Skip to main content

Full text of "Brockhaus' Konversations-Lexikon"

See other formats


l'ntertr  Amjul 


3.  Vertikaler  Dürr h schnitt  der  Augenhöhle 


rhränrnJrütt. 


5.  Thranrnnpparal 

Thrunrxkunilrittn 


Brockha  us '  Kon  versa  tions-lexikon 

Brockhaus,  firm,  publishers,  Leipzig 


I 


8 


'i,  ■  i  -  -  t 

ritj  TtfAltn 


1.  inktr 


^  jfibrargof 
prinrfton  Bnilu-rsitn . 


(Strmmxic 
feto?  Maas  üf  1891. 


Hotit)erfatiott0=fe^ikon. 

tttue  ttetnbterte  Subiläuma-^uggobe. 


Digitized  by  Google 


!ont)erfationö=£e*ikon. 


Vinxt  Bnnfcinit  Jubiläums  -Äusgafa. 


•  .  •  *  • 
- « •  •  • 


» •  •  ••• 


M\)tn  —  Bifenj. 


l  I".  •-"    •  -    --'  1" 


.*•.*-.*«• 
•  •  i  • • 


•    *    «  *  • 


58  (Eafeln,  barunter  4  Cfjromof  afein,  14  Baden  unb  J&Iäne, 
unb  214  SIextabbUbungen. 


%  %.  ©roAIjaua  in  Xripjig, 

Berlin  unb  liPien. 
1901. 


Digitized  by  Google 


♦  •  •  •  •  -  ^ 


•  •        •  •  • 


•  *  . 

•  •  .  • 
-.      .  ... 


Digitized  by  Google 


Althen.  Ta*  (Ott  Äi$e«.  (ßierju  $lan:  Tai 
alte  Sitten.)  21.  mar  im  2lltertum  oorüber-- 
gehenb  in  politifdjer,  flct*  in  fulturgefAicbtltcbcr 
äinjicpt  ber  vciart-  unb  ^Jl.ittelpuntt  be*  hellen. 
Veben*,  «ba*  2luge  von  Kellas»,  «Jöella*  oon  beb 
la$».  2>ie  Stabt  liegt  um  unb  auf  einer  iReipe  bon 
felftgen  Nägeln  in  ber  geräumigften  Gbene  bet  2anb= 
febart  2lttila  (f.  b.),  smiichen  ben  «jlüffen  §l\\o&  unb 
Hepbifo* ,  in  geraber  Gntfernung  etwa  5  km  üom 
'Jöieere,  7  km  oon  ihrem  ftafenplafce,  bem  'peirateu* 
(v#iräus).  $ie  Überlieferung  febrieb  bem  König  Äe* 
trope  btc  ©rünbung  m.  Tic  ältefte  Stabt  befdpränfte 
fid)  auf  bie  obere  fläche  eine*  fteilen,  nur  oon 
sBeftcn  au*  jugänglicben  $el*bügel* ,  ber  fpäter 
rodbrenb  be*  ganjen  2Iltcrtum*  al*  bie  93urg 
(Slfropoli*,  f.  bie  umftepenbe  Jlbbilbung)  ben 
mtlitär.  unb  religiöfen  üttittelpuntt  ber  Stabt  bilbete. 
Tie  AläaSe  mürbe  in  früber  3eit  tünftlid)  geebnet, 
iowte  mit  dauern  umgeben  unb  an  ber  weftfeite 
ein  ftarte*  2lufienmert  mit  neun  Thoren  hintereim 
anber  (Gnneapplai)  jur  ÜJerteibigung  be*  2luf= 
gang*  errichtet.  Xa*  ganje  ffiert  biefe  nad)  ben 
^ela*gern,  benen  man  es*  jufdjrieb,  ^cla*giton  ober 
"Jielargiton  (xh  EUtapyMM  xetxo;).  ^nnerbalb 
ber  !öurg  wohnten  bie  alten  2anbe*tömgc  biefc* 
Teil*  »on  2lttita;  bier  erbob  fiep  aud)  neben  bem 
Elitär  be*  ftabtfcbirmenben  3eu*  ber  ältefte  Tempel 
( ,v>  e  l  a  t  o  m  p  e  b  o  * )  ber  ©ottpeit,  unter  beren  bef  on= 
bern  Schuhe  bie  Stabt  ftanb,  ber  "ftabtfdjühenben» 
2lthene  (2ltbene  ^olta*),  unb  bie  Äapelle  be*  mit 
bem  üofalbcroe  Gredjtljeu*  Derfcpmoljenen  erb= 
erfebütternben  SJleergott*  ^ofeibon  (baber  Grecp- 
tbeion,  f.  b.).  Gin  Teil  ber  ftäbtifeben  33e»oltc^ 
rung  fiebelte  ftd)  nach  unb  nad)  am  Süb=  unb  9Bcft- 
fufc  ber  33urg  an;  bem  93urgtl)or  gegenüber  lag 
roobl  ber  ältefte  Ottarlt.  2)er  im  SB.  ber  5)urg  uor= 
gelagerte  Reifen  be*  2lreopagu*  ( f.  b. )  mit  feinen 
uralten,  ben  unterirbifeben  ©omni  geweihten  Hei- 
ligtümern blieb  aber  jeht  nod)  üon  ber  SBefiebe* 
lung  au*gefd)loffen.  Tie  Unterftabt  erbielt  eine 
Grwciterung ,  feitbem  infolge  ber  Bereinigung  ber 
oerfd)iebenen  Teile  Sittita*  ju  einem  ftaatlicben 
©anjen  bureb  ben  fagenbaften  fiönig  Tbefeu*  X. 
ju  beffen  polit  Hauptftabt  erhoben  mürbe.  Tic 
Stabt  bebnte  ftd)  allmählid)  aud)  auf  ben  9taum 
am  nörbl.  Sufee  be*  Surghügel*  au* ;  £>anbwerter, 
namentlich  Witglieber  berlöpler  junft,liefeen  ftd?  b^ier 
nieber,  baber  biefer  Stabtteil  ben  Slamen  Äeramei* 
t  o  *  ( Töpf ermertel)  erhielt.  3"  her  olgejeit  matten 
fid)  befonber*  ^ififtratu*  unb  feine  Söhne  um  bie 
"■Berfdjönerung  ber  Stabt  üerbient.  Sie  meisten 
unb  fcpmüdten  ben  neuen  norbweftlid)  ber  93urg  de 
legenen  ÜÄarlt  (Ägora)  burdj  einen  Slltar  ber 
8n>ölf gotter,  ber  suglcicb  al*  6entralmeilenftein  für 
ba*  ebenfaU*  bureb  bie  Wiftratiben  angelegte 

14.  ma.  ».«.  il 


StraBenneh  biente.  Sie  begannen  ben  Sau  eines 
lempel*  be*  olpmpifdjen  3<m*  (Dlümpicion)  füb- 
öftliit)  uon  ber  Surg,  ber  aber  nacb  bem  Stune  ber 
^iftftratiben  in*  Stocfen  geriet  unb  erft  burdj  öa= 
brian  bollenbet  tourbe;  fie  fügten  ju  bem  alten 
2ltbenetempel  einen  Sfiulenumgang  unb  ©iebel- 
gruppen  unb  fdjmüctten  ben  Surgeingang  mit  einem 
(jefttbore.  ^ififtratu*  ließ  enblid)  ber  am  2Ut= 
marlt  gelegenen  Stabtqucllc  Äallinlioe  bunt  eine 
großartige,  jet»t  aufgebeefte  fieitung  neue*  SDaffer 
jufübven  unb  fie  in  einen  neunröbjigen  ©runnen 
(ba(?er  Gnneatruno*  genannt)  f äffen  unb  meiste 
im  Cften  einen  au*gebebnten  ^ejirt  (Spteion) 
bem  3lpollon  al*  Heiligtum,  ba*  fpdtcr  burd)  ^eritle* 
noA  erroeitert,  burd)  ben  Staat*mann  Siplurgu* 
ju  einem  ©pmnafjum  umgewanbelt  mürbe. 

9iacb  bem  Stur |  ber  Jpranni*,  mit  ber  Grftarlung 
unb  9(cugeftaltung  ber  Temofratie  burd?  Äleiftbenc* 
am  2lu*gang  be*  6. 3>abjb.  d.  6br.  erhielt  bie  Stabt 
auf  ben  roeftlidp  gelegenen  £>ügcln  eine  neue  mieb.  tige 
Anlage  in  ber  $npr  (f.  b.),  bem  35olt*berfamm- 
lung*plaft.  3lufeerbem  würbe  nad)  500  ü.  6br.  in 
bem  beiligen  iöejirfe  be*  Tionpfo*  am  füböftl.  %nfy 
ber  93urg  ein  fejter  Tanjplat»  (Drcbeftra)  unb  im 
2lbb.ang  ein  ^ufdjauerraum  mit  öoljbäntcn  für  bie 
bramat.  2JorfteUungcn  angeleat.  2)a*  jum  $eil  er= 
baltene fteinerne  J heatev  mit  SHüb, nengeoäube  tourbe 
erft  im  4.  Sabrb,.  bollenbet.  6ine  fepr  fduoere  Ha^ 
taftropb.  e  traf  0.  im  ^erfertriege  (480  u.  479  o.  Gt)r.), 
al*  bie  auf  :Hat  be*  Spemiftotle*  verlaffene  Stabt 
von  bem  perf.  Heere  be*  Ä'erre*  oollftdnbig  rev 
hJüftet  mürbe.  Mein,  faum  »ar  burd)  ben  Sieg  bei 
^latää  479  b.6b.r.  bie  Vertreibung  ber  Werfer  ent: 
fdjieben,  al*  bie  Sltbener  auf  bie  Ürümmerftättc 
iurüdteprten  unb  junddjft  ben  93au  einer  neuen,  er- 
meiterten  Stabtmauer  begannen,  bie  auf  Antrieb 
be*  £ bemiftotle*  in  £rofeer  Haft  ausgeführt  unb  trotj 
ber  Ginipracbe  ber  Spartaner  in  turjer  3cit  oollen- 
bet  würbe.  Sie  war  ring*um  mit  Jürmen  üerfeben. 
9iod)  jefct  läßt  ftcb  ibr  ©ang  an  mebrern  Stellen, 
befonber*  an  ber  ©eftfeite,  auf  bem  Würfen  be*  fel- 
ftgen  ÜJlufcion  unb  fog.  SRpmppenbügel*,  Dercinjelt 
aud)  an  ber  Süb:  unb  Dftfeite  erfennen.  §i>x  Um- 
fang betrug  etwa  8  km.  Söabrfdjeinlid)  jebn  Jbore 
»ermittelten  ben  Serfcbr,  üon  benen  nod)  ba*  SDtelt- 
tifdje  unb  ba*  ^Jiräiicbe  an  ber  SBeftfeite,  ba*  Goppel- 
tpor  (Sippion),  ber  2lu*gang*punlt  ber  ^roieffion 
oon  21.  nad)  Gleufi*  auf  ber  SUorbweftfeite,  ba*2ld)ar: 
nifdje  an  ber  Dtorbfeite,  enblid)  ba*  ytonifdje  an  ber 
Sübfeite  nadjgewiefen  werben  lönnen.  TOaSt  genau 
in  ihrer  Sage  betannt  ftnb  ba*  fog.  heilige  ^bor, 
ba*  ju  bem  Saratbron,  bem  5Rid)tpla^  im  ©eften 
ber  (stabt,  hinaufführte,  ba*  2)iod)ari)d)e  Zbot  im 
Dften  unb  ba*  2)iomäifd)e  oermutlid)  im  Süben; 
bagu  nod)  einige  Stabtpforten. 


.V' 


(RECAP) 


NQV  -l  I30Ü  1GT-S.2I 


ANNEX 


2 


3m  3ufammenbang  mit  ber  Stcbcrbcrftellung 
ber  ftätJtifcfjcn.  Sefeftigung  ging  Sbemiftotlee  an  bie 
Sef  cftigung  bet  neuen  £>af  cnftabt  (beä  $  e  i  r  a  i  e  u  ä ), 
bereit  3lnlage  er  fcbon  vor  bem  s#erferfricge  begon= 
neu  chatte,  3Öäb,renb  bie  Sltbener  biü  babin  bie  nur 
etwa  5  km  von  ber  Stabt  entfernte,  ben  Schiffen 
feinen  recht  fiebern  Slnfergrunb  bietenbe  Sucht 
^^alcron  aU  öafen  benufct  hatten,  veranlaftte  fie 
Jljemiftofle^,  eine  neue  öafenftabt  auf  ber  7  km 
fübweftlicb  von  51.  gelegenen  felfigen  £albinfcl  beä 
s^eiraieu*  ju  errieten,  bie  brei  von  9catur  aui- 
gejeichnet  fiebere  fififen  barbot:  ben  &auptbafeH 
(KantbaroS),  beff  en  enger  Eingang  bureb  Retten 
gefdjlofien  »erben  tonnte  unb  ber  in  jwei  SlbteU 
hingen,  ben  Ärieg^bafen  unb  ben  £>anbelsbafen 
(tfmporion),  jcrficl,  unb  bie  beiben  an  ber  öjtl.  Seite 


ben  unb  burd)  bie  3(rd?iteften  Sdjaubert  unb  $an= 
fen  unter  Ccitung  be«  Slrcbdologen  Submig  iRoft  von 
neuem  jufammengefeftt.  Sluftcrbem  begann  fpätc- 
ftend  (Simon  füblid)  neben  bem  alten,  nad)  ben  ^erfer= 
triegen  mieberbergeftcllten&ctatompeboS  einen  neuen 
grofeen,fürbicStabtgöttinbeftimmten$empel,beffen 
Sau  aber  burd)  innere  unb  duftere  Sirren  in  ben 
Slnfangen  unterbrochen  mürbe.  Gnblieb  lieft  ein 
Serwanbter  (Simonis,  s$cifianar,  eine  prdd)  tige&alle 
auf  ber  Slgora  auffübren.  $er  berühmte  ÜRaler 
^olpgnot  fdjmüdte  biejc  ijalle  mit  ©emälben,  nacb 
benen  fie  bie  bunte  (Stoa^oitile)  genannt  würbe. 
Stuf  bie  gewaltigen  3cufc=  unb  Sdniijbauten  ber  ci= 
monifd?en  3eit  folgte  bann  bie  glänjenbe  Sautbdtig= 
leit  bc$  ^eriHeä,  bie  mefentlid)  auf  bie  Serfdböne- 
rung  ber  Stabt  geridjtet  mar.  3>er  frubefte  Sau  mar 


«fropoli«  (S?f!onRruTMon\ 


ber  jjalbinfel  befinblicben,  3ea  unb  ÜJhmvdjia. 
Gine  b.  obe  unb  ftarle  Ringmauer  biente  bicier  2ln: 
läge  jum  Sd)u&.  4(50— 45Ü  mürbe  bann  unter  Re- 
utles bie  bcfeftiale  ftafenftabt  burd)  eine  7  km  lange 
Stallet  mit  ber  Stabt  51.  verbunben  unb  juglcicb  eine 
ähnliche,  nur  etwas  türjerc  iölauer  von  ber  Stabt 
nad)  ber  Sucht  ^baleron  gejogen.  3"*  weitem  Ser= 
ftärtung  würbe  um  444  v.  (St?r-  noch  eine  britte 
ilHauer,  in  ber  URitte  jwifeben  jenen  beiben,  ber  weft* 
liefen,  von  21.  nad)  bem  "Ueiraieu«  f  ührenben  parallel, 
erridbtet.  Stufe  weiterbin  finb  bie  großen,  bie  sV>ol'u 
tit  leitenben  iöcänner  21.*  bie  Sauberrcn  ber  Stabt. 
3n  ber  Stabt  felbft  hatte  (Simon  eine  neue  Surg* 
mauer  begonnen,  bie  im  Seiten,  gerabc  über  bem 
Aufgange  tu  ber  obem  Surgfläcbe,  burd)  eine  turm-- 
äbnlid?c  Saftion  (^vrgoa)  abgefcbloffen  würbe. 
Sie  trug  ben  ju  ^eriflce'  3eit  erridjteten  flbcrauä 
jicrltchen  Jcmpel  ber  3(tbcna  9tite.  tiefer  würbe 
1687  von  ben  Surfen  jur  3lnlage  einer  Scbanjc  ab; 
gebrochen ,  bei  beren  Segräumung  1835  jebod)  in 
leinen  Srucbftüdcn  faft  vollftänbig  wieber  aufgefun« 


ba$  in  ber  9idbc  bc£  Ibcaterä  im  heiligen  Sejirfc  bc>3 
£ionpfoä  errichtete  Cbeion  (Cbeum,  f.  b.,  febon 
cor  447  vollcnbct),  ein  Jpoljbau  in  ber  ^orrn  eine-? 
perf.  ftönigSjeltc*.  SDann  wenbetc  er  feine  3lufmerl: 
famfeit  ganj  beionbere  auf  bie  51u4fd>mfldung  ber 
51fropoliä,  bie  jebod)  nicht  ib.rcn  (Sbaraltcr  ale> 
(Sitabelle  ber  Stabt  verlor.  Suiu-uHt  lieft  er  burd) 
ben  2lrd)itetten  ^ttinud  auf  ben  ^unbamenten  bc* 
von  (Simon  begonnenen  Jcmpelbauc*  einen  neuen, 
ptadjtoollcn  2cmpel  errichten,  ben  ^artbenon  (f.b.), 
unb  nad)  beffen  Sollenbung  burd)  ben  5lrd)itefteu 
Htnefitlcd  mit  groftem  ftoftenaufwanbc  (angeblid? 
über  9  W\ü.  SW.j  einen  neuen  prachtvollen  Eingang 
jur  5lfropoli*,  bie  fog.  sJkoppldcn  (f.  b.  unb  bie 
obiae  Jertabbilbung).  2>er  perifleifd)cn  Reil  vcr= 
banlt  enblid)  ein  herrlicher,  in  ber  novbweftl.  Unter» 
ftabt  auf  einer  (Srbebung  über  ber  Slgora,  bem 
sJDlarltbfigel  Ikolonos  agoraios),  gelegener  Jempel 
feine  Cntftebung,  ber,  weil  er  im  iDiittelaltcr  ju  einer 
jlirebe  bed  heil-  (Heorg  hergerichtet  würbe,  noch  jeftt 
vortrefflich  erhalten  ift.  %xü\)tr  pflegte  man  ihn 


y  Google 


Digitized  by  Google 


3 


fälfehlicb  bem  lJiationalbero3  Sbcfe-uö  jujuweijen, 
we*balb  er  nod)  jeftt  ben  tarnen  %t)  cfeion  führt, 
wabrfdjeinlicp  aber  würben  biet  öepbaifto*  unb 
Sttbene  gemeinfam  verehrt.  3)iefer  Semmel  ift  ein 
33,8  m  langer,  14,6  m  breiter  periptero  I  mit  6  bej.  13 
bor.  .Süulen ;  auch  von  ben  Sfulpturen  au*  ber  3eit 
be*  Pbibia*  haben  ficb  wertvolle  Überrefte,  nament= 
lid)  einige  SDtetopen,  späten  be*  Xb  efeu*  unb  £>era= 
He*  barftellenb,  erhalten  (ogL  Kehile",  Tie  antilen 
Söilbmerfe  im  Sbefeion  yu  21.  [2pi.  1869]).  2)urcb  ben 
21u3brud>  be*  pcloponnefifcpcn  Kriege*  (481  v.  6br.) 
Würbe  bie  b  a  ulidje  1 1  a  Ee  1 1  in  2t.  jwar  eingef  cbrdnft, 
aber  bocp  niept  ganj  unterbrochen,  j  namentlich  würbe 
an  Stelle  ber  alten,  vermutlich,  audp  nach  ber  perf. 
3erftörung  notbürftig  für  ben  ®otte*bienft  mieber-- 
bergefteüten  Capelle  be*  Pofeibon  (freeptbeu*  ein 
neuer  Sau,  ba*  ßreeptbeion  aufgeführt  unb  ba8 
Sempeldjen  Der  Sltbena  Seite  (f.  oben)  mit  Jßaluftrabe 
umgeben.  Ter  für 21. unhetloolle Hudgang beä Krie= 
ge*  (404  v.  Gbr.)  führte  bic  3erftörung  eine*  ber  be« 
beutenbften  SBerte  herbei:  bie  2lthcner  würben  burch 
bie  fiegreiepen  Spartaner  genötigt,  bie  ©efeftigung 
be*  Peiraieu*  unb  bie  langen  üJlauern  ju  fcfcleifcn. 
SlUcin  febon  395  jur  3eit  be*  böot.itorintp.  Kriege* 
gegen  Sparta  würbe  bie  Söicberberftellung  ber  für 
31.*  Sicbcrbcit  fo  notwenbigen  Stterle  begonnen  unb 
burcp  (£onon  mit  perf.  ©elbe  ju  Gnbe  gefübrt.  Gin 
neuer  fernerer  Sdjlaa  traf  21.,  wie  ba*ganje(9ried)cn= 
lanb,  burcp  bie  Scpladjt  bei  ßbdronea  (338).  2lber 
bie  einfid>t*oolIe  ftinanjverwaltuna  be*  Splurgu* 
(338—326)  ermöglichte  wieber  bie  21u*füprung  be- 
beutenber  Söauten  auf  Staat*toften.  So  würbe 
Kiu  ba*  längft  angefangene  fteineme  T beater  i:\u-- 
febauerraum,  fefte*  Söüpnengebdube  mit  ©anbei* 
balle)  vollenbet,  in  ber  jenfeit bes  3Ufo*gelegenen 
äJorftabt  2lgrä  würbe  ein  Stabium  »ur  Hbbaltung 
ber  gpmnaftiftben  ÜBettfämpfe  am  ^efte  ber  pan= 
atbenäen  eingeridj tet ,  unb  im  Peiraieu*  burch  ben 
tJlrcpitelten  Pbilon  ein  großartige*  Seejeugbau* 
(Sleuotbcte)  errichtet.  2lucp  bie  private  23au= 
tbätigfeit  fteigerte  fidb,  wooon  namentlich  ba*  335 
auf  334  v.  Gbr.  errichtete,  füböftlicp  Don  ber  SBurg 

Seiegene  2pfiirate*monument  (f.  b.  unb  Jafel: 
iriedjifdje  Kunft  I,  fttg.  4u.  5)  3eugni*  ablegt. 
211*  nacb  bem  traurigen  21u8gang  be*  fiamifepen 
Kriege*  (322  v.  6br.)  auch  21.  macebon.  SBefa&ung 
aufnehmen  mußte,  gab  ber  Staat  feine  SBautbätig* 
teit  faft  ganj  auf.  2IUein  ber  alte  ©lanj,  ber  noch 
immer  bte  Stabt  umftrablte,  veranlagte  nun  au*: 
wdrtige  «belleniftifdje»  dürften  jur  ©rrieptung  von 
Sauwerten.  So  ließ  ber  König  ptolcmau*  11.  Pbü 
labelpbu*  von  flgpptcn  (284—246)  in  21.  ein  ®r>m- 
naftum  errieten,  in  bem  fidj  auch  eine  Sibltotbef 
befanb,  Äönig  (Sumene*  II.  (197—159)  »on  $erga- 
mum  eine  k tu  no*  in  ben  ^unbamenten  ertennbare 
Säulenhalle  (Stoa)  weftlicb  neben  bem  Iheater,  fein 
9iacbfoIger  21ttalu*  II.  (159—138)  eine  au*gebebnte 
Kaufhalle  am  Dftenbe  be*  OTarHe*,  bie  1860—62 
unb  1874  ausgegraben  würbe.  König  2Intiod)u*  IV. 
Irpiphane*  (175 — 164)  von  Sprien  unternahm  bie 
SMenbung  be*  ieitberSBertreibungber^ififtratiben 
unterbrod?enen  Saue*  be*  Clpmpieion*,  ber  jeboch 
infolge  be*  2obe*  be*  Königd  nicht  ju  6nbe  geführt 
würbe.  21uch  bie  röm.fierrfchaft  hatte  anfang*  für  IL 
nid)t*  5)rüclenbe*.  211*  e*  aber  im  Kriege  ber  9tö= 
mer  gegen  ben  König  3Jlithribate*  b.  ®t.  von  Xw- 
tu*  bie  Partei  be*  (entern  ergriffen  hatte ,  Würbe 
bie  Stabt  ton  Sulla  erobert  (86  o.  Gbr.).  2>ie  59e« 
feftigungen  be*  ^eiraieu*,  ba*  große  Seejeughau* 


unb  bie  SRefte  ber  langen  9Rauern  würben  »on  bem 
Sieger  gefdjleift  unb  feitbem  nicht  wieberhergcftellt. 
21.«  Seemacht  oerfiel  gdnjlich ,  unb  ber  ^etraieu* 
fanl  ju  einer  unbebeutenben  Crtfdjaft  herab.  2lu* 
n.  felbft  fchleppte  Sulla,  außer  einigen  ih;eüv.e- 
fchenten,  eine  2lnjahl  Sdulen  uon  bem  unoollenbe« 
ten  Dlpmpieion  fort.  Um  bie  5Dtitte  beä  ^ahrhun» 
bert*  errichtete  etn  Privatmann,  2(nbronicu*,  auf 
einem  freien  $laj)e  öftlich  von  ber  2(gora  ein  nah 
jefet  erhaltene*,  Pom  &olte  Zuxm  ber  SBinbe 
genannte*  IBaumert,  ba*  man  aber  nötiger  al* 
£>orologium  be*  2Inbronicu*  bejeichnet. 

2lu<b  &äfar  unb  21uguftu*  erwiefen  fich  freunb^ 
Reh  gegen  bie  Stabt.  21u*  ben  von  ihnen  gefpen- 
beten  ®aben  weihten  bie  2ttbener  norböftlidt»  von 
ber  2tgora  ein  ^eftthor  ber  2(thena  21rchegeti*  unb 
baran  anfchließenb  einen  großen,  von  fallen  um= 
ffiumten  $la^,  ber  wohl  al*  eine  21rt  ^runfmarlt, 
Ähnlich  ben  röm.  Kaiferforcn,  anjufehen  ift.  £em 
2lgrippa  errichteten  bie  ?lthener  eine  Statue,  beren 
gegen  8  m  hohe*,  ;,iemlnh  plumpe*  s3icbeftal  oor 
ben  ^ropplden  noch  ie^t  vorhanben  ift.  9toch  bei 
l'cbjeiten  be*  2luguftu*  Würbe  auf  ber  21tropoli* 
öftlich  vom  Parthenon  ein  ber  @öttin  SRoma  unb 
bem  2lugu(tu*  geweihter  JRunbtempel  erbaut.  2)er 
größte  9Bohltbdter2l.*  aber  warberKaifer^abrian, 
unter  beffen  Regierung  bie  Stabt  einen  neuen  21uf 
fchwung  nahm  unb  in  reieperm  sJtaße  al*  je  vorher 
bureb  viele  mit  Pracht  ausgeführte  Neubauten  ver= 
berrlicht  Würbe.  3unäcbft  voüenbete  ^abrian  ben 
lempel  be*  olpmpifcpcn  3eu*,  ba*  Clpmpieion, 
bi*  129  ober  130  n.  Sbr.  Sie  febr  umfangreiche 
li eil ii,  in  ber  eine  Koloffalftatue  be*  @otte*  au* 
©olb  unb  Elfenbein  aufgeteilt  würbe,  war  an  ben 
Sangfeiten  von  jwei,  an  ben  Schmalfciten  von  brei 
Leihen  mächtiger,  17,ss  m  hoher,  torinth.  Sdulcn 
umgürtet.  2)a*  jempelpau*  felbft  umgab  ein  aus 
gebebnter  mit  einer  URauer  umfchlonener  heiliger 
iöejirt  (peribolo*)  von  668  m  Umfang,  in  bem  jabb 
reiche  2Beibgefcpenfe,  namentlid)  auch  Statuen  be* 
Kaifer*  ftanben.  3»n  ber  Umgebung  be*  Sempels 
entftanb  ein  neue*  Stabtviertel,  bem  Kaifer  ju 
ehren  öabrianupoli*  genannt.  W\t  ber  2(lt- 
ftabt  verbanb  biefen  Stabtteil  ein  noch  jeftt  Itcben 
ber  Jhorbogen,  ber  auf  ber  einen  fronte  bie  $m 
fchrift  trdgt:  «2)a*  ift  21tbcn,  bercinft  be*  Jhefeu* 
Stabt»,  auf  ber  anbern:  «25a*  ift  be*  .frabrian  unb 
nicht  be*  ibefeu*  Stabt».  ferner  baute  öabrian 
einen  Tempel  be*  panhellen.  3eu*  unb  ber  öera,  ein 
pantbeon,  ein  ©pmnafium  unb  einen  öaüenbau 
mit  ©ibliothcl,  von  bem  bebeutenbe  iHcfte  nörblicb 
vom  'iuviu  ber  2Binbe  freigelegt  ftnb.  ^ ou  £>abrian 
begonnen,  von  2(ntoninu*  piu*  (140  n.  Gt>r.)  voll= 
enbet  würbe  eine  SBafferleitung,  bie  ber  Stabt  meh5 
rere  iUeüeu  weit  von  Horben  her  Söaffer  juführte. 
Ter  Mieter  öerobe*  21tticu*  (f. b.)  erbaute  unter 
anberm  jum  2lnbenlen  an  feine  oerftorbene  ®attin 
Jlegilla  am  fübweftl.  guße  ber  2Irropoli*  feit  161 
n.  Shr.  ein  für  etwa  6000  3ufcbauer  berechnetes 
Dbeion,  ba*  33  Leihen  marmorner  Sitiftufen  eut- 
hielt.  3)ie*  SauWerf  ift  noch  in  feinen  weientlicpen 
teilen  erhalten.  3n  biefer  3eit  feiner  9iacbblütc  un« 
ter  ben  2lntoninen  würbe  21.  von  bem  iKeifenben 
paufania*  (f.  b.)  befucht,  ber  eine  ©efebreibung  ber 
Stabt  unb  ihrer  Kunftbentmdler  gab.  Über  bie  ©e= 
fchichtc  be*  alten  athen.  S  t  a  a  t  *  w  e  f  c  n  *  f .  ©riechen^ 
lanb  <®efd?icbte). 

«theu  im  Wittelalter  unb  unter  türf  ifrher  .C»crr. 
fdjaft.  «och  bi*  in  bie  bpjanttnifebe  3eit  er» 

1* 


«Ujen 


freute  ftch  31.  eineS  immerhin  noch  blübenben  :\u- 
ftanbeS.  @3  blieb,  treh  ber  von  IbeobofiuS  I.  unb 
beffen  9tacbJolgern  erlaffenen  ßbilte  gegen  baS  .fjeü 
bentum,  ber  ÜJlittelpunlt  ber  antiten  93ilbung,  mürbe 
von  ben  Kaifern  mit  Diilbe  bebanbelt  unb  tarn  aud) 
beiben  Einfällen  barbarifcber'iBöltcr,  roie  beröeraler 
(267  n.  Gbr.)  unb  ber  ©oten  unter  Sllaricb  (395 
n.  ©b*-)/  jiemlicb  glimpflieb  weg.  6rft  im  6.  Sabrb. 
n.  <£br.,  als  Äaifer  ^uftinian  L  (529)  bie  beibn. 
toremunb^bilofophcnfcbulen  enbgültig  fdilop,  fant 
St.  ju  einer  bpjantinifcbcn ,  bem  ibema  £>ellaS  ge* 
hörigen  ^Jrovinjialftabt  herab.  Seine  Tempel  voux- 
ben  entweber  jerftört  ober  in  cbriftl.  Kirchen  umge- 
wanbelt;  bocb  gab  eS  unter  ben  bortigen  Öifiböfen, 
tfrjbtfcböfen  (feit  857)  unb  SJletropolitcn  (fcbon  cor 
669)  mebrere  gelehrte  unb  bocbangefebene  Männer. 
Unter  ber  öerrfcbaft  ber  ftranfen  in  ©riedbenlanb 
(fett  1205)  würbe  St.  bie  öauptftabt  eines  gleicb= 
namigen  ScrgogtumS,  welches,  au&er  ben  £anb= 
icbaften  Sittita  unb  SBöotien,  einige  Striche  von 
'UbofiS  unb  beä  fiibl.  iheiialieu  umfaßte  unb  \w 
näcbft  im  Skft&e  ber  burgunb.  Familie  be  la  SHocbe 
mar,  von  ber  eS  bureb  (Srbfd?aft  1308  an  ben  Stief; 
bruber  beS  lohten  JoerjogS,  an  Söaltber  von  93rienne 
überging.  Ser  Umfang  Sigmar  bamalS  immefenh 
lieben  auf  ben  nörbl.  unb  öftl.  Slbbang  beS  93urg: 
bügelS  befebräntt.  Wactbem  catalon.  £ .elbner  2öah 
tb.er  in  ber  Schlacht  am  KepbifoS  1311  erfcblagen 
hatten ,  n>urbe  ba»  öerjogtum  von  biefen  fpäter 
unter  bie  Dberberrlicbfcit  ber  aragon.  Könige  von 
Sicilicn  geftellt,  bieeS  burch  in  St.  reftbierenbe  Statt: 
balter  regierten.  Ser  Florentiner  9terio  Slcciajuoli 
Otainerio  I.)  eroberte  bann  1385  von  Kortntb  aud 
baS  .fcerjogtum;  feine  Familie  behauptete  ftd>  im 
SBcfttt  bcSfelben  bis  1458,  wo  3Jtobammeb  II.  St.  für 
bie  lürfei  annettierte.  2)er  Parthenon,  ber  feit  ber 

teit  ^uftinianSI.  als  prachtvoller  SJtarienbom  baS 
riftlicbe  St.  gefcbmücH  hatte,  würbe  1460  in  eine  'Mo-- 
jcfcec  verwanbelt ;  baS  in  ber  fränt.  Seit  an  bie  Zro 
pplden  gebaute  iHittericbloft  würbe  türf .  Kaferne.  Ser 
letjte  Dieft  bcSfelben,  ein  loloffalcr,  wabrfcbcinlicb  im 
17. 3abrb.  von  ben  dürfen  gebauter  I  urm  auf  bem 
fübl.§lügel,  würbe  erft  in  neuefter^eit  abgebrochen, 
^n  bem  Kriege,  ben  3Jenebig  1684— 88  mit  bem 
oultan  führte,  belagerte  Slbmiral  SJlorofini  bie 
Stabt;  bei  biefer  ©elcgenbeit  fiel  26.  Sept.  1687 
eine  üöombe  in  ben  Parthenon,  wobureb  bie  barin 
aufgebdufte  Munition  ficb  entjünbete  unb  infolge 
ber  Cfrplofion  baS  beliebe  «auroerl  aTge  3«= 
ftörungen  erlitt. 

Sie  Bett  ber  türüfeben  öerrfebaft,  wäbrenb 
welcher  St.  ju  bem  sBafcbalif  von  9iegroponte((*uböa) 
gehörte,  aber  als  fiebn  beS  KiSlaraga  (beS  Dberften 
ber  fcbtoarjcn  Eunuchen)  bis  1769  manche  Vorteile 

Senofe,  mar  eine  3eit  tiefen  93erfallS  für  bie  Stabt. 
I  bilbete  jefct  eine  Heine  fianbftabt  von  8 — 9000  @., 
jujeiten  noch  weniger,  bie,  abgefchen  von  ben  Sur- 
ren, in  bereit  >>anben  faft  alles  @runbeigentum  lag, 
teils  gricchifcher,  teils  albanef.  öerlunft  waren. 
Weitläufig,  mit  engen  unb  f rammen  öaffen,  ohne 
ÜRauern  (erft  1777  mürbe  eine,  1835  mieber  ab^ 

fiebrocbene  Ringmauer,  hauptf&cblicb  auS  SDlatcria- 
ien  antiter  ^Bauwerle,  um  bie  Stabt  aufgeführt), 
bot  eS  ein  9Mlb  ber  }*er  f  cnunen  bei  t  ber  ganjen  grieeb. 
Nation  bar.  2)ie  ©au^  unb  Hunftbentmäler  beS 
StltertumS  gerieten  mehr  unb  mehr  in  Serfall,  ja 
mürben  jum  Jeil  gemaltfam  gerftört.  (S.  ^artbenon 
unb  Elgin  Marbles.)  @lüdltchermeife  aber  mar 
bereits  vorher  im  rceftl.  Guropa  mieber  ein  regeree 


Sntereffe  für  bie  Stltertümer  St.S  erwacht ;  mehrere  ®e= 
lehrte  unbKünftler  machten  bie  noch  erhaltenen  Weite 
jener  SDentmälcr  burch  üöefdjreibungen  unb  3««*-- 
nungen  weitern  Kreifen  jugdnglicb.  So  hatte  |chon 
ber  iDtarguiS  be  Siointel,  franj.  ©efanbtcr  bei  ber 
fioben  Pforte,  1674  eine  Stnjabl  ber  intereffanteften 
2)entmäler  St.S,  namentlich  bie  Slulpturwerte  beS 
Zartheiten ,  jeiebnen  laffen.  1675  tarnen  bie  :Hoi- 
fenben  Jacques  Spon  unb  ©eorge  SBbeler  nach  St., 
bie  fpfiter  SJerichte  veröffentlichten.  SJtamentlicb  aber 
erwarben  ftch  bie  engl.  Strchitelten Stuart  unb  iHevett 
ein  grofjeS  Sierbienjt,  inbem  Tie  1751— 542Jteffungeit 
unb  3^icbnungen  aller  bamalS  noch  in  St.  vorbam 
benen  antilen  ÜJtonumcnte  ausführten  unb  in  ihrem 
Söerte  «Antiquitics  of  Athens»  veröffentlichten. 

2)er  gricch.  Freiheitstampf  war  jundebft  eine 
$<riobe  ber  3erftörung  unb  Sierwüftung  für  bie 
Stabt  31.  Slachbem  bie  ©urg  nach  Ifingerer  5Bela* 
gerung  21.  3uni  1822  in  bie  £>anbe  ber  ©riechen 
gefallen,  würbe  15.  Stug.  1826  bie  Stabt  unb  5. 3uni 
1827  bie  StfropoliS  von  ben  Jürten  wiebererobert. 
Sin  großer  Seil  ber  gricch.  Seoölterung  hatte  t>a> 
malS  bie  Stabt  verlaffen,  unb  erft  nach  Öinftellung 
ber  Scinbfeliglciten  (1829),  bcfonberS  aber  naebbem 
burch  bieiJonboncr  Äonferenj  (3.  ^ebr.  1830)  Slttifa 
bem  neu  gefchaffenen  griceb.  Staate  einverleibt  mors 
ben  war,  lehrten  bie  meiften  ber  SluSgcwanberten 
jurüct.  tirmlicb  wieber  aufgebaut,  blieb  St.  auch 
nacb  ber  Jbronbeftetgung  König  DttoS  (1833)  ein 
grofeer  Jrümmcrbaufeit ,  bis  es  infolge  feiner  (h-- 
bebung  jur  i3aupt=  unb  JHeftbenjftabt  beS  König: 
reicbS  ©riechcnlanb  unb  Verlegung  ber  Diegierung 
babin  (25. 2iej.  1834)  halb  eine  überrafebenbe  9leu= 
geftaltung  erhielt. 

X'as  neue  Stilen  (neugrieeb.  Sttbina),  nörblicb 
unb  öftlicb  von  ber  SltropoliS  über  bie  Hveiuen  bes 
alten  StabtgebieteS  hinauSreicbcnb,  ift  tönigl.  9lcfi: 
ben}  unb  £>auptftabt  beS  Königreichs  ©riecbenlanb, 
beS  9iomoS  Sittita,  liegt  unter 
37°  58'  nörbl.  2)r.  unb  23°  42' 
öftl.  2.  in  80— 100  m  ööbe  unb 
bat  eine  mittlere  3abreStcm= 
peratur  von  17,s°  C.  (Januar 
8°  C,  3uli  27°)  unb  eine  jähr* 
Hebe  Regenmenge  von  406  mm. 
Sie  nähere  Umgebung  ift  ftei= 
nig,  bürr  unb  baumlos,  mit 
SluSnabme  beS  alten  Olivem 
WalbeS  am  ÄepbifoS  im  Sikften  ber  Stabt,  erhält 
aber  bureb  ben  öpmettoS,  ^enteliton  unb  ^arncs 
einen  rci jvollen  öintergrunb.  2!er  Qioben  ber  öbene 
beftebt  auS  Iboufcbiefer,  bie  fiügel  auS  Kallftein 
ber  Kreibeformation. 

Wröne  unb  33evölferung.  Tie  Stabt  hatte 
1836:  14092,  1870:  44510,  1879:  66834, 1889: 
107251  (*.  Sie  aJolfSjäblung  von  1896  ergab 
1 1 1 486  (61 841  männl.,  49645  weibl.)  (*.,  mit  Qin-- 
feblufe  ber  jur  Stabtgemeinbe  gehörigen  9tacbbar- 
börfer  128735  (71647  männl.,  57088  Weibl.)  £. 

üu&ere  Stnlage,  ©ebäubc,  Sentmäler. 
SaS  Söahrjeicben  Sl.S  ift  noeb  immer  ber  fteile 
Jelstlofc  ber  SltropoliS  mit  feiner  febimmernben 
Warmorpracbt.  Sin  ben  nörbl.  unb  öftl.  Slbbängeu 
beS  ^BurgfelfenS  lieget  ber  noeb  auS  ber  Sürtenjeit 
ftammenbcärmlidieStabttcilZlala;  nörblicb baoon 
bebnt  ficb  utnäcbft  bie  innere  Stabt  mit  engen, 
minnigen  ©äffen  unb  mit  bem  geräufcboollen  SBajar 
auS.  Siefelbe  wirb  von  jwei  recbtwiiitlig  ftch  rttu< 
jenben  öauptgefcbäftsffraften  burebfebnttten ,  ber 


Digitized  by  Google 


Sitten 


$lolo*ftrafie  nad?  9t.  führenb,  tote  fid)  in  bie  fd?öne 
^atifüaftrafec  fortfet»t,  unb  ber  f>erme*ftrafje  nad? 
D.  fübrenb,  bi*  ju  bem  grofeen  «93erfaffung«plati», 
an  bcffen  Cftfeite  ftd?  ba*  1834  —  38  nad?  Plänen 
be*  2Ird?itctten  Mttnct  errichtete  tomal.  $alai* 
erbebt.  Sinter  biefem  ber  fepönfte  $ar!  21.*,  beffen 
Anlage  (t?om  beutfeben  Sofgärtner  Sd?mibt)  unb 
Pflege  ber  Äönigin  Amalie  ju  oerbanfen  ift. 

An  biefe  innere  Stabt  fdjliefit  fid?  im  $>alblrei* 
bie  Neapel i*  an,  bie  vornehme  9teuftabt,  bie 


fieb  nad?  0.  an  ben  Abhängen  be*  gel*bügel*  £p* 
tabetto*,  nad)  9t.  in  bie  ebene  gegen  ben  9)illenort 
$aritfu  binau*behnt,  mit  breiten,  regelmäßigen, 
ungepflafterten  Strafen  unb  ftattlidjen  öffentlichen 


unb  ^Jrioatgebäuben  au*  Marmor.  S)ie  präd?tigfte 
Strafee  ift  bie  belebte  Stabionftra&e ,  bie  »om  Sier* 
faffung*p(afe  nad?  bem  am  9iorbenbe  ber  innern 
Stabt  gelegenen  Gtntrad>t*plafc  füb.  rt,  mit  bem  Inn  - 
lament*gebäube,  ben  ÜJtinifterien  unb  ben  größten 
unb  fdj  onften  fiäben.  2Beiter  außerhalb  uebt  ein 
breiter,  baumbepflanjter  93ou(et?arb,  bie  fog.  Uni' 
Derfität*ftrafse  mit  bem  febönen  Scbliemannfcben 
Saufe  au*  Ütarmor  (1899  pon  ber  beutfd?en  Sie« 
gierung  getauft,  3itj  be*  beutfeben  ard?äol.  3nj 
ftitut*),  ber  Atabemte  ber  2Btfjenfd?aften,  einem 
glänienben,  »on  Sanfen  entworfenen  93au,  in  alt« 
grieeb.  Stil  mit  ion.  Säulenballen  (bi*ber  nur  al* 
iDlün^tabinett  bemüht),  ber  Unioerfität  mit  ion.  Säu* 
lenballe  unb  Jjarbenicbmud,  1837  au*  freiwilligen 
Seiträgen  Dom  ältern  Raufen  au»  Kopenhagen  er- 
baut unb  mit  ben  ÜJtarmorftatuen  be*  von  %amt- 
|  d»aren  ermorbeten  Patriarchen  ©regorio*,  be*  ^xtv 
beitäbiebter*  9ib.  iga*  unb  be*  Philologen  Äoraie  oor 
bem  Eingänge,  mit  berjenigen  ©labftone*  in  einem 
Ueincn  part  unb  ber  9tationalbibliotbet,  einem  üon 
bem  ©riechen  Söalliano*  geftifteten  3)tarmorbau. 

Anbere  ©ebäube  fmb :  ba*  neue  Zb, eater  in  ber 
innern  Stabt  (gegrünbet  ponSpngro*);  ihm  gegen* 
über  bie  National  bau!;  ba*  (1900  im  Neubau  be* 
griffene)  grofje  Poftgebäube;  ba*  Au*ftellung*ge; 
bäube  (3appeion),  bem  3eu*tempel  gegenüber ,  ba> 
binter  ber  fdjöne  3appeiongarten;  ba*  polpted?  ni« 
htm,  naa)  Plänen  oon  ßpfanbro*  ftaftanjoglou  in 
bor.  unb  ion.  Stile  errichtet;  ba*  Gcntralmufeum 
ber  Altertümer  an  ber  Patiffiaftrafee;  ba*  Gphebeion 
(©efängni*  für  Unmünbige)  anber2lleranbraftraf>e; 
bie  ftabettenfd?ule,  unroeit  ber  Patiffiaftrafee;  bie 
Sieratifcbe  Schule,  unroeit  ber  Äepbiifmftra^e;  ba* 
Königl.  Sdjaufpiel  h  au*  an  ber  heiligen  Honftantin*« 
ftrafee,  eine  ©rünbung  be*  Äönia* ;  bie  Sterntoarte 
auf  bem  9ipmpbenl?ügel,  eine  ©rünbung  be*  93a- 
ron*  Sina.  2>a*  Panatbenäifd?e  Stabium  jenfeit* 
be*  $lifo*  roirb  feit  1896  auf  Soften  Pon  Jlverof 
in  feinem  alten  ü)tarmorfd?mud  roieber  aufgebaut; 
1896  fanben  bereit*  bie  erften  ber  neuen  Qlpm; 
pifdjen  Spiele  bafelbft  ftatt.  93on  ben  ja^lreidjen 
Mirdjen  ber  Stabt  ift  bie  größte  bie  ÜRetropolitan* 
lirebe;  feben^mert  ift  aud?  bierom.^tatb..  Siionpfiu*: 
tirobemit  reitbem  3narmorfd?mudanberUniDerfität*= 
ftrafee  unb  bie  2b^oboro*lird>e  au*  bem  11.  ^abxb. . 
(f.  Jafel:  Spjantinifcbe  Kunft,  gig.  7). 

93  e  r  ro  a  1 1  u  n  g.  $ie  Stabt  mirb  penoaltet  pon 
einem  auf  4  3apre  Pom  9Jolte  in  birelter  geheimer 
Slbftimmung  gcroäblten  Qiürgermeifter  (Xemardjo*) 
unb  einem  Semeinberat  (18  ^iitglieber).  3)ic  ®e» 
meinbe  umfaßt  audj  bie  umliegenben  Crtfcbaften 
(^atiffta,  Hep^ifia,  2(marufion,  Gbalanbrion,  Äo* 
lefctbu,  9iea=2iofia,  Sepolia)  unb  22  2)örfcben  foroie 
2  fllöfter  mit  jufammen  (1896)  17249  G.  G*  beftebt 


eine  9kruf*feuertt)ebr,  eine  Slnftalt  für  ©a*;  unb 
uoei  für  elertrifd^e  93eleud;tung.  3ur  Slbfnlfe  be* 
9Baffermangel*  rourbe  bie  alte  9Bafferleitung  be* 
Sabrian  gereinigt  unb  in  SBenufeuna  genommen, 
obne  iebod)  ju  genügen.  9tad)  bem  vorläufigen  i'ii^ 
lingen  be*  Vorhaben*,  bie  Stabt  mitbem3öafferbc* 
Stimpbaliafee*  ju  »erforgen,  merben  umfaffenbe 
äroeiten  im  tbriafif*en  fielbe  unroeit  Gleufi*  oor= 
genommen,  um  ba*  bortige  Söafier  nad?  S.  ju  fübren. 

IBebörben.  X.  ift  SHefibenj  be*  Äönig*,  Sit> 
ber  SJlinifterien,  be*  Parlament*,  be*  oberjten  ©e= 
ridjt*bof*  (Hreopag)  be*  ÄÖnigreid?*,  eine*  3lppeü\ 
eine*  sJied?nung*l?oT*  unb  anberer  Gentralbebörben, 
ber  ^eiligen  Spnobe  (ber  oberften  Äird?enbe^örbe) 
unb  eine*  ÜJletropoliten,  eine*  31rmeetommanbo*, 
ber  ©efanbten  unb  ßonfuln  ber  meiften  Staaten. 

6d)ul:  unb  93ilbung*toefen.  9(nberSpihe 
ber  93ilbung*inftitute  ftebt  bie  Jiatie nal  Unioerfttät 
(1837  gegrünbet)  mit  (1900/1)  106  ©ocenten  unb 
2410  Stubenten  fomie  Derfiiebenen  ^nftituten  unb 
Sammlungen.  $ic  Slationalbibliotbet  jäblt  210000 
9)änbe.  SBeiter  befmbenftdj  biereinetedjnifcbeSod): 
f  cbule  nebft  Selegrapbcnfdjule  (1 900/1 : 38  2  ebwr  unb 
309  Sdjüler),  5  ©pmnafien,  1  Kealfcbule,  8  gellen. 
Sd)ulen,9^rioatanftalten  für  mittlere*  Unterrirtt*= 
roefen,  32  93olt*fd?ulen,  ein  fie^rerfeminar,  ein  Hon- 
ferratorium,  eine  Stra|entinberabenbfd>ule  nebft 
jroei  9iebenanftalten,  eine  95ilbung*fd?ule  für  ^ Ivo 
logen  (SRiujariföc  Sdnile),  eine  b.  öpere  2&d?terfcbule 
(Arfatcion),  bie  Äabcttenfdjule  nebft  einer  Unter= 
offijierfd?ule,  2  ^nbuftrie*  unb  6anbel*fdjulen,  bic 
Äönigl.  Sdjaufpielerfdjule  (gegrünbet  l'.KX>)  unb 
mehrere  ^rioatfdntlen.  Sud?  meprere  S^ob,  Itbätigs 
Ieit*anftalten  (jroei  ©aifenpäufer,  ein  ^inbelbau*, 
ein  ^rrenbau*,  ein  3lrmenbau*,  ein  Slipl  für  arme 
grauen,  fünf  voj vitaler,  ein  Sfol  für  Unbeilbare, 
ein  SKilitärlranfenbau*  u.  f.  h>.)  foroie  i?erfd?iebenc 
roiffenfd?aftlid?e,  litterarifd?e,  Zum-  unb  9Jtufitüer= 
eine,  baoon  viele  mit  eigenen  ©ebäuben,  befi^t  bie 
Stabt.  3m  Gentralmufeum  finbet  fid?  eine  reidpe 
Sammlung  Don  Slltertümern;  fo  unter  anberm  ber 
fog.  Slpollon  von  I hcra,  ber  neben  bem  Slpollon  t?on 
i  c  itc  a  (9)itünd?en)  }u  ben  am  meiften  d?aratteriftif  d?en 
Figuren  be*  altertümlid?en  3üngling*tppu*  gebort ; 
ferner  bie  berühmte  Stele  be*  silri|tion  (f.  Jafel: 
©ried?ifd?e  Kunft  II,  Aig.  11),  bie  1879  au** 
gegrabene,  1  m  bebe  ^armomadibtlbuna  be*  Wn-- 
bia*fd?en  ©olbelfenbeinbilbe*  ber  2ltpenes^artpeno* 
(f.  Jertfigur  1,  beim  31rti!el  3ltpena),  ber  fog.  Hopf 
be*  Gubuleu*  au*  Gleufi*  unb  eine  grofje  ;-',abl 
au*gejeid?neter  ©rabftelen.  2)ie  Siftoriicb-ctpnolo-- 
gi|'d?c  ©cfcUid?aft  befi^t  ein  eigene*  ÜJlufeum;  ba* 
ber  Gl?riftlid?en  ©efellfd?aft  ift  im  Gentralmufeum 
untergebracht.  ?eutfd?lanb  (feit  1874),  ^ranfreid?, 
Gnglanb,  Cfterreid?,  9iu|lanb  unb  bie  9iereinigten 
Staaten  unterhalten  in  ä.  ard?äol.  3"ftitute  (f.  3tr- 
d?äologifd?e*  ^nftitut),  in  benen  jungen  ©ele^rten 
©elegenpeit  ju  roiffenfcbaftlidien  Arbeiten  gegeben 
roirb.  —  9ion  ber  männlidjen  95ct?ölferung  Ä.* 
roaren  (1879)  34  $rojv  Pon  ber  roeiblidjen  58  $ro$. 
Analphabeten. 

3nbuftrie,  Sanbel  unb  ©eroerbe.  21.  ift 
eine  burd?au*  fonfumierenbe  Stabt;  3nbuftrie  ift 
faum  vor  bauten,  ber  £>anbel  ift  unbebeutenb  unb 
befd?räntt  fid?  auf  europ.  Suruäroaren,  Wafd?inen 
u.bgl.;  in  biefer  Sinfid?t  tritt  ber  benachbarte  $ei« 
raieu*  für  21.  ein.  3)aper  fehlt  in  21.  bie  für  grofee 
Stäbte  d?aratteriftifd?c  2lrbeiterbeoöltcnmg.  2)a« 
gegen  ift  21.  ber  erftc  ©elbmartt  ©ried?enlanb«, 


Digitized  by  Google 


6 


Süj  ber  griedj.  Siationalbant  unb  mehrerer  anberec 
93antinftttute  unb  bat  eine  93örfe. 

9JerfebrSroefen.  2t.  liegt  an  ben  Gifenbafcm 
Unien  2t.^eiraieuS  (8  km),  2l.-£aurion  (66  km), 
2t .  ftepbiffia  (21  km)  ber  2tttifd)en  ßolalbabnen  fo* 
roie  an  bet  fiinie  ^eiraieuS-florintb  (mit  2tbjroei* 
gungen  einerfeitd  na&>  ^atraS  •  iPprgoS  L Ipmpia, 
anbererfeitS  nad)  9Jlpienai:9laupUon=$ripoliS,  Ra-- 
lamai)  ber  ^eloponncf.  Sahnen  unb  an  ber  im  Sau 
befinblicbcn  2inie$etraieuS=GbalKS=2ariffa  unb  bat 
eine  5)ampfftrafeenbabn  nad)  ^baleron,  aufeerbem 
ein  auSgebebnteS  9iefc  bon  Strafecnbabnlinien.  (öier* 
ju  Stabtplan :  21 1  b  e  n  nebft  9Jer3eidmiS  bcr  Straften 
unb  ©ebäube,  nach,  3-2t.ÄaupertS  sjSlan  oon  2ltben, 
aus  «Äarten  »on  2tttifa»,  öeftl,  neue  berichtigte 
2tuflage  1891 ,  erfduenen  im  Berlage  von  Tietrieb 
Sleimer  [ftoefcr  &  93obfen]  in  93erlin ,  mit  93eroil: 
ligung  beS  2lutorS  unb  ber  93erlagSbanbtung.) 

2  i  1 1  e r  a  t  u  r.  Stuart  unb  iHcoctt,  A ntiquities  of 
Athens,  I— IY  (2onb.  1762—1816;  2.2tufl.  1825— 
27;  beutfd?e2tuSg.  Don2BagnerunbCfann,5)armft. 
1829—31) ;  v5otd?^ammer,  Xopograpbie  oon  2t.  (ftiel 
1841);  Seate,  Sopograpbie  bon  2t.  (2.  2lufl.,  über- 
lebt oonJBaiter  unbSauppe,  3ür.l844);  iHocbcttc, 
Sur  la  topographied'Athenes  (sJ$ar.  1852) ;  93urftan, 
©eograpbie  bon  ©rtcdjenlanb,  93b.  1  (Üpj.1862); 
^rtton,  Athenes  decrite  et  dessinee  (2.  Stuft.,  $ar. 
1868);  2)per,  Ancient  Athens,  its  historv,  topo- 
graphv  and  remains  (2onb.  1873);  9BacbSmutb, 
•Sie  Stabt  2t.  im  Altertum,  93b.  1  u.  2,  Slbteil.  1 
(gpj.  1874—90);  93urnouf ,  La  ville  et  Tacropole 
d'Athenes,aux  diverses  epoques(1^iar.l877);3)tild): 
böfer,  Sltbcn  (in  ben  «$entmälern  beS  tlafftfchen 
Altertum«»,  bg.  t>on  93aumeifter,  3Jlüncb.  1884); 
ftcr&berg,  2t.,  biftorif d?  ■  topograpbifcb,  bargeftellt 
(>>alle  1885) ;  Solling,  Topographie  bon  2t.  (in  93b.  3 
oon  3»an  ÜJiülIerS  «öanbbucb  ber  tlaffifcben  tilter^ 
tumSuüffenfdjaft»,  Slörbl.  1889);  2t.  93ötticfcer,  Sie 
SltropoliS  hon  2t.  (93erl.  1888);  ßarrifon,  Mvtho- 
logy  and  monuments  of  ancient  Athens  (Öonb. 
1890);  6.  GurtiuS,  2)ie  Stabtgefdjicbte  bon  2t. 
<#erl.  1891);  93aebefcr,  ©riecbenlanb,  fcanbbucb 
für  SReifenbe  (3.  2lufl.,  Spj.  1893);  2ltlaS  oon  2t. 
3m  Auftrage  beS  tfaifcrlicb  Xeutfcbcn  Slrcbäologi- 
idjen  ^nftitutS  bg.  oon  G.  (SurtiuS  unb  3.  21.  Rau= 
pert  (93erl.  1878,  2>.  Weimer,  12  931.  mit  Jert).  — 
3ur  mittelaltertid>en  unb  neuern  ©e* 
fcbidjte:  (Slliffen,  3ur  ©efdndrtc  21.S  nach  bem  93er* 
lüfte  feiner  Selbftänbigfeit  (®ött.  1848);  £opf,  De 
bistoriae  ducatus  Atheniensis  fontibas  (93onn 
1852);  2).  SurnieliS,  'Ioropia  tüv  ÄStjvöv  xari  täu 
bnlp  tXtybepia;  d^üta  (Sttben  1853);  55e  Caborbe, 
Athenes  aux  XVe,  XVle  et  XVUe  siecles  (2  93be., 
^ar.  1854);  SMommfen,  Athenae  cbristianae  (Spj. 
1868);  g.  be  Saffenap,  Les  Brienne  de  Lecce  et 
d'Athcnes($ar.l869);  Sppr.  SambroS,  Al'A^vai 
ncp\  ri  tUtitoü  t(J'  atüvo;  (2ltben  1878);  ©regoro« 

oiud,©efd)id?teber©tabt2l.imsJRittclalter(2.2lufl., 
293be.,Stuttg.  1889);  9?erutfo8,  Xptariotvucal'A^- 
vot  (im  «AtXriov  tt\z  laroptx%  xal  i^oXoYiKij;  Irat- 
pta;»,  93b.  3  u.  4,  Sltben  1889—92) ;  2). Äamburoglu, 
'laropta  t«v  Äb^vatuv.  Toupxoxpa-ria  (3  93be.,  ebb. 
1889  -90,  nebft  3  93bn.  2)otumenten,  1889—96); 
Nubio  p  VlitkV ,  De  la  epoca  en  que  'ls  catalans 
perderen  a  Atcnas  (im  «Bnlletti  del  ('untre  ex- 
cursionista  de  Catalunya»,  1892);  ©.  ÄonftantinU 
bi8,  'l«r:op(a  twm  Ä-tjvüv  dTcb  XptOToO  ycvv^crew; 
\4xpi  toO  1821  (2.  2tu$g.,  2ttt>en  1894);  Dmont, 
Athenes  au  XVII«  siecle  (^ßar.  1898). 


tttbcna  (in  epifdjer  ^oefie  2ttbene,  2ltt>e* 
naie,  ^Jalla«  2ttbene,  im  attifd?en 2)ialett  aud? 
2ltbenaia  ober  2ltbenaa,  oon  ben  Dlömeru 
ber  altital.  lUineroa  [f.  b.]  gteid?gefefet),  grie<b. 
©öttin.  Uralt  unb  bei  allen  ©vied?en  verbreitet 
ift  bie  Sage  von  ibrer  mutterlofen  ©eburt  au3 
bem  Raupte  be8  3e»*;  bie  ältcfte  Stelle,  an  ber 
fie  oorliegt,  ift  in  £>eftob8  «Sbeogonie»,  fie  toirb 
aber  bereit«  bei  Horner  norau8gefetjt.  ©anj  oftcn» 
hmbig  tritt  biefe  ibre  ©runbbebeutung  nod)  in  bem 
sJftptbu$  non  ibrer  ©eburt  beroor.  3)anad)  uer: 
fcblang  3"»*  feine  erfte  ©emablin  SDleti«,  al*  fie 
nod>  mit  ber  2t.  fcbroanger  mar,  unb  gebar  bann 
biefe  felbft  an-?  feinem  Raupte,  meld^ed  ibm  tyto* 
mctKui ■?  ober  deppaiftoS  mittels  eines  99ei(eS  fpal-- 
tete,  mie  eS  bie  3)arfteUung  im  Oftgiebel  beS 
^artbenon  in  2ltbcn  fdjilberte.  2t.  aber  fprang  in 
leucbtenbcr  9Baffenrüftung  mit  bod)gefd)toungenem 
Speere  unb  fd)on  mit  ber  ägiS  (f.  b.)  angetban  auS 
bem  Raupte  ihree  93aterS,  inbem  fie  lauten  S<blacbt< 
ruf  erfdjallen  liefe.  2tlS  Drt  ber  ©eburt  roirb  gc* 
möbnlict»  ber  Jritonflup,  ben  man  fid?  im  äufeerfteu 
3Deften  badete  unb  fpäter  in  üibpen  unb  anbermärtS 
lotalirterte,  angegeben.  2>aoon  biefe  bie  ©öttin 
Xritogeneia.  ,\n  biefer  ©eburtSfage  erfcbeint  bie 
geroittcrfdjrcangere  ©olte  in  oerfd)iebenen  Silbern: 
balb  als  baS  öaupt  beS  fcbtoangern  ©emittergotteS 
3euS,  balb  als  $igiS;  ber  93U^,  ber  bie  9Bolte  fpal< 
tet,  als  fpaltenbeS  93eit  ober  als  blifecnbe  Sanje; 
ber  Xonner  enblicb  als  furdjtbarer  Sd>ladjtruf.  $)er 
Sritonflufe  aber  im  dufeerften  SSeften ,  ber  roobl  ur» 
fprünglid?  mit  bem  CteanoS  ibentifd)  ift ,  meift  auf 
baS  mcftl.  2Reer  bin,  bem  in  ber  Siegel  bie  ©emitter* 
molten  entfteigen.  6ine  beutlidie  ^ejiebung  jum 
©emitter  verrät  aud)  bie  Sage  Dom  ftampfe  ber 
2t.  gegen  bie  ©iganten  (f.  b.).  2lud)  bie  fd^rectlicbc 
©orgo  (f.  b.)  ift  burd)  fte  neniid^tet  toorben.  2t(S 
Grlcaerin  biefeS  UngcbeuerS  galt  2t.  norjugSmetfe 
in  Sittita  unb  roobl  aud?  in  !£egea,  rodbrenb  nad) 
arginifdjer  Sage  ijierfeuS  (f.  b.j  unter  ib. rem  53ei= 
ftanbe  bie  ÜJtebufa  tötete.  2t(S  »li^göttin  erfcbeint 
21.  enblicb  auf  macebon.  ÜDlünjen,  bie  fte  in  ber 
Sinfen  ben  Sdjilb  bebenb ,  in  ber  Merten  ben  93lij) 
fd)»ingenb  barftellen,  foroie  in  ber  Sage  bon  93cllc* 
ropbon,  bcu  fte  bic  93änbigung  unb  Zügelung  beS 
^egafoS,  b.  b,.  beS  geflügelten  SonnerroffeS  lebrt. 
2tuf  3ufa»"»n««töng  bimmlifcben  £id)terfd?c"u 
nungen  beutet  melleuftt  aud)  ibr  attifd?eS  Spmbol, 
bie  (sult  (glaux),  na*  beren  eigentümlich  leudjten* 
bem  2luge  fie  felbft  ©t au topiS  beifet. 

$a  in  ben  SDlptben  ber  meiften  inbogerman. 
Völler  baS  ©croitter  als  ein  äampf  ber  ©öttec 
gegen  furd?tbarc  Dämonen  erfcbeint,  fo  fmb  alle  C» c - 
roittergottbeiten  in  ÄriegSgöttern  geworben.  So 
aueb  2t,  bie  bereits  in  ber  3UaS  bie  Molle  ber  t>or* 
nebmften  ©ottbeit  beS  flricgeS  fpielt  unb  einen  bbcbft 
cbaratteriftifdjen  ©egenfat)  einerfeitS  jur  roeibifd?cu 
2tpbrobite,  anbcrerfeitS  ju  bem  rofltenben  2treS 
bilbet.  2US  triegerifebe  ©öttin  ftebt  2t.  im  Jrojani* 
feben  Äriege  auf  ber  Seite  ber  @ried?en  gegen  bie 
ürojaner;  bod?  räcbt  fie  nad)  ber  Eroberung  jroiaS 
an  bem  gried?.  öeere  febroer  ben  %xt\)d  beS  2liaS 
(f.  b.)  an  Raffanbra.  3br«n  fiieblingen  bilft  fie  unb 
oerleibt  ibnen  ben  Sieg,  inbem  fie  ibnen  nid?t  blof; 
üJtut  unb  Stärle,  fonbern  aud)  jene  93eionnenbcit 
unb  Alugbeit  einflöfet,  obne  bie  ber  Sieg  feinen  93c-- 
ftanb  bat.  So  ift  2t.  n:lci-,t,  namentlicp  in  2(tben, 
jur  ^erfonifitation  beS  Sieges,  jur  2t.  Sitte  (f.  b.) 
gcroorben.  93on  it?ren  fonftigen  fcierber  gebörigeu 


Digitized  by  Google 


Strafsen ,  Plätze, 
(iebäade  a.  ß.  w. 

Aantosstr.    C  2. 
Aberophstr.    D  1. 
Abessin.  Platz.  C.  D  3. 
Achaniische  Str.    D  1. 
Acbilk-usst  r.    C  2. 
Agesilaosstr.    C  2.  3. 
Akademia.    A.  B  1. 
Akademie-Boulevard. 

K.  F  2.  3. 
—  der  Wissenschaften. 

E.  F  3. 
Akateriuikirche.    E  4. 
Akominatosstr.  CD  1.2. 
Akropolis.    D  4. 
Alexander  d.  Gr.  Str. 

B.  C  2. 
Alexanderstr.   E —  Hl. 
Alopexstr.    F.  G  3. 
Altes  Theater.   C.  D  3. 
Amalieuatr.    E  4.  5. 
Amalien  Waisenhaus.  F4. 
Atncrikan.  Institut.  G  3. 
Ampclokipi.    H  2. 
Anagnostopulosatr.  F  3. 


Atbanasioskirehen. 

B.  C  3,  C  4,  P  3. 
Athenast r.    P  2.  3. 
Ausläufer  des  Hvmettos. 

G.  H  (5. 
Ausstelluugsgebäudc. 

F  4. 


Piogeneiou.    P.  E  4. 
Dionysoskirchc.    F  3. 
Diouysosstr.    C.  P  ö. 
Dipylon.    C  3. 
i  Pipylonstr.    C  3. 
Drakostr.    D  5.  (». 
Eintrachtapiatz.    P  2. 
;  Kickt  ricitätswerk. 


Bad.    E  2. 

Bahnhof  Monastir.  D  3.  |  Kleusis,  Von.    A  2. 
-  Theseion.    C  3. 


Hadriansthor.    E  5. 
Ilndrianstr.  C.  D.  E  3.  4. 
Heilig  Str.    A.  B  2.  3. 
lleraklesstr.    I).  E  1. 
Hermcsstr.  C.  D.  E  3. 4. 
Ilcrodotstr.    F  3. 
llippiikratesstr.  F.  F  2. 
D  3.i  Hohlen.    B  5,  C  5, 
F  5. 


Bahnwärter.    A  6. 

Barathron.    B  4. 

Barbakeiou  (Gymna- 
sium).   I)  3. 

Baumschule.    A  2. 

Bazar  (Alter).    D  4. 

—  (Neuer).    P  3. 

Behauene  Felsen.   A  6, 
C  6,  D  5,  F  4. 

Beikosstr.    C.  D  5.  6. 


Eliaskirchen.    C  4,  G  5. '  Hörnend  r.    E.  F  3. 
Engl.  Gesandtschaft.  E3.  Horologion  des  Andro- 


—  Kirche.    E  4. 
Englisches  Institut.  G3. 
Epikurstr.    C.  P  2.  3. 
Epirosstr.    P  1. 
Erecht  heion.    D  4  (2). 
Eresosstr.    E.  F  1.  2. 
Eridanos.    H  4. 
Eumolpidcnstr.    B  3. 
Euripedcsstr.    P  3. 


Beranzeresstr.    P.  E  2.  Fabvierstr.    C.  I)  1. 
Bibliothek.    E  2.  I  Felsengräber.  B  6,  C  5. 

Botanischer  Garten.  A2.  Kelseuriff.    C  tj. 
Bourbakistr.    P.  E  5.   ,  — ,  Bearbeitetes.  C.  D  6. 


Boytalonstr.  B  3. 
Bulestr.    E  3.  4. 


Anargyrikirche.  C.  D  3.  |  Buliagmenesstr.    E  6. 
Anchesmosstr.    F  3. 
Andreaskirchc.    E  4. 
Äolosstr.    Ü  2.  3. 
Apollodoroastr.  C.  I)  4. 
Apollonstr.    E  4. 
Apostel  Paulos-Str. 

C  3.  4. 
Apostolikirche.   C.  D  4. 
Appellationsgericht,  D  3. 
Arachobisstr.    E.  F  2. 
Archäologische  Gesell- 

schaft.    E  3. 
Arcbegetis  (Marktthor). 

I)  4  (8). 
Ardettosberg.    F  5. 
Areopag.    C.  D  4. 
— ■  (Kassationshof). 

I>.  E  3. 

 Str.    D  5. 

Ariatodemoastr.  G  3. 
Aristomcnesstr.  G  3. 
Aristophauesstr.  P  3. 
Aristotelesstr.    P  1. 


Canningplatz.    E  2. 
Centraimuseum.    E  1. 
Chalkukondy  1  asatr . 

P.  E  1.  2. 
Charisstr.    F.  G  3. 
Charonstr.    C  1.  2. 
Chäteaubriandstr.   P  2. 
Chcm.  Institut.   E  2. 
Chiosstr.    C  1. 
Christo  Kopidi-Kirche. 
P  3. 

Cisternen.  B  4,  B  4.  5, 
B.C4,C4,P<>,G.H5. 
Dampfstrafsenbahn. 

B.  C  6. 
Danielkirche.    B  2. 
Deinokratesstr.    G  3. 
Deligeorgiaatr.  C.  P  2. 
Pelijannisstr.    E  1. 
Pemarehie  (Rathaus). 
I    P  2. 

Pemctrioskirche.    C  5. 


Felsrinne.    B  :">,  D  6. 
Fichtenhain.    F  2. 
Finanzministerium.  E3. 
Fiudclhaus.    C  3. 
Französ.  Gesandtschaft. 
F*$. 

—  Institut.    F  2. 
Frauenklinik.    B  1. 
Freiheitsplatz.    C  3. 
Friedhof.    A.  B  1. 
Friedhofstr.    E  5.  6. 
Froschmaul.    F  3. 
Futtermaucr,Autikc.C3.  Kapodistriasstr. 


nikos  (Turm  der 
Winde).    P  4  (0). 
Hospital.    E  2. 
Iakchoastr.    B  3. 
lerophautonstr.    B  3. 
Ilissia.    G  4. 
Iiissos.    C  6,  F  5,  H  3. 
Industrieschulen.    E  2. 
Iufantcriekasernc. 

H  2.  3. 
Irinikirche.    P  3. 
Joannis  Kolonnas- 

Kirche.    P  3. 
Jugendgcfäuguis.    H  1. 
Justizministerium. 
E  4. 

Kalköfen.    A  2,  B  6. 
Kallidromeiosstr. 

E.  F  1.  2. 
Kallirrhocquellc.    E  5. 
Kallitheasstr.  C.  P  5.  6. 
Kanarestr.    F  3. 
Kapelle,  Verfallene. 

H  6. 
Kapnikareakirche. 


P3. 


Gasfabrik.    B  3. 


P.  E  1.  2. 


Demetrios-Neos-Kirche. 
Arsakiou  (Höhere  Mäd-     P  3. 

cbenschule).    E  2.      Demokritstr.    F  3. 
Artemisstr.    B  2.  3.       Derbendstr.  E.  F  1.  2. 
Artilleriekaserne.    G  4.  |  Deutsche  Gesandtschaft. 


Gefängnis  des  Sokrate».  Karist r.    C.  P  2. 

C  ö.  Karueadesstr.    F.  G  3. 

Georgioskirchen.    P  4,  Kasernen.    P  4,  G.  H  3. 

P.  E  3,  F.  G  2,  G.  II  4.  Kcphisaiastr.  F.  G  3.  4. 

Georgiosstr.    B.  C  1.  2.  Kerameikosstr. 
Gigantenhalle.    C.  P  4.     B.  C  2.  3. 

Graber.   A  f>,  B  2,  B  3,  Kibiadesstr.    P  1. 

B  4,  B  5,  B  5. 6,  B.  C  f.,  Kiriakikirche.    P  3. 

C  4,  V  5,  C  6,  P  ö,  Kle<»meuesstr.    G  3. 

Klepsydnupielle. 


Askulapstr.    E.  F  2. 
Asomatou,  Kloster  Ton. 

G.  II  3. 
AsomatoTikirche.    C  3. 
Asomatonstr.    C  3. 
Asopstr.    C  P  3. 


F  3. 

Deutsches  Institut.  E  2. 
Piakonosstr.    P.  E  5. 
Pidotstr.    E.  F  2. 
Pinamiskirche.    E  4. 
Piocharesstr.    F.  G  4. 


II  1,  H  5 
Grüberstr.    C  3. 
(irabhügel.    H  1. 
Grofser  Friedhof, 
(•rotte.    P  4. 
G  rundmauern ,  Rom. 

E  4,  F  4. 
( i  rundmauerspuren, 

Antike.  A  4,  A  5,  A  0, 


P  4  (J). 
|  Klinik.    E  3. 
F  <J.  Kodrosstr.    C  1.  2. 

,  Kolokotronisstr.  P.  E3. 
Kolokythustr.  B.C1.2. 
Kolonosstr.    C  2. 
Konstant  inoskirche. 
C.  D  2. 


B  2,  B  5,  B  6,  C  bVKonstantinos  l'aläolo- 
D  1,  D  2,  D  5,  D  6,     gos-Str.    C.  P  1. 
E.  F  5.  F  ö,  F.  G  5,  Konstantiustr.    C.  P  2. 
G.H4,G.H5,H3,HG.  Koraisstr.    E  3. 


/Jic  Zahlrtt  in  Klammern  bedeuten  dir  Zi/fern  au/  dem  Plane. 


Digitized  by  Goo 


A  T  1 


It 


'  '  St~A/        A^  Co, 

y,  ^ 


\>3 


Xk 


5r 


Tb 


6  rim  r~tf 


/ 


Mm 

Z>(r  Wpoj/Tttph  Crundlnt/r  narh 
JAKoMpertu  Plan  rat  JtÄen  auM 
.Kartm  nvt  Anika '  Urft  I.  rvur  brncA 
ligtr  Auflage  IS3I,  f'rrltiy  ron  Dvtrtrh 
Reimer  i  f~  Yohseii  i.  Berlin 


■/u/i  MM 


tu»  lur 


Krocfchmi*'  Kuiwraatimiü  -  I.rjükuii  ih.  Aull . 


ÜHdutimif  der  ZoMMI  ■  f.iMkMMi  ^.KrrrHtheion.  A/'rv/rrMm.  b.O 

7.  Stou  Am  Htutri/in .  K.  Thorhulli 
—  Kijtttiba/iri 


Digitized  by  Google 


HEN 


E  F  G  H 


•<*  nfptyOra.  S  Piuxsqrottr  ti.  Horoloifion  ,hv  AmtrvnOcos  (Turm  iOv  IMfcJ  K  A  Brui*hnus  <~.,|}r.-  «rtisl.  Aiixlnll  Lripii$. 

-slriHrtjeti.i  i  Marktthor/. 
— — - —  Strajmrnbit/tn. 


Korinth,  Nach.    0  1. 
Krankenhäuser.    G  3, 
H  3. 

Kretastr.    C.  D  l. 
Kriegsministerium.  F  3. 
Kultusministerium. 

D.  E  2. 
Kydatbenstr.    E  4. 
Kykloborosstr.   I>.  E  1. 
Kyuosargesstr.    F.  G  3. 
Laurionbahnhof.    D  2. 
Lazaroskirche.   E.  F  6. 
Lempesistr.    D.  E  5. 
Lenormantstr.    C  1.  2. 
Leonidasstr.    B.  C  2.  3. 
Liosiastr.    D  1. 
Luciaustr.    G  3. 
Lumbardaris.    C  f>. 
Lykabettos.    F.  G  2. 


Nikestr.    E  4. 
NikodcmoBstr.    E  4. 
Nikolaoskirche.    F  2. 
Nymphenhügel.   B.  C  1. 
Odeion.    C  D  2. 
—  des  Hcrodcs.    D  fi. 
Odysseusstr.    C  2. 
OikonotuoBstr.    E  1. 
Olgaavenue.    E.  F  fi. 
Olivenwalder.    A  1, 

A  1.  2. 
Ölpressen.    B  2. 
Olympieion.    E  :">. 
Orpheusstr.    A.  B  3. 
Österreichisch -unga- 
rische Gesandtschaft. 
,    D.  E  2. 

iPalais  des  Kronprinzen. 
F  4. 


Puyx.    C  4. 
rolizeidircktion.   E  1. 
Polytechnikum.    E  1. 
Post.    E  3. 

I*raxitelesntr.  D.  E  3. 
Proasteionstr.  E.  Fl.  2. 
Propyläen.    D  4  (.?). 


Stoa  des  Hadrian. 

D  4  (7). 
Stoastr.    D  4. 
Strafsenbahnhof.  B.  C  3. 
Strephon.    F  1. 
Sturnarastr.    E.  F  1.  2. 
Symeonkirchc.    D  4. 


Lykabettosstr.  E.  F  2.  Panagia  Chrysospilio- 
Lvsikratesatr.    E  4.  5. 


Psaromiligkosstr.    C  3.  Theater  des  Dionysos. 
Pulvermagazin.    E  (>. 
Quelle.    G  4. 
Rechnungshof.    E  2. 
Reste,  Antike.    H  2. 
Kigillt'sstr.    F  4. 
Rizarioukirche.    G  4. 
Römisch-katholische 

Kirche.    E  3. 
Russische  Kirche.  E  4. 
Salamisstr.    B.  C  2. 
Saloraonstr.   D.  E  1.  2. 
Samosstr.    C  1. 


Magerstr.    D  1.  2. 
Maisonstr.    C.  D  1. 
Marathonstr.    C  2. 
Marinakirche.    C  4. 
—  (Ruine).    D  6. 
Marineministerium. 

E  3. 
Marställe.    E  3. 
Mauerspuren,  Antike. 

D  6,  E  5.  6. 
Mauromiohalisstr. 

E.  F  2. 
Menanderstr.    I)  2. 
Mctaxastr.    E  2. 
Mcthonestr.  E.  Fl. 
Metropol  itankirche. 

D.  E  4. 


tissa-Kirche.   D.  E  3.  Sarristr.    C.  D  3. 
—  Mcgalo  Monastir       Säulen,  Antike.    A  3, 


Schlachthaus.    B  6. 
!  Schliemamis  Haus. 
E.  F  3. 


2. 


— ,  Kleine.    D  4. 

Metropolitanstr.    E  4.  Peiraieusstr. 
Metsobosstr.    E  1. 
Militärhospital.    D  5. 
Ministerium  desÄufscrn. ; 
E  4. 

—  —  Innern.    E  3. 
Mnesiklesstr.    D  4. 
Monnmeut  des  Lysi- 

krates.  D.  E  4. 
 Philopappos. 

C.  D  5. 
Mosaikboden.    F  4. 
Mpotsaristr.    D  5.  6. 
Mpupulinasstr.    E  1. 
Müllcrstr.    C  2. 
Museiou.    C  5. 


(Kloster).    D  3. 
—  Vlassara  -  Kirche. 
C  4. 

Pansgrottc.    D  4  (5). 
Panstr.    D  4. 
Panteleimonkirchen. 

D.  E  6,  H  3. 
Pauteleimouplatz.   D  3.  Schlofs.    E.  F  4. 
Paraskevikirche.    D  3. 
Parlament.    E  3. 
Parnafs.    E  3. 
Parthenon.    D  4  (J). 
Patissia,  Nach.    E  1. 
Patissiastr.    D.  E  1.  2 
Pauloskirche.    C  1. 
Peiraieus,  Von.    A  1. 
Peiraieusbahnhof.  D  2 


D  5. 
—  (proj.).    E  5. 
Themistoklesstr.  E  1.  2. 
Thcodorosk  i  rchen. 

D.  E  3,  E.  F  6. 
Thermopylenstr. 

B.  C  2.  3. 
Theseion.    C  4. 
Thesciougartcu.    C  3.  4. 
Thorhalle  der  Athena. 

D  4  (S). 
Thrasibulosstr.    E.  F  2. 
Timoleonstr.    F.  G  3. 
Tositsastr.    E  1. 
Triadakirche.    C  3. 
Trikupisstr.    E  1.  2. 
Tniptolcmosstr.    B  3. 
Tryphoukirche.    A  1. 
Türkische  Mauerreste. 
B  1. 

Türkiseher  Friedhof. 
F  6. 

Schlofsgarten.    E.  F  4.  TJhrturm.    D  4. 
Schlofskapelle,  Evang.    Unabhängigkeit splatz. 

F  4.  D  1. 

Schützenhaus.    G.  H  4.  Universität.    E  3. 
Septembcrstr.,  3.  Dl.  2.  Universitätsboulevard. 


;  d  o. 

Säuleureihe.    C  5. 
Schauspielhaus,  Köuigl. 
D  2. 


Sessel.    C  5. 
Sideriskirche.    F  2. 
Sinastr.    E.  F  2.  3. 
Skuphastr.    F  3. 
Sokratesstr.    D  2. 
A.  B.  C.  D  2.  3.  4.     Solonstr.    E.  F  2.  3. 
Pcloponnc8iscber  Bahn-  Sophnklesstr.    D  2.  3. 

hof.    C  1.  Sotirkirche.    D  4. 

Peloponuesstr.    C  1.  2.  Sotir  Kotaki- Kirche. 
Peiiklesstr.    D.  E  3.         E  4. 
Persephonestr.    B  3.      Speysipposstr.    F.  G  3. 
Petros  Stauromenos-      Spital.    G  3. 

Kirche.    F.  G  5.        Stadion.    F  5. 
Phaleronstr.  D.  E  5.  6.  Stadioustr.    D.  E  2.  3. 
Philhellenenstr.    E  4.  Stadtmauerspuren. 


Philipposkirche. 

C.  D  3. 
Photinikirche.    E  5. 
Pinakotoustr.    E.  F  2. 
Pindarstr.    F  3. 
Museum  (auf  der  Akro-  Platäästr.    B  2. 

polis).    D  4.  Platutastr.    E.  F  1. 

Mykalestr.  B  2.  3.  Platz  der  Freundschafts- 
Nationalbauk.    D  2.  geselbch.    E.  F  1. 


B.  C  3.  4,  C  4,  C  5, 
D  5,  E  5,  F  4. 


E  2.  3. 
Valeriauische  Mauer. 
D  4. 

Verfassungsplatz.  E  4. 
Victor  Hugo-Str. 

C.  D  1.  2. 
Waisenhaus.    C  2. 
Wasserbehälter.    F  3. 
— ,  Bedeckter.    E.  Fl. 
— ,  Offener.    B  3. 
Wasserleitungen, 

Antike.    H  2,  H  3. 
—.Unterirdische.  B.C6, 

G.  H  2.  3. 
Windmühlen.    B  3, 

D.  E  G,  E.  F  5. 
Zaimesstr.    E  1.  2. 


Steinbrüche.   B  4,  B  fi,  Zakaritsastr.    C.  D  5.  6. 


C  5,  F  1,  G  2. 
Steleubettung.    B  5. 
Sternwarte.    C  4. 
Stesichorosstr.    F  4. 
Stoa,  Spur  einer.    F  4. 
—  des  Königs  Attalos. 
D  4. 


Zappeion.    F  4. 
Zappeiongarteu.  E.  F  5. 
Zcnonstr.    C.  D  2. 
Zoodochospigikirche. 

E  2. 
Zoodochospigistr. 
E.  F  2. 


Neues  Theater.    D  2.     Plutarchstr.    G  3. 

Die  Zahlen  in  h'Innmurn  bedeuten  e/ir  Zi/fern  auf  dem  Plane. 


Digitized  by  Google 


SItfjena 


SBeinamen  ftnb  toie  toiebtiaften :  Sllalfomene  (btc 
Sebrbafte),  3UfibemoS  (Colttf*fl|mn),  3lreia 
(Äriegerifcbe) ,  31lea  (Schülerin),  ^romacboS  (SSor» 
tämpferin),  StifepboroS  (SiegDerleiberin)  u.  f.  m., 
unb  fcbon  bie  älteitcn  SBilbmerte  ber  2t.,  bie  tyatta- 
bicn  (f.  ^ktllabium),  ftcllen  bie  ©Öttin  mit  erbobe= 
nem  Scbilbe  unb  2öurffpeer  bar. 

Gbenfo  mürbe  21.  auch  als  ©öttin  ber  PorjugS* 
meife  mit  trompeten  unb  flöten  hervorgebrachten 
ÄriegSmuftf  fomie  als  Scbu&göttin  beS  StreitrofieS 
unb  beS  KriegSfdnffeS  wehrt  unb  in  oerfcbiebenen 
Sagen  als  Grftnberin  iener  beiben  3nftnimente  ge= 
nannt.  $ie  rerbreitetfte  biefer  üJlptbcn  führte  bie 
Grfinbung  ber  §löte  auf  baS  pfeifen  unb 3 ij  du-ti  ber 
©orgonenfcblangen  utrücl,  baS  biefe  bei  ber  Qnt- 
bauptung  ber  SJlebufa  bören  liefen.  Sehr  betannt 
ift  auch,  wie  31.  ben  teilen  5RarfpaS  (f.  b.),  weil 
er  bie  uen  ihr  erfunbene,  aber  megen  Gntftellung 
beS  ©eftcbts  roeggeroorfene  ftlöte  aufgehoben  hatte, 
gejücbtigt  baben  foll ,  ein  tDlptbuä ,  ben  2Rpron 
in  einer  berühmten  plaftifcben  ©ruppe  barfteüte. 
Serner  galt  31.  für  bie  Grftnberin  ber  Pprrbicbe,  eines 
&affentanjeS ,  von  bem  eS  bief? ,  t  afe  fte  felbft  tbn 
jur  #eier  beS  Sieges  über  bie  ©iganten  ober  lita- 
nen  juerft  getanjt  ober  bie  2)toSturen  gelehrt  babe. 

über  3t.  tft  aucb  Scbüfcerin  ber  llugen  unb  f u un- 
lieben 3lrbeiten,  jundebft  beS  Spinnens  unb  Gebens, 
ber  tunftoollen  Jbdtigteit  ber  grieeb.  ftauSfrau,  bann 
aber  aucb  aller  anbern  Äunftarbetten ,  mögen  fte  in 
ibon,  f>oh  ober  Grj  ausgeführt  foerben.  311 S  ©öttin 
ber  roeiblidpenSlrbeit  erfepeint  31.  fcbon  in  ben  öome- 
rifdjen  ©ebiebten.  5)er  betanntefte  SBeiname  biefer 
?(.  mar  Grgane,  ben  fte  ju  Ätbcn,  in  SamoS,  Zbe*- 
piä,  GliS,  Sparta  unb  SRegalopoliS  führte.  311S 
Spmbol  biefer  Aunftfertiateit  führt  21.  in  mebrern 
SJilbmerlen  bie  Spinbel.  (Über  baS  flJlärcben  r>on  ber 
3(racbne  f.  b.)  Sie  uralte  für  3flion  unb  3(tben  be* 
jeugte  ftultfttte,  ber  31.  an  ibremSefte  einen  febön  ge= 
roebten  iJeploS  barjubringen,  hängt  mit  ihrer  5öebeu= 
tung  als  Grgane  jufammen.  fjim  2lnfit !  u  fj  an  biefe 
^unftion  wirb  ihr  auch  bie  Grpnbungallcr  übrigen 
Xunftfertigteiten  jugefebrieben.  $n  sttben  feierten 
bie  fdmtlicbenöanbroerteT  ber  31.  unb  bem  JöcpbaiftoS 
baS  geft  ber  Gballeen.  6ogar  als  eine  ftörberin  unb 
33efcbü&erin  ber  ärjtlicben  fiunft  tritt  3t.  auf.  Sie 
erhielt  baren  ben  ^Beinamen £ P g i e i a  in  3lthen  unb 
im  SemoS  3ldjarnai,  ober  paionia  (in Sltben  unb 
CropoS). 

^m  engften  $uf  ammenbang  bamit  ftebt,  bafe  31. 
bie  ©öttin  ber  Klugheit,  ber  SBcionnenbeit,  beS  ben= 
tenben  5>erftanbeS  ift,  bie  alle  flugen  31nfcbläge  för- 
dert unb  (luge  Banner  unter  ihren  Sequi)  mmmt. 
3o  ift  unter  ben  bomerifeben  Felben  ihr  befonberer 
fiiebling  CbpffeuS,  bem  fte  «wie  eine  SJtutter  bei 
ftebt  unb  hilft  >  (Horner).  Sie  beifst  beSbalb  fcbon 
in  ben  fjomerifeben  ©ebiebten  o  l  p  b  u  l  o  S.  Sicher* 
lief?  ift  ber  öeftobifebe  SRptbuS  von  SJtetiS  (f.  b.) 
als  2Rutter  ber  21.  auf  biefe  ihre  SöefenSeigenfcbaft 
iurüefjufübren. 

3n  3ütila  unb  auch  anberroärtS  fcheint  31.  feit 
dltcfter  3«t  miebtige  Sejichungen  jur  Saumjucbt 
unb  »um  31cfcr t au  gehabt  }u  ba ben,  mie  fomobl  aus 
ber  (frecbtbeuSfage  als  auch  auS  bem  in  engem  2ln= 
ichlup  an  biefe  entmtctelten  ^cftcplluS  ber  21.  in 
iltben  beroorgebt.  So  ging  bie  Sage,  unb  im  2Beft- 
giebel  beS  Parthenon  mar  fte  bilblicb  bargeftellt, 
bafe  ba  uralte  Clbaum  auf  ber  3(tropoliS  eine 
ceböpfung  ber  21.  fei:  ^ofeibon  unb  21.  bauen  um 
bie  £errfcbaf t  in  Stttifa  geftritten  unb  ^ofeibon,  um 


feine  ÜWacbt  3u  bemeifen,  juerft  feinen  2)reUact  in  ben 
fahlen  gelfen  geftofeen;  bann  aber  habe  21.  unmit« 
telbar  baneben  ben  erften  Ölbaum  w achfen  laffen 
unb  fei  für  bie  Schöpfung  biefer  ben  .fjauptreidjtum 
3lttitaS  auSmacbenben  ^ulturpflanje  als  bie  wahre 
unb  echte  Herrin  ber  julunf  tSreicbcn  Stätte  anerlannt 
morben.  5)aS  §eft  biefer  bie  Clfultur  förbernben 
unb  febüttenben  31.  bie^  Stirophorien  (f.  b.). 

©ine  ganj  ähnliche  Sebeu: 
tung  mie  für  bie  Clioenjucbt 
hatte  31.  in  31ttila  auch  für 
ben  3lcfcrbau.  2)ieS  ift  na* 
mentlicb  in  ber  Sage  Pon 
©ricbthonioS  oberGrecbtheuS 
(f.  b.)  auSgefprochen,  ber  ei= 
gentlich  bie  ^«rfomfifation 
beSSamenfornSift.  31.fpielt 
in  biefer  Sage  bie  iHolle  einer 
gütigen,  allen  SBetterfcpaben 
Dom  ©etreibe  abmehrenben 
3Dollengöttin.  2)ie5efte,meb 
che  bem  GrecbtheuS  unb  ber 
31.  galten,  maren:  1)  Sie 
Gbalteen,  ein  uraltes  <$reft 
beS  öepbaiftoS  unb  ber  31., 
bie  Grfinbung  beS  Pfluge* 
unb  bie  Grjeugung  beS  (!rech: 
theuS  feiernb,  2)  bie  SU  r  oeb  a  ■ 
r  i  ft  e  r  i  e  n ,  &u  (inbe  beS  s2ßin = 
terS  für  bie  emporleimenbeu 
Saaten  uon  allen  Beamten 
ber  31.  gefeiert,  3)  bie  ^Ipntcrien,  ein  l?mte= 
anfangSfeft  (f.  Äallpnterien),  4)  bicGrrbepbouen 
(f.b.)  ober  31rrbepborien,  5)  bie^anathenäen 
(f.  b.).  Söabrfcbeinlich  mürbe  roegen  ihrer  agrariiebeu 
iöcbcutung  21.  mit  Mbren  in  ben  föänben  abgebilbet 
unb  auch  Ä  t  e  f  i  a ,  b.  i.  Spenberin  ber  &abe,  genannt. 

SÖie  aJtpthuS  unb 
.QultuS,  fo  hat  aucb 
bie  lünftlerif che 
2)arftellung  ber 
©öttin  in  Sttben  ihre 
höchftc  3luSbilbung 
erhalten,  befonber* 
bureb  slJbibiaS,  ber 
fte  namentlich  aufter 
inbemtoloffalenGräi 
bilbe  auf  ber3llropo= 
Iis  (ber  fog.  31.sJko= 
machoS)  im  Parthe- 
non in  einem  5?olof= 
falbilbe  aus  ©olb 
unb  GIfenbein  als 
9litepboroS  bar« 
fteUte(f.gig.l:  Sta» 
tuette  ber  3(.  Garthe« 
noS,  1879  ju  2lthcn 
gefunben,  bie  allge* 
mein  für  bie  treuejte 
Äopie  beS  berühmten 

Originals  beS^hibiaS  gehalten  wirb;  vgl.  Schreiber, 
3l.sliarthenoS,2lbbanblunflenberflönigl.Sdcbfifcben 
©efellfcbaft  ber  ©ijfenfchaften,  8, 1883).  SDolleu  bie 
Äünftler  fte  als  fricblidje  ©öttin,  als  21.  Grgane 
ober  als  ägoraia  (jum  3?olte  iHebenbe)  bejeichnen, 
fo  merben  meift  bie  Attribute  beS  SchilbcS  ober 
Speers,  feltener  heibe  jugleicb,  meggelaffen.  9ttc» 
malS  erfebeint  31.  unbelletbet,  fonbern  immer  mit 
langem,  bis  auf  bie  ^ü&e  berahreichenbem  unb  ben 


gifl-  2. 


Digitized  by  Google 


8 


§Itf)cnagora$  —  8tfjertbl 


ganzen  M  ort  er  bebedenbem  ©emaub,  oft  audj  noeb 
mit  einem  flbermurf  betteibet  (f.  #ig.2 :  JUcKüfcfee 
5t.  au*  bem  auf  Jafel:  Oricdji f dje  Hunft  II, 
ftig.l,  abgebilbeten  äginetifeben  Sempelgiebel).  Tie 
formen  be*  Körper*  jeigen  mebr  Straft  al*  t»eib= 
her  c  ,xuLlc ;  ber  2lu*brud  bc*  ©efidjt*  ijt  ber  rubren 
(rrnfte*  unb  tiarer  Skrftänbigtcit ,  mepr  ftreng  unb 
r»ürbe»oll  al*  anmutig.  <l>pibia*  batte  ibr  nod)  ein 
mebr  runblidje*,  volleres  ©eficbt  gegeben,  unb  ipätcr 
ift  biefer  Jppu*  oft  nacbgcbilbct  morben.  Gin  an- 
berer  jppu*  jeigt  ein  länglicbe* ,  fdjmalc* ,  fdjarf* 
gefebnittene*  ©cftdjt,  fo  eine  Statue  im  £ou»rc  unb 
eine  SBüfte  in  ber  ©l»»totbet  in  5Jtünd?en.  —  33gl. 
23oigt,  Beiträge  jur  3Jt»tbologic  be*  3tre*  unb  ber  31. 
(2pj.  1881);  9tofd?cr,  Tie  ©runbbebeutung  ber  3t.  in 
«3iettar  unb  ?lmbrofia»  (ebb.  1883);  berf.,  im  «3lu*= 
fübrlidjen  fieriton  ber  grtcd>.  unb  röm.  si)t»tbologic», 
iöb.  1  (ebb.  1884  fg.);  Hermann,  Sltbenatppen  auf 
griceb.  2Rün$en  (mini}.  1900). 

H 1 1)  e  n  a  a.  0  r  a  9,  einer  ber  f  ofl.  3lpologetcn  (i.  3lpo= 
logie),  ftammte  au*  3ttbcn,  oerfafete  177  eine  an 
jDlarc  Sturcl  geriäMete  «Bittfcbrift  für  bic  Gbriften» 
unb  eineStbrift  «über  bie3luferftebung  ber  joten». 
3Jou  feinem i'eben  ift  nid?l ->  NJiäperc3  betanut.  Unter 
ben  Stpologcten  läfit  er  bie  fpecifiicb  cbriftl.  üebre 
am auffallenbften gurüdtreten.  3 eine  Sdjriftcn gab 
Otto  im  «Corpus  apologetarum»,  93b.  7  (3ena 
1857),  Sdjmarfc  in  ben  « Scrten  unb  Unterf uebungen 
jur  @efd>id?te  ber  altcpriftl.  Sittcratur»,  iöb.4  (^pj. 
1891)  berau*.  —  23gl.  ÜNärtet,  De  Athenagorae 
libro  apologetico  (Hönig*b.  1857);  fleim,  9tom 
unb  ba*  Gbriftcntum  (33erl.  1881). 

3Uhcn<iia  i  Sltbenaie),  f.  Sttbena. 

2ltbcnaion,  f.  3ttbenäum. 

tUbcnnioö,  f.  Sttbenäu*. 

3ltt)t'uaic<,  bpjant.Jlaiferin,  acb.um400n.6br.» 
erbiett  Don  ibrem  9iater,  bem  JHpetoriter  fieontio*, 
eine  üortrcfftidjc  Gtsiepung.  Um  nad)  beffen  £obe 
bie  faiferl.  iHc(bt*bUfc  im  Grbftreit  mit  ibren  93rü= 
bern  anzurufen,  begab  fie  fid)  um  420  nad)  fton= 
ftantinopet.  Stugufta  ^Julcpcria,  Scbroefter  bc*  Äai= 
fer*  Sbeobofiu*  IL,  melcbc  bie  «Rcgcntfdjaft  fübrtc, 
beftimmte  ftc  megen  ibrer  Sxbönbeit  unb  93ilbuug 
jur  ©cmablin  ihre«  93ruber*.  3t.  liefe  fid)  taufen 
unb  nabm  bie  tarnen  4Uia  Gubotia  an.  3iad?= 
bem  fie,  feit  421  mit  bem  fiaifer  »ermäblt,  biefem 
eine  Softer  Guboria  geboren  batte,  unternabm  fie 
(438)  eine  Sallfabrt  nad;  ^crufalem.  Später  mufete 
fte,  beim  Haifer  »erbäcbtigt,  Äonftantinopel  ber» 
laficn;  fie  jog  fid)  nacb  Serufalem  jurüd,  ba*  fie 
mit  bauten  jdjmüdte  unb  h>o  fie  460  ftarb.  3br 
epifdje*  ©ebidjt  jum  9tubm  ber  Siege  Sbeobo^ 
fiud'  II.  über  bie  Werfer  ift  oerloren  gegangen, 
ebenfo  ibre  metrifdjen  3Wetapbrafcn  be*  Dctateud?, 
beS  Daniel  unb  3adbariaö ;  nur  üon  ibrer  beroifÄen 
DiAtung  «gpprianu«  unb  3uftina»  bat  fid>  ein 
xMnivt»ti:rf erhalten, ba-:  SBanbini in ^torenj entbedte 
unb  berau^gab  (« Graccac  Ecclesiae  vetera  monu- 
menta»,  Söb.  1,  §lor.  1762).  $\)V  merben  aud)  bie 
«^onicrocentra«  (f.  b.)  sugefdjrieben.  «Eudoxiar 
Augustae  carminum  reliquiae»  gab  Submid)  beraum 
(KönigSb.  i.  ^ir.  1893).  —  SBgl.  SBieganb,  (Suboria 
OJBorm*  1870);  Submig,  (»ubolia,  ©attin  2bco: 
bofiu«' IL,  al«  2)icbtcrtn  (im  «Kbein.  2Rufeum», 
«b.  37, 1882);  ©regorociu«,  »tbenat*.  ©efd?id;te 
einer  bpjant.  Äaiferin  (3.  3tuR.,  ^pj.  1892). 

Athenäum  (SItbenaion),  eigentlid?  6eilig= 
tum  ber  ©öttin  Sttbene;  bann  eine  üon  Äaifer  6a= 
brian  um  135  n.  Gbr.  311  SÄom  erri*tete  Jtnftalt, 


morin  teil-  Uuterri(bt  in  ben  Aa-.f ern  ber  allge- 
meinen miffenfcbaftlicben  Silbung,  ben  fog.  artes 
liberales,  erteilt  mürbe,  teitä  Scbriftfteller  ibre 
Seife  öffentlid?  uortafen.  2tud)  in  ben  ^rouinjen, 
j.  in  Öpon  unb  9iime3,  mürben  öbnlicbe  3ltbc= 
näen  gegrünbet;  für  ben  Orient  ftiftete  Sbeobo-- 
fiuS  II.  um  424  ein  foldpedju  Stonftantinopel. 
neuerer  3eit  bat  man  ba*  2öort  al*  ^Rame  für  r>er- 
fdbiebenc  böbere  Unterricbtlanftalten  unb  miffen= 
fcbaftlicpe  Vereine  (befonber*  in  Italien),  fomie  diu 
2itct  für  3fitf(briften  (f.  ben  fotgenben  3trtitel)  ge» 
brauebt. 

Athenaeum,  engltjcbc,  in  Bonbon  erfebeinenbe 
3Docbenfd?rift  für  engt,  unb  audldnbifcbe  £ittera= 
tur,  SDifjenfdjaft  unb  Äunft,  1828  gegrünbet,  feit 
1830  »011  Gbarlcij  Söcntmortb  3)ilte  berau*gegeben, 
beffen  (Sütel  Sir  ©parle*  5)ilfe  feit  1869  »cfifcer 
ber  3eitf*rift  ift;  1853—69  rebigierte  fie  3Billiam 
.öcbtoortb  Siron.  heftiger  iRebactcur  ift  Tormann 
OTcßoU.  Ten  Vertrieb  bat  3obn  (£.  granci*.  — 
8m  ©efdntbte  ber  3eitf(prift  »gl.  ^ranci*,  John 
Francis,  publisher  of  the  A.  A  literarv  chroDicle 
of  half  a  Century  (2  58bc.,  ÜJonb.  1888).* 

tlt^cnäu^  (Sttbenaio*),  gried).  Slhetor  unD 
©rammatiter,  au*  'Jiautrati*  in  &gppten,  lebte  ju 
(Tnbc  be*  2.  unb  ju  3lnfang  be*  3.  $abrb.  n.  (Sbr.,  an= 
fang*  in  3tleranbria,  fpäter  in  SHom.  ^n  feinem  Sei  fc 
« Deipnosoph  istai'  (©aftmabl  ber  ©elebrten ;  1593ü- 
iter,  von  benen  ba*  erfte  unb  jmeite  unb  ber  3Infang 
be*  britten  nur  im  2tu*jugc  oorbanben)  merben  in  ber 
^orm  be*  Jifdjgefprädi*  ©egenftänbe  ber  altgried?. 
3itte,  be*  bäu*licpen  fieben*,  ber  Hunft  unb  ber 
Siiienfdjaft  bebanbelt.  Ter  ©aftgeber  ift  ber  $0!U 
tiferi'arcnfiu*,  29  bodjgebilbete  ©äfte  fmb  jugegen. 
Tie  Unmaffe  be*  befonber*  au*  antiten  Serien  er= 
cerpiertcu  Stoffe*  läfet  bie  gen^äblte  «yorm  »otlfom: 
men  in  ben  Jointergrunb  treten.  Tic  Sammlung 
criefct  bureb  ibre  (Sitate  jum  2eil  ben  93crluft  einer 
ÜJicngc  »on  Scbriftftcllcrn.  SJon  ber  midjtigen  3tu** 
gäbe  be*  Gafaubonu*  erfebienen  juerft  Zeit  unb 
libeiiehung(©enf  1597),  bann  berfiommentar(Spon 
1600),  cnblid?  alle*  jufammen  (ebb.  1612,  jule^t 
1664) ;  bann  ber  Kommentar  obne  übcrfetiung  (i?Pi. 
1796—1838);  einen  auf  neue  banbfcbriftlicbc  üßer= 
gleicbungen  begrünbeten  Jert  mit  ber  lat.tiberfehung 
entbält  bie  3Iu*gabc  »on  Scbmcigbäufer  (14  ^bc, 
Strafeb.  1801^-7).  ©ute  .v>anbau*gaben  baben  Tin» 
borf  (3  *bc.,  l'pj.  1827)  unb  ÜReincfe  («b.  1—3, 
ebb.  1858, 1859;  95b.  4,  «Analecta  critica»  ent= 
baltenb,  ebb.  1867;  neue  Bearbeitung  »on  Äaibcl, 
3  93be.,  ebb.  1887—90)  geliefert. 

Athene,  ßulengattung,  f.  6ulen  (^5gel). 

ttthene,  ©öttin,  f.  3ttbena. 

aithcuübüruof ,  grieeb.  Bilbbauer,  fdmf  mit 
3tgefanber  unb  ^olpboru*  bie  berübmte,  1506 
in  iHom  »ieber  aufgefunbene  ©ruppc  be*  üao- 
toon  (f.  b.). 

tltbenoborud,  ftoiicbcr  ^Jbilofopb,  au*  Jarfo* 
gebürtig,  Scbüler  be*  ^ofiboniu*  in  iHbobu*,  lebrte 
ju  3Ipollonia  in  (Spiru*.  6ier  borte  ibn  Cctauian 
unb  nabm  ibn  mit  fnb  nadb  'Korn  al*  ^rcunb  unb 
9tatgebcr.  Später  tcbrte  er  nad)  Jarfo*  jurüd  unb 
»erbeffertc  bie  ©efefee  feiner  9Jaterftabt.  9ion  feinen 
Scbriften  baben  fub  nur  ütet  unb  febr  geringe 
tyragmente  crbalten. 

attboi^,  Stabt  im  Gount»  (Harle  be*  norb- 
amerif.  Staate*  ©eorgia,  SiH  ber  3taat*uni»erfität, 
bat  (1890)  8639  Q.,  barunter  »iele  Sarbige. 

'iitticuriL  f.  SJinpl. 


Digitized  by  Google 


Ätfjer  (djemifö)  — 

♦iitbcr ,  djem.  ©efamtbezeicbnung  für  organifcbe 
2*erbinbungen ,  bie  als  Anbpbribe  her  Altobole 
(f.  b.)  aufzufafien  finb,  inbem  j.  3J.  jmei  SHtociol- 
rabitale  bureb  ein  Sauerftoffatom  ocrbunben  fmb. 
AIS  Söcifpicl  bicne  ber  gewöhnliche  ä.,  ber  bureb 
©afferauSrritt  aus  bem  iitbplall obol  nad?  folgen« 
ber  ©leicbung  entftebt: 

C,HB0H+(^H50H=C,H50C,H4+Hs0. 
Die  einfachen  $1.  entbalten  zwei  gleiche  2(Itobol= 
rabifale,  bie  gemifcbtenSl.  itoei  oerfcbiebene  Alto« 
bolrabitale,  wie  j.93.  ber  9JeetbpldtbpIätber,  CH,  0- , 
C,HB.  DarfteüungSmetboben  für  ü.  fmb  bie  fol« 
genben.  9Jtan  lä&t  Altplbaloibe  auf  SRatriumatto« 
bolate  einWirten: 

C,  H6  •  Cl  +  CH,  •  ONa= C,  H.  ■  0  ■  CH, + NaCl. 
Ober  man  erwärmt  bie  Altobole  mit  tonjentrierter 
Scbwefeliäure,  wobei  ficb  zunäcbft  $itbericbwefel« 
fäuren  bilben  (f.  ätber,  oeroöbnlid?er). 

Die  $1.  fmb  meift  neutrale,  flüchtige,  in  SBaffer 
nabeju  unlösliche  (jlüf  figteitcn.  DaS  niebrigfte  ©lieb, 
ber  SNetbplätber,  CH,OCH,,  ift  ein  ©aS;  bie 
böcbften  ©lieber,  wie  ber  Getplätber,  fmb  feft.  Die 
Siebepuntte  ber  il.  ließen  ftetS  oiel  niebriger  als 
bie  ber  Altobole  oon  gleichem  Hoblenftoffgcbalte. 
,\n  i+'ciu.  ^Beziehung  fmb  bie  $1.  febr  inbiffercnt  unb 
wenig  ju  Umfefcungen  geneigt.  Auch,  bie  Phenole 
oermögen  $i.  ju  bilben. 

Sion  bieien  iL  mufe  man  bie  fog.  jufammen« 
gefeilten  iL  untertreiben,  bie  ein  ülfoboh  unb 
teäurerabital  entbalten  unb  melcbe  beifer  als 
öfter  (f.  b.)  bezeichnet  werben.  SJon  biefen  Gftern 
werben  in  ber  ^barmacie  ber  Gfngätber,  Salpeter: 
ätber  u.  f.  w.  oerwenbet.  in  ber  tepirituofenfabri* 
tation  benufet  man  oerfcbiebene  Gfter  als  Arrat« 
eifenj,  iHumeffenz,  in  ber  3uderbäderei  als»  Ananas«, 
Apfel«,  SBirn«,  Grbbeer«  unb  anbere  Gfienjcn. 

'iUbcr,  gewöhnlicher, «tbplätber,  Sitbpl« 
orpb,  Scbwefelätber,  6<bwcf clnapbtha, 
CtHlpO=(CiH&)10,  entftebt,  inbem  tonjentriertc 
Scbwefelfäure  bei  einer  Temperatur  oon  130— 
140°  C.  auf  ftarfen  fltbplallobol  wirft,  Der  bei  ber 
3itberoerbinbung  ftattfinbenbe  Vorgang  zerfällt  in 
ZWti  Abteilungen.  Schon  bei  geiröbnlicber  Tempera- 
tur treten  auS  1  ittolefül  ?(ttoboI  unb  1  OToletül 
Scbwefelfäure  bie  Glcmente  oon  1  9Jcoletül  ©affer 
auS,  es  entftebt  ber  faure  tftbplätber  ber  Schwefel« 
fäure,  Sitberidjwefelfäure  ober  Atbplfcbwe« 
f  elfäure  nad)  ber  ©leicbung: 

C,  H4  •  OH  +  H,S04 = C,  H6  0  •  S03  H  +  H,  0. 
©irtt  bann  bei  130—140°  C.  auf  bie  ätberfcbwefel« 
faure  ein  zweites  ÜJloletül  Alfobol,  fo  vereinigt  fidt> 
bie  in  ber  wtberfcbroefelfäure  enthaltene  Atomgruppe 
C,H40  mit  bem  tttbpl,  C,H4,  beS  SlltobolS  ju  $L, 
wäbrenb  mieber  Scbwefeliäure  entftebt: 

C,H4.0S0,H  +  C,H40H= 

C,H40C,H4+H,S04. 
Safet  man  beibe  Serfefcungeftabien  in  eine  ©leicbung 
jufammeii,  fo  erbalt  man: 

2C,H»-OH+H1S04~ 

C,H60- 0,^  +  11,0  +  11,804. 
^trraud  erbe  Ii  t  aber,  bafe  ein  unb  biefelbe  3Jtenge 
von  Scbwefelfäure  im  ftanbe  ift,  unbegrenzt  große 
SDiengen  oon  Allobol  inä.  ju  »erwanbeln,  wenn  man 
;u  ber  in  einer  23eftillierblafe  befinblidjen  64ure 
tauemb  SBeingeift  binuifUelen  lafu  unb  ba£  ®t- 
menge  babei  ftetä  auf  ber  $UberbUbung$temperatur 
(etwa  130°)  erbfilt.  Dabei  foüten  als  MeaftionS* 
probulte  nur  M.  unb  SBafier  gebilbet  werben,  ©ei 
ber  Ausführung  geftaltet  fxd?  aber  ber  «lirojefe  etwa* 


Ätl)cr  (geiuöfjnridjer)  9 

abwetebenb,  infofern  ein  Teil  be§  SBafferS  bureb  bie 
grofee  fepgroffopicitdt  ber  Sdjwefelffiure  bei  biefer 
jurücfgebalten wirb,  wobureb  icMiei'Uicb  cin^ertütr 
nungdgrab  eintritt,  bei  bem  Säure  unb  AKobol 
nur  no(b  mangelbaft  aufeinanber  reagieren;  ©er-- 
fuebt  man  bureb  eine  Steigerung  ber  Temperatur 
bie  Scbwefelfdure  oon  bem  aufgenommenen  ÜBaffcr 
ju  befreien,  fo  tritt  ber  übclftanb  ein,  ba^  bie 
Säure  bei  ber  baju  erforberlicben  Temperatur  jer- 
ftörenb  unter  Abreibung  oon  Koble  auf  ben  Al- 
f obol  wirft,  wobei  bann  bie  Äoble  wieber  3erfet»ung 
ber  Sdjroefelfäure  ju  fcbn?cfliger  Säure  beroorruft. 

Der  robe  iL  enthält  noch  Üöaffer  unb  Alfobol 
gelöst  unb  ift  meift  bureb  febwefüge  Säure  oerun- 
reimgt.  Um  ihn  bieroon  ju  befreien,  oerfefet  man 
ihn  junäcbft  in  geräumigen  ftarfen  ^lafcben  mit 
feinem  gleichen  Volumen  Saffer,  bem  etwas  Malt 
milch  zugefügt  tft,  unb  fcbüttelt  fräftig  um,  wobei 
baS  5öaffer  ben  Alfobol  aufnimmt  unb  ber  fialt 
bie  fcbmeflige  Säure  binbet.  Den  auf  bem  3Baffer 
febwimmenben  $1.  jiebt  man  mittels  eines  öebers 
ab  unb  redimiert  ihn  bureb  Deftillation  über  (J  Mcv- 
calcium.  fiebere  Operation  ift  wegen  ihrer  ^euer- 
gefäbrlichfeit  mit  äufeerfter  Sorgfalt  auszuführen. 
Die  Erwärmung  beS  DeftillationSapparatS  ift  nur 
bureb  warmes  2öaffer  ju  bewirlen ,  burd)  ben  Äon= 
benfator  ift  ein  ftarter  Strom  oon  mßglichft  faltem 
SBaffer  ju  führen.  Der  fo  gewonnene  2i.  ift  für  bie 
meiften  pbarmaceutifeben  üBerwenbungen  genügenb 
rein,  obgleich  er  noch  Spuren  oon  Albebpb,  ©affer 
unb  Alfobol  enthält.  3öiU  man  ihm  letztere  ent- 
ziehen, wie  eS  für  einzelne  ehem.  3wede  erf orberliefa 
ift,  fo  bringt  man  ben  $t.  mit  ju  feinen  Scheiben 
jerfebnittenem  ^atriummetall  jufammen;  lefttereS 
wirb  babei  bureb  baSSöaffer  in  Ütotriumorpbbpbrat, 
bureb  ben  Alfobol  in  9iatriumalf obolat  oenoanbelt, 
beibeS  unter  ftreiwerben  oon  Saffcrftoff .  Die  ffiaf» 
ferftoffentwieflung  bauert  meift  tagelang,  nach  ihrer 
©eenbigung  beftilliert  man  ben  iL  in  gläsernen 
Apparaten.  3n  bem  bei  ber  erften  Deftillation  er= 
baltenen  SDafjer  fowie  im  ©afebwaficr  beS  rohen  Ü. 
ift  noch  oiel  iL  gelbft.  Um  biefen  ju  gewinnen,  be= 
ftilliert  man  bie  gefammelten  SBaffer,  ruobet  ;u  An- 
fang reiner  $1.,  bann  altobolbalttaer  .  unl>  enblicb 
wäneriger  Altohol  übergebt,  bie  für  fteh  zu  gute 
gemacht  werben. 

Der  $1.  ift  eine  farblofe,  neutral  reagierenbe 
^lüfftgleit  oon  eigentümlich  erfrifebenbem  unb  be= 
lebenbem  ©erueh,bercn  Dampf  beim  Einatmen  ©e= 
wufetlofigfeit  beroorruft  (f.  Anäfthefieren);  erfiebet 
bei  34,9°  C,  oerbunftet  rafeb  an  ber  2uft  ohne  JHüef • 
ftanb,  fein  fpec.  ©ewieht  bei  6,9°  C.  ift  0,7289;  ber 
pbarmaceutifcb  oerwenbete,  offizinelle^i.f  oll  baS  fpec. 
©ewieht  0,720  bei  15°  haben  unb  auf  beftem  filtrier; 
papier  rafeh  oerbunften,  ohne  einen  ©erueh  Z"  hinter« 
laffen;  fein  Dampf  ift  ungemein  leicht  entjünblicb, 
mit  2uft  gemifcht  erplobiert  er  gemaltfam,  alle  Ar= 
beiten  mit  tf.  müffen  baher  mit  grb|ter  ätarfubt 
unb  in  beträchtlicher  Gntfernung  oon  jeber  flamme 
auSgefübrt  werben.  «.  löft  ficb  m  14  Teilen  2Baff er 
unb  nimmt  felbft  x/s«  feines  ©ewidjtS  Saffer  auf; 
ift  mit  Altohol,  £>olzgä|t,  Aceton,  Chloroform  in 
jebem  93erbdltniS  mischbar ;  löft  alle  tfettc.  öle, 
.\uu;c,  dtberifchen  tle,  oiele  Altaloibc,  §ob,  Srom, 
^boSpbor,  roenig  Schrcefel,  ferner  geroiffe  OTetaU' 
falze,  namentlich  bie  Gbloribe,  IBromibe,  ^obibe 
oon  Ouedfilber,  ©olb,  Kupfer,  Gifen,  Aluminium, 
Silicium,  mit  benen  er  nun  Teil  ehem.  Serbinbun« 
gen  eingebt.  Der  fl.  nnbet  SBerwenbung  in  ber 


10 


&6er  (m^ologifö)  -  t^erif*  Öle 


Jedjnii,  namentlid?  al*  2öfung*mittel  für  SMaloibe ; 
in  -'(.  gelöfte  Sdjie&baumwolle  ift  ba*  Kollobium. 

ber  ÜJlebijin  wirb  ber  ü.  al*  Betäubungsmittel 
(f.  »näftb  eueren ) ,  früber  aud)  jur  änäftbefterung 
einjelner  Körperteile,  ferner  al«  fteijmittel  (inner: 
lieb  unb  in  Katar.)  vermenbet,  jtebt  aber  in  letzterer 
Skjiebung  bem  Kampfer  nad?.  $b<* rmaccutifd?  wirb 
fomobl  ber  reine  8.,  al*  Aether  unb  Aether  pro 
narcosi  (9cartofedtber,  ein  ü.  von  ber  größten 
ju  erjielenben  SRembeit,  ber  aber  unter  ßinwirlung 
von  2uft  unb  iMd?t  bem  gewöbnlid?cn  i\.  mit  ber 
3eit  faft  glcid?  wirb)  wie  bie  üJlifcbung  mit  »Itobol 
(Sitberwetngcift,  öoffmann«  Tropfen,  j.b.)  venven* 
bet.  Stud?  als*  93eraufd?ung«mittel  wirb  ber  St.  ge* 
uüßbraud?t. 

•ütber  (mutbolog.),  f.  Jlitber. 

4t  t  her,  2id?tätper,  nacb allgemeiner  Hnnabme 
ber  neuern  'übpfil  ein  äufterft  feiner  unb  böcbft 
claftifdjer  Stoff  ,  ber  nid?t  nur  im  ganjen  Welt- 
räume verbreitet  ift,  fonbern  aud?  bie  3wifd?en= 
rdume  auffüllt,  burd?  weld?e  bie  tleinften  icücben 
ber  Körper  voneinanber  getrennt  finb.  Der  ä.  ift 
ba*  ÜJUttel,  burd?  ba*  ftd?  bie  2id?h  unb  2Bärme= 
ftrablen  fortpflanzen.  311«  fold?e*  muffen  ihn,  ba 
berfelbe  Querfdjmingungen  fortleitct  (f.  Sid?t),  ge= 
wiffe  Gigenfcbaften  eine*  ftarren  Körper«  juge= 
iebrieben  werben ,  wäbrenb  er  anbererfeit*  wieber 
öigenfdjaften  einer  ftlüfftgfeit  jeigen  foll.  3m  $1- 
pflanzen  ftd?  aud?  bie  ele(trif(ben  unb  magnetifepen 
,-}uftänbc  fort ,  bie  m  ben  Vorgängen  be«  Siebt«  in 
enafter  Öejiebung  jteben  (f.  (nettrooptit).  früber 
galt  ber  il  al«  fog.  ^mponberabile,  b.  b-  al*  ein  ge= 
mid?t«lofer  Stoff.  s?lu*  ber  Energie  ber  2id?twellen 
bat  man  gefunben,  baß  ber  $i.  et  um  15  triUionenmal 
leid?ter  ift  als  atmofpbärifd?e  2uft.  —  SJgl.  Sarmor, 
Aether  and  matter  (Conb.  1900). 

Aether,  4i  t  b  e  r.  Dffijinell  finb  außer  bem  A.: 
A.  aceticus,effigfitber;  A.  bromatusjltbplbromib; 
A.  pro  narcosi,  Wartofeätber. 

'itthcrtoii,  f.  $b.  17. 

ttrfycrifcbe  Cle,  eine  5Rcibe  ftarl  rieebenber, 
flüchtiger,  bei  gemöbnlid?er  Temperatur  meift 
flüifigcr  organifeper  Subftanjen,  bie  ftd?  größ: 
tenteil«  im  ^Jflanjenreid?  fertig  gebilbet  vorfmben 
unb  twar  bauptfädbücb  in  ben  Blüten,  Samen  unb 
$rud?tfcbalen  ber  ftarl  rieebenben  ^flanjen.  Sie 
ftnb  meift  febr  leid?t  beweglid?  im  ©egenfaß  ju  ben 
fetten  Clen,  mit  2Baffer  wenig,  mit  Slllobol  unb 
■in  Ut  leiebt  mifebbar,  brennen  lebbaft  mit  rufjenber 
glammc  unb  finb  djemifd?  jicmlid?  inbifferent. 

Die  IL  C.  feblen  faft  in  leiner  vUflanje ,  lommen 
ieboeb  nur  in  einer  befd?rdnftcn  Slnjabl  in  großen 
Mengen  vor.  Gntmeber  finben  fte  ficb  im  3*Ufaft 
gelöft  ober  in  befonbern  {Jetten  unb  ©efäfcen,  ben 
Clbrüfen  unb  Clgängen,  aufgefpeiebert.  3Rand?e 
$1.  D.  erhalt  man  burd?  ^ermentmirlung ,  Im  tun  r- 
tung  von  Sduren  ober  trodne  Deftillation  au« 
anbern  ^flanjenprobitlten,  wie  ba*  Sittermanbelöl. 
iDtebrere  ber  bierber  gebörenben  Subftanjen  bat 
mau  aueb  auf  lünftlicbem  3Bege  erbalten.  Die  Dar: 
ftellunp  ber «.  ö.  gefdjiebt  entnieber  au*  frifebert, 
febr  vtelfacb  aber  aud?  au*  getrodneten  ^flanjen. 
3m  erftern  Jolle  ift  fte  an  ben  Crt  be*  s2öad>*tum* 
ber  ^flangen  gebunben,  roo  bann  bdufig  ui  biefem 
3med  SDlaffenlulturen  biefer  "JJflanjen  au«gefübrt 
merben,  roenn  fte  ntd?t  burcp  Ilimatifcbe  33erbdltniffe 
reicblid?  »ilb  roadjfen;  im  anbern  Salle  nrirb  bie  21b- 
febeibung  ber  £  lo  in  eigenen  Gabrilen  vorgenom: 
men,  in  benen  bie  au*  allen  Älnbern  jufammenge-' 


brachten  ^flanjenteile  perarbeitet  ttxrbcn.  2Jei  ber 
^erftellung  lommen  folgenbe  SJtetboben  in  xfV  trad?t: 
1)  2lu*prcffen  ber  friidjen  ^flanjcnteile.  3n  ben 
äußern  Sdjidjten  ber  SAalen  ber  Drangen,  (Sitro-- 
nen  unb  anberer  Jrüdjte  finbet  ficb  ba*  £)1  in  grofien 
Drüfen;  biefe  -u'intte  werben  auf  einer  %rt  9leib= 
eifen  abgerafpelt .  au*  ber  jo  erbaltenen  9)laffe 
flicht  bureb  ba«  treffen  ba«  Cl  mit  bem  Safte  ab 
unb  mirb  von  lefeterm  auf  meefcan.  SBege  getrennt. 

2)  Deftillation  ber  frifebert  ^Sflanjenteile ,  ange« 
manbt  j.  bei  ber  ©eroinnung  be«  Äofenöl«.  Die 
frifebert  SMüten  ober  fonftigen  slJflanjenteile  »erben 
mit  Söaffer  fo  lange  beftilliert,  al«  ba«  übergebenbe 
nodj  ried?t.  nad)  bem  ©cbalt  ber  ^flanjen  fd?eibet 
ficb  au«  bem  Deftillat  mebr  ober  roeniger  Cl  ab, 
ober  e«  bleibt  aud?  alle«  gclöft;  nad?  Slbfipeibung 
be«  Cl«  unterwirft  mau  ba«  tooblriedjenbe  ÜDafier 
einer  jtoeiten  Deftillation,  wobei  ba«  barin  nod? 
entbaltene  Cl  mit  ben  erften  Anteilen  ber  Söaffer* 
bämpfe  übergebt.  ÜRan  erbält  fo  wieber  einen  Sin* 
teil  Cl  nebft  woblriedienbem  SGBaffer,  le&tcre«  wirb 
wieber  ber  glctcben  Siebanblung  unterworfen  u.  f.  w. 

3)  Deftillatton  trodner  ^Ufjanjenteile.  Die  auf  biefe 
Seife  ju  Perarbeitenben  (öub|tanjen,  Samen,  Ärdu= 
ter,  §olj,  ©urjeln,  werben  junä(bft  burd?  3crguet- 
feben,  3etf<bneibcn,  Slafpeln,  Labien  auf  geeignete 
Söeife  vorbereitet  unb  bann  entweber  unter  .: Un'ai; 
von  Söaffer  ober  obne  SBaff er  in  DeftÜlation«appa= 
raten  burd?  birelt  einftrömenben  Dampf  erbißt,  wo= 
bei  bie  CIc  mit  ben  iBafferbämpfen  ftd?  verflücb: 
tigen  unb  mit  biefen  gemeinfam  verbietet  werben. 
9la*bcm  ba«  Cl  vom  ©äff  er  mittel«  ber  Florentiner 
ftlafcbc  (f.  b.)  getrennt  ift,  wirb  ba*  nod?  mit  Cl 
geffittigte  Söafjer  entweber  fofort  in  ben  Deftilla= 
tion*apparat  turüdgeleitet  ober  in  einem  befonbern 
Slpparat  ber  dteltifilation,  wie  bei  ber  Deftillation 
frifd?er  ^flanjenteile,  unterworfen.  4)  ertraltion. 
Die  trodnen  ^flatiu-uteilc  werben  mit  püd?tigen 
i?öfung*mitteln,  wie  iitber,^etroleumdtber,  Scbrcc^ 
feltoblenftoff,  au*gejogen,  ba*  Grtratt  in  Dcftillier= 
apparaten  gelinbe  erwdrmt,  wobei  ba*  Söfung«: 
mittel  verbunftet,  wäbrenb  ba*  dtberifd?e  Cl,  ge^ 
mengt  mit  gett,  «oarj  u.  a.  jurüdbleibt  unb  burd? 
Deftillation  mit  UÜaffer  gereinigt  wirb. 

ÜJland)e  ^flanjenbüfte  ftnb  fo  fubtiler  SBefdjaffen* 
beit,  baß  fte  ftd?  nur  firieren  laffen,  inbem  man  fic 
auf  einen  anbern  Körper,  ber  fte  feftjubaltcn  ver- 
mag, überträgt,  öierju  eignet  ftd?  nid?t*  fo  gut 
wie  volUommen  frifd?e*,  gut  geläuterte*  jvett,  ba* 
man  fd?meljt  unb  bei  möglid?|t  niebriger  $empera= 
tur  mit  ben  Uflanjenteilen  maceriert.  Da*  fo  mit 
3Boblgerud?  belabene  Adt  bient  entweber  jur  >>ov 
ftcllung  von  ^omaben,  ober  e*  wirb  mit  feinem 
Slllobol  gefcbüttelt,  an  ben  e*  ba«  9tied?enbe  ab-- 
giebt.  Gtnjelne  9üed?ftoffe  wiberfteben  biefer  SBc* 
panblung;  fte  laffen  ftd?  aber  auf  lalte*  ^ett  über< 
tragen,  inbem  man  bie  Blüten  jmifd>en  mit  weid?em 
3ett  beftriebene  ©la*tafeln  legt ,  wobei  ber  ©erud? 
vom  <jctt  aufgenommen  wirb.  (S.  @nfleurage.) 

Die  meiften  fl.  C.  ftnb  bei  gewöbnlid?er  Jem= 
peratur  flüfftg,  manebe  fdjeiben  aber  bei  niebriger 
Temperatur  fefte  lroftallinifd>e  Subftanjen  au*, 
bie  man  nad?  üoerjeltu*  al*  Stearoptene  (aud? 
Kampfer)  bejeid?net,  wäbrenb  ber  flüfftge  Teil 
@läopten  genannt  wirb.  >i  reinen  3uftanbc 
ftnb  bie  ^1.  C.  meift  farblo«,  mand?e  aber  gelb  bi* 
braun,  feiten  grün  ober  blau  gefärbt.  Sieben  einem 
ftarten,  oft  ich  angenebmen  ©erud?  befttien  fte 
einen  brennenben,  fd?arfen  ®efd?mad.  Sie  ftnb  ju< 


Sitfjerifteren  ■ 

meift  Uid&ter  al*  Baffer,  löfen  gelte  unb  £arje 
auf,  fieben  bei  einet  Temperatut  von  über  100  , 
verflüchtigen  fid;  aber  fcpon  bei  gewöhnlicher  2em- 
peratur  jiemlidb  fcbnell  unb  erjeugen  baber  auf  ya* 
pier  unb  Tucbftoffen  leinen  blcibenben  ölfled. 

Sie  41.  D.  bilben  feine  abgefdjloffene  cbem.  ©ruppe. 
Sebr  viele  gehören  jroar  ju  ben  Terpenen  (f.  b.), 
roie  ba»  Terpentinöl,  (Sitronenöl  u.  f.ro.,  Koblenz 
roajferftoffen  von  ber  3ufamwenfeöung  C,0H19; 
anbere  aber  enthalten  fauerftoffbaltige  iJerbinbun* 
gen,  j.$.3llbehbbe,  mie3immctöl;Kctone,  wie9iau= 
tenöl ;  (*fter,  wie  Söintergrünöl ;  aueb  StHobole  unb 
s£benole.  SJon  einem  gleichartigen  cbem.  ober  pbofil. 
Verhalten  lann  be»balb  leine  Ölebe  fein,  von  ibren 
nähern  Gigenfdjaften  wirb  baber  bei  ben  einjelnen 
Clcn  in  befonbern  llrtileln  ger/anbclt. 

Hn  ber  ruft  abforbieren  bie  meiften  41.  C.  Saucr^ 
ftoff,  wobei  bie  nicht  jur  Klaffe  ber  Terpene  gehören^ 
ben  fiep  in  nicbtflüdjtigc  hastige  ^robulte  ver= 
roanbeln.  Sie  Slnroenbung  ber  41.  C.  ift  eine  febr 
mannigfaltige.  Siorjug»roeife  benutjt  man  fie  in  ber 
^arfümerie  jur  Sarftellung  rooblriecpenber  Seifen, 
£Ie,  ^omaben,  efprit«,  Säffer  u.  bgl.;  ferner  ju 
l'iqueuren  (Kümmel,  Slni»  u.  f.  ro.),  jum  jffiürjen 
von  Speifen;  aueb  al»  Heilmittel  werben  einige  be= 
nufct,  unb  bie  billigen  bienen  als  i'öfung^mittel  für 
yarje  jur  §irni»bereitung.  infolge  ibre»  oft  hoben 
greife»  fmb  Diele  41.  C.  S?erfdlf<bungen  ausgefegt, 
unb  roobl  auf  leinem  ©ebiete  ber  cbem.  ^nbuftrie 
wirb  biefe  <jdlfcbung  fo  offentunbig,  fo  fvftematifcb 
betrieben  nne  auf  biefem,  ba  bie  cbem.  3lnalofe  nur 
febr  unvolllommene  Littel  jur  Unterfcbeibung  unb 
Ijrtennung  ber  echten  41.  £.  barbietet,  ©emiffe  3«s 
fä&e,  roie  fette  Cle,  Slllob,  ol,  Sblorof orm,  fmb  aUer- 
bing*  leicht  nacbjuweifen ,  häufiger  jebodj  ift  bie 
,5dl  i  dun  ia  mit  anbern  rooblfeilen  4i.  C.  (Terpentinöl, 
liitronenöl,  3ttwerfamcnöl) ,  bie  fid>  oft  nur  febroer 
finben  lajfen.  sBertvolle  SJletboben  für  bie  Prüfung 
ftnben  ficb  in  ben  Söericbt eu  von  Schimmel  &  (So.  in 
Veipjjg.  öauptorte  für  bie  ©eminnung  4t.  £.  fmb 
©raiie,  iDleffina,  sJieggio,Gatania,^alermo,  Seipjig. 
Seutfcblanb*  einfuhr  betrug  1896:  319900  kg 
(SBert  6  SRiU.  SR.),  bie  2luefubr:  272600  kg 
<3,4  SRill.  3R.).  —  2Jgl.  SJornemann,  Sie  Cle  be* 
s#flanjen=  unb  Tierreich*  (2  Tie.,  5.  Hufl.,  Seim. 
1889—91);  ©ilbemeifter  unb  Soffmann,  Sie  41.  ß. 
«erl.  1899);  3l*linfon,  Sie  ^abrilation  ber  41.  0. 
(3.  Hüft,  Sien  1900). 

fctpcrtftcrcn,  4itbcr  al*  anäftbetifebe*  Littel 
anroenben. 

Slirjcrmätt  (grdj.)  nennt  man  Körber,  welche  bie 
Södrmeftrablen  niebt  binburcblaffen ,  im  ©egenfah 
ju  biatperman  (f.  b.). 

'ütfjcrnarf o}c,  f.  Hndftbefieren. 

^tr^erönt  (grd>.),  @rü^beutel  ober  @rü^ 
bretgef djroulft,  eine  bafelnu^  bid  bübnereü 
grofte  gutartige  ©efcbroulft  im  Unterb^autjellgeroebe, 
bie  burdb  »nfammlung  bed  Talgbrüfenfelretd 
nacb  vorausgegangener  $er[topfung  beS  :Hu-:füb= 
rung&ganged  entftebt  unb  einen  breiigen,  bauiu- 
fdcblicb  au*  getttropfen,  (jel'rrpftaUen  unb  (^piber: 
miSjellen  befteb,enben  ^nbalt  beüHt.  25a«  K,  finbet 
ficb,  vereinjelt  ober  jablreid)  am  Kopfe,  befonberS 
am  bebaarten  Teile  beSfelben,  im  ©efiebt  unb 
5iadrn,  feltencr  am  Stamme,  maebt  nur  bann  SBe- 
icbroeTben,  roenn  ti  fid)  entjünbet,  unb  roirb  am 
i»edmd|igften  mit  bem  2Reffer  erftirpiert.  SBirb 
nur  ber  3"b<ilt  entleert,  fo  füllt  ficb,  ber  Sacf  ge* 
roöbnlid?  balb  roieber  mit  Aettmanen  an. 


—  #tl)iopien  11 

*n t h c r o m a tö fc r  $ro&eft  ober  atberomatöfc 
ßntjünbung  ber 3lrterien,  f.Slrterienentjünbung. 
•ittficrtditucfclfäurc,  f.4itber  (gcroöbnlidier). 
sil t h er to n  (fpr.  ätbWn),  Stabt  in  ber  engl,  ©raf* 
fdjaft  fiancafter,  21  km  im  313B.  von  Wandjci'ter,  bat 
(1891)  28724,  al$  Stabtbejirl  ( Urban  =  Sanitär«» 
Xnftrict)  15833  C,  Gifcnroerte,  Kohlengruben,  Sei' 
ben-  unb  Saumroollrocberei. 
Atherüra,  f.  Stacbclfcbroeine. 
'iitbctJucingci it,  f.  ^offmannS  Tropfen. 
AtheaiB,  ber  tat.  %J!ame  ber  6tfd)  (f.  b.). 
■Jütjctofc  (vom  griedj.  ithetos,  obne  fefte  Stel» 
lung),  eine  eigentümlidie,  juerft  von  ^ammonb  be« 
febriebene  Krampfform,  roelcbe  ficb  bauptfdcblicb 
hmbgiebt  burd)  unabldffige,  oft  aud?  im  Scblafe 
anbauernbe  Krampfberoegungen  ber  jmger  unb 
3eben  unb  burdj  bie  Unmöglicbfeit  be«  Kranlen, 
biefe  Teile  in  irgenbroeldjer  Stellung  ru^ig  ju  bal« 
ten.  SefonberS  cbaralteriftifd)  pflegen  bie  »e« 
roegungen  in  ber  iuuib  unb  ben  Jingern  ju  fein; 
bier  ficbt  man  geroöbnlicb  ein  unterbrochene«  ^cu-- 
gen,  Streden,  Spreijen,  T5urd)=  unb  Übereinanber« 
bewegen  ber  einjelnen  Ringer,  roelcpe  babureb  oft 
bie  feltfamftcn  Stellungen  einuebmen.  Tic  31.  ift 
entroeber  ein  felbftdnbige«  9tervenlciben  ober  fie 
tritt  im  2lnfcblufj  an  Gpilepfie,  .Oimfdjlagfluft, 
©eifteatrantbeit  Ii,  bgl.  auf.  Sa*  Abel  ift  meift  febr 
bartnädig ;  bie  Sachau rluua  beftebt  in  ber  Slnroen* 
bung  von  Sromtalium,  (|b;loral^pbrat  unb  be« 
tonftanten  eleftrifdjen  Strom».  —  Sßl.  Oulmont, 
Etüde  cliniqne  sur  TAthetose  (^ar.  1878). 
•ütljiii,  f.  Slcetplen. 

'iitbiopia,  offizieller  9came  Hbeffmien«. 
Äthiopien  (grieeb.  Aithiopia,  in  ber  9ibel  K  u  i  d> 
genannt),  alte  geogr.  58ejei*nung,  unter  ber  man 
in  roeiterm,  gdnjlicb  unbeftimmtem  Sinne  alle* 
baSjemge  Süblanb  verftanb,  ba«  man  von  bem 
ilolle  ber  4itb.iopier  beroobnt  baebte,  im  engem 
Sinne  (Aethiopia  supra  Acgyptum)  aber  ba*  füb* 
lieb,  von  s^bilä  am  9Jil  aufwärts  gelegene,  im  C. 
vom  Ülrabifcben  ilteerbuieu  begrenjte,  im  SO.  bi* 
jum  Slrabifcbeu  3Reer  reiebenbe  i'anb,  alfo  etroa 
jlubien,  Hbeffinien,  %oal-  unb  Somallanb. 

Sen  tarnen  41.  übertrugen  fvecicll  bie  djtiftl. 
3lbeffmier  auf  ihr  9lcid),  ba»  fonft  nacb  ber  .f»aupt» 
ftabt  21mm  aueb  Hrumitif cbe«  9lei(b  genannt 
rourbe.  Seine  entftebung  unb  ältefte  ©efdjidbte  ift 
in  Tuntel  gebüllt.  Sie  einbeimifdjen  9lad)iicbten 
haben  leinen  Sdrfprurfj  auf  gefdndjtlicbe  SSabrbeit. 
Sie  Inüpfen  ben  Stammbaum  be*  arumitifchen 
König«gef (blecht*  an  ben  i*rael.  König  Salomo  an, 
inbem  fie  bie  arumitifdje  Königin  ilfealeba  (al* 
Königin  von  Saba,  1  Kön.  10)  311  Salomo  reifen 
unb  biefem  einen  Sohn,  Gbna  ftafim  (aud)  ÜJteni- 
lebcl  genannt),  ben  Hbnberrn  ber  arumitifeben 
Könige,  gebdren  laffen.  Cinc  fiifte  von  über  20  Kö; 
nigen  füprt  von  ba  an  ba*  ©efchlecbt  herunter  bi* 
aur  König  ^jen,  ber  jur  3cit  Gbrifti  geherrfcht 
haben  toll;  eine  roeitere^ifte  von  balb  31,  balb  10, 
halb  14  Flamen  führt  bi*  auf  bie  58rübcr= Könige 
(Sla--2lbreba  unb  H^beba,  unter  beren  ^Regierung 
3lbba=Saläma  (Ammentiu»)  ba»  ßbriftentum  ge= 
bracht  hob«"  foll,  unb  bie  nacb,  einigen  3lmm 
bauten,  ^ür  bie  3eit  von  Slbreba  unb  Vlhbeba  an 
fmb  roieber  verfebiebene,  nur  in  einjelnen  9tamen 
jufammenftimmenbe  lange  Ciften  von  Königen  in 
Umlauf,  roelcbe  bi*  auf  bie  3agu*bönaftie,  etroa  im 
10. 3abrb.,  reidjen.  ©laubroürbiger  al»  biefe  filtern 
Giften  fmb  bie  freilid)  fpfirlidpen  au*rofirtigen  ^Jiacb« 


12 


Äthiopien 


richten  (namentlich  im  «Periplus  maris  Erythraei»), 
fowie  bie  burch  ÜJlünjen  unb  mehrere  ^nfcbriften 
gegebenen  3lnhalt*puntte.  Sa*  9leid>  ftanb  in  ben 
erften  Sabrbunberten  unferer  3ettre<fenuna  unter 
ben  (Sinflüffcn  ber  griecb.  Kultur,  wie  aud)  bie  älte- 
ften  £anbe*münjen  gried).  Segenben  traben,  ^rüb 
hatten  bie  Mönioe  bereit*  aucb  in  Sübarabien  feften 
£ufs  gcfafjt.  Sie  C  berbeTrfcbaf t  über  Sübmeft- 
arabien  mürbe,  mehr  ober  weniger  beftritten,  bis 
um  bie  ÜRitte  bc*  G.  3abrb.  aufrecht  ergalten. 

Sa*  (shnftentum  fanb  feit  ÜRitte  be*  4.  Safytb. 
im  Weiche  (Eingang,  gröfiere  #ortf  chatte  machte  es 
aber  crft  in  ber  jweiten  Jödlfte  be*  5.  3ahrb.  (f.3lbef- 
fmifche  Kirrte),  ^fbenfall*  marcn  oon  etwa  500 
u.  Gbr.  an  ba*  König*bau*  unb  ber  Hauptteil  be* 
iHcicb*  chriftlich.  525  fanb  ber  berühmte  Krieabe* 
chriftl.  2tbeffimertönig*  gegen  ben  jäb.  König  i&h"5 
Nuwä*  oon.öimjar(f.Himjariten)ftatt.  Salb  barauf 
icheint  fich  bie  Slbhänaigteit  Sübarabien*  gelodert 
unb  allmählich  aufgehört  ju  haben.  SmT  übrigen 
ift  über  biefe  lange  s4Jeriobe  be*  Slrumitifdjcn  Wcicb* 
faft  nicht*  überliefert.  Sil*  le&tcr  König  ber  Mcibe 
wirb  in  bcn  Siftcn  Selnaob  genannt.  3hm  f«»  ba* 
Wärt  oon  bem  nichtfalomonifchen  Haufe : ^agu*  ge- 
raubt unb  bie  bi*herige  Spnaftic  bi*  auf  einen 
prinjen,  ber  in  Sdjoa  Zuflucht  fanb,  ausgerottet 
worben ;  biefer  habe  ba*  ©efrtlertt  fortgeführt  unb 
oon  ihm  flamme  im  achten  ©efrtlcrtt  ber  fpätere 
König  3ctunö=?lmlät  ab.  Tie  Sauer  ber  Negie= 
rung  bcrcr  oon  3aQu*  (na£b  ben  meiften  sßeriditen 
11  Könige)  mirb  auf  330  bi*  37G  3al)re  angegeben. 
3luS  biejcm  Haufe  crftanbcn  mehrere  burch  ihren 
Gifer  für  ba*  Gbriftentum  auSgejeichnete  Herrfrtcr, 
befonber*  ber  beil.  Salibalä  ift  burch  bie  oielen 
Kirchen,  bie  er  in  Jelfen  ausbauen  liefe,  berühmt. 

3m  3. 1270  !am  in  3etunHlmlal  bie  alte  So= 
naftie  mieber  auf  ben  Jhron  unb  blieb  nun  in  un= 
unterbrochenem  Söcfift.  2ion  3ctunö=2lmlät  an  mer= 
ben  bie  Nachrichten  etwa*  ficherer  unb  jufammen= 
bängenber,  obgleich  erft  mit  bem  bcbeutcnben  Herr 
fcher  3ar'a:^acob  (1434  —  67)  bie  ausführlichen 
Wnnalen  beginnen,  Von  feinen  Vorgänaern  ift  au* 
einheimischen  Berichten  SluSfübrlicbere«  nur  bc 
tannt  über  5lmba:3ion  (erfte  Hälfte  be*  14. 3abrb.) 
unb  feine  Kriege  gegen  bie  UFtobammcbaner.  Sic 
britthalb  3ahrbunberte  oon  ,u'funo  ^inil^.t  bi*  auf 
3ar'a  =  3acob*  Sohn  Söaeba=!Öiarjam  (1468  —  78) 
unb  (Sütel  i'lleranber  (1478—94)  bilben  bie  jweite 
«lütejcit  be*  Geichs. 

Von  König  Saoib  (Öebna=Sengel,  1508—40)  an 
beginnt  ba*  Meid)  ju  finten.  3"  biefem  Verfalle 
wirlten  ber  Steige  nach  bie  2Jlo*lem*,  bie  heibn. 
©allaoölter  unb  bie  portug. -- röm.  ©elebrungS: 
oerfurte  jufammen.  Sie  alten  Seinbc  ber  Slbeffi= 
nier,  bie  sJco*lcm*  »on  3lbal,  betamen  burcb  bie 
Hilfe  ber  Süden  unb  beren  beffere  Srtiefiwaffen 
in  ber  erftcn  Hälfte  be*  16.  3abrb.  ba*  Übergewicht 
über  bie  Slbeffinier.  Namentlich  mar  e*  Slcbmeb, 
genannt  ©ranje,  Sultan  oon  2lbal,  ber  unter  Cebna: 
Sengcl  bie  abefftn.  Vrooinjen  ber  Weibe  nach  er 
oberte,  Kirchen,  Klöftcr  unb  Sörfer,  befonber*  in 
ligre,  oerwüftete,  Srtäfce  raubte,  fo  bafe  ber  König 
nur  noch  in  unzugänglichen  Srtlupfwinteln  Zu- 
flucht fanb.  Segen  biefen  Jeinb  frtidtc  auf  bie  Sitte 
Saoib*  ber  König  oon  Portugal  Gpriftopb.  be  ©ama 
mit  450  iWuStctiereu  unb  einigen  ©efrtüfeen  ju  Hilfe. 
Sie  trafen  unter  Saoib*  Nartfolger  ßlaubiu*  (2lH: 
näf:£agab,  1540—59)  ein,  unb  mit  ihrer  £>Ufc  ge- 
lana  e*  nach  unb  nach,  ftd?  be*  Vorbringen*  ber 


|  3Jto*lemS  unb  be*  Sultan*  ®ranie  ju  ermehren 
(1543).  Sod)  alle  ^rocinjcn  tomrten  auf  bie  Sauer 
nicht  gefcbü&t  merben,  unb  einige  fünfte  ber  öftl. 
©renje,  namentlidb  öäfen,  gingen  halb  ganj  an  bie 
fürten  verloren.  Noch  mehr  aber  al*  biefe  Kriege 
trugen  |ur  6a>mädnmg  be*  Meid?*  bei  bie  räube- 
rifchen  Einfälle  ber  Nomaben  oom  ©allaoolt  au* 
bem  Süben  ber.  Söähtenb  ber  Kriege  mit  ben  ÜJto*: 
lern*  waren  fie  fchon  gefährlid)  geworben;  ibre  Q'xn- 
fälle  begannen  in  bebeutenberm  lUafeftabc  in  ber 
jmeiten  Hälfte  be*  16.  ^a^h-»  befonber*  Don  König 
öarfta:Sengel  (OTalat-Sagab  1563—97)  an.  Sem 
Slnbrang  biefer  ®allaftämmc  mar  ber  Säben  be* 
Sleich*  bi*  tief  in  ba*  innere  hinein  nun  über  ein 
Scüjfhunbert  |ang  au*gefe^t,  unb  mic  ein  6tamm 
oon  ihnen  ba*  JKeidj  2lbal  ju  ©runbe  rid>tete,  fo 
überfchroemmten  anbere  allmählid?  bie  fcbönften  unb 
reidjften  ^roDinjen  Slbcffmien*  unb  nahmen  fie  in 

!  Seftfe.  6rft  am  Anfang  be*  18.  ^abrb.  mürbe  ibre 
Kraft  gebrochen,  fo  bafe  ©aüa  in  abeffm.  ^Jrooinjen 

i  jum  Jeil  roieber  bem  Könige  jin*bar  würben,  tcil- 
meife  ficb  mit  ber  chriftl.  $euölterung  oermifcbten. 
(Snblid)  tarnen  baju  nod)  bie  innent  tirdjlichen  Streu 
tifltciten  unb  Sürgcrtriege  infolge  ber  roieberpolten 
*-öetehrung*oerfu(hc  ber  röm.  Kurie.  Schon  unter 
fiebna-Sengel,  ber  bie  ^iortugiefen  ju  öilfe  rief, 
nahm  bie  röm.  Kirche  2lnlafe,  ipre  9)Hfftonare  bort= 
bin  Iii  fdnden.  3»ar  bie  erfte  größere  jefuitifcbe 
sJ)iifiion,  mit  NoniuS  S3anetu*  unb  Hnbrea*  Coie: 
bu*  an  ber  Spitie,  bie  1556  borthin  abging,  tonnte 
unter  ben  Königen  Glaubiu*,  ÜRina*  (1559—63) 
unb  Sartja^Sengcl  teinen  rechten  ©oben  geroinnen 
unb  mar  am  6nbe  be*  16.  ,\ahl\  ganj  fehlgc^ 
fd?lagen.  (frft  unter  König  Su*neu*  (1607  —  32) 
gelang  e*  ben  3efuiten,  feften  *yufe  ju  faffen.  SuS= 
neu*  unterroarf  fich  bem  röm.  Stuhle,  nahm  Alfons 
tölenbej  al*  röm.  Patriarchen  oon  Slbeffinien  bei 
ficb  auf  unb  fuebte  mit  ©eroalt  bie  einheimifebe  Ne 
ligion  ju  unterbrüden  unb  ba*  röm.  Setenntni* 
einzuführen.  Sod)  fah  fclbft  er  burd)  ben  offenen 
?luf ftanb  feine*  Volt*  fid?  fd^liefelicb  genötigt,  bie 
WeligionSübung  roenigftenS  freijugeben,  unb  unter 
feinem  Nachfolger  gafilaba*  (1632—67)  mürben  bie 
^efuiten  mit  iprem  Anhange  au*  bem  i'anbc'  gc= 
fdjafft  unb  ber  röm.  Kirche  bort  ein  Gnbc  gemaebt. 

Sie  ©efchichte  ber  Könige  be*  folgenben  ^abx- 
hunbert*:  Johanne*  (1667—82),  3afu*  I.  (1682— 
1706),  Jatla^aimanöt  I.  (1706—8),  Jbeophilu* 
(1708-11),  ^uftu*  (1711-16),  Saoib  III.  (1716 
-21),  Söatafö i  (1721-;JO),  3afu*  II.  (1730-55), 
bietet  roentg  SoemevienSroerte*.  2im  (:nbc  biefe* 
3eitraumS,  unter  3oaS  (1755  —  69),  roaren  nicht 
blofi  fchon  einzelne  ^rooinjen  ganj  abgeriffen,  fpit* 
bern  auch  bie  aJtacbt  beS  König*  über  bie  übrigen 
gan)  gefüllten ,  unb  ein  Na*  3mchael  (urfprünglicb 
totattpalter  oon  3igre)  hatte  thatfäd^lid?  bie  roirt- 
lid?eKönig*mad)t  an  ftd)  geriffen,  bie  er  aucb  unter 
bem  folgenben  Könige  3obanne*  II.  (1769)  unb 
eine3«t  lang  unter  2atla=öaimanöt  II.  (1769— 
77)  behauptete.  Sie  Könige  roaren  nur  noch  Na* 
mentönige  unb  Spielbälle  in  ber  Jbanb  ber  Na* 
(Häuptlinge),  bie  ficb  um  bie  Dberberrfcbaft  unb 
SBeoormunbung  oe*  König*  ftritten.  Sic  Haupt: 
prooin jen  rourben  meift  felbftänbig  unb  unabhängig 
ooneinanber,  unb  bie  ©efchidjte  be*  Neid?«  oerlief 
fich  in  eine  Weihe  oon  f  ortroährenben  blutigen  3}ür= 
gertriegen,  bi*  e*  1854  bem  Häuptling  Käfa  al* 
Kaifer  Jheobor  II.  gelang,  bie  Hauptprooinjen  fich 
ju  unterwerfen,  über  ba*  ©eitere  f.  Slbeffmien. 


Digitized  by  Google 


Äthiopier  —  mtyopifät  ©pradje,  edjrift  unb  fiitteratur 


13 


2)ie  Könige  $1.«  führten  ben  Stitcl  Negü«  (au* 
Nagafi)  ober  Negüfa=Nagaft  (König  berKö* 
nige).  Slufeeribren  Eigennamen  Ratten  fienocp  einen 
ober  mehrere  NeicbSnamen ,  bie  fie  fiep  bei  iprer 
Jpronbefteigung  beilegten.  ^Ijre  Neftbenj  mar  in 
ältefter  3«U  }u  2lfum,  bon?[etund:3lmldt  an  eine  3eit 
lang  su  Jegulet  in  Sepoa,  fpäter  su  ©onbar  in  Sem- 
bea,  obmopl  2Irum  noeb  lange  bie  KrönungSftabt 
blieb.  $oep  refibierten  bie  Könige  wenigftenS  in  ben 
gef  djitbtlid)  betannten  Seiten  f a)t  nie  in  ben  Stdbten, 
lonoern  in  mobilen  Sagern,  unter  3«lten,  unb  wed>* 
leiten  ben  Ort  je  naep  ©ebürfniS.  $ie  Gintünfte 
beS  Königs  beftanben  in  Naturalien,  mie  ©olb, 
^ferbe,  Faultiere,  Ninber,  öerbenoiep,  ©etreibe, 
.f>äute,  3^gen  unb  anbern  Jjabrifaten,  fo  bap  jebe 
fyooin}  jdprlieb  ein  beftimmteS  Quantum  baoon 
}u  liefern  batte.  2)ie  dinttlnfte  ber  3ölle  unb  3öege* 
gelber  bagegen  würben  meift  an  bie  SBeamten  ber 
einjelnen  ^romnjen  unb  2)iftrifte  abgegeben.  %m 
©runbe  aber  war  ber  König  ber  öerr  unb  eigen* 
tümer  beS  ganjen  SanbeS;  er  (onnte  naeb  ^Belieben 
jebem  3Ranne  feinen  ©runb  unb  ©oben  nehmen  unb 
ibn  einem  anbern  fepenten.  Nur  Kirepen  unb  Klöfter 
baben  gewiffe  liegenbe  ©üter  als  emige  Scpenfungen 
|um  (Eigentum,  unb  einjelne  Familien  einjelne 
Itrifte  jum  erbliepen  93eft|i  innerhalb  ber  ftamilie. 
£te  3waept  beS  Königs  mar  burchauS  uneinge-- 
fdnänft;  nur  über  gewiffe,  burep  japrbunbertelange 
Sitte  gepeiligte  ©runborbnungen  wagte  auch,  er  fiep 
niefct  wegjufetien.  Slucp  in  ber  Kircbe  war  er  mie 
3 (früher  fo  böepfter  6err.  2)ie  Statthalter  ber  ein- 
«einen  frommen  unb  3)iftrilte  fepeinen  immer  Per* 
bdltniSmäfsig  febr  felbftdnbig  geftellt  geroejen  ju  fein 
(obgleich  jeberjeit  burcp  ben  König  abfefcbar),  unb 
iöeifpiele,  bafe  Tie  ftdj  empörten,  meift  bie  ©efdncpte 
in  ÜDienge  auf.  3)aS  ©eriebt  war  bon  ber  i'enual- 
tung  nicht  gefebieben.  93eij£jofe  war  eineSInjabl 
gelehrter  ÜRdnner  (ffionbar  ober  Stq  bief»  ein  fol= 
(per) ,  bie  jufammen  ben  oberften  ©erieptsbof  bil* 
beten,  unb  mit  beren  öilfe  fdjwierige  §dlle  ent« 

Kieben  würben.  Seit  bem  13.  ober  14.  ^Ea^rb. 
tten  fie  auch  ein  gefcpriebeneS  ©efe&buep  (ftetepa 
Nagaft),  baS  weltliches  unb  tanonifdjeS  Necbt  um- 
fafete,  in  ägppten  oerfapt  unb  mm  Seil  aus  gried). 
unb  röm.SHeeptSquellengefcpöpft,  in&beffmien  aber 
mannigfach,  interpoliert  unb  veränbert  worben  war. 

Ober  bie  dltere  unb  neuere  ©efebiepte  $i.S  bgl., 
außer  Subolf ,  bie  SReifewerfe  bon  29ruce  unb  vJtüp- 
pell,  fowie  Sillmann  in  ber  «3eitfchrift  ber  2)eut= 
feben  Jtorgenldnbifcpen  ©efellfcbaft»  (93b.  7,  £pj. 
1«52)  unb  in  ben  «Mbbanblungen»  ber  berliner 
«fabemie  ber  ©iffenfdiaften  (1878, 1880  u.  1884); 
Raffet,  Etudes  sur  l'histoire  de  l'Ethiopie  {tyax. 
1882);  $errucpon,  Histoire  des  guerres  d'Amda 
Syon  (im  «Journal  asiatique»,  1889);  GftePfcS 
^ereira,  Historia  de  Minas  (fiiifab.  1888). 

üttfiopttt,  urfprängli(p  ein  Kolle!tiDname,  wo- 
mit man  bie  «Sonnenverbrannten»  (2Renfd>en,  bie 
ssdjwarjen  ober  Neger,  f.  t.)  bcjeidjnete.  Horner 
nennt  fte  « jmeigeteilt »  unb  Iä in  fie  a\i  gabeloolt 
teiU  im  dußerften  Dftcn,  teils  im  du&erften  Söeften 
wobnen,  inbem  er  babei  offenbar  von  ber  Boraus-- 
fe|ung  auSgept,  top  bie  Sonne  ba  am  ftärtften  bie 
jjautfarbe  ber  ÜJlenfdjen  beeinfiuffe,  wo  fte  ifmen 
am  nddpften  (omme,  b.  i.  ba,  wo  fte  auf:  unb  unter« 
gept.  $ arum  peilen  bei  ipm  bie  Ii.  bie  «äufeerften 
ber  3D?enfd?en»,  ba*  entferntefte  SBolf  unb  wobnen 
am  CteanoS,  b.  b.  bem  bte  drbfdmbe  umwaUenben 
groben  Strom.  SBci  ßeftob  erfdjeinen  fte  fd?on  lofa* 


UfieTt  (in  fiibpen);  bie  alten  ©cograpben  madjen 
ben  Nil  ober  ben  2lrabifd?en  3){eerbufen  }ur  ©renj* 
fdjeibc  beö  «jweifaep  geteilten»  SBoUS.  2tucp  ^erobot 
(VII,  70)  fpriept  von  jweierlei  il,  benen  oon  Son- 
nenaufgang (aus  Elften)  unb  benen  aus  fiibpen,  bie 
fiep  burd)  ipre  Spraye  unb  ipr  £jaar  (le^tereS  bei 
jenen  gerabe  unb  fdjlicpt,  bei  biefen  trauS  unb 
wollig)  unterfepieben.  35a  öerobot  bie  afiatifdjen  fl. 
ben  3nbern  im  öcere  beS  ierreS  jugeorbnet  nennt, 
f o  febeint  er  fiep  bie  5Bobnfttjc  berfelben  im  beutigen 
93elutfepiftan  unb  Slfgpaniftan  m  benten.  S)ie  libp= 
fepen  «.  Idfet  öerobot  oon  eiepbantine  an  aufmdrtS 
wopnen  unb  nennt  sJ)kroe  als  ibre  iöauptftabt 
(wabrfdjeinlid)  in  ber  ©egenb  beS  beutigen  ?I|fur). 
Später  fpriept  man  nur  noeb  von  btefen  fflblicben 
afrilanifepcn  il.  Sie  gelten  bem  öerobot  für  bie 
größten  unb  fepönften  ber  SDlenfdjen.  3pre  33il= 
buttgSftufe  war  naeb  ben  5luSfagen  ber  Sllten  eine 
niebere;  eine  SluSnaljmc  bilbetc  ber  panbeltreibenbe 
Kulturftaat  SWeroe.  —  a$gl.  Dümpel,  5)ie  ätbiopen* 
länber  beS  SlnbromebamptpoS  (2pj.  1887). 

ihtfiiovifctjc  »»ibclübcrf ciiuug ,  f. 4iti)iopifepe 
Sprad?e,  Sebrift  unb  fiitteratur. 

tttbioptfebe  nittbt,  f.  -Jlbeffmifepe  Kircbe. 

Uittjtopifdic  üHaffe  nannte  Jölumenbacb  ben 
2)tenfd?enfd?Iag  beS  mittlem  unb  fübl.  SlfritaS 
(f.  sJNenf ebenraffen).  [Karte  L 

ihthiopifdic  'Jicgtou,  f.  Tiergeographie  nebft 

♦ütt)iopifd)c  3praclic,  ^rbrift  unb  Sitte* 
ratur.  2)ie dtpiop.  Sprad) e  (bon  ben  (Singebore* 
nen  aufeer  mit  biefem,  bem  ©riedjifcpcn  entlehnten 
Namen,  au*  ©eej  genannt)  gehört  bem  femit. 
Spracbftamme  an.  Sie  war  urfprüngliep  nur  bie 
Spraepe  eines  ber  lange  bor  SBeginn  unfercr  3e«t= 
rcebnung  auS  Sübarabien  in  2lbefftnien  eingewan* 
berten  arab.  Stdmmc,  unb  jwar  beSjenigcn,  ber  ftcb 
im  nörbl.  Slbeffinien,  fpeciell  in  ber  ^Jrobinj  Sigre 
unb  beren  öauptftabtSlrum  nieberliefe.  S'ieSpraebe 
erlangte  aber  bann  mit  ber  3luSbilbung  beS  ;Hni 
mitifepen  NeiebS  (f.  ätpiopien)  bie  öerrfeb,aft  als 
Sebrift*,  NeiepS*  unb  Kirebenfpraehe.  3"f olge  iprer 
früben  ^irjerung  unb  (Srftarrung  als  Sebriftfpraibe 
geriet  bie  gefep  rieb  ene  dtpiop.  Spraebe  felbftaber 
balb  in  Sötberjprueh  mit  ber  ftep  lebenbig  weitet  ent^ 
widclnben  gefprodjenen,  fo  ba|  ju  SluSgang  beS 
Mittelalters  bie  erftere  längft  nur  noeb  eine  beiom 
bere  tote  Sebriftfpraepe  war.  S(IS  t)errfepenbe  3}er* 
tebrSfpraebe  würbe  baS  $Ub,iopifebe  um  biefe  3eit 
burep  bie  2(mbarifebc  Spraebe  (f.  b.)  erfe^t,  wäbrenb 
fie  als  Sebrift-,  namentlicb  als  Kird^enfpraepe  ftd}  bis 
peute  erpalten  pat.  $on  ben  beiben  auS  ber  SS3eitcr= 
entwieflung  ber  ätbiop.  Sprad>e  perbor  gegangenen 
sBolfSbialetten  foll  ber  nörbUcfecre,  baS  Ziaxi,  ber 
ätpior.  Scbriftfpracbe  noep  am  näcbften  neben;  lei 
ber  wiffen  wir  bisper  febr  wenig  bon  biefem  Tia- 
lett.  2er  fäbliepere,  baS3;igrina,  ift  wopl  ftdrter 
entartet  unb  mebr  Pom  $lmbarifd?cn  beeinflußt. 
(Sgl.  über  biefen  25ialeft  ^JrdtoriuS,  ©rammatit  ber 
iigrinafpraa^e,  £alle  1872,  unb  Sd?reiber,  Manuel 
de  la  langue  Tigrai,  3Bien  1887.)  6ine  für  ibre  3cit 
oortreffliebe^Bearbeitungberdtpiop.Spraebegab^ob 
Subolf  in  ber  «Grammatica  Aethiopica»  (2.  Slufl., 
^ranlf.  a.  2«.  1702)  unb  im  Ceriton  (2.  Slufl.,  ebb. 
1699);  neucrbingS  würbe  fie  auSfüpdid)  bargeftellt 
oon  Tillmanu  in  ber  ©rammatit  (2.  3(ufl.,  vn. 
1899)  unb  im  Seriton  (3  Tie.,  ebb.  1862—65).  C^in 
luneS  Sebrbucb  oerfafete  «jJrdtoriuS  (1886). 

3)aS  ©eej  bat  eine  eigentümlidje  Seprift,  fort» 
gebilbet  auS  ber  f abäifaVbimiarifeben ,  mit  ber  fte 


Digitized  by  Google 


14 


Aethiops  —  $ttf)o§ 


urfprünglicb  ibentifcb  mar.  Sie  toirb  Don  lin!*  nach  i 
recht*  geschrieben  unb  bat,  obgleich,  urfprünglicb  I 
reine  Äonfonantenfcbrift,  lieb  boeb  früb  ju  einer 
Silbenfcbrift  DerDollIommnet,  inbem  berfolgenbc 
3Jo!al  burd?  leiste  Variationen  ber  $orm  be*  x>ot- 
aufgebenben  ftonfonanten  bargeftellt  mirb.  Sine 
Sdmftprobc  3ciat  Jafel:  Scbrift  II,  7. 

2)ie  ätbjop.  iitteratur  beginnt,  meniajten* 
foroeit  fie  un*  erhalten,  erft  nad>  ber  (Sinfüprung 
be*  ßpriftentum*  in  3Ibeffinien  unb  ift  Dormiegenb 
tirdjlicb.  3b«  ©runblage  bilbet  bie  Überfe&ung  ber 
Söibel,  bie  mit2lu*nabme  ber3){a!tabäerbücbcr  fdmt* 
liebe  biblifdjen  23ücber  be*  Otiten  unb  )  loten  2  eftc 
ment*,  auch  bie  apofrppbifcben,  umfaßt,  unb  an  bie 
ficb  noch  anbere  fpätjüb.  ober  altcbriftl.  Schriften  an* 
fcpliefecn,  wie  ba*  Sucb  ber  Jubiläen,  ba*  Such  >>e: 
nod?,  ba*  Dicrte  Bud)  £*ra,  bie  Slfcenfto  ?iefaiä,  ber  ! 
«£>irt»  be*  <i>erma*  u.  a.  SJon  einer  auf  5  93änbc  , 
berechneten  ©efamtau*gabe  be*  Sllten  leftament* 
Don  Sillmann  fmb  nur  93b.  1,  2  (2pj.  1853—72)  ! 
unb  5  (iöerl.  1894)  erfebienen.  3>a*  9ceue  Üeftament 
ift  1 548  julHomf ehr  fehlerhaft,  unb  bann  in  ber£on= 
fconer^oloßlottenocb  fehlerhafter  gebrudt;  eine  neue 
2lu*gabe,  nach  einem  gemifebten  Jert,  bat  $latt 
beforgt  (l'onb.  1830).  Sfn  biefe  biblifeben  Schriften  j 
reiben  ficb  Überfettungen  Don  anbern  wichtigen  !ira>  I 
lieben  unb  gefebiebtlicben  Serien  jum  Seil  in  ber 
ältern  3eit  au*  bem  ©riedrifeben,  jum  Seil  gegen 
ba*  Gnbe  be*  Mittelalter*  au*  bem  »rabijeben, 
jum  Zeil  auch  au*  bem  Äoptifcben, j.  93.  ©erle  ber 
Äirdjenoäter,  Siturgien,  Sammlungen  ber  Äanone*, 
Äircbenrecpt ,  £>omilien,  jüb.  unb  arab.  (Sbroniten, 
Öeiligengefcpicbten.  2118  Überfettung  eine*  befonber* 
«richtigen  profan^piftor.SJerte*  fei  ermähnt  bie  Don 
3otenoerg  beforgte  ?lu*gabe  ber  «Chronique  de 
Jean,  eveque  de  Nikion»  ($ar.  1883),  bie  nur  noch 
in  biefer  dthiop.  Überfettung  erhalten  ift.  2)ie  origi= 
nalen  2Berfe  Don  einbeimifeben  Scbriftftellern  fmb 
ebenfall*  meift  cbriftl.  =  fachlichen  Inhalt*;  juben 
miebtigften  gehören  bie  grofcen  Äird?engefangbüd>er 
(mit  ©efangnoten  Derfeben),  bie  ©erle  über  bie  tm-  | 
beimifdje  König*gefcbicbtc  (meift  im  3:  a  r  i  l  ft  i  l ,  b.  b. 
in  einer  au*  ©eej  unb  Slmharif*  gemifchten  SpraAe 
gefebrieben),  ber  biftor.  sJtoman  «Kebra  nagast» 
(au*  ber  alten  ©efdriebte  2Ibefünien*)  unb  eine  i 
Wenge  Don  jöeiligengefcbicbten.  2>ie  ^oefie  ift  ganj  | 
in  ben  Tienft  ber  Äircpe  getreten;  ihre  ©rjeugniffc  , 
befteben,  abgejehen  Don  ber  eblern  Jöpmnenpoefie  j 
ber  ©efangbücpcr,  faft  ganj  au*  gereimten  ©ebeten 
ober  fiobpreifungen  Don  heiligen.  $ie  ftanbfcbrifs 
ten  fmb  fämtlicb  Derbältni*mäfcig  jung.  Äeine  ein* 
jige  ftammt  au*  ber  3eit,  in  ber  bie  dthiop.  Sprache 
noeb  mehr  »rar  al*  tote  Schriftsprache,  ©röfecre 
Sammlungen  ätbiop.  &anbfdmften  finben  ficfa  ju 
Wom,  $ari*,  Bübingen,  fionbon  (im  Sritifchen 
5«ufeum),  Crforb,  ^rantfurt  a.  3R„  Berlin,  OTüm 
dien  unb  SiMen:  bie  größte  hatte  früher  9ibbabic 
(f.  b.);  boeb  fteht  feit  bem  Grmerb  ber  OTagbalaj 
Sammlung  Don  348  Hummern  ba*  SSritifcbe  2Jlu« 
feum  an  Oieicbbaltigfcit  obenan. 

Aethiops  (lat.),  9Rohr,  frühere  Bezeichnung 
für  gemiffe  febmarje  feinpulDerige  pbarmaceutifebe 
Präparate;  5.  35.  A.  antimoniälis  (Slntimonmobr), 
au*  Sd?mefclantimon  unb  Scbmefelquedfilber  be- 
ftebenb;  A.  martiulis(Gifenmobr),  ^ifenorpbulopb 
(f.  b.);  A.  mineralis  (ÜJlineralmobr,  ÜKetallmopr), 
ba*  febmarje  Duedfitberfulfib  (f.  b.). 

9ltblcr  (greb.),  im  Altertum  im  allgemeinen  ein 
SBettfampfcr,  ber  ficb  an  ben  gpmnifcben  Spielen 


(f.  2lgon)  beteiligte.  Seit  bem  5.  ^ahrb-  D.  6br- 
mürbe  ba*  Kampffpiel  febon  bei  ben  ©riechen  mehr 
unb  mehr  ein  6rmerb*3meig,  unb  bie  %  t  h  l  e  t  i  t  eine 
Äunftfertigfeit,  beren  Erlernung  unb  3lu*übung 
eine  eigentümliche  £ehen*meife  erforberte  unb  an 
befonbere  Regeln  gebunben  mar.  9focb  mehr  machte 
fiep  ba*  .ftanbroertemä&ige  berSltbletif  geltcnb,  al* 
ba*  beUenifcbe  fieben  fich  mit  bem  römifdjen  ju  Der« 
mifeben  begann.  3"  traten  bie  erften  in  ®rie- 
chenlanb  gebungenen  %.  186  d.  (£br.  auf.  Köllig 
junftmäfug  au*gebilbct  erfcheint  ba*  Mtbletenmefen 
in  ber  röm.  Äaiferjeit,  mo  e*  3ltblctengcnofjenfd>af= 
ten  faft  in  allen  gröfeern  Stdbten  gab;  befonber* 
in  JHom  mürben  bie  ?lthletenldmpfe  immer  beliebter. 
ÜRcbrere  antile  SIthletenfiguren  fmb  auf  un*  ge= 
tommen,  Don  benen  bie  SJlarmoTgruppe  ber  9Hnger 
in  ben  Uffijien  ju  Slorenj  ju  ermähnen  ift.  3» 
neuerer  3eit  nennen  ficb  Sebaufünftler  31.,  bie  in 
Übungen,  meld)e  grofee  Äörpertraft  erf  orbern,  mie  im 
fceben,  fragen,  Stemmen,  JöcrDorragenbe*  Ieiften. 

—  3Jgl.  Hraufe,  3)ie  ©omnaftit  unb  3lgoniftit  ber 
.^eUenen  (2  3Jbev  fipj.  1841);  Sichert,  Kated?i*muc> 
ber  Sttbletif  (ffleif>enfel*  1898) ;  Silberer,  Aanbbucb 
ber3lthleti((2.3tufl.,2Bien  1899);3Uuftriertcbeutfcbf 
Slthletenjeitung  (ÜJcüncb.  1892—1900),  nebft  ber 
neuen  $ olge  «ftraft  unb  ©emanbtbeit»  (ebb.  1 901  fg.) ; 
^Uuftnerte  3lmatcur=3ltbletenjeitung  (ebb.  1901  fg.). 

5tttjlonc  (fpr.  ätblöbn),  Stabt  in  ber  irifdjen 
©raffebaft  ffieftmeath,  meftlicb  Don  Dublin,  am 
Shannon,  5  km  füblicb  Dom  Cough  (See)  9lee,  teilt 
ficb  in  bie  febmutiige  ^rifbtomn  (auf  bem  @e= 
biete  ber  ©raffebaft  9to*common)  recht*  unb  bie 
feböne  9ieuftabt  linf*  Dom  ^luffc  unb  bat  (1891) 
6742  (*.,  eine  feböne  föfenbapnbrüde  (170  m  lang), 
Brennereien,  £einmanbmebereien,  viljhutfabrifen 
unb  lebhaften  Sßertchr.  31.  ift  ein  $>auptftapelplati 
für  militdr.  Vorräte  mit  Äafemen  für  1500  Wann; 
bie  Jreftung*merle  (6  ha)  umfaffen  ein  alte*,  burd) 
Hönig  Johann  gegrünbete*  Scblofe.  9}acb  ber 
Schlacht  an  ber  Bopne  (30.  3uli  1690)  belagerte 
®ilbelm  III.  3t.  Dergebcn*,  ba*  erft  30. 3uni  1691 
©eneral  ©inlell  nahm ;  letzterer  mürbe  be*balb  jum 
©rafen  Don  31.  ernannt. 

At  home  (fpr.  ätt  hohm,  «ju  $au*»);  bie  in 
ßnglanb  übliche  überfdjrift  auf  (?inlabung*f arten, 
mit  ber  eine  3>ame  ihre  Gmpf  angeftunben  antünbigt ; 
bann  aud)  Bejeichnung  für  ben  @mpfang*tag  (Jour 
fixe).  —  jvrüher  bejeiebnete  man  fo  Dorjug*meife 
bramat.  $orftellungen  fatir.  3nhalt*,  bie  %oote 
(f.  b.)  aufbrachte  unb  feit  1834  per  Komifer  Gbarle* 
3ame*  ÜKatbem*  unb  fein  Schüler  ?)ate*  gaben. 

ffltbot  ober  3ltbpr,  ägppt.  ©öttin,  f.  Jpathor. 

—  31.  ift  auch  9kme  be*  101.  «ßlanetoiben. 
3Üboc<,  feit  bem  Mittelalter  Don  ben  ©riechen 

ftagion  Cro*  (fpr.  ajonoro*;  barau*  ber  türf. 
9lame  3linero*,  b.i.  beiliger  Berg),  Don  ben  3ta-' 
lienern  3)tontc- Santo  genannt,  eine  47  km 
lange  unb  bi*  11  km  breite  ©ebirg*maffe,  bie  al* 
öftlicpfte  ber  brei  Jöalbinfeln  per  ©baltibüe  (f.  b.  unb 
flarte:  »al! anhalbinfel)  in  ba*  Sigäifcbe  iÖlccr 
Dorfpringt,  nur  Durch  einen  fcbmalen,  niebrigen  Sfrbi 
mu*  mit  bem  ^eftlanbe  xufammenhängenb.  Sie  ml- 
btt  einen  einförmigen,  bemalbeten  £>öbenjug,  über 
ben  fid)  am  Sübenbe  ber  2)carmor!egei  be*  31tbo«: 
berge*  bi*  ju  1935  m  erbebt  (jur  ©eologie  Dal. 
sJ?cumapr  in  ber  «^enffdnift  ber  laiferl.  fönigl.  3lfa= 
bemie  ber ©iffenfebaften»,  Bb.40,  ©ien  1880).  9iad> 
bem  3(.  fahren  5)ampffd>iffe  Don  Äonftantinopel, 
Smprna  unb  Saloniti  etma  alle  8—14  Jage. 


Digitized  by  Google 


15 


9tod>  öerobot  lagen  im  Altertum  fünf  Stdbte 
bort,  Tion,  Dlopppro*,  Mfratboo*,  !lpDffo*  unb 
Hleonä,  mit  einet  au«  jbralem  unb  ©riedjen  ge* 
mifebten  ÜBeDölterung.  Tie  fcbmalfte,  1,8  km  breite 
£  tolle  berftalbtnfel, nabe  ber  macebon. Hüfte,  wollte 
ber  ^erfertönig  Aerre«  jur  Turdjfaprt  für  feine 
flotte  um  482  d.  Sbr.  burd?fted?cn,  ber  Hanal  würbe 
aber  nid»t  Dollenbet.  3n  d)riftl.  ;W\i  bod?  taum  cor 
bem  8.  %a\jxb.,  beDöllerte  fid)  ber  SBerg  mit  3tna= 
eboreten  (f.  b.),  bie  fid)  um  bie  £aura  (f.  b.)  Don 
Harpe«  in  ber  9Jtitte  ber  £>albinfel  fdjarten,  wo  il)r 
^roto«  (f.  2trd)ünanbrit)  feinen  Sit»  patte-  25a* 
erjte  Hoinobion  (f.  b.),  bie  «gröpte  fiaura»  ober  bie 
oi'aura  be«  peil.  Sltpanafto«»,  grünbete  963  ber 
©rieipe  Sltpanafio«  mit  fcilfe  be«  Haifer«  9iite- 
pboro*  $bota*.  Tie  burd)  ba*  mdd)ttg  empor= 
blübenbe  Hlofter  entftanbenen  5Ked)t«Derfd)icbungcn 
in  ber  peiligen  ©emeinbe  be*  2t.  orbnete  bie  für  bie 
alten  Betten  gültige  ^Berfaffung  oon  969,  bie  ber 
Haifer;$opanne*  5jimi*te«  gab.  9lad)  biefer  lag  bie 
Regierung  in  ben  öänben  be«s#roto«  unb  ber  6egu= 
menen(f.,üegumeno*).  SBalb  grünbeten  neben  Dielen 
reieben  gried).  Stiftungen  aud)  anbere  Nationen  bort 
ulcitev,  bie  Oberer  (©eorgier)  ba*  nod)  jetit  be 
ftepcnbc  Hlofter  3beron  ober  Smiron,  Italiener  oon 
Smalfi  ba*  ber  ämalfitaner ,  Slawen  (Bulgaren, 
Serben)  Sc-ararbu  unb  (Sbiliantari.  Ta*  jüngfte 
gried).  Hlofter,  Stawronitita,  ftammt  au*  bem 
yabre  1543.  iöon  (aiferl.  ©unft  befcpü&t  unb  be- 
fepenft,  blübte  ba*  ©emeinmefen,  beffen  Sßerfaffung 
1046  reuibiert  unb  freier  geftaltet  würbe,  mddbtig 
auf.  Unter  Sllerio*  Homneno«  würben  bie  Hlöfter 
reid)*frei.  33om  .£>elleni*mu«  beberrfdjt ,  bielten  fte 
u,t  aud)  in  ber  frdnt.  3eit  nad)  1204  ju  ben  Haifern 
DonSiicäa.  Seit  bem  13.3al)rb.  gewann  ber  .ftefpcpa«-' 
mu«  (f.  öefpdjaften)  2lu*bebnung,  etwa  gleüpjeitig 
aber  loderte  fid)  bie  Ti«ciplin  baburd),  bafj  viele 
Hlöftcr  jum  ibiorrl)ptbmifd)en  (f.b.)  fieben  abfielen. 

Tie  lürten,  benen  fid)  bie  ÜJcöncpe  nad)  bem  ^aüe 
Don  Ibeff alonid)  1430  freiwillig  unterwarfen,  liefen 
ber  i&erggemeinbe  gegen  eine  jäprlidje Ülbgabe  völlige 
^reibeit  ber  Verwaltung  unb  be«  Hultu«,  nur  fehtcu 
fic  einen  Beamten  nad)  Harpfi*,  ber  je&t  bie  SBürbc 
eine«  Haimalam  bat .  Sin  bie  Stelle  ber  bpjant.  Haifer 
traten  al*  djriftl.  Scbütjer  bie  dürften  ber  flam.  ©ah 
tanftaaten.  92ad)bem  bereit«  im  17.  oobvb.  burd) 
bie  A3crrfdjfud?t  ber  Hlöftcr  ber  $rotol  gefallen, 
würbe  1783  auf  ©runb  eine«  neuen  Sppilon  (f.  b.) 
bie  Verf affung  ber  ©emeinbe  burd)  ben  ^atriareben 
©abriet  oon  Honftantinopcl  geregelt.  Tiefe  gilt  mit 
geringen  Jtbänberungen  nod)  je&t.  9iad)  ipr  liegt 
bie  ^Regierung  bei  ber  ftdnbigen  ÜBerfammlung  ber 
aJertreter  ber  20  Hlöftcr,  bie  je  einen  foldjen  ent- 
fenPen.  Tie  ä>erfammlung,  Spnari«  genannt,  pat 
noep  einen  Hu*fd?uf>  au«  vier  ßpiftaten  ober  2ßor-- 
ftebern,  beren  einer,  ber  ^rotepiftate« ,  ben  SBorfttj 
in  beiben  Hörpern  füprt.  Ter  Sift  ber  SRegierung 
ift,  wie  in  alter  Seit,  ber  ftleden  H  ar  p  ä  «.  Tic  Ober* 
bebörbe  ber  bciligen  iöerggemeinbc  ift  ber  ^atriard) 
von  Honftantinopcl.  Sine  3Hlbung  ber  neuern  , U\ t , 
t>ieUcid?t  im  3ufammenpang  mit  ber  ^oderung  ber 
.^ud?t  burd)  bie  ibiorrpptbmifcbcn  Hlöftcr,  fmb  bie 
eteten  (f.  b.),  bie  fid)  in  Slbbdngiflteit  oon  ben 
Hlöftcrn  au«bilbeten.  Teren  giebt  e«  ic{tt  12,  fclb 
ftdnbigc  Hlöfter  20,  barunter  bie  fiaura,  3miron, 
Satopebi,  9tufft!on  bie  md*tigften,  Hcllicn  gegen 
300, 9Jiöncpe  im  ganjenanöOOO.  TieSJiöncpe  leben 
feit  alter«  im  allgemeinen  nad)  ben  Siegeln  be«  Sa> 
filiu«  (f.  b.),  im  befonbern  nad)  bem  Jppiton  ipre« 


Hlofter«,  in  ftrenger  St«cefe.  93efd)werlid)e  ©otte«» 
bienfte  bei  Jan  unb  9?ad)t,  fowie  ftrenge  haften 
fmb  uorgefdjricben.  ^ueb  aufjer  ber  ftaftenjeit 
effen  bie  ©ewobner  ber  Hoinobien  unb  Steten  gar 
lein  5Mfd),  meift  nur  ©emüfe  unb  iörot,  boeb^ 
ften«  getrodneten  ^ifd) ,  bie  ber  ibiorrbptbmif eben 
Hlöfter  unb  Hellien  aud)  Qiex  unb  ^yleifd).  Heine 
Aiau  barf  nad)  alter  £rabition  bie  ^albinfel  betre- 
ten, aud)  bulbet  man  teine  weiblidpen  6au«tiere. 
Tie  weltlid)en  ©efd?äftigungen  ber  9Jtönd)e  erftreden 
fid)  auf  einigen  ©artenbau,  $ifd?fang,  Hoplenbren^ 
nen,  Schnitten  von  Hreujen,  löffeln  u.bgl.  an^cU 
unb  Elfenbein ,  9Jla(en  von  £>eiligenbi(bem ,  Aa bn 
iieren  oon  Stducperwer!.  Tie  Jöilbungift  bei  ber 
SRept jabl  ftet«  gering  gewefen,  ba  au*  3öiffenfd?aft 
unb  Hunft  uon  ben  Strenggcftnnten  ftet*  jur  «^clt  > 
gercdjnet  würben,  ber  ]a  bie  9)iöncbe  entflieben 
wollen.  Tod)  pat  ber  %.  m  allen  Seiten  ©elebrtc 
unb  Hünftler,  namentlid)  ^aler  auf  weifen  tönnen. 
Um  bie  Glitte  be«  18.  3aprp.  war  ber  31.  fogar 
rurje  3«t  ber  ÜJtittelpuntt  ber  gried).  SJilbung, 
benn  1749  grünbeten  bie  3RGn<pe  oon  ©atopcbi 
nabe  beim  Hlofter  eineSlfabemie,  bic  unter  ©ugenio* 
^Bulgari*  (f.  b.)  grofjen  Jluffcbwung  nahm.  SRan 
leprte  bort  abenblänp.  <pl)ilofoppie,  tlaffifdje  SBU: 
bung  unb  gried).  Speologie.  Ten  9iad)folgem  be* 
@ugenio*  aber  feblte  ber  ©eift,  aud)  {tanb  bie  :He 
gierung  in  Honftantinopel  ber  Scpule  f ctnblid)  geflcn = 
über,  baper  ging  fie  im  3(nfangc  be*  19.3abrb.  ein. 
3n  neuerer  ^eit  finbet  man  wieber  gebilbetc  ÜJlöndje, 
ba  namentlid)  au*  ben  ibiorrbptpmifcpcn  Hlöftern 
mand)e  in  31tpen  unb  Spalti  ftubieren. 

?lcbe*  Hlofter  bilbet  ein  ldnglid)e*  ^Bicred  uon  ©e? 
bduben.  (Jlbbilbung  f.  Jafel:  JBp?antinifd)e 
Hunft,  $ig.8.)  3m3nnenpof fteb.t  bie  bi*auf %ov- 
balle  unb  Slltarraum  quabratifdje,  fuppelüberwölbtc 
Hird)c,  innen  mit  <yre*ten  au*  bem  14.  bi*  19.  Saprb. 
unb  uielen  unbatierten  Jafelbilbern.  öeffer  al^ 
anbcr*wo  tann  man  bicr  bie  bpjant.  Hunft  aud)  be* 
jüngften  falben  ^abrtaufenb*  tennen  lernen,  ba 
fie  aud)  unter  türf.  Oberb^errfd)aft  fortwdprenb  ge- 
pflegt würbe.  3u  grofjem  9lufe  ift  in  unferm  3«Pt: 
bunbert  gelangt  ba*  «^anbbud)  ber  Malerei  Dom 
93erge  3t.«  (fran^öfifd)  Don  Tibron  1845;  beutfeb 
1855:  gricdjifd),  2. 3(u*g.  1885),  Derfapt  Dom  OTaler 
unb  $ricftermönd)  Tionpfio*  mabjfdjeinüd)  im  16. 
ober  Anfang  be*  17.  3<»brp.,  ba*  man  irrtümli* 
al*  Hunfttanon  ber  gried).  Hirdje  angefepen  pat. 
9iabe  ber  Hird)e  bepnbet  fid)  ba*  Speifepau*. 
Slufcerbalb  be*  Hlofter*  pdufig  bie  ÜJiüfcle,  bie 
Scbmiebe  u.  bgl.,  immer  aber  ber  Hircpljof.  3«be* 
Hlofter  bat  einen  £>afen.  <^\e  Sd)ä&e  ber  Hlöftcr 
finb,  aufjer  ben  Hircbcnacräten,  bie  p anbfdjriftlicpen 
iöibliotbeten,  bie  für  »pjantinertum  nod)  immer 
großen  Söcrt  ^aben.  Tie  3abl  ber  gried).  ^ergament^ 
unb  1\apierbanbfd)riften  beträgt  etwa  10000.  3la- 
mentlid)  toftbar  fmb  bie  Urfunben  ber  Haifer,  dür- 
ften unb  Sultane,  Don  benen  bie  Hlöftcr  Diele  bcft&en. 

3n  ber  neueften  3cit  fud)en  bie  JRuffen,  nadjbcm 
fte  ba*  uon  gried).  9)tönd)en  faft  Dcrlaffene  Hlofter 
be*  beil.  ^Janteleimon  (iRuffiton)  beDölferten,  aud) 
im  ©ebicte  anberer  Hlöfter  ^MaH  ju  faffen.  Tod) 
febeint  bie  Energie  be*  ermadjttcn  ^>elicni*mu*  bc= 
reit*  bie  fiocbflut  ber  Slaweninuafion  überwunben 
ju  b.  aben.  öerrfebaft  über  ben  91.  würbe  ben  Muffen 
gewaltige  Ü)tad)t  in  ber  anatolifdjen  Hirdje  Derleibcn, 
baper  ftebt  aud)  bie  türf.  ^Regierung  ben  einbringen» 
ben  Stuften  feinblid)  gegenüber.  —  i<gl.  Srallmerapcr, 
JJragmente  au*  bem  Orient  (2  SBbe.,  Stuttg.  1845); 


16 


#tf)ra  —  Stimie 


©a&,  3ut  ©efcpicbte  bei  2ltpo«H  After  (®iefc.  1865); 
ßangloi«,  Le  Mont  A.  et  ses  raonasteres  C$ar. 
1866);  Ufpenffij,  Gifte  unb  jweite  9ltbo«reife  (ruf« 

Sjcp,  5  »be.,  Iliew  1877—81);  berf.,  ©efcpicbte  be« 
.  (3  S3be.,  ebb.  1877—92);  ©ebeon,  «O  *Abu>« 
(ffonjtantinopcl  1885);  SHilep,  AthoB  (2onb.  1887); 
ÜReper  in  bet  «3eitidjrift  für  ittrcbengefcbicbte» 
(©otba  1890);  Sambro«,  KaT&o-ro«  tü>  £v  toi?  pt- 
jlXioitjxai*  T0*J  'Ayisu  Äpou;  xu&xuv,  £fg.  1  (3ltben 
1888);  berf.,  Catalogue  of  the  greek  manuseripts 
on  Mount  A.  (5öb.  1—2,  ßambr.  1895—1900); 
«rodbau«,  Sic  flunft  in  ben  Slt!?o« =ÄlIöftern  (Spj. 
1891);  Sie  öaupturfunben  für  bic  ©ejcpicpte  bcr 
tttfeo&NAfter,  hg.  oon  $b.  3Jlcper  (ebb.  1894);  C. 
Äern,  «Bei  ben  ÜHöncben  auf  bem  31.  (fcamb.  1898). 

'üthra,  f.  ^tit^ra ;  aucp  9lame  be«  132.  ^Slane* 
toiben. 

dltbrepfic  (ard).),  mangelnbe  Grnäfcrung,  na: 
mentlicp  bei  Äinbern  gebraucht. 

'iithriof fop  (o,vd\),  ein  oon  2Boöafton  unb 
£e«lie  angegebene«  Snftrument  jur  Seftimmung  be« 
©rabe«  ber  nädjtlidjen  28ärmeau«ftrabluna  vom 
Grbboben  nach  bem  öimmel«raum.  (5«  beftept  au* 
einem  Jpermometer,  beffen  gefdjmfirjite  Äugel  fiep  im 
»rennpunlt  eine«  metallenen  .ftoblipiegels  befinbet. 
Surcp  bie3lu«ftrablung  ber  Oberfläche  be«  Jpermo* 
metergefäfje«  finlt  ba«  Thermometer  unter  bie  Stern: 
peratur  ber  umgebenben  fiuft.  Ser  Unterfdjieb  jmis 
leben  biefer  unb  ber  Dorn  3r/ermometer  angegebenen 
Temperatur  ftcllt  ba«  JJia»;  ber  2tu«ftrablung  bar. 
(S.  auch.  Slttinometer.) 
Slthtar,  arab.  ©ottbeit,  f.  Slftarte. 
Aethusa  L  ,  ^flanjengattung  au«  ber  Emilie 
ber  Umbelliferen  (f.  b.)  mit  nur  einer  einzigen  2lrt, 
A.cynapiumX.,  ©leifje, £>unb«peter  jilie  ober 
©artenfcpierling  (f.  Jafel:  ©iftpflanjen  H, 
*yt0-  5),  in  ganj  (Europa  unb  im  norbmeftl.  Stfien  febr 
oerbreitet.  Ser  Stengel  wirb  bi«  1  m  hoch,  bie  $lät= 
ter  fmb  2— 3facp  gefiebert,  bie  3Mättcpen  fieberfpal* 
tig;  fte  haben  einen  äpnlicben©lan$  rote  bie  ber  *$eter= 
filie.  Sa«  ganje  ftraut  ift  giftig  unb  (ann  leidet  mit 
ber  ^eterfilie  oerwecbfelt  roerben,  gumal  e«  fepr 
päufig  al«  Untraut  in  ben  ©Arten  oortommt. 

Mt^tt(fpr.ätbi),grö^te£tabtinberirif(pen©raf: 
febaft  Milbare,  am  fdjiff  baren  9)arrom  unb  am  ©ranb-- 
tfanal,  66  km  fübweftltcb  oon  Sublin,  pat  (1891) 
5034  6.,  fcutfabriten  unb  bebeutenben  ©etretbeban; 
bei.  3n  ber  91äbe  befinbet  fteb.  Sd?lofe  Söoob; 
ftod  au«  bem  15.  ^ai)tb. 

tfiihnl,  SBejeicbnung  für  bie  einroertige  9ttom> 
aruppe  CgH6,  bie  in  einer  aufeerorbentlid)  grofeen 
•JlmaM  r>on  organifeben  33erbinbungen  oortommt, 
für  ficb  allein  aber  nid)t  eriftenjfäbig  ift.  G«  ift 
ba«iHabital  be«  gemAbnlidKn  2lltol?oI«,  C,H6-  OH, 
unb  leitet  fich  oon  bem  ätban,  CH,-CH„  ab,  wenn 
man  oon  biefem  1  Sltom  SBafferftoff  abjie^t.  5)er 
allgemeine  9tame  ber  einwertigen  gefättigten  5Rabi-- 
fale,  ju  benen  ba«  ü.  geljArt,  ift  3lllpl  (f.  b.).  mt 
bem  tarnen  ü.  bejeid)nete  man  früher  aud)  ba«  n er = 
male  ©utan  (f.  b.),  C4H,0,  ba  man  ba«felbe  ent« 
iprcdjenb  ber  roirllid)  au«fübrbaren  2>arftellung  al« 


Xiätbpl,  C,H 


an 


15. 


auffaßte,  ba«  tm  aletd^en 


Üerbältnifle  jum  W.,  Cf  H8 ,  ftept  wie  ein  SWolelül 
ffiafferftort,  HH,  ju  einem  fttora  ©afferftoff,  H. 
)fjlalber)rib,  f.  3llbebob. 
jldlfoöol,  l  UUoboi. 
mhwmtx.  f.  «tber  (gewöbnUcfcer). 
^Ibtomib,  f.  »romätb.er. 
Ucli lorär,  f.  e^lordt^pl. 


«tbtjlcn,  Albilbenbe«©a«,eiapl,einHolv 
lenwafferftoff  oon  ber  3ufammenfeftung  CjH4.  Qi 
ift  ba«  erfte  ©lieb  in  ber  9icibe  ber  ungefdttigten 
Koblenroafferitoffe  ton  ber  allgemeinen  j^ormel 
CBHln,  ber  Dlefine  ober  Ultplene  (f.  b.).  yn  ibm 
ftnb  2  oblenftoffatome  burcp  je  2  SJalenjen  mitein= 
anber  oerbunben  CH,izCH«.  2>a«  il  bilbet  fid> 
bei  ber  trodnen  5)eftillation  febr  oieler  organifdjer 
Subftanjen  unb  finoet  ftd>  baljer  im  i'eucptga« 
(gegen  6  tyxoi).  6«  wirb  am  leidjteften  erhalten, 
inbem  man  1  Volumen  ftarfen  Slllobol  mit  3  Vo- 
lumen tonjentrierter  Scproefelfdure  mtftbt  unb  auf 
150"  erpifet.  3uerft  entftebt  babei,  wie  bei  ber  $ar* 
ftcUung  be««ther«  (f.b.).  «tberfdjwef elfdure,  bie  bei 
tlbwefenbeit  von  überfa^ü|Ttgem  Slltobol  burcp  sBir= 
fung  ber  .f>i&e  in  il.  unb  ccproefelfdure  jerfdllt: 
€9H5  •  OH  •  SOsH  =  C.H4  +  H,S04. 

Sa«  *i.  ift  ein  farblofe«  ©a«  von  eigentümtUpem 
©erud)  unb  bem  fpec.  ©emidj 1 0,978,  in  üißaffer  roenig 
lA«lidj,  roirb  bei  0°  unter  einem  Srude  oon  42  2ltmo- 
fp^dren  flüffig  unb  fiebet  unter  geroölmHcbem  Srude 
bet  — 105".  G«  brennt  mit  rufeenber  flamme  unb 
tann,  roie  alle  3(ltp(ene,  2  einroertige  ?ltome  ab: 
bieren.  6o  entftebt  mit  ßblor  Wtb.  plencblo  = 
rib,  C,H4CU,  eine  bei  84°  ftebenbe  Slüffigfeit,  bie 
unter  bem  9iameu  öl  ber  bollänbifaSen  (£bc: 
mit  er  betannt  roar  unb  al«  ftnäftbctilum  benu^t 
rourbe.  G«  roar  früher  al«  Aethyleuum  chlora- 
tum offoinell.  2)a«  iitbblenbromib,  «'  il.i;-, , 
ift  in  ber  Kälte  feft,  fcpmiljt  bei  +9,5  unb  fiebet 
bei  131,5°.  «tbpleniobib,  CSH4J4,  ift  ein  fefter 
Irpftallinifdjer  farblofer  fiörper,  fdjmiljt  jroifchen 
82  unb  83  ,  jerfetjt  ftd?  aber  an  ber  t'uft  fd?on  untere 
balb  biefer  Temperatur  in  Olob  unb  ü. 

tttbulcnblau,  f.  Sauth«  Violett. 

*tl>nleiü»romib,  f.  'tttpplcn  unb  »romdther. 

»iitholcndilortb,  f.  fttbplen. 

^itgtjlcttalnfol,  f.  ©Iptol. 

tirtalcnfobtb,  f.  ühbulen. 

'iitbt)tcumilrf)fdurc,  f.  SRilcbfdure. 

♦iithutgrüu,  f.  9)rtllantgrün. 

lathnltbcnchlorib,  (Sblordthpliben,  2llbe < 
hpbend)lorib,  Gblordtpplchlorür,  eine  orga; 
nifd)e  vüerbinbung,  befitjt  biefelbe  projentarifebe  3u= 
ammenfettung  roie  bä«  3itbplend)lorib  (f.  nibv-- 
en)  unb  bemnacb  audj  biefelbe  cmpirifd?e  Formel 
C^HtClt),  unterfd>eibet  fid)  aber  oon  biefem  burd? 
ein  djem.  Verhalten  unb  »erfebiebene  Gigcnfdjafteit, 
jebingt  burd)  anbere  ©ruppierung  ber  ?ltome. 
Sa«  si.  ift  eine  farblofe,  djloroformartig  ricd)enbe 
^lüfftgfeit,  febroerer  al«  SBaffer,  unlA«lid)  barin, 
lö-Micb  in  3l(tobol  unb  jitler;  e«  fiebet  fd?on  bei 
64,8°  C.  unb  ift  brennbar.  ÜHan  gewinnt  ba«  i\. 
al«  s)?ebenprobutt  bei  ber  Bereitung  bc«  Ghloral* 
unb  oerwenbete  e«  früher  al«  anäftbetifdie«  Wittel. 

ätbttli&enmtld>fäure,  f.  SDtilcbiäure. 

'ütbtil jpbib,  f.  ^obatbpl.  (gewAhnlicper). 

thtboloröb,  «tbnlfrfiniefelfäure,  f.  ätb.er 

fttbblfulf  pnbtät,  f.  ÜJterlaptan. 

«tlpftlviolett  f.  JHofanilin. 

9ttbQmic  (grd?.),  Wutlofigeit. 

atrimie  (grd).),  bei  ben  Athenern  ber  oollftän^ 
bige  ober  teilweife  SBerluft  ber  bürgerliAen  fechte, 
ber  teil«  al«  Strafe  für  gewiffe  ^ßergepen,  j.  S?. 
Sempelraub  unb  £>od?r>errat,  er  tann  t  würbe,  teil« 
burd)  Nichterfüllung  gewiffer  Pflichten,  wie  bei 
Staat«fchulbnern,  opne  weitere«  Verfahren  eintrat. 
&drteftcr  ©rab  ber  81.  war  leben«ldnglid?e  Sierbanj 
nung,  oerbunben  mit  Ginjiehung  be«  ^JermAgen«. 


Digitized  by  Google 


«tina  — 

Sttina,  Stabt  im  Jtrei«  Sora  ber  ital.  $rooinj 
Gaferta,  nahe  ber  ÜÄelfa  (Melpis  ber  Sllten),  bat 
(1881)  4102  (!.,  ein  eifenhüttenroert  unb  3abrila= 
neu  pon  üöollbeden.  Urfprünglicb  eine  6tabt  ber 
8oll lex ,  oon  ber  noch  bie  dauern  oorhanben  finb, 
mar  St.  )ur  3eit  ber  fiangobarben  bpjantinifet»,  ge* 
hörte  im  10. 3al>r^.  }um  frürftentum  Senepent,  t>ier» 
auf  mm  güritentum  6apua,  im  13.  %a\)x\).  ium 
lerrttorium  be«  Älofter«  9Ronte'€affmo,  bis  1180 
5}g  eine«  Sifcbof«.  3m  Mittelalter  tiefe  ber  Ort 
audb  Sltinum  wie  Sltena  üueana  (f.  b.). 

*iti  oldgic  (grdj.),  bie  fiebre  oon  ben  Äranlheit«* 
infamen,  bie  ©runblage  ber  Jherapie  f oroie  ber  ÖP5 
aieine,  berXidtetilunb  ber  ^roppplari«  (f.flranlbeit 
f.  Sltti*.  [unb  3Rebijin). 

*ttitlan,  Santiago  be,  ^nbianerort  im  2>e« 
partamento  Sololabe«  mittelamerif.  Staate«  ©ua= 
temala,  am  See  31.,  in  1568 m  >>ehe,  bie  alte  DiefU 
benj  ber  3utugiMtöntge,  bat  9000  (*.,  Saummoll.- 
meberei  unb  SÜtineralquellen.  2)er  See  21.  (39  km 
lang,  16  km  breit  unb  in  ber  ÜJtitte  600  m  tief)  ift 
oon  {teilen  Slbhdngen  umfdjloffen  unb  bat  Heine  3"s 
tlüfie,  inbefjen  feinen  fiebtbaren  »bflufe.  2lm  Süb= 
ranbe  ber  tbdtige  S  u  1 t  a  n  31.  (3573  m),  im  S2B.  ber 
erlogene  Sultan  San  $ebro  (2300  m). 

SUjcfj,  f.  Sltfcbin. 

flrttrft.  1)  ftret«  im  mittlem  unb  füböftL  Seil 
be«  ruff.  ©ouoernement«  Saratom,  bat  12510,3  qkm 
mit  290476  Q.,  meift  ©roferuffen,  barunter  14000 
beutfdje  Äoloniften.  —  2)  *rei«ftabt  be«  «reife« 
-1,  an  ber  ttttara,  unweit  ibrer  ÜRünbung  in  bie 
JJlebmebiia,  an  ben  (Siienbapnen  Hamborn = Sara; 
tom,  2l.=2Bol«t  unb  St.'Salanba,  führt  ibren  Kamen 
oon  bem  tatar.  2>orfe  3tlara  ober  (Stfara,  ba«  hier 
im  14.  3a&rb.  laß,  unb  bat  (1897)  9750  <».,  $oft, 
Telegraph ;  Slderbau  unb  ©etreibebanbel. 

Slrffja,  f.  Hieuten. 

«tfintf,  Üommp,  f.  £ommp  Sittin«,  33b.  17. 

Ä  rf  i  n  f  o  n  (fpr.  dtttinf'n),  Jpoma«  ©illiam,  engl, 
fteif  enber,  3Jlaler  unb  Strcbitett,  geb.  6.  2Rärj  1799  tn 
Sonfthfc  bilbete  fieb  jum  2lrcbitelten  au«  unb  baute 
eine  Äircpe  in  sDiancbefter.  1844  unternahm  er  eine 
'Ken" c  über  ben  Ural  nach  bem  2lltai,  1845  burch  bie 
Hirgifenftcppe  bi«  an  ben  auü  be«  Sllatau  unb  1849 
—52  über  .u ebt o  unb  Uliaffutai  auf  bi«per  nod) 
oon  (einem  (Suropder  betretenen  2Degen  bis  in  ba« 
innere  ber  SJlongolei  jum  2lul  be«  Sultan«  Sabed. 
Cr  gab  bie  reich  illuftrierten  SBerte  «Explorations 
in  Oriental  and  Western  Siberia»  (2onb.  1857)  unb 
-Travels  in  the  regions  of  the  Upper  and  Lower 
Amoor»  (ebb.  1860)  beraub.  21.  ftarb  13.  Slug.  1861 
ju  Somer  2Balmer  in  Äent. 

«tfnnö  (fpr.  dttfin«),  Sir  SRobert,  engl.  Surift 
unb  Staatsmann,  geb.  1621,  ftammte  au«  alter 
begüterter  Familie  in  ©loucefterfhire,  mibmete  iut 
bem  Stubium  berdled>teunb  erlangte  balb  ald  SaaV 
roalter  grofee«  Slnfeb^en.  Söei  ber  Ärönung Harld  II. 
1661  mürbe  er  dtitter  beö  Satborben«,  balb  barauf 
flbgeorbneter  für  Caftlom,  1672  Slidjter  am  Court  of 
Common  Pleas.  Jlud  vJJlifeoergnügen  über  bo3  58e= 
itreben  bei  6of«,  bie  Unabbängigleit  be#  9iia)ter» 
itanbe«  ju  untergraben,  oer}id}tete  U.  1680  auf  fernen 
Sitt  im  ©eridjtdbof.  1682  in  einen  Stufrubrprojefe 
oerroidelt,  jog  er  Rdj  auf  feine  S^fitiungen  in  ©lou^ 
ceftcrfb.ire  jurüd.  Sil«  1683  ber  $rojefe  gegen  Sorb 
Silliam  3tufiell  (f.  b.)  oerljanbelt  mürbe,  perfafetc 
fL  jmei  *Red>t«gutad)ten,  bie  mit  gldnjenber  SBerebs 
lamtcit  bie  ©runbloügleit  ber  Slnllage  nacbjuroeifcn 
fud?ten.  Kad)  ber  Sbronbefteigung  ©ilbelm«  III. 

Vtodlmi'  *onortfatton».8ftiron.  U.«n|L  «. «.  n. 


MtlonttÄ  17 

mürbe  21. 1689  ©räfibent  be«  Sdpahtammergerid?t« 
unb  erhielt  ben  23orfi&  im  Dberbaufe,  mel*e  Stelle 
er  bid  1692  b  et  leitete.  Qt  legte  1694  feine  Ämter 
nieber  unb  )og  fid)  auf  feine  Sefiftung  Saperton^ 
6all  in  ©lou auter j iure  lurüd,  mo  er  1709  ftarb. 
St.*  « Parliamentary  and  political  tracts »  (vonb. 
1734)  finb  mid)tige  iBei träge  jur  3citgefd)id>te. 

Htlhnt  (nadj  bem  ben  Gimmel  tragenben  SÜla«), 
in  ber  Stautunft  eine  trdftige,  mdnnlidje  ^igur,  bie 
an  Stelle  ber  Sdule  beftimmt  ift,  ©ebdlf,  eine  Kon: 
fole  ober  bgl.  aufzunehmen,  ©eifpiele  oon  21.  bieten 
).  99.  ber  3eu«tempel  ju  ©irgenti  unb  au«  jüngerer 
3eit  ba«  Jbeater  oon  Sitten  unb  bie  ©dber  oon 
Pompeji.  93ei  ben  Ütömern  nannte  man  fte  aud)  mit 
einem  ebenfalls  bem  ©riedjifdjen  entlehnten  ©orte 
Jelamone.  2)ie8autunft  ber ©riedien unb SRömer 
fomie  ber  Sienaiffanceftil  jeigt  bie  21.  meift  in  ruhiger 
Stellung,  mdbrenb  bie^arodjeit  fie  gern  überbürbrt 
unb  ibrer  fiaft  traftooll  miberftrebenb  barftellt.  2)ie 
roeiblidjegebdlltragenbejigur  heiftt  Äarpatibe(f.b.). 

3ltldnta,  *öauptftabt  be«  norbamerit.  Staate« 
©eorgia  unb  be«  Gounto  Aiilton,  in  335m  &of?c, 
jet)t  daupttnotenpuntt  ber  Sahnen  be«  Staate«  unb 
eine  ber  beroorragenbften  f>anbel«*  unb  ^Inbuftrie» 
ftdbte  be«  Süben«.  Sie  mürbe  1845  gegrünbet  unb 
hatte  1850:  2672,  1870:  21789,  1890  :  65533, 
1900:  89872  6.  ^eroorragenbe  ©ebdube  finb  ba« 
Staat«tapitol,  ©erid)t«*,  Opernhau«,  ba«  Miniball 
hotel,  eine  Umoerfitdt  für  farbige,  fomie  eine  mebij. 
Sdjule.  2)ie  Umgebung  ift  reieb  an  Mineralien,  ©e^ 
treibe  unb  JBaumroolIe.  3m  IBürgerfriege  mar  e« 
Operation«baft«  ber  Äonföberierten  für  ©eorgia  unb 
benadjbarte  Staaten.  Slm  1.  Sept.  1864  ergab  e« 
fieb  nad)  langer  Belagerung  bem  ©eneral  Sberman. 
Atlanten,  f.  Sltlant  unb  Sltla«. 
41 1 1 au t i a b cn  ober  21 1 1  a n  t i b e n ,  bie  2&dbter  be« 
2ltla«,  fooiel  mie  ^lejaben  (f.  b.). 

ilttantic ,  abgetürjter  engl.  9lame  be«  Sttlantu 
fd?en  Ccean«  (f.  b.). 

«tlanrtc  anb  ^aciflc  =  ««üro«b,  f.  $acific« 
(Siienbahnen. 

«tlttnrtcxtJtt^  (fpr.  feitti),  Stabt  im  Gountp 
Sltlantic  be«  norbamerif.  Staate«  9teuierfeo,  am 
2lt(antifchenOcean,  Seebab,  mit  Philadelphia  burch 
brei  Sahnen  oerbunben,  hat  (1890)  13055  Q. 
tttlanttbeit»  f.  Sltlantiaben. 
«tlantt<?,  einem  3Jlotbu«  zufolge,  ben  nad) 
$lat  o  (im«Simdu«>  unb  «Rrttia«»)  ein  dgppt.^riefter 
bem  Solon  erjäblt  haben  foll,  ber  ÜName  einer  ^nfel 
im  Sttlantifd^enDcean,  bie  angeblid)  grfiler  al«2(ficn 
unb  Sibpen  jufammen  mar,  infolge  eine«  Grbbeben« 
aber  perfunlen  fein  foll.  2Röglidperroeife  hat  'ißlato 
ftch  bureb  eineSage  mie  bie  Pon  ben  3nfeln  ber Seli= 
gen  )u  feinem  *Dtptbu«  Pon  ber  2(.  anregen  (äffen. 
iHancbe  mollten  in  ben  Sanarifdjen  Unfein  überrefte 
ber  21.  mieberfinben;  anbere  oerftanben  barunter  gar 
bie  Stanbinapifche  Jöalbinfel.  Vielfachen  Slntlang 
hat  bic  PonSirdjerob  in  einer  Slbbanbluna.  «Deorbe 
novo  non  novo»  (Slltborf  1685)  ausgeführte  33er= 
mutung  gefunben,  bafe  phönij.  ober  larthag.  öanbel«  - 
febiffe,  burch  Stürme  unb  (Strömungen  oon  ihrem 
j&ege  abgetrieben,  nach  2(merita  oerfcolagen  m  erben 
unb  pon  bort  glüdlid?  jurüdgetehrt  fein  I önnten  unb 
auf  ihren  ©rjdhlungen  bie  Sage  oon  ber  21.  beruhe.  — 
Sgl.  Martin,  Emdes  sur  le  Timee  de  Piaton,  Sb.  1 
iiar.1841);  Sufemihl  in  ben  «^ahrbüchent  für  Sbi= 
ologie»,  Sb.  71  (i*pj.  1855);  ßlarle,  Examination 
of  the  legend  of  Atlantis  in  reference  to  proto- 
historic  communication  with  America  (2onb.  188G ) 

2 


1 


Digitized  by  Google 


18 


Sltlanttfdjer  Ocean 


3n  ber  ©  c  o  l  o  g ie  mürbe  mit  bem  9 ! a tue n  5t.  oon 
Ungct  unb  oon  $eer  eine  bopotbetifdje  fianbmafie 
jmifcben  5lmerita  unb  (Suropa  beiridjnet,  bi«  jur 
Ijrtlärung  gewiffer  Gigentümlicbteiten  ber  <£lora  ber 
tertiärjeit  in  Guropa  bitnen  follte.  ^n  ähnlicher 
2Beife  bat  fpäter  Üfeumapr  Sübamerifa  mit  Guropa 
burcb  fianb  ju  einem  kontinent  oerbunben,  um  über 
einftimmungen  in  ber  Weere*fauna  iura)  unter  5lb 
lagerungen  ju  erttären.  Stud)  jar  Seutung  ber  Gi*= 
ieit  (f.b.)  bat  man  eine  5t.  berbeigejogen.  §iefe  ©er* 
mutungen  finb  nicbtaenügenb  begrünbet  (f  .fiemuria). 

■Jttlantifcber  Ocean  ober  Sltlantif cbe* 
9K e«r,  berienige  teil  be*  SBeltmeer*,  ber  bie  5llte 
2Belt  auf  ibrer  aBeftfeite  oon  ber  bleuen  $5elt  trennt 
unb  feine  &auptau*bebnung  oon  9i.  nacb  6.  bat. 
(Öierju  bie  Äarte:  5ltlantif 4er  Ocean.)  2>ie 
^nfelbilbung  ift  gering,  etwa»  reicber  nur  an  ben 
Haften  -Rorbamerita*  unb  Guropa*. 

5lu*bebnung  unb  ©renjen.  3)ie  oon  bem 
5t.  D.  bcbedte  gldcbe  umfaßt  79776360  qkra,  mit 
ben  31ebenmeeren  (Wittelldnbifcbe*  9Äeer,  Oftfee, 
Storbfee,  Äanal,  ^rifcb'Scbottifcbe  See,  6t.  fiorenj- 
golf,  ©olf  oon  Werito  unb  ftaribifcbe*  SJleer)  aber 
89757830,  mit  bem  Storblidxn  Gi*meer  etwa  103 
Will,  qkm.  2)ie  Adlige  von  9t.  nacb  S.  beträgt 
14800  km,  bie  größte  ©reite  9000  km  jwifeben 
Senegambien  unb  bem  ©ufen  oon  Werito ;  Die  ge- 
ringfte  1500  km  gwif  eben  Norwegen  unb  ©rönlanb. 
5tl*  ©renken  gelten  bie  beiben  »Polartreife  im  9t. 
unb  S.  unb  bie  Weribiane  am  Map  ?lgulba«  unb 
Äap  öoorn  gegen  0.  unb  2B. 

£a*  ©eden  be*  51. 0.  ift  feit  1850  fteifcig  burcb: 
lotet  worben,  nur  in  {übt.  ©reiten  barreu  noeb 
größere  Sldcben  genauerer  2)urcbforfd)ung.  9tad>  ber 
febr  juoerläfügen  ©ereebnung  oon  Karften*  (1894) 
beträgt  bie  Witteltiefe  be*  ©efamtbeden*  mit  ben 
9cebenmceren  unb  bem  9iörblicben  Gi*meer  3161, 
obne  bief«  3763  m.  Die  Slnorbnung  ber  Siefen  ift 
in  ibren  ©runbjügen  au«  ber  beigegebenen  Äarte 
-,u  entnebraen.  Ungefähr  in  bex  Witte  iwifcben  ben 
flutten  ber  5tlten  unb  ber  9teuen  2öelt  jiept  fi*  in 
ber  ganjen  üänge  be*  5t.  0.  oon  3*Ianb  übet  bie 
Stjoren  unb  im  ©ogen  }um  Jiquat ox,  fobann  genau 
füblicb  über  Stfcenjion  nacb  triftan  ba  6unba  bi* 
über  50°  fühl  39r.  bin  ein  fimaler  fubmariner 
iRüdcn  oon  meiften*  weniger  al*  3000  m  tiefe 
(Supan*5ltlantifcbe  Schwelle),  wdbrenb  er  }u 
beiben  Seiten  je  eine  SReibe  oon  über  5000  m  mef- 
fenben  5lu»tiefungen,  bie  SEBeft:  unb  bie  Oft ^ 
attantifebe  Wulbe  läfct.  3>ie  wiAtigften  teile 
ber  Slttantifcben  Schwelle  fmb:  ber  8iepfjaöit  = 
rüden  oon  3*lanb  nacb  €21*.  reiebenb ;  bie  Ä  a  b  e  1  = 
ptatte  in  51°  nörbl.  ©r.,  ba«  Sljorenplateau 
unb  ber  3)elpbinrüden ,  ber  Gentrairüden  in 
5  bi*  1°  nßrbl.  5Jr.,  ber  ©ballengerrücten  »om 
Äquator  bi*  2riftan  ba  Gunba.  3>er  95?eftatlan= 
tifeben  Wulbe  gebiren  bie  gröfeten  betannten  Jiefen 
be»  51.  D.  an;  fie  finben  ftdp  in  bem  an  fünf  Stellen 
über  6000m  erreiebenben  Storbameritanif  eben  ©eden 
unb  jwar  nabe  am  9(orbranb  ber  5lntillen-,  wo  ber 
^Jottorifograben  auf  19°  39*  n&rbl.  5Jr.,  66°  26'  weftl. 
2.  nacb  ben  Lotungen  be*  ©ereinigten  =  Staaten; 
Dampfer»  ©täte  8340  m  erreiebt:  eine  ber  tiefften 
Stellen  be»  ganzen  Weltmeer».  Unmittelbar  füblicb 
üom  Äquator  in  0°  1 1'  fübl.  ©r.,  18"  5'  weftl.  fi.  bat 
im  ©rafilianifcben  ©eden  ber  Sübatlantifcbe  Dcean 
feine  größte  üefe  mit  7370  m  nacb  einer  fiotung 
be*  franj.  $Tieg*fcbiff»  9tomand)e,  beren  ÜRicbtigteit 
jeboeb  üon  mandjen  Oeograpben  bezweifelt  wirb. 


Tie  Oftatlantifcbe  Wulbe  bleibt  betrdcbtlid»  unter 
biefen  ©eiten.  3wat  reieben  tiefen  oon  mebr  al? 
4000  in  nabe  an  ^rlanb  unb  folebe  oon  etwa*  mebr 
al»  5000  m  bi*  tief  in  ben  ©olf  oon  ©i*caoa  binein, 
boeb  wirb  nur  an  »wei  Stellen  be*  9(orbafrilanifcben 
©eden*  ba*  Wafe  oon  6000  m  überfebritten  unb 
etwa  800  Seemeilen  ober  1500  km  weftlicb  oon  ber 
3nfel  Aerro  ergab  eine  fiotung  be»  ©ereinigten 
fetaatensSampfer*  5>olpbin  6295  m.  3n  ber  |übl. 
£>dlfte  ber  ftftl.  9Rulbef  im  Sübafritanifcben  ©eden, 
geben  bie  tiefen  nur  wenig  über  5600  m.  ©ebeut- 
fam  für  bie  SBärmeanorbnuna  in  ben  ganjen  tiefen 
ber  Dftatlantifcben  Wulbe  ift  eine  ©obenfcbwelle, 
bie  oon  triftan  ba  ßunba  ber  nad?  ber  SBalfifcbbai 
oerlduft  (Supan*  ©alfifcbrüden),  mobureb.  bie 
eifigen  antarftifeben  ©Obentemperaturen  abgefoerrt 
werben,  wdbrenb  fte  in  bie  ©eftatlantifibe  Wulbe 
oon  Süben  per  ungebinbert  eintreten  I5nnen.  9bcb 
auf  ber  v>ebe  oon  ^ernambueo  finben  ftcb  Daher  am 
©oben  bie  niebrigen  Söaff  ertemperaturen  oon  +  0,ia 
bi*  4-  0,5°  C,  wdbrenb  fie  im  Dftbeden  meift  bei 
+  2"  liegen.  Slucb  im  9(orbameri!anif*en  Jöeden 
finb  fte  tn  ben  größten  tiefen  nid' t  niebriger  al* 
+  1/.  5)en  Weere»boben  beberrfeben  nur  auf  ben 
flacbern  flüftenbdnten  S<blid<  unb  Sanbbilbungen, 
bie  tieffee  ift  meift  oon  ben  febr  feinen  trümmenx 
ber  Äalfgerüfte  unb  ©ebdufe  mitroffopifeber  ^lant= 
tontiere  (i.  $lantton),  oorjug*meife  bem  grauen 
^oraminiferenfcblamm  (f.  flammerlinge)  bebedt; 
nur  in  ben  über  5000  m  meffenben  tiefften  Wulben 
tritt  bafür  ber  amorpbe  rote  ober  fcbololabenbraune 
tieffeetbon  auf.  5tuf  bem  Gballengerrüden  finbet 
fid>  Uiteropobenfcblamm  (f.  ftloffenfü&er),  bei  ®r6n= 
tanb  unb  in  ben  bebern  fübl.  ©reiten  ber  au*  mi= 
troflopifcben  Äiefelgerüften  gebilbete  SWabiolarien^ 
fcblamm  (f.  Strablinge). 

3)a*  ffiaff er  be*  5t.  C.  ift  unter  allen  offenen 
Dceanen  ba*  falugfte:  fe&t  man  ben  normalen  Salj* 
gebalt  gleiA  35  Promille,  fo  bleiben  nur  bie  Jtüften* 
gewdffer  betrdcbrlicb  barunter,  in  ber  äquatorialen 
Äalmenregion  ift  er  34,5  bi*  35,o,  bagegen  im  $affab 
gebiet  an  ber  brafil.  Äüfte  erbebt  er  ficb  auf  37  bi* 
37,5,  unb  ebenfo  in  ber  Sargaffofee;  nörblicb  oon 
50°  n6rbl.  ©r.  bi*  ju  ben  ^dröer  finben  fid)  noeb 
35,5  Promille,  ^o*  oerfcbwmbe n  bieje  ltnterfd>tebe 
unter  200  m  tiefe  faft  gan»,  wo  bann  allgemein 
35,5  Promille  Saljgebalt  gefunben  wirb.  £a,  wo 
ber  grofste  Saljgebalt,  finbet  ficb  aueb  bieftärlftc 
^urcbwdrmung  be*  5Baffer*:  wdbrenb  am  Äquator 
in  1000  m  tiete  etwa  5°  gemeffen  werben,  erbebt 
fid)  in  ber  Sargaffofee  ober  im  ©rafilianifcben  ©eden 
bie  temperatur  noeb  auf  8°;  jeigt  biefe  in  400  m 
tiefe  am  Mquator  nur  9*,  fo  wirb  fie  bagegen  in 
berfelben  tiefe  in  ber  Sargaffofee  16°,  öftlid)  oon 
©rafilien  aber  13°.  3)ie  Urfacbe  liegt  in  ben  Strfi= 
muiigen.  $ie  temperaturen  ber  Oberfldcbe  fmb  am 
bödmen  wdbrenb  be*  Sommer*  im  ©olf  oon  Tie- 
rilo  (29°),  in  unferm  ®inter  im  ©olf  oon  ©uinea 
(28,5 ).  $m  allgemeinen  bleiben  fie  im  ©ercidje  bcr 
tropen  in  ber  weftl.  ftälfte  be*  H.  C.  böber  al»  in 
ber  öftlicben,  wo  fie  bureb  falte*  au*  ber  tiefe  auf= 
fteigenbe*  SBaner  abgetüblt  werben.  3"  ben  bßbern 
©reiten  be*  nftrblicben  5t.  0.  ift  ber  Often  umge= 
febrt  oiel  wärmer  al*  ber  SBeften  mit  feinem  bi* 
in  ben  Sommer  binein  au«bauernben  treibei»  bei 
fiabrabor.  ©ei  ben  gäröer  fdjwanlen  bie  Cber» 
Tldcbentemperaturen  imifeben  6  unb  11,5°,  bei  ben 
Sporen  oon  15  bi«  23',  bei  triftan  ba  Gunba  oon 
12  bi*  16  '. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Sltlantifdjci"  Dcean 


19 


Die  ©ejeiten  be*  Ä.  C.  erf*einen  im  mefent- 
1  iibcn  beberrf*t  für*  ein  Softem  von  Jlutroellen, 
ba«  fi*  oon  S.  na*  9i.  bewegt,  aber  al«  fol*e« 
ungeftört  nur  an  ber  Dftlüfte  be«  fttbl.  ilmerifa  unb 
an  ben  JBeftfüften  91orbafrifa«  unb  Guropa«  ertenn= 
bar  wirb  in  ber  Atomen  SHegelmäfeigfeit,  womit  iut 
biet  bie  öafenjeiten  na*  9?.  bin  oeripdten.  Da= 
gegen  treten  an  ben  Äüften  oon  ©uinea,  ffieft- 
tnbien«  unb  9iorbamerita*  ^nterferenjen  mit  fefun* 
bären  ©eilen  au«  anbern  9u*tungen  auf:  an  ber 
Küfte  ber  Bereinigten  Staaten  totrb  bie  fcauptroelle 
bur*  ein  au*  9cO.  tommenbe*  »weite«  SBellenfoftem 
bur*brungen,  unb  amt  an  ber  ©utneaf  üfte  ift  roabj= 
f*einli*  ein  Dom  afrit.  Jeftlanb  oftwdrt«  gebräng* 
terSeil  ber  äauptmelle  na*  S.  abgef*wentt;  in 
beiben  SäUen  bort  be«balb  bie  regelmäßige  3lufein= 
anberf  olge  ber  öafenjeiten  auf.  Die  t;Ö*ften  fluten 
finben  fi*  in  ber&unbpbai  jmif*en  9teuf*ottlanb 
unb  9teubraunf*weig  (bei  Springjeit  12—18  m); 
ni*t  ganj  fo  bort  fmb  bie  fluten  an  ber  Dftfüfte 
slkitagonien«  unb  im  ©olf  oon  Kriftel  (bis  11,«  m) 
unb  an  ber  fran|.  Äanalfüfte  (bei  ©ranoille  12,5  m). 
93ei  ben  lanbfernen  oceanif*en  Unfein  Stfcenfton, 
8t.  J&elena  unb  ben  Äjoren  überf*reitet  bie  %hi\- 
böbe  au*  bei  Springjeit  taum  1  bi«  1,5  m.  Die 
%9tm  ber  oceanif*en  glutwellen  ift  im  «.  D.  im 
allgemeinen  regelmäßig,  nur  in  ben  benachbarten 
•Jiebenmeeren  wirb  fie  geftört:  am  auffälligsten  ift 
bie  ftarte  tägli*e  Ungleicbbeit  an  ben  Kütten  be« 
vJWerttanif*en  ©olf«,  n>o  oielfa*  Gintag*fluten 
auftreten  (f.  ©ejeiten). 

Unter  ben  Strömungen  be«  «.  0.  (f. ftarte: 
9Reere«ftrömungen,  beim  »rtifel  9Jleer) 
jei*net  fi*  ber  Süb  =  äquatorialftrom  au*, 
ber  in  ungefäbr  0"  fidnge  unb  jmif*en  0°  unb  10* 
iübl.  93r.  beginnenb,  oon  0.  nacb  SB.  läuft.  Qx 
toaltet  fi*  in  ber  9tdbe  ber  brafil.  Küfte  in  ben 
(9uapanaftrom  (nörblicb)  unb  ben  5}rafilianif*en 
Küftenftrom  (fübli*).  Seine  ©ef*winbigfeit beträft 
im  aWittel  in  ber  9?äbe  be«  öquatoT«  45—55,  weiter 
füblicb  30—34  km  tdgli*.  Die  Unterfucbungen  ber 
(5ballengeT*6rpebition  haben  gejeigt,  baß  fi*  au* 
ber  tiquatorialftrom  nur  auf  oerbältnt*mäfeig  ge= 
ringe  liefen  ju  erftreden  febeint;  man  fanb  nänv 
lieb  in  einer  Jiefe  »on  100  m  nur  no*  halb  fo 
grobe  ©ef*minbigteit  wie  an  ber  Oberfldcbe,  unb 
in  150  m  liefe  war  faft  feine  SJeweaung  mebr  ju 
fpüren.  Sein  ttM.  Hrm,  ber  JBraf  ilftrom ,  läuft 
im  riefen  SBafier  entlang  ber  geitlanb«!üfte  unb 
ber  ibr  oorgelagerten  Küftenbant,  mit  einer  tägli*en 
©ef*winbtgteit  oon  22  bi«  55  km,  bi*  etwa  45 
— 48°  fübl.  93r.,  worauf  er  öftli*  umbiegt  unb  ben 
füblicben  «.  D.  al«  Serbinbung«ftrom  über« 
febreitet.  Sereinigt  mit  glei*geri*teten  antartti' 
feben  ©emdffern  wenbet  er  ft*  an  ber  fübafrif.  Küfte 
na* 9t.  al*5)enauellaftrom,  um  al*bann  in  ben 
Süb^tiquatorialftrom  überjugeben  unb  fo  ben  Kreis- 
lauf ju  f*liefeen.  Um  Äab  ^oorn  bringt  pacifif*e* 
Safier  in  ben  %.  D.  ein  unb  wenbet  fi*  jum  Seil 
na*  JL  unb  913B.  al«  galtlanbftrom,  jum  am 
bern  leil  wanbert  e«  bem  93erbinbung*ftrom  jur 
Seite  na*  D.  unb  9tO.  §m  ©ebiete  beS  9lorboft= 
pajfat«,  unb  jwar  bei  ben  Wapoerbif*en  3nfeln,  be= 
ainnt  ber  9?orb^iquatorialftrom,  juerftna* 
ö©.,  bann  na*  28.,  ni*t  fübli*er  al*  10*  nörbl. 
«r.  Seine  ©ef*winbigleit  betrdgt  tdgli*  19  — 
28  km.  3Jon  40°  weftli*  oon  ©reenwi*  wenbet  er 
fi*  norbweftwdrt*  auf  bie  Äleinen  Antillen  ju, 
beren  n6rblt*ere  ©nippen  er  umfpült,  unb  gebt 


bann  al«  ftntillenftrom  weiter,  bi«  er  norbü* 
oon  ben  iöabamainfeln  oom  ©olfftrom  oerbedt  wirb. 
Der  ©uaoanaftrom,  ber  norbweftl.  Slrm  be* 
Süb^lquatorialftrom«,  folgt  ber  Äüfte  oon  Süb= 
amerita,  au*  bie  Sßajfer  be«  Stmajona*  mit  ft* 
reifeenb.  Seine  ©ef*winbigleit  beträgt  86—93  km 
tdgli*.  9)ei  Jrinibab  unb  ©lartinique  tritt  er  in 
ba*  Karibif*e  iUeer  unb,  oerftdrtt  bur*  leile  be« 
s)torb'&quatorialftrom«,  bur*  bie  ^)ucatanftra^e 
in  ben  3Rentanii*en  JBufen.  3»ifibfn  9torb-  unb 
Süb*äquatorialftrom  flutet  oon  58.  na*  0.  bie 
©uinea»  ober  lUquatorialgegenftrömung, 
beren  erfte  Spuren  im  September  auf  40*  weftli* 
oon  ©reenwi*  unb  10*  nörbl.  33r.f  im  üRärj  erft 
auf  25*  weftli*  oon  ©reenwi*  unb  5°  norbl.  5Br. 
auftreten.  Sie  läuft  mit  einer  mittlem  tägli*en 
©ef*winbigteit  oon  28  km  (bi«  37  km)  auf  Liberia 
ju,  bann  ojtli*  in  ben  ©olf  oon  ©uinea  bi*  jum 
Stap£opej;  ein  f*ma*er3lrm  läuft  nörbli*  na* 
bem  Äap  SBerbe.  2)ie  im  j|{eritanif*en  ©olf  auf: 
gehäuften  tropi|*  warmen  ©ewäffer  bringen  jum 
f*en  (in ba  unb  ^loriba  wieber  in  ben  Ocean  binaue 
unb  liefern  bie  populärfte  aller  2Weere*ftrömungen, 
wel*e  ft*  al«  gloribaftrom  au«  ber  Aleviba 
ftrafje  entwicfelt  unb  eivientli*  erft  unter  40J  nörbl. 
«r.  ben  Siemen  ©  o  l  f  ft  r  o  m  (f .  b.)  erbdlt.  5öon  ben 
^eftwinben  erfaßt  überf*reitet  ber  ©olfftrom  ben 
91.  0.  in  breiter  ßntnictlung  na*  0.,  umfpult  bie 
iljoren  unb  teilt  fi*  an  ber  portug.  Wufte,  na*  S. 
bie  (Sanarien  jtrömung  liefernb, bie  beiben  .Uap 
oerbif*en  %n)t\n  in  ben  9iorb^iquatorial|'trom  ein= 
fliegt  unb  \o  au*  im  Worbat(antif*en  Dcean  einen 
gef*lof)"enen  Stromjirfel  bilbet,  in  beffen  ÜJlitte 
bie  Sargalf ofee  (f.  b.)  liegt.  >t  ©olf  oon  $)i«caoa 
werben  bie  Strömungen  oom  ieweiligen  !^inbe  be- 
benf*t;  ber  Strom  letjt  aber  im  2kttif*en  Äanal 
na*  C,  im  " 


3rif*en  Kanal  na*  9t.  bin;  unb 
in«  92orbmcer  bringt  ein  großer  Xeil  ber  ©olfftrom- 
waffer  ein ,  wdbrenb  ein  Keinem  an  ber  Sübweft= 
feite  3«(anb«  na*  9ß.  umlentt  unb,  bem  talten 
Oftgrönlanbftrom  jur  Seite  bleibenb,  einen  jweiten 
uorbatlantij*en  Stromjirfel  f*liejjt,  inbem  er  norb= 
öjtli*  oon  Sieufunblanb  wieber  in  ben  öauptförper 
be*  ©olfftrom«  juriidflie|t.  $er  eben  genannte 
Oftgrönlanbftrom  tommt  au*  bem  Wörbü*en 
Gi«meer  bur*  bie  SMnemartftrajse  in  ben  ä.  0., 
begleitet  bie  Cftlüfte  ©rönlanb*  bi«  |ura  garemell- 
Äap,  biegt  b,ier  na*  9t.  um  unb  oeretnigt  iut ,  all: 
mäbli*  Imf«  abfuroenb,  mit  einer  jweiten  falten 
Strömung,  bem  £abraborftrom,  ber  über  bie 
Vabrabortüfte  hinan»  bi«  9teuf unblanb ,  ja  bie  jur 
Äüfte  ber  bereinigten  Staaten  oon  Slmerifa  bi» 
Kap  Jöattera«  erfennbar  ift.  ^ür  bie  S*iffabrt  ift 
er  fel?r  gefä^rli*  bur*  bte  6t«mafjen ,  bie  «r  au« 
ben  arttif*en  Legionen  bringt  (f.  Sreibei*).  3"  ber 
Legion  ber  norbatlantif*eit  S*iff*furfe  erf*einen 
bie  (^i«berge<f.  b.)  im  Januar,  am  ftärtften  im  9Jiai 
unb  bebrobrn  bie  S*i|fabrt  bi«  in  ben  3uli  binein. 
2>a«  ©ebiet,  auf  bem  größere  SJtaffen  auftreten, 
erftreett  ft*  öftli*  unb  füböftli*  oon  9teufunblanb 
auf  600— 700  km;  bo*  finben  0*  im  SWai  unb 
3uni  treibenbe  (!i«berge  gelegentli*,  wenn  au* 
ielten  bi«  ju  39*  nörbl.  Söt.  unb  erbeif*en  oon  feiten 
ber  Seefahrer  bei  nebligem  SBetter  ober  bei  92a*t 
bie  größte  $orft*t.  3m  Sübatlantif*en  Dcean 
bringen  bie  (!i«maffen  be*  3lntarftif*en  9)leer« 
etwa  ebenfo  weit  gegen  ben  Äquator  oor,  treujen 
aber  ni*t  in  glei*em  ÜÄafee  bie  Kurfe  ber  S*iffe. 
Die  dufeerfte  ©renje,  bi*  ju  ber  man  bi«  iebt  im 

2* 


Digitized  by  Google 


20 


Sltlaiüifäer  Ccean 


35t, 

281/, 


lörbl. 
in 
ber 

©Uten  Hoffnung  unb  38°  beim  2a  $(ata.  2  od)  läuft 
bie  ®ren|«  beS  Sreibeife*  in  DurcbfdjnittSjabren 
oon  Kap  com  na*  Jriftan  ba  6 unba  unb  ton  ba 
öftlid),  allmäblid)  nad)  S.  mrüdweiebenb.  Sie  3Jlo- 
nate,  in  benen  baS  Treibeis  bier  am  weiteften  nach  R, 
vorbringt,  fmb  oanuar  bic-  äRdrj;  eä  jeigt  auf  ber 
fübl.  $>alb!ugel  feltener  bie  abenteuerlid)  jerriffenen 
formen  wie  auf  ber  nörblidjen,  fonbetn  bilbet  meift 
Tafelberge  von  oft  riefen^after  StUSbepnung. 

3n  SBejug  auf  bie  bcrrfdbenbe  Söinbridjtung 
Herfällt  ber  H.  D.  in  brei  £eüe:  bie  9Uflion  ber 
$af  f  ate  in  ber  beiden  3one  unb  ju  beiben  Seiten 
berfelben  bie  SRegjonen  ber  Derdnberlidjen  SBinbe. 
3wifd)en  ben  Swfiaten  liegt  bie  Kalmenregton. 
3m  allgemeinen  geigt  ber ^Jaffat  an  ben  @eftaben 
ber  Sitten  ffielt  eine  vnebr  meribionale  9tid)tung,  in 
ber  :)tabc  ber  «Reuen  Söelt  bagegen  nabert  fid?  bie 
fflinbridjtung  in  beiben  öemifpljären  ber  DftriaV 
tung.  Sin  ben  Dfttüften  beS  ».  D. ,  nörblid)  Dom 
•Hquator,  befonberS  im  ©olf  ton  (Guinea,  wirb  bie 
Uaffatregion  oon  ber  Küfte  felbft  burd)  einen  bis 
300  km  breiten  Bwifcpenraum  gefdneben;  bagegen 
greift  ber  $affat  nörblia?  oom  Kap  6an  Moque  roeit 
auf  baS  ^eftlanb  herüber.  Sin  ber  Küfte  oon 
"Jtieberguinea  »irb  ber  ^affat  burd)  bie  Crrwärmung 
beS  Kontinents  in  einen  Sübwcftwinb  abgelentt.  2tn 
ben  Hüften  oon  Oberguinea  bis  m  ben  Ganarifdjen 
Unfein  ttebt  ein  monf unartiger  ffiinb,  ber  in 
ber  beifeen  SabreSjeit  lanbeinwdrts  gerietet  ift  unb 
in  bem  gro|en  SlufloderungSgebiete  be*  Suban 
feine  ßrtldrung  mit  et.  3m  nörblidjen  3t.  0.  nuten 
ueb  an  ber  9lorbgrenje  bei  i' afjatö  bie  iRofebreiten 
tf.  b.)  unb  oom  30.  bis  60.  Jöreitengrabe  bie  JRegion 
ber  Derdnberlidjen  2Binbe,  bod?  b.errfd)en  bie  roeft* 
lieben  entfdneben  tor.  6ine  entfprecpenbe  Legion 
oon  JRofebretten  unb  Dorberrfdjenben  SBeftwinben 
jeigt  fid)  im  füblicpen  3t.  D.  Stürme  finben  fid)  in 
allen  I eilen  beS  «it.  D.,  am  fettenften  in  ber  Mat= 
region ;  unbetannt  fmb  fie  an  ben  t  r  opi  üben  Küften 
Traunens.  SefonberS  gefürchtet  fmb  bie  JHänber 
oe*  (SolfftromS,  ber  33ufen  DonSnScapa  unb  bie 
<9egenb  5fttidr>  oom  Kap  Jöoorn;  am  furdjtbarften 
fmb  aber  bie  weftinb.  Söirbelftürme  (Gotlone  unb 
SornaboS),  beren  Legion  bis  über  Kap£attcraS 
binouSreiit. 

S)ie  ibaljnen  ber  Segelfcpiffe  auf  bem  21.  C.  ftnb 
oon  ben  tjerrfdjenben  Söinben  abhängig.  $on  Gu* 
ropa  nad)  Slorbamerita  giebt  eS  jmei  öauptlinien. 
.'luf  ber  nörblicben  halt  man  fid)  im  Anfang  beS 
3abreS  in  46—50*  nörbl.  5Jr.  btS  etwa  jum  34." 
weftl.  2.;  bann  fteuert  man  fübmeftlid)  jum  43.° 
Ulm.  23r.  unb  auf  biefem  parallel  jvoifcben  ber 
Oleufunblanbbant  unb  bem  ©olfftrome  biutureb, 
bis  man  in  bie  fübtoeftl.  Küftenftrömung  unb  mit 
il>r  mm  SBeftimmungSort  gelangt.  3n  ber  »weiten 
.Ödlfte  beö  ^abre?  fteuert  man  noeb  nörblicper  bis 
;um  55."  norbl.  93r.  unb  pebt  bann  ungefähr  Dom 
25.°  toeftl.  2.  erft  weiter  na*  Süben.  3)ie  »weite, 
fübl.  :>toutc  ift  f<bwäd>crn  Seglern  ju  empfehlen; 
biefe  fuet/cn  bie  $affatregion  )u  erreidjen,  inbem  fie 
weftlid)  oon  «Dtabeira  fteuern;  in  biefem  (Mürtel  gal- 
ten fte  ftd>  auf  bem  22.  bi*  28.  «jJaraUel,  bi«  etwa 
00"  weftl.  2.,  unb  fteuern  bann  an  ben  öermubaä 
Dorüber  nad?  bem  gewünfdjten  öafen.  iöei  ber 
«Rüdfabrt  nad)  Europa  fud?t  man  möglicbft  ftbneü  , 
ben  tfüftenftrom  ju  frenjen  unb  bann  ben  ®olf:  ; 


ftrom  nörbltd)  ju  oerlaffen.  Um  bei  bem  gro|cn 
^ertebr  »wifdjen  Sieubort  unb  bem  Kanal  unb 
bem  oiclen  Siebet  in  ber  @egenb  ber  9teufunblanbe» 
bant  bic  ©efatiren  be«  3ufammenftofje$  ju  minbern, 
baben  bie  großen  engl.,  beutfd)en  unb  bollänt. 
2ampfergefeUid)aften  feit  Anfang  1892  beftimmte 
Samt  f  erreege  fef  (gefegt.  SieSludreife  geb.  t  Dom 
15.  >m.  bic  14.  3uli  oon  ^aftnet  Csilanb)  ober 
oon  ben  6cillD<3nfeln  im  größten  Kreife  bii  jum 
6d?nittpuntt  47°  weftl.  £.  unb  42°  nßrbl.  93r.  (aber 
nid-t  iübltd)  baoon),  oon  ba  na*  SanbQ  ^oot  (bei 
92euport),  babei  im  Süben  Dom  «Rantudet^euer- 
fdjiff  in  20  Seemeilen  paffierenb.  SBom  15.  3uli 
bi*  14. 3an.  geljt  ber  2öeg  im  gröfeten  Äreije  (aber 
nid>t  füblicber)  Don  Gallo  ober  ftaftnet  mi  49° 
weftl.  2.  unb  46°  norbl.  $r.,  bann  nad)  Sanbp 
Moof,  Sable  ;V^lanb  in  55  Seemeiler.  Stbftanb 
paffierenb.  Tic  iSeimreif e  gel)t  Htet oon  Sanbp 
>3oot  biä  70°  weftl.  2.  unb  40  10*  nbrbl.»r.;  bann 
vom  15.  3<m.  b'xi  14.  3iili  oon  ba  nad)  47°  weftl. 
2.  unb  41°  nörbt.  33r.,  unb  oon  ba  im  größten 
Hreife  (aber  triebt  nörblicber)  nad)  fiaftnet.  93om 
15.  yuli  bi*  14. 3an.  geb^t  ber  ©eg  oon  70°  weftl. 
2.  unb  40°  10'  norbl.  SBr.  nad)  bem  fünfte  60" 
weftl.  2.  unb  42°  5'  norbl.  $r.,  oon  ba  nad)  45° 
weftl.  2.  unb  46°  30*  norbl.  93rv  bann  im  gro&ten 
Kreife,  aber  nidSt  nörblid)  baoon,  nad)  ^aftnet 
ober  ocillp. 

SBon  (hiropa  nad)  ben  braftl.^dfen  fteuern  Segele 
febiffe  entweber  jwifd)en  ben  3t)oren  unb  SRabeira 
t)inburd)  ober  ;wifcpen  biefer  3nfel  unb  ben  Sana- 
ren, je  nad- bem  ber  3tu&gang*bafen  nbrblid)  ober 
füblid)  oom  40.  IBreitengrabe  liegt.  Leiter  fueben 
fie  bann  ben  Äquator  unter  22—27°  weftl.  2.  }u 
fd)nciben,  weil  l)ier  bie3onc  ber  ffiinbftiUen  fdjmä^ 
ler  ift  als  weiter  öftlid).  91ur  im  Sommer  (3uli  bt* 
September)  ift  bie  JRoute  öftlid)  Don  ben  Kapoerbi^ 
feben  3nfeln  unb  ein  Sebnittpunft  oon  17  bi*  22°  2. 
am  Äquator  oorteilljafter.  Auf  ber  weitern  ^afcrt 
mm  Äap  Jöoorn  fteuert  man  in  ber  ÜRegion  ber  Sßeft-- 
winbe  nabe  an  ber  patagon.  Hütte,  etwa  in  200  kin 
(Sntfemung,  weil  weiter  au|en  bureb  ben  faft  im- 
mer  ftürmijdjen  unb  weftl.  9ßinb  febwerer  Seegang 
bem'cbt.  auf  ber  ȟdreife,  wo  SBinb  unb  Strom 
beinlflid)  fmb,  fteuert  man  oftltd)  oon  ben  pall- 
lanbSinfeln,  fudjt  ben  SBenbetreiS  be«  Steinbod* 
in  ber  3läpe  oon  30°  weftl.  2.  ju  fdjneiben,  um 
bann  mit  ben  $affaten  norbnorbweftlid)  unb  in 
ber  Legion  ber  Söeftwinbe  nad)  Often  ju  fteuern. 
iöon  ben  braftl.  ödfen  fteuert  man  jundebft  fee» 
WdrtS  unb  fud)t  bann  ben  Äquator  j  reif  eben  24  unb 
30°  weftl.  2.  )u  freujen,  je  nad)bem  man  europ.  ober 
norbamerit.  ^dfen  erreuben  will.  —  i>on  Europa 
nad)  bem  SBufen  oon  ®uinca  pdlt  man  fid)  etwa 
auf  bem  SReribtan  oon  fterro  bis  füblid)  Dom  Kap 
5krbe,  unb  oon  ba  weiter  in  nub t  aüm  großer  Crnt  = 
fernung  oon  ber  fiüfte,  ba  ^ier  bie  §abrt  burd)  ben 
Sübweftmonfun  begünftigt  wirb.  §n  größerer  <SnU 
fernung  ton  ber  Külte  Don  Obergutnea  würbe  man 
in  bie  stquatorialftrömung  unb  in  ben  Süboftoaffat 
gelangen,  waS  nur  für  bie  ÜRüdfabrt  günftig  ift; 
man  fahrt  bann  im  3Rai  bis  $ejember  unmittelbar 
nörblid)  oom  Äquator,  in  ber  übrigen  3«t  beS  3«^- 
reS  in  etwa  »/,— 2°  fübl.  Sr.  bis  mm  27.  bis  32.° 
weftl.  2.  je  nad)  bem  SöeftimmungSorte.  —  2*on 
Guropa  nad)  bem  Kap  ber  ©uten  Hoffnung  ober  nad) 
'Jiiebergumea  mufe  man  auf  ber  nörbt.  £albfugel 
benfelben  2Beg  einfdjlagen,  als  wollte  man  nad?  ben 
Profil.  >}äfcn.  örft  naebbem  bie  ^paffarregion  füblid) 


Digitized  by  Google 


Htlantiföe  (Spelle 

oerlajfen  ift,  »enbet  man  fid)  öftlieh.  Slud?  für  6t. 
Helena  ift  biefer  SBeg  ieberjeit  möglid).  Sd?irie, 
bie  ben3nbifd?en  Dcean  erreidjen  mollen,  laufen 
babin  auf  bem  40.°  fübl.  »r.,  bon  Sejember  bis 
Februar  nod?  füblicber,  Don  Söinb  unb  Strom  bc 
günftigt.  —  2>ie  Reiten,  bie  in  neuefter  3eit  »on 
«se gel f Riffen  auf  ben  Derfajiebenen  fahrten  ge> 
braucht  mürben,  fuib  in  ben  bon  ber  SDeutfdjen  See« 
warte  ermittelten  Surcbicbnitisroerten  folgenbe: 
3Jom  «anal  nad)  Sceuport  40  Sage,  jurüd  27;  Dom 
H  anal  nad)  SBeftinbien  35,  Dom  Kanal  bis  mmtiqua: 
tot  27—33,  im  günftigften  ftalle  15—16  Sage;  oon 
W t up  o r  l  bi*  jum  Äquator  etroa  30  Jage ;  vom  Kanal 
na*  Eabia  35,  nad)  ÜHio  42,  jum  Kap  öoorn  68, 
nad;  Kapftabt  62,  in  ben  93uf  en  Don  ©uinea  51  Sage. 
©enauereS  ftnbet  man  im  Segelbaubbud)  ber  2)eut: 
(eben  S  eemarte.  —  3)  a  m  p  f  f  d)  i  f  f  e  burebtreujen  ben 
9. D.  nad)  allen  9iid)tungen.  Tie  erfte  regelmäßige 
'U  oft  Dampf  erlinte,  bie  Sunarblinie  (f.  Cunard  Steani 
Ship  Company),  mürbe  1840  jmifeben  üiDerpool  unb 
sJkuporl  eröffnet;  jelU  beträgt  bieStnjabl  ber  2)am= 
pferlinien  mehr  als  fiebjig.  2>ie  fd)neUften  2>ampf= 
fdnfftrifen  bom  Kanal  nad)  fteuport  merben  in 
weniger  oli  6  Sagen  jurädgelegt,  gemßhnlidje  in 
etroa  10—15  Sagen.  (S.  Sampffdnffabrt.) 

Ter  Ä.  0.  nimmt  fomit  in  ©ejug  auf  ben  &an= 
bei  unb  SJertehr  nod)  immer  bie  erfte  Stelle  ein, 
unb  baber  lommt  eS  aueb,  bafe  bie  Selegrapbie 
bier  befonberä  entmidelt  tft.  9fach  mehrfachen  iui|V 
glüdten  Unternehmungen  gelang  enblicp  27.  Mua. 
1866  bieKabellegung  jrotfebenber  irifcbenKüfteunb 
Smf  unblanb.  3e*t  enthalten  bieKüftengemäfier  unb 
flebenmeere  beS  31.  D.  über  40  Kabel ;  14  tran«atlan= 
tifdje  Kabel  berbinben  Guropa  unb  Storbamerila, 
8  Curopa  mit  Sübamerila,  barunter  feit  Gnbe  1900 
baS  erfte  beutfebe  tran$atlantifa>e  Kabel  (ßmben: 
»ioren^euport).  (S.  Kabel  unb  Selegrapben: 
oerlebr.) 

Sitterat ur.  kennet,  An  investigation  of  the 
currents  of  the  Atlantic  Ocean  (*!onb.  1832); 
ijinblap,  A  directory  for  the  navig&tion  of  the 
Northern  Atlantic  Ocean  (ebb.  1873;  15.  Kufl. 
1895);  berf.,  A  sailing  directory  for  the  Ethiopic 
or  South  Atlantic  Ocean  (ebb.  1875;  9.  Hufl. 
1883) ;  Sbomfon,  The  depths  of  the  sea  (2.  «ufi., 
ebb.  1873);  «. D.  Gin  Sttlad  bon  36  Karten,  bie 
pbofif.  ^erbdltniffe  unb  bie  Serlebrgftrafien  bar: 
ftetlenb  (hg.  Don  ber  Süreftion  ber  2)eutfd)en  See* 
roarte,6amb.  1882;  neue  Auflage  im  Werl);  Hgaffij, 
Three  ernisesof  the  Blake  (33b.2,£onb.  1888);  2)ie 
5orfd)ungdreife  S.  3R.  S.  ©ajelle,  21. 1  ($erl.  1889) ; 
Söarter,  Deep-Sea  Sounding  II.  S.  S.  Enterprise  (Weu= 
Dort  1892);  Segelbanbbud)  für  ben  ä.  0.  (hg.  Don 
ber  Ttreftion  ber  2)eutfd)en  Seemarte,  mit  »tlae, 
2. Stuft.,  $amb.  1899),  bier|u  ftetige  Grgan jungen  in 
ben  «nnnalen  ber  fcporograpbie  unb  ^Meteorologie»; 
f.  aud>  bie  fiitteratur  )um  «rtitel  Tlttx. 

«tlautifdje  edjtoeUe,  f.  Sltlantifd)er  Ocean. 

Atl&ntoaaunu,  au&geftorbene  9teptiltengat- 
tung  ber  5)inofaurier  (f.  b.),  beren  foffile  tiefte  fid) 
im  obem  3ura  in  bin  ^elfengebirgen  Slorbameritas 
finben,  ba*  größte  Sanbtier,  bad  lemale  gelebt  bat. 
2  er  A.  erreichte  eine  Sange  bon  40  m  unb  lebte  meift 
oon  $flanjen. 

Ätlad,  in  ber  Slnatomie  ber  oberfte  Jäal^mirbel, 
f o  genannt,  meil  er  ben  Kopf  trdgt  (f.  JöaU). 

«tl«*  ORebrsabl  Ätlanten),  nad)  iUcercatord 
Vorgänge  (1595)  bie  93ejeid?nung  für  Sammlungen 
Don  Sanb-  unb  jr>immel^farten,  auf  beren  Jitel  früber 


-  m<a  (©ebtrge)  21 

bie  mptfrolog.  §igur  bti  «tlaS  (f.  b.)  als  Srägcr* 
ber  öimmeldtugel  abgebtlbet  mürbe  (f.  Sanbtarten). 
Später  übertrug  man  ben  Warnen  9(.  aud)  auf 
Sammlungen  beliebiger  äbbilbungen ,  wit  von 
Hupjerftid)en,  anatomifd)en  u.  a.  Slbbilbungen. 

fttlad  (frj.  unb  engl,  satin),  ein  töperartigee 
©emebe,  bei  bem  bie  aud  feinem  sj)taterialbeftebenbe 
Kette  gröfetenteild  obenauf  liegt,  inbem  bie  burd) 
mehrere  Ginfdjlagfäben  getrennten  Sinbungen  ber= 
felben  Don  ben  ftd)  audbreitenben  Kettenfdben  fo 
oollftänbig  gebedt  unb,  ba|  eine Dolltommen  gleid)= 
mäfeig  erid)einenbe  glatte  unb  gldnjenbe  ^Idcbe  ge= 
bilbet  mirb.  £Bet  bem  fd)5nften  St  liegt  bie  Win 
bung  jebe*  Kettenfaben«  möglidjft  genau  in  ber 
Witte  3mifd)en  ben  Sinbungen  ber  nddbftliegenben 
Aaben.  Sa  bei  allen  atladartigen  Werpeben  aiiv 
td)lie^lid)  bie  red)te  Seite  Don  Sebeutung  ift,  auf 
ber  nur  bie  Kettenfdben  ftdHbar  ftnb,  wirb  hdufia 
mit  feibener  Kette  ein  Ginfd?lag  au«  geringerm  Wla 
terial,  meift  ©aumroolle,  anarbeitet.  So  beftebt 
eine  Vlrt  dnnefifeber  "11  aud  feibener  Kette  mit  lei- 
nenem Ginfcplag.  25emnad)  ift  ä.  nid)t  eine  einjige, 
beftimmte  jlrt  Don  Stoff,  fonbern  eine  ganje,  burd" 
ihre  etgentümlid)e  ioerftellungdmeife  (pararteriftertc 
@ruppe  oon  @emeben,  unb  je  nacb  bem  Ufa  terial 
bat  man  Seiben:,  $aummoll:,  Seinen:  unb  aud) 
äBollatlaä  in  Derf dmbenen  JBinbungdarten ,  ferner 
gemifd)ten  9(.  9Birb  bad  SBort  %.  iebod)  ohne  iebe 
nähere  iBe^eicbnunq  gebraud)t,  fo  Derfteht  man  bar 
unter  immer  nur  bie  betreffenben  ftart  gldnjenben 
Seibenjeuge.  3)ie  K.  lommen  fetnet  in  ben  ver= 
fdnebenften  ©raben  ber  Reinheit  not,  von  ben 
fd)»erften  unb  teuerften  Kleiber:  unb  SDiöbelftoffen 
bis  »um  Ieid)teften  au t tcra t la*.  .V  leid) ter  bie SBarc 
ift,  befto  ftdrler  pflegt  man  fie  ju  appretieren  (gum= 
mieren);  bie  heften  Sorten,  bie  an  fid)  fdjon  ®lanj 
genug^  haben,  bleiben  ohne  Slppretur  unb  beiften, 
meil  tie  fid),  mie  j.  9.  jeber  Seibenatlad,  an  ben 
5länbem  f elbft  aufrollen,  1H  o  1 1 a  1 1  a  i.  2)ie  f cbönften , 
gldtteften  Seibenatlaffe  lieferte  früher  Italien;  ieftt 
merben  fte  in  gleid)er  @üte  aud)  in  S)eutfd?lanb 
(Ärefelb,  (Slberfelb  u.  f.  m.),  fomie  auch  in  ^ranl 
reid)  (j.  8.  Spon)  unb  6nglanb  erjeugt.  ^ür  Cfter 
reid)  ift  Sien  öauptfabritationdort.  Sürtifcber 
%.  ift  SBaummollgemebe ,  mit  feibenen  Streifen 
burd>mebt.  Srüggefcher  91.  hat  eine  Kette  bon 
Seibe  unb  einen  S<bufs  oon  Sßolle,  er  bient  jn  %<x- 
peten  unb  ÜJlobelüberjügcn.  »tladbrolat  iü 
bid)teä  fchmered  ©olljeug  mit  Sttladgrunb  unb 
jyigurenfdjufe  in  ©olb:  unb  Silberfdben.  2)te  beut: 
fchen  Seibenatlaffe  liegen  meift  54 — 60  cm  breit. 

WÜ*9,  ©ebirgstfpftem  91orbmeftafrifa«,  in  230) 
km  fidnge  Don  SS.  nad)  TOD.  sJ»arotfo,  Algerien 
unb  Suneften  burdjjiebenb.  $)aä>  fd)on  ben  alten 
unter  bemjelben  Warnen  betannte  ©ebirge  ift  megen 
ber  geinbieligleit  ber  in  ihm  mohnenben  Söcrber^ 
ftdmme  b\i  jetit  nod)  fehr  mangelhaft  erforfd)t.  6* 
ift  ein  Kettengebirge  bon  teineämeaä  einfadbem  Ein- 
laufe. 3n  ÜJlar  oflo,  hier  berberifd)  Jbrär:  %  beren, 
labölif*  Abraffen  ober  2)fchebel  3)rann 
(Tin in  bed  Strabo)  genannt,  tann  man  brei 
^arallelletten  unterf  (beiben :  bie  mittlere  unb  öaupt; 
fette ,  ber  o  bc  Ii. ,  beginnt  am  Kap  ©hir  an  ber 
atlantifd)en Küfte  unb  jieht,  bad  Sanb  in  eine  Worb 
unb  Sübbälfte  teilenb,  mit  einer  jiemlid)  gleich 
mdfeigen  Kammböbe  Don  etma  3960  m  norboftroärt* 
bid  32"  30'  nörbl.5Br.,  too  er  fid)  in  einen  norbnorb: 
oftmdrtd  unb  einen  oftmdrtd  jiebenben  Kft  teilt, 
jmifeben  bem  bie  inoebebene  ber  Schotte  liegt.  Der 


Digitized  by  Google 


22 


m<a  (in  bcr  äJtytfjoIogie)  —  SCtlaäfpat 


böd?ftc  $untt  biefer  Rette  ift  bcr  2)  f  *  c  b  e 1 8  j  a  j  *  i 
(4500  m)  faft  am  (Snbc  ber  ungeteilten  Hette.  Süb= 
1  icb  oon  biefer  >>auptfcttc  gier)t,  bureb  ein  £äng*tbal 
von  ihr  getrennt  unb  parallel  mit  ihr,  ber  3Thti= 
31 1  I  a  I ,  ber  unter  29°  nörbl.  Vr.  bie  atlantifcbe  Hüfte 
meicbt  unb  bei  ^^ßeber  bi*  etwa  3000  m  £öbe  an- 
neigt.  Die  nhrbl.  ^arallcltette  beginnt  erft  ungefähr 
in  ber  SKitte  ber  &auptfette  unb  oeretnigt  fta>  tm  SR. 
mit  bem  norblid)  iiebenben  3»eigc  ber  &aupttette, 
bie  bie  Verbtnbung  mit  bem  auch  nun  3Itla«fpftem 
gcbörenben,  aber  meftöftlidb  ftreid?enben  Gir=SRif 
(b.b.  Hüftengebirge)  an  ber  Hüfte  be*  9Jtittellänbi= 
f*en  3Heer*  bübet. 

Der  mittlere  Seil  be*  ».  in  Algerien  beftebt  au* 
iwei  fübweftlidjmorböftlidj  ftreicbenben  Hetten ,  ben 
Aortfetmngen  jener  3*»eige,  in  bie  ftdj  bie  maroft. 
öaupttette jeteilt  bat;  jwifcben  beiben  liegt  bie  6oaV 
ebene  ber  Scbott*  ober  Saljjümpfe  (ettoa  1000  m), 
bie  mebr  al*  900  km  weit  Algerien  burdniebt. 
Die  jablreidj  über  ba*  Plateau  gcrftreuten  Scotts 
nebt  man ,  ebenfo  wie  bie  groften  Scbott«  im  3$. 
be*  Wolf?  oon  ©abe«,  al«  tiefte  eine?  ebemal*  fid? 
hierher  erftredenben  2Jceere«arm*  an;  ieflt  ift  bie 
.Üodjebene  mit  bidjten  Veftänben  oon  .fraifa,  9lrte= 
mifia  unb  Xbomian  bebedt  unb  enthält  9Beiben  für 
jabllofe  Schafe  unb  Hamele. 

Da«  nörbl.  JRanbgebirge,  ba*  I eil  ober  ber 
Hleine  2t.  im  ©egenfab  »um  ©rofien  3t.  am  fübl. 
lRanbe,imS)fd)ebel5)"fa?urbfdjura2317mbo(b, 
wirb  »on  einigen  Jlüff  en  ber  J&ocr/ebene  bureb  broeben 
unb  bureb  bie  oon  ihnen  burcbfl offenen  Varniöthälcr 
in  elf,  oft  beftimmt  ooneinanber  getrennte  ©nippen 
geteilt:  ba«  Ubfcba=  unb  öababagebirge  jwifeben 
ben  Hüffen  JRuluja  unb  Xafna;  ba«  Jeffalagebirge 
jwifdben  £afna  unb  Sig;  ba*  ©ebirge  oon  Jlemfen 
imifdjen  maroll.  ©renje  unb  oberm  ©ig ;  ba*  Saiba= 
gebirge  jwifeben  Sig  unb  ÜJlina;  ber  Dfd>ebel  San: 
idjerifcb  gwifeben  ÜJtina  unb  bem  Scbeliff ;  ba*  ®e* 
birge  oon  Sllgier  jwifeben  bem  Sdjeliff  unb  ber  Hüfte 
mit  ber  fruchtbaren  SRetibfcba- (Ebene;  ber  Dfd>ur= 
bfdjura  jwifeben  3ffer  unb  Säbel;  ba*  Dirab* 
Uannugbagebrrge  füblid?  oom  Dfcburbfcbura;  ba* 
Setifgebirge  jwifeben  3  a hol  unb  bem  M u  i;  oon  an  - 
ftantine;  baä  9lumibifd>e  (Gebirge  jwifeben  bem 
(Sonftantineflufj  unb  Sepboufe;  ba*  Slfrifanifcpe 
©ebirge  jwifeben  ÜJlebfcberba  unb  ber  Hüfte  oon 
Üunefien.  Der  3lbfall  jur  ÜKtttelmeerrufte  ift  wie 
im  9tif  ein  fteiler,  unb  nur  oon  wenigen  fünften 
au*  fann  man  in  ba*  innere  einbringen.  Da* 
fübl.  iRanbgebirge,  ber  ©rofle  ober  Sabarifcbe 
3t. ,  ift  eine  150  km  breite  3one  unter  ficb  paralleler 
Hetten,  bie  im  Scbeliab  bi*  2328  m  anfteigen.  Der 
innere  Stbbang  ift  mit  reicher  Vegetation  bebedt, 
rodbrenb  ber  du&erc  nur  fteile  nadtc  5«lfen  jeigt. 
Scbmale  Sd?(ucpten  fübren  oom  Plateau  in  bie 
Süfte  hinab  unb  fmb  jefct  oon  ben  ^franjofen  gegen 
bie  (Einfälle  ber  SBüftenftämme  bureb  ^ort#  gefebüht. 
Uünefien  toirb  oon  ben  öftl.  ^luelclufem  be^  K, 
burcbiogen,  bie,  nad)  9D.  an  .$öbe  abnebmenb,  in 
Dielen  Meinen  3ügcn  ba*  Sianb  burAjicbcn. 

SUurifAe«  unb  beoonifebe*  libergang#gebirger 
ibrem  Mltcr  nad»  unbeftimmte  Dolomite,  ^ura 
unb  Hreibe,  9lummulitentalf  unb  jüngere  iertidr^ 
gebirge fetjen  benSl.  »ufammen.  HrpftallimfcbeS©e= 
ftein  tritt  an  jabtreiaSen  Hflftenpunften  t>ei  jRittel; 
meer?  unb  in  einzelnen  elliptifcbcn  Staffen  im  3,n: 
nem  auf.  Die  wenig  aufgejäMojfeuen,  aber  sablreia) 
oorbanbenen  'JRineralprobufte  nnb  Hupfer,  (Elfen, 
SBtei,  Steinial»,  Hai!,  Marmor  u.  f.  w.  ^irn^  unb 


©letfAerbilbuiig  fehlt  im  31.  ooUftänbig.  Huf  ben 
böcbfteii  ©ipfeln  bleibt  ber  Sdmee  nur  einen  großen 
leil  bei  ^abtei  liegen,  unb  felbft  auf  bem  SWiltfin 
(3476  m)  fdtmiljt  ber  cebnee,  wenn  aurb  nur  in 
20  fahren  einmal,  oollftänbig.  Der  9]orbabbdng  ift 
im  SBinter  oft  wodjenlang  ganj  mit  Sdjnee  bebedt. 

Die  Bewohner  be£  ©eoirgeS,  wabrfcbeinlicb  be> 
reit«  oor  bem  ©inbringen  ber  Sanbalen  unb  Sraber 
fdjon  im  löefih  be«  2anbe«,  fmb  SJerber,  bie  in  ben 
unzugänglichen  teilen  bei  ©ebirgeä  nod)  ni i>t  unter* 
jodjt  finb.  3fn  weftlichen  Ä.  fmb  e*  Sdjillub,  bie 
fefte  3öohnfit»e  baben;  im  ftftlichen  SWafigb, ,  bie  in 
3elten  unb  Noblen  wohnen  unb  bauptfächlid?  S5iehs 
jüdjter  fmb.  (S.  bie  Harten :  ÜÄ  a  r  o !  I  o  unb  SU  g  e 
rienunbjunefien.)— SBgl.  Schnell,  Da«  marolf . 
»tla«gebirge  (im  Grgänmng«h«ft  103  m  «9>eter= 
mann*  Mitteilungen»,  ©otba  1892);  SBitbmann, 
Der  Jöobe  (ÜWarb.  1892);  ©rabam,  Mogrheb  el- 
Acksa,  a  yourney  in  Marocco  (Sonb.  1898). 

9ltl*#,  in  ber  gried).  SDtpthologieber  Xrägcr 
be£  Gimmel«,  Sohn  be«  Titanen  Qapeto«  unb  ber 
Hlpmene  unb  SBruber  be*  Menoitio« ,  ^rometbeu« 
unb  epimetbeu«,  ©emahl  ber  SleTone,  Tochter  be* 
Dleano«,  bie  ihm  auf  bem  Hpllenegebirge  in  Ärfa- 
bien  bie  ^lejaben  gebar;  nach  einigen  war  er  auch 
Vater  ber  öpaben  unb  nach  Dioboru*  bureb  •ftefperi'? 
Vater  ber  ^e[periben.  81.  ift  offenbar  ein  Vilb  ber 
ben  ßimmel  uheinhar  tragenben  Serge.  3"  bie(er 
3(uff affung  ftimmt  ber  Umftanb,  baft  er  bauptfächlid) 
in  Slrtabien,  wo  ber  Gimmel  auf  ben  JBergen  ju  ruhen 
icbeint,  lotalifiert  wirb.  Schon  früh  finbet  fich  bie 
Änficht,  e*  fei  K.  al«  Strafe  auferlegt  worben,  ben 
frimmel  ju  tragen.  81*  fein  Vergeben  betrachtete 
man  fpäter  bie  Teilnahme  am  Hampfe  ber  Jitanen 
gegen  bie  ©ötter.  Dargeftellt  wirb  31.  befonber*  im 
3ufammenhang  mit  bem  fiefperibenabenteuer  be* 
.^erafle*  (f.  b.  unb  $*fp«riben).  «Rad)  ber  bie  9Hp* 
then  rationaliftifcb  umbeutenben  Gnählung  fpäterer 
SdjriftfteUer  galt ».  al*  ein  bureb  Henntni*  ber  ®e-- 
ftime  ausgezeichneter  HCnig,  ber  bie  erfte  $>immel«' 
tugel  oerfertigt  baben  follte,  eine  Vorftellung,  an 
bie  ber  mobeme  ©ebraud)  be*  ©orte*  anfnüpft. 

ttrla#baret)e»r,  f.  Varcbent. 

«tlaefbrofat,  f.  3ttla*  (©ewebe). 

tltla^eebern^olg,  ba*  3cu^bolj  ber  2ttla*cebcr, 
Cedras  atlantica  Manetti,  bie  nur  in  Algerien 
oorfommt  unb  überhaupt  erft  feit  1838  befannt  ift. 
Diefe*  £>oh  ift  fehr  feinfaferig,  ohne  fchwer  ju  fein, 
befitn  eine  fdjöne  rote  Färbung  f  lä^t  fid>  leicht  be* 
arbeiten ,  biegt  fi<b  nicht  unb  fein  angenehmer  ©e- 
rudj  f<hüht  e*  oor  bem  Singriff  ber  ^nfeften;  ** 
nimmt  eine  febjr  fdjöne  Politur  an.  Diefe  Väume 
maebien  häufig  in  ben  s£rooimcn  Conftantine  unb 
Sllgier;  bieHMlberoonb'Slin,  ialacitunb  ienieleb 
.fvaab  fmb  heinahe  au*fcbliefeli<h  oon  ihnen  gebilbet. 

9ltla#f|0lg,  Satinboll  ober  Setbenhol), 
nicht  ber  9tame  einer  beftimmten  öoljatt,  fonbern 
Veieidjnung  oerfchiebener  au*länbifcher  ßol|arfen. 
bie  fich  bureb  einen  feinen  feibenartigen  ©lanj  auf 
ihrer  polierten  Schnittfläche  auszeichnen. 

«tla^papicr  ober  Satine^papier,  Rapier, 
ba*,  auf  ber  einen  Seite  mit  einer  hellen  Körpers 
färbe  beftrieben,  burd)  einreiben  mit  fein  gepul* 
Oettern  lalf  (Aeberwei^)  einen  feibenartigen,  beim 
Vefeuchten  niept  oerfdnoinbenben  ©lanj  erhält. 

"JÜlac<fpat  ober  Sltla*ftein,  nad)  ihrem  fei« 
benfäSimmernben  ©lange  benannte,  fehr  feinfaferige 
,^orm  be*  foblenfauren  Halt*.  Qx  ift  mein  nur  an 
ben  Hanten  burebfebeinenb,  febnee^  unb  r&tlicbweip, 


Btlaßfpinner  —  Ätmofofjäre 


cur  burd)  üCTidjiefcene  SRetaüorpbe  bläulich  ctor 
grünlich  gefärbt  unb  nimmt  tro&  feiner  geringen 
Härte  eine  fd> öne  Volitur  an,  we«wegen  er  nament- 
lid)  in  fcnglanb  ju  Suru*gegenftänben,  j. V.  iu  Obr« 
afbängen.  Halabdnbern  u.  f.  w.,  oerarbeitet  wirb. 

Utla* Dinner  (Attacus  Atlas  £.),  vrädtfiger, 
faft  bi*  230  mm  fpannenber  Nachtfalter  ti pina«, 
mit  breiten,  fcpön  gefebmungenen,  jimmetbraunen 
»klügeln;  über  ieben  oorbern  unb  buttern  gebt  aber 
eine  fcbmale  f cpmarjweiiie  Cuerbinbe,  unb  icber  bat 
einen  breiedigen,  fcpwarj  gefäumten,  icbuppenlofen 
glasartigen  Sied  in  ber  ÜKitte.  Von  ben  betannten 
Schmetterlingen  bat  ber  X.  bie  größten  Jlügel« 

fctlaetfieiu,  f.  ÜltlaSfpat. 

*rli,  norbifebe  gorm  für  G&cl  (f.  b.). 

ttrman,  im  San*lrit  uriprünglid)  fooiel  wie 
?ltem,  Verfönlicbteit,  Selbft,  aber  fdjon  in  ben 
Upanifpaben  Spnonpmum  für  ben  Hauptbegriff 
ber  inb.  ÜRetappofil,  brahman;  bie  in  bem  (Sinjel- 
roefen  mirlenbe  flacht  gilt  al*  um  mit  bem  Ur< 
grunbe  alle*  Sein*,  bem  «groften  Ginen«,  burd) 
Da«  unb  in  bem  alle  SBefen  unb  alle  2Belten  finb. 
3n  bieier  Vebeutung  erfebeint  X.  aud)  in  bem  ipd* 
tern  Spjtem  be«  Vebanta,  mdbrenb  ba«  ©ort  in 
ben  übrigen  brabmanifeben  Spftemen  bie  inbioi* 
buell  getrennt  gebauten  Seelen  bezeichnet. 

21  i  Wciban  (lürt.,  b.  i.  VferbeplalO,  jetiiaer 
jiame  ber  alten  jRennbabn  (f.  b.)  oon  ftonftantinopel. 

"ütatcti,  f.  Atmung. 

«tmiarrie  (grep 3ttmung«*ober£ujtheil* 
tunbe,  berjenige  $eil  ber  Hpgieine  unb  Heiltunbe, 
welcher  ficb  mit  ber  bidtetifeben  unb  tberapeutifeben 
Pflege  be«  HtmungSorgan«  befcbdftigt.  Sie  jerfdllt 
in  bie  pppf  iologiicpe  31.,  bie  Sepre  oon  bem 
äußern  unb  inneru  wcpani«mu*  ber  Atmung  (f.  b.), 
in  bie  t  e  d)  n  i  f  dp  e  31.,  welche  oon  ber  Verunreinigung 
ber  2uft  unb  ihm  Verhütung  bunt  Ventilation  unb 
De*inieltion  banbelt,  in  bie  tlimatifcpe  31.  ober 
Hlimatologie  (f.  b.),  bie  Sepre  oon  ber  Ginmirfung 
ber  oerfebtebenen  Klima  te  auf  ben  menfdjlicben  Äör« 
per,  unb  in  bie  tperapeutifdje  21.,  welche  bie 
prattifebe  Verwertung  bestimmter  Älimate  ui  biäte« 
tifdjen  unb  therapeutifeben  3weden  (fog.  Hlimato» 
tberapie,  f.  b.)  unb  bie  31nmenbung  metpobifd)  ein« 
aeatmeter  Heilmittel  (J.  Snbalation)  lebtt.  —  Vgl. 
y.  sJtiemeper,  2ltmiatm  (Erlangen  1872). 

■Jltmibomctcr  (grd).),  f.  Verbunftung*meifer. 

«tmograprj  (grd).),  Apparat  jur  2lufjeidmung 
ber  VruftTorboerdnberungen  bei  ber  Atmung. 

flrmolögte  (grd).),  fiepre  oon  bec  Verbunftung. 

*lttnomcter  (grd).).  f.  Verbunftung*meffer. 

*x»of^te(grd).),Dunfttrei*.ßuftlrei«, 
im  engern  Sinne  bie  Öuftpülle,  bie  unjere  Örbe  um* 
giebt;  bod)  fpriept  man  neuerbing«  auep  oon  ben  31. 
anberer  Vlaneten;  man  nennt  bie  Hülle  glühenber 
«afe,  bie  ben  glüpenben  Sonnentörper  umgiebt,  bie 
Sonnenatmofpbäre,unbman  behauptet  oom  2Ronbe, 
f  a\]  er  leine  Ä.,  b.  p.  teine  gadfbrmige  Umhüllung 
feine«  feften  Äerne*  befije.  3n  »eiterm  Sinne  »enbet 
man  ben  Huebrud  auf  jebe  @aemaffe  an,  mit  ber 
man  einen  anbern  fidrper  umgiebt. 

Tie  9.  ald  Veftanbteil  ber  ürbe  maept  trofe  ibter 
Stu^bebnung  megen  ber  gro&en  Ceicbtiafeit  ber  ©afc 
nur  einen  geringen  Vrucpteil  ber  Öefamtmaffe  ber 
£rbe  au«.  >v  ©emidjt  lart  ftd>  unmittelbar  bc= 
rennen  au«  bem  ^)rud,  ben  bie  i'uft  auf  bie  Ott-- 
oberfldcpe  ausübt.  Die  i'uft  ftebt  nämlicp,  roie 
alle  Körper  auf  ber  6rbe,  unter  bem  6influffe  ber 
(Irtan jiebung,  unb  rcenn  auep  ber  Trud,  ben  fic 


aueübt,  oermoge  ber  beionbern  ^eiebaffenbeit  ber 
flüfftgen  unb  gasförmigen  äörper,  niebt  nur  auf  bie 
Unterlage,  fonbern  auf  iebe  beliebig  gelegene  ftldcpe 
mirft,  fo  ift  er  bod)  an  jeber  Stelle  feiner  (Sröfte  nad) 
bebingt  burd)  bad  @etoid)t  ber  üoer  ber  gebrüdten 
^Idcbe befinblid)cn Suftfdule (f. Suftbrud).  Tu-  n n : 
gaben  be«  Varometer«  (f.  b.)  (epren  un« ,  baft  über 
bem  SDteereäfpiegel  ber  $rud  ber  fiuft  burdjfdinittlid) 
fo  gro&  ift  wie  ber  2>rud  einer  Ouedfilbcrfäule  oon 
TGOmra  Höbe,  unb  ba  ba«  @eroid)t  einer  foldpen  Cucd- 
filberfdule  bei  1  qcm  Cluerfdjnttt  1,033  kg  beträgt, 
fo  ift  auep  ba*  @cmid)t  einer  i'uftfäule  oon  1  arm 
Cuerfcpnitt  unb  ber  oollen  tiöbe  ber  Ms.t  kg. 
3)a  nun  über  iebem  Duabratcentimetet  ber  £rb- 
oberfldcbe  eine  folepe  fiuf tfdule  rupt,  fo  brauebt  man 
nur  bie  Cberfläd)e  ber  (5rbe,  au*gebrüdt  in  Cuabrat- 
centtmetem,  mit  obiger  ;\M  ,ui  multiplizieren,  um 
ba*  @efamtgetoid)t  ber  «.  ju  erhalten.  Die 
Dberfldcbe  ber  (Srbe  beträgt  509950  714  qkm  - 
509 950 714 -100 000  100 000  ober  509950714 X 
10,vqcm,  ba«  @e»id)t  ber  :'!.  baber  509950714 
X10,0Xl,osskg,  b.  i.  526776088X10H>ober 
uncjefdpr  5,«7  X  10"  kg,  alfo  weniger  al«  ein 
Milliontel  ber  frrbmaffe;  in  Sirtlicbfcit  roirb  ber 
3Bert  nod)  ettoa«  geringer  fein,  »eil  bie  Aonti' 
nente  fid)  über  bie  3Reere*fldepe  erheben,  unb  ba- 
ber bie  Über  ihnen  lagernbe  Suftmaffe  geringer 
ift.  Tcnlt  man  ftep  bie  befproepene  ^uftfäule  oon 
1  qcm  Duerfd)nitt  au«  2uft  oon  überall  gleicher 
2)td)te,  beifpiel«»eife  berfelben  Xicpte,  toie  Tie  bi« 
Vurt  am  (hbboben  beftkt,  beftebenb,  fo  toirb  einer 
foleben  Säule,  bamit  fte  ein  ©emid)t  oon  l,oss  kg 
oefi^e,  eine  beftimmte  6öh<  ju!ommen  müffen;  man 
nennt  tiefe  (Sröfec  bieJDöhe  ber  homogenen  Ä. 
Da  1  cem  2uft  bei  0°  unb  an  ber  sJHeere£fldd)e,  b.  b. 
bei  einem  Starometerftanbe  oon  760  mm  O,ooim  g 
wiegt,  fo  mürbe  man  799000  foleber  Äubifcenti= 
meter  übereinanber  fd)ichten  müffen,  um  ein  ©e^ 
famtgetoiebt  oon  l^ss  kg  ju  erhalten,  b.  h.  bie  Höbe 
ber  homogenen  31.  über  bem  vJHeere*fpiegel  mürbe 
ctfta  8  km  betragen.  31llein  bte«  ift  nur  eine  ange» 
nommene  ®röfee;  in  ©irllichfeit  »ürbe  ba«  ©emicht 
ber  £uf tfdule,  unb  bamit  ber  2)rud,  unter  bem  bie 
i'uft  fteht,  in  bem  lUafec  abnehmen,  al«  man  ftd) 
über  ben  tlrbboben  erbebt.  Da  aber  bie  2uft  in  fo 
hohem  @rabe  jufammenbrüdhar  ift,  bafe  ihre  Dichte 
tirelt  proportional  bem  Drude  fid)  dnbert  (f.  Vople- 
idje«  ©efeli),  f o  Derminbert  ftd)  mit  bem  abnebmenben 
Drud  in  ber  ©*bt  aud)  bie  Did)tigteit  ber  fiuft.  ^e 
leichter  aber  bie  Vmt  wirb,  um  fo  langfamer  mu% 
toieberum  ber  Drud  mit  weiterer  Erhebung  fid)  ver  ■- 
minbern;  am  (Srbboben  ntu&  man  um  10^  m,  in 
einer  Höhe  oon  3000  m  bagegen  um  15,4  m  in  bie 
Höhe  gehen,  bamit  ba«  Barometer  um  1  mm  fällt, 
^nf  olge  bieier  ©ecbfelbejiehung  jwifchen  Drud  unb 
Did)tig!eit  ift  bie  3lbnahme  bes  Drude«  nicht  ber 
Höbe  proportional,  wie  e*  j.  V.  unter  sffiaffer  ber 
<vaU  ift,  fonbern  folgt  einem  oerwideltern  ©efetje. 
(S.  Virometrifcfae  Höbenmcffung.) 

Die  31.  ift  alfo  feine  homogene  Suftmaffe  oon 
überall  gleicher  ißefchaffenheit,  ionbem  ihre  Dichte 
Derminbert  fid)  fortmäbrenb  mit  ber  Höhe.  Von 
einer  ©renje  ber  31.  unb  einer  ihr  entfpreebenten, 
beftimmten  Höhe  ber  31.  fann  baber,  genau  ge» 
nommen,  überhaupt  nicht  gesprochen  werben.  Vraf » 
tifefa  freilief)  tann  man  infofern  oon  einer  ®renje 
ber  21.  reben,  al«  bie  obern  Sdjicbten  wegen  ihrer 
}u  geringen  Did)te  für  bie  wichtige  '.Helle,  welche  bie 
31.  al*  Lufthülle  ter  Qtte  fpiclt,  nicht  mefentlid) 


24  «tmo 

mehr  in  Betracht  f ommcn.  3n»nierl>in  ab«  etbält 
man  pon  ber  ßiiftenj  iener  obern  Schiebten  Äunbe 
bureb  gewiffe  optifebe  Grfcbeinungen.  So  bat  man 
au*  bem  Verlauf  ber  SWorgen»  unb  8lbenbbämme= 
rung  berechnet,  baß  bie  pftcbften  Schiebten,  bie 
und  noeb  Pon  ber  Sonne  beteuertet  erfebeinen,  60 
—70  km  (8—9  geogr.  üJteilen)  boeb  liegen.  Stuf 
noeb  größere  f>öben  läßt  ba*  Slufleucbten  ber  Stern* 
febnuppen  fließen.  6ei*  bat  gefunben,  baß  bie 
Slnfang*böbe  ber  Sternfcbnuppen  105—112  km 
beträgt;  aber  er  bat  auch  folcbe  beobachtet,  bie 
bereite  in  240  unb  in  285  km  >>cbe  aufleuchteten. 
5>a  nun  bie  Sternfcbnuppen  febon  einen  längern 
2öeg  in  ber  81.  jurüdgelegt  haben  müffcn ,  ebe  fte 
burd?  bie  babei  eintreten  te  Grbiiiung  jum  Stuflcucb« 
ten  tommen,  fo  muß  £uft  noeb,  in  6öben  pon  mehr 
al*  300km  (40  geogr.  teilen)  porbanben  fein.  Slud? 
Den  ÜRorblicbtern  febreibt  man  ibren  Ort  in  ben 
böbern  Schiebten  ber  St.  »u;  bod>  fmb  beren£>öben= 
beftimmungen  f ebr  jmeifelbaft.  3n  berartigen  £öben 
muß  bie Suft Berbünnung*grabe  erreicht  baben,  bie 
mir  und  nubt  inebv  anfebaulieb  ju  machen  per* 
mögen.  Schon  in  75  km  $öbe  beträgt  bie  ?;.b:uv 
leit  ber  2uft  nur  noeb  lU»  «o  »on  ber  Suftbi^jte  auf 
bem  ÜReeresfpiegel,  eine  Berbünnung,  bie  nur  mit 
üuedfUbcrluftpumpen  ;,u  erjeugen  möglich,  ift. 

Bon  biefer  "böbenerftredung  ber  8t.  ift  für  un* 
nur  bie  unterfte  Scbicbt  pon  böcbften*  15  bid  25  km 
jjöbe  al*  Sit)  ber  meteorolog.  Vorgänge  von  ©ich* 
tigteit.  3)ie  böcbften(£irru*woltenbatmanin£)öben 
von  13bid  14km  beobachtet.  $ie  6rbe  felbft  erftredt 
neb  mit  ibren  bödbften Berggipfeln  bi*  nabe  an  9  km 
in  bie  St.  binein;  aber  bei  heftigen  DulfanifcbenSlu*« 
brücben  entfenbet  fic  ibre  feften,  flüf  [igen  ober  bampf  1 
förmigen  Stu*wurfmaffen  gelegentlich  in  noch  größere 
M  oben .  Beim  Äratatau*2lu*brucb  betrug  bie  £>öbe  ber 
jRaucbfäule  bei  fleinern  3tu*brücben  11  km  unb  ftieg 
bei  ben  beftigften Slu*brücben bi*  ju  30 km  an.  2)en 
Bewohnern  ber  Orot  fmb  auch  biefe  f>öben  bereits 
unerreiebbar ,  in eil  febon  hier  bie  £uf t  »u  »erbünnt 
ift,  al*  baß  lebenbe  Söefen  in  ibr  perweilen  tönnten. 
2)er  Slbler  foll  ftcb  bis  ju  einer  $>öbe  t>on  5,5,  ber 
Äonbor  bis  ju  6,5  km  erbeben.  Tie  größte  £>öbe, 
bie  ber  SRenicb  bieber  mittel*  Luftballon*  erreicht 
bat,  beträgt  8840  m,  ungef äbr  bie  f>öbe  bee  böcbftcn 
Berge*  ber  6rbe;  in  biefer  £öbc  oerlor  Ölaifber 
bei  feinem  Slufftieg  am  5. Sept.  1862  ba*  Bemujjt* 
fein.  Slucb  in  anberer  Begebung  ift  bie  Äonftitution 
be*  SUlenfcben  unb  ber  Jiere  bem  Sehen  in  ben  unter; 
ften  üuftfdricbten  angepaßt;  benn  bie  @elen!tugeln 
ber  Grtremitäten  merben  im  wefentlicben  burd)  ben 
Suftbrud  in  ben  ©elentpfannen  erhalten,  fo  baß  bie 
vJRu*teln  nid?t  bie  Saft  ber  ertremitäten  ju  tragen, 
fonbern  nur  ibre  Belegungen  ju  leiten  baben, 
roäbrenb  fie  unter  »erminbertem  £uftbrud  jum 
Jraflen  ber  (Sitremitäten  mitroirlen  müffen. 

Sb^rer  3ufammenfe&ung  nad)  ift  bie  St.  im 
loefentlicben  ein  (Gemenge  pon  21,o  Bolumteilen 
6auerftoff,  78.oe  Bolumteilen  6tidftoff  unb  0,94 
Bolumteilen  Slraon  ober  pon  23,»  ©eroidbtöteilen 
Sauerftoff,  75,5  ©eftiitöteilen  Stidftoff  unb  l,s  ®v 
roiiteteilen  Tirgon.  Bon  ben  beiben  erftern  @afen 
ift  ber  6auerftoff  ba«  fd?n»erere;  baber  nuinte  in 
gröfeern  £iöben  bie  £uft  fauerftoffärmer  fein  ald  am 
thbboben.  Allein  auf  Ballonfabrten  in  perfdbiebe-- 
uen  vebcu  gefammclte  Vuttproben  baben  in  ibrer 
^ufammenfegung  (eine  mefentlicben,  regelmäßigen 
IHbioeicbungen  Pon  ber  fiuft  am  ßrbboben  gejeigt. 
tiefer  2lMberfprii*  mit  ber  obigen  tbeoretifeben 


Überlegung  erttärt  ftd;  babureb,  ba^  biefe  letztere 
nur  für  eine  pöllig  rubenbe  St.  @ältigteit  baben 
lönnte;  bie  beftänbigen  Bewegungen  unb  Strö- 
mungen in  ber  St.  aber  Wirten  mie  rieftge  iHübroor: 
riebtungen,  roeldje  bie  üuftmaffen  ber  perfebiebeneu 
£>öben  fo  Pöllig  burebeinanber  mifeben,  baß  ba* 
SJlengenDerbältni*  »on  Sauerftoff  unb  Stidftoff 
überall  ungefähr  gleicb  fein  muß.  Stucb  an  per: 
fdjiebenen  Drten  auf  ber  (Jrboberfläcbe  unb  an 
benfelben  Drten  |u  perfebiebenen  Reiten  fmb  bie 
Beränberunaen  in  bem  genannten  'JOTifcbungeoer: 
bälrni«  nur  Kbr  geringe;  m  SDhlndjen  f  *roantte  nad» 
Sollp  ber  Sauerftoff  gebalt  jmifeben  20,5  unb  21,<> 
Bolumprojenten.  Slußer  ben  genannten  ©afen  ent- 
hält bie  Sl.  in  febr  geringer,  jiemliib  mecbfelnber 
'JJienge  (0,04  bi*  0/>7  Bolumprojente)  Äoblenfäure. 
Sauerftoff  unb  Äoblenfäure  fteben  Permöge  ber 
Cebengporgänge  auf  ber  Grbe  in  eigentümlicher 
ffiecbfelbejiebung.  2>er  Sauerftoff  ift  b»e  SebenSluf  t 
für  üDtenfcben  unb  2iere.  Gr  mirb  »on  ihnen  ein= 
geatmet  unb  jum  Jeil  in  gorm  pon  Äoblenfäure 
roieber  auggeatmet.  2)iecbloropbpllfübrenbenBftan= 
jen  bagegen  nehmen  bie  Äoblenfäure  ber  fiuft  auf, 
jerfehen  fie  unb  fdjeiben  Sauerftoff  au§.  2)a  ber  leh= 
tere  Borgang  ficb  unter  ber  @inmirtuna  be*  Sonnen^ 
licht*  abfpielt,  fo  ift  am^ageberÄoblenfäuregebalt 
ber  St.  ein  »enig  geringer  al*  in  berWacbt,  wie 
Slrmftrong  gefunben  bat.  35er  Stidftoff  ift  ein  in* 
bifferente*  ®a*  unb  fpielt  gemiffermaßen  nur  bie 
Stolle  eine*  Berbünming*mittel*  für  ben  Sauer* 
ftoff,  um  beffen  ftarte  ifeirtunaen  abjufcbroäcben. 
Sin  weiterer  Beftanbteil  ber  St.  ift  ber  SÖafferbampf, 
ben  fie  fe  naeb  ben  Umftdnben  in  febr  wecbfetnbeu 
Mengen  enthält  (f.  fiuftfeucb tigteit).  @r  gelangt  iu 
bie  St.  burd)  Berbunftung ;  bureb  Slbtüblung  wirb  er 
in  ber  St.  wieber  ju  flüffigem  2öaffcr  ober  Gi*  fon= 
benfiert ;  er  bitbet  bann  junächft  Giebel  (f.  b.),  Sotten 
(f.b.),  fcblieblicb  Mcberfcblägc  (f.  b.);  al*  9legen  ober 
Schnee  auf  bie  Grbe  jurüdgelangt,  ftrömt  ba*  SBai 
fer  in  ben  ftlüffen  ben  Seen  unb  beeren,  pon  bereu 
Dberfläcbe  e*  perbampft  war,  wieber  ju  unb  fcbliefu 
fo  feinen  großen  Äret*lauf  in  ber  St.,  ber  für  bie 
öeftaltung  ber  ©rboberfläcbe  unb  für  ba*  organifebe 
l'eben  auf  ihr  Pon  grunblegenber  Bebeutung  ift. 
3>a  bei  ber  Berbunftung  be*  SBafferbampfe*  SDärme 
perbrauebt,  bei  feiner  Äonbenfation  aber  SBdrmc 
wieber  frei  wirb,  fo  wirtt  ber  Stafferbampf  ge= 
wiffermafecn  al*  iRegulator  auch  für  bie  Särme 
Verteilung,  inbem  er  bureb  feine  Berbunftung  einer 
ftärtern  (?rwärmung  (Bebeutung  be*  Schweiße*  für 
ben  SDtenfcben),  bureb  feine  Äonbenfation  einer  atiju 
ftarten  Stbtüblung  (f.  2au)  entgegenwirtt.  Stußer 
bem  enthält  bie  St.  in  ganj  gerinaen  unb  be*balb 
fdjwer  nad?wei*baren  SRengen  Slmmonial  (etwa 
2—3  mg  in  100  cbm),  ba*  wabrfd^emlicb  von  ber 
3erfetjung  animalifeber  Subftamen  herrührt,  Sab 
peterfäure,  bie  Wohl  ben  elettrifcfacn  Gntlabungen 
in  ber  St.  ihre  Gntftebung  perbantt  unb  namentlich 
in  ber  ^orm  fefter  Stitrate  porbanben  ift,  SBaffer 
ftoff,  Djon  (f.  b.),  bie  feltenen  ®afe  Helium,  3kon 
unb  jfenon  in  äußerft  geringen  Spuren,  unb  anbere 
&a]e  je  nach  örtlichen  Bebingungen. 

r  e  ib  finben  ftcb  auch  f  efte  Stoffe  in  nicht  unbeträebb 
lieber,  aber  febr  mecbfelnber  ÜRenge  in  ber  St.  por  in 
jvorm  febr  Heiner,  in  ber  Snft  febwebenber  JeilAen. 
Sie  Duellen  biefe*  Staubgebalte*  ber  St.  fmb 
febr  mannigfacb-  Biete  Berbrennung*pro}effe  auf 
ber  Grbe  erfüllen  bie  St.  mit  feften  %  eileben ;  bie  Gffen 
ber  ttoerrtfn  fuhren  ibr  fortgefettt  große  SWengen 


Digitized  by  Google 


Sltmofpfjäre 


25 


baoon  ju;  SBalbbrdnbe,  baS  abbrennen  oon  2Roo= 
ren ,  Steppen  u.  f.  w.  Wirten  nicht  f o  anbauernb, 
aber  um  fo  heftiger,  Jßon  allen  trocfnen  ftläcben 
be*  GrbbobenS  tragen  bie  9Binbe  organifcbe  unb 
unorganifcbe  Teilchen  in  bie  Blütenftaub  ber 
fangen,  ^RitroorganiSmen  unb  ©efteinSfrag* 
mente.  ,\m  befonbern  in  ben  SSüften  werben  burch 
©irbelwmbe  oft  ungeheure  SWafien  be*  5Büften= 
ianbe*  in  bobe  fiuftfcbicbten  emporgeriffen.  die 
Juliane  fenben  ibre  2tfcbenregen  in  bie  2t.,  unb  bie 
Branbung  bes  SReerS  erfüllt  bie  Luft  mit  ttcinen 
Tröpfeben  oon  SReerwafier,  beren  jebes,  wenn  eS  in 
ber  Luft  oerbunftet,  feinen  Saljgcbalt  als  feften 
Mern  in  ber  IL  jurüdläßt;  baber  bie  allgemeine 
Verbreitung  beS  9latriumS  in  ber  21.  6nblidj  »er: 
ben  ber  21.  au*  bon  außen  burcb  bie  Verbrennung 
ber  SReteore  in  ihr  fefte  Teileben  jugefübrt;  ob 
man  es  aber  bei  gemiffeu  tugelförmigen  Giienpar-- 
titelcben,  bie  man  gelegen  Hieb  im  Staube  bei  mitro- 
ifopi  jeher  Unterfucbung  gefunben  bat,  wirtlich,  mit 
ioldbem  Staube  meteorifeben  UrfprungS,  fog.  to** 
mifebem  Staube  ju  tbun  bat,  biefe  $rage  ift  oon 
wrfebiebenen  ftoflcbern  oerfebieben  beantwortet  wor= 
ben.  T  iffanbier  bot  ben  Staubgebalt  in  qjariS  be 
nimmt  unb  unter  normalen  Bebingungen  ?,*,  nacb 
einem  heftigen  SRegen  6,  nach  achttägiger  Troden= 
beit  23  mg  in  1  cbm  Luft  gefunben;  auf  bem  Sanfte 
unter  normalen  Beftingungeu  0,ts,  uacb  längerer 
Trodenbeit  3  unb  4,5  mg  in  1  cbm.  Von  biefer 
atmofpbdrifcben  Staubmaffe  waren  25—34  $roj. 
rerbrennliie,  organifcbe  Subftanj,  75— €6  $fM. 
mineralöcb  jn  neuefter  Seit  bat  man  erlannt,  ftafe 
ber  Staub  für  ftieÄonbeniation  besSöafjerbampfes 
in  ber  2t.  eine  große  Befteutung  bat.  9öie  eS  fd>cint, 
hübet  nämlich  biefe  Äonftenfation  ausicbließlicb  an 
ben  Staubteilchen  ftatt,  fo  baß  jebem  Saffertröpf: 
eben  eines  9lebelS  ober  einer  Solle  ein  Staubteil: 
eben,  wenn  aueb  nur  oon  außerorbrntlicber  Klein  - 
beit  entfpridjt.  Solche  fionheniation  oon  SBafier 
auf  ben  Staubteilchen  tann  man  fünftlicfo  beroor= 
rufen,  inbem  man  bie  Luft  mit  Söaffer  in  5Berüb: 
rung  bringt,  bie  fie  fidb  mit  SBafferbampf  gefättigt 
bat,  unb  fte  bann  plößlich  etwas  oerbunnt;  burch 
bie  2tu$bebming  erfährt  bie  Luft  eine  2lbtüblung 
unb  infolge  ber  2lbtüblung  oerbiebtet  fleh,  ber  SBafs 
ferbampf  an  ben  in  ber  Luft  enthaltenen  Staubteil» 
eben  in  tform  eines  StebelS.  ,-Jablt  man  bann  bie 
in  1  cem  entftanbenen  9tebeltröpfcben,  fo  ftellt  biefe 
3abl  §u  gleicher  3eit  bie  3ln$abl  ber  in  1  cem  ber 
unterfuebten  i'uft  enthaltenen  Staubteilchen  bar. 
flach  biefem  ^Jrincip  bat  Mitten  bie  3<»bl  ber 
Staubteilchen  in  ber  3t.  an  oen'cbiebenen  Orten  ge- 
meffen  unb  folgenbe  SDerte  gefunben:  auf  3Jerg= 
gipfeln  unb  überhaupt  in  wenig  bewohnten  (Gebirgen 
entbdlt  1  cem  Luft  nur  wenig  mehr  als  200  Staub; 
teildjcn;  in  ber  Stäbe  oon  Dörfern  fteigt  ihre  3abl 
bis  auf  Taufenbe,  in  Stdbten  bis  auf  6unbert= 
taufenbe.  Jn  geiebloffenem,  oon  ©aSflammen  tx- 
belitem  iKaume  würben  bi*  ju  8 Vi  ÜRill.  Teilchen  im 
jtubiteentimeter  beobachtet.  (Sin  Gigarettenraucber 
fenbet  4000  ÜRill.  Teilchen  bei  jebem  3uge  auS. 

Tie  durebfiebtigtett  ber  31.  wirb  burch  bie 
ÄonbenfationSprobutte  beS  SöafjerbampfeS  unb  bie 
feften  Beimengungen  oerminbert;  auch  tragen  biefe, 
inbem  fte  bas  Sonnenlicht  unregelmäßig  refleltieren 
unb  jerftreuen,  jur  allgemeinen  TageSbelle  bei.  da 
mit  ben  Wieberfcbldgen  auch  ber  Staubgebalt  ber  8t. 
jum  Jeil  mit  ju  Söoben  gerifjen  wirb,  fo  üben  bie  9tte* 
eerfchldge  eine  reintgenbe  59irtung  auf  bie  31.  aus; 


baber  bie  große  Älarbeit  ber  2t.  bei  fchneller  2tuflld^ 
rung  nach  heftigem  SRegen.  ©erben  bie  baS  üiebt  re= 
flettierenben  Setichen  außerorbentlicb  flein,  Heiner  als 
bie  2Bellenldngen  beS  Vichts  felbft,  fo  vermögen  fie 
nicht  mehr  bie  Strahlen  aller  Söellenldngen  gleich: 
mäfrig  ju  reflettieren ;  fonbem  je  tleiner  fte  werben, 
um  fo  ausfcbliefclicber  werben  bie  Strahlen  oon 
türjerer  Wellenlänge,  b.  \\  bie  blauen  unb  violetten 
an  ihnen  biffuS  reflefticrt.  §n  biefer  ffieifc  ertlärt 
ficb  bie  bläuliche  '(v<5rbutt(j  ber  fog.  trüben  bebten, 
».  svH.  pon  Saffer,  bem  einige  ütropfen  SRilch  iuge^ 
KU  fmb,  ober  bie  blaue  £arbe  beS  oom  glimmen = 
ben  6nbe  einer  Gigarre  auftteigenben  JRaucbeS.  (sine 
Grfcbeinung  oon  ganj  ber  gleichen  3trt  ift  bie  blaue 
ftarbe  beS  öimmelS  (f.  b.).  5)afe  man  ti  babei 
in  ber  $bat  mit  einer  2trt  oon  9ieflerion  beS  fiiebts 
ju  tbun  bat,  folgt  baraus,  baß  baS  blaue  Rimmels: 
liebt  ebenfo  wie  baS  biffufc  Siebt  ber  trfiben  SWebien 
in  eharafterrfttfeber  ffleil'c  polariftert  ift.  2tu&er 
biefer^erftreuungerfabrenCichtftrablcnoongenjijfen 
Wellenlängen  eine  2tbforption  in  ber  2t.  3Ran  er: 
tennt  bieS  baran,  bar,  im  Sonnenfpettrum  bei  tief ■ 
ftebenber  Sonne  gewiffe  bunlle  Linien,  bie  bei  boeb 
ftebenber  Sonne  gar  nicht  ober  nur  iebwaeb  }u  fehen 
fmb,  febr  ftart  beroortreten.  3)iefe  Linien  bejeid?nct 
man  als  terreftrifehe  ober  atmofphärifche  2\ 
nien.  (S.  Spettralanalpfe.)  über  bie  SBrecbung 
ber  fiichtftrahlen  in  ber  2t.  f.  Strahlenbrechung 
(aftronomifch)  unb  Vicbterfcbeinuncjen. 

diejenigen  Sonnenftrahten,  bte  oon  ber  Grb^ 
atmofphäre  nicht  abforbiert  ober  nach  außen  jer 
ftreut  werben,  gelangen  jur  ^rb Oberfläche  unb  er: 
wärmen  biefe.  Ta  nun  bie  3t.  immerhin  ben  grö 
ßern  2eil  ber  Sonnenftrabtung  burchldßt,  unb 
außerbem  bte  untern  iiuftidjicbteu  wcaen  ihrer  grö= 
nevu  dichte  in  boberm  @rabe  als  bte  ohern  iluft 
fehiebten  befähigt  fmb,  ftd>  burch  Stbforption  ber 
biretten  Sonnenftrahlung  ober  ber  Strahlung  bes 
Grbbobens  \u  erwärmen,  fo  wirb  bie  Erwärmung 
ber  2t.  im  wef entlichen  oon  unten  her  erfolgen  unb 
bie  Sonnenwdrme  wirb  ben  unterften  Vuftfcbicbten 
oorwiegenb  ju  gute  tommen.  3e  fentrechter  bie 
Sonnenftrablen  auf  bie  Grboberfldcbe  auffallen, 
um  fo  intenftoer  ift  beren  (Erwärmung  unb  um  fo 
bober  bie  Temperatur  ber  barüber  liegenben  £uft: 
febichten.  daher  nimmt  bie  Lufttemperatur 
oom  tiquator  nach  ben  Volen  hin  ab.  die  folgenbe 
Hufammenftellung  enthält  bie  mittlern  3abreStem= 
peraturen  jebeS  10.  ^arallelfreifc«  nach  Spitaler: 


I  80  '  70  1  GO  50  40  I  30  |  20  I  10  «anat. 


"i1"'  1-16,5  -9,9  -0,s 5,6  U,o20ß\2bfi2$* 

 •  !  ! — !  !  !  !   95 

!  -  !  -     0,s  5,9  11,»|  18,5:22,7)25,01  " 

2lußer  pon  bem  GinfaHSwtnlel  ber  Sonnenftrab= 
len  ift  bie  Grwärmung  ber  (Srboberfläche  unb  bamit 
bie  Lufttemperatur  in  hohem  ©rabe  oon  ber  iöe= 
iebaffenbeit  ber  Oberfläche  abhängig;  oor  allem 
lommt  ber  Unterfcbieb  oon  £anb=  unb  ©afferflächeji 
in  Betracht.  Sanbfläcben  erwärmen  ftcb  ftärter  burch 
bie  (Sinfrrablung  unb  (übten  ftcb  auch  umgelebrt 
burch  2tusftrablung  ftärter  ab  als  Wafferflächen.  da  ^ 
ber  jeigen  fowohl  bie  mittlem  Jahrestemperaturen 
wie  bie  täglichen  unb  jährlichen  Semperaturfchwau: 
tungen  auch  für  Orte  besfelhen  BreitentreifeS  große 
Berichiebenbeiten.  (S.  Lufttemperatur,  Kontinental; 
tlima,  Seetlima.)  daraus  ertlärt  ftcb  auch,  baß  in 
ber  obigen  Tabelle  bie  mittlern  Jahrestemperaturen 


Digitized  by  Google 


26 


für  bic  fühl.  Breitentreife  etwa*  Heiner  ftnb  al*  für 
bie  gleidjen  nörblidjen;  benn  auf  ber  fübl.  .V»alb= 
tuflel  ift  bie  SBafferbebcdung  eine  bebeutenb  gröfeere 
al-?  auf  ber  nörblidjen. 

Sbenfo  nie  Dom  Äquator  nad)  ben  $oIen  bin 
mufe  bie  Temperatur  ber  X.  au*  an  ieber  Stelle 
ber  Grboberflddje  abnehmen  mit  ber  ßrbebung  über 
bie  Bobenflädje.  Hm  einfadjften  läfet  fid)  bte«  an 
ben  3lbbängen  ber  ©ebtrge  beobachten,  ©enaue 
Unterfudjungen  hierüber  haben  ergeben,  bafc  bie 
Temperaturabnar/mc  mit  ber  ßrfcebuna.  an  ©ebirg«« 
bänden  in  ben  ■  tropifdjen  unb  ben  aufeertropif d)en 
(Gebirgen  burd)fd)mttlid)  benfelben  2Bert  bat,  nänv 
lid)  0^8°  C.  für  100  m  (hbebung.  Docb  ift  ber 
fcinflufe  örtlidjer  Berbdltniffe  aud)  bei  biefer  ©röfec 
ein  febr  erheblicher.  Sud)  ift  ber  betrag  biefer  Tem« 
peraturabnabme  mit  ber  3abre«jeit  periobijd)  Der« 
änberlid);  für  ba«  mittlere  Guropa  t>at  man  j.  SB. 
bie  folgenben  28erte  für  bie  3Bärmeabnabme  pro 
100  m :  im  Söinter  0^5°,  im  ,vvu  bltng  0,67°,  im  Som« 
mer  0,70°,  im  öerbft  0,w\  $n  ber  freien  81.  ift  bie 
Temperarurabnapme  mit  berftöbe  burdjfcbnittlicb 
c twa«  flröftex,  reue  bie  Beobachtungen  ,\ume«  ©lai- 
ftyer«  auf  feinen  Ballonfahrten  gezeigt  baben;  aud 
biefen  ergiebt  ftd)  für  bie  untern  1000  m  ber  31. 
0,wc  C.  Temperaturabnabme  für  je  100  m  Grbebung. 
^m  Sommer  ift  biefer  betrag  für  bie  allerunterften 
tsd)id>ten  ber  Ä.  nod)  bebeutenb  gröfeer.  $m  fflinter 
bei  ftarter  äbtüblung  be«  Boben«  bagegen  tann 
fid)  ba«  Temperaturgefälle  in  ben  unterften  5  du* : 
ten  umtebren,  fo  bafe  mit  ber  Erhebung  über  ben 
Robert  -,ucrü  eine  Temperaturjunabme  unb  erft  Don 
böbern  Schiebten  an  bie  normale  Temperaturab« 
napme  eintritt.  Stach  bem  oben  über  bie  Grwär 
mung  ber  31.  ©efagten  rübvt  bie  Slbnabme  ber 
Temperatur  mit  ber  &öl?e  in  erfter  Sinie  baoon  ber, 
bafe  man  fid?  Don  ber  erwärmten  (Srbe  entfernt  unb 
bem  leeren,  ungebinberte  3tu«ftrablung  geftattenben 
©eltenraume  nähert,  ß«  tornmen  aber  al«  jweite« 
Moment  bie  Bewegungen  unb  Strömungen  binju, 
bie  burd)  bie  horizontalen  Temperaturunterfcbiebe 
in  ber  31.  erjeugt  unb  Unterbalten  werben  unb  eine 
f  ortbauernbc  ÜJtifdjung  ber  oerf  (hieben  »armen  i*uft* 
febiebten  herbeiführen.  Soweit  babei  bie  Suftmajfen 
ii*  in  borigontaler  9ltd?tung  bewegen,  führen  fte 
ibre  2Bämte  mit  fid)  unb  Wirten  au«gleid)enb  auf 
bie  Dorpanbcnen  borijontalen  Temperaturunter- 
iebiebe.  Soldje  Suftmaüen  bagegen,  bie  fid)  Dor« 
berrfdjenb  in  Dertttaler  JKicptung  bewegen,  antern 
mit  ter  vuHe  über  bem  ßrbboben  au*  ibre  Tempera« 
tur.  föne  auffteigenbe  Suftmafie  tommt  namli* 
wegen  ber  bertitalen  3thnajbme  te«  Suftbrude«  mit 
junebmenber  $öhe  unter  immer  geringem  Drud, 
behnt  ftd)  infolgebeffen  au«  unb  fühlt  fid?  babei  ab, 
wie  ft*  faft  alle  Äörper  abtüblen,  wenn  fte  au*ge« 
behnt  werben.  Umgetchrt  wirb  eineabfteigenbe  Suft- 
maffc  burd)  ben  böbern  Drud  ber  untern  Schiebten 
mehr  unb  mebr  jufammcngebrüdt  unb  baburd)  er« 
wärmt.  Die  2Jtif(bung  ber  31.  bureb  auf  ■  unb  ab= 
fteigenbe  Suftftröme  mu6  alfo  au*  babin  Wirten, 
fcafe  bie  untern  £uftfd)icbten  bie  wdrmern,  bie  obern 
bie  tältern  ftnb.  9lad>  ber  Tbeorie  mun  für  trodne 
ober  wenigftend  nid)t  mit  Safferbampf  gefdttigte 
Öuft  bie  iemperaturabnaljme  beim  Steigen  ober 
Zunahme  beim  fallen  für  ie  100  m  ungefäbr  1°  C. 
betragen;  in  ber  Jljat  l?at  man  biefen  2Dert  ber  oerti: 
falen  iemperaturabnabmc  in  aufiteigenben  ober  ab= 
fteigenben  Suftftrömen,  \.  33.  beim  iyöbn  (f.  b.),  be« 
obad)tet.  3ft  bie  l'uft  mit  ©afierbampf  gefättigt, 


fo  tritt  beim  üuffteigen  burd)  bie  Äbfüblung  Äon« 
benfation  tei  2Baf|erbampfed  ein  (SBoltenbilbung, 
(Eumuludwolte)  unb  bie  babei  frei  werbenbe  .Heu- 
benfation#»ärme  erfefct  bic  beim  Jluffteigen  »er« 
brauste  !£>ärme  )um  Teil  unb  Derminbert  ben  #c- 
trag  ber  3lbfüblung  auf  ungefähr  bie  Hälfte  bed  für 
trodne  £uft  geltenben  SBerte«. 

Die  erwäbnten  Bewegungen  unb  Strömungen 
ber  31.  b.aben  jum  Teil  einen  örtlid?en  (Sbaralter 
(f.  2anb=  unb  öeewinbe,  ©ebirg*winbe,  IDlonfune), 
jum  Teil  ftnb  fte  allgemeinerer  $atur.  3)ie  ftän« 
bigen  Temperaturunterfcbiebe  srotfdjen  ben  äqua= 
torialgegenben  unb  ben  höbmi  breiten  bebingeu 
namli*  ein  allgemeine«,  über  bie  ganje  6rbe  ver- 
breitete«, wenn  au*  ftellenweife  bureb  örtlidje  5ers 
bältniffe  üerfdjobene*  ober  r»erdnberte«  Spitem  uon 
Sduftfirömungen,  ba«  man  al«  bie  allgemeine 
atmofpbärifcpe  oirlulation  ju  bcjeidjnen 
pflegt.  Die  3irt  biefer  Bewegung  unb  ibre  Unter« 
baltung  burd)  bie  Sonnenwirfung  ift  am  beftenjnit 
ber  Girfulatton  be«  9öaffer«  in  bem  «Röbrenioitem 
einer  SÖaifcrbcijung  uergleidjbar.  311«  Jpeijfld&e 
bient  bie  itquatorialjone.  vier  fteigt  bie  erwärmte 
Suft  in  bie  £>ör>e;  jum  6rfa^  frrömt  uon  ben  Seiten, 
b.  Ij.  von  Horben  unb  Süben,  f ältere  i'uft  berbei. 
Tiefe  wirb  aber  von  ber  läng«  ben  SHeribianen 
gertebteten  Bewegung,  bie  fte  auf  einer  rubenben 
(Srbe  baben  müfete,  burd)  bie  Grbbreljung  abgelenlt, 
auf  ber  nörbl.  Grbbälfte  nad)  red?t« ,  auf  ber  füb= 
lieben  nad)  lint«  (f.  Bup«=Ballotia7e  Siegel),  infolge« 
beffen  treten  tiefe  9Bbtbe  nörblid)  oom  tiauator  al« 
9iorboft:,  füblid)  oom  äquator  al«  Süboftminbe  auf. 
Man  nennt  fte  $affate;  ibre  Be}trte  ftnb  auf  ber 
Äarte  3f  o  baren  (f.  b.)  burd;  feine  fcpwarje  Pfeile 
angebeutet.  3t"ii*c«  »bnen  liegt  eine  winbftille 
8one,  bie  SRegiou  ber  Malmen  ober  7  c Ibrum«. 
Die  fiuft,  bie  im  Äalmengürtcl  auffteigt,  mufe  oon 
bort  beiberfeit«  nad)  ben  Helen  bin  abfließen,  über 
ber  äquatormärt«  geriwteten  Strömung  ber  untern 
Suftfd)id)tcn,  ben  Monaten,  wirb  allo  eine  pol« 
wärt«  gerid»tete  Strömung  ber  obern  i'uftfcbtdjten, 
©egenpaff at,  ftattftnben  müffen.  2i}enn  bie  (frbe 
rul)te,  fo  würbe  n*  biefe  polwärt«  ftrömenbe  Suft, 
wegen  be«  allmählichen ,  nad)  ben  Helen  )u  eintre« 
tenteu  3ufammenrüden«  ber  SReribiane  fd)on  in 
mittlem  Breiten  auftauen  muffen :  baburd)  würbe 
eine  Grböbung  be«  i'uftbmde«  entfteben ;  bie  mitt« 
lern  unb  böbern  Breiten  müßten  mit  einem  Baro« 
metermarimum  überbedt  fein,  in  bem  bie  Dom 
Äquator  fontmenbe  Uiuft  ber  obern  Sd)id)ten  ;u 
Boben  fän!e,  um  bann  in  ben  untern  Sd)iebten 
nad?  ber  äquatorialen  @egenb  geringem  !Dmde« 
jurüdjuftrömen.  3n  9Birllid>leit  aber  wirb  bie  pol« 
wärt«  ftrömenbe  Suft  burd)  bie  @rbbrebung  auf  ber 
nörbl.  A>alblugel  nad)  reebt«,  auf  ber  füblidjen  nad) 
lin!«  abgelentt.  3bte  iRidjtung,  bie  au«  ber  norb= 
öftlidjen  ober  füböfil.  ^affatftrömung  beim  3luf« 
fteigen  über  ben  Halmen  junädjft  in  eine  rein  öftlirte 
übergeht  unb  bann  allmäblid)  nad)  Horben  ober  Sü« 
ben  umbiegt,  wirb  burd)  bie  fortgefefete  Mblenlung 
fd)liefelidb  in  ben  böbern  Breiten  in  eine  reine  ffieft« 
ftrömung  Dermanbelt  werben.  3(n)tatt  alfo  bireft 
ju  ben  ^olen  su  itrömen,  wirb  bie  Suft  ber  böbern 
Sd)id)ten  bie  $ole  in  ^orm  je  eine«  grofem  SBhr« 
bei«  umfreifen;  infolgebeffen  wirb  ftatt  be«  erwar« 
teten  Barometermarimum«  nad)  ben  Helen  ;u  ein 
Barometerminimum  wie  im  ßcntmm  einer  (Jpllone 
entfteben.  3"  mittlem  Breiten  aber  wirb  bie  burd) 
ba«  3uiammenrildcn  ber  jfteribiane  bewirtte  »n« 


Digitized  by  Google 


Htmofefforcnbrucf  —  «i 

Suunft  bei  2uf  tmafjen  b  uut  bie  auS  ber  Grbbrebung 
Igenbe  <yortbrdngung  ber  fiuft  von  ben  ^Jolen 
nod)  oetftärtt  »erben,  unb  e;<  wirb  ftd)  babureb  am 
(hbboben  in  einet  gemiffen  mittlem  ©reite  eine 
$one  maximalen  SrudeS  auSbilben  muffen.  6ie 
liegt,  wie  auS  ber  ^Sfobarentarte  ju  ergeben,  um 
ben  35.  SBrettengrab  herum  (fog.  ©egenb  ber  sJftofc- 
breiten,  f.  b.),  bilbet  bie  äufeere  ©renje  beS  $affat* 
gebiete!  unb  je ich  n et  fid)  wie  ber  « a [mengürt el  burd? 
3?ihbftiue  auS.  SJon  biefer  3one  aus  nimmt  bet 
Vnf ttruef  naeb  bem  äquator  unb  nad)  ben  $olen 
bin  ftetig  ab.  Siefe  i'lbnabme  erftredt  neb  in  ben 
böbern  i'uftfdjidjten  bis  ju  ben  $olen  felbft.  Hn  ber 
Groobetfläcbe  aber  ftetgt  bei  ännäberung  an  bie 
1*ole  wiebet  ber  Suftbrud,  maS  oon  ber  grofeen 
Siebte  ber  unterften  £uftfd?id)ten  in  biefen  lälteften 
(-♦kaenben  ber  Grbe  bertübren  bürfte. 

SaS  eben  betriebene  Sdjema  ber  allgemeinen 
(Jirfulation  ber  ».  erleibet  burd)  bie  ungleidbmäfcige 
Seftbaffenbeit  ber  Oberfläche,  b.  b.  ben  ©egenfatj 
von  ganb  unb  Gaffer,  ftellenmeife  bebeutenbe  SBet« 
fdjiebungen  aber  Unterbrechungen.  3m  Sommer 
veranlagt  bie  ftarte  Grwdrmuiig  ber  iJanbfläcben 
aufffeigenbe  Ströme  unb  fiuftbrutfminima  über 
biefen  unb  baburd)  am  (frbboben  ein  3uftrömen 
ber  2uft  vom  SReere  nad)  bem  fianbe;  im  fflinter 
erzeugt  umgelebrt  bie  Harle  Slbtüblung  ber  ßanb* 
matten  fiuftbrudmarima  unb  nieberfinfenbe  Ströme 
Aber  ben  kontinenten  unb  baburd)  ©inbe,  bie  oom 
Sianbe  auf  baS  üJleer  hinaus  »eben.  3Wan  bejeieb 
net  biefe  mit  ber  ^abteSieit  toecbfelnben  Sßinbe  als 
jRonf une  0*.  b.).  So  wirb  im  6ommet  baS  ©e* 
biet  beS  StoTboftpaffatS  im  nörbL  Jeil  be*  3nbi« 
fdjen  CecanS  burob  baS  ©ebiet  beS  Sübweftmom 
funS  unterbrochen,  lodbtenb  im  2Binter  burd)  ben 
5Jorboftmonfun  bie  nörbl.@renje  beS  ^affataebieteS 
nad)  Sfien  bincin  oerfebobeu  erfd?eint.  ähnliche 
fSirtungen  erjeugt  Sluftralien,  unb  in  geringem* 
Slafe«  bie  anbern  jeitlanber.  2luf  ber  Karte  ftnb 
bie  ÜRcnfungebiete  burd)  üarfe  fdjräge  SBinbpfeile 
angegeben.  3>mfd?<n  ben  SRoftbreiten  unb  ben  Violen 
rcQjtebt  fid)  bie  allgemeine  Sittulation  unb  ber 
tarrdj  fie  bebingte  SuftauStaufd)  jroiicben  ben  obern 
unb  untern  Sdjicfcten  ber  ».  nid)t  tn  fo  regelmäßigen 
und  feftftebrnben  formen,  wie  imifeben  ben  9*o&: 
breiten  unb  bem  wquator,  fonbern  unter  Silbung 
areter ,  in  beftänbiger  Ummanblung  begriffener  6b« 
(Ionen  unb  Snticpilonen  (f.  Suftwirbel).  Huf  ber 
nötbl.  fmlblugel  mit  i&rer  ungleidjmd^igen  Sertei^ 
luTm  »on  £anb  unb  fDaffer  breiten  ftd?  biefe  SBirbel 
mit  ibten  iiuftbrudfcbroanrungen  nid)t  gleicbmdfeig 
über  bie  6rbe  aus,  fonbern  fonjentrieren  fid?  auf 
bestimmte  Stellen.  5Än  biefen  entfteb^en  baber  im 
,^abrc4:  ober  9Jlonat#mittel  £uftbrudminima,  bie 
oon  entforedbenben  mittlem  3ßinbrid>tungen  cb: 
(lonartig  umgeben  finb  (ogl.  bie  "sie baren  in  ber 
Umgebung  oon  §ilanv  auf  ber  Äarte:  3fo* 
baren),  »dbrenb  anbererjeit«  ba#  innere  be« 
afiat.  Kontinents  fid;  mdorenb  btr  lointerlicben 
Äbfü blung  mit  einem  fo  beben  $arometermari 
raun  überbedt,  ban  felbft  im  3abredmittct  ber 
"uftbrudrerteilung  ba$  üDlarimum  ber  Siofibreitm 
bxi  in  biefe  ©egenben  b'nauf  oerfdjoben  erfebeint. 
Suf  ber  fübL  .Oalbtugel  finb  bie  33erbdltniffe  megen 
ber  gleidiförmigen  iSafferbebedung  regelmäfiigere, 
bie  Soflonen  verteilen  ftd)  gleicbförmiger,  unb  ber 
■ittlere  ^uftbrud  jeigt  eine  gletdjmdBige  Slbnabme 
bis  in  bie  0egenb  beS  70.  SöreitengrabeS;  barüber 
bmauS  f*eint  aud?  biet,  ebenfo  mie  beim  9Jorbpol, 


ttofp^ärifrfje  (Sifenbaljuen  27 

eine  geringe  3unabme  bcS  SuftbrudeS  ftattjufinben. 
Huf  ber  «arte  fmb  alle  Strömungen,  bie  niebt 
ju  ben  jßafjaten  ober  9)lonfunen  gebbren ,  bunt 
farbige  Pfeile  anaebeutet.  —  über  bie  neuem  Um 
terfudntngen  ber  a.  burdj  wiffenfdjaftlid>e  53allon- 
fabrten  f.  l'uftfdjiffabrt. 

Über  bie  eleltrifdjen  ©igenfebaften  ber  21.  f. 
Suftelettricität.  55ieimigen  Söiffenfdjaften,  bie  ft<b 
mit  ben  3uftänben  ber  21.  unb  ben  Vorgängen  in  ihr 
befdjäftigen,  finb  iDIeteorologie  (f.  b.)  unb  filimato* 
logie  (f  .b.). — »gl.  üJtarcuf  e,  2)ie  atmofbbdrif  a?e  2uf » 
(Sfcrl.  1896);  »lü(ber,  3)ie  fiuft  (fibj.  1900). 

«tmoft>ötttcnbntef,  f.  Seroftatif  unb  3)ampf= 
mafebine. 

«tmofbbärilten,  bie  Seftanbteile  ber  atme- 
fpbärifdjen  Suft,  namentlid)  bie  beim  ÄtmungS=, 
»erbrennungS»  unb  ScrtoittemngSbrojeb  unb  bei 
ber  SBegetation  in  Setradjt  lommenben,  »ie  Sauer» 
ftoff,  Cson,  Äoblenfäure,  ammoniar,  Salpeterfdure, 
falpetrige  Säure  unb  ©afferbampf. 

«tmofb^ärifrfjc  0? ifenbabnen,  fiuftbrud« 
eifenbabnen,  93ejeidjnung  für  difenbabnen,  bei 
benen  ber  $rud  ber  fiuft  bie  betoegenbe  äraft  bil= 
bet.  3)urd)  feftftebenbe  2>am»fmafdnnen  »irb  in 
einer  9iöbre  mit  luftbiebt  fcblie^enbem  Kolben  auf 
einet  Seite  bie  Suft  enttoeber  bnreb  SluSpumpen 
oerbünnt  ober  burd)  öineinpreffm  von  fiuft  oer: 
bietet.  Sie  in  beiben  Aaüen  erzeugte  2)rudbifferen) 
bewirft  bie  3JorTDärtSben)egung  beS  ÄolbenS  nad) 
ber  minber  bieten  Suftfdule  bet  9löb,re.  35eft|t  bie 
:Hcbrc  einen  fo  großen  Surdnneffer,  ba|  ber  ju  be= 
megenbe  Körper  gänjlid)  von  ibr  umfd)loffen  wirb, 
biefer  alfo  gemiffermafien  felbft  bie  Stolle  be«  ÄolbenS 
übernimmt,  fo  pflegt  man  eine  berartige  Einlage  eine 
pneumatifd)e  iMjenbabn  (oom gried). pueuma, 
2uft,  SBinb)  ju  nennm.  fiiegt  bingegen  jmifdben 
gen>5bnlid)en  difenbabnfd)ienen  eine  :Hobre ,  in  ber 
fid)  ein  Äolben  bewegt,  beroetmöge  eineö  SlrmS 
mit  bem  oberhalb  befinblicben  Sagen  in  Serbin 
bung  ftebt,  f o  f übren  biefe  Ginrid)tungen  ben  tarnen 
%.  6.  im  engem  Sinne.  Um  bie  ungebinberte  ^e 
toegung  beö  Slrmä  im  Ichiern  Aalle  }u  erm&glid>en, 
wirb  bie  9löbre  mit  einem  Stblifce  oerfeben,  ben  eine 
:Heibe  bintereinanber  geftellter  Seberllappen  ober 
eine  anbere  »orriebtung  m&glid)ft  luftbid)t  bebedt. 
"JBäbrenb  ber  SBeroegung  fd)iel?t  ber  2lrm  bieÄlappen 
beifeite,  bie  fid)  bmter  bemfelben  oermöge  ibret 
(Slafticitdt  trieber  fd)liefeen.  Sie  erfte  ^sbee  einer 
atmofpbärifdjcn  Gifenbabn  fdjeint  1810  ©on  bem 
bän.  3"9«n>fut  üRebhurft  ausgegangen  ju  fein; 
ber  engl.  Ingenieur  »allance  trat  fpätet  (1818) 
mit  bemfelben  ©ebanfen  beroor.  ©eibm  6in= 
riebtungen  lag  bie  Slnorbnung  ber  pneumat.  ©ifen- 
babnen  ju  ©runbe.  Später  trennte  2Jlebt)urft  bie 
Sriebröbre  von  bem3u0e,  oerfab  biefelbe  mit  einem 
Sd)Ufce  unb  gab  bierbunt  ben  21.  Q.  biejenige  %n- 
orbnung,  bie  ibnen  aud)  fernerhin  eigentümlidj  blieb. 
2llle  meitern  SJetbefierungen  unb  »orfcbläge  be= 
trafen  faft  au*fd>lteftltd)  bie  Surcbfübrung  beS  luft> 
biebten  3?erfd)luffeS  für  ben  Sd)li«.  6ine  3<it  tan« 
machten  bie  21.  @.  ben  Solomotiobabnen  ben  iHana 
ftreitig.  Siele  nambafte  Ingenieure  befd)äftigten 
fid)  mit  ibret  Setoolllommnung,  unb  bebeutenbe 
Kapitalien  mürben  au  ibrem  ^Bau  berangejogm. 
Sie  ältefte  atmofpbärifd)e  Gifenbabn  (abgefeben 
von  einer  turjen  in  ber  9Iäbe  oon  £onbon  bei 
SBormwoob-ScrubS  1839  ausgeführten  33erfud)S: 
linie)  mürbe  2tnfang  1844  als  Verlängerung  ber 
Solomotiobabn  Sublin-fiingStomn  jmifeben  lettterm 


Digitized  by  Google 


28 


«tmofrtäriföe  (Steftricität  —  Htmung 


Ort  unb  Sallep  (2,-*  km)  in  ©etrieb  gefegt.  <S« 
folgten  bie  oon  ©iiiiam  Gubttt  erbaute  Strede 
von  fionbon  nad?  (Sropbon  unb  ßpfom,  bie  von 
©runel  au«gefüprte  Üinie  oon  ©reter  nacb  $lp= 
moutb  unb  bie  von  ^ladjat  beraefteüte  Strede  von 
SRanterre  nad)  6t.  ©ermatn.  Salb  würben  jeboa) 
bie  großen  SRadj teile  ber  Ginridjrung  War,  auf  bie 
fdjon  {Robert  Stepfcenfou  (f.  b.)  1844  bingewiefen 
hatte,  als  bie  Jrage  erörtert  Würbe,  ob  bie  @ifen= 
babu  oon  (5 beftcr  na*  Jpolppeab  pneumatifcb  ober 
mit  Sofomotioen  betrieben  »erben  foflte.  2)ie 
Scbwierigleit  eine«  ooUlommen  luftbid>ten  sJRöbren: 
uerfebluffe«,  bie  bebeutenben  5Heibung«wiberftdnbe 
be«  ßolben«  brauten  großen  firdfteoerluft  mit  neb. 
Die  faft  unüberwinbliifeen  fcinberniffe,  bie  fifb  einer 
jwedmdfeigen  ©erfebiebung  ber  3üge  auf  ben  Sta* 
tionen  entgegcnftellten,  bie  großen  Einlage-,  Qx- 
paltung««  unb  ©etrieb«toften  ber  »ur  erjeugung 
be«  pneumat.  Krudes  nötigen  ÜJtafcbinen ,  enblid) 
bie  geringe  3ugtraft,  bie  nur  wenige  Sagen  ju 
förbern  oermoebte:  alle?  bie«  machte  bem  ^Betriebe 
oon  Ä.  G.  balb  ein  Gnbe.  1879  würbe  inbe«  bie 
«ufmertfamteit  wieber  auf  ben  ©egenftanb  gelenh 
bureb  2.  ©onin«  «Ascenseur  ä  l'air  comprimg», 
beftebenb  au i  einem  in  ber  Ädjje  eine«  gemöbn= 
litten  Gifenbabngleife«  gelegten  gupeifernen,  oben 
offenen  9tobr,  in  bem  ber  tfolben  bureb  sl>retMuf t  be 
wegt  wirb.  Später  würben  bie  ©orfdbläge  fo  t>tx- 
befiert,  bafo  fie  auf  ber  Verlepr«au«ftellung  in 
Liverpool  im  Sommer  1886  mit  einem  greife  au«: 

Sejeidmet  würben.  Mehrere  in  ber  Sd)weij  ange 
eilte  Verfudje  hatten  günftigen  Grfolg. 
$ru<ptbarer  bat  ftd)  ba«  Softem  ber  pneuma* 
tifdjen  ©apnen  erwiefen.  2)ie  Stoprpoftanlagen 
in  Gnalanb,  Sien,  ©erltn,  Sieuport  beruben  auf 
bemfetben.  (S.  Stobrpojt.)  ftür  $crfonenbeför: 
berung,  bei  weldjer  ber  Sagen  bie  Stolle  be«  Mob 
ben«  fpielt,  würbe  ber  erfte  kennet  1864  bureb  ben 
Ingenieur  Stammel  auf  einer  turjen  5Bcrfudj«ftrede 
in  ber  Stdpe  be«  ßrpftallpalaftc«  ju  Sobenbam  bei 
üonbon  unternommen.  5>ie  SKöprc  ift  547  m  lang, 
gemauert,  eutbalt  ein  ©let«  unb  tann  bie  auf  ber 
©reat*Seftern  s©abn  beruhten  gröfeten  Verfonen= 
wagen  aufnehmen.  $od)  babeu  auep  biefe  tabuen 
«ine  größere  ©ebeutung  nidjt  erlangt.  —  Sgl.  $>eu* 
finger  oon  ©albegg .  £anbbu<b  für  fpecielle  Gifem 
babntedjnit,  ©b.  1  (2pj.  1877);  Slöll,  Gncptlopdbie 
be«  gefamten  Gifenbabnwefen«  (Sien  1890). 

3u  ben  Ä.  G.  gehören  aueb  bie  in  Slante«  feit 
ben  acbtjiger  ^abren  im  ©etriebe  befinblitben 
Strafeenbapnen  mtt  ^Jrefeluft  (6pftem  9Äaterftp). 
Sie  tfammern  mit  jufammengeprefeter  2uft  be« 
fvnben  ft<b  unter  bem  ftufeboben  be«  3Bagen«;  e« 
finb  beren  etwa  7—9 mit  einem  Inhalt  oon 2,n cbm 
unb  einem  Stormalbrud  oon  etwa  44  kg  auf  1  qcm 
oorbanben.  ©be  bie  fiuft  ben  Sreibcplinber  er= 
reiefet,  ge^t  fte  buro>  einen  deinen  öetftroafferbe: 
bdlter,  wo  fte  fitt>  erbiet  unb  mit  Söafferbfimpfen 
ffittiat,  woburdj  ber  2>rud  erböbt  wirb.  Üöenn 
ber  wagen  feine  Statte  gemalt  bat,  wirb  er  an 
v^refiluft  unb  beif;e»  SBaffer  entbaltenbe  iHöbren  an= 
gefd>lo{fen  unb  gefüllt.  %\ut)  in  $ari«  ift  bie  3ln= 
orbnung  mit  Erfolg  angewenbet  werben,  ebenfo  in 
Simoge«,  Sern  unb  fiujern.  $er  Äoblennerbraud; 
foll  iut  für  1  km  auf  nur  2,5  kg  unb  bie  3lu«gaben 
für  bie  2>ampfmai'd)ine  oon  8  bi«  10  ^ferbeftärfen 
auf  nur  4  ÜÄ;  täglid)  ftellen.  ©ei  einer  in  neuerer 
Seit  oon  $arbp  in  San  jjranci«co  erfunbenen  9e: 
trieb«weife  ift  läng«  ber  ganjen  Strafeenbabnlinie 


ein  mit^refsluft  gefüllte«  2eitung«robr  oerlegt,  au3 
beffen  in  lurjen  Äbftfinben  angebrad;ten  21u«laft= 
Dentilen  bie  Jriebmafcbinebe«  Sagen«  gefpeift  wirb. 
SHeßuftpumpe  befinbet  fid)  am  (?nbe  ber  fiinie.  2)te 
fcbbe  be«  fiuftbrude«  betrdgt  7  ?ltmofpbfiren.  3)ie 
Sluslafe:  ober  6peifei>entile  liegen  an  Strafwnlreu; 
jungen  ober  foldjen  Stellen,  wo  bie  Steif enben  ab 
unb  )u  ge^en,  f  o  ba|  bie  Füllung  ber  Iriebm aut ine 
vor  ftd)  gebt ,  wdb^renb  ber  Sagen  ebnebin  b alten 
mufe.  feleftricität  (f.  b.). 

«twof»»h«tif^e  «leftricitat,  foöiel  wie  Suf  t= 

«tmofpbärifdjc  ®e$eite«,  ebbe  unb  ^lut 
ber  Sttmofppdre.  fiangjdbtige  9tegiftrierungen 
be«  Suftbrude«  in  ben  Tropen  (oon  ©ataoia  liegen 
fte  feit  ben  fiebjiger  3apren  oor)  baben  ergeben, 
baf>  ba«  Barometer  turj  na t  beiben  Kulminationen 
be«  Wonbe«  am  bddMteu  jtebt.  Senn  ber  Wonb  in 
ber  9?äbe  be«  ^orijont«  ftd)  befinbet,  erreiebt  ba* 
SBaromcter  feinen  tiefften  Stanb.  Siefe  com  9Honb 
(wabrf  djeinlid)  aufeerbem  audj  oon  anbernllrfadSenl 
bebingten  Sd?wanhmgen  betragen  aber  nur  0,smm, 
finb  alfo  f o  Hein,  baj»  fie  in  ©egenben  ftarfer  S)rud^ 
fd^wantung  wie  bei  un«  erft  au«  JRegiftrierungeu 
»on  febr  Dielen  ^abren  dar  errannt  werben  tonnen. 

Sttmofppär  if  rr»c  M  tngcl^  ügc,  Cinrid)tungen, 
bei  benen  bie  Übermittelung  eine«  Signal«,  bie  3fu* 
löfung  eine«  Säutewerle«  burtb  öorübergebenbe  9Jer  • 
biebtung  atmofpbflrifd?er  ?uft  «folgt,  bie  in  einer 
SRobrleitung  eingefdjloffen  ift.  3)ie  Dtobrleitung  bat 
bie  ©eftalt  eine«  biegfamen  bünnwanbigen  "©leb 
ober  ©leijinnrobr«,  beffen  Einfügung  jwifd?en  bett 
ju  Derbinbenben  Sidumen  eine«  ©ebäube«  leichter 
au«gefübrt  werben  tann  al«  bie  Anlegung  be«  au« 
Sintclbebeln  unb  Srabtjügeu  lufammengefetiteu 
median,  ^lingeljug«.  Sie  $erbi<ptung  ber  Stift  er= 
folgt  am  beftenmittel«eineröobltugelt)onÄautfdjur. 

ittmofpbärtf rfic  Linien,  oon  ber  Sltmofppdre 
berrübrenbe  3lbforption«linien  im  Speltrum  (f.  b.). 

iHrmofpbärif tfjc  Vuft,  f.  »tmofpbdre. 

«tmofpftäriferjeaWafrfjiiie,  f.Sampfmafcbine 
(©efcbicbtlicbe«).  Q'cblag. 

mmoMäxmt  «icbcrfdjlagc,  f.  Weber* 

3lrmofpftärifcfteerrar)lcnbrcd)ung,i  ctral 
lenbredjung. 

«tmofpöärogrdpbic  (grd>.),  bie  iBefd?reibung 
ber  Htmofpbäre  unb  ibrer  ©inflüffe  auf  bie  Crbe, 
beren  Vegetation,  JUima  u.  f.  W. 

Sttmofpbärolöflic  (grd?.),  bie  Sebre  oon  ber 
3ltmofpbdre  unb  beren  Ginflüfjen  auf  bie  Sitterung. 

Sltmofptjärf  auerftoff ,  ba«  gewbt>nlid?eSauer- 
ftoffga«,  Of ,  jum  Unterfd)iebe  oon  Djon  (i.  b.). 

Atmung  ober  Wefpiration,  biejenigt  5ßer= 
ritbtung  ber  organifdjen  Äörper,  welcbe  in  einer  ab> 
roed>felnben  3lufnabme  unb  2lu«fcbcibung  luftfdr- 
miger  Stoffe  beftebt.  ©ei  ben  «ßflanjen  unb  ben 
niebrigften  Bieren  fowie  bei  ben  Giern  ber  Siere 
fdjeint  biefelbe  an  tein  befonbere«  Organ  aebunbeu 
ju  fein,  f  onbern  an  ber  ganjen  flörperoberflädje  oor 
fidj  ju  gelten,  ©ei  ber  großen  9)tebrjab.l  ber  Siere 
ift  aber  jur  Sfrrmittclung  ber  Siefpiration  ein  eigene 
tümlidjer  Apparat  oorbanben,  beffen  ©au  unb  Cin= 
riebtung  in  ben  oerfdjicbenen  jicrflaffen  oerfdjieben 
ift.  (S.Cunge^iemen^radjeen.)  gaftburebgangia 
ift  bie  Jbfltigteit  biefe«  Slpparat«  mit  gemiffen, 
du^erlid)  mebr  ober  weniger  tut t baren  ^Bewegungen 
befttmmter  flörpergegenben  (Sttembewcgungen) 
oerbunben.  Um  beutlidjften  finb  biefe  bei  benjenigen 
©efd)öpfen,  welcpc  Hungen  befttien,  alfo  bei  bem 
illenfdSen,  ben  Säugetieren,  ben  Vögeln,  Sieptilien 


Digitized  by  Googl 


Sltmung 


unb  flmpbibicn.  S od)  Tiefet  man  aud)  febr  lebhafte 
fltemberccauna.cn  bei  bieten  bureb  Siemen  atmenben 
lieren,  j.33.  ben  $ifd)en  unb  Sepien  (ünteufifdjen). 

Beim  ÜRenfcbcn  erfolgt  bie  aufnähme  bon 
Suft  in  bie  Sungen  ober  ba*  Ginatmen  (3n« 
fpiration)  baburcb,  bap  bie  Bruftböble  erweitert 
wirb,  inbem  buTdb  bie  % bätigleit  oerfcfeiebener  Tlui- 
lein  (SXtemmu*leln)  einesteils*  ber  Boben  biefer 
»Döble ,  ba*  nad)  oben  gewölbte  3roerd)fcll ,  ftd)  ab« 
üacbt  unb  na*  ber  Baudjböble  )u  feinabfteigt ,  an» 
bernteil«  bie  bon  ben  JRippen  unb  ben  fte  »erbinben« 
ben  v-fi?ei(bteilen  gebilbeten  Seitenwänbe  berBruft= 
bohle  ucb  beben  unb  baburd)  ftärter  Wölben.  Sie 
Bruftwanbungen  finb  auf  ihrer  3nnenfeitc  oon  einet 
fog.  fertfen  äaut,  bem  Bruftfell  (f.  Bruft),  au*ge* 
tletbet,  welch e  ^ugleid?  auf  bie  Aufjen  f  e  tt  e  ber  Sunge 
ftd?  fottfeftt  unb  auf  biefe  Seife  einen  überall  her-- 
metifd)  gefcpl  offenen  6ad  barftellt,  beffen  £öble ,  bie 
^Jleurabc  b  lc ,  etwa*  fdjlüpfriße  fteuebtigteit  ent* 
hält  unb  fo  ba*  ©leiten  ber  einanber  jugef  ehrten 
rtlädjen  begfinftigt.  Bon  ber  Kontinuität  be*  :H  iv  ben  ■■ 
feil*  unb  bem  hermetifdjen  Berfcfelufi  ber  Pleura; 
hoble  hängt  bie  91.  in  median.  £>infid)t  ab.  Senn 
ba  bie  elaftifcfeen  Sungen  mit  ibrer  Dberflddjc  ber 
3nnenfldd)e  ber  Bruftwanbungen  überall  luftbiefet 
anliegen,  fo  müifen  fie  notwenbig  ben  Bewegungen 
ber  letttern  folgen  unb  ftd)  bei  ber  Grweiterung  ber 
Bruftfeöfele  felbft  mit  erweitern,  wa*  eine  ftdrlerc 
SuObebnung  ber  unjdfeligen  !leinen  Bld*d)en  (8Ü* 
reolen)  bewirft ,  au«  benen  ba*  Sungengeroebe  be« 
ftebt.  Ter  bureb  bie  Beräftelung  ber  Suftröferen 
(Bronchien)  unb  bie  Sungenblä*d>en  feergeftelltc 
Hohlraum  ber  Sungen  ftebt  aber  bureb  bie  Suft: 
röhre,  ben  Äefelfopj  unb  bie  fflunb«  unbSRafenfeöble 
mit  ber  äupern  Suft  in  biretter  Berbinbung;  fobalb 
alfo  bieier  Hohlraum  bergröfeert  wirb,  ftrömt  bie 
Suft  oon  aufcen  feerein  unb  füllt  ben  töaum  au*. 
1a*  2Ra&  ber  eingeatmeten  Suft  entspricht  alfo  ge* 
nau  ber  Bergr  öfeerung,  welche  ber  Bruftf  aften  erleibet. 

3nbem  nad)  einer  febr  furjen  Sauer  bie  i  bdtuv 
feit  ber  $ttemmu*teln  wieber  aufbort ,  erfolgt  bureb 
ba*  £erauffteigen  be*  3»oerd)fell*  unb  ba*  3urüd- 
unten  ber  feitltdben  Bruflwänbe  wieber  eine  Ben 
engerung  ber  Bruftfeöfele,  unb  in  bemfelben  ÜUlafic 
werben  auefe  bie  Sungen  auf  ein  geringere*  Volumen 
jufammengebrfldt.  infolge  biefer  ftomprefftonmufs 
eine  ber  Berengerung  ber  Bruftfeöfele  entfpreefecnbe 
JKenge  oon  Suft  wieber  au*  ben  Sungen  austreten. 
Siefen  Austritt  ber  Suft  nennt  man  ba*  Auf- 
atmen (Grfptration).  Sie  Sungen,  mit  ben  fte 
umfcbliefeenben  SBanbungen  ber  Bruftböfele,  Per» 
halten  ftd)  alfo  beim  Gin*  unb  Auaatmen  gerabe  wie 
ein  elaftif<feer  6ad,  benen  duftere  .nulle  abwecfefelnb 
au*einanber  gejogen  unb  jufammengebrüdt  wirb. 
Sie  Bruftböble  befent  ftd)  übrigen*  beim  Ginatmen 
gewöfenlid)  niefet  in  allen  iferen  Seilen  in  plentern 
©rabe  au*,  fonbern  e*  feerrfefeen  in  biefer  öinfiefet 
gemiffe,  burd?  älter  unb  ©eftfeledjt  bebingte  Ber* 
fefeiebenfeetten.  3"  b«  Jtinbfeeit  erweitert  fie  fid)  be; 
fonber*  burd)  JDerabfteigen  be*  3toercbfell*,  wobei 
ber  Sautfe  oorgewölbt  wirb  ($au<featmen),  bei 
bem  3Ranne  mefer  bureb  9(u*befenung  be*  untern, 
bei  bem  'JBeibe  mefer  burefe  äudbefenung  be*  obern 
7eii*  ber  diippenwanbung  (iBruftatmen).  ^n 
bie  fiuftröbre  gelangt  bie  £uft  für  gewöfenlid)  beim 
Einatmen  bunt  bie  9kfenfeofele  unb  fefert  burtfe  t>w 
felbe  beim  Aufatmen  aud;  Wieber  jurüd.  3lm  in 
Odilen,  wo  ucb  bie  Sungen  fo  ftart  audbefenen, 
bafe  jur  Füllung  fcerfelben  bie  burd?  bie  9Jaie  ein« 


bringenbe  Suft  ntefet  au*rei(fet  (bei  Atemnot),  ober 
wo  ber  2uft  ber  Surcfegana  burefe  bie  {Rafe  fefer  er= 
fdjwert  ober  ganj  oerfcfeloffen  ift  (wie  bei  manefeen 
Äranffeeiten  berSRafe  unb  be*  feintem  SHacbenraum*), 
ober  enblicfe  infolge  fcfelecfeter  ©ewofenfeeit,  wirb  bie 
2uft  auefe  burtfe  ben  ÜJtunb  ein«  unb  au*gefüfert.  Sie* 
bewirft,  wenn  e*  längere  3eit  feinburefe  gefefeiefet,. 
Jrodenfeeit  ber  ÜJtunbfeöfele,  oorjügltcfe  ber  3unge. 
%vlü  ber  Sctradfetung  ber  Sltembewegungen  ergiebt 
fid)  oon  felbft,  bap  alle*,  wa*  bie  Grweiterung  ber 
33mftfe6fele  befeinbert,  aud)  bie  31.  beeintrddjtigen 
mufe,  alfo  niefet  bl o f»  lt(eibung*ftüde,  bie  Sruft*  unb 
Oberbaucfegegenb  }ufammenpref|en,  fonbern  aua> 
«nfüllung  be*  5Jaud)*  mit  ©peiien,  Slu*leerung*» 
ftoffen  ober  frantbaften  ^robuften  (©eftfewülfte, 
Jlüfngfeit  u.f.w.). 

ftflr  gewöfenlid)  gefeen  bie  ätembewegungen  ofene 
unfern  SBillen  bor  fid),  inbem  fie  automatifd)  Pon 
einer  gang  beftimmten  6telle  be*  berldngerten  ÜDiar; 
fe*,  bem  9(tmung*centrum  ober  Sebcn*fno= 
ten  (f.  b.),  au*  angeregt  werben.  Unfer  fflille  bat 
aber  auf  fte  infofem  einen  Sinfiufj,  al*  wir  bie 
ibätifltei t  ber  3Ru*teln,  burd)  welcfee  fie  bewirft  wer= 
ben,  nad)  Belieben  berftdrfen  (tiefer  einatmen)  ober 
—  menigften*  auf  flugenblide— feemmen  (ben  Sttem 
anfealten),  fowie  aud)  in  gewiffem  ©rabe  befdjlcu« 
niaen  ober  oerlangfamen  unb  fedufiger  ober  f eltener 
fid)  wieberbolen  laffen  tönnen.  au^erbem  aber 
rid)tet  fid)  bie  6tdrfe  unb  fedufigfeit  ber  «tembe* 
wegungen  nad)  bem  9ttmung*bebürfni*  be* 
Organi*mu*,  b.  fe.  nad)  bem  i'iane,  in  weUfeem  ber 
bei  ber  SRcfpiration  in  ben  Sungen  ftattfinbenbe 
©a*au*taufd)  für  ben  Seben*proje|  gerabe  erfor« 
berlicfe  ift.  Senn  bie  fl.  gefeört  ju  ben  Seben*be^ 
bingungen  ber  organif<feen  ÄÖrper;  je  feöfeer  biefe 
organifiert  finb,  befto  weniger  tönnen  fieba*felbe 
aud)  nur  auf  turje  #eit  entbehren.  Gin  SDcenfcfe 
tann  niefet  leiefet  Über  eine  Minute  unter  SDaffer 
bleiben.  3"  mantbeu  frantfeaften  3uftdnben,  j.  93. 
in  ber  Ofenmadjt,  ift  bagegen  bie  fl.  oft  oiel  länger 
aufgehoben,  weil  in  ihnen  ba*  9Umung*bebürfni* 
unb  ba*  Seben  überhaupt  auf  9lull  gefunfen  ift; 
wdferenb  folefee  firantfeeiten,  bie  jundefeft  nur  eine 
Beeintrdebtigung  be*  33erfefer*  jwiftfeen  Suft  unb 
Blut  in  ben  Sungen  herbeiführen,  bei  längerer 
Sauer  aud)  eine  Störung  in  ben  meiften  übrigen 
Berriefetungen  be*  Äörper*  jur  golge  feaben.  9Birb 
ba*  ?(tmung*bebürfni*  nid)t  genügenb  befriebigt, 
fo  entftefet  ein  Beängftigung*gefüfel. 

Ser  (feemifefee  $rojef(,  welcfeer  bei  allen  Zir- 
ren  in  ber  Ä.  ma^gebenb  ift,  beftefet  in  bem  9lu*» 
taufefee  oon  Moblenfdure  unb  3Uafferbampf,  welche 
im  .vtörper  gebilbet  unb  ben  Sltemorganen  }ugefflfert 
werben,  gegen  Sauerftoff  (f.  b.),  welcher  au*  ber 
atmofphdrifcben  Suft  besogen  wirb.  Sa  bie  Suft 
aber  feiten  mit  SBafferbampf  pollftänbig  gefättigt 
unb  feiten  auefe  fo  warm  ift,  al*  fie  in  ber  Sunge 
wirb,  fo  ift  bie  notwenbige  ftolge,  bafe  beim  Ätmen 
bem  flörper  Üüaffer  entjogen  wirb,  über  bie  bei  ber 
H".  wahrnehmbaren  ©eräufdje  f.  Sltemgcräufcb. 

2Ba*  bie  3<»fet  her  abwedfefelnben  Gins  unb  3lu*« 
atmungen,  bie  in  einer  beftimmten  3«t  gemacht 
werben  (bie  §dufigleit  ber  Atemuiae  ober  bie  *Ke* 
jpiration*frequenj),  anbelangt,  fo  variiert  bie« 
felbe  bei  oerfefeiebenen  s^erfonen  felbft  im  gefunben 
3uftanbe  unb  unter  fonft  gleichen  äujjern  Be^ 
bingungen,  namentlid)  aber  burd)  duftere  Ginflüffe 
in  pobem  ©rabe.  Prwacfefene  2Jicnfchen  atmen  in 
einer  Siinute  burchfdjnittlid)  16-  bi*  20mal,  fltn» 


30 


Sltmung 


ber  öfter;  auf  oier  $ul*|d)läge  lommt  Dabei  im 
Nüttel  ein  Altern jug.  Se&t  man  bie  9t.  im  Siegen 
als  £inbeit,  fo  Dermebrt  $abren  im  SBagen  ober 
auf  ©ifenbaljnen  bic  5«quenj  Um  bie  öälfte;  Spa* 
jierengeben  unb  leiten  im  Stritt  oerboppelt,  9iei* 
ten  im  SErabe,  fdbnelleS  Auüiicbcu  fcroicrfacbt  fie. 
3n  in-anfbcitcn  lann  fte  jehr  bebeutenbe  Sbmei* 
d)ungen  erleiben.  3)ie Quantität  ber  jebeSmalein« 
unb  ausgeatmeten  Staft  lä&t  fid)  meffen.  $ie  Stange 
tntbält  aud)  nad)  bem  tiefften  SuSatmen  nod)  eine 
bebeutenbe  Quantität,  12— 1600  ccm,  Staft  (9tefi* 
bualluf t);  bie  ®röfje  ber  Stemjüge  beträgt  bei  er» 
toadjfenen  ÜRenfcben  oon  mittlerer  ©röjie  in  Doli* 
(ommen  rubigem  3uftanbe  ungefdbr  500  ccm,  mäb* 
renb  bie  Stangen  foldjer  3Renfd)en,  im  3uftanbe  ber 
gröfjten  SuSbebmmg  (bei  möglid)ft  tiefem  6inat- 
men).  ungefdbr  4000  ccm  Staft,  alfo  ju  b«r  SKefi- 
bualluft  nod)  2400— 2800  ccm  Staft,  aufjunebmen 
»ermögen,  diejenige  Staftmenge,  toelcbe  nad)  einer 
möfllidbft  tiefen  Ginatmung  ausgeatmet  merben 
Cann.  bejeid)net  man  als  bie  Ditale  Mapacität 
ber  Stangen.  3"*  ©eftimmuna.  ber  eingeatmeten 
Staftmengen  (fog.  Spirometrie)  bebient  man  fid) 
«neSDonöutdjtnion  tonftruierten  gafometerartigen 
SpparateS,  beS  fog.  Spirometer*.  $ie  3abl 
fowobl  als  bie  ©röfee  ber  Stemjüge  fmb  beibe  mdb* 
renb  beS  Sd)lafS  oerrtngert.  $n  ben  nädjften  2— 
3  Stunben  nad)  bem  Glien  fmb  fie  größer  al*  an 
ben  übrigen  Sagesjciten.  2)urd)  Äörperbemegung 
werben  fie  geftetgert,  burd)  ßrböbung  ber  Staft: 
märme  oerminbcrt.  9lad)  bem  ©enuffe  fpirituöfer 
©etrdnte,  beS  Äaffeed  unb  2beeS  nimmt  menigftenS 
bie  ©röfce  ber  Stemjüge  mertlid)  ab. 

3)ie  ausgeatmete  Staft,  ber  Stern  ober  Obern, 
ift  todrmer  als  bie  eingeatmete,  reicber  an  Hohlen 
idure  unb  SBafferbampf  unb  drmer  an  Sauer* 
ftoff.  Su&erbem  fmb  berfelben  oft  getoiffe  JHied)-- 
ftoffe  beigemifdjt,  meld)e  im  ganj  normalen  Stern 
nidjtoorlommen,  fonbern  bie  golge  örtlidjer  Stö? 
rungen  ober  Ärantbeiten  beS  JDlunbeS,  ber  9iafc 
ober  ber  Stangen,  in  f eltenern  fällen  aud)  burd) 
ben  ©enufi  riedjenbcr  Subftanjen  unb  beren  Suf- 
nabme  ins  iölut  oerurfacbt  fmb.  mie  j.  nad? 
bem  @enuf)e  Don  Spirituofen.  uberbaupt  ift  bie 
Sufnabme  mie  Abgabe  oon  gasförmigen  Stoffen 
burd)  bie  Stange  eine  febr  fd)nelle  unb  oollftänbige. 
So  ricdjt  j.  !ö.  ber  Urin  fogleid?  nad)  35eild>en,  )o- 
balb  man  nur  einige  UJlinuten  in  einem  frifd?  ge= 
firnißten  3immer  geatmet  unb  flüdjtige  kämpfe  oon 
Terpentinöl  auf  biefe  SBeife  aufgenommen  bat. 

äjt  bie  äufjere  Staft  erbeblid)  tdlter  als  ber  Stern, 
fo  fdjlägt  fid)  ber  reicfcltdje  2Safierbampf  beS  leMem 
in  gorm  Heiner  Göldschen  nieber,  b.  b.  er  bilbet 
$unft;  aud)  baS  Snbaucben  eine*  Spiegelf  jeigt 
ben  reid)en  ©äff  ergebalt  beSStemS.  3>er5Jtenfd) 
atmet  auf  biefe  SÖeife  tdglid)  mebr  als  330  g  ^affer 
uuj.  Unenblid)  toid)tiger  ift  febod)  ber  Unterfd)ieb 
ber  ein-  unb  ausgeatmeten  Siuft  in  betreff  bee  Kobs 
ienfdure-  unb Sauerftof fgebaltg.  2)ieatmo: 
fpbdrifdjeSJuftentbdlt  im  Littel  nur  4/10,00  Äoblen= 
idure,  ber  Stern  4„00,  alfo  bunbertmal  mebr.  treibt 
man  ben  Htm  burd?  ein  SRöbrd)en  in  cin  mit  tla= 
remj?allroa]"fcr  gefüllte«  @la*,  fo  trübt  fid)  baf 
fflaner  allmdblid),  meil  bie  Äoblenfäure  fid)  mit 
bem  gelöften  ftall  ju  unlöfliAem  tobleniaurcm  Kalf 
oerbiubet.  Sie  G)röjie  bef  tdglicbeu  @a«med)felf 
innerhalb  ber  Siungen  ift  jiemlid)  betrdd?tlicb ;  nad) 
SJierorbt  nimmt  ein  ern?ad)fener  SCRenfd)  in  24  Stun= 
ben  etwa  744  r  (5ir,r>00<an)  Sauerftoff  auf  unb 


giebt  bafür  burMnittlid)  900  g  (455500  ccm) 
Hoblenfdure  ab.  3m  ÜJlittel  fd)eibet  ein  24—28  3. 
alter  Wann  ()u  biefer  SebenSjeit  ift  bie  51.  am 
ftärfften)  44,5g  Hoblenfdure  in  einer  Stunbe  auS; 
er  oerbrennt  alfo  in  24  Stunben  291,g  g  ftoblen-- 
ftoff,  ettoaö  mebr  als  ein  halbe?  $funb,  baS  er  burd) 
bie  9Iabrung  erieften  inuf>.  Tie  Stenge  beS  Der» 
braudjten  Äoblenftoff*  bdngt  aber  ungemein  oon 
ber  9labrung  ab;  bei  junger  fd)ieb  berfelbc  5Dlann, 
ber  bei  überreicblidjer  gleifdbnabrung  925,6  g  Äob; 
Ienfdure  (=  252,4  g  Äoblenftoff)  Derbraud)te,  nur 
G€2,9  g  Äoblenfäure  (=  180,8  g  Äobtenftoff)  aus. 
^aft  ebenfooiel  als  ber  Stern  an  Äoblenfäure  reiefeer 
als  bie  äufiere  SJuft,  ift  er  an  Sauerftoff  ärmer,  b.  b- 
bie  atmofpbärifdje  Suft  oerliert  bei  ib^rem  9lufent= 
halte  in  Den  Sungen  genau  ebenfooiel  Sauerftoff, 
als  fie  Äoblenfäure  getoüint,  unb  )toar  bem  Volu- 
men nad),  benn  an  ©e»id)t  übertrifft  bie  Äob: 
Ienfdure  ben  Sauerftoff.  S)ie  Äoblenfäure  bes 
SttemS  ftamntt  ]unäd)ft  auS  bem  Wüte ,  unb  eben= 
baSfelbe  nimmt  ben  Sauerftoff  auS  ber  eingeatmeten 
Staft  auf.  $ie  jabllofe  sJ)lenge  ber  StangenbläSdjen, 
»eld)e,  wie  bie  beeren  einer  traube,  bid)tgebrängt 
an  ben  lefeten  n fteben  ber  Dielfad)  oentoeigten  fiuft- 
v obren  bängen,  unb  beren  atmenbe  ^läd>e  ^ufdjle 
ju  2000  Guabrarfu^  (ungefdbr  196  qm)  bereebnete, 
merben  umfponnen  Don  einem  bid)ten  s3iehe  feinfter 
ÜBlutgefä^cben,  burd)  beren  jade  SBanb  binburd) 
bie  Äoblenfäure  in  bie  Suft  ber  StangenbläSdVn, 
unb  umgetebrt  ber  Sauerftoff  ber  lefetern  ins  Wut 
gelangt.  Sergleid)t  man  baS  in  bie  Stangen  fUefeenbe 
Wut  mit  bem  auS  ihnen  abfliefcenben, |o  finbet  fid) 
bem  entfpred)enb ,  bau  erftereS  mebr  Äoblenfdure, 
le^tereS  mebr  Sauerftoff  enthalt.  3ugleid)  bemertt 
man,  bat*  erftereS  bunfelrot  (oenöS),  letzteres  bell= 
rot  (arteriell)  erfd>eint,  eine  golge  ber  ©nroirfung 
beS  SauerftoffS  auf  ben  ^arbftoff  ber  ©luttügeb 
d)en.  Xex  Umftanb,  fcafi  fd)on  baS  in  bie  Sungen 
ftrbmenbe  Wut  reid)lid)e  Äoblenfäure  enthalt ,  he 
meift,  t  at;  letztere  nid)t  erft  in  ber  fiunge  gebiloet 
toirb,  can  alfo  jmar  bie  Stange  ber  Ort  ber  Su«; 
f cbeibung ,  nid)t  aber  ber  alleinige  GntftepungSort 
ber  Äobleniäure  ift;  bei  weitem  ber  größte  Jeil 
entftept  teils  im  Wute  überbaupt,  teils,  unb  jmar 
oorjugsmeife,  in  ben  ®emeben  ber  Derfd)iebenen 
Organe  (intramoletulare  S.). 

'Acte  Zi) ätigteit  ber  Organe  ift  getnüpft  an  einen 
Stoffmed>felin  ibnen,  bei  n>eld)em  Sauerftoff  Der 
brauch t,  Äoblenfäure  gebilbet  unb  jugleid)  ©drme 
frei  »irb.  SMefe  in  ben  ®emeben  oor  fid)  gebenbc 
S-Berbinbung  beS  SauerftoffS  mit  bem  Äoblenftoff 
2U  Äoblenfäure  unb  mit  Söafferftoff  ju  Gaffer, 
alfo  bie  befinitioe  SJerbrennung  ber  organifeben 
Subftansen,  bilbet  baS  leiste  ©lieb  in  ber  Äette 
cbem.  Vorgänge,  meld)e  man  als  Stoffmed)fel  beS 
Organismus  )u  be)eid)nen  pflegt,  unb  £eben  unb 
©ad)Stum  ift  oorjugsmeife  mit  bebingt  burd)  biefe 
alSOrpbation  be^eid)neten  d)em.  Vorgänge.  Ta 
bie  @emebe  beS  tierifd)en  ÄörperS,  mit  SuSnabme 
beS  ^etteS,  alle  Stidftoff  enthalten,  fo  mufj  bei 
ber  Verbrennung  ibreS  Äo^len:  unb  9BafferftoffS  ju 
Äoblenfäure  unb  SBaffer  jugleid)  ber  Stidftoff  eine 
Ummanblung  erleiben  unb  auSgefcbieben  merben. 
5)ie«  gefd)iebt  burd)  bie  Stieren  namentlid)  in  §orm 
oon  iroei  ftidftoffbaltigcn  Subftanjen,  fcarnftoff  unb 
X>arufäure,Oie  fid)  ftetS  im  Urin  finben.  Ta-j  ©teiebe 
gilt  für  ben  ^boSpbor  unb  ben  Scbroefel,  bie  fid> 
in  mand?en  ©emeben  finben.  3Me  Ürinabfd)ei  = 
bun ftebt  beSbalb  in  genauem  SJcrbältniS  jur  Ä., 


Digitized  by  Google 


KtmurtaScentrum  -  «I  na 


31 


unb  man  bat  nicht  mit  Unrecht  ba*  ganje  Verbält= 
nie  in  ber  SBeiie  barjuftellen  gefucbt,  can  bei  ber 
Verbrennung  ber  tierijeben  Subitanjen  im  Körper 
bie  Ätemorganc  ben  SHaucbfang  barftellen,  bureb 
ben  bie  flüchtigen  Stoffe  entweichen,  wäbrenb  bie 
jjjarnorgane  bie  bliebe  nach  aufcen  führen. 

,\ür(Jrbaltung  ber  ©efunbbeit  ijt  e*  nötig, 
bat;  bie  ciutuatmenbe  £uft  bie  gehörige  Vefebanetp 
beit  habe,  b.  b.  reine  atmofpbdrifcbe  Suft  fei.  Die 
Verunreinigung  ber  fiuft  burd)  gemifie  fog.  irrefpi= 
rable  ©a*arten,  wie  Koblenorpbga*,  Koblenroaner: 
ftofiga*,  Sebwefelwaiferftoffgaeu.f.  w.,  roirtt  wenig- 
ften»  auf  bie  böber  organisierten  Körper  gerabeju 
vergiftenb.  Über  auch  ganj  reine  atmofpbdrifcbe 
xrutt  wirb  in  einem  gefaMofjenen  ÜKaume,  wo  teine 
irrneueTung  berfelben  ftattfinbet,  febon  burd)  bie  St. 
felbft  allmählich  untauglich  jur  Unterhaltung  be» 
iHefpirationaprojefje«,  inbem  ficb  ibr  Sauerftoff 
immer  mebr  Derminbert,  bagegen  ibr  ©ebalt  an 
Koblenfdure  immer  mebr  junimmt.  Tevhalh  mufe 
in  ben  Sttobnjimmern  ftet*  für  gehörige  Lüftung 
geforgt  werben.  (3.  Ventilation.)  Sine  gefunbe, 
veine  üuft  ift  für  ba*  ©ebeiben  be*  Körper*  nod) 
weit  wichtiger,  al*  eine  gefunbe,  nabrbafte  Soft. 
"Namentlich  an  Orten,  too  tfRenfcpen  in  gefcbloffenen 
Räumen  ftunbcnlana  atmen  müffen,  in  6dlen, 
Jtvatern,  vor  alten  fingen  aber  in  Scbuljimmern 
unb  Scblafiiuben  ift  bie  Sorge  für  reine  üuft  erfte 
Vebingung.  2>er  sj)tenfd)  bringt  etwa  ein  drittel 
ieine*  v'ebcn*  im  Scblafjimmer  ju,  unb  niebt*befto= 
weniger  wdblt  man  baju  bie  engften,  buntelften 
Wdume  ber  Sttobnung  unb  vermehrt  jubem  nod) 
Der  i'uft  bureb  biebte  Vorhänge  ben  3"tntt.  3abl: 
lofe  Kranlbciten  flammen  au*  ber  Vcrnacbläfftgung 
ber  Ä.  lieber  alfo,  in*befonbere  ber  Krante  unb 
Oknefenbe,  fud)e  ftd>  reine  i?uft  }u  verfdjaffen,  forge 
aber  aud)  bafür,  bafe  er  fte  gebörig  atme.  nfleft, 
ma*  bie  trdftige  (hitwieflung  be*  Vrufttaften* 
bemmt,  wa*  bie  Sluebebnung  beefelben  beim  6in= 
atmen  biubcrt,  muf;  möglicbft  befeitigt  werben, 
thtge  Kleioung*ftüde  um  Vruft  unb  Vaucb,  ©urte, 
Sdmürleiber,  fefte  öofcntrdger  u.  f.  m.  ftnb  bureb : 
au*  ju  oerm  ei  Po  it.  iDcdnnem  ift  eineertünftelteSaiüe 
nod)  viel  febdblicber  al*  grauen,  weil  3)tänncr  mebr 
mit  ben  untern  Seilen  be*  IBrufttaftene  atmen  unb 
überhaupt  einftärtere*$ltmung*bcbürfni*baben  al* 
Atauen.  TauernbeäStebenunb  Silienmttgefrümin; 
tem  dtüden  ift  immer  unb  befonber*  in  ber  ougenb 
febfiblid).  Stter  fid)  bei  feiner  Vefcbäftigung  niebt  ge= 
uügenbe  Vemegung  macben  taun,  unterbreche  biefelbe 
alfo  wenigften*  von  $i\t  ju  $eit  bureb  einige  Utem- 
jüge  bei  ftebenbem  Körper.  —  Vgl.  Sped,  Vbvfio 
logie  be*  mein'cblicben  Sltmen*  (2pj.  1892);  9)larcet, 
Tbe  respiratiou  of  man  (t'onb.  1897). 

Aber  bie  fünft  liebe  91.  f.  Scbeintob. 

^n  ber  Votanit  verftebt  man  unter  9L  benjeni: 
aeu  6toffn>ecbfel  im  vegetabilifdien  Organiemu*, 
bei  bem  3auerftoff  aufgenommen  unb  5toblenfdure 
infolge  Verbrennung  be*  Koblenftoff*  abgefebtebeu 
wirb.  3ablreid>e  llnterf uebungen  babeu  fteber  feft 
aeftedt,  rar,  alle  lebenbeu  Vflanjen  unb  Vflanjen 
teile  armen,  unb  bafe  biefe  %.  eine  vJ(otroenbigteit  für 
bie  l'eben*tbdtigteit  ber  ^flanjeu  ift.  Tu-  .'l.  ift  niebt 
roie  bie  Kfüinilation  (f.  b.)  abhängig  Dom  0  hl  ovo 
pboll,  f oubem  fte  ift  eine  bem  Protoplasma  gani  all 
gemein  jutommenbe  ^ebeneaufterung ,  bureb  roelebe 
Energie  gewonnen  wirb.  2>ie  bei  ber  il.  »erbrannten 
ctorte  ftnb  vor  allem  bie  Koblenftoffverbinbungen, 
btf  von  grünen  Vflanjen  burd)  bie  9tfftmüation  ge= 


Wonnen  werben,  üon  niebt  ebloropbullfübrenben  be 
reite  al*  organifebe  Körper  au*  ?rdulni*probutten 
ober  lebenben  Crgani*men  aufgenommen  würben, 
©dbrenb  bei  berilf  ftmilation  Koblenfdut  e  aufgenom^ 
men  unb  <3auerftoff  abgegeben  wirb,  finbet  bei  bei  Ji . 
ba*  Umgelebrte  ftatt;  e*  tft  beobalb  niebt  riebtig,  all 
gemein  ju  fagen,  ban  bie  Vflanjeu  5toblenfdure  ber 
Vuü  entheben  unb  6auerftoff  an  biefelbe  abgeben. 
2)a*  geiebiebt  nur  bei  arünm  pflanjen ,  folange  fte 
affimilieren.  sJiid>tgrüne  Vflanjen  febeiben  ftet-j, 
grüne  bei  9tacbt  ebenfalls  nur  Koblenf&ure  au-:-. 
nueb  bei  ben  ebloropbrllf übrenben  Vflanjen  gefebiebt 
in  ben  $cütn  bie  Äbfcbcibung  oon  Koblenfdure  in- 
folge ber  jugleid)  mit  ber  Don  6auerftoff  in- 
folge ber  silffunilation.  Ta  aber  ledere  com  £id)t 
abbdngig  ift,  erfolgt  bie  6auerftoffabfebeibung  nur 
bei  Sage,  wdbrenb  bie  Koblenfdureabfcbetbung 
immer  erfolgt.  —  3n  ber  Vflanjenpbpftologie  unter 
febeibet  man  nod>  eine  intramoletulare  St.,  bei 
ber  bie  Vflanje  nid)t  ben  ©auerftoff  ber  i'uft  jur  Ver 
brennung  hctuiia ,  fonbem  ben«  ber  fid)  in  gewiffen 
organifdjen  Verbinbungen  in  bem  wegetabilifeben 
DrgaiÜMmiö  felbft  befinbet.  2)iefer2ltmung*projeft 
finbet  ftatt,  wenn^flanjenunterSlbfdjlufeoonSauer- 
ftoff  (ultioiert  werben;  wefentlicbe'5  ^robutt  ber- 
felbcn  ift  ebenfalls  Koblenfdure.  Slld  Verbrennungen 
materialbienenbeibief«m!?(tmung*projeßgleicbfall^ 
gemiffe  Koblcnftoffuerbinbungen ,  oorjug*weife  bie 
Koblebpbrate  (f.  b.)r  wie  ctdrtemcbl  unb  ,Suder. 
.'Ii;'  intramoletulare  .'l.  ftnb  inäbefonbere  bie  Or- 
ganismen (x>efepil)e,  Batterien)  angewiefeu,  welcbe 
in  Alüffigteiten  ©drung  (i.  b.)  beroorrufen, 

sHtmungdcfKrruin,  f.  &bcn*tnoten. 

»Htmuug^ncräufd),  f.  Sltemgeräufeb. 

3Utnuitße'funbe,  f.  Ütmiatrie. 

3Itmungtf meffer,  f.  Pneumatometer. 

"i?lttnung£<organe  ober  9tefpiratiou*or- 
4,ane,  bie  jur  Atmung  (f.  b.)  bienenben  Organe 
be*  tierifdKti  unb  menfcblieben  Körper*  (f.  Sunge, 
Kiemen,  Jraebeen). 

'iitua  (ital.  Ktna  ober  Mongibello,  au*  moatc 
unb  arab.  dschebel,  SBerg),  ber  böcbfte  ber  feuer 
fpeienben  Verge  (htropa*,  erbebt  fid)  im  norböftl. 
Seile  6icilien*  terraftenförmig  au«  ber  ^bene  dou 
(Eatania  bi*  ju  (18G8)  3313,  (1897)  3274  m.  Seine 
VafiS  bat  einen  Umfang  von  etwa  130  km,  unb  auf 
feinen  Slbbängen  liegen  G5  Ortfebaften  mit  etwa 
300000  (5.  Pr  ift  ring*berum  bureb  tiefe  Ginfentun 
gen  üon  bem  umgebenben  Kalt=  unb  Sbongcbiet  ge- 
trennt, uamentlieb  bureb  bie  ftlüfie  Ülcantara  im  3t 
unb  Siineto  im  31t.  unb  S.  Seine  Unterlage,  mebr 
facb  aufgefebloffen,  febeint  burebweg  au*  benfclben 
Schiebten  ju  beftebeu  wie  bie  übrige  ,^nfel.  Über 
bieferVafi*  fteigt  fein  mdebtiger  Kegel  empor,  befettt 
mit  mebr  al*  2iM)  (leinen  Kraterbergen,  bi*  jur£>öbe 
Don  etwa  3000  m.  ÄSier  finbet  fid?  ein  ©tpfclplateau, 
hev  V  i  a  n  o  b  e  l  M  a  g  o ,  üon  etwa  3  km  S)urdbmcffer, 
über  bem  ber  eigentliche  Kegel  noeb  300  m  empor= 
fteigt.  Sin  ber  Sübfeite  be*  Viano  bei  £ago  ift 
bie  für  Vefteigungen  be*  0.  unentbebrlicbe  (£afa 
^nglefe  (2942m),  1811  von  (fngldnbern  angelegt. 
.v>ier  toebt  ba*  3öafjer  bei  89 "  ('.,  unb  bie  glora 
fcblieftt  ab.  Taneben  ift  ein  aftron.  Obfcroatorium 
errichtet,  ba*  aud)  noch  (Melcgenbeit  jur  Untertunft 
für  Steifenbe  bietet.  Sin  ber  Oftfeite  be*  Vlateau* 
finbet  ftd?  eine  tiefe  l^infcntung,  nad)  bem  SDteere 
geöffnet,  ba*  Val  bei  Voee,  baS  ali  ebe« 
maliger  öauptt rater  be*  ju  betrachten  ift.  2)iefe« 
tief  emgeriffene  Sbal,  von  ber  Serra  bei  3olfijio 


Digitized  by  Google 


32 


Stau 


unb  ber  terra  belle  ßoncajje  eingefcbloffen ,  in  für 
tai  Stubium  ber  Struftur  beä  vi.  oon  großer  Söc 
beutung.  Unmittelbar  über  bem  Stanbe  bes  58al 
bei  35ooc  ficht  ber  ^bilof  opbenturm,  in  bem 
ber  Sage  nad>  (hnpebotleä  wohnte.  35eftiegen  mirb 
ber  31.  meift  oon  9ctcoloii,  bem  700m  bocb  ge= 
legcnen  bödjften  Crt  bed  Sübbange«,  aus.  «Seit 
1895  fübrt  cine(5ifenbabn(6ataniasAbernö:25rontc: 
©iarrc;  109  km)  um  ben  ii.  unb  feit  1896  (®iarre- 
sJiipofto;  1km)  jurtfüfte. 

Sie  Äulrurregion  be*  ü.  (regione  piemontese  o 
coltivata)  ift  mit  Stäbten,  Dörfern  unb  Hillen  ange- 
füQt,  wirb  oon  Meinen  fiaoabergen  gebilbct  unb  er» 
jeugt  alle  i'rcbuttc  be«  ficil.  2lderbaue«,  nament* 


Irs  fltna  unb  innr  Umgebung. 

lieb  Bein .  bi«  jur  &öbc  oon  1100  ru.  2ie  Anf"utt  1 
auf  ber  cüboftfeite,  j.  99.  oon  Zxt  gaftagni,  jeigt  ben 
üppigften  Vorgrunb  mit  Clioen,  Sattelpalmen,  in= 
bian.  feigen  (Opuntia,  beren  ^rüebtc  oon  Auguft 
bis  Januar  ein  wichtige«  Diabrungsmittel  bilbeni, 
Lorbeerbäumen ,  Orangen  unb  (Granaten ,  unb  bie 
teiebfte  Acrnc.  .frier  befinbet  man  fid)  in  ber  untern, 
bis  500  m  b»naufreid?e"bcn  Kulturregion,  roäbreno 
bie  obere  (500—1300  m)  noeb  burd)  3i?cin  unb  fla= 
Hamen  auSgejeidmet  ijt,  beren  liebte  fraine  mit  Q&e 
treibefclbern  fid)  fdjon  oberhalb  ber  Crtfcbaften  au*- 
bebnen.  Sie  lebte  Anfiebclung  (Gafa  bei  35o«co) 
liegt  an  ihrer  Pircnje.  Sann  folgt  al«  britte  iHc- 
gion  bie  ber  2Bdlber  (regione  boscosa)  oon  (lieben 
(Quercus  pubescenß),  55ucben,  Söirfcn  unb  ber  £a* 
ricioliefer,  rcflcbe  bei  2200  m  ben  ÜDalb  fcblicfet. 
^br  reibt  ftd>  aud)  ber  (ibaraltcritraud)  (Gonocyti- 
8us  aetnensis),  ein  ©infter  mit  golbiflem  SJlüten- 
fetmud,  an.  Tod?  ftnb  bie  SPälbcr  bureb  IRenicbcn: 


banb  unb  Saoaftrörae  ftarf  oermüftet  worben.  Tic 
oierte  Siegion  (regione  deserta),  über  2200  m  y>öbf , 
bat  bürfrtg  jerftreute  Straucboegetation  unb  feine 
eigent liebe  Alpenflora ,  weil  SBafjer  mangelt.  Ber- 
beris  aetnensis  unb  ein  mit  febarfen  6tad>eln  bc - 
fester  Jragantftraucb  reieben  bis  gegen  2500  m,  bie 
lohten  35lütenpflanjen  bis  3000  m  fröbe,  unter  ihnen 
Senecio  unb  Anthemis  aetnensis  al«  Ii  har  alt  er  arten 
be«  Herges.  ®erabc  biefe  oierte  Siegion  ift  aber,  ba 
fie  amt  im  Sommer  in  allen  Schichten  Gt«  unb 
Schnee  enthält,  lehr  wertooll.  Sie  oerforgt  niebt 
nur  einen  großen  2  eil  Sicilien«,  fonbern  aud?  Wal  ta 
mit  bem  ben  Ginwobnern  ju  tüblenben  ©erränfen 
unentbehrlichen  Schnee,  unb  ti  foll  berGcbneebanbel 

einen  jährlichen  ©ewtnn 
oon  15—18000  W.  ab= 
werfen. 

Der  im  9t.  unbO.  ftctl 
auffteigenbe.überall  will» 
jertlüftetc  $3crg  fdjeint 
burd;  feine  oerfdnebenen 
i'aoaumlagerungen  auf 
eine  >meifad?e  Gpodbe  fet= 
ner  Auffcbüttung  bin;u - 
beuten,benn  einige  BÖM» 
febiebten  wecbfeln  mit 
jungem  Jtalfgebilben. 
58or6brifti(*)eburtlcnnt 
man  elf  Ausbrüche, 
unter  benen  bie  oon  477 
unb  121  am  mertroür- 
bigften ;  nacb  (Sbrifti  ®e* 
hurt  fmb  c*  bie  oon  1 160, 
1169,  1329,1536, 1537, 
1669,  1693, 1763, 1787, 
1792,  1802, 1805, 1809, 
1811  —  12,  1819,  1832. 
1838,  1842,  1852,  1865 
(1.  ftebr.),  1874  (29.  unb 
30.Aug.l,  1879(26.9Äai 
bi«  6.  Sunt),  1886 
(18.  "Mai  bie  8.  3uni), 
1892  (>li  unb  Auguft). 
1899  (I9.3uli  unb  fol= 
genbe  Xagc).  Sie  Saoa- 
ergüffe  ocrbalten  fieb  }u 
benen  be«  Ü^efuod  »ie 
gemaltige  Strome  )u 
unbebeutenben  ^lüffen 
unb  baben  febon  öfter 
angeriebtet,  beren  Opfer 
unb,  mie  1631,  bie 


mäcbtigc  Verheerungen 
mieberbolt  lai  nabe  oatama 
(^Jegenb  um  fronte  mar.  Sie  lommcn  f eltener  au«> 
Dem  nauptfratcr,  ber  bann  jebesnual  bebeutenbe  Um= 
formungen  crleibet;  meiftenä  iinb  bei  ben  Slue^ 
briieben  befonbere  Hrater  gebilbet  raorben,  nie  bic 
2)lonti-9tofft,  bic  bei  bem  furchtbaren  Ausbruche  oon 
1669  entftanben  fmb.  35c i  bem  Ausbruche  oon  1874, 
ber  an  ber  "Jiorbfeite  bed  OJiofelplateauö  ftattfanb, 
jpaltete  fid)  ber  iL  bii  in  bie  sJläbe  bes  lllontc^jlero. 

Sie  Sage  beö  il.  unb  feine  Umgebung  ift  auf 
oorftebenber  Karte  bargcftcllt.  Um  bie  Sooograpbie 
unb  91aturacfd)id)te  be«  iL  machten  ftdb  befonberfc 
oerbient:  (^cntcllaro  burd)  feine  35cobad>tungen, 
Aerrara  burd)  bic  «Dcscrizione  del  Et  na»  (Palermo 
1818)  fomic  bie  ,ut  (Jatania  1824  oon  ihm  gegrünbete 
©ioenifebe  Atabcmie,  melcbe  ju  Öhren  bce  91ittcre> 
(Sioeni,  be«  Vcrfafier*  einer  «Litologia  vesuviaua», 
fo  genannt  trurbe,  unb  Smptb  burd)  fein  «Memoir 


Google 


Vltttabatjii  —  Ktom 


33 


descriptire  of  the  resources,  inhabitants  and 
hydrography  of  Sicily»  (Conb.  1824).  2)a3  wich« 
Hafte  2Be  rf  aber  bat  Sartoriu«  Pon  Sßaltergb,  aufen 
(«2ltla$  be$  4t.»,  ©Ott.  unb  ©eint.  1848—59)  ge= 
liefert.  2lu$  bem  9iacblafj  bcefelben  erfdnen:  «2>er 
iL,  nad?  ben  ÜJtanuffripten  beä  UJcrftorbcncn  heraus- 
aeaeben  unb  bollenbet  von  21.  non  Safaulr»  (2  33be., 
$pj.  1880).  Jöerüorjubeben  finb  nod?:  ©rafft ,  Re- 
lazionc  storica  ed  osservazioni  salla  eruzione 
etnea  del  1865  (ßatania  18G5);  Sitoeftri,  I  feno- 
meni  rulcanici  presentati  dell'Etnanel  1863 — 66 
(ebb.  1867) ;  ©trobl,  ftlora  bea  $i.  (in  ber  «Cfterrei- 
djifeben  botan.  3eitfd?rift»,  1886-87);  ßbair,  Carta 
volcanologica  e  topografica  dell'  Etna  (Senf  1892). 

4itnabat)it,  f.  Stalienifcbe  öifenbabnen. 

ärnainfcl,  §n\tl  nabe  ber  SoinoiUemjeMf.  b.). 

«tonen,  altgriccb.  Sanbfcbaft  im  meftl.  «Dtittel* 
griecbenlanb  (f. Harte:  2>a3  alte  ®rted?enlanb, 
beim  Mrtitcl  @ried?enlanb ),  bic  im  91D.,  91.  unb 
313B.  an  Die  ©ebiete  ber  ßtäer,  Slmanen ,  2>oloper 
unb  Jlmphilocber  grenjte,  im  3ö.  burd?  ben  2ld?eloo8 
»on  ?ltarnanien  gefebieben,  imS.PomKorintbiicben 
©olfe  befpült  unb  im  D.  uon  £ ofrtS  begrenjt  würbe. 
Urfprünglid?  jerfiel  bie  Vanbfdiaft  in  jwei  Seile: 
bai  alte  ü..  im  91.  bis  jum  ©ebirgSjuge  sltendto= 
lion  (\m  ^lotapari),  im  0.  lu->  ju  ben  baS  irncnod- 
tbal  abfchliefienbcn  £öben  reiebenb,  unb  baS  butiti' 
eroberte  iL  (Aetolia  Epiktetos),  ba$  uon  unmirts 
lieben  ©ebirgen  (ber  fflbl.  ^ortfe&ting  bed  "tynboS; 
darunter  ber  Horar  im  D.  unb  ber  2;»mpbreftoä 
im  91.)  erfüllt  ift,  bie  parallel  üon  919128.  nad? 
SSO.  ftreid?cn.  2lltätolicn  befiht jtrei  auägcbebnto, 
burd?  ben  vom  2ld?elooä  jum  (fuenod  rcid?enbeu 
©ebitg*$ug  be3  2lrafpntho$  (jefet  3vgi^)  gefdnebenc 
fruchtbare  ebenen,  benannt  war  2lltätolien  nad} 
ben  ätolern,  bie  ihren  Stamm  auf  einen  mt>tbi: 
fd>en  «ItoluS  (f.  2litolo&)  jttrfldfübrten.  ?n  Sitolia 
Gbittetod  wohnten  bie  (*urptanen,  bie  3lperanten, 
bie  3lgräer,  bie  Cpbionen  unb  bie  Sipoboten.  99is 
in  bal  3citaltcr  ber  $iabod?en  binein  hatten  bic 
Jltoler,  bie  93ewobner  von  Sübätolien  au3genom= 
men,  bie  altgried?.  milben  3uftänbe  nur  teilweife 
abgeftreift  unb  liebten  9iaubjüge  ju  Sßaffer  unb 
}u  Sanbe.  Schon  früh  beflanb  allerbingS  unter 
ibnen  eine  2lrt  33unb  ber  einjelnen  Stämme,  aber 
erft  mit  ber  3eit  2tleranber3  b.  ©r.  beginnen  bie 
ätoler  wirlfam  in  bic  gried?.  93erbältniffe  cinju^ 
greifen.  9laebbcm  fie  323—322  x>.  6^r.  ju  ©unften 
ber  Unabbängtgfeit  ©riedjenlanb«  am  ßamifdjen 
Kriege  teilgenommen  unb  barauf  uon  ?lntipater 
unb  ßraterud  hart  bebrängt  roorben,  fdbloffen  bie 
Stämme  ihren  alten  Herein,  ben  'iitoüfdjen 
99unb,  enger.  Eeitbem  ftanben  bie  4itoler  in  ?ffhbc 
balb  mit  ?lntipater  unb  ^ohjfpercbon,  halb  mit 
Safianber,  halb  mit  Demetrius  s$oliorfcte3 ,  balb 
mit  ben  Spartanero.  Sei  ber  3lbfoebr  be«  Einfalls 
ber  Helten  in  ©riedjenlanb  (278)  leifteten  fte  9?cbeu= 
tenbef.  3n  biefer  öclbenjcit  be«  Solfd  breitete  fttf? 
ber  ätolifebe  93unb  Aber  einen  großen  Jeil  be^ 
mittlem  unb  nörbl.  OJriedjenlanbd  auä:  bie  fiotrer, 
^beter,  Ctfier.  jahlreidjc  thcffal.  Stdbte  traten 
ibnm  bei;  audp  einige  peloponnef.  Staaten,  wie 
wüs,  2)kffenien  unb  mehrere  arfab.  Stfibte,  enblid} 
bie  3ntel  Äepballenia  unb  fclbft  einige  Stfibte  in 
«nnaften  fdjlofien  r«(h  ihnen  eine  3eit  lang  an. 
3u*  ibret  6iferfud?t  auf  ben  SlcfcäifAenSunb  ent« 
'ftang  ber  oerberblidje  SSunbe^genoffentrieg  (f.  b., 
220-217);  211  »erbünbeten  fid»  bie  ätoler  mit  ben 
Römern  gegen  Wlipp  V.  uon  SRacebonien.  2lber 

•roffcnu'  »onüfrfoHonI  fi<jifon.   14.  Hüft.  ». «.  II 


im  ^rieben  205  mürben  fte  pon  ben  JRömeru  im 
Stidjc  gelaffen,  unb  balb  nad)  ber  ScblaAt  bei  Äpno*- 
fepbald  (197  ».  6hr.)  fam  e*  uoifdjen  ätolern  unb 
Römern  jum  offenen  ^ntd\  2\c  jitoler  jogen  ,;uv 
Hertreibung  bce  r6m.  Sinfluffcd  auS  ©ricdjenlanb 
192  p.  ehr.  ben  Seleuciben  «ntioebu*  in.  nadj 
öclla«,  unterlagen  bann  aber  in  bem  neu  au8= 
bredjenben  Äricge  mit  5Rom  fo  oollftdnbig,  bafe 
189  x>.  6br.  ib,re  polit.  SBcbeutungfür  immer  uer: 
nidjtet  rourbc.  (S.  ©riedjenlanbj  2BäbrenbbeölcH: 
ten  3ahrhunbertS  ibreS  polit.  Söirlenä  befafeen  bie 
fitolcf  eine  jicmlut  audgebilbete  ^unbedperfaffung. 
Sie  entfdjeibung  über  bie  3)unbe8anaelegenheiten 
hing  pon  ber  93unbe«Derfammlung  ab,  bie  in  ber 
Siegel  jährlich  }U  Anfang  bed  ^erbfted,  bii  218 
r».  6hr.  in  ber  fcauptftabt  Jbermon,  fpdter  in 
anbern  Stdbten,  gehalten  unb  ^Janätolium  ge^ 
nannt  rourbe.  I)iefe  JBerfammlungen  hatte«  unter 
anberm  bic  93unbe8beamten  ju  mdblen;  bereit  ober- 
fter  mar  ber  Stratege,  nach  »hm  folgte  ber  öippard) 
unb  ber  Staataicbreioer;  ihnen  ftanb  ein  ftdnbiger 
?lu3fcbuf5,  bie  foa.  Slpofleten,  jur  Seite.  —  3Jgl. 
Hranbftdter,  55ie  ©ef*id?ten  m  ätol.  Üanbeä,  SBoll« 
unb  93unbe«  (»erl.  1844);  5)uboi$,  Les  lignes 
Etolienne  et  Acheenne  (^ar.  1884);  2Boobhou|*e, 
Aetolia:  its  geography,  topographv  and  antiqui- 
ties  (Drforb  1897). 

^m  heutigen  Hönigreid?  ©riedjenlanb  ift  <l.  mit 
SMarnanien  »u  einem  ÜfomoS  il.  u  n  b  ?l  I a  r  n  a n  i  c n 
vereinigt  (f.  SUarnamen). 

ÜitöWdjcr  ©unb,  \.  Sltolien. 

Atolle,  Saguucnrif  f  e,  bic  fdjmalcu,  an  einer 
ober  mebvero  Seiten  burdbbrodjcncn,  ringförmigen, 
ganj  flachen  Unfein,  bie  burd)  allmählich,  en  Slufoau 
üon  Korallen  bei  ebenfo  langfamer  Senfung  beä 
9)teereebobenä  entftanben  futb.  Siefc  (hflärung 
SJarminä  n>urbe  Dielfacb,  befonber^  üon  bem  ©eo> 
logen  ber  6haUenger=Crpebition,  IJlurraö,  ange^ 
grifjen.  vJRach  lefeterm  unb  3-  %  SHein  ift  aueb  bie 
Vltoilform  ber  Korallenriffe  unabhängig  Pon  ber 
Bewegung  bed  Untergrunbeä  unb  tann  cbonfcmobl 
auf  ftationärem  al8  auf  rtntenbem  ober  fid?  bebem 
bem  JBoben  entftehen.  Sie  beiften  Sagunenriffc, 
»eil  fie  im  Innern  eine  ruhige  ffl)afferfläd?c  (l'apune) 
umfd?lic&en.  §m  3nbifcbeu  unb  oor  allen  2)mgen 
im  Stillen  Ocean  finb  fte  »eit  perbreitet;  fo  ftnb 
31.  bic  SKalcbioen,  Karolinen,  Suamotu  u.  f.  m. 
(S.  Korallenriffe.) 

mm*,  f.  Hitoios. 

9t tönt  (aried?.  atomos,  «unteilbar»),  pon  £eucip= 
pu§  ober  ^cmotrituS  eingeführter  vluebruef  für 
ben  testen,  nicht  weiter  zerlegbaren  ^Beftanbteil  ber 
Materie,  bem  man  2ludbebnung ,  ©eftalt,  ftärte, 
Schwei e  unb  SJewegliAfeit  beilegte.  Sltomi^muö 
nennt  man  bie  ^hilofopbte,  bic  al«  ©runbprineip 
bei  Griftiercnben  bie  21.  betrachtet,  im  2lltertum 
bie  Sebrc  be^  Seucippuö  unb  2)cmo!ritu^,  welche 
fid)  in  ber  Schule  ber  Semotriteer  ju  2lbbcra  fort- 
pflanjte  unb  ftch  burch  91aufipbanc*  auf  CpicuruS 
übertrug,  in  beffen  Schule  fie  fiel?  bann  burd)  ^abr 
hunbertc  behauptete,  ^hre  Vertreter  heifecn  zlto - 
miften  ober  2(tomifttfer.  3u  ber  Sieujcit  würbe 
bie  2ltomenlchre  erneuert  bind?  Sruno,  ©aifenbi 
unb  93ople,  nahm  jeboch  balb  eine  wefentlid)  per 
änberte  ©eftalt  an.  9?ad>bem  Kant  bem  2ltomiÄ 
muS  feinen  2)pnamt§muä  (f.  b.)  gegenüber  geftellt 
bat ,  bat  ftch  ber  erfteve  in  bie  ^ppttf  unb  (Ehemic 
geflüchtet,  fo  baji  ber  Streit  um2ltomi*mu«  oberTp= 
namilnral  meifadjaieeinfolcfcerjwifdjen^höfifunb 


Digitized  by  Google 


34 


Atomaria  linearis  —  Sttomtfjeorie 


^bilofopbie  aufgefafet  wirb.  —  üigl.  Sedmer,  über 
bie  pbpfif.  unb  pbilof.  Sltomenlebre  (2.  Slufl. ,  £pj. 
1864) ;  iiaftmitj,  ©efcfeicfetc  ber  3tt  omiftit  oom  Wittel-- 
alter  bi«  Newton  (2  Sbe.,  ftamb.  unb  £pj.  1890). 

3n  ber  Chemie  beiften  3t.  bie  tiein  jten,  mcber 
aufmedjan.  nod)  auf  efeem.  ©ege  weiter  jerlegbaren 
Seilcben  ber  epem.  Elemente,  bie  an  fiep  un»er= 
änberlicp  unb  mit  anjiebenben  Äraften  ju  einanber 
(f.  Slffinitdt)  au«geftattet  gebadjt  werten  (f.  3ltom= 
tbeorie).  Die  X.  eine«  Clement*  muffen  fclbfiDer* 
ftänblicp  fdmtttcb  gleicbe,  bie  uerfepiebeuer  Element 
tarftoffe  uerfebiebene  Eigenfcbaften  baben.  Die  9L 
bcfifcen  jebenfall«  Waffe  (f.  3ltomgewicfet)  unb  2tu«: 
befenung.  Ob  bie  jefct  angenommenen  (Elementar 
atome  wirtlicb  abfolut  unteilbar  unb  einheitlich  finb, 
ift  noep  niept  feftgeftellt.  Weprere  Spatfaeben  laffen 
oermuten,  bafe  fic  au«  ben  nodj  unbefannten  Ur- 
atomen  jufammengefefcte  ©ruppen,  ähnlich  wie  bie 
cbem.  SRabitale  (f.  b.)  au?  ben  (Siementaratomen, 
ftnb.  Die  3t.  ftnb  jebenfall«  fo  Hein,  bafe  fic  nie 
mal«einjeln  finnlid)  wahrgenommen  werben  tßnnen. 
3tucb  ba«  tleinfte,  unter  bem  Witroftop  noch,  ftefet- 
bare  ^JSartitelcben  eine«  epem.  Äörpcr«  enthält  nod? 
Millionen  pon  Einjelatomen.  (S.  Woletüle.)  — 
©gL  Sraube,  Über  ben  JHaum  ber  3t.  (Stuttg.  1899). 

Atomaria  linearis,  f.  Hteinfdfer. 

«tdmflcroidjt.  ©dbrenb  bie  3ltome  (f.  b.  unb 
Sttomtbeorie)  eine«  unb  be«felben  cbem.  Element« 
gleicbe  Eigenfcfeaf  ten,  alfo  au*  gleicfee  Waff  e  unb  ba^ 
per  gleidje«  ©ewiebt  baben  muffen,  tommen  ben  Ato- 
men üerfdnebener  Elemente  oerfefeiebene  ©emiefete 
»u.  Seit  ber  Entbeduna  be«  ©efe&e«  ber  multiplen 
Proportionen  unb  3tufitellung  ber  neuern  nahm 
miffenfdbaftlicben  Sttomibeorie  hat  fich  bie  Spemie 
bamit  befcbdftigt,  bie  S.  ihrer  ©röfce  nach  ju  er= 
mittein,  unb  ift  nad>  langen  Irrwegen  feit  etwa  1865 
ju  befriebigenbem  3««I«  gelangt.  3113  Einheit  bat 
man  babei  ba«  erfabrung«gcmä&  tleinfte  31.  eine« 
Element«,  be«  ©afferftoff«,  gewählt.  Da«  31.  eine« 
anbem  Element«  brüdt  alf o  au«,  um  wie  Dielmal  fo 
grofe  e«  ift  al«  ba«  ©ewiebt  eine«  3ttom«  ©afferftoff. 

Wan  beftimmt  bie  31.,  inbem  man  $unäcfcft  bie 
©ewicbt«t)erbältniife  auf  bem  SBege  ber  cbem.  Jlna 
Ipfe  ober  Spntbefc  ermittelt,  nad)  benen  jebe«  EU; 
ment  mit  ben  übrigen  in  Serbinbung  tritt;  fobann 
pat  man  bie  ©röfee  ber  fo  ermittelten  Herbältni«* 
jablen  auf  1  Seil  ©afterftoff  ju  rebujieren.  ©enn 
>.  ba«  ©affer  in  100  Seilen  ll,n  Seile  ©äffe* 
ftoff  unb  88,89  Seile  Sauerftoff,  alfo  auf  1  Seil 
©afferftoff  8  Seile  Sauerftoff  entbdlt,  fo  würbe  für 
ben  ^all,  bafi  e«  eine  3Jerbinbung  gleicbmeler  31tome 
ber  beiben  Elemente  wäre,  ba$  31.  be§  Sauerftoff« 
8  fein.  9iun  eriftiert  aber  eine  gweite  ^erbinbung 
beiber  (5lemente(2Bafferftofffuperorpb),bief),88  ^ro». 
©afferftoff  unb  94,is  "Vroj.  Sauerftoff,  alfo  1  Seil 
be«  erftern  mit  16  Seilen  be«  ledern  rerbunben  ent= 
bält.  ©ennnid?tba«©affcr,  fonbern  biefeä  sJBaffcr* 
ftofffuperorpb  au«  gleidjuiclen  3ltomen  beiber  Gle» 
mente  beftebt,  unb  bie«  15nnteDonuornberein  ebenfo 
gut  möglid)  fein  wie  bie  cntfpredjenbe  3"fawmens 
fet»ung  be«  ©affer«,  fo  müfete  ba«  3t.  be«  Sauer' 
ftoff«  ju  16  angenommen  werben.  3«  gleid>c 
^age  wirb  man  nun  in  iebem  galle  geraten,  wo 
jwei  demente  miteinanber  mebrere  Hcrbinbungen 
bilben:  man  wirb  üor  bie  ©abl  einer  ber  möglidxn, 
untereinanber  im  $erbdttni«  ganjjabliger  5?ielfa*cr 
einer  ©runbaabl  ftebenben  ©röften  geftellt. 

S)iefe  ©abl  fann  mit  »oller  3i*crbcit  nur  bann 
getroffen  werben,  wenn  man  bie  Wolefiilargewidite 


(f.  b.)  aller  ober  bodj  einer  großem  Stmabl  ber 
33erbinbungcn  be«  Clement«  tennt,  bejfen  3t.  ^u  be* 
ftimmen  ift.  Selbftcerftanbliob  rnüfien  bie  ÜMe« 
fulargewiAte  auf  bicfelbc  Sinpeit  (©afferftcffatom= 
aewidjt  =  1)  bejogen  fein  wie  bie  3t.  2a  ba« 
ÜJtoletül  einer  s4ierbinbung  oon  jebem  Clement 
minbeften«  ein  3ttom,  ober  (wenn  mebr)  eine  ganje 
3tnjab,l  r>on  3ttomen  entbdlt,  fo  ift  ba«  8t.  eine« 
Clement«  bie  fleinfte  Wenge  be«felben,  bie  in  ben 
JNoletulargeroiAten  aller  feiner  ^erbinbungen 
tommt,  wenn  alle  grögern  Wengen  ganjjablige 
Vielfache  biefer  tleinften  ftnb.  Der  31tomgewi*t«^ 
beftimmung  bei  einem  Clement  bat  alfo,  wenn  fte 
ftdjer  fein  f  oll,  bie  Ermittelung  ber  Wolefulargewid?te 
feiner  ^erbinbungen  r>orau«jugeben.  Die«  ift  nun 
bi«t>er  nid- 1  in  allen  aAUcii  möglid;  gewefen ,  boeb 
tiaben  fieb  einjclne  wjiebungen  jwifoben  bem  31. 
ber  Elemente  unb  anbern  meßbaren  (?igenfd?aften 
berfelben  ergeben,  bie  Tiefe  al«  J&ilf«mittel  für  bie 
3ttomgcmid)t«beftimmung  Perwenben  laffen,  wie 
namentlich,  bie  3ttommärme  (f.  Dulong:$etitfcpe« 
©efe^)  unb  ber  3fomorpfei«mu«  (f.  b.). 

Uber  bie  iciu  geltenben.  meift  Wabren  3t.  ber 
Elemente  f.  bie  Einjetartitel.  (6.  aud>  $eriobifcfee« 
Spftem  ber  6emifcben  Elemente.)  —  95gl.  Seubert, 
Die  iL  ber  Elemente.  5Radb.  ben  ^Befcplüfien  ber 
31tomgewicfet«tommifrton  ber  Deutftfeen  djem.  ©c= 
fellfcfeaft  (2pj.l899). 

«romtdmtt^  f.  3ttom. 

^Ifomtpcorie.  $on  Dalton  würbe  1804  bie 
Entbcdung  gemadjt,  bafe  bie  ©ewidpt«rjerbfiltniffe, 
nad)  benen  ficb  bie  efeem.  Elemente  miteinanber  r>er= 
binben,  au«gebrücft  werben  bureb  3afefen ,  ^  f "r 
jebe«  Element  auf  eine  einjige  ©runbjabl  bejogen 
werben  tönnen,  Pon  ber  alle  übrigen  Perbdltni«: 
maf.ia  einfad>e  ganjjablige  33ielf ad?e  ftnb  «<»efeU 
ber  einfadjen  multiplen  Proportionen). 
So  entfteben  j.  93.  bureb  Bereinigung  r>on  ©afjer: 
ftoff  mit  Sauerftoff  nur  jwei  neue  Ä5rper,  ©aller: 
1  ©ewid)t«teit  ©afferftoff  unb  8  ©ewi*t«teile 
Sauerftojf;  unb  ©atferftofffuperorpb :  1  ©ewi#t«= 
teil  ©afierftoff  unb  16  ©ewidjt«teile  Sauerftoff. 
Stidftoff  unb  Sauerftoff  bagegen  uerbinben  fiep 
in  fünf  t?erfd)iebcnen  Berbältniffen  miteinanber: 
14  Seile  Stiditoff  mit  8  Seilen  Sauerftoff  «=  Stid*= 
orpbul;  14  Seile  Stidftoff  mit  16  Seilen (2-8)Sauer= 
ftoff  -  Stidojrpb;  14  Seile  Stidftoff  mit  24  Seilen 
(8 -8)  Sauerftoff =SaIpetrigfäureanbpbrib;  14  Seile 
Stidftoff  mit  32  Seilen  (4-8)  Sauerftoff  =  Unter« 
jalpeterfäureanbpbrib;  14  Seile  Stidftoff  mit  40  Sei* 
len  (5-8)  Sauerftoff  ■=  Salpeterfdureaubpbrib. 

©enn  bie  materielle  SHaumerfüllung  bei  allen  ftbf- 
pern  eine  tontinuierlid)e,  überall  gleidbmä^ige  wäre, 
unb  bie  d>em.  SJerbinbung  oerfepiebener  Stoffe  gu 
einem  neuen  auf  pollftdnbiger  gegenfeitiger  Durd?= 
bringung  beftänbe  (bpnamifefe^djem.  Speoric),  |o 
wäre  e«  alleufall«  oerjtänblidi ,  bafe  ficb  babei  ein 
SPtarimaU  unb  ein  Wniimahöremoerbältni«  gel- 
tenb  madjte,  aber  jiwifcben  beiben  follten  bann  un= 
enblieb  viele  ©ewid>t«t?erbfiltniffe  eriftieren,  nad? 
benen  fidb  bie  gegenfeitige  Durdibringung  ober  efeem. 
Berbinbung  oolljieben  tönnte.  Daß  bem  nid>t  fo 
ift,  bafe  ficb  oielmcbr  bie  Berbinbung«gewidjt«uer= 
bältniffe  ftet«  fprungweife  nad)  bem  ©efe&e  ber  ganj= 
jabligen  Wultiplen  finbern,  ift  nur  bann  Derft4nb= 
lieb,  wenn  bie  Watcrie  niefet  tontinuierlicb,  fon= 
bern  bi«fret  erfüllter  ;Kaum  ift,  b.  b.  wenn  |ie  au« 
tleinften,  weber  mecfcanifd)  noefe  ebemifeb  teilbaren 
unb  unburcfebringlicfeeu partitelcben, ben  3ltomen, 


Digitized  by  Google 


8tomt>erf>reummg*toftrme  —  ?lttato 


35 


beftebt  unb  e«  fo  viele  3lrten  von  Atomen  ivie 
djem.  Clemente  giebt.  S)ie  Stome  eine«  unb  bei* 
felben  Clement«  roerben  fdmtlid)  biefelben  ©gen» 
febaften,  aljo  gleicbe«  ©eroidjt,  gleidie  Affinität  ju 
anbem  u.  f.  w.  befitjen ,  bie  Ütome  vcrfd)iebener 
Elemente  aber  ven'djicbene«  ©eroid)t  u.  f.  ro.  baben. 
Gbem.  SBerbinbungen  roerben  al«bann  baburd)  ju 

!tanbe  tommen,  bap  fid)  mebrere  3ttome  burdi  aegen: 
eitige  cbem.  ?(n&iebuncj  nad)  beftimmtem  Slnjabl1 
©erbältniffe  ,ui  ben  tleinften  *$artiteld}en  ber  cbem. 
2terbinbung  OJJtoletülcn)  jufammenlagern.  3Jer* 
einigen  ficb  fo  jroei  eiementaratome  miteinanber  3U 
einem  SJloletül,  fo  mufj  bie«  in  bem  SJiengenver* 
bältniffe  ibrer  $ttont^cn>id?te  gegeben;  fmb  baaegen 
von  einem  ber  Elemente  im  iülolefül  ber  2Jcrbin= 
bung  mehrere  Sltome  vorbanben,  fo  roirb  bie  ©e: 
nricbt«menge  belielben  burd)  ba«  ^robutt  au«  bem 
(9eroicbte  eine«  31tom«  unb  ber  ÄnjaH  ber  3ltome 
au«gebrüdt  roerben  muffen.  Da«  ©efefc  ber  ein* 
facben  multiplen  Proportionen  ift  bann  bie  not: 
tvenbige  Folgerung  ber  vi.  SBefentlid)  geftüfct  roirb 
bie  31.  roeiterbin  burd)  bie  3fomerie  (f.  SJfomer) 
cbem.  Ä&rper,  inbem  bie  ©riftenj  von  Subjtanjen, 
bie  nad)  3lrt  unb  9Jlengenverbältniffen  ibrer  ifle* 
ftanbteile  voütommen  gleicb,  nad)  ibren  ©igen« 
iebaften  aber  burdjau«  verfebieben  finb,  nur  ver= 
ftdnblicb  ift  burd)  bie,  übrigen«  in  jabllofen  Cinjel; 
fdüen  bereit«  beftimmt  nadjgcroiefene  verfebiebem 
artige  Gruppierung  berfelben  3lrt  unb  Slnjabl  von 
Ginjelatomen  in  ben  SJtoletülen  ber  SBerbinbungen. 
Cbne  bie  91.  ift  eine  roiffenfcbaftlidte  (Sbemie  beute 
unbentbar.  3lud>  viele  Pbpfit.  Sbatfacben  laffen 
\\<b  obne  Tie  niebt  begreifen.  —  SBeiter  gebenbe 
Spetulationcn  betradjten  aud)  bie  Sltome  nod) 
al«  beftebenb  au«  perfebiebenen  SJlengen  eine« 
einbeitliAen  Urftoff«.  —  Sgl.  2Bi?licenu«,  Die 
Gbemie  unb  ba«  Problem  Pon  ber  ÜJiaterie  (?pj. 
1 893) ;  oan  't  .©off,  Die  l'aflerung  ber  3ltome  imfflaum 
(2.  Ättfl..  $raunfd)ro.  1894);  ßroote«,  Die  ©enefi« 
ber  demente  (ebb.  1895);  5$.  3Jteper,  Probleme  ber 
?ltomifiil  (öeibelb.  1896).  [nung«roörme. 
Sltomucrbrcnnung^tuartnc,  f.  ÜBerbren- 
"il tomöcr f  c ttuug.  3ufammen  mit  ber  Grtennt; 
ni«  ber  Sertigfeit  (f.  b.)  ber  eiementaratome  bat 
bie  ©rtenntni«  ber  ©efe&c,  nad)  benen  ibre  ©rup- 
pierang  311  5Jerbinbung«moletülen  erfolgt,  ftcb  ju 
entroideln  begonnen.  Siefelben  roerben  in  ibrer 
©efamtbeit  al«  bie  ©cfe&e  ber  31.  bejeidjnet.  SDlan 
beobaebtete  al«balb,  ba|  mehrwertige  elementar: 
atome  fid)  nidjt  nur  mit  einer  ibrer  Sßalenj  ent= 
fpreebenben  Stnjabl  ber  Sltome  eine«  jroeiten  QU- 
ment«  ober  au*  verfdnebencr  anberer  Glemente 
rerbinben  tonnen,  j.  S8.: 

HÖH      KOH      HOC1  K-O-Cl 
SSafffr  Rott        HntcnftlotiBe  UntertSIorty. 

Säure  faure^ftali, 

f onbern  ba^  fte  aueb  im  ftanbe  fmb ,  ftdi  mit  nur 
einem  Jeile  ibrer  3Birtung«fäbigteit  ober  Salenj 
untereinanber  ju  vereinigen  unb  mit  bem  anbem 
Jeile  anbere  Glementaratome  an  ficb  ju  binben.  6o 
liefern  Sauerftoff  unb  fflafferftoff  ba«  SBajferftoff- 
fuperorpb,  Hj09,  baburd),  bafe jroei  jroeiroertige 
Sauerftoffatome  ftd)  unter  bem  Slufroanbe  nur  je 
einer  einigen  ibrer  jßalenjen  miteinanber  verfetten 
unb  jebe«  von  ibnen  mit  ber  jroeiten  33alenj  ein 
^afferftoffatom  an  fid)  anlagert: 
HOOH. 

3m  böcbften  ©rabe  ift  biefer  35erlettung«roeife  feiner 
?ltome  ber  üierroertige  Jioblenftoff  fftbtg  (f.  Stotyw 


ftofflerne  unb  Sfomer),  unb  ee  finb  baber  bie  ©efche 
ber  H.  für  bie  organifeben  ober  Äoblcnftoffvcrbi'n: 
bungen  am  meiften  entroidelt. 

^Itömtoärme,  f.  Sulong^etitfcbe«  ©efeft. 

9ltöntc  (grd?.)  ober  Grfdjlaffung,  ber  3»; 
ftanb,  in  roelcbem  ber  Sonu«,  b.  b-  bie  cpanm 
traft  ober  Glafticitdt  ber  tierifdjen  ©eroebe,  perloven 
gegangen  ift.  2er  atonifebe  Suftanb  fann  bebingt 
fein  von  einer  mangelbaftcn  Ginroirfung  ber  Siemen 
auf  bie  tontraltilen  ^afem  eine«  ©ebilbe«,  ).  9). 
31.  ber  ©efäferoanbungen  von  Sdbmung  ber  vafo* 
motorifeben  Siemen,  aber  aud)  von  Grfdjlaffung 
be«  betveffenben  ©eroebe«  felbft.  3)ie  iöebanblung 
atonifdjer  Buftdnbe  mufe  foroobl  auf  ba«  atonifebe 
Organ  total,  a(«  aud)  auf  eine  allgemeine  .Urafu- 
gung  be«  Äömer«  roirfen  unb  bebient  fid)  aui;cr 
einer  jroedmäfiigen  Örnäbmng  unb  metbobifeben 
9(bbdrtung  teil«  ber  {ufammen^iebenben,  teil«  ber 
ftdrtenben  unb  reijenben  Heilmittel,  namentlid) 
be«  galoanifcben  Strom«.  —  31.  be«  tWcigen«,  f- 
■Slagenerroeiterung. 

3ltorai,  f.  Slmeritanifcbe  SRaffe  V. 

9! tont  (fr».,  fpr.  attub),  beim  Äartenfpiel  ber 
Trumpf,  bie  garbe,  bie  alle  anbem  färben  ftiebt. 

A  tout  hasard  (frj.,  fpr.  attub  afabr),  auf« 
©erateroobl,  auf  jeben  gall. 

A  tout  prix  (m-,  fpr.  attuprib),  um  jeben $ret«. 

Atra  blUi  (lat.),  afebroane  ©alle»,  hüher  al« 
©mnb  vieler  ftrantbeiten,  befonber«  melandjo- 
lifAer  ©emüt«ftimmung  (3ttrabilitdt),  ange= 
feben;  atrabildr,  fcbroarjgallig. 

Atragöne  L.,  rüpenrebe,  ^flanjengattuug 
au«  ber  Familie  ber  SHanuntulaceen  (f.  b.),  fepr  nabe 
perroanbt  mit  Clematis  (f.  b.),  umfafet  nur  roenifje 
Slrten  in  Europa,  äfien  unb  Siorbamerita.  Die 
einjige  beutfebe  3(rt  ,  A.  alpina  L.,  ift  eine  Älettcr- 
pflanjc  ber  3Xlpen  mit  bi«  2  m  langen,  oft  von  Reifen 
berabbängenben  ©tämmeben  ober  Elften,  gegenftfiiv 
bigm,  langgeftielten ,  boppelt^breijdbligen  Sldtteru 
unb  einjeln  in  ben  53lattad)feln  ftebenben,  lang 
geftielten  febönen  SMüten,  beren  treujförmtg  au«= 
gebreiteter,  bi«  3  cm  breiter  ftcld)  violette  ober  roeifse 
■Vube  befitit,  roabvenb  bie  ^Blütenbldtter  unfebeinbar 
Hnb.  Sie  ift  eine  beliebte  3»fmflanie  für  xauben. 

2ttröincutftcin,  ein  im  sJtammel«berg  bei  ©o« 
lar  vortommenbe«  3ierroitterung«probutt,  beftebt 
au«  einem  ©emenge  von  Gifen*  unb  Kuvfcroitriol. 

Atramentum,  lat.  93ejeid)nung  für  %\nU. 
A.candIdum,vcraltetcr9iamefür3intvirriol(f.3int 
fulfat),  A.  sutorlum  für  ^ifenvitriol  (f.  b.). 

9tträk»  [9t  io  3ltrato),  3lufs  im  norbroeftl. 
Seile  von  (Solumbia  in  Sübamerita,  im  Separta^ 
mento  Gauca,  entfpringt  in  3216  m  Höbe  in  ben  3« 
tarabergen  ber  2Beftcorbillere,  unter  .r>°  20'  nörbl. 
SBr.  Qx  Kluft  in  einem  gegen  Sl.  gcridjtcten  niebrigeu 
Sängcntbalc  unb  münbet  auf  ber  ffieftfeitc  bev 
©olf«  von  Uraba  in  einem  fumvfigen  Delta  mit 
5  öaupt'  unb  11  llcinen  3lrmen.  Die  Cäuge  feine« 
Üauf«  beträgt  456  km,  mit  ben  Ueincn  Ärümmungeu 
665  km.  6r  ift  burdjfdmittlid?  290  m  breit,  an  ber 
breiteften  Stelle  fogar  530  m,  unb  4—20  m  tief. 
Sein  SBett  ift  febr  fdbroadb  geneigt  unb  bebält  eine 
faft  immer  gleite  Söafferfülle.  Da«  2bal  be«  31. 
roirb  von  ber  Sübfeefüftc  nur  burd)  einen  mebrfadi 
fid)  fentenben,  felbft  an  ben  böaMten  fünften  laum 
320  m  über  ba«  3)lcer  anfteigenben  ööbcnjug  gc= 
trennt.  Sd>on  31.  von  £>umbolbt  batte  auf  bie  lUög^ 
lidjteit  einer  ftanalverbinbung  be«  Stillen  Ccean« 
mit  bem  3ltlantifd?m  Ocean  burd)  ben  31.  bin- 

3» 


Digitized  by  Google 


36  «trcbüten 

idPtefen;  bie  namentlich  Don  feiten  ber  93ercinigten 
Staaten  angeregten  Unterfudjungen  unb  ^läne  jur 
SBerroirflicbung  biefer  $>erbinbung  würben  hinfällig 
burd?  ba*  s#rojelt  bcö  ^anamafaital*  (f.  b.). 

aitrcbätcn,  feit.  $>olt  im  beiß.  ©aUten,  im  kttt? 
tigert  2lrtoi*,  namentlich,  in  ber  Umgegenb  Don 
2lrra*  (Nemetocenna),  iprer  f>auptftabt.  6in  Seil 
ber  iL  »war  fd?on  oor  2lnfunft  ber  Stömcr  nad)  93ri» 
tannien  gejogen,  wohnte  bort  al*  füböftl.  9tad)barn 
ber  Dobuner  ut  beiben  Seiten  ber  Jb,cmfc  unb 
hatte  Galleua  (öilcpefter)  jur  Joauptftabt. 

Vlttet  (ßtret),  ©renjfluj»  jwifAen  bem  ruff.= 
aftat.  3ran*fafpifcben  ©ebtet  unb  Werften,  entfpringt 
in  37°  10'  nörbl.  99r.  unb  etwa  59°  öftl.  £.  Don 
©reenioid)  in  ben  Äetten  DonGboraffan  an  ber  9iorb-- 
oftgrenje  Werften*,  im  510.  bon  Äotfdjan,  in  1225  m 
£>öbe  an  bem  bi*  2300  m  auffteigenben  ©uliftan- 
gjbirge,  fliegt  nad?  9B.  unb  münbet  al*  geringer 
3 trem  (etwa  10  m  breit)  nad)  einem  Saufe  Don  um 
gefäbr  500  km  in  ber  füböftl.  ©de  be*  Äafpifdjen 
vJlmi  in  bie  ftaffamfulüSSai. 

Mrremogravrj  (grefc.),  ein  fteberpalter,  ber  beu 
Sdjreibframpf  (f.  b.)  Derbtnbem  foü. 

Wrrefie  (grd).),  in  ber  SJiebijtn  ber  3uftanb 
be*  Sßeifdjloffenfetn*  ber  natürlichen  Öffnungen 
unb  flanäle  be*  tierifeben  flörper*,  fo  be*  2lfter*, 
ber  Scpeibe,  ber  ©ebärmutter,  ber  Harnröhre,  ber 
Slugcnliber,  ber  Pupille  (Atresia  pupillae,  fjfhii 
biUenfperre),  be*  DJhtnbe*  u.  f.  w.  ^n  ber  ÜJterip 
jo.pl  ber  ftälle  ift  bie  0.  angeboren  infolge  eines 
3Mlbung*f ebler* ;  f eltener  ift  fie  erworben  burd? 
fpdtere*  SÖcrwacbfen  ber  Kanäle  infolge  »on  2Bun= 
ben.  ©efebwüren  u.  f.  Id.  ftbre  ftolgejuftänbe  fmb 
meift  fepr  febrnere,  jum  großen  Seile  leben*gefätm 
licpe,  ihre  ©efeitigung  nur  auf  operativem  Söegc 
burd)  Spaltung  ober  Ditrcbftecbung  ber  Dcrfcbltc= 
Benben  ÜJlembranen  möglidj.  Die  angeborene  2(. 
be*21fter*  tommt  nicht  feiten  bor  unb  führt in= 
folge  ber  Unburcbgängigfcit  be*  Darm*  fdjon  in 
ben  erften  fiebenetagen  ftdjer  jum  Jobe,  wenn  nicht 
rechtzeitig  operatioe  Jöitfc  gebracht  wirb.  35ie  31. 
ber  Scheibe  fowie  be*  ÜNuttermunbe*  führen 
beim  eintritt  ber  UJtenftruation  unter  heftigen,  in 
Dierwödjentlidjen  Raufen  wtebertebrenben  lolif: 
artigen  Scpmerjen  ju  einer  oft  febr  beträchtlichen 
Slnfammlung  be«  3Mute*  in  ber  ©ebärmutter,  bie  ba: 
burd}  allmabticb  eine  3Xu*bebnung  wie  in  beu  letjten 
Sd)wangerfd)aft*monaten  erreichen  lann.  2lucb 
bier  ift  nur  Don  rein  d)irurg.  SJcbanblung  £>ilfc 
5U  erwarten,  ohne  welche  bie  flranfen  leicht  an  3er? 
retfiung  ber  ©ebdrmutter,  an  '-flaudtfeflentjünbung 
it.  f.  ».  ju  ©runbe  gehen. 

tttrenä,  in  ber  gried?.  öelbenfagc  Solm  be* 
^elop§,  Äönig*  Don  (51t*,  unb  ber  inppobameia, 
einer  2od?ter  be§  DinomaoS,  Gnfel  be*  Jantalo*, 
Araber  be*  5hpeftc*  unb  ©emahl  ber  3lerope, 
ermorbete  auf  Slnreijung  ber  öippobameia  mit 
Jhpefte*  feinen  Jbalbbntber  ßhrpftPPo^/  flüdjtete 
be*balb  nad?  2Rplend  ju  Gurpftbeu*  unb  erhielt,  al* 
biefer  im  Äampfe  gegen  bie  öerafliben  gefallen  war, 
bie^errfd>aft  Aber  9ftpfenä.  öicr  uerfflt)rte  Shpcftc* 
feine*  ©ruber*  ©emablin.  Sie  entwanbte  beiti  31. 
ba*  Samm  mit  bem  ©olbenen  SBlicf,,  an  beffen  Söefilj 
ber  be*  Jhron*  gelnüpft  fein  füllte,  unb  gab  c*  bem 
Üljpefte*,  ber  bc*balb  uon  21.  vertrieben  würbe. 
Um  ftdj  ju  rächen,  fanbte  nun  Jhpeftc*  ben  Sohn 
be*  3t,  $leifthene*,  welchen  er  bei  ftd?  erjogen  hatte, 
ab,  um  21.  ju  töten ;  jebod?  e*  trat  ber  entgegengefeijtc 
Sali  ein,  unb  21.  tötete,  ohne  e?  ju  mffeit,  feinen 


—  Ätrium 

|  eigenen  Sohn.  s)tad?  ber  gewbhnlicbcn  Saiftellung 
f ehrte  Jhpefte*  bemfitig  unb  bittenb  )urfid,  21. 
aber,  ber  ftcb  verföhnt  ftellte,  tötete  bie  Söhne  be* 
Jbpeftc*,  fetjte  ihr  ftleifd?  bem  3iater  al*  Speife 
bor  unb  lieft  wdhrenb  ber  SRabUeit  Aöpfe  unb  3lrme 
ber  ©etöteten  hereinbringen.  3Begen  biefe*  ©reuel* 
lehrte  bann  nach  einigen  ber  Sonnengott  feinen  fiauf 
um.  211*  wegen  be*  grauftgen  Wahle*  ba*  £anb 
be*  21.  Don  Unfrucbtbarteit  beimgefucht  warb,  unb 
ba*  Grafel  bem  21.  befahl,  feinen  vertriebenen  S3ntber 
2:hb«l"te*  jurüdgurufen,mad»te  erftd?  auf,bcn5;hDefte* 
ut  fuchen,  unb  fam  auf  ber  JHeife  aud?  jum  Könige 
£i?e*proto*,woer$elopeia,  bie3!ochterbe*^hbefte*, 
ohne  ihre  ^erfunft  ju  wiffen,  beiratete.  2lher  biefe 
war  febon  Don  ihrem  eigenen  3Jater  fdjwanger  unb 
gebar  ihm  ben  2ligi|*tho*  (f.  b.),  ber  fpfiter  ben  21. 
tötete,  al*  biefer  ipm  befohlen  hatte,  feinen  2Jater 
Ibpefte*  ju  ermorben.  Seine  Söhne  (gewöhnlid) 
3ltriben,  b.  b.  Söhne  be*  21.,  genannt)  Don  ber 
2lcrope  waren  2lgamemnon  unb  llRenelao*. 

Mrri,  im  3lltertum  2lbria,  2ltria,  ^abria, 
Stabt  in  ber  ital.  $roDinj  Seramo  r.'Uuujjo  ultc= 
riore  1),  auf  fteilem  ©erge,  ift  SBifchofsfth  unb  hat 
(1881)  7433,  al*  ©emeinbe  10642  (*.,  eine  fchöne 
got.  Äathcbrale,  Seiben:,  Seifen:  unb  2atrit3enfabri: 
tat i o ii.  Nahebei  mertwflrbige  t$elfenau*böhlungen 
mit  regelmäßigen  Hämmern,  bie  al*  ©efängni*  ober 
3.Uagajin  gebient  haben.  21.,  wabrfebeinlid)  etru*t. 
Urfprung*,  ift  ^etmat  be*  ©efcblecbt*  be*  Äaifcr* 

atrriö,  f.  2lbria  unb  2ltri.  [^abrian. 

aitrtbcn,  f.  2lrreu*. 

«tripalbo,  Stabt  in  ber  ital.  tyroDim  2lDellino( 
hat  (1881)  6221 G.  unb  ÜHuinen  be*  alten  2tbellinum. 

Atrlplez  L.,  ÜRelbe,  $ftan$eitgattung  au* 
ber  Jamtlie  ber  ßhenopobiaeeen  (f.  b.).  3brc  jahl! 
reichen,  vorzüglich  auf  Sdjutt,  fettem  ober  faljbd: 
tigern  Soben,  am  9Jceere*ftranbe,  in  Steppen  unb 
an  mfiften  glätten,  an  9)cauern  unb  ^eden  wad>^ 
fenben  2lrten  ftnb  meift  einjährige  Äräuter,  einige 
auch  £albfträud?er  unb  Sträud?er,  mit  unfehein^ 
baren,  in  äbrenförmig,  traubig  ober  rifpig  grup; 
pierte  itnäuel  geftellten  SJlüten  Don  grünlicher, 
bräunlicher  ober  rötlicher  ftarbe.  Sie  ftnb  faft  über 
bie  ganje  (hbe  Derbreitet.  2>ie  ©artenmelbe, 
A.  hortensis  L.,  wirb  nidjt  feiten  in  Äüchengärtcn 
fultioiert,  ba  ihre  ©lätter  wie  Spinat  ju  benuHeu 
fmb.  2)ie  in  3)eutfa?Ianb  gewöhnlichiten  2lrtcn, 
llnfräuter,  ftnb  A.  patula  L.  unb  angustifolia  L. 

9ltrtttnifberwefentIichfte2;eilbe*altrÖm.6aufe*. 
Da*  altröm.  SBohtthau*  fclbft  hiel  nur  21.,  ba  uv- 
fprüitglid)  ein  einjiger  großer  :Haunt  bie  gemein ■ 
fame  ffiofmftätte  ber  Familie  bilbete;  e*  btente  in 
ber  ftolgc  sugleidj  audb  al*  2>erfatnmlung*ort  für 
bie  Klienten  bei  ber  2lufwartttng.  Die  in  Sd)ränfen 
aufbewahrte  Sammlung  Don  Stiften  ber  Vorfahren 
bilbete  bei  ben  alten  Wörnern  bie  .ftauptjierbe  be* 
21.  Später,  al*  ba*  Sau*  geräumiger  würbe  unb 
befonbere  Limmer  ftd?  bem  21.  anfcbloffen,  blieb 
biefe*  boeb  nod)  immer  ber  wiebtigfte  iRaum  be* 
$aufe*.  C?*  gab  mehrere  Mrten  Don  2(tricn,  beren 
$erfdüebenbeit  burd)  bie  ilonftruftion  be*  3)acbe* 
bebingt  war.  Da*  Atrium  testudin&tum,  wahr: 
fd>einlid)  bie  ältefte  5orm,  hatte  ein  gefdjloffene* 
Dach  unb  empfing  ba*  £'id>t  burd)  bie  2bür.  Qi 
war  jugleich  ilispluviätum ,  b.  b.  ba*  9legenwaf)et 
würbe  nad)  außen  abgeleitet,  woburch  ba*  j\reU 
ftehen  bc*  ^aufc*  bebingt  warb.  211*  fpäter  ©au* 
an  öau*  gebaut  würbe,  würbe  ba*  SÖaffer  nad? 
innen  geleitet  unb  in  einer  (Jifterne  gefammelt.  3o 


Digitized  by  Google 


Sttrocitöt  - 

tntftanb  ta;  Atxium  compluviatum,  fo  genannt 
nad1  ber  Cffnung  im  Sacpe  (bem  compluvium), 
burd)  bie  ba*  3Baf)cr  au*  ben  2 ad) rinnen  in  ben 
untern  "öofrautn  (impluvium)  fiel.  3e  nadjbem 
$adj  burch  »mei  Guerballen,  burch,  biet  ober 
mehr  Säulen  geftü&t  mürbe,  unterfd?ieb  man  ba* 
Atrium  tuscanlcum,  tetrastylon,  corinthlum. 
3n  «Horn  gab  e*  eine  2ln$abl  oon  ©ebäuben  alter 
Äonfrrultion,  bie  ben  Tanten  3t.  führten;  fo  hatte 
man  ba*  Atrium  Vestae,  in  bem  bie  Beftalinnen 
wohnten,  ba*  Atrium  Libertatis  u.  o.  m.  .'('.•.  ftd) 
gegen  (hibe  ber  3RepnbIit  infolge  ber  (Eroberungen 
in  Stften  ber  i'uru*  in  9lom  oerbreitete,  fd?müdte 
man  ba*  St.  mit  loftbaren  3JtarmorfäuIen  unb  Sta* 
tuen.  ©cfonber*  prddjtig  waren  bieSltrien  bes?  Scau« 
ru*,  Berre*  unb  Grafiu*.  3<*9l«id)e  Beifpiele  oon 
cinfacber  au*geftatteten  Sltrten  finb  in  Pompeji 
(i.b.  nebft  2afel:  2lu*grabungen  ju  Pompeji, 
$ia.6)  erhalten.  2lud?  in  ber  a  1 1  dj  r  i  ft  l  i  ch  c  n  21  r  cb  i « 
tettur  bilbete  ba*  2t.  einen  wef  entliehen  ber 
Bafililen  (f.  3lltdmftli<he  Äunft).  3n  ber  neuern 
Bauhmft  bejetdmet  man  unter  3t.  meift  eine  bef on- 
ber*  reich  gefd>müdte  Borhalle.  —  3"  ber  31  na: 
tomie  ift  31.  bie  Bortammer  be*  Wersen*,  bie  |tt 
obeTft  Iicgenbe  Abteilung  jeher  öersbälfte  (f.  £>erj). 

Strocität  (lau,  ihMlobcit,  ©raufamteit. 

Atropa.  L. ,  ^flanjengattung  au*  ber  ftamilie 
ber  Solanaceen  (f.  b.)  mit  nur  wenigen  3trten  in 
(hiropa  unb  Sübamerita.  Tie  einzige  in  $eutfaV 
lanb  roadbfenbe  unb  in  einem  großen  $eil  (hiropa* 
n*  finbenbe,  jugleicb  auch  bie  michtigfte  3trt  ift 
bie  al*  Solltirfcpe,  2Bolf*firfthc  unb  Bella- 
bonna  betannte  ©ift  pflanze,  A.  belladonna  L. 
If.  Safel:  ©iftpflanjcn  II,  ftig.  1).  25er  Warne 
Bellabonna,  b.  p.  feböne  ftrau,  rührt  üon  ber 
Änroenbung  ber,  bie  man  früher  in  Italien  uon 
ben  beeren  mannte;  man  benufete  biefelben  nämlid) 
iu  einem  Sd?önheit*mafferf  ba*  angeblich  ber  $aut 
einen  blenbenbweifcen  Steint  gehen  follte.  2)iefe 
auf  traf  tigern,  humofem  SBalbboben  in  fdjattiger 
unb  fonniger  Sage,  befonbei»  in  ©ebirg*gegenten 
»ad?fenbe  $flanje  treibt  au*  ihrem  bieten,  fleifcb> 
qen,  auf>en  blahbraunen,  innen  febmufeigweifjen,  an 
Stärfemebl  reichen  ©urjelftod  hi*  fmgerbiefe,  O^o 
oi*  lfio  m  höbe,  äftige  Stengel,  bie  zulefct  ftarf  »er= 
helfen  unb  bann  ber  ^flanje  ein  jtraudjäbnlicbe* 
Hnteben  verleiben.  1  ie  nfN  )mb  mit  eiförmig=läug- 
licfcen,  tungefticlten  Blättern  hefe^t.  Tic  einjeln 
ftebenben  flöten  haben  einen  fünfteiligen  Held?  unb 
eine  glcdenförmige,  hraunpiolette  Blumenfrone. 
flu*  bem  ^rufbttnoten  entmidelt  fich  eine  glänjeub; 
idwarje,  mroenbig  rote,  fehr  faftige  unb  ffiuerlidj« 
iü|  fcfcmedcnbe  Seere  pon  ber  ©rö|e  einer  Sttrfcpe, 
bie  am  ©runbe  oon  bem  fteben  gebliebenen  unb 
nod;  wrgröfjerten  Äeld?e  umfchlofjen  erfcheint.  2)ie 
A.  blüht  com  Auni  bie  3luguft,  ift  Dom  3tuguft  an 
mit  reifen  ^rüaSten  helaben  unb,  ba  biefe  fehr  appe: 
•itit±  ausleben,  eine  für  llnhmbige  unb  nament: 
lid)  für  «inber  gefdbrlidc  ^flanje.  ffienige  Mi- 
nuten  nad?  bem  ©cnuffe  ber  Seeren  [teilen  fich 
trodenbeü  unb  Hra^en  im  £>alfe,  Sd^lingbc: 
fimerben,  Wtwer  Jurft,  Brechneigung,  ftarf e  Qv- 
meitenmg  ber  Pupille  be«  Äugeg,  6ebftöntngen, 
3<jbminbcl  foroi:  Ieicbte  Betäubung  mit  £>alluctna: 
turnen  ein.  .»>ier«u  gefeüen  fich  halb  JJf uetelunruhe, 
jügemeine  iRuefelrrdmpfe  unb  raufdiartige  2)cii-- 
rien,  bie  frtliefclirt  in  ben^uftanb  tieffter  93etdu= 
hing  übergeben.  2>ie  3tugen  jeigen  ftch  weit  geöff-- 
uft.  mit  ftirrem  Slirf  unb  ftaTf  gcr6teter  Binbchnut, 


-  «tropfe  37 

bie  3unge  ift  gelähmt,  önblid?  fammelt  fut  uor  bem 
ÜJtunbc  blutiger  Sdjaum,  unb  unter  bödjfter  6nt-- 
trdftung  unb  heftigen  Krämpfen  erfolgt  ber  Job. 
9iod>  giftiger  alö  bie  Beeren  fmb  bie  Blätter  unb 
ber  SBurjelftod;  ber  Jräger  beS  ®iftd  ift  ein  na« 
mentlich  in  ber  3üurjel  enthaltene;-  Slltaloib,  ba* 
Sltropin  (f.  b.).  Sl^enn  eine  BeüabonnaDergifrung 
eingetreten  ift,  mitft  fogleicfa  ein  Slrjt  berbeiaebolt 
werben.  Bie  biefer  tommt,  ift  auf  irgenb  eine  Söeife 
Brechen  ju  erregen,  aufeerbem  ÜRildj,  Cl,  Gffig  ober 
Jannin  ju  geben,  ©leidneitig  laffe  man  heifee  §ufe-- 
bäber,  womöglich  mit  @ffig  unb  Senf,  mad>en,  um 
eine  Slbleitung  oon  bem  ©ehirn  unb  IHüdenmar!  ju 
erjielen.  Ütebijinifch  benufct  man  bie  al*  Folia 
Belladonnae  offiunellen  Blätter  (Bellabonna-- 
b  lätter)  fowie  ba*  barau*  bereitete  Gyrratt  (f.  Bel= 
labonnaertraft)  a(*  trampfftillenbe,  berubigenbe 
9Jlittel  hei  9lerbcnfranlheiten,  Heuchhuitcn  u.'f.  W., 
bie  Blätter  auch  3u  3lfthmacigaretten,  ferner  bie 
pubillenerweitembc  Gigenfchaft  ber  Beeren  bei 
Slugenoperationen.  —  Bgl.  SWichaeti*,  Bellabonna 
(A.  Belladonna)  al*  öeilöflanje  (Berl.  1897). 

"it  tr  öpaf  ciur  c,  eine  mit  ber  ^immetfäure  ifomere 
Säure,  a-^henplatrplfäure,  CH,  C(CaH4)  C00H, 
entfteht  au*  3ttropiu  ober  Sropafäure  beim  (Srpujen 
mit  tonjentrierter  Satjfäure. 
3lrropatcne,  Sanbfdpaft,  f.  Stferbeibfchan. 
ilrröphic  (greb.),  in  ber  3J(ebi}in  ber  burd) 
mangelhafte  drnähmng  hetbeigeführte  Schwunb 
be*  ©efamtförper*  ober  einzelner  Organe  ober 
DTgantcile.  Söirb  ber  Stoffwechfel  eine*  Organ* 
au*  irgenb  welchem  ©runbe  berart  geftört,  ba|  bie 
jugeführten  Stoffe  bie  abgeführten  nicht  nollftänbig 
erfegen  tönuen,  f o  hat  bie*  entmeber  eine  blo|e  Ub-- 
nahme  be*  betreffenben  Jeil*  an  ©röfec  ober  3apl 
feiner  Elemente,  ober  aber  eine  gleichzeitige  $lube; 
rung  feiner  djem.  'JRifchung  unb  eine  jn«burcp  be- 
bingte  Sonnberänberung  jur  Solge.  Settern  Bot« 
gang  nennt  man  eine  Degeneration  ober  Qnt- 
artung,  auch  qualitatioe  3t.,  erftem,  in  bem 
nur  Slbnahme  ber  ©röhe  unb  ber  3abl  ber  Elemente 
erfolgt,  eine  einfache  ober  quantitative  21. 

3tl*  normale  3t.  tarnt  man  in  ber  Sntwtd; 
lung*gefcbi(hte  bie  9lüdhilbung  unb  ba*  gän)licbe 
ober  teilweife  Sdhwiuben  foldper  Organe  bejeidV 
nen,  weldje  im  Gmbrponal«  unb  Carnenleben  eine 
Munition  beftften,  bie  fpäter  nid>t  mehr  geübt  ober 
burd)  eine  anbere  erfeftt  wirb  (3.  B.  ba*  Schwül; 
ben  ber  Äiemen  unb  be*  Schwanke*  bei  ben  fiarpen 
ber  ifrofchc,  ben  Kaulquappen),  ober  auch  folcher 
Organe,  welche  at*  Grbftüde  angelegt,  aber  fpäter 
rüdgebilbet  unb  felbft  ganz  aufgefogen  werben,  wie 
j.  B.  bie  3ähne  in  ben  Hiefern  ber  Uöalfifchembrpo: 
nen.  (S.  ylubimentdre  Organe.) 

2)ie  UrjaAen  ber  franthaften  3t.  ftnb  fehr 
mannigfaep:  Langel  an  Wahrung,  Störungen  ber 
regelmäßigen  Berbauung  ober  ber  2luffaugung  bes 
Speifefaftc*,  überhaubt  alle  Urfacbcn  einer  mangel: 
hatten  Blutbilbung,  erfchöpfenbe  Säftenerlufte  burch 
Gitcrungen  u.  f.  w.,  übermäßige  2tnftrengungen, 
anhaltenbe*  lieber,  ©reifentum  (fenile  31.).  Seil* 
weife  3t.  ftnb  jumeift  bie  ftolge  von  (fntjünbungen, 
oon  Störungen  ber  ßirfulation  be*  Blute*  in  bem 
betreffenben  Jeile,  in*befonbere  Pon  gehemmtem 
Blutjufluß  (3.  B.  burch  anhaltenben  $rud),  non 
SDtangel  ber  jurSlnregung  be*  Stoffwechfel*  nötigen 
Weije  (j.  B.  bauernber  Untbätiateit  eine*  9Jtu*fel«, 
Weroen  u.  f.  w.),  non  übermähiger  Sbätigteit  be* 
Organ*,  enblid)  bon  ;Suftänben  gewiffer  Wcroen, 


Digitized  by  Google 


38 


«tropin  —  «rföiit 


inSbefonbeie  berjenigen,  roeld>e  man  als  tropbifdje 
ober  GrnäbrungSnerocn  ju  bezeichnen  pflegt,  (über 
91.  beS  ganjen  Körpers  ).  3luSicbrung,  über  bie  31. 
einzelner  Organe  f  .©ebirnfehrounb,  £ebertrantbciten, 
.UtuStelarropbie,  s£dbarrophic,  jHüdenmartSfcproinb' 
fuebt.  Scbrumofnicre.) 

3ltropm,  Taturin,  Sllfaloib  oon  ber  3ufam* 
menfe&ung  C^H^NO,,  baS  fid)  in  allen  Jcilcn 
oer  Jolllirfcbe  (f.  Atropa)  unb  in  ben  Samen  beS 
gemeinen  Stechapfels  (f.  Datura)  finbet.  6s  roirb 
auS  biefen  1-ilanjen  burch  angefäuerteS  Sßafjer 
ausgesogen,  bie  roäfferige  Ööfung  oerbunftet,  mit 
Natronlauge  altalifd?  gemacht  unb  mit  vi :  1-cr  auS* 
j.cur ilttelt ,  welcher  bas  31.  aufnimmt.  I nach, 
bem  SJerbunften  beS  ÜtberS  binterbleibcnbe  rohe 
31.  wirb  burch.  £öfen  in  oerbünnter  Sdjwefelfdure, 
Vebanbeln  ber  l'öfung  mit  Jiertoble,  Slbfcbeibcn 
mit  3lmmoniat  unb  Umrrpftallificren  auS  3lltobol 
gereinigt.  GS  trpftallificrt  in  feibeglänjenben  9iä= 
Dellen  ober  feinen  VriSmen,  fdjmiljt  ganj  rein 
bei  114°,  fepmedt  unangenehm  biiter  unb  faarf, 
löft  fiep  wenig  in  Salier,  leidjt  in  3(ltobol  unb 
Dreht  bie  Schwingungsebene  beS  polarisierten  fitcb= 
ted  nach  linlS.  Sie  epem.  Äonftitution  bc*  31.  ift 
Taft  oöllig  aufgellärt.  GS  ift  baS  Salj  einer  orga= 
uifeben,  bie  ftiibrorplgruppe  entbaltenben  Safe,  beS 
tropinS,  CH,,NO,  unb  einer  ben  aromatischen 
Berbinbungen  angebörenben  Säure,  ber  üropa? 
iäure ,  C9H100-  «  C«H5  •  CH  (CH4OH)  •  COOH. 
3aS  31.  ift  febr  giftig  (f.  Atropa).  GS  wirb  in  ber 
Jlugenbeiltunbe  —  als  Ginträufclung  —  oielfacb 
oerwenbet,  ba  eS,  in  ber  geringsten  Stenge  in  baS 
Jluge  gebracht,  Grwettcrung  ber  Pupille  foroie 
Zähmung  beS  3lccommobationSapparateS  bewirft, 
innerlich  unb  fubtutan  wirb  eS  gur  SBefämpfung 
übermätuger  Sdnoeifcbilbung,  fo  namentlich  bei 
l'ungenicbminbfücbtigcn,  ferner  jur  3lufbcbung  oon 

rampf  juftänben  beS  SarmS,  fo  namentlid)  bei  ber 
JMeitolit,  ferner  bei  Hftbma,  Äcucbbuvten,  Speichel: 
flufj  gebraucht.  Gnblid)  bilbet  eS  baS  (Gegenmittel 
gegen  ÜJcorpbiumuergiftung.  $n  ben  3lpotbelcn  roirb 
nur  baS  fdnucfelfaure  31.  (Atropinum  sulfuricum) 
als  ofnjineü"  vorrätig  gehalten.  TaSfelbe  bilbet 
roeifee  itroftallc  unb  ift  in  5Daffer  lÖSlid). 

m tr opoo,  eine  ber  brei  ^coircu  (f.  b.).  —  31.  ift 
aud)  Warne  beS  273.  Ulanetoiben. 

Atröpos  pulsatoria,  f.  fcoljläufe. 

Slrfch,  ^abritort,  f.  Gilenborf. 

■Jltfrht»,  31 1  cp  i  n .  richtiger  31 1  i  e  h  unb  31 1  i  t  b ,  im 
Gnglifdjen  3lcbeen,  bis  1873iclb|tänbigcrJJ(alaien: 
rtaat,  iefet  ©ouoernement  beS  nieberldnb.  DitinbienS, 
nimmt  mit  etwa  53000  qkm  ben  nörblichften  Seil 
ber  hintcrinb.  5lnfel  Sumatra  ein  unb  reicht  r»on 
bem  nörblichften  Vorgebirge  berfelben,  ber  3ltjebfpit>c 
lengl.  Acheen  head),  im  30.  bis  ju  2°  53',  im  0.  nur 
bis  -4°  25'  nörbl.  35r.  31.  befteht  aus  einer  weftl.  unb 
einer  öftl.  ^dlfte;  erftere  nimmt  baS  «üftengebitge 
dn,  welches  fich  an  ber  füböftl.  Seite  ber  ^nfel  ent= 
lang  jiebt  unb  in  bem  fich  hier  unter  4'  17'  nörbl. 
ör.  ber  3Jerg  3lbong  bis  }u  3139  m  erbebt;  ber 
C.  bagegen  enthält  bebeutenbe  Strcden  mebr  irellert: 
'Örmigen  unb f clbft  gan»  flachen,  für  Oiartenbau  unb 
•Baumjucbt  foroie  für  iKciSbau  geeigneten  i'anbeS, 
bie^ortfetjungberjlUuoialebene  C'ftfumatraS.  93e= 
ionberS  wichtig  ift  bie  ^fefferfuhur  mit  bebeutenber 
.Ausfuhr.  5>ie  »ielen  Küftentlünc  fmb  fchmal,  flach 
unb  nur  mit  leichten  ^rahmen  auf  furje  Strcden 
befahrbar.  Über  ftauna  unb  ftlora  f.  Sumatra;  | 
häufig  tommt  bie  <yfefferrante  oor.  2)i«J8et?ölterung  i 


berv$romuj  uürb  (18J»7)  auf  531 7U5  Beelen  gefebäht. 
^ic  öauptftabt  31.  ober  Hota  Mabfcha,  7  km 
com  üReere ,  ift  faft  ganj  neu  aufgebaut  unb  t?on 
»jeftungeroerfen  cingcfdiloffen,  bie  burd)  eine  SRi« 
fitdrbabn  oerbunben  finb.  Seit  ber  nieberldnb.  Ü8e-- 
fc&ung  blüht  ber  .v»aubel  roieber  auf. 

©ei ebi cht e.  (TS bürfte taum jrocifelhaft fein,  bafe 
bie  Söeuölterung  urfprünglid)  mit  bem  malaiifcben 
VolfSftamme  ber  iöatat  (f.  b.)  gleichartig  roar,  roie 
bemt  auch  noch  bis  ju  Slnfang  beS  17.  ^abrh.  ber 
ganje  nörblich  t>on  bem  ^luffe  Singtcl  unter  2°  17' 
nörbl.  Sör.  gelegene  Seil  »on  Sumatra,  mit  Q\n- 
fchlufe  uon  31.,  Janna  Sataf ,  b.  b.  i'anb  ber  $atat, 
genannt  rourbe.  3luS  ben  ÜJatat  aber  in  bem  nörb-- 
lichften  ieile  biefeS  i'anbftrichS  entroidelte  fid?  ju 
3lnfang  beS  13.  Sabrb.  turch  ih^e  Vermengung  mit 
fremben  üoltSclementen,  burch  ben^anbel  unb  5Ber= 
lehr  mit  anbean  Stfiatcn ,  namentlidi  audj  Strabern, 
burdj  bie  Ginfühmng  beS  ^SlamS  unb  anbere  auf  bie 
urfprunglicbe  üebenSroeiie  unb  ben  SJoltScbaratter 
üerdnbernb  einroirtenbe  Vcrhdltniffc  bic53epölferung 
beS  Meiches  31.,  b'aS  Don  feiner  OJrünbung  1205  bis 
in  bie  neuefte3«t  feine  Unabhängigfeit  »u  beroabren 
gemußt  bat  unb  roefentlid)  auS  3ltfchinefen  unb  Ma- 
laien befteht,  beren  3ahl  nicht  genau  betannt  ift. 
Sie  ben  $latat  oerroanbten  OTantir'  unb  @aiu= 
Stämme  fmb  ins  innere  jurüdgcbrdngt.  5)ie  gleich- 
namige .f>auptftabt  rourbe  eine  ber  reichften  unb 
blübenbften,  oon  ben  Schiffen  aller  oftafiat.  6anbelS= 
Hölter  oiel  befuebte  ftanbelSftabt.  Seit  bie  s^ortu= 
gicien  unter  3tloaro  taleffo  1506  juerft  nach  Suma' 
tra  tarnen  unb  1509  bafelbft  an  ber  Storbtü)te9cieber- 
laffungen  grünbeten,  roar  ber  Seberrfcher  oon  31., 
Mabfcba  Jbrabim,  ihr  erbitterter  ^ einb,  her  fte  1523 
auch  r-on  Sumatra  oertrieb.  5)er  Ärieg  gegen  bie 
Uortugicfen  bauerte  faft  ununterbrochen  fort,  bis 
biefc  1641  r>on  beni)ollänbern  mit^üfe  ber31tfdji' 
neien  auS  ÜJcalata  Dcrtrieben  rourben.  5?urcb  ben 
1824  3roifchcu  >3ollanb  unb  Gnglanb  gefchloffenen 
ivertrag  roar  öollanb  ocrpflichtet,  auf  Sumatra, 
nörblich  ton  ber  parallele  uon  Singapur  (1°  17' 
nörbl.  8r.)#  teine  neuen  ^öefi^uugcn  ju  grünben. 
Allein  ein  neuer  Vertrag  com  24.  "Bai  1872  hob 
ben  frühern  oon  1824  auf,  unb  Seeräubereten  unb 
Mräntungen  ber  nieberldnb.  Souocränität  auf  Su* 
matra  burch  31.  gaben  ber  Regierung  ju  93ataoia 
^eranlaffung,  26.  vJ)idrj  1873  ben  icrieg  an  ertldren. 
Jim  H.  3lvril  lanbete  eine  Grpebition  beim  Äraton, 
ber  befeftigten  iKefibcnj  beS  Sultans,  bie  jebod? 
tapfer  oerteibigt  rourbe,  fo  ba^  fich  bie  .frollänber 
nach  großen  Verluftcn  28.  Stpril  jurüdjichen  muft» 
ten.  eine  irocite,  ftärfere  Croebitton  unter  ©eneral 
oan  Sroicten  lanbete  11.  Tej.  1873,  rüdte  unter 
faft  ununterbrochenen  blutigen  kämpfen  bis  »um 
.Hraton  oor  unb  nahm  benfelben  24.  3an.  1874. 
Tod)  blieb  baS  ganje  innere  beS  iHcicbS  unb  oiele 
^untte  an  ber  Cftlüfte  noch  im  Vefil»  beS  Sultans, 
unb  erft  nach  oielen  Grpebitionen,  bei  benen  fich  bie 
3ltfdnnefcn  mit  gröfeter  Japferleit  oerteibig^ten,  roie 
bei  ber  GHtürmung  oon  öohong  30.  3lpnl  1875, 
unb  auf  nieberldnb.  Seite  befonberS  oon  ben®ene= 
ralen  "Uel  unb  oan  ber  >>epben  SüditigeS  geleiftet 
rourbe,  fchien  ber  Siberftanb  ber  31tfchinefen  gebro- 
chen. sDcan  ging  1880  baran,  baS  Sanb  politifch  }u 
organificren;  eS  rourbe  eine  Vrooinj  gebilbet  unter 
bem  Okmen  »3ltjeb  unb  Subehör»  mit  brei  3>iftritten. 
Ter  Verfucb  aber,  baS  vanb  als  ein  oollftdnbig  be« 
rubigteS  unter  Cioilgeroalt  ju  bringen,  febeiterte, 
unb  1884  muftte  roieberum  ein  SWilitärgouoerneur 


Digitized  by  Google 


Ht|'d)irt*f  —  Httacfe 


«uigefefct  »erben,  darauf  würbe  befcbloüen,  einen 
Seil  be*  mit  fo  großen  SUrluften  unb  Kofien  er- 
oberten ©ebiete*  wieber  ju  räumen.  Der  junge 
Stacbfolger  beS  1874  oerftorbenen  Sultans,  ber  ficb 
in  baS  innere  beS  fianbeS  jurüdgejogen  bat,  ift 
oollftänbig  oon  ber  KriegSpartei  abhängig,  ©ieber' 
bolt  würben  bie  nieberldnb.  Soften  oon  ©anben 
angefallen.  3ule&t  mufete  18%  ein  3tufftanb  beS 
jtfuptlingS  Sutu  Omar  burcb  ©eneral  Setter  unter» 
brüdt  »erben;  aber  beT  KriegSntftanb  bauert  au* 
naai  Suhl  Omar«  Sob  (1899)  fort. 

öetb,  Atchin  en  zijne  betrekkiagea  tot 
Nederland  (£eib.  1873)  ;  ©erlaß,  Atjeh  en  de  Atji- 
aeien  (ärnb.  1873);  Die  b  ollänb.  örpebitionen  gegen 
3L  (£pj.  1875);  $rau  be  6aint*$ol=yiaS,  Chez  les 
Atcbes  (^ar.  1884);  oan  fangen,  SltjebS  ©eftrufte 
(in  ber  ■Tydschrift  van  bet  Aardrijkskundig  Ge- 
nootschap».  Tweede  Serie,  Deel  V,  1888;  Karte); 
$rupS  oan  ber  fjoeoen,  Mijne  enraring  van  Atjeh 
(üaafl  1886) ;  Kielftra,  Beschrijving  van  den  Atjeh- 
Oorlog(ebb.  1885);  ©rooSbooft,  Geschiedenis  van 
denAtjeh-Oorlog  1873— 86  (Utredjt  1887);  6noud 
ÖUTflronje,  De  Ajehers  (2  Sbe.  mit  SltlaS,  ißataoia 
1893— 95);  ^acobS,  Het  familie-  en  kampongleven 
op  Groot-Atjeh  (2eib.  1894);  eine  Spccialtarte  oon 
U.  im  2Jlalftabe  oon  1:150000  mit  begleitenbem 
Sert  oon  S.  3t.  Ciefrind,  welcher  bcn  gegenwärtigen 
Buftanb  beS  SanbeS  bebanbelt,  finbet  int  in  ber 
Tijdschrift  van  het  Aardriikskundig  Genootschap 
gevestigt  te  Amsterdam  (3}b.  5, 9lr.  2,  ÜRfirj  1881) ; 
bie  Kaart  van  het  terrein  des  oorlogs  in  Groot- 
Atjeb  in  1876  (3keba  1884)  beruht  auf  amtlidjen 
Äufnabmen. 

•Hn'rhiriM.  1)  8e*tr!  im  8Ü.  beS  ruff. - oftftbir. 
©ouoernementS  ^eniiieiäf ,  bat  58  592,2  qkm  mit 
1008O6  6.;  ©olbwäicpereien.  —  2)  SefttrfSftaM 
im  SBejirt  3t„  recbtS  Pom  Sfdmlpm,  am  Sltfdjin! 
unb  Setmetta,  175  km  oon  KrafnojarSf,  an  ber 
eibiriidjen  ßifenbabn,  bat  (1897)  6714  &  unb  ein 
iRäocbenprogpmnafium. 

Otrt,  fiam.  ©elo,  f.  21t. 

Attaeca  (ber  ^mperatio  vom  ital.  attacare, 
b.  i.  oerbinben,  anfcblte^en) ,  Söejeicbnung,  bie  in 
grofcern  Sonwerten  am  «(bluffe  eines  Sa&eS  an- 
gewenbet  wirb  unb  bebeutet ,  baf*  ber  barauf  f ob 
aenbe  Sag  ftcb  obne  Unterbrechung  anfcblicfeen  foü. 

•JWtarhe  (fr).,  fpr.  -afcbeb),  SBeigeorbneter,  (&<■■ 
büfe.  tnebefonbere  junge,  fid?  ber  biplomat.  i'auf; 
babn  »ibmenbe  ÜWänner,  bie  ben  gröfcern  ©efanbt- 
fcbaften  beigegeben  »erben  (f.  Diplomatie).  Die 
meiften  ©efanbtfdaften  baben  aufjeTbem  nodb  be; 
fonbere  SJlilitdrattacb**  (f.  b.),  einjelne  neuerbingS 
aud)  vUtarineattacbi*S  unb  SanbelSattaaVS. 

Httatbemtnt  (fpr.  -afcbmdng),  Stnbänglicbieit, 
Zuneigung;  attacpieren,  anfaMiefsen,  beigeben. 

Httattc  (franj.attaque),  Ängriff;  baS  Vorgeben 
gegen  ben  Aeinb,  um  ihn  mit  blanter  ffiaffe  anju= 
tollen.  —  $ei  ber  Äaoallerie  ift  bie  31.  eine  mit 
»adjfenber  ScbneUigteit  ausgeführte  3$or»ärtSj 
teiregung,  um  im  pollften  Sauf  ber  ^ferbe  in  ben 
Gegner  etnjubrecben  unb  ibn  mit  ber  blanfen  39affe 
lu  Dernidbien.  bie  einjige  5iampfeMufterung  (abge- 
geben oon  bem  ali  Wotbebelf  bienenben  ^ufegefecbt); 
alle  übrigen  Bewegungen  bienen  nur  ba}u,  fie  gün< 
"j  oorjubereiten  unb  ju  entwideln.  Der  (Irfolgber 
berubi  auf  ber  4Bud>t  be*i  6tofee4  unb  auf  ber 
rnbung  ber  blanfen  ©äffe ;  letztere  tommt  bei 
ber  finie  burd^au^,  bei  ber  Kolonne  nur  jum 
2eil  in  «nroenbung.  Die  2inie  bat  ferner 


oor  einer  ber  ^abl  na*  g(eid)  ftarten  Kolonne  ben 
Vorteil  grßfeerer  ©reite  oorauä>  unb  ermöglldjt,  mit 
ben  überftügelnben  Seilen  ben  ©egner  m  umf äffen 
unb  in  ber  plante  anjitfallen.  Kaoallerie  in  ber 
glanfe  angegriffen,  ift  unbebingt  geroorfen,  ebenfo 
»ie  biejenige,  »eldje  fid?  ftepenben  fakti  an-- 
greifen  Idfet:  in  beiben  gdllen  feblt  ber  ©egen- 
ftofe.  Da  aud?  bie  planten  ber  Infanterie  unb  S5tr- 
tillerie  günftigere  »nariff^punlte  bieten  a\i  bic 
fronten,  fo  mufe  bie  Äaoallerie  ftetö  bem  §einb< 
bie  plante  abiugeroinnen,  bie  eigene  Alante  aber 
gegen  ben  gefdbrlicben  Angriff  ni  beden  ftd>  be» 
ftreben.  3"f°l(jebefien  mufi  ber  2lnfpru6  größter 
'öcroegungeidlugleit  an  bie  Äaoallerie  geftellt  »er* 
ben;  bie  xinte  bat  biefelbe  niebt,  ba  sJtid?tung^oer> 
dnberungen  in  ibr  fdjnerfällig  ftnb  unb  ftdb  gang- 
barer ©oben  in  ber  erforberliaSen  3)reitenauebcbj 
nung  feltener  finbet.  ;\um  HJtanöorieren  bebarf 
bedbalb  bie  Äapallerie  ber  Äolonne;  biefelbe  ge= 
ftattet  aufier  größter  ©e»eglid;teit  im  ©elänbe 
aueb  bie  fdjnellfte  unb  einfaaSfte  (Sntroidlung  jur 
öinie.  Die  $e»egung  in  Sinie  unb  in  ftarten 
©angarten  feftt  gut  auSgebilbete  Gruppen  Porau«. 
3tu§  Langel  an  foleben  liefi  Napoleon  I.  in  feinen 
letjten  ^elbjügen  feine  Äapallerie  oiclfad?  in  febroer- 
fälligen  Kolonnen  angreifen.  Da  er  burd)  ridjtige* 
(Finieften  berfelben  tro»(bem  grofse  Erfolge  erreichte, 
fo  faben  feine  ©egner  tn  ber  pon  ibm  nur  als  Wot; 
bebelf  ange»enbeten  Kolonnenformation  einen  »e- 
fentlicben  ^altor  beS  Siege* ,  eine  2luffaffung,  bie 
bis  über  bie  Glitte  beS  ^abrbunbertS  hinaus  fid? 
geltenb  madjte.  ^eltt  ift  in  ben  SteglementS  bie 
Kolonnenattade  pollftänbig  perfdjrounben.  —  3Jian 
unterfdjeibet  gefdjloffene  Sl.  unb  6d?warm-- 
attaden.  (rrftere  ritt  bie  preufe.  Kaoallerie  ber 
Aribericianifdjen  3«it  mit  ber  Jyüblung  Knie  binter 
Knie,  alfo  in  ber  benfbar  engften  ©efdjloffenbeit; 
ipäterKnie  an  Knie,  alfo  mit  weniger  enger  ftublung ; 
bie  beutfd  e  Kaoallerie  reitet  jettt  ©ügel  an  ©ügel. 
©dbrenb  beS  SorgebenS  im  irabe  unb  ©alopp 
in  einer  ber  üblichen  Kolonnenformationen  (3itg: 
(olonne,  fialbtolonne,  @Stabronfolonne)  mu§  bte 
Jruppe  ftcb  geroanbt  bewegen  unb  SiidjtungSPer; 
dnberungen  auSjufübren  im  ftanbe  fein.  Qx\t  wenn 
bie  Slttadenricbrung  gewonnen  ift f  wirb  )ur  Vinte 
aufmarfebiert.  5ßor  ber  3ront  einer  attadicren= 
bcn  üinie  müffen  ftetS  jur  Sluflldrung  beS  ©e= 
IdnbeS  Suftldrer  porauSgeben,  bie  auf  etwaige 
>>inbernifie  rewtgeitig  aufmerffam  mad>en;  aufter= 
bem  bewegen  fid)  auf  ben  S.lanten  ftetS  ©ef  eebts  - 
patrouillen,  um  eine  feitlidje  3lnndberung  beS 
»veinbeS  rediljeitig  ju  melben ;  an  ber 31.  nehmen  biefe 
Patrouillen  leinen  Seil,  fonbern  fe^en  wdbrenb  ber- 
felben bie  ©eobad?tung  fort.  $\n  lurjer  (httfernung 
oom  ©egner  erfolgt  ber  G  b  o  l  (Stof3).  3luf  baS  Korn; 
manbo  «üJlarfd?!  aJtarfcb!»  wirb  mit  ber  Scbneliig- 
leit  geritten,  wie  fie  baS  Durd>fcbnittS=2eiitungSDer= 
mögen  ber  langfamern  "^ferbe  geftattet;  beibe  ©lie= 
ber  müffen  feft  gefdjloffen  bleiben.  Der  Einbruch  er» 
folgt  mit£mrra!  (hfabrungSgemdfi  finbet  bei  ber 
3t.  ein  wirtlid>eS  ^Rieberreiten  nur  in  befcbrdnltem 
3Kafee  ftatt,  benn  in  ber  Karriere  baben  ftcb  unmill» 
fürlicb  bie  Sinien  gelodert,  unb  eS  erfolgt  baber  mebr 
ein  ^neiaanbeneiten,  jum  Seil  fogar  Durdireiten 
beiber  Parteien,  wenn  nicht  eine  oorber  febrt  ge= 
macht  bat.  6inb  bie  Linien  ineinanber  geritten, 
fo  tommt  eS  )um  öanbgemenge.  v\u  bie  3t.  ge- 
lungen, b.  b-  wenbet  ftcb  ber  ©egner  aus  bem  öanb- 
gemenge  jur  Jlucbt,  fo  mufe  ber  erreichte  Erfolg  burd? 


Digitized  by  Google 


4U 


Slttacficrjtofe  —  Slttcmpericren 


eine  tbatlräftige  ©erfolgung  bi*  auf«.  äuperfte 
ausgebeutet  roerben,  um  t>en  Jcinb  nicfn  roicber 
jum  Sammeln  tommcn  511  lallen.  $ie  ©crfolgung 
barf  aber  nidjt  planlog  ftattfmben-  ba  Kavallerie 
niemals  fd?roäd;er  ift  al*  in  ber  Sluflbfung  nadj 
ber  31.,  fo  nun;  man  in  einem  folgen  äugen; 
blid  (jcfdbloffenc  Abteilungen  in  ber  öanb  haben, 
um  fernblieben  ©cgenftöjjcu  entgegentreten  ju  tön? 
nen;  hierin  liegt  bie  grofje  ©ebeutung  einerjeit* 
be*  fcbneUeu  Sammelnd  nacb  gelungener  31.,  an= 
bererfeit*  jurüdgebaltener  SReferan.  Um  aber 
anbererfeit*  burd?  3ufüdbalten  von  SRefcruen  bie 
attaefierenbe  Z nippe  nidjt  $u  fetjr  ju  [«proäcben,  gilt 
es  al*  ©runbfafc,  baf>  eine  einzelne  (**tabron  in  ber 
SRegel  ibre  ganje  Kraft  gleichzeitig  einfefct;  ein  felb- 
ftänbig  attadierenbe*  Regiment  tann  eine  (S*fabrou 
al*  9tcferue  folgen  laffen;  eine  ©lieberung  in  tref- 
fen finbet  erft  von  ber  ©rigabe  an  aufwärts  ftatt. 
—  2>ie  gorm  ber  81.  ift  je  nacb  ben  ©affengattum 
gen  ©eriebieben,  gegen  bie  fie  geriebtet  ift.  2Bäb= 
renb  gegen  Kavallerie  lebiglicb  bie  iiinie  angemen- 
bet  roirb,  greift  man  bie  Infanterie  in  mebrern 
Sinien  bintereinanber  —  Gcpelon*  —  an,  bie  fid)  in 
Stbftänben  bi*  böcbften*  200  Schritt  folgen ,  um 
ben  burd)  ben  Stofj  ber  erften  Staffel  erfdjütterten 
SMberftanb  bureb  bie  fcbncll  aufeinanber  folgenben 
ötöfse  ber  [olgenben  Staffeln  ganj  ju  breepen. 
Artillerie  roirb  jur  Hblenfung  be*  §euer#  in  ber 
5ront  nur  von  lodern  Sd?roärmen  angegriffen, 
benen  eimelne  aefcploffene  £*fabron*  folgen,  rofib- 
renb  ber  Imuptjtefe  feitroärt*  au*bolenb  fid)  gegen 
bie  ©ebedung  ridjtet.  —  3)ie  Scproarmattade 
roirb  in  ber  Art  aufgeführt,  ba&  bie  einjelnen 
Leiter  obne  tattifebe  Drbnung  ficb  auf  ben  fteinb 
jtürjen,  fo  fcbnell  jebe*  eimelne  ^ferb  laufen  rann. 
Die  X.  einjelner3üge  ober  G*fabron*  in  Sd?roarm= 
formation  au*  bem  ©erbanbe  einer  gröjjern  2lbtei^ 
lung  berau*  roirb  atS  Ausfallen  bejeiepnet.  ßine 
befonbereftorm  ber  21.  ift  bie  Saroa,  bie  nationale 
Kampfweife  ber  Kofaten,  eine  21.  im  Scbroarm  unter 
©ebraud)  ber  Scpuferooffe  ju  ^ferbe  unb  ju  »juf;  mit 
fcbnellem  3tuf:  unb  3lbfpringen.  3»>«f  >ft  bie  ©euiw 
rubigung  ber  fcinblidien  SReiterei  unb  Vorbereitung 
bergefcbloffenen  21.  ber  eigenen. 

«ttaefierftoff,  in  ber  gedjttunft  ein  Stof, 
(f.  b.),  ber  in  eine  ©om  Gegner  gegebene  ©löfce 
möglicbft  fcbnell  geführt  roirb. 

AttäouB  Atlas,  f.  3ltla*fpinner. 

Attagenu«  pellio,  f.  ^cljtafer. 

Attalöa  i/.  B.  JC^flanjengattung  au*  ber  §a« 
milie  ber  Jahnen,  ©nippe  ber  Kol  o*palmen,  buräV- 
au*  tropifeb-amerifanifeb,  au*gejeicbiiet  burd)  mddp 
tige  ftieberblätter  auf  funem  ober  boeb  baumartigem 
Stamm.  £ie  roiebtigfte  2Irt  ift  bie  bauptfädblid^  in 
©rafilienroa&fenbeA.iunifera  J/art.  2ne)d$eti^a* 
fcrnau*ben©lattfd?eibenfommen  unter  bem  tarnen 
sJJtafia©e,  ^iaffaba  ober  Monkeygrass  in  ben 
ftanbel  unb  roerben  ju  ©efen  unb  dürften  verarbeitet. 
$ie$iaffa©efafernfinb  aber  in  ibren  feinern  Guali* 
täten  ba*  ^kobutt  einer  gaiy  anbern  ^almengattung, 
ber  im  Smajonenftromgebiet  oerbreiteten  Leopoldi- 
niaPiassaba  Wall.  —  SBon  ber  A.bicnen  bie  febr  bief- 
fcpaligen  pfiffe  Don  Sdjroaneneigröfee  jum  SRäudjern 
bei  ber  Rautfdjuffabrifation  nacb  ynbianerfitte,  in 
(Suropa  (als  Soquilla*,  f.  b.)  ju  Xrecb^lcrarbeiten. 

Httam,  alter  9tame  ber  Stabt  Slbalia  (f.  b.). 

«ttatto,  garbftoff,  f.  Crlean. 

Slttälul  I.,  ber  erftc  König  i?on  sBergamon, 
geb.  269  u.  (5br.,  folgte  241  feinem  Settel  Stt< 


mened  I.  in  ber  9legierung  unb  nabm  nacb  einem 
Siege  über  bie  ©alater  fju  beffen  (Irinneruna  er 
ben  iöau  be§  ^ergamenifd?en  2lltar3  begann,  f.$er= 
gamon)  ben  fbnigl.  Jitel  an.  (fr  ertdmpfte  (228  unb 
227  x>.  Cbr.)  mebrere  Siege  über  ben  jüngern  Sobn 
©on  Sntiocbu*  II.  oon  Sprien,  SIntiodju*  J&ierar, 
ber  im  Kriege  gegen  feinen  ©ruber  Seleucufc  ficb  in 
einem  Seile  KleinafienS  behauptet  hatte.  31.  bebnte 
babureb  feine  öerrfdjaft  roeit  über  bie  ©renjen  feince 
(leinen  ©ebieteS  au*,  rourbe  aber  feit  222  bureb 
9lntiodjuS  III.  febroer  bebrängt  unb  fuebte  enbli* 
211  ba3  Sünbni«  mit  ben  Römern.  ÜJlit  roedjfeln: 
bem  ©lüde  tämpfte  er  bamal§  unb  feit  200  u.  Chr. 
roieber  auf  feiten  ber  SRömer  gegen  ^bilipp  V.  t>on 
ÜJcacebonien,  »äbrcnb  2lntiodbu*  198  u.  6br.  burd) 
ben  röm.  Senat  veranlagt  rourbe,  bie  (>-einbfelig- 
teiten  gegen  31.  einjuftcllen.  31.  ftaib  noaS  x>ot  ber 
Schlacht  bei  Kpnoäfepbalä  in  5bebeu,  72  3.  alt. 

3t.  n.  ^bilabclpbu«,  Sobn  beS  torigen,  geb. 
220  o.  ©br.,  unterftüljte  »uerft  feinen  ältern  ©ruber 
(Jumcnca  n.,  ben  9lacbf olger  feine*  5ßaterS,  unb 
übernabm  nacb  beffen  Jobe  (159  o.  6b'-)  ^ie  &en- 
febaft.  Gr  roar  im  ©unbc  mit  ÜKom  in  alle  Kriege 
uerroidclt,  bie  bamal*  gegen  öitbpnien,  jDlacebonien 
unb  2lchaia  geführt  rourben.  dr  ftarb  138  ».  6br. 

3bm  folgte  fein  3ieffe,  K.  III.  Wlometor, 
SumcneS*  II.  Sobn,  geb.  171  ti.  u  h  v .  Kaum  jur  'Sit- 
gierung  gelangt,  roütete  er  graufam  gegen  $reunb« 
unb  ©erroanbte,  jog  ficb  bann  aber  ganj  jurüd  unb 
befepöftigte  fiep  mit  ©ärtnerei  unb  6r}gu^.  l>oi) 
fdjeint  er  audj  trieaerifdjen  6rf  olg  errungen  ju  baben. 
C5r  ftarb  133  ü.  @br.,  naäjbem  er  in  feinem  Jcfta* 
ment  bie  SRömer  ju  ©rben  eingefetjt  batte.  ffiäbrenb 
er  felbft  obne  3>"eifel  nur  feine  sJMr>atbefi&ungen 
babei  im  $luge  patte,  oerftanben  bie  SHömer  fein 
ganje*  SReidj  barunter  unb  machten  129  f.  Gbr.  ben 
gröpten  Seil  beSfelben  jur  ^rouinj. 

Qtttaauc,  i  3lttade. 

9Cttarf  f.  KofeaN. 

"Jlttar ,  eigentlich  *J)tobammeb  ^bn^brabim 
^erib  ebbin  31.,  berühmter  perf.  Dichter,  geb. 
1119  (513  ber  iubfebra)  in  Kerfen  bei  sJttfd?apur 
alä  ber  Sohn  eine*  reiben  Spejcreibänbler*  (2lt= 
tar),  übernahm  nad)  beffen  2Pte  ba*  ©efchäft,  gab 
e§  aber,  bind?  einen  Derroifd?  jum  Sufi&nuiä  (3){p= 
ftit)  betebrt,  auf  unb  rourbe  Terroif*.  6r  f oll 
29  $abre  in  9iifd>apur,  bie  übrige  3e*1  feine* 
Sehen*  in  Sdnibiadi  gelebt  paben  unb  rourbe  1229 
(627  ber  £ibfdn*a)  uon  einem  mongol.  Solbaten 
ermorbet.  Sein  roiebtigfte*  9Bert  in  ^Jrofa  ift  «Tez- 
kiret  al  Oulia»  itürf.  u£wlia»,  «Siograpbicn  ber 
.^eiligen»);  uon  feinen  ©ebid^ten,  bie  oft,  unter  an= 
bem  von  Sejib  2lff=ebbin  au*  Slrnol.  fommentiert 
rourben,  ftnb  bie  berühmteften  ba*  Cebrgebidjt  über 
©egenftänbe  ber  IDJoral  «Pend-Name»  («©ueb  be* 
iHat*»,  bg-  »on  .<SinbIet>:  Ferid-Eddin,  Pendeh-i- 
Attar,  Öonb.  1809,  unb  S.  bcSacp:  Ferid-Eddin, 
Pend-Name,  s$ar.  1819)  unb  ba*  i  Mantik  at-tair» 
(«©ogelgefpräd>e»,  üerfafit  1184—87,  bg.  unb  über 
fefttüon©arcinbeIaffw:Farid-U(ldinAttar,Mantic 
uttair,  ebb.  1863) ;  f obann  ba*  uDschewahir-Namc 
(«58ud>ber33efcnbeiten»).  —  ©gl.  S.  be  Sacp*  Gin 
leitung  jumPend-Näme;  Ibolurf,93lÜtenfammtung 
au*  ber  morgenlänb.  l^pftit  (©erl.  1825);  Oufelen, 
Biographical  notices  of  Persian  poets  (Conb.  1846). 

uttelage  (fr3.,  fpr.  -labfeb),  f.  ©efpannung. 

3tttcmpericrcn  (lat.),  mäßigen J [inbern,  lang- 
fam  erroärmen.  2U  t  c  m  p  e  r  ä  t  o  r  Oiüärmer),  ©or 
ridnung  jur  Pvroärniuug  ber  vJiaifd>e  burd>  ^ampf. 


Digitized  by  Google 


Ättemporteren 

Hut mpor icreu  (tat.),  üd)  narf)  ben  Umftänbcn 
ricbten,  in  bie  3f  it  fcfctden. 

51  ttcmft efter,  Savib  unb Slnbrea«,  jwei  ©olb= 
jdbmiebe  unb  (rmailleure  ju  2tug«burg ,  bie  ßnbe 
be«  16.  unb  Slnfang  be«  17.  ijabrt).  tfcdtig  waren. 
Ser  bervorragenbere  fd?eint  Savib  aewefen  ju  fein, 
ber  um  1600  für  ben  hmftliebenben  jfaifer  Stubolf  II. 
in  $rag  befdjdftigt  war.  3Jtan  nimmt  an,  bafi 
bie  foa.  i&au«lrone  ber  bat-.-luva.  Spnaftte  (in 
ber  taijerl.  Scbaljfammer  in  SBien),  ein  unvergleiaV 
lid?  fepöne«  2£crt  beutfd)er  ©olbfAmiebefunft,  1602 
auf  faifcrl.  Vefebl  t>erßefteUt,  Savib«  2Ber!  fei. 
x'lud?  ba«  Scepter  unb  mehrere  $rad?tubren  ber-- 
ielben  Sammlung  r»aben  3(nfprud?  auf  bie  Urheber: 
jepaft  be«  ftünftler«,  ber  aud)  bie  Relief«  an  bem 
von  Slbrian  be  ftrie«  gegoffenen  fterculeSbrunncn 
in  3tug«burg  gefertigt  paben  foll.  Sein  Gmail  ift 
auegejeidjnct  burd)  Farbenpracht  unb  jjeiubeit,  in: 
bem  er  tiefbunfelblauen  burebfieptigen  #onb  (email 
translucide)  ober  mildjweiften,  Opalen  ©runb  mit 
reijenbcu  Vilbcpen  von  Ädfem,  Üibellen,  Vlumen 
unb  Srfldjten  in  gleidjfall«  burd)fd?einenben  garben 
ju  f&müdeu  liebt.  Sa«  bebeutenbfte  3öcrf  von  ipm 
in  biefer  Strt  finb  bie  großen  emaillierten  Silber; 
platten,  wclcpe  bie  Füllungen  in  einem  großen 
Habinettfaften  au«  Elfenbein  im  bapr.  ^National; 
mufeum  in  3Künd)en  bitten.  —  Vgl.  I  ie  hervor: 
ragenben  Äunjtwerfe  ber  S<pahfammer  be«  öfterr. 
Haiferbaufe«,  pg.  von  Seitner  (ffiien  1873). 

»ttenborn,  Stabt  im  flrei«  Olpe  be«  preu&. 
5Reö.'Sej.  3lrn«berg,  in  255  m  ööpe,  an  ber  Vigge 
unb  ber  fiinie  ^innentrop'SRotpcmüpIe  ber  Vreufe. 
Staat«babnen,  ©ift  eine«  3lmt«gerid)  t«  (2anbgerid)t 
2lrn«berg),  bat  (1895)  3008  (?.,  barunter  210  Voan- 
aelifepe  unb  45  3«t«liten,  (1900)  3337  (*.,  Vcrg= 
mei|terei,evang.  unb  fotb.  ftirdje,  parttätifd)c«©pm: 
nafium,  Kranlenpau«;  ©erbereien,  SReffingmaren- 
fabriteu,  ^hibbelwerfe.  Sie  £anbgemciube  51. 
bat  (1895)  3198  Q.  -  31.  tarn  1180  au  äurtöln, 
trat  bann  ber  öanfa  bei,  verlor  aber  nach  ber  9U* 
formation  an  Vebeutung. 

Strtcuhofer,  Karl,  üKufifer,  f.  33b.  17. 

fltrtnt  (tat.),  aufmertfam,  aeptfam. 

Attentat  (lat.),  eine  ftrafbare  Unternelimuug, 
beionber«  gegen  bie  Verfönlicpteit.  Sie  ältern  tx\- 
minaliftifcpen  Sdjriftjteller  pflegten  mit  31.  bie  erfte 
Stufe  be«  verbred)enfd?en  Verfud)«  tu  bejeiepnen, 
ben  foa.  conatus  remotus.  3Iud)  im  fron),  ivic  im 
engl.  Stedjte  tommt  biefe«  2Bort  vor,  jebod)  in  ber 
Vebeutung  von  commencemeut  d'execution,  Ivo 
e«  alfo  bie  fdjon  weiter  vorgefeprittene  verbredje^ 
riiepe  &anblung  anjeigt.  3n  neuern  Seiten  pat  man 
ben  3lu«brud  31.  ganj  befonber*  auf  3>crfucpe  ber 
frnnorbung  einer  polit.  ^erfönli(pteit,  iuäbefonbere 
eine«  Regenten  augercenbet,  roo)u  namentlid)  bie 
jablreicpen  iDlorbverfucpe  auf  fiubroig  ^Ijilipp  93er= 
anlaifung  gaben.  9tad?  bem  35eutfd)en  Strafgefet3= 
bud?  §.  80  roirb  ber  3ierfud)  be«  ÜHorbe«  wie  ber  Tloxt>, 
weld?cr  an  bem  flaifer,  an  bem  eigenen  üanbe«bcrrn 
ober  wdbjenb  be«  2luf enthalt«  iu  einem  ^unbeeftaat 
an  bem  £anbe«perrn  biefe«  Staate«  verübt  worben 
ift,  al«  ^odjvenat  mit  bem  Stöbe  beftraft.  (S.  auep 
änardjiemu«.)  —  3lm  ^öllerrecpt  bebeutet  bie 
fog.  belgifdje  2lttentat«tlaufet  ben  in 
?lu«lieferung«gefe&en  unb  »Verträgen,  bafe  Üjlorb 
unb  3J{orboerfud)  aud?  bann  9lu«lieferung«belittc 
bilben  follen,  wenn  fte  au«  polit.  Sewegarunb  ober 
}V  polit.  ütvtd  erfolgten,  fo  genannt  uaep  bem  i}or= 
gang  Belgien«,  ba«  3ucrjl         bur<b  3ufatj  ju 


—  V(ttcrburt)  41 

jeinem  Slu«liefmtna«gefe^  mit  bem  jiri nap  bra<p, 
bafe  wegen  polit.  Uefifte  unter  feinen  Umjtflnbcn 
ausgeliefert  werbe.  [feit,  Sldjtfamtcit. 

Attention  (frj.,  fpr.  attangpiöng),  21ufmerlfam= 

ttttenuation  (tat.).  Sd?wä*ung,  Verbannung; 
in  ben  0Ärung«gewcroen  bie  waprenb  ber  ©drung 
eintretenbe  Verringerung  be«  fpecifiicpen  ©ewiept« 
ber  gdreuben  ^lüffigfciten.  $)pre  Äenntni«  ift  von 
SMajtigrcit,  ba  man  taxaui  bte  Spenge  be«  wäprenb 
ber  ©ärung  gebilbeten  ^llfo^ol«  unb  ben  Ver= 
gdrung«grab  ableiten  tann.  3)tan  uuterfepeibet 
fd?einbarc  unb  wirHid)e  31.  Sie  fd)einbare  31. 
erpdlt  mau,  wenn  ba«  ipecififcpc©ewid?tber  3Bürjc 
vor  unb  nad)  ber  ©firung  nad)  Gntfernung  ber 
Koblenfdure  burtp  Sdjütteln  ermittelt  wirb;  bie 
wirflid)e  31.  erpdlt  man,  naepbem  ber  3lltobol, 
ber  ba«  fpecififdjc  ©ewiept  verminbert,  burdj  Kod)en 
entfernt  unb  ba«  urfprönglicpe  Volumen  burd)  3luf- 
füllen  mit  ffiaffer  wteberbergeftellt  ift.  —  Vgl.  £wlJ: 
ner,  Sie  31ttenuation«lepre  (Verl.  1876). 

ättetwieren  (lat.),  verminbern,  verbünnen. 

Qttterbom,  Ver  Saniel  Slmabeu«,  fdjweb.  S)icp= 
ter  unb  Vpilofopp,  geb.  19.  %an.  1790  im  #ird)! 
fprengel  'A«bo  in  Oltgotlanb,  Sopn  eine«  Sanb: 
geiftlicpen,  tarn  1805  auf  bie  llniverfitdt  Upiala. 
§rüp  warb  er  mit  ber  beutfepeu  öitteratur  belannt, 
bie  wid)tigen  @influfi  auf  feine  litterar.  Saufbabu 
übte.  OHit  ^teunben  ftiftete  er  1807  eine  poetif<p= 
tritifdje  ©efellfdjaft,  Musis  Amici,  bie  1808  ben 
tarnen  Aurora-Förbundet  (Vunb  ber  3lurora)  an= 
napm  unb  bie  fd)web.  IMtteratur  au«  alabemifd)er 
Steifpeit  unb  fram.  3tcr«wt  ij»  befreien  fud)te. 
3Xu«  mannigfachen  3lrbeiten  ber  5Ölitglieber  be«  Vun= 
be«  entftanb  1810  in  Upfala  bie  3eitfrprift  «Phos- 
phoros»  (bi«  1813).  1812—22  gab  31.  ben  «Poetisk 
kalender»  berau«;  1817  —  19  unteruar/m  er  eine 
Steife  burd)  Seutf*lanb  naep  3talien  (vgl  feine 
3luf}eid)nuugen  über  beriipmte  beutfepe  Männer 
unb  grauen  tiebft  Steifeerinnerungen  au«  Seutfa> 
lanb  unb  ^talien  au«  ben  3- 1817—19;  beutfd)  von 

aurer,  Verl. 1867 )  unb  würbe  bann  Ueprer  be«^ron: 
prinjeu  0«lar  in  ber  beutfd?cn  Sprache  unb  Sittcra: 
tur,  1821  Soccnt  ber  ©efd?id)te  in  Upfala,  1824 
3lbjunlt  ber  ^bilofoppie  bafelbft,  1828  Vrofefjor 
ber  Üogil  unb  iOletapbvfit,  1835  ber  Üftpetif.  Sur* 
feine  3lufnapmc  in  bie  31tabemie  (1839)  war  ber 
Streit  jwifepen  ipr  unb  ben  «^bo«pboriften»  bc= 
feitigt.  31.  ftarb  21. 3ult  1855.  Von  feinen  Sd>rif= 
ten  finb  uoep  bervor.utbeben :  ba«  romantifepe  'JDlär- 
d)enbrama  «Lycksalighetens  Ö"  (2  Vbe.,  Uvf.  1824 
—27;  3.3tufl.,  Stodb.  1875;  beutfd) :  «Sie  3nfel 
ber  ©lüdfeligteit-,  2  Vbe.,  2pj.  1831—33),  reid)  an 
voltetümlidjeu  Biebern;  «Samlade  dikter»  (2  Vbe., 
Upf.  1837  —  38),  burd?gepenb«  Iprifcp;  «Svenska 
siare  och  skalder  eller  grunddragen  af  svenska 
vitterhetens  häfder  intill  och  med  Gustaf  III. 
tidehvarf»  (6  Vbe.,  Stodb.  1841—55  ;  2.  Slufl. 
1862—63;  Supplement  1864),  ein  Söert,  ba«  von 
ben  Si*tern  unb  Vbilofopben  bi«  unter  ©uftav  III. 
trcfflid?c  Viograpb^ien  giebt.  6ine  ©efamtau«gabe 
feiner  9öerte  («Samlade  dikter",  6  Vbe.,  unb  «Sani- 
lade skrifter  i  obunden  stil»,  7  Vbe.)  erfd?ien  ju 
Crebro  1854  —  70;  2eil  II  enthalt  bie  geiftvollc 
«PoesienB  historia"  (4  Vbe.,  ebb.  1861—62). 

Slttcrburt)  (fpr.  dtterbörri),  Jranci«,  Vifd)of 
von  9todbefter,  geb.  6.  ÜJtai  1662  ju  s]Jlibblcton  ftepne« 
in  Vudingbamfbirc,  würbe  berangebilbet  ;u  2öeft- 
minftcr  unb  Crforb,  wo  er  aud)  nad)  3lblauf  ber 
?iubicn  blieb.  1637  f<hieb  er  gegen  ben  3lpoftateu 


42 


«tterfee  —  «ttifo  (arc^ttcftontfc^) 


Obabjab  Walter:  An  Au&wer  to  some  Conside- 
rations  on  the  Spirit  of  Martin  Luther  and  thc 
Original  of  the  Reformation«,  trat  in  ben  acift: 
lidwt  Stanb  unb  erwarb  ftcb  balb  grofeen  SRuf  ale 
V  rebiger.  1691  ficbclte  er  uaefa  Bonbon  über  unb 
uuirbe  Kaplan  bei  König  Wilhelm  III.  unb  beffen 
(Gattin  ÜJiarta.  1697  trat  er  mit  «A  Letter  to  a 
Convocation»  für  bie  ßrbaltung  be*  geiftlidjen 
Varlamcnt*  (Convocatiou)  ein.  Sie  3cbvtft  erregte 
Stuffcbcn  unb  brachte  ibm  1701  bie  Grbebung  jum 
3tift*berrn  ber  Katbebrale  oon  (Syetcr.  Qt  nabm 
heroorraaenben  Anteil  an  ber  £orp-SKcaltion  unter 
.Königin  3lnna  unb  mirlte  eifrig  im  Unterbaut  ber 
Konootation.  3luf  Veranlaffung  ber  Königin  Oers 
faflte  er  1711  «Representation  of  Religion»,  worin 
er  bie  Suftänbe  febr  büfter  febilberte.  1713  würbe 
er  äugleicb  Vifdjof  oon  9tod?efter  unb  Seebant  oon 
Weftminfter.  Unter  ©eorg  I.  würbe  er,  ale  Aiibrer 
ber  bocbtircblidjen  Partei,  jur  jatobütfcben  Cppo- 
fttion  gebrängt,  war  in  bie  Vcrfcbwörung  oon  1720 
oerwidclt,  würbe  angeflagt  unb  jum  Verluft  feiner 
Würben  unb  ju  bauernber  Verbannung  oerurteilt. 
1723  oerlicfe  er  Gnalanb,  lebte  in  Trüffel,  bann 
in  $ari*,  auch,  in  ifitontpellier,  wirtte  eifrig  al* 
beratenber  greunb  be*  Stuart  ^atob  III.,  bie  e* 
1728  jum  Vrud)  mit  biefem  tarn.  5t.  ftarb  3.  ältarj 
1732  unb  würbe  in  ber  Weftminfterabtei  betgefe&t. 
—  Vgl.  William* ,  Memoirs  and  Correspondence 
of  Francis  A.  (2  Vbe.,  fionb.  1869). 

SMttcrfcc  ober  Kammerf  ec,  ber  größte  beutfd)= 
öftere.  See,  im  3lttergau  bee  ehemaligen  .ftau*ruct: 
freife*  (Cfterreid)  ob  ber  Htm*),  7,'.  km  im  3  W.  oon 
Vödlabrud,  ift  oon  s)t.  nacb  3. 18  km  lang,  oon  W. 
nad?  0.  2—4  km  breit,  bie  1 7 1  m  tief  unb  liegt  465  m 
u.  b.  ÜJt.  (fr  mifet  44,7  qkm ,  wirb  im  0.  burd) 
ba*  £eden*  unb  üöllengcbirgc  (böcbftcr  "Vuntt  ber 
ftölltoael,  1862  m,  am  Cftranbe;  ber  oicl  befurtte 
Kranabitfattel  ober  ^euertogcl  1592  m),  bann  bureb 
einen  niebrigen  Sattel  oom  iraunfee,  im  W.  bureb 
niebrigere  Vcrggruppen  (börtfter  ©ipfel  £>ol!erberg 
1134  m)  com  ylonb*  unb  3t[\tx--  ober  3rrfee,  im 
3W.  burd)  bie  ÜJtaffe  be*  cebafberg*  oom  3lber; 
ober  St.  Wolfgangfee  gefebieben.  Sa*  gan;e  Weft= 
ufer  be*  pfebreidjen  21.  umlagern  runblidic,  oben 
bewalbete,  unten  angebaute  unb  beoölterte  Vor- 
berge. 3lud?  fein  öftl.  Ufer  ift  auf  bem  größten  %e\i 
feiner  üänge  oon  Vorbergen  umgeben.  Ser  fübl. 
:Ranb  erbebt  fid?  fdiroff  al*  eine  höhere  Stufe,  bie 
Steinwanb,  ber  weftlicbfte  ftlügel  be*  ficdenflcbirge*. 
3m  S.  unb  SW.  be*  See*  bauen  ftd?  hinter  fteilcn, 
felfigen  Vorftufen  böbere  ©cbirg*mafien  auf:  ber 
&on*jinten  (1734  m),  ber  Scbafberg  (1780  m.)  Stn 
ber  Sübweftede  nimmt  ber  See  bie  Siebe  ober  Seeacbe 
au*  bem  9)lonbfee  auf,  unb  feinem  9torbenbe  cnt< 
fliegt  bei  Rammer  bie  3lger,  bie,  mit  ber  Vödla  uer= 
eintgt,  bei  Üambacbin  bie  Sraun  fällt.  Sie  mittlere 
Sommertemperatur  be*  31.  ift  an  ber  Oberfläche 
17—20°  C,  am  ©runbe  4—4,2°  C.  Ser  See  wirb 

ieit  1869  mit  Sampffcbiffen  befabren.  Viele  ber  an 
einen  Ufern  gelegenen  Ortfcbaftcn  fmb  febr  bäufig 
tefuebte  Sommcrfrifd?en,  wie  j.  V.  Cammer,  3t., 
Wufeborf,  Unterlid),  Vurgau,  Weifeenbad?  unb 
Wepregg.  —  Vgl.  Heiter,  Sie  Sommcrfriicben  am  31., 
SJtonbfee  unb  Wolf  gangfee  (Wien  1882) ;  Sdjweiger« 
2crd?enfelb,  Unterwege,  Vb.  10:  31.,  SJlonbfee,  SBolf? 
ganafee  (ebb.  1895). 

tttttft,  3ltteftät  (lat.),  fcbriftliche*  3cugni*, 
Vcfcbeinigung  einer  Jbatfadje.  i'Ütcftieren,  ein 
^eugni«  aueftellen,  beidjeinigeu. 


Atthl«  i'a i-*.),  SaiitcUung  Oer  Sage,  (äkfdjidjtc. 
Vittcratur,  sopograobie  oon  Stttifa,  wie  fte  nad? 
bent  Vorgang  ber  2ofalgefdnd?ten  be*  öellanicui 
(f.  b.)  oon  ben  3lttbibograpben  (3tttbibenfcbrei- 
beui),  i.  V.  ^bilod?oru*,  feit  bem  4.  Sabrb.  o.  6bv. 

"21 1 1 i et),  f.  8umbucus.  [gegeben  würbe. 

tttrici^mu#r  ba*  Streben,  im  reinen  attijcbeu 
Sialctt  |H  reben  unb  ju  febreiben.  ©rammatitet 
unb  Sd?viftfteller,  bie  ftd)  bemübten,  in  ed?t  attiüter 
Aovm  ju  febveiben,  nannten  bie  3tlten  3ttticifteu. 
Von  ben  leritalifeben  Werten  biefer  i)tid?tung  waren 
bie  wiebtigften  bie  SBbrterbüdjer  be*  5Uiu*  Sio^ 
npfiu*  unb  ^aufauia*.  3tud)  au*  be*  ©ramma- 
liter*  ^bfpnidju*  umfangreichem  Werte  fmb  Stil** 
;ügc  auf  un*  getommen.  Sic  Vlütejeit  be*  3t.  war 
ba*  2.  nacbcfanftlicbe  3<tbrb.  —  Vgl.  3iUlb.  Scbmib, 
Ter  31.  in  feinen  £>auptoertrctern  (4  Vbe.,  Stuttg. 
1887—96);  Q.  Sdiwabe,  Aelii  Dionysii  et  Pau- 
aiiiae  atticistarum  fragmenta  'Vi1;.  1890). 

■ilttiruC,  üiberiu*  ^taubiu*  3t. »erobe«,  grieeb. 
Ubctor,  f.  ijerobe*,  Jiberiu*  ßlaubiu*  3t. 

ttttfrttg,  % itu*  sBomponiu*  (nach  ber  3tboption 
^urch  feinen  Cbcim,  58  o.  §br.,  O.  Gäciliu*  s^om: 
vonianu*  3t.),  röm.  ScbriftfteUer,  geb.  109  o.  Sbr., 
lobte  oon  86  bi*  65  in  3ttbcn  (baber  31.  genannt!, 
tann  in  5)tom  unb  erwarb  bureb  Sanbwirtfcbaft 
unb  Sanbcl,  auch  33ucbbanbel,  ein  grofte*  Vet- 
■  iuM.cn.  Vom  Staateleben  bidt  er  fub  fern,  war 
aber  mit  ben  bebeutenbften  Männern  feiner  Seit  be- 
freunbet,  bejonbere  mitßieero,  oon  bem  jablveidje 
oertraute  Vnefe  an  3t.erbaltenfmb.  3t.  ftarb  32  o.C  br. 
Seine  Sodjter  6äcilia3ttticawarbiccrfte©emabliu 
bee  iOlarcu*  Vipfaniu*  3lgrippa.  Von  feinen  Scbrif « 
ten,  unter  benen  ber  «Auualis»,  ein  turjer  3tbrife 
ber  röm.  ©efdjicbte,  oon  ben  3llten  mit  oielem  Vobe 
cvwÄbntwirb,iftteineerbalten.3tufeer6icero*«Epis- 
tolae  ad  Atticum»  in  16  Vücbern  ift  oon  (iomeliu* 
.Uepo*  eine  panegpvifdjc  Viographie  be*  31.  oorban; 
cen.  —  Vgl.  Öulleman,  Diatribe  in  T.  l'omponium 
Atticum  (mit  ben  Fragmenten  be*  3t.,  Utr.  1838), 
unb  Voiffier  in  «Ciceron  et  ses  amis»  (7.  3lufl., 
Uar.  1884;  beutfd?  oon  Söhler,  fipj.  1869). 

■ülttiflttti  (fpr.  -injib;  mittelaltcrlicb  Attiniacum), 
.\jauptort  be*  ftanton*  31.  (127,27  qkm,  12  ©emein: 
ben,  5979  6.)  im  Strronbiffement  Voujier*  be* 
franj.  Separt.  3trbenne*,  am  3ufnntntenfl"&  ber 
3li*ne  mit  bem  jur  3)taa*  fübrenben  3trbcnnen= 
lanal,  an  ber  2inie  Stmagne^Stc.  Ü)tenebou!b  ber 
Cftbabn,  bat  (1896)  1758,  al*  ©emeinbe  1797  6., 
Voft  unb  telegrapb,  neue*  JHatbau*,  feböne  Kirche 
113.  $abrb.),  Spuren  eine*  alten  fränt.  fiönig*» 
palafte*;  Woll  -  unb  5^d)*fpinnerei,  Aabritatton 
oon  Vieluit,  3uder,  (Sidjorien  unb  fieber.  —  31.  war 
unter  ben  SHerowingern  feit  Gbtobwig  II.  (638—656) 
unb  unter  ben  Karolingern  tönig.1.  JRefibenj;  biet 
liefe  ftd)  785  ber  Sacbfenberjog  Wibutinb  in  ©egeu^ 
wart  Karl*  b.  0r.  taufen  unb  unterwarf  fieb  822 
Subwig  ber  fromme  öffeutlicber  Kircbenbufee. 

stttifa,  in  bev  3(rcbitettur  eine  mäf^ig  bobe,  aue 
tiilaftcrn  ober  recbtmintligen  Pfeilern  gebilbete 
Crbnung  (f.  Säulenorbnung),  oon  ber  man  nach 
Vorgang  be*  ^liniu*  annabin,  bafe  fte  in  ber  griech. 
Sanbfcbaft  3t.  befonber*  beliebt  gewefen  fei.  ll-at 
fäcblich  bietet  aueb  3ltbcn  ba*  erftc  Vcifpiel  bafür  im 
Sentmal  be*  ibrafpllu*.  Sie  3t.  fanb  ooräug*wcife 
im  Softem  be*  röm.  Vogenbaue*  Slnwenbung ,  be= 
ionber*  über  gewölbten  ^boren  unb  Jriumpbbogen, 
wo  fie  jum  feften  3tbfd)lup  ber  ÜWafie  unb  jur  3tuf^ 
nabmc  oon  ;^nf*riften  bient.  Sie  fpätern  Wenaif» 


Digitized  by  Google 


Sittifa  (Sanbföaft) 


43 


famtitile  baben  bie  51.  rci*  ausgebildet  unb  burcb 
fte  ben  Umrifelinien  ber  Skiuten  einen  lebbaftern 
Sdjtoung  gegeben,  wrftebt  man  unter  -Ji .  einen 
über ba*  Jpauptgefun*  ftcb erbebcnben  '.Hu fj an,  beffen 
turje  3$anbpfeiler  (3mergpilafter)  auf  bem  ©cbält 
einer  Säulenorbnung  fteben.  (S.  ©etrönung.) 

«it'ifa  (oiellcid)t  oon  21  f tite  ['AxtixV)],  b.  p.  ba* 
Äüftenlanb),  bie  füböftlicbfte  Sanbfcbaft  be*  mittlem 
©riecbenlanb*  (f.  bie  harten:  ©riccbenlanb  unb 
I  a •••  alte  ©r  tecbenlanb),  eine  £albin|cl  oon  ctroa 
2200  qkm  ftlddje,  bie  im  9t.  an  SBöotien,  im  SB.  an 
SRegari*  grenjt,  an  ben  übrigen  Seiten  oom  ÜJteerc 
beipült  wirb.  Ser  größte  Jcil  roirb  oon  ©ebtr  gen 
eingenommen,  bie  oorroiegenb  au*  AaKftein  unb 
SRarmor  befteljen  unb  beutjutage  jum  gröfeten  Seile 
labl  fmb;  nur  bie  böbern  Partien  be*  Äitböron 
unb  be*  IJarnc*  ferne  bie  norbroeftl.  unb  füböftl. 
Äbbdnge  be*  ^knteliton  ftnb  mit  2Balb  bebedt. 
$m  5t®.  bdngen  bie  attifdjen  ©ebirge  burd)  ben 
Hitbdron  (f.  b.)  mit  bem  £>eliton  jufammen.  Sie 
§ortfc$ung  be*  Äitbäron ,  ber  burd)  feinen  öaupt: 
jug  5t.  oon  Sßöotien,  burd)  eine  Verjroeigung  gegen 
6.,  nacb  jroci  auffallenben  Epiken  Kerata  (bie 
JDömer)  genannt,  von  9Jtegart*  febeibet,  bilbet  ber 
1'arne*  (f.  b.,  ief^t  Csca),  beffen  norböftL  S8er= 
jroeigungen  ftdb  bi*  an  bie  Cfttüfte  erftreefen  unb 
biefen  Jcil  oon  51.  ju  einem  edjten  Serglanbe  (Sta: 
fria  ober  Gpatria  bei  ben  2llten  genannt)  macben. 


Ginc  fübL  gortfetnmg  be*  $ame*  ift  ber  weit 
niebrigere  tfgaleo*,  in  feinem  fübli*cm  Seile,  roo 
er  ber  $nfcl  Salami«  gegenüber  an*  ÜJteer  oortritt, 
aud)  Äorpballo*  (je&t  Starmanga),  in  ber  ÜJJittc, 
wo  ein  bie  Gbenen  oon  2(tbcn  unb  Gleuft*  oerbin: 
benber  Gngpafj  über  ibn  binfübrt,  aud)  sBötilon 
•:r.t  nad)  bem  an  ber  Stelle  eine*  alten  Slpollos 
tcmpel*  erbauten  älofter  Sapbni  Sapbno=ounot  ge* 
nannt.  3m  9tC.  roirb  bie  ebene  oon  ?ltben  bureb 
ben  JBrilctto*  ober,  wie  er  nacb  «iner  an  feinem  fübl. 
flbbange  gelegenen  Crtfcbaft  geroöbnliebcr  genannt 
»ourbe,  ba*  ^enteliton  (i.  b.,  je&t  2Jtenbeli)  begrenjt. 
Gin  ungefdbr  4  km  breite*  Jbal  trennt  ben  fübl. 
/"vufe  be*  Venteliton  oon  bem  ©ebirg*juge  öontetto* 
(f.  b.,  jefct  Sreloouni).  Sie  Cfttüfte  (bei  ben  Sitten 
oorjugäroeife^aralia  genannt)  wirb  oon  niebrigern 
JDügelreibcn  burdjjogen,  bie  ftcb  füblicb  oom  Job« 
metto*,  »o  bie  öalbtnfel  immer  febmfiler  roirb,  ju 
bttn  Sauriongebirge  oercinigen,  ba*  in  einem  fteil 
gegen  ba*  ÜJteer  aofallenben  Vorgebirge,  bem  Äap 
is union,  enbet,  auf  bem  anfebnnebe  ÜKuinen  eine* 
Sempel*  ber  2ltbene  fteben  (je&t  Kap  Äolonnd*). 

Siefe  ©ebirge  treten  teil*  unmittelbar  bi*  an  ba* 
J.'uer  beran,  teil*  bat  ftd>  an  iprem  ange« 
idjtoemmte*  Sanb  in  größerer  ober  geringerer 
breite  angefeljt  unb  Stranbebenen  gebilbet,  in  benen 
im  5lltertum  jablreicbe  Crtfdjaften  lagen.  5)ie  bc* 
beutenbfte  ift  bie  Gbene  oon  ÜRaratbon  an  ber 
Slorbfüfte,  eine  ungefdbr  9  km  lange  unb  2—4  km 
breite  5tiebenmg  mit  einem  au*gebebnten  Sumpfe 
im  51C.,  490  v.  6br.  ber  Sdjaupla^  ber  SAlacbt 
enbie  Werfer,  ©rbfeere  G benen,  bie  ftd)  oon  ber 
au*  weit  in*  %nnne  ber  Öanbfdjaft  binein* 
ober  aanj  oom  ÜJleere  abgefonbert  fmb,  bat 
^anbfdjaft  nur  brei:  1)  bie  Gbcne  oon  9ttben,  oft 
wdb  nur  «bie  Gbene»  (Cebion)  genannt;  2)  bie  tlci* 
nere,  burd)  ba*  ilgaleo*gebirge  oon  ber  atbenifdjen 
flrtTrnnte  ibriaftfebe  Gbene  (fo  benannt  nad?  einem 
altrn  jemo*  Jbrta);  3)  bie  Gbene  jioifdjeu  bem  ^p» 
mtoi  unb  ben  niebrigern  ©ergjügen  ber  Cfttüfte, 
iumit  brr  atben.  Gbene  burdj  ba*  jtoifdjen  tytw 


telifon  unb  fepmetto*  beftnMicfce  5bal  |ufammen= 
bdngt  (iebt  SRefogia). 

5)ie  «erodf f erung  ber  fianbfdjaft  ift  febr  fpdr^ 
l\6}.  Sie  bebeutenbften  93äcbe  ftnb  bie  beiben  bei 
atben.  Gbcne:  ber  am  fübioeftl.  ftufce  be*  ^enteliton 
cntfpringenbe  Äepbifo*,  ber  bie  Gbene  in  fübtoeftl. 
Jiiitung  burcbfltejst  unb  wcjtlicb  oon  ber  Stabt  in 
jablreicbe  handle  jur  Sercanerung  ber  @ärten  unb 
^öaumpflanjungen  abgeleitet  roirb,  unb  ber  3W°*, 
ber,  oom  nörbl.  gufee  be*  öpmetto*  b,ertommenb, 
an  ber  Cft=  unb  Sübfeite  ber  Stabt  oorüberfliefjt 
unb  ftd)  fübroeftlicb  oon  berfelben  im  bürren  5Joben 
oerliert.  Slufier  biefen  ftnb  nod)  ber  gleidjfall* 
^epbtfo*  genannte  Sacb  ber  Gbene  oon  Gleufi*, 
ber  bie  Gbene  oon  2Raratbon  burd)fdjneibenbe  ®icfr 
bad)  oon  ßnoe  unb  ber  roeiter  füblicb  an  ber  Cft= 
tüfte,  bei  ber  alten  Crtfd?aft5lrapben  ■  je ut  :Hapbina  i 
oorüberpiefsenbe  Graftno*  ju  errodbnen. 

Ser  iöoben  be*  Sanbe*  ift  faft  burcpQdngtg 
(eiebt,  üemlicb  bürr  unb  fteinig  unb  roentg  für 
©cijcnbau,  beffer  für  ©erften»  unb  SBeinbau,  be= 
fonber*  aber  für  ben  Slnbau  be*  Clbaum*  unb  be* 
Feigenbaum*  geeignet,  baber  Cl  unb  feigen  im 
Altertum  unb  nod)  oeut^utage  bie  iöauptprobutte  be* 
\?anbc*  unb  ©egenftdnbe  ber  5lu*fubr  roaren  unb 
finb.  5lud)  bie  33iebjud)t  ift  nod)  ietjt  bebeutenb, 
unb  im  Altertum  geno^  bte  attifebe  SOolle  eine* 
oorjüglicben  9luf*.  S)ie  ©ebirge  liefern,  abgefeb^en 
oon  ben  jetjt  roieber  febr  lebbaft  au*gebeuteten 
Silber»,  Sölci  =  unb  3interjcn  oon  Saurton,  treff.- 
lieben  ?Jtarmor,  ber  Grbboben  an  mebrern  Stellen, 
befonber*  auf  ber  füböftlid)  Pom  öafen  ^ßeiraieu* 
unb  ber  Siucbt  oon  ^Jbaleron  ftd)  Ijinjiebenben,  im 
Vorgebirge  J^olia*  (je^t  Jöagio*  ^o*ma*)  enben-- 
ben  ftüftenftrede,  febr  guten  iöpfertb.on,  bab^er  bie 
Xopferei  im  alten  Sltben  in  93lüte  ftanb. 

Sic  biftor.  iöeroobner  ber  Canbfcbaft,  angeblid) 
Ureinioobm  v,  roabrfdieinlid)  bie  9ladbf olger  ber  oon 
ibneu  oerbrängten  «$ela*ger»,  gebörten  bem  ion. 
Stamme  an;  fte  jerftelen  urfprünglid)  in  bie  Pier 
allen  Römern  gemeinfamen  ^bplcn  (f.  b.)  ©eleonten, 
Xtopleteu,  ^tgitoreer  unb  5lrgabeer.  ^Racb  ber  über 
lieferung  beftanben  in  ber  älteften  3«t  12  felb» 
ftänbige  ©emeinben,  teil*  Crtfdjaften,  toie  Äetropia 
Iba*  fpätere  5ltbcn),  Gleuft*,  Sclcleia  unb  5lpbibna 
ibiefe  beiben  im  Horben  be*  2anbe*),  Srauron  (in 
ber  Witte  ber  Cfttüfte),  Sporito*  (im  füblid?ften 
Seile  ber  Cfttüfte),  Sppetto*  unb  Äepbifta,  teil*  ©c- 
meinbeoerbänbe,  roie  bie  Gpatria  (ba*  nörbl.  SJerg 
lanb)  unb  bie  Setrapoli*  (Verbtnbung  oon  oier 
3täbten)  in  ber  Gbene  oon  2Raratbon.  Siefe  12 

. ;  a  l  t  c  f  ollen  burd)  ^befeu*  gu  cincmpolit.©an}en 
mit  ber  dauptftabt  5ltpen  oereinigt  toorben  fein. 
C>n  2öir!lid)teit  roirb  man  fub  21.  in  ber  älteften  3cit 
mit  einer  5lmabl  felbftdnbiger  öeafdjaftcn  (©c- 
fcbled)t*börferf )  unter  eigenen  dürften  bebedt  ju 
beuten  l?aben.  Sie  genannten  gebörten  roobl  itl  ben 
alteften,  aueb  ftnb  Kultocrbänbe  aufecr  ber  Gpatria 
unb  ber  letrapoli*  bejeugt.  Sen  dürften  oon  2ltben 
gelang  e*  bann  nacb  langen  ftämpfen  (namentlicb 
ber  s$ricfterftaat  pon  Gleufi*  leiftete  erfolgreicp 
$Hberftanb),  ibro  Stabt  jum  öaupt  unb  Littel- 
puntt  be*  ganten  £anbe*  ju  macben.  Sie  Otic- 
berung  be*  Volt*  nad)  ben  oier  Vbolen  blieb  lange 
befteben,  erft  Kleiftbene*  bob  fte  auf  unb  fetite  an  bie 
Stelle  berfelben  eine  neue  ©lieberung  be*  Volt*  in 
10  Ebbten.  ,h-[  .  biefer  Abölen  erbielt  innerbalb 
ber  grofjeu  oon  ftleiftbene*  gefdjaffenen  Vejirte,  bem 
Stabt:,  ©ee»  unb  Sanbbejirt,  eine  beftimmte  2lnjabl 


Digitized  by  Google 


44 


«ttifo  —  «ttingfjaufen 


Jrittpen  unbÖemeinben(5i*mcn,  f .  $>emo*)  lugeteilt, 
tue  in  oerfcbicbenen  Seilen  bet  £anbfd?aft  lagen. 

Tic  ©efarntjahl  ber  bürgerlichen  ©eoölleTung 
bat  nach  ber  Scbä&ung  Scloct*  («Seoölterung  ber 
griecb.  röm.  2Belt»,  2pj.  1886)  in  ber  OJlütejeit 
be*  Staates  etwa  135000  Köpfe,  bic  ber  Scbufcoer* 
manbten  (üötctölen,  f.  b.)  gegen  10000  Köpfe  bc- 
tragen,  daneben  aber  ftanb  eine  Stlaoenbcoölle-- 
rung,  bie  SJelocb  auf  100000,  anbere  auf  400000 
Köpfe  fcbd&en,  fg  baß  bie  ©cfamtiiffer  ber  gefamten 
Einmobnerfcbaft  be*  Sanbe*  ficb  auf  300—500000 
OTenfcben  erhob.  (S.  ©riedbenlanb.) 

3m  je&igen  Königreich  ©riecpenlanb  bilbete  81. 
mit  SHegari*,  53öoticn  unb  ben  Unfein  Salamis 
unb  Slgina  ben  9tomo*  3lttifooiotia*;  feit 
bem  neuen  ©efefc  vom  6./18.  Juli  1890  bilbet  31. 
einen  9tomo§  für  fiep  mit  (18%)  255978  E.  unb 
IG  2>emen. 

$ie  Ep  ar  *  i  e 31.  pat  (1896)  224 123,  ohne  3ttben 
unb  ^eiraicu*  nur  44368  E.  Ülbgefehen  oon  biefen 
Stäbten  ift  31.  eine  ber  ärmften  unb  am  bünnften 
beoölferten  Eparchien  be*  Königreich*.  3)ie  länblicbc 
«eoölfcrung  beftebt  auöfcpließlicp  au*  3llbanejen, 
bie  ficb  Enbe  be* 14.  unb  Slnfang  be*  15.  3abrb.  pier  I 
nieberließen,  unb  treibt  31  der  bau,  93iepjucr/t  unb 
Weinbau.  3"  ber  ebene  Pon  Sltben  befinben  fiep 
au*gebebnte  ßlbaumpflanjungen. 

93gl.  93urfian,  (Geographie  ton  ©riechenlanb, 
93b.  1  (2pj.  1862);  E.  Surtiu*,  Erlduternber  tert 
ber  7  Karten  jur  lopograpbie  oon  3ltpen  (®otb,a 
1868);  E.  Surtiu*  unb  3.  31.  Kauper  t,  Karten 
oon  3t  (Jöeft  1—  9,  Söerl.  1881—97,  mit  £ert);  2ol= 
Ung,  Hellenifcpe  2anbc*lunbe,  in  §toan  2Jcüüer* 
«Hanbbuch  ber  Haff,  aitertumoir-iffenfcbaft»,  33b.  3 
Mörbl.  1889);  33aebe!er,  ©riechenlanb  (3.  Slufl., 
£pj.  1893);  Heitmann  unb  ^artfep,  ^bofifalifcbc 
©eographie  pon  ©riecbenlanb  (5ke*l.  1885);  Cep- 
ftu*.  ©eologie  Pon  31.  OSerl.  1893). 

SttHla/berrurjefd^nurenbefetite^odbermagvar. 
9tationaltra*t;  bann  ba*  ähnliche  Seibbefleibung*: 
ftüd  ber  Hufaren,  für  Offiziere  mit  golbenen  ober 
jilberneu  treffen  unb  Schnüren,  im  übrigen  mit 
gelber  ober  weiter,  wollener  Schnur  befefct.  211* 
^erfcbluß  bienen  Knebeltnöpfc,  ftatt  ber  fonftigen 
Knöpfe  9tofetten.  2>ie  einjelncn  iHegimenter  haben 
oerjdpiebenfarbige*  ©runbtueb. 

ttttfla,KöuigberHunnen(f.b.),Solmbe*$Dtunb- 
>ut,  folgte  434  n.  Ehr.  mit  feinem  Siruber  93leba 
feinem  Dbeim  iHugila*  (SHua*)  in  ber  Herrfdjaft  über 
bie  bunn.  Scharen  in  ben  ebenen  jmifchen  2)onau, 
Jheiß  unb  $njeftr.  6ie  nötigten  ben  oftröm.  Kaifer 
Ibcobofiu*  II.,  ba*  bi*herige3ahrgelb  von  350  ^ib. 
©olbe*  auf  ba*  doppelte  ju  erhöben.  Nach  93cfci= 
tigung  be*  53lcba  pereinigte  Jl.  bic  bunn.  Stamme, 
bie  früher  unter  eigenen  Häuptlingen  geftanben 
hatten,  ju  einer  cinjigen  großen  SJöltermaffc.  Der 
3auber  feiner  $erfönlid)leit  toar  fo  groß,  cafs  fub 
ber  ©laube  an  feine  höhere  Berufung  unb  un« 
über»inbli*teit  perbreitete,  ben  er  bura>  ba3  9)ors 
lieben,  ba--  6dhn?ert  tti  Kriegdgotted  gefunben  ju 
haben,  f djlau  ui  nähren  nmfjte.  Surch  SÖofl cngemalt 
unb  ben  Sd)reden  feine*  9lamcn*  oereinigte  er  bie 
feptb.  unb  german.  33öllerfd>aften  ber  Cftgoten, 
©epiben,  SRugier,  ^eruier,  Cangobarben,  Jbüringcr, 
93urgunber,  ferner  Piele  flam.  «tämme  unb  bie  jtois 
fd?en3Bolgaunb5)onfeBhaften3lcahiren((i;bafaren), 
ein  93olt  türf.  Jlbfunft,  ju  einer  ©errfepaft,  beren 
^lieber  ihm  6teuer«  unb  jeteerpfliept  leifteten.  Selbft 
bie  Werfer  foll  er  burdj  einen  fiegreid)en  ftclbjug  ge*  I 


bemütigt  haben.  447  überjcfeioemmte  ».  bie  S3al= 
fanbalbmfel  mit  feinen  eebaren,  jerftßrte  Piele 
StAbte  unb  führte  unermeßliche  Seute  unb  eine 
»ucf?c  3Renge  ©efangener  über  bie  itmau.  Jbeebc= 
fiu*  bereinigte  ihm  448  einen  jährlichen  Tribut  oon 
2100  $fb.  ©olbe*.  3>effen  Nachfolger  9Jlarcian  Der« 
meigerte  450  ben  Tribut,  aber  31.  (vielleicht  burcp 
ben  9]anbalen!önig  ©cnferich  Pcranlafet,  Pielleich.t 
auch  burch  Die  SJerbanblungen  über  öonoria,  bie 
Schroetter  beS  toeftröm.  Äaifcr*  9]a(entinian  HL, 
bie  ihm  ihre  $anb  angetragen  haben  foll,  bewogen) 
toanbte  fich  451  an  ber  Spi&e  ber  Tünnen  unb  ber 
untern) orfenen  Stämme  im  $onautbal  reeftmdrte, 
überfepritt  ben  9ibein,  erftürmte  üJlefe  am  6.  2lpril 
unb  tarn  über  9teim*  unb  ütrope*  bis  ÖrUan*.  Hier 
brdngten  ihn  bic  Seftgoten  unter  ihrem  Könige 
Jpeoboricp  L  jurüd  (26.  ^uni),  unb  Percint  mit  bem 
jum  ieil  au*  iBurgunbern,  Jranten  u.  a.  ©ermanen 
gebilbeten  röm.  Heere  unter  Jletiu*  fcplugen  fie  %. 
auf  ben  (Eatalauniicben  ftelbern  (f.  b.).  ?Run  erfeftte 
91.  toährenb  be*  Süinter*  feinen  JBcrluft  unb  braep 
im  ^rühjaht  in  Dberitalien  ein.  ilquileja,  ^Jabua, 
93icenja,  93erona,  93ergamo  unb  anbere  Stäbte 
gingen  in  flammen  auf,  unb  halb  war  ganj  Ober« 
Italien  in  feiner  ©ctoalt.  Schon  ermattete  jRom  ba* 
fetnblicpe  Heer  Por  feinen  Sporen,  al*  31.  plö&licb 
Italien  perließ,  angeblia)  betoogen  burcp  bie  Sitten 
be*  Zapfte*  fieol.,  ber  mit  einer  ©efanbtfchaft  in  fein 
Cager  tarn.  93or  allem  aber  brängte  toobj  ber  Langel 
an  £eben*mittcln  unb  bie  ©efabr  be*  ital.  Som= 
mer*.  Salb  na$  ber  9lüdtehr  ftarb  31. 453  in  feinem 
pannon.  Stanblager,  naebbem  er  eben  ,;u  feinen  \M- 
reichen  SBeibern  noch  bie  fchöne  3lbico  geheiratet 
hatte.  3lm  Süiorgen  nach  ber  Hocpjeit  fanb  man  ihn 
tot;  baß  3tt>ico  ihn  ermorbet  habe,  fcheint  eine  um 
begrünbete  Sage  ju  fein.  Sein  Seicpnam  tourbe  in 
brei  Särge,  oon  ©olb,  Silber  unb  ©ifen,  cinge= 
fchloffen;  bie  ©efangenen,  bie  ba*  ©rab  gemacht 
hatten,  nnirbeu  getötet.  31.  wirb  aefcbilbert  al*  ein 
iJlann  oon  turjem,  unförmlichem  SBuchfe  unb  brei- 
ten Schultern,  auf  benen  ein  bider  Kopf  mit  flacher 
9tafe  unb  tiefliegenben  tlcincu  3(ugen  faß;  ber  93lid 
feiner  3lugen  mar  burdjbringenb  unb  febtoer  ju 
ertragen.  Da*  JReicb,  melcpe*  er  gegrünbet,  jer» 
fiel  ebenfo  fdjnell,  al*  e*  entfianben  mar,  aber  in 
Sagen  unb  i'iebern  lebte  bie  Erinnerung  an  ben 
gewaltigen  Eroberer,  bei  ben  german.  3Jölterfchafteu 
(5&el  (f.  b.),  auch  bie  ©otte*gciDel  genannt,  noch 
lange  fort.  —  &gl.  3°h-  Pon  aWüller  (anonpm), 
31.,  berHclb  bc*  5.  Sahrh.  (23erl.  1806);  Klemm, 
21.  nach  ber  ©efebichte,  Sage  unb  fiegenbe  (?pj. 
1827);  Haage,  ©efcbicbte  31.«  (Seile  1862);  Jhicrru, 
Histoire  d'A.  et  de  ses  successeurs  (6.  3lufl., 
Sar.1884;  beutfd)  oon  53urdharbt,  4.3(ufl.,  2  «bc., 
SPS.  1874). 

tttringriaufen,  s^farrborf  im  fepmeij.  Kanton 
Uri,  in  451  in  Höhe,  fübfübroeftlich  oon  3lltborf, 
linl*  oon  ber  'Jicuß,  ber  SWünbung  be*  Sdjächcn« 
bacb*  gegenüber  in  freunblicbem,  frudjtbarem  ©es 
länbe,  hat  (1888)  188  fatb.  E.  unb  ift  mit  3Utborf 
burcp  einen  Sabrroeg  oerbunben,  an  ben  fid)  hier 
ber  rauhe  Saummeg  über  ben  Surenenpaß  (2305  m) 
nach  Engelberg  anfchließt.  ©efehiebtlicb  mertmürbig 
ift  31.  al*  ber  Sit>  be*  einjigen  freihenlicben  @e= 
fchlecht*  ber  SDalbftdtte,  ber  freien  oon  31.  unb 
ScbroeinSbcrg ,  bie  im  13.  unb  14.  3abrl>.  in  ber 
©efcbicbte  ber  ffialbftätte  eine  bebeutenbe  «Rolle 
fpielten  unb  im  15.  >.ilnb.  au*ftarbcn.  liefern 
©efcblccbt  gehörte  auch  ber  Freiherr  ferner  uou 


3ltti$  - 

8.  bei  SAillerfcpcn  « 2ßil(?«lm  Seil»  an,  bcr  1201 
unter  Pen  Sürßen  bei  Sunbel  jwifeben  3üricb,  Uri 
unb  ScbWDj  urfunPlicp  erw&bnt  wirb  unb  von  1294 
bil  1321  tfanbammann  toon  Uri  war.  —  ^al.  oon 
ßiebenau,  ©efepiepte  ber  Jrcipcrren  »on  Vltting: 
puien  unb  Scbmcinlberg  (Starau  1864). 

9LtÜ9  (aud)  8ttil,  Slttpl  ober  3ltpl),  ein 
in  $prpgien  unb  Spbten  beimifd)cl,  bem  Stbonil 
(f.  b.)  »ermanbtel  göttlicpel  SBefen.  ftad?  einer  bei 
s$auianial  aufbewahrten  Sage  ift  8t.  Dom  ftttnmcll- 
gott  unb  ber  Örbmütter  burdj  wunberbare  2Rittct' 
glieber  entfproffen.  ©eroöbnlid)  wirb  nur  erjagt,  ba& 
bie  ©öttermutter  (Wobeie,  binbrmtenc,  2lgbiftil) 
ibn  liebte  unb  aul  ©iferfudjt  plöfclidjen  SButtfUtn 
über  ib,n  Derbdngte.  worauf  er  fidj  felbft  ent= 
mannt  babe.  9lacb  Slrnobiul  unb  Sermul  gefebab 
bieg  unter  einer  jidjte,  in  bie  na*  Duib  fein  ©eift 
entweiht,  wäbrcnb  nacb  bem  erftgenannten  aud 
feinem  Slute  Scilcpen  entfprieben.  jgn  heften,  welche 
fiep  von  Äleinafien  über  bie  Sllte  Seit,  namentlich, 
aud?  nad)  SRom,  »erbreiteten  (f.  Äpbele).  würbe  ber 
lob  bei  21.  in  orgiaftifeben  Sräucpen  betlagt  unb 
fein  SJieberaufleben  gefeiert.  2)ie  röm.  Sltttlfeier 
mar  ein  "Jrüblinglfeft,  bal  offenbar  bem  com  lobe 
erwarten  ©eifte  bei  3Bacbltuml  Aalt.  Gl  begann 
22.  ÜÄärj  mit  einer  ^Srojeffion,  wobei  eine  mit  JHeil* 
eben  belränjte  ftiebte,  all  Spmbol  bei  31.,  umber= 
getragen  Würbe.  Gl  folgte  24.  üJtdrj  ber  «Jag  bei 
Slutcl»,  ein  Jrauerfeft,  anbemberDberpricfterftcb 
felbft  »ermunbete,  25.  ÜRärj  eine  ftreubenfeier  (£>i= 
laria).  über  biefe  ©ebräuebe  unb  baju  gehörige 
^rallelen  aul  9torbamerifa  »gl.  2Rannbarbt,  Sln^ 
tite  ©albr  unb  ^elbtultc  (töerl.  1877).  Sie  Jtonft« 
Parftellungen  jeigen  31.  gewöpnlich  all  Keinen  fina= 
ben  in  feltfamem  Orient.  tfoftüm. 

3n  fipbien  piefi  3t.  ber  Sopn  bei  ÜRanel,  SÖatcv 
bei  Jprrbenol  unb  fipbol,  unb  galt  all  Stamme 
rmter  ber  dlteften  tpbifcpen  Könige,  bie  nad)  ipm 
3t  t  p  a  P  e  n  genannt  werben. 

ültttfrf),  auf  Stttita  unb  befonberl  beffen baxopl- 
ftabt  Silben  (all  ben  Sife  bei  geiftreidjen ,  fcinge= 
bilbeten  Sebenl)  bejüglicp,  ber  at&enienftfcpen  ftem= 
beit  entfprecbenb,  elegant,  wifcig. 

«trifte  «afi«,  bie  in  Sittita  üblidje  §orm  M 
ion.  Säulenfufiel,  beftepenb  aul  jwet  burd)  eine 
.«obl  fehle  getrennten  äBülften. 

2tttifd?c  «leite,  Seiname  bei  JEenopbon  (f.  b.). 

«trifte  Sifenbabjie»,  f.  ©riecbifdje  ©fem 
bahnen. 

fltttfrber  Xialeft,  f.  ©ried)i|cpe  Spracpe. 

9Utifcbe  Wcbner,  f.  JRbetoren. 

»trifdje*  eoli,  geiftreidjer,  feiner  3Bife. 

9ltt  i  rü  b  e  (»on  mittellat.  aptitado,  aul  lat.  aptus, 
gefebidt),  ein  franj.  Äunftaulbrud,  ber  eine  aufr 
PtudlDolIe,  tünftlerifdjen  ßinbmd  erftrebenbc  Stel= 
lung  lebenber  Figuren  bejeiepuet  (bic  o!örperli(fae3)c= 
rebfamleit").  2)ief  c  mflffen  bie  formen  ber  Äörper  unb 
bie  umpüüenben  ©emänber  in  einem  »orteilbaften 
95ilbe  geigen  unb  einen  lebhaften  ©emütljuftanb 
ober  bebeutungloollen  Slugenblid  barftellcn.  3» 
einer  Äunft  erpoh  bie  St.  gegen  Gnbe  bei  18. 3abrl\ 
2abp Hamilton  (f.b.),  pöber  noep  bie  öänbet^Sdjüft 
(f.  b.),  ber  Gtife  iBürger  (f.  b.)  naepftanb.  2)er  le&t'e 
Sierfutp  waren  bie  pantomimifepen  barftellungen 
ber  Sophie  Scpröber,  worin  fte  ©ewanbung  unb 
fonftigel  Slebenwert  unter orbnete,  um  bura>  ben 
mimi'  ld?en  Slulbrud  ber  ftdrtjtcn  Äffette  allein  ju 
wirfen.  Stil  Darftellet  »on  31.  ift  ©.  5t.  Steiperr 
»on  6erfenbOTff  (f.b.)  ju  nennen,  ber  ^ortrdge 


3lttiüppc  45 

innjufügte  unb  in  feinen  «^orlefungen  über  'Zetta- 
mation  unb  üJHmir»  (1816)  bcr  3t.  eine  bebeutenbe 
Stelle  einräumte.  2)er  Erfolg  ber  ©efeüfdjaft  non 
Äeller  unb  SHappo  in  Berlin  in  ber  büpnenmdfngen 
S)arftetlung  plaftifcherSBerte  erwedte  bis  beute  »tele 
auf  bie  6innlid»feit  berechnete  9lacpaljmungen.  <yür 
biefcpaufpielerifcpe  Äunft  bejeidjnet  31.  eine  Stellung 
im  3uftanbe  ber  föupc  ober  ber  pödjften  3lnfpannung, 
befonberl  wenn  burd)  längere  $aufe  bebingt.  Qu 
ben  St.  gepören  bie  lebenben  Silber  (tADleaux 
vivants,  living  statues).  —  3"»  Sollet t  beifeen 
alle  Steliungen  auf  einem  ftufce,  opne  SRäcffid>t 
aufberen  Sebeutuug,  31. 

«ttiuö,  Suciul,  röm.  Xirttcr,  f.  Stcciul. 

iUttleborougl)  (fpr.  Attl'börÖ),  l labt  im  dountp 
Sriftol  bei  norbamerit.  6taatel  9Äaffacpufettl,  jmi= 
fepen  Softon  unb  Srooibence,  mit  (1890)  7577  6., 
Juwelen-,  grofeen  Rattun:  unb  anbem  gabriten. 

«ttlmapr,  gerbinanb,  eeetaftifer,  geb.  26. 3an. 
1829  ju  i>all  in  Sirol,  Würbe  1854  SAifflfäpnrid», 
tpat  fpäter  oielfad)  bienft  beim  ÜHarine  ^Cbcr 
tommanbo,  namentlich,  jur  Searbeitung  taftifdjer 
iHeglementl.  1866  napm  3t.  all  Äoroettentapitdu 
im  ©efchwaberftab  Jegettboffl  an  ber  6cbladjt  hei 
Siffa  teil  unb  würbe  »m  5)ej.  1866  ^Jrofeffor  an 
ber  taijerl.  unb  tönigl.  3)(arineatabemie;  1H82  jog 
fiep  31.  in  ben  ÜHupeftanb  jurüd.  Sieben  Stuffdtien  in 
ben  «3Jtittcilungen  aul  bem  ©ebiete  bei  Scewefeni» 
febrieb  er:  «2>ie  demente  bei  internationalen  See 
recht!»  (fflien  1872—73),  «Stubien  über  SeetatHt 
unb  ben  Scctrica»  ($ota  1875  u.  1878),  «fcanbbu* 
ber  Dceanograppie  unb  maritimen  3)teteorologie  > 
(s!Bien  1883),  «  t'tbcr  maritime  Äriegfübrung»  (ebb. 
1S84),  «Ser  itrieg  Cfterreirtl  in  ber  3lbria  1866» 

«Httotf,  f.  Sltaf.  [(ebb.  1896). 

Attorney  (fpr.  ättöljrnt),  früper  bie  SejeidV 
nung  ber  in  ben  engl,  gemeinrecptlicben  ©encptl: 
böfen  jugelaffenen  Stnwdtte  (f.  Solicitor). 

Attorney  General  (fpr.  dttöprnl  bfcpe*nnör= 
rdU),  erfter  ber  beiben  engl.  Äronanw&lte;  ber  jweite 
füprt  ben  2itel  Solicitor  General.  Seibc  fmb  faft 
immer  SRitglicber  bei  öaufe!  ber  ©emeinen  unb 
paben  bort  Interpellationen  }u  beantworten  unb 
über  ©efetientwürfe  Stulfunft  ju  geben,  wenn  el  fid? 
um  tednüfdHurift.  fragen  panbelt.  Sie  fmb  neben 
bem  Lord  Chancellor  ().  b.)  bie  jurift.  Serater  ber 
Regierung  unb  üben  auberbem  eine  SReipc  ipnen 
burdj  befonbere  ©efehe  jugewiefener  Sunttionen 
aul,  1.  93.  barf  eine  Straf flage  wegen  Seftecpung 
»on  ÜJcitgliebern  öffenttieber  Scbörben  auf  ©runb 
ber  Public  Bodies  Corrupt  Practices  Act  »on  1889 
niept  obne  ©enepmigung  einel  ber  beiben  Seamteu 
ftattfinben.  Sei  ^rojeflen,  in  weldjen  ber  giltus 
Partei  ift,  ift  einer  ber  beiben  ftetl  leitenber  3tb»o= 
fat  für  benfelben.  Sei  iebem  2Rinifterwed)fet  treten 
fie  ab;  fie  gepören  ju  ben  SUcitgliebern  ber  5Regic 
rung,  welch. e  all  sDliniftcr  bejeiepnet  werben,  ohne 
3um  Kabinett  ju  gebören.  Seim  Slntritt  ihrel  Slmtel 
werben  fte  in  ben  SHitterftanb  erpoben.  Sie  müffen 
Barristers  (f.  b.)  fein  unb  werben  nad)  ftdnbigem 
©ebraud)  aul  King's  Counsel  (f.  b.)  gewäplt.  Sie 
bürfen  if^re  ^rari!  fortfeften.  ber  A.  G.  gilt  all 
Pal  öaupt  bei  3tb»ofaten|tanbel. 

Attractiva,  anjiebcnbc  Littel,  aud?  ablci- 
tenbe  ÜJlittcl  genannt,  f.  Stbleitung  (mebij.). 

»trrnfrion  (laü,  3tn3iebung  (f.  b.). 

MttvattlonWHttn,  f.3eUe. 

Attrappe  (fratn.  attrape),  Salle,  Scplinge;  inl= 
befonbere  eine  tdufcpenbe  hoble  ^acbbilbung  einel 


46  Attribut 

©egenftanbe*.  bie  ba.ui  beftimmt  ift ,  in  ihrem  3n« 
nern  em  ©efcpent  ober  eine  federet  aufzunehmen. 
Slttrappieren,  jemanb  ertappen,  er»ii*en. 

Attribut  (lat.,«ba*  Beigelegte»),  bie  einem  5Hng 
3utommenbe  Gigenfdjaft,  ba*  Äennjeidjen,  ÜJterl= 
mal  (grie*.  Gmblem).  ;\n  ber  bilbenben  fl um: 
wrftept  man  unter  31.  ein  Spmbol  ober  SinnbUb, 
»obureb  ein  ©egenftanb  ober  ein  ißcßriff  Derbeut= 
liefet  rrirb,  3. 33.  ber  I round  be*  -Vortun- ,  bie  Gule 
ber  SRinerca,  bie  Sd?lüffel  be*  ^etru*,  ba*  S*»ert 
be*  ^auluS  u.  f.  xo.  —  fyi  ber  ©rammatit  ift  31. 
jebc  mit  einem  Subftantio  in  ber  2Beife  terbunbene 
39eftimmung,  bafe  biefe  unb  ba*  Subftantiu  jufam- 
men  einen  $earin  au*ma*en;  biefer  ift  bann  enger 
als  ber  be*  Subftanth?*  allein.  511*  31.  bienen  ge- 
wöhnlich Slbjeftroa,  ^artieipia  unb  ©enetioc  »on 
Subftantiuen ,  3.  39.  »eißc  ,"?abne,  »ebenbe  ftalme, 
fabne  be*  ftegvment*;  f  eltener  3lboerbia,  3.  93.  bie 
Aabrt  bierber,  ber  93aum  brüben,  äbnli*  engl,  the 
above  disconrse;  tat.  (bei  Gicero)  discessu  tum 
meo.  —  3n  ber  pbilof opbifdjen  Äunftfpra*e 
beißt  ML  eine  »ef  entliehe  33eftimmung  einer  Sub^ 
ftartj,  b.  b-  eine  foI*e,  bie  ibr  nid?t  feblen  barf, 
ofjne  baß  fte  aufhört  ba*  3U  fein,  »a*  fte  ift.  60 
fmb  bei  Spino3a  Kenten  unb  3lu*behnung  bie 
beiben  2t.  ber  einen  Subftanj. 

Httritiou  (Iat.),  im  röm.=  fatl>.  Sebrfpftem  im 
©egenf afc  jut  Ä  0  n  t  r  i  t  i  0  n  bie  mangelhafte  $eue, 
bie  an  fi*  3ur  2lbfolution  nicht  genügt,  aber  im 
33ußfaframent  burd?  bie  Äird?e  au*  ihrem  ©nabem 
fdjatje  ergfinjt  »erben  !ann. 

«rru,  3nfel,  f.  3lleuten. 

*ttt>9,  f.  »tri*. 

91  tum,  dgppt.  ©ott,  namentli*  in  &eliopolt* 
unb  in  pitljom  (f.  b.)  bereit,  febr  frity  mit  bem 
Sonnengott  »erfcbmolsen.  Spätem  gilt  31.  al* 
Wott  ber  Slbenbfonne. 

21  tu  reo«,  Ort  in  33enejuela,  mit  großartigen 
Süaffcrfällen  be*  Crinoco  (f.  b.). 

Ataru»,  f.  3lbour.  herein. 

A.  T.  V.,  31btürjung  für  3llabemif*er  Jurn 

«ttooob  (fpr.  ätt»ubb),  ©eorge,  ^btifiter,  geb. 
1745.  mar  ^rofeffor  an  ber  Unioerfität  Gambribgc 
unb  ftarb  ll.^uli  1807  in  ßonbon.  Gr  erfanb  1784 
bie  nadj  ifcm  benannte  ^aUmafdrine  (f.  b.)  unb  fdjrieb 
«An  analysia  of  a  course  of  lectures  on  the  prin- 
ciples  of  natural  philosophy»  (1784). 

Sttuöbcn,  f.  SUti*. 

"ilttipic  (greb.),  Unregelmäßigkeit,  befonber*  im 
Verlauf  einer  ftranfbeit;  atöpiicb,  otme  93orbilb, 
unregelmäßig;  atppifdje  Jhantbettcn,  fol*e, 
bie  nid? t  ben  gewöhnlichen  Verlauf  burd>  mehrere 
Stabien  haben,  »ie  3. 39.  Söecbfelfieber;  atppif  dje 
Spraye,  fehlerhafte  3lu*fpra<r/e. 

MW,  f.  Sltti*. 

fcftatfalteii,  f.  ttauftifie  SUtalien. 

'iinammontafflüfngfcit  (Liquor  ammonii 
oaustici),  f.  Slmmoniat  (roäfferige*). 

'ünbnrtu,  f.  39arpumorpbbpbrat. 

9t^el,  au*  Shcl,  bialcftifdj  für  Giftet  (f.  b.). 
3lucb  bie  93eo*  (f.  Stare)  werben  fo  genannt. 

'iiueu,  in  ber  Sedbnif  ba*  93erfabren,  bei  bem 
auf  einer  OTctalU,  ©la*=  ober  Stcinfläd?e  beftimmte 
2 eile  burd)  ein  31uflöfung*mittel  weggenommen 
njcrbeu,  um  vermöge  ber  fo  entftanbenen  Ver- 
tiefungen ober  (feltcner)  oermöge  ber  3nrifcben  ihnen 
fteben  blcibenben  Grböbungen  eine  Schrift  ober 
Beicbnung  ju  bilben.  3u  biefem  3»ede  übcrjicbt 
man  geroöbnlid>  bie  gan3e  gldcbc  mit  einer  bflnnen 


—  letzen 

i'age,  vihguia:  (Kompofition  von  3tepbalt, 
2l^ad)8  unb  ^ecb),  nftt  ober  fdjabt  (rabiert)  biefe 
überall  weg,  »0  ber  Stoff  angegriffen  »erben  f  oll, 
unb  gießt  bie  auflcM'cnb  toirfenbe  ^lüffigteit,  ba-5 
4ifetu  äff  er,  barauf.  Die  33ef  eitigung  be*  ii^grunbc* 
in  ben  ju  üertiefenben  Sinien  getdüebt  mittel*  einer 
feinen  Stablfpihc  (ber  SKabicvnabel),  mäbrenb  3um 
^egfebaben  beleihen  an  breitern  Stellen  eine  flehte, 
fpi&e  9Jleffertlinge  bient.  Um  bie  «fcflüifigteit  (faft 
au*nabni->lo*  etne  üerbünnte  Säure)  auf  bie  ent 
blöftten  Stellen  mirfen  3U  laffen,  nnrb  juoor  bie 
(Jläd-e  mit  einem  au*  1!Dad)*  gebilbeten  9tanb  um 
geben.  Sollen  perfdjiebene  iöne  erreicht  unb  bee- 
palb  einjelne  fiinien  mebr  vertieft  »erben,  fo  »irb 
auf  bie  3U  febütjenben  Jeile  mittel*  eineo  $infe(* 
eine  Cöfung  be*  iühgrunbe*  in  Icrpentinöl  aufge= 
tragen  unb  biernaeb  ba*  i\.  fortgelegt.  Kit  einer 
gleid?en  SMuitfl  »erben  öfter  bei  feinen  Stablmaren 
bie  Linien  felbft  auf  bie  polierte  ijläcbc  aufgetragen, 
um  a(*  Schrift  ober  Seicbnung  glänu'nbauf  mattem, 
et»a*  uertieftem  ©runb  ju  erfdbeinen  (bama*ciertc 
3lrbeit),  »orauf  ba*  3lrbeit*ftüd  Saljfäurebdmpfen 
au*gefet?t  »irb.  —  Die  erften  Spuren  ber  H|tunfi 
»eigen  fid)  an  9Baffcn  au*  ber  3eit  um  14G0,  eine 
l?obe  ißollenbung  fdjon  an  einem  Schübe  ajiari- 
milian*  I.  oon  1500.  Später  »urbe  ba*  ^i.  bei 
Lüftungen  fo»ie  aller  Gifengeräte  3U  einem  ber  be= 
liebteften  Sd>mudmittel,  inbem  bie  tiefen  Stellen 
mit  einer  SDlifdbuna  pon  Sa>»ar3lot  unb  dl  einge- 
rieben unb  bann  erbiet  »urben,  f  0  baß  bie  sD(if*ung 
feft  haften  blieb  (Sch»ar3ä&ung).  3n  ben  smupb 
»affenorten  »aren  befonberc  finaler  befebäftigt. 

—  BflL  SB.  39oebeim,  3Baffenfunbe  (8pj.  1890). 
(S.  amti  Jc>ocbät)(unft  unb  3intograpb.ie.) 

^in  ber  Äupf erfteebtunft  »irb  ba*  ü.  in 
au*gebebntem  2Raße  angeroenbet,  »e*balb  ein 
3»eig  berfelben  ben  tarnen  51  tj fünft  fübrt  (f.  5Ra: 
bicriunft).  2)a*  für  biefen  3«>ed  erjorberlicbejtj»: 
»affer  fteQt  man  bar,  inbem  man  Rupfer  in  Sal- 
peterfäure  löft  unb  ber  ^lüffißtett  eine  31uf- 
löfung  Pon  Salmiat  in  Gffig  JufeUt;  bod?  fmb 
au*  anbere  2Jlif*ungen  gebräu*lid>.  3"m  41. 
in  Stahl  eignet  fidj  eine  »äfferige  Jluflöfung 
uon  Ouedftlberdjlorib  mit  ein  »enig  3Beiniäure 
unb  Salpeterfäure,  ober  beffer  uo*  eine  Söfung 
uon  t"  3">bfalium.  3luf  ©la*  »irb  filim-- 
»afferftofffäure  al*  $l&»affcr  gebrau*t,  auf  litbc 
grapbif*cm  Äalfftein  uerbünnte  Salpeterfäure. 
öilber  unb  ÜJteffmg,  ebenf 0  3)larmor  unb  Perlmutter 
»erben  burd)  Salpeterfäure,  ©olbnurbur*  Höuia^; 
Ȋff er  angegriffen;  auf  tieielljaltigen Steinen (93env 
trpftall,  Jafpi*,  3ld?at)  fann  mit  gluornmiferftoft 
fäure,  aut  33ernftein  mit  S*»ef  elfäure  geättf  »erben, 
»äbrenb  für  Sllabafter  beftillicrte*  SBaffer  genügt, 
boeb  fommen  fol*e  'Übungen,  bie  nicht  311m  Slbbrud, 
fonbern  3ur  SJerjicrung,  namentlich  um  bem  ©ral^ 
fticbel  uor3uarbeiten,  angeroenbet  »erben,  im  allgc-- 
meinen  feiten  Por.  3Bo  man  bie  ganse  ^läd?c  ber 
ättenben  ©irfung  untersiebt,  ba  i|t  burdp  ba*  un» 
glei*c  SJerbaltcn  ber  cinselnen  S*tdjten  ber  SDlaffe 
bem  21uflöfung*mittel  gegenüber  ein  S*luß  auf 
bie  ©üte  be*  üftaterial*  geftattet.  Siefc  Prüfung*^ 
metbobe  »irb  inebefonbere  »ut  Untcrfudbung  t?on 
Güen  unb  Stabl  benutzt.  Uber  ba*  n.  in  Hupfer 
bur*  ®aloani*mu*  f.  ©alranofauftif. 

^n  ber  9}tet>ijin  nennt  man  iL  ba*  fünftlicbe 
3erftören  organif*er  ®e»cbc  burd)  djem.  Wittel 
ober  hohe  öi&egrabe.  ?e  nach  ber  öeftigteit  ber 
Sirfung  be?  ^mittel*  erfolgt  biefe  3erftörung 


Digitized  by  Google 


Äfrenborf  -  Styfiguren 


47 


entmcber  unmittelbar,  ober  infolge  einer  bureb  bafi 
SDlittcl  peranlafcten  heftigen  (*ntjfinbung ,  meldte 
befonber*  bei  fortbauernber  Ginmutung  ben  brau» 
bigen  3cTfaU  be*  ©emebe*  herbeiführt.  Stet*  tritt 
hierbei  in  ber  Umgebung  be*  jerftörten  unb  meift 
einen  Schorf  bilbenben  ©emebe*  eine  Gntjilnbung 
ein,  buTd)  roeltbc  ber  Schorf  abgefto&cn  unb  bic  .frei» 
hang  ber  munben  fläche  herbeigeführt  roirto.  Da* 
fl.  mirb  in  ber  s)Jtebi  jin  ju  febr  oei  fdriebenen  Smeden 
angemenbet:  um  trantbaft  entartete  6aut<,  Scblciim 
baut-  ober  ©unbfläcben  ju  jerftören;  trantbafte 
Üleubilbungen  (Ärebfe,  Sßolppen  u.  f.  m.)  ju  ent» 
fernen;  ba*  ©ift  in  vergifteten  SBunben  ju  ber» 
niebten;  ferner  jur  Gröffnung  oon  3lbfce||en  u.  f.  ro., 
fofern  bte  Slnroenbung  be*  3Jteifer*  au*  trgcnb* 
melcbem  ©runbe  nicht  ftattbaft  ift;  jur  Erregung 
einer  heftigen  Cntjünbung  ober  einer  Giterung, 
»eiche  ableitenb  auf  anbere  tränte  Seile  mu  ten  foll; 
einen  heftigen  Netj  auf  toa*  ^eroenfvitem  au£> 


«iinfitjumt,  bic  mifroffopifd)  Meinen  unb  bon 
ebenen  ,\IAd?cn  begrenjten  Vertiefungen  (ober  Er- 
habenheiten), bic  auf  ben  glatten  ftlAdjen  bou 
ftrpftallcn  bureb  beu  binrcidienb  langfamen  unb 
porfiebtigen  Angriff  von  löicnben  ober  torrobic* 
renb  »trtentoen  Mitteln  tflnjtlicb  ber»orgebrad)t 
roertoen,  unto  toureb  bie  fich.  für  bie  flrnftalle  gereifte 
3ufammenbaug*oerbältniflc  nach  bejtimmtcn  :Hidv 
hingen  offenbaren.  T>ic  <\iguren  lallen  ertennen,  ba)". 
bic  i'oSliditeit  nadj  oericbietoencn  Mcbtungen  eino 
üerfdncbenc  ift,  finb  aber  auf  einer  unb  tocrfelbcn 
$lAa>c  eine*  bomogenen  Ärpftall*  f Amtlid)  einanbev 
dbnlicb  unb  parallel  geftcllt;  ferner  erroeifen  fie  ftd? 
gleicbartig  auf  trpftaüograpbjfcb  gleichwertigen  unb 
verfebiebenartig  auf  unglcicbroertigen  tfldcbeu.  ftet* 
nach  rationalen  ^arameteroerbdltnijfen  au*gebilbet. 
Sie  erfdjeinen  jroar  unabhängig  oon  ben  Spal= 
tung*ri*tungcn,  fteben  aber  mit  ben  Spmmctric^ 
vcrbAltninen  ber  bctrcfjcubcn  Mn>ftalle  im  engften 


juüben;  enblicb  um  burd)  öerftellung  eine*  Schorf* 
jebmer  ju  jtillcnbe  Blutungen  ju  unterbrflden.  —  3* 
nacb  bem^medeift  bie  $3ablbc*ti$  mittel*  ju  tref- 
fen. Die  d?em.  Sl&mittel  »erben  al*  fefte  Walle  mit 
bem  angefeuchteten  ©emebc  in  SBerubrung  gebracht, 
ober  al*  ^uloer  aufgeftreut,  ober  in  üöfung  aufge* 
pinfelt,  Oberin  Sorm  eine*£eig*  aufgelegt.  SÜlebiefe 
3Jlittel  tonnen  auch,  wenn  fi«  febr  oerbünnt  ober 
febr  flflcbtig  angemenbet  merben,  al*  blofee  !Heijs 
mittel  toieneu  unb  rufen  bann  nur  eine  Rötung  ober 
leiebte  ©erbung  unb  nacbfolgenbe  mÄfeige  Gntjflm 
bung  bervor.  Die &w  roirb  al*  Üfjmittel  mittel«  toc* 
©lübeifen*  (f.  b.),  ba*  bie  oon  ibm  berührten 
Jeile  fof ort  jerftört  unb  in  einen  fdjmarjen  Q3ranb= 
feborf  oerroantoelt,  ober  mittel*  toer  ÜHora  (f.  b.), 
ober  eine*  bureb  ben  galoanifcben  Strom  glübenb 
gemachten  $latinbrabt*  (f.  ©aloanotauftif),  ober 
mittel*  be*  Jbennotauter*  (f.  b.)  angemenbet.  Die 
»icbtigften  *em.  tiftmittel  finto  £)£>Uenftein,  meiner 
Ärfenit,  tffcfublimat,  (Fblorjint,  Slntimonbutter, 
Srecbrocinftein,  fchroefelfaure*  Äupfer,  $i&narron, 
fl(jtali,  ^i^ammoniat,  Ühtalt,  tonjentrierte  Schroefel* 
fäure,  Salpeterfdure,  (Sbromfäure  u.  f.  ro. 
»<l*«borffDorfmb<T^rooinj6adhfen,f.5Bb.l7. 


3ufammeul)ang,  inbem  fie  in  biefer  Einriebt  genau 
oon  bericlbcn  Crbnung  finb,  wie  bie  JfapftaUform 
felbft.  Dc*halb  ermöglichen  fte  nicht  nur  bie  Gr= 
tennung  be*  Ärpftallfpjtem*,  jonbern  geben  aud\ 
felbft  roenn  man  nur  cinjelne  $lächen  ber  Ärpftallc 
unterfueben  fann,  ein  iUittel  an  toie  öanb,  bie  Q$\ 
ftenj  unb  3trt  einer  etroaigen  hemiebrifchen,  tetartoe: 
brifd?en  ober  bemimorpben3lu*biltoung  feftjuftellen. 
3uoem  jeigen  bie  ilgeinbrüde  in  mandjen  <yäUcn, 
ba^  gemijfe  KrpftallflAcben,  menn  fie  auch  b 0 [  ocorifd? 
erfdjeinen,  bie*  boep  in  ©irtlichteit  nidjt  fmb,  fon= 
bem  al*  ©renjf ormen  bemiebrifeper  ober  tetartoebri^ 
fd?er  ©eftalten  aufgefaßt  merben  müjf en  (j.SB.  bei  bem 
Apatit).  2Bo  auf  einer  tjldcbe  eine  ganj  variable 
fiage  ber  i\.  beroortritt,  mirto  auf  eine  geringe  Spm^ 
metrie  ber  ftrpftallfubftanj  ju  fdjliefeen  fein,  ©egen 
ihrer  relatio  oerfchiebenen  Öage  auf  ben  gleidjnami' 
gen  Sieben  miteinanber  perwadjfener  Ärpitalle 
laffeu  biefe  tünftlidjen  Ginbrödc  ferner  3»»llinge 
leidjt  al*  foldje  ertennen  unb  bie  2lrt  ihrer  SBcrbiiv 
bung  beurteilen;  aud;  treten  nad)  ber  ä&ung  bie 
3miuing*grenjen,  foroie  bie  eingefdjalteten  2amel= 
len  befonber*  beutlid)  heroor.  Die  porftebenbe 
$ig.  a  giebt  bie  auf  ber  «oft*  OP  be*  rbombifeben 


Digitized  by  Google 


48 


Sopafe*  vermittelt  gefdpmoljcnenfl&fali*,  Jig.b  bic 
auf  ber  93afi*  OP  be*  monoflinen  ©Ummer«  ("JJlui- 
covit*)  burd?$)ebanblung  mit  Aluf.ipat  unbSdjwefcl: 
fäure  erjeugten  $1.  roieber;  bie  crftern  finb,  entfpre* 
cbenb  ber  Symmetrie  bcr  rbombijcben  93afi#,  gleich 
peftaltet  einerfeit*  natb  redjt*  unb  lint*,  anbercp 
feit*  nacb  vorn  unb  hinten,  wogegen  biejenigen  auf 
ber  93afi*  be*  ©limmcr«  blofe  nadj  redjt*  unb  lint* 
fid)  fpmmetrifd)  vcrbalten.  ftig.  c  jeigt  bic  mit 
Saljfäure  hervorgerufenen  «.  auf  bem  $racbp« 

pinaloib  00P00  be*  nacb  ber  SBertifaladjfe  pemu 
morpbenßiefeljint*;  biefelben  fmb  oben  anber*  al* 
unten  auSgebilbet.  5ȧ-  d  ift  ein  trpftallograpbif* 
ünt*  gebilbeter,  ,>ni.  e  ein  ebenfo  recbt*  aebil* 
beter  üuanrrpftall,  oeibe  mit  ben  burdj  mufrfdurc 
erjeugten  $1.,  bie  fidj  auf  beiben  firüftaUen  ebcn= 
fall*  in  gerate  entgegengcfeBter  Stellung  be- 
finben.  Der  fdjeinbar  ein  cinfadje*  3nbivibuum 
bilbenbe  Drilling  von  Slragonit  CJig.  f)  läftt  auf 
ber  mit  Gffigfäure  Qedtiten  Jöafi*  OP  bic  brei  vep 
waebfenen  flrpftalle  I,  II,  III  burd?  bie  relativ  ab* 
weidjenbe  Sage  irrer  it.  beutlid)  unterfebeiben. 

Die  SBabl  be*  SUmittel*  rid?tet  fid?  nad)  ber 
9iatur  ber  fopftallfubftanj:  bei  ben  in  ©affer  lö* 
lidjenrDirftfdjonberSlngriitburd)  letztere*  (ober  burd) 
ben  ©afferbampf  beim  3lnb.  aud?cnj ,  bei  anbern  bc 
bient  man  fidj  ber  Saljfdure,  Sdjwefclfäure,  ^luor 
wafferftofHäure,  bei  bem  Diamant  bilben  fid?  tBäSf* 
renb  bc*  Skrbrcunen*  auf  feiner  Cberflädje  (burdi 
ben  Sauerftoff  al*  forrobicrenbe*  Wittel)  tlcine 
breiflädjige  Vertiefungen  au*,  beren  ftldaVn  teuen 
eine*  3tof»tetraeber*  parallel  geben.  ©enn  a\ii>  bic 
tt.  auf  benfelben  ^Idcben  eine*  Jtvvftall*  biefclbc 
Spmmetrie  unb  jwar  bicienige  bc*  Jlrpftall*  fclbft 
auf  weifen,  fo  finb  fic  bod?  ibrer  ?lu*bilbuiig*  weife 
unb  IJorm  nad?  Pon  ber  Ttatur  bc*  angewanbten 
Slfmiittel*  abhängig,  roorau*  fid?  ergiebt,  bafi  bic^ 
felben  nid?t  etwa  juglcid?  bie  Jorm  bcr  ben  JTrpftall 
aufbauenben  Wolefüle  wiebergeben  fönnen.  Mucb 
febeint  bie  Äonjentration  be*  ^mittel*  auf  bic 
&ige  ber  fl,  pon  Ginfluft  3U  fein.  Die  Skobacbtung 
bericlbcn  gefdjiebt  unter  bem  Wifroftop,  entweber 
unmittelbar  an  ber  geä&ten  §läd?e  ober  au  Raufen 
blafenabbrüdenbcrfelben.  Sin  einem  unb  bcmfelbcn 
ÄrpftaU  werben  bie  ungleiAartigen  <$läd?en  (unP 
tfanten)  aua)  burd?  Öifemittel  abweiebenb  rafd?  unb 
ftarl  angegriffen.  SRatürlidjc  flrpftaUjlädjen  jdjeiueu 
meift  fd?wtenger  burd?  Stfcung  angreifbar  al*  fünft = 
lid?eSpaltfldd?en;  3paltfläd?en,  bie  längere  3eit  bcr 
?uft  au*gefefet  waren,  febwieriger  al*  frifd?  erzeugte. 

3lt$gcr«botf ,  Dorf  in  ber  5}ejirl*bauptmann^ 
fdjaft  unb  bem  ©erid?t*bcjirf  Wieling  in  Weber; 
öfterreid),  fübweftlid?  angrenjenb  an  ©ieu,  an  bcr 
fitnie  SicnsJrieft  ber  Cfterr.  Sübbabn,  l?at  (1890) 
5813  (S.,  meift  gabrilarbeiter.  8L  Ijat  in  großem 
3ttafiftabe  betriebene  Steinbrüdje,  Äattun-  unb^utc- 
bruderei,  ©erberei,  (jatn^tion  Pon  9irödcnn?agcn, 
Jtfaüieren,  Scibenjeng,  6d?nflren  unb  Korten,  Ver- 
ben, 2öpferroaren  unb  ^örot. 

ütjgtunb,  f.  il$en  unb  3flabicrtujift. 

♦iiijfali,  Raliumorpbbpbrat,Äalibpbrat, 
Äaliumljpbrorpb,  KHO,  roeifee  trpftallinifaV, 
bei  JHotglut  febmehbarc,  äufeerft  leidjt  in  Sßaffer 
lö*lidje,  an  bcr  fiuft  jerfliefeenbe  unb  barau* 
tfoblenfäure  anjiebenbe  6ubftanj  pon  bÖd?ft  ä&etv 
ber  SDirfung  auf  pflanjlidjc  unb  tierifebe  ©croebe, 
in  uerbünntem  3uftanl5C  üon  laugenbaftem  ©c» 
febmad,  jeigt  alle  Öigenfcbaften  eine*  Sllfali*  in 


b6d?ftem  ©rab«  unb  entftebt  bei  ber  Ginroirlung 
üon  Äallbpbrat  auf  flaliumcarbonat  in  rodfferiget 
Söfuna.  Die  Don  bem  loblcnfaurcn  Halt  abgefon 
bertc  fioiung  liefert  nacb  bem  iüerbunften  jk  einem 
fpec.  ©crcidjt  t?on  l,i3s  bi*  1,140  bie  offxjinclle 
Kalilauge,  Liquor  Kali  caustici.  2Benn  man 
Ic^tere  in  einer  au*  reinem  Silber  angefertigten 
3djale  weiter  einfocb,t,  bi*  ein  Jropfen  beim  Oh- 
falten  fofort  erftarrt,  unb  bann  unter  bcftdnbigem 
Rubren  erfalten  Idpt,  f o  ift  ber  puberige  dlüdftanb 
ba*  trodne  ftalippbrat,  Kali  causticum  sic- 
cum;  gie|t  man  bie  gefa>moIgene  Waffe  in  Stangen 
formen,  fo  entftebt  ba*  offijinelle  Kali  causticum 
fusum,  aud)  Lapis  causticus,  iut'tcin,  genannt. 
f$n  neuerer  3«»*  roirb  Piel  Jl.  burd)  Gleftrolpfe  oon 
G^lorfalium,  analog  bem  öfcnatron  (f.  b.),  b«fl<: 
ftcllt.  iL  bient  bauptfdd)lid?  jur  ftabritation  bcr 
Scbmierfcifen  unb  be*  SBafferglafe*;  in  ber  3k 
bijin  al*  it^mittel;  ferner  jur  öerftellung  berDrab 
fäure,  jur  Bereitung  be*  j!aliumbppod>lorit*  für 
bic  ^Bleicherei,  in  ber  jjarbeninbuftrie  u.  a. 

'iitjfrtlilongc,  footel  wie  Äalilaitgc,  f.  Halali. 

"ünfnlf,  fooiel  wie  (ialciumorpb,  f.  ftalf. 

•iiiifuuft,  f.  il^en  unb  9labierfun|t. 

'iinioitgc ,  bie  Vcjungen  oon  .Ualinut-  unb 
triumornbbpbrat,  f.  Si^fali  unb  Sifenatron. 

'ii^mittel,  f.  ÜHcn  unb  tttjngurcn. 

»iitjnrttron,  iKatriumorpbbpbrat,  Natrium 
bpbrat,  OKitriumhpbrorpb,  NaOH,  entftebt, 
wenn  man  in  bcftiüicrtcö  2Daffer,  ba*  fid?  in  einer 
filbcrncn  3*ale  befinbet,  iu  Scbcibcn  jerfebnittene* 
.Katrium  in  llcincu  einteilen  eintrdgt,  bie  ftUtffig' 
feit  perbampft  unb  fcbliefdicb  moglidjft  ftarl  erbitjt. 
Die  Ölig  gcfdjmoljenc  ^lüifigfcit  erftarrt  beim  Gr= 
falten  ju  einer  weisen  fnv[tallinif(ben  Waffe,  bic 
au*  bcr  2uft  mit  iöegierbc  Saffcr  unb  Ko^lenfdure 
aufnimmt,  ftür  faft  alle  3wede  genügenb  rein  er= 
bält  man  $L,  wenn  mau  foblenfaure*  Natrium  ober 
3oba  in  ©affer  löft  (nidSt  mebr  al*  1  Jeil  waffer ■■ 
freie*  3alj  auf  10  Jcile  ©affer),  jum  Sieben  er= 
bifet  unb  fo  viel  JtalfmiUfe  »ufügt,  bi*  bie  gcfldrte 
islüffigleit  auf  3"f«b  »o»  Sdure  niebt  mebr 
Olafen  von  Koplenfäurc  entwidelt.  Wad)  bem 
^(bfe&en  be*  fobjenfauren  Halt*  wirb  bie  tlare 
^lüffigteit  rafcb  im  eifernen  Äcffcl  bi*  jur  Didjte 
von  -  bi*  1,its  uerbampft  unb  bilbet  bann  bie 
Natronlauge  ober  Jlfcnatronlauge  bc*  &a\\ 
bei*,  ben  Liquor  Natri  caustici  bc*  Slrjncibucb*. 
©irb  bie  Slfoftgfeit  weiter  oerbampft  unb  berSHot: 
glut  nahe  gebradit,  fo  bilbet  c*  nad)  bem  Crlalten 
Pic  weifie  tauftifd?e  Soba.  (3.  Soba.)  @rof»e 
Wengen  von  "il.  werben  jeht  buref?  Glcftrolpfc  von 
Wäfferiger  Gplornatriumlöfung  l>ergcftellt;  e*  |et* 
fällt  babei  in  Gblor  unb  Natrium,  ba*  fid)  mit  bem 
SBaffer  ju  Natriumbpbrorpb  unb  ©afierftoff  um 
fetit.  fl.  bient  jur  Jabritation  von  Seifen  (Äcrn= 
ftffen)  unb  ©affergla*;  jur  Reinigung  be*  Stein= 
unb  Sraunfoblenteer*  unb  gleicbjeitiger  ©ewiiv 
nung  ponßarbolfdurc  unb  iirefolen;  jursJfciuigung 
von  sJiobpctrolcum ;  jur  Darftellung  pon  Scllulofe 
au*  öo(j  unb  Strop;  in  ber  garbeninbuftrie  jur 
Gewinnung  ber  9?apbtbole,  bc?  SHeforcin«,  5lli' 
jnrin*  u.  bgl. 

'iinuatronlnugc ,  f.  jihuatron. 

'iitjpapp,  f.  Cnlevage. 

♦iinfpi neu  ober  2uf  tfpifcen ,  9iad?abmung  ber 
^abelfpitjen  (f.  b.),  baburd)  erjeugt,  ba&  man  ein 
Stidmufter  in  baumwollenen  §äben  auf  einem  wob 
lenen  ©runbgewebe  au*füprt  unb  biefe*  ©runb: 


Digitized  by  Google 


Aftern  _ 

iitwebe  burcb  ein  flün  Ji&mittel  (j.  ©.  I* Hu-  | 
lall),  baS  auf  bie  Stidfäben  nicht  emmirlt,  jer» 
ftört.  (S.  Jafel:  Spi&en  II,  ftig.  1.)  Die  erfte 
»erftellung  bct  $1.  erfolgte  1883  burcb  ©ebrüber 
Detter  in  6t.  ©allen.  SBei  angemefiener  ©abl 
beS  ©runbgemebeä  unb  beS  äftmittelS  lönnen  auch 
leinene,  wollene  unb  feibene  vi.  b  erstellt  werben. 
m itcin,  f.  vmfali. 

«atMtiftc  (Styli  caustici),  waljenförmige  Stifte 
ober  ^tdbcben,  bie  jum  äfcen  »on  SBunben  u.  f.  m. 
benuht  »erben.  2lm  meiften  Slnwcnbung  finben 
Stifte  aus  &öüenftein,  SUaun  u.  f.  w. 

'üuiublimät,  f.  Quedfübercblorib. 

•iinniaffcr ,  f.  $i&cn  unb  Dtabiertunit. 

21  u,  ftlufcname,  f.  Slue.  [@olb  (f.  b.). 

Au,  djent.  3eid>en  (Slbfürjung  oon  Aurum)  für 

&.  u. ,  Stbfürjung  für  anno  urbia  (conditae), 
im  %abxt  (nad)  ber  ©rünbung)  ber  Stabt  (iHom). 

3taa*,ftluM.3Mofa.  [(S.  flau) 

"Hub,  Stabt  im  Sbejtrtäamt  Odjfenfurt  beS  bapr. 
JReg.=©ej.  Unterfranten,  bicbt  an  ber  mürttemb. 
9t*orbgren$e,  an  ber  recbtd  jur  Zauber  gebenben 
©ollacb,  Si&  eines  Amtsgerichts  (fianbgcricbt  ffiürj* 
bürg),  bot  (1900)  1158  6.,  barunter  229  6oaiu 
geliicbe  unb  106  Israeliten,  $oft,  Selcgrapb,  »Mf' 
icblageinnebmerei,  SBejirfSfpartafjc,  ^cjirtStranten* 
bau«,  ^frünbnerfpital.  ftäbtifdje  ©afierleitung; 
Siebbanbel,  8  Sab.  rmärfte.  3n  ber  9cdbe  bie  Shirg-- 
ruine  Heigelsberg.  [2Horgenftdnbd)en. 

Stubabe  (fa.,  fpr.  obabb'),  lagelieb  (f.  b.), 

Slubagne  (fpr.  obdni),  fcauptftabt  beS  ßantonS 
S.  (129,44  qkm,  4  ©emeinben,  11748  Q.)  im  3tr* 
ronbiffement  ÜRarfeille  beS  franj.  Deport.  sBoudjeS* 
c u  Kiu  itc,  16  km  öftlid?  twn  SJiarfeille,  rechts  com 
Öuueaune  unb  an  ber  Sinie  3)larfeille  3Uj$a  ber 
iWttelmeerbabn  fomie  ber  3weiglinie  3l.-3ialbonne 
(17  km),  bat  (1896)  5656,  als  ©emeinbe  8400  G., 
3kiumwollweberei,  Such*  unb  Sbawlfabritation, 
Töpferei,  Weinbau  unb  Lb|tui*t.  Ter  bter  waaV 
fenbe  rote  feurige  21  ubagne  wein,  eine  21rt3Jtu$: 
lateUer,  unb  bie  JKeinettenäpfel  ftnb  bcrübmt.  8.  ift 
©eburtSort  beS  2tbb<  SBartbtfemp  (f.  b.),  betn  1828 
bier  ein  Denfmal  errichtet  würbe. 

Aubaine,  Droit  d'  (frj.,  fpr.  bröd  bobätm; 
tat.  Jus  albinagii,ton  albanus,  b.  i.  fremb),  ^rcm: 
benreebt,  basffelbe  wie  f>eimfallSred>t  (f.  b.). 

aiubancl,  Sttfobore,  fran*.  Siebter,  f.  93b.  17. 

21  übe  (fpr.  obb),  rechter  sJlebenflufe  ber  Seine,  ent= 
fpringt  bei  ^raSlapauf  bem  Plateau  POM  SangrcS 
im  Deport.  fmute^arne,  fliefet  gegen  912B.  burcb 
bie  Depart.  ßöte^b'Dr,  2t.  unb  SDlarne,  wirb  bei 
«ouureS  flöfebar,  berübrt  Ca  %trti,  33ar,  2trciS  unb 
münbet  oberhalb  ^ont^fur^Seine  nad;  einem  ?aufe 
non  248  km,  mooon  45,i  km  (oon  SlrciS  an)  fdhiffbar 
fmb.  Die  roidjtigften  3uflüfTe  ber  H.  fmb  2tujon 
unb  SSoire  auf  ber  redeten  Seite.  Die  ßauptartilel 
beS  ©affertranSportS  auf  ber  21.  fmb  Äojjilen,  lörenn« 
unb  33aubolj  unb  ©erreibe.  —  93gL  ginot,  L'A.  et 
ses  bords  (IropeS  1866). 

Stabe  (fpr.  obb),  Departement  im  norböftl. ^ranl* 
reieb,  nad)  bem  ,yluffe  21.  benannt,  beftebt  aus  ber 
Süfccbampagne  unb  einem  J eil  »on  33urgunb,  grenjt 
im  an  baS  S3epart.  OTame,  im  0.  an  lautes 
ÜJlarne,  im  S.  an  (Jöte^b'Dr,  im  S2S.  an  Dornte,  im 
91©.  an  Seine=et=!Warne  (f.  Äarte  :9torböftHd)eS 
^ranlTeid),  beim  »rtilel  ^rantreid)),  bat  600 Ms 
(nad?  93eredjnung  beS  ÄriegSminifteriumS  B025) 
qkm,  1891:  255548,  1896:  251435  Q.  (Slbnabme 
U  ^roj.),  barunter  3432  ÄuSldnber,  unb  jerfdlit 

9ndfKmV  t»nwt1«Honl-2f^ton.  14.  Ruf!.  ».«.IL 


-  Slnbenaä  49 

I  in  bie  Mnonbijfemente»  ^rcis>)ur-'3lube,  9ar<fur: 
Stube,  33ar--fur--Seine,  ?Rogent»fur»Seine  unb  irouc»> 
mit  26  ftantonen  unb  446  ©emeinben.  öauptftabt 
ift  StropeS  (f.  b.).  Der  öftl.  Jeil  gehört  jum  ©affin 
ber  S.,  ber  meftlid?e  uir  Seine,  bie  bier  nod)  Diele 
tflüfe&en  aufnimmt.  $)aS  Klima  ift  milb,  feudbt  unb 
werdnberlid),  aber  gefunb.  3»et  Drittel  ber  ®runb= 
fläche  finb  Jlderboben;  aber  biefer  ift  ungleid?  t?er= 
teilt.  Der  Horben,  ju  ber  wegen  Unfrucbtbarleit 
unb  übe  oerrufenen  Champagne  pouilleufe  gehörig, 
wirb  meiftenS  nur  ju  Siebweiben  benufet  DerSüben 
bat  befto  ergiebigem  Slderboben,  gute  2Diefen  unb 
SBalbung  unb  ift  reich  an  Aartoffeln,  ©etreibc 
(1897:  1084851  hl  SBeijen,  161832  hl  iRoggen, 
419099  hl  ©erfte,  1 138184  hl  öafer),  £>anf,  9tape, 
Öeu,  6olj,  Sßein  (1897  :  81479,  burd)fd>nittlid? 
iäbrlid?  334545  hl),  an  SRinbrneb  (1897:  89167), 
iMctben  (31  774),  Schweinen  (28091),  Schafen 
(204  595)  unb  ©eflügel.  1897  würben  20  989  Quintal 
Gipfel  für  ßiberbeveitung  geerntet.  DaS  Departe= 
ment  liefert  ßifen,  Jorf  unb  anbere  brennbare 
Stoffe,  ferner  2Jtarmor,  Äreibe,  Jb«>n«ten  ju 
^anence,  löpfen  unb  Sdjineljtiegeln  (  Biegelerbe, 
i'itbograpbiefteine  u.bgl.  Die  Ijnbuftrie  befebäftigt 
fid?  bauptfädjlich  mit  topinncrei,  sBo\l-,  JöaummoU» 
unb  fieinweberei,  Strumpfwirferei,  Färberei,  ßeber-, 
Rapiers  @laS<  unb  Darmfaitenfabrilation.  Die 
■vleii  t :r aren  haben  einen  :Hu»  erlangt,  unb  ber  >>an - 
bei  mit  ©etreibe,  SBein,  6eu,  fiolj  unb  floblen  ift 
bebeutenb.  DaS  Departement  bat  ( 1897)  419  km 
difenbahnen  (Cftbahn  unb  bie  Orleans  *6balonS- 
«ahn),  etwa  209  km  fd?iff»  unb  flößbare  Saffer^ 
unb  (1899) 378,8 km  flationalftra&en.  Um  bie  93ollS- 
bilbung  ift  eS  gut  hefteUt.  1898  waren  von  1913 
Wetruten  20  Analphabeten.  —  93gl.  Coifeau,  Geo- 
graphie du  d6partement  de  l'A.  (JropeS  1858); 
'Soutiot  unb  Socarb,  Dictionnaire  topographique 
du  d^partement  de  TA.  (ebb.  1874). 

Stabe  (fpr.  obb) ,  öpacintbe  Laurent  Jbe'opbile, 
fran^.  Stbmiral  unb  ÜÄarineminifter,  geb.  22.  9cod. 
1826  ju  loulon,  würbe  1854  ftregattentapitän.  3w 
triege  t»on  1870  organifierte  er  bte  '-Uerteibigung  ber 
Garentanlinie.  1879  erhielt  er  ben  ©out>erneur= 
poften  auf  SDlartinique,  fehrte  1881  als  Äonter= 
abmiral  nad?  ^ranfreieb  jurüd  unb  würbe  mit  ber 
Seitung  beS  JorpebowefenS  betraut.  33om  7.  San. 
1886  bis  jum  31.  OTdrj  1887  mar  er  2Rarinemimfter 
unb  würbe  1886  $Jiceabimral.  Gr  ftarb  31.Dej.  1890 
in  Joulon.  (Sin  grofjer  Jeil  feiner  2tuffd|e  erfchien 
gefammelt  u.  b.  I.  «Entre  deux  campagnes»  (1881) 
unb  «A  terre  et  ä  bord»  (1884). 

»Jtubclbrurf,  ein  üon  ü>erm.  Slubel  in  Sinben* 
höhe  bei  Köln  erfuubeneS  bdiograpbifcbeS  An- 
fahren jur  iHeprobultion  öon  Äupferftid?en  unb 
^Icittern  in  anbern  SDianieren,  »ergröfeert  ober  t?er- 
llcinert  auf  3int,  unb  jwar  fowobj  für  feod?brud 
mittels  ber  5Bud?brudpre|le  wie  für  jiefbrud  mittels 
ber  Steins  ober  Äupferbrucfpreffe. 

21uücnnc<  (fpr.  ob'ndfe),  feauptftabt  beS  Äan= 
tonS  31.  (152,66  qkm,  17  ©emeinben,  23188  @.)  im 
Slrronbiffement  $rioaS  beS  fran§.  Depart.  Slrbicbe, 
rechts  oon  ber  SlrWcfae  auf  einem  310  m  hoben  Jöügel, 
ber  ben^lufe  um  1 10  m  überragt,  am  Jufee  berCeoem 
nen,  in  einem  fruchtbaren,  von  erleid  mm  Sultanen 
umgebenen  Sbale,  an  ber  3weiglinie  3iogu<^rabeS 
ber  Jranj.  OJcittelmeerbabn,  hat  (18%)  6198.  als 
©emeinbe  8224  (5.,  eine  Hircbe  auS  bem  15.  Sabrb., 
ein  Scblojj  aus  bem  13.  unb  16.  ^abrb.,  Stanbbilb 
»on  Dlicter  bc  Serre,  tleineS  Seminar,  i)anbelS« 

4 


Digitized  by  Google 


50 


«über  -  Slubiit 


geridjt ;  Qi\av  unb  Steintoblenbergmertc,  Sd?melj=  I 
bütten;  gabritation  von  Seiben-,  Soll:  unb  23aunu 
roollmaren,  £ud)  unb  Siebtem;  Gerbereien,  jjdrbe;  ; 
reien ;  berühmte  ÜJieffen  für  Seibe. 

4Jlubcr  (fpr.  obäbr),  Sauiel  Jraneoi*  tffprit, 
franj.  äomponijt,  geb.  29.  San.  1782  (md)t  1784)  ju 
Gaen.  Rani  Kaufmann  befttmmt,  ging  er  nad?  Conbon,  : 
lehrte  inbe*  balb  (1804)  nacb  tyari*  jurüd,  mo  er  \ 
fiel)  fortan  vormiegenb  mit  SMuftt  befebäftigte.  Bein 
Äompofttion*taleut  ben)iefen  befonber*  bie  Hon- 
jerte,  bie  er  für  ben  3Jioloncelliften  öamare  fdjrieb, 
unb  bie  unter  beffen  Manien  im  Srud  erfcbienen, 
fotote  ein  ÜBiolinfonjert  für  Maja*.  Qx  trat  1812 
mit  «Julia»  unb  1813  mit  «Le  sejour  militaire» 
al*  Cpemfompouift  au  bie  Cffentlicbieit,  errang 
aber  erft  1820  mit  ber  Cper  »La  bergere  chatu- 
laine»  einen  vollftdubtgcn  Erfolg.  3br  folgte  1821 
bie  Cper  «Emma  ou  la  promesse  imprudeute», 
bie  ebenfall*  ®iüd  maebte.  0«  allen  Cpem  biefer 
^eriobe  lebnt  fid)  31.  an  bie  Italiener,  namentlid)  an 
3fouarb.  31.  trat  1822  mit  Scribe  in  v4krbinbung, 
burd)  beffen  Sibrctti  er  von  $abr  }||  jjttfcl  tfort: 
febritte  in  ber  (Suuft  be*  ^ublitum*  machte.  Ser 
erften  au*  biefer  ^erbiubung  hervorgegangenen 
Cper,  «Leicester»  (1822),  folgten  gegen  30  anbere, 
von  benen  fid>  ein  Steil,  ttüe  «Le  macon»  («Maurer 
unb  Sdileffcr»,  1825),  «La  umette  de  Porticia 
(«Sie  Stumme  uon^ortici»,  1828),  «Fra  Diavolo> 
(1830),  «Gustave»  («Ser  Mastenball»,  1833),  «Le 
domino  uoir«  (1837),  «Le  lac  des  fee*»  (1839), 
»Les  diamants  de  la  couroune»  (1811),  «Carlo 
Broschi  ou  la  pari  du  diable»  (1843)  u.  f.  V).,  aud> 
außerhalb  ftranlrcicb*  nod)  immer  auf  ber  $iibne 
erhalten  bat.  Sie  letjte  Oper,  ju  ber  Seribe  ba* 
Libretto  geliefert,  «La  tiaucee  du  roi  de  Garbe», 
mürbe  im  jyrübiabr  1807  jur  2luff übrung  vorbereitet, 
unb  feine  legten  Cpem  überbaupt  fmb  «Le  premier 
jour  de  bonheur»  (1868)  unb  «Le  reve  d'amour» 
(1809).  Wadjbem  er  von  1842  big  1870  Siref= 
tor  be*  v$arifer  Jionfervatorium*  gemefen  mar  unb 
unter  Cubioig  Philipp  foiuie  unter  Wapolcou  III.  ba* 
3lmt  eines  Hoflapelimeifter*  bellcibet,  aud)  feit  einer 
langen  bleibe  von  fahren  ber  ^arifer  3llabemic  ber 
feböueu  «ünfte  ale  Mitglieb  angehört  batte,  ftarb  er 
13. Mai  1871  ju  ^ari*.  «ein  Sentmal  (Marmor; 
ftatue  von  Selaplancbe)  ju  (Sacu  mürbe  10.  yuni  1883  ' 
entbüllt.  Sie  Hauptrocrte  31.*  liegen  in  ber  mittlem 
^eriobe  von  1820  bis  1843.  $n  biefer  3eit  mar  er  ber 
tlaffifdje  Vertreter  ber  franj.  Opera  comique,  am 
gejeidjnet  burd)  Ceicbtigtett  unb  ©rajie.  i  d'Oti  in 
biefer  3eit  macht  fidj  bie  Hinneigung  ju  pilanten 
Offelten  geroöbnlicbfter  3lrt  bemerlbar.  Sa*  einjige 
SBert,  in  bem 3t.  fein  Jalent  voll  entfaltet  bat,  ift  «Sie 
Stumme  von  ^ortici».  —  $al  31.«  93iograpbie  von 
flobut  (in  Meclam*  «Univcrfalbibliotbet»,  fcpj.  1895). 

Aubergine  (frj.,  fpr.  obärrfcbibn),  dnnef.  unb 
japan.  ibonivareu  mit  blauroter  (Slaj'ur. 

"Jlubcrutllicrc  (fpr.  obarrroillicb)  ober  9lotre= 
Samebc*$ertu*,  auebüe*  35ertu^,^auptort 
be$  Kantons  31.  (♦»  l^emeinben,  35582  5.)  im  3irron= 
biffement  St.  Scnie  be«  franj.Seine=Separtement*, 
8  km  nörblidj  von  ^ariö,  bat  (1896)  27064,  alo 
©emeinbe  27332  (*.,  ^abritation  von  *em.  Nl>rc 
bulten,  Hautfdjuf,  '^appe,  gefirnijitem  Cebcr,  ^ar 
füinerien,  (yias ,  foivie  ^Brauereien  unb  ©ie&ereien. 
311  ber  'Mhe  eins*  ber  betadnerten  Aort*  von  ^ari->. 

Au  besoin  (frj.,  fpr.  0  befodng),  nötigenfalls 

$(ubione(fpr.  obinjeb),'5beob.3lgrippab',  franj. 
StoaMlltann  unb  Sdjriftfteller,  geb.  8.  ^cbr.  1552 


al»  Sobn  eine*  prot.  (SbelmannÄ  ju  St.  ÜHaurv  bei 
$ond  in  ber  Saintonge,  erhielt  eine  gclebrte  Gr- 
jiebung.  Qx  rettete  fid),  roegen  feineö  ©lauben*  mit 
bem  geuertobe  bebrobt,  naa)  Ddfani,  jeiebnete  fid> 
bei  bejf en  ^Belagerung  au*  unb  ging  nad)  (Denf ,  mo  er 
unter  iöeja  ftubierte.  Sann  griff  er  mit  ISonbe"  su  ben 
^Baffen,  tarn  na*  bem  ^rieben  nacb  v$arid  unb  ent- 
ging ber  SBartbolomäuänacbt,  meil  er  infolge  eine* 
Suell«  gefloben  mar.  91ad)  feiner  iHüdlebr  fdjlofe 
er  fid)  Heinrieb  von  9tavarra  an,  begleitete  ibn  nad) 
(^upenne  (1576)  unb  rourbc  fein  ÜJlitftrcitcr  unb 
Berater;  bann  Statthalter  von  ü)taillejai*  (feit 
1589)  unb  iSiceabiniral  ber  ftüften  von  ^oitou  unb 
Saintonge.  31.  fab  mit  Sdjntcrj  ben  übertritt  be* 
König*  jum  Äatbolicismu*  unb  fdjrieb  voll  3»m 
gegen  bie  Konvertiten  unb  Sauen  bie  ^lugfdmft 
«Coufession  catholique  du  Sire  de  Saucy»  (4>ar. 
1660  u.  1693);  au*  nacb  bem  (fbitt  von  9tantc* 
trug  er  bie  ftabne  be*  ^rotcftanti*mu*  bodb.  3Bäb-- 
renb  ber  9teligion*triege  (1577—94)  mar  31.*  poct. 
iUeiftermert  «Les  Tragiques»  entftanben  (gebrudt 
1616;  ^eubrud  s43ar.  1856;  bg.  0011  ^eabr  ebb. 
1872»;  unter  bem  (rinfluft  von  :)lonfarb*  «tcbule 
gebiebtet,  aber  originell,  ftellt  c*  in  fieben  Satiren 
bie  Seiben  be*  Siaterlanbe*  bar  unb  feiert  in  rauben, 
traftvollen  Herfen  bie  Cpfer  ber  prot.  Sadje.  sJ{acb 
Öciiuicb*  ^rmorbung  fl610)  mürbe  3L,  al*  Statte 
balter  in  Saintonge  lebenb,  megen  ÜiUbcrfpm*»? 
gegen  Die  dtegentiebaft  tDtaria*  von  sJ)iebici  ber 
•Hinter  eutfeijt.  Halb  miber  Hillen  fdjlofe  er  f>cb 
Oer  neuen  prot.  SSeroegung  au,  bie  jum  Vertrage 
von  Soubun  (1616)  führte  (f.  Hugenotten).  3« 
St.  3ean  b'Slngdp  vollenbete  er  feine  «Histoire 
universelle  1550—1601,  dedi^e  a  la  posterite» 
(3  «be.,  Taille  1616-20;  neue  31u*g.  von  3tuble, 
10  5Jbe.,  18i»3— 98),  ein  Seit,  ba*  nach  vJ>arlament*- 
befcblufe  von  Hcntei*banb  verbrannt  mürbe.  31.  floh 
1620  nad)  CÖenf  ;  feine  §einbe  erroirtteu  ein  Jobe*- 
urteil  iu  contumaciam  (1623).  Hier  ftarb  er,  bi* 
juletjt  rüftig,  29. 3lpril  1630.  Sein  le&te*  3öert  ift 
eine  gegen  ben  dufeern  Schein  (gried^.  phainestbai) 
be*  Hoflebcn*  in  ©efpräcbform  gefebriebene  Satirc 
«Les  aventures  du  baronde  Fa'ueste'>  (ÜJlaille'  1617 ; 
v)ieubmd  von  9)li?rimec,  %<xx.  1855).  91aa)  feinem 
£obe  erfebienen  im  Srud:  «Le  printeinps,  poeme 
de  ses  amours,  stances  et  odes»  (neuerbing*  bg- 
von  9teab,  s$ar.  1874);  «Sa  vie  k  ses  enfants» 
(1557  —  1618),  bg.  al*  «Histoire  secrete,  ecrite 
pu  lui-meme»  (2  9l)ev  Köln  1729—31;  31mfterb. 
1731)unbal*«Memoires»  (von  i'alanne, ^ar.  1851 
u.  1889),  beutfd)  von  Huber  (2üb.  1780),  ferner  in 
Schill  er*«Hiftor.sJ)temoiren»,iBb.9(3ena  1795),  unb 
vonSSaumC-Berl.  1854).  03efamtau*g.ber  «tLuvres» 
(mit  ®(offar  u.  f.  m.)  von  sjieaumc  unb  be  6au|iabe 
(6  58bc.,  ^Jar.  1873—93).  —  $Bgl.  Hente,  31.  b'3l.  (im 
«Hiftor.  Jafcbenbucb-,1873);  JKeaume,  Etüde  histo- 
rique  et  Iittcraire  sur  A.  d'A.  (v^ar.  1883);  Von 
Sali*,  3t.  b'3l.  (Heibelb.  1885);  iütorillot,  A.  d'A. 
($ar.  1885);  0.  ©uijot,  A.  d'A.  (ebb.  1890). 

3L*  Sobn,  So nft an t  b'3L,  5)aron  von  Suri- 
mcau,  geb.  um  1584,  trat  jur  tatl?.  Äircbe  über. 
Gr  ftarb  1645  auf  ber  ^nfcl  Martinique  unb  ift 
ber  ÜJater  ber  SWarquife  von  3Jlaintenon  (f.  b.). 

«ubifliu-,  Steile  b',  f.  OKerle  b'3lubigne. 

itubigiU)  (fpr.  obinjib),  f.  9tidnnoub  (Jamilie). 

'Hubiu  (fpr.  obdng),  Hauptftabt  be*  Danton*  31. 
(69,68  qkm,  4@emeinben,  19944  ß.)  im  Slrron 
biffement  s43illeframbe  be*  franj.  Scpart.  3lvepron, 
in  210  m  Höbe,  an  ber  Vinte  (Sapbenac  =  :Uobej  ber 


Digitized  by  Googl 


Aubl.  —  u.  u.  c. 


51 


Crlcansbabn,  bat  (18%)  2121,  al*  ©emctnbe 
9781  G.,  alte  Hircfcc  (12.  '^abrlO,  Scblefcruine, 
Steinloblengrubcn  (etwa  4000  Arbeiter),  Jammer: 
rocrl;  .«anfiel  mit  ©ctreibe,  Bicb,  >>olj,  Glien.  3" 
ber  Umgegenb  werben  Gifcn  Oöocböfcn  von  ©un), 
Scbmefel,  Shunt,  Marmor,  Haltftcin  unb  anbere 
Mineralien  gewonnen  unb  bic  im  »anbei  febr 
fuebten  Sdw  von  Gjranfac  gcjüd?tet. 

Alibi.,  naturrciiienfcbaftlicbe  3tbtür$ung  für 
3ean  Baptiftc  Gbriftopb  5uf<5e  Küblet  (ipr. 
ebleb),  geb.  4.  9tov.  1720  ju  Salon,  geft.  6.  SDtai 
1778  ju  i<>ari*,  Bcrfafjer  ber  «Histoire  des  jdantes 
de  la  (lujane  frau^aisc»  (4  33be.,  4$ar.  177:")). 

Stubonne  (fpr.  obönn).  1)  ©ejirf  im  fc^lDCt}. 
Kanton  ©aabt,  bat  (1888)  8539  G.  in  17  0c- 
meinben.  —  2)  »ejirföftabt  im  Bewirf  31.,  auf  einer 
21nböbe  über  bem  Aluifc  21.,  2,5  km  nörblicb  von 
Per  Station  Sl.^llaman  ber  Sinie  ©euM'aufannc 
Per  3uraSimplon=Babn,  bat  (1888)  1805  Prot.  G., 
$oft,  Telegraph,  alte  Kircbe  mit  interc||antcn  0rab= 
malern,  Scfeloft,  ^rogumnajium ;  ^abrmärfte. 

'ilubrac,  3JJont*  b'  (fpr.  mong  bobtäd),  eine 
jum  Spftem  bcrGevcnuen  gehörige,  burd?  präd?tigc 
Baf altfaulen  au?gejeicbnetc,  50  — GO  km  lange 
unb  15  — 25  km  breite  0ebirg*Utte_vultaniidien 
Urfprung*,  jroifcben  bem  i'ot  unb  benen  3nflüifen 
Gelagne  unb  2ruwere,  teil*  im  frauj.  Separt. 
^ojere ,  größtenteils  aber  im  £epart.  3luepron,  mit 
Meinen  «Seen,  tiefen  Scblucbten,  auegcbebnteu 
Sälbern  (6000  ha)  unb  liefen,  auf  Denen  Die 
2lubrac=:Hinber  gejüd'tet  werben.  2er  ©ipfclpunft 
tiefer  ©ruppe  ift  ber  il'iailbebiau  (1471  m). 

SUbrtj  (fpr.  obrib),  Gbarles  starte  Barbe 
Slntoine,  franj.  ^urift ,  geb.  20.  ^uni  1803  ju 
3abern  (im  Clfaf?),  mar  bi*  1870  vU,rofcffor  unb 
jjilf  siebter  am  Tribunal  311  Strasburg,  1872—78 
Äat  am  Kaffation*bof  in  *)>ari*  unb  ftarb  bafelbft 
13.  ÜJtärj  1883.  Sein  mit  iHau  verfaftter  <  Cours  de 
droit  civil  franrais  »  (5  Bbc,  "$ar.  1838—  47; 
4.3lufl.,8Bbe.,cbb.l8G9— 76)warurfprünglicbeinc 
Bearbeitung  von  3acbariä*  u£>anbbucb  be*  franj. 
GivilredM* »,  mürbe  aber  immer  felbftänbiger  unb 
bilbet  bie  ftauptquelle  be*  franj.  Givilrccbt*.  2lud) 
uberfeHtc  31.  ©oetbc*  «<jauft»  in*  ftranjefifdje. 

ttubrt)  be  3Hontbibter  (fpr.  obrib  be"  mongbU 
bieb),  ein  franj.  iHitter,  ber  na<b  einer  verbreiteten, 
aber  falfcben  3lnficbt  jur  Seit  König  KarlsV.  um  1371 
nafee  bei  "i'ari*  von  Wicbarb  bc  üHacaire  ermorbet 
mürbe.  Siefc*  Verbrechen*  baburdj  verbäcbtig,  ba{$ 
21.*  öunb  ihn  ftet*  mfltenb  anfiel,  mujitc3Jtacairc  auf 
Befehl  be*  König*  mit  bleiern  2(nfläger  im  ©ottc*; 
urteil  Idmpfen.  Surd?  bie  Biffc  be*  .tumbc*  töblid? 
vermunbet,  geftanb  er  feine  Sdjulb  ein.  3n  ©abr^ 
beit  fübrt  bie  gefd?id>tli*  -  legenbarifebe  ©runb= 
läge  biefer  6l)(l|htnfl  («Cbien  da  Moutargis»)  bi>5 
in  bie  laroling.  Verlobe,  bic  litterarifdie  bi£  inl 
12.  3abrb.  jurüd;  fic  ftebt  urfprünglidj  in  SBers 
binbung  mit  ber  Sage  von  ber  unfcbulbig  uerleum: 
beten  Sibplla,  ber  fagenbaften  OKittin  Jlarl^  b.  @r. 
Bcbanbelt  rourbc  ber  Stoff  im  iDiittelalter  in  beu 
meiften  german.  unbroman.Spracben;  vgl.  von  ber 
•Öagen,  ©efamtabenteuer  (Bb.  1,  9ir.  8);  Macaire, 
chanson  de  «este,  bg.  von  GhieHarb  (i>ar.  180G). 
^\n  neuerer  3«U  tarn  bie  Sage  in  Aranlveidj  in  «S)ef 
.v>unb  bed  21.  ober  ber  ^alb  bei  iöonbi)"  alö  Melc- 
brama  auf  bic  5Kibnc.  M  2)cutfddanb  irurbe  bie* 
:Hübrftüd  juerft  auf  beu  ^orftabttbcatnu  ^icn^, 
im  Sept.  18  IG  auf  ber  fbninf.  iHühne  ju  SBrrltn 
gcfpiclt.  2tle  e«  1817  and?  in  Weimar  jur  Huf 


fülnitug  mit  bem  breffierten  s^ubel  beö  SdMiijpies 
lere  iiarften  beftimmt  marb,  legte  ©oetbe  bie  Üei= 
tung  ber  Bübne  nieber. 

51  u  b  rt)  Mcc  11  in  1  e  (fpr.  obrib  U(ongt),  ^can  S8ap= 
tifte,  frani.  ^'itbograpb,  geb.  31.  Ctt.  1797  in  9lijja, 
geft.  2.  3){ai  1858  in  ^ari^,  mibmete  ficb  bafelbft 
unter  bem  üJtalcr  ©irobet^riofon  ber  Heicbentunft 
unb  bilbetc  ficb  jum  ^itbograpben  au«.  21.,  befonberä 
glüdlicb  in  sJlad:bilbung  ber  tveieben  jyormengebung 
i^rub'boinS  vermadne  fein  vollftänbigeä  siBert  (308 
Blätter)  bem  laifcrl.  ilupferfticblabinett. 

3luburn  (fpr.  abboru),  sJiame  mebrerer  Crte  in  beu 
bereinigten  Staaten  von  2linerifa,  u.  a.:  1)  J^aupt* 
ftabt  be*  Gountp  2lnbro«coggin  in  SMamc,  an  ben 
Odilen  bc*  2lnbro*coggin,  iVivifton  gegenüber,  bat 
(1890)  11 250  (5.  unb  Sdmbfabrifcn  —  2)^>auptftabt 
bc*  (iouiitp  Gapuaa  in  ^ceuvorf,  iveftfübroeftlid) 
von  Spracufe,  am  Croa*cofee,  bat  (1890)  25858  Q., 
ein  grofjc*  Staat*gefängni*  (fog.  3luburnfcbe8 
6  p  ft  e  m ,  f.  Öcf  ängnisroefen),  ein  pre*  bpterianifebe* 
Seminar  unb  verfebiebenartige  ^Inbuftrie. 

fHubuffon  (fpr.  obüfföng),  Sumte  von  Jeppicben, 
Möbclftoffcn  u.  bgl.  in  21rt  ber  ©obclin*  (f.  b.),  bie 
in  ber  Stabt  31.  gemoben  werben. 

Slubuffon  (fpr.  obüfföng).  1)  Slrronbiffciwcnt 
im  frauj.  Separt.  (Srcufe,  bat  2010,r,o  qkm,  (1896) 
98  438  G.,  103  ©emeinben  unb  3crfällt  in  bie  10 
Kantone:  31.,  31ujances,  Üiellegarbc,  GbCniraille*, 
So  Gourtine,  Grocq,  Gvaur,  ^clletin,  ©entiour,  ©t. 
Sulpicedee-Gbamp*.  —  2)  ^auptfiobt  be*  21rron-- 
biffement*  31.,  in  45Gm  »öbe,  an  ber  Greufe  unb  ber 
State  Buffeau  b'2lbun:5clletm  ber  Jranj.  Driettn** 
babn,  bat  (189G)  6112,  al*©cmcinbeGG71  G.,«om= 
munalcollCge,  bebeutenbe  jyabrilation  vonJeppicben 
(feit  15.^abrb.,  2000  3lrbeitcr),  2ud?,  Herfen,  ü)io= 
guette*  (cammet)  unb  Baumivollscugen.  2luf  einem 
.viiigel  bie  9luincn  eine*  im  1 1 .  3abrb.  erbauten,  1632 
^erftörten  Sddoffe*.  -  -  21.  lam  1260  an  bie  ©rafen 
ber  ÜJlarcbe,  bie  ben  iitcl  33icomte  von  21.  fübrten. 

9(ubuffon  (fpr.  obüfföng),  ^ierreb',  ©rofemeifter 
bc>>  ^öbannitcrorbcu*,  au*  altem  franj.  21bel,  geb. 
1423,  foll  fdion  in  jungen  fahren  an  einem  Jünen- 
jug,bannamftricgcbe*2)aupbin*gegenbicScbroei: 
jer  1444  teilgenommen  baben.  Seine  biftor.  6teh 
lung  aber  errang  er,  al*  er  in  üJtbobu*  in  ben  3oban= 
nitcrorben  eintrat.  ^)lad)  Sranlreicb  gefebidt,  um 
.vulfe  gegen  bie  nad)  bem  Jall  von  Honftantinopel 
(1453)  übevmädnigcu  dürfen  ju  erlangen,  erbielt  er 
von  Karl  VII.  16000  ©olbtbaler  für  ben  Crben.  Sei- 
ner berbienfte  roegen  rourbe  er  1467  in  ben  engern 
2lu*)dnif5  iur  Bermaltung  be-5  Crbeu*fchahe*  auf^ 
genommen,  erbielt  bie  2luffid)t  über  ben  iyeftung*- 
bau  in  IHbobu*,  tvurbe  ©rofeprior  von  31uvergne 
unb  1476  ©rofnneifter.  3"  biefer  Stellung  leitete  er 
mitgldn3ciiber3;apfcrfeitbieBerteibigungvonsJibo- 
bu*  OJDiai  bi*  i^uli  1480)  gegen  bie  flotte  SKobam< 
meb*  IL,  bie  er  jum  Mürfjug  nötigte.  Ginen  Sericbt 
31.*  hierüber  an  Kaifer  ^riebrid)  III.  («De  servata 
inbe  etc.»)  finbet  man  bei  jTcber,  «Germauicarum 
rerum  Scriiitores»,  5öb.  2  (Aiantf.  1610;  Straftb. 
1717).  31.  mürbe  1489  Karbinal ;  1501  übernahm 
er  al*  ©eneraliffimu*  ber  dmftl.  flotte  ben  Cber= 
befebl  gegen  bie  dürfen,  boeb  ritbtete  er  menig  au*. 
Gr  ftarb  13.  1503.  —  bgl.  iöoubour*,  llistoire 
de  Pierre  d'A.  (^ar.  167G;  abgcfürjte  21u*gabc, 
Brügge  1887). 

a.  u.  0.,  3(blürjung  für  anno  orbu  conditoc 
(f.  n.  11.),  aud)  für  ab  urbc  condita  (feit  ©vfmbun^ 
ber  Stabt  IWom]). 

4* 


)igitized  by  Google 


52 


9tud)  —  HucflaiiteinfelH 


31  »dj  (fpr.  obfcp).  1)  *cranbiff«nent  int  franj. 
3>epart.  ©er«,  pat  1306,so  qkm,  (1896)  58648  &, 
85  ©emeinben  unb  verfällt  in  bie  6  tfantonc:  Study 
9torb,  SlucpjSub,  ©imont,  3>egun,  Saramon,  95ic= 
^cjcnfac.  —  2)  $anpiftabt  be«  franj.  $epart.  ©er« 
unb  Slrronbinement«  91.,  am  ©er«,  ber  fic  in  Ober* 
nnb  Unterftabt  teilt,  an  ben  fiinien  3tgen  =  2arbe« 
unb  2ouloufe*Sl.  (89  km)  ber  Sübbabn,  bat  (189G) 
9313,  alä  ©emeinbe  14838  6.,  in  ©arnifon  ba« 
9.  ßbaffeur*  unb  einen  Seil  be«  88. 3nfauterieregi= 
ment«  unb  ift  Si&  be«  Unterpräfetten  unb  eine*  $xy 
bifdjof«  (Shöcefen  Stire,  9Japonne,  2arbc«).  2)ie 
Stabt  ift  terraffenförmig  aufgebaut,  Kit  enge,  ab: 
ftbüffiflc  Strafen  (eine  mit  373  Stufen),  aber  reget: 
mäfeige  %ki\\<,  unter  benen  ber  oberfte  Stuejidbt 
auf  bie  Brenden  geroäprt;  fdjöne  Hatbebrale  mit 
bopem  ©eroölbe  (26,7  m)  unb  @la«malereten  (1513); 
Sanabau«  unb  Gbor  (1489  —  1584)  im  fpätgot., 
bie  stürme  im  ital.,  ba«  portal  (17.  3aprp.)  im 
grieeb.  Stil  (vgl.  Sancct,  Stalles  du  cheeur  de  la 
cathedrale  d'A.,  2p \.  1860);  eine  «ibliotljet  (18000 
Sfinbe),  Seminarbibliotbe!  (14000  5Jänbe);  neuen 
"  iftijpalaft;  fcotehbc^ille  mit  2peater  unb  9Nu: 
ber  2Ralerei  unb  ©eologie;  grofje«  Krantcn* 
,  fceilanftalt  für  ©eiftestrante  in  prächtigem 
Jebäube;  Spceum;  ^riefterfeminar;  ölonomiicpe 
©efellfcbaft  unb  pbpfit.Äabinett;  Filiale  ber^tam 
äöfifcfaen  93anf ;  SJeinroanb:  unbSaumroollroebereien, 
©erbercien,  Brennereien  Pon  Qaw  * b'Slrmagnac, 
guten  Dbftbau  unb  bebeutenben  f>anbel  mit  ©ein, 
Söranntroein,  Sieb,  ©eflügel,  £>olj,  2Jlebl  unb  ©e= 
treibe.  —  St.,  Elimberrum,  Eliberris,  fpäter  Au- 
gusta  Auscorum ,  mar  §u  ttäfar«  Seit  bie  6aupt= 
ftabt  ber  Slulfer,  fpäter  ber  ©raffebaft  Slrmagnac 
(1140—1484)  unb  üon  ganj  ©a«cogne.  879  mürbe 
es  erjbi«tum,  fpäter  mistige  fteftung,  bie  1473 
bie  Gruppen  fiubmig«  XI.,  1587  bte  Katboltfen  im 
flampfe  gegen  bie  Salmniften  eroberten.  Stach  93c= 
feitigung  ber  Jeftungeroerfe  im  18.  3apfP-  bob  ftd? 
ber  Ort  mebr  unb  mebr.  l5'iß-2. 
Auohenla,  f.  Sama  unb  Jafel:  Kamele  II, 
QlurfKniitcr  Igrcp.),  Peraltete«  ^nfrrument  in 
ber  ©eburtebilfe,  biente  jur  T'etapitation  be«  ^ötu*. 
ülud)  irf)  mar  in  ttrrabien,  f.  Et  in  Arcadia 
aiudioiucr,  f.  ßautafueüöltcr.  [ego. 
3lurf  lanb,  engl.  Stabt,  f.  SBübop^ucflanb. 
Slucflanb  (fpr.  abtlänb),  grbfUe  Stabt  ber  %xo-- 
Pinj  31.  (66424  qkm,  11896]  153564  <*.),  auf  ber 
ftorbinfet  üon  ÜReufeelanb ,  an  ber  ©aitematabuebt 
be«  öauratigolfe«,  bie  ben  £»afcn  ber  Stabt  bilbet, 
am  fMtbmuS  oon  31.  unb  am  ftufee  be«  erlofdbenen 
Sultan«  Ü)lount-(*bcn,  tft  Sift  eine«  beutfcpenKom 
füll  (für  bie  ^rouinj  St.),  eine«  engl,  unb  eine« 
röm.sfatp.  SBifdjof«,  bat  eifenbabnoerbinbung  naep 
bem  Innern,  (1896  )  31424,  mit  ben  SBorftäbten 
57616  ß.,  gute  Sd?ulen,  barunter  ba«  University 
College,  eine  1861  gegrünbete  ©eleb.  rte  ©efellfdjaft, 
SJlufeum,  Jöibliotbet,  botan.  ©arten,  Sbcatcr,  ad;t 
Tanten  u.  f.  m.,  Slusffubr  pon  Äaurifopal,  ©olb 
unb  ©olle.  $er  PortreffÜd?e  öafen  ift  Sluegangö* 
puntt  regelmäßiger  Dampferverbinbungen  nadbüDtel« 
bourne  unb  Honolulu.  1899  liefen  ein  com  Slue^ 
lanb  221  e*iffe  mit  311827  unb  9593  cdnft'c  au« 
neufeelänb.  ,f)äfen  mit  1148939  SlegijtotOiil.  St., 
1840  gegrünbet,  mar  bi«  1864  Sik  beö  ©ouüerncur« 
»on  9(eufeelanb. 

^Uudlnnb  (fpr.  apflänb),  engl.Üorb«:  unb  ©ra= 
fenmürbe  in  ber  Familie  C'bcu.  Gin  6ir  SHobcrt 
eben  (geft.  1720)  mar  1672  jum  Söaronet  erpoben 


morben.  Neffen  iviad)iomme  mar  ber  pim  öorb  8t. 
erbobene  SBilliam  (£ben,  engl.  Siiplonuit,  geb. 
3.3lpril  1744.  (hbefucfcte  bie  ©elc^rtenfd?ulen(Ston 
unb  Crforb,  mürbe  1769  Stbootat,  betrat  mit  feiner 
Ernennung  jum  UnterftaatöfeErctdr  1772  bie  polit. 
Saufbabn,  mürbe  1774  in«  Unterpau«  berufen  unb 
ermarb  fid?  balb  Sljifeben  al«  Slutorität  in  »olt^- 
mitti*aftlicben  unb  jurift.  fragen.  Seine  eigent: 
liebe  Sbätigtät  begann,  al«  '^itt  1784  bie  Ceitung 
ber  ©efcbdfte  übernahm.  6ben  erhielt  1785  bte 
ivübrung  ber  Serbanblungen  in  Serfaille«  für  ben 
.v>anbel«oertrag  mit  {yrantreieb.,  ber  nebft  anberu 
Slbmacbungen  trofe  üieler  Scbmierigteiten  ju  ftanbe 
tarn.  1788  ging  er  al«  aufterorbentlidw  ©efanbter 
nacb  SKabnb  unb  rourbe  1789  al«  2orb  St.  in  bie 
irifebe  ^airie  erpoben.  dr  mürbe  nacb  Slmerita, 
1790  nad?  öollanb  gefanbt,  mo  er  bi«  1793  blieb, 
ftacb  feiner  Öx  bebung  jur  ^airie  oon  ©roßbritannien 
al«  Corb  St.  oon  ©eft-Studlanb  (1793)  joa  er  ftd>  oon 
ber  Diplomatie  jurütt.  6r  blieb  in  enger  $Jerbinbung 
mit  %\tt  unb  mar  1798—1801  Oberpoftmeifter  in 
bellen  erftem  iUlinifterium.  Gr  ftarb  28. 3Kai  1814. 
St.  mar  mit  Erfolg  al«  wormiegenb  polit.  Sd>rift= 
fteller  tbätig,  mie  in  « Principles  of  Penal  Law» 
(1772),  «Four  Letters  to  the  Earl  of  Carlisle» 
(1779);  1779  erfd?ien  «History  of  New-Hollaud» 
u.  a.  The  Journals  and  Correspondence  of 
William  Lord  A . .  edited  by  his  son,  the  Bishop  of 
Bath  and  Wells  (4  93be.,  1860—62).  -  tym  folgte 
fein  jmeiter  So^u  ©eorge,  geb.  25.  Stug.  1784, 
ber  im  llnterbaufe  mie  fpäter  im  Cberbaufe  eifriger 
©big,  1830—35  unter  ©reo  unb  Melbourne  erft 
Öanbel«minifter,  bann  (frfter  fiorb  ber  Stbmiralität 
mar,  1836  jum  ©eneralgounemeur  pon  Cftinbien 
ernannt  rourbe  unb  1838  einen  flrieg  mit  Stf gbaniftan 
(f.  b.)  begann,  beffen  glüdlidjer  Stnfang  ipm  1839  bic 
Grbebung  jum©raf  en  öonSt.  bradjte.  1842  beim: 
getebrt,  rourbe  er  1846  roieber  ßrfter  fiorb  ber  3tbmi= 
ralitdt  unb  ftarb  1.  San.  18-49.  (itol.  Srotter,  The 
eurl  of  A.,  Crforb  1893.)  SJlit  ipm  erlofcp  bie 
©rafenmürbe;  al«  britter  fiorb  St.  folgte  ipm  ein 
trüber  Robert  ^opnGben,  geb.  10.  ?uli  1799, 
ber  ©eiftlicber  unb  bamal«  (feit  1847)  SMfdjof  oon 
Sobor  unb  s$lan  mar,  1854  ^atb  unb  ©eil«  er^ 
bielt.  Qx  ftarb  nad?  9(ieberlegung  feine«  Slmte« 
25.8tpril  1870.  —  ?bm  folgte  al«  Pierter  £orb  Sl. 
fein  dltefter  Sobn  Silltam  ©eorge  Cr  ben,  geb. 
19.  San.  1829,  pon  1847  bi«  1861  im  biplomat. 
Sienft  tbätig,  geft.  27.  ^ebr.  1890  in  Bonbon. 
Tninfter  Öorb  St.  ift  fein  oopn  ©iltiam  3)1  or= 
ton  eben,  geb.  1859. 

Mutflttnb*infdn(ipr.  abtlänb«-),  auftrat.  3nfel= 
gruppe,  unter  50°30'fübl.©r.{  380  km  f übroeftlicb 
üon  9leufeelanb  gelegen  (f.  bie  Äarte  ber  Süb  = 
potarldnber),  roefentlid)  puttanifdjen  Urfprunge, 
bcftefyt  au«  ber  S"icl  St ud lanb  (440  qkm)  unb 
utebrern  Keinem  3"feln  (sufammen  852,4  qkm), 
fämtlicp  bergig  unb  gut  beroalbet.  1  Hlitua  ift 
iroar  feudjt  unb  ftürmifcb,  boep  gebei^cn  picr  mert- 
rourbigermeife  einer  fubtropifepen  foroic  einer  at= 
pinen  Hone  angebörige  Jölumen  unb  ^iflanjen;  hier 
unb  auf  berSampbellinfel  roacfcfenbie  am  roeiteften 
gegen  Süben  Dorgejdjobenen  baumartigen  ivame. 
Die  Unfein  finb  febr  reieb  an  Sceljunben,  93ögcln, 
gifdien  unb  allerlei  niebern  Siereu.  2>ie  trofe  ber 
isolierten  £age  ber  ^nfeln  pier  brütenben  Sanbüögel 
fmb  meift  mit  neufeelänbifdjen  ibentifdj;  brei  ftnb 
eigentümlich, barunter  eine Gntc,  bieeineetgene  ©at = 
hing  (Nesouetta)  bilbet.  Sic  St.  rourben  1806  ent= 


Digitized  by  Google 


Au  contraire  ?(ubc 


53 


udl  unb  1849,  rochen  ibrer  äiiidjtigjcit  al$  Saupt- 
ftation  für  ben  ©alfifd?fang  in  ber  öübfee,  oon  ben 
(htglänbern  befe&t;  fie  gehören  jum  ©ouoernement 
3l<ufcclanb,  jäblen  aber  feine  anfäfftgen  Semobner. 
Sie  21.  waren  eine  ber  360  Stationen,  auf  benen  1874 
ber  VenuSburcbgang  beobachtet  würbe. 

Au  oontraire  (frj.,  fpr.  o  tongttäpr),  im 
©cgenteil.  [fenben. 

An  oourant  (frj.,  fpr.  o  turdng),  auf  bem  Sau* 

Anct.  ober  Au/.,  bei  naturwiffenfebaftlicben  9ta< 
nun  fooiel  wie  auetorura,  autorum,  bejeidmet,  bafe 
ber  91ame  oon  vielen  Tutoren  gebraud>t  werben  ijt. 

iluctton,  f.  äuttion. 

2tuctor,  f.  Suttor  unb  Itutor. 

Auotoriinominatto,Auctori8laudatio(lat.), 
Benennung  be8  Shiftorä,  im  Gioilprojcft  bie  Be- 
nennung beä  eigentlichen  Vertreters  ber  «Sache  burd? 
ben  Vertlagten.  2Bcr  als  Seft&er  einer  Sadje  ober 
eineä  binglicben  SRecbtä  (namentlid)  mit  einer  bing 
lieben  Klage  [f.  Actio]  auf  Verausgabe)  oetflagt 
wirb,  ftdb  aber  in  ben  SRecbtSftreit  nidjt  einladen 
irill,  »eil  er  im  91amen  eines  dritten  (beS  fog.  mittel  • 
baren  Seftfcerä ;  Sürgerl.©efeftb.  §.  868)  befittt,  barf 
benjenigen,  in  befien  Flamen  er  heftet,  ben  Sluttov 
(ber  Verwalter  feinen  Sluftraggeber,  ber  DJtieter  ben 
Vermieter  u.f.w.)  benennen.  vJiad?  röm.SRecbt  folltc 
bann  biefer  oom  Siebter  gelaben  werben,  um  bic 
Verteibigung  ber  Sache j\i  übernebmen.  Seiftet  et 
bem  £olge,  fo  finbet  ber  $roje&  jwifeben  bem  Wäger 
unb  ihm  ftatt.  Seiftet  er  nicht  ftolge,  fo  muft  ber 
Vcftfter  bie  Sache  an  ben  Äläger  herausgeben,  unb 
e§  bleibt  bem  mittelbaren  Sefther  oorbebalten,  feine 
iRedjte  gegen  bcn  bieberigen  Kläger  feinerfeit*  fta= 
aenb  ju  ©erfolgen.  9iacb  Seutfd?er  (Sioilprojeftorbn. 
§.  76  tft  bie  ftorm  bie,  bap  ber  Vertlagte  bem  Sluttor 
oor  Verbanblung  jur  &auptfacbe  ben  Streit  oer* 
tünbigt  unb  ibn  unter  Benennung  an  ben  filäaer 
jur  (htlärung  labet,  dt  barf  bann  bis  ju  biefer  (?r- 
tlärung  ober  bis  jum  Scplufi  beS  Termins,  in  web 
cbem  ftcb  ber  Benannte  ju  erllftren  bat,  bie  Verbanb= 
lung  jur  öauptfacbe  oerweigern.  Schreitet  ber  Se= 
nannte  bie  Behauptung  beä  Seflagten  ober  ertlfirt 
er  ftcb  nic^t,  fo  ift  ber  Beilegte  berechtigt,  bem  Klage- 
antrag ju  genügen.  SBirto  bie  Behauptung  oon  bem 
benannten  als  richtig  anerfannt,  fo  ift  berfelbe  be- 
rechtigt, mit  3uftimmung  beS  Setlagten  ben  ^Brojefi 
ju  übernehmen,  ähnlich  Cfterr.  Gioilprojelorbn. 
com  L  äug.  1895,  §§.  22  fa. 

Snctorttät,  fomel  wie  Slutoritdt  (f.  b.). 

Aucüba  Thbg.,  31  u tu b e,  Vflanjcngattung  ans 
ber  ftamilie  ber  ßornaeeen  (f.  b.)  mit  nur  wenigen 
Jlrten  in  Cftaften;  immergrüne  Strducber  mit  leber: 
artigen  Blättern  unb  Weinen  braunroten,  eine  jiem= 
lidj  grofee  SRifpe  bilbenben  jmeibäuftgen  Blüten.  Sic 
in  3apan  einbeimifd>e  A.  japonica  Thbg.  ift  ein  in 
®firten  unb  Äaltbdufern  fehr  Derbreiteter3ierftraudv 
Jn  ben  genannten  üdnbern  roirb  biefer  grofee,  gläu 
jenbe,  elliptifche  oberldnglicbslanjettförmige,  oft  gelb 
gefledte  ^Blätter  tragenbe,  2— 2,6  m  hohe  Straud) 
feit  ^ahrbunberten  tn  jablreichen  Varietäten  fulti: 
wert,  con  benen  ©tele  nach  Cruropa  getommen  finb. 
Cine  »weite  3lrt  (A.  himalaica  Hook.),  tjom  öftl. 
Himalaja,  erft  in  neuefter  3«t  in  bie  europ.  ©ärten 
ctnfliefübrt,  foll  üiel  jarter  als  bie  iapanifebe  fein; 
biefe  bat  lorallenrote ,  iene  orangefarbige  Seeren. 
Xie  Vermehrung  gefebiebt  meift  burdi  Stedlinge. 

And.,  naturroijfenfdjaftlidje  Slbtürjung  für  ben 
franj.  3«>ologfn  §ean  Victor  Slubouin  (fpr. 
obtiäng;  geb.  17P7  in  ^ari?,  geft.  1M1). 


Aud&oem  audentes  fortüna  ad  jüvat, 

lat.  ©priebroort  («bem  Äühnen  hilft  ba«  ©lüd»),  fo- 
üiel  wie  Fortes  fortana  adjuvat  (f.  b.). 

Audacter  oalumniare  (auch  Calumniarc 
audacter),  semper  all  quid  haeret  (lat), 
«nur  feef  oerleumbct,  etwaö  bleibt  immer  hängen!» 

Stube  (fpr.  obb ;  im  Altertum  Atax,  Narbo,  Atta- 
gus), ftlup  in  Sübfranfreid),  entfpringt  in  ben  Dft= 
pprenäen  am  9ioc  b'Ülube  in  2377  m  ööbe,  wentg 
öftlich  üom  Vup«be  =  6arlitte  (2921  m),  fliegt  erft 
gegen  SJ(.  burd?  bie  5(X)  m  tiefen  Scblünbe  oon  6ar= 
canierel,  bann  bureb  ben  oon  einer  Äunftftrafte  burdv 
jogenen  Gngpa^  uon  s^icrrc:2iS  mit  fteilen  fytä- 
wänben  über  Cuillan,  mo  er  (auf  eine  Sänge  üon 
150  km)  flößbar  wirb,  unb  Simour,  wo  er  in  bic 
Gbene  tritt,  nad)  (Sarcaffonnc  unb  bann,  auf  bem 
Unten  Ufer  uom  Sübtanal  begleitet,  oftwärtS  bureb 
ben  6tranbiee  Venbre«  unb  münbet  etwa  20  km 
oftnorbbftlicp  oon  iNarbonne  unb  14  km  füblich  oon 
S<fjierS  naa)  223km  langem  Saufe  in  ba«  ttclmecr. 

Slttbe  (fpr.  obb),  Departement  im  fübl.  §rant- 
reich  (f.  Äarte:  Wittel'  unb  Sübfranlreicb, 
beim  Sirtitel  ^rantreid?,  93b.  17),  nadj  bem  ftlufi  ft. 
benannt,  umfaßt  bie  ehebem  ju  Saugueboc  gehörigen 
Orafichaften  SauragaiS,  ßarcaffej  unb  fRafcj  nebft 
ber  Siöcefe  9larbonne,  grenjt  im  sJt.  an  bie  55cpart. 
Zaxn  unb  ioerault,  im  0.  an  baS  ÜJtittelmeer,  im  S. 
an  baS  2)epart.  $pre'ne'e«=DrientaleS,  im  SB.  an 
Kriege  unb  im  919©.  anöaute^aronne,  bat  6313,2 1 
(nach  Berechnung  be*  ÄriegSminifteriumS  6341) 
qkm,  1891 :  317372, 1896:  310513  (*.  (gegen  1891 
eine  Slbnabme  oon  2,7  Vroj.),  barunter  8686  3lu$ 
länber,  unb  jerfällt  in  bie  oier  ?lrronbif|ementd  ©ar 
caffonne,  (Saftelnaubaro,  Simour  unb  Slarbonne  mit 
31  fiantonen  unb  439  ©emeinben.  fiauptftabt  ift 
(Sarcaff onnc  (f.  b.).  Scn  fübl.  Jcil  erfüllen  bie  Vor 
pprenäen.  2)ie  Bftl.3weige,  SeS  (SorbiereS,  fteigen  im 
$up:bc:Vugarach  1231  m  hoch  auf  unb  treten,  wu 
bie  weftlid)en,  bi*  an  bie  Sobenfentung  be^  9lube 
tbal«  unb  bes  ßanal  bu  5Dlibi.  ^cnfeit  biefer  Jbal 
uird-e,  bic  einen  Jeil  ber  natürlia^en  VerbmbungS: 
ftrafje  jwifdjen  bem  ÜHittellänbif  eben  SReer  unb  Dcean 
bilbet,  erhebt  ftcb  an  ber  9torbgrenje  bie  ÜJtontagne 
9Ioire,  bie  füblich  ften  Sluöläufer  ber  (Seoennen,  im 
Vic^be^ore  1210  m  hoch.  Sin  ber  Äüfte  fteigt  ber 
SBoben  öftlich  oon  9iarbonne  im  ©ebirge  be  la  Glappc 
bi$  214  m.  Sie  Äüfte  ift  flach,  hat  leine  Suchten 
unb  iHeeben,  aber  mehrere  Stranbfeen,  j.  S.  ben  oon 
Sage^  unb  Sigean,  ber  ben  "Jiobinetanal  (ben  alten 
Öauptflup  «Hobine)  oon  Sorbonne  aufnimmt  unb 
ben  tafelt  Sa  «Houoelle  bilbet.  2)a§  lElima  ift  ein 
SDiittelmcertlima  unb  ähnelt  fchon  bem  oon  Spanien 
unb  Italien.  Allein  ber  talte  Dcorbweftwinb  obei 
6erä  unb  ber  feuchte,  warme,  oft  orfanartige  See 
winb  3lutan  ober  ÜJlarin,  ber  im  Sommer  mit  feiner 
erftidenben  ftilje  an  bcn  Sirocco  erinnert,  bringen 
oft  plö&licbc  Jempcraturmecbfcl  heroor.  3n  ßarcaf 
f onnc  fällt  bie  Temperatur  feiten  unter  —  3°,  in  ben 
(SorbiercS  unb  Scbwarjen  Sergen  unter  —  7°  C,  unt 
jyroft  ift  in  Sorbonne  eine  Seltenheit.  Sagegeu 
Iteigt  baö  Thermometer  im  Sommer  aud)  nidjt  feiten 
auf  +  30unbfclbft36°.  SieÄüftehatburcbfchnittlid: 
60  Regentage.  Ser  Sobcnber6bcneiftDorherrf6enb 
tallartig  unb,  aufeer  an  ber  flüfte,  wo  man  Seefatj 
unb  Soba  gewinnt,  fehr  fruchtbar.  Sa«  Separte 
ment  bat  einen  grofeen  Reichtum  an  Äupfer,  ÜDtat 
mor,  ®ip«i,  Sithograpbieftcinen  unb  Schiefer.  3Jti 
neralquellen  finben  ftcb  in  Sllet,  Kampagne  u.  f.  w. 
3n  ber  Mbenc  baut  man  ©etrefre  (1897:  497200  hl 


;>4 


Amhb.  —  ?liibiomctcr 


2Scijen,  G4O50  LI  Meggen,  112  140  hl  0)erftc, 
339  810  Iii  $>afer),  Cbft,  Cliven,  viel  iHohrcin  un^ 
gefcbäl?ten  $ktftweiu  11897:  4 02s 372  hl,  burdv 
fcbnittticb.  idhrli*  2900817  hl);  43  »toj,  fiub 
aderbarcr  iöobcn,  80$rO}.  unfruchtbar,  faft  13  ilrei. 
©ein,  8  vlkoj.  öebölj.  Sehr  bebeuteub  tft  bic  Schaf 
judit  (1897:  100  713  Stüd»,  bie  ©änfemäftUllß  unb 
bie  ©tenenjudji  (von  Dtarbonne).  Da*  Departement 
bat  bebeutenbe  ^»&uftric,  bcfiht  SuaV,  Sciben^, 
Öutfabriten ,  Branntweinbrennereien ,  l*ifenroertc 
unb  Sägcmüblen.  2lm  Wccr  unb  an  ben  (*tange 
ernähren  ficb  viele  ^cwobuer  vom  $ifcbfang.  Der 
lebhafte  .v>anbcl  führt  SPaubolj,  Schweine,  Wcflügel, 
ftonig,  3öcin,  Sfladebft,  3alj,  lud?,  Clu.f.w.  au-?. 
Das  Departement  wirb  von  0  gr  öfcem  Suiten  1 1 897 : 
273,3  km)  ber  Sübbabn  unb  (1899)  von  307  km 
Mationalftrafeen  burd?$ogcn.  (**  bcfiftt  an  höhern 
Unterricbtsanftalten  ein  L'vccum  unb  jwei  ßolleae*. 
Unter  2057  iHcfruten  waren  (1899)  75  2lnalpba 
beten.  —  Hgl.  Joanne,  Geographie  du  departement 
de  l'A.  CiJar.  1879);  (Saftet  unb  JH.  SRaurp,  Le  d.- 
partement  de  l'A.  (£ajgnt)  1889). 

Audeb.f  naturwinenfchaftlichc  3lbtürutng  für 
2lubebert  (f.  b.). 

Mubcbert  (fpr.  obb'bfihr),  Jean  Baptifte,  frans, 
ftaturforfeber  unb  ÜJlaler,  geb.  1759  ju  iHod>efort, 
geft.  5.  Dej.  1800  ju  ^arte,  bilbete  ficb  in  Harte 
ju  einem  gefebidten  üRiniaturmalcr  aue.  1798  be- 
auflragte  ihn  Ohgot  b'Crcp,  ein  reicher  privat» 
mann,  bic  feltenften  Stüde  feiner  naturbiftor. 
Sammlung  ;u  malen,  unb  fanbte  ihn  bann  jut 
2lu*fübrung  ähnlicher  Arbeiten  nad?  Gnglanb  unb 
Öollanb.  Tiefe  Öefdjäftigung  veranlagte  31.  jur 
Verausgabe  einiger  naturbiftor.  "JJracbtwerlc  mit 
tfupfcrftid?cn,  von  benen  er  aber  nur  bic  «Histoire 
naturelle  des  singes,  des  inakis  et  des  galeopi- 
theques»  ($ar.  1800,  mit  03  Safein)  fclbft  vollen: 
bete;  bie  «Histoirc  generale  des  colibris.  oiseaux- 
mouches,  jacamars  et  des  promeros»  (ebb.  1802, 
mit  85  tafeln)  unb  bic  <>  Histoirc  naturelle  des 
grimpereaux  et  des  oiseaux  de  paradis  >>  (ebb. 
1803,  mit  104  Safein)  würben  nad?  31.*  2obe  von 
De*ran  unb  Hieillot  beenbet.  Den  Dort  ju  letUern 
beiben  ©erten  lieferte  teiltet. 

4(ubrnarbe,  Stabt  in  Belgien,  f.  Cubenaarbe. 

Audentes  fortuna  adjuvat,  f.  Audacem 
fortuna  (adijuvat. 

3lubb,  inbobrit.  $ropittj,  f.  Cubh. 

Audiatur  et  altera  pari  (lat.),  «aueb  bic 
anbere  Partei  werbe  gehört » ,  b.  h.  man  höre  and) 
ben  löcfcbulbiatcn  an,  ehe  man  urteile,  ein  alter 
:Hed)töfpruc^.  Qx  fommt  aud)  vcrbcutfdjt  vor,  j.ifl. 
im  großen  isaalc  be*  iHatbaufe*  ju  sJiürnbcrcj,  ate: 
«Gin*  manite  reb  ift  eine  halbe  reb,  man  teil  bie 
tepl  verhören  beb.» 

31ubu'it3  (lat.),  Ciebör,  Sßorlaffuug  bei  durften 
unb  beben  Staatsbeamten.  SHei  mand?en  Sribu- 
nalen  führen  bic  Verhöre,  33orbefchcibe  unb  mimt- 
licben  SJerbanblungen  ebenfalls  biefen  sJlamen. 
3>n  Spanien  ift  ber  3lu*brud  auf  mehrere  SBc- 
börben  übergegangen,  öffentliche  21.,  wie  ftc  früher 
in  abfoluten  Staaten  üblich  waren  (j.  SB.  in  tftcr- 
reieb  nod?  unter  3">KPb  II.)»  bei  benen  jebermauu 
ju  bem  Regenten  Zutritt  hatte  unb  ihm  fein  ®t> 
fud?  vorbringen  tonnte,  ftnb  in  tonftitutioncllen 
Staaten  außer  Wcbraud?  actommen. 

^tubtemc  (fpr.  obiÄrrn),  »afenftabt  im  itauton 
^Jont:6roir,  2lrronbiffemcnt  Ouimper  bc£  franj. 
Depart.  'Jinteterc,  öftlich  von  ber  Pointe  bM  ^taj, 


auf  ber  ben  SBufen  von  3)oitarnent|  jublid?  bcoreu- 
jenbeu  >>albiufcl,  in  49  m  ,v>öhe,  an  ber  lUünbuna, 
bce©open,  bat  (lv.ioi  3312,  ateOemcinbe  4378  Q., 
hvbroar.Sd?ule,2luftcrnparte,5ifchcrci(1885finaen 
2382  Aifcher  21 3BliU.Sarbinen  unb  89 1 2lncbovte), 
Secbaber  unb.v>anbcl  mit  Seegras.  3?ahebci  bic  Rui- 
nen ber  Sd>lön'er  Mcrmabon  unb  ^etit  iDle'nei,  unb 
an  ber  ^ointe  bc  iHaoulic  ein  t'cud?tfcuer.  ^enfeit 
bev  öopen  unb  bes  Hloubinec  beginnt  bic  breite 
^ai  von  21.,  bereu  gefährliche  ÖJewäffer  unb  öbe  Ufer 
fidi ju  ben  Reifen  von  ^enmarch  hinziehen. 

<Ünbiffret^ad(|utcr  (fpr.  obiffreh  paetieh), 
Gbme  2lrmanb  03afton,  .^erjog  von,  fran,;.  Staate: 
mann,  geb.  20.  Oft  1*23  jii  vjjarte  ate  Sohn  eineö 
örafen  Xubtffret,  würbe  von  feinem  Cbeiin,  bem 
>?erjog  von  ^a«quier  (f.  b.),  aboptiert,  ftubierte  bie 
iHecbte,  würbe  1845  2lubiteur  im  Staatsrat,  jog 
ficb  1848  vom  öffentli*en  l'cben  iiirüd  unb  gehörte 
unter  bem .Haifcrrctch  \ux  orlcaniftifchenCppofittcn. 
21.  war  1871  Diitglieb  ber  2iationalverfammlung, 
wo  er  fid?  ate  heftiger  Gegner  be£  Öonaparti^mu? 
bervorthat.  21  n  ben  llnterbanblungen  über  eine -i%er- 
fcbmeljumg  ber  ropalifttfeben  unb  orUaniftifcben 
gartet  war  21.  in  beruorragenber  Seife  beteiligt. 
2lm  2.  Dcj.  1874  würbe  er  jum  ^ieepräftbenten, 
15.  iöifirj  1875  jum  ^räfibenten  ber  9iationalver= 
fammlung,  13.  iWdrj  1870  jum  ^räftbenteu  be£ 
Senate  gewählt.  Sni  Senat  warb  er  ber  Aübrer  ber 
gemäßigten  ikcpublitaner  unb  »Wang  ate  fold?cr 
1877  tat  aJlinifterium  ^roglic  (f.b.)  jum  ^Hüdtritt. 
2lte  bie  Neuwahlen  5.  ^an.  1879  eine  entfdiieben 
republitanifche  DJIebrheit  in  ben  Senat  brachten, 
würbe  21.  nicht  wieber  jum  ^räfibenteu  bcö  Senate 
gewählt.  1878  warb  21.  IHitglicb  ber  Academie  frau- 
<^ai«.e.  W\i  1890  vertrat  er  ate  ^räftbent  bed  Crlea^ 
uiftifdjcn  Homitce«  bie  2lngelcgenheitcn  be*  ver- 
bannten Hrätenbcntcn  in  Israntrcid?.  (h:  gab  bic 
uMemoires  du  chancelier  Pasquier»  (0  !öbc,  ^ar. 
1893— 90 j  berauo. 

tlubincourt  (fpr.  obänglulir),  Dorf  im  2lrron 
biffement  SRontbAiarb  be^  franj.  Depart.  Doub*, 
ftiböftlich  von  !Dtontbe'ltarb,  red?t«  vom  Doubö,  an 
ber  l'inic  OTontbe"liarb-. Delle  ber  iDtittclmecrbahn, 
hat  (1890)  4035,  ate  (SJcmcinbc  5482  C*.,  »aunuooa« 
fpinncrei  unb  öüttenwerle. 

Slubiumctcr  (lat.^gvd?.),  ^nftrument  tum 
OTeffen  ber  Aeinheit  bc*  Weböre.  Da*  31.  be|tebt 
im  wefentlichen  au*  einem  ll'laftftabe,  an  bem  ficb 
brei  ^Hollen  feinen  Drahtes  befinben.  Rjgci  biefer 
Drahtfpulen  ftnb  an  ben  Guben  be*  Stabe*  bc= 
fejtigt ,  unb  jwar  enthält  bie  eine  berfelben  (A  ber 
nacbftcbenbcu  Sigur)  febr  viele  2iUnbungen,  wäb^ 
venb  bic  anbere  (B)  nur  wenige  befitjt.  Die  brittc 
Drahtrolle  (C)  tft  mit  einem  Telephon  (T)  verbunben 
unb  läßt  fid?  am  JDtafeftabe  verfchieben.  Die  beiben 
erften  Drahtfpulen  werben  von  bem  elettrifcbcn 
Strome  etwa  breier  Dauiellfd?er  Elemente  (D)  in  ent- 
gegengefehter3üd?tungburd>floffen,  berart,  bafj  bie 
bcwegli*c  Dlolle  von  ben  beiben  feften  Spulen  in 
entgegcngcfcBtcr  2Bcife  inbujicrt  wirb.  Da  ber 
ftauptftrom  in  ben  jwei  feften  SRollcn  von  einem 
tönenben  Unterbrecber  (U)  in  rafd?cr  Aolgc  geöffnet 
unb  gcfchloffen  wirb,  fo  cutftchen  in  ber  verfchieb= 
baren  Molle  ,\nbuttion*ftröinc,  bic  im  Selephou 
ben  Jon  be*  Unterbrecher*  wiebergeben,  ^e  näher 
man  nun  C  an  Ii  brinat,  befto  ftättcr  wirb  bie  ,nmv 
bultion  bei  IcHtern  auf  erftere,  mitbin  befto  frajtt* 
ger  bie  (Megeiuvivfung  von  B  ju  A.  Qi  tann  babei 
tommen,  baf.  bie  ^nbuttionowirtimgeii  fid)  gegeiw 


Digitized  by  Google 


Hitbipfjon  -  Hubföifo 


55 


ieitig  aufbeben.  Ter  ctanbpuntt  Der  iHolle  C  be= 
jeichnet  bann  ben  s)iullpuntt  ber  Teilung  für  ba« 
91.  tiefer  9lnfang«puntt  ber  3äblung  liegt  um  fo 
näber  an  B,  ie  gröfeer  ber  Unterfcbicb  in  ber  SKn 
bung«|abl  oon  A  unb  B  unb  je  feiner  ba«  ©ebör  be* 


(ryperimentator*  ift.  mebr  man  bann  C  gegen  A 
oerfd?iebt,  befto  ftärter  tritt  nneber  ber  Jon  im  lele* 
pbonauf.  9Wan  batba«91.aucbSonometer  {Xon- 
meffer)  genannt.  2)iefer  &u«brud  roirb  jebod)  beffer 
angeroenbet  für  ^nftrumente  jur  v-öcftimmung  ber 
Jonböbe,  wie  2Jlonod)orb,  6irene,  $bonograpb- 

•Hubipbon  (lat.*grd).),  oon  ©rapbon  fonfrruier= 
ter  Hörapparat  für  Sdjrocrhörigc,  beftebt  au«  einem 
(leinen  ÜJiitropbon  unb  einem  an  ber  fcbioingenben 
platte  be«felbcn  angebrachten  gaben,  an  beffen 
anberm  (*nbe  ein  £oljgriff  befeftigt  ift.  ©iebt  man 
biefen  lefctern  bem  Fronten  jtoifdjen  bie  3<5bne  unb 
fpriebt  bei  gefpanntem  gaben  in  ba«  SDtttropbon,  fo 
tft  eine  SJerftänbigung  mit  bem  Uranien  möglich, 
fall*  fein  ©ebörnero  noeb  normal  empfinblicb  tft. 

3lubiicttr(frj.,  fpr.  obttöbr),bi«  1900 ^Benennung 
ber  ÜJttlitdriuftijbeamten  in  2>eutfdjlanb,  juerft  in 
©uftao  91bolf«  Äncg«recbt  1621  Hubttoren  gc 
nannt.  Sie  batten  bie  Haut  ■  unb  trieg«gericfatlicben 
Unterfudjungen  ju  fübren,  bei  Stanb*  unb  Krieg«: 
gertebten  al«  91ntldger,  Skrtetbiger  ober  Winter  ju 
fungieren  unb  überbaupt  al«  jurift.  93eirat  ber 
lRtütfirbefebl«baber  ju  bienen.  (S.  2Jcilitfirftraf= 
oerfabren.)  3<M  beiden  bie  betr.  Beamten  Krieg«; 
gericbt«rat  (f.  b.)  unb  Cbcrtricg«gcrid)t«rat  (f.  b.). 
yUcbterlidber  'JDUlitäriuftijbeamter  (ann  nur  toerben, 
»er  bie  SBefdbigung  jur  iöctleibung  eine«  Siebter: 
amte«  in  einem  ißunte«ftaat  erroorbeu  bat  ($eutj d?e« 
3iei(b«militargefe^  oom  2.  2Jlai  1874,  §.  7,  9Ibf.  1). 

Audition  coloree  (ft|?  fpr.  obifu'ong  toloreb), 
farbige«  öftren,  f.  ©ebörfarben  (95b.  17)  unb  Spm 
äftbepe  (3)b.  17). 

•Jlubttor  Hat..  «3itbörer»),  in  ber  @cricbt«fpracbe 
bc«  ^Mittelalters  befonber«  ba«jenige  3JHtglieb  eine« 
©«riebt«,  bem  bie  ißernebmung  ber  Parteien  flber= 
tragen  »ar.  3n  Italien  unb  Spanien  aber  nnv 
ben  jo  <  Uditori,  Oydores)  bie  3)litglieber  ber  böbern 
@erid?t«böfe  genannt,  j.  93.  Auditores  Rotae  Ro- 
manae,  be«  berühmten  pdpftl.  ®cricbt«bof«.  ^n 
tfteneid):  Ungarn  ift  91.  bie  SBejeicbnung  für  bie 
sJJUlitdrjuftijbeamten  (Hauptmann:,  ÜJlajoraubitor 
bi«  ©eneralaubitor,  f.  b.).  $ie  Oberstleutnant = 
aubitoren  finb  ben  Korp«tommanbo«  unb  bem 
ÜJtilitärfommanbo  }u  Mxa  al«  3uftijreferertten 
jugeteilt.  $te  Sanbroepr^ruppenbioifionen  unb 
£  iui  itte  baben  Hauptmann*  unb  2Jiajoraubitoren; 
bem  Sanbwe&rC  ber geriebt  gehören  aufeerbem  aud) 
Cbetftaubitore  an.  —  3n  einigen  beutfdjen  Staaten 


ift  91.  gleicbbebeutcnb  mit  Hu*Iultator  (f.  b.).  (3. 
auch  91ubiteur.) 

«ubttoviumUau,  fcöriaal,  tfebrfaal  ^Ivionber* 
in  Uuioerfttäten) ;  3ub&rerfd?aft. 

AudituB  (lat.),  ©ebör;  A.  difficllis,  Sdjwer 

«nbiUo,f.8lubf(bila.  Ibbrigfeit. 

Slisbleto  (ipr.abbli),  Äircbfpiel  unb  Stabt  im  Hor- 
ben ber  engl,  ©rafidjaft  Stafforbfb^ire,  nabe  bei  ber 
©cgenb  ber  ^otterie«  (f.  b.),  bat  (1891)  12631  (?., 
bic  großenteils  in  ben  Gabrilen  ber  Lotterie«  unb 
in  ben  naben  Äoblen*  unb  Ciiengruben  arbeiten. 

-Jlubocuuc«,  3ob«.,  I  Owen,  3obn. 

"21  üb  o  na  cb  (fpr.  obuabr),  Clnmpe,  franj.  6d)rift= 
jtellerin,  geb.  um  18:K)  in  31ir  (^rooence)  al«  2  od? 
ter  üon  be  3ouoal,  6d?Iofeberrn  auf  6t.  Julien  (2>e= 
üavt.  ^auclufe),  trennte  fieb  nad?  iniftbelligteiten 
balb  üon  ihrem  ©atten,  9lotar  91.  in  iWarfeilic;  bie 
Sd?cibung  erfolgte  erft  1885.  Sie  bebanbelte  Gbe: 
fdjeibung  unb  frrauenemaneipation  publijiftifd?: 
«Guerre  aux  hommes»  (1866),  «Lettre  anx  döpu- 
t6s,  les  droits  de  la  femme»  (1867),  «La  femine 
dans  1c  manage,  la  Separation,  le  divorce»  (1870), 
«Gyn£cologic,  la  femme  depuis  six  mille  ans» 
(1873),  «I/amour»  (1880),  bie  «offenen  Briefe»  «Le 
luxe  effrene  des  hommes»  (an  %  6.  g.  l)upin), 
«Le  luxe  effrene  des  femmes»  (an  benfelben),  «La 
femme-homme'>  (an  Suma«  ben  Altern),  «La  femme 
bas-bleu»  (an  $arbep  b'9lureDillp).  ^bre  erjfiblun= 
gen  bemegen  ficb  teil«  auf  biefem  gelbe,  teil«  bieten 
fic  JMturbilber  al«  Grgebniife  ibrer  Keifen,  (f rfterer 
9lrt  fmb:  «Comment  aiment  les  liommes»  (1861), 
«Un  mari  mystifie»  (1863),  «L'amie  iutime»  (1873), 
uLe  secret  de  la  belle-mere»  (1876),  «Silhouettes 
parisieuues »  (1882),  «Les  escompteuses »  (1883) 
u.a.;  le&tcrer  9lrt:  «Les  mysteres  du  se>ail,et  des 
harems  turcs»  (1863),  «Les  mvstercs  de  l'Egypte 
devoiles»  (1865),  «A  travers  l^Amerique:  le  Far- 
West;  North- America»  (2  5Jbe.,  1869—71),  «Les 
uuits  russes»  ( 1876), «  Voyage  au  pays  des  Boyards» 
(1880)  u.  a.  ».  ftarb  12.  ?an.  1890  }u  9lijja. 

ttubra«  (fpr.  obrdng),  ©frarb,  franj.  Hupfcr= 
fteeber,  geb.  2.  Äug.  1640  ju  2pon,  geft.  26.  $uli 
1703  ju  v$ari«,  rourbe  üon  feinem  35ater  Staube 
(geb.  1597,  geft.  18.  5loo.  1677)  in  ber  äunft 
(feit  1666)  unterriebtet  unb  ftubierte  unter  ÜJlaratti 
brei  ^abre  in  9lom,  reo  er  ficb  burdj  ein  5)ilbni« 
s^>apft  (Siemen«'  IX.  berühmt  madjte.  SSom  9)iini|ter 
Volbert  nad?  ^ari«  berufen,  rourbe  er  311m  fönigl. 
.^fupferftedjer  ernannt.  (*r  ftadj  mit  Dollenbeter  3Kei= 
fterfd)aftnamentli(bbie91leranberf(blad7tenSebruu«. 
(Sr  fd^rieb  aud)  «Les  proportions  du  corps  humain» 
(i^ar.  1683;  neu  hg.  »on  genner,  3ür.  1894  fg.). 
—  Seine  9lcffen,  «enoit  «.  (geb.  3.  9t 00.  1661 
tu  2pon,  geft.  2.  Ott.  1721  bei  ü)tontargi«)  unb 
ycan  Soui«9l.  (geb.28.9lprill667  ju  2uon,  geft. 
17.  3uni  1756  ju  ^Jariö) ,  roaren  ebenfalls  Üupfer= 
fteeber.  —  Wal.  2)uplcffi«,  Les  A.  (^ar.  1892). 

ülnbtan,  sJWariu#,  franj.  Sänger,  unb  (Fbmonb, 
franj.  Äomponift,  f.  SBb.  17. 

ttubf  d)t  la  ( 91  u  b  j  i  l  a )  ober  U  b  f  <b  i  l  a  (im  9llter 
tum  91  u  g  1 1  a ) ,  Dafe  tn  ber  nßrbl.  2ibuf  eben  sBüfte  in 
ftorbafrtta,  an  ber  Sübgrenje  be«  äaltplatcau«  oon 
Äprencba«  in  Jeuaffen  nad?  hier  abfdll  t,  220km  »on 
öengafi  (an  ber  fiüfte)  entfernt,  an  ber  ftararoanen: 
frrafee  oon  j^airo  nacb  3)turfu(,  liegt  mit  ben  Cafen 
^fcbalo  (f.  b.),  Sferir  unb  l'efAterrep  (f.  b.)  in  ber  jum 
Seil  unter  bem  2Reere«fpieael  lieaenben  Scnle,  bie 
oon  ber  Cafe  Simab  nacb  w.  jiebt  unb  oon  91.  au 
eine  ^Richtung  annimmt,  in  ber  ber  Sab  SRifiam  unb 


f»0  Äudub. 

Sab  Aareg  liegt;  Dtufcpelbdnfe,  Ablagerungen  oon 
Salj,  0ip«,  Salpeter  urtb  anbern  '-öitterfaljen  unb 
bie  noch  beute  oorbanbenen  ißitterfeen  laffen  oer: 
muten,  bafe  biefe  Sobenfenle  alter  3Reere*boben 
ift,  ber  einft  ba«  Plateau  von  Süarla  abfdmürte. 
21.  ift  etwa  20  km  lang  unb  im  Wittel  1  km  breit, 
reich  beroäfiert  unb  mit  40000  Halmen  beftanben, 
bie  au«gcjeicbnete  Satteln  liefern.  Sie  4000  G. 
finb  ben  £uareg  fibnlidje  93erber,  bie  3lderbau  unb 
£anbel  jroifcben  Kairo,  33engafi  unb  ÜJlurfuf,  Äufra 
unb  Siroab  treiben.  Sie  Cafe  gehört  jum  ^afdjalif 
'.öengafi;  bie  öffentlid^e  ©eroalt  rubt  in  ben  öänben 
eine«  SRubit  in  Sfcbalo.  [2lububon  (f.  b.). 

Audub.,  naturroiffenfcbaftlicbe  3lbtürjung  für 
'Hub  ubem  (fpr.  obüböng),  ^obn  Jame«,  amerit. 
Ornitbolog,  geb.  4.  ÜJiai  1780  auf  emer  9Jflanjung 
bei  Weuorlean«  al«  Sobn  eine«  franj.  »bmiral«, 
jeidjnete  fdjon  al«  Änabe  3Jögel  unb  SBlumen,  ging 
um  1795  nach  %atii,  um  fld>  unter  Saoib  juni 
f  laier  au«jubilben,  liefe  ficb  1798  als  5°*™"  am 
Scbupllill  in  "liennfploanien  nieber  unb  roanbte  fid) 
bier  naturbiftor. ,  namentlich  ornitbolog.  Stubien 
ju;  1810)0fl  eTnacböenberfoninflentuctp.  SMdjiffte 
ben  Ohio  hinab  unb  burebftreifte  viel  c  3abre  mit 
bem  febott.  Dmitboloaen  211er.  Silfon  ©ebirge  unb 
Salber,  befubr  bie  Alüffe  be«  Seften«  unb  ging 
1826  nach  Guropa,  roo  er  bie  SBeröffentlicbung  be« 
sßracbtroert«  «Birds  of  America»  (4  93be.,  fionb. 
1828—39;  2.  3lu«g.,  7  $be.,  fteupor!  1839-44, 
mit  500  lafeln  in  gr.  8;  neue  Slufl.,  6  $be.,  ebb. 
1863)  begann,  ba«  448  lafeln  mit  1065  3iogeh 
bilbern  umfafete,  bie  trefflich  toloriert  unb  meift 
oon  ben  Äupfcrftecbern  Sijar«  unb  9i.  öaoell  bem 
Jüngern  au«gefübrt  finb.  31.  tebrte  1829  beim  unb 
Gilberte  in  «American  ornithological  biography» 
(5  53be.,  $bilab.  1831—39)  bie  norbamerif.  StaeL 
befugte  1832—33  normal«  Guropa  unb  liefe  ftd? 
bann  auf  ber  'Dlanhattaninfel  oberhalb  Weuporl  am 
Jöubfon,  am  jetügen  3lububon=$arf,  nieber.  Gr  ftarb 
27. 3an.  1851  in  Weuport.  SDMt  3obn  »aebmann  gab 
er  «The  Quadrupeds  of  North-America»  (3  33be., 
»oft.  18-13-50,  in  ftol.;  2.  3tufl.  1853)  unb  «Bio- 
graphy of  American  quadrupeds»  (v$bilab.  1846  — 
50)  berau«.  —  ÜBfll.  Saint^obn,  A.,  the  nataralist 
in  the  New  World  (fionb.  1856)  unb  The  life  and 
adventures  of  J.  J.  A.,  the  naturalist,  hg.  oon  JH. 
iöudjanan  (2.3lufl.,  Steuporl  unb  fionb.  1869) ;  2R.  % 
2lububon,  A.  and  his  journals  (23)be.,  Gbinb.  1898). 

tttte  ober  21  u ,  entipreebenb  bem  oberbeutf eben 
3td)  (f-  b.)  unb  bem  nieberldnb.  unb  nieberbeutfeben 
2la  (f.  b.),  ift  in  £>annober,  Dlbenburg  unb  Sdjle«* 
roig-fcolftein  teil«  etnjeln,  teil«  in  3ufammenfetjung 
mit  anbern  Sorten  SRame  oieler  Heiner  mftffe. 
Wad?  gewöhnlichem  Sprachgebrauch  ift  31.  ein  fruebt: 
barer,  bureb  fanfte  Jtnböbcn  eingefcbloffener  Slder* 
unb  Sicfengrunb  an  lleinen  unb  mittlem  ftlüüen 
im  Innern  eine«  Sanbe«.  bureb  angefebroemmte  Hb: 
lagerungen  gebilbet,  meift  ein  frühere«  Seebeden  au« 
ber  Sllluoialjeit.  Wlan  finbet  in  ben  21.  ben  fnut t • 
barften  ©oben  (Sueboben),  fo  in  ber  ©olbenen 
2lue  (f.  b.)  in  Sbüringen.  —  Unter  ben  glüffen  be« 
Hainen«  S.  Tinb  ju  nennen:  1)  bie  21.,  bie  im  preufe. 
9lcg.:©ej.  aJlinben  entipringt,  ben  roeftl.Ü eil  be«  9tcg.» 
93ej.  £)annooer  burebfliefet  unb  nacb  97  km  langem 
Saufe  oberhalb  Nienburg  in  bie  Sefer  münbet ;  2)  bie 
31.  im  preufe.  iReg.^ej.  Stabe,  erreicht  ba«  «2Ute 
Sanb»  bei  Horneburg,  von  roo  ab  fie  (al«  2übe) 
febüfbar  ift  (10  km),  unb  münbet  beim  2>orfe  Vübc 
in  bie  Glbc.  —  l>  .^olftein  giebt  e«  wblreicbe  2(.  I 


-  Stuc 

Sur  Glbc  geben  j.  ^3.  bie  Xeloenau.  bie  Pinnau,  bie 
Xrudau,  jur  Giber  bie  Sebrau,  Subnau,  ^Kilerau 
unb  ©iefelau.  2)ie  Gielau  münbet  bei  sJ)lelborf  in 
bie  vJlorbfee;  bie  Sd?roartau  in  bie  Oftfee.  —  3n 
6cble«roig  ift  bie  fiönig«au  (f.  b.)  befannt. 

-31  uc,  <stabt  in  ber  21mt«bauptmannfcbaft 
Sdjroarjenbera  ber  fddjf.  Ärei«bauptmannfd)aft 
3roidau,  im  Grjgebirge,  in  348  m  feöbe,  an  ber 
3roidauer  3Kulbe  unb  ben  £inicn3roidau=6cbroar  jen» 
berg  unb  Ghemni&--21.5  3lborf  ber  Sädjf.  Staat«: 
bahnen, Sitj  eine«  3oU=  unb  Steueramte«,  bat  (1895) 
8442,  einfcbliefelid)  bc«  1.  »pril  1897  einoerlcibten 
2)orfe«  3elle  10839  G.,  barunter  228  Äatboliten 
unb  19  3«raeliten,  (1900)  15230  (  7522  mannl., 
7708  roetbl.)  G.,  <lioftamt  jroetter  Älaffe,  Jelegrapb, 
33i«mardbenfmat,  9(ealfcbule  mit  ^rogpmnafium, 
^anbel«fcbule,  ^acbfcbule  für  iBlecharbeiter,  Mratt: 
tenhau«,  öocbbrudroafferlcitung ;  Gitengicfeereien, 
ÜJlafcbinenbauanftalten,  medjan.  Serlftätten  unb 
Sebereien,  ^abrilation  »on  Sajcbe,  93lecb=,  Slrgen« 
tan:  unb  ©ürtlerroaren,  Stühlen,  öoljpfeifenföpfcn 
unb  garben,  Samphiegeleien.  öolifägeroerte.  S)ie 
3Inbrca«grube  (Äaoltn)  ift  erfeböpft.  3n  ber  ?Rdbe 
Sikberfdilema  (f.  Schlema). 

tlue,  ö artmann  non,  mittelhochbeutfcher 
Siebter,  geb.  um  1170,  ritterlicher  2)ienftmann  au« 
Schwaben,  roar  für  einen  äaien  ungeroöbnlicb  ge: 
bilbet,be«5ranjöfifcben  unb  2ateinifdien,be«  öefen« 
unb  Schreiben«  lunbig;  er  fcheint  bieKreujfabrt  oon 
1190  mitgemacht  ju  haben  unb  ftarb  um  1210.  311« 
Jüngling  biebtete  er  ben  «Grec»  (bg.boniöaupt, 
1871;  überfefct  oon  ^ifte«,  Salle  1851)  nacb  einem 
franj.  3lrtu«gebi*t  Gbre"ticn«  be  Srope«  (f.  b.),  f or= 
meU  noch  unftcher  unb  mit  unerträglich  breiten 
Sdnlberungen.  2)ie  an  bie  Cbipu«fage  erinnernbe 
djriftl.  Siegenbc  Don  «©regoriu«  auf  bem  Stein" 
(bg.  bon  fiachmann,  93erl.  1838;  üon  $aul,  2. 2luf(., 
Öalle  1900;  überfe&t  bon  s)iannier  in  sJledam«aUni: 
berfalbibliotbet»),  bie  gleichfall«  au«  franj.  Quelle 
ftammt  (bg.  bon  fruardie,  ^our«  1857^,  übertrug 
*if*of  21rnolb  oon  Sübedum  1210au«  £>artmann« 
©ebiept  in  lat.i&er ameter.  %üx bie  liebliche  3bpUe  oom 
«SIrmen  feeinriep»  (bg.  unter  anberm  bon  Sader: 
nagel,  99af.  18^5;  überfeftt  bon  Simrod,  2.  3lufl., 
Öetlbr.1875,  illuftriertnon^übrich;  aud)  iniHeclam« 
«Unioerfalbibliotbel»),  bie  bie  3luf Opferung  eine« 
2)läbcben«  für  ibren  au«iäfcigen  öerrn  rübrenb  er: 
jäblt,  ift  bie  (jebenfall«  lat.)  Cuelleunbelannt.  .^art= 
mann  bat  bie  Sage  auf  feinen  eigenen  2ebn«berrn 
übertragen.  Sein  reiffte«  Sert  «3roein,  ber  Witter 
mit  bem  i'öroenv>or  1203  gebuchtet  (bg.  oon  Senede 
unb  Sacbmann,  v3erl.  1843  u.  o. ;  bon  Gmil  öcnrici, 
3:i.l,6aUel891;überfe|tbon33aubiffin,S8erl.l845), 
hat  ben  fchroachen  «Chevalier  au  Lyon»  6bre"tien« 
beJrope«  jur©runblage.  öartmann  iftberfllaffiter 
be«  mittclhod?beutfcben  3(rtu«roman«:  mitnollenbe: 
ter  ftiliftifeber  unb  metrifcher  ÜJleifterfchaft,  in  «Irp: 
ftaüheaen  Sörtlein»,  ftellt  er  bie  oagen  ^beale  be« 
iHtttertum«  gldnjenb,  aber  ohne  fefte  Zeichnung  bar, 
ohne  ^rifebe,  Caune  unb  Sinnlichkeit,  mit  ängftlicber 
3Jermeibung  alle«  Mnftöfeigen.  ©ottfrieb  oon  Strafe: 
bürg  ftellt  ihn  im  «2riftan»  boeb  über  ben  ungleich 
tiefern  unb  genialem  S.  oon  Gfcbenbacb.  3n  feinen 
5Dlinneliebem  (bg.  mit  ben  «SBücblein»  oon  feaupt, 
fipj.1842)  jeigt  «artmann  nücbtcmeHlarheit;  fein 
«©ücblein»  in  iHeimpaarcn  entbdlt  einen  Streit  iroi« 
f*en^en  unb  2eib,  ber  be«  frucbtlo«  treuen  Winne: 
bienfte«  fatt  ift.  Sa«  fog.  iroeite  Büchlein  ift  nicht 
.viartmann«  Gigentum.  (Mamtau«gabe  oon  ^ech 


)igitized  by  Googl 


Shictifaiigget  —  Äuer&adj 


57 


(in  Pfeiffer*  .  ^eutfe^e  ^taffifec  be*  OHittclaiter«', 
21.  4-6,  3.  Kuß.,  ßpj.  1888-93).  —  8gL  aud> 
flaumann  in  ber  «3«tfd?rift  für  beutfdjeü  Slltcr* 
tum«,  2)b.22;  Stotteten,  Sie  epifdje  Äunft  iielbeteä 
unb  i>artmann$  von  21.  (i>atle  1887);  Saran,  &art* 
mann  oon  2t.  al$  üpriter  (ebb.  1 889) ;  Scbonbad),  über 
.t»artmannDon3t.(©rajl891);3Jo^Thedictionand 
rime-techme  of  Hartman  von  Aue  (s)tcuport  1897) ; 
Biquet,  Etüde  sur  Hartmann  d'Aoe  ($ar.  1898). 

'Äuenbrufla.cr,  2eopolb,  Gbler  von  flucti 
bruag,  ÜNcbijiner,  geb.  19.  Nop.  1722  ju  ©raj, 
jtubierte  in  ®ien,  roirltc  bafelbft  1751-68  als  Hrtf 
am  Spanifdjen  Jpofpital,  mürbe  1784  mit  bem  l;t  a 
bitat  ('  t ler  oon  Sluenbrugg»  in  ben  2lbel3ftanb  et 
toben  unb  ftarb  17.  ilRai  1809  juSBien.  Sd?on  1754 
tourbe  er  auf  bie  6d?aüunterfd)iebe  aufmertfam, 
itelcfce  man  beim  SIntlopfen  an  bie  SSruftroanb  ac 
ümberunb  tränier  SJtenfcben  bemertt,  unb  wröffent 
liebte  fpdter  feine  babnbredjenbe  Grrfinbung  ber  %ex 
tufftort  in  bem  SBert  «Inventum  novum  ex  percus- 
sioae  tboracis  humani,  ut  signo,  abstrusos  intern i 
pectoris  morbos  detegendi»  (ffiien  1761).  «Bundcpft 
tanben  freilid?  feine  Unterfucpungen,  meldte  unter 
bie  größten  §ortf(britte  ber  neuern  Dßebijin  ju  jdb 
len  finb,  nur  geringen  SBeifall;  erft  burd?  Sormjavt 
(1808)  gelangten  fie  ju  allgemeiner  Stncrfennung. 

Huer,  Slbelbeib  oon,  ^feubonptn  üon  Gparlotte 
oon  Gofel  (f.  b.). 

«ner,Slop$,  K  i  1 1  er  x>  o  n  20  e  Ii  b  a  <p ,  Ianajäb 
riaer  %  ireftor  ber  iöof  ■  unb  StaatSbruderei  in  SBieu , 
geb.  11.  ÜDlai  1813  ju  2Bel3,  bilbete  fid?  in  ber 
bortiejen  3)ntderei  jum  Setjer,  Äorreltor  unb  0e= 
icbdftöfübrer,  trieb  aber  in  feinen  Ulufieftunben 
neuere  Spraken  mit  fold>em  (Srfolge,  bafe  er  fid? 
1836  unb  1836  an  ber  Unioerfitdt  ju  ÜBien  einer 
SebramtSprüfuna  unterjieben  tonnte  unb  1837 
i'ebrer  ber  ttat.  Spradje  am  ftdnbifcben  Kollegium 
unb  am  Spccum  in  2inj  mürbe.  9tad?bcm  er  1839 
auf  Weifen  bie  tppograpbifdwn  Slnftalten  beS  2tu*- 
lanbeS  tennen  gelernt,  mürbe  er  1841  uim  SMref 
tor  ber  1. 1.  j5otj  unb  StaatSbruderei  berufen,  bic 
unter  feiner  fieitung  balb  eine  ber  grofiartigften  %\\ 
Italien  biefer  Ärt  mürbe.  1860  mürbe  ».  in  ben 
erblichen  ttitterftanb  erboben,  1864  trat  er  von  ber 
SeitungberStaatsbruderei  jurüd  unbftarb  10.  ftuli 
1869  }u  öte&ing  bei  2Bien.  2Jon  feinen  Scbriften 
finb  ju  nennen :  «Spracbenballe  ober  baä  Satmmfer 
in  608  £pracben»  (SBien  1844),  mit  lat.  Sppen  ; 
bog  «üßaterunfer  in  206  Spraken»  (ebb.  1847), 
mit  ben  nationalen  Sdjriftyeicfcen,  unb  bie  «Ippen- 
iebau  beS  gefamten  erbtreifeS»  (ebb.  1845);  ferner 
"®rammatifd?er  StlaS  ober  tbeoretif*:tabellari)\be 
2)arfteUung  aller  nad)  Stimmen  georbneten  Spra« 
<pen  beS  (rrbtreifeS»  (ebb.  1854),  «©efdnAte  ber 
1. 1.  $of*  unb  StaatSbruderei»  (ebb.  1851),  «Ser 
polpflrapbifdje  »pparat  ber  t.  f.  fiof »  unb  Staatö- 
bruderei»  (ebb.  1853),  a$ie  ßiitbedung  bed  iHatur: 
ielbjtbrud*»  (ebb.  1853).  «ufeerbem  bat  «.  baö 
Gebiet  ber  grapbifeben  Äünfte  unb  tai  ber  tppo^ 
<uapbiid>en  ^nbuftrie  mit  neuen  ßrftnbunaen  be* 
rei*m.  Iahst aebörenbeT9laturfelbftbrud(f.b.).bic 
felbfttbdtige  tppoarappifcpe  SdjneOpreffe,  bie  felbft« 
tbäticje  enbloje  Jtupferbrudprefic;  bae  9Jerfabren,  bie 
Mfern  ber  ÜJtaiepflanje  jum  (Spinnen  unb  2J3eben, 
beten  Kbfdlle  aber  ju  ^apieT  ;u  vermenben ;  bie  2)ar» 
fteüuna  einer  Grefte,  roelcpe  alt  felbfttbätiae  8d?ön= 
unb  Steberbrudpreffe  unb  al$  boppelte  Scbönbrud^ 
PTfite  »ermenbet  merben  fann.  —  33gl.  Beilrdg«  jur 
®tfcbi*te  ber  Huer  (2.  Hüft.,  ©ien  18ß2). 


«uerf  ^ijnaj,  ^Jolititer,  f.  5öb.  17. 
»ner,  ^copolb,  3Jiolinfpieler,  aeb.  8.  ^uni  184f> 
ju  3Jef^pr<!m  in  Ungarn,  bcfudjtc  baä  itonfcrua 
toriumtu^eft  unb  mad?t*barauf  JHeifcn  ald  äiiolin- 
mrtuoä.  93on  18B4  bii  1866  mar  91.  Äonjertmeifter 
in  2)üffelborf,  1866  —  68  in  ©amburg  unter  Stod- 
baufen  unb  mürbe  bann  an  ba$  Aonfervatorium  ju 
$eterdburg  an  bie  Stelle  oonöenri  Sßieniamfti  be= 
rufen  unb  jum  Jöoffoliften  bei  ruf).  ÄaiferS  ernannt. 
Seit  1887  ift  &  Dirigent  ber  3pmpbonifd)en  Son 
jerte  ber  faifcrl.  9tuffi)cben  ÜKufitgefellfcbaft. 

ilu  erbad) .  1)  8«tf|mMMm»Ml| t  in  ber  fdd?f . 
ßreidbauptmannfebaft  ,Smiitan,  bat  426^»  akm 
unb  (1895)  88357  (42166  mdnnl.,  46191  meibü 
(5.  in  4  Stabt--  unb  65  £anbgemeinben.  —  2)  %. 
im  Sogtlanbe,  .^auprftabt  ber  3lmt$bmtpt 
mannfepaft  in  460  m  £iöbe, 
an  ber  ©ölttid?  unb  an  ber  Cinic 
3midau:Cl3nih  unb  ber  Sieben 
Unie  jtlingentpahöerla^grün 
ber  6dd>f.  Staatäbabnen,  Sit; 
eines  3imt*geridjt#  (2anbge= 
ri(pt  flauen),  3oU=,  Unter: 
fteuers,  Jorftrentamte* ,  einer 
^öejirt«iteuereinnabme,JHeid)!?: 
bantncbcnftelle,  5kjirtaf<pul= 
unb  ^ianboerftd)evung«infpettion,  bat  (1895)  8136 
(*.,  barunter  210  Hatbolifen,  (1900)  9555  6.,  ^oft^ 
amt  erfter  ftlaffe,  1)itte*bentmal,  2  Kirdjen,  eoang. 
Sd?ullebrerfeminar,öanbel^v©eifemareninbuftric-, 
lanbmirtfd?aftli*e  Jöinterfdjule,  fepar=  unb  93or 
fa)u^oerein,  ftdbtifd^e  Spartaffe,  Gbai*  unb  SBaffer^ 
leitung;  femer  Sfabritation  oon  engl,  ©arbinen, 
Stideveien,  SBeif maren,  Spi&en,  Rapier,  gdffcrn, 
^Bacb^tud;  unb  ^eljmaren,  d)em.  ^Meutereien,  Soll= 
mebereien,  Gifengicficrei,  3^geleien  fomie  bebeu- 
tenben  $aitba  mit  ^Haudjroaren,  9  Kram-  unb 
iBiebmdrtte.  ^n  ber  3ldbc  befinben  ftd)  Jorfftidje, 
^edjfiebereien,  IHufebrcnnereien,  bie  öeilanftalt  für 
iungcntranle  vJteibolb3grün  (f.  b.,  Sßb.  17)  unb 
bic  3$olf*bcilftätte  3ltbert«berg  (1897).  —  3)  81. 
in  kapern,  Stnbt  im  3kjirt$amt  Gfcbenbacb 
bti  baor.  fteg.^Sej.  Cberpfalj,  in  452  m  £>öbc  im 
grdntijcben  §\iva,  Si^  eine*  3tmt«gericpt«  (Canb= 
geridjt  ilöciben),  bat  (1900)  1873  G.,  barunter 
33  euanaelifdje,  ^oft,  Jelegrapb,  Stabt«,  Spital-, 
©otteSadertirdje,  Scblofebof  (einft  flefibenj  flaifer 
Äarl*  IV.),  Spartaffe ;  ©drtnerci,  H  ommunbrauerei. 
,Nsn  ber  9ldbe  befinben  fidj  ein  Gifenerjbergrcert 
ber  9Jtarimilian$t>ütte  unb  einige  ööblen  mit  iBer« 
fteincrungen.  —  4)  SC.  in  öeffen,  Ts (erfeu  im 
.Ürei*  Sen*bcim  ber  beff.'Crooinj  Startenburg,  am 
Aiine  bei  Obenmalbed  rJDtelibocu«  515m),  an  ber 
iBeraitrafec  unb  ber  fiinie  ^rantfurt  *  fieibelberg 
(i»(ain=9ledar^abn),  bat  (1895)  1960  Gv  barunter 
etwa  80  flatboliten  unb  50  ^SraeHten,  (1900) 
2315  Q.,  Söeinbau,  Steingutfabrifation,  ÜJlarmor= 
brud)  unb  2  febmadje,  erbige  Sduerlinge.  über 
bem  Orte  bie  SRuine  tei  Sluerbacber  Scbloffe« 
(Urbad)  350  m)  unb  in  ber  9tdbe  ba*  gro^b.crjogl. 
Sommerfdjlo^  dürften  lag  er  mit  ^8art.  —  2)et 
Sage  nad?  oon  Harl  b.  ©r.  gegrunbet,  erfebeint  ei 
1257  ali  fia&enelnbogenfcbe  Sanbe^fefte  unb  Scbn 
üon  Corfd),  bai  fpdter  auf  ü)tain»  überging.  2)er 
ieftige  Sau  ift  aud  bem  15.  3abrp.;  Jurenne  jer- 
ftörte  1674  bie  »urg. 

il  u  c  r  b  a  rt> ,  Scrtbolb,  SdmftfteHer,  geb.  28.  gebr. 
1812  ju  SRorbftetten  bei  .öorb  im  mürttemb.  Sd?marj= 
malb  t»on  jüb.  tTltem,  erbiett,  jum  fRabbiner  be- 


Digitized  by  Google 


58 


Sdicrbndjö  ttcflcr   -  Wuevljaljii 


ftimmt,  in  öcduimca  uut-  Mavlvtube  eine  wefentU<$ 
talmubiftifcbc  Salbung  unb  befugte  ba*  Wpmmv 
ftum  in  Stuttgart.  Gr  ftnöicvtc  feit  1832  in  Tübin= 
gen  bie  iHed?tc,  balb,  burd?  T.  a.  Straufe  angeregt, 
"lM?ilofoptjic  unb  ©cfdnd?tc,  welche*  Stubium  ev  and? 
in  sJUlüncben  (bei  Scbelling)  unb  >}eibclbcrg  (bei 
Scbloffer)  f ortfehte.  infolge  ber  Unterfud>ung  gegen 
bic  burfebenfebaf  Hieben  iikfrrebungcn  fa$  21.  1836 
einige  Senate  in  £>aft  auf  bem  .^openasperg.  Tann 
lebte  er  meift  in  Aiantfurt  a.  9)t.,  llUainj  unb  am 
ÜRbcin,  feit  1845  in  Weimar,  i'eipüg,  55re*lau,  Sien, 
Treebeu,  Berlin,  Stuttgart,  feit  1859  wefentlid)  in 
iöerlin.  Gr  ftavb  8.  fahr.  1882  in  (Sännet  unb 
würbe  )ll  5Rorbftetten  bcerbigt.  SM  evfte  Sdmft, 
«Tas>  ^ubentum  unb  bic  neuefte  l'ittcratur»  (Stuttg. 
1836),  mürbe  bureb  IB.  iUenjcl«  2lngriff  auf  bic 
jungbeutfebe  f  ittcratur  t?cranlafct.  Gs  folgte  eine 
iHcihc  Don  Romanen  au*  ber  ©efebiebte  bc*  ^ubetu 
tum*  unter  bem  ©cfamttilel  «Ta*  OJbetto»,  von 
benen  «Spinosa»  (*J){annb.  1837;  7.  2lufl.,  Stuttg. 
l88O)unb.<Xi(btcrunbHaufiuann»(^annb.l8:i0fa.; 
7.  Kofi..  Stuttg.  1871)  in  Sonberauegaben  erfdne: 
neu.  hieran  fcblof?  fid)  bic  mit  einer  fiitifdvn  Vc- 
benebefebreibung  begleitete  tiberfetutng  von  >  Spi- 
1103a*  fämtlicbcn  Herfen»  (5  2Jbe.,  Stuttg.  1841; 
2.  2lufl.,  2  s^bc.,  ebb.  1871).  eine  neue  MidMung, 
in  ber  er  bann  feine  gelungenften  Arbeiten  lieferte, 
l'cblufl  21.  mit  Ter  gebilbetc  33ürgcr,  SUicb  für  ben 
bentenben  Kittel  ftanb"  (.ttarl*r.  1842)  ein,  worin  er 
pbilof.©cgenftäiibc  bcmi'aienucrftdnblid^  zu  mad>en 
furtt.  2tber  erft  bic  ^Sdmwswi'ilbcrTorfaefcbidMcn' 
I2$be.,  IHannb.  1843;  9teue  ^olflc,  $b.3u.4, 1853 
— 54;l().2tufl.l868;,i?ol^aueflabe,8i8be.,£tutta. 
1871)  machten  ihn  bcrübmt.  21.  Qiebt  in  bieten  (5r- 
jablungen  treue  unb  finnige,  jum  2eil  bumorrwllc 
Silber  üon  Santo  unb  beuten  feiner  »eimat  unb  er= 
weift  fid>  namentlich  in  ber  Sdnlbcrung  von  ©c= 
mütsjuftanben  unb  merfwürbigen  Gbaratteren  al* 
Wcifter;  aud?  mad?t  ficb  21.*  fonftige  Neigung  jur 
l'cbrbaftigtcit  hier  weniger  geltenb.  8u  ben  Torf; 
gefcbid?tcu  gebort  auch  bic  Dicocllc  «Tic  Arau  ^xo- 
tefforin1,  bie  juevft  in  bem  lafchcnbmt  <llrania> 
U^abrg.  1847)  erfebien  unb  von  (ibarlotte  SBird^ 
Pfeiffer  gegen  21.«  2iUllcn  311  einem  Trama  ("Torf 
unb  Stabt»)  benutu  würbe.  Tiefer  iKicbtung  fdiliefit 
ficb  ber  von  21.  herausgegebene  ^oltelalcubcr  »  Ter 
©eüatter*mann •>  an  (Marler.  1845  u.  184»'.;  in  mit 
neuen  iöollSerjäblungen  Dermehrter  ©eiamtau*-- 
gäbe  u.b.T.  •  ccbahläftlcin  bc*  ©euatter>>mannel», 
6. 2lufl.,  3tuttg.  1875).  3cin  erfter gröf'.ercr :)toman 
tfteue*  Ücben»  (3  3Jbe.,  3Jlannb.  1851;  4.  Stufl., 
3tuttg.  1872)  fanb  wenig  5Jeifall.  Gr  wanbte  fub 
baber  junäcbft  wieber  ber  Torrgefd?id'te  ju  mit  ber 
Gr$äblung  «$arfüf»clc»  (6tuttg.  185(5;  30.  2lufl., 
ebb.  18%;  illuftriert  pon  lautier  1872),  ber 
«3ofcpb  im  Schnee»  (ebb.  1860  u.  fr. ;  illuftriert 
von  Minblcr  1867)  unb  »Cbclwcift»  (ebb.  1861  u.  ö.) 
folgten.  1&58  — 69  gab  2t.  einen  ^olfvlalcuber 
beraub,  beffen  ÜSauptinbalt  u.  b.  X.  «3ur  guten 
3tunbe,  gcfammelte  ^ol^erjäblungen«  (2  Site, 
3tuttg.  1872;  2.  ?lufl.  1874  -75)  wieber  abgebrudt 
würbe.  6$  folgten  bic  JRomanc  «Äuf  ber  ö&be» 
(Stuttg.  1865  u.ö.),  «Ta<s  Raubbau*  am  Jlbein» 
(5  3)be.,  ebb.  1869  u.  ö.),  oSalbfricb,  eine  oatep 
Kinbifcbe  ^antilicngcfchicbtc  ■  (3  ibbe. ,  ebb.  1874), 
«'  Sanbolin  oon  iKeuter-Jbofcn  >•  (58erl.  1879),  <■  Ter 
AOrftmeii'tcr»  (2!öbc.,  ebb.  1879i,  «Brigitta"  (8tuttg. 
1880).  3»  ben  neuen  Torfgefd?id)ten  «^fad?  breifeig 
fahren"  (3  93be.,  6tuttg.  1876)  lief?  21.  mit  wenig 


(Wüd  feine  frühem  ©eftalten  wiebev  auftreten.  2Jcn 
ieinen  fonftigen  Schriften  feien  genannt:  «Xrei  eln= 
Uge2;5cbter.  ^oüeUen»(6tuttg.l875u.i>.),aiaufenb 
©ebanten  beö  Äollaboratorö»  (SBerl.  1875),  «SBieber 
unfer.  ©ebcntblättcr  »  (otuttg.  1871).  2t.öbramat. 
ücrfudje  ftnb  ohne  SBebeutung.  3eine  gcfammelten 
Schriften  erfchienen  (20  ÜUe.)  Stuttgart  1857—59 
unb  (22$bc.)  1863  fg.,  eine  2ludgabc  ber  er3äblcnben 
(20  3Jbe.)  ebb.  1871,  eine  neue  2luägabe  ber  6cbrif 
ten  ( 18  $be.)  ebb.  1892—95.  21.*  Briefe  an  feinen 
SBertct  '^atob  21.  gab  biefer  berau*  (2  ibbe.,  <5rantf. 
a.  :».»{.  1884).  21.*  littcrar.  9tacblafc  ging  1897 
in  ben  3kfil3  be*  6cbwäbifcben  SdnUcroerein*  für 
t>a*  2lrdnu  in  Harbach  über.  —  5ßgl.  3abel,  2t. 
(^ert.  1882);  Öa*ter,S8.3l.(ebb.l882);  ©ofcbc,s-ö.2l. 
(in  Gbcr*  unb  grfintel,  «l)t.  ©ofebe»,  öalle  1890). 

3tucrbad)c<  fteUer,  ein  bureb  bie  Aauftfagc 
berühmter  fBeintcller  in  2luerbadj*  .'öof  3u2eip= 
jig.  Tiefer,  1530  erbaut  unb  genannt  nad)  bem  t5r^ 
bauer  .<Seinr.  (Stromer  au*)  2luerbad)  (in  öaoern), 
itrofeffor  ber  5Kebijin  unb  Senator  in  Üeipjig, 
1482—1542,  in  ber  ©rimmaifd?cn  Strafte  gelegen, 
ift  eine  ©ebäubegruppe  mit  öffcntlicbem  Turcbgang, 
in  bereu  Maumen  früher  ba*  9lcueftc  unb  Sdjönfte 
au*geftcllt  war,  wa*  bic  ücipjigcr  ÜJleffe  aufwte*. 
Sdjen  bamal*  hatte  er  jablrcidie  s$crfauf*gewölbe, 
war  weltberühmt  unb  würbe  3.  ^.bon  <yr.  Taubmann 
befungen.  ';V!?t  hefinben  ficb  in  ben  9ti5umcn  6» 
fonbere  bic  lUufterlager  von  ©la*=  unb  ^orjellan: 
warenfabriteu.  2lu*  21.  H.  ift  ber  Sage  nach  §<*uft 
(f.  b.)  auf  einem  uollcn  ivaffe  bie  Treppe  empor= 
geritten.  Goethe  bat  in  feinem  «Sauft»  tiefe  Sage 
benu&t  s3iocb  jetjt  bient  21.  Ä.  al*  Setnftubc  unb 
befiht  3Wei  auf  60I3  gemalte  Clbilber  mit  ber  (ge- 
fdlfchten)  ^abre*3abl  1525,  bic  ,\auft*  24nwefenbeit 
unb  3aft"tt  verewigen.  —  2Jgl.  Schulde,  $auft  in 
l'cipjig.  Äleine  Gbronit  t>on  21.  5t.  (?pj.  1854); 
a.  Tvrcn;cl,  2llbumblatter  au*  2t.  Ä.  (4.  »ufL  ebb. 
1 887) ;  3.  ^röljL  ©einphantaftcu  au*  21.  fi.  (2.  HufL, 
ebb.  1890) ;  21.  Gdftein,  Coramentariolum  de  epi- 
prammate  latino  Ccllac  Auerbachiae  (ebb.  1864). 

Wuerberfl,  ftarl  bcwalbcte  ^orpbprfuppe  bes 
Unterbaue*,  norböftlicb  Don  Stolbcrg  im  preufe. 
Heg. *9e|.  SKetj eburg.  Ter  ©ipfel ,  bie  ^  0  f  c p  b  *  ■- 
hohe,  576  m  hoch,  trägt  feit  1896  einen  eifernen 
2tu*fid>t*turm  (37,r.m)  in  Hreu^form.  Stuf  ber  Oft 
feite  bc*  21.  werben  bie  fog.  ctolberger  Tia: 
mauten  (iedi*tantigc  ^ergtrpftalle)  gefunben. 

"ülucrhnhn,  aud)  Urnabn  (Tetrao  ürogal- 
lus  />.),  ba*  gröfete  ber  europ.  Wilben  öübner,  ge= 
hört  3ur  Familie  ber  3Dalbbübner  ber  Crbnung  bei 
>>ühncr  (©allinaceen).  Gr  erreicht  eine  fange  oon 
1  m  bei  einer  Flugweite  Pon  1,10— 1,40  m  unb  einem 
Turcb)dmttt*gewicbte  von  51/,— 6  kg.  Sein  ©e- 
fieber  ift  auf  bem  Müden  fchwarjgrau,  bellgrau  ge 
wäfiert,  unten  febwarj  unb  weif;  gefledt,  bie  S3ruft 
fcb&u  ftablgrün;  über  jebem  Sluge  verlaufen  fable, 
warjige,  rote  mieden;  bie  febr  träftigen  %\\%t  fmb 
bi*  an  bic  mit  ftumpfen  hageln  Derfebenen  3<b<n 
befiebert.  Tic  .fcenne  ift  bebeutenb  Heiner  unb  ähnelt 

|  in  ber  Aarbc  be*  ©efieber*  ber  2Balbfcbnepfe. 
(S.  Tafel:  >>übncrr>ögcl  I,  §ig.  1.)  Ta* 
2tuergeflügel  ift  im  nörbl.  Guropa  unb  SXfien  fowie 

I  in  ben  ©ebirg*gegenben  Witteleuropa*  b*imifd\ 

j  G*  mtbit  ficb  von  jungen  Sproffen  ber  sJlabelböl3er 
unb  'öueben,  r>on  SBad>oIber-,  iöfibeU,  ©roinj  unb 

1  Himbeeren,  Giebeln,  iöuebedem,  3Balbmiden  u.  bgl. 
3n  feinem  Etagen  werben  meift  jablreicbe  glatte, 
febön  abgerunbete  Ouarjtömer  (perlen)  gefunben. 


Digitized  by  Google 


?(uevf)al)H&cnev  —  WuerSpevg,  ($efdjlfd)t) 


59 


Ter  21.  lebt  iii  bei  :Hegel  einfallt,  mit  mäbrenb  bei 
$egattuug*$cit  in  0efellidaft  mehrerer  Rennen; 
biete  fallt  in  bieerften  frrübling*mouatc;  berjpabu 
lodt  bann  e\cn?öl?nlid>  in  ben  frübeften  Tage* 
ftnnben  von  einem  einjelnftebeubcn  kannte  bnrdi 
ba*  feg.  Taljen  (f.  b.)  bie  Rennen  jur  Begattung. 
Ta*  iltfeibd^en  legt  in  eine  jiemlid)  feiebte,  blofi 
mit  etwa*  bünem  Weifig  umgebene  Grbgrube  6—10 
gelblidnveifie,  mit  lotgelben  Rieden  befäte  Gier, 
bie  e*  in  28—30  Tagen  ausbrütet.  Ta*  2lUlbbret 
btS  jungen  2tuergeflügel*  ift  woblfdmtedenb,  ba« 
te*  alten  taitn  mit  bureb  langet  biegen  ober  Irin 
graben  genießbar  gemaebt  werben.  Ter  21.  jählt  jur 
beben  ;"togb,  21bfdmh  wäbrcnb  ber  33aljjcit  (ÜNän 
unb  2lvril>.  —  SBgl.  Sunn,  Ta«  2lucrwilb  (2.  Mufl., 
Stuttg.  1885);  berf.,  Ter  2lucrbabnjäger  (3Hieu 
1888);  21. Mcver,  linier  21uer=,  Wadel-  unb  Sirt: 
»Üb  (mit  Ulla«,  ebb.  1887);  6*vnt,  Ta*  2lucrwilb 
pJieubamm  1897). 

,ÄuerbfllinbrlIcr,>-Öe',eid)uung  für  tlciueftunbc, 
bie  junge«,  aufgebäumte*  2lucrwilb  verbellen,  fo 
bat>  ficb  berufter  bcranfcblcicbeu  tann;  nod?  jeht 
in  ben  2lrbcnncn  unb  in  Norwegen  vermeubet. 

•ilucrlirtit,  foviel  wie  0a*glüblicbt  (f.  b.). 

•2lucrt>rt)C<,  f.  Mnber  unb  Ur. 

5lucr*bcrg,  einer  ber  bödmen  ©ipfel  be*  3ädi= 
fifdjen  Grjgebirg^*,  7  km  füböftlicb  von  (ribeuftod, 
1022  m  hoch,  mit  2lu*Ttcbt*turm. 

Sinertfbcrfler  »räit,  Serggrün,  Kupfer- 
grün, 01  ans  grün,  ßlgrün,  eine  f  rüber  gc 
braud'te,  au«  bafifcbcm  Kupfercarbonat  beftebenbe 
grüne  Jyarbe,  bie  baburd)  erhalten  würbe,  bafi  man 
Kupfervitriol  in  falter  wäfieriger  Vöfung  mit  Soba 
ober  $ottafrf)c  fällte  unb  ben  2iieberfdjlag  mit  Söaffer 
mufeb.  Ta«  nacb  bem  Srednen  bläulid\wme  Pulver 
wirb  nadj  bem  einreiben  mit  Cl  grün. 

üuctfdK*  ©liibjidjt,  f.  0a«glüblid}t. 

»Jlucrcpcrg  ,  IRartt  im  Öicridjtöbeml  ©rofp 
SaidnH  ber  ö)!crr.  ^eüitebauptmannfcbaft  0ott= 
irtec  in  Ärain,  bat  (18iM))  268,  al*  ©emeinbe  2912 
ilowen.  (5.  31.  ift  ber  alte  Stammfili  bc«  gräfl.  unb 
fürftl.  0cicbledn*  21.,  ba«  hier  ein  lf»70  in  0eftalt 
eine*  Treied«  (baber  auch  "Triaf  •)  umgebaute? 
SaMof;  mit  'Jiüfttammer  unb  tyart  befiht. 

H  u  c  r  o  p  er  g ,  alte*  unb  vielver  jweigte«  öiefcbledjt 
in  £ fterreid),  foll  vom  Schlöffe 2luer*berg  <llr*berg ) 
in  Sduvabeu  benannt,  in  bei  jweiten  £>älfte  be* 
1 1 .  ,v."ilnb.  nad)  Krain  au*gewanbert  fein  unb  bafelbft 
bie  Stammburg  21.  bei  bem Dlarttflcden 3luer«pcrg 
(f.  b.)  erbaut  baben.  211*  Stammvater  be*  ftaufe* 
wirb  2lbolf  von  31.  (ermähnt  1067)  genannt, 
bureb  befien  trüber  Cberid)  in  ^riaul  eine  befotu 
bere  Sinie  gefttftet  mürbe,  bie  fpätern  fterjöge  von 
(Socagna.  Gngelbarb  bon  31.  (geft.  1466)  mürbe 
6.  ^an.  1463  oon  Äaifer  ^riebiid?  III.  juin  tfrblanb; 
marfdjall  unb  Grblammercr  in  kram  unb  ber  3J3 in= 
bifeben  fllarf  ernannt,  melcbe  3öürbeber  jebe^malige 
Mtefte  be*  C5efd>Ied>t#  mit  bem  Seniorat  innebat. 
Turd)  feine  Söhne  ^antraj  (geft.  1496)  unb 
^ollrab  (geft.  1495)  teilte  ftdj  ba*  £au$  in  bie 
nodj  beftebenben  voei  .fiauptlinien. 

Tic  Uanf rajf dje  Sinie  (1530  reidjSfreiberrlicb 
geworben)  teilte  fidj  burd)  ^anlraj'  UreiHel  öerbart 
unb  Tietrieb  in  bie  ältere  unb  jüngere  ^anfrajfcbe 
l'inie.  Tie  ältere  ^anlrajfdje  iiinie  jerfiel  in 
fünf  Üfte,  nämlid?:  1)  3lueröpeTg-3(ucreperg,  geftif- 
tet von  2?olf  gang  öngclbert  (geft.  1696),  unb 
nod?  beftebeub  mit  bem 0rafen  2 e  o  W  a  r  i  a  p  o  n  31., 
r\reiherrn  auf  3cbbnberg  unb  Seifenberg,  .Oerrn 


bei  Stamme  uub  IHajoiat^beiifdiaft  31.  u.  f.  w., 
geb.  24.  ^an.  1844;  2)  31. 511  flirdibad)  am  Walt, 
beflebenb  mit  0raf  ftuliuä  von  31.,  geb.  5.  ^au. 
1852  ;  3)  2luer operg  ^iotriti,  am  23.  %m.  1880  er= 
lofdjeit  mit  0raf  0uftav  'Jiilol.  Jranj Victor 
von  31.,  geb.  7.  ^uli  1S15;  4)  Sluerepcrg : Scböip 
berg,  crlofd?en  1841  mit  bem  0rafen  Karl  ?io: 
fepl>;  5)  31.ju  lbur»  aiw6art,  beftebenbmitOiraf 
alfonÖ,  geb.  1(5.  3lpril  1842,  einem  iierwanbten 
vou3tuaftafiu?^hüu(3lnton3Ueranbervou31.,f.b.). 
—  Tie  jüngere  ^antrajfcbe  Ctnie  würbe  von 
Tietrieb  von  31.  begrünbet,  ber  mit  Johann 
SCnbtcad  11.  Sept.  1630  bie  Mcid^grafenwürbe 
erhielt.  Sein  Sohn,  Johann  vlt»citart  von  31., 
geb.  11.  SWfirj  1615,  war  ber  (Münftling  unb  iViinifter 
Aerbiuanb*  II  I.,  ber  ihn  18.  Sept.  1653  mit  ber  Öraf = 
febaft  Sßel§  belehnte  unb  jum  9icicb*fürften  na* 
bem  i)lcd)te  ber  Giftgeburt  erhob;  1(554  überlaut  er 
bic  öersogtümer  'Wünfterberg  unb  ^ranfeuftein  in 
SAleficn  juSebn.  3luficrbcm  taufte  er  bie. <Sevrfd>aft 
Jbengen  in  Sd>wabeu,  bie  1664  ju  einer  gefürfteten 
(^rahdjaft  erhoben  würbe.  311«  ihm ttaifer  i'eopolb  I. 
einWefucb  um  Beihilfe  üur  Erlangung  ber  Äarbinal*= 
würbe  abfdilägig  beantwortet  hatte,  wenbete  er  fi* 
be^wegen  an  Subtvig  XIV.  von  $ranfcrf$.  Ter^apft 
veniet  bie*  bem  StcAUx,  21.  würbe  jum  Tobe  ver^ 
urteilt,  jebod)  beguabigt  unb  auf  feine  0ütcr  ver 
wiefen,  wo  er  13/)lov.l677  ftarb.  Ter  Jürl't  Äarl 
,\ofcph  (geb.  1720, geft.  1800) vertaufte  1791 2Rün 
fterberg  unb  Jrautenftein;  inbeijen  würbe  ll.Wov. 
1791  bie  herjogl.  ©ürbe  auf  bie  Oiraffdiaft  0ott: 
febec,  unb  21.  Tcj.  1791  ber  ivürftenftanb  auf  alle 
'Jlacbfommeu  biefeö  ^weig?  übertragen.  Tie  0raf^ 
fd?aft  ^bengen  würbe  1806  ju  (fünften  Saben* 
mcbiatifiert  unb  1811  vom  Aürften Wilhelm  (geb. 
1749,  geft.  18221  an  SBaben  vertauft.  Sein  Sohn 
War  (jürft  sBill)elm  II.  (geb.  1782,  geft.  1827), 
beffeu  Söhne  Ü'arlo*  3iUlhelm  (f.  b.)  unb  2lbolf 
Wilhelm  Tanicl  (f.  b.).  (Gegenwärtige*  öaupt  ift 
be*  lelitcrn  Sohn,  Aürft  Karl  von  31.,  geb. 
26.  ftebr.  1859.  Ciu  trüber  be*  Aürften  Sßilhelm  II. 
war  ber  öfterr.  Aelbmarfd?allleutnaut  ffirinj  .Harl 
von  31.  (geb.  17.  3lug.  1784,  geft.  18.  Tej.  1817), 
ein  anberet  trüber  prtn}  Tineen j  von  21.  (geft. 
lC.tjebr.  1812).  Ter  Sohn  bee lehtgenannten/^rins 
2Jiucenj  von  21.,  geb.  16.  ^uli  1812,  würbe  nad? 
bem  2obc  be*  Wrafen  i'auctoronffi  (1803)  jum 
Cberfttäminerer  erhoben  unb  erhielt  bie  Leitung  ber 
taiferl.  .fiofbübnen.  2lmb  gilt  er  al*  SBerfaffet  ber 
sBrofdnire  «  8wif*en  Stamm  unb  IHinbe»  ffBten 
1863).  6t  ftarb  7.  ^uli  1867  JU  öieuing  bei  Söien. 
Tie  ^ollrabfd?e   iitnic   bed  0efchled)t*, 

15.  ^uli  1673  in  ben  0rafen]taub  erhoben,  jerftcl 
in  fed^5  flfte,  uub  jwar:  1)  vormal*  ju  Hm^tofe 
tvitrgftall,  beftehenb  mit  0raf  i'  e  0  p  0 1  b  v  0  n  21.,  geb. 

16.  :)){ai  1855, 1. 1.  sJV;irt*bauptmann  in  9tiebcrö|tcr; 
reidi;  2)  :,n  %lt  uub  'Jieuicblof;  ^urgftall,  crlofcben 
mitWraf  äubwig  von  31.(geb.29.1Uärj  1797,  geft. 

17.  ^lov.  1863);  3)  ju  21»olfpäffmg,  erlofcbcn  mit 
0raf  SWarimilian  von  21.,  geb.  21.  3an.  1771, 
ber  ficb  in  ben  Aelbulgen  gegen  bie  granjofen,  als 
.Vtommanbant  in  0alijien,  Cberöfterreicb,  bem  SJa^ 
nal  unb  al*  0eneraltoinmanbant  (feit  1842)  in  bei 
vereinigten  ^anat:2öara*biner:Äarl*itäbter  0renje 
vielfadic  ^erbienfte  erwarb  unb,  feit  1848  in  ben 
Mubeftanb  verfehl,  30.  iKlai  1850  ju  Üüien  ftarb; 
4)  ju  21lt=  unb  3leufd)Iof;^urgftall,  erlofdjen  mit 
taw  (Grafen  Marl  von  21.,  geb.20.21ug.  1783, geft. 
al*  öfterr.  Aelbmarfcballleiitnant  19.  Juni  1859; 


60  Stuer^Mirg  (flbolf  Witt).  Stoniel,  gfilft) 

5)  bet  3tfl  ju  SBeinern,  beifen  leljter  Vertreter 
©raf  JtlopS  ton  21.  (geb.  15.  Sept.  1780,  geft. 
26. ÜJtärj  1858)  war;  6)  bet  2lft  tormal  S  ju  3N"enf 
erlogen  mit  ©rafen  tfranj  Xavtx  von  31.  (geb. 

20.  gebr.  1784,  geft.  18G8). 

33on  einjelnen  ©liebern  beS  ©efcbledjtS  finb  noch 
ju  nennen:  öerbarb  VIII.,  ^rci^err  üon  21., 
geb.  ll.  SWdn  1528,  ber  als  ©cneral  in  ben  Iroat. 
©renjen  22.  Sept.  1575  in  einem  ©efeebt  gegen  bie 
dürfen  beiSJubatjfp  fiel.  (Vgl.  SRabicS,i>erbarb  VIII., 
^reiben  ju  21.,  Söien  1862.)  —  21nbreaS,  §rei  = 
b er r  ton  31.,  geb.  1557,  ber  ficb,  befonbcrS  bureb 
feinen  glänjenben  Sieg  über  bie  dürfen  22.  3uni 
1593  an  ber  Kulpa9tubm  erfodjt  unb  1594  ftarb.  — 
ftranj  Karl,  ftürft  ton  21.,  geb.  22.  Not.  1660, 
jeiepnete  fid)  ebenfalls  in  ben  Ilürtentriegen  au?, 
mürbe  1701  ^elbjeugmeifter,  1707  in  ben  durften; 
ftanberboben  unb  ftarb  6.Not.l713ju@fd>menb.— 
Marl,  3ürft  ton  &  (geb.  21.  Ott.  1740,  geft. 
26.  Dej.  1822),  trat  frfibjeitig  in  baS  £>eer,  mar 
1790  bereue  ©eneralmaior  unb  mürbe  1793  ton 
ben  ftttmiofen  in  ben  Nieberlanben  gefangen  ge 
nommen,  1795  aber  ausgewechselt.  §m  felben 
\  nibr  jum  Jelbmarfcballlcutnant  ernanni,  befehligte 
er  1805  ju  SBien  unb,  als  bie  überreicher  meiebeu 
mußten,  bie  Nachhut  beS  fi(b  jurüdjiehenben  öeerS. 
2Jcarfcball  Sanne*  benufetc  (25. Not.)  baS  allgemein 
verbreitete  ©erfleht  ton  einem  SBaff enftillftanbe,  um 

21.  ju  überreben,  bie  Donaubrüde  nicht  abjubreeben. 
Die  ftranjofen  marfebierten  hierauf  im  Sturmfehritt 
hinüber  unb  nahmen  jenfeitS  fefte  Stellung,  mobei 
ihnen  noch  ein  öfterr.  2trtilleriepart  in  bie  6änbe 
fiel.  21.  mürbe  beSbalb  vor  ein  KriegSgeritht  ge 
ftellt,  uir  Kaffation  unb  §eftungSftrafe  verurteilt, 
fpäter  aber  begnabigt. 

3ltter«|»erg,2(bolf  2Dilp.5)aniel,  Aürft,  Staat?: 
mann,  ©ruber  beS  gürften  GarloS  2öilp.  oon  21.,  geb. 
21.  3uli  1821,  ftubierte  bie  Hegte,  trat  1841  in  bie 
faiferl.  21rmee,  bie  er  1860  als  Dragonermajor  f  er 
liefe.  Vom  tcrfafiungStreuen  ©roftgrunbbefi&e  in 
ben  böbm.  Canbtag  geroäblt,  mürbe  31.  balb  barau» 
jum  Cberftlanbmarfcpall  ton  Vöbmen,  1868  nun 
SMrfl.  ©ebeimrate  unb  lebenslänglichen  sDtitgliebc 
beS  öfterr.  £>errenbaufeS  ernannt.  VonSRärj  187<t 
bis  Not.  1871  mar  er  SanbeSpräfibent  ton  Sali 
bürg,  roo  er  Iraftooll  für  bie  2lufrecbterbaltung  ber 
Verfaffung  unb  für  bie  NeicbSeinbcit  auftrat.  Nad) 
bem  Sturje  beS  ÜJlinifteriumS  öobenwart=Scbäfile 
trat  21.  25.  Nov.  1871  an  bie  Spibe  beS  ciSleitbanb 
fd?en  SRinifteriumS,  berief  ben  NeicbSrat  unb  führte 
bie  lange  erfefonte  ©ablreform  bureb,  auf  bereu 
©runblage  jum  erftenmal  ein  birett  gewähltes 
öfterr.  Parlament  im  Dej.  1873  jufammentrat,  baS 
au  Stelle  beS  aufgebobenen  KontorbatS  tonfeffio; 
nclle  Neformgefe&e  befcblofe.  Nad)  febmicrigen  23er: 
banblungen  unb  Konfliften  gelang  eS  ihn,  tm  ,utni 

1878  ben  2tuSgleicb  mit  Ungarn  im  NeicbSrat  burcb: 
jubringen.  2lm  6.  Oft.  1878  erhielt  21.  bie  mebrfad> 
erbetene  ßntlaffungalS  OTinifterprdfibent,  führte  je 
bod)  vorläufig  bie  ©efebäfte  meiter,  bis  er  16.  ftebv. 

1879  jum  ^rdfibenten  beS  Cberften  StetpnungSbofj 
ernannt  würbe.  21.  ftarb  5.  3an.  1885  auf  feinem 
ScHoft  ©olbegg  in  9Üeberöfterreicb. 

aiucropcrfl ,  2tnt.  2lleranber, ©raf  oon, 3)i*ter 
unter  bem  Sdjriftftellemamen  2t  n  a  ft  a  f  i  u  S  ©  r  ü  n , 
geb.  11.  2lpril  1806  ju  Caibacb,  erbielt  feine 
»iebung  im  Jberenanum  ju  Sien,  bann  in  ber 
^ngenieurafabemic  unb  feit  1818  in  ber  Klinten?; 
ftrömfmen  ^rifaterjiebungSanftalt.  Pr  trieb  ju 


—  «uerepcig  (Stut.  «tcfonbcr,  ©inf  üon) 

©raj  unb  Sien  Pt>iIof.  unb  iurift.  Stubien,  über: 
nabm  1831  bie  Verwaltung  (einer  ©üter  ©urtfelb 
unb  Ibum»am'öartinÄrain  unb  lebte  feitbem  ob.ne 
2tmt  meift  ju  ©raj  ober  ©urtfelb.  1839  betratete 
er  ÜRarie,  9teia)Sgrdfin  oon  3tttemS.  Sdngft  als  ein 
ipaupt  ber  liberalen  Partei  in  feinem  SBaterlanbe 
geehrt,  mürbe  21.  im  2tpril  1848  ju  bem  ^eutfdien 
Vorparlament  entfanbt,  bann  oom  JfreiS  Raibach 
jur  ^ationaloerfammlung  gewählt,  aus  ber  er 
26.  Sept.  auSfdjieb.  Grft  1859,  nach  SadjS  Jall, 
trat  er  wteber  inS  öffentlidje  Sieben  unb  folgte  ber 
Berufung  in  ben  2tuSfd?ufe  oon  Vertrauensmännern 
jurSöeratungeineS©emeinbegefe^eSfürÄrain,1860 
ber  in  ben  ooerftärtten  SHeidjSrat».  Xort  trat  er  tbat^ 
träftig  für  bie  9tetd)Seinhett  unb  gegro  baS  fog. 
biftor.  :Hed-t  ber  geubalen  auf.  3t(S  bie  9leid?Soer: 
faffung  inS  Sieben  trat,  würbe  er  burdj  faiferl.  Qx-- 
nennung  lebenslängliches  SÖhtglieb  beS  ^erren^ 
baufeS.  Denen  erfte  Slbreffe  flofe  auS  feiner  $eber, 
ebenf o  biejenige,  bie  ben  Sluffcbub  ber  95erfaffung 
oerurteüte,  enblid)  ber  SBertcbt  über  bie  S!ejember= 
oerfafjung.  3ebn  3apte  erneuerte  er  alliährlidb 
feinen  2tngriff  auf  baS  Äontorbat.  5n  ben  fird?en- 
polit.  Debatten  oon  1868  unb  1874  glänjte  er  als 
SBortämpfer  ber  JReformaefe^gcbuug.  21.  gehörte 
aufterbem  1861—67  bem  rrainifd?en,  bann  bem  ftei= 
rif*en  Sanbtage  an  unb  tämpftc  f  nr  Deutf  djtum  unb 
Freiheit  gegen  bie  oereinigten  Slowenen  unb  Äleri= 
lalen.  Gr  ftarb  12.  Sept.  1876  ju  ©raj;  im  Stabt= 
pari  bafelbft  würbe  ibm  1887  ein  Dentmal  errichtet. 

Seine  biehterifche  ^hdtigfeit  begann  21.  mit  2(1= 
manadjbeirrägen  unb  mit  ben  «SMättcrn  ber  Siebe» 
(Stuttg.  1830),  SicbeSliebern.  Sein  9loman3en= 
cptluS  «Der  Iettte  JRitter»  (Stuttg.  1830;  neue  91uSg., 
5irag  1885)  feiert  im  Nibelungen  »2JerSmafe  flaifer 
?Dlarimilian  I.  Die  3uIireoolution  machte  31.  jum 
polit.  Dichter;  mit  tübnem  gteimut  betämpfte  er  bie 
s21(Cttcmicbfchevj3olitÜ  in  ben  anonpmen,  burch  -vre; 
finn,  öumor  unb  ^ormoellcnbung  auszeichneten 
«Spajiergängen  eines  Liener  Joelen  "  (^amb.  1831 
u.  ö.;  neue2tuSg.,  ^Jrag  1885),  bie  grofeeS  ?luffcben 
erregten.  6S  folgten  «ochutt •  (2pj.  1835  u.  oV,  neue 
2tuSg.,^5rag  1886),  worin  21.  mit  begeiftertem  Schern 
blid  unb  glübenben  färben  baS  Anbrechen  einer 
freien,  oölteroerjüngenben  ^utunft  antünbigt,  unb 
«©ebiebte»  (Cm.  1837;  15.  2lufl.,  SBerl.  1877).  31.S 
^oefte  jeigt  «orliebe  für  farbenreiche  Silber  unb 
©leicbnu'ic,  für  bracht  unb  Schwung  ber  Sprache, 
obneinSScpwülftige  ju  verfallen.  Die  bumoriftifeb- 
epifeben  Serfuche  «Nibelungen  im  $rad»  (üpj.  1843; 
2. 3tufl.  ia^3)  unb  «^faff  oom  Kahlenberg»  (ebb. 
1850;  3.  Stuft.,  SJerl.  1877)  fprachen  weniger  an 
(ogl.  ©ormann,  3tnaftafiuS  ©rün  unb  fein  ^Sfaff 
oom  Kahlenberg,  fipj.  1877).  Die  ton  ihm  ver- 
beutichten  flowen.  «SBottSlieber  auS  Kratn»  (Spj. 
1850)  enthalten  grofee  Schönheiten.  Nach  ber  3kr* 
ßfientlicbiing  beS  Nachlafies  feines  JteunbcS  N. 
Senau  (Stuttg.  1851),  befjen  «Sämtlichen  SSerten» 
(ebb.  1855;  2.  HttfL  1874)  2t.  eine  üorjüglicbe  2)io= 
grapbieunb  (ibaralteriftif  2enauS  beigab,  trat  er 
mit  bem  (SplIuS  «Nobin  £oob»  (ebb.  1864)  bervor. 
Nach  feinem  Jobe  erfdjienen:  «3n  ber  SBeranba. 
Gine  bichtcrifebe  Nacblefe»  (SBetL  1876)  unb  «@e* 
fammelte  SBertc»,  bg.  ton  g.  21.  %antl  (5  S8be., 
ebb.  1877),  baju  eine  Nacblefe  ton  NabicS:  «2lna^ 
ftafiuS  ©rün.  33erfcbolleneS  unb  SJergilbteS  auS 
bellen  Sehen  unb  SBirfen»  (2pj.  1879);  femer 
aißriefwecbiel  jwifchen  21.  ©rün  unb  £.  21.  ^rantl» 
(hg.  ton  ton  ^rantl^.f>ochwart,  $erl.  1897).  —  Cgi. 


Digitized  by  Google 


SluerSperi}  (ßarlos  SBilb,.,  frürft)  —  öuerSioalb  ($an8  %bol\  ßibincmn  poh)  Ol 


Nabic«,  HnaftaftüB  ©rüu  unb  feine  £>eimat  (Stuttg. 
1876) ;  Siafcmaper,  Stnton  ©raf  oon  21.  Semfieben 
unb  Ti*ten,  Vortrag  (2. 2lufl.,  Sranlf .  1872) ;  Nun*, 
$ie  Voefte  2l.©rün«  (Vrogr.,  Srautenau  1882). 

»uertfperg,  Carlo*  SBilb^,  txürft,  Staatsmann, 
Vruber  be«  dürften  2lbolf  3BiTb.  $aniel  oon  21., 
geb.  1.  ajtai  1814,  würbe  noch  oor  oollenbetcm 
13.  ^apre  ba«  £>aupt  bcr  fflrftl.  fiinie  be«  äaufe«  31. 
Von  ben  öffentlichen  2lngelegenbeiten  hielt  er  ficb 
fem,  bi«  ft*  in  ben  tjierjifler  fahren  in  Vöbmen 
bie  Oppofition  gegen  ba«  lilettemutf*e  Softem 
regte.  21.  forberte,  obwohl  er  an  bcr  ftänbif*en 
Vertretung  fcftbielt,  eine  Grweiterung  ber  Ne*tc 
be«  Sanbtage«.  SBährenb  ber  folgenbenNeattion«-- 
periobe  trat  er  wieber  oom  öffentlichen  S*auplafe  ab, 
bi*  bie  ftebruaroerfaffung  oon  1861  in  Cfterrci* 
bie  lonftitutioneüe  iixa  eröffnete.  211«  ©raf  2ajanftp 
1865  bie  Ne*t«beftänbigteit  be«  9tei*«rat«  in  2lb- 
rebe  ftellte,  legte  21.  nebft  feinen  liberalen  Kollegen 
fein  *). 1 i  a  n  t  a t  für  ben  höh  m.  Sanbtag  nieber  unb  nahm 
feine  Jbätigteit  in  le&term  erft  na*  ber  (hitlailung 
be«  ÜJcinifterium«  Velcrebi(7.  §cbr.  1867)  mieber  auf. 
211«  Vräfibent  be«  öfterr.  öerrenbaufe«  unterftüfcte 
er  bie  2lu«glei*«politit  be«  ©rafen  93euft  unb  trat 
5nbe  1867  al«  ^räfibent  an  bie  Spitje  be«  fog. 
V^rgeTminifterium«.  3n  biefer  Stellung  befämpfte 
er  bie  föberalifti[*en  2lnwanblungen  Veuft«,  unb 
al«  biefer  auf  eigene  öanb  mit  ben  Rubrem  ber 
6je*en  ju  unterbanbeln  begann,  nahm  21.  im  Sept. 
1868  feine  dntlaffung.  Seit  bem  Sturje  be«  ÜKini-- 

§erium«6openWart=S*äffle  (30.Ctt.  1871),  ba«  in 
[.  glei*fall«  einen  principiellen  ©egner  bat l e,  fanb 
bie  in  oolt«wirtf*aftli*er  unb  tir*li*er  Veiiepung 
reformatorifcbe^olitit  be«  Kabinett*  (2lbolf)  2luer«= 
perg  in  ipm  ibre  trdftigfte  Unterftflfcung.  $n  ber 
Seinem  oon  1879—80  betämpfte  21.  au*  im  Herren; 
baufe  bie  Veriöhnung«politil  be«  ©rafen  Jaaffe. 
Später  trat  er  vom  polit.  fieben  ganj  juriief  unb 
legte  1883  ba«  2tmt  eine«  Oberftlanbmarf*all« 
oon  Vöbmen  unb  Vorft&enben  be«  böbm.  Canbe«: 
au*i*uffe«  nieber.  Qx  ftarb  4. j$an.  1890  in  Vrag. 
ftaerfräbr,  fienog  von,  f.  $apout. 
ttuerftebt,  au*  »uerftäbt,  S)orf  im  Krei« 
Qd art«berga  bc«  preufe.  Neg.=Vej.  2Jlerfeburg ,  an 
ber  Nebenlinie  Straufefurt:©rof5r;eringen  ber  Vreuf». 
Staat«babncn,  bat  (1900)  551  eoang.  ecang. 
Äircbe  unb  ift  befannt  bur*  bieScbladjt  oom  14Xlt. 
1806,  bie  gleichzeitig  mit  ber  bon  3«na  (f.  b.)  ftatt» 
fanb.  ÜJlan  fprtcp t  baber  oft  oon  ber  $oppel)'cblad)t 
von  , uiia  unb  21.,  obgleich  beibe  nur  ftrategifcb,  niebt 
taftifcb  in  Verbinbung  fteben.  211«  berCberfelbperr 
ber  fäcbf.=preufe.  2lrmce,  öerjog  flarl  uon  3)raun= 
fcfcroeig,  nidjt  mebr  baran  jweifeln  tonnte,  bafj 
Napoleon  läng«  bcr  Saale  ben  Unten  ftlügel  feiner 
gegen  ben  Jbüringer  5Balb  genommenen ?lufftellung 
umgangen  batte,  oefebloß  er,  lint«  abuimarfcbieren, 
bie  Saale  toeiter  abtodrt«  ju  überfdj reiten  unb  jen» 
feit«  bem  fteinbe  entgegenjUflebcn.  ^ürft  Sobcn» 
lobe  follte  biefen  ^lanlenmarfcp  in  feiner  StcU 
lung  bei  3ena  beefen.  2)iefer  rourbe  aber  14.  Ott. 
von  Napoleon  felbft  angegriffen  unb  gefcblagen, 
»odbrenb  bie  JDauptarmee,  bie  oerfäumt  batte,  reefct* 
jeitia  ben  $afe  oon  Äöfcn  an  bei  Saale  ui  befeßen, 
im  3iormarfcb  von  21.  fchon  bic«feit  be«  bluffe«  bei 
Öaffcnb,aufen  im  Nebel  auf  ba«  5)aooutfdje  Äorp« 
ftiefe,  Bon  bem  eine  ^iüifion  bereit«  ben  3flu& 
überfebritten  b.attc.  Sie  SdMacpt  begann  mit  einer 
unglüdlicben  2lttade  ber  preufe.  fiapallerie;  bann 
folgte  ein  Imrtnädiger  Äampf  bei  £>affenbaufen. 


^a  aber  bie  brei  preufi.  ^ioifioncn  bintereinanber 
mai-fcbicvten  unb  nur  febr  allmdblicbin  ba«©efecbt 
tarnen,  fo  erhielten  bie  '^-ranjofen  3fit,  futju  »er: 
jtärten,  unb  ber  mörberijebe  Äampf  tarn  jum  öteben. 
$a  rourbe  ber  iöeriog  burd>  beibe  2lugen  gefeboffeu, 
unb  nun  börte  alle  Leitung  auf.  2>er  flönig  griff 
jroar  perfönlicp  ein,  aber  bie  Äaoallerie  Ijatte  ficb 
jerfplittert  unb  fehlte  im  entfeheibenben  2lugenblid . 

2)  er  linte  ^lügel  roar  mit  Umgebung  bebrobt,  gegen 
ben  rechten  roenbete  fid?  eine  frifebe  fram.  2)ioifion. 
3ioch  hdtte  bie  Schlacht  burch  bie  unberührte  ftdrtere 
Weferoe  geroonnen  roerben  tönnen;  hoch  entfdjieb 
mau  ficb  für  ben  diüdjug,  um  am  folgenben  tage 
ben  Äampf  in  Verbinbung  mit  Hohenlohe  »u  er» 
neuem.  5)effen  Nieberlage  »og  aber  auch  bie  bei  21. 
gefcblagenexlrmee  in  ba«  allgemeine  Verberben  hin= 
ein.  —  Vgl.  »on  2ettoro=23orbed,  25er  Ärieg  bon 
1806  unb  1807,  93b.  1:  3ena  unb  21.  (2. 2lufl.,  Verl. 
1899);  uon  £reuenfelb,2l.unb3ena  (öannoo.  1893). 

ttticränialb,  211fr.  bon,  preufe.  Staat«minifter, 
geb.  16. 2>ej.  1797  ju  SJtarienroerber,  Sohn  be«  f>an« 
jatob  bon  K.,  trat  1815  al«  freiwilliger  in  ein  preufj. 
SragoneiTegiment ,  bejog  nach  Veenbigung  be« 
Kriege«  bie  Unioerfitdt  König«berg  unb  roirtte  bei 
Vegrünbung  ber  Vurfchenfchaft  mit.  21.  trat  1819 
in  ben  Staat«bienft,  bcrliefe  benfelben  aber  1824, 
um  ficb  ber  Verwaltung  feiner  ©üter  Ul  roibmen, 
unb  roar  1830—44  fianbrat  be«  Äreife«  Nofen» 
berg.  Seit  1837  gehörte  er  bcr  preufe.  "JkoüinjiaU 
ftdnbeoerfammlung  an,  roo  er  1840  ben  2tntrag 
auf  Einberufung  ber  feit  1815  oerfprochenen  Neich«: 
ftdnbe  fteüte;  1842  rourbe  er  jium  OTitgliebeber  nach 
Verlin  berufenen  prooiujialftänbifchen  2lu«fcfaüffe 
foroie  1846  jum  vJRitgliebe  ber  eoang.  ©etteralfpnobc 
gewählt,  in  ber  er  ciufdücben  gegen  bie  2lnwenbung 
ber  Velenntni«fchriften  bei  Drbinierung  ber  ©eift- 
lichen  auftrat.  Jini  bem  Vereinigten  Sanbtage  oon 

1847  wirtte  er  in  tonftitutiouellem  Sinne.  1848 
trat  21.  al«  SJtinifter  be«  Innern  in  ba«  juerft  oom 
©rafen  2lbolf  £>einr.  Slrnim,  bann  won  (£ampbaufeu 
geleitete  Kabinett,  jog  ftdp  aber  gleichseitig  mit 
Samphaufen,  ^einr.  bon  2lrnim  unb  Schwerin 
infolge  berfchiebener,  bem  3Jtinifterium  feinbfeligcr 
2lbftimmungen  ber  Nationaloerfammlung  14.  ^uni 

1848  ;ui  nrf  unb  nahm  nun  feinen  Vla&  im  rechten 
gentnim.  1849—52  gehörte  21.  ber  Broeiten  .Ham= 
mer  al«  2(bgeorbneter  an,  wo  er  mit  ber  tonftitu- 
tionellen  Sinten  ftimmte.  211«  1853  feine  SBahl  3 um 
©eneral  -^anbfchaftebiiettor  Oftpreufaen«  erneuert 
würbe,  oerweigerte  bie  Negierungbie  Veftätigung. 
Später  war  21.  noch  mehrmal«  UJlitglieb  be«  2lb= 
georbnetenbauie«.  6r  ftarb  3.  $uli  1870  ju  Verlin. 

fKuerdtoalb,  San«  2lbolf  Erbmann  oon,  preufr. 
©eneralmajor,  Sohn  be«  öan«  3atob  oon  21.,  würbe 
19.  Ott.  1792  auf  bem  ©ute  Raulen  bei  Nofenberg 
in  Vreufeen  geboren  unb  ftubierte  feit  1810  Staate 
wiffenfebaften  ju  Königsberg.  Veim  ÜÄarfche  be« 
Sjordfchen  Korp«  burch  Königsberg  fchloR  er  fich 
biefem  im  "ur..  1813  an,  trat  in  ba«  2.  weftpreu^. 

3)  ragonerrcgiment  unb  tdmpfte  al«  Cffijier  in  ben 
Schlachten  oon  ©rofibeercn,  Sennemife  unb  2eip}ig 
foroie  in  bem  5«lbxuge  in  £>  ollanb  unter  Vül  0  w.  Na* 
bei  S*Ia*t  öon  IBaterloo  würbe  er  jum  2lbjutanten 
Vülow«  ernannt  unb  trat  1817  in  ben  ©eneralftab, 
woerbi«  1840oerblieb.  21. würbe  1841  jumCberften 
be«  litauif*en  25ragonerregiment«,  1846  jum  Vri= 
gabecommanbeur  in  Neiffe  ernannt  unb  1848  na* 
Vre«lau  oerfefet.  Vei  ben  SBahlen  jum  2)eutf*en 
Varlament  1848  rourbe  er  jum  2lbgeorbneten  ge» 


Digitized  by  Google 


02 


tfuerötualb  [$an*  Csaf.  »tut)  ?(ufbeieitutig 


roäblt.  $u  ber  Deutfcben  ftationafoerfammlimg  311 
granffurt,  roo  cv  jur  SRcd?tcn  gehörte,  galt  feine 
ftaupttbättgteit  ben  militär.  2lngelegenl?citen.  Von 
ibm  flammte  ber  (yefc&eutrourf  über  bie  beutfd^e 
siöebrüerfafiung ,  ber  ben  Beratungen  bei  $arla< 
mentl  jii  (i)nmbe  lag.  3111  18.  Sept.  18-18,  infolge 
ber  Shtna$mc  bei  sJJtalmder  ©affenftillftanbel  burd> 

bic9(artonaluerfammlung,5rantfurtber  Sdiauplah  ,  nach  ftöniglbcrg  jurüd.  1819  jnm  'JJiitgliebe  ber 


lung  gewählt.  2111  von  biefev  ber  Steinfd'c  2(ntrao , 
Wonadi  Diejenigen  C  friere,  bic  mit  ben  tonflitutio- 
nellcn  0runbfä|ieu  uid't  einverftanben  roären,  mm 
2lultritt  an*  bem  Xicnft  üerpfliebtet  fein  follten, 
angenommen  rourbe,  nabm  bal  Wiiiiftevium  im 
September  feine  Cntlaffuug.  9lad)  2luflöfung  ber 
9lationalocrfammlung  febvte  21.  all  Oberpräftbeiit 


eine!  Strafeentampfel  roarb,  würbe  21.,  ber  in  8te 
gleitung  bei  unbeliebten  Slbgeorbneten  dürften  ^elir 
Viicbnorofti  (f.  b.)  ben  von  Darmftabt  erwarteten 
Druppen  entgegenritt,  uebft  biefem  uon  einer  Schar 
?(ufjtänbtfcber  gemifwanbelt  unb  evfcboffeii. 

Suerftonlb,  ftanl^af.bon,  Canbbofmeijter  bei 
Mönigrcicbl  ^rcufien,  geb.  25.  Öluli  1757  m  Cft= 
Preußen,  trat  1770  in  bie  Armee,  beteiligte  fidt  an  bein 
3}aorifd?en  Prbfolgcfricge,  nabm  1783  bcn2lbfd)ieb, 
mürbe  1787  3ur  weftpreuft.  Öanbfcbaft  berufen  unb 
nachher  jum  tfanbfcbaf  tlbireftor  bei  iltarienmerber 
fchen  Departement!  ernannt.  1797Wuvte  er  iUäfi 
bent  ber  weftpreufe.  Mammer  unb  1802  all  ^räfibent 
ber  oftpreufl.  unb  lttaiiifcben  Wammer  nad?  Mönigl- 
berg  verfemt.  1806  erfolgte  feine  Ernennung  jum 
©tili,  ©cb.  Cberftnanj:,  Mriegl;  unb  Domancnrat 
unb  Muvator  ber  Univerfttät  Möniglberg,  1808  tum 
©eneral  =  £anbfchaftlpräftbcntett  unb  tum  öeb. 
Staatsrat  unb  Cbevpräfibenten  von  Cftprcufjen, 
x.!lkftpreiifieu  unb  Litauen.  SBei  ber  2lufbebung  ber 
Cberpväfibentenftellen  1810  mürbe  21.  ba*  %v&[v 
bium  ber  oftpieufi.  Regierung  miebev  übertragen, 
moju  er  1811  bie  Sürbc  eilten  t'anbbofmciftcrl  beo 
Mönigreicbl  preufieu  erhielt.  Um  bie  Univerfität 
Mönigeberg  erwarb  fid?  21.  allMurator  (1806—19) 
grofee  Vcrbicnftc.  9iad)bem  er  182-1  bal  ibm  nad) 
bem  Mriege  roieber  übertragene  Cberprdfibium  von 
Cftpreufecn  uiebcrgclegt  batte,  jog  er  fid)  auf  fein 
Öut  faulen  jurüd  unb  ftarb  3.  2lpvil  1833  in 
Monigeberg.  —  %l.  ÜBoigt,  Beiträge  jur  ©efduebte 
berjamilie  von  21.  (Möniglb.  1824). 

9lucr3to<tlb,  Nub.  von,  preufi.  Staatlminifter, 
3obn  bee  .v?anss  ^atob  von  2t.,  geb.  1.  Sept.  171)5, 
tarn  fdjon  in  feiner  Minbhcit  in  uabe  pcvfönlicbc  iüc* 
3icbungcit3umpvin3cn2tM]lHim,itad)iiialigemDeut= 
fchcnMaifcr,  bC3og  1811  bic  Univevfttät  Möniglberg, 
trat  jebod?  ein  oabr  fpätcv  in  ben  iDlilitdvbienft, 
nabm  an  beut  i^elbuige  in  ^lufelanb  unb  an  ben 
freiungelriegcn  teil.  21U>  Jtittinciftci  üerliefter  1^20 
ben  3)(tlitärbicnft ,  30g  fid?  auf  feine  OJütcr  in  Cft= 
preufeen  jurüd  unb  mürbe  üon  beut  Mreifc  heiligen: 
beil  3um  i'anbrat,  fpdter  3um  ©encraNCanbfdMft^-- 
rat  von  Cftprcuften  gemablt.  3ü5brenb  bei  polu. 
^cüolutionlfriege*  üon  1831  tomminaiifd?  3ur  i>cr= 
maltung  be»  Örcnsfreifel  ülemel  entfeubet,  leitete 
er  ben  übertritt  bei  03iclgubfd\Mi  itovpl.  Die 
Stabt  Höniglbcrg  mablte  ibn  fobann  jum  Cber- 
bürgermeifter.  Seit  1837  mobnte  er  ben  Vanb- 
tagen  ber  ikouinj  ^reuf?en  all  2lbgecrbncter  unb 
Stelloertretcr  bei  yaubtagemarfdialll  bei,  IM 2 
lourbe  er  jum  Witglicbc  bc*  i>creinigten  ftfinbi' 
fcbeii  ÜluSfAufie!  in  Berlin  gemSblt  unb  jum  iHc- 
gienuiglpiiifibentcn  in  Jvier  ernannt,  tfnbe  ilfdrj 
1848  erfolgte  feine  5)eförbenmfl  jum  ÖberprÄfi« 
beuten  bersBroi>in3  s4>reuf,en,  unb  L^nbc  ^uni  ists, 
nad)  ßamppaufcnl  Slbgang,  trat  er  an  bic  SpiUc 
bei  ueugebilbeten  5Riniftcvium>s  (>>aniniiaim»ÄÜb.l: 
metter^d^edeufteiu),  in  lucidum  cv  aiub  bie  t'ci 
tung  ber  auliDklrtigen  2(ugelegenbeiteu  übcinabm. 
(yicid\;citig  mavb  er  in  Aranffuvt  a.  C.  }tim  211 
georbneten  in  bic  t'voiifuftfc  2lationaloerfamm: 


preuft.  Griten  Mammer  gemablt,  leitete  er  in  ber 
Scffion  üon  1849  unb  1850  beren  iBerbanblung.cn 
all  ^räftbeut,  cbenfo  im  3rübjabr  1850  bie  Ber* 
banblungcn  bei  Staatcnbaufel  in  Arfurt.  3uni 
1850  bie  3uli  1851  ücrmaltetc  er  bal  Cberprdfibium 
ber  Slbeiuprovinj.  8t  lebte  barauf  obne  amtlid^c 
!  Stellung,  bil  er  (5.  s)lov.  1858  burd)  ben  ^rinii 
Regenten  jum  lUinifter  obne  Portefeuille  im  Wmu 
ftertum  ber  «neuen  $ira»  ernannt  mürbe.  Seine 
lebhaften  üttemübungcu,  bal  2tbgeorbnctcnbaul  für 
bie  £>eere!reorgautfation  311  geroinnen,  roaren  obne 
Grfolg.  Tie  2luuabmc  bes  £>agcnfcben  2lntragl  auf 
größere  Specialifierung  bei  SDlilitärctatl  batte  im 
SDläq  1862  ben  JHüdtntt  bei  Sliuiiteriuml  jur 
ftolge.  21.  rourbe  311m  Cberburggrafen  »on  i){arieu= 
bürg  eniannt  unb  ftarb  15.  ^an.  1866  in  Berlin. 
%iuf,  Gulcuart,  f.  llbu. 

An  fait  ffrj.,  fpr.  0  fdb),  über  etroal  genau  itntci  * 
rid  tet;  A.  f.  fctien,  genau  unterriebten. 
Qlnfaftung ,  f.  Ufntltg. 
3luf  ürtet" eii,  f.  iöad. 

'Jlufbäitfni,  bie  ,veuer  ber  Dampf fdnfflfeffcl  in 
iold?en  3uftanb  vcriclieu,  bafi  fid?  nur  febr  geringer 
Dampf  entmidclt.  Dal  21.  gefebiebt  bur*  ScblieHeii 
ber  2lfd>falltbüren  unb  ,]ieucrtbüren.  l'lan  bdnft 
bie  iyeucr  auf,  um  Moblen  311  fpareu,  roenn  man 
bie  SWafdnue  augenblidlid)  uiebt  gebrautbt.  Durd) 
2luftcbütten  uon  Moblen  roirb  bann  fo  fcbncll  Dampf 
eiyugt,  baf,  bal  Schiff  in  10—15  3Jti nuten  mit 
ber  Ü»)tafd?inc  angeben  fann.  "Man  nennt  (efetetc 
2,bciticitcit  1  bie  Jtuer  burcbftofu'u». 

'Jlufbaii,  iHobbau,  in  ber  8autullft  2tn= 
orbnung  unb  21ulfül?rung  bei  über  bem  ©ruiibe 
fid?  erbebenben  Jcill  einel  (9ebaubel,  bem  fobann 
ber  innere  2lulbau  (f.  b.)  folgt.  §m  befonbern 
ücrftebt  man  unter  Aufbauten  einzelne  böbex 
gefübrte,  namentlich  über  bal  ftauptgeftml  \\d) 
erbebeube  ©ebäubeteile ,  bie  in  bal  iiauptbad? 
cinfebneiben  ober  baefelbe  überragen.  (S.  2lttifa, 
Schonung,  3Jerbad)ung.) 

Aufbau,  fpntbetifcber,  in  bcrßbcntie, 
f.  Slbbau.  [21bbaumen  (f.  b.). 

Aufbäumen,  aufboten,  ber  (Segeufa^  von 

91uf bäumen,  in  ber  Sebcrci  bal  2lufroidc!u 
ber  gefeberten  unb  gcfcbliditetcu  Mette  auf  ben  Mct-- 
tenbaum  bec>  Sßcbjtubll,  lueldie  21rbcit  mit  öilfe 
einer  befonbern  Vorrichtung  ( 21  u  f  b  &  u  m  m  a  f  d)  i  n  c, 
f.  Safel:  Weberei  1,  4)  auigefübrt  roirb;  bei 
ber  Appretur  bertöeroebe  bal  2lufrollen  bee  in 
halber  Brette  sufammengclcgten  ©croebcl  auf  bic 
2L>al^cn  ber  llUangc,  um  fobann  bureb  2l>al3cnbrud 
bic  10g.  SRoirienimj  berbotjubringen.  ( S.  auch 
2lpprctur  unb  SBeberey 

"Jluibnutcn,  f.  2lufbau  (in  ber  iöautunft). 

iHufberettunfl  ober  Scbeibuug,  bic  meefaan. 
^efeitigung  ber  ben  (h'jcn  beigemengten  nttfelofcn 
5}eftanbtcile  ober  GJangarten.  Diefclbe  roirb  obne 
eber  mit  ^ubilfcuabmc  uon  SBaffcr  vorgenommen 
itrodne  ober  naffc  21.).  Die  trodne  21.  beginnt 
bcreitl  in  ber  örubc,  roo  3uuad?jt  bie  gans  tauben 
SRaffen,  ^erge,  von  ben  balligen,  e^baltigcnÜJiafjeii 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


9(ufberoaf)reii  bei  s3ial)nutfl§uüttcl  —  Sliiferftcfjiiiig 


<>3 


gefcbieben  unb  Untere  wieber,  foweit  bie*  bei  man 
gelbaftcr  Beleuchtung  möglich  ift,  fortiett  «erben 
m  Tcrb-,  9)iittelerje,  ^oebgänge ,  ic  naebbem  bie 
einjclnen  Stüde  (etufeu,  SÖänbet  ba*  (irs  grob, 
mittel  ober  fein  eingeiprengt  enthalten,  überjage 
wirb  bie  Irennung  buret)  2lu*fd! laßen  unb  Scbei 
ben  weiter  fortgeführt,  inbem  Strbeiter  mit  mehr  ober 
weniger  fdjmeren  Lämmern  (3lu*fdjlag;,  Scheibe^ 
fduftel)  bie  groften  Södttbc  foweit  ale  nötig  jer: 
l'chlaßen  unb  bie  einjclnen  6tüde  fora.fdltia.it  Tor- 
tieren ,  nebenbei  auch  verwertbare  ©angarten  für 
ficb  halten.  Tie  beim  2lu*fd>lagen  unb  Scheiben 
gewonnenen  herben  (hje,  bereit  iHeinbcit  eine  weitere 
zL.  unnötig  macht,  werben  bem  &üttenmann  ent- 
roeber  in  otüden  ober  gepulvert  übergeben.  Ta* 
3ertleinern  ber  Terberje  wirb  auf  2Balj=,  Ouetfcfc 
ober  Srodcnpocbmcrfen  vorgenommen.  2luf  Safcl : 
Aufbereitung  betdrje,  3i0.1,  ift  ein folebe* 
Srodenpodjmert  abgebilbet.  ^n  neuerer  3eit  benu&t 
man  jum  3ct  Heitlern  fog.  (Steinbrecher  (f.  b.);  biefe 
ftnb  leiftunfl*fäbtger  unb  geben      vier  Staub. 

SPKttd*  unb  Terheide  tommen  jur  naffen  2(., 
bei  ber  mittels  Ülaid'inen  unb  Blaffet  eine  Son= 
berung  be*  Grje*  von  ber  ©attgart  volljogcn  wirb. 
Sie  betreffenbeu  drje  werben  jiunäcbft  jertleincrt, 
entweber  auf  38alj*  ober  Cueticn*  ober  in  OlaBpodi- 
roerten.  Terb  eingefprengte  ISrje  werben  gewaljt 
eher  jerquetfebt;  ba*  jertlcinerte  ©ut  wirb  fobanu 
auf  fUatl«  ober  Trommelfieben  nach  ber  Hont: 
aröfse  fortiert,  bie  ©rohe  bureb  >>aubarbeit  ( M  l  au  b  ■ 
arbeit,  Miauben)  möglichst  rein  in  Taube*  unb 
faltige*  gefdneben,  ba*  feine  aber  auf  ScU  = 
Heben  (Jia.  3)  gewafeben.  fiebere  fmb  Siehe,  bie 
burch  lltafcpiiien  ober  Wenfdjentraft  in  Söffet  auf 
unb  nieber  bewegt  werben,  wobei  burch  ben  Stofc 
be*  $öafier*  ba*  auf  bem  Siebe  liegenbe  ©einenge 
von  ©angart  unb  (?rj  gehoben  wirb  unb  bie  einjclnen 
Teile  ficb  nacb  bem  fpecifiidjem  ©ewiept  fonberu. 
Ta*  fpecinfeh  fdjwercre  lirj  fefct  ficb  auf  ben  Hoheit, 
bie  fpecifiicp  leichtere  ©angart  obenauf,  io  baf;  fic 
abgehoben  unb  vom  (*rjc  getrennt  werben  taitn. 
<yein  eing.efprengte  (frje,  ferner  alle  bie  ^robutte 
Don  ber  oieb:  unb  Setjarbeit,  bie  burd»  biefe  nicht 
weiter  verarbeitet  werben  tonnen,  werben  in  "Malt* 
podjwerlen  gepocht.  Siajjpodnverfe,  ben  Trodenpocb= 
werfen  jebr  ärmlich  eingerichtet,  unter fcheiben  ftd? 
oon  tiefen  baburch,  baf  ber  sl$ocbtrog,  worin  bie 
^ocbftempel  auffcblagen,  voll  SDaffer  fteht  unb  burch 
iortwdbrenben  3uflufc  oon  reinem  ÜMflet  ba*  tlar= 
gepochte  6rj  fortgeführt  wirb.  Ta*  Stoffel  mit 
ben  feingepodjten  (rrjteilcn  OlSod)  trübe)  flief.t  in 
Die  iog.  ÜJteblfübrung,  bie  entweber  au*  langen, 
burcp  Scbeiberodnbe  abgeteilten  ©rdbeu  ober  neben 
einanber  liegenben  trichterförmigen  Haften  (Spii?= 
laftenapparaten)  hefte  h,  in  beneu  ftcb  nach  ber 
Schwere  unb  Horngröfte  Qxi-  unb  ©angartteilcheu 
abfefcen,  unb  jwar  am  Anfang  bei  fdjnell  laufenbem 
ffiaffer  bie  feproerften  unb  gröbften  unb  fchliefilich 
bei  faft  ruhig  ftebenbem  SBaiier  bie  leid)teiten  unb 
feinften.  5)aö  5Berwafdjen  ber  Schlämme  au*  ber 
NJ)teblfübrung,  b.  b.  baä  Sonbern  ber  Grjtcile  von 
ber  fortjufchaffenben  ©angart,  erfolgt  auf  >} erben, 
bie  entweber  beweglich  ober  feftftehenb  fein  tön= 
nett.  3"  bieiem  3ro^c  werben  bie  Sdliimmc 
aue  bvr  'Jüiehlführung  genommen  unb,  mit  SBaffet 
«ufammengerührt,  in  Hdftcn  oberhalb  ber  A>erbe  ge= 
bracht.  Unter  3"flu&  von  frifchem  Gaffer  lauft 
biefe*  mit  bem  Schlamme  über  bie  wcrbfldde,  inbem 
eine  befonbere  Vorrichtung,  ^eiltafel  oben  am 


.sjerbe  für  gleiche  9tu*breitung  von  Malier  unb 
Stühe  iorgt.  Die  febweren  £r$tcüe  legen  fid)  oben 
an  (Stirn  bee  >>erbe*)(  bie  leidKeru  teil*  weitet 
unten,  teil*  werben  fit  8<W|  W*l  fettgewaid^eu.  Tie 
Ablagerung  ber  L^rjtcilcheu  wirb  bei  ben  beweglid>cn 
gerben  teil*  burch  Trebung  (Trehherb),  teile- 
burd)  Stofe  (Stofebfrb,  Atg.  <1)  uuterftüjU,  auf 
welch  Icfcterm  man  nameutlidi  groblörnige  röfcfjc» 
Sdjlämme  venoäfcbt.  SEtei  [eftliegcnbcn  Rethen,  auf 
Denen  befonber*  feine  Sd^lamme  fonjentriert  wei- 
hen, wirb  oft  burefa  ftebren  mit  ^Huteubefen  ein  rei* 
nere*  vBaf*cu  ber  (!r]f(HAmtni  enteil  (fog.  Mehr= 
herbe).  Ta*  i<erwafcben  wiro  |  o  oft  wtebcrholt,  bi*  bie 
nötige  Hontentration  erreicht  worbeu  ift,  unb  fo 
lange,  al*  nicht  ber  bei  ber  naffen  3i.  unvernteiblich 
hohe  SBerluft  au  (^rj  eine  weitere  Reinigung  un^ 
möglich  macht.  Turch  95crbcfierung  ber  vilf*- 
majdtinen  taitn  man  je^t  auch  febr  arme  (5rje  noch 
mit  ©ewinn  aufbereiten  unb  iemit  fchmeljwürbig 
machen.  Q'xnc  neuere  (ir$aufbereitung*anlage  jeigt 
gig.2.  —  iÜgl.  ^Hittinger,  l'ehrbuch  ber  Slufberei^ 
tungc'tunbe  (iberl.  isc>7,  v)lad)tri1ge  1871  u.  1873); 
berj.,  Safcfccnbttd?  ber  2luibercitung*funbe  (ebb. 
18(57,  ^Jlacbtrag  1S70) ;  ©dhfebmaun,  Tie ».  (2  3*bc., 
epj.18«»— 72);;'lltban*,Tictintwidluugbermecba: 
nifdien  21.  in  ben  lelttcn  hunbert  fahren  (v^erl.  1878) ; 
fiiufenbach,  31.  ber  (irje  (ebb.  1887);  Richer,  21.  ber 
^efttörper  ( ^pj.  1889— 91) ;  itir)cbner,©ruubiin ber 
C'räauibereitung  (2  Ile.,  Sittl  1898—99);  Wlbarj, 
Tie  mechanifd>e  21.  von  Crjcn  unb  mineralifcher 
Hoble  <2  s^be.,  Cpj.  189G  -97).  |  icroierung. 

'Jluf h eiua nrett  ber  9iar)ruttg#tnttiel,  f.  Ron« 

^lufbldhcn,  Trommelf uebt,  Tpmpaniti*, 
Jhanlheit  ber  iBieberfduer ,  gelennjeicbnet  burch 
ftarfe  2luftreibung  be*  Üeibc*  in  ber  Vungergrubeit' 
gegenb;fieentftebtbeiiH'tbauung*)tÖvungcn(Saug' 
fdlbet),  namentlich  aber  nach  ©euufe  vonMlee.  5öe= 
banblung:  Einführen  ber  SaMunbföbre,  Ü)lagenftich 
mit  bem  Trotat  (f.b.).  SJeibc  ^nftrumente  müffen  in 
jeher  ©emeinbe  mit  :Hinboiehbaltungoorhanbeu  fein. 

tttifbrarricit,  in  ber  Aorftwittid'aft,  f.  brache. 

ilut lu'rt ff en,  bie  lUahen  mehr  quer  jur  Jtielrid?: 
tung  Hellen,  wenn  ber  Üöinb  mebrvon  hinten  tommt. 

9(ufbrer!)cit,  nach  weibmännifchen  Siegeln  ein 
2tüd  ÜBÜto  Oer  hoben  unb  mittlem  ,N\agb  offnen  unb 
ha*  ©eidjeioc  ff.  t>.)  unb  ba*  ©eräufch  (f.b.)  heran* 
nehmen;  her  Aufbruch  (©cfd?eibe  unb  ©erdufch) 
gebort  utm  ^dgerreebt. 

^(ttfbrtttflcit,  bie  Stengen  unb  9tapen  vom 
Ted  eine*  Schiff*  an  bie  riduigen  Stellen  ber 
ik'inaftung  bringen  ttub  befeftigen.  —  l*iuc  "^rife 
aufbringen  bebeutet  bie  Seguahme  eine*  feinb= 
liden  .v>anhel*fcbiff*  burch  ein  Mriegefchiff.  —  Bei 
(Shclüetnen  ift  31.  bie  Art  ber  Raffung. 

«'Inf  luitrti.  f.  3luf brechen. 

«»fbact),  f.  Tachreiter. 

ttufbccfttrbeit,  her  Jagebau,  bei  beul  bic  mü\ 
baren  SRineratten  burch  entfernen  be*  9lbrauutv 
(f.  b.)  aufgebedt,  b.  I).  bloßgelegt  weihen  mOffen. 

•Jlufbehuuug,  f.  ftoble  See. 

3(uf  bem  Strom  liegen,  frei  vom  var.be  (Quai 
ober  Ömtde)  mit  einem  Sdnff  vor  Änlet  ober  au 
einer  $ojc  befeftigt  im  Vafen  liegen. 

Stufbrucfmarfen,  f.  ^oftweitjeiiteit. 

"Jlufentevu,  f.  (intern.        [unb  Aieiiügiglcit. 

s3ttifentbaltc<befd)räiitungr  f.  3(u*meifuug 

ainfcutljnltctnvten,  f.  ?lninelbefd)eine. 

Shifevfternmg.  21.  ber  Toten,  be*  £eibe* 
ober  be*  Sleif  che*,  bie  lieber belebung  be*  toten 


Digitized  by  Google 


04  Bttferfte$ungffcft  3efu 

ÜNenichenleibe*  unb  bic  ©iebeioeveiniguug  bcr  uns 
Werblichen  Seele  mit  btefem  Ccibe.  3m  peibnifchen 
alt  et  turne  tritt  ber  2tuferftebung*glaube  verein: 
jelt  auf.  Sie  gried).  SBolf*religion  mufete  nur  von 
einem  freublofen,  traumartigen  Stufentbalte  ber  ab: 
gefebiebenen  Seelen  imSdjattenreiaje  (f.  Unterhalt), 
auvj  welchem  nur  Halbgötter  unb  Heroen  in  bie  Ober 
weit  jurürffebrten.  ©ei  ben  Sigpptern  unb  3"bcrn 
finbet  fid?  ber  ©laube  an  eine  Seclenmanberung  (f.  b.), 
eine  au*gebilbete  2tuferfteh  ung*lehre  bageaen  nur 
im  $arfi*mu*  (f. 3oroafter).  Sem  älteften  3uben  = 
turne  ift  ber  ©taube  an  bie  2t.  nod?  fremb.  3n  ben 
vor  bem  Erile  aefcfjriebenen  ©Triften  be*  Sitten 
Teftament*  b^err|d)t  vielmehr  bie  SBorftellung  com 
Sdjeot  (f.  Hölle),  bem  freublofen  Üotenreiche,  au* 
bem  feiner  jurfidteljrt.  Sie  Belebung  ber  Sötern 
gebeine  finbet  fid?  juerft  nach  bem  Untergänge  be* 
jüb.  Staates  al*  Sinnbilb  ber  fteubelebung  be* 
meffiQnifdjen  23olf*  (Gjed?.  37;  3ef.  25,  s;  26,  w). 
•  Jm  $)ud?e  Daniel  (12,  t.  is)  ift  bie  Hoffnung  auf 
UÖieberbclebung  ber  frommen  unb  ber  ©ottlofen 
in  ber  meffianifchen  3*it  au*gefprochen;  bodj  febeint 
fie  aud)  fpäter  nicht  jur  b.errfd?enben  5}ott*vor= 
Heilung  geworben  }u  fein.  Sa*  jweite  $hid>  ber 
aftaffabfier,  in  bem  ber  2luferftehung*glaube  febr 
entfdjieben  auftritt  (Äap.  7),  gehört  ber  bafibäifcben 
Partei  an;  bie  au*  ihr  hervorgegangenen  jJbarifäer 
(f.  b.)  bilbeten  tiefen  ©lauben  jur  £eb.re  au*,  wo-- 
gegeu  bie  Sabbucäer  bie  ältere  ÜBoli*meinung  auf: 
reebt  erbieltcn. 

3um  23olf*glauben  mürbe  bieHoffnung  auf  3t.  ber 
2  eiber  erft  im  Ehr ift en turne,  ^eiu:  verfünbigte 
nach  ber  Sarftellung  unferet  Evangelien  au*brüdltd? 
auch  eine  21.  ber  Soten,  in  Sßerbinbungmit  feiner 
eigenen  ©ieberfunft,  unb  ein  grofje*  ©eltgericbt. 
(S.  3»"flfteS  ©eridjt.)  %üx  bie  älteftc  ©emeiitbe 
blieb  bie  21.  3cfu  bie  göttliche  Segitimation  feiner 
ÜJlefftaÄitiürbe  unb  bie  Söürgfdbaft  ber  einfügen  21. 
aller  ©laubigen.  Sit*  3eitpuntt  galt  bie  Söieber» 
lunft  Ebriiti  jur  Segrünbung  feine*  SReidj*  auf 
Erben,  bie  <Paulu*  (1  flor.  15, 83  fg.)  unb  nament= 
Udj  bie  Offenbarung  be*  3°banneä  nod)  von  ber 
fog.  .weiten  31.  beim  Enbgericbt,  bie  int  auf  alle 
9)lenid?en  erftreden  foll,  unterfdjeibet.  Sodj  febeint 
$aulu*  anbermärt*  wieber  nut  eine  2t.  ber  ©Idu^ 
bigen  ju  lehren,  wenigften*  ift  bie*  bie  Äonfequenj 
feiner  Sinnahme,  ba|  bie@ldubigen  in  Straft  be* 
ibnen  verliehenen  göttlichen  ©eifte*  (be*  s}Jneuma) 
geiftige  (vneumatijcbe)  Seiber  erhalten  f ollen,  trab 
renb  «ftlcifd)  unb  93lut »  ba*  9teid)  ©otte*  nicht 
erben  lönnen.  Er  ftellt fidj baher ben Stuferftehung*; 
leib  al*  einen  bimmlifdjen  £id)tleib  bor  (1  Äor.  15, 
55  fg.;  2  flor.  5,  i  fg.). 

Schon  in  bcrSlpoHeljeit  ftiefs  biefe  üepre  in  grie^ 
d?ifct>  gebilbeten  Äreifen  auf  SHMberfprucb ;  babei 
fudjten  bie  Sircbenlebm  fie  burd)  SJemeife  ju  ftütjen. 
sJläcbft  ber  21.  $efu  werben  bie  ton  ib.  m  unb  ben  Sipo^ 
fteln  vollbrachten  Jotenerwedungen,  entfpredjcnbr 
iöorgdnge  im  2eben  ber  9latur,  bie  notroenbige  3u 
fammengebörigteit  bc*  i'eibe*  mit  ber  Seele,  enblid 
bie  ©eTecptigtcit,  ©ate  unb  2tllmad?t  ©oUe*  al? 
58eroei*mittel  benufet.  3n  ber  ^olgejcit  lauen  fid1 
eine  ibcaliiiiidje  unb  eine  realiftifcbe  JUn'icpt  unter 
febeiben.  SIBäbrenb  bie  ©noftifer  bie  Jlörperaufcr 
ftebung  leugneten  unb  nur  eine  Unfterblicbteit  ber 
ttpneumatifcpen»  Seelen  lehrten,  bertraten  bie  mei= 
ften  Äird>enlebrer  bc*  2lltertum*  bie  finnlicb  au*ge= 
ftattete  '■Borftellung,  ba^  ber  2(uferftcbung*leib  ber 
felbe  fein  »erbe  mie  ber  in«  ©rab  gefenfte.  Sagegen 


—  9tufevftel)ung3märmer 

I  neigte  fid?  bie  3tleranbrinifd>e  Scbule  ;u  ein«  gel 
ftigem  Sluffaffung,  unb  namentlich  Crigene*  lehrte, 
ba^  in  ber  3t.  ber  nacb  bem  Sünbenfalle  mit  bem 
gröbem  materiellen  übertleibete«pneumatifd>e»Seib, 
Don  feiner  üern)e*lid)en  Hülle  befreit,  jur  Dolltom= 
menen  öntfaltuna  fomme.  S)od>  mürbe  biefe  Slnftdjt 
im  C.  ;\ahrl\  al^  teil  er  u'*  Derbammt,  unb  bie  Äircbc 
ln.it  feft,  bafe  bie  Dermeften  ©liebma^en  am  3tuf= 
erftebung*tage  fid?  mieber  jufammenfinben  mürben. 

Sie  älteftc  ©emeinbe  oerfünbigte  juDerftdbtlid} 
bie  SDieberbelebung  be*  am  .Hreujc  geftorbenen 
Seibe*  ^efu  (wenn  aud)  in  anberer,  al*  ber  irbi= 
fdben  6rfcbeinung*form)  al*  bie  Haupte  unb  ®runb' 
tbatfadje  be*  ganjen  djriftl.  ©lauben*.  Saju  tom^ 
men  SBeridjte  ton  mieberb.olten  ßrfdjeinungen  beö 
©etreugigten  oor  feinen  jungem,  bor  einzelnen 
ober  mebrem,  unb  oor  einer  gröftem  SJlenge  oon 
©Idubigen  jugleid).  Ser  filtefte  auf  un*  getommene 
Söeridjt  ift  ba*  3eugni*  be*  $aulu*,  ber  bie  ibm 
auf  bem  SBege  nad)  Sama*tu*  geworbene  Sbriftu** 
erfdjeinung  auf  völlig  a leide  Vuue  mit  ben  übrigen 
(Srfdieinungen  be*  Stuferftanbenen  ftellt  (1  Äor.  15, 
4-s).  Sie  2tuferftebung*berid?te  ber  Goangelien 
ftimmen  untereinanber  wenig  überein:  wdbrenb  ba* 
edyte  9)tartu*er>angelium  über  bie  6rfd?einungen 
be*  Stuferftanbenen  (eine  ndbwe  2tu*funft  giebt 
(bet  jefeige  Sdjlufe  oon  Aap.  16,  9-20  ift  uneebt), 
cntbalten  bie  anbem  Evangelien  au*fübrtid?ere  Re- 
ndite, namentlicp  aud>  ba*  3obanne*evangelium. 
Sie  vom  9iationali*mu*  empfoblene  Stnnabme, 
6l;riftu*  [ei  f(f/eintot  gewefen,  ift  [ein  aufgegeben; 
Tie  wirb  obenbrein  für  ba*  fitttidj-religiöfe  S5ewufet- 
feinimmeretwa*2tnftöfeige*bebalten.  2lud)  wirb ficb 
ber  religiöfe  ©laube  nicmal*  bei  ber  2tnnabme  blo^ 
patbolog.,  geiftig  gebaltloferSinnc*tflu)d?ungen  be- 
ruhigen (önnen ;  vielmebr  hebt  er  fid;  genötigt,  in 
jenen  Srfcbeinungen  be*  2tuferftanbenen  bie  religiöie 
Slnfcbauung  an ;  uei  f  en  neu,  in  ber  ficb  ber  ©emeinbe 
bie  unjerftörbar  überlegene  ©röfee  ber  ^erfon  unb 
ber  3Birfung  3«fu  fmnlidj  vertörperte. 

Sie  bilblicben  Sarftellungen  ber  St.  librim 
(ital.  risurrezione)  jeigten  im  Mittelalter  Gbnftu* 
entweber  nacb  bem  apotrppben  Evangelium  be*  Twle- 
bemu*  al*  verherrlichten  Erlöfer  mit  bem  Äreujpanicr 
triumpbierenb  vor  bem  Höllenfcblunbe  ftcbenb,  au* 
bem  er  bie  Sdjar  ber  ©eredjten  erlöft,  ober  fie  jeigten 
ba*  ©rab  mit  aufgehobenem  Steinbedel,  fd?lafem 
ben  Pächtern  unb  wacbenben  Engeln,  au*  bem  ber 
Herr  mit  bem  tbaumaturgifeben  (wunbertbdtigen) 
Stabe,  fpäter  mit  ber  Äreujfabne  ficb  erbebt.  Oft 
crfdieint  bie  St.  Ebrifti  aber  aud)  in  Serbinbung  mit 
ber  Himmelfahrt  (f.  b.).  Sie  fpdtcre  Äunft  wenbete 
ficb  meift  ber  Sarftcllung  ber  Himmelfahrt  unb, 
fofern  c*  bie  21.  ber  £oten  betrifft,  ber  be*  ^üng« 
ften  ©eridjt*  (f.  b.)  ju.  3Jon  bebeutenben  2Halern 
finb  ju  nennen:  ©iotto  ((Vlorenj,  2ltabemie),  ^ra 
2(ngelico  ( Jlorenj,  San  ÜHarco),  ©iorgione  (3Dien, 
Hofmufeum),  sVerugino  CHlom,  featitan),  Salviati 
(ffiien,  Hofmufeum),  sBaolo  Sicronef  e  lebenba),  Slnnü 
baleEarracciC^ari*.Souvre),33ind^oon*(2tntwer: 
pen,  sUaul*tird)e),  yanffen*  (Brügge,  Äathebralc), 
:)tembranbt  (^hmeben,  ^Jinatotbet),  G.  Sujarbin 
(2lntwerpen,  3atob*tird)e),  5?.  löeaa*  (33erlin,  3öer; 
berfdie  ftirdje),  Seger  (iHemagcn,  2tpoUinari*tirdje), 
iUodborft  (lUarienwerbcr,  Som). 

Mttfcrftct)unß«feff  ^efu,  f.  Oftern. 

^Utf cr!tchunnc<mfinncr,  Besurrection  Mcn, 
vulgär  Resurrectionists  ober  gewöbnlid)  Bod^- 
ünatchers,  in  Englanb  £eute,  bie  QewerD*mäfeig 


Digitized  by  Googl 


«uff  —  «uffrieren 


05 


fieicben  aui  ben  ©rdbernfteblen,  umfie  an  anatom. 
^nftitute  iu  oerfaufen.  Xiefelbe  UnjUte  finbet  ftdj 
audb  in  Storbamerifa,  fte  beruht  auf  ben  in  bem 
Vorurteil  gegen  Seitionen  begrünbeten  gefefclicben 
Scbroierigleiten,  bie  bort  ber  Erlangung  einer  ge= 
nügenben  Wenge  oon  Seteben  feitend  ber  Anatomien 
entgegenfiebern  Englanb  befonberd  hatte  bai 
Unroefen  ber  M.  ju  Anfang  be8  19.  Mx\).  eine  er* 
fdjredenbe  Auibebnung  gewonnen.  .\\nmg  ftanben 
fogat  bie  Totengräber  mit  ben  fleiebenrdubern  im 
Sunbe.  3er  %xeii  einer  fieidje  febwanfte  jwifeben 
2—16  $fb.  6t.  3)en  Anftofc  jum  Einfcbretten  ber 
©efe&gebung  gab  enblicb  1828  ber  ^rojefj  gegen  ben 
ÜJlörber  Surfe  (f.  b.).  3undcbft  erfolgte  ber  Erlafe 
eine*  ©efefceS,  ba§  ben  Üeidjenraub  mit  6—12  mo> 
nötigem  ©efängnii  belegte.  3Birtf  ante  Abhilfe  mürbe 
aber  erft  bureb  bie  2Barburton*$HU  oon  1832 
erhielt,  bie  bie  Ablieferung  ber  in  ben  ilrmenbdufern 
unb  ©efdngniffen  Skrftorbenen  an  bie  anatom. 
jtitute  gemattete,  falls  bie  Seieben  niebt  oon  ben 
iBcrroanbten  rellamiert  mürben. 

Muff,  Eulenart,  f.  Upu. 

atuffatjrt,  f.  SHampc. 

"Jluffaffttng,  f.  Apperception. 

•flurfenberg,  3of.„  grei^err  oon,  Eramattler, 
geb.  25.  Äug.  1798  }u  ftretburg  i.  3)r.,  ftubieTte 
Dafelbft  1813—15  bie  9ted)te,  »ar  bann  ÜMlitdr, 
mibmete  fid)  aber  balb  ganj  ber  bramat.  2)icbttunft. 
Er  mürbe  s$räftbent  beS  öoftbeatertomiteeS  ju 
Harlinge  unb  reifte  nad)  befjen  Aufldfung  nacb 
Spanien.  Sine  SBefcbreibung  biefer  Steif e  gab  er 
u.  b.  Z.  «fmmoriftifebe  Pilgerfahrt  nacb  ©ranaba 
unb  Eorbooa»  (2pj.  unb  Stuttg.  1835)  beraub. 
M.,  fett  1839  bab.  fiofmarfcball ,  ftarb  25.  $ej. 
1857  ju  Jretburg  L  5Jr.  SRadj  bem  aufmunternben 
Erfolge  pon  «^ijarro»  ($}amb.  1823)  unb  «Sie 
Spartaner»  fdjrieb  er  eine  längere  9tcir?c  oon  befla* 
matorifdjen  2>ramen,  unter  anbern  «3)ie  ftübuftier», 
«Coligno»,  «i'ubmig  XL  in  gerönne»,  «2)a3  böfe 
Öauä»,  «35er  fiöme  oon  Kurbiftan»  (nacb  20. 
Scott«  «Talisman»)  unb  bie  Trilogie  «Mlbambra». 
Sein  «5Jorblidjt  oon  Hafan»  (^ugat)cbem  ali^feubo* 
Sterin.)  tomponierte  1880  Marl  Pfeffer  ald  Oper. 
Eine  Auegabe  oon  A.S  «Sämtlichen  Herfen»  cr= 
iebien  in  20  »dnben  (Siegen  unb  SSieib.  1843—44 ; 
3.  MuH,  22  Säube,  1855),  eine  Auiwabl  in  7  39dn< 
ben  (2Sieib.  1850—51). 

3lufforbcrung.  $n  eingehen  <$düen  mirb  bie 
M.  alä  fotebe  unter  Strafe  geftellt.  Sie  unterfdjeibet 
ftd>  oon  ber  Anftiftung  (f.  b.)  babureb,  bafj  tbre 
Strafbarleit  niebt  babureb  bebingt  tft,  bafi  ber  Auf: 
geforberte  ber  A.  entfpreebeub  banbelt.  ÜJleift  liegt 
btr  ©runb  ber  Srrafbarfeit  in  ber  Cffentliebfeit  (cor 
einer  SRenfcbenmenge  ober  burd?  bie  greife);  benn 
in  biefen  gdllen  Idfet  ftd?  gar  niebt  überjeben,  welche 
folgen  bie  Ä.  baben  wirb,  unb  barin  liegt  ihre  @e= 
meingefäbrlicbteit.  2)ie£anblung,  ju  welcher  aufs 
geforbert  mirb,  brauebt  niebt  immer  ftrafbar,  nur 
reebtemibrig  ju  fein.  3>ie  ftälle  be«  Deutfdjen  iHedbtS 
ftnb:  I.  Öffentliche  M.  ».  3u»n  J&ocboerrat  (f.  b.). 
b.  3ur  ^Begebung  einer  frrafbaren  öanblung.  6ier 
ift  bie  Strafe  oerfebieben,  je  naebbem  bie  A.  Erfolg 
bat  ober  niebt  (Strafgeie&b.  §.  111).  c.  3ur  An= 
»enbung  oon  Sprengftoffen  mit  ©efabr  für  eigen: 
tum,  ©efunbbeit  ober  Sebcn  eincä  anbern  ober  jur 
sJ3erabrebung  ober  SJerbinbung  mebrerer  jum  3»ede 
ber  Begebung  folcber6anblungen(Spreng)tongeje^ 
com  9.  3uni  1884,  §.  10;  Strafe:  /Uuttbau-i  bid 
ju  15  3abren).  Anretjen  unb  anpretfen,  audb  bie  1 

Crotf&oul*  fto.:»ftfotionl.Sfiiron.   14.  «uR.  «. «.  II. 


35arftellung,  ale  roäre  bie  .^anblung  etroa«  3lübm= 
liebe«,  fteben  ber  A.  flleid).  d.  $u  Ungeborfam  gegen 
©efette  ober  ^erorbnungeu  ober  von  ber  Cbrtgtcit 
innerhalb  ihrer  3uftänbigteit  getroffene  Anorbnun= 
gen  (§.  110).  Tic  «rage,  ob  bicA.  jum  Jtontratt^ 
brud?  feitenö  einer  Arbeitermenge  unter  Umftänben 
biernaeb  ftrafbar  ift,  hat  bat  )Keid^geridjt  bejaht, 
e.  3ur  Aufbringung  ber  roegen  einer  ftrafbaren 
Öanblung  ertannten  ©elbfrrafcn  unb  Holten  rjkefc- 
gefeh  §§.  16,  18).  II.  Sdjon  bic  nid? t  öffent« 
liebe  A.  ift  ftrafbar:  a.  einer  perlen  be«^  Sotbaten-- 
ftanbe^  ;um  Ungeborfam  gegen  ben  üßcfebl  bei 
Cbem  unb  einer  ^erfon  bei  ^eurlaubtenftanbei 
ju  Ungeborfam  gegenüber  ber  Einberufung  jum 
Xienft  (§.  112).  b.  ^eber  i'erfon  jur  Begebung  cinei 
ÜJcr brechend,  loenn  bic  A.  fcbriftlicb  ober  jroar 
münblicb,  aber  boeb  fo  erfolgt,  baft  fte  an  bie  0e= 
roäbrung  oon  Sorteilen  gefnüpft  ift ;  ber  A.  ftcht 
hier  Sidjerbieten  unb  Annahme  ber  A.  ober  bei 
Grbietcni  gleid)  (§.  49a,  ^uebeine^^aragrapb,  oer= 
anlaßt  babureb,  baft  ein  gereiffer  Tucbeiuc  fid?  bem 
Jefuitenprooinjial  in  Belgien  jur  Ermorbung  bei 
Aürften  Suimard  anbot),  c.  Weitere  Aälle  3ce= 
manniorbnung  oom  27.  3)<j.l872,  §.88,  unb 
litdrftrafgefeHb.  §§.  99—103.  Hai  t)\cn.  geltcnbc 
Strafgcfct»  ftratt  bie  erf olglofc  A.  ali  Jöerfucp  (§.  9). 

^luffüiüung,  forftlicb  teebnifeber  Ausbrud  für 
bie  Anlage  oon  NiUalb  auf  nicht  mit  forftlidjen  Hul- 
turpflanjen  beftanbeneu  jlädjen,  inibefonbere  fol= 
eben,  bic  bisher  öbe  lagen  ober  ali  Reiben,  feblccbtc 
Selber  ober  liefen  nur  dufierft  geringe  Erträge 
lieferten.  33on  ber  A.  berartiger  flächen  erwartet 
mau  nicht  bloß  einen  roirtfcbaftlicbcn  Hutten  bureb 
einftige  .öoljertrdge,  fonbern  auch  oorjugiroeife  in 
©ebivgen  unb  an  ben  l'tcercifüften  einen  Sd^ulj 
bei  bereit*  lanb^  ober  forftmirtfebaftlid)  benuhten 
Hulturlanbei  gegen  ungünftige  tlimatiidic  Ein-- 
flüffe,  gegen  5öobenabfcbmcmmungcn,  üJerfanbun- 
gen  u.  f.  ro.  ^m  roeitern  Sinne  nennt  man  A. 
auch  ben  ©ieberanbau  oon  Salbblöften ,  bie  burdj 
Hahlfebldge  entftanben  unb  infolge  oon  3laebläfHg= 
teit  ber  ©albbef^cr  unangebaut  blieben,  enblicb 
aueb  bie  iDieberberoalbung  foleber  Aladjen,  bie 
oon  einem  ^albbcfiher  im  SlMberfprudb  mit  be- 
ftebenben  gefehliehen  ^eftitntnungeu  eigenmächtig 
gerobet  mürben,  um  fte  ju  anbern  ^werfen  ;u  oer- 
roenben.  3n  biefem  Sinne  forbert  j.  bai  ,vorft- 
polijcigefet?  oom  8.  Sept.  1879  in  Württemberg 
(Art.  7)  bie  «2öieberaufforftung»  einei  ohne  Erlaub^ 
nii  ber  Aorftoolijeibehörbc  auigeftodten  "JDalbci. 
2?ai  v-bapr.  Aorftgefet?  von  18;">2,  in  neuer  Auigabe 
oom  20.  Sept.  1879,  oerlangt  (Art.  42),  bafe  afalb* 
blöf»cn,  bic  nacb  ^ertünbigung  bei  ©efetjei  ent- 
ftehen  unb  fulturfäbig  ftnb,  «aufgeforfteti  werben 
müffen.  2)ai  tfterr.  gorftgefefc  oom  2.  !?eä.  lÄ^ 
forbert  (§.  2)  bie  A.  eigenmächtig  gerobeter  fflalbtetle 
binnen  einer  feftjufe^enben  ^rift;  oon  altern  ^löften 
ift  in  ©emeinbe:  unb  Sicicbiforftcn  jäbrlicb  ber  fo« 
Dielte  Stil  «aufjuforften»,  al*  bie  llmtriebijcit  3abre 
enthält  (§.  3).  Hai  ^reujs.  yjalbfebuHgcfeft  oom 
6.  3UK  !875  unb  bai  ©emeinbctoalbgefet3  für  bie 
Cftproüinjcn  oom  14.  Aug.  1876  nehmen  bort,  roo 
fte  ben  Anbau  oon  brach  liegenben  ©runbftüden 
mit  »olj  f orbern,  ber  großen  Scbmierigfeitcn  unb 
Holten  wegen  bic  A.  oon  UJleercibüncu  aui. 

5)er  ffiieberaubau  ber  bei  regelmäßiger  Sdjlag= 
wirtfebaft  jährlieb  entftebenben  flößen  wirb  gc 
Wöbnlieb  niebt  A.  genannt. 
I    Sluffrtcrcn,  f.  gprofkfdbatocn. 

5 


Digitized  by  Google 


66  «uffriföen  — 

2tuffrtfrfccn,  feemännifd)er  2lu*brud,  f.  Hb; 

Auffüllung,  f.  Gouloge.  [flauen. 

Auffüttern  ng  ber  ftinber,  bie  Grnäbrung 
tcr  Neugeborenen  ebne  Wutter  ober  Slmmenmild). 
Stlä  Srfa&  ber  Frauenmilch  tommt praftif d) gunäcbft 
lebtglicb  bie  Kubmild)  in  (frage.  2)ie  läufticbe  rohe 
Kuhmilch  geigt  von  bem  normalen  Serbalten  ber 
^rauenmild)  in  jmei  fünften  wichtige  Slbweidjun: 
gjn,  bureb  welche  ©efunbbeitefcbäbigungen  be* 
3 äuglin g*  ju  ftanbe  (ommen  tönnen,  einmal bureb 
ibren  ©ebalt  an  gasreichen  ^Batterien,  unter  benen 
n  d)  häufig  Krantbeit*erreger  finben,  gweiten*  burd) 
ibre  abweidjenbe  d?em.  Vefcbaff  enbeit,  infolge  beren 
fid)  Verbauung*ftörungen  entwideln  tönnen  unb 
wegen  unPolltommencrer  2tu*nu&ung  ber  in  ber 
2)tild>  entbaltenen  5Rä^rftoffc  ber  allgemeine  Gr: 
näbrungeguftanb  be*  Kinbe*  leibet. 

Von  Ir an lbeit*erregenben  Batterien  fön: 
nen  in  ber  2JHld)  gunäcbft  bie  Grregcr  einer  Singabi 
oon  3nfcttion*trantbeiten  oortommen,  wie  bie  be* 
SpPbu^berSHpbtberie^m  bäuftgftenaber£uberfel= 
bacillen;  alle  biefe  Keime  laffen  fid)  leidet  unb  fidler 
feben  burd)  ein  15  SWinuten  bauernbe*  Kochen  per-- 
nidrten;  ba*  in  ber  i>au*paltung  gewöhnlich  übliche 
bloße  3tuffod?en  genügt  bagegen  nicht.  3»*iten* 
aber  fem  nun  in  ber  Kubmtld)  fobr  häufig,  in  ben 
beiden  Sommermonaten  faft  regelmäßig,  Batterien 
au*  ber  Gruppe  ber  SeubaciUen  por,  bie  mit  £>eu= 
ftaub,  Äublottcilcben  u.f.w.  in  biefelben  gelangen 
unb  bie  fid)  burd)  außerorbentlid)  wiberftanbafäbige 
Sporen  au*geicbnen.  25iefe  foa.  peptonirierenben 
Batterien  ftnb  böcbft  wabrfcbeuilid)  bie  Grreger  ber 
gefürd)teten  Cholera  infantum,  permögen  jebod) 
nur  bann  ibrcr>erberblid)en  SBirtungen  -,u  entfalten, 
wenn  Tie  in  großer  Spenge  in  ben  tmblicben  25arm 
eingeführt  »erben,  wäbrcnb  bie  in  ber  2Rild)  Por-- 
tommenben  übrigen  patbogenen  Keime,  j.  SB.  bie 
Subertelbacillen,  felfcft  in  gang  pereingelten  Grem» 
plaren  eingeführt,  im  Organi*mu*  üppig  wuchern 
unb  ibre  ipecififdje  frantbeit*erregenbe  SEBirtung 
ausüben  tönnen;  bie  Grreger  ber  Cholera  infantum 
hingegen  fdjäbigen  ben  Körper  nid)t  burd)  2Bud)e: 
rung  tn  bemfelben,  fonbern  burd)  bie  SBirtung  prä* 
formierter,  mit  ben  Batterien  felbft  eingeführter 
öiftftoffe;  nur  wenn  biefe*  ©ift  in  einer  beftimmten 
SJtenge  eingeführt  wirb,  wogu  eine  Porangegangene 
bebeutenbe  Vermehrung  ber  pcptonifierenben  S3at-- 
terien  in  ber  9Jiild)  erf orberlid)  ift,  treten  Krantbeit*» 
erf djeinungen  auf.  G*  tommt  alf o  alle*  barauf  an, 
bie  wenigen  Gremplare,  in  benen  bie  Grreger  ber 
Cholera  infantum  in  ber  frifd)  gemolfenen  SDlild) 
ftet*  nur  Porbanben  ftnb,  an  weiterer  Vermehrung 
gu  bmbern,  um  ©efunbbeitafcbäbigungen  burd)  bie» 
fclben  mit  Sicherheit  gu  Permeiben.  Selbft  burd) 
mebrftünbige*  Kochen  (wobei  übrigen*  ©efebmad 
unb  2lu*feben  ber  3JUld)  oollftänbig  Perborben 
werben  würben)  werben  biefe  ^Batterien  in  gorm 
ihrer  äußerft  wiberftanb*fäbigen  Sporen  niebt  ge= 
fdjäbigt.  2Bie  flügge  feftfteUtc,  finb  biefe  jebod)  bei 
einer  unter  22°  C  liegenben  Temperatur,  wie  fie  in 
einfadjer  SHkife  burd)  Kühlung  im  Keller  ober  mit* 
tel*  mehrfach  erneuertem  ficitung*:  ober  Vrunnen= 
waff er*  bewirft  werben  tann,  gu  jeber  nennenswerten 
Vermehrung  unfähig,  fo  baß  man  in  ber  raf eben  Hb* 
tüblung  unb  Küblbaltung  15  ÜJlinuten  lang  gc-- 
todjter  Mld)  ein  einfache*  SJtittel  bat,  ihre  Ver: 
mebnmg  gu  perbinbern.  3""»  Ablochen  bebient 
man  jid)  jwedmäfeig  be*  Sorbletf d?en  üHücbtocber* 
ober  eine*  gewöhnlidjen  irbenenÄodjtopf*  mit  hohem 


Stuffütterung 

dlanb  unb  burefoloebtem  5)edel,  ber  ein  längere* 
Äodjen  obne  ©efabt  be*  Überlaufen*  geftattet  (f. 
OTilcbtonferpierung,  Sb.ll,  unb  9Äiltbfterilifaticn, 
Vb.17). 

on  d)emifd)er  Vegiehung  geigt  bie  ftubmild) 
bebeutfame  3)ifferen  gen  uon  ber  ^rauenmild),  baupt: 
fäcblid)  in  Vegug  auf  ben  Giweipgebalt,  ber  bei  ber 
tfuhmild)  bebeutenb  böber  ift,  mäbrenb  bie  grauen: 
mild)  reieber  an  3uder  unb  ^ett  ift.  S)ie  ©eftanbteile 
ber  2Rild)arten  finb  nadj  ^ofmann  unb  öeubner: 


2Ritd)artcn 

5«tt 

1  Sadtx 

*l'4c 
»toj. 

Rn^mtli^  ...... 

1.03 
3,50 

4,07 
8,50 

1  B 

0,21 
0,71 

ferner  fteUt  bei  ber  Äubmild)  ba*  Gafem  einen 
viel  grö|ern  Seil  be*  ©efamteiweitigebalte*  ber 
iUtlit  bar  unb  ift  enblid)  aud)  qualitatip  vom  iSafeln 
ber  {Yrauenmild)  cerfebieben;  e*  gerinnt  mit  ÜJtagen- 
faft  in  piel  berbern  Klumpen  al*  ba*  [entere,  weldje» 
nur  garte  ^loden  bilbet,  unb  ift  aud)  weniger  gut 
perbaulid)  unb  für  bie  Srnäbrung  be*  Draani*mu* 
au*nutjung*fdbtg.  Gnblid)  geigt  bie  Kubmild)  häufig 
große  plöhhaV  Scbwanlunaen  ihrer  3ufammen: 
fe^ung,  bie  bem  Säugling  feine*wcg*  belömmlid) 
finb.  Um  gunäd?ft  bie  blofe  quantitatiuen  2)ifferengen 
gwifdjen  lüluttermild)  unb  Hubmild)  au*gugleüten, 
bient  al*  einfad)c*  Littel  Verbünnung  ber  Mub 
mild)  mit  3Da^er  unter  gleid)geitigem  3nild)guder: 
gufatj,  wobei  tteilid)  ber  Fettgehalt  gering  bleibt; 
für  einen  SDRonat  alte  Säuglinge  empfiehlt  fid)  folgen* 
be*  9le.;ept :  300  cem  ÜRild),  300  cem  3Baffer,  6  2  bce* 
löffcl  sjjlild)guder  (in  8  Portionen  ä  75  cem  gu  rei- 
d)en);  für  Ainber  Don  2  bi*  3  üftonaten:  450  cem 
SKild),  450  cem  ffiaffer,  9  Jbeclöffel  Dlilcbguder  (in 
7  Portionen  ä  125  cem) ;  für  M  in  ber  pon  4  bi*  6  sJJlo= 
naten:  600  cem  üJtild),  600  cem  ffiaffer,  12  2bee 
löffei  OTild)juder  (in  7  Portionen  a  150  cem).  Hm 
eine  eiweißarme,  babei  aber  fettreiche  3Rüd)  oon 
normalem  9JUlcb}udcrgebalt  berguftellen,  bat  juerft 
SBiebert  ein  brauchbare*,  in  jeber  $3<m*baltung  an* 
wenbbare*  Verfahren  angegeben:  r*on  l  V«  bi*  2  1 
sJJUldj,  bie  2  Stunben  lang  in  flad)cn  Sd)üf[e(n  rubig 
aeftanben  unb  aufgerahmt  hat,  nimmt  man  500  cem 
Wahr,  ab,  mifd)t  mit  bem  gleichen  Volumen  Gaffer 
unb  fügt  40  g  37hld)guder  hingu;  man  erhält  ein 
^robutt  (Viebertfd?e*  Stabmgemenge)  entbal- 
tenb:  2,6  Vrog.  $ctt,  1,8  Vro|.  ©weiß,  5^  Vrog. 
3uder ;  ba*  Verfahren  ift  feht  billig,  gumal  bie  übrig= 
bleibenbe,  nur  teilweife  abgerahmte  sJ)iild)  nod)  einen 
giemlid?en  Fettgehalt  befi^t  unb  anberweitig  per: 
wenbet  werben  tann;  1 1  foleber  im  Saufe  bereiteten 
Fettmild)  toftet  nur  etwa  22  Vf.  $n  neuefter  :Wn 
ift  biefelbe  pon  Flügge  gegenüber  einer  äbnlid)en 
non  (Wrtner  in  fflicn  mittel*  einer  patentierten 
Zentrifuge  bcraeftellten  unb  baber  erbeblid)  i\t 
teuerten  Fettmilcb  Pon  übrigen*  ähnlicher  3ufam= 
mcnfejwng  (3  Vrog.  Fett,  l^^Jrog.  ©weife,  5,8  Vrog. 
3uder)  febr  empfohlen  worben;  bie  ©ärtnerfebe 
fettmilcb  gelangt  übrigen*  in  Fachen  fterilifiert  in 
ben  &anbel,  weshalb  bie  gegen  3ftild)fterilifation  in 
Ftafcben  im  ©roßbetrieb  gu  erbebenben  ßinwen: 
bungen  auch  auf  biefe*  VräparatVegug  baben.  Vei 
altem  Ainbern  empfiehlt  fid)  oft,  bie  Kubmild)  ftatt 
mit  Söaffer  mit  Safer:  ober  @erftenfd)leim  gu  per: 
bünnen.  Um  aud)  bie  qualitatioen  53ifferengen 
gwifd)en  Flauem  unb  Kubmild)  nad)  iDlöglicbfeit 
au*gugleicben,  finb  eine  SReibe  üon  Vorfcblägen 


Digitized  by  Google 


Slufgabe  —  STufgebot  (juriftifcf)) 


67 


gemacht  worben,  bie  aüe  einen  ßrfafe  ober  bodj 
eine  leichtere  33erbaulid)teit  be*  flubmilchcafem*  er 

8reben.  2>ie  ÜJttftel,  welche  eine  alhu  berbe.  grob= 
odige  ©erinnung  be*  Safetn*  oerhinbern  follten, 
toie^aulded  3Rt((bfa(},^impeä  sDliIa)plä^cbenu.f.tD./ 
ftnb  ocu  awetfelhafter  Söirtung.  Tann  ift  oerjuebt 
Horben,  ba*  unlöeliche,  fdyroer  »erbauliche  Eafetn 
fdjon  »or  bent  ©enuf»  in  ber  ÜJUlcb  bureb  lünftlicbe 
SJlittel  loc-lut  au  machen  ober  ba*felbe  gar  ooll= 
ftänbtg  au*jui djeiben  unb  bureb  einen  anbern  tünft- 
lidj  binjugefügten  leicht  lö*lid>en  Eiweiftförper  ju 
erfefcen;  ^ierburdj  werben  bie  erften  9Jbafen  bei 
natürlichen  SBerbauungÄprojeffe*,  bie  fonft  erft  im 
(tnblia>en  33erbauung*apparat  oor  fut  gingen, 
biefem  lettfern  erfpart  unb  öon  üomberein  ein  gün- 
ftigere*,  leidet  reforbierbare*  ^robutt  bargeboten. 
Stuf  biefem  $rincip  bafieren  aufier  ben  dltern  %x&- 
pa raten  von  SBoltmer  unb  Coeflunb  bie  JRietbfdje 
SUbumofemilcb,  bie  SBiebertfdje  Äalialbu* 
minatmild),  bie  93adbau*fche  Äinberraild), 
n>el(be  fdmtlicb  I etliche  Slbtömmlinge  bei  Jdübner: 
eiroeifee*  an  Stelle  be*  Eafem*  fe|en ;  ferner  bie 
6omatofes5Wuttermild>,in  bereine  au*  ftleijd? 
gewonnene  Sllbumofe  ba*  ßafein  oertritt.  SBelche* 
man  aber  auch  oerwenbenmbae,  in  jebem  Salle  mufe 
neben  ber  Äorreltur  ber  cbem.  3ufammenfe&ung  au* 
auf  6terilifation  gebrungen  »erben,  über  roeitere 
jur  S.  ber  Sinber  benutze  Präparate,  .Uinccr 
meble,  oegetabile  9Mcb  u.  f.  to.  f.  J*tnbernahrung*= 
mittel  unb  Scähnjrflparate  (53b.  17).  (6.  auch  flinber- 
emdbrung.)  —  Sgl.  ftürft,  5)ie  tünftlicbe  Ernäh  rung 
bt*  Äinbe*  (2.  BttfL  JBerl.  1895);  berf.,  3)a*  Äinb 
unb  feine  Pflege  (4.  «ufl.,  £pj.  1891 ) ;  Slmmon,  2)ie 
erften  SJtutterpflicbten  unb  bie  erfte  Htnbe*pflege 
(35.3lufl.,ebb.  1895) ;  Siebert,  Sie  fiinberemdbning 
tmSdugling*alter(4.«ufl.,Stuttg.l900);  Pfeiffer, 
Siegeln  für  bie  SBodjenftube  unb  Äinberpflege  (2  Jle., 
3.  unb  4.  Stuf!.,  SBeim.  1892  u.  1895) ;  Stagfnfto,  $ie 
Pflege  be*  geiunben  unb  tränten  Äinbe*  (3.  XttjL, 
Stuttg.  1885).  [enblid?. 
•ilufgabc,  f.  Problem.  Unenblidje  S.,  f.  Um 
«Mufgang  ber  töcfttrnc,  ba*  Erfdjeinen  ber 
Sterne  über  bem fjorijont  ober  in  ber  un*  ftdtfbaren 
Ödlfte  be*  Gimmel*,  wa*  an  ber  Oft'  ober  Borgern 
feite  bei  äorijont*  ftattfinbet.  3)ainfolge  ber  #ugel= 
geftalt  ber  Erbe  ber  &immel*dquator  unb  bamit 
aud?  bie  ^arallelfreife  ber  6teme  für  jebe  geogr. 
©reite  eine  anbere  Neigung  gegen  ben  J&orijont 
baben,  ift  biefer  21. b.  @.  an  oerf djiebenen  Crten  fobr 
oerfdj ieben.  Unter  bem  tiquator  flehen  alle  Sterne 
auf  unb  unter ,  unb  jtoar  fentreeht  gegen  ben  s?cn- 
|ont.  3«  ntebr  man  fich  üon  hier  au*  ben  Stolen 
nähert,  um  fo  fepiefer  toirb  bie  Stuf:  unb  Unters 
gangöridtfung  gegen  benöorijont  unb  um  fo  mehr 
Sterne  erfebeinen  gar  nicht  mehr  über  bem  £>ori- 
lont,  geben  alfo  nicht.mehr  auf,  währenb  ein  anbe^ 
rer  teil  immer  über  bem  öorijont  bleibt  unb  nicht 
mebr  untergeht.  8n  ben  i'olen  felbft  geht  lein 
Stern  mehr  auf  ober  unter;  bie  Sterne  ber  bafelbft 
ftdbtbaren  Joimmel*halbtugel  bleiben  fortwährenb 
ii ber  fem  ^ori^ont  unb  bejcbreibcii  alle  bem  s>o-- 
rijont  parallele  Areife.  (S.  Sirtumpolarfterne.) 
infolge  ber  Strahlenbretbung  (f.  b.),  bie  gerabe 
im  öorijont  am  ftdrtften  n»irlt,  fieht  man  ein  ®e-. 
ftirn  im  ^orijont,  menn  ei  fid?  tbatfdchlid)  nodh 
35',  alfo  errna  um  einen  SonnenburaSmeffer  bar* 
unter  befinbet.  3)ie  Strahlenbredjung  befdjleunigt 
baber  ben  Aufgang  unb  oeriögert  ben  Untergang. 
Sieht  man  uon  biefem  ßinflufe  ber  Strahlenbre= 


dmng  ab,  fo  liegen  Sluf*  unb  Untergang  um  ben 
halben  Jagbogen  (f.  b.)  entfernt  ju  beiben  Seiten  beä 
ÜJieribianburdjgangS.  2>ie  Stenueit  (f.  b.)  bei  2luf= 
unb  Untergang*  ift  für  einen  ^ixftem  baber  immer 
biefelbe;  rechnet  man  aber  naa?  ber  im  bürgerlichen 
fieben  gebräuchlichen  Sonnen jeit,  fo  fällt,  ba  bie 
Sonne  mit  jebem  Jage  um  etwa  1°  nad?  Dften  hin 
oorrüdt,  ber  Muf-  unb  Untergang  ber  ^irfterne 
ieben  Jag  etwa*  früher  unb  jroar  um  4  3citminu- 
ten.  ÜBeim  SJIonb  bagegen,  ber  13mal  fo  rafd) 
läuft  al*  bie  Sonne,  »erfpäteu  ftch  3luf*  unb  Unter« 
gang  oon  einem  Jag  jum  anbern,  unb  jmar  bureb- 
fehuittlich  um  50  Minuten.  2)ie  bürgerliche  3«^ 
be*  Sonnenauf:  unb  sUntergang*,  bie  für  ba*  ge 
möbnliche  £eben  Einfang  unb  (sribe  bei  Jag*  be= 
jeid>net,ift,abgefehen  »onberjemeiligenSlbwetdjung 
(f.  b.)  ber  Sonne  »om  Äquator,  aud;  »on  ber  3eit= 
gleichung  (f.  Sonnenjeit)  abhängig. 

SBei  ben  Schriftftellern  be*  Slltertum*  fommen 
noch  folgenbe  31.  b.  ©.  r>ot:  1)  3)er  heliaüfche 
Aufgang,  ber  ftattfinbet,  toenn  ein  Stern  guerft 
roieber  au*  ben  Sonnenjtrahlen  heroortritt,  b.  h. 
lange  genug  bor  ber  Sonne  aufgeht,  um  in  ber 
SRorgenbämmerung  noch  ficht  bar  «u  werben.  Gbcnfo 
be}eichnet  ber  hei  iah  »che  Untergang  ben  3eits 
puntt,  in  welchem  ein  Stern  in  ben  Sonnenftrapleu 
oerfebminbet,  b.  h>  fo  turje  3eit  nach  her  Sonne 
untergeht,  bafi  er  ber  Dämmerung  wegen  gerabe 
niebt  mehr  gefehen  werben  tann.  2)  Ser  fo  *  m  i  f  dj  c 
Aufgang  (Untergang)  ftnbet  ftatt,  wenn  ein  Stern 
m  berfclben  Rdt  aufgeht  (untergeht),  ju  ber  bie 
Sonne  aufgeht.  3)  $er  alienvfuf  che  Slufgang 
(Untergang)  tritt  ein,  wenn  ein  Stern  aufgeht  (unter= 
geht),  fobalb  bie  Sonne  untergeht.  5)a  namentlich 
dichter  be*  Stltertum*  biefer  %.  b.  <?;.  erwähnen, 
nennt  man  fie  auch  poetif che  31.  b.  0. 

2lufgebcn,  iuriftifdh  fooiel  wie  auf  ein  Stecht, 
infonberheit  auf  ben  &efij)  ober  ba*  Eigentum  an 
Sachen  oer)icbten(2)ereiittion).  2)er Jöefu»  (f.b.) 
wirb  prioatrecbtlicb  aufgegeben,  wenn  ber  Skfibcr 
bie  thatiächlicbe  ©ewalt  über  bie  Sache  aufgiebt 
($eutfd>c*  Sürgerl.  ©efe&b.  §.856),  %.  53.  bie  beweg* 
liehe  Sache  fortwirft,  ba*  Jier  laufen  ober  fliegen 
läjtf  unb,  wenn  cv  ^untrftehrt,  nicht  wieber  auf 
nimmt.  2)a&  fid)  ein  93efifcer  baburd)  poli;eilid),  ftraf = 
rechtlich  unb  für  Schabenerfa^  ( j.  33.  Sjürgerl.  ©e- 
[euh.  §.  833)  verantwortlich  machen  tann,  wenn  er 
ftcb  ber  Obhut  über  eine  gefährliche  Sache  ober  ein 
gefährliche*  Jier  entfdplägt,  oerfteht  fidjoon  felbft, 
aber  ben  93efit(  oerliert  er  bamit ;  unb  wenn  er  lMa.cn  ■ 
tümer  war  unb  fid)  fo  be*  (Eigentum*  entfchlaaen 
wollte,  aud;  ba*  Eigentum  (ebenba  §.959).  2)ie 
Sache  wirb  nun  herrenlo*.  din  dritter  tann  baran 
ßigentum  burd?  Aneignung  (§.958)  erwerben.  Slud) 
an  ©runbftüden  tann  ber  33efifc  in  ber  2Deife  auf- 
gegeben werben,  bafe  ber  33efi&er  ba*  ©runbftüd  ocr= 
läftf  unb  nicht  mehr  betritt,  aber  nicht,  Wo  ©runb* 
buchrecht  gilt,  ba*  (Eigentum,  hierfür  oerlangt  ba* 
£eutfcbe  ©ürgerl.  ©efe^b.  §.  928,  wie  fchon  ba* 
Sdchül'che  §.  294,  Eintragung  be*  53erjicht*  in  ba* 
©runbbuch,  unb  ba*  Stecht  jur  Slneignung  be*  auf* 
gegebenen  ©runbftüd*  Hebt  nur  bem  ^t*tu*  be* 
93unbe*ftaate*  ju,  in  beffen  ©ebict  ba*  ©runbftüd 
liegt.  2er  ^ietu*  erwirbt  ba*  Eigentum  burd) 
Eintragung  al*  Eigentümer  im  ©runbbueb. 

ttufgebot,  im  allgemeinen  eine  öffentliche  bc- 
hörblidje  31ufforbcrung  an  unbefannte  3ntereffen= 
ten  jur  Slnmelbung  von  31nfprüa>en  ober  Siechten. 
25a*felbe  tann  au*gehen  oon  93erwaltung*bebörben 

5* 


Digitized  by  Google 


68 


Slufgeöot  (militärifdjcä) 


ober  ©ertöten.  Cr  in  g«  t  ich  t  Ii  *  e  z  21.  mit  ber  SBirfung, 
bafj  bie  Unterlaffung  bet  2lnmelbung  einen  SRecbt«* 
nadjteil  gur  $olge  bat  (2lu«fcblufi  Don  2lnfprücben 
unb  Siechten),  ift  Don  ber  SteteQ«=SiDilprojefjorbnung 
nur  für  bie  burch  9ieicb«=  ober  2anbe«gefefc  beftimnu 
ten  tfälle  gugelaffen.  21.  tommt  nach  betn  $eutfcben 
Sürgerl.  ©efehbueb  (f.  2lufgebot«Derfabren)  Dor 

1)  gum  3»e<fe  ber  Jobe«erflfirung  (f.  b.),  §§.  13  fg. 

2)  3u*  flraftlo«ertldrung  Don  öppotbetenbriefen 
(§.  1162),  SdjulbDerfcbreibungen  auf  ben  Inhaber 
(§.  799)  unb  qualifijterten  £egitimatton«papieren 
(g.  3).  Spartaffenbflcbern,  $fanbfcb einen,  33crfi<^e* 
rung«policen,  $epotfcbetncn),  b.  b.  folgen  Urtunben, 
in  welchen  ber  ©Idubiger  benannt  ift,  bie  aber  mit 
ber  93efttmmung  ausgegeben  ftnb,  bafj  bie  in  ber 
Urfunbe  Derfprocbene  Öeiftung  an  ieben  3nbaber 
betutrft  werben  tann  (§.  808),  wenn  biefe  Rapiere 
Dernicbtet  ober  abbanben  getommen  ftnb.  3)  3um 
2lu«fcblufi  be«  in  feinem  Siechte  fcureb  ÜBormertung 
im  ©runbbueb  gefteberten  aber  unbekannten  ©Idu* 
biger«  (§.  887),  be«  unbefannten  binglicben  9Jer» 
laufsberecbtigten  (§.  1104),  Sleallaftberecbtigtcn 
(§.  1112),  öPPotbetflläubißeT*  (§§.  1 170, 1171, 1188) 
unb  be«ty"anbgläubiger«  bei  Schiffen  (§.  1269)  unb 
(Jrben  (§.  1965,  2358),  ferner  »um  2lu«fcblufi  be« 
im  ©runbbueb  eingetragenen  aber  bureb  (Eigentum«* 
erftftung  feiten«  eine*  Siicbteingetragenen  feine« 
Eigentums  »erluftig  werbenben  Eigentümer«  eine« 
©runbftüd«  (§.  927).  4)  3um  3wed  ber  »ufforbe» 
rung  ber  Siacblafegläubiger  bej.  ^Berechtigten  bei 
Sunbfacben  gur  »nmelbung  (§§.  1970  fg.,  1980, 
2015  fg.,  2045, 2060,  980).  5)  211«  2$orau«febung 
ber  Gbefcb.  liefiung  (f.  unten). 

9ieicb«gcfcBlicb.  ift  befonber«  geregelt  ba«  geriebt: 
Hebe  31.  für  ben  Kontur«  in  ber  Äontur«orbnung, 
ba«  21.  ber  $Jerwaltung«bebörben  im  ©ebiet  ber  ©e» 
werbeorbnung  Dom  L  §ul\  1883  für  biefe,  für  ba« 
^Jatenterteilung«Derfabren  bureb  ba«  ^ßatentgefeft 
Dom  7.  2lpril  1891,  für  ba«  8.  in  58ergung«facben 
bureb  bie  6tranbung«orbnung  Dom  17.  ÜJiai  1874. 
2anbe«gefeftlicb  georbnet  ift  ba«  8.  für  ba«  ©emein« 
beit«teifung«:  unb  2lblöfung«Derfabren,  für  ba« 
Verfahren  bei  SBemdfferung«--  unb  Gntwäfjerung«: 
Derfabren  unb  in  anbern  fällen. 

$)a«  21.  für  ba«  Gbcrecbt  ift  teils  ein  bürgen 
Hebe«,  teil«  ein  lircblicbe«.  Sa«  tir (bliebe  8. 
ift  bie  öffentliche  SBertünbigung  einer  beabfiebtigten 
dbe  jum  3>oede  ber  fteftftcllung  etwa  Dorbanbener 
tirebenreebtueber  Gbepinberniffe  unb  bebuf«  ftüv 
bitte  bureb  bie  ©emeinbc  ober,  wie  beute  in  ber 
eoang.  Äircbe  ba,  ido  weltliche  obligatorijcbe  (Ehe* 
fcbliefeung,  nur  gu  lebterm  Hroecf.  2lllgemem  mürbe 
ba«  21.  bureb  bie  tatbolifebetftrebcauf  bemDier* 
ten  2ateranifct»en  Äongil  (1215)Dorgefcbrieben.  Sft* 
beffen  erft  im  3ufamment>ang  mit  ber  (Ebegefcfo: 
gebung  bureb  ba«  Jribenttnifcbe  Jtongil  ift  ba«  21. 
tn  allgemeine  2lufnabme  gelommen.  Tanacb  foll 
in  ber  Siegel  jeher  Srauung  eine  breimalige  tyxo-. 
tlamation  an  brei  aufeinanberfolgenben  Sonn?  ober 
tJefttagen  burch  ben  Pfarrer  be«  2Solm*  ober  9luf* 
entbalt«orte«  beiber  Brautleute  mäbrenb  be«  ©ot* 
te«bicnfte*  Dorbergebcn.  Jtommen  bureb  Ginfpracb  en 
ßbebinberniffe  ju  jage,  fo  wirb  bie  Gljefcbliefjung 
aufgefeboben,  bii  bie  Jbinberniffe  befeitigt  fmb. 
dauert  bie  Unterbrechung  längere  3eit,  ober  liegt 
iiDijdjcn  21.  unb  Irauung  ein  längerer  3»Difebem 
räum,  fo  raufe  tai  21.  toiebcrbolt  merben.  Statt 
be*  breimaligen  21.  tann  in  gemiffen  ftällen  auf  bem 
fßege  be3  $i*penfe3  ein  für  allemal  aufgeboten 


werben,  unb  unter  gan)  befonbern  Umftdnben  mirb 
f ogar  ba«  2L  ganj  naebgefeben,  g.  93.  bei  Stauungen 
auf  bem  Sterbebette.  3)ie  Unterlaffung  beä  8.  bt> 
mirft  bie  tircb.lieb.e  SBeftrafung  be*  ©eiftlicben  unb 
bet  Gbeleute,  aber  nicht  lirdplicbe  5Ricbtigleit  ber 
(She.  I  u'icö  tat b.  :Hcrin  bat  beute  noch  aueb  bürgere 
Ii  du-  ^ebeutung,  mo,  mie  in  Cfteneicb,  Spanten, 
Portugal, bie  Lmim lebe  nur  audbilfäineife  (bei  Diffi= 
bentene^en  u.  f.  to.)  eingeführt  ift.  %)a$  g  r  i  e  <b  i  f  q i  e 
^irebenrecht  oerlangt  nicht  pofitio  bie  iBertünbigung 
Don  21.  9Bo  bad  21.  jeboeb,  Don  ber  ftaatlicben  Corig- 
teit,  mie  in  ©riecbenlanb,  Slufelanb ,  Serbien,  £  n  c  r 
reich,  Dorgefcbrieben  ift,  »irb  ti  auch.  Don  grieob. 
©eiftlicben  proflamiert  unb  analog  mie  in  ber  röm.= 
latt>.  Äirebe  be^anbelt.  —  3n  ber  eoangelifeben 
.Uird  c  galten  im  mefentlicben  biefelben  93eftimmun= 
gen  über  bie  Stotmenbigteit  unb  bie  ^Birtlingen 
be*  21.  mie  in  ber  tatbolifeben,  folange  obligato- 
rifet/e  (i irilebc  niebt  eingeführt  mar.  Seitbem  ift  in 
f  olctjen  Öfinbern  Skränberung  eingetreten.  JeiU  ift 
bad  tircblicbe  21.  Döllig  befeitigt  (©otba),  teile  ift  an 
bie  Stelle  ber  frühem  brei  ein«  getreten  (9taff au,  5an; 
noDer).  —  2)aS  b  ü  r  g  e  r  l  i  <b  e  21.  mufe  ber  Schließung 
ber  ©ioilcbe  (f.b.)  Dorbergehen.  2)ie  9)eftimmungen 
hierüber  fmb  in  bem  $erfonenftanbägefefc  Dom 
6.  %thx.  1875  in  ber  Raffung,  bie  ti  burch  bad 
einfübrungägefefc  gum  iöürgerl.  ©efefeb.  2lrt.  46 
erhalten,  unb  im  Sürgerl.  ©efefcb.  §.  1316  ent-- 
halten.  danach  i)at  ba«  21.  bie  Vornamen  unb  Fa- 
miliennamen ber  Verlobten ,  Stanb  ober  ©emerbe 
unb  Sohnort  berfelben  fomie  ihrer  (Eltern  }u  ent: 
halten  unb  ift  mdhrenb  gmeier  Soeben  an  bem  9tatß- 
ober  ©emeinbehaufe  ober  an  ber  fonftigen  gu  9Je= 
tanntmachunaen  ber  ©emeinbebebörbe  beftimmten 
Stelle  au*guhängen,  unter  Umftdnben  auch  nach 
bem  47  burch  (ünrüctung  in  ein  im  »uälanbe 
erfchemenbe«  ober  Derbreitete«  Slatt.  3uftdnbig_ift 
ber  Stanbe*beamte,  Dor  melchem  bie  6pe  gcfcbloffcn 
»erben  barf  (am  9öohn[it(e  ober  gewöhnlichen  Auf- 
enthaltsorte eine«  ber  %kr(j>bten).  3bm  ift  guDor 
naebgumeifen,  bafj  bie  gefe^licb  notmenbigen  (Sx- 
forberniffe  jur  Gbefchliefiung  oorhanben  finb;  in«« 
befonbere  follen  in  ber  Siegel  bie  ©eburt«urtunben 
unb  bie  gufrimmenbe  (htlärung  berjenigen.  beren 
Ginmilligung  gefefclicb  erforberlich  ift,  tn  beglau= 
bigter  5orm  beigebracht  werben.  93on  bem  21.  tann 
feiten«  be«  Staate«  bi«penftert  werben;  ieboch  tann 
ber  Stanbe«beamte  auch  ohne  21.  bie  Gbefcbltefmug 
Dornehmen,  wenn  drgtlich  befebeinigt  wirb,  baß 
leben«geffihrltcbe  Ärantheit  eine«  SJerlobten  21uf» 
fdjub  nicht  geftattet.  2>a«  21.  Derliert  feine  flraft, 
wenn  bie  Ghe  nicht  binnen  fecb«  SRonaten  feit  benen 
5öolljiehung  gefchloffen  ift.  3n  SBapern  tritt  an  bie 
Stelle  be«  ftanbe«amtlicben  ein  lOtägige«  polijei- 
liebe«  21. 

Aufgebot,  militärifebe«,  ba«  Aufrufen  ber 
ganjen  ffiehrtraft  eine«  93olt«  gum  Schuhe  be«  be» 
brobten  SJaterlanbe«.  über  ba«  21.  im  Mittelalter 
f.  Heerbann.  9)lit  ber  Ginfübning  ber  ftebenben 
Öeere  Derfchmanb  ba«  21.  ber  üBolt«maffen  junfiebft. 
3n  ber  gramöfifeben  «ReDolution  trat  biefe  erfchei« 
nung  gum  erftenmal  wieber  auf,  inbem  ber  9?otio- 
naltonoent  1793  ba«  gange  3talt  gur  Stettuna  be« 
Don  allen  Seiten  bebrobten  £anbe«  unter  bie  Söaffen 
rief.  3)er  2tu«brud  3Raf  f enaufgebot  (levee  en 
roasse)  warb  bei  biefer  ©elegenbeit  in  bie  Sprache 
aufgenommen.  3n  Cfterrei^  würbe  1809  ein  21. 
Derfucht ;  bie  (Erhebung  ber  Jiroler  gegen  bie  93apern 
unb  grangofen,  bie  ber  Spanier  tn  ihrem  Kampfe 


Digitized  by  Google 


SlufgebotStjerfa^ren  —  «ufgcfang  unb  abgejaiig 


gegen  Napoleon  tönnen  al«  folc^e  gelten.  ©rofc 
artig  etbob  neb.  1813  in  $reuf$en  ba«  bolt  nad) 
bem  2lufrufe  be«  ßönig«  jum  befreiung«tampfe 
gegen  bie  ftrembberrfcbaft.  SRit  bem  Sanbwebr-- 
fu|tem,  ba«  ^reufcen  nach  bet  Söieberberftellung  be« 
trieben«  annabm,  würbe  für  tünftige  Ereignifie  bie 
©ebrfraft  be«  S?anbe«  au«gebtlbet  unb  für  bie  wr* 
fdjiebenen  bebürfniffe  in  cerfcbiebene  St.  (erfte«, 
jweite >>  21.  ber  fianbwebr  unb  fianbfturm)  eingeteilt. 
(6.  ganbmerjr  unb  fianbfturm.)  Säbrenb  ber  jroet« 
ten  $eriobe  be«  Äriegeä  oon  1870—71  befcblo& 
bie  nadj  bem  Sturje  be«  Äaiferreid)  ä  in  sJtari«  gebil: 
b«!e  'ijiromforifcbe  Stegierung,  ben  Jrabitionen  be« 
9tationaltonr>ent«  folgenb,  bie  leräe  en  masse. 

«  u  f  flc  b  o  t«x>  crf  a  ti  r  c  n .  $a«  2t.  b  at  bie  Seutf  djc 
Kioilprojefeorbnuncj  für  bie  burd)  *Rci<ijä=  unb  2an-- 
beägejefce  oorgcfdmebenen  (jfilte  eine«  gerichtlichen 
Aufgebot«  (f.  b.)  geregelt  (§§.946— 1002).  3uftdnbig 
bafür  finb  bie  2tmt$gericbte;  bie  örtliche  Äompetenj 
benimmt  f»dj  nach  ben  einzelnen  ©efefeen.  2)a«  2luf - 
gebot,  weldje«  auf  fdjriftlid)  ober  jum  ^rototolt  be« 
©erid>t$fd>reiber«  geftellten  Slntrag  erfolgt  unb 
münbltcbe  berbanblurtg  nicht  Dorau«fe&t,  bat  ju 
enthalten  bie  bejeiebnung  be«  2tntragfteller«,  bie 
2tufforberung,  bie  2tnfprüa>e  unb  Stechte  fpäteften« 
im  2tufgebot«termin  anjumelben,  bie  beftimmung 
biefe«  iermin«,  bie  bejeidjnung  ber  3ted>t«nacb- 
teile  ber  9?idjtanmelbung ;  ba«felbe  wirb  öffentlich 
belannt  gemacht,  Erfolgt  »or  ober  in  bem  2luf- 
gebot«termin  feine  Snmelbung,  f o  wirb  auf  Antrag 
2lu«fd)lufcurteil  erlafjen;  erfolgt  eine  Sttnmeb 
bung,  burd)  weldbe  ba«  Dorn  2lntragfteller  jur  be* 
grünbung  be«  2tntrag«  bebauptete  Stedjt  beftritten 
wirb,  fo  wirb  nach  befdjaffenbeit  be«  Salle«  ent* 
weber  bi«  }ut  Entfcbeibung  über  ba«  angemelbete 
Siecht  ba«  S.  au«gefe|t  ober  im  21u«fcblufjurteile 
ba«  angemelbete  Steicbt  corbebalten.  3)a«  Slus^ 
fdjlufeurteil  fann  nur  mittel«  Klage  gegen  ben  Sin* 
tragjteller  au«  gemiffen  ©rünben  angefochten  wer« 
ben,  in«befonbere  nenn  bie  borau«feftungen  be* 
91.  m*  t  vorlagen ,  ober  bei  Erlafi  ber  öffentlichen 
Sufforberung  gefehlt,  ober  ein  angemelbeter  2ln= 
fprueb  gefeltroibrig  unberüdfiebtigt  geblieben  ift.  — 
3He  ßimlprojefcorbnung  enthalt  befonbere  beitim= 
mungen  für  ba«  21.  jum  3wede  ber  2;  oberer  IIA- 
rung  (§§.  960—976).  3"itanbig  ift  ba«  ©eridjt, 
in  beffen  bejirt  ber  berjcpollene  ben  legten  inläm 
blieben  ©ohnfifc  hatte.  2tntrag«bered)tigt  ift  ber  ge= 
KHlicbe  berrreter  be«S3erfchoUenen,  fotvie  jeher,  ber 
an  ber  Z obe«erlIc\rung  ein  retbtlidje«  Sntere^e  bat. 
Xtx  «ntragfteller  bat  bie  jur  Segrünbung  be«  2tn: 
tragä  erforberlicben  2batfaa>en  oor  ber  Einleitung 
be«  Verfahren«  glaubhaft  ju  machen.  Xit  %u\- 
gebot«frift  mu^  minbeften«  fed?«  9)lonate  betragen. 
3)ai  ®erid?t  bat  bie  Jobeäertlärung  nur  au«ju= 
fpred?en,  »enn  bie  jur  SBegrünbung  berfclben  er= 
f  orbeTlicben  Übatiad)en  für  emiefen  erachtet  toerben. 
@egen  ba«  Urteil  ift  2lnfecbtung«llage  juläffig  au« 
benf  elben  ©rünben,  bie  oben  ertoahnt  «urben,  auftcr= 
bem  au  *  bann ,  menn  bie  2obe«ert(ärung  mit  Um 
reibt  erfolgt  ober  ber  3eitpuntt  be«  STobe«  be«  Hiev 
fdjollenen  unrichtig  f cftgeftellt  ift. 

Sud)  ba«  Sl.  }um  3mede  ber  fludicbliefmng  be« 
Eigentümer«  eine«  ©runbftüd«  nad)  §.  927  be« 
»urgexl.  ©efefcbud)«  ift  befonber«  geregelt  (§§.977 
—981),  ebenfo  jene«  jum  3wede  ber  Musfchlicfeung 
eine§  öppothelen»,  @runbfd)ulb=  ober  JRentenjcbulb- 
aläubigcr«  auf  Örunb  bet  §§.  1170,  1171  be« 
aürgerl.©efejjbucb«  (§§.982-987),  ferner  ba«  2t. 


»um  3mede  ber  im  95ürgerl.  ©efefcbud)  (f.  Hufgebot) 
für  bie  $ormerfung,  ba«  ^ortauf«red)t,  bie  9teallaft 
unb  ba«  ^fanbreept  an  6d)iffen  beftimmten  ?tu«' 
fchliefiung  be«  berechtigten  (§.  988),  be«  weitem 
ba«  21.  jum  Svoedc  ber  2lu«fcbliefeung  oon  9(acbla^- 
gläubigern  auf  ©runb  be«  §.  1970  be«  bürgert.  ®e= 
fetjbucb«  (§§.  990—1001),  ba«  9t.  jum  3n>ede  ber 
2lueid?liefeung  ton  Schiffsgläubigern  auf  ©runb 
be«  9.  765  be«  ^anbel«gefeHbuch«  unb  be«  §.111 
be«  ©efefee«,  betr.  bie  prioatrecbtltcben  berhältniffc 
ber  SBinnenfchiffahrt,  Dorn  15. 3uni  1895  (§.  1002), 
enblid? ba«2l.jur  ÄraftloÄertlärung  oon  Ur: 
tunben  (§§.  1003—1024).  2lntragdbered?tigt  ift, 
wer  ba«  Stecht  au«  ber  Urtunbe  geltenb  machen  tann, 
alfo  bei  3«baberpapieren  ber  le^te  ^npaber,  w 

itdnbig  ba«  2lmt«gericbt  be«  Erfüllungsorte«;  wenn 
oleber  in  ber  Urtunbe  niept  beftimmt  ift,  ba«ienige, 
»ei  meinem  ber  2tu«fteller  feinen  allgemeinen  ©e- 
rieb teftanb  bat  ober  m  Ermangelung  eine«  [olchen 
jur  3eit  ber  2tu«ftcllung  hatte.  2>cr  2tntragfteller  hat 
21  bf  chrif  t  ber  Urtunbe  beijubringen  ober  beren  wef  ent •■ 
lidjen  3nbalt  anjugeben,  ben  berluft  berfelben  unb 
bie  feine  beredjtigung  jum  2tntrag  begrünbenben 
^..batfaitcn  glaubhaft  )u  madpen  unb  ftd)  jur  eid- 
lichen iBcrficherung  ber  SBahrbeit  ju  erbieten. 

»uf  bem  ©ebiete  be«  Erbrecht«  ift  ein  öffent* 
licbeä  2t.  bem  geltenben  Stechte  in  mehrfacher  i&in« 
ficht  belannt.  a.  T'ie  l'cebrjabl  ber  neuern  Stechte 
tennt  ein  2t.,  in  welchem  unbetannte  Erben  aufgc 
rufen  werben,  ihre  2lnfprüd)e  anjumelben,  bevor  ber 
9tad)lajj  bemjenigen  jufältt,  welcher  ben  Siacblafs  ali 
erbieten  m  beanfprud>en  bat.  Sgl.  3)eutfa>e«  bür- 
gert, ©efe&b.  §.  1965  (ba«  21.  rietet  fidh  nad) 
Eioilprojefeorbn.  §§.  948—950) ;  öfterr.  ©efefc  oom 
9. 2lug.  1854,  f.  129.  b.  diejenigen  ©efefee,  welche 
bie  Erbbefcbeimgung  (f.  b.)  jum  ©egenftanbe  baben, 
j.  b.  2>eutfd?e«  bürgerl.  ©efefcb.  §.2358,  rennen 
ein  2t.  jur  Ermittelung  »on  ^erfonen,  welche  ein 
Grbredjt  in  2tnfprud)  nehmen,  c.  Sadj  borgang 
be«  preub.  ©efe^e«  00m  28.  «Kdrj  1879  läfit  ba« 
bürgerl.  ©efefcb.  §§.  1970  fg.,  1980,  2075  fg.,  2045, 
2060  ein  9.  )um  3n>ede  ber  2tu«fa>tief^ung  pon 
ÜRacblafigldubigern  ,ut ,  welcbe«  in  ber  6ioilprojeb: 
orbnung  ndber  georbnet  ift  (f.  oben).  2>er  3wed  ift, 
bem  Erben  ben  Entfcblufe  oorjubereiten,  ob  er  ben 
Stachlabtonturd  beantragen  feil;  bie  ©Idubiaer, 
weld>e  fieb  nid^t  gemelbet  b/aben,  tönnen  bie  mv 
fprüdje  gegen  ben  Erben  nurfo  weit  geltenb  machen, 
at«  ber  Stacblafi  noch  nicht  erfcb&pft  ift. 

2)a«  Cftert.  bürgerl.  ©efe|tbud)  tennt  in  ben 
§§.813—815  eine  gerichtliche  Einberufung  ber  Erb= 
fcpaft«gldubiger  mit  etwa«  abweichenben  wirtungen. 
2)a«  3üria>er  ©efe^bueb  in  ber  neuen  Raffung  oon 
1887  hat  ähnliche  borf  chrif  ten  unter  berbejeiebnung 
«öncntUcbe«  ^nwentar»  in  ben  §§.  941  fg.  mit  ber 
SBirfung  be«  Erlöfdjen«  ber  ^orberuna  olme  2tu?= 
fcblufeurteil.  —  bgl.  Stobbe,  $>anbbucb  be«  35eut« 
fepen  ^rioatreebt«  (2.  3ufl.,  5  bbe.,  berl.  1885), 
§.  285,  VII  u.  fg. 

Hufgetett,  bie  untern  Eden  ber  Segel  (Scbot-- 
b.  Brner)  mit  ben  ©eitauen  nacb  ber  SJtitte  ber  Stabe 
aufgeben,  um  ben  3öinb  au«  ibnen  ju  nehmen  ober 
fie  feftiumacben.  [f.  Slrrba. 

«Uufgclb,  f.  2tgio;  auch  fobiel  wie  3)raufgelb, 
s2luf gelang  unb  ttbgefattg,  urfprünglicb  ted- - 
nifdje  2tu«brüde  be*  SJJeiftcrgefang«  jur  bejeicfc! 
nung  ftrophifeber  ©lieberung,  werben  jetvt  für  ben 
altbeutfcben  Stropbenbau  burebweg  oerwänbL  Tie 
mittelbochbeutfcie  Iprifdje  Äunftftropbe  jerfdllt  feit 


Digitized  by  Google 


70 


Sfufgetriebenfjett  bc«  fiei6e«  —  Huffünbigung 


etam  1170  in  ber  Siegel  in  brci  Xnlt,  Don  Denen  bie 
beiben  erften  Stollen,  ober  jufammengefafet 2hif= 
gefang,  ber  britte  2tbgefang  genannt  »erben.  2>ie 
Stollen  müffen  in  SRbDtbmu*  unb  begleitenber  2Jle= 
lobie  einanber  Dollfommen  entfprecben;  ber  Stbge 
fang  ftebt  gewöhnlich  in  einem  mujitaltfcben  unb 
vbntbtmutcn  Ser»anbtfcbaft«Derbältni i  uim  -JCuf 
gefana ;  in  ber  Siegel  i[t  er  länger  al«  jeber  Stollen, 
aber  lürjer  al«  beibe  jufammen,  feit  bem  14. 3abrh- 
läuft  er  gern  ftollenartig  au«.  (S.  Strophe.) 

•Mufactricbcnncit  be$  £etbe#,  entweder  bie 
Jolge  Don  ©efd?roülften  ober  Don  2lnfammlung 
fefter,  flüf  ftger  ober  luftf  örmiger  Stoffe  in  ben  natür= 
licpen  £>öblen  be«  Saucbe«.  3n«befonbere  fommt 
bier  bie  übermäßige  2lnbäufung  Don  ©afen  (Ipm^ 
panttid)  in  Setracpt,  »eiche  entweber  in  ber  Saud); 
pöb,  le  felbft  (nad)  3erreifeung  ber  3>arm»anb  u.  f.  ».) 
ober,  »ie  getoöbnlicb,  int  Ziagen  ober  tarnte  (Iftv 
teori«mu«)  eintritt.  (S.  2!uf  bläben unb  5814p ungen.) 

Slufguft,  f.  ^nfufton. 

3tuTgufeticrrf|cn  ober  Snfuf ion«tierd)en 
(Infusoria),  eine  Älaife  r>on  Urtieren,  bie  ftd)  Don 
ben  2Burjelfüfsern  (f.  b.)  Dornebmlid)  burd)  eine  fefte, 
dunere  öaut  (Cuticala)  unb  bamit  burd)  eine  be? 
ftimmte  flörpergeftalt  unterfdjeiben.  2He  21.  haben 
ben  SBert  Don  Bellen  (f.  b.);  fte  befifcen  innerbalb 
be«  Don  ber  Zellmembran  umgebenen  protopla«ma- 
tifdpen  flÖrpeT«  einen  Äern  unb  meift  aud)  eine  pul- 
fterenbc  Safuole.  2)ie  3ellmembran  meift  an  einer 
beftimmten  Stelle  eine  Cffnung  auf,  bie  al«  3Jlunb 
fungiert  unb  birett  in  bie  2eibe«fubftanj  hinein^ 
führt;  bie  nidjt  Derbauten  tiberrefte  ber  Siaprung 
»erben  burd)  eine  anbere  (Alfter-)  Cffnung  »ieber 
nad?  aufcen  beförbert.  211«  Se»egung«organc  fut= 
ben  RA  eine  gröfcere  ober  geringere  2fnjapl  be»eg: 
lieber  öaare,  SBimpern  obcr©eif?eln,  bie  Dcridneben 
oerteilt  unb  befonber«  in  ber  Umgebung  be«  2Jtum 
be«  ftart  cntmidelt  unb  tablreid)  gefunben  »erben. 
$iefe  bilben  foftematifebe  Unterfd)etbung«mert' 
male.  2)ie  21.  »urben  nad)  1670  Don  Üeeu»enboef 
entbedt;  ibr  Starne  rübrt  baber,  ba&  man  fte  in 
oft  erftaunlicber  3abl  auftreten  fab,  wenn  tierifdjc 
ober  pflanjlidje  tiefte  mit  SBaffer  übergoffen  unb 
an  einen  »armen  Ort  geftellt  mürben.  2lUerbing« 
mürben  bamal«,  unb  nod)  1838  Don  Urenberg  tn 
bellen  flaffifcbemSüertc:  «Sie3nfufton«tierchen  al« 
DOllfommene  Organismen»  (Cpj.  1838),  alle  mirro-- 
ftopifdjen  SBafferbenjobner,  befonber«  aud)  niebere 
^flanjen  unb  jRäbertiere  unter  biefem  tarnen  ju-- 
fammengeftellt;  erft  fpätere  Untersuchungen,  na= 
mentli*  Don  $ujarbin,  Glaparebe  unb  Sacbmann, 
Stein,  Salbtani  u.  f. ».,  führten  eine  genauere  Äennt^ 
nt«  ber  21.  unb  2lu«merjung  frember  formen  berbei. 
Sud)  gegen»ärttg  $äblt  man  ihnen  nod)  eine  2tn- 
jabl  tleinfter  Skfeu  ju,  bie  vielleicht  ben  Sflanjen 
näher  al«  benJicren  oermanbt  ftnb,  bie  fog.GteifjcN 
tiereben  (f.  b.)  ober  ©ei&elträger  (Flagellata),  benen 
bie  eigentlichen  SC.  ober  SBtmperinfuforien  (f.  b., 
Ciliata)  al«  jmeite  Drbnung  gegenüberfteben. 

9luftjafcn,  ba^  9(ieberlai|en  Don  SRaubDögeln 
auf  Säume  ober  jjel^fpihen. 

•ilurnaUting ,  in  ber  SWuüt  bie  biffonierenbe 
iBer^ögerung  etned  SlccorbtoneS  burd)  bie  (leine 
ober  grofie  Cber»  ober  Unterfelunbe ,  im  übrigen 
glejdjbebcutenb  mit  Sorbalt  unb  Sorfcblag  (f.  b.). 
")olungc<pro^eft,  f.  2lbmeierung. 
)olgets,  f.  ?luf bäumen. 
«Hnf tjntte,  foDiel  »ie  Äräpenbütte  (f.  Ubu). 
h  $lufe  im  Slltertum,  f.  Cfanto. 


Äuf  f  auf  (franj.  accaparement),  bie  maffenbafte 
fäufliebe  Crmerbung  einer  Söare  in  ibrem  Grjeu^ 
gung*gebiet  feiten«  einjelner  Spetulanten.  ©in 
folebe«  Sereinigen  beä  Seftl?eä  in  »enigen  $änben 
bewirft  eine  Steigerung  ber  greife  infolge  ber  blei: 
benben  ober  Dermebrten  9lad)frage.  Um  biefe^reid: 
fteigerung  fern  m  halten,  »ar  früher  Dielfad)  ber 
K.  fold?er  Slrtitel,  »elcbc  ju  ben  unentbebrlicben 
Sebendbebürfniffen  geböten,  namentlich  be«  ®c 
treibe«,  nerboten.  SJfan  ging  babei  Don  bem  ®e- 
ftd)t«punlte  au«,  ber  $rei«  biefer  2Bare  Derfalle  mit 
bem  21.  ber  SSBilllür  ber  Spetulanten  unb  müffc  ein 
»ucherhafter  »erben,  ^m  allgemeinen  bat  inbeffeu 
eine  ©eobaebrung  ber  Stbatfadjen  ju  ber  dinftebt  ge- 
führt, ba|  ber  S.  ber  »id?tigem  Seben*bebürfni|le 
nur  auf  niebern  ©nnvictlungdftufen  be«  Sertebr« 
in  einem  wirllid)  Seforgni«  erregenben  ®rabe  ftatt: 
finben  (ann,  »äbrenb  bei  hinlänglich  au«gebilbeter 
unb  freier  3krtcbr«be»egung  ge|teigerte  greife  bie 
Äonfurrenj  entfernter  ®egenben  herbeirufen.  SJlan 
machte  anbererfeit«  bie  (Irfahrung ,  bafc  man  mit 
ienen  Serboten  ben  »ieptigen  3ltvo  tti  Serlehr«, 
ben  man  frei  erhalten  »ollte,  fpftematifd)  lähmte. 
3u»ei(en  gelingt  e«  allerbing«  einer  ^Bereinigung 
r>on  Spelulanten ,  bie  greife  längere  3«t  binburd) 
ungewöbnlid?  boeb  emporjutreiben.  So  bei  ®erreibe 
».  1879  in  2(merita  mit  Stüdficpt  auf  bie  2lu«^ 
fuhr  nach  ßuropa.  5)er  ßrfolg  aber  »ar  fdjltefc 
lid) ,  ba&  amerif.  2Beijen  in  2(nt»erpen  erheblich 
billiger  ju  haben  »ar  al$  in  2lmerita.  So  »irb 
überhaupt  aud)  bei  fehr  bebeutenber  Äapitalrraft 
ber2(ufläufer  (accapareurs)  ein  diüctfd)lag  nicht 
ausbleiben.  3Rit  bem  2t.  Demanbt  ift  berSor» 
lauf  Don  2eben«mitteln  (f.  Sorfauf «recht). 

31ufflärung,  eigentlicb  bie  2lu«bilbung  W« 
Serftänbniffe«  für  d;inge,  bie  fonft  bem  blmben 
Sorurteil  ober  ber  bloßen  Autorität  be«  ©lauben« 
unterlagen,  überhaupt  bie  geiftige  Befreiung,  bie 
SBecfung  bc«  Selbftbenfen«  über  alle« ,  »a«  unfere 
böcbften  ^ntereffen  betrifft.  3)ie  21.  »urbe  baber  jur 
^ofung  ber  neuem  Sbilofopbieunb  SBiffenfchaft  im 
Äampfe  gegen  bie  2lutorität«fucbt  be«  Mittelalter« ; 
fie  hat  ftd)  nicht  minber  feit  ber  aRitte  be«  18. , Vbrb. 
(3  ei  t  alt  er  ber  21.)  mit  ben  auf  (hnaneipation  ber 
untern  Stänbe  gerichteten  93eftrebungen  eng  Der= 
bünbet.  $rrig  war  an  ben  S3eftrebungen  ber  K. 
bauptfächlid)  bie  SReinung,  bafe  e«  auf  bie  ©nt- 
feffelung  be«  Serftanbe«  allein  antomme,  bie  ^or< 
berungen  ber  Sittli6feit  unb  Religion  einer  eigenen 
Äultur  nicht  bebürften.  —  Sgl.  tfant,  3Ba«  ift  ?luf» 
flärung?  (in  ber  «Serlini|cben  ÜRonat«fd)rift», 
1784):  2edD,  ©efebiebte  be«  Urfprung«  unb 
Ginfluife«  ber  21.  in  Europa  (2  Sbe.,  beutfd)  Don 
3olo»icj,  2.  JtuflL,  £pj.  1873,  unb  Don  bitter, 
Scrl.  1873). 

■ilutflärungcfbtcnft,  ein  Seil  be«  militdr.  9tad): 
riebtenwefen«  (\.  b.,  Sb.  17).  [Sb.  17. 

4Jluf f lärungc<ct?f abroad,  f.  ^achricbten»cfen, 

'Hui flauung,  f.  Sertnüpfung  ber  voljer. 

ttttffommen,  im  See»efen  1)  ba«  nad)  einer 
Seite  gebrebte  9iuber  »ieber  in  feine  ÜÄittfd)iff«= 
läge  jurüdbringen;  2)  eine  Sö  tommt  auf  bebeutet : 
fte  nähert  fid)  fchnell;  3)  einem  anbern  Schiff  auf: 
lommen  mit  bem  eigenen:  e«  einholen;  4)  ein  2au 
ober  Jafel  (f.  b.)  auffommen:  e«  überholen  (f.  b.). 

Sluffreufteti,  f.  Mreujen. 

4luffünbigung ,  bie  6rflärung,  ba^  man  Don 
einem  laufenben  Sertrag«Derbältniffe  jurüdtrete. 
Qi  giebt  gemiffe  priDatrechtlicbe  Serbältniffe,  in 


Digitized  by  Google 


Auflage 


71 


benen,  »eil  fte  auf  fortbauernbem  Vertrauen  be* 
ruhen,  fem  Steil  miber  feinen  SBillen  feftgebalten 
werben  lann,  3.  93.  Auftrag,  ©emeinfcbaft,  ©efell* 
fcbaft  (Seutfd?e*  Söürgerl.  ©efe&b.  §§.  671,  749, 
723  unb  724).  Siefelben  finb  für  ieben  Steil  lünb* 
bar,  nur  barf  bie  Rünbigung  mcbt  fo  unjeitig  au** 
geübt  irerben,  bafs  bem  anbern  Steil  barau*  ein 
Schaben  entftebt.  Sie  Jtünbbarleit  uon  ©entern* 
fcbaft  unb  ©efellfchaft  !ann  für  eine  beftimmte  3«t 
au*gefchlofien  »erben.  21ucb  bann  ift  aber,  »enn 
ein  wichtiger  ©runb  uorliegt ,  Sl .  uor  Slblauf  ber 
3eit  juläfjig.  ©leiche* gilt  bei  Auftrag,  »enn  ber 
Beauftragte  auf  ba*  Äünbigung*recht  uerjichtete. 
21ucb  bie  Offene  £anbel*gefeTlfchaft  fann  bei  mich* 
tigem  ©runbe  jeberjeit  gelöft  »erben,  aber  nur 
burch  Herbeiführung  gerichtlicher  Gntfdjeibung 
(£>anbel*gefet>b.  §.  133).  Se*  »eitern  beftimmt 
ba*  Sbüraerl.  ©efefcbud?  über  81.  »on  auf  unbe* 
ftirnmtc  3eit  eingegangenen  SJtiete*,  ißacht*  unb 
Sienftmieteuerrrägen:  1)  bei  gemieteten  ©runb* 
ftüden  ift  bie  21.  nur  für  Seblufj  be*  flalenber* 
Vierteljahre*  juläfjig;  fte  hat  fpäteften*  am  brittcn 
SBerttag  be*  Sierteljabre*  ju  gefaSehen.  3ft  ber 
SRirtjin*  nach  SJtonaten  bemeffen,  fo  ift  81.  nur 
für  3  dUuf,  bei  Äalenbermonat*  juläffig  unb  hat 
fpäteften*  am  15.  be*  SJtonat*  ju  gefcbehen  (§.565); 
2)  bei  Sacht  ift  81.  nur  für  ben  Schluß  eine*  $acbt= 
jähre*  ftattbaft  unb  hat  fpäteften*  am  erften  ffierf* 
tag  be*  halben  3abre*,  mit  bem  bie  Sacht  enbigen 
foll,  ju  gefcbehen  (§.  595);  3)  bei  Sienftmtete  tann 
jeber  Steil  auffünbigen;  über  bie  ftrift  entfcheibet 
junächft  ber  nach  Serfehr*fitte  (ortsüblicher  Stermin) 
au*julegenbe  Vertrag;  aufeerbem  ba*  ©efefc;  bei 
Sienften  höherer  8lrt  (öanblung*gcbilfen ,  ge»erh* 
liehen  93etrieb*bcamten,  (frjieber,  ©efeUfchafterin* 
nen  u.  f. ». ;  Sürgerl.  ©efe&b.  §.  622)  nur  mit  21b= 
lauf  be*  fialenbertnerteljahre*  nach  öorgängiger 
fed>$»öcbiger  Äünbiguna  (»eil  hier  eine  neue  Stelle 
fch»erer  ju  finben);  fonft  gilt  ber  SJtiete  21naloge*, 
fo»eit  nicht,  »ie  für  ©efinbe,  Scbiff*mannfcbaft( 
gewerbliche  Arbeiter  (14  Stage),  befonbere  Sorfcbrif* 
ten  beftebtn.  —  2lufeerbem  giebt  e*  bei  biefen  Ser* 
trägen  unter  gefefelicben  Sorausfe&ungen  (Jlonfur*, 
Stob  u.  f.  w.)  aufeererbentlicbe*,  b.  h.  an  Äünbigung** 
frift  nicht  gebunbene*  Sünbigung*recht.  —  Werner 
beftimmt  ba*  Sürgerl.  ©cfcfcbucb  bie  21.  bei  Sar= 
leben  (§.  609),  Seihe,  SBertoertrag  (8. 643  mit  649), 
iöürgfcbaft,  Stiefcbraud) ,  öppothel,  ©runbfchulb, 
llfanbrechte,  ferner  bei  3i"fen  über  6  Sroj.  (§.  247). 
Sich  ben  93ewei*  ber  reebtjeitigen  Hünbiguna  ju 
fiebern,  bafür  hat  bie  Partei  ju  f  orgen.  2Bo  ber  Stuf: 
gelünbigtebie31u*fteUungeine*ftünbigung*befennt* 
niffe*  weigert,  ift  bie  Äünbigung  bor  Beugen,  burch 
3uftellung  eine*  ©erichtSüolljieber*,  eingefehriehe* 
nen  Sricfe*  ober  bergleichen  ju  empfehlen,  fluch 
im  Sertebr  ber  Staaten  fommen  21.  oor,  j.  93.  r»on 
£>anbel*t>errrdgen. 

Auflage.  Sa*  SBort  hat  in  ber  Stecbtsfprache 
breiSBebeutungen:  1)  3m  öffentlichen  Stecht  be« 
beutet  e*  bie  Saften,  welche  ben  Untertanen,  @e* 
meinbeangehörigen  al*  Steuern  ober  81bgaben  auf* 
erlegt  werben,  bann  obrtgleitliche  Sefehlc.  — 2)  IBei 
3tecbt4gefcbäften  be*Sriuatrecbt*  uerwenbet  bie 
neuereSiecbtäfprache  ba*  ©ort  ftatt  be*  lat.SJt  0  b  u  * : 
ba*  ift  eine  ber  3uwenbung  eine*  Sermögen*üor* 
teil*  unter  Sebenben  (Schenfung)  ober  bon  Stöbe* 
wegen  beigefügte  Sefchränlung ,  welche  ben  bie  3u* 
wenbung  Snnehmenben  oerpflichtet,  2lufwenbungen 
ju  machen,  fei  e*  ju  ©unften  be*  ©eher*  ober  bc* 


Gmpfdnger*  ober  eine*  Stritten,  ober  im  allgemeinen 
3ntereffe.  Sie  21.  hat  felhftdnbige  93ebeutung  unb 
nicht  wie  bie  $ebingung  ().  b.)  nur  ben  Gharatter 
einer  üRebenbeftimmung.  Sie  fann  in  einer  gelb» 
werten  Seiftuna  heftehen  (j.  93.  bem  ©eher  ein  SDent- 
mal  ju  fefcen,  8llimente  ju  leiften,  beffen  Rinber  ju 
unterftütjen)  ober  in  einer  $anblung  ohne  SBer- 
m6gen*wert  (81nnahme  be*  tarnen*).  Sie  21.  fcarf 
nicht  mit  folchen  Grflärungen  uerwcchfelt  werben, 
bie  blofc  al*  2lu*brucf  eine*  SBunfche*  ober  Kate* 
(nuda  praeeepta)  gelten,  auch  wohl  nur  bie  S3er< 
anlaffung  ber  3u»enbung  hejeichnen.  93ei  Sch  en= 
fung  unter  21.  lann  nach  SDeutfdjem  93ürgerl.  @e* 
fe^buch  (§.525)  ber  Schenler  bie  iBoQjiehung  ber  81. 
uerlangen,  »enn  er  feinerfeit*  geleiftet  hat.  Siegt 
bie  93olIjiehung  im  öffentlichen  yintcreffe,  io  lann 
fie  nach  bem  Stöbe  be*  Schenler*  auch  von  ber  93e* 
hörbe  oerlangt  »erben.  Sie  iBolljiehung  lann  ber* 
»eigert  »erben,  foweit  unb  folange  fie  ben  2öert 
ber  3u»enbung  üherfteigen  »ürbe  (§.  526).  Unter* 
.bleibt  au^erbem  bie  ^olljiehung,  fo  lann  öerau** 
gäbe  be*  ©efebente*  infomeit  geforbert  »erben,  al* 
e*  jur  3Jolljiehung  ber  St  hätte  oeiwenbet  werben 
inüffen  (§.  527).  21.  DonStobeSwegen  liegt  nach 
bem  SBürgerl.  ©efetib.  §§.  1940  u.  2279  oor,  wenn 
ber  (frblaffer  burch  Ste|tamcnt  ober  Grbüertrag  ben 
Grben  ober  einen  93ermdchtni*nehmer  \u  einer  Sei* 
ftung  oerpflichtet,  ohne  einem  anbern  ein  Siecht  auf 
bie  Seiftung  jujuwenben  («an  meine  Sienftboten», 
«an  würbige  Stubenten»).  Saburch  unterfcheibet 
fie  ficb  »om  93ermdchtni*.  Sie  nähern  93orfchriften 
enthalten  §§.  2192—96  u.  2186—88.  Sie  93eftim* 
mung  ber  ^ßerf on,  an  bie  bie  Seiftung  erfolgen  f oll, 
lann  bem93efdj»erten,  »ie  einem  Sntten  überlaffcn 
»erben,  »enn  ber  (frblaffer  nur  ben  3»ed  ber  21. 
beitimmt  («an  bie  2trmen»).  Sie  üßoujiehung  ber 
21.  tönnen  ber  Grbe,  ber  SJliterbe  unb  berienige  uer* 
langen,  »elchem  ber2Begfall  be*  mit  ber  21.  junächft 
Sefch»erten  unmittelbar  ju  ftatten  tdme ;  in  gleichem 
pralle,  »ie  hei.  ber  Sehen  hing  unter  31.,  auch  bie  93c-- 
hörbe  (§.2194);  au^erbem,  »enn  ihm  nicht  ent 
jogen,  ber  Steftament*üollftreder  (§§.  2203,  2208, 
2223).  Sftber  mit  ber  21.  «efch»erte  ein  9krmäcb> 
ni*nehmer,  fo  ift  er  jur  Erfüllung  ber  21.  erft  uer* 
pflichtet,  wenn  er  bie  (frfüllung  be*  ihm  juejemen* 
beten  SBermäcbtnifie*  ju  ©erlangen  hered?ttgt  ift 
(§.  2186).  ferner  lann  ba*  au*  ber  21.  ju  Seiltenbe 
auf  ©runb  ber  93efchränlung  ber  Haftung  be*  Grhen, 
wegen  eine*  ^flichtteilanfprueh*  ober,  weil  e*  Über 
ba*,  wa*  ber  hefchwerte  2Jermäcbtni*nehmer  erhält, 
hinau*geht,  gelürjt  »erben  (§.  2188).  Socfc*  lann 
ber  (frblaffer  für  biefen  Sali  anorbnen,  bafj  bie  31. 
ben  Sonang  uor  anbern  iöefeh»erungen  haben  foll 
(§.  2189).  —  Sa*  ßfterr.  ©ürgerl.  ©efeHbudj  be* 
bient  fidj  be*  Sorte*  31  uf  trag  ftatt  21.  (§§.  709— 
712);  e*  broht  bemjenigen,  »elcher  fich  fclbft  jur 
(frfüllung  ber  81.  unfähig  macht,  ben  Serluft  ber 
3u»enbung  an.  —  3)  3»  93erlag*gefchäf t  be* 
jeichnet  21.  bie  ©efamtjahl  ber  burch  einmaligen 
Srud  hergeftellten  6remplare  eine*  93uche*,  einer 
3eitung  u.  f. ».  3*wfd)en  Serleger  unb  95erfaffer 
entfcheibet  ber  3ierlag*r>ertraa  barüber,  ob  ber  9?er* 
leger  ba*  Stecht  nur  auf  eine  31.  ober  ob  er  ba*  Ur- 
heberrecht (f.  b.)  schlechthin  erworben  hat,  unb  über 
bie  Stärle  ber  21.  3ft  barüber  nicht*  beftimmt,  fo 
erlifcht  ba*  Stecht  be*  Verleger*,  wenn  bie  erfte  21. 
vergriffen  ift;  ber  Serfaffer  hat  bann  über  neuere 
21.  freie  6anb.  Stach  Sreu^.  2lüg.  Canbr.  I,  11, 
§§.  1013, 1014,  unb  Cfterr.  2Jürgerl.©efe*b.  §.  1167 


Digitized  by  Google 


72  SCuflanbig  - 

bebarf  eS  bet  ©enebmigung  beS  SerfafferS  ju  einer 
neuen  IL  nur,  wenn  im  Vertrage  bie  3abl  ber  Erem* 
plare  beftimmt  ift  SBeranftaltet  ber  Verleger  bem 
»erlagSoertrag  jumibcr  einen  neuen  Slbbrud  ober 
fertigt  er  eine  größere  2lnja^l  bon  Eremplaren  eines 
SBertS  an,  als  ihm  gefe&licb  ober  vertragsmäßig 
gcftattet  ift,  fo  mad?t  er  fid)  nach  bem  beutfdjen 
©efefe  über  baS  Urheberrecht  u.  f.  m.  bom  iL  yuni 
1870,  §.5,  beS  9(ad?brudS  fcfculbig.  Eine  neue  21. 
ift  ein  sieubrud,  bei  welcher  ber  Skrfafjer  $Bcränbe= 
runaen  ober  SBerbefferungen  »orjunepmen  berechtigt 
ift,  foweit  babureb,  nidjt  baS  Sntereffe  bei  Verlegers 
beeinträchtigt  wirb,  3m  Sßreufc.  Slllg.  fianbreebt 
wirb  eine  im  ^nbalt  ober  im  Format  abaednbertc 
21.  neue21uSgabe  genannt.  (S.  aud?  21uSgabe.) 

2luflanbig,  im  Seemefen,  f.  äblanbig. 

Ölufldficn,  ein  SBergwerl  ober  eine  SDtutung, 
urfprünglitb  fobiel  wie  auf  bie  fernere  Ausbeutung 
verebten  unb  beren  SBieberaufnabme  anbern  über= 
lafjen.  §m  engern  Sinne  beifet  ein  öergmerl  auf* 
lälf ig,  beffen  Setrieb  eingeteilt  ift. 

2luflaffung,  an  ficb  footel  wie  33erjid)t,  bebeu=' 
tet  1)  im  altern  beutfeben  9iecbt  bie  feiernd?  bor 
©eriebt  abgegebene  unb  turnt  Spmbole  terftärlte 
Erttdrung  beS  ©runbeigentümerS ,  t?af;  er  fein 
Eigentum  einem  anbern  übertrage ;  2)  im  mobernen 
iRecbt  (SeutfcbeS  Sürgerl.  ©efe&b.  §.  925  nadj 
SJorbilb  beS  preufe.  ©efe&eS  bom  5.  üJtai  1872)  bie 
bureb  formellen  Vertrag  erfolgenbe  Eigentums^ 
Übertragung  an  ©runbftüden.  Sie  gorm  beftebt 
barin,  bafe  sBeräufscrungS -  unb  ErmerbSwille  (bie 
«Einigung»)  bei  gleicbjeitiger  2lnwefcnbeit  beiber 
Seile  bor  bem  ©runbbiicbamt  erllärt  wirb  (§.  925). 
T aS  CanbeSrecbt  barf  abmeiebenb  beftimmen  a.  rar, 
bie  Einigung  auch  bor  ©eriebt ,  Dtotar  ober  über: 
baupt  bor  etner  anbem  Sebörbe  ober  einem  anbern 
Beamten  erllart  werben  barf,  b.  bafj  es  ber  gleidV 
jettigen  21nwefenbeit  beiber  Seile  bei  ber  21.  mit 
bebarf,  wenn  baS  ©runbftüd  burd?  ein  ©eridjt  ober 
einen  9totar  oerfteigert  worben  ift  unb  bie  31.  no<b 
in  bem  5$erfteigerungStermin  ftattfinbet  (Einfüb= 
rungSgefefc  jum  33ürgerl.  ©efe&b.  2lrt.  143).  9iid?t 
ju  berwedjfcln  mit  ber  21.,  bie  unter  £injutritt  t>er 
Eintragung  ins  ©runbbueb  ben  Eigentum  vu  ber - 
gana  bewirlt,  alf o  ein  bingtieber  Vertrag  ift,  ift  bie 
ju  ©runbe  liegenbe  perfönlicbe  SJerpflicbtung,  ber 
Xitel  (f.  b.),  regelmäßig  ein  obligatorifdjer  Vertrag 
(Kauf  u.  f.  w.),  alfo  ein  »ertrag,  woburd)  fid?  ber 
Eigentümer  nur  berpfliebtet,  baS  Eigentum  ju  übet; 
tragen,  alfo  bie  21.  erft  abjufcplicfjen.  3)iejer  95er» 
trag  muß  auch  bebörblicb.  beurtunbet  fein,  aber  audj 
obne  bieS  ift  er  gültig,  wenn  21.  unb  Eintragung  in 
baS  ©runbbud?  erfolgt  (§.  313).  $er  Käufer  bat 
bie  Koften  ber  21.  unb  Eintragung,  wie  ber  3te 
urfunbung  beS  Kaufes  ju  tragen  (§.449).  Obne 
21.  wirb  bureb  StecbtSgefcbäfte  unter  üebenben  nach 
bem  Sürgerl.  ©efe&bucb  niebt  mebr  übertragen. 
Qai  franj.  dieebt  unb  bie  ibm  nad)gebilbeten  ©e^ 
fefte  baben  ftatt  beffen  bie  Sranäflribtion  (f.  b.). 

Auflauf,  baS  red^tdwibrige  Verweilen  einer 
auf  öffentlichen  Sßegen,  6trafeen  ober  ^läfeen  oer^ 
fammelten  Stenge,  weldje  bon  bem  juftdnbigen  93e- 
amten  ober  ^Befehlshaber  ber  bewaffneten  2)tad?t 
breimal  aufgef  orbert  würbe,  ficb  ju  entfernen.  Strafe 
nach  $eutfcbem  Strafgefe^b.  §.  116  ©efängniS  bis 
•u  brei  Monaten  ober  ©elb  bis  ju  1500  JJi. .  nach 
öfterreidnfebem  (§.  283)  Slrreft  bis  ju  einem  SUtonat. 
SlUrb  mit  bereinten  ärfiften  thfitlicber  ÜBiberftanb 
geleiftet,  fo  treten  bie  Strafen  bes  «ufruhrS  (f.b.)ein. 


-  Aufliegen 

2luflauf cn,  mit  einem  Scbiffe  auf  ben  ©runb 
laufen;  einem  anbern  ©djiffe  auflaufen  heilt:  es 
einholen. 

»uflaMfen,  firantbeit  ber  SBieberlducr,  foviel 
wie  Jlufbldhen  (f.  b.). 

Auflaufen  laffen,  f.  äontratemboftbfje. 

21  uf  legen,  cir.  Sd?iff  abaetalelt  unb  obne^ann^ 
fdjaft  im  tfafen  f eftlegen.  3)aS  iHuber  auflegen  be-- 
beutet,baSfelbc  f o  legen,  bafj  baS  cdjiff  oom ©inbe 
abgeht  (abfällt). 

2t uf legung  bet  ?»anbe  (lat.  impositio  ma- 
nunm),  bei  ben  fpdtern  ^luben6emid)a  genannt, 
eine  alte  religiofe  Sitte,  als  Spmbol  ber  äBeibung, 
Segnung  unb  IDlitteilung.  T  m\b  fte  beftellten  bie 
©riechen  ihre  ^Beamten,  ertldrten  bie  JHömer  ihre 
Silasen  für  frei,  erteilte  ber  Patriarch  ^atob  feinen 
Enleln  ben  Segen  unb  Weihte  bie  fpätere  jüb.  Sitte 
bie  öffentlich  beftellten  Sebrer  beS  &olt*.  Stuch  bie 
Cpfertiere  pflegten  bei  ^uben  unb  Reiben  burdj 
Jäanbauflegung  geweiht  gu  werben.  EhriftuS  fegnete 
unb  heilte  unter  31.  b.  £>.,  ebenfo  bie  HpofteL  So 
bat  bie  fcanbauflegung  aueb  im  chriftl.  Kultus  ihre 
Stelle  gefunben  als  Sinnbilb  für  bie  Mitteilung 
beS  göttlichen  ©eifteS  unb  Segens ;  baber  ihre  Sln^ 
wenbung  bei  Saufe,  Konfirmation,  Slbfolution  unb 
Drbination.  Dtamentlicb  bat  fie  in  ber  !atb.  Äirdje 
in  ben  Satramenten  ber  Firmung  unb  ber  ^riefter- 
weibe  eine  befonbere  Söebeutung. 

Auf  liegen  ober  S)  urd)  liegen  (Decubitus), 
baS  Entgünbet«,  9Bunb<  unb  ©efebwürigwerben 
folcher  Stellen  ber  6aut,  welche  bei  anhaltenber 
ißettlägerigleit  fortwährenb  einem  5)rucl  ber 
aJlatraHe  ober  Unterbetten  u.  f.  w.  auSgefefet  fmb. 
Siefe  Stellen  fmb  befonberS  baS  Äreujbein.  bie 
Öüfttnochen,  bann  bie  Sdjulterblätter,  bie  >rerfe 
unb  einzelne  ©irbel.  Urfadje  beS  21.  ift  bie  9Jcbin= 
berung  beS  58lutciufluffeS  unb  *2lbfluffe$  infolge 
bauernber  lotaler  Srudeinwirtung;  beförbert  wirb 
eS  einesteils  burd?  gro^e  £>infduig(eit,  Unbebilf: 
licbleit,  auch  Betäubung  beS  Kranten,  anbern- 
teils  bureb  Verunreinigung  feines  Kagers  (bureb 
Urin,  Kot,  Schweifj,  $an&t  u.  f.  w.),  bureb 
im  ÜBctttucb  ftch  anfammelnbe  Krümeben  unb 
Körnchen,  bureb  galten  unb  3idbte  beSfelbeu 
u.  bgl.  m.  3ebeS  H.  bebarf  einer  forgfältigen  93e= 
banblung,  ba  ber  eintretenbe  Sranb,  fia)  felbft 
überlaffen,  immer  weiter  in  bie  Jiefe  greift  unb 
für  ficb  allein  fdbon  jur  SobeSurfadje  werben 
tann.  9Ran  verhütet  bas  21.,  inbem  man  für  ein 
gutes  Sager,  am  imerfmdfugften  für  eine  gutgepol- 
jterte  9lo|haarmatrafee  forgt,  bie  SDcarratien  unb 
iBetttüd>er  häufig  wecbfelt,  unter  bem  faltenloS  au«; 
gebreiteten  IBetttucb  ein  gutes  SacbStucb  ober  9ieb: 
feil  ausbreitet,  aunuerfiam  bie  ^arn«  unb  Stubl5 
entleerung  überwacht,  oft  am  9iüden  unb  Krem  beS 
Patienten  naAfieht  unb  bie  bebrohten  ober  fdjon 
geröteten  Stellen  mit  taltem  2Baffer,  granjbrannt- 
wein,  Effigwaffer-  ober  frifchem  Eitronenfaft  ab* 
wäfebt  u.  f.  w.  SÖci  (ängerm  Kranfenlager f orae  mau 
bafür,  bafj  bie  gebiiidte  Stelle  in  einem  gepolfterten 
Glinge  ober  burd)löcberten  Suftliffen  (oon  Kau= 
tfebut)  üöllig  frei  liege,  ebenfo  eignen  ficb  jut  »er« 
bütung  beS  2t.  bie  wafferhffen  (f.  b.)  unb  namen t 
lieh,  wegen  ihrer  SMtliglcit,  bie  öirfefpreutiffen, 
oon  benen,  wenn  bie  Krauten  unreinlich  fmb,  meb= 
rere  jum  3Becbfeln  borhanben  fein  müffen.  3ft  21. 
bereits  eingetreten,  fo  reinige  man  baS  ©efebwür  oft 
mit  antifeptiiehen  ober  abftringierenben  i'öfungen 
(befonberS  empfiehlt  fich  effigfaure  Jhonerbe,  Kam» 


Digitized  by  Google 


Äuflöfenbe  ©ebingung  —  Äufmadjung 


73 


Sin  u  bgl.)  unb  verbinbe  -mit  milben  ober  ab: 
erenben  Salben.  VemertenSwert  ift,  bafe  bei 
en  Rrantbeiten  baS 91.  aud)  otme  Malen  Drud 
burd)  (JtrtulationSftörungen ,  meift  bei  ferneren 
SRercenfrantbriten,  uortommt  unb  felbft  burd)  f  org* 
fdltigfte  Pflege  nidbt  ju  oerbüten  ift. 

«uflöfcnbc  »öcbinguug  ober  Beitbeftim 
mang  liegt  üor,  trenn  mit  Gintritt  eine*  bis  babin 
ungewiffen  (!TetgniffeS  ober  mit  eintritt  eine*  im 
voraus  beftimmten  3*itpuntte*  ein  in  einem  Ver= 
trage  ober  Seiten  SBillen  eingeräumtes  SHed)t  ober 
Verpflichtung  aufbört  (Vürgerl.  ©efe&b.  §§.  158  u. 
163).  $ft  ber  2öitwe,  folange  fte  unverheiratet 
bleibt,  ein  9licfcbraucb  eingeräumt,  f o  tritt  mit  ibrer 
Sieberverbeiratung  bie  ibrensJIiefebraud)auflÖfenbe 
Vebingung  in  Äraft;  ift  ibr  eine  Leibrente  fd?Iecbt= 
bin  au*gefetit,  fo  tritt  mit  ibrem  $obe  bie  auf; 
leienbe  „Seitbejtimmung  in  äraft. 
*nf Idfcnbe  Wittel,  f. ResolvenUa. 
ftafldfung.  91ad)  neuerm  Staatsrecht  Ibn- 
nen  VolfS^  unb  ©emeinbevertretungen,  bie  ganj 
ober  »um  Xeil  aus  gewäblten  Vertretern  beS  Volts, 
ber  ©emrinbebürger  u.  f.  m.  jufammengefefct  ftnb, 
vor  ftblouf  ber  SÖablperiobe  von  ber  ooUjiebenben 
©emalt  aufgelöft  »erben,  fo  baf>  9leuwablen  ovfcv 
berlid)  »erben.  3ur  91.  beS  Deutfdjen  SReidjS; 
tag*  ift  ein  Vefalufe  beS  VunbeSratS  unter  3^ 
ftimmung  beS  Man  er*  erforberlid?  (9trt.  24  ber 
:Hrid)Sverfaffung).  3n  folgern  ftall  müffen  bie  9Reu- 
rraMen  veTfaifungSmäfrig  innerbalb  eine*  §t'\U 
räum*  von  60  Sagen  ftattfinben,  ber  neue  Steide 
tag  mup  innerbalb  eine*  3"traum*  von  90  Jagen 
verjammelt  fein  (9trt  25).  Die  Steuwabjen  erfolgen 
für  eine  volle  SBablpfriobe.  Der  einmal  aufgelbfte 
:Hc\f  vtaa  fanu  injwifcben  niebt  wieber  einberufen 
werben,  yn  ben  Ginjelftaaten  bat  ber  SRonard?  ba* 
Äetbt,  ben  Sanbtag  auhulöfen.  25er  Äaifer  tonn 
ben  SanbeSauSfcbufc  von  (nfafcfiotbringenauflöfen, 
ebenfo  bie  bortigen  VejirfStage,  Kreistage  unb  ®e* 
meinberate.  Cbenfo  tonn  in  ben  beutfdjen  Staaten 
(nidjt  allen)  bie  91.  von  Kreistagen  (DiftrittSräten 
ober  Sanbrdten)  fowie  bon  ©emeinbevertretungen 
(Stabtverorbnetenverfammlungen)  erfolgen;  ebenfo 
tn  Cfierreid)  bie  91.  von  Sanbtag  unb  ©emeinbe= 
Vertretung.  Die  $olijei  bat  vielfad)  bie  VefugniS, 
polit  Vereine  ber  onent  lieben  Sidjerbeit  wegen 
auf  julöfen ;  in  $reu&en  ift  polijeilidje  Sdjliefmng 
nur  al*  vorläufige,  b.  b-  vorbebältlid)  ber  ßntfdjei 
bung  be*  9tid)terS  erlaubt,  trenn  ein  herein  bem 
VereinSgefefc  niefct  entfpriept.  $olit.  Verfammc 
lungen  bürfen  von  bem  anmefenben  $olijeibeam= 
ten  aufgelöft  toerben ,  trenn  in  benfelben  ©efe|$: 
wibrigteiten  vortommen.  über  bie  9t.  ber  Offenen 
€>anbelSgefellfd)aft  unb  anberer  Verbinbungen  f. 
bie  betreffenben  »rtitel.  3ur  Selbftauflöfung  eine* 
herein*  müffen  na*  Vürgerl.  ©efel»b.  §.  41  brei 
Viertel  bererffbienenen  OTitgliebcr  juftimmen,  trenn 
bae  Statut  niebt«  anbere*  beftimmt. 

3n  ber  SRetrif  ift  91.  bie  ÜBertretung  einer 
£änge  bura>  jroei  Äürjen.  35er  antiten  ÜJlerrit  f ebr 
geläufig,  mar  fie  aud)  in  ber  altbeutfd?en  a!litte= 
riereneen  üangjeile  »ie  im  mittelbod)beutf  d?cn  JReim: 
ver#  ftattbaft;  nur  mufete,  ba  im  beutfeben  SBer*  ber 
aut'lb*baren  l'änge  antifer  Ülerfe  bie  Jöebung  ent; 
i»n*t,  bie  erfte  ber  beiben  auflöfenbot  Silben  turj 
unt>  betont,  bie  jmeite  unbetont  fein.  2tud>  6en= 
fungen  nnb  im  altbeutf*en  5Jer*  auflösbar,  b.  b. 
fie  tonnen  au*jmei  ganj  fdbtoaAen  unbetonten  Sil-- 
ben  befteben.  WanQt  fagen  mit  2a*mann  ftatt  91. 


Serf  cbleif  ung.  —  3n  ber  ÜRufit  bebeutet  9l.ba« 
Jortfdjreitcn  ber  3nten>alle  eines  9tceorbS  öon  ber 
35iffonanj  jur  Äonfonanj.  3«  ber  ältern  SBolab 
mufit,  befonberS  im  a  capella^Stil,  erfolgt  bie  9t. 
ftufenroeife,  je  nad)  9lrt  ber  biffonierenben  3nter= 
»alle  eine  Stufe  auf:  ober  abtvärtä.  35ie  reguläre 
91.  ift  bie,  wo  bie  3)iffonanj,  im  fcbledjten  Jaltteil 
vorbereitet,  aud)  im  fcblccbten  ^altteil  nrieber  auf: 
gelöft  wirb;  bie  irreguläre,  wo  bie  im  $urd)gang 
gebrauste  35iffonan}  auf  ber  guten  Sattheit  ibre 
9t.  finbet.  Die  neuem  ffomponiften  ertlären  melfad) 
bie  Vorbereitung  ber  S5iffonanjen  überbauöt  für 
unnötig.  3n  ber  5Rotenfd?rift  nennt  man  9t.  bie 
burd;  bad  nuflöfungSjeidpen  ;  bervirfte  9tuf: 
bebung  ber  ©trtung  eines  |  ober  t>.  —  3"  ber 
$oefie,  fo  im  SHoman  unb  befonberS  im  Drama, 
ift  bie  9t.  (in  ber  franj.  £beaterfpra<r;e  d^nouement) 
ber  mit  ber  ftataftropbe  (f. b.)  emtretenbe  lentc  2 eil 
ber  öanblung,  ber  bie  bis  babin  gefteigerten  3kx- 
midlungen  tlärt  unb  bie  @ntfd>eibung  bringt.  Die 
9t.  mun,  foll  fie  äftbetifd)  unb  bfpd^ologifcb  ju  redjt: 
fertigen  fein,  notroenbig  unb  naturgemäß  entfielen, 
ob,ne  fid)  genau  oorberfeben  ju  laflen,  folgeridjtig 
auS  ben  frübern  Vorgängen  erwaebfen ,  obne  bap 
fiefer  ober  öörer  burd)  peinliche  Vorbereitungen 
ermüben.  6onft  treten  unmotiöierte  Gffette  ff.  b.) 
unb  coups  de  t heitre  ein,  bie  nur  bie  urteilslofe 
Spenge  befriebigen.  Die  gried).  Dramatiter  fübrten 
mitunter  bie  9t.  burd)  Dawifd?entunft  eines  ©otteS 
(f.  Deus  ex  machina)  perbei.  —  9t.  in  ber  6b,  "nie, 
f.  üöfung.  [ment. 

91ufldfungdelert¥ober  f.  ©aloanifd)eS  6le= 

Vuflöfungctflage,  f.  StefolutionStlage. 

Stuflöfung^eicben,  f.  91uflöfung. 

2luf luucn,  fomel  roie  9lnluoen  (f.  b.). 

Hufmaebung,  bie  9tufftellung  ber  6d)aben: 
bered)nung  bei  SeeoerfiAerungen,  f.  DiSpad)e. 

«lufm ad) ung,  bei  Daren  bie  äupere  9tuS= 
ftattung,  bie  einzelnen  ober  mebrern  3 luden  einer 
5Bare  ober  beren  SRuftern  beigefügt  toirb,  um  bie 
felben  in  möglid)ft  oorteilbafter  ©eftalt  bem  9tb* 
nebmer  oorlegen  ober  in  6djaufenftern ,  SWufter* 
lagern  u.  f.  w.  )ur  9IuSftellung  bringen  )U  tonnen. 
Sei  ber  9tuSmabl  ber  §ur  9t.  ju  venoenbenben  3"* 
tbaten  (farbige  Söänber,  Rapier,  Vilber,  6d)ad)teln, 
6ammetunterlagen  u.  bgl.)  ift  bie  ©efd)madSrid)< 
tung  unb  bie  ©en?öbnung  beS  in  Vetrad)t  tommen« 
ben  9tbnebmertreifeS  |u  berüdfid)tigen.  Die  91. 
loecbfelt  beSbalb  je  nad)  ber  Ttott  unb  }eigt  in  ben 
üerfepiebenen  ©egenben  unb  ju  nerfdjiebenen  3e'ten 
grofje  9tb»eid)ungen.  §ür  ben  9tbfaß  ift  bie  9t.  oon 
erbeblitber  Jöebeutung.  3nSbefonbere  ift  beim  Ver-- 
tepr  mit  auswärtigen  9tbfa^gebieten  auf  eine  ber 
iemeUigen  ©efd?madSrid)tung  möglidjft  entfpre= 
d)enbe  91.  ©ebaept  ju  nebmen.  3"  Gbina  unb  3o* 
pan,  in  fiteinaften,  m  Sübafrita,  Vrafilien,  &olum< 
bia,  9teuf üb waleS  u.  f.  w.  fpielt  bie  9t.  eine  fo 
grofje  9tollc,  ba&  oft  eine  beffere  9Bare  bim  er  einer 
fdjledjtern  lebiglid)  wegen  ber  gefdbidtern  9t.  ber 
le&tern  jurüdgefe|t  wirb.  Die  Sranjofen  unb  Ona* 
länber  baben  ftdp  in  biefer  j&infid)t  febr  auSgcjeid)s 
net,  unb  bie  engl.  3nbuftrie  oerbantt  namentlid) 
in  ben  afiat.  Staaten  einen  großen  3eil  ibrer  Qx-- 
folge  ber  ins  9tuge  fallenben ,  bie  Käufer  anloden« 
ben  91.  Die  beutfd)e  3nbuftrie  bat  früber  auf  bie 
äufjere  SluSftattung  nidjt  befonbereS  ©ewiebt  ge* 
legt,  ift  aber  in  ben  legten  3abren  —  nam*ntltd) 
infolge  ber  9tnforberungen  überfeeifd)er  9tb)a&« 
gebiete  —  mebr  unb  mepr  bemübt  gewefen,  eine  gc« 


Digitized  by  Google 


74  SCufmarfä 

fcbmaduolle,  gefällige  unb  ben  ®emotmpeiten  ber 
tfunbenlrcife  angepapte  2t.  burdjjufübren. 

iHufmarfrfj,  eine  iBewegung  ber  Ölementartaltif, 
burd)  bie  ftd)  tnntereinanber  befinbUcbe  2tbteilungen 
in  (front  nebeneinanbet  fe&en.  2)urd)  ben  2t.  tann 
ioiDohl  ber  Übergang  au  i  einer  Äolonne  jur  Sinie 
bewirft  werben,  al*  auch  ber  Übergang  einer  Äo* 
lonne  mit  fchmaler  ^ront  in  eine  folcbe  mit  brei- 
terer gront.  Sine  befonbere  Srt  be*  21.  ift  ba* 
SJeplopieren  (f.  b.) ;  fem  ©egenfafc  ba*  2tbbrecpen 
(f.  b.).  —  3m  weitem  Sinne  wirb  jebe  (Sntwidlung 
in  bie  fiumt*  ober  Sdjladjtlinic  21.  unb  »mar 
tattifcper  21.  genannt,  im  ©egenfafc  jum  \txa- 
tegifdjen  21.,  ber  ba*  93erfammeln  ber  3t reit 
trifte  au*  ben  5rieben*garnifonen  im  2tufmarfcb= 
gebiet  jum  3*oede  be*  beginn«  ber  Operationen 
begreift.  S»ie  fcbneUe,  planmäpige  Sachführung 
be*  ftrategifeben  2t.  ift  bie  erfte  33ebingung  für  ben 
dlüdlicben  2tu*gana  be*  Äriege*.  SEaper  gebört  e* 
»u  ben  miebtigften  Pflichten  ber  £anbe*oerteibigung 
eine*  Staate*,  ben  2t.  ber  Streitlräfte  in  ben  »er= 
idtiebenen  möglichen  Äriegsfälien  forgfältig  oorju- 
bereiten.  Stötigenfall*  ift  ba*  Gifenbahnneb  ent- 
iprecpenb  ausbauen.  3ur  2tu*nuHung  be*  ÜBabn: 
nehe*  ift  bie  2tufftellung  eine*  simiitdrf  abrplan*  (f.b.) 
notmenbig,  nad)  bem  bie  Httilitdrjüge  (f.  i  vuypetv 
tran*porte)  ftd)  in  regelmdfrigem  3eitabftanb  folgen. 

3luf merffamfeir,  berjenige  3uftanb  be*  IBe- 
wuptfein*.  in  welchem  bie  ^nljalte  bc*felben  be= 
fonbere  Älarbeit  unb  in  ber  2tbfolge  Stegelmdfeig^ 
feit  unb  Orbnung  befifeen.  ©äbjenb  nach  Herhört 
biefer  3uftanb  nur  burd)  eine  größere  Stärte  ber 
^orftellungen  erreicht  wirb,  berubt  berfelbe  nad) 
Bunbt  auf  ber  Söirtfamteit  einer  felbfttbätigen 
fomttion,  ber  2tpperception  (f.  b.).  Hiernach  befitjt 
bie  ledere  unb  fomit  auch  bie  2t.  eine  eigentüm- 
liche, oon  ber  3ntenfitdt  ber  Gmpfinbungen  unters 
fdjiebcne  Stdrfe,  unb  man  ift  berechtigt,  t>on  einer 
2tnpaffung  ober  2tbaptation  berfelben  an  bie  Sinne** 
cinbrüdc  ju  reben.  Unter  berfenforifd)en2l.uer: 
itebt  man  bie  SRidjtung  berfelben  auf  Sinne*ein= 
brüde,  unter  ber  motorifdjen  ober  mu*tuldren 
biejenige  2t.,  bereit  3nb.  alt  5kmegung*üorfteUungen 
bilben.  3n  neuefter  3eit  ift  ber  bebeutenbe  ßinfluf» 
ber  21.  auf  bie  Sergleicpung  von  Sinne*einbrüden, 
auf  ben  jeitlidjen  Verlauf  pfocbopbpftfcper  Vorgänge 
per  Öegenjtaitb  erjerimenteller  Unterfudjuna  ae= 
werben.  2tucb  bie  toebmanfungen,  benen  bie  21.  Bei 
Oer  Ginftellung  auf  einen  beftimmten  3nbalt  unter= 
liegt,  finb  eratt  al*  periobifepe  won  3—4  Setunben 
Dauer  feftgeftellt  worben.  —  SBgl.  9tibot,  Psycho- 
logie de  l'attention  ($ar.  1889);  2B.  Heinrich,  2>ie 
moberne  pbpfiol.  ^fpcbologie  (3ür.  1895);  flobn, 
3ur  Sbeorie  ber  2t.  (Salle  1895);  Äretbig,  35ie  21. 
al*  5ßiUcn#erfd?einung  (SBien  1897). 

iluf n a h m c ,  ingeobdtifepem  Sinne  bie  3}er= 
meifung  unb  baran  anfdjlie^enbe  Sortierung  eined 
leile*  ber  (Srboberfiddje,  inäbefonbere  bie  jur  6er- 
ftelluna  militdr.rtopogr.  harten  unb  ^läne  erforber= 
lieben  §elb=  unb  3"d)enarbeiten.  3)ie  militdrifdjen 
2t.  erfolgen  meift  unter  SBenu^ung  beä  Sttfitifcici 
(f.b.)  unb  feiner  öilfdinftrumente;  bie  ftaatdötono^ 
mifajen  21.  (j.  33.  Äatafter,  gorftoermeffungen)  mer= 
ben  meift  als  geometr.  SJermeffungen  au£getübrt,  bei 
benen  bie  Starte  fpdtcr  auä  ben  gewonnenen  3ablen- 
refultaten  ber  3Reffungen  tonftruiert  wirb.  3lü<btige 
2t.  tonnen  aud)  objie  9enu|iung  oon  ^nftrumenten 
aufgeführt  werben,  bod)  laffen  ftd)  bureb.  foldje 
Äroti«  (f.  b.)  nur  Heine  ©elänbeteile  mit  einiger 


—  Slufno^mc 

@enauigteit  barftellen.  eine  U.t  bie  ein  groftere* 
Sanbgebiet  jur  2)arftellung  bringen  f  ofl,  bebarf  ftetä 
einer  oorbergeb^enben  forgfältigen  Triangulation 
(f.  b.)  unb  grünbet  ftd)  auf  bie  oon  lauerer  ae 
fdjaffenen  geftpuntte.  2)ie  2t.  mit  bem  aJiefetifd)  be= 
gwedt  bie  unmittelbar  arapbifebe  Herstellung  eined 
geometrifd)  rid;tigen  ibilbe*  von  irgenb  einem 
Teile  ber  ßrboberfldcbe  in  üerjüngtem  9)ta&ftabe. 
Tie  2trbeit  felbft  wirb  in  ber  Seife  aufgeführt, 
tan  junäcbft  mit  Hilfe  ber  ^nftrumente  mbglid)ft 
viele  $untt:  unb  ÜHid)tungäbeftimmungeu  gemad)t 
werben,  bie  bann  burd)  forgfameä  Krolieren  nad) 
ben  Siegeln  ber  niebern  gelbmefetunft  ju  einem 
portrdtdbn(id)en  Silbe  beö  betreffenben  ©eldnbef  ju 
oerbinben  ftnb.  —  2)urd)  bie  2t.  f  oll  ein  rid)tigef  unb 
oollftdnbigef  23ilb  aUer  Sierpältniffe  ber  (Srbober= 
fläcbe  gef (paffen  werben;  ef  banbelt  fid)  nid)t  allein 
barum,  bie  fog.  Situation,  b.b.  vi0ege,2tnbau,2Bobn: 
orte,  ©ewdffer,  3)obcnbebedungen  jeber  2trt  u.  f.  w. 
jur  5)arftellung  »u  bringen,  fonbern  ed  ift  aud?  bie 
(Seftaltung  ber  SJobenf ormen  in  ihren  oerfebiebenen 
Höpens  unb  *Reigung$t>erbdltniffen  in  tiarer  Sßeife 
anf*aulid)  ju  mad?en  (f.  lerrainjeidjnung).  5)ie 
bilblid)e  Bietergabe  ber  Situation  ift  ber  einfachere 
Teil  ber  2trbeit,  ba  e$  ftd)  hierbei  nur  um  bie  geo= 
metrifd)  richtige  ü)arfteUung  aller  biefer  bem  21uge 
Mar  unb  beutltd)  entgegentretenben  5)inge  hanbelt, 
wdbrenb  fchon  ba«  Grtennen  unb  richtige  2tuffaff en 
ber  oft  verworrenen  33obenformen  unb  ibred  $w 
fammenhangef  erhebliche  Scbmierigteiten  bereiten 
tarnt.  (S.  ftelbmeftfunft.) 

■Jlufuabntc  in  bie  Staat* angeborigteit, 
f.  9taturalifation  unb  Staatfangcborigteit. 

Stuf  nähme  bc323erfabreng.  ^m  Sauf  e  einef 
ßiüilprojefief  tönnen  SSerhdltniffe  eintreten,  welche 
einen  Stillftanb  bed  Verfahren*,  aud)  unabhängig 
com  ^arteiwilten,  aufnahmfweife  notwenbig  ober 
jwedmdfeig  erfebeinen  lafien.  ^in  biefer  SBcjiebung 
unterfcheibet  bie  2>eutfche  ßimlproäefeorbnung  (im 
©egenfafc  jur  öfterreichifchen  vom  1.  2tug.  1895, 
§.  155  fg.,  bie  beibed  Unterbrechung  nennt)  Um> 
)tdnbe,  welche  ohne  weitere*  eine  Unterbrechung 
bc*  Verfahren*  jur  golge  haben  (lob ,  Kraul heit, 
Serluft  ber  ^rojefefäbigtett,  Söegfali  be*  gefefclicben 
Vertreter*  ober  beä  2tnwalt*  einer  Partei,  3uftis 
tium  [f.  b.],  Äonfur*  einer  Partei,  wenn  ba*  2kr= 
fahren  bie  Sontur*maffe  betrifft),  unb  Umftdnbe, 
auf  @runb  beten  eine  2tu*fe$mng  be*  Verfahren* 
burd)  ©erid)t*befcblufj  ftd)  erwirten  Idfet  (Tob,  95er- 
luft  ber^rojefefäbigfeit  ober  SBegfaU  be*  gefefeltdjen 
Vertreter*  beim  SBorhanbenfein  eine*  l'rcenbeoDü - 
mdehtigten,  Ärieg  unb  elementare  ßreigmffe).  gür 
biefe  ,valie  ber  Unterbrechung  unb  ber  2tu*fetmng 
ftnb  2tnorbnungen  barüber  nötig,  in  welcher  SBeife 
bem  ^rojeffe  feiten*  ber  ^arteten  ober  ihrer  Stecht*: 
nachfolger  Fortgang  oerfepafft  werben  tann.  T  icfe* 
Verfahren  beipt  2t.  be*  Verfahren*;  fte  erfolgt 
nach  Teutnt'cr  Sioilproje^orbn.  §.  239  fg.  burd) 
3uftellung  eine*  Scpriftfage*  an  ben  (Segner,  nach 
öfterreid)ifd)er  (§.  164)  burefa  2tntrag  an*  @erid)t 
auf  2tnberaumung  einer  Tagfattung  uir  münblid)en 
^erhanblung.  (S.  2Iu*fc^ung  unb  Unterbrechung.) 

3ft  ba*  Verfahren  bureb  ftontur*  unterbrochen, 
fo  tann  ba*felbe  nad)  Seutfcher  Äontur*orbn. 
§.  10  vom  Äonfur*oerwalter  aufgenommen  werben, 
wenn  e*  ftd)  um  einen  »on  bem  ©emeinfcbulbner 
gettenb  gemachten  2tnfprud)  banbelt.  Sehnt  ber  3ier« 
Walter  bie  2tufnahme  ah,  intern  er  bamit  juglcid) 
barauf  uerjid)tet ,  ben  Streitgegenftanb  jur  Äon« 


Digitized  by  Google 


Äufnatjmeftellurtg,  Stuf  nehmen  —  Stuj'redjmuig 


75 


turlmaffe  ju  jieben,  fo  ton«  fomopl  ber  ®emeüv 
fdjulbner,  bem  bann  bie  Durchführung  bei  9tn» 
fprudjl  überlaffen  bleibt,  all  bet  ©egner  auf- 
nebmen.  iHecptlftrcitigteiten ,  wd.be  «gegen  ben 
©emeinfcbulbner  anhängig»  finb  unb  in  welchen 
e!  fiep  nicht  um  eine  im  Konturloerfabren  aeltenb 
ju  macbenbe  ftorberung,  fonbern  um  ben  Veftanb 
bet  Stttiomaffe  (einen  2tu!fonberunglanfpruch,  8lb= 
fonberunglanfprud)  ober  eine  SRaffef  orberung)  h  an» 
belt,  tonnen  nach  §.11  fomob.1  von  bem  Konturl-- 
r*erwalter  all  vom  ©egner  aufgenommen  werben. 
2Bar  jur  3«t  ber  Kontoeröffnung  bejüglich  einer 
im  Konfurlüerfabren  amumelbenben  Sorberung  ein 
ÜHedjtlftreit  anhängig,  fo  fann  ber  ©läubiger  ben= 
felbcn,  fofern  er  au!  ber  Konturlmaffe  befriebigt 
fein  will,  junächft  nicht  weiter  betreiben,  fonbern 
mufj  feine  ^otberung  im  Konturloerfapren  anmel- 
ben  (§.  12).  SBenn  gegen  bie  Sorberung  im  Vrü-- 
fungloerfapren  (f.  b.)  SEBiberfpruch  erhoben  wirb, 
fann  jeboep  ber  Konfurlgläubiger  ben  iHedjtlftreit 
aufnehmen  unb  in  biefer  Söeife  eine  fteftftellung 
feiner  ^orberung  erwirlen  (§§.  144, 2lbf.2unb  14<;, 
9lbf.  2).  9tecptlftreitigfeiten.  welche  nicht  ba!  jur 
Konturlmaffe  gehörige  Vermögen  bei  ©emeinf  cpulb= 
nerl  betreffen,  fonbern  fiep  lebiglich  auf  beffen  per- 
fönlick  Verbältnifie  bejicben  (Klagen  auf  9lnerfen= 
nung  ber  Vaterfdjaft ,  auf  Ghefch eibung  u.  f.  id.), 
»erben  burch  bie  Konfurieröffnung  überhaupt  nicht 
berübrt.  Siadj  Cfterr.  Konturlorbnung  (§§.  7,  9 
unb  10)  gelten  im  rocfcntlicb.cn  biefelben  ©runbfäfce 
wie  nach  ber  5)eutfcpen. 

•JlufnarjmcftclJung,  Stuf  nehmen  (militär.), 
f.  Verteibigunglgefecbt. 

opf (ix,  f.  Verlängerung  ber  £öljer. 
$en,  f.  Stuf  unb  2lbprofceu. 
u r r cxx ,  %  u r  r  e  n ,  in  ber  Seemannlfpradje 
bie  Scbifflmadje  (f.  b.)  werfen. 

aufrcttinuug,  Kompenfation  ober  3Bett  = 
f  d) lagung.  Soweit  ber  Scpulbner  an  ben  ©läu= 
biger  eine  fällige  ©elbforberung  in  ungefähr  gleicber 
£>öbe  bat,  welche  ebenfo  roie  feine  Scpulb  fällig  ift, 
(ann  er  biefelbe  aufredmen,  er  braucht  bann  nur 
ben  flberfdjufe  ju  jah  len.  $a!felbe  finbet  ftatt^menn 
beibe  Seile  3°rommfltti  auf  Vertretbare  Sachen 
(f.  b.)  bcrfelben  9lrt  gegeneinanber  baben,  j.  V.  ie 
10  Staffen  öeibfted  Monopol.  2>ie  21.  fann  t>er 
einbart  werben  ähnlich  wie  bie  Abrechnung  (f.  Ws- 
rennen),  aber  fte  fann  auch  einfeitig  ( jeboch  uiebt 
unter  Vebingung  ober  3*itbefrimmung)  bureb  <h- 
tlärung  gegenüber  bem  anbern  Jeil  erfolgen  (3>eut= 
fdjed  Vürgerl.  ©efetjb.  §.  388)  unb  jmar  entweber 
aufcerhalb  bei  Vrojeffel  ober  im  Vrojefj.  3w 
tem  Sali  entweber  in  ber  Klage,  fo  bafj  ber  @läu= 
btger,  welcher  1000  ju  f  orbern  h  at,  ertlärt,  er  rechne 
fiep  auf  biefelbe  900  an,  welche  er  bem  SBct tagten 
fdjulbe,  unb  nun  noch  100  forbert,  ober  burch  ©in: 
rebe,  inbem  ber  Veflagte  gegen  bie  gorberung  t»on 
1000  bie  Äompenfation^einrebe  erpebt,  er  refpne 
feine  ©egenforberung  r>on  900  auf.  2)cr  Sdjulbncr 
bat  ein  Siedet  jur  %.  nntt,  wenn  er  auf  biefelbe  im 
voxaui  perjidjtet  pat;  ein  f  oleber  SBmidjt  tannbarin 
gefunben  werben,  bafj  er  SBarjatjlung  oerfurad;. 
6t  fann  ferner  nidjt  fompenficren,  wenn  feiner 
©egenforberung  eine  (Sinrebe  entgegenfte&t.  5)ie  S. 
ift  auegefdjlojfen  gegen  eine  gorberung  aui  einer 
t>cri ählut  begangenen  unerlaubten  ^anblung  Tc- 
lift),  femer  gegen  eine  »torberung,  foweit  fte  un-- 
pfänbbar  ift  (}.  S.  »nfprücpe  au«  ber  Arbeiter: 
üerfuberung),  gegen  bie  aus  Ärantenf äffen,  £ilf$= 


ober  Sterbet  äff  en  ju  bejiepenben  Hebungen  tonnen  \v 
boep  g^efdjulbete  Seiträge  aufgere^net  werben ;  gegen 
eine  ^orberung  bei  9ietcpä  ober  eined  Vunbelftaated 
ober  eme$  Kommunaloerbanbel  ift  91.  nur  jutäffig, 
wenn  bie  fieiftung  an  biefelbe  Kaffe  ju  erfolgen  &at, 
auä  ber  bie  <5orberung  ju  berid?tigen  ift  (§.  393  fg.). 
Sie  %.  mit  einer  bebingten  ober  betagten  ©egen- 
forberung ober  Sdjulb  ift  juläfftg,  nur  tritt  bie 
Kompenfationäwirfung  erft  mit  ber  ^älligteit  ein. 

Sd^on,  ba^  fid>  Sorberung  unb  ©egenforberung 
gegenüberfte^en,  Ijat  gewiffe  ©irtungen,  wenn  bcm= 
näcbft  bie  9t.  für  gültig  ertlärt  wirb,  j.  fc.  ben  Su*< 
fcfelu^  ber  Verjährung,  wenn  biefelbe  fonjt  für  bie 
eine  r»on  beiben  Sorberungen  eingetreten  fem  würbe, 
baS  Slufljören  bei  3'"f«ttauf*.  »Dlit  ber  ßrtlärung 
ber  9t ,  im  Vrojefe  wenigftenl  mit  bem  bie  9t.  auä- 
fpreepenben  Urteil,  fmb  (jotberung  unD  ©egenforbe- 
rung, foweit  fte  ftd?  beden,  erlofcpen  (§.  389).  %e 
fonbere  Siegeln  (§.396)  gelten  für  beugall,  bafj 
einer  Vartei  ober  beiben  Parteien  mebrere  ^orbe* 
rungen  ober  ©egenforberungen  jufte^cn  unb  nun 
Streit  barüber  entfielt ,  meldje  5»rberung  gegen 
weldje  ©egenforberung  aufgerechnet  werben  foll,  wie 
j.  93.  wenn  ber  Kläger  gegen  bie  Giwebc  ber  9t. 
eine  SRcplit  ber  9(.  mit  einer  anbern  gorberung  all 
ber  getlagten  geltenb  maebt.  3laä)  2)eutfd?cr  6iüil= 
projefeorbnung  fann  bie  Kompenfationleinrebe  jur 
getrennten  Verljanbluna  cermiefen  werben  (§§.  145, 
302),  ebenfo  nad)  ber  Cfterreicbif cb.cn  (§.  391),  wo= 
nad),  anberl  all  in  ber  Seutfdjen,  biefe  Ginrebe 
in  ber  Verufungünftanj  felbft  bann  nod)  neu  oor- 
gcbrad?t  werben  fann,  wenn  ber  33eflagtc  Tic  in  erfter 
^nftauj  kitte  erbeben  timneu. 

9tud)  gegen  Söedjfelanfprüdje  fann  ber 
Sd?ulbner  aufrechnen,  wal  er  t?on  bem  flagenben 
©läubiger  ju  forbern  l?at;  aber  er  fann  nidjt  ein« 
wenben,  bafj  er  gegen  einen  Vormann  bei  Kläger^ 
eine  ©egenforberung  babe,  wela?e  bie  Söccbfclforbe-- 
rung  befeitigt.  Selbft  wenn  er  mit  bem  Vormann 
verabrebet,  ba^  bie  Sechfelforberung  burdp  9t.  mit 
ber  ©egenforberung  getilgt  fein  folle,  mürbe  er  biel 
nur  einem  Kläger  entgegenfefcen  tonnen,  meld?er 
biefe  9tbmad>ung  fannte,  all  er  ben  ÜBecpfel  erwarb, 
ober  wclcper  ben  5Be<pfet  »on  biefem  Vormann  burd) 
ein  ^nboffament  jum  3ntaffa,  lm**  v^ti  c»n 
Vollmboffament,  aber  ohne  eigenel  ^ntereffe  nur 
mit  bem  Stuf  trage  erworben  hat,  ben  3Becpfel  für 
iHedjnung  jene!  Vormann!  einjuiiepen. 

Vejüglid;  ber  9t.  im  Kontur fc  über  bal  Ver* 
mögen  bei  Sdjulbnerl  gelten  im  allgemeinen  bie 
Vorfdjrif ten  bei  bürgerlichen  Stecht! ,  mlbef onbere 
foweit  c!  fich  um  bie  Voraulfefeungen  ber  9t.  bau: 
belt.  Soweit  ein  ©läubiger  jur  91.  befugt  ift,  braucht 
er  nach  $eutfcber  Konfurlorbnung  (§.  53)  feine 
gorberung  im  Konfurloerfahren  nicht  geltenb  ju 
machen,  fonbern  tann  el,  wenn  ber  Verwalter  feine 
gorberung  ober  bie  Vefugni!  jur  21.  nicht  anertennt, 
barauf  antommen  (äffen,  bafj  biefer  gegen  ibn  Klage 
erhebt,  unb  fiep  bann  im  Vrojefj  auf  bie  9t.  berufen. 
3n  §.  54  wirb  bie  Vefugni!  jur  9t.  burch  bie  Vor» 
jebrift  erweitert,  bafj  bie  91.  feiten!  bei  ©läubiger! 
erfolgen  fann,  obgleich  jur  3^t  ber  Konturleröff= 
nung  jebe  ber  aufturechnenben  Sorberungen  ober 
eine  berfelben  noch  betagt  ober  bebingt  ober  bie 
Sorberung  bei  ©läubiger!  nicht  auf  einen  @clb= 
betrag  gerichtet  war.  3ft  beffen  gorberung  be* 
tagt  unb  unoerjinllich,  fo  mup  berfelbe  ftch  3»*' 
fchenunfen,  b.  p.  einen  3«tlabjug  (interusurium) 
gefallen  taffen.  Ȋngt  bie  gorberung  t?on  einer 


Digitized  by  Google 


76  Hufre^t  - 

auffcbiebenben  Sebingung  ab,  fo  lann  ber  ®14u- 
biger  oorerft  nur  Steher  jtellung  verlangen,  muf» 
bagegen  feine  Serbinblicpteit  erfüllen.  Sie  nicht 
auf  ©elb  gerichtete  gorberung  beS  ©läubigerS  wirb 
nad>  ihrem  Scba&ungSmert  berechnet,  gorberungen, 
melcbe  fich.  auf  ben  Sejug  fortlaufenber  Hebungen 
begießen,  werben  bureb  3u|ammenjäblungber  cin= 
jelnen  Hebungen  unter  Abrechnung  ber  3*»iffb«n: 
nnfen  lapitalifiert  (KonfurSorbn.  §§.64,65,69, 
70).  Unjuläffig  ift  bie  21.  im  Äonhirf e  nach  §•  55  ber 
ÄonturSorbnung:  1)  wenn  ein  ÄonturSgläubiger 
nach,  ber  ÄonlurSeröffnung  etwas  jur  klaffe  fdjulbig 
geworben  ift  ;  2)  wenn  ein  Scpulbner  beS  Gemein: 
Ich, ulbncrS  nacb  ber  ©röffnung  beS  Verfahrens  eine 
l$orberung  an  benfelben  erworben  bat;  3)  wenn  ber 
Grwerb  einer  berartigen  Sorberung  bureb  einen 
Sdjulbner  jwar  vor  ber  ff  onfurSeröffnung  erfolgte, 
bem  Scbulbner  aber  jur  3<it  beS  GrwerbS  be'annt 
war,  bafe  ber  fpätere  ©emeinfebulbner  feine  3abs 
lungen  eingeteilt  babe  ober  bie  ÄonlurSeröffnung 
beantragt  fei.  Sie  SefugniS  beS  ffonturSbermal* 
ttii,  gegen  bie  ftorberung  eines  ÄonlurSgläubigerS 
eine  Sdjulb  benfelben  an  ben  ©emeinfebulbner  auf- 
juredmen,  wirb  burch  bie  erwähnten  Sorfdjriften 
nidjt  berübrt,  ift  »ielmebr  tebiglicb.  na<b  ben  Sor* 
febriften  beS  bürgerlichen  SHedit->  ju  beurteilen. 

Sie  Cjterr.  ffonturäorbnung  beftimmt  in  §.  20, 
bafi  bie  gorberungen,  welcbe  infolge  einer  cor  ber 
ÄonfurSeröffnung  eingetretenen  91.  als  erlofcben 
anjufeben  finb,  tm  ftonturS  niebt  angemelbet  ju 
werben  braueben,  unb  bafj  bie  31.  babureb  tüd-t  ge* 
binbert  wirb,  bafe  eine  ber  beiben  gorberungen  bei 
Gröffnung  beS  flonlurfeS  noeb  niebt  fällig  war,  f  on= 
bern  bafj  nur  bezüglich  ber  betagten  unverzinslichen 
jyorberung  ein  3inSabjug  erfolgt.  3n  §.  21  wirb 
beftimmt,  bafe  bie  21.  auSaefcbloffen  ift,  wenn  bie 
©egenforberung  beS  ScbulbnerS,  beffen  Serbinb= 
liebteit  bereit*  jur  3«t  ber  ffonfurSeröffnung  be* 
ftanb,  nacb  berfelben  entftanben  ift  ober  von  einem 
dritten  erworben  würbe. 

iHufrcctu,  Sbeob.,  SanSfritift  unb  Spracbfor* 
Wer,  geb.  7.  $an.  1821  ju  Sefcbnifc  im  preufi.  5Hcg.= 
Sej.  Oppeln,  wibmete  fieb  feit  1843  in  Serlin  bem 
Stubium  beSSanStritSunbberSpracbvergleicbung, 
würbe  1850  $rh>atbocent  in  Serlin,  ging  1852  nacb 
Gnglanb  unb  würbe  1862  ^rofeffor  für  SanStrit 
unb  vergleicbenbe  Spracbforfcbung  in  ßbinburgb. 
Son  1875  bis  1889  war  er  ^rofeffor  in  Sonn,  bann 
lief»  er  fieb  in  öeibelberg  nieber.  2lufier  wertvollen 
Beiträgen  ju  ber  üon  21.  unb  ffubn  gegrünbeten 
«3eit[cbrift  für  bergleicbenbe  Sprachforschung»,  jur 
«3eit|cbrift  ber  Seutfcben  OJtorgenlänbifcben  ©efell- 
fepaft»  unb  jum  «Philological  Journal»  finb  unter 
ben  Sdjrif ten  51.S  bercorjubeben :  «De  accentu  com- 
positorum  Sanscriticorum»  (Sonn  1847),  «Sie 
umbrifeben  Spracbbenhnäler»  (bg.  mit  Äircbboff, 
2  Sie.,  Serl.  1849-51),  «UnYaladatta's  Commen- 
tary  on  the  Unadisütra»  (Sonn  1&59),  «Catalogua 
codicum  manuscriptorum  sanscriticorum  post- 
▼edicorum  quotquot  in  bibliotheca  Bodleiana  as- 
servantur»  (2  Sbe.,  Drforb  1859—64),  «Halayu- 
dha's  Abhidhanaratnamala»  (gonb.  1861),  «Sie 
Svmnen  beS  JRigmeba»  (2.  Jlufl.,  2  ©be.,  Sonn 
1877),  «A  Catalogue  of  Sanskrit  manuscripU  in 
the  Library  of  Trinity  College, Cambridge"  (Gambr. 
1869),  «33lütcn  auS  öinboftan»  (Sonn  1873),  «SaS 
Aitareya  Brähmana»  (ebb.  1879),  «Catalogus  Ca- 
talogorum,  an  alphabetical  register  of  Sanskrit 
works  and  authors»  (Sb.  1—2,  2pj.  1891—96). 


-  Sfofruljr 

21ufricbtung ,  in  ber  Ökologie  bie  Serdnbe* 
rung  ber  ^age  ber  urfprünglicb  mebr  ober  minber 
horizontal  abgelagerten  Sdncbtcn,  fei  e$  bureb  «ne 
wirtlicbe  Hebung  ber  Scbicbten  an  einer  Seite  ober 
bureb  6enfung  an  ber  gegcnüberliegenben  6cite 
(f.  ÜJlulben, Sattel, galten,  Sdjicbtenftörungen).  Set 
©rab  ber  21.  lann  ein  febr  nerfepiebenet  fetn  bis 
jur  fenh-eebten  Stellung  (auf  bem  Ropfe  ftebenbe 
Scbicbten),  ja  bis  jur  überfippung,  f  o  bat  bann  baS 
Unterfte  ju  oberft  liegt. 

^tufrif»,  in  ber  $rojettionSlebre  bie  Sar» 
ftellung  eines  ©egenftanbeS  in  ber  Sertifalebene ; 
er  bejiebt  fieb  aber  lebiglid?  auf  bie  ortbograpbifebe 
^rojettion,  bei  ber  man  von  jebem  fünfte  beS  bar- 
jufteüenben  ©egenftanbeS  Sentrecbte  auf  bie  Silb- 
ebene fällt.  Solcbe  Sarftellungen  fmb  befonberS 
anwenbbar  bei  ffierfjcicbnungen ,  nacb  benen  ge= 
arbeitet,  ber  barjuftellenbe  ©egenftanb  angefertigt 
werben  foU.  Sann  mujj  man  aber  jwei  51.  macben, 
fo  bafe  bie  Silbebenen  jwar  beibenertilal,  aber  gegen= 
einanber  recbtwinllig  gebaebt  werben,  ^n  Serbin^ 
bung  mit  bem  ©runbrife  (f.  b.)  finb  folcbe  3cicb» 
nungen  baS  ficberfte  Wittel,  bie  Sage  aller  Seile 
fowie  bie  ©röfien  ber  Seile  unb  beS  ©anjen  barauS 
ju  entnebmen,  mag  bie  3^icbnung  in  natürlicher 
©röfee  ober  in  oeriüngtem  attafeftabe  entworfen  fein. 

—  3n  ber  Sau  fünft  beiftt  21.  bie  3«cbnung  ber 
Sorberfeite  eines  ©ebäubeS  in  fenlrecbter  3Jroie!tion 
unb  verjüngtem  2Rafsftabe.  Um  bie  2(uSlabung 
(f.  b.)  ber  einjelnen  Sauglieber  barniftellen,  werben 
m  ber  Siegel  bie  Statten  ber  norragenben  Sauteile 
f  o  angebeutet,  als  falle  baS  Siebt  im  Fintel  oon  45* 
non lintS obengegeu  bie Silbfldcbe.  SWan  !ann bem- 
nacb  an  ber  Srcitc  beS  ScbattenS  bie  SluSlabung 
meffen.  eine  2lbart  beS  21.  ift  ber  Scbnitt  (Ouer« 
unb  £ängSfcbnitt),  wo  ber  Sau  in  fentreefater 
^rojettion  fo  bargeftellt  wirb,  als  fei  ein  Seil  von 
ibm  abgefebnitten.  Saburcb  werben  in  ber  3<i4; 
nung  bte  Snnenrfiume  unb  bie  Äonftruttionen  jur 
Sarftellung  gebraebt  3ur  Grgänjung  beS  IL  gehört 
aueb  bier  ber  ©runbrife.  (S.  Saujcidjnung.) 

3tuf  r  o  n  enf  in  ber  S  a  1 1  i  ( :  bermittelft  eines  gegen 
bie  plante  beS  ©cgnerS  gerichteten  unb  in  ber  tfront: 
auöbebnung  feiner  2Uifftellung  fortfebreitenben  Mn= 

firiffS  eine  Abteilung  nacb  ber  anbem  fcblagen.  6in 
oleber  2(ngriff  (in  §orm  ber  febtefen  Sd>lad>torb: 
nung  ober  ber  Umfaffung)  ift  iufofern  gefabrbrin- 
genb,  als  jebe  gefcblagene  2lbteilung  auf  bie  näcbfte 
noep  unberübrte  Abteilung  gebrdngt  wirb  unb  biefe 
baber  in  ibre  eiaene  9cieberlage  ju  oerwideln  brobt. 
SaS  51.  berfpriept  um  fo  weniger  Grfolg,  in  je  gro-- 
feerer  Siefe  ber  angegriffene  Seil  aufgelteüt  ift.  — 
3n  ber  Strategie:  bie  auf  einem  flriegSfcbau» 
plab  nebeneinanber  entwidelten  felbft&nbigen  ItorpS 
ober  5lrmeen  bon  einer  plante  ber  naepeinanber 
angreifen  unb  fcblagen. 

Aufruhr,  im  weiteften  Sinne  jebe  3ufam> 
menrottung  mehrerer  ^erfonen,  bei  welcher  gegen 
bie  legale  Sbätigteit  ber  Sräger  ber  öffentlichen 
©ewalt  Selbftbilfe  geübt  wirb.  3n  biefem  Sinne 
fallen  unter  ben  Segriff  31.  auch  ber  gegen  bie 
öffentliche  2lutorität  geriebtetc  2luflauf  ober  Su» 
mult,  bie  SWcuterci  ober  (Smeute,  bie  Sievolte 
unb  bie  Empörung  ober  SHebellion.  Gr  fann  alfo 
einen  bod):  unb  lanbeSnerräterifcben  Gbaratter 
baben  unb  mit  einer  Störung  beS  £anb*  unb 
^auSfriebenS  jufammenbangen.  9cacb  Scutfcbem 
Strafgefet^b.  §.  115  gilt  als  51.  nur  bie  Seil; 
nabme  an  einer  öffentlichen  3ufammenrottung,  bei 


Digitized  by  Google 


2lufruf)rafte  - 

roelcher  SBiberfehluiteiten  (f.  b.)  begangen  »erben. 
Strafe:  ©efdngni*  nid)t  unter  6ÜJconaten,  gegen 
bie  SHäbeläfübrer  3udj tbau*  bi*  ;u  10  Sahren  mit 
fatultatioer  itolijeiaufficht,  Jobe*ftrafe  für  Slnftif* 
ter  eine*  militdrifcben  31.  im  Selbe  unb  für  fämt« 
liehe  33cteiligte  am  31.  oor  bem  geinbe  (iDtilitär« 
ftrafgefefcb.  §§.  107, 108).  flach  Ofterr.  StrafgefeHb. 
§.  73  ift  bie  Strafe  1—10  Sah«  fcbwerer  Herler, 
für  Sufwiegler  unb  9täbel*fübrer  10— 20  3abre, 
unter  Umftänben  fogar  lebenslänglicher  fcbwerer 
Geriet,  benn  hier  ift  erforberlich,  bafc  bie  tbatfdcb* 
tute  ©e»alt  fo  »eit  geht,  baft  bie  orbentlidje ^olijeü 
geroalt  nicht  ntebr ausreicht.  Tie  polijeilicben  Littel 
gegen  31.  jeber  3(rt  finb  Ginfehreiten  ber  beroaff  ncten 
1' Liebt  auf  Siequifition  ber  ^olijeibebörbe  ober  fo* 

Sbei  anbauernber  ©efahr  93erhdngung  be*  Söe« 
nrungSjuftanbe*  (f.  b.).  $ür  bie  bei  St.  ange« 
tetenSJcrmögenSbefchäbigungen  haben,  nach  bem 
oon  ben  meiften  neuern  ©efefcen  angenommenen 
engl,  ^rincip,  fubfibidr  bie  (Semeinben  aufjulom« 
men.  (Sgl.  einfübrung*gefc&  jum  33ürgcrl.  ©e« 
fehb.  Hrt.  108.) 

Stuf  ruljraf tc  (engl.  Riot  Act),  ein  oon  ©eorg  I. 
oon  Gnglanb  erlaffeneS,  in  ber  fmuptfadje  noch  ju 
Stecht  beftebenbeS  ©efefc,  nach  »elcbem  e*,  »enn  ficb. 
12  ober  mehr  ^erfonen  an  einer  unerlaubten  SBer* 
fammlung  (f.  Meeting)  in  Wrmenbcr  unb  frieben« 
gefährlicher  ©eife  beteiligen,  bie  Pflicht  ge»iffer 
Beamten  be*  Sheriff  S,  be*2napor*,ber  Justice« 
of  the  Peace)  ift,  eine^ßrotlamation  juoerlefen,  bie 
allen  ocrfammelten  ^erfonen  befieb.lt,  fteb.  fofort  ju 
jerftreuen.  2Ber  biefe  SBerlefung  oerbinbert  ober 
fidj  eine  Stunbe  nach  ber  Serlefung  noeb  »eiter  an 
ber  93erfammlung  beteiligt,  lann  mit  (felbft  lebend 
länglicher)  8ucbtbauSftrafe  beftraft  »erben ;  bi*  1837 
tonnte  fogar  bie  JobeSftrafe  oerbdngt  »erben. 

Nuffatteln,  im  Bergbau,  bie  (frhöbung  ber 
Utünbung  eine«  Schachte*  an  ber  (frboberflJdje 
(Öängcbanl). 

•Stuften,  in  ber  Artillerie  ein  Snftrument 
5um  Stichten  be*  ©efcbüfccö,  ba*  in  SBerbinbung 
mit  bem  Horn  gebraucht  wirb.  5)er  31.  bat  einen 
oerfebiebbaren  Stichtpunlt  oon  ber  ||orm  eine*  Gin» 
iebnitte*  ober  einer  ^Durchbohrung,  93  if  ier  genannt, 
festere*  Unb  ba*  Horn  befttmmen  bie  Shfierlinie 
be*  ©efchütjrohr*.  infolge  ber  8lb»eichung  ber  ©e» 
jeboffe  nach  unten  oermöge  ber  Scbwerfraft,  mufe 
ber  X.  eine  Grbölnmg  be*  33ifierö  geftatten;  er  bat 
baber  bie  ©eftalt  einer  Stange,  bie  am  Lintern 
Stohrenbe  in  einen  Äanal  geführt  »irb,  ber  meift 
nicht  im  Stobrmetall  felbft,  fonbern  in  einem  be= 
fonbem  3lnfa&,  ber  fog.  Sluffafcbüchfe,  einge* 
laffen  ift.  2>aS  33ifier  tft  am  obem  Gnbe  be*  K, 
angebracht,  unb  ber  ganje  31.  fann  entmeber  oon 
.nanb  ober  (neuerbing*)  mit  6cbnecfengetriebc  auf 
unb  nieber  bewegt  »erben.  2>ic  Sluffafcftange  ift  ent- 
»eber  gerate  (langentenauffa^)  ober  IreiSbogen* 
förmig  entfprechenb  ber  3Jifierlinie  al*  StabiuS,  fo 
j.  93.  beim  beutfdjen  ^elbßefcbütj  96.  3n  biefem 
dralle  trdgt  ber  31.  gleichzeitig  etne  SibeQe  unb  »irb 
jum  Stieb,  t  bogen  auf  f  ah,  rooburd)  ber  9ti$tbogen 
(f.  b.)  entbetrh*  »irb.  $\m  (Sinftellen  be8  SJifier* 
nad)  ber  febeSmaligcn  Entfernung  be*  3«I*  ift  ber 
31.  mit  einer  Sfala  oerfeben,  bie  entmeber  bie  nacb, 
©raben  au*gebrüdte  (rrböbung  be*  Wobrc*,  bdufig 
aber  aueb  bie  Scbufeentfernungen  angiebt.  Sura) 
feitlicbe  Neigung  be«  M.  fann  bie  bem  2)rall  (f.  b.) 
entforeebenbe  ftetige  Seitenabweichung  ber  ©eferjoffe 
ausgeglichen  »erben,  ftflr  »eitere  Rorrefturen  ber 


—  Huffölte&en  77 

Seitenrichtung  nun;  ber  31.  eine  feitlicbe  93erfcpiebung 
bcS  93ifter£  geftatten.  früher  »urbe  ber  31.  al£  lofe 
Stange  nur  beim  fielen  auf  bad9lobr  aufgefeftt, 
baher  ber  Slame.  3)er  ©renfei  Ii  che  31.  ift  mit 
jyernroht  oerbunben  unb  in  ^ranlrctcb  erprobt  unb 
für  gut  befunben  »orben.  (S.  ©efchüfe,  .Hern,  Jiui- 
tung,  SBifler.) 

Sluffaft,  in  ber  SBaufunft,  f.  JBelrÖnung. 

9(uffaugenbe  Nüttel  ober  ref orbierenbe 
SR  Ittel,  f.  Resorbentia. 

Sliiffrtit guiig,  f.  Slbforption. 

3luf!ci)ärfcii,  in  ber  3dgerfpra(6e  footel  »ie 
bie  6aut  bed  Iffiilbe*  auffebneiben. 

91uf f rfi icbcnbc  ^cbiiigung.  (Sine  31. 93.  liegt 
oor,  »enn  in  einem  Vertrage  ober  einer  lektmiliigen 
SJerffigung  ber  (h»erb  eine*  Stecht*  ober  eine  3kr« 
pfliebtung  baoon  abhängig  gemacht  ift,  bar,  ein  un* 
geroiffe*  Greigni«  eintritt,  j.  93.  ein  feau*  »irb  oer» 
macht  für  ben  ftall,  ba&  ber  93ermdcbtni^nebmer  bie 
33oll  jähtigleit  erlebt. — ©ine  auffchiebenbe3eit» 
beftimmung  ift  jebe  eine  i'ciftung  ober  bie  3lu*» 
Übung  eine*  Stecht*  htnau*fd)iebenbe  93efri[tung; 
bahin  gehört  j.  93.  ba*  Sierfprechen .  <in  empfange» 
ne*  3)arlehn  am  2.  Jan.  1905  iurüctsujahlen.  (%l. 
Xeutfcbe*  «ürgerl.  ©efefcb.  §§.  158—163.) 

^liiffdiicffcu  ber  3ucterrüben,  ba*  uner* 
ȟnfehte  3lu*treiben  ber  Samenftengel  im  erften 
^ahre,  bureb  9Bitterung*oerhdltniffe  unb  ju  zeitige* 
6den  be*  Slübenf  amen*  hero  orgeruf  en.  Xief  e  Scb  ot » 
rüben  haben  geringen  3uder-,  aber  hohen  £olj* 
fafergcbalt,  »a*  bie  Verarbeitung  erfch»ert. 

Muffctjlag ,  in  ber  $orft»irtfchaft  ber  bureh 
natürliche  93eiamung  im  Söalbe  auf  Schldgen  unb  in 
Seftdnben  entftanbene  junge  9tacb»uch*  oon  4>olj- 
arten,  beren  fch»erer  Same  meift  nicht  »eit  über  ben 
Hronenfdbirm  be*  HDtutterbaum*  hinau*fdllt.  Hei- 
menber  Same  ber  ßidjen,  Suchen,  Haftanien,  oon 
beimifchen  9tabelböljern  nur  ber  ber  3irbel!iefer,  lie= 
fert  31.  (S.  auch  Anflug.)  —  93eim  SDtilitdr  Ift  31. 
ber  93efah  am  untern  (*nbe  be*  ärmel*  be*  SBaffem 
rod*,  meift  oon  ber  garbe  be*Hragen*.  3nfa«J 
terie  unb  gufjartUlerie  ber  preufe.  3lrmee  haben  ben 
branbenburaifchen  31.  (brei  Hnöpfe  Übereins 
anber  auf  ber  ärmelpatte,  f.  b.),  ©arbe,  Pioniere, 
;\äger,  ^elbartillerie,  Dragoner  unb  Hüraffiere  ben 
fchmebifchen  31.  (parallellaufenb  mit  ber  untern 
itrmelöffnung  unb  j»ei  Heinere  Hnöpfe  neben  ein' 
anber),  Ulanen,  Sufaren  unb  ©enbarmen  ben  pol» 
nifeben  31.  (nach  oben  in  eine  Spike  au*laufenb 
unb  in  biefer,  aufeer  beiben^ufaren,  einen  Hnopf). 

—  3n  ber  «Dtufil  ift  31.  fooiel  wie  Sluftatt  (f.  b.). 

—  31.  wirb  auch  für  3lccife  (f.  b.)  gebraucht. 
9Ittffefa(agroo^er,  f.  93eauffrblagung. 
3luf f rfilag.iüubcr ,  abgetür]t  3lj,  f.  3ünber. 
2luf  f  rfjlicficn,  eine  Operation  ber  *em.  3lnalpfe 

(f.  b.)  jur  93crwanblung  unlÖ*licber  *JWineralfub» 
ftanjen  in  33erbinbungen,  bie  birclt  ober  mittel* 
Sauren  in  SBaffer  gelöft  werben  fönnen.  So  wer» 
ben  unlö*lidje  Silitate  burch  Schmelzen  mit  fohlen* 
faurem  Watriumtalium  berartig  u*  p  e  i- 1 ,  bafi  fie  nach 
biefer  93ehanblung  in  Sduren  leicht  (ö*lich  werben, 
ober  fie  werben  mit  gluormafferftofifäure  be banbelt, 
wobei  unter  93erbampfung  ber  Hiefelfdure  al* 
ftluorfilicium  bie  93afcn  in  leicht  jerfehbare  gluoribe 
übergeführt  werben;  anbere  »tone  fcbmcljt  man  mit 
faurem  f  cbwefclfaurem  Natrium  (f.  SHatriumbif ulf at), 
wobei  löelicbe  fchwefelfaure  Salge  entfteben;  wieber 
anbere,  j.  93.  ßbromeifenftein,  fmb  burch  Scbmeljen 
mit  Salpeter,  alfo  burch  Umwanblung  in  r>öbet  ojp= 


Digitized  by  Google 


78  Stuffcfjrecfen 

feiert«  Äörper  aufjufcbliefeen,  gablcrje  bureb  ©lüben 
in  einem  Strome  ton  ßblorga«  u.  f.  m.  2)ie  ©abl 
be«  8tuffcbüefjungSmittets  hängt  ton  ber  Statur  be« 
aufeufcblieftenben  Äörverö  unb  ton  ben  nachfolgen* 
ben  Operationen  ab.  ©ill  man  j.  93.  in  einem  Si» 
Ii  Kit  bie  SWenge  ber  Stltalien  beftimmen,  fo  mufe 
man  mit  ftluoroafierftoffffiure  auffcbliefeen,  mäb* 
renb  für  bie  IBeftimmung  ber  fliefelfdure  bie  8luf ■ 
fdjüefnmg  burdj  Scbmeljen  mit  loblenfaurein  9ca* 
triumfalium  }u  erfolgen  bat.  ©elcben  ©cg  man  auch 
einfcblagen  mag,  bie  aufjufebliefcenben  Subftanjen 
ftnb  torber  immer  auf  ba«  allerforgfdltigfte  }u jer* 
lleinern,  ba  nur  bei  Slnwenbung  ftaubfeinen  s$ul= 
ter«  toUftdnbige«  81.  erfolgt.  (S.  Gaffer  ©eg.)  — 
3)a«  81.  ber  $>ungftoffe,  um  bie  Mamenein* 
f  eblüffe  in  ben  wafferlöslicben  3uftanb  überjufübren, 
gefebiebt  bureb  SBebanblung  mit  Scbwcfelfdure. 

3m  SBergbau  ift  81.  fotiel  wie  Grjmittet  bureb 
Seriellen  ton  Schächten,  Stollen  unb  6trecten  ju= 
Qänalid?  tnadjen.  3n  ber  Stufbereitung  (f.  b.)  Der« 
fleht  man  unter  81.  bie  Aufhebung  ber  natürlicben 
SBerwacbfung  ber  Grje  unter  ficb  unb  mit  taubem 
©eftein  bureb  3erlleinenmg,  berart,  bafj  banacb 
eine  Trennung  biefer  ^Mineralien  auf  ©runb  ber 
Serfdjiebenbcit  ibrer  fpec.  Gewichte  in  ©affer  (mit 
Se&mafcbinen,  Serben  u.  f.  W.)  möglicb  ift. 

3m  SDHlitärwef en  bebeutet  8t.  ba«  biebte 
j&eranrflden,  j.  58.  be«  »weiten  ©liebe«  einer  2rup* 
penabteilung  an  ba«  erftc  u.  f.  w. 

ttuffrfirecfcn,  nächtliche«,  f.  Scpred. 

2tuf  fetjrffr,  im  allgemeinen  jebe  Scbrift,  bie  auf 
ber  Stu^enfeite  eine«  ©egenftanbe«,  j.  SB.  auf  einem 
Süriefe,  iöuebe,  ©ebäubc,  ©eibgef  cbent,  ©eräte  u.f  .to., 
angebracht  ift  (f.  8lbreffe  unb  Gpigramm).  Se» 
finbet  ficb  bie  Scbrift  auf  einem  SBaumerte,  einem 
5)enlmal  ober  anbern  Äunft  werten,  fo  peifet  fie  = 
febrift.  ©egen  ber  JBebeutung,  welche  bie  antiten 
3nf  epriften  als  autbentifebe  Urtunben  für  ©efebiebte, 
Altertum  unb  Sprache  ber  alten  Völler  paben,  ift 
bie^nfebriftentunbe  ober  (Spigrapbit  (f.b.)  ju  einem 
eigenen  3wcige  ber  8lltertum«»iilcnfcbaft  ge»or* 
ben.  —  yn  ber  9lumiSmatit  bejeiebnet  8t.  bie 
um  ba«  Vilb  berumlauf enben,  3nf eprif  ten  bie  im 
innern  $aume  ber  SWebaille  ftebenben  ©orte.  —  3n 
ber  $  i  p  l  o  m  a  t  i  t  nennt  man  8t.  (franj.  suscriptions) 
bie  SBeieicbnungen  ber  Verfonen,  in  beren  Flamen 
bie  Urfunbe  ausgefertigt,  unb  berjenigen,  an  bie  fie 
gerichtet  ift,  mit  ben  babei  üblieben  Wormeln. 

atuffctjub  ber  £traft>oUftrccfung,.  VorauS-- 
fefcung  für  bie  Vollftredung  ber  Strafe  ift  baS 
recbtstrdftig  geworbene  Urteil,  alfo  baSjenige 
Urteil  eine«  Straff  riebt* ,  ba«  mit  orbentlicben 
iHecbtSmittcln  (Berufung,  Stemfion)  niebt  mebr  am 
gefoebten  »erben  tann.  Tic  orbentlicpen  :HecptS: 
mittel  be«  Strafpro jeffe«  bebingen  »egen  bei  ibnen 
anbaftenben  SufpenfiteffeltS  einen  81.  b.  S.  3)urcp 
ben  8tntrag  auf  ©ieberaufnabme  beS  Verfahren« 
»irb,  weil  babei  ein  recbtstrdftige«  Chrtenntni«  tor= 
auSgefefct  ift,  bie  Vollftredung  ton  StecbtS  »egen 
niebt  gehemmt,  boeb  tann  bai  ©eriebt  einen  8luf= 
febub  anorbnen,  »aS  tornebmlicb  bann  notmenbig 
fein  »irb,  »enn  ei  ficb  um  ein  SEobeSurteit  banbelt. 
Dbnebin  erleibet  ber  Volljug  jebe«  recptSträftigen 
ÜobcSurteilS  babureb  einen  Stuficbub,  bafc  bie  Gnt^ 
icbliefeung  beä  Staatsoberhaupt«  —  unb,  im  gall 
be«  ©och1  ober  fianbeSoenat«  gegen  Äaifer  unb 
SHcicb,  be«  Äaifer«  —  Don  bem  Segnabigung«recbt 
teinen  ©ebraueb  machen  ju  rooüen,  abgemartet  mer-- 
ben  mufe.  3m  übrigen  gilt  bie  Hegel,  bafe  recbt«= 


—  Huffe& 

tretftig  gemorbene  Strafurteile  al«balb  jur  ^olK 
ftredung  gebracht  werben  muffen.  Stur  au«  befom 
bem  ©rünben  ift  ein  Sluffcbub  julöfrig.  Solche 
©rüube  liegen  teil«  in  bem  Sorbanbenfein  ton 
^inberniffen,  bie  ben  ©ang  ber  Straf anftaltSoer* 
njaltung  hemmen,  j.  JB.  jeitroeife  berrfebenbe  Über» 
füllung  ber  Strafanftalten  ober  ber  SluSbrucb  ge- 
fdbrlicber  ©efdngniSepibemien,  teil«  in  SRüdfichten 
ber  SttUigteit.  So  tann  8t.  b.  S.  bi«  iu  4  SRonaten 
»ugeftanben  »erben,  menn  bem  93erurteilten  ober 
feiner  gamilie  erbeblicbe,  außerhalb  be«  Strafe 
imeii  (iegenbe  Nachteile  bureb  fofortige  ^cll- 
ftredun^  erroaebfen  mürben,  toa«  unter  Umftdnben 
auch  bei  ber  rüdficbtslofen  (ümiebung  einer  ©elb* 
ftrafe  ber  galt  fein  tann.  3un>ei(en  muf,  bie 
Strafcollftredung  auSgefettt  merben.  So  barf  an 
febroangern  ober  geifte«tranten  ^erfonen  ein  £obe«= 
urteil  nicht  »ollftredt  »erben,  ©ei  gteibeitsftrafen 
be»irtt©eifte«trantbeit  ebenfad«  von  Werbt»  »egen 
einen  8tuffcbub.  2)a«felbe  gilt  von  anbern  ftrant; 
beitenbe«iBerurteilten,  »on  benen  eine  nabefieben«: 
aefabr  im  gälte  ber  SBoUftredung  ju  beforgen  ift 
3jt  bagegen  ber  Verurteilte  mit  einer  j»ar  niept 
lebensgefährlichen,  aber  boeb  anftedenben  iüranK 
beit  behaftet,  fo  tann  oon  ber  ißollftredung  ber 
5reiheitS)trafe  nur  im  3ntereffe  ber  Straf anftalts^ 
Verwaltung  abgefehen  »erben.  Turd)  bie  Q'uv 
reiebung  eines  SöegnabigungSgefuchS  wirb  berSBoll= 
3ug  üon  StechtS  wegen  ebenfowenig  gebinbert,  wie 
bureb  bie  Einholung  gerichtlicher  Sntfcheibung  über 
3»eifel  bei  ber  StuSlegung  eine«  Strafurteils  ober 
bei  ^Berechnung  ber  ertannten  Strafe,  über  6in* 
»enbungen  gegen  bie  3uläffigteit  ber  93oltftredung 
ober  gegen  8lblebnung  be«  auf  Ärantbeit  geftü^ten 
StrafauSfe&ungSgefucbS.  Ted)  tann  baS  ©eriebt 
in  foleben  gällen  Sluffcbub  ober  Unterbrechung  ber 
Strafoollftredung  anorbnen.  (93gl.  Strafprojefj- 
orbn.  §§.  357,  383, 400,  481,  485,  487,  488,  490.) 

SRacb  ber  ßfterr.  Strafprojefeorbnung  l)aben  bie 
SHecbtSmittel  ber  9tichtigteitSbefcb»erbe  unb  ber  5Be* 
rufung  auffchiebenbe  ©irtung  (§§.  284,  294.  346, 
397).  ©eifteStrantbeit,  fcb»ere  törperliche  xxanl- 
beit,  Scb»angerfcbaf  t  hemmen  gleicbmdfsig  ben  5Bolb 
jug  ber  jobeSftrafe  unb  ber  greiheit«ftrafen(§.  398). 
#reiheitSftrafen  oon  nicht  mehr  al«  6  SRonaten 
tönnen  aufgefeboben  (aber  nicht  unterbrochen)  »er- 
ben, »enn  bureb  bie  unoerjüglichc  SBolIftredung  ber 
Grwerb  be«  SJerurteilten  ober  ber  Unterhalt  feiner 
fchulblofen  gamilie  gefdbrbet  würbe  (§.  401).  ©na* 
bengefuche  haben  teine  auffchiebenbe  ©irtung 
(§.  411),  boeb  tann  bei  Übertretungen  bie  Strafooll' 
ftredung  au«gefc(it  werben,  injofern  fonft  ber  3»ed 
be«  ©efuch«  vereitelt  würbe  (§.  482). 

8t.  b.  S.  liegt  auch  bei  bebingter  Verurteilung 
(f.  b.)  unb  bebingter  JBegnabigung  »or,  im  erftem 
galt  bureb  ben  dichter,  im  le&tern  bureb  bie  «Be* 
gnabigungSinftanj. 

Stuf  f rfju ttboben,  bie  oberftc  Schiebt  be«  IBobenS 
in  Stdbten,  bie  tünftlich  burch  Stnbäufung  ton  8tb* 
fallftoffen  be«  menfcblicben  Haushalts  entftanben  ift. 

3luf frf)üttunge<fcflcl,  f.  StuSwürflinge. 

ffluffeff,  6an«,  JReicbSfTeibcrr  ton  unb  ju,  geb. 
7.  Sept.  1801  ju  3luffefc  im  bapr.  SReg.-Vej.  Dbcr* 
fronten,  bejog  im  £>erbft  1817  bie  Uniterfität  (5t- 
langen ,  wo  er  ficb  iurift.  Stubien  wibmete.  9iaäV 
bem  er  2  3ahre  an  ben  Sanbgericbten  SBaprcutb 
unb  ©räfenoerg  gearbeitet,  übernahm  er  bie  Ver* 
waltung  ber  gamiliengüter  unb  wanbte  ficb  be* 
fonber«  piftor.  unb  rechtSgefcbicbtlicbcn  Stubien  iu; 


Digitized  by  Google 


HuHefcbürfte  - 

lt>32  nebelte  et  nad)  Dürnberg  über.  £ier  erreidjte 
«  bureb  Stiftung  einer  ©efellfcbaft  für  Grbaltung 
ber  i'itteratur:,  Äunft*  unb  2tltertum«bentmäler 
I ; üti diant ->  bie  Vereinigung  unb  21u«ftellung  ber 
ju  Dürnberg  befinblicben  antiquarifcben  Scbä&e  in 
einem  eigenen  Sotale.  1846  legte  er  ber  erften  ®er- 
maniftenverf  ammlungju  jijranlfurt  a.  üfl.  bcn  $lan 
eine«  ©ermanifcben  Slationalmufeum«  vor,  bocb 
würbe  bie  Jluäfübrung  bureb  bie  polit.  iöemegungen 
ocn  1848  verjögert;  erft  1852  fanb  fein  UJorfcbl aa 
auf  ber  3lltertum«forfcbervcrfammlung  ju  2)re«ben 
Slnnabme  unb  führte  1853  jur  Gröffnung  be«  ©er- 
manifeben  SJtufeum«  (f.  b.).  &  felbft  roar  bi«  1862 
erft  er  Sorftanb  be«  ^nftitut«,  leitete  beffen  Ginricb= 
tuna  unb  trat  i bin  feine  eigenen  Sammlungen  ab. 
Gr  ftarb  6.  üJloi  1872  ju  ÜRünfterlingen  bei  Äon« 
ftanj.  1832—35  unb  1853—56  (jufammen  mit  Gpe 
unb  Srommann)  gab  21.  ben  «Stnjeiger  für  Äunbe 
ber  beutfd>en  Siorjeit»  berau«. 

«uffettbürfte  oberSJürftmafebine,  eine  Vor* 
riebtung,  um  bei  tuebartigen  Stoffen  bie  beroor* 
jtebenben  ^aferenben  aufjuridjten,  bamit  fie  von  ber 
cebermafebine  leidster  gefafet  roerben  (f.  Slppretur). 

Stuff  c$cn,  ein  Verfahren  ber  Färberei  (f.  b.). 

Stuf  fetten,  Stuf  fcöcr,  bei  $f  erben,  f.  Stoppen. 

««ffettjöflel,  f.  BüaeL 

«ufftetjt.  H.  ju  fübren  über  eigene  Soeben  im 
eigenen  3ntereife,  bamit  biefe  erbalten  bleiben  unb 
niebt  Schaben  ftiften,  gehört  }U  ber  Sorgfalt  eine* 
orbentlidben  £>au«oater«.  Um  über  ÜJcenf  eben  21. 
fübren  ju  bürfen,  man  man  ein  Stuf f idjtSrecbt 
baberL  Xaefelbe  fent  ein  2lbbängigteit«verbältni* 
vor  au«,  toie  e*  fieb  ftnbet  in  ftamilie,  privatem  unb 
öfjentlicbem  Sienft,  ©emeinbe,  flirebe,  Scbule  unb 
Staat.  2a«  2Rafj ,  in  »oeubem  bie  31.  tbatfdcblicb 
geübt  wirb,  um  mit  ben  Veauffubtigten  bureb  un* 
jeitige«  iDiifcirauen  ;,u  verberben,  bie  Gnttvidlung 
einer  felbftdnbigen  $erf  önlicbteit ,  SBetbätigung 
eigener  Umficbt  unb  Initiative  ju  verbinbern,  ift 
in  privat*  rcie  in  öffentlichen  Verbdltniffen  Sache 
bei  Xatti,  ber  Älugbett  unb  ber  Grfabruna,  barüber 
binau«  aber,  in«befonbcre,  rca«  ba«  21ufftcbt«recbt 
bei  Staate 3  angebt,  auch  ©egenftanb von iRecbtd* 
fcbranlen  unb  bamit  eine«  langen  gefdnebtlicben 
äampfe«  jroifcben  perfönliebcr  ,>rcibeit  unb  Staat«: 
geroalt  gewefen.  Genfur  unb  $af$jtvang  mufeten 
ubernnmben,  ®eroiffen«freibeit,  ftreibeit  ber  21fio= 
ciation,  Sclbftregierung  ber  ©emeinben  ertdmpft 
werben.  Ter  2tu«übung  ber  Stuf f icbt«pf liefet 
fe|en  Saasen  leine  Seferanten  entgegen;  fie  ift  bon 
rem.  welchen  e$  angebt,  au«juüben,  foroeit  eine 
Pflicht  beftebt,  SDritte  vor  Sdjaben  }u  bebüten,  unb 
foweit  au«  ben  ju  beauffiebtigenben  Saasen  ein 
f eider  Scfeaben  entfteben  fann.  SWenfcben  finb, 
teil«  um  fte  felbft,  teil«  um  dritte  oor  Stäben  ju 
bewahren,  ju  beaufftebtigen,  foweit  ihnen  gegen= 
über  ein  2tufficbt«rcd?t  begrüntet  ift.  SBer  bie  31uf- 
fiaMorftirtt  nun  ober  mau  reebt  geübt  bat,  bat  fidj 
nad)  vielfachen  gefe^licben  ^Beftimmungen  oor  bem 
Sd?öffengeri(r)t  (tn  Cfterreid?  5öcjirf*gcricbt),  roenn 
SdjaDen  entftanben  ift,  vor  ber  Straffammer  (Rreiö-- 
unb  ^antgerid;t;  unb  oor  bem  6ioilrid)ter  )u  Der- 
antworten.  Ulai)  bem  5>eutfd;en  IBürgerl.  ©efefcb. 
8-  832  ift,  »oer  traft  ©cfeheS  über  eine  Ikrfon,  bie 
»egen  SRinberjabrigfeit  ober  ib.re«  aeiftigen  ober 
torperlidKn  ^uftanbeä  balber  ber  9.  oebarf,  bie  S(. 
in  füt)ren  oerofliebtet  ift,  für  ben  6rfat3  be«  oon 
biefer  ^erfon  einem  dritten  toibenecbtlid)  juge 
fjjtm  Sduben«  haftbar,  auper  voenn  er  feiner 


-  «ufftt^törat  79 

Slufridjtgpflidjt  genügt  b.at  ober  ber  Stäben  aueb 
bei  (Erfüllung  berfelben  entftanben  märe.  Sl&nlicb 
Cfterr.  Sürgerl.  ©efetib.  §.  1309.  ferner  gehört 
bierber  bic  ftaftpfliebt  für  21ngeftellte  unb  Siere 
(SeutfAeö  Sürgerl.  ©efetjb.  §f.  831  unb  831). 

«uf  eietjt,  f.  Sicbtreecbfel. 

Qluffirfitöbcpörbcn,  f.  ^BebOrbe. 

&uffict)teirat,  ein  bei  ber  beutfd^en  Stttiengefed-- 
fdjaft,  Äommanbitgeiellicbaft  auf  31ftien  unb  feit 
bem  ©efet»  oom  1.  sMai  1889  audj  bei  ben  ©r* 
n>crbS=  unb  SBtrtfcbaft^genoffenfdjaften  (f.  b.)  not^ 
toenbiged  Organ  für  bie  bauernbe  übertoaebung 
ber  ©efdjfiftöfübrung  unb  inäbefonbere  aud)  für 
bie  Prüfung  ber  SJilanjcn  unb  ©eminnoerteilunge^ 
norfcpläge  vor  ber  Vorlegung  an  bie  ©eneralvep 
fammlung.  Qt  geb,t  au*  ber  2Babl  ber  Slttionftre 
ober  ©enoffen  in  ber  ©eneraloerfammlung  bervor 
unb  mut)  au«  minbeften«  brei  Sltitgliebern  bc neben. 
5)iefelben  lönnen,  aufrer  bei  ber  ©enoffenfebaft,  bei 
ber  fte  ©enoffen  ober  3Jlitglieber  von  bei  ber  @e* 
noffenfd;aft  beteiligten  anbern  ©enoffenfebaften  fein 
müffen,  aueb  9tid)tbeteiligte  fein.  3brc  2lmt«bauer 
erftredt  füb  bei  ber  Stttiem  unb  Stttientommanbit^ 
gefellfdjaft  inSejug  auf  ben  erften,  in  ber  SRegel  unter 
bem  Ginfluf»  ber  ©rünber  getoäblten  21.  auf  bie  3eit 
bi«  jur  $)eenbigung  ber  erften  ©eneralverfammlung, 
tveldje  nad)  bem  Slblauf  eine«  3°bre«  feit  ber  Gin» 
tragung  ber  ©efellfdjaft  in  ba«  ^anbeleregifter  jur 
$eja>lufifaffung  über  bie  ^abrcobüair,  abgebalten 
roirb.  Später  lann  ber  ?L  nid)t  für  eine  längere 
3eit  al«  bi«  jur  ©eenbigung  berjenigen  ©eneral- 
verfammlung geroäblt  roerben,  nickte  über  bie  93t* 
lanj  für  ba«  vierte  ©efcbdft«jabr  nacb  ber  Grnen» 
nung  befcbliegt;  ba«  ©efcbäftäjabj,  in  bem  bie  Gr= 
nennung  erfolgt,  roirb  bierbet  nidjt  mitaeredbnet. 
SJor  Ablauf  ber  2lmt*bauer  lann  tpre  öeftellung 
mit  einer  SRebrpeit  von  brei  Vierteln  be«  bei  ber 
9cf  d)lu|faf|ung  vertretenen  Sttientapital«  t  urt  bie 
©eneralverfammlung  toiberrufen  »erben.  Slltive 
5Hei(b«:  unb  unmittelbare  Staatsbeamte  (md>t  aber 
Wed;t«anmälte)  bebürfen  jur  Übernahme  ber  ^un!-- 
tion  ber  bienftlicben  ©enebmigung,  bie  bei  i'cr 
tnüpfung  ber  ÜJlitgliebfdjaft  mtt  Dtemuneration  ju 
verfagen  ift.  2)er  erfte  St.  wirb  bereit«  im  Stabium 
ber  Grricptung  ber  ©efellfcbaft  ober  ©enopenfebaft 
getoäblt,  unb  bat  fdjon  in  biefem  Stabium  beftimmte, 
mit  93erantn)ortung  verlnüpfte  Slufaaben  (f.  ©rün- 
bung).  ffiäbrenb  be«  SBefteben«  ber  ©efellfdjaf t  ober 
©enoffenfibaft  unb  aut  nacb  ber  Sluflöfung  roäb: 
renb  ber  fiiquibation  (f.  b.)  übt  er  bie  Äontrolie  über 
ben  Sorftanb,  bejiebentlicb  bic  perfönlicb.  baftenben 
©efellfcbafter  unb  bie  Siguibatoren,  tann  jeberjeit 
iöeriebterftattung  von  benfelben  verlangen  unb 
felbft  ober  bureb  von  ibm  beftimmte  3Hitglieber  alle 
üBücber  unb  Sdjriften  einfeben  unb  bie  SBeftänbe 
unter f uten.  über  bie  3abre«bilamen  unb  ©etvinn 
verteilung«vorfcbläge  bat  er  ber  ©eneralverfamm: 
lung  ju  beriebten.  21ufeerbem  tommt  ibm  ju  bei 
Stttten  unter  1000  Wl.  bie  Grteilung  ber  ©enebmi- 
gung jur  SBerdujjcrung,  bie  ^rojefcfübrung  geaen 
ben  ÜJorftanb  ober  bie  perfönlicb  baftenben  0e= 
fellfcbafter,  bie  3nftimmuna  jur  Seftellung  eine« 
$roturiften  bei  ber  Ättiengefellfcbaft,  bie  Berufung 
einer  ©eneralverfammlung  nad)  feinem  Grmeffcn, 
bie  Vertretung  bei  9leait«gefcbäften  mit  9ior= 
ftanb«mitgliebern,  bei  ber  ©enoffenfebaft  aueb  bie 
vorläufige  Gntbebung  von  SHitgliebem  be«  ißox- 
ftanbe«.  SBäbrenb  ber  Siquibation  b,at  er  %n- 
trag«redjte  auf  gerid?tlicbe  S3eftellung  unb  21bbe= 


Digitized  by  Google 


80 


«uffpringen  ber  £aut  —  «uffto&en 


rufung  »on  Siquibatorcn,  unb  im  Konturfe  b«t  @e= 
noffenjcbaft  ijt  et  bei  ber  SBerbanblung  übet  bie 
^Berechnung  ber  ^Beiträge  ber  ©enoffen  ju  böten. 
Seitete  Obliegenheiten  fönnen  ihm  butcb  ba3  Sta* 
tut  übertragen  fein,  unb  bietbon  wirb  tbatfdcblicb 
ein  fo  auägiebiger  ©ebraudj  gemalt,  tafe  faft  in 
bet  iHcgel  für  bie  wiebtigern  Sitte  bet  ©efdjdftä: 
f üprung ,  bie  im  Statut  nach  Kategorien  unb  ööpc 
bet  ffiettobiette  aufgeführt  werben,  bet  SBorftanb, 
beziehentlich  bie  perfönlich  ^aftenbeu  ©efellfcbafter, 
an  bie  ©enebmigung  be*  S.  im  innetn  Sierbdlt* 
nid  gebunben  finb.  Sei  ber  Slttiengefellfcbaft  ift 
fogar  nic^t  feiten  bie  gefamte  ©efcbdftöfübrung 
betartig  bon  ben  SBefcblüffen  be3  21.  abhängig, 
bajj  bet  SBorftanb  lebiglicb  biefe  Sefcblüffe  aud- 
füprt  unb  nur  ben  gewöhnlichen  jageSbetrieb 
felbftdnbig  leitet.  3"  e^dUen  auSgebebntet  9Äits 
wirtung  bat  bet  8.  namentlich  früper  nicht  feiten 
bie  Sejeicbnung  SerwaltungSrat  geführt 
beffen  finbet  ficb  biefe  SJejeicbnung  mitunter  auch 
für  einen  (ollegialifcb  organifterten  93orftanb.  3ws 
merbin  aber  ift  eine  ?lu3einanberf>altung  bon  Kon= 
trolle  unb  ©efebäftsführung  bureb  ba«  ©efefc  in  ber 
ÜBeife  borgejebrieben,  bafj  bie  Witglieber  be3  21. 
nicht  jugleicp  Witgliebcr  beä  SBor|tanbe3,  noeb 
anberS  als  für  einen  im  borauS  begrenzten  3e\U 
räum,  für  welchen  ihre  Spdtigteit  im  21.  ruben 
mufi,  Stellbertreter  berfelben  fein,  auch  nicpt  als 
Beamte  bie  ©efepäfte  führen  bürfen.  Ser  21.  rodelt 
einen  SSorfi&enben,  bem  bie  Initiative  ju  feinet  Sbetu= 
fung,  auch  mitunter  noch,  anbete  SorjugSbefugniffe, 
juftepen.  SaS  Statut  mufe  barüber  iöeftimmung 
treffen,  bei  welcher  2lnjabl  bie  anwefenben  Wit= 
glieber  befcblu|fdhig  finb.  Sie  SBefcblüffe  werben 
mit  abfoluter  Stimmenmehrheit  gefaxt.  Kein  2Rit- 
glieb  tann  bie  2luSfübrung  feiner  Obliegenheiten 
anbern  übertragen.  2lucb  bie  ftatutarifebe  SBertei* 
lung  ber  ©efcbdfte  unter  bie  einjelnen  Witglieber 
ober  befonbere  Abteilungen  entbinbet  nicht  bon  93or* 
tehrungen,  uermdge  beren  ber  21.  als  einheitliches 
Organ  eine  Kontrolle  behdlt.  ßrfefuing  megfallenber 
'JlutficbtSratSmitglieber  burch  Kooptation  ift  unju* 
Idffig.  (jreimillige  sJlicbetlegung  beS  2lmteS  muft, 
wenn  bamit  Seicplufjunfäbigteit  eintritt,  fo  lange 
unterbleiben,  bis  eine  ©eneraloerfammlung  3ur  Qx-- 
Miuiv.M  berufen  fein  (ann.  Sie  Witglieber  beS  21. 
fähren  bei  GrwerbSuntcrnebmungen  ipr  2lmt  in  ber 
'.Hegel  gegen  Vergütung,  bie  aber  bei  ber  3lttien= 
unb  Slttientommanbitgcfellfcliaft  ben  Witgliebern 
beS  erften  21.  erft  nach  2lblauf  ihrer  2lmtSbauer  be* 
willigt  werben  barf.  SurcbauS  üblich,  aber  bei  ber 
©enoffenfehaft  nicpt  mehr  juldffig,  ift  beren  SBc» 
meffung  nach  ben  ©ef/bäftSergebniffen  (Jantieme 
nom  Sieingewinn).  Wituntet  etfolgt  eine  befonbete 
Vergütung  für  2lnn>efenheit  in  ben  Sitzungen,  <ß,tä« 
fenjgelber  auf  ©runb  bon  2lnwefenheitSmarten. 

S3et  ber  Erfüllung  ihter  Obliegenheiten  haben  bie 
2lufficbtSratSmitglieber  bie  Sorgfalt  eines  orbent* 
liehen  ©efcbäftmanneS  anjumenben  unb  finb  bicr» 
für  ber  ©efellfchaft  ober  ©enoffenfehaft  r*rantworts 
lieh.  3n  befonberS  auszeichneten  .Villen,  welche 
f«h  auf  bie  befonbern  geblieben  ©ebote  jum3we<fe 
ber  5öehütung  beS  ©runbfapitald  obet  ©enoffen* 
| ehaft3rjermögen$  t»or  recbtdwibrigen  ürtinberungen 
beziehen,  unterliegen  biejenigen  ÜRitglieber,  mit 
beren  SBiffen  biefe  ©ebote,  ohne  bafe  fte  Dagegen 
einfehritten,  »erlebt  finb,  bem  2lnfprucb  auf  Gtiat3 
bet  entzogenen  IBettdge,  unb  }wat  jebeä  HJcitglieb 
im  tollen  Umfange  (folibarifcp).  Siefer  2lnfprueh 


fann  auch  *>on  ben  »erlebten  ©efellfchaftd»  ober©c» 
noffenfchaftdgläubigerngeltenb  gemacht  werben,  unb 
e&  greift  ihnen  gegenüber  ber  Ginwanb  nicht  bureb, 
ba^  bie  pcrletienbe  ^anblung  auf  einem  ©eneral; 
perfammlungdbefchlu^  beruht  Sie  ciDÜreehtlichen 
2lnfprücbe  üerjähren  in  5  3ahren.  Sie  2Xuffi<btS= 
ratdmitglieber  unterliegen,  abgefehen  r»on  ben 
mit  ber  ©rünbung,  ©runbtapitalderhöhung  unb 
ben  2lnmelbungen  unb  2lnjeigen  jum  ©enoffen= 
fchaftdregifter  gufammenhdngenben  Srrafüorfcbrif: 
ten,  Äriminalftrafen  bei  abftchtlichem  öanbeln  jum 
Nachteil  bet  ©efellfchaft  ober  ©enoffenfehaft,  bei 
wiff entlieh  unwahren  2lngaben  in  ihren  SarfteN 
lungen  unb  überfiepten  über  ben  23etmögendftanb,  bei 
ber  2Ju3gabe  von  2l(tien  oor  @in}ah(ung  bed  vollen 
iöetragd  ober  auf  einen  geringem  als  ben  gefetjlicb 
juldfftgen  betrag,  unb  wenn  ohne  %xcpwet&  ihteS 
3(icbtr>erfchulbend  e$  länger  alc-  3  Monate  an  einem 
21.  ober  an  ber  jur  Sefcplujjfdbigtett  erforbeTlicben 
3ahl  »on  SDtitgliebern  in  bemfelben  gefehlt  hat.  Ser 
ben  ba«  ©efefe,  betr.  bie  2llter3«  unb  ^noalibem 
üerficherung  öom  22. 3"«i  1889,  ali  Kontrollorgan 
lannte,  ift  bureb  ba$  ©efet*  gleichen  Setreff  §  uom 
13.  3uli  1899  in  SBegjall  getommen.  —  »gl.  3. 
Söauer,  Ser  2t.  (2. 2lufl.,  £pj.  1900). 

2luf fpringcii  ber  Qaut (Rhagades,  Fissurae), 
eine  golge  ©on  grofjer  Jroctenbeit^eucbtigfeit.  (5in= 
wirtung  fet/arfer  Stoffe  (fo  beiffidfeperinnen,  tlrjtcn 
u.  a.)  ober  uon  Örtlicher  Grtranfung  ber  6aut  (bureb 
erfrorenfein,  flechten,  Schdlung«projeffe  u.  f.  w.); 
ti  finbet  ftct>  bei  »artet  £>aut  bef  onbctd  an  ben  ^dn^ 
ben  unb  im  ©eftept  (5cafe,  kippen).  9Ran  wenbet  in 
bet  Siegel  gefebmeibig  macbenbe  fette  SRittel  bagegen 
an,  j.  5.  ©Ipcetin,  Sippenpomaben,  Golb  tlteam, 
^afeline,  Sanolin  u.  bgl. 

ttttfftanb,  f.  2lufruhr  unb  3nfurreltion. 

»2lufftcct)c«,  DperationSmetbobe.  f.  ^unfrion. 

ttufftecfratjntctt,  in  ben  geinipinnmafebinen 
für  iBaummolle  unb  anbere  gaf  erft  off  e  ber  Jeil  bed 
©eftelld,  in  bem  bie  mit  bem  SJorgefpmft  gefüllten 
Spulen  aufgereiht  finb. 

Mufftet genbe  ^eierjen,  f.  JierlreU. 

3tufftcigung,  gerabe,  f.  ©crabc  2luffteigung. 

^lufftclluna  ttttbftUebcrung  ber  taftifcheu 
(^tnbeiten.  Sie  2luffteUunq  einer  tattifchen  Gin* 
heit  bei  ber  3nfanl"i«  otx  ber  Äat»aÜerie  ift 
iefet überall  }u  jwei  ©liebern,  bie  mit  9iicbtung 
unb  ^üblung  auf  $  orbermann  Nntereinanber 
ftehen.  ein  Wann  bed  erften  ©liebes  bilbet  mit 
bem  hinter  ihmftehenben  3Rann  be£  jweiten  ©liebes 
eine  9totte.  2ln  einer  fo  aufgefteUten  2tbteilung 
unterfcheibet  man  bie  5ront,  bie  3lügcl  unb  bie 
planten.  —  Sei  ber  Infanterie  gliebert  ftd?  bie 
Kompagnie in3üge,  öalbjügeunb Seitionen; 
bei  ber  Äaüallerie  bie  ßdfabron  in  3ügc  unb  21  b-- 
märfchc;  bei  ber  2lrtiUerie  bie  »atterie  in3üge 
unb  einzelne  ©  e  f  eh  ü  ti  e.  Stetyen  alle  Unterabteilun= 
gen  einer  Iruppenabteilung  in  einer  9teibe  neben» 
einauber,  fo  fteht  bie  2lbtetlung  in  fiinie;  ftehen 
aber  qemiffe  Unterabteilungen  hintereinanber,  fo 
ftebt  Die  2lbteilung in  Kolonne. 

"2lufitoftcn,  t>a3  2lufjagen  ber  .najen. 

^tufftofien  (Ractus,  Eructatio)  ober  9lülp  = 
fen,  ein  plöttliebe*  2luffteiaen  oon  2uft,  feltener 
auch  ÜHageninbalt,  au^  bem  Wagen  bureb  bieSpeifc» 
röh"  »n  ben  ÜJlunb.  Oft  ift  bamit  bie  bem  Scblucf 
fen  eigentümliche  fcballenbe  Krampfbewegung  be« 
3wercpfell« oerbunben.  9lacb bem ©enuftgaäreicber 
Singe  (3. 33.  beS  Seltetwaffet«)  obet  im  Wagen  tiel 


iMufftrid)  —  Auftreiben 


81 


®a*  entroidelnber  Speifen  (}.  B.  bed  Sauerlraute) 
ift  oa*  A.  etwa*  5iatürlicbed.  .v>äufiged  21.  finbet 
fid»  beim  SJcagentatarrb.  (S.  DpSpepftc.)  Die  Be« 
banblung  erforbert  forgfdltigfte  Siegelung  ber  Diät, 
in*befonbere  Bermeibung  aller  febroerverbaulieben 
-reifen,  fottrie  bie  Darreichung  von  gebrannter 
ItpfMjhi,  boppeltloblenfaurein  Natrium  unb  äbu 
lieben  Mitteln.  2lud}  ber  ©ebraueb  ber  Saljfdure 
(5—8  Jropfen  in  einem  ©eittglad  8krflet  unmittel: 
Darnach  ber  üRabljeit  genommen)  foroie  bea^epfiu- 
roein*  erroeift  ficb  in  Pielen  fällen  nühlicb. 

«ufftrieti,  f.  Auftalt.  lictjen. 

2lur  tafeln,  ein  Sdnff  mit  Jalelage  (f.  b.)  vev 

«uftaft,  Au  ff*  lag  ober  2t  u  fit  rieb,  ber  An= 
iangeined  SÖlufiMtüdd,  roenn  ed  nicht  mit  einem  tnb 
len  £alte,  ionbern  nur  mit  bem  leinen  unb  leichtern 
mitteile  (Achtel,  Viertel  u.f.  ro.)  beginnt.  3nr  Aus- 
gleichung mufe  bem  legten  lalte  bc$  Stüde  fo  viel 
an  Settroert  fehlen,  ald  ber  21.  beträgt.  —  Mbnlicb 
bei|t  A.  ber  jeil  bed  altbeutfdjen  Berfed,  ber  ber 
l.^ebung  üorbergebt ;  er  lann  l«,  2-,  felbft  mehr 
filbia  fein  unb  beliebig  feblen,  obne  ben  (ibaralter 
beä  Berfed  |u  beeinfluffen.  Die  Secbnil  bed  iDlinnc 
lang*  befcbrdnlte  tiefe  Freiheit  febr.  3n  ber  neu: 
beutfeben  Berdlebre  beifeen  Berfe  mit  A.  iambtfcbe, 
obne  21.  trod?difcr?e,  beibe  gemctfi  ber  antiteu  sJ)lc- 
trtlftreng  unterschieben. 

Jluftburt,  bei  gmännif  eher  2lu$brud  für  bie  3n 
nabme  ber  3Jidcbtigleit  einer  i'agerftättc;  in  ber 
^dgerfpracbe  bad  Slufjagen  bed  &ocbroilbed. 

MuTtoppcn,  bad  Erhöben  einer  Seite  ber  SRabc, 
f.  Joppen. 

Auftrag.  2öer  iemanb,  bem  gegenüber  er  nicht 
bureb  ein  3)ienftüerbdltni*  baju  perpfliebtet  ift ,  ju^ 
lagt,  ein  ibm  von  jenem  in  beffen  Angelegenheiten 
ober  in  ben  Angelegenheiten  eined  Dritten  über 
tragene«  ©efebäft  (aueb  mehrere,  fo  eine  Bcrmögen>v 
rerroaltung)  für  biefen  beffen  Reifungen  gemäfi 
unentgeltlich  )u  beforgen,  nimmt  einen  A.  au, 
iebhefit  einen  privatrecbtlicben  2luftrag$vertrag  ab 
(Deuticbed  Bürgerl.  ©efefcb.  §•  662).  Dad  ©efeböh 
lann  ein  SiecptSgefcbäTt  ober  ein  tbatfäcblicbeä,  j.  B. 
Überwachung  bed  ©eiebaftdperfonate,  ber  Dienit- 
leute,  güljrung  einer  Canbroirtfcbaft  roäbtenb  21b- 
roefenbeit  bed  ©efebetftsberrn  fein.  Born  Dienfh 
unb  SHerlvertrag  (f.  Dienftmiete  unb  SUerfocr: 
bingung)  unterfebeibet  ficb  ber  2luftrag*oertrag 
Our*  ben  ÜRangel  ber  tfntgeltlicbleit;  benn  nach 
oem  Bürgerl.  ©efeHbucb  gilt  auch  berjenifle,  beffen 
Dienfte  unb  6tanb  fo  hoch  geachtet  roerben,  bafe  bie 
©egenleiftung  nicht  roie  ein  2obn,  fonbern  als"  ein 
Öonorar  erfdjeint,  j.  SB.  ber  sJte<bt3 anmalt ,  niebt 
mebr,  roie  rmcb  ©eineinem  iHecbt,  al*  sJ3eauftraa= 
ter,  fonbern  al$  Iraft  5)ienftrjertrafls>  Serpflidjteter 
H  611),  ibatfadjlicb  übriften^  oon  flerinflem  Unter« 
fdjieb,  »eil  nacb  §•  675  auf  einen  Dienftoertrag,  ber 
eine  ©efttäftebe^orgung  jum  ©egenftanb  bat,  bie 
meiften  iJorfcbriften  über  ben  21. 2lnroenbutifl  finben. 
U  ber  Skauftraaje  niebt  blofe  für  5Hedjnuna, 
ifcern  aueb  im  tarnen  beS  2luftraaacbcrg,  io 
'  er  nod?  einer  2Jollmad)t  (f.  b.),  bie  anberer= 
aber  mit  bem  21.  erlifcbt,  nur  bafe  fie,  roenn 
ber  21.  anberä  ali  burd)  Siberruf  (j.  Sö.  bureb  lob) 
erlifcbt,  )u  ©unften  X>ci  Seauftraflten  uodb  fo  lange 
ali  fortbeftebenb  gilt,  bis  ber  Beauftragte  üon  bem 
lirlöicben  bed  21.  Wenntni*  erlangt  bat  ober  bai 
v!rlöid?en  rennen  mufete  (§§.  674  unb  169).  —  $ad 
Breur..  2lllg.  ^anbreebt  bat  eine  anberejerminoloflie ; 
ti  fpridjt  oon  einem  21.  nur  bei  ber  Herpflidjtuug 
tonmfotiDn«  firfifen.  14.  «ufl.  ».  fl.  IL 


|Ul  SJornabme  oon  Ülecbt^banblungeu,  bei  ber  vBep 
vflidMung  jur ^ornabme Pon  1  icnjt en  tbatfad)licbcr 
2lrt,  oon  Sicnftmicte  ober  SBertrag  über  .»r>anb> 
hingen.  Iffler  ftcb  bem  2luftraggeber  gegenüber  jur 
*3ef orgung  geroiffer  ©efdjäfte  erboten  bat,  mufi 
ebenfo  roie  ber,  ber  jur  entgeltlidjen  Sßeforgung 
geroiffer  ©efdjäfte  öffentlid)  beftellt  ift  CHecfcteam 
roalt),  ober  ficb  5ffentlid)  erboten  bat,  ober  ali  Häuf: 
mann  in  ©efd?fifts»erbmbung  ftebt,  roenn  er  ben 
2lntrag  niebt  annebmen  roill,  bie  2lbtebnung  bem 
Offerenten  unper)üglirbanjeigen(§.663).(3.2lntrag.) 

2)er  Beauftragte  barf  im  3roeifel  bie  Stuäfübrung 
be^  21.  nidjt  einem  Dritten  übertragen,  roie  aueb  ber 
2lnfprucb  auf  2lu«fübrung  t>ti  21.  im  ^roeifel  nidjt 
übertragbar  ift.  (h  barf  von  ben  Reifungen  beä 
Auftraggeber^  nur  abroeia)en,  roenn  er  ben  Um- 
ftdnben  nad)  annebmen  barf,  bie  2lbroeid?ung  roürbc 
uon  bem  Auftraggeber  bei  Aenutni*  ber  cad)lagc 
gebilligt  roerben.  Bor  ber  2tbroei(bung  bat  er  bem 
Auftraggeber  Änjeige  ju  macben  unb  beffen  Gut; 
fcblieftung  abjuroarten,  roenn  niebt  mit  bem  2luf= 
fduib  05efabr  uerbunbeu  ift.  6r  bat  bem  Auftrag? 
geber  bie  erforberlicben  9(acbricbten  ju  geben,  auf 
Verlangen  über  ben  Stanb  be«  ©efcbäftä  Auelunft 
ju  erteilen  unb  nacb  ber  Ausführung  bed  A.  9iedjen= 
febaft  ab j wiegen,  bem  Auftraggeber  alle c-  berau-^ 
jugeben,  road  infolge  bed  A.  an  ibn  getommen  ift, 
fo  bafe  ibm  lein  Borteil  bleibt;  ©clber,  bie  er  im 
eigenen  Sluneu  Perrocnbet  bat,  mufe  er  verjinfen 
(§§.  66G— 668).  £ür  allen  Schaben,  ber  bureb  feine 
^abrlfiffiglcit  entftanben  ift,  hat  er  (Frfaft  ju  leiften 
(§.  276).  Umgelchrt  bat  ibm  ber  Auftraggeber  feine 
Aufroenbungen  mit  jBinfen  ju  erfetjen,  auf  Ber: 
langen  im  voran*'  Boricbuf}  ju  leiften.  Der  A. 
lann  Pom  2luftraggeber  jcberjeit  roiberrufen,  vom 
Beauftragten  jebciicit  gelünbigt  roerben,  lefttereö 
nur  fo,  bafe  ber  Auftraggeher  anberroeit  vorforgeu 
lann,  ti  fei  benn  ein  trächtiger  ©runb  vorliegenb; 
f onft  ift  ber  Beauftragte  fcbabenerfa&pflicbtig.  Üiegt 
ein  wichtiger  ©runb  por,  fo  lann  er  auch  lünbigen, 
roenn  er  auf  ba$  Sünbigung^rccbt  verjicbtet  hatte. 
2lud)  auf  SBtbCIrttj  lann  perjichtet  roerben  (§.  671). 
Der  A.  erlifcbt  roobl  im  3»eifel  bureb  Job  beä  Be> 
auftragten,  aber  nicht  burd)  job  ober  Eintritt  ber 
©efcbrtftgunfäbigleU  bed  Auftraggeber^;  boeb  ift 
ein  begonnenes  ©efdjäft,  roenn  ©efabr  im  Bcrguge 
ift,  immer,  auch  Pon  ben  ßrben  tti  Beauftragten, 
ju  (Snbe  ju  führen.  Sßirb  ber  flonlur«  über  bad 
Bermögen  bed  Beauftragten  eröffnet,  fo  erlifcbt  ber 
A.  nach  Cfterr.  Bürgerl.  ©efefcb.§.  1024;  nidjt  nacb 
Deutfcbem.  Dagegen  erlifcbt  ber  21.,  roenn  ber  tfon: 
lurd  über  bad  Berm&gen  bed  SluftraggebcrS  er: 
öffnet  roirb,  fofern  ficb  ber  A.  auf  jur  "JJiaffe  ge< 
höriged  Bermögen  bejieht;  nach  öfterr.  ©efeH  fmb 
alle  Maut  hingen,  welche  ber  Beauftragte  nach  äunb-- 
maebung  bed  Äonlurfed  im  Kamen  bed  ©emeim 
fcbulbnerd  unternimmt,  obne  Slechtdlraft. 

$3er  geroerbdmä^ig  in  eigenem  tarnen  für 
SRednung  eined  Auftraggeberd  feanbelSgefcbctfte 
fd)liefet,  beifet  Äommifftoncir  (f.  b.). 

3m  ßfterr.  Bürgerl.  ©efcjibucb  roirb  31.  auch  in 
ber  Bebeutung  von  3luflage  (i.  b.)  gebraucht. 

Seltener  ift  ber  ©ebraueb  bed  fflorted  31.  für 
SBeifung,  ^nftrultion,  Befehl.  Der  aud  Dicuft- 
vertrag,  Sikrfoertrag,  21.  Berpflichtete  banbelt  nach 
31.,  b.  i.  SBcifung  bed  anberu  ieild.  Der  Beamte 
ober  Untertban  erbftlt  pon  bem  Borgefefeten  ober 
ber  Obrigteü  einen  31. 

Auftreiben,  f.  Aufgetriehenbeit  bed  2t\iti. 

6 


Digitized  by  Go< 


82 


fluftreibfdjere  —  «ufaug  (tu  ber  Xedjntf) 


sHnf trcibfftjcrc,  ein  in  ber  <yorm  ber  SAaf; 
fAcre  ähnliAe«,  mit  fAmalen,  3ugefpititen,  nicbt 
l'Aneibigen  SBlättcrn  uerfebene«  Sertjeug  ber  @la«= 
maAer,  ba«  aufammengebrüdt  in  bie  Öffnung  be« 
Sur  ©cfäf  fcrm  au«jubi(benben,  rotierenben  ©la«^ 
törper«  eingeführt  wirb,  um  burA  ba«  allmäbliAc 
3lu«einanbergehen  ber  Blätter  bie  Höhlung  be*= 
felben  ju  erweitern;  auperbem  bienen  bie  tnnern 
Mauten  ber  21.  baju,  an  bem  jmifAen  ihnen  gebal= 
tenen  ©efäf?  burA  ben  Drud  gegen  bie  weiAc 
©tasmafie  eine  GinfAnürung  ju  bewirten.  Da«-- 
felbe  3öerljeug,  ftatt  ber  eifemen  SBlätter  mit  cplm- 
brifAen  öoljftäbAen  »erfeben,  wirb  benugt,  um  bie 
SBanbungen  be«  ©efä^eö  beliebig  ju  frümmen. 

Auftrieb,  biejenige  Äraft,  wclAe  einen  in  eine 
ftlüffigfeit  ober  ein  0a«  getauften  Körper  entgegen 
feiner  SAwere,  alfo  Don  unten  naA  oben  ju  treiben 
fudjt.  2auAt  man  j.  SB.  einen  würfelförmigen 
Körper  ( f.  nadjftebenbc  Atg.  1)  in  eine  glüffigfeit 
com  fpec.  ©ewiAt  a,  fo  wirft  auf  bie  obere  ftläAc, 
berenSiefc  unter  ber  tflüffigfeit«oberfläAe  h,  ift, 
ber  bbbroftatifAe  Trud  h,  -a  a*,  wenn  a  bie  Sänge 
ber  Söürfelfante  ift;  auf  bie  untere  ftlädje  mit  ber 


i 

Kioeauttefe  h.  wirlt  ber  gröfeerc  Drud  h, -a-a*. 
Die  $reffungen  auf  bie  Seiten flä  Aen  heben  fi  A  paar; 
weiic  auf,  ba  fie  einanber  gleia>  ftnb.  DcmnaA 
bleibt  eine  naA  oben  geridjtete  Kraft  A  übrig  pon 
ber  ©röpe  A=(h,— h,)-a*-ff,  ober  ba  lu—  h,=a 
unb  a3  gleid?  bem  SBolumen  v  be«  SBürfel«  ift: 
A=v-(j.  Der  SJürfel  crleibet  alfo  einen  31.  ober 
(fAcinbarcn)  QJewid? t«wrluft,  ber  glcidj  ift  bem  ©e* 
wiAt  ber  üon  ihm  »erbrängten  ftlüfftgieit«menge. 
Der  obige  SBewei«  fann  aueb  leidjt  für  ein  eingetauA-- 
te«  ^riöma  ober  einen  Gplinber,  für  einen  beliebig 
anber«  geftalteten  Körper  jebodjnur  mit  £ilf  e  böberer 
KeAnung  gefü  ort  wcrben.^um  experimentellen  KaA= 
wei«  biefe«  Sa&e«  bient  bie  h  P  b  r  o  ft  a  t  i  f  A  e  SD  a  g  e 
(5«g.  2),  eine  gleidjarmige  2öage,  bie  SÜägungen 
non  in  beliebige  ftlüffigteiten  getauften  Körpern 
crm5gliAt.  Die  eine  türjer  aufgehängte  SBagfAale 
tragt  einen  r)oplen  9Jtetallcplinber  c  unb  biefer  einen 
nuyftoai  Gplinber  p,  ber  genau  in  jenen  Noblen 
papt.  Kadjbem  an  ber  Süage  burA.  Starierung 
©leiAgemiAt  bergefteüt  ift,  tauAt  man  ben  Gplin= 
Per  p  in  ein  ©cfdfc  mit  einer  beliebigen  $lufjigteit; 
fofort  b.ebt  ftd)  bie  fürjerc  SAaTe.  Sobalb  man 
ieboA  ben  .fcohlcplinber  c  mit  berfelben  <ylüffigleit 
füllt,  tritt  wieber  ©IciAgewiAt  ein,  womit  ber  fcap 
beftatigt  ift.  Stnwenbung  finbet  bie  Sepre  r>om  31. 
bei  ber  SBeitimmung  be«  fpec.  ©ewiAt«  üon  ftlüffuv 
feiten  unb  f eften  Körpern  burA  ba«  Slräometer  (f.  b.). 
Der  31.  maAt  fiA  auA  bei  allen  2Bägungen  geltenb, 
infofern  ein  Körper  in  Suft  weniger  wiegt  al*  im 
luftleeren  Kaum.  SSei  genauem  pppftf.  unb  Acm. 
ißdgungen  ift  baher  immer  bie  fog.  iHebuftion 


auf  ben  leereu  Kaum  (f.  b.)  oorjunepmen,  wenn 
man  ba«  wabre  ©cwiAt  erfahren  will,  ferner  be= 
ruht  alle«  paffiwe  SA»immen  (f.  b.),  fomie  bie 
6teigtraft  be«  Luftballons  auf  ber  ^Jirtung 
be«  IL  %tx  Satj  com  H.,  namentliA  com  h»brofla- 
tifAen,  wirb  gewöbnliA,  jeboA  mit  UnreAt,  ba? 
Str AimebifAe  ^Jrincip  (f.  b.)  genannt.  —  *l.  ift 
auA  ältere  ^Benennung  für  bie  auf  ber  CberfläAe 
be$  URecrö  pelagifA  lebenben  Jiere  unb  ^flanjen  in 
»erf  AiebenenStabien  ibrer  entwidlung(f.sÜlanttou). 
—  %.  eine«  ©AiffeS,  f.  »b.  17. 

91  uf  ix i  tt,  in  ber  SB  e  f  e  ft  i  g  u  n  g  I  f  u  n  ft ,  f  .®anf  et  t. 

ttnfrrirr,  in  berSBühnenfpraAe  bie  aud  bem 
©rfAeincn  Don  ^Jerfonen  ftA  ergebenben  MbiAnitte 
eine*  Drama«.  2)ie  31.  bebingen  iebe«mal  einen 
3öeAfel  ber  Situation.  $m  Deutf Aen  nennt  man 
ben  31.  naA  franj.  SBeifpiel  auA  Scene,  bie  ^ng= 
länber  nennen  fo  nur  bie  bramatif  Aen  3lbteilungen, 
bie,  au«  mehrern  31.  beftebenb,  bi«  }ur  näAften  Ort«: 
terdnberung  (ScenenweAfel)  reiAen. 

Stuf:  unb  3(  b  p  ra  tjc  n,  bie  }um  3wed  bc  Tran  ?  - 
port«  erforberliAc  S3erbinbung  unb  bie  ttor  SBeginn 
beeSAiefeendnotwenbigeJrennungberi'afetteM'.b.) 
unb  ^>rolie  (f.  b.)  eine«  ©ef Aütte«.  ©ef Aiebt  ba«  3tb- 
protjen  im  3urüdgeben,  f  o  genügt  für  bie  f  Aufbereite 
Stellung  be«  ©efAüfce*  ein  einfaAe«  SBorfabren  ber 
\y  x  j  h  l'  um  ba«  SRafs  be«  Küdlaufe«.  SBeim  3(bproften 
im  SBorgeben  mufe  bie  Cafette  umgebreht  werben,  ba* 
mit  bie  9)1  ünbung  be«  ©ef  Aü^e«  fiA  bem3iele  äulebrt, 
wdhrenb  bie  s$ro  j»e  lehrt  ma Aen  unb  auf  enrfpre Aenbe 
Entfernung  hinter  ba«  ©efAfifc  fahren  muft,  bamit 
ber  ©ebrauA  be«  letitern  ungehinbert  erfolgen  fann. 
1>a«  3(ufpro^en  gefAiebt  in  umgelcbrter  SÖeife. 

Zlu\ tüaubffcucrn ,  f.  SBerbrauA«fteuern. 

SHufroctftiammcr,  f.  Daumenbammer. 

«Hufhiiegeluufl,  f.  93b.  17. 

«ttfrtJinbe,  f.  Klöppeln. 

«nuf  jicbcn,  f.  treiben  (be«  SBleAe«). 

Äuf  jebe  sunt  Emporheben  unb  fcerablafien 
»on  £a|ten  bienenbe  DJlafAine  (f.  |>ebeapparate), 
in«bef  onbere  eine  SBorriAtung  jur  SBeförberung  von 
^Berfonen  unb  ©egenftdnben  naA  ücrfAiebencn 
Stodmerten  in  SBarenbdufem,  SRagajincn,  58obn= 
bdufern,  öffentliAen  ©ebäuben  u.  f.  w.  $ür  ge= 
ringere  <?örber(aften  benuht  man  ^anbauf  jüge, 
bei  oorpanbener  Jran«mifrton  2ran«miff  ion«  = 
aufjüge  mit  lonftant  laufenber  3tntrieb«welle. 
3ur  Erjiclung  größerer  Seiftungen  bei  böberer 
^örbergefAwinbigfeit  bienen  31.,  bie  con  Dampf  - 
mafAinen  ober  ©a«motoren  betrieben  werben.  6nb^ 
liA  fommennoA  bpbraulifAe,  pneumatifAe 
unb  eleltrif  Ae  31.  jur  Slnwenbung.  Die  £>aupt= 
teile  eine«  31.  finb:  ber  SJtotor,  bie  2ran«miffton 
jwifAen  biefem  unb  bem  jur  bireften  31ufnahme 
ber  tjjfoberlaft  beftimmten  Seile  ber  3tnlage,  ber 
^ahrftuhl  unb  bellen  ftühnmg,  CnbliA  bie  utr 
Einleitung,  3lbftellung  unb  Regulierung  ber  SBe- 
wegung  ber  ^örberlaft  bienenben  EinriAtungen. 

ibanbaufjüge  bienen  im  allgemeinen  nur  jur 
Sörberung  tleinerer  Saften.  Die  eigentliAe  öebc- 
maiAine  ift  bei  ihnen  gewöbnKA  ein  öafpel,  ber 
burA  ein  über  eine  ober  jwei  Köllen  laufenbe«  Seil 
obne  (?nbe  ober  burA  eine  SBodwinbe  in  ^Bewegung 
gefegt  wirb.  Ginen  franbaufjug  ber  erften  3lrt 
leml  lafel:  3luf}üge  I,  ^ig.  1,  naA  ber  3lu« 
führung  won  SAclter  &  ©iefede  in  fieipjig,  be^ 
ftimmt  für  150  —  300  kg  SBelaftung.  Der  $ahr* 
ftubl  a  gleitet  vermöge  angebraAter  Köllen  in 
Rührungen  b  unb  pdugt  an  jwei  nebeneinanber 


Digitized  by  Google 


AUFZÜGE.  I. 


7   i'enaeiajrherunr  8.  9.  10.  Dampfaufzne  von  Otl«  Hrothers  in  Krayork.  mif/uir. 


Kruckhiui'  KoOT<-r«»tlon»  -  Lexikon.    U.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Hufaug  (in 

Begraben  öanfieiten  cf  bic,  je  na*bem  ber  ^abx- 
ftubl  gehoben  ober  ßefenft  wirb,  auf  eine  Srommcl 
<l  aufs  ober  abgemunben  werben.  Tiefe  Jrommcl 
empfängt  ibre  Bewegung  bur*  S*ncdenräbcr,  bic 
cur*  ba«  Treben  be«  Mabe«  f  in  Bewegung  ciefet^t 
twbeu.  Über  ba«  Mab  f  ift  ein  enbloic«  .fjanbfeil 
g  gef*lungen,  ba«  unten  wieberum  über  eine  Molle 
»lefubrt  ift.  Ter  ftabtftubl  wirb  bura>  ©egenge= 
roidjte  ausbalanciert,  unb  bie  Übertragung  ber  33c- 
iregung  burd?  S*nedenräber  bringt  e*  mit  ft*, 
bafeberjabrftubl  ni*t  Pon  felbft,  fonbern  nur  burd) 
cntfprc*enbe«  3i«ben  am  öanbfeil  nieberfinft.  Ter 
betrieb  fann  »on  jebem  Stodwcrf  au«  erfolgen. 

3io*  einfacber  finb  bieienigen  31.,  bie  in  ftotel* 
unbMeftaurant«  jum  3luf$ieben  ber  Spcifcn  bienen. 
£abei  »erben  oft,  wie  in  bem  <$ig-  2  bargcftellten 
3peifenauf  juge,  jWei  «jörberfäften  burd)  Seile 
verbunben,  bie  über  jwei  Mollen  gef  (Hungen  finb, 
von  benen  bie  eine  über,  bie  anbere  unter  bem  ,vabr= 
ftublfcbacfot  ließt.  Tie  ftahrftüble  finb  in  ;trei  neben: 
einanber  liegenben,  bur*  bie  Stcdwcrfc  bur*gebcn: 
t>tn  S*ä*tcu  geführt.  Tie  fidnge  be«  bic  .Käften 
oerbinbenben  Seil«  ift  fo  bemeffen ,  bafi  ber  eine 
ftd)  ganj  oben  befinbet,  wenn  ber  anbere  feine 
tieffte  Stellung  errei*t  bat.  Tur*  cutipre*enbe-3 
.Sieben  an  ben  Seileu  werben  bic  fi*  gegenfeitig 
ouäbalancierenbcn  tjabrftüble  in  bie  gcwünf*te 
>>öbe  aebraebt.  Sür  gröfeere  l'aftcu  unb  >>ubboben, 
für  mebrftöclige  iÖcagajine  unb  Jabrifcn  orbnet  mau 
bei  51.  mit  .franbbetrieb  befonbere  SBtnbeit  an.  (Jinen 
Derartigen  Ä.  jum  2rau«port  »on  Waren  ($anb' 
warenaufaug)  jeigt  jjig.  3.  311*  ffiiubc  bient 
eine  üBodwinbe  a,  bic  in  jebem  beliebigen  Stod* 
rocrle  aufgeftellt  werben  fann;  babei  wirb  ba«  Seil 
ober  bie  Äette  über  eine  Molle  geführt ,  bic  über 
ber  Glitte  be«  S*a*te«  anzubringen  ift.  ©lei* 
jeitifl  mit  bem  3ugfcil  ift  an  bem  ^abrftubl  ein 
jweite«  Seil  be  feftigt,  ba$  über  bic  erwähnte  unb 
eine  »weite  Stolle  nad)  bem  ©cgengcwi*t*laften  Ii 
gebt,  beffeu  ocrtifale  gübrtinflen  jwedmäfug  an  ber 
uä*ftgclegenen  3öanb  angeorbnet  werben. 

Tie  % ranömiffionsJaufjügc  erforbern  eine 
ftetig  laufenbe  JranSmiffionsmelle,  von  ber  bic 
Siran  jum  betriebe  ber  9emegung«mcdiani?men 
besSl.  abgeleitet  wirb.  Tiefelben  werben  für  ©üter= 
unb  au*  für  ^erfoncnbcförberuug  aufgeführt  unb 
bieten  bei  einfacber  Anlage  genügenbc  ^-Betrieb*; 
fieberbeit.  SDteift  lommen  jebo*  Jran&mifnou?auf 

nl  nur  bort  jur  ^erwenbung,  wo  gerabe,  wie  in 
rifen,  eine  !onftant  laufenbe  Tranemifftou,  bic 
anbern  3n?cden  bient,  für  ben  betrieb  be*  31.  jur 
Verfügung  ftet)t.  Jn  fällen,  wo  feine  fold?c  r*or 
banben  ift,  ber  X.  aber  bauerub  ober  bo*  wiftbrenb 
größerer  oeÜabfdjnittc  in  ©ang  gcbalteu  werben 
mak  fann  ein  Kleinmotor,  Tampfmaf*ine,  ©a-v, 
aud?  ^erroleunr  ober  ©affermoter  aufgeftellt  wer^ 
ben,  ber  bauerub  läuft,  unb  von  befjen  vaupttratu-- 
miffionSwelle  au«  bie  3lufjug«maf*inc  angetrieben 
wirb.  ©röfecre  31.  (Tampfauf  jüge)  jebo*  wer: 
ben  berart  eingerichtet,  baft  bic  !8ctricb«bampf: 
mafebine  vom  tfabrftublc  auf  in  ©ang  gefeht  wirb 
unb  wäbrenb  be«  Stillftanbe«  bc«  31.  abgestellt 
bleibt,  ftig.  4  r>eranf*auli*t  bic  (iinriebtung  eine? 
Iran«miffion3auf  juge«  nad)  ber3lu>>nthrung 
con  Sd?elter  &  ©iefede  in  Veipjig.  Ter  jyabrftuhl  a 
wirb  im  ^abrfcbadit  burd)  bie  ficb  au  bic  Schienen 
ber  ©erüftbalfcn  anlegcnbcn  Mollen  b  geführt  unb 
hängt  an  bem  Stablbrabtfeil,  ba»?,  nadjbem  ee  über 
bie  unter  bem  Tacbe  be«  ®ebäube-3  liegenben 


ber  Secfuiif)  83 

Mollen  c  gegangen  ift,  auf  bie  Seiltrommel  d  auf- 
läuft. Ter  eintrieb  biefer  erfolgt  burd)  eine  Pom 
liegenbe  Tranämiffxonäwelle  mit  in  ber  ^igur  fidjt 
baren  offenen  unb  gefreujtcn  Miemen,  bie  über  bie 
Miemenf&eiben  f  laufen.  3?on  biefen  brei  Sd)eiben 
ift  bie  mittlere  feft,  bic  beiben  äußern  lofe  auf  ber 
Ü^clle;  je  naebbem  ber  offene  ober  ber  getreujtc 
Miemen  auf  bie  fefte  Scbeibe  geleitet  wirb,  läuft 
bie  Seile  in  ber  einen  ober  anbern  Mid)tuna  um 
unb  treibt  burd)  eine  Sd?nedc  unb  ein  auf  ber  3ld)fc 
ber  Seiltrommel  d  fi^enbeS  Scbnedcnrab  lehtere 
an.  Tie  5Berfd)iebung  ber  Miemcn  gefebiebt  oom 
$abrftubl  BVi.  <$$  fübrt  auf  ber  ganjen  iöabn  be#- 
felben  eine  Stange  g  (in  ber  3lhbilbung  Pom  3lr= 
heiter  in  ber  Joanb  gehalten)  neben  bem  ©erüft 
berab,  burd)  beren  Sluf--  ober  3lbbewegung  mit 
Übertragung  berfelben  burd)  baS  Seil  h  auf  ben 
MiemenauSrfitfer  bie  Miemenüerfd?iebung  unb  fo= 
mit  bie  3lu§rüdung  be*  $abrftubI8  w»b  bie  Gin^ 
rüdung  für  3luf--  unb  3lhwärt«gang  erfolgt,  fy'xex- 
bureb  ift  aud)  bie  ÜJcögUcbfeit  gegeben,  ben  fiaty- 
ftubl  au  jebem  fünfte  feine«  weg«  aufzuhalten. 
Taburcb,  bafe  ber  ^abrftubl  an  eine  Porfpringenbe 
5Mfe  ber  Steuerftange  g  bann  anftöftt,  wenn  er  an 
feinem  böcbften  ober  tiefften  fünfte  angef  ommen  ift, 
rüdt  er  felbfttbätig  ben  äntrieb  au«,  woburd)  ein 
überfd)reiten  ber  (Jnbftellungen  unb  etwaige  baburd> 
bcrüorjurufenbe  UnglüdSfälle  Permieben  werben. 
(Jinen  3;ran«mifnonöaufi|ug  berfelben  fttrma,  an^ 
getrieben  burd)  einen  ©aömotor,  jeigen  bic  D 
unb  6.  Tie  Ginridjtung  üom  5aprftublc  unb  feinb: 
wert  entfpridjt  bem  oben  befdjriebenen  31.  3lufjug§= 
mafebine,  öaupttran«miffion  unb  SWotor  finb  aoer 
im  Grbgcfdjofe  untergebracht. 

31 13  SJeifpiet  für  bie  3lu«fübrung  eine«  Tampf  ■ 
auf  juge«  Piene  ber  in  $ig.  8—10  bargcftcllte  ber 
^irma  Cti«  «rotberf  in  Steuporf.  Tie  Tampf^ 
winbe  ift  im  (hbgefcboü  aufgeftellt;  fie  wirb  burd) 
eine  Heine  3ioilling«bampfmafd)ine  a  angetrieben, 
bereu  3"gangfeftung,  llmfteuerung  unb  3lbftellung 
com  ^abrftupl  au«  burd)  3wb*n  au  ^cm  ° 
gefebiebt.  Tiefe«  Seil  ftebt  burd)  bie  Stange  c  mit 
bem  .'nebel  1  eine«  Trebfcbicberö  m  in  SJcrbinbung, 
ber  fo  bur*  Bewegung  be«  Seil«  bem  gewünf*tcn 
©ange  be«  ^ahrftuhl«  ober  bem  Stillftanbe  ent: 
jpre*cnb  geftellt  wirb.  Stöfet  ber  ^abrftubl  an  bic 
beiben  am  obern  unb  untern  <3nbe  be«  öube«  an= 
gebra*tcu  Knoten  d  am  Steuerfeil,  fo  ftellterbur* 
Mitnahme  beS  (entern  felbfttbätig  bie  Tampf* 
maf*inc  ab.  Seiter  ift  mit  bem  Steuerfeil  bafl 
Seil  f  in  Scrbinbung,  ba«,  fobalb  ba«  Steuer* 
feil  auf  Stillftanb  ber  ÜRaf*ine  gerüdt  ift,  eine 
*J3remfe  g  ber  3lntriebf*eibe  ber  Seiltrommel,  wie 
au*  eine  Sremfe  ber  Si*crb,citftrommel  h  am 
obern  Gnbc  be«  3abrf*a*tc«  jur  ©irfung  bringt, 
lüobur*  ber  Jabrftubl  fofort  jum  Stillftanb  fommt. 
Tie  Übertragung  ber  Trebbemeguug  t>on  ber  Sita- 
f*inc  auf  bie  Seiltrommel  erfolgt  fo,  bafi  iunä*ft 
bur*  einen  mit  Spannrollen  ftraff  gebaltenen  Mic- 
men  eine  mit  ber  23rcmfc  g  verhunbene  S*eibc  k 
angetrieben  wirb,  von  beren  3l*fe  au«  mittel«  3ab": 
rabüberfetjung  bic  Trehung  ber  Seiltrommel  erfolgt. 

Tie  bPbraulif*cn  31.  werben  entweber  bur* 
bpbroftatifd)eu  Trud  von  einem  b,o*gelcgenen  Mc- 
fereoir  au«  in  ^Bewegung  gefegt,  ober  ba«  ©affer 
wirb  bur*  Hccumulatorcu  (f.  b.)  auf  bic  notwenbige 
Spannung  gebra*t  unb  in  berfelben  erhalten.  Jim 
einfa*ftcn  unb  in  ber  (£inri*tung  am  billigften  ift 
e«,  ben  in  Safferleitungen  vorbanbenen  Trud  ju 

6* 


Digitized  by  Google 


84 


Slufaug  (in  ber  Xedjnif) 


»erwenben,  ber  burdjfdmittlicb  4—6  kg  für  1  qcm 
beträgt;  beSbalb  finb  fold)e  St.  aud)  bie  gebräudv 
licbften.  So  feine  berartige  Öeitung  ober  bo*-- 
gelegenes  ÜHeferooir  oorbanben  ober  ber  2)rud 
nid't  binreicbenb  ift,  müfien  pumpen  mit  Stau* 
mulatoren  jur  3$ermenbung  tommen.  Tic  bpbrau« 
lifcben  5t.  werben  als  birett  wirtenbe  junger* 
aufjüge  auSgefübrt  ober  als  inbirett  wirtenbe 
8L  berart,  bafe  Ireibcqlinber  jur  Serwenbung  low 
men,  bie ! ürjer  als  bet  hub  beS  St.  finb,  unb  bafe  bie 
erforberlicbe  huboergröfierung  burd)  $lafd)enäug« 
überfclumg  erreicht  wirb.  ÖS  giebt  jwei  SIrten  von 
birelt  wirtcnben  bpbraulifcben  St.;  entwebet  ber 
Ureibcplinber  bat  bie r>oüe  Sänge  beS  jabrftub  l  bubeS, 
wie  aud)  ber  ^lungertolbeu,  ober  eS  wirb  ein  Jele= 
ffopfolbeu  vcrwenbet,  wobei  bie  Sänge  beS  Jreib* 
cplmberS  nur  einen  entfpredjenben  «rudjteil  beS 
ganjen  hubeS  auSmadjt.  ßin  birett  wirtenber  bw- 
braulifdjer  St.  ber  erften  SBauart,  von  Scbmibt, 
Hranj  &  (5o.  in  Slotbbaufen  am  harj,  ift  in frig.  11 
bargeftellt.  lex  hubeplinber  a  ift  in  einen  c  cbad t 
verfentt;  ber  als  fdjmiebeeiferneS  SHobr  auSgefübrte 
^lungertolben  b  trägt  oben  birelt  ben  $abrftubl  c, 
ber  bur<b  ©egengewtd?te  ausbalanciert  ift.  35a* 
$etriebswat)er  wirb  burd)  eine  SCßanbpumpe  d  in 
baS  SHefervoir  f  gefd?afft  unb  fliefet  burd?  ein  iHobr  g 
fem  Jreibcplinber  a  Jit  2>er  3ui  unb  Slbfhtfe  be* 
SBafferS  im  Gplinber  unb  bamit  baS  heben  unb 
Seilten  beS  ^al^rftti^td  werben  in  jeber  Stellung 
beS  ledern  vom  gabrftubl  felbft  aus  burd)  3»eben 
an  bem  hanbfeil  h  geregelt.  Stn  ben  Gnbftellungen 
beS  ftabrftublS  erfolgt  bie  SBerftellung  beS  Steuer- 
fdjieberS  jur  Stillfetmng  beS  St.  felbfttbätig.  üöeacn 
ber  33ctriebSfid)erl)eit,  bie  Ijbbraulifdje  St.  biefer  Strt 
gewäbren,  unb  wegen  it)rer  Crinfad)beit  werben  bie« 
felben  mit  Verliebe  für  ^Jerfonenaufjflge  benufct. 
Der  tiefe  Scbadjt  läßt  fid)  vermetben  burd)  Slnmen* 
bung  ber  fog.  Jcleftoptonftruttion,  wie  foldje 
boppclt  auSgefübrt  in  &af.  II,  ftig.  1  unb  2,  bar; 
acftellt  ift.  a,  »#  «iß.  1,  finb  bie  beiben  feftftebenben 
Jreibcplinber.  $ie  Kolben  befteben  bier  nid)t  au« 
einem  Stüd,  fonbern  aus  einer  Slnjabl  von  ineiiv 
anber  ftcb  fübrenben  9töbren  b,  c,  d  unb  e,  f  o  bafe  bie 
weitere  immer  als  gübrungSeplinbcr  für  bie  ndrtft 
engere,  als  Kolben  ju  betradjtenbe,  bient;  bie  9Ufy 
ren  ftnb  am  obern  dnbe  flegeneinanber  burd)  Stopfe 
büebfen  abflebidjtet  (f.  Äig.  2).  Set  2Baf)erbrud 
mu&  fo  grofe  fein,  bajj  er  binreiibt,  burd)  (f  inwirlung 
auf  ben  Äolben  tleiiiften  CuerfdjnittcS  bie  Saft 
emporjubeben.  Slm  £auptcpUnber  unten  ift,  wie 
'^ig.  2  ertennen  läfit,  ein  '^cberpuffer  angeorbnet, 
ber  beim  hereingeben  ber  Kolben  ein  fanfteS  Stuf 
fej»en  berfelben  eneichen  lä^t.  ©ei  ben  inbirett 
wirtenben  bpbraulifd?en  St.  mit  ftlafdjenjug 
überfe^ung  tann  ber  Jrcibcplinber  neben  bem 
3abrftublf<bacbt  ftebcnb  ober  liegenb  angeorbnet 
werben.  Sei  bem  auf  2af.  II,  &ig.  3,  bargeftellten  i 
t'aftaufjug  mit  ftebenbem  (vplinbera  greifen  bie  }wei 
Äolbenftangen  b  an  einer  lofen  Wolle  c  an,  über  bie 
ba«  Vaftfeil  läuft.  2er  eine  Strang  d  beefelbcn  ift 
oben  im  (M'äube  befeftigt,  ber  anbere  f  läuft  über 
eine  am  obern  Gnbe  beS  jabrftublf<f>acbtc*  ange= 
brad)te  Seitroüe  unb  trägt  ben  ^abrftubl.  hierbei  bc= 
trägt  ber  Äolbenbub  nur  bie  J&älfte  ber  Slufjugböbe. 
SaS  2)rudwaffer  tritt  beim  heben  ber  Saft  über  beu 
Kolben,  bier  ccbeibentolben.  $urd)  entfpred)enbe 
(iinftellung  beS  6teuerungSapparatS  tann  man 
OiefeSSÖafier  über  bem  Kolben  austreten  laffen,  wo= 
burd)  ftd?  ber  Jabrftubl  fenlt.  J 


5)ie  pneumatifdjen  St.  baben  principieU  bie* 
felbe  6inrid)tung  wie  bie  bpbraulifeben  unb  werben 
ebenfo  wie  biefe  in  biretter  unb  inbiretter  Slnorb« 
nung  auSgcfübrt  3)er  betrieb  erfolgt  burd)  forn* 
primierte  Suft  ober  burd)  ben  atmofpbärifcben 
Suftbrud,  inbem  in  le&term  ^ all  ber  Haum  unter 
bem  $reibtolben  luftleer  gepumpt  wirb.  Sneuma: 
tifebe  St.  finb  meift  als  ©idjtaufiüge  für  hod)öfen 
in  ©ebraud)  unb  bieten  bierfür  oft  grofee  Vorteile. 

6lettrifd?e  St.  tarnen  juerft  um  1890  in  3Iuf= 
nabme  unb  baben  in  ber  neueften  3eit  bebeutenbe 
Verbreitung  gefunben.  35ie  erften  3luSfüb.rungcn 
waren  im  wcfcntlidjen  fo  tonftruiert  wie  ber  in 
Üaf.  I,  am  5  unb  G,  bargefteltte  St.,  nur  bafc  an 
Stelle  beS  ©aSmotorS  ber  ßlettromotor  trat,  »ei 
neuem  Äonftruttionen  ift  Unterer  birett  mit  ber 
Stuf jugmafdjine oerbunben.  Tic  elettrifcben St. ftrtb 
billiger  (in  Stnfcbaffung  unb  ^Betrieb)  als  bie  bp= 
brautifdjen.  ©äbrenb  lefttere  für  r>erfd)iebene  5Be* 
(aftungen  beS  fcibrftubleS  immer  bie  gleicbe  mari* 
male  $rudmaffermenge  uerbraueben,  abforbiert  bei 
Glefrromotor  nur  fo  oiet  Strom,  als  ber  jeweiligen 
3örberleiftung  cnt|prid)t. 

5)ie  $ig.  4,  5  unb  6  ber  laf.  II  jeigen  Slm 
wcnbungSformen  oon  St.  nebjt  ihrer  dufrern  StuS-- 
ftattuug,  Sig.  4  ben  Stufjug  im  (dnigt.  6d)lofi  ;u 
Berlin,  jyig.  5  ben  eines  gröfiern  ©cfcbäftSbaufeS, 
■via .  6  beu  im  ©ranb  Sieftaurant  Unter  ben  Sinben 
m  iBertin.  Stile  brei  genannten  Sl.  finb  birett  wir« 
tenbe  bbbraulifdje  St.  »on  (l.  globr  in  Scrlin,  ber 
aud)  ben  31.  tonftruiert  bat,  ber  auf  ber  ^nfet  hclgo« 
lanb  baS  Cberlaub  mit  bem  Unterlanb  ferbinbet. 
über  bie  Stufige  beS  Eiffelturms  f.  b. 

6id)erbeitSoorrid)tungen  beim  3abr  = 
ftubtbe trieb,  ©egen  baS herabftürjen  bee  gabr* 
ftublS  beim  9iei jien  ber  Iragf eile  ftebert  man  ftd)  burd) 
eine  Sorrid?tung,  bie  ben  ftabrftubl  in  feiner  Jübrung 
fefttlemmt  Gin  Öeifpiel  für  biefe  in  oielen  Jormen 


5i8  i.  Ttifl-  =» 


ausgeführte  SicberungSmetbobe  ift  bie  oielfad)  bc  - 
wäbrte  ^angoorriebtung,  patent  9lo|bad)  (Tcut« 
fd)cS  iHeicbSpatent  38278  unb  44516),  auSgefübrt 
oon  Sdjmibt,  Kranj  &  6o.  in  "Jtorbbaufen  (f.  oor« 
ftcbenbe  ftig.  1  unb  2).  2)aS  Iragfcil  greift  an  einem 
Glinge  a  an,  ber  baö  obere  Cnbc  eines  fenfredjten 
vöolicnS  bilbet,  wekher  fid?  unten  auf  eine  Jeber  b 


Digitized  by  Google 


Aufaug  (im  SJrautü) 


—  «Cuqc  (be*  aKenfdjen) 


85 


ftü|t.  2utd>  baa  ©ewicbt  be*  ^ahrftuhlä  wirb  bie 
ficber  {ufammengcbrüdt  unb  ber  s-Soljen  gegen  ben 
ftabrftuhl  in  bie  5öbe  gejogen.  ÜJiit  bem  9)oljen  fmb 
nun  bie  Guben  von  jwei  öebeln  h  verbunben,  bic 
ocrmöge  ber  Stangen  s  mit  ben  Älcmmbaden  k  in 
^erbinbung  flehen.  [Reifet  ba*  2 ragfeil,  fo  iiebt 
bie  ai t er  b  bie  Gnbpunlte  ber  £ebel  h  nach  bem 
^aferitubl  bin,  woburdj  bie  $Brcm*baden  k  gegen 
bie  jwifeben  ihm  unb  bem  Anfcblag  w  burebgebenbe 
Aübrung*fcbiene  gepreßt  werben  unb  ben  ^abrftubl 
tfftbalten.  3>urcb  bte  tn  ber  3eid)nung  erficbtlid) e 
iSanblette  oben  am  Aabrjtu M  tönnen  außerbem  von 
bicjfem  au*  ieberjeit  mtt  ben  neben  h  liegenben 
weitern  £ebeln  bie  Stangen  s  in  bie  ööbe  gejogen 
unb  baburd  ebenfalls  bie  Älcmmbaden  k  tn  2bä- 
ligteit  gefeilt  »erben,  ftür  $erfonenaufjüge  wirb 
aud)  bie  Ginridjtung  f  o  getroffen,  baß  ber  ,uh-m:M 
an  jwei  Seilen  aufgehängt  ift,  wobei  eine  über; 
mäßige  Verlängerung  eine«  ber  Seile  fch on  genügt, 
bie  ^ngvorriebtung  einjurüden.  Söeiter  ift  an  bie= 
fem  ftabrftubl  ein  "ijiotfangboben  angebracht.  An 
Metten  ift  ein  leichte*  ©itter  unterhalb  ber  Platt- 
form aufgebfingt,  ba*  burch  äebel  in  ber  2Beife  mit 
ben  Älemmbadcn  k  in  SBerbinbung  >t cht,  baß  Untere 
f  ofort  jur  SBirtung  (ommen,  wenn  beim  öerabgeben 
be*  ^abrftubU  ber  ftotfangboben  auf  einen  im 
33ege  befinblicben  ©egenftanb  aufftößt.  Gine  eigen= 
artige,  von  3ö.  Seüer  <fe  £o.  in  ^bilabelpbia  an= 
gegebene fog.  ^enbelficherung wirb  für  5)eutfcb> 
lanb  von  Scbelter  &  ©iefedc  in  Scipjig  auggeführt. 
Tie  auf  laf.  I,  $ig.  7,  crficbtlicbe  Ginridjtung 
ift  berart,  baß  bie  feitlicpen  #übrungs>leiften  im 
,xabricbacht  mit  einer  9iut  in  Wellenlinien  Der 
feben  fmb,  in  meiere  ber  ftangapparat,  ein  ^enbel, 
eingreift.  2)iefe*  ift  fo  tonftruiert,  baß  e*  beim 
regelrechten  ?Ricbergang  be*  ^ahfftuhl*  entfprechenb 
feiner  Schwingungdauer  mit  feinen  Guben  in  ber 
9lut  hingleitet.  Sobalb  aber  entweber  burd)  Seih 
brud)  ober  f  onftige  Urfache  eine  größere  al*  normale 
Senfung*geicbroinbigteit  eintritt,  tann  ba*  ^ienbcl 
nicht  fo  fdjnell  ber  wellenförmigen  9?ut  in  ben  ftüh: 
rungeftangen  folgen,  bie  in  ber  9(*ut  gleitenben 
Guben  ftütten  ficb  auf,  werben  in  bie  $öbe  gebrüdt, 
unb  ein  an  benfelben  angebrachtes  ^abnfegment 
greift  in  ein  barüber  bcfinblicbe*,  am  ftabrftuhl  t>c: 
teftigtc*  ein,  wobureb  ba*  ^Jenbel  feftgebalten  unb 
iober^tieberganabe«'  ^abrftubh*  unmöglich  gemacht 
wirb,  Tie  befdriebenen  Aanguorricbtungen  werben 
tfimtlicb  nacb  erfolgter  Abhilfe  ber  Störung  burd) 
l  angfame*  Anheben  be*  SabrftuhU  roiebet  in  nor: 
male  Junltion  verfc&t.  Ter  Verrichtungen  jur  2?er= 
binberung  be$  überlaufene  be-?  AabrftubU  über 
feine  Gnbftellungen  ift  febon  oben  gebaut  worben. 
Tie  auf  S<bachtverfcb(u|thüren  bejüglicben  Sitber« 
beitdooTTidjtungen  follen  ein  Offnen  biefer  Spüren 
oen  auften  nur  in  ben  gfillen  julaffen,  wenn  ber 
Äabrftubl  gerabe  oor  ber  betreffenben  Jbür  jur 
^ube  gefommen  ift.  35er  Sicrfcblufe  gefebieht  bann 
in  ber  Art,  tan  ein  9iiege(  an  ber  3bür  mit  ber 
Steuervorrichtung  unb  bem  ^abrftuhl  fo  in  Söe- 
jiehung  gebracht  ift,  ba&  er  von  le&term  jurüdgc= 
f  et  oben  wirb,  wenn  berfelbe  vor  ber  Shür  ftebt. 
Zugleich  tann  burch  tai  9lieberbrüden  ber  2bür- 
tltnfe  unb  burd)  ba$  Cffnen  ber  2^ür  bie  SJorriäV 
rang  }um  ^ngangfetten  bed  ,V.hitnbW-  fo  gefperrt 
werben,  baft  ber  söetrieb  nur  erfolgen  tann,  wenn 
bie  3<had?ttbür  orbnung^mfipig  verfcbloffen  ift.  — 
6. 3 u*  »rtitel  »ufjug,  »b.  17.  —  über  ben  2N  fl  h  = 
1  e  n  a  u  f  j  u  g  f.  aWühlenförbereinrichtuugen. 


3n  ber  ©eher ei  bejeichnet  man  jumeilen  mit  9L 
bic  Äet  te,  b.  i.  bie  ©efamtheit  ber  Cängsifäben  eine« 
©ewebe«,  jwifd>en  welche  bie  Ouerfäben,  Gins 
fdjlag  ober  Schüfe  genannt,  eingef (hoffen  werben. 

21ufjud,2lbfcbnitt  einer  bramat.6anblung,filft. 

9luf ^mitten,  f.  Schuhwarenfabritation. 

9lugapfcl/  f-  Auge  unb  Exenteratio  bulbi. 

9luge.  Ta*  A.  b  e  *  3Jl  e  n  f  ch  e  n  hat  faft  bie  ^orm 
einer  Kugel  (Augapfel,  Bulbus  oculi)  unb  liegt 
in  ber  tnoebernen  Augenhöhle  (f.  Safel:  3) a8 
AugebeaüJcenfchen,  ^ig.  3),  bie  eine  liegenbe, 
unregelmäßig  vierfeitige,  mit  ber  ©runbflfiche  nach 
vorn  unb  außen,  mit  ber  Spi^e  nad)  hinten  unb 
innen  gerichtete  $pramibe  bilbet.  Tiefe  ööhle  ift 
von  einem  febr  lodern  unb  fettreichen  3eHft°ff  aui- 

SiefülU,  ber  für  ba«  A.  ein  weiches,  überall  gut  an* 
cblic&enbeS  üager  bilbet,  ba8  ben  Augapfel  mit 
lu&nabme  feine*  vorbern  3)ritteld  umfchlicßt  unb 
bie  SBfiucbe  unb  Sehnen  ber  Augenmuäteln  in 
ihrer  i?age  crbdlt.  Ttx  Augapfel  felbft  (f.  Jafel: 
Tai  Auge  be*  SWenfchcn,  W  1)  hat  einen 
3)urd)meffer  von  etwa  23  mm  unb  al$  dufterfte  £)ülle 
eine  weifee,  unburchfichtige.  wie  Sebet  ober  bünne* 
J&orn  biegfame  |>aut,  bie  V  cb  er  bau  t  ober  harte 
ftaut  (TunicÄ  sclera,  Sclerotica),  auch  ba* 2Bei|e 
im  A.  genannt.  Auf  ber  93orberfeite  be*  A.  ift 
auf  einem  fleinen  trei*förmigen  Seile,  in  ber  ftorm 
unb  2>urcbficbtigfeit  wie  ein  Uhrgla*,  bie  burch  = 
fichtige  dornhaut  ober  gemeinhin  Hornhaut 
(Cornea);  ftc  ift  ftfirter  gewölbt  al*  ber  übrige  Aug^ 
apfcl.  hinter  ber  Hornhaut  befinbet  pch  ein  ebene*, 
trei*förmige*  unb  aeffirbte*  ödutebenj bie  Siegen  ■- 
bogen  baut  ober  3ri*,  welche  bie  Wölbung  ber 
Öomhaut  von  bem  übrigen  Seile  be*  A.  trennt  unb 
in  ber  Glitte  eine  frci*runbc  Öffnung  hat  ( Augen - 
ftern,  Pupille);  betrachtet  man  bte  Cffnung  von 
vorn,  fo  ift  Tie  fchwar},  unb  baher  wirb  fte  audj 
ba*  Sdbwar  je  im  A.  genannt.  (S.  Pupille.)  35ic 
garbe  be*  A.  wirb  burd)  bie  ber  Regenbogenhaut 
bebingt.  hinter  berfelben  unb  ber  Pupille  oefinbet 
ftd}  ein  burchftchtiger  ftörper  von  ber  ©eftalt  einer 
tletnen,  boppelt  gewölbten  fiinfe,  nach  biefer  ^orm 
bie  ftrpftalllinjc  oberi^infe  genannt.  3)ie übrige 
Ööhlung  (hintere  Augentammer)  ift  erfüllt 
von  einer  fiebrigen  ftlüffigteit,  bie  burebftchtigem  Gi= 
weiß  ober  gefchmoljenem  ©lafe  ähnlich  ift  unb  baher 
aud)  ©Ia*törper,  ©la*feud)tigteit  (Humor 
vitreus)  genannt  wirb.  Gin  anbere*  burebfiebtige* 
ÜJiittel,  bie  wclfferige  ^euchtigteit  (Humor 
aqueus),  finbet  ftd)  jwilchen  ber  fiinfe  unb  ber  öorn= 
haut,  in  ber  fog.  vorbern  Augentammer.  Tic 
ganje  innere  Seite  ber  Seberhaut  ift  mit  einer  garten 
;  bräunlichroten  öaut,  ber  Aberbaut  (Chorioidea), 
übertleibet,  bic  auf  ihrer  3nnenflfid?e  eine  bid)te  Sage 
von  braunem  ^arbftoff  (Tapetum  nigrum)  trägt. 
3)urcb  biefe  bunllc  Umtleibung,  bie  ben  tünftlicheu 
Apparat  einer  Camera  obscura  (f.  b.)  ähnlich  macht, 
wirb  biffufe  fiiehtjerftreuung  im  Augeninnern  ver= 
binbert.  ^wifchen  ber  Aberbaut  unb  ber  gläferneu 
^euchtigteit  liegt  enblich  eine  feine,  }arte,  burcbfiaV 
tige  .öaut,  biei'icubaut  (Retina),  eine  Au*breitung 
be*  Sehnerven,  ber  auf  ber  SHüdroanb  in  ba*  A.  et» 
wa*  von  ber  Seite  eintritt  unb  mit  bem  ©ebirn  in 
SBerbinbung  ftebt.  Tic  Retihaut  befteht  au*  neun 
verfchiebenen  Schichten,  von  benen  bie  inner  fte  (f  auf 
umftchenber  ftig.  1 )  von  ben  au*einanber  ftrablenbcu 
ftafern  be*  Sepnerven,  bie  äußerftc  von  paliffaben- 
artig  bicht  nebeneinanber  ftebeubeu  äußerft  feinen 
Stäbchen  (b)  unb  3apfen  (a)  gebilbet  wirb.  3>ie 


Digitized  by  Google 


86 


9(uge  (beg  SRtnföen) 


3  tdbdbcn  unb  3opf< n  ftnb  al«  bie  eigentlichen  ßnb- 
organe  be«  Sehnerven,  al«  bie  Ü*tempfinbenbcn 
Elemente  be«  31.  ju  betrachten  unb  bitben  mit  ihren 
in  bem  oben  ermähnten  Tapetum  nigrum  Wurjcln- 
ben  tfufeenben  ein  jierliche«  ÜDlofait.  Tie  ^wifAen* 
Richten  (c  d  e)  enthalten  feine  3lert>enfaiern  unb 
ftcrDcnjellcn.  3Tm  Slugapfel  fchcn  ft*  bie  ieA« 

S/r  s b  3lugenmu«teln an, bie ben 

«  W&£  Augapfel  bewegen.  3ltiBer- 
Ä  B]  bem  gehören  jum  31.  noch 

gemiife  3cfc»uB:  unb  £>ilf*< 
organc,  bie  3lugcnlibcr 
nnb  ber  2 Ina uenapparat. 
Die  3lugenliber  (Pal- 

Sibrae)  uerf  AlieHen  unter 
eft*t«organ  unb  fAüben 
e«  üor  au ii  naAteiligeu 
(5inwirhmgen.  Dieauer= 
laufenbeSpaltc,bie3lugen- 
libf  palte,  bie  fte  jwiiAen 
(ich  (offen«  tann  ie  na* 
bem  Bebürfniffc  burdh  bcn 
3lugenlibmu«fel,  ber  unter 
ber  Jdaut  ringförmig  um 
bie  Slugenltbfpalte  herum 
läuft,  mehr  ober  weniger 
verengert  ober  a.nu  ge= 
fchloffen  unb  mieber  burch 
einen  anbern  3)tu«fel,  ben 
Slufbeber  be«  obern  3lu* 
genlibe«,  geöffnet  werben. 
SDienfAen,  beren  21.  ftch 
iiicbt  wopl  allen  (Entfernungen  anjupaffen  »er 
mögen,  Ineifen,  wenn  fie  einen  ©egenftanb  beutlicb 
fehen  wollen,  bie  3lugenliber  fo  weit  jufammen,  baft 
nur  eine  febr  enge  ©palte  jurüdbleibt,  um  burch 
Verfleinerung  ber  3«ftrcuung«trcife  ein  möglichst 
iAarfe«  Söilb  ju  erhalten.  Die  3lugeuliber  haben 
einen  fehr  tomplijierteuBau  unb  fönnen  einer  großen 
fleihe  ton  Äranfheiten  »erfalleit,  von  benen  eine 
iebe  ihre  befonbere  Diagnofe  unb  3khanblung  erfor* 
bert.  2Jon  großer  SiAtigteit  fmb  auch  bie  3lugeu  - 
»impern  (Cilia),  bie  Meinen  Härchen,  bie  auf 
bem  Dorbern  Saume  ber  freien  3lugenltbränber  in 
einer  9ieihc  fehr  nahe  nebeneinanber  unb  ui  jmeien 
bis  breien  hintereinanber  flehen,  Sie  bienen  jum 
Schule  gegen  Staub,  gegen  ;u  belle*  Vicht  u.  f.  w. 
fehlen  bte  Wimpern,  fo  leibet  nicht  biet-,  bie  SAön= 
heit,  fonbern  ba«  31.  ift  auch  lichtfeheu  unb  ju  out 
jünbungen  geneigter.  Die  SBurjeln  ber  Söimpcrn 
Unb  fehr  oft  ber  Sil  einer  (Entjünbuug,  bie  bei  3*er= 
uaAläfftgung  eine  falfche  Stellung  ober  ba«  3(b 
l'terhen  ber  £>är*cn  jur  Jyolge  hat.  Die  innere  Seite 
ber  31ugcnliber,  wie  auch  bie  Oberfläche  be«  31ug= 
apfcl«  felbft,  mit  3lu«iAlun  ber  öorubaut,  ift  VOn 
einem  garten  burchfeheinenben  £>dutAen  überjogen 
( 5) i übe  baut,  Conjunctiva),  ba«  t?on  bcn  Xbräiten 
fortmährenb  beneht  unb  feucht  erhalten  wirb.  Diefe« 
f onbert  etwa*  Schleim  ab ,  ber  in  Herbinbung  mit 
einem  oon  ben  iöleibomfAcn  Drüfcn  (f.  b.)  ber  frber 
gelieferten  fettigen  Sehet  (ber  fog.3lugenbutter) 
ba ju  bient,  bie  Bewegungen  be«  31.  ju  erleichtern 
unb  ba«fclbc  cor  ber  äupern  Stift,  Staub  it.  f.  w. 
JU  fAüfcen.  Die  Jbtäuen  bilbeu  eine  mäfierige, 
taljige  $  lüfügleit  unb  werben  unaufhörlich  in  Heiner 
iltenge  üon  ber  Z bränenbrüfe  (Glandula  lacry- 
malis), bie  in  ber  3lugenhöble  nach  aufeen  unb  oben 
über  bem  3lugapfel  liegt,  abgefonbert.  Sie  befpüleu  | 
tie  »orberfläche  bes  Augapfel*  unb  erhalten  bie  I 


'  .dornhaut  jtet«  glatt  unb  blanl.  Die  überfAüfiigcn 
ibränen  fliegen  am  innern  3lugenwintel  burch  jwei 

'  tieine  üHöhrchcn,  bie  Ihräncnfanälcben  (Cana- 
liculi  lacrymales),  in  ben  Dbräneufad  (Saccus 
lacrymalis  s.  Dacryocystis)  unb  r*on  bieiem  bureb 
ben  häutigen  Shtänennafengang  (Ductus  naso- 
lacrymalis)  nach  ber  9tafe  ab.  (to.  %a]tl:  D  a  s  3t  u  g  c 
b  e  i  'M  c  n  f  ch  e  n ,  §g.  5.)  Die  J hränenabf onberung 
fteht  unter  bem  Qntlflttffc  eines  befonbern  Heroen, 
yft  fte  Dcrmehrt,  wie  bie*  teil«  bei  ©emüteaffet= 
ten,  beim  ©einen,  teil«  burch  fteijung  ber  Qm- 
pfinbungineroen  be*  31.,  bei  Gnt jünbungen  beS» 
jelben  ober  bei  eingeflogenen  fremben  Körpern  ge= 
ichiebt,  fo  fönnen  bie  $hränen  nicht  fdjnell  genug 
aufgefogen  werben  unb  fliegen  über  bie  3Bange 
herab.  Daäfelbe  ftnbet  bei  Zähmung  eine«  Jlugou 
libee  unb  bei  Verengerung  ber  Z hränenabfithrwcgc 
ftatt.  @anj  jwedmä|ig  vergleicht  man  bcn  Augapfel 
mit  ber  Grbnigel,  nennt  ben  am  ftärtften  üorfprin- 
genben  $unft  ber  Hornhaut  b«nDorbern3(ugen: 
pol  (V  auf  ber  beiftehenben  3tg.  2),  ben  am  wei* 
teften  na*  hinten  t>or= 
fpringenben  "l' u:\li  ben 
hintern  3lugenpol 
(II),  bie  beibe  fünfte  .  .. 
uerbinbenbe ,  bur*  ben 
iDuttelpunft  bc«  31. 
gehenbc  gerabc  vinie 
(aa)  bie  3tugeita*fe, 
ben  fcntrcAt  auf  ber  lefcs 

tern  ftebenben  größten  .u  v  bcn  il  q  u  a  t  o  r  be«  3lug= 
apfcle(ClG).  Da,  wo  bie  3lugena*fe  bie  Sichbaut 
i*neibet,  ftnbet  fi*  in  ber  lehtern  eine  gelbliAc 
Stelle(gclber  ^led),  beffeu  Satte  (Fovea  centra- 
lis) etwa«  oertieft  ift  unb  infolge  ber  3(norbnung 
ber  nerböfen  (Elemente  eine  bebeutenb  höhere  6m; 
pfinbli*teit  für  ^i*tcinbrüde  befifat  al*  alle  übrigen 
fünfte  ber  sJiehbaut.  (Etwa  4  mm  uafenwärt«  oon 
biefer  (Mrube  liegt  bie  (EintuttSftelle  be«  Scbncrocu 
(Papilla  nervi  optici;  f.  Jafel:  Da«  3tuge  bc» 
SRcnf *en,  5>ig.  2).  Diefelbe  ift  mit  ben  jur  2i*t= 
empfinbuiig  geeigneten  (Enbapparaten  ni*t  uerf  eben 
unb  be«balb  für  Vi*teinbrud  ööllig  unempftnbli*. 
^hf  enti'pricht  baber  im  ®ertd?t«felbe  eine«  ieben  31. 
ein  fog.  blinber  ,\  icd. 

3m  menf*lid?en  31.  entfteht  ba«  Söilb  eine«  ©egett  • 
ftanbe«  in  folgenber  Seife:  ab  ber  naAftehenben 
tfig.3  fei  ein  Öegcnftanb,  fo  wirb  bte  in  ber  Witte 


be«  von  a  au«gehenben  2i*t(egel«  Uegenbe  9ii** 
tung«linie  a  x  mtt  ber  vJiichtung«ltnie  be«  Si*ttegel« 
b  ß  unb  ber  aller  übrigen  i'i*ttcgel ,  bie  bur*  bie 
Pupille  bringen,  bie  3lugena*fe  an  bem  $unttc  o 
(bem  «reujtmg«punlte  ber  9lichtung«linieu)  f*nei= 
ben  unb  ft*  hinter  bem  ^unlte  o  in  geraber  t'inie  bi« 
jur  SJehbaut  fortpflanjen.  Die  ju  bemfelben  £i*t« 
tegcl  gehörigen  Strahlen  werben  babei  fo  gebro*en, 
ba^  fte,  bei  ri*tigcr  3lnpaffuitg  be«  3(.  für  bie  Snt< 
f  er  nung  be«  (^egenftanbe«,  bie  Sli*tung«linie  (S  e  h  • 
Linie,  ^rojettion«linic)  gerabe  auf  ber  3ten= 


Digitized  by  Google 


DAS  AUGE  DES  MENSCHEN 


Ii  Aldi 


fa  Br*€Uums'Ct*gr  mrHst  Anstalt  läpti§ 


Digitized  by  Google 


flugc  (beS 

baut  icbneibcn  unb  bort  ein  Bilb  beä  entipredjenben 
$untte$  enttDcrfen.  So  ift  j.  93.  «  ba*  Bilb  pon  a 
unb  ß  ba*  Bilb  von  b.  3  aä  Sietibautbilb  ftcbt  alfo 
vertetn  t  unb  ift  mofaitförmig  auo  einer  u-hv  großen 
8abl  cinjelner  leudjtenber  "$untte  juiammengcfe&t. 
3)urd?  tiefet  umgetebrte Bilb  auf  ber  91 er, hau t  wirb 
bte©efid?t£empfinbungpermittelt.  3lber  ber  £id?tetn-* 
brud  ift  ald  fötaler  nod)  teine  Gmpftnbung,  fonbern 
er  wirb  ti  erft  burd?  bie^orrpflanjuna  ber  bureb  ibn 
bewirtten  Grregung  jum  (Sebirn  in  ber  BabnbeS  Seb: 
neruen.  3>m  ©ebirn  wirb  erft  bie  felbftbewu&te  Gm- 
pfinbung  (®efid?täoorftellung)  gefdjaffen  unb 
oom  (Seifte  auf  ben  äufjcrn  ©egenftanb  bejogen  ober 
nad?  aufcen  probiert,  unb  »mar  in  ber  iHidjtuna  ber 
•Hurtu:tiv>linie,  b.  b.  in  ber  £ime,  bie,  bureb  ben  Streu* 
junaepunft  o  gebenb,  ben  erregten  9lefcbaurpuntt, 
3. B.  o  mit  bem  entipredjenben  fünfte  a  perbinbet. 

Sit  X\)at\ad)t,  taf;  mir  bie  ©egenftänbe  in  ber 
£age  feben,  wie  fte  wirtlich  aufier  unä  im  5Raume 
geftellt  fmb,  ndmlid?  baS  Cbere  oben,  baS  Untere 
unten  u.  f. w.,  obgleid?  bie  BUber  pon  ibnen  auf 
unferer  9lefcbaut  gerabe  bie  umgetebrte  i?age  haben, 
crtlärt  fidj  barau«,  tan  bie  Seele  ba$  auf  ber  9lefi 
baut  entworfene,  mofaitförmige  Bilb  nidjt  ali  ein 
objefttoed  (auf  ber  91e&baut  ftebenbed)  anfdjaut,  fon= 
beru  rar,  fte  nur  bie  ju  ibr  fortgeleiteten  pboftol. 
(Erregungen  mabmimmt,  roeldje  bie  einjelnen  Üidjt* 
fegel  in  ben  oon  ibnen  getroffenen  9letibautftellen 
beroorrufen,  unb  biefe  2id?teinbrudein  ber  iKtcbtung 
ber  sl>roieftion£linien  nad?  aufeen  perfekt.  Xa  nun 
ba*  pon  a  auägebenbe  2id?t  in  a  empfunben,  aber 
nad?  a  projijiert,  baä  pon  b  au*gepenbe  Sidjt  in  ß 
empfunben,  aber  nad?  b  projijiert  toirb,  f 0  »erben  bie 
-^untte  a  unb  b  unb  ebenf  0  alle  übrigen  Cbjettpuntte 
an  ibrem  rrirllidjen  Orte  gefeben. 

Um  mit  gleicher  Schärfe  in  ber  91äbe  wie  in  ber 
-lerne  feben  ju  tönnen,  beugt  ba3  81.  bie  frdbigteit, 
fieb  für  bie  oerfdpiebene  Entfernung  ber  Cbjette  31t 
aecommobieren  (f.  tXccommobationSocrmögen). 

Bermöge  ihrer  balbfugeligen  frorm  ift  bie  91e&baut 
im  ftanbe,  aud)  oon  toeit  fettlid?  liegenben  fünften 
Üid?teinbrude  ju  empfangen.  3)a3  unbewegte  51. 
uberftebt  alfo  gleicbjeitig  einen  grofcen  Steil  be* 
»or  ibm  liegenben  WaumS  (OJefiAtäfelb  be*  bc= 
treffenben  81.).  .Jnbejfen  ift  ba«  gefunbe  51.  infolge 
ber  beoorjugten  Gmpftnblidjfeit  beS  gelben  frled* 
ftet*  beftrebt,  baä  Bilb  eine«  ju  febenben  fünftel 
mit  biefem  gelben  #led  aufjufangen,  unb  riebt  et 
pcsfbalb  ftetä  bie  Sugenadjfe,  bie  man  be*balb  au* 
Blidlinie  nennt,  auf  ben  ui  fixierenben  JBuntt. 
„*}u  biefem  3wede  beftfct  ba$  81.  eine  grofce  Beweg 
lidjteit,  unb  )mar  ftnb  feine  Bewegungen  fdmtlicb 
tHollungen,  bie  um  einen  $untt  (ben  ?  rebpuntt)  por 
ftd?  geben,  ber  jiemlid)  mit  bem  üJlittelpunlt  be* 
Augapfel«  jufammenfällt  unb  felbft  bei  ben  sBc* 
wegungen  feinen  Crt  niebt  dnbert.  3 cd'  ÜUiuöleln, 
bie  5( ugen muffeln,  bewirten  biefe  Bewegungen 
(f.  -Tafel:  35a*  Sluge  beS  3Wenf(ben,  3ig.4), 
oier  gerabe,  bie  oon  ber  Spifte  ber  5(ugenböble  nadb 
vorn  laufen  unb  fieb  in  ber  9ldbe  ber  >>n uhaut  an 
ben  8(ugapfel  anfeBen,  je  einer  oben,  unten,  innen 
unb  aufeen,  unb  jwei  fd?iefe.  33er  obere  febiefe 
verläuft  mit  ben  oter  geraben,  feine  Sebne  fcblingt 
fid?  um  eine  an  ber  obern  innern  Öde  ber  5tugen*  : 
böblenöffnung  gelegene  Siolle,  um  na*  binten  unb  1 
aufeen  laufenb  binter  bem  Äquator  be4  8lugapfel*  ! 
mit  bemfelben  ju  perwadjfen.  Xiefelbe  vJUcbtung  ] 
nimmt  unterbalb  be*  5lugapfel$  ber  pon  ber  untern 
umern  Cde  ber  5lugenböblen6ffnung  entfpringenbe 


ü^cnft^eH)  87 

untere  fdbiefe.  ^sc  jwei  tiefer  lUiivtcln ,  udinlid) 
bie  jwei  fdjicfen ,  ber  obere  unb  untere  gerabe  unb 
ber  innere  unb  duftere  gerabe  fmb  Slntagoniftcn, 
Wirten  fieb  entgegen  unb  rollen  ben  8lugapfcl  um 
eine  aemeinfame  3)rebung*ad)fe,  bic  jur  ^unebene 
ber  :Uiu*telu  im  Trebpuuttc  errichtete  Normale. 
Xie  meiften  8lugenbewegungen  werben  triebt  bw«t 
bie  JlUrlung  nur  eine*  iltustel*  ermöglicbt,  fonbern 
bureb  eine  juiammengefeiite  5LUrtung  von  ;wei  ober 
aud)  bret  i'hi^teln.  Xen  iHaum,  beti  ein  51.  bei  un- 
bewegtem Üopfc  mit  feiner  Blidlinie  beftreieben 
tanit,  nennt  man  fein  Blidfclb.  Xie  beiben  81. 
be«  IRenfcben  ftnb  in  Bejiebung  auf  ibre  SiUrtfam 
teit  ali  bic  5lu»einanber legung  eine«  einjigen  51. 
ju  betrachten;  wenigsten«  gilt  biefe*  pollftinbig 
oon  beiben  5ieftbdutcn.  3Mefc  fmb  gleiibfam  jwei 
Zweige  mit  einer  3öurjel,  unb  jebeö  £teüd>eu  bei 
cinfadScn  5öurjcl  ift  glcicbfam  in  »wei  Zweige  für 
betbc  51 .  gcfpalten  (f.  Stafel :  3)  a  4  51  u  g  e  b  e  *  SR  e n  ■■ 
fehen,  ^ig.  G).  i'lan  tarnt  ftd?  gewtnertnanen  bic 
/>-ldcben  beiber  5ichbautc  aufeinanbergelcgt  beuten, 
fo  bap  bie  rechte  eeite  ber  5ietibaut  bc>?  rechten  51. 
auf  bie  rechte  Seite  berjeuigen  bc-J  linteit  51.  ju  liegen 
tommt.  Sie  ftd)  bann  bedenben  -teile  ftnb,  wa*  ibre 
röJtrhing  anbetrifft,  ein*  unb  baäfclbc  unb  ftcllcn, 
jugleid)  angeregt,  ber  Seele  nur  ein  einfache*  Silb 
oor  (tbentifepe  5tehbautpuntte).  ^bentifdi 
ftnb  fowohl  bie  iDiittelptiuttc  beiber  Nehhäute  Iber 
gelbe  %hd)  ali  bie  Stellen  beiber  JicHbctute,  bie 
gleicbwcit  nad)  recht-» ,  littl*,  oben  ober  unten  vom 
gelten  friede  entfernt  Tiegen.  5lllc  übrigen  Stelleu 
beiber  Jtetibäutc  ftnb  gegencinanber  ferfebieben  f  bifje 
rent ).  S  inb  fie  erregt,  fo  ift  c-5  gerabe  f  0  gut,  al*  ob  wer  •- 
fdiiebcue  Stellen  in  einem  einjigen  51.  erregt  wären; 
fte  feben  bie  Wegenftänbe  nicht  einfad),  fonbern  bop- 
pelt.  Um  mit  beiben  51.  cinfad)  ju  feben,  richten  wir 
baher  unter  allen  Umftänben  bieScbacbfen  beiber  51. 
auf  ben  fdjarf  ju  febenben  x^untt,  fo  bap  fte  ftd?  in 
biefem  fünfte  fdbneiben  unb  in  beiben 51. ba*  53ilb  auf 
ben  gelben '3(cd  fällt  unb  glcicbjeitig  bie  eutfpreeben 
ben  5ic»tbautmcribiane  beiber  51.  parallel  ftnb.  fri 
rieten  wir  nun  3.  9.  einen  uot  KRl  liegenben 


Sifl.  4.  Big. 


$ttllft  a(f.  frig.  4),  fo  crfd?etnt  ein  fernerer  "littiitt  Ii 
boppelt,  weil  er  fid?  in  beiben  51.  auf  ben  nicht  ibcu= 
tifebeu  Stellen  ß  ß  abbilbet.  Öbenfo  mub  beim  $tnc* 
ren  eine«  fernen  ^untte«  b  (f.  /}ig.  5)  ber  nähere 
*4Juntt  a,  beffen  Bin  in  beiben  51.  auf  bie  nicht  iben= 
tiid?cn  Stellen  aa  fällt,  boppelt  gefeben  werben. 
Bei  einer  gegebenen  Stellung  ber  Sebacbfen  ift  es 
nur  eine  bestimmte  Dieibe  oon  fünften,  bie  ftd?  auf 
ibentifdjen  Stellen  abbilbet,  unb  baber  einfach  er- 


Digitized  by  Google 


88 


?(uge  (ber  Xtere) 


fcbeint.  Den  geometr.  Dvt,  wo  toicfe  fünfte  liegen, 
unb  ber  je  \u&  ber  oerfebiebenen  Stellung  ber  91. 
ein  Krei*,  eine  ebene  ftldcbeu.  f. w.  fein  fann,  nennt 
mau  Horopter,  Sebtrei*.  9111c  aufecrbalb  be* 
Horopter*  liegenben  fünfte  müftten  ftrenggenom; 
men  immer  boppclt  gefeben  werben,  G«  gefdjicbt 
bieg  jeboeb  gewöbnlidj  nicht,  fonbern  nur  bei  befon: 
ber*  bievaur  gerichteter  3(ufmertfamteit,  weil  bei 
Ginbrud,  ben  ber  gelbe  Sied  auf  beiben  X.  credit, 
ein  fo  entfebiebene*  übergewiebt  über  bie  Ginbrüdc 
ber  mebr  peripberifcb  liegenben  9cebbautftellen  bat, 
bafi  bie  lejjtcrn  Ginbrüde  tu  wenig  beachtet  werben. 
Selbft  bie  Stoiber,  bie  untere  beiben  3t.  oon  einem 
nnb  bcmfelben  törperlicben,  b.  b.  nach,  £öbe,  SBreitc 
unb  Jiefe  au*gebebnten  ©cgenftanbe  erhalten,  ftnb 
oerfdjieben  unb  beden  fid?  niebt  ooUtommen.  Dicfc 
^nlongruenj  wirb  gleicbfall*  nidjt  al*  Doppelleben 
empfunben,  fonbern  bringt  bem  geübten  3t.  bie  Di= 
menfion  ber  2icfc,  ba*  Körperlicbe  be*  Dbjeft*, 
fd?cinbar  unmittelbar  jur  9tnfd?auung. 

ffienn  bagegen  bei  feblerbafter  Stellung  ber  91., 
roie  bei  Ödbmungen  ober  Krampf  bej.  SBertürjiung 
ber  9lugenmu*feln  (Schielen),  nur  bie  eine  Sebacbfc 
auf  ben  ju  febenben  ^Juntt  gerietet  ift,  bie  anberc 
bei  bemjelben  oorbeigelit,  fomit  nur  im  erften  3t.  bcr 
gelbe  $led,  im  jmeiten  eine  baneben  liegenbe  Stelle 
ber  5Re!*baut  oon  bem  Silbe  getroffen  wirb,  tritt 
immer  ein  ftörenbc*  Doppelfeben  (binofulare 
Diplopie)  ein.  ä*on  bem  fünfte  A  in  beiftebenber 
gig.6  erbält  ba*  firierenbe  liutc  3(.  cinöilb  auf  bem 
gelben  ft-lcde  &>  ba*  nidjt 
firierenbe  rechte  3t.  auf  einer 
näfcniodrt*  oon  g  gelegenen 
Stelle  f.  Da«  linte  3t.  fiebt 
nun  A  an  feinem  richtigen 
Drte,  ba*  rcd>te  9t.  bagegen 
ben  v#untt  a  noeb  einmal, 
unb  jwar  in  A 1 ,  alf o  bort, 
wo  bei  nötiger  Ginftellung 
be*  regten  31.  ber  tyintt  A 
fteben  müfcte,  um  fein  SJilb 
in  f  ju  entwerfen.  Ob  bie 
5dbigfeit,  bie  ©egenftdnbc 
mit  ben  ibentifdjen  Stellen  ber  beiben  iftc&bdutc 
einfach  ju  feben,  anatomiieb  hegrünbet  ift  ober 
bureb  Übung  erworben  wirb,  i)t  noch  ftreitig. 
3tber  bie  begriffe  über  3lnorbnung,  öröfjc,  ©c- 
ftalt,  Entfernung  ber  ©egenftdnbe,  b.  b-  bie  britte 
Dimenfton  be*  iHaum*,  bcr  Durebmeffcr  ber  Jiefe, 
ber  Gntfernung  werben  nicht  unmittelbar  bureb  ba* 
Sehorgan  gegeben,  fonbern  beruben  auch  jugleid? 
auf  Urteilen  unb  Scblüffen,  welcbe  bie  Ginbrüde 
anberer  Sinne  jur  ©runblage  haben.  Dag  Staft= 
organ  ganj  befonber*  oerooUftdnbigt  unb  torrigiert 
oon  frübeftcr  Kinbbeit  an  bie  ©eficbtsseinbrüdc,  fo 
bajj  bie  Ginbrüde  beiber,  un*  imbennifit,  ineinanber 
übergeben  unb  wir  mit  jebem  ©efebenen  jugleid? 
ein  Urteil  über  ©röfie,  Gntfernung  unb  5öefibaffen= 
beit  oerbinben.  Die  bureb  anbaltenbe  Übung,  oer- 
bunben  mit  wirtlicbcn  Stellungen,  erbaltcne  fertig: 
feit  unb  Sicherheit  be*  Urteils  nennt  man  ba* 
ttugenmafe  (f.  b.j,  ba*  fonacb  bei  einigen  ÜJJenfcben 
feiner  unb  fieberer  fein  mufc  al*  bei  anbern.  3luf 
ber  Stetjbaut  bilben  ficb  bic  ©egenftdnbe  nur  nadj 
$wei  Durcbmcffern  ab,  nad)  ber  .fröbe  unb  breite. 
Dicfc  Durebmeffcr  werben  alfo  unmittelbar  mabr; 
genommen,  wdbrcnb  bcr  britte  Durebmeffcr,  bcr 
bcr  2icfe  ober  bcr  Gntfcrnung,  nur  mittelbar  er: 
fannt  wirb.  £at  mau  ndmlicb,  namentlid)  mit  Jr»ilfe 


Giß.  «. 


]  be*  laftfmiu  :• .  bie  britte  Dimenfton,  ben  Durcb* 
I  meffer  ber  2 iefc  (Gntfernung),  bie  Grbabenbeiten  unb 
Vertiefungen  ber  ftörper  tennen  gelernt,  io  mertt 
man  ftd;  bie  Gigentümlid^Ieiten,  burä?  bic  fteb  bie 
Körper  »on  brei  Dimcnfionen  (ööbe,  ©reite,  2iefe), 
ober  bie  britte  Dimeufion  be*  ^aum*,  bie  Gntfer 
nung,  oor  f  olobcn  Körpern,  bic  nur  jwei  Dimcnfionen 
baben,  alfo  nur  bod;  unb  breit  ftnb,  ober  in  einer 
Alä(bc  nebeneinanber  liegen,  ausjeidnen,  unb  bann 
ertennt  man  ben  Durdjmeffet  ber  $icfe  (ba«  SHclief 
ber  Körper)  um  fo  rafdber  unb  beftimmter,  je  gefün= 
ber  beibe  3t.  fmb  unb  je  mebr  Übung  fie  baben. 

Die  fiaibt  ber  31.  bängt  ab  oon  ber  ^arbe  ber 
Oiegenbogenbaut,  unb  beren  ^arbe  oon  iprem  ®e^ 
balte  an  einem  befonbem  $igment  ober  ^rarbc 
ftoff  (beim  SJlenfcben  oon  brdunlicber  ^arbe),  ber 
in  törniger  ©eftalt  in  fteinen  ,'n'ilni ,  bei  blauen  9t. 
in  geringerer  aWenge  auf  ber  bintem  glädie  ber 
iHegenbogcnbaut,  in  braunen  91.  fowopl  auf  ber 
.Ointerfläcbe  al«  in  bcr  Subftam  in  größerer  ^enge 
oorbanben  ift.  Die  blauen  3(.,  bei  benen  ber  braune 
garbeftoff  nur  auf  ber  bintem  ?tlä*c  ber  Wegen 
bogenpaut  liegt,  erfebeinen  be^balb  blau,  weit  fid? 
oor  biefer  buntcln  Vage  ein  bünned,  faft  farblofe« 
.^äuteben  befinbet,  ba*  oon  auffallenbem  weitem 
Siebte  nur  bie  blauen  Strablcn  jurüdroirft,  bagegen 
alle  übrigen  fiid>tftrablen  abforbiert.  Die  91.  ber  9h 
binoe  ober  Katerlalen  erfebeinen  be^balb  rot,  weil 
fie  pigmenti*  fmb  unb  bcr  unter  foldjen  SJerbdlt: 
niflen  rote  öintergrunb  be*  9t.  burdj  bie  ^upilte 
unb  aueb  burdb  bie  büune  Wegenbogenbaut  bureb-- 
fdjeint.  Sirb  ba*  91.  eine*  Katerlaten  mit  9tu*= 
fcblu^  feine*  ^upillarraum*  befdjattet,  fo  wirb  ba-- 
bureb  ba*  burd)  bie  pigmentlofen  9tugenbäute  ein^ 
fallenbe  Siebt,  ba*  bureb  Diffunbierung  ba*  2e\xd)- 
ten  be*  9lugenbintcrgrunbe*  bebingt,  abgefebnitten, 
unb  man  fiebt  nun  bie  ^upiüe  bc*3tlbino  ebenfall* 
febwarj.  Die  Sarbe  ber  9t.  entfpriebt  gcwöbnlicb  ber 
■varbe  ber  ^aare  unb  ber  5aut.  oft  letztere  buntel, 
fo  pflegen  bie  3t.  brfiunlicb  ober  braunfcpwdrjlicb  iu 
fein;  ift  bie  garbe  ber  öaare  Monb,  fo  ift  bie  ber 
9(.meift  blau  ober  blaugrünlicb;  boeb  giebt  e*  au* 
9tu*nabmen  (blaue  3t.  bei  febmarjen  paaren,  braune 
31.  bei  blonben  paaren),  übrigen*  werben  alle 
Kinber  mit  blauer  garbe  ber  SRegenbogenbaut  w 
boren,  unb  erft  fpdter  mit  ber  weitern  Gntwidlung 
be*  Pigment*  finbert  ftcb  bic  ^firbung. 

Da*  91.  ber  üere  jeigt  eine  febr  oerfebiebene 
Gntwidlung.  $m  einfaebften  palle  ift  e*  niebt* 
al*  ein  farbiger,  jur  übrigen  Körperfarbe  tomple 
mentär  ober  buntler  gefdrbter  §led,  mit  bem 
befonberc  neroöfe  Glemente  niebt  oerbunbeu  finb, 
unb  bcr  mobl  nur  für  bie  Gmpfinbung  ber  ©drme-, 
aber  niebt  bcr  Sicbtftrablen  jugdnglieb  ift.  Die 
SBabrnebmung  oon  4>ell  unb  Duntel  fefet  ein  cen= 
trale*  ^croenfpftem  oorau*,  bem  ficb  mittel*  befon- 
berer  3lerocnfa|ern  oon  ber  empfinbenben  $>aut= 
(teile  ber  bie  ätberfebmingungen  mitteilen.  Soll 
aber  ©eftalt  unb  ftarbe  bcr  umgebenben  Pbjette 
ertannt,  alfo  ein  9)ilb  empfunben  werben,  fo  muffen 
ficb  mit  bem  9(ugcnfled  vor  ber  9ierocnenbigung 
gelegene  licbtbrecbenbe  3lpparatc  oerbinben ;  babureb 
erft  tommt  ein  wabre*  91.  ju  ftanbe.  ;>uo.lci*  mufi 
aber,  wenn  ba*  Silb  ein  beutliebe*  werben  foll,  ber 
Scbnero  in  eine  9lnjabl  gefonberter  Glemente  auf= 
gelöft  fein,  oon  melcbcu  jebe*  ben  empfunbenen  9tcij 
bem  neroöfen  Gentraiorgan  für  ficb  übermittelt.  Die 
licbtbrecbenbcu  9tpparate  f  Önnen  jiemlicb  oerfebieben 
fein:  einmal  tann  bie  Körperbebedung  oberhalb  be* 


Digitized  by  Googl 


«Cuge  (fünftlic^ee) 


89 


31.  burcbficbtig  unb  bitonoer  gebilbet  fein,  ober  bie* 
ielbe  ift  bloß  burcbficbtig;  hinter  ibr  aber  liege« 
anbete  befonbere  ©ebilbe  als  fiinfen,  Ärpftalltegcl 
ober  ©laSlörper,  bie  ber  6trabl  beim  Ginfallen  in 
baS  31.  pafftcrcn  muß.  Tic  SRetina  unb  ihre  einjeU 
nen  (Elemente  crfcbeinen  in  ber  SRegel  Don  einem 
buntein  Pigment  umgeben,  iDclcbeS  ben  3utritt  ber 
fiicbtftrablen  baburcb  reguliert,  baß  eS  übcrflüfftgc 
unb  bie  Älarbcit  beS  3MlbeS  beeinträdjtigenbe  ab- 
hält. SBei  ben  Wirbeltieren  bient  Ha^u  auch  baS 
ton  ber  Pupille  burdjfeljte,  DerengeningS=  unb  er= 
»eiterungSfäbige  3)iapbragma  ($riS).  2>ie  H.  ber 
liere  jinb  nach  einem  hoppelten  äppuS  gebaut:  eS 
fmb  einfädle  ober  sufammengefeljte  8«  (5*' 
cetten-  ober  SRchaugen). 

6i nf ad) e  31.  finben  fid?  bei  ©liebertoürmeru, 
Spinnen,  Snfetten,  Wollüsten  unb  Wirbeltieren. 
Sie  fmb  im  großen  unb  ganjen  nad)  bem  s}Uane  beS 
menfd)licben  3t.  gebaut,  fteüen  alfo  eine  »rt  ßamera 
obfcura  bar:  Dorn  mit  einer  Sammellinfe  (bitom 
oere,  burcbftcbtige  £>autftelle  ober  gefonberte  fiinfe) 
unb  barunter  mit  einer  li<btbre<feenben  Subftanj 
i©laStörper);  bie  SRetina  entfpricbt  bem  Spiegel  ber 
iSamera,  unb  auf  i  ttr  tebrt  fid)  tri  c  auf  biefem  baS  ein- 
gefallene 33ilbcben  um.  2>te  einfachen  31.  ber  Wirbel; 
tiere  jeigen  oerfdjiebene  nicht  unroefentUcbe  SWobifr^ 
fationen.  Die  31.  ber  Sdugetierc  gleiten,  abge= 
ieben  ton  beT  ftcllenwcife  anbern  ©eftalt  ber  Pupille, 
bem  oerfdjiebenen  ©rabe  ber  Wölbung  beS  Pulbil? 
unb  ber  fiinfe  ($ig.  7  unb  8.  L),  ganj  bcnen  beS  Wim- 
fcben.  2)aS  51.  ber  SS ögel  teeift  inbeffen  eine  SReibc 
nicht  unbeträchtlicher  Gigentümlicbteiten  auf.  3": 
nddbft  ift  ber  33ulbuS  nicbt  runb,  fonbern  abgeftumpf t 
tcgelförmig,  S3afiS  unb  SJorberenbe  finb  ftar!  ton= 
oer,  baS  fie  oerbinbenbe  Wittelftüd  enthält  in  ber 
:Regel  einen  au*  einer  Slnjabl  einjelner,  fid)  baaV 
jiegclartig  bedenber  Änocbenplättcben  bcftebcnbcn 
lRing(S  tierot  italring,§ia..7SR)  in  berSllero= 

tita  eingelagert. 
(Sine  febr  rnert^ 
toürbige,  fdjon 
bei  Dteptilien  in 
geringerer  Qni- 
loidtung  auftre^ 
tenbe  Eigentum: 
licbteit  beS  93o= 
gelaugeS  ift  ber 
itamm(5ig.7P) 
ober  Rächer, 
b.  b-  eine  in  eine 
oerfdjiebene  3tn= 
jabl  Don  neben 
einanber  gelegen 
neu  33lättern  ger- 
legte, bie  9tefebaut  burdjfefcenbe  gortfcjjung  ber 
tfborioibea,  meldjc  ibren  Urfprung  neben  ber  (Sin= 

trittSftelle  beS  Sebnerocn 
Op  na di  außen  nimmt; 
bem  Hinri  (Apteryx)  feblt 
er.  Seine  pbpf«  ol.  93ebeu- 
tung  ift  noch  Döllig  im 
betannt;  er  läßt  fid)  aber 
etwa  mit  einer  allerbingS 
ber  Munition  nad)  auch 
nod)  unllaren  SBorricb= 
tung  im  gif  d)auge  ( 'ftig.  8) 
oergleicben.  Jener  bilbet 
bie  Gborioibea  einen  ganj  äbnlicben  ftortfafc  (ben 
ficbelförmigen  ^ortfafc,  $ig.8  Pr),  melcber  gleich« 


SR 


fall«  als  getrümmter,  aber  einfacher  Stab  bie  SRetina 
burebfefct,  bis  an  bie  fiinfe  herantritt  unb  fid)  hier  in 
©eftalt  eineä  fiöffclS  ober  ©löddjenS  (Campanula 
Halleri  Cp)  ertoeitert.  Sie  3t  ber  meiften  Sirbel= 
tiere  (Sdjlangen  unb  Hnodjenfifcbc  ausgenommen) 
haben  fiiber,  unb  jwar  bie  SBögel,  SKeptilien  unb 
ibaic  beren  brei,  inbem  ndmlid)  am  3lugeninnen> 
toinfel  nod)  ein  britteS  unpaare«  (bie  9tidbaut) 
entfpringt,  baS  bem  halbmonbförmigen  gältcben 
(plicula  semilunaris)  beim  SRcnfchen  entfpricht.  S3ei 
ben  meiften  Wirbeltieren  toerben  bie  31.  burd)  ein 
Softem  Don  sJ)lu«teId)en  bemegt. 

2>er  jweite  3lugentppuS  ift  ber  ber  jufammen* 
g  e  f  e  h  t  e  n ,  ber  nur  bei  ©lieberf  üf^ern  (f.  b.)  Dort  ommt. 

2>ie  31. ber  Jiere  liegen  oft  in  Jooblungen  gebettet; 
unter  Umftänben  aber  fteben  fie  auf  befonbern  ftiel- 
art  igen  93i(bungen  (Dpbtbalmophoren),  bie  cinftülp- 
bar  ober  rüdjiebbar  fein  tonnen  (toie  bei  ben  Schnel- 
len), ober  feitiDdrtS  bemeglid)  ftnb  (bei  ben  flrebfen). 
SDteift  fteben  bie  31.  am  Äopf  (faft  alle  Sdjneden, 
Äopmi^er,  Wirbeltiere,  ©lieberfüfier,  bie  meiften 
mit  3t.  Derfebenen  Würmer),  fie  finben  f»d)  aber  auch 
an  feitlichen  Äörperanbfingcu  (bei  manchen  ©lieber= 
mQrmern),  am  SJtantelranb  Don  ÜRufcheln  (Manjm- 
mufcheln,  fllappmufcbeln).  auf  bem  JHüden  Don 
Scbncden  (Onchidiam),  ja  fogar  in  bie  9tüdenfchale 
eingebettet  (Ääferfchnedcn),  bei  Seeigeln  an  Dcr- 
fchiebenen  Stellen  ber  Schale,  meift  aber  um  ben 
Alfter  berum,  bei  Seefternen  an  ber  Unterfeite  ber 
Strmfpifcen.  Sehr  bduftg  treten  bie  31.  tymmetrifd) 
unb  in  ber  3n)eijabl  auf,  aber  burchauS  ntcht  immer. 
So  mirb  fchon  bie  3irbelbrüfe  (f.  b.)  ber  Wirbeltiere 
neuerbingS  als  ein  britteS  mebian  gelegenes  rubi- 
mentäreS  31.  angefehen.  95ei  mirbellofen  Iieren  (Wol- 
lüsten, Würmern,  ^nfettenlaroen,  Gd)inobermen) 
tann  ftd)  ihre  3abl  beträchtlich  oermebren,  unb  wenn 
man  etma  ein  jebeS  Clement  ber  iiifammengefe&ten 
©liebertieraugen  als  ein  eigenes  ».  anficht,  f  o  tann 
ihre  3ahl  in  bie  Saufenbe  fteigen.  3"  al1«1  Klaffen 
unb  Drbnungen  fonft  meift  fehenber  Jiere  giebt  eS 
blinbe  formen  (bei  ben  Schmetterlingen  menigftenS 
als  Raupen),  nur  bie  93&gel  machen  eine  SluSnabme. 
931inbe  Zxext  mobnen  meift,  aber  nicbt  immer,  an 
bem  Sichte  unjugängtichen  Orten  (in  Grbböbjen, 
überhaupt  unter  ber  erbe,  in  ^Jftonjen  ober  Jieren, 
in  ber  Jieffee).  —  Sßgl.  3.  SRflller,  3ur  Dergleichen: 
ben  $bPfiologie  beS  ©efichtSfinneS  (fipj.  1826); 
91.  Seucfart,  Organologie  beS  31.  (im  «&anbbud) 
ber  gefamten  31ugenbeiltunbe»,  hg-  »on  ©raefe  unb 
Sämifch,  33b.  2,  ebb.  1875);  öelmbolh,  ftanbbud) 
ber  pbpfiol.  Dptit  (2. Slufl.,  6amb.  1 8W);  Wilbranb 
unb  Sanger,  Sie  9leurologie  beS  31.  (33b.  1,  WieSb. 
1899—1900).  (S.  auch  Slugenheiltunbe,  3lugen= 
f  i  aul  holten,  3lugenpflege.) 

«Mge,tÜuftlicheS.  $aS  lünftlicbe  31.  ift  eine 
aus  Gmail  gefertigte  Schale,  »eldje  bie  ©eftalt  ber 
Oberfläche  beS  oorbern  Drittels  beS  menschlichen 
31.  heftet,  unb  auf  beren  Witte  bie  Regenbogenhaut 
in  entfpreebenber  garbe  unb  bie  Hornhaut  mit  ber 
bem  menfcbjichen  3t.  jutommenben  Wölbung  ange? 
braefot  fmb.  Gin  genau  angepaßtes  unb  gut  gewählte* 
lünftlicbeS  3t.  leiftet  im  (!rfa&  beS  natürlichen  31.  fo 
33olltommeneS,  taf,  nicht  nur  fiaien,  fonbern  felbft 
^irjte  baS  fiunftprobutt  taum  »i  erteunen  oermögen. 
(5s  macht  oft  innerhalb  getoiffer  ©renken  bie  Dom  ge= 
funbeu  3t.  ausgeführten  33etoegungen  mit  unb  toirb 
beim  Schließen  ber  3lugenliber  dou  biefen  fo  r  c  1 1  - 
tommen  roie  baS  gefunbe  3(.  bebedt.  3lud)  bemirtt 
ein  gut  angepaßtes  lünftlicbeS  31.  bem  Jräger  teineS« 


Digitized  by  Google 


90 


Stuge  (bcr  ^ftanjen)  —  Slugciiciit^iinbuug 


meg*  ba*  (9efübl  be*  Drud*  burd)  einen  fremben 
Körper.  Der  2tugenarjt  menbet  ba*  lünftlidjc  2t. 
aber  au*  an,  um  ba*  burd)  ©nt  jünbuug  »um  Stumpf 
jufammengefebrumpfte  21.  cor  dupern  Sdjäblicrr 
leiten  (jHaiuf ,  Staub)  f  owie  vor  ber  oft  reijenben 
Gintoirrung  ber  tlugenmimpern  ( beim  Ginmärt*-- 
rollen  ber  2lugenlibrdnber)  ju  f  (hüben.  Da*  f mm 
lid?c  2t.  fann  überbie*  pon  bem  Hräger  felbft  bei 
nur  einiger  Übung  leidet  in  bie  2lugeul)öt)lc  cingefcht 
unb  au*  berfetben  wieber  entfernt  werben.  £ehterc* 
gefebiebt  natürlid)  ftctd  fflr  bie  9iad)t,  epe  man  fi* 
jur  :Hubc  begiebt.  früher  waren  befonber*  bie  von 
Soiff  oneau  in  Sari*  gefertigten  tünftlid)cn  2t.  in  ©c= 
braud).  3eht  werben  fie  in  vorzüglicher  SBeife  au* 
in  Deutfdblanb  (j.  S.  Saufdja  in  Düringen,  bicr 
3uerft  in  Deutfdjlanb,  unb  jwar  um  1835  von  £ub- 
roig  ftriebr.  Füller  -  Urt ,  geft.  1888)  angefertigt. 
Die  ,Serbred)Iid)tett  ber  <<)ta*augeu  fyat  in  neuerer 
:)t\t  2tnlafe  gegeben,  tünftlid>e  Jl.  pon  £elluloib 
unb  Suitamt  anjufertigen.  —  Sgl.  iHittcrid),  Da* 
fünftlidje  2t,  (2pj.  1852);  Hlaunig,  Da*  tünftlicbc 
«.  (ebb.  1883). 

Gin  anberce  tünftlicbe*  91.  ift  ba*  für  3)emon- 
ftrationen,b.b.für  ^ebnmede  beftimmte  21  u  g  e  n  ■■ 
ptjantom  ober  Cpbtbalmopbautom,  ein  "3lo^ 
oelt,  ba*  ben  anatom.  Sau  be*  natürlichen  21.  in 
feinen  mcfcntlicbcn  Teilen  fowte  bie  optifdje  WxxU 
famteit  bc*fclbeu  verfinnltdjen  foll.  Die  werf  (biebenen 
.viäutebe*  natürlichen  3(.,  bte  Ceberbaut  (Sclerotien), 
bie  nad)  Pom  in  bie  burebfteptige  Hornhaut  (Cornea) 
übergebt,  bie  21  ber  baut  (Chorioidea),  bie  nad)  t>om 
in  bie  JHcgenbogeubaut  (Iris)  übergebt,  unb  bie  Rek* 
baut  (Hctioa)  werben  am  ÜJlobell  burd)  ebenfo  Diele 
fonjentrifd)ineinanbergefd)a(btdteSagenvorgeftellt. 
>Mntcr  bem  bteSRegenbogeubaut  barftellenbcn,  in  ber 
Glitte  burd?bred)enen  Diaphragma  folgt  eine  ©la*-- 
linfe,  bie  ber  uatürlid)en  Mruftalllinfe  entfprid?t.  2lm 
bintem  Sole  be*  iUlobell*  ift  in  einen  frei*förmigcn 
?lu*fd)ititt  eine  verfebiebbare  üH5bre  eingepaßt,  in 
ber  ein  mattgcicbliffcue*  (*Ha*täfeld)eu  ftebt,  ba*  bie 
von  bem  tünftlid)en  21.  wie  in  einer  (Samera  obfeura 
entworfenen  Silber  auffängt.  Gin  fotdbe*  iWobell 
mürbe  von  SHuete  augegeben.  Son  bcmfelben  ^or= 
idjer  würbe  auch  ein  anbere*  3nftrumcnt  bergefteüt, 
ba*  bauptfdeblid)  bie  Munitionen  ber  fed)*  21ugen^ 
muäteln  erldutert,  baber  von  ihm  0  p  b  t  b  a  1  - 
m  o  t  r  o  p  genannt  mürbe.  (Sgl.  ÜHuete,  Gin  neue* 
Opbtbalmotrop,  £pj.  1857.)  $l6nlid)e,  bem  gleichen 
3wcde  bicueube  2lpparatc  finb  in  vervolltommneter 
2öcife  fpdter  aud)  von  anbern  Offiunbt,  Knapp, 
Ammert  u.  f.  w.)  lonftruiert  morben. 

Huge  ber  Sf lanjen,  f.  Hnofpc. 

Slugc  be*  Sturmd,  f.  fiuftwirbel. 

Sluge,  in  ber  Sa u fünft  Sejeidmung  für  bie 
^iebtöftuung  im  oberften  Heil  einer  Huppcl  (f.  b.). 

Slugc,  tm  3Jlaf(bincnbau  ein  feftlicgenbcr 
ftoplcplinber,  ber  in  feiner  Sobrung  eine  Seile  ober 
ben  3apfeu  einer  3ld)fe  aufnimmt.  T a--  21.  ift  an 
anberc  Houftruttion^teile  birett  angegoffen.  —  v^n 
ber  Sd)riftgief$erei  l?eif>t  21.  ba*  vertiefte  3kd): 
fiabenbilb  ber  i'latrije. 

iluge  (b.  b.  ©lanj),  nad)  ber  gried\  Sage  eine 
Jocbter  be*  ftönigä  21lco*  in  Jcgea,  muvbe  bort  im 
Heiligtum  ber  21tbcnc  burd)  .freratle*  tlUuttcr  bee 
lelepbo*.  2X1*  ibr  Sater  biee  erfuhr,  marb  bie 
Butter  mit  bem  5ünbe  bem  *Jiauplio*  übergeben,  bcr 
fie  in*  iDleer  merfen  f  ollte.  3iad>  bcr  einen  Tarftellung 
mürbe  f»e  mit  bem  Hinbe  in  einem  haften  in*  ÜKeer 
au*gcfej»t  unb  trieb  in  biefem  na*  fltvüen,  wo  fie 


ber  König  2eutbra*  jur  (Gattin  uabm.  9iad)  anbern 
mürbe  ibr  Hinb  auf  bem  Sartbeniongebirge  au*gc 
fetjt ,  mo  eine  .fcünbin  e*  fdugte  unb  ©irten  e*  au»: 
fanben  unb  erlogen,  ^acb  ^)pginu*  tarn  Telepboc-, 
um  feine  3)tutter  aufjufudben,  nad)  IDtpfien,  mo  er 
ben  Icutbra*  von  ber  ©efabr,  fein  iKeicb  »u  oei 
lieren,  befreite.  Xafür  verfprad)  ibm  Jeutbra*  bie 
*5anb  ber  21.,  bie  er  al*  $f!egetod)ter  angenommen 
battc ,  unb  ba*  dteid).  2t.  aber  meigerte  fid> ,  be» 
lelepbo*  ®attin  ju  merben  unb  jüdte  im  93raut= 
gemad)  ba*  Sd>mert  gegen  ihn;  ein  $rad)e  fdnif.tc 
biefen,  ber  nun  feinerfeit*  21.  mit  bem  ©djmerte 
bebrobte.  3"  s^°t  rief  21.  ben  öcratle*.  ibren 
(Satten,  an,  barau*  erlannte  Jelepbo*  bie  aRuttcr 
unb  ftanb  von  ber  Jtjat  ab.  Urfprünglid)  fmb  21. 
unb  Selepbo*  2id?tgott!)eiten  gemefen.  SBilblidie 
DarfteUungcn  ber  Sage  giebt  e*  namentlich  auf 
pompejanifd)en  ^anogemdlben  ( <  Aunali  dell'  Insti- 
tuto  archeologico»,  1884)  unb  auf  bem  Keinem 
^rie*  pon  bem  grofcen  21(tar  ju  Sergamon  (vgl. 
Oabrbud)  be*  2lr*äologifAen  oinftitut*,  Seil.  1887). 
—  Sgl.  au*  Mitteilungen  be*  leutfrten  2lr*do 
logifeben  ^nftitut*  in  2ltbcn,  Sb.  10  (2ltben  1885i. 

■Jlugciac«  (21ugea*,  21ugia*,  «ber  Strahn 
leubc»),  Sohn  be*  öelio*  unb  ber  twmine,  Honig 
in  Cli*,  mar  berühmt  burd)  ben  Reichtum  an  gerben. 
91ad)  ber  Sage  hatte  fid)  beren  Dünger  fett  vielen 
fahren  aufgebduft,  unb  .^eratle*  erhielt  von  6urp 
ftheu*  al*  eine  ber  von  ihm  ;u  leiftenben  2trbciten 
ben2tuftrag,  ben  Stall  be*  21.  in  einem  Jage  311 
reinigen.  .t>erat(e*  bebang  ftd)  bafür  von  2t.  ben 
jebnten  2eil  ber  Einher  au*  unb  vollbrad>te  bie 
21rbeit,  inbem  er  ben  Menioebacb  ober  ben  Seneu* 
ober  2llpbeue  burd)  ben  Stall  leitete.  2t.  vermeigertc 
bem  &eratle*  ben  So^n,  unb  be*balb  überjog  biefer 
ihn  mit  Ärieg,  ber  erft  nad)  hartem  Kampfe  bur* 
ben  Job  be*  2t.  beenbigt  rourbe.  Äjeratle*  fetuc 
bellen  Sobn  Shpleu*  in  bie  &errfd>aft  ein.  21.  ift 
urfprünglid)  felbft  eine  Sonnengottbeit  unb  roirb 
barum  al*  Sefitter  großer  JHinberfcbaren  gefd)ilbert. 

'iiugcltt,  f.  Serebelung. 

ttttgett,  in  ber  ^dgerfpracbe  foviel  wie  fdjarfe* 
Sehen  (von  3Bilb  unb  ^agbhunben  gebraud?t). 
üugcnad)fcr  f.  2luge. 

Jlugenbittbchaut,  Sintcbaut  f*led)tbin,  f. 

<Mugenbrauctt,  f.  Srauen.  [21uge. 

■ilugcnbuttcr,  f.  2tuge. 

21ugcubrc<*  2rf)icfipulver,  meipe*  ober 
amcrttaiuf d)c*  Sulver,  vom  ^ran^ofeu 
2lugenbre  (fpr.  ofd)angbr)  1849  erfunbene  UHifd)ung 
pon  50  teilen  Kaliumcblorat ,  25  Heilen  gelbem 
Slutiaugenfal)  unb  25  Heilen  3uder,  bie  ficb  von  §t* 
roöhnliAem  Sulver  burd)  bvbexe  balliftifcbe,  aber 
auep  brifantc  ©irtfamteit,  böbere  Serbrennung*: 
temperatur,  geringem  91üdftanb  beim  Serbrennen 
unb  geringere  ppgroftopifd)e  6igenfd)aften  unter: 
fd)eibet.  "Wegen  leine*  torrobierenben  Ginfluffe* 
auf  bie  ^obrmetallc  mirb  c*  nur  für  Äontaltter* 
pebo*,  al*  Sprenglabung  unb  jum  Setriebe  von 
gaUbdmmern  unb  Rammbären  benu^t. 

9tugencntSttttbung,Cpbth.a(mie,immcucr]t 
Sinne  jebc  (?ntjünbung  be*  2tuge*,  im  engem  nur 
(frtranfungen  ber  äuperlid)  ficptbaren  Heile  (ber 
i'ibcr,  Sinbcbaut  unb  Hornhaut).  Der  Sinbe- 
bauttatarrb  (Conjunctivitis  catarrhalis),  bie 
leiebtefte  biefer  Grtrantungen ,  macht  fich  burd)  Dlo= 
tung  unb  ccbmeUungberSinbebaut,  verbunben  mit 
fcbleimig  eitriger  2lbfonbemng  bemerfbar.  Die  Se= 
iebmerben  befteben  in  Schwere  ber  l'ibcr,  Srennen, 


Digitized  by  Google 


Ängcneffeng  —  Slugcn^cilfunbc 


91 


<&efübl  oon  £rrembtörpcrn  im  3tugc,  £id>tf(f)cu  unb 
^einocUigem  .trübfeben.    Seranlafiung  ju  biefer 
tfTanlbeit  geben  ßrtältungen,  .'1  uicnthali  in  fd)led)t 
oentiUerten  iRdumeu,  fomie  anberioeitige  StxanU 
beitijuftdnbe,  n>ie  Däfern,  Sd?arlad),  Sledtppbuc- 
iL  f.  to.  Umfcbldgc  mit  Sleiioaffer,  mit  leichter  93or* 
icnrrelöfuna,  foioie  ßintrdufelungen  oon  fdbtoefef: 
faurcm  $\nt  finb  hier  am  Sla&e.  —  (Sine  mcit 
icbrcereTe  gorm  ber  Sinbebautertrantungen  ift  bic 
b I e n r,  c r r  h  c i  f  dj  c  (Conjunctmtis blennorrboical. 
Ticfelbe  tritt  in  jtoci  Strien  auf,  ber  3t.  obersten: 
norrböe  ber  Neugeborenen  (Blennorrhoca 
neonatorum)  unb  ber  ^Blennorrhoe  ber  Qx- 
mach  feneu  (Conjunctmtis  gonorrhoica  adulto- 
rum). Tie  elftere  ift  »dbrenb  bei  ©eburtiattei 
burcb  ^Berührung  bei  tinblicben  3tugei  mit  un* 
reinem  Sefrct  ber  mütterlichen  ©eburtiroege  a» 
toorben  unb  madjt  fid)  jttnfcben  bem  3.  unb  5.  ve 
benitage  burd)  SdnocUung  ber  Siber  unb  ißinbe; 
baut  bemerfbar.  Starte  eitrige  Stbfonbcrung  tritt 
in  ben  ndcbften  2agen  ein,  unb  burd)  übergreifen 
t ei  $ro$effei  auf  bie  $ornbaut  tann  Grblinbuug 
eintreten.  Jtntifeptifcbe  3tuiioafcbungen  finb  Her, 
bü  |um  (ringreifen  bei  Jlrjte?,  anjutoenben.  SHefe 
itrfeftion  ift  jebr  anftedenb  unb  tann  burd)  Jpanb- 
tüdjer,  ©afebtoaner  unb  Schwamm  leid)t  übertragen 
irerben.  ©ei  (*rroad»fenen  rcirb  tiefe  Grfrantung 
ebenfalls  beobachtet  infolge  oon  Übertragung  oon 
I ripperfefret  (3tugentrtpper).  2)cr  Verlauf  ift 
Wer  gewöhnlich  fdjroer,  unb  ein  grofeer  "Crojent: 
ber  (hblinbungen  finb  auf  biefe  Ärantbeit  ju= 
rüdjufübren.  Sei  jeitigem  Gingreifen  bei  SlrjteS 
ift  jebod?  meift  bac-  Augenlicht  ju  retten.  ßrreger 
brr  Hranlbcit  ift  ber  Gonococcus,  ber  ben  Irippcr 
oerurfacbenbe  Mi  frofol  Eue-,  2lucb  unjroeifclbaft  an- 
ftedenber  Statur  fmb  bie  truppöf  e  unb  bipbtbt* 
i  iM  e  $inbebautentjfinbung ,  bie  beibe  burd)  ben* 
t'elben  iDtifroorganiintui  beroorgerufen  werben. 
SBefonberi  bei  ber  lefetern  fommt  ei  bdufig  jur  ©e* 
»cbrourbilbung  unb  Serluft  bei  ganjen  3Iugei.  Sei 
sfrofulöfen  wirb  ferjr  bäufig  bie  nid)t  anftedenbc 
pblpHdnöfe  (pblpftdnuldrc)  «inbebautent= 
jünbung  bcobadjtet.  hierbei  finbet  fidj  auf  ber  93in= 
bebaut,  befonberi  in  ber  9l&bc  bei  .'öornhauiran 
bei.  eine  umfefariebene,  bügeiförmige  3tnfd)toeUung 
<iJblpttdne).  I1!  an*  mal  ift  bierbei  aud)  bie  99inbe= 
baut  ber  £iber  gefdjtoollen  unb  fonbert  ein  fdjleimig: 
eitrige .  Setret  ab.  6ine  oft  epibemifd)  auftretenbe 
äugenertranrungiftbiefolIituldreSinbebaut: 
entjflnbung,  cbaralterinert  burd)  bai  Auftreten 
con  Meinen  bellen ,  balbburdjficbtigen ,  prominenten 
iUdicben,  befonberi  an  ber  Sdjläfenfeite  ber  über= 
aangifalte  bei  untern  fiibei,  unb  3lbf  onberung  einei 
rrft  bünnflüifigen,  bann  fdjleimig^eitrigcn  Sefreti. 
Sie  toirb  n>abrid)einlid)  burd)  einen  Jöacillui  (ben 
Kc<b=&*eetfcben  iöarillui)  beroorgerufen.  Xer  5ßer= 
(auf  ift  günfttg.  —  $on  ber  follituldren  ift  oft  febr 
»dbirer  bie  eigentlid)e  granuläre  (granu(öfe) 
Sinbebautentjünbung  ( ftörnerfranlbeit, 
XxaÖ3  om)  ju  untcrf&eiben.  ffldbrenb  bei  ber  folli- 
tuldren ,jorm  bie  ^oUifeloerfcbminben,  obne6puren 
auf  ber  €cb(eimbaut  ;u  binterlaffen,  tritt  bei  ber 
ajanuldren  %J?arbenbilbung  unb  Serfirumpfung  ber 
»nbebautein.  (S.3:rad)om.)  ,Subcrttgpptifd»eu 
flugenentjünbung  (f.  b.)  geboren  bie  folliluldrc 
*inc<baufentjünbung,  ber  granuldre  fomieber  d)ro» 
nifd)  blennorTboifcbe  1>rojefe. 

übft  periobifdSe  ber  ^ferbe  f.  Wen*. 
Hinbbeit. 


^ugeneffena,  SRomeribaufeni,  f.  QJebeim- 

«ugenfabentourm,  f.  35b.  17.  [mittel. 

Mugettfea,  f.  Alügelfell  unb  P  an  nus. 

3tugcugefcf)routfte,  an  ben  däuten  bei  3(ugei 
unb  bellen  Umgebung  auftretenbe  (ranlbafte  i'um- 
bilbungcn  oerfdliebenfter  .'In.  Sin  ben  £ibern  tom= 
men  fämtlid)e  ®efd)ioülfte  oor,  bie  aud)  an  ber 
übrigen  .fcaut  gefunben  »erben.  Xn  ber  33inbebaut 
treten  feröfe  (Soften,  58inbegen»ebigeid)tt»ül|'te,  f^p^i- 
Utifdje  Junioren  unb  Sartome  foloobl  loie  Garci» 
iiome,  £ett=  unb  ©cfäBgefdjioülfte,  ebenfo  Juberfeln 
unb  tubertulofc  ©efdjmülfte  auf.  Sie  jiornbaut  ift 
.Uiweilen  mit  Sermoibgefcbrcülften  behaftet,  ebenfo 
treten  bort  (jpitbeliome,  Sartome  unb  SDtelauofar: 
fome  auf.  Sieben  Gpften,  Sppbilomen  unb  Juocr: 
telu  beobaebtet  man  an  ber  iRegenboaenbaut  bai 
Sluftreten  oon  Granulomen,  Sarcinomen,  6ar^ 
fomen  unb  sJ){e(anofartoincn.  ßbenfo  finben  fid)  an 
ber  überbaut  aufeer  Juberteln  6artome  unb  2Jle- 
(anofartome.  31  ud?  bie  vJiehbaut  unb  ber  Sebnero 
eqeugen  Sartome  unb  QHiome,  foloie  3'ibrome. 
Sei  ben  meiften  ift  bie  operatioe  ßntfernung,  bei 
ben  böiartiflen  fogar  bic  bei  aanjen  Stugei  er» 
forberlid).  3(ud)  in  ber  Slugenbople  treten  bie  oer= 
fd)iebenartigften  (9efd?mülfte  auf,  bie  grö|tenteili 
operatio  mit  ober  obne  ©rbaftung  bei  Slugapfeli 
entfernt  »erben  müffen. 

^(ugcnglai?,  f.  ötular. 

3lugciigticic*r  ein  @efteiu  ber  a}oifd)en  Sd)id)5 
tenreibe  bei  Grjgebirgei,  bei  bapr.^böbm.  ©renj= 
aebirgei,  Stanbmaoieni  unb  anberer  fiänber,  ba* 
fieb  oon  bem  normalen  @neii  baburd;  unterfd)eibet, 
ba^  in  ihm  jablreicbe  grone  gelbfpatauifcbeibungen 
(Crtbotlai,  aud)  si)titrotlin)  oon  aufgebldbt-linien- 
förmiger  ©eftalt  auftreten,  beren  Umriffen  fid) 
(>3limmerlainelleu  anfebmiegen,  moburd)  auf  bem 
Cuerbrutbe  augenartige  3eid)nungen  entfteben. 

tluaengruub ,  bie  $intertoanb  bei  ^lugapfeli. 
2!ai  Slugenfoiegclbilb  bei  31.  }e\at  bie  lafel:  2)ai 
3tugebeiiDtenfd)en,  $ig.2,  beim Slrtitel  3luge. 

Äugenbcilfunbc ,  Dpbtbalmologie,  Dpb: 
tpalmiatrit.  3>ie?l.tourbe  fd)on  oor  6elfui'3eit 
in  3((eranbria  oon  einer  eigenen  klaffe  oon  iirjten, 
ben  Dpbtbalmologen  ober  l  vhthalmiatvi 
tern,  gepflegt,  ©dbrcnb  bei  ÜJlittelalteri  mürbe 
fie  gänjlid)  oernad)(äffigt,  unb  toie  traurig  ei  mit 
berfelben  nod)  gegen  (jnbe  bei  16.  ,V.hrh.  ftanb, 
berceift  bie  aui  jener  3«it  erbaltene,  ben  bamaligen 
miffenfd)aftlid)en  ^uftanb  ber  31.  cbaratterifterenbe 
Bearbeitung  ber  3(ugentrantbeiten  oon  Sartifd)  oon 
Jiönigibrüct,  in  ber  Zauberei  unb  böic  ©elfter  nod» 
eine  grobe  Nolle  fpielen.  SelcbuntlareSorftellungen 
ju  biefer  3eit  über  bie  Segrüubung  ber  Scbftorungen 
nod)  berrfd)en  mußten,  bürfte  unter  anberm  fd)on 
baraui  beroorgeben,  bab  Sd»einer  erft  Anfang  bei 
17.  3obrb-  in  ber  5let$baut  bai  lidjtcmpnnblicbe 
Crgan,  für  bai  man  bii  Dahin  bie  MruftalUinfe  ge= 
halten  hatte,  ertannte,  mdbrenb  faft  ju  gleicher  3rit 
Kepler  bie  bioptrifebe  Sebeutung  ber  (entern  nacb- 
loiei.  ©cgen  Gnbe  bei  genannten  unb  im  ftxufc 
bei  18.  ^abrb.  beginnt  fid)  bei  engl. ,  f ranj.  unb 
beutfd)en  iirjtcn  ein  neuei  3ntereffe  für  31.  ju 
regen;  ber  operatioe  Jeil  namentlkb  erfuhr  todb= 
renb  biefei  3eitraumi  eine  fruchtbare  Scgrünbung. 
3n  ber  ©egenmart  bat  fid)  bie  3t. ,  begünftigt  bureb 
bie  meittragenben  ^orfdtungen  ber  ^bofiologen,  oor 
allem  burd?  bie  Gntbedung  bei  3lugenfpicgcli  oon 
iöelmbolö,  unb  unter  ber  pflege  genialer  ^irite  unb 
dbirurgen  bie  Stellung  einer  eratten  SIMffenfcfaaft 


Digitized  by  Google 


92 


2lugent)eiln)affer  —  &ugenfranft}eiten  (ber  £iere) 


ju  erobern  geroufet.  ©ntlteibct  üon  bem  geiftlofen 
Gmpiri«mu«  trüberer  Seiten,  jdblt  Tie  ju  ibren  öilf«: 
roifienfdjaften  je&t  9?tatbematif ,  i'brüi ,  allgemeine 
iiatbologie  unb  pal (pol.  Anatomie.  Kaum  Dürfte  in 
einem  anbern  ijadjc  ber  au«übenben  ÜJlebijin  bic 
Pbpfiol.  Crlenntni«  bie  praltifdje  Seiftung«fäbigleit 
|o  unmittelbar  bestimmt  baben,  al«  c«  \f\tx  ber  tfall 
i|t.  2)ie  junebuienb«  Stnbdufung  be«  roiijcnfcbaft: 
Udjen  3npalt«  ber  Opbtbalmologie,  bie  befonbere 
ÜJtetbobe  ber  gorfebung,  bie  fte  verlangt,  begrün ■ 
bete  bie  9iotn>enbigtcit  einer  befonbern  Vertretung 
berfelben  an  ben  uniüerfitäten.  Sl.  unb  ©efamt 
mebijin  fteben  in  einer  febr  fßrberlidjen  2öecbfclbc- 
jiebung  }u  einanber.  60  ift  j.  93.  bie  Unterfudjung 
ber  Slugen  bei  Äranlbeiten  be«  £>erjen«,  ber  Bieren, 
ber  nerüöfen  Gentralorgane  in  biagnoftifeber  unb 
prognoftifdjer  93ejiebung  dufjerft  mistig  geworben. 

2>ie  feinere  Gntjünbung«*  unb  @en>eb«üeränbe- 
rungglcbre  bat  ferner  am  Sluge  bureb  ba«  3?tifro- 
ftop  eine  ganj  mejentlid)e  93crüolltommnung  er= 
fabren ,  unb  ber  opbtbalmolog.  Seprftubl  ift  bureb 
bie  Darlegung  biefer  SJerdnberungen  am  lebenben 
ÜJtcnfcbenauge  »u  einem  mistigen  Slffiftenten  ber 
innern  3)lebijin  nüe  ber  (Jbirurgie  im  $ad)e  ber  ©nt= 
2ünbung«lebre  geworben.  T  ic  üorbem  üolltommen 
ücrroorrenen  unb  irrigen  Slnftdjten  über  93rillenge- 
braud?  ftnb  mit  matbem.  Klarbett  gelicbtet,  bie  op- 
tifdjen  £ilf«mittel  gegen  allerlei  ©ebredjen  ber 
Slugen  »efeutlid)  üermebrt.  Tabu  ift  bie  gegen  eine 
grofce  Slnjabl  üon  Slugenerfrantungen  jur  Heroen 
bung  lommenbe  operatioe  Kunft  immer  feiner  unb 
(eiftungäfäbiger  geworben.  Tic  früber  unfeblbar  ju 
unheilbarer  (jrblinbung  fübrenben  glaufomatöfen 
Grfrantungen  finb  jefet  burd)  einen  üon  Sllbr.  von 
©raefe  gelebrten  operatioen  Eingriff,  bie  3ribet= 
tomie  (f.  b.),  fall«  biefer  rechtzeitig  oorgenommen 
wirb,  heilbar.  —  Sitteratur  f.  Slugenfranlbriten. 

Slugcnbctltuaffcr  oon  fcoffmann,  f.  ©e= 

Augenhöhle,  f.  Sluge.  [beimmittel. 

vaugenfammer,üorbereunbbintere,f.3luge. 

Slugcnfatarrb ,  ber  93inbebautlatarrb  be« 
Sluge«,  f.  Slugencnhünbung. 

^lugcnrrnnfbcircn.  Slm  Sluge  treten  infolge 
feinet  üerroidelten  93aue«,  ber  Grnäbrung«eigen- 
tümlid)leiten  feiner  eimeinen  Z eile,  feiner  Sage,  bie 
mebr  als  bei  anbern  Organen  ben  mannigfadjften 
Sd)fiblid)leiten  au«gefefet  ift,  unb  ber  mit  bem  <xort* 
fd?reiten  ber  Kultur  gefteigerten  Slnfprüdje  an  leine 
Arbeit  bie  üerfd)iebenften  Grfranlungen  auf.  Sin» 
geboren  fbmmen,  n>enn  man  bon  ben  anftedenben 
Sl.  abgebt,  aufeer  SKtfc  unb  öemmungebilbungen 
ber  Slugcnbäute,  üerfebiebene  ^otmen  Don  Star  cor. 
3m  erftcnTecennium  beobachtet  man  bef  onber«  ent* 
jflnbltcbc  Grfranlungen  ber  äußern  Slugenteile,  Su 
ber,  ÜBinbebaut  unb  £>ornbaut,  üor  allem  foldje,  bie 
auf  Slrofulofe  beruben.  Tie  Kurjfuttiglcit,  bie 
nur  in  febr  feltenen  'fi&üen  angeboren  üorfommt, 
entnridelt  fid>  Gnbe  be«  erften  unb  Slnfang  be« 
jweiten  2)ccennium«.  3m  mittlem  Lebensalter  ift 
bie  Steigung  ju  Slugenertranlungcn  eine  geringere, 
am  bäufigflen  f  ommen  in  tiefen  fjabren  bic  &er* 
le^ungen  (f.  Slugcnücrletjungcn,  99b.  17)  jur  ©e- 
obadjtung.  3tad?  bem  fünhigften  $abrc  treten  r>or= 
lUflÄtocifc  grauer  Star,  ©laufom  (grüner  6tar), 
foroie  3lberbaut=  unb  9ietibautleioen  auf.  93ei  einer 
niebt  geringen  Slnjabl  üon  Sllgemeincrlranlungen 
ift  baS  Äuge  in  Sftüleibenfdjaft  gejogen,  fo  bei  fep- 
Pbiltö,  3wdeTnibr,  JBrigbtfcbeT  Äranlbeit,  IDliliar-- 
tuberfulofe,  öerjfeblern  u.  f.  n>.,  fo  bafi  au3  bem 


Sliigenbefunb  oft  erft  mit  Sid)erbeit  bie  3)iagnofe 
to->  Seibend  geftellt  n>erben  lann.  SJlan  fann  bie  31. 
in  folgenbe  grofee  ©rupten  teilen:  bie  Slnomalien 
ber  SRefraltion  (Äurjficbtigteit,  überfid)tigteit  unb 
31|tigman£mu3)  unb  Stccommobation,  fold>e  ber 
Stugenmuäieln  (6d>ielen  unb  Säbmungen),  bie 
Hrantbciten  ber  Slugenliber  unb  ibrdnenorgane, 
ber  Sugenb&ble,  ber  Sinbe»  unb  feornbaut,  ber 
genbogen'  unb  aberbaut,  ber  Surfe  unb  bed  ©lae 
törperä,  bad  ©lautom,  bie  Krantbeiten  ber  vJlcfcbaut 
unb  ber  Scbneroen ,  Sunftionöftörungen  obne  5ic 
funb  unb  bie  91.  bei  Mgemeinerfrantungen.  über 
bie  r>erfd}iebenen  St.  f.  bie  betreff enben  dvnjelartifel. 

S  i  1 1  e  r  a  t  u  r .  SRuete,  Sebrbucb  ber  Dpbtbalmologi  < 
(2,  Slufl-,  2  SBbe.,  5)raunfd?ro.  \S.M— 55);  Strlt,  S)ie 
Krantbeiten  be«  Sluge«,  für  pra(tifd)e  i\  r  ;te  (3  &bc., 
^Jrag  1859);  SJtadcniie,  Trait^  pratique  des  mala- 
dies  de  Poeil  (au8  bem  (inglifdjen,  nadj  ber  4.  Slufl. 
be«  Original«,  393be.,  Srüff.  1857—66) ;  Sei*,  ^anb^ 
bud)  ber  gefamten  Slugenbeillunbe,  fortgefe^t  bon 
3ebenber((Srlang.l855— 69);  Stellfcag  oonliarion, 
Scbrbud)  ber  pratt.  Slugenbeillunbe  (5.  Slufl.,  ©ien 
1882);  Seder,  Traitcjdesmaladiesdesyeux  (2$be.. 
2.  Slufl.,  qjar.1867 ;  neue  Sear  beitung  oon  ©eder  unb 
Sanbolt,  393be.,  ebb.  1880—86);  Scbmeigger,  öanb= 
bud)  ber  Slugenbeillunbe  (6.  Slufl.,  öerl.  1893);  Slrlt, 
.Ulinifcbe  5)arftellung  ber  Ätantbeiten  be«  Sluge« 
(®ien  1881);  Ü)Ud?el,  Sebrbud?  beT  Slugenbeillunbe 
(2.  Slufl.,  2öie«b.  1890);  Scbmibt^tmpler,  Slugen 
l?eillunbe  unbOpbtbalmoftopie(6.Sluf1.,93erl.  1894) : 
berf.,  Tie  Grlranlungen  be«  Sluge«  im  3ufammen 
bang  mit  anbern  Kranlbeiten  (in  9lotbnagel*  «Spe 
cieller  sUatbologie  unb  Jberapie»,  93b.  21,  Söien 
1898);  Sud?«,  Sebrbud?  ber  Slugenbeillunbe  (8.  Slufl., 
ebb.  1900);  #id,  Sebrbud)  ber  Slugenbeillunbe  (Spj. 
1894);  Verfing,  Kompenbium  ber  Slugenbeillunbe 
(8.  Slufl.,  6tuttg.  1897);  Slrenfelb  unb  »id,  ^Jatbo 
logie  be«  Sluge«  (Söie«b.  1898).  I)a«  umfaffenbfte 
Jöerf  über  normale  unb  patbol.  3uftänbe  be«  Sluge« 
ift  ba«  &anbbud)ber  gefamten  Slugenbeillunbe,  rebi= 
giert  bon  Sllfr.  ©raefe  unb  edmifd)  (7  33be.,  Spj. 
1874-80;  2.  VuR.,  ebb.  1898  fg.),  ba«  aud)  eine 
uollftanbige  ©efebiebte  ber  Slugenpeiltunbe  (oon  3- 
öirfd)berg)  entbdlt.  ßine  reformierenbeSRollc  fpielte 
ba«  üon  Sllbr.rjon  ©raefe,  Slrlt  unb  Tonber«  1854 
begrünbete  Slrcbro  [ür  Dpbtbalmologie.  Slnbcre  Sa* = 
•,eitid?riften:  Klinifcbe  sJJlonat«bldtter  für  Slugen 
beillunbe,  bg.  Don  3eb*nber;  Slrd)ir>  für  Slugenbeil 
funbe,  bg.üon  Knapp  unb  Sd)meigger ;  3abre«berid)t 
über  bie  Seiftungen  unb  ftortfebritte  im  ©ebiete  ber 
Dpbtbalmologie.  begrünbet  üon  9tagel,  bg.  üon 
3)ltd)el;  ecntralblatt  für  praltifcbe  Slugenbeillunbe, 
bg.  üon  6irfd)bcrg. 

•JlugcnfraHfbcitcn  ber  £iere.  3)urd)  93er 
(eftungen  IBnnen  bie  mannigfad)ften93eränbentngen 
entftepen:  Gntjünbungen,  ©efebmüre,  weifte  Jlede 
auf  ber  i&ornbaut.  2iefergebenbe  SBunbeu  baben 
niajt  feiten  eine  Gntgünbung  be«  ganjen  Slugapfel« 
unb  Vereiterung  be«|elben  (Git eräuge)  jur  ftolge. 
^m  93erlauf  üon  95erlet»ungen  ober  ©cfdjiüüren  ber 
.vSombaut  fann  bie  JRegenbogenbaut  mit  erfterer 
üermadjf en  (3 1  a  p  b  p  1 0  m ).  3)urd)  Ginbringen  be« 
roarjigen  Sabenrounn«  roirb  bie  91ugenfeud)e  (f.  b.) 
bebingt.  Selbftäiibige  Sl.  unb  jugleid)  bie  »oiebtig 
ften  ftnb  bie  Starfranlbeiten  (f.  Star)  unb  bie 
Wonbblinbbcit  (f.  b.).  —  S»gl.  93aper,  93ilblidje  S)ar 
ftellung  be«  gefunben  unb  Iranlcn  Sluge«  unferer 
Öau«tiere(9Bien  1891)  ;  9Jtoller,  Sebrbud)  ber  Slugen 
beillunbe  für  Sierärjte  (2.  Slufl.,  Stuttg.  1892). 


Digitized  by  Google 


Slugenlager  — 

Hußcnlager,  im  Ulafdjinenbau  bie  einfacbfte 
Jjorm  be*  Sager*,  in  bcr  ba*  bie  ©eile  ober  Slcbfc 
tragenbc  Sluge  (f.  b.)  mit  einer  platte  jum  Sin» 
bringen  an  fonftige  Äonftrutttonäteile  oerfeben  üt. 

^ugcitübcntjünbung,  f.  Sibentjünbung. 

3lugcttlibcr,  f.  Sluge. 

■Jlugcitlibframpf,  f.  Si&trampf. 

ttugcitmafe,  bie  Slbfcbätmng  oon  iRaumgrößcn 
unb  ©rößenoerbältniffen  burcp  bloße*,  oon  9Äeß» 
inftrumentett  niebt  unter ftü&te*  Slufcbaucn.  l;v  be- 
ruht auf  ber  Jäbigteit,  fepeinbare  ©lößcu  rid)tig  $u 
beurteilen,  obne  fiep  bureb  optifepe  2äuf  Innigen 
beeinfluffen  ju  laffen.  ftür  ben  Ingenieur,  ben  Sanb» 
fcbaftemaler  unb  ben  tffijicr  tft  richtige*  Scbä&en 
ber  Entfernungen  nach  bem  21.  febr  wiebtig.  £)icr 
aefepieht  bie  Slbfcbäfcung  babureb,  baß  mau  ben 
Üßuntt,  beffen  Entfernung  abjufcbdtjen  ift,  in  Be» 
jiebung  jeljt  ju  ©egenftdnben,  bereit  ©rößc  au= 
näbernb  oetannt  ift,  wie  ju  HJtenfcben,  Bieren,  .v>äu= 
fern;  auf  bem  Weere  ift  be*balb  eine  Scbdtuing  ber 
Entfernungen  wegen  feblenbcr  Slnpaltäpuntte  faum 
möglich.  (S.  ^crfpeltioe,  Entfcrnungsmeffer.) 

«ugcnmattigfcii,  f.  2lftbenopie. 

jluaciitnutff ein,  f.  Sluge.  Über  ibre  Sähmung 
f.  Cpbtbalmoplegie. 

Jlugcitttidjtc«  (Nihüum  album).  alte  Bcjeidi- 
ituua  für  3int°rpb  (f.  b.). 

Jtuflcn^flcflc  ober  Sidtetit  bes  2luge*. 
3>er  3uftanb  ber  3lugcn  ift  jum  Icil  com  3uftanbc 
bcr  Ernährung  im  allgemeinen,  oom  9}eroen=  unb 
iölutfüftem  abhängig.  Bcfonbere  Bejicbungen,  bie 
auf  bie  ©efunbbeit  be*  Sluge*  Einfluß  haben,  finben 
nodp  mit  bem  ©ebirn,  ben  Berbauungsmertjeugen, 
ben  3*ugung*teilen,  ben  Bieren,  ber  irnut  unb  ber 
Wafenfcbleimbaut  ftatt.  ^cbe  törperlicbe  Schwäche, 
befonber*  wenn  fie  mit  Slufregung  be*  ÜReroen» 
fpftem*Derbunbcnift,bebmgterböbte  Empfinblidjfeit 
oer  Sutten  gegen  2lnftrengun  g,  gegen  bellet  Sicpt  unb 
gegen  belle  färben.  ilJan  oermeibe  bc*balb  nacb 
ftarten  Blutocrluftcn  unb  in  ber  KefonoaleScenj 
nad)  febmeren  Mranlbeitcn  anbaltenbe*  Sefen,  Schrei» 
ben,  3ldben  u.f. n>.  unb  forge  für  gemäßigte*  Siebt 
unb  fanfte  färben  iuben3immern.  Wcroenicbwadie, 
<npfterifcbe,  J&ppocponber  muffen  befonbere  Slufmert» 
famlcit  auf  bie  Schonung  ihrer  Slugen  oerwenben, 
weil  bei  ibnen  infolge  allgemein  erhöhter  sJleroen: 
reubarteit  auch  bie  be*  Sluge*  gefteigert  ift,  unb  fie 
niept  feiten  an  anbauernben  Blcnbung*bilbern  unb 
anbern  Iranlbaften  ©cficbt*crfcbeinungen  leiben. 
Erbaltung  eine*  regelmäßigen  Blutumlauf*  trägt 
febr  Diel  jur  ©efunbbeit  ber  Slugen  bei.  si)lan  oer» 
meibe  barum  alle*,  wa*  Blutanbäufung  im  Mopfe 
beroorrufen  lönnte,  alfo  enge  Hleibtmg*ftüde,  be» 
fonber*  ju  enge  £>al*tragen.  2)ian  balte  auf  leict-t» 
oerbaulicbe  ttoft,  auf  regelmäßige  Setbc*öffuung, 
untcrlaife  ben  unmäßigen  ©enuß  geiftiger  ©etrdnte 
unb  be*  Jabat*,  oerbinbe  mit  ber  Sorge  für  »arme 
Aüfce  bie  binreidjenbe  Bewegung  im  freien  unb  be» 
obad?te  aufredete  Haltung  beim  2lrbetteu.  5Hufftfd?e 
.  ober  lampfbäDer,  ferner  roarme  3?ollbdbcr  »on 
mebr  al*  26J  R.  unb  10  Minuten  langer  Xaucr  ftnb 
bei  icktcn,  bie  ju  Slutaubrang  nacb  ben  2lugen 
geneigt  ftnb,  ju  oermeiben.  3)ie  2lbbdngigfeit  ber 
Äugen  t>om  Öebirn  ©erbietet  geiftige  Slnftrengungen, 
wenn  bie  2lugen  febroad)  ftnb.  3u  langer  Sdjlaf 
fdjabet  ben  2Iugen,  nod)  mebr  aber  ju  lurter.  Uber» 
mdfetger  ober  unjeitiger  ®efd)led?t«genu|  fd)njdcb.t 
felbjt  ba«  gefünbeftc  2(ugc.  Ein  notroenbige*  Erfor- 
centia  3ur  Erbaltung  gefunber  2lugcn  ift  ti  ferner, 


-  Slugenpflege  93 

fie  Don  Scbmu^  unb  getrodnetem  odjletm  rein  ju 
erbalten.  Seute,  bie  viel  im  :Uaud)  ober  unreiner 
fiuft,  j.  93.  in  <|iferbeftdllen,  (ycrbeTcien  u.  f. ».,  ju= 
bringen,  f ollen  fid)  bie  Slugen  öfter*  mit  reinem 
3Ba)ier  au^roafdjen.  3ft  <i«  frember  Äörper  in* 
,  2luge  eingeflogen/  fo  reue  man  e*  niebt  ju  lange 
burd)  eigene  3}erlud)c,  ipn  ju  entfernen,  fonbern 
ieb.e  fobalb  al*  möglid)  einen  2lrjt  ju  3Hate.  8e» 
onber*  erbeifdjt  ba*  Einfliegen  oon  ä^enben  6ub» 
tanjen,  roie  Äalf,  ferner  oon  ©la*=  ober  Eifen» 
plittern  drjtlicbe  .tnlfe.  3?on  ber  größten  SBidjtig» 
leit  ift  bie  Siegelung  ber  fiidjteinroirhin«  auf*  Sluge, 
inbem  }u  ftarte*  unb  }it  f(bmacb.e*  Sicpt,  ungleiche 
Verteilung  be*  £i(p te*  unb  ber  fcpneUe  2Bedjfel  }n?t» 
fd>en  ftartem  unb  febroaepem  Siebte  nachteilig  ftnb. 
^u  ftarte*  fiiept  überteijt,  fcbroäcbt,  Idpmt  felbft  bie 
cebtraft.  ÜJlan  üermeibe  be*t;alb,  im  freien  Sonnen» 
liepte  ju  arbeiten.  3n  SBejug  auf  tünftlicpe  ^Beleucb» 
tung  tft  ju  bemerlen,  ba|  bie  fiicptquelle  möglidjft 
bod)  angebrad?t  roerben  unb  ben  ju  erleudjtenben 
iRaum  möglicbft  intenfto  unb  gleidbmdßig  erbellen 
muß.  2ion  einzelnen  5Öeleud)tung*arten  ift  ba*  elef» 
trifepe  SSogenlicpt  wegen  feiner  großen  ^ntenfitdt 
nur  im  freien  unb  in  SRdumen  juldfftg,  wo  bie  iöe» 
leud)tung*törper  in  foleper  ,v>bbc  angebracht  roerben 
tönnen,  baß  ein  birelte*  $inein[cpauen  ber  Slugen 
möglicbft  »ermieben  loirb.  3"  allen  anbern  fällen 
tft  ba*  gut  abgeblenbete  eleltrifd>e  ober  ®a*glüt;» 
lid-t  iü  oermenben,  uäcbftbem  bie  ^Beleuchtung  burdb 
mit  $botogen,  Solaröl,  Petroleum  unb  äbnlidpen 
Clen  gefpeifte  Sampen.  Xad  Siebt  ber  SBadj*», 
Stearin»,  ^ßaraffinterjen  ftebt  bem  Siebte  einer  gut» 
brennenben  Sampe  nacb, ,  ba  e*  oiel  geringere  Seucpt» 
traft  befitjt,  unruhig  brennt  unb  nidjt  auf  gleicber 
£)öbe  gehalten  roerben  tann. 

§ür  bie  Pflege  be*  Sluge*  üon  großer  Söicptigteit 
ift  aud>  bie  rechtzeitige  unb  sroedmäßige  Slnmenbung 
ber  SJrillen.  Ste  ftnb  uotroenbig  bei  SBeit»,  flurj* 
unb  überftchtigteit,  ferner  bei  2lftigmati*mu*  (f.b.). 
3ür  gcfuube  unb  fehlerfreie  Slugen  ift  ber  ©ebraud) 
jeber  Frille  »erroerflich,  unb  bie  Meinung  ift  irrig, 
baß  burch  ben  ©ebrauep  einer  foleben  ba*  Sluge 
länger  tonf eruiert  roerben  tonne.  §ür  ben  Se« 
bürfttgeu  bagegen  tann  man  eine  paffenb  ge» 
rodhtte  Frille  tn  SBahrheit  a(*  j^onferoation*» 
brille  bejeichnen,  beim  fie  bewahrt  fein  Sluge  cor 
überauftrengung  unb  erhdlt  e*  baburä)  gefunb. 
Set  SBeitficbtige  foll  ftep  bann  einer  ^Brille  bebie« 
nen,  roenn  er  bemertt,  baß  er  am  Jage  Srudfcprift 
nidjt  mehr  fo  bequem  unb  in  berfelbcn  Entfernung 
com  Sluge,  roie  fonft,  ;u  (efen  oermag,  unb  baß  ber 
2)rud  jeitweife  ju  oer)chroimmen  fchemt.  ©eroöhn» 
lieb  treten  biefe  Reichen  noch  früh«  abenb*  bei  lünft» 
lieper  Beleuchtung  ein,  weil  biefe,  weit  fcpwäcber 
al*  ba*  2age*licpt,  eine  größere  Slnndherung  ber 
S)rudfcbrift  an  ba*  Sluge  al*  am  Jage  erforbert. 
SBeitftcptige  pflegen  be*halb  wohl  auch,  um  bie  Be» 
leuchtung  möglicbft  intenfio  }u  machen,  ba*  Sicht 
üwifeben  ©cficpt  unb  Buch,  nahe  an  letztere*,  ju 
fchieben.  3ft  biefer  3uftanb  eingetreten,  fo  fdume 
man  nicht,  fiep  eine  paffenbe  Äonoerbrille  ju  oer« 
f ehaffen,  ba  man  fonft  ©efabr  läuft,  ba*  Sluge  wirt» 
lieb  ju  fchwäcben.  Kurjftchtige  haben  fiep,  um  ba* 
idjäblicpe,  ju  Hongeftionen  Seranlaffung  gebenbe 
Vorbeugen  be*  Hopfe*  ju  umgeben,  einer  paffenb 
gewählten  flonlaobrille  beim  Sefen  unb  Schreiben 
ju  bebienen,  wenn  fie  ba*  Buch  bem  Sluge  näher 
al*  30  cm  bringen  muffen,  um  beutlich  ju  feheu, 
unb  gewöhnlich  noch         jweiten  ftärtern  nun 


Digitized  by  Google 


94  ftugenpfjantom  • 

beutlid?en  Gelten  tu  Die  ftttnt.  Scbmadj  Mir. jficb 
1 1  a o ,  bie  in  etwa  30  cm  (Entfernung  unb  weiter 
gewöbnlidjen  2)nid  noch  leien,  bocb  auf  Stuben» 
länge  nidjt  mehr  beutlid)  feben  fönnen,  bewürfen 
Mop  einer  93rille,  eine*  Älemmer*  ober  einer 
fiorgnette  für  bie  fterne.  (S.  99rille.) 

33or  bem  ©ebraud)  irgenb  eine*  ber  jablreidjen 
al*  Univerfalmittel  angepriefenen  ?(ugenwaffer  tann 
nicbt  genug  gewarnt  werben.  Oft  verfdumen  bie 
Äranten  im  Vertrauen  auf  bie  £>eiltraft  berfelben  bie 
3eit,  in  ber  äntlidje  Jpilfe  ibnen  nod)  belfen  tönnte. 

Sgl.  SRittenfib,  Muweifung  jur  (frbaltung  be* 
Sehvermögen*  (2.  HnfL  £pj.  1852);  «dt,  $ie 
pflege  ber  Slugen  (3.  ?lufl.,  ^rag  1865);  öepmann, 
2)0*  Shige  unb  feine  Pflege  (3.  Sufl.,  bearbeitet 
von  Schröter,  £pj.  1887);  Älein,  $a*  2luge  unb 
feine  SHätetit  (2Bie*b.  1883);  Gobn,  £ebrbucb  ber 
■Öogicine  be*  Sluge*  (3Dien  1892);  flafc,  $er  Jlugen 
Pflege  (3. Aufl.,  SBerl.  1899). 

Slugcnphnutom,  f.  Sluge,  lünftlicbe*. 

2(ugcnt>btt)ifc,  f.  Jlugcnveretterung. 

Slugcnptgmcnt,  3tugcnpoI,  f.  Vluge. 

Slugctipunft,  bei  einem  fternrobr  biejenige 
Stelle,  an  bie  man  ba*  ?luge  beim  33eobad>ten 

{u  bringen  bat,  um  ba*  erzeugte  33ilb  mögli*ft 
eil  unb  vollftänbig  ju  erbliden.  33ei  bem  ein= 
fachen  aftron.  $ernrobr  liegt  ber  ?(.  um  bie  ©rößc 
ber  Brennweite  be*  Cfular*  cor  biefem  lehtem. 

3n  ber  «erfpettive  beißt  31.  ober  ©efiebt*- 
p  n  n 1 1  ber  %u n !  t ,  in  welchem  ficb  ba*  äuge  beftnben 
muß,  wenn  ba*  berreffenbe  93ilb  bie  ^roiettion  be* 
abgebilbeten  Dbjett*  auf  bie  2Wbebene  fein  f oll. 
2lud>  ber  ftauptpuntt,  b.  b.  ber  ftußpunft  be*  vom 
%.  auf  bie  SUlbebene  gefällten  Sote*.  wirb  X.  ge- 
nannt. (5.  ^erfpeftioe.) 
3lugcnfalbe,  f.  3mffalbe. 
«uflfttfdjci»  (juriftifd?),  iebe  amtliche  Sinnt* 
Wahrnehmung  be«  SHidbter*  ober  einer  anbern 
Sebörbe  (j.  99.  Unfalluntcrfucbuug).  «Rad?  ber 
Eeutfdjen  eivilprojeßorbnung  wirb  er  jur  Sluftld- 
rung  ber  Sadje  entmeber  auf  Antrag  (^arteibewei*; 
mittel,  §.  371)  ober  ton  Stmt*  roegen  (§.  144)  vom 
<Seri(bt  eingenommen  unb  .  rar  regelmäßig  in  ber 
Sorm,  baß  ber  ju  beftebtigenbe  ©egenftanb  vor  ba* 
erfennenbe®ericbt  gebracht  wirb;  ift  bie*  nicbt  mög-- 
Heb,  ober  unterliegt  bie  Ginnabmc  be*  31.  vor  ibm 
au*  anbern  ©rünben  erbeblidjen  Sdjwierigleiten, f  o 
tanne*  burdb  ben  beauftragten  obererfudjten  SHidjter 
gefebeben.  2)er  31.  erftreat  fid)  auf  alle  ber  SDabr- 
nebmung  ber  6inne  jugdngUcfaen  ©egenftänbe.  93on 
feiten  ber  Parteien  erfolgt  bie  Slntretung  be*  Söc- 
roeife*  burd>  33ejeicbnung  be*  ©egenftänbe*  unb 
Eingabe  ber  ju  beweifenben  Ibatfadjen.  2)a*  ©erid)t 
fann  nad)  (*rmeffen  Sad)terftdnbige  Rieben.  Sinb 
mit  bcrtfmnabmebc*31.  bare  31  u*  lagen  oerbunben, 
fo  muft  ber  S9eroei*fübrer  beiStelluna  be*  Eintrag* 
einen  binreidjenben  33orf*uft  jablen  (@ericr?t*toftcn- 
gefett  com  18.  3«ni  1878,  §.  84).  Db  eine  pro= 
»efiuale  S3oneigung*pfli(bt  ber  Parteien  felbft  be* 
ftebt,  ift  nidjt  unbeftritten.  9iad)  ber  Cfterr.  mqU< 
projefiorbnung,  bie  im  übrigen  ben  St.äbnlid)  orbnet, 
ift  bie  IBeurteiluna,  weldjen  (fiuflup  bie  ©cigerung 
ber  93orjeigung  bat,  bem  ricbterliAen  Grmeffen 
ilberlaffen  (§.  369). 

Über  21.  im  Strafpro  jep  Ml  2)eutf  cbe  Strafpro  |C&* 
orbn.  §§.  86,  185,  191,  193,  224,  248;  Cfterr.  §§. 
98, 106, 116, 117,  rceldjc  namcntlid?  über  ba*  iHedjt 
be*  Staatsanwalt  •>  r  be*  «ngefd^ulbigten  unb  be* 
93ertcibiger*,  beim  «.  anmefenb  ju  fein,  bejiebentli* 


—  «ugenjpiegcl 

bierfür  Sad)oerftdnbige  oorjufcblagen,  iBeftimmuiia 
treffen,  über  bie  33erpfiid?tung  3)ritter  jur  ©eftat^ 
tung  ber  (Sinnabmc  be*  X.  gilt  bürgerlidje*  dte*t. 
9Ctt8enfcfth>äc^c,f.2l|tbenopieunbSebf*n?ä(bc. 
Slugenfebtoarg,  f.  5Relanin. 
9luflcufd)njinbcl,  i.  ®efid>t*fd?roinbel  unb 
cdnoinbel. 
41ugenfrf)h>unb,  f.  Hugenoereiterung. 
9tugcnfcutlic,  eine  Hugentrantbeit  ber  diinber, 
weldje  burtb  bie  Sinroanbentng  be*  markigen  ^abeu 
nmrm*  (Filaria  papulosa  i?t«J.)  in  ba*  ynntvt  be* 
3luge*  beroovgerufen  wirb.  2)ie  ».  entftebt,  wenn 
bie  iKinber  auf  ber  Seibe  ©elegenbeit  haben,  bie 
S9rutbe*  marjiaen  ^abentourm*  auf junebmen.  Sie 
wirb  namentlicb  in  ftranfreid)  beobadjtet.  IBcaen 
ber  bamit  uerbunbenen  Gntjünbung  ber  Slugen  wirb 
autb  ba*  feudienartig  auftretenbe  fiatarrpalfitber 
be*  SRinbe«  ?I.  genannt. 

iHugcnfpicgcl,  Dpbtbalmoftop,  ein  1851 
non  ^elmbolp  erf  unbener  Apparat,  üermittelft  beffen 
man  bie  innern  Seile  eine*  Huge*,  namentlicb 
beffen  binterfte  2Banb  (Sebneroen,  Wefr  unb  «ber= 
baut),  ben  ba*  Jluge  au*füllenben  ©la*lörper  unb 
bie  Ärpftalllinfe  fo  \u  er(eud)ten  vermag,  baß  bie  von 
biefen  Seilen  jurüdlebrenben  unb  burd)  bie  Pupille 
au*tretenbenStrablen  »omMuge  eine*  93eobad?ter? 
aufgefangen  unb  wieber  ju  einem  beutlicbeu  $üt>c 
»ereinigt  werben  !önnen.  2!er  urfprönglicbe  £->elm^ 
bolpfd>e  Jl.  beftebt  im  wefentlicben  au*  einem  Salje 
Keiner,  febr  bünner  ©la*platten,  ben  man  biebt  vor 
ba*  ju  unterfinbenbc  Sluge  bdlt  unb  jwar  fo,  baf» 
bie  fctrablen  einer  biebt  an  ber  Seite  be*  atme* 
angebradjten  bellen  fthmtme  von  ber  33orberflä*e 
ber  @la*p(atten  in  bie  Pupille  be*«uge*  reflettiert 
werben.  3?a*  bintcr  ben  ©la*platten  befinblid?c 
2lugc  be*  33cobad)ter*  empfängt  einen  Seil  ber  au* 
bem  beleucbteten  ?luge  jurudtebrenben  Strahlen  unb 
ftebt  babei,  fall*  nicbt  Trübungen  ber  breebenbeu 
iDtebien  vorbanben  fmb,  ben  31ugengrunb  (f.  Jafcl: 
2)a*9lugebe*  Ü)tenfd?en,§ig.2)  mit  allen  feinen 
(?injelbeiten  im  virtuellen  aufrechten  vergrößerten 


Silbe  (Unterfudjung  im  aufredeten  Söilbe, 
f.  vorftebenbe  ftig.  1),  vorau*gefe^t,  bafe  ber  S3eob- 
aebter  unb  ber  Untcrfucbtc  emmetropifd)  (normal- 
ftebtig)  ftnb.  3ft  nur  ber  erftere  emmetropifd),  ber 
Unterfucbte  aber  ttiebt,  fo  muß  biebt  vor  ober  hinter 
bem  Spiegel  ba*jenige  Äonoep  ober  ftontavgla* 
eingcfcbaltet  werben,  ba*  bie  vorbanbene  Ametropie 
(f.  (hnmetropic)  torrigiert.  $urd)  bie  ?lu*wabl 
biefe*  ftorrcftion*glafe*  ift  ber  2lugenarjt  im  ftanbe, 
völlig  objettiv  unb  ohne  3utbun  be*  Unterfudjteu 
ben  («rab  ber  vorhanbenen  Ametropie  3u  beftimmen. 


Digitized  by  Google 


Slugcnfaroffc  —  Hugenaittern 


95 


Sunt  raiAen  SJornebmen  folAcr  Stimmungen 
Lienen  bie  :ftefrattion«opbtbalmoilope,  bte 
ipdter  ton  Coriita  u.  a.  tonftruiert  mürben  unb  au 
t>enen  tie  OtlfR  |  o  angeorbnet  ftnb,  bafe  fie  möglid)ft 
rafdb  geweAfclt  werben  tonnen.  (Sine  befiere  $V= 
leuAtung  al«  ber  febr  UAtfAwaAe  öclmbolhfAeä. 
geben  ^lanipiegel  ton  belegtem  fölafe  ober  Stabl 
mit  centraler  $urAbobrung  (von  ISocciu«,  l»ier>er= 
ftein,  6pten«*$onber*),  an  benen  man  auA  )u 
einer  »eitern  Steigerung  ber  £>elligteit  eine  Äoiv 
teritnfe  mittel«  eine«  Scharnier«  befeftigen  tann. 

^m  3.  1852  lehrte  Siuete  bic  Unter fuAung 
im  umgetebrten  SBilbe  (f.  nadjftebenbe  §ig.  2). 
Seilt  man  biAt  tor  ba«  beleuAtete  Äuge  eine  Horn 
terltnfe  ton  tarier  SBrenntwite  (5—8  cm),  fo  ent* 
werfen  bie  au«  bem  äuge  tommenben  Strableu 
ein  umgetebrte«  reelle«  SBilb  be«  äugengrunbe«  im 
j>auptbrennpunfte  ber  £infe,  ba«  ber  ^Beobachter 
^ittlic^  ftebt,  wenn  er  pA  mit  feinem  Spiegel  fo 


»reit  entfernt,  ba*  biefe«  9Mlb  in  feinen  9tabpunft 
fdUt.  SBegen  b<«  gröfeern  äbftanbe«  tom  unter* 
■iudbten  äuge  ift  hierbei  ber  ^lanfpiegel  ,;u  liebt' 
lAroaA,  JRuete  benufcte  baber  einen  burd)bobrten 
*>oblipiegel,  ber  feitbem  eine  SJlenge  StoAbilbungen 
erfahren  bat.  äuA  Äonterfpiegel  (Sebenber),  reA> 
windige  OMa«pri«men  fowie  foliierte  ftonterlinfen 
bat  man  al«  Skleucbtung«mtttel  angewanbt.  äm 
meiften  in  öebrauA  »on  ben  grö&ern,  auf  feiten 
Stanb  berechneten  ä.  finb  ber  oon  Muete,  ßieb- 
reieb  unb  Gpteni-Xonber«.  SBon  ben  tleinern  trag* 
baren  3"ftrumenten ,  bie  inbe«  in  ber  Jpanb  be« 
aeiAidtrn  äugcnarjte«  ba«ielbe  wie  bie  erftern 
letften,  baben  bie  ^nftrumente  ton  Gocciu«,  Siebs 
reieb,  3dger  unb  $a«ner  bie  allgemeinfte  Skrbreis 
tung.  lihnotuldre  91. ,  bei  benen  beibe  äugen  be« 
tteobaAter«  in  Jbdtigleit  tommen,  baben  Wiraub* 
Xeulon  unb  @occiu«  tonftruiert,  ein  Slutopbtbal« 
woflo»,  in  bem  ba«  äuge  feinen  eigenen  hinter» 
anmb  fiebt,  Gocciu«;  anbere,  bei  benen  ba«  eine 
.luge  be«  5Wobad)ter«  ben  äugengrunb  feine« 
anbern  äuge«  ficbt,  Hermann  unb  @iraub^eu(on. 
Der  6ocriu«fcbe  binotuldrc  81.  tann  gleichzeitig  al« 
Xemonftration«:3lugenjpiegel  bienen,  mit  welcbem 
vTci  ^eobaebter  jugleiA  ein  frembe«  äuge  unter* 
mcfcen  tönnen.  —  SÖgl.  Gocciu«,  über  bie  änwem 
tung  be«  ä.  f2pj.  1853);  3anber,  $er  feine 
formen  unb  fein  (Betrau*  (2.  äufl.,  ebb.  1862); 
rAweiggcr,  Vorlegungen  über  ben  (Gebrauch  be«  & 
1  neu  bearbeitet  ton  ®reef,  Söieeb.  181)5);  2Jcautbner, 
t'eprbuA  ber  Cpbtbalmoftopie  (Söien  1868);  £ieb-- 
teid?,  ätla*  bei  Cpbtbalmoftopie  (2.  äufl.,  33erl. 
1970);  fRagnu«,  OpbtbalmoftopifAer  ätla«  (2p}. 


1872);  JBjerrum,  Anleitung  .mm  ©ebrauA  be«  :'(., 
beutfA  ton  SAwarj  (ebb.  1892);  Limmer,  £er  fL 
(2.  Äufl.,  SBien  1893);  ton  3aeger,  Opbtbalmo^ 
flopifcbcr  ftanbatla«  (2.  RufL,  ton  Salimann,  ebb. 
1894);  Saab,  ätla«  unb  ©runbrife  ber  Cphtbalmo= 
i'topie  (9RünA.  1895);  Cller,  «tla«  ber  Dpbtbalmo= 
flopie  (®ie«b.  1896  fg.). 

^lugeufproff c,  fooiel  wie  3lugiprof|e  (f.  b.). 

91ugenfieiiif  f.  3inlfulfat;  aud)  SBejeicbnung  für 
ben  ftupferalaun  (Cuprum  alumiuatum,  Lapis 
divinus),  eine  jufammengefcbmoljene  Wifcbung  au« 
je  16  teilen  Hupfertitriol ,  Salpeter  unb  3llaun 
unb  1  ^eil  Dampfer,  bient  in  ber  äugenbeiltunbe  in 
Äorm  ton  Streupulter  ober  wdffcriger  fiöfung  al? 
«Umittel  fowie  ju  abftringierenben  3lugenwa|)ern. 
3n  ber  Mineralogie  beint  R.  ein  (Sbalcebon  mit 
augenartigen  3<tdjnungen.  ~  3n  ber  3)1  e  b  i  3  i  n  ter= 
ftebt  man  unter  äugen:  ober  Übrdnenfteinen 
tleine  unregelmäßig  geftaltete,  au«  Äalffaljen  be= 
ftebenbe  Kontremente  meift  im  äu«fübrung«gang 
ber  Jbrdnenbrüfe  ober  im  Jbrdnenfad,  bic  eine 
beftänbige  9tei}ung  Unterbalten  unb  bann  operatit 
entfernt  werben  müfien.  (S.  aud>  JBejoar.) 

vJlugcnftcrn,  fooiel  wie  Pupille  (f.  b.). 

«ugenräufdjuttae«,  f.  CptifaSe  Jäufcbung. 

ilugcritrtppcr,  f.  äugenentjünbung. 

itugentroft,  f.  Eupbrasia. 

ttugentieretteruttg  (PanophthalmitiH) ,  bie 
weitau«  gcfäbrlidiftcSlugentrantbcit,  beftebt  in  einer 
unter  ben  beftigften  Scbmerjen  terlaufcnben  eite- 
rigen Gntjünbung  fowobl  ber  innern  Stugenbdute 
(nberbaut,  ftegenbogeubaut ,  ^tetjbaut)  wie  ber 
du&erlld)  fidjtbaren  (.t»ombaut  unb  t'eberbaut)  unb 
fübrt  in  ben  meiften  ftdllen  burd?  eiterige  Scbmel- 
jung  unb  Schrumpfung  (?lugenpbtbife  ober 
iUugenfcbwunb,  Atrophia  bulbi)  be«  Mugapfel* 
;;t  tollftdJibiger  Grblinbung  be«  ertranften  Äuge*. 
Tie  bdufigften  UrfadSen  ber  31.  ftnb  fdjwere  8cr< 
letiungen  unb  Ginbringen  ton  (Eiterungen  feben 
ßlemente«  in  ba«  Slugeninnerc  ober  embohfAe  flJro 
jeffe  bei  Jopbu«,  Äinbbettfieber,  ^pdmie,  Äopfrofc 
u.  bgl.  (Gelingt  e«  nicht  burch  eine  ftarf  entjün- 
bung«wibrigeunb  antifeptifAe  ißebanblung  bie  &nt 
jünbung  ju  befeitigen,  fo  ift  burA  feuAtwarme  Um- 
lAlägc  bie  Eiterung  }u  förbern,  um  ben  Augapfel 
hl  fpalten ;  einen  im  iHugeninnern  naAgcmicfenen 
drremblftrper  fuAt  man  31t  entfernen.  SWitunter 
muß  ba«  erfrantte  ?lugc  operatit  entfernt  werben, 
um  ba«  gefunbe  ju  erhalten. 

■Jtugenterletjuiigcn,  f. 93b.  17. 

Slugcntoaffer,  f.  @ebeimmittel. 

31ugentoeit  e,  bie  (Entfernung  ber  iunem  äugeiw 
wintel  toneinanber,  gilt  al«  unterf  Aeibenbe«  Wer!« 
mal  ber  2Äenf Atnrajfen. 

«ugentoimper»,  f.  Sluge. 

«ugcnrourj,  f.  Athamanta. 

Sngenjäbne,  f.  3abn. 

<Hugcnjauber,  f.  iBöfer  ©lid. 

fingen  gittern,  9cpftagmu«,  eine  Slugenlranf^ 
beit,  bei  ber  bie  äugen  niAt  im  ftanbc  fmb,  einen 
$unft  ju  firieren,  fonbern  in  fortwdbrenber  pen^ 
belnber  ober  rotierenber  Bewegung  begriffen  ftnb. 
%.  nutet  ft A  bauptfdAUA  hei  ^nbioibucn ,  bie  feit 
ihrer  erften  ftinbbeit  boAgrabig  fAwaAÜAtig  ober 
erblinbet  ftnb,  feltener  bei  folAen,  bie  erft  in  fpd< 
tem  2eben«iabren  blinb  würben.  ^Bergleute  in 
Hoblenbergwcrleu  belommen,  bei  fonft  töllig  in< 
taltem  6ehterm&gen,  jiemliA  bdufig  ein  cigeutüm- 
liAe«  ä.,  ba«  fte  namentliA  in  buntein  9täumeu 


Digitized  by  Google 


9G 


^ugcreou  —  Sfugit 


befällt  unb  oft  jmingt,  ibren  Veruf  aufjugeben.  — 
©ine  j»eite,  mcpt  nottoenbig  mit  Sebftörungen  oer- 
bunbene  ftorm  be8  21.  finbet  fiel)  bei  einzelnen  9ter- 
oentrantbeiten,  namentlicb  bei  ber  multiplen  Sf  lerofc 
beS  ©ebirnS  unb  SRüdenmartS,  ju  beren  djaratte= 
riftifdjcn  Spmptomen  c«  gehört. 

Stugertan  (fpr.  ofdj'rob),  Vierre  Jran^oi* 
ß&arlea,  ircrjog  oon  Gaftiglione,  SDlarfc^all  oon 
ftranrreidj,  geb.  11.  9loo.  1757  gu  Varia,  oerbtente 
nait  einer  unfteten  ^ugenb  feinen  fiebeneunterbalt 
al«  ftecbtmeifter  in  Neapel,  bis  1792  alle  ftranjofen 
oon  bort  auägewiefen  mürben.  31.  febrtenadj  <jranN 
reid)  jurüd,  trat  als  <yrei»illiger  in  bie  2lrmee  unb 
fcb»ang  fiep  bureb  Umftcbt  unb  Japferfeit  fdmell 
empor.  1794  Vrtgabegeneral,  1796  35ioifton*genc= 
ral,  t Im t  er  fid)  bann  bejonberS  bei  £obt,  <£aftiglione 
unb  2lrcole  b,  eroor.  darauf  »urbe  21.  93efetjlel?aber 
ber  Gruppen  in  Varia  unb  führte  als  foldjer  ben 
©emaltftreidb  Dom  18.^ructibor  beS  3.  V  (4.  Sept. 
1797)  aus  unb  mürbe  als  «Detter  beS  VaterlanbeS» 
gefeiert.  Um  ipn  oon  VariS  ju  entfernen,  mürbe 
21.  bemndepft  jur  iHbeinarmee  unb  bann  naep  Ver- 
pignan  oerfegt;  1799  rourbe  er  als  deputierter  in 
ben  :Ha t  ber  Jünfbunbert  ge»äblt  unb  fctjlofs  fid)  am 
18.  Vrumaire  an  Vonaparte  an.  1800  erhielt  er 
ben  Vefebl  über  bie  franj.-batamfa^eSlrmee,  1804 
»urbe  er  3Jlarfdjall  oon  <yrantreid}  unb  1806  ©rofv 
Offizier  ber  Gbrenlcgion  unb  öerjog  oon  (Saft  iglionc. 
Vei  3<na  unb  Qylau  jeidmete  er  ftcb.  auS;  20.  üftärj 
1814  mufjte  er  in  bie  Kapitulation  oon  £pon  toiU 
liejen.  9tocb  Napoleon*  2lbbantung  mürbe  er  oon 
£ub»ig  XVIII.  nun  Vair  unb  £ub»ig*ritter  er* 
nannt;  bei  SJapoleonS  :KiufMu-  oon  ©Iba  folgte  er 
biefem  mieber,  unb  nad)  ber  6cblacbt  bei  Velle: 
2lUiance  bot  er  bem  Äönig  abermals  feine  Dienfte 
an.  6r  ftarb  12.  3uni  1816. 

«uget  (fnu  fpr.  ofebeb),  Seitrinnc,  f.  fieitfeuer. 

9tugiac<,  «ugiacqtall,  f.  2lugeiaS. 

augtcrtfpr.ofcbiebjjGmile^franj.öflljnenbicbter, 
geb.  17.  Sept.  1820  ju  Valence,  Gnfel  oon  Vigault* 
Öebrun,  errannte,  fiep  jum  Slboolaten  oorbereitenb, 
balb  feinen  $id?terberuf.  21.8  erfteS  bureb  natürlicbe 
Srifcbe  unb  itoune  auSgejeicbncteS  Suftfpiel  «La 
cigue»  (beutfd)  bearbeitet  oon  tjitger,  Dlbenb.  1885) 
»urbe  oon  einem  Vublitum,  ba«  ber  romantifdjen 
überfpanntpeiten  mübe  mar,  mit  »armem  Seif  all 
im  Cbe'on  begrübt  (1844) .  »dbrenb  baS  gleichfalls 
auf  attifdpem  Voben  fpielenbe  ?  ra  ma  « Le joueur 
de  flfttc»  (1850)  meniger  ©lüd  maepte.  2)anaa? 
l'vfclct'i  ftcb  21.  ber  SHidjtung  beS  «gefunben  Verftaw 
beS»  an  unb  oerteibigte  mit  Vorliebe  bie  gute  Sitte 
in  Familie  unb  Gl>e  gegen  bie  einbringenbe  Ver« 
berbnia.  Stiebt  ganj  ben  C?r»artungen  entfpradjen 
«Ud  homme  de  bien»  (1845)  unb  «L'aventuricre» 
(1848,  umgearbeitet  1860;  beutfeb  oon  ©raf  Sölden* 
bürg,  2Bien  1881),  »ogegen  ba8  jum  ÜHäbrftüd  nci- 
aenbe  Suftfpiel  «Gabrielle»  (1849)  Beifall  fanb  unb 
».  ben^rei83)(ontbponeinbracbte(f.2lutran).  2)iefe 
Stüde  »aren  in  Herfen  gefebrieben,  ebenfo  fpdter 
••Philiberte»  (1853;  beutld)  bearbeitet  oon  ^itger, 
Clbenb.  1888),  «La  jeanesse»  (1858)  unb  aPaul 
Forestier»  (1868),  »dbrenb  Ä.  nad)  einem  oerun» 
glüdten  ÜBerfud?  mit  bem  biftor.  3>rama  in  SJerfen 
»Diane»  (1852),  ba«  er  für  bie  JHacbel  fd?ricb,  oor» 
»iegenb  m  nücbterner  ^rofa  in  einer  9ieib«  »irs 
tungsooller  Sittentomöbien  ben  in  ber  böbern  @e* 
fellf cbaft  »udjernben  Vorurteilen  unb  fittlicben  3Jer^ 
trrungen  einen  Ilaren  Spiegel  oorpielt.  Ü){it  j»ei 
Stüden ,  beren  Vorwürfe  au8  Üiomanen  Sanbeaue 


ftammten,  aLa  pierre  de  touche»  (1854)  unb  bem 
oortrefflidjen  «Le  gendre  de  Monsieur  Poirier» 
(1854),  beginnt  bieSieipe  biefer  Söerfe.  ^folgen 
uLe  mariage  d'Olympe»  (1855),  eine  2lnt»ort  auf 
3)uma§'  «Rameltenbame»,  ber  gegenüber  21.  bie  Um 
inöglid)tettber2Biebereri?cbung  be§  gefundenen  3i3ei= 
be$  ju  be»eif en  fudjt,  unb  «Ceinture  doree»  (1855), 
»o  er  ben  £lucb  ber  burd)  SBörfenfd)»inbet  erwor* 
benen  Millionen  fcbilbert.  3)ie3erftöruna  beSftami: 
lienlebenS  bureb  Vergnügung8>  unb  ©efallfudlt  ber 
#vrau  fcbilbert  Jl.  in  « Les  lionnes  paurres »  (mit 
Bouffier ;  beutfeb  oon^.fiinbau);  in  «Les  effrontes» 
(1861)  unb  ber  gortfe&ung  biefe«  Stüde«,  «Le  fils 
de  Giboyer»  (18G2 ;  beutf  dj  oon  Sapbir,  5Bien  1 865), 
bebanbelt  er  bie  Sierbinbung  oon  ^reffe  unb  5öörfe, 
mit  fdbarfer  Spi$e  gegen  bte  Aleritalen  unb  ihren 
Söortfübrer,  ö.  ^kuillot,  bie  beftig  ermiberten.  3)er 
ßinflufe  t>t$  Crimen  Napoleon  fetjte  e3  gegen  bie 
faiferL  Jpeatercenfur  burdj,  bafe  biefe  lefctem  Stüde 
gefpielt  würben.  Von  niebt  geringerer  ffiirfung 
»aren  «Maltre  Guerin»  (1864),  »o  bie  i'ltuc 
tatenoerfebmi^tbeit  bie  Hauptrolle  fpiett,  unb  bie 
»ieber  mit  Spefulanten  unb  Scb»tnblern  ftcb  tc 
faffenben  flomöbien  «La  contagion»  (1866)  unb 
«Lions  et  renards»  (1869).  3n  «Jean  de  Thom- 
meray»  (1873)  über»inbet  bie  Vaterlanb^liebe  bie 
bureb  ©enufj;  unb  .^abuidn  erjeugte  ftttlicbc  £>alt- 
loftgteit.  3"  «Madame  Caverlet»  (1876)  »irb  bie 
bamaU  fd;mebenbe  ,uaac  ber  (!befcbeibung  mit  3a 
beant»ortet.  sJDtit  ber  Samilienlomöbic  «Les  Four- 
chambault»  (1878),  bureb  bie  er  noeb  einmal  be= 
beutenbe  Erfolge  erhielte,  fcblo|  ber  Siebter  feine 
fiaufbabn.  3l.,feit  1857  iDiitglieb  ber«fabemie,  tarb 
25.  Ott.  1889  in  ^ari«,  »o  ibm  1895  ein  2>enlmal 
errtebtet  »urbe,  ein  anbere*  1897  in  SBalence.  Sein 
«Theatre  complet»  (6  93be.,  Var.1876— 78)  umfafet 
aufeer  ben  genannten  SBerlen  noeb  ba*  ^rooerpc 
aL'habit  vert»  (1849,  mit  HRuffet),  «Mepriseß 
d'amour»  (1852),  «Un  bean  mariage»  (1859,  mtl 
Bouffier),  «Postscript um«  (1869)  unb  «Le  prix 
Martin»  (1876,  mit  Sabine).  U.i  «Poesies  com- 
pletes»  erfebienen  1852  unb  1856,  feine  befannteften 
^Dramen  beutfeb  in9ieclam8«Unioerfalbibliotbet». — 
Vgl.  beüJlirecourt.  Le  petit-fils  de  Pigault-Lebrun 
Ü$K.  1863);  %  fimbau,  <*.  21.,  in  «9lorb  unb  Süb» 
(1886);  Vailleron,  E.  A.  OJJar.  1889);  be  Saint= 
Victor,  E.  A.  (ebb.  1889) ;  Varigot,  E.  A.  (ebb.  1890). 

»ugifa,  Cafe  ber  Sibpfdjen  3Büfte,  f.  SlubfAUa. 

2lugtt,  ein  febr  oerbreiteteä,  bem  monollinen 
Softem  angebörigeS  SWineral,  ein  ©lieb  ber 
^prorengruppe  (f.  Vproren) ,  ba*  al*  JBijtlifat  im 
»efentlicpenauSRiefelfäure,  Ralf,  iDlagnefta,  Q\)en^ 
orobul  beftebt,  oft  aueb  et»aS  %i) onerbe  entbält.  3)ie 
bduftgfte  Rroftallform  ift  eine  Kombination 
Vriämad  (87  ),  ber  beiben  ocrtilalen 
^inaloibe  unb  ber  ^emippramibe  (f. 
beiftebenbe  <yigur);  bie  mebr  ober 
»eniger  beutlicbe  Spaltbarteit  folgt 
ben  ^riämenfiäcpeii.  2)a*  5DlincTal 
ift  ge»öbnlicp  oon  febma^er  ober 
grünlidjer  3arbe,  bureb fdjeinenb  ober 
unburdjftdjtig,  oon  ©laä--  ober  ftttU 
glanj  unb  oon  3,3  fpec.  ©c»icbt.  GS  ift 
jtemlid)  bart  unb  »irb  oon  Säuren  febr  »enig  ange- 
griffen. Gincn  »efentlidjcn  ©emengteil  bilbet  ber  21. 
m  mebrern  oerbreiteten,  meift  Kefclfäurearmen  ©e= 
fteinäatten,  »ie  im  Vafalt,  2)olerit,  2>iaba«,  WMa 
pb,pr  unb  in  oielen  i'aocn  unb  oulfanifdjen  Xurjen, 
in  benen  er  oft  in  fdjbncn  Ärpftallen  au^gefontert 


Digitized  by  Google 


r  — 


97 


oorlommt,  mie  j.  S.  am  Jlaiferftubl  im  99rei*gau,  in 
'■Böhmen,  am  SBefuo,  ätna  unb  in  ber  ftuoergne. 
•Dduftg  finbet  er  ftd)  im  flalfftein  eingeworfen,  mit 
anfdjeinenbgcfdjmolienerCberflddjeunbinlÖrnigen 
Waffen  (Äottolitb),  bie,  wie  ju  Jtrenbal  in  3tor; 
roegen,  ÜJlagneteifenfteinlager  begleiten.  3lu*  bcr 
iBertoitterung  3t.  paltenber  ©efteine  gebt  ein  guter 
eifenreicber  ©oben  hervor,  (üne  fcpöne  grüne  unb 
burd)fid)tigc,  reut  frpftallifierte  Varietät  beä  St., 
2>iopfib  genannt,  bie  ftd)  auf  ber  *Dluffa=34lpe  in 
Wentont  unb  auf  ber  Stlpc  Sdtfoarjenftein  im 
Sillcrtbale  finbet,  mirb  namentlid)  in  lurin  unb 
(Sbamonix  al*  cd?mudftein  oerfdjliffen.  Jlnbere 
«arietaten  be*  31.  fmb  Salit,  SMalatolitb, 
5afiait,Ompbacit. 

Stugitporpbtir,  ein  ©eftein,  bellen  buntelgrüne 
bt*  fdjtoarje,  bidbte  ©runbmaffe  tooplgebilbete  m  i v  - 
ftatle  von  Slugit  unb  oft  aud)  geftreiften  ^Jlagiotla* 
t ntbalt.  (S*  gehört  nad)  feinen  geolog.  fiagerung*: 
oerpdltnijfen  jebenfall*  ju  bcn  Gruptiogefteinen. 
33on  bem  Welapbpr  unterfdjeibet  e*  i'ut  namentlid) 
burd)  ben  Wanael  an  Dlioin.  2)ie  ©runbmaffe  be* 
nebt  unter  bem  iDtitroftop  ebenfalls  au«  iUaaioHad 
unb  ilugi  t  (nebft  bellen  BeTfetwngsprobutten)  forotc 
fdjroarjem  (tr),  oft  oerbunben  burd)  eine  alafige 
ober  palbglaftge  3ktfi*.  Sepr  Derbreitet  ift  ber  n. 
im  tJaffatbal  m  Sübtirol,  too  er  Äalffteine  unb  $olo; 
mite  ber  Uria**  unb  3uraperiobe  otelfad)  burcbfefet 
bat  unb  oon  au*gebepnten  Sufibilbungen  begleitet 
wirb.  3m  $afiatbale  fotoie  in  Norwegen  tommt 
aud)  nod)  eine  Varietät  vor,  bie  Uralit  ftatt  Slugit 
entbdlt;  biefe  batte  man  fdjon  fruper  am  Ural  auf: 
gefunben  unb  Uralitporpbpr  genannt. 

•sHugmen t  (tat.,  «3ut»ad)*»),  in  ben  inbogerman. 
Sprachen  ba*  (Clement,  ba*f  bem^erbum  oorgefefct, 

Er  3Jejeidjnung  ber  prdterttalen  Jempora  |  3mper - 
t,  Üloriitpräteritum,  ^luSquamperfett)  bient.  (Sr* 
Uen  ift  e*  nur  im  Sanatrit,  3*nb,  Strmcnifdjcn 
unb  ©riedjifd  tu.  $>a*  41.  beftanb  urfprunglid) 
au*  turjem  e;  jum  griecb.  ^rdfen*  9*pw  (phero  td) 
trage)  lautet  ba*  3mP<rfctturn  l-^tpov  (e-pheron). 
G*  ift  anjufepen  al*  ein  äeitaboerbium,  ba*  ur= 
fprünglid)  etwa  «bamal*»  bebeutete. 

ilugmcutatiou  Hat.),  SBermebrung;  in  ber 
imttelalterlidpen  Wufit  Vergrößerung  bervÄotengel: 
tung  unb  bamit  eintretenbe  langfamere  ^Bewegung. 
$n  ber  Jjugenlebrc  unb  überpaupt  in  ber  tpema* 
njcben  Strbcit  ift  ä.  bie  Verlängerung  be*  Jpema*. 

ülugtHCiHrttioncfdjiff  c,  6anbel*bampfer,  bie 
in  Ärieg*jciten  jum  Koblem  unb  ÜJtunition*tran*= 
port  fowie  al*  Sajarettfdjiffe  (f.  b.)  bei  ber  Ärieg*= 
marine  oenoenbet  werben. 

Mugmcntattüum  (lat.),  5Jergrößerung*»oort,in 
ber  Orammatit  ein  2öort,  ba3  burcb  eine  befonbere 
Gnbung  (3luqmentati«fufftr)  bie  iBebeutung  be* 
©rofeen  ober  plumpen,  feifelicben  au*brüdt.  i>du= 
Rg  finb  biefe  5Jilbungen  in  roman.  Spradjen,  j.  3J. 
ital.  pollo  öupn,  pollastro  großed  Jöubn,  Domenico 
(9lamc),Domenicuccio,bÄf$lid)er,  grober  Domenico; 
aud)  bie  flato.  6prad)en  lennen  loldje  Ableitungen, 
j.  9).  mcnb.  Lena,  Lenisco,  garftige  fiena. 
ilugmcnticren  dat.),  üermebren. 
tlug#(mrß.  1)  ©ejirföamt  im  bapr.  SReg.=93ej. 
ccbroaben,  bat  280.»  akm,  (181»5)  34168  (IG470 
mdnnL  176ü8  treibt.)  d.  in  40  ©emeinben. 

2)  21.  (Augtiftta  Viudelicorum  ber  Börner),  un 
mittelbare  Stabt  unb  öauptftabt  be*  bapr.  Vits}.-- 
JBej.  £d)roabcn  unb  Sleuburg,  liegt  48°  21'  nörbl.  $r. 
unb  10°  54'  öftl.Ö.  oon  ©reenmid),  in  499  m  6öbe, 
«onc«faHon*.afi««m.  u.«uR.  91.«.  n. 


an  ber  ^ünbung  ber  2öertad)  in  ben  £ed),  teil*  auf 
bem  'Kurten,  teil«  am  ftbbange  unb  ,u;f".c  ber  ba* 
fied):  unb  ffiertadjtbal  trennenben  3lnböbe,  bat  ein 
2ßeid)bilb  oon  22,ooö  qkm  unb  eine  mittlere  3apre** 
temperatur  oon  6,63°  C. 

SBeoölterung.  2)ic  93eoölterung  betrug  1895: 
81 896  (!.,  barunttr  57 159  Jtatboliten,  23391  Guan« 
gelifaje,  1156  3$raeliten  unb  190  anbere,  1900: 
88700  (42850  männl.,  45850 
meibl.)  6.  Xie  :\M  ber  ©e> 
burten  betrug  1899  :  2884, 
ber  Gbeid)licfmnaen  716,  ber 
eterbefdUe  (einfdjlieftlicb  85 
lotgeburten)  2110.  3n  ©ar= 
nifon  liegen  ba$  3.  3nfan» 
terieregiment  ^rinj  Sari  oon 
93apern,  6tab,  2.  bii  5.  Qi-- 
labron  be*  4.  Gbeoaulegerregiment*  Äönig  unb  baS 
4.  (jelbartillerieregimcnt  Itönig. 

3lnlage,6trafien,vlJld&e,$entmdler.  Xk 
Stabt  jerfdllt  in  bie  innere  Stabt  unb  bie  fed)£  neuen 
Stabtteile  (ffieft».  Oft«,  Süb=,  3iorb=Gnb:  unb  bie 
beiben  ©ertadp-Vorftdbte).  9iad)bcm  bie  Gntfefti^ 
aung  ber  innern  Stabt  (obere,  untere  Stabt  unb 
^a(oberoorftabt)  burd)  tönigl.  Sianat  vom  3.  Ott. 
1858  genebmigt  mar,  erweiterte  fid)  biefelbe  über  bie 
^eftungöroerte  binaud,  an  beren  Stelle  Cffentlicbe 
Anlagen  traten  am  König* ;  unb  ftlintertborplat»e, 
an  beT  Äaifer*  unb  dferroallftrafec,  am©efunbbrun« 
nen,  3ubenwall  unb  ^Jfannftiel.  Sie  bemerten*» 
merteften  Straßen  ber  Stabt  finb  bie  Karolinen- 
unb  !l)taximilian*ftraße,  bie  uomi^arolinenplaH  im 
Horben  bi*  )um  9Raximilian«pla^  im  Sflben  bie 
Stabt  burdjfdjneibcn  unb  burd)  oiele  intereffante 
alte  ©ebdube  unb  bie  brei  berrlid)en  Brunnen  mit 
bronjenen  Figuren  (Stugmtu  ,  'JJterturs  unb  fytv 
cule^brunnen),  bie  beiben  lefttem  oon  Stbrian  be 
3Jrie*  au*  bem  6aag  1599  unb  1602,  ber  erfte  t>on 
öubert  ©erbarb  oon  öerjogenbufd)  1594  errid)tet, 
bemerten*n>ert  finb.  SDejtlid)  bavon  bie  Vollbart:, 
£ugger*  unb  Saiferftra&e  auf  ber  Stelle  ber  frübern 
tjeitung*merfe,  öftlid)  bie  Straße  am  ©raben  unb 
enblid)  oon  Söeften  nad)  Dften  gebenb  bie  Sabn» 
bof*-,  St.  ttnnaftraße  unb  ber  St.  Stnnaplati,  bann 
»ieber  nörblid)  bie  Vbilippine=5BelferäSrrafee  (mit 
ber  1857  t>on  itönig  fiubnig  ber  Stabt  aefd)entten, 
oon  §r.  ©rugger  mobelliertrn  Statue  yob.  3*tob 
^ugger«)  bi*  jum  Verlacbplaft ,  unb  oon  bort  in 
öftlicper  Dticbtung  bie  Varf ußer»  unb  $af oberftraße. 
•Jtut  bem  ^ronbofe  ftebt  ba*  1876  entartete  Siege*' 
benfmal  für  1870—71  oon  Äafpar  3umbufd),  mit 
bronjenen  Figuren;  im  Stabtpar!  eine  flolofial* 
büfte  Ü3i*mard*  (1898)  oon  Wenge*  (<Diünd>en). 

)lird)en.  93ou  ben  6  eoang.  Äirdien  bemerlen** 
wert:  2)ie  St.  Stnna-fiircbe,  1321  fg.  in  got.  Stile 
erbaut,  1487—97  erweitert  unb  neu  gebaut,  1748 
oon  Slnbrea*  Sdmeibmann  in  Varod  umgeftaltet, 
nad)bem  1602  ber  obere  Seil  be*  Sumte*  oon  @lia* 
£oll  in  ÜRenaifiance  erneuert  mar,  mit  großartigem, 
1512  oon  3at.iyugger  geftiftetem  ©rabmal  ber  <|ug* 
ger,  beffen  Stulpturen  jum  Seil  nad)  3eid)nunacn 
stlbred)t1)ürer*oielleid)toonbem21ug*burgerVilb: 
bauer  Sebaftian  Sofd)er  au*gefübrt  fmb;  ferner  mit 
©emdlben  ßefu*  al*  Äinberfreunb  am^tltar,  Vilb= 
niffe  Sutber*  unb  be*  Äurfürften  3ob-  (Triebrid)  oon 
Sadjfenoonßranad),  Speiiung  ber 4000  oon  9totten= 
bammer,  bie  tlugen  unb  tbörid)ten  Jungfrauen  oon 
Slmberger),  Vilbpauerarbeiten,  fd)öner  Jtanjel  (1682 
oon  ^einrid)  Gicpler)  unb  ber  oon  Äonrab  unb  2lfra 


Digitized  by  Google 


98 


StugS&urg 


fiirn  1425  geftifteten,  neu  re|tauricrten©olbfcbmieb*= 
tapellc  imCften  (neu  aufgefunbenc  ftre*ten  au*  bem 
15. 3at?rb.);  t>ie  «arfü&ertuAe  (13.  3abrb.),  im  14. 
unb  15. 3atjrb.  umgcftaltet,  1723—24  in  Söarocf  er 
neuert,  mit  Sttilbern  oberbeutfdjer  Ulteiftcr  be*  17. 
unb  18.  $abrb.  unb  trefflicher  Orgel;  bie  Satober = 
hr.re,  1356  fg.  erbaut,  jju  2lnfang  be*  18.  %a\)x\).  in 
93aroctftil  erneuert,  mit  Wauer>  (15.  ,xubrb.)  unb 
fpätern  Stafelgemdlben;  bie  öeiligefreujlircbe,  nad) 
Gntwflrfen  von  M  rauft,  1653  in  3Jarod  erbaut,  unb 
6t.  Ulrid?*fird)e,  1458  erbaut,  1710—11  inöarod 
umgeftaltet,  mit  wertvollen  ©emalben  unb  ©olb= 
djmiebearbciten.  Jteub.  flirdjen  (16)  unb  Capellen 
inb  ber  Som,  995—1065  al*  breifdnffige  ^feiler- 
»aftlita  mit  jmei  Stürmen  in  roman.  Stile  erbaut, 
im  14.  ^abvb.  um  jwei  Sdjiffe  unb  ben  fiftl.  G b er 
erweitert  unb  gotifiert,  lürjlicb  erneuert,  mit  alten 
(au*  bem  ll.^abrb..)  unb  neuen @la*fenftern,  bron= 
jenen  Stbürftügeln  (um  1050  gefertigt,  enthalten  35 
gelber  mit  tfiauren:  2lbam  unb  Gva,  bie  Schlange, 
Gentauren  u.  f.  w.),  2lltarbilbern  von  £iolbein  bem 
Altern  (1493)  u.  a.,  SMlbnifien  fdmtlicber  SMicböfe  von 
5%  bi*  beute,  tunftvoüen  Gifengittern,  Rreujgang 
mit  jum  Jeü  febr  alten  ©rabitemen  unb  bem  an 
wertvollen  ©olbfebmtebearbetten  reieben  Sebalde;  bie 
St.  Ulricb*tircbe  (1474-1530  von  SJurtbarb  Gngel* 
berger  in  fpdtgot.  6til  erbaut,  ber  Sturm  1594  in 
SRenaifiance  vollenbet)  mit  brei  SHenaiffancealtdren 
(f.  Safel :  21 1 1  &  r  e  II,  ftig.4),  bem  ©rabmal  be* 6an* 
tfugger  auä  carrarifepem  SDtarmor  (von  311er.  Golin 
au«  Wecpeln),  1877  von  Scplofe  ftirepbeim  Berber 
verfelu  in  bie  burd)  ein  feböne*  Gifengitter  (1568) 
abgef  d)l  offene  ftuggertapelle,  einer  grofecn  bronjenen 
l?reujigung*gruppe  von  3<>b.  SHeicbel  von  Sd)  ongau 
(1605),Stublmert  unb  jablreicbenSkeliquicn  (roman. 
Ulridjäfelcb  in  ©olbfcpiniebearbeit) ;  bie  St.Worifc* 
lird)e(1314  üollenbet,  im  15.  $abrb.  erweitert,  1713 
nach  ben  planen  von  3.  %  Verlorner  in  SBarod 
umgebaut)  mit  Grabmal  be*  Slpotpefer*  .fjofmair 
(fl427)  unb  ) ebenen  ©olbfebmiebearbeiteu;  bie 
fKiligeti'euätird)e(l2.3ab,rb,.,in  roman.  Stil  erbaut, 
1500—2  gotifiert,  1716—20  nach  ben  Plänen  von 
%  %  Verlorner  in  3)arod  umgebaut)  mit  Scden 
maiereien,  ülbernem  SReliquienfäftcben  (1205  von 
Gonrab  be  Öinbome  verfertigt  unb  1494  von  ®o\b- 
fdj  mieb  ©eorg  3elb  mit  gotifdjem  monftranjartigem 
Slufbau  verfepen);  bie8t.©eorg*fircbe(1501  in  got. 
Stil  erbaut,  fpdter  ftart  verdnbert,  neuerbing*  re= 
noviert);  bie  St.  ^eter^firdje  mit  bem  ^erlacpturm 
(1063erbaut,(!nbe  be*  13.3abrb.al*  roman.öallen 
!ird?e  erneuert,  im  18.  3abr  b.  in  SBarod  verdnbert, 
mit  ftre*fen  au*  bem  13.  unb  14. 3abrb.;  bet  Sturm 
1614  bur*  Glia*6oll  verdnbert  unb  erhöbt);  bie 
St.9Jlartird>e(1609vonben  Juggern  geftiftet,  fpdter 
umgcftaltet);  bie  St.  Stephan*  tird?c  (1458  erbaut, 
1619  unb  1755  verdnbert)  bient  jefct  bem  1835  von 
£ubmig  L  geftifteten  Sknebiftinerfloftcr;  bie  Sirenen 
ber  tjrauenflöfter  St.  Waria  Stern  föranji*tane= 
rinnen),  1575  von  6an*  £oll,  bem  95ater  be*  Glia* 
fcoll,  in  got.  Stil  erbaut,  fpäter  bi*  auf  ben  Junn 
verfinbert,  unb  St.  Urfula  (^ominifanerinnen, 
16.3abrb.)  u.  a.  Sluf gehoben  fmb  bie  5)ominitaner= 
lirdje  (16.  3abrb.-I  ie&t  Cagerraum)  unb  St.  2eon 
b.arb*tapcllc  (tu  bem  alten  »on  i^artt?.  Ifiklfer  1539 
erbauten  vBctter^au*  mit  {d?&ncm  Stenaiffanceerter 
gebörenb). 

2öeltlid?c  bauten.  Sa*  51  m  polje  iHatljau*, 
1615—20  von  Glia*  $>oll  in  JHenaiffance  erbaut, 
mit  bem  fog.  ©olbenen  Saal  (36  m  lang,  19  m 


breit,  17  m  tiod))  in  SBarod;  bie  ehemalige  fflrft- 
bifeb.  öjl.Stertbenj  am  Jron^ofe  (1743  neu  gebaut)  mit 
fdjönem  Treppenaufgang,  je^t  3 in  ber  tönigL^rei*: 
regierung,  »o  «in  ber  untern  grofeen  Stube»  redjt* 
vom  Sturme  25.  3uni  1530  b»e  Prot,  durften  i>m 
Xaifet  bie  :'lug*burgifdje  ßonfeffion  üben- ei  einen, 
ba*  ^uggerbau*  (im  tinfang  be*  16. , >i brb.  erbaut, 
fpdter  meb.  rfad)  oeränbert  unb  erweitert)  mit  SHeften 
von  ©anbmalcreien  in  einem  Mrlabenböfdien  Wt- 
naiffance  1515,  rrabrfcbcinlut  von  ^an*  33urgt- 
mair),  jtoei  ehemaligen  ^abe^immern  (f.  Stafel: 
58  fibet  1,  ^ig.4),  jetit  al*  9u*)teUung»3immer  be* 
Äunftuerein*  bienenb  (5re*fcn  Don  Antonio  ^?on- 
jano,  1571— 81)  unb  einer  mit  5  grofeen  ©emälben 
uon  gerbinanb  Sagner  1861—63  gefdjmüdten  Dft= 
feite;  ba*  neue  Sweater,  1876— 77  in  mobernem 
iRenaiifanceftil  Don  ben  ©iener  2lrd)iteften  'Jellner 
unb  Tellmer  erbaut ;  bie  neue  93ib(iotbet,  1892 — 93 
pon  Steinbaujjer  erbaut;  ba*  2Rarimilian*mufeum 
(16.  Mx)}.)  mit  ben  Sammlungen  be*  öiftorifeben 
unb  9taturtüjtorifd;en  herein*  t  \xot\  prachtvollen 
Grlern,  im  Stil  ber  öoebrenaiffance;  ba*  3eug= 
bau*  (1602  im  Überaang*ftil  von  Slenainance  \\\ 
Sßarod),  über  beffen  portal  feit  1607  eine  3Jron3e= 
gruppe,  St.  ÜHicbael  im  Stampf  mit  bem  Satan,  von 
iHeidjcl;  ber  SöertaAbrudcrtborturm  (1605),  St. 
»nna-©pmnaf»um  (1613),  ber  9iotetl?orturm  (1622), 
letztere  vier  iöauten  von  Glia*  £>oll;  ber  2Jiet»s  unb 
Scblatbtpof  (1900)  u.  a. 

%  e  r  »  a  1 1  u  n  g.  Sie  Stabt  wirb  verwaltet  feit 
1866  vonjwei  leben*länglicb  angeftellten  Bürger* 
meiftern  (ffiolfram  unb  (Zentner),  23  ÜKagiftrat*^ 
rdten  (6befo(bete)unb42©emeinbebevollmdd)tigten. 
3)a*  i^olijciwacbforp*  bot  1  3nfpeftor,  124  ©adjt^ 
meifter  unb  Scbuhleute,  bie  Seuerwebr  25  Seruf*-, 
500  SJtann  freiwillige  ^fuerwebr  unb  400  Wann 
ber  9  ijabrittorp*,  2  3)ampf=,  20  Srudfpritjen  unb 
8(X)  £>pbranten;  bie  ©afferverforgungeanlage  am 
Öod?ablai  (21/«  WiU.  W.  IBautoften)  bat  58  km 
SHobrnefc  unb  fdjafft  tdglid)  16— 18  Will,  fiter.  Sa* 
flanalfpitem  bat  eine  l'dnge  von  36  km.  Sie  ©a* 
beleucbtung*altiengefcllf*aft  erjeugt  idbrtid?  gegen 
3540000  cbm  ©a*.  Gleftriidbe  ^eleudjtung  bat  bic 
ieht  nur  in  ^rivatbdufem  unb  Gabrilen  tlnwenbung 
gefunben. 

■w  na  tuen.  1899  betrugen  bie  Ginnabmen 
4170600  W..  barunter  1079680  3Jt.  ©emeinbeum^ 
lagen  (100  fyroj.  ber  Staat*fteuem),  888 130  SR. 
3krbraud?*fteuern  unb  186430  W.  $flafter=  unb 
©rßdenjoll;  bie2lu*gaben  4027560  W.,  barunter 
859700  St.  für  SJermaltung,  568670  9)t.  für  Unter= 
rid?t*wefen  unb  119970  W.  ftlr  ?lrmenwefen;  ba* 
Sermögen  betrug  39231890  W.,  bie  Sdjulbfn 
16658360  W. 

Siebörben.  21.  ift  Sifc  ber  lönigl.  Ärei*regie- 
rung.  eine*  tönigl.  ©ejirt*amt*,  be*  Oberpoftamt* 
für  Schwaben  unb  9ieuburg,  eine*  Dberbabnamt*, 
i&auptjoll:,  3<>llamt*,  eine*  Oberlanbe*gcric!bt* 
(fanbgeriebte  21.,  Kempten,  Wemmingen,  9ieu- 
burg  a.S.,  Gid?ftdtt),  eine*  fianbgeriebt*  mit  einer 
fiammer  für  öanbel*facben  unb  8  2lmt*gcricbteu 
(2lid?adj,2l.,9Jurgau,^ricbberg,  8anb*bcrg,fccbwab  - 
müneben,  2öertingen,3u*mar*baufen),  eine*  2tmt*s 
geriebt*,  be*  ftommanbo*  ber  2.  Sivifton,3.  ^nfante^ 
ric:  unb  2.  Havalleriebrigabe,  eine*93ejirt*[omman- 
bo*,  ber  ©enbarmeriecompagnie  be*  58ejirt*  unb 
einer  WilitdrfcbieMtbule;  be*  $i*tum*  :H.  (Mivcbcm 
procinj  Wündjen^reiftng)  mit  3  Siocefanauftalten, 
40  Setanaten,  1103  ffielt^,  62  Drbcn*prieftem. 


Digitized  by  Google 


ÄugS&urg 


99 


93Ubung$*  unb  SiereinSroefen.  Gin  tönigl. 
tati).  ©pmnafium  bei  6t.  Stepban,  1828  gegrünbet, 
mit  CrjiebungjSinftitut  unb  Stubienfeminar  6t. 
^ofepb,  tömgl.  prot.  ©pmnafium  bei  St.  Mnna 
((Bomnaftum  unb  £ateinfd)ule,  1531  gegrünbet), 
(miebungSinftitut  für  Knaben  unb  3ünglinge  bei 
6t.  8tnna,  tönigl.  Slealgpmnanum,  lönigl.  pari: 
tätifcbe  ftreiÄrealfdjule,  böbere  5iürgerfd)ule,  tönifll. 
^nbuftriefdjule,  SBaugetoertfcbule,  18  bolfafdjulen, 
gemerblidbe  tfortbiloung«:,  ÜHäbcbenfortbilbungd:, 
lanbtoirtfd)aftlid)e  SBinter-,  Äunftfdmle,  £aubftum= 
mnv ,  SilinPenanftalt,  unb  bie  ^rioatinftttute:  ber 
(jnglifdjen  ftrdulein,  ©arbara  Pon  Stettenfd?e8  für 
SöcpteTerjicpung,  ÜKufit=,  böbere  SanbelS*,  ftrauen; 
arbeitt-  unb  Srauerjdjule  fomie  bie  bapr.  Militär: 
fcbiefcfdnile.  Ter  Äunft  bienen  bie  beroorragenbe 
tönig  lid)e  ©emälbegalerie  im  ehemaligen 
6t  Äatbarinenflofter,  für  bie  ©efdjicbte  ber  alt» 
beutfd  oii  Äunft  bebeutunflSooU  burd)  bie  reiche 
Sammlung  ton  Silbern  $olbein3  be3  ttltern,  6an8 
SJurgtmairS,  ^citbloom*.  ältborfeT*  u.a.,  foroie 
ital.  unb  meberläno.  SReifter;  ber  Äunftoercin  im 
<juggerbaufe;  bie  Sammlungen  beS  öiftorifeben  unb 
aturbiftorifeben  herein*  im  Marimilianämufeum, 
bad  ^upgermufeum  im  ftuggerbaufe,  bie  Kreis*  unb 
Staotbtbliotbet  mit  160000  Tanten,  ftntunabeln, 
£anbfd)riften  ber  SteformationSjeit;  baÄ  Stabt; 
anpio  mit  reirben  Sdjdfcen  ber  SlugSburger  unb 
beutfeben  Oefdjicbte;  ba*  aftron.Dbferoatorrum  unb 
bie  meteorolog.  33eobad)tung8ftation.  SBJiffcnfcbaft 


ltd?e  Vereine 
naturwifienfebaft 
bie  $ejirtdabtei 


tnb:  ber  piftor.  Äreiäoerein,  ber 
i<be,  ber  äntlidje  Söejirteoerein, 
ungen  be$  löaprifcben  unb  beä 
2eutfd>en  8lrd)iteften  unb  3ngemeuroereind,3)eut- 
id>er  Ingenieur-  unbtetbnifdjerSBerein;  Freimaurer: 
legen:  3obanni$loge,f>olbeinloge9k.6  oon  kapern 
(CbOfeUotrf).  2)a*  26.  Slot.  1877  eröffnete  Sbeatcr 
(13Go000  3Ji.  JBautoften)  roirb  auf  ein  ftabr  an 
einen  Tirettor  »ergeben  (Oper.Sdjau-  unb  Suftfpiel, 
nur  im  Süinter).  Qi  erfdjeinen  6  3«tungen,  Dar 
unter  bie  täugSburger  81benbjeitung»  unb  «8lug«: 
burger  ^oftjeitung»  (f.  b.). 

^obltbdtiflteitSanftalten.EaSparitätifcpe 
$fnmonerbofpital(Dorl239fleflrünbet),St.3afobe- 
Stiftung  (1348  gegrünbet),  bie  $erforgung*anftalt 
bei  St.  Margareten,  6t.«nton&$frÜnbe  (1410  oon 
£orenj  Ggen  geftiftet  unb  1445  von  bejfen  Sobn 
ikter  von  ärgon  erweitert),  ftdbtifdje«  Äranten;, 
^nturabelbauä,  falb,  unb  eoang.  8lrmtinber:  unb 
$?aifenbau$,  Äinberbeilanftalt,  8tugenbeil=,  ortbo: 
pdb.  (in  Göggingen)  Stoff  erpeik  unb  $tobcanftalt; 
rcblid)  Pie  ijuggerei  [von 3at.  gugger  1519  geftiftet), 
ein  au-:-  54  Käufern  beftebenbeä  Stabtoiertel  mit 
eigenen  Straften,  1  bereu,  einer  Mir  ehe  unb  100 
Stobnungen  für  arme  fatb.  Familien.  5)ie  unter 
Skrrpaltung  be-3  SWagiftratS  ftepenben  Stiftungen 
baben  ein  Vermögen  von  etwa  16  SWill.  SM. 

3nbujtrie.  35ie  ^nbuftrie  bat  fid)  im  19.3aprp. 
iebr  gebeben  burd?  8lu«nu$iung  berSJaüerfräfte  oon 
£ed)  unb  ffiertad)  mit  jufammen  9288  $fcrbeftdr; 
len,  »ooon  8788  auf  86  ^rioatetabliffcmenta  tom= 
nun ;  aupeTPem  »erben  in  27  ftabriten  unb  54  Jtlein= 
betrieben  182  3>ampfmafd)tnen  mit  11450  $feibe 
Härten  oertoenöet.  gieb  t  1 1 9  Jabrifen  unb  median. 
SVrtftdtten  unb  361  £anbel$gefd?äfte,  überbaupt 
über  5000  (Semerbtreibenbe.  2>ie  ©ro&inbuftrie 
betdjdfrigt  19500  ?lrbeiter,  unb  43  «Kill.  W.  tilo 
minalipert)  finb  in  3lftienaefellfcbaften  (20  «will. 
Cbligationen  unb  ^ppotbefen)  angelegt,  «m  be= 


beutenbften  ftnb bie SBaumtoolIfpinnem  unb  Weberei 
(10  bebeutenbe  gtrmen,  unter  anbern  bie  Mecba« 
nifebe  Spinnerei  unb  Weberei,  Spinnerei  am  Stabt* 
bad),  (jeinf pinnerei  81.,  Spinnerei  SBertacb,  Spin= 
nereiam  Sentelbad),  iBuntmebereioorm.9tiebinger, 
Weberei  am  ^icbtelbad? ,  am  Sparrenled),  unb  pon 
DJlüUer  Atfetbel)  mit  7200  Sebftüblen,  380000 
Spinbein,  bie  Äattunbruderei,  gdrberei  unb  Slppre* 
tur,3rDirnerei,9ifibfabenfabrit;Äammgamfpinnerei 
(3000  »rbeiter  mit  21/*  9Jlill.  9R.  ahienfapital) ; 
aufeerbem  roirb  betrieben  ijabrilation  »on  (Sbemi: 
talien,  SDfietallmaren  unb  iulafebinen  (9Jlafd>inem 
fabrit  Sluggburg,  f.  b.;  $ob.  ^aag  mit  250  ?lrbci- 
tern ;  Siicbinger  mit  8603irbettem,  1 9JUU.  3».  Xttien> 
tapital;  porm.  Gpple  &  Surbaum,  2anbtDirtf6afte- 
mafdjinen,  mit  450—580  Arbeitern,  2  JRiü.  3». 
Slttienfapital),  3ünbböljem  unb  ©icbfe  (Union, 
«ttiengefeUfcbaft  mit  406  Arbeitern,  1%  93MU.  Ütf 
Kapital),  $apier  (@.  ^ainbl.  ©ebrüber  Itatban), 
2  a bat  (fio&bed  &  @omp.).  T  ie  früber  bin  beute 
Äupferftedjerei  ift  Pöllig  erlofd)en,  bagegen  baben 
Sucbbruderei,  Sucbbanbel  unb  Sitbograpbie  91uf= 
febroung  genommen.  81.  ift  Sifc  ber  Sübbeutfdjen 
2ertilberufagenoffenfd)aft  unb  beren  l.Settion,  \o- 
toie  ber  28.  Seition  ber  /jubrroerl*:5)eruf«geno|len: 
fdjoft.  Sic  gefamte©roßinbuftrie  fei  nid-  lieft  HA  ber 
von  %.  aud  gegrünbeten  unb  teilroeife  geleiteten 
Gabrilen  ber  9iacbbarorte)  befdjdftigt  et»a  25000 
Arbeiter  unb  arbeitet  mit  12 <xh)  WafttT-.,  13000 
2)ampf •  (bicrunter  3500  iKeferpeO  ^Jf erbeftärten.  8ln 
fiöbnen  merben  idbrlid)  gegen  16  ÜJtill.  sJJl.  au«: 
gegeben. 

>_■>  anbei.  6r  beftebt  in  ber  Spebition  oon  füb- 
beutfdjen  unb  ital.  SBJaren  unb  Söecbfelgefcbäf ten  für 
Pen  Sübcn  unb  wirb  unterftüfet  burd}  idbrlid)  jroei 
aebttägige  Mejfen  für  getoöbnlid)c  ®cbraud)8artitel 
(Weorgi'2)ult(  oon  Aleinoftern  an,  unb  üKiebaeli- 
5)ult),  mehrtägige  SBollmdrtte  (im^uni),  Sd)af= 
indrtte  (Wdrj,  3uli,  tluguft,  September,  Ottober), 
roöd)entlicbcn  ©etreibemarft.  Sant»  unb  @elbge= 
)\täfte  roerben  oermittelt  burd)  eine  SHeid)8banrjtelle 
(Umfat>  1895: 581  2Riü.  2)1.),  Filialen  ber  töniglid) 
bapr.  unb  ber  bapr.  ^otenbanf,  lanbroirtfcbaftlicben 
AtrcPitoerein,  ftdbtifd)e  Spartaffe  (gegrünbet  1822), 
l'eibbauS  (gegrünbet  1601);  ferner  beftebt  in  81.  eine 
öanbeUs  unb  ©eroerbefammer  für  Pen  9ieg.:3)ej. 
Sd)toaben  unb  ein  SRcffort  beä  Honfulatd  München 
ber  bereinigten  Staaten  pon  Stmerifa  unb  beö 
OranjcSreiftaate?. 

bertebr^wefen.  2)er  SBerlebr  wirb  oermittelt 
burd)  bie  fiinien  Ulm:91.:Münd)en  (146,5  km), 
$Ieinfelb:8l.:i8ud>loe  (166,3  km),  9legen»burg:8t. 
(140,Gkm)unb  bie9?ebenlinie8l.:Sd)ongau(68,i  km) 
ber  2kpr.  StaatSbabnen,  bie  burd)  einen  ^abubcd 
laufen ;  burd)  eine  9lingbabn  um  bie  Stabt  für  ben 
©üteroerfebr  ber  gabrifen,  eine  ele(trifd)e  Straften« 
babn,  7  tyofc  unP  Jelegrapbendmter,  gernfpred)= 
cinridjtung,  ^erfonenpoften  nad)  8cd)baufen'8lffing, 
^Selben  unb  ^aunftetten^önig^brunn. 

bergnügungöorte  unb  Umgebung.  Unter 
ben  vielen  bem  Vergnügen  unb  ber  Grbohing  bienen^ 
ben  8lnlagen  fmb  ju  ermähnen  in  ber  Stabt:  ber 
Stabtgarten  mit  8lnlagen  unb  jtonjerthalle,  bie 
(Härten  ber  OJefcllfcbaften  Sd)iefegraben  unb  #jrops 
fmn  unb  eine  8lnjabl  öffentlicher;  aufeerbalb  ber 
Jlblaft  mit  bem  ftäbtifd)en  Saffermerte  >;.Jlu«fid>t 
auf  ivdnluf,  unb  8Upcn),  Siebentifd)  (Einlagen  unb 
siBalb|,  ^ägerbaud  bei  öaunftetten,  ^almcnbau« 
unb  Sommertbeater  in  ©öggingen  (f.  b.)f  Ceiter*» 

7» 


)igitized  by  Google 


100 


»ugSburger  #of  —  StugSburgifdje  Äonfcffion 


fcofett  mit  ber  SBalbhiralpe  SRervenbeil,  ftuggerfdje* 
Sdjlofe  in  Sööllenburg  u.  a. 

©efcbicbte.  ©runblage  be*  blutigen  91.  ift  tote 
unter  Jtaifer91uguftu*  na*  «efiegung  ber«inbelicier 
15  v.  ßbr.  gegrfinbcte  Volonte  Augusta  Vindelico- 
rum,  von  Jacitu«  splendidissima  Khaetiae  colonia 

8enannt;  bie  jablreicb  gefunbenen  röm.  $enfmdler 
eftdtigen  toiefe  91nficbt.  9iad)  ben  «ewüftun« 
gen  ber  «ölfermanberung  ivurbe  bie  Kolonie  im 
6.  ^abrb.  «ifcbof*fifc  unb  924—973  von  «ifdjof 
Ulrt<b  regiert.  3)ie  Hunnen  belagerten  e«  955,  wür- 
ben aber  auf  bem  Stafcfclb  gcfcblagcn;  1084—88 
von  öcrjog  Seif  IV.  von  «apern  jerftört,  gelangte 
91.  ivieber  jur  «lüte  unb  »vurbe  1276  <yreie  üHeicb*' 
ftabt  (vfll.  Stabtbud?  von  6br.  SDleoer,  91ug*b. 
1872) ;  1368  mu&te  ba«  ariftotratifcbeStabtregiment 
einem  aemifcbten  iveicben,  1478  tourbe  ber  getoalt- 
tbätige&ürgermeifterUlricbScfctrarj  gebenlt;  1488 
—1534  geborte  91.  bem  6d?»äbifd?en  «unbe  an. 
3?urd)  bie  Jbätigfeit  feiner  ^Bürger,  befonber«  ber 
ftugger  unb  SBclfer,  gelangte  91.  ju  großem  ©Ianj 
unb  poltt.  «ebeutung  unb  würbe  neben  Starnberg 
£auptftapclpla&  für  ben  öanbel  be«  nörbl.  mit  bem 
fübl.  $eut)~aSlanb,  jugleicb,  aber  ein  Vlittelpunlt  ber 
beutfcben  fiunft ,  bie  burd)  bie  SDlaler  £olbcin  ben 
Altern,  «urgfmair,  9Utborfcr,  9lmberger,  $icneder, 
fcopfer,  bie  «ilbbauer  Heidin,  Grbart,  ÜJtufcbgat, 
i'ofdjer,  von  ©iefcern,  3otmann,  £öffler,  bie  @olb= 
fdjmiebe  ©eorg  unb  91it.  Selb  u.  a.  vertreten  tourbe, 
benen  namentlich  Äaifer  sJJtarimilian  I.  viele  9luf= 
trdge  gab.  3n  91.  finb  viele  SReicb*tage  gehalten 
tvorben:  1518  verweigerte  Cutter  bem  päpftl.  2e* 
gaten  ben  verlangten  Söiberruf,  am  25.  3uni  1530 
tvurbe  bie  91ug*burgifd>eÄonfeffion  (f.b.j  flberreidjt. 
Cbroobl  bie  91ug*burger  im  Scbmalfalbifd)en  Äriege 
unter  ftübrung  ihre«  «ürgermeiftcr*  §al  f>örbrot 
unb  be*  ftelbbauptmann*  Scbertlin  von«urtenbad> 
ben  %emt>  arg  bcbrdngten,  muftten  fie  bocb  1547 
unter  fdjtveren  ©elbopfern  ^rieben  mit  Sari  V. 
machen,  ber  ba*  Stabtregiment  1548  burd)  eine 
neue«erfaffung  ganj  in  bieödnbe  be*9lbcl«  braute. 
9lm  26. Sept.  1555  tvurbe  ber  9teligion«friebe  (f.  b.) 
tu  91.  gcfcbloffen.  $ie  «eriobe  1570—1620  ift  bie 
ber  böcbften  «lüte  unb  bc«  ©oblftanbe«  ber  freien 
JReicb*)tabt,  roelcber  ber  SJreiftigidbrige  firieg  ver* 
berblid)  ivurbe.  $a«  SHeftitution*ebift  tourbe  1629 
juerft  in  91.  vollzogen;  1632  btelt  ©uftav  91bolf, 
1635  bie  Äaiferlicbcn  nach  längerer  Belagerung 
Cinjug  in  bie  Stabt,  beren  «evölterung  (1620: 
4 5  000  (?.)  1645  auf  21 0 1 8  gef  unf  en  mar.  1 703  ivurbe 
bie  Stabt  vom  bavr.  franj.  £>cere  eingenommen. 
Turcb  ben^Jrefeburgergrieben  1805  ging  bie^eicb« 
freibeit  verloren,  unb  4.  2Härj  1806  erfolgte  bie  «e= 
fitmabme  burd)  «apern.  %tx  «ifcbof  rejibierte  feit 
bem  15.  3abrb.  in  Millingen;  fein  «i*tum  (2500 
qkm)  mürbe  1803  burd)  ben  9teicb*bcputation*' 
bauvtfdjluft  fdtularificrt  unb  fiel  an  «aoern. 

£  i  1 1  e r  a  t  u  r.  Sic  ©efcbicbte  91.«  fcbriebcn :  3Bel= 
fcr  (belieb.  1594),  von  Stetten  ber  ältere  (2  «be., 
9lug*b.  1745—58),  ©ullmann  (6  Söbc,  ebb.  1818— 
22).  ©agenfeil  (4  iBbe.,  ebb.  1820—22),  von  6eiba 
(2  «be.,  ebb.  1826),  ^äger  (Tarmft.  1837),  Scböncpen 
(Hflncb.  1863),  2.  ferner  (ebb.  1900).  «gl.  aud> 
von  Stetten  ber  3"nßcre,  ©efd)id)te  ber  abiigen  ©c 
fdjlccbtcr  in  Jt.  (9lug«b.  1763);  berf.,  Äunft-,  ©e» 
tvcrb«j  unb  S>anDivcrf«gefd>id)tc  91.«  (2  «be.,  ebb. 
1779—88);  «raun,  ©efdjicbte  ber  Äircbc  unb  be« 
Stift*  bc*  beil.  Ulricb  unb  9lfra  In  91.  (ebb.  1817); 
berf.,  0)eid?icbte  ber  «ifeböfe  von  91.  (4  «be.,  ebb. 


1829) ;  berf.,  $ie  55omfirdje  in  91.  unb  ber  b obe  unb 
niebere  Äleru«  an  berfelben  (ebb.  1829);  Steidjele, 
«citräge  jur  ©efdjicbte  be«  »i*tum«  91.  (ebb. 
lawfg.);  berf.,  2>a«  «i«tum  ».  biftorifd)  unb 
ftatiftifd)  befdjricben  (fortgefeftt  von  Sdjröber, 
5  «be.,  ebb.  1861—95);  fcerberger,  S)ie  dlteften 
©la*gemälbe  im  Xome  ju  91.  (ebb.  1860);  ©hroni« 
ten  ber  beutfcben  Stdbte  («b.  4, 5,  22,  23  u.  25, 
fipj.  1865,  1866,  1892,  1894  u.  1896);  Urhmbens 
budj  ber  6tabt  91.  (2  «be.,  9Cug«b.  1874—78); 
«erner,  3ur  «erfaj]ung*gefcb.id)te  ber  Stabt  91. 
(«re«l.  1879);  9lotb,  9lug«burger  JReformation«^ 
gefd)id)te  1517—27  OJRünd).  1881);  «uff,  9L  in  ber 
Menaiffancejeit  («amb.  1894);  ©rafjmann,  %\t  Gnt« 
n?idlung  ber  9lug*burger  ^nbuftrie  im  19.  tSa\^x\). 
(9lug*b.  1894);  «ürfd?ner,  ».  unb  feine  Umgebung 
(ebb.  1895);  epajiergdnge  burd)  91.  (2.9lu*g.,  ebb. 
1896);  «robft  unb  5DJüllegger,  91.  in  «ilb  unb  2i)ort 
(70Jaf.,2ert  von  SRuefe ;  ebb.1897— 98) ;  ffempf,  91lt* 
9lug*burg  (100  eiebtbrudtaf.  mit  lert,  «erl.  1898). 

ilugcburgcr  4^of ,  f.  ßentrum. 

91ugc<burgcr  Interim,  f.  Interim. 

Wug<*burgcr  ^oft^etruna,  }u  9lug*burg  im 
«erlag  be«  fcitterarifeben  ^nftitut*  von  Dr.  SÄ. 
Rüttler  unb  unter  verantwortlicher  9lebattion  von 
^ofevh  ÜHafter  erfebeinenbe  polit.  2:age«eitung  von 
ultramontaner  IHicbtung,  ein  alte«  «latt,  nach 
glaubtoürbiger  ^rabition  febon  feit  1686  beftebeub. 
Tie  erftc  erhaltene  Kummer  ftammt  au*  bem  Ixe 
1707,  »o  ba«  «latt  unter  bem  Sitel  «9lugfpurgifd)e 
Drbinari=«oft=3fitung»  im  «erlaa  ber  v^hnt  be« 
StabtbuAbruder«  ü)tatth.  S^etta  fünfmal  n»öd)ent* 
lieb  berau«lam.  Seit  1838  führt  e*  feinen  gegen« 
tvärttgen  Jitel.  [triebe. 

Slugtfüurger  IMcltgionefriebc,  f.  Religion«* 

3lugc*burgifdic  ftonfrfHonf  Confessio  Au- 
gustana, bie  tpicbtigftc  «ctenntni«fdjrift  ber  luth. 
Itirche.  iRacbbem  Mau" er  Karl  V.  )ur  gütlichen  «cu 
legung  ber  feit  1517  in  3)eutfd?lanb  entftanbenen 
ftirchenfpaltung  auf  ben  8. 91pril  1530  einen  9teicb*< 
tag  nach  91ug*burg  au*gefcbrieben  unb  verorbnet 
hatte,  ba|  bie  Stdnbe  bort  perfönlich  erfdheinen 
follten,  forberte  Surfürft  Johann  von  cad)fen 
Luther,  3ona*,  «ugenbagen  unb  3JMancbtbon  auf, 
ihm  bi«  .utm  20.  illdrj  in  5orgau  ein  «er)eicbni« 
ber  ftreittgen  «untte  im  ©lauoen  unb  in  du^ern 
Mirdjcngebrducben  vorzulegen.  £ie  übergaben  bem 
Äurfürften  einen  gememfam  feftgcftellten  Cntiourf, 
^orgauer  9trtitel  genannt  (in  ^örftemann« 
«Urtunbenbud)»  unter  A  oencitbnet,  ««erteichni« 
bcr9lrtitel,  fo  ber  Religion  halber  ftreitig  ftnb»). 
?lufter  biefen  finb  auch  jroei  dltcre  Stüde,  bie  jog. 
15  9Jtarburger  unb  17  SAroabacber  91rtifel, 
jum  Jeil  »örtlich  in  bie  Äonfeffion  übcrgewiMen. 
.\n  ienen  mar  auf  bem  9ieligton«gcfprd(b  ju  Star* 
bürg  (1.  bi«  3.  Clt.  1529)  jufammengcfafjt,  in  meC* 
<bcn  Behren  Reformierte  unb  Lutheraner  übereuv 
itimmten,  unb  roorin  fie  betreff«  be«  91benbmabl« 
ooneinanber  abtoidjen.  Cutbcr  patte  fie  für  ben  fton* 
oent  ju  Sdwabad)  (IG.  Ctt.  1529)  umgearbeitet  ;u 
ben  SduvabaAer  9lrtifcln.  in  benen  er  bei  allen  ftrei» 
tigen  «unltcn  feine  eigentümliche  üebrauffaffung 
hervorhob.  9luf  ©runb  biefer  «orarbeiten,  ju  benen 
auch  nod)  einige  anbere  9luffd»ie  (namentlich  ba* 
Stfld  B  bei  ftörftemann  «über  ©lauben  unb  ©erte») 
getommen  fein  müfien,  mürbe  ü)ielancbtbon  mit 
9lu*arbcitung  ber  verlangten  Schrift  beauftragt. 
Gr  begann  bamit  febon  auf  ber  SKcife  unb  fubr  mit 
«crbcffcrungcn  unb  Umarbeitungen  ju  9lug«burg 


Digitized  by  Google 


Huggburgifdje  Äonfcffion 


101 


fort,  jumol  baf  Idngere  2luf  bleiben  De*  Äaiierf 
(bif  20.  fjuni)  ibm  3ett  baju  gab.  Sie  Sdbrift,  ux- 
fprünglicp  nur  im  Ramen  unb  Auftrage  bef  5hm 
fürften  verfafet,  follte  auf  SBunfcp  ber  übrigen 
©tdnbe  alf  gemetnfamef  SJetenntnif  überreicht  wer* 
bert.  Seitbem  mürbe  fie  niebt  mebr  «Slpologie», 
«Sdcbftfcper  SBorfcplag»,  «  Sdcbfifcper  Unterricht» 
ober  «üdd?fifd)er  Ratfcplag»,  fonbern  allgemein 
«flonfeffion»  genannt,  unb  an  ber  legten  5e|'tftellung 
bef  lerteä  beteiligten  fut  auch,  bie  anbern  evang. 
6tdnbe.  Sann  würbe  ber  2e?t  an  fiutper,  ber  tue* 
gen  ber  SReicbf  acht  in  Coburg  jurücf geblieben  mar, 
gefebidt.  Set  2ert  würbe  jugleicb  beutfep  unb 
lateinifcp  aufgearbeitet  Tic  Äonfeffion  loar  niept 
baf  Sonberfpmbol  einer  bereitf  getrennten  .m  irdjen-- 
gemeinfebaft,  fonbern  ein  ^friebenf  vorfcplag  an  bie 
©egner,  bie  evangelifd?erfeitf  bargebotene  ©runb- 
lage  ber  33erftdnbtgung.  Saber  wirb  baf  ©emeim 
fame  mit  ben  ©egnern  ftart  hervorgehoben,  bie 
Siffereni  namentlich,  in  ber  Sebre  auf  bie  Stüde 
befcprdnit,  worin  man  burepauf  niept  nachgeben 
tonnte,  unb  auch  bicr  mit  größter  Schonung  unb 
iDtilbe  auf  gefproepen.  Ser  erfte  Seil  ber  Schrift 
entbdlt  bat>er  folgenbe  21  ärtitel  bef  ©laubenf  unb 
ber  fiepre:  1)  von  Gott,  2)  von  ber  Grbfünbe,  3)  vom 
Soljne  ©ottef ,  4)  bon  ber  Rechtfertigung ,  5)  vom 
SSrebigtamte,  6)  oom  neuen  ©e^orfam,  7)  von  ber 
Kircpe,  8)waf  bie  flirepe  fei?  9)  oon  ber  laufe, 
10)  com  »benbmapl,  11)  von  ber  93eicpte,  12)  von 
ber  93ufe«,  13)  bom  ©ebrauepe  ber  Sarramentc, 
14)  Dorn  Äircpenregiment,  15)  von  ber  fiircbenorb: 
nung,  16)  bon  JMijei  unb  meltlidjem  Regiment, 
17)  r>on  ßbrifti  SBieberlunft  jum  ©eriebt,  18)  oom 
freien  SBillen,  19)  Bon  ber  Urfacbe  ber  Sünbe, 
20)oom©lauben  unb  von  guten "üBerlen, 21) bon bem 
Sienfte  ber  heiligen.  Siefe  Slbfcbnitte  (mit  3luf- 
nabme  ber  beiben  legten)  finb  möglüpft  turj  beljam 
bell,  ber  jmeite  Jeil  auf  fübrlitper.  (fr  entpdlt  fieben 
■Ättitel,  oon  welchen  3wiefpalt  ift,  ba  erjdr/lt  werben 
bie  iKißbräucbe,  fo  gednbert  fepnb»,  ndmlicp:  22) 
von  beiber  ©eftalt  bef  Saframentf ,  23)  vom  Gb.e- 
ftanbe  ber  $riefter,  24)  von  ber  SEReffe,  25)  von  ber 
Söeidjte,  26)  vom  Unterfduebe  ber  6peife,  27)  von 
flloftergelübben,  28)  von  ber  SMfcpöfe  ©ewalt. 

Siefef  53cfcnntnif  würbe  unterfdjrieben  von  3o= 
bann,  Äurfürft  ju  Sadjfen,  ©eorg,  SJtarlgraf  ju 
dranbenburg,  Grnft,  öerjog  ju  fiüueburg,  Philipp, 
Sanbgraf  }u  feilen,  2Bolfgang,  gürft  ju  Slnr>alt, 
von  ben  Reicpf  ftdbten  Dürnberg,  Reutlingen,  ftemp- 
ten,  äöinbfbeim,  fcetlbronn,  SBeifeenburg,  wapr= 
f  cpeinlicp  aueb  von  ^opann  griebrieb. ,  flurprinj  ju 
Sacbfen,  unb  Jranj,  öerjog  von  Lüneburg.  Sonn= 
abenb,  25.  $Juni  1530,  naebmittag*  4  Ubr,  würbe 
nacb  einer  etnleitenben  lat.  sJiebe  be£  i'dcbf.  Rany- 
Itxi  Srüd  baS  beutfebe  Sremplar  ber  Honfefnon 
von  bem  fdebf.  flamler  3Japcr  verlefen.  2)er  flaifer 
erliefe  ben  ftatbolifen,  ba  fic  ja  treu  beim  Slltcn 
geblieben,  bie  Vorlegung  eine«  JBetenntniffe*,  liefe 
ficb  von  ben  &vangelijcben  beibe  6|emplare  ber 
Äonfeffion  übergeben  unb  oerfprad),  nacb  reif- 
licber  örwdgung  ibnen  feinen  ©ntfcblufe  mitjuteilen. 
T  i  -.•  (aiferC  Serbotd  ungeachtet  unb  ebne  3$or= 
wijfen  ber  evang.  6tdnbe  erfebien  nod)  wd^renb 
be*  Sleicbdtagi  bie  9.  St.  gebrueft,  unb  nueb  1530 
folgten  fiep  neben  Aufgaben  iü\t->  beutfepe  unb 
eine  latetnifdpe).  Um  gdlfcbungen  unb  Ungenauig; 
feiten  entgegenjutreten,  nabm  üMancbtbon  icui 
bie  Aufgabe  felbft  in  bie  £anb,  unb  febon  1530 
erfepien  von  i^m  in  Wittenberg  bie  fog.  editio 


prineeps  in  beutieber  unb  lat.  Üiebaftion  (Die  niept 
Criginal  unb  überieituna,  fonbern  jn>ei  ielbftdnbige 
SJearbeitungcn  finb).  yn  ben  folgenben  ^abren 
erfdjicrt  eine  Aufgabe  nacb  ber  anbern,  unb  in 
jeber  brachte  ÜJlelancbtbon  •iinberungen  an;  bog» 
matifcb  bebeutfame  enthält  erft  bie  lat.  Aufgabe  von 
1540  (Confessio  variata),  in  3lrt.  4, 5, 6, 18,  20, 21, 
vor  allem _aber  im  3lrt.  10  oom  Slbenbmdble,  wo  er 
im  ontereiie  ber  i?erf5bnung  eine  bie  Sutbcrfcbc  unb 
lialomfcbe  Anficht  vercinigenbe  Formel  aufftellte. 
Diefe  «erlldrte,  in  etwaf  gemehrte»  itonfeffion  ift 
von  Cutber  ftillfdjweigenb  gebilligt,  von  ben  eoang. 
Ibcologen  unb  iHeicbsftdnben  aber  ali  autbentiiebe 
2lu«legung  ber  itonfeffion  oom  ;\  1530  roiebcrbolt 
auf  briidlich  anerlannt  unb  mit  lircblicbem  2lnfcbcn 
belleibet  worben.  (5rft  feit  bem  iHeligionf  geiprddje 
ju  ©eimar,  1500,  wo  «ylactuf  bie  Iserdnberungen 
alf  ebenfooiel  iUerfdlfcbungen  ber  reinen  lutb.  i'ebre 
branbmartte,  begann  ein  iiampf  her  lutb.  Crtbo-- 
borie  gegen  bie  uoerdnberte»  (variata)  21.  W.,  ber 
jum  Jeil  unter  ben  mafelofeften  Scbmdbungen  gegen 
lUelaiutlhon  bif  gegen  bie  lUittc  bef  18.  Sabrb. 
fortgeführt  tourbc.  Sie  wörtliche  geftfteUung  bef  ur= 
fprflnglichen  Sertef  ift  überhaupt  nidjt  mebr  möglich, 
ba  beibe  ju  3lugf  bürg  übergebenen  Criginale  ber 
2l.Ä.oerloren  gegangen  fmb.  i>ou  ben  in  bie  Samm- 
lungen ber  Smnbolifcben  ©ücber  aufgenommenen 
werten  ftebt  ber  lateiniftbe  ber  Urgeftalt  nahe;  bim 
ficbtlid)  be-3  beutfeben  gilt  ber  voniittmann  (Drefb. 
18:30)  nach  ber  Aufgabe  sJ)telancbtbonf  berau->ge= 
gebene  2ert  alf  ber  oergleicbungöroeife  autbentifebc. 

Seit  ben  feilen  ber  Kontorbicnformel  (f.  b.)  bat 
ficb  bie  lutb. Kirche  ftctf  juber  «ungednberten» 31.  M. 
gehalten,  naebbem  fie  auch  auf  ©runb  biefer 
lenntnif febrift  bureb  ben  iHeligionf friÄOi  (f.  b.)  ju 
3lugf bürg  1555  jur  ftaatfrecptlicbcn  Slnerlcnnung 
gelangt  war.  Tagegen  blieb  ba*  i>erhdltnif  ber 
Reformierten  jur  21.  St  oon  jeher  ftreitig.  6ie  felbft 
haben  fidj  meift  unbebenllicp,  obgleich  nicht  a\\*- 
icbliefelicb,  jur  31.  H.  bclannt,  iogar  jur  «ungeänber= 
teil",  wie  bei  2lbfcfalufe  ber  Söittcnberger  Konforbie 
( 1536,  auch  in  ber  Scbweij  anerlannt  1538).  Galoiu 
unterfebrieb  bie  «ertldrtc»  21.  lt.  1541  auf  bem 
Meligionagefpräcbe  ju  SRcgenfburg,  1557  Jareluub 
ikja  auf  bem  Kolloquium  ju  3Bormf.  Ter  jur 
reform.  Kirche  übergetretene  Kurfürft  griebrieb  UL 
oon  ber  ^falj  unterfebrieb  1561  bie  ungednberte 
31.  K.,  würbe  auch  oon  ben  eoang.  Stäuben,  bem 
KaiferiUarimilianII.gcgenüber,al3  3lug5burgucber 
Koufeifioneocrwanbter  auf  bemiHeicbetageju2luge= 
bürg  1500oertcibigt.  3llf  1614^ohann  Sigiemunb, 
Kurfürft  oon  53ranbenburg,  jur  reform.  Kirche 
übertrat,  ertlärte  er  ficb  auSbrüdlicb  für  bie  21.  K., 
unb  cbenfo  1645  bie  Reformierten  in  ^olen  auf  bem 
Rcligionfgefprdche  ju  Üborn,  unter  ausbrüdlicber 
3lid>tiglcitferlldrung  einef  llntcrfcbiebf  jwifcheu 
einer  oeränberten  unb  unoerdnberten  21.  K.  2luf 
©runb  biefer  Vorgänge  feftte  e*  ber  ©rofec  Kur= 
fürft  Biebrich  Silbelm  im  ffieftfälifeben  '^rieben 
1648  bureb,  bafe  bie  iHeformierten  aufbrüdlicb  unb 
offiziell  als  ju  ben  2lug-jburgifcben  Konfef; 
f ionf o er wa übten  geberig  atierfaunt  würben. 
Sagegen  haben  bie  ortboboren  lutb.  Theologen  meift 
hartnädig  bie  NÜ)ab.rb,eit  biefer  iöerwanbtfcbaft  ab= 
geftritten.  2Jon  ihnen  ift  auch  im  l'J.  ^abrb.  eine 
erneuerte  Betonung  ber  «ungednberten»  (invariata) 
21.  K.  alf  bei  allein  gültigen  3luf  brudf  be«  lutb. 
©laubenf  aufgegangen.  Sagegeu  hat  eine  oer^ 
mittelnbe  Richtung  wieberbolt  verfuebt,  bie  31.  Ä. 


Digitized  by  Google 


102  Sluggburgifcfje  ÄonfejftonSöe 

ju  tinem  UnionSfpmbol  für  alle  ©uangeltfcben  ju 
erbeben  (fo  namentlich  auf  bem  ^Berliner  Kircbcn- 
tafle  1853),  »aS  aber  immer  »ieber  an  bem  Sro- 
tefte  Der  ftrengen  Sutberaner  fdjeiterte.—  93gl.©.©. 
©cber,  Kritif  dje  ©efebtebte  ber  Sl.  K.  (2  93be.,  ^rantf. 
1785);  görftemann,  Urtunbenbudj  ju  ber  ©efebiebte 
beS  9ieicb8tagS  ju  StugSburg,  JBt.  1  (Salle  1838); 
Slitt,  (Einleitung  in  bie  Sluguftana  (2  93be.,  Gr= 
langen  1867  u.  1868);  3öcfler,  Sie  St.  K.  als  fpm= 
bolifdje  fiebrgrunblage  ber  beutfdjen  SReformationS- 
tirebe  (grantf.  1870);  »riefe  unb  Sitten  ju  ber 
©efdncbtebeS  9teligionSgefpräd?S  ju  Harburg  1520 
unb  beS  sJleid)StagS  ju  StugSburg  1530,  bg.  bon 
Scbirrmacbcr  (@otba  1876);  93ird,  SJtclancptbonS 
polit.  Stellung  auf  bem  9teid?Stage  ju  SlugSburg  (in 
ber  «3eitfcbr.  f.  Kircbengefcb.»,  1887);  93rieger,  Sie 
Jorgauer  Sirtitel  (in  ben  «Kircbengcfcbidjtl.  Stubien, 

SHcuter  geroibmet»,  2pj.  1887);  eine  gute  populäre 
Sarlegung  von  iHinn,  Sie  (httftebung  ber  X.  K. 
töatle  1888) ;  Kolbe,  Sie  'U.R.,  lateinifeb  unb  beutfeb, 
furj  erläutert  (©otpa  1896).  (S.  audb.  Slpologic  ber 
Slugäburgifcben  Konfcffion.) 

»ugäbttrgifdK  ftonfefftonäPertoaitbre,  f. 
StugSburgifdje  Konfeffion  unb  SutbeTaner. 

ütugfproffc,  baS  unterfte,  unmittelbar  äber  bem 
Siebte  (Sluge)  erfdjeinenbe  mibe  an  jeber  Stange  beS 
©emeib.  S  com  Gbelbirfcb,  oom  Sambirid?  unb  iHenn= 
tier  (f.  bie  Jertfigurcn  3  [al,  13,  19  beim  Slrtitcl 
@e»eib).  2Rit  junebmenbem  Sllter  gebt  bie  31.  immer 
tiefer  ab,  »eil  jidj  beibem»ieberbolten3lb»erfenbeS 
©e»eibS  bie  «Hofenftöde  (f.  b.)  vertürjen.  ©emöbn- 
Kcb  »trb  bie  St.  nacb  iebem  ©e»cib»ecbfel  ftdrter, 
länger  unb  getrümmter  unb  gebt  unter  einem  grö&ern 
SBintel  ab.  Surcb  ba*  Stuftreten  ber  St.  wirb  au* 
bem  Spie&birfcb  ein  ©abler. 

Mugfi  ober93afel;3tugft,  f.  "öafel (©efebiebte). 

Slugurtcu,  f.  Stugurn. 

Sluguricrcn  (lat.),  »eisiagen,  auS  Stnjeidjen 
fcfelie^cn  ober  bermuten ;  a  u  g  u  r  i  ö  S ,  porbebeutfam. 

Ungarn  (Augüres),  bei  ben  SHömcrnbie  2Jlttfllic= 
ber  eine*  bis  gegen  Gnbe  ber  SRepublit  bodjangefebe: 
nen  SrieftertollcgiumS,  baS  mittels  ber  Slugurien 
ober  Stuf pijien,  b.  b.  ber  93eobacbtung  beS  glugS 
unb  beS©efd)rciS  ber  Sögel  (aves,  baoon  Slufpi: 
jien),  beS  93U&CS  unb  anberer  Sorjeidjen,  ben  SÖillen 
ber  ©ötter  in  93ejug  auf  baS  ©elingen  ober  Wiblingen 
eines  Unter  nebmenS  ju  erf  orf  eben  batte.  Sie  Stufpi- 
jjen  jerfielen  in  folebe,  bie  auSbrüellicb  in  beftimmten 
jjormetn  bon  ben  ©öttern  erbeten  mürben,  unb  in 
folebe,  bureb  bie  fie  ungefragt  ibren  Söillen  ju  er» 
fennen  gaben.  93ei  Ickern  trat  ber  (Sinflufe  ber  Sl. 
als  fadnnätuger  Kenner  am  meiften  berbor.  9la- 
mentlicb  tonnten  fie  bie  Vertagung  ieber  Sollst*^ 
ammlung  mit  ibrer  Stntänbigung,  bafe  ein  ungfim 
tigeS  3eicben  ftattgefunben  babe,  bemirten.  SBcitcr 
mtte  baS  Kollegium  ber  Sl.  baS  SRecbt,  in  betreff 
irgenbniclcber  offijieUen  fianblung,  ».  93.  93eamten: 
»ablen,  bureb  einen  93efcblub  ju  ertlären,  bafc  ftö- 
renbe  Stufpijien  vorgetommen  feien ,  bafe  biefelbeu 
bemnacb  nacb  ben  ftcgeln  ibrer  2Öiff enf  cbaf  t  mit  einem 
äcbjcr  bebaftet.atfo  rüdgängig im  macben  feien.  Tie 
Stufpijien  verfielen  in  fünf  Klaffen:  1)  öimmcl*' 
erfebeinungen,  nne  Sonner  unb  iUitj.  sJian  mertte 
babei  auf  ben  Ort  beS  entftebenS  beS  93liBftrablS. 
3ur  fiinfen,  für  ben  nacb  Süben  getebrten  93eob- 
aebter  auf  ber  Seite,  mo  bie  3onnc  aufgebt,  erfcbie= 
nen  bie  glüctlicben,  jur  SHecbtcn  bie  unglüe?lid?en  ?ln- 
ieieben.  2)  Sie  Stimme  unb  ber  ^lug  ber  Söget. 
Surcb  ir)r  ©efebrei  gaben  ein  Stnjeicben  ber  3iabe, 


nmnbtc  —  «uguft  (2Konat) 

bie  Äräbc,  bie  ^acbteule  unb  anbere;  bureb  ibren 
?flug  j.  93.  eine  ^altenart.  ber  Slbler,  ber  ©eier. 
Sie  ÄTäbe  r*erbiefe  jur  Cinfen  ©lüct,  ber  5Habe  jur 
JRedjten.  3)  SaS  greifen  ober  Wcptfreffen  ber  ^üb= 
ner.  3encS  bebeutete  ©lüd,  biefeS  Ungtüd.  2Ran 
bebiente  fid)  ber  ^übner  befonberS  im  Kriege,  baber 
bem  ©eere  immer  ein  SullariuS  mit  feinem  ßübner* 
faften  folgen  mufete.  4)  Stufpijien  t>on  t?ierfüfeigen 
Jieren.  5)  Sie  auS  ungemöbnlidjen  Vorfällen  unb 
Unglüd  bringenben  Greigniffen  (dirae)  pergenom^ 
menen  Stnjeidjcn.  —  Stufpijien  bon  Staats  wegen 
anjuftellen,  batten  nur  bie  3Ragiftrate  baS  9ied?t, 
njäbrcnb  bie  St.  babei  nur  als  Sadjberftänbige 
tbätig  fein  tonnten.  ,"bro  SJUtnnrtung  beftanb  in 
erfter  Sinie  barin,  bafe  fie  für  bie  93eobacbtung  ber 
3eid)cn  baS  templum  abjugrenjen  batten,  b.  b. 
einen  engern  9taum,  r>on  »o  auS,  unb  einen  »ei- 
tern, innerbalb  beffen  bie  ©Ötterjeicben  beobaebtet 
»erben  follten.  Scr  Slugur  jog  babei  mit  feinem 
Stabe  (lituus)  junädjft  jroci  Cinien  (eine  oon  Süb 
nad?  5Rorb,  ben  cardo,  unb  eine  biefe  treujenbe  bon 
Oft  nacb,  Söcft ,  ben  decamanas)  in  ©cbanfen  über 
baS  ju  begrenjenbe  93eobacbtungSfetb  bis  ju  be= 
ftimmten  ßnbpuntten  l'tn  unb  grenjte  fd?lief>licb 
bureb  uier  Sinien,  bie  bureb  biefe  (»nbpuntte  gejogen 
mürben,  baS  ganjc  gelb  recbtmintUg  ab.  Sann  erft 
tonnte  ber  <Dtagiftrat,  ber  mit  bebedtem  Raupte  gegen 
Cften  ober  Süben  gelehrt  innerbalb  beS  engern 
£emplumS  fa|,  fo  baß  er  Horben  ober  Often  jur 
fiinten  batte,  in  reebter  SBeife  bie  Stufpijien  anftel- 
ten.  £n  SHom  tearen  für  bie  meiften  regelmäßigen 
Stufpijien  bauernb  folebe  templa  abgegrenzt,  fo 
auf  bem  Kapitol,  auf  bem  gorum  unb  tm  2RaTS: 
felbe  für  Komitien.  Sie  Stbbaltung  bon  Senats^ 
fi^ungen  gefebab  regelmäßig  in  ©ebäuben,  bie  für 
Stufpijien  eingeridjtet  waren,  unb  ebenfo  maren  bie 
meiften  ©öttertempcl  auf  folcben  templa  erriebtet, 
in  benen  beSbalb  aueb  SenatSfttiungen  ae  batten 
»erben  tonnten.  Sie  ;WA  ber  St.  betrug  in  ber 
ätteften  3«t  4,  bann  6;  feit  bem  3.  300  p.  6br. 
»aren  eS  9;  Sulla  erböbte  bie  3<»bl  auf  15,  ©dfat 
auf  16.  SSar  ein  Slugur  geftorben,  fo  erȊblte  ba* 
Kollegium  fclbftänbig  ein  neues  ÜDiitglieb;  erft  in 
ber  3«t  beS  Sulla  ging  baS  SBablrecbt  auf  ba§ 
93olt,  ipäter  auf  bie  Kaifcr  über.  —  93gt.  9liffen,  Sa» 
£emplum(93erl.l869);aRommfen,SaSröm.StaatS= 
redjt  (ÜWarguarbt  unb  ©tommfen,  «^anbbueb  ber 
röm.  Slltertümer»,  93b.  1, 3.  Stuft.,  fip».  1887). 

9tnguft,  ber  aebte  im  je^igen,  bet  feebfte  sillonat 
im  alten  röm.  3<*bre  (f*  Kalenber),  baber  sextilis 
genannt,  bis  ibm  StugujtuS  jum  Stnbenten  an  glüd= 
liebe  Greigniff  e,  bie  ibm  in  bief  em  SDtonat  »iberf  abren 
»aren,  feinen  9lamen  beilegen  ließ.  Ser  sextilis 
batte  im  alten  röm.  Kalenber  nur  29  Sage  gehabt, 
ßäfar  berlängerte  ibn  aber  um  2  Sage,  fo  baß  ber  Sl. 
31  Jage  jäblt.  SBäbrenb  ber  erften  j»ei  Srittel  beS 
Sl.  ftebt  bie  Sonne  im  3eieben  beS  £ö»en,  »äbrenb 
beS  legten  SrittelS  in  bem  ber  Jungfrau.  3m  Seut* 
feben  »irb  er  als  Grntemonat  (Crnting)  bejeicb= 
net.  SRadj  ben  Sooefcpen  3fotbcrmen  ergiebt  ficb  bie 
JemperaturrerteUung  in  (luropa  folgenbermafeen: 
üJlonatSmittel  bon  +  10°  C.  liegen  auf  ber  Sinie 
^Slanb,  JromSö-,  Ulcä,  SDtefen;  +  15°  C:  dort 
(3rlanb),  93ergen,  öelfingforS,  JobolSt;  -f  20°  C. : 
Sorbcaur,  SBien,  Drenburg;  +  25°  C:  ©ibraltar, 
SWabrib,  Barcelona,  Palermo,  Sara,  Sttben,  Sln= 
aora.  3"  ^orbamerita  pcrlaufen  bie  Cinien  gleicher 
^ärmcfolgenbermaßen:  +  10°  C:  gort  ^rantlin, 
$ubfon-93ai, 9iain;  -f  15° C:  gort Simp)on, gort 


Digitized  by  Google 


ttuguft  (b.  3-,  £«aog  Dort  ©raunföroeig)  —  Stuguft  aGBtIf)cIm  ($rina  oon  ^reufjen)  103 


Söilliam,  fleufunblanb;  -f  20° C:  San granci*co, 
lUat  (9Jtaffadnifett«),  Gbicago,  Toronto,  Montreal, 
Soulton;  +  25°  C:  gort  Union,  6t.  fioui«,  3la\b- 
oiüe,  iMebmonb ;  +  30°  C. :  gort  Suncan,  bura>  bcn 
©olf  oon  ÜJlerito.  —  Sie  tägliche  Sdjwantung  ber 
2£drme  beträgt  in  SJiittelbeutieblanb  1,4°  C. 

3m  norbbcutfdjen  5>olt«fllauben  ift  ber  1.  2t.  ein 
Unglüd*tag,  ba  an  ibm  Satan  au«  bem  Gimmel  ae- 
ftofcen  würbe,  öeilig  ift  in  aanj  Süb=  unb  bcm  fattj. 
2Rittelbeutfd?lanb  ber  15. 2t.  i[2Rariä  J&immel= 
f  abrt) ,  ben  ber  3!olt«munb  «üflariä  Kräutcrweibe» 
ober  «Unfern  Sieben  grauen  Söürjweibo  nennt. 
2tn  biefem  »erben  Kräuterbüfebel  in  ber  Kircbe  gc-- 
weibt,  unb  biefe  fog.  Sangen  finb  beiltrdftig  unb 
fcbü&cn  ba«  £>au«  vor  SBlifc  unb  SBeberung.  ÜHit 
beut  15.  3t.  beginnt  ber  grauenbreifeigft  ober 
bie  35  reife  ig tage,  an  benen  bie  «an je  9latur  bem 
2Renfd>en  bolb  ift,  giftige  Jiere  ibr  ©ift  onlieren, 
wobltbätige  ^flanjen  bie  böd?[te  Kraft  baben. 

Slnguft  ber  jüngere,  £>erjog  oonSBraun* 
id)wetg-ffiolfenbütteI  (1635—66),  geb.  1579 
als  Sobn  be*  f>njog*  ^einrieb  oon  iöraunfdjweig, 
ftubierte  in  iMoftod  unb  Bübingen  unb  lebte  bann  in 
Öit»arfer  30  3abre  feinen  geletjrten  Neigungen.  Unter 
bem  tarnen  ©uftaou*  Selenu*  fd?rieb  er  bin 
ba«  lange  3«t  berühmte  SBert  «$a*  SdjaaV  ober 
König*  fpicl»  (t*pj.  1616)  unb  «Cryptomenyticae 
et  Cryptographiae  libri  DC»  (i'üneb.  1624).  Har- 
bern 1634  ba*  mittlere  $>au«  33raunfcbweig--©ol= 
fenbüttel  erlofcben  mar,  erbielt  31.  ba«  önjogtum 
Wolfenbüttel ,  bann  nad)  bem  Jobe  eine*  ältern 
trüber*  ba*  oätnliebe  Grbe  Dannenberg  unb  1651 
bie  ©raffebaft  IBlanlenburg.  3tl«  Regent  erwarb 
er  fid>  grofee  iöerbienfte  um  fein  burd)  ben  Dreifeig: 
jdbrigcn  Krieg  tief  bcruntergefommene*  2anb,  we*= 
balb  er  ben  Beinamen  Senex  divinus  («ber  göttütbe 
©rei«»)  erbielt.  Gr  erliefe  1651  eine  au*gejeicbnete 
Scbulorbnung,  1657  eineKircbcnorbnung,forgte  für 
9ierbefferung  be*  9ied?t*wefen*  unb  be*  Steuer* 
wefcn*.  Cr  ift  beT  33egrünber  ber  berübmten2Holfen= 
büttelcr  Sibliotbcf.  2tud)  fe&te  er  al*  öerjog  feine 
Stubien  fort  unb  bnöffentlidjte  1640  eine  «©e* 
irtiebte  be*»errn3efu»unb  1644  eine«Goangelifcbc 
Kircbenbarmonie».  Gr  ftarb  17.  Sept.  1666.  — 
i<gl.  iöetbmann,  J&erjog  IM.  ber  3ünaere  (Wolfenb. 
1863);  Rolbemeo,  Die  Sebulrjefe&gebung  be*  &er» 
jog*  2t.  be*  Jüngern  (SBraunfcbw.  1887). 

«uguft,  lehter  Grjbifebo)  oon  2Ragbcburg 
( 1 628—47),  jn>eitcr  Sobn  Kurf  ürft  3obann  ©eorg*  L 
oon  SaAfen,  geb.  13.  Äug.  1614,  mürbe  1628  an 
Stelle  be*  gcäd3tetcniKarfgrafen6btiftianS5}ilbelm 
oon  SSranbenburg  jum  Grjbifdwf  oon  SRagbeburg 
crmdblt.  25er  Präger  griebe  (1635)  oerfcbaffte  ibm 
2lnnlennung audj  oon  feiten  ber  tatb-  Partei;  ber 
©eftfalifdje  griebe  fieberte  ibm  ben  »efm  be*  Qry- 
ftift*  auf  Seben*jcit;  na<b  feinem  lobe  joüte  &tv 
jogtum  unb  Stabt  2Jtagbeburg  an  ben  Hurfürften 
»on  SJranbenbura  flberfleben.  31.  bermablte  fitb 
1647,  legte  infolgebeffen  bie  erjbifd?öfl.  3Bürbe 
nieber  unb  liefe  ftdj  »um  Slbminiftrator  ernennen, 
iöon  feinem  SJater  erbte  er  1656  bie  Stabt  2Beifeen= 
fei*  unb  anbere  fäd?f.  ©ebiete.  3ufammen  m't 
ben  ©ier  ämtem  Cuerfurt,  93urg,  5)abme,  §üttx-- 
bog,  bie  bon  bem  .fterjogtum  2)tagbeburg  al*  bauend 
ber  iBeft|  ber  gamtlie  be*  Slbminiftrator*  abge= 
jweiat  würben,  bilbeten  biefe  2anbe  ba*  öerjogtum 
©cijjenfel*.  31.  ift  ber  Stifter  ber  Sllbertiniicben 
Seitenlinie  ber  ^erjöge  bon  Sadjfen  ^SBeifeenfel*; 
fie  ftarben  1746  au*;  ibr  2anb  fiel  an  bie  Altere 


lurfürftl.  fiinie.  ftacb  bem  2obe  3t.*  (4. 3uni  1680) 
famen  Stabt  unb  £>erjogtum  «Dtagbeburg  an  ben 
Äurfürften  bon  Sranbenburg. 

Huguft,  ^aul  griebr.,  ©rofeberjog  oon  Dlben« 
bürg  (1829— 53),  dltefter  Sobn  be*  fienog* Rietet 
griebrid)  Subtoig  unb  ber  ^rinjeffin  (flifabetb  oon 
Württemberg,  würbe  13.  3ult  1783  auf  Scblofe 
^taftebe  geboren.  9iad>  ber  Sefeftung  Dlbenburgö 
bura>  biegranjofen  begab  er  fta>  1811  mit  feinem 
9Jater  naa)  5)iufelanb,  wo  fein  jüngerer  53ruber 
®eorg  (geft.  1812)  mit  ber  ©rofefürftin  flatbarina, 
naa?benger  flönigin  oon  3Bürttemberg ,  bermäblt, 
©ouoerneur  oon  Slowgorob,  $wer  unb  3arofIaw 
war.  ©leid)  biefem  nabm  er  tbätigen  3lnteil  an 
bem  53efreiung*rriege.  1816  nad>  Clbenburg  $urüd= 
gefebrt,  bcrmdblte  er  fid)  1817  mit  ber  tyrinjeffin 
3lbelbeib  oon  3tnbalt=33emburg=Sd)aumburg  (fleft. 
1820),  1825  jum  jwcitenmal  mit  3ba  (geft.  1828), 
ber  Scbweftcr  feiner  erften  ©emablin,  unb  1831 
uim  brittenmal  mit  Qdcilie,  ber  jüngften  Jocbter 
be*  ebemaligen  Aönig*  oon  Sdjweben,  ©uftao*  IV. 
3lbolf ,  bie  1844  ftarb.  3lu*  erftcr  Qift  ftammen 
bie  $rin3efftnnen  Stmaüe  (f.  b.),  fpdtere  Äönigin 
oon  ©riedjenlanb,  unb  gricbcrile  (feit  1855  mit 
üKarimilian  greiberrn  oon  Safbington  oermäblt, 
aeft.20.  SHdrj  1891 ) ;  au*  ber  jweiten  ber  ©rofeberjog 
Hieter  (f.  b.) ;  au*  ber  britten  Gbe  ber  feerjog  (?limar 
(geb.  23.  3an.  1844,  geft.  17.  0!t.  1895).  Sd>on 
al*  erbprinj  unterjog  pcb  3t.  feit  1821  mit  lebbaftem 
ßifer  ben  iHegierung*gefd)dften.  33ei  feinem  iHegie= 
ning*antritt  21 .  SWai  1829  nabm  er  ben  grofeberäogl. 
Xitel  an,  ber  ben  olbenburg.  Regenten  burd;  ben 
Wiener  Äongrefe  jugeftanben,  oon  be*  ©rofeberjog* 
^aterabermebt  gefflbrtworbenwar.  3l.forgteburcb 
3lbf  djlufe  oon  SJertrdgen  für  bie  33ertebr*entwidlung 
be*2anbe*,begrünbete(1831)neue©emeinbeorbnun= 
gen  für  Stabt  unb  2anb  unb  orbnete  ba*  ©ewerb** 
wefen  unb  bie  lirdjlicben  !öerbdltniffe.  3nfolgc  ber 
Greigniff  e  oon  1848  tarn  ein  mit  bem  i'anbtage  oerein' 
barte*  Staat*grunbgefe&  311  ftanbe,  ba*  er  18.  gebr. 
1849  Dolljog  unb  ba*,  naefcbem  e*  im  Ginoer: 
nebmen  mit  bem  5.  unb  6.  fianbtage  abgeänbert  war, 
al«  «reoibterte«  Staat*grunbaefe^  für  ba«  ©rofe; 
berjogtum  Dlbenbura»  22.  9loo.  1852  publijicrt 
würbe.  Gr  ftarb  27.  gebr.  1853.  3bm  folgte  in  ber 
Regierung  fein  Sobn  "ßeter. 

^luguft,  griebr.  31.,  ©rofeberjog  oon  Dlben: 
bürg,  Sobn be«@rofeberjog«s^eter, bem  er  13.3uni 
1900  in  ber  Regierung  folgte,  geb.  16. 91oo.  1852, 
oermäblt  in  erftcr  Gbe  1878  mit^rimeffin  Glifabetb, 
iodjter  be«  ^rinjen  griebrieb  Äarl  oon  ^reufeen 
(geft.  28.3lug.  1895),  oon  ber  er  eine  Jooster, Sophie 
(Sbarlotte  (geb.  2. gebr.  1879),  bat,  in  jweitcr  Gbe 
1896  mit  öerjogin  Glifabetb  oon  sJJlcdlenburg,  bie 
ibm  10. 3tug.  1897  einen  Sobn,  Witolau«,  gebar. 
31.  ift  preufe.  ©eneral  ber  Äapallerie. 

iluguft  Jüilhclm,  ^irinj  pon  ^3reufeen,  geb. 
9.  Stug.  1722  al*  zweiter  Sobn  König  griebrieb  fBU> 
beim*  I.  unb  ber  Königin  Sopbie  Dorotbee,  SBruber 
griebrieb*  b.  ©r.  unb  Stammoater  ber  jefct  regie- 
renben  Sinie  ber  £>obfn3ollerii.  griebrieb*  ^be 
linberlo*  blieb,  fo  erbielt  31.  3B.  1744  al*  oorau*= 
ridjtlidjer  9iad)folger  ben  2itel  «^rinj  oon  $reu< 
feen».  ©leid)  feinem  Siruber  öeinrid)  franjöfifd) 
gefmnt,  mifebilligte  aud)  3t.  2ö.  bie  2lnnäbcrung 
st5reufeen*  an  Gnglanb  1755  unb  bcn  3lngriff  be* 
König*  auf  Cfterreieb  1756.  Der  ^rinj,  ber  1745 
jum  ©enerallcutnant,  1756  3um  ©eneral  ber 
Infanterie  ernannt  Worten  war,  nahm  an  ben 


Digitized  by  Google 


104        Oltguft  flSrinj  *™  Sßreufcen)  — 

SAladjten  bei  *!obofi&  unb  Prag  teil.  9to(p  ber 
SRieberlage  oon  Äolin  Übertrug  ipmjjrriebricb  ben 
Dberbefepl  ber  Äolincr  Strmee.  St.  SB.  leitete  ben 
Müdjjug  aud  93öpmen  mit  f  oldjem  ÜJlangel  an  Gnt= 
fdjloiienbeit  unb  militdr.  Salent,  bafe  ber  ÄÖnig 
tpm  baS  flommanbo  entjog.  3n  feinem  Selbft= 
gefübl  gelräntt  unb  oon  üblen  Beratern  aufgereijt, 
»erliefe  21.  9B.  für  immer  bie  preufe.  Strmee  unb 
jog  fiep  auf  fein  Scplofe  in  Oranienburg  jurüd, 
roo  er  12.  yuni  1  <58  ftarb.  2)em  perfönlicp  febr 
UebenSroürbigen  Prinjcn  feblte  bic  Selbftänbigteit 
unb  SÖillenStraft  feine*  altern  Stoibers ;  bem  fa?db= 
lidjen  (f  influfe  ber  ibn  umgebenben  Partei  ocrmocpte 
er  fidj  nidbt  ju  entheben,  (h  c  erfaßte  gegen  ben 
jtönig  bie  «Stelation  über  ben  ^bjug  oon  1757», 
bie  1769  im  2)rud  erfdnen  unb  bem  Slnfeben  grieb: 
ridjS  febr  gefd?abet  bat.  2>er  93riefroed)fel  ber  beb 
ben  93rüber  ift  erft  1887  in  ber  «Polit.  Äorrefpon= 
benj  tjriebridjS  b.  ©r.».  93b.  15.  ooüftdnbig  oer- 
öffenUnpt  roorben  unb  bat  baS  piftor.  Urteil  ent= 
{Rieben  ju  ©unften  beS  ÄÖnigS  umgeroanbelt.  Sludj 
SJtemoiren  beS  prinjen  würben  oon  91aube"  in  ben 
«gorfdjuugen  jur  branbenb.  unb  preufe.  ©efdbicpte», 
33b.  1  (2pj.  1888),  oeröffentlicpt.  81.  5B.  roar  mit 
ber  prinjeffin  i'uife  Slmalie  oon  93raunfdjroeig  oer= 
mäplt;  feine  ööbne  roaren  ber  nacbmalige  König 
griebriep  ÜiMlpelm  II.  unb  ber  reidjbegabte  prinj 
feeinria?,  ber  fdjon  26.  sJ)tai  1767  ftarb.  —  Sgl  über 
Ietjtern  tfriebridjS  b.  @r.  Eloge  du  priuee  Henri 
(«CEuvres»,  93b.  7,  93erl.  1847). 

»ujjttft,  griebr.  2öilp.  Joeinr.,  prinj  oon  Preu= 
I  en ,  ©eneral  ber  Infanterie,  ©eneralinfpecteur  unb 
(Sbef  ber  Slvtillerie,  geb.  19.  Sept.  1779  ju  grieb= 
ricbsfelbe,  mar  ber  jüngfte  Sobn  beS  2.  ÜJtai  1813 
geftorbenen  prinjen  Stuguft  gerbtnanb,  beS  93ru= 
ber*  ftriebridjS  b.  ©r.,  unb  ber  SJtarfgräfin  Slnna 
Glifaintb  Cuife  oon  93ranbenburg=Scbroebt.  1806 
nabm  er  als  Gbef  eine«  ©renabierbataillonS  an  ber 
Sdjladjt  bei  3ena  teil.  93ei  9kcnjlau  rourbe  er  nad? 
ber  oerjroeifeltften  ©egenroepr  oon  ben  granjofen 
gefangen  unb  nad;  grantreid?  gebraebt.  *)iad) 
13monatiger  ©efangenfdjaft  freigegeben,  madjte 
er  eine  ÜHeife  burd?  bte  Sdjroeij  unb  Cberitalien  unb 
ging  barauf  naa>  Petersburg.  3)on  bort  leprte  er 
ÜJldrj  1808  nad}  Königsberg  i.  Pr.  jurüd  unb 
rourbe  im  Slug.  jum  ©enerafmajor  unb  ©pef  ber 
Slrtillerie  ernannt.  1813  roobnte  er  als  ©eneral: 
leutnant  unb  Gommanbeur  ber  12.  93rigabe  beim 
2.(Äleiftfdjen)  SlrmeeforpS  ben  Scbladjten  oon  2)reS= 
ben,  Hülm,  Seipsig,  SJtontmiraU,  fiaon  unb  Paris 
bei.  SJteprmalS  entfd)ieb  er  mit  feiner  93rigabe  ben 
Sieg,  fo  namentlicb  16.  Ott.  1813  bei  ÜJlarftleeberg 
unb  18.  Oft.  bei  Probftbeiba.  3tad?bem  er  1815 
baS  tfommanbo  über  baS  2.  norbbeutfd?c  Jlum-c- 
lorpS  erbalten,  n?eld?eS  jur  93elagerung  ber  3«ftun= 
gen  an  ber  9lorbgrcnje  «frantreidjS  beftimmt  mar, 
benjirlte  er  in  turjer  3cit  bie  Übergabe  oon  3)tau= 
beuge,  Pbilippeuille,  Jiianbrecp,  fiongtop,  IRocrop, 
©iuet,  Sölontmtfbp,  6eban  unb  9Jteji£rcS.  ^adj  bem 
Äinege  übemabm  er  »ieber  baS  Äommanbo  ber 
Slrtillerie,  bie  unter  feiner  fieitung  gdnjlid?  umge= 
ftaltet  unb  üeruolllommnet  rourbe.  Söegen  biefer 
feiner  SJerbienfte  rourbe  1889  baS  Dftpreu6.Jvclb= 
artillerieregiment  3lx.  1  ^elbartillerieregiment  Prinj 
21.  von  preufeen  benannt.  21.  ftarb  ju  93romberg 
19.  3uli  1843  auf  einer  SnfpijierungSreife,  obne 
legitime  91ad?fommenfcbaft.  SluS  beS  prinjen  %xi- 
uatleben  ift  bemerlenSroert,  bafe  er,  jur  3eit  feiner 
franj.  ©cfangenfdjaft,  im  öaufe  ber  SDiab.  be  6tael 


Huguft  (Äurfürft  üon  ©adjfen) 

ju  ßoppet  mit  SRab.  SUcamier  (f.  b.)  jufammentraf 
unb,  in  peifser  Siebe  ju  ihr  entbrannt,  ernftlicp  ent< 
fdjloffen  roar,  fie  ju  peiraten.  S)odj  ftellten  fup 
politifepe  unb  religiöfe  ©rünbe  biefem  93unbe  ent< 
gegen.  —  93gl.£.  üonputtlamer  (unb  oonfeoepfner), 
(rrmnerungSblättcr  auS  bem  Ceben  beS  prinjen  21. 
(©otba  1869);  Tcv  Zaa  oon  prenUau  (in  S.  Pon 
SederS  «Iaftilberbrei2Öaffcn»,Jl.  1, 3.2lufl.,  93erl. 
1851);  2luS  bem  triegSgefducptlicpen  3lai}la^  beS 
prinjen  St.  oon  Preutjen  (in  «HriegSgefd?i(btlid>e 
dinjelfdjriften,  bg.  »om  ©rofeen  ©eneralftab»,  £>ef  1 2 
u.  10,  ebb.  1883, 1888). 

2luguft,  Hurfürft  »on  6ad?fen  (1553  —  86), 
Sobn  »erjog  öeinricbS  beS  frommen  aus  ber  Qbt 
mit  fiatbarina  oon  SRedlcnburg,  geb.  31.  ^uli  1526 
ju  greiberg,  roo  fein  93ater  6of  P»elt,  bis  ipm  1539 
bie  SKcgierung  beS  Stlbertinifdjen  StammlanbeS  ju= 
fiel-  Sl.piett  fid)  einige  3«t  am  £>ofe  fiönig  §erbi= 
nanbS  I.  ju  Prag  auf,  roo  er  mit  beffen  Sobn  sJDia^i- 
milian,  bem  nadjperigen  Äaifer,  greunbfdjaft  fd?lop, 
unb  bejog  pierauf  bie  llnioerfitdt  fieipjig.  1541 
empfing  er  jugleid;  mit  feinem  93ruber  üUloritj  (f.  b.), 
ber  bie  Regierung  ber  odterlicpen  Grblanbe  über= 
nommen  batte,  bie  $ulbigung.  6eitbem  lebte  er, 
aufier  roenn  er  feinen  93ruber  oertreten  mufete,  meift 
in  2BeifeenfelS.  Gr  oermdbltc  fid?  1548  mit  Slnna 
(f.  b.),  ber  ^odjter  (EbriftianS  III.  oon  S)änemarf. 
9lad>  feines  93ruberS  2obe  1553  jur  Regierung  unb 
uir  Hurroürbe  berufen ,  blieb  ipm  bie  Stuf  gäbe  über: 
laffen,  bie  polit.  Sierroidlungen  ju  löfen,  bie  aus 
beS  93ruberS  ftebben  unb  aus  bem  3roUfPcdt  mit 
ben  @rneftinifcben  93ettern  beroorgegangen  roaren. 
.<r>atte  ÜJloriti  fein  ©rbe  mit  bem  6<btoerte  oergröfeert, 
fo  roufete  St.  tureb  Iluge  93enuftung  ber  (Freigniffe 
unb  burdb  beS  tfaiferS  ©unft  feine  lanbeSbobeit^ 
Ii d' en  :Hed' t e  auSjubepnen unb ©ebietSerroerbungen 
jumad;en.  2)o(p  gerabe  in  biefen  93eftrebungen  jog 
er  jid>  nid)t  unbercdjtigte  93ortoürfe  ju.  Safe  bie 
brei  geiftlidjen  Stifter  iwerfeburg,  Naumburg  unb 
Ü)teifeen  in  gröfeere  2tbbdngig{eit  oon  ber  lanbeS; 
fürftl.  ©eroalt  tarnen,  roar  eine  (Jolge  ber  Sief orma* 
tion.  SJiel  weniger  ju  recbtfertigen  aber  roar  ber 
©ebietSjuroad?S,  ben  er  1567  burd>  bie  ?ld usooll» 
ftredung  gegen  ben  oon  bem  meuterifeben  ©ilbelm 
oon  ©inimbad)  (f.  b.)  oerleiteten  £erjog  Sobann 
Äriebridj  (f.  b.)  oon  ©otpa  geroann,  unb  bafe  er  als 
i&ormunb  feiner  Oettern,  ber  Söbne  3obann  2Bil- 
belmS  oon  SBeimar,  faft  bie  ddlfte  ber  pennebergi; 
fdjen  ßrbfdjaft  Ticp  jucignetc.  S)urd)  feine  6of= 
tbeologen  ber  oermittelnben  2tnfid?t  in  ber  Stbenb» 
mablslebrc  geneigt  gemaebt,  nötigte  er  bie  ©eiftlicben 
nid?t  nur  im  eigenen  fianbe,  f  onbern  aud;  im  ©e* 
biete  feiner  roeimar.  SJettern,  biefe  Stnficbt  ju  lebren, 
bis  St.  1574  roieber  umlentte  unb  ben  peimlicpen 
SaloiniSmuS  nod?  ftrenger  oerfolgte  als  früber  baS 
trenge  fiutbertum.  1577  brad)te  St.  bie  Äontorbien* 
ormel  (f.  b.)  ju  ftanbe,  roeldse  bie  prot.  Sebje  in 
tarre  formen  bannte  unb  1580  öffentlich  oerlün^ 
bigt  rourbe.  Sl.S  9lei(bSpolitit  rourbe  burdjauS  oon 
eigenen  ^ntereffen  unb  oon  ber  fturdjt  oor  einer 
neuen  ßrpebung  ber  ßmeftiner  bebcrrfd?t.  Um  iebe 
@rf(bütterung  beS  ^riebenSjuftanbeS  fern  ju  balten, 
oerfagte  er  aud)  benrurpfdlj.93emüb.ungen  um  beffeve 
Sidjerung  unb  roeiterc  StuSbreitung  beS  Protcitan= 
tiSmuS  feine  2RitroUtung.  Stber  er  bcnutjte  biefe 
3eit  beS  tyriebenS  aud)  baju,  um  als  ©efetigeber, 
als  Pflegjer  oon  fiulturanftalten  unb  fparfamer  Orb* 
ner  beS  staatSbauSbaltS  bie  roirtfcbaftliQe  Sntroid: 
lung  feines  ßanbeS  ju  förbern.  5)ie  fianbftdnbe  cr= 


Digitized  by  Google 


Stuguft  II.  (Äurfürft  bort  Soffen) 


105 


hielten  eine  feftere  Drbnung  unb  übernahmen  bie 
felbftänbigc  SBermaltung  ber  Don  ihnen  bewilligten 
Steuern.  911*  ber  aröfete  ©runbberr,  SBergberr  unb 
Kaufmann  feine«  fianbe*  machte  9t.  feine  Kammer-- 
aüter  unb  Regalien  jur  ©runblage  ber  gefamten 
turfäcbf.  3}olt*wirtfcbaft .  tote  er  benn  auch  junäcbft 
für  feine  ütotdt  bie  erfte  2anbe*aufnabme  burd) 
Öiob  5Jcagbeburg  oeranlajite.  Gr  formte  für  bie 
SJerbcfferung  ber  Sttebjucht,  be*  Cbft=  unb  ffieim 
baue«;  bie  ftorften  mürben  planmäßig  bewirtfdjaftet, 
ber  &oljhanbel  burd)  eine  großartige  5löfjerei  gc 
förbert.  2)er  ^Bergbau  erlebte  eine  neue  gldnjenbe 
93lütejeit  unb  gab  bie  ©runblage  ju  bem  überau* 
foliben  J.\lu  n*,wefen.  2)a*  ©ewerbe  blübte  nament» 
lid?  burd)  bie&inwanberung  jablrcicbcr  ^ieberldnber 
(etwa  20000)  auf,  bie  aud)  juerft  bie  SJaummoll: 
Weberei  einführten.  Sorgfältig  wachte  ber  Kurfürft 
über  bie  ungefdjmälertc  Wcbauptung  be«  fieipjiger 
Stapelred)t*,  förberte  baber  ben  Glboertehr  nur  fo 
weit,  al*  e«fid)  mit  Ceipjig«  Vorteil  oertrug,  tbat 
bagegen  Diel  für  bie  SJerbefierung  unb  Sicherheit  ber 
Straften  unb  (teilte  feit  1563  «^oftboten»  an.  $aju 
fcblofe  er  feine  Vaut e  red)t(id)  ab  burd)  bie  «Äonfti* 
tutionen»  vom  21.  9lpril  1572,  ba*  erfte  Seifoiel 
einer  einheitlidjen  2anbe«gefe&gebung  in  SDeutfdb- 
lanb  (auf  ©runb  altfäcbf.  unb  röm.  9ied?td)  unb  bie 
2lbjmeigung  eine«  Oberappellation«gertcbt«  oom 
«JDofrat».  3n  ftattlicben  Scblonbauten  (9luguftu«= 
bürg ,  9tnnaburg)  jeigte  91.  feinen  Kunftfinn  unb 
^Reidjtum.  2lucb  bie  geijtige  Siilbung  be«  SBolt*  fanb 
«jörberung.  S)ic  innem  lünridjtungen  ber  Schulen 
würben  georbnet,  auf  ben  beiben  Umoerfitäten  neue 
Sehrftüble  errichtet,  botan.  ©Arten  angelegt  unb  bie 
Stubienpläne  bi«  in*  einjelne  Dorgejeicbnet.  3>ie 
SHbliothet  ju  2)re*ben  oerbantt  ihm  ihre  @runb= 
läge,  aud)  bie  meiften  anbern  Sammlungen  für 
ÜBMjfcnfcbar  t  unb  Kunft,  namentlich.  ba«  ©rüne  ©e= 
wölbe,  ftammen  au*  feiner  3cit.  Seine  Siebling*- 
bcfdjäftigung  mar  neben  bem  $red)feln  bie  911; 
chimie.  9ll«  feine  ©emablin  9lnna  1.  Ott.  1585  ge- 
ftorben  war,  Dermäblte  ftd)  91.  3.  ^an.  1586  mit 
£>ebroig ,  ber  13jäbrigen  Sodjter  be«  dürften  Joachim 
von  2lnbalt.  £ocb  fd?on  12.  gebr.  1586  ftarb  er 
ju  $re3ben  unb  würbe  im  2)om  ju  gteiberg  be= 
graben,  3hm  folgte  in  ber  SRegierung  fein  Sohn 
gbriinan  1.  —  93gl.6alinicb,  Kampf  unb  Untergang 
be*  <Welancbtbom*mu«  in  Kurfacbfen  (2pj.  1866); 
jjalle,  $ie@cfcbi(bte  be*  Kurfürften  91.  oon  Sachfen 
tn  ooltämirtfcbaftlicbcr  SJejiehung  (ebb.  1868);  6be= 
ling,  91.  oon  Sachfen.  (Sine  Gbaratterftubie  (Skrl. 
1886);  2.  Scbmibt,  Kurfürft  91.  oon  Sachfen  al* 
©eoarapb  (2re«b.  1898). 

ttnguft  ZI.  (ftriebrieb  9luguft  I.),  ber 
Starte,  Mummt  oon  Sachfen  (unter  kiuerm 
tarnen)  1694—1733  unb  feit  1697  auch  König  oon 
SJolen  (unter  erfterm),  ber  zweite  Sohn  Johann 
©eorg«  in.,  Kurfürften  Don  Sachfen,  unb  ber  bän. 
Srinjeffin  9lnna  Sophia,  geb.  12.  2Jtai  1670  ju 
Treffen,  erhielt  eine  f  orgfältige  Gniehung,bie  burch 
Übung  in  allen  ritterlichen  fünften  feine  auftcr» 
orbentlicbe  Körperftärle  entwidclte.  1687—89  be- 
reifte er  $eutfd)lanb,ftrantreicb,  öollanb,  Gnglanb, 
Spanien,  Italien  unb  Ungarn.  22 ab  venb  bie  üppige 
bracht,  bie  an  ben  £>öfen  oon  Vonbon  unb  ^erfaille* 
berrfdjte,  ihn  blcnbete,  warb  zugleich  burd)  bie  &nb 
bigungen,  bic  man  feinen  persönlichen  Sorjügen 
barbrachte,feinGbrßeij  genährt.  911* fein SSater  1691 
geftorben  war,  ging  er  nach  40ien,  wo  er  mit  Äönia. 
3ofeph  t  eine  ftreunbfcbaft  fdjlofe,  bic  feine  ^olitit 


1  wesentlich  beeinflußte.  sJRadhbem  er  fieb  1693  mit 
j  (Sbnftine  Gberharbine  oon  SBranbenburg=^ulmbacb 
!  bermäblt  hatte,  gelangte  er  burd;  feine*  trüber*, 
'  Johann  ©eorg*  IV.,  2ob  27.  Jlpril  1694  jur  Äur-- 
würbeunbübemahmbenDberbefehlüberba*Öfterr.: 
fdebf.  f>eer  gegen  bie  Surfen  in  Ungarn,  ben  er  aber 
nadh  ber  Schlacht  bei  Dlafd?,  27. 9lug.  1696,  wieber 
nieberlegte.  Qt  tehrte  nad)  Söien  jurüd  unb  fafete 
ben  <Plan,  ftd)  um  ben  burch  ben  Z ob  3"bann 
Sobief Ii*  erlebigten poln.  Shron  ju  bewerben. Xuxi) 
reichliche  Seftecpungen  unb  feinen  übertritt  )ur 
tath.  Äirche  (2.^uni  1697)  befeitigte  X.  bießinber« 
niff  e  feiner  SBahl ;  b  och  gewährleiste  er  feinen  Unter- 
tbanen  ben  ungefd^mdlerten  ^ortbeftanb  ber  prot. 
ftirebe  im  Sanbe,  währenb  er  jugleidh  feine  lanbe*= 
bifchöfl.  Stellung  ben  in  evangelicis  beauftragten 
®eheimrdten  übertrug.  Um  bie  Äauffumme  auf ju= 
bringen,  bertaufte  unb  oerpfdnbete  er  mehrere  Seile 
feine*  ßrblanbe*,  \a  fogar  an  Sdranbenburg  bie 
legten  überrefte  ber  Sefiliungen  be*  Stammhaufe* 
Settin,  ba*  9lmt  $eter*berg  bei  Salle,  baju  bie 
tfrboogtei  über  Oueblinburg  unb  bie  9leicfa*Dogtci 
über  SJorbbaufen,  wie  er  anbererfeit*  1697  fein  9ln= 
recht  auf  Sachfen =£auenburg  an  ßannooer  ta- 
äußerte  unb  1699  bie  Sehn*poheit  über  Schwaij^ 
burgprei*gab.  9lm27.^uni  1697  warb  91.  oon  bem 
poln.  9leid)*tage  jum  Könige  ermdblt.  2)a  inbe* 
eine  Partei  fid)  für  ben^Jrinjen  6onti  ertldrte,  rüdte 
er  mit  10000  Sachfen  in  ^Jolen  ein,  unb  15.  Sept. 
fanb  feine  Krönung  in  ftratau  ftatt.  Salb  fühlte 
jeboeb  ber  Kurftaat  Sachfen  bie  Saft  ber  neuen  Krone 
feine*$ürften.  91.  hatte  oerfprochen,  bie  an  Sd?meben 
abgetretenen  poln.  ^rooinjen  wieber  mit  ^olen  ju 
oereinigen.  2)effenungeadjtet  waren  biepoln.©rofsen 
bem  Kampfe  abgeneigt,  unb  ber  König  mufete  ibn 
nun  meift  mit  fddjf.  Gruppen  auf  Koften  feine*  Gtb- 
lanbe*  führen.  (S.  9torbifcher  Krieg.) 

5iadjbem  Karl  XII.  oon  Schweben  bie  Sachfen 
19.  3uli  1702  bei  Kliffow  unb  L  3Äai  1703  bei 
s^ultu*t  gefchlagen  hatte,  ertldrte  ber  poln.  :Uouf  e  • 
rat  unter  Schweben*  ßinflufe  91. 14.  ^ebr.  1704  ber 
poln.  Krone  oerluftig,  worauf  12. , ut  1  i  1704  c  tani*-- 
lau*  i'efjcjpnfti  (f.  b.)  jum  König  erwdblt  würbe. 
Ser  Sieg  Karl*  XII.  bei  ^raultabt  (13.  ftebr.  1706) 
über  ben  fächf.  ^elbmarfdiall  ©raf  Schulenburg 
nötigte  21.  jum  ^rieben  oon  9lltranftdbt  (f.  b.),inbem 
er  ber  poln.  Krone  entfagte.  91.  wohnte  bann  1708 
unter  bem  $rinjen  (higen  bem  ^elbjuge  gegen  bie 
Ar  an  >o  feu  bei  unb  liefe  guGugen*öeerinbcnvlieberi 
lanben  9000  Sachfen  ftofeen.  9luf  bic  Nachricht  oon 
Karl«  XII.  ÜRieberlage  bei  $ultama  fagte  er  ftch 
8.  9lug.  1709  oon  bem  Vertrag  oon  9lltranftdbt  lo* 
unb  oerbanb  fich  auf*  neue  mit  bem  3a«n  ^Jetcr 
gegen  Schweben,  bi*  ber  2ob  Karl*  XII.  bei  Triebs 
ricb*httU  (1718)  bem  Kriege  eine  entfeheibenbe  fflen« 
bung  gab.  2\c  ndcbfte  ^olge  war  ber  ©äff enftillftanb 
mit  Schweben  $ej.  1719,  ber  erft  1732  in  einen  tfrie* 
ben  üerwanbelt  würbe.  91.  würbe  barin  al*  König 
oon  3talen  anertannt.  3n  $olen  waren  ieboch  bie 
Sachfen  burch  bie  Konf öberierten ,  an  beren  Spitje 
Stani*lau*  2eboa>owfti,  nachmaliger  ^Jalatin  oon 
^Bolbpnien,  ftanb,  angegriffen  unb  jur  Ergebung 
gezwungen  worben.  Unter  ruf).  Übermittelung,  tarn 
e*  1716  jwifchen  91.  unb  ber  Kepublit  v^olcn  ju  bem 
fog.  SDarfchauer  Vertrage,  bemjufolge  bie  fäcbf. 
Struppen  ba*  Königreich  oerliefeen.  So  fah  fich  91. 
genötigt,  ben ©ebanten,  biepoln. Nation  mit  ©ewalt 
ju  unterwerfen,  aufzugeben;  bafür  aber  gelang  e* 
thm,  bie  ^Jolen  burcp  ben  SHeij  eine*  gldnjenben  unb 


Digitized  by  Google 


106     Hiiguft  III.  (Äurfürfi  oou  Sachen)  —  Huguft  ($rinj  bon  SBürttembcrcj) 


üppigen  Hofhalt«  ju  gewinnen.  Saufen  hatte  in« 
folgebeffcn  fchwereDpfer  ju  bringen,  unb  balb  geriet 
ber  Staatshaushalt  be«  obnebie«  fdjon  verarmten 
fianbe«  ooüenb«  in  3wrüttun(|.  3)aju  würben  an 
©ünftlingejcböne  grauen  unb  natürliche  Kinberun-- 
aeb.eure  Summen  verfdjmenbet.  3war  verfdjönerte 
n.  bie  Hauptftabt  feines  örblanbe«,  beren  ©lauj 
jablretrte  grembe  h«rbeilodte,  unb  bie  Grfinbung 
be«  BorjeUan«  bureb  Böttger  1709  gab  bem  £anbe 
einen  neuen  wichtigen  3nbuftriejweia;  trofebem 
berrjebte  Jeurung  unb  Hungersnot  im  Sanbe.  3)ic 
löifienfcbaften  hatten  ftcb  9.1  Unterftü^ung  wenig 
;u  erfreuen,  unb  bie  Kunft  meift  nur,  infofem  fte 
[einer  Bradbtlicbe  biente.  Sin  ben  Berbefferungen 
in  ber  2anbe«verwaltung  (©eneralaccife  1707,  £am 
be«lotterie  1713,  Boftorbnung  1713,  Bermeffung 
ber  Boftftrafeen  feit  1721),  im  öeermefen  (Kabcttem 
bau*  1725,  Aufhebung  be«  verfallenen  Tcfenfion«: 
wefen«  1711),  in  ber  ©efeKgebung  unb  9ted>t«pflcge 
ßuebtbau«  in  Söalbbcim  1716,  erlduterte  Bn>jefe= 
orbnung  1724)  irähvcub  feiner  9tegierung  hatte  er 
perfönlid>  wenig  Anteil.  %.  ftaro  1.  gebr.  1733 
in  iEBarfdjau  unb  warb  in  Kratau  begraben.  $n 
Bresben  würbe  ihm  1736  eine  Don  Siebemann  in 
Kupfer  getriebene  vergolbete  SHeiterftatue  errichtet. 
Seine  ©emablin,  bie  lutberifcb  blieb  unb  getrennt 
Don  ihm  auf  Scblofj  ^Jrefefcb  bei  Wittenberg  lebte, 
ftarb  5. Sept.  1727.  3br  einjiger  Sobn,  Sluguft  III. 
(f.b.),  folgte  bem  Bater  in  ber  Regierung.  SMeÖräfin 
Kömg«mart  (f.  b.)  batte  St.  ben  ©rafen  ÜNorifc  von 
Sad?fen,  bie  ©räfin  ßofcl  (f.  b.)  ben  ©rafen  Stutomff i 
geboren.  —  Bgl.  SC.S  Biographie  bon  gafemann 
(1733)  unb  ^aroebomffi,  ©efebiebte  ber  Stegierung 
bc«  König«  11.  II.  (polnifcb,  2  Bbe.,  Bof.  1874), 


«lttgufiin.(5riebricb?luguftll.),  Kurfürft 
von  Sacpfen  (unter  le&term  9iamen)  1733—63 
unb  König  von  Bolen  (unter  erfterm),  Sohn  unb 
ftacbfolger  be«  vorigen,  warb  7.  (17.)  Oft.  16% 
geboren  unb  von  femer  üHutter  fotuie  unter  bem 
dinflufT«  feiner  ©ro&mutter  Slnna  Sophia  im  prot. 
©lauben  enoaen.  1711  unternahm  er  eine  iHcife 
burd)  2JeutfcbIanb,  granfreid)  unb  Italien.  5>ie 
röm.  Kurie,  bie  auf  ben  übertritt  be«  Sllbertinifcben 
Haufe«  arc  fee  Hoffnungen  baute,  bot  alle«  auf,  ben 
Bringen  mm  9ieligion«meebfcl  ni  veranlagen,  ber 
benn  auch  27.9tov.  1712  fein  ©laubcn«befenntni« 
in  bie  Hdnbe  be«  Karbinal«  Gufant  ju  Bologna 
heimlich  ablegte,  wa«  aber  erft  1717  in  Sacbfen 
öffentlich  befannt  gemacht  mürbe,  9iad?bem  er  1733 
bem  Bater  in  ben  Grblanben  gefolgt  mar,  mürbe  er 
5.  Ott.  be«felben  3ab«*,  obfepon  i'ubmig  XV.  von 
grant ■<{&>  Stani«lau«  fiefjcjpnfli  mieber  auf  ben 
poln.  Jbron  ju  bringen  fuchte,  von  einem  Seile  bc« 
poln.  Slbel«  al«  König  gewählt,  jeboeb  erft  1736  auf 
bem  SDarfcbauer  grieben«tongrefe  allgemein  al« 
König  anertannt.  Dpne  feine«  Bater«  @eifte«gaben, 
batte  er  beffen  Brachtliebe  unb  Kunftfmn  geerbt  unb 
folgte  in  Beranftaltung  glänjenber  gefte  unb  einer 
(oftfpieligen  Hofhaltung  in  ital.  ©efchmad  ganj 
beffen  Bcifpiele.  Stuf  ©emälbe  unb  auf  Unterbau 
tung  feiner  Kapelle  vermenbete  er  bebeutenbe  6um= 
men,  unb  feinem  Kunftfmn  verbauten  bie  Samm- 
lungen 2>re«ben«  treffliebe  (^Werbungen.  2)ie  SRc- 
gierung  überliefe  er  feinem  erften  yJiinifter  unb 
©ünftlinae,  bem  ©rafen  von  Brühl  (f.  b.).  ».  lebte 
lieber  in  Xresben  al«  inB*arfd?au,  unb  f  o  blieb  Bolen 
faft  ohne  Regierung.  9tad>  bem  JobeKaifer  Karl«  VI. 
(1740)  übernahm  2t.  ba«  9teid?«vifariat.  (frvcrbanb 
ftd)  1 741  mit  granf reich,  Spanien  unb  Bapern  gegen 


SDtaria  Sperefia  unb  vereinigte  im  gebr.  1742  in 
SJtdpren  feine  Jruppen  mit  ben  preufe.  Streitfräftcn. 
2>ocb  burdj  Biebrich«  II.  Krieg«glüd  beunrupigt, 
febloß  er  febon  20.  $ej.  1742  etn  Bfinbni«  mit 
ÜJtaria  Iherefia  unb  vervflichtete  fidj  in  einem  ge* 
beimen  Jrattat  tu  ßeipjig  (18.  SWai  1745),  für  bie 
Hilf«gelber,  welche  Snglanb  unb  Hollanb  juxablen 
verfprachen,  30000  ÜWann  Hilf«truppen  ju  [teilen. 
,  3)icfe  Jruppen  rüdten  auch  in  Scbleficn  ein,  ver» 
einigten  \\d)  mit  bem  öfterr.  Heere,  erlitten  aber  bei 
Hobenfrieboerg  4.  3"ni  1745  eine  gdnjlicpe  lieber» 
läge.  (S.  Scblcfifcbe  Kriege.)  5)ie  Brcufeen  nahmen 
Sadjfen  in  Befdjlag;  aber  burd)  ben  grieben  ju 
5)re«ben  25.  2)ej.  1745  erhielt  ».  fein  2anb  jurüd. 
2)od)  febon  1756  fap  er  fut  infolge  feiner  geheimen 
Berbinbung  mit  Cfterreid)  unb  inufjlanb  auf«  neue 
in  ben  Krieg  mit  B«u&en  verwidelt,  unb  ba  8t.« 
9leutralität«Dorfdjläae  von  ^riebrid?  II.  abgelehnt 
würben,  verliefe  er  3)re«ben  10.  Sept.  unb  begab 
ftcb  in«  Cager  bei  Bima.  $ie  bort  verfammelten 
17000  OTann  fdebf.  Jruppen  mufeten  fid)  16.  Ott. 
ben  Bwufeen  ergeben.  ?t.,  ber  ficb  Wdbrenbbem  mit 
Brühl  auf  bem  Königftein  aufgebalten  hatte,  ging 
nadj  3Barfd?au  unb  tebrte  erft  nadj  bcmHubertu«: 
burger  ^rieben  nad)  2)re«ben  jurüd,  wo  er  5.  Oft. 
1763  ftarb.  Sein  Sob,n  griebria)  (Sbriftian  folgte 
ihm  al«  Kurfürft  von  Sadjfen,  unb  6tani«lau« 
Boniatowfti  (f.  b.)  al«  Könia.  von  Bolen. 

«lug uft,  Omit  2eop.,  Herjog  ju  Sacbfen^ 
©othaunb?tltenburg(  1804—22),  Sohn  Herjog 
Gmft«  DL  unb  ber  Bnnjeffin  Gbarlotte  Stinalie  von 
Sacpfen  ^Dieiningen,  geb.  23.  9lov.  1772,  ftubierte 
feit  1 788  nebft  f einem  Bruber  griebrieb  in  ©enf .  SRad? 
bem  »hieben  feine«  Bater«  trat  er  20.  Slpril  1804 
bie  Regierung  an,  unter  ber  fein  Canb  eine  gebeihj 
litte  6ntwidlung  nahm.  ?(amentlid)  intereffierte 
fid)  St.  für  bie  Bermeb.rung  ber  wiffenfcbaftlidjen 
unb  Kunftfammlungen ;  unter  anbenn  würbe  von 
ihm  ba«  ISbinefifdje  Kabinett  ju  ©otba  begrünbet. 
«.  ftarb  17.  9)tai  1822.  Bon  feinen  fd?riftjteUeri.- 
fdjen  ßneugniffen  ift  nur  «Kpllenion  ober  ?tud>  id) 
war  in  Strfabien»  (1805)r  mit  i'ieberu  vermifd?te 
^bpllen,  im  5)rud  erfdjtenen.  §\)m  folgte  fein 
Bruber  griebrieb  IV.,  mit  meldjem  11.  gebr.  1825 
bie  fiinie  Sa<hfen=@otha  erlofd?.  —  Bgl.  Gidjftdbt, 
Memoria  Augusti  ducisSaxoniae,  prineipis  Qotba- 
norum  (2.  Stufl.,  Arfurt  1823). 

«tuguft,  griebr.  ©berbarb,  fyrinj  vonBürt« 
temberg,preufe.  ©eneraloberft  von  ber  Kavallerie, 
Sobn  bc«  Brinjen  Baut  von  Württemberg ,  geb. 
24. 3an.  1813  ;u  Stuttgart,  trat  182U  mndcbft  in 
württemb.,  1831  al«  dlittmeifter  beim  üHcgiment  ber 
©arbe  bu  Gorp«  in  preufe.  2)ienfte.  Ohne  an 
triegerifdjen  Stttionen  teilgenommen  ;u  haben,  war 
er  1866  bi«  jum  ©encral  ber  Kavallerie  unb  fom= 
manbierenben  ©eneral  be«  ©arbeforp«  avanciert, 
meld)  Icfctcre«  feinen  9iamen  befonber«  bureb  ba« 
energiiehe  Borgehen  auf  bie  Höpen  von  (£blum  in 
ber  Sdbladjt  bei  Königgrd^  berühmt  mad^te.  1870 
tdmpfte  ba«  ©arbetorp«  unter  ihm  bei  ©raoelotte 
uub  gewann,  tro&  fdjwerer  Berlufte,  bie  Stellung 
be«  Korp«  ^anrobert  bei  St.  Brioat  (a'-3Roiitagne. 
2tucp  an  ber  Sd?lad>t  bei  Scban  nabm  ba«  Korp* 
teil,  bervorragenb  bei  ber  Gernicrung  von  Bari«, 
wo  e«  bie  3iorboftfront  cinjufdiliefecn  hatte  unb 
namentlidj  bei  Je  Bourget  in  ben  legten  Dttober« 
tagen  unb  am  21.$(j.  feinen  alten  :>iuhm  bewähren 
tonnte.  Bon  bem  Kommanbo  be«  ©arbetorp«,  m 
bem  feit  1878  ba«  Cberfommanbo  in  ben  Starten 


Digitized  by  Google 


bimugetreten  mar,  Würbe  ber  $rinj  1882  entbunben, 
nacbbcm  ber  Äaifer  ihn  mit  3luS}eid)nungcn  über* 
bduft  batte.  .^""i.  ftarb  al*  ©eneraloberft 
12.3an.1885  auf  einem  yagbauSflug  in  3et?bentd. 
6einen  tarnen  fütyrt  baS  ftort  St.^rioat  bei  ÜJlcB 
unb  feit  1889  baS  prcufi.  Ulanenregiment  91r.  10. 

ttugufia,  ber  254.  $lanetoib. 

AngTiBta„  ber  -Käme  ^abh  cid^cr  oon  röm. 
Äaifern  ober  ju  ihren  ßljren  angelegter  ober  neu 
beo&lterter  Stäbte  unb  ftolonicn.  2He  bebcutenbften 
berfelben  waren:  A.  Ausciörum,  ie&t  tlucfj  im  franj. 
2)epart.  ©erS;  A.  Bracära,  Stabt  ber  Gaüaici 
SBracarii  in  ©allaecia,  je&t  $)raga  im  nörbt.  ^ortu* 
gal;  A.  Emerita,  Stabt  in  Sufitanieu,  ie&t  ÜJte-- 
riba  in  ber  fpan.  tyrooinj  Stobajoj;  A.  Praetorla, 
ie&t  Stofta;  A.  Suessiönum,  jejjt  SoiffonS;  A. 
Taurinörum,  je|t  Surin;  A.  Trevirorum,  je&t 
Jrier;  A.  Trinobantum,  im  4.  §a\)xt).  üblicher 
9tomc  für  Londinium,  je&t  Sonbon;  A.  Turönum, 
je&t  Z ourS ;  A.  Veromanduörum,  jefet  St.  Ouentin ; 
A.  Viudelicörum,  jefet  3lugSburg. 

Slugufta  ober  Slgofta,  6tabt  im  ÄreiS  Spra-- 
tuS  in  ber  ital.  $rooini  SpratuS  auf  ber  Ofttüfte 
oon  Sicilien,  an  ber  Ötntc  SJieffina-- SpratuS  ber 
Sicil.  SBabnen,  auf  einer  burd)  Skflden  mit  ber  J&alb- 
infel  beS  Aap  Sta.  Groce  oerbunbenen  tjclfeninfcl, 
1232  burd)  Äaifer  griebridj  II.  erbaut,  bat  (1881) 
12634,  als  ©emeinbe  13180  (*.,  einen  fidjern  unb 
bequemen  £>afen,  beffen  ©ingang  burd)  ein  Äaftell 
gefcbü&t  wirb,  gro&e  üRagajine,  bie  Seefah  für  bie 
nuefu^r  bereiten,  unb  $anbel  mit  SBein,  Saumöl, 
filaajS  unb  Sarbellen.  —  3*"  Altertum  lag  in  ber 
mbt  bie  burd?  ibren  i&onig  berühmte  gried).  Stabt 
SJtegara,  bie  ben  SBeinamen  öpbla  fübrtc.  3)ei 
81.  mürbe  1676  bie  unter  9Rontefard?io  unb  JHuotcr 
bereinigte  fpan.=l)ollänb.  glotte  oon  bem  franj.  3lb= 
miral  25uqueSne  gefdjlagen,  wobei  SRupter  eine 
ffiunbe  cvbiclt,  an  ber  er  in  SpratuS  ftarb.  21. 
würbe  1G93  burd)  ein  ©rbbeben  febr  befd^äbigt. 

«ngufea.  1)  #anptftabt  beS  Gountp  fticbmonb 
in  ©eorgta,  am  hier  fdnfjbaren  Saoannab,  widi-- 
tiger  änotenpuntt  oon  tabuen,  gut  gebaut,  mit 
breiten  unb  fcfcatttgen  Stra&en,  batte  1880:  23023, 
1890:  33300  C,  mepr  als  30  flird?en,  StabtbauS, 
mebij.  Sdjule,  grofse  93aummoll:  unb  anbere  Sabri: 
(en  unb  ift  ber  §anbelSinittelpunlt  eines  grofeen 
©ebieteS  nament(id)  für  JöaumwoUe.  ©afierfraft 
liefert  ber  31uguftatanal.  —  2)  $a«ptfiabt  beS 
Staates  sJWaiue  unb  beS  Gount n  jüennebec,  jwifdjen 
^JoTtlanb  unb  5Jangor,  an  beiben  Ufern  beS  flenne* 
bec  (150m  lange,  fdpöne  Srüde)  auffteigenb,  1771 
gegrünbet  unb  1797  jur  Stabt  erhoben,  ift  regele 
mafetg  gebaut  unb  tat  (1890)  10257  G\,  ein  Stabt= 
\)aui,  yrrcnbaul,  ?trfenal  unb  etwa*  3"t>uft"f- 

tlugufta,  ÜWariefiuifeÄatb.arina,  5)eutfd?c  flai= 
ferin  unb  Königin  oon  ^reufeen,  jweite  Jocbter  beä 
©rofeberjoaS  ftarl  ^riebrtd)  oon  6ad)fcn -Weimar 
unb  ber  ©ro&fürftm  3Haria  ^ßaulowna,  würbe 
30.  Sept.  1811  }u  SBeimar  geboren.  Sie  erhielt 
unter  ber  C  hhut  ihrer  Butter  eine  auSgejeicbnete 
Grjieb.una.  SJomOtt.  1824  bis  Sept.  1825  begleitete 
fte  ibre  Butter  nad»  SRufetanb.  3^r  fefter,  felbftdm 
biger  G^araftcr  fiel  fdjon  früh  ben  Seobadjtern  auf. 
Hm  11.  ^uni  1829  würbe  fie  mit  bem  s£rinjen  SBÜ> 
beim  oon  v£reu^en,  nacbmaligen  Aaifer  Wilhelm  I., 
ocrmdl)lt.  Xurd;  tbre  geiftiaen  Sorjüge,  ibren  flunft: 

§nn,  eble Humanität  unb  ®obltb5tigfeit  gewann  bie 
trimeffin  31.  balb  eine  gefeierte  Stellung  am  öofe. 
25  ie  Qhrjiefcung  ibrer  beiben  ftinber,  be«  nad?maligen 


107 


ÄaiferS  unb  Äönig3  §riebrid)  unb  ber  $rinjeffin 
Cuife,  fpätern  ©ropberjogin  oon  Saben,  überwaebte 
bie  ÜJlutter  mit  oerftänbnidoollcr  Sorgfalt.  Seit 
1850  nabm  ber  fdjon  1848  jum  ©cneralgouDerneur 
ber  JRbeinlanbe  unb  ©eftfalenS  ernannte  ^irinj  meift 
inÄoblenj  feinen  Sluf  enthalt;  feit  biefer  0e  it  batierte 
bie  SBorliebe  ber  flaiferin  fürÄoblen3,  wofelbft  fie 
in  jebem  Sommer  längere  3tit  &u  reftbiereu  pflegte, 
ßine  ungemein  fegendrei<be  S^dtigteit  für  3wede 
ber  SBobltbdtigfeit  unb  ber  Stcfti  oerwunbeter  unb 
erfrantter  Krieger  entwidelte  fie  namentlid?  feit  bem 
^Regierungsantritt  i^reS  ©emablS  unb  feit  bem 
•?äniiV.'CH  Kriege.  ^Ricbt  geringen  Anteil  batte  fte  an 
bem  3uftanbefommen  ber  ©enferftonoention  (f.b.). 
St.  würbe  ber  SHittelpunft  ber  über  gan3  2)eutfdSlanb 
»erbreiteten  Vereine,  bie  für  bie  Üruppen  im  ^elbe 
unb  für  bie  93erwunbetcn  forgten,  namentlid)  ber 
Vereine  oom  SRotcn  Äreuj  feit  1864  unb  beS  33ater= 
Idnbifcben  ^rauenoerein«  feit  1866.  3)aS  ?lugufta= 
^ofpital,  baS  £angenbea:<5auS  in  93erlin  unb 
baS  Slugufta  •  Stift  in  Gbarlottenburg  geben  auf 
ibre  Anregung  jurüd.  2)en  Äulturfampf  m\%- 
billigte  fie,  er  wiberfprad?  ib.ren  Änfcbauungen  oon 
©laubenSfrcibeit.  Sie  befa^  regeS  mufttalifcbeS 
3ntereffe  unb  tat  aud)  mehrere  3)lärf(be  !omponiert, 
barunter  ben  al«  3lrmeemarfd)  9lr.  102  betannten. 
Sie  ftarb  7.  §an.  1890  in  Berlin  unb  würbe  im 
3Jtaufotcum  w  Gbarlottenburg  beigelegt.  Ton  tmak  r 
würben  ibr  in  5Jaben:99aben  (1892),  93erlin  (oon 
Sd?aper,  1895)  unb  Äoblenj  (oon  ÜJlocft,  1896)  er» 
ridjtet.  §h,xtn  9lamen  füfjrt  baS  Äöniflin-Sluguita* 
©arbe--©renabierrcgiment  9^r.4.  —  Sgl.  ibre  S8io- 
graptien  oon  0.  Sd?rabcr  (3Dcim.  1890),  2ina 
OTorgenftcrn  (2.  Jlufl.,  33erl.  1890)  unb  flefefiel 
(2pj.  1890). 

aiugufta  süictorta,  DcutfdjeÄaiferin^'/.'lujinte 
23ictorta. 

"Jluguftal,  ©olbftüd,  baS  unter  Äaifer  ^rieb= 
ri<fc  II.  als  flönig  beiber  Sicilien  1197—1220  nad? 
bem  ÜJlufter  ber  antilen  röm.  Äaifermünjen  geprdgt 
würbe.  (S.  Jafet:  9Rün»en  IU,  $tg.  16.) 

2luguftbor,  fdd?f.®olbmünie  ju  5  Jljlrn.  ©olb 
oon  oerf dnebenem  Scbrot unb  Äom.  ^"^"^ b.  ©r. 
liefe  1758  in  fieipjig  mit  benfädjf.  Stempelnoon  1753 
berartige  Stüde  burd)  bie  9)tünjpäd?ter  Öptraim, 
3&ig  u.  6omp.  naebprägen,  bie  faum  2  %T)U.  Bert 
batten.  (S.  ©pljtäimiten.) 

flugttftciftfjc«  Qcitaittt,  f.  MuguftuS. 

2lugitftc>tburg,  Rieden  imÄreiS  toonberburg 
beS  preuj?.9kg.:S*e3.Sd)leSwig,  auf  ber^nfelSllfen 
(f.b.),  an  ber3lufluftenburgcr^öbrbc(x]Jleerann),pat 
(1900)  6G3  eoang.  G.,  «ßoft,  Xelcgrapt,  ^erfonenr 
bampfetftation  unb  einen  Heilten  öafen.  5)id?t  babei 
Sd)lofe  31.,  ebemalS  9ieftben3  ber  derjöge  oon 
6olftein=Sonberburg:3(uguftenburg.  ©iner  berfel= 
ben,  Grnft  ©ünt^er,  faufte  1651  oom  bfin.  Äönig 
griebrid)  HI.  3lmt  StaoenSböl,  einen  Jeil  beS  JöiS» 
tumS  SdjlcSmig  unb  31mteS  Sdjwabftebt ,  unb  er« 
baute  an  Stelle  beS  Dorfes  StaoenSböl  ein  nacb 
feiner  ©emablin  3lugufte  benanntes  Sdjloft,  oon 
bem  er  felbft  ben  9!amen  annabm.  ^erjog  <jriebrid) 
Gtriftian  erfe&te  eS  1770—76  burd)  ben  je&igen  an« 
febnlidjen  Sau.  1852  würbe  baS  ©ebiet  ( 1 10  qkm  i, 
ju  bem  aufier  bem  ^nfellanbe  5  ©üter  auf  bem  SJeft« 
lanbe  gehörten,  oon  Jdnemart  gegen  3'/i  St)ttU. 
Stjaler  (bän.  aHeicbSmünje)  eingejogen,  1864—76 
war  eS  preufj.  ©arnifon.  Sctt  1885  ift  ftersog 
Grnft  ©üntfjer  oon  Sd)lcSwig--£>oMtein  =  Sonber: 
burg=3Iuguftenburg  Eigentümer  beS  Sd)loffcS,  in 


Digitized  by  Google 


108 


Sluguftenburger  fiinie 


beut  fid)  ein  Seljrerinnenfeminar  unb  bic  Söotmung 
be«  ämt«vovfteber«  befinbet. 

Sluguftenburger  Unit,  ein  3*veig  be«  bdn. 
König«*  unb  be*  olbenb.  ©efamtbaufc«.  ©raf 
Gbriftian  VIII.  vonDlbenburg  »Dar  nad)  betn  ?lu*= 
ftcrben  be«  König*baufe«  ber  Stiolbungen  1448  von 
ben  SMnen  al«  Gbriftian  L  unb  1460,  na*  bem 
äblebcn  feine«  Dbrim«,  Hbolf«  VIII.  von  Sdjle*; 
wig^Solftein,  von  ben  fd)le*ro.:&olftein.  Stänben 
jutn  Serm  gemdbjt  »orben,  gegen  ba*  ©erfpredjen, 
bie  Serjogtümer  nidjt  mit  2>dnemarl  ju  vereinigen. 
Gbjiftian*  L  jmeiter  Solm,  Senog  ftriebrid)  L 
öon  Solftcin,  ermarb  nad)  ber  Gntfefeung  feine* 
Neffen  Gbriftian  n.  1523  burd)  ©erufung  bet 
Stdnbe  bie  bdn.  Königäfrone.  ©on  beffen  Söbnen 
ftiftete  König  Gbriftian  IIL  bie  ßlüdftäbtifdje, 
Hbolf  bie  gottorpifdje  Sinie.  Gtjriftian*  III.  Sobn 
unb  9tad>foIger  ftriebrid)  n.  teilte  1564  mieber  mit 
feinem  ©ruber  oebann  bem  Jüngern,  unb  bie  glüd- 
ftdbtifdje  fiinie  fpaltete  fieb  baburd)  in  bie  lönigl. 
Saupt»  unb  bie  i olftein  f onberburgifd?e  9cebem 
Unie.  %\t  fonberburgifdje  Sinie,  bie  in  if>ren  ©e* 
mummen  nid)l  jur  31u*übung  ber  Souver<Snität*-- 
redjte  gelangen  tonnte,  jerfiel  1622,  nad)  bem  2obe 
be*  Stifter»,  in  bie  2imen  6onberburg,  Horburg, 
@lüd*burg  unb  %\ ön,  oon  benen  nur  noeb Sonber: 
bürg  blübt.  Ter  i»lbn  tiefer  neuern  Sonberburger 
SMme,  Serjog  Sleranber,  jtveiter  6obn  3ofann* 
be*  Jüngern,  binterliefe  bei  feinem  £obe  (1627) 
fünf  Söbne,  bie  abermal*  Speciallinien  bilbeten, 
von  benen  gegenwärtig  blofe  bie  Linien  Sonberburg- 
Muguftenburg  (geftiftet  »on  Gruft  ©untrer,  geb. 
1609,  geft.  1689)  unb  Sonberburg ■  ©cd  ober,  mic 
fie  feit  1825  beifit,  6onberburgs©lüdeburg  (oon 
Sluguft  $bilipp,  geb.  1612,  geft.  1675)  beftefren. 
Tu-  dltere  ober  Sluguftenburger  iHnie  mürbe  burd) 
ben  jüngften  Solm  Grnft  ©üntljer*,  ftriebrid)  9Bil= 
beim (geb.  1668, geft.  1714), fortgefefct.  Steffen  Soljn 
Gbriftian  Sluguft  (geb.  1696,  geft.  1754)  bulbiate 
1721  nad?  ber  ©ereimgung  be*  gottorpifdjen  An- 
teil* bon  Sd)Ie*roig  mit  bem  fönigltdjen  gleicr)  ben 
anbern  ^rinjen  be*  glüdftdbtifdjen  Saufe«  mittel« 
be«  Gibe«:  «nad)  SJlafegabe  be«  Königdgefefee*'»  (f. 
Säuemart,  ©efdndjte).  Sein  9tadjf  olger  <yriebrid) 
Gbriftian  ber  ältere  (geb.  1721,  geft.  1794)  mar  ber 
Grbauerbe«iefcigeu  Sluguftenburger  Sdjloffe«.  2)ef= 
fen  britter  6obn  Karl  Sluguft  »urbe  burd)  ben  fim 
berlofen  Karl  XHI.  (f.  b.)  24.  San.  1810  al«  Krom 
prinj  von  Sd?meben  aboptiert,  ftarb  aber  menige 
ÜJtonate  nad)ber.  S)er  erftgeborene  Sobn,  griebrid) 
Gbriftian  ber  jüngere,  folgte  feinem  ©ater,  marb 
1786  SDttniftcr  unb  burd)  bie  ©ermdblung  mit  ber 
s3kinjcffin  fiuife  Stugufte  »on  Säncmart  Sdjroager 
be*  König«  (Jriebrid)  VI.,  geriet  aber  mit  bem  Könige 
in  3ermürfnijfe.  ©t  ftarb  1814,  nadjbem  er  mittel« 
^ejtament«  feine  9iad)fommcn  verpflichtet  battc, 
unter  (einen  Umftdnben  auf  bie  üHed)te  ib.  re«  Saufe« 
an  Sd)le«»ig-Solftein  ju  werjidjten. 

S?on  bcr5iad)Iommenfdjaft  be«Ser»og«  tjriebridb 
6b.riftian  bc«  Jüngern  mürbe  beffen  lodjter  Äaro; 
line  3Imalie  (geb.  1796,  geft.  1881)  bureb  ibre  9Jer= 
mdblung  mit  Gbriftian  VIII.  Äönigin  »on  5)dnemart. 
3br  jmetter  ©ruber,  ^rinj  §riebrid?  Gmil  3Iuguft, 
geb.  23. 3Iug.  1800,  mürbe  von  Gbriftian  VIH.  mit 
ber  Stattbaiternbart  Don  6d)le«mia-Solftein  be= 
traut,  entzweite  fid)  aber  mit  feinem  lönigl.  Sd?ma= 
ger,  al«  biefer  ben  Cffenen  ©rief  üom  8.  yuli  1846 
erliefe,  unb  fcblofe  fid)  aud)  ber  ©emegung  be«  3- 
1848  an.  ©äljrenb  ber  bdn.  £>errfd?aft  »erbannt, 


mürbe  er  1864  vom  ftaifer  bon  ßfterreid)  )um  ^ür> 
ftenoonSloer  ernannt;  er  ftarb  2. 3uli  1865  ;u 
Scirut  in  6brien.  6ein  6obn  ^Jrinj  $riebrid),  ein 
bebeutenber  fcrientalift,  geb.  16. 9iot*.  1830,  erhielt 
1870  vom  König  von  Jpreufien  für  fid?  unb  feine 
9?ad?fommen  benjitel  G>raf  von  9ioer.  Qt ftarb 
25.  2)ej.  1881  o^ne  männlidje  ßrben.  2)er  dltefte 
Sob^n  griebridj«  be«  jungem,  öer^og  ßferiftian 
Äarl  ftriebria)  Sluauft  (f.  b!),  »erteibtgte  mit  Gnt« 
fdjieben^eit  bie  9ied?te  ber  Serjogtümer,  h>Urbe  aber 

Senötigt  (30.  $ej.  1852),  feine  ©üUr  an  bie  bdn. 
tone  abzutreten,  unb  lebte  feitbem,  mit  feiner  $a* 
milie  be«  i'anbe«  vermiefen,  auf  bem  Sdjloiie^rim* 
(enau  in  6d?lefien.  Ton  bei  jener  Seffton  aud)  für 
feine  Familie  au«gefprod)enen  fog.  ©erjidbt  auf 
alle  Slnfprüdie  nabm  er  nad)  bem  1863  erfolgten 
2obe  König  (jriebrid)«  VII.  von  3>änemar!  ju  ©un« 
ften  feine«  dlteften  Sol)ne«,  be«  fierjog«  griebrid), 
jurüd.  unb  festerer  beanfprudjte  nun  bie  9cad)f olge 
in  Sd)le«mig=öolftein.  3Ibmeicbcnb  biervon  fefetc 
ba«  oon  griebrid)  III.  von  SJdnemarf  eigenmddjtig 
erlaffene  «König«gcfefe»  vom  14.  9lov.  1665  «für 
2)änemarf»  feft,  ba^  bie  Regierung  in  Ermangelung 
mdnnlid)er  9(ad)(ommen  an  bie  näcbfte  3(gnatin  be« 
legten  Regenten  ober  beren  Sinie  (alfo  bier  bie  ber 
^rinjefftn  Gbarlotte,  geb.  1789,  geft.  1864,  6a?me-- 
fter  König  Gbriftian«  VIH.,  ©emablin  be«  fianb- 
arafen  ©ilbelm  von  Seffent  Gaffel,  9Jcutter  bc* 
$rinjen  griebrid?  von  Seffen  unb  ber  ^rinjeffm 
iiuife,  ber  ©emablin  be«  fog.^rotololllönig«  Gbri= 
ftian  IX.)  fallen  f olle.  2)a  mit  Stu«f cbliefeung  biefer 
meiblidjen  ©ermanbten  von  ber  Erbfolge  in  ben 
«erjogtümern  ledere  von  ber  bdn.  König«frone  ge^ 
trennt  merben  mußten,  f o  miberfprad)en  bem  ÜHccbte 
ber  Stuauftenburger  nid)t  blofi  bie  ©ertreter  ber 
tönigl.  fiinie,  fonbern  aud)  Gnglanb  unb  Diu&lanb 
au«  bem  ©runbe,  roeil  ba«  felbftdnbige  6dblc*mig: 
Solftein  feinen  6tütipun!t  notmenbig  in  Seutfd»- 
lanb  ju  fueben  b,atte.  JRufelanb«  Selbft^errfd>er, 
bie  feit  1762,  mo  «Peter  ÖL  (f.  b.)  von  Solftein» 
©ottorp  ben  Haifertbron  beftieg,  bem  olbenb.  ©e= 
famtbaufe  angebören,  beftimmte  babei  nod)  ba* 
bvnaftifdjeSntcrefte,  burd)  ©erbrdngung  ber  2Iugu* 
ftenburger  unb  ©evorjugung  ber  ©lüd«burger  Cinie 
bie  3ab.l  ber  3fifd)enperfonen  ju  verminbern,  bie 
bem  Grbredite  ber  ©ottorper  i'inie  im  9Bege  ftan* 
ben.  3)ie  3lbfid)t,  bie  <yrage  blofe  nad)  ber  polit. 
übereinfunft  ju  entfdjeiben,  fanb  ihren  2tu«brud 
in  bem  SJonboner  ^jrototoll  vom  8.  SWai  1852, 
in  meld)em  bic  ©rofemäebte,  mit  SIu«nab.me  be* 
2>eutfd)en  ©unbe«,  nad)  ©erjid?t  be«  ^rinjen 
^riebrid)  von  Seffen,  bem  Sßrinjen  Gbriftian  von 
©lüd«burg,  megen  feiner  ©crmdblung  mit  ber 
^rinjeffin  2uife  von  6cffen=Gaffel,  bie  bdn.  9Jton= 
ardjie  nad?  ibrem  bi«berigcn  ©efamtbeftanbe  ju- 
fprad?en.  2)er  SBiener  tyriebe  von  1864  unb  bie 
Greignine  von  1866r  meldje  bie  Einverleibung 
6d)le*roig=öolftein«  in  bie  preufc.  9Jlonard?ie  jur 
golge  batten ,  enbeten  ben  ganzen  G*rbf olgeftreit  im 
national =beutfd>en  Sinne  unb  befeitigten  aud)  bie 
2Infprüd?c  be*  Üluguftenburger  Saufe«.  9lur  bie 
ber  ältern  ©ottorper  i'inic,  b.  i).  be«  ruff.  Kaifers 
baufe«,  befteb.cn  formell  nod)  fort.  (S.  Dlben* 
burger  Sau«  unb  Sd?le«mig:Solftein.)  9tad)  bem 
2obe  bc*  Scrjog«  frriebrid)  (f.  b.)  14.  5(an.  1880 
rourbe  beffen  6  obn  Gruft  ©üntber  (f.  b.,  ©b.  17),  geb. 
11.8(110, 1863,  Saupt  ber  Öinic  Sd)le«mig=Solftein: 
Sonberburg=äuguftenburg.  Seine  dltefte  Sd)»cftcr 
ift  bie  Teutfd)e  Kaifcrin  »ugufte  ©ictoria  (f.  b.). 


Digitized  by  Google 


Slugufte  Sictorta  —  SfoguftirtuS  (&ircf)enief)rer) 


109 


Wuguftc  Sütctoria,  Scutfdje  Jtaifcrin  unb 
Königin  von  <£reu&en,  Attefte  Jochter  be*  fcerjog* 
griebrid)  (f.b.)bonS^le*nng'6olfteimSonberburg: 
ftuguftenburg  unb  ber  sBrinjejfin  3Ibelbeib  bon 
§  obenlobe-  &mgenburg,  geb.  22.  Dlt.  1858  auf  Sdjlofc 
$olrig  (f.  b.),  berbradjte  ibre  erften  Rinberjabre 
bafelbfl  Unb  1864—66  in  Kiel.  Siad?  1866  lebte  fie 
mit  ibvcr  Familie  abroedbfelnb  in  ©otba  unb  bem 
Sdjloffe  ^rimfenau  (Krei*  Sprottau).  Stadb  ber  Kon= 
nrmation  ber  ^rinjeffm  (1875)  folgten  Steifen  in  ba* 
fübl.  (yrantreidb  unb  nach  önglanb.  3bre  14.  ^ebr. 
1880  in  ©otba  erfolgte  Verlobung  mit  bem  ^rmjen 
©ilbelm  bon  ^reufeen,  nochmaligem  Kaifer  »W* 
beim  II.,  würbe  2.  $uni  1880  offijiell  belannt  ge= 
macht,  unb  27.  ftebr.  1881  fanb  in  Stalin  bie  SJer- 
mäblung  ftatt.  2)ie  lebbaftefte  Seilnabme  bat  feit: 
bem  bie  Kaiferin  cor  allem  für  bie  Serie  dmftl.  Siebe 
gejeiat;  fie  übemabm  u.  a.  1884  ba*  ^roteltorat 
bt*  eiifabetb=Rinber:£>ofpital*  in  Berlin  unb  1888 
ba*jenige  be*  (^angcUf^tircblicbcn  &ilf*t>erein*, 
förberte  bie  berliner  Stabtmiffion  unb  al*  $rotef= 
torin  be*  Rircbenbauberein*  (feit  1890)  bie  ßrricb: 
tung  neuer  ttiuten  in  Berlin.  2lud)  ber  ^aterlän* 
bifcbe  ^rauenoerein  fteht  unter  bem  ^roteltorat  ber 
Kaiferin.  3m  J&erbft  1898  untemabm  fie  mit  bem 
Raiier  eine  Hetfc  nad)  ^aläftina  unb  oe röffen tlid) t c 
eine  SReibe  bon  Snficbten  u.  b.  %.  «(Erinnerung*: 
blätter  an  bie  ^aläftinafabrti»  ($at  1899).  —  3*gl. 
»ornbal,  Kaiferin  S.  S.  (93erl.  1894);  (f.  Gber*, 
»ugufte  Victoria  (3.  Aufl.,  ebb.  1897). 

Stugufttn,  djriftl.  Kirchenlehrer,  f.  Sluguftinu*. 

Stuguttin  I.,  Äaifer  bon  SRerilo,  f.  ^turbibe. 

ttagnfrtnr,  Saint,  Stabt,  f.  Saint Sluguftine. 

flugufttntr,  ber  le&te  grofee  SJettelorben  ber 
tatb.  Kirche,  führt  feinen  Urfprung  auf  ben  b.eil. 
Sluguftinu*  (f.  b.)  juräd.  Stach  feiner  Jaufe  bcr= 
einigte  ficb  biefer  in  ber  ©egenb  bon  Jagafte  mit 
©leicbgcfmnten  ;u  einem  geiftlicben  fieben  (388). 
To«  waAfenbe  Slnfeben  be*  Stifter*  förberte  aud) 
ba*  Äufblüben  biefer  ©enoffenfcbaft,  bie  er  in 
£ippo  fortfetjte.  2U*  Siegel  biente  anfangt  nur 
ba*  Evangelium,  fpdter  einige  Slnweifungen,  bie 
Suguftin  eigentlich  nur  ben  Tonnen  ju  £>ippo  (423) 
gegeben  bat ic.  I  ic  fog.  Siegel  3(uguftin*  ift  jehern 
fall*  nicbt  oon  ibm,  f  onbcrn  in  fpäterer  3C»*  entftan: 
oen.  jSiernad?  bilbeten  ficb  ähnliche  ©emeinfcbaften 
in  Italien,  j.  IB.  bie  Sobannbonitcn,  bie  dre» 
miten  oon  2o*cana,  bie  Shittinianer  u.  a. 
Xiefe  uerbanb  ^nnoccnj  IV.  ju  einer  ©enoffen; 
icfcaft,  gab  ibnen  ben  tarnen  tL  unb  17. 3an.  1244 
bie  4og.  iH«eeI  be*  b<il-  Suguftinu*.  Unter  SUeram 
ter  IV.  nurbe  1256  ein  ©eneralprior  getodblt  unb 
cier  $rooin)iale  für  ^toHen,  Spanien,  Sranhreidb,, 
Xeuti cblanö ;  ber  Drben  nmrbe  von  ber  gemöbn= 
Hoben  (3erid)tdbarteit  befreit  unb  erbielt  ba*  ^PriDw 
legium,  bafe  ber  Salriftan  ber  pdpftl.  Sapelle  ftet* 
au*  feinen  Angehörigen  genommen  »erbe.  1580 
murt*  ibre  Siegel  erioeitert.  %n  ber  Spifte  ftcbt  ein 
(^eneralprior  ju  9iom,  ibm  jur  Seite  febr  t\n- 
ftu§reid>e  Xefinitoren  (f.  Xefinitor),  alle  6  3<»tre 
tritt  ein  allgemeine*  @cneraltapitel  aufammen,  mit 
bem  3ie*te,  ben  ©eneralprior  abjufe^en  unb  neu 
ju  rrablcn.  Xie  Siegel  ift  a  cctifd)  milbe,  bodj  txe- 
ten  iu  ben  allgemeinen  haften  nod?  befonbere  binju, 
bie  txad>t  beftebt  au*  meinen  toollenen  Unterflei^ 
bem  nebft  Sfapulier,  barüber  fdjroarje  Sutten  mit 
langen  weiten  Wrmeln,  Sapujen  ncbft  einem  leber= 
nen  Qüxitl.  $apft  ^iu*  V.  fetjte  bie  «.  1567  unter 
tie  Scttelorben,  obgleid)  fie  Ginfünfte  unb  liegcnbe 


®üter  bergen  burf tcn.  JU*  im  14.  3abr(.  «t« 
fprünglidje  Strenge  nadjlieB,  bilbeten  fidj  jablreidie 
neue  Kongregationen,  unter  ibnen  biejenige  oon 
Sadjfen  unter  einem  eigenen  ®eneralüifar  (1493), 
ber  Staupifc  unb  öutber  angehörten,  unb  beren  Ü)lit« 
glieber  fi*  größtenteils  ber  Sieformation  anf  djloffen, 
fo  bajj  fie  1526  erlofch.  Jboma*  «on  ^efu*  in  $or-- 
tugal  (geft.  1582)  begrünbete  bie  Sluguftiner* 
3)arfüfeer  mit  ftrengen  gaften  unb  Übungen, 
benen  Oregor  XV.  1622  eine  befonbere  Serfajfung 
gab,  unb  bie  fid)  befonber*  nad)  3apön,  ben  ^hiJ 
lippinen,  ^Jeru  u.  f.  ro.  üerbreiteten.  ©benfall*  bc» 
fonbere  Kongregationen  mit  eigenen  ©eneraloitaren 
bilbeten  bie  iralienifdjen  31.,  ju  benen  3(braham 
a  Santa  Glara  gehörte,  unb  bie  franjöfifdjen.  2)ie 
9t.  hatten  einige  hebeutenbe  Theologen,  (o  tfgibiu* 
Golonna  unb  ©regor  bon  Siimini.  ?Iugu|tine* 
rinnen  fammelten  fid)  fd?on  in  iöippo  unter 
Sluguftin*  Sdjroefter  Perpetua.  Slleranber  III. 
grflnbete  1177  ein  Älofter  berfelben  in  ÜBenebig, 
beffen  erfte  äbtiffin  bie  $od)ter  Raifer  griebrid)*  I., 
^ulie,  marb.  Slucb  $arfü|ige  Äuguftinerin» 
nen  würben  geftiftet  unb  1603  burd)  SJlariana 
ÜJlanjanebo  bonSt. 3»fepb Sdjweftern  bon  ber 
Stetollettionmit  noch ftrengerer  Siegel.  Seit  bem 
15.  Sabrb.  ^abcn  b'e  aua)  Jcrtiarier  (f.  b.)  für 
Männer  unb  grauen.  3n  feiner  Slütejeit  im  %n> 
fanae  be*  16.  yahrh-  Jdplte  ber  Drben,  mehr  burd> 
prattifdje  Seeljorgc  al*  burd)  roiffenfcbaftlidjc  Stu* 
bien  au*gejeid}net,  gegen  2000  9Nönd)*tl öfter  mit 
30000  Mönchen  unb  300  SionnenHöfter.  Ser  Siefor^ 
mation  fd)l  offen  fid?  in  $eutf(blanb  biele  Ä.  an, 
bod)  beftanben  im  18.  3ahrb.  noä>  42  $rooin3en 
aufeer  ben  Kongregationen  unb  ben  Sitareien  in 
3nbien  unb  OTäbren.  Seit  ber  granjöfifAcn  Slebo« 
lution  bon  1789  ift  ber  Drben  in  frrantreid),  Spa> 
nien,  Portugal  unb  2)eutfd}(anb  teilioeife  aufge^ 
hoben,  in  Cfteneid)=Ungarn  unb  Italien  menigften* 
ftarl  befchrfinft.  —  58on  ben  eigentlichen  31.  finb  ju 
unterfebeiben  bie  regulierten  Gbotbetren  (Ca- 
nonici reguläres)  bom  heiligen  31uguftinu*, 
urfprünglich  fianonifer  (Stift*hcrren),  bie  bie  Siegel 
be*  heil.  3luguftinu*  annahmen  unb  fo  ba*  lleri* 
fale  unb  flöfterlicbe  Sehen  reibanben.  S3on  foldjen 
Kongregationen  beftehen  befonber*  noch  bie  2att* 
ranenfifchen  ©horberren,  1336  oon  SBartbo* 
lomdu*  Solonna  geftiftet.  Sie  haben  namentlich 
in  Cfterreicb  noch  hebeutenbe  Stifter,  Kloftcrneu* 
bürg,  St.  Florian  u.  a.  35ie  fog.  Siegel  be*  beil. 
31uguftinu*  fyabtn  auch  biele  Drben  mit  anbern 
Siamen,  fo  bie  ^rämonftratenfer,  Jrinitarier, 
Urfulinerinnen  u.  a.  —  3Jgl.  Kolbe,  5)ie  beutfehe 
31iiguftinertongregation  (©otha  1879). 

9lugufftttu#,  Stureliu«,  ber  heilige,  cbriftl. 
Kirchenlehrer,  geb.  lS.Sloo.  353  ju  Jagafte  in  3lfrila, 
erhielt  ben  erften  Unterricht  burch  feine  ebriftlich  ge^ 
fmntc  SJiutter  SJionica,  beren  ©inmirtung  iebod? 
ber  heibn.  93ater  ^Jatriciu*  abfdjwäcbte.  3ut 
enbung  feiner  Stubicn  nach  SJiabaura  unb  Karthago 
gefchidt,  ergab  ftd)  ber  leben*luftige  Jüngling  ben 
tyreuben  ber  2Belt,  bi*  ihn  Cicero*  «Hortensius»  auf 
ba*  Stubium  ber  ityilofopbie  leitete.  $ocb  biefe 
tonnte  ibn  nicht  lange  feffeln;  er  trat  feit  ettoa  374 
jur  Seite  ber  SJiamcbäer;  al*  er  aber  aud)  bei  ihr 
nicht  roabre  iöcfricbigung  fanb,  glaubte  er  an  ber 
SBahrbcit  bezweifeln  ju  müffen,  bi*  ihm  bie  pla» 
tonifche  unb  neuplatonifcbe  *libilofopbic  neue  3ln: 
icgung  gewährte.  Cr  wanbte  ficb  383  nach  Stom 
unb  bon  ba  384  nad?  SPlailanb,  um  hier  Scl>rcr  bcr 


Digitized  by  Google 


110  «uflufttnud  («poj 

SJerebfamteit  $u  werben.  3>er  Ginflujj  be*  bortigen 
SBifdjof*  2tmbrofiu*(f  .b.)  braute  eine  oöllige  Sebent 
unb  6inne*dnberung  in  ibm  beroor,  »elcber  33e» 
gebenbeit  bie  tatb.  ftircbe  ein  eigenes  ach  (3.  2Jtai) 
ge»ibmet  bat.  SL  begab  fid)  bierauf  einige  Rtxt  in 
bie  Ginfamteit  unb  empfing  in  ber  Ct'ternacgt  387 
mit  feinem  Bohne  Stbeobat  bie  Saufe  burd)  ?l mbr c 
fiu*.  hierauf  oertaufte  er  feine  ©utcr,  fdjentte  ben 
Grlö*  ben  Strmen,  tefjrte  nad)  Slfrita  jurüd  unb 
lebte  nun  al*  fmupt  eine*  a*cetifd)cn  herein*  (f. 
Slugufriner)  in  frrenger  Stbgefdjiebenbeit,  bis  er  391 
in  ben  geiftlidjen  Stanb  trat  unb,  jum  Sre*bpter  ge= 
weiljt,  bent  33ifd)of  Steleriu*  oon  Jdippo  (je&t  33ona) 
beigegeben  mürbe.  St.  prebigte  mit  grobem  Grfolg 
unb  marb  395  SOTitbifcbof  ju  J&ippo.  Gr  ftarb  ta- 
felbft  28.  Stug.  430  »dbrenb  ber  ^Belagerung  burd) 
bie  Sanbalen.  2)ie  ©ebeine  be*  St.,  fpäter  in  ber 
^Jkter*tird)e  }u  Sabua  aufbemabrt,  mürben  im  Ott. 
1842  neben  bem  auf  ben  SRuinen  oon  £ippo  er= 
rid?teten  Sentmale  be*  81.  niebergelegt. 

Tic  tircblicben  unb  bogmatifeben  ©efdjide  Vitfi- 
fa* leitete  St.  mit  faft  bcifpiellofem  Ginfluffe  unb 
beftimmte  ben  ©eift  ber  afrif.  Kirche,  ia  be*  Dccibent* 
überhaupt  auf  fiele  oabvtumbcrte.  Sein  6d>arf" 

Jinn,  bie  liefe  feine*  ©emüt*  unb  bie  Gnergte 
einer  6petulation,  bie  bdmonifebe  Äraft  feine*  ge= 
monnenen  ©lauben*  fomie  feine  feurige  ^bantafie 
fpiegeln  fid)  in  feinen  jablreiiten  Sdmftcn  miber, 
bie  un ernte  nli eben  Ginflufe  au*geübt  unb  ihn  ebenfo 
febr  jum  eigentlidjen  heiligen  ber  latb.  Äirdje  unb 
ftörberer  ber  mittelalterlidjen  6d)olaftit,  mie  am 
bererfeit*  ju  einem  ber  geiftigen  Sdter  ber  5Refor= 
mation  gemalt  haben,  om  Stampfe  gegen  bie 
^elagianer  Hellte  er  bie  Sebre  auf,  baj}  burd) 
Stbam*  Sünbe  bie  Sünbe  über  ade  <Dtenfd?en  ge- 
tommen  fei  unb  ftd)  bcftdnbig  fortppanje  {£xb-- 
fünbe),  bafj  bem  9Jienfd?en  feitbem  aller  freie  SBillc 
unb  alle  äraft  jum  ©uten  feljle,  unb  er  nur  burd) 
(Sötte*  freie  ©nabe  gerettet  »erben  lönne,  morau* 
31.  im  fp&tern  Ceben  felber  bie  ftonfequen}  ber  tyx&- 
beftination*lebre  jog.  ©egen  bie  Sonatiften  be= 
flrünbete  er  ben  tatb.  ßirdjen*  unb  Sriefterbegriff. 

3Me  S  d)  r  i  f  t  e  n  be*  X.  erf  djienenau  ^$ari*  (1 1  Sie. 
in  8  SBbn.,  1679—1700),  ju  Stntwerpen  (12  Sie.  in 
9  93bn.,  1700—3)  unb  oon  neuem  burd?  bie  SBenc^ 
bittiner  (11  33be.,  Sar.  1835—40).  GineneueStu*= 
gäbe  ift  in  bem  «Corpus  scriptorum  ecclesiasti- 
corum  latinorum»  begonnen  (Sien  1887  fg.),  eine 
Stu*»abl  beifmrter,  «Sanctorum  patrum  opuscula 
selecta»  ßnn*br.  1870  fg.).  Unter  ben  Sd)riften 
jeidmen  fid)  befonber*  au*:  «De  civitate  Dci  libri 
XXII»,  bg.  oon  Strange  (2  SBbe.,  flöln  1850—51) 
unb  2)ombart  (2  SBbe.,  £pj.  1877),  überfeht  Pon 
Silbert  (293be.,  ffiien  1826)  unb  bie«Confessionum 
libri  XII»,  eine  Selbftbiograpbie,  l)g.  oon  91eanber 
<93erl.  1823),  ©ruber  (£pj.  1837,  1869  u.  1898), 
,ua vi  oon  fflaumer  (2.  Stufl.,  ©üter*l.  1876)  unb 
Ünöll  (ffiicn  1896  u.  1898),  überfe&t  uon  ©r&ninger 
<4.  Slufl.,  2Rünft.  1859),  Silbert  (5.  31ufl.,  Wien 
1860),  Dlapp  (8.  Slufl.,  »rem.  1889)  unb  93orne: 
mann  (®otbal888).  Sal.öarnad,  8lugufiin*  Hon= 
feffionen  (2.  3lufl.,  ©ie|.  1894).  6onft  fmb  nod) 
^u  nennen  bie  «Meditationes»  unb  «Soliloquia» 
<jufammen  pg.  pon  SEBeftbof ,  üJlünft.  1854;  beutfd? 
von  dreier,  Stepl  1886),  ba*  «Enchiridion»  ober 
«Manuale»  (bg.  uon  ^rabinger,  Jüb.  1861),  bie 
«Rctractiones»,  eine  milbernbc  Äritit  feiner  eigenen 
2Ber!e,  «De  doctrina  ebristiana  libri  IV»,  oDe 
trinitate  libri  XXII«  (bg.  von  .^urter  in  «Sancto- 


tt)  —  Sluguftfaft 

rum  patrum  opuscula»,  3nn*br.  1881),  bie  «Quae- 
Btiones  in  Heptateucbum»  unb  «Notationes  in  Job* 
(mfammen  bg-  von  ;U)d\i ,  Wim  1895)  unb  feine 
^rebigten  (in  8Iu*mabl  beutfd)  oon  üeonbarbi  im 
5.  93be.  oon  «T>ic  ^rebigt  ber  fiircbe»,  fipj.  1889). 
Gine  überfeftuna  ««u*gerofiblter  Sd?riften»  be*  St. 
erfd?ien  in  ber  «Shbliotpef  ber  ÄircbenDdter»  (82)be., 
Äempten  1871  —  79).  «Reuerbing*  fanb  man  in 
ber  3Mbliotbet  )u  ©reif*malb  jmei  bi*  kki  noeb 
niebt  b.erau*gegebene  Heinere  €d)riften  be*  3t., 
betitelt  «Tractatus  de  persecutioue  malorum  in 
bonos  viros  et  sanetos»  unb  «Tractatus  de  Omni- 
bus virtutibus». 

Sgl.  s^offibiu*  (Scbüler  be*  St.),  Vita  Augustini 
(in  ben  meiften  Stu*aaben  ber  SBerte  St.');  Älotb, 
35er  ^eilige  fiirdjenlebret  ».  (2  Sbe.,  Slad).  1840)  ; 
Sinbemann,  5)er  beilige  St.  (»erl.  1844) ;  ^oujoulat, 
Vie  de  Saint-Augustin  (2.  Stufl.,  2  33b«.,  %ax.  1852 ; 
beutfd) non Kurier,  2 33be.,  Sdjaffb^.  1847);  Horner, 
St.  6ein  tbeol.  6pftem  unb  feine  religion*=pbilof. 
Stnfdjauung  (33erl.  1873);  »öbrinaer,  St.,  33if4of 
oon  ^ippo  (im  11.  93be.  ber  «Kirdbe  ßbrifti», 
2  Stbteil.,  2.  Stuft.,  6tuttg.  1877  —  78);  Storj, 
2)ie  i^ilofopbie  be*  bciligen  St.  föreiburg  1882); 
©eipio,  5)e*  St.  üRetapbpiit  (2pj.  1886);  SReutcr, 
Stuguflinifcbe  Stubien  (©otba  1887);  SBörter,  S)ie 
©eifte*entmidlung  be*  btiligen  St.  $aberb.  1892); 
ffiolfegruber,  Stuguftinu*  (ebb.  1898). 

atuguftuiuf?,  ber  Stpoftel  ber  Stngetfad)fen,  ein 
93enebittiner,  »urbe,  al*  Gtbelbert,  fiönig  oon  Äent, 
ftd)  mit  einer  front.  *d)riftt.  gürftin  »ertba  oer 
mäblte,  oon  N5Japft  ©regor  L  597  mit  40  ©enoffen 
nad)  ^Britannien  gefanbt,  um  bort  ba*  Goanaelium 
ju  oertünbiaen.  3)cr  Äönia  »urbe  getauft,  St.  598 
}um  Grjbijcpof  oon  €anterburp  eingefe^t,  bie  beibn. 
^lngeli'ad)fen  mittel*  ftarter  Stnbequemung  an  alte 
©ebrfiucbc  allmäblid?  für  ba*  Gljriftentum  gewonnen. 
St.  ftarb  604.  —  Sgl.  93affengc,  2)te  6enbung  Stugu 
ftin*  iur  Üktebrung  ber  8tngelfad)fen  (2pj.  1890). 

^tuflufttnuii'ocrcin,  1880  gegrünbetjur  ^örbe= 
rung  ber  tatb.  $afle*pref)e  in  5)eutfd?lanb,  mit  bem 
6iji  in  Süflelborf ;  9)Iitglieberjabl  (1900)  650. 

2tufluftobnnuni,  $>auptftabt  ber  ^ibuer  im  vua- 
bunen|ifd)en  ©allien,  Sil  einer  2)ruibenf d)ule,  fpdter 
einer  berühmten  9lb.etorenfd)ule,  ie|t  Stutun  (f.  b.). 
Unter  ben  öerrfdjern  be*  J^önigrcid)*  93urgunb 
(407—534)  unb  bi*  in  bie  3*it  ber  Karolinger  biefe 
bie  umlieacnbe  Sanbfcbaft  Augustodanensis  pagus. 

ttttguftotü.  1)  ftrei*  im  S.  be*  rufi-poln. 
©ouoemement*  Suroalli,  bat  2059,8  qkra  mit 
81740  G.  —  2)  ftretäfrabr  tm  Krei*  St.,  an  ber 
9tetta  (mm  Stuguftoiootanal  [f.  b.]  gebörig)  unb  am 
fifdjreidjen  6ee  SBjeloi  in  niebriger  Sumpfgegcnb, 
burd)  23abn  mit  ©robno  unb  Sumalti  oerbunben, 
bat  (1897)  12746  G..  jur  feälfte  3uben,  i>oft, 
Jelegraob.,  2  ruff.,  1  tatb.  unb  1  eoang.Äirdje;  23ier= 
brauerei,  gifdjerei  unb  öanbet.  St.  »urbe  1560  oon 
Kenia,  6igi*munb  II.  Stuguft  oon  $olen  gegrunbet 
unb  ibm  ,vit  Gbren  benannt. 

»uguftötuofauöl ,  Äanal  j»ifd?en  3Beid)fel 
unb  5iiemen  (f.  b.).  2)ie  SSerbinbuna  »irb  berge= 
1 1  dl  t  burd)  ben  9tare» ,  einen  9tebenflufi  be*  »ug, 
ber  in  bie  9Bcid)fel  münbet,  ben  33obr,  einen  9]eben= 
flufe  be*  Dlare»,  in  ben  bic9tetta  fid)  ergiefit;  bann 
folgt  ber  Äanal  (gegen  200  km  lang,  mit  21  6d?Ieu< 
fen),  ber  jur  Jfcbernoganf t)a ,  einem  ftebenfUife  be* 
9liemen,  fübrt.  2)a*  Hanalfpftem  bient  feit  ber  Gr« 
bauuug  oon  Gifenbabnen  nur  bem  £olaloertel)r. 

^tuguftfaf t,  f.  3obanni*trieb. 


Digitized  by  Google 


«uguftfänitt 

Sluguftfctjnitt ,  an  ben  Dbftbäumen  angemem 
beter  gärtnerifcber  Kunftfcbnitt,  um  ba«  im  üaufe 
be$  Sab«*  gebilbete  tyrucbtholj  (f.  b.)  auSjulicbten, 
bamit  ba$  flehen  bleibenbe  .fcolj  bcr  vollen  Gin= 
roirtung  bcr  Sonne  ausgefetjt  wirb;  e$  wirb  ju 
ftart  entroidclteä  .v>oIj  ganj  fortflefdjnitten,  anberes 
getürjt,  bamit  bie  tiefer  liegenben,  nabe  bem  Seit* 
jroeige  befinbUcben  Organe  geträftigt  »erben.  $Jn 
ganj  warmem  Klima  tann  aud)  ber  öerbftfcbmtt 
fcbon  ganj  im  5luguft  aufgeführt  werben;  in9(orb= 
unb  2)iittelbeutfd)lanb  ift  ti  jebod)  nur  bei  ber  Ki ruf  e 
möglich;  bann  folgt  im  September  bie  Pflaume  unb 
fpdter  Virne,  5lpfel  unb  ^inrftd?.  Cin  ju  frühzeitiger 
Schnitt  bewirft  einen  neuen  Stustrieb,  manflelbaftc 
f>oljreife  unb  ftroftfcbäben. 

««ßuftfo^n,  $feubonpm,  f.  Äofcebue,  mb 
heim  von. 

Stuguftftlnf,  f.  ftomuluä  31uguftulu$. 

Sluguftuo*,  gort,  f.  jyort  SluguftuS. 

SluguftuS,  ber  erfte  röm.  Äaifer,  urfprünglid) 
©ajuö  Dctaoiud,  ber  Sohn  beä  @aju$ DctaoiuS 
(f.  Dctaoier)  unb  ber  Sltria,  einer  Jooster  ber  3ulia, 
ber  jüngern  Scbmeftcr  beä  ^uliuä  Gäfar,  ber  alf  0  fein 
©rofeobrim  mar,  mürbe  23.  Sept.  63  0.  Gbr.  ge- 
boren. 5Rad?  bem  frühen  Jobe  beä  Vaterä  (58 0.  (ihr.) 
mürbe  er  burd)  feine  iWutter  unb  feinen  Stiefvater 
iluciuä  9)tarciu$  ^bilippuä  forgfältig  erjogen. 
Seine  Talente  erwarben  ihm  bie  ©unft  bed  yuliu* 
Gäfar,  ber  ibn  im  3-  45  jum  &aupterben  einfette 
unb  tejtamentariid)  an  Kinbed  Statt  annahm.  5t.  be= 
fanb  ftd),  oU  Gäiar  ermorbet  mürbe  (15. 3Jtärj44),  ju 
Apollonia  in  ^Uprien,  wo  er  bei  bem  Mehner  Spollo= 
bor  in  ber  i&erebfamteit  unterrichtet  würbe  unb  auf 
ben  jum  Sartbifcben  Krieg  abjicbenben  Gäfar,  bcr 
ibn  mitnehmen  wollte,  warten  follte.  ftad)  Gäiar« 
2ob  ging  er  nad)  Italien.  93ci  Sßrunbiftum  erfuhr 
er  im  Slpril  44  ben  Anhalt  Don  Gdfarä  Jeftament 
unb  nannte  ftd)  nun  $uliu$  Gäfar  (Dctaoia* 
nuS).  Gnbc  5lpril  ober  Anfang  2)lai  traf  Dctaoian 
in  9iom  ein,  wo  ber  Koujul  5intoniue  (f.  b.)  eine 
faft  unbefcbrdntte  ©ewalt  übte,  Von  biefem  for- 
berte  Dctaoian  bie  Sludantmortung  pon  GäiarS 
9<a*lafe.  3luf  be«  5lntoniu«  Söeigerung  tarn  ti 
iwifcfeen  beiben  m  Streitigtciteu,  bie,  turje  3eit 
1  r  eut  bar  ausgeglichen,  balb  ju  offener  ©egneriebaft 
führten.  511$  5tntoniud  9iom  perlaffen  hatte,  um  bie 
von  feinem  Grober  nad)  SJrunbiftum  geholten  Le- 
gionen ju  übernebmen  unb  mit  ihnen  tai  (Sidalpi- 
r.iid-c  ©allicn  bem  2secimu$  S8rutu$  ju  entreißen, 
begann  Dctaoian  ein  £eer  ju  bilben.  Gr  warb  in 
(Sampamen  unb  Samuium  IOOOO  Veteranen  bed 
(Sdfaran,  erreichte,  tan  ein  Seil  ber  au£  ^{acebo- 
uien  3urüdgcfebrten ,  für  Slntoniu«  bestimmten  2t* 
gionen  ficb  i^m  anfd)lof(,  gewann  Senat  unb  SJolf 
burcb  Sicero,  ber  für  bie  9tepublit  ju  Wirten  unb 
Cctaoian  ju  benimm  meinte,  mäfyrenb  er  in  ber 
3bat  für  tiefen  wirtte.  Octamau  war  bann  feit 
51nfang  43  jufammen  mit  ben  ßonfuln  $irtiu3 
unb  $anfa  an  ber  fieitung  ber  militär.  9)ta^ 
regeln  in  bem  von  bem  Senat  gegen  51ntoniu*  ge^ 
führten  fog.  9Jiutinenfifcbcn  ftriege  beteiligt;  Ul 
biefer  mit  ber  9iieberlage  beÄ  Slntoniu«,  aber  auch 
mit  bem  3obe  ber  Jtonfuln  geenbigt  hatte,  weigerte 
ftcb  Cctaoian,  Äntoniu*  »u  Perfolgen,  unb  fehte 
ftcb  in  Dberitalien  feft.  ^eftt  offenbarte  er  feine 
wahre  ©efmnung  unb  trat  ben  SHepublilanern  fcinb= 
Ud>  entgegen.  (Tr  föbnte  fich  mit  Slntoniud  aud, 
al*  bieder  mit  fiepibu«  aui  ©allien  nad?  ^talitn 
iurüdfehrte.  unb  begrünbete  in  ©emeinfehaft  mit 


—  «uguftu«  III 

beiben  bei  ^Bologna  (@nbe  Ott.  43)  ein  Sriummrat, 
worauf  fte  jufammen,  nad?bem  fie  $aufenbe  ihrer 
©egner  in  9tom  unb  Italien  hatten  hinrichten  laffen, 
42  X).  (Sbr.  bae  republitanifa>e  >>ccr  unter  ^vutu-> 
unb  Gaifiu*  bei  s^bilippi  in  ilWacebonien  beftegten. 
Ski  ber  Teilung  ber  ^rovinjen  erhielt  5lntoniue 
ben  Often,  Cctaoian  ben  SBeften  mit  :Huv  nähme 
Italiens»,  baä  neutral  fein,  unb  ber  afrit.  ^ro-- 
pinien.  bie  SepibuS  erhalten  follte. 

9iadj  feiner  SHüdtebr  nadj  Italien  enegte  41 
r>.  (£br.  fWbia,  be^  5lntoniu8  ©emahlin,  in  ©e- 
meinfdjaft  mit  beffen  SBruber  fiuciu*  5lntoniuä  einen 
Ärieg  (ben  ^crufinifdjen)  gegen  Dctauian.  tiefer 
hatte  unter  bie  SBeteranen  Sdnbereien  ju  verteilen 
unb  beren  bisherige  Inhaber  mit  ©elbern  ju  ent= 
fdjdbigen,  bie  ÜW.Slntoniu*  liefern  follte,  aber  nicht 
febidte,  fo  bafe  Dctaman  jenen  wie  biefen  gegenüber 
in  eine  f chwierige  Vage  geriet.  Tic-?  benufete  £uciuö 
5(ntoniud.  Slber  51grippa,  ber  ^elbherr  be*  Dcta^ 
man,  jwang  ben  anfangs  erfolgreichen  fiuciu«  Sln= 
toniuÄ,  ftd)  nach  sVerufta  ju  werfen.  2)ort  würbe  er 
belagert,  om  rwuhjalu-  40  mu^te  er  int  ergeben. 
Aulvia  entwich  nach  ©riecfcenlanb.  Schon  brohte 
ber  Krieg  jwifeben  5tntoniuä,  ber  nach  Italien  ju- 
rüdtehrte,  unb  Cctaoian  ausbrechen,  ali  ber  ^ob 
ber  tyulma  eine  5lu^föhnung  erleichterte.  Xurcb  ben 
iürunbifmiiehen  Vergleich  im  3-  40,  ber  burcb  bie 
Verheiratung  bed  5(ntoniud  mit  Octania,  Cctavianö 
Schwefter,  befeftigt  warb,  erhielt  Dctaoian  ben 
heften  bed  'Heide.  Gr  vermählte  ficb,  nad  fem  er 
(39)  feine  ©emablin  Scribonia  verftofeen  hatte,  mit 
Sivia  S)rufiUa  (f.  b.),  ber  ©emahlin  X>ti  Claubiue 
9lero  (38  v.  6hr.),  ben  er  nötigte,  fid)  von  ihr  fdjei^ 
ben  ju  laffen.  Sötit  Sertu«  <liompeiuä  (f.  b.),  bem 
5lntoniu$  bie  im  Vertrage  Pon  SJUfenum  39  p.  ü>r. 
gemachten  3ufagen  nicht  hielt,  tarn  ti  38  ju  einem 
Kriege,  ben  Cctavianä  ^elbhen  5(grippa  tm  o.  38 
burcb  bie  Siege  bei  3Rpld  unb  ftaulocbuä  glüdli6 
beenbete.  fieptbuä  (i.  b.),  ber  Sicilien  in  5tnfpru£b 
nahm,  verlor,  ba  ihn  feine  Gruppen  verlie|eu,  jent 
aud>  51frita,  "bai  ihm  40  übergeben  worben  war,  unb 
mufete  ficb  an  51.  ergeben.  So  war  nun  ©ewalt  unb 
5)teid)  nur  noch  unter  jwei  SDtdnner  geteilt.  2>ocb 
wäbrenb  51ntoniuS  im  Orient  allen  ©enüffen  ber 
Viebe  unb  beä  Vurue  ftcb  hingab,  verfolgte  Octa- 
vian  unau^gefe^t  feinen  $lan ,  ficb  jum  alleinigen 
.*oerrfdber  ju  machen.  Qx  irunte  fich  bie  Siebe  be$ 
v; elf-:-  ju  erwerben  unb  jeigte  ÜJtilbc  unb  ©rofemut, 
forgfdltig  ben  Schein  vermeibenb,  ald  ftrebe  er  nach 
ber  boebften  ©ewalt;  vielmehr  ertldrte  er  ftd)  bereit, 
bie  £>errfcbaft  niebenulegen,  fobalb  Slntoniu«  von 
bem  Kriege  gegen  bic^arther  jurüdgetehrt  fein  würbe, 
natürlich  vorauSgefefct,  bafe  ftd)  antoniu*  berebeu 
laffe,  ba«  ©leid)e  ju  thun.  511*  SlntoniuS  burd)  beu 
unglüdlichen  ^artbertrieg,  burcb  offenen  9)rud)  mit 
ber  ebeln  Octavia  unb  burcb  $rei$gebung  aller  rem. 
3ntereffen  an  Kleopatra  (f.  b.)  in  9tom  alles  5ln- 
fehen  verloren  hatte,  lieg  Octavian  32  v.  ©br-  burcb 
ben  Senat  ber  Königin  von  ftgppten  ben  Krieg  er= 
Hären.  5lntoniu6  würbe  feiner  ©ürbe  für  verluftig 
ertlärt  unb  31  v.  (ihr-  in  ber  Sd)lad)t  bei  Slctium 
(f.  b.)  völlig  beftegt.  Von  nun  an  war  Octavian 
i'Ulcinberrfcher,  er  verfolgte  feinen  Nebenbuhler  nad) 
*igpptcu  unb  enbigte  hier  ben  Krieg.  5tntoniu«  unb 
Kleopatra  gaben  ftd)  felbft  ben  Job.  Dctaoian 
machte  Sigppten  jur  röm.  $rovtn$  unb  orbnete  bie 
üBerbältnifie  bc3  urientd  wäbrenb  eine  0  jweijäbrigen 
Slufenthalt*.  $ei  feiner  :Knd teln  nad) 9tom im 5(ug. 
29  0.  6bT.  hielt  er  einen  breitdgigen  Sriumpb. 


Digitized  by  Google 


112  SluguftuSbab  - 

3m  folgenben  Sabje  jum  Genfor  ernannt,  er* 
langte  Cctaoian  bie  ÜJladjt,  au*  bem  Senat  alle 
ib^n  abgeneigten  9Jtitglieber  ju  entfernen;  aber  fo 
oon  feinen  Nebenbuljlern  befreit  unb  unbeftrittener 
&err  be*  Dtömifdjen  IHeid)*,  legte  er  unerwartet 
13.3an.27o.GI)r.  bie  bisher  geführte  aufserorbent« 
lid>e©emaltfd)einbarnieber  unb  ertldrte,binf  ort  eine 
folcfcc  nid) t  mebr  betleiben  ;u  wollen.  3um  Danl 
bafflr  oerlieb,  ihm  ber  Senat,  ber  ba*  »nerbieten 
nicht  annabm,  bie  3tu*}cid)nung,  bafe  er  3lugu* 
ftu*  teilen  (olle,  ein  31amc,  ber  mit  ber  3eit 
ju  einem  bie  taifcrl.  3Najcftdt  bejeicbnenben  Titel 
mürbe.  Slatürlid)  mar  e*  nidjt  bie  3lbfid?t  be*  31. 
gewefcn,  bie  alten  uerrotteten  3uftdnbe  mieberber^ 
aufteilen;  er  wollte  oielmebr,  inbem  er  in  feiner 
JÖanb  bie  bamal*  in  Wahrheit  bebeutfamften  orbent* 
lieben  3tmt*gemalten  vereinigte,  eine  3lrt  bon  9Jton= 
aretjic  in  ber  3lrt  grünben,  bafe  ber  3lpparat  ber  Ver* 
faffung  mit  bem  Senat  an  ber  Spi&e  neben  ibr  for* 
meU  f  ortbeftdnbe  unb  fortarbeitete.  Tic  !l)tad?t  f ollte 
in  ber  Theorie  wenigsten*  jwifdjen  Mauer  unb  Senat 
geteilt  fein  (T!pard)ie).  2>ie*  war  aber  unmöglich, 
obne  bafe  VI.,  wenn  au*  wieber  auf  gefe&licbem 
ilöege,  t>on  ben  Sdjranten  entbunben  würbe,  welAe 
einjelne  ©efe&e  iener  Bereinigung  oon  SRaaMfülle 
in  einer  &anb  in  ben  Üöea  ftellten.  Gr  übernabm 
fofort  wieber  mit  einer  bie  gewöhnlichen  ©renjen 
weit  überfebreitenben  protonfularifdjen  ©ewalt  bie 
^Regierung  über  bie  Vrooinjen,  in  benen  ipeere  ftam 
ben,  unb  bamit  augleid)  ben  Oberbefehl  über  bie  ge* 
famte  SWiütdracwalt  be*  SReid)*.  Tue  Vrooinjen  im 
^nnern  be*  Weich* ,  bie  eine  Vefatjung  nid)t  mehr 
brauchten,  blieben  unter  ber  Verwaltung  be*  Senat*. 
Stufeerbem  befafe  3t.,  nadjbem  er  bie  Mcditc  ber  Tri- 
bunen f  d) ou  feit  36  o.  Gbr .  gebabt,  feit  23  o.  Gbr.  in  ber 
oon  allen  Scb,  ranlcn  befreiten  «tribunieifeben  Gewalt» 
(f.  Tribun)  etne  a)lad)toolllommenbeit,  bie  ibjrcr  3la- 
tur  nacb  alle  Stech,  te  be*  ber  Verfaifung  nad)  i  o  uoerd  - 
nen  Volt*  in  fieb  aufnahm,  Gnblid)  warb  er,  nacb 
bem  Tobe  be*  tfepibu*  12  o.  Gbr.  al*  «Vontifer 
SUarimu*»,  nadjbem  er  fdjon  lange  oorbw  alle 
politifd)  wiebtigen  Vriefterdmter  in  fid)  oereinigt, 
Cbcrbaupt  aller  religiöfen  Angelegenheiten.  So 
würbe  burd)  ibn  biejenige  5orm  ber  röm.  ÜDlonar- 
d)ie  feftgefteUt,  bie  im  ganjeu  bi*  auf  T)iocletian  bc= 
ftanb.  Tie  ©renjen  be*  ÜRömifcben  weich*  ju  ermei= 
tern  beabfiebtigte  31.  nid)l ;  bennod)  muffte  er,  um  fie 
ju  fiebern,  Kriege  in  Slfrila,  3lfien  unb  Europa  füb5 
ren ;  in  Spanien  währte  ber  Kampf  feit  27  o.  (Sbr. 
mehrere  3labre,  bi*  31.  nad)  grofeen  31nftrcngungen 
über  bie  Gantabrer  unb  3l)turer  19  o.  (Sbr.  £>crr 
warb.  T>urd)  Tiberiu*,  ben  dltem  Sobn  ber  2\- 
oia,  würben  Vannonien  unb  Xalmatien,  burd?  Tmu 
fu*,  feinen  jüngern  Stieffobn,  12—9  o.  Gbr.  bie 
weftl.  ©ermanen  bi*  jur  Clbe  unterworfen.  Slrme- 
nien  würbe  oon  ben  tyirtbem  jurüdgewonnen,  bie 
3tlpenftämme  würben  oollenbd  unterworfen.  Ten 
febwerften  Wifeerfolg  erlitt  31.  9  n.  (Sbr.  burd)  bie 
9liebcrlage  bed  Baru*  im  Teutoburger  ©albe  (f.  31r= 
miniu*).  sBdbrenb  be*  ^rieben*  erliefe  31.  oiele  nüh- 
id?e  üerorbnungen  unb  orbuete  bie  Verwaltung.  Cr 
duberte  ben  Senat  oon  unwürbigen  dementen,  bc= 
djdftigte  fid)  mit  ber  Berbcfferung  ber  Sitten,  bc= 
onbcrö  burd)  ^egünftigung  ber  Gben  (bie  Lex  Julia 
unb  Lex  l'apia  l'oppaea),  war  babei  aueb  bemübt, 
bie  alte  Religion  wieber  ju  beleben ,  unb  ftelltc  bic 
Hrieg^judjt  bei  ben  beeren  wieber  ber.  3ubcm  ocr= 
febbnerte  er  9lom;  er  burftc  fid)  rübmen,  bafe  er  bie 
Stabt,  bie  er  au*  3ieflditcincn  erbaut  gefunben 


-  ^tuguftugburg 

batte,  au*  üJlarmor  erbaut  binterlie^.  $n  meiern 
@egenben  grünbete  er  Stdbte  unb  Kolonien.  3>ie 
burd)  Krieg  unb  ^arteiwirren  erfd)öpften  Völler  er« 
richteten  ibm  für  biefe*  wohltätige  halten ,  regeL 
mdfeig  sufammen  mit  ber  @bttin  dloma,  Slltdre  unb 
Tempel,  unb  burd)  ein  T>etret  be*  Senat*  warb  bem 
iUonate  Sertili*  ber  Jtamt  3luguftu*  gegeben.  3t. 
befafe  teine  Söbne  unb  oerlor  aud)  burd)  ben  Tob 
fomobl  feinen  Sd)Wefterfol)n  SHarcellu*  al*  feine 
Tocbterföhne  ©aju*  unb  Suciu*,  bie  er  ju  feinen 
Nachfolgern  beftimmt  blatte.  SJrufu*,  ber  jüngere 
feiner  Stiefsöhne,  ben  er  liebte ,  ftarb  9  o.  (Sbr.  in 
Xeutfd)lanb;  nur  Tiberiu*,  ber  dltere,  ber  ibm 
lange  antipatbifd)  war,  blieb  übrig.  Gr  begleitete 
biefen,  al*  er  14  IL  Gl)r.  nad)  3Uprien  ging,  bi*  öene= 
oent  unb  ftarb  auf  ber  ÜHüdreife  ju  9iola  19.  3lug. 

SBenn  3t.  niebt  Sdfar*  geniale  ©röfee  befafe,  fo 
war  er  fid)  bod?  ftet*  flar  über  ba*,  wa*  er  ju  er^ 
reid)en  oermodjte,  unb  über  bie  SDtittel,  bie  il)m  jur 
T)urd)fü^rung  eine*  Vlane*  ju  ©ebott  ftanben, 
unb  jeigte  in  beren  Senu^ung  eine  fidjere  unb  ae* 
fdjidte  öanb.  Gr  fd)d^te  bie  Siffeufdjaften ,  übte 
bie  Tichttuuft  auch  felbft;  bie  überrefte  feiner 
profaifcb.en  unb  poet.  Schriften  hat  Seiebert  ber? 
ausgegeben  (©rimma  1841—46).  T!ie  berühmte« 
ften  T-idJter  feiner  Seit  (be*  3lugufteifd)en  3«its 
alter*)  30g  er  ;u  fteb.  heran,  fo  Virgil,  vota,;  unb 
oiele  anbere.  Von  ben  T)enffd)riften,  bie  3t.  hinter* 
liefe,  ift  bie  eine  infehriftlid)  namentlid)  an  ben  Sieften 
be*  Tempel*  be*  3t.  ju  Stncpra  (f.  b.)  faft  ooüftdnbia 
erhalten.  —  Unter  ben  antiten  Silbwerten  be*  31. 
fmb  berühmt  bie  Vüfte  be*  iugcnbUd>en  3t.  in  ber 
3lntitenfammlung  be*  Vatifan*  ju  iHom  unb  bie 
1863  in  ber  Kaiferoilla  ad  Gallinas  (Vrimaporta) 
gefunbene,  ieBt  ebenfall*  im  Vatifan  befinblid?e 
iDtarmorftatue  (f.  bie  3tbbilbung  auf  Tafel:  Dtö- 
mifche  Kunft  I). 

Vgl.  Veule" ,  St.,  feine  ^amilie  unb  feine  tfreunbe 
(au*  bem  «yranjöfifcben,  ©alle  1873);  TJurup,  ©e-- 
febiebte  be*  röm.  Kaifcrreid?*,  beutfeb  oon  ioerftberg, 
Vb.  1  (2P3.  1885);  ö.  ScbiUer,  ©efcbiAte  ber  röm. 
Kaifeneit,  Vb.  1  (@otba  1883);  ©arbtbaufen,  3t. 
unb  feine  3eit  (Tl.  1  u.  2,  2pj.  1891—%). 

üuguftu^bab,  Vab  in  ber  fdebf.  Krei*--  unb 
3lmt*bauptmannfchaft  T)re*ben,  2  km  oon  9tabe* 
berg,  in  220  m  fiöbe  im'föalbe  gelegen  (17 19  gegrüm 
bet),  mit  6  toblenfdurebaltigen  Gitenquellcn  (Griien, 
sJJiangan,  ^Jtagnefia,  Kalt,  Kali,  ©alcium,  Natrium, 
8°C),  IJJtoors  unb  elettrifcber  Vabeeinrichtung, 
Ktnberbeilanftalt  Vetblehemftift ,  Safferbeilanftalt 
unb  öeilgnmuaftif.  T)ic  Stollens  unb  Salzquelle 
wirb  3U  Trinffuren  benu&t.  T)a*  namentlid)  gegen 
^rauenfrantheiten,  vJtbeumati*men ,  d)ronifcbe  «a- 
tarrhe  u.  f.  w.  benutzte  Vab  i(t  1896  in  ben  Vefift 
oon  Dr.  SB.  Schwabe  in  Seipjig  übergegangen  unb 
bient  jum  Teil  al*  ©encfung*bcim  für  lUlinber* 
bemittelte,  befien  ^citung  einem  Kuratorium  über 
tragen  ift  —  Vgl.  Xa*  31.  bei  9tabeberg(Drc*b.  1880) ; 
sJiuge,  ©cfdjicbte  be*  31.  bei  SHabcbcrg  (ebb.  1880). 

K  Hiiuftu^burfl,  Stabt  in  ber  3tmt*bauptmann- 
fdjaft  jlöha  ber  fdebf.  Krei*hauptmannfcbaft  Gbem: 
nift,  auf  bem  Sdbellenberge  (515  m),  Si^  eine* 
3lmt*gericbt*  (Öanbgericbt  Gbemnih),  bat  (1900i  mit 
:Hitteraut  Hägerhof  *2r>03  G.,  baruntcr  4t  Katboliten, 
^oft,  Telegraph,  tönigl.  S*lofe  3t.  (1508—72  um 
I  ter  Murfürft  3luguft  1.  oon  {Kernt,  l'otter  im  vJte= 
i  iiai)ianceftil  an  ber  Stelle  be*  1547  abgebrannten 
I  Schlöffe*  cd^elleiibcrg  erbaut),  mit  feböner  Kirche 
I  (barin  ©cmdlce  oon  Grauad)  bem  Jüngern)  unb 


Digitized  by  Google 


Su^Qufen 

einem  190  na  tiefen  Brunnen;  5D(afcbincnftiderei 
unb  ftabritation  von  wollenen  unb  baumwollenen 
Stoffen  unb  wirb  als  Sommerfrifcbe  befucbt.  31. 
bieg  HS  1890  Schernberg.  -  SBal.  öarntfcb,  Tie 
Schlöffer  31.  unb  fiicbtenwalbe  (Scbcllcnberg  1863); 
Jreper,  Scblofe  31.  (ebb.  1882). 

Mubanfen  (Raufen),  Torf  im  »ejirtSamt 
Slörblingen  beS  bapr.  9leg.:93e3. Sdjmaben,  an  ber 
lintS  sur  Tonau  aebenben  SBernife  unb  ber  Sinie 
3lugSvurg=$leinfelb  ber  SBapr.  StaatSbalmen ,  bat 
(19U0)  569  <$.,  barunter  10  flatbolilen,  unb  eine 
gl  ofee  evang.  Mu  te.  GbemalS  ;H m t  beS  CberamteS 
iiJaffertrübtngen  im  Aürftentum  3lnSbacb,  hatte  31. 
ein  958  geftifteteS,  1450  an  ben  ÜJlartgrafen  von 
3lnebacb  gelangtes,  1530aufgebobeneS$enebittiner: 
tlofter,  in  bem  1608  bie  sJ*roteftantifd)c  Union  (f.b.) 
gefcbloffen  würbe. 

«uibeb,  ägppt.  ©ctreibemafc,  f.  3lrbrt. 

Stuftion  (tat.),  Sßerfteigerung,  Verlauf  im 
Stufftricb,  öffentliche  33erftcigerung  (f.  b.)  beweg= 
lieber  Saasen  an  ben  üReiftbietenben.  Solche  $$er= 
fteigerunaen  erfolgen  als  freiwillige  oorjugSweife, 
um  bei  Uberfiebelungen  baS  betoealiebe  93eftt>tum 
fcbnell  ju  ©elbe  ut  machen;  bann  feiten*  mancher 
Gabrilen,  um  unmobifebe  ©aren  ober  SluSfcbufe; 
artifel  (namentlich  SDlanufalturwaren)  vom  Sager 
ju  entfernen;  feitenS  einjelner  f auf männif eher  ober 
anberer  gewerblicher  ©efebäfte,  um  bei  btren  31uf= 
löfung  ober  bei  Trennung  ber  31ffociation  bie  vors 
banbenen  SBaren ,  ©erdte  u.  f.  w.  f of ort  ju  v tx- 
werten  unb  bie  etwaige  31uSeinanberfetjung  ju  er= 
leichtem.  3n  ber  neueften  3«*  wirb  ber  9£eg  ber 
31.  nicht  feiten  eingef cblagen ,  um  neue  ©ewerbS-- 
waren,  »yabritate  u.  i.  w.,  bei  beren  Änfcrtigung 
bicfeS  3lbiafcmittel  gleich  ins  3luge  gefaftt  ift,  rafetj 
burd)  93erfteigern  im  Umberjieben  von  Drt  ju  Ort 
jum  Verlauf  ju  bringen.  Tiefe  fog.  ffianber» 
auttionen,  eine  3lbart  beS  Betriebes  berSöanber: 
lager  (f.  föanberbanbel),  verbreiten  oft  nur  31u3= 
i*ufcmaren  unb  rufen  viele  Sefcpwerben  von  feiten 
beS  anfäfftgen  ÄleinbanbelS  hervor,  namentlich  fett« 
bem  burd)  bie  ©ewerbeorbnung  von  1869  bie  frühem 
©efebräntungen  beS  3luttionSwefenS  befeitigt  finb. 
Tie  ©efefcgebung  fuebte  biefen  SuSwücbfen  burdb 
polijeilicbe  ÜBebanblung  ber  SBanbeTlager  als  ©c* 
werbebetrieb  im  Umberjieben,  bobe  Steuern,  2$or* 
iebriften  über  unlautern  SEÖettberoerb  unb  befonberc 
SBeftimmungen  über  3luSvertäufe  (fo  in  Cfterreid) 
©eietj  vom  16.  %an.  1895)  entgegenjutreten. 

3m  großen  £anbel  lehren  bie  31.  jum  Teil  perto* 
biid>  wteber,  inbem  fte  inSbefonbere  baS  regelmäßige 
Littel  uim  Serlauf  ber  anfebnlichen  Einfuhren  ber 
großen  (öffentlichen)  £anbe(Scompagnien  fmb; 
anbernteilS  aber  bebienen  fieb  auch  bte  einjelnen 
£>anbelSbäufer  ihrer  mit  9tu&en.  Tie  jur  31.  totm 
menben  großen  3Darenpofteu  ber  öffentlichen  yv.n- 
bclSgefellfcbaften  werben  babei  in  einjelne,  immer 
noch  beträchtliche  Itortien  (Cofe,  bolldnb.  flaoe- 
linge)  gefonbert.  Tie  93erfteigeruna  bot  in  biefen 
Aällen  f  owobl  für  ben  33crtäufer  n>ie  für  ben  Ääufer 
ihre  grofeen  Vorteile.  Ter  erftere  fetjt  bie  größten 
klaffen  f  cbleunig  ab,  ohne  ÄTebit  gewähren  ju  müffen 
unb  obne  in  vielfache,  ftch  oft  langfam  abioicfelnbe 
©efcbaftSDerbclltnitfe  ju  treten;  ber  letjtere  lann  ftch 
aus  erfter  ^anb  nach  Ü)la^gabe  feines  v3ebarfS  ober 
ber  barüber  binauSgebenben  Spefulation  ju  angc= 
meffenen  greifen  cerforgen.  311S  angemeffen  ftellen 
fid>  biefe  greife  bureb  bie  Äonluuenj  ber  Ädufer 
felbft  feft,  unb  fte  ftnb  rüdftchtlich  vieler  Crjcugniffe 

»redta»*1  ftonnfriation«.l'f|ifrn.  14.  Stuft.  9t. «.  IL 


—  «uftor  113 

für  bie  ndcbfte  gefd)dftli^e  (Epoche  mafigebenb.  ^ier< 
ber  gehören  j.  SB.  bie  31.  ber  9fieberlänbifd>en  l>am 
belSgef ellfcbaft  (vor  allem  von  ^avataffee  unb  9tob« 
juder,  bann  von  oftinb.©etvür$en  u.f.m.  in  Slmfter* 
batn  unb  vJiotterbam,  in  neuerer  3eit  aud?  in  35atavia 
unb  ^abang),  bie  großen  periobif eben  31.  von  auftra: 
lifdjer  unb  Raproolle  unb  von  JHaud;tvaren  in  Com 
bon,  von  Solle  in  .ftavre,  3lntroerpen,  ©erlin  u.  f.  »v. 
3lud)  €pecialitdten  einbeimifdier  $robultion  ftnb 
toobl  ber  ©egenftanb  von  31.;  fo  ftnben  im  *Pldri 
unb  2lpril  üoheverfteigerungen  in  ber  ©egenb  um 
irier  ftatt.  31bgefehen  von  ben  häufigen  Sßerfteige* 
rungen  tonftgnierter  europ.  3Jtanufafturivaren,  tver< 
ben  in  SReuport  febr  oft  Wertpapiere  (Cbliga* 
tionen  unbSlftien)  in  81.  vertauft.  Tie  fog.  b  o  1- 
länbifdie  31.,  bie  namentlich  bei  §i)cbvertdufen, 
aber  auch  auf  ftabrmdrlten  vorfommt,  beftebt 
barin,  bafj  ber  StuSbtctenbe  von  einem  böhern 
sBreiSfa{^e  rafcb  immer  tveiter  berabgeht,  bis  ein 
Käufer  auftritt.  —  Über  31.  im  üöu  ebb  anbei  f. 
3lntiq  uariatSbucbbanbel. 

Ter  getvöbnücbe  ftaVL  einer  unfreiwilligen  31.  ift 
ber  ber  3>»angSverfteigerung  im  3wanfl*boU' 
ftredungSverfabren  ober  ber  fabrenben  ^abe 
beS  ©emeinfchulbnerS  im  Äonturfe.  Tarüber  ent» 
halten  bie  Sivilprojefc»  unb  ÄonlurSorbnungen  bie 
mafegebenben  Öeftimmungen.  3n  ©rfa^  unb  unter 
teilweifer  3lbänberung  beS  alten  JöanbelSgefebbuchS 
(3lrt.  311)  erlaubt  baS  Eürgerl.  ©efehbuebbei  2Jer= 
pfänbung  betveglicber  Sachen  autergeriebtlicben  93ers 
(auf  beS  ^ifanbcS  burdj  ben  ^fanbgldubtger,  aber 
utm  Schule  beS  33erpfänbcrS  nur  in  ftorm  öffentlicher 
«erftetgetung  (8.1235).  Tiefe  ift  nach  §.  383  burd) 
einen  für  ben  SlerfteigerungSort  befteüten  ©ericbtS» 
Vollzieher  ober  »u  31.  befugten  anbern  SBeamten  ober 
öffentlich  angepeilten  3Jerfteigercr  (31ultionator) 
vorjunebmen.  Turcb  ibre  Beamten  laifen  baS  5Heicb 
bie  31mtetauttonen,  bie  SieicbSbant  ihre  öombarb« 
pfänber ,  öffentliche  Cetljanftalten  bie  bei  ihnen  ver* 
fehten  ©egenftänbe  febon  nach  bisherigem  Siecht 
öffentlich  verlaufen.  SRad)  neuem  &anbelSgefefcb. 
§.  373  barf  bte  SBare  öffentlich  vertauf  t  werben,  welche 
ber  fdumige  Ädufer  nicht  abnimmt.  TaS  ©ürgerl. 
©efetthueb  Idfet  ferner  öffentliche  Serfteigerung  noch 
ju  für  ben  Sdnilbuer  im  ,«11  c  beS  31nnabmeverjugS 
beS  ©IdubigerS  an  Stelle  ber  Erfüllung  burd) 
Hinterlegung,  wenn  bie  gef  cbulbcte  bewegliche  Sache 
jur  Hinterlegung  ftcb  nicht  eignet  (§.  383),  ferner 
bei  ber  SBanblungStlage  (f.  b.)  binftchtlich  beS  JiereS, 
welches  ben  3lnla|  giebt  (§.  489),  bei  $unbfad?en 
(§§.  966  u.  979),  enblieb  bei  brobenbem  SSerberb 
ober  m  bef orgenber  wefentlicber  5Pertverminberung 
beS  ^ifanbeS  (§.  1219)  unb  bei  Seilung  ber  gemein: 
fcbaftlicben  Sache  (§.  753). 

SRegelmäfetg  wirb  in  ber  3(.  nicht  trebitiert .  fo  bafj 
bie  Sa*e  auf  ©efabr  unb  Äoftcn  beS  ©rfteperS  fo^ 
fort  anberweit  verfteigert  wirb,  wenn  biefer  ben 
^reiS  niebt  jablt.  9cacp  ^reufe.  i'anbrecbt,  SBürgerl. 
©efe^b.  §.  935  unb  öfterr.  Siecht  erwirbt  ber  Crfteber 
von  in  öffentlicher  31.  vertauften  Sachen  baS  Eigen- 
tum ,  auch  wenn  fte  bem  93eräufierer  nicht  gehörten. 
—  SBgl.  Richer,  TaS  «erfahren  ber  3wangSver 
fteigerung  (2. 3lufl.,  SBerl.  190f)). 

^luftionötot  (lat.),  f.  Slultion. 

«uftor  (lat.),  ber  Urheber  (f.  IM  auetor  delicti, 
ber  Urbeber  einer  ftrafbaren  Jpanblung.  ^Jrivat= 
recht  ber  SHecbtSurbeber  (f.  31bgelciteter  Crwerb); 
ferner  ber  mittelbare  Sefttjer,  b.  h.  bei  jenige,  bem 
gegenüber  ein  Tritter  (j.  93.  als  9liefebraucber,  ipfanb* 

8 


Digitized  by  Google 


114 


STuftoritöt  —  Humole  (@eföfcc$t) 


gläubiger,  Sdcbter,  Mieter,  SBerroabrer)  auf  3«»t 
jum  93eftfe  berechtigt  ober  oerpflicbtet  ift  (Deutfcbe* 
Sürgerl.  ©efefcb.  §.  868),  alfo  ber  Gigentümer, 
Sfanbfcbulbner,  SJerpädjter,  Vermieter,  ftmterleger 
u.  f.  ro.  SBirb  ber  dritte  CJliefebraudjer  u.  f.  ro.),  ber 
fog.  SBefifcmittler,  al*  Sefifeer  ber  Sacpe  oon  einem 
Dritten  oertlagt,  fo  faitn  et  f orbern,  bap  fein  91. 
ftatt  feinet  ben  ^rojefc  übernimmt,  unb  er  barf, 
roenn  fidj  biefet  baju  nid;  t  oerftebt,  bem  ftlagantrage 
be*  Dritten  genügen  (f.  Auctoris  nominatio). 

fcufrorirdr,  fooiei  rote  9tutoritdt  (f.  b.). 

•Jl  u  f  u  t>  c ,  f.  Aucuba. 

9lul,  bei  ben  tatar.  SJölfern  fooiei  roie  Dorf, 
Dorffcbaft. 

Slula  (tat.;  griedj.  aule),  ber  offene,  oon  2öobn= 
tdumen  obet  bei  gröpern  Anlagen  von  Sdulenb  allen 
umgebene  i'icbtbof ,  loeldjet,  ungefäbt  bem  röm. 
Sftniltl  mit  bem  3mpluoium  entfpredjenb ,  ben 
Mittelpuntt  be*  gricdb.  Söobnbaufe*  bilbcte.  Sei 
ben  Wörnern  rourbe  feit  ber  Äaiferjeit  ba*  ffiort  21. 
für  bie  Saläfte  bet  dürften  foroie  für  beten  öof-- 
baltung  gebraudjt.  ^m  altcbriftl.  Sprachgebrauch 
fanb  e*  Gingang  al*  s-8ejeidmung  für  ben  SJorbof 
ber  Äircpen  (f.  9tltcr/riftUd?e  flunft);  fpäter  rourbe  fo* 
ircbl  ba$  Sd)ifi  ber  .Hinte  al*  aud?  bie ganje  fiircbe 
81.  genannt.  ,Vfct  beiden  31.  bie  grofecn  3Jerfamm= 
lung*fäle  in  Univerfttät*gebäuben,  Sdjulen  u.  f.  ro. 

Aulaooceras  t?.  Hau.,  urroeltlidje  ÜMttelform 
jroifdjen  bibrandjiatcn  unb  tetrabrandptaten  Äepba' 
lopoben  (f.  Ortboceratiten). 

AulaoÖdus  swlnderianus,  f.  SBorftenferfel. 

Aulaoostömum,  f.  ©lutegel. 

Slnlavb,  jyrancoi*  SBictot  Sllpbonfe,  franj. 
£i[toriter,  f.  93b.  17. 

«ulatfit)if=8Fiorb,  ?fiotb  anbet9Beft!üftc®tön= 
lanb*,  bnngt  130  km  tief  in  ba*  i'anb  ein,  ift  in 
ber  Mitte  ftart  eingeengt,  erweitert  ftcb  abet  I  anbein- 
roärt*  roieber  ju  einer  geräumigen  93ud)t  {%  a  f  f  i  u  a  • 
iarfoat).  Hon  hier  unternahm  9torbenfliölb  1883 
feine  Grpebition  auf  ba*  grönlänb.  Sinnenei*. 

5lulenborf,  roitrttemb.  Matttfled en ,  f.  9Jb.  17. 

Kniet,  Mnlctlf,  f.  3lulo*. 

ilultdj,  Cubro.,  ungar. iHcDolution*generai,  geb. 
1795  ju  ^refeburg,  roar  1848  Dberftleutnant  im 
öfterr.  Infanterieregimente  Äaifer  Slleranber,  ba* 
auf  ungar.  Seite  trat  unb  gegen  bie  Serben  ge= 
fcpidt  rourbe.  31.  jeidmete  fiep  hierbei  roieberbolt 
au*  unb  ftieg  jum  Cberften  unb  Gommanbeur  be* 
genannten  Siegiment*  auf.  3n  ben  legten  Monaten 
von  1848  rourbe  er  naa?  bem  Unten  Donauufer 
entfenbet ,  um  gegen  bie  Bereinigte  Sdjroarjenberg: 
Simunicbfcbe  3lrmee  ju  operieren.  9tm  7. Mai  1849 
jum  ©enetal  ernannt,  führtet,  fortan  ba*  2.  Slrmee* 
f  orp*  unb  trug  ju  ben  6iegen  ber  ungar.  3trmee  bei. 
3Infang  Mai  ging  er  mit  feinem  Slrmeetorp*  auf 
ba-j  redete  Donauufet  hinüber  unb  nabm  an  ber 
93eftftrmung  Ofen*  Slnteil.  3m  3uK  rourbe  er  mit 
Gfanqi  unö  fite  nad?  Äomorn  ju  ©örgep  gefcfjidt, 
um  biefen  jum  ©eborfam  gegen  bie  ungar.  Diegic: 
rung  }u  beroegen,  jeboeb  ebne  Grfolg.  3U3  ©örgep 
fpäter  tai  Portefeuille  nteberlegte,  erbielt  3(.  bai 
firiegäminifterium,  ftimmte  bann  auf  ©örgepd  3u: 
fagen  bin  in  3lrab  für  bie  Unterbanblung  mit  ben 
Äufien,  rourbe  aber  nadj  ber  Kapitulation  nebft 
12  anbern  ©eitcralen  6.  Ott.  1849  ju  3lrab  gcbdngt. 

Multc  Strn.  1)  «cjirf  im  9J0.  bet  tuff.=central= 
aftat.  ^toüinj  6pt=barja,  b,at  71097,i  qkm  mit 
279004  6.  —  2)  »ejtrföftttbt  unb  geftimg  im  2}<s 
jirt  31.,  am  JalaS,  im  %  oom  2biati--f<r;an  an  bet 


Stta&e  Pon  Jafdjfent  naa?  2B)ernpj,  pat  (1897) 
12006  6.,  ^oft,  Selcgrapb,  Dbftbau. 

9tult£f  altgried).  Drtfd?aft,  betannt  burd)  bie 
€age  oon  ber  ^Pbigeneia  (f.  b.),  an  bet  Oftfüfte  pon 
SJöotien,  auf  einer  fleinen  felfigen  fealbinfel  jroifdjen 
jroei  93ud)ten,  beten  füblicbere  einen  geräumigen 
.t>afen  bilbete  (von  ben  3Ilten  IBatbpd  fiimen, 
bet  Jiefe  Jöafen,  genannt,  »otaud  bet  peutige  9lame 
Don  31.  SBatbp  entftanb).  3n  fpdteret  3eit  toat  31. 
ein  jum  ©ebict  bet  etat t  ^anagra  gebbriged  Dorf, 
roo  man  nod)  ben  angeblid)  von  Slgamemnon  c\c- 
gtünbeten  jempel  bet  «ttemi«  unb  bie  ebetne 
6d?roelle  feinet  Seite*  jeigte. 
&uUaga£,  6ee,  f.  ^ampa  Hudaga«. 
Vulite  (fpr.  obn),  SBaton  be  l\  f.  Sutgot. 
iSulttob  obet  3tun op  (fpt.  opnöd),  3Äarie  6atbe"= 
rine  3umel  be  53etneoille,  ©rdfin  oon,  fram.  6d?rif  t- 
ftellerin,  geb.  um  1650,  aue  altnormdnnifcbem  Slbel, 
geft.  1705.  typ  Htterat.  9iuf  berupt  neben  bem 
oon  SDlabame  fiafapette  beeinflußten  9ioman  «His- 
toire  d'Hippolyte,  comte  de  Douglas»  ($at.  1690; 
9leubrud  ebb.  1860),  bet  anonpmen  «Relation  du 
voyage  d'Espagne»  (ebb.  1690;  Steubrud  al*  «La 
cour  et  la  ville  de  Madrid  a  la  fiu  du  17*  siöcle», 
2  »be.,  ebb.  1874  u.  1876),  auf  ben  «Contes  des  fees» 
(4  23be.,  ebb.  1698  u.  Ö.;  aua>  beutfd?,  j.S).  SBeim. 
1790—96). 
5lulon,  alter  9?ame  ber  Stabt  Slolona. 
9Lulo8,  bie  altgried).  ^löte  (tat.  tibia);  ben 
Spieler  nannte  man  3(utet,  feine  jhmft,  bie  für 
bie  OJlufitübuna  be*  3I(tertumd  von  bet  nt öfjten 
93ebeutung  roat,  3(u(etit,  roäbrenb  Slulobie  ber 
oon  flöten  begleitete  ©eiang  ift.  Det  3(.  toat  eins 
fad)  obet  boppelt(Diaulo£,  jroei  bieten  in  einem 
SJtunbftüd  oeteinigt).  Die  antite  glöte  roat  meift 
eine  Sdpnabelflöte,  feiten  Querflöte  (f.  ftlöte).  Die 
Siöbte  roat  geroöp  ntid)  oon  9top  t  obet  öolj.  —  Sgl. 
£>oroatb,  The  aulos  or  tibia  (in  ben  «Studies  of 
classical  philology»,  Sb.  4,  93ofton  1893). 

ttuma,  Stabt  im  Serroaltung^bejirt  9ieuftabt 
a.  0.  be-:-  ©roßberjogtumä  Sad)fen,  in  roalbreidjer 
©egenb,  an  ber  Nebenlinie  Jripti«:fiobenftein  ber 
$reufi.  Staat^babneu,  Sife  eine*  31mt*gerid)t>> 
(2anbgerid)t  ©era),  einet  Obeifötftetei,  eine*  3°i'! 
amte*  unb  einer  Superintenbentur,  pat  (1900  ) 

SJürgerfcbule; 
median.  3lleb^ 


ttumate  (fpr.  omapl),  im  Mittelalter  Sllba  = 
marla,  engl.  3llbemarl,  ^auptftabt  be?  Äan= 
ton«  &  (150,75  qkm,  13  ©emeinben,  7457  G.)  im 
3lttonbifiement9feufdjatel  be*  franj.  Depart.  Seine? 
3nferieure,  in  118m  Jööpc,  an  ber  S3re*le  unb  an 
bet  Sinie  St.  Omerfie  Sre'port  ber  Norbbabn,  pat 
( 1896)  1889,  al*  @emeinbe2328  ©.,  eine  1508—1610 
neu  aufgebaute  Hinte  St.  ^ierre  unb  St.  $aul ; 
Stablbäber;  ^abritation  oon  ÜBlonben,  groben 
Jücbern  unb  Serge.  —  Sgl.  Semidjon,  Histoire  de 
la  ville  d'A.  (2  übbe.,  Sar.  1862). 

aiumalc  (fpr.  omabl).  Den  tarnen  91.  trugen 
mebrere  3lugeböiige  be*  öaufe*  ©uife  (f.  b.):  juerft, 
bi*  ju  feine*  ^ater*  Glaube  tobe  (1550),  ^rranj  oon 
©uife  (i.  b.).  1550  ging  ber  litel  auf  feinen  »ruber 
Glaubell,  be  fiorraine,  öerjog  oon 3t.,  über, 
ber,  1526  geboren,  feit  1550  Stattpalter  oon  93up 
gunb,  an  allen  Kriegen  $>einridj*  II.,  fpäter  an  allen 
bürgerlichen  ©irren  beteiligt  roar.  3ludp  bei  ber 
33artbolomäu*nacbt  bgtte  er  feine  £>anb  im  Spiele. 
Gr  fiel  bei  bet  Belagerung  oon  2a  SHocbelle  im  SWärj 


Digitized  by  Google 


»umore  (#ertri  (gugcnc  flippe  2oui3  b'Orfcang)  —  «upa 


115 


1573.  Sein  Sobn  ßbarle*  be  ßorraine,  6er* 
jo g  Den  S.{  geb.  1556,  war  al*  eebter  ©uife  ein 
Rubrer  berfiiga  (f.b.),  1589®ouDerneur  »on  9iari*, 
ba*  er  gegen  öeinrid?  IV.  Derteibigte;  al*  bet  fiftnig 
ftegte,  warf  Ä.  fid? ben Spaniern ganjin bie  fLxmt, 
lieferte  ihnen  einengrofeen  Seil  ber  ^icarbie  au*, 
würbe  com  $arifer  Parlament  1595  jum  2obe  Der* 
urteilt,  flflcbtete  in  bie  fpan.  Slieberlanbe  unb  ftarb 
bort  1631  in  ber  Verbannung.  —  Sgl.  SöouilK, 
Histoire  des  ducs  de  Guise  (4  93be.,  $ar.  1850). 

«utnale  (fpr.  omabl),  feenri  ©ugene  flippe 
2oui*  b'£  r! iani  .  $>erjog  Pen,  inerter  3  obn  be*  Ä6' 
mg*  Üubroig  ^bilipp,  geb.  16.3an.  1822  ju  $ari«, 
empfing  feine  £dmlbiibung  im  College  Henri  IV 
unb  trat  1839  mit  £auptmann*rang  in  bie  Strmee. 
3n  ben  beiben  f  olgenben  3abren  nahm  er  in  Slaerien 
an  ber  Grpebition  gegen  iDlebeab  unb  an  ben  QÜqtn 
Sugeaub*  unb  93araguap  brillier*  teil  unb  flieg 
bi*  jum  Oberften  auf.  3m  Ott.  1842  nmrbe  er 
jum  JBrigabegeneral  beförbert  unb  mit  bem  Ober= 
tommanbo  im  Xiftrift  SJlebeab  in  Algerien  betraut. 
$ür  bie  Überrumpelung  ber  Smala  »bb  elsflaber* 
16.  9Jlai  1843  mürbe  er  jum  Generalleutnant  er 
nannt.  S.  übemabm  ben  iöefebl  in  ber  $rot>in) 
iSonftantine,  leitete  bie  ßrpebition  nad?  33i*tara 
unb  3iban  unb  nabm  1847  ben  ©mir  Hbb  el=Raber 
gefangen.  Gr  mar  feit  27.  Sept.  1847  ©eneral* 
gouoerneur  bon  Algerien.  1848  übergab  U.  fein 
Slmt  an  ben  ©eneral  ©aoaignac  unb  febiffte  m+ 
3.  9Rdrj  nacb  Gnglanb  ein,  loo  er  neb  bauptfdä?licb 
mit  litterar.  unb  bitter.  Stubien  befd?äftigte.  6r 
febrieb  jioei  in  ber  «Revue  des  Deux  Mondes»  er* 
fdbienene  militdr.  Stbbanblungen:  «Los  Zonaves» 
unb  «Les  Chasseurs  ä  pied»  (f eparat  jufammen 
gebrudt,  2.  Äufl.,  $ar.  1859);  ferner  oLettre  sur 
l'histoire  de  France»  (1861),  eine  f<barfe  Grmibej 
rung  auf  eine  Dom  $rinjen  Napoleon  im  Senat 
gehaltene  unb  für  bie  Orleansfcbe  Familie  ebreir 
rübrige  %Jtebe;  «Les  institutions  militaires  de  la 
France»  OBrüff.  1867);  enblid?  «Histoire  des  Prin- 
ces  de  Conde»  (2  »be.,  1869;  2.  Hu«.,  8  «be., 
1885—95;  beutfd?  Don  Singer,  18b.  1,  Söieu  1890), 
ein  $entmal  ju  (51mm  be*  0  onb<fd?en  $rinjen: 
bauje* ,  beffen  le&ter  Mbtömmling  ibn  jum  Uni* 
oerfalerben  eingefefct  batte.  3"  ber  «ßtoile  Beige» 
fmb  Don  S. 1865  unb  1866  einige  tritifebe  5)rtefe 
über  bie  $olitit  be*  Kaiferreicb*  unter  bem  «Hamen 
«Verax»  erfebienen.  9lad?  bem  äu*brud?be*2)eutfd?= 
#yranjöftfd)en  Kriege*  matt tc  ber  £>erjog  fotoobl  ber 
taiferl.  al*  ber  $roDiforifcben  ^Regierung  mebrfad> 
ba*  Verbieten,  in*  £>eer  einzutreten ,  mürbe  jebod) 
Don  beiben  Seiten  abgeroief en.  Cbfd?on  ein  m in üt e 
rielle*  9lunbfd?reiben  bie  Drlean*  am  ßintritt  in 
bie  $erfailler  flarionalberfammlung  binbern  follte, 
rourbe  SC.  bod?  im  $epart.  Dife  gerodblt  unb  trat 
19.  3>ej.  1871  nebft  bem  ^rinjen  Don  3oinoille  ein. 
91m  30.  2)ej.  1871  tourbe  ».  al*  2Jtitglieb  ber 
5ranj6fifd?en  Hlabemie  aufgenommen  unb  im  3uli 
1873  jum  «rfifibenten  be*  über  ben  ÜWarfcball  $a- 
jaine  eingefeBten  Ärieg*gericbt*  ernannt.  9lad?  93e= 
enbigung  be*  «rojefie*  (10. 2)ej.  1873)  übernabm 
et  ba*  öeneraltommanbo  be*  7.  Hrmeetorp*  (Söe- 
fancon);  1878  mürbe  er  Hrmeeinfpecteur;  feit  1880 
mar  er  ebne  attioe*  tfommanbo.  (h  mürbe  burd)  ba* 
fog.  ^rinjenbetret  Dom  25.  gebr.  1883  feiner  Stelle 
al*  TiDifton*general  entfefct,  burd)  ba*  ®efe^  Dom 
23.  3uni  1886  au*  ben  Jlrmeeliften  geftrid>en  unb 
13. 3iuli  au*  ^ranfreid?  au*gemiefen.  Änfang  3)ldrj 
1889  mürbe  ibm  bie  JRüdfebr  nad?  ftwirfretd)  ge= 


ftattet.  ».  ftarb  7.  3Hai  1897  in  feiner  SMUa  bei 
Bucco  auf  Sicilien.  3«  einem  1886  funbgegebenen 
Seftamente  madjte  «.  ba*  Sdjlofe  (Sbantiup  bem 
Institut  de  France  jum  ©efdjenl,  mit  ber  JBeftim= 
ntung,  bafe  ba*  S*lofe  mit  feinen  Äunft|d)ätien  nad) 
bem  Jobe  8.«  in  ben  «efifc  be*  3nftttut*  übergeben 
folle;  e*  »urbe  al*  Gonbe^aJtufeum  im  Jlpril  1898 
eröffnet.  Slu*  feiner  25.  -Uoo.  1844  gefdbloffenen 
@b<  mit  einer  Xodrter  be*  $rinjen  ^eopolb  doii 
Salemo,  Caroline  be  iBourbon  (geb.  26.  Mpril 
1822,  geft.  6. 3)ej.  1869),  gingen  jwei  Söbne  beroor : 
ber  $rtnj  Don  (lonU,  geb.  1845  ju  $ari*,  geft.  1866 
auf  einer  Weife  in  Spbnep,  unb  ber  öerjog  Don 
öuife,  geb.  1854  ju  Jteidenbam,  geft.  1872  in 
$ari*.  —  Sgl.  6.  Saubet,  Le  Duc  d'A.  (^Jar.  1898). 

31ume  (engl.  fpr.  abm),  glüfftgfeit*mafe,  f.  Dbm. 

Äumcrlc  (fpr.  obme*rl),  f.nlbemarle. 

Aumdnler  (frj.,  fpr.  omonleb).  f.  tllmofenier. 

Munatfitigan,  ber  Sprofter  (f.  9taa)tigall). 

A  unb  O,  f.  n  (Mftabe). 

Mune  (fpr.  obn),  ber  franj.  SRame  für  Qttt  (f.  b.). 
5>ie  miAtigfte  31.  mar  bie  $arifer  Don  5266/,  alten 
^Jarifer  Cinien  ober  l,i88*m.  9lad)  öinfübrung  be* 
SJleterfpftem*  tourbe  1812  eine  biefer  febjr  nabe 
tommenbe  Qüt  von  m  Dorldufig  geftattet  unb 
aune  usuelle  genannt,  (5nbe  1839  aber  mieber  aufecr 
(Geltung  gefe|t.  3»*  ber  bapr.  ÜHbeinpfalj  mar  biefe 
H.  bi*  (?nbe  1871  bie  gefehlicbe  6Ue.  Seit  1840 
ift  ba*  steter  (f.  b.)  ba*  alleinige  gefefclicbe  (!Uen= 
mal  gfanfreid?*.  2)ie  ^arifer  81.  fam  infolge  be* 
£)anbel*  mit  ^rantreieb  aud)  in  ber  Sd^meij  unb  an 
einigen  beutftpen  ^ildtien  in  Slnroenbung  unb  erbtelt 
bier  teilmeife  eine  geringe  ilnberung  ibrer  Sänge. 
3n  Teutf*lanb  unb  ber  beutfd)en  Sdbmetj  b'«fe 
fie  aud?  Stab.  3n  ber  Sdjweij  führte  bann  aud> 
bie  Ginbfit  be*  feit  1857  gefetilidjen  gemeinfamen 
eUenmafee*  ben  tarnen  Stab  ober  31.  unb  begjiff 
bafelbft  2  (neue)  Qütn  ober  33racbe*  ober  4  auv, 
=  l,jm,  fo  bai  fte  ber  franj.  aune  usuelle  gleidi 
mar;  in  12  jeantonen  batte  fte  burd?  beren  \Vla\\- 
(ontorbat  feit  1840  biefe  @rö6e  (in  Sujem  fd?on 
feit  1838,  in  fflaUi*  feit  1825,  in  ffiaabt  feit  1823). 
2)od?  ift  aud?  in  ber  Scbtoeij  feit  1877  im  ÜJertebr 
nur  ba*  metrifdje  Spftem  erlaubt. 

Hunet  (fpr.  oneb),  SJeonie  b\  f.  Siarb,  gwncoi*. 

Vttiti^  (fpr.  onibft  ober  onib,  lat  Alniensis  ober 
Alunensis  tractus),  Pacber,  fumpfiger  2anbftrid>  im 
9t®.  be*  2>epart.  ßbarente  *  3nfrtieure  mit  ber 
Öauptftabt  2a  9iod?elle  (f.  b.),  bie  tleinfte  ber  e be 
maligen  s$roDinjen  grantreid)*,  ju  ber  bie  3nfeln 
SRe",  DKron  unb  Slir  gebßrten.  Sie  nabm  al*  eine 
ber  erften  bie  Sieformation  an.  —  ©gl.  Slrcere  (unb 
3aillot),  Histoire  de  la  vi  He  de  La  Rochelle  et 
du  pays  d'A.  (2  93be.,  2a  SdocbeUe  1756-57). 

ittunon,  f.  ftulnop. 

tlmit  ^ubp  (fpr.  abnt  bfdmbbi),  ^feubonpm 
ber  engl.  Scbriftftellerin  Margaret  ®attp  (f.  b.). 

3lupa  ober  ßipel,  cjed?.  Oupa,  linier  Sieben* 
flufe  berGlbe  in  93öbmen,  entfpringt  am  öaupt- 
tammebe*9tiefengebtrge*  (1422  m),  auf  ber  Öftfeite 
ber  fog.  SBeifeen  SBiefe,  bilbet  einen  bielbefucbten 
Safierfall  im  SRiefengrunbe ,  fliefet  100  m  meit 
unterirbifd?  unb  bann  burd?  ben  milbromantijdKU 
9lupagrunb,  tritt,  burd?  mebrere  ®ebirg*b<5d)e 
berftdrtt,  bei£rautenau(471m)  in*  $ügellanb  unb 
ergiefet  fid?  bei  3aromierfd?  (3aromff ,  244  m)  in  bie 
eibe.  3)a*  ©aftbau*  $et»ertretfd?am  ober  ^ctjer« 
baube  (756  m)  im  Slupatbal  ift  ein  beliebter  Stanb< 
ort  für  8u*flüge  in*  «Riefengebirge.  S)a*  ZW  bet 

8* 


Digitized  by  Google 


116  Au  pave 

31.  ift  ein«  ber  fcbönften  be«  iHtefenflebirge^.  t)n  bem» 
felben  ließen  ©rofe*  unb  Klcin-31upa,  Warfcpenborf 
unb  3obanni«bab  (f. b.).  ^nt  obern  Seile  be«  2  bal i , 
im  5Hief engrunb ,  beftnbet  ftdj  ein  Ärfenit*  unb 
Kupfermerf.  Set  Sauf  ber  31.  ift  82  km  lang. 

Au  pavö  (frj.,  fpr.  o  paweb),  auf  bem  Bflafter, 
auf  ber  Strafee;  aupavä  gefegt,  au«  bem fmufe 
getrieben,  brotlos  gemadjt.  [papierc. 

Au  porteur  (frj.#  fpr.  o  portöbr),  f.$nbabcr= 

Aura  (tat.),  Suft,  öauep;  in  ber  3Jlebijm  IxanV 
hafte  Gmpfinbungen  af«  Vorboten  gewifier  Hxanl- 
beiten,  befonber«  ber  Gpilepfie  (f.  b.). 

&ura  (b.  b.  ^uftbaueb),  eine  Sodjter  be«  Titanen 
Selanto«  unb  ber  Beriboia,  eine  fcbnelle  3ägerin  unb 
Begleiterin  ber  Artemis.  Sem  Sionpfo«  gebar  fte 
3wtUinge,  würbe  bann  aber  wabnfinnig,  morbete 
unb  verehrte  ein*  ibrer  Kiubcr,  ftürjte  f»d>  in  ben 
,>lufi  Sangario«  unb  würbe  von  3eu«  in  eine  Duelle 
verwanbclt.  —  Aurae  beiden  in  ber  antifen  Kunft 
bic  al«  weiblidje  ©eftalten  mit  fegelartig  übet  bem 
Raupte  gefdnvellten  Sücpetn  bargeftelltcn  Bcrför- 
perungen  ber  milben  l'üfte. 

3turamaetbä,  f.  £>ormi$b. 

Httntnun,  ein  iyarbftofT,  ber  fich  vom  Sipbe^ 
nplmetban  ableitet,  von  ber  Babifdjen  3lnilin:  unb 
Sobafabrit  bergeftellt  wirb  unb  jum  ©clbfärbeu 
von  Baumwolle  unb  Rapier  bient. 

*turangnbäb  (engl.  Fluren  gab  ab  ober  31  u  = 
rungabab),  nacb  31urangi  eb  (f.  b.)  benannt.  1)  Gbe= 
malige  $rotuiM  in  Cftinbien  im  norbmeftl.  Selan, 
früher  3tbmabnagar  unb  Saulatabab  ge- 
nannt, bilbete  feit  1690  eine  ber  fed?«  6uba  ober 
Bicetönigrcicbe  bc«  ©rofemogul«  von  Sebli.  Sie 
enthielt  ba«  Küftengebiet  Konfan  (in  bem  Bombap 
liegt),  einen  Seil  ber  weftl.  ©bat  unb  ba«  obere  ©e= 
biet  ber  ©obawari  unb  Wabanabi  fübwärt«  bt« 
. um  Bbima,  unb  bot  ben  Wabratten  (f.  b.),  bie  fcjicr 
ibre  Heimat  baben,  viele  fefte  fünfte  unb  Sd>lupf= 
winfcl  bar.  Sa«  i'anb  tarn  1818  teil«  mittelbar, 
teil*  unmittelbar  unter  bie  i>errfdjaft  ber  Gngldnber. 
—  2)  Stobt  in  i>aibarabab,  bem  Bafallenftaate  be« 
Rifun,  biefe  früher  Kirtt  unb  erhielt  ben  beutigen 
Ronen  erft  jur  3eit,  al«  31urangfeb  Stattbaltcr 
be«  Xetan  war  unb  ftatt  3lbmabnagar  St.  jur  iHefi* 
benj  erbob.  Sie  liegt  unter  19°  54'nörbl.  Br.  unb 
75°  22'  öftl.  S.  von  ©reenmid)  am  Knotenpunftc 
vieler  £eerftrafeen  unb  an  bem  jur  ©obawari  füb= 
liep  abfliefeenben  BcrgftromeSublma,  ber  fie  pon  ber 
Borftabt  Begampura  trennt,  in  einem  mafferreieben 
Baffin.  Sie  Bcoölferung,  früber  10OO0O G.,  (1825) 
GOOOO,  betrug  1891  mit  ©arnifon  33 887 Gefertigt 
vortrcffli&e  toeibenftoffe,  ©olb*  unb  Silbcrbrofate 
unb  betreibt  ©emüfegärtnerei  unb  lebbaften  £anbel 
in  ©cijen,  Baumwolle  unb  Äurjwaren.  Bradjtvoll 
ift  ba«  ©rabgcbfiube  für  Slurangieb«  ©emablin 
JMobta  Surani,  uad>  bem  Wufter  be«  Üabfdj  (f.  b.) 
bei  31gra  erbaut.  Gtma  3  km  im  Jt  unb  910.  von 
21.  liegen  12  ardjäologifcb  intereffante  ööblentempel 
meift  bubbbiftifdjen  Urfprung«.  Ungcfdbr  22  km 
norbmeftlicb  von  31.,  ienfeit  ber  ejeftung  Saulata- 
bab  (f.  b.),  bc«  prädjtigen  ®rabmald  JlurangfcbS 
unb  ber  ©rotten  oon  Glura  (f.  b.) ,  liegt  auf  einer 
Jafelb&be  ba?  Sorf  9iaofa,  auSae^ei^net  burd) 
fein  gefunbed  jtlima  unb  beäbalb  vielfad;  befud;t. 

^lurangfcb  (b.i.  3<erbe  bti  Xbxoni),  engl.  31  u  ■ 
rungjebe,  ©ropmogul  1658—1707,  geb.  20.  C!t. 
1619,  ein  Sobn  be£  ©roBmogulS  Sd^ab^Sfcbaban, 
leiebnete  ficb  im  Kriege  feine«  Bater«  gegen  bie 
prften  uon  Bibfd?apur  unb  ©olfonba  bureb  Wut 


unb  ftrategifaV  Ginfid?t  au«  ünb  erbielt  1638  bie 
Stattbalterftbaft  be«  Selon.  Ginen  3lufftanb  ber 
Bafallen  biefe«  :Kcut*  feblug  31. 1658  energifd)  nie- 
ber.  ^aebbem  er  feine  Brüber  Sara,  Sdjubf (ba  unb 
Wurab  befiegt  unb  ben  Bater  gefangen  genommen 
batte,  beftieg  er  2.  %\x\'\  1658  ben  Sbron  $u  Sebli 
unb  nabm  ben  tarnen  31 1  a  m  g  i r  (b.  i.  Sei ter oberer) 
an.  31.  liefe  feine  Brüber  ermorben  unb  feinen  Bater 
bi«  ju  beffen  2 cd  in 3(gra  gefangen  halten.  Ginen 
feiner  Söbne,  bie  oerfud)t  batten,  mt  eine  Partei 
im  Staate  ju  machen,  liefe  er  1666  vergiften,  mdb- 
renb  ber  jmeite  nacb  Berßen  flob.  Gr  fübrte  viele 
glüdlicbe  Kriege  im  Setan  (1668),  mit  ben  BcTg-- 
ocUlem  von  Kabul  unb  Kanbabar  (1669, 1673)  unb 
ben  iHabfdjputen  (1678)  unb  erweiterte  1683—87 
bureb  völlige  Ginverleibung  ber  Bafallenftaaten  Bi« 
bfd?apur  unb  ©oltonba  fein  Seid)  febr  bebeutenb. 
31.  roieb  oon  ben  Srabitionen  ber  Wdfeigung  unb  re< 
ligiöfen  2oleranj,  bie  feine  Borgdnger,  befonber« 
Jltbar  b.  @r.  au«geseid?net  batten,  ab  unb  verfolgte 
in  fanatifd>er  Üi>«fe  bie  Jpinbu.  ^ierbureb  maaSte 
er  ftd)  bie  Waffe  ber  Bev&lterung  ;u  ^einben  unb 
arbeitete  auf  biefe  SBeife  bem  Berfall  be«  Woguh 
reid?«  vor.  31.  ftarb  1707  ju  31bmabnagar.  —  BgL 
2ane  Boole,  Aurangzib  (Crforb  1893). 

Sluranttifi*,  itonbfdbaft,  f.  ^uran. 

kJlurnntia ,  K a  i  f  e  r  g  e  l  b ,  ba«  31mmoniatfalj 
be«  öeranitrobipbenplmetban«,  ein  au«  Sipbe= 
uplamin  unb  Salpeterfdure  bargeftellter  j\arbftoff, 
ber  Seibe  unb  2Bolle  prad?tvoll  orange  fdrbt,  aber 
ivegen  feiner  nachteiligen  SSMrtung  auf  bie  £aut 
geringe  Bcrwenbujtg  finbet. 

tlurauHaceen  (Aurantiaceae),  f.  JRutaceen. 

Aurantlum,  Bflan^engattung,  ju  ber  Verne- 
ranje  unb  31pfelfine  gehören,  bie  je|t  ju  ber  ©at* 
tung  Citrus  (f.  b.)  gejogen  werben. 

Aura  popularis  dat.),  «t>aua>  ber  Bolldgunft«, 
fprichmörtlich  geworbener  31u*brud,  ber  suerft  bei 
Gicero  vorfommt. 

Slurö«,  fchlef.  Stabt,  f.  Bb.  17.  [Sporn. 

Auratae  mllltlae  e^ultea,  f.  ©olbener 

aiurätc,  bic  golbfauren  cal-.c.  f.  ©olborpbe. 

tturat)  (fpr.  ordb,  breton.  31 1  r  a  c  ),£auptftabt  be« 
Kanton«  31.  (155,99  qkm,  7  ©emeinben,  18575  6.) 
im  3(rronbiffement  ^Orient  be«  fram.  Scpart.  Won 
biban  (Bretagne)  unb  Seehafen,  auf  einem  Blatcau 
(36  m)  am  gluffe  l'od?,  ber  bie  Stabt  in  jmei  leile, 
St.  ©ilba«  (ber  banbeltreibenbe  unb  beftgebaute, 
recht«)  unb  St.  ©ou^an  (lint«) ,  teilt,  hier  ben  9ia* 
men  31.  annimmt,  bei  öoebwaffer  auch  für  gröfeere 
Seefabrjcuge  von  300  t  f «piff bar  wirb,  für  bie  Her 
ein  dufeerft  fieperer  $afcn  ift,  unb  13  km  weiter 
abwärt«  mit  einem  grofecn  Üftuarium  in  ben 
Weerbufen  Worbihan  münbet.  31.  liegt  2 km  f üböft* 
lid)  von  ber  Station  31.  ber  Linien  Banne«:£orient 
unb  St.  BrieuC'-Duiberon  ber  CrUan«babn  unb  bat 
(1896)  5193 .  al«  ©emeinbe  6466  G.,  enge,  fteile, 
gewunbene  Strafeen  unb  feböne  Bauwerf c,  von 
benen  gwei  Kirchen  in«  13.  }a\n\\  jurüdreichen, 
eine  Straf anftalt  für  grauen,  ein  £aubftummen= 
infti tut  unb  ein  Kranfenbau« ;  Küftenfcbiffabrt,  Boot» 
bau,  £cberfabritation,  grofeartige  Slufternjucbt  unb 
Seefifcheret  (Sarbellenfang)  fowic  6anbel  mit  @e* 
treibe,  Bieb,  2eber,  Butter  unb  öonig.  Bi«  Witte 
be«  17.  3abrb.  hatte  31.  einen  blübenbcn  ^anbel«: 
vertebr,  bi«  £orient  mit  feiner  ^nbifdben  Gompagnie 
bemfelben  grofecn  31bbrud>  tbat ;  bod)  würfen  bieBabn 
unbbieSampffd)iffvcrbtnbungmitBelIe'3^fn=Wer 
wieber  günftig.  1364  braite  hier  ber  Steg  be«  ©rafen 


Digitized  by  Google 


Sfurbadjer  —  Slureng*3et)b 


117 


Johann  oon  2Jlontfort  über  Karl  oon  SBloiS,  ber 
im  @ef  echte  fiel,  bie  23jdprige  Trebbe  um  bie  ©re 
tagne  jum  Abfcblup.  4  km  nörblid)  oon  A.  Sainte 
Sinne,  einer  ber  befudjteften  SöallfabrtSorte  Der 
SBretagne,  mit  f ebener  neuer  Kirdje  (Jurm  mit  Silb- 
fdule  ber  beil.  Anna)  unb  Stanbbilb  beS  ©rafen 
von  ir!\imborb. 

Jurbüro  er,  2ubw.,  Scbriftfteller,  geb.  2G.  Aug. 
1784  in  lürtheim  im  bapr.  Sd?waben,  tarn  1801 
als  Slooije  in  baS  ©enebiltinertlofter  Cttobeuren, 
fpdter  in  baS  6tift  2öiblingen,  würbe  fcauSlebrer 
unb  1800  Ikofeffor  be*  beutfdjen  Stild  unb  ber 
fiftbetif  beim  KabettenlorpS  in  daneben.  Seit 
1834  im  Wupeftanb,  ftarb  er  25.  ÜÄai  1847.  A.  oeT= 
öffentlicbte,  ium  Jeil  anonpm,  jablreicbe  Sd?rif  ten, 
bie  teils»  ber  ^Jäbagogrt  angehören,  teils  ber  beutfeben 
Spraobfunbe,  wie  fein«2ebrbud?  beS  beutfcbenStil«" 
(2.  Aufl.,  2  iübe.,  Mund».  1822)  u.  o.,  teil«  ber  ^oefie, 
j.  JB.  «2)ramat.  SJerfuebe»  (ebb.  1826),  ««Rooellen», 
«ßpriftbe  ©ebidjte».  Söebeutenber  ftnb  feine  Solle 
febriften,  bie  «Abenteuer  ber  Sieben  Sdnoaben»« 
(Statt.  1846;  poet.  ^Bearbeitung  von  Simrod  in 
benen  «beutfeben  SollSbücbern»,  ©b.  10),  bic 
«Slbenteuer  ber  Spiegelfcbroaben»  u.  a.,  bie  aueb  in 
ben  ««olfSbüdjlein»  (2  Sie.,  Wund).  1827—29 ;  Neu: 
brud  oon  6arreiter  in  JHcclamS  «Uniuerfalbiblio 
tbel»)  abgebrudt  ftnb.  «91.«"  ©efammelte  gröfeerc 
(*r,dblungen»  gab  Sarreiter  (2. AuSg.,  greib.  i.  93r. 
1 890)  berauS.  -  *Bgl.  Sarreiler,  £.  A.  («Dtüncb.  1880). 
Auröa  gemma,  f.  in tbariuS. 
Auröa  medlooritas  (lat.),  bie  golbene  SJHtte, 
golbene  iDttttelftrafee,  ©ejeiebnuna  beS  riebtiaen 
vj)tapeS  jroifcben  bem  3uoiel  unb  Zuwenig.  Gitat 
au«  £>oraj'  «Oben»  (11, 10,  s). 
ilurcl,  Ware,  röm.  Kaifer,  f.  AntoninuS. 
Aur«Ua(Civitas  Aareliani  ober  Aurelianorum), 
(at. 9lame oonDrltenS.  A.  Aquensis,  SBaben=5teben. 

Slurclianutf,  GlaubiuS  fiuciuS  SJaleriuS  To- 
imtiu*,  röm.  Kaifer,  geb.  9.  Sept.  214  in  Sirmium  in 
$annouien  als  »opn  eine«  dauern,  trat  in  eine  ber 
röm.  Segionen  unb  roufete  fieb  rafcb  emporjufebmim 
gen.  9lad>bem  er  fieb  unter  '-BalerianuS  am  iHbcin 
unb  an  ber  Sonau,  unter  ©allienuS  unb  Glau- 
biuS  (II.)  an  ber  lionau  auSgejeicbnet  batte,  warb 
er,  als  ßlaubtuS  ju  Anfang  beS  3. 270  in  Sirmium 
ftarb,  von  ber  Armee  in  ^annonien  jum  Kaifer  au*- 
erufen.  2er  injmifcben  in  Italien  »um  fiaifer  er; 
obene  QumtüluS,  be«  GlaubtuS  ©ruber,  tonnte 
fteb  niebt  bebaupten  unb  gab  fieb  felbft  ben  Job. 
So  mar  A.  AUeinberrjcber.  Gr  batte  uoeb  cor 
be«  üuintiüuS  lobe  in  SKbdtien  bie  Sutbungen  ge* 
fcfclagen;  nun  warf  er  aueb  an  ber  untern  3)onau 
bie-JBanbalen  unb  ©oten  jurüd ,  boa)  überliefe  er 
ben  (entern  bie  ^rooinj  Sacien.  2>ann  eilte  er  nacb 
Italien,  oertrieb  271  bie  Alamannen  unb  Jllarlo- 
mannenunb  begann  jur3kfeftigung9tom$  gegen  bie 
ßinfdlle  ber  ©ermanen  bie  Aufführung  ber  noeb  er= 
baltenen  mdebtiflen  Wauer,  bie  ^robu«  beenbete.  Son 
271  bi»  273  unterwarf  er  ba«  ^almprenifcbe  iHeich 
(f.  ^almpra  unb  3enobia),  barauf  bie  ilgppter,  bie 
unter  bem  ©caenlaifer  SR.  »virmu«  ben  Kampf  f ort^ 
f  ettten.  3u  Anfang  be«  %  274  ergab  fteb  ibm  X etricu«. 
ber  in  Öallien  fiep  felbftdnbig  gemaebt  batte.  2iurcb 
biefe  glüdlicben  Kriege,  bureb  Wann«)ucbt  im  Jr>eere, 
georbnete  Verwaltung  unb  babureb,  bafe  er  einer 
bureb  grofee  aRünjwrfdlfcbungen  entftanbenen 
Wunjlrifi«  energifcb  begegnete,  war  ber  iitel 
«  ©ieberberfteller  bed  Äömifeben  Slcieb« »  wobloer-- 
bient,  mit  bem  tbn  ber  Senat  begrüftte.  31.  fiel  auf 


einem  3uge  gegen  bie  Werfer  275  bei  SJojan;  al« 
Cpfer  einer  Üerfdjwörung ,  bie  fein  öebeim- 
febretber  üflneftbeu*  angeftiftet  batte. 

«nreliänn«,  ^iltpp,  SBegrünber  ber  erften 
1  Sncbbruderei  ju  v#abua. 

Vareliu^  Victor,  SertuS,  rßm.  OJefcbiebt= 
febreiber,  verfaßte  360  n.  6br.  einen  ftbvip  ber 
Kaifergefcbicbte  «De  Caesaribus»,  bie  bi«  tum  2obe 
tti  ßonftantiu«  reiebt.  §dlfeblicb  würben  tbm  juge- 
febrieben  «Liber  de  origine  gentis  Romanae»  (bg. 
von  Sepp,  ^icbftdtt  1885),  ein  2Jtad?wert  be«  5. 
ober  6.  yabrb.,  voll  oon  erbidjteten  Cuellencitaten; 
«De  viris  illustribus  urbis  Romae»,  ein  Slbrift 
ber  rßm.  ®efebiebte  bi«  auf  Sluguftu«  in  sSio- 
grapbien,  nidjt  obne5Hert  (bg.oonSrobm,  3.  Stuft, 
£pj.  1860;  oon  Keil,  $re«l.  1850  u.  1872);  enblicb 
bie  «Epitome»,  aud)  «Libellus  de  vita^t  moribus 
imperatornm  breviatus  ex  libris  Sex.  Aurelii 
Yictoris»  betitelt,  bii  gum  11.  Kapitel  oielfadb  mit 
«De  Caesaribus»  übereinftimmenb,  oon  ba  an  ein 
SluSjug  aud  anbern Cuelleruber  bis  auf  Sbeobofiu«' 
2ob  gebt.  SluSgaben  oon  öebott  (Slntwerp.  1579), 
Mrn&en  (Slmfterb.  1733),  ©runer  (Coburg  1757)  unb 
Scbröter  (2  SBbe.,  l»pj.  1829  -31);  Überlegung  oon 
Glofe  (Stuttg.  1837).  —  SJgl.  Gobn,  Quibus  ex  fon- 
tibus  Aurelii  Victoris  libri  fluxerint  (»erl.  1884). 

tturede  be  ^alabiued  (fpr.  orell  bi  palabibn), 
SouiS  ?[ean  93aptifte  b',  franj.  ®eneral,  geb.  9.  f\an. 
1804  ju  Waljieu  im  $epart.  fiojeTe,  auf  ber  M\i< 
tdrfd)ule  ju  St.  6pr  gebilbet,  trat  1824  in  bie  Armee, 
biente  1841—48  in  Slfrila  unb  mürbe  1851  2)ri- 
gabegeneral.  3m  Drienttnege  befehligte  er  bie  2.SBri' 
gäbe  ber  4.  ober  JHeferoebioifion  (^orep)  unb  ;ei*= 
nete  fid)  in  ben  Sdjlaebten  an  ber  Alma  20.  Sept. 
1854  unb  bei  Jnlerman  auS.  1855  tum  $ioifton«: 
general  ernannt,  befebligte  er  feit  1867  bie  Wilitdr^ 
bioifion  ju  Ü)teti  unb  würbe  Gnbe  1869  jur  tot* 
feroe  oertrtit.  $)eim  AuSbrucb  beS  Krieges  gegen 
$eutfd?lanb  in  ben  alrioen  Tienft  jurüdberufen, 
würbe  er  jundebft  naeb  SWarfeille  beorbert.  2 ie  $ro- 
oif orifebe  ^Regierung  ju  XourS  beauftragte  ibn  bier- 
auf  mit  bem  Oberbefehl  im  SBeften  (15.,  Iß.,  18.  Ü)ti= 
litdrbioifion),  übertrug  ibm  11.  Oft.  1870  ba«  Horn 
manbo  beS  neugebilbeten  15.  Korps  unb  14.  Oft. 
ben  Oberbefehl  über  bie  2oire=3lrmee.  Sl.  tdmpfte 
9. 9too.  glüdlicb  bei  (SoulmierS  unb  befettte  10.  s)l  oo. 
DrUanS,  baS  er  naa>  einer  SReihe  unglüdlidier  ®e= 
feebte  gegen  bie  Armee  beS  <Prinjen  tvriebrid)  Karl 
unb  bie  Iruppen  beS  ©rofebtrjogS  oon  sJ)ledlen= 
burg^Sebmerin  4.  2)ej.  rdumen  mufete.  0.  würbe 
6.  £ej.  beS  OberlommanboS  enthoben  unb 3umKom= 
manbanten  oon  (Sberbourg  ernannt,  bod)  lehnte  er 
bie  Übernahme  biefer  Stellung  ab.  9tad>  Abfcbluft 
beS  SöaffenftillftanbeS  oom  28.  $an.  1871  in  bie 
na*  iBorbeaur  berufene  Stationaloerfammlung  ge^ 
wdblt,  erllärte  er  ftd?  hier  gegen  bie  SBieberaufnabme 
beS  Kampfe«,  Wdrj  1871  ernannte  ibn  bie  neue 
Sretutiogewalt  in  $ariS  jum  Oberbefebl*baber  ber 
9lationalgarbe  beS  beinebepartementS  unb  übertrug 
ibm  balb  barauf  bie  14.  jerritortalbioinon  Oöor= 
beaur);  1873  würbe  ibm  baS  18.  Korps  unterteiltem 
%ebr  1874  trat  er  in  ben  Slubeftanb.  Seit  1876  war 
A.  lebenslängliches  Witglieb  beS  Senats;  er  ftarb 
17.2)ej.  1877  ju  SkrfailleS.  A.  fdrieb: »(  amp.igne 
de  1870 — 71;  la  premtfre  armöe  tle  la  Loire 
($ar.  1872;  beutf*  SBolfenb.  1874—75). 

•sUurcngabab,  f.  Aurangabab. 

3lurcng  ;Jctib  (fpr.  ordng  febb),  franj.  Scbvei« 
bung  be«  Samens  Aurangfeb  (f.  b.). 


Digitized  by  Google 


118 


Aureole  —  Shirtfa&er 


"Jlureolc  ((at.),  öeiligenfchein  (f.  t>.).  9.  nennt 
man  auch  bie  Meinen  Höfe  um  Sonne  unb  üRonb, 
bie  namentlich  bei  le&tenn  häufig  finb.  6iefmbbalb 
roeifc,  balb  farbifl  (mit  vorhenfdjenbem  SRot);  rot 
ift  bic  ftarbe  beS  äufeern,  violett  bie  beS  innem 
jeileS.  2)er  2>urchmener  ber  31.  ift  jiemlicb  verfcbU= 
ben,  meift  etwa  2°.  3he  21.  entftehen  burd)  Seuauna 
ber  Cid;  tftrablen  an  ben  erverdjen  bon  jarten  Söl- 
ten ober  Hebeln  in  ber  Sltmofphäre,  ähnlidj  wie  bei 
Nebel  faft  jebe  ©aSflamme  von  einem  Sicbttranj 
umgeben  ift.  95on  ber  ©rö&e  biefer  2öafferfügel= 
eben  hängt  ber  2>urdjmejfer  beS  £id?ttranjeS  ab, 
unb  man  Kit  umgetehrt  berechnet ,  bafe  bie  ©rö&c 
ber  JiügelAen  burchfdnüttlich  etwa  ein  Hunberh 
ftei  eines  SJtiQimeterS  betragen  wirb.  3e  gfö&er 
bie  Jrügeldjen  ftnb,  um  fo  Heiner  finb  bie  31. 
farbifl  unb  fdjön  auSgebilbet  erfepeinen  fie  bei 
m&aücbft  gleicher  ©röfee  unb  Serteilung  ber  Äör* 
vereben,  foult  überbeden  fid)  bie  verfdjiebenen 
färben,  unb  ber  SRing,  wirb  weife. 

5lurc£<:©cbtrge,  2)f  djebel  3lureS,  ©ebirgS: 
ftod  im  alaerifdien  3ltlaS,  füblid)  bon  SBatna. 

Slutfuä  (tat.,  «flolben») ,  altröm.  ©olbmünje,  |u* 
erft  217  v.  6hr.  mit  bemfelben  Stempel  wie  ber  tönt. 
Xenar  (f . b.)  geprägt, meSbalb  fie  au*  bie  93ejeidmung 
denarias  aureus  trägt.  35ie  2Jiüme  mar  von  ganj 
feinem  ©olbe,  benn  ber  Sfrupel  ©olbeS  rourbe  ju 
20  Sefterjen,  mithin  ju  bem  17  J/t  fachen  üJtünjwerte 
beS  Silber*  ausgeprägt.  T  ic  Herftellung  beS  31. 
mürbe  aber  unterbrochen;  erft  Sulla,  sJJompejuS  unb 
tfäfar  begannen  wieber  ©olbmünjen  ju  fdjlagen. 
GäfarS  31.  galt  100  Sefter  jen ;  fein  Normalgewidjt  be^ 
trug  8,i8« g.  häufiger  mürbe  bet  31.  in  ber  flaifeneit 
geprägt,  Ivo  er  ieboch  immer  mehr  an  ©etvicht  verlor. 
Später  »urbe  ber  31.  als  SolibuS  (f.  b.)  bejeidjnet. 

Auröus  moni,  r  öm.  Name  von  Semenbria  (f .  b.). 

Slurtdj.  1)  ^cflicrunqöbejirf  ber  preufi.  Ure- 
vin§  Hannover,  norbmefthdjfter  Seil  'ißreufeenS  unb 
Dcutf cblanbS ,  umfaßt  baS  ehemalige  Sürftentum 
DftfrieSlanb,  baS  Harlingerlanb  unb  baS  yabege 
biet,  ivirb  begrenzt  vom  ©rofeberjogtum  Dlbenburg 
(Dften),  ben  Nieberlanben,  bem  Wollart  (Sßeften)  unb 
Der  Norbfec  (Norben),  ift  meift  glacfclanb  mit  ÜDlarfd?, 
©eeft,  OToor,  mit  ftlüfien  (6m*,  üeba)  unb  fd)iffba= 
ren  Kanälen,  bef  onberS  ausgezeichnet  burd)  fianbbau, 
SJiebjucbt,  Schiffahrt,  Hanbel  unb  hat  3107,u  qkm, 
(1895)  228040  (113044  männl.,  114996  meibl.)  <?., 
7  Stäbte  mit  48,ie  qkm  unb  63827  (33 191  männl., 
30636  weibl.)  6.,  314  fianbgemeinben  unb  22  @uts= 
beurfe  mit  3059,15 qkm  unb  164213  (79853  männl., 
84360  meibl.)  G.,  fem«  35911  betoohnte  ©ebäube, 
48650  Haushaltungen  ( einfchliefelich  975  einjelne 
männl.,  2742  einjelne  weibl.  ^erfonen)  unb  257 
3lnftalten.  5)em  NeligionSbetenntniS  nach  waren 
214954  Gvangelifchc,  7873  Äatholilen,  2438  am 
bere  Gbriften  unb  2719  Israeliten.  1900  würben 
239962  6.  gejählt. 

25er  NegicrungSbejirt  jerfällt  in  f olgenbe  Äreife: 


Greife 


qkm 


Cfinro.l  {Mn<  Ratljo»  3*rae- 
1895  flclü*f  ÜIrn  litrn 


Sin». 
1900 


Korben    .  .  .  .  394,77  34  574  33477  357  391  35  36G 

(tmbrn.  €tabttr.  |  11,96  144H5  19710  885  796  164S3 

«mbrn,  fianMr.  .  353,39  18969  18563  130  105  20119 

fBittmunb  .  .  .   739,49  51959  48993  2165  388  55443 

«uri*                  629,98  37649  36671  386  439  39  202 

Em                     687,60  50313  45446  3593  365  52863 

(Bffnrr   ....  ;  290,22j20098  19094  357  319  [20523 

über  bie  NeichStagSmahltreife  bcS  Megierung§j 
bejirlS  31.  f.  Hannover  (^rovinj). 


2)  Srciö  im  9ieg.'$ej.  31.  (f.  vorftebenbe  Za- 
beUe).  —  3)  $atiptftabt  be*  9teg.s$ej.  31.,  20  km 
füblich  von  ber  Slorbfeefüfte  unb  22  km  norbweftlicb 
von  ber  nieberlänb.  ©renjo, 
in  6  m  Höbe,  an  bem  fd)i|> 
baren  (hnS-^abe^anal  unb 
ber  Nebenlinie  @eorgSbeil<3l. 
(10,50  km)  ber  $reuf$.  Staat«-* 
bahnen,  Sift  ber  lönigl.  5Re^ 
gierung,  bed  SanbrateamteS, 
eineSyanbgeridjtS(Cberlanbee= 
geridjt  Gelle)  mit  9  3lmtSgc= 
richten  (31.,  S&erum,  Gmben, 
6fen8,  £eer,  Horben,  SBeener,  SBilhelmebaoen, 
SBittmunb),  3lmtSgerid)tS,  Steueramtee  jmetter 
Klaffe,  ÄatafteramteS,  SejirtSlommanbog,  ber  Oft- 
friefifchen  Sanbfdjaft  unb  einer  SanbeSbauinfpehion, 
hat  (1895)  5899  6.,  barunter  318  ffathotiten  unb 
394  Israeliten,  (1900)  6013  6.,  in  ©arnifon  bad 
3.  Söataillon  bcS  3nfonterieregimeutS  Henog  5rieb* 
rieh  ©ilhelm  von  Sraunfdjweig  (Cftfrief.)  «Rr.  78, 
5ßoftamt  erfter  Älaffe,  luth.Hirdje  St.  Sdambcrti  ( 1830 
neu  gebaut), mit  gefchmfttem3lltarbilbbe$  15.^abrb. 
auS  bem  ©ifternenfertloftcr  ^hlom,  reform.,  fatb. 
«irdje,  sJ)lethobiftenlapeUe,  Spnagoge,  altes  fürftl. 
Schloß  (1852  umgebaut),  Ü)lauf  oleum  für  bie  oftfrief. 
dürften  unb  Staatsarchiv,  ferner  beftehen  ein 
lönigl.  ©vmnafium,  Schullehrerfeminar  mit  ^räpa 
ranbenanftalt,  höh*«  ÜDläbdjen;,  ftäbtifebe,  fatb.  unb 
iSrael.  SolfSfdJule,  mehrere  öffentlidje  Söibliotbcten, 
5)amenftift  (Setheftift),  Slrmen;,  Äranlen^,  Sir* 
beitShauS,  Sd)lad)thauS,  oftfrief.  Sparlafie,  3lmt«:, 
ftäbtifche  Sparlafie,  oftfrief.  ^mmobiliar-  unb  Sieb 
verfidjerungSanftalten ,  SRüblenbranbfocietät,  8  be* 
beutenbe  ^ferbe--,  6  SBieh;  unb  Ärammärfte,  ©enait- 
lörung  unb  =aJiarft.  3n  ber  Nähe  (3  km  von  31.) 
befinbet  ftch  ber  UpftallSbom  (b.  h-  ObergericbtS- 
baum),  ein  Hügel,  tvo  bis  8um  14.  ,\ahvt\  bte  2arib- 
tage  ber  7  fnef.  Seelanbc  ftattfanben.  —  SJgl. 
Siarba,  Srucbftüde  jur  ©cfdjidjte  unb  Sopograpbie 
ber  Stabt  31.  (ßmben  1835). 

"Jlurirfial c\ t,  ein  fehr  felteneS  SDUneral  von £of; 
teaSl  im  Ural,  perlmutterglän»enbe  unb  fpangrüne 
nabeiförmige  Hrpftalle,  bie  nad)  einer  Slnalvfe  eine 
wafferhaltige  (10  jBroj.)  Serbinbung  von  Äohlen-- 
fäure  (16  $roa.),  3inlorpb  (46  $roj.)  unb  Äupfcr= 
orvb  (28  ^koj.)  barftellen ,  »aS  man  burd)  bie  gor* 
mel  2RC0,  +3R[0H],  auSbrftden  lönnte,  worin 
R—Cu  unb  Zn,  im  Verhältnis  von  2:3.  3n  Salj= 
fäure  ift  ber  31.  mit  Traufen  leolich. 
Aurichaloum  (lat.-grch.),  Reifing- 
Aaxioül»  dat. ),  bie  Ohrmufchel  (f.  ©ehör). 
31  u  r  i  f  ä  b  c  r ,  (atiniftert  auS©olbfd)mieb,  Name 
mehrerer  Theologen.  Johann  21.,  geb.  1519  ju 
SBeimar  ober  in  ber  ©raff  cbaft  3JlanSfelb,  ftubierte 
1537—40  ju  Wittenberg  Rheologie,  war  1540—44 
Grjiebcr  ber  jungen  ©rafen  von  SJtanSfelb,  lehrte 
1545  nach  Wittenberg  jurüd,  war  bort  t'utherS  jja- 
muluS,  begleitete  ihn  auf  ber  lohten  Steife  nach 
leben  unb  war  bei  feinem  Jobe  jugegen.  3w  Sct»mal= 
lalbifchen  Ärieg  rurfächf.<5e^brebiger,  warb  31.1551 
Hofprebiger  in  ©eimar,  aber  als  Slnhänger  beS  ^Ia- 
ciuS  1561  feines 3lmteS  entfefet.  (h  fanbSuflucht  bei 
ben  ©rafen  von  3JtanSfelb  m  ©Sieben  unb  marb 
1566  Pfarrer  ju  Grfurt,  wo  er  18. 5Rov.  1575  als 
^rimartuSftarb.  31.  leitete  bie  grofie3enaer3luSgabe 
von  SutherS  ©erlen  (1555—58)  unb  gab  1564—65 
ungebrudte  beutfehe  Sdjriften  (2  *8be.),  1556  unb 
1565  Briefe  (2  SBbe.)  unb  1566  ((üSleben)  bie  «Sifd;= 


Digitized  by  Google 


Auriflamma  —  Sluripigment 


119 


reben»  Sutber*  b«au*.  —  Gin  jweiter  3  o  bann  3t., 
geb.  30.  San.  1517  ju  93re*lau,  ftubterte  feit  1534 
in  3Bittenberg,  würbe  biet  1538  5)ocent  in  ber 
pbilof.  gaiultät  unb  1550  Pfarrer  unb  ^rofefior 
ber  Sbeologie  in  SRoftod.  Söenig  erfolgreidj  war 
feine  Jbätigfeit  in  flönig*berg,  wobin  2t.  1554  iut 
Beilegung  ber  Dftanbrtftifcben  Streitigteiten  (f. 
Cfianber)  berufen  warb.  1567  würbe  er  Pfarrer 
an  6t.  Glifabetb  unb  Jnfpettor  ber  Äirdjen  unb 
Sdjulen  in  Sreälau  unb  ftarb  19.  Ott.  1568.  «Die 
alte  medlcub.  ftircbenorbnung  ftammt  »on  ibm. 
Auriflamma,  f.  Oriflamme. 
Aung-a  dat.,  «9Bagenlenter»,  « ^ubrtnann »), 
Sternbilb,  f.  ftubrmann  unb  Joeniodjo*  fowie  bie 
Sternlarte  be*  nörblidjen  .frimmel*,  beim 
2lrtifcl  Sternfarten. 

ituriqnt)  (fpr.  orinjib),  franj.  9iame  ber  ^nfel 
SKternep  (f.  b.). 

-Jturif cl  (Primula  auricula  L),  beliebte  peren 
nierenbe  ©artenblume  (f.  Jafel:  %x\ mulin en, 
r  g.  1).  Tie  Stammpflanjc  finbet  fia)  auf  ben  beut: 
djcn  $oralpen  unb  über  ba*  ganje  fübl.  Guropa 
bi*  jum  Orient  milb  unb  ift  an  ibren  hirjen, 
etrca*  biden,  beftäubten,  fpatelförmigen,  grau^ 
lieben  Slättern  ju  erlernten,  jwifdjen  benen  ber 
Scbaft  mit  einem  Souquet  au*  6—7  tun  geftielten, 
gelben,  angenebm  buftcnben  93lumen  fiep  erbebt. 
Cb  bie  jablreicben  ©artcnoarietdten  nur  oon  tiefet 
Jtrt  ober  nod;  von  anbern  abjtammen,  ift  ungewiß. 
2lm  frübeften  würben  21.  in  Gnglanb  tultimert;  im 
17.  3abrb.  fam  biefe  Kultur  nach,  öollanb  hinüber. 
sJJlan  unterf&cibet  vier  nacb  ber  Q3lütenfdrbung 
getrennte  Älaffen  x>on  21.  $>ie  3ufammenftcllung 
prächtiger  färben  ift  eine  reidje  unb  fcb&ne.  3)ie 
:'[.  blfipt  im  Stpril  unb  37tai,  oft  aud)  im  $erbft 
»um  jweitenmal.  2>ieftultur  ift  jiemlicb  einfad) ; 
am  beften  gebeibt  bie  2t.  in  einem  etwa*  febweren, 
babei  burcblaffenben  frifeben,  nidjt  feuebten  Soben 
in  balbfdjattiger,  bod)  luftiger  unb  von  oben  freier 
l'age,  in  ber  fte  gegen  beiße  Sonne  gefdjüjjt  ift  unb 
nur  etwa  3 — i  Stunben  v3Jtorgenf onne  bat.  §n  fan= 
bigem  trodnem  SJoben  (ann  bie  St.  niebt  tulrioiert 
werben.  2)er  SJoben  barf  teinen  tierifeben  Jünger 
entbalten,  fonbern  wirb  beffer  mit  guter  Sauberbe 
gemifd>t.  Segen  §roft  ift  bie  8t.  faft  gar  nidjt 
empftnblid),  befto  mebr  gegen  bäufigen  SBecbfel 
oon  Jroft  unb  Sauwetter,  beifie,  trodneSuft,  am 
bauernben  SRcgen  im  ^übiapre.  ÜJtan  üermebrt 
bie  3t.  burd)  Seilung  ber  Stöde  unb  abgelöfte 
junge  triebe  be*  SBurjelftod*  im  J&erbft  naeb  ber 
Samenreife,  ober  bura?  Samen,  boeb  blüben  bie 
aus  biefen  erjogenen  ^flanjen  feiten  *or  bem 
3.  ober  4.  3abre. 

•Jhtrifulnr  (oom  (at.  auris,  ba*  Cbr),  auf  ba* 
Cbr  bejüglid»,  ba*  Cbr  betreffenb.  2luritular  = 
lonfeflion,  bie  Obwnbeicbte. 

SlurtUnc  (fpr.  orijdd).  1)  Vrronbiffement  im 
franj.  $epart.  Genial,  bat  1942,3»  gkm,  (1896) 
91076  G.,  95  ©emeinben  unb  jerfällt  m  bie  8  Äan= 
tone:  2t.--9lorb,  St.^Sub,  Saroquebrou,  3Raur#, 
^Dlontfalop,  6t.  Gernin,  6t.  SWamet^la-Salüetat, 
2Jic  =  fur:6ere.  —  2)  $auprftabt  be*  franj.  $epart. 
Gantal  unb  bedltrronbiffementd  21.,  in  ber  2tuoergne 
am  Aiinc  be*  Gantal,  reebtä  oon  ber  Sorbonne,  an 
ber  vi  nie  Gapbenac=2trt)ant  ber  Crleanöbabn,  ift 
6i>  eine«  feanbeBgeridjt*  unb  bc«  Stabe*  ber 
50.  3nfanteriebrigabe,  bat  (1896)  13531,  al*  ©c= 
meinbe  16886  G\,  in  ©arnifon  baS  139.  Infanterie» 
regiment.  Jemer  bat  21.  ftommunalcolUge,  Normal: 


fd;ule,  Saubftummeninftitut,  mineralog.  i'hp'cum, 
Sibliotbet  (18000  Sänbe);  2)entmal  be*  ©eneral* 
Seijon*  (1775—1812),  ein  uon  2)abib  b'2lnger« 
(1851)  mobellierte*  jBronjeftanbbilb  be§  bicr  gebore: 
nen  Zapfte*  6plr>efter  II.  (©erbert).  93efonberS  be^ 
mertendwert  ftnb  neben  mebrern  ©ebäuben  au* 
bem  13.  bi*  16.  3abrb.  bie  tftrdjen:  6t.  ©eraub 
(15. 3obrb  )/  beren  Jurm  unb  Scbiff  erneuert  ftnb; 
ferner  91otre=3)ame*be*=5Reige* ,  ebemal*  flirdje  be* 
Älofter*  ber  Gorbelier*  (13.  ober  14.  fjabrb.)  mit 
neuerm  ©lodenturm  im  9lenaiffanccftil.  S)ie  3n« 
buftrie  erftredt  fub  auf  Seim-,  Scbotolaben^,  Jievjen-, 
Rapier-,  Sapeten^,  2eber;,  .ftaarfiebs.  Spieen:  unb 
5Hafcfcfabritation,  ber  ßanbel  auf  $ferbe,  OTauU 
efel,  Stinboieb,  Ääfe  unb  fiupfergefcbtrr.  J)ie  6tabt 
bat  jwei  eifenpaltige  SDlineralquellen.  —  2t.  madjtc 
einft  ber  Stabt  St.  ^lour  ben  JRang  ber  f>aupt-- 
ftabt  won  Stuuergne  ftreitig,  batte  ben  Sitel  einer 
©raffebaft  unb  ftanb  unter  bem  2tbt  ber  vom 
beil.  ©eralbu*  884  gegrünbeten  33enebiltinerabtet 
2turiliacu*  (ober  St.  ©trolbi). 

2turm,  C„H1408,  ein  ju  ben  Irtpbenplmetbaiu 
farbftoffen  (f.  b.)  gebörenber  garbftoff ,  ber  burdb 
Ginwirtungoon  Cralfäure  unb  tonjentrierter  Scbwe= 
felfdure  auf  Ebenol  gewonnen  wirb  unb  bauptfdaV 
Iid;  jur  öerftellung  gelber  Spritlade  bient.  55a* 
2t.  untertreibet  ftd)  feiner  d)em.  Konftitution  nad) 
t>om  ^ararofanilin  nur  baburä>,  bab  e*  ftatt  ber 
3tmibogmppen  fe^brorplgruppen  entbäit,  unb  tann 
aueb  au*  ^ararofanilin  burd)  falpetrige  Säure 
unb  3erfefeen  ber  entftanbenen  Siajooerbinbung 
bargcftellt  werben.  G*  ift  ba*  innere  2tnbbbrib  be* 
Sriorptripbenplcarbinol*  unb  gebt  bureb  ^tebultion 
in  farblofe*  fieutaurin  ober  Sriorptripbenplmetban, 
CitH„Os,über,  ba*  burcbCrpbation*mittel  wieber 
unter  Südbilbung  be*  21.  gefärbt  wirb: 


p^CeH,  OH 


HOC8H4« 
H0C4H4- 


HO  •  C,H4  srs£ 
»urin. 

©an}  ebenfo  verbdlt  fid)  bie  SÄof  olfäure,  ba* 
3netbplberioat  be*  2t.,  bie  ihrer  ftonftitutton  nad> 
bem  «Hofanilin  (f.  b.)  entfpridjt  unb  au*  biefem  bar« 
gefteüt  werben  lann. 

HO  •  CTtL^  r^C,H3(CH3)^, 

£Ho(olf5urr. 

'Muripigmcnt,  Operment,  9iauf<bgelb, 
ein  IDlineral,  ba*  au*  61  ^roj.  2lrfen  unb  39  "Jko3. 
Sdjwefel  beftebt  unb  feiten  in  rbombifdjen  flrpftallen, 
gewöbnlid)  in  lrpftallinifd)-berben  unb  blätterigen, 
na<b  einer  SRicbtung  febr  volltommen  fpaltbaren 
Mafien  mit  traubiger  ober  gefl offener  Cberfläcbc 
üortommt.  G*  ift  burdjfdjeinenb,  fett«  bi*  biamant» 
glänjenb  unb  citronengelb,  mit  einem  Stidj  in* 
©rüne.  Sein  fpec.  ©ewid>t  ift  3,4«,  unb  feine  feärte 
geringer  al*  bie  be*  ©ipfe*.  G*  tommt  oorjüglid) 
in  Ungarn  üor  (Jajowa,  Slcufobl),  in  ber  Söaladjei, 
ju  2tnbrea*berg  im  $arj.  G*  lann  aud>  leidjt  lünft« 
Heb,  fowobl  auf  naffem  al*  trodnem  2Bege,  bar< 
gcfteUt  werben.  (S.  Strfentrifulfib.)  G*  bient  al« 
gelbe  Malerfarbe  ÄBnig*gelb)  unb  al*  ein  $e** 
ornbation*mittel  be*  ^nbtgo*  beim  33laufärben.  3« 
bobem  ©rabe  giftig  ift  e«  nur  bann,  wenn  e*  ein« 


Digitized  by  Google 


120 


Auris  —  ShiSbeutemMtjcn 


gemengte  arfenige  Sdure  enthält,  roa«  mit  bem 
tünftlid)  bereiteten  oft  ber  gall  ift. 
Anrii  (tat.),  ba«  Dbr. 

Auri  saora  fames  (tat.),  « fludjroürbiger 
£ungernad?@olb»,  (Sitat  au«  Birgit«  «Sinei«»  (3,6-). 
'31 11  r t    unb  iluroöcrbinbungcn ,  bie  bem 

©olborpb  unb  ©olborpbul  entfpreajenben  Berbin= 
bungen.  Aurid?lorib  j.  93.  ift  ©olbdjlorib,  Auf!,, 
Aurod)Iorito  ©olbdjlorür,  AuCl. 

Auro-Kallum  oyanatum,  f  obiel  roieflalium: 
golbcpanib,  f.  ©olbcpanibe. 

Auro- Natrium  chloratum,  fobiel  rote 
SRatriumgolbcblorib,  \.  ©olbdjloribe. 

iluroiiio ,  ©emeinbe  in  ber  ital.  ^robin*  Sei' 
luno,  au«  neun  Drtfdjaften  beftefyenb,  öauptort 
be«  $i|tritt«  8.  (19539  G.J  foroie  be«  bon  einem 
3uflufe  ber  $iaoe  burcbfloffenen  Balle  b'Anfiei  in 
ben  Gaborifcben  ( Dolomit  =)  Alpen,  bat  (1881) 
4130  <§.  (meift  Bergarbeiter),  roobon  2937  auf  ben 
?Dot?npla&  Billagranbe  tommen;  nahebei  SBlei-  unb 
©almeigruben  foroie  ber  grofee  gicbtenroalb  San 
9Jtarco,_ber  borjüglid?e«  Scbiffbaubolj  liefert. 

*M  u  t  ö  r  a ,  röm.9iame  ber  SWorgenröte,  f  .60«.  über 
bie  Aurora  austrälis  unb  Aurora  bore&lis  f.  %olax 
liebt.  -  A.  ift  aud)  ber  9iame  be«  94.  Afteroiben. 

Aurora,  9lame  mebrerer  Drte  in  ben  Bereinigten 
Staaten  von  Omenta,  unter  anbem: 

1)  51 .  im  ©ountb  Kane  in  3Uinoi«,  am  tjor-SRioer, 
64  km  roeftfübroeftlid)  von  gbjeago,  flnotenpuntt 
mebrerer  Bapnen,  bat  (1890)  19688  6.,  barunter 
viele  Seutfdje,  Gifenbabnroerlftdtten  (700  Arbeiter), 
berf d?iebene  anbere  Jnbuftrie  unb  lebhaften  £anbel. 

2)  A.  im  ßountp  Searborn  in  ^nbiana,  42  km 
unterbalb  ßincinnati  am  Cbio,  tiat  3929  (*.,  Brem 
nercien,_eine  Brauerei  unb  anbere  ^nbuftrie. 

"ilurorafaltcr,  f.  Sei&linge  unb  bie  Jafel: 
Sd>metterlinge  I,  Jig.  14. 

Slurora  ^nfcln,  Seile  ber  fpdter  al«  9leu= 
Drtnep^nfeln  (f.  b.)  bezeichneten  antarttiidjen  >. 
fein  füblicb  bon  Sübamerita,  1762  bon  bem  fpan. 
Sdnff  «Aurora»  gefeben  unb  1794  bon  bem  fpan. 
Schiff  «Attebiba»  eigen*  aufgefudjt  unb  beftimmt. 

Aurora  müsis  amica,  «bie  Morgenröte  ift 
ben  stufen  bolb»,  lat.  Sprichwort,  ba«  unferm 
«SDtorgenftunbe  bat  ©olb  im  9Jlunbe»  entfpridjt. 

Muroraöl,  Betrolin,  engl.  Safety  oil,  aud) 
Liquid  gas,  Danforth's  oil  unb  Americau  safety 
gas ,  bie  flücbtigften  5  eile  be«  Betr  oleum«,  bie  bei 
ber  SRettifitation  be«  Betroleum«  al«  erfter  Anteil 
be«  5)eftillat«  etbalten  roerben.  3)iefelben  ftnb  im 
böd?ften  ©rabe  feuergefäbrlid);  ibr  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  fid?  bilbenber  3)ampf  erplobiert,  mit 
£uft  gemifdjt,  geroaltfam;  man  bat  fie  jum  Eai 
burieren  (f.  b.)  be«  2eud>tgafe«  benufct. 

Aurum  (lat.),  ba«  ©olb;  A.  chloratum,  aud; 
A.  hydrochlorätum.  A.  hydrochlorlcum,  A.  muria- 
tlcum,  ©olbdjlorib;  A.  chloratum  (muriaticumi 
natronätum,  ßblorgolbnatrium;  A.  eyanätum, 
©olbepanür;  A.  foliütum,  ba«  Blattgolb;  A.  ful- 
mlnans,  ba«  Änallgolb;  A.  graphlcum,  Sd?rifterj; 
A.  mosalcum  ober  A.  musivum,  9Jtufibgolb;  A. 
paradoxum,  ba«  Tellur;  A.  pigmentum,  Auripig- 
ment;  A.  potabile,  Srintgolb  (i.  Alchimie);  A. 
stanno-praeeipitatum,  ©olbpurpur. 

Hutunaabab,  f.  Slurangabab. 

»urunpebe  (fpr.  dbröngfeb),  f.  2hirangfeb. 

Jlurunrcr,  f.  'Jluioner. 

A.  u.  %.,  2lbfürjuna  für  Actum  ut  supra  (i.b.). 
3lu*onrtt)ortuiifl,  f.  Ablieferung. 


2(ue*artuttg ,  Entartung,  Surüdartung, 
SHüdfcblag,  aud?  2ltaoi*mu^,  ber  9lüdfall  ber 
3lbart  (f.  Abarten)  ju  ber  urfprunglidjen  fjorm, 
roomit  bei  ben  fiulturpflanjen  unb  -üieren  bie  Ab* 
nabme  ibrer  erft  ange^üobteten  Gigenfdjaften  ber= 
bunben  ift.  (o.  (Srblidjteit.)  Siefer  Slüdfdjlag  tritt 
um  fo  leid)ter  ein,  roenn  bie  Abart  nitbt  eine  burd) 
längere  3fld>tung  binldnglicb  befeftigte  roav,  unb 
roenn  in  ben  fpdtern  ©enerationen  bie  äufsevn  Be= 
bingungen,  beren  $oIge  bie  ^arietätenbilbuug  ge= 
roefen  roar,  ganj  ober  teilroeife  in  Söegfaü  tarnen. 
6ine  mertroürbige  6rfd>einung  bierbei  ift  t%,  baB 
}uroeilen  bei  'tBfünijen  unter  ganj  reinem  Samen 
einer  Abart  einige  Börner  bte  urfprünglidje  Art 
roieber  berborbringen,  rodbrenb  bie  übrigen  bie  ge= 
roünfdjte  Abart  geben,  toai  befonbere  am  Samen 
gefüllter  Blumen  beobaebtet  roirb.  —  i>gl.  Jtobl= 
brugge,  $er  Atabi*mu#  (Utredjt  1897). 

9(ue<atmcn,  f.  Atmung. 

illutfbau,  in  ber  Bautunft  bie  ©efamtbeit 
oon  Arbeiten,  bie  jur  Bollenbung  eine«  im  Auf= 
bau  (f.  b.)  fertig  geftcllten  ©ebfiube*  geboren,  roie 
bie  JtfaMer-,  Sd)loffcr=,  ©lafcr=,  Japejier=  unb  an* 
bere  A!rbeiten.  ^er  A.  foll  erft  beginnen,  roenn  ber 
Aufbau  völlig  uollenbet  unb  au^getrodnet  i|t,  na- 
mentlicb  foll  t>ai  fönfeften  ber  !tbürcn  unb  ^enfter 
möglid;ft  fpdt  gefdbeben,  bamit  ber  trodnenbe  i'uri ■ 
jug  bem  ^aufe  erbalten  bleibt,  ei  fei  benn,  bafc 
man  eine  tünftlicbe  Audtrodnung  in  Anroenbung 
brdd)te  (bureb  ^otdöfen,  Briquettfeuerung  u.  bgl.). 
S)er  A.  bat  fpftematifd?  fo  )u  erfolgen,  baB  bie 
dtdume,  roeldje  bon  ben  2Bcrtleuten  am  meiften  bt* 
treten  roerben  müffen,  juleftt  fertig  roerben  (j.  B. 
bie  treppen).  3Han  beginnt  mit  bem  Abpu^  (f.  b.) 
unb  beu  Stuccaturarbeiten  (f.  b.)  bon  ben  ober» 
Stodroerten  nad?  unten  f ortfdjreitenb ,  Idftt  bann 
Stod  für  Stod  bie  3<nft«  einfetten,  bie  Sielen 
legen,  bie  i  in; reu  fertig  ftetlen.  9ldd)bem  bem  Bau 
abermals*  3«t  jum  Iwdnen  gelaffen  ift,  beginnt 
ba«  SWalen  ber  3)eden,  ber  Auftrieb  (f.  b.)  ber 
Jöoljteile  unb  baö  Japejiercn  ber  2Bdnbe.  2Bdb= 
renb  biefer  Arbeiten  ftnb  bie  Aborte  (f.  b.)  ange 
legt,  jule&t  bie  Sreppen  (f.  b.)  in  fertigen  Stano 
gebracht  unb  bie  Borräumc  mit  gufebobenplattcu  be^ 
legt.  !^a*  Se^en  ber  Cfen,  Strciden  ober  Bobnen 
ber  tyufcböben,  einlegen  ber  ©a^robre  u.  f.  ro.  t?oll 
enbet  beu  A.  —  Bgl.  Borftell,  Ser  innere  A.  bon 
Sobngebdube:  i ;  unter  Leitung  bon  3  trad  unb£>it(ig 
bearbeitet  (14$efte,  Berl.  1855—62);  G.SArcatlo, 
5)er  innere  A.  bon  ^Jrioat=  unb  öffentlichen  ©ebäu- 
ben  (2.  Aufl.,  3  Bbe.,  ÄarUr.  1882—87);  Wremer 
unb  ffiolffenftcin,  25er  innere  A.  (Berl.  1886  fg.). 

Über  A.  in  ber  fianbroirtfdjaft  f.  Abbau  unb 
Borrocrl;  über  A.  im  Bergbau  f.  b. 

Slucbciftctt,  im  Bergroefen,  f.  Gnlagcrftdtten. 

"Hut beute,  gleicfobebeutenb  mit  (STtrag  an  im- 
mittelbaren (jrjeugnifjen  einer  Stoffprobuttion;  be-- 
jeiebnet  bei  bergmdnnifdjen  llnternebmungen  ben 
naa>  Abjug  ber  Betrieb«:  unb  ©eneraltoften  bon 
einem  ©rubenbetriebe  berbleibenben  ©eroinn,  ber 
unter  bie  $eilbaber  bee  Unternehmen«  (bier  bie 
Befitier  bon  Äuren  ober  Äuranteilen  einer  ©eroert 
fcfaaft)  jur  Bcrteilung  gebraaM  roirb. 

■Jluct'cutcutünjcn,  ©olbftüde  unb  Scbaumün? 
jen,  bie  ju  Gb.ren  uon  ©ruben  au«  Anlafe  ibrer 
erjten  ober  einer  befouber«  ftarten  Ausbeute  ges 
prdgt  fmb.  Sieben  einer  barauf  bejüglidjen  Auf: 
febnft  jeigen  fie  bielfad?  aud)  bie  bilblidje  Sar- 
ftellung  be«  betreffenben  Bergroerte«,  fo  bie  Au«= 


Digitized  by  Google 


SdwWafen  bc3  JDampffeffeÖ  —  Stu$bef)nung 


121 


beutetbaler  von  Silbergruben  be*  Oberba^e*  au* 
ber  5Regierung*jeit  Äarl*  von  93raunfd)weig4'üne 
bura  (1735—80).  3«  s^reufeen  tmirben  X\)akt  mit 
ber  Auffdjrift  aSegen  be*  9)tan*felber  ©ergbaue*» 
geprägt ,  in  Hannover  folcbe  mit  ber  Auffcbrift 
«iBergfegen  be*  £>arje*»,  in  Sadjfen  foldbc  mit 
einem  von  jwei  ^Bergleuten  gehaltenen  Sappen  unb 
ber  Auffcbrift  «Segen  be*  Söergbaue*». 

«ndblafrtt  M  Sambffeffeltl  ober  3Ibbla^ 
ich,  ©erfahren,  bei  bem  burd)  Cffnen  be*  Sibla&- 
babn*  (f.  b.)  ein  2eil  be*  Äeffelwaff  er*  entfernt  wirb, 
um  ben  bureb  ba*  Speifewaffer  abgefegten  Sdjlamm 
unb  lodern  Äeffelftein  fowie  (bei  Scbiff*teffeln)  ben 
burd)  bie  SBerbampfung  von  Seewaffer  tonjentrier- 
ten  Salzgehalt  ju  befeitigen ,  wobei  burd;  bie  unter 
nod>  vorbanbenem  35ampfbrud  entftehenben  lebhaf- 
ten Strömungen  bie  Ablagerungen  mit  fortgerijfeu 
werben;  aud)  ba*  vollftänbige  Entleeren  tec-  Äeffcl* 
jum  3»ed  «in«*  grünblidjcn  Steinigung,  ba*  ent= 
rveber  gleicbfall*  burd)  ipäbne  ober  Ventile  ober 
bureb  au  leidjt  jugänglid?en  Stellen  eingetriebene 
3apfen  gefdnebt.  Gnbhd)  nennt  man  jumeilen  Au*: 
Hafen,  gewöhnlicher  jeboeb  91  b  b  I  a  f  e  n,  ba*  bei  über= 
mäßigem  Sampfbrud  burd;  Cffnen  ber  Sicherheits- 
ventile erfolgenbe  Gntweicben  von  Äeffclbampf. 

«utfblüricn,  f.  Au*Wittern. 

SluSbreitmaicbinc,  <Brett&alter,  in  ber  Ap- 
pretur häufig  verwenbete  meeban.  Ginrichtung,  um 
(Gewebe  vor  bem  Gintritt  in  bie  Appreturmafcbine 

SJrodenmafdjine,  Scbermafdjine,  Äalanber  u.  f. w., 
.  Appretur)  ber  breite. nacb  au*jubehnen  unb  ba- 
>ei  etwa  vorbanbene  2äng*faltungen  ui  entfernen 
ober  verlogene  ©ewebefäben  gerabe  ju  ftreden.  2)ie 
einfaebfte  Jyorm  einer  A.  ift  bie  eine*  Stabe*,  beffen 
Cberfeitejo  geriffelt  ift,  bafe  bie  entftehenben  Kippen 
von  ber  Stabmüte  au*  nad)  beiben  Seiten  mit  tut 
gegengefefcterSieigungjur  Stablänge  perlaufen  unb 
ba*  ©ewebe  bei  bem  iDarüberjiehen  nad)  ben  ftän 
bern  311  au*ftreid)en.  SMfommener  roirb  bie  58reit- 
ftredung  erjielt  mit  öüfe  einer  cplinbrifdjen  iBalje, 
beren  OTantel  au*  einjelnen  parallel  jur  ©aljen= 
aebfe,  alfo  aud)  jur  ©emebebreite,  liegenben  im'v 
teiligen  Stäben  gebilbet  ift,  von  benen  bie  von 
bem  ©ewebe  berührten  bei  ber  SJrebung  ber  ©alje 
eine  nad)  aujjen  gerichtete  Schiebung  erfahren, 
ober  mit  Jöilfe  oon  au*einanber  laufenben  Spanne 
fetten,  an  benen  bie  ©eweberänber  mittel*  Nabeln 
ober  3angf"  befeftigt  finb. 

Mutfbrud),  in  Ungarn,  j.  IB.  ju  £otaj,  Gperie* 
u.  f.  w.,  Sejetcbnung  für  bie  infolge  ihre*  ©ehalte* 
an  unvergorenem  3uder  ftar!  füfeen  ©eine,  bie  aue 
ben  bejonber*  aufgebrochenen  Jrodenbeeren  ber 
Srauben  geleltert  »erben.  Aud?  in  tfterreid»  werben 
bier  unb  ba  Au*brucbmeine  bereitet,  fic  heilen  ge- 
rebelte, von  rebeln,  einjelne  beeren  aus- 
brechen. Überbein  A.  ftebt  bie  ßffenj,  bie  au*  ben 
abgeheilten,  roftnenartigen  ©einbeeren  vor  ber 
Kelter  abläuft.  2)ie  ungar.  Gffenjweine  werben 
häufig  auch  baburd)  b^ergeftellt,  baft  man  bem  be= 
reit*  teilweife  pergorenen  ü)lofte  l?albgetrodnete  jer= 
tieinerte  SBeinbeeren  beimifebt.  ^e  nad)  ber  Anjab.  I  an 
Sutten  foldjcr  ^Beeren,  bie  einem  Anfer  ©ein  sugefetjt 
werben,  bejeid)net  manbcn(5ffenjweinal*ein=,}Wei=, 
brei:  unb  mebrbuttigen  (ober  ^püttigen).  ©erben  bie 
Xrefter,  bie  ©ijenj  gegeben  baoen,  mit  5Dloft  oon  an= 
bern  frifeben,  guten  Trauben  begoffen  unb  gelinb  ge= 
feltert,  fo  betfet  aud)  biefe  Sorte  oft  A.  6*  gebt 
febr  viel  SBetrug  mit  bem  A.  wie  mit  ber  dffenj 
por,  unb  feiten  befommt  man  biefe  SBeinforten  rein 


unb  ed)t.  Aud)  am  9ibein  gefd)iebt  juweilen  ba* 
Au*bred)en  ber  reifften  ©einbeeren,  um  befonber* 
eble  ©eine  ju  erjielen;  bod)  bient  l)ier  bie  Äe* 
jeidjnung  A.  öfter  nur  für  einen  boebfeinen  ©ein 
befter  Cage,  gewöbnlid)  Au*leje  genannt.  (3.  aud) 

ÄuSbürger,  f.  Bürger.  [©einlefe.) 

'Jlufctia,  cjed).  Oustek,  Stabt  in  ber  öfterr. 
93ejirl*bauptmannfd)aft  Seitmerih  in  Söbmen,  an 
ber  Sofalbabn  ©rofepriefcn^A.  (19  km),  ift  Sit»  eine* 
^Bejirl*gerid)t*  (207  qkm,  20107  meift  beutfebe  (*.), 
bat  (1890  )  2488,  al*  ©emeinbe  2G18  beutfdbe  (5. 
unb  &opfenbau. 

9tufcf)hiit),  poln.  Oswif  eim,  Stabt  in  ber  öfterr. 
$e)irt*l)auptmannfd)aft  Wala  in  (Salijicu.  3km 
pon  ber  preu6.=fd)lcf.  ©renje,  an  ber  jur  ©eid»'el 
g^ebenben  Sola,  ben  Linien  ©ien=Ärafau  ber  flaifer 
(ycrbinanb*i5lorbbabn  unb  A.  =  Stamina  (49  km) 
ber  Öfterr.  Staat*babnen  unb^Brc*lau^anbrjin:A. 
(219  km)  ber  ^reufj.  Staatebabnen,  Sih  eine*  SBe= 
ürt*gerid)t*  (21 885  poln.  6.)  unb  JDauptjollamte*, 
bat(1890)5414poln.(5.,Sd)lofe,  3in!Waljwerf,  fünft 
liebe  Äarpfenjucbt.  —  5)ie  ben  weftl.  letl  ©alijien^ 
bilbenben  ebemaligen  poln.  feerjogtümer  A.  unb 
3ator  (2478  qkm  unb  200000  (f.)  tarnen  1327 
burd)  derjog  3obann  oon  A.  in  3)afallenoerl)ältni? 
jum  fiönigreicb  iööbmen,  fpfiter  wieber  an  bie  Joer= 
jöge  oon  Jefdjen  unb  örofeglogau,  bi*  A}er$og  Sa» 
nufj  1457  A.  unb  1494  3ator  an  $olen  oertaufte. 
1654  oon  Äönig  Sigi*munb  Auguft wieber  vereinigt, 
tarnen  fie  1773  mit  ©alijien  an  öfterreid)  unb  mur 
ben  1818  beutfd)e*?3unbe*gebiet/weil  fic  lange  3eit 
Söeftanbteile  von Sdjlefien  gewefen  waren.  3)er  An- 
griff ber  ^reufeen  27.  ^uni  1866  auf  A.  würbe  jurüd= 
gefcblagen.  —  SJgl.  SBiermann,  3ur  ®efd)id?te  ber 
Serjogtümer  3ator  unb  A.  (©ien  1863). 

•Mudcult... ,  f.  Au*tult.... 

2lui<bämpTcji,  f.  SBruieren. 

<Hu^ bauernb,  f.  ^erennierenb. 

Oluctb  ctf  cu,  f.  2)eden  (in  ber  <bem.  Jed)nologie). 

31ue<bcbnbarfcit,  f.  Au*bebnung. 

Wuöbetjnung,  in  ber  $1)0)11  bie  Gigenfd)aft 
ber  Äörper,  Kaum  ju  erfüllen.  3)ie  ®rö|e  biefe« 
9taume*  bon'it  ber  mauminb.a(t  ober  ba*  33  0: 
lumeu  be*  Äörper*.  55icfe  ©röfee  ift  aber  leine* = 
weg*  abfolut,  fie  tann  vielmeb.r  burd)  Ginwirtun^ 
von  Kräften  vermehrt  ober  verminbert, werben;  eine 
^ermebrung  be*  ÜKauminf)alt*  wirb  ebenfall*  A., 
eine  Serminberung  bagegen  3ufammenbrüdung  ge- 
nannt. 3)ie  Gigenfd)aft  ber  Körper,  fold>e  Volumen: 
veränberungen  bei  gleid)bleibenber  ÜJlaffe  jujulaff  en , 
wirb  in  bem  erftern  pralle  Au*beb^nbarteit  ober 
l*  r  p  a  n  f  i  b  i  l  i  t  ä  t ,  im  lefcter  n  Salle  3uf  ammenbrü  cf 
barteit  ober  Hompreffibilität  genannt.  Alle 
Äörper  werben  burd)  bie  ©ärme  au*gebebnt  unb 
jieben  fid)  beim  Grlalten  wieber  jufammen.  ©eun 
Tefte  Äörper  fid)  burd)  Erwärmung  au*bebnen,  io 
tann  man  entweber  nur  bie  A.  ihrer  £änge  (li  = 
neare  A.)  ober  bie  Vermehrung  ib^re*  räumlichen 
f^nbalt*  (A.  be*  SJolumen«)  in  Betracht  sieben. 
2)ie  A.  ber  feften  Äörper  ift  bei  berfelbcn  £empevatur= 
erböbung  geringer  al*  bie  ber  tropfbarflüffigen,  bie 
A.  ber  lefctern,  unter  fonft  gleichen  Umftänben,  ge: 
ringer  al*  bie  ber  gasförmigen  Körper.  3>ie  lineare 
A.  ber  feften  Äörper  bei  ber  Erwärmung  erficht: 
lieb  unb  meßbar  ju  niadjen,  ba^u  bient  ein  bef  onberer 
Apparat  (i.  umftel>enbe  5yig.  1).  55er  |ti  erwdrmenbe 
Stab  t  ftöfet  mit  bem  einen  Gnbe  gegen  einen  feften 
©iberftanb  v ,  mit  feinem  anbern  (inbe  gegen  ben 
fürjeru  Arm  eine*  ©inlelbebel*,  beffen  längerer 


Digitized  by  Google 


122 


Stu3bef)nung*gefefc  —  Sluäbrucf 


Strm  1  auf  einer  Stala  s  bie  2t.  be«  Stabe*  t  in  Der* 
gröfeertem  SNafcftabe  jeigt.  $e  mehr  ficb  ber  Stab  t 
au«bebnt, befto mehr erbebt ficb ber ioebelarm L  2lu« 
ber  an  ber  Stala  s  abgelefenen  3&bl  für  bie  Gr: 
bebung  oon  1  fann  man  bie  St.  be«  Stabe«  für 
tme  beftimmte  Temperaturerhöhung  berechnen, 
derartige  mefienbe  SJerfucbe  haben  gelehrt:  1  m 


Sil.  L 

3inl  oerldngcrt  ficb,  wenn  feine  Temperatur  jwi: 
icben  0°  unb  100°  C.  um  1°  C.  fteigt,  um  0,oooo2»4  m. 
kJJian  nennt  bie  3abl ,  bie  angiebt ,  um  ben  wie« 
r-ielten  Teil  ihrer  üänge  ficb  bie  fidngeneinbeit 
eine«  Äöroer«  bei  ber  Temperaturerhöhung  t>on 
1°  C.  (jmifdben  0°  unb  100°  C.)  au*bebnt,  ben 
2lu«bebnung«f  oef f icienten  be*  betreffenben 
Möroer«.  Siefe  3abl  bat  man  mit  t  ju  multipli: 
jieren,  wenn  man  bie  2t.  für  bie  Temperatur: 
erböbung  oon  t°  C.  beredmen  f oll.  2)er  2lu«beb: 
nung«toeffictent  für  1°  C.  beträgt  bei  9Jleffmg 
0(ooooi8«,  Äupfer  0,oooom,  (!ifen  0,0000122,  %\a-- 
tin  0,0000088  unb  ®la«  0,ooooo8gi.  ber  iRegel 
erfolgt  bie  2t.  ber  feften  amorphen  flörper  unb  ber 
Krpftalle  be«  regulären  Spftem«  (f.  Ärpftalle)  nadj 
allen  ftiebtungen  bin  gleidjmdfeig;  bei  ben  anbem 
rpftallen  finbet  bie«  jebodj  niebt  ftatt.  $ie  3abl,  bie 
angiebt,  um  ben  wicoielten  Teil  ihre«  33olumen«  fia> 
Die  ÜJolumeneinbett  eine«  Körper«  bei  ber  Tempera- 
turerhöhung oon  1°  C.  (jwifdjen  0°  unb  100°  C.)  au«* 
bebnt,  Reifet  tubtfAer  2lu«beb  nunggfoeffi* 
c  t  e  n  t ;  er  beträgt  (wie  in  $ig.  2 
burdj  ben  3uwad>«  angebeutet 
ift)  faft  ba«  Dreifache  be«  linea: 
ren  2lu«bebnung«foefficienten. 
ein@la«gefdfe,  ba«  um  1°  C. 
erwdrmt  wirb,  erhöbt  alfo  fein 
Volumen  um  3  mal  0,ooooo86i 
be«  urfprünalidjen  Volumen«. 
Die  31.  ber  feften  flörper  mufe 
im  prattifeben  2eben,  j.  53.  beim 
Üegen  bet  ßifenbabnfcbicnen,  bie  für  bie  21.  3wü 
iepemäume  erhalten  müffen ,  berüdficbtigt  werben. 
Die  2lngaben  oon  $iäcifion«mafeftdben  müifen 
nach  ben  Temperaturen  f  orrigiert  werben ;  bie  9ior* 
maltempcratur,  bei  welcher  biefelben  genau  richtig 
fmb,  mufe  angegeben  fein. 

Die  ».  ber  tropfbaren  Jlüjf  igtetten  wirb 
babureb  erftdjtlicb,  bafe  fie  fid?  ftdvfer  auebebnen 
al«  ibre  Öefäfec;  man  erbdlt  alfo  jundebft  nur 
o       ibre  fdjeinbare  SBolumem 
— rj        au«bcbnung,  au«  ber  bie 
I  JEr       wahre  berechnet  wirb,  in« 

Ä  ( I        bem  man  jur  erftern  bie  3t. 

IM        J  'V      ber  ©efäfcc  abbiert.  Um  bie 
vm     #  /  3t.jumeffen,bebientmanfid> 
im     I  '     >1m  enüocter  thermometerarti« 
II     V  y^jHm  ßev®efa&e($  ilatometet), 
i&     ÜT^SSW  ober  man  beftimmt  ba«  <;'>>: 
>?ia  s.        Big.  4.     wiebt  ber  ju  unteTfucbenben 
^lüffigfeit,  bie  ein  flehte« 
©la«gefäfe  bei  üerfdnebenen  Temperaturen  (j.  58. 
0°  unb  100°  C.)  entbdlt.  Sol*e  QJefä^e  (^ig.  3 


SU-  J. 


unb  4)  füllt  man  bei  0°  C.  mit  ber  Slüfftgteit  ( Jig.  4 
bi«  jur  Üflarte  a)  unb  beftimmt  bann  ba«  @ewtd>t 
ber  ledern  bei  0°  C.  (hbötjt  man  hierauf  bie  Tem= 
peratur  auf  100°  C,  fo  tritt  ein  Teil  ber  Slüfftgleit 
(^ig.  3)  au«  bem  ®efäfj  ober  (^ig.  4)  über  bie 
attarte,  x?on  wo  fie  bi«  jur  leMern  entfernt  wirb. 
9Benn  jetit  bei  100°  C.  wieber  ba«  ©ewidjt  ber 
jurüd gebliebenen  Jlüffigfeit  beftimmt  wirb,  fo  law 
ficb  au«  ben  beiben  SBdgungen  bie  1 d  einbare  %.  ber 
ftlüffißteit  für  ben  Jemperaturunterfdiieb  uon  0° 
bi«  100°  C.  bered?nen.  Wlan  erhält  pierburd?  ben 
tubifeben  Mu«bebnung«f oeffirienten ,  ber  für  bie 
meiften  glüjftgfeiten  bei  oerfebiebenen  Tempera: 
turen  »erfd)ieben  ift;  nur  für  Cuedfilber  ift  er  fo 
gut  wie  fonftant  glei<p  0,oooi8i6s=  toe«palb 
ltdj  ba«  Ouedftlber  befonber«  gut  al«  Ibermometer: 
flüfftgfeit  eignet.  Sebr  unregelmfifeig  ift  bie  21.  be« 
Saffer«,  ba«  bei  +  4°  C.  feine  gröfete  55id?te  befi»$t 
unb  ficb  oon  bier  an  f  owobl  bei  ber  Erwärmung,  al« 
aud?  bei  ber  Slbtüblung  au«bebnt  (f.  9Baffer).  2)ie 
Kraft,  mit  ber  ficb  ba«  SBaffer  beim  (Sefrieren  au«* 
bebnt,  ift  fo  mäcbtig,  bafe  e«  bie  ftärtften  03efd^c 
unb  felbft  eiferne  93omben  Oig.  5  unb  G),  bie 
mit  Safer  gefüllt 
ber  M  e  au«fefct 
(SBUttam*  in 


.UC  = 


8'fl-  5. 


Big-  c 


bec  1785  unb  &a.- 

genbad?  1879),  . 
l'prengen  (ann. 

3)ie  ®afe  unb 
Dampfe  bebnen 
ftcb  noeb  bei  weitem 
ftdrter  au«  al«  bie  tropfbaren  ftlüffigleiten,  unb 
jmar  alle  in  nabeju  aleidjem  3Rafee.  ybre  St.  bv 
tragt  für  ie  1°  C.  Temperaturcrbßbung  0,oose«5 
=  /«ts  be«  jeweiligen  Volumen«.  2)ie9l.  ober3u« 
fammenjiebung  ber  <$afe  todepft  proportional  ben 
Angaben  be«  Ouedfilbertbermometer«  (®ap:£ufjac= 
febe«  ®efeft  1802).  Sinb  bie  ®aje  allfeihg  burd) 
fefte  Sdnbe  abgefpent,  fo  mdcbft  ibre  Spanntraft, 
alfo  ibr  T  nid  auf  bie  SBfinbe  proportional  mit  ber 
lemperaturjunabme.  2)ie  21.  ber  ©afe  wirb  |n 
wiffenfcbaftlid?cn  3weden  bei  Suft«  unb  ®a«tbermo= 
meternoerwenbet.  (S.Tbftmometer  unb  2)imenfion.) 

3m  p  b  i  1 0  f  0  p  b  i  f  d)  e n  Sinne  ift  2t.  bei  5)e«carte« 
unb  beffen  9ladjf olaern  ber  2tu«brud  für  ba«  Stuper* 
einanber  ober  ben  iHaum  (f.  b.);  bei  Spinoja  ftnb  31. 
unb  Kenten  bie  Stttribute  ber  einen  Subftan}. 

^luc*bcrinungc<gcfcn,  33ejeid>nung  für  ba« 
5ieid??gefe&  über  bie  Stusbebnung  ber  Unfall:  unb 
tfrantenoerfiäerung  r>om  28.  Wlai  1885,  burd;  ba« 
bie  Unfalloerficberung  auf  binnenlänbifcpen  Tran«: 
port  unb  anbere,  oon  bem  Unfalfoerficberung«gefe& 
com  6.  3uH  1884  noeb  niebt  erfaßte  ^Betriebe  au«: 
gebebnt  würbe,  ßigentümlicb  finb  bem  21.  bie  fi«tali« 
f  eben  2lu«f  übrung«bebörben  (f.  b.)  gur  T)urcbf  übrung 
ber  Unfallcerfidjerung  in  fi«talif<ben  ^Betrieben. 
9lunmebt  gilt  ba«  UnfaUoerfid>CTung«gefeH  in  ber 
Raffung  oom  5.  3»li  1900. 

«««berinuiiööfoefficient,  f.  2tu«bebnung. 

«uflbebnmtfläle&re,  f.  93b.  17. 

aiutfborncn,  f.  Scbmiebcn. 

9tudbvurf,  im  allgemeinern  Sinne  jebe«  ficbt= 
bare ,  b&rt««  ober  füplbare  3«id)en  innerer  93or= 
gdnge.  So  ift  ba«  Sort,  al«  ein  ficbtbare«  unb 
hörbare«  3«'*f»»  s*l.  einer  93orftellung ;  fo  finb 
einfache  Saute  2t.  oon  Cmpfmbungen;  fo  Wirb  ein 
fidnbebrud  jum  21.  ber  ^reunbfebaft.  3n  engerer 
93ebeutung  nennt  man  2t.  ein  natürliche«  unb 


Digitized  by  Google 


Slusbrucfa&etucgungen  —  SliiScinanberfcfcimg 


123 


toefentlicbed  3«<ben  für  SBorftellungcn  unb  dm» 
v  nn c u iuu n ,  tu rdj  irelctc?  fid>  ba*  innere  im  Üufeevn 
peranfd}aulid)t,  bad ©eiftige  im  Ü örperlicpen  frÄftifl 
unb  lebenbig  horuoi tritt.  So  ift  ein  menfd)lid)ed 
-'tutliR  audbruddpoll ,  »«nn  iict?  in  feinen  3ügen 
bie  ganje  geiftige  Snbipibualität,  bie  ganje  inne- 
rcopnenbe  Seele  antünbigt.  Gbenfo  bat  ein  Äunft« 
wert  9t.,  wenn  eä  ben  ©egenftanb,  ben  berflünftler 
barftellen  wollte,  in  trdftiger  Sehenbigteit  gleichkam 
bejeelt  jur  9lnfd)auung  bringt.  —  ^n  etmad  weiterm 
Sinne  fajit  man  91.  in  ber  mbetorit  unb  Stiliftit  ald 
Die  roörtlirf  e  Tarftellung  überhaupt,  medbalb  jebed 
©ort  unb  tebe  Siebendart  ein  It.  genannt  wirb. 

3nb«2Ratbematitperftebt  man  unter  aritbs 
metif<bemunbanalptifcbem9l.bie$ejeicbnung 
etned  »njablbegriffd  burd)  eine  SBerbinbung  pon 

3abli«i*tiu  So  ift  +  18  ein  91.  für  19. 

St  udbrutf  cibchjcguna.cn,  alle  törperlicben, 
du&erlicb,  wahrnehmbaren  sBeränberungcn  eine«  be= 
) reiten  Organidmud,  woburd)  biefer  feine  innern 
Vorgänge  refleftorif d),  unwillfürlid)  ober  willtürlicb 
funbgiebt.  Tem  9tudbrud  ber  ©emütdbemegungen 
t-ienen  alle  mahrfcpeinlid)  burd)  oaf  omotorifdje  fe 
dnberunaen  berporgerufenen  3*ia?en  erregter  ober 
niebergefdjlagener  Stimmung  (f.  9tffett).  Taju 
lommt,  bafe  Crmpfinbungen  pon  äpnlidjem  ©efübld- 
ton  fid?  leicht  perbinben  unb  gegenseitig  pcrftärten, 
moburd)  ed  mt  ertldrt,  tan  riffelte  pon  befttmmter 
Dualität  in  Bewegungen  ibren  2ludbrud  nuten, 
bie  fid?  ;unäd?ft  an  eimad?e  Sinnedreijie  pon  äbn« 
lieber  ©efübldqualität  gefnüpft  baben.  Cnblid)  aber 
ift  bad  $rincip  ber  Beziehung  einer  Bewegung  ju 
Sinnedporftellungen  wirtfam,  bad  fid?  namentlid? 
in  ber  ©ebärben=  unb  ?autfprad)e  auf  bie  mannig= 
faltigfte  2Beife  äuftert.  (S.  }>bpfiognomic.)  —  93gl. 
(£b.  Tiarwin,  Ter  9ludbrud  ber  ©emütdbemegungen 
bei  ben  ÜJcenfd?cn  unb  ben  Tieren  (beutfd)  poii 
3.  S.  Garud,  4.  9tufl.,  Stuttg.  1884). 

■JUesbünftung,  in  ber  $bbMogie  bie  unftd.it  ■ 
bare  9lu*fcbeibung  oon  ©affer  unb  anbem  flüchtigen 
ober  gasförmigen  Stoffen  burd)  ©aut  flkrfpiration) 
unbi'ungen.  JBeibe  Organe  geben  bebeutenbe  Klengen 
©aller  in  §orm  »on  Tampf  unb  aufeerbem  ftobleiv 
f dure  an  bie  v uf :  ab.  Tie  Wenge  tiefe-?  audgefd)iebe' 
nen  ®an  er*  belduf  t  fid)  beim  OJfenf  d?en  in  24  Stunben 
auf  reichlich  1  kg,  mooon  man  etwa  »wei  Trittel  auf 
bie  £>aut  unb  ein  drittel  auf  bie  Hungen  redmen  tann. 
Tagegen  ift  bie  9lbfd?eibung  von  Äohlenfäure  in  ber 
Üunge  etwa  25— 50mal  reiflicher  ald  bie  burd)  bie 
$aut.9tuf3erbieferunftcbtbaren9Iudfd)eibung  erfolgt 
auf  ber  &aut  bctanntlid?  aud)  eine  ftcbtbare,  b.  i.  ber 
Scbmeif;  (f.  b.)  unt  ber  $auttalg.  SBeibe  enthalten 
flüchtige  Stoffe  föettfduren)  ober  liefern  flüdjtige, 
ammoniafalifd)c3erfetmng*probulte,  bie  fid)  ber  un» 
fid)tbaren$)autau#bünftungbeimifd)enunbberfelben 
einen  eigentümlidjen  öerud)  geben  tonnen.  Taäfelbe 
gilt  von  flüchtigen  Stoffen,  toeld)e  Pom  2Ragen  aud 
tn6  IBlut  aelanat  ftnb  unb  fid)  ber  St.  beimifd)en 
Ünnen,  »ie ». ».  ber  Itltohol.  $ft  bie  3lu*fd)eibung 
in  b*n  Sdjroeifebrüfen  fo  gering,  bafe  oon  ben 
Sd)meif>poren  immer  ebenfopiel  abbunftet,  atö  in 
ben  Sdimei^brüfen  abgefd)ieben  toirb,  fo  (ann  ti 
nid)tiur  Silbung  fid)tbaren  SdjroeiM  tommen; 
ba#  ©aller  unb  bie  fonftigen  ftüd)tigen  SBeftanbteile 
bed  ScfomeiM  finb  bann  pollftdnbig  in  ber  unftebt^ 
baten  91.  enthalten,  mäbrenb  bie  feften  Sd)n>eif(-- 
bfftanbteik  (Salje  u.  f.  ».)  auf  ber  ^aut  jurüd= 
bleiben.  »He«,  tra*  bie  ^erbunftung  im  allgemeinen 


hegünftigt ,  toirb  aud)  bie  öautauebflnftung  befftr* 
bem,  alfo  geringer  Saffergehalt  ber  2uft,  hohe 
Temperatur  unb  ©ctoegung  ber  fiuft  an  ber  Ober-- 
fldcbe  bei  Äörperä.  SlnbererfeitS  toirten  auch  innere 
3uftdnbe  beö  Organidmuä  begüuftigenb,  ndmlid) 
lölutüberfüllung  ber  öaut,  raftberer  lölutumlauf  (in« 
folge  PonÄörperanftrengungen,erbi^ungf©emütd* 
beroegungen  u.f. ».)  fomie  reid)(id)er  ($enufs  pon 
©etrdnfen,  roelcpc  ba*  2Hut  mdfferigcr  madjen. 

^tn^etnanbeTlaufctt,  f.  Xipergieren. 

■üu^citianberpflögen,  f.  itavreepflügen. 

i2tuo<cinanbcrfctjung,  bie  bei  Sluflcjuug  pon 
©emeinfcbaftöperhältuiffen  nötige  Aufteilung  be« 
^emeinfdjaftlicben  SBermögenS.  Sie  tann  nie  burd) 
einfache  Aufteilung  ber  Sittipen  erfolgen.  Gin  ge= 
meinfd?aftlid)e8  Vermögen,  toie  ba«  pon  ßbeleuten, 
®enoffen,  ©efellfchaftern ,  beftebt  aud  9t(tipen  unb 
^affipen.  3)a)u  treten  nod)  Slnfprücbe  ber  einzelnen 
Teilnehmer  an  bie  ©emeinfd)aft  für  3$erroenbungen, 
nicht  gehobene  ©etoinnantcile ,  3»nf<n,  35ienft= 
leiftungen,  ober  Hnfprücfae  ber  0emeinfd)aft  an  ben 
einielnen  Teilnehmer.  Tie  9t.  toirb  aud)  erforber» 
lid),  toenn  ein  ©efellfd)after  ober  ©enoffeauSJcheibet 
ober  audgefcbloffen  toirb.  Sie  !ann  fo  erfolgen,  bafe 
unter  ben  Teilenben  ber  9Bert  jebe«  einjelnen  311- 
tipumd  bureb  dinperftdnbnid  feftgeftellt  toirb.  2Jon 
ber  Summe  ber  3t!tipcn  (einfcblieBlid)  ber  9tnfprüche 
ber  ©efamtheit  an  bie  Ginjelnen)  toirb  bann  bie 
Summe  ber  s#affu>en  (einfchliefilid)  ber  2lnfprüd)e 
ber  ßinjelnen  an  bie  ©efamtpeit)  abgezogen ,  Ina 
nad)  bie  Ouote,  toelcbe  ber  dinjelne  an  bem  (Vamt- 
permögen  bat,  burd)  Tipifion  in  eine  beftimmte  3ahl 
umgefettt,  ju  mcld)er  hin}uge)ählt  toirb,  toad  er  an 
bie  ©efamtpeit  ju  f orbern  hat ,  abgerechnet,  toad  er 
ihr  fd)ulbet,  unb  bann  toerben  ihm  auf  bie*  Soll 
einzelne  SUtioen  jum  angenommenen  SBerte  ntcv 
toiefen,  enttoeber  bur*  Vereinbarung,  burd)  Co$  ober 
burd)  ©eftimmung  eine«  gewählten  Tritten.  Tie 
^affipen  toerben  aud  ben  unaufgeteilten  Stttipen 
berichtigt  ober  pon  allen  anteilig  übernommen  unb 
bement)pred)enb@egentoerte  zugeteilt.  Tabci  lönnen 
Vorbehalte  wegen  »udfdlle  ober  ungewiffer  Slttioen 
ober  ^affioen  aemadjt  werben.  Tte  9t.  tann  aud) 
fo  erfolgen,  bafe  bie  gange  3Raffe  pon  einem  ber  biö= 
herigen  Teilnehmer  (ober  einem  Tritten)  mit  9lttioen 
unb  s#afftpen  ju  einem  beftimmten  greife  übernom- 
men wirb,  in  welchen  fid)  bie  Teilnebmer  teilen. 
Scbeibet  nur  ein  ©enoffe  ober  ein  ©efellfdjaf ter  aud, 
fo  hat  fie  fo  ju  erfolgen  (f.9tusM'cbliefiung).  Sie  tann 
enblidi  aud) \o  erfolgen,  bafe  bie  iPeftänbe  unb  Sachen 
burd?  freibdnbigen  Sertauf  ober  im  SBege  ber  3Jer« 
fteigerung  pertauft,  bie  Slufccnftdnbe  eingesogen,  bie 
laufenbenOfci ebdrte  abgewidelt,  bie^affipen  aud  ben 
ßingdngen  abgeführt  unb  bie  perbleibenben  Sum- 
men perteilt  toerben.  Tad  ift  ber  2Beg  ber  i?iaui« 
bation  (f.  b.)  ber  Offenen  f>anbeldßefelli'cbaft.  Ta 
bie  Siechte  ber  unbefriebigten  ©Idubiger  bureb  bie 
9t.  ber  Teilnehmer  nid)t  beeinträchtigt  werben,  tön« 
nen  bie  einjelnen  Teilnehmer,  welche  ben  ©läubigern 
perfönlid)  haften,  aud)  nad)  ber  9t.  pon  ihnen  be« 
langt,  unb  baburd)  nach  ber  9t.  JKearefeanfprücbe 
unter  ben  Teilnehmern  erwaebfen.  Über  91.  unter 
üJliterben  f.  Grbteilung.  9läbere  9Jorfcbriften  ent= 
hält  bad  Teutfche  93ürgerl.  ©efchbuch  über  91.  bei 
©efeUfcbaft  (§§.  730fg.),  ©emcinfd?aft  (§§.  7f>2fa.), 
©ütergemeinfebaft  (§§.  1470  fg.,  1497  fg.),  Ör« 
rungenfehaft  (§.  1546),  mit  ben  Hinbern  bei  wieber« 
perheiratung  (tj§.  1669  fg.).  —91.  toerben  auch  bie 
©emeinheitdteilungen  (f.  b.)  genannt. 


Digitized  by  Google 


124 


&u$einartberjtef)en  —  StuöfluB 


"iluccinanbcr^tcbcn,  Bewegung  ber  Giemen* 
tartattil,  f.  $eplopicren. 

*tu#ertoäblte  (tat.  electi),  in  ber  tircbUcbcn 
Spradie  bic  von  ©Ott  jum  i>eile  9lu«ertorenen,im 
©egenfahe  )u  ben  Verworfenen  (reprobi),  ben 
vom  mejftaniicben  öeile  ober  oon  ber  ewigen  Selig? 
teit  91u«gefcbloffenen.  3m  9llten  leftament  nennen 
luf  bie  ^uben  al«  Beoonugte  ©otted  %  :  bie  ältefte 
Gbriftcngemeinbe  betrachtete  ficb  al«  bie  ©emeinbe 
ber  91.,  fpdter  unterfaßtet)  man  innerhalb  ber  flirebe 
felbft  mieber  jwifeben  2t.  unb  Verworfenen.  —  91. 
ober  Volltommene  (perfecti)  nennen  ficb  in 
meiern  religiöfen  ©efellfdjaften  bie  in  bie  ©eheim* 
lehren  Gingemeibten  unb  in  bie  ftrcngfte  9l«cefe 
Gingetretenen,  }.  B.  bei  ben  ÜJlanicbäern  (f.  b.). 

31  u«fa  breit  ber  Sippen,  f.  5crpc«. 

21  Unfall,  im  flrieg«wefen  offenfioe  Unter» 
nebmung  einer  $eftung«befatjung  gegen  bie  Gin» 
fcbliefeung«*  ober  Belagerung«truppcn.  9Jtan  lann 
alle  21.  in  jmet  ©nippen  Reiben:  folcbe,  welche  bie 
SDeiterfübrung  ber  Verteibiguna  namentlich  burdb 
Zeitgewinn  unterftüken,  unb  folcbe,  welche  eine 
augenblidlicbe  enbgültigeGntfcbeibung  herbeiführen  ; 
follen.  3u  ienfr  geboren  alle  9t.  im  eigentlichen  | 
Sinne  be*  2Borte«.  So  werben  in  bem  erften 
Stabium  ber  Ginfcblicfmng  größere  91.  mit  allen 
Skiffen  unternommen,  um  bem  ©egner  bie  iln- 
näberung  an  bie  geftung  unbjein  fteftfehen  im  Vor 
gelanbe  ju  erfahrneren  unb  9lufllärung  über  feine 
enbgultige  2lbfupt  in  ber  SBabl  ber  91ngriff«froni 
ju  jebaffen.  f>at  ber  förmlidje  Singriff,  bie  eigent? 
liehe  Belagerung,  begonnen,  fo  fmb  grofie  St.  uutt 
mebr  angebraebt,  aber  jablreidje  Heinere  91.  (nur 
Infanterie,  melleicbt  mit  3uteilung  üon  technischen 
Gruppen)  werben  oerjueben,  ba*  ftortfebreiten  ber 
Angriff  «arbeiten  ju  bmbern,  bem  tfeinbe  Heine  er 
rungene  Vorteile  wieber  ;u  entreißen  unb  ibtn  über 
baupt  möglichst  9tbbrucb  ju  tbun.  gortgefetete  ener 
gif*e  91.,  bie  aufeerbem  oorteilbaft  auf  ben  ©eifi 
ber  Befatiung  Wirten,  finb  eine  wefentlicbe  Be 
bingung  einer  gut  burebgefübrten  bartnädigen  Ver 
teibigung.  3ur  jweiten  ©ruppe  ber  91.  gehören 
folcbe  llnternebmungen,  bie  entweber  burdb  über-  I 
wältigung  be«  2tngreifer«  ber  Belagerung  ein  Gnbc  ; 

!u  machen  ober  bie  Bejahung  unter  Vrci«gabe  ber 
feftung  ju  retten  perfueben.  Ginen  91.  biefer  9lrt  er  [ 
olgreieb.  burcbjufübren,  wirb  etncgeftung«befat}ung  i 
au«  eigener  Äraft  nur  unter  ganj  aufeerorbentlicben  1 
Umftänbcn  im  ftanbe  fein;  meift  bebarf  e«  bierju  , 
be«  eingreifen«  ber  Gntfaharmee,  bic  bei  bem  $uroV 
brucb«perfucbe  ber  Befafcung  bie  £>anb  reicht. 

3n  bcr$ecbttunft  ift  91.  ba*  fcbnelle  Vorfefcen 
be«  torbern  gufce«  unb  bie  Verlegung  be«  Äörpcr 
gewicht«  auf  benfelben.  2>er  rüdwärtige  gujj  barf 
feinen  Stanbort  bterbet nidb.t ücrlaffen.  £a«  porbere 
Sein  ift  tief  gebogen,  ba«  rüdwärtige  geftredt  mit 
burebgebrüdtem  Änie.  S)er  91.  bient  jur  Verhärtung 
be«  Stofie*,  feltener  fciebe*.  Slucb  ba«  9Bieberauf= 
rirtten  nach  bem  91.,  ba«  3utödgeben  in  bie 
9t u «läge,  mufe  rafd>  erfolgen. 

^n  ber  3ut»*Prubenj  l?at  91.  uerfdjiebene  Ve? 
beutungen.  Gine  Söcbingung  (f.  b.)  fällt  au«,  wenn  e* 

Sewife  wirb,  bafe  fie  nicht  eintritt  (I)eut|cbe«  Vürgerl. 
Jeiehb.  §.  158.)  Gin  ©läubiger  fällt  au«,  foweit  er 
au«  einer  3Rai)e  ober  einem  einzelnen  ©egenftanbe,  i 
au«  beren  Verwertung  er  Vefriebigung  erwartete, 
ni*t«  erbält,  weil  ber  Grlö«  fo  weit  nicht  reicht. 

Stuäfallbcirteriett,  bie  au  ben  geftungebefaHun 
gen  gehörigen  bekannten  Batterien,  bie  bauptiäcb-  1 


lieh  bie  äußern  Unternehmungen  ber  ©amifon  be- 
gleiten unb  unterftüfcen  follen. 
31utffalJcn,  f.  91ttade. 

3luc<faü\<probc  ober  91u«fall«mufter ,  im 
Öanbel  ein  Dom  Verläufer  auf  befonbere  Verab= 
rebung  bem  Räufer  t>or  ber  Lieferung  ber  SBare  ju 
flbergebenber  Heiner  leil  bcrfelben,  bamit  ber  Käufer 
erfährt,  wie  bie  SiBare  au«fällt,  unb  banacb  feine 
weitem  Verfügungen  treffen  lann.  2>ie«  tommt 
namentlich  bei  ifiktren  üor,  bie  ber  Verläufer  erft 
anjufchaffen  ober  ju  fabrijieren  bat.  9t.  ift  alfo 
etwa«  anbere«  al«  eine  $robe,  nadb  welcher  getauft 
ift.  Unterläßt  ber  Ääufer  ju  rügen,  wa«  ihm  an 
ber  91.  nicht  gefällt,  fo  fann  bartn  eine  Billigung 
ber  2Bare  fo  weit  gefunben  werben,  al«  bie  bem^ 
nächft  gelieferte  2Bare  mit  ber  91.  übereinftimmt. 
21ber  bie  Unterfuchung  ber  91.  befreit  ben  Säufer 
nicht  »on  ber  Vflicht,  bie  r>on  au«wärt«  gelieferte 
sJBare  felbft  su  unterf  udjen  unb  ihre  Mängel  ju  rügen. 

ttudfalitbore,  f.  3eftung«tbore. 

9tu«fertiöintg,  bie  oon  einer  öffentlichen  (Ver= 
waltung«:  ober  ©eridjt«0  Behörbe  ober  einem 
öffentlichen  Beamten,  j.  B.  einem  91otar,  ju  öffent- 
lichem ©lauben  unb  mit  ber  Äraft  ber  Urfdjrift  (be« 
Original«)  erteilte  Verüielfältigung  einer  Verbanb= 
lung,  9lnorbnung  ober  Gntjcbeibung. 

2t u<f flammen,  ba«  9lbbrennen  einer  Heinen 
^uloerlabung  in  einem  ©efebüft  oor  Beginn  be« 
echarffebiefeen«,  um  bie  5«uchtigfeit  ber  iHohrwänbe, 
bie  fonft  bie  9Birfung  be«  erften  Scbuffe«  beeinträch- 
tigen würbe,  ju  befeitigen. 

2luc*fluft,  bic  fortfehreitenbe  Bewegung  einer 
tropfbaren  ober  ga«förmigcn  Jlüffiglcit  burd?  eine 
Öffnung  ihre«  Behälter«.  3)ie  hierbei  geltenben 
©efetje  Düben  einen  Jeil  ber  öpbrobpnamit  (f.  i>p= 
braulif)  ober  ber  9terobpnamit  (f.  b.) ,  je  naebbem 
üe  ficb  auf  bie  tropfbaren  ober  ga«förmigen  glüffig: 
leiten  belieben.  Zw  ©efchwinbigleit,  mit  ber  eine 
jlüffigfeit  au«  ber  Cffnung  ihre«  Behälter«  tritt, 
nennt  man  ihre  9tu«fluji£ efchwinbigleit. 
Diefe  ift  für  eine  tropfbare  ^lüffigteit,  bie  bureb  . 
eine  Boben»  ober  Seitenwanböffnung  au«ftrömt, 
gerabe  fo  gro&  wie  bie  ©efchwinbigleit,  welche  bie 
Alüffigteit  im  freien  Jall  (f.  b.)  Don  bem  glüffig= 
teit«fpiegel  bi«  )ur  91u«flu^öffnung  erlangt  hätte. 
$iefe«  üon  Jonicelli  juerft  (1644)  gefunbene 
hpbrobpnamifche  ©efeft  ift  al«  ba«  Sorriceh 
lifche  Theorem  belannt  unb  wirb  burd?  bie 
mel  v  =  V2gh  =  4,4ws  Yh  au«gebrüdt,  wo  v  bie 
flu«flufcgefcbwinbigleit,  h  bie  Jiefe  ber  9lu«flufe= 
Öffnung  unter  bem  iKiueau  unb  g  bie  Befchleunigung 
ber  Sdjwertraf t  bebeutet.  2)ie  9lu«flu&gefcbwinbig= 
teit  ift  bietnfd)  unabhängig  oon  ber  fpeeififchen 
Schwere  ber  glüffigleit.  3>aburd>,  bafe  ein  lotrecht 
aufwärt«  fteigenber  ©affcrftrabl  ficb  nabeju  bi«  »ur 
Ööbe  be«  3Ba))erbebälter«  im  Spiegel  erbebt,  be= 
ftätigt  ficb  mit  fnlfe  ber  gallgcfehc  ber  Jorricellifcbc 
Sati  unmittelbar.  3um  "Jiadbwei«  bebient  man  ficb 
ber  Stariottef eben  9lu«fluf)f  (af<be.  (S.?iigur, 
S.  125a.)  lieferte  befiht  in  bem  Seitenrobr  rs 
bie  9lu«flufeöffnung  o,  bie  in  ber  au«mecbfel» 
baren  Verfcblufiicbeibe  g  h  angebracht  ift  unb  »er? 
fdjiebene  formen  erhalten  lann.  Oben  ift  ba« 
©efäfi  luftbicht  uerfchloncn  bi«  auf  bie  an  beiben 
Guben  offene  SRöbre  ba.  5)ie  ©afferfäule  im  ©c= 
fäftc  oberhalb  a  unb  bic  barüber  befiubliche  Suft 
hält  wäbrenb  be«  9lu«flie&en«  ftet«  bem  äufeem 
fiuftbrudc  ba«  ©leichgewicht.  Ter  91.  bei  o  erfolgt 
alfo  unter  ber  gletcbbleibenben  Tnidböbe  h  =  ao. 


Digitized  by  Google 


Vluäflufegefönnnbigfeit  —  «uSfufjr 


125 


^Berechnet  man  b>rnacb  bie  Sueflufegcfdjroinbtflfett, 
fo  läßt  ficb.  bie  21u*flu£parabel  ber  ajswiffermaßen 
borijontal  geworfenen  «flüffigteit  (f,  ©urf)  im  vor* 
au*  tonftruieren  unb  mit  ber  wirtlichen  Dergleichen. 
2ie  2tu*flußgefthwinbigteiten  au«  tapillaren  2lm 
ia&röbren  weichen  wegen  ber  großen  Reibung  von 
Denen  au«  weiten  SRdbren  ab,  inbem  fie  ficb  bei  Icft- 
tem  wie  bie  Ouabratwuneln  au*  ben  i>rudbhben , 
bei  erftern  bagegen  einfach  wie  bie  2>rudb  öben  ver* 
balten.  $ie  2fu*flußmenge  Q  in  9jolumen; 
einleiten  pro  Scfunbe  ift  ba*  s$robutt  au*  ber  2lu*= 
flußgefdjwinbigteit  unb  bem  gläcbeninbalt  q  ber 

Abflußöffnung,  alfo  Q  =  q  •  V2gh.  9Begen  ber 
3«f  ammen  jichung  (Kontrattion)  be*  2lu*flußftrabl* 

ift  in  ber  Siegel  bie  wirt= 
licbau*geflo)icne3lüfH> 
teit*menge  tleiner  al*  bte 
tbeoretifcp  beregnete,  fo 
tag  man  lefetere  mit  ei= 
nem  Kontrattion*foeffi= 
cienten ,  ber  für  verfehle* 
bene  gönnen  ber  Cff= 
nung  verfcbieben  unb 
immer  Heiner  al*  1  ift 
(j.  33.  0,r,4  für  runbe 
nungen  in  einer  bünnen 
2Banb ) ,  multtplijieren 
muß.  55er  au*fließenbc 
2üajferftrabl  ift  anfangs 
jufammenhängenb  unb 
lontrabiert,  weiter  Don 
ber  SDtünbung  entfernt 
inJropfen  geteilt.  Xurcb 
bie  Schwingungen  be* 
ßffnung*ranbe*  gerät 
auch  ber  2lu*flußftrabl 
Schwingung,  infolgebeffen  er  2lnfchwellungen 
unb  (ftnfcbnürungen  jeigt.  Gingebenbcre  Untcr= 
fu*unflen  hierüber  rübren  von  Savart  unb  Pla- 
teau ber.  $ic  auäftrömenben  ©afe  befolgen  cbcm 
fall»  ba*  JorricellifdjeJbeorem,  wenn  ber  2>rud, 
unter  bem  ba*  ®a*  au*ftrömt,  burcb  bie  6öbe  h 
einer  biefem  2>rud  entfprecbenben  ©aSfäule  r>on 
berfelben  Siebte  au*gebrfldt  wirb.  2>iefe  @a«= 

fäule  ift  h  -  — ,  wenn  X  bie  ben  $rud  angebenb« 

8 

Cuedfi  Iber  fäule,  o  ba*  frecififdje  ©ewidjtbe*  C.ied- 
filber*  unb  s  baSjenige  be*  ©afe*  bebeutet;  e*  ift 
bann  bie  2lu*flußgefcbwinbigteit 


in 


£6|t  man  baber  jwei  verfdnebene  ©afe  unter 
gleichem  2>rud  au*ftrömen,  fo  verhalten  fut  bic 
2Iu*flußgefcbwinbigteiten  umgetehrt,  roie  bie  2Bur= 
jeln  au*  ben  Xidjten.  liefen  Sak  benutite  23un: 
irn  ju  einer  SWetfrobe  ber  2)idjtenbeftimmung  ber 
©aie.  (»gl.  Shmfen,  ©afometrifche  3Jcethoben, 
2.  Äujl,  Sraunfdb».  1877.) 

3n  ber  äeilfunbe  heißen  8u*flüffe  nacb 
außen  femmenbe  patpologifcbe  Sefrete,  £  93.  21. 
au*  ber  6d>cibe  (SBeißer  ftluß),  au*  bem  ber 
£>arnrdbre  (Jripper)  u.  f.  fo. 

«nSfittftgcf d)toinbtgf ett,  f.  21uSfluß. 

«lu^flnfftbcrmontrfcr,  f.  3:b.ermometer. 

tfaäfugctt ,  S3erbänbeln,  ©errichtung  bei 
Ziegelrohbauten,  um  ihnen  ein  faubere*,  malmfcbcS 
SluSfehen  ju  geben.  SDtan  rrafct  an  ben  ftacaben 


ben  unregelmäßig  au*  ben  Sugen  bervortretenben 
Hörtel  herau*  unb  vcrftrciajt  ihn  fauber  mit  fri» 
ichem,  gemöbnlidb  buntelgefdrbtem  Hörtel  ober  auch 
Gemcnt,  rooju  man  bie  ^ugtelle  (^ugeifen, 
Streidjeifen, Jtra&eifen)  benu^t,  bie  au*  einer 
etroa  1  cm  breiten ,  gemfilbten  unb  in  eine  2vinc 
au*laufenben  Älinge  befteht.  T^ie  Äoften  für  bä* 
21.  mit  Hörtel  betragen  0,60  bi*  0,«o  lR.  für  1  qra 
OTauerflfid?e#  mit  dement  0,70  bi*  0,»5  SR. 

Stutffufjr  ober  Grport,  bie  eine  Seite  be* 
internationalen  £)anbel*;  bie  anbere  ift  bie  £im 
fuhr  (f.  b.)  ober  ber  Import.  (Sin  93olf  führt  Sparen 
au*,  entroeber  weil  e*  fie  unter  günftigern  39ebin-- 
gungen  herftellen  lann  al*  anbere  Sftlter,  ober  meil 
e*  gereifter  frembldnbifAer  ^robutte  notroenbig  b^ 
barf  unb  für  biefe  ©egenroerte  liefern  muß. 
lefetern  Äalle  tann  e*  uortommen,  baß  bie  (Stjcu» 
gung*toften  berS(u*fuhrartitel  im^inlanbe  erheblich 
höher  finb,  al*  bie  ber  au*  bem  3tu*lanbe  bejogenen 
©egenftänbe.  $m  allgemeinen  roerben  bie  ^ällc  ber 
erfterroähnten  3lrt  überroiegen,  wobei  fid?  bie  relati* 
ven  33egünftigungen  auf  beiben  Seiten  mehr  ober 
weniger  au*gleiaW  äl*  befonber*  naturgemäß 
unb  für  beibe  Seile  vorteilhaft  erfdjeint  bie  51.  ber 
Ülaturerieugniffe  au*  ben  Jropen  nach  ben  burcb 
Kohlen-  unb  ßifenreiehtum  unb  bie  flimatifeben  Ü?ers 
hältniffe  oorgugdroeife  für  bie  inbuftrielle  ^robut* 
tion  au*gerüfteten  i'änbern  ber  gemäßigten  Sont, 
bie  ihrerfeit*  gabrifate  al*  ©egenmert  au*führen. 
3e  mehr  eine  Nation  im  ftanbe  ift,  bie  8.  ihrer  in* 
buftriellen  ^Jrobutte  au*jubehnen,  um  fo  unabhängig 
ger  roirb  fie  hinfichtlicb  ihre*  9lahrung*bebarf*  oon 
ihrem  eigenen  2anbbeftt>,  unb  um  fo  höher  fann  ihre 
33eDöllerung*bichtigteit  fteigen.  Slber  anbererfeit* 
lann  bie  Slotroenbigteit,  einen  bebeutenben  39rucbteil 
ber  unentbehrlichen  £eben*mitte(  ftatt  burcb  eigene 
^robultion  burch  ben  auswärtigen  .van bei  ju  be* 
Sieben,  auch  Scbmierigleiten  bereiten,  namentlich  in 
Ärieg*ieiten.  2)ocb  barf  man  biefe  Schwierigfeiten 
bei  bem  heutigen  Stanbe  be*  93ertehr*  nicht  über- 
fcbäHen.  tjür  tfnglanb  ift  fchon  feit  längerer  3eit 
ber  Slu*fuhrbanbel  eine  wefentliche  (Sjiftenjbebin: 
gung  geworben,  (üne  einfeitige  tünftlidje  Segün* 
(tigung  ber  8.,  wie  fie  früher  ba*  ÜJlertantilfpitem 
(f.  b.)  herbeiführte,  ift  burdjau*  unjwedmäßiß. 

l  urdi  bie  21u*bilbung  be*  Scbufegollfpftem*  in 
otclcn  Staaten  wirb  bie  2t.  erfchwert;  baber  finbet 
man  in  bem  Schu^ollfpftem  ber  neuern  3eit  man: 
djerlei  33<mühungen  jur  Grleicbterung  ber  H.:  21u*-- 
fuhrprämien  (f.  b.  unb  Grportbomfitation),  39inbung 
oon  36U«n  burch  6anbel*r>eTträge,  jollfreie  lieber« 
lagenjftreibäfen  u.  f.  m.  ^örberung  ber  21.  bejwcdcn 
auch  SHaßregeln  ber  ^riuaten,  j.  93. 2tu*ftellungcn, 
>lff ociationen  u.  a.  (S.  Grportoereine  unb  £anbel** 
mufeen.)  Solche  Sieftrcbungen  fmb  in  neuefter  3«r 
in  aDeutfthlanb  namentlich  in  Sßerbinbung  mit  ber 
Kolonifation*frage  heroorgerreten.  3n  9)erlin  bat 
ficb  1879  ein  «©entraluerein  für  £>anbel*cjeograpr>ie 
unb  (Jörbcrung  ber  beutfehen  3ntereffen  im  21u*= 
lanbe»  gebilbet,  beffen  Organ  ba*  SBocbcnblatt 
«örport»  ift.  $m  3an.  1881  würbe  in  Eüffelborf 
ein  «2Beftbeut!chcr  Sßerein  für  flolonifation  unb 
(Srport»  gegrünbet.  93on  amtlicher  Seite  wirb  eben: 
fall*  auf  bie  Hebung  ber  beutfehen  21.  bingewirtt, 
inbem  in  Äonfular:  unb  anbern  ^Berichten  (bie  ba* 
«2)eutfcbe  $anbel*ard)iü»  veröffentlicht)  unb  in  bi= 
retten  vertraulichen  Mitteilungen  ben  (Srporteuren 
nü^licbe  ©inte  gegeben  unb  übelftänbe  gerügt  wer: 
ben.  Statift.  Slngaben  über  bie  21.  f.  öanbel. 


Digitized  by  Google 


126 


«itSfirfjrbegünftigungen  —  $tu3fuf)rt)er&ote 


f.  (£rportbonif> 
tation. 

'Huärufirbanbel,  f.  Hu*fubr  unb  äanbel. 

3t ucfutir prötnic»  in-,,  primes  d'exportation ; 
engl,  bounties),  ftaattidje  Unterftüjjungen ,  bie  ge 
»inen  ©etuerbfiijrocigen  jum  3wede  ber  Sorberung 
ibter  2lu*fubr  gewährt  werben.  Sie  entftanben  jur 
3eit  be*  bftrfcpenben  Söterfantilfpftetn*  (f.b.),  al* 
e*  ftd)  in  erfterfiinie  barum  banbelte,  3nbu|"ttie 
jmeige,  bie  im  3"lanbe  noeb  gar  nicht,  ober  bo<b 
nidbt  in  genügenbem  Umfange  betrieben  mürben, 
inS  Sehen  ju  rufen ,  mr  23lüte  ju  bringen  ober  er= 
portfäbig jumaepen.  7  ie Ausfuhrprämie tann uuht 
fdjiebener  jorm  gemährt  werben.  Arn  flarften  er= 
febeint  fte ,  nenn  fte  ohne  »eitere  93ebingung  lebig ■ 
lieb  auf  ©runb  ber  Slu*fubr  einer  gemiffen  2Bare  1 
bewilligt  wirb,  derart  waren  bie  in  Gnglanb  be= 
reit*  um  1638  eingeführten  St.  für  ffietjen,  ©erfte, ; 
ÜJlalj  unb  öafergrülie.  Sie  würben  tnbe*  nur  ge= 
jablt,  wenn  ber  ^Jrete  be*  ©etreibe*  unter  eine  be= 
Itimmte  ©renjc  gefallen  war,  unb  nad?  mehrfachen 
Abänberungen  unb  Sufpenftonen  1806  ganj  auf- 
gehoben.  311$  fot<be  Prämie  beftebt  gegenwärtig 
nur  notb  biejenige,  bie  in  ^hranfreitb  für  bie  3lu*= 
fubr  ber  oon  fram.  ftifebern  gelieferten  Stodpfdje 
gegeben  wirb,  gleicpoiel  ob  biefe  birett  au* 9{eufunb- 
lanb  ober  au*  fram.  Specialentrepot*  au*gefüprt 
werten.  3"  2>eutfcplanb  gewährt  ba*  ©efefc  oom 
14. April  1894,  betreffenb  bie  Aufbebung  be*  ^ben^ 
tität*nad)weife*  (f.  b.)  beim  ©etreibeerport,  leine 
eigentlichen  Prämien,  fonbern  bat  jur  (hleidjterung 
be?  ©etreibebanbel*  bie  (Sinfubrfcbeine  gefdiaf- 
f  en.  ©röfetenteil*  erfdjeinen  bie  A.  beute  in  ber  Jorm 
ber  SRüderftattung  eine*  bie  Ausfuhrware  belaften= 
ben  Steuer  ober  3oUbetrag*.  .f>anbelt  e*  ftcb  nur 
barum,  bafj  bie  tpatfäcblicbe  iöelaftung  »urüd g ejaljl t 
wirb,  fo  fprid)t  man  oon  3»U;  ober  Au*fubroer= 
gütung,  Grportbonifiiation  (f.  b.),  drawback.  6rft 
wenn  bie  gewdbrte  Vergütung  bie  wirtlicbe  SBc- 
laftung  überfteigt,  entwiaeln  fieb  au*  ben  3oQJ  unb 
Steueruergütungen  wirtlidje  Prämien. 

Solcpe  8,  fmb  nad)  bem  Vorgänge  tfrantreid?*, 
ba*  juerft  für  ben  ftolonialutder,  feit  1826  auch  für 
ben  ftübemuder  erbeblicbe  grämten  bewilligte,  beute 
in  Bielen  Staaten  üblich,  namentlich  auf  bem  ©e= 
biete  ber  3uderinbuftrie.  Sie  werben  teil*  offen,  teil* 
tnbirelt  (oerftedt)  gewährt  (Srftereö  gefepiebt  auf 
©runb  ber  5abritat|teuer,  inbem  ein  befttmmterSaii 
für  jebe  jur  Au*fubr  gelangte  @ewid)t*einbeit  be* 
jablt  wirb,  derartige»,  gewahren $eutfd>lanb  unb 
DfterreiaVUngarn  (f.  3udcrfteuer). 

3nbirette  (oerftedte)  A.  ergeben  fid?  auf  ©runb  ber 
SHübengewicbt*  = ,  Saft--  unb  SppenfpftemSbefteuc: 
rung  au*  einer  ju  niebrigen  gefe&lidben  Ausbeute* 
annähme  ber  ftobprobufte  rUnben--  unb  SRübenfäfte) 
unb  $albfabritate  I :  Hein  ml  er).  6o  gefdnebt  e*  in 
Belgien,  ben  Weberlanben  unb  ^antretet},  ftrant* 
reid)  pat  burdj  ©efejj  oom  7. April  1897  neben  ber 
oerftedten  noch  eine  offene  &  für  3uder  binjugefügt. 

fflieberholtc  internationale Äonferenjen  haben  feit 
1862  getagt,  um  bie  3"<taprdmien  abjufcbaffen ; 
bisher  war  ba*  ohne  (frfolg. 

SJerftedte  Ä.  für  SDtebl  unb  fllcie  würben  in 
^ranfrei*  29.  3uli  1896  babureb  eingeführt,  bab 
Per  3oll  für  100  kg  Skijen  (mit  7  ^r*.)  oergütet 
wirb  bei  ber  3lu*fubr  oon  60,  70,  80  unb  90  kg 
Seijenmebl  unb  oon  50,  67  unb  80  kg  Söeijenfleie 
K  nach  ben  Sorten.  Sta  2)eutfcblanb  werben  3,so 
(=  3oll  für  100  kg  SÖeijen)  bei  ber  SluSfubr  oon 


75kg©eijenmebloergütet.  5>ieS8eteiligten  ftreben 
bie  Vergütung  fa>on  für  70  kg  Wehl  an. 

Gine  britte  tform  ber  St.  entftebt  im  Stnfcbtufc  an 
ben  Süerebelungäoertebr  (f.  b.).  Sie  jeigen  ftcb  hier 
namentlicb  bann,  Wenn  nicht  an  ber  ^bentitat  be* 
eingeführten  ÜHohftoffe*  feftgebalten  wirb ,  fonbern 
irgenb  ein  anberer  in  ©erarbeiteter  §orm  aufgeführt 
werben  barf.  (S.  Acqait-ä-caution.) 

%m  allgemeinen  berrfebt  je  tu  bie  tt berjeugung,baft 
bie  H.  jwar  ben  begünftigten  ©rwerb*jweigen  Vorteil 
oerfebaffen,  aber  anbere  widrige  Staat*intereffen 
beeinträchtigen.  Sie  laufen  barauf  binau*,bab  bie 
Staatäfajfe  einen  Seil  be*  ^reiie*  an  bie  Grporteure 
\Mt ,  bamit  fte  um  biefen  Setrag  billiger  auf  bem 
siBeltmartt  ihre  Saren  anbieten  fönnen;  ba*  tonfu-- 
mierenbe  3lu*(anb  bat  baoon  unmittelbaren  Vorteil. 

»gl.  fiertS,  3)ic  franjöftfcben  %.  (Sonn  1870), 
iowic  beleihen  Slhbanblungen:  2C.  unb  8u*fuhr- 
oer^ütungen  (im  «£>anbmörterbucb  ber  Staat*wi)ien^ 
fdjaften»,  2.  Stufl.,  Sb.  2,  3ena  1899);  oon  ftauf= 
mann,  3Me  3uacrinbuftrie  in  ihrer  mirtfcpaftlicbeu 
unb  fteuerfi*talifd?en  Sebeutung  für  bie  Staaten 
(furopa*  (33erl.  1878);  öerberfc,  im  Wochenblatt 
«2)ie  beutfebe  3uderinbu)trie»/  3abtg.  1887  —  8i» 
(Berlin);  5reu"b»  über  einige  ÄuSfubmleicbte: 
rung*ma&reaeln  be*  Sdjutijollf  pftem*  ( Sre?l.  1899  < ; 
iMWt,  3uderinbuftrie  unb  3uderbanbel  ber  fflelt 
(3enal891),  unb  be*felben  »bbanblung:  Sudtx- 
inbuftrie  unb  3uderfteuer  im  « öanbwörterbucb  ber 
Staat*wiffenfa>aften»,  Sb.  6  (3ena  1894). 

Otuöfubrtarif c,  f.  6ifenbabntarife. 

9tu<|tfübrun flc*bcbörbcu,  befonbere  Sebörben, 
welche  für  unfauoerftcberungSpflicbtige  5Reid?*:  unb 
Staatsbetriebe,  bejüglid)  beren  iReicb  unb  Staat  al* 
leiftungSfäpige  Unternehmer  an  Stelle  ber  5kruf*= 
genoffenfebaft  bie  Unfallfürforge  felbft  tragen,  bie 
UnfaUoerfuberung  oerwalten  (j.  99.  bie  florpainten-- 
bantur  für  bie  öeerc«betriebe :  98uloerf  abriten  u.f.w.) . 
Sie  haben  bie  Obliegenheiten  beS  93orftanbe*unb  ber 
©enoffenfd?aft*oerfammlung,  werben  jenach  bem  93c- 
trieb  oomSteidjeifanjler  ober  ber  juftänbiaen  Sanbe*- 
centralbehörbe  beftellt  unb  fteben  unter  Slufficbt  ber 
ernennenben  93eo6rbe;  ihre  6ntfd?eibungen  bin: 
ficbtlicb  ber  Unfallentfcbäbigungen  unterliegen  aber 
ber  Anfechtung  mittel*  SBerufung  an  ein  «schieb*; 
aeriebt,  oon  benen  minbeften*  je  ein*  für  ben  ©< 
jctyäftsbereicb  jeber  3lu*füb^rung*bebörbe  errichtet 
ein  mujj,  fowte  an  ba*  9teicb*-(ober  £anbe$*)9jer- 
tcberung*amt.  ^bre  Sbätigfeit  wirb  burd)  Äu*- 
übtung*oorfcbriften  be*  SReicb*fan3ler*  ober 
ber  juftänbigen  i'anbeScenrralbebörbe  geregelt.  Sie 
begegnen  juerft  in  bem  f  og.  3lu*bebnung*gefe&  (i.b.), 
bann  in  ber  lanbwirtfcbaftlicpen,  See=  unb  iBau^ 
UnfaUoerft&erung.  3"  leftterer  finb  fte  auch  für 
Öffentliche  Korporationen  i  Werne  inten  ,  Seicpoer: 
bänbe  u.f.w.)  ftattbaft,  wenn  biefe  jur  eigenen 
Iragung  ber  Unfalloerficberung  für  tbre  Stegie^ 
bauten  leiftung*fäbig  genug  ftnb. 

»utffübrungtf bcftimrnunßctt,  jur  praltifcben 
^Durchführung  oon  ©efetien  erlaff  ene  Seftimmungcn, 
bie  bie  teebnifche  unb  formelle  ^anbbabung  erleid? 
lern  unb  ©leicbmdfsigteit  fiebern  f  ollen.  3L  würben  ge- 
liehen bei  (Sinfübning  be*  6anbel*gefettbudj*  (f.  b.). 
ber  ©runb=  unb  fcppotbefenbud?-,  ber  ^atentgefe^e 
Ii.  a.  über  bie  befonbere  $tebeutung  ber  21.  bei  ber 
Unfalloerficberung  f.  5lu*fübrung*bebörben.  (S. 
aud)  6inführung*flefe|j.) 

9lu^fttb;rperbote.  91.  für  gewiffe  9Baren,  in*« 
befonbere  Gbelmetalle,  würben  fdbon  jur  3eit  Cicero* 


Digitized  by  Google 


HuSfu^mrgütung  —  Stu«gfet($ 


127 


ton  ben  «Römern  unb  fpdtcrijin,  jucrft  in  Aianlrcid 
ju  21nfang  beä  14.  ijabrb.,  erlaffen,  meil  man  von 
ber  2lnfdauung  ausging,  bor  3i>obljtanb  eine»?  Volts 
fei  bebingt  burd)  einen  möglidft  grofceu  Vorrat 
an  ebleu  ÜNetallen,  meider  geeignet  fei,  ber  fdnell 
junebmenben  SJh'injverfcbledterung,  vorzubeugen. 
;^bren  &öbepuntt  erreichte  tiefe  l'fafiregel  in  ber 
^eriobe  bc«  aJlcrfantilismus, mo  bie  21.  in  meb- 
;  e  t  n  Länbern  Curopa*,  fo  befonberS  in  Spanien, 
3rantreid,  Gnglanb,  Belgien  unb  .\Sollanb,  aud? 
auf  Diobftoffe  unb  Lebensmittel  (:Hobjuder,  Vaum= 
roolle,  betreibe  u.  f.  ro.)  auSgebebnt  mürben.  3n 
Xeutfdlanb  blieben  im  U'iittelaltcv  bie  21.  im  trefent- 
Itcben  auf  ©olb  unb  3 Über  befdräntt;  jo  mürbe  in 
ber  beutfden  SDtünjorbtuuifl  Karl*  V.  von  1524  unb 
bem  irrantfurter  jHeidstagsah'dieb  vom  1.  Ctt. 
1571  bie  2lu*fubr  ebler  Metalle  bei  Jobesftrafe  wer 
boten.  Tie  21.,  au*  benen  allmdhlid  bie  2lusfubr= 
jölle  (f.  b.)  hervorgingen,  merben  jefct  in  ber  iHegel 
nur  au3  polijeiliden  unb  militär.  Wvünben  unb 
aud?  nur  für  einige  2lrtitel,  j.  V.  Staffen  unb  3Rn< 
nition,  erlaffen;  bei  Lebensmitteln  fommen  fie  vor- 
übergebenb  als  Siotjtanbsmafuegel  vor,  fo  1*91 
für  betreibe  in  ÜRufelanb,  1803  für  «juttenmttet  in 
Xeutfdjlanb  unb  Cfterreid. 

$ti$f  «tjrticrftüruug,  f.  Grportbonifdation  unb 
2Iu£fubrprämien. 

»uiffu^r^öUc.21.iDurbenimarattelaltcr(tviebie 
Cingangsjölle,  lebiglid  im  fistalifden  ^utereffe  er= 
boben;  man  glaubte,  bafebiejelbeubauptu'idlidvom 
2luslanbe  getragen  mürben,  ällit  beut  2luftommen 
ber  merfantiliftifden  Vrincipien  (i.  lllerfantilfpftem) 
trat  immer  mebr  bie  Jenbenj  bervor,  nur  Dlobftoffc 
unb  Lebensmittel,  forceit  bertn  2lueiubr  nidt  »er- 
boten mar  (f.  Sluöfubrverbote),  mit  21.  in  bclaften, 
bieSabrifate  bagegen  freijulafjen.  ^n  biefem  Sinne 
ging  namentlid)  Volbert  bei  ber  Sliifftcllung  beä 
Tarifs  von  1GG4  vor,  aber  aus  fiuanjiellen  ÖJrünben 
mar  er  nod?  niebt  im  ftanbe,  bie  21.  auf  ftabritatl 
aänjlid)  abjufdaffen.  $sn  ber  erftcu  Hälfte  be» 
19.  !jabrb.  »aren  21.  auf  ÜRobftoffe  in  ben  Tarifen 
ber  meifteu  Staaten  (aud  in  bem  bes  Zollvereins) 
nod  jablreid)  ju  finben.  Grft  burd)  bie  an  ben 
tranj.  •- engl.  Ajanbelevertrag  (18CO)  anfnüpfenbe 
Reform  mürben  fie  faft  gfinjlid  befeitigt.  2>er  3olh 
verein  erbob  feit  1865  nur  nod  einen  tlcineu  2lu*= 
iubrjoll  ron  Lumpen  unb  anbern  2lbfallen  jur 
^apierfabritation ,  ber  feit  l.Dft.  1873  ebenfalls 
rcegnel.  Von  ben  europ.  Staaten  erbeben  nod  21.: 
bicSdjmei}  für  frifdes  jvleifd,  ferner  für  robe  £>dute 
unb  3eüe,  Hnodjcn,  SMltetfen,  2luh;  unb  Sdladtticre, 
Cfterreid=Ungarn  für  Lumpen,  Statten  für  tfunft* 
flegenftänbe,  Sdmefel  unb  Sämereien,  on  ben 
rceniger  entmidelteu  ober  balbeivilifierteu  Staaten, 
namentlid;  folden,  bie  übermiegenb  Vaffivbanbcl 
<f.  2lttivbanbel)  treiben  ober  für  gcroiffc  Vrobuftc 
<roie  Gbina  für  Ibee,  Veru  für  Öuano,  Vrafilien  für 
«rafilbolj,  Gbile  für  Salpeter,  Sonata  für  .<jolj, 
Guba  für  £>abanatabat)  eine  21rt  von  natürlidem 
Monopol baben,  fpielenbic21.ale<  Anianjquelleuod 
itfjt  eine  bebeutenbe  Diode. 

'Jlue<n<ibc,  in  litterar.  unb  budjbänblerifder 
.'>infid)t  SBejeid>nung  einer  burd*  ben  !Trud  oer^ 
oielfdltigten  Sdrift.  eine  erfte,  jivcite,  britte 
u.  f.  ro.  21.  ift  nadj  ber  Skrlag-Jorbnuna,  (f.  b.) 
für  ben  beutfdjen  öud?banbel  (l.S'.)3)  ;u  uuterfdei 
ben,  menn  bie  6erau*gabe  ber  bereits  gebrudten 
ober  in  2)ru(f  begriffenen  31uflagc  eines  feerfcs  in 
äu&erlid;  verönberter  ^orm  (neuer  Titel  mit  vep 


duberter  aabrc^jabl:  üitelausgabe)  ober  verdnber- 
ter  Ginteilung  C-Öanb=,  LieferungSauiJgabe)  erfolgt, 
ober  menn  ber  -Neubrud  eineö  SÖerfeS  in  aufjerlid) 
Derdnberter3ormgefdiebt(uuart,iafden:/Bradit: 
ausgäbe).  ÜBei  alten  Sdjriftftellern  u.  bgl.  baben 
bie  na*  jpanbfdriften  bearbeiteten  21.  befonbere 
^ebeutung  megen  ber  ^erfdiebenbeit  ber  Lesarten. 
Üorjüglicb  gefdd^t  fmb  bie  21.  aus  ber  frübeften 
Zeit  ber  Grfinbung  ber  3iudbruderlunft,  bie  ^tv 
tunabelu  (f.  b.)  unb  bie  erften  Xrudc  eine-3  J^laf- 
fiferS  (editiones  prineipes)  megen  ber  Seltenbeit, 
bie  21.  mauder  l)rudereicn,  mic  bie  ber  2llbus, 
03iunti  unb  StepbanuS  megen  ber  5torreftbeit,  bie 
ber  Gljevicre  megen  bes^  faubem  Krudes,  enblid)  bie 
21.  von  SJasferville,  Xibot,  Öoboni  u.  a.  megen  ber 
^radt  ibrer  3lusftattung.  (S.  aud  2luflage.) 

«u^flöbercfcröatc,  aud?  blo^  Rcfccvatf 
genannt ,  bie  am  Sdluffe  einer  Subgetperiobe 
(Gtatveriobe)  unvermenbet  gebliebenen  Summen 
von  folden  2lusgabenbcmilligungen,  benen  jufolge 
einer  ausbrüdliden  SÖeftimmung  im  Staatsbubget 
(Staatsbau^baltsetat)  ober  einer  fonftigen  Verein- 
barung jmifden  JHegicruug  unb  Sol(*vertretung 
bie  Gigenfdaft  ber  Übertragbarteit  (f.  b.)  beimobnt. 

31ut?gabcrefte,im  Staatsred?nungsmefen9(us: 

Sabebeträge,  bie  jur  Zeit  bes  2lbfdluffes  ber  Äalleiv 
üd;er  binfidulid  bes  (Scgcnftanbes ,  ibrer  &öbe 
unb  ber  (rmpfangsberedtigten  genau  feftfteben,  aber 
unter  obmaltenbenllmftäuben  nod)  nidt  baben  aus= 
gejablt  merben  tonneu,  obgleid  bie  Verbinblidteit 
ju  ibrer  Zahlung  bereits  entftanben  ift.  (S.  Gin; 
uabmerefte.) 
dludgang^ccrriftfatc,  f.  Gertififat. 
iliu^irtitg^inrtuvcuburh,  f.  Verlaufsbu*. 
aiuöflfliifl^öllc,  foviel  mie  2lusfubqölle  (f.  b.). 
3lu*3cbtit<jc,  foviel  mie  21u§3ug  (f.  b.). 
9luöflcfrcff en,  f.  33latt  nebft  laftt,  jig.  7. 
SHtidgcöenbci>,imi8ergmcfenbieienigcnStellcn, 
mo  Sdidten  ober  Sdidjtengruppen  mit  Lagerftdtteu 
ju  Jage  treten,  alfo  von  ber  Grboberflddcgefdnitteu 
merben.  Steben  bie  Sdidtcn  fentredt  («auf  bem 
Hopfe»),  fo  nennt  mau  ibr  21.  Sdjicbtcn topfe. 

»ndgclegt  betf.t  ein  OJemeib  ober  Öeboru,  bei 
meld^em  bie  bogenförmigen  Stangen  feitlid  meit 
au^einanber  geben,  fo  bafi  fie  Tid)  ber  horizontalen 
juneigen.  Xaburd  entftebt  bie  tveitc  21  us läge 
im  WegenfaH  jur  ftcilcu,  bei  ber  bie  Stangen 
jiemlid)  fentredt  geridUet  finb. 
^uifflefetjhicifr,  f.  Blatt  nebft  lawl,  ^ig.  5. 
Jlucgc^cid)itctc  i'nuftc,  f.  SiugulatiWtfn. 
2luÖflc,ict(t)ncrcÖ  -In'  vlu-cdjeu,  f.  Sßerbred>cn. 
21ufi<fllci(l),  £  ft  e  r  r  c  i  d  i  f  d  =  U  n  g  a  r  i  f  d  e  r , 
mirb  ber  2G.  Sept.  18G7  jmifden  Clterreid  unb 
Ungarn  auf  10  3^brc  abgeidloffene  Staatsvertrag 
genannt,  ber  21.  Dej.  bie  taiferl.  Santtiou  erhielt ; 
er  betraf  bie  <\rage  über  bie  2lnteile  ber  beiben 
iHeidSbälften  aii  ben  gemeinfamen  3lu-?gaben,  bie 
Verteilung  ber  tttaatafdulb  unb  bad  3oll:  unb  6an= 
bel^bünbnis.  ^m  vVini  1878  tarn  ein  neuer  21.  ju 
ftanbe,  im  l'iai  1887  mürbe  mieber  ein  21.  gefdlofien, 
ber  31.  SM}.  1897  ablicf-  $a  cine  gefet»lid)e  $x- 
lebigung  ber  2luSgleidsverbaublungen  infolge  ber 
parlamentarifden  Verbdltniffe  in  Cfterreid  nidt 
möglicb  mar  (f.  Cfterreidifd:Ungarifdje  ÜJlonardie, 
©eldidle),  fo  mürbe  ber  21.  feitbem  auf  bem  8(T> 
orbnungsrcege  auf  Gkunb  beö  §.  14  ber  öfterr.  Ver= 
faffung  immer  für  je  ein  %at)t  verlängert.  —  Vgl. 
Sdmidcr,  25er  ßfterreidifdMingarifdJe  21.,  eine  ge* 
fdjidjtlide,  ftaat^redtlide  unb  voltSmirtfobaftlide 


Digitized  by  Google 


128 


Susglcidjaperfafjren  —  SluSgra&uugen 


etutie  (©ien  1897);  3lnbrdifp,  Ungarn«  ».mit 
tl'terreia?  vom  3abr  1867  (2pj.  1897). 

$Ku#ßleic60t>crfa6rrn,  aueb  3lccorb:,  Mo  = 
ratorialverfabren  ober  StunbungSver* 
fahren,  Sfcrf  abren  jur  3lbwenbung  beS  ÄonfurfeS. 
3n  2>eutfd)lanb  unb  Cfterreid)  beftebt  ein  geriet: 
li<bcS  SJerfabren  biefer  3lrt  nidjt  mebr.  3"  Cft«t* 
reieb  wirb  aud?  ber  3»vangSvergleid)  als  3feangS: 
a  u  e  ö  I « i  *  ober  als  31.  bejetd)  net.  [rung. 

Slu^glcidiung,  im  Stouwefen,  f. &intermaue« 

3tut<glctrfnmge<biüct ,  f.  Giienbabntarife. 

aiuc«'n!cirfiuHflct|3fl  irfit  (Übertragung  beS  2Bor* 
tcS  äollationSpfticbt),  bie  Skrpflicbtung  ge= 
wifffT  Miterben,  fid>  mit  Siudfubt  auf  baSjenige,  was 
ber  einjelne  Miterbe  au*  bem  SSermögen  beS  Grb= 
lafferS  bei  beffen  fiebjeiten  pormeg  erbalten  bat, 
miteinanber  auSjugleidjen. 

88ic  baS  (Semeine  unb  preufi.  JHecbt,  lennt  aud> 
baS  Scutfrte  Eürgerl.  ©efefcb.  §§.  2050  fg.  eine  31. 
nur  unter  3lbtömmlingen  (f.  b.)  beS  GrblafferS  unb 
auch  unter  ibnen  nur  bei  gefefelidjer  Erbfolge;  bei 
teftamentarifdjer  Erbfolge  nur,  Wenn  bie  Stbl&mm« 
linge  auf  baS  als  Grben  cingefe&t  finb,  waS  fte  als 
gefe&lidje  Grbteile  erbalten  würben,  ober  wenn  ibre 
Erbteile  fo  beftimmt  finb,  bafc  fie  juetnanber  in  bem= 
ielben  Verhältnis  fteben  wie  bie  gefeftlidjen  Grbteile 
(§.2052).  $aS  Cfterr.SBürgerl.Öefehb.  §.790  mad>t 
aud>  biefe  3luSnabme  niebt.  Sic  31.  erftredt  ftdj  auf 
alle  ?lbtömmtinge.  Aa  11t  ein  Slbtömmling,  ber  als 
Grbe  auSgleidbungSpfHdjtig  wdre,  vor  ober  nad) 
bem  Grbfall  weg,  fo  ift  wegen  ber  ibm  gemalten 
3uwenbungen  ber  an  feine  StcUe  tretenbe  2lblömm= 
ling  vcrpflubtct.  £>at  ber  Grblaffer  für  ben  2Beg* 
fallenben  einen  Grfa&erben  eingcfc&t,  fo  ift  im  3wci= 
fei  anjunebmen,  bafi  biefer  niaSt  mebr  erbalten  foll, 
als  ber  31b(ömmling  unter  Söerüdfidjtigung  ber  31. 
erbalten  mürbe  (§.2051;  fo  aud)  Cfterr.  Sürgerl. 
©cfe&b.  §.  790).  Gine  3uwenbung  bagegen,  bie  ein 
entfernter  3lbfömmling  vor  bem  2&gfaU  beS  ibn  von 
ber  Erbfolge  auSfcbliepenben  nähern  ober  ein  an  bie 
Stelle  eine*  3lbfömmltngS  als  Gn'a&erbe  tretenber 
3lb!ommling  von  bem  Grblaffer  erbalten  bat,  unter* 
liegt  nidjt  ber  21.,  eS  fei  benn,  ba&  ber  Grblaffer  bei 
ber  3uwcnbung  21uSgleid)ung  anorbnete  (§.  2053). 

©egenftanb  ber  Ausgleichung  ift  alles,  maS 
mit  ber  Auflage,  baSfelbe  auf  ben  Grbtetl  anju= 
rennen  (ju  fonfericren),  jugewenbet  ift;  überbieS, 
obne  foldje  Sluflage,  wenn  md>t  baS  ©egenteil  vom 
Grblaffer  angeorbnet,  bie  3luSftattung  (f.  b.)  im 
Sinne  beS  bürgert.  @cfe&bud)S,  alfo  j.  93.  baS  jur 
Grridjtung  eines  eigenen  fcaueftanbeS  ©egebenc; 
ferner  3uid?üffe,  bie  ju  bem  3wed  gegeben  worben 
ftnb,  als  Gintünfte  verwenbet  ju  werten,  fowie  Huf' 
wenbungen  für  bie  SBorbilbung  ju  einem  SBeruf, 
beibeS  nur  infoweit,  als  fie  baS  ben  Vermögens* 
cerbältniffen  beSGrblauerS  entfprc&enbeMafs  übers 
ftiegen  (§.  2050).  2>ie  31.  fann  nur  bei  ber  Abteilung 
(SluScinanbcrfefjung)  geltenb  gemalt  werben,  nidjt 
fpätcr  (§§.  2050  unb  2055),  fte  müfete  benn  bei  ber 
Grbteilung  aus  Irrtum  unberüdfi(btigt  geblieben 
fein;  bann  beftebt  3lnjprud)  auf  Verausgabe  ber 
ungerechtfertigten  Sereitfcerung. 

Tie  3lrt  ber  2luSglcid)ung  ift  uerfebieben  ge= 
orbnet.  3m  ©emeinen  iHecbte  fpndjt  man  r-on  einem 
Einwerfen  im  Sinne  eineS  GinbringenS  ber  cor: 
auS  empfangenen  ©egenftänbe  felbft  ober  ibreS 
Wertes.  £aS  Cfterr.  »ürgerl.  ©efe^b.  §.  793  fprid?t 
in  23ejug  auf  bie  3Jliterbcn  von  «Grbalten  beS  ndm; 
lieben  Betrages  cor  ber  Heilung».  9iad?  bem  S^citt- 


l'cbcn  ©ürgerl.  ©efetjb.  §.  2055  wirb  ber  na*  ber 
3ett,  )u  ber  bie  3uwenbung  erfolgte,  beftimmte  2Bert 
aller  jur  3IuSgleidbung  ;u  bringenben  ^nwenbungen 
bem  39eftanbc  beS  StadjlaffeS,  fomeit  biefer  ben  3Kit- 
erben  jutommt,  binjugereebnet,  jebem  Grben  aber 
ber  3Bert  ber  3uwenbung,  bie  er  jur  2luSgIei(bung 
ju  bringen  bat,  auf  feinen  (Srbtcil  angered?net.  Q* 
nnbet  alfo  nur  eine  ÜBertauSgleidmng  ftatt.  f>at 
ein  SWiterbe  burd)  bie  3uwcnbung  mebr  erbalten,  als 
ibm  bei  ber  3luSeinanberfe|iung  jufommen  würbe, 
fo  ift  er  jur  ^erauSbejablung  beS  9Rebr  nid?t  ver - 
pflidjtet.  55er  Stadbla^  wirb  bier  unter  bie  übrigen 
Grben  fo  geteilt,  bafe  ber  3Bert  ber  3u»«nbung 
unb  ber  (hbteil  beS  fDIiterben  aur.cv  3(nfat{  bleiben 
(§.  2056).  Qeber  iöliterbe  bat  ben  übrigen  auf  3Jer* 
längen  ftufhutft  über  bie  3uwenbung  en  ju  erteilen, 
bie  er  jur  3luSgleidjung  ju  bringen  bat  (gegebenen 
üalls  burdj  CftfnbarungSeib,  §.  2057). 

ttu$glcid>iina$rcdmuttfl.  3llle  Reifungen, 
bei  benen  bcfonberS  grofee  ©enauigfeit  erforber« 
l\ä)  ift,  bereiten  infolge  r>on  ftörenben  Ginflüffen 
(Unoolltommenbeit  ber  menfdjlicben  Sinne  unb  ber 
^nftrumente,  SöeAfel  ber  Temperatur,  ber  58eleud?= 
tung  u.  a.)  ftetS  febr  grofse  unb  nie  ganj  ju  übcr= 
Winbenbe  SdjwierigleUen.  Gin  2eil  biefer  Ginflüne 
folgt  beftimmten  ©efe^en  ober  ift  in  fid)  gleidj-- 
bleibenb  unb  tann  baber  burd)  9ted?nung  beftimmt 
unb  mebr  ober  weniger  unfd?äblid)  gemadjt  werben, 
ein  anberer  Seil  aber,  namentlich  jufdllige  gebier, 
entjtebt  fief)  ber  genauen  JeftfteÜung.  GS  ift  nun 
Saa>e  ber  3t.,  auS  ben  mit  jufälUgen  Ubiern  bebaf^ 
teten  Ginjelineffungen  benjemaen  Mittelwert  }u  fin= 
ben,  ber  nad)  ber  SöabrfäSeinlidjteitSrecbnung  bem 
wahren  Serte  am  ndchften  lommt.  $ie  cinfad?fte 
Slrt  ber  31.  beftebt  in  ber  ©eredmung  beS  aritbmeL 
2JtittelS  auS  einer  iHcibc  üon  Giniclbeobad)tungen. 
^räcirtonSmeffungen  werben  nadj  ber  3Retbobe  ber 
Ileinften  Ouabrate  (f.  b.)  auSgeglidjen.  —  5^gl. 
Vogler,  ©runbjüge  ber  31.  (SBraunjdjw.  1883). 

^uciglcic^una<!ifteucrii,f.übergangSabgaben. 

?luc<gluncn,  fociel  wie  äboucicren  (f.  b.). 

»Hu^glühmctaU ,  f.  3lmalgamation. 

ttu#ßrabungcif .  31.  von  SBerfen  ber  ftunft  unb 
ber  Äultur  »ergangener  3eiten  würben  feit  bem 
Söieberaufleben  ber  3öiffeni*aften,  bcfonberS  aber 
feit  bem  beginn  ber  flafftfcben  Stubien  r»ereimelt 
teils  von  Steifenben,  teils  von  tunftliebenben  dürften 
veranftaltet.  Sie  begannen  auf  ital.  ÜBoben,  wo 
bie  erfte  bebeutenbere  3luSgrabung  röm.  3lltcr- 
tümer  1515  auf  ^apft  l'eoS  X.  »cfebl  burd?  Waffael 
1  Santi  ju  ÜRom  unternommen  würbe.  2)od?  wür- 
ben fie,  ebenf owenig  wie  in  ben  ndiftfolgenben 
^abrbunberten,  naa>baltig  unb  planmd&ig  genug 
betrieben,  unb  felbft  eine  Gntbedung,  wie  bie  von 
Öerculanum  (f.t.)  nior  tonnte  faft  mieber  in  $$er- 
geffenbeit  geraten.  2)ie  erfte  allgemein  intereffie-- 
renbe  31uSgrabung  war  bie  von  ^ompcii  (f.  b.). 
(Vaft  alle  btS  jur  Mitte  beS  18.  3ab?b-  gemaditen 
Gntbedungen  von  3ütertümern  finb  jufälltge  $unbe, 
beren  SBebeutung  nur  von  wenigen  gewürbigt  warb. 
Grft  als  in  ber  »weiten  fcälftc  beS  18.  ^abrb.  burd? 
©indelmann  bie  2Biffenfd)aft  ber  3hd>4ologie  be= 
grünbet  war,  begann  eine  fpftematifd?e  3luS= 
grabung  alter  3>entmälcr.  9?amentlicb  unternahmen 
bie  ^ranjofen  wäbrenb  ber  lurjen  3«it  ihrer  £>crr: 
febaft  in  ägppten.  ^talien  unb  anbcrwartS  31.  in 
großartigem  Mafeftace. 

Mit  Seginn  beS  19.  Sabrb.  brad)  befonbcrS 
für  bie  Grforfcbung  unb  2lu£-grabung  ber  antiten 


Digitized  by  Google 


Ausgrabungen 


129 


SJlonumente  ©riedjenlanbS  eine  tbätiae  s$eriobe 
an.  1811  würben  auj  ber  3nfel  Slgina  oebcutenbe 
ftunbe  gemacht  (f.  Slgmetifcbe  Kunft),  1812  in  $b> 
galia  bei  93afid  (f.  b.)  ein  2empel  mit  Teilen  ftrieS« 
ttulptuTen  entbedt,  1820  bie  93enuS  oon  üJtiTo  ge* 
funben.  23on  ©«beutung  mar  bie  franj.  Grpebition 
nacb  bent  ^eloponneS  1823  —  31,  »eldje  ju  ben 
erften  3t.  in  Dlpmpia  (f.  b.)  ben  2tnftofj  gab.  Seit: 
bem  blieb  bie  fcbon  oon  Sindelmann  geplante  Gr= 
fcrfcbung  bieder  toicbtigften  Stätte  im  SBorbergrunbe 
beS  ^ntereff  eS,  bis  fie  auf  Q.  GurtiuS'  Anregung  oom 
Teutleben  Meid)  1875—81  burcbgefübrt  würbe,  $ür 
bie  fpftcmatifcbe  (jorfcbung  in  ©riccbentanb  bat  »or 
allen  l'ubtoigiHofr  (f.b.)@rofeeS  geletftet:  feine  31.  auf 
ber  2trropoliS  oon  3ttben,  bie  Slufbedung  oon  jab> 
reteben  ©räbern  in  2lttifa  fotoie  bie  erfte  Kunbe  über 
bie  Altertümer  ber  gried).  3nfeln  1840  gehören  ju 
ben  toicbtigften  3lrbeiten  auf  biefem  Selbe  ber  Strchäo* 
logie.  3n  3ttben  begann  Strad  1862  bie  31.  beS 
TbeaterS  am  füböftl.  frufce  ber  2trropoU8,  bie  burd? 
bie  21rd>äotogtfcbe  ©efellfcbaft  in  Sttben  weiter  ge» 
führt  würbe.  55a*  35eutfdje  Strcbdologifcbe  ^nftitut 
lieferte  bam  feit  1886  unter  fieitung  2)örpfelbS  oer* 
idjiebene  Grgänjungen.  Törpfelb  begann  femer 
1891  bie  topographisch  wichtigen  21.  am  5Beftabbang 
ber  SfropoltS.  2>ie  3lrcbdologifcbe  ©cfellfcbaft  bat 
1 893  im  ^lifoSbett  nad)  ben  Sleften  ber  Duelle  ©nnea* 
frunoS  unb  aud)  wieberbolt  auf  bem  öffentlichen 
93«gräbniSplato  im  äufeern  KerameitoS  (f.  Sttben) 
31.  angeftellt,  bei  benen  fiele  ©rabmonumente,  bar: 
unter  manche  oon  bebeutcnbem  biftor.  unb  tünftleri= 
icbem  SBerte,  jum  ©orfcbein  getommen  fmb.  93on 
coecbcmacbenber  ©ebeutung  ftnb  bie  1871  begönne 
nen  31.  SAliemannS  (f.  b.)  tn  sJJh?fend  (f.  b.),  tirpnS 
(f.b.)  unb  Troja  (f.b.)gewefen.  Sie  gaben  jum  erften= 
mal  ein  jufammenfaffenbeS  ©ilb  oon  ber  Kultur  unb 
Kunft  in  ber  oorbomerifdjen  3<it.  Seit  1887  bat  bie 
grieeb.  Regierung  bie  ©lofelegung  beS  von  Scblie* 
mann  unberührt  gelaffenen  Teiles  oon  2Rt)tenä  er* 
f  olgreieb  in  3tngriff  genommen.  3<>W"id>  fmb  bie 
31.  an  berühmten  KultuSftättcn  beS  gried).  fteft* 
lanbeS:  fo  mürben  in  GleuftS  1883—88  ber  $e* 
metertempel  mit  feinem  ©ejirt,  in  DropoS  an  ber 
©renje  oon  3tttitd  unb  ©öotien  baS  Stmpbiarcion,  in 
epibauru«  feit  1882  baS  Heiligtum  beS  3tSflepioS, 
auf  ber  Sanbenge  oon  Korintb  ber  ^eftbejir!beäiftbs 
mifden  ^ofeibon,  in  2lrtabien  bie  Heiligtümer  oon 
Öptofura  ausgegraben.  Tic  Ecole  francaise  maebte 
1885  31.  am  iempel  beS  3lpollon  ^toioS  in  ©öo* 
tien  unb  1887  in  *D7antinea;  eine  bureb  Kleinfunbe 
bebeutenbe  2luSgrabung  b«S  2)eutfcben  3trd>äolo: 
gifeben  ^nftitutS  (1888)  führte  jur  Slufbedung  beS 
Kabirenbeiligtumä  bei  Jbeben.  2)ie  amerif.  Sdjule 
unternahm  1886  31.  am  %  beater  in  Sicpon  unb  1887 
am  3ionoio$beiligtum  in  ^taria  am  ^ßentelttcn, 
1889  in  iJtatda,  1892—94  am  ^eraion  (3lrgo*)  unb 
neuerbingä  in  Korintb.  Tic  engl.  3lrcbdologifche 
Schule  grub  baS  ^beater  in  3Regalopoli3  aui,  unb 
icfcrreb.  ©elebTte  napmen  baS  ^ofeibonheiligtum  ber 
£XnfeI  Äalauria  in  3lngriff.  3"  hf"  überraf cbenbften 
Grgebnijfen  haben  bie  31.  ber  griedh.  Regierung  auf 
ber  «tropoliS  ju  3ltben  (1882—88)  geführt;  fie oer* 
beutlicben  ba3  iBilb  ber  5Jurg  oor  bem  ^erferbranbe 
mit  ben  33efeftigungen ,  Jempelbauten  unb  ihrem 
reichen  fünftlerifcben  Scbmud.  5)ie  franj.  Regierung 
begann  1893  31.  auf  bem  lempelgebiet  oon  5)elpbi, 
bie  ebenfalls  febr  roertboolle  ^unbe  ergeben  haben, 
über  bie  31.  auf  grieeb.  $oben  geben  bie  «Praktika» 
(»then  feit  1880)  unb  baS  «Deltion»  (ebb.  1885—94) 


ber  Strchäologijajen  SefeUfchaft  fotoie  bie  3«itfdjrif« 
ten  ber  ardbdot.  ^nftitute  in  3lthen  (f.  3lrchäologie 
unb  3lrd)äoiogifcbeS  Snftitut)  3luSfunft. 

2>ie  (Srforfcbung  ber  grteebifeben  Unfein  ift 
burch  bie  auf  GonjeS  Slnregung  oon  ber  öfterr.  SRe» 
gierung  jtoeimal  unternommene  ©rpebition  nach 
Samotbrafe  (1875  u.  1880)  unb  burd)  bie  2lu3* 
grabung,  trelcbe  bie  £cole  fran^aisc  auf  2)eloS 
(f.  b.)  fett  1877  oomabm ,  erheblich,  gef örbert.  3luf 
ber  Stdtte  beS  alten  2bera  fetjte  1896  öiüer  oon 
©drtringen  ben  Spaten  ein.  3)aö  auf  Kreta  1884 
oon  (jabriciuS  unb  öalbberr  entbedte  Stabtredjt  oon 
©ortpn  bilbet  ein  3)otument  erften  StangeS  für  bie 
Kenntnis  altgriecb.  5RechtS=  unb  Kulturjuftänbe.  3)ie 
5unbc  in  ben  Metropolen  oon  Gppem  enthüllen 
eine  febr  alte  ^Jeriobe  oorhellenifcher  unb  bellenifcher 
Kunft  unb  Kultur  unb  Hären  über  beren  Skjiebungen 
jum  Crient,  namentlich  ^hönijien,  mannigfach  auf. 

Tic  3)entmä(er  auf  tleinafiatif ehern  23oben 
ftnb  feit  ben  breiiger  3ab.ren  namentlich  burd?  engl, 
unb  franj.  Grpebitionen  aufgebedt  morben.  *Ren?^ 
tonS  3IuSgrabung  beS  SJlaufoIeumS  in  dalifarnaf^ 
(1857)  unb  SBoobS  3t.  in  epbefuS  (1876)  lieferten 
bem  Sritifchen  üRufeum  oorjügliche  Stutptunoerte. 
33on  ber  JHuinenftätte  oon  @iölbafcbi(f.b.)  inöocien 
brachte  eine  öfterr.  (?rpebition  1882  fehr  intereffante 
Sieliefbarftellungcn  auS  ber  grieeb-^eroenfage  beim. 
3n  3(ffuS  in  ÜDlpHen  bähen  bie  Stmerifaner  (1881) 
mit  ßrfolg  gegraben.  Xie  grolartigften  ßrgebniffe 
brachte  bie  oon  §umann  unp  Conje  1878  —  86  ge« 
leitete  SluSgrabung  auf  ber  3ttropoliS  beS  alten 
5$ergamon  (f.b.),  »eiche  bem  ^Berliner  üDtufeum  einen 
Sdjat»  belleniftifcher  Stulpturmerte  juführte.  3)ie 
31.  ber  ©eneralDertoaltung  ber  S3erliner  tönigl.  Ww- 
ieen  in  OJcagnefia  am  ü^äanber  ergaben  baS  3Mlb> 
beS  SWartteS  einer  großen  r;cllcmftifcbcn  Stabt. 
31uf3erbem  »urbe  oon  ."entmann  noch  1895  eine  wich- 
tige 21uSgrabung  in  griene  begonnen,  unb  gleiaV 
jettig  gingen  bie  Cfterreicber  unter  SennborfS  2eis 
tung  an  bte  3luSgrabung  oon  6pbefu3.  $on  franj. 
Unternehmungen  ber  (eitern  ;\at  ftnb  namentlich 
giaoetS  2t.  in  ülület  (1874),  bie  an  Jeuatottenfunben 
reicoen  3t.  ber  Metropole  in  SDtyrina  (1880)  unb  im 
Heiligtum  beS3lpollonT>ibpntaioS(1896)  tu  nennen. 
Gine  oon  öumann,  ^iuebftein  unb  oon  Sufchan  1882 
—83  unternommene  SReife  nach  Komntagene  unb 
Sprien  batte  bie  Stufbedung  beS  mit  tolojfalen  Sta= 
tuen  gefchmüdten  ©rabeS  beS  Königs  3lntiocbuS  oon 
Kommagene  (l.^abrb.  o.  6br.)  unb  bie  Grforfdntng 
oerfchiebener  hethitifcher  SBauanlagen  \ux  ftolge. 
(Sine  ber  le^tern,  bie  oon  Senbfcbirli  (f.  b.),  tourbe 
1888—94  burd)  Humann,  oon  tfufeban  unb  Kolbe* 
toeo  auf  Koften  beS  ^Berliner  CrienttomiteeS  aus» 
gegraben;  oon  ben  funben  gelangte  ein  großer  Jeil 
tn  baS  ^Berliner  37tufeum.  Öine  burd)  Hambi  ©ei, 
ben  $irettor  beS  Konftantinopeler  OTufeumS ,  auS* 
gebeutete  ©rabanlage  in  Saiba,  bem  alten  Sibon 
(f.  b.),  lieferte  eine  31njabl  oorji'iglidjer  Sarfopbage 
auS  belleniftifcher  \>:  i  t  mit  reichem  dtelieff cbmud  unb 
gut  erhaltener  ©emalung.  ^Berichte  über  bie  ,umbe 
im  Crient  («Chronique  d'Orient»)  giebt  Meinad)  in 
ber  «Revue  archeologiquc. 

3n  ii  g  v  p  t  e  n  ergaben  bie  englif eben  31.  beS  Egypt 
Exploration  Fund  in  MautratiS  jum  erftenmal  baS 
©ilb  einer  beltenifüfcben  HanbelSftabt  mit  ihren 
Strafjen,  Jempeln,  ^attereien,  mäbrenb  bie  31.  in 
anbern  :Huinenftätten  beS  3)eltaS,  bef  onbcrS  in  Ja» 
niS,  SubaftiS  unb  Teil  el^^aSchuta  (im  Sanbe ©o^ 
fen),  wichtige  2tuffd?lüffe  über  altägppt.  ©efd)id)te 

9 


Digitized  by  Google 


130  «uögucf 

unb  ©eograppie  geliefert  paben.  $ie  5Beröffenh 
licpungen  über  bte|e  3t.  tieften  in  ben  «  Memoire  of 
the  Egypt  Exploration  Fund»  oor.  2lud)  bie  pri= 
oatim  unternommenen  91.  bei  Gnglänber!  ftlinber! 
Metrie  (f.  b.)  Ijaben  namentlich  im  Sajum,  bie  oon 
bemfelben  unb  SRaoille  in  floptol,  2)eir  cl*53cbari 
unb  Sabfcput  intereffante  arcbdol.  9tefultate  ge» 
geben,  über  ben^unb  oon  Gl=2lmarna  f.b.  ftürbie 
altägppt.  3««t  oon  kkv  2Bid)tigfeit  mar  aud>  bie 
2tufnnbung  ber  Itöniglgräber  ber  19. Spnaftie  in 
Ubeben  mit  ipren  jum  Jeit  oorjügltd)  tonieroierten 
Mumien,  unter  benen  bie  oon  SKalpero  1886  ent* 
büllte  SDlumte  JRamfel'  II.  nod)  bie  3üfl*  bei  oor 
3000  ?[abren  oerftorbenen  fcerrfeper!  treffltd)  be* 
mabrt  hatte.  ©leicbfalll  in  Jbeben  ift  1891  ein  un ■ 
oerfebrte!  SRaffengrab  tbebamfd)er2tmmonlpricfter 
auf  gebedt  roorben. — 3Me  franj.  Kolonien  21 1  g  e  r  i  e  n 
unb  Juni!  liefern  neben  einer  großen  Wenge  tat. 
3nfd?riften  fpdtröm.  Stabtruinen  (fiambäftl,  Jkv 
ntugabi).  —  über  bie  2t.  in  2Ref  opotamten 
f.  Söabplon  unb  9iinioe;  über  bie  2t.  in  $erfien 
\.  Sßerfepoli!  unb  Sufa. 

2  to  21.  in  Italien  ftnb  befonber!  in  ber  jmeiten 
Hälfte  bei  19.  3abrb.  mit  Gifer  betrieben  morben. 
^amentlid)  paben  ftd)  bie  ©rdber  in  bem  alten 
Gtrurien  unb  ©ro&grtecbenlanb  all  unerfdjöpflicbe 

tunbgruben  für  bemalte  Jbongefdfje,  ©olb*  unb 
ilberfdbmud,  9Baffen,  Spiegel  unb  anbere  ©erdte 
ermiefen.  3"  Stolri  (f.  b.)  mürben  1828  über  3000 
bemalte  SBaien  nebft  intereffanten  SBanbgemälben 
unb  einer  gülle  oon  33ronje»,  ©olb-  unb  Silbers 
gegenftänben  ausgegraben.  Gbcnfo  lieferten  unb 
liefern  bie  9t.  in  ben  ©räbern  oon  Jarquinia  (f.  Gor* 
neto  2arquinta),  Gbiuft  (f.b.)  unb  anberer  ctruöl. 
Metropolen  (aud)  ^Bologna)  mcpel  ÜRaterial.  9iid>t 
minber  ergiebig  ftnb  bie  ©rdberfunbe  in  Unteritalien, 
roo  jumal  in  Gapua,  Ganofa,  SRuoo  Serralotten  f  orote 
foftbarer  ©rdbcrfdjmud  ,;u  Jage  tommen.  3n  9tom 
ftnb  befonber!  bie  auf  Äoften  ber  ital.  SRegicrung 
betriebenen  21.  auf  bem  röm.  Jorum,  bem  ^ktlatinü 
feben  SBera.  bem  Glquilin  ju  ermäbnen.  3ablreid)e 
Ginjclfunbe  mürben  bei  ben  9trbeiten  ber  Siberregu» 
lierung  gemaebt.  2>iefe  lc|tern  fübtten  aud>  in  bem 
©arten  ber  ftarneftna  jur  Beilegung  eine!  oorneb5 
men  ^ärioatbaufe!  au!  ber  erften  röm.  ßaiferjeit, 
beffen  f oftbare  SBanbmalereien  oon  ber  2>ctorationl: 
tunft  biefer  ^eriobe  einen  nod)  pöpern  begriff  geben 
all  bie  in  Pompeji  unb  öerculanum.  3n  ber  Um* 
gebung  9tom!  ftnb  in  bem  öaine  ber  xtroalifÄen 
93rüber  21.  unter  Seitung  bei  2lrd)dologifd)en 
ftitutl  oorgenommen  morben.  2lud)  an  ber  3lul-- 
grabung  eine*  arepitettonifd)  roiebtigen  Sempel!  in 
3llatri  (1889)  unb  eine«  in  fiolri  (1889)  mar  bal 
5)cutfd)e  2tr<bdologifd)e  ^nftitut  beteiligt.  $n  ^om* 
peji  merben  bie  2t.  regelmäßig  fortgefeftt.  3n  Unter- 
italien mürben  91.  einer  Metropole  bei  Sobarid  oor» 
genommen  unb  reiebe  Jerratottenfunbe  bei  Jarent 
gemadjt.  9tud)  in  Selinu*  (f.  b.)  unb  SpratuS  (f.  b.) 
auf  Stcilien  merben  bie  2t.  mit  Grfolg  fortgelegt, 
tiber  bie  2t.  unb  arcbdol.  tjunbe  in  Italien  geben 
regelmdfeigen  Seridjt  bie  fett  1876  ju  aiom  in  ÜJlo; 
nat^beften  crfd?einenben  «Notizie  degli  seavi  di 
antichita  communicate  alla  R.  Accademia  dei 
Lincei»;  fpectell  für  SRom  giebt  baä  feit  1872  er» 
febeinenbe  «Bullettino  della  commissione  arebco- 
logica  municipale»  (jc^t  comunale)  SBeridjt. 

^n  Diußlanb  Huben  regelmäßige  21.  auf  Soften 
ber  diegieruug  unter  i'eitung  ber  Äaiferl.  2lrdbdo=  i 
loßif*en  Äommiffton  befonber*  in  ber  ©egenb  oon 


—  ?tuöfcr 

&ertfd)  (f.  b.),  auf  ber  £albtnfel  Jaman  unb  an  ben 
Ufern  bei  l)njcpr  ftatt,  roorüber  bic  «Comptes 
rendus  de  la  commission  imperiale  archeologique» 
(^eterlb.  1859  fg.)  ÜBerid?te  erftatten. 

^n  SBolnien  unb  ber  ^erjegomina  ftnb  im 
Sluftrage  ber  Sircttion  beS  fianbelmufcum*  grofe; 
artige  9t.  oolljogen:  auf  ber  5od?ebene  ©taftnac 
SBallburgen  unb  Jaufenbe  oon  ©rdbern  ber  frübern 
Gifenjeit ;  bei  ^ejerina  etma  500  ©rdber  ber  £a> 
Iene=3rit,  bei  Sutmir  eine  neolitbifd)e  Station 
u.  f.  m.  2tu*füb,rlid)C  Seridjte  geben  bie  «ffiifien- 
fd)aftlid;en  Mitteilungen  aul  v3o*nien  unb  ber 
•Öerjegomina»,  bg.  oon  bem  boSn.'-berjegoroiiL  ian- 
belmufeum  (1893—95). 

3n  2)eutfd?lanb  ftnb  in  ber  neueften  3e«t  2t. 
gemaebt  namentlid?  am  röm.  ©renjmaU  (Iimes, 
f.  Watilgraben)  in  9Bürttemberg  unb  JBaben,  in 
iüainj,  Mein,  jrier  u.  f.  m.  Xic  ,\tmcc  baben,  mie 
bie  in  anbern  teilen  bei  Sanbel  unb  bie  neueften 
3t.  an  ben  alten  9tömerftätten  (yrantreicbl,  (!ng- 
lanb*  unb  Spanien!,  ein  übermiegenb  lotalel 
Snterefie. 

3tbgefebett  oon  biefen  auf  bem  ÜSoben  bei  tlaffu 
fdjen  2lltertum!  oeranftalteten  2t.  paben  fold?e, 
fpftematifd)  unb  jufdUia,  aud)  im  übrigen  Guropa 
ftattgefunben  unb  baö  ÜJtaterial  geliefert  für  bie  Ur» 
aefdjidjtc  (f.  b.)  ber  3Jtenfd)b^eit.  3n  2tmertta  b^aben  bic 
9t(tertumlforfd)er  burd)  ipre3t.  ebenfalll  großartige 
ßrgebniffe  eaielt  (f.  2lmerilanifd)e  2tltertümer).  (S. 
aud)  3lrtitel  xlulgtabungen,  SBb.  17.) 

•sHutfflucf ,  ein  einfadper  ober  boppelter  Soften, 
ber  auf  Seefd)iffen  bie  ber  gabrt  brodenben  ^inber: 
niffc,  fomie  bal  3nfid)ttommen  oon  Scfciffen  unb 
^anb  ju  melben  bat.  Gr  bat  feinen  Stanbort  bei 
Xage  auf  ber  Sormarlrabe,  nacbtl  auf  ber  iBad 
bei  bem  Äranbalten. 
♦nucnänbtflung,  f.  3lblieferung  unb  SBeftellung. 
Studbängcbogcn,  früber  ^eteidjnung  für  bic 
erften  gebrudten  löogen  eine!  Sertel,  bte  oon 
bem  Bruder  befonber!  aulgcb.dngt,  b.  p.  auf 
eine  Sd)itur  jum  Jrodnen  beifeite  gebängt  unb  nid)t 
mit  in  bie  3tuflage  gejdblt  mürben,  ^ettt  merben 
fte  einfad)  oon  bem  überfebufe  ber  2tuflage  jebe! 
^ogen!  entnommen.  Sie  ftnb  baju  beftimmt,  nod) 
rodbrenb  bei  2)rudel  bem  iierfaffer,  Verleger,  ilor* 
rettor  u.  f.  m.  jum  sJiad)lcfen  ober  jum  SBerglcicb 
mit  ben  in  tforrettur  oorliegenben  nod)  ungebrudten 
Qogcn  ju  bienen.  Tk  dltern  2)ruder  benutzen  bie 
2t.  aud)  ukh  öffentlichen  2Iu!bang,  um  ba!  Qx- 
fd?einen  be*  Serie!  anjujeigen. 

ilttcticbcu,  in  ber  ^dgcrfpradje:  ein  oon  ben 
ßunben  gefangene!  ÜBilbfdjmetn  an  ben  Sinter^ 
Idufen  in  bie  £ek'  beben ,  um  e!  unfd)dblicb  ju 
maepen.  Tem  aulgebobenen  Sdjmein  »irb  ber  ,vang 
binter  bem  Statt  mit  bem  Sßeibmcffer  gegeben.  — 
über  2t.  in  ber  fianbtoirtfcbaf t  f.  2lu!rotntern. 
^lu^bcbung,  f.Grfafemefen  ($b.6  unb  33b.  17). 
^tudbilfctt»cd)fcl,  f.  ÄcUcrrcecbfeL 
Wac?f citen  ober  2tu!fptfeen,  im  Bergbau  bie 
2tbnabme  ber  2)idd)tigteit  iZidci  einer  fiagerfldtte 
bil  ju  bem  Grabe,  bap  bie  parallelen  Skgrenjungl- 
fläcben  (öangcnbel  unb  ßicgcnbe!  ober  2)ad)  unb 
Soble)  ftd)  berübren.  ©cmö^nlid)  bleibt  ein  93c  ft  c  g , 
buvcb  befien  93erfolgung  man  bie  Stellen  finbet,  too 
bic  Cagerftdttc  ftd)  mieber  «auftbut». 

•ituefer  (tat.  Auscii),  SBoltlftamm  in  ber  röm. 
^rooinj  3tquttania  an  ber  ©renjc  bei  9larboncm 
i  rn'*en  ©allicnl.  Sie  alte  öauptftabt  ber  81.  Glim* 
berri!  beifit  jcltt  9(ud)  (f.b.). 


Digitized  by  Google 


Sluäflarierima  —  ^tiillaae 


131 


f.  Klarieren. 
Stuäflaubcn,  fT falben, 
«utfflcngcn ,  ^Befreien  be*  Stobelb oljf amen« 
au*  bem  3apfengcbäufe. 
üHuöf off crung,  f.  Straßenbau. 
Sluc«fröguitfl,  f.  3lu*(abung. 
ilutfrraouug,  Entfernung  Oon  franfbaften 
2Hucberuna.en  au*  Sdjleimbautfanälen  (©ebär» 
mutter,  9lafe  u.  f.  ».),  au*  Eiterböblen,  j.  ÜB.  im 
Knochen,  mit  ftilfe  be*  feg.  fdjarfeu  Söffel*. 

Sttdfnltarion  (tat.,  b.  b.  funftgemdße*  £or» 
dben),  biejeniae  drjtlidbe  Unterfucbungemetbobe,  bei 
welcher  ber  ÜÄrjl  bie  im  Körper  be*  ju  Unterfudjen» 
ben  entftebenben  ©eräufebe  wahrnimmt  unb  unter» 
febeibet ,  um  barau*  auf  ben  normalen  ober  tränt* 
haften  3uftanb  ber  innem  Seile  ju  fdjließen.  Sie 
21.  bilbet  mit  ber  $rrtuffion  (f.  b.)  lufammen  einen 
£>auptfortfcbritt  ber  neuem  DJlebinn.  Saennec  er* 
fanb  juerft  (1816)  bie  Kunft,  bureb  Slnlegen  be*  Dbr* 
an  ben  Körper  ober  bureb  ein  itoifcben  beibe  an» 
gebrachte*  öörrobr  (Stetboftop,  f.  b.)  ©erdufebe  unb 
J Öne  im  3tinern  be*  Körper*  ju  unterfebeiben.  Er« 
ftere*  nennt  man  bie  unmittelbare  91.,  Unteres  bie 
mittelbare  ober  bie  Stetbof  topie.  ÜDlan  unter« 
febeibet  auf  biefe  SBeife  1)  Jflne  unb  ©eräufebe  im 
Jfjerien  unb  ben  großen  ©efdßen,  2)  £öne  unb  ©e* 
rduicbe  in  ben  8ltmung*ioerl}eugen,  3)  ba*  Stoßen 
ober  Reiben  fefter  Körper  anewanber,  j.  ÜB.  ba*  Kni» 
ftern  gebrochener  Knodjenenben,  ba*  Klappen  ber  an 
einen  üBlafenftein  anfcblagenben  6teinfonbe,  ba* 
Reiben  rauber  Stellen  im  Jöerjbeutel  ober  Wippen» 
feil  u.  f.  to.  Sie  oernommenen  löne  unb  @e» 
rdufebe  ftnb  enttoeber  normale  ober  trantbafte.  ?[n 
vielen  fällen  ftnb  le&tere  fo  bejeiebnenb,  baß  fte 
an  ftd)  fdjon  eine  Siagnofe  oorbanbener  Krant» 
beiten  begrünben  tönnen.  ?$n  ben  meiften  Jällen 
ift  aber  eine  genaue  ÜBeacptung  unb  üBeuu^ung 
beiber  Klaffen  (ber  normalen  toie  ber  trantbaften) 
foroie  außerbem  aller  anbern  3<»dxn  unb  eine 
.^urüdfubruna  berfelben  auf  bie  Sätie  ber  patbol. 
Anatomie  nötig.  Sie  31.  erforbert  ein  feine*  Ohr, 
gute  Einfdjulung  unb  ftete  Übung.  Sie  tourbe  juerft 
tn  Jranfreicb  allgemein;  fpdterbm  ift  fie  aber  burd) 
bie  ÜBtener  unb  üßrager  Schule,  bejonber*  bunt 
Stoba  unb  beffeu  Schüler  lehr  oeroolltommnet  unb 
ben  beutfd>en  Sirjten  »ugänglicb  geworben.  Sie 
betten  flafftfcben  ÜBerte  über  3t.  fmb:  fiaennec, 
Sßon  ben  Krantbeiten  ber  Sungen  unb  be*  Serien* 
unb  ber  mittelbaren  SC.  (beutfeb,  2  ÜBbe.,  £w.  1832), 
unb  Stoba,  Über  $ertuffton  unb  51.  (6.  Hüft.,  9Bien 
18*Vl).  üBgl.  außerbem  bie  Sitteratur  ju  ^ertuffion. 

Vugfnltator  (lat.,  «ßubörer»),  Sitel  junger 
3uftij»  ober  ÜBertoaltung*Deamten ,  roelcbe  noch  tm 
^orbercitunflebienfte  fteben  unb  ju  ibrer  31u*bil» 
bung  namentlich  ben  Si&ungen  ber  ÜBebörbe  bei» 
^unebnen  haben.  ,\n  Greußen  führten  tiefen  2 itel 
tt-3  IHM  :HcttefaubiCaten,  bic  na*  «öeftebung  bei 
criten  Prüfung  bei  einem  @erid)t  jur  ?luöbilbung 
eintraten,  mdbrenb  fie  feitbem  ben  Jitel  JHeferenbar 
(f.  b.)  fuhren.  [StuStultation. 
«u^fultiercn  (lat.),  tunftaemdß  beboreben,  f. 
21  u«y f unf t*ft eil cn ,  SluSlunftaburcauS, 
im  heutigen  tauf  mdnnif  d)en  jjertebr  Einrieb» 
tungen,  bie  bie  iBeurteilung  ber  Krebitfäbigtett  »um 
3»«1  haben.  Tie  5Beeeutung  ber  21.  für  bie  §ör» 
fcmmg  bes  taufmdnnifd^en  ftrcbittcrlcbr*  betrübt 
auf  ihrer  ftdnbigen  unb  miHiticbft  aulgebebnten 
Serhinbuna  mit  oertraucnerüürbigen  Korrefpon» 
ii,  auf  ber  berufemdßigen  Schulung  ibrer  55e» 


amten  unb  auf  ber  jmectmdßigen  SBenu^ung  be* 
nad)  Umfang  ibrer  ütbdtigteit  mebr  unb  mebr  ftcb 
anfammelnben  Material*  für  6rf orfdjung  unb  SBe» 
urteilung  ber  Krebitoerbältniffe.  Sie  entftanben 
in  ben  oieriiger  fahren  in  Slmerita;  in  Teutfcblanb 
ift  namentlich  ba*9tu§tunftobureau  («3lu*tunftei») 
oon  Scbimmelpfeng  in  ^Berlin  ju  hohem  Slnfeben 
gelangt ;  ba*felhe  untcrbdlt  außer  Filialen inT)eutfcb» 
Ianb  3>o«iflnieberlaffunaen  in  SBicn,  Söubapcft, 
fionbon,  $ariS  unb  2lm|terbam  unb  ftebt  mit  The 
Üradstreet  Compauy  in  9ieuporf  in  einem  SBer» 
hdltni*  gegenfeitigerSJertretung.  SImerit.  unb  engl. 
Sludtunftdbureau*  gehen  }um  Gebrauch  ibrer  Kun» 
ben  fog.  üHeferenjbüd)er  berau*,  bie  möglicbft  Poll» 
ftänbigc  üBcrjeicbniffe  ber  taufmännifeben  ?Hrmen 
mit  turjen  eingaben  über  3a<b  unb  Krebitfdbigteit 
entbalten.  3n  £>fterreid>  tourbe  bie  j^übrung  oon 
31.  an  bie  Erteilung  einer  behördlichen  Uknebmtgung 
gebunben.  —  SBgl.  bie  oerfebiebenen  Schriften  oon 
Sdjimmelpfeng,  inäbefonbere  Sie  Jluöfunft  unb 
ihre  ®egner  (ÜBerl.  1891),  bann  bie  oabrevberitte 
feine*  ^nftitut* ;  :H cf t er  in  ber  «3eitfcbrift  für  bie 
aefamte  Staatgroiffenfcbaft»,  1877;  ©erlach,  Sie 
berufsmäßige  Krebtterlunbigung  in  Seutfcblanb  (in 
ben  «^abrbücbern  füt  9Iationalötonomie  unb  Sta» 
tiftit»,  3e«al890).  (S.  audj  Sdjufcgemeinfcbaften 
für  öanbel  unb  ©eroerbe,  Krebitreformoereine.) 

3n  Eifenbabnangelegenpeiten  fmb  3t. 
biejenigen  oon  einzelnen  üßerroaltungen  an  größern 
Orten  getroffenen  Einrichtungen,  toelcbe  bem  ^u» 
blitum  ©elegenbeit  geben,  ficb  über  Sarif»  unb  Söer» 
tebr*oerbdltni))e  fchnell  unb  ficber  ju  unterriebten. 
Sie  3lu*tunft  mirb  münblich  ober  fcbriftUcb  uuent ■ 
geltlid)  erteilt,  über  bie  Tarife  im  ^Berfonen»,  ©epäd-, 
SBieb»  unb  ©üteroertebr,  über  3ollabfcrtigungen, 
gabrpldne,  SJertebrÄroege,  SInfcblüffe,  Dlunbreife» 
tarten  u.  f.  to.  Serartige  31.  befteben  j.  ÜB.  in  ÜBerlin 
für  bie  Seutfcbe  Weich*»  unb  Königl.  ^reußif'cbe 
Staat*eifenbahnoertoaltung ,  außerbem  für  bie 
Seutfcbe  Wcich*eifenbabnoerroaltung  in  Straßburg 
i.  E.,  iuv  bie  $reuß.  Staat*eifenbabnoermaltung  in 
Hamburg,  öeipjig,  j^rantfurt  a.  ÜR.  unb  Köln;  für 
bie  Königl.  Sdcbftfcpe  Staat*eifenhabnoerioaltung 
in  i'eipjig ;  für  bie  ÜBermaltung  ber  Cfterr.  Staat*» 
babnen  in  Üöien,  für  bie  Ungar.  Staat*bapnen  in 
Subapeft  u.  f.  ro.  (S.  auch  Eifenbabnagenten.) 

21  uc<f utten,  3lbfcbeiben  ber  Erje  au*  ihm  93er 
roaebiung  mit  taubem  ©eftein  mit  frmbbdmmern. 
(S.  au*  Salben.) 

ÄuSlabe*  be*  eleftrifchen  Junten*,  f.  Seibener 

"ilu^lrtbcsügc,  f.  Eifenbabnjfige.  [$lafd>e. 

ttuätabimfj,  ÜBorlabung,  3lu*tragung, 
iBorfprung,  ba*  SJtaß,  um  roelcbe*  bie  oorberfte 
Kante  eine*  ©efimfe*  ober  ©eftm*gliebe*  oon  ber 
Naumfiäcbe  (flucht)  abftebt. 

3(u4l  ab  ii  iig  ber  ©üter  au*  bem  Seefcbiff, 
fooiel  loie  Söfcbung  (f.  Srachtoertrag). 

•äluCJrtflc,  in  ber  .verbtlunft  ÜBereitfchaft*fteUung 
be*  Rechter*  mit  blanter  Sßaffe  jum  ÜBeginn  be» 
Kampfe*.  E*  tommt  hierbei  barauf  an,  einerfeite 
bie  eigene  2öaffe  fo  ju  balten,  baß  fie  ben  Körper 
fcbfltit,  teineüBlöße  Idßt,  anbererfeit*  bem  Körper  eine 
3lngriff  toie  üUerteibigung  ermöglicbenbc  Stellung 
tu  geben.  Sem  ©egner  mirb  be*palb  nicht  bie  oolle 
^ruft,  fonbern  bie  fcbmale  Seite  »ugetehrt.  Ser  be» 
toaffnete  2lrm  ift  oorgeftreett;  bei  geraber  31.  ift  bie 
Spifte  ber  eigenen  3Baffe  fchrdg  nach  oben  gerichtet, 
bei  oerbdngter  31.  (nur  beim  £>iebf echten)  fdjräg 
nad)  unten.  Ser  unbemafinete  2lrm  ift  enttoeber 

9* 


Digitized  by  Google 


132  Auslagen  - 

in  bie  fcüfte  geftemmt  ober  bin t er  bem  SRfldcn  ge-- 
borgen,  ober  enblicb  über  ben  ftopf  erhoben.  Tic 
i!aft  be*  Rörper*  ließt  auf  bem  rüdwdrtigen  ftufi. 
Seim  3ktjonettf eckten  wirb  ba*  ©ewebr  in  ber  2t. 
mit  ber  ftauft  feft  um  ben  Äolbenbal*  aefafet,  wäb1 
renb  ber  üauf  lofe  in  ber  anbem  geöffneten  &anb 
liegt.  üWan  untcrfaVtbet  91.  recht*  unb  21.  linf*.  je 
naebbem  bie  rechte  ober  linte  feanb  bie  ©äffe  führt. 

9fu<?lagctt,  2krwenbungen ,  welche  in  frem« 
bem  ^ntereffe  gemacht  »erben.  Soweit  ber  93er« 
wenber  2lnfprucb.  auf  Grfafc  nidjt  fdjon  um  be*« 
willen  bat,  »eil  er  jur  SJerwenbung  ober  jur  gilb» 
rung  be*  fremben  ©efebäft*  Sluftrag  hatte,  gilt  ber 
allgemeine  ©runbfafc,  baß  bie  Grftattung  foldjer  in 
frembem  3nta«ff*  gemachten  2t.  geforbert  »erben 
barf,  r>on  benen  anjunebmen  ift,  ba|  fte  ber  @e« 
fcbäft*berr  felbft  gemacht  baben  würbe,  ober  »elcbe 
bureb  bieSacblage  geboten  »aren($cutfcbe*  93ürgerl. 
©efeftb.  §.  683).  $abet  ift  Dorau*geJe&t,  bafe  ein 
genügenber  2lnla&  jur  ßinnüfebung  in  ba*  frembe 
©efcbdft  oorlag,  unb  bafj  man  ftd)  bem  jenigen,  ben 
e*  angebt,  Derpfltcbten  »oüte.  ßinen  ähnlichen  (Sr« 
fafeanjprucb  bat  ber  23eftlter,  ber  auf  Saasen,  bie  er 
für  fein  Gigentum  bält,  9ier»enbungen  macht,  »enn 
ber  Eigentümer  bie  Sache  jurüdforbert  (§.  850). 

"ilutflagcruttg^gf iturnr,  f.  Weberlagen. 

3lue*i anb ,  im  Sinne  ber  beutfeben  JHeicbSgefcfce 
jebe*  nid)t  jum  2>eutfcben  SRetcbSgebiet  gehörige 
©ebiet.  ;ium  Teutleben  fteidjägebiet  geboren  auch 
bie  Äüftengewäffer  auf  Äanonenfdjuferoeite,  bie 
©renjfeen  bis  jur  2JUtte.  bie  ©renjftröme  big  jum 
2bal»eg,  ferner  bie  fiuftfdule  über  beutfebem  Canbe 
unb  Gaffer  auf  Äanonenfcbufeböbe;  gleidjgeftellt 
»erben  femer  bie  Schiffe  mit  beutfeber  flagge  auf 
offener  See,  bie  Staat*fcbiffe  auch  in  fremben  ©e» 
wäfiern.  21.  ftnb  bie  beutfeben  tfonfulat*bejirfe  unb 
bie  beutfeben  Scbufcgebiete,  fo»eit  fte  nicht  für  ein 
einzelne*  ©efch  au*brüdlidb  ober  ftillfcb»eigenb  al* 
3nlanb  erflärt  Rufet,  So  gelten  bie  beutfeben  Sebu^ 
gebiete  nicht  al*  21.  in  93ejug  auf  ba*  Verbot  ber 
ftaatlicben  2)oppelbefteuerung,  in  93ejug  auf  2luS« 
»anberung  (6cibu&gebiet*gefe&  Dom  15.  Üflärj  1888, 
§.6),  Dagegen  »obl  in  93cjug  auf  Begebung  ftrafbarer 
tfanblungen.  —  3ollau*lanb  beifeen  bie  Seile 
be*  5Reid)*gebiete*,  bie  außerhalb  ber  jjollgrenje 
liegen  (ttüftenge»äffer  unb  BoUau*fd?lüfTe,  f.  b.). 

ftür  bie  93egrenjung  be*  @cltung*gebiete*  inlän« 
bifdjer  Strafgefege  bem  21.  gegenüber  (fog.  int  er« 
nationale*  Straf  red)t)  ftnb  in  ber  Strafredjt*« 
roiffenfebaft  folgenbe  ©runbffi&e  aufgeteilt:  5>ie  in« 
länbifdjen  Strafgefefce  finben  2ln»enbung  1)  auf 
alle  im  ^nlanbe  begangenen  öanblungen,  aueb  »enn 
ber  Shäter  ein  2Iu*länber  ift  (Z erritorialprin« 
eip);  2)  auf  alle  Don  ^nlänbern  im  5$n«  ober  2lu*= 
lanbe  begangenen  (traf baren  öanblungen  ($er« 
fonal«  ober  91ationalitat*princip);  3)  auf 
alle  im  3nlanbe  unb  auf  biejenigen  im  2t.  began« 
genen  ftrafbaren  fcanblungen,  bei  welchen  ber  3n« 
Ianb*ftaat  ober  ein  ^nldnber  ber  93erle  jtte  ift  (SR  e  a  l  • 
ober  S  a>  u  p  r  i n c i  p ) ;  4)  auf  alle  ftrafbaren  J&anb* 
lungen,  glcieboiel  »o,  Don  »em  unb  gegen  »enfte 
begangen  ftnb  (5Beltre<bt*pf lege).  3n  ber  ®e* 
fe&gebung,  aueb  ber  beutfeben,  gilt  im  allgemeinen 
sJk.  1  mit  3"fa&en  au«  9lr.  3  unb  2,  am  reinften 
in  ßnglanb  unb  ^orbamerifa,  unb  9^r.  4  im  öfterr. 
Strafgefeft  Don  1852. 

%tm  beutfeben  Strafgefefe  unterliegen:  1)  Unter= 
fcbiebdlo*  3«s  unb  auelänber  unb  j»ar:  a.  gür 
jebe  im  ».begangene  bocbDerräterifcbe  ^anb' 


■  ausränber 

lung  gegen  ba3  Teutf  4  e  fte  ich  ober  einen  IBunbeS« 
ftaat unb  jebed  vJ)tünjDerbrecben  (§. 4,  ft r.  1).  b.  ^ür 
bie  irgenbreo  begangenen  fcb»eren  Gelitte  beS 
Sprengftofigefe&eS  oom  9.  3uni  1884  (§.  12)  unb 
DeUfte  be*  StlaDenraubgefe&eS  oom  28. 3uli  1895 
(§.  5).  c.  %tx  Äriegdoeaat,  fieiebenraub,  2>ieb* 
ftabl  unb  5Raub  an  &er»unbeten  auf  bem  Äriegg« 
fcbaupla^e  u.  f.  ».  (SWilitär-  Straf gefe&b.  §.  160). 
2)  Söenn  auä»drt8  Don  35eutfcben  begangen :  a.  San« 
bedoenat  gegen  ba*  3>eutfcbe  iHeicb  ober  einen 
Sunbe^ftaat  ober  SJcleibigung  gegen  einen  93unbe4-- 
fürften  (§.  4,  5Rr.  2).  b.  £oa>  unb  fianbe^oeaat 
gegen  einen  nicht  }um  Teutleben  9ieiebe  gebörenben 
Staat  ober  2anbe#berrn,  fofern  ©egenfettigleit  Der« 
bürgt  ift  (§.102),  Verrat  militdrifcbeT  ©ebeimniffe 
(©efefc  Dom  3. 3uli  1893,  §.  6).  c.  3>er  im  21.  Der« 
übte  9ta<bbrud  unb  bie  äbnlicben  Gelitte  (©efeH 
Dom  11. 3uni  1870,  §.  25).  d.  SlUe  SBerbrcdben  unb 
©ergeben,  »enn  fte  burd)  bie  ©cfe&e  bed  Begebung«» 
orte*  mit  Strafe  bebroljt  ftnb,  »enn  ferner  oon  ben 
©erlebten  beä  21.  nidpt  über  bie  öanblung  bereit* 
redjtdtrdf tig  erlannt  unb  efreifpreebung  ober  Straf« 
Doli  jug  erfolgt  ift,  »enn  ferner  nicht  SBeridbrung  ober 
Straferlaß  eingetreten  ift,  »enn  enblid?  ber  nad> 
ben  ©efefeen  be*  21.  erforberlicbe  2Jntrag  be*  Skr« 
legten  geftellt  ift  (§.  4,  9lr.  3;  §.  5).  3)  Sie  folgen« 
ben  au3»drt*  begangenen  feanblungen,  »enn  bie 
Jbäter  2)eutfcbe  ober  Wcbtbeutfcbe  in  beftimmter 
Stellung  ftnb,  unb  g»ar:  a.  iBeamte,  »enn  fte  ein 
2lmt*belUt  na  d'  beutf  ehern  SRedbt  begeben  (§.4, 9lr.  1). 
b.  6djiff*leute  beutfeper  Sebiffe,  »enn  fte  ftd)  gegen 
bie  3)i*ciplin  Dergepen  (Seemann*orbnung  §.  100). 

3m  21.  begangene  Übertretungen  ftnb  nur  bann 
ju  beftrafen,  »enn  bie*  bureb  befonbere  ©efetie  ober 
UJertrdge  angeorbnet  ift.  (Sine  im  21.  Dolljogene 
Strafe  ift,  »enn  wegen  berfclben  öanblung  im 
©ebiete  be*  Tai  tüten  fteirt«  abermal*  eine  ©er« 
urteilung  erfolgt,  auf  bie  ju  ertennenbe  Strafe  in 
»nredjnung  ju  bringen  (§§.  6, 7).  3ft  ein  2)eutfeber 
im  21.  »egen  eine*  lißerbreeben*  ober  Vergeben*  be« 
(traft  »orben,  »elcbe*  nach  beutfdjem  sJled>t  bie  2lb« 
ertennuna  bürgerlicber  Gbrenrecbte  jur  ?rolge  baben 
tann,  fo  tann  tn  einem  neuen  StrafDerfabren  biefe 
(^olge  nachtrdglicb  berbeigefüb.rt  »erben  (§.  37). 

5öegen  ber  21n»cnbung  Don  Strafgefe^en  eine* 
einjelnen  beutfeben  Staate*  auf  £>anblungen,  welche 
in  einem  anbern  beutfeben  Staat  begangen  worben 
ftnb,  unb  über  bie  2lnwenbung  be*  bürgerlichen 
SRedjt*  auf  bie  in  einem  anbern  Üanbe  begrünbeten 
«PriDatre(bt*Derbdltniffe  f.  ßrtlicbe  ÄoUifton  ber  ©c« 
fege  ober  Statuten. 

Sgl.  5ktr,  i'cbrbud)  be*  internationalen  ^rioat« 
unb  Straf  recht*  (Stuttg.  1892) ;  iKoblanb,  35a*  inter* 
nationale  Strafrecpt,  ^b.  1  (2pj.  1877);  Don  i'tfjt, 
Sebrbucb  be*  Strafreebt*  (10. 2lup.,  33erl.  1900). 

toudläitber  ober  Srember,  ber  ©egenfag  Don 
Staat«angehöriger.  Gr  ift  ber  Staatsgewalt  nur 
fo  weit  unb  fo  lange  unterworfen,  al*  er  mit  $erfon 
ober  Vermögen  im  Staatsgebiet  weilt.  Ungeachtet 
ber  Erhaltung  Derfcbiebcner  Staat*angeb&rigfciten 
in  2)eutfcblanb  ift  boeb  jeber  beutfebe  9leicb*ange« 
hörige  für  jeben  beutfeben  93unbe*ftaat ,  bem  er 
nicht  angehört ,  nicht  21. ,  f onbern  gei eglicb ,  Don 
21rmenDerforgung  unb  2lufnabme  in  ben  2lrmen« 
Derbanb  abgegeben,  niept  fcblecbter  al*  ein  ^nlanber 
»u  behanbeln  (3leich*Derfaffung  2lrt.  3).  2lucb  ber 
n.  ftebt  wenigften*  priDatreehtlicb  in  allen  Kultur« 

?aaten  bem  ^nlänber  gleich,  nur  ba*  franj.  9iecbt 
«It  noch  principiell  an  befdjrdntter  ^rioatreebt*« 


Digitized  by  Google 


StuSlaufett  —  Sluälegung 


133 


fdbigteit  beS  3t.  feft.  93orauSfefcung  ift  ©egenfeitig* 
leit,  alfo  HuSnabme  burcb  Stetorfion  (f.  b.)  juläffig. 
Cffcntlicfe-rcdytUcfj  ftel?en  St.  jurüd,  namentlid?  tön» 
nen  fie  ausgeliefert  unb  auSgewiefen  werben.  (S. 
ftTembe  unb  <yrembengefefce.) 

«umlaufen,  jeemdnnifcb,  f.  Saufen. 

3lu$läufet,  f.  Slft  unb  Sd?öfelingc. 

Muälätiferetbfe,  f.  ©artenerbfe. 

4lue<laugcu,  aus  einem  ©emenge  von  ftbx- 
pern  einen  beftimmten  ©emengteil  burd;  ein  9Iuf= 
IdjungSmittel  (gemöbnlid?  2Baf)er)  wegnebmen,  wo» 
beibie  entftebenbe2luflÖfung  (Sauge)  baS  gemünfebte 
^robutt  ift  unb  baS  übrigbleibenbe  (ber  JHüdftanb) 
oft  »erliefen  Stbfaü  bitbet.  60  wirb  bie  Hohafd?e 
ausgelaugt,  um  bie  barin  enthaltene  Vottafäje  zu 
gewinnen;  in  ben  SUaum  unb  Vitriolfabrilen  wer» 
ben  bie  geröfteten  unb  oerwitterten  Grje,  in  ber 
6obaf  abrif  ation  bie  5Ho  bfajmel  jen  ausgelaugt  u.  f.  w. 
Sie  Hauptaufgabe  beim  31.  beftebt  barin,  bafe  ber 
SHüdftanb  uon  allem  SöSlicben  collftänbig  erfd?öpft 
unb  babei  fo  wenig  wie  irgenb  möglid?  fpdter  )u 
»crbampfenbeS  SöfungSmittel  aufgewenbet  wirb. 
SBeibeS  erreicht  man  burd?  fpftematifetec-  31.,  bei  bem 
bie  entftebenben  cerbünnten  Saugen  mit  reicbbalti* 
germ  Material  nad?  unb  na*  jufammengebradjt 
werben,  bis  man  eine  gefdttigte  Söfungerbält, 
mdbrenb  man  reines  SBafier  nur  jur  legten  Sebanb* 
lung  beS  faft  collftdnbig  erfdjöpften  SRfidftanbeS 
oerwenbet.  Saju  bienen  m  ber  dem.  3nbuftrie  be- 
fonbere  mit  %  nur  arbeitenbe  Verrieb hingen,  wie  bie 
äeroftatif(be  treffe  (f.  b.).  9Rand?e  gebraueben  ben 
3luebrud  31.  als  glcid?bebcutenb  mtt  SluSwafdjen. 
2Benngleid?  ein  trefcntlut er  Unterfd?ieb  jwifeben 
beiben  Operationen  nid?t  beftebj,  fo  follte  con  21. 
bod?  nur  (jefprod?en  werben,  wenn  bie  erhaltene 
Söfung  baS  wichtigere  $robu(t  ift. 

unter  ben  ©efteine  jerftörenben  Sßrojeffen  be- 
ftebt berjenige  ber  StuSlaugung  in  ber  jerfefcen= 
ben  unb  bie  löSlid?en  3er)*c&ungsprobutte  wegfüb-' 
renben  SBirlung  beS  atmofpbäufdSen,  floblcnfdure 
unb  Sauerftofi  baltcnben  SBafferS.  SiefeS  bringt 
burcb  Klüfte,  SRiffe  unb  Haarfpalten  in  baS  innere 
ber  ©efteine  unb  löft  auf  feinem  Sege  eine  2tnjabl 
ibrer  Seftanbteile  auf  (Saty,  ©tpS,  Stall,  Dolo- 
mit), wdbrenb  eS  anbere  mit  Hilfe  feines  Sauir* 
ftoffgebaltS  erft  in  löSUd?e  Drpbe  (fo  bie  Sdjwefel» 
metalle  in  fdjwefelfaure  iüietallfalje)  umwanbelt, 
nod?  anbere,  1.  SB.  gewiffe  Silitate,  mittels  feines 
ÄoblenfduregebaltS  jerfefet  unb  bie  gebilbeten  Gar* 
bonate  fortführt.  Stuf  biefe  SBeife  werben  ben  ©e= 
fteinen  ungebeure  Mengen  con  9Rincralfubftanj 
entjogen  unb  burcb  bie  Quellen  an  bie  (*rbooerfläd?e 
gefebafft.  Saburd?  bilben  ftcb  im  ^nnern  ber  Grb: 
rinbe  verträume ,  bie  oft  betrdd?tlid?e  3lu8bebmmg 
annebmen  unb  bann  nid?t  feiten  iu  Ginbrücben  ber 
obern  ©efteinsfdjidjten  SBeranlaffung  geben.  So 
entfteben  j.  93.  bie  fog.  Grbfdlle,  tridjterfönmge  2*er* 
tiefungen  an  ber  Cberfldd?e.  Sie  con  folcben  6in* 
ftürjen  cerurjad?ten  Grfd?ütterungen  tönnen  fogar 
als  Grbbeben  bemerlbar  werben. 

«uölout,  in  ber  ©rammatit  bie  legten  Saute 
eine*  SBorteS.  (S.  aud?  Anlaut  unb  Slnlaut.) 

"Jtucläutcn,  f.  (Sinlduten. 

Sluälccruiifl  (Evacuatio,  Excretio),  bie  Gnt* 
femung  con  abgefonberten  ober  in  ben  tförper  ge» 
laugten  Stoffen  burcb  bie  natürlichen  Cffnungen 
bes  ÜörperS,  im  engern  Sinne  bie  Stublentleerung 
(f.  Grtremente).  ^aS  SluSfeben  unb  bie  pbbfit-d;em. 
«efepaffenbeit  ber  au«geleerten  Stoffe  iji  für  bie 


biagnoftiiefcc  Beurteilung  ber  meiften  flranfbeiten 
oon  ber  gröfeten  Bebcutung. 

Sie  auÄleerenbc  veilmetbobc  (Evacuatio), 
welcbe  in  ber  dltein  i>lebijin  infolge  ber  berrfeben-- 
ben  bumoral-patbol.  2lnfcbauungen  eine  febr  au5^ 
gebebnle  unb  oft  mifcbräuduMdie  Slnwenbung  fanb, 
wirb  nur  nod?  in  einzelnen  Odilen  benulit. 

21  u^ leer eube  Nüttel  oter  Evacuantia  wer^ 
ben  bie  jur  21.  benuhteu  Heilmittel  genannt,  alfo 
befonberö  Bred)--  unb  2lbfübrmittel,  ferner  barn-  unb 
fdjweifttreibenbe  unb  au*wurfbeförbernbe  ÜJtittel. 
Dicjelben  wirlen  teil*  baburd),  bap  fie  bie  ben  2lu3-- 
leerungsalten  t?orftcbenben  ÜJluefelpartien  (j.  23.  bie 
be«  Darmfanal!?)  in  Jbdtigfeit  uerfeften,  teils  ba- 
burd), baf;  fie  bie  betrenenben  Slbfonberungen  flüf» 
figer  macben,  teile  baburd?,  baf>  fie  bie  Maiidle  unb 
ÜJiünbungen  fd?lüpfriger,  gcfdjmeibigcr  unb  fdjlafter 
macben  unb  fo  ben  Üöiberftanb  berfelben  verringern. 

ilutflegcr ,  ridjtiger  21 11  e lieger,  bei  8egel- 
booten  bie  als  ©egengeroiebt  gegen  bas  Meutern 
an  ber  Suofcite  bmauSgcfcbobeucn  Sailen,  bei 
iMuberbooten  ©eftell  iiim  Auflegen  ber  Meinen  (f.  b. 
unb  JHuberfport).  —  Über  21.  beim  Ürau  f.  b. 

9aui<lcflcrbri'tcfc,  f.  Cifenbrüde. 

"Jtuctlegmafrtiine,  f.  ^ünbbbluten. 

^luolegung,  in  reebtlicber  23et>eutung  bie  auf 
Ermittelung  beS  Sinnes  einer  rcdjtSgefcbdftlidjen 
afliUenserilärung  ober  eine*  ©efcftcS  geriebtete 
Jbätigfcit.  Sie  Erflärung  fann  mebrbcutig  unb  un= 
tlar,  ihr  Sinn  beftritten  unb  ungewife  fein.  Sic  31. 
unternimmt  es,  ben  Sinn  ju  ermitteln,  meldjen  ber 
Urbeber  ber  ßrllärung  bat  auebrüden  wollen.  9öo 
fie  nxcbt  ju  einer  ©ewifibeit  tommt,  begnügt  fie  ficb 
mit  einer  3öabrfd?einlid)teit;  fie  gebt  uon  ber  35or= 
auSfctiuug  aus,  ba&  bie  Urheber  ber  Orrfldrungcn 
uerftdnbigc  Seutc  waren,  ba^  fie  etwae  2>erftdnbigeS 
wollten,  unb  bafi  fie  ben  ,Swed  mit  angemenenen 
IKitteln  eneidjen  wollten.  So  fudt  fie  nad?  ber  ^bee, 
weld/e  bem  Urbeber  ber  örlldrung  uorfebwebte,  be« 
mübt  fid?  ju  niiben,  was  er  unter  tiefen  Umftdnben 
{  unb  wie  er  ee  wollte.  Sie  unterfuebt  ben  fprad?licbcn 
Sinn  (grammatif de  21.),  ebne  an  ben  Korten 
bdngen  ju  bleiben  (cgi.  Seutfde*  Sürgerl.  03efeHb. 
§.  133:  bei  21.  einer  2Üillen#ertldrung  ift  ber  wirl= 
liebe  5Billc  ju  erforfdien  unb  triebt  am  bucbftdblicben 
Sinne  ju  haften),  fie  gebt  jurüd  auf  bie  S?oroerpanb= 
hingen,  bie  bamals  abgegebenen  L5rtlärungen,  bie 
übrigen  Haren  Seile  ber  Crllärung,  ben  3ufammen- 
bang  beo  ©anjen.  So  bie  Sorte  leinen  befriebigeiv 
ben  Sinn  geben,  febeut  ficb  bie  red?tewiff en  = 
fd?aftlid?e  unb  rid?terlid?e  3t.  nid?t,  au*  = 
bebnenb  unb  einfcbrdntenb,  felbft  berid)tigenb 
auszulegen.  Sic  ©efetjgcber  haben  geglaubt,  für 
bie  21.  con  ©efetjen  unb  con  recbtsgefd?dTtlid?en 
lldrungeu  Regeln  aufjtelleu  ju  feilen,  v  23.  aueb  ba* 
Seutfdie  23ürgeil.  ©efehb.  157  u.  2084:  Verträge 
fmb  fo  auszulegen,  wie  Ireuunb  ©lauben  mit  sJlüd 
ficht  auf  bie  ^crfebrSntte  eSerf orbern;  Unwillige 
Verfügungen  im  Zweifel  fo,  baf»  bie  Verfügung  Cp 
folg  haben  fann.  Selbftoerftdnblicb  fmb  biefe  ^Kegeln 
biubenb;  aber  bei  ibrer  Unbcftimmtbeit  he  fen  fie 
nicht  ciel.  itorrettc  juriftiidc  21.  ift  eine  Äun  t.  Ser 
23egabtc  lernt  fie  burcb  Übung.  Seehalb  fmb  berufe  = 
mdjjigc  JHicbter  nicht  zu  eutbebren.  Segt  ber  ©cfen= 
geber  ein  Älteres  ©efetz  burcb  ein  neues  felbft  aus, 
fo  nennt  man  baS  autbcntifd?e  3t.  Sie  ift  un- 
bebingt  maügebenb,  aueb  wenn  fie  baS  iHid?tige  nidt 
trifft  SaSfelbe  gilt  con  bem  burcb  gleidmafeige  2tn 
wenbunfl  beS  ©efe^eS  in  einem  beftimmten  Sinn, 


Digitized  by  Google 


134  Huälefe  — 

ufuelte  81.,  entftanbenen  @ewobnbeit*recbt*fa&. 
2)ie  bureb  foUbegefefclicbe  ober  oeroohnbcit^recbUicbe 
SBorfcbrift  niebt  befcbrdntte  2t.  ber  ©efe&e  wirb  bie 
bottrinelle  ober  reebt*wifienf  cbaftlicbe  ge» 
nannt.  SBMcbtiger  noch  al*  bei  ben  ©efe&en  ift  bie 
bertömmlicbe  St  bei  Vertrag*flauicln,  bei 
benen  bet  Vertebr  ben  Sinn  feftgeftellt  bat.  —  Über 
8t  in  ber  Jbeoloflie  f.  ^regete  unb  £>ermeneutit; 
über  St.  eine«  Sdjriftfteller*  f.  Interpretation. 

fluölcfe,  f.  StuSbrud?  unb  SBeinlefe. 

»Äuciicf ermifl,  im  itaatd»  unb  völterrecbtlicben 
Sinne  bie  Übergabe  einer  Verfon  bureb  bie  Vebör* 
ben  be*  8lufentbalt*ftaate*  an  bie  Vebörben  eine* 
anbern  Staate*,  welcher  biefelbe  »um  3*vede  ber 
ftraf  reebtlicben  Verfolgung  verlangt  bat.  Gine  reifer: 
redliche  8lu*lieferung*pflid?t  befteb't  trofc  Slueliefe« 
rungSgefe&en  (folebe  befteben  in  Belgien,  ßnglanb, 
9iieberlanben,  Suremburg,  Sdjweii,  3iorbamerifa« 
nifäe  Union,  ßanaba,  Slrgentinien)  nur  auf  ©runb 
von  8tu*lieferung*verträgen  ober  al*  3lu*flufi  be* 
iK c ei- 1  -■>  auf  internationalen  Verfebr,  wenn  ber  tx> 
fuebte  Staat  felbft  für  einen  gleichen  ober  dbnlicben 
,\aü  bie  St.  al*  9teebt*pflicbt  beanfpruebt  bat.  Vor« 
au*fefcung  ber  9lu*lteferung*pfticbt  ift  traft  be* 
völterrecbtlicben  Slnfprueb*  auf  gegenfeitigeSlcptung, 
Üteciproeitdt.  $>at  ein  Staat  8lu*lieferung*vertrage 
gejcbl  offen,  fo  bat  er  wobl  ba*  SRecbt,  aber  nicht  bte 
Pflicht,  aueb  au*  anbern  al*  verrrag*mdfeigen  ©rün« 
Pen  ausliefern,  alfo  j.  93.  wegen  polit.  3>elifte. 
Stucb  obne  9lu*lieferung*vertrag  beftebt  feine  Stu*« 
lieferuug#pflicbt  für  polit.  $elifte,5)uell,  9teligion*« 
belitte,  fi*talifcbe,  mititär.  unb  8tmt*belilte  unb 
2Biberftanb  gegen  Beamte  wegen  ber  in  biefen  Ve« 
jiebungen  ftaatlicb  verfebiebenen  Slnfebauungen, 
ebenfo  niebt  binfiebtlicb  eigener  Untertbanen  ((?ng= 
tanb,  Worbameritanif  cbeltni  on  unbStorwegen  liefern 
biefe  aber  au*)  unb  nicht,  wenn  bie  $anblung  nidi t 
aueb,  nach  bem  SRecbt  be*  erfudjten  Staate*  al*  ftraf» 
red>t*wibrig  gilt.  Stilljcbweigenbe  Scbrante  ieber 
St.  ift,  bafe  gegen  ben  81  u*  gelieferten  Verfolgung 
nur  wegen  ber  Jbatenjuläfftg  ift,  wegen  beren  bie 
St.  bewilligt  würbe.  SBirb  ber  Stu*gelieferte  aufeer 
Verfolgung  gefegt  ober  freigefprowen ,  fo  ift  ihm 
eine  ©unftfrift  jum  Verlalfen  be*  Staatsgebiete* 
ui  erteilen,  wdbreno  ber  er  unverle&licb  ift,  um  bie 
Vorau*fetmngen  wteber  ju  febaffen,  bureb  bie  ba* 
unnötig  beenbigte  Slfplrecbt  bce  fremben  Staate* 
wieberbergeftellt  werben  fann.  Taburcb,  bafi  für 
gewifie  Gelitte  feine  völferredjtlidje  8lu*iiefcrung*« 
Pflicht  beftebt  ober  bafe  ftaat*recbtlicb  ba*  Verbot 
von  St.  beftebt,  folgt  feine  Slfplpf  lid>t,  fonbern 
nur  ein  Slfpl  recht  (f  Slfpl). 

2>a*  $  e  u  t  f  cb  e  9t  e  i  eh  bat  Auslieferungsverträge 
abgefdjloffen  mit  ben  Vereinigten  Staaten  von 
Stmcrita  (1868),  Italien  (1871),  ©rofebritannien 
(1872  unb  für  bie  S)euticben  Sebuligebicte  1894), 
ber  Scbwcij  (1874;  baju  2>ur<blieferung*vertrag 
oon  1873),  Velgien  (1874),  Aremberg  (1876), 
Vrafilien  (1877),  Sdjwcben  unb  Norwegen  (1878), 
Spanien  (1878),  Uruguap  (1880),  bem  Äongoftaat 
(1890,  nur  für  bie  beutfeben  Scbu&gebicte  in  Slfrifa), 
ben  9tieberlanben  (1896).  9teuerbing*  wirb  bi*  jum 
?lbfd)lufi  eine*  befonbern  Auslieferungsverträge* 
für  St.  SJteiftbcgünftigung  vereinbart.  Ter  Stu*» 
fcblufe  politifcper  $eliltc(f.  Volitifcbc  Verbrechen 
unb  Vergeben)  umfaftt  niebt  blefj  bie  fog.  abfolut 
politifdjen,  b.  b>  biejenigen,  welcbe  nur  polit.  ^nfti: 
tutionen  (Staat,  Verfallung)  angreifen,  obne  gtcirf>= 
jeitig  niebtpolit.  3ntereffen  (fieib,  Seben)  von^nbi- 


«it*Iö^lig 

vibuen  ju  verteilen  ober  ju  gefdbrben,  fonbern  aud? 
alle  Verbreeben,  bie  im  tonfreten  gälte  au*  einem 
polit.  üJtotiv  gefdjeben  ober  einen  polit.  3wed  ver- 
folgen (fog.  relativ  polit.  Verbreeben).  Tabureb  ift 
bie  3lu*nabme  eine  fept  weite,  ^nfotacbeffen  wer= 
ben  neuerbmg*  gewiffe  relativ  polit.  Verbreeben  ju 
Slu*lieferung9beliften  erflÄrt,  fo  in  ben  meinen 
neuern  Verträgen  SJlorb  unb  iU oi  bverf u* ;  fte  gelten 
immer  al*  gemeine*  Verbreeben.  3»«f<ben  2?eutfcb' 
tanb  unb  efterreid)  wirb  81.  nur  wegen  abfolut  ge- 
meiner Gelitte  gewäbrt.  T  a  •>  febwei j.  8tu*lief erung*-- 
gefetj  unb  ber  neue  öfterr.'febwei).  Vertrag  bewilligen 
bie  81.,  obgleieb  ber  Jbdter  einen  polit.  $eweggronb 
ober  3>ved  vorfd>ü|t ,  wenn  bie  öanblung ,  um 
berentroiUen  bie  8t.  verlangt  wirb,  vorwiegenb  ben 
ßbaratter  eine*  gemeinen  Vergeben*  ober  Ver* 
bredjen*  bat.  (S.  aueb  8tu*lieferung,  Vb.  17J  — 
über  8t.  ber  2)ef  er  teure  f.  Kartell;  über  St.  im 
banbeUrecbtlicben  Sinne  f.  Stblieferung.  — 
Vgl.  Sammafcb,  5Red)t*bilfe  imb  8tu*lieferung*ver= 
trage  (in  von  $olfeenborff*  «^anbbueb  be*  Volter- 
redjt*»,  Vb.  3,  ^pj.  1887);  fettet,  öanbbueb  be* 
internationalen  Vrivab  unbStrafreebt*  (SBien  1894 
[ftlr  ßfterreieb]);  von  Staubinger,  Sammlung  von 
Staat*vertrdgen  be*  5)eutfcben  9teicb*  über  @egen= 
ftdnbe  ber  9lecbt*pflege  (2.  Stuft.,  ORüneb.  1895): 
Teliu*,  5)a*  8lu*lieferung*redjt  (feannov.  1899). 

atuw^ltcfcrungtffcbcin  ober  Stblieferung*» 
febein,  bie  Slnweifung  (f.  b.)  an  ben  angewiesenen 
3nb^aber  einer  SBare,  biefelbe  bem  ben  St.  vorlegen« 
ben  (Smpfclnger  für  ÜHecbnung  be*  Stnweifenben  aui- 
jubdnbigen.  33ei  ber  Voft  werben  bie  quittierten 
Sdjeine,  gegen  beren  2tu*bdnbigung  ©elbfenbungen 
au*geiaplt,  ffiertfenbungen  unb  Vatete  au*ge= 
bdnbigt  werben,  St  genannt.  3)ie  Voft  braucht 
bie  eebtbeit  ber  Unteriebrift  unb  bie  Legitimation 
be*  Überbringer*  niebt  §u  prüfen  (©efefc  vom 
28.  Ott.  1871,  §.  49). 

«««lieget,  f.  Slu*legcr. 

Sludlobuna,  bie  öffentliebe  Vetanntmacbung, 
bureb  bie  für  Vomabme  einer  £)anbtung,  in*bef on« 
bere  f>erbcifübrung  eine*  Erfolge*,  j.  33.  für  Söf  ung 
einer  Vrei*aufgabe,  Stblieferung  etner  gefunbenen 
Sacbe,  Stnjeige  von  Verbrechern,  eine  Velobnung 
bemjenigen  oerfproeben  wirb,  ber  bie  &anblung  vor« 
nimmt.  Slueb  wenn  biefer  nicht  mit  JRüdficbt  auf  Pie 
9t.  gebanbelt  bat,  ift  ju  teiften.  JBiberruf  von  feiten 
be*  SluSlober*  mu&  ebenfo  öffentlich  erfolgen  al* 
bie  St.  ober  burd)  befonbere  Mitteilung.  Q\n  Ver« 
jicht  auf  ©tbernif  liegt  im  Zweifel  in  ber  Veftim- 
mung  einer  ftrift  für  Vornahme  ber  ßanblung.  6ine 
fcldbe  mufe  bet  tyrci*bemcrbung  gegeben  werben. 
Erfolgte  bie  Vomabme  mebrmal*,  fo  gebübrt  bie 
Velobnung  bem,  ber  c*  juerft  tbat;  wenn  e*  von 
mebrern  gleichseitig  gefehab,  allen  ju  gleieben  Jei« 
ten.  Übertragung  be*  (Eigentum*  am  hergestellten 
9Berfe  fann  ber  3tu*lobenbe  nur  verlangen,  wenn 
er  bie*  in  ber  St.  beftimmte  (2)eutfebe*  Vürgcrl. 
©efehb.  §§.  657  —  661).  —  St  ift  aud?  foviel  wie 
Slbfinbung  (f.  b.)  bei  ber  bäuerlichen  Erbfolge.  — 
Vgl.  Sifeber,  3)ie  St  nach  bem  Vürgerl.  ©eic&bucb 
(©ötting.  1900). 

itue>löfung,  ber  Vorgang,  bei  wetebem  bureb 
fieiftung  einer  fleinen  Strbcit  eine  grofee  potentielle 
Energie  (ober  Spannfraft)  veranlaßt  wirb ,  fieb  in 
meehan.  Strbeit  umjufet»en.  Cine  81.  ift  j.  33.  bie 
burdb  einen  Meinen  Junten  bewirfte  (^rplofion  be* 
<t$ulveT*.  3)ie  grofee,  bierbei  geleiftete  median. 
Strbeit  entftebt  nicht  au*  ber  fleinen  Energie  be« 


Digitized  by  Google 


SfuStnacfjen  — 

ftunfen«,  Jonbern  au«  ber  be«  $uloer«,  beffen 
©leügemidjt  burd)  ben  Junten  geftört  würbe. 
Gbenfo  ift  e«  eine  St.,  wenn  ein  auf  einer  ftumpfen 
Spifce  ftebenber  fütteret  33leiblod  burd)  einen  ge* 
ringen  3(nftofe  ftürst,  wenn  ein  9Ru«fel  auf  einen 
gertngen  JReij  pin  eine  grofie  medjan.  SIrbeit  Der* 
ridjtet  u.  f.  m.  $er  Warne  21.  mürbe  Don  3.  % 
ÜNaper  (f.  sJJted)anifd)e  SDärmetpeorie)  eingeführt.  — 
on  Der  «bp 1 1 c l o gie  bejeidmet  man  ba«  sJlcTDen= 
Ipftem  af«  einen  21  uMöfung«apparat,  weil  burd)  bie 
(frregung  feinfter  5RerDenfafern  beträd)tlid)e  Kraft; 
mengen  in  ben  9lrbeit«organen  unfer«  Körper« 
(ÜJlueteln,  Prüfen)  freigemadjt  werben  tönnen.  So 
bewirft  j.  39.  ba«  Einbringen  eine«  grembtörper« 
in  bie  Stimmrt&e  bie  beftigften  lonDulfiDifdjen 
Jouftenftöfee:  bie  (frregung  ber  fenfiblen  Heroen  ber 
Keblfopffcbleimbaut  ruft  in  ben  ©anglieniellen  ber 
nerüöfen  Gentralorganc  fofort  eine  9teipe  Don  23er= 
finberungen  berDor,  meldje  ibrerfeit«  wieber  burd) 
bie  Steigung  jablveicber  centrifugaler  9JerDenfafern 
bie  in  ben  iHeipiraticn*mu*teln  aufaefpeiajerten 
Spannt i af te  plbfclid)  frei  matten  unb  )o  bie  erplo- 
fiuen  fmftenftöfee  Deranlaffen. 

■Jlucmarficn,  in  ber  3dgerfprad)e  fra«  2luf- 
fudjen  Don  angefebweifetem  ober  gefunbem  Söilb 
burd)  Slbfpören  (f.  b.).  —  6in  £anb,  eine  Küfte, 
ein  Seejeid)en  au«madjen  bebeutet,  e«  fo  beut= 
litb  er!ennen,  bafj  banad)  bie  Stellung  be«Sd)iff« 
menigften«  ungefähr  befttmmt  werben  fann. 

ülutftncrjcn  ober  auSmär jen ,  bei  ben  yauc- 
tieren,  befonber«  aber  bei  Sd)afen,  ba«  in  ber  Siegel 
im  SJtärj  gefdjebenbe  ßntfernen  ber  überfdjüffigen 
ober  in  ipren  *Ru&ung3eigenfdjaften  nidjt  mepr 
befriebigenben  Jiere  (ÜDferjoieb,  f.  b.). 

situ<<muftcrung,  bie  Befreiung  2JUUtärpflid>s 
tiger  Dom  SJlilitdrbienft.  Sie  erfolgt,  wenn  tiefe 
wegen  ©ebreeben  jum  $ienft  mit  ber  ffiaffe  ober 
ju  einem  iprem  bürgerlichen  Seruf  entfpreebenben 
2)ienft  opne  ffiaffe  bauemb  untauglid)  befunben 
werben.  2)ie  au*gemufterte  OTannfcpaft  ift  nid?t 
lanbfrurmpflidjtig. 

Mutfnapmcgcrtrfjtc,  juweilen  33ejeidmung  für 
bie  SBepßrben ,  an  weld?e  ba«  Scrfabren  unb  bie  6nt= 
fdjeibung  für  gewifie  ben  orbentlidjen  ©eridjten 
entjogene  iHedjtSfrreitigfeiten  ein  für  allemal  burd) 
@e)e&  Derwiefen  finb.  Sie  werben  aud)  Sonber* 
getidjte  genannt.  §ür  5)eutfd?lanb  gebären  bapin 
bie  SWilitargeriipte  in  Srraffadjen  (0)tilitärftrafae= 
rid>t«orbnung  Dom  1.  %t\.  1898),  bie  Konfutar; 
geriebte  (©ejefc  Dom  7.  april  1900).  bie  $rifen: 
geriete  (©efefc  uom  3.  9Jtai  1884),  bie  ©eriebte  in 
ben  beurfepen  Sdju^gebieten  (©efefc  Dom  15.  !Mrj 
1888),  ba«  Kaiferl.  Patentamt,  foweit  e«  über  33er» 
nid?tungDon  patenten  entfd)eibet(@cfeljDom7.?lprU 
1891),  bie  burd)  ba«  UnfaÜDerfid)erung«gefe&  Dom 
6.3uli  1884  unb  ba«  ©efefe  über  bie  Snüalibitdt«« 
unb  2llter3Derftcberung  Dom  22.  3uni  1889  ein« 
geführten  Sdjiebägericpte  unb  bag  5Reid)SDerfid)e= 
rungäamt,  bie  ©emerbegeridpte  (Ocfefe  Dom  29.  $uli 
1890),  bie  Ärieg«gerid)te  unb  Stanbredjte  (f.  b.),  bie 
rcid)§gefe^lid;  jugelaffenen  Sonbergericpte  in  ben 
ein  jelnen  fidnbern :  namentlid)  bie  lanbeS--  unb  pau3» 
gef eölidjcn  SonbergeriAte  für  bie  fianbeöperren,  bie 
ÜHitglieber  ber  lanbe§betrlid)en  Familien  unb  bie 
SJHtglieber  ber  fürftl.  Familie  öopemollem ,  pe§ 
Dormaligen  ^annoDerfdjen  Äönig«l)aufe3,  be3  Dors 
maligen  Äurbeffifcben  unb  Dormaligen  berjogl.  5laf« 
fauifdjen  ^ürftenbaufe«,  bie  9tyeinfd)iffaprt$:  unb 
Glbioügendjte,  bie  8u8rinanberfe&ung§bep6rben 


!(u«nat)mcgcje|e  135 

i'agrauKfc  ©erid^te),  bie  ©emeinbegeriepte  jur  6t* 
lebigung  Don  93agatellfacpen. 

©ewöpnlid)  Derfte^t  man  unter  IL  (flommif* 
fionen,  Specialaetid;ten)  bie  mit  $urcp: 
Drehung  ber  aefe^ltcpen  3uftAnbigfeit^orbnung  für 
einen  ober  meprere  einjelne  gälle  (befonberg  Ärimi* 
nalf  äUe)  burd;  SpecialDetorbnung  berufenen  a  u  fe  e  r  * 
erfreut  lidjen  ©erid) te,  ).S3.  bie  in  ber  beutfepen 
@efd?id)te  befonber§  befannten  sJJiainjer  unb  25an's 
fürtet  ©entraluntctfudjungöfommiirionen.  $öegen 
ber  mit  biejen  aufecrorbentlidjen  ÜDiafena^men  Der* 
bunbenen  ©efabren  für  SHecbt  unb  oitpetbeit  bet 
Untertbanen  beftimmte  eine  «njabl  beutfdjer  San« 
beäDerfajfungen  unb  nunmebt  baö  2)eutfd)e  ©c* 
tid)töDerfafjung«gefe&  Dom  27. 3an.  1877:  «Jt.finb 
unftattpaft.  9Iiemanb  barf  feinem  qefe&licpen  9iid)- 
tetentjogen werben.»  ^urÄriegggertdjteunbStanb* 
ted)te  mad>en  eine  Slu«nabme,  aber  fie  fefeen  Sietb.  An* 
gungbed93elagerunggjuftanbeS  eerauo.  6benfoba3 
DiterT.  StaatSgrunbgefeö  Dom  21.  $ej.  1867,  Slrt.  1. 

•iUuijinapmcßcfcijc ,  jundepft  folepe  in  bem 
allgemein  anerfannten  5Hed)tc  entpaltcne  33eftim* 
mungen,  bie  eine  SluSnabme  Don  fonft  gültigen 
Siegeln,  ein  jus  singulare,  für  eine  beftimmte  Klaffe 
Don  ^erf  onen,  Sadien,  SRed)tgDerpältnif|en  (Sonbcr= 
red)t)  oorbepalten,  j.  33.  bafe  33eamte  im  ftalle  ber 
33erfe^ung  fra->  ?JHetDerbältnid  unter  (Sinbaltung 
ber  gefetilicb,en  KünbigungSfrift  lünbigen  lönnen, 
aud)  wenn  fie  längere  3JI  ietjeit  Dereinbarten  (33ürgerl. 
©efe^b.  §.  570).  Sie  3lbmeid)ung  Dom  vJtegelred)t 
fann  für  ben  engern  Äreiä  eine  33coorjugung  ober 
3utüdfe&ung  begrünben.  3)lan  Derftebt  unter  31. 
abet  aud)  befonbete  ©efefee,  butep  welcpe  au«  bem 
Slnlaffe  eine«  wir!lia)en  ober  üorQeblidjen  SRotftan* 
beä  DerfaffungSmd^ige  :Kattc  fufpenbiert  werben, 
hierauf  tarn  fdjon  im  alten  9tom  bie  ßrnennung 
eine*  iHttatorS  pinau«,  ingleidjen  ber  Grlafe  eine* 
Seuatus  consultum  cxtraordinariuin,  burd)  frav  ben 
Konfuln  eine  ganj  bi^tretionäre  ©ewalt  eingeräumt 
würbe.  2tu8  ben  neuern  3citen  fmb  als  Slu^naljme; 
maßregeln  junädjft  bie  jablreidjen  35eifpiele  einet 
offenen  obet  Detbedten  Kabinettöjuftig  an^ufübren, 
burd)  welcpe  2lngefd)ulbigte  ben  gewöpnlidjen  ©e* 
rid)ten  entjogen  unb  entweber  ofenc  alle«  Urteil  auf 
blofee  Lettres  de  cachet  (f.  b.)  eingefpertt  ober  Dot 
ein  3(u$napmegerid)t  geftellt  unb  fummarifd)  ab* 
geurteilt  würben.  Solare  3ludnapmegerid)te  waren 
unter  ben  Stuart«  bie  Stemtammer  (f.  b.),  in  <vrant* 
reid)  bie  Chambres  ardentes  (f.  b.),  unter  Napoleon  I. 
bie  Derb,  a^ten  ^reootalgericpte  (f.  b.).  ou  Snglanb 
begrünbet  bie  Sufpenfion  ber  Sabcaä:6orpu&2Ute 
ebenfo  ein  3lu«nabmered)t.  Stnbcre  MuänabmeDer* 
fügungen  betreffen  entweber  einjelne  ÄÖrperfcbaf= 
ten  obet  Parteien,  wie  3. 33.  ba3  nod)  geltenbe  ^e  • 
fuitenjjefeft  be«  25eutfd)en  9teid)ä  Dom  4.  3uli 
1872  ((.^efuiten)  unb  bie  aufgehobenen  5Reid)5- 
aefehe  Dom  4.  SHai  1874  (betreflenb  bie  unbefugte 
Ausübung  Don  Äircbendmtern;  f.  2lu$meifung)  unb 
Dom21.D!t.  1878  (Socialiftengefefc;  f.Sociab 
bemotratie);  obet  fie  etfaffen  ben  gefamten  öffent- 
lidjen  3uftanb,  j0  ^xt  jeitu^e  unb  örtlidje  6in* 
ftcllung  gewäbrleifteter  Freiheiten ,  wie  j.  33.  ge* 
wiffer  ©runbreebte  ber  ÜJeutfcpen  33unbe«a!te  burd) 
bie  Äartebaber  93efd)lüffe  (f.  b.)  Don  1819,  in  Cfter= 
reid)  aUSluSnabmäjuftanb  beut  ebnet  (juläing 
auf  ©runb  beS  fog.  Sufpenfton^gefehc«  Dom  5.  ÜHai 
18G9),  ferner  bie  SBertünbigung  beä  3)krtialgefe&e* 
(f.  b.)  mit  bet  SBitfung  be«  Belagerung«-  ober  Krieg«» 
juftanbe«  (f.  33elagerung«iuftanb),  bie  ^rotlamie* 


Digitized  by  Google 


136  Sluänaljmetarife  — 

rung  be«s  stanbredjtÄ,  bie  Sufpenfton  ober  felbft  | 
Stufbebung  ton  recbtlid?  befteljenben,  bie  eigenmdcb' 
tige  Octropierung  »on  neuen  SJcrfaffunaen. 

ttucnafimctarif  r,  f.  Gifenbabntarife. 

Sluföitcr  (Ausöni)  ober  Slurunter  (Aurunci), 
ein  3rociQ  bei  oStifcb.  en  Stammet  ber  alten  Maliter. 
Sie  bitten  in  Gampanien  unb  im  fübl.  Satium  ibre 
2Dobnfi&e.  9$on  ben  Samniteru  mürbe  ibnen  ein 
Seil  ibreö  2anbe$  nad)  bcm  anbern  abgenommen. 
Gnbe  be8  4.  3abrb.  t>.  &bt.  finbet  man  fie  auf  ba* 
©ebiet  jroiftfcen  bem  untern  fiiriS  unb  SolturnuS 
befcbrdnft;  314  u.  Gbr.  erlagen  fte  ben  röm.  Sßaffen. 

•Jlufoum,  9tame  fürba*  fianb  berStufoner  (f.b.), 
wirb  Don  Siebtem  (Virgil,  Döib)  aber  aud)  für  bie 
ganje  &albinfel  Italien  ßebraudjt.  —  31.  ift  aud) 
ber  91ame  be$  63.  s$lanetoiben. 

«ttfoniu3,$ecimu8^aßnuMönt.£id)ter^ßeb. 
um  309  n.  Gbr.  ;u  Surbißala  OBorbeaur),  ein  Sotjn 
be$  nacbmalißen  Cetb ante-  beS  Äaiferä  33alenti- 
nian  [.,  &diiü  St..  mirtte  in  feiner  SBaterftabt  juerjt 
als  Sacbwaltcr,  fpdter  als  2et)rer  ber  ©rammaht 
unb  ber  SBerebfamteit.  SJalentiman  überrruß  ibjn 
bie Grjteljunß  feine*  SobneS ©ratian  unb  ernannte 
ihn  gum  Gomeö  unb  quaestor  sacri  palatii.  9fadj 
SSatentinianS  2ob  (375)  würbe  St.  »on  ©ratian  jum 

f Täfelten  unb  (379)  jum  Äonful  ernannt.  ÜRad)  bem 
obe  bief  es  ßaifere*  (333)  joß  ficb  21.  auf«  2anb  jurüd. 
Gr  ftarb  um  395.  Ulan  bat  von  ihm  namentlich 
Gpißramme,  ^arentalia  (auf  ßeftorbene  93erwanbte) ; 
bann  eine  9teil)C  ©ebiebte  auf  «professoresBurdiga- 
len8e8»,20foß.«Idyllia»,barunter  «Moseila«,  epi)d?c 
Sdnlbcnmg  einer  Steife  an  2)lofel  unb  9tbetn,  ä.' 
befteSSSert;  ba$  «Eclogarium»,  allerlei  in  SJerfe 
gebrachte  flapitel  oor$ug£weife  aftron.  unb  talenba- 
rifeben  3nl>alt$,  enbltd?93riefe  in  Herfen;  aufeerbem 
in  SJkofa  eine  ju  Sricr  an  Äaifer  ©ratian  ßebal= 
tene  ©anhebe  für  ba£  Äonfulat.  Seine  ©ebtaMe, 
in  ber  Form  ßemanbt,  aber  ebne  poet.  SBert,  finb 
ergiebige  Oueüen  für  bie  ßenntniä  jener  Mit.  2>ie 
üorjüßlidifteu  Stuäßabcn  finb  »on  Scalißer  (fieib. 
1575),  Solliuä  (Slmfterb.  1669  u.  1671),  Soucbap 
OJSar.  1730),  Scbentl  («Monumenta  Gcrmaniae, 
Auetores  antiquissimi»,  21.  V,  2,  93erl.  1884)  unb 
$eiper  (l'px.  1886).  Sie  «Mosella«  ßaben  bcfonberS, 
mit  beutfefer  überfefcunß,  Irofj  (£>amm  1821  u. 
1824),  Söödina  (Söerl.  1828  unb  im  «Sabrbud)  be$ 
ÜBereinS  üon  SlltertumSfreunben»,  Sonn  1845)  unb 
Ottmann  (Irier  1895),  ben  2ert  mit  Grtldruitß 
<poftu3  (Warb.  1894)  heraus,  eine  beutfebe  Über= 
fe&unß  aud)  i?ieboff  (trier  1885). 

Auspex  (tat.,  ÜJlebriabl  ausplces),  ber  Soßel* 
fdjauer,  oft  fooiel  wie  Slußur  (f.  b.  unb  Slufpijien). 

SluSpfättbcn,  foüiel  wie  $ffinben,  f.  3wanß«r 
»ollftredunß. 
Slucpflanjcn,  f.  Serpflanjen. 
Artspioiii  regii,  f.  Slufpijien. 
Mufpitj,  qeeb.  Hustopec.  1)  Jöcjirfoljaupt- 
mannfdjaft  in  DJldbren,  bat  747,53  qkm  unb 
(1900)  74555  G.,  14000  Käufer  mit  17871  2Bobn= 
Parteien,  78  ©emeinben  mit  79  CrtfAaften  unb 
umfaßt  bie  ©eriebt^bejirfe  St.,  Hlobout  unb  ©rofc-' 
6eelowit>.  —  2)  Stabt  unb  6ife  ber  iBejirfdbaupt: 
mannfd?aft  fowie  eine«  58ejirl«ßericb,tS  (24281  Gv 
barunter  10200  2)eutfcbe),  30km  füblid)  oonS3rünn, 
an  ber  Sinic  £unbenburß=!8rünn  ber  Äaifer!<yerbi: 
nanb^:9iorbbabn,  burd}  Sofalbatm  (7  km)  mit  bem 
JBabnbof  81.  oerbunben,  b^at  (1900)  3597  meift 
beutfebe  G.,  iJlatbau«,  ßot.  9}farrtird?e,  Unterreal= 
f*ule^iariftentoUeßium,5)reifaltißteitäfdute,5anb; 


-  Stuärobemafc^inc 

|  mirtfäaft,  3Beinbau  unb  £>anbel  mit  Sanbeeprobut; 
ten.  2)er  SBein,  fdjon  im  14.  ?»abrb.  ßefebagt,  ßebt 
ßröfetenteil«  nadj  93öbmen  unb  SdMefien.  2)iefrübcr 
bebeutenben  ^iebmärlte  finb  jurüdßeßanaen. 

•ütufpi^tcu  (lat.),  bei  ben  Wörnern  bie  Slu^fdjau 
nad?  ben  Slnjcidjcn  be*  SBillcn*  ber  ©ötter,  nament* 
lid?  bie  Soßelfcbau  (f.  Slußurn) ;  bann  anä)  bie  aui 
ber  üßoßelfcbau  ftcb  erßebenben  Slugfubten  auf  ben 
Grfola  einer  6ad)e  überhaupt ,  enblid)  ber  (bei  ber 
9Joßelfd)au  ftd)  erweifenbe)  93eiftanb  ber  ©ötter  in 
ben  menfdjHdjen  Slnßeleßenbeiten,  worauf  fid)  ba« 
5Bort  ju  bem  allgemeinen  Söegriff  Dberleitunß  ober 
Scbutj  abgefdjwädjt  bat.  9lod)  ßCßenwärttß  wirb 
oft  ßebraudb.t  bie  lat.  SBenbunß  auspieiis  regis, 
«unter  bem  'cdmfc  unb  cdjirm  bed  jUnig«»,  u.  a. 

«uöpuff ,  bei  2>ampfmafdjincn,  ©aS^  ober  £uft» 
mafdjinen  ba«  Slu^treten  beS  im  GoUnber  wirtfam 
gewc)enen  Kampfes  ober  ©afe$  in  bie  Sltmofp^dre. 

-ilu^puff  mafd)  ine,  eine  $ampfmafd}iite,bei  ber 
im  ©egenfaft  ju  ben  Äonbenfation&mafcbinen  (f.  b.) 
ber  2)ampf,  natbbem  er  in  ber  2Jtafd>ine  wirtfam 
gewefen  ift,  in  bie  Sltmofpbare  entmeidbt. 

*tu$pui>,  bie  beim  Sieinigen  be«  ©etreibe«  in 
ben  neuern  Äunftmüb.  len  abfallcnben  Unreinigfeiten 
unb  fremben  Körper,  namentlid)  Staub,  <sanb, 
Spreu  unb  Unfrautfamen.  Ser  St.  wirb  von  $dnb: 
lern  aufgetauft,  um  betrügerifd)erweife  unter  ben 
©raSfamcn  gcmifd)t  ju  werben,  ober  man  benufet 
ben  »orb.er  gefdjrotenen  St.  ali  Futtermittel,  wag 
jebodj  roeatn  ber  oft  barin  »ortommenben  giftigen 
Samen  (Äomrabe,  Jaumellold?  u.  a.)  bcbentlid?  ift. 
Su^rabttitg,  f.  Slbfinbung. 
9Iuörangierung  ber  Üienftpferbe,  f.  SRemonten. 
atuCrctfc» ,  in  ber  ^dgerfprad>e  ba^  ©aebfen 
be8  neuen  ©emeibä  unb  ©e^öm«. 

3luc<rctt)cr ,  SBerfenter,  ein  SBertjeuß  (f.  bei« 
ftebenbe  ftig.  1),  mit  bem  man  oer*  tm 
möge  bei  tonifeben  fräfenartigen     II  3 
ftopfeä  rob  ooraebobrte  ööcbcr  mit     IM  LI 
einer  tonifdjen  Studmünbung  (j.  5J.    |B  M 
iur  Slufnabme  oerfentter  tonifd?er    M  I 
Sdjrauoentöpfe)  oerftebt  ober  aud)    IP  S 
nur  ben  beim  SBobren  entftanbem  u    *  | 
©rat  entfernt;  beim  ©ebraud)  wirb    |  | 
ber  St.  in  eincrSobrwinbe  (f.  S3ob!     |  | 
rer)  befeftigt.  Ser  31.  für  4>redK-      t       ;  j 
ler  Oig.  2)  bat  ben  3wed,  febon     f  ] 
oorßebobrtc  ^ödjer  auf  einen  be*     |       ;  I 
ftimmten  2>urdjmcf)cr  }u  erwei«     |  ■ 
tern  unb  ßleicbjeitiß  bie  £od)Wan-     M  ] 
bungen  »u  ßldtten.    2)er  Cuei-  <f93fb-  I 
fdjmtt  ift  quabratifd),  unb  bie    i^r  " 
wier  Hanten  laufen  in  eine  Spi&e  ^ 
jufammen.  (S.aud)9Reibal)le.)       Wfl  *• 
3tu«rier)terf  f.  ©erßmann. 
8lu6robemafcätne,  jum  öerauirei^cn  ber 
Saumftümpfe  bei  Urbarmachung  abgeboliterSBalb: 
böben  unb  jum  öerau^jieben  unb  fiodern  einge^ 
rammter  Piloten  bienenbe  Sßorridjtunß.  Sie  beftebt 
au*  brei  ftarten,  in  ©elenten  bcweglid?en  öoljfüfeen, 
f o  bafe  fte  ficb  unter  jebem  beliebigen  SBintel  auf? 
ftellen  lä|t.  felbft  ba,  wo  üöäume  ober  anbere^inber- 
nijfe  im  SBege  fteben.  Sine  frdftige  febmiebeeiferne 
Scbraubenfpinbel,  bie  3umJ&ebcn  bc?  &aumjtumpfeä 
bient,  ift  am  Jreffpuntt  ber  brei  Süfce  brebbar  in 
einer  ftarten  SPtutter  eingelagert,  in  beren  Cfen  ein 
paar  lange  ftebebdume  geftedt  werben,  um  baä 
Treben  ju  erleidjtern;  bie  Sdjraubenfpinbcl  ift  an 
Uirem  untern  Gnbe  mit  einem  öalen  oerfeben,  in 


)igitized  by  Google 


?Iu§rücfen  —  StuSfafjeri 


137 


tvelcben  eine  ben  Vaumftumpf  umfaiienbe  Kette  ein; 
gebangt  wirb.  2>ic  Sdjraubenfpinbel  fteigt  beim 
Treben  in  bie  höbe,  bie  Kette  roirb  [traft  an^e- 
fpannt  unb  jiebt  fo  ben  Vaumftumpf  mit  ben  2lUir 
jeln  au*  ber  Erbe. 

Hutfrttcfen  einer  9Jkfd?ine,  f.  Einrüden, 
it  ii  c  vui ;  u  ii  0  *,iidicit  (!),  3nterpunttion*jcid<en 
nad)  2lu*rufcn  (einzelner  Sporte  ober  Säfte);  in 
^arentbefe  geftellt  roirb  es  au*  gebraucht,  um  auf 
«inen  2tu£brud  al£  einen  auffälligen  befonbers  auf ■ 
mertfam  ju  machen.  3n  bcv  l'latbematit  ift  bas  21. 
bie  Vejeicbnung  für  gatultät  (f.  b.). 

Jtucrüftung,  bie  neben  Vetleibung  uitb  Se- 
toaffnung  erforberlicben Stüde  ber  Vlusftattung  bea 
Solbateu,  al*  heim,  Leibriemen,  Jornifter,  Hantel, 
Brotbeutel,  Kocbgcfcbirr,  ^attonentafdien,  «vclb= 
flafAe  u.f.ro.  (f.  ynfauterieausrüming) ;  beim  :Hei- 
ter  Kartufdje  mit  Vaubclier,  ÜJtantelfad  u.  f.  ro. 
„Sur  V f  e r  b  e a u « r ü ft un 0  gehört  baa  Weit jeug,  für 
^ugpferbe  bad  ©efebirr.  —  Ilm  ein  ©cf  d?ü&  mog^ 
Itcbit  fclbftänbig  ju  macben,  roerben  ibm  aufter 
ber  ÜJiunition  auch  noeb  bie  ^ubebörftüde  (f.  Öc= 
fdjühjubebör),  eine  Vlnjabl  von  Erfabteilen  jum 
2tusroccbfcln  flehen  unbraudjbar  geworbene  Stüde 
(VorratefadHm  ober  iHcfcrrjcftüdej,  t'aboricrgcrat 
ium  "Jertigmadjen  ber  ÜDlunition,  Scbanjjeug  unb 
Söertjeug  mitgegeben;  bei  ber  iyelbartilkrie  treten 
bierju  nod?  ©cjcbirr=  unb  Stallfacben  forcie  Mob 
materialien  jum  2tu*beffcrn  geringer  Sd\!bcn  auf 
ber  ^elbfdjmiebe  u.  f.  ro.  —  $ie  81.  eined  Sdjif  fö 
umfaßt  bie  ©egenftänbe,  welche  baefclbe  feeflar 
(f.  b.)  madjen,  b.  b-  ju  einer  Scereife  befähigen,  roie 
Köhlen,  Srtntroaffer,  Vroviant,  nautifdc  ^nftru 
mente,  flaggen,  Signalapparate,  Segel,  Sauroerf, 
Vinter,  Voote.  (S.  Vtrtitel  2lu$rüftung  ber  Sdjifff, 
Vb.  17.)  —  über  21.  einer  Seftung  f.  Armierung; 
über  K  in  ber  2  c  d?  n  0 1 0  a  i  e  f .  Vlppretur. 
Slwffa,  Sultanat  in  Cftafrita,  i.  Erntbräa. 
3lu£faat,  bie  Verbreitung  ber  Jansen  bunt 
Samen,  Sporen  unb  anbere  jur  Jortpflanjung  be- 
ftimmte  $tikn.  2llö  natürliche  21.  bezeichnet 
man  gewöhnlich  biejenige  Verbreitung,  bie  bei  ben 
fog.  roilb  roadjfenben  Vflanjen  ftattfinbet  unb  ent 
roeber  burdi  jroedmäfsigc  Verbreitungäeinricbtungen 
von  ber  Vflanje  [elbft  ober  bureb  mannigfache  Gin: 
roirtung  ber  2lufeenroclt  erfolgt.  Vei  ber  großen 
sJJtebrjabl  ber  Vflanjen  roerben  bie  Samen,  Sporen 
u.  f.  ro.  nur  auf  verhältnismäßig  geringe  Entfer- 
nungen bin  auägeftreut,  inbem  bie  Verbreitung  burd) 
bie  l'lutterpflanjc  f elbft  vollzogen  wirb.  Ter  ein- 
faebfte  hierher  get/örenbe  ^all  ber  natürliden  2t.  ift 
ba6  herabfallen  ber  oi"üd?te,  Samen  u.  f.  ro.  auf  bett 
93oben,  nad?bem  bureb  bie  Steife  ein  2tblofen  ber 
felben  pon  ber  iRutterpflanje  eingetreten  ift;  fo  ift 
e*  i.  V.  bei  febr  pielen  (Srdfcrn,  bei  ben  Vu*en, 
Gidjen  u.  f.  ro.  hierbei  fommen  natürlid)  bie  Samen 
birett  unter  bie  Vflanje  ju  liegen.  ;\ebod?  fann 
bie  Vflanje  burd)  jiredmdpigc  Einrichtungen  ihre 
Samen  aud)  außerhalb  itjrer  allernficbften  Um= 
gebung  au^ffien,  inbem  fle  biefelben  bei  ber  Steife 
mit  oft  bebeutenber  Kraft  pou  fid)  fctleubert.  Ee 
ftnb  bierju  bie  mannigfaltigften  (Jinridptuugeu  vor= 
panben;  fo  roerben  j.  V.  bet  cerfebiebenen  hülfen; 
unb  Scbotenfrüdjten  bie  Samen  bureb  ploUlicb 
eintretenbeä  ubrfebcrartigeö  ober  fcfcraubenformigcö 
Sufammenjieben  ber  hülfen  ober  Saroten  heraus« 
gefcbleubert;  dbnlid?  bei  ben  Jrücbten  beö  Slübrmicb« 
nidjtan  (Impatiens  noli  taugere  L.)  unb  bei  vielen 


»eiberSprihgurteiEcbal-  : 


lium  ofrlcinale  N.  ab  Es.)  finbet  todbrenb  bet  vi  tn  0 
funcj  ber^ruebt  con  bet  SRuttetpflanae  ein  plöttttebed 
^erau^fpritien  ber  barin  enthaltenen  Samen  ftatt. 
2tud?  bei  einigen  $il}en  roirb  bie  Verbreitung  bet 
Sporen  burd?  SBegfcbleubern  bewirft,  fo  j.  99.  bei 
bem  Sdnmmelpilje  Mucor  (f.  b.).  3u  ben  Einrieb« 
tungen,  roelcbe  ba$  VI u eftreuen  beroirten,  tommen 
noeb  anbere  bjnju,  bie  ba£  einbringen  ber 
imen  ober  ^rücbte  in  ben  Voben  unb  fomit  bie 
erfolgreicbe  Keimung  erleicbtetn;  fo  beft^en  j.  SB. 
bie  Sanu-n  vieler  Grobiumatten  (f.  Erodium)  eine 
tortjieberartig  gerounbene ©ranne,  bie  infolge  ftarter 
öbgroftopicitdt  bei  2üitterung^roecbfel  fid)  auf:  unb 
einrollen  tann  unb  fo  ein  6inbobren  ber  Samen  in 
ben  IBoben  bewirft;  gan)  dbnlicbe  Verbdltniffe  Rn< 
ben  fub  bei  einer  2tnjabl  ©räfer,  j.  53.  bei  perfdjie« 
benen  ^aferatten,  bei  bem  tyebetgtaö  (Stipa)  u.  f.  m. 
—  Sei  ber  Verbreitung  ber  Samen  unb  Sporen 
burd?  ba§  (Singreifen  bet  Slufcenroelt  tommen  in 
erfter  2inie  bie  aBinbftrömungen  in  Vertagt.  2tn  ben 
Samen  unb  ^rücbten  febr  Dieter  höherer  Vflanjen 
fmb  bie  verfdjiebenartigften  ßinridhtungen,  «i$lug= 
organe»  genannt,  porbanben,  um  ba8  ffiegf Obren 
berfelben  bureb  ben  ViUnb  möglich  )u  machen.  I  io 
betannteften  ftnb  bie  haar--  unb  ^ebetttonen  vieler 
Kompofiten,  biehaarfeböpfe  an  ben  Samen  ber  2öei= 
ben^appeln.Jlnemonen/BalbrebentClematisj/fer* 
ner  bie  flügelartigen  Stnfäfec  an  ben  Früchten  ber 
Ulmen,  Gfcbcn,  2l9orne  unb  an  ben  Samen  ber  mei* 
[ten  SRabelhöljer.  Sebr  tleine  Samen,  wie  bie  ber 
Drcbibeen,  ebenfo  bie  grofje  SRehrjabl  ber  Spoten 
von  ^  i  U  e  n  unb  böbern  Krpptogamen  finb  meift  von  f  0 
geringem  ©eroidjte,  bat>  Tie  auch  ohne  «^lugorgane» 
vom2Binbe  febt  roeit  binroeggefübrt  roerben  tönnen. 
3)ie  Sporen  bet  meiften  Stlgeu,  ebenfo  bie  Samen 
unb  Anntte  vieler  äDafferpflanjen  roerben  burd) 
©afferfti 'bmungen oetbrettet ;  auch  tonnen  bieSamen 
maneber  2anbp|lanjen  auf  ben  SJäcben,  Staffen  fo» 
roie  burd?  bie  SDteereeftrömungen  auf  Ivette  Streden 
fortgeführt  roerben.  —  Einen  niebt  minber  roidjtigen 
tjattor  bei  ber  natüttieben  VI.  bitben  bie  2iere,  unb 
jroar  vonugeroeife  bie  Vögel.  Samen,  bie  burd) 
Jiere  verbreitet  roerben,  ftnb  geroöbntid)  mit  h a ten , 
Vorften  u.  bgl.  verfeben.  So  Vinb  bie  grüdjte  vieler 
2)olbenpflanjen  fo.  V.  ber  lobten),  Stubiaceen  (j.  SB. 
Galium  aparine  L.),  fetner  mand)et  SBoragineen 
(j.  V.  Cynoglossum  officinale  L.)  mit  gefrümmten 
ober  an  ber  Spige  roiberbatigen  SBorften  perfeben, 
fo  tat,  fte  in  bem  &aar:  ober  ^ebettleibe  bet  2iete 
bängen  bleiben.  2)ie  Verbreitung  ber  SDtifteKViscum 
album  L.),  bie  ali  Scbmaroftet  auf  vielen  IBdumen 
lebt,  roirb  von  geroiffen  Vbgetn  befotat,  inbem  bie 
roeifeen  fü^en  Veeren  von  benfelben  gefreffen  unb  f 0 
bie  in  ben  Veeren  enthaltenen  Samen,  irehbe  infolge 
ibrer  fiebrigen  Cberftdcbe  an  ben  3  d-  na  bei  n  bdngen 
bleiben,  auf  anbere  SBäume  übergeführt  roerben.  — 
Künftlicbe  S.  ift  bie  abficbtlicbe  Verbreitung  ber 
ipflanjen  burd)  ben  ÜJienfd?en.  (S.  Sden.) 

Sluöfaljcn.  T  as  21.  beftebt  barin,  bafj  man  bie 
in  SBaffer  leidjt  tödlichen  djem.  Körper,  bie  in  einer 
ftarten  Kochfatjtöfung  unlö3tid)  ftnb,  aud  ihren 
rodfferigen  fiöfungen  babutd)  abfebeibet,  baf?  man 
lefetcre  allmäblid)  unter  Umrühren  mit  Kodjfalt  ver« 
feilt,  bid  bie  Körper  burd)  Vluflcumg  bes  Kocbfalje^ 
abgefdjieben  roerben.  2)a§  21.  roirb  in  ber  Seifen^ 
fabritation  jur  2tbfd)eibuna  ber  Kernfeifen  aui  bem 
Seifenleim,  ferner  in  ber  fabritation  vieler  ,xarb« 
ftoffe,  namentlid)  bet  in  ©affer  Iöälid)en  2lnilin-- 
2tjofarben,  angeroenbet.  (S.  aud)  (järberei.) 


Digitized  by  Google 


138 


StuSjafc  —  SluSfcfjlagetfen 


9lu*f  ol?  (erft  feit  bem  14.  3abr  p. ,  Dornet  2Jt  i  f  e  l « 
iudit),  auch  Stflaaljei  ober  Lepra  genannt,  be< 
jeicpnet  bei  ben  ältcrn  ärjten  eine  Wenge  bon 
langroierigen,  entftellenben  unb  mit  abfcbredenben 
<Öautau«fcblägen  ober  ©efdjroüren  oerbunbenen 
.U  ra  ti  tbeü  cn,  lue  Ute  man  fflr  anftedenb  hclt,  f  o  t  a\\ 
man  bie  babon  93efallenen  bon  bet  bürgerlichen 
©efellfcpaft  au«fcblofs,  au«  ben  Stäbten  »erjagte, 
atfo  au*fefete,  baber  ber  Stame  2tu«fdfeige  ober 
Sonberfiecpe  (äeprofen).  211«  im  Mittelalter 
bie  3aW  foldjer  Kranlen  junapm,  grünbete  man 
für  ftebefonbere21u*fafebdufer  (Öeproferten). 
vieles,  roa*  man  ebebem  jum  gerechnet  bat, 
möflen  roobl  fppbilitifcpe  ober  ftvofulöie  Ärantbeit*-- 
formen  geroefen  fein.  Stber  aud>  jefet  bleiben  noep 
Krantbeitcn  übrig ,  roelcbe  man  al*  lepröfe  Krant* 
beit*formen  begreift.  Sie  tommen  hauptsächlich  in 
Küftenlänbern  unter  ber  drmern  9$olf  «Haft  e  enbemif  cp 
oor.  SDapin  gepören  befonber*  bie  troptfdjen  5lui- 
ia&trantbeiten  (in  Oft»  unb  ©eftinbien,  93raftlien, 
Surinam  u.  f.  ro.) ,  ferner  bie  2lu«fafef ormen  in  ber 
fieoante  unb  Arabien,  in  Sübeuropa,  j.  93.  bie 
ÄrimfcpeÄrantbeit,  biefiooa  in  ©riedjenlanb, 
bie  (jateabina  in  35almatien,  bie  •Jluurifdje 
SRofe,  ber  @alicifd)e  8.  in  Jtorbfpanien  u.f.ro. 

ti  Storbeuropa  finb  pierper  ju  redmen:  ba*  norroeg. 
pebalfte  Spßbom,  bie  Sittraa  in  o^laitb, 
melkt*  t  auch  bie  IHabefbge  Stanbinabien«  unb 
tue  'Ist b  marfdj  e£rantpeit$oljtein*.  2)er  ed)te 
2t.,  ber  in  5Hujjlanb  ftet*  anzutreffen  ift  unb  pereuv 
;elt  auch  in  $eutfcblanb,  namentlid)  in  Cftpreufeen, 
oorfommt,  ift  eine  eprontfepe  Grtrantung,  biefepr 
augenfällige  iBeränberuncjen  (33erfdrbung,  Knotem 
unb  ©cfcbroürebilbung)  auf  ber  6aut,  ben  Sdjleinu 
bduten,  in  ben  Serben  unb  Knochen  oeranlafit  unb 
gumeift  ein tangbauernbe*  Sied? tum  mit  f  cbltefclicbem 
töblicbem  2lu«gang  jur  ftolge  hat.  2Jtan  unterfebeü 
bet  gewöhnlich  jroct  oerfdjiebene  formen  be*  21.,  ben 
Knollenau*fafe  ober  tnotigen  31.  (Lepra  no- 
dosa), bei  roeldjem  ficb  gtofce,  anfang*  parte  Knoten 
unter  ber  fcaut  unb  ben  Schleimhäuten  bilben,  bie 
fpäter  allmählich  erweichen  unb  in  freffenbe,  bie  be* 
naepbarten  Seichteile  jerftörenbe  ©efebwüre  über: 
geben,  unb  ben  glatten  ober  anäftb.  etifdjen, 
wobl  auch  oerftümmelnben  21.  (Lepra  anaesthe- 
tica  s.  mutilans),  roo  erft  einzelne  ßautftellen  mifs* 
farbig  (afepgrau  ober  rotbraun)  unb  bölltg  empftm 
bung*(o«  werben,  bann  aber  ein  ©lieb  nach  bem 
anbern  branbig  abftirbt  unb  ftd)  au*  bem  ©elenle 
ablöft.  $ie  93erftümmeluna.cn,  roelcpe  ber  2t.  im  ©e= 
folge  pat,  ftnb  mitunter  entfefelicp ;  bisweilen  ber* 
lieren  bie  Kranten  Dlafe  unb  Slugen,  £>änbe  unb 
pfse.  Sil«  SBorjeidpen  («u*fafemdler,  Mor- 
phaea) gelten  bie  fub  anfangs  unter  bcrumv.elvnbcn 
Schmerlen  einftellenben  mifef  arbigen,  b. arten,  meift 
fdjuvpigcn,  aud)  roobl  unempfinblicben  ^lectc  auf 
ber  £>aut.  3)ie  mittlere  2)auer  beS  (notigen  2t.  bc* 
trdgt  etroa  9—10,  bie  be3  glatten  ober  anäftbc= 
tifeben  21.  18  '^abre.  Siäroetlen  finben  ficb  beibe 
formen  bcS  21.  an  einem  unb  bemfelben  Äranten 
gleidjjeitig  bor. 

2)er  21.  entftebt  burd?  eigenart  i  fle  Saci  Uen  ( 2  e  p  r  a 
bacillen),  mitroffopifd)  flcinfte  niebrige  Örgante« 
men  auä  ber  filaffe  ber  ^Batterien,  bie  fidj  in  grofter 
Dtenge  in  ben  ftnoten  unb  ©efdproüren  ber  tränten 
oorfinben.  Ter  fieprabaeiüu« ,  oon  J&anfen  unb 
^eifeer  1880entbedt,  gleicbt  an  Aorm  unb  fonftigen 
Gigenfdjaften  bem  luberlelbacilTu*  auf*  genaueite; 
nur  feine  djaralteriftifcbe  ^drbung  gefd)ieb.t  etroa« 


leid)ter.  Stuf  lünftlicben  9?dbrböben  bie  Scpraba« 
cillen  ju  jüd>ten,  ift  ln«ber  mit  Sicberb^eit  nid)t  ge: 
lungen,  aud>  Jierberfudje  blieben  o^ne  diefultat. 

Gin  fpecififdje«  öeilcerfabren  be*  21.  ift  bis  jefet 
nod)  nui't  befannt;  man  mu^  fid?  auf  eine  rein 
fpmptomatifdje  Seb^anblung ,  auf  Hebung  ber  Gr« 
ndbrung,  üinberung  ber  Sdjmerjen,  örtlidje  IBe* 
banblung  unb  21u$fdmeibung  ber  ftnoten  unb  ©e» 
fcbroüre  u.  f.  to.  befdjränfen.  9?ur  in  ben  21nfangÄ* 
ftabien  ber  firant^eit  fdjeint  eine  Seilung  möglich, 
»enn  ber  Ärante  bie  ©egenb,  in  roelcber  er  öom  21. 
ergriffen  rourbe,  redjtjeitig  unb  für  immer  oerlfifet. 
s3ieuerbing«  ftnb  roieberbolt  günftige  Grfolge  bureb 
6infpri$iungen  mit  Jnbcrfulm  enielt  toorben.  .Sur 
3folierung  ber  im  Äreife  Üölemef  entbedten  Bebras 
tränten  rourbe  ein  Scprabeim  in  ber  ftdbtifcben  ^lan* 
taae  bei  ÜRemel  erriebtet  unb  1899  mit  9  flranten 
in  SSenufeung  genommen. 

»gl.  Gamehlen  unb  Soed,  Traitö  de  la  Spe- 
dalskhed  ou  Elephantiasis  des  Grecs  (au*  bem 
Worroegifdjen,  mit  2ltla«,  $ar.  1847) ;  3ur  ©efdjidbte 
be*  21.  unb  ber  Spitdler  (in  SJircboro*  «Slrdjio  für 
patbol.  »natomie»,  JBb.  18—22,  »erl.  1860—62); 
Sirdjoro,  ^Die  trantpaften  ©efcbroülfte,  93b.  2  (ebb. 
1865);  6dfer,  fieprbud?  ber  ©efdjidjte  ber  ÜJcebijin, 
©b.S  (3.2lufl.,  3enal881) ;  3Äüncb,  35ie3araatb(2e-- 
pra)  ber  bebr.  Sibel  (6amb.  1893);  3Jtar*ben,  Steife 
vu  ben  2luäfägigcn  in  Sibirien  (beutfep  Vis.,  1894); 
Alüflge,  ÜRitroorgani*men  (3.  Sufl.,  ebb.  1896); 
Gbler*,  ältiotogitcbc  Stubien  über  fiepra  (k3crL 

1896)  ;  oon  Bergmann,  2)ic  l'epra  (Stuttg.  1897); 
9Mafd?to,  ^ie  Sepra  im  Äreife  Wentel  (©erl.  1897); 
fiirdjner  unb  äübler,  3)ie  fiepra  in  SRufelanb  (3ena 

1897)  ;  öabeS,  Unterfudjunaen  über  ben  £epra= 
bacillu«  unb  über  bie  £>iftologie  ber  fiepra  (33erl. 

1898)  ;  berf.,  3)ie  fiepra  (in  97otbnagel«  «Specieller 
Pathologie  unb  Therapie»,  93b.  24,  2.  ßdlfte,  ffiien 
1901) ;  Lepra.  Bibliotheca  intemationalis  etc.,  hg* 
«on  33e*nter  u.  a.  (93b.  1,  £pj.  1900). 

über  ben  21.  ber  Sd) meine  f.  fthtnentrantheit. 

m#1Ä*lttt,  f.  9)b.  17. 

"iluc'fcfjarcn,  f.  (scharen. 

9tu8fd)eibuugcn,  phpftoloaifch,  fooiel  rote  Se< 
trete  (f.  b.).  2t.  ber  ^jlanjen  f.  ^Ranjenfetrete. 

•21ucifrf)crcu,  im  Seeroefen,  f.  Scheren. 

»uöfefete^e»  t£i  Söinbe*,  f.  2)obefd)c*  ©efe^. 

Vttffcqiffett,  ^erfonen  oon  93orb  eine«  Schiff* 
an  ba«  2anb  fdjaffen,  roäbrenbfürba*2lu*labenber 
©üter  ber  2lu«brud  ?ö|'chen  üblich  ift 

aiucifrfilog,  fobiet  roie  ©utgeroicht  (f.  b.),  biet 
unb  ba  aber  auch  noch  eine  befonbere  ©eroicptS* 
oergütung  oon  geroßhnlich  */,  bi*  1  Sroj.,  bie  bem 
Ääufer  aufeer  bem  ©utgeroicht  gerodhrt  roirb.  Ur» 
fprünfllich  ift  21.  ber  tieine  überfebuft  an  SBare, 
bureb  rocht  ni  bie  SDagfchale  ju  ©unften  be«  Ädufer* 
jum  Sintcn  gebracht  roirb. 

-2lu<<fct)Iofl  ober  Granthem,  alle  $autcrtran* 
tungen,  bei  roelchen  ftcb  umfehriebene  ober  über  gro|e 
Strcden  gleidjmdfeig  berbreitete  9}crdnberungen 
(Rieden,  Knötchen,  Knoten.  Ouabbcln,  9Jlct«cbcn 
ober  pufteln)  auf  ber  ^aut  btlben.  Sofern  ber  2luS* 
brud)  berfclben  bbn  einem  lieber  begleitet  ift,  heifecn 
fte  pi feig*  31.,  rodhrenb  man  ba«  lieber  felbft  al* 
erantbematif che*  gieber,  bie  betreffenben 
Jtrantheiten  al«  atute  eranthematifche  Ärant« 
heiten  bejeiebnet,  j.  %  sJ)lafcrn,  Scharlach,  pbden. 
geroiffc  ipphu*formen  u.  f.  ro.  (S.  fiauttrantheiten.) 

9!udfd)lageifen  ober  Socheifen,  ein  turjer 
$ohlcplinber  bon  gehärtetem  Stahl,  am  untern 


Digitized  by  Google 


SluSfcpger  — 

ftanbe  fcharf  juflefcfcliffcn  unb  eben  mit  einem 
Stiel  verfeben.  Schlägt  man  auf  leUtcru  mit  einem 
Jammer  bei  fenfreebt  auf  Ms  2trbcit«ftüd  gcftelltem 
'JiJertjcug ,  fo  bringt  bie  Scbneibe  ein  unb  nimmt 
ein  ihrer  ©eftalt  entfprecbcnbc*  Stüd  beraum.  xA\u 
tcr  .öoUinbuftrie  benu&t  man  ba*  21.,  um  timne 
Öoljblättobcn  mit  runben  Schern  ju  verleben;  in 
bet  3unbboIjinbu)'tric  roirt»  e-ö  jum  3lusfcblagen 
te*  SJoben*  unb  be*  Tedel*  ber  .v>oljfcbacbteln  ver; 
wenbet;  bei  ber  Knopf  fabrifation  bieut  ba*  iL  ba,;u, 
aus*  gespaltenen  bünneu  iHotbucbenbrettcben  frei* 
runbe  Scbeibcben  ju  fdjlagen,  bie  fpäter  mit  Stoff 
u.  f.  W.  umhüllt  »erben.  3(ucb  bei  tcr  Bearbeitung 
be*  i'eber*  xft  ba*  31.  uir  .\Scrftcllung  von  löchern 
aebrdud?licb,  wie  fte  3.  sö.  bei  ben  Treibriemen  jum 
l*infctjen  ber  vÜerbinbung*teile  erforberlid)  fmb.  $n 
ber  Slumenf  abrilat  ion  bat  ba*  lH.  (auch  2)  l  ü  m  d)  e  n  = 
eifen)  eine  Scbneibe  von  ber  , vorm  ber  Blumen^ 
bldtter  unb  bient  jum  3lu*fd?lagen  ber  Blätter. 

Uuäfrt)läger,  f.  Sergmann. 

3luäf(f)laßfäufre(,  f.  Slufbcreitung. 

■KuoirhlaghoI\lntvicb,  f.  ScblagboUbctricb. 

Slu0fd|lafl*l9infri,  ßlougation,  f.  Wenbet. 

iJue*frf)lngung  ber  (Jrb  f  dürft  ober  be*  i?er- 
mäcbtniifc*,  f.  Grbfdjafteermerb. 

"Uuäfrfjlngtortlb,  foviel  tote  Weberwalb  ff.  b.). 

'-Uucndilichtcn,  eine  Operation  ber  l'eterfabri= 
latton,  foviel  wie  Tollieren  (f.  b.). 

3iitSfef)licf?un$.  Tic  31.  eine*  51t  einer  re(b> 
lieben  ©emcinfd?art  gehörigen  lUitgliebc*  witcr 
iciuen  SLUlIeu  von  bem  ißerbanbc  feht  bei  privat; 
rechtlichen  (©efellfcbaften  be*  bürgeriidjen  JHcd?t*, 
jpanbel*aefellid>aften ,  ©enoffenfrtaften ,  Korpora* 
tienen)  wie  öffentlich  rechtlichen  Üerbduben  (3. 
Xcid)-  ober  Sajfergcnoffcnfd>aft)  immer  beftimmte, 
in  ber  Herfen  be*  3lu*gcicbloftcneu  liegenbe  ©rünbc 
voran*,  welche  bie  Erreichung  be*  gemeinfamen 
Swed*  fo  erfebweren,  baf;  ben  übrigen  Dlitglietern 
nicht  anjufinneu  ift,  ba*  betreffende  ÜRitglicb  im 
i'erbanbe  3U  belafjen.  3m  allgemeinen  wirb  ba* 
2luofdjluf;rccht  burd?  bie  fanung*mäfiigen  ®rünbe 
begrenjt.  ,>um  2eil  iit  e*  aber  auch  geieimcb  ein- 
geengt, überall  ba  namentlich,  wo  eine  31ufnahmc: 
Pflicht  beftebt  (fo  bei  Innungen,  Crt*franfcntaiicn, 
KuappfAaften).  Tie  Kirrte  ftöf.t  einen  2lngebörigen 
mittel«  be*  Kirchenbann*  (f.  b.)  au«,  unb  f et b f t  ter 
mittelalterliche  Staat  glaubte  einen  feiner  Bürger 
mittel*  31cbt  (f.  b.)  ausi'djlieftcn  31t  Dürfen.  Ter 
heutigen  ©efittung  entspricht  ba*  uid?t  mehr;  felbft 
oie  3lu*weiiung  (f.  b.)  ift  nur  in  ben  befebränttefteu 
Adllen  geftattet.  inwieweit  ^erfonen,  welche  fonft 
turd)  ba*  ©eiet*  für  ein  beftimmte*  ilcrbältni*  be- 
rufen werben,  3.  33.  al*  Erben  ober  al*  i'ormüuber, 
burd)  ^rivatverfügiing  be*  Grblaffer*  ober  tc* 
Bater*  ber  Hinter  au*gefcbloffen  werben  bürfen, 
ift  in  ben  ©efe&cn  311  ben  einjclncn  Mdu*inftitutcn 

5ür  bie  Cffenc  £aubel*gef  ellfcbaft  (f.  b.) 
bat  ba*  $anbel*gcfctjbud)  Beftimmungen  getroffen. 
Oiad)  bemfelbcn  tann  au*  wichtigen  ©rünben  bie 
XufUftmQ  ber  jSanbelegcfellfcbaft  auch  ftfccn  vor 
2lhlauf  ber  für  ihre  Tauer  beftimmten  ^eit  ober 
bei  ©eiellfcbaften  von  unbeftimmter  Tauer  ohne 
2(uftünbißung  geforbert  werben  (§.  XI).  biegen  bie 
©rünbe  in  ber  IJerfon  eine*  ©cfellfcbafter*,  unb  be- 
ftebt bie  ©efellicbaft  au*  mehr  al*  jwei  ^erfonen, 
fo  tann  anftatt  ber  Muflöfung  ber  Öefellfcbaft  auf 
%.  jene*  ®«JcUj*a|ter*  auf  3lntrag  ber  f  d  m  1 1  i  cb  e  n 
übrigen  ®efellfd?after  ertannt  werben  (§.  1 40).  Tie 


»uäfc^neibefunft  139 

9Iu*einanberfe^ung  mit  bem  3lu*gei\tloifenen  bat 
bann  auf  Qfcunb  ber  ÜBermögen*lag,e  ;u  erfolgen, 
in  weldjer  fid)  bie  ©eiellfdjaft  jur  3«t  ber  Grabung 
ber  Klage  auf  Ä.  befanb  (§.  140).  Slu*  einer  ein» 
getragenen  ©enoffenf d^af t  tann  ein  ©enoffe 
nad)  bem  ©efefc  vom  1.  ÜO^ai  1889  wegen  2krlufte* 
ber  bürgerlidjen  ebrenredjte  fowte  wegen  Witgltebs 
fdjaft  in  einer* Äonfutre^gefellfcbaft  3um  Sdjluffe 
be*  ©efcbäft*iahre*  au*gefchloffen  werben  (8.  6G); 
ba*  Statut  fann  noch  weitere  21u*fcbliefung*> 
grünbe  heftimmen. 

"Jluctfdjlicftuug  im  ^udjbrud,  bie  Hefa  jroi« 
fdjen  ben  Sorten  im  ^ruclejeigenben  leeren  üRdume, 
bie  bureb  5blcif&rper  (21u*|chlu{t)  von  geringerer 
6öb.«,  aber  gleidjer  6tärte  »ie  bie  Sa>rift  gebilbet 
werben.  3n  normalem  Sa  13  bebient  man  fut  ber  31. 
auf  öalb--  (|)  unb  T  n  1 1  elgev \cx  U  (|),  um  bie 
Söorte  vonemanber  ju  trennen;  müffen  btefe  ver« 
ftärtt  (erweitert)  werben,  um  bie  ßcilen  auf  bie 
richtige  ^ormatbreitc  ju  bringen,  fo  nimmt  man 
fdjwdcbere 23leitorper:  6patien  ( |)  unb  Viertel* 
geviertc  (|),  bie  ben  erftern  angefügt  werben; 
muft  bagegen  9iaum  gefchaffen  werben,  um  bie 
legten  23uchftaben  ober  Silben  ber  bie  5ormat» 
breite  fcblicfeenben  Söörter  nod?  in  bie  seilt  ju 
bringen,  f 0  werben  bie  iRäume  jwifdjen  ben  ©orten 
burd)  Einfügung  ber  fd?wädjern  Sleiförper  anftatt 
ber  ftarfen  verringert.  33or  ben  meinen  ^nterpunf» 
tionen  ftnbet  eine  fdjwddjere  31.  von  6pattum  fylab, 
binter  einem  $untt  aber  ftet*  ein  ©evtert  (■), 
al*  bie  ftärtfte  unb  bem  €d)riftfegel  nadb  allen 
vier  Seiten  entfprecbenbe  31. 

«uffcnlicfiung  ber ©erid>t*perfonen.  ©in 
Siebter  ober  ©erichtöfdjreiber  wirb  unter  gewiffen 
Umftdnben  von  ber  31u*übung  feine*  31mte*  im 
einjelnen  <yalle  fraft  ©efefte*,  aueb  obne  Slhlehnung 
feiten*  einer  Partei,  au*gefd?loffen.  Tie  3lu*fd)lie- 
pung*grünbe  red^tfertigen  nigleid)  bie  Slblebnung 
(f.  b.),  fmb  aber  vom  ©eriept  fdjon  von  Slmt*  tot-- 
gen  311  beadjten.  83eftimmt  fmb  fie  für  ben  Givil= 
projefe  in  ber  $eutfdjen  Sivitprojeftorbn.  §.  41,  ber 
Cfterr.  3uri*btltion*norm  vom  1. 31ug.  1895,  §.  20, 
für  ben  ©trafproje^  in  ber  Teutfdjen  Strafprozeß 
orbn.  §.  22,  in  ber  ßfterr.  §§.  67  u.  68.  (Sin  31ue= 
fd}lie^ung*grunb  ift  namentlicb  in  folgen  Saasen 
gegeben,  in  meldten  ber  91ia>ter  u.  f.  w.  felbft  um 
mittelbar  al*  gartet  ober  al*  33erletjter  beteiligt 
ift,  ober  }u  einer  Partei  im  23erb,dltni*  eine*  2)(itbe; 
red)tigten,  3)litverpflid)teten  ober  dtegrefspflicbtigen, 
ober  311  einer  Partei  in  beftimmtem,  nähern  Soer» 
wanbtfd)aft*verbältni*  ftebt,  ober  al«  Sßertreter  ober 
Seiftanb  einer  Partei  aufgetreten  ober  ali  3c"ßc 
ober  Sacbverftdnbiger  vernommen  ift,  ober  in  einer 
üBorinftatu  fa?on  al*  Siebter  mitgewirlt  bat,  wenn 
er  in  ber  Straf  fadje  al*  Beamter  ber  Staat*anmalt* 
fdjaft  ober  al*  s^oliieibeamter  tbätig  gewefen  ift. 
(ftwa*  weiter  gegrinen  fmb  bie  Susfdjliepung*» 
grünbe  be*  öfterr.  9ted?t*.  3lnaloge*  gtlt  für  bic 
31.  be*  ©erid?t*volIjieber*,  eine*  Sdjöffen  (f.b.), 
©efehworenen  (f.b.)  unb  in  ber  Sacbe  ju  vernehmen: 
ben  Sad?verftäubigen.  9tur  fann  lenterer  mdn  be*; 
halb  au*gefd)lofien  werben,  weil  er  bereit*  al* 
3euge  vernommen  ift.  Heine  SJeftimmung  enthält 
bie  Teutfie  (Sivilprojefeorbnung  über  bie  31.  eine* 
Sd?ieb*nd)ter*,  bagegen  bie  öfterr.  §.  586. 

Otuefrfjlu"»,  im  Jöudjbrucf,  f.  3lu*fchlie&ung. 

aiuöfcfjlu^urteil,  f.  31ufgchot*vcrfahren. 

Studfttjncibcfunft  ober  ^f  aligrapbie,  eine 
Äunft,  bie  tedjnifd)  mit  ber  ©ilbouette  (f.  Statten» 


Digitized  by  Google 


140  Hudfömtt 

bilb),  roeldx  fi(b  früher  auf  bie  «ßrofilbarftellung  be« 
Kopfe«  befördnlte,  gleidjbebeutenb  ift  unb  2anb- 
fcbaften,  ftiguren,  2tere  unb  anbere«  in  ibrcn  3)e- 
teicb  jiebt.  SJor  bem  18.  3abjb-  fommen  betartige 
Arbeiten  bi«weilen  fdjon  in  bct  (Slfenbeinarbeit  oor. 
Gincn  tünftlerifdjen  2Bert  bcfi&en  namentlicb  bie 
pfaligrapbifcben  Slrbeiten  be«  9Jlaler«  0.  $b.  SHunge 
(f.  b.);  aufjetbem  ftnb  nod?  Karl  gtöblid),  Konewta, 
Sttöbl  unb  flRarie  SHebfener  ju  nennen,  Don  benen 

§lb  namentlid?  bct  erftere  burd)  bie  geinbeit  bet 
ebanblung  anzeichnete. 

3lu$fct)ntn  ober  6ettot,  in  ber  ©eometrte  ein 
foId?er  Jeil  einer  trummlinigen  ftigur,  ber  jmifdjen 
iwei  au«  einem  fünfte  im  Innern  ber  ftigur  an  ben 
Umfang  gejogenen  geraben  Sinien  unb  bem  üon 
ibnen  abgef  djntttenen  Sogen  be«  Umfang«  entbalten 
ift.  SBeim  Kreife  ift  ber  Sl.  ein  jmifdjen  jwei  fmlb* 
meffern  unb  einem  Sogen  üegenbe«  Stüd  beSfelben. 
3L  eined  geometr.  Körper«  ift  ein  folcber  $eil  be« 
Körper«,  ber  öon  einem  Seile  feiner  Dberfläaje  unb 
benieniaen  geraben  Sinien  begrenjt  wirb,  bie  t»on 
jebem  fünfte  be«  Umfang«  biefe«  Seil«  ber  Ober- 
fldcbe  nad)  einem  beftimmten  fünfte  be«  $nnetn  be« 
Körper«  geben.  Gin  Äugelauafdjnitt  ift  ein  fcgelför- 
mige«  Stüd  ber  Kugel,  beffen  Spifce  im  UJUttelpunlte 
ber  Kugel  liegt  unb  beffen  ©runbfläcbe  ein  bureb  einen 
Krei«  begrenjte«  Stüd  ber  Kugeloberflddje  bilbet. 

5luc*f (fjutjen,  f.  ÜJlaul-  unb  Klauenfeucbe. 

3luäfd-iuf-,  ein  au«  einer  grofsern  Bereinigung 
uon  Sßerfonen  (einer  Korporation,  SBerfammlung 
ober  ©efellfdjaft)  oetod^lter  unb  mit  befonbem 
Munitionen  betrauter  engerer  Krei«  oon  ÜJtitglie* 
bem.  Sefonbet«  fübren  bdufig  bie  Deputationen 
(f.  b.),  Kommiffionen  (j.  b.)  unb  Komitee«  (f.  b.)  in 
ben  parlamentarifdjen  SJerfammlungen  ben  Ronen 
Sl.  ©ine  eigentümlid?e  Sebcutung  batten  bie  21. 
in  bem  frübern  beutfdjen  Stdnbewefen ;  biet  waren 
biefelben  nicht  blofj  vorubergebenbe  Deputationen, 
bie  ben  Stdnben  vorarbeiteten,  fonbern  fie  oertraten 
gerabeiu  bie  ©efamtftdnbe  unb  übten  etgene  fted)te 
au«,  rieuerbingj  baten  in  D«utfd)lanb  bie  ftdn- 
bigen  Sl.  be«  !üunbe«rateä  eine  höbe  Söebeu* 
tung  gewonnen.  (S. SunbeSrat.)  —  3n  ber  3nr>a: 
libtta  t  e  unb  SUtet«t>eif  idjerung  tritt  ber  Sl. 
an  bie  Stelle  einer  ©cnetatoetfammlung  fämtUd?et 
SSerfidjerten  unb  ibrer  Slrbeitgeber;  bietet  Sl.  ift 
obliaatorifdj  unb  mufj  ie  jur  Hälfte  au«  üßerrretern 
ber  Slrbeitgeber  unb  ber  Sjerfidjerten  befteben.  Die 
3abl  feiner  SJiitglieber  wirb  gunddpft  burd)  bie  San: 
be«centralbeb&rbe,  fpdterbin  burd?  ba«  Statut  bet 
SerftdjerungSanftalt  beftimmt  (§§.  76  fg.  in  ber 
Raffung  be«  ©efe&e«  vom  19.  3uli  1900).  Stuf  bem 
©ebiet  bet  Unfallr-erfitberung  lennen  bie  ©e= 
fe&e  befonbere  21.  bet  SSorftdnbe  jur  Slufftellung 
obet  Anbetung  be«  ©efabrentartf«  obet  jut  Jeft= 
fe&ung  bet  (Jntidjäbigungen  (§§.  49, 69  be«  ©efefte* 
Dom  30. 3uni  1900). 

^lucfrf)»f) ,  in  bet  3dgerfprad)e  bie  Stelle,  wo 
ba«  ©efdbofe  au«  bem  Körper  be«  Üiere«  austritt; 
audj  bie  ©elegenbeit  jum  Slubtingen  eine«  SdniffeS. 

2lu*fd)h>änncu  obet  Sdjwdrmen,  bet  Übe* 
gang^ einet  militdr.  Slbteilung  au«  einet  gefcbloffe^ 
nen  frotmation  in  eine  cdjüfeenlinie  (f.  Sdjüjjen).  — 
übet  SL  bct  SBieneu  f.b. 

«uöfftjtoinflcn,  ba«  ©egfliegen  be«  Sluct^  unb 
Sirlroilbe«  oon  Jödumen. 

'Jluc^frfinjinuttg  obet  Grfubation,  bie  ftanl= 
bafte  Slbfonbetung  flüffiget  9}cftanbtcile  au«  bem 
in  feinen  ©efdfeen  cingefd^loffenen  Slute;  bie  fo  I 
• 


—  «uffee 

abgefonbette  2Haffe  felbft  ift  ba«  Grfubat.  Die 
Itanlbafte  $1.  unterfdjetbet  ftd)  öon  ber  in  normo' 
ler  SBeife  etfolgenben  Sl.  (Jran«fubation)  ton 
Slutbeftanbteilen  in  bie  ©emebe,  ocrmittelft  totb 
djet  bie  ©croebe  erndbrt  werben.  Da«  Grfubat 
ift  entweber  wdfferig,  bem  fog.  JBlutferum  äbnlid) 
unb  betüt  bann  ferö«,  ober  e«  ift  bem  fog.  &lut- 
pla«ma  dbnlid;  unb  bei^t  bann  fibrinö«  obet 
fafetftoffig,  ober  e«  beftebt  borwiegenb  au«  au«- 
gewanberten  farblofen  58lutförpera>en  unb  bcifit 
bann  eiterig  obet  putulent.  (S.  Gitet.)  Da« 
fibrinöfe  6rfubat  fd^eibet  fid)  gewöbnlid;  balb  in 
einen  gerinnenben  feften  unb  einen  Wdfferig  bku 
benben  feröfen  Zeil  SBeitereSlbarten  be«  örfubat« 
fmb  ba«  bdmorrbagif  dje  ober  blutige  Ctfubat, 
bei  mcltbcm,  meift  infolge  fdjwetcr  Grnäbirung«= 
ftörungen  ber  Slutgefd&e,  maffenbafte  rote  Sölut- 
lörpetdben  au«  ben  le^tem  in  bie©emebe  austreten, 
fetnet  ba«  fd) leimige  Grfubat,  weld^e«  am  bau-- 
figften  auf  Sd?leimbduten  oottommt  unb  ben  fog. 
Sdjleimflu&  obet  Katattb  (f.  bj  oerurfadjt,  riebtiget 
aber  al«  ein  Settet,  b.  i.  ein  Slbfonbetung«ptobuft, 
ber  Drüfen anjufeben  ift,  fowie  ba«  Iruppöfe  unb 
ba«  bipbtbcrttifd)e  Grfubat,  wclcbe«  auf  ben 
Sdjleimbduten  fefte,  grauweiße,  faferftoffdbnlidje 
Sluflagerungen  bilbet  unb  ju  mein-  obet  minbet 
dbweten  3etftörungen  bet  befallenen ©ewebe  fuhrt. 
S.  Krupp  unb  Dipbtberiti«.)  ßrgiefet  ftdj  ba«  6r= 
ubat  auf  eine  freie  Städte  ober  in  bie  natürlidjen 
4>öblen  be«  Körpet«,  fo  beifet  e«  ein  freie«,  ergiefjt 
e«  fid)  jwif&en  bie  SDtafcben  ber  ©ewebe,  fo  beifU 
e«  ein  interstitielles  ober  infiltrierte«;  wirb 
e«  in  bie  demente  ber  ©ewebe,  b.  b-  in  bie  3eU*n 
unb  Däfern  felbft  aufgenommen,  fo  bafi  biefe  auf= 
quellen  unb  fid?  üergröfeern,  fo  nennt  man  e«  pa^ 
tencbpmatö«.  Übet  bie  ßntftebung,  93ebeutung, 
ben  weitem  Serlauf  unb  bie  folgen  ber  @rfubate 
in  ibren  febr  mannigfadben  iBerfd)iebenbeiten  f. 
Gntjünbung  unb  SBafferf ud)t. 

Sluffee.  1)  SRarftflecfen  in  ber  öftett.  ^e^ivEc  - 
bauptmannfdjaft  ©röbming  in  Steiermar!,  9nittel= 
punlt  be«  Saljtammergut«,  an  bet  Seteinigung  bet 
OueUbdcbe  bet  5ttaun  (211t bluffe«,  ©tunblfeet=, 
Cbenfeet  Staun)  unb  an  bet  Cinie  Steinad?:(3tb-- 
ningö^fdjl  bet  Oftett.  Staat«babnm  (f.  Karte: 
Jerrainjeidjnung,e),  Sift eine« SejirlSgericbt« 
(468  qkm,  102*25  Q.)  unb  einer  Salinenoerwaltung, 
bat  (1890)  15096.,  Kutbau«  mitSolbab,^eilanftalt 
für  Stuftttante,  btei  Kitcben  unb  eine  ,>id)jcbule 
füt  öoljmbufttie.  Det  nabe  Saljbetg,  fdjon  feit 
bem  12.  Sabtb.  befabten,  liefert  Steinfalj,  Subfalj 
unb  ^nbufttiefali.  Segen  feinet  gefdjüjjten  t'age  in 
einem  Sballcffel,  feine«  milben  Klima«  (15°  C.  Som= 
mettempetatut)  unb  feiner  bcillräftigcn  Sole  ift  81. 
beliebter Kurort(1896: 9390 Kurgdfte).  8km entfernt 
ba«  Dorf  Sllt-Sluffee  (288 G.),  in  beffen  92Abe  ber 
2llt-2luffeer  unb  berörunblfee  liegen;  etjte- 
tet,  in  709  m  $öbe,  oom  i'ofet  unb  bet  Stiffcl- 
wanb  umfdumt,  gewäbtt  einen  febönen  SluSblid  auf 
ben  Dadjjtein;  lefetetet  (6  km  lang,  1  km  bteitK  in 
700  m  ööpe,  ift  fer;r  fifebreieb.  —  3igl.  Sdjreiber,  Sol 
bat  Sl.  al«  Himatifcber  Kurort  (fflim  1870);  $obl, 
Der  Kurort  Sl.  (2.Slufl.,  ebb.  1871);  berf.,  DieSol- 
beilprobulte  ber  Saline  juSl.  (ebb.  1874);  Konfcbcgg, 
^übret  in  21.,  ©runblfee.  Sllt-Sluffee  unb  ßaUftatt 
(2.  Slufl.,  ebb.  1889);  Sffilt Jet,  gübrer  burd)  Sl.  (lirag 
1894).  —  2)  Sl.,  cjed).  Üsov,  Stobt  im  ©erid)t«bejirt 
OTüglife  ber  öften.  J8ejirl«bauplmannfa)aft  £>oben= 
ftabt  in  üKdbren,  bat  (1890)  1915  meift  beutfd?e  <$., 


Digitized  by  Google 


Huffeer  Htyen 

jcpöne*  Sd>lo&  be*  dürften  Siedjtenftein  unb  eine 
,vad>fcbule. 

SlmT ccr  Sllpcn,  f.  Dftalpen. 

SuöfegnuKg,  f.  teeren. 

»Huffcnalfter,  f.  Stifter. 

SluftenbeichtflanD,  f.  Vorlanb. 

Stuftenfleei,  f.  Vinnentief  unb  Siel. 

iluftrnbanbrl,  f.  feanbel. 

Slufccnf  cid),  f.  öüUleld?. 

Slufccnflüuer,  f.  3ager  unb  Älüterbaum. 

Slufecnlattb,  f.  Vinnenlanb. 

Slufceupolmafrf)inc,  biejenige  ftorm  perWng= 
2lnter«dpnamomafcbuie,  bei  ber  bie  Stufeenfldtpe 
be*  dliitged  ben  Volen  jugeteprt  ift,  f.  dpname: 
mafcpinen  nebft  Jertabbilbung  5. 

Sluficiifrfjlag,  f.  Vinnenfcplag. 

Stufccnfdjmarotjcr,  f.  Scpmarofeertum. 

Sluficnfdjoot,  f.  See. 

tluffcnricf,  f.  Sinnentief. 

Slu&cnöcrfidjcrung,  f.  Vb.  17. 

?lufjcntt>ad)en,  jur  Sidjerung  einer  mit  Jrup; 
pen  belegten  Drtidjaft  (f.  Ort*untcrfunft)  ober  jur 
Sicherung  eine*  Vimat*  na*  auficn  hm  beftimmte 
fachen;  ihr  Verhalten  ift  ba*  »on  Leibwachen  (f.  b.). 

Sluftetirucrf  c,  Anlagen,  bie  bei  filtern  Vefeftü 
gungen  bie  geuerwirtung  be*  ©alle«  burch  ßreuj* 
feuer  »ermebren,  bie  unbeftriebenen  Wdume  »or  ben 
au*fpringenben  SBinteln  befeitigen,  bie  Slu^gfin^e 
beden  unb  bie  @laci«flddpe  flamieren  follten.  Sie 
liegen entwebet  im  öauptgraben  (©rabenfehere) 
ober  jwifeben  bem  öauptgraben  unb  bem  ©lad«, 
alfo  innerhalb  be*  gebeerten  29egc*  (9ta»elin, 
flontergarbe,€ou»reface,  Gnoeloppe)  ober 
jenfeit  be*  gebedten  2Bege*,  burch  Stnfcbluftwdlle 
mit  ber  £>auptummallung  »erbunben  (fog.  dunere 
9BerIe:  einfache  unb  boppelte  Scheren,  6orn» 
»eil,  einfache*  unb  boppelte* flronw er l).  Sei 
neuem  9Bcfeftigung«anlagen  bat  man  Vorgefdjobene 
SBerte  (f.  b.)  unb  detachierte  gort«  (f.  b.). 

Slufjrntuinfcl,  bei  einem  dreied  ober  Volp* 
gern  ber  SBinfel  jwifeben  einer  Seite  be«felben  unb 
ber  Verlängerung  ber  anftofeenben  Seite.  Ein  31. 
be*  dreied«  ift  gleid)  ber  Summe  ber  beiben  innern 
SBinfel  an  ben  anbern  Edpuntten;  bie  Summe  ber 
81.  eines  Volpgon«  obne  einfpringenbe  Eden,  in«-- 
befonbere  be*  dreied«,  ift  gleich  »ier  Wecpten. 

SluftcrbtcnftfteHung,  eine«  Schiff«,  bie 
Übergabe  be«  Schiff«  an  bie  2Berf toerwaltung ,  bie 
bie  Erhaltung  be«  <bcpiff«förper«  unb  ber  gefamten 
8lu«rüftung  bid  jur  ndcbften  3nbienftftellung (Li b.) 
übernimmt.  die  Vefafcung  tritt  babet  ju  ben  uJca« 
Hofen*  unb  SBerftbiüifioncn  jurüd.  3um  3eidjen 
ber  31.  werben  ^laflße  unb  Simpel  niebergepolt. 

Siufrcrc  SlrUcit,  f.  innere  Arbeit. 

Stuftcrebelidjc  Jttubcr,  f.  Uneheliche  flinber. 

duftere  Vinte,  in  ber  Strategie,  f.  3nnere  Sinie. 

SiuKcre  2Nif  fion,  f.  9)liffion. 

Stu^crfur«*fe(?ung,  f^nttaberpapiere. 

Slu^crorbcutlicncr  fBert,  aueb  ^ntereffe 
genannt,  ber  ben  gemeinen  Vertepr«wert  überftei* 
genbe  SBert,  welchen  ein  ©egenftanb  für  ben  Ve* 
reeptigten  nach  beffen  befonbern  Verpältniffcn  batte. 
2Jknn  Scpabenerfafc  au*  einer  Verfcbulbung  ober 
wegen  Enteignung  ju  leiften  ift,  mufj  aueb  ber  'UM. 
»ergütet  werben  (bürgert.  ©efefcb.  §.  249).  Eine 
3lu*nabme  maebt  A>anbelegefehb.  §.  430  unb  Serner 
Übereintommen  21rt.  34, 37, 4 1 ;  Gifenbabnoerleljr*» 
orbn.  §§.  80, 83,  88.  jjft  einem  Siolinfpieler  bie 
mo^luerpadte  (oftbare  Sßioline,  beren  5Bert  er  bem 


—  HuSfefcung  141 

^radjtfüferer  angegeben  fatte,  unterrcea«  fo  befebd» 
btgt,  ba6  fie  niept  mehr  ju  gebraud)en  ift,  fo  baftet 
ib.m  berfelbe  nur  für  ben  Vcrtauföiuert  ber  ©etge, 
ba*  ift  ber  gemeine  ftanbelämert.  giur  wenn  er  fie 
bö^liebcrrocife  ober  grob  fafcrlaffig  mtrümmert,  fo 
baftet  er  für  ben  Döllen  Scbabenerfafc,  alfo,  menn 
ber  Söirtuofe  am  3>el  feiner  Weife  eine  entfpred>enbe 
SJioline  niebj  finbet,  etma  für  ben  Ertrag,  welchen 
Äonjerte,  bie  bann  ausfallen  müffen,  ergeben 
baben  mürben,  SReifefoften,  Rohere  Slnfcfcaffung*' 
foften  einer  entfpreebenben  neuen  ©eige.  3ödre  aueb 
ba$  2lffeftion*intere{fe  (f.  b.)  ju  erfetjen,  fo  mürbe 
ber  nieUeicb.tfebr  viel  heisre  SBert  ju  erfe^en  fein, 
melden  ber  SBirtuofe  ber  ©eige  um  bedmillen  bei= 
legt,  »eil  fte  ba«  ©erfjeug  feiner  Jriumplje  ge« 
roefen  ift.  [jeD. 

Sluftcrrfioben,  fefemeij.  öalbfanton,  f.  3lppen» 

Stu^crocrfcbrfcljung,  f.  Sadje. 

3tuc<fct}uiig,  im  (SiniTpro  je|  bie  2lnorbnung 
be8  ©erid?t* ,  bafe  ber  ^rojefe  jeitweife  ftillftepen 

toüe,  in  ber  Cfterr.  (Simlprojefeorbn.  §.  155  Unter* 
i  r  e  <p  u  n  g  genannt.  Sie  ift  teil*  auf  Antrag,  teil* 
©on  3lmt*  megen  suläffig;  namentlich,  wenn  eine 
Partei  ftirbt,  bie  Sro jefifäbigteit  ober  ben  gefe^lid? en 
Vertreter  verliert,  aber  bureb.  einen  VrojefebeDoll* 
mddjtigten  üertreten  ift,  ober  menn  biefelbe  am  Sro« 
jefebetriebe  burd)  Äriegebienft  ober  burd?  8lbfcb.neis 
bung  Dom  ®crid?t  (».  S.  wegen  Äriege«)  behinbert  ift, 
ober  wenn  bie  (Sntfcpeibung  oon  einem  SKecbtöüerbält* 
ni«  abbdngt,  melcbe*  ben  ©egenftanb  eine«  anbern 
5Hed?t*ftreit*  bilbet  ober  ton  einer  Verwaltung*' 
bepörbe  feftjuftcllen  ift,  ober  wenn  fieb.  ber  Verbaut 
einer  ftrafbaren  ^anblung  ergiebt ,  beren  Ermitte* 
lung  auf  bie  Gntjdjeibung  »on  ßinflufs  ift.  Veenbct 
wirb  bie  81.  burcp  8lufnapme  be*  Verfahren*  (f.  b.). 
(Val.2)cutfche  6ioilprojeporbn.  §§.  246  fg.,  148, 149.) 

Slucfctjung  ber  Äinber,  in  Cfterreid)  Äin» 
be*weglegung.  31.  war  unb  ift  bei  vielen  barba- 
rifdenVölferngeftattet  in^üdfid?taufetwaigcübers 
oöllerung  unb  »rmut.  Viele  Sagen  unb  SRdrchen 
müpfen  fich  an  ba*  SJlotio  ber  3t.  ber  Äinber,  f o  bie 
SagenbonCbipu«,  SpruS,  öon  Womulu«  unb  9temu* 
unb  bie  uon  3lmabi«  (f.  b.).  Vei  ^uben,  ögpptern, 
Jnbern,  2h«banern  unb  ©ermanen  war  ba*  8lu«* 
jeften  ber  Kinber  »erboten  ober  nia)t  Sitte;  bagegen 
finbet  fich  bie  81.  feit  ben  dlteften  3«ten  bei  ©hinefen, 
Japanern,  ©rieepen,  Wörnern  u.  a.,  bei  ben^inbu  erft 
feit  etwa  500  3ah""-  93et  ben  Spartanern  würben 
nur  bie  al«  leben«frdftig  anerlannten  Weugebore« 
nen  in  bie  2ifte  ber  Vürger  eingetragen,  bie  faSwddj^ 
liehen  unb  trüppelbaften  in  einen  3lbgrunb  am  Jap« 
geto«  geworfen.  3)a  nach  bem  ftrengen  röm.  iHecpte 
ber  Vater  ba«  SRecht  über  Job  unb  Sehen  (jus  vitae 
et  necis)  feiner  ftinber  hatte,  f o  bejafi  er  aueb  bie  Ve< 
fugni«  jur  8t.,  nicht  bie  Butter.  SEBte  bei  benörieeben, 
würbe  bei  ben  Dittmern  ba«  neugeboreneitinboorbem 
Vater  nieberaeiegt.  9iahm  er  e«  auf,  fo  erfannte  er 
e«  al«  fein  Äinb  an  unb  »erpflicbtete  fich  iur  Gr« 
jiehung;  menn  nicht,  fo  würbe  e«  au«gefefct.  doch 
würbe  biefe  Vefugni«  bureb  bie  3ro&lftafel=@efeti* 
gebung  bahin  befchräntt,  bafe  nur  monftröfe  unb 
gebrechliche  flinber  au«gefet»t  werben  burften,  wa« 
aber  nicht  beachtet  würbe.  Selbft  Vbilofoppen  wie 
iMato  unb  8lriftotele«  hielten  bie  8t  für  erlaubt, 
da«  So«  ber  3(u«gefe^ten  war  meift  grauenvoll: 
ber  Job  burd)  Verhungern,  Erfrieren,  bureb  wilbc 
Jiere  war  noeb  ba«  befte ;  oft  erwarteten  fie  Sdianbe 
unb  Elenb.  Sie  würben  »um  ©labiatorengewerbe, 
jur^roftitution,  ju  fünftlid;  auf«  graufamfte  »er» 


Digitized  by  Google 


142 


HuÄfefcung  beS  ©trafoollaug«  —  &u3fpannüorridjtimg 


ftümmelten  SBettterneriOgen.  daS  Gbriftentum  trat 
ber  21.  träftig  entgegen  unb  beeinflußte  bie  fpfitere 
tönt,  flaifergefehgebung.  3n  Seutfcblanb  »urbe  bie 
21.  nad)  filtern  Vorgängen  burcb  bie  Carolina  unter 
Strafe  geftellt.  21.  von  ^rfonen,  bie  »egen  jugenb« 
lieben  2llters,  ©ebred)lid)teit  ober  ttvaufbeit  hilflos 
fmb,  ift  nad?  bent  Teuften  Strafgefc&b.  §.  221 
mit  ©efängnie  nicht  unter  3  SJlonaten,  nenn  fie 
von  (fitem  gegen  ibr  Mint?  begangen  »irb,  niebt 
unter  6  9ttonatcn  ju  beftrafen.  3)'t  burcb  bie  21. 
eine  fernere  flörpervcrletiung  verurfaebt,  fo  tritt 
3ud)thau3(trafe  bie  ju  10  3abjen,  »enu  ber  Job 
verurfaebt  ift,  3udbtl?au3ftrafe  nicht  unter  3  fahren 
«in.  —  23gl.  $lafc,  ©efebjebte  beS  93erbrecbene  ber  21. 
(Stuttg.  1876);  Schubert,  fcerobote  $arftellung 
ber  Gpruefage  (SBreel.  1890);  Seitfcbrift  ber  2>eut« 
fdjen  SJtorgenlänbifcben  ©efellfdjaft  (3Jb.44). 

aiu«fct}uttfl  bec»  «ttafvotljufl«,  f.  93er« 
urteiluna. 

MuSfictjtdvcränbcrunflCit,  f.  SBb.  17. 

Stuf  flg.  1)  BejirWI)auptmannfd)aftin53öbmen, 

bat  355,66  qkra,  (1900)  101 372  G.  in  90  ©emeinben 
mit  134  Drtfcbaften  unb  umfaßt  bie  ©eriebtebejirte 
21.  unb  flarbijj.  —  2)  21.,  cjed).  Oustf  nad  Labem, 
Stobt  unb  Si§  ber  33ejirtebauptmannfcbaft  2t.  unb 
eines  93ejirfegerid)te  (70824  meift  beutfebe  G.), 
15  km  von  ber  fdebf.  ©renje,  in  138  in  jpöbe,  an 
ber  SDlünbung  ber  tintä  jur  <flbe  gebenben  $ieta, 
ben  Sinien  SBien  ■■  33rünn  ■  Sßrag  »  SBobenbad?  ber 
Cfterr.«Ungar.  Staatebabn,  2t.«tfomotau  (66  km) 
unb  2t. «Silin  (33ielatbalbabn,  32  km)  ber  2t.« 
2cplifcer  Gifenbabn  unb  2t.  *  Scbredenftein  (2  km) 
ber  £>fterr.5Rorb»eftbabjt,  bat  (1900)  37  255  meift 
beutfepe  G.,  :Uatbaue,  Stabttircbe  (angeblich  von 
826)  mit  febönem  üJJabonnenbilbe  bon  Garlo  2)olci, 
einem  ©efebentbee  %&mat\  «Wenge,  bem  bier  1728 
fein  Sobn  Slapbacl  geboren  »warb,  2tbalbertelircbe 
im  Stenaiffanceftil ,  23ürger  =  unb  ©e»erbefcbuU 
mit  ©c»erbemu|eum ;  ftabritation  von  3Boll»aren, 
sJHaf deinen,  Jeer  unb  Serralitb,  Gbemitalien  (1000 
3lrbeitcr,  eine  ber  gröfeten  ebem.  Gabrilen  SDtittcl« 
europaS),  Paraffin,  ©agenöl,  ätberifeben  ßlen 
u.  a.;  ©laebütte,  bebeutenben  Schiffbau  unb  öanbel 
mit  Dbft,  (betreibe,  SJlineralroämrn,  £olj  unb  ben 
Srauntoblen  ber  Umgegenb,Glbhaf  en  (4,37  ha),  neuen 
2Binter*  unb  93ertebrebafen  ( 1,8  m  tief,  4,97  ha  grofe). 
9  km  norbroeftlicb  bae  Scblacbtfclb  von  fiulm  (1813) ; 
f üblich  über  2t.  bie  § e r b  i  n a n  b  e  b.  ö  b  e,  ein  23ergnü« 
gungäort  (268  m)  mit  reijenber  ftcrnficbt;  3  km 


ig< 

oberhalb  am  rechten  Gibufer  bie  SRüine  Schweden« 
ftein  unb  über  biefer  bieJ&ohe  ÜBoftrep  (585  m). 
—  2t.,  feit  bem  13.  $abrb. ©tobt,  »urbe  1426  von  ben 
ßuffitetl  jerftört,  bie  18.  %an.  1426  ^riebrid)  t  üon 
^eifien  bei  bem  nahen  2)orfe  35rebliH  unb  15.$uni 
auf  ber  4  km  entfernten  SMebanj  (b.  i.  Sauffelb) 
fcblugen;  1639  »urbe  eS  von  ben  Sdnveben  unter 
QJane"r  erobert.  —  Sögt.  SranbeiS,  2t.  unb  Umgebung 
<3tuffig  1884);  fteifrner,  ©efebtebte  ber  fönigl.  Stabt 
21.  bie  jum  $ahre  1547  ( Welchenberg  1884)  ;  Jöicte 
unb  .snMvuf.i,  Urfunbenbud)  ber  6tabt  2t.  bie  311m 
3.  1526  ($rag  1896);  2t.  in  Söort  unb  Silb,  b,g. 
von  iUebner  unb  Gicblcr  (3luffifl  1900);  ©agner, 
3t.  unb  feine  Umgebung  m.  1, 2. 3tufl.,  ebb.  1900). 

«uffi8=*c*Utfcr  eifenbarjtt,  f.Cftcrretchifcb« 
ltngarifdje  Gifcnbah^nen,  Beilage,  A,  III. 

aiiic«! oHbcriiiig,  im Äontureoerfahren  bie öer= 
ausgäbe  berjenigen  ©egenftdnbe,  »elcbe  nicht  bem 
(SJcmemfcbulbner  gehören  unb  beä^alb  auch  nicht 
einen  ©eftanbteil  ber  flonturemafie  bilben  tönnen. 


Tic  ^eutfehe  AonfurSorbnung  fcb.reibt  in  §.  43  bor, 
bafi  bie  2lnfprüche  auf  2t.,  »eiche  nicht  blofi  auf  ein 
bingliche»,  fonbern  auch  auf  ein  perfönlicbee  Siecht 
geftü^t  »erben  tönnen,  fieb  nacb  ben  außerhalb  be* 
«ontur*oerfa^ren§  gcltenben  ©efe^en  befrimmen, 
räumt  aber  in  §.44  ben  SBertdufern  unb  Gin« 
laufetommiff  iondrenunbebtngt  bae  Siecht  ein, 
SBaren,  metebe  bon  einem  anbern  Orte  an  ben  @e= 
meinf  cbulbner  abgefenbet  unb  von  biefem  noch  nicht 
vollftdnbig  bejablt  morben  fmb,  jurüdjuforbern, 
b.  b.  beren  21.  ju  verlangen.  2)abei  roirb  jeboch  oor- 
ausgefegt,  bafs  biefe  SBaren  nicht  fch,onoorber^on« 
turSeröffnung  an  bem  Orte  ber  Ablieferung  ange« 
tommen  unb  m  ben  ©emaljrfam  bee  ©emeinfd?ulb« 
nerS  ober  einer  anbern  i'erfon,  metebe  benöetoa  Ijrf  am 
für  benfelben  ausübt,  gelangt  »aren.  Gin  berartigee 
Siecht,  mclcb,ee  in  ben  ©efe^gebungen  ber  meinen 
banbeltreibenben  Nationen,  namentlich  in  @uß: 
tanb,  ^rantreid),  Spanien,  öollanb  unb  Belgien 
2tnertennung  gefunben  bat  unb  gero&bnÜcb  right 
of  stoppage  in  transitn  ober  droit  de  suite  (SB er« 
folgungerecht)  genannt  roirb,  fennt  bie  Cfterr. 
^onturSorbnung  nicht.  Vielmehr  beftimmt  biee  ©e« 
fe&buch  (§§.26, 27),  ba«  ben  2tnfprud?  auf  21.  ate 
iHüdforberungSanfprud)  bezeichnet,  nur,  cau 
biefer  2tnfprud?  nacb  ben  allgemeinen  Siecbtägrunb« 
fätjen  ju  beurteilen  fei.  $ie  3tuefonberungebered)tig« 
ten,  roeld?e  im  ©emeinen Siecht  Söinbi tan ten  ober 
Separatiftcn  ex  jure  dominii  genannt  rourben, 
baben  fich  mit  ihrem  3tnfpruch  an  ben  ßontureoer« 
»alter  ju  roenben,  ber  barüber  }u  entfeheiben  bat,  ob 
er  bie  beanfpruebte  Sache  herausgeben  ober  ti  auf 
einen  SJrojeji  antommen  laffen  roili.  Stacb  ber  2)eut» 
fchen  HonturSorbnung  (§.  133)  bebarf  ber  33er« 
roalter,  fofern  eS  ficb  um  einen  ffiert  r>on  mehr  ate 
300  9JI.  bcmbelt,  ber  ©enebmigung  bee  ©Idubi« 
gerauÄfcbufjeS ,  roenn  er  einen  2lu£)onberungean« 
fpruch  anerkennen  roili.  3tuch  f  oll  er  in  biefem  #alle 
vor  ber  3tnertenuung  ben  ©emeinfcbulbner  hören. 
2)ocb  »irb  bureb  ben  ÜDtangel  ber  ©enebmigung  bee 
©läubigerauefcbuffcö  ober  ber  2tnbömng  bee  ©e« 
meinfcbulbnerS  bie  ©ültigteit  ber  2tnertennung  ge« 
aenüber  britten  ^erfonen  nicht  berührt  (§.  136). 
eyür  ben  ftall,  ba^  ber  auSjufonbernbe  ©egenftanb 
verdu^ert  »orben  ift,  rdumt  bie  2)eutfcbe  »onture- 
orbnung  (§.  46)  ben  2tuefonberungeberechtigten 
bae  Stecht  ein,  fo»eit  bie  ©egenteiftung  noch  aue« 
ftebt,  2tbtretung  beS  SiechtS  auf  biefelbe,  anbern« 
faUS  aber  bie  ©egenleiftung  infoweit  aus  ber  SCRaffc 
ui  beanfpruchen,  ate  fie  nach  ber  Äontureerönnung 
ju  berfelben  eingesogen  »orben  ift.  Siach  ber  Dfterr. 
KonturSorbnung  tann  ber  Stüdforbernbe  nur  in  3tn« 
febuna  ber  nad)  ber  ßonlureeröffnung  oerdufierten 
©egenftdnbe  baS  Gntgelt  von  ber  ÜWajfe  ober  von 
bem  dritten  forbem,  je  naebbem  beffen  Seiftung  be« 
reitS  ftattgefunben  hat  ober  noch  auSfteht.  Sejüg« 
tieb  ber  3luSfonbcmngSanfprüche  ber  Gbefrau  beS 
öemeinfchulbnerS  fchreibt  bie  $eutfcbe  HonturS« 
orbnung  (§.  45)  vor,  bafi  fie  ©egenftdnbe,  bie  fie 
»dbrenb  ber  Gbe  erworben  bat,  nur  beanfpruchen 
tann,  »enn  fie  be»eift,  bafj  biefelben  nicht  mit  ÜJlit« 
tetn  bee  ©emeinfchulbnerS  ermorben  fmb. 

^liti<iprtnitvorrtrf)tuuiv  eine  Vorrichtung,  bie 
beim  durchgehen,  Sd)eu»erben  ober  auch  Stürjen 
von  ©agenpferben  ein  2titSfpanncn  berfelben  burd) 
bie  9Bagenin)affen  mit  öilfe  einer  cinfad)en  unb  ju= 
gleich  ficber  »irtenben  39e»egung  ermöglichen  foll; 
jrocdmdfiig  ift  eine  gleichseitig  bamit  verbunbene 
unb  »irtenbc  ^remeoorria>tung. 


Digitized  by  Google 


Stuäfperrung  - 

3ht  f  p  er  rung  (engl.  Lock-out),33ejeicbmtng  für 
bie 2lrbcitcrentlaj|ung,  weldje  eine '.' I  n,;  a  M  oon  Unter: 
neuntem  gemeinsam  oornebmen,  fei  eS,  bafc  fie 
einem  Streif  ber  Arbeitet  guoortommen  wollen, 
fei  e£,  bafe  anbere  Umftdnbe  fie  baju  oeranlaffen. 
2tlS  focialeS  Kampfmittel  haben  bte  31.  meber  in 
(jnglanb  nod)  auf  bem  Kontinent  grofie  S3ebeutung 
)u  erringen  oermoebt.  (6.  aud)  33oocotten.) 

Muöfpiclgcfcijäft ,  ba*  na*  einem  beftimmten 
©efcbäftßplan  ftcb  abwidelnbe  Spiel  mebrerer  gegen 
einen,  weldj  lefcterer  gegen  in  ibrer  &öbe  feft  unb 
unbebingt  ju  23erluft  gebenbe  ©infame  bte  93er« 
pfUcbtung  jur  33erdufterung  oon  Soeben  als  ®v 
Winne  an  bie  Spieler  mit  ber  DJtafsgabc  übernimmt, 
bafe  über  ©eminn  bie  Biebung  oon  fiofen  (reines 
©lüdsfpiel)  ober  tÖrperTicbe  ober  geiftige  ©ewanbt= 
beit  (©efcbidlicbfeitSfpiel:  Slingmerfen  u.  f.  w.)  ent= 
ftbeibet.  3)ae  SL  ift  eine  Jlrt  ber  fiotterie,  bie  iut 
von  ber  ©elblotterie  als  ber  Vetterte  im  engem  Sinn 
babureb  unterf Reibet ,  baft  bie  ©ewinne  bier  in  an= 
bern  beweglichen  Saasen  (©arenlotteric)  ober  fogar 
unbeweglichen  SBertgegenftanben  befteben.  9Jcan 
bebient  ftcb  biefeS  ©efchdfts  j.  33.,  um  für  febwer 
oertdufliebe  2Bertgegenftdnbe,  wie  mübfame  ÜJlei« 
fterftüde  oon  Joanbwerlern,  einen  angemeffenen 
%xciv  tu  erlangen,  inbem  man  bie  DJlöglicbfett  ber 
Grmcrbung  um  eine  ganj  geringfügige  Summe  er« 
öffnet.  GS  werben  babureb  aber  aueb  ©runbftüde, 
Moftbarleiten,  Saren  u.  f.  w.  mit  Vorteil  abgejeftt; 
meift  übernimmt  bann  ein  33antier  gegen  33rootfion 
ober  aueb  eine  33ebörbe  ober  ein  3luSfd}u&  oon  33e* 
teiligten  bie  ©aranrie,  ba|  niebt  mebr  als  bie  plan* 
mäfeige  2lnjabl  Vcie  ausgegeben  unb  ber  Spiel« 
gegenftanb  bem  enblicben  ©ewinner  ausgeliefert 
werben  foüe.  25aS  21.  fann  leiebt  ju  ^Betrügereien 
gemi&braucbt  »erben,  beöbalb  ift  esi  in  ben  meiften 
Staaten  entweber  febr  befebräntt  ober  ganj  oerboten. 
3n  Aranlreid?  ift  es  unterfagt,  in  ^reufcen,  33apem, 
fcaebfen,  ^Württemberg,  33aben  oon  einer  befonbern 
^olijeicrlaubniS  ber  3iertoaltungSbebörbe  ober  beS 
SJUnifteriumS  abbdngig.  Tain  ift gemerbSmdfrigcS 
feilbieten  oon  geringem  als  ben  genehmigten  2oS= 
anteilen  nad)  preujj.  ©efet»  oom  19.  Slpril  1894 
ftrafbar.  3>aS  ÜReicbSftrafgcfc&b.  §.  286  beftraft 
bie  ebne  Erlaubnis  öffenttieb  oeranftalteten  mifr 
fpiclungen  beweglicher  ober  unbeweglicher  Saasen 
mit  ©efängniS  bis  ju  2  3abren  ober  mit  ©elb  bis 
3000  SM.  fouftdnbig  bie  Straflammer).  2>ie  Strafe 
bei  niebt  öffentlichen  31.  beftimmt  alfo  baS  SaubeS* 
teebt.  3n  Cfteneid}  ift  nad?  bem  Sottopatent  oom 
13.  MWäv;  1813  baS  31.  nur  erlaubt,  wenn  eS  bie 
Sottooerwaltung  gegen  (hlag  einer  iare  oon  lO^Jroj. 
beS  einjubringenben  33etrageS  bewilligt.  3ft  baS 
91.  ftaatlicb  niept  genehmigt,  to  mad?t  na  *  T  eu :  i  ±  t m 
33ürgerl.  ©efefcbucb  ber  xluäfpicloertrag  in  leiner 
9Beqc  ocrbinblicb  (§.  763),  ift  eS  ftaatlid)  genebmigt, 
fo  beftebt  jmar  auch  bier  fein  tlagbarer  2lnfprucb 
auf  ben  debitierten  Gtnfatj  unb  auf  ben  ©ewinn, 
aber  bie  auf  ©runb  beS  Spiels  erhaltene  Seiftung 
braucht  bicr  wenigftenS  nicht  jurüdgegeben  ju  wer« 
•  ben  (§.762).  $ie#eid)$gewerbeorbn.$§.56unb42a 
f  cblielen  fiotterielofe  unb  33ejugS=  ober  ilntcilfdjeine 
auf  foldje  pom  Slntauf  unb  feilbieten  im  Umber« 
Rieben  au§  unb  §.  56c  oerbietet  —  jebo*  unter 
Vorbehalt  oon  3luSnabmen  im  (Sinidfall  ü.  33. 2lu3= 
fpiclen  geringfügiger  ©egenftdnbe  auf  Sabrmärtten 
unb  in  ©lüdebuben)  —  ben  Jöaufterbanbel  mit  2Ba« 
ren  in  ber  Srt,  bafe  biefelbcn  im  9Bcge  beS  21.  ab- 
gefeht  werben.  (Sbenfo  belegt  baS  <Reid?Sgefeö  oom 


-  Srudfiattung  143 

16.  2Rai  1894  (§.  7)  über  bie  SlbjablungSgefdjdfte 
ben  93erfauf  (nidjt  ben  Äauf)  oon  Sotter ielofen 
gegen  Jeiljablungen  mit  Strafe. 

■ülucfpiocn,  f.  2tuSteilen. 

3luofpradic.  bie  bef onbere  2lrt  unb  SBeife,  wie 
bie  fiaute  unb  ibre  33crbinbungen  beim  Spreeben 
beroorgebraebt  werben.  3"  ber  Sprad?wif)enfcbaft 
befdjdftigt  fid)  mit  beren  33eftimmung  bie  fiaut« 
PbPfiologie  ober  3Jbonctit  im  allgemeinen,  bie 
Vautlebve  für  jebc  Spracbe  ober  jeben  Sialett  im 
befonbern  (f.  Saut  unb  ©rammatit).  ?un  gewöbn= 
lieben  fieben  wirb  bie  3t.  i.  33.  eine«  2)ialettS  ober 
einer  fremben  Spracbc  oft  für)  getennjeiebnet  als 
«bart,  weidj,  fmgenb,  ooü»  u.  bgl.,  33ejeicbnungen, 
bie  wertlos,  weil  )u  unbeftimmt  fmb :  was  bem  einen 
bart,  erfebeint  bdufig  bem  anbern  weid).  5ür  SAulc 
unb  2eben  lommt  am  meiften  ber  ©egenfafc  jwifdjcn 
fog.  «reiner»  unb  «unreiner»  (ober  «riebtiger»  unb 
«falfcber»)  31.  in  33etrad)t.  211S  «reine»,  normale  21. 
beS  2)eutfcpen  (unb  dbnlid)  in  anbern  Sänbern)  gilt 
bie  auf  ber  33übne  im  3!rauerfpiel  unb  Sd>aufpiel 
Abliebe  (f.  2)etlamation).  Unreine,  oertebrte  21.  ift, 
wo  niebt  ein  inbioibueller  Acbler  oorliegt,  in  ber 
SRegel  eine  an  ficb  Odilia  berechtigte,  nur  oon  ben 
©ebilbeten  oermiebene  Sprecbweife  eines  2)ialeft8. 
3n  ben  meiften  Sänbem  gilt  bie  31.  einer  befonbern 
©egenb  ober  eineä  eiujelnen  DrteS  als  bie  riebtigfte 
unb  feinfte,  fo  in  grantreieb  bie  3iarifer,  in  iHufp 
lanb  bie  OJeoStauer  u.  a.  !£eutfcb(aub  feblt  ein  f ol* 
cber  ÜMtttelpuntt;  im  allgemeinen  berrfdjt  am  wenig= 
ften  bialeftiftb  aefdrbte  2i.  beS  Sebriftbeutfcben  in 
bengebilbeten  «reifen  37orbbeutfdjlanbS. 

aiudfprinncnbcr  iüinfcl,  f.  Unbeftricbener 

Sluöftanb,  f.  Streit.  lütaum. 

9tudftangmaf(f)ittrf  eine  ÜRafcbine,  weldje 
bauptfäcblid)  jum  »uSftanjen  oon  gouoertS ,  cjti- 
fetten,  335ben  ju  .\nit--  unb  9tpotbeterfcbacbteln  33er-- 
wenbung  finbet.  2)a  bie  31.  gleid)  leiebt  33appe,  33a= 
pier,  fieber  unb  3«uß  au^febneibet,  fo  ift  fie  in 
Kartonnage  s,  (Souoert«  unb  CuruSpapierfabrilen 
(f.  33uebbinberei  nebft  2af.  II,  ftig.  12)  wie  aueb  in 
ber  Scbubwarenfabrifation  (f.  b.)  oiel  in  33etrieb. 
Sie  bat  meift  bie  gorm  ber  33alancierprcffc  (f.  b.). 
2)ie  3L  für  ÜJletall  nennt  man  Socbmafcbinen  (f.  b.). 

9u3ftatrung.  sJ<acb  bem  2)eutfcben  33ürgcrl. 
©efetfmcb  ift  bie  3t uSft euer  niebt  gleicbbebeutenb 
mit  31.,  fonbern  nur  eine  Unterart  ber  3t.  3luäfteucr 
ift,  wa:  bie  2ocbter  im  falle  ibrer  33erbeiratung  jur 
öinriebtung  beS  ^auSbaltS  oom  33ater  (ober  ber 
3Jiutter)  erbdlt  (§.  1620).  3t.  ift,  waS  einem  Kinbe 
(Sobn  ober  Sodjter)  mit  Stüdficbt  auf  feine  23erbei= 
ratung  ober  auf  bie  (hlangung  einer  felbftdnbigcn 
Seben^fteUung,  jur  33egrünbung  ober  jur  Grbaltung 
ber  SBirtfdjaft  ober  ber  ficbenSftellung  oom  Süater 
ober  SDluttcr  jugewenbet  wirb  (§.  1624).  9Bäbrenb 
bem  franj.  9teebt  eine  3ied?t3pflicbt  ber  Gltcm  jur 
81.  ber  Kinber  überbaupt  fremb  ift,  baS  33reuf?.  t'anb= 
redjt  ben  Kinbern  wmigftcnS  feinen  lla^barcn,  fon= 
bem  nur  oor  bem  33ormunbfcbaftSgcricbt  oerfolg- 
baren  2tnfprud?  oerleibt,  ftatuiert  baS  2>eutfd?c 
33ürgerl.  ©efefebudj,  wie  baS  ©emeinc  unb  baS  fäeb'f. 
iHecbt  unb  baS  öfterr.  33ürgerl.  ©efeftb.  §§.  1220 
—24  unb  1231  eine  JHeebtSpfliebt  be^  33aterS,  wenn 
er  aufeer  ftanbe  ober  geftorben  ift,  ber  iDiutter,  ber 
Socbtcr,  bie  bierfür  niebt  auSreicbenbcS  ^a- mögen 
bat,  für  eine  (5"bc  eine  angemeffene  3tuSfteuer  ;u 
leiften.  J5innd?tlid)  ber  übrigen  2t.  beftebt  nur  eine 
fittliebc  3iflicbt  ber  eitern,  bie  barin  jum  2luSbrud 
fommt,  bafe  bie  21.  nur  fo  weit  al§  Sajentung  gelten 


Digitized  by  Google 


144 


$Tu3fiecfjinafcf>ine  —  HuSfteHungen 


f  oll ,  als  bie  8.  baS  ben  Umftfinben.  inSbefonbere 
ben  33ermögenSoerbältniffen  bct  Gltern,  entfpre-- 
djenbe  ÜDcap  übrrfteigt.  Sie  fann  alfo  fo  weit  oon 
Gläubigem  nicht  angefochten  »erben.  SRacb  Cfterr. 
iÖüraerl.  ®efepb.  §§.  1220  unb  1231  haben  2öd?ter 
unb  Söhne  Stnfprucb  auf  jf>eiratSgut. 

93ei  bem  ©üterftanbe  ber  GmingenfcfeaftSgemein* 
fcbaft  (f.  b.)  ift  bie  X.  Sonbergut  (f.  einhanbSgut). 
(6.  auch  StuSgleicbungSpflicbt.) 

3n  ber  5Büpnented-;u  f  oerftebt  man  unter  31. 
eine«  Stüdes  bie  ©efamtheit  ber  ju  beffen  2lufjüt?= 
rung  nötigen  $eforationen  (f.  b.),  9tequifiten  u.  f.  m. 
2)ie  mobcrne  Gntroid  hing  beS  5)übnenmefen8  machte 
einen  früher  unbefannten  Slufmanb  nötig.  ftür  bie 
Iragöbie  bielt  baS  2Biener  SBurgtbcater  unter  Öaube 
lange  bie  größte  Einfachheit  f eft.  2)ingelftebtS  Sbaf c- 
fpeare= Einrichtungen  hoben  biefe  auf,  unb  bann 
nötigten  namentlich  bie  Erfolge  ber  SDleininger  (f.  b.) 
bie  gröpern  SBfibnen  jur  9tacbeiferung.  Sieben  bem 
$nthtc  beS  gefcpicbtlicben  JrauerfpielS  unb  ber 
Elegan  j  beS  ÄonoerfationSftfldeS  entmidelte  ficfe  baS 
ÄuSftattungSftfld,  in  bem  bie  81.  neben  bem 
SBallett,  einem  gropen  Statiftenperfonal  u.  f.  w. 
obenan  fteben.  [3MSfuit. 

vIlu$ftccf)mafdjiue  jur  93i§fuitbereitung,  f. 

3lucftcUcr ,  im  rechtlichen  Sinne  berjenigc, 
welcher  burcb  bie  oon  ihm  unterschriebene  Urtunbe 
eine  Erlldning  abgiebt.  2>aS  !ann  ein  Zeugnis, 
eine  Serfügung  (Quittung,  Scbulbfdjein,  sluftrag, 
SBecbfel),  eine  Mitteilung  u.  bgl.  fein.  2)er  31.  beim 
gejogenenSBccbfel  ift  beriraffant,  bei  ber  31nweifung 
ber  31nweifenbe,  beim  eigenen  SBecbfel  ber  2BeaMel= 
fcbulbner.  9cacq  ber  Seutfcben  Gioilprojeporbn. 
§.416,  ber  Cfteneidnfcben  §.  294  begrflnben  >n>rioat* 
urfunben,  fofern  fie  oom  81.  unterfebrieben  ober 
mittels  gerichtlich  ober  notariell  beglaubigten  .fjanb-- 
jeicbenS  unterjeidmet  finb,  ooüen  SBemeiS  bafür, 
bap  bie  in  benfelben  enthaltenen  Erfldrungen  oon 
bem  31.  abgegeben  fmb. 

«uäftetluiifl,  f.SluSftcüungen.  über  bie  ö  f  f  e  n  t= 
liefe c  31.  als  Strafe  f.  Oranger. 

«uSftcDung  b  c  ö  3  a  f  r  am  c  n  f  * ,  bie  in  ber  faib. 
rtirebe  übliche  feierliche  SluSftcllung  ber  in  ber  SDlom 
ftranj  bepnblidjen  £>oftie  (f.  b.)  auf  bem  £>odjaltar. 
Sie  ift  erft  mit  bem  ^ronleidmamSfeft  (f.  b.)  ©nbe 
beS  13.  3abrb.  Sitte  geworben. 

ttuöjtcUuttßen,  öffentliche,  in  ber  SRegel  in 
eigenen  ©ebäuben  (f.  SKuSftellungSgebdube)  ftatt= 
finbenbe  planmdpig  georbnete  Schaufle  llungen  oon 
<Sr$cugniffen  ber  ©emerbe  unb  ßünfte  eines  SejirfcS 
ober  JanbeS  ober  aud>  mehrerer  Sdnber  ju  bem 
3raede,  oon  ber  öeiftungSfäbigfeit  unb  ^robuftionS; 
nd)tungein58ilb|u  geben  unb  burd?  ben  öffentlichen 
SBettbewerb  jur  Hebung  unb  Entwidlung  oon  @c* 
toerbe  unb  Jtunft  heimtragen.  Sie 3t.  fmb  eine  auS 
bem  mobernen  Äulturlcbcn,  inSbefonbere  auS  ber 
inbuftriellen  Entwidlung  ber  Völler  beroorgegam 
gene  Einrichtung,  beren  3luSbilbung  unb  Pflege  ftd? 
als  eine  charaftcriftifdje  Erfdjeinung  beS  19.3abrb. 
bariteilt,  obwohl  bie  Anfänge  berfelben  bis  in  bie 
URiite  beS  18.  Sabrb.  jurilcfreidjcn.  $n  materieUem 
Sinne  aufgefapt,  beruht  baS  21uSftellungStoefen  auf 
betnfelben©runbiat>rcie  baS^nfcratennjefenunbbie 
3luöfd)müdung  ber  Sd?aufen]ter;  mit  einem 2Bortc: 
bie  31.  fmb  Söiittel  ber  Mctlame.  Som  ibealen  ©e= 
fuhtspunft  follen  bie  31.  als  ^örberungSmittel  ber 
Äunft,  beS  0en?erbfleipcS,  ber  fad»männifdjen  unb 
allgemeinen  Silbung  bienen.  !Dtit  iHüdtfictjt  auf 
facblid/e,  jeitliche  unb  örtliche  3luSbebnung  untere 


febeibet  man  <Prioat*  unb  Äolleltio^,  Special--  unb 
allgemeine,  Äunft=,  3nbuftrie',  ©eroerbes  unb  lanb* 
toirtf Chaftlicbe,  gettroeilicje  unb  bauernbe,  totale, 
nationale  unb  internationale  31.  2)ic  ^rioatauS* 
ftellung  fennjeichnet  ftcb  baburd?,  bafe  bie  einge« 
fenbeten  ©egenftänbe  baS  Eigentum  einzelner  ober 
auch  mehrerer  folibarifch  oerpflichteter  ^Jerfonen 
(firmen,  ©efellfchaften  u.  f.  ».)  finb,  mogegen  bie 
Dbjette  ber  äollettioauSftelumg  einer  Bereinigung 
oon  vßerfonen,  bie  nicbt  folibarifch  oerpflichtet  ju 
fein  brauchen,  angehören.  Södhrenb  bie  allgemeinen 
H.  baS  ©efamtgebiet  ber  gewerblichen  Jbätigfeit 
begreifen,  fmb  bie  Special*  ober  5ad?auSfteUungen 
einem  beftimmten  ©eioerbSjioeige  gen>ibmet.  5)ie 
JtunftauSfteUungen  (f.  b.)  umfallen  auper  ©erten 
ber  bilbenben  unb  graphifefaen  Äünfte  häufig  aua> 
(!rjeugniife  beS  ÄunftgeroerbeS,  namcntlidp  ©olb* 
unb  Silberarbeiten,  ÜWebaillen,  ©effipe  u.  f .  to. ; 
burcb,  bie  3nbuftrieauSftcUungen  (f.  b.)  »erben 
alle  8n>eige  ber  gewerblichen  Sbätigteit  oon  ihrer 
tünjtlerifcpen  wie  oon  ihrer  teepnifchen  Seite  jur 
3lnfcfeauung  gebracht;  auf  ben  lanbmirtfehaftlichen 
3t.  fmb  bie  biretten  unb  inbireften  @r}eugnij)e,  @^ 
Tdte  unb  3Jcafcbiuen  beS  31der»  unb  ©artenbaueS 
oertreten.  Söäbrenb  bie  periobifd?en  31.  in  mehr 
ober  minber  regelmäßigen  3»if<henrdumen  an  bem 
gleiten  Ort  ober  an  oerfebiebenen  Orten  »ieber-- 
tebren,  haben  bie  bauemben  31.  beinahe  ben  6ha= 
rafter  oon  Sammlungen  ober  ÜJtufeen,  oon  benen 
fie  fich  im  wefentlichen  nur  baburch  unterfebeiben, 
bap  ihre  ©egenftdnbe  oon Jeit  ju  3«t  burd?  anbere 
erfept  werben.  3luS  ben  3t.  ber  Stfibte  haben  ficb 
bie  ber  ©ejirte  unb  ^rooinjen,  auS  ben  leptern 
bie  SanbeSauSftellungen  gcbilbet.  2)urch  baS  3u« 
fammenmirten  mehrerer  fiänber  finb  bie  inter» 
nationalen,  burcb  bie  ©emeinfefeaft  aller  ftulrur* 
oölfer  bie  SSeltauSftellungen  (f.  b.)  entftanben. 

SöaS  fpeciell  bie  in  Deutfcbjanb  oeranftalteten 
SanbeSauSftellungcn  betrifft,  fo  fanb  bie  erfte  1818 
in  manchen  ftatt;  bann  folgten  1824  Bresben  unb 
Berlin;  allgemeine  beutfefee  31uSftellungen  würben 
1842  in  3)tain»  (75000  öefucher),  1844  in  Berlin, 
1850  in  ?eipjig,  1854  in  München  oeranftaltet. 
3tuS  ber  3eit  oon  1875  bis  1890  (äffen  ftd)  über  jwei 
2>upenb  ^irooinjialauSftellungen  nennen,  wfon« 
bers  reich  »ar  baS  o  a  h  r  1896  an  31.,  oon  benen  neben 
ben  SonberauSfteUungen  inSDreSbcn,  lBaben'®aben 
unb  Stuttgart  namentlich  bie  ^Berliner  ©ewerbeauS« 
ftellung  (f.  b.,  58b.  17)  unb  bie  Saprii'dje  SanbeS« 
Snbuftric,  ©ewerbe*  unb  flunftauSftellung  (f.  b., 
iöb.  17)  in  Dürnberg  heroorjuheben  finb.  1897  fanb 
eine  fdcbf.-thüring.  »uSftellung  in  fieipjig  ftatt. 

3n  ©ejug  auf  bie  wirtfcbaftlicbe  iöebeu* 
tung  ber  31.  ift  ju  bemerten,  bap  fie  einen  erheb* 
liehen  3lufmanb  an  3eit,  SDtübe  unb  Äoften  oerur* 
fachen,  ben  ruhigen  ©ang  beS  ©efdjäf tSlebenS  ftören 
unb  ben  falfcben  Ghrgeii  burcb  ^rdmiiemngen,  bie 
nicht  immer  burd?  gerechte  Urteile  ge  ftütj t  fmb,  ndhren. 
Sagegen  fpomen  fie  ben  Wetteifer  an,  in  ber  Schön* 
heit  ober  3wedmäpigteit  ber  Strbeit  baS  6öd?fte  )u 
erreichen;  fie  lehren  ben  2Rartt  tennen,  bilben  ben 
©efchmad  unb  baS  Urteil,  inbem  fie  eingebenbe 
Sergleidje  geftatten,  unb  unterridhten  über  bie  herr* 
fehenbe  3eitnchtung;  fie  oermitteln  auf  allen  @e* 
bieten  beS  ÄönnenS  einen  internationalen  3luS* 
taufch;  fie  ftellen  ben  3Bert  ber  Slrbeit  in  würbiger 
Sücife  bar  unb  erjielen  baburd)  einen  breifaa>rn 
©ewinn:  innerhalb  ber  tünftlerif djen  unb  gewerb* 
liehen  Äreife  ein  erhöhtes  Selbftoertrauen,  auper* 


Digitized  by  Google 


AUSSTELLUNGSGEBÄUDE.  I 


3.  WeltausaMlutiK  in  \Vi*<n,  1*73:  Kotiu 


4.  WelUuMMlung  In  Chicago,  lt*ö:  Ausstellungsgebäude  der  Vereinigten  SUuten. 


Brockhau»'  Konrerafttioi)*  -  Lcxikun.    11.  Aull.    B.  A. 


Digitized  by  Google 


AUSSTELLUNGSGEBÄUDE.  IL 


L  HaupthBlle  Im  Kryatallpalast  zu  Sydenbam.  1862.      2.  Welti 


tri«  1H88:  M 


■nball«'. 


.  Weltausstellung  in  Paria  Eckpavillon 
dea  Palastes  für  Ingenleur-wesen. 


4  Weltausstellung  in  Tarla  1900:  Palast  für  Bergbau 
und  Hüttenkunde. 


f>.  Weltausstellung  in  Paria  1900:  Ausstellungsgebäude  auf  dem  Invalldenplatz. 


Itrockhaai'  Konrenationi -  Lexikon.    14.  Aufl.    K.  A. 


&u3ftettung8gebäubc 


145 


halb  berfelbcn  einen  lebrreidjeu  Ginblid  in  alle  j 
Zweifle  be«  Scbaffen«,  auf  beiden  Seiten  Über' 
winbung  ber  Vorurteile  für  ober  gegen  bie  Datei» 
länbifdje  ^nouftrie.  Tro&  aller  31nfcinbungen, 
roeldje  bie  3t.  erfabren  baben,  wirb  man  nicbt  oer« 
tcnnen  lönneu ,  bafj  bie  tedjnifebc  (Sntwidlung  ber 
©ewerbe  ben  31.  ibre  rafdje  Sörberung  oorncbm- 
lieb  oerbanlt;  Diele  3»eige  berfelbcn  finb  bureb  fie 
entroeber  in«  Ceben  gerufen  ober  »eitern  Mretjeu 
juflängli*  gemalt  worben.  —  Vgl.^Budjcr,  Kultur« 
biftor.  6tubicn  über  bie  3nbuftrieau*(tellungcn 
aller  SBölter  (granff.  1851);  6rncr,  Die  2tueftellcr 
unb  bie  ».  (2.  «ufl.,  ©eimar  1873);  Smbcr,  Xic 
fl.  unb  untere  &roortinbuftrie(Stuttg.  1886);  6bi= 
ger,  "Braftifdje  3Öinle  für  alle  21u«ftelluug*bcteilig= 
tenJQJreöl.  1897). 

SlutfttcUunfltfflcbäubc,  bie  baulieben  Anlagen, 
bie  jur  31ufnabme  befonber«  grünerer  3lu«ftcllungcn 
(f.  b.)  bienen.  3M«ber  ift  e«  feinem  ber  jablrcid) 
oorbanbenen  Spfteme  oon  31.  gelungen ,  alKeitigc 
3lnertennung  ju  finben.  3m  allgemeinen  ift  man 
oon  ber  urfprünalicb  oorberrfdjenben  Skrwenbung 
oon  Gifcn  unb  ©la«  abgetommen  unb  bat  immer 
größere  Deile  in  Stein  berjuftellen  begonnen.  Die 
größte  Scbwierigteit  für  bie  ridjtige  ©eftaltung  ber 
31.  liegt  barin,  baft  bie  auejuftellenbcu  ©egeiu 
ftänbe  überfidjtlidj  unb  nacb  oerfdnebeneu  So 
ftemen  jugleidj  georbnet  werben  tönnen,  bamit 
ber  Söefuebcr  womöglich  bie  Grjeugniffe  eine«  Satt' 
be«  fomobl  al«  bie  Grjeugniffc  berfelbcn  2lrt  bci= 
fammen  finbet.  2Bie  bie  erfte  SBeltau&ftelluug, 
1851  ju  Bonbon  oeranftaltet,  eine  neue  Wta  bti 
3lu«fteUung«mefen«  einleitete,  fo  mar  aueb  ba«  für 
biefelbe  ausgeführte  ©ebäube  oon  babubredjenber 
v3ebeutung.  Diefe«  1851  oon  3of-  Karton  er« 
riebtete  21.  (f.  Dafel:  31u«ftellung«gcbäube  I, 
♦tifl.  1)  jeigte  ein  freie«  fiangfebiff  (5GO  m  lang, 
20  m  breit,  19,5  m  boeb),  ein  biefe«  in  ber  ÜJtitte 
burebfebneibenbe«,  bi«  ju  31  m  emporfteigenbee 
Guerfdjiff  oon  alcidjer  »reite  unb  burdj  ©alerien 
in  mebrere  ©efdjoffc  geteilte  Mebenfdjiffe.  Der  be- 
bedte  SRaum  betrug  95000  am,  baoon  21 000  qm 
in  ben  ©alerien.  Söenn  aud)  bie  Seitenfdjiffe  un« 
überftebtlicb ,  bie  ©alerien  unprattifdj  waren,  fo 
würbe  bie  licbtburdjflutete,  ganj  in  Gifcn  unb  ©la« 
bergeftellte  SJtittelballe  boeb  mit  Wedjt  bemunbert. 
Der  ÜÖau  mürbe  etwa«  oerlleincrt  al«  flrpftallpalaft 
iu  Spbenbam  bei  Sonbon  1852  neu  aufgeteilt 
(f.  Daf.  II,  Jyig.  1;  ferner  ben  ©runbriß  in  naaV 
ftebenber  gig.  1)  unb  roirlt  nodj  ^eute  mädjtig  auf 


lg  rr^-in"f  erb  h  n  h  J  rir 

f   

S«8-  t 

bie  SBefudjer.  911«  SBerbefferungen  babei  ftnb  ber- 
oorjubeben  bie  Durdjbredjung  be«  Sangfdjiffe« 
(490  m)  burdj  brei  Ouerfdjtffc  (110  unb  95  m  lang) 
unb  bie  ftrengere  ©lieberung  ber  leßtern.  —  Der 
©la«palaft  ju  SWünAen  (185-1  oon  ÜJoit  erbaut, 
233  m  lang,  IDtittelidjiff  23  in  bod))  cntmidelte 
baSfelbe  6pftem.  Sei  jablreidjen  3lu«ftellungen 
bat  ber  Sau  fut  al«  prattifcb  bewäbrt.  ^iljnlict) 
ift  ber  für  bie  ©eltausftellung  in  ^ari«  1855 
oon  SBiet  erbaute,  fpdtcr  ju  ben  alljäbrlidu'u  Mimn- 
au«fteQungen  (Salon)   benußte  ^nbuftriepalaft 

sProefftQu«'  Sronbrrfationl'Sftiron.   U.  VufL  81.  V.  II. 


(250  m  lang,  108  m  breit,  86  m  bod>;  f.  laf.  I, 
,yig.  2),  mit  einer  'üJlittelballc  (142  m  lang,  48  m 
breit) ,  einem  an  ber  £>auptfacabe  oorfpringenben 
$amUoit  (80  m  lang),  adt  maifioen  Ireppcnbäu- 
icm  unb  monumentaler  eteinfacabe.  Die  Einlage 
mar  außerbem  beftimmt  burd>  ben  Umftanb,  bafe 
Napoleon  III.  ben  !öau  jugleidj  al«  Operation«: 
bafi?  für  Truppen  bei  Slufftduben  benuhen  wollte. 
Da«  n.  für  bie  3Bcltau«ftellung  in  Bonbon  1862 
i erbaut  oon  Aowfe)  fübrte  bie  ireunung  ber  ein-, 
jelnen  ©egeni'tanbe  in  ©nippen  weiter  burdj,  inbem 
ju  beiben  Seiten  be«  Vangfdjiff«  (25,8  m  breit, 
30.4  m  boeb)  je  brei  glaeübcrbedte  ööic  unb  an 
ben  Guben  jwei  gleicbbreitc  Cuerfdjine  binjugefügt 
würben.  Die  geiftoollfte  l'öfung  be«  31.  braebte 
bie  99eltait«ftellung  in  ^ari«  18G7;J)ier  würbe 
oom  Ingenieur  l'cplap  auf  einer  JUdie  oon 
149000  qm  nacb  bem  ^abialfoftcm  ein  Gciv 
tralbau  oon  ooaler  ©runbform  (f.  nadjftebenbe 
Jig.  2;  a-b  rHaumteilung,  b  -c  Teilung  ber  Spar 

a 


r{n,  c_d_a  Dadj(onftruftion)  gefdiaffen,  oon 
bem  bie  einjelncn  Segmente  ben  oerfebiebenen 
l'äubem,  bie  fonjentrifden  iHinge  ben  gleidjartis 
gen  3lusftellung«gegenftfinben  jugewiefeu  würben. 
Docb  ftellten  ficb  bei  ber  Demifeung  be«  31.  große 
übelftänbe  ein,  ba  in  mandjen  Räubern  einzelne 
3nbuftrien  ganj  feblten,  alfo  i'üden  entftanben, 
anberc  für  iljrc  größern  iöebürfniffc  leine  Grweite' 
rung«bauten  mad?en  tonnten  unb  baburdj  bie  über' 
fidjtlicbfeit  erfebwert  würbe.  Die  Siener  Seitau«« 
ftcllung  1873  bilbete ba« fog.Sifdjgrätcnfoftem 
au«.  Da«  auf  einer  ©runbflddje  oon  190000  qm 
oon  (5.  oon  £>afenauer  erbaute  31.  (907  m  lang, 
206  m  breit;  f.  ©runbrife  in  umftebenber  <$ig-  3) 
beftanb  au«  einem  mittlem  Siunbbau  (Mo  tu  übe, 
einer  ber  bi«  babin  am  weiteften  frei  überfpannten 
Mdume,  102  m  Duntmeffer,  83,f.m  boeb;  f.  5af.  I, 
gig.  3),  an  ben  ficb  ju  beiben  Seiten  eine  üäng«« 
balle  (25  m  breit,  23  m  boeb)  aufrtloß,  bie  in  ibrer 
gerablinigcu  Grftredung  mieber  oon  IG  Cuerballeu 
(15  m  breit,  14  m  boeb)  burebfebnitten  würbe.  Die 

10 


146 


«uSfteuer  —  Sfuftcr 


<&Öfe  jmifcpen  bicfcn  boten  Staum  für  bic  nötigen 
<hweiterungen.  Konnten  aud>  bie  fiänber  ibre  Ob-- 
ie!te  out  jur  Tarftellung  bringen,  fo  boten  bie 
flrofeen  Entfernungen  in  ber  öauptballe  ein  <5inbcr= 
ui*  gu  berglcid?cnben  Stubien  an  vcrnmnbten  ©e- 
genftänben.  Tie  3Jtafd)inen,  bic  i'anbroirtftpaft  unb 


Wo.  3- 

bie  flunft  Ratten  befonbcre  fallen.  Tiefe  Seilung 
nad)  ©egenftänben  in  Derfdjiebenen  fallen  ift  in 
bet  golflc  für  bie  21.  mafcgebenb  geblieben.  Tie 
2öcltau*itcllung  ju  <Ubilabelpbia  187G  (21.  erbaut 
»on  £>.  s$ettit  unb  %  Silfon)  bradjte  an  ber  £>aupt= 
balle  bas  Uabeltenfpftem  auf;  bie  ^arifer  Sin* 
orbnung  würbe  berart  abgeänbert,  bafe  in  ber  redjt; 
nunfltgen  Salle  (572 : 141  m)  nad)  ©egenftänben 
unb  SWnbern  in  vJted?tede  abgeteilt  ttuirbe.  Tod) 
liefe  ftd?  aua?  bier  baS  Spftem  in  ber  <ßrari«  uicbt 
völlig  aufredet  erbaltcn.  Tie  öauptbaüe  bebedte 
80800  qm,  ber  überbedte  iHaum  mit  ben  9leben- 
pallcn  betrug  220000  qm.  Tic  ^arifer  SeltauS: 
ftellung  1878  (31.  erbaut  üon  Örunfaut  unb  ftarbp) 
nabm  ba«  Jabellenfpftem  für  bie  öauptpalle  an  unb 
bilbete  eä  in  gefdndtcr  Seife  fort.  3Jon  bcfonbcrcr 
lünftlcrijdjcr  »cbcutung  war  bicr  ber  «yeftbau  (Pa- 
lais du  Trocadero),  ber  auf  einer  Sinpöbe  ienfeit  ber 
Seine,  als  Slbfc&Iu^  be«  3ludftellungdplat»ed f  von 
Tauioub  unb  ÜBourbaid  in  maurifcbem  etil  er* 
ridjtct  ttmrbc;  er  beftept  au*  einem  fuppelgetrönten 
runben  Wittelbau,  mit  einem  6000  SJerf  onen  fafien: 
ben  Seftfaal  von  62  m  Turcbmcffcr  unb  55  m 
£dbe,  ju  beffen  Seiten  fidj  jmei  niebrigere  Seiten* 
ballen  palbtreisförmig  anfd)liefeen.  Gebaut  waren 
360000  qm.  Tie  Seltaueftcllungen  ju  Spbnep 
(1880)  unb  «Melbourne  (1881)  boten  niept*  wefent= 
lieb  91 tu e*.  Um  fo  glänjenber  mar  ba«  Grgebniä  ber 
^arifer  SeltausfteUung  1889,  beren  3t.  (f.  Saf.  II, 
ftig.  2)  auf  gteiepem  93oben  mie  bie  üon  1878  ex- 
rietet,  im  roefentlicpen  beren  Spftem  beibebielt,  bie 
Sauptpalle  auf  4400  qm  befdjräntte,  bie  $>abi  ber 
für  befonbere  3rocde  abgetrennten  fallen  tjermeprte 
unb  bem  ©anjen  im  Eiffelturm  (f.  b.)  einen  mädv 
tig  mirtenben  ^liittelpuntt  gab.  Tie  tünftlerifd?e8tuö= 
bilbung  ber  3t.  erroies  fi(p  als  eine  befonber*  glüd- 
lüpe  burd)  bie  fiebere  SBebanblun^  ber  bem  Gifen  an' 
gemefienenÄunftformen.  9iidjt  mtnber  beroorragenb 
mar  bejüglicb  iprer  ©efamtanlage  unb  ber  cinjel= 
nen  SauUdjtcitcn  bie  ^arifer  Seltau*ftellung  1900 
(f.  2af.  U,  'Jig.  3,  4  u.  5).  —  Tie  Schaustellung 
in  Sbicago  1893  (f.  Gbicagoer  Seltauäftcllung) 
batte  einen  Ajjauptbau  für  SJlanufaliur,  Hunft=  unb 
ctbnolog.  Sammlungen  (mit  158 400  qm),  roäbrenb 
yanbmirtfdiaft,  *Dtafdnncnbau,  Gleftricität  u.  f.  ro. 
ionric  bie  bereinigten  Staaten  (f.  laf.  I,  ftig.  4) 
unb  ber  Staat  ^(linoiä  je  einen  eigenen  Sau  batten. 

2lud)  in  ben  beutfdjcn  fleiucm  Stueftellungen 
trat  mieberbolt  fünftlerifcbeö  unb  pratttfdje*  Mn- 
nen  beruor.  fta  erfterer  Dtid)tung  ift  namentlid?  ba* 
Nürnberger  5t.  »on  1882  (erbaut  öon  ©nautb), 
in  lehterer  ba*  ju  Tüffelborf  pon  1880  (erbaut  von 


öolbt  unb  ftringä),  ju  SBerlin  Don  1879,  ju  öreö« 
lau  »on  1881  (erbaut  üon  Sroft  unb  ©roffer)  ju  er= 
mäbuen.  3»nmer  mebr  bat  ftd)  für  bie  gröfiern  Stfibte 
ba*  93ebürfni«  berausgeftellt ,  ftänbige  31.  iu  bc 
f»t»en.  Solcbc  entftanben  1881  in  ber  ©emerbebalie 
ju  Stuttgart  (erbaut  ©on  SBoljf),  in  bem  L'anbe^ 
3tuefteUungegebAube  ut  Berlin 
(erbaut  1882  von  Dr.  ^röU  unb 
SdjaromSrP;  bie  bejonberö  glüd= 
Iicpe  tünftlerifcbe  3tu*bilbung 
rüprt  Don  ben  3trcbitetten  KpU: 
mann  unböepben  ber) ;  Sien  tx- 
bielt  bie  JHotunbe,  für  Treiben 
ift  ba3  ^auptgebäubc  ber  :'h:  - 
z*  ftellung  be*  fäcbf.  &anbtr>ertd 

unb  ÄunftgemerbeS  »on  1896 
alä  ftänbige*  3tuifteUung«fgc^ 
biube  crbalten  roorben.  ( S.  ÄunftauSftellung.) 
3tuc<ftcucr,  f.  3tudftattung. 
StuäfimcrfafTen,  3luc<ftcucrtJcrMclicrung, 
f.  £eben*üernd)erung. 
"2tu£<ftopf cn  Per  Xitxt,  f.  Jaribermie. 
«uöftofteii,  ttuefto&mofcpiric,  f.  fieberfabr'^ 
tation  nebft  £afcl,  $ig.  5. 
atuöftrolilungdtpcoric,  f.  Cidjt. 
atufiiftrcit^en,  im  ikrgwcfen,  f.  Crjlageritdtten. 
«udftürf cht,  f.  2)lünje. 
"Jlutffüfjcn,  f.  3tuäroafd?cn. 
3luft,  im  v^lattbeutfd>en  fobiel  mie  Grnte. 
Stttfren  (fpr.  abftn),  3ane,  engl.  JRomanfdjrift: 
ftellerin,  geb.  16.  Tej.  1775  }u  Steoenton  in  6amp= 
fbire,  »o  ibr  batcr  ©eiftlidjer  mar.  9iadj  befjen 
2obc  jog  fnp  bic  iyaimlie  nad;  Soutbampton,  fpäter 
nad1  bem napen Gparoton  jurüd.  £>ier febrieb  3t.  ibre 
JHomane  aSense  aud  sensibility»  (1811),  «North- 
anger  Abbey»  (aui  bem  Dladjlap,  1818),  «Pride 
and  prejudicc»  (1813),  «Mansfield  Park»  (1814) 
unb  «Emma»  (1816).  Über  ber  3lu3arbeitung  von 
«PersuasioD »  überrafd;te  fie  18.  \uli  1817  gu 
SBincpeftcr  ber  Job.  Tic  Stomane  jeidmen  fnp  bureb 
©infaebbeit  be*  Stil*  unb  rrefflicpc  Sdbilberungcn 
bc*  3tlltageleben$  be*  engl.  9Wittelftanbe*  au*.  @e= 
famtau*gabcn  ibrer  2Berte  erfebienen  Sonb.  1870  u. 
1882  (6  v^bc.).  3br  9teffe  %  Ö.  Stuften =2eigb  »cr= 
öffentlid)te  «A  memoir  of  Jaue  A.»  (2.3lufl.,  2onb. 
1871),  morin  u.  a.  aud>  eine  fürjere  Grjäblung  in 
Briefen,  «Lady  Susau»,  unb  bas  Sörucpftüd  eine* 
großem  Serie,  «The  Watsons»,  entpalten  fmb.  — 
9301.  Söbatelp  in  ber  «Quarterly  Review»  (1821); 
Sptlcr,  J.  A.  and  her  works  (2onb.  1880);  Letters 
of  J.  A.,  bg.  üon  2orb  üflrabourne  (2  9)bc,  ebb. 
1884);  halben,  Life  of  J.  A.  (ebb.  1889);  Smitb, 
Life  of  J.  A.  (ebb.  1890);  Woltorf,  J.  A.,  her  con- 
temporaries  and  herseif  (ebb.  1899). 

Stuftet  (Ostrea  L.)t  Vertreter  ber  roiebtigften 
3amilie  ber  mit  einem  Sd?liefemu*fel  uerfebenen 
iDtufcbeln.  Tiefe  gomilie  (Ostretdae)  enthalt  400 
lebenbe  unb  etwa  1500  fofftle  2lrtcn.  Tie  ärcei* 
f lappige  Stbale,  ben  baran  feftgcmadjfencn  Seid): 
törper  bes  üiere*  fdjütjenb,  ift  entroeber  cinfeitig 
ober  boppelieitig  gemölbt ,  ber  $au  blätterig.  Ter 
meidje  i'eib  ift  geroöbnlid)  von  meifier  ober  fleifd?: 
fibnlicber  ^drbung,  meldjc  icbodjpielcSlbftufungen, 
bi«  jum  Dölligen  Scbroarj  burdjgebt.  Ter  Sd?Ucfe= 
muetel  ift  ftet*  ctroa*  bunflcr  gefärbt.  Gin  brauner 
Äranj,  ber  fog.  4<art,  ber  ben  Äörpcr  umgiebt, 
beftebt  aus  ben  oier  Micmcnblättern.  Ta  bie  meiften 
2t.  mit  ber  einen  Sd?alc  feftroadrfcn,  fo  ift  ibr  iyufe 
tjerlfimmcrt.   Tic  gemöbnlicbc  31.  (Ostrea  edulis 


Digitized  by  Google 


Huftet 


147 


L.)  ift  boppeltgefcblecbtlicb,  befruchtet  fic^  aber  nidjt 
ielbft,  ba  bie  verfdnebcnen  3e«.ß»nfl*ftoffc  ficb.  ju 
verfdnebcner  fttit  enUvideln.  Sie  junge,  mifroffo: 
pif d?e  58rut  fammelt  fid)  vom  Slpril  an  bi*  Stuguft 
in  ben  fliemenblättcrn,  »eiche  baburcb  milchig  wer: 
ben.  $br  5ortbftonjuna$»ertn5flen  ift  unermeßlich ; 
man  bat  gegen  2  SBuU.  3"nge  in  einer  grö&ern 
31 .  beregnet.  Sie  ben  Siemen  entfcblüpfenbe  junge 
iörut  fcb»drmt  in  bem  ÜUteere  umher,  bi*  fte  einen 
geeigneten  ©egenftanb  jum  SInbeften  finbet.  ©rö= 
nere  Siefen  werben  von  ben  31.  ungern  bewohnt. 
Sie  verlangen  einen  Saljgebalt  be*  2Daffer*  von 
minbeften*  1,7  $roj.,  (ommen  baber  in  3Jinnen= 
meeren,  toie  bieuftfee  ift,  nid)t  fort;  bie  in  neuefter 
3cit  angeftcllten  SJerfudje,  fie  bafelbft  einjubörgern, 
finb  geid)eitert.  Sonft  fmben  fie  ftd)  unter  allen 
JCnmmelsftricben.  3b«  9labrung  beftebt  nur  au* 
milroflopifcben,  bflanjlitben  (Diatomeen)  unb  tie= 
vifdjen  Crgani*men  unb  Organi*menreften.  Sie 
Vflanjlicbe  Wahrung  verleibt,  n>enn  fte  au*  gemiffen 
formen  beftebt,  ibrem  äörper  eine  gefdjäfcte  grüne 
Aärbung  (j.  33.  bei  SDtarenne*).  Sie  Sl.  haben  febr 
viele  £einbe,  befonber*  unter  ben  SJobrfdmcden 
unb  ben  großen  Seefternen.  Sie  ftamilie  ber  31. 
jdblt  au&er  ber  gewöhnlichen  noch  »tele  Slrten, 
fo:  Ostrea  cristata  Lam.  (£>abnenfammaufter)  im 
ÜJlittelmeerc;  Ostrea  parasitica  Gm.  (Söaumaufter) 
in  Oftinbien;  Ostrea  folium  Lam.  (SHattaufler) 
in  Slfrifa;  Ostrea  virginiana  Gm.,  canadensis 
unb  borealis  Lam.  in  9lorbamerita.  Sluficrbem 
unterfcbeibet  man  sablreidje  Slbarten  je  nach  ©rö&e, 
©efebmad,  fiorm  unb  ftunbort.  Sie  portufliefifcbe 
(Ostrea  angulata)  unb  bie  norbamerifanifebe  31. 
(Ostrea  virginiana)  fmb  eingeschlechtig,  aueb  »erben 
bie  reifen  (5ier  (bei  ber  amerifanifdjen  8.  bi*  ju 
60  9JUU.)  in  ba*  SBaffer  entleert  unb  bort  von  ben 
gleichzeitig  fcb»ärmenben  männlichen  ©efcblecbt*: 
probulten  befruebtet,  fo  baf»  bei  biefen  beiben  Slrten 
fünftlidje  Skfrucbtung  möglich  ift.  Sie  31.  ftebeln 
ficb  gewöhnlich  auf  fanbigem  ober  fcbtidigem,feltcner 
auf  felftgem  2Jleere*grunbc  an  unb  bilben  bafelbft 
bie  fog.  Slufternbänfe,  bie  oft  von  ÜJlilliar- 
ben  bejefct  fmb.  3"  Europa  finb  befonber*  reich 
baran  bie  h an y  unb  bolldnb.  Stufte,  bann  bie  brit. 
Hüften;  auch  bie  offene  Worbfee  meftlicb  von  .&elgo= 
lanb,  ber  £imf  jorb,  Sd?le*mig,  9corwegeu,  Spanien 
unb  Portugal,  Italien  unb  Salmatien  befthen  mebr 
ober  minber  reiche  Slufternbänfe.  Sie  gefdjä&tcften 
unb  Derbrcitetftcn  Sorten  finb:  bie  engl.  Sktioe*, 
(Sarlingforb*,  2Bb»tftable*,  Golchefter*;  bie  franjö= 
fifeben  vom  Locher  be  Gancale  bei  St.  3Jtalo,  au* 
ber  JBudjt  von  Slrcacbon  unb  2)larenne*;  bie  großen 
.vwlfteiner  (eigentlich  Scble*miger)  au*  £ufum. 
Geitau*  bie  meiften  ber  in  Seutfcblanb  verehrten 
Sl.  ftammen  au*  $ol!anb,  ba  bie  b^olfteinifcben 
'-Bünte  jeht  nur  febr  wenig  liefern.  Sie  in  ScutfäV 
lanb  melfacb  ju  9War!t  gebrachte  £elgolänber 
ftammt  nicht  von  ber  oftfüböftlicb  von  öelgolanb 
liegenben  jiemlich  wertvollen  Sanf,  fonbern  au* 
ber  offenen  Slorbfec  unb  wirb  baber  oft  aud?  al* 
roilbe  H.  ober  9torbfeeaufter  bejeidbnet.  Sa  Tie  febr 
grofe  unb,  abgefeben  oon  einigen  beffem  Sorten, 
uon  fcblecbtem  ®efd)mact  ift,  fo  ift  Tie  jiemlicb  ge= 
ringroertia.  öauptmarft  bafür  ift  ßurpauen.  Sie 
reiebften  Slufternbänfe  beftljt  9iorbameriIa  in  ber 
(Sbefapealebat,  an  ben  Äüften  »on  Sirginia,  ©aro» 
lina  unb  ^onnectiait 

Ser  3ang  ber  %.  gef  d)  iebt  mit  bef  onbern  Sluftem» 
redjen  ober  in  grö&ern  Siefen  mit  Sdjarrnefeen, 


würbe  aber  oft  fo  rfldfid)t*lo*  betrieben,  tat;  febon 
feit  längerer  3«t  eine  bebeutenbe  Slbnabme  in  ber 
Sluebeutc  bemerlbar  n?ar.  Um  biefem  9(u*fa(l  einer 
roerroollen  ^tobuttion  311  begegnen,  bat  man  bie 
tftuft  liebe  9{uftcrn)ucbt  einjufübren  verfud)t. 
Jbatfädilid)  beftanb  biefclbe  fdjon  im  3Utertum  mit 
Gtfolg,  f  0  namentlid)  im  gufarofee  bei  Neapel.  (5* 
gilt  babei  nur,  bie  junge,  von  ben  fiiemenbldtteru 
tieigelaffene  iörut,  ton  meldjer  im  freien  SWeere 
jäbvlid)  SWiüiarben  ju  Örunbe  geben,  binreidjenb 
ju  f cbfl^en,  inbem  man  ibr  ©clegenbeit  bietet,  fidi 
möglicbft  rafd)  anjubeften,  alle  ftörenben  ober 
fd?äblid?en  Ginmirfungen  fern  bdlt  unb  für  ein  nab-- 
rung*reid)e*,  aber  reine*  SBaffer  forgt.  3u  biefem 
Sroect  begann  man  in  ftrantreieb,  namentlicb  auf 
«ntrieb  be*  tUtabcmifer*  (Softe,  Dom  3- 1858  an 
fünftlidjc 2luftern3iicbtpart* anjulegen.  Sie SRe- 
gierung  unterftütjte  bie  Sadje  in  jeber  £>inftd)t.  Sin 
allen  ftüften  abmte  man  al*balb  bie  33erfud)e  nacb, 
namentlicb  in  Gnglanb  unb  inßfterreid).  Sie  (5rgeb= 
niffe fielen jebod) tcine*roeg* günftigau*.  Sie öfterr. 
Slegierung  fanbte  baber  1869  ben  fyrof.  Sd>marba 
nacb  (jranfreid)  311  genauer  Unterfucbung  be*  Jbat 
beftanbe*.  Sein  ÜBeridjt  ergab,  baft  »on  ben  2<XX» 
2luftern3ud)tpart*,  meldje  fidj  1867  Idng*  ber  fran3. 
aBefttüftc  befunben  b«bcn  follten,  1869  feine  10 
mebr  beftanben.  Sa*  gleite  Siefultat  braebte  ein 
ctma*  fpäter  Don  ber  preu^4  Regierung  311  gleichem 
3med  entfanbter  Sacboerftdnbiger  ($rof.  5üiöbiu*) 
3urücf,  unb  infolgebeffen  mürben  aud?  an  ben  novb^ 
fceutfdjen  Äüften  geplante  Söerfucbe  roieber  aufge 
geben.  3n  iöollanb,  Norwegen  unb  aud)  an  ber  beut= 
fdjen  ^orbfeerüfte  bat  man  bie  3ucbtuerfucbe  neuers 
bing*  roieber  aufgenommen,  in  ben  beiben  erftern 
i'änbern  mit  unjmeifelbaftem  Grfolge.  9Jon  ben 
,Hucbtparf*  fmb  mobl  3u  unterfdjeiben  bie  eigentlichen 
Slufternparf*  (claires),  bie  bloft  3ur  öeranreifc 
unb  ündftung  ber  Sl.  bienen,  bie  au*  anbern,  minber 
günftigen  Öebieten  nerfetit,  bafelbft  gepflegt,  ge^ 
reinigt  u.  f.  n.  »erben.  §flr  folebe  ^}arf*  eignen  fid? 
befonber*  bie  iöudjten  in  ber  W&bt  ber  Srnfemün» 
bungen,  bie  ftete  3ufubr  an  reichlicher  Nahrung 
verbürgen.  Sie  befannteften,  fchon  feit  alter  3eit 
eingerichteten  Slufternparf*  be^nben  fid)bei  Dftenlje, 
iölilforb=öarbour,  .ftarroieb,  an  ber  bollänb.  Äüftc 
u.  f.  ro.  ÜJon  ben  fran3.  Slufternpar!*  fmb  je^t  bie 
ergiebigen  bie  uon  Slurap  unb  Slrcacbon.  Sic 
beutfehe  Slufternfifcbcrei  befdjrdnlt  ficb  auf  bie  inter^ 
nationalen  3)dnle  meftlich  Pon  vclgolanb  unb  auf 
bie  bem  preujj.  Si*lu*  gehörigen  im  Wattenmeer 
ber  ffieftfüite  von  Sd)le«mig  -  öolftein  bei  Splt, 
jybbr  unb  i'lmrum  gelegenen  etwa  50  3)änte,  bie 
infolge  einer  SUmalime  ber  @rtrfige  oon  1882—92 
einer  leiber  von  gar  feinem  Grfolg  begleiteten  Sd)o= 
nung  unterroorfen  roorben  finb.  Sie  ital.  Sluftent: 
fifeberei  fonjentriert  ficb,  feit  bie  Stufternsudjt  be* 
ijufarofee*  aufgehört  hat,  im  @olf  von  Sarent. 

Sie  s]ßrobuttion  ber  Sl.  hat  um  be*roilIcn  einen 
anfebnlidjen  volf^roirtfcfcaftlichen  5Bert,  »eil  bie: 
felben  ein  treffliche*,  leicht  oerbaulid?e*  Nahrung*: 
mittel  abgeben.  Sa*  ftleifd)  ber  St.  enthält  bie 
Stoffe  ber  sUcu*leln,  aufeerbem  ftett.  ©ef onber*  vor* 
teilhaft  aber  erfcheint  ibr  Steidjtum  an  Salsen,  na^ 
mentlich  pbo*pborfauren.  9Wan  geniest  bie  Sl. 
roh  unb  3itbcreitet,  paniert  unb  gebaden,  fomie  al* 
3utbaten  311  Saucen,  Ragout*  u.  f.  lo.  Sierfcnbct 
»erben  bie  Sl.  in  eigenen  Äörben  (bourriches)  ober  in 
Öohfä|)ern.  Sie  Schalen  »erben  3ur£erftellung  von 
Äalf  unb  anbeinvcitig  verwenbet  (f.  Slufternfcbalen). 

10* 


Digitized  by  Google 


148 


Hufterlifr 


Sie  31.  »erben  ju»eilen  oon  H  r  a  n  l  \)  e  i  t  en  heinv 
gefucpt,  Die  ihr  3tuöfehen  Derberben  unb  ben  ©enuft 
[dablieb,  machen.  Sie  Grfcheinungcn  »erben  Don 
^iljen  Derurfacbt,  bie  in  bem  %\ei\<i)e  ber  £icre 
roudjern.  9hir  in  frifet/em  fluftanbe  fmb  bie  8. 
eftbar ;  »enige  Stunben  nach  iprem  Sobelin  meld?em 
ber  Schlie&mu*lel  erfcblafft  unb  bie  Sdjalen  fidj 

ber 


jur 

$olge  gehabt,  bie  teil*  in  ba*  (Gebiet  ber  SJcufcbel: 
Dergiftung  (f.  b.)  fallen,  teil«  als  echter  3tbbominal: 
tppbu*  angefeben  roorben  finb.  Sie  Urfactje  febeint 
barin  ju  liegen,  bafi  ba*  2Bafier,  roorin  bie  31. 
lebten,  bureb  8lb»dffer  u.  bgl.  Derunreinigt  roar. 
©ut  Derpadt  Dertragen  bie  8t.  jiemlicb  lange  SranS: 
Porte,  unb  j»ar  ohne  iDlecrmaffer,  flehen  bie  gc»öbn= 
lidjc  Annahme;  e*  genügt  eine  Quantität  baDon  im 
3Jerfchluffe  ber  Schalen  felbft.  ftür  längere  2ran3= 
porte,  j.  93.  Don  Stmerita  nach.  (Suropa,  ift  bafflr  ju 
forgen,  baft  bie  gemölbten  Schalen  nach  unten  liegen 
unb  bie  8t.  fo  feft  gefch testet  ftnb,  baf)  ein  Cfinen 
ber  Schale  möglicbft  au^ocfdjloffen  ift,  »a*  aber 
auch  bureb,  Umlegen  eine*  Srahtc*  um  beibc  Ska- 
len beroirtt  »erben  tann.  ©ute  8t.  follcu  niebt 
über  fünf  unb  nicht  unter  brei  3aht«  alt  fein;  ba* 
Hilter  ertennt  man  an  ber  3tnjahl  ber  blätterigen 
£  du di t en  ber  i tarler  geroölbten  Schale,  bie  fid»  jähr* 
lieb,  um  eine  vermebren:  eine  merjdprige  81.  setgt 
bemnach  brei  SHanbcr  um  bie  urfprünglid) e  Schale. 

Ser  8tufternr>erbrau(p  ift  aufterorbentlid? 
groft,  beifpiel*»eife  »erben  in  Gnglanb  et»a 
1000  ÜJcill.  Stüd  ju  4  «DHU.  ^fb.  St.  gewonnen 
unb  Derfauft.  Sic  bcutfdjen  3lufternbawe  an  ber 
SBefttüftc  Sd?le*»ig*  tönnen  böcbften*  4—5  3RU1. 
6tüct  jafjrlidj  liefern.  Sie  (finfubr  Pon  81.  in 
Seutfcplanb  belief  fitb  1895  auf  807  800, 18%  auf 
916  800  kg,  »ogegen  nur  14  800  unb  12  900  kg  au*= 
geführt  »urben.  8lm  gro&artigften  ift  ber  3t  u  ft  c  r  n  = 
b anbei  in  ben  ^Bereinigten  Staaten  oon  Stmerita 
cnrroidelt.  Hauptfifc  ftnb  bie  Stfibte  Baltimore,  Neu- 
port  unb  9le»  =  öaoen.  3»  Sleuport  fdjä&t  man  bie 
$ai)l  ber  vom  2luftcrngefcbäft  lebenben  Familien  auf 
et»a  5000.  8ln  ber  atlantischen  Hüfte  ift  bie  81. 91orb 
ameriia*  im  Söinter  ein  »irllicfce*  a3olf*nahrung*: 
mittel.  Scr  ©efamtmert  beä  norbameril.  2tuftenv 
fange*  macht  mit  9  SWill.  Soll,  ben  fünften  Seil 
be*  i  otaltrortcd  aller  §ifd}ereicn  ber  bereinigten 
Staaten  au*. 

Sie  8t.  »oaren  fdjon  ben  SJölfern  be*  Ältertum« 
rooblbelannt.  Sert*rotonfulSergiu3Drata  legte  bie 
erften  3tufternparf*  an  (im  ©olf  dou  iöajfi).  ^liniue 
befebreibt  bie  SDtäftung  ber  21.  in  ben  Sucrinifcbcn 
Seieben;  Horaj  unb  2lufoniu*  befingen  bie  31.  ber 
3kd}t  Don  ßumd  unb  ber  6übn>efttüfte  ©allien*, 
roo  beute  noch  bie  beften  gewonnen  »erben.  311* 
befonber*  fdjmadbaft  galten  ferner  bie  oon  S)run= 
buftum,  Jarcnt,  Hpjifod  unb  bie  be*  uultanifchen 
See*  3ld>eron,  be*  heutigen  Jynfarofec*. 

Sic  fiitteratur  über  bie  2t.  unb  bie  2Jieere£: 
fultur  bcrfelben  ift  jiemlid)  umfanareid;;  aut)er  ben 
Sdjriften  uon  (Softe,  öroca,  <yraid)e  u.  a.  fmb  her: 
torjubeben :  Grco,  9totijen  über  2luftcrnfultur  (Iriefi 
1869);  Scbmarba,  Sic  maritime  s4Jrobultion  ber 
öfterr.  Äiüftenläuber  (JÖien  1865);  berf.,  Sic  Hub 
tur  bcÄ  ÜHccre*  in  ^ranfreid).  Sertcbt  an  baä 
l.  f .Stderhauminifterium  (ebb.  1868) ;  Cobb,  Success- 
ful  oystcr  culture  (Conb.  1867);  Sufd;,  Scr  gerechte 
unb  oolltommcne  Stuftcmcffer  (2.  Stuft.,  fiannoo. 
1878) ;  2kta,  Sie  5ie»irtfd)aftung  bc*  5öaffer*  unb 


bie  Grnten  barau*  (2p».  1868) ;  2Rould,  Les  huitres 
(4.3tufl.,^ar.l868) ;  ÜJtÖbiu*,  Sie  31.  unb  bie3tuftern* 
»irtfcpaft(58erl.  1877);  Jolle,  Sie  2tufternjucpt  unb 
Seepfcperei  in  grantreiep  unb  Gnglanb  (ebb.  1871) ; 
^ttgcrfoll,  The  oyster  industry  (U.  S.  10th  census, 
3Bafhingtonl88l);  3}rool*,  The  oyster,  a  populär 
suramary  of  a  scientific  study  (^Baltimore  1891). 
Sie  fittteratur  über  31.  ift  jufammengeftellt  uon  £oet 
in  ber  «Tijdschrift  der  Nederlandsche  dierkundige 
Vereeniging»  (Suppl.,  1.  21.,  fieib.  1883/84). 

3tuff erlitt  cjed).  Slavkov,  Stabt  in  ber  öfterr. 
Q3e3irf*hauptmannfcb.aft  Sifdjou  in  fahren,  24km 
bftlich  Pon  IBrünn,  an  ber  vittauu  unb  ber  fiinie 
'örünn^ifenj  ber  Cfterr.^Ungar.  Staat*ba^n,  8in 
eine*  SBejirl*gerid)t*  (30385  meift  cjed).  G.),  bat 
(1900)  3145  meift  cjed;.  6.,  Sd?lop  be*  gürften 
Äaunit?:5Kietberg. 

©cfdjithtlidj  betannt  »urbe  ber  Crt  burcp  bie 
SreitaiferfcblaAt  Dom  2.  Sei.  1805  (f.  um= 
ftefjenben  ^Jlan ).  9tad?bem  bie  granjof en  13. 9ioo. 
Wien  befeftt  hatten,  fd?lo&  ftch  ba*  öfterr.  ftorp*  bc* 
gürften  xteeptenftein  ben  Siuffen  unter  Hutufo»  auf 
beren  9tütf»uge  nach  3)c&hren  an.  Napoleon  L  lieft 
t>a$  2.  Horp*  unb  bie  dleferDctaDallerie  folgen  unb 
brach  felbft  mit  ben  ©arben  nacb  iörünn  auf.  Äus 
tufo»  hatte  mit  StarboeDben  bei  Olmü^  22.  9ioD. 
Öalt  gemacht,  roo  am  24.  ein  Jcil  ber  ruf),  ©arben 
eintraf.  Sic  Haifer  2llcranber  unb  ^ran)  »areji 
febon  feit  bem  18.  9Iod.  im  Hauptquartier.  Sa* 
öfterr.  «ruff.  öeer  jdbltc83650  «Wann  unb  16000 
Werbe.  Scr  3iormarfd)  ber  SSerbünbeten  gefdjab 
in  fünf  ftolonnen  äufterft  langfam.  ^tapoleon  rief 
nod?red)tjeitig  feinl.j<orpd(^ernabottc)Don3giau, 
fein  3.  (SaDout)  Don  5lUcn  herbei  unb  jog  feine 
Gruppen  in  eine  Stellung  hinter  bem  ©olb(9toicjia)= 
bach  »ufammen.  Scr  rechte  ^lügel,  4.  Horp*  (S-oult), 
befetjte  am  1.  Scj.  mit  einer  SiDifion  bie  tibcrgang*= 
puntte  be*  5öad?*,  jroci  SiDifionen  OBanbamme  unb 
Saint-öilatre)  ftanben  3U  einem  DffcnftDftoftc  bei 
s^unto»it3  Dcreint;  ben  Unten  Flügel  bilbete  ba* 
5.  Horp*  (Sanne*)  auf  ben  ööben  füblich  Don  SBct= 
lati^,  recht*  baneben  bie  iHefcrDetaDallcric  unter 
Söturat  unb  ba*  1.  .Horp*  (3)emabottc);  bie  ©arben 
unb  Cubinot*  ©renabierbiDifion  nahmen  hinter 
3cplapam&  SteferDcftcUung  ein. 

3tm  2.  Sej.  (morgen*  7  Ubr)  festen  fich  ftaffeU 
förmig  Dom  (tuten  $lügel  bie  Holonnen  ber  33er- 
bünbeten  in  Bewegung.  Ser  rechte  Alügel,  bic  fünfte 
Holonne  (Qiagration),  bic  tReferDetaDallcric  (tvürft 
Ciechtenftein)  unb  bic  ruff.  SBorbut  f Otiten  ben  ©eg= 
ner  anfang*  nur  befcbdftigen  unb  erft,  »enn  ber  am 
berc  ftlügel  jenfeit  be*  iöaeh*  oorbringe,  angreifen; 
bie  ©arben  (©roftfürft  Äonftantin)  blieben  hinter 
ben  Höhen  Don  Sölaforoift  in  iHeferoe.  93eibc  Heere 
»aren  gleich  ftarl.  Siebter 5icbcl  bebedte  anfang*  bic 
©cgenb;  gegen  8  Ubr  brach  bic  Sonne  («bie  Sonne 
oon  3t.»)  burch,  unb  bie  Schlacht  begann.  3tm 
©olbbache  »urben  bie  Sdfile"*  Don  Sclnttj  unbSo= 
tolnitj  Don  ber  Vorhut  unb  ben  brei  ruff.  Holonncn 
genommen,  Hutufo»  aber  hielt  bie  Dierte  Holonnc 
uod?  jurüd  unb  lieft  fic  erft  auf  SBefcbl  be*  Haifer* 
antreten.  Siefe  ^ögcrung  gab  Napoleon  3«'»  bie 
Slngrifi^maffcn  feine*  (Sentrum*  (unter  Soult)  jum 
Surdjbrechcn  ber  fcinblid>en  Sd?lad)torbnung  gegen 
^ratjeu  Dorgehcn  ju  laffen,  »abvmc  Saoout  mit 
feinen  frifd?  antommeuben  Gruppen  unb  ber  Don 
ben  SCfiUd  äitrüdrocid?enbcn  SiDifion  be*  Soult; 
fdbeu  Horp*  eine  glantenftellung  auf  ben  Höhen 
jroifdjen  Hleinraigent  unb  Hobelnit3  einnahm  unb 


Digitized  by  Google 


Buffern  —  Äufttn  («Ifreb) 


149 


tiefe  gegen  bie  bret  Kolonnen  beS  Unten  tflügclS  ber 
SJerbünbeten  behauptete.  Unterbefien  ftiefc  bie  eben 
aud  i'taKcn  vorrüdenbe  vierte  Kolonne  auf  ben 
fteinb.  ÖS  tarn  b.ier  ju  einem  langen  Kampfe,  ber 
um  11  Übt  mit  ber  ÜJJieberlage  ber  SJerbünbeten 
enbigte.  31n  ber  $trünn=Clmüfcer  6trafee  batte  ber 
Kampf  jwifeben  üanneS,  ber  ben  Unten  Flügel  be* 
febligte,  unb  Sagration  mit  großer  fceftigteit  be- 
gonnen; er  fd?lofe  bamit,  bau  au*  ©agration  jum 
iHüd jug  gejtvungen  würbe.  Napoleon  batte \v dprenb 
bieies  Kampfes  feine  dkferve  nach  ben  >>ohen  von 
X- raa«  n  vorgeführt  unb  lief;  nun  bie  Sruppen,  iveldje 


eben  legt  brei  vortrefflich,  febmeefenbe  grofee  gelb- 
braune, buntel  gefledte  unb  geftrid>elte  Gier  in 
ein  tunftlofeS  9teft  unb  brütet  abroecbfelnb  mit  bem 
Ülfinncben.  Das  Sleifdj  ift  icMccM,  tbranig,  $äbe. 

«ufternfifef>erci,  f.  Jluftcr. 

Muftcrngrutf,  Slblagerungen  von  SPhifcbeln  an 
ben  Jtüften  beS  fübl.  SlonvegenS,  SdjottlanbS,  bei 
^enebig  fonüe  an  ber  norbamerit.  unb  d)ilen.  Küfte. 
Die  Dtufcbeln  ftnb  teils  gut  erhalten,  teils  jertrüm* 
mert,  oft  burd)  6anb  unb  Kalt  verbunben. 

Sluftcrnparf,  f.  dufter. 

aiufterufdjalcn,  bie  harten  äußern  füllen  ber 


biefelben  erjtürmt  hatten,  ben  noeb  ienfeit  beS  ©olb; 
bacbS  tdmpTenben  #einb  im  Siüden  angreifen,  lvab- 
renb  I avout  in  ber  ftront  vorging.  25ie  brittc  Ko 
lonne  ber  Skrbünbeten  mürbe  faft  ganj  vernichtet, 
bie  anbern  retteten  fidj  teilroeife.  9tocb  am  Slbenbe 
ve«  2.  Xej.  trug  ^ürft  Ciecbtenftein  auf  SBaffenftilU 
ftanb  an,  ber  am  folgenben  Sage  abgefcbloffen 
tpurfce,  worauf  ber  triebe  ju  ^refeburg  (f.  b.)  folgte. 
—  Sfll.^etfa)et,Xieed)lad?tbei2l.(iBrünn  1899). 

Mufktvn,  31uftcrnbänfr,  f.  dufter. 

*ufrcmbicb,  f.  2lufternfifcber. 

'Jluftcrnfifdjcr  (Haematopus  ostrealegus  L., 
f.  2afel:  Stelsvögel  II,  $ig.  8)  ober  Huftern» 
bieb,  '  ebener,  jur  Familie  ber  Regenpfeifer  (f.  b.) 
gehöriger  Stranbvogel  von  ber  ©rcf;c  ciuev  >>auo 
taube,  txr  unten  weife,  am  9iüden  unb  an  ben  ftlü 
aeln  f ebtrarj  ift,  eine  meifee SJinbe  über  ben  klügeln, 
roten  Schnabel  unb  rote  SBeine  bat  unb  überall  au 
ven  Öeftaben  ber  iHorb:  unb  Cftfee  unb  weiter 
ojrwirts  bis  nacb  Sibirien  bin  fowie  auf  ben  bem 
MMR  benachbarten  iBinnenfeen  häufig  ju  finben  ift. 

Schnabel  ift  etwa  topf  lang,  jiemlicb  bid  unb 
(«fcarf ,  bie  Seine  tun  unb  trdftig.  Gr  läuft  am 
23affer  umber,  fud?t  Stürmer,  Sdmeden,  ÜJlufcbeln, 
vrebt  Steine  um,  unter  benen  er  SJteertierc  fuebt, 
febwimmt  unb  fliegt  gut  unb  febneü  unb  ift  fdjeuer 
als  anbete  Stranbvögel.  Stets  finbet man  ibn  haar 
weife,  oft  ju  £unberten  in  Wefellf*aft.  2>aS  2ikib= 


SXuJter.  Sie  befteben  an?  toblcnfauvcm  Kalt  unb 
geringen  9Jt  engen  organifcher  Subftanj  (Gond)io  = 
lin)  unb  werben,  gereinigt  unb  gemablen,  teils  als 
"^utipulver,  teils  in  ben  ftpotbeteu  unter  bem  Flamen 
prdparierte  IL  (Conchae  praeparatae)  ju  3ahn= 
pulver  fotvie  gegen  5Uiagenfäure  verwenbet. 

ttufrcrnfcfjtvatnm  (Agaricus  ostreatus  Jaca), 
5iucbenpil},  2)rel)ling,  ein  $il»  aus  ber  $a* 
milie  ber £>pmenomvceten  ff.  b.),  mit  faftigem,  weia): 
fleifcbigem  £>ut,  ber  oft  mufdjeU  ober  trichterförmig 
unb  von  grauer  ober  brauner  §arbe  ift.  ifr  tommt 
in  gröfiern  iBüfcbeln  vor  unb  jmar  meiftenS  am 
©runbe  alter  $)dume,  trieb  in  manchen  ©egenben 
gegeffen,  ift  aber  nicht  fonberlid>  fchmadbaft. 

iluftcrnücrgiftung,  f.  Ü)iufcbelvergiftung. 

kiUittcni.^urt)t,  f.  Kufttt. 

Stuftin  (fpr.  abftin),  Jbauptftabt  beS  norbamerit. 
Staates  SeraS,  am  (Solorabo,  über  ben  hier  eine 
eiferne  Srüde  füb,rt,  in  malcriitber  ©egenb,  hat 
(1890)  1447G  C».,  ein  prddjtigeS  Kapitol,  eins  ber 
größten  ©ebaube  ber  ©elt,  Unioerfitdt  (feit  1883), 
baS  £anbamt  von  2era3,  iaubftummen:  unb  Wv.v 
beninjtitut,  ^rrenbauS,  Gefängnis,  3nbuftrie,  ^>an» 
Del  mit  N4Ueb  unb  Baumwolle. 

üluftin  (fpr.  abftin),  Sllfreb,  engl.  6d?riftfteller, 
geb.  30.  sJDtai  1835in^>eabinglep  bei  i'eebS,  auS  tatb. 
KaufmannSfamilie,  mürbe  im  ^efuitentolleg  Stonp- 
burft  unb  im  tatb.  St  Mar)- 's  College,  OScott,  er» 


Digitized  by  Google 


150 


Huftm  (Sarolj)  —  «uSträgatgeridjt 


logen,  grabuierte  1853  an  ber  fionbonerUnioerfität, 
erwarb  1857  ebenba  ba§  2tbDotaturrecbt,  fcbrift= 
ftellerte  jebocb  feit  1861  auSfcblicfelicb,  teil o  jeur- 
nalijtijcb  in  tonferuatroem  Sinne,  teils  bidjterijfd?, 
meift  auf  bem  gelbe  ber  Satire.  Gr  war  öiele 
3at?re  Mitarbeiter  ber  «Qaarterly  Review»  unb  be* 
«Standard»,aud?1869 — 70beffenÄorrefponbentoom 
Vatttanifdjen  Äongil  unb  1870— 71  aus  bem  preufe. 
Hauptquartier.  Parteigänger  JöeaconSjtelbS,  be= 
tämpfte  er®labftoneS«Bulgarian  horrors»  tn«Tory 
horrors»  (1876).  1854  Deröffentlicbte  2t.  ein  ©ebiebt 
« Kandolph»  (anonym),  1858 ben  Dtoman  «Five  years 
of  it»,  bem  1864  «An  artist's  proof»,  1865  «Won 
by  a  head»,  1877  «Leszko  the  bastard»  (polen 
freunblid))  folgten,  allgemeiner  betannt  würbe  er 
bureb  bie  Satire  «The  season»  (2onb.  1861 ;  3.  um= 
gearbeitete  2tufl.  1869),  bie  ihm  wegen  ber  2?er- 
Ipottung  beS  fionboner  high  life  fdjarfe  Angriffe 
ju^ofl.  2luf  biefe  erwiberte  baS  ©ebiebt  «My  satire 
and  its  censors»  (1861).  2luf?eTbem  fdjrieb  er  «The 
human  tragedy,  a  poein»  (1862;  umgeftaltct  1876 
u.  1889),  «The  golden  age,  a  satire»  (1871),  «Romc 
or  death,  a  poem»  (1873)  u.  a.  Öprtfcbe*  bot  31.  in 
«Interludes»  (1872),  «Madonna's  child»  (1873), 
«Soliloquies  in  song»  (1882),  «Love's  widowhood 
and  other  poems»  (1889),  $ramattfcbeS  mit  «The 
tower  of  Babel»  (1874)  unb  «Savonarola»  (1881); 
gefammelt  erf dienen  «Poetical  works»  (6  SJbe., 
2onb.  1890—91).  Sil«  febarfen  Kritifer  jeigten  X. 
feine  «Vindication  of  Lord  Byron»  (1869)  unb  femer 
feine  3tuffä&e  «The  poetry  öf  the  period»  (1870). 
Seine  neueften  Schriften  finb:  «Fortuuatus  the 
pessimist»  (1892),  «The  garden  that  I  love»  (1894), 
«In  Veronica's  garden»  (1895),  baS  epifavbtamat. 
©ebid>t  «Englands  Darling»  (1895),  bie  Vrofa 
werte  «Lamia's  winter  quarters»  (1898)  unb 
«Spring  and  antumn  in  Ireland»  (1900).  21.  lebt  31t 
:,libforbunbwarbi«1893öerauggeberber3eitfd>rift 
«National  Review».  2tm  1.  3an.  1896  würbe  er  als 
Tennpf  onS  9lad)f  olger  gum  Poetalaureatus  ernannt. 

ttnftiii  (fpr.  abftin),  Sarah,  geborene  2aulor, 
engl.  Scbriftftellerin,  geb.  1793  gu  Scorwicb,  feit  1820 
(Gattin  beS  iionboner  3tbootaten  unb  Schrift  jtellerä 
3obn  2t.,  erwarb  eine  grünblidje  Kenntnis  ber 
beutfeben  Sprache  unb  l'itteratur  unb  gewann  für 
fte  in  Gnglanb  weite  Teilnahme,  bcfonberS  bureb 
«The  travels  of  a  German  prince»  (Sonb.  1832), 
eine  überfefcung  ber  «^Briefe  eines  SBerftorbenen» 
beS  dürften  s$üdler:MuStau, « Characteristics  of 
Goethe»  (3  »bc.,  fionb.  1833)  nach  3.  2.  <jalf  u.  a. 
Sobann  folgten  überfe&ungen  Don  SianteS  «9töm. 
^äpften»  (1840)  unb  feiner  «35euticben  ©efebiebte 
im3eitalter  ber  Information»,  ferner  bie  «Collection 
of  fragments  from  the  German  prose  writers» 
(1841)  unb  «Sketches  of  Germany  from  1760  to 
1814»  (1854).  31.  bielt  fieb  »iel  in  fceutfcblanb  auf, 
namentlich  in  35rcSben  unb  in  9Beimar,  unb  über- 
trug bie  93iograpbie  ber  ihr  in  $eutfcblanb  betannt 
geworbenen  fcergogtn  von  CrleanS  oon  ber  ©rdfin 
b'£arcourt  (1859).  SBon  ihren  übrigen  Schriften 
finb  «Considerations  on  national  education»  (Öonb. 
1839)  unb  «Letters  on  girls'  schools»  gefebätit.  Sie 
ftarb  8. 3lug.  1867  gu  Seobribge  über  ber  ^erauä» 
gäbe  ber  «Lectures  on  jurisprudence»  iljreS  1859 
geftorbenen  ©atten. 

ttu$rräaölgcrtd)t.  2er  Mangel  einer  fefteu 
unb  traftoollen  ©eridjtSoerfaffung  in  $eutfd)lanb, 
welcber  feinen  oornebmften  ©runb  in  ber  Schwache 
ber  fönigl.  Macht ,  befonberS  nach  bem  ftalle  ber 


iöobenftaufen  hatte,  nötigte  bie  (dürften  (guerft  bie 
Äurfürften  1338),  Prälaten,  Stdbte  unb  iHitter. 
oorgüglicb  im  fübl.  2>eutfd)lanb ,  tu  ib.  rer  Sicherheit 
vielfache  Verbinbungen  gu  fcbliejüen,  beren  3nxd 
war,  bie  gutünftigen  Streitfälle  ber  Parteien  unter • 
einanber  burd?  tsdnebSgeridjte  (meift  non  ihnen 
au->  ihren  Beamten  gufammengefe&t,  infofern  alfo 
auf  StanbeSgleicbbeit  gurüdfübrenb)  entfebeiben  gu 
laffen.  JSin  folcpeS  ScbiebSgericbt  biefe  31  uS  trag 
(von  «Streit  austragen»).  3)ie  dürften  unb  :Kcid-> 
ftäbte  erreichten,  bafs  burd)  tönial.  $rioileg  auch 
Sritte  perpfliebtet  würben,  ihre  Klagen  gegen  jene 
bei  ben  3t.  angubringen,  fo  baß  fie  bei  Ginfefcung 
beS  9teid)SfammergericbtS  (1495)  als  untere  3n- 
ftanggeric^te  anertannt,  ja  nachher  für  eingelne  Müc 
gefeilicb.  angeorbnet  würben.  So  gab  cS  gefefeliche, 
b.  i.  burd?  eine  allgemeine  tHecbtSnorm  beftimmte, 

fiewilltürte,  b.  i.  auf  Vertrag  gegrünbete,  unb  prtm- 
egierte  2lu-5träge,  b.  b.  folebe,  welche  berÄönig 
oerlieb.,  ^m  Stbeinbunbe  würbe  in  3tachabmung 
biefer  3t.  bie  (Sntfcbeibung  von  Streitigteiten  gwi-- 
fd?en  ben  Staaten  einer  35unbeSoerfammlung  über= 
tragen,  welche  aber  nie  gu  ftanbe  tarn.  §m  2>eutfcben 
Sunbe  würbe  bie  gleiche  richterliche  (Gewalt  cbenf all c« 
ber  3}unbe$»erfammlung  übertragen,  welche  alle 
3wifte  bureb.  Äommiffarien  au*  i^rer  Mitte  gütlich 
beilegen,  wenn  bieä  nicht  gelang,  richterliche  ($ni 
febeibung  burch  eine3tuStrdgaltnftaitg  bewirten 
follte.  gür  biefeS  3t.  fdjlug  ber  SJetlagte  brei  un-- 
parteiifche  ©unbeSglieber  oor;  oerfdumte  et  e$,  fe 
tljat  eS  bie  ibunbeäDcrfainmluna.  3Jon  biefen  wäbltc 
ber  Kläger  eind  unb  baS  oberfte  öerieb.  t  beSfelben 
war  ba§  3t.  5)aSfelbe  urteilte  imSRamen  berQ3un- 
beSoerfammlung,  wogegen  nur  eine  JHeftitution  wc^ 
gen  neu  aufgefunbener  ^Beweismittel  guldffig  war. 
%0k  bie  Sollgtebung  f  orgte  bie  ^unbeSoerfammluug 
nach  ber  CretutionSorbnung  Dom  3.  Slug.  1820. 
Turch  bie  wiener  Schlufeatte  würbe  biefem  3t.  noch 
bie  wichtige  3tu3beimung  gegeben,  ba|  eS  aud> 
bann  eintreten  follte,  wenn  ^orberungen  ton  i:n 
uatperf onen  beSbalb  nicht  befriebigt  werben  tbnn  ■■ 
ten,  weil  bie  Verpflichtung,  benfelbcn  (Genüge  gu 
leiften,  gwifchen  mebrern  39unbeSgliebern  gweifeU 
haft  ober  beftritten  wäre.  Gin  SBunbeöbefcblufe  oom 
19.  3uni  1823  beftimmte  ba«  Verfahren  bei  ben  3t. 
näher,  unb  gwei  anbere  Vefd?lüffe,  Dom  7.  Ott.  1830 
unb  oom  28.§ebr.  1833,  begogen  fid?  auf  eingelne 
Progeffualtfcbe  ioanblunaen  bei  benfelben.  Gin  ein 
ftimmiger  Vefcb^lu^  ber  iounbeSoerfammlung  in  ber 
Vlenarfitiung  00m  30.  Ott.  1834  fefcte  noch  ein  bc- 
f  onbereS  SchiebSgericb.  t  gur  fubfibiären  ©ntfefaeibung 
ber  Urningen  gwifdjen  iKegierunaen  unb  Stäuben 
ein,  wouon  aud)  bie  JBunbeSglicber  bei  Streitige 
feiten  unter  ftch  ©ebrauch.  machen  tönnten. 
felbe  ift  aber  niepraltifcb  geworben,  weil  feine  3u 
fammenfetiung  ben  ^anbftänben  gu  wenig  (Garantie 
gab  für  eine  unparteiifche  Sied) tSpfleae.  (Vgl.&on 
barbi,  %o&  2tu$trägafoerfal>ren  beS  2>eutfchen  JBun« 
beS,  2  SBbe.,  Srantf.  1838—45.)  9tach  ber  gegen ■ 
wärtigen  Vcrfaffung  beS  2>eutfd?en  ÜReidjS  (3lrt.  76  > 
werben  Streitigteiten  »wifeben  verfebiebenen  Sßun 
bcSftaaten,  fofem  biefelben  nicht  prioatreebtlicber 
^atur  unb  baber  0011  ben  tompetenten  ©eridjte 
bebörben  gu  entfebeiben  fmb,  auf  3tnmfen  beS  einen 
7ei(3  von  bem  SunbeSrate  erörtert,  unb  wenn  eö 
biefem  nuit  gelingt,  bie  Sach.e  anberweitig  gu  er* 
lebiaen,  bureb  ein  JHeid)Sgcfe^  georbnet. 

21  u» träge  im  beutigen  Sinne  finb  bie  Sonber? 
geriebte  ton  StanbeSgenoffen,  welche  bie  beutfdjen 


Digitized  by  Google 


Stiiäträgc  —  «uftrolicn  (9tae.  Sage  it.  f.  to.  ßüften.  3nfefn.  SBobengeftattung)  151 


Ginjelftaaten  ben  Stanbeä&erren  inStraffacben  ein* 
gerdumt  baten  unb  »eiche  bie  WeicbSjuftijgefepge* 
bung  (Ginfübrung$geiep  jum  ©ericbtaverfaffunaS- 

?efep  vom  27.  3<»n.  1877,  §.  7)  unberührt  gelaffen 
at.  3n  ^rcupen  haben  nach  ber  ^nftruttion  vom 

30.  ÜJlai  1820  bie  öäupter  ber  ftanbeäberrlicben  fta* 
milien  ein  f  oldjeä  Siecht  auf  3lu«träge,  auper  bei  $cr= 
brechen,  bie  im  tönigl.  Sienft  begangen  fmb.  T 
preup.  StuStrdgalverfabren  ift  btefeä:  nacb  ber 
iBorunterfutbung  »erben  bie  Sitten  an  baä  3«ftij: 
minifterium  eingefanbt ;  baäfelbe  bringt  bem  H  n 
gefcbulbigten  jebn  StanbeSgenoffen  ober  in  beren 
Ermangelung  ^erfonen,  bie.  ibnen  an  Slang  ober 
(Geburt  am  ndcbften  fteben,  in  Sßorfcblag,  unb  tiefer 
»dblt  fünf  hiervon  au$.  Sie  3lu*ge»äblten  werben 
burcb  Äabiuettäorber  jur  3lbbaltung  be£  31.  nacb 
Berlin  berufen.  3br  Urteil  bebarf  ber  lönigl.  Bestä- 
tigung, gegen  bie  ein  :He ebtomi t icl  nicht  juläffig  ift. 

Slueurägc,  f.  Sjuöträgalgericbt. 
fluftraf  ampftm,  f.  Hampben. 
«uftrnl  (tat.),  füblicfc.  IDcean. 
Slufträlanarifrf>c$  »liticfmccr,  f.  Stiller 
«uftralafien,  f.  Elften  (3nfeln)  unb  3)calaiifcber 
Slrcbipel. 

Stuftrdiea,  Söejeidmung  für  ba*  engl.  Jerpen* 
tinöL  »eld)e$  von  Pinus  silvestris  L.  ftammt  unb 
bie  $olarifation$ebene  be$  ilicbte^  rechte  brebt. 

Australian  Salt  (engl.,  fpr.  abftr<blien  ftablt), 
i.  ÄonfervierungSmittel. 

»ufiralten,  ber  fünfte  unb  tleinfte  Grbteil. 
(JDietju  eine  Äarte:  Sluftralicn.) 

Warne.  Sa*  ©ort  31.  bebentet  Süblanb.  Jrüb« 
vetftaub  man  barunter  im  »eitern  Sinne  bad  au$- 
gebebnte,  im  Stillen  Ccean  von  ben  ©renjen  Elften? 
unb  bem  Snbifcben  Ccean  biä  311  ben  tfüfteu  3lme 
ritaä  jerftreut  liegeube  ^nfelgebiet,  jept  nur  ba* 
grope  mjularc  ^ejtlanb,  ebebem  "jieubollanb  ge 
nannt,  fo»ie  bie  3nfel  £a3manien,  unb  bezeichnet 
bie  übrige  hierher  gehörige  Oiufelroelt  al*  Ccea* 
nien  (f.  b.).  2!ie  Gngldnbcr  reebnen  auperbem  ju 

31.  noeb  "Jieufeelanb  (f.  b.). 

Sage,  ©renjen  unb  Umfang.  31.  erftredt  ficb  vom 
öftlidjl'ten  tymtte,  bem  Kap  SBpron  (153°  40'  öftl.  2.), 
bte  jum  »eftlicbften,  bem  S  teep^oint  ( 1 13'  G'  öftl.  5?. 
ton  ©reenwieb),  burcb  40  ?ängengrabe  (4300  km), 
unb  von  feinem  nörblicbften  fünfte,  bem  #ap  ?)orl 
(10°  43'  fübl.  $r.),  biä  ju  feinem  füblicbiten,  bem 
tfap  ffiilfou  139°  9'  fübl.  i»r.),  etwa  burcb  28 Vi 
iflreitengrabe  (3180  km)  weit,  ^n  bieiem  Umfange 
(obne  Sepcnbenjen)  bat  31.  eine  ^lädjc  von  7  G27  832, 
mit2a*manicn769572G,  einfcblieplicb  ber  2epeip 
benjen  auper  $kit.=9ieuguinea  (505  qkm)  7G9G231 
qkm,  mit  Sleufeelanb  (janitGhatbaminfelu  269432 
qkm)  7965663,  mit  ben  übrigen  Scpenbcnjen  Steu« 
feelanbä  (1503  qkm)  7967 16G  qkm.  Seine  ©eftalt 
ift  eine  jiemlirb  gerunbete.  G3  »irb  befpült  im  0. 
00m  Stillen  Ocean,  im  ©.  00m  3nbifcben  Ccean, 
im  %  non  ber  3trafurafee  unb  im  S.  von  ben 
XatiAltfern  bei  Süblicben  Giimeerö. 

Winten.  3tn  ber  9(orbtüfte  jtoifcben  ben  \uib 
infein  3lrnbem=iJanb  unb  3Jort  im  0.  finbet  ficb  ber 
tieffte  Äüfteneinfcbnitt,  ber  (£arpentariagolf,  unb 
roeftlid)  von  3lrnbem4'anb  ber  jum  (Sambribgegolf 
unb  |um  Queen'*  Channel  fübrenbe  99ufen.  3ln  ber 
Sübjeite  liegt  bie  auägebebntefte  Ginbucbtung,  bie 
Wrope  Sluftralifcbe  ©uebt  (Muftralgolf),  an  beren  Oft« 
feite  ber  Spencergolf,  ber  St.  Uincentgolf  unb  bie 
(fncounterbai  eingefepnitten  fmb.  SBon  anbern  Gin* 
febnitten  fmb  ju  ermfibnen:  an  ber  Sübfeite  bie  93ai 


i|Sort=$bilUp;  an  ber  Söeftfeite  ber  Jrepcinetbafen, 
bie  Sbartibai  unb  ber  Grmoutbgolf;  an  ber  *Rorb* 
»eftfeite  ber  tfingfunb,  an  ber^torbfeite  ber  Sanbic« 
menSgolf ,  bie  SBai  ^ort-Gfftngton  an  ber  Goburg« 
balbinfel ;  an  ber  Cftfeite  bie  s^rinjefe:Gbarlotte:v3ai 
an  ber  3)orlbalbinfel,  bie  iöalifarbai ,  bie  Gbge« 
cumbebai  mit  ^ort=l)enifon,  bie  i>ervepbai,  bie 
2)Ioretonbai,  bie  Sboah,  95ro!cn=,  ^ort^laclfon:, 
5öotanr  unb  ^erviibai.  ^(acb  fmb  nur  »enige 
itüftenftreden,  wie  j.  bie  im  innerften  Jeile  be* 
verfd)lammten  Garpcntariagolfä,  »äbrenb  bie  Ufer 
felbft  au  ganjranbtgen  Strecfen,  »ie  läng*  bei 
»uftralgolfä,  mit  1—200  m  boben  Steilrcänben 
jum  SDleere  abftürjen.  ftob*,  jernagte  Aelöufer  mit 
vielen  Ginfcbnitten  jeigt  namentlicb  bie  Cftfüfte, 
an  beren  norblicbftem  2t\\  überbie*  bie  ficb  vor  ber 
ÄüftebinjiebfnbeÄorallenbanf,bas>©ropcS8arriere- 
riff  genannt,  bie  3lnndberung  binbert,  »äbrenb  j»i= 
feben  berfelben  unb  ber  Äüftc  eine  fcbmale  gefabr.» 
(off  3krbinbung  binburebfübrt. 

Unfein.  2ln  Snfeln  ift  «.  nickt  arm.  3*1  Wox-- 
ben  »ie  im  Süben  führen  ©nippen  tleinerer 
Unfein  einmal  nacb  Neuguinea  (ibur*bap=^nffli 
^rinj=2öale3=3nfel,  ÜRulgrave^niel ,  $ant*infel), 
bann  nacb  Jaimanien  (Hingiinfel,  ^linbereinfel, 
^aneninfel,  Glarfe-^nfel)  hinüber.  Qm  Garben* 
tariagolf  liegen  einige  grbpere  Unfein :  Worningtou: 
infel  unb  ©roote-Gplanb ;  bem  9iorbterritorium  gei 
hören  ju:  ©effclinfel,  Grofcrinfel,  Ü)ieloille  =  3n)eI, 
Satburftinfel.  2)er  3)or!balbin(el  gegenüber  an  ber 
Sübfüftc  liegt  bie  iiänguru:;mfel,  an  ber  Cft- 
tüfte  bie  Jrajeriniel.  3abllofc  itoralleninfeln  »eift 
bie  ßüftc  Ctteen^lanb*  auf;  auch  an  ben  anbern 
lüften  fehlen  Meine  Unfein  nicht.  laimanien  (f.  b.) 
ift  bie  gröpte  ^nfel.  9ieufeelanb  »irb  nur  politifcb 
ju  31.  gerechnet;  &  ift  geographifcb  felbftänbig. 

»PbengcftattttHg.  31.  ift  im  ganjen  ein  Safellanb, 
beffen  2öeft-  unb  Cftränber  hoch  liegen  unb  fteil  jum 
l^eere  abfallen,  Ȋbrenb  im  Innern  liefebenen  mit 
Sergtctten  »echfeln.  $ie  gröpten  ©egenfäßc  finb 
hier  ju  finbentba  bie  Sepreffion  um  ben  gropenGpre= 
faljfumpf  bi*  1  1,g  m  unter  bem  SDIeere^fpiegel  hinab* 
reicht,  ber  s.0toiint=2öoobroffe  in  ber  sJtu*gravefette 
norb»eftlicb  bavon  1594  m ©öhe  enciebt.  5)ie  »eftl. 
Steilränber  be*  Jafellanbe*  tragen  auf  biefer  ööbe 
langgejogene  33crgreiben  mit  gropem  Grjreicbtuni 
unb  6öb«n  b»*  i"  1168  ni  (sJDtount  =  33ruce)  unb 
1100  m  CJcount^aBilliam).  Sen  gröpten  Jeil  be£j 
tropifeben  Horben*  bebedt  xBüftenfanbftein,  in  tfoxm 
von  jablreicben  platten,  bie  ali  bie  SReftc  einer  ju* 
fammenhängenben  Safel  angefehen  »erben.  3lu* 
ieinen  3ttftörung$probutten  entfteben  bie  gropen, 
oft  50  km  im  3)urcbmefier  baltenben  Sanbebenen. 
2)er  Cftranb  beö  Jafelranbe*  »irb  von  einem 
Faltengebirge  gebilbet,  baS  in  brei  Spftemeu  vom 
Hap  ©ilfon  bid  jur  3)orlhalbinfel  reicht.  Ter  füb- 
liebfte  31ft  ftefpt  in  33erbinbung  mit  Ja^manien  unb 
erftredt  ficb  norbmärt*  bi*  jum  ftunterflup  unter 
32°  fübl.ÜBr.,  ber  mittlere  31ft  Pon  bort  bie  ju  22' ,° 
fübl.  ^r.,  ber  nörblicbe  bi>>  j^um  i^ap  3Jorl  unb 
vielleicht  nach  Neuguinea  hinein.  2\t  böcbften  Gr- 
bebimgen  beä  füblid>en  fmb  bie  Sluftralifcbe  n 
3llpen,  beren  formen  jeboch  burchaue  nicht  alpine 
finb,  mit  bem  ÜRotmh£o»n$enb  (2240  m)  in  ber 
Äofciufjtogruppe,  bem  böcbften  GHpfel  in  31.,  bie 
bc v  mittlem  i'ccun!  3ca  inoiv  ( 1829 m) unb  J.'iount« 
fiinbfap  (1676  m),  bie  beS  nörbl.  i'unmt:  I  alvpmple 
mit  1300  m  bei  Madap,  ÜJlount'GUiot  1256  m 
bei  Io»n3ville  unb  STOount Partie '%xixt  unter 


Digitized  by  Google 


152 


Sluftrolten  (ÖJeoIogifdjeS.  ©etuäffer.  Stfima) 


17  V  fübl.  Sreite  mit  1658  m  foreie  9Jtount=Genrre 
mit  1657  m,  (entere  beiben  in  ber  Sellenben  :Ker= 
Kette  bei  Gairne.  3n  ber  ?)ortbaIbinfel  fmtt  bie 
Wöbe  ber  Serge  auf  5—600  m  perab.  Tie  Kette 
ber  Sluftralifdjen  Jllpen  jiebt  fidj  in  tubnem  Gba= 
ratter,  aber  an  >>ol-o  allmäblidj  abnebmenb,  r>on 
ibrem  am  Storbenbe  gelegenen  Kulminationepunft, 
bem  ÜRount'JorenScnb,  nad)  Sübreeften  unb  bilbet 
ein  fdjreer  überfteiglidjee,  biebt  bereacbfeneSÖebirge. 
Som  SOTouith  (Sieborne  blidt  man  in  bae  feböne, 
von  boben  (Gebirgen  umgebene,  fruchtbare  ©ippe: 
lanb  am  Sflbfufce  ber  Sllpen  Inn  ab  unb  bi*  in  bae 
9Jteer  Hnauv.  Som  SBeftenbe  biefer  Metten  bie 
jum  Kap  Sßilfon  im  S.  unb  nadp  20.  bie  jum 
©lenelgfluf?  reiben  fid?  mebrere  anbere  @ebirge= 
maffen  aneinander,  reie  bie  auftrat.  $prenäcn 
unb  bie©rampian$,  reo  fid)  ©ipfel  von  1700 unb 
1900  m  Joöpe  finben.  Turdj  bae  Jbal  beS  oberften 
SJlurrumbibgee  von  ben  Sllpen  getrennt,  liegt  im 
38.  von  Söbnep  bae  ©ebirge  ber  flauen  Serge 
(Slue  3Rountain£),  bie  1230  m  bodj,  burepriffen  von 
gäbnenben  Sdjlünben,  tiefen,  gereunbenen  Sdjlucp: 
ten  unb  fdjredlidjen  Slbgrünben,  überall  nur  mit 
Vcbenegcfabr  ju  burcptlcttern,  neuerbingä  erft  von 
ber  Sabn  von  Spbnep  nad?  Sourfe  überf abritten. 
Tiefe  ©eftaltung,  reeniger  bie  £öbe,  maepte  ben 
erften  2lnfteblern  bae  überfepreiten  ber  Stauen  Serge 
lange  Seit  unmöglich  unb  ben  Warnen  ber  Serge  ju 
einem  ber  betannteften  in  ä.  Siel  unbebeutenber, 
reenn  audj  für  ben  Scrtebr  ein  immer  nod)  bebeuten- 
bee  öinberniS,  finb  bie  Ketten  bee  mittlem  Spfteme, 
rote  £iverpool=s.Hangc,  ftero^Gnglanb^ange,  Graigs 
Wange  u,  a.,  gröfetentcile  nur  bügelartig  enbli* 
fmb  bie  bee  nörblicbcn.  —  Sgl.  bie  Ülrtilel  9teufüb= 
reale«,  Sictoria,  Oueenelanb,  Sübauftralien,  2Deft: 
auftralien  unb  Jaemanien. 

©eologifdjeS.  Gin  arebäifebee  unb  paldojoi= 
fcbeS  Kettengebirge  erfüllt  ben  ganjen  Dften  S.I, 
jebod)  nur  bi«  etwa  400  km  von  ber  Cftlüfte  ent- 
fernt, jüngere  Gruptivgefteine  burebbreeben  bae= 
felbe  an  jablreidjen  Stellen,  befonbere  in  Cueene- 
lanb  unb  Sictoria;  3tfd?entegel  unb  Krater  finb  jefct 
nod?  erhalten.  31udj  bae  innere  bat  reabrfd?einlid> 
einen  ard?äifcben  Untcrgrunb,  ber  j.  S.  in  ber  ÜJtittc 
im  9i.  unb  S.  am  SlmabeuSfee  hervortritt.  2lud;  an 
ber  Storbfüfte  füblidj  von  ^Bort^Tarrein  unb  im  28. 
quer  burd?  ba$  geftlanb  jetgt  ftd?  biefee  ardjäifdjc 
(Gebiet,  darüber  aber  lagert  im  Innern  ber  fog. 
28üftenfanbftein  von  nidjt  fteber  beftimmtem,  reabr= 
idjeinlid)  fretaeeifebem  3llter.  2ialäojoif<be  Sebt= 
mente  treten  ferner  auf  jroifdjen  3lbelaibe  unb  bem 
^romefee,  um  ben  3Jtount  = Malcolm  im  S28.  unb 
an  einjelncn  Stellen  im  ^nnern.  ^m  roeftl.  Oueenö: 
lanb,  bem  Cluellgebict  ber  %lii\)t  Jlinber?,  Siaman-- 
tina,  Jbomfon,  t£ooper,  ©arrego,  liegen  mefojoifobc 
3lblagerungen,  ebenfo  an  ber  Cftlüfte  bei  ^orts 
t^larencc  unb  Spbnep  f  oreie  im  SD.  in  einem  fdjmalen 
Streifen  nabe  ber  Küfte,  enblid)  im  9i.  in  ber  Slrnbem: 
Öalbinfel.  tertiär  bebedt  bae"  ftlufwbict  vom  ^ar= 
ling,  9)turrav,  ÜJlurrumbibgee,  Vadjlan  unb  bie 
9tullarbor--  Gbene  an  ber  Sübfüfte;  Cuartär  um» 
fd;licfet  ben  (Sarpcntariagolf  im  6.  unb  bie  iHoebud* 
baiim^ffi.  Ter  game  Dften  ift  gefaltet,  bae  innere 
unb  ber  5Beften  ungefaltet.  Tie  Spuren  ber  Giejeit 
fmb  in  ben  ?luftralifd?en  3Upcn  nidjt  ju  verlernten, 
©letf(berf<bliffe,Ü)toränen,  erratifdjeStöde  bebeden 
befonbere  oat  Kofciuf^foplateau  unb  bie  benad): 
barten  2bdler ;  reabrfd?emlid?  ift  ber  Süben 9.2  in  ber 
(SiSjeit  bis  ju  600  m  berab  vom  Gife  bebedt  gereefen. 


(Wereäffer.  ^folge  ber  Srodenbeit  bee-  Klimae 
ift  8L  fcpledjt  bcreäflexl.  Seine  ^lüffc  befteben 
reäbrenb  eine*  gjofeen  Jeil*  bce  3abre*  nur  au» 
Reiben  von  SBafierladjen  unb  Sümpfen.  Tie  llei= 
nen  <ylüffe  ober  Greel«  löfen  fidj  im  Sommer  \n 
SHeiben  von  SBafferlödjern  auf,  unb  ibr  üauf  bleibt 
nur  an  bem  Sanbe  unb  an  ben  i bre  Ufer  einfaffen- 
ben  ©ummibdumen  erlennbar.  U)tand^er  von  einem 
®ebirge  in  anfebnlicber  throne  berabtommenbe  Jjluft 
verfugt  einige  Kilometer  reeiterbin  in  einer  fanttgeu 
Gbene.  Dbne  biefen  übelftanb  refire  ein  großer  2eil 
I  31.8  bcrrlid>ee  SBeibelanb.  Gin  reirllid?  einge= 
|  fdbnittene*  Sett  fdjeint  vielen  ber  Slüffe  ganj  ju 
f eblen.  Tae  bebeutenbfte  unter  ben  belannten  Strom 
fpftemen  ift  bae  bee  ÜJlurrap  (f.  b.)  ober  ©ulrea,  ber 
in  ben  Slleranbrinafüftenfee  müubet.  Ta  berfelbe 
burdj  bie  Sd?neemaffen  ber  ?luftralifd)en  Sllpen  ge= 
ndb.rt  »irb,  fo  ift  er  ein  beftänbiger  Strom,  ebenfo 
roie  bie  reebtd  in  ibn  einmüubenben  vereinigten 
SWunumbibgee  unb  2ad)lan.  Tagegen  verfiegt  ber 
ein  reeit  gröficree  ©ebict  umfaffenbe  unb  ebenfalls 
redbtS  in  ben  5Wurrav  münbenbe  Tarling  ober 
Galereatta  jeitreeife.  3u  ihm  fliegen  Gonbaminc, 
Sarrego  von  redite,  Seel,  Wacquarie,  Sogan  von 
lintS.  9ldd?ftbem  verbient  ber  obere  üauf  bee  Sic= 
toria  ober  Sareoo  Grreäbnung,  ber,  mit  bem 
Jbomfon  vereinigt,  vielfad?  aueb  Gooper  genannt 
roirb.  Tiefer  löft  fub  in  einer  Söüfte  faft  auf,  unb 
von  ibm  cnbet  ber  Hauptarm  im  Gprefee  unb  ein 
anberer  unbebeutenber  Ülrm,  ber  Gooper»  ober 
Str}elccli=Greel,  in  bem  Saljfee  ©regorp.  Unter 
ben  fürjern  Küftenflüffen  finb  an  ber  Oftfeitc  ju 
nennen:  ber  nörblid?  von  Svbnep  münbenbe,  67  km 
lange  £>arotceburp ,  ber  150  km  lange  Runter,  ber 
230  km  lange  Glarence,  ber  145  km  lange  Sriebane, 
ber  au$  Tarefon  unb  3Jtadenjie  gebilbete  %i$tox), 
ber  von  Seid?barbt  entbedte  unb  von  Talrpmple 
1859  reeiter  unterfudjte  Surbelin  mit  bem  Selpanbo 
!  unb  ber  Gnbeavour  in  Oueenelanb.  ^m  S.,  an 
I  ber  Küfte  von  Sictoria,  fliegt  ber  Ölenelg,  reeiter 
I  nadj  0.  ber  120  km  lange  £>optin£,  ber  ebenfo 
lange  9Jarra=parra,  Satrobe,  Snorep;  an  ber2Beft= 
feite  ber  Sladrooob,  ber  Sdjreancnflufe,  ber  ÜJlurdjb 
fon,  ©aecovnc,  ber  3lfbburton  unb  gorteeeue;  an 
ber  9torb)cite  ber  Sictoria,  3llligator,  Wopcr,  Sil- 
ber!, ftlinbere,  Üölitcbell  u.  f.  re. 

Tie  an  3abl  unb  »uebebnung  nidjt  unbebeuten« 
ben  Seen  3l.e  fmb  einen  grofeen  %tii  bee  ^apree 
nur  Saljj  unb  Sd^lammfümpfe ,  einige,  reie  ber 
3lmabeuefee,  fogar  mit  beigem  Schlamm.  §m  91. 
j  bcS  Spencergolfe  (mit  bem  er  nid?t  im  3ufammen= 
bange  ftebt)  jiebt  ficb  faft  225  km  ber  von  lablen 
I  toanbbünen  umgebene  JorrenSfee  bin.  Söciter  nörb- 
lid) liegt  faft  12  m  unter  bem  9Jieereefpiegel  ber  noch 
größere  Gprefee,  in  beffen  Often  ftd)  ber  ©regorpfee 
|  binjiebt.  Süblid)  bavon  ber  gfmncfee.  3m  SB.  bee 
JorrenöfeeS  auf  ber  öod;ebcne,  in  115  m  66be,  ber 
grofieÖairbnerfee.  Tieie  unb  unjfiblige  Heinere  Seen 
in  berfelbcn  ©egenb  finb  überaue  faljreidj  unb  bilben 
ein  ©ebiet,  bae  nod>  nidjt  lange  vom  DJleereereaffer 
verlaffen  ju  fein  fdjeint.  llberbaupt  fmb  beutlidjc 
Kenngeidjen  vorbanben,  bafe  bie  Süblüftc  nod)  jeht 
in  langfamer  Grbebung  aue  bem  9Jteere  begrinen  ift. 
9iodb  reeiter  im        biefer  Seen  liegt  im  vwnern 
204  m  bodb  unter  24°  fübl.  Sr.  ber  lange  fcbmale 
»mabcuSfee,  in  ber  Wäbe  ber  Söeftlüfte  noa>  jabU 
reid?e  Seen ,  barunter  ber  3luftin  427  m  bod?. 
Mlima.  Ta§  auftral.  Klima  ift  bei  ber  großen 
I  3tu$behnung  beS  geftlanbee  naturgemfife  fein  ein« 


Digitized  by  Google 


AUSTR 


K.Vu» 


Ami. 


N 


MmJUtmb  1 :  ICOOü.oou 

w        w>        <m  — 


K*mtd*  7W*jr 

 Jtriarrouun 

H -P&tnt  t  Spitt»'      '   Spnny  |  ^*x//» 


Ii 


rfur»,  "*-*,it,  6rott,  San 


4  n-ü4tf 


MB«-«  * 

%    1  ■  M-i..,.„.n 

smv.  4  i_  .    A  1'  £  X  A  !. 


II 


L   I.  E   »       1^  '-E-  -V  . 

,1    H'ii  s  f  <• 


Suliarbor  $b<*f 


MAI 


>W     Grone    A,urtT»Ai  «che  Bucht' 


tt  F.  IV 


./an    »W    UO  rt«Ü  LlU.tr  v  r.,  ..,Miw,,  l,  1  lö 


120 


125 


I 


i\i  ö«ü  LI 


Hunl-rl*.  g  p^HPfc 


V^- 


TAS. MAN  IA 


Brorktiani'  Ktmwrsatiuns -LoxlkDii  l'>.  Auf! 


niniti7c»H 


>y  Google 


:  ALIEN. 


KA-bnn-ktuiuN  tn-iigr.-HrtlNt. AiiMtMit.l.Ptpclfi. 


Digitized  by  Google 


«uftraliert  ($ffonj«itoett) 


153 


beitlid >e«.  S a«  nörbl.  Srittel  bat  tropifd?e«  ftlima, 
bie  {üblichen  jroei  Srittel  bagegen  baben  ein  ge« 
mäfngte«,  fo  Daft  ba«  Älima  ber  Äolonien  im  S. 
etwa  bem  be«  fflbl.  Mitropa*  ober  aud)  Sübafrita« 
gleicbtommt.  Xcr  31.  bat  feine  Stegen  im  Sommer, 
Don  StoDember  bis  2lpril,  ber  S.  im  SBinter,  Don 
SJtärj  bi«  September.  25a«  tropifdje  21.  ftebt  unter 
bem  Bfofhtf  bc«  Storbweftmonfun«,  ber  burd)  bie 
bobe  Grwärmung  bc«  Stftlanbe«  im  Sübfommer 
erjeugt  wirb.  2er  tropi)d)c  Stegen  erftredt  ftd>  jebod? 
nicht  bi«  sunt  SJenbetreife,  fonbern,  wie  e«  febeint, 
nur  bi«  ju  17°  fübl.  Vr.  Gbaratteriftifcb  finb  für 
ben  Süben  31.3  beifce  Storbwinbe  au«  bem  Innern, 
bie  bie  Temperatur  bi«  ju  50°  erbifeen  tonnen, 
ba«  Sanb  ausbörren  unb  Diel  Staub  fübren.  3*oi: 
fdjen  beiben  Legionen  finbet  fid)  eine  Übergang«; 
jone,  in  bev  Stiefccrfdjläge  ju  allen  3c'ic»#  bod) 
nur  in  iebr  geringem  SJtafee  erfolgen.  §m  Innern 
giebt  es  aud>  ganje  Streden,  in  benen  jabrelaug 
lein  Sropren  Steden  fdllt.  SBdbrenb  ber  Stegenjeit 
ergießt  fid)  im  5.  in  ben  Kolonien  ber  Stegen  in 
Strömen.  Surd?  benfelben  jcbwellen  bie  ©ewäffer 
mächtig  an,  ueranlaffen  3«ftörungen  unb  bemmen 
ben  Verfcbr.  £och  vergeben  audb  Monate  obne 
Stegen,  fo  bafi  2i.  in  ber  2 bat  ein  trodne«  £anb 
ift.  3fitroeife  cintretenbe  Sürren  fmb  für  bie  Äolo« 
niften,  bie  baDon  etwa  alle  10— 12  3apre  betroffen 
werben,  bie  idjwerftcn  plagen;  Grnten  unb  Vieb 
geben  ibnen  in  folgen  3eiten  3u  ©runbe.  3nbe« 
wirb  Victoria  Don  foldjen  Seiben  nicht  beimgefudjt. 
Tie  Stegenmenge  ift  im  3t.  triebt  unbebeutenb,  etwa 
1440 — 1660  mm  im  3a^re;  m  Snnern  bagegen 
u utt  fte  unter  200  mm  unb  nimmt  überbaupt  Don 
D.  gegen  SB.  rafd?  ab,  ba  ber  Süboftpafjat  feine 
Aeudjtigteit  am  ©ebirge  abfegt.  Sa«  innere  er« 
bält  wenig  baoon.  So  ift  ba«  (Gebirge  im  0.  für 
Ii,  nid)t  oorteilbaft.  Sdmee  fällt  jeben  hinter  in 
ben  auftral.  ©ebirgen,  am  SJtount-Ularte  finb  Don 
2000  m  aufwärts  ba«  ganje  3abr  <\irnfledc  ju 
finben ,  felbft  Melbourne  bat  fd>on  Scpnce  gehabt. 
Oteufübwalc«  geniest  neun  SJtonatc  im  Sabre  ein 
bödjft  angenebme«  Älima.  Stur  bie  Sommerbi&e  ift 
bier  brüdenb,  ba  fie  im  Statten  juweilen  bis  47°  C. 
fteigt,  namentlid)  wenn  ber  bet^e  3Binb  von  heften 
au«  bem  Innern  webt,  ber  jebod)  nur  22—36  Stun« 
beu  anhält.  Vei  biefem  ffiinbe  ift  bie  game  Suft  mit 
bem  feiniten  Sanbftaube  erfüllt,  ber  in  bieten  Sölten 
beranjiebt,  alle  Vegetation  }u  ©runbe  ridjtct  unb 
auf  bie  ©eipen  eine  ÜHHrtung  äupert  äbnlid)  ber  be« 
Sirocco«  ober  be«  beiden  Söüftenwiubc«.  Sie 
Sommerwärmc  Don  Sobnep  tommt  etwa  ber  Don 
Neapel  ober  lUlgier  gleich,  bie  SBinterwärme  ber  Don 
Sicilien.  2tucb  Spbncp«  3abre«wärme  ift  gleid)  ber 
von  Sicilien.  Oft  änbert  fieb  berStanb  be«  Iber« 
mometcr«  binnen  einer  halben  Stunbe  um  16 — 
22'  C,  namentlich  im  Sommer.  Sturt  berichtet, 
oafi  er  auf  feiner  Steife  im  Innern  im  Statten  55° 
unb  in  ber  Sonne  68°  C.  beobachtet  babe.  Uber« 
baupt  ift  ba«  Älima  be«  Innern  f ebr  ertrem ;  2Uice« 
3pring«(23  Vfübl.  Sir.)b^at  al«  mittlere  ©renjen 
+  46,7°  unb  —  2,s°.  Srofcbem  ift  ba«  Älima  ent= 
idjieben  gefunb.  l'ungentrantbeiten  treten  nidjt  auf, 
böd?ft  feiten  (h)ibemien.  Sagegen  fmb  Siarrb&e 
unb  Stuhr  fowie  im  St.  SJtalaria  febr  gemßbnlid)e 
t'ciben.  Sie  mittlere  3abrc«temperatur  beträgt  in 
Sobnep  17,i,  in  3Jri«bane  22,  in  Melbourne  14,  in 
.»Ibelaibe  17,3  unb  in  ^ertb  18°  C. 

$fIaH4enwcli.  3ft  au*  bie  2Kora  in  81.  üon 
einem  gleid?mäfsigcrn  ©epräge  al«  in  Mfrita,  Mfien 


unb  9lmeri(a,  f o  (teilt  fie  bod>  fo  wenig  eine  Einheit 
bar  al«  bie  ^lora  von  (ruropa,  ja  nod)  weniger 
al«  biefe.  3n  »ier  Jöauptgebiete  jerfdllt  ba«  fianb: 
1)  Sie  Storbfüfte  bi«  20°  fübl.  Ör.  unb  ber  jum  ©e= 
biet  be«  Stillen  Cccan«  gebörenbe  Äüftenftreif  ton 
Oueenslanb  unb  Steufübwale«  bi«  über  ben  30." 
fübl.  SBr.  binau«  baben  eine  feua)te  $ropenflora  von 
inb.  35erwanbtfd>aft,  bie  aber  in  ibrem  befonbern 
S^erbalten,  in  ber  öcimifdjung  Don  Slraucarien,  in 
bem  fvcblen  Don  Gicben  u.  f.  w.,  fid>  mehr  an  bie 
malaiifcben  ^nfeln  unb  Steuguinea  al«  an  ben  kon- 
tinent ^nbien«  anfd?lief»t.  Siefe  Stegion  bat  ihre 
allgemeine  Sübgrenje  mit  bem  Stufbören  ber  tropi^ 
fcb.en  Sommerregen.  2)  6«  folgt  nun  ba«  weite, 
regenarme  innere  21.«,  ein  mit  liebten  Rainen, 
bidjten  ©ebüfdjen,  weiten  @ra«»  unb  ©eröllfiadjen, 
Saljbufd)fteppen  unb  Steinwüften  bebedte«  unge« 
beure«  ©ebiet,  in  bem  nur  fterbenjuebt  mit  wed>feln= 
ben  Stanborten  möglid)  erf  d)cint,  unb  in  bem  mandje 
ßrpebition  au«  Söaffermangel  }u  ©runbe  gegangen 
ift.  Siefe  Söüftenregion  fd?neibct  Don  ben  Sropen 
bi«  }u  ber  großen  auftral.  9)ud?t  faft  burd>  ba« 
^eftlanb  binburd)  unb  teilt  baburd)  ben  Sleft  ju  jwet 
öauptfloren  ab;  fie  ift  am  bürrften  in  ber  großen 
weftauftral.  3Büfte.  3)  Ser  Sübweften  bilbet  ein  un- 

Semein  reidje«  ^lorengebieuwifcben  bem  SJturdjif  on- 
ufe  unb  ber  Sübtüfte,  ein  Sreied,  erfüllt  mit  eigen« 
tümlichen  Gattungen  unb  Strien  ber  auftral.  6ba5 
rattcrorbnungen;  82  ^roj.  ber  ©efamtjabl  fmb  auf 
biefe«  Sreied  befdjräntt,  unb  bie  ftlora  am  Sd>ma= 
nenflufe  mit  ihren  @ra«bdumen  (Kingia,  Xarotho- 
rrhoea)  ift  feit  lange  berühmt.  4)  3(ud>  Sübauftra- 
lien  (füblidj  Don  30°  fübl.  ®r.)  bat  eine  Slnjabl 
cigentümlidjer  formen  berfelben  Sippen;  ein  neues 
Gntmidlung«gebiet  berfelben  ift  aber  nur  im  SO. 
im  feuebtern  ©elänbe  rings  um  unb  auf  ben  Sluftra« 
lifeben  Sllpen,  in  Victoria  unb  ber  fyifel  ^a«manien 
»u  fud)en,  wo  Saumfarne  (Alsophila,  Dicksouia, 
Todea)  im  Statten  ber  ©umbäume  warfen,  unb 
auf  ben  !Bergc«boben  alpine  formen  entwidelt  finb, 
bie  im  (Entlang  mit  9teufeelanb  unb  ^atagonien 
ben  füblidjen  niebern  Temperaturen  folgen.  — 
ihMbrenb  nun  bie  erfte  Stegion  fid>  burd)  Jropen= 
wdlber  mit  flettemben  Dianen,  93aumord?ibcen, 
Halmen,  Straceen  unb  Vanbanu«  ausjeiebnet,  leben 
bie  eigentlidben  auftral.  ßbaralterformen  bauptfäeb= 
lid)  in  ben  brei  anbern  Stegionen,  fetten  bort  lichte 
©dlber  mit  bdngenber  ober  auf  bober  Äante  aufrecht 
ftebenber  Velaubung  ober  bid)te,  au«  einer  SJtaffe 
Heiner  ©eftrdu<be  gebilbete  ©ebüfebe  (Scnib)  gufam^ 
men,  ober  finben  fid)  jerftreut  in  ben  Söüftenfteppen. 
Ser  Steij  ber  auftral.  Alora  liegt  in  ber  großen  SJtenge 
von  ©attungen,  ja  fogar  Drbnungen,  bie  nur  bier 
fo  formenreid)  fid?  ausgebilbet  baben.  Sic  betannt 
geworbenen  8839  Slrten  Don  ©efafippanjen  gehören 
etwa  170  natürlichen  Jamilien  Don  ©lütenpflanjen 
unb  Samen  an,  aber  gegen  bie  Hälfte  aller  Hrten 
nur  1 1  biefer  Familien.  Ginc  ber  gröftem  ©attungen 
ift  bie  ber  ©ummibdume  ober  ©ucalppten,  Don  benen 
man  etwa  135  Derfdnebenc  2lrten  lennt.  Ser  im 
SO.  gewöhnliche  Eucalyptus  amygdalina  Lab.  tx- 
reicht  bort  eine  £öbe  Don  50  bi«  128  unb  am  ftüfee 
einen  Umfang  Don  8  bi«  13  m.  Von Melaleuca finben 
fid?  100  3lrten,  bie  mit  3tu«nabme  Don  breien  auf 
21.  befcbrdnrt  fmb.  Stidjt  weniger  al«  7501  3lrten 
gehören  21.  allein  an.  Von  ben  950  betannten  ^ro« 
teaeeenarten  fmb  biefem  $eftlanbe  mehr  al«  bie 
£>älfte  eigen,  namcntlid?  aud>  Banksia,  Dryandra, 
Haakea  unb  Petrophila.  «3benfo  fmb  bie  22  6a« 


Digitized  by  Google 


154 


Stuftroticn  (Xiertoelt.  SRineroIien.  SBcoörfcrung) 


fuarineenarten  böAft  bejeiAnenb.  $)ie  auggebebn» 
teften  f>aine  unb  ©ebüfdpe  bilben  bie  ungefieberten 
3ltajien  (Söattlebaume),  Don  benen  man  mehr  alg 
300  Birten  tennt.  Siefe  unb  bie  Gucalppten  maAen 
nacb  9L  SJromn  wobt  bic  frllfte  ber  ganjen  93ege: 
tationgmaffe  A.g  aug.  3)ie  wegen  ihrer  ftarlen 
©ummiabfonberung  alg  «©ummibdume»  bqcichic 
ten  ßucalppten  werben  Don  ben  Holoniften  gewöbn= 
Ii*  in  brei  ©nippen,  weife«,  blaue  unb  rote  ©um«, 
gef djieben,  unb  man  bat  wegen  ihrer  2Biberftanbe= 
traft  unb  Sd^neümüdbfiflteit  mit  ihnen  in  Süb» 
europa,  Sübafrita  u.  f.  w.  Anpflanjungen  in  gro= 
fsem  üNafeftabe  gemaAt,  wäb«nb  fonft  31.  wenige 
'Jlu&pflanjcn  an  anbete  fiänber  abgeben  tonnte. 
T ;e  geWobnliAften  im  Innern  A.g  Dorfommenben 
©ragarten  finb  bag  Hängurugrag  (Anthistiria  ci- 
liataX».),  bag  auA  in  ganj  Afrita  verbreitet  ift  unb 
in  (juter  Sage  mehr  al •>  ÜRanneb&be  e ri  cid1 1 ,  unb  bag 
alle  unfruAtbarenSanbftreden  übcrbedenbeStaAel5 
fAwcingrag  ober  Spinifer  ber  Jtoloniften  (Triodia 
irritana  Ii.  Br.).  Ginbeimif  Ae  ^rüdjtc  unb  efebare 
SBurjeln  giebt  ti  nur  febr  wenige,  bagegen  eignet  fiA 
2t.  für  bie  Einfübrung  faft  aller  europ.©etreibearten, 
JrüAte  unb  ©cmüfe,  wie  ftd>  bag  bei  ber  äiielfeitig- 
feit  feiner  SRcgionen  sumal  im  S.  unb  SD.  Don 
felbft  erwarten  läfct,  melAe  ebenfo  bie  tfultur; 
bebingungen  ber  3)attelpalme  (im  3»ncrn),  wie  bie 
ber  SBaumwoUe,  beg  3uder3,  Waffeeg  unb  Sabatg, 
ber  Bananen,  Orangen  unb  Simonen,  ! entere  be= 
fonberg  an  ber  Cft  lüfte,  entbalten.  3n  9(eufüb= 
waleg,  Victoria  unb  Sübauftralien  wäAft  bie  &c- 
treibeausfubr  jäbrlid).  9)tenge  unb  SMAaffenbcit 
ber  fübeurop.  Hulturpflanjeu  (ÜJianbeln,  feigen, 
Apritofen,  Trauben,  Quitten,  $ipfel,  hinten,  $flau* 
inen  u.  f.  w.)  laffen  niAtä  ju  wünfdjen  übrig.  Sgl. 
#erb.  Don  ÜRüllcr,  Allgemeine  5iemertungen  über 
bie  tflora  oon  A.  (mit  3ufä&en  oon  2)rube  mieten 
manng  geogr.  Mitteilungen»,  1883,  .f>eft  7). 

Tierwelt.  $ie  ftauna  ift  gctennjeiAnet  bur* 
bie  ©egenmart  ber  Beuteltiere  unb  tfloatentiere  unb 
ben  9Jtangel  an  anbern  Saugetieren.  (?g  finben  fid> 
3  tfloateutiere  (ÜJtonotremen),  nämli*  2  Arten  Don 
Ameifenigel  unb  1  SAnabeltier.  ^-Beuteltiere  finb 
bur*  über  100  3trten  Dertretcn,  bie  jum  Seil  in  aufs 
fallenber  SBeife  anbere  Säugetiertppen  wieberbolen 
unb  alg  Raubtiere,  ^nfettenfreffer,  Kläger  u.  f.  w.  auf: 
treten,  ja  felbft  f o  eigenartig  eutmidelte  ftor men  wie 
fliegeube  tfiAbÖtnAen  in  fiA  barftellen.  3ii4tbeutel= 
tierartige  Säugetiere  finb  feiten.  GS  finbet  fiA  ein 
J&unb,  ber  Dingo,  ber  aber  Dielleicbt  nur  ein  feit 
langer  3c  t  oerwilberter  öauäbunb  ift,  23  ftleber* 
mäufe,  bie  ju  altmeltlidjen  Sppen  gebören  unb  banl 
ihre,-  ftluguermögeng  einmanbeni  tonnten,  unb 
31  Arten  oon  Statten  unb  ÜRäufen,  gleiAfallg  log- 
mopolit.  gönnen,  bie  bur*  3uf<SUiflteiten  letefot 
oerbreitet  werben  tönnen.  Sebr  gut  cntnridelt  ift 
bie  ÜJogelwelt  Don  31.  trofe  beg  tfebleng  fo  auö= 
gejei*neter  unb  meift  *au*  artenreiAer  ©ruppen, 
wie  ber  Spe*te,  e*ter  hinten,  eigentli*er  öübner 
ober  3rafane  unb  ber  ©eier.  Sebr  rei*  ift  ba^ 
Sanb  an  3Irten  unb  ^nbioibuen  Don  Papageien, 
febr  eigenartig  ift  ber  Üeierf*wanj  unb  ber  (frnu, 
neben  bem  fia)  no*  2  eigentli*e  Hafuararten  finben. 
3m  Mitten  tommen  545  $*ogelarten  oor,  Don  benen 
400  SanbDögel  unb  unter  biefen  wieber  380  3trten 
originell  fmb.  3abltei*  finb  bie  S*langen  unb 
ßtbeebfen,  unb  unter  ben  erftern  jeigen  bie  giftigen 
ein  auffallenbeä  übergewi*t,  inbem  fte  ftcpbur*= 
f*nittli*  ju  ben  barmlofen  faft  wie  4  ju  1  Der= 


halten .  Allein  Dueenätanb  bat  42  Arten.  Gibecbfen 
finben  fi*  in  etwa  140  Spected.  ftrotobile  tommen 
fowobl  im  ÜReere  an  ber  Hüfte  wie  im  füficn  SBaffer 
oor.  fianbf*ilbtröten  werben  ni*t  angetroffen,  wobl 
aber  ba$  sJteer,  Seen  unb  Slüffe  bewobnenbe  Arten. 
Sü|wafferfif*e  fmb  DeTbältnigmäfeig  gut  Dertreten, 
unter  ibnen  finben  fi*  3  Arten  ber  altcrtümU*en 
2ur*fif*gattung  Ceratodus,  ber  Sarramunba. 
£anbf*neden  giebt  ei  etwa  300  Arten,  SAmetter* 
linge  fmb  feiten  unb  nehmen  an  Artenjabl  Don  ber 
ftorfctüfte  (100  Arten  Jagf*metterlinge)  na*  S. 
(35  2trten)  ftetig  ab.  SBeit  jablrei*er  fmb  bie  Äfifer, 
befonberä  93ocf=  unb^ra*ttäfer.  Au*  SeufAreden 
treten  oft  in  grofsen  Wengen  auf  unb  werben  fAäb- 
li*.  sJ)tit  2lbft*t  ober  bur*  3ufall  bat  ber  ÜRenf* 
eine  Stcilje  aufterauftral.  Jiere  eingefübrt,  bie  Der= 
witbert  finb ;  Don  ibnen  ift  baS  Äanindjen  in  man*en 
©egenben  eine  Sanbplagc  geworben. 

3Htneratien.  SBon  pö*fter  SJebeutung  ift  ber 
3Jlineralrci*tum  A.3,  bur*  ben  bad  üanb  f*nell 
ju  bober  3öi*tigfeit  aufgeftiegen  ift.  9tamentU*  bat 
ba$  Auffinben  ber  ©olblager  alle  3Jerbältniffe  plou 
Ii*  umgeftaltct  unb  bie  (fntwidlung  bei  ©anjen 
reifecnb  befAleunigt.  2)a*  ©ewi*t  be8  Don  1851 
big  1898  gefunbenen  ©olbc«  betragt  98519212 
Unten  unb  ftellt  ben  ungebeuren  3Bert  Don  faft 
8  ümlliarben  3Jt.  bar.  23or  Auffinbung  be«  ©olbee. 
battefi*f*on  ein  bebeutenber  ftupferDorrat.nament: 
HA  bei  ßapunba  unb  in  ber  $Burra-33urra'3ttine  bei 
Huringa  in  Sübauftralien,  gefunben.  9taA  ber  1860 
erfolgten  Gntbedung  ber  ÜBallaroo* Salinen  gebfirt 
Sübauftralien  ju  ben  an  fiupfer  reiAften  fidnbern 
ber  erbe.  Steintoble  finbet  fi*  an  ber  Cftfeite  im 
Sanbftein,  im  ganjen  ©ebiete  beä  .<?un_ter  Mücr,  be- 
fonberd  an  ber  SJtünbuno  biefeS  ^luffeä  bei  vitro- 
caftle.  9tei*e  Silbergruben  befteben  in  Steufübwaleä 
unb  Queen  •>  I  anb,  ebenba  au*  wertDolle  3tnnlager. 
diamanten  finben  fi*  in  9teuffibmale3,  SJictoria, 
Sadmanien  unb  SPeftauftralien,  wo  bei  .uunberlep 
1896  ein  bebeutenbeä  Säger  entbedt  würbe. 

IBcDölteruug.  3)ie  uugcwöbnli*  fAwaAe 
Dölterung  A.«  jerfällt  in  eine  ureinbeimifAe 
(f.  Auftralier  nebft  lafel)  unb  eine  erft  iüngft  ein= 
gewanberte  europfiifAe  (oefonberg  beutjAe),  ferner 
wobnen  Gbincfen  (etwa  38000)  im  SD.  unb  in 
Queenglanb.  ^e  weiter  bie  Europäer  Don  ben  Hüften 
aud  naA  bem  Innern  Dorbringen  unb  ba$  £anb 
einer  regelmäfügcn  Kultur  unterwerfen,  befto  mebv 
werben  bie  Urbewobner  auf  bie  Üßafteneien  bc* 
fArdult  unb  ihrem  Dötligen  Untergange  entgegen^ 
gcföbrt.  3n  ben  benebelten  Seilen  A.8  DerfAwinben 
fie,  wie  jum  Seil  auA  bie  einbeimifAe  s^flanjen« 
unb  Sienoelt,  Dor  ber  europ.  Hultur.  ^Bei  ber  i'ln- 
fünft  ber  üuropder  moAten  in  ben  ]eht  tolonifierten 
Seilen  Don  ^)teufübwaleg,  33ictoria  unb  Sübauftra: 
lien  etwa  150000  Auftralier  berumiAweifen.  2Ran 
idblte  1851  in  9teufübwale«  1750,  in  Sictoria  2500, 
in  Sübauftralien  3730  Eingeborene;  1872  lebten 
in  Sübauftralien  noA  3369,  in  SBictoria  noA  13»! 
Auftralier,  in  DteufflbwaleS  983;  1881  jdblte  man 
in  Sübauftralien  6346,  in  Victoria  780  Ginge* 
borene;  enbliA  belief  fiA  bie  Sohl  ber  Eingeborenen 
1891  nur  noA  auf  59464  (565  in  Victoria,  828») 
in  fleufübwaleä,  20585  in  Queenglanb,  23789  in 
Sübauftralien  unb  6245  in  S&eftauftralicn).  S>ie 
einbeimifAe  ©cDölterung  Sagmanien«  ift  jefct  ganj 
auggeftorben. 

JBeoÖlterung  (auefAliefcliA  ber  ureinbeimifAen) 
unb  ^Bewegung  berfelben  1898: 


Digitized  by  Google 


fluftwlien  (fianbtoirtfäaft.   Snbuftrie.  £anbcl) 


155 


Kolonien 


■öS  K 
=  35 

«■So 

»3 


f  8 


E 
t: 

9 


f 

o 

H 


•Jifutübmale*«  . 

799  204 

1  335  800 

36  332 

16 

661 

«i  ctoria  .  .  . 

329  078 

1  169  434 

5.1 

7  660 

30  170 

1« 

695 

Qurrntlanb  .  . 

1  730  731 

493  704 

0.3 

3973! 

13933 

G 

243 

äübauflralirn  . 

3  34t  611 

363  897 

0,3 

3314 

8  945 

4 

675 

SSrftauftrolicn . 

3  537  383 

168  139 

0,1 

1674 

496« 

l 

71« 

lotroanifn* 

68  334 

177  340 

3.6 

3  097 

4  5*0 

359 

.^ujaninifri 

7  696  231|S  707  3O4  0,5 

35  505, 

98818 

il 

349 

•  »it  Sfptivbcnifn- 

Sie  rafcb  ftd)  tote  9ko6lferung  in  ben  Kolonien 
burdj  Ginwanberung  angeiammelt  bat,  erbellt  bar= 
au«,  ba&  Weufübmale«  1821  erft  29  783,  SJictoria 
1834»:  224,  Sübauftralien  1838:  6000,  Oueen«lanb 
18*8:  2257,  ©eftauftralien  1854:  11 743  (?.  jiblte. 

Tie  Ginwanberung  betrug  1898  in  9teufübwale« 
75526,  Victoria  94436,  Cueen«lanb  34243,  £üb= 
auftralien  54828,  SBJeftauftraUen  32709  unb  Zai- 
manien  24074,  jufammen  315816;  bie  Slu*»an-- 
berung  70181,  98225,  28110,  54114,  28756  unb 
19323,  jufammen  298  709  Kopfe. 

2anbwirtfd)aft.  öauptjweig  ber  Sanbwirtidjaft 
ift  bie  9Mebju<bt,  bie  in  erfter  Stinte  (Sdjafjudjt  ift. 
1898  «ab  e«  im  ganjen  80  789  777  ccbafe,  ba^ 
oon  über  bie  öctlfte  (41241004)  in  Weufübwaleis 
faft  ein  Viertel  in  £ueen«lanb  unb  faft  ein  Secbftel 
in  Victoria,  »n  SBolle  nntrben  in  bcn  lehten 
3abren  (1891/95  bi«  1899/1900)  ifibrlicb  jwifcbeu 
(1899/1900)  l,«  unb  (189495)  faft  2  Will.  Ballett 
im  ©efamtmerte  oon  etwa  22  bi«  (1899, 1900)  aber 
27  Will.  >43fto.  5t.  (einfcbliefslicp  9leuieclanb)  pro= 
bujiert.  SBon  großer  IBcbeutuitg  für  bie  9Mebjud?t 
ift  neuerbing«  ber  Tranäport  gefrorener  Hammel 
nad)  Gnßlanb  Geworben;  1880  fanbte  man  sunt 
erftenmal  400  8tü(t  ab,  1894  mürben  bereit*  90  Will, 
kg  imkerte  oon  40  Will.  W.  nur  oon  ben  Kolonien 
3Jictoria,Cueen«lanb,9ieufübwale«  unb  9iettfeelanb 
erportiert;  bie  gefamteHu«fubr(einicbl.9ieitfeelanb) 
oon  gefrorenem  ftleifdje  erreichte  1898  etwa  00  Will. 
SR.  3n  jroeiter  $inie  ftebtbie  iHinberjudit ;  hier  bat 
aber Uiieenälanb  ben  SJorTang  mit  über  ber  £>äCftc  be« 
gefamten  Seftanbe«  (10443067  Stüd);  tonier 
oierte«  Sleifd? ,  Talg,  fcaute,  iöutter  unb  Maie  ftnb 
roiebtifle  2(u«fubrartite(.  $ferbe  gab  e«  in  31. 
1672988,  Sdjweine  858150  etüd. 

Ter  Hderbau  tritt  jwar  gegenüber  ber  SMebjucbt 
jurüd,  gewinnt  aber  taut  an  3}oben.  Hm  vtx- 
breitetften  ift  berStnbau  oonSJBeijen  unb  .freugra«; 
aud?  £afer  unb  ©erfte  werben  jum  größten  Seil  als» 
lUebfuttcr  gebaut.  ^aft  alle  europ.  Cbftforten  ftnb 
mit  groftem  Grfolg  eingeführt,  in  9t*eufübwalc«  unb 
Cueenälanb  aueb  3uderrobr,  Wai«,  Strroro'ftoot 
unb  üBananen.  Ter  in  Dielen  iöejirlen  gewonnene 
labaf  wirb  faft  nur  jur  Sd?afwäidjc  benutzt. 

Tie  Widjtigi'len  Hderfrüdjte  1898,99: 


3n  ben  lefcten  ^abren  würben  oon  <Sbaffep  93ro* 
tberd  am  Wurrap  SBeriefelungStolonien  angelegt, 
bie  au&erorbentlid)  günftige  Grfolge  aufweijen. 
trüber  wüftenäbnlidje  ©egenben  ftnb  jefct  oon  Obfh 
unb  Seingdrten  bebedt.  ©ewaltige  Wafdjinen 
pumpen  ba«  Gaffer  aud  bem  Jlufi  in  unjäbligc 
$eriefelung«tandle.  So  entjtanben  bereit«  bie  Sin* 
ftebelungen  Wilbura  in  Sictoria  mit  3000  unb 
iHcnmart  in  Sübauftralien  mit  800  G.  G«  werben 
bauptfädjlid)  Hpritoien,  ^firfidje,  feigen,  Dlioen, 
Drangen,  yimonen/Jtettarinen  unb  bcionberSÜikin» 
trauben  tultioiert,  bereu  ?lu*fubrwerte  ftcb  bereit* 
auf  mebrere  Millionen  Wart  belaufen.  Tiefe« 
günftige  Crgebni«  bewirtte  bie  ^ilbitng  attberer 
bemjclben  3wede  ftcb  wibmenben  ©efellfcbaftcn,  be* 
fonber«  in  Sübauftralien  unb  Victoria,  in  weld) 
leMercr  Kolonie  30. 3uni  1899:  69  iolcbe  Stuit*  in 
lijätigteit  waren. 

^nbnftrie.  Tie  ^nbuftrie  ift  nod)  wenig  tat* 
widelt,  trot»  ber  sfi?eltaueftellungen  ju  cobneu  1879 
—80,  ber  ju  Melbourne  1880  —  81  unb  ber  Hu«» 
tellung  ju  Sauuccfton  im  Jperbft  1891.  (5*  ift  r<on 
br  nur  in  ben  öauptftdbten  bc«  l'anbe«  unb  aueb 
ner  nur  infoweit  bie  9(ebe,  al«  fte  auf  $efriebigung 
ber  notwenbigiten  Cebeu«bebürfniffc  gerichtet  unb 
al«  fte  jur  Verarbeitung  ber  im  l'anbc  gewonnenen 
3iobprobutte  itnbcbingt  uotweubig  ift.  Tic  £aupt: 
erjeugniffe  ftnb  taber  Hier,  tobleniauTe  ©etränte, 
,  UM'.v,  vJBi«tuit«,  Konferoen  aller  ?li°t,  namentlid; 
cingemad>te  rtrüdjtc  unb  ^rudjtidfte,  ludbe,  l'cber, 
^eljwaren,  ÜJlöbel,  Sagen,  Hoote  in  berüorragt'iibcr 
;  cebönbeit  unb  ©üte,  ©efdjiue,  3attel  unb  ,Saums 
jeuge.  ?ludb  djem.  ^abriten,  Waidjtnenfabriten  ftM 
wie  Scbitj«bauanftaltcn  ftnb  oereinjelt  febou  in  ben 
gvcRcru  itüftenftäbten  anjutteffen.  Tennotb  wirb 
ein  großer  Icil  aller  ^nbuftrieartitcl  r»on  Europa, 
meift  oon  Guglanb  bejogeu.  Tan  inbe«  aud>  bier 
cineSaubluttg  allmäblicp  fid)  oolljiebt,  beweiien  bie 
ben  europäifeben  febr  nahe  tommenben  i?erbcilt= 
nifjc  ber  beiben  SßeltftAbte  3obneo  unb  IMielbourne. 

£«nbc(.  Tie  Gin  unb  ?lu«fubr  einfdjliefelicb  ber 
eblen  Wctalle  betrug  1898  in  1000  $fb.  3t.: 


Kolonien 


Cinfuör 


im    !  aui 
.wiiin:  (Sttalaub 


9irufübroolf<( 
KJictoria  .  .  . 
;  Qurru4tanb 
3AbaiiftTdlirii 
«Sfftauftralirit 
Ta«maitir ii .  . 


24  454 

16  768 
6  007 
6  185 
5  243 
1  650 


7  744 

6  195 
3  199 

1  '.>75 

2  052 
466 


«ujfndr 

im  na<b 
qanitn  (fnaUnö 

37  648  j  7  735 

15  873  6  740 

10  856  |  4  353 

6  796  i  3  30(1 

4  9tKl  •.'  21t  4 

i     ;  132 


3m  natiArit  :  60  306  ;  20991  |  r,7u35  2.;  *'yj 
.viauptgegenftanb  ber  Huefubr  ift,  abgefeben  oon 
eblen  Wetallen,  bie  ©olle,  oon  ber  1890  für 
19883000,  1898  für  19  717  530  $fb.  ct.  att«ge-- 
fübrt  würbe.  Taoott  entfallen  auf  Weufübwale« 
9V,  Will.  sl)fb.  ct. 


«*- 
bnutf* 

£aiU> 

Herr! 

CJrntcjWdjf  in  9JJifl.  flert* 

«rntftnrnaf 

»cijtn     $af«  »«fte 

4)fU 

«Bri. 

$afrr 

•frfte 

Kar» 

toffetn 

(~ 

i*ifbent8 

©ui^fl»  tonicru 

9truiüb»alci 

Sictotla  .... 
Cnrrntlanb  .  . 
eübauftralirn  . 
tBrflauftTalirn  . 
Ta«manirn   .  . 

3555339 
3877  933 
431 735 
3967  370 
316000 
533367 

1,330 
3,154 
0,046 
1,789 
0,075 
0,085 

0,020 
0/166 
0,000 
0,026 
0,003 
0,060 

0,004 
0,048 
0,U03 
0,017 
0,003 
0,006 

0,028 
0,041 
0,008 
0,007 
0,003 
0,021) 

0,462 
0,565 
0.035 
0.316 
0,079 
0.049 

0,723 
0,803 
0,329 
0,813 
0,053 
(1,313 

9  386  316  278007)  64  094  61900  334  397 
19  581  304  5  523  419  1  112567  147300  72329'.» 

607012  4047  34  8«.'.  16413,  70  235 
6  778  9CMi[   304  002    334  135    14  445!   558  51S 

864  909!  55  854  39  295  5<;98  77  017 
2  303  513  3  371  070    184  325,  8«  166      82  448 

^iitammfu 

10  570823  |  5,46V»  ;  0,375  {  0,080 

0.106 

1.506       3.034      41  431  853  8  436  399  1  659  1*1  333922  1  545  814 

Digitized  by  Google 


156   Sluftrolien  (öerfefjrStocfen.  SBerfaffung  unb  Serrooftung.  ^ecnuefen.  ginanien) 


Scr  Scbiff*oertebr  gefaltete  ftcb  1898  folgenber* 
mafeen: 


Singans 


Kolonien 

Scfjiffe 

Wrg.-Zon* 

64ifff 

1Hrg.<2oii4 

<RfufftbroaUi    .  .  . 

3  3ir, 

3  464  867 

3  263 

3  455  061 

3  0O4t 

2473745 

2  043 

2  483  993 

Ourtntlanb  .... 

613 

603006 

598 

596  IM 

Gübauftralirn  .  .  . 

1  06S 

1722358 

1  083 

1  760  167 

tBffiouftrolim  .  .  • 

6S3 

1199894 

631 

1  189  732 

Zatmanirn  .... 

739 

674  964 

786 

:.si  029 

3»f«m«cn 

8  37» 

1U  036  834 

8  404 

10  069  294 

flutgang 


8erfeftr£»cfcn.  Sa«  Gifenbafynncfc  bat  fut 
in  neuefter  3at  ganj  bebeutenb  entmidclt.  Sie 
©cfamtlänge  ber  im  Sktrieb  befinblicben  Gifen= 
babnen  betrug  einfcbliefelicb  91eufeelanb  unb  Hawaii 
Slnfang  1899:  23334  km.  Sluf  100  qkm  fommen 

0.  3  km  unb  auf  10000G.  51,5km  Gifcnbabncn.  £>icr= 
von  entfielen  auf  Sicufübroale*  4330  km,  SMctoria 
5035  km,  Sübauftralien  3029  km,  CucenSlanb 
4241  km,  Söeftauftralien  2190  km,  £a*manien 
771  km,  «Jieufeelanb  359G km,  Hawaii  142 km.  Sie 
Gifcnbabnen  finb  flbermiegenb  Staat*bal>nen.  ^bre 
mittlere  99etrieb*!änge  bctrua  (189899)  20  544  km 
( ob,  ne  bie  in  SBeftauftralicn).  $on  grojier  Sicbtigteit 
für  bie  ftebung  be*  SurcbgangÄuerfebr«  ift  bie 

1 .  ÜJtai  1890  eröffnete  gr  ofie  Gif  enbabnbrüd  e  über  ben 
S3arote*bu rpflufj,  bureb  bie  ba*  let)te  ©liefe ber  Gifem 
babnterbinbung  SBriebane « Spbnep » ü)felbourne= 
Slbclaibe  gcfcbloffen  mürbe.  SBon  ber  quer  burd)  ba* 
^eftlanb  geplanten  iöabn  Slbelaibe:9Jort  =  Sarroin 
(runb  3100  km)  ber  Stuftralifcben  uberlanbbabn 
ift  bisher  nur  bie  Sübftrede  ?lbelaibe-Cobuabatta 
(1107  km)  unb  bie  9iorbitrcde  ^ort= Sarroin^ine 
Greet  (235  km)  fertig  geftellt. 

Seit  21.  Clt.  1872  ift  3t.  bureb  eine  £ele  = 
grapbenleitung  mit  Guropa  berbunben.  Sic 
Kolonie  Gübauftralicn  bat  bie  Leitung  von  ort; 
Stugufta  am  Spencergolf  mitten  bureb  ben  Hontü 
nent  nacb  ^ort  =  2)armin,  an  ber  Hüfte  von  9torb- 
auftralien,  gelegt,  roäbrenb  bie  engl.  Regierung  ba* 
Habel  oon  yaoa  nacb  $ ort  Karmin  bcrgeftellt  bat. 
Sie  Gntfernung  biefer  2Bcltr>erfcbr*linie  »on  Slbc 
laibe  bi*  ^almoutb  betrögt  20000  km,  barunter 
14700  unterfeeifebe  Veitungen.  Gnbe  1895  hatten 
bie  fecb*  Kolonien  71 317  km  Jelegrapbenlinien  unb 
131 181  km  Sräbtc  in  betrieb.  —  8.  bat  aud? 
bereit* fed)*  verfebiebene  $oftocrbinbuna.enmit 
Guropa,  unb  jroar  bie  ältere  i'inic  »on  Stbelaibc 
über  Golombounb  Suc*,  biejroeilcvon  Spbnep  auf 
bemfelben  SDege,  bie  britte  oon  Sbbnep  über  Slud^ 
lanb,  6an  (jranci*co  unb  SReuport,  bie  üiertebureb 
bie  £orre*ftratie  über  Singapur  unb  Sue*,  bie  fünfte 
(fran|öfifcbe)»on 9iumea  unb  Spbnep  über  Golombo 
unb  Sue*.  Seit  1887  gebt  aud?  bie  ftaatlicb  untere 
ftü&tc  beutfebe  fcinie  von  3)remerba»en  in  56  Jagen 
über Sue*,  Säbelaibe, Melbourne nacbSpbnep.  Slucb 
initGanaba  (Sancouoer)  bat  91.  von  Spbncu  aud  feit 
1893  ^oftbampferoerbinbung.  Sod?  bat  fieb  H.  erft 
feit  1.  Ott.  1891  bem  ©cltpoftucrein  angcfdjloffcn. 

Serfajfung  unb  Berwalturtg.  "JSolitiicb  gehören 
bie  auftrat.  Kolonien  ju  ©rofebritannien ;  bie  i;  et 
faffung  ber  Ginjelftaaten  ift  ber  be*  ÜJlutterlanbe* 
naebgebilbet.  3ebc  Kolonie  bat  ibren  eigenen 
©ouoerneur,  bem  ein  SDliniftcrium  (Grelutioe)  unb 
ein  Ober*  unb  Unterhaus  (i'cgislatioe)  jur  Seile 
fteben.  Sa*  Parlament,  in  ba*  bie  Regierung 
ein  drittel  ber  3lbgeorbneten,  bie  Ginroobncr  jroet 
drittel  rodblen,  bat  ba*  9ied?t,  ©efetie  311  geben, 


foroeit  fie  ben  englifeben  nidjt  miberftreiten,  unb 
über  bie  Gintünfte  ber  Kolonien  ju  beftimmen,  fo< 
weit  biefe  niebt  aud  ben  Kronldnbem  piefeen.  3llle 
oon  bem  Parlament  angenommenen  ©efehe*oor- 
fcbläge  bat  ber  ©ouperneur  namend  ber  engl.  JHe* 
gierung  ju  beftätigen.  Stiles  £anb  gebbrt  gefeslid? 
ber  ftrone,  bie  ee  in  öffentlidjer  Steigerung  an 
bie  ?Dieiftbietenben  certauft.  3lufeerbem  wirb  jur 
^eförberung  ber  Siebjucbt  unoertaufted  Kronlanb 
ju  einem  geringen  greife  f  crpadjtet. 

9]ad)  langem  ücrgeblidjen  Semübungen  tarn  eub= 
lid)  1898—99  bureb  SSerpanblungen  jtuifeben  ben 
beteiligten  Staaten  unb  allgemeine  iBolt»abftim= 
mungen  unter  bem  tarnen  Commonwealth  of 
Australia  eine  engere  SJerbinbung  ber  einzelnen 
Kolonien  nacb  bem  dufter  ber  Dominion  of  Ganaba 
ju  ftanbe,  Don  ber  ftep  ieboeb  SBeftauftralien  unb 
'Jteufeelanb  nod>  fern  balten.  5)cr  SBevfaffung^ent^ 
murt  erhielt  9.  3uni  1900  bie  ©enebmigung  ber 
Königin  unb  trat  L  3an.  1901  in  Kraft.  *ln  ber 
3pit(e  bed  Commonwealth  of  Australia  ftebt  ein 
oon  ber  Königin  ernannter  ©eneralgouoerneur, 
ber  bie  Grefutiogemalt  befi|t  unb  bie  (böcbften*  7) 
üllinifter  ernennt,  bie  bem  Qtanbeäparlament  ange- 
bören  inüffen.  Gr  bat  bie  ©efe&e  ju  fanftionieren ; 
oerfagt  er  feine  äuftimmung,  fo  tft  ein  2lppell  an 
bie  Krone  juläffig.  Sa*  58unbc*parlament  beftebt 
au*  Senat  unb  iHepräfentantenbau*.  $er  Senat 
beftM  25  jKitglieber,  oon  benen  ieber  9unbe*ftaat 
5  entfenbet,  bte  birett  Dom  Solle  auf  G  ^abre  ge- 
irablt  roerben.  Sa*  9leprfifentantenbau*  bat  öo 
ebeufall*  bireft,  aber  nur  au[  3  3at?re  gewäblte 
ÜJJitglieber,  bie  fidj  jeboeb  auf  bie  Ginjelftaaten  nad? 
ber  3k»öllerung*jabl  »erteilen,  iöeibc  Kammern 
bcfitien  gleicbe  Mecbte.  Können  fie  ftcb  über  einen 
Öefefientiourf  niebt  einigen,  fo  bat  ber  ©eneralgou- 
oerneur  ba*  9ied)t,  bie  Kammern  aufjulöfen  unb 
Dieumablen  au*jufcbrciben.  Kommt  auch  bann 
leine  Ginigung  ju  ftanbe,  fo  vereinigen  ftcb  beibe 
Kammern  ju  gemeinfamer  Si^ung ,  in  ber  bie  ab= 
folute  ÜDiajoridt  entfebeibet.  Ser  ©efeftgebung  be* 
Commonwealth  unterliegen  bie  j3anbela>:,  Steuer; 
unb3ollangelegenbeitenA>aitbe*Dcrteibigung,3i$(ib: 
rung,  fomie  ba«$oft=,  patent-,  9Janl=  unb  5Jcr^ 
ficbcrung*roefen.  ßüt  5iunbe*bauptftabt  ift  oor- 
Ifiufig  ÜJlelbourne  beftimmt. 

^eerwefen.  25a  bie  engl.  Regierung  lein  ÜWi- 
litär  mebr  in  ben  Kolonien  unterbdlt,  fo  baben  ftcb 
bafelbft  jvreinjilligcnloip*  gebilbet  in  einer  ©e= 
famtftdrfe  oon  etroa  13000  2Jlann;  femer  beftebeu 
Heine  reguläre  Slbtcilungen  (1500  '•Mann)  unbetma 
11000  ÜHilijtruppen.  Sic  Union  ber  auftrat. 
Staaten  roirb  uorauSftcbtlicb  eine  größere  Kon- 
formität in  Kontrolle,  Surcbbilbung,  Semaffnun^ 
u.  f.  to.  ber  militär.  Kräfte  jur  5»lge  baben. 
Küftenoerteibigung  unb  jum  Seepolijeibienft  untere 
hält  bie  engl.  Regierung  in  31.  ein  ©efdnvaber  von 
5  gebedten  Hreujcm,  2^anjerlanonen^52orpcbo^ 
booten  u.  a.  mit  192  Kanonen  unb  lltJO  Tlann 
fa^ung.  SieKolonialregicrunQenfclbft  Unterbalten 
einige  Krieg*fcbiffe  mit  2450  Wann  $kfatiung. 

^•iiinn.^cii.  -Ji.  befiftt  mie  bie  Ültcbrjabl  ber  engl. 
Kolonien  b«>b«  Scbu^jöUe,  bereu  Grträge  jeboeb 
bie  roicberboltc  Jlufnabme  von  SInleiben  jum 
3mcde  von  Gifenbabn=  unb  .ftafenbauten  niebt  ent  = 
bcbrlicb  macben  tonnten.  3n  letjter  3eit  bat  fieb  in  ben 
einzelnen  Staaten  aueb  ein  Spftem  bireftcr  Steuern 
entmidclt.  Sie  Ginnabmen,  3tu*gaben  unb  Scbul- 
ben  betrugen  im  3. 1898,99  in  $fb.  St.: 


Digitized  by  Google 


Sluftralien  (ßieiftige  Äultur.  ^ti>etfiingSge|'c&jcf)te) 


157 


Äolonien 


9lcu)übir<aleS  .... 

Victoria  

CueenSlanb  

Sübauftralien .... 
©eftauftralien.  .  .  . 
Tasmanien  


(Hn'ami. 
einnahmen 


9  754  185 
7  378  842 
4174  086 
2  731  208 
2478  811 
908  223 


S  Bulben 


im  ganjen 


9  734417 
7  027  415 
4  024  170 
2  777  614 

2  539  358 
830  168 


63  761  666 
50379  277 
33  598  414 
24  916  310 
10  488  363 
8412904 


27  425  355    I  26  933  142    I  191556  934 


3ufammen  |  27  425  355  | 

©ejjtige  finlhur.  ÄirdH  früher  bilbeten  alle 
engl.  SScfihungcn  in  2t.  einen  Seil  ber  Siöcefe  Rai 
futta.  1836  »urbe  iL  fclbftdnbigeS  9MStum  unb 
feit  1847  nach  unb  nacb  in  13  Siöcefen  geteilt.  too= 
von  fecbS  auf  «JlcufübtoaleS  (Spbnep,  SBatpurft, 
(9oulburn,  ©rafton  unb  Slrmibale,  Slerocaftle,  SRiDe^ 
rina),  jtoeiauf  OueenSlanb  (Brisbane,  «JlorbqueenS= 
lanb) ,  jtuei  auf  SBictoria  («Dlclbourne  unb  SBaUarat) 
unb  je  eine  auf  Sübauftralien  (2lbelaibe),£aSmanien 
unb  3öeftau)tralien  OJkrtb)  lommen.  2>er  93ifd>of 
von  Spbnco,  ber  unter  beut  ßrjbifcpof  von  Ganter- 
burp  ftebt,  ift  «Dletropolit  von  31.  Sifc  ber  alle  fünf 
3abresuiammentretenbcn@eneralft)nobciftSpbnet\ 
1891  jäblte  man:  2787000  ^roteftanten  (1  «Will, 
ber  anglifan.  Äircbe  angebörig),  829000  IRÖmifctj- 
Matboltfdjc,  14820  Subcn  unb  49580  Reiben  unb 
l'lobammebaner.  2>aS  Seftenrocfen  ift  in  31.  mebr 
als  anberSroo  jur  33lüte  gelangt. 

33oltSbilbungStoeien.  Scnjablreid?cnÄon= 
feiftonen  entfpriebt  bic  Einrichtung  fonfcffionSlofer 
Scbulen;  bie  lonfcjfionellen  Spulen  fmb  im  3Xb- 
nebmen  bcßriffcii.  vettere  fmb  bcfonberS  von  feiten 
ber  Äatboliten  erridjtet.  Sie  3abl  ber  «JkiDatfcbuIen 
üt  noch  groß,  ftntt  aber  im  33crj}leicb  ju  bem 
©acbStum  ber  Dom  Staat  erriditeten  Schulen,  um  bic 
fid)  bcrfclbe  früber  nidjt  belümmerte.  Seit  1880  fliebt 
eS  ein  Sdni(gefe$,  baS  fid)  auf  bie  engl.  Elemen- 
tar)- Education  Act  »on  1870  ftü&t,  aber  nicht 
Iebiglidj  für  elementare,  fonbern  and)  für  mittlere 
unb  höhere  3luSbilbung  forflt.  Ser  Scbulbefucb 
mährt  bis  jum  14.  3apre.  SaS  @efe&  forßt  für 
berumreif  enbe  Sebrcr,  read  von  großer  SBebeutung 
ift  bei  einer  SBcDöllerung,  bie  fo  jerftreut  roic  in 
31.  mobnt.  GS  giebt  au<b  ftaatlid?e  Slbenbfcbulen 
für  ©rtoadjfene,  beren  Sd?ulbilbung  rjernadjläffigt 
»orben  ift.  Sie  ScpÜler  ber  StaatSfcpulen  jablen 
to6d?entltd>  3—4  «ßence  Scbulgebübren.  Sen  übri= 
gen  linterpalt  feiner  Spulen  beftreitet  ber  Staat 
auS  feinen  Mitteln.  «Plan  jäblte  1897 : 7940  Staate 
fd>ulen  mit  863  764  Schülern.  llniDerfttäten ,  ben 
englifeben  ähnlich,  giebt  eS  in  Spbnep,  Melbourne 
unb  Slbelaibe.  Sie  Unioerfitdt  von  Slbelaibe  ift 
au*  ben  grauen  geöffnet.  Sie  «Ulitglieber  ber 
Schule  ber  Hünfte  ju  Spbnep  errichteten  1874  eine 
3lrbeiterfcbule,  in  ber  teepnifeber  linterriebt  erteilt 
rourbe.  Siefe  tourbe  1883  Don  ber  Regierung  übcr= 
nommen,  bie  jugleicb  ein  beftimmteS  Spftem  für 
tedbniieben  Unterricht  feftfe&te,  ber  jefct  aud?  in  Tleb 
boume  unb  JBriShane  erteilt  toirb.  3lußcrbem  giebt 
eS  Sanbroerterinftitute  in  allen  Stäbten.  ©elebrtc 
©cfellfcbaften  giebt  eS  in  ben  meiften  großen  Stäbten. 

Siegel  tun  g«litteratur  bat  einen  febrraf  eben 
3luffd?mung  genommen.  SaS  roidjtigfte  SBlatt  in 
SleufübroaleS  ift  ber  tdglid)  morgend  erfebeinenbe 
«Sydney  Morning  Herald»  ;jeben  Slbenb  erfebeinen 
bie  «EveningNews».  Streftlicb  illuftriert  finb  bie 
reocbentlid?  crfd?einenben  «Sydney  Mail»  unb  «Town 


47,36 
42,86 

67,40 

67,74 
62,38 

47^5 


51,67 


8on  ben  Sinnabmfn  Tamm 
(mit  »fuTtrlanb):  9  32317» 
auf  3öDr,  3 163 130  auf  anbrrr 
Steuern,  11 466  864  auf  tfifen« 
babnen;  Bon  ben  fluiftaben 
9230956  auf  bie  Sfffntliae 
emulb,  6943369  auf  tttfen- 
bahnen,  2453016  auf  i|5oft  unb 
Zelearactjrn. 


and  County  Journal».  3"  *cr  Kolonie  Sictoria 
befinben  fnp  unter  ben  in  «Melbourne  erfdjeinenben 
3eitungcn  Dicr  täglicbe:  «Argus»,  «Age»,  «Herald» 
unb«Shipping Gazette»;  »öAcntlidj  erfdjeint  in  ge= 
biegener  tfuefübrung  ein  SBitjblatt:  «The  Punch», 
fomie  «The  Australasian»,  «The  Leader»  (mit  ben 
«lllustrated  Australian  News»  al$  Beilage)  unb 
«Weekly  Times».  Sludj  baben  in  «Melbourne  be- 
reite Journale  e  ruften  litterartfcben  unb  tpiffenfebaft- 
lieben  ,\nl\-.l  iv  JBoben  gemonnen.  ^nSübauftralien, 
2Bcftauftralicn,  Cueenölanb  unb  Tasmanien  berr= 
fdjen  äbnltcbe  5Berbältniffe.  Seutfdje  Leitungen  er- 
febeinen in  Spbnep  (« Seutfcpe  auftralifebe  «^oft» ), 
2lbclaibe  («Sübauftralifcbc  Leitung»)  unb  53ri<ebanc 
(««Jlorbauftralifd?c  3eitung»),  famtlicb  ro&djentlich. 

Gntbecfangggefdjicpte.  Ter  fünfte  (hbteil  bat 
feinen  «Hamen  oor  ber  (Sntbedung  erbalten.  Sie 
Aartograpben  bed  16.  oabr h.,  namentlid)  «Dtercator 
unb  feine  Schule,  glaubten  auf  bie  Autorität  be* 
«3tolcmäu«  b>n  an  baä  «43efteben  eine*  großen  Süb' 
lanbeS,  ba«  üon  «DlagalbäeS  1520  im  freuerlanbe 
unb  oon  be  «Jleteä  1545  in  ber  «icorbtüfte  von  «ftcu= 
guinea  gefeben  morben  mar.  «Ulan  nannte  c$  «bad 
unbelannte  Süblanb»,  «Terra  austrat  is  incognita», 
unb  biefeS  «Pbflntaftegemälbe  friftetc  fein  Stofein 
bid  auf  bie  jroeite  «ÜBeltreife  QooU.  Sic  erfte  biftoc 
rifeb.  nachweisbare  Cntbedung  31.S  fdllt  ini  3abr 
1605.  «Jcachbem  bieöolldnbifdj^DftinbifdjeöanbcU» 
gcfellftbaft,  gegrünbet  1602,  Hd)  juerft  auf  %ava, 
bann  auf  ben  ÜJcolullcn  feftgefe^t  hatte,  ging  bac- 
Schiff  Supften  (Jdubcben),  Äapitdn  9Billem  3aufy 
(b.  b.  3au^oon),  1605  oon  Santam  ab,  um  bie 
Arage  ut  entfebeiben ,  ob  Neuguinea ,  mie  bie 
ccbule  ÜRercatorä  behauptete,  eine  ^nfel  fei,  ober 
ob  e£  einen  Seil  beä  unbefannten  SüblanbcS  bilbe. 
3Sillem  3<»n$ä-  f  erfeblte  bie  loneSftraßc  unb  geriet 
in  ben  Qarpentariagolf;  er  behauptete  baber,  sJleu= 
guinea  gebore  jum  ^eftlanbe,  unb  bei  biefer  3lnfid>t 
blieb  man,  bis  (Sool  1770  bureb  bie  SorreSftrafee 
fuhr  unb  baburd)  enbgültig  Neuguinea  Dom  fübl. 
ßeftlanbc  abtrennte.  3roar  hatte  8uiS  S3aj  be  Sorre* 
febon  1606  bie  nach  ihm  benannte  Straße  von  Oft 
nadj  ffieft  burcbfegelt,  allein  feine  Sericbte  lamen 
nicht  an  bie  Cffentlicbfeit;  ber  eine  tourbe  erft  1762 
Don  ben  dnglänbern  in  «Ulanila  entbedt,  ber  anbere. 
ber  nach  Spanien  gelangt  toar,  erft  1878  aus  bem 
3lrd?h>  oon  SimancaS  Deröffentlicpt.  Sa  nun  bie 
bollänb.  Schiff«  auf  ihrer  gabrt  Dom  flaplanbe  bureb 
ben  3nbif<ben  Ccean  feit  1611  »uerft  bis  jum  «Dleri- 
bian  Don  o  a v a  gegen  Süboften  bis  jum  36.  unb  40.° 
fübl.  93r.  Steuerten  unb  bann  norbmdrtS  gingen,  f o 
mußten  fie  nottoenbigertoeife  gelegentlich  bie  «Beft- 
tüftc  31.S  berühren,  »eil  juDcrlfifftge  Sängenbeftim- 
mungen  auf  ber  See  nod)  nicht  möglich  maren,  baS 
Schiff  alfo  leicht  über  ben  «Dleribian  Don  3aDa  bim 
auSgeraten  tonnte  unb  bann  auf  ä.  treffen  mußte. 
So  tourben  bis  1642  Seile  ber  ©eftfüfte  entbedt 


Digitized  by  Google 


158 


«uftralicn  (SntbecfungSgefdjtdjte) 


unb  aufßenommen.  3»  liefern  3abre  würbe  ber 
ßrofte  b^ollänb.  Seemann  9lbel  ,V.n •> j.  laSman  Dorn 
töcneralßouoerneur  Slntonio  »an  Siemen  auSße* 
fanbt,  um  jenfeit  beS  40."  fübl.  2k.Dorjubrina.en  unb 
baS  unbefanntc  Süblanb  aufjufinben.  Gr  berührte, 
oon  ber  3nfel  9JtauritiuS  tommenb,  24.  9lot>- 1642 
bic  SBeftlüfte  ber  3nfel  SaSmania,  bie  er  San  2)ic= 
mcnSlanb  nannte,  fubr  an  ber  SBefttüfte  bin,  ent- 
bcdte  bie  SBeftfeite  von  9ieufeelanb,  t  a ■>  er  für  einen 
Seil  beS  SüblanbeS  hielt,  berüprte  ben  £onßa= 
9lrd)ipel,  bie  9iorboftfeite  beS  23iSmard=3lrd)tpelS 
unb  9tcußuincaS  unb  battc  burd)  biefe  $abrt  bc- 
micfen,  baft  9fcubollanb  (fo  nannte  man  bie  neu 
entbedten  M .ir.cn  21.3)  nidjt  mit  bcm  unbetannten 
Süblanbe  jufammenpanße.  9lacpbem  er  1644  jum 
jrocitcnmal  auSßcfenbet  morbcn  war,  fubr  er  an  ber 
Sübtüfte  9JcußuineaS  pin,  unterfudjte  ben  ®olf  von 
lSarpentariaunbben93an5)icmenSßolfunbfolßteber 
9lorbmefttüftc  beS  fteftlanbeS,  bis  er  $e  ©ittslanb 
unb  baS  Kap  9tortbweft  erreichte.  6obann  tcbrte 
er  nad)  3aoa  jurüd.  Db  9tcuauinea  mit  8t.  ju= 
fammcnbänße,  warb  nidjt  entfepieben.  5)ie  cnt= 
bedten  Küftenftreden  reijten  nidjt  jit  weitem  Untcr= 
fucbunßen.  So  blieb  bie  Kenntnis  von  ben  Küfteu 
125  3abre  lang  biefelbe,  obtoobl  ciniße  23erfucpe 
innerbalb  biefer  Seit  unternommen  würben. 

SJon  bcr  brit.  9lbmiralität  würbe  1769  ber  f  Önißl. 
Socictät  ber  Sßiffcnfcbaften  baS  SBarlfcbiff  Gnbca= 
oour  jur  Serfüßunß  ßeftellt,  unb  biefe  fenbete  jur 
$eobad)tunß  beS  3DurcbßanßS  ber  33cnuS  burd)  bie 
Sonne  ben  Kapitän  (Soot  auS.  Siefer  umfeßclte 
im  ^an.  1769  baS  Aap  &oorn,  tarn  13.  Slprtl  nad) 
Sabüi,  umfcßeltc  oon  Cft.  1769  bis  (*nbc  ÜHfirj 
1770  ßanj  9tcufeelanb,  entbedte  bie  Gootftrafte 
unb  traf  am  19.  ?lpriC  auf  bic  Cftlüftc  9I.S  unter 
37°  58'  fübl.  23r.,  weftlicb  oom  Aap  £ome.  SBon  ba 
nörblicp  feßelnb,  tarn  er  in  bic  33otanpbai,  fteuerte 
au  bcr  flauen,  bis  babin  unbetannten  Cftfcitc 
91.S  cntlanß  unb  erreiebte  21.9luß.  baS  9torbenbe 
bcS  Kontinents.  Goot  ßab  bcm  ßanjen  öftl.  Küftcn= 
ftricfce  ben  9tameu  91cm  Soutb  S5?alcS.  3-  Ä.  Sorftcr 
madjtc  1780  juerftben  SBerfudj,  91.  als  fünften  &rb= 
teil  anjucrlenncn.  3«  Cnßlanb  würbe  1786  bc- 
ntloffcn,  baS  oon  (loot  entbedte  Küftenlanb  ju 
foleniftcren  unb  junädjft  33crbrceber  babin  ju  Der- 
idiiden.  Unter  <jübrunß  bcS  Kapitäns  Slrtbur  ' 
^billip,  bcr  jum  Oouocrncur  unb  CbcrbcfcblS= 
baber  oon  9(CiifübwalcS  ernannt  worben  war,  1 
lanßte  18.  San.  1788  ein  öefdpwaber  mit  778  33er 
bredjern  an  bcrKüftcbeS  auftral.  fteftlanbcS  an,  bic 
bei  bcr  icjrißcn  Stabt  Sijbncp  anßefiebclt  Würben. 
8Un  7.  £cbr.  würbe  eine  ßcorbnetc  SRcßierunß  für 
bic  Kolonie  vom  $Xav  9jort  bis  jum  cobneo  unb 
nad>  bcm  3nncm  bis  ju  131°  öftl.  S.,  cinfcbliefelicb 
bcr  anlicßcnben  Unfein,  einßefc^t. 

91ad)  mebrern  llntcrncbmunßen  jur  örforfcbunß 
beö  Innern  unb  bcr  Äüftc  warb  bie  näcbfte  widjtiße 
örpebition  im  ÜJlai  1813  unternommen,  wo  2Dent= 
wortb,  25larlanb  unb  Sawf on  über  bic  5Maucu  2)crßc 
bis  jur  Cuellc  bcS  l£or  9iiDcr  worbraußen.  Sdjon  im 
9ioDc mber  beSfclbcn  3<»bfeS  Würbe  vom  ®out»crncur 
i-'acblan^tacauatie  bcr  ^anbüermeffer  (frans  mit 
f-ünf  Skßlcitcru  tu  weiterer  Grfunbunß  bcS  l'anbeS  i 
aui'ßcfanbt,  übcrfd?ritt  abermals  bic  flauen  SBerße 
unb  unterfuebte  bcn!Dtacquarie:9liDer.  23innen  fcd?S 
Monaten  würbe  eine  Strafte  über  baS  ©cbirßc  bcr- 
ßcitellt,  bcr  (Gouverneur  felbft  untemabm  eine  Steife 
ins  innere  unb  leßtc  bort  ben  ©runb  ju  bcr  ctabt 
©atburft.  Cinc  weitere  Crpcbition  (rpanö'  1815 


fübrte  ju  ber  ßntbedunß  beS  gluffeS  Cadjlan.  1817 
ßinß  ber  fianböenueffer  Drlep  oon  Spbnep  aus  ju- 
erft  an  ben  obern  9Jlacquarie,  bann  an  ben  yadjlan, 
bis  er  im  3uli  ben  34."  fübl.  Sr.  erreiebte,  1818 
joß  er  wieber  auS,  um  ben  SRacquaric  bis  babin  ju 
erf orfeben,  wo  er  fid>  in  ber  Gbene  in  Sümpfen  Der; 
liert,  manbte  fub  Don  ba  oftwirtS  über  bie  i?iper; 
poolberße  jurüd  unb  erreid;te  bie  Äüfte  bei  ^ort= 
ÜRacquarie.  3»"  Oft.  1824  fanbte  man  Hamilton 
öume  unb  6ot>ell  auS,  bie  über  ben  3Jlurrumbibßee 
bis  $ort=$lnUip  oorbranßen  unb  fo  bie  Cntbcder 
beS  öftl.  SBictoria  würben.  2)er  QJotaniter  9lllcn 
Sunninßbam  ßinß  1825  baS  £bal  beS  Runter  auf= 
Wfirts  unb  entbedte  1827  baS  berrlicbc  Jafellanb 
ber  fiiüerpoolebenen  unb  nörblid?cr  bie  ßrünenben 
©iefenlanbfdjaften  ber  35arlinß  -  SownS.  1829 
würbe  bie  Kolonie  SBeftauftralien  anßeleßt. 

3m  3an-  1829  unternahm  Äapitän  Sturt  mit 
©.  ÜJtaclcap  eine  Sleife,  um  ben  ÜDhirrumbibßce  w 
erforfeben.  Sie  tarnen  an  ben  ÜDiurrap  unb  an  ben 
Sarlinß,  enblid)  im  Jebr.  1830  an  ben  fiüftenfee 
Jlleranbrina,  wo  ber  aJturrap  münbet.  3n  brei 
Üteifcn  (1831, 1835, 1836)  erforfepte  ber  fianboer 
meffer  Sir  2boma3  lUitcbell  baS  ^luftßebiet  beS 
'JDlurrap  unb  feiner  9iebcnflüifc,  befonberS  beS  25ar= 
linß.  SturtS  »weite  9ieife  1835  goß  bie  (Srünbunß 
bcr  Kolonie  Sübauftralien  unb  ber  Stabt  9lbclaibe 
1836  nad)  fid).  33  on  bier  auS  burebftreifte  Cpre 
1839—41  bie  Scenreßion  unb  SBüftcneicn  ber  Süb= 
tüfte  unb  ßclanate  nacb  Seftauftralien  ;um  fiinß; 
®eorße=Sunb.  Snjwifdjen  tyattt  ^Jbilipp  parier 
Kinß  üon  1817  bis  1821  bie  ßanje  9torbwefttüfte 
unb  bie  97orboftfeite  beS  ^eftlanbeS  innerbalb  bc* 
33arriercriffS  oermeffen  unb  bamit  bic  foß.  ^nna- 
route  jur  £orrcSftraf}e  eröffnet.  33ollcubet  würben 
bie  Unterfucpunßen  ber  auftral.  Hüftenfäume  erft 
1837—42  burd)  bie  forßfältißcn  Jlufnabmen  ber 
KapitAne  SBidbam  unb  StoteS.  93alb  barauf  würbe 
184445  pon  Sturt  ber  erftc  93erfucb  ßemad)t,  ©on 
S.  nad)  %  ben  ßanjen  Kontinent  ju  burebfebneiben ; 
aber  er  tarn  nur  bis  24 xlt"  fübl.  33r. 

3m  3-  1844  würbe  nad)  bem  noep  ßanj  unbc^ 
tannten  9?orboften  eine  Grpcbitiou  unternommen 
bureb  einen  tbattrdftißen  Seutfcben,  £ubw.  Üeidj^ 
barbt  (f.  b.).  Serfelbe  oerlieft  13. 3luß.  Spbnep  unb 
richtete  feinen  SBeß  birett  nad)  bem  ISarpentariaßolf , 
vcrfolßte  bann  baS  ßanje  Küftcnlanb  beSfelbcn, 
burdjjoß  bieDJlitteber  öalbinjel  8trnbcm=£anb  unb 
lanßte  17. 3>cj.  1845  in  3iictona  am  $ort=Gffmßton 
an  ber  9Jorbtüfte  an.  9?ocb  ebe  biefe  iHeiie  beenbißt 
war,  reifte  17.  9to».  1845  abermals  üDlitcbell,  wobt 
auSßcrüftet  auf  ein  3abr  unb  in  jablreidjer  23eßlei= 
tunß,  ab,  um  etnen  ^Beß  burd)  baS  3nnere  nad)  bem 
Garpentariaßolf  auf jufinben,  entbedte  ben  SBictoria 
ober  93arcoo ,  tebrte  24.  Sept.  1846  um  unb  traf 
20. 3a«- 1847  wieber  in  S»bncp  ein.  Kennebp,  einer 
feiner  Skßlcitcr,  verfolgte  3JlitcbeUS  neue  (Entbedunß 
weiter,wurbcabcrauf  feiner  jweiten  Steife  in  bcr  sJiäbe 
oon  Kap  ?Jort  oon  ben  ©inßeborenen  ßetötet.  i'cicp^ 
barbtS  23erfucb,  1846  oon  ben  25arlinß--2)ownS  auS 
nad)  2öcftauftralien  ju  ßelanßen,  fcbluß  fepl.  9tuf 
bcr  britten  9leife  jum  Sarcoo  ift  er  1848  oerfcbollen. 
Gnblid)  würben  uod)  1848  in  SBeftauftralicn  Qnt- 
bedunßSreifen  nad)  bem  Innern  unternommen  unb 
burd)  bicfelben  baS  Setbcßcbiet  bcr  Kolonie  am 
Scbwancnfluffe  anfebnlidb  nacb  Dften  erweitert. 

9tacbbem  inf olße  beS  Übeln  StuSßanßS  ber  9teifeit 
KenncbpS  unb  ?eid)barbtS  auf  titeln erc  3<tbre  bie 
gorfdmnß  ßeftodt  batte,  ßinß  91.  6.  ©reßorp  1855 


Digitized  by  Google 


«uftrnliert  (gntbetfung$ge|cf)id)te) 


1Ö9 


mit  jmei  Sd)iffcn  unb  einer  reichen  Ausrüftung 
nad)  Der  Jread)erpbai  an  ber  Storbtüfte,  weftlidj  von 
Arnbem=2anb,  um  ben  bort  münbenben  Bictoriafluft 
ju  erforfcpen,  ben  Kapitän  Stotes  1839  entbedt 
batte.  ©regjjrp  folgte  bem  Strome,  menbete  tut' 
bann  nad)  sffi.  unb  tebrte  im  Dtärj  1856  in  faft 
21°  fübl.  Br.  vor  einer  unburd)bringlid?en  Sanb-- 
müfte  ttrieber  um.  Born  Unterlauf  beS  Victoria 
menbete  er  fid)  bann  nad;  D. ,  überfdmtt  bie  Glitte 
von ArnbenuSianb unb  bur&jog nun  biet elben  ©egetv 
ben ,  bie  üeidjbarbt  auf  feiner  erftcn  Steift  erlunbet 
hatte.  Am  25. 2>ej.  langte  er  mieber  in  Spbnep  an. 
Balb  barauf  unternabm  ©rcgorp  eine  neue  Steife 
nad)  SB.,  ummomöglid)  bie  Spuren  l'eidjbarbtS  auf ■■ 
jufinben.  Gr  brad)  im  SJtärj  1857  auf  unb  erreidjte 
benBarcoo  (Bictoria),  folflte  bem  Bett  bes  Jbomfon, 
bem  Gooper*  unb  Strjelecti'Greet  unb  traf  im  3uu 
in  &betaU>C  ein,  obne  fein  erreich  ju  baben. 
3n  berfelben  3eit  befdjäftigte  man  fid)  eifrig  mit 
ber  Grforfdjunfl  beä  im  St.  beä  Spencergolf*  ge= 
legenen  ©ebiete*  ber  Saljfeen;  befonbers  1859  mar 
hier  3Jtac2>onall  Stuart  tbätig  unb  bereitete  Heb  fo 
auf  feinen  großen  Blau  einer  2>urd)treujung  beS 
gaiucn  geftlanbeS  von  3.  nad)  St.  vor.  Stad)  jivei 
Berfudjen,  auf  benen  er  jur  Umtebr  gejmungen 
mürbe,  brad)  er  im  Stov.  1861  jum  brittenmal  auf, 
um  roieber  biefclbe  Strafte  tu  jiebm.  2)ie*mal  tarn 
er  an  ben  Strangmaps=Stiver  unb  in  ba*  berrlidje 
2bal  be*  Stopcr.  Am  24.  $uli  1862  pflanjte  er  an 
ber  Storölüfte  von  Arnbem  £anb  bie  brit.  flagge 
auf  unb  ging  bann  jum  Garpentariagolf  hinüber. 
Stad)  einer  aufterorbentlid)  fdnvierigen  Stüdreife 
langte  er,  >*u  fterbenb,  nad)  44roöd)iger  Abroefen: 
beit  mieber  bei  feineu  i'anbsleuten  au.  Kurj  vor 
Stuarts  Stüdfebr  von  feiner  erften  Steife  brad)  von 
Melbourne  aus  im  Aug.  1860  eine  Grpebition  auf 
unter  Stöbert  C'&ara  Burte,  in  Begleitung  bes 
Agronomen  SBills,  be*  ArjteS  Sedier,  beS  Statur= 
forfdjer*  Bedcr  u.  f.  m.,  gegen  30  Berfonen,  bie 
25  Kamele,  25  v$ferbe  u.  f.  m.  mit  ftd)  führten.  2>ic 
©efrilfd)aft  teilte  fid)  in  brei  Partien,  beren  jebe  ftd) 
auf  bie  anbere  ftühen  f  ollte,  menn  fte  im  Stüden  $u- 
flud)t  ju  f  udjen  genötigt  mürbe.  Burte,  SBills,  King 
unb  ©rep  aber  bradjen  im  £ej.  1860  vom  Gooper 
nad)  St.  auf  unbroareium  ftebr.  186 1  an  ber  f  umpfigen 

Hüfte  bes  Garpentariagolf*,  obne  jebod)  ba*  SJteer 
ielbft  erreid>en  ju  tönnen.  Am  21.  April  langten 
fie  im  ifagcr  ber  jroeiten  Abteilung  mieber  an,  fanben 
aber  ba*felbc  vcrlaffen.  So  tarnen  Söurte  unb  feine 
©enoffen  in  Glenb  unb  junger  um,  mit  Au*nabme 
Hing*,  ber  von  einer  unter  £>oroitt*  Hommanbo  im 
3uh  1861  von  SJtelbourue  ausgefenbeten  $>ilf*erpe= 
bition  15.  Sept.  in  einem  üager  ber  Gingeborenen 
jum  Stelett  abgejebrt  voTgefunben  mürbe.  2)ie 
Kolonien  Victoria  unb  Cueeuslanb  fanbten  nun 
gemeinfd?aftlid)  ein  Sdjiff  von  berSJtoretonbai  au* 
nad)  ber  Hüfte  be*  Garpentariagolf*,  um  Burtee 
Spuren  auf  jufinben.  Bon  bier  ging  i'anbsborougb 
im  §ebr.  1862  nad)  S.  ben  ftlinbcr*=Stiver  aufrodrtäi, 
bann  Idng^  be^  2  bomf  on,  Sarrego,  Sarling  u.  f.  to., 
unb  traf  im  Juni  1862  mieber  in  ber  £>cimat  ein, 
uad)bem  er  j  omit  als  jmeiter  näcbft  Burte  ben  ganjeu 
Grbteilburdjfremt batte.  Stuftcrbem  batte bicKolonie 
Sübauftralien  SKacKinlap  nad)  bem  Gooper =Greet 
jur  2luffud)ung  Burted  gefenbet ,  unb  biefer  fanb 
öftlid)  von  Burte3  Stoute  ebenfalls  ben  Seg  burd) 
ben  ganjen  Kontinent  bis  jum  Garpentariagolf. 

Sd)on  feit  1824  batte  bie  brit.  Stegierung  ver* 
fd?iebcnc  BerfuAc  gemad?t,  bie  9iorbtüfte  von  U. 


ju  befetjen.  2)a  aber  ber  erroartete  Stutjen  in  Be;ug 
auf  bie  &anbe(*bejiebungen  jmifd)en  91.  unb  Cftafien 
nidjt  eintrat,  mürben  biefe  Bcriud)e  aufgegeben. 
Grft  nadjbem  Stuart  1862  von  Sübauftralien  aui 
über  Canb  bie  Slorbtüfte  von  ?trnbcm:üanb  erreiebt 
batte  unb  uadjbcm  bad  Stortbern  Serritorp  unter 
bie  Bermaltung  ber  Kolonie  Sübauftralien  geftellt 
mar,nabm  biefe  bie  Befiebelungäangelegenbeit  in  bie 
>>anb.  Stad)mebrern  erfolglofenGrpebitionenfanbte 
bie  Stegierung  27. 1868  ben  Gbef  ber  Sübauftra* 
lifdjen  üanbe^vermellung,  ©opber,  mit  ber  erforber* 
lid)en  SJtannfdjaft  nad?  St.  ab,  ber  in  ber  Umgebung 
von  Bonformin  ungefdbr  2700  qkm  vermafe  unb 
15.  Stov.  1869  bereit*  in  Hbelaibe  mieber  eintraf. 

Ginen  beffern  Berlauf  nabm  bie  Ausbreitung  ber 
2tnf»ebelungen  im  nörbl.  Cueen*lanb,  befonberd 
nacb  bem  Garpentariagolf  bin,  inbem  ba«  Bebürfni« 
nad)  neuen  SBeibelänbereien  ju  Brivatunternebmun^ 
gen  anregte.  ?ll*  1841  Kapitän  Stote*  baä  fübl. 
Uferlanb  be«  Garpentariagolf^  «bieGbcnen  ber  Bers 
bei^ung»,  «bie  Gelobten  G*beuen*  nannte,  mar  vom 
ganjen  beutigen  Cueendlanb  nur  ber  füblidjftcSDin^ 
tel,  biellmgegenb  ber  SJtoretonbai,  fd)mad)  bcfiebelt. 
Seitbem  baben  bie  Stnftebelungen  in  ibrem  gort« 
fd>reiten  uact)  St.  ben  Garpentartagolf  etreid)t.  2)ie 
Brüber  Jranc  unb  Stleranber  3arb»ne  fomie  ber 
©eometer  Stidjarbf on  gingen  1864  mit  einer  grofeen 
Biebberbe  vom  obern  Burbetinfluiie  in  Cucen^lanb 
nad)  ber  Storbede  ber  «oalbinfel  ?)ort. 

Stad)bcm  21.  Ott.  1872  bie  Jelegrapbenlinie  von 
Jlbclaibe  im  S.  bi$  nad)  Bort=2)anvin  im  St.  bem 
BeTfebr  übergeben  morben  n>ar,  nabm  aud)  bie  Gr- 
f orfd)ung  be«  Innern  einen  mfid)tigeu  Slufidjroimg. 
3. ton  mdb^cnb  be*  um tüprcitenä  ber  Arbeit  bil« 
beten  fid)  an  ber  iJinie  tleine  Siieberlaffungeu  an 
günftig  gelegenen  Stellen,  unb  von  biejen  au«  unter= 
nabmen  fpätere  ^orfd)ung«reifenbe  mie  Gruft  GHleö 
(1872J  unb  SB.  G.  ©ofie  (1873)  jumeift  ibre  Söan- 
oenmgen.  2>a  ©lanjpuntt  mar  ber  $ug  Sarbur» 
ton«,  bem  es  gelang,  bte  auftrat.  Ü&eftbälf te  burd)' 
fdjneiben.  Gr  verlieft  im  35ej.  1872  Slbelaibc  unb 
im  April  1873  Alice-Springs,  überfd)ritt  bie  S3tac 
Sonnell  =  Berge  unb  erreidjte  nad)  unenblidjen 
l'tübfeligteiten  im  Stov.  1874  B«rtb  in  Sßeftauftra' 
lien.  SBeniger  rceitreidjenb  maren  bie  Steifen  von 
3obn  Stoft  unb  3obn  gorreft  (1874).  $>ic  innern 
SBüften  mürben  von  ©ile*  (1875—78),  öobgtinfon 
(1876)  unb     Bcre  Bartlap  (1877)  burd)forid?t. 

3obn  gorreft  beenbetc  im  Sept.  1879  eine  ju  An« 
fang  beSfclbcn  ^abreö  unternommene  Steife  nad) 
bem  völlig  unbefannten  Storboften  ber  Kolonie 
©eftauftralicn  unb  fanb  an  ben  Ufern  beö  'Jihrop 
berr(id)c  Alluvialebenen.  Tic  fpdtere  Steife  ermied 
fid)  als  fdnvierig;  immerbin  aber  finb  auf  meft« 
auftral.  ©ebiete  20  SJtill.  unb  auf  fübauftral.  ©e= 
biete  gegen  5  SJtill.  Acres  gutes  ©ras;  unb  mob> 
bew5))ertes  Aderlanb  aufgefunben  morben,  von  bem 
ein  guter  Xeil  ftd)  für  ben  Bau  von  3uderrobr  unb 
SleiS  eignen  mirb.  —  ©reslep  ilutin,  ber  Befitjer  unb 
Stebactcur  beS  in  Brisbane  erfd)eincnbcn  «Oueen«» 
lanber»,  entfenbete  vom  Barcoo  25.  $uli  1878  auf 
feine  Stofteu  unter  gübrung  von  Grneft  gaoenc  eine 
Grpebition,  um  jene  unbetannten  ©egenben  vom 
AuSgangspiintte  in  ber  Stid)tung  nad)  Bort^armin 
ju  erforfdjen,  ob  fid)  eine  Ubcrlanbcifenbabn,  von 
bem  Crtc  Bladall  ausgebenb  unb  in  Bort  Karmin 
enbcnb,obncbefonbere3d>roierigteitenrocrbeanlegen 
laffen.  5)ic  bur*rci)*tc  ©cgenb  bot  teine  Sd?n?icrig» 
leiten  für  ben  Bau  einer  Gifenbabn. 


Digitized  by  Google 


1G0 


«uftralier 


über  bie  neuem  ftorfdningSreifen  in  ben  einjel= 
nen  Steilen  2t.S  f.  $öeftauftralten,  Slorbauftralien, 
2tleranbratanb,  Sübauftralien,  WeufübroaleS. 

iMtteratur.  3Jon  ben  neuern  Scbriften  übet  H, 
finb  beroorjubeben:  Srollopc,  Australia  and  New- 
Zealand  (2  $be.,  £onb.  1873;  2.  2lufl.  1875);  Warn 
ton,  The  dominion  of  Australia  (ebb.  1873);  3Bal= 
lacc ,  Australasia  (in  Stanforbd  «Compendium  of 
geography  and  travel»,  öonb.  1879);  The  Austra- 
liau  handbook  unb  Yearbook  of  Australia  !  Vor. 
ton,  jdbrltd));  Gbriftmamt,  2t.  ©efd?icbte  ber  Gnb 
bedung  unb  Holoniiation  (ein  populdreS  Sert, 
2.  Stuft.,  bearb.  oon  Oberldnber,  fipj.  1880);  Tyife= 
geralb,  Australia  (S>onb.  1881);  $ung,  Ser  Welt- 
teil 3t.  (4  93be.,  ?pj.  unb  ^raß  1883);  Spencer, 
Australasia  (in  ben  «Consular  Reports  U.  S.», 
1884);  Jpatton,  Advance  Australia  (fionb.  1885); 
©rai  Stnrep=Glmpt,  2luftralien  (3  33be.,  ebb.  1886); 
tfaoenc,  History  of  Australian exploration  ■  Spfe 
nep  18810;  33.  ©eftgartb,  Haifa  Century  of  Austra- 
lian progress  (fionb.  1889);  G.  ©ile*,  Australia 
twice  traversed  (ebb.  1889);  JtnVrp,  Australia 
(9jrüff.  1890);  Hinglate,  The  Australian  at  home 
(2onb. 1891);  @.  Wanten ,  The  federal  geography 
of  British  Australasia  (Spbnep  1891);  von  Vtn- 
bcnfelb,  2luftral.  «Keife  (2.  2tufl.,  3nn*br.  1890); 
Gogblan,  A  statistic  aecount  of  the  7  colonies 
(Spbnep  1892) ;  üöallace  unb  ©uiüemarb,  Austral- 
asia (2  9jbc.,  8onb.  1893—94);  2ller.  unb  ©corge 
Sutberlanb,  The  History  of  Australia  and  New- 
Zealand  frora  1606  to  1890  (ebb.  1894);  3en!3, 
The  history  of  the  Australasian  colonies  (Gambr. 

1895)  ;  Starton,  Outlines  of  Australian  physio- 
graphy  (SWarpborougb  1895);  Sietjerä,  2t.  unb 
Dceamen  (£pj.  1895);  2aurie,Thc  story  of  Austra- 
lia, its  discovery,  colonisation  and  development 
(Öonb.  1896);  Semon,  §m  auftrat.  93ufd?  unb  an 
ben  Hüften  be«HoraUenmeer«(i>pj.  1896);  Gafoert. 
The  exploration  of  Australia  (2  93bc.,  ßonb.  1895 
u.  1896);  WuSben,  History  of  Australia  (2. 2lufl., 
3  2jbe.,  ebb.  1897);  ©alter,  Australasian  demo- 
craey  (ebb.  1897);  2lftalo,  Natural  history  of 
Australia  (ebb.  1897)  ;  Saüitt,  Life  and  progress 
in  Australasia  (ebb.  1898);  Sauterer,  R.  unb  Sa$: 
manien  (Sreib.  i.  93r.  1900);  Scbanj,  2t.  unb  bic 
Sübfee  an  ber  Sabrbunbcrtwenbe  OBcrl.  1900). 

Harten.  JougbeS  unb  Surner,  Map  of  Australia 
andNew-Zealand  1 : 20000000  (Üonb.  1880);  93anv 
ber«,  fflanbtarte  Don  21. 1 : 8330000  (14. 2tufl.,SJerl. 

1896)  ;  ^avenc,  Sketch  mapshowing  exploration» 
made  1878/79, 1882  83  1 : 625000  (2lbelaibe  1884); 
The  New  Atlas  of  A.  1, 11  (Spbnep  1886;  roidjtig 
roeflen  ber  GountieSgrenjen;  29  Harten);  Söilliam*, 
Philips  Handy  Volume  Atlas  of  Australasia  (fionb. 
1888;  16  Harten);  ©arren,  Picturesque  Atlas  of  A. 
(Spbnep  1888);  ©artbolomem,  The  royal  Atlas 
and  Gazetteer  of  Australasia  (fionb.  1890);  aufeer: 
bem  bie  ©cncraltarten ,  Söanbtartcn  »on  Kiepert 
(Berlin ,  Weimer),  bic  Harten  im  «Yearbook»  unb 
bie  Hartenbldtter  von  21.  in  ben  grofcen  2ltlanten 
Don  Sticler,  Sehe*  u.  f.  ».;  ferner  geolog.,  botan., 
etbnoloa.  Harte  von  21.  in  Öergbauä'  ^Sbpfttal. 
2ttla$ (©otba  1885  fg.).  Sleneä  Harte:  Continental 
Australia  in  1 : 3200000  ift  in  neuer  2luflage  1894 
in  ÜÜRelboume  erfebienen ;  33artbolomero  lieft  eine 
Harte  in  1 :  6000000  erfdjeinen  (Gbinb.  1899). 

«uftraltcr,  in  fceitcrm  Sinne  bie  «eroobner 
ber  f^nfcln  ber  Sübfee  (f.  Safel:  Sluftralif cbe 
3Jölfcrtppen;  ^Manefier,  #g.  1,  5,  7,  9,  11; 


$olpnefier,  $ig.  4,  6, 8, 10, 13, 14;  %avna,  *ig.  2, 
12).  3m  engern  Sinne  öerftebt  man  unter  21.  bic 
Urbetüobner  beS  auftrat.  fteftlanbe*,  bie  eine  von 
ben  23eroobnern  ber  umtiegenben  ^nf  ein  Derfdjiebene 
Waffe  bilben  (f.  Safel  $ig.  3).  Sie  H&rperfarbe  ber 
2t.  ift  ein  gefdttigteS  Haff ee*  ober  Sdjofolabenbraun; 
nur  im  ©efid?t  madjen  fid)  gelbe  Ißne  bemertbar. 
Tui  <oaut  füblt  ftcb  roeieb  an.  Xad  Hopfbaar  ift 
rein  fdjroar j ,  ettvaS  bart  anjuf üblen ,  mit  Weiauna 
jur  n?elliflen  Sicfluufl,  bie  ftdj  roeniaer  im  2tnfanfle 
al)S  im  weitern  Verlaufe  bemertbar  madjt.  3Wit= 
unter  biegen  ftd?  nur  bie  Gnbcn  um,  ebne  ftd>  in 
etflcntlicbe  ßoden  sufammenjitfügen.  anbern 
füllen  fiubet  baaeaen  au^aefprod^eue  Sodenbilbung 
ftatt.  SÖirb  ba$  »aar  fd)led?t  «epfleflt,  fo  ftebt  ee 
bufdjig  Dom  Hopfe  ab  unb  pcrfiljt,  dbnlicb  tvie  bei 
trauäbaarißcn  Waffen.  2)ie  gälle  ton  Hrauäbaaria^ 
feit  unter  ben  21.  finb  roobl  auf  Hreujungen  mit 
trauebaarißen  ^nbioibuen  lurfidjufübrcn,  rocld^c 
im  S.üon  Ja^manien,  im  W.  t>on  Neuguinea  auf 
ben  auftral.  Kontinent  überfcfitcn.  Ginige  gorfd?cr 
finb  allerbing$  ber  Meinung,  baft  cor  ben  je&igen 
2t.  auf  ibrem  Kontinent  eine  moUbaarigc  Waffe  eyi= 
ftierte,  Don  ber  bie  gegenrodrlig  pereimelt  öor= 
tommenben  roollbaarigen  3nbit»ibucn  abftammen. 
Der  Ouerfcbnitt  ber  A>aare  ift  freteförmig.  2)tc 
Guben,  ivelcbe  febr  bünn  roerben  unb  faft  ganj  ju- 
gefpitjt  auslaufen,  r»nb  bell  gelbbraun  ober  gan* 
farblos.  2)ie  Sebaarung  auf  bem  übrigen  Körper 
ift  eine  jiemlicb  retc&licbe.  Sie  ^arbe  ber  2tugen  ift 
braun,  ba£  Reifte  im  2tuge  burd)  brdunlidfe  .\dv 
bung  febr  unrein.  Sie  Stirn  tritt  etroa£  jurüd  unb 
jeigt  bei  dltern5\nbir>ibucn  ftarfe,  tn&d?eme  2tugen- 
brauenmülfte.  Sie  Wafe  ift  tun  unb  niebrig;  ba 
bie  Alügel  febr  breit  unb  bie  Wafenlö$er  rocit  finb, 
fo  folgt  barauä  jene  bdftlicbe  Aorm,  bie  in  bem 
auftral.  ©efidtf  abfebredenb  ftirtt.  Dft  ift  bie  Waic 
fo  \)oi)  roie  breit.  Sroh  ber  bieten  kippen  ift  ber 
^rognatbiämuä  toenig  au^gebilbet.  Sie  Scbdbcl 
finb  bolidjotepbal  (?dngenbreiteninber  11  fi),  ber 
Hopf  ift  fd^mal  unb  von  mdfciger  >>chc,  bie  Scbdbeh 
gerdumigteit  ift  r>erbd(tni§mdftia  gering  (1347  com 
beimüJlanne).  Siebcobadjteteniüiarimal'unbSJlini- 
malmape  ber  Hörpcrböbe  betragen  2,iso  unb  1,«7  m. 
Olm  Surd>fd?nitt  ergiebt  fid)  al*  ©röfie  1,go  bi* 
l,7o  m.  Soroobl  2lrmc  al^  Steine  erfd?einen  unge^ 
wobnlicb  lang;  bie  Hlafterroeite  übertrifft  bie  H6r= 
perböbe  in  ber  Wegel  betrdcbtlicb.  —  Sa3  Seben  ber 
2t.  ift  ein  armfelige*.  3n  Familien  ober  tleinen 
Öorbcn  jieben  fie  nadt  opne  fefte  Sobnfi^e  umber 
unb  fudpen  unter  bem  primitioften  V'aubbad?  I A- w  k 
üor  9öinb  unb  Wegen.  Sa  bie  uon  ben  Hüften  dov= 
bringenbe  Kultur  fte  in  vai  troftlofe  3""<re  bc»5 
Hontinente  uirüdtricb,  fo  geben  fic  fdmell  ibrem 
Untergange  entgegen.  Gingcicbleppte  Hrantbeiten, 
»ie  Dorfen,  iDlafcrn  unb  Scbarla*,  beeimicren  bic 
Stdmme,  unb  ber  SPranntwcingenuft  trdgt  ba*  «ei- 
nige baju  bei,  bie  Siberftanbsfdbigfeit  bes5  H&r= 
per*  ju  untergraben.  2tud?  finb  bie  5dUe  nid>t 
Dercin^elt,  mo  man,  um  fid?  be*  ld|tigen  Woui- 
acfinbcl«  ju  cntlebigen,  burd?  oergiftete*  ÜJlcbl 
üliafientjergiftungen  berbeifübrte.  Sie  5öaffen  ber 
21.  befteben  in  Speer,  Keule,  Sdjilb  unb  %umerani| 
(f.  b.),  loeld)  leHterc*  fie  mit  ben>unbcrn*roerter  ©c= 
fcbidlicbfcit  banbbaben.  !jbrc  Wabrung  bilben  Jyifd>e, 
bie  Grgebniffc  ber  ^agb,  5Burjcln  unb  einige  nnlb 
roaebienbe  ©etreibcarten.  Staatlicbe  itabinbung 
blieb  ibnen  unbetannt;  bie  3«fplitterung  in  eim 
jelne  Familien  erflärt  bie  bei  einem  in  jeber  Jöinfubt 


Digitized  by  Google 


AUSTRALISCH  U  VOLK KRTYl'F.N. 


L  Fid«chi -InnuJnncr.     2  TaMMJÜer      3  Sttdmtgjtrali*!      ■»   Mneri  i  SMwmbntd  i     r»   NVu  ßritannü-v 
fi .  TaUtwifrtfr  Najnnn  -  lnsul;itt«-r       7   Neu  Irland«  r  (  Huk   liisrln        H   K;ir<.lin«Mi  luKiilannrin   .  f\. ii.tr..- 
ArfmiraJitm*-IniiuIaiiprin      10  T.hilm  InMiliiuT.ii      lt    Neu  bdindur     12  Saninn  -  l-i-Mitaii'Tiii    Pap  IUI 
13.  J4  Marsli.it)    lii.Miil.uirr    M.mi.  uml  I'rinj  iJ.iluil'. 


Hrvdthtui*  Joniwiohonj  LunJn»  tl.  A«a  KA  Rro.+haut  <Wyr  „rt,,t  .i„,tuJr  £«p*tf 


Digitized  by  Google 


.  .  . 


V 


i  4 


-  i* 


•  -  / 


•      *   •  *  ^ 

>.  ■ '. }  .         "  4t  * 

.   f  f.  * 


/i  '  I  *  . 


< 

•  *  * 


•V 


Ii 


i  i 


■  H  ■  ■ 

±>  fßk, 

*  v  -  . :  <V,  ■  : 

-,:    >".•.•:  •* 


V»"' 


•  .r. 


r » 


*  . 

•  •  • 


K 


.     - ....  .  ,  ^  r  >vv.  •  w •  JL  ;P'  /  *T 


;•«•••  •  ..  '  .  '.{.•"         •  .•  •  '•J.*-*«"fcv  '  "     •     ••  ►  -im 


'*«  ... 


•  ■>V«.*»"tv '•  '     •     ••  »      TMTi       '  j 


...  .•  '  "...lt.  .    •.  j. 

» tri1  t  #.  •  v:  < .   •'-  *  C  «•  V* 

•  t  •         •  •       •     ■         -   ■      .  ■! 


*9 


Digitized 


i 


ogle 


A  U  ST  RA  LI  SC  H  E  VO  L  K  KRTYP  F.  N . 


L  f'uiirfai -Invulmnrr.  2  Taxa'AJUt-r  .1  Sud*us»i:iliri  4  Mmin  N'i  us<  ■  l.irul  .  "i  Ni  ii  UritHltttifr 
6  Tatowirrtrr  Kajnoa  -  lasiLUarr  7.  Neu -lrUiiulel  iHnU  IiimIu..  8.  Jv^robu«"!!  -  Iusu1.i/i<tiii  (PaiUUHM 
9.  AdmiraJiliU -laaulancrin.     10.  Tompi-Lnsulam-nn      II.  Neu  Iclantler.    12.  Sajiioa  - Innulaji^rin ,  Papua. 

13.14  MarsTiiiM  -  Itinahuirr    M.inu  uri<l  Frau  (Jaluil  i. 


/>T<**nm ' Kimnrtatiotw  Lunken  It.Auft.  RA  Rrot*hauji't*<oitr  nr*i.it  .iuta/t  Ltftuf 


Digitized  by  Google 


«uftral.3nfelu  —  3u*trittibampf 


161 


io  gleichartigen  SBoltSftamme  auffaUenbe  33«rfcr>ies 
tcnbeit  in  ben  Sprachen.  (S.Stuftralifcbe  Sprachen.) 
Die  von  (Suropäem  gemachten  Sierfucbe,  bie  St.  ju 
unterrichten  unb  an  ein  fefehafteS  i'eben  ju  getobt 
nen,  fcheiterten  fo  gut  wie  vollfommen  an  ibrem 
unbezähmbaren  triebe  jum  Umherfcbweifen.  ©leich  ■ 
wohl  finb  ihre  geistigen  frsbigteiten  teineSwegS  fo 
geringfügige,  als  man  früher  allgemein  annabm. 
£afi  von  bober  geiftiger  Gntwidlung  nicht  bie  Webe 
fein  fann,  ift  Mar.  2Bo  eS  jebocb  gelang,  jugenbltdje 
3nbioibuen  in  civilifierter  ©efeUfdjaft  ;u  erjiehen, 
waren  bie  Wefultate  ganj  übcrrafcbenb. 

Sitteratur.  2öai&,  Slntbropologie  ber  Watur* 
völter,  »b.  6  (£pj.  1871);  Steife  ber  öfterr.  Fregatte 
Wovara  um  bie  6rbe  in  ben  3. 1857, 1858,  1859. 
Slntbropol.  2ei(,  Stbteil.  3:  (Sonographie,  bearbeitet 
von  g.  2Jtüller  (2Bien  1869);  £opinarb,  Etüde  sur 
les  races  indigenes  de  l'Australie  rl;av.  1872); 
,v.  9Jtüller,  Slllgemeine  Ethnographie  (2.  Stuft.,  SBien 
1879);  (Surr,  The  Australian  race  (4  93be.,  Sonb. 
1888);  ßunow,  DieSBerwanbtfchaftSorganifationen 
per  Slufrralneger  (Stuttg.  1894);  Spencer,  The  na- 
tive  tribes  of  central  Australia  (Sonb.  1899). 

31ttfrral'3nfe(n,  f.  Jubuai^nfeln. 

Sttftralifrhc  Sllpcn,  f.  Stuftralicn. 

Mufrralifdjc  «iirfit,  ©rofee,  flache  GinbuaV 
tung  an  ber  Sübtüfte  SluftralienS ,  jwifeben  bem 
124.  unb  135.°  öftl.  2.  von  ©reenwieb.  Sie  ftüfte 
ber  SöuAt  gebört  balb  ber  Kolonie  SBeft;.  halb  ber 
Kolonie  Sübauftralien  an. 

ffaftraltfrbe  15 ifeubahneu,  f.  Stuftraüen. 

Sfaftralifcbe  Legion,  f.  Tiergeographie  nebft 
Harte  I. 

Mnftralifefje  Sprachen.  Die  Spraken Stuftra* 
UenS  finb  voneinanber  fo  oerfebieben,  bap  bie  ein- 
zelnen Stämme  einanber  nicht  verfteben  tonnen. 
Doch  ift  ein  gewifier  einheitlicher  (Sharatter  nicht  ju 
verlernten.  3«  h*"  Fürwörtern,  3ab(wörtem,  tjier 
unb  ba  auch  in  eimelncn  öaupt-  unb  3<itwörtero 
finb  mancherlei  übereinftimmungen  vorhanben. 
tSbaralteriftifch  für  alle  Sprachen  SluftralienS,  fo= 
weit  fte  big  je&t  betannt  finb,  ift  ber  Suffirbau, 
b.  i).  baS  SlbwanblungSelcment  folgt  ftetS  ber  2Bur= 
jel  ober  bem  Stamme  nach,  wdbrcnb  in  ben  Spra= 
djen  ber  umwobnenben  ^apua  unb  ÜJlelanefier  auch, 
ber  $rdfirbau  berrfcht.  Die  ©rammatil  ber  St.  S. 
ift  überaus  reieb  unb  entwidelt.  DaS  Subftantiv  bat 
breimal  fooiel  6afuS  als  im  fiateinif  Aen ;  ebenfo  finb 
bem  Skrbum  eine  3Jienge  eigentümlicher  3eiten  unb 
Birten  eigen,  bie  ficb  mit  ben  Mitteln  anberer  Spra- 
chen gar  nicht  wiebergeben  laffen.  Übrigend  finbet 
in  biefen  Sprachen  baS  begriffliche  Clement  nur 
fchwer  ieinen  SluSbrud;  alles  ift  barauf  berechnet, 
burch  bie  Slnfdjauung  SlufgenommcneS  roieberju= 
geben.  WeuerbingS  wirb  ein  3ufammenhang  jwi= 
fdben  ben  auftralifdjcn  unb  folarifchen  Sprachen 
angenommen.  —  2Jgl.  Jriebr.  iföülier,  ©runbrifj  ber 
Sprachwiffenfchaft,  $b.  2  (SBien  1882). 

Slufiraltfche«  epftetn,  f.  Stahl. 

Mufttalfontmcnt,  f.  Sübpolarlänber. 

Suftrailtcbi,  f.  Polarlicht. 

Slufträlncgcr,  auch  WegritoS  unb  (bei  $ri- 
djarb)  fteldnoncfier,  früher  alle  bie  fdjwarjen 
oberbunlelfarbigenSJölterftamme,  bie  ba«  fteftlanb 
Sluftralien  unb  bie  baSfelbe  umtrdnjenben  eilanbö.- 
gruppen  fowie  bad  ^nncre  ber  Unfein  im  Süboften 
Stfiend  bewohnen.  ÜHan  hat  fie  bis  in  ben  Slnfang 
beS  19.  3ahrh.  für  Skrwanbte  ber  9?eger  SIfrifae 
gehalten,  oon  benen  fie  jebocb  wesentlich  abweichen. 

»rctfböuf  RonK«faticnl=firtiton.   14  Vuft.  8.  H.  IL 


Sluch  jeigen  bie  31.  untereinanbet  fclbft  wieberum 
wefentlicpe  3Jerfchiebenbeiten  unb  gehören  jwei  ganj 
verfchiebenen  JHaffentppen  an,  r>on  benen  ber  eine 
burd)  bie  ^Bewohner  bed  auftrat.  #$eftlanbed ,  ber 
anbere  burch  bie  ber  3'tffln  vertreten  wirb.  ÜDlan 
bflegt  baher  gegenwärtig  ben  tarnen  St.  ober  ricb: 
tiger  Sluftralier  (f.b.)  auf  bie  ^eftlanbebewobner  311 
befchrdnten,  wäbrenb  man  bie  buntelfarbigen 
wobner  ber  3nfeln,  welche  Sprachen  reben,  bie  jum 
malaio:polpnef.  Stamme  gehören,  unter  bem  Warnen 
ber  ÜJielanefier  (f.  b.)  sufammenfafU  unb  bie  eben= 
falls  buntclfarbigen  ^Bewvhner  ber  Müftcnftriche  von 
Neuguinea  mit  ihren  Sierwanbten  im  Innern  ber 
afiat.  Unfein  aii  s}kipua  (f.  b.)  bcaeichnet. 

$f  uftraloccmt,  f.  Stiller  Ccean. 

ttufrcafleit  ober  Stuftrien  (b.  i.  Cftreich),  bei 
ben  Srantcn  wie  bei  ben  Sangobarben  eine  Se= 
Zeichnung  von  dteichdteilen.  Ta-?  fräntifche  St.  (0  ft  - 
f  rancien,  Francia  orientalis)  mit  faft  auefdjlicft: 
lieh  german.  ^Beoölterung  umfaßte  baS  ©ebiet  öftlich 
oon  Strbennen  unb  üJlaa*  mit  ber  ßauptftabt  SDteß. 
(!S  bilbete  febr  hdufig  ein  Jeilf  önigreicb,jule&t  unter 
Dagobert  U.  (geft.  G78);  auch  Karl  Kartell  teilte 
baö  SReich  noch  unter  feine  Söhne  als  £au*meier 
von  St.  unb  Steuftrien  (f.  b.).  Danach  »erfchmanb 
ber  Warne  St.  unb  ging  fpdter  in  bem  von  DeutfaV 
(anb  auf.  —  33gl.  ^uguenin,  Histoire  du  rovaumc 
Mdrovingieu  (TAustrasie  (^Jar.  1862);  Digot, 
Histoire  du  royaume  d'Austrasie  (4  $be.,  Wancp 
1863);  ©erarb,  Histoire  des  Francs  d'Austrasie 
(2  93be.,  Sörüff.  1864);  93onneU,  Die  Slnfdnge  bed 
farolingiicben  öaufee  (Cp».  1866);  ®.  9iichter,  Stn= 
nalen  ber  beutfehen  ©efchichte,  Stbteil.  1  (Salle 
1873);  ©.  SBaifc,  Deutfcbe  SerfaffungSgefchicbte, 
Sb.  2  (2.  Stufl.,  Äiel  1870). 

Mttcitreibtiitg  bc«  $ettfd«,  f.  6rorci«mu*. 

ilufttia,  lat.  SBejeichnung  für  Cfterreich;  auch 
Warne  be£  136.  ^lanetoiben. 

"üluftrirtciic<mcn,  bie  ben  Deutfcb=£fterreichern 
eigentümlichen  StuSbrüde  unb  SBortbilbungen. 

Äustrlae  est  lmperare  orbl  univirao 
ober  Austriae  est  Imperium  orbis  üuiversi  (lat., 
oft  abgetürjt  A.  E.  I.  0.  U.),  «alle«  Grbreicb  ift 
Cfteneichuntcrtban»,9öablfpruchbeärÖm.sbeutfchen 
Äaiferä  griebrieb  III.;  bie  obige  Slbtürjung  ftebt 
auch  oft  für  Austrla  erit  in  orbe  ultima,  b.  b. 
Cfterreich  wirb  beftebeu  bis  anS  6nbe  ber  ©elt. 

«uftriafuwb,  f.  3ranj=3ofepb'2anb. 

Muftrten,  f.  Sluftrafien. 

ttudrriit  au«  bet  »tre^c,  nach  tatb.  Segriffen 
als  Verbrechen  ber  Slpoftafte  (f.  b.)  mit  ben  fchwer» 
ften  tirchlicben  6enfurcn  bebroht,  ift  nach  ftaatlichem 
unb  evang.  Wecbt  [tattbaft.  3n  lucuncn  \\w\w  St.  a. 
b.  %  ohne  gleichseitigen  Ubertritt  ui  einer  mit  Kor= 
porationSrechten  oerfchenen  SleligionSgeiellfchaft 
pcrfönlid?  oor  bem  SlmtSrichter  beS  3öobnortS  er: 
tlärt  werben.  6rft  vier  ©ochen  nach  Stntrag  hier- 
auf fann  er  gefebfben  (0efe^  »om  14.  3Jlai  1873). 
§ür  Übertritt  genügt  nach  preuj».  fianbrecht  U,  11, 
§.4l6intritt3erl(drung,  eS  bebarf  leiner 31  uStrittS; 
ertlärung.  3n  Cfterreich  (@efe&  vom  25. 3)tai  1868) 
ift  ieber  SluStritt  ber  SeurlShauptmannfchaft  1.  ]K a 
giftrat)  ju  melben,  ber  eintritt  perfönlicp  ju  ertlä= 
ren.  DaS  fog.  UnterfcheibungSalter  ift  bi«  Unb 
bort  baS  14.  SebcnSjabr.  (S.  auch  93b.  17.)  — 
8aL  St.  Schmibt,  Der  31.  a.  b.  ft.  (üpj.  1893). 

Otudtritt  bet  ©eftirne,  f.  23ebedung. 

31uc«tritt««bampf/  Slbbampf,  bei  Stampf* 
mafdjinen  ber  Dampf,  ber,  naebbem  er  in  ber 

11 


Digitized  by  Google 


1G2 


JtuStrotfnenbe  9fltttel  —  StuStwmberimg 


üJlafcbine  mirffam  ßeroefen  ift,  todbrenb  ber  Cfinunß 
ber  9lu«tritt«tandle  au*  bem  Gnlinber  au«ftrömt. 
SluÖrrocfnenbe  Wittel,  f.  Exsiccantia. 
SluSücrfnuf ,  bcr  an  eine  hirje  fyrift  aebun= 
bene  frcibdnbiße  Verlauf  ber  SRefte  eine«  Saren* 
laßer«,  mie  er  namentlich  bei  ber  frciltrillißen  ober 
notoebrunßenen  Stuflöfunß  einer  Äletnbanblunß, 
in«befonbere  eine«  2Hanufarturroarenßefcbdft«  oft 
oortommt.  Söci  ßericbtlicber  3tu«fcbüttunß  einer 
Jiontur«maffe  tritt  ßericbtlicber  31.  ein.  ftremulliae 
31.  jur  Sidumunß  be«  fiaßer«  ober  unmobern  ße= 
morbener  Steile  eine«  foldben  ober  jur  Stbfettunß 
nidjt  fortjufübrenber  Sirtitel,  lebialid?  um  einen 
raffen  Slbfafc  ju  erjielen,  ober  jabrelanß  f  ortßef  efctc 
31.,  roäbreub  bie  betreffenben  öanblunßen  immer* 
ort  ihre  Strittet  neu  anfertigen  laffen  ober  jutaufen, 
önnen  in  2>cutfd)lanb  je&t  nach  bem  JHeid)«ßefcfc 
;nr  Setämpfunß  be«  unlautern  2öettberoerb«  vom 
'27.  Wlai  1896  auf  ben  Stntraß  fonturrierenber  ©c» 
fcbäft«leute  mit  Strafe  beteßt  werben,  ruübrenb  in 
Cfterreid)  bureb  ©efeh  oom  16. $an.  1895  öffentliche 
31.  t?on  polijeilicber  wmillißunß  abhfinßiß  ßemaebt 
"Mutftonrbfcn,  f.  3Birbelfdule.  [werben. 
StuCmacbf  cn  bt»  (Betreibe«,  ba«  Äeimen  ber 
Körner  in  ben  flbren  ber  in  ©eleßc  gebreiteten  ober 
fd?on  aufßemanbelten  ftelbfrücbte  bei  anbaltenbem 
Meßenmetter.  SBarme  Temperatur  beßünftißt  biefen 
SJorßanß,  ber  niebt  allein  ben  Grtraß  fdjmdlert 
unb  ben  3tu*bnifcb  erfebwert,  fonbern  auch,  infolge 
innerer  Umbilbunßen  ein  florn  liefert,  beffen  SJlcbl 
ber  ©efunbhctt  febdblidj  fein  (ann.  6«  ift  baber  rat : 
fam,  au«ßemad)fene«  ©etreibe  vor  bem  Sermablen 
im  $adofen  ober  in  Stießen  ßrünblidj  ju  börren,  ba« 
"JKebl  niebt  rein  ju  braueben,  fonbern  ftet«  bi«  jur 
.v>alftc  mit  ßefunbem  2Jtebl  ju  oermifeben,  unb  bei 
ber  ©drunß  bem  Jeiße  etma«  Kocbfalj  jujufefeen. 
«uöhmnbercrnrifMon,  f.  93b.  17. 
9tu$rtjanbcrung ,  ba«  oorüberßehenbc  ober 
bauernbe  SBerlaffen  be«  J&eimatftcurte«  jum  ^toede 
ber  Söobnftfenabme  in  einem  anbern  Sanbe.  93on 
einer  Idnßere  3«t  baueniben  Steife  unterfdjeibet 
fieb  bie  3(.  bauptfäcblicb  baburd?,  bafe  ber  3(u«man= 
bembe  in  ber  öeimat  roeber  sBobnfttj  nod>  eißene 
9Pirtfd?aft  behält.  3m  jurift.  Sinne  »irb  bie  34., 
fofern  fie  niebt  natb  Äolomen  be«  SJtuttcrlanbe« 

fiericbtet  ift,  erft  oollenbet,  menn  ber  3tu«n>anberer 
eine  bi«berißcStaat«anßebörißteit  ocrliert.  5)icfer 
^erlufttrittabernicbtnurburdjförmlicbeöntlafiunß 
au«  bem  Staat«oerbanbe,  fonbern  nacb  ben  oer* 
idjiebenen  ©efct}ßebunßen  aueb  noeb  unter  anbern 
'öcbinßunßen  ein,  j.  83.  febr  bdufiß  bureb  einen 
Aber  eine  ßeroiffe  3e»tßrenje  binau«  fortßefehten 
ununterbroebenen  Slufentbalt  im  3(u«lanbe.  §ür 
bie  Statiftif  ift  c«  immer  febr  fd?mer,  Slu«n)an= 
berer  unb  Stetfenbe  febarf  »oneinanber  ;u  trennen. 
Soweit  e«  fid)  um  bie  überfeeifebe  3t.  banbelt, 
aiebt  bie  Babl  bcr  burd?  3tu«manbercrfcbiffe  be= 
förberten  $erfonen  eine  ßute  ©runblacje.  SÖcitere 
3lnbalt«puntte  bieten  bann  bie  6ntlaffunß«urlun= 
Den,  bie  3lu«lanb«j>äffc  unb  befonbere  Grmitte: 
lungen  ber  OrtsbcbBrbcn.  3u  lefctcrn  ßeb&rt  audj 
bie  ijeftftellunß  ber  unßefefclitben  31.,  bie  namentlid? 
tum'3rocd  ber  Umßebunß  ber  9Jlilitärpfli*t  erf olßt. 
©eßenftüd  ber  31.  ift  bie  ßinmanberunß  (f.  b.). 

Öinfidjtlicb  ber  31  rt  ber  31.  bat  man  ju  unter= 
febeiben  jroifcben  foleber,  meld?c  üon  einem  ßanjen 
$olte  ober  einem  Jeile  be«felben  ßemeinfam  unter- 
nommen wirb  (ÜJlaffenroanberunß),  unb  berjenißen 
einjelner  ^ßerfonen  ober  Familien  (dinjelmante^ 


runß).  Sie 8(.  ßefebiebt  enttveber  ßeroaltfam  ober 
freimilliß,  unb  bann  namentlicb  au«  volitifdjen, 
reltßiöfen  ober  loirtftbaftlicben  ©rflnben. 

3n  ben  dlteften  3e»ten  erfdjeint  bie  SWaffen- 
au«rcanberunß  in  ber  ©eftalt  oon  Groberunß&= 
jüßen  ßanjer  ajölterfd?aften,  ober  al«  ftaatlicbe  fto= 
lonifation  (j.  VM.von  ben  v  ho  r.  i ; .  unb  ßriecb.&täbten). 
^m  Orient  mürben  uberttmnbene  3iolt«ftämme  oon 
bem  befbotifeben  Sießer  oft  jmanß«meife  nacb 
neuen  SBobnfi&en  werfest,  wie  bie  ^«raeliten.  3lucb 
bie  arotic  ^olEn tüanberunß  am  3(nfanß  be«  Nüttel 
alter«  beftanb  teilmeife  au«  erjmunßenen  31.,  inbem 
eine  SSölfermelle  bie  anbere  »on  Often  nacb  SBeften 
brdnate.  3«  ber  neuern  3eit  ftnb  bie  SJertreibunß 
bcr  Mauren  au«  Spanien,  bie  iöerfetutnß  von 
^nbianerftämmen  nad)  neuen  2Bobnfiften  unb  bie 
3ierbredjertolonien  (mie  3.  SB.  früber  Sotanbbai) 
3(rten  oon  3^anß«au«n)anberunßen.  SRit  ber  er: 
jittmnßenen  bdngt  bie  bureb  polit.  ober  rclißiöfe 
9)ebrüdunß  ober  überhaupt  bureb  politifebe  ober 
relißiöfe  ©rünbe  pcranlafete  jufammen;  jur 
erften  Sbrt  aebörenbie5Banberunaen(ba«  Bretten) 
ber  fübafrif.  SBuren,  fomie  bie  31.  ber  Jfdjerfeffen; 
aueb  bie  mit  3(.  verbunbene  Option  (Staat«anße= 
börißteit«mab,l)  oieler  ßlfa^Sotbrtnßer.  S)ureb  re  = 
lißtöf  e  ©rflnbe  berbeißefQbrt  finb  bie  SInftebelunß 
ber  enßl.  Subepenbenten  (f.  b.)  unb  Puritaner  (f.  b.) 
in  ben  'fteuenßlanb^Staaten,  bie  3t.  ber  franj.  ^ro= 
teftanten  infolge  ber  Stufbebunß  be«  Gbift«  »on 
Diante«  (1685),  bie  31.  ber  oon  bem  erjbifcbof  $tr= 
mian  certriebenen  Saljburßer  ^ßroteftanten  (1731 
—32);  in  ber  neueften  3«t  fmb  bie  SWennoniteu 
meßen  ber  Slufljebunß  ihrer  greibeit  Dom  9Rilitar 
bienft  jablreid)  au«  ^reufeen  nad>  SHu^lanb  unb 
oon  bier  nacb  3tmerita  au«ße»anbert. 

©eßenrofirtiß  fmb  bie  treibenben  ©rünbe  ber  3t. 
»eitau«  übermießenb  mirtfebaftlicber  Statur. 
Scmentfpreebenb  richtet  fid)  im  allßemeinen  ber 
Strom  ber  3lu«wanberer  au«  ben  i'dnbem  mit 
bodjentmidelter  alter  Kultur  nacb  ben  ©ebieten  mit 
reichen,  aber  noeb  unerfebloffenen  natürlichen  .^ilf«= 
quellen,  öauptfdcblicb  ber  oft  burch  oerbdItnt«= 
mdfeiße  tiberoßlferunß  erjeußte  Slotftanb  treibt 
ßröfeere  Scbaren,  unb  jmar  oorjuß«»eife  bie  nodi 
niebtaanj  oerarmten,  encrßifcbern  Elemente  über 
ba«  SJteer.  übriaen«  mirb  in  einem  ßeburtenreichen 
i'anbe  wie  $eut(cblanb  ber  Aberfehufe  ber  ©eburten 
über  bie  Sterbefäüc  in  abfebbarer  3«t  aueb  niebt 
anndbernb  bureb  St.  au«ßcfllicben,  unb  teine«meße 
ift  ba«  Stnwacbfcn  bcr  31.  lebißlieb  bureb  bic  Stärfe 
ber  natürlicben  $olt«üevmebruna  bebinßt.  Stucb 
jur  Sicbtißteit  bcr  33eo5lterunß  ftept  bie  31.  in  feinem 
unmittelbaren  Herbdltni«.  Cber  oerbält  ficb,  in 
X cutfdblanb  »enißften«,  bie  ©röfee  bcr  St.  umßetcbrt 
mie  bie  s^olt«bicbtiateit  bcr  einjetnen  i'anbc«tetle. 
So  haben  j.  5*.  in  ^reufeen  bie  menißer  bid>t  bcoöl' 
terten  ^rooinjcn  SÖeftprcufeen ,  Bommern  unb  ^o= 
fen  eine  aufeerorbentlicb  ftartc  St.,  mährenb  oiele 
ber  biebter  beoblterten  ©eßcnben,  namentlid)  bie 
Nbeinprotnns ,  nur  rceniße  8tu«roanbcrer  ftcllen. 
2)a^  bic  Idnbliebc  93eoolterunß  ^Jrcufecn«  in  jtdr- 
term  2Jcafie  au«jumanbcrn  pflegt  al«  bic  ftdbhfcbc 
unb  inbuftrielle,  bat  niebt  jum  ßerinßftcn  barin 
feinen  ©runb,  bafe  ber  ©rroerb  eißenen  l^anbe-j 
bcr  bäuerlichen  ScoBltcrunß  erfchwert  ift,  mdbrenb 
bic  rafch  emporßeblühte  3"bufrrie  im  l'aufc  bcr 
teilten  3ahriebnte  immer  jablreidjern  ^änben  SBe- 
fdjdftißuna  ßeaeben  hat.  5S»äbrcnb  oor  1855  bie 
beiben  meftl.  "tßrooinjcn  faft  immer  eine  bebeutenb 


Digitized  by  Google 


Vlu$iucinbcrung 


163 


arößere  3abl  oon  Jluiwanberem  lieferten  ali  bie 
fecbi  öftl.  $rovinjen  jufammengenommen,  b-.it  feit* 
bem  bie  $abl  ber  [entern  bie  bet  erftern  mehr  unb 
mehr  überholt.  $n  Sacbfen  jeigt  ftcb  bie  ftdbtgteit 
einer  bochentmidelten  ^nbuftrie,  troh  einer  außer= 
orbentlicb.  biebten  93evölterung  bie  St.  Verhältnis 
mäßig  geringju  erhalten.  Slnbererfeiti  aber  lein t 
fcas  3)eifpiel  Stepemi,  baß  ein  rnebr  31derbau  trei- 
benbei  Sanb  bei  günftigen  bäuerlichen  SBeftfcverbält 
nuien  trehl  im  ftanbe  ift,  feine SBevölterung  einiger: 
maßen  jufammenjubalten.  $>ai  merfwürbigfte  Sei-- 
ipiel  einer  burd)  wirtfcbaftlicbe  9tot  unterhaltenen 
.Flaftenauiwanberung  bietet  jebenfalli  ^rlanb  bar. 
(6.  Seoölterung.) 

S)ie  ftarte  ^Beteiligung  ber  länblicben  Sevölte-- 
rung,  nicht  nur  ber  Keinen  SBeft&er,  fonbern  aud? 
ber  Tagelöhner  unb  I ienftboten  fonüe  ber  laut: 
lieben  jSanbwerfer  an  ber  2t.  ift  burdjaui  natürlid?. 
Meute  tiefer  Älaffen  vermögen  nicht  nur u  ber  roirt- 
icbaftlicben  Eroberung  ber  für  ben  Slderbau  ge 
eigneten  ßdnber  bai  meifte  beijutragen,  fonbern 
baben  von  £>aui  aui  außerbem  auch  bai  eifrige 
Streben  na*  ®runbbeft&,  bai  fte  in  ber  Heimat 
gar  nicht  ober  nur  in  geringem  SHaße  befriebigen 
f Annen,  rodbrenb  ienfeit  bei  SHeeri  bai  i'anb  nod) 
ganj  ober  faft  unentgeltlich  }u  haben  ift  (in  ben 
bereinigten  Staaten  von  Slmerita  j.  93.  auf  ®runb 
t  e  v  &eimftdttengefehei),  bie  gemö  hulidje  Arbeit  ba- 
gegen  gut  befahlt  toirb. 

5)ie  voltiwirtfcbaftKcbe  93ebeutung  ber 
:!l .  ift  teineiwegi  allein  nach  bem  Stuften  ju  beur- 
teilen, ben  bie  Äuiwanberer  ju  j iehen  vermögen; 
iebr  wefentlicp  ftnb  bie  ftolQtn  für  bie  surüdbleibenbe 
Sevöllerung,  ben  i&eimateftaat.  $a  ift  nun  faum 
Darauf  ;u  rechnen,  hau  bie  ÜJtißftänbc  einer  etwaigen 
verhältnismäßigen  übervölferung  bureb  93erminbe: 
rung  ber  ^Bolf  *  ja  M  mittels  31.  befeitigt  werben  tömv 
ten.  §n  einem  bünn  bevölterten,  auf  fianbwirtfdjaft 
angewiefenen  ©ebiete  wirb  bie  SJerminberung  ber 
Arbeits  trifte  mögliderweife  fehr  nachteilig  Wirten, 
tnbem  bie  £age  ber  größern  unb  mittlem  Sanbmirte 
erschwert  wirb,  wdbrenb  von  ben  tleinern  viele  in 
bai  länblidje  Proletariat  verftnten.  2>ie  Sluiwan* 
Derer  gehören  vorjugiweife  ui  ben  energifebern  unb 
triftigem  93eftanbteilen  ber  wirtfdjaftltd)  bebräng: 
ten  Sevölterung,  wdbrenb  bie  fcpwdcplicben  unb 
oertommenen  Elemente  jurüdbleiben.  3<veifelloi 
roerben  burd»  bie  31.  bem  Sanbe  zahlreiche  21rbeiti= 
unb  Äapitaltrdfte  entzogen,  auch  roirb  bie  3ufam= 
menfettung  ber  SBcvölterung  burcp  bie  Störung  ber 
natürlichen  3tlterigliebcrung  unb  bie  bamit  ver: 
bunbene  Jlnfcbwellung  ber  unprobuttiven,  ju  er* 
baltenben  $eoölterungibeftanbteile  gegenüber  ber 
rrobuttiven,  ertoerbenben  für  bie  SÜolfJroirtfrbaft 
nad)teilig  beeinflußt.  93ielfad»  bat  man  nun  MC* 
iudrt,  ben  roirtfaWlicben  ffiert  biefer  Slrbeit^träfte 
na<b  bem  in  bemfelben  angelegten  ©rjiebung*: 
taoitalju  '.tauen.  vJRan  betrautet  babei  lenco  Ka 
vital,  foroeit  es  nod)  niept  burd^bieSlrbeit^leiftungen 
Der  betreff  mbm*erfonen  abgetragen  ift,  alü  fürbag 
IRutterlanb  verloren,  öbenfo  b,at  man  bie  0clb= 
iummen  oeranfdjlagt,  bie  bie  Äuärcanberer  mit  fidp 
fübren,  unb  biefe  «u^fubr  al§  eine  arge  Sdjäbw 
gung  bei  nationalen  Sßoblftanbee  betlagt.  Ter 
artige  3<bdtiung#metb.oben  geben  jeboep  meiftend 
oon  rnebr  ober  minber  unjutrefienben  'öorauifeftun: 
gen  aui.  SSill  man  bie  menfdjlicbe  Strbeititraft  alä 
roirtfd>aftlid;ei  ®ut  in  ©elbroert  teranfdjlagen,  fo 
»inb  Herbei  nidpt  bie  aufgeroenbeten  erjiepung«« 


foften  »u  @runbe  ju  legen,  fonbern  bie  tbatfdaV 
lid;en  «iftungen  biefer  Slrbeititraft,  i^rre  ^'enrenb - 
barteit  bei  ber  roirtfcpaftli&en  @r}eugung.  ibat  ba$ 
3nlanb  für  bie  Slrbeitetraft  teine  iflefdjdftigung,  fo 
ift  au  *  ipr  mirtf(baftlid)er2Öert  gleid?  3iull  unb  ber 
^erimt  bei  3lrbeiter3,  im  Sluilanbe  eine  ange= 
meffene  23erroertung  feiner  Gräfte  ju  fueben,  feinei' 
roegi  ju  betlagen,  übrigens  roerben  jene  liniebungv 
toften  im  allgemeinen  überhaupt  nidjt  aui  bem 
^oltioermdgen,  fonbern  aui  bem  Soltieintommen 
beftritten,  unb  man  ift  nidjt  iu  ber  Slnnapme  be= 
rerJbtigt,  baß  biefelben  anbemfalli  erfpart  toorben 
roären;  fte  mürben  üielfarp  im^ntereffe  einer  beffern 
äebenib.altung  oertoanbt  roorben  fein.  SBai  ent 
li(p  bie  bar  auigefübrten  @elbfummen  anlangt,  fo 
ift  iu  beadbten,  baß  roenn  bie  betreff enben^erjonen 
nidpt  auigemanbert  roären,  fonbern  iprt(einei!Ber> 
mögen  wegen  mangelnber  ßrtoerbigclegenpeit  un^ 
iruaStbar  im  fianbe  »eneprt  bdtten,  ber  Serluft  au 
sJiationatoermögcn  ebenfo  groß  geroefen  märe.  3)a*= 
felbe  gilt  für  ben  5all,  baß  fte  jroar  felbft  ÜBerroenbung 
für  il?re  Slrbeititraf  t  aefunben,  aber  burdj  ib,ren!föett  - 
beroerb  anbere  ju  unfmd>tbarerS3enelnTing  ober  gar 
5ur33eanfpmd?ungDon2lrmenunterftfl^ung  genötigt 
bdtten.  &aß  in  biefen  letztem  gdllen  «bai  ©elb  im 
2anbe  geblieben  roären  ift  rjoltiroirtfrpaftlia>Don  lei= 
nem  ^Belange.  Tie  S(.  ift  nad)  allebem  jroar  bdufig 
ein  3<i*en  ungefunber  mirtfd?aftlid;er  ilicrbältnifle 
im  HHutterlanbe,  jebod;  roeber  ali  ein  Heilmittel  für 
biefelben,  nod)  aua>  anbererfeiti  an  fidj  für  fo  be= 
benllicb  anjufeben ,  roie  fte  auf  ©runb  einfeitiger 
ftatift.  93cred?nung  (ßngel,  Seder,  3annafd?)  bin- 
geftellt  toorben  ift. 

5)ie  Aufgaben  bei  Staatei  gegenüber  ber 
91.  bilben  gegenwärtig  ben  toeitaui  mtrptigften  2 eil 
feiner  $eoölterungipolitit  überpaupt.  JUtcb  roenn 
bie  ftad>teile  ber  st.  größer  wären ,  ali  fie  ftnb, 
wäre  ber  auf  ben  ®runbfätten  ber  bürgerlichen  $rei= 
beit  ftebmbe  Staat  ni<pt  beretptigt.  bie  81.  feiner 
Slngebörigen  ju  üerbietm  ober  wefentlicp  ju  befcprdn= 
ten  (^rineip  ber  Sluiwanberungifreipeit). 
2)ie  frühem  93efdjränfungen  biefer  21rt  pingm  ent= 
weber  (wie  bai  5)etratrrecpt,  bie  9toaMteuer)  mit  ber 
.nc viafeit  vi uimmeu,  ober  waren Sluiflüfje  ber  SBill- 
tür  bei  abfoluten  ^olijeiftaatei.  3"  ber  neuem  3eit 
ift  ber  ©mnbfa^  ber  gretbeit  per  n.  in  ben  Äultur* 
ftaaten  jur  allgemeinen  Jlnertennuna  gelangt.  9lad> 
bem  beutfeben  JHeicbigefefe  bom  L  3uni  1870  über 
bie  9leid)i:(5}unbeiO  unb  Staatiangebörigteit  barf 
bie  (Sntlaffung  aui  bem  Staatioerbanbe  jur  IL  in 
Jriebenijeiten  nidjt  oerweigert  werben,  fofern  nid?t 
bie  SBeftimmungm  bei  §.  15  ;ur  änwenbung  tom= 
men,  nach  benm  3lngebörigen  ber  attioen  armec 
unb  ui:u  attioen  2)ienft  eingejoamen  9leferoiften 
unb  ganbmebrmdunera  oor  ber  »uflöfung  biefee 
Serbältniftei  bie  ©ntlaffung  ju  vertagen  ift,  ebenfo 
benienigen,  weld;e  in  bem  alter  von  17  bii  vollen 
25  fahren  flehen,  fofern  fte  nitbt  ein  3e«flnt*  bar= 
über  betbringen,  baß  fte  bie  Chttlaffung  nicht  bloß 
in  ber  Slbftcbt  naebfueben,  ftch  bem  SÖlilitärbienft  ju 
entjiehen.  2)ie  ÜRilitärpflichtigen,  bie  unbefugter; 
weife  auiwanbern,  werben  burd)  bai  fteiebiftraf« 
gefetjbuch  mit  einer  Öelbftrafe  von  150  bi*  3000  sDt. 
ober  mit  ©efängnii  von  einem  ÜJlonat  bii  ju  einem 
^Xahre  bebroht,  wäprenb  beurlaubte  Mefervtftm  unb 
^anbwebrmänner  hei  unerlaubter  31.  ju  einer  ©elD- 
ftrafc  bii  ju  150  3Jt.  ober  ju  öaft  verurteilt  wer* 
ben.  SDtilitärpflicbtige,  bie  ohne  Grlaubnii  aui« 
gewanbert,  aber  in  ben  ?Jereinigtm  Staaten  na« 

n* 


Digitized  by  Google 


1G4  Sfctä.ua 

turalifiert  finb  unb  fid?  5  &i)xe  ununterbrochen 
Dort  aufgehalten  toben,  finb  nad)  bent  beutfaV 
amerif.  SBertrage  oom  22.  gebr.  1868  (bancroft* 
Vertrag)  ftraffrei.  ,Vbod)  oerliert  ein  naturatifierter 
2)eutfd)-3tmerilaner  burd?  mefor  als  gweijdbrigen 
2lufentbalt  in  5)eutfd)lanb  wieber  fein  amerit. 
bürgerred?t.  2Ber  oon  allen  milttfir.  berpfuebtun* 
gen  frei  ift,  !ann  obne  bafi  ober  GntlaffungS* 
urfunbe  aufeer  2anbe3  gel?en;  feine  StaatSanac- 
böriateit  oerliert  er  burd?  gebn  jäl?rigcn  2lufentbalt  im 
Jluvlant e,  falle-  et  fid?  mebt  bei  einem  itonfulat  bat 
einfd?reibenlaffen.  5)ie  üJtebrgabl  ber  2lu$wanberer 
oerläfst  bie  Heimat  ol?nc  (SntlaffungSurtunbe. 

Sie  2tugwanberung$unternel?mer  unb 
2lu§manberung3agenten  finb  nod?  befonbern 
gefe&lidjen  beftimmungen  unterworfen,  jebod?  bor* 
miegenb  gu  ©unften  ber  2tu8wanberer,  nid?t  met?r, 
um  bie  21.  »u  beiebrdnten.  9tad?  ber  ©emerbeorbnung 
blieb  biefer  ©egenftanb  ben  SanbeSgefetien  oor: 
bebalten,  jebod?  bebroljt  basS  9teid?öftrafgefe&  all= 
gemein  biejenigen  mit  ©efdngniä  oon  einem  ÜHo« 
nat  bis  gu  gwei  fahren ,  bie  ein  ©efdjäft  barauS 
madien,  3)eutfd?e  unter  borfpiegelung  falfcber 
Jb^atfadjen  ober  wiffentlid?  mit  unbegrünbeten  2tn= 
gaben  ober  burd)  anbere  auf  Jdufdjurtg  berubenbe 
ÜJUttel  gur  K.  gu  oerleiten.  Sie  beteiligten  Jöun- 
bcSftaaten  baben  aud)  in  betreff  ber  (hnriefetung 
ber  2tu8wanbererfd)tffe,  ber  Ahrbergen  in  ben  £><*• 
fen  u.  f.  to.  eingebenbe  poligeiliefce  borfdjriften  jum 
Sebufee  ber  2luäwanberer  erlaffen.  Seit  1869  mar 
aufcerbem  ein  flommiffar  mit  ber  ©eaufftcb,  tigung 
tc-3  2lu8manberung3wefen$  in  ben  beutfeben  See= 
Plänen  beauftragt.  Surd?  SteiefcSaefefc  com  9.  $uni 
1897  (in  Äraft  fett  1.  San.  1898)  ift  baS  Stitäwanbe-- 
rungSwefen  neu  geregelt.  'X anadj  bebürfen  2lu3= 
wanberungSuntemebmer  unb  =2lgenten  einer  be= 
b5rbli(ben  Äongeffton  unb  muffen  Kaution  Reden. 
3ur  Überwachung  be8  2tu$wanberung$wefeng  wer- 
ben  in  ben  ßafenpldfeen  befonbere  SBebörben  gebil= 
bet; Jebe«  2lu$wanbererfd?iff  unterliegt  oor  Slntritt 
ber  Weife  einer  amtlicfeen  Unterf  udiung  über  Scetüd?= 
tigfeit,  dinrid?tung,berprooiantierung  u.  f .  w.  2lu$= 
gaben  beS  ©efe&eä  nebft  Äommentar  oerÖffentliaV 
ten  Äeibel  (Singbad)  1898),  ©oetfd?  (berl.  1898), 
ttlöffel  (2pg.  1898),  ©rotefenb  (5S>flffelb.  1899),  Stört 
lÖerl.  1899)  u.  a. 

2Benn  aber  ber  Staat  nur  inbtrett,  burd)  ®e- 
feitigung  gewifferUrfad?en,ber  21.  entgegen  juroirten 
oermag,  fo  erbebt  fid?  bie  <>rage,  ob  biefelbe  benn 
nid?t  menigftenS  fo  geleitet  »erben  tönnte,  bafj  bie  ; 
Stbgiebenben  in  einem  ndbern  3ufammenbange  mit 
ihrem  batertanbe  bleiben,  unb  bafi  ibr  ©ebeiben 
aud?  eine  günftige  SRüdwtrtung  auf  ba$  letztere  auä= 
übt.  9teun  Zehntel  ber  beutfeben  Sluöwanberer 
roenben  ftd)  nad?  ben  bereinigten  Staaten,  unb 
hier  gebt  f d?on ba§ .weite  @ef  Alccbt  nabeju,  t>ai britte 
ganj  im  fremben  3Jolte  auf.  3"  biefer  Söejiebung 
bdngt  bemnad)  bie  Studmanberungefrage  mit  ber 
ftolonifation  (f.  Äolonien)  jufammen.  iBon  cin= 
fdjneibenbem  (Sinflufe  auf  bie  2t.  au«  (Suropa  ift  ber 
in  neuefter  3eit  eingetretene  Umfdjmung  in  ber  (Sin* 
roanberungäpolitit  ber  bereinigten  Staaten  gereef  en. 
JJadjbem  bier  bie  ertreme,  in  ber  9)iacÄinleb:«ill  unb 
ber  Xinglep -- 9iU  gipfelnbc  Sdiuj?jollpoliti!  eine 
Stenge  con  2trbeitstrdftcn  im-  £anb  gelodt  batte, 
begann  bier  eine  roirtfdjaftlidje  Ärifi*  fd)drffter  2trt, 
roeldje  bie  2tugfid)ten  ber  ßinmanbernben  auf  gort-- 
tommen  fo  gut  wie  unerfüllbar  unb  bie  ganje  6in- 
wanbeTung  unter  bem  ©eficbt^puntte  eine*  tibtx- 


angeboten  oon  2trbeit*trdften  erfebeinen  lieft.  So 
tarn  1891  jundebft  ein  ©efe^  gu  ftanbe,  toeld?eö  ber 
(Sinmanberung  mirtfebaftlid)  ober  moralifd?  mint  er 
mertiger  dlemcnte  ein  @nbe  mad^en  follte,  unb  1893 
folgte  ein  folcpe«,  meld?e«  bie  Äontrolle  ber  ßin= 
roanberer  unb  bie  öaftpflidjt  ber  mit  ber  Ginroan= 
berung  befdjdftigten  jranäportuntemebmer  oer= 
febdrfte.  borausfidjtlid)  werben  bem  2lnbrängen 
ber  Immigration  Restriction  Leage  gufolge  nod> 
weitere  6infd)rdntung*ma|regeln  ju  erwarten  fein. 
@3  bat  benn  aud)  bereit«  im  äftai  1896  ba«  ;Herr,-, 
fentanten^au*  ben  $efd)(uS  gefaftt,  mdnnliebenStm 
alpbabeten  oon  16  bi*  60 fahren  bie  Ginwanberung 
bebingungSweife  ju  oerbieten.  (Sine  nod)  oiel  fcbdr= 
i  er  e  6inwanberung«bill  bat  ba*9ieprdfentantenbaue 
im  San.  1897  angenommen,  bie  aber  nod)  leine 
©cfe&e*traft  erlangt  bat. 

2)ie  Statiftit  ber  %.  im  fid)  für  fein  Sanb  mit 
genügenber  SMftänbigteit  unb  3uwerläffigteit  auf» 
ftelten;  bod)  reidjcii  bie  oorliegenben  2lngaben  aui, 
um  bie  ÜBebeutung  ber  2(.  ju  geigen. 

2tu*  J)eutf  d)lanb  wanberten  nad)  überfeeifdjen 
Cdnbern  oon  1851  bi8  1890  minbeften*  3 100000 
^erf onen,  feit  bem  2lnfang  ber  jwamiger  3abre  etwa 
4700000  $erfonen  auS,  bauptfddjlid)  über  Bremen 
unb  Hamburg.  Taju  tommen  nod)  fonftige  beut: 
fdje  fomie  belg.  (Antwerpen),  boltänb.  unb  franj.^ä- 
fen.  3bren  Jööbcpuntt  erreid)te  bie  2t.  in  ben  S- 
1880—82  (1881 : 221 000),  feitbem  ift  fte  mit  Heinen 
Sd)wantungen  biö  1892  adm&blid)  unb  oon  ba  b'xi 
1899  rafdj  jurüdgegangen.  3)ie  ^a\)l  ber  oon  ber 
beutfeben  Statiftit  ermittelten  beutfeben  überfeeifebeu 
ÄuSmanberer  betrug: 


Cf  *  würben  br> 

3abre 

Oberhaupt 

Taruntcr  über 

förbert  ttrtbrf. 

©rrmrn 

Hamburg 

nad)  brn  8er. 
3t.  t>.  tlmcrita 

1871 

76  '.'24 

45  658 

30  254 

73  816 

1873 

128  153 

66  919 

57  615 

122  282 

1873 

110  438 

48  608 

51  432 

103 441 

1874 

47  671 

17  907 

24  093 

45  051 

1875 

33  329 

13613 

15  826 

29  390 

1876 

39  644 

10  972 

19  706 

24  043 

1877 

33  698 

9  328 

10  725 

19174 

1878 

25  627 

11  329 

11  827 

31  783 

187» 

35  888 

15  828 

13165 

33  369 

1880 

117  097 

51627 

42  787 

114  023 

1881 

230  902 

98  510 

84  425 

216  544 

1883 

203  585 

96  116 

71  164 

199  089 

1883 

173  616 

87  739 

55  666 

167  391 

1884 

149  065 

75  776 

49  985 

144  818 

1885 

110  119 

53  328 

35  335 

105  105 

1886 

83  225 

40  234 

25  714 

78  941 

1887 

104  787 

55  29« 

22  648 

101051 

1888 

103  951 

53  974 

25  402 

99  800 

1889 

96  070 

48  973 

22  963 

90  235 

1690 

97  103 

48  Ott 

24  907 

90  290 

1871  W 

1  -JOS  391 

'.•46  798 

688  639 

1  879  635 

18'Jl 

120  089 

59  673 

31581 

108611 

1893 

116  339 

59  897 

38  07» 

107  803 

1893 

87  677 

39  853 

30  510 

75  102 

1894 

40  964 

17  269 

16  397 

34  310 

1895 

37  498 

15  160 

13  997 

30  692 

1896 

32  824 

13  548 

13  324 

37  360 

1897 

24  631 

9  559 

8  802 

19  03O 

1898 

23  221 

8  826 

8  170 

17  373 

1899 

23  740     |      9 126 

10  660 

19016 

3n  bem  3eitraum  1871—90  wanberten  fomit 
95,5  ^rog.  allein  naeb  ben  bereinigten  Staaten  oon 
2lmerita  au«;  39961  ober  2  brog.  gingen  nad)  3)ra= 
ftlien,  24229  ober  1,2  brog.  nad)  anbern  Seilen  oon 
2tmerila,  17811  ober  0,9  brog.  nad)  2tuftralien, 
4930  ober  0,3  brog.  naeb  2tfnta  unb  1513  ober 
0,i  brog.  nad?  2lften.  Sie  eingelnen  Seile  be$  Sleieb* 


Digitized  by  Google 


Shiaroanberung 


165 


werben  in  ungleichem  ÜKaße  betroffen,  Gbenio  finb 
bie  MlterSflafien  verfcbieben  ftart  beteiligt,  am  ftärf: 
itcn  iene  »ort  21  bis  30  Saferen,  alfo  gerabe  bie  in 
ben  heften  CebenSiahren  ftcbenbe  btpölterung.  Stuf 
fic  entfielen  1899  bereit*  bie  »olle  Hälfte  (51/.  broj.) 
aller  2fuSwanberer.  ffiHeberum  fteht  baS  männliche 
bem  weiblichen  ©eid/lechte  entfcbieben  voran.  Denn 
eS  gehörten  55,7  *ßrpj.  bem  erftcrn,  bagegen  nur 
44,s  broj.  bem  lefetern  an,  währenb  unter  ber  ©e= 
iamtbeDölterung  (1895)  ftd)  bie  beiben  ©efdjlechter 
umgelehrt  mit  49,i  broj.  männlichen  unb  50,9  broj. 
weiblichen  berfonen  gegenüberftehen.  (Sntfprecbenb 
bem  jugenblicben  älter  ber  2luewanberer  pflegt  bie 
^Jtebrjabl  als  (Sinjelperfonen  fortzugehen,  fo  1899: 
14550,  barunter  bloß  1955  verheiratete  unb  nur 
8564  in  2652  Jamilien.  (Sin  ficbereS  Urteil  über 
bie  3^0«  »ad?  ton  berufSverbältniffen  ber  2tuS= 
roanberer  (äffen  bie  bisherigen  ftatift.  (Ermittelungen 
uicbt  ju.  über  ben  boltSauStauf*  mit  einigen 
anbern  ^änbem  i.  bevölferung. 

Die  21.  au*  Großbritannien  unb  ^rlanb 
na*  außereurop.  üänbern  war  bis  jum  3-  181«r» 
außerorbentlicb  geringfügig.  Seitbem  ift  fie,  von 
einigen  Scbroanlungen  abgelesen,  anbauernb  gc 
ftiegen  unb  erreichte  in  ben  oierjiger  unb  fünfjiger 
^abren  eine  bebeutenbe  f>öhe. 

Tic  ;iabl  ber  auewanbernben berfonen  brit.  unb 
irifeber  Sertunft  betrug: 


Daju  tarnen  noch  bic  2(uSlänber  unb  ihrer  ©er 
fünft  nacb  triebt  ermittelten  berfonen,  welche  im 
legten  ^abriehnt  1889  98  burchfehnittlich  jährlich 
88 1G8  aufmachten. 

Der  auSgebebnte  ftolonialbefits  ber  Griten  be= 
wirft ,  baß  ihre  H.  weniger  einfeitig  ift  als  bie  an« 
berer  Söller;  bennoeb  wenben  ftch  etwa  jwei  Drittel 
aller  ftuSwanberer  nach  ben  bereinigten  Staaten. 
Unter  ber  ©efamtiabl  ber  in  ben  %  1853—98  auS^ 
gemanberten  briten  unb  ^rlänber  von  85495G9 
waren  4485160  (Snglänber,  859796  Schotten  unb 
3204613  2|Ten.  Die  im  21uSgange  ber  vierjiger 
unb  ju  ftnrang  ber  fündiger  ^abre  »löblich  auf 
aetretene  ungewöhnlich  ftarte  irifche  21.,  bie  1849 
bis  1852  etwa  3»if*en  200000  unb  250000  Äöpfe 
jährlicb  auemachte  unb  1853  ibren  ööbepunlt  mit 
829609  Köpfen  erreichte,  ift  feither  fichtlich  iurüd 
gegangen  unb  bat  feit  1890  nirgenb  mehr  70000, 
neuerlich  leine  50000  flöpfe  mehr  betragen.  Dem 
berlufte  (Großbritanniens  burch  21.  fteht  fiberbice 
ein  nicht  geringer  Öcroinn  burch  (Sinwanberung 
gegenüber,  ber  baS  (SnbergcbniS  erbeblidj  gflnftiger 
für  baS  £anb  erfcheinen  läßt. 

bebeutenb  ift  auch  bie  21.  aus  Italien,  nament- 
lich wenn  man  bie  von  ber  ital.  Statiftif  untere 
l'chiebene  «jeitweilige»  21.  hinjurechnet.  3u  leftterer 
werben  biejenigen  2(uSroanberer  gerechnet,  welche 


bei  ber  Entnahme  eines  baffcS  ertldren,  baß  fie 
vor  ?lblauf  eines  ^ahreS  jurücfjutebren  gebenfen. 
GS  gehören  hierher  namentlich  bie  2lrbeiter,  bie  nacb 
anbern  europ.  Cänbcrn  wanbern,  um  bei  (Sifenbabn: 
bauten,  Straßenanlagen  u.  f.  w.  befchdftigung  ju 
finben.  GS  wanberten  aus  (im  Durchfchnitt  ber  3abre 
unb  jährlich) : 


3ahre  Saumib 

8eit»ritia 

Obfr^oupt 

187680 

»7  627 

81  169 

108  796 

1881/85 

63170 

91971 

154  141 

1886 

85  355 

83  474 

167  839 

1887 

137  748 

87  917 

315  665 

1888 

195  993 

94  743 

390  736 

1389 

113  093 

105  319 

318  413 

1890 

104  733 

113511 

317  344 

1891 

175  530 

118111 

393  631 

1893 

107  369 

116  398 

333  667 

1893 

134  313 

133  439 

346  751 

1894 

105  455 

119  868 

335  333 

im 

169  513 

133  668 

393  181 

189« 

183  620 

133  863 

307  483 

1897 

165  439 

134  436 

399  855 

3ahre 

rtbfrlmiiv: 

brn  »fr.  St. 

iarunlrr  nac 

»rit.Morb. 
amrrita 

b 

HitflrAlirn 

1*53  «K> 

1  313  6*3 

1     KOS  596 

123  508 

— =  | 
365  307 

IMIiifl 

1  571  839 

1  133  62S 

130  310 

267  358 

187l'*> 

1  «78  91:» 

1  087  373 

177  976 

303  367 

188190 

J  656  3V.» 

1  795  0G2 

311399 

373  135 

im 

334  543 

252  Ol« 

33  752 

19  957 

331  397 

235  221 

41866 

16183 

1S93 

307  750 

213  247 

50  371 

11470 

1894 

226  821 

159  431 

23  633 

11151 

1895 

271  854 

195  67« 

22  391 

10  788  | 

1896 

161  925 

'JS  1 

15  267 

10  354 

1897 

146  460 

H5  324 

1&571 

12061 

1*9* 

140  644 

SO  494 

17  640 

10  693 

Die  3ahlen  für  bie  bauernbe  unb  bie  jeitweilige 
21.  fallen  jiemlicb  genau  jufammen  mit  ber  Unten 
fcheibung  ber  21.  nach  außereurop.  unb  europ. 
Sänbern.  Die  bereinigten  Staaten  üben  auf  bie 
Italiener  nur  geringe  2lnjiepungSfraft  auS,  ber 
Öauptitrom  ber  italienifchen  überfeeifchen  2(.  fließt 
nach  Sübamerita.  bon  fdmtlichen  299855  2tu*= 
wanberern  beS  3- 1897  famen  auf  (Suropa  125310 
ober  42  ^roj.,  auf  örafilien  80  984  ober  27  $roj., 
auf  bie  i'a4Hata=Staaten  39538  ober  13  ^ro3.  unb 
auf  bie  bereinigten  Staaten  47  000  ober  15  broj. 

Die  f lanbinaoifchc  21.,  welche  fich  faft  aus- 
fchließlich  nach  s3iorbamerita  richtet,  ift  1894plöftlicb 
fcharf  ^urüdgegangen.  Die  burrhfehnittliche  idbr= 
liehe  3»ffer  ber  f  cbmebifchen  2t.  betrug  1856—60 
nur  831, 1861-65  fchon  3963,  1866-70  :  20526, 
1871-75:  12893,  1876-80:  17160,  1881-85: 
34966,  1886  —  90  :  40314,  1891—93  :  39032, 
bagegen  1894  nur  mehr  13358.  Gine  Steigerung 
auf  18955  folgt  bann  mieber  im  ndchften  3ahre,  um 
ieboch  18%  auf  12919  unb  1897  auf  8926  ju  fallen. 
$ür  Norwegen  betrug  bie  jährliche  DurcbfcbnittS: 
jahl  1836—45  :  620,  1846—55  :  3227,  1856—65: 
4500, 1866—70:  15593,  1871—75:  10166, 1876 
—80  :  9156,  1881—85  :  22454, 1886—90:  16197, 
1891—98:  16389, 1894  aber  nur  noch  6112,  1895: 
6618, 1896:  7083, 1897  bloß  4670,  faft  burchweg 
nach  ben  bereinigten  Staaten. 

Die  gleiche  DUchtung  wie  bie  ftanbinaoifche  2(. 
j eblägt  bie  D  d  n e  m  a  r !  S  ein ;  fie  betrug  burchf chnitt= 
lieh  jäbrlid)  1876  —  80  :  5045,  1881  —  85:  11145, 
1886  —  90  :  9892,  1891—93  :  9985,  1894  :  4105, 
1895  :  3607,  1896:  2876, 1897  :  2260. 

über  bie  X.  ber  Schmeij  liegen  erft  feit  1882 
juüerläfftge  Angaben  por.  1881—85  wanberten 
burchfehnittlich  jährlich  10718,  1886  —  90  :  7678, 
1891—93  :  6844,  1894  :  3849, 1895  :  4268,  1896  : 
3330,  1897:  2508  berfonen  auS,  auch  hi«  über= 
wiegenb  nacb  ben  bereinigten  Staaten. 

St  ben  Wieberlanben  wanberten  nach  ben 
Kolonien  1881—85  burchfehnittlich  jährlich  3174, 
1886  :  3348,  nach  bem  2luSlanbe  12 150  unb  12 127 
berf  onen  aus.  5tür  bie  neuere  3eit  unterlag  bie  21. 
erheblichen  jährlichen  Schtoantungen,  boch  herrfchte 
auch  bicr  eine  fmlenbe  Neigung  vor.  So  waren  et* 
1890: 17 136  «uSwanberer ;  ihr  3ahl  ftieg  aber  1891 
auf  32109,  1892  auf  28327  unb  1893  auf  39260, 
fiel  jeboch  feitber  1894  auf  15138, 1895  auf  15919, 


Digitized  by  Google 


166 

18%  auf  12787,  enbli*  189' 


^uSroanbcrung 
auf  9036.  Da*3»el 


3<>brc 

Wuiroan- 

brrung 

«inwon- 
brrung 

3abre 

Hutroati' 
brrung 

brrung 

1841  50 

5  053 

3  718 

1891 

18  994 

90  741 

1851,«0 

8  861 

6031 

1892 

99  532 

21  774 

1861,70 

10  149 

11090 

1893 

29117 

21  686 

1871/80 

7  427 

9  066 

1894 

18  302 

24  63.'. 

1881,85 

14  903 

17  633 

1895 

16617 

93  476 

i  «86,90 

20493 

20  783 

1896 

19  762 

24  501 

Gine  mertwürbig  geringe  ^Beteiligung  an  ber 
überfeeif*en  21.  m«ift  grantrei*  auf.  3bre  3abl 
wirb  angegeben  für  1861—65  auf  6106, 1866—70 
auf  6141, 1871—75  auf  8325,  1876—80  auf  2974, 
1881—85  auf  5098,  1886—90  auf  18667  bura> 
f*nittli*  iäbrli*,  für  1891  auf  6217,  1892  auf 
5528  unb  1893  auf  5586.  bon  1886  bi*  1890  ftieg 
bie  21.  na*  Slrgentinien  febr  ftatl;  infolaebeffen 
wie*  bie  ©efamtau*wanberung  1889 bie  bö*fte  lie- 
ber crrei*te  3'ffrc  *>on  30953  auf.  3™  ganjen 
wirb  bie  franjöfif*e  21.  bur*  bie  Ginwanberung  bei 
weitem  erfe&t.  2lu*  fmb  bie  Mitteilungen  übet  bie 
franjöfif*c  21.  wenig  genau. 

Cfterrei*=Ungarn  ift  an  bet  überfeeif*en  91. 
glei*fall*  nur  f*ma*  beteiligt.  G*  wanberten  tili 
über  beutfdje  öäfcn  bur*f*nittli*  jäbrli*: 


3abte 

Cflw 

Ungarn 

3abre 

ßftrr« 
tridj 

Ungarn 

1871/75 

itnno 

IM  1*5 
1886,90 
1891 
1892 

8  788 

9  196 
19  437 
22  494 
60153 
54  775 

769 
3  521 

13  833 
22  156 
21254 
20  172 

1893 
1894 
1895 
1896 
1897 

51978 
20139 
19  249 
25  205 
15  808 

13  566 
5  427 
17  536 
13  005 
9  880 

Die  meiften  2lu*wanbcicr  geben  na*  ben  ber= 
einigten  Staaten  x>on  2lmerifa  (1897: 10517  Cfter- 
rei*er  unb  9701  Ungarn).  Sie  2lu*manberung 
über  bie  bolldnb.,  bclg.,  franj.  $dfen  unb  über  ®t 
nua  betrug  anßfterreicbern  1890: 10470, 1891: 
20001,  1892: 18915,  1893  :  21586,  1894  :  8878, 
1895  :  26767,  1896  :  26287  berfonen. 

2lu*  Spanten  wanberten  au*  1890  :  65860, 
1891:  68037,  1892  :  66406,  1893  :  76526,  1894: 
81189,  1895:  121166,  1896:  166269  unb  1897: 
73535  berjonen.  Da*  ijauptjiel  ber  X.  ift  Kuba. 
Die  fpanif*e  31.  wirb  bur*  ftrembenjuflufc  (1895/97 : 
206790  gegen  260967)  beinahe  erfefet. 

Die  Angaben  über  bie  21.  au*  Portugal 
fmb  wenig  juoerldffig.  2luf  Qtauw  ber  31u*lanb*: 
pfiffe  würbe  ermittelt,  bafc  bie  3abl  ber  3lu*man= 
beter  bur*f*nittli*  iäbrli*  betrug  1872  —  75: 
15137,  1876  —  80:  11565,  1881  —  85:  16936, 
1886  —  90  :  21007,  1891:33585,  1892  :  21074, 
1893:  30383,  1894  :  26911,  1895:  44746, 1896: 
27980.  Die  31.  gebt  meift  na*  brafilien. 

3n  Stufjlanb  werben  bie  3lu*wanberer  von  ben 
einfa*en  üReijenben  ni*t  unterfdneben ;  mit  ruff. 
Höffen  reiften  au*  iHuftfanb  mebt  ab  al*  antamen: 
1892  —  96  bur*f*nittli*  jabrli*  34559,  1897: 
46098, 1898:  39442  berfonen.  SDlit  au*ldnbif*en 
Säften  reiften  mebr  m  al*  abreiften:  1892  —  96 
bur*f*nittli*  jdbrli*  16609, 1897:  46098, 1898: 
53695  berfonen.  Die  3abl  ber  über  beutfdje  43dfen 
au*  bem  europ.  iKufelanb  2lu*gewanberten  betrug 
im  Dur*f*nitt  jdbrli*:  1887—91:  59808,1892 
— 96:  40374,  1897:  18 107  berfonen.  »mftdrtften 
wat  bie  21.  nacb  Slorbamerifa.  3"  bic  bereinigten 
Staaten  begaben  fi*  au*  ftufclanb  bur*f*nitt 


Ii*  jdbrli*:  1887— 91:  55524, 1892—96:  56969, 
1897:  29981  berfonen.  —  Gine  ftarle  3t.  finbet 
na*  Sibirien  ftatt:  1887—97  :  842355  berfonen, 
im  Dur*f*nitt  für  bie  erften  wer  3abre  37001», 
bie  jweiten  mer  77000,  bie  lehteti  brei  128000. 

Die  Stdrte  ber  31.  au*  ben  einjelnen  europ. 
Äulrurldnbern  ift  fomit  aufeerorbentli*  üerfAieben. 
3n  bem  3e»traum  1881—85,  wo  bie  31.  faft  überall 
oerbältnt*mäj?ig  ftarl  war,  entfielen?.  99.  auf  1000  G. 
be*  betreff enben  Staate*  3(u*wanberer  na*  über 
feeif*en  l'dnbem  in  3rlanb  15,4,  Norwegen  12,«, 
S*weben  7,7,  S*ottlanb  7,s,  Gnglanb  5,9,  Däne- 
marf  5,o,  ben  Stteberlanben  3,8,  ber  S*meii  3,7, 
bem  Deutf*en  SRei*  3,«,  ^talien  2,t,  ftranfrei*  0,i. 
Die  öröfee  be*  Unterf*iebe*  jwif*en  fLui-  unb 
Ginwanberung  lann  allein  bur*  bie  Statiftif  be* 
Stanbe*  unb  ber  natürü*en  Bewegung  ber  Sc 
völferung  (f.  b.)  jutreffenb  ermittelt  werben. 

2lu*  in  bejug  auf  ba*  ;>  t  el  ber  3(.  jeigen  bie 
einzelnen  Staaten  gewiffe  Gigentümli*leiten.  2lue 
ben  german.  unb  flaw.  Staaten  fowie  au*  beigten 
unb  Ungarn  wenbet  fi*  ber  Stu*wanb«rerfrrom  ent 
weber  au*f*lie&lt*  ober  bo*  jum  größten  J eil  na* 
ben  bereinigten  Staaten  »on  3(merita;  nur  für 
(i)rofjbritanmen  tommen  baneben  au*  beffenRcMV 
nien  wefentli*  in  betra*t.  Die  roman.  böller  be- 
oorjugen  bem  gegenüber  bie  fübamerit.  Staaten, 
5öe}tinbien unb SJlorbafrita.  ,  \  ü  r  biebereinigten 
Staaten  oon  Smerila,  ba*  öauptjiel  ber  21. 
überbaupt,  liefert  bie  bortige  amtli*e  Statiftit  fol= 
genbe  3abl«n  über  bie  gefamte  europ.  ßinwanberung 
im  fiaufe  ber  76  3abrc  üon  1821  bi*  1897  au«: 

•wBbritannirn  nnb  3rlanb  6  931  590  *t rfonm 

XrulirtilaiO  i  044  675 

Sdiwrbm  nnb  jiornwgrn   ....  1215313 

Cfterteid).  Ungarn  »33  591  » 

3talirn   821 752 

tfurop.  »JiiBlanb   746  292 

«ranfrrid»   400  031 

«dimril  S03  8O8 

Xdnrmarr   191036  » 

»Jiirbrrlanbrn  13t  013 

Spanirn  unb  Portugal   64  378  • 

»flgitn   63  527 

Obrigrm  tturopa   ........     »8040  . 

3üTammrn:  IG  673  935  fjrrjonrn. 

Davon  1821  bi*  1892  no*  au*  2(merita  1 226331 , 
au*  2tfien  315314,  au*  2lfrita  1457,  au*  Huftralieu 
28651  unb  199661  ^erfonen  unbetannter  ijertunit 
in  bie  bereinigten  Staaten,  jufammen  1771184 
einwanberten,  fo  errei*te  in  ben  76  fahren  bereu 
gefamte  (finwanberung  gegen  20  W\\L  Äöpfe. 

3n  ben  legten  3apren  betrug  bie  3«bl  ber  in  bic 
bereinigten  Staaten Gingewanberten  in  Jauf enben : 


Öerfunft*Idnber 

1890 

1892  |  1894 

1896 

1897 

Cftrrrriif)  

93.4 

130,8 

40.4 

31,9 

22,:. 

34,1 

42,9 

14,0 

34,3 

18,<> 

Ungarn  

22.1 

37.2 

9,0 

30,9 

15.D 

Srlgirn  

3,7 

4,3 

1,3 

1,3 

0,8 

9,4 

10,6 

4,8 

3,3 

2,1 

6,6 

6.5 

3,4 

3.5 

3,1 

ttru$enlanb  

0,5 

0,6 

1,1 

2  3 

0,6 

52,0 

62,1 

39,8 

68^1 

59,4 

$irbcrlanbc  

4.3 

7,3 

3,3 

1,6 

0,9 

Sdirorbfn  unb  Kortorgrn  . 
Siuftlanb  (ol^ne  ginlanb)  . 

41.0 

57,7 

19.5 

30,1 

19,0 

44,2 

112,6 

27,9 

51.1 

27,0 

0,2 

2,8 

0,7 

2,8 

0^ 

\fl 

1,0 

0,4 

0,5 

0,6 

1,0 

0,5 

0,8 

0,8 

Ifl 

7,4 

3,7 

3.3 

1.6 

122,8 

117,5 

71.3 

64,8 

41.2 

5inUnb  

2,5 

5,1 

1,3 

6,3 

3,1 

tiirfri  

0.2 

0,3 

0.3 

0,3 

0.2 

•anj  tfnropa  !443^<697,C 

•.'40.6 

334," 

216.T 

Digitized  by  Google 


»uSttmnberungSagent  —  HuSlöärtigc  Angelegenheiten 


167 


len  bereinigten  Staaten  am  niepften  tommt 
3luftralien,  beffen  (Seroinn  bureb  (Sinroanberung 
aber  in  f  ortrodbrenbem  SRüdgang  begriffen  ift.  Wäb 
renb  1883  noeb  ber  ttberfepufe  biefer  über  bie  31. 
94648, 1888: 65599  Köpfe  au«ma*te,  ging  er  1891 
auf  39445,  1692  fogar  auf  13943, 1893  auf  15728 
jurüd,  beb  fid>  jebod)  1894  trieber  auf  30905.  $n 
Argentinien  ift  bic  Gntroidlung  ber  überfeeifd>en 
Cinroanberung  niebt  regelmäßig  geroefen.  1890 
meidjte  fte  bie  fybtje  üon  110594,  1891:  52097, 
1892:  73242,  1893  :  84420,  1894  :  80671,  1895: 
80988.  25a«£aupttontingent  ber  (finroanberer  ftellt 
Italien;  in  weitem  3tbftanbe  folgt  Spanien,  bann 
,5ran(rei(fr.  Gbenfo  ift  ba«  SJerbältni«  in  Um 
auap  (1895  :  9158  (Sinroanberer ) ,  mdbrenb  in 
«rafilien  (1891:  216659, 1892  :  86269, 1893: 
127279, 1894: 67009, 1895: 191 137  (*tnroanberer) 
•,rou'cben  Italiener  unb  Spanier  jtcr>  bie  93ortugtefen 
einfdjicben  unb  nädjft  ben  Spaniern  bie  Teutfd?en 
temmert.  Son  Gelang  ift  enblid)  uod)  Ganaba,  ba« 
einen  I'tbcrfdiufc  an  Q\n-  über  3lu«geroanberte  oon 
1890  :  33275,  1891:  38305, 1892:  47  287, 1893: 
«3433, 1894:  25854  Köpfen  batte.  (Iber  bie  Sin' 
roanberung  »on  Gbinefen  f.  Gbinefenfrage. 

£itteratur.  Teutfdje  3t.  unb  Kolonisation,  bß. 
pon  SBappäu«  (2pj.  1846);  iHofAer,  Kolonien,  Ko= 
lonialpolittt  unb  31.  (ebb.  1848;  3.  «ufl.  1885  mit 
fer  »bbanblunfl  oon  St^annafcb,  «Teuticbe  31.  unb 
bcutfdje3lderbau!olonifation»);  lyrftbel,  Tie  beut  jd?« 

.  unb  ibre  nationale  unb  tulturbjftor.  iöebeutung 
(ebb.  1858);  Sturj,  TieKrifi«  ber  beutfrfjen  St.  unb 
ibre  JJenutHina,  für  je&t  unb  immer  ($terl.  1862); 

Schul*,  Stubien  über  aßrarifdje  unb  pppfttal. 
öerbdlrnifie  in  Sübbrafilien  im  £inblid  auf  bie 
Kolonisation  unb  bie  freie  Gintoanberunß  (Spj. 
1865);  berf.,  Natur*  unb  Kulturftubien  über  Süb= 
ameritd  unb  feine  3)croobner,  mit  befonberer  93crüd= 
üebtiguna,  ber  Kolonifation«fraße  (Tre«b.  1868); 
,5T.  Kapp,  ©efa?id)te  ber  beutfepen  ISinroanberunß 
in  Omenta,  $b.  1  (ifpj.  1868);  berf.,  über  31.  (SBerl. 
1871);  Cammers,  Tic  beutfebe  31.  unter  5)unbee= 
id?ut»  (ebb.  1869);  33öbiter,  Tie  31.  unb  bie  Gin* 
roanberung  be«  preufe.  Staate*  (in  ber  «Heitfcprift 
be«$reufeifd>en  Statiftifdjen  Sßureau«»,  ebb.  1873); 
berf.,  Tie  preufeiiebe  31.  unb  Cinroanberunß  feit  bem 
VX  1844  (Tüffelb.  1879);  $abri,  »ebarf  Teutfdv 
lanb  ber  Kolonien?  (©otfca  1879);  <*.  »on  Söeber, 
Die  Chroeiterunß  bc«  beutfepen  ffiirtfcbaft«ßebiete« 
unb  bie  ©runblegung  ju  überfeeifeben  beutfdjen 
Staaten  (i?pj.  1879);  ©übbe-Scbleiben,  überfeeifebe 
Uolitif  (2  He.,  öamb.  1881—83);  fr  Sabina,  Tie 
Äraentinifcbe  Wepublit  al«  3»*l  ber  europiifdjen  31. 
i$ueno«-3ltre«1883);S(pippel,  Ta«moberne(*lenb 
unb  bie  mobemeüberoöUerung(£pj.  1883);  öerjoß, 
SBa«  Riefet  ben  SJereinißten  Staaten  bon  3lmerita 
burd}  bieOinroanberunaju,  unb  »a«  oerliert  X  e  u  t  fdj 
lanb  burd>  überfeeifd)e  31.?  (im  «SMrbucb  für  ©efeiv 
aebung,  SSerroaltunß  unb  $olt«roirtfcbaft  im  Teut= 
fefccn  fleidv,  bß.  »on  Scpmoller,  9.  ^abrß.,  £pj. 
1885V,  $eder,  Unfere  Serlufte  burd;  Söanberunß 
(ebb.,  11.  3abrß.,  1887);  Don  $büippooid),  3lrtifel 
flL  im  ajrwnbroörterbud;  ber  Staat^roiffenidjaften», 
«b.  2  (2. 3luf!.,  3«ta  1899);  Söofemeoer,  $a3  3lu*. 
ipanberunß^mefen  in  ber  Sdjroeij,  in  $)elflien,  6nfl- 
lanb  unb  Seutfdjlanb  nadj  ojmjiellem  Scbriften= 
material  ($erl.  1892);  Q.  oon  ^püippom*,  31.  unb 
Xudvanberunßdpolitit  in  $eutfd>lanb  (SBb.  52  ber 
rdmften  be3  herein*  für  Soäalpolitif,  iJps- 1892) ; 
berf.,  Tie  «ereinißten  Staaten  unb  bie  europäifdjc 


31.  (im  «2lrd)h>  für  feciale  ®eietjßebunß»,  1893); 
Öepber,  ^Beiträge  jur  3^0«  ber  21.  unb  Äolonifation 
(Canßenfalja  1894);  ÜJteinele,  Katecbi^mu«  ber  31. 
(7.  3lufl.,  Spj.  1896);  9latb.ßen,  Gnßlifdjc  31.  unb 
3ludroanberunaSpolitir  im  19.  ^abrp.  (Sb-  72  ber 
«Sdjriften  be*«erein*  fürSocialpolitil»,ebb.l896); 
Üeßopt,  L'£migration  europäenne,  son  impor- 
tance,  ses  canses,  ses  effets  (tyat.  1861);  %  $uoal, 
Histoire  de  Immigration  europeenne,  asiatique 
et  africaine  au  XIX*  Bitcle  (ebb.  1862);  £eror.= 
53eaulieu,  De  la  colonisation  chez  les  peuples 
modernes  (ebb.  1874;  3.  3Iufl.  1886);  Scalabrini, 
L'  emigrazione  italiana  in  America  (^iacenja 
1888);  Bulletin  de  l'Institut  international  de  sta- 
tistique  (93b.  3  unb  7,  9lom).  —  Keicbe*  üföaterial 
jur  Statiftil  ber  31.  liefern  bie  amtlidjen  93eröffent= 
lidbuttßen  mie  bie  Statiftit  beä  beutfdjen  Steide, 
sJ)tonat«i  unb  33ierteljab,r§befte  (33crlin)  unb  bie  Sta- 
tistical della  emigrazione  italiana  (9tom). 

«ue<roanbcrunflc*aßcHt,  »iluö  ruattberunß« 
Unternehmer,  f.  3luöroanberunß. 

«uöttJärrißc»  nßcleßcntjcite».  3)ie  31.31.  fmb 
©eßenftanb  berjenißen  ftaatlidjen  Jbätißteit,  roeldje 
bie  SRedjte  unb  3nt«")K«  Staate«  anbern 
Staaten  ßeßenüber  ober  bie  JRedbte  unb  ^ntereffen 
feiner  Untertpanen  im  31u3tanbe  }u  mapren  pat. 
5>ie  oberfte  Seitunß  berfelben  ftebt  bem  Üfttnifterium 
für  bie  31.  31.,  im  Seutfcpen  SReidje  3lu*jo4rtige& 
3lmt  (f.  b.)  ßenannt,  ju;  bie  Grlebißunß  ber  ®c- 
fdpcifte  im  3tuelanbe  erfolgt  burd)  ®efanbte ,  Kon= 
fuln,  Kommiffdre  fomieburdp  bie  Kolonialbebörben 
(f.  b.).  Ten  Gkfanbten  ließen  boriuß^neife  bic 
©efebäfte  ber  bopen  $olitit,  b.  b-  ber  fioUnf  ber 
Ü)tad}tfragen  unb  ber  9)eßierunßdpolitif  überhaupt 
mie  bie  ^fleße  ber  93ejiepunßen  üon  ßof  )u  6of 
unb  JReßierunß  ju  Meßierunß  ob,  to&brenb  bie  Kon= 
fuln  bie  bef onberc  3lufaabe  paben ,  für  ben  Sdjuh 
be«  Joanbew  unb  ber  ©o>iffab.rt  fowie  ber  periön; 
lidjen  unb  33ermößendintereffen  ber  Untertanen 
tpdtiß  ju  fein.  Tie  Kolonialbebörben  haben  bie  Ser= 
roaltunß  ber  Sdju^ßebiete  bed  Steidj*.  sJiacp  ber  93er^ 
faffunabeS  3)eutfä>en  9ieid?ä  (3lrt.  11)  b.atber  Kaifer 
bie  33efußni3,  ba«  Sieid)  oöllcrredjtlicb  ju  »ertreten 
unb  namen«  beäfelben  ÖJefanbte  ju  beßlaubißen  unb 
ju  empfanßen;  ed  ift  aber  ben  Sinjelftaaten  niebt 
oerboten,  ba«  dtiue  unb  paffioe  ©efanbtfdjaftÄrecbt 
au«juüben.  ^reufeen  t?dlt  einen  ©efanbten  nur  bei 
ber  Kurie,  ba  Ijier  ba*  9ieicp  niebt  nertreten  ift.  93on 
kapern  abßefeben  befd;rdn!en  fiep  bie  ©liebftaaten 
faft  fdmtlitp  auf  ßeßenfeitiße  ©efanbtfcbaften.  (S. 
©cfanbter.)  Tie  iRcicpößefanbtfdjaften  baben  niebt 
nur  bie  SHecpte  unb  3ntereffen  ber  ©efamtpeit,  fon« 
bem  au di  biejenißen  ber  Sinjelftaaten  unb  aller 
ibrer  3lnßeb^örißen  ju  r-ertreten  unb  mabrjunebmeu 
(jReidj^oerfaffunß  2lrt  3,  2lbf.  6).  9Benn  aber  an 
einem  öofe  eine  Sanbedßefanbtfcpaft  beftep t,  fo  ift 
bie  Skrtretunß  ber  Sonbcrintereffen  be*  Gin  je  1= 
ftaate«,  feine«  Souverän«  unb  feiner  Slngcbörigen 
junddjft  ibre  Sat>e  unb  bem  9teicb«ßefanbten  ent- 
joßen;  biefem  bagegen  liegt  bie  ffiabrnebmung  ber- 
lenißen  3ntereffen  ob,  »elfte  ba«  9leid)  al«  ®anje« 
anaeben  ober  nacb  ber  9teicb«Derfafiunß  ober  ben 
iHeicb*ßefe&en  ber  Kompetenj  ber  (Sinjelftaaten  ent= 
jogen  )inb.  (jür  ba«  Konfu(at«mefen  ift  ein  anbere« 
^rincipmafegebenb,inbemnacbber9ieicb«Derfat)unfl 
(3lrt.  4,  3tff.  7  u.  3lrt.  56)  au«fd?lieplid)  ba«  Neiä 
in«  31u«lanb  Konfuln  entfenben  lann;  bie  0lieb= 
ftaaten  tönnen  nur  ju  einanber  Konfuln  entfenben, 
bagegen  au«länbifd?e  julaffen.  Tem  entfpridjt  bic 


Digitized  by  Google 


108 


Auswärtiges  Amt  bc$  Seutfdjett  Mtity  —  ttuSroetfung 


Vflidjt  b<f*  Meid)* ,  überall  ba  ftonfulate  etnguridV 
ten,  wo  bie*  burd)  ba«  Sntereffe  aud)  nur  eine«  Gin= 
jclftaate*  geboten  ift.  (S.$cuticbcKonfulate.)  Slucb 
ba*  Äolonialwefen  ift  auef<bliefilid>  Sacbe  be*  Weich*. 
—  Beim  Vunbe*rat  beftebt  ein  Stu*fdjufif«tbie 
X.  31.,  ber  von  allen  anbern  3lu*fcbüfien  it>cfcntlict> 
verfebjeben  tft .  2)erfelbe  bat  feine  Vefdjlüffe  vorju: 
bereiten  unb  feine  Vericbte  ju  erstatten,  fonbern  er 
bient  nur  fcaju,  ^Mitteilungen  über  bie  au*wärtiaen 
Vejiebungen  be*  JHcid)*  ju  empfangen  unb  bie  ftn> 
Hebten  ber  Vunbc*regierungen  über  biefe  9UtteUitn> 
gen  au*jutaufcben.  3>arau*  ertlärt  e*  fid),  bafi  Vreu 
j.en  in  biefem  9(u*fcbuffe  nicht  vertreten  ift,  ba  eine 
Information  Vreufecn*  über  ben  Staub  ber  9,  31., 
bereit  oberfte  Leitung  bem  Haifer  juftebt,  miberfinnig 
wäre.  £er  Slu*fcbufe  beftebt  au*  ben  ^-Bevollmächtige 
ten  Vavcrn*,  Sacbfen*,  SBürttemberg*  unb  jweier 
vom  Vunbe*rat  alljährlich  ju  wäblenben  Staaten ; 
ben  Vorfitt  fübrt  Stovern,  Gr  mürbe  jum  erftcnmal 
im  Sommer  1900  au*  Slnlafc  ber  dnnef.  Verwid= 
hingen  jufammenberufen. 

iHuttoärtigcö  *lmt  be*  2 eutf eben  3teteb$, 
bie  bem  SRefajbdl anjlcr  unmittelbar  unterftelltc  Gen= 
tralbcbörbc  für  au*mdrtige  Slngclegenbeiten  mit 
einem  Staat*fefretär  an  ber  Spitt«,  welcher  für 
fein  Sicjfort  al*  parlamentartidb  verantwortlicher 
Stellvertreter  be*  ÜHeicbäfantler*  mit  bem  9ted}tc  | 
uir  ©egenjeiebnung  taiferl.  Grlaffe  beftellt  werben  | 
tann  unb  aud)  beftellt  toirb,  femer  tbatfddjlicb  regel=  , 
mäfiig  juglcicb  prettf?.  iWniftcr  obne  Vortefeutllc- 
ober  be*  3lu*wärtigen  ift.  (S.  Tcutf  cblanb,  Staat*;  , 
rechtliche*.)  G*  jerfdUt  in  vier  Slbteilungen:  1)  bie 
politifdje,  2)  für  »anbei**  unb  Vertebr*angelegen:  j 
betten,  3)  für  ftaat*=  unb  rivi(red>tlid>e  ©efebäfte 
(nameTulicb  Schuft  ber  Untertanen),  4)  bieÄolonial»  | 
abteilung,  beren  Sürigent  feit  1894,  foweit  nid?t 
Vejiebungen  ju  auswärtigen  Staaten  unb  aMt= 
meine  Volitit  berübrt  werben,  bem  SReicbef antler 
unmittelbar  unterftebt  unb  ihn  vertritt.  5)ie  üllit- 
glieber  führen  bie  Sitel  2egatton*räte,  Söirtl.  2c=  1 
gation*räte,  @cb.  2egation*räte  unb  SBitfL  ©eb. 
2egation*rätc.  ^bm  finb  untergeben ,  aufeer  ©c= 
fanbten  unb  itonfuln  unb  ftolonialbebörben :  ba* 
Slrcbäologififce  ^nftitut  (f.  b.)  unb  bie  Prüfung*: 
fommiffion  für  ba*  biplomat.  Gramen. 

3luCtoafriKn,  8lii*füfeen,  Slbiüficn,  in 
ber  Gbemie  unb  d>em.  gabritinbuftrie  au*  einem 
vulverförmigen  flörper  (befonber*  ben  in  glüffig: 
teiten  gebilbeten  9tteberfcblägen)  bie  jwifeben  befielt 
leildSen  beftnblid?cn  auflöSlicben  ober  bereit*  ge- 
lösten fremben  Stoffe  bureb  ©afeben  mit  Staffel 
(geeignetenfall*audjivobl  mitSlltobol.&tberu.f.w.) 
wegfebaffen.  G*  wirb  auf  verfebiebenfte  9öcife  au*.- 
gef übr t,  j.  V.  bureb  2)  e  t  a  tt  t  a  t  i  o n ,  wobei  man  ben 
Wieberfd)lag  abfegen  läftt  unb  bie  Hare  glüfftgtett 
abgießt  ober  mit  bem  $>eber  abliebt ,  bann  retne* 
Saffcr  binjufügt,  von  neuem  ableiten  läfet  unb  bie* 
jo  oft  tviebcrbolt,  bi*  ber  9iieberfaSlag  völlig  au*' 
teivafdjen  ift.  2*iefe  iWctbobc  roirb  tetbnifd)  nur  be= 
olgt,  wenn  bie  Jlüffigleit  ohne  SPert  ift  ober  ver= 
oren  gegeben  werben  mufe.  Gin  anberc*  ^erfabren 
beftebt  barin,  bafc  man  ben  auejutvafebenben  Körper 
auf  einem  gilter  fammelt,  bie  glüfftgfeit  abfliegen 
Id^t  unb  ba*  gilter,  nach  icbe*maligem  Abtropfen, 
von  neuem  mit  9Baffer  füllt,  bi*  alle*  l'Ö*lid)e  ent= 
lernt  ift;  jivedmdfeig  befeftigt  man  ben  Jridjter  luft- 
biebt  auf  einem  ©efäft,  in  bem  man  bie  Suft  bureb 
eine  entfpredbenbe  Vorrichtung  verbünnt  (f.  3lfpi- 
rator),  um  burd>  ben  T^rud  ber  auf  bem  gilter  laften= 


ben  Htmofpbäre  bie  giltration  su  beid)leunigen. 
Statt  be*  gewöhnlichen  gilter*  bebient  man  fid> 
beim  teebniidjen  betriebe  jwedmdjng  ber  gilterprefie 
II.  b.),  in  ber  bie  gu  ftltrierenbe  Waffe  unter  ftär 
ferm  Srud  in  ein  gilter  von  großer  Cbcrfläcbe  ge 
trieben  unb  bann  bur*  nadigeprefete*  ©affer  ge= 
wafeben  wirb.  ftrvftallinifd>e  ober  überhaupt  nidt 
«t  feinf örnige  Äörper  laffen  ftcb  in  ber  fiebförmigeu 
Jrommel  einer  Gentrifuge  vorteilhaft  wafdj en.  (3. 
aud)  $eden,  31u*laugen  unb  SJorreinigung.) 

StuciucirfKu  ber  3ct?iffc ,  f.  Stra^enred't 
auf  See. 

3lu^tt)cirtiuug,  in  ber  SRufU  ba*  turtc  %tt- 
laffen  ber  öaupttonart  unb  übergehen  ju  einer  an 
bern,  bem  gleidj  barauf  bie  9lüdteb,r  in  bie  £>aupt= 
tonart  folgt.  2)ic  31.  in  biefem  Sinne  ift  eine  ein: 
fächere  SCrt  ber  SÜiobulation  (f.  b.).  Üllan  fpriebt 
aber  aud)  von  au*weid>enber  SDtobulation  im  Sinne 
von  leiterfrember  SDtobulation,  in  ber  bie  Örunb^ 
tonart  verlaffen  unb  auf  ba*  ®cbiet  von  vermanbten 
Tonarten  übergetreten  wirb.  Ibulbi. 
8lu«<ttJeibung  be*  Augapfel*,  f.  Exenteratio 
3(uc<Jucifun3,  bie  SDegweifung  1)  von  91u*: 
länbern  ober  ber  Staat*angebörigteit  öerluftigen 
au*  bem  9teid>*gebiet  CHeicb*oermeifung)  ober 
2)  von  ^inlänbern  ober  $lu*länberit  au*  heftimmteit 
Drten,  Segirfcn,  iReicb*teilen  (®enteinbe=,  JBejirl«  , 
2anbe*vermeifung;  im  allgemeinen:  Gr  t  er  nie - 
rung),  crfolgenb  entweber  auf  G)runb  ftrafricb.ter- 
lidjen  Urteil*,  weldje*  barauf  al*  9iebenfrrafe  er 
(ennt ,  ober  al*  3Raftregel  ber  innern  Verwaltung 
lau*  ©rünben  ber  Sicherheit*!,  ©efunbbeit*:,  Sit= 
ten-,  »rmenpolijei),  ober  al*  SJlaferegel  ber  polit. 
"Uolijei.  3)ie  9tetd)*verweifung  von  91eich*angebö 
rigen,  b.  \\  St.  ohne  Gntgiehung  ber  9ieich*angebö 
rigteit,  ift  überhaupt  verboten,  unb  9t.  innerhalb  be* 
Feindgebiete*  bebarf  al*  Ginfd)rdntung  be*  dicebt* 
ber  greijügigteit  ber  ,»Julaffung  burd)  etnen  SHed)t*= 
fati.  91u*  ben  beut^cben  Sd?ufegebieten  tönneu 
"J)eutfcbe  au*gewiefen  werben,  weil  biefe  nicht  3n-- 
lanb  finb  (f.  2lu*lanb).  Staat*frembe  bagegen  tön^ 
nen  immer  be*  illeicbö  verwiegen  werben;  felbft 
wenn  9tieberlaffung* Verträge  ihnen  ein  Stufentbalte 
redst  einrfiumen,  bleibt,  folange  barauf  nicht  aue 
brüdlicb  veriiebtet  ift,  polit.  9tu*weifung*red?t  vor 
behalten.  Unb  ein  stecht  be*  anbern  Staate*  tann 
aufect  bei  vertragsmäßiger  ©inbung  nur  verlettt 
werben,  wenn  bie  St.  fid?  al*  Verlegung  be*  stecht* 
auf  internationale  Sichtung  barfteUt.  Gbenfo  be; 
fteht  eine  völterrechtlicbe  Stu*weifung*pflid)t  nur 
bei  Vertrag  unb  wenn  grembe  öffentlich  in  beleih 
bigenber  ober  befdnmpfenbcr  gorm  gegen  ben  an= 
bern  Staat  agitieren.  So  tann  in  §ulbung  fort: 
mdbrenber  Stgitation  nur  Verleitung  einer  m  Ste- 
torfton berechttgenben  Slnftanb*:,  aber  teiner  MedSt*; 
vflicht  liegen.  Sa*  bie  gegen  .V.ilimccr  juiafügeu 
St.  angebt,  fo  ergeben  ficb  folche  jundebft  al*  iÖtr= 
tung  ber  Stellung  eine*  wegen  Verbrechen*  ober 
Vergeben*  Vcftraften  unter  Voligciaufficbt  (f.  b.). 
l'lufeerbem  tönnen  triminell  Veftrafte  burdj  ?anbe*; 
gefeg  S(ufentba(t*befcbrdntungcn  unterworfen  wer^ 
ben.  gerner  tann  Verfonen,  welche  innerhalb  ber 
legten  12  SWonate  wegen  wicberbolten  Vetteln* 
ober  wieberbolter  2anbftreid)erei  beftraft  worbcu 
finb,  ber  Stuf  enthalt  in  jebem  anbern  Gingelftaate, 
al*  bem  ber  Staat*angebörigteit  unb  be*  Unter 
)tü&ung*mobnfi!ie*,  von  ber  2anbe*voüseibebörbe 
unterfagt  werben.  Sie  unbefugte  iHfidtebr  eine* 
S(u*gewicfenen  wirb  beftraft  (Feid)*ftrafgefegbucb 


Digitized  by  Google 


S(ua»enbigrerrten  -  Hu*nmrf 


169 


§§.  39  unb  361).  ßnblid?  fann  na*  bem  Seiuitem 
gefefi  com  4.  yuli  1872  ben  Slngepörigen  biefe* 
Crbens  ober  ihm  »erwanbter  Drbcn  unb  orben** 
ähnlicher  Kongregationen  (woju  nach  23unbc*rat*' 
betanntmadnmg  oom  18.  ^uli  1894  bie  JHebempto= 
riften  unb  <lkie|ter  oom  ©eiligen  ©eiftc  nicht  mebr 
gerechnet  »erben),  fmb  fie  ^nlänber,  bcr  Slufentb  alt 
in  beftimmten  Orten  oerfagt  ober  angewiesen  mer- 
ken. SBeitere  33cfcbränfungen  entbielt  baä  burdj 
<üefefc  oom  G.  Mai  1890  wieber  aufgehobene  ©efefc 
über  93erhinberung  ber  3tu*übung  oon  Kircben= 
Ämtern  burdj  gerichtlich  ibrc  2lmte*  cntlaffeue 
:Heligion*biener  oom  4. Mai  1874  unb  ba*  1.  Ott. 
1890  aufeer  Kraft  getretene  Socialiftengefeh. 

ffiährenb  fonft  bie2l.üon3lu*länbeni  ber  (Sentral: 
Helle  üorbebalten  ift,  ift  fie  bei  ^olheiauffid?t,  93er= 
urteilung  wegen  ©lüdfpiel*  unb  Ubermeifung  an 
*ic  SJanbeipolijeibebörbe  (:Hcicb*ftTafgefejib.  §§.  39, 
284,  362)  bem  Sanbrat  überlaffen.  21udj  eine  ge- 
nerelle 21.  dou  Jrembcn  ( j.  SB.  bei  31u*brucb  eine* 
Kriege*  mit  bem  Staate,  bem  fie  angeboren)  ift  ju= 
läffig,  fo  barbarifd)  aud>  eine  berartige  Maferegel 
<j.  33.  bie  Austreibung  ber  35eutfcr/en  au*  ^xanl 
reitfc»  1870)  fein  mag. 

3)ie  ©emeinben  tonnen  neu  amiehenben  ^Jerfonen 
ben  3tufcntbalt  verfagen,  trenn  fie  naAweifcn ,  bafe 
biefelben  nicht  im  ftanbe  finb,  fieb  unb  ibre  Familien 
uotbärftig  ju  ernähren;  ferner  tonnen  folcpe  $CP 
fönen  aus  ber  ©emeinbe  weggewiefen  werben,  wcldje 
unterftüfcungsbebürftig  geworben  finb,  berwr  fie 
ben  Unterftütmngswobniit»  erworben  babeu,  unb 
wenn  ber  -.'iartwei*  erbra*t  werben  !ann,  ba|  bie* 
uiept  bureb  Hör.  borübergehenbe  2lrbeit*unfdbigteit 
cerfcbulbet  ift  (®efe&  über  bie  ?{reijügigfeit  com 
LÄod.  1867,  §§.  4—6).  —  Surcbgcfübrt  wirb  bie 
SC.  immer  entweber  burd?  $erfd>ubung,  b.  b.  jwangs- 
weife  33eförberung  bureb,  ©atdorgane  (fog.  Schub; 
wefen)  ober  burd?  Slnweifung  einer  iHeifericbtung 
<  3wana*route,  3wang*pafe)  ober  SHeifejeit. 

3n  ofterreiep,  wirb  ?lbfcbiebuug  unb  91  b - 
i Raffung  unterf  (bieben,  erftere*  ift  3t.  mit  33er = 
weifung  in  bie  £>cimat*gcmeinbe  ober  über  bie 
©renje,  lefcteres  31.  au*  einem  Orte  mit  bem  93er= 
böte,  jemals  ober  binnen  beftimmter  3cit  jurüdju- 
tebren.  2)ie  93orau»fe&ungcn  fmb  burd?  ©efefc  vom 
27.  3uli  1871  geregelt. 

Hutfrocnbiglmtcn,  f.  ©ebäd>tni»übungen. 

'ilutfitjcrf  cn ,  in  ber  ^ägcrfpracbe  ba*  fcerau*; 
nehmen  oon  ©efepeibe  unb  ©eräufeb  (f.  3lufbrecben) 
bei  $afen  unb  Kanineben. 

•Hudtucrf er,  f.  21u*iiebcr. 

JliiötDititcrti,  bie  tferftörung  oon  Bieren  unb 
-JJflanjen  burch  ben  SBinterfroft.  2>a*  21.  wirft  oft 
nühlid)  gegen  ba*  Ungejiefer;  fo  würbe  j.  99.  ber 
Xianbwirt  bcr  ftelbmäufe  triebt  §err  werben ,  wenn 
nidjt  ftrenge  SDinterfröfte  biefelben  t>ernid>teten. 
$MI  ftu&pflanjen  fmb  In  Mitteleuropa  bem  21.  am 
meiften  ber  9iap*  unb  ber  Seijcti  unterworfen,  weil 
iie  gewöbnlid)  in  fdjwerem  SSoben  gebaut  werben. 
Xie  ^Sflanjen  werben  babei  nidjt  bur*  ben  ftroft 
ielbft,  fonbern  burd)  beffen  mittelbare  SSirfung  jer: 
ftört.  2)ie  in  bie  Spalten  ber  Sldertrume  gcbruugenc 
,\eud?tigleit  jerfprengt,  ju  Q\$  werbenb,  ben  S3oben 
in  üiele  iHiffc,  lodert  fomit  ben  otanb  ber  ^flanjen, 
legt  beren  Sur3eln  blofe  unb  jeneifet  biefelben,  fo 
bafe  fie  ju  ®runbe  geben  müffen.  21uf  4JDtoorboben 
tritt  ba*  31.  fafUn  jebem  SSinter  ein,  fo  bafe  auf 
ibm  ber  Slnbau  »on  SQ^intergctreibe  unfidjer  ift. 
3urcr>  bie  beim  frieren  unb  »uftaucn  erfolgenbe 


3u§beb.nung  unb  3uf*i"tnw»jiehuiig  bes  üöoben>>, 
ber  bie  'sUflanjen  ntd?t  folgen  fönnen,  fteben  biefe 
mit  ibren  3Burjeln  mancbmal  mehrere  (Zentimeter 
über  ber  Sdobenflddie  (31u»beben).  Man  tanu 
biefem  Übel  redjtjeitig  bei  guter  SBitterung  baburdi 
abbelfen,  bafj  man  bie  Saaten  mit  einer  fdjweren 
3öalje  überfährt  unb  fo  bie  Grbe  wieber  an  bie  2Bur- 
3elu  anbrüdt.  JUo  Scbug  gegen  baä  31.  ift  bie 
l^ntwäfferung  be*  S9obcn«,  fowic  in  ebenen,  bem 
4)lorbwinb  aufgefegten  ÖJegenben  bie  Seftellung  in 
idjolligcm  l'anbe  ju  empfehlen.  [wirten. 

ülue<trj  i  rf  cn,  in  bcr  ^idgcrfprad)e  foviel  wie  3er = 

9ltt«hiittemf3ludblüb.en,(Sfflore8cieren, 
eine  (§rfd?einung,  bie  fid)  bur*  Ärpftallbilbung 
auf  (hbe,  Steinen,  Mauern,  in  f>öblen  u.  f.  w. 
aufeert,  wenn  Saljlöfungen  in  benfelben  burd)  Ka= 
pillarität  in  bie  £>öbe  fteigen.  So  wittert  Soba  in 
ben  ^ufoten  Ungarn^  aui,  Salpeter  in  ^nbien,  au» 
(Scplon,  in  Ungarn  u.  f.  w.  35er  fog.  Mauer*  ober 
Salpeterfrafi  gehört  gieicbfaUd  bierper.  31ucb  bas 
(Smporfteigeu  oon  Hrpftallen  au«  ben  ÖÖfungen  ge= 
miffer  Salje  an  ben  Sänben  bcr  Öefäfee  (Stbaleu, 
^edjergläfer)  wirb  Öfflore^cicren  genannt. 

KMMnUlfC  ober  Grlre&cenjen,  abnorme  öer- 
oorragungen,  weld)C  ficb,  an  lebenben  ©efdjöpfen 
aud  beren  ©eweben  beroorentwideln.  Sie  tomineu 
an  ^flanjen  unb  Bieren  r>or.  Sie  finb  nacb  ihrem 
4kiu  unb  25>efen  febr  r?crfd)iebencr  2lrt,  j.  93.  balb 
nur  33ergröfjerungen  uon  Organen,  benen  normale 
2lbnut»ung  feblt  (wie  j.  SB.  bie  Sdb,neibejäbne  ber 
Kläger  unf  ormlid)  aufwaebfen,  wenn  man  biefe  liere 
nur  mit  weidjen  Stoffen  füttert),  balb  SBcrbidungeu 
ber  Dberbäute  (wie  bei  ben  SSJar;,en  ber  menfdjlicben 
oaut  unb  ben  warjigen  33aumrinbcnau$mücbfcü>, 
balb  SudSerungen  ber  ©efäfec  (wie  bie  fog.  33lut= 
mdler) ,  balb  31uftreibungen  bei  3cügewebed  ober 
ber  Jlnodjcn  (bie  fog.  (*roftofen),  balb  bösartige 
vJlfterbilbungen  (j.  93.  Krebs,  Martfdjwamm),  balf 
icbmaroBenbc  ^flanjen,  2iere  ober  beren  ^robutte 
(j.  93.  bie  bureb  bie  33rut  ber  Wallwefpen  beroor- 
gerufenen  ©alläpfel).  3»nmer  beruhen  bie  31.  au? 
einer  ©ueberung  ber  organif  d>en  Subftanj,  bie  burd^ 
einen  SHeij  bert>orgcbrad?t  ift,  ber  entweber  oon  au^ett 
berjutommt  ober  mit  einer  mnernKranlbeitSurfacbc 
jufammenbängt.  iBei  ben  gutartigen  81.  fmb  bie 
©ewebe  felbft  nur  bermebrt  unb  qualitatio  uer= 
anbert,  wie  j.  93.  bei  ben  Dberbautwucberungen, 
bie  man  aud?  aU  öömer  unb  ffianen  bejeidjnet  ; 
bei  ben  bösartigen  bagegen  finben  fidivteubilbungen, 
wie  3.  93.  Krebäjellen.  Manage  3t.  finb  nur  fchetu 
bar  unb  beruhen  3.  93.  auf  33erfd>iebungen  ron 
Knod  en,  wie  ber  SBirbel  bei  93udeligen. 

Slugtourf  (Sputum),  bie  au*  ben  £uftwegcu 
bee  Körper«  entleerten  feften  ober  flüffigen  Stoffe. 
Der  3llt  biefer  Cirtleerung  beipt  3luewerf en  ober 
(jppeltoration.  2)erfelbe  tommt  mittel*  eigen; 
tümlidjcr  Mu*tclbewegungen,  bes  Ajuften*  unb 
ftäufpeni*,  ju  ftanbe;  boeb  Wirten  auch  bie  un= 
mcrtlid»en  unb  unwillfürlicbcn  93ewegungen  ber 
93ronchialmu*telfafern  unb  ber  Söimperjellen  ber 
3ltmung*fd}leimbäute  mit  jur  derau*beförberung 
ber  31u*wurf ftoffe.  3m  normalen  3uftanbe  h«t  ber 
Menfd)  feinen  31.  ^nbeffen  finbet  fid)  in  unfenn 
Jtlima,  namentlich  in  ben  uaubreidjen  grofeen 
Stäbten,  bur*$cud)tigteit,5Raucb  u.f.w.,  oberburd) 
gewiffe  ©enüffe  (33ier,  iiiqueur,  fette  Speifen,  ©e; 
würje  u.  f.  w.)  veranlagt,  bei  Bielen  Menfdjen  eine 
habituelle  Sdjleimabfonberung  be*  ©aumen*  unb 
ber  obern  Luftwege  ohne  eigentlidbee  Ktantfeiu, 


Digitized  by  Google 


170 


Stuänmrfltnge  —  Stutcuil 


meiere  inbeffen  burcp  ihre  öartnddigteit  oft  eine 
Cuellc  tiefer  hPboebonbrifcher  Serftimmung  wirb. 
Vci  biefen  ebronifeben  SRacbenfatarrben  beftebt  ber 
31.  hauptsächlich  au«  Scheint,  ber  oon  ben  Schleim^ 
brüfen  be*  9iafenracbenraum*,  be*  Stachen*  unb  ber 
obern  fiuftwege  abftammt  unb  Speichel,  Spetferefte, 
eingeatmete  Staubteilchen,  Äoblepartitelchcn  unb 
anbere  anorganifebe  93eimi)cbungen  fowie  GpUbel: 
jellen  ber Sftunbböple  einfcpließt.  !)(ocb  Diel  mannig= 
faltiger  ift  oft  bie  3ufammenfe&ung  be*  21.  bei  ben 
f ranfhaf ten  3uftdnben  ber  Suftr&hre  unb  ber  Sungen 
ielbft,  beren  genaue  Äenntni*  unb  Unterfucpung  für 
ben  Strjt  binficbtlicb  ber  biagnoftifeben  Beurteilung 
oon  ber  größten  ffiichtigleit  tft ;  e*  finben  fiep  ba  im 
21.  mebr  ober  weniger  reichlich  ßiter,  Sett,  bi*weilen 
'•Blut  (f.  5)lutbuften),  häutige  ober  röhrenförmige 
^aferftoffgerinnfel  fotote  ju  Giter  jerfToffene  81u*- 
icbwit»ung*probufte,  9tcfte  jerftörten  £ungengewe= 
be*  (elaftij'cbe  jfafe™)/  Pigment,  foroie  Ärpftalle  oon 
IStwleftearin,  öämatoibin  u.  f.  w.  Gnblicb  enthält 
ber  81.  unter  gewiffen  Umftdnben  tierifebe  unb  pflanz 
liebe  «JJarafiten;  fo  «erben }.  93.  bisweilen  2eileoon 
l$cbinococcu*blafcn  au*gebuftct;  beim  Sungenbranb 
fiept  man  in  bem jerfejjten,  aa*baft  rieepenben  31. 
regelmäßig  reiche  Klengen  oon  ^iljbilbungen.  93a!* 
tcrien,  halb  barmlofe,  balb  fcbäblicbe  (patbogene), 
finben  fieb  in  jebem  31.  ©ei  Scbwinbfüeptigen  finben 
fiep  regelmäßig  Xubertelbacitlcn  im».  (S.Sungen: 
febwinbfuebt.)  Äleine  flinber  werfen  gewöhnlich 
nicht  au«,  fonbern  oerfcbluden  ben  31.  Die  bem  31. 
uiebt  feiten  beigemifdbten  trümeligen,  fäftgen  unb 
übelriecbcnben  wöpfe,  melcbe  otelen  pppochonbri= 
fdpen  Saien  bie  größte  93eforgni*  unb  Slngft  ein- 
flößen, fvnb  nicht,  »ie  oft  irrtümlich  geglaubt  mirb, 
au*gebuftete  Z uberleln,  fonbern  nur  ba*  eingebidte, 
Durch  3urüdbaltung  in  ben  Suchten  unb  ben  tafeben 
ber  Startbein  unb  infolge  ber  feuebten  2Bärme  ber 
vJJlunbböble  jerfe&te  Sefret  biefer  Drüfen,  ba*  obne 
ade  Üble  Sebeutung  ift  unb  faft  i tc t 3  bei  ebronifeb en 
iDlanbelentjünbungen  t>or(ommt.  über  bie  au*-- 
wurfbef  örbernben2JUttcl  f.Expectorantia.— 
Vgl.  Daiber,  9JUtroffopie  be*  3t.  (2öie*b.  1898). 

3tue<tt>ürflittgc,  biejenigen  ^robulte  milfam 
{eher  Jbätigleit,  bie  infolge  3erftäubung  unb  3«r= 
Üüdlung  ber  fiaoa  bureb  Dämpfe  unb  Gafe  beim 
Üu«brud)  entfteben.  freier  flCbörcn  £aoafcbollen, 
tfaoablöde,  Schladen,  93omben,  fiapilli,  6anb  unb 
}l)d)t.  Käufen  ftcb  biefe  ring*  um  bie  oberflächliche 
J}lünbung  be*  oulfanifcben  Schlote*  an,  fo  bilbet 
ftcb  ein  3tuffcbüttung*tegel,  3.  33.  ber  eigent= 
liebe  Vefuolegel. 

ilu^murfniüu^en,  Gelbftüde,  bie  bei  befon= 
ber*  feftlicben  Gelegenheiten,  wie  Krönung ,  $ulbi- 
gung  u.  bgl.,  unter  ba*  Volt  ausgeworfen  mürben 
unb  ein  barauf  bezügliche*  Gepräge  trugen.  Diefe 
Sitte,  fepon  im  Altertum  oerbreitet,  mürbe  nament- 
lich im  18.3abrb.  »on  ben  beutfchenÄaifern  geübt. 

Slutfrourfttoffc,  f.  Crfremente. 

«u^^acfmaidiinc,  f.  Scbubwarenfabrifation 
nebft  Jaf.  I,  §ig.  6. 

fluäfteljrttttg  (Phthisis),  biejenige  31rt  ber  neu 
iumtion  ober  Sthminbfuch.  t  (f.  b.) ,  bei  »elcber  ber 
tförper  bur6  ;u  große  31u*gaben,  burdb  abnorme 
Äbgdnge,  ©itcrungen  u.  f.  ».  oerjehrt  wirb,  troh= 
bemDieUeicptbie91abrung*jufubTnocb normal  blieb, 
im  @egenfat(  jur  Stbiebrung  ober  Taniucbt  (Tabes, 
Marasmus),  bei  welcher  ftcb  ber  Äörper  infolge  ju 
geringer  ßinnabme  unb  »erminberter  ßrndbrung 
gewiffermaßen  felbft  wrjebrt.  Son  ben  2aien  roirb 


ber  3lu*brud  31.  oft  für  fiungenfchnnnbfucpt  (f.  p.) 
gebraucht,  rodbrenb  er  nur  ein  Spmptom  bewiepnet, 
welche*  ben  »erfebiebenften  Ärantheiten  julommcu 
tann.  über  SC.  ber  Äinber  f.  $dbatroplne. 

vHu<<Ucbcit,  in  ber  ^dgerfpracpe  ba*  3(u*ncb: 
men  be*  ^rebermilbe*  mittel*  eine*  ^dtchen*. 

Qlu^^ictjcr,  im  traft ov ,  in üfterrcieb ^$att 0  = 
nenjieper,  eine  Vorrichtung  an  ben  neuern  (3t- 
roebren,  j.  33.  am  3)tagajingeroehr  M  71.84,  bie 
fclbfttbdtig  bie  ^atronenbülfc  nach  bem  Schuß  iu- 
rfldjiebt.  Durch  ben  31  u* Werfer  (Gjeltor)  wtro 
bann  bie  leere  öülfe  recht*  feitwdrt*  h«tau*gc^ 
fcfaleubert.  SBeieinjelnen®ewebrtonftruftionen 
bem  öfterr.JRepetiergeWebr  M  88)  erfolgt  31u*Werfen 
unb  3lu*jieben  ber^atronenbülfe  burdj  einen  unb 
benfelben  Ztxl  be*  Sericblufic*. 

31u^icbglcic<,  f.  33almböfe. 

31ucf3icbfpi<jc»'  bie  dltefte  3trt  ber  geudbteu 
Spitten,  bei  benen  ba*  dufter  burch  jwedent: 
fprechenbe*  31u*jiehen  oon  $dben  be*  al*  Grunb- 
lage  bienenben  Stoff*  unb  geeignete  Gruppierung 
berjurüdgebliebenen  Sdben  entftebt. 

SluäätebttxigeK,  f.  Seilerei. 

•üluc^ug,  2eibgebinge,  3tltenteil,  Ceib- 
jucht,  Inbegriff  ber  Seiftungeu,  welche  jur  3Jer^ 
f orgung  eine*  abtretenben  iBauemgutebefther*  (bee> 
3tu*)ügler*)  auf  beifen  fieben*jeit  feftgefetjt  wer= 
ben,  wie  Gewährung  oon  SBobnung,  Neuerung, 
i.'eben*mitteln,  fianbnu|»ung  u.  f.  w.  §Ür  ihn  ift  in 
Seutfcblanb  2anbe*red)t  nur  noch  fo  weit  gültig, 
al*  ber  31.,  wa*  \a  Siegel,  in  SBerbinbung  mit  llber- 
laffung  eine*  Grunbftüd*,  a(fp  einer  Gut*übergabe 
ftebt,  ferner  nur  für  ba*  fich  au*  bem  SJertrage  er= 
gebenbe  Schulboerbältni*  (alfo  nicht  für  bie  hing* 
liehe  ffiirlung),  unb  nur  fo  weit,  al*  nicht  befonbere 
Vereinbarung  getroffen  wirb  (Ginfübrung*gefeK 
jum  ©ürgerl.  Gefe^b.  31rt.  96).  Ser  31.  lann  per- 
fönlieh  ober  reallaftartig  gemeint  fein.  3n  ledere* 
ber  §all ,  f  0  muß  ber  31.  in  ba*  Grunbbueh  eingc= 
tragen  werben  (93ürgerl.  Gefehb.  §.  873).  Der  aufge- 
heiratete Gatte  bat  meift  gefetilieben  31nfprud)  au  fL 

31u  ü \\x  g  ober  58  u  nbe*aü*jug  (franj.  £lite),in 
ber  Sehwetj  bie  im  Älter  oon  20  bi*  32  Sahren 
ftebenbe  waffenfähige  SWannfchaft  be*  Sbunbe*bee: 
re*,  au*  ber  bie  {jelbtruppen  au*)ehließlich  sufaut^ 
mengefe^t  fmb  (f.  Sehwcijerifehe*  öeerwefen). 

itutf^ug,  pbarmaceutifeh,  fooiel  wie  (!rtra(t 

31uö,^üglcr,  f.  31u*uig.  [(f.  b.). 

9tu<üittgmcnle,  f.  fteblfabrifation. 

Aut.f  bei  naturwiffenf  chaf  tlieben  tarnen,  f.  Auct. 

Aut  —  aut  (lat.),  entweber  —  ober. 

Aut  Caesar  aut  nihil  (lat.,b.  b.  entweber  Cd? 
far  ober  nicht*),  bie  unter  einem  ftopfe^uliu*  ßäfar* 
angebrachte  Deoife  (Sefare  Vorgia*;  jetit  3tu*brud 
für  «Entweber  alle*  ober  nicht*».  [ftein. 

ilutenrictbfrtic  ^oefenfalbe,  f.  Srecbweuv 

^utcrodjc,  3ean  G.,  f.  Gbappe  p^luteroehe. 

Vntenil  (fpr.  otöj),  Dorf  (je&t  mit  ^ari*  oer- 
einigt)  recht*  an  ber  Seine  unb  am  Gingange 
be*  SBoulogner  Jöolje*»  an  ber  ^arifer  JRingbabn 
(Chemin  d'Auteuil),  oon  alter*  ber  beliebter  Som- 
meraufentbalt  ber  ^arifer.  Schon  93oileau  unb 
Woliere  hatten  Üanbbäufcr  in  31.,  wo  fieh  ibre 
^reunbe  Macine,  fiafontaine,  Gbapelle  u.  a.  oerfanv 
melten.  Der  Salon  ber  2Jtabame  $»elo«iu*  war 
ber  Sammelpla^  oon  Sehriftftellern,  Gelehrten  unb 
Staatsmännern,  beren  in  ben  franj.  Memoiren  be* 
18.  .Vibrb.  oft  Erwähnung  gefebieht  unter  bem  92a : 
men  «Societe  d'Auteuil».  ^n  ber  Äirebe  fmb  bie 


Digitized  by  Google 


Stuart  —  Stuto  bc  fte 


171 


©rabmdler  oon  Sagueffeau  unb  .öelottiuS.  2t.  bc= 
fitf  aud)  eine  Mineralquelle  oon  10,5°,  beten  ©aller 
getarnten  roirb,  unb  eine  2Safierbeilanftalt.  GS  litt 
ungemein  beim  Kampfe  ber  3$erfailler  ÜHegierungS= 
truppen  mit  ber  *ßarifer  Commune  oon  1871. 

flutfjärt,  König  ber  £angobarben ,  mürbe  584 
burd)  SoltSroabl  uim  König  erhoben,  naebbem  jebn 
;"Xabre  binburd)  mebreTe  6erjöge  obne  König  über 
fi<b  nebeneinanber  geftanben  batten.  Gr  berrfdjtc 
mit  Kraft  unb  ©lüd  unb  ift  ein  Siebling  ber  Sage 
geworben.  Seine  ©emablin  mar  bie  bapr.  I bcube= 
itnbe,  welche  bann  nach  feinem  £obe  (590)  großen 
tfinflufj  auf  bie  ©efdbide  ber  fiangobarben  übte. 
Authenticae,  f.  ilutbentifen. 
«lutfjcnricitär,  2tutbcnttc,  f.  3lutbentifd). 
■ituthentte  ber  ®rhrif t,  nacb  bem  Spracbge- 
braudbe  ber  filtern  Ortboborie  ber  göttliche  Urfprung 
ber  ^eiligen  Schrift,  vermöge  bellen  ihre  2ebre  un= 
i oblbare  SÖabrbcit  ift.  ©egenwärtig  braudjt  man  baS 
©ort  nur  in  ÜBe jug  auf  bie  einjelnen  biblif  djen  93üdbcr 
unb  bejeiebnet  bamit,  bafe  btefe  oon  bem  SBerfaffer 
herrühren,  bem  fte  fid)  felbft  juf abreiben  ober  oon 
ber  fircblidben  Überlieferung  jugefdbrieben  werben. 

2tutbcntifcn  (lat.  Authenticae,  }u  ergangen: 
leges,  b.  b.  bie  ed)ten  ©efefce).  Authenticam  nann= 
ten  bie  ©loffatoren  eine  Sammlung  ber  3uftimam< 
»eben  Wooellcn,  roeldje  134  berfelben  in  edjter  (un= 
rerfürjter)  gorm  enthielt,  im  ©egenfafe  ju  einem 
bis  jur  Sluffinbung  beS  Authenticum  allein  bc= 
fannten  unb  benutzten  SluSjuge  (epitome  Juliani). 
5.  9tooellen.)  3)aber  biegen  Authenticae  junddjft 
bie  einjelnen  Stüde  beS  Authenticum.  3luS  biefen 
Authenticae  würben  bann  turje  SluSjüge  gefertigt 
unb  hinter  bie  oon  ibnen  abgefinberten  stellen  beS 
ouftinianifeben  ©ober  eingefdbaltet,  mit  ber  über; 
t'cprift  «in»  ober  «ex  auth(entica) ».  3m  gewöhn; 
liehen  Sprachgebrauch  nennt  man  ieht  auch  biefe 
'lusjüge  Ä.  3)iefe  91.  fmb  feine  ©efefce,  fonbern 
nur  Zitate  aud  ben  allein  ©efe^eäfraft  befthenben 
Jlooellen.  8.  bei&en  aber  femer  auch  jwei  SBerorb= 
nungen  griebrid)S  L  unb  11  Stüde  einer  93er = 
orbnung  griebrid)S  11.,  roeldje  auf  iBefcbl  biefer 
tfaifer  oon  ben  fünften  ju  Bologna  in  ben  ©ober 
eingefdjaltet  rourben  unb  mit  ©efefceSfraft  auSge= 
Mattet  roaren  (Authenticae  Fridericianae). 

■autbentifetj  (grd).,  b.  b.  ©erbürgt,  juoerldffig) 
btifct  in  ber  Sitteratur  eine  Schrift  ober  Urtunbe, 
tnfofern  fte  unter  ben  com  SJerfaffer  ober  ber  über; 
lieferung  behaupteten  Umftdnben  gefd)rieben  ift. 
Sie  befi|t  bann  Slut  ben  tie  ober  Stutpenticität, 
b.  b.  Gchtbeit  im  ©egenfatje  ju  untergeschobenen 
Sd?riften  ober  Urtunben.  Sie  geftftellung  ber 
^(utbentie  erfolgt  burd)  bie  Prüfung  oon  Inhalt 
unb  gorm  foroie  ber  3eugntffe  anberer. 

3n  ber  SWufi!  beS  aRittelalterS  heilen  au  ihm 
tiftb  bie  «ier  öaupt*  ober  ©runbtonarten  (Kir- 
cbentöne )  DEFO,  pon  benen  bie  Pier  um  eine 
Ouarte  tiefer  gelegenen  a  h  c  d  abgeleitet  unb  via. 
gale  genannt  rourben.  Keiner  biefer  acht  «löne» 
bei'afe  urfprünglich  bie  barmonifc^c  ©eftalt  ber  mo= 
bernen  Sur*  ober  3Jtolltonart.  (<ö.  Kirdjentöne  unb 
Zcn.)  flutbehtifeben  Schlug  ober  autben: 
tifebe  Kabenj  nennt  manbaS  GnbebeSjonftüd*, 
wenn  bie  brei  Unten  Slccorbe  folgenbe  Reihen- 
folge haben:  Cuarte  (IV),  Ouinte  (V),  lonita  (1); 
ben  0egenfa|  baju  hübet  bie  piaaale  Kabenj, 
bei  ber  bie  ^olge  ber  Scblujjaccorbe  Duinte,  Ouarte, 
Zemta  ift.  _  —  lf.  Äu«legung. 

( 3nterpretatton ), 


tlttthigen^lutogen  (gra?.),  beipen  ©efteine, 
bie  ba,  roo  fie  gejunben  roerben,  auch  entftanben  finb ; 
bie  übrigen  beiden  allothigen  ober  all o gen. 

21  u t  o  (fpan.,  com  lat.  actus),  Vorgang,  f. .  I  uto*. 

Äuto . . .  (grd).,  b.  h.  felbft . . .),  in  melen  jip 
fammengefefeten  9Börtern,  roelcbc  ber  roif)enfdjaft= 
liehen  Sprache  angehören,  angeroanbte  23e}eicbnung 
teils  für  baä  Subjett,  roie  in  Slutofrat  (Selbftberr- 
fchcr),  Automat,  Autonomie,  Stutopfie,  »utobibalt, 
teils  für  bagDbjett,  roie  in  3lutotritit,  3(utotberapie, 
Slutognofte,  teils  für  einen  blor.cn  &epig  auf  ba£ 
Subjelt,  roie  in  3(utod}tbon.  Siefer  perfdjiebene 
grammatiidje  Söert  üon  21.  ift  bie  Urfadje,  bafj  in 
einjelnen  gällcn  ein  unb  baefelbe  Kompofitum  in 
uerfchiebener  93ebeutung  uortommt.  So  gebraucht 
man  bie  iöejeicbnung  2lutograph  für  eine  ^tafdjine, 
bie  üon  felbft  fdjreibt,  unb  für  eine  Sdjrift,  bie 
jemanb  felbft  gefebrieben  bat.        [f.  Siiograpbie. 

2tutobiügräphtc  (grdj.),  Selbftbiograpbic, 

Autocab  ober  Autocar  (engl.),  fooiel  roie  vJJtotor-- 
roagen  (f.  b.). 

2lutorf)tbonen  (ard?.,  b.  i.  in  bem  Sanbe  felbft 
@eborene),  bei  ben  alten  ©riedben  SoltSftämme,  bie 
nicht  als  Slnfiebler  aus  ber^rembe  getommen,  fon= 
bem  pon  ieber  im  Sanbe  etnbeimifcb  gcroefeu  fein 
f ollten.  JUS  folche  rourben  bie  Strfabier,  Vltbener  u.a. 
betrachtet.  (S.  auch  Hboriginer.) 

2tutöcifcft  (grd?.),  f.  Puccinia  unb  Urebineen. 

3lutoclau,  j.  Slutotlaü. 

2lutobafc,  >omel  roie  3luto  bc  ge*. 

2tuto  bc  tfc  (fpan.,  ^(ural:  nutoS  be  /j<f; 
portug.  Sluto  ba  ac;  lat.  Actus  ridei),  urfprüng-- 
lieh  in  Spanien  unb  Portugal  nur  bie  öffentliche 
üUcrtünbigung  ber  burcp  bie  ^nquifttion  (f.  b.)  roegen 
Weberei  erlaijenen  Urteile,  fobann  aber  auch  bie 
feierliche  «ollfrredung  beS  Urteils  felber.  SDlit  SBor^ 
liebe  rodete  man  baju  bie  Sonn«  unb  Feiertage. 
Sa  man  febon  im  blopen  3ufd)auen  ein  gutes  3Bert 
ju  oerridjten  meinte,  brängte  fidj  baS  Soll  in  Sd?a= 
ren  ju  biefem  fcbredlidjcn  Scbaufpiel.  25er  König 
roobnte  meift  mit  bem  6of  per  geierlidjteit  bei.  3)en 
>\vlq  eröffnetm  bie  Sominifaner  mit  ber  gähne  bev 
Anquifttion.  GS  folatm  bie  Sleuigm,  benen  nur 
iöufee  auferlegt  mar,  hinter  ihnen,  burd)  ein  grofse* 
Kreuj,  roeldjeS  porgetragm  roarb,  getrennt,  barfuf?, 
mit  bem  S  a n  b e n  1 1  o  (Jpan.,  f  orrumpiert  aus  saeco 
henito),  b.  b-  einem  mit  ieufeln  unb  glommen  bc= 
maltm  ©eroanbe  angetban  unb  mit  einer  fpiften 
l'iücc  (Carocha,  f.  b.)  auf  bem  Kopfe,  bie  }um 
Jobe  23emrteilten,  bann  bie  SBilbniffe  ber  Gntflobe 
nen  unb  enblid;  bie  ©ebeine  oerftorbener  Stngeflag' 
ter  in  fdjroanen,  mit  glammen  unb  böllifchen  Sinn^ 
bilbern  bemalten  Särgen.  S)en  3ug  fdjlofe  baS  f>eer 
ber  ^Jriefter  unb  3Jcönd>e.  2)urd)  bie  öauptftraften 
ging  eS  ;ur  H inte ,  roo  nach  ber  ©laubmSprebigt 
baS  Urteil  oertünbigt  rourbe.  ^n^viütcn  ftanbeu 
bie  Slngetlaateu  mit  auSgelöfdjter  Kerje  in  ber  £>anb 
»or  einem  (irucifii.  ?Racpbem  baS  Urteil  ihnen  Oer: 
lefen  roorben,  gab  ein  ynquifitionSbeamtcr  jebem 
ber-$Berurteilten  mit  ber  ©anb  einm  Schlag  auf  bie 
iöruft,  jum3eichm,  bafj  fie  oon  ber  3nquifition 
bem  roeltlidjen  Gericht  überantroortet  rodren,  roorau» 
ein  roeltlicber  Beamter  bie  Serurteilten  übernahm, 
feffelte  unb  nach  bem  ©efdngniS  bringm  liefj. 
Wenige  Stunben  barauf  rourben  fie  jum  :Uut trlar. 
geführt,  ^efannten  fie  ficb  fdjliefjlich  noeb  »um 
tatb.  ©lauben,  fo  rourben  fie  erft  erbroffelt  unb 
bann  oerbrannt,  anbemfallS  aber  lebenbig  oer» 
brannt  unb  mit  ibnen  aud?  bie  SMlbniife  unb  ©e< 


Digitized  by  Google 


172 


ttutobtbaft  —  Wutograptjen 


beincbcr  entflohenen  ober  verdorbenen  Stngeflagtcn. 
^n  t'päterer  3eit  Polljog  man  bie  Urteile  im  Innern 
be*  3nQuif»tion*gcbäube*.  £a*  gldnzenbfte  2luto 
be  fte"  fanb  1680  unter  Äarl  U.  zu  Sltabrib  ftatt;  im 
18.  3ai>tt}.  nahmen  fie  ab,  bocb  mürbe  noch  1826  ju 
Valencia  ein  scfcullehrer  Nipoll  wegen  Teiemue 
unter  ben  formen  eine«  2luto  be  hingerichtet.  — 
ttat.  Llorente,  ÄritifaV  (§eid?i*te  ber  fpan.  3nqui= 
ntion  (beutfdj  pon  £öd,  4  Öbe.,  ©münb  1820—22). 

Slutobibäfi  (grd).),  Selbftgelebrter,  einer,  ber 
feine  ftunft  ober  ÜDiflenfdbaft  ohne  ben  münblidjen 
Unterricht  anberer  gelernt  bat. 

Autogen  (ard).),  f.  2tutbigcn. 

3lutogonic  (ard?.,  «Sclbftzeugung»),  f.  $la*mo-- 
gonie  unb  Urzeugung. 

Slutugraphcn  (ard).),  Wörtlich  im  altbertömm: 
lieben  Sinne  folcbc  fedjriftftüde,  welche  von  ihren 
iterfafjern  mit  eigener  j£>anb  niebergefdjriehen  wor- 
ben  fmb.  2113  Urfchriften  ober  Criginalbanbfcbriften, 
im  (üegenjafc  211  ben  2lbiä)riften  ober  Kopien,  haben 
biefelben  für  ben  Philologen  unb  2)iplomatiter  bie 
ueUgültiafte  urtunblicbe$emei*traft.  2>ie  Original 
banbicbriften  ober  21.  bebeutenber  dürften,  Staat*: 
männer,  ©elebrter,  Scbriftftcller  unb  Siebter  zählen 
babcr  ju  ben  eigentlichen  ^imelien  ober  itleinobien 
ber  Sibliotbeten.  etwa  feit  Mitte  be*  18.  3ahrb. 
gebraucht  man  jebocb  ben  tarnen  21.  in  etwa*  an- 
berm  Sinne  für  jjanbfcbriften,  meldte  Pon  bütorifd? 
berühmten  ^ßcrfönlichteitcn,  ausgezeichneten  (3Jelebr: 
ten  unb  fiünfttern  ober  fonft  namhaft  geworbenen 
perfonen  herrühren,  unb  bei  benen  für  ben  Samm 
ler  bie  $rage  nach  ber  SöichtigtcW  be*  3[nbalt*  erft  in 
zweiter,  bie  nach  ber  (?cbtbeit  ber  £anbfcbrift  in  erfter 
Linie  ftebj.  Schon  im  2lltertum  fammelte  man  21.  ; 
zur  Liebhaberei  mürben  bie  2t  u  1 0  g  r  a  p  b  e  n  f  a  m  m 
tun  gen  feit  (Inbc  be*  16.  $abrb.  zunäcbft  in  Jyrant^ 
reich-  Die  erfte  größere  Sammlung  biefer  VI  v  r  legte 
Lomenie  bc  SBrienne  (geft.  1638),  ber  Staatefefretar 
Heinrich*  IV.,  an.  2lnbcre  pcranftalteten  bie  S>\\\o 
rifer  Pierre  unb  Sacquc*  Supup  (geft.  1651  unb 
1656),  .vjippolpt  @raf  Pon  93etbune  (geft.  1665), 
De  ©aignierc*  (geft.  1715),  Söaluje  (geft.  1718), 
3)e  9Re*me*  (geft.  1723),  (Solbert,  £uet  u.  0.  Siefe 
^lutograpbenfammlungen  umfaßten  bauptfäcblid> 
biftor.2lttenjtüde(iD(emoiren,©efanbtfd?aft*bericbte, 
Urfunben  unb  Söriefe  berühmter  SDidnner  unb  ma 
ren  noch  Porzug*roetfe  im  wiffenfcpaftlicben  3"ter= 
effe  angelegt.  211*  reiche  Schate  Hit  er.  ÜRaterial* 
mürben  fie  meift  pon  ber  öffentlichen  Sibliotbel  in 
pari*  erworben,  bie  überhaupt  ba*  grofcartigfte 
autograpbifebe  Material  heftet.  93on  ben  granjoien 
gelangte  bie  Liebhaberei,  21.  zu  fammeln,  zunäcbft 
nach  fotglanb.  33on  ba  ging  fie  feit  ber  zweiten 
.vtdlfte  be*  18.  Jabt  h.  aud)  nach  Seutfcblanb  über, 
iüo  fie  befonber*  rcäbrenb  ber  legten  Jahrzehnte  in 
Aufnahme  fam.  2tn  bie  Stelle  be*  anfänglich  über 
reiegenben  wiffenfehaf  Hieben  ^ntereffe*  trat  mebrunb 
mehr  ba*pf9a>ol.3ntcreffe,  welche*  fiep  an  bie&anb 
fcbrtft  ieber  abgezeichneten  Snbioibualitat  Inüpft. 

Mit  bem  SBacpfen  be*  Sammeleifer*  würben  bie 
X,  auch  ©egenftanb  be*  gefebäftlichen  SBerfebr*;  ber 
2lutograpbenbanbel  ift  in  ber  Siegel  mit  bem 
2lntiquariat*bucbbanbcl  ober  Scunftbanbcl  perbun- 
ben.  Ser  erfte  ^erfuch,  eine  2tutographenfammlung 
öffentlich  zu  pertaufeu,  würbe  1801  ju  pari*  mit 
einer  ponSticbelieu  herrübrenben  gemacht.  Seit  1820 
folgten  bafelbft  bie  2tuftioncn  immer  rafeber.  Sie 
erfte  2lutographenperfteigerung  in  beutfeb  fprechen: 
ben  Länbern  fanb  1838  in  $Men  ftatt.  ^er  erfte 


2(utographenf atalog  (bie  Sammlung  Pen  lUie'ri= 
court)  erfdjien  1822  ju  ^jJari*.  2er  iJPert  ber  21.  wirb 
burd)  ba*  ^intereffe  an  ber  fehreibenben  ^Jcrfon,  bie 
Seltenheit  ber  t»on  ihr  herrübrenben  21.,  bureb  Inhalt 
unb  Umfana  ber  Jr»anbicbrift  fowie  baburch  beftimmt, 
ob  ba*  betreffende  Schriftftüd  bereit*  per öff entlieht 
ober  ob  e*  noch  nicht  gebrudt  würbe;  febr  wefent= 
lieh  ift  auch,  ob  ba*  schriftftüd  Pom  2lutor  burchweg 
felbft  aefdmeben,  ober  ob  e*  nur  unterzeichnet  würbe, 
ob  Ort  unb  3eit  ber  Mbfaffung  angegeben,  ob  2lbrcff c 
unb  Siegel  (neuerbing*  auch  $oftmarfe)  porhanben 
finb,  ob  ba*  ÜHefpeltblatt  erhalten  ift;  felbftperftänb= 
lieh  auch,  oh  fich  ba*felbe  in  gutem  3uftanb  befinbet. 
Sei  einjelnen  2lutorcu,  welche  in  Perfchiebenen 
Sprachen  forrefponbieren ,  tommt  e*  febr  oft  aber 
auch  auf  bie  Spracbe  an,  in  welcher  ba*  betreffenbc 
Scbriftftüd  abgefaßt  würbe.  So  werben  j.  93.  beutfehe 
iöriefe  üWartin  Luther*,  Leibtiij'  u.  a.  böber  bewertet 
al*  lateinifdK.  ferner  fteht  eine  Polle  Unterfchrift 
(«3-  2D.  p.  ®octpe»)  höher  al*  eine  perlürjte  («®.», 
«p.  ©.»  ober  «CJoetbe»);  e*  lönnen  fomit  bie  greife 
für  2t.  einer  unb  bcrielben  ^erfönlichteit  febr  pariie= 
ren.  ftauptplä&e  für  ben  2tutographenhanbel  in 
Seutfchlanb  fmb  Leipjig  (Otto  2tua.  Scbulj)  unb 
Berlin  (2tlb.  (Sobn,  3-  2t.  Stargarbt,  Leo  Liepmaun*= 
jobn u.a.).  3m  internationalen  Slutograpbenoertebr 
gelten  beftimmte  Söejcichnungen  für  SBefdjaffenheit 
unb  Umfang  ber  2t.,  wie : 
Doc.  =  Documcut(1»olument,  amtliche*  Schrift: 
ftüd). 

B.  -  Billet  (33iüet,  turjer  ©rief). 

L.  =  Lettre  (»rief). 

a  «  autographe  (eigenhdnbig). 

b  ober  sig.  sa  signö  (unterjeid?net). 

F.  d'alb.  =  Feuillet  d'album  (Stammbud?blatt). 

P  ober  pag.  ^  Page  (Seite). 

1  ober  lig.  =  ligne  (3«il0- 

Pap.  =  Papier  (Rapier). 

Parch.  «■  Parchemin  (Pergament). 

Cacb.  ober  *  =  dachet  (Siegel). 

Adr.  "i  Adresse  (2tbrejfe). 

P.  ober  Portr.  -  Portrait  (33ilbni*). 

Sign.  coup.  =  Signature  coupee  (abgefdjnittene 
Unterfd?rift). 

s.  1.  e.  d.  —  sans  licu  et  date  (ohne  Crt  unb  Saturn). 

fol.  4. 8. 12. 16  =  folio,  quarto,  octavo,  duodez. 
sedez  (Jormat). 

3)ie  gro^e  Nachfrage  nach  2(.  hat  häufig  ;u  ,väl  = 
fchungen  geführt,  wie  unter  anbem  ber  X-  v  0  <  c  1;  geacu 
ben  2(rchitetten  pou  ©erftenbergt  (ju  ©eimar  27. 
unb  28.  §ebr.  1856)  bartpat,  welcher  in  grofeer  2ln= 
zahl  2t.  pon  Schiller  gefertigt  unb  pertauft  hatte. 
3ur  SBergleicbuug  zweifelhafter  ober  ihm  nod?  uii- 
betannter  6anbfd?riften  bienen  bem  Sammler  bie 
Acttfimile*,  bie  teil*  ^ortrdten  unb  bioflrapbifdjeu 
Herfen  beigegeben,  teil*  in  einer  SHeitje  Pon  Ser^ 
ten  in  Lithographie,  Aupferftich  unb  öolzfcbnitt  ;u= 
iammengeftellt  morben  ftnb.  Sabin  gehören  für 
^nglanb  bie  3öertc  pon  Smitb  (Lonb.  1829),  für 
bie  Weberlanbe  pon  Nathan  (Utr.  1837),  für  -Jrant 
reich  Pon  SJelpecp  (2  9)be.,  ^ar.  1832)  fowie  bie 
allgemeinen  pon  Sorow  (SBerl.  1836  —  38)  unb 
i< Isographic  des  hommes  celebres»  pon  %b.  Me- 
lanie (4üöbe.,  ^ar.  1843),  f ür  3)eutfcblanb  «Samm» 
lung  biftorifch  berühmter  2t.  ober  ^atfimile*  pou 
imnbfcbriften  au*gezeicbneter  ^erfonen  alter  unb 
neuer  ^eit »  (Stuttg.  1846).  3n  «JJari*  werben 
pon  Sttenne  (Sbarapap  unb  (higene  Sharapap  til-: 
bie  3fW*riften  herausgegeben:  «Bulletin  d'auto- 


Digitized  by  Google 


9(utograpf)enfammIuiigen  —  Slutotycuö 


173 


graphes»  ( feit  1862),  unb  «Revue  des  auto- 
graphes»  (feit  1866).  3tnweifungen  für  Sammler 
enthalten  Fontaine*  «Manuel  de  l'aniatcur  d'auto- 
graphes»  ('Bar.  1836)  unb  ®üntber*  unb  Schul  j' 
i  ©anbbueb.  für  3lutograpbenfammler»  (ßpj.  1856), 
welch  ledere«  aud)  greife  ber  gefucr/tern  St.,  wie 
biefelben  in  beutfeben,  franj.  unb  engl.  Stuttionen 
gcjablt  fmb,  angiebt. 

•Mutoa.raprjcufauunluna.cn,  f.  Stutograpben. 

aiutoflrflpbic  (g«b.),  eine  Der  wichtigen  3tb 
arten  be*  Steinbrud*  jur  fdmellen,  wohlfeilen  unb 
originalgetreucn^eroielfältigungoonSdjriftftüden, 
Girtutaren,  ^rei§liften ,  planen,  SBaujeidjnungcn, 
ftijjenbaften  ^Uuftrationen  u.  bgl.  2>ie  Schrift 
ober  3eidjnuna  roirb  mit  autogr.  Tinte  ober  litbogr. 
In u1h-  auf  ein  befonbere*,  mit  einem  überjug  oon 
Starte,  GJummi  unb  ©ummigutt  oerfeljene*  ijapier 
aufgetragen,  ba*  eine  3eit  lang  in  feuchte  sMa\\v 
latur  gelegt  unb  auf  eine  Stein »  ober  3tnfplatte 
übergebrudt  roirb,  bie  bann  wie  iebe  i'itbograpbie 
(f.  b.)  tu  bebanbeln  ift.  Gin  Umbrud  auf  3tnt  !ann 
au*  für  bie  $ud?brudpreffe  brudfäbig  gemacht 
werben  (3lutotppograpbie,  f.  Binfograptnc).  Söct 
3krmenbung  eine*  glatten  ^Joftpapier*  ift  nur  ber 
^rojetv  be*  llberbruaen*  ein  anberer.  Sinb  Schrift 
ober  SeiAnung  troden,  fo  beftreiebt  man  bie  SHüd-- 
feite  be*  Statte*  mit  einer  SDtiicbung  oon  1  Teil 
Salpeterfdure  unb  4  teilen  SBaffcr,  bi*  ba*  Rapier 
oollftdnbig  turebtränft  ift;  bann  taudjt  man  es 
mebrmal*  in  reute  *  SBJaffer,  um  bie  Säure  toieber 
ju  entfernen,  legt  e  •>  jwifeben  üDiatulatur,  um  i  b  m  ben 
vJS?aiKrüberfd?ufi  ju  nehmen,  unb  brudt  um.  5™fd) 
©cfdmebene*  lann  man  auch  obne  weiteres"  über: 
bruden,  wenn  man  bie  platte  oorber  erwärmt.  Oft 
bebient  man  ficb  in  tecfcnifdjen  unb  taufmdnnifcben 
Bureaus  jur  Ükroielfdltigung  oon  Scbrtftftüden 
ober  einfachen  Zeichnungen  einer  au*  ©elatinemaffe 
bergeftellten  Tafel,  auf  bie  man  ba*  mit  bef onberer 
Tinte  ®efd?riebene  ober  ©ejeiebnete  überträgt.  (3. 
.v>ettograpb.) 

3n  ber  SKebijin  nennt  man  31.  ober  3tuto  = 
grapt>i*mu*  (Urticaria  factitia)  bie  beiSterocn- 
franlen  beobachtete,  auf  oafomotorifdjcn  Störungen 
berubenbe  Grfcbeinung,  bafi  mit  einer  ftumpfen 
Spitte  auf  bie  daut  auf  gebrüdte  Figuren  fid)  längere 
Seit  mit  blaferotcr  £arbe  unb  erhaben  oon  ber  üb= 
rigen  .ftaut  abbeben.  SSabrfdieinlicb  finb  bie  «2Bun= 
bermale»,  bie  in  Serenprojeffcn  eine  Stolle  fpielten, 
auf  3t.  jurüdjufübren. 

•flu  to  g  r  a  p  h  i  er  c  u  (grd?.),  oeroielfältigen  mittels 
ber  3tutograpbie  (f.  b.). 

■flutogräprjifcfjc  treffe,  jur  öcrftellung  oon 
3lutograpbien  (f.  b.)  bienenbe  treffe.  3n  Stcin- 
brudereien  werben  für  ben  2)rud  oon  3tutograpbien 
bie  gewöhnlichen  litbogr.  öanb:  unb  Scbnellpreffen 
benufct ,  für  ben  Gebrauch  in  teebnifeben  SJureau*, 
ber  6ioil*  unb  9Rilitärbebörbcn  u.  f.  w.  Heinere,  ein: 
fad;  tonftruierte  unb  leicht  }u  banbhabenbe  3t.  %, 
bei  welchen  ftattoom  litbogr.  Stein  oon  einer  3»nt: 
platte  gcbmdt  wirb.  5)ie  naobftebcnbe  Stbbilbung 
jeigt  eine  folebe  autogr.  9Jtetallbrudprefie  mit  6en= 
tralftcllung.  Siefelbe  beftebt  in  ber  öauptfacbe  au* 
jwei  in  einem  ©eftell  gelagerten  SWetallwaljen,  bureb 
welche  bie  jum  Srud  bienenbe  3intplatte  mittel* 
ber  Kurbel  burdjgebrcbt  wirb.  2 ie  3  n  Ii  Vorrichtung 
ermöglicht  eine  aufscrorbentlicb  genaue  unb  gleiche 
md  feige  Sicgulierung  ber  3)ruditärte. 

SlutograpbifrtK  Sclcgrapbcu,  fooiel  wie 
Sopiertelegrapben  (f.  Glefrri^cbe  Telegraphen). 


*utograpt)tc<mu$  (greb.),  f.  3tutographie. 
Stutofjppnöfc  (grd).),  f.  &opnoti*mu*. 
Wutoinfef  tiou,  f.  Söb.  17. 
31utoiutogirarton,  f.  $b.  17. 

Sluiof cpljal  (oom  greb.  autokephalosf  felbftdn-- 
big,  unabhängigj  beipen  in  ber  grteeb.  Jhrd?e  Qxy 


bijch&fe,  bie  ben  $atrtard>en  an  9tang  ntd^t  gleich^ 
fteben,  aber  feinem  berfelben  untergeorbnet  fmb  unb 
ihre  2)iöcefe  felbftanbig  oerwaltcn.  eine  folebe  2>iö= 
cefe  bilbet  gegenwärtig  nur  noch  (Sopern. 

tltttoflati  (grcb.-lat.),  ein  Inf t  unb  bampfbidM 
oerfcbliefebare^,  ftartwanbiged,  meift  emaillierte*  OJe- 
ta  f" ,  in  bem  Subftanjen  über  ihren  normalen  Siebe: 
punlt  erbittt  werben  leinten .  Gin  31. einfachster  -  venu 
ift  eine  nad}  bem  füllen  beiberfeitig  jugefebmoljene, 
ftartwanbige  ®la*röbre,  in  ber  man,  bebuf*  Gin= 
leitung  d>em.9tcattioncn,  glüffigleitcn  auf  febr  hohe 
Temperaturen  erbittt.  .,  wt  ber  iiocbhinft  oerwenbet 
man  mit  Vorteil  aU  3t.  einen  Meuel  mit  abgebreb- 
tem  dtanbe,  auf  ben  bicht  fchlie^enb  ein  mit  l  uh  et 
beitdoentil  ober  3Hanometer  oerfebener  Teetel  pa^t 
unb  mittel*  ^ügeloerfcbluffe*  feftgebalten  wirb.  ü)a* 
Sicherbeitöoentil  ift  ber  5öanbftärte  entipreebenb 
bclaftet ;  e*  barf  nie  burd)  sJlieberbrüden  ober  3}e= 
fchwerung  bc*@ewicbt«  in  feiner  gunttion  bebinbert 
werben,  ba  fonft  burd)  bie  Spannung  be*  Stampfe* 
Grplofionen  eintreten  tönnten.  3n  ber  Tedjnit  fhv 
ben  31.  oielfacb  2?erwenbung,  j.  9J.  bei  Bereitung  ber 
Gellulofe,  be*  Knochenleim*,  ber  Stearinfdure  unb 
oerfebiebener  leerfarbftoffe.  (S.  Äochen.) 

aiutufrätic  ian1  £  elbit  ■  oberStlleinbcrr • 
jdjaft,  bie  Staat*form,  oermoge  welcher  ba*Dber: 
baupt  be*  Staate*  bie  gefetjgebcnbe  unb  bie  ooll: 
;,ieheube  Staat*gewalt  in  ficb  oereinigt,  alfo  unbe: 
fchrdntt  regiert.  Gin  folebe*  Oberhaupt  hetr.t  barum 
aud)  3(utoträt  ober  Stutoträtor.  2)iefe3trt  ber 
Staat*form  haben  faft  alte  morgenlänb.  Staaten. 
Unter  ben  europ.  Regenten  führt  ben  Titel  S  e  l  b  ft  ■■ 
berrfcher  (Sainoderiec)  nur  ber  ruff.  Äaifer.  (S. 
aueb,  3lbfoluti*mu*.)  —  %x\  ber  %  b  i  l  o  f  op  tj i  i  e  wirb 
oon  Maut  bureb  3t.  bie  J&errfcbaft  ber  Semunft 
über  bie  wiberftrebenben  Neigungen  unb  Triebe  bc= 
jeiebnet,  ba*  Söort  entfpriebt  hier  alfo  genau  bem 
beutfdjen  3Bort  Selbftbeberricbung. 

^Jlutof ritif  (greh.),  Sclbftbeurteilung. 

^(utolögtr  (greb.),  bie  eigentliche  9iebe,  im  ®egem 
fai3  3ur  bilblichen;  auch  fooiel  wie  Stutonomie  (f.  b.) 
in  philof.  SBcbcutung;  autologifcb,  felbftrebenb, 
an  unb  für  ficb  ielbjt, 

9tutolr)cu0  (3lutolt)to*) ,  griech.  3lftronom 
unb  SJiatbematiter  au*  Titane  in  Stolien,  um  310 
o.  Gbr.,  febrieb  über  bie  fid»  bewegenbe  Rüget  unb 


Digitized  by  Google 


174 


Slutolgfos  —  $(utomattjdje  Signalboje 


Aber  2luf=  unb  Untergang  ber  ©eftirne.  Beibe 
Schriften,  in  DafopobiuS'«Propo8itiones  doctrinae 
sphaericae»  (Strafeb.  1572)  gebrudt,  neu  hg-  oon 
£>ocbe  (mit  tat.  überfefcung  unb  Kommentar,  ftamb. 
1877)  unb  fcultfcb  (fim.  1885),  enthalten  bie  erften 
©runbsflge  bet  fpbärifcben  21ftronomie  über  bie  <yir= 
fterne.  Die  Debuttionen  beS  21.  finb  rein  fleome- 
trifcb;  et  bat  alfo  wabrfdjeinlid?  bie  fphärifdje  Xri- 
gonometrie  noch  gar  nutt  aotaunt. 

31  u  t  ol  \)  f  o  c<  (21  u  t  o  l  6  c  u  S) ,  in  ber  griecb.  2Rotho= 
loflie  baS  Urbilb  eines  ßrjbiebeS  unb  SRäuberS  unb 
baher  mit  £>ermeS,  Sifopfy öS,  Obr/ffeuS  anbern 
burdb  r  itlaubcit  ausgezeichneten  perfonen  in  Be= 
»iebung  gefegt.  Seine  Stätte  mar  am  Parnaß. 

Automat  (grd?.,  «Selbftbcwcgcr»),  bem  SBortfinn 
nad)  iebe  mcdjon.  Borricbtung,  welche  bie  ju  ihrem 
3mecte  erforberlicben  Bewegungen  allein  bur*  einen 
in  ibr  oerborgenen  SJtecbamSmuS  ©errichtet.  Dahin 
gehören  }.  B.  Ubren,  Planetarien  unb  eine  Wenge 
inbuftrieller  HRafcbinen.  3n»  engern  unb  gemähm 
liebem  Sinne  »erben  aber  31.  bie  9lad)hilbungen 
oon  Hknfcben  unb  Bieren  genannt,  bie  oermöge 
beS  in  ihrem  3nnent  angebrachten  jriebmertS  bie 
Bewegungen  unb  Munitionen  lebenbet  SBefen  nadj= 
ahmen.  Schon  im  3lltertum  bat  e$  nicht  an  Be= 
mübungen  gefehlt,  berglcidjen  Kunftwcrtc  b^erju- 
jtellen,  wie  bie,  freilich  fagenhaften,  wanbelnben 
Statuen  beS  DäbaluS  aus  2ltben,  bie  fliegenbc 
bölgeme  2aube  beS  2lrchpta3  t>on  Kavent ,  bie  frie= 
cbenbe  Schnede  beS  Demetrius  PhalereuS  u.  a.  be= 
weifen.  9Ud>t  minber  fagenbaft  ift  baS,  waS  oon  31. 
beS  Mittelalter«,  namentlid)  ben  21lbertuS  SDtagnuS 
(1193—1280)  unb  {Roger  Bacon  (1214—94)  ju= 
gefdjriebenen,  oon  SRegiomontanuS'  (1436—76) 
eiferner  fliege,  oon  bem  lünftlicben  2lbler,  ber  bem 
Kaifer  SDlarimilian  I.  in  Dürnberg  entgegengeflogen 
fein  foll,  unb  bergleidjen  mehr  erjäblt  wirb.  Die 
2luSbilbung  beS  UbrenbaueS  bat  oiclfacb  @elegcn= 
beit  gegeben,  beweglidje  jiguren  mit  ben  Ubrwcrfen 
felbfi  in  Berbinbung  ju  bringen,  toie  j.  B.  bie 
(1547— SOoerfertigte,  1838—42  wieberbergeftelltc) 
Uhr  beS  Strafeburger  ÜRünfterS  mit  ihren  jwölf  frü 
guren  unb  bem  träbenben  £ahne,  ferner  ähnliche 
Ubren  ju  fiübed,  Dürnberg,  Prag,  DImütj  u.  f.  w. 
bis  berab  )u  bem  Muclurf  an  Sd?wariwälber2Banb- 
ubren  beroeifen.  ©roße  Berühmtheit  erlangten  im 
18.  3<>brb.  bie  31.  oon  Baucanfon  auS  ©rcnoblc, 
bie  berfelbe  juerft  1738  in  Paris  jeigte  (ein  flöten: 
ipieler,  ein  Älarinettenbläfer  unb  eine  f  reffenbe  Gnte), 
unb  bie  um  1790  von  2)ro)  Sater  unb  Sobn  auS 
t£b,aur  =  be •- gonbS  aufgeftellten  (ein  fd^reibenber 
tfnabe,  ein  tlaoierfpielenbeS  sJRäbd?en  unb  ein  ,;eidv 
nenber  Knabe),  bie  unter  bem  Manien  21  nb er iten 
nod?  ieftt  gejeigt  »erben.  Kaufmann  in  2>re3ben 
(1807)  oerfertigte  einen  mirllid?  blafcnben  2rom: 
peter;  au$  oon  Wdljl  in  2Dien  mürbe  i ratet  ein 
foldjcr  betgeftellt  unb  gezeigt.  2)et  ju  feinet  3<it 
oielbeiptodbenc  S*acbfpielet  (feit  1769)  oon  Äem= 
pelen  (f.  b.),  ein  31.,  bet  aud)  in  neueftet  3cit  untet 
bem  tarnen  2ljeeb  miebet  nad)gebilbet  motben  ift  unb 
2luffebcn  erregt  bat,  ift  nidjt  unter  bie  31.  tu  redbnen, 
ba  biefer  burd?  einen  oerftedten  5Dlenfd?en  regiert 
würbe.  —  3n  neuerer  3eit  ift  bie  Sejeidmung  31.  für 
eine  6inridTtung  oettoenbet  morben,  bie  beim  '-Uerfauf 
oon  6cbololabentäfeld>en,  (Sigarren,  6ifcnbab^nfabr- 
tarten,  ffiadjälerjcn,  53rofcbüren,  Poftlartcn,  rcobU 
riedienben  ftlüffigteiten,  5)lumcnfträufed?cn  u.  bgl. 
bie  Slnroefenbeit  eines  perfönlidien  SßerfäuferS  ent= 
bebrlid;  mad)t  (?8erIaufÄautomaten);  bier  er^ 


folgen  bie  erforberlicben  Bewegungen  (£ö|'ung  einer 
Sperrung)  burdj  baS  Oercicbt  eines  eingeworfenen 
©elbftüds.  3)er  Sinn  ber  SluSbrüde  Jlutomateiv 
wagen,  3tutomatenpanorama,  automatifd^er  Kraft: 
me|)er,  automatifeber  Pbotograpb  ergieot  fid>  b,ier= 
nad>  oon  felbft.  (S.  aud?  Slutomatifdje  SWufirwerfe 
unb  Jlutomatifdje  Jelegrap^ie.) 

3n  ber  SWafcbinentedjnit  ift  31.  eine  33orrid)- 
tung,  burtb  bie  aus  Dampfleitungen  u.  f.  w.  ba3 
KonbenfationSwaffer  felbfttbätig  unb  ebne  Stampf- 
oerluft  entfernt  wirb  (f.  2>ampffparapparat). 

*Uutomattf rt)  (greb.)  nennt  man  in  ber  Ptofio= 
(ogie  biejenigen  unwillfürlid?en  Bewegungen,  welche 
anfd^einenb  ohne  Ginwirtung  eine*  äufeern  JReijeS 
lebiglid)  butd)  eine  in  ben  SleruenjeUen  beS  Öeb.  im« 
unb  SRüdenmartS  felbft  entftanbene  Grregung  er 
folgen.  3Borin  biefe  ßnegung  befielt,  ift  nodj  oiel= 
fad)  buntel;  man  mufs  annehmen,  bafe  infolge  be« 
normalen  StoffwedjfelS  in  gewiffen  9Jeroen^elleu 
beftfinbig  Kräfte  frei  werben,  welche  in  ber  §orm 
eines  tRetjeS  auf  bie  abgehenben  SReroenf afern  eht< 
wirfen  unb  bicfelhen  in  einen  tbäügen  3uftanb  }u 
fefeen  oermögen.  GS  gehören  hierher  bie  Bewegung 
gen  bee  fierjenS,  beS  iWagcnS  unb  DarmS,  ber  0c= 
bdrmutter,  ber  darnblafe,  bie  2ltembewegungen 
u.  f.w.  *0ltt  ben  Steflerbewegungen  (f.b.)  haben  bie 
automatifdjen  Bewegungen  ba«  gemein,  bafe  fic 
beibe  ohne3utbun  beS  ©illen«  erfolgen;  bagegeu 
untertreiben  fich  bie  IReflerbewegungen  babureb, 
oaft  fie  nad^weiSbar  burch  (nregung  cineS  ßmpfin- 
bunadneroen  entftehen,  welche  ftd)  gum  ©ebim  ober 
sJ(ücfenmart  fortpflanzt  unb  bicr  auf  einen  Be- 
wegungsnerven übertragen  wirb.  ,\m  gewöhnlichen 
Sehen  be}ei(bnet  man  aud)  folcbe  Bewegungen  al« 
automatifd;,  welcbe  jemanb  ohne  (lare  Überlegung, 
mebt  infttnltio  unb  gewohnheitsmäßig  auefühtt. 

21utomatifrt)c  Wch»ct>rc,  f.  «oanbfeuerwaffen. 

"iUutomntifdjc  Wufiftucrfc,  median.  Kunft: 
werte,  meiftenS  in  einfacher  Kaftem  ober  3)ofenform 
(Spielbofen),  oft  aber  aud)  in  ber  ?jorm  oon 
OJcenfchen  ober  Bögcln,  bie  auS  fich.  felbft  heraus 
üRelobien  heroorjubringen  fdjeinen,  in  Sirtlicbleit 
aber  Spieluhren,  b.  b.  burdj  gebern,  ®emid)te  u.  bgl. 
bewegte  SBaljen  ober  Blafebälgc  enthalten,  burd) 
welche  Stählungen,  Pfeifen  u.  f.  w.  jum  Jöneu 
gebracht  werben.  Derartige  21. 9Ä.  waren  oielleid>t 
fchon  bem  Slltertum  betannt;  3lleranber  b.  ©r.  foll 
eins,  einen  Baum  mit  fingenben  Bögein  barftellmb, 
in  Kleinaficn  oorgefunben  haben,  ^m  Mittelalter 
oerbanb  man  folcbe  Spielmerte  mit  ben  Uhren  auf 
ben  Kirchtürmen.  3m  17. 3<*btb.  ftcllte  man  ganje 
Crchefter  mit  großen  URafcbinerien  pfammen,  bjelt 
aber  ben  Bau  meift  gebeim.  So  gab  eS  1676  auto= 
matifdje  Orgeln  in  faft  aüen  großen  Stäbteu 
GuropaS,  befonberS  in  OTittelitalien.  ^m  18.  unb 
19.  3abrh.  jeidjnete  fid?  im  Bau  oon  31. 3R.  bie  £a= 
milic  Kaufmann  (f.  b.)  in  Sadjfen  auS.  SluS  ihren 
Berfud)en  ging  1851  baS  Drdjeftrion  (f.  b.)  heroor. 
>ahnlid?e  31.  IUI.  finb  Kaufmanns  Belloniou,  o  bov 
baulobion ,  Spmpbonion ,  ba»  3lpolloniton  (f.  b.), 
bie  IRufiticbränte  mit  ^lötenmerten,  bie  xu  3lnfang 
beS  19.  3aprb.  weit  oerbreitet  waren,  hierher  ge- 
hören auch  bie  ielbftthätigen  ©enf  er  Spieluhren  (i.  b.), 
baS  Sbmpbonion  unb  baS  polopbon,  währenb  bie 
Drehorgeln  (f.  b.).  bie  SlriftonS  (f.  b.),  SeropbonS 
unb  äbnlidjc  ^nftnnnfntc  nicht  automatifd?  finb, 
ionbern  nur  bann  fpielen,  wenn  man  eine  Kurbel 
brebt.  (S.  SDlufttinftrumente,  mcdjanifdje.) 

»utomatifdie  «ignolboje,  f.  Heulboje. 


Digitized  by  Google 


Äutomottfdjc  Xefegtupljie  —  Autorität 


175 


Kutotttatif (tjc  3;  clegr ap pic,  biejeuiflc  ?l rt  ber 
clettrifdjen  Stelegrapbie,  bei  ber  bie  $clcgrappier= 
ftröme  nid?t  burd?  bie&anb  eine*  SBeamten  entfenbet 
werben,  fonbern  mittel*  einer  ÜJlafdnne.  3)urd?  bie 
9.  J.  ftrebt  man  bie  93eförberung  oon  mebr  Stcle^ 
grammen  in  einer  gegebenen  3«*  an.  5ür  bie  21.  % . 
muft  ba*  Seiegramm  junäcpjt  in  eine  fold?c  Jorm 
gebracht  werben,  bafe  e*  von  ber  SWafdrine  felbft^ 
tbfitig  abtelegrapbiert  »erben  tann.  So  werben 
bei  ben  Jppenautomaten ,  j.  ©.  bei  bem  Sippen: 
fcbnellfdjreiber  oon  Siemen*  &  f>al*te,  mit 
ben  telcgr.  3«i<b?"  oerfebene  metallene  Jpoen  in 
einer  iHeipe  aneinanber  geftellt  unb  burdb  svnweg* 
fübren  unter  einer  Hontattfeber  abtelegrapbiert. 
3n ben  Stiftautomaten,  j. 2J. bei bem$ofen-- 
fd?riftgcber  oon  Siemen*  &  $>al*te,  fmb  bie 
Sppen  burd?  oerfdjiebbare  ÜRelatlftifte  erfe&t.  $ie 
^odjftreifenautomaten  bereiten  ba*  Stele: 
gramm  al*  gelobten  Streifen  oor  unb  entfenben 
mittel*  be*felben  bie  Stelegrapbierftronw  entmeber 
unmittelbar  burd?  Äontattfebcm  ober  Stifte,  bie 
burd)  bie  Scpriftlöcber  be*  Streifen*  Äontatt  geben, 
ober  befjer  mittelbar,  infofern  bie  in  bie  ¥öd?er 
eintretenben  Steile  nur  bie  ©ewegung  ber  Äontaft- 
teile  oeranlaffcn.  3"  ber  lefcteru  31rt  gepören  ber 
Automat  ber  ©ebrüber  SDignep  in  jBari*  (1862)  unb 
ber  be*  ^rofeffor*  SSpeatftonc  in  fionbon,  ber  1868 
auf f am,  oft  oerbeffert  würbe  unb  in  Gnglanb  oiel 
oerwenbet  wirb,  3n  SDeutfdplanb  wirb  bie  21.  St. 
fo  gut  wie  gar  niept  angewanbt.  —  93gl.  3<hf*e, 
T\t  (fntwidlung  ber  91. 2.  (SerL  1875). 

itutomebon,  ber  Sobn  be*  fciore*,  ber  Söagen* 
Iculer  »drill*. 

Automobile  2ttaa.cn  (turj  21utomobile),  fo> 
oiel  wie  2Notorwagen  (f.  b.). 

2IutomolIr,  Mineral,  f.  ©abnit. 

Autonomie  (grd?.,  b.  i.  Selbftgefe&gebung),  bie 
"äefugni*,  fid?  felber  ba*  ©efetj  ju  geben,  inbioü 
buelle  (5rcibeit  be*  £>anbeln*,  impbilo]'opbifd?en 
Sinne  (Äant)  bie  6  igenfdjaft  be*  ftttlicpen  ÜÖillen*, 
fein  ©efe&  au*  einem  ib,m  eigenen,  felbftfinbigen 
Ikineip  ju  fd?Öpfen  unb  niebt  oon  irgenb  einer  an- 
bern  SJtacpt  (ber  Suft  unb  Unluft  u. ).  w.)  fid?  bif; 
Heren  ju  lafien  (©egenfafc  öeteronomie,  f.  b.  unb 
Gtpif).  —  5[m  red?tlid?en  Sinne  bebeutet  31. 
bie  befugte  öelbftbeftimmung  einjelner  5anüli<n> 
Stdnbe,  Äörperfdjaften  in  fteftfe&ung  befonberer 
?Hed>t*oorfd?rif ten  für  ibren  Siereid)  im  iRabmen  ber 
Staat*gefchgebung,  an  mcld?er  alle  21.  ibre  Sdjranfe 
bat.  SCa*  Mittelalter  bat  bie  freiefte  unb  mannigfal* 
tigftc2l.jugeftanbcn,  bi*  jur21uflöfung  ber  Staat*: 
einbeit  burd?  biefelbe.  SDer  moberne  Staat  ift  bem= 
gemfife  mit  SHedjt  oorfidjtiger  in  3ulaffung  ber  91. 
»ber  aud?  je&t  nod?  beftebt  ba*  SRec^t  ber  ©emeüv 
ben,  fowobl  ber  Gindel»  (Stabt=  ober  i'anbO  wie 
ber  Ärei*:  unb  ^Srooinjialgemeinben,  Statuten  ju 
crlafien  in  gefe&lid?em  SRabmen  (f.  ©emeinbe).  2)a= 
neben  ift  oon  befonberer  2Bid?tiglett  bie  21.  ber  5Re= 
ligion*gefellfd?aften  (Äirebengefefee  ber  ©efamt= 
tirdje,  Statuten  ber  einäelnen  ©emeinben),  infofern 
bie  neuere  Staat*  >  unb  5Hed)t*entwidlung  princi= 
piell  beren  Selbftdnbigteit,  allerbing*  unter  felbft= 
oerftdnblidjcr  Sorauöfeftung  ber  Staat*aufftd)t, 
anerfannt  bat  (f.  tfirebenbobeit).  5)a3u  tommt  an 
Stelle  ber  früpern  21.  oon  ftdnbifdjen  Horpora= 
tionen,  Unioerfttäten  unb  fünften  bie  21.  ber  mo- 
bernen  öffentliien  ÄörperfaSaften  (93eruf*genoffen: 
fdsaften,  3noa»bitat*=  unb  2llter*oerfia>erung« 
anftalten,  2Baffergenoffenfrtaften  u.  f.  w.).  Gtne 


folebe  21.  fd?öM  bie  freie  Bewegung  unb  21norbnung 
biefer  ^Berbänbe  unb  wirft  babureb  wobltbätig. 
Gnblid)  geftebt  ber  Staat  au<b  nod;  bie  überlieferte 


21.  be*  boben  9lbel*  mit  Öejug  auf  beftimmte 
ftitute  be*  ^amilien-  unb  Grbredjt*  ju  (i>au*gefeue. 
Wibeitommifie,  Jlbfinbung  ber  7öd)ter  u.  ).  w.). 


21rt.  14  ber  iBunbe*afte  garantierte  biefe  21.;  beut«: 
gilt  fie  al*  2anbe*redjt;  einjelne  ©efeftgebungen 
OUreufecn,!öapern,v3aben)forbernbie0cnebmigung 
be*  Souoerän*.  —  !ögl.  Sdjollp,  $a*  21utonomic= 
redbt  be*  boben  21bel*  (iUtünd).  1894). 

aiutonomiftcn,  polit.  Partei  im  6lfa^,  bie  fid> 
1873  gegenüber  ber  f lerifalen  unb  ^roteftpartei  bil 
bete  ui  bem  3>oede,  unter  2tnerfennung  ber  burd> 
ben  (jrrantfurter  ^rieben  gefebaffenen  Sage  mit  ber 
Mcid>*rcgierung  unb  bem  ÜHeid)*tag  ausfdjliefcli* 
für  bie  Sntercfien  ber ßeimat  ju  Wirten.  Gine  2anbe*= 
j  oerfaffung  unb  ein  ^rooinjiallanbtag  follten  etn 
gefübrt  unb  ein  felbftdnbiger  bcutfd?er  ibunbe*ltaat 
errietet  werben.  Jyübrer  biefer  Partei  waren  JBerg^ 
mann,  Älein,  9iortb,  Sdmeegan*;  ba*  «Clfäflcr 
^ounial »  war  ibr  ^re^organ.  3)en  JBemübungen 
biefer  Partei  batte  e*  ba*  iKeidjManb  bauptfäcbli^ 
ju  oerbanlen,  baf»  bie  5ieidi*regierung  1874  einen 
*!anbe*au*fdju&  fdjuf,  beffen  Sefugniffe  1877  er= 
weiterte  unb  1879  ein  Stattpalteramt  fowie  ein  Wv 
nifterium  errid?tete.  Sei  ben  9ieicb*tag*mablen  oon 
1877  errangen  bie  21.  fünf,  bei  benen  oon  1878  oier 
Sitte,  1881, 1884  unb  1887  braebten  fie  leine  Man 
bibaten  burd)  unb  1890  unb  1893  traten  bie  reiä>*: 
freunblicben  Elemente  ber  einbeimif  eben  üBeodlterung 
nidjt  mebr  al*  bef onbere  Partei  auf,  f  onbem  bie  93er= 
treter,  beren  SDabl  fte  burd)fetsten,f(ploffen  fid)  ber  na- 
ttonalliberalen,  tonferoatioen  unb  9iei<b*partei  an. 

UutonömmfinAett^bie  3)tün^en!leinererStdbtc 
unb  Staaten  be*  Stltcrtum*,  bie,  obgleicb  inner = 
|  balb  be*  2)lad?tgebiete*  großer  9ieicpe  gelegen,  bo* 
eigene*  SRünjrecbt  befa^en. 

Autophägrae,  bie  9ieftflü(bter,j.  $dgel. 

ilutopp thalmof top  (grd).),  f.  2tugenfpiege(. 

ilutoploftif  (grd?.),  f.  iUaftifdje  ©birurgie. 

3lutöpfic  (grd?.,  b.  i.  3lugenfd?ein),  bie  eigene 
3Bal)rnebmung  irgenb  eine*  ©egenftanbe*  burd) 
ben  ©efidjt*fmn  im  ©egenfafce  ju  ber  burd?  3Je= 
rid?te  anberer  erlangten  tfenntni*  oon  bcmfelben. 
3n  ber  mebij.  Spradpc  beifet  21.  eine  2lrt  ber  Äran= 
tenunterfud?ung,  wobei  blofj  burd?  öefid?tigung  be* 
tränten,  obne  baf;  berjelbe  befragt  ober  angebört 
wirb,  ba*  oorbanbene  Übel  ertannt  werben  mufe; 
au6  fooiel  wie  l'eid?enfd?au,  Seid?en6ßnung. 

Vutor  ( 91  u  c  t  o  r ,  lat.),  im  engem  Sinne  ber  Ur= 
beber  einer  SArift,  fooiel  al*  Sd?riftfteller,  baber 
man  j.  58.  oon  !laffifd?en  St.  fprid?t.  yn  weiterer  5Be= 
Deutung  beifet  91.  ber  Urbebcriebe*  litterarifd?en, 
mufilalifd?en  ober  burd)  ba*  SWittel  ber  bilbenben 
Üunft  oerfinnlid?ten  ©eifte*probutt* ,  beffen  eigen: 
inad)tige  iBcroielfdltigung  unb  Verbreitung  britten 
^erf onen unterfagt  ift.  $a*9ied?t  be*91.  (Autor* 
red?  t)  bejeidjnete  man  aud?  al*  geiftige*  Eigentum; 
burd?  ba*  9teicb*gcfe&  oom  ll.^unt  1870  ift  ber 
Jluöbrud  Urbcberrccbt  (f.  b.)  eingebürgert. 

ttutorifieren,  beoollmäd?tigen,  ermdd?tigen. 

5tntorÜät(lat.auctoritas,b.  b.  geltenb  gemadjte 
®illen*mcinung ,  HRad?toolUommenbeit),  ber  auf 
2(nerlennung  ber  ©ebeutung  einer  'tPerfönlia^leit 
gearünbete  Ginflufe  berfelben  auf  bie  91nfid>ten  ober 
©illen*entfd?eibungen  anberer  ^Jerfonen.  ilUdnner, 
bie  21.  befi&en,  bejeid?net  man  aud?  felbft  al*  91  u  t  o  - 
ritfiten.  9lutoritftt*glaube  ift  an  fiep  bie  2ln< 


Digitized  by  Google 


17G 


2futorred)t  —  Äutun 


nähme  einer  21nficbt  auf  ©runb  einer  8.,  wirb  aber 
bäufig  in  tabelnbem  Sinne  al*  fritillofe  2lnnabme 
fer  änficbten  anbercr  rcrftanben. 

aiutorrcrfjt ,  f.  2lutor  unb  Urheberrecht. 

Autos  (b.  b\  2ltte),  in  Spanien  urfprünglid) 
gerichtliche  öanbluug.en  mie  au*  öffentliche  Dar-- 
itellungen,  fpäter  beionber*  geiftlicbc  Scbaufpiele, 
unb  nocb  fpdter,  jur  3eit  2opc  be  93ega*,  jene  gcift= 
lieben  Dramen,  bte  an  beftimmten  religiöfen  Jeften 
öffentlich,  meift  mit  "JJrojeffionen,  aufgeführt  würben 
unb  in  allegorifcben  ober  mpftifcb=fombolifcben  Dar 
Stellungen  geringem  Umfang*  al*  bie  Comcdias  (f.b.) 
beftanben.  Durch  biefen  Gbaratler,  mit  93ejiebung 
auf  ein  ©lauben*mpftcrium,  unterfebieben  fiep  bic 
A.  oon  ben  Comedias  divinas.  ;^n  bie(er  ©eftalt 
erf  djeinen  fie  feit  2lnfang  be*  16.  ^abrbv  im  b.  ödjften 
©lame  jur  3eit  üope  be9Jega*,ber  gegen  400  gc= 
febrieben  haben  foll.  Der  2luffübrung  ber  A.  gin= 
gen  mie  ber  ber  Comedias  ein  93orfpiel  (Loa)  unb  ein 
3mifcbenfpiel  (Entremes)  vorauf,  meift  poffenartig. 
Dann  folgte  bie  religtö*  <  aUegorifctte  ßanblung 
(Auto),  ber  oft  ebenfalls  lomifdje  demente  niebt  fehl- 
ten, niebt  feiten  nur  bie  geiftlicbe  parobie  (a  lo 
divino)  eine«  befannten  weltlichen  Stoffe*. 

Die  weitaus  roid?tigfte  ©attung  ber  A.  bilbeu 
bie  A.  sacramentales,  jur  93erherrlicbung  be*  %nn> 
leicbnam*fefte*  (Fiesta  del  corpus).  Sie  touv= 
ben  niebt  in  Sitte  ober  Jornadas  abgeteilt,  unb 
ibre  üänge  überftieg  feiten  bie  einer  Jornada  ber 
Comedias.  Sie  2lufführung  fanb  auf  Straften 
unb  Linen  auf  ©erüften  ftatt,  bei  benen  bie  mit 
Comp  abgehaltenen  ^rojefftonen  anhielten.  Diefe 
Art  A.  hat  befonber*  Galberon  (f.  b.)  jur  Sollen^ 
bung  gebracht ,  ber  fie  37  $ai)Tt  lang  für  SWabrib 
(»o  bie  öanbfdjriften  noch  liegen),  einige  3ett  an* 
für  Dolebo,  Seoilla  unb  ©ranaba  »erfaßte  unb 
in  biefer  Gattung  gröfste  ülceiftcrfcbaft  bemie*. 
50  anbere  A.  brudte  ©onjalej  ^ebrofo  in  93b.  58 
ber  «Biblioteca  de  autores  espanoles».  Gine  jweite 
J [  v t  waren  bie  A.  al  naeimiento,  jur  fteier  ber 
©eburt  (Shriftt  am  ©eihnaebtöfeft  beftimmt.  Jbj 
Urfprung  liegt  in  ben  uralten  Gbriftnacbtfpielen 
(ludi  natalcs)  ber  Äircbe,  unb  mit  ihnen  bangen  bic 
erften  tunftmdfjigern  9Jerfudje  be*  fpan.-portug. 
Drama*  in  ben  SBeibnadjtSetlogen  oon  Gncina  unb 
©il  SBicente  jufammen.  Sie  haben  bie  Stnbetung 
per  .nuten ,  bie  ftlucbt  nach  ftgppten  u.  a.  jum  ©e* 
genftanb.  Die  britte  21rt  bilben  bie  A.  für  befonbere 
,yefte,  wie  ba*  be*  £anbe*patron*  St.  3atob.  Slucb 
ju  polit.  heften  würben  manchmal  A.  oerfafet,  wie 
jur  ^ermdplung  Philipp*  UI.  mit  Gnbcrjogin 
Margareta,  jur  Verherrlichung  eine*  ^rieben*: 
fcblune*  u.  i.  w.  Die  merrifepe  33ilbung  aller 
entfpriebt  ber  ber  Comedias.  Jtuf  SBetrteb  ber 
aufgelldrten  Dichtung,  befonber*  be*  Grjbifdjof* 
von  Jolcbo,  ©rafen  Jeba,  rourben  1765  bic  A. 
verboten. 

«uro«  bc  $c,  f.  2Iuto  be 

sUu t o i f opic  (greb.),  Berichtigung  be*  Mebltopfe* 
ohne  Spiegel,  mittel*  be*  oon  fiirftein  erfunbenen 
Wutoftop*,  einer  eleftrifchen  ©lüblampe. 

ilutofuggcftiou  (grch.dat.),  f.  Suggeftion. 

4luto tömic  (greh.),  f.  Selbftwrftümmclung. 

ilutotojrinc,  f.  Selbftgifte. 

■iJlu t o ttipen  (grd).),  neuerbing*  Benennung  teil* 
ber  bei  Scbjeiten  eine*  frühem  SHutor*  crfdjienencn 
Ginjelbrude  feiner  Schriften  (j.  93.  31.  ber  iRefor= 
matton*jcit  auf  ber  Hamburger  Stabtbibliotbel  oon 
3C.  oon  Sommer),  teil*  neuerer  ,vaffitmUau*aab«n 


(j.  93.  Autotypes  of  Chaucer  Mauuscriptä  by  F. 
J.  Furnivalt  ;  ^ublitation  ber  Chaucer  Society). 

Slufotnptc  (grd?.),  ein  oon  ©.  Seifenbad)  unb 
3.  Don  Schmaebel  in  München  erfunbene*  9ierfab: 
ren,  burch  ba*  ein  ppotogr.  .^albtonnegatio  (Stufnab^ 
men  nach  Jufcbjeichnungen,  Clgemälben,  Sfatitnuif« 
nahmen  u.  f.  n.)  in  feine  Striche  unb  fünfte  jerlegt 
unb  fo  fdhig  gemacht  mirb,  roie  ein  oon  einer  ^tricb= 
jeichnung  genommene*  Diegatio  mittel*  Slöphalt 
obereineranbernlicbtempfinblichen  unb  fäuren>iber= 
l'tanb*fdhigen  Subftanj  auf  3inf  für  bie  93ud>brud: 
bocbcl&ung  übertragen  (lopiert)  ju  werben  (f.  ^hoto= 
jintographie).  Die  ßrfinbung  ber  21.  ift  eine  ber  micb= 
tigften  ber  ©rapbjf,  ba  fie  bie  mohlfeile  3)taffenpro- 
buttion  bilblicher  Darftellungen  aller  2lrt ,  in*bc- 
fonbere  ber  Photographien,  geftattet.  Durch  biefelbe 
mürbe  unter  anberm  eine  völlige  Ummdljung  ber 
3Uuftration  unferer  93üd?er  unb  3eitfchrijten  her 
beigeführt.  —  9igl.  Gronenberg,  Die  praji*  ber  K. 
aufamerit.  93afi*  (Düffelb.  1895). 

^lutotripogräpbic  (greh.),  ein  Verfahren  jum 
3»tiede  ber  Übertragung  oon  Slutograpbien  (f.  b.) 
auf  3int  unb  öocbätien  berfelben  für  ben  93ucbbrud 
auf  bem  SBege  ber  3in!ographie  (f.  b.). 

ttttrran  (fpr.  otrdng),  ^lofeph,  franj.  Dichter, 
geb.  20. 3um  1813  in  3)tarfeille,  trat  mit  einer  Dbe 
an  fiamartine  («Le  departpour  l'Orient»,  9)carfcillc 
1832)  al*  Dichter  auf.  Die  ©ebicbtfammlungen  «La 
mer»  (1835),  «Ludibria  ventis»  (1838)  unb  «Les 
poemes  de  )a  mer»  (1855)  geigen  ihn  noch  al*  9iach: 
abmer  flaffifcber  Sorbilber.  G*  folgten  bie  $rofa= 
febrift  «L'ltalie  et  la  Semaine  Sainte  ä  Korne» 
CJÖJarfeille  1841)  unb  ein  Solbatenepo*  uMilianalm 
(ebb.  1842),  ba*  in  Algier  fpielt.  Die  iragöbic 
«La  fille  d'Escliyle»  (1848)  fanb  bei  ber  Sltabemie, 
bie  ihn  1869  aufnahm,  ilnertcnnung  unb  teilte 
ben  großen  aicontbponfchen  Vrei*  mit  lUugicr*  «Ga- 
brielle».  Voet.  3»balt*  finb  noch  «Laboureurs 
et  soldats»  (1854),  «La  vie  rurale»  (1856),  «Epltres 
rustiques»  (1861),  «Le  poeme  des  beaux  jours» 
(1862),  cParoles  de  Salomon»  (1869),  «Sonnets 
capricieux»  (1873).  21.  ftarb  6.  SRdrj  1877  in  aJlar- 
fcillc.  Sämtliche  SÖerte  1874—81  (8  33be.). 

tttttun  (fpr.  otöng).  1)  grronbtffemntt  im  fran}. 
Depart.  Saöne-et=2oire  in  ber  burgunb.  Sanbfcbaft 
21utunoi*,  hat  1905,35  qkm,  (1896)  132514  G., 
85  ©emeinben  unb  jerfällt  in  bie  9  Äantone  21., 
Goucbe*-le*  =  ÜJtine*,  Üe  Greufot,  Gpinac,  3iJo 
l'Goeque,  Sucenapd'GoOque,  3ne*ore*,  SWontceni^, 
St.S<"gepf ou*;93euorap.  —  2)  21.  (ba*  alteAugusto- 
dunum),  ^attptftabt  be*  21rronbiffement*  21.,  Unt* 
am  21rrour,  am  21bhange  be*  SIRont--3eu  (600  m), 
an  ben  Sinien  Gtang-Goangp  unb  Graoant=2t.  ber 
ünittelmeerbabn,  ift  feit  bem  4. 3abrb.  6ih  eine*  bem 
Grjbifebof  oon  l'oon  unterftehenben  33ifcbof*,  bat 
(1896)  11873,  al*  ©emeinbe  15543  Q.,  eine  feböne 
Kathebrale  au*  bem  12.  3ahrh-/  einen  ©ericht*hof 
erftcr  3n|'tanj  unb  ein  .f>anbel*gericbt,  ein  Äommu: 
nalcoll  jge,  jmei  t  heol.  Seminare  (ba*  eine  mit  S  amm  - 
lung  oon  £ anbfehriften  au*  bem  8.  bi*  18.  3*hrb- 
unb  mertoollen  ^nlunabeln),  ein  pbpri^lifcbe*,  ein 
•3(aturalien=  unb  2Intiquitdtenfabinett,  ein  OTufeum 
für  rom.,  gallo^röm.  unb  mittelalterliche  93ilbhauer= 
merlc,  eine  93ibliothel  (10000  93änbe),  bie  berühmte 
Societe  liduenne ,  mehrere  gelehrte  ©cfeUjcbaftcn 
unb  oiel  toilicnfchaftliche*  Sehen,  ferner  beftehen 
Aabrifation  oon  Sattlermaren  unb  £>oljfcbuben( 
(Gerberei,  ©iefjcrci,$öpfcrci,  Kütten  für  bituminöfen 
Braubfcbiefa,  Stcinbrücbe;  >>anbel  mit  ©etreibe, 


Digitized  by  Google 


Kuftrgne 

>janf,  £olj,  Jöoljfoblen,  Saufteincn,  Sterben  unb 
Mnbvicb.  —  2X.  galt  längere  3eit  irrtümlid)  für  baö 
alte  SBibracte  (f.  b.),  ijt  iebocr>  baä  jur  ^Hömcrjeit 
burd)  feine  iNbetorenfcbulen  berühmte  Augusto- 
«hinum.  T  iefeS  rourbe  270  nad)  ftebenmonatiger 
^-Belagerung  von  TetricuS,  bem  Ufurpator  be$  laifcrl. 
Titeln  für  ©aUten  unb  Britannien  unter  Kaifer 
©allienuss,  völlig  jerftört,  im  4. 3abrb.  von  Äonftan^ 
tin  b.  @r.  mieber  eTbaut,  356  von  3ulianu3  gegen 
bie  2tlamannen  entfe^t,  725  von  ben  Arabern  gc= 
ptünbert  unb  888  von  ben  Normannen  vcrroüftct. 
vJtecb  finben  fid)  3u  8.  mancherlei  JHuinen  von  röm. 
Tempeln  unb  Sporen,  Ruinen  eine£  Theaters  unb 
cine$  21mpbith«ater3 ,  ein  großer  vierediger  Turm, 
ein  ÜJtouerftüd  vom  2lpoUoturm,  SReftevon  11  röm. 
Heerftrafien  unb  von  noch  gut  erhaltenen  röm.  Stabt= 
mauern.  3u  21.  mürben  G70, 1055, 1077  unb  1094 
Konjilc  abgehalten;  burd)  ba$  lefcte  mürbe  ber  fran$. 
Höntg  Philipp  L  erlommunijicrt  megen  Scrftoftung 
feiner  ©emaplin  Sertpa.  2lud)  mar  21.  ber  Sifcpoiä: 
fitj  Tallepranb*.  —  Sgl.  Tboma*,  Histoire  de 
l'antique  cite  d'A.  (Slutun  184G). 

SluUergnc  irr.  omdrrni),  fübfranj.  Sanbfcpaft, 
itvifepen  ben  alten  J>rovinjen  Sourbomtaisi.  2Rard?e, 
iMmouftn,  ©upenne,  Öanatteboc  unb  Vuonnais 
(f.  Karte:  SWittel*  unb  Sübfrantreicp,  beim 
2lrtitel  tfrantreid),  93b.  17),  führte  früher  ben  Titel 
einer  ©raffebaft  unb  mar  vor  ber  Revolution  ein 
befonbereö  ©ouuernement ,  au*  bem  bann  bie  bei= 
ben  2)epart.  Gantal  unb  Sup*  betonte  unb  baS 
21rronbifiement  33rioubeim  5)epart.6autc-Soire  ge» 
bilbet  mürben,  bie  jufammen  etma  15000  qkm  mit 
844000  G.  umfaffen.  3t»»fd)en  bem  2lUier  unb  bem 
obern  Sauf  ber  T)orbogne  unb  beä  2ot  erhebt  fiep 
bie  21.  aB  ein  i>od)lanb,  ju  bem  man  über  bie  Sor= 
terraffen  von  Sourbonnaiä,  t'imouftnunb  iHouerguc 
aui  ben  meftl.  Tiefebenen  auffteigt,  mährenb  eä  im 
Citen  an  bie  Gevennen  unb  bie  Gentrallanbicbaft  bc£ 
fübl.öod)frantreicb$  gelagert  ift.  Sticht  allein  ber  pla= 
teauartige  Gbaratter  ber  fahlen  Cberfläcpe  unb  bie 
f egels  unb  bomförmige  ©eftaltung  ber  ©ipfel  verrat 
bie  rjultanifcbe  Silbung,  f  onbern  aud)  bie  mächtigen, 
attd  einer  ©ranit-  unb  ©neieplatte  pervorbreebenben 
iÖafalt  =  unb  Tracpptmaften.  Unter  ben  Sergen, 
erlof ebenen  Sultanen,  finb  am  bcbeutenbften  ber 
vJMomb:bu:6antal  (1858  m),  ber  Sup=be-Sancp  ber 
©ruppe  ÜJtont:$ore  (1886  m)  unb  berSup=bc:2>ömc 
(1465  m).  9tad)  einer  natürlichen  Ginteilung  jerfällt 
bie  21.  in  bie  fübl.  Dberauvergne  (6aute=2lu= 
vergne)  unb  bie nörbl. Stieberauvergne (Saffe= 
2lu  vergne),  in  roelcper  (entern  am  Unten  Ufer  beä 
21llier  bie Tballanbfcbaft  v.imagne  burd)  befonbere 
gtuchtbarteit  ausgezeichnet  ift,  mdprenb  bie  erftere, 
von  vultanifeben  <jeUmai)en  bebedt  unb  von  tiefen 
Schluchten  burdjjogen,  eine  großartige,  aber  wv 
fruchtbare  fianbjebaft  barbietet.  2Jtit  ber  faft  ba3 
ganje  gleichnamige  Departement  erfüUenbenSafalt: 
maffe  beS  Gantaf  beginnt  im  Süben  bie  böd))te  unb 
v an  bette  Sanbfdjaft  beä  innern  3rantreid)$  mit  mehr 
ak-  GOO  erlofchenen  Sultanen.  2)aS  Klima  ift  in 
ben  Serggcgenben  tälter,  als  man  für  bie  fübl.  Öagc 
bei  geringerer  &öf>e  ermarten  barf,  unb  mütenbe 
Stunnroinbe  fomie  heftige  ©emittererfcheinungen 
ftnb  pduftg;  in  ben  tiefem  2  ha  lern  macht  fiep  ber 
Sommer  oft  burch  brüdenbe  i>t&e  geltenb.  2>ie  mit 
Grupttvgeftein  bebedten  ^lateau«  ftnb  öbe,  in  ben 
Ödngcn  unb  Ibdlern  aber  ift  ber  attd  rjermittertem 
oullamfcpem  ©eftein  beftehenbe  33oben  febr  frudjt= 
bar  unb  bringt  mel  ©etreibe,  ©artenfrüepte,  fdjöne^ 

iprorf^ou»'  »on»*Tfo«on#.8rriron.  14.  WttfL  91.  «.  n. 


-  STurocr«  177 

Cbft,  ©ein,  im  Süben  bieMaftanic  unb  nörblicb  bic 
Salnufr  im  Überfluß  hcrüor;  aud>  finben  fieb  aue= 
gebehnte,  träftige  Sßalbungen.  Xer  2tdcrbau  ift 
teilroeiie  üentachläffigt,  bie  Siehjudjt  bagegen  gut, 
unb  beionberä  bie  Ufcaulefeljucht  auege)eid?uct. 
dufter  an  ben  gemöhnlicben  ^au^tieren  tft  bie  2(. 
reich  an  ©Üb,  ©eflügel,  ?yifdjen  unb  Sienen.  Stehen 
reichlichen  unb  guten  Sau?  unb  ^ühlfteinen  nn 
ben  fiep  aud)  uuulid-e  sJRetalle,  mieGifen,  Slei, 
Sbtma,  Spießglanj  u.  f.  m.,  ebenfo  ergiebige  Steina 
toblenlager  unb  eine  Stenge  traf  tiger  SJineralmditer. 
Sie  21  u  v  e  r  g  n  a  t  e  n  leben  al*  tnrten  unb  21der  bauet- 
unb  manbern  nach  Sarid  alä  2lrbei ter  au^.  ^m  ^anbe 
felbft  mirb  ©eberet,  ©erberei  unb  ^apierfabritation 
betrieben.  Die  ^auptftäbte  ber  21.  ftnb  füblid> 
Slnriüac,  nörblid)  Glermont. 

£anb  hat  ben  Tanten  ton  ben  alten  2lrr>er-- 
n  e  r  n ,  bie  ihre ©ebirgä fefte  unter  Sercingctorir  lange 
gegen  Gdfar  uerteibtgten ,  mie  fpätcr  gegen  bie  ©o= 
ten,  Surgunber  unb  ^ranten,  mit  beneu  fte  fiep  cnb-- 
lid)  Dcrmtfchten.  Unter  ben  Karolingern,  bid  928, 
hatte  bie  2J.  ©rafen.  2)ie  ©raffchaft  roarb  ipdtcr  ein 
2lfterlehn  oon  ©upenne,  »on  beffen  öerjog  ftcb  bie 
^adjtommcn  be«  ©rafen  iRapmunb  unabhängig 
machten.  Gine  ; ieit  lang  fpaltete  jich  bie  Familie  in 
SaupbinS  unb  ©rafen  oon  21.,  bie  ftd)  in  ba^  i'anb 
teilten,  bii  1128  Submig  r>ou  sJ)tontpenfter  beibe2tn= 
teile  burd)  Beirat  vereinigte,  ©ttibo  II.  verlor  baä 
£cbn  1209  an  König  Sbilipp  2(uguft,  ber  ti  ben 
Sampierre»  verlieh,  von  benen  ei  1225  aud)  mieber 
an  bie  Krone  fiel.  Alfons  von  v4>oitou,  britter  Sohn 
Subroigä  VIII.,  erhielt  bic  21.  ald  21panage,  unb 
vu nv ig  XI.  gab  SDilhelm  be  la  lour  bie  2Inroart: 
fdjaft  barauf.  Qi  fiel  aber  nur  ein  Heiner  Icil  ber 
21.  an  baä  .\>auv  2a  Tour,  ra->  ftep  feitbem  Tc  la 
Tour  bf21.  nannte.  Sieberkolt  mar  bann  bie  ©raf= 
fdjaft  21.  Apanage  ober  ÜJtitgift  von  Srinjen  unb 
^rinscffinnen  be^  tönigl.  öaufc^,  bid  fte  enblid?, 
nach  bem  Übertritt  bee  Gonndablevon  Sourbon  ju 
KaiicrKarl  V.,  1532  für  immer  an  bieKrone  tarn.  Xer 
Heine  2lntcilbe^  Kaufes  äa  Tour  ging  burd)  Grbfchaft 
an  Katharina  von  SDtebici  über  unb  marb  von  iprer 
Tochter,  SDtargarctc  von  Saloi^,  ber  Krone  abgetrc= 
ten.  —  Sgl.  Sielamfti,  Histoire  de  la  comte  d'A. 
(Glcrnt.  1868);  3mberbi£,  Histoire  generale  de  TA. 
(ebb.  1868);  Souillct,  Histoire  des  communautes, 
des  arts  et  metiers  de  l'A.  (ebb.  1857);  Scropc, 
(ieology  and  extinet  volcanoes  of  Central  France 
(2onb.  1858);  Secoq,  Les  ^poques  geologiques  de 
l'A.  (5  Sbe.,  ^ar.  18G8) ;  9tivtere,  Histoire  des  insti- 
tutions  de  l'A.  (2  33be.,  ebb.  1874);  Joanne,  Itine- 
raire  göneral  de  la  France :  A.  (ebb.  1874) ;  SOTatbieu, 
L'A.  ante-bistorique  (Glcrm.  1875);  Sartfd),  Gine 
Söanberung  in  ber  21.  (im  «2Iuälanb»,  1892);  2ljal 
bert,  L'Auvergne  (Sar.  1896);  ©obin,  Essai  sur 
la  geographie  de  V  A.  (ebb.  1896). 

Au  voleur  (frj.,  fpr.  o  roollöbr),  auf  ben  Dieb! 
haltet  ben  Sieb! 

uro  er  s* ,  2(rthur,  2(ftronom,  aeb.  12.  Sept.  18.*J8 
ju  ©öttingen,  mar  1859  —  62  2lffiftent  au  ber  Kö= 
nig^berger  Sternmarte,  bann  auf  ber  Sternmarte 
;u  ©otpa  tbätig  unb  mürbe  1866  21ftronom  ber 
tönigl.  preufe.  2llabemic  ber  Söiffenfchaften  inSerlin, 
au  beren  pbpfit.:matbem.  K(a)ie  er  feit  1878  [tätu 
biger  Sctrctär  ift.  21.  vollenbete  bereit«  1857  feine 
Bearbeitung  ber  Siebelbeobacbtungcn  2Bilhelm  öer= 
fdjel^ .  3>t  Königsberg  führte  er  bie  von  Seifcl  mit  bem 
Heliometer  begonnenen  Untersuchungen  über  Stellas 
aftronomie  meiter.  ferner  finb  bervorjuheben  bie 

12 


Digitized  by  Google 


178 


Äuwmfrf  —  Slitronne 


<>Unterfud?ungen  über  cerdnber(id?c  Gigcnbemegun-  j 
gen  ber  ftirfterne»  (£pj.  1868),  bie  neue  Bearbeitung 
bet  ©reenwieber  ftirfternbeobaebtungen  üon  1750 
bis  1762,  »ermittelft  beten  befiel  bie  «Fundamenta 
astronomiae»  bestellte,  fotoic  t>on  SobiaS  SDlcnerS 
«Sternt?cr}eid?niS  nadj  ben  ^Beobachtungen  auf  bet 
öjottinger  Sternwarte  1756—60»  (i'pj.  1894),  feine 
funbamentalen  tfirfternlataloge  unb  Untcrfudjungen 
über  jablreidje  Sternfatal  oge,  feine  umfangrctd?c 
Sbätigteit  für  bie  Slftronomif *e  @efellfd?af  t,  1865— 
74  als  Sd?riftfübrcr  unb  ÜJlitbcrauSgeber  ber  «Sien 
tcljabrSfcbrift»  ber  ©efellfdjaft,  1881—89  als  sSox- 
fittenber  berfelben  fowie  als  Seilnebmer  unb  feit 
91rgelanberSSobealS  Leiter  ber  feit  1869  begonneneu 
DrtSbeftimmung  aller  Sterneber  erftenneun  ©röfeen; 
tlaffen  am  nörbl.  Gimmel  auf  ©runblage  ber  9lrge^ 
lanberfd?cn  Surd?muftcrung.  2>er  umfangreiebfte 
Seil  feiner  Arbeiten  mürbe  inbeffen  burd?  bie  beiben 
UJenuSburcbgänge  beS  19.  Sabrl?.  Deranlaftt,  inbem 
91.  bie  beutfeben  5Beobad?tungeu  organiftert  unb 
größtenteils  geleitet  fowie  bie  Grgebniffe  bearbeitet 
unb  (bte  je&t  nod?  nidjt  uollftänbig)  berauSge= 
geben  bat.  Gr  beobadjtete  felbft  ben  $urd?gang  t>on 
1874  in  fiuqfor  (fein  c93erid?t»  bierüber  erfdjien 
93erl.  1878),  ben  üon  1882  in  "Uunta^lrcnaS ,  unb 
ftellte  im  9lnfd?luß  an  biefe  porncbmlid?  bem  3wcdc 
ber  SBeftimmung  ber  Sonnenentfemung  bienenben 
Slrbeiten  1889  am  Kap  ber  ©uten  Hoffnung  eine  5)e= 
obad?tungSreibc  auf  ju  einer  neuen  93eftimmung 
biefer  Konftanteu  burd?  £eliometcrbeobad?tungen 
«einer  Planeten.  Sud?  fear  91.  bei  ber  Ginricbtung 
beS  9lftropbpfilalifd?cn  ObferDatoriumS  bei  sJ>otS: 
bam  tbätig  unb  1876—82  SJorfthenber  ber  Siretüon 

Stutoinfcl,  f.  33ubapeft.       JbicfeS  SnftitutS. 

«lux.  <£aue#  (fpr.  o  laj),  aud?  SeSGapeS  (fpr. 
(d),  Stabt  an  ber  Sübmcftfüftc  uon  Jöatti,  burd)  bie 
ber  Küfte  oorliegenbe  3sle  be  la  33ad?e  mit  gutem  fia* 
fen  oerfeben,  bat  (1887)  etwa  25000  G.  unb  ift  SiH 
eincä  beutfeben  SJicelonfulS.  1899  würben  45  37Ö 
Sad  Kaffee  werfdjifft.  GS  liefen  144  Sd?iffe  ein. 

3tur,ertc(fpr.ofeäbr).  l)»rronbiffementimfranj. 
£cpart.?)onne,  bat  2023,99  qkm,(1896)  108095(5., 
132  ©emeinben  unb  anfällt  in  bie  12  Kantone 
9Iurerre:Gft,  9Iurerre:£)ueft,  GbabliS,  Goulangec>= 
la^ineufe,  GoulangcS*fur*?Jonne,  Gourfon=leS= 
GarricreS,  Signp=le=(Sbatel,  St.  Slorentin,  St.  Sau= 
oeur,  Seignelap,  Soucp,  SJermenton.  —  2)  #aupt= 
ftabt  be»  franj.  Siepart.  ?}onne  unb  beS  Slrronbifie- 
ments  91.  in  SJurgunb,  in  wetnreid?cr  ©egenb,  UnlS 
an  ber  ?>nne,  bte  biet  einen  febr  befuebten  <jluß; 
bafen  bilbet,  an  ben  Cinien  2a  iRod?e:3tccerS  unb 
9l.:0ien  ber  üJtittelmeerbabn,  ift  unregelmäßig 
gebaut  unb  bat  (1896)  15082,  als  ©emeinbe 
18576  G.,  in  ©arnifon  baS  46.  Infanterieregiment, 
eine  ber  fd?önften  got.  Katbebralcn  tfranfreid?S,  St. 
Gticnne,  1035  begrünbet,  1216  begonnen  unb  im 
16. 3abrb.  oollenbet,  eine  iöibliotbel  (65  000  ©änbe 
unb  230.v>anbfd?riften),  ein  SDlufcum,  einen  bifdjöfl. 
V:Ac.v.  mit  einer  fd?önen  roman.  ©alcrie  (jeht  tyxä- 
feltur),  baS  1730  gebaute  >36tel  =  toe  -  33itle ,  ben 
^uftijpalaft  (Gioil*  unb  6anbelSgerid?t)  in  gried?. 
Stile,  bie  öetrcibeballe  mit  einem  Stanbbilb  beS 
biet  geborenen  Courier,  ein  Kommunalcollcge,  ein 
l'cbvcrfcminar,  eine  9iormalfd?ule,  ein  Kranfcn= 
bau*,  eine  Jocilanftalt  für  ©eifteSlranle,  eine  natur= 
biftor.,  mebij.,  muftfalifcbe,  agronomifebe  ©e|"cll= 
febaft,  2beatcr.  !Tie  alten  Sdlle  finb  in  ^rome-- 
naben  oetwanbelt.  SJluf  ber  ^öplanabe  bu  Jemple  [ 
ftebt  baS  Stanbbilb  von  Taoout  tor  bem  Stttfcum 


I  be*  SourierS  unb  auf  bem  jyriebbof  unb  ber  f)onne-- 
I  brüae  je  ein  2>en!mal  sBaul  SertS.  befteben 
5abrifation  üon  ©olle,  §apence,  2)armiaiten,  Jter= 
jen  unb  GbcmUalien,  ©erberci,  Strumpfroirlerei, 
Söttdjerei,  SJaumroollfpinnerei  foroie  lebhafter 
Öanbel  mit  Stabbolj,  gdffcrn.  J^oblen,  ffiolle  unb 
ben  gefdjäfctcn  ©einen  ber  Ulngegcnb  (2a  6bai= 
nette,  Migraine,  Gucutarb  unb  iboioin  fmb  ber 
«Stolj  9üeberburgunbS»).  S$on  ber  Äircbc  ber  bc= 
rübmtcn  2lbtei  St.  ©ermain,  bie  je&t  in  ein  jr>ofph 
tal  rerroanbelt  ift,  fmb  nur  nod?  überrefte, }.  93.  ein 
Surin,  baS  1$\)ox,  weite  firppten  mit  ben  ©räbern 
ber  93ifd?öfe  »on  91.  porbanben.  —  93on  bem  alten 
Autissiodorum,  einer  Stabt  ber  Senonen,  finben 
ftd?  nod?  SHuinen  unb  anbere  Slltertümer  auS  ber 
iHömerjeit  cor.  Sd?on  im  3.  $abrb-  war  91.  Sit» 
eines  bem  Grjftift  ScnS  untergebenen  33tfd?of$,  451 
warb  ce  burd?  bie  ftunnen  jerftört,  486  ben  iH&mern 
burd?  König  6bl»bwig  entriffen.  Sie  ©rafidjaft 
9lurerrois  warb  im  beginn  bcS  11.  ^abrb.  erb^ 
Iid?  unb  ging  bei  ben  93i]d?öfen  uon  9(.  ju  2cbn. 
Sic  gelangte  1370  läuflid?  an  bie  Krone,  1435  burd? 
ben  Vertrag  ju  9trraS  an  .<c»erjog  ^bilipp  ben  ©uten 
von  93urgunb,  aber  nad?  Karls  beS  Kübnen  Sob 
1477  enbgültia  an  bie  Krone.  3roar  mufete  fie  im 
^rieben  pon  SDlabrib  (1526)  an  Kaifer  Karl  V.  ab- 
getreten  werben,  !am  jebod?  in  ben  ^ricbenSfcblünen 
t?on  dambrai  ( 1529 )  unb  (Erdpp  ( 1544 )  w»eber  an 
ftrantreid?  jurüd.  ^n  ben  %  584, 1020  unb  1147 
fanben  ju  91.  Konjilc  ftatt. 

KttgUtSf  of fl|ietc ,  in  ber  franj.  9lrmee  Dff»- 
jiere  ber  *Refen?e,  bie  im  3){obilmad?uugefalle  in 
baS  ftebenbe  ^eer  eiugereibt  werben. 
MuSilidrfd>iffe,(.33b.l7. 
^luriliartruppcn,  £>i(fStruppen. 
9Iu{0,  f.  Gbaritcn  unb  ^>oren. 
»«fot«  (fpr.  ofbd),  2anbfd>aft  (®raffd?aft)  im 
alten  ©erjogtum  93urgunb,  jwifdjen  ber  Seine  unb 
?Jonne,  unter  ben  Karolingern  Pagus  Alsensis  (fpd^ 
ter  Alesieusis ;  nad?  ber  alten  feit  bem  9.  %V.bvl\  ver 
öbeten  SDlanbubierftabt  9llef»a  [f.  b.]  fo  benannt), 
jwifdjen  ben  £anbfd?aften  9tutunoiS,  2)ijonoiS, 
vJ)7ontagne,  Sonnerre,  »urerroiS  unb  WeocrS,  mit 
ber  feauptftabt  S<mur,  bilbet  je^t  Seile  ber  $e: 
part.  ?)onne  unb  6ötc=b'Cr.  9t.  war  im  9.3abrlj>. 
@raffd?aft  unb  fiel  1082  an  SJurgunb  unb  mit 
biefem  1477  an  bie  franj.  Krone. 
"Jluromctcr  (grdS.),  f.  Spnamcter. 
9tu{onne  (fpr.  ofeönn),  öauptftabt  beS  KantonS 
91.  (170,ig  qkm,  16  ©emeinben,  12885  Q.)  unb 
geftung  jweiten  iRangeS  im  9lrronbiffcment  Xijon 
beS  franj.  25epart.  G6te=b'Cr,  HntS  an  ber  Saöne, 
an  ben  Linien  ^ijon^ontarlier  unb  Gbälom 
fur=Saöne=0rap  ber  SKittelmeerbabn ,  bat  (1896) 
2873,  als  ©emeinbe  6697  6.,  in  ©arnifon  baS 
2.  Sragonerregimcnt  unb  einen  Seil  beS  10.  In- 
fanterieregiments, Wilitfirbofpital,  eine  Katl?ebralc 
(14.  ^labrb.),  ein  üon  2ubmig  XII.  unb  Tyxani  I.  in 
iRenaiffance  erbautes  Sdiloß  (16.  ^aljrb.),  jcl»t 
Kafcrnc,  cbenicS  Stanbbilb  Napoleons  I.  »on 
^ouffroi?  (1857);  GolUge,  .^anbelSgeridbt,  Silben 
galerie,  23ibliotbet  (6000  Sfinbe),  91rtilleriefd?ule, 
Stüdgiefierei,  große  Proviant:  unb  ^ulücrmaga; 
äine;  ferner  ^abrilation  üon  Sud?,  tünftiieben  SBlu- 
men,  93ier,  2ebcr,  Riegeln,  ©ips  unb  Cl;  franbel 
mit  ©etreibe,  Gifen,  ©ein,  Ging,  Branntwein, 
©emüfe  unb  Jr»oI}-  —  9l7  an  ber  ©renje  beS  6erjog= 
tumS  unb  ber  ftreigraftAaft  93urgunb,  fam  1237 
burd?  Sauf*  an  öerjog  f»ugo  IV.  »on  33urgunb, 


Digitized  by  Google 


Shtyofporen  — 

ber  ba*  Stur onnoi*  inbeffen  nicht  unmittelbar  mit 
feinem  fierjogtum  uerbanb,  1477  an  ftranlreid), 
rourbe  152C  r>on  fiannoi  für  Karl  V.  unb  fpater 
im  öugenottentriege  uom  f>erjog  uon  ©uife  be- 
lagert, erhielt  feit  1673  uerftärtte  Sikrfe  burd) 
tßauban  unb  ergab  fub  28.  Stug.  1815  unter  @e= 
ueral  Stnbrtoffp  ben  SBerbünbeten. 

Slujrofporcn,  f.  53aciUariaceen. 

Nu jinger,  $eter,  ©ialcttbxdjter,  f.  93b.  17. 

Nu^omctcr,  f.  $onameter. 

»t»a,  Stabt  in  Q3irma,  f.  3troa. 

Nua,  beutfdje  Xidjterin,  bie  als  Klau*nerin  bei 
SDiel!  7.  gebr.  1 127  ftarb,  febrieb  einen  Gptlu*  lurger 
geiitlidjer  ©ebiebte  über  bie  ©aben  be*  heiligen  ©ei-- 
fte*,  ben  «Stntidjrift»  unb  ba*  Süngfte  ©erlebt,  üiel= 
leicbt  aucb  bie  in  ber  33orauer  iöanbfcbr if  t  biefen  vor: 
angebenbe  25icbtung  t>on  3efu  Seben  unb  ber  Stif-- 
tuna  feinerKircbe  unb  einen  in  einer  ©örlifcer  6anb- 
f dbnft erhaltenen «^»bonne* 33aptifta>\  Se* Catetn* 
untunbig,  liefe  [xejid)  von  ib.ren  jroei  Söhnen  ben 
tbeol.  £toff  vermitteln.  Stu*gabe  ibrer  ©ebiebte 
von  $iper  in  ber  «3citfd)rift  für  beutfdje  $fcuo> 
logie»,  53b.  19.  —  9Jgl.  fianggutb,  Untcrfudjungen 
über  bie  ©ebiebte  ber  31.  (93ubap.  1880). 

Nt>ago#,  f.  Slbebafen. 

Sltiaf  (frj.,  fpr.  aroält,  ital.  avallo),  in  bie 
Seutfdbe  unb  Cfterx.  9Bed)felorbnung  (Ülrt.  81) 
aufgenommener  9?amc  für  5Bed)felbürgfd)aft, 
roelebe  auf  bem  SBedjfel  felbft  baburd)  ertlärt  roirb, 
bafe  bie  auf  bem  ffieebfel  befinbliebe  Unterfefarift  bc* 
$iu*ftetler*,  be*  Slcceptanten  ober  eine*  3nboffanten 
mitunterfebrieben  roirb;  ber  3"fo&  per  aval,  al* 
93ürgc,  ift  roeber  erforberlid),  nod?  giebt  er  ber  9)Ut= 
unterfdjrift  eine  anbere  reebtlicbc  33ebeutung.  8118 
SBeebfelbürgfcbaft  roirb  ber  31.  begeiebnet,  roeil  33ürg= 
febaft  regelmäßig  fein  3»«d  ift.  Stber  erforberlid) 
tit  ba*  niebt,  unb  ber  3l»alift,  ber  amtunterfrtrei: 
benbe,  baftet  and)  nid)t  al*  53ürge,  b.  b-  nur  fubfu 
biär,  f  onbern  f  olibarif d?  mit  bem  erften  Unter geidbner, 
roabrenb  bie  außerhalb  be*  SBecbfel*  übernommene 
SJürgiebaft  für  ein  SöeebfelDcrfpreeben  ben  geroöbn* 
lieben  Siegeln  ber  53ürgfd)aft  unterliegt. 

Avalanohe  (frg.,fpr.  aroaldngfd)),  fiaroine. 

«oal^afeln,  f.  iBabram^nfeln. 

Nuallon  (fpr.  aroallöng).  1)  Slrronbiffement 

im  frang.  Deport.  3Jonne,  bat  1470,*7  qkm,  (18%) 
40339  G.,  72  ©emeinben  unb  jerfällt  in  bie  5  Kam 
tone  31.,  ©utllon,  fi'^le^fur-Serein,  Quarre"  =  le** 
Sombe*,  2B<gctap.  —  2)  $auptftabt  be*  Strronbiffe; 
ment*  31.,  reebt*  am  Goufin  auf  einem  bie  Um-- 
(jebung  beberrfebenben  ©ranitfelfen,  an  ben  Sinien 
6raoant:3Iutun,  3l.*2e*  Saume*  (53  km)  unb  2t.« 
9iuit*:fou*::HaoUrc*  M  i  km)  ber  JJtittelmccrbabn 
unb  am  31uegange  eineS  malerifcben,  von  rocin« 
reiebeu  Mügeln  begrenjten  Xi)al$,  ift  6i&  eine* 
(l'xvib  unb  £>anbelägertdnd  unb  bat  ( 1896)  51G4,al« 
(Semeinbe  5809  G.,  eine  1 106  geroeibte,  1863—66  re* 
f taurierte  roman.  Stiftstirebe  St.  Cabre  (St.  Sajare), 
ein  aJlufeum,  eine  SHbliotbcl,  ein  Kommunalcollcge 
unb  ein  1873  enthüllte*  Stanbbilb  be*  OJlarfebaU* 
SSauban;  femer  gobrilation  dou  geiebä^ten  3}ött* 
^erarbeiten,  8eber=  unb  Strumpfroaren ,  £>üten 
unb  Seilerroaren;  feanbel  mit  ©ein,  ©etreibe, 
©olle,  j>oh  unb  SJiefc.  3"  ber  ^äbe  ber  Stabt  be* 
finbeu  fieb  oemertenöroerte  Jropffteinböb,len.  —  8. 
ift  ba*  alte  gaUifd?e  3(balto  im  Canbe  ber  tibuer 
unb  war  al*  SCoalo  unter  ben  Karolingern  Jöaupt= 
ort  be*  Tagus  Aralensis  in  Söurgunb. 


SJoancterett  179 

aiualof  itef  \>ava,  inb.  ©ort,  f.  33ubbba. 

Avalon  (fpr.  firoroeTn),  3nfel  be*  gluffe*  SBret 
(©raffdjaft  Somerfet)  in  Gnglanb,  alttelt.  heilig» 
tum,  fpdtcr  Älofter,  nacb  ber  oon  ©ervafiu*  oon 
iilburp  (31nfang  13.  oalnl1. i  berichteten  brit.  Sage 
ber  Sit»  be*  König*  Slrtu*  naeb,  feiner  iUerrounbung 
burefc  ^torbret,  roo  bie  §ee  Sötorgana  feine  allidbr- 
lieb  roieber  aufbrea>cnben  2Bunben  t^eilt. 

aioalon  ijiu-.  droroei'n)  ober  3(pelon,  füböftl. 
Öalbinfel  ber  brit.  ■  norbamerif .  3nfcl  ÜReufunb= 
lanb,  bängt  mit  ber^nfel  nur  burd)  einen  ganj 
fefcmalen  ^ftbmu*  jroifcben  ber  ^lacentiabai  im  S. 
unb  ber  Jrinitpbai  im  91.  gufammen ,  bilbet  brei 
Heinere  imlbinfeln  unb  bat  eine  Wenge  Dortreff= 
lieber  93aien,  vuebten  unb  £>äfen,  unter  benen 
bie  St.  l'farp:  unb  bie  Gonceptionbai  foroie  ber 
Öafen  bon  St.  3«>bn*,  ber  öauptftabt  ber  %n\i\, 
bie  roiebtigften  Tmb.  3Iuf  3t.  rourbe  1621  bie  erfte 
engl.  Kolonie  gegrünbet,  unb  noeb  ie^t  roobnen  auf 
ber  öalbinfel,  oor  allem  in  St.  3obn*,  jroci  drittel 
aller  Ginroobner  9ieufunblanb*.  5)ie  Süboftfpinc 
ber  £albinfel  bilbet  ba*  Kap  diacc  (f.  b.). 

•3lüa(ütD<,  genante  (gernanbo  grance*co  b'), 
gelbberr,  f.  s#e*cara. 

Avance  (frj.,  fpr.  arodngfe),  SBorfprung,  Vorteil, 
©eroinn,  bann  tm  £>embel*oertebr  ber  ©elboorf  ebun. 
^n  A.  ober  (ital.)  Avanzo  fteben,  ift  bemnad)  gleieb= 
bebeutenb  mit:  in  SSorfebufe  fteben,  an  einen  ©c= 
iebäft*mann,  mit  roelcbem  man  in  gegenfeitiger  3lb= 
red?nung  ftebt,  noeb  ^orberungen  baben.  Ginen  ^Bc- 
trag  avancieren  beifst,  ibn  im  norau*  bejablen, 
ebe  man  ben  ©egenroert  (bie  SBare)  bejogen  bot. 
Gine  SDare  mit  A.  t erlaufen,  bebeutet:  fte  mit 
©eroinn  werfaufen,  unb  in  biefem  Sinne  ift  j.  93. 
uon  einem  A.  oon  12  $roj.  bie  SHebe.  A.  beifst 
aucb  ber  ^Jrei*  ober  Kur*,  roelcben  eine  Sed)fcl= 
ober ©elbforte  über $ari  (f. AI  pari)  bot;  ba*©ort 
ift  bann  gleiebbebcutenb  mit  ©eroinn  ober  3(gio 
(i.  b.).  5)er  Kur*  roirb  ndmlieb  bi*roeilen  in  ^Jro- 
jenten  ©eroinn  ober  93er(uft  gegen  ba*  $ari  notiert 
unb  bie  S3c»eid)nung  ber  ^rojentc  ober  be*  ^Jro-- 
gentbrueb*  ©eroinn  bdufig  (roie  in  ^ranfreid)  unb 
Belgien)  bureb  ben  3ufag  A.  (ober  aud)  Prime, 
Prämie,  Stufgelb)  ertlärt.  —  Über  A  ober  Avancer 
bei  Ubren  f.  31  (Ühiebftabe). 

31  uan content  (fr|.,  fpr.  aroangf>mdng),  in  ber 
beutfAen  Strmee  23  ef  örberung,  ba*  3tuf rüden  in 
eine  böbere  Stellung,  namentlieb  bei  2)iilitdr*,  er» 
folgt  naeb  bem  Sicnftalter  (t! Slnciennctdt),  3t.  in 
tcr  JiMir  genannt,  ober  imSQege freier 3tu*roabl, 
roobei  ^Befähigung  unb  äDürbigteit  bie  Gntfcbei^ 
bung*grünbe  bilben  f ollen,  unb  beifet  bann  3t. 
aufeer  ber  lour.  §ür  bie  3tu*roabl  ju  lenterm 
fmb  bie  perf  önlieben  Urteile  ber  biretten  Sorgefettten 
ma&gebenb.  Zto$  ber  bamit  oerbunbenen  ttbel« 
ftänbe  ift  ba*  31.  aufeer  ber  2our  notroenbig,  um 
ben  böbern  Stellen  iüngere  Kräfte  jujufübren  unb 
ben  Gifer  in  ben  Cfnjiertorp*  rege  ju  erhalten. 
Sa*  3t.  in  ben  niebern  Offi}ier*cbargen  erfolgt  in 
ber  Siegel  innerhalb  ber  Truppenteile  (^Regimenter), 
in  ben  böbern  innerhalb  einer  ganjen  SiafTen« 
gattung  unb  in  ben  böebften  burd)  bie  gange  Strmee. 

Nuancieren  (frj.,  fpr.  aroangjj-),  in  eine  höhere 
Stellung  aufrüden  (f.  Sluancement);  in  Scbladjt* 
orbnung  gegen  ben  ^einb  oorrüden ;  aucb  im  uorau* 
begabten  (f.  Avance).  —  3n  ber  $ed)ttunft  bebeutet 
31.  ober  in  bie  üJcenfur  rüden:  au*  ber  roeiten 
iöeenfur  (f.  b.)  in  bie  mittlere  ober  au*  biefer  in  bie 
enge  übergeben.  —  Stoancierte  nennt  man  in 

12* 


Digitized  by  Google 


180 


Slrjaittage  —  Sluatora 


einigen  Armeen  alle  jwifdjen  bem  ©emeinen  unb 
bem  Offtäter  liegenben  Gbargen. 

Stvautagc  (fr}.,  fpr.  awangtabfcb),  Vorteil  (bc= 
fonber*  beim  Spiel  unb  3wcilampf). 

Stoanragenr  (fpr.  awangtafcböbr,  vom  franj. 
avantage  gebilbet),  im  beutfdjen  Joeer  bi*  1899  5)e- 
jeidjnung  für  gabnenjunfer  (f.  b.). 

Avant-corpB  (frj.,  fpr.  awangfobr),  Zorbau, 
vorfpringenber  ftlügel  eine*  ©ebäubc*. 

üluautgarbe  (tpr.  awdng-),  SJorbut,  SBor- 
trab,  biejenige  Abteilung  eine«  marfdjicrenben 
Iruppentörper«,  meiere  biefer  (ba*  ©ro«)  auf  eine 

Jicwiffe  Entfernung  vorfebiebt,  um  ftc^  gegen  bie  Qx- 
unbung  burd?  ben  ©egner  unb  feine  fiberrafdjenben 
Singriffe  ju  fupern  fowie  9ladjrid)ten  über  benfelben 

Si  erbalten.  I  ie  Stärfe  unb  ^ufammenfefcung  ber 
.  mufc  berjenigen  be*  marfcbierenben  Jruppenlör; 
per*  unb  ben©elänbeverbältniffenentfprcd)en.  3»: 
fanterie  bilbet  meift  ben.v)auptbeftanbteil;  Sirtilleric 
wirb  nur  ftärlern  A.  beigegeben;  Äavallerie  ift  mu 
entbehrlich  unb  gewinnt  um  fo  böhere  5)ebeutung, 
je  freier  ba*  ©elänbe  ift.  Eine  A.  teilt  ftcb  nad?  vor- 
wärts in  immer  Heiner  werbenbe  Abteilungen  bis 
ju  ber  gam  Dorn  marfdnerenben  Spifce.  3«be 
biefer  Abteilungen  bat  ben  RtOClf,  ber  nadjfolgcm 
ben  ftärlern  eine  größere  Sicherheit  unb  3eit  ju  gc= 
währen,  um  \\&  in  ©cfecbt*bereitfcbaft  ;u  fefcen. 
.ftiernad?  ift  im  allgemeinen  bei  ftärlern  Abteilun= 
gen  ber  Abftanb  berfclben  voneinanber  ju  bemefjen ; 
bei  tleinern  ift  er  fo  groft  ju  nehmen,  bajj  bie  pin- 
terc  nidjt  übcrrafcfcenb  in  wirlfame*  ©emebrfeuer 
tommen  fann.  2)ie  vorgefebobenen  fleinern  Abtei; 
lungen  haben  fid>  nadj  ber  ibnen  folgenben  größern 
in  betreff  ber  Fortbewegung  ju  rieten.  $ie  31. 
gliebert  fu$  in  JoaupttruppODtaffe  ber  Infanterie 
unb  bie  etwa  vorbanbene  Artillerie),  Vortrupp 
(bie  Kavallerie,  etwa*  3nfantede  unb  bie  etwa  vor= 
baubenen  Pioniere)  unb  (btömcilen)  bie  fclbftänbigc 
Avantgarbenlavalleric.  Ter  Vortrupp  bat 
vom  Joaupttrupp  einen  Abftaub  von  \'a  bis  1  km; 
einige  bunbert  SWeter  voraus  marfebiert  bie  ^n^ 
fanteriefpifce  unb  über  biefe  binau*  vorgefcbo= 
ben  bie  Wavallericfpi&e.  (über  bie  Aufgabe 
ber  A.  im  SöegegnungSgcfeAt  f.  b.)  Gntmidelt  fid? 
ein  in  üJlarfdjfoIonne  beftnbliAer  Truppenteil  vor 
bem  3ufammenftofi  mit  bem  ©egner  ju  einem  ran= 
gierten  ©efeebt,  f  o  wirb  ber  bisherigen  A.  meift  bie 
(Einleitung  be«  ©efeebt«  jufallen,  boeb  ift  bie«  nidjt 
ohne  weitere«  felbftvcrftänblidj ,  ba  über  Art,  föiaV 
tung  unb  3dt  ber  Einleitung  nur  bie  heha-e  <$ü> 
rung  entfebeibet.  ;',uv  3dt  ber  Sineartaltit  ver-- 
ftaub  mau  in  ber  rangierten  Sdjlatf/torbnung  unter 
A.  bie  meift  au«  leidsten  Iruppen  gebilbeten  Abteil 
lungen,  weld>e  vor  ber  SWitte  ober  vor  einem  (jlügel 
be*  erften  Srefien«  aufgeteilt,  ben  erften  3ufammem 
ftofi  mit  bem  ©egner  ju  befteben  batten.  eine  ber; 
artige  A.  mürbe  bi«weilen  jur  Einleitung,  bisweilen 
jur  Skrfcbleierung  t>ti  mirllidjen  Angriff*  benußt. 

Avant  1«  lettre ,  Avant  la  lettre  finle 
(fpr.  arodng  la  Idttr  finib),  f.  Äupferftedjtunft. 

«nonrntain  (frj.,  fpr.  amangmäng),  Sor^ 
banb,  beim  ftartenfpielen  ba«  "Mc&i,  bie  erfte 
Äartc  au*jufpielen ;  meift  bat  ber  WnU  vom  J?arten= 
geber  fi^cnbc  Spieler  bie  58orbanb. 
■Jloantunu,  f.  Aventurtn. 
Avanzo  (ital.),  f.  Avance. 
9lt»ait|of  Tnnmif ,  ^Baumciftcr,  geb.  4.  %cm. 
1845  ju  Jttln,  bilbete  ftdj  bafclbft  bei  IS.  SBolle  unb 
JO.  SBietbafe  in  ber  Ardjiteftur  au«,  ging  1870  nadj 


SBien,  loo  er  bei  gr.  Sdjmibt  beffen  got.  Widmung 
folgte;  fpdter  auf  einer  Stubienreifc  nad)  Italien 
1872— 73macbtc  er  fid?  mit  ber  iHenaiffance  vertraut. 
3n  bieiem  Stil  mar  fein  %\an  für  ba*  JHatbau*  in 
Hamburg  gehalten ,  ber  1876  ben  jroeiten  v^rei*  er= 
bielt.  Seit  1880  mit  $aul  i'ange  (geft.  1890)  verbind 
ben,  fdjuf  er  bie  Untemd>t«anftalten  am  .v»egclplaß 
unb  ba«  anatom.  ^nftitut  in  9Dien  fowie  beu 
Äircbbof  ju  Cberböbliug.  Seit  1882  ift  A.  ^rofeifor 
am  tedjnolog.  ©ercerbemufeum  ju  3ßten. 

9twis£0,  ^acopo,  ital.  ÜJlaler  in  ber  jn>eitc:i 
Jöfilftc  be«  14.  Sabrb.,  Ht  ber  jüngere  unb  bervor= 
ragenbere  unter  ben  beiben  Äünftlem ,  welcben  bie 
malerifd»c  Setoration  ber  San  tjelice:  unb  @iorgio= 
fapellc  in  ^abtia,  WeiftermerFe  ber  altital.&iftoriem 
maierei,  jugefdjrieben  werben.  Sein  ÖJenofie  war 
Albigbicro  ba  3<vio.  2er  gortfÄritt  A.«  unb  Ah 
bigbiero«  gegenüber  ber  S*ule  ©iotto*  bclunbet  fidi 
in  ben  Anfängen  eine*  träftig  rcaliftifd>en  Sinne*. 
—  SJgl.ftörftcr,  2)ie  SBanbgemälbe  ber  St.  öcorgem 
Capelle  ju  ^abua  (2)erl.  1841). 

^tvtjrcu,  eine  ben  äunncti  verwanbte  Hölter < 
fd;aft  tttrt.  Stamme*,  bie  nad)  bem  Sturje  ber 
bunn.  Üöladjt  in  ben  ©egenben  um  ben  Ton  unb 
ba«  Kafpifcbe  SDiccr  nörbltd)  vom  Kautafu*  erfd)ien, 
um  560  an  bie  Touau  vorbrang  unb  ftcb  in  Jadeit 
nieberlteß.  öier  halfen  fie  ben  fiangobarben  ba? 
iHeid)  ber  @epiben  jerftören  unb  befeßten  nadj  bem 
Abjuge  ber  Sangobarbeu  (568)  ^annonien  gegen 
bie  Herpflidjtung,  e*  jurüdjugeben,  wenn  bie  ?augo* 
barben  jurfldfebren  würben.  Später  entnüeu  fie 
ben  ibvjantinern  Sirinium,  verheerten  bie  Halfan; 
länber  unb  verfugten  626  mit  ben  Slawen  eine 
93elagerung  Äonftantinopel«^  brangen  aud?  in 
Deutfcblaub  bi*  Thüringen  unb  in  Italien  ein. 
5)ie  Söeftgrenje  ihre*  iReid)*  warb  bie  Eun*.  $br 
ÄÖnig  bieß  Gpagan  unb  war  von  bem  Abel,  ben 
SubUtten  unb  Jardjanen,  umgeben.  2er  Ab= 
fall  ber  von  ihnen  unterworfenen  Slawen  unb  93uU 
garen  fdjeinen  ihre  öenfdjaft  auf  ba*  beutige 
Ungarn  befdjräntt  ju  hahen;  flfirnten  entjog  ft* 
im  7.  Sabjb.  ihrer  @ewalt.  7%  würben  fie  bur<b 
ben  ©rafen  Crid)  von  ftriaul  unb  Äarl*  b.  ©r. 
Sohn  Pippin  überwältigt,  unb  ibre  jenfeit  ber  2beif> 
gelegene  Jdauptfefte,  ber  «üRing»,  genommen.  9toaS 
vm  9. 3ap rh-  genannt,  verfd?winbcn  fie  nod»  vor  bem 
Ginbrud)  ber  'JDtagvarcn  völlig.  S8i*weilcn  ift  ihr 
9iame  irrtümlich  auf  bie  frühern  Sunncn  unb  bie 
fpdtcrn  ÜDiagparen  übertragen  worben.  —  3?gl. 
.vnmfalvp,  Ethnographie  von  Ungarn  (überfegt  von 
Sdiwider,  Jßubap.  1877). 

Tu1  beutigen  A.  im  ftaufafu*  ftnb  eine  bem 
3*lam  ergebene  SJöUerfdjaft ,  weldje  im  ©ebiete 
Sageftan,  befonber*  im  ehemaligen  Gbanat  Awa  = 
rien  (f.  Amarifcbcr  3)ejirl)  wohnt  unb  feit  1863 
unter  ruff.  ßerrfebaft  fteht.  %itxe  ©efamtjabl  bc« 
trägt  gegen  100000.  Sie  A.  fpredjen  einen  Sialelt 
ber  le«ghif(hen  Spradje,  ber  von  Sd)iefner  im  <>$er 
fud)  über  ba*  Awarifdje»  (^eter*b.  1862)  unb  «Au*= 
führlidbem  2krid>t  über  %  von  U*lar*  amarifdje 
Stubien»  in  ben  «Meraoires  de  l'Acadeniie»  (ebb. 
1872)  fowie  in  ben  «Awarifdjen  Jerten»  (ebb.  1873) 

Avarlonm,  f.  53ourge*.  [bearbeitet  worben  ift. 

9tvärk,  f.  .f»avcrci. 

Mtmfoffa,  f.  Cornea. 

<Mürttärn  («bieiöerabfunft»,  ^ba*  öerabfteigen»), 
im  San*frit  tethnifeber  Au*brud  für  bie  ^ntar? 
nationen  ber  ©ötter,  befonber*  be*  ©otte*  SMfbrni, 
bem  jebn  A.  beigelegt  werben  (f.  ^ifhnu). 


Digitized  by  Google 


avdp.  —  Hv&Battemaut 


181 


avdp.,  Stbfünung  von  Avoirdupois  (f.  b.). 
»Mtie,  f.  3lve  SDlaria. 

■Jlöcburt)  (fpr.  ebrobörri)  ober  Stburv,  Sorf 
bei  ÜDlarlborougb  in  bec  engl.  ©raffebaft  Söilt- 
ibire,  betannt  burd)  bie  gigantifdjen  iHefte  eine« 
iog.  bruibifeben  megalitbifcben  Steinbentmals,  ba* 
bem  von  Stonebenge  (f.  b.)  äbnlicb  ift.  Ser  mit 
einem  erbwall  umgebene  Krei*  mit  etwa  450  m 
Surdjmeffer  entbielt  in  feiner  ©ollftänbigleit  tvobl 
100  Steine,  ieber  Don  etwa  5,5  m  fcöbe  unb 
«00—1000  6tr.  Sdjwere,  beren  3abl  fid)  ftctifl  ©er* 
minbert  bat  (unter  Karl  II.  63,  1802  nur  nod)  17). 
^nnerbalb  biefed  grofcen  Streifet  befanben  fid?  jroei 
Heinere,  ieber  au*  jwei  lonjentriicben  Steinreiben 
beftebenb;  in  ber  üJhttc  be*  einen  ftanb  ein  einjelner 
Stein,  in  ber  SWirte  be*  anbern  eine  ©ruppe  oon 
brei  Steinen,  Ginige  Steine  waren  von  ungebeurer 
©röfee.  ©on  bem  Hrcife  aus  liefen  jmei  SlUeen  oon 
Soppelreiben  riefiger,  aufreibt  ftebenber  Steine,  iebe 
über  Vk  km  lang,  bie  eine  (bie  fog.  Kennet* 
Avenue)  in  füböftl.  Wicht  u  na  naa)  Overton 
(1,33  km  lang,  16  m  breit),  wo  fie  mit  einer  lleinen 
clliptifcben  3lufftellung  fibnlidjer  Steine  enbigte, 
bie  anbere  nadj  Söeften,  mit  einem  einjelneu  Steine 
enbigenb.  2>a*  2)orf  31.,  innerbalb  be*  grofeen 
Kreiie*.  ift  jum  2eil  au*  ben  jertrümmerten  Steinen 
biefer  Kreife  gebaut.  1  km  füblid?  von  bem  großen 
greife  ber  Silburpbügel,  angeblidj  bie  größte 
tünftlicbe  Grberböbung  in  Europa  (an  ber  Söaftö 
(SO  m  im  Umfange,  54  m  hed\  an  ber  S<beitelfläd)c 
39  m  im  2)ur<bmef)er).  tiefer  lünftlicbe  ©erg  gebört 
nidjt  ju  ben  Steintreifen,  boeb  ift  feine  ©eftimmung, 
wie  bie  ber  Steinlreifc  felbft,  nod)  nid)t  enträtfelt. 

ütucburtj  (fpr.  ebmbörrt),  2orb,  f.  2ubbod,  Sir 
3obn.  [f.  Kupferftcdjlunft. 

Aveo  lettre  grri« e  (frj.,  fpr.  amäd  Idttr  gribf '), 

Ave  Imperator,  morlturl  te  aalütant 
(lat.),  «beil  bir  Kaifer,  bie  bem  2obc  ©eweibten  be-- 
flrüfecn  bidj»,  al*  ©rufi  ber  vom.  ©labiatoreu  an 
ben  Kaifer  (Slaubiu*  em>dbnt  in  Sueton*  «Sebcn 
be*  Glaubiu*»  (Kap.  21). 

3tvct  r  o  (fpr.  -ru).  1)  3er  norbmeftlid?fte  Siftrif  t 
ber  portug.  ^ßrovinj  ©eira,  bat  2908,ci  qkm  unb 
(1890)  287551  (?.,  b.  b.  99  auf  1  qkm,  ift  faft  ganj 
eben,  walbreid),  vom  ©ouga  burdjfloffen ,  nur  jum 
2eil  bevöüert  unb  angebaut  unb  jerfdllt  in  17  (Son- 
celbo*  (0erid)t*bejirtc)  unb  187  Kirdjfpiele.  — 
2)  $«nptftabt  be*  Siftritt*  3t.,Gibabeunb  ©ifd?of*= 
ft&,  64  km  Don  Cporto,  an  ber  Gifenbabn  Viffabon^ 
Cporto,  bat  (1890)  8860  G.  unb  ift  ein  mistiger 
»afen-  unb  f) anbel*p  lau  an  ber  HRünbung  be* 
Vouga,  bie  einen  großen,  von  fumpfigen  Unfein  unb 
©taten  erfüüten  Stranbfee,  bie  9tia  bc  3t.,  bilbet, 
in  beffen  iDtoräften  Diel  toeefalj  gewonnen  wirb.  2)ic 
Stabt,ibrer  vielen  Lagunen  wegen  wobl  ba*  portug. 
©cnebig  genannt,  befi&t  oier  ^farrlirdjen,  ein  gro^e* 
^Irmenbau*  mit  einer  fdjöneu  Äirdje  unb  ein  öofpu 
tal.  3)er3lu#fubrbanbel  be*  ^ilatje*  mit  Salj,  Ol, 
Sein  unb  Orangen  ift  (ebbaft.  Sin  ber  .Hüfte  be* 
finben  fid)  fed?*  grofee  Gtabliffement*  für  ben  l^ier 
ftart  betriebenen  Sarbinenfang.  35ie  Umgegenb  er-- 
jciigt  ftarle  SBeine,  ©etreibe,  Dl,  ©artenfrüdjte. 

91.  mürbe  nebft  ber  Umgegenb  von  bem  König 
T\obann  III.  im  16.  Sabrb-  ju  einem  öerjogtum  er* 
hoben,  bad  bis  1720  bem  ^aufe  ^ancaftro  gebörte. 

Vt>ctro  (fpr.  -ru),  Tom  3ofl  SRaöcarenba«, 
Wtjog  bon,  geb.  1708,  mar  unter  Johann  V.  Don 
Portugal,  wie  feine  SJorfabren,  Oberbofmeifter  be* 
tdnigl.  .Cmufe*  unb  febr  einflufereid?  bei  Jnofe  ge- 


wefen,  unter  Möntg  3ofepb  6manuel  aber  bureb 
^ombal  jurüdgebrdngt  worben.  $1.  galt  nun  für 
einen  ^übrer  Ümfeoergnügtcr,  unb  bie  gleicbfalU 
un^ufriebenen  ^efuiten  fcploffen  fidb  an  ibn  an. 
An  ber  'JJacbt  Dom  3.  jum  4.  Sept.  1758  würbe  auf 
ben  oon  feiner  ÜDiaitreffe  jurüdtebrenben  König  ge: 
fdjoffen  unb  berfelbe  Derwunbet.  Gin  ?luanabme* 
geridjt  erlldrte  ben  öerjog  Don  Ä.,  ben  üHarqui« 
Don  SaDora  unb  einige  anbere  $erf  onen,  meiftenö 
©lieber  biefer  Familien,  für  fcbulbig,  bie  3efutten 
aber  für  bie  Jlnftifter  bee  Attentat*.  Webrere,  bar- 
unter aueb  Sl.  nebft  feinen  Söbnen  unb  feinem 
3d?miegerfobnc,  mürben  13.  ?ian.  1759  bingerid>tet, 
ibre  ©üter  eingesogen,  bie  3<fwiten  verbannt.  9tadj 
Clfer*  («Aber  ben  SHorbDerfud}  gegen  ben  König 
,>ioiepb  von  Portugal",  Sö«rl.  1839)  ift  ber  größere 
^eil  ber  Verurteilten  wabrfd?einlicb  unf(bulbig  ge- 
loefen.  Unter  ÜWaria  I.  fanb  eine  JHeDifion  be$  tyxo- 
jeffe*  ftattf  unb  ein  ßrtenntniS  Dom  23.  9»ai  1781 
verfügte  bie  iHebabilitierung  von  fecb*  verurteilten 
^erfouen;  biefe  bat  inbeffen  niemal*  ftattgefunben. 

•MDc^öUcmant  (fpr.  -lallmäng),  ^riebr.  dbn: 
ftian  Sßcnebift,  ein  um  ba*  ^Solijeiwefen  verbienter 
3<briftfteller,  geb.  23.  Ttax  1809  )u  Sübed,  befugte 
ba*  ©omnaftum  feiner  ÜBaterftabt  unb  ftubierte 
1830—34  ju  3ena  bie  «edjte.  9tad)  fiübed  jurüd: 
gelehrt,  würbe  3t.  3lbvotat,  1843  Dbergeridjtepro- 
lurator.  Tic  Verausgabe  einer ^olijetorbnung  für 
Sübed  batte  1851  feine  Berufung  an  ba*  ^Jolijet- 
amt  jur  ^olge,  an  bem  er  bi*  1868  mirtte.  Qx 
ftarb  20.  3uli  1892  in  ÜJtarienfelbe  bei  5Berlin. 
311*  (?rgebni*  (riminaliftifcber,  tulturbiftor.  unb 
linguiftifd)er  Stubien  forcte  reidjer  Grfabrungen 
veröffentliche  er  ein  ©ert:  «3)a«  beutfdje  ©auner» 
tum«  (4  Sbe. ,  £pi.  1858—62).  9tl*  ergdnjungen 
erfdnenen:  *3)ie  iülerfener  Söodreiter  be*  18.  unb 
19.  Sabtb-»  (£PJ- 1880)  unb  «2>er  3)lagneti*mu* 
mit  feinen  mpftifdjen  ^erirrungen»  (ebb.  1881). 
Von  it.*  f onftigen  litterar.  Strbeiten  fmb  bie  Keinen 
Sdmften  «2)ie  Krifi*  ber  beutf djen  Volijei » (Cpj. 

1 86 1 )  ,  «2>ie  SRef  orm  ber  Voli  jei  in  Jöamburg»  (ftamb. 

1862)  unb  «2)ie  norbbeutfdje  33unbe*poli jei»  (Verl. 
1868)  bervor jubeben.  Später  vcröffentlid>te 3t. aufeer 
deinem  3tbbanblungen  (wie  «Sie  ©ebeimfd>reibe- 
tunft»,  2p j.  1875)  mebrere  Volijeiromane,  wie  «Sie 
Utedjulle^eut'»  (2  Vbe.,  ebb.  1867;  2.3tufl.  1870), 
«5)er  ©Tb*  unb  ©eriebtäberr»  (3  ©be.,  £>annov. 
1870),  «fwtj  unb  ©elb»  (3  Vbe.,  ebb.  1871),  «Jaba» 
(3  ©be.,  $re*b.  1878);  aueb  verfaßte  er  eine  «vVbp- 
fiologie  ber  beutfeben  ^olijei»  (2pj.  1882). 

«De1  alle  man  t  (fpr.  -lallmdng),  9iobert  ©bri- 
ftian  ©ertbolb,  ©ruber  be*  vorigen,  geb.  25. 3uli 
1812  ju  fiübed,  ftubierte  1833—37  ju  ©erlin,  äei'beb 
bera  unb  Vari*  ÜRebijin  unb  ging  barauf  nacb  SRio 
be  Janeiro,  mo  er  ftcb  al*  strjt  nieberlie^  unb 
fpäter  9Jiitglieb  be*  oberften  ©efunbbeit*rat*  für 
©rafüien  würbe.  Qx  febrte  1855  nacb  SeutfAlanb 
jurüd  unb  mürbe  auf  ßumbolbt*  Smpfeblung  \]Vi  a 
alieb  ber  öfterr.  9iovara-6rpebition,  von  ber  er  fidb 
jeboeb  in  Diio  mieberum  trennte.  9lad}bem  er  bierauf 
1858  unb  1859  Steifen  bura)  ganj  ©rafilien  gemadbt, 
liefe  er  fi<b  in  2übed  nieber,  mo  er  10.  Ott.  1884 
ftarb.  Stufeer  einer  3tnjabl  mebij.  Sdjriften  (j.  ©. 
über  ba*  ©elbe  lieber)  unb  belletriftif*er  Arbeiten 
veröffentlitbte  3t.  «9leife  bur*  Sübbrafilien»  (2  ©be., 
£pj.  1859)  unb  «Seife  burd>  SiorbbrafUien»  (2  ©^e., 
ebb.  1860).  3tu(b  lieferte  er  ju  ber  von  K.  ©rubn*. 
berau*gegebenen  ©iograpbie  3tleranber  von  ßum- 
bolbt*(2pj.  1872)  ben  britten  Slbfcbnitt:  «t»umbolbt.3 


Digitized  by  Google 


182  SlueUcmeba  - 

Aufenthalt  «n  Bari«  (1808—26)».  Bon  »eitern 
Schriften  fmb  ju  nennen:  «SBanbcrungen  bureb 
Bari«  au«  alter  unb  neuer  3cit»(®otr?a  1877),  «Suis 
be  Gamoen«,  BortugalS  größter  Siebter»  (Cpj.  1879) 
unb  «B)anberungen  burd)  bie  Bflanjenroelt  ber  Iro- 
pen»  (BreSI.  1880).  —  9iacb  Gbuarb  St.  (geb.  1803, 
geft.  17.  9Jtat  1867  in  fiübed),  einem  Detter  be« 
porigen,  ber  lange  3«it  am  Botanifcben  ©arten  in 
BeterSburg  angeftellt  war,  ift  bie  Bflanjengattung 
Lallemantia  benannt  worben. 

BucUancbrt  (fpr.  amelja-),  ©ertrubi«  ©omej  be, 
fpan.  Sicbterin,  geb.  1816  ju  'jßuerto^rineibe  auf 
Guba,  tarn  1836  nach  Spanien,  1840  nach  ÜJlabrib. 
1841  erfebienen  ihre  «Poesias  liricas»,  bann  bie  9io= 
oellen  «Sab»  (1841),  «Dos  mujercs»,  «La  baronesa 
de  Joux»  (1842),  «Espatolina»  (1844).  1844  errang 
bie  Jragöbie  «Munio  Alfonse  einen  entfd)icbenen 
Erfolg  (ber  fcelb  mar  Borfabr  ber  Dichterin).  1846 
Dermäblte  ftd)  21.  mit  Bebro  Sabatcr,  ©ouDerneur 
ton  9Jtabrib,  ber  im  felben  Sabre  ftarb.  Stuf  bie 
2)ramen  «Saal»  (1849),  «Rccaredo»  (1850)  folgten 
1852  ba«  beifällig  aufgenommene  Suftfpiel  «La 
hija  de  las  flores»  unb  «La  verdad  vence  apa- 
riencias»,  1855  «Oräculos  de  Talia»,  1858  «Tres 
amores»  unb  mit  ungemdbnlicbem  Beifall  ba« 
Jrauerfpiel  «Baltasar»  (Belfajar).  1854  hatte  21. 
ben  Dbcrften  unb  2lbgeorbneten  Berbugo  SRafteu 
geheiratet,  begleitete  ihn  1860  nadjioabana,  n>o 
er  1863  ftarb.  9hm  lebte  fie  bis  jum  2obe,  1.  #ebr. 
1873,  jurüdgejogen  in  Seoiüa.  1867  erfdnen  noch 
•  Devocionario»,  ©ebicbtfammlung.  Gine  ©efamt- 
ausgäbe  ber  «Obras  literarias»  mit  Biographie 
unb  Krittfen  (5  Bbe.,  SDcabrib)  erfebien  1869—71. 

Slucllaucba  (fpr.  amelja-),  Nicola«,  argentin. 
Staatsmann,  geb.  l.DIt.  1836,ftubierte  inGorboba 
unb  Bueno«:2lire«  bie  Siechte,  leitete  bann  mehrere 
3abre  bie  9lebattion  be«  «Nacional»  unb  mürbe 
1861  Brofeffor  ber  StaatSioirtfdmft  an  ber  Uniüer= 
jität  ;,u  8 uen c •> - Jl: reS.  Bereit«  feit  1860  mehrmals 
m  bte  SegiSlatur  gewählt,  übernahm  er  bei  bem 
Regierungsantritt  beSBräftbcntenSarmiento  1868 
ba«  BHmfterium  ber  Suftij.»  be«  Kultus  unb  be« 
Unterricht«.  Unter  feiner  Leitung  nahm  ba«  Unter* 
ridjtSmefen  grofeen  2tuff<bwungr  Bon  ben  ftöbera; 
liften  im  fvrübjabr  1874  al«  Bräfibentfd>aft«fanbi= 
bat  auf geftcllt,  würbe  er  6. 2lug.  1874  Born  Kongrefe 
jum  Bräfibenten  protlamiert,  legte  12.  Dlt.  1880 
biefe«  2lmt  nieber  unb  mürbe  bann  jum  Senator  be« 
Staate«  Jucuman  gewählt.  Gr  ftarb  26. 3>ej.  1885. 

Slucüino  (ehemals  Btincipato  ulteriore). 
1)  Br Otitis  in  ber  ital.  Sanbfcbaft  Gampanien 
(f.  Karte:  Unteritalien,  beim  2lrtilel  Italien), 
grenjt  im  9t.  an  bie  Bromnjen  Bcneoent  unb  Joggia, 
im  D.  an  Boten  ja,  im  S.  an  Salemo  unb  im  SB. 
an  Gaferta,  hat  3037  (nach  5trelbitf{ii  3034)  qkm, 
1881:  392619,  1899:  424730  G\,  128  Kommunen 
unb  gerfällt  in  bie  brei  Kreife  2lriano  bi  Buglia 
(91042  G.),  «.  (181851 G.)  unb  Sant'  2lngelo  be' 
ßombarbi  (119726  G.).  2>ie  Brooinj,  burchau«  ge- 
birgig mirb  Dom  9teapolitanifcben  Apennin  üon9tS. 
nach  SD.  burAjogen;  biefer  hübet  bie  28afferfcbeibc 
jmifeben  bem  S(briatifd?en  unb  Jprrhenifchen  9Jteere. 
?Nun  BJ.  erhebt  fich  bcr9Jtonte=Bergvne  (1480  m)  unb 
im  S.  ber  9Jlonte:GerDialto  (1809  m).  £muptflüife 
finb  ber  nach  SBeften  jum  Bolturno  gebenbe  Galore 
mit  bem  Ufita  unb  bie  in«  2lbriatif  che  2)leer  ftiefeem 
ben  Garapella  unb  Cfanto.  2)er  Boben  ift  überall 
fehr  fruchtbar,  ba«  Klima  gefunb.  9teben  ©etreibe, 
^ülfenfrüchten,  Harto?tcln  unb  B?ein  merben  Clben, 


-  Stoe  SWaria 

Dhft,  £>anf  unb  5trapp  angebaut;  ferner  befteht 
Biehjucbt,  Kohlenbergbau  unb  »Vabrifation  oon 
Seinen,  Seber  unb  Surften  (Salami  unb  Ger* 
Delatiourft).  2)ie  ©olb'  unb  Silberfchlägcr  oon 
Solofra fmb  berühmt.  2)ieGifenbahnlinieBeneoent' 
Joggia  gebt  bureb  ben  nörblidjften  jeil  ber  Brotinj. 

2)  %.  (ba«  Abellinum  ber  ftlten),  ^auptftabt 
ber  Btooinj^Sl.,  48  km  öftlid?  oon  9ieapel,  in  390  m 
6öhe,  am  ^ufje  be«  9)tonte--Bergine  (1480  m),  an 
ber  3»eigl»nie  Beneoent--9leapel  fomie  ?C.=iKoc= 
djetta  S.  Benere  be«  aJUttclmcenieHe« ,  in  ber 
Quellgegenb  beS  Sabbato,  in  anmutiger  Umgebung, 
gebört  bem  dürften  Garracioli,  ift  Bifcbofsfit)  unb 
hat  (1881)  20485,  al«  ©emeinbe  22  920  (1898: 
28232)  Q.,  ein  Snceum,  ein  Jheater,  einen  Warftplah 
mit  fcbSnem  CbeliSfen;  ferner  Färberei,  ^abritatioit 
ooniöüten,  lud)  unb  Stühlen  unb  einen  ftarten3nji- 
fcbenbanbcl.  Berühmt  ift  31.  megen  ber  in  ber  Um: 
gegenb  madjfenben  gutenilaftanien  unb  grofeenA>afel= 
nüffe  (Nuces  abellinae),  bie  bem  Sanbmann  oft  ba« 
Brot  erfe^en.  früher  betrug  ber  Umfa^  in  frifeben 
unb  geröfteten  9lüffen  jährlich  60000  3ucati.  3Beft 
lieh  nahe  bei  21.  liegt  bie  al«  SÖallfabrtSort  berühmte 
Hbteibi  ÜRonte^Bergine  (f.b.).—  21.,  887  gegrünbet, 
mar  jeitmeilige  dteftben;  Haifer  ^riebrid  1 1.  unb  hat 
1694, 1731  unb  1805  eibeblich  bureb  Grbbehen  ge- 
litten. 2)a«  alte  Slbcllinum,  eine  Stabt  ber^tr^ 
piner,  lag  meiter  unterhalb  bei  ber  Crtfcbaft  2ltri- 
palba,  mürbe  aber  oon  ben  fiangobarben  *,erftört. 

Mtoeümo,  grance«co  9Jlaria,  ital.  Slrchdolog, 
geb.  14.  2tug.  1788  ju  9?eapel,  ftubiertc  bort  bie 
Rechte,  bann  in  9iom  2(rchäo(ogie,  übernahm  ben 
fiebrftubl  ber  griech.  ßitteratur  an  ber  beimifdjen 
Unioerfität  unb  leitete  1809—15  bie  Grjicbung  ber 
tfinber  9Jlurat«.  ^ann  miritc  er  al«  21br»olat,  ohne 
ba«  Lehramt  aufjugeben,  unb  erhielt  1820  ben  i*ebr: 
ftubl  ber  polit.  Ctonomie,  fpäter  ben  ber  Snfti* 
tutionen  unb  ber  Banbetten.  1820  würbe  er  mit 
Katalogisierung  ber  reichen  SRünjfammlung  be« 
Museo  Borbonico  beauftragt.  2lufeer  Beiträgen  ju 
bem  1824  begonnenen  Btadjtmerfc  «Real  Museo 
Borbonico»  lieferte  er  für  bie  Accademia  Ercola- 
nese,  beren  Setretär  er  1832  warb,  unb  bie  Acca- 
demia delle  scienze,  feit  1815  auch  für  bie  Societu 
Pontaniana  jablreicbe  Äbhanblungen ;  1839  mürbe 
er  $ireltor  be«  Bourbonifchen  SRnfeumi  unb  ber 
Ausgrabungen.  21.  ftarb  10.  $an.  1850.  aUehrerc 
feiner  Dielen  mertoollen  Schritten  fammelte  er  in 
«Opuscoli  diversi»  (3  Ile.,  9tcap.  1826—36).  Gr 
leitete  auch  ba«  «Bullettino  archeologico  Napoli- 
tano»  (6  Bbe.,  ebb.  1843—48). 

9tt>elon,  f.  2(Da(on. 

Ml»e  Warm  (lat.)  ober  Gnglif eher  ©ruf; 
(Angelica  salutatio),  ber  ©rufe  be«  GngelS  ©abriet 
an  9)laria  (l'uf.  1 ,  n,  Derbunben  mit  £uf.  1 , «), 
ein  nach  ben  lat.  2tnfangSmorten  fo  benannte«  ©e* 
bet  ber  Äatbolifcn  jur  Jungfrau  9Jtaria,  ba«  ur* 
fprünglich  lautete:  «©egrüfet  f eift  bu,  9)laria  (Ave 
Maria)  Doli  ber  ©nahe;  ber  ©err  ift  mit  bir;  bu  bift 
gebenebeit  unter  ben  2Beibem,  unb  gebenebeit  ift  bie 
Frücht  beine«  Seihe«.»  211«  bem  Baterunfer  eben= 
bürtige«  ßaiengebet  erfebeint  ba«  21.  9)1.  in  biefer 
§orm  mit  bem  erweiterten  Kultu«  ber  9Jtaria  feit 
bem  11.  Sabrb-  Urban  IV.  feftte  (1261)  am  Gnbe 
ba«  BJort  «3efu«»  bin$u,  unb  feit  ber  erften 
Mlfte  be«  16.  ^ahrb.  fanb  ba«  ©ebet  ben  jeMgen 
3lbfd?lufe:  «öeilige  Btaria,  9Kutter  ÖotteS,  bitte 
für  un«  Sünber,  jeht  unb  in  ber  Stunbe  unfer« 
2obc«,  2lmen.»  Surd?  2lnfcblagen  ber  ©leden 


Digitized  by  Google 


Slticmpacc  —  Slocnturtit 


183 


(31ngelu*.-  ober  aud)  3lDC=2äutcn  genannt,  f.  Ange- 
lus) foll,  einet  Skrorbnuna  3°l?ann*  XXII.  won 
1326  gemfifc,  jeber  Hatbolit  biefcn  ©rufe  morgen*, 
mittag*  unt>  abenb*  ie  breimat  ju  beten  auf: 
«eforbert  »erben.  $a*  31.  ÜJt.,  ba*  aud)  in  ber 
tirdjlidjen  SWufit  eine  Molle  ipielt,  bitbet  ben  £>aupt= 
beftanbteil  be*  Nofentranje*  (f.  b.).  150  31.  !R 
bilben  (nad)  ben  150  ^falmen)  ein  Psalterium 
Mariae  unb  baben  nad)  fat^.  ©tauben  eine  l?obe 

©cbet*traft. 

mtmpacc,  arab.  ^bilofopfc,  f.  $bn  $äbbfd?a. 

Avena  (lat.),  ber  Safer. 

«»enariuS,  Jterb.,  SdjriftfteUer,  f.  93b.  17. 

«oenariu*,  Slidwb,  v4>^ilofopt>,  geb.  19.9?od. 
1S43  in  "JSari*,  ftubierte  in  3ürid),  Berlin  unb 
Scipjig  bauptiäcblicb  ^bilofoppte,  habilitierte  fid) 
1876  an  ber  Unh>erfttät  Seipjig  unb  mürbe  1877 
orb.  ^rofeffor  ber  $bilofopbte  in  3ürid),  roo  er 
18. 3lug.  1896  ftarb.  (*r  gab  unter  ÜHitmirfung  oon 
sJJt.  »einje  unb  SB.  SBunbt  bie  «93ierteljabr*fdmft 
für  roiffenfdjaftlidje  ^bilofopbie»  feit  ibjer  3k* 
grünbung  berau*  (£pj.  1877  fg.).  Jtufeer  einigen 
tleiuern  löeiträgen  für  biefe  3«tfd)rift  üeröffent= 
lidite  er:  «über  bie  beibcn  crften  v$bafen  be*  5pij 
uojifcben  ^antbet*mu*  unb  ba*  S3erl)ältni*  ber 
jrociten  unb  britten^b,  afe,  nebft  einem  Slnbanae  über 
iHcifcenfolge  unb  31bfajlung*3eit  ber  filtern  Scpriften 
Spinoja*»  (2pj.  1868),  «s$b»lofopbie  al*  Genien 
ber  Seit  gemäß  bem  tyrincip  be*  tleinften  Straft« 
male*,  ^rolegomena  ju  einer  Hrüit  ber  reinen  8p 
fabrung»  (ebb.  1876),  «Hritil  ber  reinen  6rfab,rung» 
(2  ÜJbe.,  ebb.  1888—90).  3n  le&term  2Derte  rcirb 
.u in  erftenmal  ber  3Serfud)  burdigefübjt,  alle*  tbeo* 
retifdje  SJerbalten  (an  ftd)  unb  in  feiner  SBejiebung 
jutn  prattifdjen  foroie  im  allgemeinen  bicfe*  felbft) 
al*  bebingt  burd)  analptifd)  beftimmte  'Hnberungen 
be*  neroöfen  Gentraiorgan*  ju  befdjreiben  unb  f  omit 
eine  formale  unb  allgemeine  Jbeorie  be*  menfd)-- 
lidjen  (Srtennen*  (unb  fcanbeln*)  ju  begrünben. 
Leiter  erfd?ien  nodj:  «Ser  menfeb,  liebe  Seitbegriff» 
(göj.  1891).  —  33gl.  Garftanjcn,  JHitparb  31.  (Spj. 

Slöcncebro  1 ,  jüb. Siebter,  f. ©abirol.  [1897). 

3lucnrf)c#  (fpr.amdngfd)).  1)  «eairf  im  fdjrceij. 
Hanton  SBaabt,  &at  (1888)  5327  Q.  in  13  ©emein= 
ben.  —  2)  31.,  beutfd)  2öi  ff  Ii  *  bürg,  fiauptftabt 
be*  33ejirt*  31.,  7,5  km  fübmeftlid)  oon  flurten,  in 
463  m  £>cIy,  auf  einer  31nb6be  über  ber  fumpfigen 
Oiieberung,  bie  bte  $kope  vor  ibrer  ÜJlünbung  in  ben 
Ütturtener  See  btlbet,  an  ber  Sinic  Cpf?=2aufanne 
ber  3ura=Simplonbabn,l)at(1888)  1864  (*.,barunter 
107  Hatljolifen  unb  150  3*raeliten,  alte*  Sdblop, 
niit  2 in  ber  3uftij:  unb  Crt*bel)drbe,  eine  au* 
röm.  Cuabern  erbaute  Hircbe  unb  ein  iDiufeum  mit 
röm.  31ltcrtümern.  —  91.  ift  eine  ber  älteften  Stfibte 
Per  Scbroeij.  £a*  alte  Aventicum  (auf  3«5 
fünften  Colonia  Julia  Aventicorum),  Don  bem  ba* 
beuttge  31.  nur  bie  iübmeftlidjfte  Gde,  etroa  ben 
10.  leil  be«  ©anjen,  au^maebt,  mar  fdjon  üor  Gfifat 
.Vtauptftabt  ßelDeticn* ,  ftanb  unter  üüefpajtan  unb 
titu*,  bie  ei  jui  röm.  Kolonie  erhoben,  tn  feiner 
bödjften  99lüte  unb  Ijatte  600005.  Son  feiner  ba» 
inaligen  2lu#bebmmg  unb  Sßebeutung  jeugen  bie 
llbcrrefte  ber  alten  iRingmauer,  Pon  beren  jablreidien 
ffladjttürmen  ftcb  nodj  einer  an  ber  Dftfeite  erhalten 
bat,  baä  jeftt  nod)  ertennbare  regelmäßig  angelegte 
£  t rar, oiuict),  bie  siBafferleitung,  bie  Jrümmer  eine* 
2b,eaterd  unb  eine*  31mpbitpcater3 ,  ba*  gorum, 
Don  beffen  Salle  no*  ein  SDlauerpf eiler,  genannt  lo 
Cigognier,  fteljt.    ^?ie  33lüte  9lpenticum-3  mürbe 


burd)  bie  Sllamannen  cerniebtet ,  bie  264  auf  bem 
3Bege  uon  ©allien  nad?  Italien  bie  Stabt  eroberten 
unb  nerljecrten.  3»«»  3^fert»"berte  fpäter  mürbe 
bicfclbe  üon  ben  Sunnen  uocbmal*  jerftört.  Scitbem 
erpob  ftd)  31ocnticum  nie  mebr  jur  frühem  ©röhe 
unb  Üebeutung,  unb  al*  im  6. 3abrb-  ber  ilUfcbofSfiji 
Don  31.  nad)  £aufanne  oerlcgt  mürbe,  fanf  e*  jum 
i'anbftfibtcben  berab.  Xai  ieftige  31.  rouvbe  1076 
»on  iöurtbarb,  «ifdjof  üon  Saufanne,  gegrünbet. 

Avenlo,  f.  31t>ignon. 

Aventicum,  f.  ?lt>cud)e*. 

$foenrtttifcf)cr  ^ügcl  (Möns  Aventinus),  einer 
ber  fieben  Sügel  Siorn*  (f.  ben  $btii  SUte*  JRom 
beim  3lrtilel  sjiom),  erbebt  fid)  bart  am  über,  faft 
quabratifd)  unb  nad)  allen  Seiten  fd)roff  abfallenb. 
2)a$  ib,al  be*  ßircu«  Sötarimu*  trennt  im  doiu 
Halalin.  31uf  ber  öö^e  (46  m  ü.  b.  sJ)t.)  befinben 
fid)  gegenrofirtig  neben  antiten  unb  mittelalterlichen 
»aureften  bie  Kircben  unb  «löfter  8ta.  (Sabina, 
3ant'  31leffto,  Sta.  2Äaria=3lüentina  ober  bei  W\o- 
rato,  Sta.  $ri$ca  unb  einige  3öeingfirtcn.  31nfäng= 
lid)  unberoobnt,  obmobl  in  ben  Serftanifdjen  üHauer^ 
ring  (f.  ÜHom)  aufgenommen,  mürbe  ber  31.  6. 
455  v.  (5br.  ben  Plebejern  jur  Bebauung  überlaffeu, 
unb  bi*  ju  (fnbe  ber  Oiepublit  mobnte  auf  ibm  bie 
Sauptmaffe  ber  Plebejer.  3)od)  patte  fdjon  Seroiu* 
iulliu*  bort  ben  Jempel  ber  Siana  erbaut,  ber  al* 
latinifdje*  $unbe*bcüigtum  berühmt  mar.  31ud) 
fonft  mar  ber  31.  6.  reid)  an  Icmpcln:  e*  lag  bort 
ber  DDR  Semproniu*  ©racdju*  erridjtete  Jempel 
ber  ^reibeit  unb  ber  ber  Juno  regina,  ben  ßamillu* 
nad)  ber  (Eroberung  pon  SJeji  erbaute;  ferner  bie  ber 
2una,  ber  URinerua  unb  bc*  Jupiter  35olid?enu$. 
Xie  .öauptitrafee  oom  ßircu*  ÜÖtarimuS  auf  ben  31. 
ß.  mar  ber  238  u.  (li/x.  angelegte  Clivus  Publicius 
(an  ber  ^torboftfeite).  31uguftu*  bilbete  au*  bem 
31.  6.  unb  ber  fübmeftlid)  bi*  jum  gluffe  ftcb  er= 
ftredenben  ßbene  ( auf  benen  ba*  Gmporium  unb 
grofee  "Bareninagaune^orrea,  lagen)  bie  13.  Legion 
ber  Stabt.  5)icfelbe  mar  in  fpfitcrer  3«it  reieb  an 
^aläften,  unter  benen  ber  be*  £iciniu*  Sura,  gelb* 
berrn  be*  Srajan,  berübmt  mar  (mit  anftof,enbcn 
Rennen).  3lud)  Äaifer  Scciu*  baute  (um  250 
n.  ^br.)  ib.ermcn  auf  bem  91.  ib.,  von  benen  aber 
nid?t*  erhalten  ift.  —  3>er  fübmeftlid)  Pom  31.  & 
gelegene  6ügel,  auf  bem  je&t  bie  Hirdjen  San  Saba 
unb  Sta.  üBalbina  liegen  unb  ber  (nur  tum  Keinen 
jeil)  in  bie  fervianifaSe  unb  aureliani|d)e  flauer 
^ineingejogeu  ift,  mirb  mit  Unrecbt  jum  31.  £».  ge^ 
recb.net.  Sein  antiter  N3tame  ift  nid)t  befannt,  auf 
ibm  lagen  unter  anberm  bie  Stelle,  Ivo  9lemu*  bie 
ßntfebeibung  be*  3Jogclflug*  erroartete  (Remuria 
ober  Saxum  saemm),  am  3lbbange  unterhalb  baoon 
ber  altberüf)mte  lempel  ber  Bona  Dea  subsaxana. 

ttticfirtuitf,  3ol?anne*,  bapr.  @cfd)id?tfcbreiber, 
f.  Jurmair 

«uentiure,  iHt> enturerod ,  Slucuturici 
Montane  (fpr.  amangtürieb.),  f.  Jl L ottteuer. 

Qloc tttur t ero  (fr}., fpr.  aroangtürieb. ,  b. i. 9lbett: 
teurer)  ober  31oenturierfauf leute,  feit  bem 
16.  3«brl).  Haufleute,  bie,  obne  eigene  Sliittel  }tt 
befi&en,  mit  erborgten  Hapitalicn  3i?aren  eintauf  • 
ten ,  meldje  an  ferne  Hüften  gefdjaff t  unb  bort  oer-- 
mertet  mürben  (f.  ©roftauenturbanbel). 

il  uett  tu  ritt  ober  3loanturin,  eine  rötlidj' 
braune  Sarietät  be*  Ouarje* ,  bie  cutmeber  burd) 
jarte,  mit  ßifenoder  erfüllte  Sprünge  ober  eins 
aefprengte  tleine  ©limmerfdjüppcben ,  roobureb  bie 
Vid?tftrablen  mannigfaltig  gebrod^en  merben,  einen 


Digitized  by  Google 


184 


Slucnturine  —  ftuerroe* 


©olbfdnmmer  erhält.  Seinen  tarnen  bat  er  von  ; 
öer  flbnlidjfcit  mit  flemtffett  fcbillernben  @la*flüffen 
(f.  Slbenturingla*),  feie  burd)  Zufall  (par  aventure) 
bar^eftcllt  würben.  9Han  finbet  ibn  am  Ural ,  in 
Steiermarl,  in  bcr  ©egenb  von  iDiabrib  u.  f.  w., 
unb  er  wirb  ju  Stingftcinen,  Cbrgebängen,  £ofen 
u.bgl.  verarbeitet.  $er3lventurinfelbfpat  ober 
Sonnenftein  von  Slrcbangel  unb  (Sermion,  ber 
aud)  in  ber  Stäb*  be*  SBaitalfec*  unb  von  betonterer 
Schönheit  bei  Svebeftranb  am  Kriftianiafiorb  ge= 
funben  wirb,  ift  eine  Sarietät  be*  Dligoflafe*  (einer 
Slrt  triflinen  ^elifpat*),  bie  tlcine  gclbli*rote  £ä= 
feldjcn  von  Giienglanj  eingefdjlofien  enthält  unb 
bc*balb  golbgldnjenbe*  £id)t  reflettiert. 

9t oenrurtne,  eine  bem Slventurin  (f. b.)  an  2tu*= 
(eben  ähnliche  Strt  Steingut,  bei  beren£erftellung  un= 
ter  bie  jbonmaffe  etwa*  ©olbglimmcr  gemifebt  wirb. 

Stvcnturittf  clbfpat,  f.  Slventurin. 

9U>enruringlae,  ©olbfluft,  eine  ©la^fortc, 
bie  auf  bem  iBntcbe  unb  auf  gcfdblifienen  flächen 
an  unjäblig  bielen  fünften  ben  eigentümlichen 
l'icbtcffctt  be*  natürlichen  Slventurin*  ().  b.)  jeigt. 
Sie  tleinen,  ba*  Sidjt  reflefticrenben  gUttcrcbcn 
liegen  in  einer  anfdjeinenb  bellbraunen  ©la*maffe, 
bie  nacb  einer  Unterfudntng  von  Gbell  eine 
^öfung  von  mctallifdjem  Kupfer  in  ©las  ift,  au? 
ber  fid)  beim  Slblüblen  irnftallinifdje  Slbfcbeibungen 
von  Kupfer  gebilbet  haben,  $a*  9.  würbe  früher 
nur  in  ben  @la*fabriten  ber  $nfel  SJiurano  bei 
^enebig  bcrge)Mt  unb  juSAmudiacben  verarbeitet 
Jn  neuerer  3eit  wirb  e*  in  Gnglanb,  Jranl retd1  unb 
$eutfd)lanb  bergeftellt  unb  ift  roieber  in  Slufnabme 
getommen,  nad)bem  ^ettentofer  bie  $arftellung*= 
metbobe  befdmeben  bat.  2>iefe  beftebt  bariu,  baft 
man  .ftämatinon  (f.  b.)  mit  Gifenfeilc  verfem  unb 
nach  bem  SebmeUen  möglicbft  langfam  ertalten  läftt. 
Sem  St.  ähnlich  ift  Slftralit  (f.  b.)  unb  (S  b  r  o  m  a  v  e  n  = 
turin.  Sßei  bem  lehtern  liegen  in  ber  grünlichgelben 
Gla*maffe  KrvftaUflittcrcben  bon  Gbromorvb. 

Slvcnuc  (frj.,  fpr.  am'nüb),  Slitfabrt,"  bie  mit 
Räumen  befe&te  Sufabrtftraftc  ju  einem  ©ebäube; 
auch  für  jebe  breite  unb  prächtige  Strafte  gebraucht. 

Ave  pia  anima,  f.  Uave  pia  anima. 

Average  (engl.,  fpr.  äwwfrtbfcb),  öaverei. 

A  verbo  (lat.,  «vom  SBerbum»),  in  ber  (at. 
©rammatit  bie  ?luf}ählung  ber  vier  ©runbformen 
eine«  SJerbum*  (erfte  ^Jerfon  bei*  Snbilativ*  im 
träfen*,  j.  SB.  amo,  ich  liebe;  erfte  $erf ou  be* 
3nbitativ*  im  $erfelt  amavi,  Supinum  amatum 
unb  Infinitiv  amare),  au*  benen  fid)  bie  übrigen 
Konjugation*fonnen  ableiten  laffen.  Ser  Slu*brud 
ftammt  baber,  baft  bie  frühern  ©rammatitcr  eine 
beliebige  SBerbalform  (j.  SB.  aniat,  er  liebt)  regeb 
mäftig  in  folgenber  Söeife  erflärtcu:  amat,  britte 
ikrfon  Singiüaris  Indicativi  Praesentis  Activi 
a  verbo  amo,  amavi.  amatum,  amarc. 

ttterncr  See,  f.  Slvernu*! 

SHt>ernu0,  Slverner  See  (greb. Storno*,  b.  i. 
ber$Bogellofe),ital.Kraterfce  in  ber  Stäbe  bon  CEumä, 
^Buteoli  unb  SBajd  ( jei»t  i?  a  g  o  b '  St  v  e  r  n  o ) ,  bi*  65  m 
tief  unb  faft  ganj  von  fteilen  unb  malbigen  ööben 
eingefcbloffen.  Seine  mepbitifcbeu  SDünjte  töteten 
angeblich  bie  barüberfliegenben  SBÖgel.  hierher  ver- 
legte man  Horner*  Gingang  in  bie  Unterwelt,  hier 
waren  ber  £min  ber  £>efatc  unb  bie  ©rotte  ber  bc= 
rühmten  cumäifchen  Sibvlle,  welchen  Stamen  noch 
iejit  eine  ber  ©rotten  am  fübl.  Ufer  be*  See*  führt. 
Slgrippa  lieft  jur  ,^eit  be*  Sluguftu*  bie  bidjten 
SBälber  lid?ten  unb  burch  Gocceju*  einen  lunnel 


;  burd)  ben  2Ronte:©rillo  nadb  Gumä  führen,  ber  bie 
SJerbinbung  mit  bem  Sucriner  See  unb  bem  SDteere 
berftellte,  aber  1538  n.  6br.  burd?  bie  Gntftebung 
eine*  SBulfan*  in  ber  Stäbe,  be*  SJtontc  nuobo,  faft 
völlig  verfdjüttet  würbe. 

Averrhöa  L.,  i^fl an jengattung  au*  ber  %cl- 
milie  ber  Dralibeen  (f.  b.)  mit  nurjwet  oftinb.- 
ebinef.  Strien,  bie  nicht  feiten  in  ben  3§armbäufern 
ihrer  mertwürbigen  3rüd?te  halber  gejogen  werben: 
A.  Bilimbi  L.  unb  A.  Carambola  L.  tBeibe  fuib 
Strdudjer  mit  gefieberten  ^Blättern  unb  in  Jrauben 
(\eftellten  purpurnen  Blüten.  Xie  weinfäuerlicben 
?vrüd)te  ber  htltivierten  A.  Carambola  (93aum= 
ftadjel beeren)  werben  eingemacht  unb  gegeffen, 
bie  be*  wilben  SBaum*  finb  fo  faucr,  baft  man  fie 
in  Oftinbien  jum  Sinpöteln  be*  $leifd>e*  benuttt. 

»tierröe«  (Stverr boe*),  eigentlich  Sb» 
9t of  ebb  (Slbul^SBalib  SJtobammeb  ibn  Sthmeb  ^bn 
Wofcbb),  mobammeb.  ^hilofoPb,  würbe  1126  ju 
(Sorboba  geboren,  wo  fein  iBater  ba*  i'lmt  eine? 
Dbemcbter*  betleibete.  <$x  genoft  ben  Unterricht  ber 
au*gejeichnetften  ©elehrten  feiner  §tit  unb  ftanb 
in  Sßcrlebr  mit  feinen  berühmten  Beügenoffen  ^bu 
2ofail  unb  3bn  3obr  (Stoenjoar);  er  war  fowobl 
in  ber  mobammeb.  Rheologie  unb  im  ^itb  (f.  b.) 
al*  auch  »n  ber  ^hilofophie  unb  ÜOiebiun  hervor: 
ragenb,  ftanb  bei  ben  ^eitgenöffiichen  Stlmobaben^ 
fürften  (namentlich  bei  Slbü  Sa'füb  ^uffuf  unb 
feinem  Stadjfolger  ^a'tüb  ahSJtanftur)  in  groftem 
Slnfeben  unb  betleibete  hohe  ftmter  in  Sevilla,  Cov= 
boba  unb  SJtarotfo.  Surch  bie  Sntriguen  ueibifeber 
©egner,  bie  feine  Mecbtgläubigfeit  verbächtigteu, 
fiel  er  in  Ungnabe,  würbe  feiner  Simter  enlfe&t  unb 
lebte  verbannt  in  ber  ^ubenftabt  Clifena  ober  8m« 
cena  bei  Gorboba.  1198  warb  er  wieber  an  ben 
5Sof  nach  SJtarolto  berufen,  ftarb  aber  halb  barauf 
12.  Sej.  1198  üi  SDtarotto.  St.  zeichnete  fith  al? 
Kommentator  Slriftotelifdjer  Schriften  au*;  feine 
in*  j>ebräifche  unb  i'ateinifa>e  übcrfe&teu  Seite 
Tmb  bie  Ouelle,  au*  ber  ber  burdj  ba*  ÜJtebium  neu= 
platonischer  Stuffaffungen  hinburebgegangene  Stri= 
ftoteli*mu*  ju  ben  cbrijtl.  Scholaftitern  ^yrantreid;? 
unb  Italien*  gebrungen  ift.  2)ie  metften  feiner 
Schriften  finb  nur  in  hehr,  unb  lat.  tiberfetmngen 
erhalten.  Seine  Kommentarien  }um  Striftotclc*  ex- 
fd?ienen  lateinifch  in  einer  Stu*gabe  be*  Striftotelc* 
(11  SBbe.,  %Heneb.  1560—62).  (sein  mebij.  Spftem 
würbe  unter  bem  Stamen  «Golliget»  (eine3Jeiitümme= 
lung  be*  arab.Sitcl*  «Kullijat»,  b.i.  «Universalia-) 
in  ba*£aietmfd>e überfeht  unb  öfter*  gebrudt ($!encb. 
1482  unb  1514);  aud)  auf  bem  ©ebiete  bcr  Stftro: 
nomie  bat  St.  Schriften  binterlaffcn.  ?n  ber  mobam* 
meb.  Sbeologie  ift  er  befonber*  burd?  feine  ©egeu- 
febrift  gegen  Stl-Öhajjäli*  Strcitfchrift  gegen  ben 
Striftoteli*inu*  («Destructio  philosophorum»)  be= 
rübmt;  biefe  («Destructiones  destruetionum»,  lat. 
Überfettung  gebmdt  iöeneb.  1497, 1529  unb  in  ben 
«Opera  Averrois»,  5Jb.  IX)  ift  tufammeii  mit  ©hav 
Sali*  Singriff  unb  einer  auf  &efcbl  SOtobammeb* 
be*  Gröberer*  verfaftten  Schrift  be*  6bob|cha3abe 
im  Original  herausgegeben  (Kairo  1303  ber  £>i- 
bfd?ra).  3)enfelben  Kampf  gegen  ben  9tationaIi*mu? 
ber  Slfdj'ariten  (f.  b.)  führt  St.-  aueb  in  feiner  «sUbilo= 
f  opbicunb  J  beologic»  (bg.  von  9)t.  3-  Füller,  2ltünd\ 
1858;  beutfeb  von  bemfelben,  ebb.  1875).  2>ie  Kom- 
mentare be*  St.  ju  Striftotele*'  ^oetit  (^ifa  1872) 
unb  iHbctorit  (^lor.  1878)  gab  l'aftniv,  feine  Stb= 
hanblung  «libef  bie  SJtöglidjtcit  ber  Koniunttion» 
.^annc*  (ftalle  1892  fg.)  berau*.  —  3*gl.  ?af»nio, 


Digitized  by  Google 


Slocrä  —  Sfocrtiffemcnt 


1S5 


Studii  sopra  A.  (#vlor.  1875);  Sienan,  A.  et  l'Avcr- 
roisme  (%ar.  1852  ;  4.  8lufl.  1882);  Serner,  Ter 
SlverroiSmuS  in  ber  c^riftl.-^criipatctifdjen  s$fod?o= 
logie  beS  fpätern  Mittelalter^  (Sien  1881). 

fflöcr*  unb  9let>cr«  (lat.),  bie  Bejeicbnungen 
für  bie  beiben  Seiten  eines  MünjftüdS,  beutfeb 
Borber:  (Bilbnis=)  unb  9tücf feite ,  auch  £aupt=  unb 
Mebrfeite.  %üx  SlverS  gebraudicn  bie  franj.  9htmi& 
matifer  in  neuerer  3cit  aud)  ben  81uSbruct  droite. 

HucrC,  ein  ftochtbal  im  Bejirt  £>interrhein  beS 
fdbroetj.  HantonS  ©raubfinben  (f.  Karte:  Tic 
c  cbwei ; i,  liegt  nörblicb  Dom  Bergell,  weftlicbvon 
Dberbalbftein  unb  öffnet  ftd)  mit  feiner  untern  Stufe, 
bem  5errerathal,  unterhalb  ber  ftelSenge  SHofna 
gegen  baS  Scbamfer  Sbal  (i>intcrrbein).  5HingS 
Don  ben  teilweife  vergletfcbertcn,  über  3000m  boben 
Bergmauern  ber  Dberhalbfteiner  9llpen  ($ij  v}Matta 
3386  m,  ©letfeberborn  3106  m,  Blefebom  3048  m) 
umgeben ,  mit  ben  benadjbarten  I  heilem  nur  burd) 
raube  Bergpfabe  OUaffo  bella  Tuana  2800  m,  gor: 
cellina  2673  m,  Stallerberg  2584  m)  verbunben, 
ift  baS  81.  ein  ftilleS,  wenig  befucbteS  Siefentbai, 

Elid?  einförmig,  im  obern  Seile  baumlos,  ohne 
bau,  aber  mit  üppigem  öraSWud>S,  reich  an 
fen,  Murmeltieren,  Schnee:  unb  Steinbübnern, 
biet  unb  ba  aueb  von  Bären  beimgefud)t.  Ter  £bal= 
bad>,  ber  9tvcrferbad)  ober  ber  8lverf errbein, 
ein  milbcS  Bergwafjer,  entfpringt  mit  jwei  Ouellen 
im  3ttfrr>  unb  im  BregaQliatbalc,  burebfließt  in  tiefer 
Winne  jwifeben  ben  fteden  ©raShalben  ber  Ibal= 
flauten  baS  31.,  empfängt  lintS  ben  Mabrifmbein 
unb  an  ber  ©renje  von  8t.  unb  gerrera  ben  fieibad) 
aus  bem  ital.  Salle  bi  Sei,  burebbriebt  bann  bie  ftelS: 
Hüfte  beS  (jcrreratbatS,  in  welchen  er  eine  Sterbe 
prächtiger  Stromfcbnellen  unb  Safferfälle  bilbet, 
unb  münbet  nach  30  km  langem  Saufe  2,5  km  ober = 
halb  8lnbeer  in  ben  Jointerrbein.  Mit  feinem  Seiten: 
tbalc  MabriS  jäblt  baS  81.  in  mehrern  Törfcben, 
Seilern  unb  einjelnen  ijofen  285  reform.  Q.  beut: 
fcher  3unge,  beren  einjige  GrwerbSquelle  bie  8llp: 
wirtfebaft  ift.  Ter  öauptort  Grefta  mit  ber  2bal 
tirchc  liegt  in  1949  m  £öhe  auf  ber  rechten  %baU 
feite  am  guße  beS  SeißbergS  (3044  m)  unb  ift 
eins  ber  böcbftcn  ^farrbörfer  ber  Sllpen.  3m  S. 
von  ben  Italienern  beS  BergellS,  im  D.  von  ben 
*  Italienern  unb  Womanen  beS  DberbalbfreinertbalS, 
im  9t.  von  ben  Womanen  beS  /yerreratbalS  unb  im 
S.  von  ben  Italienern  beS  Bai  bi  S?ei  umgeben, 
bilben  bie  Slverfcr  ober  9tvner  eine  beutfebe 
Spracbinfcl,  beren  Urfprung  halb  auf  Gtnmanberung 
freier  Salfer,  balb  auf  eine  bobenftaufifche  Kolonie 
jum  Scbufc  ber  pfiffe  jurüdflefübrt  wirb. 

Slucrfa,  im  ?lltertum  Atella,  Stabt  in  ber  ital. 
tyrovinj  unb  im  ÄreiS  Gaferta,  in  orangen:  unb 
weinreieber,  an  fdjönenBillen  rekper  ©egenb,  an  ber 
Sinie  goggia  Neapel  beS  8lbriatifd)cn  Gifenbatjii; 
nefccS,  mit  Straßenbahn  nad)  Neapel,  gut  gebaut, 
ift  Sit»  eines  Bif cbofS,  bat  (1881)  21 473  Q. ;  in  ©ar= 
nifon  bie  1.,  2.,  5.,  6.  Gstabron  beS  19.  Kavallerie: 
reciimentS;  eine  Katbcbralc  mit  Hupvcl  in  normann. 
Stil,  neun  Bfarrtircben  unb  viele  Hlöfter,  eine  treff- 
liche  ^rrenanftalt  (Morotrofto)  unb  ein  auSgejeiaV 
neteS  Saifen=  unb  SinbelbauS  (San  Sorenjo).  Tie 
Stabt  ift  berühmt  burd)  ihren  mouffterenben  Seife: 
*  »ein  ( 81  f  p  r  i  n  o ) ,  ihre  Früchte,  Melonen  unb  Man: 
beltucben,  burd)  Clbau  unb  Seibenjucht.  —  2>aS 
alte  91 1  e  1 1  a ,  fVüher  ©ou  Ostern,  bann  uon  6ampa- 
uern  bewohnt,  mufete  feinen  Hbfall  ju  ftannibal 
(211  x>.  Gbr.)  fdjwcr  büfecn,  inbem  an  bie  Stelle  ber 


nach  Calatia  »erwieienen  SBewohner  SReubürger  auS 
Siuceria  in  91.  angefiebclt  würben.  Später  würbe 
cS  rem.  Municipium,  uiu-nt  Kolonie.  Ter  an  fieb 
unbebeutenbe  Crt  ©erbanlte  feine  Berühmtheit  ben 
Hteflanen  (f.  b.).  5\n  ber  SJölferwanbcrung  würbe 
bie  Stabt  jerftört.  9lu  ihrer  Stelle  würbe  baS  ietnge 
91. 1027  tiou  ben  Normannen  auf  einem  ibneu  vom 
Öerjog  Sergius  III.  pon  9lcapel  gefcbenlten  ©ebiet 
erbaut;  Äaifer  ilonrab  II.  beftätigte  ihrem  tjübrer 
Dlainulf ,  ber  i^u  als  CebnSberru  anertannte,  1038 
ben  £itel  eines  ©rafen  von  91.  Tie  ©raffebaft  würbe 
1061  mit  bem  <yürftentum  6apua  vereinigt. 

il uerfen  (vom  lat.  aversum,  9IbfinbungS: 
fumme)  ber  3ollauSfd)lüffe  (f.  b.),  bie  Beiträge, 
welche  bie  außerhalb  ber  gemeinjehaftlichen  800» 
greme  liegenben  ©ebiete  beS  Teutfcben  Weichs 
an  Stelle  ber  Silk  unb  SerbrauchSfteucrn  nach 
9lrt.  38  ber  WeidbSverfaffung  :,u  ben  SluSgaben  beS 
'HetchS  ju  leiften  b.  aben.  Tie  Berechnung  ber  8t.  er- 
folgt nach  bem  Berbctltniffe  ber  ortSanwefenben  Be= 
v&ltcrung  ju  ben  9lettoeinnabmen  beS  Weichs  an 
Rollen  unb  BerbraudpSfteuem,  jeboeb  beraeftalt,  baß 
jur  Ausgleichung  ber  \)bbtxn  $erbraud)Sfäbigteit 
ber  ftÄbtifcheu  Beoölterung  ber  3ollauefd?lüffe  für 
biefe  noch  ein  3"f*lag  in  9tnfat»  tommt,  ber  j.  B. 
in  Bremen  unb  Hamburg  5  9)t.,  in  Stltona,  SanbS: 
bet,  Bremerhaven,  ©eeftemünbe  unb  Brate  3  SDt. 
für  ben  Äopf  beträgt.  91n  bem  in  ben  9ieid?SbauS: 
haltSetat  unter  ben  einnahmen  einjuftellenben  6r= 
trdgniffe  ber  81.  haben,  iniofern  biefelben  bie  Steuern 
von  Bier  erfetien  f ollen,  Bavern,  Sürttemberg,  Ba: 
ben  unb  Glfafe=Cothringen  teinen  Seil,  weil  biefe 
Staaten  in  Bejug  auf  bie  genannten  Cbjette  fich 
nicht  in  ber  Steueraemeinfdpaft  befinben,  wie  eS 
früher  aueb  mit  bem  Branntwein  ber  ftall  war. 

ilucrfcrbadi,  «loerferrbein,  f.  31verS. 

-ilöcrfion  (lat.),  baS  Sichabwenbeu  von  etwaS; 
81bneigung,Siberwille;  auch  eine  rbetorifebe  Jigur, 
bie  barin  befteht,  baß  man  ben  Slugerebcten  (ogl. 
8lpoftrophe) ,  opne  baß  er  bie  8tbfubt  mertt ,  vom 
vorliecjenbeu  ©egenftanb  ablentt. 

'ilucrftoualquantum,  8lverfum,  eine  als  ©e- 
genleiftung  gewährte  ©elbfumme,  beren  6öbe  nicht 
nach  ben  einjelnen  Beftanbteilen  beS  bafür  ju  Gm: 
pfangenben  gemeffen,  f  onbern  (per  aversionem,  b.  p. 
abgewanbten  ©efichtS)  in  Baufch  unb  Bogen,  in 
runber  Summe  bewilligt  wirb.  So,  wenn  ber  Häuf: 
preis  nicht  burd)  Meffen  ober  Wählen  beS  Haui- 
gegenftanbeS  feftgefteüt  wirb;  ober  bie  außerhalb 
beS  3<>Ugcbiete$  liegenben  beutfehen  ©ebiete  leiften 
an  Stelle  ber  Solleinnahmen  ein  81.  an  bie  9icid)S= 
raffe  (f.  3ollauSfd)lüife). 

•Jlucre«thal,  f.  81oerS. 

2lucrfum  (lat.),  f.  9(r>erfionalquautum  unb 
91verfcn.  [ma*en. 
31  vertieren  (frj.),  benachrichtigen,  aufmertfam 
9tt»erftffemcnt  (frj.,  fpr.  awertißmdng),  9cad): 
rieht,  9Imeige,  Betanntmadiung.  Ii  ber  81.  beim 
militär.  Rommanbo  f.  b.  —  8lvcrtiffementS; 
poften,  BenadjrichtigungSpoftcn,  im  %tlt>-- 
wachtbienft  3>vifd?enpoften,  welche  aufgeteilt  wer: 
ben ,  wenn  ber  Soften  vor  bem  ©cmeljr  (Schnarr: 
poften)  bie  fiinie  ber  Toppelpoften  (Bebettcn)  nicht 
flherfeben  tann;  fie  haben  ben  3^^/  Die  in  ber 
^oftenlinie  bemertten  Borgänge  ober  von  bort  ber 
gegebene  3«i*en  ber  3'elbwache  mitjuteilen.  Tie 
slnwenbung  von  9tvertiffementSpoften  mad)t  bie 
ganje  Mafiinerie  febr  verwidelt  unb  ift  beSbalb  nur 
bei  ganj  fvftematifd?  angeorbneten,  auf  längere  3eit 


Digitized  by  Google 


186 


2IüemIino  —  Sfoegac  be  Gaftera  ÜJiaeatja 


beregneten  SBorpoftenftcllungen  unter  Umftdnben 
anjumenben.  93i«weilen  verftebt  man  barunter  audj 
basfclbe  wie  unter  Cbfen>ation«poften  (f.  b.). 

M u ex u I tu u ,  Antonio,  ital.  2lrdutelt,  f.  Silarcte. 

ülücsncci  (fpr.  amäbn).  1)  Hrnmbiffemcnt  im 
franj.  Depart.  ftorb,  bat  1400,06  qkm,  (1896) 
210053  G.,  153  ©emeinben  unb  jerfällt  in  bie 
10  Kantone  2l»e«nc« = NJtorb,  äoe«ne«  •  Sub,  SBauai, 
^erlaimont,  Sanbrecie«,  Maubeuge,  2t  Cueenops 
Gft,  2c  Oue«nop=Cueft,  Solre=le=Gbätcau,  $r<lon. 
—  2)  ^auptftüöt  (big  1867  bef  eftigt)  be«  Seeon« 
bifiement«  21. ,  an  ber  Jpclpc  unb  ber  Öinie  2tnor* 
italencicnnc«  ber  «Rorbbabn,  bat  (18%)  5108, 
als  Öcmeinbe  6400  G.,  in  GJarniion  ba«  84.  3n» 
fanterieregiment,  eineHivcbe  mit  einem  60  m  boben, 
oieredigen,  trenelierten  Surme  unb  aebtediger  Kup; 
pcl,  ein  Mufeum,  eine  Sjibliotbef ,  ein  Kommunal: 
College,  ferner  beftebt  ftabritatton  uon  C>1 ,  Seife, 
Met,  Flögeln  unb  Kurjwaren  fowie  viele  9Öoll= 
Spinnereien  in  ber  Umgebung,  befonber«  v.i  .'Iri  $  > 
nclle«  (2485  G.);  ferner  Saljraffinerie,  Brauerei 
unb  Üobgcrbcrei,  foroie  .(-»anbei  mit  $>olj,  Marmor, 
Sdnefer,  Hall,  getitelt,  £>opfcn,  Sebcr,  Stein* 
toblen,  Söein  unb  ißranntwetn.  —  Der  Crt,  im 

11.  $abrb-  entjtanbcn,  bilbete  fräber  eine  eigene 
.<r>err)d?aft  im  Jpennegau,  wed)fclte  aber  mebrfad) 
ben  Scrrn  unb  tarn  1432  an  33urgunb.  9lad)  Karl« 
bc«  Kübncn  Jobe  mürbe  31. 1477  üon  üiibmig  XI. 
erobert  unb  jerftört,  gelangte  jeboeb  an  ba«  $>au« 
Sababurg;  1559  nabmen  e«  bie  Spanier,  1580  bie 
jrwlldnbcr  ein.  3m  ^prendifdjen  ^rieben  würbe 
cd  1659  an  Jrantrcicb,  abgetreten  unb  bann  von 
Saubau  neu  befeftigt.  2lm  21.  3uni  1815  warb 
81.  Don  ben  Greußen  befd?offen  unb  mufete  ftcb  an 
bcmfelben  Sage  ergeben.  —  3)2Iue«ne«:le:Sec, 
öcmeinbe  im  Kanton  93oucbain,  2lrronbiffement 
*Balencienne«  be«  franj.  Depart.  9torb,  bat  1851  G., 
.Suderfabrit.  Der  franj.  (General  Glape  ging  am 

12.  Sept.  1793  mit  7—8000  Mann  unb  20  ®c= 
iebütten  von  Gambrai  au«  »um  Entfalte  von  2t 
C.ue«nop  vor  unb  ftiefo  bei  21.  auf  bie  dfterr.  SBor* 
truppen,  ging  aber,  al«  biefe  SSerftärlung  erbielten, 
jurüd,  worauf  bie  Cftcrreicber  mit  2000  Leitern 
angriffen.  Der  SBcrluft  ber  Jranjofen  an  Joten 
unb  3$erwunbetcn  mar  fetjr  bebeutenb. 

Slücfta,  f.  Senbaoefta. 

"ülucfta,  Kircbfpiel  unb  bebeutenbe«  Gifenwerf 
im  füboftl.  leil  ber  febweb.  £anbfcbaft  Dalarna 
2&n  Kopparberg),  an  ber  Dalelf.  Jtadb  21.  warb 
eit  alter  3«t  ba«  Kupfer  üon  ^alun  gefübrt,  um 
)ier  gereinigt  ju  werben;  1644  —  1831  mürben  ju 
21.  fämtlicbe  Kupfermünjcn  Schweben«  geprägt. 

SttoeftriM  (fpr.  -ftrübfc),  9tame  be«  ^arnpa: 
ftraufje«  in  Argentinien. 

3luct)ron  (fpr. awäröng),  aUs  im  fübl.^ranf: 
rcid),  entfpringt  am  ^ufee  beö  KaltbergS  iour  be 
Sermeiüet*,  im  SC.  üon  SCcerac,  burebfliefet  in 
üorbcrrfdjenb  roeftl.  iHiAtung  baä  Separt.  21.  unb 
fällt  untcrbalb  SWontauban  im  Separt.  2arn  =  ct- 
(Daronne,  nad)bem  er  burd)  ben  sJ3iaur  oerftärlt 
unb  45  km  vor  ber  SRünbung  fdjiffbar  geworben, 
nacb  einem  240  km  langen  Öaufe  in  ben  Jarn. 

■3lüct)ron  (fpr.  amdröng),  Departement  im  S. 
o  on  Arantreid)  (f .  K  arte :  2)H  1 1  e  h  u  n  b  S  ü  b  f  r  a  n  t  * 
reid),  beim  2Irtitel  Aranfreid?,  93b.  17),  nad)  bem 
gleicbnamtgen  bluffe  oenannt,  umfaßt  bie  alte  Sanb^ 
fd>aftsJ{ouergue,  grenjt  v.n1l  an  baeTepart.  Gantal, 
im  S.  an  Jodrault  unb  Jarn,  im  0.  an  2o\ixt  unb 
®arb,  im  SD.  an  Jarn  ■■  et  -  Waronne  unb  i'ot,  bat 


1  8743^3  (nad)  93eredmung  bei  Krieg#miniftcriuml 
8770)  qkm,  1891:  400467,  1896:  389464  G.  (alfo 
2,s^roj.  gegen  1891  weniger),  barunter  427  Slueldm 
ber,  unb  jerfdllt  in  bie  5  2trronbiffement3  Gfpalion, 
Ütillau,  iKobej,  St.  2(ffrique  unb  93illcfrandjc,  mit 

j  43  Kantonen  unb  302  @emeinbcn.  ßauptftabt  ift 
JKobej  (f.b.).  55a*  Departement,  ein«  ber  gebirgig* 
ften  3Tanfreid?$,  neigt  f»dj  mit  ber  SBortcrraffe  ber 
iHouerguc  nacb  S2B.  jur  (Saronnc  bin,  beren  Stroms 
gebiet  ba3  Departement  jugebört.  .»it-tukn  ben  von 
0.  nacb  28.  ftrömenben  ^lüffen  Sot  mit  Sruperc  unb 
Dourbou,  21.  mit  ÜBiaur  unb  Xaxn  mit  ^onte,  Dour= 
bie,  Gcrnon,  Dourbou  unb  :»iame  fc^en  ru lärmige 
Serjweigungen  be«  Geoenncninftem«  auer  bureb  ba-3 
2anb,  Don  benen  im  5t.  bc«  i'ot  ba*  2lubracßcbirge 
1471  m,  jmifeben  Siaur  unb  2arn  ba«  wilbjerriffene 
^latcau  ^oejou  1100  m  erreiebt.  Wertwürbige 
ppramibale  jyel«bilbungen  geigen  ftdj jwifeben  Jarn, 
fXontc  unb  Dourbie  im  tC.  be«  Departemente. 
Den  eigenartigen  Gbaralter  be«  £anbe«  bilben 
bie  Gauffe«  (f.b.),  bie  hoh-n  Kalfplateau« ,  ohne 
ÜBJalb,  obne  ÜÖaffcr  unb  obne  üflenfeben,  nur  reid? 
an  woblriccbcnbcn  Kräutern,  bie  ein  oortreff liebe« 
Scbaffuttcr  fmb.  Da«  Klima  ift,  namentlicb  im  0. 
unb  }i,  falt  unb  raub,  jeboeb  gefunb.  Tun  im  mi(: 
bern  93).  liefert  ber  ÜScinftod  einen  mittelmäßigen 
©ein  (1885-94  burcbfdjnittlicb  jäbrlicb  1 1 1 876  hl, 
1897  nur  77585  hl  auf  12636  ha),  mäbrenb  nörtM 
lid)  com  £ot  nur  ^Koggen  (1897:  401  760  hl)  unb 
Safer  (640900  hl),  in  ben  übrigen  Sbdlern  auch 
anbere  ©ctreibearten  (1897  :  755820  hl  SUcuen, 
262600  hl  ©erfte),  Cbft,  Kaftanien,  Kartoftcln 
unb  Trüffeln  gebeiben.  Da«  unbebaute  Van  d  bietet 
ÜBeiben  für  bie  jablrcicben  Serben.  Die  Scbafc 
liefern  iäbrli*  an  2  ÜJUU.  kg  3BoUe  sur  2lu«fubr, 
ferner  ÜRildj  jur  Bereitung  oon  Käfe,  ber  al«  Käfe 
oon  ÜHoquefort  in  benSanbcl  (ommt  unb  einen  iah 
lieben  Umfaß  von  1  ÜJlill.  ^r«.  erhielt,  bebeutenb  ift 
ber  :KctvMunt  be«  Sanbe«  an  Mineralien  unb  iLUi- 
neralquellen;  bod>  ift  bie  3Iu«beutung  oon  Metallen 
jeht  aeringer  al«  in  frübern  3«iten.  hieben  Stein= 
toblenlagern,  weldje  (1897)  1 018475 1  lieferten, unb 
großen  Kallflöjcn  giebt  e«  oornebmlicb  Gifcn  unb 
2tlaunfd)iefer  fowie  aud?  93lei,  Kupfcr,3int,  Vitriol, 
2(ntimon.  Gin  bcträdjtlidier  leil  ber  Ginwobner  ift 
im93ergmeri«-.  unböüttenbetrieb  befdjäftigt.  21ufters 
bem  finben  ficb  oorjüglicb  s^apiermüblen,  Seiben: 
unb  93aummollfpinnereien,  ©erbereien,  23)olljeug: 
unb  leppidbmcbereien  u.  f.  w.  Da«  Departement  bc 
fifct  ( 1 899) 592,«  km  5tat  ionatftrafeen,  ( 1897)  32 1 ,2  km 
Cifenbabnen  (CrUan«--  unb  Sübbabn)  unb  an  Um 
tcrricbt«anftalteneinfipceumunbjweiKommunalco[: 
lige«.  Die9Jolt«bilbung  ftebt  über  bem  Canbclburcb« 
fdjnitt.  1898  waren  »on  4156  Siefruten  75  2Inalpba» 
beten,  unb  1887  tonnten  bei  2809Gbcf<bliefiungcu  1 84 
Männer  unb  523  ftrauen  ibren3iamen  niebt  fd?reibcn. 

tlociae  be  (*f  aftern  Wncatja  (fpr.  aw'fad), 
Marie  2tmanb  ^a«cal  b'2l.,  franj.  GJeograpb,  geb. 
18.  2tpril  1800  j^u  larbe«,  war  erft  Sunft,  wanbte 
ficb  aber  in  'iBari«  ganj  ber  Grblunbc  ju,  war  1833 
—35  GJeneralfetrctär  ber  bortigen  ®eograpbifd?en 
©efcUfdjaft,  fcd)«mal  ^räfibent,  aud)  Mitglieb  be« 
^nftitut«.  Gr  ftarb  14.  San.  1875  ju  *Bari«.  Seine 
widitigften  Schriften  finb:  «Essais  historiques  sur 
le  Bigorre»  (2  93be.,  iöagnere*  1823),  «Ktudos  de 
gc*ographic  critique  sur  une  partie  de  l'Afrique 
septentrionalc»  (^ar.1836),  «Esquisse  generale  de 
l'Afrique»  (ebb.  1837),  uRclation  des  Mongols  ou 
Tartares,  par  le  fröre  Jean  du  Plan  de  Carpin» 


uigiii 


zed  by  Google 


187 


(ebb.  1838),  «Description  et  histoire  de  l'Afrique  ) 
ancienne»  (ebb.  1845),  «Les  lies  fantastiques  de 
l'Ocean  occidental  au  moyen-age»  (ebb.  1845), 
«Notice  des  d6couvertes  faites  au  moyen-age 
dans  TOcean  Atiantique»  (ebb.  1845),  «Descrip- 
tion  et  histoire  des  lies  de  l'Afrique»  (ebb.  184-s), 
«Ethicus»  (ebb.  1852),  "Grands  et  petits  geo- 
graphes  grecs  et  latins»  (ebb.  1856),  «Ancicns 
tömoignages  historiques  relatifs  ä  la  boussolc» 
(ebb.  1858),  »Lea  Voyages  d'Ame>ic  Vespuce»  (ebb. 
1858),  «Apercu  historique  sur  la  boussole»  (ebb. 
1800),  «Coup  d'ceil  historique  sur  la  projection 
des  cartes  de  geographie»  (ebb.  1863),  «Waltze- 
müller»  (ebb.  1866),  «Les  uavigateurs  terre-neu- 
viens  J.  et  S.  Cabot»  (ebb.  1869),  «Annec  veri- 
tablc  de  la  naissance  de  Ch.  Colombc»  (ebb.  1872), 
«Lc  Ii  vre  de  Fernand  Colombe»  (ebb.  1873). 

ilucviäna,  ©iufeppe,  ital.  ©eneral,  geb.  1780 
}U  ediert  in  "JSiemont,  trat  1805  in  bie  Gbren- 
garbe,  nabm  an  ben  9iapoleonifcben  Kriegen  teil, 
rourbe  1814  al«  Seutnant  in  ba«  farbin.  Seer  über 
nommen,  beteiligte  fid?  1821  an  ber  bie  6tnfüt>: 
rung  einer  SJerfaffung  bejroedenben  SJerbinbung 
tinb  flüchtete  nadj  Spanien,  roo  er  in  ba«  f>eer  trat. 
Gr  rourbe  1824  oon  ben  tfranjofen  gefangen  ge^ 
nommen  unb  nadj  Gaoenne  beportiert,  entflob  oon 
bort  nad?  2fterito,nabm  an  ben  polit.  Äämpfen  regen 
Anteil  unb  rourbe  jum  tommanbierenben  ©eneral 
oon  Samaulipa«  ernannt.  31.  feinte  1848 nach  Ita- 
lien jurüd,  beteiligte  ftdj  am  genueftfeben  Slufftanbe, 
rourbe  flrieg«mimiter  ber  SRömifcben  SRcpublil  unb 
flüchtete  nad)  beren  Untergang  nad)  Omenta,  nabm 
1860  an  bem  3uge  ©aribalbt«  nad?  Siethen  teil, 
fämpfte  am  SJolturno,  roar  1866  im  ©aribalbifcben 
Morp«  ber  Alpenjäger  unb  1867  bei  bem  Ginfall  in 
ben  tfirdjenftaat,  rourbe  in  ba«  ital.  3tbgeorbneten= 
bau«  gerodblt  unb  betbätigte  ftcb  al«  ÜDUtglieb  ber 
rabitalen  Partei.  1878  trat  er  an  bie  Spifce  ber 
Italia  irredenta  unb  rotrtte  für  bie  2o«retf»ung  0011 
Sübtirol  unb  ^ftrien  Don  ber  öfterr.  JDerrfdjaft.  Gr 
ftarb  25.  Tej.  1879  ju  9tom. 

«öryauo,  £auptftabt  be«  flreife«  31.  (105000 
G.)  in  ber  ital.  ^Jrooinj  Stquila  begli  Slbrujjt, 
in  698  m  £öbe  am  ©eftranbe  be«  ehemaligen  Sago 
bi  $uctno  (f.  Setano),  an  ber  fitnie  Gaftellammare: 
8lbriatico:$Homa  be«  3tbriatifcben  v)le|e«,  bat  (1881) 
6166,  al«  ©emcinbe7380  G. 

9l*t  anu0  ober  äoiantu«, lat. «yabelbicbter,  ut 
Gnbe  be«  4.  Jahrb.  n.  Gbr.,  oerfafete  42  iifopifebe 
fabeln  in  elegifcbem  3$er«mafj,  bie  oiel  al«  Schul: 
bueb  benuht  rourben.  herausgegeben  ftnb  fte  uiletu 
oon  Sacbmann  (Scrl.  1845),  Sröbner  (Spj.  1862)  unb 
Gilt«  (Drforb  1887).  —  Sgl.  2.  SRüller,  De  Phaedri 
et  Aviani  fabulis  (fipj.  1875). 

Aviarlum  (lat.),  gogelbau*. 

Sluiation  (oom  lat.  avis,  Sögel),  f.  ^lußtecbnif. 

Sluiccbron,  jüb.  Dichter,  f.  ©abirol. 

»t>iccnita,Jbn  Sina  (3lbü  3W  al^ufain  ibn 
3lbb  81Uab  ibn  6ina),  arab.  ^bilofopb  unb  8Irjt, 
geb.  980  ju  Gff  djene,  einem  Rieden  in  ber  9läbe  oon 
ißuebara,  ftubierte  ju  Shtdjara  vJJiatbematif,  Slftro; 
nomie,  ^Jlnlofopbie  unb  ÜRebtjin,  roobei  ibm  ber  *\u- 
tritt  jur  reichen  feof  bibliotbel  be«  famanibifeben  ftür: 
ften  mu\)  III.  befonber«  f örberlid?  roar.  9ia*  lurjem 
Staat«bienft  ©erlief»  er  feine  f>eimat  unb  lebte  fortan 
an  ben  £>öfen  oerfebiebener  perf.  Hleinfürften  juj 
meift  als  Seibarjt ;  eine  3c»t  lang  roar  er  in  öamaban 
aud?  Siejier  bei  bem  bujibifeben  dürften  Scbem«  ab 
bin,  nad?  beffen  lobe  er  etngefertert  rourbe.  5Radj 


feiner  5rcilaffung  jog  er  nadj  3*paban  unb  ftarb 
auf  einem  3uge  leine«  ©önner«,  be«  Gmir  3lla=cb: 
Saula,  gegen  ©amaban  1037.  Sein  Örab  roirb 
nod?  beute  in  ftamaban  gejeigt.  X.  binterUeft  eine 
iDicnge  Schriften,  unter  benen  fein  im  roefentlicben 
an  Qlalen  ftdj  anfdjlie&enbe«  Spftcm  ber  ÜJlcbijin 
«Kanftn  fi'l  Tibb»  ben  größten  iKuf  erlangte.  2*aö 
^öudj  ift  eine  au«  fefunbdren  arab.  Cuellen  gefd>öpfte 
Äompilatton  ber  gried?.  sJJlebhin,  galt  aber  für  !^abr» 
bunberte,  unb  in  managen  (Segenben  be«  Orient« 
nod)  beute,  al«  ber  ©ober  be«  mebij.  SBijfen«.  $er 
arab.  Zext  be«  «Kanün»  ift  ooUftdnbig  (4  33be., 
iRom  1593;  3  93be.,  SBulat  1294  ber  ftibiAva)  ge* 
brudt.  ^on  ben  jablreicben  lat.  liberfehungen  (bie 
dltefte  oon  Öcrbarbu«  (£remonenfi«)  ift  feit  bem 
15.  Minb.  eine  3(n}abl  gebrudt;  für  bie  forgfdltigfte 
gilt  bie  ntd>t  oollenbetc  oon  $Mempiu«  (ööroen  1658). 
auf  bie  Sdrolaftitcr  be«  Mittelalter«  baben  bie 
pbtlof.  S*riften  be«  81.  grof3cn  Ginflufe  geübt.  Sein 
Pbilof.  hauptroert  ift  ba«  «Schifa»,  ba«  oon  ben  on 
tbobopen  3)Iobammebanern  oiel  angefeinbet  rourbe; 
man  erblidte  barin  ben  Inbegriff  be«  8lriftotelifd)en 
Unglauben«.  Sic  ^ifpdjologte  be«  81.  bat  S.  San« 
bauer  (1875)  befannt  gemadjt.  Cine  JKeibe  tleinerer 
pbilof.  unb  religibfer  SIbbanblungen  oon  8t.  fmb 
(Äonftanttnopel  1298  ber  ötbfdjra)  gebrudt  roorben. 
2)ie  'IJarftellung  ber  pbilof.  unb  religiöfen  Sebren 
be«  3(.  giebt  in  einer  iHeibc  oon  8lbbanblungen  ber 
bdn.öelebrte  5.  Webren  in  ber  3cit)d)riftttMuseon», 
1882  fg.;  berfelbc  bat  aud)  ben  i  Philosophusauto- 
didactus»  be«  81.  arabifd)  unb  franjöftfd)  berau«-- 
gegeben:  «L'allcgorie  mystique  Hay  ben  Yaqzän» 
(Ceib.  1889),  Sorget  ben  « Livrc  des  th£or£mes  et 
des  avertissements»(^l.  1,  ebb.  1892).  Gin  «l'oema 
de  Logica»  be«  %.  ueröffentltdjte  Sd?mölbcr«  in  ben 
«Documenta  philosophica  Arabum»  (5Jonn  1836). 

Avlcüla,  f.  Sogclmuicbeln. 

Uluiculancu,  f.  5D?oo«tiercbcn. 

Aviculldae,  f.  $ogelmufd?eln. 

s2tuibität  (lat.,  »©ier»),  nacb  Sbomfen  bie  burd? 
©ärmetönung  (f.  b.)  gemeffene  relatioe  Affinität«-- 
gröf3e  (f.  81ffinität)  jroifd?en  ben  djem.  ^Beftanbteilen 
einer  Scrbinbung.  55a  bie  Söärmetönung,  roie  ftdj 
neuerbing«  b«rau«geftellt  bat,  beröröfee  ber  Hffi« 
nität«roirtung  feine«roeg«  proportional  ift,  fo  ift  fie 
audb  nicht  al«  roabre«  9Jlaf3  ber  31.  amufeben. 

9t»icnu«,  9tufu«  $eftu«,  röm.  Tntter  in  ber 
weiten  Hälfte  be«  4.  Aab :\\  n.  (>bv.  au«  Solftnii 
tn  Gtrurien,  verfaßte  außer  einigen  anbern  ie^t 
größtenteil«  verlorenen  Ü)id)tungen  unb  ber  über« 
v tui na  ber  «Phainomcna»  be«  3(ratu«  (f.  b.),  bie 
3.  ^.  m  ben  8(u«gaben  oon^9ub(eunbsiRattbtä  mit 
abgebrudt  unb  befonber«  oon  93ret)r»0  (£p).  1882) 
berau«gegeben  ftnb  (ogl.  oon  SBinterfelb,  De  Avieni 
metaphrasi  Arateorum  recensenda,  ©etl.  1895), 
jroei  geogr.  ©ebiebte,  oon  benen  bie  «Descriptio 
orbis  terrae»  (in  öerametern)  in  einer  v}kraphrafe 
be«  geogr.  ®cbid?t«  be«  Sionpfiu«  ^Jeriegete«  bt- 
ftebt,  bie  «Ora  maritima»  (in  Jamben)  nur  tum  Zeil 
erhalten  ift;  fte  ift  Überfettung  eine«  alten  s4$eriplu« 
au«  bem  6.  ^ai)x\).  ü.  Gbr.,  aber  oon  31.  mit  3us 
tbaten  oerfeben.  (Sgl.  Unger,  2)er  s^eriplu«  be« 
81.,  im  «^btlologu«»,  4.  Supplementbanb,  3.  fteft, 
©Ott.  1882;  aUüllenboff,  Teutfcbe  3lltertum«lunbe, 
»b.  1,  neuer  3lbbrud,  S8erl.  1890.)  Sämtliche 
Dichtungen  ftnb  julefet  oon  öolber  (3nn«br.  1887) 
berau«gegeben.  Son  ben  beiben  geogr.  Dichtun* 
gen  rourbe  bie  erftere  oon  ^riefemann  (3Imfterb. 
1786),  oon  »ernbarbi  (in  ber  8lu«gabe  be« 


Digitized  by  Google 


188  Vluiglimm  - 

Sionpftu«  ijfcricgetce,  i'pj. 1828)  unb  t>on  G.  Müller . 
in  ben  «Geographi  Graeci  minores»  (2  5öbe.,  ^ar. 
1855— 61)  berau«gegcbcn. 

•floigltana  (ipr.  aroilj-),  Rieden  bei  Sufa  (f.  b.). 

SttHgltano  (ipr.  aroilj-),  Stabt  in  ber  ital.  ^ro= 
Dinj  unb  im  Ärei«  ^oten3a,  in  918  ra  J&öbc  auf 
einem  £»ügel  an  bem  in  ben  Sele  aebenben  Sbianco 
unb  an  ber  Gifenbabn  ^eggia^otenja,  ift  uon 
Sannenroälbern  umgeben  unb  bat  (1881)  12949,  al« 
©emeinbe  18884  G. 

■Jluignou  (fpr.  aroinjöng).  1 )  ftrronbiffemeit 
im  franj.  Separt.  ÜBauclufe  in  ber  ^rooence,  bat 
534,es  qkm,  (1896)  86 109  G.,  21  ©emeinben  unb  itv 
fällt  in  bie  5  Kantone  Stmanon^lorb  unb  SHoignon; 
Sub,  $<fbarribe«,  Gauatllon,  V&k.  —  2)  21.  (lat. 
Avenio),  £>auptftnbt  be*  franj.  Separt.  iBauclufe 
unb  be«  21rronbiffement«  21.,  lint«  au  ber  Stböne 
unb  an  einem  «anal  ber  Surancc  unb  an  ben 
Minien  CpoiwMarfeille  unb  2l.-s}5crtui*  (77  km) 
ber  Mittelmcerbabn,  in  55  m  ööbe,  in  herrlicher 
Gbene,  ift  burcb  ibre  anmutige  &ige  fomie  burcb 
ibre  biftor.  Grinnerungcn  eine  ber  anjiebcnbftcn 
Stäbte  ^rantreicb*,  allerbing«  berüd?tigt  wegen 
ber  £>eftigleit  be*  2llpcnroinbe*.  Sic  6tabt,  im 
Mittelalter  ftart  beoöltcrt,  batte  nach  ben  ©türmen 
ber  «eüolution  17000  G.,  1876  wicbcr  33 189  (al« 
©emeinbe  38008),  1891:  31616,  al*  ©emeinbe 
43453,  1896  :  32156,  al«  ©emeinbe  45107  G.; 
in  ©arnifon  ba«  58.  Infanterie  -  unb  ba«  1.  tyon- 
tonierregiment.  Sie  ift  Sit»  ber  Scpartementäbc* 
börben,  eine«  Grjbifcbof«  (Siöcefen:  Montpellier, 
Wime«,  33alcnce«,  SBimer«),  be«  ftommanbo«  ber 
30.  ^nfantericbiüifion  unb  einer  Filiale  ber  Stent 
von  Atantreid;.  :!l .  bat  Boft,  Jelegrapb,  ein  Spccum, 
ein  ©roßc«  unb  ein  Äleine«  tbeol.  Seminar ,  eine 
©emerbc-,  eine3ricben  =  unb  eine  Mufilfd?ulc,  bie 
Academie  de  Vauclnse,  einen  botan.  ©arten,  ein 
nacb  feinem  Stifter,  bem  Vinte  Galoet,  benannte* 
Mufeum,  mit  einer  ©emälbcgalcric,  einer  arcbäol. 
Sammlung,  einer  ©alerie  oon  Stulpturen  unb 
2lrdntetturftüdcn  bc«  21ltertum«,  Mittelalter«  unb 
ber  9icujeit;  ferner  eine  ^orträtgalerie,  ein  Tlüny- 
unb  Waturalientabinett ,  eine  öffentliche  5)ibliotbef 
(85000  JBänbe  unb  2500Jpanbfcbriften);  ba«  natur= 
biftor.  Mufeum  •  tRcquin  •  mit  großer  öibliothcf,  eine 
%<ttx  unb  ©artcnbauaefellfcbaft  unb  einen  Sicrein 
für  Äunftfreunbe.  Sic  1303  geftiftete  Unioerfttät 
würbe  1794  aufgehoben.  Seit  1857  befifct  bie  Stabt 
ein  prot.  SBctbau«  unb  eine  prot.  Schule.  8.  bat  ge- 
waltige, 1349—68  aufgeführte,  meijt  3,is  m  ftarfe 
Mauern  mit  jadigen  Rinnen,  39  mäcpttgen  Sürmen 
unb  fdjönen  Thoren  unb  ift  Don  prächtigen  SJaum= 
gängen  umgeben.  Ginc ^latanenallee  fuhrt  ju  ben 
Quai«  ber  :H b one.  Siewobl  bie  Säufer  gut  gebaut 
finb,  ift  ba«  innere  ber  Stabt  wintlig,  büfter  unb 
i eh n u Mg.  SBon  ©  e  b  d  u  b  e  n finb bemerten«mert  b a 8 
Stahlbau«  mit  got. £urme  au*  bem  14.  >i brl\,  ba« 
Metel  (5  rillen  in  got.  Stile,  ber  erjbifchöfl.  l'alatt, 
ba*  fcofpital,  ba*  2beater  (1846),  femer  bie  Staub* 
bilber  Grillon«,  eine*  ^elbbemt  ^einrieb*  IV.,  %t* 
trarcad  (1874  errietet)  unb  ein  Sentmal  ^bilippe 
JiSenri  be  ©irarbd  (7.  Mai  1882  entbüllt).  «ufeer 
einer  Menge  uon  Üird?en  batte 21.  früher  20  MöndjS- 
unb  15  9ionnenfl6fter,  fo  bafe  ei  oon  tHabelaid  megeu 
beö  bäufmen  ©lodengeldute*  «la  ville  sonnantc» 
genannt  murbc.  9iod?  1762  jdblte  e*  900  ©ciftlidie. 
i\n  ber  SRcoolutionSjcit  mürben  viele  ber  geiftlidjen 
(^ebäube  teil*  )u  anberu  Srcrden  benuht,  teil«  ^er- 
ftört,  mie  }.      1791  bie  frranjiSfanerfircb«  mit 


—  Sloignon 

i  bem  ©rabe  ber  vielbefungenen  ©eliebten  Petrarca*, 
Maura  be  Sabe,  bie  bi«  1348  an  berieft  ftarb.  2>ie 
Spnagoge  brannte  1845  ab.  2>ie  Göleftinerlircbe 
enthält  ba*  ©rabmal  be*  Zapfte*  Giemen*  VII. 
unb  be«  beil.  kennet,  be*  Grbauer*  ber  großartigen 
Steinbrüde,  bie  ba«  gegenüber  im  Separt.  ©ar^ 
liegenbe  Stäbtcben  '^ületieuoe  le-  ■  'JUmouch 
(getrbnt  curd>  bie  Pon  betürmten  Mauern  um- 
gebene Slbtet  St.  3lnbrt)  mit  2622  G.  }U  einer 
SJorftabt  21.*  madjt.  Sie  »rüde  »urbe  1185  OoU» 
enbet,  aber  1669  burcb  bie  :Kbene  bi«  auf  4  ibrer 
19  ^ogen  unb  eine  Capelle  be*  heiligen  jerftört. 
3etjt  fübrt  eine  ödngebrüde  hinüber.  Xtn  ©lan^v 
punft  ber  Stabt  bdben  bie  großartigen  bauten 
auf  bem  9toc=be*:$om*,  einem  58  m  über  bie 
9tb6nc  auffteigenben  ftaltfelfen,  ber  ficb  gegen 
S.  unb  0.  }ur  Stabt  binabfenlt,  mdbjenb  auf  ber 
fteilcn  9iorbfeite  bie  ^atertreppe  »on  100  Stufen 
pinauffübrt.  Sen  Reifen  frönt  bie  große,  unregeb 
mäßige  got.  .Hat  beM  aüircb e  :U ctve  T  aine  bec-  I '  cm-> , 
ein  Vollmer!  uon  mächtigen  Jürmen,  befien  portal 
für  ben  Dieft  eine*  &crculeStempel*  gilt,  mit  bem 
merlwürbigen  bpjant.  päpftlicben  Stuhle  au«  mei 
ßem  Marmor,  ?n*«fen  unb  ^ablreicben  ©emälben, 
ben  Maufoleen  ber  ^Jdpfte  Sknebilt  XII.  unb  ^o^ 
bann  XXII.,  unb  bem  ©rabe  Grillon«.  Gtma«  tiefer, 
am  Sübabbange,  ftebt  ba*  alte,  große  pdpftl.^Heft 
ben)fchloß,  1336—64  aufgeführt ,  eine  ^eftung  uon 
Steinblöden,  mit  ftarten  Irenelierten  Mauern,  $ür= 
men,  Schießfcbarten,  metten  got.  fallen  unb  feböneu 
Areolen  au*  bem  14.  ^abrlv  ;  fie  mar  fpäter  3  u-,  bev 
päpftl.  SJicelegaten,  bient  feit  1815  al«  Gefängnis 
unb  Äaferne.  Sie  Plattform  be*  Reifen*  gemährt 
einen  großartigen  JHunbblid  über  bie  Gbenen  ber 
^irooence  mit  ben  buntein,  febarfgejadten  ©ebirg«: 
au«läufern,  ben  rötlichen  ©ipfeln  be*  Mont  =  5Beu 
tour  u.  f.  ro.  Sic  ^nbuftrie  erftredt  fid)  auf  Sei 
ben:  unb  SöaummoUfpinncrei ,  fomie  ^abrilatiou 
von  Rapier,  2tdergeräten ,  ÜBleaV,  Tupfer*  unb 
anbern  Metallrcaren,  Herren  ■  unb  Samenhüten, 
^ofainentiermaren,  Sammet,  ^lorencc,  Jaffet,  3n-- 
bienne* ;  ferner  beftchen  bebeutenbe  Färbereien  unb 
©erbereien,  Ärappmühlen,  flanonen'  unb  Gifen- 
gießereien,  Mafchinenbauanftalten,  iBuchbrudereien 
fomie  lebhafter  &anbcl  mit  Seibe,  SBein,  iBrannt- 
mein,  Olioenöl,  ©etreibe  unb  Mehl.  2lud>  mirb 
©arten-,  Ärapp-,  Obft=,  ©ein-,  Seibenbau  unb  SMe^ 
nenjucht  gerrieben.  Sie  Seibeninbuftrie  befdjäfttgt 
12—14000  »rbeiter  unb  liefert  iäbrlid)  ©aren  im 
SBert  »on  l1/»  MiU.  gr*.  ^ür  ©etreibe  ift  21.  bet 
Stapelplatz  für  bie  ^rownee,  9liebcrbauphine'  unb 
üangueboc;  auch  »erben  bafelbft  bie  fiabungen  ber 
nir  21u«fubr  lommenben  sBeine  be«  Separtement* 
gemacht.  Nichtig  i(t  bie  Kultur  ber  ©elbbeeren  ober 
2loignonbeeren(2lDtgnonlörner,Grainesd'Avignoii, 
f.  Khamnus)  unb  be^onber«  be«  ftrapp«  (Garance), 
ber  teil«  in  ben  Mantel  tommt,  teil*  jur  Färbung 
ber  roten  Jöofenftoffe  ber  franj.  21rmee  bient.  Siefen 
wichtige  ^robutt,  ba«  bem  Separtement  jährlich 
über  15  MiU.  gr«.  einbringt,  uerbantt  21.  einen» 
lanbe«flüchtigen  $<rfer,  ^ean  21ltben,  bcfjen  SJatcr 
©efanbter  be«  Schab«  Jhama«  Äuli  Ghan  mar,  unb 
ber  1774  in  2lrmut  ftarb;  fein  Stanbbilb  ftebt  in  ben 
©artenanlagen  beim  Som.  Sie  21nmut  unb  Scbön 
beit  ber  Jyrauen  von  21.  mirb  allgemein  gerühmt.  Sie 
Stabt  ift  ber  ©eburt«ort  r»on  Petrarca«  Saura  unb 
be«  Maler«  ^.  Sernet.  —  21.  bieß  jur  SRömerjeit 
Avenio  (Avenio  Cavarura,  Avenicorum  civitas) 
unb  mar  bie  &auptftabt  ber  gallif*en  Gaoare«;  e* 


Digitized  by  Google 


Sfoignoubcere  — 


189 


bietet  ncbft  ber  Umgegcub  nod?  viele  überreite  aui 
ber  SRömerjeit  bar.  jjnt  3JlitteIalter  geborte  ei  mit 
feinem  ©ebiete  ben  ©rafen  von  Souloufc  unb  Pro- 
vence gemeinfebaftlicb,  bii  ei  bie  ^äpjte,  bie  bereite 
bie  ©raffdjaft  2$enaifftn  1273  von  König  s43l?ilipp  III. 
jum  ©cfdjent  erbalten  bitten,  von  ^obanna,  Königin 
von  Neapel  unb  ©räfin  von  Provence,  1348  tauften, 
löeibe  i'änber  regierte  ber  s4>apft  bureb  einen  s#ices 
legaten  unb  befap  ftc  bii  1790,  mo  nacb  mebrern 
ftürmifeben  unb  blutigen  Auftritten  feulefct  16.  Ott. 
1791)  bie  Stabt  mit  ibrem  ©ebiete  ftcb  an  5"Tant-- 
reieb  anfcblofj.  %m  ^rieben  von  Solentino  (19.  gebr. 
1797)  leistete  bann  ber  $apft  auf  81.  unb  Henaiffin 
förmlid?  &er}id?t.  aJcertioürbig  ift  31.  in  ber  Kireben= 
gcid?id?te,  inbem  auf  2(norbnung  König  s#bilippä  IV. 
von  Arantretd?  $apft  Glemeni  V.  unb  beffen  fed?i 
•Jtad?folger  bii  ©regor  XI.  1309—77  ibren  SiH  ba= 
ielbft  nebmen  mußten.  Später  breiten  bii  1409 
in  91.  noeb  mebrere  nid?t  anertannte  $äpfte  .v>of. 
2lud?  fanben  bort  mebrere  Kird?cnveriammlungen 
[tatt,  j.  SB.  1209  über  bie  2Ilbigenfer,  1326  über 
lird?lid?e  Sitte  unb  SJerfaffung,  1327  über  bie  lleri= 
fale  3ud?t,  1328  tviber  ben  taiferl.  ©egenpapft.  — 
ilgl.  $enjou,  A.,  la  ville  et  le  palais  des  Papes 
TÖefancon  1878);  Joanne,  Avignon  ($ar.  1888); 
«aluje,  Vitae  paparum  Avenionensium  (2  93t>c., 
ebb.  1693);  f>Bfler,  Sie  avignonefifeben  $äpfte,  ibre 
il'tacbtfülle  unb  ibr  Untergang  (SBien  1871). 

2luiflitonbccrc  (fpr.  atvinjöng-),  f.  Rhamnus. 

^tuiia.  l)  ^rouiu^  in  Spanien  (f.  Karte:  Spa= 
nien  unb  Portugal),  füblid>fter  .Jeil  bei  ftönig= 
veidji  2Utcaftilien,  grenzt  im  9t.  an  9?aüabolib,  im 
D.  an  Segovia  unb  vDcabrib,  im  S.  an  Solebo  unb 
(Sacerei,  im  3B.  an  Salamanca,  bat  7882,oo  qkm, 
1877: 180436,1887: 193093,1897:197636(96947 
männl.,  100689  tveibl.)  (*.,  unb  jerffillt  in  feebi  Söe= 
jirte  unb  270  ©emeinben.  Ser  fübt.  Seil  wirb  vom 
(iaftilifeben  Scbeibegebirge  (f.b.)  burcbjogeu,  melcbei 
nodb  feböne  9tabelbol}tvdlber  trägt,  namentlicb  im 
*#ti'iT  f Gebreroi,  wo  aueb  viel  Serpentin  gewonnen 
ivirb.  Sie  SRitte  unb  ber  Horben  von  21.  »erben 
von  einer  fepr  fnidjtbaren  £od?ebene  mit  vorjüg* 
liebem  Skijenbau  unb  bebeutenber  Sd?afmollpro: 
tuttion  (SJcerinofdjafe)  gebilbet.  —  2)  $ouptf»abt 
ber  Provinj  21.,  jtvifd?en  ben  Metten  bei  Sd?eibe; 
flebirgei,  am  §ufee  ber  Sierra  be  &  unb  am 
2lbaja,  in  1144  m  fröbe,  an  ber  Sinie  3run=9Wabrib 
ber  ÜRorbbabn,  bie  von  bier  au*  bie  Sierra  ©uabar« 
vama  erfteigt,  foroie  einer  nad?Salamanca(100km), 
bat  (1897)  11712  alte  »oblerbaltcne  dauern 
(13  ra  boeb,  4  m  bid)  mit  86  türmen  unb  9  2boren, 
cjutgepfla[terte  Strafen  unb  roegen  ber  buntein  <yarbe 
bei  ©ranitaeftetni  ber  ftattlidjen  .ftäufer  ein  bü|terei 
ttnfeben.  21.  ift  SBifd?ofififc  unb  befifet  eine  Halbe* 
brale,  eine  9Wilitärfd?ule/  ein  Seminar,  ein  Spital 
unb  eine  löntgl.  ÜBollfpinnerci.  9Jlertivürbigteiten 
finb  ein  Cuemabero  ober  SBerbreunungiort  ber 
auifition  unb  gro§e,  von  ^enfd?mbanb  in  ftorm 
von  2iergeftalten  bearbeitete  ©ranitblöde.  Ser* 
ajeid?en  feltfame  Sentmäler  uralter  Sflilbbauerlunft 
nnben  fid?  aud?  im  S©.  ber  Provinj,  in  ber  9iäbe 
ber  Sierra  be  ©reboi.  Sie  verübmteften  finb  bie 
Stiere  bei  ©uifanbo,  einer  Stabt  von  838  6. 
mit  malerifd)  gelegenem  filofter.  —  a.  tommt  feit 
bem  4.  ^abrb.  unter  bem  tarnen  Slbela  ober 
?tbula  (ilbpla)  ali  Siitum  bei  (irjftifti  Gmerita 
(ÜÄeriba)  vor.  Priicillianui  »var  bafelbft  »ifebof. 
i)ier  tvurbe  1465  bie  Serfammlung  bei  caftilian. 
SIbeli  jur  fnttbronung  6einrid»i  IV.  unb  jur  9Pabl 


feinei  SBruberi  Jllfonfo  unb  29.  ouli  1520  bie  ^unta 
bei  ^eiligen  iöunbei  unter  t'eitung  von  !^uan  pa^ 
billa  gebalten.  Sie  1482  geftiftete  unb  1638envei= 
terte  Univerfttät  im  (Sollegio  bei  beil.  2bomai  üt 
1807  eingegangen.  —  X.  ift  aud?  eine  Siebenform 
für  «bila  (IbpTa),  f.  (Seuta. 

•ilvtla,  ©il  ©onjalei  be,  fpaiu  ©efdncbtfdjreiber, 
geb.  um  1577  in  £(vila,  Siaton  \u  Salamanca, 
aud?  tönigl.  ^iftoriograpb  von  (Sajtilien  unb  3n* 
bien,  ftarb  1.  ÜHai  1658.  21.  mad)te  fid?  burd?  biftor. 
siBerfe  betannt ;  barunter  « Historia  de  la  vula  y 
heebos  del  rey  Don  Henrique  III.  de  Castilla» 
(iDtabr.  1638),  «Historiade  laviday  hechos  del 
monarca  I).  Felipe  III.»  (in  TOenbojai  «Monarquia 
de  Espaüa»,  5öb.  3,  ebb.  1770),  «Historia  de  Sala- 
manca» (Salam.  1606),  «Teatro  eclesiastico  de 
la  primitiva  iglesia  de  las  Indias  Occidentales> 
(2  93be.,  3Rabr.  Ki49— 56). 

9tt>U«  ^  3untga  (fpr.  bfuniiga),  Son  £uu  be, 
fpan.  Siplomat  unb  ©efdncbtfdjreibcr,  geb.  ju  pla= 
fencia  (ßftremabura)  um  1490,  genoh  bai  Vertrauen 
Warli  V. ,  ber  ibn  an  bie  Päpfte  paul  1 V.  unb  piui  I V. 
fanbte  unb  jum  ©rofemeifter  bei  älcantaraorbeni 
ernannte,  (ir  begleitete  ben  Kaifer  auf  ben  3ügen 
nacb  SIfrita  unb  gegen  ben  Scbmaltalbifdjen  ?Bunb, 
befebligte  1552  bie  Reiterei  vor  ÜKeh  unb  ftanb  an 
feinem  Totenbett.  Qx  befd?rieb  bie  ©efd>id?te  bei 
Scbmaltalbifcben  Jlriegei,  uiebt  unparteiifd),  aber 
anfdjaulid?  unb  bünbig ;  bai  ©ert,  «Commeutario 
de  la  guerra  de  Alemana,  heeba  por  Carlos  V.  en 
1546  yl547»,1548(2Rabr.  unb  33eneb.)gebmdt(feit: 
bem  oft,  }ulefet  3)tabr.  1852)  unb  von  2(.  aud?  \  u\- 
lienifd?  bearbeitet  (Seneb.  1548  u.  ö.),  ivarb  bann  ini 
t'atcinifd?e,  5ranjöfifd?c  u.  a.  übcrfe^t,ini  Seutfd?e 
von  PbilipP  sJ)tagnui  von  3)raunfd?n>cig  (^olfenb. 
1552)  unb  einem  Ungenannten  ($erl.  1853). 

aiuilc^,  ^irti--  unb  «üftenftabt  in  ber  fpan. 
Provinj  Cviebo  (2lfturien),  28  km  nörblid?  von 
Dviebo,  näd?ft  ©ijon  ber  bebeutenbfte  öafenplah 
ber  provinj,  an  einer  3ttmglinic  ber  Cifenbabn 
©ijoivDvicbo,  malerifd?  in  einem  öügelgclänbe  im 
feintergrunbe  unb  am  tveftl.  Ufer  ber  9tia  (^8ud?t) 
von  21.,  über  bie  eine  prdebtige  Steinbrüde  fübrt, 
bat  (1897)  12092  <*.,  $oft,  2elegrapb,  jtvei  ^farr-- 
tireben,  brei  Klöfter,  ein  Spital,  cinftaftell,  eine 
matbem.mautifcbe  Sd?ule,  mebrere  febbne  ©ebäube 
unb  ©ärten;  Sßeberei,  Töpferei  unb  Kupferfd?mie: 
berei.  SBei  3iillalegre  eine  grofee  Kupferbütte.  3m 
9. tvirb  bier  bai  Klofter  21  b elia  genannt, 
in  bem  König  2Ufoni  II.  gefangen  faft. 

^Ivilicrcn  (frj.),  erniebrigen,  berabtoürbigen. 

«t»i«  (frj.),  2lbvii,  S3erid?t,  bie  im  »anbei 
üb(id?e  ober  vorgefd?riebene,  eine  getviffe  Sicbemng 
bejmedenbe  2lnjeige,  j.  von  ber  burd?  ben  3kr= 
täufer  erfolgten  2Iuifd?eibung  ber  SBare  aui  feinen 
Sonäten  unb  beren  liberfenbung  an  ben  Käufer, 
von  ber  erfolgten  2Iuifübrung  einei  2luftrage, 
von  ber  erfolgten  2Ibfenbung  von  ©elb  ober  2Dert 
papieren.  SBefonberi  mid?tig  ift  ber  21.  bei  ber 
Slnroeifung  (f-  b.),  ber  2lccrebitierung  (f.  2lcaebi= 
tieren).  Ser  2Ifftgnat  tvirb  burd?  21.  auf  bem  s4>oft^ 
roege  bavon  benad?rid?tigt,  ba^  bem  2lfftgnatar  eine 
auf  jenen  gejogene  2tntoeifung  auigebänbigt  ift. 
«ei  &rteilung  emei  Krebitbriefi  läfet  fid?  roobl  ber 
äccrebitierenbe  bie9camenifd?rift  bei  2tccrebitierten 
geben,  um  fie  bem  bem  Santier  birett  überfenbeten 
2(.  beijufügen  unb  f  o  9Jlif$bräud?en  juvorjutommen, 
falli  bem  21ccrebitierten  ber  biefem  eingebänbigte 
Krebitbrief  entivenbet  »vürbe. 


Digitized  by  Google 


190 


Avis  —  SMona 


3m  Söecbfeloerlcbr  aoifiert  ber  2tu*ftetler, 
2raffant,  be*  SÖecbfel*  ben  SBejogenenoom  5öe*fel= 
juge,  Saturn,  oon  ber  Secbfclfumme,  SfcrfaUjeit, 
oom  ©runb  be*  28ecbfeljug*  (auf  flrebit,  Scbulb,  füt 
eigene  ober  frembe  Rechnung,  mit  ober  ohne  Sedung) 
unb  erfudjt umöonorierung.  Saber bie fog.  ^loiS* 
f laufe!  im  2Öecbfel  («laut  ©eria>,  «obne  S8erid?t 
ober  21.»,  «obne  befonbcrn  2t.»,  aud)  «laut  ober  obne 
IL»),  bie  nicht  notroenbia,  aber  üblich  ift.  3roed  be* 
21.  ift,  ju  oerb inbern,  bafj  ber  Sejogene  mangels  2t. 
ben  Söedjfel  jurüdroeift  unb  fo  jum  JRüdgang  mit 
Äoften  bringt;  er  tann  auch  bejmcden,  ba|  ber  ^c- 
jogene  ben  iöecbfel  nur  unter  ben  im  21.  angegeben 
nen  $Borau*fetiungen  acceptiert  ober  jab.lt.  Ser  Öe= 
jogene  ift  an  biefe  33orau*fefiungen  gebunben  unb 
macht  fid)  oerantroortlicb,  roenn  er  obne  iöeacbtung 
be*  Inhalt*  be*  21.  acceptiert  ober  jablt,  ober  ohne 
21.  acceptiert  ober  jablt,  obroobl  ber  ©edjfel  auf  ben 
21.  »crrocift.  Ser  2t.  tann  ben  3kjogenen  aud)  nad) 
&anbel*gefehbucb  2trt.3€2  (f.  2tntrag)  ücrpftidjten, 
bem  3ieber  2tad)ricbt  ju  geben,  roenn  er  ben  ©ecbfel 
nicht  honorieren  will,  yft  ber  SBecbfel  für  frembe 
Dtedjnung  gejogen,  fo  tbutberSBejogene  gut,  ben  2t. 
biefe*  dritten  abjuroarten.  SBei  bem  beftimmt  to- 
mijilierten  2£ed)fel  ff.  Somijilroecbfel)  bat  ber  93c= 
pgene  ben  Somijilierten  ju  aoificren,  ba  biefer 
für  feine  Rechnung  jablen  f oll.  Soroeit  ber  2t.  eine 
Drber  enthält,  ift  natürlich  aud)  eine  etroaige  vor  ber 
21u*fübrung  einlaufenbe  ©egenorber  ju  beachten. 

93ci  ber  Spebition  bei  in  ba*  Sdjreiben,  burd) 
roelcbe*  bie  U>erfenbung  aoifiert  unb  2Beifung  er-- 
teilt  roirb,  roie  weiter  mit  ben  ©ütern  ©erfahren 
roerben  foll,  ber  2toi*brief.  Sa*  ift  übrigen*  ber 
allgemeine  Siame  für  jebe*  Schreiben,  roelcbe*  ben 
2t.  enthält.  Ter  2t.  über  Scnbung  oon  ©aren, 
©clb  ober  SBertpapieren  unb  über  2tu*ftellung  oon 
2Öed>feln  u.  f.  ro.  muß  bie  betreffenben  Dbjette  büv 
länglich,  genau  bejeidmen  unb  ebenfo  je  nach  Um- 
ftänben  bie  befonbere  SJeftimmung ,  bei  SBaren  bie 
2lrt  unb  bie  Kimmungen  be*  Transport«  u.  f.  ro. 

Avis  (lat.),  2Sogel. 

Avisatio  (neulat.,  «SJertoamung»)  ober  Admo- 
nitio  de  periurio  vitando,  im  [rübern  Stecht** 
r>erfabren  bie  UJerroarnung  vor  ÜJtevneib,  roelcbe  ber 
Siebter  bemSd?rourpfli<btigen  oor  ber  öeiftung  eine* 
(!ibe*  ju  erteilen  battc.  2ln  beren  6telle  ift  jefct 
bie  Jöinroeifung  auf  bie  SBebeutung  be*  @ibe*  ge: 
treten.  gl.  Scutfcbe  Strafprojefiorbn.  §.  59,  öfterr. 
(Sioilorojefcorbn.  §.  338,  Seut)d)e  §.  480.  (S. Gib.) 

Avil  au  leoteux  (frj.,  fpr.  arotfoleftöbr),  äur 
Diacbricbt  für  ben  tiefer. 

tt»t<?orief,  f.  2loi*. 

Slotftcrcn  (fn.),  melben,  anjeigen  (f.  2toi*). 
»oifio,  glu&  tm  faffatbal  in  Sübtirol,  f.  gaffa- 
2lt»tcif lauf cl,  f.  2toi*. 

«mfo,  2lüifofcbiff,  ein  leicbte*  firieg*fabr= 
jeug,  ba*  befonbere  Scbnclligleit  befi^t  unb  baju 
oerroanbt  roirb,  ben  üunbfcbafter:  unb  ?Jorpoften: 
bienft  jur  See  ju  cerfeben  unb  SBefeble  oon  einem 
feafen  ober  einem  Scbiffe  jum  anbern  ju  bringen. 
2)ie  2t.  roaren  früher  meiften*  Heinere  iRabbampfer; 
in  ber  neueften  3*it  'ft  c*  jeboeb  gelungen,  bie 
6d?raubenmaf(binen  fo  ju  oerbeffern,  bafe  fte  ben 
Schiffen  auch  auf  türjern  Streden ,  roo  bi*  babin 
bie  Oiäber  bie  Cberbanb  hatten,  unbebingt  gröfeere 
Scbnelligleit  geben  al*  letztere.  2)lan  baut  be*halb 
nur  noch  Scbraubenaoif o* ,  benen  man  jcHt  eine 
Scbnelligteit  Don  18— 2f>Hnoten  (32— 48kra)  in 
ber  Stunbe  ju  geben  oermag.  2)ie  21.  roerben  nur 


mit  einem  ober  groei  ©efcbüfcen  armiert,  ba  üe  für 
ben  eigentlichen  fiampf  ju  leidjt  gebaut  ftnb.  ^ebeni 
(9efcbroaber  unb  jeber  »flotte  fmb  2t.  beigegeben, 
benen  im  ©efedjt  bie  2LUeberholung  ber  Signale 
be$  ^laggfcbiff*  (f.  b.)  obliegt;  fie  muffen  tv.lv v 
ihre  Stellung  berart  roäblen,  baf.  alle  anbern  Schiffe 
fie  bequem  feben  tönnen. 

A  vista  (ital.,  «beim  2tnblid»,  «auf  Sicht»), 
f.  Sicbtroecbfel;  in  ber  SUtuftf,  f.  A  prima  vistfa. 

2luttaiUcnicnt  fv, ,  fpr.  aroitaj'mdng),  SJerfor; 
gung  mit  Lebensmitteln,  3ufu^/  befonber*  ©on 
Scblacbtoieb;  aoitailliercn,  bamit  oerforgen. 

ituiutcren  ober  Schönen,  ba*  Verfahren  in 
ber  Färberei,  ba*  ben  gefärbten  Stoffen  eine  leb 
haftete  unb  gleichmäßigere  Särburifl  erteilt.  Sie* 
gefduefyt  entroeber  buvch  Aochen  mit  Soba  unb 
Seife  ober  burd?  SBaicben  mit  »erbünuten  Säuren. 

«»1$  (fpr.  aroil)*),  Stabt  im  Siftritt  ^ortalcgre 
ber  portug.  ^roöinj  2llemtejo,  öauftort  be*  fruebt 
baren  Gampo  be  ©enauilla,  in  262  m  f>6^e,  liul* 
über  ber  UHibeira  be  Seba ,  in  bie  hier  bie  üHibeira 
©ranbe  münbet,  ehcmal*  längere  3«>t  Öauptfih 
be*  2tuijorben*  (f.  b.),  bat  (1890)  1594  Q. 

Sloijorbcn,  J'i ilitärorben  San  Sento 
b'2toij  (Ordern  militar  de  Sao  Bento  de  ATiz), 
portug.  Drben.  Äönig  2llfon*  I.  genehmigte  1162 
eine  SSerbinbung  öornebmer  $ortugiefeu  jur  9c* 
tämpfung  ber  ÜKauren,  bie  fid)  bie  sJteuc  WixUi 
nannte,  fpäter  in  einen  geiftlicben  JHitterorben  r«er= 
roanbelt  rourbe  unb  »om  päpftl.  Legaten  3ob.  r>on 
(Sirata  Statuten  erhielt,  roonaa)  bie  "Jiitter  r>erpfli<h: 
tet  roaren,  bie  tatb.  Religion  mit  ben  Saften  ju 
oerteibigen  unb  bie  ^orfdjriften  ber  Söenebütiner 
unb  Giftercicnfer ; u  befolgen.  Seitbem  Ä6nig  2tlf on* 
bem  Drben  Stabt  unb  rteftung  2toij  in  21lemtejo 
gefcbcnlt  hatte,  heißt  er  21.  Qx  ftanb  1213—1385 
unter  ber  Oberhoheit  be*  ®rofcmeifter*  oon  Cala 
traoa,  fpäter  unter  einem  2tbminiftrator  uub  feit 
1550  unter  ber  ©ro&meifterfcbaft  ber  Mcmigc  oon 
Portugal,  fl&nigin  3Jtaria  bilbete  barau*  1789 
einen  militär.  Sierbienftorben  in  brei  Älaffeti.  Sa* 
iHittertreuj  befteht  au*  einem  golbgeränberten  grü= 
nen  Hreuje,  beffen  Sallcnenben  bie  ftorm  eine* 
gotifdben  M  babeu,  unb  roirb  im  Rnopf loche,  ba* 
ilreuj  ber  ©ommanbeure  um  ben  6al*,  ba*  ber 
erften  klaffe  oon  ber  rechten  Schulter  }ur  Unten 
vuftc  an  grünem  $)anbe  getragen.  Sie  beiben 
obern  Älaffen  heften  aufierbem  einen  Stern  mit  bem 
Drben*treuj  auf  bie  Iinte  ©ruft.  Ser  portugiefifcbe 
2t.  rourbe  burd)  ©efe|  oom  20.  Ott.  1823  auch  für 
ÜBraftlien  übernommen  unb  9.  Sept.  1843  mit 
gleichen  Graben  unb  Orben*jeieben  normiert;  nur 
roar  ba*  grüne  Orben*banb  hier  rot  gefäumt. 

"21  oi  u  ii  a  ober  21  ro  l  o  n  a  (ital.  $  al  o  n  a  ober  T<a  l 
l  o  n  a ,  albanef.  2B  l  i  o  n  e  * ),  Seeftabt  im  türt.3Bilajet 
^annina,  Sanbfcbat^Berat,  in  Unteralbanien,  Sta= 
tion  ber  Slopbbampfer,  an  bem  jum  2(briatifchen 
Wccre  gehörigen  ©olf  oon  2t.,  ben  im  S.  unb 
Sffi.  bie  mit  bem  fteilen  Äap  ©loffa  ober  i'mguctta 
(türt.  Äaraburun)  weit  oorfpringenbe£>albiniel  be* 
Sfcbitagebirge*,  bie  2ltroferaumfcbe  öalbinfel  ber 
2llten,  hegrerut.  Sie  Stabt  liegt  in  einem  fchmalen 
$  bale  ooller  Obstbäume,  ift  Si&  eine*  grieeb.  *DUtro- 
politen,  eine*  grtech. fionf ul*,  bat 6000  6., eine  fiebere 
iHeebe,  einen  geräumigen  öafen,  ber  ben  oou  3tür= 
men  überrafepten  Scbitten  al*  3uflucbt*ftätte_bicnt, 
fieben  jum  Jeil  oerfallene  OWofcbecn,  eine  totrafee 
im  ital.  Gbaratter  unb  bietet  ba*  ÜBilb  trauriger 
3?ertommenbeit.  Sie  Cinroobnet  betreiben  IBaffen* 


Digitized  by  Google 


Ämter  —  Avoirdupois 


191 


fabritation,  tfiidjerei  unb  Süljftcberci,  £>anbel  mit 
CI,  ©olle,  Sammfellen,  Salj,  Grbped),  Knoppern, 
(betreibe,  Sobnen  unb  Sdülbfröten ,  beren  oft 
40  000  Stüd  jum  Serfauf  tommen.  3nf olge  ber 
fitmpfigen  Umgegenb  ^rri*en  im  Sommer  arge 
ijieber.  ©egenüber  liegt  bie  rXnfcl  Safeno  (Sason 
ber  SUten),  im  91.  gegen  bie  äJlünbung  ber  Sojuca 
(3looS)  ein  größerer  Stranbfee.  —  fL  baS  alte 
Slulon  in  0rieAifcf>= Serien,  {pieUc  im  Wittcl: 

alter  eine  iRolle  in  ben  normann.=bpjant.  Kriegen, 
mar  ftatt  befcftigt,  mürbe  1464  von  ben  CSmanen, 
1690  Don  ben  Senetianern  erobert,  1691  aber  nad) 
Sprengung  ber  Gitabelle  ben  Domänen  jurüdgc: 

Sltmer,  f.  3l»ei  [geben. 

Avocat  (frj.,  fpr.  aroofab),  f.  StedjtSanroalt. 

ttuocatorttim  (lat.),  f.  Abberufung  unb  21t»o= 
fatorien. 

Sluoccttc,  ber  Säbelidjnäbler  (f.  b.  unb  Safel: 
6teljDöa.el  III,  tyifl. 7). 

tlbogabro,  Slmebeo  ©raf  A.  bi  Ouaregna  e 
Geretto,  ber  Gntbcder  beS  nad)  ibm  benannten  ®r- 
fc^rä  (f.  «üogabroS  ©efefe),  geb.  9.  Aug.  1776  in 
Surin,  ftubierte  bort  bte  9ied)te,  befdiäftigte  fid> 
aber  als  Autobibalt  mit  bem  Stubium  ber  Sbpfil 
unb  mürbe  1809  Srofefior  ber  'Fr  n  fit  am  ©pmna= 
ftum  ju  Scrcelli,  1820  an  ber  Unioerfität  Surin. 
9tad)  Aufbebung  biefeS  2eb,rftub.U  mürbe  er  93c» 
amter,  jebod>  pon  Karl  Albert  roieber  an  bie  Uni= 
»erfität  jurödberufen;  1850  sog  er  ftcb  »on  ber 
Sebrtbätigictt  jurüd  unb  ftarb  9.  ^uli  1856  in 
Surin.  —  Sgl.  Sotto,  Cenni  biografici  sulla  vita 
e  sulle  opere  di  A.  Avogadro  (Sur.  1858). 

■ilpogabroo*  Wcfcn.  Sluf  ©runb  ber  ßnt- 
bcdung  ©ap^fiuffacS,  baß  fid)  gasförmige  Elemente 
nad)  feb,r  einfachen  rationalen  Serbdltmffen  ihrer 
bei  glctdjcr  Semperatur  unb  gleichem  $rude  ge* 
mefienen  Solumen  miteinanber  »erbinben ,  gaSf ör-- 
inige  Serbinbungen  nad)  ebenfo  einfachen  Solumen= 
wrbältniffen  fid)  gegcnfeitig  umfefcen,  unb  baß  baS 
@aS-  ober  Stampfoolumen  ber  ^Jrobulte  ber  dem. 
änberung  mieber  in  einfachem  rationalem  Serbält: 
niife  ju  bem  ber  Sngrcbienjien  ftebt,  fd)lo&  A»o* 
gabro  (f.  b.),  baß  glcide  @aS--  ober  Sampf-- 
polumcn,  bei  gleicher  Semperatur  unb  gleidem 
Srudc  gemeffcn,  gleicbüiel  Ueinfte  Sartitel  = 
eben  (corpusculcs, nad) beutiger Anfdbauung sUcole= 
tüle)  enthalten.  3ft  biefer  6afc  ridjtig,  fo  müffen 
fieb  fcic  ©eroidtc  gleicber  Solumen  Don  ©afen  unb 
Tdmpfen  reiner  djem.  Körper,  bie  $ampfbid)ten 
(Dd),  roie  bie  9Roletulargeroid)te  (Mg)  ber  lefttern 
uerbalten,  b.  b.  für  jmei  dem.  Körper  (A  unb  B) 
fid)  bie  Proportion  ergeben : 

DdA.DdB  =  MgA :  MgB. 
AlSbann  muß  aber  aud) 

Dd A :  MgA  =  DdB : MgB  ober 

fein.  Kennt  man  einmal  ben  Grponentcn  beS  Ser= 

bältniffeS        (berfelbe  ift  =  28,»4),  fo  muß  man 

baS  9)toletulargcroid)t  eines  gasförmigen  ober  um 
ueränbert  oerbampfbaren  djem.  Körpers  beredjnen 
tönnen,  menn  man  feine  2)ampfbid)te  mit  biefem 
Cuotienten  multipliziert.  Sluf  ©mnb  von  SC  ©. 
mufe  bemnad)  bie  meift  leidet  ausführbare  ©eftim« 
mung  ber  ^ampfbidjtc  eines  djem.  Körpers  ein  febr 
bequemes  Hilfsmittel  jur  Seftimmung  feines  5Dtole* 
tulargctoicbtS  abgeben. 


$alb  nad)  Slufftellung  biefeS  ©efet)eS  rourben 
Jbatfadjen  gef  unben,  bie  bemfelben  ju  mibcrfpredjen 
fd)icnen,  b.  b.  eS  mürben  Serbinbungen  belannt, 
beren  2?ampfbid)te  nur  ein  5Jrud?teil  jencS  3Pcrtcö 
mar,  ben  fic  nadj  ber  jmeifelloS  feftftebenben  i'lole= 
tulargröfte  bdtte  b^ben  müffen.  3nf°'flebeffen  x>ex- 
fagte  namentlid)  bie  ßbemie  bem  ©efe^c  ibre  9ln= 
ertennung.  $m  Serlaufe  ber  Gntmidlung  ber  orga= 
nifd?cn  (Sbemie,  meldje  bie  Seftimmung  ber  9)tole- 
lulargemidpte  ib,rer  Serbinbungen  auf  rein  dem. 
SBegc  mit  immer  n?ad)fenbcr  €uberbeit  auSbebnte, 
ergab  fid?  für  immer  »ablrcidjcre  Körper  bie  ©ül« 
tigfeit  »on  31.  @.  SluSnabmen,  bie  biet  wrcin= 
jelt  Dorlommcn,  mürben  als  nur  fdeinbare  naaV 
gemiefen.  ©ie  betrafen  ftetS  Serbinbungen,  bie  fid? 
beim  Ubergange  in  ben  Tampfjuftanb  regelmäßig 
in  mehrere  SDtoletüle  jerfet»en  unb  fi*  aus  bieten 
beim  6rtalten  mieber  jurüdbilben,  baber  ein  Siel» 
fad>eS  üon  bem  9iaume  einnebmen,  ben  fic  erfüllen 
mürben,  menn  fie  unDerdnbcrt  uerbampften.  ©e= 
naue  Untcrfudungen  ber  übrigen  Ausnahmefälle 
ergaben  fpäter  für  biefe  ganj  äbnlidje  Urfadcn.  So 
folltc  j.  93.  bie  2)ampfbi<bte  bes  SalmiafS  =  l,es 
fein,  ba  beffen  gormel  NH4C1  unb  baS  ÜRolefular* 
geroid?t  53^  ift.  6ie  rcurbe  jebod?  nur  etmaS  mehr 
als  halb  fo  groß,  ndmlid)  iu  etma  l,o  gefunben. 
5)a  nun  Salmiat  anfdieinenb  unoeränbert  uer< 
bampf  t  unb  fid>  beim  Slbfüblen  beS  Kampfes  abf  olut 
unweränbert  mieber  abfdjeibet,  f o  hatte  man  barauS 
gefaMoffen,  baß  bie  <Dtoletülc  beS  6almialS  einen 
boppclt  fo  großen  Üiaum  roie  bie  meiften  anbern 
Serbinbungen  einnehmen.  3<?^t  fanb  man,  baß 
ber  Tamm"  t>on  1  Wolelül  Salmiat  ein  ©emenge 
öon  1  Wolelül  Slmmonia!  unb  1  SRolctül  Sah-- 
fdurc  ift,  bie  man  burd)  2iffufion  bureb  poröfe 
Scheibemänbe  ooneinanber,  mie  fonft  ©cmifdje  oer^ 
fd)iebener  ©afe,  ju  trennen  termodjte.  3Benn  aber 
auS  bem  ÜJlolefül  NII4C1  ein  ©emenge  ber  neuen 
SJtoletüle  RH»  +  HCl  entftebt,  fo  muß  baS  $ampf: 
üolumen  bie  hoppelte  ©röjje  üon  bem  unter  ber  2ln* 
nabme  ber  Silbung  r>on  unoerdnbertem  c almiaf» 
bampf  erroarteten  baben.  So  ift  bie  febeinbare  2luS* 
nabmc  (unb  in  allen  anbern  fällen  ftellten  fid) 
gleiche  Urfadjen  bcrauS)  ju  einer  Seftätigung  Don 
iL  ©.  geroorben.  3)aSfelbc  ift  beute  allgemein  an-- 
erfannt  unb  bat  ber  dem.  9Diffenfdjaft  außerorbcnt= 
lid?e  25ienftc  geleiftct  unb  jbatfacben  aujgelldrt, 
bie  fonft  untjerjtdnblicb  geblieben  mären.  (?ine  ber 
bebeutenbfter.  Veiftungen  ift  bie  Seftimmung  ber 
iUoletulargeroicbte  üicler  djem.  demente  in  freiem 
3uftanbe  unb  ber  5ladjroeiS,  baß  ihre  Woletüle  meift 
auS  mebrern,  unb  in  einzelnen  Jyällen  ton  SlUotropie 
(f.b.)  fogar  auS  werfebieben  Bielen  gleidartigen,  mit» 
einanber  (bemifd)  perhunbenen  SUomcn  befteben.  So 
ergiebt  j.  S.  bie  5)i*te  beS  SBafferftoffgafes  o.ogm 
baS  Woletulargeroicbt  ju  2,  roäbrenb  baS  Atom- 
geroiebt  =  1  ift,  ba  j.  S.  baS  auS  ber  $ampfbid)te 
ber  Saljfäure  (1,2c)  für  biefe  abgeleitete  vJ)tolelnlar= 
geroiebt  =  36,5  ijt,  biefe  Stenge  aber  aus  35,5  Seilen 
(iblor  unb  1  Seil  ©afferftoff  beftebt. 

^iDogotobnum,  f.  Pcrsea. 

Avoirdupois  (fpr.  aroöabrbüpöd  ober  äroroifr: 
bjüpcu^,  abget.  avdp.),  ber  Warne  beS  engl.  ibanbelS» 
gemidtS.  SaS  Sfunb  (Ponnd)  beSfelben  roirb  in 
16  Unjen  (Ounces)  su  16  Üüradmcn  (Drams)  ein« 
geteilt  unb  bat  7680  WooirbupoiSgrän.  C5S  befijjt 
eine  Sdroereuon  7000  engl.  Sropgrän  obcr453,59ics 
©ramm = 0,oo7i  beutf den  Sfunb.  5er  Stein  (Stone) 
bat  14  folde  Sfunb,  baS  Ouarter  (abgef.  Qr.)  28, 


Digitized  by  Google 


192 


Vluofatorien  —  SfurandjeS 


ber  Gentner  (Hundredweiglit  ober  Ccntweight,  ab» 
get.  Cwt.)  112,  ba*  Jon  2240  ^fb.  £a*  A.  ift  aud? 
ba*  jSanbelagcroicbt  ber  bereinigten  Staaten  pon 
Stmerifa,  wo  aber  fdjon  feit  längerer  3eit  an  pielen 
•$Iä|ien  (j.  58.  Dleuport)  ber  gentner  (unter  beut 
"Namen  Cental)  nur  100  ^fb.f  ba*  Jon  2000  %*fb. 
bat  unb  nun  biefe  ©röften  allgemein  gcfefclicb  ein» 
geführt  finb.  3lucb  in  einem  leil  ber  engl.  Ko- 
lonien ,  5.  SB.  in  Sonata  unb  auf  ^amaila ,  ferner 
auf  ben  canbroicbinfeln,  haben  Gentner  unb  Jonuc 
räejulefct  ermähnte  Schwere.  Averdepois  oberAver- 
dupois  (Untere  Schreibart  tommt  noeb  in  neuerer 
3eit  ucr)  febeint  cbemal*  gleicbbcbcutcnb  geroeien  I 
.;  u  fein  mit  «average  poise»  unb  ba*  gemeinbin  ' 
übliche»,  ba*  «gewöhnliche*'  ©emiebt  bezeichnet  ju 
baben;  3lPoirbupot*warcn  bieften  bie  gewöhnlichen, 
gemeinen,  gröbern  Säten.  3n  «nein  engl,  par» 
lamcntarifcben  Kommiffton*bericbt  rvtrb  A.  Pom 
lat.  averia,  «geringe  Söaren  ober  Suefcbufemarcn», 
unb  bem  franj.  poids  abgeleitet. 

il  u  o  f  a  to  r  i  cn  (neulat. ;  franj.  d£crets  de  rappcl), 
aueb  Scbortatorien,  öffentliche  Urotlamationen, 
burd}  welche  eine  Regierung  ibre  Staatsangehörigen 
ober  gewiffe  Klaffen  berfelben  au*  einem  fremben 
Staate  ober  Vanbc  jurüdruft.  3lu*  fturebt,  feine 
Untertbanen  fönnten  in  bem  fremben  Staate  gc» 
roiffen  polit.  5krfübntngen  unterließen,  rief  iHufe» 
lanb  feine  Untertbanen  nacb  ber  ^ulircoolution  au* 
^rantreieb,  s$rcuftcn  feine  Stubicrenbcn  von  ben 
au*länbifcben  Unioerfitäten  jurüd,  geboten  bie  beut» 
fdjen  Stegierungcn  ben  ihren  Staaten  angebörigen 
A>anbwert*gcfellen  ba*  Skrlaffen  ber  Scbmeij.  ©e» 
wöbnlicb  waren  folebe  iRüdberufungen  mit  febwe» 
ren  Strafanbrobungen  r>erbunben.  Gine  befonbere 
Kit  ber  31.  lennt  ba*  ©efeli  über  Grwerb  unb  $$er» 
ir.n  ber  93unbe*-  unb  Staat*angeböriglcit  vom 
1.  ^uni  1870  für  ben  Sali  be*  Kriege*  fowie  aud) 
unter  Umftänben  bei  ^erfonen  in  frembem  Staat*» 
bienft;  in  reiben  fällen  bei  Strafe  be*  ÜSerlufte* 
ber  Staat*angebörigteit  (§§.  20,  22);  »gl.  femer 
ba*  SJUlitärftvargefebbud)  für  ba*  ^eutfebe  SReicb 
oom  20.  3uni  1872  (§.  68). 

"Jltjola,  f>afcnftabt  im  Kret*  91oto  ber  ficil. 
vl>rooim  Spralu*,  an  ber  fiinie  Sprafu*»:3loto  ber 
Sicil.  SBabneu,  bat  (1881)  12478  G.,  bie  ftd)  mit 
'Dknbeli  unb  3uderrobrbau,  Sudenaffinerie  unb 
Strobmattenfabritation  befebäftigen. 

tttoolb,  Stabt  in  Sotbrtngen,  \.  Sanft  3loolb. 

9tt>ol06etnt,  früher  3lPolb*beim,  Sorf  im 
Kvci*  unb  Kanton  lüKoiabeim  be*  ©ejirl*  Unter» 
clfafc,  an  ber  Ginmünbung  ber  93reufcb  in  ben 
breufcbtanal  unb  ber  Sinie  3abem  »  2Hol*bcim  ber 
G  IfaiVVotbring.Gifenbabncn,  bat  (1900)  569  tatb.G. 
Sie  St.  Ulrid)*-Kapellc  (ehemalige*  iöaptifterium), 
in  (jorm  eine*  griceb.  Kreuze*,  unb  bie  Som»s#eter» 
tirdjc  mürben  p on  ÜJtatcntu* ,  bem  Slpoftel  be*  Gl» 
faffe*,  im  Anfang  be*  4.  3abrb.,  geftiftet. 

tttion  (fpr.  ebw'nl  ober  Slf  on  (teltifd?,  «^lufe»), 
Slame  oon  jeljn  pUmen  in  Örofebritannien ,  oon 
benen  brei  miebtig  fmb:  Ser  Upper»21oon, 
aueb  Stratf  orb»3tuon,  ber  einjige  fdjiffbare  ^luft 
in  ber  @raffcbaft  Sßarmid,  entfpnngt  bei  JCafcto 
in  ^ortbampton,  fliefet  gegen  S2B.  über  Strat» 
forb,  mo  er  fdjiffbar  wirb,  bann  über  GDe*bam 
in  bie  ©raffebaft  ©oreefter  unb  münbet  nacb  einem 
Üaufe  von  155  km  bei  Scroteeburu  in  ber  ©raf» 
febaft  ©loucefter  in  ben  Seuern.  3iacb  ihm  mirb 
Sbafcfpeare,  ber  in  Stratforb  geboren  ift  unb  ba= 
felbft  feine  legten  3«brc  perlebte,  oft  «ber  Scbtr-an 


Pom  Ä.»  genannt.  —  3>er  Üoirer»2lPon  entfpringt 
bei  Jctburp  an  ber  füböftl.  OJrcnje  pon  ©loucefter» 
fbire,  fliegt  bureb  ©ilt*  gegen  S.  über  2)ialme*burp 
unb  Gbippenbam,  bann  gegen  über  Statb  in 
bie  ©raffebaft  Somerfet  unb  über  Sriftol,  bi* 
»obin  bie  gröfeten  Seefdjiffe  gelangen,  in  bie  ©raf» 
febaft  ©loucefter  unb  münbet  12  km  unterhalb 
Sbriftol  nacb  einem  Saufe  Pon  120  km  in  ba*  ^iftua» 
rium  be*  Sepern  ober  ben  iöriftoltanal.  Gr  ift  bureb 
ben  Kennet^  unb  älponlanal,  pon  Üliemburp  nacb 
^atb,  mit  ber  2bemfe  perbunben.  —  £cr  81.  pon 
©iltfbire  unb  öampffjire,  Saliöburp» 
3lpon  ober  Gaft»?!pon  entftebt  mitten  in  ber 
©raf|djaft  Wxlti  bei  3>epije*,  auf  ber  9iorbfcite 
ber  toalieburp » Gbenc  unb  flicht  gegen  S.,  über 
2lme*burp  unb  3)on?nton,  bann  burd)  bie  ©raf» 
febaft  .öampfbire  über  iHingwoob  unb  münbet  nacb 
einem  Saufe  Pon  ungefähr  80  km  in  bie  pcrfanbcte 
58ud?t  pon  Gbrift(burcb.  93on  Jrafalgarboufc  ab 
ift  ber  aIu&  37  km  bie  nadj  Salieburp  bin  fdjiff» 
bar;  bier  nimmt  er  ben  2Öilp  unb  boume  auf. 

Avoue  ifn.,  fpr.  amüeb),  Sdnrmpogt,  Sdjirm» 
berr  über  Äirdjengüter ;  bann  Sadjroalter,  Jlnroalt 
in  Gipilfacben,  f.  iKecbteantpalt. 

^lüouicrcn  (fq..  fpr.  amu-),  belennen,  juge» 
fteben;  ba*  ©egenteil  ift  35e*aPouieren  (f.  b.). 

A  vom  (frj.f  fpr.  amub),  3bnen  (gilt  ba*). 

■Jtooöcr  (frj.,  fpr.  amöajeb),  in  ber  Jran jöfifeben 
Scbipcij  früher  ber  Jitel  be*  Stabtfcbultbeiften. 

'JtPranrficc'  (fpr.  amrdngfcb).  1 1  'Jlrronbiffcmrnt 
im  fram.  Separt.  Manche,  bat  981, 21  qkm,  (1896) 
93512  G.,  124  ©emeinben  unb  ^erfäUt  in  bie  9Kan» 
tone  31.,  93r<cep,  Sucep,  ©ranpille,  l>as»apc»'i|Je*ncl, 
^ontorfon,  St.  3ame*,  SartiUp  unb  3?illcbieu.  — 
2)  .fr au pt [labt  bc*31rroubiff erneut*  31.  unb  ber  alten 
Vanbfcbaft  3(prand>in  in  ber  'Jiormanbic,  auf 
einem  ^ergtamme  lütt*  an  ber  See,  bie  meftltd)  in 
bie  nahe  2Heerc*bucbt  pon  ÜJtonhSt.  SDlicbcl  mün» 
bet,  an  ben  Sinien  Samballc  Gcutance*  unb  Tom- 
front»«. (68  km)  ber  SBeftbabn,  bat  (1896)  7626,  al* 
©emeinbe  7845  G.,  ein  Kommunalcollege  im  alten 
bifdjöfl.^alaft  (au*  bem  14.  unb  15. 3abrb.),  unb  im 
©arten  bc*felben  ein  Stanbbilb  bes  3U  31.  gebore- 
nen ©enerale  3>albubert,  fcböneKtrcbc  (3iotre»Xame 
be*  Gbamp* ) ,  botan.  ©arten  unb  eine  öffentliche 
Sibliotbet  (15000  SJänbe  unb  wichtige  öanbfcbrif» 
ten);  Kerjen»,  Spieen»,  Kattun-  unb  Keif  elf  abrila» 
tion,  iöJebcrei  unb  Spinnerei,  Sob»  unb  5ßcifeaer* 
beret,  gdrberei,  Bierbrauerei  unb  >>anbel  mit  Giber, 
©ctreibe,  Salj,  »utter,  Jifcben  unb  «ieb.  —  31., 
unter  bem  Tanten  Iugena^auptort  ber  (elt.  3lbrin» 
catuer,  fpdter  Abrincatae,  Abriuca  ober  Abrincae 
genannt,  mar  Pom  ö.^abrb-  1791  cm  Bifcbof*» 
UH,  feit  Karl  b.  ©r.  wichtige  ^eftung,  tarn  933  an 
^>cr}og  Wilhelm  Sangfcbmert  pon  ber  9iormanbie 
unb  marb  balb  barau]  Sttj  eigener  ©rafen,  von 
benen  &uqo  ber  2Bol?  al*  Sebn*mann  unb  SRit* 
fdmpfer  SBilbelm*  be*  Gröberer*  nach  Groberunfl 
Gnglanb*  (1066)  bie  engl,  ©raffebaft  Gbeftcr  erhielt. 
Unter  btefem  erhielt  31.  burd)  ben  berühmten  Sdjo» 
laftiter  Sanfranc  1040  eine  »iebtige  Schule  unb  hatte 
unter  feinen  93tfcb6fcn  mehrere  ^ef&rbcrer  gelehrter 
Stubien  auf  jumeifen.  Später  mit  ber  ©raffebaft  3\ox  • 
tatn  pereinigt,  gehörte  31.  bem  Jöaufe  9taparra.  2)cr 
Sohn  Karl*  be*  Söfen  von  jiaoarra  trat  1404  bie 
Stabt  unb  feine  übrigen  Ü&eftaungen  in  ber  'Jior- 
manbie  für  ba*  derjogtum  5iemour*  an  Karl  VI. 
ab.  3"  hen  engüfranj.  Kriegen  mehrfach  bclagat 
unb  erobert,  mürbe  31.  enblid?  pon  Sttbmig  XI.  ge» 


Digitized  by  Google 


3lt>ricourt  —  Stj 


193 


uemmen.  3n  ougenottentriegen  würbe  e*  wie = 
berbolt  von  beiben  ^arteten  erobert,  unb  erft  1594 
untertoarf  e*  neb,  .^einrieb  IV.  nad)  Idngertn  Siber= 
itanbe;  1639  brach  hier  ber2lufftanb  ber  normann. 
dauern  (ber Barfüfjer)  au*.  1793  fiel  2t.  jweimal  in 
biefcdnbeber  aufftdnbifcbenNooaltjtcn  ber  Bretagne. 

ilvricourt  (fpr.  amrifubr),  T e n 1 fd) : 2lvri 
court,  Sorf  im  Kanton  Biringen,  Krei*  Saarburg 
be*  Bejirt*  Siotbjingen,  4  km  MM  fdnffbaren  9lpein= 
.»tarne  -  Kanal ,  an  ber  Üinie  Strasburg =Seutfcb: 
&  (91  km)  unb  ber  Nebenlinie  Seutfdb-3l.=  Ben*: 
bor(  (34,5  km)  ber  Glfafpfiotbring.  Sifenbabnen  unb 
an  ber  Üinie  itari*«Seutfd)=2l.  (411  km)  ber  §ranj. 
Cftbabn,  bat  (1900)  1135  (*.,  barunter  250  (h>ange= 
ltfdje,  ^oftamt  »weiter  Klane,  2elea.rapb,  Neben= 
jollamt,  tatb.  Pfarrei,  evang.  Kirdje. 

Olvron,  iDionb,  f.  9Ronb2lvron. 

•Jltmlfi o n  (lat.), bie SoSreifeung  eine i ßrblörper* 
(Avulsum)  bureb  SaiferegewaU  unb  feine  9nfe|una 
an  eine  anbere  llferftclle.  Sie  SKed?t*fd&e  bierüber 
überldfjt  ba*Ginfübrung*gefet  jumSeutfcbenBür: 
gerl.@efenbu*  Jlrt.  »15  bem  £anbe*red)t.  Nad)  ®c= 
meinem  Diedne  Defcnt  na?  ba*  Eigentum  auf  ben  neu 
angemad>fenen  ßrbtörper  au? ,  nad>  ^reufe.  i'anb- 
reebt  fann  bie  2t.  innerhalb  3abre*frift  weggenom* 

Aevnm  (lat.),  3eitalter.  [men  »erben. 

*ltt»a,  Mut, ).  ÜJtaroni. 

Utoa  (loa),  einft&auptftabt  be*  frübernNeid?* 
31.  in  Ober = Birma,  21°  52'  nörbl.  Br.,  96°  1' 
öftl.  f.,  Gfi  km  fübmeftlitp  von  2lmarapura  (f.  b.), 
am  3ufammenflufe  be*  bier  1000  m  breiten  3ra= 
mabi  unb  be*  137  m  breiten,  reifcenben  ÜKiibnge, 
bat  (1891)  39477  G.  (barunter  39221  Bubbpiften, 
203  sJDtobammebaner  u.  f.  w.)  unb  jerfdllt  in  eine 
äußere  unb  eine  innere,  burd?  Salt  unb  ©raben  be- 
feftigte  Stabt.  Sie  Kütten  unb  wenigen  3*«g«l 
bäufer  ber  (Angeborenen  liegen  weit  »erftreut.  21. 
befijjt  sablreid?e  bubbbiftifdje  2empel  mit  vergob 
beten  iürmen.  31.  würbe  1364  gegrünbet  unb  war 
bi*  1783,  al*  Slmarapura  erbaut  würbe,  unb  von 
1822  bi*  I837i38  bie  öauptftabt  be*  Neid>*  SL; 
über  bejfen  ©efdjicbte  f.  Birma.  Nacb  21.  beifct  ber 
Trübere  iUcelönia  oon  3nbien,  Sorb  Sujferin,  ber 
1885  ba*  Meid?  31.  einverleibte,  SDtarqui*  oon  Sub 
ferin  unb  3lwa  (f.  b.). 

Stroabp,  inbobrit.  ^rovinj  unb  Stabt,  f.  Cubb. 

A.  Wagn,,  tutuev  bem  Namen  naturbiftor. 
ttcgenitänbc  3lbtürjung  für  2tnbrea*  Sagner  (f.  b.). 

^troalint,  f.  2llmeb< 

«toaplcffet,  f.  Mamapfeffer. 

■Jlroarcn,  f.  3lvaren. 

«toar  if  cfjer  ©ejit  I  ober  31  w  a  r  i  e  n ,  Be  jirt  im 
ruff.-tautab  ©ebiet  Sageftan,  am  Norbabbange  bc* 
«aulafu*,  jwifeben  bem  3lwarif<ben  unb  Slnbtjfrten 
Ho  ifu,  bat  1506,7  qkm,  (1897)  37  230  &,  meift  3lwa^ 
ren.  $Jerwaltungäfi&  ift  bie  Seftung  G^unfadj  (f.  b.). 

ilnjatfdia,  ruf).  Avacinskaja  guba,  93ai  an 
ber  Citfüfte  Hamtfdjatla^,  unter  bem  53.°  nörbl.  Sk., 
in  weldje  ber  Alufe  3t.  münbet,  unb  an  ber  bie  ebema= 
liaegeftung  3t.,  jeht  iktro*awlom§t,  liegt.  Sie  «ai 
ift  oon  bier  ^oben  Siultanen  umgeben,  beren  bebeu- 
tenbftcr  ber  3(.  ober  3twatfd)inf laja  Sopta 
(2716  m),  aud?  ©orjelaja  Sopta  genannt,  ift. 
Xcrfelbe  raud?t  unau^gefent  unb  ift  bem  Sefuo  mit 
ber  Somma  febr  dtmlid).  Sein  ftärlfter  Studbrudb 
fanb  1737,  ber  le&te  1855  ftatt. 

«toaifchjnffäja  Zopta,  «ultan,  f.  3twatf4a. 

^tnjbiciehi,  gfrübacl  ©affiljewitfd),  ruf).  9ta< 
oclltft,  geb.  4.  Ctt.  (22.  3ept.)  1821  in  Crenburg, 

»totf^auV  flonoftfationj^fif  jiten.   14.  Hufl.   9J.  JL  II- 


geft.  13.  (1.)  5ebr.  1876  in  ^eterftburg.  »on  feinen 
;Komanen  finb  ju  nennen :  «Jamarin»  (1857 ;  beutf  (b, 
2  «be.,  3ena  1874)  unb  «Sie  Klippe»  (1860).  Seine 
Serie  würben  1868—70  ;u  einer  ®efamtau«gabe 
pereinigt  (93b.  12  u.  13  ber  Stellomftifcben  «$011= 
ftänbigen  Sammlung  ber  SBerte  ruff.  3lutoren»). 

M tot,  £od)  3(we  (fpr.loct  ab),  wilbromantifdjer 
Sergfee  in  ber  fdwtt.  ©raffdiaft  3Irgpll  (f.  Karte: 
Sd) ottlanb),  38km  lang,  biä  1,9  km  breit,  bat 
viele  tieine  ,\nfein  unb  fUeiu  norbweftlid)  bureb  ben 
^  Inn  3(.  in  ben  Socb,  Qtxvt  ab;  im  NO.  nimmt  er 
ben  Drd)p:ÜRiwr  auf.  3lm  Norbufer  bie  Station 
öod)  3t.  ber  Sinic  Stirling-Cban  ber  6alebonifa>en 
GÜenbabn.  3luf  bem  See  Sampffdnffabrt. 

Strock  (3tweel,  3twöl).  Brassica  Napus  L., 
eine  bem  9tapd  unb  Nübfen  febr  nahe  verwanbte  1 1  ■ 
pflanje,  bie  mit  bem  ftapä  bie  blaubuftigen  93ldtter, 
mit  bem  Nübfen  bie  in  eine  e  bene  ae Hellten  Blumen 
gemein  bat.  Sie  unterften  Blätter  finb  mit  einjeb 
nen  fteifen  Maaren  befetit;  bie  Samen  halten  bin= 
fidjtlicb  ber  ©röfee  bie  sJJlitte  jwifAen  ben  9iap«s  unb 
Nübfenfamen.  Ser  2t.  blübt  golbaelb.  Sein  3ln= 
bau  als  Sinter^  wie  als  Sommerfrucbt  verbreitet 
ftdj  feit  etwa  1845  von  Saufen  au*  über  Norb= 
beutfd?lanb,  ba  er  jid)  burd)  größere  Unempfinblid?' 
teit  gegen  ba3 Klima  vor  SHapo ,  burd)  hohem  Ertrag 
vor  Wübfen  au*jeid)itet.  Sein  tl  ift  von  berfelben 
©üte  wie  ba*  biefer  beiben  $flamen. 

4ttt»crfiieto,SmitriiSaiftljewitf(b,ruif.ed)rifts 
fteller,  geb.  12.  Oft.  (30.  Sept.)  1836  in  3etateri= 
nobar,  jtammte'auö  einer  Bauemfamilie  im  (3ou= 
vernement  Ol  onej  unb  ftubierte  in  $«ter$burg  9latur  ■ 
wiffenfdjatten.  1867  erfdjien  im  Journal  oLpocha» 
fein  erfteä  Srama  «Mamajevo  Poboisce»  («Sie 
Sa)lad)t  gegen  illamaj»).  Seine  beften  ^onogra= 
pbien  finb  eine  Süroigung  be*  ruff.  <Bubli|ifteu 
Sobroljubow  unb  Silliam  Sbatefpeare*.  (»eine 
Sramen  au*  bem  alten  ruff.  i'eben:  «Frol  Skobe- 
jev»,  «Sie  alte  3t' t  in  Kafdjira»,  «Sie  Jürftin  Hb 
iana  Sjafernffaia»,  «ScrSoiwobe  von  Srogir» 
u.  a.  fanben  befonber*  in  2Ro*fau  Beifall.  3lucb 
f(brieb  er  ba*  Libretto  ju  Siierow*  Cper  «SRognjeba» 
unb  ein  Sert  «Über  ba*  Srama»  (1893). 

ttolona,  f.  3tvlona. 

^Injogaihima  (3togafima),  Heine  ,\n\d  be* 
v])iagalbae*ardnpel*  im  ©ro|en  Ccean,  unter  32a 
29'  nörbl.  Br.  unb  139°  45'  öftl.  fi.  von  ©reenwid?, 
jwif d?en  ber  Bai  von  Sotio  unb  ben  Bonin^nfeln, 
erbebt  fid?  ganj  vereinjett  fd^roff  au*  tiefem  ÜJteerc 
unb  bat  fteile,  völlig  bafcnlofe  l5elt'entüften.  Sie  au* 
vullanifcbem  ©eftein  beftebenbe,  bi*  425  m  aut= 
fteigenbe  ^nfel  war  früber  iapan.  Berbannung*ort, 
ftebt  aber  i  e  n  t  aufier  aller  Berbinbung  mit  ber  übrb 
gen  Seit  unb  jäblt  etwa  200  ärmlicbe  japanifebe 
(!.,  bie  etwa*  Nobfeibe  probujieren. 

Stadl,  f.  ^Iwcbl. 

"Jltouita,  f.  ©olblüfte. 

Mj,  3tcq*'le*jSberme*  ( fpr.  adfc  Id  tdrm), 
^auptftabt  be*  Kanton*  3t.  (378,ei  qkm,  14  ©e* 
meinben,  5569  Q.)  unb  Babeort  im  2lrronbiffement 
Aoir  be*  fran3.  Separt.  3triige,  in  716  m  ^ö^e  am 
,yufce  ber  ^prenden  unb  redjtö  an  ber  3triege,  bie 
bier  brei  Silbbddje,  Drlu,  l'auje  unb  ftoui*,  em= 
pfdngt,  an  ber  fiinie  Soutoufe  =  Iara*con»3t.  ber 
Sübbabn,  b.at  (1896)  1208,  al*  ©emeinbe  1545  (*.; 
Sabritation  wollener  Seden,  Cammer:  unb  Sdgc= 
werfe,  ©erbereien.  2t.  bat  61  ftartc  cdjwefelt^ermen 
von  25—78°  C.  (bie  beiftefte  ift  bie  Kanonenquclle), 
bicin  bie  Ctablifiements  ieid?  3t.  Nod),  Breilb, 

13 


Digitized  by  Google 


194 


«fc  —  Stfofotr 


(Souloubret  unb  3Jtobele  oerteilt  finb ;  fie  werben 
oegen  3Rbeumati*mu*  unb  ftauttrantbeitcn  ge= 
brauet.  —  SBal.  Slupban,  Les  eaux  d'A.  3lr  1865). 
ttge,  f.  SKdSfe. 

ftgenberg  ober  2lren,  1022  m  bober  S8ergoor= 
fprung  ber  Kaifcrftocffette  in  bcn  ©larner  Sllpen, 
im  fd)meh.  Danton  Uri,  am  öftl.  Ufer  be*  Urner 
See*,  be*  ffibl.  2lrm*  be*  SStemalbftatter  See*  (f.  b. 
nebft  Karte).  2)er  21.  beftebt  aus  Kalfftem  ber  mitt; 
lern  $ura=  unb  ber  untern  Kreibefonnation;  fein 
fcbroffer  2lbfturj  gegen  ben  See  jeigt  mertwürbtge 
Sdjidjtcnbiegungen.  über  ben  21.  führte  früber  von 
Jörunnen  im  Kanton  Sd?wp5  nad?  glüelen  im  Kan- 
ton Uri  ein  rauber,  gefdbriicber  'gu&weg,  ben  im 
fterbft  1799  ber  frani.  ©eneral  fiecourbe  mit  feinen 
Gruppen  bei  ber  Verfolgung  Suworow*  nad)t*  bei 
gadclfcbein  «urüdlegte.  ?>e&t  fübrt  oon  S3runnen 
nad?  glüelen  bie  1863—64  erbaute  »renftrafee, 
eine  ber  fdjönften  unb  malerifd?ften  OJhlitfirftrapen 
ber  öd) meij ,  12  km  lang,  unb  bie  6trede  S9runnen= 
glüelen  ber  ©ottbarbbabn.  Unter  berfelben,  bart  am 
«secufer,  erbebt  fid)  auf  einem  geläoorfprunge  be* 
31.,  ber  JellSplatte,  Die  SelUfapelle,  1883  neu 
bergeftellt,  an  ber  Stelle,  roo,  ber  Sage  nad),  £ell 
ficb  burdj  einen  Sprung  au«  bem  Sajiffe  ber  ©e= 
malt  Oed  Sanboogt*  ©efiler  cntjog.  Oberhalb  ber 
Strafte  liegen  unroeit  SBrunnen  (f.  b.)  auf  auSfid?t$= 
reidjer  Sergterraffe  bie  Kurbdufer  21  r  en  ft  e  i  n  (750  m) 
unb  Sirenfels  (630m). 

Slr.cnic  (grd?.),  Ungaftlicbfcit  t  Unwirtlid?leit ; 
a  r  c  u  i  f  d) ,  ungaftlid),  unwirtlich. 

«Senfteln,  2lr  cnftrafjic,  f.  «renberg. 

»StB«  (lat.,  «adiiel»),  in  ber  93otanit  ber  Slatt^ 
winfel. 

flgtOär  (lat.)  betfit  in  ber  Anatomie  ba*,  wa* 
Heb  auf  bte  9<bjel  (axilla)  bejiebt;  baber  arteria 
axillaris,  bie  2id)felpul*abcr;  vena  axillaris,  bie 
2ld)felblutaber,  u.  f. ». 

Msim,  gort,  f.  Slbanta. 

«gm,  gettart,  f.  Slge. 

Strintr,  ein  im  tritlinen  Spitcm  mit  febr  fd?arfen 
Tanten,  febr  bdufig  in  ber  burd)  bie  beiftebenbe 
gigur  bargeftellten  (form  frpftallifterenbe*  ÜJtineral, 
ba*  aber  aud)  berb  in  fd?aligen 
unb  breitftrapUgen  Aggregaten 
oorlommt.  $>er  21.  ift  jiemlid? 
fo  bart  wieQuarj,  bat  ba*  fpec. 
©ewid)t  3,o  bis  3,3  unb  eine  nel= 
tenbraune  bi*  rauebgraue  unb 
pflaumenblaue  garbe.  Seiner 
*em.  3ufammcnfefcung  nad?  be= 
ftebt  er  au*  Kiefelfäure.  Z\)on- 
erbe,  Kall  unb  SWagnefia,  mit  Gifenorpb,  9Jtangan: 
orpb  unb  Sorfäure.  ÜJlan  finbet  ibn  in  ben  Sllpen, 
bie  fdjönften  ni  Difan*  in  ber  Saupbine"  unb  am 
Scopi  beim  Sutmanier,  ferner  }u  2b,um  in  Sachfcn 
(roonad)  ber  31.  aud)  Sbumer  Stein  ober  2l?u  = 
mit  bei&t),  im  öar?,  in  bcn  hörenden,  in  (Eornwall 
u.  f. ».  $a  ber  21.  in  reinen,  burdjfidjtigen  Stüdcn 
oft  fdjönc  Färbung  bat  unb  aud)  gute  $olitur  an= 
nimmt,  f  o  roirb  er  ju  Scbmudfteinen  u.  a.  oerarbeitet. 
ftgtufäure,  f.  2lge. 
"Kriom  (grd).),  ©runbfah  (f.  b.). 
Slriomätifcb  beifjt  ein  Sa&,  ber  al*  2lriom  ober 
©runbfatj  tf.  b.)  gelten  miß. 

ttgtomerer  (grd).),  ein  in  ber  SDelle  be«  Steuer 
rabc*  befinblicbe*  Ubrwerl  mit  nacb  au&en  Hcbtbarem 
Zifferblatt  unb  3e»g«/  ba*  in  ©raben  bie  jetoeilige 
i?age  be*  SteuerruberS  jur  Äielrid)tung  angiebt. 


3tgio«,  alter  9iame  be*  gluffee  ©arbar  (f.  b.) 
in  2Jiacebonien. 

3ljtc*rjirfd)  (Cervas  axis  Erzielen),  ein  bi* 
gegen  lj  m  langer  &it[ä)  be*  Kontinent*  unb  ber 
^nfeln  Oftinbicn*,  mit  einem  b5d)ften*  fed)*enbigen 
©eroeib,  oon  gelbbrauner  garbe  unb,  aud)  im  au*= 
gjemadjfenen  3"ftanbe,  mit  fieben  Reiben  roeifter 
Wieden  auf  ber  Dberfeite.  S)er  21.  ift  in  feinem 
&aterlanbe  ein  Mauptjagbtier,  ba*  man  aud)  nad) 
Gnglanb  unb  SBürttemberg  (gaooritparl  bei  l'ub= 
roig*burg)  gebrad)t  bat,  mo  e*  )iemlid)  eingebürgert 
ift.  SenigftenS  bdlt  ber  31.  baS  ganje  ^afcr  im 
freien  au*  unb  pflanjt  fid)  aud)  regelmfima  fort. 
Jtur  fe^t  er  feine  jungen  bflufig  mitten  im  hinter, 
unb  biefe  geben  faft  regelmdfttg  ein.  Tie  3abl  ber 
eingefübrten  21.  ift  oerfdjroinbenb  Hein.  S)ie  meiften, 
ioeid)e  für  150  SDl.  ba*  Stüd  jum  SBerlauf  ange> 
boten  roerben,  finb  in  joolog.  ©drten  gejüd?tet. 

3lj  m  inftc  r ,  Stabt  in  ber  engl,  ©raffdjaft  2)eoon, 
linl*  am  Sre,  bat  (1891)  4985  @.,  Xud)-,  ^anbfd)ub-- 
unb  SBanbfabrifen.  2)ie  berübmte  teppid)fabrif,  bie 
bie  f  ammetartigen  3lrminfterteppicbe  (f.  b.)  fertigt,  be= 
finbet  ficb  feit  1835  ju  SBilton  in  ©iltfbire.  veebon 
in  angelfddjf.  3eit  befanb  ftdb  in  31.  eine  Slbtei  (iifan- 
mpnfter).  oon  ber  nod)  bie  Mir* e  oorbanben  ift. 

iilrminftcrtcppid),  eine  3lrt  Sammetteppid) 
mit  langem,  aufgefebnittenem  glor,  bie  al*  9lad?= 
abmung  ber  Smpmateppidje  gelten  fann.  2)er  glor 
lommt  baburd?  ju  ftanbe,  baft  man  juerft  (auf  einem 
Öanbioebftubl)  eine  leintoanbbinbige  ©are  berftellt, 
bereit  ftettenfdben  in  regelmäßig  oerteilten  ©ruppen 
angeorbnet  finb,  unb  beren  Ginfdjlag  au*  gefärbtem 
Wollgarn  beftebt;  inbem  man  biefe*  ©etoebe  ber 
^etnge  nad)  in  Streifen  fd?neibet,  bie  je  eine  Ärttcn* 
fabengruppe  in  ber  SDUtte  entbalten,  unb  jeben  foleben 
Streifen  (auf  einer  befonbern  sJWafd)ine)  rinnenartig 
jufammenbiegt,  erlangt  man  bie  eigentlid)en  %iox- 
ivbunfdben,  bie  nun  abtoed)felnb  mit  feften  ©runb: 
fdbupf  dben  in  eine  leinene  ober  baumro  oliene  Kette  ei  n: 
getragen  »erben  unb  fo  ba*  Sammetgeroebe  liefern, 
beffen  (wollener)  ftlor  ein  im  oorau*  entworfene* 
»varbenmufter  barbietet.  2)ie  derftelluna  biefer  Scp; 
pid)e  erforbert  bi*  jetjt  foroobl  im  erften  rote  im 
jtoeiten  Söeboerfabren  bie  au*fd?lieftlid?e  SJenutmng 
oon  ^anbroebftflblen. 

air.olotl  (altmeril.),  ein  SJlold)  ber  Süfuräffer 
IRerito*,  ber  in  Europa  feit  langem  tunftlid)  ge* 
jogen  roirb.  3n  feiner  geroöbnlidben  ©eftalt  gebört 
er  ber  ©ruppe  ber  Pcrennibranchiata  (f.  b^  an, 
beft^t  brei  ?paar  Äicmenbüfdjel  anjeber  Seite, 
oier  ©liebmaften  unb  einen  ftarlen  dautfaum  au 
bem  feitlicb  }ufammengebrud1en  dluberfcbroanje. 
^iefe  gorm,  in  ber  er  fid)  aud)  fortpflanjt,  bcbdlt 
er  in  feiner  öeimat  jeitleben*  bei;  fie  würbe  al* 
felbftänbige*  lier  Siredon  pisciformis  Shaw  be- 
nannt. SReuerbing*  bat  man  jebod)  bie  Cntbedung 
gemad)t  (3)ume*ril  unb  IRarie  oon  (Sbauoini,  bau 
bie  oon  biefem  Sirebon  ftammenben  jungen,  bie 
bi*  auf  bie  erft  fpdter  beroorfproffenben  $cine  oolU 
fommen  bie  Drganifation  ber  Gltern  aufweifen,  bie 
äufiern  Kiemen  unb  ben  gloffenfaum  be*  Sdwam 
je*  ocrliercn  unb  fo  oolllommen  wie  ein  ^an^^ 
falamanber  werben  tönnen,  wenn  e*  ibnen  jur 
geeigneten  3eit  möglid)  ift,  an*  fianb  ju  tommen. 
Sicie  eigcntlidje  ©efd)led)t*form  be*  $iere*  bci$t 
Amblystoma  mexicanum  Cope  (f.  Jafel:  Uro* 
b  e  l  e  n ,  ftig.  3  a  u.  b).  Sie  tritt  alfo  nur  unter  ge» 
wifien  günftigen  Umftdnben  auf,  wdbrenb  bann, 
wenn  biefe  Umftdnbe  nid?t  oorbanben  fmb,  ba*  2icr 


Digitized  by  Google 


«jonometrie  —  Slqctla  (Slbelarbo  Copej  be) 


195 


in  feiner  Caroenform  jur  ©<i*Ie*t*rcife  gelangt 
«in  Vorgang,  ben  man  gelegentlich  mit  bem  Flamen 
ber  ^äbogencfi*  bejei*net.  2)er  31.  ift  leicht 
in  Slquaricn  ju  halten  unb  mit  lleingcictnittcnen 
Megcnroürmcrn,  Kaulquappen  ober  gebadtem  :Kint»^ 
fleifcb  ju  ernähren.  (?inc  bem  Sueben  cntfprecbenbe 
Varoemorm,  bereu  3lmblr)ftomajuftanb  noch,  nicht 
betonnt  ift,  f teilt  roabrjcbeinlicb  auch  ber  OOcm  lauge 
,v  ur  dj  en  m  o  l  cb ,  Meuobrauchus  lateralis  Sau,  au* 
ben  Seen  unb  tflüffen  Siovbamerito*  bar. 

gtgouomttrtc  (greb.),  ÜÄcfiung  ber  3lebfe  oon 
KrpftaUen.  —  31.  ober  aronometrh'cbe  ^rojels 
t  ion  ift audKines$roicftion*mctbobco".^reieftion). 

•Ü£r,  SDertjeug  sunt  fällen  bcr^äume.jum  >>clj- 
ipalten  unb  ,ui  3immermann*arbciten.  mir  bie  er- 
t'tern  beiben  3roedc  eignet  [ich  gatr,  befonber*  bie 
ameritoniiebe  31.,  bereu  Seitenflächen  tonucr  fmb,  f  o 
bafc  ba*  Jikrljeug  fich  nicht  febr  feft  in  ba*  4Solj  ein: 
tlemmen  tonn.  Je  »ad?  ber  (%öfce  bc*  3uid?ärfung*: 
rointel*  bat  bie  31.  eine  halb  mehr  fpaltcnbc,  halb 
mehr  febneibenbe  Sirlung.  ^bre  .ftauptarten  fmb: 
gewöhnliche  31.,  33eil  (  i.  b.)  unb  Scrcl  ober  Terel 
<f.  b.),  aud^  Staue  ober  Krummbauc  genannt  Sie 
31.  ift  mein  uoeifeitig  jugefebärft,  fo  ba&  bie  von 
jrcci  3nididrfung*fläcbcn  gebilbetc  Schneite  in  ber 
'.Witte  be*  3i?erljeuge*  liegt.  Sic  bat  MM  ber  bem 
Stiele  parallel  gerichteten  Scbncibc  bi*  -,um  Stiele 
eineDcrbältni*mdfug  grotsc^dnge,  bicSchncibe  feibft 
ilt  aber  im  SBerljältnt*  für},  ber  Stiel  lang.  5)ie 
Stiele  roerben  au*  bem  £>olje  ber  Gfcbe,  SBeipbucbe, 
Kerneltirfcbe,  bc*  Hartriegel*  u.f.ro.,  in  neuerer  3eit 
ouch  au*  >>idon>bolj  gefertigt.  Ter  Körper  ber  31. 
beftebt  meift  au*  Sdmticbeeiien,  bie  Scbneibe  aber 
au*  Stahl,  ber  aufgeiä>roeif)t  ober  iirifebcn  ben 
idnnicbecifcrncu  Seiten  al*  fdManler  Keil  cingc= 
irbreeifet  reirb.  Seltener  tommeii  ganj  ftäblerne 
Mörpcroor.  Ü)lan unterfebeibet:  a.  ilirte  füriDolj: 
bauer;  bahin  geboren  bie  ivällart  (f.  b.)  oberhalb* 
ort;  bie  3trtbade  unb  bie  Spaltart  (ScMcgclbade, 
i'JJöfel);  b.  ärte  für  3»mmcrlcutc;  bahin  ge= 
l^öten  bie  3immcrart  (f.  b.),  bie  Duer*  ober  3roercb: 
art,  bie  Stofe-  ober  Stiebart,  bie  üatteuart.  ^>n 
.vinücht  auf  jroedmäpige  ,\orm  unb  au*ge3cicbncte* 
Material  liefert  neben  ber  amerif.  Pvirma  Jougla* 
l»lre  (Sompanp  bie  ftirma  <r>ult*  WUl  in  \flbt)  in 
^Schweben  bie  heften  unb  am  meinen  aeiuebten  &rte. 
ither  präbiftor.  sirtc  f.  Urgefdurtte. 

ilrum,  Stabt  in  ber  abefjin.  t'anbfd)aft  Jigre, 
cinft  bie  &auptftabt  be*  Sitbiopifcben  Weichs,  16  km 
locitlicb  ton  iigre*  gegenwärtiger  >>auptftabt  3lbua, 
auf  einer  .noebebene  inmitten  einer  von  oultouifd'cn 
.Mügeln  umlräntf  en  'Jläcbe,  ift,  iettbem  fic  aufgehört 
bat  f önigl.  iHefibcn.i  $u  fein,  unb  noch  mehr  feit  itjvcr 
^ermüftuug  (1535)  burd)  05ranjc,  ben  König  von 
sJlbal,  oöllig  in  Kerfall  geraten.  Sie  neue  Stabt  bat 
ctroa  5000  G.  in  ungefäpr  200  Käufern;  fte  bat  eine 
jiemlid^c  3lu*bcbnung,  ba  bic  3t>obnungcn,  öcb.  öfte 
unb  Warten  nicht  feiten  burch  gelber  unb  2rümmcr= 
Hätten  unterbrodH'it  fmb.  9Jad?  abefftn.  Sage  rourbe 
bic  Stabt,  in  ber  gegenwärtig  nod?  «oo^riefter  unb 
Mönche  trobnen,  bereu  oberfter  bem  3lbuna  (f.  3lbct> 
ftnifebe  Kirche)  im  iHange  laum  naebitebt,  t>on  3Ibra= 
bam  feibft  gegrünbet,  unb  noch  heute  ift  31.  eine  ^ei- 
lige  3lfnlftabt,  reo  alle  jyebben  ruhen  minien.  !^nner* 
balb  bc*  ummauerten  iKaum*,  ber  ba*  3lful  hübet, 
beftnbet  fich  bie  nach  ber  ^erftöruug  burd>  Wranjc 
unter  portug.  Ginflufe  neu  aufgebaute  .VMiipllirdv 
fcer  Stabt.  35ic  SHefte  üon  3Ut=^rum  fmbeit  fich  m 
flröfeern  ober  {leinern  Cbclivfen,  fteinerneu  Sturen, 


Krümmern  oon  fteinernen  Siften,  Katalomben,  ftei» 
nernen  ©efäjjen,  Steintafeln  mit  ^nfebriften  u.  f.  re. 
Unter  ben  le^tern  befinbet  ftcb  au*  eine  grtcdjifdje, 
bie  unter  ftönig  3(ijane«  in  ber  SDlitte  be*  4.5abrb. 
abgefaßt  rourbe,  ein  3«cben  ber  ehemaligen  3Jer= 
hinbuna  9tbefftntend  mit  ber  grieeb.  ftulturoelt. 
3tua>  SWütucn  abefftn.  Könige  hat  man  bort  ge> 
funben.  Kon  Sl.  bat  ba*  Ütbiopifcbe  9lei<b  feinen 
frühem  9iamen  21yumitifcbeS  JKcicb  erhalten. 
(6.  Äthiopien.) 

Axungla  (lat.) ,  Schmiere,  ffiaflenfebmiere;  in 
ber  $harmacie  ba*  ^ett.  A.  Caatorti,  ötbeTgeil« 
fett,  f.  2)iber;  A.  porci,  Scfaroeinefett. 

21  n  (fpr.&ibj  ober  ÜX,  ^auptftabt  be*  ftanton* 
U.  (I79,ss  qkm,  18  Oemeinben,  20782  6.)  im  2lr= 
ronbiffement  SHeimS  be*  franj.  2)cpart.  SDlame,  in 
ber  gbampagne,  nörblid)  Pon  ber  SDktrnc  unb  an 
ber  Cinie  Gpemap=HJleim*  ber  Dftbabn,  3  km  norb= 
öftlicb  oon  (Spemap,  hat  (18%)  5043,  al*  ©emeinbe 
7061  6.,  unb  liefert  roie  ber  4  km  öftlicbcr  gelegene 
Rieden  ÜDlareuil  (1285  Q.)  au*gejeid?neten  6ham» 

2I^tt,  f.  2ljo.  [pagner. 

«pacuebo  (fpr.  -tuhtfcbo).  1 )  Xeportameuto  im 
fübamerif.  Staate  $eru  (f.  Äarte:  Columbia 
u.  f. ».),  com  Galcamapo  unb  anbern  3upüffen  be* 
31purimacheroäffert,  bat  47 111  qkm,  (1896)302469 
G.,  gehört  gdmlid)  jum  ®ebiete  be*  31majona*  unb 
ift  trofc  feiner  pofeen  Sage  Doraüglicb  für  Stderbau 
unb  $ieb$ud?t  geeignet,  beren  Krobutte  einen  leb: 
haften  A}anbel  mit  2\ma  ermöglichen.  —  2)  ßonpt^ 
ftabt  be*  Separt. in  2560  m  ööbe  füböftlt*  oon 
äima,  an  einem  3ufluffe  be*  S^antaro,  bat  (1889) 
12000  G.,  einefiatbebrale  unb  23  anbere  Kirchen,  eine 
Uniberfttät,  gegrünbet  1677,  ein  öofpital  unb  ift  Sift 
eine*  Söifcbof*,  beffen  Sprengel  auch  ba*  Separt. 
jT^uancabelica  umfa&t.  —  Jl.,  1539  oon  $ranci*co 
^ijarro  unter  bem  tarnen  San  3uan  be  la  Kictoria 
be  öuamanga  gegrünbet,  empfing  ben  tarnen  1825 
jur  Grinnerung  an  ben  groften  Sieg  be*  ®eneral* 
Sucre  über  ben  fpan.  äiieetönig  2a  Scma  in  ber 
Gbene  Don  8. ,  bureb  ben  9.  So.  1824  öolioar  bie 
UnabhängigleitKeru*  erfoebt.  SiefeKeffelebenemit 
bem  Seiler  31.  (3tlbea)  liegt  etroa  20  km  im  Dftcti 
ber  Stabt  am  taufte  be*  febroffen  ^och*  Pon  Hon- 
borcanqut,  unb  tfar  9tamc  bebeutet  in  ber  ^nbianer« 
ipradje  Xotenfchludit.  Seitbem  führten  bie  bamal* 
in  Slmerila  t batigen  fpan.  Generale  (dlobtl,  ÜDtoroto, 
Gfpartero  u.  f.  ro.)  ben  tarnen  H^acucbo*,  ber 
auch  auf  bie  oon  biefen  geleitete  polit.  Partei  üben 
ging.  SB&brenb  ber  IRegentfcbaft  Gfpartero*  (1841 
— 43)  bejeichnete  man  in  Spanien  bie  3)titglieber  ber 
oon  Gitglanb  au*  unterftüttten  SRilitdrpartei  be* 
lefeteru  al*  3(pacuch.o*  ober  Slnglo^Stpacucbo*. 
—  31.  ift  audj  9tame  eine*  s3artibo  (Departement*) 
ber  argentin.  ^rooinj  33ueno*=3lire*. 

Linola ,  3lbelarbo  Sopej  be,  fpan.  Staatemann 
unb  Siebter,  geb.  im  QRärj  1829  ;u  @uabalcanal  in 
3Xnbaluften,  ging,  20  ,X  alt,  oon  Scoilla,  roo  er  )\u- 
bierte,  für;  nad)  ©rünbung  be*  «Teatro  espanol» 
nad)  3)labrib  unb  errang  1851  mit  bem  Sdjaufpiel 
«Un  hombre  de  estado»  einen  großen  Grf  olg,  mehr 
bureb.  bie  fchönen  SJerfc  unb  3lbel  ber  Sprache,  al* 
bureb  feine  3Jerroidlung  unb  Gbaralteriftil.  §m  feU 
ben  3abr  folgten  «Los  dos  Guzmancsa  unb  «Cas- 
tigo  y  Perdon»,  1854  ein  reeitere*  biftor.  3)rama, 
«La  Kioja»,  unb  mehrere  3arjuela*.  Sein  cigenfte* 
®ebiet,  ba*  ber  mobemen  Sittenlomöbie,  betrat  31. 
mit  «El  tejado  de  vidrio»,unb  1861  oerfebaffte  ih.m 
ba*  Suftfpiel  «El  tanto  por  ciento»  («^rojente»; 

13* 


Digitized  by  Google 


196 


?(t)ala  (^cbro  Sopcj  bc)  —  Htjmard 


53b.  24  ber  «Coleccion  de  autores  espanoles«,  gpj. 
1H85)  ben  SHuf  be«  größten  lebenben  fpan.  Trama= 
titcrö.  Ta«  letztere,  ba«,  an  $onfarb«  «L'honneur 
et  l'argent»,  auch  an  Tuma«'  «Question  d'argent» 
angelepnt,  bie  Jage  na*  ©olb  geißelt,  id-iua  burcp 
ben  Dortrefflicben  2lufbau  Doli  fpannenber  Scenen, 
bie  SBabrbeit  ber  au«  bem  Sehen  gegriffenen  ©e* 
italten  bei  bem  an  JRomantit  unb  Sentimentalität 
überfdttigten  Sublifum  außerorbentlicb  ein.  18G3 
folgte « £1  nuevo  Don  Juan  »  unb  1878  ein  letzter 
Iriumph:  «Consuelo».  Ülud?  fepöne  Sonette  febrieb 
2t.  Seit  1857  mar  er  Slbgeorbneter;  bie  Äühnheit 
feiner  Sieben  jog  ihm  1867  bie  Verbannung  ju. 
Ter  SRcnolution  non  1868,  an  ber  er  eifrig  teilnahm, 
folgte  er  nidjt  in  ttjre  rabifale  93ahn,  nahm  unter 
2tmabeu«  an  ben  6taat«gefcbäften  teil  unb  ebnete 
bann  2tlfon«  XII.  ben  Beg.  Gr  füprte  mit  Ganowa« 
bie  gemäßigte  3Hittelpartei,  warb  Äolonialminiftcr, 
bann  Äammerpräfibent  unb  ftarb  30.  Ttj.  1879. 
irine  @efamtau«gabe  feiner  Söerfe  erfchien  1881— 
87  (SJtabrib ,  7  93be.  ber  «Coleccion  de  escritores 
castellanos»)  als  «Obras  completas». 

*ltialn,  Sebro  Sopej  be,  fpan.  Staatsmann  unb 
Sdprtftfteller,  geb.  1332  ju  Sittoria,  ftammte  au« 
böchftem  fpan.  2tbcl,  ftanb  bei  Sebro  bem  ©rau= 
famen  in  ©unft,  ging  1366  ju  Heinrich  II.  über, 
würbe  1367  in  ber  Schlacht  Pon  Kajera  Pon  ben 
Gngldnbern  gefangen,  aber  balb  au«gelöft,  lod^renb 
er  1385  naep  ber  SAla&t  bei  3lljubarota  15  !Dto< 
nate  in  portug.  £>aft  blieb.  Unter  fteinrid)  II. 
unb  l^oljann  L  nahm  er  eine  tjeruorragenbe  Stel= 
lung  ein,  mar  äRitglieb  ber  9tegentfd>aft  für  f>eim 
vid)  III.,  feit  1398  ©roßtanjler  unb  ftarb  ni  Gala* 
borra  Slnfang  1407.  Gr  fe&te  bie  ofnjielle  ©efdncpt' 
id}reibung2llfon«'X.  fort  in  «Crönicasdelos  reyes 
de  Castilla  D.  Pedro,  D.  Enrique  IL,  D.  Juan  I., 
1).  Enrique  III.»,  bie  3eit  uon  1350  bi«  1396  be* 
banbelnb  (2  93be.,  9)tabr.  1781,  unb  in  93b.  66  ber 
«Biblioteca  de  autores  espanoles» ;  bie  filtern 
gaben  üon  1495, 1526  u.  f.  w.  unnollftdnbig).  Ter 
Inhalt  ift  wertvoll,  ber  Stil  fd?on  gelehrt  beeinflußt 
unb  etwa«  fdileppenb.  31.  bat  Simu«,  ©regor« 
«Moralia»  im  8lu«sug,  f\fibor«  «De  sumrao  bono», 
Golonna«  «Historia  Troyana»  unb  93occaccio« 
uDecasibus  prineipum»  iiberfe^t  ober  überfein 
laffen.  Gr  felbft  fdjrieb  ben  fog.  «Rimado  de  pa- 
lacio»,ein  leprpafted  ©ebiebt,  in  bem  ein  einftd?= 
tiger  Wann  non  aufridjtigem  SBillen,  ben  ©eburt 
unb  ©efebid  in  ber  Gntwidlung  feiner  Sdbigfciten 
begünftigten,  feine  2eben«erfabrung  nieberlegt.  G« 
ift  überwiegenb  im»ierjeiligen3lleranbriner  gefebrie* 
ben.  Tie  einige  2lu«gabe  in  93b.  57  ber  «Biblio- 
teca  de  autores  espaiioles».  2luch  ftbrieb  21.  einen 
Trattat  über  bie  Salfenjagb  (gebrudt  1869  Pon  ben 
«Bibliöfilos»,  1879  in  93b.  3  ber  «Biblioteca  vena- 
toria»).  —  Gine  93iographie  21.«  oon  Kohle«  p  Sri 
cina«  ift  in  ber  «Coleccion  de  documentos  inedi- 
tos»,  93b.  19  u.  20,  abgebrudt. 

«t)<tmonte,93ejirf$=  unbftafenftabt  in  ber  fpan. 
<Bro»inj  £>uetoa  (Stnbalufien),  Unf«  am  ©uabiana 
unweit  non  beffen  SJcunbung ,  malerifcb  am  ftuße 
unb  an  ben  Abhängen  eine»i  mit  einer  grofien  got. 
Mirobe  mit  Äuppelturm  gelrönten  ."oügelÄ,  ift  ber 
f  übweftlicbfte  Ort  Spanien«,  gegenüber  bem  portug. 
$illa  =  9ieal  unb  Gaftromarim,  bat  (1897)  7503  Q., 
(^arnifon,  Seucbtturm,  ^oft,  Telegraph,  eine  9Bcrft, 
Müftenbanbel,  Sifd^vci  unb  3d?iff^bau,  ju  bem  bie 
Wnienmälber  ber  Hüfte  ben  SHobftoff  liefern.  2Ue 
^afen  bient  einer  ber  Secarme,  wcl*e  bie  an  ber 


;  ©uabianamünbung  liegenben  Sumpfinfeln  tren» 
nen.  Xuf  einer  biefer  ^nfrin»  ^uf  benen  Diel  See» 
fal}  gewonnen  wirb,  liegt  bie  von  catalon.  Aitern 
,  gegrünbete  Äolonie  3*Ia  =  Griftina  ober  Sa 
jriguerita,  ein  emporblübenber  Ort  mit  (1897) 
I  5910  <$.  unb  großartigem  Sarbinenfang.  Ginge» 
t  falsene  unb  geräud)erte  Sarbinen  unb  Äalt  bilben 
bie  midjtigften  3tu*fuprartitel  ton  31.  SnfoJfl«  ber 
,^ollabfperrung  Portugal«,  be«  geblen«  eine«  pro= 
bultipen  J&intcrlanbe«,  t>or  allem  aber  be«  (hnpor- 
blüben«  oon  feueloa  pat  3.  an  93ebeutung  oerloren. 
3ur  9tömerjeit  ftanb  biefe«  Ostium  fluminis  Anae 
mit  Emerita  Augusta  (iReriba)  in  93erbinbung. 

5lpnc<iugb,  3ja«Iut,  Torf  im  türt.  SDitaict 
3libin  (Äleinafien),  im  alten  Spbien,  60  km  fübli* 
t>on  Smnrna,  nape  ber  SWünbung  be«  tfütfAüt 
ÜJIenbere«,  be«  alten  Äapftro«,  in  ben  ©olf  Don 
Scalanooa,  unb  an  ber  ßtfenbahn  Smpma^lVbin. 
Tie  auf  einem  93erge  gelegene  faraten.  Jefte  SR.  iü 
bie  ftefibeni  be«  Tiftri(t«»3Äubir.  ^n  ber  baneben 
gelegenen  mmpRgen  6bene,  bie  nadb  %  bi«  jun» 
§ufje  be«  ^aleffu«,  nad)  €.  bi«  an  ben  Äoteffu* 
rcidpt ,  erhebt  fid?  ber  93erg  ^Jrion  ober  ^Sion  mit 
ben  JHuinen  Don  Cpbefu«  (f.  b.).  Ten  Kamen  2t. 
hält  man  für  ba«  uerberbte 6agio«  Sheologo«  («hei- 
liger Sbeologc»),  wie  bie  ©riechen  ben  (h?angcliften 
Johanne«  nannten ,  bem  im  dpriftl.  (^jbefu«  eine 
.Hird)c  geweiht  war.  Sieben  ben  großen  9Jlarmor= 
brücben  be«  ^Jrion  befinbet  ftd)  bie  Stalattitenhßhlf 
ber  Stebenfdjldfer  fowie  bie  öohlc,  in  welcher  ber 
üon  «jJatmo«  hierher  übergeficbeltc  ?lpoftel  3ohan» 
ne«  begraben  fein  f oll.  —  Sgl.  S&oob,  Discoverie* 
at  Ephcsus  (Sonb.  1877). 

»POS«,  Stabt  in  Sprien,  f.  2tjä««.    [U,  gig.  2. 

HflC'ttije,  f .  ^ingertier  unb  Tafel :  Halbaffen 

«plc^burp  (fpr.  <hl«börri),  ÜJtarttfledcn  unb 
Öauptort  ber  engl,  ©raffet/aft  93udingham,  69  km 
im  oon  Sonbon,  im  reiben  £pale  (Vale  of  A.> 
ber  in  bie  2hemfe  fliepenbcn  Jbame,  hat  (1891) 
13497,al«  Stabtbejirt8674  6.;  Spi&enfabritation, 
Strobfledhterei,  dntenjudjt  (f.  Gnten),  befonber«  für 
ben  Sonboner  ÜJtartt  unb  ift  SRittelpuntt  be«  lanb» 
mirtfdjaftlidpen  ^robuttenhanbel«  ber  ®raffd?aft. 
Tie  Stabt  wirb  fdwn  571  erwdh»».  3n  ber  9tähc 
Öartwelt=6oufe,  1809—14  «lufentbalt  be«  0ra-^ 
fen  pon  ^ronence,  fpfitem  Äönig«  Subwig  XVIII. 
oon  {yrantreidj. 

«plc*hnri)=(?itte  (fpr.  (fhl«hörti),  f-  Gnten  unt> 
Tafel:  ©eflügel,  gia.  5. 

5lpmar,  f.  Saint=©crmain,  ©raf. 

"Jlpmarä ,  Stamm  ber  Peruaner  im  ©ebict  be« 
obern  SHto  Äpurimac.  Ta  eine  »njaht  fieute  bic= 
fe«  Stamme«,  jufammeu  mit  Angehörigen  anberer 
Duedjuaftdmmc,  üon  bem  %nla  Gapac  ?)upangui 
in  bie  ©egenben  am  Jiticacafee  üerfefet  würben  unb 
bort  mit  ben  Ureinwohnern,  ben  (£oUa,  oerfchmob 
jen,  fo  haben  fpäter  bie  3efuit«n,  bie  am  weftl. 
Ufer  be«  Jiticacafee«  in  Suli  (ober  3uli,  wie  fie  f»e 
nannten)  eine  3)liffion  grünbeten,  ben  Kamen  21. 
auf  bie  Sprache  angemanbt,  bie  ju  ihrer  3rit  von 
ber  93crtblterung  biefer  ©egenb  gefprodjen  würbe. 
Tiefe  Sprache  aber  war  nicht  mehr  ba«  Guechua 
(f.  b.),  ba«  bie  2t.  ursprünglich  fpracben,  fonbern 
bie  Gollafprad>e,  mit  fehr  uieten  Guccbuawörtern 
gemifd?t.  Seit  ber  3eit  bat  fid?  ber  Käme  3t.  für  bie 
geiamte  93eDölterung ,  welche  biefe  Sprache  rebete, 
fei'tgcfcHt  unb  werben  bie  Kaditommen  ber  alten 
(Solla,  untcrmifdjt  mit  Slbtömmlinaenperuan.  SRili« 
tärtoloniften,  al«  9t.  hejeichnet.  (Sgl.  Giemen«  % 


Digitized  by  Google 


fbfttmt» 

9Jtartbam  im  «Journal  of  the  Royal  Geographica! 
Society»,  XLI,  327.)  Sie  3t.  bewohnen  baS  ganje 
Anben=öocblanb  com  Siticacafee  ira  9t.  bis  nacb 
Cruro  im  S.  3btc  3abl  wirb  auf  750000  Köpfe 
gefebäfct.  Sic  finb  ausgeprägte  ßocblanbSinbianer, 
mit  breiten  Schultern  unb  enorm grofeemSrufttaften, 
unb  mertwürbigerweiie  febr  buntel  gefärbt. 

3m  Zentrum  ihres  ©ebieteS,  auf  ber  öben  £>ocbs 
ebene  im  Silben  beS  JiticacafeeS ,  etwa  4000  m 
hoch,  liegen  bie  berühmten  Ruinen  von  Jiabuanaco 
<f.  >.).  eigentümlich  bem  Apma  vagebiet  finb  ferner 
bie  }ur  Sotenbeftattung  bienenben  Lf  bulpa,  5  bis 
7  m  bobe  bieredige,  feftener  runbe  2ürme  auS  fo« 
libem  ÜJtauerwerl,  aufien  mit  Steinen  verbleutet 
ober  mit  3 tuet  überwogen,  mit  einer  ©rablammer 
im  3nnern,  ju  ber  an  ber  Cftfeitc  eine  Heine  Sbür 
führt.  —  Sgl.  SRibbenborf,  2>ic  Aimarä*  Sprache 
(«Die  einbeim.  Sprachen  SeruS»,  Sb.5,  £pj.l891). 

'Ärjmorci?,  ^nbianeritamm,  f.  Sotofuben. 

*tio,  f.  Ajo. 

*lnpnic  (greh.),  Scblafloftgteit. 

51  n r  ( fpr.  äbr ).  1)  A  p  r  f  b  i  r  e ,  W r a f f djaf t  in 
3  übf cbottlanb  (f.  Karte :  S  ch  0 1 1 1  a n  b ),  an  ber  Oefb 
tüfte,  wo  ber  Glpbebuien  6  £äfen  hübet,  bat  2975,39 
<lkm,  (1891)  224222  (110888  männl.,  113334 
weibl.)  G.  unb  jerfällt  in  3  Sianbfcbaftcn :  Arril 
ober  Garrid  im  S.  bom  bluffe  Soon,  Kple  in 
ber  'Utitte  unb  Nünning bam  norblicb  Dom  ftluffe 
orfinc.  Sie  Hüfte  (110  km  lang)  ift  im  S.  Tellig, 
im  9i.  aber  niebrig  unb  fanbig.  Sie  ©raffebaft  ift 
tneiftenteüS  bügelig,  im  60.  bergig  (Jinto  ^ill 
703  m).  öauptflüffe  fmb  ^ruine,  Apr,  Soon,  ©irpan 
unb  Stincbar;  ber  gröfete  See  ift  ber  £ocb  Soon(f.b.). 
v  troa  41  Sroj.  ber  Oberfläche  finb  angebaut,  unb  in 
neuerer  3«it  fmb  grofec  Streden  mit  Säumen  b> 
bftantf  worben.  Sie  Sobentultur  ift  ©ortreff lieb,  unb 
bie  ganie  ©raffebaft  (befonberS  aber  Kple)  wegen 
ihrer  müchreieben  Hube  unb  guten  Käfe  (Sunlop  unb 
Umgegenb)  berühmt.  Sie  Küftenfüdjcrei  ift  erheblich. 
I  ie  ßrobutte  beS  SergbaueS,  bauptfäcblich  immitt« 
fern  unb  nörbl.  Sanbftricb,  ftnb  Gifen,  Steinloblen, 
*Slei  unb  Kupfer  foroie  auch  Antimon,  ©rapbit 
unb  guter  Sauftein.  Siele  Steinloblen  werben  nach 
x>rlanb  unb  ben  f>cbriben  aufgeführt.  Am  Swine 
berrfebt  rege  3nbuftrie.  Gifen  liefern  ^tuirtirt^urls 
forb  u.f.ro.;  Saumwollipinnereten  bat  Gatrine;  be* 
beutenbe  öoljfebni&ereien  9Jiaucbline  unb  Dlb-Gum; 
nod.  Sie  miebtigften  Stäbte  ftnb  Mümarnod  mit 
sahireichen  SDoUmanufatturen,  Apr,  ÜJtaoboIe  unb 
^srtrine.  3«  21.  gehört  bie  3nfel  Aüfa^Graig.  Siele 
•fünfte  in  21.  ftnb  com  Siebter  SurnS  berberrlicbt, 
unb  bie  ©egenb  um  bie  öauptftabt  wirb  manchmal 
aU  Land  of  Büros  bezeichnet.  Sie  ©raffebaft  ift 
m  jwei  Söablfreife  geteilt,  9iorb=Apr  unb  Süb^Apr, 
übe  mit  einem  Abgeorbncten.  Ginen  britten  fenben 
bie  £auptftabt  21.  unb  ^rbine  nebft  brei  Stäbten  in 
.Irgoll  ine  Parlament.  Aprfbirc  ift  wegen  feiner  An= 
bängliehfeit  an  ben  Gooenant  im  17.  %al)xb.  betannt. 
—  2)  ftanptftabt  ber  ©raffebaft  31.  unb£afcn,  eine 
ber  febönften  Stäbte  Schottland,  48  km  im  Süb- 
<übn?eften  von  ©laSgow,  nahe  ber  üHünbung  beS 
Apr  (bie  ben  £afen  hübet),  an  beffen  Untern  Ufer 
unb  an  ber  ©laSgow:  ABr:Sumbarton:Gifenbabn, 
ift  eine  3P.unicipal;  unb  SarlamentSftabt,  von  ©är= 
ten  mit  Sillen  umgeben,  unb  bat  (1891)  einfcblieft- 
lieb  Zerrten  uren  Jlrr  25213,  als ^arlamentdhejirt 
23835  Q.,  ein  grolartigeö  StabtbauS  mit  einem 
lunne  (68  m),  eine  Htabemie,  einSlfol,  ein  Armem, 
ein  Äranfen*,  ein  ©atfenbauS,  ein  Jbeater.  3^ei 


—  Stnrton  197 

|  Srüden  (bie  Aulb»5Brig  unb  bie  9te»=3irig,  beibe 
aus  SBumS  helannt)  berbinben  bie  Stabt  mit  ben 
Sorftäbten  SaUacetoton  unb  Newton  »upon- Apr. 
GS  befteben  Schiff baupläfee,  Seilerbahnen,  Segele 
tuebv  Gifen«,  Schub.',  ©aumtDoU*,  SBoll*,  3>ppid^ 
unb  9(ägelf ahnten,  Äallbrennerei  unb  eine  Salj= 
TiebereL  3n  ber  Umgegenb  Werben  Scfaleiffteine  ge= 
fertigt.  3n  ben  öafen  jwifeben  jwei  3)tolen  lauten 
Schiffe  »on  200t  ein.  öauptauSfubrartitelftnbÄoh: 
len.  Sie  neue  3ßafjerleitung  pon  bem  18'/t  km  ent= 
fernten  fioeb  SinlaS  beftebt  feit  1887.  Gtwa  4  km  pon 
A.  baS  Sorf  Allowap,  ber  ©eburtSort  pon  9t. 
Surnf,  mit  einem  Senlmal  beS  SicbterS  in  ber  9tähc. 

ttyrämöifet,  IBoItSftamm,  f.  (jinnen. 

^Irjr cithoff ,  (Kornelius  .v>crm.  pon,  Sramatitcr, 
geb.  28.  SDtai  1733  ju  ffiien,  würbe  1756  Dffaier, 
1794  ^elbtüarfcballleutnant,  1803  penftoniert,  geft. 
15.  3(ug.  1819.  A.S  nacb  bem  dufter  ber  fran$. 
tlafftfcben  Sragöbie  gefchriebene  2rauerfpie(e  finb 
unbebeutenb;  hoher  ftehen  bie  Suftfpiele.  Son  bie= 
fen  würben  >■  2  er  Softjug,  ober  bie  nobeln  Saffto- 
nen»  (1769)  unb  «Sie  grofte  Satterie»  (1770)  meh- 
rere ,\ahre  auf  allen  beutfefcen  Sühnen  gegeben. 
«Ser^ofnug»  gehörte  3U  ben  wenigen  Grjeugniffeu 
beutfdjcr  Sidjttunft,  bie  bor  ^riebuch  b.  ©r.  ©nabc 
fanben.  A.S  «Sämtliche  2Berfe»,  juerft  als  «Sra= 
mat.  Unterhaltungen  eines  1. 1.  CffUterS»  erfebieneu 
(Söien  1772),  gab  in  ber  3.  Aufl.  Steher  bcrauS 
(6  Sbe.,  ebb.  1814).  —  Sgl.  Scrnbt,  6.  &.  A.,  eine 
litterar.  Slme  (sÄUen  1853). 

ttrjrer,  §al,  bramat.  Sichter,  tarn  al*  armer 
Änabe  nach  Dürnberg,  wo  er  einen  Gifentram  an- 
legte, brachte  eS  burch  Selbftubium  in  Samberg 
oom  ©ericbtSfcbreiber  jum  .\>er-  unb  Stabtaeriebte: 
proturator,  ftebelte  1593  feines  epang.  Setennt 
niffeS  wegen  nacb  Dürnberg  über  unb  ftarb  bort 
26.  üJtärj  1605  als  ©eriebtäproturator  unb  taiferl. 
sJtotar.  A.  bat,  angeregt  bureb  ß. Sachs  unb  engl. 
Jtomöbianten,  1595— 1605  mebr  als  100  meift  welt= 
liebe  Stüde  in  Reimpaaren  berfa^t,  oon  benen  baS 
«Opus  theatricum»  (Jtürnb.  1618)  30  Sxagöbien  unb 
H  omöbien,  36  ^aftnacbtS:  unb  Singfpiele,  eine  SreS? 
bener  ßanbfehrift  3anbereStüde  entbält(neubg.bon 
Keller,  Stuttgarter  Sitterarifcber  Serein,  9ir.76— 
80;  Auswahl  in  2iedS  «Seutfchem Theater»,  Sb.  1, 
Serl.  1817,  unb  in  «Seutf  che  Siebter  beS  16. 3abrb.», 
hg.  Pon  ©oebete  unb  litt  mann,  Sb.  3,  Sp}.  1868). 
Sie  Stoffeber  Sramen,  beren  mehrere  oft  em@anjee 
hüben,  ftammen  namentlich  aus  SoltSbücbem,  bem 
iöelbenbucb,  Lobelien  SoccaccioS  unb  SelleforeftS, 
aber  aueb  auS  engl.  Stüden,  benen  er  ben  Marren 
(3an  Slam,  $an  Söffet)  entnahm.  Seine  turjen 
ftrophifchtn  Singfpiele  entfpreeben  ben  engl.  3igS 
(f.  b.).  3n  Sprache,  poet.  Auffaffung  unb  Gbarat= 
teriftil  tann  ftcb  A.  nicht  mit  ß.  SaebS  meffen,  er 
ven'teht  iich  aber  beffer  auf  traffe  tbeatralifde 
Gffette  unb  auf  fpannenbe,  oerwidelte  fjanblung. 
—  Sgl.  Schmitt,  3.  Aprer  (ÜJtarb.  1851). 

«Mrjrf hir c  (fpr.  äbrfcbtr),  ©raffebaft,  f.  Apr. 

Hrjrt on  (fpr.  äbrt'n),  William  Gbwarb,  engl. 
Sbpftter  unb  Glettriter,  geb.  1847  in  Sonbon,  ftu« 
bierte  hier  unb  war  in  3nbien  bei  ber  Staatetelc= 
grapbenberwaltung  angeftellt.  Son  1873  bis  1871» 
war  er  Srofeffor  für  Sppfü  unb  Jelegrapbie  an  ber 
taiferl.  ^ngenieurfcbule  }u  2otio  in  ,Viv^n,  lehrte 
1879  wieber  nach  Gnglanb  jurüd  unb  würbe  als 
Srofeffor  ber  Sbofit  am  City  and  Guilds  of  London 
Institute  angeftellt ;  1881  würbe  er  jum  SDtitglieb  ber 
Royal  Societv  gewählt.  Seine  febr  jablreichen  Ab« 


Digitized  by  Google 


198 


Slrjtoun  —  Azalea 


banbtungen,  fajtjämtlid)in@cmeinfdjaftmit$«rrp  \  fett  ber  21.  nad)  ber  franj.  ^nvafton  abermals  bc- 
verfafet,  befcbäftigen  fidj  mit  ber  Äonftruttion  neu 
JJtefeinftrumenten,  mit  bem  3Jtagnettrei*  ber  Sp*  | 
namomafcbinen,  mit  eleftrifcben  (Sifenbabnen  unb 


anbern  für  bie  (*leftrotedmif  roicbttgen  fragen,  (üne 
ber  bebeutenbften  ift  bie  1883  im  12. »be.  be*  «Jour-  j 
nal  of  tbe  Society  of  Telegraph  Engiaeers  and 
Electricians»  erfcbtenene  über  Glettromotoren.  6ein 
Sert  «Practical  Electricity»  (2onb.  1888;  beutfcb 
al*  üjöonbbucb  ber  prattifdben  (Sleltricität»,  3ena 
1889)  ift  Öfter  aufgelegt  roorbcn. 

ittitoun  (fpr.  fytubn  ober  ebt'n),  ©tlliam  Gb« 
monbftoune,  fcbott.  Siebter,  geb.  21.  Juni  1813  ju 
Gbtnburgb,  ftubierte  ebenba  bie  9ted?te  unb  trat  1832 
miNPoland,  Homer  and  other  poems»  hervor,  obue 
Beachtung  ju  finben.  6eit  1840  mar  er  Slbvotat  in 
tfbinburgb,  feit  1845  ^rofeffor  ber  ÜHbetorit  unb 
^elletrifrit  bafelbft.  Stnfang*  liberal,  roanbte  er 
fid)  fpäter  bem  2orpi*mu*  ju  unb  beteiligte  ftd) 
littcrarifd)  viel  an  «Blackwood's  Magazine»,  beffen 
Leitung  er  1854  übernahm.  Gr  ftarb  4.  Stug.  1865 
auf  feinem  2anbft|  SBladbill*  in  Jöocbfcbottlanb. 
31.*  Stuf  al*  Sichtet  begrünbeten  bie  frtfcjben  uLays 
of  the  Scottish  cavalierß»  (£onb.  unb  Gbinb.  1849; 
üuleht  1891;  beutfcb  pon  81.  Sdjmibt,  «Gin  Senf= 
ftein,  gefetjt  ben  3Jcanen  be*  Siebter*  20.  G.  21.»,  Hö= 
nigeb.  1866  [abgebrudt  in  be*felben  «©efammelten 
i'lbbanolungen»,  Verl.  1889]),  in  benen  er  bie  treuen 
Ampen  ber  verbrängten  Stuart*  verherrlichte;  bc= 
(annt  ftnb  namentlich:  «The  heart  of  Bruce», 
«Edinburgh  after  Flodden»,  «The  burial  march  of 
Dundee».  3n  flanj  anberm  Stil  ftnb  feine  Vetträgc 
ju  ben  «Bon  Gaultier  ballads»  (13.  3lufL,  Öonb. 
1877)  gefebrieben,  bie  juerft  im  «Punch»  erfdüenen 
unb  in  Spott  unb  Ironie  an  f>eine  erinnern.  Satir. 
lenbenä  hat  auch  «Firmilian  or  the  Student  of  Ba- 
dajoz,  a  spasmodic  tragedy,  by  T.  Percy  Jones» 
(Gbinb.  unb  2onb.  1854),  roo  er  patbetifebe  über 
j  panntbeiten  neuefter  engl.  Siebter  überbietet,  gerner 
ftnb  ju  ermähnen  «Life  and  times  of  Richard  I.,  king 
<>f  England»  (fionb.  1840),  ba*  ©ebidjt  «Bothwell» 
(3.  Jhifl.,  ebb.  1856)  unb  ber  Vornan  a Norman 
Sinclair»  (3  ©be.,  Gbinb.  unb  fionb.  1862).  Surcb  bie 
tritifd?e  ausgäbe  ber '  Ballads  ofScotland»  (5. 5lufl., 
2  Vbe.,Gbinb.unb£onb.  1870)ertoarb  er  ftd)  ein  nicht 
geringe*  Verbienft  um  bie  uaterldnbifdbe  $oefte. 
Sie  mit  2b-  SDcarttn  unternommene  Überfettung  ber 
«Poems  and  ballads  of  Goethe»  (2.  Slufl.,  Sonb. 
1859  u.  o.)  gelang  roeniger.  $ür  beutfebe  Sitteratur 
trat  Ä.  in  ferner  iöeimat  fräftig  ein.  —  Vgl.  ÜJlarttn, 
Memoir  of  A.  (Gbinb.  unb  Sonb.  1867). 

fltwfc,  anbere  Schreibung  für  Gjjüb  (f.  b.). 

91  nun  tarn  t  c  nt  o ,  in  Spanien  bie  Diunicipal- 
geroalt  ber  Stäbte,  bie  namentlicb  rodbrenb  ber 
Kämpfe  mit  ben  SDlauren  einen  bebeutenben  Ginflufe 
geroann.  Dbgleid)  bureb  ben  unglüdlicben  Slufftanb 
,\uan  be  Vabilla*  (f.  b.)  1521  unb  burd)  bie  rüd= 
ftdjtsJlofe  öärte,  mit  ber  Äarl  V.  alle  ftänbifcben 
©ereebtfame  unterbrüdte,  bie  ftdbtifdje  Freiheit  für 
bie  näcbften  3  Sabrbunberte  verloren  ging,  blieb 
boeb  bie  Erinnerung  baran  im  Volte  lebenbtg.  Gin 
Vcroei*  bafür  ift  Galberon*  Scbaufpiel  «Ser  iHi*= 
tcr  oon  3alamea».  3tu*  bic  ßrpebung  non  1808  , 
itüBte  ftd)  Dielfad)  auf  bie  %.  Saber  nahmen  bie  I 
tiorteiä  oon  (Sabij  1812  bicörunbjügc  be«s  frühem 
Snftem«  roieber  auf  unb  pafstf n  fte  bem  3eitbebürf= 
niffe  an.  !öon  irerbinanb  VII.  nad)  feiner  JHüdfebr 
abaefdjafft,  oon  ben  ISorte^  aber  in  bem  (Sefeft  vom 
3.5ebr.l823roieberbergfftcllt,roarbbteSelbftanbig:  . 


feitigt,bagegenburdb  bieSerfaffungnon  1837  roieber 
beftdtigt.  Stefem  ®efe$  juf  olge  geben  bie  3(.  mit  bem 
2(lcalben  (f.  b.)  ali  ihrem  Sorji&enben  au*  ber  all- 
gemeinen  inbireften  3Babl  ber  ©emeinben  bervor. 
Sie  «.  ftnb  berechtigt,  bie  fiiften  ber  ÜMbler  unb 
@efd)roorenen  }u  entroerfen,  bie  9Zationalgarben  ju 
organifteren,  bie  $oIigei  ;u  oerroalten,  bte  Vertei- 
lung unb  Erhebung  ber  Slbgaben  ,;u  beforgen  unb 
toai  ©emeinbevermbgen  ju  vermalten.  1840  roarb 
in  ben  Gorted  ber  Gnrrourf  in  einem  neuen  ©efe^e 
angenommen,  roobureb  bic  £pätigleit  ber  91.  auf  rein 
ftdbtifdje  Angelegenheiten,  foroie  ba*  SBablrecbt  auf 
bie  6öd?ftbe«euerten  befd>räntt  blieb.  Socb  ber 
Aufftanb,  ber  bie  Vertreibung  ber  Königin  9$lax\e 
(Sbriftine  jur  fioiat  t^atte,  liefe  e$  nidjt  jur  8tu*füb^ 
rung  fommen.  Von  1840  biß  1843  roar  ba£  ®efeh 
von  1823  roieber  in  Kraft.  Wad)  ber  ©egenrevolution 
rourbe  1845  von  ben  (£orte£  eine  Überarbeitung  be« 
©efefcc*  von  1840  angenommen.  Sie*  blieb  in  ©eh 
tung  bid  }ur  Septemberrevolution  1868,  bie  ba* 
(v'iU'i;  von  1823  abermal*  erneuerte  unb  in  bem 
HJtunicipalgefet)  von  1870  mobiftjierte.  Sanad> 
roerben  bie  iDlitglieber  be*  S.  (Concejales)  vom  ©e^ 
jtrt  auf  ©runb  be*  allgemeinen  birelten  SBahlredjtö, 
ber  Stlcalbe  unb  feine  Stellvertreter  (Tenientes)  von 
ben  (Soncejale*  gerodblt.  Slufeer  ber  ^olijeimann* 
fd?aft  bat  ba*  M.  feine  bewaffnete  2Radbt  unter  fttb. 
Vei  ©efette*überfcbreitungen  haben  ber  ©ouverneur 
ber  Vrovinj  unb  bie  Regierung  ba*  :Ucit  t ,  bie  31.  ju 
fufpenbieren;  ba*  Ie^te  SBort  fpreeben  bie  ©eriebte. 
311*  mit  bem  «Regierungsantritt  Sllfon*'  XII.  im 
Sej.  1874  bie  Partei  ber  Siberalfonfervativen  an>> 
3iuber  gelangte,  hob  fte  ba*  ©efefc  von  1870  über 
bie  31.  roieber  auf,  um  ftd)  bie  SRunicipatgeroalt 
unmittelbar  bienftbar  ut  machen . 

31pufo,  tjranci'Sco  ©arcia,  fpan.  ©elcbrtcr,  geb. 
1835  ju  Sötabrib,  ftubiertet  nach  tbeol.  Gramen,  in 
dJiarofto  Strabifcb,  bann  in  2Jtünd>en  unb  ©ien, 
unb  lebte  feit  1871  in  Sttabrib,  roo  er  1886  ben 
neuen  £ebrftubl  ber  verglcid>cnben  Philologie  er 
bielt.  ».  ftarb  im  9Jtai  1897.  ©r  veröffentlicbtc : 
«El  estudio  de  la  lilologia  en  su  relacion  con  el 
Sanskrit»  (üRabr.  1871;  franjftfifd)  üon  be  Saftro, 
%ax.  1884),  «Ensayo  critico  de  gramatica  com- 
parada  de  los  idiomas  indo-europeos»  (vU(abr. 
1877—79;  2.  Hu*g.  1886),  eine  Überfettung  von 
Ralibafa*  «Urvasi»  mit  Einleitung  über  ba*  inb. 
Jbeater  (ebb.  1873),  unb  eine  ebeniolcbc  von  «<^a- 
kuntala»  (ebb.  1875) ;  «Gramatica  francesa»  (1878), 
«Gramatica  inglesa»  (1882)  unb  «Gramatica  ale- 
mana»  (1882)  j  $erid?te  über  bie  bebeutenbften3tfrila= 
reifen  foroie  Stubien  über  ben  Orient:  «Iran  ö  de) 
Indo  al  Tigris»  (1876)  unb  «El  Afganistan»  (1879). 

ttttutbfa,  engl.  Schreibung  für  Mjutbia,  frühere 
$auptftabt  von  Slam,  f.  SBanglot. 

Az,  31blürjung  für  Azote  (f.  b.);  im  beutfeben 
Öeere  amtliche  Slbtürjung  für  31uffd?lagjünber 
(f.  3ünber). 

Az.,  3Ibtünung  für  Son  3elir  b'3ljara  (f.  b.). 

"M^agaic,  foviel  roie  Sffagaie  (f.  b.). 

91  jäle,  au*  Ärapp  bargeftellte*  unreines31liäariu- 

Azalea  L.t  ajalie,  gelienftraucb,  eine 
"Bflanjengattung  au*  ber  Familie  ber  @ricaceen 
(f.  b.) ;  fehönblühenbe  Sträucber  mit  etroa*  behaarten, 
entroeber  abfallenbcn  ober  bauernben  sölättern  unb 
an  ber  Spi£e  ber  3»eige  gefammelten  Vlurnen. 
3m  Vau  benelben  unterfebeibet  ftd?  A.  von  Rhodo- 
dendron (f.  b.)  burd?  5  Staubgcfäfee  nur  unbebeu= 


Digitized  by  Google 


tenb,  »irb  baber  \<M  mit  tiefer  Gattung  Dereinigt, 
teilt  auch  tie  geogr.  Verbreitung,  2eben*bebingungen 
unb  Kultur  mit  ben  nod)  betanntern  unb  jtoUern 
2Upenroicn.  3m  popen  9torben  unb  in  ben  Alpen 
f eblenb  (benn  A.  procumbens  ift  leine  A  jatee ,  f ow 
bern  bilbet  bie  eigene  ©attung  Loiselcuria),  beginnt 
ibr  ®ebiet  am  Äaufafu*  mit  ber  in  beutfepen tyaxli 
am  liebften  gezogenen  A.  pontica  L.  Dftajien  bat 
etwa  15  Arten,  oon  benen  bie  berühmte  ©artenpflanje 
A.indica£.(i.  Tafel:  ffaltbau*pf  langen,  §ig.4) 
um  1800  nad)  (hiropa  gelangte  unb  in  erftaunlicb 
vielen  Spielarten  al*  immergrüne  Malt  bau-:  Te 
ferationepflame  mit  Slüteieit  um  Dftern  Der* 
breitet  ift.  Sie  SBlfitenfarben  (teilen  alle  21b* 
tönungen  jmifd)cn  iReintoeij?  unb  $untelrot  unb 
euriaem  Scharlach  bar.  ©egen  birelte  Sönnern 
trablen  gefd)üfct,  hdlt  fid)  ber  glor  einen  2Ronat 
änger,  unb  aud)  in  Wohnräumen  (äfet  er  ficb  lange 
3eit  tonfenrieren.  2)ie  bauptfdcblicbftcn  ©ebingum 
gen  be*  ©ebeiben*  fmb:  nad)  ber  SBlüte  Umtopfen 
in  öeibeerbe  befter  Qualität;  Ginfenten  ber  Töpfe 
in*  freie  2anb  in  fonniger  l'age,  Doütommenfte 
Sicherung  be*  Abjug*  be*  ©affer*,  SSermeibung  ju 
grofter  unb  ju  geringer  fflaf)  ergaben,  93enut)ung  Don 
,yluf>'  ober  ^egenroaffer  mm  ©iefeen  unb  Spri&en, 
im  Sinter  ein  niebrige*,  feuchte*,  aber  belle*  öau*, 
in  bem  eine  Temperatur  ton  H  4  hi*  5°  C.  unter: 
balten  mirb,  Lüftung  fo  oft  unb  fo  reicblicb  roie 
möglich,  prächtige  SÖlütenfträucber  be*  freien  2am 
be*  fmb  bie  (aubabroerfenben  Arten  A.  viscosa  L., 
A.  umliflora  L.  unb  calendnlacea  Michx.  norb' 
amerü.  Urfprung*;  fie  erreichen  eine  £>öbe  von 
1  bi*  2  m,  ibre  tn  allen  Schattierungen  be*  ©elb 
unb  tRot  prangenben  Blumen  fteben  in  I  elben= 
trauben  unb  jeidmen  fiep  burd)  febr  lange,  brüftg 
bebaarte  Äronröpren  au*.  5£n  Worbamerifa,  von 
tSanaba  bis  33irginicu  unb  tfloriba,  ift  bie  A.  in 
weit  über  20  Arten  Dorbanben. 

>i;arn,  ^ofe*  9lico(o  b\  fpan.  Diplomat  unb 
Hunfttenner,  geb.  1731  ju  JBarhunale*  in  Arago= 
nien,  ftubierte  ju  $ue*ca  unb  Salamanca,  trat, 
1765  jum  fpan.  @efcbäft*träger  in  IHom  ernannt, 
bort  mit  ©eU- lu  tm  unb  Äünftlero,  befonber*  mit 
bem  IRaler  2R eng*  unb  mit  feinem  gelehrten  2anb*= 
manne  Arteaga  in  93erbinbung.  v\n  feiner  Diplo- 
mat. Stellung  bemie*  er  Diel  ©etuanbtbcit  unb 
behauptete  großen  Ginflufe  auf  ben  pdpftl.  Stuhl, 
namentlich  unter  ©lernen*  XIV.  Gr  trug  ju  ben 
iöefcblüfferi  in  betreff  ber  Aufbebung  be*  ^etuitem 
orben*  am  m einen  bei;  auch  hatte  er  ben  größten 
Ginflufe  auf  bie  SÖabl  Piu*'  VI.  «Kit  biplomat. 
Auftrag  warb  er  1798  nad)  Pari*  gefanbt,  1801 
jurüdberufen  unb  nad)  Barcelona  Derroiefen ,  1802 
roieber  al*  SJotfdjafter  nad)  pari*  gejepidt,  jeboeb 
1803  Don  neuem  biefc*  Soften*  Derluftig  erfldrt.  21. 
{tarb  26.  San.  1804  ju  Pari*.  Qx  gab  bie  SBerte 
leine*  ftreunbc*  2Rena*  (italienifd),  2  33be.,  ^Jarma 
1780)  berau*,  beffen  Sehen  er  auö)  beidjrieben  bat. 

Sein  «ruber,  2)on  ftelir  b'St.,  geb.  18.  Ü)tai 
1746,  gej't.  1811,  machte  ftch  al*  ^taturforfeber  unb 
iHeifenber  betannt;  er  febrieb  «Voyages  dans  l'Am^- 
riqne  meridionale»  (4  Sbe.,  tyax'  1809,  mit  2ltla*). 

«^artie,  Cl,  Ort  in  ^aldftina,  f.  Bethanien. 

^arnt,  ein  tünftliAer  gelber,  jum  ®aum»oll» 
brud  bienenber  ^arbftoff ,  ber  ben  Ajofarben  nahe 
fteht  unb  al*  gelbe,  nad)  fdjroefüger  Säure  riedjenbe 
^afte  in  ben  ©anbei  fommt. 

«aovldonm,  2(jarolborn,f.  Crataegus. 

51* ben,  ©ebirg*lanb  in  ber  Sahara,  f.  »tr. 


%Qlio  199 

31  £Dnfo  (21  *  b  u  f  a) ,  9fyctdmung  be*  cpriUifchen 
Alphabet*  nad)  feinen  betben  erften  ^Buchftaben  a 
Ifla».  az,  fpr.  a*)  unb  b  (buki>.  fyx  aud)  bafür 
gebrauchte  2lu*brud  2lbewega  ift  au*  ben  rrier 
erften  »ud)ftaben  (abwg)  gebilbet. 

Sfgcarvaga,  Ten  Marcelo  be  21.  p  $a(mero, 
fpan.  3Jlinifterpräfibent,  f.  93b.  17. 

StjcgUo  (fpr.  abfelio),  ^Raffimo  lapparelli, 
2Jlard?eTe  b*21.,  ital.  Staat*mann  unb  Xichter,  au* 
altabltger  piemont.  gamilie,  geb.  24.  Ott.  1798  ju 
Turin,  ging  gelegentlich  einer  ©efanbtfd>aft*reife 
feine*  8ater*  Sefare  lapparelli  b'21.  nad)  9*lom  unp 
roibmete  ficb  hier  roährenb  eine*  ad)tjäbrigen21ufent= 
halt*  ber  SRalerei  unb  bem  Stubium  ber  ©efd)id)te. 
9cach  Turin  1829  jurüdgetehrt,  ftebelte  er  nach 
be*  «ater*  Tobe  (1830)  nach  ÜJlailanb  über,  mo  er 
SBlamoni*  greunb  unb  Schroiegerfobn  tourbe. 
$urd)  ihn  in  ben  5trei*  ber  bortigen  Scbriftfteller 
eingeführt,  üeröffentlidjte  er  bie  patriotifd>en  3lc= 
mane  «Ettore  Fieramosca»  (1833)  unb  «Niccolö 
de'  Lapi»  (1841 ;  beibe  beutfd)  oon  oon  fiangenn, 
fipj.  1842,  ber  jmeite  aud)  anonpm,  Stuttg.  1845). 
Um  ben  dürften  Italien*  bie  9lotmenbigteit  einer 
nationalen  unb  liberalen  ^olitit  ju  bemeifen  uno 
um  päpjtl.  unb  ftfterr.  ^Rifsroirtidpaft  ju  geißeln, 
lieg  er  bte  ^lugjdmften  «Degli  altüni  casi  di  Ro- 
magna»  (beutfd),  Spj.  1846),  «Sui  casi  di  Loni- 
bardia»  (1846)  unb  «I  lutti  di  Lombardia»  (1848) 
erfcheinen.  Snfolgebeffcn  jur  #lud)t  gejmungen, 
begab  er  ftep  nad)  9iom,  too  }um  Teil  unter 
feinem  Ginflufi  ^Jiu*  IX.  feine  ^Reformen  begann. 
1848  fämpfte  er  mit  ben  röm.  ftreifebaren  aeaen 
Cfterreid)  in  ber2omharbei,fpäter  imi8enetianifd?en 
unb  mürbe  al*Dberft  bei2iicema  fchmeroermunbet. 
sJiad)  ber  unglüdlichen  Sdjlacb  t  bei  ovara  (23.  SJläri 
1849)  übertrug  ihm  93ictor  ßmanuel  II.  bie  93ilbung 
be*  äRinifterium*,  in  bem  er  bie  ÜBertraltung  ber 
äußern  Angelegenheiten  unb  bie  $räfioentjchaft 
übernahm.  $ur<b  feine  abmartenbe  unb  tluge  1;  e  - 
litit,  namentlid)  grantreid)  gegenüber,  erwarb  er 
fid)  bamal*  ebenfomele  3<iube,  barunter  Slattajji, 
al*  fpdter  Semunberer.  ^aefobem  unter  feinem 
ÜJtimfterium  troft  be*  ffiibcn'prud)*  ber  pdpftl. 
Äurie  bie  freifinnigen  Äirchengefe&e  Siccarb*  ju 
ftanbe  gelommen ,  folgte  ihm  4.  91od.  1852  Gapour 
al*  3Uinifterpräftbcnt.  21.,  ber  1848  unb  auf*  neue 
1853  in  ben  Senat  berufen  mürbe  unb  bajroifdjen 
im  fubalpinen  Parlament  fafe,  übernahm  1859  bie 
SRegierung  ber  Slomagna,  ba*  Amt  eine*  ©our»er= 
neur*  t>on  Wailanb,  bann  eine  wrtrauliebe  Sen= 
bung  nachfionbon  unb  )0g  ficb  herauf  in*  Privat- 
leben jurüd.  1861  trat  er  im©egenfat»e  ju  gaoour, 
ber  :Hcm  al*  ^auptftabt  be*  neuen  Staat*mefen* 
erftrebte,  in  ben  «Questioni  urgenti»  für  Verlegung 
ber  ^auptftabt  nad)  ^lorenj  ein.  A.  ftarb  15.  ,U:t . 
1866.  3n  Turin  rourbe  ihm  1873  ein  93ronjej[tanb: 
bilb  i  von  93a(jico)  errichtet.  2(1*  Sicpter  unb  Hünft- 
(er  von  Pielfettiger  ^Begabung ,  hat  er  al*  Staat*: 
mann  burdb  fllugheit  unb  sJRäfngung  3talien  grofee 
T)ienfte  geleistet.  —  5Bgl.  21.*  ienhoürbigteiten : 
I  miei  ricordi  (2.  Aufl.,  2  93be.,  bg.  Don  IS.  %ao\i, 
filox.  1867;  beutfd)  ^rrantf.  a.  »JH.  1869)  unb  A.* 
»riefe  an  feine  $rau  äuifa  Slonbel  (hg.  Pon  Qax- 
cano,  ÜJlail.  1870),  an  ©iuf.  Torelli  (hg.  Pon  $aoli, 
ebb.  1870),  an  Garlo  bi  $erfano  (Tur.  1878),  an 
Gmanuele  b'A.  (hg.  Don  93ianchi,  ebb.  1883),  an 
2).  Pantaleone  (ebb.  1889) ;  namentlich  aber :  L'ltalie 
de  1847  &  1865,  Correspondance  politique  de  Mas- 
simo  d'A.  (bg.  Don  Wenbu,  ^ar.  1866)  unb  »iancpi, 


Digitized  by  Google 


200 


%f  —  ^obenjol 


La  politica  di  Massimo  d'A.  1848—59  (Zur.  1884). 
31.*  Scritti  postumi  gab  »icci  fölor.  1871 ;  2. Slufl., 
ebb.  1872),  )cine  Scritti  politici  e  letterari  Zabax- 
rini  (2  SBbe.,  ebb.  1872)  berau*.  Unter  ben  Sieben*-; 
befdjreibungen  fmb  beroortubeben  bieoonCamerini 
( Zur.  1861),  ©iuliant  (ftlor.  1866),  2*.  2ang  (in  ben 
..^reufe.  Sabrbüdjern»,  3Jb.  17,  Bot  1866),  Giro 
b'Slrco  (ftlor.  1866),  ÜJiaffari  (Sur.  1867),  SHatti 
Cäfti  1868),  $a»efto  (glor.  1871),  SWorojjo  (ebb. 
1884);  9teumont  ( ebaratterbüber  au*  ber  neuem 
©efdjidjte  Valien*.  Spj.  1886),  fiiU  »on  Silienbadj 
<©raj  1896).  —  &gl.  Siemara,  Bibliografia  di 
Massimo  d'A.  (ÜWatl.  1878). 

iKoberto  b'2t.,  älterer  »ruber  OTafftmo  b'SU, 
geb.  1790  ju  Surin,  aeft.  24.  35ej.  1862  ebenba, 
würbe  1809  gu  $ari*  Slubiteur  im  Staatsrat  Via-. 
»oleon*  I.,  fpdter  Ärieg*tommiffar  ju  Sauenburg; 
1814  mieber  nacb  Italien  getommen,  gog  er  ftcb  »om 
örfentltdjen  fieben  jurüd  unb  manbte  ftcb  ber  SMalerei 
|tt;  infolge  be*  Stufftanbe*  von  1821  mu&tc  er  nacb 
@enf  flüchten,  »on  wo  er  1826  nadj  9ßari*  ging. 
1833  jurüdgerufen,  erbielt  er  bie  öeitung  ber  Gal- 
leria reale  \\i  Jurin  unb  mürbe  1848  in  ben  Senat 
berufen,  wo  er  ftcb  al* Webner  au*3eidjnete.  Gr  Der? 
öffentliche  tunftgefcbtdjtlidjeSBerte,  u.a.  «Studj  sto- 
rici  e  archeologici  sulle  arti  del  disegno»  (2  SÖbe., 
ftlor.  1862),  einen  wichtigen  SJeitrag  }ur  ©efdndjte 
ber  Malerei. 

Sutgi  Sapparelli  b'Sl.,  ein  anberer  ©ruber 
WtaifimoS,  fleb.  1793,  geft.  24.  Sept.  1862,  würbe 
^efuit  unb  trat  al*  Setter  ber  «Civilta  cattolica» 
gewanbt  für  ba*  SJJapfttum  ein.  Slufeerbem  febrieb 
er  «Saggio  teoretico  di  diritto  naturale»  (2  SBbc., 
iHom  1839)  unb  «Esame  critico  degli  ordini  re- 
presentativi»  (2  93be.,  ebb.  1854). 

Ägd,  Sögel,  f.  Alfter. 

ttgclatttfaure,  C,H1604,  iweibafudje  Säure, 
bie  meift  bureb  Orpbation  »on  iHicinu*öl  barfleftellt 
wirb  unb  in  glänienben  weiften  Sldttdjen  (Sdjmelj' 
puntt  104°)  trpftalliftert. 

Ägemmur  (3lfemmur),  Stabt  an  beratlantü 
fdjen  Hüfte  Don  9)tarotto  unb  an  ber  ORünbung  be* 
Um  er  =  sJtebia,  mit  3000  (*.,  bie  einjige  Küftenftabt 
lRarotto*,bte  ihren  morgcnldnb.Sppu*  bewahrt  bat, 
ba  ibre  6anbel*be»iebungen  unb  Snbuftrie  wegen 
Wangel*  eine«  f>afen*  auf  ba*  3"nere  be*  £anbe* 
befdjrdntt  ftnb.  Sion  Europäern  wirb  bie  Stabt 
idten  befudjt  unb  gilt  irrtümlich  al*  iHuinenbauf  en. 

Ü^cuebo,  ÜWanoel  Antonio  Slloare*  be,  brafil. 
Ticbter,  unter  ben  fipritern  ©raftlien*  nädjft  2>ia* 
ber  beliebtefte,  aeb.  12.  Sept.  1831  in  Sao  l>aulo, 
Üubierte  bie  SRecbte  (1848—51)  tu  9lio  unb  ftarb 
25.  Stpril  1852.  Cr  felbft  »eröftentlicbte  nur  ba* 
Jöänbcben  «Lyra  dos  vinte  annos»  (5.  3lufl.  1884). 
21.*  «Obras»  gab  juerft  fein  Sktcr  (9iio  1853)  berau*, 
«Obras  complet&s»  fpäter  2Ronteiro  (3  SBbe.,  ebb. 
1862).  —  Sgl.  ©arnier*  Biblioteca  nacional  dos 
tnelhores  autores  antigos  e  modernes  (3  93be.,  JRio). 

■Jt^bar  Wofdice,  ^febärni1  ahajbar,  Ü)lo- 
febee  tn  Kairo,  970  burd?  bie  ^atimiben  aearünbet, 
bcrübmt  al«  eine  ber  bebeutenbften  tbeol.  fieprftätten 
be«  3«I«m«,  in  ber  £ebrer  unb  Sdjüler  au*  allen 
Seilen  ber  mobammeb.  Seit  oertreten  ftnb.  6d>on 
17  Csabre  nad?  ibrer  örünbunfl  »urben  in  ber  31. 
tbeol.  iBorlefungen  flebalten,  unb  feitber  baben  un^ 
aufbörlid)  antoaebfenbe  Stiftungen  bie  ;U*A  ber 
l'ebrer  unb  Sdjüler  ftetig  oermebrt.  Sange  3ett  über» 
fdmtt  bie  ^abl  ber  Sdjüler  10000,  bie  ber  Cebrer 
300;  ben  ftärtften  »efud?  »iefen  bie  3«bre  1873 


—76  auf;  unb  jmar  1873:  321  Sebrer  unb  10216 
Sdjüler,  1876: 325  fiebrer  unb  11095  Sdjüler.  1898 
waren  198  2ebrer  unb  7676  Sdjüler.  Sie  Starger 
ber  (vJRubfdjawirun)  ftnb  nadj  Sanbemannfdjaf- 
ten  in  :Knraf-  (Säulenballen)  unb  Jöärat  (©äffen) 
eingeteilt;  bie  für  biefelben  errichteten  Stiftungen 
forgen  für  ben  Unterhalt  ber  SRitglieber.  Unter 
ben  ^Bürgern  ber  %.  ftnb  fdmtlicbe  Sebrricbtungcn 
bc«  ortboboren  3*lamS  burdj  Sebrer  unb  Stüter 
oertreten:  feanefiten,  Sdjäft'iten,  3Jlälititen  unb 
Jpanbaltten,  bie  ÜRajorität  gehört  ben  beiben  erftern 
*Jtidjtungen  an.  31n  ber  Spi^e  ber  SJlofcbee,  aus 
beren  Sebrern  bie  Ulematlaffe  oon  Äairo  beruor= 
gebt,  ftebt  ber  fltuftioon&gppten  al#9lettor(S(bei(b 
al  -M\tami \.  Seit  1871  regelt  ein  ©efefe  bie  Sebr*  unb 
Stubienoerbdltniffe,  ba*  Ernennung*»  unb  ^Jrü 
f ung*wefen  ber  8.  25a  bie  St.  unb  ihre  9icbenräume 
für  bie  gleidjjeitige  Jbätigteit  einer  fo  groben  3<tbl 
oon  Sdjeidj*  unb  £>6rern  nidjt  audreidjt,  wirb  in 
ber  eine  lln ;ahi  oon  ^orlefungen  in  anbent 
lUtofdjeen,  juweüen  au6  in  ben  SBobnungen  ber 
Scbrer  abgebalten.  —  SBgl.  2)or,  L'instruction 
publique  en  Egypte  ($ar.  1872);  (Jberg,  flgppten 
in  ȟb  unb  SBort,  *b.  2  (2.  2tufl.,  Stuttg.  1879); 
3acoub  Sirrin  ^afcha,  L'instruction  publique 
en  Egypte  ($ar.  1890). 

si\  .timüt  (au*  bem  arab.as-sumftt,  b.i.  bie  ffiege, 
^fabe),  in  ber  Slftronomie  ber  ^wifdjen  bem  Stöben: 
treife  be*  ©eftirn*  unb  bem  ÜJleribtan  enthaltene 
«ogen  be*  J&orijont*.  5)cr  %,  ift  bftlidj  ober  weft= 
lidj,  je  nadjbem  ein  Stern  öftlidj  ober  meftlicb  oom 
Ü)ieribian  ftebt,  aber  =  0,  wenn  er  im  (füblidjen) 
ÜRertbian  felbft  ftebt  ober  tulminiert.  ^n  ber  3tftro= 
nomie  wirb  ber  8.  eine*  Stern*  meift  oon  Süb 
bureb  SBeft,  9torb,  Oft  bi*  Süb,  oon  0°  bi*  360' 
gejäblt,  f  o  baft  bie  Unterfdjeibung  be*  weftlicben  unb 
öftlidjen  21.  unnötig  ift.  —  3Jgl.  gulft,  «jimut» 
5afcl  (93rem.  1898). 

% ^intutalf  rcu\  f.  Unioerfalinftrument. 

iU^mutalprojcftiott,  f.  fiartenprojeftion. 

2ljtii,  f.  ^benajin. 

ai^incourt  (fpr.  afdngtubr)  ober  Slgincourt, 
2)orf  im  Slrronbiffement  &\.  $ol  be*  franj.  2>epart. 
s^a*:be=€alai*,  mit  334  6.,  berühmt  burdj  bie  bin ■ 
tige  Sdjladjt  jmifdjen  Gngldnbern  unb  granjofen 
25.  £lt.  1415.  König  &etnridj  V.  »on  ßnglanb, 
auf  bem  iDJarfd?  »on  fearfieur  nadj  (Salai*  be= 
griffen,  um  mit  feinem  gefcbwäcbten  ^ecre  bort 
Winterquartiere  ju  bejieben,  batte  bie  Somme  jwi= 
fdjen  Bronne  unb  St.  Cuenrin  überfdjritten,  al* 
er  fidj  bem  2)aupbin  mit  einem  großen  deere 
gegenüber  fab.  Set  31.  tarn  e*  }ur  Sdjladjt,  in 
ber  bie  an  3&bl  »«t  überlegenen  granjofen  (an 
50000  9Rann,  barunter  über  10000  bitter)  »Ott 
ben  (Snglänbern  (10000  sJlann)  gdnglicb  gefd>la= 
gen  würben,  ©egen  10000  granjofen  bedten  ba* 
todjladjtfclb,  barunter  ber  6onne"table  b'Sllbret,  bie 
Öerjögc  oon  SBrabant,  99ar,  Sllen^on,  ber  ©raf 
»on  sJie»er*.  tfünf  ^rinjen,  unter  ihnen  bie  .fcnrjöge 
oon  Orle*an*  unb  iöourbon,  würben  gefangen.  Xie 
ßngldnber  bitten  nur  1600  Jote,  unter  ihnen  ben 
öerjog  »on  Dort.  2Rit  biefem  Stege  war  bie  Äraft 
be*  alten  franj.  JRitterbeer*  gebrodjen.  Jpeinrid) 
felbft  aber,  ju  fdjwadj,  um  nodj  etwa*  iu  untere 
nehmen,  febiffte  fidj  barauf  na*  ßnglanb  ein. 

Azione  »aora  (ital.,  «beilige  Sanblung»), 
f.  Cratorium^^ 

"Jl^obcnsöl ,  eine  tn  pracbtooll  orangeroten 
rbombiieben  firpftallen  auftretenbe  SBerbtnbung, 


Digitized  by  Google 


welche  bie  Äonititutioneformel  C4H5  •  K :  N  C,H, 
bcntu.  Tat-  31.  entftebt  bei  ber  :Hcbuttion  von  SH* 
trobenjol  in  altaliicber  fiöiung,  3.  33.  beim  Soeben 
von  9Utrobeniol  mit  altobolifcbem  Kali  (bei  ber 
iHebuttion  be*  Sfttrobenjol*  in  jaurer  Cöiung  ent= 
ftept  Slnilin).  3)a*  3t.  ift  in  Salier  febroer,  in  311= 
tobol  unb  iHtber  leicht  löslich,  fcbmiljt  bei  63u  unb 
Peftüliert  unjerfetit  bei  293°.  G*  ift  bie  ÜHutter= 
iubftanj  ber  3l3ofarbftoffe  (f.  b.),  roeldje  aber  auf 
anberm  Sege  bargeftellt  toerbeu. 

joblau,  ein  ,;u  ben  93eti3ibin=(Ioluioin=) $ax' 
ben  gebörenber  3l3ofarbftoff ,  welcher  Baumwolle 
arauoiolett  färbt. 

■iljococcm,  23e3eicbnung  für  mebrere  rotfär= 
benbe  ajofarbftoffe. 

-»joPipbcmilblau,  f.  ^nbuline. 

ttjofnrbftorfc ,  31  30  färben,  eine  ©ruppe 
fünftlid)  bargeftellter  $arbftoffe,  bie  feit  1876  in 
grofeet  3abl  unb  SDlanntgfaltigteit  bergeftellt  »er* 
Den  unb  in  ben  fcanbel  tommen.  Sie  enthalten  wie 
alle  Stiooerbinbungen  (f.b.)  bie  (Gruppe  —  N  :  N  — 
beiberfeit*  mit  aromatifeben  (33en3ol  ,  sJiapbtbalinO 
Mernen  otrbunben  (ebromopbore  ©ruppe).  3lber 
erft  bureb  ben  Gintritt  faljbilbenber  (ebromogener) 
(Gruppen  an  Stelle  »on  Safferftoff  ber  aromati; 
utoii  Kerne  entfteben  erbte  ftarbftoffe.  Solche  ©rup= 
pen,  welche  bie  3l3ooerbinbungen  ju  garbftofien 
machen,  finb  bie  Stmibo*  unb  bie  öpbrorolgruppe, 
MI,  unb  OH.  9)lan  unterf(beibet  bemnad)  3lmtDo; 
unb  Crpajofarbftoffe.  31  miooajoben  jol 
<al*  fal3faure*  £alj  Stnilinge Ib),  C,H6N: 
N  'CtUt  -NH,,  unb  Drpajobenjol,  C,HA  •  N : 
NC,H4-0H  (nicht  ju  »erwecbfeln  mit  Sljorß: 
benjol,  f .  3t3ooerbinbungen),  ftnb  bie  einfaebften  3t. 
.Hur  teebniieben  25arftellung  von  3t.  fleht  man  von 
Siajowrbtnbunaen  (f.  b.)  au*,  bie  man  burdj  Gin* 
rairtung  von  9iatriumnitrit  auf  faure  i'öfungeu  von 
Anilin  unb  anbern  primären  aromatiieben  Slmin* 
bafen  erhält  (Siasoticrung),  3. 33.: 

C4H8  •  NH.HCl  -f  NaNOj  +  HCl  - 
C,H6N:XCI  +  NaCM 2H.O. 
Hajobenjot$!orib. 

'JRan  ifoliert  bie  im  trodneu  3"ftanbe  erplobte* 
renben  3)ia30oerbinbungen  nidbt ,  f onbern  fegt  }u 
ber  birett  erhaltenen  mit  Gi*  gefühlten  fiöfung  axo- 
matifebe  Slmine  ober  Sbenole.  fluä  Tu;olvn;d 
eblorib  unb  Slnilin  entftebt  beifpicUweife  auf  biefe 
Seife  juerft  ba*  gelbe  nicht  febr  beftänbige  2>ia  = 
3oamibobenjol  (nicht  )u  oerwecbieln  mit  bem 
if omeren  Stmiboasobenjol) : 

r4Hs.N:NCl  +  C#HsNH,  = 
CiH,-N:S-KH.('-Hs  +  HCL 
$iAjoamibobrnjoI. 

Xiefe*  gebt  bureb  Grwännen  mit  3litilinfal3  unter 
einer  eigentümlichen  Umlagcrung  in3tmiboa3o: 
benjol,  einen  echten  Sljofarbftoff,  über: 

C,H,.N:K.NH-C,H,= 
()Hi-S:X-C,Hr.NH1. 

2Rit  tertiären  aromatifeben  Stmiiicn,  mit  $beno= 
(en,  9?apbtbplaminen  unb  9iapbtbolen  geben  bie 
Tia3ooerbinbungen  aber  birett  31.  nach  folgenben 
«eifpielen: 

C4  H5  •  K  :  N  •  Cl  +  C,  H5  •  N(CH,),  « 

XimftfyDlanilin 

C,  H.  •  K  :  K  •  C,  H4  •  K(CH,)4  •  HCl. 
Wtfamti  XimftliolamibMiofcnjoL 


St^oorfciain  201 

Gbenfo  wie  baö  «nilin  geben  alle  aromatifeben 
primären  Slmine  2)ia30Derbinbungen,  bie  nad)  ben 
befd)riebenen  Sieattionen  einer  »eitern  Kombination 
mit  ben  wrfebiebenften  aromatifeben  Slminen  unb 
Phenolen  fähig  ftnb,  unb  ee  mirb  babureb  bie  3ahl 
ber  3t.  eine  ungemein  grofee.  Um  bie  (tarhftofie 
in  ©affer  löelicb  ju  machen,  »a*  für  ba«  färben 
notmenbig  ift,  führt  man  bie  Sulfongruppe  SO,H 
an  Stelle  üon  ffiafferftoff  ein,  am  heften,  inbem 
man  31mibofulfonfäuren  biasotiert  (3.  Jö.  6ulfanih 
fäure,  C,H4(NH,)  S03H),  ober  inbem  man  bie 
3ia3or»erbinbungen  mit  bereite  fulfonierten  3lmi= 
nen  unb  Phenolen  tombiniert.  Q$  entftepen  babureb 
Sulfonfäuren  ber  Ji .,  beren  leicht  ..  liebe Natrium; 
falje  bann  bie  in  ben  £->anbel  tommenben  $räpa» 
rate  ftnb.  60  ift  3. 2J.  ba«  Jropäolin  ba$  Natrium» 
falj  ber  öen3ol  3l3o-a:9capbtbolfulfonfäure 

C.  H5  •  N  :  N  •  C10  H6  (OH)  •  SO,  Na. 
3lud>  mit  92atriumfulfit  werben  31.  löblich  gemacht. 

Sterben  Serbinbungen  luie  bad  3imiboajoben3ol 
nochmals  biajottert  unb  mit  3(mincn  ober  ^beno= 
len  tombiniert,  fo  entfteben  31.,  »eiche  bie  3t3o= 
gruppe  N,  3tt>eimal  enthalten  (Jetrasofarb» 
ftof  f  e).  3"  biefen  gehören  bie  mertoollften  3t.,  »ie 
3.  99.  ba*  ÜBiebricber  Scharlach  (f.  b.). 

Sie  3t.  färben  ©olle  birett,  iöaummollftoffe  ba= 
gegen  nur  unter  3utölf<nabme  Pon  ©eifert.  Gine 
3lu*nabme  bilben  bie  neb  von  bem  33cn3ibin, 
NHfCaH4-C4H«-KU«,ab[eitenbenrnrIche$flan3en> 
fafem  birett  färben.  2Ran  bejeicbitet  bie  St.  meift 
mit  milltürlicben  9Jamen  unter  Beifügung  ber  83u*= 
ftahen  G  ober  Y  (gelb,  yellow),  0  (orange)  unb  R 
(rot).  2)ie  3tn3abl  ber  beigefügten  33ud)ftabcu  foll 
ungefähr  bie  ^ntenfität  ber  Färbung  anbeuten.  ^n 
neueftcr  3eit  ift  e*  gelungen,  auch  Piolette,  blaue 
unb  febwane  3t.  (mei|t  Jerra3ot)erbinbungen)  bar« 
3ufteüen.  über  bie  »ichtigften  3t.,  mie  Jropäoline, 
i^onceau«,  f.  bie  Cinjelartifcl.  —  Sgl.  93ülon>,  Gbem. 
Secbnologie  ber  31.  (2  Jlc.,  i'p;.  1897  u.  18«J8). 

4l,ioflat»tn,  3t30jtelb,  f.  ^nbiengelb. 

9Isö0ue<$  p  Ganat  (fpr.  -ge#  0  tanjar)  ober 
Ganor,  SroPin3  ber  fübamerit.  JHepublit  Gcuabor, 
nörblicb  »on  Guenca,  hat  etrca  G4000  G.  unb  ift 
reich  an  Scbroefel,  3tlaun  unb  Hohle.  Ser^aupt^ 
ort  3t.  bat  5000  G. 

Klttarfb,  l  Stidftoffmafferftoff. 

«liifd^e  ^ormattonCgrHppc,  f.  3trchäiiche 
JormationSgruppe. 

ttgolitmm  (gebilbet  nach  bem  engl,  litmus,  b.  i. 
SaetmuS),  ein  garbftoff,  f.  fiactmuS. 

Azolla  Lam.,  Sflan3engattung  aui  ber  a>v- 
milie  ber  Saloiniaceen  (f.b.)  mit  nur  menigen  in  ben 
märmem  @egenben  einheimifeben  Strien;  febmim-- 
menbe  tleine  garne  t>on  lebennoo^ähnlicbem  »abi^ 
tu*  mit  bidjtgebrängten  ^Blättern  unb  reieblieber 
Ser3»eigung;  fie  haben  teine  fog.  ffiafferblätter, 
»ie  bie  oerwanbte  Gattung  Salvinia.  3"  ben  £>öb: 
lungen  ihret  SBlätter  fvnben  ftcb  häufig  Kolonien  ge- 
luiffer  Sllgen  auö  ber  gamilie  ber  5Roftocbaceen,  bie 
ohne  Nachteile  für  ba*  3l3ollapflän3cben  mit  bem^ 
felben  ficb  »eiter  entmirfeln.  2)ie  3t3oUa=8lrten  eig= 
nen  fieb  ihre*  jierlicben  93aue*  wegen  für  Stquarieu, 
mo  Tie  bei  günftigen  33egetation*bebingungen  leicht 
bie  aatr,e  Dberfjdcbe  mit  fammetgrüner,  oft  röt= 
lieb  febimmernber  2)ecte  überjieben. 

H ioorf ctüin  (fpr.  -füibn),  ein  feit  1883  in  ben 
ftanbel  tommenber  Seerfarbftoff,  beftebt  au*  ber 
Üiatriumoerbinbung  ber  33en3ibinbi*a30:a-*9tapb= 
tbolmonofulfofäure.  SWan  erhält  ba*  3t.  in  gorm 


Digitized  by  Google 


202 


?Iäoojpermte  —  Sporen 


eine*  fdjmaräviolctten  leige«,  ber  Soumwoöe  im 
Seifenbabe  braunrot  färbt. 

SljoofpCrmic  (grd).),  ba*  gänjlicbe  fehlen  bcr 
Spcrmatojoen  ober  Samenfdben.  (S.  SmpBtenj.) 

•iljoppcnnlcn,  f.  'Ubenajin. 

Slgoreis  (b.  h-  ftabicptinfeln),  portug.  Qlpa* 
Sc(ore*,engl.&jore*,fran}.2lciore*,aucp;upa* 
Jerceira*  unb  ©eftinfcln,  engl,  ffieftern* 
3*lanb«,  eine al«  Srovinj,  nicht  al* Äolonie  »um 
Königreich  Portugal  gehörige  unb  von  bem  $ef t - 
lawbe  1700  km  entfernte  ©ruppe  von  neun  3nfelu 
unb  mehrern  Älippen  im  9ltlantif*en  Ccean,  noi= 
feben  37—40°  nörbl.  Sr.  unb  25-31°  16'  weftl.  2. 
gelegen,  früher  ju  Slfrita,  je&t  ju  Guropa  gerechnet 
(f. bieSp pfilalifdje  Harte  von  Äfrita  unb  bie 
Ocebenfarte  jur  Äarte:  Spanien  unb  Portugal, 
beim  2Irtitel  Spanien).  Die  3nfeln  baben  2388,3  qkm 
unb  (1890)  255594  G.,  b.  i.  107  Seelen  auf  1  qkm. 
Die  «pauptmafie  ber  Sevölterung  ift  portug.  ftbtunf  t. 
Daneben  leben  einige  Sieger,  Mulatten  unb  (auf 
Sanol  j.  S.)aud)  Gngldnber,  Schotten  unb3tldnber. 

Sage  unb  CbertTadjcnaeftaltuBfl.  Die  ».  bilben 
einen  über  650  km  langen,  pon  CSD.  nad) 
geridjteten  3ug,  ber  mit  Sta.  SJtaria  beginnt,  mit 
,tlore«  unb  Gorvo  in  ber  91dpe  ber  berühmter. 
,}ucu«bant  ober  bem  Sargaffomeer  enbet  unb  bureb 
3mifd)enrdume  Pon  etwa  190  km  in  brei  ©ruppen 
gefd)icbcn  wirb:  1)  bie  öftl.  ©ruppe  mit  Säo  SM\- 
guel,  ber  größten,  bepöltertften  unb  reichten  ^nfel 
(777  qkm),  Sta.  ÜHaria  (97  qkm)  unb  norböftli* 
von  lefcterer  bie  45  qkm  grope  Sani  £a*  ftormi* 
ga*  nebft  7—8  Seifen;  2)  bie  mittlere  ©ruppe  mit 
Sico  (447  qlan),  Serceira  (421  qkm),  Säo  Sorge 
1244  qkm),  $apal  (179  akm),  ©raciofa  (63  qkm); 
3)  bie  weftl.  ©ruppe  mit  ftlore*  (141  qkm)  unb  Gorvo 
119  qkm).  Slbminiftrativ  jerfällt  ber  2lrd)ipcl  in 
brei  nad;  ihren  öauptftdbten  benannte  Diftrifte: 
silngra  bo£eroi«mo  (£>auptftabt  be*  ganjen  2lrcbi- 
pel«,  auf  Serccira),  727,7  qkm,  (1890)  72151  G.; 
£  o  r  t  a  (auf  gapal),  786,5 qkm,  58 685  G. ;  S o n t a 
Delgaba  (auf  Sdo  3Jtiguel),  874 qkm,  124758  G. 
$u  Slngra  gehören  auf. er  jereeira  noch  ©raciofa 
unb  Säo  ^orge;  Sonta=Delgaba  umfaßt  bie  öftl. 
©ruppe,  säo  Miguel  unb  Sta.  Gloria,  ber  Di" 
jtrilt  iöorta  bie  übrigen  Unfein.  Die  91.  baben  im 
ganzen  feine  guten  £>dfen;  ber  ftdjerfte  ift  SKngra 
auf  Jerceira,  ferner  fcorta  (auf  Sapal)  unb  Sonta 
Delgaba  (auf  Säo  Miguel). 

Die  einjelnen  Unfein  fmb  fämtlid)  von  SC  nad) 
Ti±\  langgejogen,  fd)toer  jugänglicp  unb  burebau* 
vullanifd?er  9catur.  Die  CBerflädje  ift  bei  allen 
bergig,  burd)  toilbe  Schluchten  jerriffen.  Unter  ben 
Sultanfegeln  ift  ber  Sico:3llto  (2320  m)  auf  Sico 
ber  bebeutenbfte.  Der  Sico  be  Sara  auf  Säo  ÜRi- 
guel  ift  1090,  bie  Galbera  be  Sta.  Sarbara  auf  Ztv 
ceira  1050,  ber  Sico  be  Gfperanja  auf  Säo  3otge 
1067,  bie  Galbera  be  Jyapal  1021,  ber  3Horro=@ranbe 
auf  ftlore*  942,  bie  Galbera  be  Gorvo  777,  bcr 
Sico=3llto  be  Sta.  SWaria  570,  ©raciofa  nur  396  m 
hoch.  2Birflidje  Safelflädjen  fmb  |elten.  Die  bem 
vulfanifd)en  Terrain  eigentümliche  <vorm  t  er  m  rater* 
leffel  (Galbera,  f.  b.)  mieberpolt  jid)  hier  aufecr* 
orbentlid)  häufig,  ber  ©oben  berfelben  ift  meift  von 
Seen  erfüllt.  So  bilben  namentlid)  auf  Säo  sUliguel 
ber  £agoa  bo  irogo,  bic  Galbera  ba£  .uuna-5  unb 
üor  allem  bic  Galbera  ba3  Setc-Gibabe«  mit  ipren 
berrlidjcn  Sern  unb  ber  üppigen  Vegetation  bie 
fd)önftcn  2anbfd)aftcn  be*  itrd)ipel^.  Der  2)oben  be= 
itebt  au?fd)liefelid)  au#  neuern  vullaniftbcn  Staffen, 


i  Soven,  Jufj,  SBimSftein  unb  Slgglomeraten.  Die 
älteften  Sd&id)ten  fmb  tradivtifcbe  Saven,  nur  auf 
Sta.  2Raria  finben  ftd>  Serfteinerungen  fübrenbe 
Äallfd)id)ten  marinen  Urfprung«.  3ablreid)  ftnb 
bie  beiden  Cuellen,  auf  Säo  SRiguel  führt  ba*  Sal 
ba$  Ain  no-?,  meld>e$  von  ber  gleichnamigen  Lf  altera 
jum  SEReere  burd)brid?t,  feinen  Flamen  von  ber 
aufterorbentlidjen  Ülenge  beifecr  Cuellen,  bie  teil* 
weife  fogar  unter  bem  ÜSteffer  be*  See*  hervor* 
bredien.  Jluf  lereeira  hauepen  Solfotaren  Sd?»e« 
felbdmpfe  au*.  Von  Grbbeben  unb  3tu*brü*en 
ftnb  bie  21.  feit  ihrer  Sefi&ergreifung  burd»  Gobral 
(1444)  21mal  hcimgefudjt  »orben,  am  meiften  bie 
3nfel  Säo  SDtiguel,  ndmlicb  12mal.  Da*  Grbbeben 
von  1522  verheerte  mit  mddjtigen  Grbftürjen  unb 
Sd)(ammergüffen  einen  großen  £eil  ber^nfel,  no= 
mentlid)  bie  bamalige^auptftabt  Silla  Franca  mit 
ihren  6000  SBetooh.  nern.  Ginige  von  ben  3(u*brüd)en 
fanben  nid)t  unmittelbar  auf  ben  ?|nfeln,  fonbern 
in  ber  ÜRähe  berfelben  unterfeeifd)  ftatt,  tvie  1638, 
1720  unb  1811  bei  Säo  2Riguel,  1691  unb  1757  bei 
Säo  3orge;  gan)  unberührt  blieben  Sta.  SJtaria, 
©raciofa,  glore*  unb  Gorvo.  Sei  ©elegenbeit  bcr 
unterfeeifepen  äu*brücbe  entftanben  febe*mal  Äl« 
fein,  bie  nad)  turjer  3w  mieber  oerfdjnjanben.  So 
cntftanb  1811  bie  3nfel  Sabrina,  bie  80  m  über 
ba*  'JJieer  ragte,  aber  nod)  im  glcidjen  3abre  »ieber 
verfallt.  SIm  25.  9iov.  1857  beobachtete  ein  engl, 
c eigner  unmeit  ber  'Jt.  ein  Seebeben,  wobei  eine 
halbe  Stunbe  lang  warme  Dämpfe  au*  bem  SDfeere 
ftiegen,  ba*  in  fod>enbe  Seroegung  geriet.  —  Die 
%.  ftnb  gut  bewdffert.  ÜDlmeralauellen  von  wirt- 
famen  Gtgenfdjoften  giebt  e*  befonber*  auf  Ztx- 
ceira,  Säo  sJDcigueI,  Suo  unb  <ylote*. 

»Itraa.  Da«  Älima  ift  milb,  feud?t  unb  gefunb. 
^lm  3Binter  fmb  bie  Unfein  heftigen  Stürmen  au* 
912B.  unb  5D.  au*gefe^t,  unb  aud?  im  Sommer, 
wo  Storb*,  SRorboft:  unb  Cftwinbe  vorwalten,  webt 
ber  ÜPinb  meift  jiemlid)  heftig.  311*  niebrigfte 
lemperatur  hat  man  im  Januar  7*/,°  C,  ale 
böäSfte  im  3uli  30°  C.  wahrgenommen.  üSi*weilen 
fällt  auf  ben  Sergen  Sdjnee.  3«  $onta*Delgaba 
beträgt  bie  mittlere  3aptf*tewperatur  17,7  ('. 
(Sommer  20,7,  Sinter  13,i).  Die  Suft  ift  oft  fo 
feuäM,  bafe  Tapeten  unb  bie  gourniere  ber  3Jlöbct 
fid)  lo*löfcn.  Gin  immergrüner  t'orbeerwalb  reicht 
hier  bi*  ju  einer  f»öbc  von  800  m  hinauf. 

Ißflanjenwelt.  Die  <ylora  weift  478  2lrten  ©efäfc- 
pflonjen  auf,  von  benen  über  400  europ.  Urfprung-> 
unb  nur  40  ben  %.  eigentümlich  fmb.  3n  ben  obern 
Legionen  werben  bie  Jarne  üppig,  unb  Dicksonia 
culeita  L'Herit.  erreicht  2  m  Jööhe.  G*  gebeibeti 
hier  olle  Srobulte  Portugal«,  namentlid)  vonüg- 
UdjeCrangen  in  Utenge,  9Bein  namentlid)  am  2yejt- 
abbange  be*  ^Jtco*3llto;  er  wirb  gewöhnlich  unter 
bem  tarnen  ^apalwctu,  juwcileu  auch  al*  SRabeira 
in  ben  Jöanbel  gebracht.  3luf  Säo  ÜJMguel  wirb  bic 
Slnana*  mit  beftem  Grf olge  lultiviert.  Die  Jeucbtig* 
teit  be*  Alima*  geftattet  nod)  ba«  ©ebeiben  einiger 
tropifdjer  s3iahrung*pflanjen  (Sananen  u.  a.),  bod) 
ift  feine  Salme  hier  wilb.  Der  Clbaum  gebeiht  mir 
auf  Serceira ;  Ihee,  Äaffee  unb  X abaf  wirb  nur  gan* 
wenig  gebaut,  wie  früher  auch  3udcrrohr.  2Bie  an 
SAiffbauholj,  ift  aud)  SJcangel  an  Metallen. 

J icrructt.  Die  Sieb}ud)t  tft  fehr  bebeutenb  unb 
liefert  vortreffliche«  S<vlad>tvieh  in  ÜJlenge;  bie 
Sferbc,  in  geringer  Sohl  gehalten,  fmb  tiein  unb 
I  fdjlecbt.  Gigentflmlid)  ift  au*  eine  auf  Gorvo  ge* 
I  jiicfrtcte  OtaVfc  von  Äüben,  bie  nur  1  ra  ."nobe  er= 


Digitized  by  Google 


Hjorubin  —  ^ooerbinbungcn 


203 


reichen.  2luch  bie  »Üben  Säugetiere  (Kanineben, 
SMefcl,  hatten,  ÜRäufe)  ftnb,  mit  einübet  3lue= 
nähme  ein«  glebermau*,  erft  eingeführt.  2)te42  brü= 
tenben  fianboögel  »eichen  faum  von  ben  europäi= 
feben  ab;  nur  ein  ©impel  ift  ben  31.  eigentümlich. 
:Keptilien  unb  Mmpbibien,  aufser  bem  eingeführten 
jrofeh  unb  einer  perfcbleppten  Q chfe,  fehlen.  Unter 
ben  Schmetterlingen  befinbet  fiep  eine  norbameril. 
2trt,  unter  ben  Käfern  brei  fübamerif.  Sitten. 

äanbcl  unb  Wcmerbc.  £anb»irtfchaft  wirb  nur 
aurSäo  ÜJtiauel,  gapal  unb  ©raciofa  mit  einiger 
Ijinficbt  betrieben.  93ebeutenb  ift  ber  &anbel,  be* 
fonber*  mit  Portugal,  (Snglanb,  23rafilien  unb 
Norbamerifa.  äauptgegenftänbe  ber  2lu*fubr  fmb 
Iffiein  unb  58rannt»etn,  Drf  etile  (au*  ftdrberflechten), 
Drangen,  2lnana*.  ©etreibe,  öülfenfrücbte,  Ninb-- 
vieh,  Scb»eme,  Saljfleifch,  Helfe,  ÖL  SBogelf ehern 
unb  au*  foldjeit  perfertigte  toftbare  Blumen,  Stroh 
ju  öüten.  3)ie  Drangen  fpielten  früher  bie  Haupt- 
rolle, fie  gingen  faft  au*fd!lie&lid)  nach  ©nglanb 
unb  l- cif.cn  bort  6t.  2Jitcbael*:Drangen ,  nach  bem 
.vtauptbafen.  Neuerbing*  ftnb  aber  3lnana*  unb 
lllai*  äaupterjeugniffe.  Unter  ben  34  Birten  von 
Jarnen  ift  bie  ftattlicbe  Dicksonia  culeita  L'Herit. 
auf  allen  gröjjern  Snfeln  verbreitet  unb  toirb  viel  ge 
fammelt,  um  al*  Stopfmaterial  für  aJtatrahen  unter 
bem  tarnen  GabcUinbo  in  Portugal  unb  ÜBrafilien 
Üiermenbung  ju  finben.  Eobmtultur  wie  2lu*fubr 
fmb  baburcp  beeinträchtigt,  tan  ber  bei  »eitern 
grössere  Seil  be*2anbe*  grofeenSanbbeftfcern  (ü)tor= 
gabo*)  gehört,  pon  benen  Pächter  Heine  Seile  er= 
halten.  2lrmut  berrfebt  baber  allgemein,  unb  bie 
^(u*»anberungnad}$ritijtä:©uauana,Seftinbien, 
"3raftlien  unb  ben  £a»aU*3nfeln  ift  antjaltenb.  §n> 
buftrie  fehlt  gänjlicb;  bie  Unfein  werben  meift  von 
(htglanb  au§mit'i)tanufatturn>arenoerfehen,au|er-- 
bem  »erben  Num,  Suder,  %  bee  unb  Kaffee  importiert. 
$n  rc  gelmdbiger^ampf  iebiffahrteperbinbung  ftehen 
bie  ä.  mit  Sifiabon  (aller  14  Sage)  unb  i'onbon, 
gelegentlich  auch  mit  Samburg  unb  Dporto. 

©cfdjicbte.  3)afj  bie  91.  fepon  von  Karthagern 
befucht  »urben,  febeinen  bie  auf  Gorvo  gefunbenen 
punifeben  2Jlünjen  ju  beweifen.  3lucb  ben  Norman: 
nen  unb  Slrabern  »aren  fie  hetannt.  ^nbefien  erft 
feit  ber  33efefcung  bureb  bie  Portugiesen  »urben 
bie  3>nfeln  genauer  erforfept.  2)er  Komtur  ©on^alö 
v^elbo  iSabral  entbedte  1431  bie  Klippen  ber  $ormi: 
ga*  unb  1432  6ta.  SNaria.  Schon  auf  ber  SBelt: 
tafel  be«  SBenetianer*  3lnbrea*  iüianco  Pon  143C. 
unb  auf  ber  catalon.  Karte  be*  ©abriel  be  SJalfecca 
oon  1439  ftnb  bie  91.  angegeben  al*  oon  2)iego 
oon  Sevilla  1427  gefehen,  unb  f ogar  auf  bem  mebü 
ceifchen  Portulan  oon  1351  ift  bereit*  ber  ganje 
Archipel  genau  unb  im  einzelnen  merlroürbig  rieb' 
tig  angegeben.  1444  »urbe  Säo  ÜRiguel,  1449 
Serceira,  Säo  3orge,  3apal,  glore*  unb  (roenu 
nicht  erft  1460)  Corvo,  1453  ©raciofa  entbeeft. 
Sämtliche  ^nfeln  »aren  bei  ihrer  Sefi&nabme  un- 
bewohnt, reich  an  SBalb  unb  Sögeln.  Sie  erften 
portug.  Kolonien  erhielten  Sta.  ÜlJtaria  unb  Säo 
'Miguel  gleich  nach,  ihrer  2luffinbung.  $er  93oK*- 
glaube  hielt  bie  81.  für  bte^njeln  ber  Sete=Gibabe* 
ober  Sieben  Stäbte,  ba*  Slfpl  oon  fieben  Sifcböfen, 
bie  nach  her  (Eroberung  ber  3berifcbcn  öalbinfel 
bureb  bie  Araber  ficb  geflüchtet  unb  fieben  Stäbte 
gegrünbet  haben  follten.  (Solumbu*  hielt  ben  2lrd>i: 
pcl  für  bie  2ltlantt*  (f.  b.).  König  3llfon*  V.  trat 
1466  bie  Snfel  3apal  an  feine  Sante  fabelte,  ©er: 
jogin  oon  «urgunb  (Mutter  Karl*  be*  Kühnen), 


auf  £eben*}eit  ab,  morauf  int  oiele  3infiebler  au* 
^lanbern  auf  berfelben  einfanben.  3)aber  auch  ber 
v3tame  ber glanbrif  eben,  ^lamlänbif  eben  ober 
SHämifcben  3nfeln  (3lba*  ftlamenga*),  ben 
freilich,  manche  baoon  ableiten,  bafe  ein  Kaufmann 
3}anberborg  au*  SBrügge  bie  3nfeln  1439  juerft 
aufgefunben  haben  foll.  infolge  jener  Schenlung 
»urbe  ^lobft  oon  dürter  au*  3)(oertirchen  mit  einer 
flamlänb.  Kolonie  al*  fiehn*mann  unb  erblicher 
Statthalter  nach.  Sapal  unb  $ico  gefchidt.  Tejfen 
Socbter  3<>banna  heiratete  1486  SDlartin  SBehaim 
(f.b.),  ber  ftcb  1486-90  unb  1494-1506  in  ftapal 
aufhielt.  3Rit  bem  Xobe  ber  ©erjogin  Ufabella  tarn 
5apal  »ieber  an  Portugal,  unb  gleich  biefem  ftan= 
ben  bie  21. 1580—1640  (Serceira  erft  feit  1583) 
unter  fpan.  £>errfcbaft.  3Jon  ben  81.  ging  1832  ber 
Angriff  gegen  2)om  ÜDtiguel  au*. 

«gl.  ©ebbe,  Nachrichten  oon  ben  Ä.,  befonber*  ber 
UnfelSapal  (beutfeh  oon  9tüb&,$)cim.  1806);  93oib, 
Description  of  the  Azores  (fionb.  1835);  Kcrhallet, 
Description  nautique  de  l'archipel  des  Arores 
(<Bar.  1858);  ®.  Wartung,  3)te  31.  in  ihrer  flubern 
ßrfefaeinung  unb  nach  iprer  geognoft.  SRatur  (8pj. 
1860) ;  2)toreIet,  Notice  sur  Tbistoire  naturelle  des 
Arores  i  jtav.  1860);  ©obmann, Natural  bistory  of 
the  Azores  (fionb.  1870);  ^rouqu^ ,  Vovages  aux 
Acores  (<ßar.  1873);  b'tllberti*,  Crociera  del  Cor- 
sare  aUe  Azzorrc  <3Rail.  1888);  Shoulet,  Carte 
bathymetrique  des  iles  Ac;ores  ($ar.  1899). 

s2tjorubtn,  ein  Jeerfarbftoff ,  ber  in  i»ei  ärten 
in  ben  ^anbel  fommt,  ndmlicp  al*  31.  S  unb  31. 2  S; 
beibe  erhält  man  al*  braune,  in  Gaffer  mit  fchöit 
roter  ^arhe  lö*Ud)e  ^iuloer;  fie  färben  mit  oerichie* 
benen  Schattierungen  rot.  ßrftere*  ift  bie  Natrium  - 
oerbinbung  ber  NapbthionajOiosNapbtbolmono- 
fulfofdure,  ba*  21.  2  S  bagegen  bie  Natriumoer : 
binbuna  ber  Stmiboajobenjolmonofulfofäure  unb 
8l30=a:Napbtholmonofulfofäure. 

aijofäurcflelb,  f.  3nbiengeU>. 

Azote  (fpr.  afött),  franj.  Name  für  Stidftoff. 

9ll9to8,  gried).  Name  für  2I*bob  (f.  b.). 

^otürtc  (grd).),  öarnftof f rühr,  bie  abnorme 
Vermehrung  ber  Sttdftoffau*fcheibung  burdj  bei? 
dam,  giebt  ficb  bureb  ein  Übermaß  pon  ^arnftof? 
im  entleerten  dorn  ju  ertennen;  fte  finbet  ftch  bei 
oielen  fieberhaften  Kranlbeiten,  bei  ßinwirlung  ge= 
roiffer  ©ifte,  bie  ben  Giroei^jerfaU  beförbern  (3.  ». 
s^bo*phor),  fo»ie  mitunter  bei  ^uderharnruhr. 

3t$ot>crbtnbungen,  eine  Klaffe  oon  oraanifchen 
Serbinbungeu,  bereneinf  achfte*  ©lieb  ba*  obenjol 
(f.b.)  ift.  Sie  enthalten  bie  au*  }»ei  Stidftoff atomen 
beftehenbe  Stjogruppe  —  N :  N— ,  bie  beiberfeit*  mit 
arontatifchen  Kernen  Perfettet  ift.  2)ie  21.  ftnb  gelb, 
rot  ober  braun  gefärbte  fefte  Körper  oon  neutrale» 
iHcattion  unb  großer  SBeftdnbigleit.  $urch  ftarte 
Nebultion*mittel,  »ie  3inn  unb  Saljfdure,  »erben 
bie  31.  unter  39übung  oon  3lmiboverbtnbungen  ge- 
fpalten.  So  entftebt  au*  3(joben3ol  3lnilin: 

C,H5.N:N.C(HS+2H1=2C,H5.NHI. 

ÜNan  unterfcheibet  von  ben  3(.  bie  3horp;  unfe 
bie  Sphrajoverhinbungen,  »elcbe  gleichfam  einen 
Übergang  vom  Nitrobcnjol  }um  3lnilin  bilben: 

C.H..NO,    C'H>^o  C'"'if 
Witrobfnjol      (*s  U5  •  N""        C,  H6  •  N 
«iosubcnjot  «jobfnjoJ 

C-H,  NH 

CH    NH      C»H*  *XH*< 


Digitized  by  Google 


204 


Sljpeitia  —  %ilo 


Sie  tönncn  alle  au*  bem  Siiitobcn^ol  bur*  mebr 
ober  weniger  energif*e  ftebuftion  am  beften  in 
allalif*  reagierenden  Sßfungen  bargcftellt  werben. 
Sie  sil3orpt>erbinbungen  fmb  gelb,  bie  $>pbra}0= 
nerbinbungen  farblo*.  Sine  befonberc  Slbteilung 
bet  St.  bilben  bie  »sofarbftoffe  (f.  b.).  (S.  au* 
SiajoDerbinbungen  unb  Si$a30öerbinbungen.) 

Ülptitia,  SSejirteftabt  (SiUa)  inber  fpan.$ro= 
oinj  <Suipu}coa,  in  bem  f*önen  mit  ©aferio*  über= 
fätenSbalbeden  bee  ÄüftenflufieäUrola,  bat  (1887) 
0616  (?.,  $oft,  Jelegrapb,  3afpi*brü*e,  Gifenbäm: 
mer  unb  2Rineralquellen  (31  bie  32,5° C).  6tma  2  km 
tbalauf  märt*  reebt»  oom  ftluffe  ba*  berübmte  ebema= 
ligeHlofter  2  o  p  o  l  a  mit  2Jcufcum  unbStr*h>,em  auä= 
gebebnteS  präAtige*  ©ebäube,  ba$  jwifAen  fi*  unb 
ber  Kmtc  bie  Santa  Casa  (ba8  beilige  &au3)  cur 
f*liefit,inbem3gnatiu$2opola  1491  geboren  würbe. 

Herfen  (Azteca,  b.  i.  bie  Seute  Pon  Sljtlan, 
bem  Saufe«  beä  meinen  iReib«r$),  StammeSname 
ber  üJleritaner  (f.  b.). 

3l*uat),  Slff  uap,  eine  ber  iübli*ften  s$roüinjen 
ber  f übamerif .  iHepublit  Ccuabor  (f.  Äarte :  ©  o  l  u  m 
bia  u.f.  w.),  grenzt  im  SB.  an  bie  $rot>in)  ®uapa#, 
im  9t.  an  2l3ogue«$  o  6afiar,  im  D.  an  2oi  9tio#  unb 
lunguragua,  tmS.  an  Soja  unb  an  $cru,  bat  29288 
<ikm,  (1890)  etwa  132400  (*.  (jum  größten  Seile 
onbianer),  3Jiebju*t,  Slderbau  unb  einige  3nbuftrie 
in  ©eroeben  fowie  S&pferwaren  unb  ift  überwiegenb 
Oiebirgelanb ,  bie  Jvortfefcung  be£  £o*tbalö  non 
Ouito,  wel*c£  im  20.  unb  0.  »on  ben  beiben  6  aupl 
fetten  ber  (Sorbilleren  begreift  wirb.  6ie  beftebt  im 
%  au«  frpftallinif  *en  Sdnef  «rn,  ^orpppr  unb  @r  ün ■ 
ftein,  im  S.  au«  Sanbftein  unb  S*iefertbon.  Sic 
Cftabbänge  ber  Stnben  fmb  febr  rei*  an  ßbinarinben; 
bäumen  (Cinchona).  Sie  mittlere  SabreStemperatur 
beä  6o*tbalss  ift  15°  C.  ßier  finben  ftcb  no*  Uber: 
vejte  ber  1850  km  langen  üRciAeftra&e  üon  Sujco 
na*  Ouito  au*  ber  Seit  ber  3nla.  £>auptftabt  ift 
(£uenca  (f.  b.).  Ser  Julian  St.,  ber  ber  ^Jroöinj 
ben  tarnen  gab,  liegt  300  km  fubli*  oon  Quito. 

5ljul,  Stabt  in  ber  argentin.  ^rooinj  58ueno^= 
Stire* ,  am  $lün*en  gleiten  9iamen3  unb  an  ber 
Gifenbabnlinie  Suenosh  Stire*  =  93abia  =  Bianca,  bat 
etwa  7800  G.  unb  >>anbel  mit  93ieb3u*tprobuften 
ber  umlieaenben  i>ampa. 

gt^ulcjod  (fpan.,  oom  arab.  azul,  «blau»),  bunte, 
glafierte  platten,  mit  welien  bie  fpan.  Straber  unb 
na*  ibnen  bie  von  ihnen  abftammenben  Wubljar 
bie  SBdnbe  belegten ,  äbnli*  ben  ^liefen  (f.  b.)  in 
Italien  unb  ftollanb.  Sie  St.  jcidjnen  ft*  bur* 
anmutige  3<i*nung  unb  garbcnpra*t  au$. 

9tguUn,  blauer  iyarbftoff,  f.  Stjurin. 

-}l  jum  br  c ,  ni*t  mebr  gefetilt*e$  Aliti ftgtei t ■: h 
mal  in  Spanien,  ber  ad>te  ^eil  einer  SBein^Strroba 
ober  (Santara  =  etwa  2  1  (f.  Slrroba). 

fl^uttt,  Sominico  Sllberto,  ital.  died>t*ge(ebrter 
unb  ©efAicbtSforfdjer,  a.eb.  3.  Slug.  1749  ju  Saf: 
fari,  war  Slbootat  ju  (laaliari,  bann  iRicbter  am 
AjanbeUgericbt  iu  9lijja.  StU  franj.  sJleDolutions= 
beere  3lijja  überfebroemmten,  jog  er  fi6  na*  Aloreni 
Surüd,  voo  er  fein  «Sistema  universale  dei  prineipi 


del  diritto  marittimo  dell'Europan  (4  ^Bbe.,  %icr. 
1795)oeröffentlid)te,ba*erfpdterfranjÖfifd?(2Sbe., 
$ar.  1801  u.  1804)  erfreuten  liefe.  Siad»  sJii})ad  23er= 
einigung  mit  ^rantreid)  ging  er  nad?  ^arie,  no  er 
fid?  am  (Sntnjurf  Iti  Jöanbel*cober  beteiligte.  1807 
^räfibent  be*  Stppellbof*  3u  ®enua,  1808  in  ben 
©efefigebenben  ßörper  berufen,  lebte  St.  nad>  bem 
Sturze  be«  fiaiferreidj*  ju  Öenua,  mürbe  aber 
balb  aU  :Kid)ter  an  ba«  Obertonfulat»tribunal 
nad?  (Sagliari  berufen,  roo  er  23.  3an.  1827  ftarb. 
Unter  SI.S  Sebriften  fmb  noa>  )u  nennen:  «Dizio- 
nario  universale  ragionato  della  giurisprudenza 
mercantile»  (4  »be.,  Wjja  1786—88;  2.  Stufl., 
Sinorno  1822;  3  Jöbe.,  1834  fg.),  «Histoire  giogra- 
phique,  politique  et  naturelle  de  la  Sardaigne» 
(2  iöbe.,  %ax.  1802;  beutfd)  Pon  Öreba,  fip3. 1803), 
«Mdmoires  pour  servir  ä  l'histoire  des  voyages 
maritimes  des  anciens  navigateurs  de  Marseille^ 
(©enua  1813),  «Recherches  pour  servir  ä  l'histoire 
de  la  piraterie»  (ebb.  1816),  «Systeme  universel  de^ 
annements  en  course  et  des  corsaires  en  tetnps 
de  guerre»  (ebb.  1817),  aDissertation  sur  l'origine 
de  la  boussole»  (i^ar.  1805  u.  1809). 

ttjärblatt,  bie  bunfelfte  Sorte  ber  3 malte  (f.  b.), 
aueb  SBcjeidmung  für  Ultramarin  (f.  b.). 

31,iurtn,  St 3 u  l i n ,  ein  blauer  «yarbftoff , ber  burd? 
(hbifeen  non  9tofolfdure  mit  Stnilin  erbalten  roirb 
unb  unreines  falsfaure*  Jripbenplpararofanilin  ift. 

Stjunt,  f.  Hupferlafur. 

"Ü^urophcnol tn,  ein  neuer,  feit  1886  aud  Gn\\-- 
lanb  in  ben  £>anbel  fommenber  Steerfarbftoff  boii 
no*  ni*t  befannter  Sufammenfehung;  er  ift  in 
Gaffer  Idäli*  unb  foll  ft*  befonberd  3um  93lau< 
färben  pon  Seibe  eignen. 

*3fta»*  (flr*-)»  Ungepaartbeit,  Unoerbunben» 
fein;  au*  Crbelofigteit;  a3$gtf*,  ungepaart, 
ni*t  paarmeife  (ober  ni*t  ImU  unb  re*tä),  fon^ 
bern  nur  einmal  uorpanben;  au*  ebelo«.  Azygos 
uvülae  (musculus,  «unpaariger  3apftnmu*fel»), 
ein  ©aumenmu^tel  3um  ^eben  bti  3dPf*en9. 
Azygos  vena  («unpaarige  SSene»),  bie  Ikne  in 
ber  re*ten  Seite  ber  SJruft,  n?el*c  bie  obere  unb 
untere  £>obl»ene  miteinanber  nerbinbet. 

3ljptna,  f.  St3pmon. 

Jtjnmitcn  (gr*.;  (at.  Infermentarii),  ein  Spotte 
name,  ben  auf  CMrunb  einer  oom  $arriar*en  r*on 
Äonftantinopel,  3Jli*ael  6ärulariu*  (f.  b.),  au*« 
gebenben  $c3ei*nung  feit  bem  11. 3abrb.  bie  ortbo* 
boren  @rie*en  ben  röm.  Sbriften  (Sateinern,  Stn 
meniernunb  3Raroniten)  beilegten,  meil  le^tere  (feit 
bem  9.  SöbrbO  bei  bem  Stbenbmable  ungefäuerte* 
SÖTot  (»3pmon)  genoffen.  Sie  ®rie*en  mürben 
bagegen  von  ben  Sateinern  ^ro^pmiten  (Fer- 
mentarii)  genannt,  meil  Tie  ft*  btö  gefduerten 
ißrote*  bebienen.  (6.  öoftien.) 

31^0 m oit  (gr*.,  b.  i.  ungefduert,  obne  Sauer: 
teig;  bebr.  mazzoth),  ba4  ungefäuertc  iörot  ;  ba» 

j  ber  Slspma  (Festum  azvmorum;  bebr.  cha? 

1  hammazzoth ) ,  ba*  jüb.  $eft  be*  uiigefÄuertcn 

1  «rote*,  bae  $affab  (f.  b.),  Cftcrn.  (3.  Wa|e.) 

|    «WUo,  f.  g|tL 


Digitized  by  Google 


83  («utbftabe)  —  Saal 


205 


ber  jweite  Sucbftabe  ber  pbcni§.=griecb.  unb 
ber  borauö  abgeleiteten  Sllpbabete.  Seine  ftorm  in 
ben  ältcjten  ^nicbriften  bet  Semiten  ift  ein  2>reied 
mit  einem  Scbroänjcben  nach  unten;  b«bräifcb  a; 
üe  erinnerte  an  ein  £auS  ober  $elt;  baber  ber  bebr. 
Oiame  Beth  («feauS»),  gried).  Beta,  ©ein  fahlem 
wert  ift  2.  3)ie  weiften  ©riedjen  bilbeten  bie  %orm 
|H  I  B  ß  um;  ähnlich  bie  abgeleiteten  Slpbabete; 
nur  bie  Slawen  bilbeten  in  ber  Gprillifcpen  Schrift 
gwei  oerfcbiebene  formen  aus ,  B  (in  ber  ©eltung 
von  w  i  unb  B  (in  ber  ©eltung  oon  b;  f.  iafel: 
Schrift  I).  Hl*  2aut  gebört  33  ju  ben  labialen 
Wonionanten  (f.  fiaut). 

211S  StbtürjunaSjeicben  ftebt  B  tat.  für  Bai- 
bus unb  Brutus,  b  für  bene,  bixit  (=  Yixit),  bonos 
unb  (auf  cbriftl.  ^nföriften  u.  f.  W.)  für  beatus 
fb.  i.  feiig,  oerftorben).  8118  cbem.  3eicbcn  ftebt  B 
für  Sor;  als  pbarmaceutifcbeS  auf  filtern  SRejepi 
ten  für  Balneum  unb  für  Balsamum.  Sei  $tr&o< 
meterangaben  bejeicbnet  B  bie  Slala  oon  Saume*. 
Stuf  KurSjetteln  ftebt  B  ober  S  für  »rief  (f.  b.), 
1).  ober  bez.  für  bejablt  (f.  bez.).  Stuf  preufe. 
a'iünjen  bezeichnet  B  oon  1750  bis  1822  bie 
tytünjftfitte  SreSlau,  feit  1866,  fowie  feit  1872 
auf  beutfcben  9lei<hsmünjen  feannooer;  auf  ftfterr. 
JJiünjcn  bebeutet  B  Kremnife,  auf  franjöfiicben 
3touen,  BB  ober  Bb  Stra&burg.  3«  ber  iioflit  bc: 
jeicbnet  B  baS  Srfibitat,  A  baS  Subielt.  3n  Cng= 
lanb  ftebt  B.  für  Bachelor. 

Jn  ber  Btttfil  bejeicbnet  B  Basso,b  als  Sorjeidj* 
nung  crniebrigt  bie  9tote  um  einen  halben  Jon,  ber 
2on  b  fclbft  aber  (ital.  si  bemolle;  franj.  si  bemol; 
engl,  b  flat)  ift  um  einen  balben  2on  niebriger 
als  h.  über  B  als  ©runbton  in  ber  mufifalifeben 
3  lala  f.  Jon. 

B.  A.,  engl,  Äbtürjung  für  Bachelor  of  arts 
(b.  i.  Baccalaureus  artium),  ber  unterfte  alabemifebe 

Ba,  cbem.  Reichen  für  Sarpum.  [©rab. 

^aober,  <$ran|  iaoer  ton,  ^bilofopb,  geb. 
27.  män  1765  ju  iÖiüncben,  wtbmete  >~idb  feit  1781 
ju  ^ngolftabt  unb  Sien  mebijinifcben ,  f obann  in 
Areiberö  unter  SBerner  unb  feit  1792  in  (Snglanb 
unb  Scbottlanb  aUgemeinernnatumi)len)'cbaftlicben 
unb  tedbnifeben  Stubien  unb  befebäftigte  ficb  febon 
trüb  mit  ber  ^bilofopbie.  ©r  Würbe  bann  1797  ju 
iUüncben  2Jtünj-  unb  Sergrat,  1807  Dberbergrat. 
Stuf  ber  ÜRüdlebr  oon  einer  1822  unternommenen 
iHcife  nacb  SRublanb  oerweilte  S.  acht  SWonate  in 
Scrlin,  tro  er  jufeegel,  Scbleiermacber,  feerbart 
unb'  Sarnbagen  in  Sejiebungen  trat.  1826  warb 
ibm  eine  öonorarprofefiur  für  Sbilofopbie  unb 
ipetulatioc  Geologie  in  Sftüncben  übertragen.  Sei 
(Gelegenheit  ber  Kölner  Söirren  fpraep  er  ftcb  gegen 
ben  ftrcblicben  SlbfolutiSmuS  in  febneibenber  ifoeife 
auS,  rocöbalb  ibm  1838  unter  bem  2Rinifterium 
?lbcl  unterlagt  würbe,  über  WcligionSpbilofopbie  ju 
lefen.  I!rftarb23.  2Hai  1841  ju  München.  S.fcbrteb 
unter  anberm:  «Som  SBänneftoff»  (SSien  1786), 
«•Schräge  jur  (Slemcntarpbpfiologie»  (£>amb.  1797), 
•»Serfucb  einer  2bcoric  ber  Sprenaarbeit»  Oreiberg 
1802),<iSeiträacgurbpnamiicben,!libilofo»)bic,'(Scrl. 
1809).  (?ine  SluSgabc  feiner  «Sämtlicben  Serte» 


(16  Sbe.,  2pj.  1851—60),  mit  Siograpbie  unb  ©in« 
leitungen,  würbe  oon  ftranj  öoffmann,  ©amberger, 
^utterbeef,  oon  Often  u.  a.  oeranftaltet;  bie  @inlci= 
tuna  oon  ^offmann  erfdjien  befonberä  u.  b.  Z.  «Steht 
pbilof.  3lbbanblungen  überS.  unb  feine  fifbre»  (ebb. 
1857).  X'xt  Srincipien,  ani  benen  S.  alles  ableitet, 
finb:  ber  Urteilte,  ber  ftugleicb  ali  Urbewu6tfein  Ur< 
geift  unb  Urperfönticbfett  ift,  unb  beffen  Stttribute: 
bie  ewige  ^bee  unb  bie  ewige  Statur.  2>ie  ^bee  ift  alo 
®runb  ber  gorm,  bie  9latur  baaegen  ali  bie  Ouetle 
beS  Stoffe  angufeben.  Som  SÖiUen  aber  wirb  bae 
SerbfiltniS  beftimmt,  in  welchem  iene  beiben  ju 
einanber  fteben.  5)er  tbeofopbifcbe  «Jbaralter  feines 
Kentens  geigt  ftcb  oor  allem  barin,  ba|  er  einen 
SaralleliSmuS  jwifeben  ber  ewigen  Selbfterjeugung 
®otteS  unb  ber  jeitlicben  ©e|'cbid)tc  beS  fünbigeu 
unb  erlbft  werbenben  SDtenfcben  barftellen  will.  3« 
biefem  mpftiieben  Sinne  erllärt  er  ficb  für  bie  3bem 
titfit  beö  xBiffeni  unb  beS  (Glaubens  als  beS  Wabren 
«3nnewobnenS»  ber  ©ottbeit  im  2Renfd>en,  unb  er 
bat  babureb  eine  böbere  Sebeutung  gewonnen,  bafc 
er  in  bie  ftarre  Scbolaftit  beS  MatboliciSmuS  eine 
;Hir,abl  fru* tbarer ,  freilich  oon  biefem  felbft  bog- 
matifcb  jurüefgewiefener  ©ebanfen  hineingeworfen 
bat.  2)et  bebeutenb|'te  Schüler  S.S  ift  ^ranj  $>o\\- 
mann  (f.  b.).  —  Sgl.  klaffen,  Jfranj  oon  S.S  t'eben 
unb  tbeofoobifebe  Serie  als  ^"begriff  cbriftl.  Sbilo= 
iopbie  (2  Sbe.,  Stuttg.  1886—87). 

S.«  Sruber,  3">fepb  oon  S.,  Ingenieur,  geb. 
30.  Sept.  1763  ju  ÜJlüncben,  würbe  1798  Sirettor 
ber  ÜJlafcbinen  unb  beS  SergbaueS,  1808  ©ebeimrat 
bei  ber  ©eneralbireltion  beS  SergbaueS  unb  ber 
Salinen  oon  Sapern,  fpäter  Cbcrbergrat  unber^ 
warb  ftcb  grofie  Serbienfte  um  bie  Anlegung  oon 
Öifcnbabnen  in  Sapern.  @r  ftatb  20. 9too.  1835  in 
iDlüncben.  Son  feinen  Schriften  finb  ju  erwfibnen: 
»Sefchreibung  eine«  neuerfunbenen  ©ebläfeS»  (bas 
iog.  Saaberfcbe  ©eblfife,  ©ött.  1794),  «Jbeorie 
ber  Saug*  unb  öebepumpen»  (Sapr.  1797;  2.  Slufl., 
Öof  1820),  «5leue  Sorfcbläge  unb  ßrfinbungen  jur 
Serbefferung  ber  Saifertünfte  bei  bem  Sergbau 
unb  Salinenwefen»  (Sapr.  1800;  2.  8ufL,  J&of 
1820),  «über  ein  neue*  Sp(tem  ber  fortfebaffenben 
iDtecbani!»  (SWün*.  1817)  unb  aöuSfijfon  unb  bie 
©ifenbabnen»  (ebb.  1830). 

ttaafen,  f.  Säten. 

f&aai  (b.  b-  6err  ober  Snbaber  einer  Sache; 
iDlebrjabl  Saal  im),  in  Serbinbung  mit  einem  im 
©enitto  folgenben  DrtSnamen  ober  mit  bem  3lrtitel 
bei  Sbönijiem,  Israeliten,  Äanaanitem,  Stramäern 
unb  Sabploniem,  in  oorbiftor.  3eit  oielleicbt  aud) 
bei  2lrabern,  bie  Sejeidjnung  männlicher  Öotal= 
«ottbeiten,  bie  babureb  als  fernen  ber  betreffenben 
jüTtfcbaft  ober  Crtlidjteit  bejeicbnet  werben.  2Birb 
bie  ©ottbeit  weiblich  gebaebt, Jo  ftebt  bas  feminin 
Saalat  ober  2lftarte (f.  b.).  S.  ift  alio  tein  (Sigen^ 
name.  (Sbenfowenig  heftest  ber  Sienft  eines  ©ottes 
S.  Siefer  ift  eine  tbeoretifche  Spetulation,  abge- 
leitet aus  ben  einjelnen  örtlichen  Sealim.  Sei  ben 
"JSbönijicrn  finben  ftcbSaal=2ebanon  unb  S  a  a  l  • 
ÜJUrtob,  jwei  Serggöttcr.  3bnen  entfpriebt  in 
Woab  ber  Saal  =  ^eor,  b.  b-  ber  ©Ott  ber  auf 


Digitized  by  Google 


206 


Waala  —  93oar  (ßanb)c^aft) 


bem  93erge  $eor  &auft.  Ser  moabitifie  Ortsname 
33aal:5Dteon  ift,  roie  ber  prjönij.  93aal'f>ermon 
»mb  tote  i*rael.  93aal:6bajor,  93aal*^erajim 
u.  f.  ro.,  roabri*einli*  oon  bem  bort  Derebrtcn  93. 
abgeleitet.  Ser  33.  Don  Spru*,  b.  b.  3JleUatt  (f.  b.), 
tourbe  in  ber  3ett  ber  Spnaftic  Omri*  in  3*tael  unb 
%>uba  oereprt,  rodbjenb  bie  an  ben  alten  ftultftdtten 
be*  fianbe*  bei  ber  ©imoanberung  3*tael«  Don  ben 
Uretnroobnern  oerebrten  33ealtm  roabrfcbeinlid)  bei 
Übergang  tiefet  ßultftdtten  an  3*rae(  ftd)  mit  bem 
3Solf*gotte  ^abroe  oerfcbmolien  paben.  60  mag  e* 
ftdb  ertldren,  baß  Hofea  biefe  örtlichen  3aproe*  bie 
93ealim  nennt,  ©ine  Spur  eine*  folcben  totalen  99. 
ift  ber  33aal--33erü  ober  Gl=33erit,  roeldjer  «Hilter  9 
al*  ©ott  ber  Don  Äanaanitetn  unb  3*raeltten  8<* 
meinfam  beroobnten  Stabt  Sidbem  erroäb.  nt  roirb  unb 
roabrfcbeinlid)  ben  ßibroäcfoter  be*  Don  beiben  bc- 
fcbmorenen  93unbc*  oorfteUt.  Später  roirb  bort  nur 
3abme  oerebrt.  2tudj  ber  ©ott  ber  Äuttftätte  ber 
f anaanit.  Stabt  ©ibcon  ift  nad)  2  Sam.  21  bereit* 
ju  Saoib* et  t , uibirc.  5<lte  Eigennamen  au*  Saul* 
unb  Saoib*  3cit  aber  beroeifen,  tan  man  bamal* 
3abwe  at*  ben©.  (b.b.£errn)3*rael*  bejeidmet  bat. 
3er  ©ott  ber  pbiliftdifdben  Stabt  ©fron  fabrte  ben 
Flamen  33aal:Sebub.  $n  ber  tjeüeniftifcben  3*" 
fommt  an  mebrern  Stellen  in  33pöni}ien  roie  Slfrifa 
«in  Äult  be*  93a alf amem,  b.  b.  be*  6immel*baal, 
oor.  Stefer  entfpridrt  bem  griedj.  3«u*,  unb  roabr- 
icbemlicb  baben  bicrbei  griedb.  ßimoirtungen  Hat: 
gefunben.  33  a  ald?  am  man  ift  ber  Slame  etne*  @ot= 
tc*,  ber  namentlia)  in  Sfrtta  oerebjt  roorben  ju  fein 
1d>eint.  Sa  Gbamman  bei  ben  altteftamentlidpen 
Propheten  bie  93eieicpnung  eine*  SRalfteine*  ift,  fo 
tft  roabrfdjeinlid)  urfprünglid)  an  ben  in  einem  f ol= 
<t>cn  baufenben  33.  gebackt.  —  3«  33abplonien 
cntfpridjt  bie^orm  99el  bem  pt/önijifdjen  93.  Slud? 
liier  ift  junäepft  an  ein)elne,Donetnanber  oerfebiebene 
fiotalgötter  ju  benten.  911*  33el  roirb  ber  Stabtgott 
von  SJabplon,  roie  ber  bon  SRippur  bejeidmet.  Sod> 
fdjeint  bie  mptb,  olog.  Spetulation  febon  frübe  biefe 
totalen  ©eftalten  ju  einem  ©otte  33el  berfdpmolgen 
,;u  baben.  —  93aalat  ©ebal,  b.  p.  bie  Herrin  oon 
©ebal,  bei|t  bie  Stabtgöttin  Don  33pblo*,  roie  93  a  a  l 
3or  ber  Stabtgott  Don  Spru*  unb  93aal  Zar* 
auf  aramdifAen  üJtümen  ber  ^erferjeit  ber  Stabt-- 
flott  Don  Sarfu*.  Stuj  aRünjcn  ber  gried).  $eit  ift 
eine  Jlbbilbung  ibre*  Heiligtume*.  ferner  ift  emeibj 
geroibmete  3ntd?rift  be*  jtönig*  ^ctbaomeled)  Don 
^nblo*  in  PPönu.  Sprache  erbalten.  Sie  ©öttin 
felbft,  aud>  auf  SRihuen  abgebilbet,  ift  auf  ber  3n= 
fdjrift  in  dgppt.  Äoftüm  bargeftellt.  93on  ben  be- 
treffenben  al*  93aalat  be*  Orte*  aufgefaßten  ©ott: 
weiten  baben  Sabril 01:1  Ii*  bie  jubdifd>en  Orte 
"öaala,  93aalat  unb  93aalat=93eer  ibren  tarnen.  6* 
ift  baber  eigentlid)  faluf ,  Don  einer  ©öttin  93aalat 
ober  (nad)  gried).  Jlu*fpracbe)  93clti*  ju  reben.  — 
^lu*  Hultmifdbungen  bürfte  e*  ju  ertldren  fein,  ba| 
ftd>  93.  in  3ufammeniet?ungen  mit  anbem  ©otte*= 
namen  finbet.  —  Sie  93ejeid?nungen  93aal*bienft 
unb  93aal*pfaffefür  abgöttifdje  unb  abergldu= 
fcifdbe  Äulte  unb  33riefter  geb.  en  auf  ben  altteftament- 
tidH-H  SpracbgebrauÄ  }urud.  Sic  $ropbeten  feit 
A>ofea  gebrauten  ben  3lu*brud:  bem  93.  bienen, 
ober  ibm  opfern,  für  2lbgötterei  ieber  Slrt. 

^nnla,  93aal  (93aale)  =  3uba,  Stabt  in  9ßa« 
Iditina,  f.  Kirjatb:3<anm. 

&a*lat,  f.  93aal. 

»oalbef  (93albel,  b.  i.  Stabt  be*  33aal,  f.  b.), 
«egenrodrtig  ein  Heiner,  unter  einem  Emir  ftebenber 


Ort  (2000  6.)  im  tleinafiat.:türf.  fflilajet  Sprien, 
in  ber  f  og.  93etaa,  bem  2pale  groifd)en  Libanon  unb 
Hntilibanon,  am  Auf.e  be*  letttern  unb  nabe  ber 
Quelle  be*  Citani  («eonte*),  1158  m  ü.  b.  3)1.  ©ro&« 
artige,  einen  SRaum  oon  4  bi*  5  qkm  bebedenbe 
3empe(ruinen  beuten  auf  bie  berübmte  #ultu*ftdtte 
be*  Altertum*;  fte  rourbe  oon  ben  ©riecbcn£elio  • 
poli*  (Stabt  be*  Sonnengotte*)  genannt,  tft  aber 
erft  burdj  9Iacbri(bten  au*  bem  1.  Sabrb.  n.  6br. 
f ut er  betannt.  Xn  Jtaifer muguftu*mad)tebie Stabt 
ju  einer  rßm.Äolonie  (Julia  Augfusta  Felix)  unb  gab 
tbr  eine  röm.  33efatjung.  Slntouinu*  ^Jiu*  unb  Sep^ 
timiu*  Seoeru*  ftnb  nad)  ben  3Jlünjen  oon  93.  roabr* 
fdjeinltd)  bie  ßrbauer  ber  beiben  Heiligtümer,  eine* 
gröfjern  unb  eine*  tleinern,  be*  fog.  Sonnentempel*. 
Scv  große  Tempel  mar  oon  einem  88  m  langen 
unb  48  m  breiten ,  54  torintp.  Sdulen  jäblenben 
^3eriftt>l  umgeben.  9Jon  biefen  Sdulen  fteben  nod) 
fed)*  in  21  m  .t>ölje.  JRed>net  man  bie  oon  ipnen  ge- 
tragene Mttita  (4,5  m)  unb  bie  bie  Sdulen  traaenbe 
Stauer  (12  m)  binju,  fo  ergiebt  11*  eine  ©e)amt> 
bobe  oon  37,5  m.  3)ie  rocftl.  9Ratter  be*  Jempel* 
rubj  auf  3  SHiefenfteinen  (baper  Zrilitpon)  Don  mebr 
al*  19m  Singe,  4  m  >>ebe  unb  X'xdt.  Unter  ibnen 
rubt  ein  93lod  oon  20  m  Sdnge,  über  5  m  93rette 
unb  faft  4  m  >>c be.  S)iefe  ungebeuren  Steine  ftnb 
in  ben  naben  Steinbrödben  oon  93.  gebrodyen,  in 
benen  ein  nodb  größerer  93lod,  nur  teilroeife  au*ge= 
bauen,  nod?  beute  ut  feben  ift  3m  0.  be*  Tempel* 
bepnt  ftd)  ein  großer  93orb,of  Don  120m  ju  135m 
au*,  an  beffen  Ringmauern  Diele  öaOen  unb  fla« 
Dellen  angebaut  roaren.  Sa*  Heinere  Heiligtum 
ift  einfäMießlid?  ber  Säulenhallen  68,5  m  lang  unb 
etwa  36  m  breit  geroefen.  93on  ben  Sdulen  be* 
s£eriftol*  ftepen  tn*ge[amt  nod>  16  (urfprunglidb 
46).  Sie  Starte  be*  Sonnentempel*  ift  ba*  au* 
9  Ouabern  beftebenbe  portal  (12,8  m  bod)  unb  6,4  nt 
breit),  im  reidjften  torintb,.  Stil,  bod)  ftarl  jerftört. 
Sie  dauern  unb  Sdulen  biefer  Sempel  erbeben 
ftd>  auf  einer  300  m  langen,  180  m  breiten  unb 
4—9  m  boben  Plattform.  Soroobl  bie  ©reßartig« 
teit  be*  Sntrourf*  al*  aud)  bie  Strt  ber  9u*fQbrung 
ift  m  berounbern ,  boeb  feblen  ni<bt  bie  3eid)en  be« 
ftnfenben  ©efdimad*  unb  einer  nadbläfftgen  Slrbeit. 
Surdb  3$eobofiu*  warb  ber  Sempcl  in  eine  djriftl. 
tirdje  umaeroanbelt.  SJlit  ber  ßinnabme  ber  Stabt 
burdj  bie  Araber  begann  ber  SSerfall  be*  Sempel*. 
2;n  ben  barauffolgenben  Kriegen  roarb  er  mit  bem 
Keinen  Sempel  in  eine^eftung  umgeroanbelt,  oon 
ber  man  nod?  bie  3»"«fn  ftebt,  roe*balb  ber 
tylab,  auf  bem  beibc  fteben,  ben  tarnen  Jtaftell 
fübrt.  Äud)  bie  Stabt  fant  immer  mebr  berab  unb 
rourbe  1759  oon  einem  furdjtbaren  Grbbeben  \tx- 
ftört.  —  93ot.  9Boob  unb  Sarotin«,  The  ruins  of  B. 
(2onb.  1757);  Qaffa*,  Voyaee  pittoresque  de  la 
Svrie  (unoollcnbet,  30  fifgn.,  $ar.  1799);  Kobinf  cn, 
Neuere  bibUfcbe  gorfd?ungen  (93erl.  1857) ;  Q.  5Henan, 
Mission  de  Phenicie  ($ar.  1874);  ffrauberger,  Sie 
Sltropoli*  oon  93.  (§rantf.  a.  3JI.  1892);  Slouf, 
©e)d?id?te  93.*,  nad)  bem  3hranj Öftf a>en  Don  Ottilie 
oon  ftubinjlp  ($rag  1896).  ff.  ©aal. 

®aalcbamman,it3aal0btettfr,®aa(#pfaffc, 

^aal  »ebub,  f.  93eeljebub  unb  93aal. 

fBaar,  Hanbel*gemid}t,  f.  93abar. 

fßütn  (altpocbbeutfd)  para,  ein  eingebegte*  ober 
fonft  abgegrenjte*  £anb,  eine  ©aulanbfdjaft),  eine 
ebemal*retd)*unmittclbareSanbgraffd)aftinSd?roa< 
ben,  im  bab.  Ärei*  Äonftanj  unb  jttm  Seil  im  roürt» 
temb.  Scbroariroalbtrei*,  umfaßt  bie  53erglanbfd?aft, 


Digitized  by  Google 


©aar  (Surf)  —  Sabar 


207 


bie  ben  Sdjmarjwalb  mit  bem  äeuberge,  bem  )üt-- 
weftlicbften  I  e  i  1  e  bei  :H  a  u  b  en  älb,  Derbtnbet  (f.  Harte : 
söaben  u.  f.  m.).  Um  bie  Duellen  bcS  9lcdarS 
unb  bie  Cuellflüffe  ber  2)onau  gelegen,  umfaßt  fte 
etwa  550  qkm  mit  50000  6.  2)aS  Sanb  erbebt  ft* 
bis  über  700  m  unb  ift  befonberS  im  nörbl.  Seile, 
«auf  ber  Saar»,  bergig,  raub  unb  unfruchtbar, 
liferbejucbt  unb  Uhrmachern  bilben  bie  öauptnab- 
rungSquellen  ber  SBet-ölterung.  Süolitifcb  bilbet  bie 

ben  &auptbeftanbteil  beS  mebiatifterten  dürften: 
tumS  {jürftenberg,  mit  ber  6aupt=  unb  iReftbenjjtabt 
Sonauefdjvngen.  2Jie  beutige  Sanbfcbaft  SB.  ift  nur 
ein  Zeil  ber  alten  SBercbtoltSbaar  (altbocbbeutfcb 
'-BerbtolbeS  $ara),  urtunblicb  fdjon  im  8.  ,\abrb. 
erwähnt.  Sffiie  alle  SBaaren  beS  Mittelalters,  war 
auch  biefe  nacb  t  brem  £>errn  benannt,  bem  ©au?  unb 
Sanbgrafen  SBertbolb,  bem  Dcrmutlicben  Slbnberrn 
ber  &erjoge  Don  3äbringen,  nacb  beffen  ftamilien: 
gliebern  wieber  einjelne  Unterabteilungen  beS 
$aargaueS  benannt  mürben,  tote  bie  SUbelbartSbaar 
unb  bie SBircbtiloSbaar.  9Rad)  bei  ©rafenfamilie  ber 
Bertbolbe  lam  bie  SB.  in  ben  SBeftfe  ber  ©rafen  Don 
3uU,  jeboeb  bebeutenb  Dertleinert,  namentlicb  um 
bie  fimter  ber  ©raf en  Don  SBreiSgau ,  nachmaligen 
£>er)oge  Don  3äbtingen.  3m  13.  ;uibt  h.  traten  bie 
(trafen  Don  Sulj  bie  Sanbgraffcpaft  freiwillig 
an  bie  ©rafen  Don  jjürftenberg  ab,  bie  aueb  128:3 
vom  Äaifcr  SRubolf  I.  bamit  belehnt  mürben.  25ie 
türftenbergifebe  Sanbgraffdmft  SB.  jerftel  Gnbe  beS 
18.  ,Vüub.  in  baS  C  be  tarnt  Tüfingen  (mit  3)onau= 
efepingen,  ftürftenberg ,  ©eiftngen  unb  Leubingen) 
unb  bie  Cberbogtei  unter  ÜJiöbringen,  SBlumberg, 
Döffingen  unb  Sfeuftabt  (mit  SBöbrenbad?).  Sie 
(3raffd?aft  würbe  1803  mebiattüert. 

©aar,  2>orf  im  fdjweij.  Hanton  3ug,  Littel: 
puntt  ber  (1888)  4065  G.  (37G  (hmngelifcbe)  gäblen 
ben  ©emeinbe 93.,  in  447  m  £öbe,  auf  bem  einem  Obft= 
baummalbe  gleicbenben,  fruchtbaren  SBaarerboben, 
bat  ^ßoft  unb  Jelcgrapb,  eine  falb.  $farrlircbe  in 
röm.  Stile,  im  9. 3abrb.  erbaut  unb  1885  anläßlich 
ber  5eier  beS  tauienbjäbrigen  SßeftebenS  Döllig  er= 
neuer t,  eine  eDang.  Ätrdjc  oberhalb  beS  SDorfeS,  ben 
UJlittelpuntt  ber  eoang.  fiircbengemeinbe  beS  Ran: 
tonS,  ein  neues  2  t ulbauS,  eine  ber  größten  S8aum= 
wollf  pinnereien  ber  Scpweij  (bie  Spinnerei  an  ber 
fiorje,  feit  1855  im  SBetrieb,  mit  Arbeiter  Monte), 
eine  ber  älteften  f  cpweii.  ^apierf  abriten,  eine  meeban. 
.vjoljbreberei,  jwei  grope  Runft=  unb  öanbelSmüblen, 
Bierbrauerei  unb  eine  Spar=  unb  Seiblaffe,  ßftlicb, 
Don  SB.  im  Sflergtbal  bie  fog.  Sropffteingrotten  in  ber 
.v>öUe,  mit  nt en  geformten  Stalatttten. 

«aar,  «aargclb  it.  f.  f.  SBar  u.  f.  w. 
'  iöaaralb ,  Zeil  bcS  Sdiwäbifdjen  SuraS  (f.  b.) 
in  ©ürttembera  (f.  Äarte :  SB  a b e n  u.  f . ».),  ift  bureb 
baS  Jbal  SuttungensSpaidnngen  Don  bem  öaupt- 
juge  ber  3tlb  getrennt;  ber  böcbfte  Sfiuntt  ift  ber 
Üupfen,  978  m.  3MeSB.bat  eine  burcbfcbnittlicbc 
ücbe  Don  730  m,  ftellt  bie  SBerbinbung  jimifcbcn  bem 
Schmarjmalbe  unb  bem  3ura  ber,  mirb  in  meftoftl. 
iKtcbtung  Don  ben  beiben  Ouellflüffen  ber  2)onau 
burebjogen  unb  enthält  bie  $onauquelIen.  Xit  SBe= 
mobnerber  SB.  treiben  Dielfacb  öauSinbuftrie:  Strob- 
flechterei,  Spielubrenfabrifation  unb^oljfchnifeerei. 

*aar(c,  Dan,  nieberldnb.  Siebter,  f.  SBarlaeu*. 

eaa8  (nieberbeutfeb),  SBrotberr,  ^riniipal, 
OTeifter;  befonber«  ber  ÜJteifter  iebe3  jum  Seemefen 
gehörigen  £>anbroertä  (f.  Heuerbaas). 

©ttb  (arab.^perf.),  Zbüx,  Zbox;  SKeerenge.  — 
Sab  a Ii  (türt.  Babi-'ali),  öohe  Pforte  (f.  b.). 


Bab.,  hinter  (at.  S|}flanjennamen  3(blur)ung 
für  d.  ©.  SBabington  (fpr.  bdbbingt'n),  geb. 
1808,  geft.  23.  $uli  1895  ale  ^Jrofeff or  ber  SBotanit 
ju  (Jambribge.  Cr  Derfafete  mehrere  SEöerte  über 
bie  jtlota  Don  Gnglanb. 

»Paho,  in  SHuülanb  üblicher  ^uderbutförmiger 
.Hinten,  ber  in  $olen  SBahla,  in^cbleften  unb  ber 
Cberlaufi&  SBabe  ober  Söäbe  (ein  gerührter  9lapf= 
lud?en,  f.  b.)  genannt  wirb. 

&aba,  Plural  SBabu  (eigentlich  alte  grauen, 
Hitmütter,  ©ro&mütter),  Slöefen  be*  flaw.  SBolte= 
aberglaubenS ;  in  SBöhmen  j.  SB.  »erben  fernere  9ie= 
genmolfen  al$  baby  bejei6net,  man  fagt,  «bie  ?llt= 
mütter  (baby)  erbeben  ftd? ,  eS  mirb  ein  ©emitter 
tommen»,  bte  norböftl.  ^immeldftrede  bei§t,  toeil 
aud  ibr  hdufig  baS  Unwetter  tommt,  babl  kout 
(ber  SBinlel  ber  Slltmütter).  %m  ruff.  SolfSglauben 
fpielt  eine  befonbere  9lolle  bte  Baba-jagä,  kostja- 
naja  noga  («Hnodjenbein»);  fie  erfd)«nt  oereinjelt 
als  hilfteidje  Hlte,  bie  bem  Derirrten  SBurfchen  ben 
3Beg  jeigt,  ihn  ju  ihren  SBrübern,  bem  2öinb,  bem 
:\H onb,  ber  Sonne  fepidt,  häufiger  jeboeb  Dertritt  fte 
bte  Stelle  ber  fiere  im  beutfehen  OJiärdjen.  Sie  lebt 
tief  im  Slitalbe,  wohnt  in  einer  öütte,  bie  auf  >m  h tun- : 
füfeen  fteht;  bie  Baba-jaga  fliegt  burd)  bie  i'üftc, 
fflhtt  in  einem  eifernen  iDtörfer  unb  Derwtfcbt  bie 
Spur  pinter  ftcb  mit  einem  Dfenbefen. 

SB.  beifeen  auch  bie  fteinernen,  meift  roh  bebauenen 
SBilbffiulen  Don  SDldnnern  ober  grauen,  oft  nur  her= 
menartige  Säulen  mit  einem  menfehlicben  opfe,  bie 
ftcb  feit  Dorhiftor.  Seit  in  ganj  Sübru^lanb,  in  ber 
Hirgifenfteppe  unb  weniger  häufig  in  ben  ehemaligen 
poln.  ©ebieten  jerftreut  finben.  3pte  ©töfee  fchwantt 
oon  unter  bis  erheblich  über  üJcamte8gr6fce.  Sabr= 
fcheinlich  ftnb  eS  altbeibn.@ötjenbilber  aus  ben  erften 
Oiahrhunberten  nach  ben  SBöÜerwanberungen.  3bre 
SUerbreitung  fällt  im  allgemeinen  mit  ber  ber  Rur* 
gane  (f.  b.)  jufammen. 

«täbä,  im  iürlifchen  fooiel  wie  Sßater,  ein  SBort 
beS  erften  linblicben  Sailens,  wie  unfer  «$apa<>. 
SMefeS  Sßort  wirb  in  Sßerften,  9(orbtnbten  unb  ber 
iürtei  (möglicherweife  in  Nachahmung  ber  gleichen 
bei  ben  Orient,  ßhriften  üblichen  Sitte)  als  6bren= 
titel  ben9lamen  angefebener  ©otteSgelebrter,  befon= 
berS  foleber,  bie  bem  aScehfcben  Sehen  ftcb  wibmen, 
Dorgefefct,  j.  SB.  SBaba  SRafibi  (9tame  eines  perf. 
SicbterS,  ber  1537  ftarb),  oft  auch  nur  auS  Hrtigfeit 
an  ben  Namen  angefügt,  g.  SB.  -HH  SBaba. 

Oababagfj.  l)  Kleiner  hewalbeter  ^flgeljug 
im  nörbl.  2eil  ber  rumän.  Sohrubfcba,  ber  538  m 
Ööbe  erreicht.  —  2)  ©tabt  im  rumän.  HreiS  Sulcea, 
jwifeben  Sumpf  unb  bem  ©ebirge  SB.,  unter  türt 
Öerrfcbaft  $auptftabt  ber  Sobrubfcha,  hat  (1890) 
3301  6.,  ^oft  unb  öanbel  burd)  ben  52  km  füb« 
ltdj  gelegenen  ßafenort  Garaorman  ober  Äara* 
tirmau  nach  bem  Scbmaricn  IDleer. 

«(Iba - Wura,  f.  SBabia^@ura. 

tBabat  (SBaber,  engl.  SBabur),  Sahtrub=bin 
üJtubammab,  erfter  ©rolmogul  in  ynbien,  ein  Ur» 
enlel  2imurS,  geb.  14.  ^ebr.  1483,  erbte,  taum  12  ^i. 
alt,  Don  feinem  SBater  11  mar  -  c dv d'- 1494  bie  Sänber 
jwifdjen  Samarlanb  unb  bem  3nbuS.  3n  ber  SUb- 
lidbt,  3"bien  «t  unterwerfen,  bemächtigte  er  ftcb  ber 
©ebiete  Don  Hafchgar,  Hbotan,  HunbuS,  Ranbabar 
unb  Kabul.  Nachbem  er  ftcb  fo  ben  SBeg  nach  3nbien 
eröffnet  hatte,  benuftte  er  bie  f dbwaepe  Regierung  be^ 
Ibrahim  Sobi  unb  überfd)ritt  gegen  (fnbe  1525  mit 
einer  auSgefuchten  Sdjar  Don  nur  10000  ü)tann  bei 
Sita!  ben  $nbuS  unb  lieferte  27.  Stpril  1526  in  ber 


Digitized  by  Google 


208 


©abböge  —  33übenberger  ©rafen 


Cbene  von  "Jktnipat  unweit  Sebli  feinem  ©egner 
eine  entfAeibenbe  SAlaAt.  Ibrahim  flob,  unb  93. 
bielt  feinen  Einguß  in  Td-lt.  Jim  11.  2Hai  ergab  fiA 
au*  Agra,  bie  »weite  Stabt  be*  $eiA*.  To*  fAou 
28.  T)ej.  1530  |tarb  33.  33.  Bereinigte  mit  ben  Ta- 
lenten eine«  ftelbberrn  unb  Staatsmann*  Sinn  für 
3BiffenfAaft  unb  Kunft.  Gr  felbft  bef  Arieb  bie  @e= 
fAiAte  feine*  bebend  unb  feiner  Eroberungen  in 
tatar.  SpraAe  (bg.  »on  ^Iminfti,  Kafan  1857);  fie 
mürbe  von  Abb  ul'üRaAim  in«  ^erftfAe  unb  au* 
biefem  auA  in«  G nglifd  c  (»on  SBabbington,  fionb. 
1826)  übertragen.  33.,  welAem  fein  Sobn  $uma: 
iun  auf  bem  Tbrone  »on  T)ebli  folgte,  war  ber 
3*egrünber  ber  Spnaftie  ber  ©roftmogul*  (f.  b.).  — 
3ifll.  2ane#oole,  Babar  (Off.  1899). 

«abböge  (fpr.bäbbfbfA),  Gbarlc*,engl.  2Ratbe= 
matifer,  geb.  26.  Sej.  1792  ju  Tcignmoutb  in  35e* 
»onfbire,  ftubierte  in  Gambribge,  roo  er  1814  promo: 
»ierte.  S3et  ber  SAwierigfett,  größere  Tabellenwertc 
forrett  ju  fertigen,  geriet  33.  auf  ben  in  «Letter  to 
Sir  H.  Davy  on  tho  application  of  machincry  to 
mathematical  Übles»  (1822)  entwideltcn  ©cbanten, 
bie  Anfertigung  berfelben  einer  9RafAine  anjuwp 
trauen.  3Jon  ber  Regierung  mit  bem  33au  einer 
f  olAen  beauftragt,  befiAtigte  er,  um  fiA  |li  informier 
ren,  viele  meAan.  3!)erfitätten  im  3n=  unb  AuManbe. 
Tnefc  UmfAau  mar  33eranlaffung  ju  bem  Söerle 
«Ecoooniv  of  manufactures  and  machinery»  (1832; 
4.  Aufl.  1846;  beuti'A  »on  griebeberg,  «Über  2Wai*i= 
nen  unb  tfabrifwefen»,  33erl.  1833).  Seine  9teAen= 
mafAine  follte  jufolge  ibre*  , }wed*(  matbem.  unb 
iecmdnnifAc  Tafeln  ju  bereAnen  unb  ju  bruden, 
au*  jmet  wefentliA  »erfAiebenen  Teilen,  einem  reA* 
uenben  unb  einem  brudenben,  befteben.  Xtx  erfte 
war  1833  jum  größten  Teil  in  bewunbern*würbigev 
SAönbeit  unb  33oU(ommenbeit  »oüenbet,  ber  !Heft 
blieb  wegen  ber  enormen  Koften  liegen.  33.  mürbe 
1828  3irofeffor  ber  ÜJiatbetnatit  in  ßambribge,  trat 
aber  1839  jurüd  unb  ftarb  20.  Oft.  1871  ju  Bonbon. 
Aufeer  ber  SArif  t  «Coraparative  view  of  the  various 
institutions  for  the  assurance  of  lives»  (fionb. 
1826;  beutfA  SBeim.  1827)  lieferte  33.  eine  SWenge 
miAtiger  Abbanblungen  für  bie  *Philosophical 
Transactions»,  33remftcr*  u Journal  of  Science» 
unb  anbere  3ritfd)riften.  AutobiograpbifAc  SRemi« 
ni«cen}en  enthalten  bie  «Passages  from  the  life  of 
a  philosopher»  (1864). 

«obbenbetm,  f.  ^appenbeim  (ÖefAleAt). 

«abbertttfelit,  f.  Sübrceftinfcln. 

«abbitWetall ,  naA  bem  Erfinber  benannte* 
Antifriftion3metall  (f.  b.),  beftebt  au*  25  Teilen 
.Sinn ,  2  Teilen  Antimon  unb  0,5  Teilen  Kupfer. 

©ab«,  33dbe,  ©ebäd,  f.  33aba  unb  WapftuAen. 

«abcl,  f.  33ab»lon  unb  33ab»lonien. 

tßabcfbguab,  f.  33abcitbuap. 

«ab  ehSWonbeb  ober  el>3Renbeb  («Thor  ber 
Trauer»),  bie  26  km  breite  Meerenge  jmtf  Aen  Ära* 
bien  unb  Afrita,  burA  melAe  bae  :Rote  lUeer  mit 
bem  ©olf  oon  Aben  unb  fo  mit  bem  ^inbif  Aen  Ccean 
oerbunben  rcirb  (f.  Karte:  Abejf  inten  u.  f.  m., 
33b.  17).  3roei  fpi^ige  oultaniiAe  Kegel,  bie  faft 
fcntreAt  ine-  ÜRcer  abfallen,  bitten  hier  bie  äufterite 
Sübweftfpifce  Arabien*,  ba*  Vorgebirge  ober  :Ha* 
ehlDlenbelt,  etma  10  km  lang,  über  7  km  breit 
unb  264  m  boA.  An  ber  engften  Stelle  tritt  bie« 
fem  im  SS38.,  auf  ber  afrif.  Küfte,  ein  Vorgebirge 
(160  m)  gegenüber,  iHa«  Scbjan  ober  $>emmar  el« 
Sean  genannt,  ein  faum  4  km  langer,  bornförmü 
gcr,  »ulfanifAer  <$el*,  ber  burA  eine  fAmale,  450  m 


lange  3"nfl<  mit  °<m  Seftlanbe  uerbunbeu  ift  unb 
eine  gegen  %  offene,  fleine,  aber  burAfAnittliA 
18,3  m  tiefe  unb  gegen  9iorbminbe  gebedte,  ftratc= 
gifA  miAtige  33uAt  begrenzt.  3R'M(ben  beibeu 
e5el*türmen  ber  »üften  @egentüften  befinbet  fiA 
ber  burA  ßilanbe  noA  mebr  oerengte  @ing,ang  ber 
IReereeftrafec.  2)iegröfetebiefer3nfeln,3ienm(T.b.), 
liegt  laum  4  km  oon  bem  arab.  Aap  unb  teilt  bie  Dteer  ■■ 
enge  in  uihu  handle,  ben  dftl.  ober  kleinen  Aanal, 
33a b  el^enbeli  ober  33ab3Mcnber  (an  bem 
Aleranber  b.  ©r.  eine  Stabt  erbaut  baben  f oU),  faum 
3V4  km  breit  unb  13—26  m  tief,  unb  ben  roeftl.  ober 
©roften  Kanal,  2)aAt  el»aReium,  über  20  km 
breit  unb  340  m  tief.  3lur  1  km  »or  bem  arab.  Äap 
liegt  ein  Heine«  gelSeilanb,  T  i  Aef  iret  ÜHoban , 
bie  Piloten:,  3ifA«t--  ober  Aufterninfel  ber  engl. 
Äarten.  @twa  14  km  im  S.  »on  Verim  ragen  fieben 
bobe  mtlfanifA*  Älippen ,  bie  Sieben  33rüber, 
arab.  Sauabä(Sababinfeln),  au*  ber  Tiefe  cm  - 
por,  roelA*  bei  ibrer  bebeutenbenJöiöbe  »on  76 — 108  m 
unb  ibrer  eigentümliAen  gorm  al*  Drientierungej 
punlte  bienen.  Sie  Strömung  gebt  Idng*  ber  afrit. 
ttüfte  naA  3t.,  Idng*  ber  afiattfAen,  in  bem  Kleinen 
Äanal,  fübmärt*.  l'ehtere  Strafe  ift  bie  ber  engl. 
iloftfAiffe.  AuA  bie  SAiffe,  bie  burA  ben  ©rofeen 
Kanal  fahren,  halten  fiA  mogliAft  tut  t  an  bie  3nfel 
Verim,  bie  fomit  beibe  Straften  beberrf At  unb  bc** 
megen  »on  ben  (Snglänbern  befetit  ift. 

«abelott,  Grneft,  ArAdolog,  f.  33b.  17. 

ttabcieberfl,  tönigliA  preup.  SAlofe  mit  3kuf, 
einer  ber  fAönften  Vuntte  in  ber  Umgebung  »on 
Votebam,  linl*  an  ber  fyaxtl,  unmeit  be*  5)orfc* 
üilienide  (f. Karte:  3*ot*bam  unb  Umgebung). 
T)er  $art  ift  »on  Senne"  angelegt,  »om  Surften 
3*üdler  oerfAönert  unb  fpäter  naA  ben  Angaben 
.Haifer  Silbelm*  L  bebeutenb  erweitert  roorben. 
2)er  33au  be*  SAloffe*  mürbe  1835  naA  SAinfel* 
^Idnen  begonnen,  1843—49  »on  $erfiu*,  Strad 
unb  ©ottgetreu  »ollcnbet.  T>te  feben§mertenSl4ume 
be«  Innern  finb  auf  ba*  gcfAmad»olIfte  au*geftat= 
tet  mit  altertümliAen  Pöbeln,  ©emälben,  Grjbilb= 
werten  unb  Erinnerungen  an  bie  ^elbjüge  »on  1849, 
1864, 1866  unb  1870—71.  $er  »on  2>ampfmafAi= 
nen  getriebene  Springbrunnen  »or  bem  SAloffe 
fteigt  bi*  ju  40  m  j&&be  au*  ber  $a»el  auf.  CftliA 
»om  SAloffe  in  einem  $enhnalbau  ein  ©rjengel  Wv 
Aael  »on  Kife,  ein  ©efAenf  ^ricbriA  3Bilbelm*  IV.; 
roeftliA  auf  bem  frübern  üRüblenberge  ber  ^latom-. 
Turm,  1856  aufgeführt,  mit  präAtiger  JRunbftAt 
auf  Vot*bam  unb  Umgegenb.  f^n  ber  ÜRdbe  auf 
ber  2eun<-,ööbe  bie  alte  berliner  ©eriAt*Iaube,  ein 
got.  öallenbau  »or  bem  ebemaligen  9tatbaufe  ju 
33crlin,  1871  abgebroAen  unb  bier  mieber  aufgebaut. 

^abclthitap  (33abeltbouap,  33aobeltbaop 
ober  33abelbsuab),  bie  größte  ber  ^alau^^ufeln 
(f.  b.),  ift  300  qkm  grofe  unb  bat  6000 

»abcnberßcr  Trebbe,  f.  33abenberger  ©rafen. 

vi3 abenberger  (trafen,  benannt  naA  ibrer 
33urg  33abenbcrg,  an  ber  Stelle,  an  ber  naA^ 
mal*  Haifer  >>einriA  n.  ben  ©runb  |um  33amberger 
T)om  legte,  ein  fAon  unter  ben  Karolingern  ange- 
f  ebene*  oftfrdnf .  ©ef  AleAt.  AI«  erftcr  be*  ©efAleAt* 
ift  betannt  ber  ©raf  Voppo  im  ©rabfelbe  jroifAeu 
bem  obern  Vaufe  ber  3Berra  unb  bem  2Jtain,  819 
juerft,  839  juleht  urtunbUA  naAmei*bar.  Seine 
Gnlel  Abalbert,  Abalharb  unb  .f>einriA  unterlagen 
in  ber  mehrjährigen  33 aben berger  S*bbe  geßen 
bie  cftfrdnt.  Monrabine  (902  —  906).  9IaA  ben 
neuem  ^orfAungen  lä^t  fid?  faum  noA  ^i«  bi*-- 


Digitized  by  Google 


209 


ber  verbreitete  2tnfid)t  feftbalten,  ba&  ber  tränt.  Siut* 
polb(ober2eopolb),bcnCttoII.976  jum^artgrafen 
ber  Cftmart  erbob,  von  ben  alten  33abenbergern  ab- 
ftammc.  Sülan  fann  baS  ©efcblccbt  beSfclben,  ba-> 
com  König  bie  83abcnburg  jur  3>erwaltung  erhielt, 
abr r  als  bie  91  c  u  b  a  b  e n  b  e  r  0  e  r  bejeidmen.  Siefer 
Stamm  erlefcb  1246  mit  bem  £>erjog  ^riebrieb  bem 
Streitbaren  vonCfterreicb.  —  3$gl.  i>öfer,  Sic  ÜJlart 
auf  bem  Rorbgau  unb  bie  norbgauifeben  Wart- 
grafen  (3Bürjb.  1863);  Stein,  über  bie  öertunft 
beS  SHartgrafcntiutpolb  vonCfterreicb  (in  ben«Jjor- 
febungen  jur  beutfdjcn  ©efebiebte»,  33b.  12,  ©ött. 
1872) ;  berf.,  Cftfranlen  im  10.  Sabrb.  (ebenba,  33b. 
24,  ebb.  1884);  fcuber,  ©efd)id>te£(terreicbs,  33b.  l 
(©otba  1885);  Summier,  ©efebidrte  beS  oftfränt. 
ReicbS,  33b.  3  (2.  Slufl.,  l'pj.  1888);  ^uritfd? ,  ©e= 
febiebte  ber  33abenberger  976—1246  ßnnSbr.  1894). 

lynbcnnaufcn.  1)  3J.  in  Reffen,  Sfnbt  im  ! 
Kreis  Sieburg  ber  grofoberjoglid?  bcff.^3rovimStar-' 
tenburg,  an  ber  ©crfprcnj  unb  ben  Linien  sJJlainj= 
Sarmftabt^lfcbaffenburg  unb  "panauGbcrbacb  ber 
6eff.  l'ubwigäbabn,  bat  (1900)  2278  (*.,  baruntcr 
105  Katboltten  unb  67  ^«racliten,  $oft,  %tk- 
grapb,  lutb.  ^ifarrtirebe  mit  ©rabfteinen  ber  (tra- 
ten von  .fcanau,  ein  öofpital  unb  ein  Scblofe,  einft 
Rcftbenj  oer©rafcn  Von^anau  ^iditciU^rgjcjtfKa 
ferne.  —  2)  33.  in  33 aper n,  Steifen  im  33ejutSamt 
;>Uertiffen  beS  bapr.  iMcfl.=SBeji.  S  cbmaben  unb  &aupt« 
ort  einer  ehemaligen  Rcid)Sbcrrfd>af t ,  rccbtS  an  ber 
©ünj ,  Sil*  eined  SlmtSget i et  i  (r'anbgerifbt  2Wem= 
mingen),  bat  (1895)  2079  G.,  barunter  27  Gvangc- 
lifebe,  (1900  )  2063  G.,  latb.  Kird?e,  Ailiale  ber 
/JranjiStanerinnen,  altes  unb  neue»  ScbTofe  als  Re* 
Hbenj  ber  gürften  5uggcr=33abenbaufen,  mit  febönen 
©ärten  unb28irticbaftSgebäuben,3trmcn:  unb  Kram 
tenbauS;  meeban.  Spinnerei,  flünbboljfabrit,  bebeu= 
tenbe Brauereien,  Jrucbt  unb3Diefenbau,3Mebjucbt, 
mehrere  Wüllen  unb  Sägcmerte.  —  Sie  ReicbS= 
berrfibaft  33.  gehörte  1236  bem  ©rafen  Ulricb  von 
lübingen,  am  Gnbe  beS  13.  ^abrb.  benen  von 
cd)6nect,  im  »nfang  beS  14.  3abrb.  tarn  eS  bureb 
Kauf  an  Pie  Don  Rotcnftein.  Uon  letztem  fiel  Stabt 
unb  Jncrrjdjaft  1363  an  bie  jjamilie  von  Rccbberg, 
1539  bureb  Kauf  an  Stnton  tfugger,  ber  bie  nuivt  • 
temb.  Scbnbarfeit  ablöfte.  Sic  bamaligc  Stabt  33. 
battc  1337  Ulmer  Red?t,  1456  ein  eigenes  Wappen 
betommen,  fant  aber  jum  Ahütte  berab  unb  verlor 
1688  jur  Strafe  wegen  SlufrubrS  ihre  SuriSbittion. 
1711  würben  bie  ©rafen  gugger  ju  Kirdjberg  unb 
viL*eif>enborn ,  bie  in  ber  ftolge  biet  ein  öerrfcbaftS: 
gcriAt  batten,  vom  Kaifcr  3ofepb  I.  mit  bem  gorfb 
unb  Söilbbann  ju  33.  belebnt.  Sie  SDtebiatifierung 
ber  1803  jum  mirftentum  erhobcnenReidjSberrfcbaft 
erfolgte  1800,'bic  Sluflöfuug  ber  fürftl.  guggerfeben 
tf>cri<bt*barfcit  bagegen  erft  1848. 

*abrr,  ©rof?tnogul,  f.  3tebar. 

*Äbe»f(fpr.  baböff  l,  grancoiS  9toel,  genannt 
ISajuS  ©racebuv,  fron}.  Revolutionär,  geb.  1760 
ju  St.  Qttetttiu,  fam  ju  einem  Jclbmeffcr  in  bie 
\tt\>xc  unb  tourbc  nacb  mebriäbrigem  Umberfcb»vei= 
fen  ÜJlitglieb  einer  Äataftertommiffion ;  1789  gab  er 
btefcS  ilmt  auf  tmb  roanbte  ficb  mit  Fanatismus  ber 
revolutionären  Sletvegung  ju.  Gr  tvurbe  SiftrittS- 
vertvalter  in  2Jiontbibicr,  bort  einer  ftälfdjung  ange= 
icbulbigt  unb  1793  in  contumaciam  ju  mebriäbriger 
©efängnisftrafc  verurteilt.  Siefes  Urteil  mürbe 
lebodj  vemiebtet,  unb  33.  febrte  frei  nad?  s43ariS  gu= 
rüct.  Cbrvob.1  urfprünglidj  ^atobiuer,  mar  er  mit 
bem  Sturje  JRobeSpierreS  einverftanben;  bod?  trat 

»roifbflu»'  »ontifTfQttcn9=S»iiron.  14.  WnfL  «.  91.  II. 


er  fofort  in  beftige  Cppofitiou  gegen  bie  jur  Jöerr= 
febaft  gelangte  ©ruppe  ber  ibermiboriju n (  mos  ibn 
balb  ins  ©efängnis  fübrtc.  >>u r  erft  febeint  er  bureb 
lUitgefangene  jum  Kommunismus  betebrt  morben 
ju  fein.  s3iad>  ber  Ülmneftie  vom  3«  W  begann  er  in 
feinem  33latte  «Le  tribun  du  peuple»,  roelcbeS  er 
1794  u.  b.  «(Journal  de  la  liberte  de  la  presse» 
begrflnbet  battc,  eine  rüdfubtslofe  ^ropaganba  für 
bic  feciale  Revolution.  „•JugUicb  grflnbete  er  in 
3(crbinbung  mit  35uonarotti,  Splvain  SJcari'cbal, 
Kntonello  Sartb^  u.  a.  ein  gebeimeS  Sirettorium, 
baS  aümäblid)  mittels  einer  febr  gefebidten  Orga; 
nifation  17000  idjlagfcrtige  iseridjrcörcr,  nament- 
lich aueb  unjufriebene  Solbatcn  unb  ©enbarmen. 
um  ueii  fammelte.  3m  entfdjcibcnbcn  Stugenblid 
im l vre  bic  33crfcbn>6rung  im  "Mai  1796  bureb  einen 
eingeweihten  verraten.  Sie  göbrer  berfelben  rvur' 
ben  vor  einen  befonbern  ©eriebtsbof  ;u  33cnb6me 
geftellt,  33.  unb  SartW  28.  ÜDlai  1797  guillotiniert, 
bie  übrigen  'JUiitfcbulbigen  teils  jur  Verbannung 
verurteilt  f  teils  freigesprochen.  33uona» 
rotti  (f.  b.),  einer  ber  ÜJlitfcbulbigcn,  idjrieb  eine 
«Histoire  de  la  conspiration  de  Babeuf»  (2  33be., 
35rüff.  1828).  Sic  miebtigften  ber  bei  33.  gcfuiv 
benen  Rapiere,  bie  feine  ^rojette  entbalten,  finb  ab= 
gebrudt  im  ;Hnhanoc  von  2.  RcpbaubS  1  tudes  sur 
les  refonnateurs  ou  socialistes  modernes»,  33b.  2 
(7.3lufL,  ^ar.  186-1).  —  8aL  3lbvieUe,  Histoire 
de  B.  et  du  babouvisme  (2  33be.,  ^ar.  1884). 

i&äbi  ober  33äbiften,  mobammeb.  Sette  in 
s4>crficn,  @nbe  Per  breiiger  xiabre  beS  19.  Aabrb. 
von  bem  aus  einer  befcbeibeiwn  JöanbelSfamilic 
in  SdjiraS  ftammenben  '3lli  aJiobammcb  geftiftet. 
Stefcr  unternahm  1835  im  Sitter  von  23  bic 
^ilgerreifc  nach  Äerbela,  bem  beiligen  SBaQ> 
fabrtSorte  ber  Sdn'iten,  roo  er  aueb  mpftifebe  3Jor: 
lefungen  befuchte.  Sann  begann  er  bem  33olte 
in  fcbtvärmerifcbeT  S©eifc  ju  prebigeu  unb  burd) 
feine  binrei^enbe  33erebfamtcit  fomie  ben  Grfolg 
feiner  ftffentlid?en  SiSputationen  mit  ben  Zheo- 
logen  bie  allgemeine  Slufmcrtfamteit  ju  enegen. 
3^alb  erllärte  er  ftcb  bann  als  33äb  (b.  b-  bic 
Pforte)  ber  ©otteSertenntniS;  fpäter  vertünbete  er, 
bcr^jJol  ju  fein,  um  ivelcben  fid?  bie  ganje  3Iklt= 
orbnung  bemege;  feine  Anhänger  nannten  ibn 
^aSretä-aUä1  (b.  b.  bebe  Üttajeftät)  unb  bicltcn 
ibn  für  eine  ^infarnation  ber  ©ottbeit.  t!r  trat  mit 
einem  neuen  CffenbarungSbucb  in  arab.  Spracbe  auf 
unb  legte  feine  Sebre  in  einer  Reibe  von  religibfen 
Schriften  nieber.  ^ n  benfclben  wirb  eine 31  rt  (5'ma na 
tionSlebre  oertünbet,  melcbe  noeb  mehr  als  bieJ  beoric 
ber  SufiS  ftcb  von  ber  ©otteSlebre  beS  ^SlamS 
entfernt.  Sie  rituellen  Sichren  beS  AoranS  werben 
jum  Heil  befettigt.  Sie  tviaMigfte  Reform  ber  33äbi- 
lebre  ift  bie  33cfreiung  ber  ^auen  von  ben  Schran* 
ten,  bie  ihnen  ber  3Slam  auflegte.  Gine  gelehrte  grau 
aus  aStvin,  Serrin  Säbfcb  (golbene  Krone),  bie  ben 
33einamen  Kurrat  ab'ajn  erhielt,  gebbrte  ju  ben 
frübeften  unb  eifrigften  Stpofteln  beS  neuen  ^ro* 
Pbeten.  2lnfangS  liefe  bie  Regierung  bie  33.  ge= 
mäbreu  unb  begnügte  ficb  bamit,  ben  (Stifter  wegen 
feiner  beteroboren  Behren  in  ben  entfernteften  teilen 
beS  Reichs  ju  internieren.  33alb  aber  begannen 
ftcb  bie  33.  ber  Regierung  ju  mibCTfetten,  fo 
bafe  mit  bem  Regierungsantritt  beS  Schah  Rafr 
eb=bin  (1818)  energtfd?cre  2Jlaftregcln  notmenbig 
erfebienen.  Sie  33.  verteibigten  ftcb  in  einem  beim 
©rabe  beS  Sdjeicb  läbarfi  in  3Hafenberan  erbauten 
gort  mit  großem  ÜJtute.  Jludj  ein  nod)  heftigerer  Sluf t 

14 


Digitized  by  Google 


210 


ÖQbia^ura  —  ®a6o 


ftanb  in  Senbfdjan  tonnte  nur  mit  großer  9Jtübe  um 
terbrüdt  »erben,  »ab  felbft  würbe  1849  in  SäbriS 
mit  feinem  treuen  ?lpoftel  ÜNollab  SWobammeb  '31U 
erfcboffcn.  Gin  babiflifcbeS  Attentat  auf  ben  6cbab 
(1852)  fübrte  ju  einer  furcbtbaren  Äataftropbe  unb 
\m  SJernicbtung  ber  95.  Ser  Weft  berfelben  mußte 
in  ber  frlucbt  feine  Wettung  fucben.  Sie  auf  türt. 
©ebict  gcfiücbteten  93.  mürben  auf  Gppern  unb  in 
«Ifta interniert,  bereit*  1866  jerfielen fie in  jmeiSet: 
ten,  beren  eine  ben  Subbi;Gjel,  bie  anbere  ben 
93ebä  als  ben  »abren  Waa)f  olger  bei  Stifters  an: 
crtennt.  Slud)  in  ^erfien  giebt  eS  nodb  geheime 
unb  einer  oon  ihnen  rdcbte  bie  graufame 
Verfolgung  feiner  Gelte  an  bem  Schab  91äfetr 
eb^bin,  inbem  er  ibn  1.  9Wai  1896  ermorbete.  —  9Jgl. 
©obineau,  Les  religions  et  les  philosophies  dans 
l'Asie  centrale  (<Jkr.l865),  befonberS  aber  93rowne 
in  bem  «Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society»,  New 
Series,  93b.21,  foroie  beff cn  A  travellers  narrative, 
written  to  illustrate  the  episod  of  the  Bab  (2  $be., 
ßambribge  1891)  unb  The  Tarikh-i-Jadfd  or  New 
history  of  the  Bab  (ebb.  1893);  ferner  SnbrcaS, 
Sie  93.  in  Werften  (Spj.  unb  SBerl.  1896). 

©abta  =  ©ura  (93aba  =  @ura),  böchftcr  93erg 
(1725  m)  ber  »Gliben  (f.  b.). 

»aüt(tjc  (fn.,  fpr.  -btbfcb),  Sdjoßbünbcben. 

^  nt.il ,  f.  Tabalon. 

©absage  (frj.,  fpr.  -bijabfdj),  ©efcbwßh;  93  a-- 
billarb  (fpr.  -bijapr),  Sdjwä&er;  babillieren, 
((tifahen. 

©abtue  (ruff.),  braune« Äafcenfeü*  als  Scljwerl. 

©abinet  (fpr.  -neb),  3<*cqueS,  fTanj.  ^bpfiter, 
geb.5.Wtdrj  1794  ju  itofignan  im  Separt.  SJienne, 
trat  als  Dffijier  in  bie  Artillerie,  oerlieg  aber  1814 
bie  militfir.  ßaufbabn  unb  mürbe  ©rofeffor  ber 
sJ)l_atbematif  in  ftontenap«Ie-6omte,  hierauf  ^ro= 
fcuor  ber  'IMmfi  l  ju  ^oitierS  unb  enblicb  am  College 
St.  Louis  in  $ariS;  1840  nahm  ibn  bie  Slfabemie 
ber  Sßifienfdjaften  ju  ibrem  ÜDlitgliebe  auf;  au* 
mar  er  iöilfsaftronom  am  Sdngenbureau.  93.  ftarb 
21.  Ott.  1872  ju  si' an 8 .  Um  bie  mincralog.  unb  me» 
teorolog.  Dptit  (f.  Neutrale  93untte  am  blauen  f>iim 
mel),  bie  Sftronomie,  bie  Wteteorologie,  bie  fiebre 
oom  ÜJtagnetiSmuS  unb  bie  S^eorie  ber  Södrme 
bat  er  fiep  9Jcrbienfte  erworben.  Gr  tonftruierte 
eine  Weibe  böcbft  mcrtooUer  pppftf-  Apparate,  eine 
Cufipumpe,  ein  öpgrometcr,  einen  neuen  9Binlel= 
meffer  fomie  ben  feinen  Warnen  tragenben  Äom= 
penfator  jur  Untersuchung  beS  elliptifcfcpolarifier: 
ten  SicbtS.  Seine  Unterfudjungen  finb  größtenteils 
in  ben  «Comptes  rendus»  ber  Jltabcmie  ber  SBiffen« 
fdjaften  cntbaltcn.  SBeitrdge  53.S  ju  ber  «Revue  des 
Deux  Mondes»  unb  bem  «Journal  des  Debats»  er» 
fduenen  gefammelt  in  ben  «Stüdes  et  lectures  sur 
les  sciences  d'observation»  (  8  93be.,  <ßar.  1855 
—65).  AIS  felbftdnbtge  Sdbrift  fmb  ju  ermdbnen 
feine  «Elements  de  geometrie  descriptive»  (mit 
AtlaS,  ^ar.  1850).  [am  blauen  ioimmel. 

iönbiiietS  neutraler  »JJunfr,  f.Weurralc^untte 

Babing  ton  (fpr.  bdbbingt'n),  Antbonp,  baS 
£>aupt  ber  legten  großen  9?erfd?wörung,  bie  ficb  für 
''Maria  Stuart  gegen  Glifabetb.  erb.  ob.  ym  Ott.  1561 
inSetbid  geboren,  begeifterter  Äatbolil  unb  per: 
fönli6  ber  Königin  Wtaria  jugetban,  bereu  $agc 
er  einige  3*it  geroefen,  ließ  er  ficb  burd)  franj. 
iuiten  jur  Jeilnabme  an  einer  3.?ericbn?örung  ju 
9Jlarta8  Befreiung  unb  ju  einem  SWorbanfdjIag  auf 
ßlifabetb«  fieben  geminnen.  Jlber  jeitig  gewarnt 
beobachteten  bie  Spione  Gecilä  unb  SHalftnobamä 


ben  Sortgang  be«  Untemebmenö,  ba§  fie  fo  weit  ftcb 
entmirfeln  ließen.  Lue-  SRaria  Stuart  ali  2 tilneb! 
merin  genügenb  tompromittiertmar,  umoor  ©eriebt 
geftellt  werben  ju  tönnen.  93.  unb  feine  ©enoffen 
würben  20.  Sept.  1586  hingerietet. 

©abiölcit  (frj.),  fiinberfpicljeug,  Spielereien. 

©ab  truff  af  f .  £irf(beber  unb  2afel :  S  dj  w  e  i  n  e , 
5ifl.  4. 

©abtfa,  fianbfdjaft  in  «guatorialafrita,  f. 

©afr:i:feäbet,  f.  Serail.  l^obifa. 

©ao  Stfeitber,  f.  93ab  ebORanbeb. 

©abiften,  f.  93äbi. 

©abfa,  ©ebdet,  f.  93aba. 

©ablaef»,  6anbel§name  oerfebiebener  unreif  ge« 
fammelter  ^ruebtfeboten  pon  9)äumen  ber  ©attung 
Acacia,  bie  man  ibreS  hoben  ©erbitoffgebaltä  we= 
gen  jur  ©erberei  unb  2intenfabritation.  utm 
Sdjwarjfärben  u.  f.  w.  benuftt.  2Ran  unterfebeibet 
jwei  feauptf orten :  bie  o  ft  i  n  b  t  f  dj  e  93.  ( Babula, 
Babool,  Burhura  ober  Bambolatus, audj  inbif  cber 
©  a  1 1  u  i) ;  bief e  Sorte  ftammt  nach  Sieiner  oon  ber 
Acacia  arabica  var.  indica;  bie  £>anbel£mare  er: 
bdlt  man  gemöbnlicb  in  einjclnen  ©liebern  ber  jer« 
bro*cnen  platten  Sdjalen  mit  buntelbraunen,  gclb= 
gerdnberten  Samentemen;  bie  hülfen  finb  mit 
einem  feinen  turjbaarigen  aüj  überwogen.  Sie 
jweite  Sorte  ift  bte  dgppti^cbe  93.  (9teb:9]eb, 
©arrat);  fie  ftammt  pon  ber  Acacia  nilotica  Del. 
ab;  biefe  Sorte  beftftt  r>&lltg  table  .öulfen  oon  grün» 
brauner  ^arbe,  in  ber  lUütc  gldnjenber  unb  bunt= 
ler  \>'\i  fcbmdrslicbgrün;  ti  finb  bisweilen  nur  ein« 
jelne  öulfenglieber.  Mußcrbem  tommen  aud?  noeb 
einige  anbere  unter  bem  Warnen  93.  in  ben  öanbel, 
fo  bie  (yrücbte  »on  Acacia  Farnesiana  Wüld.  unb 
oon  Acacia  Adansonii  GuiU.  et  Perott.,  lefetere 
unter  bem  Warnen  Gousses  de  Gonake. 

©abof  3oj.  (fpdter  %xani)  sJRariu«  pon,  93üb- 
nenbid)ter,  geb.  14.  %an.  1756  ju  Gbrenbreitftein, 
mürbe  in  aftannbeim  Jbeaterfclrctdr,  1778  ^ro^ 
feffor  ber  febönen  Söilfenjcbaften  in  9Äüncben,  fpdter 
bafelbft@ebeimfetretdr,ötubienbireftorber2liilitdr: 
atabemie  unb  (1792—1810)  2b«>terintenbant.  (h 
ftarb  5.  gebr.  1822.  9).  mar  ein  gewanbter  93übnen= 
bid?ter;  namentlicb  erjielte  «Otto  oon  ©ittelebad?» 
(1781)  unter  allen  9ütterftüden,  bie  ficb  an  ©oetbeS 
«0öb»  anfdjloffen,  ben  größten  Grfolg  (Wcubrud 
mit  Ginleitung  oon  kauften  in  93b.  1  beä  «SramaS 
ber  tlaffifcben  ^eriobe»  [in  fiürf ebner«  «5)cutfcber 
Wationallittcratur»,  Stuttg.  18911;  für  bie  5tabne 
frei  bearbeitet  oon  95.  SJucbbolj,  9)tüncb.  1886). 

©aoo,  Cambert  3of.  2eop.,  öteiberr  oon,  2anb= 
mirt  unb  Cnolog,  geb.  26.  Ott.  1790  }u  Wann: 
beim,  hörte  Übacr  in  Berlin  unb  ÜHöglin,  bewirt: 
febaftete  fobann  feine  ©üter  ju  ©einbeim.  JB.  würbe 
1831  jum  SBorftanb  ber  ÄrciSftelle  beS  ©obifeben 
lanbwirtfcbaftlicben  9JercinS  für  ben  Untcrrbeiiu 
frei*  erwdblt.  Gr  ftarb  20.  $um  1862  ju  Seltt< 
beim,  wo  ibm  1869  ein  5>enlmal  erridjtet  würbe. 
Ginen  ebenfo  bebeutenben  Warnen  mie  aU-  Sanb: 
wirt,  bat  ficb  93.  als  Cnolog  erworben,  unb  bie 
beutfebe  3Beintultur  oerbautt  ihn  eine  ganje  Weibe 
ber  roiebtigften  93erbefferungen.  Gr  febrieb  nament-- 
lieb:  «2)cr  ffithtbau  nacb  ber  Wcibenfolge  ber  oor= 
tommenben  Arbeiten»  (;yrantf.  1840—42;  4.  Kufl. 
1879),  «Sie  £>auptgrunbfdhe  be«  SlderbaucS»  (ebb. 
1851;  4.  ?lufl.  1874);  mit  äWehger  jufammen  «Sic 
9Bein:  unb  2afel  =  Trauben»  (Wiannb.  1836  —  38; 
2. 2lu3g.,  Stuttg.  1855),  «Ser  Sdcrbau  nacb  feinen 
monatlicben  «erridjtungen»  färanlf.  1852;  2.  SvfL 


Digitized  by  Google 


©o&oeuf  - 

1862),  «Anleitung  jur  Vereitung  unb  Pflege  bei 
N}£einl»  (mit  $lnberungen  unb  3ufMcn  Pon  iL  pon 
Vabo,  ebb.  1872;  2.  Sufl.  1879),  «©efprdcpe  über 
lanbwirtfdjaftliebe  ©egenftänbe  auf  Spaziergängen 
tmti  fiebrerl  mit  feinen  Scbülern»  (2  Vbdrn.,  ebb. 
1857—58;  3.  »ufl.,  3  Vbcbn.,  1878). 

ßinSobn,  greiberr  Äuguft  SBilbelm  pon  V., 
geb.  28.  San.  1827,  Tirettor  bet  !.  t.  önolog.-- 
pomoloa.  i'cbramtalt  iu  Älofterneuburg  bei  5Bien, 
geit.  16.  Ott.  1894  ju  Seibling,  fdjrieb  unter  anbemt 
«Watur  unb  fianbbau.  (Sin  Sebrbud)  ber  Sanbroirt* 
fcbaft»  (2  Vbe.,  fiabr  1870—74)  unb  mit  Q.  3Jlad? 
ein  «f>anbbu<b  bed  Niöeinbauel  unb  bcr  JMermirt* 
fcbaft»  (SBD.  1, 2.  Stuft.,  Verl.  1893;  Vb.  2, 3.  »ufl., 
ebb.  1896);  femer  gab  er  feit  1869  bie  3eitf£brift 
«Tie  ®cinlaube»  unb  feit  1872  ben  «Weinbau« 
falenber»  peraul. 

ttaboeuf,  f.  Vabeuf. 

tfaboeufe*  *ult>er  (fpr.  babßffs),  eintrat* 
pulper  (f.  b.),  bal  Fontaine«  %ulvtx  (f.  b.)  äbnlid; 
iufammengefetit  unt>  ebenfo  gcfäbrlicb  ift. 

JÖobolna,  berühmte*  lönigl.  ©eftüt  im  um  aar. 
Äomitat  Hörnern,  wefilicb  Pon  ber  Station  ^gmanb 
ber  6übbabnlinie  Iii  :S jönp= £  tu!)  Iweifeenburg,  mit 
einem  gldcbeninbalt  von  mebr  als  40qkm;  ift  be* 
f  onbeTl  burd}  feine  arab.  sterbe  von  feltener  Sdjöu: 
beit  unb  reinfter  abftammung  ausgezeichnet  V., 
1807  errichtet,  früber  eine  giliale  bei  9Äilitdrge= 
ftütd  ju  Wejobegpe*,  feit  1.  Spril  188.'J  fclbftänbigeä 
ÜÄilitdracftüt,  bejebärtigt  300—400  SJlenfcpen. 

Babool  (fpr.  bäbbubl),  f.  Vablad). 

»Pnbriue*  (VabrioS,  aueb  ^abrtaS),  grieeb. 
gäbe  Ibicbter,  ber  toabrfepcinlicb  im  3.  Cfabrp.  n.  ßbr. 
lebte,  peranftaltete  eine  größere  Sammlung  fog.^lfo; 
pifder  gabeln,  bie  er  in  frifd)er  unb  pollatümlicber 
Sprache  in  ßboliamben  nieberfdjrieb.  3m  Mittel* 
alter  nmrben  biefe  mebrmall  umgeformt,  in  "ijirofa 
bearbeitet  unb  fo  unter  bem  Warnen  üfopifebe  8a» 
beln  überliefert.  Gift  Ventlep,  nad>  im  Sprmbitt 
in  feiner  «Dissertatio  de  Babrio»  (ßonb.  1776;  Qx- 
langen  1785)  ertannten  in  ben  ^Bearbeitungen  Verfe 
bei  V.  unb  fudjtcn  einjetne  eboliambifebe  ^rud)= 
ftüde  ber)uftellen.  Ginjelne  gabeln  tvurben  aud 
JÖanbidjrif ten  von  Anna ,  orail,  Sdmeiber  binju« 
gefügt  unb  atled  bil  babin  Gelaunte  pon  ftnoebe 
(»alle  1835)  beraulgegeben.  Ter  ©rieche  3)linoibe3 
Minae  entbedte  1844  auf  bem  Ätbol  eine  $>anb= 
fdjrift  mit  123  bisher  unbetannten  gabeln  bei  V., 
bg.  Pon  Voiffonabe  (^ar.  1844),  pon  Ctelli  unb 
Vaiter  (3ür.  1845),  mit  ben  bereite  porper  be= 
lanntenpon  Saobmann  (Verl.  1845),  Semiö  (Crforb 
1846),  Sebnciberoin  (2p$.  1865),  Gberbarb  (Verl. 
1875),  mit  beutfeber  Überfettung  poii  Wartung  (i'pj. 
1858),  mit  einer  1859  pon  fieroil  peröffentliebtcn 
Sammlung  von  95  (piclleiebt  pon  SRinal  gefälfd?i 
ten)  fabeln  pon  Vcrg!  -in  ber  «Anthologia  lyrica» 
(2.Mufl.,  i*pj.  18fi8);  jufammenfaifenbe^luäflabepon 
OJillbauer  (pten  18^2)  unb  julc^t,  mit  ^ewertunß 
von  auf  ii^adjstafeln  neu  entbedten  gabeln,  pon 
ISmfiuß  f&M.  1896).  überfetjungen  lieferten  audj 
iKibbcd  (iöerL  1846)  unb  Jöeröberfl  (»alle  1848). 
—  SBfll.  aufter  ber  fiitteratur  bei  itfop:  (Sberbarb, 
Observationes  Babrianae  (Verl.  1865);  ßrufiul, 
De  Babrii  aeUte  (£pj.  1879);  ©erner,  Quaestionea 
Babrianae  (Verl.  1891). 

®afm,  in  3.ibien,  befonber«  in  ©enoalen  flc= 
brdud  liebe  Vejeidjnunfl  fürdbler,  6<n;  fie  loirb 
bem  Warnen  porgefeht.  OKan  perftebt  unter  V.  bem 
gahftbe  6djreiber,  SWatler  ober  Unterbeamte. 


-  Sob^on  211 

©ab urf ur ,  ftegerpol!  im  fyvnern  jUrifa-j ,  )um 
Stamm  ber  Voncjo  gebörig,  jmifdien  ben  glüffen 
Sfd?ur  (2)jur,  Sueb)  unb  lonbi  (3ffu),  unter  6° 
nörbl.  Vr.  unb  28°  ßftl.  5.  pon  (Sreeumid?,  treiben 
3iegemud)t  unb  bauen  9tegerbirfe. 
©abuin,  ein  Slffe,  f.  Hanau. 
Babüla,  f.  Vablad?. 

©abulgummi ,  eine  geringere  Sorte  be*  arab. 
(Summi  au*  Vengalen. 
© abunen,  f.  Vogomilen. 
©abur,  ©rofemoflul,  f.  Vabar. 
©abufrfie  (türl.),  im  Orient  fpi&e  Sdjube  obne 
Ouartiere  (gerfenleber)  unb  8lbffil)e;  öau«f*ube. 

iBabttliajtfUnteramerifan.^obeitftebenbeSufel: 
cjruppe  nörblid)  oon  ber  pbilippinifeben  ^nfel  Öujon 
(f.  Äarte:  SWalaüf djer  Strcbipel),  unter  18°  40* 
bis  19°  55'  nörbl.  Vr.  unb  120  bis  122"  öftl.  2.  pon 
©reentoieb.  5)ie  Strafee  pon  Valintang  trennt  bie  V. 
pon  ben  Vatan.  25ie  größte  Ebifcl  ift  bie  nörblid?fte, 
Vabupane*  ober  Glaro  V.  Sluf  fie  folgt  fttb» 
lieber  unb  mebr  meftlid)  gelegen  Salapan  unb  bad 
piel  flcinere  guga.  Seitlid)  pon  biefen  beiben 
liegt  2>  a  l  u  pi  r i.  Sic  öftliepfte  3nf el  ift  6a m i g  u  i n 
mit  einem  feit  1857  roieber  tbäti^en  Vulfan. 
Hflanjens  unb  lierreid?  ftnb  bie  pon  Üujon;  bie  Ve* 
Pölferung  beftebt  bauptfätblid;  au«  2agalen  unb 
djinef.  ^nfieblern. 
©ab«,  anebrjabl  Pon  Vaba  (f.  b.). 
©abti  (engl.,  fpr.  bebbi),  9Jlebraabl  Vabie*, 
(teinel  Rinb,  $uppe. 

©abnion,  bebr.  Vabel,  leilinfcbriftlid)  Väbilu 
(ober  üiellcicbt  Vdbilu),  b.  i.  "Uforte  ©ottcä,  nad?  ber 
Vibel  (1  Hiof.  11)  ooltletpmologifcb  all  «Vertoir^ 
rung»  gebeutet  (f.  Vabplonifd^er  Xurm),  bcr  Warne 
einer  ber  dlteftcn  babplon.Stdbte,  ber  lanajdbrigen 
.f)auptftabt  bei  JHeidtf.  Sierourbe  mebrfacb  pon  ben 
Slfiurcrn  erobert,  fo  Pon  2eglattpbalafar  I.  unb 
Salmanaffar  II.  Sanberib  jerftörte  unb  Toerroüftetc 
690  p.  Gbr.  V.  Pöllig.  3bren  Sieberaufbau  be- 
gann 9lfarbabbon,  aber  erft  Wabopolaffar  unb 
fein  Sopn  Wcbutabnejar  II.  pollenbeten  bie  neue 
Stabt  unb  braebten  fie  ju  ibrer  üDtacbt  unb  Vlüte. 
Tie  perf.  Eroberung  Vabplonienl  febdbigte  V.  be« 
beutenb,  unb  Sleranbcr  b.  ®r.  permoebte  feinen 
%lan,  ei  »ieber  aufzubauen  (330),  niebt  burcb: 
üuffibren.  Ter  le&te  feenidjer,  ber  ficb  Kenia  pon 
V.  nannte,  mar  Slntioebuä  b.  ©r.  Sdpon  ju  fylv- 
niuö'  3<^t       war  33-  JHuine. 

Um  bie  topoarapb.  (Srforfebung  V.l  baben  ficb 
inlbefonberc  9ücb,  Üaparb,  Oppert  unb  ^olbeioep, 
ber  Leiter  bcr  6rpebition  ber  5)eutfd)en  Drientgefell' 
fd?aft  (1897—1901),  Verbtenfte  erreorben.  Cppert 
bat  bie  Hnaabcn  fterobotS,  bejfen  Vefdjrribung  ber 
Stabt  auf  eigener  Änfebauung  berubt ,  mit  ben  er- 
haltenen Stuinen  in  Gintlang  ju  bringen  perfuebt. 
V.  lag  auf  beiben  Ufern  bei  (Supbrat,  in  gorm 
einel  auberorbcntlicb  regelmäßig  gebauten,  pon 
breiten,  geraben  Straf?cn  reebttcinllig  burdjfcbnitte« 
nen  Viercdl,  beffen  Seiten  je  120  Stabien  lang 
maren.  61  mar  pon  )n>ei  dauern  umgeben,  beren 
innere  fyngursVel  ("Vel  bat  ficb  gndbig  erjeigt») 
360  Stabten  lang  unb  mit  einem  ©raben  unb 
©all,  le&terer  «Seimitti«  Vel»  genannt,  umgeben 
roar.  Tiefe  3){auer  mar  pon  ÜRabopolafjar  angelegt 
unb  bot  nocbjur  Reit  ?Ueranberl  b.  ©r.  bejtanben. 
Saju  füflte  Webulabncjar  II.  nod)  eine  äuftcre  mit 
Iborcu  perfebene,  jnnfdjen  jroci  ©räben  ftcbenbe 
OJlauer,  Pon  toelcber  öerobot  (I,  178  fg.)  eine  Ve« 
fdjreibung  giebt.  Tie  beiben  Stabtbfilften  VJ 

14* 


Digitized  by  Google 


212 


23abt)lonica  —  öa&rjlonien  (©efrfjtdjtc) 


waren  burcb  eine  überbadjte,  au*  Ouaberfteineu 
erbaute  Sküde  verbunben,  bie öerobot  t>er  J Ii t ülri* 
jujebreibt.  3"  ber  Sübweftcde  ber  weftl.  Stabt= 
bdlfte  lag  bie  fpdter  unabhängige  Stabt  SBot 
fippa,  i^it  bejeidtmet  burcb  bie  gewaltige  SHuine 
iöird  Wmrub.  2)er  nörblicbl'te  fcügel  ber  Stabt,  von 
Stieb  Mubfcbellibe,  fonft  93abil  genannt, irirgt 
oiclleicbt  bie  Überrefte  ber  berühmten  bängenben 
©ärten  ber  Semirami*  ober  9tebutabne»ar*.  ^n 
ber  Witte  ber  Stabt  lag  ber  ftauptpalaft  9lebu- 
fabnejar*,  ben  (ein  Steter  9labopoIaffar  begonnen 
hatte,  jeht  (SlsKafr  («bie  3)urg»)  genannt.  AI* 
(Erbauer  $.*  wirb  von  ben  grieep.  Scbriftftellern 
ber  ®ott  93cIoö ,  bi*meilen  auch  ($ioboru*)  bie 
Königin  Semirami*  (f.b.)  genannt.  —  3$gl.  SJauin: 
ftarf,  3J.  3"t  Stabtgeicbidte  unb  Jopograpbie 
(etuttfl.  18%);  2Mi&fd),  »abplon  (2pa.  1899). 
(S.  söabplonien.) 

^abplontca  (lat.),  f.  5Wbacbin. 

© abplonicn,  in  ben  Keilinfcbrif ten  K ar  ■■  %  u n i 
jafcb  (f.  ßbalbäer),  Sdjumir  u  Attabi(Kingi; 
urbu)  ober  Jintir,  im  Alten  Jeftainent  Sinear 
ober  93abel,  bei  ben  fpätern  griedVröm.  Schrift; 
ftellem  oft  ßbalbäa  (i.  b.),  beutjutage  3  r  ä  h  Ä  r  a  b  i , 
ift  ba*  untere  6tromlanb  bc*  (hipbrat  unb  2igri*. 
3 eine  ©rennen  bilben  im  91.  ber  (Supbrat,  im  D.  ber 
2igri*,  im&ber^erfifdjeMeerbufenunb  im  ©.bie 
®üfte  Arabien*,  ©ei  ber  fpdtern  Ausbreitung  ber 
babplon.  öerrfd]  a f  I  umfaßte  ber  Slame  aueb  ba*  fübl. 
Mesopotamien.  j)er  9tame  93äbilu,  womit  fpdter 
ba*  aanje  9teicb  benannt  mürbe,  ftammt  ojfenbar 
oon  feiner  Metropole  Sabplon  (f.  b.).  ©eoloaiieb 
betrachtet  ift  33.  eine  ÄUuvialebene,  weldje  bie  fübl. 
jjortfe&ung  Affprien*  (f.  b.)  bilbet.  3)ie  beiben 
Ströme  ßupbrat  unb  Üigri*  treten  hier  (etwa  34° 
nörbl.  33r.)  am  nädiften  jufammen,  um  bann  Der: 
einigt,  früher  getrennt,  in  ben ^crfifcben Meerbufen 
»u  münben.  6me  :Hc\bc  von  Sandten,  oon  benen  auä 
ben  Kcilinfcbriften  mebr  als  30  namentlich  betannt 
fmb,  unb  menigften*  einer  (ber  König*tanal,  9tär  u 
inalti,  beutjutage  9tabr  el*9ttlif)  fub  noch  ber 
Uflege  ber  röm.  Kaifer  erfreute,  forote  3)ämme  unb 
tünftlicbe  Seen  fdbühten  ba*  l'anb  vor  überfcbweim 
mungen  unb  beförberten  feine  natürliche  unb  burcb 
sorgfältige  Seftcllung  gehobene  ftrucbtbarfeit;  ein 
befonber*  bebeutenber  Ertrag  fdjeint  an  Söeijen, 
©erfte  unb  2)atteln  erjielt  morben  ju  fein. 

®ef tti irfjtc.  Tie  ©efdjicbte  ber  Söabplonier  ift  mit 
ber  ber  (Sbalbder,  Kaffiter  unb  befonber*  ber 
Affprer  auf*  inntgfte  vertnüpft.  ber  älteften  bis 
jetjt  erreidjbaren  3«t  begegnen  mir  mebrern  Hultu§= 
mittelpunlten  unter  je  einer  Regierung  eine«  6tabt= 
gebietet,  bei  meldber  bie  löniglicbc  unb  priefterlidie 
@ewalt  fid;  in  einer  ^erion  vereinigten.  <&\n$ 
ber  wenigen  alten  aud  biefer  Seit  uadhweidbareu, 
gefonberten  öerrfdjergebiete  ift  baS  oon  Sirpurla, 
ein  anbered,  erft  bura)  bie  neueften  Sludgrabungen 
betannt  geworbenes  Wppur  (ieftt  9liffer  ober  sJluff ar ), 
wieber  anbere  Hif*  unb  ©ifepban.  2)ie  erfte  gröjjerc 
ötaatenbilbung  Sübbabplonien« ,  vermutlich  eine 
„Sufammenfeftung  berartiger  flctnerer  Sieicbe  (6ir= 
purla,  Urul,  i2arfa,  9iippur  u.  f.  w.),  ift  tai  9ieich 
von  Sumer  (f.  b.)  unb  Slttab  mit  ber  ^lauptftabt  Ur 
unteT  ber  Regierung  beS  Ur^gur  unb  feine*  öobnev 
Dungi.  Gine  fpdtere  Spnaftie  fdjeint  bie  ber  Könige 
von  9Ufm  (3fm),  unb  noch  fpdter  folgenb  bie  fog. 
weite  (nad>  anbem  britte  unb  vierte)  25pnaftie  von 
Ur  im  fein.  Xit  leiste  felbftdnbige  3)pnaftie  Süb= 
babolonien«  ift  bie  von  2arfa,  al*  beren  le^ter  Äönig 


5Rim :fin,  Sohn  tti  elamitifdjen  König*  .Ui.hu 
mabut,  betannt  ift.  über  bie  (*ntmidlung  ber  tun  t 
babplon.  Sieide  (mit  ben  Stdbten  ftuta,  (Sharfag; 
talamma,  ^Babplon  u.  f.  w.)  ift  tid  jeht  nid)td  &(■ 
nauere*  betannt.  bereinigt  finben  wir  beibeSHeide 
unter  ber  &errfd>aft  (Sbammurabiö,  be$  Sebcrrfdjerö 
unb  SBegrünber*  ber  tf ultu£metropote  babplon,  im 
3.  ^abrtaufenb  v.  (Sbr.  —  Offenbar  au*  bem  norb^ 
babplon.  tleinern  9ieid>e  bat  fiep  ba$  Königreich Slfd- 
fdjur,  Äff  pr  ien,  entwidelt,  beffen  Anfänge  noeb  in 
völlige*  Tuntel  gehüllt  finb.  I  ie  Sdbidfale  ber  bei; 
ben  iKeidbe,  be*  vereinigten  93.  unb  Slffprien*,  bie 
babplonifcb-affprifcbe  ©efebiebte,  ift  von  ba 
ab  im  3ufammenbauge  }u  betrachten. 

3n  ber  älteften  ©cicbicbte  9.*  fpielen  vor  allem 
bie  fog.  taffttifeben  Jöerrfder  (von  anbern  Poffäcr 
genannt)  eine  hervorrageube  9iolle.  Qin  neuerbing* 
in  ^igppten,  genauer  bei  Zcü.  eh&mama  (f.  1*1- 
Ämama),  gemachter  Aiinb  von  Keilfcbrifttbontafeln 
jeigt  einen  regen  3krtebr  biefer  Könige,  bie  un» 
gefähr  im  15.  3aln  Ik  gelebt  haben  müfjen,  mit  ben 
ägppt.  Königen  ber  XVII I.  §pnaftie,  inäbefonbere 
Amenophi*  HI.  unb  IV.  $ie  bauptfäd)lichften|»err= 
feber  ber  taffitifeben  Spnaftic  (bie  ber  fog.  fünften 
2)ünaftic  bes  «erofu*  gleicbgefetjt  wirb)  ftnb  Karain^ 
bafch,  Kurigalju  unb  ^Burraburiafcb. 

Au^erbem  fmb  noeb  von  }wei  altbabplon.  $>cxx- 
idern,  9Jlerobad):*43alaban  I.  unb  SJebufabnejar  I., 
^nfebriften  erhalten.  2)ie  älteften  affpr.  ^nfchrif= 
ten,  welche  (»um  Zeil  auf  ©adfteinen)  bi*  auf 
unfere  Qtxt  getommeit  finb,  geben  meift  nur  bie 
©enealogie  unb  bie  Flamen  von  Jempeln  fomie  ber 
©öttcr,  benen  biefe  geweiht  waren,  an.  Crft  mit 
9iammännirävi  I.  (etwa  1400  v.  Gbr.)  beginnen  bie 
©ejd)icbt*quellen  reichlicher  \u  fliegen  unb  erjäbleu 
von  ba  an  von  ber  f  ortwdhrenben  Äu$bepnung  unb 
waebfenben  Mad)t  Äffprien*.  5)cr  näcbfte  König, 
Salmanaffar  I.,  breitete  ba*  9leicb  feine*  3Jaters> 
nach  9lorbmeften  au*.  Unb  febon  unter  beffen 
9iacbfolgern  begannen  bie  erbitterten  Kämpfe  mit 
*B.,  bie  »mar  iöabel  nicht  in  ein  bauembe*  2lb= 
bängigteit*verbdltni*ju  Aff  prien  brachten,  aber  boeb 
feine  weltbeberrfcbenbe  9Jiacbt  für  lange  $eit  unter- 
minierten unb  ihm  tiefe  Demütigungen  ju jogen.  2)er 
rubmreicbfte  .^errfeber  biefe*  3«itraum*  ift  leglatt: 
pbalafar  I.  3bm  folgten  feine  beiben  Söhne  Äfd= 
fchurbiltala unb  Scbamichtrammän  III.;  nach  ihnen 
geriet  ba*  Affprifcpe  9ietcb  auf  lange  fjeit  in  tiefen 
Verfall,  von  welchem  e*  fid?  erft  unter  Afcbfcburna= 
firapal  (Affumafirbal,  f.  b.)  wieber  erholte.  Auf  biefen 
folgte  fein  mächtiger  Sohn  Salmanaffar  II.,  unb 
auf  ihn  fein  Sohn  Scbamfcbirammän  IV.  (824 
—811  v.  (5bi\),  ber  wäbrenb  einer  Empörung  ben 
ibron  beftieg  unb  mehrere  erfolgreidc  3üg*  gegen 
bie  mit  ben  tflamitem,  ^balbäern  unb  füböftl.  Ära^ 
mäeniverbünbeten53ab»lonier  unternapm.  9cad>fei: 
nem  Jobc  beftieg  9lammänniräri  111.(811— 782)  ben 
Ibron  unb  ftelltc  ba*  9ieicb  Äicbfcburnafirapal*  unb 
Salmanaffar*  II.  wieber  in  feiner  vollen  ©röfje  ber. 
Tie  folgenben  Könige, Salmanaffar  III.  (782—7721, 
l'lfdbfcburbajan  III.  (772—754)  unb  Afcbfcburniräri 
( 754—745),  ftanben  an  9tubm  ihren  Vorgängern  weit 
nach.  Defto  trdftiger  unb  glanzvoller  entfaltete  ftcb 
aberba*  9lcicb  unter  Jcglatrpbalafar  III.,  vermutlich 
einem  Uiurpator.  ^bm  folgte  Salmanaffar  IV.  (727 
—722),  worauf  mit  Sargen  II.  (f.b.)  wieberum  eine 
anbere Dpnaftie  auf  ben  Shron  gehoben  würbe,  unter 
ber  ba*  9ieicb  ben  Öipf el  feiner  Macht  erreichte :  unter 
Sanbcrib,  Afarhabbon  unb  Sarbanapal.  Über  ben 


Digitized  by  Google 


©abtönten  (Spradje.  fiittcratur.  Religion) 


213 


idbcn  3ufammenbrud)  ber  affpr.  .§crrfd?aft  fmb  bie 
nähern  Umftänbe  nod?  unbclannt. 

(Sine  turje  Slütejeit  erlebte  ba«  barauf  folgenbc 
fog.  Weubabplonifdje  Weich,  oon  ben  Stuben 
(£balbdifd)e«  Meid'  genannt,  ba«  begrünbet  würbe 
oon  bem  Gbalbäer  :Kabcpclan"av  unb  auf  feinem 
Ajöbcpunltc  unter  Webutobnejar  II.  ftanb.  Ser  letzte 
babplon.  König  war  Wabonib,  mit  befien  Stöbe  bie 
>>errfd)aft  33.  an  bie  Werfer  au»  ber  Spnaftie  ber 
Ädjdmcniben  tarn  (538  o.  ßpt.). 

BpTaäft.  Sie  Spradje  ber  iöabplonier  •  Afiprcr 
gehört  ju  ben  femitifeben  unb  jeidjnet  fid)  burdj 
4jotalreid)tum,  Surcbfuptigleit  ber  formen  unb 
eine  Weibe  oon  Sautrigentümlicbleitcn  be*  Hon- 
fonantenbeftanbe*  unb  :2öanbel*  au«.  Sie  läfet 
fieb  in  ibrer  Gntmidlung  weiter  jurücfDCTfolgeu 
al*  irgenb  eine  anbere  femitifdje  Spradjc.  Sie  bia= 
leltifd)en  Unterfdjiebe  jwifcbeu  bem  Stobplonifcpen 
unb  Afiprifcben  ftnb,  wenn  überhaupt  fidjer  nad?= 
wet«bar,  unbebeutenb.  Ser  Söortfdjafc  be«  fierifon* 
iebeint  febr  rcitb  ju  fein,  ift  aber  bi*  jettt  nur  |tt 
einem  geringen  Steile  befannt,  ba  nur  ein  33rud?teil 
Per  ^nfebriften  ausgegraben  ijt  unb  oon  ben  etwa 
180000  Jerten  in  Guropa,  Afien  unb  Amerila  taum 
mehr  al*  GOOO  publijiert  oorliegen. 

iiitterntur.  Sie  gefamte  fittteratur  ber  33abplo= 
nicr=Aifprer  ift  Kcilfcbriftlittcratur  (f.  Keilfcbrift); 
abgefeben  oon  ben  Slcb&meniben-  unb  nod)  einigen 
anbern  ftelfeninfdjriften  ift  fte  bureb  Ausgrabungen 
in  ber  Stbalebene  be«  (hipprat  unb  Sigrid  (f.  2Refo= 
potamien)  erbeutet  worben.  Sie  bauptfäd?licbften 
Aunbftdtten  finb:  Abu-\fjabba,©alawat,6borfabab, 
Ser,  Kilcb  Brbcrgat,  Mtijunbfdjit,  ÜJlugbeir,  9lcbi- 
iunu«,  Wiffer,  Bfrxiamib,  Senbfdnrli  in  Worbfprien 
unb  Stell  el=Amarna  in  ügppren.  Tic  mid)tigften  Qf- 
yebitionen  bortbin  würben  geleitet  oon  Wieb  (1811 
—20),  33otta  (f.  b.,  1842—45),  A.  6.  Saparb  (1845 
-50),  STeSnelunbDppert  (f.  b.,  1851—54),  Victor 
Wace  (1852),  öenrp  Wawlinfon  (f.  b.),  fioftu«  unb 
laülor  (1853— 55),@eorgeStmtb(f.b.,  1873, 1874, 
1876),  6.9iafiam(i.b.,  1854, 1877—79, 1880—83), 
&  be  6aricc(1878— 82),  33ubge  (1888, 1889, 1891), 
oobn  ^eter«  unb  <&. 23.  £ilpred)t  (1889—93, 1899— 
1900),  Sd)eil(1894),  Kolbemep  (1897— 1901).  Sic 
.v>auptmufeen ,  in  benen  affpr.  Altertümer  aufbe= 
wahrt  werben,  fmb  ba*  33ritiid)e  SDlufeum  unb  ber 
t'ouorc  ju  $ari*.  Auch  im  ÜJtufeum  ju  33erliu,  ber 
Univensity  of  Pennsylvania  unb  im  tail'erl.  SRfU 
feum  juKonftantinopel  befinbenfidjaröfeereSamm: 
lunaen.  Sa«  ÜRaterial,  worauf  bie  $nfd)riftcn  auf= 
geieprieben  würben,  war  6tein  (33adftein,  SJtar- 
mor,  Alabaftcr,  Siorit),  fo  bei  platten:  unb  3i«ßri5 
tnfdjriftcn,  93a«relief«,  DbeliSten,  Statuen,  Stier* 
unb  fiöwentoloffen.  Eingegraben  ober  eingefd)nitten 
würben  bie  Sd)riftjüge  ber  2Retallinfd)riften  (©cm* 
inen,  Kameen  unb  6iegelcplinber)  auf  äJIineralien, 
©efteine  unb  Slrtefalte.  Sa«  »erbreitetfte  6djreib- 
material  war  aber  ber  Slbon,  au«  bem  $ri*men, 
(Splinber  unb  Stafeln  bergeftellt  würben. 

Sbrem  Sjnbalte  nad>  jerfallen  bie  babplon.-affpr. 
onf(priften  in  folgenbe  Klaffen: 

1.  $iftouf(be  S^nfcbriften.  Sie  .Oauptmaffe 
berfelben  bilben  bie  fog.  ßönig«inj(briften,  welcpe 
(ürjere  ober  längere  'Jtadmcbtcn  über  bie  babplon. 
unb  affor.  öenftper  cntbalten,  bie  bie  öauptquellc 
für  bie  Dabplon.=affpr.@ef*id)te  bilben.  93on  nidjt 
geringem  91u|cn  finb  eine  bleibe  Don  Hönig*li|'ten 
unb  (Sbtoniten,  barunter  aud)  eine  fog.  fpnd?ro= 
niftifdje  Stafcl,  bie  bie  Secbfelbcjiebungen  jwifdjen 


S3abel  unb  9t {für  barfteüt,  fowie  ganj  befonber« 
bie  3ierjcicbniffe  ber  ©ponpmen,  nadj  benen  in  ilfip* 
rien,  wie  in  ©riea^enlanb  nad?  ben  Slrcbonten  unb  in 
JHom  nad)  ben  Konfuln,  ba*  3apr  benannt  unb  ge« 
rednict würbe.  9tucp bie Staufenbe  jdblenbeu :)U&-i-y. 
urlunbcn  aller  Jlrt,  bie  ein  weit  oorgefd;rittenc*, 
auf  forgfältig  gepflegter  UrfunbliAleit  ber  Verträge 
berubenbe*  Siedjtdwefen  erlcnnen  laffcn,  unb  ferner 
bie  ßrlaffe,  33riefe  unb  93erid)terftattungcn  unb 
mebrere  ber  fog.  Prayers  to  the  Snn-god  baben 
biftor.  ^nterefje,  infofern  fie  entweber  genau  batiert 
fmb  (oft  mit  boppelter  Angabe  ber  ÜKegierungsjabre 
be«  ieweiligen  König«  oon  81  ff  prien  u  n  b  be«  König« 
oon  ©abplon)  ober  (wie  bie  polit.  93riefc)  Warnen 
unb  3krid?te  cntbalten,  bie  mit  foldjen  ber  König*' 
infdjriften  im  engften  3ufammenbang  fteben. 

II.  Sicbterifdje  3nf*riftcn.  Sabin  gehört 
eine  Slnjabl  oon  fiegenben  unb  fabeln;  femer  ein 
an  bie  Semeter=Sage  anllingenbcr  ÜÜptbu«  oon 
ber  Höllenfahrt  ber  t'iebe«göttin  3ftb^r;  fowie  be: 
f  onber*  bie  93rucbftüde  be*  ®ilgamo«:@po«  (früher 
^Jbubar-,  oon  anbern  fdlfdjlid)  aud)  sJiimrobsGpo« 
genannt)  mit  bem  leilinfdjriftlidjen  6intflutberid)t 
unb  bie  fog.  2LMtfd)öpfitng«Iegenben.  3n  örc^fr 
3abl  \)abtn  fid)  ferner  Söuppfalmen  unb  öpmncn, 
©ebete  unb  ©efdnge  fowie  aud)  eine  Sbqabl  33e= 
fd)reibungen  oon  ©öttertppen  erbalteu,  bie  über  bie 
religiöfen  93orftellungen  unb  über  bic  sJ)tptbologie 
ber  33abplonier:2lffprcr  fiidjt  oerbreiten.  33efonber« 
intcreffant  finb  japlreid)c  3a»b«:  unb  33efd>wö= 
rung«formeln,  Geremonienfammlungcn,  93orjcid)en 
unb  Stali*maue,  bie  jur  Abwehr  ber  böfen  ©eiftcr 
u.  f.  f.  gebraudjt  würben.  (*ine  grofee  Anjabl  reli« 
giöfer  Keilid>riftterte  Tinb  in  jwei  Sprad?en  abge= 
far-t,  ber  babolonifaVafforifd)en  unb  ber  f  ogenannten 
f  umerif  d)en  3prad)c,  aud)  fumero^aftabifd)  genannt, 
einer  eigenen  (nid)tfemitifd)en)  S pr  ad)  c,  unb  nid)t 
etwa  einer  Krpptograppie  jur  Aufjeidjnung  affpri- 
fdjer  6prad)benfm4ler. 

III.  äßiffenfd)aftlid?c  S^nfdjriften  fmb  au* 
Garbanapal*  Söibliotbe!  ju  Kuiunbfd)i!  fowie  auch 
au*  Abu^abba  helannt  geworben.  Aufser  ben  febon 
erwähnten  d)ronograpbifd)eu  unb  biftoriographi; 

Jd)eu  Stafeln  finb  befonber*  eine  SReirj«  epigrappi: 
d)er,  grammatifdjer  unb  lerif  ograpbifdjer  Ciftcn  ber^ 
oorjupeben,  bie  fid)  offenbar  an  bie  Interpretation 
ber  heiligen  fumero=allabifd)en  fiittcratur  Inüpften, 
bibaltifdien  3»o<den  bienten  unb  fid)  einer  fdjul= 
mäßigen  Au*=  unb  5ortbilbung  bei  ben  ^rieftern 
erfreuten;  ferner  Aufjeid)nungen  über  5ßatbematil, 
Aftronomie  unb  Aftrologie,  geogr.  Siften,  mebij. 
unb  liturgifche  SDerte,  Dpfcrrituafe  u.  f.  m. 

9te(igton.  3™  allgemeinen  läftt  fid)  erfeben, 
bafe  bie  iHeligion  ber  Sabplonier  unb  Affprcr  eine 
unb  biefelbc  war.  An  ber  Spitze  be*  Pantheon* 
ftanb  eine  ©öttertria*:  Anu  (ber  ,v>immel*gott), 
33cl,  ber  Herr  (ber  (!rbe?),  unb  (!a,  ber  ©ott  be« 
Dcean«,  beren  Warnen  bei  Sama«ciu«  al«  Ane«, 
^Uino«  unb  Ao«  erhalten  fmb.  Siefen  finb  brei 
©öttinnen  beigegeben:  Antum,  93elti«  ober  33elit 
unb  Samlina.  Siefer  Stria«  folgt  eine  jweite: 
sin,  ber  üDtonbgott,  (sama«,  ber  Sonnengott,  unb 
Diammanu  ober  Abbu ,  ber  Öuft*  unb  fflettergott, 
glcidjfall«  oon  ibren  ©attinnen  begleitet.  AI«  9ta= 
tionalgott  Affprien«  würbe  Affur  oerebrt,  al«  eine 
ber  oornebmiten  ©öttinnen  ober  bie  ©öttiu  fd?lc*t= 
bin  ^fd)tar,  beren  Warne  im  hehr.  Afd>torct  (grd). 
Aftarte,  f.  b.)  miebererfdjeint.  Aufterbem  gab  e« 
nod?  eine  grobe  ÜHenge  oon  ©öttern  unb  ©öttinnen, 


Digitized  by  Google 


214  93a6ijrom< 

bie  jum  2cil  in  Cotalfulten  nocb  weiter  unterfebieben 
würben.  Jlucb  toie  Planeten  würben  als  ©ötter 
aufgefaßt,  ebenfo  ©tele  ftaturfräfte.  Sie  toloffalen 
Stiere  unb  bie  geflügelten  Söwcn  fmb  Sarftellungcn 
nieberer  ©ottbeiten.  Saju  jdblen  auch  eine  tKetbe 
oon  Sämonen,  von  benen  fieben  befonber«  häufig 
genannt  werben,  unb  von  ©eiftern,  unter  benen  bie 
Klaffe  ber  3gigi  unb  ber  Jlnunafi  am  bäufigften 
erwähnt  wirb.  Tie  stacht  ber  ©ötter  würbe  in 
Öpmncn  befunden,  ihr  $oxn  bureb  SBußpfalmen 
befänftigt.  iRäucperä,  Jier--  unb  Jranlopfer  würben 
ihnen  bargebraebt.  Sie  einjelnen  ÜRonatc  unb  ge= 
wiiie  Sage  in  jebem  3Jlonat  waren  ihnen  geheiligt. 
3u  allen  wichtigem  Unternebmungen  würben  bie 
Drafel  ber  ©Ötter  befragt,  unb  jeber  Sieg  würbe 
ihnen  jugefdjrieben.  Ser  religiöfe  Kultu«  war  bi« 
in  Ginjelbeiten  au«gebilbet;  ba«  ganje  fieben  bc« 
3Joll«  fdbeint  oon  ber  Religion  burdjwebt. 

Kultur.  Sie  Kultur  ber  93abplonicr*Mffprer  ift 
fd?on  in  ben  älteften  Reiten  it)red  Auftretens  in 
ber  ©efebidbte  hoch  entwidtelt.  Ob  fie  oon  ben 
Sumero=?ltiabern  ben  femit.  ÜBabploniern  übermit* 
telt  worben  ift,  ob  fte  Dorn  Horben  ober  uom  Süben 
9)tefopotamien«  au«  ihre  Gntroidlung  genommen 
bat,  läßt  nrb  noch  nicht  mit  Sicherheit  entfebeiben. 
SBemerfenSwert  ift  bie  ftrenge  Surchbilbung  ber 
monarebifeben  !ßerfaffung«form  auf  tbeofratifeber 
©runblage.  Slffprien  hatte  einen  woblentwidelten 
SBeamtenftanb,  jum  Seil  mit  Grblicbtcit  ber  einjel= 
nen  $imtcr.  Siefer  unb  ebenfo  bie  ftreng  geregelte 
Sllaoeret  weifen  norwenbig  auf  ba«  Söefteben  oon 
©efe&cn  bin,  oon  benen  bi«ber  freilich  nur  febr 
wenige  93rucbftüde  befannt  fmb.  Sie  SBobnungcn 
ber  v$abplonier=3lffprer  waren  J&dufer  au«  3i«fl«lJ 
fteinen.  Uber  bie  Nahrung  ift  man  im  einjelnen 
nod)  wenig  unter  rieht  et ;  tiefer  bau,  SMepjucht,  S^flb 
unb  Jvifcbfang  werben  häufig  erwähnt.  Sie  £aiipt= 
befebäfrigung  war  ba«  Krieg«banbwert,  bie  Slu«: 
bilbung  unb  9lu«rüftung  ftreitbarcr  $>eere,  eixate- 
git  unb  Jattif  ftanben  auf  hoher  Stufe,  ©ewerbe, 
.fcanbel  unb  Schiffahrt  haben  gewiß  in  33.  geblüht; 
aber  aueb  über  biefc  ©ebtete  fmb  bie  Stubien  erft 
in  ihren  Anfängen. 

eigentümlich  ift  bie  Gntmidlung  ber  babplo: 
nifaVaffprtfcben  Kunft.  Die  Strcbitettur  befaß 
nur  febr  einfache  ©auftoffe:  ^almen,  Rappeln, 
Gebern,  Richten  unb  otelletcbt  Gicben,  befonber« 
aber  neben  bem  jur  3icgelbilbung  benufcten  £ehm= 
hoben  bie  Steinbrüche  ber  nörbl.  ©ebirge.  9Jtan  er* 
richtete  für  größere  93aumerte  junäcbft  terraffenför: 
mige  Unterbauten  bi«  ju  13  m  &Öbe,  wie  jolebe  bei 
ben  2lu*grabungen  in  Gborfabab  bloßgelegt  fmb 
{\.  auch  Söabplonifcber  2urm).  Stuf  biefen  würben 
jtcmlicb,  bide  SWauern  au«  Sebmjiegcln  ober  ge= 
ftampfter  Grbe  aufgefebiebtet.  Sie  Scde  würbe 
entweber  gewölbt,  wie  ftd>  grof>c  Sogen  über  ben 
Thoren  von  Gborfabab  finben,  au«  Grbe  (pise) 
ober  flach  bureb  ©ehält  gebtlbet;  auch  waren  manche 
Ndume  nach  oben  offen  (f.  Jafcl:  SBabplontfaV 
Slffprifcbe  Kunft,  ^ig.  7).  Sie  Säle  waren, 
wenn  fte  mit  einer  gewölbten  Sede  üerfehen  waren, 
jwar  lang,  aber  vcrhältnidmä|ig  fcbmal.  lUan  finbet 
i'Ängen  oon  38  bi«  52  m  bei  «reiten  oon  10  bi« 
bödmenö  20  m.  Statt  ber  ^cnfter  fcheint  man,  wie 
ein  iHelicfhilb  aud  Kuiiinbfcbil  jeigt,  unmittelbar 
unter  ber  au«. *öol}  (onftruiertenSede  offene  ©alerien 
angebracht  ju  bähen.  Solche  Säle  würben  meift  nach 
bemfelben  v4ilanc  in  größerer  3(n}ahl  aneinanber 
gereiht;  fo  finben  fia?  beren28  im  s3iorbwcftpalaft 


!  (Kultur) 

oon^Rimrub  (f.  b.).  Säulen  fefretnen  wenig  angewanbt 
worben  ju  fein.  Sie  arebitettonifche  SBirtung  würbe 
nur  gering  gewefen  fein,  wenn  nicht  eine  febr  lebenS- 
oolle  93ilbnerei  unb  eine  in  ftarfen  Umri&limen  mit 
ficherm  ©efüb.  ( für  Zeichnung  burchgeführte  sJ)talcrei 
binjugetreten  wären.  ÜÄeift  febmüdten  4>od>relief* 
au«  3l(abafter  bie  einförmigen  Säle.  3"  biefen  ift 
eine  (lare  Sarftellung  be«  Vorgang«,  eine  febarfe 
Gharalterifterung  ber  menfehlichen  unb  tierifeben 
©eftalt  angeftrebt.  Namentlich  auch  ba«  Koftüm, 
ba«  geflochtene  unb  gelräufelte  öaar  tourbe  mit 
großer  ©enauigleit  pfaftifd)  unb  malerifdj  burd): 
geführt  (Jig.  1,4,5),  unb  burch  biefe«  ©errfeber, 
^riefter,  Krieger,  Unterjochte  beutlid?  djaralteri^ 
fiert.  2Bic  bie  ägppt.  Kunft  fteüt  auch  bie  affprifebe 
ooüe  Figuren  bar;  aber  fte  begnügt  fiel»  nicht  mit 
ben  Umriffen,  fonbern  ftrebt  eine  leben«oolle  2luö- 
arbeitung  ber  vJ)tu«tulatur  an,  in  ber  fte  ftd?  juweilen 
ber  freien  Bewegung  ber  grieeb.  Kunft  nähert.  Stiebt 
leiten  fcheint  man  bie  Saärcuef«  bemalt  ju  haben. 
Üöo  oicle  Figuren  jufammengebrängt  er)  ehernen,  wirb 
bie  Sarftellung  oft  oerworren,  wiewohl  bie  oer 
fchiebenen  ^crfönltchteiten  unb  Stämme  immer  bin* 
reichenb  getennjeiebnet  fmb.  'Jim  bebeutenbften  tv- 
fcheint  bie  affpr.  SJilbnerei  unb  OTalcrci  im  engern 
Nahmen,  wie  j.  ö.  bei  ^agbbarftellungen,  in  benen 
faft  immer  ber  fiöme  mufterbaft  gelungen  ift;  fo  auf 
ben  in  gebraunten  Jhonplatten aufgeführten  J^ant 
gemälben  }u  9Unioe  (ivig.  3).  Slußerbem  ift  bie 
Sarftellung  geflügelter  ©ottheiten  beliebt  (,3tg.  6). 
Sil«  felbftänbtgc  $ilbiuerfe  werben  fpmbolifcbe  ober 
bämontfehe  ©eftalten  beoorjugt;  betannt  fmb  na- 
mentlich bie  geflügelten  ^ortalfiguren,  Söwenlörper 
mit  lllcnfcbenbaupt  ju  Ghorfabab  (^ig.  2);  bod?  fmb 
auch  Königdftatuen  erhalten.  Detter  brachte  bie 
affpr. ;babplon.  Kunft  gewerbliche  Seiftungen,  na- 
mentlich in  Glfenbein:  unb  ©la«arbeiten  hcroor.  3n 
biefen  erfuhr  fte  ägppt.  Ginwirlungen,  ©roße^ertig- 
feit  hatten  bieMliprerimScbneiben  oon  harten  Stei= 
nen;  Gplinbcr,  Amulette  unb  ©emmen  bezeugen  bie«. 

Sie  Sarftellungcn  auf  ben  affpr.  5)a«reltef«  unb 
ben^borüberjügen  oonSBalawat  werfen  gelegentlich 
auf  ba«  t;v um  t leben  einige«  Sicht.  Stile«  beutet 
auf  bracht  unb  3inlid)feit  in  Iracht,  ©ewänbern, 
SR&Dcftl  unb  ©erätfehaften.  Stidereien  fcheinen 
febr  lunftooll  ausgeführt  worben  ju  fein;  Dbr= 
gehänge,  ätrmbänber  u.  bat.  }eugen  oon  einer  fau- 
pern  iechnif.  Zufällige  Sarftellungcn  oon  Jrinf: 
gelogen,  giiehfang,  leiten  ber  grauen  auf  ÜJtoul^ 
tieren,  Schwimmen  auf  Schläuchen  (wie  noch  bcut= 
jutage),  ?rüttern  oon  Pfauen,  Schlachten  oon 
Schafen  u. f.  w.  führen  in  ba«  Sehen  ein.  Sie  Soll- 
enbung  ber  Weberei  bejeugt  Gjcchiel  (Kap.  27).  (S. 
Jafel:  öabplonifch  =  31fjprtfd?e  Altertümer.) 

sBiffenfchaftcn.  Sepr  beachtenswert  ift  bie 
SluSbubungber  Stftenfdbaften  bei  ben  Söabolonicr: 
Mffprcrn.  Sie  fcbulmäpige  Irabition  unb  ftortbih 
bung  ber  Kenntni«  ber  äußerft  ocrmidelten  Schrift* 
arten  ber  babplon.  •  affpr.  Keilinfdjriften  unb  bie 
Sbfaffung  oon  jpilf«mitteln  jum  Stubium  berfclben 
für  bie  ^riefter*  unb  ©clebrtcnfcbulen  ift  hier  allein 
febon  beroeifenb.  Gntftanben  fmb  bie  jahlreicbeu 
Reichen*  unb  SÜortliften,  bieoerfchiebeneOrbnung«* 
prineipien  erlenncn  laffen,  unb  bie  grammatifcheu 
^Jarabigmenfammlungen  gewiß  burd)  ba«  iöebürf- 
ni«,  bie  heilig  gehaltenen  ©efänge,  ."öomnen  unb 
Jahnen,  unb  bie  Sauber^  unb  33cicbwörung«for: 
mein,  bie  ben  femit.  «abploniern  in  ber  fog.fumero- 
allabifchcn  Sprache  befannt  würben ,  ju  interpre= 


Digitized  by  Google 


BABYLONISCH  -  ASSYRISCHE  KUNST. 


Digitized  by  Google 


BABYLONISCH-ASSYRISCHE  ALTERTÜMER. 


30  81  32  33  34 

1.  2.  Götzenbilder  aus  Chorsabad.  3.  Bodengetafel  zu  Kujundsrhlk.  4.  Thronender  König.  Et,  6.  Schmuck - 
waffen.    7.  Kopf  eines  Königs.    H— 10.  Königliche  Kopfbedeckungen.    11.  Pferdezeug.     12  —  16.  Möbel. 
17  —  21.  Ohrringe.    22  —  20.  Geschmeide.     27.  Helliges  Gefärs.    28—30.  Gefäfse.    31.  Kellschrlftcyllnder. 
32.  Glocke.    33.  Darstellung  von  einem  Obelisken  zu  N'lmrnd.  34.  Wedel. 


lirockhaus'  Konversation!- Lexikon.    14.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


fflabnlomen  (tfultur) 


21Ö 


ttercn  unb  in  ibre  eigene  Sprache  }u  überfe|en,  ober 
auch  ^Srobutte  ihrer  eigenen  fiprit  (jum  liturgifdjen 
Gebrauch)  in  bic  alte  Sprache  jurüdjuüberfe&en. 
Solcbcr  Überfettungen,  bie  ;W\k  für  ßcile  mit  bem 
jumero=attabifcpen  Jcrt  laufenb  mit  biefem  ju* 
{ammen  topiert  mürben,  fmb  febon  ie&t  mehrere 
Öunberte,  jum  Jeil  nur  in  93rucbitüden,  betannt 
aeroorben.  5)ie  eigentlichen  litterar.  Söerfe  ber 
Söabplonier  ftnb  erjt  ju  einem  ganj  geringen  Üeil 
ausgebeutet.  Öine  gro&e  iRolle  feinen  barin  gegem 
ben  über  Detter,  Dämonen  unb  anbere  übernatür* 
liebe  "Siefen,  Sefdjreibungen  ber  Untermelt  ober  be* 
Öimmel*  unb  jierfabcln  gcfpielt  ju  baben. 

Cine  merlroürbige  SJeadjtung  mürbe  allerbanb 
^orbebeutungen,  Iraum*  unb  anberer  Süabrfagerei 
gefcbenlt.  Tie  bureb  bie  SBorbebeutungen  an> 
gebrobten  Scbidfal*f<bldge  ftnb  mei|t  einförmig: 
Krieg,  2!ürre,  Job  be*  Äönig*,  £>unger*not,  3 f la- 
ueret, »Jerftörung  von  Stabt  unb  fianb  u.  bgl.  Taju 
tommen  liturgifcbe  5Der!e.  3"*  Abmehr  aller  mög= 
lidjen  fcpäblicpen  9caturctnflüffe,  von  Äranlbciten 
u.  f.  f.  finb  beitimmte  SJorfcbriften,  93efcbroörung*= 
formein  nebft  ben  begleitenben  Geremontcn  gefanu 
melt.  3>aran  idjlieften  fid)  mebij.  fllcjepte,  teil* 
maetifdjer  flatur,  teil*,  wie  e*  febeint,  auf  einer 
ÜJiil'cpung  pflanjlicber  unb  tiertfcfjer  Stoffe  bafterenb. 

Srudjtbringcnber  al*  bie  bi*ber  befproebenen  Ar- 
beiten maren  bieberbabplon.:affpr.AftroIogie.  2>ar* 
au*,  bafj  bie  3$orbebcutungen  auf  £>tmmel*erfd)ei: 
nungen  au*gebebnt  mürben,  ergab  ficb  naturgemäß 
bie  Söeobadjhmg  berJ6immel*törpcr,  bic  fcbliefdicb  ju 
ben  Anfängen  ber  mtrllicpcn  Jljtronomie  führte, 
beren  Schöpfer  bie  SBabplonier-Slffprer  unjmeifelbaft 
finb.  Sin  neuefter  3eit  bat  man  recbnungSmäfrige 
aftron.  Aufzeichnungen  au*  bereit  be*  fpätbabplon. 
Schrifttum*  gefunben,  morau*  jolgenbe  Limite  Aber 
ba*  aftron.  31>iffen  biefe*  Soll*  mit  Sicherheit  er= 
fcblofien  mürben :  fte  gaben  bie  3)aten  für  jtonftella^ 
tionen  vonGlliptUfternen;  fie  bejeiebneten  bie  b<Ua; 
lifdjen  Auf  •  unb  Untergänge  ber  Planeten;  femer 
bie  Cppofition  berjelben  mit  ber  Sonne;  ihre  Kehr- 
ober  Station*vunfte;  fie  beiar.cn  ähnlich  mie  mir 
gemiife2ierlrei*fternbilber;  fiebeftimmtenbie  ^elia- 
lifcben  Auf  ■■  unb  Untergänge  be*  Siriu*  unb  be** 
gleichen  bic  Anfangstermine  ber  aftron.  3ah*e*  jeiten, 
vermutlich  vom  fterbftäquinoltium  au*gehenb;  fte 
hatten  jroci  vollftänbig  au*gebilbcte  aftronomifdbc 
9Jcaj?fpftcmc  unb  jmei  grofee  2)(onbrecbnung*ipfteme 
f omic  mehrere  Sufteme  ber  'Blanetenbemegung.  3n 
ber  SJcatbematit  ber  SBabBlonier^Aiiprer  ift  be- 
fonber*  ein  bereite*  3ab4enipftem,  Seragefimal= 
unb  ßcntcftmah'nitem,  bcnjorjuowen  fomte  bie  Auf: 
jeiebnung  von  C.uabraten  unb  «üben  ber  einfachen 
Rahlen;  c*  fdjeint,  bafi  ihnen  audj  ber  öegriff  ber 
aritbmet.  Dleihen  geläufig  gemefen  ift.  über  ihre  ®  e  o  s 
arapbie  ift  menig  helannt;  hoch  verbienen  mehrere 
2anbfartcn  im  SJritifcbcn  ÜJtufeum  93eacbtung. 

fiitteratur.  3Son  ben  Ausgrabungen  bau 
beln :  :Uid\  Two  memoire  on  the  ruins  01  Babylon 
(2onb.  1839);  ©ottaunb  glanbin,  Monuments  de 
Ninivc  (5  93be.,  $ar.  1846—50);  fiaparb,  Ntneveh 
and  its  remains  (2  93be.,  2onb.  1849);  berf.,  Monu- 
ments of  Nineveh  (ebb.  1849—53);  berf.,  Nineveh 
and  Babylon  (ebb.  1853;  fccittfd>  <?v\.  ia56;  abge« 
lürjtc  engl.  Au*g.,2onb.  lSGT);  Crtnvt,  Expedition 
scientifique  en  Misopotamie  12  V-Bbc. ,  ^Jar.  1859 
— 63);  @.Smitb,AssyrianDiscoveries(2onb.  1875); 
9laffam,  Transactions  ber  Society  of  Biblical  Ar- 
chaeology  ($b.  7  u.  8);  6ilpred?t,  Reccnt  research 


in  Bible  Lands  ($hUab.  1896;  fortgefe^t  in  ber 
«Sunday  Scbool  Times»,  ^btlab.  1899  —  1900); 
«3abreeberi<bte»  unb  «Mitteilungen»  ber  Seutfchen 
Crients@efellichaft  ju  Berlin  (»erl.  1899—1900). 
^nt)ifferung*aefchichte:  Spiegel,  Tic  altperf. 
Kcilinfchriften  (2.  Aufl.,  Spj.  1881);  Scbraber,  3)ie 
affpr.=babplon.  Heilinfcbriften  (ebb.  1872).  —  Jer  t  - 
publitationen:  m.  iHamlinfon,  The  cuneiform 
Inscriptionn  of  Western  Asia  (Sonb.  1861 — 91)  ; 
Afiprtologifchc  ibibliothcl,  hg.  »on  $cli&fcb  unb 
Öaupt  (iöb.  1— IG,  «pj.  1881—1901);  2)e  Sancc, 
Decouvertes  en  Chaldee  ($ar.  1884—93);  8Kit> 
teilungen  au*  ben  orient.  Sammlungen  ber  lönigl. 
gRttfcai  ju  Berlin,  6eft  1—3  (hg.  von  ©indler, 
SJerl.  1889  —  90),  öeft  10  (bg.  von  MeiSncr,  ebb. 
1896)  unb  veit  11  (hg.  von  Sachau  unb  Scbraber, 
ebb.  1893);  The  Teil  el-Amarna  Tablets  in  the 
British  Museum  (bg.  von  sBetolb,  2onb.  1892); 
Strajjmaier,  93abplon.  Icrte,öeft  1—12  (£pj.  1887 
— 97);  i>arper,  Assvrian  and  Babylonian  Letters, 
©b.  1—4  (l'onb.  1892  —  96);  Äing,  The  letters 
and  inscriptions  of  Hammurabi  (ebb.  1898—1900) ; 
The  Babylonian  Expedition  of  the  University  of 
Pennsylvania,  XI.Su.  9  (bg.  von  inlprecbt,  ^bilab. 
1893—98) ;  SHoft,  2)ie  Äeilfcbriftterte  Jiglat^^ilefer* 
III.  (Spj.  1893);  SDindler,  Sammlung  von  Seil 
febriftterten  (öpj.  1893—95);  Cuneiform  texts  from 
Babylonian  tablets  in  the  British  Museum,  21.  1 
—11  (2onb.  1896—1900).  —  (Sine  Sammlung 
von  Überfettungen  ber  miebtigften  2crte  veran> 
ftaltet  Sdjraber,  Äeilinidjriftlicbe  Sibliotbef,  SBb.  1 
—6  (SBcrI.  1889—1900).  —  3ur  ©efebiebte:  ©. 
Sftarolinfon,  The  five  great  monarchies  of  the  an- 
cient  world  (2.  Aufl.,  3  Sibc,  öonb.  1871);  Dppert, 
Histoire  des  Empires  de  Chaldee  et  d'Assyrie 
(^ar.l865);Sd)raber,Reilinfdbriftenunb©efcbid)t*: 
foricbung(©ie&cn  1878);  Rommel,  ©efebichte  v3abp- 
lonien*  =  Aflprien*  (löerl.  1885—88);  üele,  ©abo= 
lon.^Afipr.  ©efebichte (Öotha  1886—88);  Gb.  4)teper, 
©cichiebte  bc*  Altertum*,  33b.  1  (Stutta.  1884); 
Krall,  ©runbriji  ber  altorient.  ©efehiebte.  21. 1  (Söien 

1899)  ;  ^Jindler,  Unterfud?un«en  jur  altorient.  ©e= 
fchidjte  (2pj.  1889);  berf.,  ©efdjichte  ©ahplonien* 
unb  Afiprien*  (ebb.  1892)  ;  Slabau,  Early  Babylo- 
nian history  (9teuport  1900);  Stred,  2iealte£anb« 
fdjaft  93.  nad)  ben  arab.  Geographen,  öeft  1  (Seiben 

1900)  ;  Neger*,  A  historv  of  Babylonia  and  Assvria 
(s3ceuporll900).  —  über  Öitteratur:  SBciolb,  über» 
blid  über  bie  babplon.raffpr.  Citteratur  (Spj.  1886); 
Cataloguc  of  the  cuneiform  tablets  in  the  Kouyun- 
jik  Collection  of  the  British  Museum,  35b.  1 — 5 
(Conb.  1889—99).  —  3ur  Sprache:  ©rammatifen 
von  Dppert  (^ar.  1868),  Scbraber  (l>pj.  1872),  Sapec 
(2onb.  1875),  Cvon  (Chicago  188<>),  Jeloni  (glor. 
1887),$eli&fcb  (©crl.  1889),iKofcuberg(iIlMcn  1900); 
vgl.  aud)  Sejolb,  Oriental  Dij>lomacy  (2onb.  1893; 
Introduction) ;  über  einen  a|)pr.  Tjaldt  auf  ben 
fog.  (appaboeifeben  3nfd)rifteu  vgl.  TeliHid?  in  beu 
«Abhanblungen  ber  philol.^biftor.  Hlafje  ber  König: 
lieb  Sächfifchen  ©cfellfdjaft  ber  SlUffenicbaften», 
1893,  öb.  14,  Der.  4,  unb  Renten  in  ber  «3eitf*rift 
für  Affpriologie»,  !öb.  9,  S.  62  fg.;  über  bas 
Sumerifdje  SBeifebach,  Sie  fumerifepe  ^rage  (2pj. 
1898);  3cid)cn:  unb  ^Jörterverseicbniiic  bei  Stra^ 
maier,  Alphabetiicbe*  93erjeichni*  ber  affpr.  unb 
alfabifd>en  SÖörter  u.  f.  m.(2pj.  1882—86);  93rün= 
uom,  A  classißed  list  of  all  simple  and  Compound 
cuneiform  Ideographs  etc.  (Öeib.  1887  —  89;  baju 
3nbice*,  ebb.  1897);  Sd?eil,  Recueil  de  signes 


Digitized  by  Google 


216 


Öabgfonifcfjc  ©cfangcnfcfjaft  —  ©abt)Ionifd}cÄ  (%U 


archaiqaes  de  l'ecriture  cunöiforme  (93ar.  1898); 
Slrarcaus  Sangin,  ßccherches  sur  l'origine  de 
l'ecriture  cun6iforme(ebb.l898;  Supplement  1899); 
Selifcfdj,  Sie  Gntftcbung  be*  älteften  S*riftfpftcmS 
(fipj.  1897;  9tad)toort  1898);  berf.,  Slffpr.  BM» 
bueb,  1.  bi*  3.  fifg.  (fipj.  1887-90);  berf.,  »ffpr. 
Öanbroörterbudj  (4  Sic,  ebb.  1894  —  96);  9)tufe= 
Slrnolt,  2lfipr.  ■  engl.  * beutfebe*  öanbroörtcrbucb, 
fifg.  1—9  (93erl.  1894—1900);  2Reipner,  Supple= 
ment  ju  ben  affpr.  Sörterbüdjern  (fieib.  1898).  — 
über  Slftronomtc  bgl.  Gpping,  Slftronomifdje*  au* 
93abplon  (Driburg  1889)  unP  baju  3«"fen,  $»e 
Ho*moloaie  Per  93abDloniet  (Strapb.  1890)  unb 
©unlel,  Schöpfung  unb  Gbao*.  9Jiit  93cttragcn  »on 
Zimmern  (0ött.  1895);  ©injel,  SpccteUer  Kanon 
Per  Sonnen-  unb  9)tonPhnfternifie  (mit  93eiträgcn 
oonfiebmann,  93crl.  1899)  ;  ftugler,  Sie  babplon. 
JJtonbrccbnung  Cijreib.  i.  93r.  1900;  fortgefe&t  in  ber 
«3citfcbrift  für  Sltipriologie»,  iöb.  15,  S.  178  fg.).  — 
über  Slftrologie  unbCmina:  Graig,  Astrologi- 
cal-astronomical  texts  (fipj.  1899),  unb  Sbompfon, 
The  reports  of  tbc  magicians  and  astrologers  of 
Niniveh  and  Babylon  (fionb.  1900);  SBoiffter, 
Documcots  assyriens  relatifs  aux  presages  (tyax. 

1894—  99).  —  über  SWptpoloflie  unP  tfultu*: 
Hnubtjon,  Hfipr.  (Bebele  an  ben  Sonnengott  (fipj. 
189.-1)  unP  Sallqmft,  Tie  affpr.  93efd?it>örung*ferte 
iUaalü  (ebb.  1895);  Siele,  ©efebidne  ber  Neligion 
im  Altertum,  beutfeb  »on  ©ebrid),  93b.  1,  Hälfte  i 
(@otba  1895) ;  Mino,,  Babylonian magic  and  sorcery 
(fionb.  1896);  3immern,  93eiträge  jur  fienntni* 
ber  babplon.  SReligion  (fipj.  1896—1900);  Graig, 
Assyrian  and  Babylonian  religious  texts  (fionb. 

1 895—  97),  unb  ba  ju  SHartin,  Textes  religieux  assy- 
riens et  babyloniens  (^ar.  1900);  9iei*ner,  Sumc- 
rif aVbabplon.  &pmnen  nacb  Sbontafeln  gried?.  3cit 
jjjftt  1896).  3m  Ginjelnen  »gl.  bie  feilinjdjrif  Hieben 
93efcpreibungen  babplon.'afjpr.Ööttettppen,  t>on35c= 
jolb  («3citid?rift  für  äfipriologie»,  93b.  9,  S.114  fg., 
405  fg.),  bie  (ytagmentc  jroeier  Slmulette  gegen  bie 
fieft,  oon  Hing  (ebb.,  33b.  11,  6.  50  fg.),  aUitte= 
rierenbe  öpmncn,  oon  3inmern  (ebb.,  93b.  10,  S. 
l  fg.),  bie  fog.  tuttdifdjc  Sd>6pfung*legcnbe ,  oon 
3immern  (ebb.,  93b.  12,  S.317  fg.),  unb  neue  Stüde 
be«  3üraban$=v.Dlptbue,  oon  Simmern  (ebP.,  93b.  14, 
6.  277  fg.);  enblid?  eine  SReipe  oon  fabeln,  oon  G. 
%.  öarper  («93eiträge  jur  Slffpriologie»,  93b.  2,  S. 
390  fg.).  93gl.  aud)  yiaftro»,  The  religion  of  Babv- 
lonia  and  Assyria  (öofton  1898).  —  Über  tfunft: 
^aur,  Nineveh  and  Persepolis  (fionb.  1850;  2.  Slufl. 
1855 ;  beutfd),  2.3lufl.l856) ;  <pHacc,  Ninive  et  l'Assv- 
rie(393be.,^ar.  1866—69);  Dppert,  ©runbjfigeber 
afipr.  Äunft  (93af.  1872);  Smttb,  Assyrian  discove- 
ries  (3.3ufL,  fionb. 1875) ;  ^errot  u.  G  liipiej,  Histoire 
de  Tart  dans  l'antiquite,  93b.  2:  Assyrie  (s$ar. 
1884)j  9tcber,  Über  altdjalb.  ftunft  (in  ber  «3eitfcbrift 
für  Sllipriologic",  1886 — 87);93abelon,Manuuhrar- 
<heologie  Orientale  (itar.1888 ;  engliid)  l'onb.1889); 
IJucbftciu,  Sie  Säule  in  ber  afipr.  ?lrd?itcltur  (im 
«^abrbucbbeöScutid^cniJlrcbaologifcben^nftitut^», 
«b.  7, 1892);  iDleifincr  unb  iHoft,  Sic  33auinicbrif= 
ten  Sanbevib-?  (I'pj.  1893);  Sie  93auinfd?riften 
iJlfarbabbonö  (in  ben  "93citrägcn  jur  Slfipriologic», 
93b.  3,  1896».  —  gür  cregetifdje  3»ede:  Sd?ra» 
ber,  Sic  itcilinfcbriftcn  unb  ba*  Sllte  Jcftament 
<2.?lufl.,  ©iep.l8H3 ;  engl.  3lu*g.,2onb.l885-89).— 
gür  iltetroloaic:  Cppert,  L'etalon  des  mesures 
assvrieuues  (^ar.  1875);  fiepmann,  Slllbabplon. 
U'lap  unb  Wc»i(pt  (93erl.  1889).  -  gür  JH  c  d?  t  *  v  er  ■■ 


bfiltniffc:  Dppert,  Documents  juridiques  (*ßar. 
1877);  Reifer,  Äcilinfd)riftlid?c  Sltteuftüdc  (93crl. 
1889);  babplon.  Verträge  (ebb.  1890);  Äobler  unb 
Reifer,  Sluö  bem  babnlon.  9led)tÄlebcn,  Aeft  1 — 1 
(fipj.  1890—98) ;  Dteifener,  93eiträge  jum  atfbabplon. 
1>rit?atred?t  (fipj.  1893);  G.  6. 9B.  3obn«,  Assyrian 
deeds  and  documents  recording  the  transfer  of 
property  (Gambribge  1898).  —  3 ' f eptifte n: 
Cppert  unb  Sebrain,  Bevue  d'Assjriologie  (%ax. 
1884  fg.);  93ejolb,  3eitidjrift  für  ilnpriologie  (fipj. 
1886  fg.) ;  Seli^fcb  unb  &aupt,  93citräge  jur  äffprio= 
logie  unb  »ergleicbenben  femit.  Spra*roi|fcn)cbaft 
(ebb.  1889  fg.).  —  ^opuldre  Stpriftcn:  Äaulcn, 
?lÜorien  unb  93.  nad)  ben  neueften  Gntbedunaen 
(5.  «uf(.f  Jyreiburg  1899);  SRürbtcr,  ©efd)id?te  93.* 
unb  3lf)pricnd  (2. 3lufl.  oon  Seli^fd?,  Galro  1H91).— 
^m  allgemeinen  val.  nod?  fiindc,  93ericbt  über  bie 
Öort)<pritte  ber  3l|fptiologie  in  ben  3.  1886  —  93 
(fipj.  1894).  [fd?e$  Grit, 

«flböloniff^c  Wcfangcnfrfjaft ,  f.  93abplonü 
iöa bnl ouifchcr  lurm ,  ein  burd)  bie  Sage  Iv 
rübmter  %  urm  in  93abplon.  3{ad?  ber  93ibel  (l3Jlof.ll) 
üerfuebten  bie  Söbne  WoabS  in  ber  Gbcne  oon  3k\o 
potamien  einen  2urm  ju  bauen,  beffen  Spihe  bi* 
an  ben  Gimmel  reiepen  follte.  3"^  Strafe  für 
ba*  übermütige  Uutcrnebmen  »erroirrte  ©Ott  ibre 
Spracbe  unb  jerftreute  fic  über  bie  ganje  Grbe.  Sie 
Stabt  nannte  man  beebalb  93abel,  eine  93olf*etp= 
mologie  auf  ©runb  Pe*  bebr.  balbel  («oerminen  »). 
SDabrfcbcinlid)  bat  ju  ber  Gntltcpung  ber  Sage  eine 
ber  jablreidjen  terraffenförmigen  ^pramiben  (ber 
Stufenppramibcn)  93eranlafiung  gegeben,  meldte 
bügeiförmig  au*  ber  SUIumalebene  93abplon*  ber^ 
oorragen.  Slm  bclanntcftcniftber93ir*:'3limrut> 
in  93orfippa  (\.  ^Jlimrub),  ber  in  lieben  Gtagen  auf« 
fteigt  unb  nod)  jur  3«t  be*  Septimiu*  Sevcru*  er* 
balten  geroefen  ju  fein  fdjeint.  —  Jluf  Per  oberften 
Plattform  Piefer  Stufenppramibcn  befanb  fiep  ba* 
©öttergemad)  ober  Slllerbciligfte ,  in  roclcpem  ein 
2lltar  unb  ba*  Stanbbilb  be*  ©otte*  waren.  93er: 
mutlicp  bientc  baefelbe  aud)  al*  aftron.  Cbferua- 
torium.  3m  ©runbgefebofi  ber  Sürme  (tuie  ber 
lAfte)  mürben  ein  ober  mebrere  ©rünbung*ur(un: 
ben  niebergelegt,  bie  au*  Sbon  meift  roaljenfßrmig 
gearbeitet  unb  mit  fteilinfcbriften  bebedt  finb.  über 
bie  lunftgcfd)i(btlid)e  93ebcutung  biefer  Serraffen- 
tempel,  in  beten  93auart  man  jwei  Birten  unter= 
fdjetbet,  »gl.  won  iHcber,  Über  altdjalb.  Äunft  (tu 
ber  «3citfcbrift  für  Slffpriologie»,  1886—87).  • 

tiBabglontfdjeÖ  <*£il  ober  babplon ifepe 
©efangenfdjaft,  93ejeidjnung  für  Pen  Slufenb 
balt  eine*  gropen  Seil*  ber  i*rael.  Stämme  $uba 
unb  93enjamin  in  93abplonien.  Um  bereu  9Biber: 
ftanb  gegen  bie  babplon.  öerrfebaft  \u  breepen,  führte 
^cbulabnejar  597  o.  Gbr.  ben  Möntg  3ojad)in  (f.  b.) 
mit  ber  93eamtenfd?aft  unb  bem  $ecre  (ben  ©runb= 
befiHcrn)  fort.  3)lan  barf  fid>  ba*  93.  G.  niept  al* 
©efangenfebaft  uorftcllen.  G*  bePeutete  eine  jmang*- 
roeiie  Rolonifation;  Pie  93erfcftten  erbielten  0runP= 
befi^,  orPncten  ibre  bürgerlidjen  93erb<Sltmfie  nach 
ibrem  nationalen  ioerfommen  unb  lebten  in  ibrer 
©ejd>lecbter:  unb  frimilicucerfaiiung.  Sie^aupt- 
mafie  tebrtc  nad>  Groberung  93abplon*  Purcb  Gprus 
mit  beffen  Grlaubni*  beim  (537).  Gine  weitere  diüd- 
manberung  erfolgte  458  unter  ?lrtarerre*  I.  (S. 
Gera.)  über  bie  religion*gefcbid?tlid)e  93ebeutung 
be*  93.  G.  f.  3*rael.  —  93.  G.  ber  ftirebe,  bie  ^eit 
»on  1309  bi*  1377,  »abrenb  ber  bie  93äpftc  auper= 
balb  9lom*,  in  ?luignon,  ibren  Si&  batten. 


Digitized  by  Google 


Bacallaria  —  Stocdjiabeu 


217 


Baoallarla,  Baocalarius,  f.  Vaccalaurcu«. 
stf  aeaffan,  SJtufcbelfauce,  f.  SeUmufcbcl. 
Bacau,  f.  Vatau. 
««Kauften, f.  Vagaubcn. 
Bacca  (tat.),  Veere. 

«orralaurcuc,  -Allel von  jmcifelbafter Slbftam: 
mung.  üJtittclalter  bejcidjneten  neulat.  bacca- 
larius  (vielleicht  au«.-  fett,  bachan,  Mein,  jung),  fomie 
franj.  bachelier  (provcmal.  bacular),  worauß  engl, 
bachclor,  fowie  ital.  baccelliere ,  fpan.  bachiller 
unb  portug.  bacharel  entlehnt  fmb,  feit  etwa  bem 
9.  ^abrb.  ben  Inhaber  einer  baccalaria,  b.  b.  eineß 
länblicben  ©runbftüdß,  baß  ibm  ber  ©runbbcrr 
gegen  3in«  geliehen  hatte,  alfo  einen  £>interf  äffen; 
ferner  allgemein  junge  i'eute  unb  9Jläbdjen,  im  Sinne 
unfcrß  Vurfcben  unb  95adffifd?,  bann  Knappen,  bie 
ben  SHitterfd?lag  nod)  nicht  erhalten  hatten,  ober 
Cbetleute,  bie,  unvermögenb,  ein  eigene*  Banner  |U 
führen,  ficb  einem  Vannerberrn  anfdjloffen.  Stllmäb; 
lieb  fanb  baß  2öort  in  ber  ©lieberung  ber  übrigen 
StänDe  jur  Vcjcicbnung  ähnlicher  9tangverl?ältniffe 
Eingang.  So  gab  eß  bachclier3  deglise,  b.  i. 
©eiftlicbe,  welche  bie  niebrigften  Starben  befleiß 
Veten,  wäbrenb  in  ben  fünften  unb  junftäbn: 
licpen  ©emeinfdbaften  biejeuigcn  jüngern  9Jtttglie= 
Der,  benen  bie  untergeorbncten  ©efcbäfte  oblagen, 
bacheliers  ober  juniores  biegen. 

Sllß  atabemifeber  Sitel  würbe  baß  3Bort  V.  im 
13.  Sabrb.  ju  *$ariö  imb  an  anbern  Univerfitätcn 
üblid?  jur  Vcjcicbnung  ber  Stubenten,  bie  nad?  ber 
Prüfung  auch  bie  Disputation  wäbrenb  ber  Softem 
$eit  (determinatio)  beftanben  bitten  unb  gennifc 
Vorlegungen  halten  burften.  $n  ber  pbilof.  ftafuh 
tat  blieb  ber  V.  von  geringer  Vebeutung,  benn  bie 
determinatio  fd)lo|j  nur  bie  elementare  Vorbereitung 
ab,  eine  größere  gewann  ber  ©rab  in  ben  brei  obent 
Aatultäten,  in  benen  bie  Erwerbung  beß  Dotter 
(üJlagiiterOgrabeß  mit  langer  Stubienjeit  unb  febr 
bebeutenben  Koiten  verbunben  war  unb  fid)  piek 
mit  bem  ©rabe  bes  V.  ober  Sicentiaten  begnügten 
(f.  Univerfitätcn).  Stuf  engl,  unb  f  vom,  Univerfttdten 
bat  fid)  nod)  viel  von  biefen  6inrid?timacn  erhalten. 
$n  örantreid)  mufe  j.  V.  bachelier  es  lettres  jeber 
werben,  ber  in  einer  ber  vier  anbern  ^aful  täten 
<Naturmifienfd)aften,9led)t,  OTebijin,  Rheologie)  ben 
©rab  eine*  bachelier  erwerben  will.  Slud)  in 
Dcutfcblanb  bat  ftd)  biefer  Jitel  noch  an  einigen 
Univerfitätcn  alß  Vorftufe  für  ben  Doltorgrab  er= 
ballen,  ijt  aber  ohne  Vebeutung.  —  Vgl.  iburot,  De 
l'organisation  de  l'enseignement  daus  l'universite 
de  Paris  (Vor.  1850);  Kaufmann,  ©cftfcidjtc  ber 
beutid?en  Univerfitdten ,  Vb.  1  (Stuttg.  1888). 

vBaecärat  (fpr.  -rab),  ein  auß  forantreid)  ftam 
menbeß,  bem  Vparao  (f.  b.)  ähnliches  ©afarbfpiel,  t  a  ä 
mit  minbeftenß  2  Stüd  ber  Döllen  franj.  Spieltarte 
gefpielt  wirb.  Die  babei  üblichen  hoben  £inf äftc  unb 
allerlei  Spieltniffe  haben  baß  V.  in  Verruf  gebracht. 

«accarat  (fpr.  -rab),  £>auptftabt  beß  Kantonß 
V.  (173,«  qkm,  19  ©emeinben,  14  691  (*.)  im  ?lr= 
ronbifiement  Äuncville  beß  franj.  Deport.  3Jleurthe= 
ct=9Jlofelle,  an  ber  9J2eurthc,  an  ben  Sinien  Sune"; 
ville=St.Di*  unb  V.:VabonviUcr(14kin)ber{5ranj. 
Cftbabn,  26  km  imSüboften  vonfiuneville,  in  265  m 
£>öbc,  in  ber  -.'uihe  eineä  großen  Sßalbes  (bu  (Stoß), 
bat  (1896)  5425,  al«  ©emeinbe  6772  e.,  Voft  unb 
Telegraph,  eine  feböne  Vrüde  »on  neun  Vogen,  eine 
neue  Äirdje  im  Stil  beß  13.  ^abrb.,  eine  grofec,  feit 
1766  beftehenbe  ©ladbütte  (St.  Slnna=£ütte)  unb 
Jirpftallmarenfabrit  (f.  Safel:  ©la0lunftintu  = 


ftric  II,  (jig.  1—4),  bie  bcbeutenbfte  in  gans  §ranl- 
reid?,  welche  2300  Slrbeiter  unb  Äünftlcr  bcfaViftigt 
unb  iährlid?  für  7  Will.  $r3.  firr-ftallgcfäße  liefert. 
?lufcerbem  ift  ber  öanbel  mit  Vau*  unb  3öaaenholj, 
>iol;toblen  unb  £>anbfd?ubcn  nicht  unbebeutenb. 

»acccOi  (fpr.  batfcbdli),  ©uibo,  ital.  Slrjt  unb 
Volitiler,  geb.  25.  91  o*.  1832  in  9lom,  würbe  1856 
Vrofeffor  ber  gcridjtlicben  ÜDtebijin  an  ber  röm.  Unu 
oerfität,  an  ber  er  halb  barauf  ben  ifebrftubl  für 
pathol.  Slnatomie  unb  fd?lief}licb  ben  für  allgemeine 
Hlinil  übernahm,  au*  war  er  jahrelang  Vräfibent 
be«  Cbcrmebi,nnal=Holleflium*.  1848  war  V.  unter 
ben  Sreibeitätdmpfern,  beteiligte  ftd?  bann  feit  1870 
wieber  am  polit.  l'eben,  war  feit  1874  ÜJlitglieb  ber 
Kammer,  vom  Dej.  1880  biß  2«ftrj  1884  Untcrrichtß= 
miniftcr  unb  würbe  1890  Senator.  Unter  (Srifoi  war 
er  com  Tej.  1893  biß  9)Mrj  1896  wieber  Unter= 
riAtßminifter,  cbenfo  ?iuni  1898  biß  Suni  1900 
unter  ^ellour.  Gr  fdjrieb  unter  anberm :  «Patologia 
del  cuore  e  dell'  aorta»  (3  Vbe.,  9lom  1864—67). 

«acrfionctltcn  (lat.) ,  bei  ben  Römern  bie  er* 
aiaftifd?en  unb  mnftifeben  5«fte  beß  Vaccbuß  (grieeb. 
Vafcboß,  f.Dioinjfoß),  welche  ton  ©rofegriecbcitlanb 
auß  ftch  im  übrigen  Italien  üerbreitet  hatten  unb 
im  Slnfang  beß  2.  ^abrb.  6br.  tielfad)  mit  Stuß: 
fcfawcifungcn,  ja  mit  fdjweren  Verbrechen  uerbunben 
waren.  Durd)  3"fall  erhielt  ber  Senat  186  o.  6br. 
von  biefem  treiben  Äunbe,  orbnete  bie  fcbärfjten 
ÜJkftrcgeln  bagegeu  an  unb  erliefe  bureb  baß  )og. 
Senatusconsultuni  deBacchanalibus  ein  Verbot  ber 
V.,  baß  nod)  infdjriftlicb  auf  einer  Vronjetafel  (jefct 
in  SUien)  erhalten  ift.  Doch  gelang  eß  nicht,  biefe 
außfehweifenben  ©ebeimfeiern  töllig  außjurotten. 
So  würbe  baß  SBort  fdjon  im  Slltertum  ein  Sluß= 
brud  für  außfd>weifenbe  ©elage  unb  ift  cß  nod)  je&t. 

Bacchanten,  bie  ^cilnepmcr  au  beu  uäd)t 
lieben  Vacchußfeften  im  Slltertum,  im  außgebenben 
iDiittelalter  (aud)  Vachanten,  wahrfcheinlicb  auß 
Vaganten  entftanben)  bie  dltern  fahrenben  Schüler, 
bie  von  einer  £atein)cbu(e  jur  anbern  wanberten, 
bie  Nachfolger  ber  wanbernben  fileriter,  ber  ©o-- 
liarben  (f.  b.  unb  Vaganten)  beß  14.  ?iahrb.  Sie 
hatten  meift  jüngere  fabrenbe  Schüler,  Schütten 
genannt,  bei  fid),  benen  fie  öüter  unb  i'ehrer  fein 
follten,  aber  nid)t  feiten  Veiniger  unb  Verführer  |tt 
Vettel,  Diebftabl  unb  anberm  unfuge  würben.  Gu\ 
anichauliebeß  Vilb  beß  fiebenß  ber  umberjiehenben 
Schüler  bieten  bie  Selbftbiograpbien  von  ^bomaß 
Vlattcr  (f.  b.)  unb  3<>banneß  VuHbad)  (au«  bem 
gateinifeben  überfetjt  üon  Vcder,  9lcgenßb.  1869). 

Baoohäri«X.,Vflamengattungauß  ber  Familie 
ber  Kompoftten  (f.  b.).  ÜJcan  tennt  gegen  250  Slrten, 
bie  fämtlicb  in  Stmerila  einheimifd)  fmb  unb  jwar 
jum  grofeen  Seile  ben  Dropengcgenbcn  angehören. 
(!ß  fmb  Sträucher  ober  öalhftrducber  mit  einfachen, 
meift  lannett-  ober  teilförmigen,  oft  llcbrigen  Vldt: 
tern  unb  balbfiiflcligen  flöpfdjen,  welche  oiele  röb: 
rige  männliche  unb  amJRanbe  jweilippige  weibliche 
Vlüten  enthalten  unb  von  einer  .Vmlle  tadstciv:' 
förmig  übereinanberliegenber  SAuppen  umgeben 
fmb.  Verfcbiebeuc  Strten  finbet  man  alß  ©arten = 
pflanjen,  bie  meiften  bebürfen  ber  ©emäd)ßbauß: 
lultur;  eine  Strt,  P>.  halimifolia  L.,  auß  Carolina, 
ift  ein  über  Im  hoher,  feböner Straud?  mit  bläulich 
heftäubten  3»eig<«  unb  Vlättern. 

ttacrfct  oben  (Vatdjiaben),  iöerrf  cfaergcf  chlccbt 
ju  j^orintb,  baß  von  Vacd)io,  bem  vierten  Könige 
ber  S tobt,  feinen  Namen  herleitete  unb  in  8  @cnera= 
tionen  biß  747  v.  6hr.  regierte.  Dann  würbe  baß 


Digitized  by  Google 


218 


2kcd)ignoite  —  ©ad)  (Sllcfaiiber,  ^rcifjcrr  Don) 


lorintb.  Königtum  in  eine  Oligarchie  oerwanbelt; 
bocb  blieben  bie  SB.  t^atfäcbltcb  noch  ba*  berrfdjenbe 
©efcblccbt.  6tjt  um  G57 1?.  (£br.  würben  fie,  nacbbcm 
fie  fieb  burtb  ihre  SHHUtür  beim  nicbern  35ol!e  Idngft 
oerbafet  gemacht  bitten,  burd)  Äppfelo*  (f.  b.)  oer* 
trieben  unb  fudjten  in  Sparta  3ufUicbt. 

©acchtßliottc  (fpr.  battiljobne),  ein  130  km 
langer  ftlup  Dberitalien*,  entfpringt  al*  Jimoncbio 
am  %\ano  belle  ftugcme  (1164  m),  tritt  bei  Scbio 
in  bie  (*bene,  ir>irb  bei  SBicenja  fcbiftbar,  nimmt  bier 
ben  Flamen  SB.  an,  oereinigt  fieb  mit  bcm  oon  Storp* 
oftcn  Dorn  ÜJtonte=s}Jiooerna  tommenben  Slftico  unb 
ftcbt  von  ^Jabua  an  mit  bem  oerjmeigtcnÄanalipftem 
ber  SBrcnta  unb  ber  (*tfdj  in  mehrfacher  Sßerbinbung. 

«acrfitu*  (SBatdjeio*),  ein  breifilbiger  ©ert« 
rufe,  au*  einer  furjen  unb  jmei  langen  Silben 

(~  )  bcftebenb.  2>er  SBaccbifcbe  35er* ,  ber 

oon  bem  ©cbraucb  in  SBaccbuSbpmncn  feinen  tarnen 
bat,  fommt  meift  in  atatalcftifcben  letrametern  oor, 
bie  mit  Simetern  unb  anbem  furjern  Herfen  unter* 
mifebt  finb  unb  einen  iambifdjen  ober  anapäftifeben 
Scblu&oer«  haben.  Sein  Sdjema  ift: 


i 


SB.  Ncgoti  |  sibi  qui  1  volet  vim  |  pararc. 
4*acrf)ti0,  f.  Sionpfo*. 
©accbttlibe«  (SBatdjplibe*),  griech.  fipritcr, 
geb.  äu  3uli*  auf  Äeo*,  Steffe  be*  Simonibe*  unb 
Seitgenoff  e  ^inbar*, lebte  um  bie  SJtitte  be*  5. 3abrb. 
o.  dar.  2>en  größten  Jeil  feine*  Sehen*  braute  er 
in  Sicilicn  unb  im  SBeloponne*  ju.  .fciero  oon  So* 
rafuS,  an  bellen  £>ofe  er  lebte,  fdjähte  ibn  febr  hoch. 
SBon  feinen  burd?  Stcinbeit  be*  2lu*brud*  unb  an 
mutige  $arftellung  ausgezeichneten  Dichtungen 
waren  bidber  nur  geringe  SBrucbftflde  (gefammclt 
in  SBergt*  «Poetae  lyrici  graeci»,  SBb.  3,  4.  Slufl., 
Spj.  1882;  mit  beutfeber  Übertragung  in  Wartung* 
«©riech,  i'prifern»,  SBb.  6,  ebb.  1858)  befannt;  erft 
lürjlicb  finb  auf  einem  ^Bappru*  (jeht  im  SBritifdjen 
SJlufeum)  ganje  ©ebidjte  be*  SB.  ju  Jage  gelommen 
unb  oon  fienpon  (fionb.  1897)  unb  SBlajj  (Üpj.  1898) 
herausgegeben.  —  SBgl.  SEÖilamomi&jSJtöUcnborf, 
SBafcbplibe*  ("Berl.  1898). 

tBaccio  b'SMgnolo  (fpr.  battfebo  bdnjolo),  mit 
Familiennamen  SBaglioni,  ital.  SBaumcifter  unb 
SBilbfcbni&er,  geb.  19.  SJtai  1462  ju  glorem,  geft. 
1543,  bat  im  Stile  ber  öocbrenaij|ance  in  $lorenj 
^aläfte  (SBartolini,  Drfini,  £orrigiant  u.  a.),  ben 
lurm  oonSanto  Spirito  gebaut  unb  bie  Umtleibung 
ber  Somfuppel  entworfen,  oon  ber  nur  ein  Jeil  *ur 
9tu*führung  !am.  SBon feinen Sdjuihcreien  unb §n- 
tarfien  finb  ba*  (Sborgeftübl  oon  Sant'  Slgoftino  }u 
Perugia,  ba*  in  Sta.  SJtaria  5lot>elIa  in  $lorenj  unb 
ber  (ietit  nid1 1  fidjtbare)  ßborlettncr  bafelbft  bie  ber- 
oorragenbften.  Söon  feinen  Söbncn  bat  fia>  5) ome» 
nico  als  SBaumeifter,  ber  jüngere  ©iuliano  (geft. 
1555)  aud)  al*  ftoljfcbnihcr  einen  tarnen  gemaebt. 

^acciocebt  (fpr.  battfd)öf!i),  üJtarie  8nna  Q  Ii  f  a 
SBonaparte,  dltcftc  Sdjwefter  Uiapoleon«!.,  <yürftin 
oon  SBiombino  unb  2ucca  (1805—14),  öerjogin  bc* 
früher  ben  (*|'te  gehörigen  2Jlaffa=6arrara  (1806— 
14)  unb,  nad)  Slufbebung  be*  Königreid?*  etrurien, 
örohberjogin  ton  2o*cana  (1809—14),  mürbe  ju 
Üljaccio  3.  3a".  1777  geboren,  ju  St.  (Sor  erjogen 
unb  heiratete  ohne  Napoleon*  3uftimmung  5.  5)iai 
1 797  ben  Hauptmann  Seiice  SB.  Seit  1798  bei  ihrem 
SBrubcr  Öucian  ju  ^ariö  lebenb,oerfammelte  bie  bod?» 
begabte  grau  bie  geiftigen  SBerübmtbeiten  ber  3eit 
um  fid).  3)ie  ihr  fpdter  »on  Napoleon  I.  jugeroiefc= 
nenÖanberegierteftemitgrofeer&inft*tunb(lnergie. 


9ta(b  Napoleon*  Sturj  mufete  fie  Italien  oerlaffen, 
nahm  ihren  Säuf entba  1 1  tn  C  fterreich  unb  ftarb  6.  S ua. 
1820  in  ber  SBilla  Sßicentina  bei  Slquileja.  —  SBgl. 
ftleinfdjmibt,  3)ie  (lltern  unb  ©eidjwifter  9lapo- 
leon*  I.  ("Berl.  1878);  Jurquan,  Les  saun  de  Na- 
poleon. Les  princesse*  Elisa,  Pauline  et  Caroline 
(ilar.  1896;  beutfa)  oon  C.  9ÄarfcbaU  oon  SBieber» 
ftein,  8pj.  1896);  JHobocanacbi,  Elisa  B.  enltalie 
ClSar.  1900). 

SB.,  Seiice  s$a*quale,  Sütft  oon  fiucca, 
^iombino  u.  f.  m.,  geb.  18.  SWai  1762  ju  Siaccio, 
trat  jung  in  ba*  franj.  ßeer,  Idmpfte  unter  9tapo-- 
leon  I.  tn  rüdte  nach  feiner  Beirat  mit 

bcfjcn  Sdjmefter  ©lifa  im  fteer:  unb  ©ioilbienft  rafa> 
auf  unb  warb  1804  2)ioifton*genera(,  Senator  unb 
©rofjoffi jier  ber  L; h-e nl 'co i o n .  ylaä)  bem Zot>e Glifa*, 
bereu  Scpidfale  er  teilte,  toobnte  er  in  bem  oon  ihn 
oerfd?bnerten  SBalaft  SB.  in  SBologna.  6r  ftarb  t>a- 
felbft  27.  Mpril  1841.  —  Seine  Söhne  9capoleone 
unb  Jeberigo  5lapolcone  ftarbenoor  ihm  (1811, 
1833).  —  Sem  bebeutenbe*  SBermögen  !am  an  feine 
Sodjtcr,  9capoleone  Glif  a  SB.,  tiefe,  geb.  3.  $Wi 
1806,  geft.  3.  gebr.  1869  auf  ihrem  SaMofe  9tour 
el  Duet  in  ber  SBretagne,  heiratete  ben  reichen  ©rafen 
GameTata  (1825),  trennte  fieb  aber  oon  ihm  1830. 
Sie  ift  befannt  burdj  ibre  SBerfcbioenbung,  ihre  iibn- 
lichteit  mit  Napoleon  I.  unb  ihre  oielen  (Irbfdjaftä- 
projefTe  gegen  ihre  Oheime.  —  3hr  Sohn  Jiapo: 
leonSB.  (Jamerata,  geb.  1826,  trat  in  franj.  See= 
bienft,  roarb  nach  bemStaatäftreicb  be*  2. 2)ej.  1851 
Scfretdr  be*  Staatsrat*  unb  enbete  burd?  Selbft* 
morb  3.  SWdrj  1853  in  ^ari*.  —  Seiice  SB.,  sJ?cffe 
ber  ©Ufa  SB.,  geb.  2.  9Kärj  1803  in  »iaccio,  geft. 
23.  Sept.  1866,  fpielte  al*  Kammerberr  (1852), 
fpdter  ©eneralintenbant  ber  2beatcr  (1863),  am 
6ofe  Napoleon*  III.  eine  grofje  Stolle. 

iBoccto  belia  ^orta  (fpr.  battfebo),  florentin. 
2RaIcr,  f.  SBartolommeo,  Sta. 

©acb,  ein  fleinel,  natürlidj  fliefeenbe*  ©emäf|er, 
mclche*  bureb  ben  unmittelbaren  Slbfluf)  einer  iraffer= 
reichen  Duelle  ober  ben  3ufammenfluf)  mehrerer 
Stiefel  gebilbet  mirb.  SRan  untertreibet  folgenbe 
Birten  SB.:  l)Saulbdohe,  bie  ben  Siieberungeu 
angehören,  mit  geringem  ©ef dlle.  2)9tegenbdcbe, 
bie  erft  nad?  anhaltenbcm  iKegen  mit  Üöaffer  gefüllt 
cr|"d?cincn.  3)  Sföilbbddje,  welche  ebenfall*  nur 
periobifdj,  infolge  ber  Schneefchmelje  unb  heftiger 
iHcgcn,  Gaffer  enthalten;  fie  finben  ficfo  nur  im  ©c» 
birge.  4)  ©ieft:  unb  siBalbbäcbe,  bie  faft  nie 
oeritegen,  ba  fie  au*  Cuellen  entfteben;  meift  in 
©ebirgen,  bei  Tauwetter  unb  ftartem  Stegen  leicht 
übermäßig  fd^wellenb  unb  oerbeerenb  wirtenb. 

5)  ©  le  t  f  ch  c r  b  dd? e ,  bie  bem  fehmeljenben  ©letfeber 
ei*  ibr  2)afein  oerbanten  unb  baber  nie  au*bleiben. 

6)  Staufchs,  Sturj:  unb  Staubbäche,  folche, 
welche  mit  heftigem  ©eräufcb  ftart  geneigte  ober 
(entrechte  Sel*toänbc  hinabftürjen,  bann  Söaffcr 
fälle  bilben  ober  in  Staubregen  aufgelöft  werben. 

7)  SteppenbAchc,  bie  im  Steppenfanbe  entfteben 
unb  fieb  barin  ohne  bejtimmte  SJlünbung  oerlieren. 

iBact),  Slleranber,  Srciberr  oon,  Staatsmann, 
geb.  4.  San.  1813  ju  i?oo*borf  in  5Riebcröfterrcid?, 
war  2lboolat  in  SBMcn  unb  trat  in  Cppofition  gegen 
ba*  herrfebenbe  Softem.  2lm  13.  SWär3  1848  unter 
ftüfcte  er  in  ber  ßofburg  bie  Sorberungen  be*  SBoll*. 
Später  aber  warb  fem  Sßenebmen  immer  jurüd- 
haltenber.  3"  bem  fiabinett  Toblboff- 'Bellenberg 
erhielt  SB.  bie  Scitung  be*  Suftijminiftcrium*.  3m 
fonftituierenben  Stcicb*tag  belämpfte  er  bie  ^artei^ 


Digitized  by  Google 


1 


Sacf)  (3of). 

ftellung  ber  bemolratifcpen  ßinlen  in  bfr  ungar. 
$ragc.  Sie  Stimmung  flehen  93.  würbe  infolge 
feiner  antibemofratiieben  9Bcnbung  fo  aufgeregt, 
bafs  er  8.  Ott.  jugleiä?  mit  $oblboff  fein  2lmt  rtieber^ 
legte.  35ocb  nabm  er  21.  9loo.  in  bem  neugcbilbctcn 
Kabinett  Schmalenberg:  Stabion  fein  Portefeuille 
roieber  an.  (Seit  28. 3uli  1849  leitete  er  bie  innere 
93erroaltung  bleibcnb  als  ÜJliniftcr  be*  Innern  unb 
übergab  ba*  Portefeuille  ber  ^uftijan  Schmerling. 
Gr  fet»te  mit  Energie  ba*  T?on  feinem  Porgfingcr 
eingeleitete  9Bert  ber  Gentralifation  bcr  £fterrcicbi= 
fd>en  3Jlonard)ie  fort.  Unter  ben  oon  ibm  burcb: 

Sc  führten  Reformen  ftnb  bic  midjtigften:  bie  3luf= 
ebung  ber  Patrimonialgericbte,  bie  Surcbfübrung 
ber  ®runbentlaftung,  ba*  ®emcinbcgcfch,  bie  neue, 
in  Cfterreid)  unb  Ungarn  ganj  gleicbmfiftigc  DtflO* 
nifation  ber  Pcrroaltung.  hingegen  mar  ba*  9teaie- 
rung*fpftem  ftreng  abfolutiftifcb,  unb  begünftigte  bie 
Öerrfdjaft  be*  Kleru*  auf  allen  Gebieten,  nie  er 
benn  aud)  an  bem  9lbfd>luft  be*  Konforbat*  mit 
bem  pfipftl.  Stubjc  oom  18. ?(ug.  1855  eifrigen  2ln 
teil  nabm.  5)ic  oon  ibm  oertretene  Politif  brach 
inbe*  mit  bem  ^talicnifcbcn  Kriege  oon  1859  ju= 
fammen,  unb  93.*  ÜMinifterlaufbabn  nabm  21.2(ug. 
1859ibr  Gnbe;  barauf  mürbe  er  Potfdjaftcr  iniHom, 
reo  er  als  eine  Stü&e  ber  Ultramontanen  mirtte  unb 
bi*1867oerrocilte.  93.  rourbe  1854  oom  Kaifer  in  ben 
VyrcibeiTenftanb  erhoben  unb  mar  bi*  ju  feinem  ;Hüd= 
tritte  Kurator  ber  Sllabemie  ber  9iMfienfd>aften.  Gr 
ftarb  12.9too.  1893  ju  Sdjönbcrg  Oiiebcröfterreicb). 

33acrt,  3ob.  Scbaftian,  ber  größte  prot.  Kird?en- 
mufiler  unb  Orgclfpieler  2)euticblanb* ,  mürbe  al* 
Sobn  3ob.  Hmbrofiu*  93.*  (1045— 95),  £of:  unb 
;Hat*mufilu*  ju  Cifena*,  21.  <DJärj  1G&5  ju  Gifcnad? 
geboren.  9iad?  bem  früben  Üobe  feiner  Gltcrn  lam 
er,  nod)  nicht  10  3«  alt,  ju  einem  filtern  93ruber, 
bem  Crganiften  Sobann  Gbriftopb  93.  (geft.  1721) 
nacb  Dbrbruf,  mo  er  ba*  Spceum  befuebte  unb  oon 
feinem  93ruber  Unterricbt  im  Klaoieripicl  empfing. 
Turd)  Skrmittelung  be*  Obrbrufcr  Kantor*  Jöcrba 
mürbe  er  im  15.  ^abre  al*  3)t*fantift  in  ben  Kircbcn= 
mufil&or  bcr  Piidjaclisfcbule  in  Lüneburg  aufgc^ 
nommen  unb  befuebte  öfter*  Hamburg,  i'übcd  unb 
Gelle,  mo  für  Orgel;  unb  Crebeftcrfpicl,  für  Dpcr- 
unb  Konjertgefang  au*gcjcidmcte  Kräfte  maren. 

1703  rourbe  93.  frofmuftfu*  (Piolinift)  in  Setaar, 

1704  Crganift  in  Srnftabt,  oon  mo  au*  er  Gnbe  1705 
eine  Stubienreife  ju  bem  Drgelmeifter  93urtehube 
nacb,  Sübed  unternabm,  1707  Crganift  ju  3Jlübl= 
baufen,  1708  öoforganift  ju  Weimar  unb  1714 
jugleicb  Konjertmeifter  bafelbft.  Seine  überragenbc 
üJlciftcrfcbaft  auf  ber  Orgel  unb  bem  Klavier  beroico 
er  1717  in35re*ben  bei  einer  mertroürbigen  ®elegen= 
beit.  ?m  einem  mufifalifeben  9Dettftrcit  mit  bem 
tum;.  Klavier:  unb  Drgelvirtuofen  HJlarchanb  aU 
t>erau*forberer  rourbe  93.  auf  Pcranlaifung  bc* 
fäcbf.Konjerrmeiiter*Polumier herbeigerufen.  3iacb- 
bem  ftd)  aber  beibe  (Seflner  gegenfeitig  erlannt, 
entjog  ftd>  ÜJlardjanb  bem  Kampffpiele  in  eiliger, 
bcimliaVr  flucht.  Kaum  nad)  9öcimar  jurüdgeferrt, 
mürbe  93.  (1717)  r>om  dürften  Ceopolb  üonüluhalt 
Göthen  al*  Kapcllmeifter  berufen;  1723  erhielt  er 
bie  3Hufilbire(tor:  unb  Kantorftelle  an  ber  jhema  • 
lirdje  ju  Scipjig,  in  ber  er  nun  bi*  tu  feinem  Stöbe 
(28.  ^uli  1750)  unter  feine*roeg*  glänjenben  5icr= 
bfiltniffen  terblieb.  ferner  roar  er  2uularfapcll; 
meifter  be*  ßerjog*  Don  "BciBenfel*,  unb  com  3)rc*-- 
bener  J&ofe  erhielt  er  173«  bie  SBürbe  eine*  töniglid) 
poln.  unb  turfürftlicp  ffi(pf.  aoflomportteur*.  Gine 


Scbaftian)  219 

befonbere  Jtu*^»*«"'^  KXBfe  ihm  burd)  Ariebricb 
b.  ©r.  ju  teil,  icm  öfter*  au*gcfprorbenen  9i^unfdjc 
olgte  1747  bie  förmliche  Ginlabung  ju  einem  93c= 
uebe  nacb  Pot*bam,  roo  93.  r>om  König  mit  grofscu 
Gbrenbejcigungen  aufgenommen  mürbe.  Gin  oon 
biefem  aufgegebene*  übema  jum  phantafiercn  ar^ 
beitetc  93.  halb  tunftmfifng  au*  unb  überfanbte  eo 
ihm  al*  «ÜJcuftfaliicbc*  Cpfcm  gebrudt. 

2)urA  Cebre  unb  Porhilb  erjog  ^.  einen  Stamm 
oortrefilirfjcrKomponiften,DrgelainbKlaDierfpicler, 
ber  Ttcb  über  ganj  ^orbbeulfd>lanb,  junädift  burd) 
Sacbfcn  unb  Thüringen  oerbreitete,  unb  au*  bem 
mehrere  feiner  Söbne  beroorrageiu  So  bebeutenb 
iubeffen  bcr  Ginfluft  93.*  in  Theorie  unb  Prari*  auf 
ben  ®ang  ber  mufifalifeben  Kunft  unb  3yificnfcbaft 
roar,  fo  xft  c*  boeb  noch  mehr  ber  reiche  Sdjaft  feiner 
Kompofttioncn  an  ficb,  mobureb  er  auf  bie  Gkgenroart 
Ginfluf»  gemonnen  bat.  $n  feinem  Slil  bat  bie  polp^ 
phone  Kunft,  an  bcr  oom  15.3abrb.  ab  bic  3Jlciiter  aller 
t'finbcr  arbeiteten,  ihre  hödifteGntmidlunggefunbcu; 
aber  aud?  iebe  anbere  Sftrcibart  beberrf  ebte  er  mit  bcr= 
felben  )jreiheit  unb  Urfprünglicbfcit.  hinter  bem  uncr 
icböpf  lieben  Reichtum  unb  bcr  üJlannigfaltigfcit  feiner 
zvomen  ftebt  eine  auiKrorbentlicbe  perföulichfeit  oon 
unoerglcicblicber  üiefe  unb  (yrifdje,  auf  jebem  GJcbicte 
menfeblicben  Gmpfinben*  gleich  beimifch,  fruAtbar 
unb  originell.  GincoollftänbigepracbtoolleSluegabc 
biefer  9l*crfe  ocranftaltctc  (bei  93reitIopf  &  Partei, 
I » ;  x\a  1' rgfinge  1 85<  >- ! >9)  bic  svH  a  cb  ® ef tl\  1 4  B 1 1 
ju  Seipjig.  ^acb  31uflöfung  berfclbcn  trat  1900  bie 
Wciic  93ad)--®efellf  djaft  unter  bem  93orfiH  beö 
profeffor*Kreöfd)mar  ju  Ccipjig  ino  t'ebcn,  mit  bem 
^roed,  93.*  9Berten  bie  meiteftc  Verbreitung  ju  ocr= 
febaffen.  93 on  ben  cinjelnen  Klaoier=  unb  Crgcl- 
roerfen  93.*  crfchicncn  bereit*  früher  2lu*gabcn  (bei 
Peter*  in  i'cipjig  bureb  Gjemp,  Wriepenterl  unb 
Sebn  unb  bei  vaelinger  in  9lMcn).  OJclcgentlicb  bec> 
^eubaue*  ber  >banni*tivcbc  in  iücipjig  fanb  man 
1895  93.*  Cirab  (ogl.  6i*,  ^ob.  ccb.  93.,  ^orf*un= 
gen  über  beffen  GJrabftfitte,  Öcbcine  unb  Xtvat|,  ipj. 
1895,  unb  bc*felbcn  Schrift  in  ben  «^Ibbanblungen» 
ber  ^eipjiger  Giefellfcbaft  ber  3Biff eniebaften ,  1896) 
unb  fchte  feine  öcbeine  in  ber  neuen  ^ohaunietivebe 
bei.  ^enlmfilcr  mürben  ihm  crridjtet  in  äeipjig 
(1842),  Giienacb  (oon  Sonnborf,  1884)  unb  in 
Göthen  (1885).  «Bon 93.*  9!<erten  erfebienen  bei  feinen 
^ebjcitcniniSrud:  1)  Gine  Sammlung  berocrfcbie= 
benartigfteu  «oiupofittOHcn  für  Klavier  mit  unb  ohne 
fkbal,  u.b.  I.  «Klaoierühung"  (XL  1—4,  hg.  172G— 
42).  2)  «Wufilalifcbc*  Cpfer»  (f.  oben,  geftodjen  iipj. 
1747).  3)  «3)ic  Kunft  bcr  ^uge»  (geftoeben  unb  1752 
herausgegeben*.  SamtlichcKirchenlompofitioncnfür 
®efang  unb  Crchcitcr  unb  bie  meiften  ^nftrumental 
merfe  bintcrliefe  er  uugebrudt:  1)  <vünf  Jahrgänge 
oon  Mird?enftiicfcn  auf  alle  Sonn;  unb  Jcittage,  bar 
unter  Oratorien  auf  Weihnachten,  Cftern,  .fSimmcl 
fahrt  unb  fünf  Paffionen.  2)  9>iclc  Steffen,  sDlagui: 
|Üat,  einjelnc  Saultu*,  2)ramcn,  Screnaben,  ®e= 
burt*:,  s3(amcuetag*:  unb  ^raucmtufilcn ,  93raut^ 
■  mefien,  aueb  einige  lomifcbe  Singftücfe.  .">)  Ginige 
I  jmeiebörige  il'lotetten.  4)«Ta*mobltcmpcricrtcKla: 
oicr»  (XL  1, 1722;  XL  2,  um  1740).  (S.Scmpevicrtc 
ctimmung.)  5)  prfilubicn  unb  Jugen  für  Orgel, 
Ghoraloorfpicle  u.  f.  ro.  —  Gine  cinachenbe  9Mo 
grapbie  erfdien  in  «kr*  «.ÜJlunlalifcl  er  Whlio 
tbet»  (1754, 33b. 4,  XL  1)  oou?lgricola,  einem  SdnV 
ler  93.*,  unb  be*  leHtcrn  Sohn  K.  Ph.  Gmanuel; 
ferner  oon  Aorfel(2oj.  18:)3),  ^ügenfclb  (ebb.  1850), 
Pittcr  (2.  Slufl.,  4  93be.,  9)crl.  1881),  befonber-o  aber 


; 


Digitized  by  Google 


220  Söadjamfefn  - 

Spitta  (2  93be.,  £pj.  1873—80).  8flL  au*  SHamann. 
93.  unb  Sänbel  (fipj.  1869)  unb  bic  furjc  33iograpbie 
oon  93atta  in  SHcdamS  «Unioerfalbibliothel». 

die  ftamilie  93 J  ftatnmt  (nach  Spitta)  au*  Ib,ü= 
ringen  (nicht  Ungarn)  unb  bat,  aufjer  bcn  Söhnen 
beS  großen  Öeipiiger  Kantors,  noch,  mehrere  auSge: 
ieidjnete  DJcitgliebcr  aufsutoeiien. 

Seinrid)  33..  geb.  IG.  Sept.  1615  ju  SBcdjmar, 
feit  1681  Craanift  in  »rnftabt,  geft.  bafelbft  10. 3uli 
1691,  mar  ein  tüchtiger  Crgclfpieler,  moju  er  auch 
feine  beiben  Söhne  er3og.  der  eine,  3  o  b.  3JI  i  d)  a  e  l 
93.,  mürbe  3°b.  SebaitianS  erftcr  Sroioicgeroater. 

Johann  Gbrtftopb  93.,  ber  anbere  ber  ©ruber, 
geb.  8.  2)ej.  1642  in  Slrnftabt,  feit  1665  Drganijt 
MI  Gifenacb ,  ift  einer  ber  gröfetcu  Orgelfpieler  unb 
Montrapunltiiten  beS  17. 3«hrb.  Gr  ftarb  31. 1SH&x$ 
1703.  Seine  Söhne  3ob.  9titolauS  unb  3»h. 
Ghriftopb  hilbetc  er  ebenfalls  als  Sontünftler  aus. 

Sßon  bcn  11  Söhnen  3oh.  Scbaftian  93.S  haben 
93ebeutung:  58ilhelm  5riebemann93.,geb.l710 
)U  ©eimar,  vielleicht  ber  begabtefte,  mar  Organift 
an  ber  Sopbicnlircbe  in  dreSben,  hierauf  in  Salle. 
Dann  lebte  er  abtoccbfclnb  in  Scipiig,  93raunfchrceig, 
(Böttingen  unb  93crlin,  mo  er  1.  $uli  1784  tümmcr= 
lieh  fein  Sehen  befehlet*.  Seine  Sonaten  unb  Kont- 
ierte für  Klaoier,  Drgelitüde  unb  Kir&enmufit  ftnb 
leiten  geworben.  —  Karl  Philipp  Gmanuel  93., 
geb.  14. SDtärj  1714  ju  SSeimar,  ftubierte  inßeipjig 
bic  SRcchte,  ging  nach  Stanlfurta.O.  unb  93erlin,  reo 
er  1740Kammcrmufifus  (trtebrid?fi  b.  0r.  mürbe  unb 
ben  König  heim  <jlötcnfpicl  auf  bem  Klarier  heglei- 
tete; 1767  tarn  er  als  üWufilbireftor  nach  Samburg, 
mo  er  14. de*.  1788  ftarb.  Ginc  &bensbcfd>reibung 
(oon  ihm  felbft)  finbet  fidj  in  93urncpS  «'Jagehud? 
einer  muftfalifchen  Weife»  (3  93bc,  i'pj.  1772).  Sein 
Sauptocrbienft  befteht  in  feinem  Ginflufe  auf  baS 
Klaoierfpiel  burch  ben  «93crfucb  über  bie  loabre  Slrt, 
baS  Klauier  ju  fpielen»  (2  93bc.,  l'pj.  1787—97), 
foroie  bureb  eigene  hohe  Ulteifterfcbaft  unb  Kompo- 
sitionen. Tu*  lcj*tem,  beftehenbin  ^hantafien, So- 
naten unb  iKonboS,  haben  burch  Originalität  unb 
faifche  in  Stoff  unb  ftorm  einen  bleibenben  SSert. 
93on  geringerer  93ebeutung  ftnb  feine  lirdjlicbcn 
Kompofitionen,  morunter  ein  jrocichörigcS  «heilig» 
unb  ein  Oratorium  «Die  Israeliten  in  ber  9Büftc  » 
Berühmtheit  erlangten.  —  93gl.  ÜBittcr,  Karl  Smf. 
Gmanuel  unb  SiUlb.  Atiebcmann  93.  unb  bereu  93rü= 
ber  (2  93be.,  93erl.  1868).  —  3  o  h  a  n  n  G  h  v  i  ft  i  a  n  93., 
ber  ÜDlatlänbcr  ober  englifebe  93.  genannt,  geb.  im 
Sept.  1735,  erhielt  feine  mufifalifcbc  SluSbilbung  in 
Italien  unb  febrieb  Opern  unb  ©efangftüde.  Gr  mar 
feit  1754  Organift  in  2Jcatlanb.  feit  1759  Kapells 
meiftcr  in  l'oubon,  roo  er  1.  $an.  1782  ftarb.  — 
Johann  IShriftoph  Jvriebrich  93.,  ber  93üde= 
burger  93.  genannt,  geh.  23.^uni  1732,  geft.  26.  $an. 
1795  als  Kapellmeifter  beS  ©rafen  SBilbelm  oon 
Scbaumburg  ju  93üdeburg,  lieferte  Kompofitionen 
für  baS  Klarier  unb  »erfebiebene  ©efangmerte, 
baruntcr  ein  größeres :  «die  Slmerifanerin ».  — 
Wilhelm  <yriebricb  Gruft  93.,  öltefterSohn  beS 
93fidcburger  93.  unb  let-ter  Sprößling  ber  Familie, 
geb.  27.  üüiai  1759,  hielt  ftcb  eine  Hrit  lang  bei  feinem 
Ontel  Chriftian  93.  in  i'onbon  auf.  ^ad)  beffen  Zote 
nahm  er  1798  bie  Stelle  eineö  Kapellmeisters  bei  ber 
«apelle  ber  Königin  "oon  ^reufeen  an  unb  mürbe 
lUtufillebrer  ber  Kinber^yriebridi  Wilhelms  III.  siJad) 
bem  lobe  ber  Königin  jog  er  fidi  jurüd;  er  ftarb 
25.  Dej.  1845.  93on  feinen  menig  umfangreidjen 
Mompofttioneu  ift  mehrere«  im  2)rud  erfebienen. 


-  SSad^aradj 

»rtcfjamfcl«,  fouiel  mie  SBafferamfeln  (f.  t.). 

•JÖattjantcn,  f.  93ac<banten. 

53 a  rt)  a x a d) ,  Stabt  im  Kreis  St.  @oar  beS  preuf*. 
Seg.=93cj.  Koblen},  linfS  am  SHbcin,  48  km  ober= 
halb  Kohlenj  unb  16  km  unterhalb  93ingen,  gegen- 
über bem  Snfeldjeu  Söörth,  fehr  romantifd?  am 
Eingang  beS  nad*  bem  9ihein  geöffneten  Steeger 
2 hals,  an  ber  Sinie  Köuv93ingerbrüd  ber  ^reufe. 
StaatShahnen,  Station  ber  Wh-mbamvier  rjon 
3)kimheim  nach  9totterbam,  ai;  eineS  3oUamteS 
unb  Steucramtes  jmeiter  Klaffe,  von  altertümlichem 
(Gepräge,  gemährt  auch  noch  nad)  bem  93ranbe  von 
1872  mit  feinen  alten  Kirchen,  feinen  jahlreicben 
verfallenen  Jürmen  an  ben  Stabtmauem,  bem 
munberlicbcn93au  feiner  roeinumranlten6äufer(jum 
Seil  ^o(jbauten)  einen  eigentümlichen  SInblid  unb 
bat  (1900)  1904  6.,  baruntcr  598  Katholifcn  unb 
39  Israeliten,  ^oft,  Telegraph,  tatb.  Kirche,  früher 
3-ran3is(anerltofter,SehreTfemiuar;^abritationr*ou 
&ber  unb  feinen  Uhrmacher--  unb  vaubfägen ,  leb- 
haften  öanbel,  ftarlen  Sßeinbau  (3ahresprobu!tion 
300  guber  im  Sföerte  oon  ctma  180000  SR.).  £ic 
nach  1872  erneuerte  ^ctcrSlirche  ober  fog.  Jempler- 
lirche  ift  eine  fpätroman.  ^3feilerhafilifa  aus  bem 
12. 3abrh-  mit  fchönem  Sborumgang,  2  runben  unb 
1  rieredigem  lurm,  unter  le|term  eine  f  rübgot.  Salle. 
2)aS  grope  alte  ©ehäube  mit  Zmm,  :c; t  Pfarrhaus, 
mar  früher  Kapujinerllofter.  93on  ber  1287  bis  142(5 
auf  einer  lleinen  anhöbe,  am  5ufe  her  93urg  Stablcd 
erbauten,  im  dreißigjährigen  Kriege  jerftörten  9Ber- 
ncrSlirdje,  einem  berfchönften  got.  93aubenfmälcr 
bcSdibeinlanbeS,  in  ,vpnu  eines  Kleeblatts  in  rotem 
Sanbftein  errichtet,  finbnur  noch  bic  UmfaffungS= 
ntauem  unb  Senfteröffnungen  mit  fdjönem  ÜJlaf>^ 
loer!  erhalten,  bie  einen  93cgräbmSpla&  einfcbliepen ; 
ber  öon  bem  alten  Jemplcrhaufe  noch  ühriggeblic= 
bene  Surm  im  &ofe  ber  sBofthaltcrei  tourbe  1872 
jerftört.  der  Ort,  1019  als  93acbercho,  1140  als 
93agaracba  ermähnt,  foll  nach  einer  Sage  feinen 
i^tamen  oon  einem  Altäre  beS  93acchuS  (Bacchi 
axa),  einem  bei  niebrigem  ©afferftanbe  (1857,1865) 
noch  ftchtbaren  Steine  im  9ihein,  erhalten  haben. 
SaS  «milbe  ©efährt»,  für  bie  Schiffahrt  gefährliche 
ftclsbilbungen  im  "iHbein  unterhalb  93.,  ift  1850  burch 
Sprengungen  befeitigt  morben.  2?er  93acharacbcr 
SPein,  Stäbldjcn  genannt,  ift  feiner  ber  heften  töbciiv 
meine,  mohl  aber  mar  hier  bis  jum  16.  ^ahrh.  eine 
Sauptniebertage  unb  Stapelplatz  aller  cbeln  :H bau 
weine.  3nt  Sierein  mit  bcn  roeinreid-en  Shdlern 
.Uianubach,  Miebach  unb  Steeg  hilbet  93.  ben  93e^ 
3«!  ber  fog.  93ierthä(er,  bic  SBicgc  ber  bis  über 
Seibclberg  hinauSreichenbcn  $fa(j,  mclfhe  eigentlich 
'U  Köln  gehörten  unb  t>on  ba  auS  einem  ©rafen 
©ofewin  »on  Stabled  auf  ber  93urg  hei  93.  ju  t'chn 
gegeben  mürben.  2)urch  beS  lettfern  Sohn  Sermann 
tarn  »war  bie  ©raffebaft  Stahled  an  Äonrab,  bcn 
Salbbruber  ^riebrich  93arbaroffaS;  fte  »erblich  je= 
bodj  nebft  ben  SJierthälern  fortan  bei  ber  ^faljgrcf = 
fdjaft,  beren  Serren  mit  ben  Grjbifcböfcn  oon  Köln 
vielerlei  ©erechtfame  unb  Ginfünfte  teilen  mufiten. 
2)ie  93urg  Stablcd,  juerft  1190  genannt,  mar 
einft  ein  fehr  feftes  Srtlofi,  bie  SBiegc  ber  v4ifali- 
arafen  unb  bis  1253  Sift  unb  Gigcntum  berfelbcu. 
^hre  anfebnlid>en  krümmer  gehören  ju  ben  fdjönften 
JHuinen  beS  iHheinthalS,  roaren  früher  Gigentnm 
ber  Königin  =  2i>itme  Glifahetb  oon  sßrcufjcn  (ber 
^faljgrafen  Gnlcltinb)  unb  fielen  1873  an  Kaifer 
SlMlbclm  I.  —  93gl.  2heile,  Silber  aus  ber  Gbnmil 
93.S  unb  feiner  Sbälcr  (©otha  1891). 


Digitized  by  Google 


öadjaricl)  - 

a rti nr t rfa,  Ogfe,  f.  5Baricf>. 

©aefibunge,  Warne  jmcter  Ärten  ber  iSflanjcn 
gattung  Veronica,  ber  tieinen  (Veronica  becca- 
bunga  L.)  unb  ber  großen  58.  (Veronica  anagallis 
L.).  58eibe  wacbicn  in  Ouellen,  58dcbcn,  <jlufeufern, 
bäufig  mit  ber  58runnenfreffe  jufammcn.  Qi  fmb 
fable,  gldnjenbe,  iaftige  Kräuter  mit  bohlen  £  ton 
aeln,  gegcnftdnbigen,  bei  Veronica  beccabnnga 
cirunben,  bei  Veronica  anagallis  ldngliaVlanjctt= 
Udjen  58ldttern  unb  blauen  ober  lilafarbenen  58lütcn 
in  lodern,  geftielten,  blattminlelftdnbigen  Trauben, 
mit  etwa*  bitter  faljig  unb  fefearf  febmedenben, 
früher  offt)ineUen  iöldttem.  3m  Äpril,  oor  ber 
$lütejeit,  liefern  fie  einen  gcmürjbaften  Salat. 

Partie,  in  ber  ^ägerfpracbe  bic  JlMlbfau  nad? 
bem  jweiten  £ebcn*jabre,  f.  Scbwcine. 

4?arf)C  (fpr.  bcbtfd?),  äleranber  Talla*,  amerif. 
9iaturforfd?cr,  geb.  19.  3uli  1806  ju  ^bilabelpbia, 
Urenlcl  oon  Benjamin  tfranllin ,  würbe  1827  5j$ro' 
fefior  ber  OHatbematit  ju  ^bilabelpbia,  1836 
übent  bc*  öirarb.- College  unb  ftubierte  bann  in 
(iuropa  ba*  (Jrjicbungeföftem  Guglanb*,  Manl- 
Tcicb*,  Teutfcblanb*  unb  ber  Sdjmeij.  1838  orna- 
nifierte  er  ba*  Scbulwefen  fetner  SÖaterjtabt  unb 
würbe  1843  Urofcffor  für  ^bbftl  unb  (Sbemie  ba= 
jelbft.  ^ugleicb  mürbe  er  jum  Ceiter  ber  norbamerif. 
Hüitenocrmcfiung  ernannt.  58.  ftarb  17.  gebr. 
1867  \u  «empört  (:Ubobe*3*lanb).  9teben  geobdtU 
febtn  irab  pbpftf.  Äbbanblungen  ftbrieb  er:  «Obscr- 
vations  at  the  magnetic  and  meteorological  Ob- 
servatory  at  the  Girard  College  1840 — 45»  (35Bbc., 
1847)  unb  «Lecture  on  Switzerland»  (1870). 

«nebelet  (fpr.  bafdj'lcb),  3ean  Soui*  Tb«oborc, 
franj.  (^fcbicbtfcbrciber,  aeb.  1820  3u  Siffaftoille 
(Scine^nf«™""),  ">ar  ^rofeffor  ber  WefÄidjte  an 
ben  College*  in  öaorc,  Gbartre*,  6t.  Oucntin 
unb  fcbliefdid?  am  Loccum  ;u  :Houcn,  wo  er  juglcid) 
Stabtbibliotbclar  mar  unb  24.  Sept.  1879  ftarb. 
5Son  feinen  Scbriften  fmb  bernorjubeben:  «Sur  la 
methode  historique»  (1850),  «La  guerre  de  cent 
ans»  (1852),  «Mahomet  et  les  Arabes»  (1853),  «Sur 
la  formation  de  Ia  nationalite  francaise»  (1859), 
«Les  horames  illustres  de  France»  (1864),  «Cours 
d'histoire»  (3  iöbe.,  1868—75),  «Cours  d'histoire 
de  France»  (2»be.,  1871  —  72;  21.3  tt.  b.  T. 
«Ilistoire  contemporaine»,  1874).  9Rit(Sb-5)<Jobrp 
gabcrcin<«Dictionnairedebiographicetd'histoire» 
(25Bbe,  9.2lufl.l883)unb  ein«Dictionnairegeneral 
des  lettres  etc.»  (2  i8be.,  4.  Hufl.  1875)  b«au$. 

Bucheller  (fri.,fpr.bafd)'lieb),  f.  58aecalaureu»5. 

«adirlicr  (fpr.  bafcb'lieb),  Wcola*,  franj.5Bilb= 
bauer  unb  Ärdbiteft,  aeb.  1485  in  Touloufc,  geft. 
nacb  1566,  ftubierte  in  Stom  nad;  iDlicbelangelo  unb 
gehörte  al*  (rrbauer  non  Hircben  unb  5».aldften  ju 
benen,  bie  bem  Stil  ber  iHcnaiffance  in  granfreid) 
i8abn  gebrochen  baben.  [reu*. 

Bachelor  (engl.,  fpr.  bdttfcbeTr),  f.  5Saccalau: 

Harbern,  /Ulm-:-,  ^urift  unb  Sü>riftfteller,  aeb. 
12. 3uli  1845  in  «Dlülbeim  a.  b.  Slufcr  al«  Sobn  oon 
3ofepb«.  (f.  »ad>em,  %%),  feit  1873  9ied>t«' 
anmalt  am  janbaeridjt  In  Köln,  l'litbeflrünber  ber 
(9örre4:@efellfd)aft  (f.  b.),  (fbrenbottor  berUnioerfp 
tat  Somen,  war  1876—91  SRitglieb  be3  preufj.  "ÄbßCi 
otbnetenbaufed,  fdjrieb  unter  anberm :  «^reufien  unb 
bie  (atb.  Hircbe»  (5.  Stuf!.,  ftöln  1887),  «Tic  bebinaje 
<Jerurteilunft»  (2.  Sufl.,  ebb.  1895),  «Tic  Rarität 
in  "^reufeen»  (anonpm,  mit  öanlamcr,  2.  Slufl., 
ebb.  1899) unb  brachte  bad  «Staat«(eri(on»  (2.  '.'Intl. 
1900  fg.)  ber  ®örre*=®efeUfd)aft  jum  Slbfdjlu^. 


-  ©üd;maim  221 

&ae&cm,  Jtarl  3of.  (fmil,  Herifalcr*Uolititer,3Jru* 
ber  bc§  oori^cn,  fleb.  22.  Sept.  1858  in  Äöln,  ftti 
bierte  in  StTa^bura  unb  in  Berlin  ^uriSprubcnj  unb 
"3ktionalöfonomte  unb  würbe  1887  SHed?t$anwalt 
bcimCberlanbe*flerid)t  in  Köln.  1889  würbe  Sfl.  für 
ben  ÜHabltreiS  Hrefelb  in  ba$  prcu^.?lbacorbnetcn= 
bau*,  1890, 1 893  unb  1898  in  ben  Meicbätaa  aewäblt, 
wo  er  ju  ben  berporragenbft  cn  dtebnem  be$  Gentrum* 
3fiblt.  war  Dtefcrent  ber  ;Heid?*tafl3lommiffton 
für  ba*  ©efetj  über  bie  0)ewcrbeaerid)te  unb  aab  eine 
-^(hrliSuterunfl»  biefe*  ÖefctjeS  beraub  (Jtöln  1890). 

«adjem,  3.  W„  8er (aa  mit  ^uebbruderei  unb 
Skdjbinberei  in  Höln,  imiöcuftbcr  ©itwe  unb  Söbne 
oon  3ofcpb  50.,  fleft.  21.  3lua.  1893.  Sie  würbe 
1818  von  3ob.  %tttx  fleb.  1787  injtöln,  fleft. 
1821,  fleflrunbet,  flinfl  an  feinen  i8ruber  i'am  = 
bert  58.,  fleft.  lO.Hion.  1854,  über,  ber  befonber* 
bie  3urii?prubenj  pflcflte  unb  1840  ba*  Sortiment 
aufflab.  (5*  folflte  fein  Sobn  ^ofepb  53.,  ber  bem 
(9cfd>Aft  eine  fatty.  Dlicbtunfl  flab  unb  fidj  befonber^J 
um  bie  Jpebunfl  ber  tatb.  33clletriftit  oerbient  maebte. 
Tabin  geboren  «SBacbemä  sJtouellen  =  Sammlung  » 
(2  Sieiben  ju  je  20  SBbn.)  unb  «Sacbemd  Stotnan« 
Sammlung»  (1.  Weibe,  lOöbe.);  bie  50i8änbe  bei- 
ber  Sammlungen  fmb  bi«b«  in  400000  6reni' 
plarcn  »erbreitet,  daneben  würben  mit  Crfolg 
oerlegt:  naturwiffcnfcbaftlidjc  unb  lanbwirtfebaft: 
ltd)e^erte,Nl<olt*fcbriften,Sd)ulbü(fc,er,eTbauung*= 
fdjriftcn,  ba*  polit.  Jageblatt  «Äölnifcbe  3iolU- 
jeitung»  u.  a.  Tie  iSudjbruderei  leiftet  aufscr  im 
Üöerl=,  feinem  Slccibenj*  unb  ÜBertpapicrbrud  öer= 
oorragenbeä  im  tppogr.  garbenbrud;  fie  bat  2 
Tampfmafcbinen  (40  ^fetbeftarfen),  2  Siotatione- 
mafdjinen,  18  Sdjnellpreffen,  3  .f)ilf$maf dunen ; 
bie  J8ud)binberei  18  2Jlafcbinen.  3^bl  ber  bcfd>äf= 
tigten  ^Jerfoncn  280,  für  bie  eine  eigene  i8etricb*= 
tranfenfaffe  (gegrünbet  1.  Ott.  1824)  nebft  freiwillig 
ger  3ufcbufetaffe  unb  eigener  £au*fpartaffe  beftebt. 
«art)cracl)t,  Tberefe  ton,  f.  t'üftow. 
«articrgcbirgc ,  $erggruppe  am  füböftl.  (!nbc 
ber  Dftalpen,  bilbet  ben  lehten  3(uäläufcr  ber  Wo 
rifcb.en  ^llpen  unb  liegt  im  fübl.  Stciermart  }Wi= 
fdien  Trau,  ÜDtifding  unb  ber  Ticfenlinic  3J}eitcn= 
ftein,  Sinbifcb^">eiftrih,  Üliarburg  (f.  Harte:  Härn  = 
ten  u.  f.  w.).  Turebidmittlicb  13  —  1500  m  boeb 
unb  bidu  bewalbet,  trdgt  ba*  Oebirge  burebau*  ben 
(Sbaratter  ber  ißoralpen.  Seine  pöcbften  ©ipfel 
finb  ber  Scpwarjtogel  (1548  m),  bie  Üie\la  tfappa 
(1542 m) ;  ber  Öjtt. ?lu*läuf er, ber  58 a d? er  b er g ,  bat 
1345  m.  —  ilgl.  ßiltl,  Ta*  58.  (Hlagenf.  1893). 
«adicrl,  granj,  f.  :Dlüna>5Bellingbaufen. 
«a di fabcu,  Eigenart  au*  ber  Wruppc  bei 
ISpanopbpceen  (f.  b.  unb  Jafel:  31  Igen  II,  gifl-  ß). 

«adjflo^frcb«,  f.  globtrebfe  unb  Tafel: 
ft rufteutiere  I, Sta.  1.  [)}-ig.  7. 

üBadjforcnc,  f.  Forellen  unb  Tafel:  i>ifcbe  I, 
)8äd)tfto(f,  f.  (^Idrnifcb. 
«artinictitn,  3lbolf,  öefcbid)t*foTfd?CT,  geb.  in 
Hulfam  (bei  Gger)  27.  fcon.  1849,  ftubierte  in  5Krag, 
Böttingen  ttnb  58erlin ,  mar  bann  t'ebrer  in  sX*rag 
unb  3larau,  würbe  1874  in  sJSrag  ^rioatbocent, 
1880  aufierorb.,  1885  orb.  «Jkofeffor  ber  öfterr. 
yefebiebte  an  ber  Teutfcben  Unioerfttät  unb  leitet 
jugleid)  ba*  biftor.  Seminar.  Slufter  5Mbbanblun: 
gen  ftnb  von  Scbriften  58.*  bcrnoruibcbcn:  «Gin 
3abr  b&bm.  (9cidnd?te  1457-58»  (5JiMcn  1875),  «58e= 
mertungen  ju  3obann  von  JHabcnftcin*  Dialogus» 
l^rag  1877),  «58öbmen  unb  feine  3ladjbarldnber  un- 
ter ®eorg  von  ^obiebrab»  (ebb.  1878),  «Urfunbcn 


Digitized  by  Google 


222 


23adjmatten  —  93ad)tijari 


unb  Slltenftüde  jur  öjtetr.  ©efdnd?te  im  3eitaltcr 
ftaifer  tjricbricfcd  III.  unb  König  ©eorg*  von  500b1 
men  1440—71»  (sBien  l«7l»),  taxier  Sllbrccbt  I.» 
(ebb.  1880),  «Sie  Gimvanbcrung  ber  Sapern»  (ebb. 
1879),  «SieSöiebervereiiugung  ber  £aufife  mit  $öbs 
men  1462»  (ebb.  1883),  «Seutfcbe  iHeicbdaefcticbte 
unter  frriebrieb  III.  unb  üJlar  I.»  (258be.,  Öpj.  1884 
— 94), « ÜBriefe  unb  Sitten  jur  öfterr.=  beutfeben  ©e* 
Siebte  unter  flaifer  griebrid)  III.»  (Sßien  1885), 
«Sic  beutfeben  Könige  unb  bie  lurfürftl.  Neutralität 
1438—47»  (ebb.  1889),  «3ur  beutfeben  König*lvabl 
©iarimilian*  L«  (ebb.  1890),  «Sebrbud)  ber  öfterr. 
Meicb*gefd>id)te»  ftkag  189G),  «©efebiebte  Üiöbmen*» 
C-Üb.  1,  ©otba  1899). 

söadjmattcn,  langmäbnige,  bartbupgc  pobol. 

j^adjinürfc,  f.  Scbnafen.  [^ferbc. 

fBadjmüt.  1)  Ärciö  im  öftl.  Seil  bei  ruf),  @ou= 
ventement*  ^elaterinoUaro,  bat  9225  qkm  mit 
329  875  G.,  mcift.filcinrufjen,unb  bebeutenbcnüDline' 
ralreicbtum.  ^dbrlidj  werben  gewonnen  flehen  50 
3)UU.^ubSteintoblen,  14  a)Ull.^ub8teinfalj,  12000 
tyub  Gucdfilber.  —  2)  ftrei#ftabt  im  Krci*!B.,  an  ber 
jum  Sonej  gebenben  üöadunuta  unb  an  ber  3roeig= 
babn  Stiipti=!i3.  ber  ilinic  Hramatorftaja^opafnaia 
ber  Gifenbabn  Kur*hGbarlotv=Seroaftopol,  bot 
(1897)  19426  G.,  5  ruff.,  1  tatb.  Hircbe,  1  Spnagoge, 
Saig:  unb  2Bacb«fiebereien.  3J.  eniftanb  1703  tn= 
folge  ber  an  ber  JBacbmuta  entbedten  Salzquellen. 
Sie  bi«  1782  betriebene  Saljficbcrei  »urbe  1878 
bind)  Einlage  von  artefifd)cu  Brunnen  erneuert. 
3>äbrlicb  werben  gegen  1  ll3  vlULftaft  Sal$  gewonnen. 

^adjnclf entuurj,  f.  Geutn. 

fttotbofen,  §ob.  $al.,  Dtecbt*gelebrter,  geb. 
22.  Sei.  1815  ju  iöafel,  ftubierte  bie  SHed?tc  in 
33afel,  iöerlin  unb  ©Otlingen,  mürbe  1841  "ürofefior 
be«  röm.  9tcd?t«  in  Süafel,  fdjicb  1843  au*  unb  ivar 
bann  ÜJiitglicb  be*  Slppellation*gericbt*  bafelbft. 
Gr  ftarb  25.  9tov.  1887.  2er  ©efepirtte  JHom*  unb 
be*  röm.  9tecbt*  finb  geivibmet  bie  Sebriftcn  «Sa* 
Nexum,  bie  uexi  unb  bie  lex  Petillia»  (ibaf.  1843), 
«Sie  lex  Voconia  unb  bie  mit  ibr  jufanunenbängen: 
beu  9led)täinftitutc»  (ebb.  1843),  «Sa*  röm.  $fanfe 
reebt»,  iöb.  I  (ebb.  1847),  «9lu*getväbltc  Cebren  be* 
röm.  Givilredjt*»  (Sonn  1849),  «Sie  ©eidjicbte  ber 
Börner»  (mit  ©crlacp,  93af.  1851).  Sur*  bie  Sdjrift 
«Sa*  9)tutterredjt.  Gine  llntcrfucbung  über  bie 
©pnailofratie  ber  Gilten  5£elt  nacb  ibrer  religiöfen 
unb  redjtlicbcn  Natur»  (Stuttg.  1861, 2. Slufl.  1897) 
unirbe  erbcr58cgrfinberberrecbt*vergleicbcnbengor: 
fdjung.  2Jon  fpätern  Schriften  finb  namentlich 
«Slutiquarifcbe  SÖriefe,  vorncbmlicb  jur  Kenntnis 
ber  älteften  ^crwanbtfdjaftebeflriffe»  (58b.  1  unb  2, 
Straftb.  1881—86)  bervorjubeben.  211«  gortfehung 
be*  «Serfucb«  über  bie  ©räbcrfpmbolil  ber  Eliten» 
(5öaf.  1859)  erfebien  «9töm.  ©rablampen  nebft 
einigen  anbern  ©rabbentmälcrn ,  vorjug*tveifc 
eigener  Sammlung»  (mit  2Itla*,  ebb.  1890). 

^artiot  (frj.,  fpr.  bafebob),  Heine  ftdpre,  9ia= 
eben;  5Jadjoteur  (fpr.  bafebotöpr),  ftäbrmann. 

Narftfcbiftt,  (perf.),  Srinlgelb,  f.  58atbfcbifcb. 

fBarbftcinfcbc  ^cfnnbärbabncn,  eine  3ln= 

Sbl  Nebenbabncn  in  ^ßreufeen,  9){edlcnburg:£trcli»?, 
raunfefeweig,  Sacbfcn^Sychnar,  Coburg  ■■  ©otba, 
Sadjicn  •  Slltenburg  unb  Scbroarjburg  ■■  Sonber*= 
baufen  üon  runb  190  km  Sänge,  bie  teilt  ber 
«Centraluerroaltung  für  Sctunbärbabnen  ömmann 
5Bacbftein  in  Berlin»  gebören,  teil«  von  ibr  gepaebtet 
finb;  }.  Jö.  bie  ©eimar-'3krfa:5blan!enbaiuer  (32,08 
km),  bie  ^Imfnau  =©rofebreitenbad>er  (19,13  km), 


bie  9ieubranbenburg:^riebldnber  (25,63  km),  bic 
Sübbarj  =  (!ifenbabn  von  S^altenrieb  nacb  SiUirm^ 
berg  unb  2anne  (35,9t  km),  bie'Jiublaer  Don  5Butba 
nacb  'Jtubla  (7,so  km)  u.  a. 

tfarbftclsc  (Motacilla),  Söogclgattung^bcr  Sllten 
SBelt  au«  ber  Samilie  ber  ju  ben  Sperling«: 
Dögeln  gebörenben  Steljen(Motacillidae),  rcelebe  ueb 
bunt1  ben  bünnen .  geraben ,  pfriemenf örmigen  unb 
oben  (antigen  SÄnabel,  bie  beben,  langlebigen, 
meift  mit  langem  öinterfporn  »erfebenen  2}cine 
unb  ben  langen,  geraben,  fcbmalfeberigen  Sdjroanj, 
bellen  jmei  mittlere  Gebern  etioa*  verlängert  finb, 
ausjeiebnet.  3u  ibr  gebören  bie  fcblantitcn  Sing: 
Vögel,  bie  Hein,  lebbaft  unb  geiraubt  finb,  fdjnell 
fliegen  unb  laufen,  mit  bem  Sebwanje  rcippen,  ficb 
gern  in  ber  Näbe  be«  Gaffer*  aufbalten  unb  von 
iXnfeltcn  leben.  $bxe  Neiter  bauen  fte  in  Bon*  ober 
Ü)Jauerlöcbcr,  in  ftöbluugen  be*  hobelt*  ober  nie^ 
brigeu  ÜJlauermerf«,  gern  in  bie  Näbe  be*  Gaffer*. 
Seutfcblanb  befiht  3  Birten,  meldje  Zugvögel  finb. 
Sie  betanntefte  2lrt  ift  bie  roeifee  B.  (Motacilla 
alba  L.),  ba*  Ädermänneben,  ber  SPaffcr:  ober 
'HS  i  p p  ft  c  r i  (f.  nadjftcbenbc  3'ig»r)/  tveld?c  fid?  faft  in 


ganj  Europa,  in  Norbafvila  unb  einem  groücn  leile 
Alflen*  finbet.  Sie  ijt  obenber  afebgrau;  Stirn, 
linterfeite  unb  bie  .öälfte  ber  äuf.eru  Scbrcanjfebern 
finb  iveif;,  Staden,  itcble,3ku)t  uubScbioanj  fdivarj. 
Zeitig  im  ^rübiabr  tebrt  fie  ju  un*  jurüd.  Sie  legt 
5—6  tveif-.lidbe,  graupunttierte  tficr  unb  erjiebt 
in  jebem  Sommer  2  iöruten.  Sic  graue  ober 
©cbirg«ftcl}e  (Motacilla  sulphurea  Beeilst., 
f.  lafel:  ÜJUtteleur  opäi)"d?e Singvögel  11, 
gig.  7,  beim  Slrtifcl  Sinnvögel;  Gi  f.  2afel:  Gier 
mittcleuropäifcber  Singvögel,  ,)ig.  3,  beim 
Ärtilel  Gier,  iöb.  17),  vorjüglid)  im  mittlem 
unb  fübl.  Guropa  einbeimifd?,  \\\  grau,  an  iBruit 
unb  5Öaud)  gelb,  bie  Heble  im  hinter  unb  grübiabr 
fcbivarj,  bei  ben  5Deibdien  rötlicbtvcife.  Sie  gelbe 
93.  ober  Scbafftelje  (Budytes  flava  L.)  ift  oben 
olivcngriinlidj,  unten  gelb  unb  befonber*  bureb  ben 
langen,  fdjroad?  gebogenen  s3lagcl  ber  öinterjebe 
au«gcjcicbnct.  Sie  fuebt  fumpfige  Crte  unb  bc= 
jonber«  aueb  bie  9läbe  von  3}icbberben  auf.  Sie 
fcbroaruüdige  5B.  (Motacilla  Yarrelli  Gould) 
vertritt  in  ©rofebritannien  unfere  toeifee  t&t 

^(id)tegan,  Saljiee  in  "#erfien,  f.  9iiri*. 

s^ad)tcicbc,  f.  £eidmnrtfcbaft. 

^aditcnur,  Sinn  bes  ^Jol^abflta^,  f.  SHelga. 

Hi<ad)tijari,  ein  unter  eigenen  >>auvtlingfu  ftc* 
benbe*  Vlomabcnvoll  be*  fübrceftl.^crfien»  von  etroa 
30000  (vamilien,  in  ben  öftl.  2bälem  ber  ilrovinjcn 
üuriftan  unb  Gbufiitan  (f.  Karte:  5!yeftafien  11, 
beim  Slrtilel  Sificnj,  teil*  perf.,  teil*  turbifd  er  2lb« 
ftammung,  urfprüuglidj  n?obl  ein  $auptteil  ber  ben 


23äcf|tolb  —  ÜBaciUariaceen 


223 


Kurben  nabe  oerwaubten  2uri.  Sie  93.  fprecben 
einen  X ialelt  be*  fturbifcben  unb  fmb  nad)  3-  SHicb 
«ine  Kurben;  fie  fmb  ein  Oberau«  trdftiger,  ab= 
aebArteter,  buntelgefArbter,  fdjroarjbaariger  Steil' 
fdbenfcblag.  Sie  jerf  allen  in  3  grope  Horben,  biefe 
nrieber  in  Zixti  unb  bie  le&tern  wieber  in  Jainilien. 
2>en  Sommer  Derbringen  fie  in  Selten,  ben  SBinter 
aber  in  ben  2bAlern  in  Dörfern  ju  20—30  Kütten 
ober  in  Jp&blen.  Gin  Stamm,  bie  25f<bamili, 
baut  Jabat  unb  oerforgt  bamit  ganj  Gbufiftan. 
3)ie  53.  finb  taum  mebr  al«  bem  tarnen  nacb  Unter» 
tbanen  be«  Sdjab«;  nur  jum  Seil  finb  fie  jum 
ÜJlilitdrbienfte  berangejogen.  40'J  SBacbtiiaririHciter 
bilben  in  Teheran  eine  Ceibgarbe  be«  Sd?ab«.  3)er 
leBte  bebeutenbe  StammeebAuptling  ber  53.  tourbe 
1886  auf  iBcfeljl  be«  Scbab«  oergiftet.  Sie  belennen 
fid)  jum  ^elam  unb  fmb  tampf=  unb  bAnbclfücbtig, 
aber  gaftfrei.  3m  toeftl.  Hfgbaniftan  brifet  58.  ein 
Stamm  ber  £afara,  mongol.  flbftammung.  —  53on 
bem  1500  km  langen,  bie  Sübroeftfeite  be«  iran. 
Plateau«  begrenjenben  @ebirg«mge  bilbet  ber  im 
leiten  oon  3«paban  gelegene  $eil  ba«  53  a  d?  t  i  i  a  r  i 
gebirge,  im  Ältertum  §agro«  genannt. 

©ä<t)iol&,3afob,£itterarbiftorifer,geb.27.3an. 
184«  ju  SAleitbeim  (Schaff  häufen),  ftubierte  in 
Öeibelberg,  SRündjen  unb  Bübingen,  arbeitete  in 
%ax\i  unb  Sonbon,  marb  1872  ©pmnaftallebrer  in 
Solotburn,  1878  in  3üri(b,  1880  flJrioatbocent 
baielbft,  1887  au&erorb.,  1888  orb.  si*rofeffor  für 
beutfebe  Sitteraturgefducbtc.  Gr  ftarb  8  9lua.  1897 
in  3üridj.  Sein  $aupttoert  ift  bie  «©efcbidjte  ber 
beutfdjen  fiitteratur  in  ber  Sd)ioeij>»  (^rauenf. 
1888-92).  (hfdjricb  aufterbem:  «$eutfd>c  fcanb= 
fdmften  au«  bem  53ritii(ben  SJtufeum«  (Scbaffb. 
1873),  «Sa«  glüdbafte  Scbiff  oon  Süricb»  (3ür. 
1880),  «©ottfrieb  Keller«  Scben»  (3  53be.,  SBcrl. 
1894—97;  flaebtrag  1897;  93b.  1  in  4.  Hufl.  1895) 
unb  gab  tritifd?  berau«  ben  febmeij.  3d?riftftelkr 
.Oan«  Salat  (53af.  1876) ,  ©oetbe«  .  (m  •  (tfreib. 

1.  53r.  1882;  2.  »ufl.  1888),  «3pbigema»  (ebb.  1883 ; 

2.  »ufl.  1887),  «Sidjtung  unb  ©abrbeit»  (1890— 
91,  in  ber  Söeimarer  Slu«gabe),  Sftörite«  53ricf= 
roedjfel  mit  jjerm.  Kur;  (Stuttg.  1885),  mit  Jb. 
Storni  (1889  u.  1891)  unb  mit  2H.  oon  Sdnoinb 
(1890)  u.  a.  ÜJHt  Detter  leitete  er  bie  «53ibliotbrt 
Älterer  Sdjriftmerle  ber  beutfd)cnSdnoeijn(<jrauenf. 
1877  fg.),  in  ber  er  ben  2)rud  ber  «Stretlinger 
(Sbronil»  (1877)  unb  ber  ©erte  be«  SRanuel  (1877) 
beforgte.  « Sdirocij.  Scbaufpiele  be*  16.  3ahrb.» 
gab  er  mit  bem  Teutleben  Seminar  ber  tfürieber 
Unioerfitdt  berau«  (53b.  1  u.  2,  Aüx.  1890—  91; 
53b.  3,  ftrauenf.  1893).  9Ud)  feinem  Sobe  gab 
Detter  «Kleine  Sdmften  oon  3atob  53.  2Rit  einem 
i'eben«bilbe  oon  Ärr»  (ebb.  1899)  berau*. 

«ad)tfd)ifaräi  (aud?  53attfd?ifardi,  b.  b. 
^alaft  beT  ©arten),  bi«  1783  flefibenj  ber  Satarem 
djane  ber  Krim,  jetjt  Stabt  im  ruf!-  ©ouoernement 
Taurien,  an  ber  Gifenbabn  2ofoToaja=Se»oaftopol, 
32  km  imS5B.  oon  Simferopol,  liegt  in  einer  7  km 
langen  engen  gelefd>lud)t,  teil«  an  ben  Ufern  be« 
in  bie  ftatnta  münbenben  iütiuni:f  )u,  teil«  an 
ben  febroffen  ^elemdnben  feine«  Sbal«,  ba«  blofs 
für  bie  ^auotftTafse  (faum  6  m)  :Kaum  geftattet, 
unb  bat  (1897)  12955  6.,  meift  Sataren.  Ob* 
roobl  nur  ber  britte  Seil  ber  Stabt  ben  gel» 
ftörungen  ber  Eroberer  entgangen  ift,  getodbrt  fie 
immer  nod>  ba«  5)ilb  einer  edbten  Jatarenftabt.  211« 
>Hcnbcn  j  ber  6bane  cridjeiutSB.  feit  bem  legten  Viertel 
be«  15.  $a\)Tt).  Tie  ^dufer  ber  Stabt  fteben  grut« 


penmeife  jufammen;  bajroifdjen  liegen  grudjtgdrten 
un^  ©einberge,  93aumgruppcn  oon  Gopreffen  unb 
Sd?n)ar}pappeln,  106  Brunnen,  in  bie  ba«  ÜBaffer 
burd>  unterirbifebe  Hebron  au«  32  Ü&ergqueQen  o,c 
leitet  mirb.  Ungefdbr  in  ber  Glitte  beT  Stabt  ftebt 
ber  6ban=Sarai ,  ber  ^alaft  ber  Kbane,  1519  oon 
?lbb  ubSabal-Öirej  erbaut,  jeftt  ffiobnung  be«  ruf). 
Kommanbanten,  mit  feinen  ©Arten  unb  2Beim 
Pflanzungen,  luftigen  ©alerien,  ÜJlarmorfontAnen 
unb  ^Jrunfgemäd?ern  in  pbantaftifd?er  ^5rad?t  unb 
©lanj,  unb  mit  feinem  ftriebbofe  mit  16  ©rdbern 
ber  Gbane  unb  ibrer  grauen.  Qx  marb  1787  auf 
iöefebl  s^otemlin*  jur  Slufnabme  Katharina«  11. 
mieberbergeftcllt.  3m  Ärimlriege  biente  ber  ^Jalaft 
al«  SnilitArbofpital.  9).  erbielt,  naebbem  )id)  ber 
6ban  Sd>abin:©irei  1783  ben  SHuffen  unterworfen, 
ba«  5BorTcd)t,  au«fdjlie^lid)  oon  tataren  beioobnt 
ju  »erben.  2>ie  früher  bort  angefiebelten  ©riedjen 
unb  Armenier  fiebeltcn  1779  an«  Jlforofdje  Meer 
unb  ben  3)on  über.  3«&t  leben  nur  »oenige  ©riedjen, 
Slrmenier,  3igeuner,  taraitifebe  3uben  bicr.  53.  bat 
35  Wofcbeen,  oon  benen  bie  Ijunia-I'ibami ,  1737 
— 43  oom  6ban  Selamit:@irei  erbaut,  bie  bebcu= 
tenbfte  ift,  3  griedj.-ortbobore  Kird?en,  1  Älofter, 
1  Spnagoge  unb  1  5)etfd?ule  ber  Karaiten,  2  mo= 
bamm?b.  Sdjulen  unb  1  tatar.*rufi.3eitf(brift.  3»an 
fertigt  berühmten  roten  unb  gelben  Saffian,  ferner 
fiidrte  unb  Seife,  BdergerAte,  Sdjafpelje,  Ü)tAntel 
au«  ScbaffeUen,  Sdjube  u.  f.  lo.  53.  ift  Stapelplati 
ber  2anbe«probutte  ber  Umgegcnb  unb  ber  tatar. 
Äunfteneugniffe.  5Ridjt  weit  öftlid)  baoon  liegt 
2fd?ufut-Kale  ober  5)fd)if ut^Äale  (b.  i. 

eubenburg),  bie  frühere  öauptflabt  ber  faraitifebett 
üben  in  ber  flrim,  oon  boben  gelfenmaucrn  um- 
geben, mit  berübmter  alter  Spnagoge.  Ter  Crt 
ift  nur  nod>  oon  bem  {Rabbiner  mit  feiner  Familie 
bewohnt.  3"  ben  Reifen  finben  ftdj  6bb(enrooh= 
nungen;  ba«  nebenan  liegenbe  2l?al  3»fAPbat  ift 
burd)  alte  ©rabftAtten  berühmt,  ©egenüber  liegt 
in  ber  3Ritte  eine«  fteilen  53erge«  ba«  Klofter  ber 
Himmelfahrt  STtariä,  nebft  feiner  Kircbe  au«  Reifen 
gehauen  unb  mit  ©alerien,  bie  über  einem  Stbgrunb 
oon  152  m  peroorragen. 
^3  nd)uonc,  ämolbo,  Slldjimift,  f.  9>illanooanu«. 
43attjur,  53od?er  (bebr.,  SRehrjabl  53acburim), 
junger  ÜDtann;  im  engem  Sinne  ein  Salmubftubie' 
renber.  53.  ift  aud)  53einame  be«  jüb.  ©rammatiter« 
tfeoita  (f.  b.). 

^ariitactbcnculc  (CatocaU  napta  L.),  ge< 
meinfte  beutfebe  Slrt  ber  (Sulengattung  Catocala 
(f.  Drben«banb),  mit  bunlelgrauen,  quer  braun^ 
geftreiften  53orberflügeln  unb  jinnoberroten  6inter= 
flügeln  mit  breitem  fAmarjen  Saum  unb  red>t* 
minüig  getnidter  3Rittelbinbe;  Spannbreite  bi« 
19  mm;  fliegt  im  öoebfommer;  Staupe  im  3)lai 
unb  3uni  an  ©eiben  unb  Appeln. 

tPacillariacccn  ober  Diatomeen,  Spalts 
Schnitts  ober  Stüdelalgen,  aud)  Stabtier 
eben  genannt,  ©ruppe  oon  Sllgen,  bie  baburd) 
djaralterifiert  fmb,  bafe  fte  au«  lauter  einhelligen 
formen  befteben,  bie  jumeilen  ju  fabenförmigen 
ober  anber«  geftalteten  Kolonien  oereinigt  fmb. 
(S.  Xafel:  Jllgen  II,  mg.  1—4.)  Sie  enthalten  in 
ber  Siegel  einen  gelbltdjen  ^arbftoff,  ba«  Diatomin 
ober  ^hotorantbin.  ,Mne  ©anbung  beftebt  avotV 
tenteil«  au«  Kiefelfdure  unb  lAfit  bAufig  febr  feine 
areolenartige  ober  gegitterte  Struhur  ertennen. 

53i«  je^t  fmb  über  2000  Birten  beiannt,  bie  fo« 
ftobt  im  Süfemaifer  »ie  im  0)leere  eine  feb,r  au«t 


Digitized  by  Google 


224  Bacillen 

gebetmte  Verbreitung  befifecn.  3ebeä  3>nbiDibuum 
befifct  einen  au3  jroei  fdjacbtelbcdelartig  überein- 
ander gelagerten  teilen  sufammengefe&ten  Vanjcr. 
Sie  beiben  Seiten,  an  benen  bie  leite  übercinanber 
greifen,  beißen  bie  ©ürtelbanbfciten  (#ig.  2a)f  bie 
beiben  anbern  bie  Scbalenfeitcn  (#ig.  2  b).  Vei  ber 
Teilung  ber  3ellcn  rotrb  Don  jeber  $>älftc  eine  neue 
roieberum  fcbacbtelartig  anfcbließenbc  Schale  flebib 
bet,  fo  baß  ein  Jeil  ber  ^nbiüibuen  immer  Heiner 
»erben  muß,  ba  bieÄiefelpanjer  nicht  mehr  roaebien. 
Wacbbem  eine  geroiffe  ©renjc  erreicht  ift,  erfolgt  bie 
Vermehrung  bureb.  Slurofporenbilbung.  herbei 
tritt  ber  Inhalt  ber  leiie  au«  ben  Schalen  heraus 
unb  vereinigt  ficb  bei  manebeu  Strten  mit  bem  einer 
anbern  benachbarten  3eUe,  ober  er  mäcbft  allein  lie- 
ber ju  einer  größern  3ellc  heran ;  in  beiben  fällen 
umgeben  ftch  bann  biefe,  bie  fog.  Grftlingä3ellen,  mit 
einem  neuen  ttiefelpanjer  unb  oermebren  fidj  wie= 
ber  eine  3eit  lang  bloß  bureb  Teilung.  Vgl.&ig.  3  b, 
in  ber  bie  Slurofporenbilbung  bei  Melosira  varians 
Ag.,  unb  tyig.  4a,  b,  c,  mo  biefer  Vorgang  bei 
l'rustulia  saxonica  bargejtellt  ift.  Sie  meiftrn  V. 
haben  eine  eigentümliche  trieebenbe  Bewegung,  bc= 
ren  Urfacben  noch  nicht  genügenb  aufgetlärt  finb. 
kleinere  Hrten  werben  ber  feinen  Struttur  ihrer 
Üiefflfcbalen  halber  häufig  al>3  fog.  £eft:  ober 
Vrobeobiefte  für  SJtitroftopc  Derwcnbet,  wie  j.  V. 
Birten  ber  Gattung  Plcurosignia  (f.  b.),  berenfiinieu= 
ipftemc  erft  bei  ftarfer  Vergrößerung  beutlich  ficht = 
bar  werben  (#ig.  1).  Surcb  ben  ©ehalt  an  ttiefelffiure 
wiberfteben  bie  Scbalenftüde  ber  Verbrennung  unb 
Verwefung  unb  tommen  baher  häufig  rem!  a(3 
feine«  weißliche«  SDlehl  unter  bem  Warnen  Äiefel- 
gur,  3nfwf°r'<:nerhe/  Vergmebl  an  Dielen  Orten, 
namentlich  um  ftranjcnäbab  in  Vöbmen  unb  Gb« 
Porf  bei  fiüneburg,  ober  al«  filtere  Wieberfcbjfige  im 
Jripclunb  VolierfcpieferDor,  nicht  minber  bilben  fic 
einen  öauptbeftanbteil  ber  eßbaren  Grbe  ber  Sieger 
unb  Snbianer.  Sibnlicbe  Cr  ben  »erben  jur  yerftellung 
bc*  Spnamit«  Derwenbet ;  fie  verringern  bie  Gr= 
plofion«gefabr  bc«  Stitroglpcerin«.  —  Vgl.  Stoff 
Scbmibt,  31tla«  ber  Siatomaccentunbc  (3lfcber>5 
leben,  jeljt  l'pj.,  1874  fg.);  l'autcrborn,  Unterfucbuu: 
gen  über  Vau,  Äernteilung  unb  Vemegung  ber  Sia-- 
tomeen  (2p$.  1897);  van  &eurd,  Traite  des  diato- 
mees  (Slntw.  1899). 

»ac 1 11  cn,  Stäbeben,  befonber«  bie  Steppcrfcbcn 
5Hetpcn)tiSbd}en;  in  3lpotbctcn:  etwa«  in  Stäbeben: 
form,  3.  V.  Süßholjbacillcn.  über  bie  V.  als  i'ebc= 
we'en  f.  Bacillus  unb  Vatterien. 

SaoiUus  (tat.,  «Stäbeben»),  eine  ^orm  ber 
Vatterien  (f.  b.j,  bie  buvd)  ihre  längliche  ©eftalt  Don 
ben  runben  Stötten  unterschieben  ift.  Sie  Stäbchen 
tönnen  gerabe,  fpinbelförmig  ober  feulenförmig 
fein.  Sie  ©ruppe  ber  Vacillen  umfaßt  jahlreiche 
^injelavtcm,  fomobl  Sapropbpten  (auch  farbftoff- 
bilbenbe)  wie  Varafiten.  3"  ben  erftem  gehört  B. 
pliosphorescens,  bie  Urfadje  be«  2)teerleu<bten« ; 
11.  subtilis,  ber  J&eubacillu«;  B.  butyricus,  ber  Gr-- 
regev  ber  Vutterfäuregärung,  unb  B.  lacticus, 
ber  (Erreger  ber  SHilcbfäuregärung ;  B.  eyanogenus 
(B.  ber  blauen  üJtilcb)  u.  a.  Vathogen  Wirten  ber 
Subertelbacillu«  (f.  Xafel:  Vatterien,  giß.  1), 
ber  Gbolera^ltommabacillu«  (ftig.  5);  ber  £ppbu«= 
bacillu«,  ber  Sipbtberiebacillu«,  ber  B.  ber 
fluenja,  ber  ÜRohtrantbcit,  ber  Scbweinefeucbc,  ber 
lUläufefepticfaämie,  bti  SDiiljbranbe«  (  Jig.  3),  bc« 
SHaufcbbranbeS,  bei  Sluäfa^e«  (Lepra),  be*  28unb= 
ftarrframpfe«  (Tetanus)  unb  jablrcid?c  anbere.  Uber 


—  SBacf 

bie  charafteriftifcheu  6igentümlichteiten  ber  einjelnen 
f.  bie  ilrtifel  ber  betreffenben  Hranlheiten.  über  bie 
Viologie  ber  Vaeillen  f.  Vatterien. 

B.  beißt  auch  eine  ©attung  ber  ju  ben  ©cfpenft- 
heufchreden  gehörigen  Stabpeufchrcden  (f.b.);  B. 
mozambicas  jeigt  iafel:  3ud)tnjahU,  <yig.  3. 

©aef,  3luebrud  ber  Schifferfprache:  1)  Ser 
oorberfte  Aufbau  auf  bem  Cberbed  oon  Rrieg*'  unb 
.ftanbelSfcbiffen,  mit  bem  3n>edc,  bem  VuggefdjüH 
eine  gebedte  ^lufftellung  unb  bie  Wöglichteit  }u 
geben,  unter  bem  Vugfpnct  burch  recht  (b.  h.  gerabe) 
ooraud  ju  feuern,  f oroie  ber  Sßannfchaft  namentlich 
auf  tleinem  Schiffen  ohne  Vattcriebed  einen  lufti 
gen,  vor  Seegang  unb  Stegen  gefebüntm  Stufent- 
palt^ort  ju  gemäbren.  2)  Gin  aufjubängenber 
ober  aufjutlappenber  Jifcp  auf  ÄricgSfcbiffen ,  au 
bem  bie  ÜHannfchaft  ißt.  9tach  ber  Vad8rolle 
0".  Scbiff$rollen)  werben  bie  i'eute  ber  Vefafcung 
an  bie  V.  ©erteilt,  wobei  bie  fonftigen  ©lieberun= 
gen  möglicbft  gemährt  bleiben,  f o  baß  j.  V.  eine  be^ 
ftimmte  ©efchüft=  ober  Vootimannfchaft  an  einer  V. 
fitit,  b.  b.  eine  Vadämannfcbaft  bilbet.  Vad*  = 
maatc  nennt  mau  bie  einzelnen  31t  einer  V.  geböri= 
gen  ßcutc,  Vad^ält efter  ift  ber  3ur  V.  gehörige 
Vorgefefcte,  gcmöbnlich  ein  Cbermatrofe  ober  Cber* 
heiser.  Vadf  chaf  ten  finb  bieienigeu  Vad^maate, 
benen  ber  Söochenbicnft  bed  trffenbolenä  öon  ber 
Kombufe  unb  ba«  3lufbaden,  b.  b.  2ifchauffcbla= 
gen  unb  ©cfchirrjurechtftellen,  3ufä(lt.  ■  Vaden  unb 
Vanten»  lautet  ber  Dom  SBacbtoffijier  gegebene  9e* 
fehl  hierju.  gftt  gemöhnlich  finb  bie  V.  unter  Sed 
aufgehängt,  bamit  fie  ben  VebienungSmannfchaf ten 
ber  ©efebütje  nicht  im  !fi.kge  fmb.  3)  Gin  ©efäß ; 
3.  V.  Gßbad  ift  ber  tfeffel,  in  bem  ba*  Gffen  an 
bie  V.  geholt  wirb;  Speibad  ift  ein  Schiff« ; 
fpudnapf.  über  Vadfpicre  f.  Vee.  (S.  auch  Vad- 
borb,  Vadbraffeu,  Vadj'tag«.) 

fBaif,  in  ber  ZcAntf  ber  eiferne,  fteineme  ober 
bölseme  Haften  beS  öollänber*  (f.  Vapicr  [)vabrita^ 
tionl);  auch  bcrföaffcrbehälter  oberhalb  eincr^umpe. 

©atf  (fpr.  bäd),  Sir  ©eorge,  engl.  sJtorbpolfab; 
rer,  geb.  6.  *Rod.  1796  ju  Stodport,  trat  febon  1808 
in  bie  brit.  3JZariue,  begleitete  <yrantlin  unb  iHidjarb^ 
fon  auf  ihren  Grpebttionen  nach  bem  arftifeben 
3lmcrita,  warb  1821  Leutnant,  182ö  (Sommanbeur 
unb  erbot  ficb  1832  ber  brit.  Regierung ,  ben  feit 
4  SMren  Derfajollenen  Äapitän  i)toß  aufsufueben. 
Cr  Derließ  Conbon  17.  £ebr.  1833  unb  entbedte  1834 
ben  ©roßen  gifchfluß  (f.  b.)  ober  VadOTtioer.  Wach 
ber  SHüdtchr  mürbe  er  1835  ^oftfapitän  unb  mit 
bem  Schiffe  2error  auf  eine  neue  GntbcduugSrcife 
au«gefanbt,  Don  ber  er  aber  1837,  naebbem  fein 
Sdjiff  vom  Sept.  183G  bi£  ^uli  1837  tur3  Dor  ber 
Wepulfebai  Dom  Gife  eiugefcploffen  morben  mar,  in 
elenbem  ^nftanbe  nach  (inglanb  surfldtcbrte.  Sie 
engl.  Regierung  Derlich  ihm  1839  bie  SHittertoürbe. 
1857  mürbe  er  Wontcr-,  1863  Viceabmiral,  1867  3lb= 
miral.  V.  ftarb  23.  ^uni  1878  in  Conbon.  Seine 
Weifeberichtc  enthalten  bie  SBerfe  «Narrative  of  the 
Arctic  land  expedition  to  the  mouth  of  the  Great 
Fish  or  Back  River  (ßonb.  1836;  beutfd)  Don 
H.  3lnbree,  2p3. 1836)  unb  «Narrative  of  the  expe- 
dition in  H.  M.  S.  Terror»  (Öonb.  1838). 

©atf,  Äarl  3tug.  Stlbcrt  Otto,  Vürgcrmeifter 
Don  Straßburg,  geb.  30.  Oft.  1834  in  fiircbberg  im 
«reife  Simmern,  ftubiertc  feit  1854  erft  Sbeologic 
I  unb  Philologie  in  Grlangen,  bann  bie  Stechte  ta 
felbft,  in  Verlin  unb  Vonn,  trat  1858  al*  »u*= 
|  tultator  in  ben  StaatSbienft,  mürbe  1868  ?anbrat 


Digitized  by  Google 


itfacfborb  —  «acfei 


225 


be*£reife*  Stmmern,  mar  l»7u — 71  wdbrenb  be« 
ftrtege«  in  ber  ßiüiloerwaltung  oon  Sotbringen 
tbätig,  1872  ^olijcibirettor  ton  Straßburg  i.  Q. 
Son  1873  bi«  1880  wirtte  er  al*  außerorbentlid>er 
Romminar  für  bie  Serwaltung  be«  Sürgermeifter* 
amte«  bafelbft  unb  mürbe  1880  jum  Sejirf«präfi= 
benten  be«  Unterelfaffe«  ernannt.  1886  würbe  !ö. 
Sürgermeifter  von  Straßburg,  1887  Unterftaate* 
fetretär  im  Nliniiterium  für  6lfaß«iJotbringen,  trat 
aber,  al*  bie  SlUcberbetcijung  ber  Sürgermeifter« 
ftelle  Scbwicrigteitcn  »erurfaebte,  auf  Sitten  be*  ®e« 
meinberat*  im  Sept.  I887mieberinfein  frühere*  Slmt 
jurüd ,  in  bem  er  ftcb  auch  bie  Änertennung  ber  beutf  cb  « 
fernblieben  Partei  erworben  bat.  Cr  ift  SJlitglieb 
be«  Se$irt*tag*  be*  Unterclfaife«,  be*  Sanbe«au«« 
idbuffe«  unb  be*  Staatsrates*  für  eifaß=i,otbringcn. 

©ad  botb,  bie  linfe  Seite  be«  Schiff«,  unter  ber 
Sorau«fe&ung,  baß  ba«  Oefidjt  nad)  bellen  Sorber« 
teil  gerichtet  ift.  $5ie  entgegengefe&te,  rechte  Seite 
beifit  Steuerborb.  Tiefe  Sejeicbnungen  rühren 
ber  au«  ber  Stellung  be«  Steuermann«,  welcher  in 
frübern  3«»en  ba«  Nuber  (f.b.),  nur  mit  ber  ^inne 
fteuemb,  fo  bielt,  baß  er,  bie  ^inne  rectjtd  oon  fidj 
(am  Steuerborb)  mit  ber  $anb  fübrenb,  feinen 
Nüden  (nieberbeutfeb  Sad)  ber  Unten  Seite  be« 
Sdriff«  juwenbete.  Xie  Ätorte  bienen  gleichzeitig 
jur  nähern  Sejeirtnung  aller  berjenigen  Schiff««, 
ilu«rüftung««  unb  Jatelageteile,  welche  tut  an  ben 
beiben  Seiten  für  beftänbig  ober  gewöhnlich  be« 
finben.  So  fpriebt  man  oom  Sadborb«Suganter, 
Steuerborbbatteric,  Steuerborb=(3roßwant  u.  f.  w. 
Gbenfo  wirb  bie  Schiff  «warte  (f.  b.)  mit  Steuerborb« 
unb  Sadborbwad?e  benannt  (f.  SAiff«rollen). 

«ad brauen,  bie  Naben  eine*  ober  mebrerer 
Segel  berartig  braffen  (f.  b.) ,  baß  ber  SBinb  »on 
uorn  bie  #ldd?e  trifft.  (*«  gefdjiebt  bie*,  um  ein 
Segelfcbiff  jum  Stillftanb  ju  bringen. 

©orte  ober3Sange  (Bucca),  bie  jwifdjen  bem 
Cber«  unb  Unterliefet  tnoeben  au«gcfpannte  Sage 
oon  ©einteilen,  bie  bie  Scitenwanb  ber  ÜJlunö« 
böble  bilbet.  (S.  lafel:  Nlunb«  unb  Nafen« 
böblebceSJtenfdjen,  beim  »rtifel  2Runb.)  Sie 
beftebt  im  wef  entheben  au*  brei  Schieten.  ;  1  u  dußerft 
liegt  bie  bier  }iemlicb  jarte  au  novo  £>aut,  welche  ba« 
Not  ber  Slutgefäße  mehr  ober  weniger  beutlicb 
burebfebimmern  läßt  unb  beim  Planne  meift  burd? 
rci*lid>en  Sartmucb«  au*gejeicbnet  ift;  ju  inner jt 
bie  ccbleimbaut  ber  Wunbböble;  bajmijcben  eine 
Schiebt  platter  Nlu«teln  nebft  öefdßen,  vierten  unb 
mebr  ober  minber  reichlichem  Fettgewebe,  üon  beffen 
Wenge  bie  Nunbung  ber  fflange  abbdngt.  3luf  ber 
Innenfläche  ber  S.  münbet  jeberfeit*  in  ber  Gkgenb 
be*  jweiten  obern  Sadjabn«  ber2lu#fübrung«gang 
ber  am  auffteigenben  ftft  be*  Untertiefer«  gelegenen 
Cbrfpeicbelbrüfe.  Mrantbaftc  Sinfcbwellungen  ber 
%  (jog.  bidc  Sade)  beruhen  am  bdufigften  auf 
eiteriger  Cntjünbung  einer  ertrantten  ^abnwuvjel 
(f.  Saontrantbeiten)  unb  auf  ftitjünbungen  ber  C  hr- 
fpeid>elbrüfe  I f.  *auernmet»el).  ^adenböble  ift 
ber  Icil  ber  Wunbböblc,  roeldier  pifeben  ben  gc- 
febtoffenen  ^abnreiben  unb  ben  9.  liegt,  im  öegen- 
faft  jur  9)lunbbdble  im  engern  Sinn,  nwl*c  ton  ben 
.Sabnreiben  umfd)lonen  wirb ;  hinter  bem  legten  *^ad= 
jabn  bdngen  beibe  Noblen  sufammen  unb  geben  gc- 
meinfcbaftlid)  burd)  ben  fog.  9iad?eneingang  in  bie 
iKadienboble  über.  Tie  unoerfebrtc3)efd»affenbeitber 
5B.  ift  für  bie  ^Bewegungen  be*  Untertiefer*  imunt - 
gdnglid)  erf  orberlid? ;  erfolgt  bureb  3Jerf  cbluden  äHen 
ber  ölüffigteiten,  burd)  gef*mürige  ^JrojeffeuJ.  w. 

«pn»frfation»-i.'criton.   14.  9u|l.   «•«.  11 


eine  Ükrtürjung  ber  $adentafd>en  ober  eine  35er« 
wad?fung  ber  ^Badenfd)leimbaut  mit  bem  3abn< 
peifdie,  fo  tommt  e*  leiebt  jur  fog.  narbigen Äief  er« 
tlemme,  bureb  welche  bie  Adbigteit,  ben  3Jlunbju 
öffnen,  mebr  ober  weniger  befdjräntt  wirb,  fo  bafe 
mitunter  jule&t  nur  nod?  bureb  eine  corbanbene  ober 
eine  tünnlich  angelegte  3abnlüde  ba«  Sehen  ge= 
friftet  werben  tann. 

Warfen,  berjenige  iöeftanbteil  eine«  ^Bertjeug«, 
ber  entweber,  wie  beim  Scbraubitod  (f.b.),  unmitteU 
bar  jum  Jjeftbalten  be«  ju  bearbeitenben  @egem 
ftanbe«  bient,  ober  bureb  ben,  wie  bei  einigen  Birten 
ber  Säge  unb  be*  £>obel*,  ba*  betrefjenbe  wertjeug 
"Rührung  erbdlt  (f.  aud)  Sdmeibbaden). 

Warfen,  i.  «rot  unb  lörotbdderci. 

-&ad cnbrcmfc,  f.  93remfen. 

©arfcnfiftel,  f.  ^abntrantbeiten. 

©arfcnt)öble,  f.  5Öadc. 

Warfen börnrticu,  f.  Gicbhörndben 

«oetenfnodieii,  f.  Jochbeine. 

^ a tf cuquetf et) c,  f.  Steinbrecher. 

^aefentafc6eiifbei6dugetieren(3.iH.benmeifteu 
Slffen  ber  Gilten  SBelt ,  Bielen  auf  bem  v3oben  lebeu= 
ben  Nagetieren)  feitlicb  fpmmctrifcb  neben  ber  ÜRunb: 
böble  in  ber  Wit  ber  «aden  gelegene  ÜJioertitel 
(f.  b.).  Ö«  unterliegt  teinem  3ir>cifel,  bafe  biefelben 
entftanben  finb  au«  ber  fortgefeMen  Öewobnbeit, 
Utabrung«mittel ,  bie  augenblidlicb  nidjt  oerjebrt 
würben,  jwifeben  bie  gefdjloffenen  Miefer  unb  Söaden 
eingepreßt  bi*  jum  Öebraucb  aufzubewahren.  3)ie 
einfadtften  33.  befiijen  bie  3lffen;  fie  tönnen  dbnlicb, 
eben  wobl  infolge  ber  erwähnten  (Gewohnheit,  ge= 
legeutlicb  felbft  bei  Wenfcben  oortommen.  v3ei  ben 
Nagetieren  ftnb  fie  weit  böber  entwidelt  unb  weiieu 
eine  iMeibe  befonbercr  (Hgentümlicbteiten  auf.  Den 
llUäufen,  Stacbelfcb weinen,  Cicbbörncben  u.  f.  w. 
fehlen  fie  ganj.  vei  ben  ^nurmeltieren  ftnb  fie  ge- 
ring entwidelt,  etwa«  mehr  beim  ^rairiebunb  unb 
heim  Wiefel ;  bei  ben  .t»amftern  erreichen  fie  eine  ge= 
waltige  ÖJröfje,  unb  ber  £>amfter  foll  niebt  bloß  in 
ihnen  feinen  Söinteroorrat  eintragen,  fonbern  fte 
auch,  inbem  er  fte  aufbläft,  wenn  er  in  bieNot= 
wenbigteit  ju  febwimmen  oerfeftt  wirb,  al«  bpbrofta: 
tifebe  Apparate  benutjen.  Sei  ben  norbamerit.  Bai- 
mäufen  iSaccomys)  liegt  ihr  fdjli&förmigcr  Qim 
gang  an  beiben  Seiten  ber  Sdbnauje  außerhalb  ber 
SHunbböble.  Sm  ftärtften  ftnb  fte  inbefien  bei  ben 
gleicht  i ll :  norbamerit.  $afd>enratten  (Geomvs),  bei 
benen  ibr  Eingang  außen  an  ber  SRunbede  beginnt 
unb  al«  großer  Spalt  nach  bem  Untertiefer  ju  ucr= 
läuft;  innen  ftnb  biefe  S.  mit  einem  jarten,  Weißen 
s^clj  au*getleibet.  Sei  ben  bafeuartigen  Nageiii 
finben  fieb  teinc  eigentlichen  S.,  aber  bie  entfpreaSen: 
ben  in  ber  ÜNunbböble  gelegenen  Stellen,  an  benen 
fte  bei  anbem  Nagern  liegen,  ftnb  behaart,  eine 
I:\u\nlH\  bie  nicht  feltfam  erfcheint,  wenn  man 
weiß,  baß  in  ber  tfntwidlung  ber  meiften  Jiere  bie 
3ht*tleibung  ber  ÜJlunbböble  bureb  eine  Cinftülpung 
ber  äußern  >>aut  gebilbet  wirb.  Sei  ben  mertwür- 
bigen  vl>ata*  (Cocloftenys)  be*  fübl.  Sübamerita* 
finbet  ftcb  neben  gewöhnlichen  S.  noch  jeberfeit«  eine 
bureb  einen  engen  Sd>liit  mit  ber  SMunbböble  tom^ 
muni  jierenbe,  uon  jarter  >>aut  au«getleibeteJc>öblung 
im  tnödbernen  2eilc  be*  C  herlief  er«  unb  Jochbein*. 

©ttif  er,  ^atob,  bollänb.  Silbni*maler,  geb.  1G08 
ober  1609  in  ftaarlingen,  lernte  in  Slmfterbam  bei 
Nembranbt  unb  ftarb  bort  1651.  ÜWebrere  Scbütjctt: 
ftüde  oon  ihm  ftebt  man  in  ^liufterbam,  gute  ßinjcl* 
bilber  in  Serlin,  Sre«ben,  Sraunfcbweig  unb  Not« 

15 


Digitized  by  Google 


22Ü 


Dörfer  —  iöacfiuma, 


terbam.  —  Sein  ÜHeff«  Stbriaen  V.  (1695—  84), 
bet  viclfad)  mit  ihn  verwechselt  wirb,  bat  in  &b\v 
lidjcm  Stile  öiftorienbilber  unb  i*ortrdtc  gemalt. 

iöarf er,  $anbwerfcr,  welche  )icb  por^uflc.»eifc 
mit  Vrotbaden  befebäftigen.  Un'prünghcb  würbe 
ba*  ©tot  für  ben  .«Sausbebarf  in  ber  fyamiüe 
bureb  bie  grauen  unb  £  davon  bergcftcllt,  unb  erft 
allmahliili  bat  fiep  bie  Väderei  ju  einem  beftimmt 
abgegrenzten  ©ewerbe  cntwirfelt.  Vereit*  bad  röm. 
iHedjt  tennt  Vädereilorporationen.  3«  2>eutfa>lanb 
bilbete  fidj  ba*  Vädcreibanbwert  zuerft  an  ben 
Orten  au*,  wo  eine  gröfiere  Menfdjenmenge  ficb 
zufammenfanb,  alfo  an  ben  2Ballfabrt«orten,  tn  ben 
Älöftern  unb  befonber*  in  ben  Stäbten.  Sie  V. 
ber  einzelnen  Orte  ubloffen  ficb,  wie  bie  anbern  &c 
werbe  beö  Mittelalter*,  in  fünfte  jufammen.  5)ie 
Vefuani«,  ba*  Vddereigemerbe  auszuüben,  nannte 
man  Vadgcredjtigleit.  Gine  Meifterprüfung  febeint 
nicht  eriftiert  ju  haben;  aber  bie  Meiiterfcbaft 
mar  an  ben  Grwerb  eines  mit  Vadgeredjtigteit  Der 
{ebenen  öaufe*  gebunben.  31ud>  hatte  fdbon  eine 
Teilung  bes  ©ewerbe*  in  5öeifp  unb  Schwarz-, 
Süfr  unb  Sauerbader  ftatt,  weldje  vielf ad>  (wie 
neuerbina*  wieber  in  Cfterreicb)  ju  Streitigteiten 
Veranlagung  gab  unb  im  Saufe  ber  3c»t  ficb  von 
felbft  verwifebte  ober  gar  gefefclicb  beseitigt  würbe. 
Tic  Vddereien  mußten  fid)  aber  von  jeher  vielen  bc= 
febräntenben  Veitimmungen  unterwerfen,  bie  ben 
3n>ed  »erfolgten,  bad  Vublifum  cor  Übervorteilung 
ZU  bewahren.  55ie  wichtigsten  biefer  Maftregeln 
waren  bie  obrigteitlicben  Vrottaren  (f.  b.),  welche 
ficb  f elbft  nad)  bem  Verfall  ber  fünfte  noch  bie  in 
bie  neueftc  3«»t  vielf ad?  gehalten  haben.  35oa>  finb 
an  ihe  Stelle  zum  Schutte  be*  Vublitum*  meift 
Mafiregeln  anberer  Jlrt  getreten,  wie  in  25eutfcb 
lanb  ba*  9tabrung*mittelgcfe&  vom  14.  Mai  1879. 

3tadj  ber  Veruf*ftatiftil  vom  14. 1895  waren 
im  Xeutfdjen  SHeicbe  96  162  Vädereien  unb  Kon* 
bitoreien  oorbanben,  barunter  88 151  al*  i>aupt= 
betriebe.  2)ie  3abJ  ber  in  bem  (bewerbe  befdtäf tigten 
perlenen  betrug  231002,  barunter  43  940meib 
liehe.  9teuerbing*  haben  ftd)  bie  V.  wieber  in 
Innungen  unb  3nnung*verbänben  geeinigt;  nur 
etwa  10  Uroj.  follen  außerhalb  berfelben  fteben. 
I  io  verhältnismäßig  lange  unb  tut  auf  einen  Seil 
ber  Wacht  erftredenbe  2Crbeit*?eit  veranlagte  bie 
Jtommtjfton  für  arbeiterftatiftit  1892  eine  Gnquetc 
über  bie  3uftänbe  im  Vädereigewerbe  Iii  veram 
ftalten  (vgl.  bie  $rudfadjcn  ber  Kommiffton:  «Gr* 
bebungen»  5ir.  1  unb  3,  unb  « Verbanblungen » 
31r.  4,  Verl.  1893—941,  infolge  beren  ber  Vunbe*= 
rat  auf  ©runb  »on  §.  120"  ber  ©eroerbeorbnung 
bureb  Verorbnung  com  4.  Märj  1896  bie  Marimal: 
arbeit**eit  in  Vädereien  unb  Konbitoreien  im  all- 

r meinen  auf  12  Stunben  täglidj  feftietite.  (Wabere* 
Vadcr,  Vb.  17.)  ^n  neuejter  3eit  fmb  nament* 
lid)  in  ben  grofeen  Stdbten  S)rotf abrilcn  (ibade^ 
reien  mit  ü)lafd)inenbetrieb)  entftanben,  bie  ficb 
faft  auejdtließlicb  mit  toerftellung  oon  Schwarzbrot 
in  gröfeern  Mafien  befebäftigen  (f.  SBrot  unb  ißrot- 
bdderei).  Xa*  Sappen  ber  *äder  jeigt  Jafel: 
3 unft Wappen  I,  ftig.  13.  —  Vgl.  oon  iHobr; 
taScibt,  Ta*  Vädereigewerbe  (im  «Jöanbmörterbudi 
ber  Staatewiffenf haften«,  2.  ?lufl.,  Vb.  2,  f^ena 
1899);  Sdjmollcr,  3ur  ©efebiebte  ber  beutfeben 
Kleingewerbe  im  19. 3abrh.  (,t»aUe  18<",9) ;  JBcbel,  3ur 
Vage  ber  Slrbcitcr  in  ben  Vadereien  (Stuttg.  1890); 
Olbenberg,  2er  3Jta.rimalarbeit*tag  im  Adders  unb 
Monbitorcngewerbe  (£'pj.  1894);  ©üttinger,  Ter 


praltifche  V.  (Stuttg.  1890»;  ©üntbers  3Vdder=  unb 
Konbitor^eitung  (Berlin);  $ufch,  $as  Vdderbudi 
(ebb.  1900);  ?oofe,  Vddcr=  unb  Wonbitorfadjfdhulc 
(ffiw*b.  1900);  HUgem.  Vdder-  unb  Ronbitor: 
jeitung  (Stuttgart)  unb  $eutfd?e  Väderjeitung 
(Berlin),  lefctere  ba*  Organ  ber  iBddergeb,ilfen. 

»Pdrfcrbcin,  aud)  Hnidbein  ober  X«Söein 
(genu  valgum),  biejenige  Vertrümmung  bei  Knie«, 
bei  welcher  ba*  Knie  nach  innen,  ber  ,\un  bagegeu 
nach  au^en  gewanbt  ift,  f  o  bafi  fich  am  Knie  ein  mehr 
ober  weniger  hoebgrabiger,  nach  aufsen  offener  Fin- 
tel finbet.  ^cuU  fich  bae  Übel,  wie  gewöhnlich,  an 
beiben  Veinen,|o  ftellen  biefelben  beim  ©erabeftehen 
bie  ttigur  eine*  X  bar.  Xie  Tifformitdt  entfteht 
entweber  bei  Kinbern  im  2.  bi*  3.  Sebenftjahrc  im 
folge  »on  (Juglifchcr  Kranfbeit  (9ihacbiti*),  ob«r  erft 
jwifeben  bem  10.  unb  20.  t'ebenfcjabre  infolge  ju 
grofeer  Slnftrengung  ber  Veine  bei  relativ  f cbwachem 
Körper,  f  o  namentlid)  bei  Vädern,  Iifd)lern,  Scbloj* 
fern,  Kellnern.  (*ine  Teilung  ift  bei  geringen  ©ra= 
ben  be*  V.  möglich  burch  orthopdbifebe  Apparate 
unb  ©ipäoerbdnbe,  hei  beb  cm  ©raben  bagegen 
nur  burd)  bie  operative  Surdjtrennung  be*  Obcr^ 
fcbenteltnocben*  ober  be*  Schienbein». 

Seltener  tommt  bie  umgetebrte  Vertrümmung 
vor,  bei  welcher  ba*  Knie  einen  nach  innen  offenen 
Fintel  bilbet,  unb  welche  al*  Sdbelbein,  U< 
"Bein  (genu  warum),  bezeichnet  wirb  Sie  finbet 
ficb  öfter*  bei  alten  Kaoalleriften. 

Oälferet,  i.  ©rot  unb  iBrotbdderei. 

^öcfcrcimonopolc,  f.  Vb.  17. 

löacfcrganbg  ,  ^  a  dergan(b)  ],  Vader^ 
ganbfd)(a),  IBadergunge,  f.  Valarganbfdi. 

«äcfcrfotjlcn,  f.  «öfcbtoblen. 

©äcf  erf rritic,  f.  flechte  unb  Seborrhöe. 

©aef ett,  Hebevorrichtung,  f.  Vagger. 

-Bad hautffdjr  Wild?,  f.  Vb.  17. 

iPatf  hf cf)if rti,  Srintgelb,  f.  Valbfchifd). 

«arf bunten  ober  Valbupjen (fpr.  bddbeurn), 
Subolf,  nieberldnb.  Maler,  geb.  1631  iu  6mben, 
arbeitete  erft  al»  Schreiber  bei  feinem  Vater,  ber 
Sefretdr  ber  ©eneralftaaten  war,  unb  tarn  1650  in 
ein  öanbelsbau»  nach  Ülmfterbam.  irier  nahm  er 
bei  ©verbingen  Unterricht  in  ber  Malerei  unb  |tu< 
bierte  eifrig  nach  ber  Watur.  Jür  Veter  b.  @r.  jetcb 
nete  er  Sduffsmobelle;  aufeerbem  arbeitete  er  für 
ben  König  von  ^reufien,  ben  Kurfürftcn  von  Sacbfen 
unb  ben  ©rofe herzog  vonJo*cana.  (*rftarb  l7.Woo. 
1708  in  31mfterbam.  Seine  SBerfe  wirlen  im  Ver= 
gleich  ju  benen  ber  grofien  ältern  Seemaler  (alt  unb 
hart.  —  Sein  <5n!el  fiubolf  V.,  1717—82,  war 
juerft  Kaufmann,  bann  Solbat,  fpdter  ebenfalle 
Maler.  Gr  hat  treffliebe  Kriegafcenen  geliefert. 

©aeff ob,le,  f.  Steinlohle. 

«atflunb,  3oh.  C*tar,  3lftronom,  f.  V.  17. 

iöaef  nang.  1)  Oberamt  im  württemb.  \'c rfav 
frei*,  bat  283,«  qkm,  (1900)  29 167  (14  214  männl., 
14953weibl.)  C,  2  Stdbte  unb  28  tymbgemeim 
ben.  —  2)  Cbcramtofiafit  im  Cberamt  V.,  an 
ber  Murr  unb  ben  Linien  Stuttgart --ßrailebeim 
unb  V. -  Vietigbcim  (25,70  km)  ber  ÜBürttemb. 
Staat*bahnen  gelegen ,  Si&  b^  Cbcramte* ,  eine* 
Slmtögeridttt*  (öanbgeridbt  öeilbronn),  $oü'-,  Ka 
tafter--,  ©renjfteueramtc«, ift  teilweife  nod>  ummauert 
unb  hat  (1900  )  7647      barunter  330  Katholilen, 
Voftamt  zweiter  Klaffe,  Telegraph,  eine  Satein- 
unb  eine  Wealfd>ule;  Schubfabritation  für  ben 
©rofehanbel,  Sucbmacberei ,  ©ollipinncrei ,  9Doll 
fätberei,  bebeutenbc  ©erberei,  ^anbwirtfcfcaft  unb 


Digitized  by  Google 


«ctcfobft  -  «acmeifter 


227 


:üiebjud?t  tonnt  bebeutenbe  JBiebmärlte.  2Iuf  einer 
.'In  bebe  ftebt  ba«  ehemalige  reiche  Sborberrenftift, 
ju  welchem  HJtartgraf  Hermann  von  SBaben  um  112*2 
Die  6t.  ^ancratiu«tird)e  erhob,  unb  ba«  1477  in  ein 
weltliche«  ©tift  verwanbelt  unb  1557  aufgehoben 
würbe.  Sie  ©tift«tircbe  enthält  manche  intereffanten 
Überrefte  ihrer  ursprünglich  roman.  SBauart  foroie 
©rabmäler  unb  Wappenfcbilber  alter  Alartgrafen. 
Sie  ©tabt,  im  12.  yabrb.  juerft  erroäbnt,  gehörte 
mit  ber  SBurg  fleiebenberg  vormal«  3U  iBaben. 
©raf  Gberharb  ber  Grlaudjte  von  Württemberg  cr- 
bielt  beibe  1296  al«  &eirat«gut. 

©aefobft,  f.  Dbft. 

©acfofeit,  f.  «rot  unb  <Brotbäderci 

©aef  ofenfteiv, l  Jrafe. 

©aefpulber,  3Jlifcbungen  von  boppelttobleu- 
faurem  Natrium  unb  fauren  ©aljen ,  bie  man  an- 
jtatt  6efe  ober  Sauerteig  beim  Staden  bem  leige 
mfefct.  Sie  ©alje  jerfefeen  itd;,  inbem  fte  in  bem 
leuchten  Jeige  mtteinanber  in  ^Berührung  f  ommen, 
unter  Gntmidlung  von  Koblenfäure,  bie  bann  ba« 
Slufgebcn  be«  2eige*  bewirft,  3»*dmdf5ig  ver* 
fährt  man  bei  ber  iBerwenbung  je ,  bafi  man  ba« 
;u  venvenbenbe  i'Jchl  in  jwet  gleiche  ^ eile  teilt, 
bie  eine  ödlfte  mit  bem  einen,  bie  anbere  mit 
bem  jweiten  ©alj  mifebt,  beibe  getrennt  ju  2cig 
verwanbelt  unb  bann  erft  bie  beiben  Seige  bureb 
Kneten  innig  vereinigt.  3n  Stmcrifa  wirb  öor«* 
forb«  3).  febr  viel  vermenbet.  Sa«ielbe  beftebt 
cinerf  eit«  a  u  ■>  faurem  pbo«pborfaurem  Aalt  (©äure= 
pulver)  unb  anbererfeit«  au«  einem  ©emenge  von 
500  g  flatriumbicarbonat  unb  443  g  (Shlortalium 
tfUtalipulver);  auf  100  kg  Iflebl  tommen  2,ü  kg 
©äurepuloer  unb  1,6  kg  iftlfalipulver.  Sei  8ie- 
big«  SBadmctbobe  werben  auf  100kg  ©d?warj' 
mepl  1  kg  flatriumbicarbonat  unb  4,25  kg  ©al}; 
fäure  von  l,oes  fpec.  ©emiebt  angewanbt.  <jür  feinere 
©ebäde  nimmt  man  auf  1  kg  Weijenmebl  10  g 
flatriumbicarbonat  unb  40  g  Weinitein.  Sa«  e  n  g  - 
lifdje  ^uftbrot  ober  ©rabambrot,  aereted 
bread,  wirb  bereitet,  inbem  bao  Dlebl  in  gefcbloffenen 
Knetmaiebinen  mit  gesättigtem  toblenfaurem  Waffer 
in  einer  Sltmofpbäre  von  tomprimierter  Koblenfäure 
in  Jeig  verwanbelt  wirb;  beim  öerauenebmen  be« 
leige«  bebnt  fieb  bie  eingefchloffene  Koblenfäure  bem 
verminberten  Srud  entfprecbenb  au«  unb  veranlagt 
f o  ba«  Aufgeben.  tfür  bie  Skrmenbung  be«  SB.  ftatt 
Öefe  fpriebt  ber  burd)  Untere  entftebenbe  SJerluft 
von  1,5  bis  2  'ißroj.  an  ©tärfcmcbl.  Siebig  bered?= 
nete,  bafj  man  bei  änmenbung  von  58.  iuScutfcb: 
lanb  täglich  minbeften«  2000  Gtr.  SBrot  erfparen 
tonnte,  unb  ©rabam  berechnete,  bau  beim  $rot; 
baden  allein  in  Sonbon  jährlich.  12  000  hl  Wein» 
geijt  in  bie  2uft  entfenbet  werben. 

$ aeträbef-cn,  £  ei  g  r  ä  b  cb  e  n ,  Ueinc  von$ädern 
unb  Konbttoren  jum  3«rfd?neiben  bünn  getriebenen 
fltehlteig«  benut-te  Snftrumcnte,  bie  au«  einem  ober 
jwei  beweglichen,  an  einem  ©anbgriff  bef eftigten, 
gelerbten  Stäbchen  au«  ÜJteffing,  Kupfer  ober  fleu= 

©aef  >9tit>er,  f.  tfüchfluB.       [Tilbcr  befteben. 

©aefealtefter,  ©aetfetjaft,  «aefötnaarc, 
©arf ciinannfcfjaf t,  f.  «Bad. 

©arf  fptere,  f.  See. 

©acfftagei,  bie  flidituug  von  beu  s^arbunen 
(f.  b.)  naepbem  SJtafte  bin,  alfo  etwa  fünf  ©trieb 
aebterlicher  (f.  2ld?ter)  al«  Swar«  (f.  b.).  Ser  Winb 
i)t  23.  am  günftigjtcn. 

©acfftatrtf  ^affagc  (ipr.bädftäbr*t,  f.  Sanft 
3Jincentgolf. 


'öaetftein,  f.  Riegel  unb  Shonwareu. 

©aef  ücinrohbrtu,  f.  vJlohbau. 

©arf  fteintbec,  f.  ^iegeltbee. 

iBärfftröm,  $er  ^oban  6bvarb,  f  cbmeb.  Sichter, 
geb.  27.  Ctt.  1841  )u  ©todbolm,  wibmete  fieb  nach 
ötubien  in  Upfala  (1Ö60  —  63)  litterar.  ibättg= 
feit,  ©djon  1860  gab  er  « Skaldeforsök »  b eran , 
bann  « Lvriska  dikter»  (1870)  unb  «Singer  och 
berättelser»  (1876).  Mt  Vorliebe  wanbte  fid?  feine 
traft:  unb  lebendvolle  ^Begabung  ber  Sramatit  }u. 
6«  tarnen  jur  iluffübrung  »En  kroua»  (1868), 
«Evas  systrar»  (1869),  «Första  Maj»  (1870), 
«Fangen  p&  Kallö»  (1870),  «Cariuas  Ijus»  (1871), 
«De  fortryckta»  (1872)  unb  fein  feauptwert,  ba« 
Jrauerfpiel  «Dagvard  Frey»  (1876;  beutfeh  von 
2lttingbaufen,  Sorpat  1879).  Gr  ftarb  12.  (yebr. 
1886  in  ©todbolm. 

©arf torf,  f. Zoxl 

Baokwardation  (fpr.  badwarbcbich'n),  an 
ber  Sonboner  93örfc  gebräueblicher  &u«bruct  für  bae 
-Hu- laben  von  Offelten  von  einer  fiiquibation  jur 
anbern,  gu  bem  3ivede,  ben  ©petulauten  ä  la  baisse, 
bie  Rapiere  vertauft  haben,  ohne  fte  ju  ben  neu,  bie 
Behauptung  ihrer  ©tellung  ju  ermöglicben.  nuch 
ba«  ben  in«  Glittet  tretenben  Kapitaliften  für  Tai  - 
leihen  ber  Wertpapiereju  jablenbe  Seihgelb  wirb 
al«  B.  bezeichnet.  Sa«  Wort  entfpriebt  bem  auf  bem 
Kontinent  üblieben  Slu«brud  Seport  (f.  b.). 

©arf  tuoobcü  (engl.,  fpr.  bädmubb«,  b.  i.  öinter- 
wälber),  bei  ben  erften  Slnfieblern  in  ben  5Bereinig= 
ten©taaten  von  SlmeritaiBejeicbnung  ber  in  ihrem 
Diu  den  fteb  ausbehnenben  unermeßlichen  Urwälber. 

©arf  wählte,  f.  ©ebif)  unb  Salm. 

©aclcr  b'tUfre  (fpr.  baHeb  halb),  Soui«  Sllbert 
©bi«lain,  ^Baron,  franj.  ''Main  unb  fiart  ograpb,  geb. 
21.Dft.  1762  ju  ©t.^ol  CiBa«:be:6alai«),  malte  früh 
jablreidje  lanbfdaf  Hiebe  Silber,  welche  viel  3lnerfen= 
nung  fanben.  Sil«  Sonaparte  1796  ba«  Kommanbo 
bet  »tal.  ilrmee  erhielt,  trat  SB.  al«  Ülrtillerieleut: 
nant  in  biefelbe  ein  unb  nabm  teil  an  allen  Kämpfen 
be«  erften  ^elbjug«.  Wegen  feiner  @efd?idlicbteit  bei 
topogr.  Hufnabmen  ernannte  ibu  SBonaparte  uim 
Sireltor  be«  topogr.  ÜBureaua  in  feinem  ©tabe.  tllw 
Ar u * t  feiner  Arbeiten  in  Italien  erfchien  bie  fchöne 
«Carte  du  theatre  de  la  gnerre  en  Italie»  (54  ißlatt, 
^ar.  1802).  *B.  begleitete  Napoleon  auf  allen  jyelb; 
jügen  unb  ftieg  bi«  jum  SBrigabegeneral  auf.  1814 
jog  er  fid)  nach  ©eore«  )urüd,  wo  er  wieberum 
tünftlerifd)  thätig  mar  unb  12.  Sept.  1824  ftarb. 
ol' ii  feinen  ©emälben  ift  ba«  hefte:  bie  ©cplacht 
von  Ärcole  (1804;  2)iufcum  von  Serfaille«);  mv^ 
tbolog.  ©toffe  bebaut1  ein :  leb  be« 'iBari«  auf  bem 
SBerg  3ba  unb  Ser  umberirrenbe  Debipu«.  Slufcer 
ben  «Souvenirs  pittoresques  de  Paris  et  ses  envi- 
rous»  (48  lithogr.  SBlätter)  bat  man  von  IB.  noeb 
«Souvenirs  pittoresques  ou  vues  lithographiees 
de  laSuisse,  duValais»  etc.  (102  SBlart,  <Bar.  1818), 
«Souvenirs  pittoresques,  contenaut  la  campagne 
d'Espague»  (102  iBlatt,  ebb.  1824). 

©aenteifter,  ©eorg,  bannov.  ©taat»mann,  geb. 
1805  ju  Lüneburg,  ftubierte  in  Jöeibelberg,  fpäter 
in  Ööttingen  bie  flechte,  ©eit  1828  im  bannov. 
^ufti}bien)t,  würbe  er  1845  al«  Referent  in  ba« 
^{Himintfttrium  berufen  unb  mirlte  gleicbjeitig  al« 
JRitalieb  be«  ©taat«rate«.  1851  maepte  ihn  König 
Gruft  3(uguft  jum  iDberftaat«anwalt  unb  ernannte 
ihn  jum  uJlitgliebe  ber  Grften  Kammer,  flach  ber 
Sbronbefteigung  König  ©eorg«  V.  übernahm  3}.  im 
fltinifterium  ©cbele  ba«  Iflinifterium  be«  Kultu«, 

15* 


Digitized  by  Google 


228 


8ac*9Kn$  —  Söacon  förattrid) 


fpater  ba*  ber  <yinaitjen  unb  roirltc  in  biefer  Stellung 
bei  König  ©eorg  für  bie  SBerfatluugsÄnberung  unb 
bie  2tu£fd>eibung  ber  Domänen  au£  bem  Staate 
bubget.  Sßeibe  sBorfaMägc  rourben  erft  oom  SDiinifte 
rium  Norrie«  burcbgefübjt.  iHad>  ber  ßntlaffung  be« 
OTinifterium*  Scheie  am  21.  3too.  1853  trat  SB.  erft 
1856  roieber  in  ben  Staatsbienft,  rourbe  nacb  oer= 
fdjiebencn  Stellungen  18(5*2  i'anbbroft  oon  Cftfrie$= 
lanb  unb  21.  Ott.  1865  bannoo.  Staatsminifter  bes 
Innern.  Seit  1866  lebte  SB.  jurüdgejogen  in  ©öt: 
tingen,  roo  er  3.  3Iug.  1890  ftarb. 

&ac  Winb,  öauptftabt  einer  ber  fünf  fyromn- 
|en  Jonglings,  im  Tclta  bes  Noten  Alufies,  5  km 
linfs  oom  Songfa,  in  fruchtbarer  ©cgenb  unb  am 
KrcujungSpunlte  oerfebiebener  Straften,  ift  nur 
ftrategifcp  wichtig  unb  bcsbalb  bureb  eine  fc*o= 
edige  (Sitabelle  mit  einem  Umfang  oon  3  km  ge= 
fdriiftt  foroie  mit  (rrbwall  unb  ©raben  umgeben. 
SB.  bat  7000  (*  poft,  Selegrapb.  unb  ©arnifon, 
ift  Sit»  eines  franj.  SHefibenten  unb  bes  ipan. 
sBifdwfs  von  Üongling.  ShJäbrenb  be$  franj.  Aelb; 
jugs  in  longting  (f.b.)  fpielte «.  eine  wichtige  Molle. 
51  m  12.  ÜJtarj  1884  jogen  bie  ftranjofen  ein  unb 
erbeuteten  hier  fiel  Kriegsmaterial. 

®aco  ober  sBacon  (fpr.  bebfn),sHoger,  gelehrter 
engl.  lUlÖna),  au$  einer  alten,  angefebenen  Aamilie, 
geb.  1214  ju  ^lefccfter  in  ber  ©raffdjaft  Somerfet, 
ftubierte  in  Crforb,  bann  in  paris,  roo  er  bie  tycol. 
$oltorroürbe  erhielt.  ÜBettn  nirtt  febou  in  Arant 
reid),  fo  boeb  balb  nad?  feiner  iHüdfebr  in  bie  fteimat, 
1240,  trat  er  in  ben  Aranjistancrorbcn  unD  lief? 
ftd)  nt  Crforb  nieber.  $ie  pbofil  febeint  bamals 
ber  &auptgegenftanb  feiner  Arbeiten  geweien  ju  fein. 
}lber  feine  (ftttbedungen  unb  (Srfinbungen  galten 
ben  ^citgenoffen  als  ,}auberfunft.  Zubern  tabeltc 
er  laut  bie  Sittenoerberbnis  ber  ©eiftlicbcu,  befon= 
ber*  ber  vi)lönchc,  unb  ftelltc  bem  papft  in  einem 
«riefe  bie  Notwenbigfett  einer  Reform  ber  (Seift; 
liaMeit  bar.  Die*  führte  ju  einem  Verbote  feiner 
Vebrtbätigteit  an  ber  Unioerfität  unb  ju  einer  3ln= 
llagc.  ,^ur  SJerteibigung  febrieb  er  infolge  einer 
?lufforberung  (Siemens'  IV.  fein  «Opus  majus»  (hg. 
oon  ^ebb,  l'onb.  1733;  neue  SKusg.  oon  ißribge*, 
ebb.  lbJi7),  worin  er  bie  tllotwenbigfcit  einer  ;>lc- 
form  ber  sftMffenfcbaften  auf  ©runblage  bes  Stu- 
biums  ber  Sprachen  unb  ber  Statur  barfteUte.  Unter 
Wildaus  III.  crllfirte  ftcb  ber  Oieneral  bes  5ranjte* 
lanerorben*,  ineromimus  oon  ßsculo,  gegen  SB., 
verbot  basA'cfeu  feiner  Schriften  unb  erlieft  einen 
fehl,  ihn  einjuferfern.  Tiefe  öefangenfcbaftmdbrte 
10  ^ahre;  umfonft  oerfuchtc  SB.  ben  v^apft  3Mfo= 
laus  IV.  burd*  eine  «Mbbanblung  über  bie  sDtittel,  bie 
.Hranlheiten  bes<  Sllters  ju  verhüten»  tlateiniicb  Crf. 
WM;  engliich  von  SBroron,  lf>83)  »on  berllnfdjulb 
unb  WüftUcbleit  feiner  Arbeiten  ju  überzeugen,  (frft 
nad?  beffen  Job  erlangte  er  feine  Freiheit  mieber, 
lehrte  bann  nadb  Crforb  jurüd,  febrieb  einen  Slbrift 
ber  Rheologie  unb  ftarb  balb  barauf  11.  SJuni  1294 
(nad)  anbem  fd)on  1292). 

fleht  in  feiner  realiftifd*en  iHichtung  auf  nürf; 
lid)es  SiUffen  ber  Siatur  innerhalb  ber  Scbolaftil  fo 
gut  wie  einjig  ba,  fo  baft  feine  l'ebre  mit  SHfd)t  unter 
bie  oorbereitenben  (Elemente  ihrer  ^erfeHung  gerecb: 
uet  «orben  ift.  Seine  öaupterfinbung  finb  bie  38er* 
gröfeerungsgläfer.  ^lufterbem  finbeu  ftd)  in  feinen 
Schriften  neue  unb  finnreiebe  SKnftchten  von  ber 
Cptif,  j.  SB.  über  bie  Strahlenbrechung,  über  bie 
icbeinbare  (S)r5fte  ber  ©egenftänbe,  ber  Sonne  unb 
bes  Wonbes.  Tas  fierftdnbni^  feiner  ehem.  Arbei- 


ten wirb  burd?  ben  ©ebraueb  rätfelbafter  sBejeid)* 
uungen  febr  erfebjoert.  Seine  ^orfcb^lclge  jur  35er* 
befferung  ber  im  Kaieuber  obn*altenben  Irrtümer 
tarnen  ber  Wahrheit  fehrnabe;  auch  oerfertigte  er 
felbft  einen  berichtigten  «alenber,  oon  bem  nod)  eine 
Abfcbrift  auf  ber  Crf  orber  SBibliotbef  ift.  Segen  fei- 
ner ausgebreiteten  Henntniüe  erhielt  er  ben  Sei* 
namen  Doctor  mirabilis.  Sein  Abrift  ber  Rheologie 
ift  noch  ungebrudt.  Mehrere  feiner  Schriften  fmb 
früher  in  2!cutfchlanb  herausgegeben  roorben,  »oic 
bie  «Alchimie»  ("Jlümb.  1541),  «Epistola  de  secretis 
artis  et  naturae  operibus  atque  tiullitatc  magiac» 
(^ar.  1542),  bie  «ÜJlatbematil  unb  iüerfpcltioe'»  bura> 
>h.  (iombad)  (Aranff.  Kil4).  Sein  «Opus  minus» 
unb  «Opus  tertium»  nebft  anbem  feiner  Schriften 
gab  SBreioer  (Jonb.  1859)  heraus.  —  MSgl.  Siebert, 
Stöger  SB.,  fein  ßeben  unb  feine  i^ilofophie  (3»arb. 
1861);  (Sbarlesi,  Roger  Itacou,  sa  vic,  ses  ouvrages, 
ses  doctrines  (sl$ar.  18('l);  i'eonb.  Scfaneiber,  iHo= 
ger  SBacon  Ord.  miu.  (Sllugsb.  1873);  ©erner,  ^fo= 
ebologie,  Srtenntni««  unb  sUMffenfchaftslehre  bce  SM. 
SB.  (Sien  1879);  berf.,  Kosmologie  unb  allgemeine 
Naturlei-re  bes  SH.  SB.  (ebb.  1879). 

^Bacon  (fpr.  bchfu),  Telia,  amerif.  Sd-rift* 
ftellerin,  geb.  2.  fahr.  1811  ju  Jallmabge  (Chio), 
«urbe  betannt  burd)  einen  Artilel  in  Hutnams 
«Monthly  Magazine«  (^au.  1856):  «William 
Shakespeare  aud  Iiis  jdays.  au  inquiry  conceruiug 
them»,  beffen  ©ebanfen  fie  in  bem  SBucb  «The 
Philosoph)-  of  the  Plays  ot'  Shakspere  unfolded. 
With  a  preface  l>y  Nathaniel  Hawthoru  »  (fionb. 
unb  sBofton  1857)  weiter  ausführte,  unb  ber  ben 
Ausgangspunlt  ber  fog.  Sbafefpeare=SBacon^rage 
bilbet  (f.  Sbafefpeare).  Sie  ftarb  geiftesf  lanf  2.  Sept. 
1859  ju  .viartforb  ( (Sonnccticut ).  —  $gl.  I).  B.  A 
biographical  sketch  with  Letten  trom  ('arlyle, 
Kmerson  etc.  (t'onb.  1889). 

«dcon  (fpr.  beht'n),  Tsxantii  (SBaco  oon  SBc  = 
rulam),  ber  SBegrünber  ber  neuem  (hfahrungs-- 
loiffcnichaft,  geb.22.3an.  15«il  ju  Vonbon  al*  Sohn 
oon  sJiid)olas  SB.,  bc*  ©rofifiegclbenjahrers'  unter 
Glifabetb,  unb  oon  Slnna  (Sootc,  einer  frommen 
unb  gelehrten  Atau,  beren  dltere  Sebiocfter  mit  Gecil 
(f.  b.)  l'orb  SBurlcigb  oerheiratet  roar.  ,^n  (yrübiabr 
1573  lam  33.  auf  bas  (Sambribger  .Holleg,  oon  bem 
er  (?nbe  1575  mit  tiefem  shMberroillen  gegen  bie  fcbo= 
laftifd?c  sJJbilofopbie  unb  ber  überjeugung,  baft  bie 
Sfi?ii)enf*aft  einer  gänzlichen  (Erneuerung  bebürfe, 
auf  Gray 's  luu  übertrat.  SJtit  bem  engl,  ©efanbten 
Sir  Amias  faulet  ging  er  im  Sept.  1576  nach  Aranl: 
reich,  lernte  bie  ^uftanbe  be*  i'anbe*,  ^ani,  sBlois, 
Jours,  ^oitiers  tennen  unb  lehrte  nach  bem  plöft= 
lieben  lobe  bes  Katers  heim  (ÜJIärj  1579).  '2a  er 
pon  ber  (hbichaft  nicht  leben  tonnte,  ergriff  er  bie 
jurift.  Vaufbahn,  ftubierte  mieber  in  Oray's  luu 
(1579—82),  tourbc  Abootat,  fpdtcr  unbefolbeter 
SHat  ber  Königin,  aber  oon  ihr  nicht  loeiter  beför- 
bert.  SB.  roar  ein  eifriges  SDKtglieo  ber  Parlamente 
oon  1584,  1586,  1588  unb  jeigte  in  ben  groftcu 
^eitfragen  (^rojeft  ber  Stoma  Stuart  unb  Krieg 
gegen  Spanien;  burebau*  nationale  ©efinnung. 
Surcb,  bieie  ^bätigteit  erwarb  er  balb  polit.  Stuf. 
1593  erregte  feine  Cppofition  in  ber  Subfibien; 
frage  ben  Unwillen  ber  Königin.  SBeroerbungen  um 
höhere  Staatsgüter  blieben  erfolglos,  unb  feine 
^erbältuifie  übel  beftellt.  s2lud>  bie  roarme  Aür= 
fprachc  oon  ©raf  (?ffer  oermoebte  nicht*.  $n  bem 
$vo}tfe  gegen  (Jffer  <i.  b.)  olaibiertc  53.  als  Kron- 
aboolat  unb  oerteibigte  auf  ben  ©unfd)  ber  Köni- 


Digitized  by  Google 


229 


gin  bie  fcinricbtung  öffentlich,  weswegen  er  fid> 
nad?  bem  2obe  Elifabetb«  in  einer  >  ÜHpologic  }1I 
rechtfertigen  fuebte.  Unter  v\atob  1.  üieg  er  icbncll 
emper.  Er  würbe  24.  3uli  1603,  bem  läge  nach 
ber  Ärönung,  nun  iHitter  flefchlartc»,  1004  bei olbeter 
9lat,  1607  3olicitor-(?Jencral,  1613  (»ieneralfisfal, 
1616  Ü)litglicb  be«  ©ebeimen  Nat«,  1617  Siegel 
bemabrer,  1618  C^ro^tan^ler  nnb  Varon  von  Veru- 
lam  unb  1621  Vi«count  Saint^llban.  2)en  ©ipfel 
feiner  Saufbahn  (1616—21)  erllomm  er  bureb  ben 
Einflufc,  ben  Vudingbam,  bc«  Mnig«  ©ftnftling, 
für  ibn  geltenb  machte. 

2luf  bic  Ajöbe  folgte  läbcr  Stur*,  an  ber 
Spi&e  ber  eine  ÜMbftcllung  ber  ÜUifcbräucbe  forbern= 
ben  jDppoftrion  im  Parlament  Ebuarb  Eofe,  V.« 
Nebenbuhler  unb  Aeinb,  ftarU),  würbe  SB.  ielbjt  im 
Unterbau«  ber  Vcftecbung  angetlagt.  Über  20  ,\ällc 
rcurben  oorgebraebt.  V.  führte  17.  Htdrj  1621 
nun  lefctenmal  ben  Vorftti  im  Cberbaufe;  er  cr= 
trantte  unb  befannte  fieb  22.  Slpril  fcbriftlieb  für 
idjulbifl.  Seine  Kidjter,  bie  Vorb«,  fällten  3.  2Rai 
ba«  einftimmige  Urteil:  40000  Vfb.  3t.  öclbbufee, 
(iJefangcnfcbaft  im  Horner,  folange  c«  bem  Äönig 
gefalle,  Vcrluft  ber  Staat«ämter,  be«  Parlament«- 
fihe«,  be«  Slufentbalt«  bei  ftofe.  Nach  noei  lagen 
erfolgte  biefraftcntlaffung,  bann  Erlaf?  ber  Vufse, 
bann  Erlaubni«  nir  jHüdtebr  naeb  i'onbon  (1622); 
ber  flönig  gab  ibm  eine  ^enfion  oon  1200  Vfb.  3t. 
unb  berief  ibn  roieber  in«  Cbcrbau«  (1624),  »r>o  58. 
aber  niebt  criebien.  Er  lebte  jurudgejogen  in  wifien= 
fcbaftlicbcr  Klüfte  teil«  auf  feinem  l'anbgutc  ju  Wor: 
bamburp,  teil«  in  Urav's  Inn  ni  i'onbon.  Er  ftarb 

3lt>Til  1626  im  üanbbaufc  be«  OJrafen  iHrunbcl. 
3)a«  Verhalten  flehen  Effer  unb  bic  Urfacben  bc« 
Sturje«  haben  ben  Ebaratter  V.«  bei  )Blii  unb 
Nachwelt  in  ben  fcblimmften  iKuf  gebracht,  bem  felbft 
bie  ÜBewunbercr  beiftimmten.  Eine  genaue  Wüx- 
bigung  ber  .Seitumftänbc  wirb  ba«  frrenge  Urteil 
beträchtlich  milbern.  Sein  Verl?ältni«  ju  Eifer  mar 
nid?t  reine  Jreunbfcbaft  unb  burd)  Eifer'  tolltubne« 
Unternehmen  auf  eine  ju  Ijarte  Vrobe  geftellt.  3ein 
Sturj  roar  bie  ftolgc  eine«  poltt.  Senbenjproseffe«, 
ber  ein  Cpfcr  babtn  wollte  unb  teine«meg«  ba« 
fcbulbigftc  traf;  bie  Volt«partei  bat  ibn  aeftürjt, 
bie  ftofpartei  geopfert.  V.  bat  ertlärt,  bafe  er  feit 
60  fahren  ber  gereebtefte  Manjler  Englanb«  ge: 
wefen  unb  in  feinem  ritterlichen  üflmtc  roobl  We= 
febenfe,  aber  nie  Veftedmngcn  (b.  b.  ©efebente  tv&b- 
renb  fefewebenber  SrreitfaAcn)  anflenommen  babc. 
Solcbc  ÜBelobnunadaefcbente  roaren  bamaU  bei  ben 
enfll.  Staatsbeamten,  bod)  unb  niebri«,  burd)  bie 
©ebaltSüerbaltmfie  verfdmlbetc  Sitte.  (itaL  Pa= 
moin  be  SJence,  La  v£rit6  sur  la  condamnation  du 
chancelier  B.,  1886.) 

5B.§  «rofee  unb  fortroirtenbe  03eiftcftbat  ift  bic 
riebtioe  iBeantroortung  ber  Jvrafle:  ÜiMc  bilbet  ber 
^ÜJenfdjenßeift  ©iffeniebaft.  Um  ber  neuen,  mit  (?nt- 
bedunß  unb  &cfinbuna  befebaftiftten  3eit  ju  cnt= 
l'precben,  müffe  bic  sBiffenfcbaft  an  metbobifebe« 
^ntbeden  unb  GTfinben,  ba«  Senfen  an  üöllifl  um 
befangene,  erperimentcUc  Grfat>tun(i  flc»6bnt  wer: 
ben,  c$  müffe  vor  allem  bie  fpllofliftifaSe  ©ortroei^: 
beit  aufgegeben  unb  ein  tbatfäd>lid)eö  Sifien  auf 
inbuftioem  ÜPege  erftrebt  roerben.  ,Sunficbft  mufe 
ber  löerftanb  oon  geroiffen  Jrugbilbern  (Vorurteilen, 
iB.  nennt  fie  ^bole)  flereinigt,  bann  bic  Snbuttion 
angeroenbet  »erben,  bie  oon  Jbatfacben  unb  Grperi: 
menten  metbobifeb  jur  ^rfenntniö  ber  ©efehc  fori- 
febrettet.  Aufgabe  be^  ^hnfiters.  fagt      ift  e^ 


nicht,  feinen  Otogner  nicbcrjubi*puticrcn,  fonberu 
ftdj  bureb  crpcrimcntcllc  CJrfoi)(buiig  ihrer  ©cfcHc 
bic  Statur  bienftbar  ju  machen.  Seine  Einteilung 
ber  ÜiUffcnicbaften  gninbet  iB.  auf  bic  Seelentrdftc. 
Tem  Wcbächtni«  entfpriebt  bie  Wcfcbichtc,  ber  (5in= 
bilbunge-traft  bic  ^oefic,  bem  Vcritaub  bic  ^hilo- 
f opbie.  25 en  Stau  feine*  .oauptroerte*  « InsUura- 
tio  magna  •  giebt  %-B.  in  feinem  «Xovum  organon» 
folgenbcrmafien:  1)  Einteilung  ber  Sttiffenfcbaftcn; 
2)  oon  bem  neuen  Sikrfjcugc  ober  ben  IRittelu 
jur  Ertlärung  ber  'Jlatur;  3)  Don  ben  Erfcbcinun 
gen  bc*  Weltall*  ober  ber  bcobachtenben  ^iatiu- 
befebreibung,  al*  Unterlage  ber  ^bilofophic;  4)  von 
ber  Leiter  ber  Erlenntni*  (bie  beginnenbc  onbut^ 
tion);  ö)  oon  ben  Vorläufern  ober  ben  im  uorau* 
am  ber  jtociten  ^bilojcpbic  entlehnten  Sähen; 
6)  r>on  ber  ,ut>citcn  ^bilofophic  ober  ber  tbätigen 
3tMffenfchaft.  bie  brei  erften  2cilc  bat  JB.  bc 
arbeitet.  Seil  l  erfebien  u.  b.  «Two  books  of 
tbe  proficionce  and  the  advaucement  oflearninR» 
(1605),  fpätcr  bebeutenb  ermeitert  lateinifcb  ati  «De 
dignitato  et  augmentis  scieutiarum»  (1623),  Jcil  2 
u.  b.  Z.  «Novum  organou»(1620),  bie  roiebtigfte  unter 
58.«  Scbriften;  ber  erfte  Entwurf  maren  «Cogitata 
et  visao  (1612).  gu  icil  3  (s3iaturflcf*icbtc)  bat  JB. 
eine  Sammlung  von  Ibatfacben  unb  Vcrfucbcn  in 
10  Gcnturicn  gefchrieben,  bic  nad)  feinem  5obe  als 
nSylva  sylvarura  »  (1627)  cricbicnen.  3luftcr  tiefen 
Schriften  gab  V.  noeb  felbft  beraub:  1)  t-E^ays», 
bie  ben  fpätem  £\\am  aii  iUluftcr  bienten ,  juerit 
1597;  in  3.  burebgeiebener  31u*g.  1625;  julct»t  bg. 
von  JHepnolbö  (Crf.  1890);  bic  lat.  ttbcrfetning  von 
Warolcp  bcifU  «Sermones  fidcles»;  beutfeb  mit  ber 
Schrift  «De  sapientia  veterum»  bg.  »on  AÜrftcn= 
bagen  atä  «.«leinere  Schriften  ÜB.«»  (l'pj.  1884); 
2)  «De  sapientia  veterum»  (1609);  3)  Historia 
repni  Heurici  VII»  (1621_);  gleich  nad)  bem  Sturj 
Dtrfalt;  4)  brei  naturroi))enfchaftlid?c  ülbbanblun- 
gen  «Historia  ventorum»,  «Historia  vitac  et  mor- 
tis», «Historia  densi  et  rari»  (1623).  £a«  «Novnm 
organon»  ift  oerbeutfebt  uon  iBartolbp  O-Berl.  1793, 
unooUenbct),  üBrüd  (t'pj.  1830)  unb  oon  ttirebmann 
(Verl.  1870).  Sic  «Nova  Atlantis»,  eine  natur: 
miffenfcbaftlicbe  Utopie,  »erbeutfebte  Salben  (Verl. 
1890),  ber  au*  (ebb.  1890)  «Xie  'Freimaurerei  unb 
bie  Nova  Atlantis  SB.«»  jufammenftelltc.  ^uerft  ge= 
faminelt  finb  33.«  ©erfe  non  iHarolcp,  mit  ü3eben«= 
befdjrcibung  (3tmft.  1663),  oollftänbiger  DoniWallet 
(Vonb.  1740  iL  1765).  Sic  beftc  unb  uollftänbigftc 
^lu«gabc  ift  bie  von  Spcbbing,  Elli«  unb  öeatb: 
«The  works  of  Fr.  B.»  (14S8bc,  2onb.  1857—74; 
SBb.  1—7  bic  2Bertc,  8—14  Vricfc  unb  Scben),  ba= 
neben  bie  r»on  V.  ÜJJontagu  (17  Vbc,  ebb.  1825—34). 

Sa«  au«fübrlicbftc  SHert  über  ÜB.  ift  Äuno  Aifcber« 
«ivr.  ÜB.  unb  feine  Nachfolger»  (2. 31ufl.,  Spj.  1875); 
vgl.  ferner  ÜJlacaulap  in  ben  «Essays»;  fröljfe,  3Jla= 
caulavt  über  ÜB.  (£>amb.  1876);  üR^mufat,  B.,  sa  vie, 
son  temps  et  sa  philosophie  (Var.  1856);  i'affon, 
(Iber  ÜB.«  n?ifienfcbaftlicbc  Vrinripicn  (Verl.  1860); 
i'iebig,  (Iber  ÜB.  unb  bie  SÜletbobe  ber  3iaturforfcbting 
(Ü)lünd).  1863);  Horner,  De  Baconis  haronis  de 
Verulamio  philosophia  (Verl.  1867);  Vambergcr, 
über  V.  oon  Verulam,  bef  onber*  oom  mebij.  Stanb: 
puntte  (ÜJöürjb.  1885) ;  ^eufiler,  ?yranci«  V.unb  feine 
flcfcbicbtlicbe  Stellung  (Vre«l.  1889).  Viograpbien 
oonSpebbing,  Account  of  the  life  and  times  of  Lord 
B.  (2  Vbe.,Sonb.  1879),3otoler  ( 1881 ),  ÜMbbott  (1885), 
Sooeiop(1888),  Eburd?  (1888);  VartbClemp  Saint: 
«pilaire,  Etüde  sur  Fr.  B.  ("J}ar.  1890).  (Iber  bic  fog. 


Digitized  by  Google 


230 


Söocon  (3olm)  —  «acjfo 


Spatefpearc  iöacon-- ,*vragc  f.  Sbafcipcare. 
«gl.  aud)  Sorbin,  La  philosophio  de  Fr.  B.  (sj$rei* 
febrift  ber  Academie  des  seiences  morales  et  poli- 
tiqucs,  18^*9);  ioeu&ler,  $.93.  unb  feine  aefdyidjtlicbc 
Stellung  («rcSl.  1889);  91atgc,  Über  33.S  gönnen 
lebre  (i!pj.  1891);  ©igfton,  Fr.  Ii.,  Poet,  Prophet, 
Philosopher  versus  Phautom  Captain  Shakespeare 
the  Rosicrucian  Mask  (Conb.  1891). 

©acon  (fpr.  bebt'n),  ^obn,  engl.  JBilbbauer,  geb. 
24.  91op.  1740  ju  Sonbon,  geft.  ebenba  7.  3lug. 
1799,  roar  ieit  1770  3Kitglieb  ber  fönigL  ätabemie. 
3u  ieinen  ©orjüglicbften  ©erfen  geboren  bie  $enf= 
mäler  beS  fiorb  ßhatbam  (Söilliam  $itt)  unb  beS 
2orb  j&alifar  in  ber  SBeftmtnftcrabtei;  ferner  Die 
6tanbbilber  «ladftoneS  $u  Cfforb,  ©oroarbS  unb 
^obnfonS  in  ber  ^aulslircbe.  Gin  Stanbbilb  beS 
Ware  pollenbete  feinen  9luf.  SB.  befafe  eine  grofcc 
©eicbidlicbteit  in  3)tarmor=  unb  Sronjebebanblung. 

*3aco»,  iHoger,  f.  5kco. 

^nequehem,  Olimer,  SJlarqui s  be,  öfterr. 
Staatsmann,  geb.  25.  &ug.  1847  in  Sroppau,  auS 
einer  Tran;.  Gutigrantcnfamilie,  ftubierte  an  ber 
Jberefianifcben  sJittteratabemie  unb  an  ber  Uniwer 
fität  Sttien,  mar  praftifd)  erft  im  ©ericbtS:,  bann  im 
SkrroaltungSbienfte  tbätig  unb  roirttc  als  s$rafibial- 
beamter  unter  Stremaur  im  UnterricbtSminifterium. 
Semnäcbft  jum  33ejirf*bauptmann  in  Jefcben  er: 
nannt.  ging  33.  nach  Serajeroo  unb  rädte  rafd)  jum 
Stattbaltereirat  auf.  9?acb  feiner  Sifldtcbr  fanb  er 
«erroenbung  bei  ber  oberöfterr.  Äanjlei  in  Sinj, 
bis  er  1882  jum  SanbeSpräfibenten  Pon  Scblefieu 
unb  1886  jum  ioanbelSminiiter  im  Kabinett  feine« 
CbeimS,  beS  ©rafen  Saaffe,  ernannt  mürbe,  als 
roelcber  er  ftcb  1891  grobe  «erbienfte  um  baS  $u> 
ftaubetommen  ber  &anbelSoerträge  mit  Seutfcblanb, 
Italien,  ber  Scbroeij  unb  Belgien  erwarb,  om  3ü- 
nifterium  3Binbifd?=©rä*,  Stop.  1893  bis  Ott.  1895, 
mar  er  ÜRimfter  beS  Innern,  von  1895  bis  1898 
Statthalter  pon  Steiermark  bann  trat  er  in  ben 
iHubeftanb.  Seit  3an.  1895  ift  er  lebenslängliche« 
üDtitglieb  beS  öfterr.  fterrenbaufe«. 

©ac«  (fpr.  babtfd?)  ober  SdcSta,  amtlich 
3)äc$;!Bobrog.  1)  Ä omttat  in  Ungarn  (f.  .Harte : 
Ungarn  unb  Salinen),  grenjt  im  9t.  an  fkft« 
Älcintumanien  unb  (Sfongrdb,  im  D.  an  Jorontal, 
im  S.  an  Äroatieu;Slaroonien,  im  ÜB.  an  ÜBa= 
ranpa  unb  ift  ausgezeichnet  bureb  feine  ftrucbtbarfett 
unb  bie  günftige  Sage  an  Sonau  unb  2beife,  bie 
bier  burd)  ben  93dcicr  ober  JvranjcnStanal 
(f.  b.  unb  Jbeift)  perbunben  ftnb.  Sie  Ginroobner 
betreiben  einen  lebhaften  ftanbel  namentlich  mit 
©etreibe.  SaS  Äomitat  bat  11079,«  qkm,  (1890) 
716488  G.  (gegen  576 149  im  3.  1869),  barunter 
etma288  521  Sagbaren,  197104  Serben,  189051 
Seutfcbe,  29025  Sloroafen,  9063  Nutbenen  ßtuft» 
niafen),  372  ^Rumänen,  ferner  ©riechen  unb  3'fleu: 
ner.  Sie  üJiagparen  unb  bie  Teutfcben  ftnb  fatbolifeb 
ober  lutberifaS,  bie  Sloroaten  lutberifcb,  bie  Serben 
meift  griecbifdj'Orientalifdi,  65  960  berfelben  jeboeb 
fatboufd).  5)er  flonfeffton  nad?  teilt  ftcb  bie  93eoöl= 
terung  in  461027  röm.,  9983  grie*.  Äatbolifeu, 
131 303  @ried>if<b:Crientalif(be,  64  810  SugSbur» 
gi)"cb:  unb  27934  .f>eloetifd)=6Dangelif(be  unb  19 115 
Israeliten.  S^aS  Momitat  umfafet  13  Stublbejirte: 
^tpatin^dcS^lmäS,  iöaja,  ööbfag,  Äula,  ^eutfcb= 
^Jaldnfa,  C-Secje,3:itel,3;opolDa,  ^eufaH  (Ujoibctl, 
Henta,  3ombor  unb  Bfablpa;  ferner  bie  Stäbte  mit 
v5tuniripium3enta,  SÖaja  forcie  3  fönigl.  /Jreiftdbte: 
Sjababfa  ober  UHaria'Jberejiopel,  3ombor  unb 


9ieufah,  121  @roB  =  ©emeinben,  2  fileiu  ©emein^ 
ben  unb  41  größere  i^ufjtcn  ober  3)leicrcien.  jtomi^ 
tatSün  ift  3ombor  Ii.  b.l.  —  2)  (Urofh ©emeinfcc 
im  SS.  beS  ÄomitatS  bat  (1890  )  4504  (?., 
ein  »on  Stephan  I.  um  1000  erbaute«,  jeht  ucr 
falleneS  SaMofi,  Dhft  unb  Weinbau  (befonbero 
guten  JRotmein). 

&&c8-Hlmü$  (fpr.  babtftbdUmabfcb),  f.  StlmdS. 

«occJ  «obre g ,  f.  SJdcS.  [f.  «b.  17. 

mc$  *  ttobroaer  »omitatd  *  *of albab», 

tBäceifoltt  (fpr.  babtfd)-),  ungar.  ©rofigemeinbe, 
\.  Siebenbörfer. 

«6c#fa(fpr.babtfcbta),  ungar.  Somitat,  f.SödcS. 

^acterien,  f.  Batterien. 

Baoteriam  termo,  früher  als  (hreger  ber 
Fäulnis  augef ebene  Söafterienf orm ,  iet^t  als  Sam- 
melname für  bie  oerjduebenen  Ivdulnisbatterien  ge^ 
brauchte  ^Bejeicbnung. 

ftäcäla,  im  »Itertum  Stabt  in  Hispania 
Tarraconensis,  belannt  burd)  bie  beiben  Siege  bce 
Scipio  über  bie  Äartbager,  208  unb  207  o.  ßbr. 
^ö.lagmabrfcbcinlidjanberStellebeSietjigcnSaplen. 

Oacularb  b'tlntaub  (fpr.  balülabr  barnob), 
ivran^oiS,  franji.  Sdmftfteller,  geb.  8.  Sept.  1718 
Iii  itariS,  jog  als  frühreifes  Salcut  bieJlufmerffam: 
teit  Voltaires  auf  fid)  unb  rourbe  pon  biefem  mit  ©elb 
unb  iHat  untevituiu.  Qx  mar  2  ^Jahre  litterar. Äorre- 
fponbent  ^riebria>S  b.  ©r.  3U  $ariS  unb  ging  1750 
nach  Berlin,  pon  ba  nach  SreSben,  mo  er  üe^a 
tionSrat  mürbe.  Später  tebrte  er  nad)  Jyrantrei* 
jurüd  unb  fdbrieb  im  ©efebmade  ber  3eit  jahlrcicbc 
empfinbfame  (somhre)  SRomane  unb  3(0Pellen.  Sic 
Ic&tern  ftnb  gefammelt  in  «Epreuves  du  sentiment" 
(12  «be.,  *ar.  1772—81),  « Delassements  de 
l'Homme  sensible«  (12*-8be.,  ebb.  1786  fg.)  unb 
«Loisirs  utiles»  (1793).  Onj«""1  «übnenftüdeu 
uerbinbet  ficb  moralifterenbe  Stührfeligteit  mit  bem 
Schauerlich  en,  roiein  «Comte  de  Comminpes»  (1765), 
«Fayel,  ou  Gabrielle  de  Verjfy«  (1770)  u.  a.  iM. 
ftarb  in  ärmlichen  SJerbdltnii)en  8.  )lov.  1805  in 
<UariS.  QJ.S  aCEuvres»  erfebienen  in  12  «änben 
($ax.  1803). 

Baoalites,  Nebenform  ber  ?lmmonitcn  (f.  b.). 

«aculometrie,  f.  JBalulometric. 

BäoüIu«  (lat.),  Stod. 

«cicup  (fpr.  bddöpp),  Stabt  in  ber  engl,  ©raf- 
febaft  Cancaihire,  am  Spobben,  3  km  im  %  von 
ÜRancbefter,  bat  (1891)  23498  8.  (1841:  1526); 
öaumroollinbuftrie,  Färbereien,  ÜJlefftngj  unb  6if  en= 
gieftereien  unb  in  ber  Umgegenb  jablrcicbc  Äoblen? 
gruben  unb  Steinbrüche. 

tBacjfo  ( fpv.  batfebfo),  2ubro.  pon,  beutfAcr 
Scbriftitcllcr,  geb.  8. 3uni  1756  ju  2pd,  ftubierte  ju 
Königsberg  bie  iHecbte  unb  befebäftigte  ftcb  baneben 
piel  mit  ^bilofopbie,  ©efebiebte  unb  URebhin.  2^on 
?iugenb  an  auf  einer  Seite  gelähmt,  erblinbete  er 
1777  infolge  ber  Slattem,  roarb  1816  S^orftcber  beS 
5ßüloro:1ienneroit>fd»cn  SlinbeninftitutS  ju  ÄftnigS^ 
berg  unb  ftarb  27. 5Rärj  1823.  2).  icbrieb  neben  meb^ 
rern  Scbaufpielen  pielc  &rjäblungen,  bie  teilmeife  jt« 
ben  beifern  ber  3eit  gebßrten.  Seine  biftor.  Arbeiten, 
unter  anberm«®efd>icbte'$reufeenS»(6S9be.,JtönigSb. 
1792—1800),  «öanbbucb  ber  ©efebiebte,  (Jrbbe 
iebreibung  unb  Statiftit  ^reufeenS»  (3  «be..  ebb. 
18U2),  «©eidnebte  ber  ^tanjöftfcben  9tePolurion> 
(2.  ftufL,  2  »bc.,  öaüe  1818),  ftnb  lebiglicb  bur* 
ihre  Sarftellung  oerbienftlid) ;  perf önlicbeS  ^nterefjc 
erroedt  bie  Schrift  «-Über  mich  felbft  unb  meine  Um 
gludSgefdbrten,  bie  «linben»  (Vps.  1807).  —  «.S 


Digitized  by  Google 


231 


meitfcbweifige  « ©efdncbtc  meines  Sebent » (3  93be., 
Königsb.  1824)  gab  fein  dltefter  Sobn  heraus. 

fßab  (Balneum),  im  engem  Sinne  bie  Güv 
taudnmg  bes  Körpers  ober  einjelner  I eile  besfelben 
in  eine  tropfbare  glüfftgleit;  im  weitem  Sinne  auch 
baS  6intaud)en  in  Sämpfe  fomie  in  feftere  Stoffe 
(iöloor,  Sanb  u.  f.  w.);  aud)  bezeichnet  man  bie 
Anwenbung  ftrömenber  ober  fallenber  $lüf  ftgf  eüen 
auf  ben  Körper  als  93.  (Soucbe).  (Sbenfo  beiden 
banadj  Ort  unb  Slnftalten  mit  ben  jum  93abcn 
nötigen  Stoffen  unb  Vorrichtungen  furj  93. 

3ntulturgeftbi<btlidur  93e,uebung  betrautet, 
bat  baS  93abcn  jeberjeit  auf  baS  allgemeine  geiell* 

8?aftlidje  Saiein  einen  befonbem  (linfluf?  geübt, 
ei  ben  Völtern  beS  Oriente  mar  es  eng  mit  bem 
Kultus  vcrlnüpft,  inbem  man  bureb  bie  förperlicbe 
iHeiniguna.  auch  eine  ftttlicbe  SReinbeit  anbeuten 
wollte.  Sie  alten 3u ben  waren burd)  reügiöfe  Vor* 
fepriften  verpflichtet  )u  haben,  unb  fte  betrachteten 
bie  SieinigungSbäber  nacb  gewiffen  lörperlicben 
5unlttonen,93erübrungen  unbKrantbeiten  als  wia> 
hge  rituelle  f>anblungen.  93ei  ben  ©rieben  wer- 
ben febon  sur  ^ett  Römers  ben  anfommenben  Breuns 
ben  unb  (Raiten  wanne  JB.  bereitet.  Ser  ©rieche 
lagerte  ftcb  niebt  jum  iÜtabl,  bevor  er  ficb  niebt  ge= 
habet,  unb  fein  öauSbab  befanb  ftcb  im  Innern  beS 
ÖaufeS.  3lucb  mit  religiöfen  Sanblungen  ftanb  bei 
ben  ©riedjen  baS  SB.  in  Verbinbung,  fo  mit  ben 
Vorbereitungen  jum  Opfern,  jum  ©mpfange  ber 
Crateliprücbc,  jur  öoebseit  u.  f.  m.  2tucp  benufeten 
febon  bie  ©ried?en  bie  beiden  Duellen  ober  Abernten 
als  Seilbäber.  Sie  Männer  babeten  in  ©ried)en= 
lanb  gemeinfebaftlicb ;  bafj  eS  aueb  für  bie  grauen 
öffentlicbe  93.  gab,  ift  wabrfcbeinlicb. 

SBei  ben  Körnern  famen  bie  warmen  V.  (ther- 
raae)  erft  fpäter  in  Aufnahme,  würben  aber  bann 
aufeerorbentlicb  beliebt,  obfebon  wiegt  ber  allge- 
meine Sunt*  ben  eigentlicben  3»ed  beS  93.  mehr 
unb  mehr  in  ben  öintergrunb  brängte,  fo  Dan  bie 
öffentlichen  99.  wesentlich  als  allgemeine  Vergnü= 
gungSorte  betrachtet  mürben.  Sie  meiften  berfelben 
mürben  jur  3eit  vor  unb  unter  ben  Kaifem  Siero, 
Vefpafian,  5itu*,  Jrajan,  Garacalla,  Siocletian 
u.  f.  w.  erbaut.  %\  iHcm  allein  gab  eS  beren  über 
800.  3h«r  CrinneMungO'.  unten)  nach  ähnelten  fte 
bem  heutigen  türt.  unb  ruif  .93abe.  Sur*  eine  leichte 
93emegung  ;um  93.  vorbereitet,  ging  man  juerft  in 
baS  Auslletbesimmer,  bann  in  baS  SBJdrmjimmer, 
wo  man  ftcb  mit  C(  falbte,  unb  bieS  warb  aud) 
mährenb  bei  93.  wieberbolt.  Semnäcbft  würbe  ber 
Körper  mit  Striegeln  (strigilis)  bebanbelt,  worauf 
man  ftcb  in  baS  3öärmjimmer  begab,  um  entmeber 
nur  ju  iebwiften,  ober  auch  baS  beifre  ©afferbab  ju 
gebraueben,  fflar  biefeS  vorüber,  fo  liefe  man  ficb 
mit  f  altem  SBafi  er  übergießen  unb  ging  bann  f  ogleicb 
in  Da*  talte  93.,  um  bureb  biefeS  bie  erfchlaff te  van t 
wieber  ju  ftärfen,  worauf  ber  Körper  nochmals  mit 
£1  gefalbt  würbe.  Sie  öffentlichen  93.  für  grauen 
waren  von  gleicher  Einrichtung  unb  würben  fleißig 
auch  von  ben  vomebmften  grauen  befucht.  übrigens 
babeten  biefe  wie  bie  Üflänner  gemeinfebaftlicb.  Ser 
Unfttte,  baß  SDlänner  unb  grauen  jufammen  babeten, 
wirb  auch  oon  ben  alten  ücbriftftellern  gebacht,  wie 
benn  überhaupt  in  fpäterer  3eit  bie  93.  Orte  ber 
Scbmetgerei  ieber  Ärt  würben.  —  Vgl.9Bicpelbauien, 
Über  bie  93.  bes  Altertum«  (ÜRannb.  u.  Jöeibelb.  185 1 ); 
tionfelb,  las  altröm.  93.  unb  feine  93ebeutung  für 
bie  Setlfunbe  (Sarmft.  1863);  ©ubl  unb  Koner, 
Sae  Sehen  ber  ©riechen  unb  SRömer  (">.  Aufl., 


'  93erl.  1882);  Waroufe,  ^pbrotberapie  im  Altertum 
i  (Stuttg.  1900). 

Sie  93ölter  bes^slams  haben  baö  93.  vollftäu- 
big  in  ihre  Sitten  unb  ©ebrauebe  aufgenommen. 
;  Der  3«lam  febreibt  feinen  93efennern  fotgfältige 
93eobaittung  ber  lörperlicben  iReinlicbleit  unb  ju 
biefem  3weae  mieberbolte  tägliche  9Safcbungen  vor. 
©ewiffe  llmftänbe  unb  Reiten  veranlafien  noch 
auBerbem  vorfebrift^mäfeig  fomobl  Männer  wie 
grauen  mm  ©ebraueb  bei  93.  Sie  Äraber  bracht 
ten  bie  Vorliebe  für  reich  auägeftattete  93.  mit  nach 
Spanien.  Sie  chriftl.  Spanier  vemrteilten  aber 
biefe  ihnen  frembe  Sitte  unb  jerftörten  nach  93er= 
treibung  ber  Stvaber  bie  mauriieben  93.  Sie  &\n- 
richtung  ber  93.  ift  bei  ben  93öltem  bei  Orients,  bei 
ben  Verfern,  Üürfen,  in  Sprien,  Ugppten  u. ).  w. 
faft  eine  gleiche.  Ser  93abenbe  entlleibet  ftcb,  wtdelt 
fiep  in  wollene  Seden,  jiebt,  um  ftcb  gegen  bie  .öifce 
bes  Auv-bc Den ö  ui  febüßen,  hölzerne  Pantoffeln  an 
|  unb  begiebt  ftcb  m  bai  93abe}immer.  vier  bringt 
,  balb  ein  allgemeiner  Sdjweifi  burd)  bie  &aut ,  ber 
i  mit  f altem  ^afier  abgewafeben  wirb,  hierauf  wirb 
ber  Körper  mit  wollenen  Jücbcrn  gerieben  unb  mit 
einer  ber  $aut  mträglicbm  Seife  ober  Salbe  be 
ftrieben.  ©ewöbnlicb  wirb  bamit  nod)  bie  Operation 
bei  Kneten*  OJHaffterenS)  verbunben,  bie  ber  93abe' 
Wärter  an  bem  93abenben  vollüebt.  Sarauf  reibt  er 
mit  einem  Suche  von  grober  9volle  ben  ganjen  Kor 
per,  reibt  mit93im3ftein  biebarteöaut  auf  bengüfjeu 
ab,  f albt  ben  93abenben  mit  Seife  unb  9üohlgcrfld) en, 
unb  enbigt  bamit,  bafe  er  ibm  ben  93art  unb  bie 
.vjaare  abfehert.  9iacb  bem  93.,  weldjes-  etwa  brei= 
viertel  Stunbe  bauert,  mbt  man  in  einem  tüblern 
Limmer  auf  einem  iager  aus\  —  Jreunbe  von  93. 
jeber  9lrt,  von  Sampf  - ,  See>  unb  warmen  93.  ftnb  bie 
Japaner,  bei  benen  beibe  ©efcblechter  jeben  Sllterö 
in  öffentlichen  93abeanftalten  jufammen  haben. 

3n  Seutfcblanb,  Jranlreid)  unb  Gnglanb  waren 
öffentlicbe  93abeanftalten  lange  .Seit  unbelannt. 
Qx)t  ali  wäbrenb  ber  Kreujjüge  bie  9lbenblänber 
mit  ben  Sitten  ber  äHorgenlänber  befannt  würben, 
entftanben  in  Seutfcblanb  öffentlicbe  93abeftuben. 
Siefe  würben  balb  beliebt ,  f o  rar.  ei  berf ömmlid) 
würbe,  am  Vorabenb  bober  Kirchenfefte,  vor  ber 
Öocbjeit ,  bem  JHitterfaMage  unb  anbem  Seierlichs 
leiten  ein  93.  m  nehmen;  öanbwerfsgefeüen  wür- 
ben iebeu  Sonnabenb  von  einem  93abejungencbor 
bureb  93edenmuftl  jum  93.  eingelaben.  Sie  dürften 
machten  bie  93abeftuben  ju  einträglichen  Regalien 
unb  verlieben  ben  Stäbten  bai  Siecht,  ftäbtifche 
93abeftuben  ein)urid>ten,  bie  verpaßtet  ober  in  6rb- 
lebn  gegeben  würben,  ^n  ihnen  fanb  man  Sdtmiti-- 
bäber,  in  benen  ber  K  örper  bes  93abenben  burd)  93abe= 
biener  lunftgemäfe  mit  93abequaften,  Seife  u.  f.  w. 
gereinigt  würbe.  9tad>  unb  nach  bilbete  ftch  bic 
^unft  unb  bas  ©ewerbe  ber  93aber  (f.  b.)  unb  93ar 
biere  (f.  b.)  au*\  Ser  beutfehe  93ürger  unb  felbft 
bic  93auern  legten  ftcb  aud;  in  ihren  eigenen  Säu- 
fern ein  «93abeftüblein»  an,  bai  gewiffermafeen 
ben  Salon  bei  Saufes  bilbete;  bier  babetc  unb 
tranl  man  mit  guten  ^reunben.  12.  Sabrb. 
famen  in  Seutfd)lanb  auch  Sampfbäber  auf.  3co* 
mehr  aber  hob  ftcb  ber  allgemeine  93abegebraud? 
im  iDtittelalter  bei  bem  Umftdjgreifen  bei  $lui-- 
fa|eS.  ÜRilbtbätige  Verf  onen  jtifteten  ju  jener  Seit 
für  3lrme  ^reibäber,  fog.  Seelcnbäber.  Sluein 
bic  größere  Ausbreitung  bed  HudfaßeS  unb  ber 
Spppilid  mit  ber  vermehrten  ©efahr  ber  3lnftedung, 
ber  mehr  unb  mehr  in#  Voll  übergebenbe  ©ebraueb 


Digitized  by  Google 


232 


ber  leinenen  SJeibrodjcbe  unb  SBerdnberungen  in  reu 
Sitten  nnb  ©eroobnbcitcn,  befonber*  aucp  bic  üiel- 
fad)  mit  ihnen  oertnüpfte  ütebcrlicbfcit  oerurfacbten, 
bafi  iid1  ber  iöefudj  ber  öffentlichen  SBabeftuben  all 
mählich  Derminberte,  tfirjte,  ©eiftlicbe  unb  9tcgie* 
rangen  traten  fcbon  im  Anfang  be*  17.  3jabrb.  gegen 
bicfelben  auf,  unb  ba*  Voll  entwöhnte ficb  ber  ctüc 
be*  häufigen  Gabens,  Tagegen  tarn  bann  ber  SBefud) 
ber  SHJilbbäbcr  unb  ber  Mineralroäner  al*  SBergnü: 
gung*orte,  bie fofl. SBabefabrten,in  Tcurf duanb 
in  Aufnahme,  gn  #  ranf  reid)  fanb  ba*  SBabcn  in 
öffentlichen  Slnftalten  foroic  in  freilauellen  ober  2ber= 
men  fchon  mitber&errfcbaft  ber  iHömer6ingang,unb 
blieb  bafelbft  mehr  ober  roeniger  heimif  cb.  Karl  b.  @r. 
brachte  feinerjeit  befonber*  bte  mannend,  in  dachen 
in  Aufnahme.  Später  mar  Stoben  im  ?largau  einer 
ber  berübmteften  SBabeorte.  ?m  Mittelalter  mürben 
Tampfbäber  (ätuves,  lat.  stufa)  oon  ber  ßuitft  ber 
SBaber  (estuveurs)  gehalten.  35er  Joumanift  Johann 
ftranj  ^ioggio  Sßracciolini  au*  Jlorenj  (1380— 
1459)  ftellt  in  einem  SBricfc  bic  gcfelligen  ftreuben 
SBaben*  meit  über  jene  ber  antilen  SB.  oon  $uteoli. 
Ta*  Sehen  in  ben  *B.  mar  im  Mittelalter  unb  in 
ben  näcbften  Seiten  barauf  ein  freie«,  unbefangene* 
unb  jum  2 eil  lodere*.  JBeibe  ©efcblecbter  befuchten 
einanber  in  ben  SB.,  man  tranf,  fang  unb  mufijierte 
barin  unb  tanjte  nad)her.  ÜRacbbem  in  Teutfcblanb, 
unb  »um  grofeen  2eil  aud)  anberroärt*,  ba*  iBaben 
als  SÖolf*gcbraud>  faft  ganj  aufgehört,  tarnen  |ti 
Anfang  be*  18.  ftabrb.oonGnglanb  au*  falte  unb 
Seebäber  mieberum  in  Sufnabme.  Steifenbe  "Jtrjtc 
machten  auf  bie  bortigen  SBabeanftalten  aufmerf: 
fam,  unb  fo  erftanben  namentlich  infolge  ber  (rr= 
mabnuna  ber  Sirjte  .£>alm,  Marcarb,  Jerro,  .öufc- 
lanb  u.  f.  m.  in  ben  cioilifierten  i'änbern  Guropa* 
mieberum  jahlreiche  SBabeanftalten.  Tod?  erft  im 
19.  3abr^.  begann  ba*  SBabemefen  bura)  Ginfüh^ 
rung  öffentlicher  $abeanftalten  roieber  einen  roirl 
liehen  Shiffdnoung  ju  nehmen,  ßbenfo  mar  e*  erft 
bem  19. 3abrb.  oorbebalten,  STBcrt  unb  SBebeutung 
ber  Mineralbdber  für  bie£eilfunbc  in  roiifeiv 
fcbaftlidicm  Sinne  ju  bearbeiten  (f.  Mineralroäffcr 
unb  iöalneograpbic).  —  Sgl.  SaPbcrt ,  Über  ba* 
mittelalterliche  SBabemefen  (im  «SHrcbio  fflrKunbc 
öfterr.  @cfcbicbt*qu eilen»,  SBb.  21,  ©ien  1859). 

3n  bogieinifcher  SBejicbung  finb  bie  SB.  oon 
ber  größten  SBebeutung.  Man  hat  fic  binficbtlicb 
ihre*  3>D«£f*  in  SHeinigung*=  unb  fretlbäbcr  ein- 
geteilt. Sie  verfallen  in  allgemeine  ober  ganje 
SB.  (SBollbäbcr),  bei  benen  ber  ganjc  Körper  in  bic 
tflfiffiafcit  eintaucht,  unb  in  partielle  ober  ixt- 
liebe  SB.  (Sitp,  gufr,  3lrm=,  ftanbbäbcr  u.  bgl.). 
3breSfiJirtungen  auf  ben  menfaMidien  Körper  hängen 
ab  oon  ben  SBeftanbteilen  be* S-B.  unb  beren  Menge, 
ber  Sauer  unb  ©ebraud>*roeife,  Dorjug*weiie  aber 
oon  bem  ©rabe  ber  SÖJärmc  ober  Kälte.  Tie 
Üöaf f erbdber  reinigen  bic  .fraut  oon  Sdjmuh 
unb  öauttalg,  förbem  burdj  2(uf  weichen  bie  *?Xb- 
ftoftung  ber  oberften  öautfebichten  unb  bierburch  bie 
Verjüngung  ber  f>aut  felbft.  Tic  ftrage,  ob  im 
SlOaijerbabe  eine  ^(uffaugung  unb  Aufnahme  be* 
SJBafier*  f  omie  ber  im  SlUafler  gclöften  SBeftanbtcilc  in 
ben  Körper  ftattfinbet.  ift  noch  immer  al«  eine  offene 
ut  betrachten;  bic  SMbiorption  (ann  gewift  nur  eine 
geringe  fein,  ba  man  beobachtet  bat,  baft  nach  bem 
58.  nicht  eine  SBermebrung,  ionbern  eine  Verminbe: 
rung  be*  ÄÖrpergemicbt*  eintritt,  fei  e*  bureb  3lb= 
gäbe  t?on  Stofien  burch  bie  £>aut,  fei  e*  bureb  SBcr^ 
mebrung  ber  Jungenthdtigteit.  Man  unterfebeibet 


hinfuhtlich  ber  ilemperatur  ba*  lalte  3J.  bi*  15"  R., 
ba*  tüble  SB.  16  bi*  92°  R.,  ba*  laumarme  SB. 
28  bi*  27°  R.,  ba*  marme  SB.  27  bi*  30°  R.  unb 
ba*  beifee  5i.  »on  30°  R.  unb  barüber. 

Ta*  falte  SB.  Derminbert  je  nach  ber  ßeftig; 
feit  unb  Wöttlicbfeit  ber  Slbfüblung  bie  SBlutmdrme, 
vermehrt  bie  Äoblenfdureauefcbcibung,  oerlangfamt 
ben  vl>ul*s  unb  .öerjfcblag  fomie  bie  «tmung,  rcdb 
renb  bie  iReijbarfeit  ber  ^aut  jmar  anfang*  erhöbt, 
bann  aber  Perminbert  unb  nach  beenbetem  SB. 
mieberum  gehoben  mirb;  bie  $aut  oerliert  ihren 
$(utreicbtum,  inbem  ficb  bie  tlcinen  SBlutgefdfic  w. 
fammenjieben,  bie  innern  Crgane  mehr  mit  Vlut 
füüen.  iBalb  nach  bem  falten  SB.  tritt  roieber  erhöhte 
Körpertemperatur,  Pcrftdrtter  SBlutftrom  nach  ber 
^aut,  im  Heroen--  unb  Mu*telfpftem  ba*  ©«fühl 
ber  ßrfrifebung,  ber  (?lafticität  unb  ber  Äraft  ein; 
mit  ber  erhöhten  Sdrmeprobuftion  ift  eine  allge- 
meine SReaftion  unb  eine  niebt  geringe  Anregung 
be*  Stoffroechfel*  »erbunben.  SBci  öfterer  SIDieber^ 
holung  ift  ba*  falte  ».  ba*  worjüglicbfte  Mittel, 
burch  mclche*  bie  öaut  geübt  mevben  tann,  lempe-- 
raturmecbfel  ju  ertragen.  Te*balb  mirb  e*  oorjug*: 
meife  folchen  SJJen'onen  angeraten,  meldje  an  einer 
9ceigung  ju  Grfältung*franfbeiten,  ju  ^heumati*-- 
men  unb  .Katarrhen  letben.  Ta  fid)  nad)  jebem  fal- 
ten SB.  ber  Umfat»  ber  Stoffe  neu  belebt,  fo  henuht 
man  ba*  mieberboltc  falte  SB.  aud?  baju,  bie  Grnäb: 
rung  be*  Äörper*  y.i  Dcrbeffern ,  fehlerhafte  Slut' 
mifmungen  unb  fogar  franfbafte  Vcrdnberungen 
einjelner  Crgane  ju  befeitigen.  Nachteilig  wirft  ba* 
falte  SB.  bei  SBlutarmut,  boebgrabiger  Sceruofitdt, 
.<)<r3trantheiten,  Slrteriofflcroie  unb  Sd?mächeju- 
ftänben  ber  perfebiebenften  2lrt.  Mcift  benuttt  man 
bie  falten  SB.  in  ftorm  ber  ^lufthdber  unb  ber  99. 
im  S  d)  w  i  m  m  b  a  f  f  i  n ,  bic  ftet*  oon  furjer  Tauer, 
b.  b.  böd)ftcn*  5,  10  bi*  15  Minuten,  unb  mit 
Scbmimmbemegungcn  oerbunben  fein  f  ollen;  oorber 
laffc  man  ben  Körper  abtrodnen  unb  ahtühlen,  nach 
bem  SB.  reibe  man  ben  Körper  troden,  tleibe  fleh  rafd) 
an  unb  madje  ficb  al*balb  Bewegung;  bie  hefte  3eit 
für  ölufebäber  ift  ctroa*  oor  bem  Arübftüd  ober  oor 
Sonnenuntergang.  Äurje  $t'\t  nach  bem  Gffen,  in*-- 
befonbere  nach  reichlicpen  Mahljcit,  iu  haben 
oermeibe  man,  habe  aber  auch  nicht  be*  Morgen*, 
ohne  ctroa*  gegeffen  ju  haben.  Tie  Seebäber  (f.  b.) 
roirfen  ebenfall*  al*  falte  JB.,  hoch  fommt  bei  ihnen 
auch  SuMlcnfcblag  unb  Salzgehalt  be*  SIBaffer*  \m 
Sh?irtung.  Sur  .'öcrabfe^ung  ber  übermäßig  erhöhten 
Körpertemperatur  roenbet  man  falte  unb  fühle  SB. 
bei  fdimeren  fieberhaften  Ärantbeiten  mit  günftigem 
Erfolg  an.  (S.  Kaltroafferfur.) 

■-'Vi  ben  la  uro  armen  SB.  ift  jene  Dieijung  ber 
Gmpfinbung*neroen  ber  .'c»aut  nicht  mabr^unebmen, 
bie  Steinigung  ber  6aut  geht  burch  fie  unter  fdjnel-- 
lerer  SBefcitigung  ber  Cberhauttrümmcr,  nuiebe  bie 
£»autfunttion  bemmen,  beffer  oon  ftatten;  ber  ge« 
linbere  SHcij  erroedt  in  ben  Mu*teln  eine  angenehme 
(fmpfinbung,  unb  nad?  ihrem  ©cbraudie  febroinbet 
ba*  ©efübl  ber  Prmübung.  Man  menbet  bie  lau- 
warmen S-B.  an  jur  SBeruhigung  unb  jur  Skfeitigung 
icbmerjbaftcr  "Jtcroenleiben;  fie  befommen  fd)todcb= 
liehen ,  jarten  unb  in  hohem  ©rabc  ju  Grfdltungcn 
geneigten  SHerfonen  am  beiten.  SB?armeSIBaffers 
bdber  haben  oorjüglid)  bie  (5rmeichuna  ber  ipaut 
jur  SBeförbcrung  ber  S{(u*bünftung  unb  Subfchälung 
nun  «nb  finben  be*halb  ihre  Änroenbung  bei 
Kranf beiten,  roo  burch  biefe  SBJirfung  eine  Teilung 
erhielt  roerben  foll ,  befonber*  bei  >>autfranfbeiten. 


Digitized  by  Google 


Stab 


233 


3ie  fteigern  aber  aud>  bie  orgaiiifcbcn  Aunlttoncn 
unb  ben  ctoffwecbfel,  ohne  bafo  ein  heftiger  Mcij 
eine  ftarte  SReaftion  »erlangt;  unb  intern  fic  Den 
.•Iiärmeverluit  verminbern,  ftimmen  fic  bie  normale 
auSglcicbenbe  üReattton  herab,  fic  Wirten  fomit  bc= 
rubigenb,  weshalb  man  ficb  ihrer  bei  trampfbaften 
ATTcttionen  unb  bei  erhöhter  Nervenrcijbarfcit  mit 
Vorteil  bebient;  boeb  befd>lcunigen  fic  aud?  fcbliefe- 
lieb  ben  üBluttreistauf  in  ber  .v>aut  unb  in  ben  ber 
j*Särme  jugänglicben  Seilen  unb  förbern  burdi  En 
Weiterung  ber  ©efäfie  bie  Auffaugung  franfbaftcr 
Stoffe  im  Äörper.  hierauf  beruht  ihre  wobltbätigc 
©irtung  beiSRbcumatismue  nnb  Oiicht.  Tie  warmen 
*ö.  bürfen  jeboeb  nicht  ju  oft  angewenbet  werben, 
weil  bie  ftaut  fonft  ju  febr  crfdilafft  unb  für  äufserc 
Einwirtungen  ju  empfänglich  gemacht  wirb,  weshalb 
auch  unmittelbar  nach  bem  jebcämaligen  ©ebrauebe 
Die  &aut  vorfidjtig  vor  Kälte  ;  u  fcbüHen  ift ,  roenn 
man  nicht  vorjicbUbic  öaut  bureb  eine  falte  über 
aiefcung  am  Scblune  bce     ju  fräftigen. 

■Ubnlicbc  ©Uhingen  roie  bie  roarmen  iW.,  nur 
in  erhöhtem  ©rabe,  bcfi&t  ba«  allgemeine  heiftc 
©affer:  unb  ba«  Söaffcrbampfbab,  von  web 
djem  nicht  nur  bie  ganjc  äufiere  Cberflä&e  be*  Mör= 
per«,  fonbern  auch  bic  innere  Au«Ueibuitg  ber  Mc- 
fpirationsorgane  berührt  roirb.  Tasiclbc  förbert 
bic  Abfcbäluncj  ber  öaut  unb  bic  Abfcbleimung  ber 
Schleimhäute  foroie  bic  Scbwcifeabfonberung  febr 
bebeutenb  unb  ift  ein*  ber  wiebtigften  Verteilung«; 
unb  &cilung*mi  ttel  bei  giebtifeben  unb  rbeumatii  eben 
Übeln,  Nervenfcbmerjen ,  alten  Katarrhen  iL  f.  w. 
Nachteilig  wirft  ba*  beifee  ("IDaiicr^  ober  Tampf) 
8ab  bei  Neigung  ju  ßcrjf  cbwäcbe ,  ju  Blutungen, 
ju  Sebwinbel  unb  Scblagflufe,  bei  frerj  unb  ©eföfv 
errrantungen;  e«  muft  baber  vor  bem  (Gebrauch 
Derartiger  JBäber  bei  ilerbadit  ober  ^orbanbenfeiu 
einer  ber  vorgenannten  Affeltionen  bringenb  gc= 
warnt  werben.  Ulan  bat  nicht  blofs  TampfbäDer 
in  eigene  baju  bergeriebteten  ibabeftuben,  fonbern 
man  erfanb  auch  tragbare  Apparate  (unter  anberm: 
Nidli*  «5Pcttoampfbab-f  Srtcft  18*51),  bei  welchen 
man  aus  einer  mit  ©ancr  gefüllten  fupfernen  3Mafc, 
cic  burdi  2£cingcift  erbi&t  roirb,  ben  Tampf  er 
jeugt.  (S.  Tampfbab.i  Tic  einfachften  itorridv 
Hingen  berart  fmb  bie  fogenannten  engl.  öpiri: 
tu*  Dampf  bat  er,  bei  welchen  bie  mit  einer  wol= 
lenen  Tede  umhüllte  iJerfon  auf  einem  3tublc 
über  einer  Spirituslampe  fifct.  ferner  hat  man 
Dampf  nicht  blef.  von  Gaffer,  fonbern  aud?  von 
oerfebiebenen  Steifen,  'ü.  von  Schwefel,  Serpem 
tin,  siebtem  nnb  Kicfernabclertraft,  angeroenbet. 
(3.  hierüber  unten  bie  Nawbbäber.)  ähnlich  wirft 
Da«  ift.  in  beif.er  trodner  l'uft,  bei  bem  ber 
reid^lich  au*gefcbiebene  Bebweift  bie  obern  fiaut> 
iebiebten  aufweicht,  ber  Jtörper  eine  groftc  iUfengc 
von  Alüffigfeit  tur*  bic  öaut  au*fd>eibct,  bem 
^lute  viel  ©affer  entjoa.cn  unb  manche  Iranfhaftc 
Jlblagcrung  im  Hörper  Durch  3luffaugung  befeitigt 
wive.  Taher  wirb  auch  ba*  beifee  i'uftbab  jur  itur 
bei  Wicht,  v.HbemnatKnnu*  unb  allgemeinen  Wut- 
franfbeiten  empfohlen.  .sMerju  benuht  man  vor 
allem  ba*  ^rifchoHömifche  ^ab  (f.  b.j,  boeb  aud) 
bic  natürlichen  ."Döhlen  mit  beider  i'uft,  j.  bic 
(trotte  pon  lUloniummano  (f.  b.i.  ^n  neuerer  „Seit 
bat  man  begonnen ,  tomprimierte  i'uft  ju  ©eil» 
<wcden  anjuwenben.  TerHrante  weilt  hierbei  läw- 
getc  ,^cit  in  einem  fovi.  pneumatifeben  Kabinett,  in 
einem  9laumc,  in  welchem  bic  i?uft  bureb  iUtafcbinen 
einem  lanflfam  fteigenben,  fpdter  (bei  :ino  mm)  aleid>= 


bleibenben  Xrud  aufgefeilt  wirb.  ,5ilr  biefc  fog. 
p neu matif eben  ^H.  hat  man  befonbere  tran^por 
table  Apparate  fonitruiert  (f.  Momprimicrtc  t'uft). 
BcblieMicb  werben  bic  fog.  clcftrifcbcn  iö.  gegen 
lUeuraftbenie  unb  anberc  9icrpcnlciben  empfohlen. 
(3.  Clcttrotbcrapie.) 

Aiinficbtlid)  ber  örtlichen  ober  Icilbäbcr  gilt 
im  allgemeinen  bic  JHcgel,  bafs  beifte«  2ßaffcr  ba* 
s3lut  nach  bem  pon  ihm  umgebenen  Icilc  jiebt, 
falte«  hingegen  cd  von  bem  bciüglicbcn  Seile  per 
brdngt.  Tabcr  wenbet  man  beipe  jufe-  unb  ,f»anb 
bdber  an,  um  ben  iölutanbrang  Pom  ©chirn  unb 
pon  ben  Hungen  nach  ben  Extremitäten  hinjuleiten. 
Malte  Sturj:,  Sropf^,  Siegen  =  unb  3taubbäbcr 
werben  angewenbet,  um  Das  ^lut  a\ii  gewifjen 
Aeilcn  ju  pertreiben  unb  bie  erweiterten  9e> 
f änchen  wieber  jufammcnjujicbcn ,  fmb  baber  3"*= 
tcilungdmittel  bei  Entjünbungen.  Tod?  bewirft 
auch  ba*  Eintaueben  in  falte«  Gaffer  in  ber  9lad> 
wirf  ung  ftdrtemiBlut^ubrang  nach  ben  eingetauchten 
Seilen.  3chr  energitd)  Wirten  bie  Toudbebdbcr. 
Ein  mehr  ober  weniger  ftartcr  ^aiicrftrabl  wirb 
hierbei  auf  einen  ^unft  be«  Körper«  geleitet,  wo 
er  Belebung,  Verteilung,  aber  aud)  bei  Ubennaft 
Entjünbung  unb  ®cfd?wulft  berporbringen  tantt. 
lUtan  benutit  biefc  iö.  befouber*  bei  3lffettionen  bc* 
^Icrpcufpftcm«  unb  franfbaften  Ablagerungen,  al» 
auffteigenbe  Touche  bei  ^ämorrhoiben ,  ©ebdr- 
mutterfranthciten,3törungenbcrlltenftruation;i'eiu 
forrböe,  Stublpcrftopfung ,  unb  alft  fd)otttfchc 
Touche  (abwechfelnb  beift  unb  talt)  gegen  $&b- 
mungeti,  Neuralgien.  (3.  Touche.) 

Tic  Tauer  aller  biefer  iH.  iit  gewöhnlich  feine 
lange;  fie  werben  meift  nur  10  Minuten  bis  eine 
halbe  3tunbe,  bödmen«  eine ganje  Stunbc  lang  an= 
gewenbet ,  wäbrcnb  man  ebebem  piel  länger  in  ben 
iö.  ju  verweilen  gewohnt  war.  $n  neuerer  3cit 
hat  man  inbe«  vielfach  mit  Vorteil  permanente 
Sarmwafierbdbcr  angewenbet,  bei  welchen 
ber  Mranle  tage-,  ja  wochenlang  im  2öannen= 
babc  jubringen  muft  jjtr  Öinbcrung  ber  3cbmerjcn, 
2Jcrminberung_  be*  ,vicbcr*  unb  Jvörbcrung  bce 
Öeilung*projcnc*.  Ticfclbcn  fmb  inebefonberc  bei 
ausgebreiteten  Verbrennungen,  Eiterungeprojcffen 
unb  manchen  bartnädigen  ^autfrantheiten  nütilicb. 
sJluet)  örtlich,  b.  b-  nur  für  cinjelnc  Körperteile, 
wenbet  mau  folebe  permanente  39.  in«bcfonbere  bei 
cingewaebfenen  Nägeln,  faifcgefebwüren,  na*  Opc= 
rationen  u.  f.  w.  an. 

Tie  mebijinifchcn  iö.,  benen  man  minerali- 
febe  ober  vegetabilifche  Btoffc  beigemifebt  bat,  ftan- 
ben  früher  bei  ben  törjten  in  gröfterm  Jtniebcn 
al*  iejit,  wo  bie  pr^iiftot.  cdnile  ihre  Kraft  unb 
sÜUrfungewcifc  genauer  geprüft  unb  auf  ein  rich- 
tigere* ÜJlafi  jurüdgefübrt  hat.  Tic  &aut  ift  für 
ba*  Einbringen  frember  Körper  allerbing*  nur  in 
febr  befdiränftcm  ©rabc  jugänglid).  3war  noch 
bi«  vor  turjem  hielt  man  bicfeä  Crgan  für  ba*- 
jenige ,  bureb  welche*  man  Wrjneitmttcl  in  größerer 
!ülcnge  bem  Körper  bequem  einjuperleibcn  im 
ftanbc  fei,  inbem  c*  jur  Aufnahme  biefer  Stoffe 
eine  verbältniamäfrig  grojk  Cbcrflächc  barbietet. 
Allein  bie  iüngftcn  Unterfuchungcn  haben  gelehrt, 
baft  eine  Abforption  faljiger,  im  ib.  aufgclöfter 
3toffc,  wenn  fie  ftattfinbet,  nur  gering  fein  fann; 
viele  vinte  finb  jei'.t  fogar  ber  Meinung,  bafi  bic 
5Dirfung  faljhaltiger  Ä  fteb  beffer  auf  mechan.  al* 
auf  ehem.  Steife  ertldrcn  la|)c ;  fic  behaupten,  bafi 
ber  fteij  be«  3aljwaffer*  auf  bic  $aut  ein  mdcb= 


Digitized  by  Google 


234 


«ab 


tigercv  ,yattor  tiefer  ©irtung  fei  al*  bie  cbemifdje, 
burd)  bie  aufgenommenen  Saljbcftanbteilc  bebingte 
Umroanblung  be*  iblutc*.  Die*  betrifft  bie  ©ür 
bigung  ber  Vä.  binficbtlicb  ihre*  ©ehalt*  an  Gifen, 
Äalt,  ©lauber,  ibitterfalj,  Patron,  ^ob,  ibrom,  %x 
fenit  unb  Hocbfalj.  Dagegen  ftebt  bie  Slufiaugung 
ber  im  ib.  befinblicben  ©a|e  unzweifelhaft  feft,  in- 
bem  bcifpiel*roeife  Sd)roefclroai|erftoffga*,  .Hoblen= 
fäure,  überhaupt  flüchtige  Stoffe  bureb  bie  Haut  in 
ba*  SMut  übergeben,  fomit  aud)  in  bemfelben  eine 
d>em.  ©irtung  entfalten  tönnen.  Von  ben  armeü 
lidjen  ib.  »erben  am  bäufigften  benutzt:  altalifcfec 
ib.  ober  tau genbäbcr(  150—500  g  r  obe  Vottaf  che 
ober  250—  1000  g  3 oba  3um  Vollbabe),  31  m c  i  f  e  n  * 
bdber(150g  Slmeif  enf  äurc  werben  bem  ib.  jugefe  jjt), 
aromatif  d)e  ib.  (150—500  g  aromatifdje  Kräuter 
auf  ba*  Vollbab),  ibalbrianbdber  (Äufgufe  oon 
250—500  g  ibalbrianrourjcl  auf  ba*  ibollbab), 
6b,lor!altbdber  (250— 500 g  Gblortalt  ju  einem 
Vollbab),  ßifenbdber  (.10—60  g  reine*  Qx\cn- 
ottriol  unb  120  g  gereinigte  Vottafcbe,  ober  30  g 
reine*  Gifemjitriol,  60  g  .Hocbfah  unb  90  gboppelt: 
tohlcnfaure*  Natrium  auf  ba*  Vollbab),  §idSten  = 
nabelbäber  (3lufguft  oon  2—5  kg  fttcbtcn  =  ober 
Siefcrnabeln  ober  Sufafc  oon  150  bi*  500  g  ,}icb,  tun- 
nabelertratt  ju  einem  ibollbab),  Oiobbäber  (in 
Holj»annen,  10—15  g  3ob  mit  20— .10  g  ^lob- 
talium  in  1  kg  ©affer  gelöft  unb  bem  Vollbab  ju= 
gefefct;  bie  Sanne  ift  roäbrenb  be*  Gabens  m  bc= 
beden,  um  ba*  (Sinatmen  ber  ^obbdmpfc  ju  vtv 
hüten),  8 1  e  i  e  n  b  d  b  e  r  ( 1  — 3  kg  ©eijettt leic  roerben 
in  einem  leinenen  Buttel  eine  halbe  Stunbc  lanfl 
mit  4—8  1  ©affer  getoebt  unb  bann  bem  ibollbab 
mgcfctit),  teimbdber  ('/*— 1  kg  Jicrlcim  ober 
©elatinc  in  ©affer  gelöft  al*  3ufafc  ju  einem  Voll= 
bab),  ÜJI  a  1 j  b  d  b  e  r  (31bf  oebung  Don  1— 3  kg  ©erften; 
mal»  in  4-6  1  ©affer  auf  ba*  Vollbab),  3Jtine^ 
raljäurebäbcr  (in  Holjroannen,  50  —  120  g 
Scbeibcroaffer  ober  je  30—60  g  Salj  -  unb  3alpe= 
terfäure  auf  ba*  Vollbab),  mouf fiereube  ib.  ober 
Sohlen fdurebäber  (200  g  boppelttoblcnfaurc* 
Natrium  nnb  nach  beffen  Dollftänbigcr  töfitng 
beim  ibefteigeu  ber  ©anne  200  g  rohe  Saljfäure 
unter  Umrühren  bem  ibollbab  mgefcht,  einfacher 
unb  beffer  mittel*  ber  Cuagltofdpen  ober  Sanboro; 
feben  ÜJtetbobe  bcrgcftcllt) ,  Scbroefelbäber  (in 
Holjroannen,  50—150  g  Scbroefeltaltum  auf  ba* 
Vollbab),  Seifenbdber  (100—250  g  gefebabte 
roeifie  Äalifeife  ober  60 — 100  g  Seifenipiritu*  auf 
ba*  ibollbab),  Scnfbäber  (2  g  Senf  öl  in  25  g 
Spiritu*  gelöft  auf  ba*  ibollbab),  Solbäber  (6— 
!•  kg  flodv  ober  Seefal,?,  ober  2—5  kg  Hoch--  ober 
Seefalj  mit  2  kg  ÜJcutterlaugenfah  auf  ba*  33oll= 
bab),  Sublimah  ober  Cuedjilbercblorib: 
bäber  (in  Holjroannen,  3—10  g  Cuedfilbcrcblorib 
in  50—200  g  ©afier  «elöft  auf  ba*  ibollbab), 
^anninbdber  (10—50  g  lannin  in  200g  ©av 
icr  aelöft  auf  ba*  »ollbab),  ÜDalnn^blätter- 
bäber  OHbfodjuna.  von  '  >— 1  kp  frifcher  ißJalnu^ 
bldtter  auf  ba*  ibollbab).  ftocbfaljbaltiae  ib.  roirlen 
aufecrorbentlid)  belebenb  unb  (räftigenb  auf  bie 
.vrnut  unb  namentlich  auf  ba*  Trüfenjpftcm  unb 
bilben  be*halb  ein  fouoeräne*  Heilmittel  fleflen 
alle  ftrofulöien  Haut-  unb  Tiüfenlrantbciten. 
1 5.  Solbdber.)  iJiud?  bem  ©afier,  loelcbe*  man  al* 
Dampf  auf  ben  flörper  cinroirfen  läfet,  bat  mau 
mit  autem  Erfolg  'Jlrsneiftoffe  jugefe^t,  bie  natür- 
lich flüchtiger  9>.atur  fein  mflffen.  Hieran  fchliefeen 
fid?  bic  fog.  IHauchbaber  ober  mebifamentöfen 


JHäucheruugeu,  in  benen  ber  gan*e  Jiörper  ober  eui* 
jelne  Xeile  be*felben,  mit  ?lu*fcblufi  be*  Äopfc*, 
mit  Xämpfen  in  Berührung  gebracht  »erben,  bie 
man  bureb  oollftdnbige  ober  teilioetfe  Verflüchtigung 
trodner  3lrjneiftoffe  erjeugt.  Slngetoenbet  roerben 
bierju  banige  aromatifefee  3ubftamen,  Söeibrauch, 
Wprrhe,  ibenjoe,  ibernftein,  auch  Sdjroefel,  3inno= 
ber  unb  Cuedfilber.  Die  größte  Sorftcbt  ift  bei  ben 
3taucbbäbern  oon  'Scbroefel  unb  Ouedftlber  nötig, 
roeil  fic  leicht  gefdhrlidhe  Zufälle  herbeiführen.  Die 
Slnroeubung  nuin  in  einem  fog.  9tdud)erung*taften 
geschehen,  in  roclcbem  nur  ber  beftimmte  ÄörperteU 
mit  ben  Dämpfen  eingefcbloffen  roirb,  bamit  bie 
9lefpiration*organe  nicht  beldftigt  roerben.  3tm  bf 
liebteften  finb  jefet  bie  Siebten  s  ober  üiefernabel= 
bampfbdber  (bei  9lheumati*men  u.  f.  ro.).  Seit 
früher  Seit  benu&t  man  übrigen*  ju  ähnlichem 
3rocde  bie  in  manchen  ©egenben  au*  oultanifcbem 
iboben  auffteigenben  heilen  Dämpfe,  j.  3^.  in  ber 
3?dbe  von  ^oäjuoli  bei  SReapel. 

(?in  eigentümliche*  Dunftbab  fmb  bie  fog.  %ni- 
malifdjen  Väber  (f.  b.),  roeldje  febon  ben  Sitten 
betannt  roaren  unb  befonber*  bei  Zähmungen  gro- 
ften  3Ruf  hatten.  Von  Öa*bäbern  fmb  befonber* 
bie  ton  Scbroefelroafferftoffga*  (Schroefelbäber) 
unb  bie  von  toblenfaurem  (9a*  gebräuchlich,  na- 
mentlich an  geroiffen  Heilquellen.  Da*  Scbroefel; 
roafferftoffga*,  in  geringer  Quantität  ber  atmofpbä: 
rifeben  iiuft  beigemifebt,  ftimmt  bie  iRei^barfeit  ber 
Suftroege  herab  unb  mdfttgt  bie  übefebroerben  bei 
manchen  5ltmung*rranfbeiten.  3"  flärlerer  Ouan= 
tität  mit  ber  Haut  in  iberührung  gebracht,  leiftet 
e*  bei  Hauttranfbciten,  iRbeumati*mu*,  Spphtli*, 
Zähmungen  unb  chronifchen  'JRetallDergiftungen 
treffliche  Dienftc.  Da*  tohlenfaure  @a*  rotrft  leb; 
baft  erregenb  auf  bie  Haut  unb  ba*  Wrrwenfpftem, 
förbert  ben  sD(onat*flufe  unb  roirb  befonber*  in 
Aorm  t?on  Halbbäbern  an  manchen  Surorten,  j.  ib. 
in  6m*  unb  Sidjp,  häufig  gebraucht,  ib.  in  fcft= 
roeidjen  Subftanjen  fmb  bie  SOt  o  o  r  b  ä  b  c  r  (f.  b.), 
auch  Scblammbdbcr  genannt,  ferner  bie  ib.  in 
Jyango,  fcbroefelhaltigem Schlamm.  Unterbiet. in 
feften  Stoffen  rechnet  man  ba*  Schneebab,  ba*  @rb= 
bab,  ba*  Sanbbab,  ba*  2tfchenbab  (f.  b.)  unb  ba* 
Vaubbab.  Da*  Schneebab  roenbet  man  an,  um  ©r= 
frorene  roieber  in*  Ceben  jurüdjurufen;  man  um ■■ 
giebt  ben  ganjen  .fiörper  mit  Schnee  unb  bringt 
biefen  burd)  duftere  ©ärme  jum  Sthmcljcn.  Da* 
Grbbab,  ba*  Eingraben  ober  ibebeden  bc*  aan= 
jen  Sorper*,  au*fdjlieftlich  be*  Äopfe*,  mit  frifcher 
Örot ,  roirb  »on  ben  taten  bei  Sdjeintob  nad)  bem 
ibliufcfalage  angeroenbet.  v3ei  ben  nafien  »armen 
Sanbbäbcrn  (2lrenationen)  »irb  ber  ibabenbe 
in  ©ruhen  eingegraben;  man  gebrauchte  fic  ebemal* 
al*  iboll*mittel  bei  SPieberbelebung  ©rtrunlener. 
3rodnc  beipe  3 anbbäber  gebraucht  man  jur  Scbmil»^ 
für  bei  ÖJicht,  iRbeumati*men ,  ibrigbtfdbcr  9tieren- 
franlbeit,  OJcetallcergiftung  u.  f.  ro.  f urartig  in 
Höftritt;  hier  giebt  man  Sanbbäber  ton  47  bt* 
50"  C  ober  38  bi*  40°  K.  unb  »on  ber  Dauer 
t>on  25  bi*  45  lUlinuten.  Der  trodne  Sanb  roirb 
auf  beiften  Öifcnplatten  erwärmt,  unb  eine  Sanb 
fdbicht  »on  10  bi*  12  cm  auf  bic  (Srtremitäten  unb 
bic  ibcdcngcgcnb  unb  1  cm  ftart  auf  ben  Unterleib 
gebedt.  ?lllgcmeinc  ober  örtliche  taubbäber  roer= 
ben  bereitet  au*  trodnen  5birfen=,  eileru',  Äiefem= 
unb  anbern  blättern,  mit  benen  man  ben  tränten 
2eil  übevfchüttet.  Sic  fmb  9Jolt*mittel  gegen  ©affer- 
fucht  unb  roirten  tväfrig  fchrcetfttretbenb.  Siebte 


Digitized  by  Googl 


BADER.  I. 


1.  Frigldarlnm  der  Thermen  des  Caraialla  zu  Rum.   (Rekonstruktion  von  Vlollet-le-Dac.) 


2.  Tepldarlam  der  IHM  ausgegrabenen  Thermen  3.  Türkisches  Bad  (Hruikbad)  zu  Ofen, 

zu  Pompeji. 


BÄDER,  n. 


1.  Solbadeanstalt  zu  DonauesrhlnRen.  2.  GrundrUa  zu  Fi*.  1;  a  Sltzdourhe,  b  Kaue,  r  Geriitekammer,  d  Grub**. 
3.  Badezelle  au*  Fljr-  1;  o  Ofen,  6  Tisch  mit  Spiegel,  f.  b.  Badeanstalt  in  der  Aufsenalster  bei  Hamburg. 
6.  Arbeiterbadt-anstalt  zu  Leinbausen  bei  Hannover;  a  Wasrhballe,  6  Gang,  c  Wärtereimmer  mit  Wäsche- 
schränken, d  Badezimmer.  <■  Brausen,  /  Ankleidezimmer,  a  Dampfbad,  A  Zimmer  zum  Narhschwltzen.  7.  Längs- 
schnitt durch  die  Wa»<  hhalle  o  in  Kir.  6.  K.  Querschnitt  durch  das  Dampfbad  p  in  Flg.  6.  9.  Badezelle  im 
Kaiserbade  zu  Aachen,   lu.  11.  Quirinusbad  zu  Aarben  (Schnitt  durrh  die  Tnennalhalle  und  Gesamtgrundrifs ). 


ßrockhaut'  KonTertatiom  -  Lexikon.    14.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


Stob  235 

biibcr,  berooraebracbt  burd)  eleltrifcbe*  Sogcnlidjt  iiir  Aufnahme  bei  ffiafferi,  an  bcn  SUänben  befam 
ober  burd)  OUaplampen,  bie  in  einem  «aften  ange  Den  fid)  SJante,  bie  im  Galbarium  ampbitbeatralifd> 
brnd  i  ftnb,  von  melcbem  Der  Körper  bei  iBabeu  erhöbt  maren,  um  benSabenben  bie  3Babl  jroiidjen 
Den,  mit  Äuinabmc  bei  Mopfei,  umfcbloffen  mitb,  ber  böbern  Temperatur  bei  obern3intmcrtcili  unb 
loirten  bauptiä&lid)  ali  Sdjmitibäber.  Angemanbt  ber  mäßigem  bei  untern  dtaumi  ju  geftatteu.  2ch= 
werben  fcbliefelid)  einfache  Öuft-  unb  Sonnen^  tcrei3"nn»erentbieltaud>no<beinmittaltem'3öafier 
bdber,  mobet  fid)  ber  Krante  entfleibct  in  einer  gefüllte*  Seden  (Labrum)  oon  mebrern  Metern  im 
Hängematte  ber  vollen  Ginmirtung  ber  atmofpbä'  ^urcbmefler.  hiermit  ftanbmeiftnod)  in ^erbinbuna 
rifeben  (SergO  2uft  unb  bei  Sonncnlidjti  auifeftt.  :  ein  Unctuarium,  b.  b.  ein  Limmer  jum  Salben  be* 

LMtteratur.  Unter  ben  Sdjriftcn,  melcbe  fid)  |  Körperi,  aufserbem  oft  ©ärten,  bebedte  Spajier 
im  allgemeinen  über  $aben  unb  S.  (mit  Muifdnuf;  toege,  Säle  jum  Spielen  u.  f.  tu.  Sem  entfprecbenb 
ber  Mineralquellen  unb  ftaltmaiterbeilanftalten)  oer=  ,  toadjfen  bie  SB.  aui  bem  SBebürfmi  bienenben  ©e= 
breiten,  ftnb  beroor  jubeben:  Marcarb,  Über  bie  |  bdubeu  ju  mädjtigen  Sradrtanlagen  empor.  3u 
9latur  unb©ebraud)  ber  $B.  (.fcannoo.  1793) ;  Speper,  Mom  legte  juerft  Agrippa  25 o.  C£br.  auf  bem  Mar** 
^been  über  bie  9latur  unb  Anmenbungiart  natür=  felbc  Thermen  an;  nad)  ihm  9iero,  beffen  Thermen 
lieber  unb  fünftlicber  SB.  föena  1805);  Kauid),  Uber  Aleranber  Seoerui  erneuerte.  Sann  bauten  Titu* 
bie  (2pj.  1806);  Sifcboff,  über  bai  iBebürfnii  unb  Traian  auf  bem  (Jiqutlin  ihre  Thermen.  Srädv 
oon  58.  (Sonn  1843);  Mciftner,  Slbbanblung  über  I  tigeTbennenerTid?teteGaracalIa(f.Tafel:  Säbcr  l, 
bie  SB.  (Spj.  1832);  SBell,  A  treatise  on  baths  (2. Aufl.,  gig.  1 )  in  bem  Stabttcil  Siicina  publica,  bie  roieber 
Rhilab.  1859);  jerfd?,  ©cfdjtcbte  ber  ^Balneologie  oon  benen  bei  Siocletian  auf  bem  oftlicbftcn  Teile 
u.  f.  m.  (ffiürjb.  1863);  berf.,  Solomorphe  $al=  bei  Cuirinali  überboten  mürben.  Sie  le&tcn  in  iHom 
ueologie:  eine  Slbbanbiung  über  Sanb  =  ,  Moor=,  errid)tcten  Thermen  waren  bie  bei  Äonftantin  auf 
Schlamm*  unb  Riefernabelbäber  iu  Lft,  (tfrlangen  bem  meftlicbftcn  Teile  bei  Quirinali.  Sie  erbeb» 
1871);  SSMlfon,  Modern  hydropathy  (5.  Aufl.,  liebften  überrefte  ftammen  bon  bcn  Thermen  bei 
i'onb.  1871) ;iRabn,iBäbcrhinbc unb iBäberbeiltunbc  Titui  (Trajan),  ßaracalla  unb  Siocletian.  Ser 
(Sangerb.  1874);  Jöolm,  Sic  Tedjnit  bei  SBabeni  Ajauptfaal  ber  lehtern  bilbet  je&t  ttacb  öftern  Um= 
oBieib.  1887);  !8>intcrni&,  .vmbrotberapie  CüiMen  a^ftaltunflen  bieÄtrd)eSta.3Wariabeflli3lnfleli;  ber 
189<>);  van'av ,  Sie  Kulturabgabe  ber  SBoltibäber  i  Kuppelbau  bei  ^antbeoni  gehörte  ju  ben  Tbermen 
(^erl.  1889);  bie  Ibdtiflleit  bei  berliner  Dreine  für  I  beiSUflrippa;  bie  bei  ©aracalla  bilbeten  ein®emert 
^ollibäber  (ebb.  1896).  (S.  aueb  5)alneoflrapbie.)  bon  ctroa  400  m  unb  entbielten  flrofsarttfle  ofile, 

Sfiber  ober  SBabe an ft alten  ald  befonbere  SAroimmbaffini ,  Sonimmcr  u.  f.  m.  aiiv  bie 
©ebäube  mürben  ju  allen  Reiten  mit  flr&fierm  ober  I  fienntnii  ber  innern  (linriditunfl  biefer  ?lnlaaeu 
aerinflerm  Äufroanbe  erridUet.  Über  bie  Ginricbtunfl  ;  finb  bie  brei  moblerbaltenen  Sbermenaebdube  bon 
ber  SB.  in  flriedjiftber  3eit  finb  mir  nidjt  genau  Pompeji,  oon  benen  bai  ^nnere  einei  Tepibarium* 
unterriebtet.  (Sin  ?(ui!leibejimmer  (Apodyterion)  auf  Taf.  I,  ftig.  2,  abaebilbct  ift,  bon  arofier  Scbeus 
febeint  meifteni  nidjt  borbanben  gemeien  ju  fein.  tung.  Slucb  in  ben  '^rooinjen  finben  fid?  »ablrcidjc 
T>m  Jöauptraum  gab  e*  eine  grojie  gemeinfame  j  iHefte  Pon  Ibermen :  f o  in  ^ranfreieb,  Gnglanb,  bcn 
®anne  (Marktra),  Heinere  Mannen  (Pyeloi)  für  '  JHbein»,  SRofeL  unb  "Jiedargegenben  (iBabenmeiler, 
©njelbäber,  ein  grofeci  ©afebbeden  (Luter)  unb  Trier  u.a.),  in  ben  Sonauprooimen  (Dfen,  Seutfcb= 
einen  fterb,  auf  bem  in  Tupferiten  Steffeln  bai  ©affer  !  SUtenburg),  3lfrita,  Üleinaften  u.f.  m.  —  Sgl.  ^alla» 
erbiet  mürbe.  Sufecr  bcn  mannen  ©annenbäbern  bio,  Les  thermes  des  Romains  (Sicenja  17ar>); 
roaren  aber  aud)  bei  ben  ©riechen  (juerft  roobl  bei  Slouct,  Restauration  des  thermes  d'Antonin  Ga- 
ben Spartanern  ali  abbdrtenbe  Hur)  Sdimilibdber  racalla  a  Rome  l%ar.  1828);  Coerbed,  Pompeji 
üblieb,  bie  in  einem  Keinem,  häufig  tuppclförmigcn  (4.  SlufjL,  i'pj.  1884);  sJDlarguarbt  unb  3Jlommfen, 
Maumc  (bem  röm.  Laconicura  entfprecbenb)  genom-  öanbbu*  ber  röm.  Altertümer,  üBb.  7  (2.  Aufl.,  ebb. 
men  mürben.  Sic  öffentlidwt  9.  ber  Börner  biegen  1886)  ;^.Sumt,  Sie  5BauIunft  ber  Börner  (im  «Jbanb^ 
Tb«rnten  (Thermae)  unb  maren  reieber  aui=  buch  ber  Slrdntettur»,  SBb.  2,  Sarmft.  1885);  3Jau- 
geftattet  ali  bie  grieebifeben.  3u  einer  Tberme  gc^  meifter.  Sentmfiler  bei  llaffifdben  Ältertumi,  S3b.3 
borte  1)  bai  Hypocaustum  oDer  .ftei^immer  im  (ü)tün*.1888);  2anciani,AncientRomeintheliglit 
Kellcrgefdjoj}  jur  Crroärmung  fomobl  ber  s3abe=  J  of  modern  discoveriesOKom  1887);  Saulin,Kestau- 
ummer  ali  aud)  bce  Saben^afferi;  2)  bai  Apody-  1  ration  des  thermes  de  Diocletien  l;av.  1890). 
teriutn  ober  Äuilleibejimmer;  3)  bai  Frigidarium,  Sei  ben  Orientalen  ftnb  bie  S.  (arab.  &am: 
ein  3»mmer  mit  einem  iöaffin  jum  falten  $).;  mäm)  aui  Stein  gebaut,  bie  Sabejimmer  haben 
4)  bai  Tepidarium,  ein  9iaum  mit  mdfiig  trod-  Jufiböben  oon  Marmor,  ber  oon  unten  erbifrt  mirb, 
ner  Sänne,  bai  fomobl  nun  Saben  im  lamrav  unbdibbren  in  ben  "löänben  leiten  bic'Bärmc  nad» 
men  Söaffer  mie  jur  Vorbereitung  auf  bie  b&berc  allen  Seiten.  3um  Teil  finb  aud)  biefeS.  mit  großer 
Temperatur  bei  nä*ften  ,Sitnmeri,  mohl  aud»  tu«  bracht  auigeftattet,  namentlid)  in  Samaifui  unb 
(Hnfalben  bei  Mörperi  gebient  haben  mag;  5)  bai  Äairo.  Gin  merfmilrbigei  Scifpiel  bietet  bai  oon 
Caldnrium  für  bai  marme  S.  ©etrennt  baoon  Saicba  3)luftafa  Sololi  1570—77  erriebtetc,  188*» 
unb  nid)t  notmenbig  jum  S.  gehörig  ift  r>)  ba>  erneuerte  Srudbab  in  Cfcn  (f.  Taf.  I ,  ,"\ig.  3)  mit 
Lacnnicum,  bai  trodne  Sdnoitibab,  au*  Suda-  einer  10  m  im  Surcbmcffer  meiten,  ba*  Scdcn  über 
toriumgenannt.  S  ief  er  iHaum ,  beffen  Aiiftbobeu  bedenben  Kuppel.  Sdbrenb  grbf,cre,  teebnifd)  unb 
auf  tlcinen  Pfeilern  rubte,  bie  auf  bem  mit  Riegeln  tünftlerifd»  bttrcbgefflbrte  S.  im  Mittelalter  niebt 
überbedteu  öbpocauftum  aufftanben,  mar  fo  ein-  entftanbru,  meubete  fid)  bie  ftenaiffance  ihrem 
gerietet,  bafe  ftd)  in  ibm  bie  ftitje  oom  ÖPPocau^  Smmude  roieber  $u.  Scrübmt  maren  bie  SBabc 
itum  aui  nad)  allen  »Hidjtungen  bin  oerbreiten  ftuben  ber  Jugger  in  Mugiburg  (f.  Taf.  I,  Jjig- 4). 
tonnte,  benn  fomobl  ber  Sufeboben  ali  aud)  bic  ,^m  17.  unb  18.  ^ab* b\  mürben  bie  fürftlicben 
Seitenmfinbe  maren  l;ohl  unb  liefeen  betfte  l'uft  S.  ©egenftanb  monumentaler  2luigeftaltung.  Sic 
biird).  i>n  ben  «abeümmern  befanben  ficb  Saffin?  Sabenburn  im  ^arf  ui  ^nmphenburg  bei  WÜncbcii, 


Digitized  by  Google 


2:u; 


iöab  (in  ber  (ilicmic)  —  Sabajoj 


ba«  9Harmorbab  in  bei  Jluc  bei  (iafjcl  (f.  iai.  I, 
ftig.  5),  mit  reichem  plaftifcbem  Scbmud  von  ^ierre 
ftrancoi*  üDlonnot  (geb.  311  iflefancon  1GGO,  geft. 
zu  Moni  1730),  ba*  93.  Vazienlt  bei  Warfebau  u.  a. 
finb  bervorragenbe  93eifpiele  hierfür. 

3n  neuerer  .Seit  würbe  bcr  93auhmft  bie  3luf- 
gabe  geftellt ,  bem  gefteigerten  33ebürfni*  entipre= 
djenbe  Einlagen  ju  febaffen.  $\\  tfnglanb  entftanb 
1842  bie  erftc  öffentliche  93abeanftalt  in  Liverpool, 
ber  balb  anbere  in  Sonbon  folgten.  M  ben  fünfziger 
fahren  würben  ju  ben  Wannenbäbern,  bie  bi«ber  in 
fieien  Slnftalten  allein  flblicb  waren,  bie  icbwtmm-- 
bdber  unb  feit  1856(zucrft  zu  3  t.  Sinn'«. füll,  ^rlanb) 
bieSampfbäbcr  hinzugefügt.  ^nScuticblanb  gingen  ' 
Wien  (Sianabab,  erbaut  1842  »011  ,yörftcr  unb 
tfttel,  im  Winter  Sanzlotal)  unb  .Hamburg  mit  bcr 
(frricr/tung  grofier  Warmmaüer:  Srtmimmbäber 
oorau*.  Sic  ^riratinbuitric  bat  fieb  ber  Anlage 
von  93abeanftaltcn  überall  bemächtigt.  ,*aft  jebe 
größere  Stabt  befitit  mehrere  wohleingcricbtete93abe-- 
anftaltcn.  #ranireid)ftebt  in  biefer  Beziehung  anbern 
Üänbern  nad).  Sie  Slnftalt  «8t  >3ammam»  ju  1<ari»  | 
ift  bie  einzige  glänzenb  eingerichtete.  Sonbon  beftttt 
neben  jablrcicbcn  öffentlichen  93.  vielleicht  bie  am 
heften  eingerichteten,  in  benen  für  ein  einfache«  93.  1 
freilicb  bi*  5  ÜJi.  bereebnet  wirb.  3n  ülMen  ift  bae 
tfömifebe  58.  (1872—73  erbaut  von  Klauf»  unb  ! 
Wroft,  Äoftcn  über  2\4  3JUU.  SM.)  muftergfiltig. 
Berlin  befitit  mehrere  treffliche  Slnftaltcn  bieier  Slrt.  j 

311*  93eifpicl  einer  iolcbeu  ftellt  Saf.  II,  £ig.  10 
n.  11,  ba*  Cuirinu«bab  zu  starben  bar,  in  welchem 
neben  ben  3peifc=,  l'efc:  unb  Wartezimmern  fid)  in  1 
einer  ftattlicben  $>aUc  19  Ginjelbdber  unb  4  cdjwift: 
bäber  finben.  Sin  biefc  legt  ficb  bie  Schwimmhalle 
mit  ihren  Cnttleibung«zellcn.  93efonberc  93.  für 
Arauen,  breite  Sreppeu,  ein  Aabrftuhl  u.  a.  fcblicftcn 
ftd?  ben  .yjaupträumen  an.  Sie  obern  öefeboffe  be« 
93orberbaufe*  bienen  öoteljwcden.  (*inc  93abczclle 
au*  bem  Kaiferbab  ju  Stachen  (f.  Jaf.  II,  *ig.  9)  zeigt 
bie  reicher  entwidelte  Slnlage,  eine  jolcbc  au«  bcr 
Solbabcanftalt  ui  Sonaucfcbingcn(f.Saf.lI,  Jjig.3j 
hie  mittlere  3lu*bebnung,  wie  beim  biefc«  ganze  93  I 
(f.  2af.  II,  #ig. 1—3)  mit  feinen  18  93abczcllen  ben  | 
Sppu*  eine*  tleinern  fteilbabc*  vergeamwdrtigt.  I 
tfnblicb  würbe  bie  Strbeiterbabeanftalt  ju  San* 
häufen  bei  Hannover  (f.  iaf.  II,  #ig.  G— 8),  ein  mit 
befebräntten  Wittein  au«gefübrter  93au,  bargcjteUt, 
bei  welchem  neben  4  gellen  mit  Wannen,  jwet  für  , 
ba*  Sampfbab  unb  einer  für  Traufe  noch  ein  flrfrfec- 
m  Wafcbraum  vorbanben  ift. 

On  ben 5inrid)tunflen für l u unb  eeebäber 
finb  ßrofee  5ortf*ritte  ju  üerjeidmen.  Grftcrc  bc^ 
fteben  au«  feften  ober  febwimmenben  93abeanftalten, 
meift  leichten  Holzbauten,  bie  ein  aroftc*  löaffiu 
umf*lieften  unb  üon  Äabinen  (jum  Slueflciben  bc= 
ftiminten  .Kammern)  umgeben  finb.  Cffene  nennt 
man  iolcbe,  bie  ben  Schwimmern  nach  bem  Waffer  ju  j 
freie  ©ahn  lafien.  Solche  fmb  Dorjua^weifc  an  ber 
See  geboten.  Wdhrenb  man  an  beu  jpteeren  mit 
ftarter  C?bbe  unb  Alut  Sabelarrcn  flebrauebt  (auf 
'Hdber  aufteilte  Kabinen,  bie  bi*  zur  aebbriaeu 
2iefe  in«  4Diecr  binau*flcfahren  werben),  hat  man 
an  ber  C)t)'ee  unb  am  ÜWittelmecre  ftebcnbc  anlagen 
becorzuat  unb  zum  leil  mit  arodem  Slufmanb  her= 
fleriebtet  (in  £erina.«borf,  5trieft  u.  a.  C'.).  311«  t»: 
pifebe  Slnlage  ift  auf  Saf.  II,  Aifl.  4  u.  r>,  bie  v^abc 
anftalt  in  bcr  Slufeenalfter  bei  ©amburfl  baraeftellt, 
welche  in  ben  ^aoillon*  offene  fallen  mit  Sih= 
bclnten  unb  Mlcibcrbafcn,  in  ben  ^wifcbeiiflüaeln  ' 


Slulleibezimmer  unb  bic  iuTivaltunaoiäunie  enthält. 
—  3$fll.  Cfthofi,  93.  unb  ©abcanfialten  ber  Neuzeit 
(l*PZ- 1887);  M.  ScbulRC,^auunb©etrichüon^oit*= 
babeanftaltcn  (S3onn  1*!W);  Detter,  l'tobernc  ©. 
(Stuttfl.  1WM);  Malenbcr  für  A>eizuncj«',  ?üftunfl«: 
unb  Stabetecbnifer,  hg.  oon  .«linken  (ftallc  1896fa.); 
«alenber  für  Öefunbheit*techntfer,  hfl.  i?on  iKecf- 
na^el  (SWüncft.  185*7). 

©ab,  im  d)emifduni'aboratoriumeinc'öor 
riebtunfl  zum  Übertraflcn  fllcichmäfeiaer  Wärme  an 
Zu  evwärmenbe  .Uorper,  bie  zum  Siaerieren,  Scftil 
lieren,  Sierbampfen  unb  2rodnen  bient.  3e  nach 
bem  bie  Wärme  übertraflenbenlDtebium  unterfcheibet 
man  Waff  er  ;3  anb  ,  £  l,  ^araf  fuv/JJcetalKSampf  1 , 
i'uftbäbcr  (f.  bie  einzelnen  Slrtilel).  3ur  Grbaltuna 
einer  touftanten  Temperatur  in  bureb  föa«  gebeiz- 
ten 33.  bebient  man  ficb  bcr  Ibcrmoftaten  (f.  b.). 

^abadifdjnn,  Sllpenlaub  in  2urleftan,  ju  1?lf= 
dbaniftan  ^ebbria.  zwifeben  bem  .fnnbutufd)  unb  ber 
Mrümmunfl,  welche  ber  Slmipbarja  mit  feinem  fübl. 
Duellfluffe,  bem  ^dnbfch,  bilbet,  erftredt  fich  von 
3G  bi«  38°  nörbl.  ©r.  unb  ü!»  3ü'  bi«  72a  Öftl.  X. 
»on  ®reenwicb  unb  wirb  »om  Jiuti<ba  =  barja  unb 
feinen  Dielen  ,Suflüfien  burebftrömt  (f.  Karte:  Weft  •■ 
aüen  II,  beim  Slrtilcl  Slficn).  ^m 0.  cjrenzt  c«  an 
bie  Üanbfcbaftcn  Wartan  (obere«  Thal  be«^änbf(b, 
af^banifd)),  ScbiAtian  unb  ^Hofcban,  im  %  an 
Kuljab  unb  Sarwa«  ( bie  lct»tern  4  l'dnber  aebb: 
ren  zu  ©udmra),  im  3.  an  Kafiriftan.  Sa*  Sanb 
ift  berühmt  bur*  fein  flefunbe*  Klima,  bureb  licb; 
hebe  Jbälcr  unb  ibäcbe,  burtb  Jvrücbte,  iölumen  unb 
9lacbtiaallen,  befonber«  bureb  feine  frühern  üHubiii: 
flruben  in  ben  nicbriflcrn  ©erflen  nabe  am  ^lufe.  Sa« 
höhere  0ebirae  liefert  Eifert ,  Salz,  Schwefel  unb 
t>icl  Lapis  La/.uli.  l'eliterer  bilbet  »bern  »on  bebeu= 
tenber  iltächtiflteit  in  einem  araucn  ü){uttergeftein. 
Sie  Einwohner  be«  l'anbe«  fmb  perfifcb  fprccbcnbe 
Schiiten,  Tabfcbil,  U«belen  unb  funnitifebe  Araber, 
gelten  al«  ungemein  aevllio  unb  aaftfrei  unb  werben 
auf  100  (MX  >  S  eelen  cjef cbä  M .  Ser  wiebtiafte  ^nbuftric  > 
zweia  ift  (fifenfliefterei ;  ber  .<Sanbel  wirb  namentlid) 
von  ben  Slfabancn  betrieben.  Sie  .f»auptftabt  ivai  • 
fabab  am  Kutf d?a  war  burd>  bic  (hroberung«züiie 
be«  (Sban*  uon  Kunbu*  fchr  üeröbet  unb  bureb  l*rP= 
beben  1832  üerwüftet  worben,  bat  ficb  aber  wieber 
erholt.  Sic  33e»olferuna  treibt  (fiieninbuftrie  unb 
Waffenfabritation,  namentlich  auch  $anbel  mit  (tc 
raubten  Silasen  unb  mit  *^ferben.  3m  SC.  liegt 
Sfcberm,mit  15006., früher öeiuptftabt.  Serme)t- 
licb  oon  Aaiiabab  aeleflcne  Crt  3i  u  ft  a  l  ift  bcr  .fraupt 
hanbel«pla^  be*  fianbe«.  —  9?fll.  (icnoral  report  of 
the  preat  triponometriral  snrvoy  of  India  (Scbra= 
Sun  1871);  Woob,  Ajourney  to  the  source  of  tho 
r'wer  Oxus  (i'onb.  1872).  Iiichen»),  f.  Soba. 

©abagar  (Badagarn,  fanarcfUcb.  «bie  9iörb- 

©aboort)/  Hafenitabt  an  ber  Stlaoenfüfte  in 
Weftafrifa,  zur  engl.  Kolonie  i'aao*  (f.  b.)  aebörig, 
bureb  Saaunen  mit  ber  Stabt  £ago«  uerpunben. 
93.  war  ehcmal«  .öauptftabt  eine«  ^Icgcrrcich*. 

©abajo,}  (fpr.  -ebobb«).  1)  $ro«in}  im  König; 
reich  Spanien  (f.  Karte:  Spanien  unb^ortu  = 
gal),  in  (?ftremabura ,  grenzt  im  sJl.  an  (Eacere* 
unb  üolebo,  im  0.  an  Giubab  illcal  unb  6or= 
boba,  im  S.  an  Sevilla  unb  &ueloa,  im  ©.  an 
^JoTtugal,  bat  21894  qkm  unb  1887:  481508, 
1897:  490551  (245830  männl.,  244721  weibl.)  Q., 
22  auf  l  qkm,  15  $ericbt«bczirlc  unb  162©emein= 
ben.  ^n  ber  vom  öuabiana  unb  feinen  Weben 
flltifen  burchfehnittenen  Hochebene  lieaen  noch  weite 


Digitized  by  Google 


«obalona  —  «acbcfer  ittarh 


237 


Streden  unbebaut,  S  ennoeb  ift  bie  Brooinj  reich  an 
©etreibe,  befonber«  ©eijen,  iöülfenfrücbtcn,  ©ein 
unb  £(.  Sie  fübtt  auch  Kerf,  ©olle  unb  Schlacht: 
oieb,  namentlich  Schweine  au«.  Tie  ^nbuftrte  ift 
flau}  unbebeutenb.  Turcb.  bie  3af™:S>ueloababn 
würbe  bem  fcanbel  nach  S.  ein  befferet  ©eg  3ut  See 
gebahnt.  —  2)  $auptftabt  (Giubab)  ber  ^rooinj  B. 
unb  oon  Gfttemabuta,  ©afjenplat»  erften  Wange«, 
liegt  5  km  oon  ber  portug.  ©renje,  an  bet  Gifen= 
babn  na*  ÜJtabrib  (507  km)  unb  fitffabon  (281  km), 
am  linfen  Ufer  be«  ©uabiana,  bet  oon  einer  582  m 
langen  ©ranitbrüde  oon  32  Sogen  übermannt  wirb, 
ijt  Si&  Pe«  ©eneralfapitän«  unb  eine«  Bifcbof« 
unb  bat  (1897)  28912  G.  Aufeer  bem  mit  8  58a 
ftionen  oetfebenen  ©all  wirb  B.  burch  einen  febr 
jtarlen  Brüdentopf,  ba«  fort  Sau  Griftobal  unb 
4  Heinere  goxti  (San  iHoque,  Bicurina,  Barba= 
lera«  unb  San  Biccnte)  oerteibigt;  in  bem  ©infel 
jmiieben  ©uabiana  unb  bem  ftlüficben  SHioilla«  liegt 
auf  bobem  $el«legel  ein  bef  eftigte«  Scblofj.  $ie 
Stabt  jerffillt  in  bie  obere  unb  untere,  ift  regelmäßig 
gebaut,  aber  finftcr  unb  fcbmuMg,  bat  eine  Äatbe= 
brale  mit  pracbtooller  Orgel  unb  ©emälben  oon 
^lateo  6erejo  unb  Dtotale«,  5  Bfatttitcben,  12  ebe= 
malige  Klöftct,  5  Spitäler,  1  Tbeatet,  ftabttfation 
oon  £üten,  Seber,  #apencc  unb  lebhaften  ©renj-- 
banbel,  aber  auch  ftarlc  Schmuggelei.  Tie  frucht- 
bare, aber  wenig  beoölterte  Umgegenb  ift  meift  ©eibe= 
lanb  unb  leibet  SDlangel  an  irintwaffer. 

9.  ift  bie  von  ben  Römern  neu  erbaute  Fax 
Augusta  ober  Batallium  in  l'ufitanien.  Bon  ben 
^taurenBabalios.BabaliotboberBatbalju« 
genannt,  war  biefelbe  feit  Auflöfung  be*  Gbaliiat* 
oon  Gorboba  (1030)  Sifc  be«  Königreich«  ber  Beni 
Alafta«,  bt«  1094  bie  Stabt  oon  ben  Almoraoiben 
erobert  warb.  9tacbbem  B.  1168  ben  l'lauren  burch 
Alfon«  I.  oon  Portugal,  biefem  aber  wieber  bureb 
^erbinanb  oon  Öeon  entviffen  worben,  würbe  eS  1228 
Purcb  3llfonö  IX.  oon  i'eon  ben  3Jto«lem«  für  immer 
abgenommen.  AI«  ein  Schläffei  311  Portugal  ift  bie 
Stabt  auch  in  ber  neuern  ©efebiebte  oielfad)  wichtig 
geworben.  Sie  würbe  1660  oon  ben  Bortugiefen 
oergeblicb  belagert,  bann  1705  im  Spanifchen  Grb= 
folgetriege  oon  ben  Alliierten,  welche  biet  20.  üHai 
1709  unter  ©allomap  unb  iytonteita  burch  bie  Spa= 
nier  unb  »^tanjofen  unter  3)u  Bap  eine  Weberlage 
erlitten.  3"  B.  würbe  6.  '^uni  1801  jwifchen  Spanien 
unb  Portugal  triebe  gefchloffen,  unb  31.  ÜHai  1808 
brach  bajelbft  ber  Aufftanb  gegen  Napoleon  I.  au«. 
3m  ftranjefifeben  Kriege  würbe  B.  28.  3an.  181 1 
burch  1 7  000  #ran jof  en  unter  S  oult  belagert  ,1 1 .  Jebt. 
ba«  Kronen  wert  varbalera«  burch  Überfall  gcnom= 
men,  19.  gebr.  ein  Gntfagbeer  an  ber  ©ebora  ge= 
fchlagen,  worauf  9.  2Jtärj  bie  fteftung  lapitulierte. 
hierauf  würbe  e«  breimal  bureb  bie  Gngläubcr,  ba« 
lefcte  OTal  unter  ©ellington,  belagert,  311m  etftenmal 
nach  bei  Groberung  oon  Clioenja  16.  April  1811, 
Poch  mufete,  ba  Soult  jum  Gntfah  anrüdtc,  bie  Be- 
lagerung 14. 2Jtai  aufgehoben  werben;  jum  jweiteju 
mal,  nach  ben  Schlachten  oon  Juente«  be  Cnore  unb 
hei  Albuera,  00m  25.  SRai  bi«  16.  Auni  1811,  hoch 
ebenfalls  ocrgebensJ.  2ie  Dritte  einfchliepung  feit 
17.  Ü)tdtj  1812  enbete  mit  bet  tftoberung  ber  Stabt. 

tttaPafoisa,  ba«  Baetulo  ber  iHömer,  Stobt  in 
bet  fpan.  ^roornj  Barcelona,  nörblich  oon  ber  Ü)lün= 
bung  be«  Befo«  in«  ÜJlittelmeer,  an  ber  Bahnlinie 
Barce(ona=3Jtataro,  ring«  oon  ^omeranjengärten 
umgeben,  bat  (1897)  18075  (?.,  3chiffba>i, eine  Wla«-- 
bütte,  ©einbau  unb  ftftftenfchiffabrt. 


Gabarit  Kohcc,  f.  Aprifofenöl. 

«abaub  (frj.,  fpr.  -boh),  1  ropf,^infel,  Üötaulaffe. 

^ab  «tonn,  f.  Meitcuholj. 

iy abcf ahrtcu,  f.  Bab. 

^rtbcf ricfcl,  f.  Gtjem. 

lynbchrtubtüdicr,  englif  che,  au«  deinen  ober 
|  Baumwolle  Ähnlich  wie  ungefcbnittener^lflfch  berge= 
'  itcllle  ."oanbtücher.  Auf  bem  leinwanbartigen  ©runb 
erbeben  fich  nach  beibeu  Seiten  unaufgefchnittene 
Schleifen  obet  Soppen ,  bie  mittel«  jweiet 
!  fetten  entwebet  butch  eingelegte  Nabeln  obet  butch 
oerfebiebene  Spannung  ber  ©runb-  unb  Jodetten 
!  unb  ein  eigentümliche«  Berfahren  heim  Anfchlagen 
j  mit  ber  l'abe  (fajmache  unb  ftatte  Schläge)  betoot= 
gebtacht  wetben.  $ie  nicht  feht  bicht  ftchenben 
I  Soppen  geben  bem  ©ewebe  eine  taube  Cbetfläcbc, 
I  bie  3um  Abreiben  be«  ftörper«  nach  bem  Baben 
i  oor3üglicb  geeignet  ift ,  weshalb  biefe  3euge  auch 
iyrottierftoffe  heilen.  Au«  ähnlichem  Stoff  mit 
etwa«  Ifltjctn  Soppen  werben  auch  Babebanb; 
febuhe  sum  Abreiben  oerfertigt. 

®aebcter,  Bucbbänblcrfamilie,  führt  ihren  Ur- 
fprung  jurfld  auf  Tüebetich  B.,  geb.  1680  in 
Btemeu,  geft.  1716  al«  Buchbruder  in  Bielefelb. 
Seine  Gntcl  waren  bie  Brüber  3a*aria«©er  = 
harb  Siebericb  B.,  geb.  1750,  geft.  1800  al« 
j  Buchbruder  in  Cffen,  unb   r  a  n  j  ©  0 1 1  h  i  l  f  6  e  i  n  ■■ 
1  rieh  3a! oh  B.,  geb.  1752  in  2;ortmunb,  geft.  1825 
J  al«©cncraliuperintenbentunbBa[tor  inTabl.  Gin 
1  Sobube«  erftern,  ©ottfehalf  ^teberieb  B.,  war 
I  Begrünberbe*©efchäft«  inGffen  (f.Baebefer,©.5).) 
unb  batte  aufeer  feinen  bei  ben  ^iaebf  olgern  im  ©e- 
febäft  noch  f olgenbe  Söhne:  Jt a r l  Ba e b  e l e r  (f.  b.), 
Gbmunb  B.,  geb.  1808,  geft.  1853  al«  tyiftor  in 
Blabenhorft,  unb  Abolf  B.,  geb.  24.  3ioo.  1810, 
Begrünber  einer  Buchhanblung  in  ftotterbam  (1835 
—50)  unb  Köln  (1844-67).  Gin  Sohn  Gbmunb«, 
£ugo  B.,  geb.  25.  Aug.  1846,  geft.  9.  3ioo.  1879, 
erridbtete  1877  eine  Buchhanblung  in  iPtülbeim 
a.  b.  91.  —  Gin  Gulel  oon  <Han3  ©ottbilf  $>cint. 
i^atob  B.,  3uliu«  B.,  geb.  18.  ^cj.  1814  in 
©itten,  geft.  26.  SWdtj  1880,  gtünbete  1843  eine 
Buchhanblung  in  Glbetfelb  (1852  oettauft)  unb  1846 
eine  folebe  in  isferlohn.  ^ie^lachfolger,  feine  Söhne 
&  u  go  B.,  geb.  24. 9too.  1847,  unb  3  u  l  i  u  «  B.,  geb. 
22.  mai  1855,  oertauften  ba«  Sortiment  (1883), 
I  bie  «Jferlobner  Leitung»  unb  bie  Bucbbruderei  unb 
oet -legten  ben  Berlag  1H87  nach  Ceipjig. 

^aebeter,  Marl,  Bucfabänbler  unb  Bcgtünber 
ber  unter  feinem  tarnen  bctannteniReifchanbbüchcr, 
geb.  3.  9loo.  1801 3U  Gffen  al«  ältefter  Sohn  oon 
©ottfehalf  Tieberich  B.  (f.  Baebeter,  ©.  &)i  er= 
öffnete  1827  31t  Köhlens  eine  Buchhanblung  unb 
erlangte  burch  Kauf  ben  Berlag  oon  Klein«  «iHbein: 
reife»  (Kohl.  182S,  ©.  iHöbling),  beren  3.  Auflage 
u.  b.  2.  «Mbeinlanbe»  (1839)  er  felbft  beatbeitete. 
ftn  bemfelben  fahre  gab  er  fteiiebanbbücber  für 
Belgien  unb  ftollanb  berau«,  1842  ba«  «ftanbbiub 
I  für  :Keiienbe  burch  Tcutfchlanb  unb  ben  Öfterr. 
Kaiferftaat»,  1844  bie  «Schweis»,  1855  «^ari«  unb 
Umgebung».  AI«  Borbilb  bienten  ihm  bie  engl. 
iHeifehanbbücher  oon  3obn  Dtunap  (f.  b.),  bie  er 
bei  ben  Pamal«  rbeinaufwärt«  nach  ber  Schweis 
unb  Italien  reiienben  Gnglänbern  fab.  Bor  jeber 
neuen  Auflage  bereifte  B.  bie  beschriebenen  ©egen^ 
I  ben  regelmäßig  felbft  unb  erreichte  babureb  für 
feine  Bücher  eine  ^uoerläffigleit  unb  praltifche 
Brauchbarteit,  wie  fic  bei  ©erten  biefer  Art  bt«bcr 
nicht  betannt  war;  er  ftarb  4.  Oft.  1859.  Ta«  ©c^ 


Digitized  by  Google 


238      Söaebcfer  (ß.        —  sBaöen  |  Wroftöcrjogtum ;  0 b c r fl ä d;c 1 1 geft a  1 1 u u ö) 


fcbäft  ging  über  an  feine  Söbne  (Srnft  sö.,  geb. 
26.  Clt.  1833,  geft.  23.  $ufi  1861,  unb  Karl  8., 
»leb.  25.  San.  1837.  l*in  britter  Sobn,  §ri&  SB., 
fleb.  4.  Sej.  1844,  trat  1869  al*  Seilbabcr  ein  nnb 
ift  feit  bemftüdtritt  Rarli  (1878)  ber  alleinige  SBc= 
fttjer  be*  £>aufe*,  ba*  1«72  nad)  l'eipsig  verlegt 
würbe  unb  He  .V.uua  «Marl  SBaebeler»  beibehalten 
bat.  Sie  Sammlung  ber  ^eifebanbbücber,  bie  burd); 
fdmittlid)  alle  2—3  $a\)xc  in  neu  bearbeiteten,  audi 
fartogravbifd)  ftet*  vervollf  ommneten  Auflagen  ber^ 
ausgegeben  werben,  um <a\\ t  jefet  faft  fämtlidje 
ber  (hiropa*,  einen  leil  be*  Orient*  unb  'Jiorbame 
rifa,  fomie  in  sDtonograpbien  bie  21*eltfiäbtc  Statin, 
Vonbon  unb  $arie.  (Sine  (Srgänjung  baju  bilben 
einige  Spradjfübrer.  (seit  1857  werben  aud)  frans, 
unb  feit  1861  aud)  engl.  SHuägaben  ber  iReifebanb: 
büdjer  veranftaltct.  Teilhaber  feit  1887  ift  ©einrieb 
Witter,  fleb.  22.  Clt.  1837,  ein  öauptmitarbeiter  an 
ben  iHeifebanbbücbern ;  feit  1899  $o banne*  SB. 
Ülu&erbem  enthält  ber  SB.fdje  Verlag  no*  Scbul= 
büdjer  von  2ß.  $flfe  u.  a. 

SBacbefer,  $>.,  Verlag*:  unb  Sortimente 
budjbanblung  mit  SBud)bruderei,  Sdmftgicfjerei, 
Stereotypie,  Öaloanotppie  unb  SBudibinberei  in 
(Sffen,  im  iBefife  von  Öufta  v  SB.,  fleb.  18. 9)lai  1848, 
unbSiebcrid)  SB.,  fleb.  13.3uli  1850.  Sie  mürbe 
1798  von  ^ottfdjallSieberid)  SB.  (f.  SBaebeler, 
familie),  geb.  13.  3uli  1778,  geit.  23.  iDtärj  1841, 
gegrünbet  unb  beftanb  aud  SBud>banblung  unb 
iÖuAbrudcrei.  lKad?folgcr  waren  feine  Söbnc 
IS  b  u  a  r  b  SB.,  fleb.  22.  sJDtai  1817,  fleft.  18. 9RdX|  1879, 
unb  Julius  fleb.  21.SUug.1821,  geft.  22.  Nor- . 
1898,  unter  benen  bie  übriflen  3»eige  binjulamcn. 
sJlad)  bem  Sobe  tfbuarbe  trat  beffeu  Sobn  ©uftav 
SB.  unb  nad)  bem  sJttidtritt  3uliu*'  1891  be*  le&= 
tern  Sobn  Sieberid)  SB.  al*  Jeilbaber  ein.  55er 
Verlag  umfafet  päbagogifdjc  SlUerlc  von  Koppe, 
Spiejj,Sieftermeg,$aefter*(«Sietftbel>»,  1200  Muri. 
in4Vt  ÜDlill.  (Srcmplaren  verbreitet ;  «i?ebr=  unb  Vefe= 
bud)  für  9Jlittelllafien  tatb.  SBoltsfdmlen»,  1 15  SHufi.), 
Meilner,  cdnlrmanu  unbSliMnbmöUer/.8ud)ncr,  <oei= 
lermann  unb  Siefmann;  Die  i'ieberljeftc  von  Übt, 
<^rccf ;  bie  Sdnillarten  von  Veebcr.  ISine  anbere 
Wruppe  bilben  tedmifdje  Serie  von  ©urlt,  Wefitv- 
fd>mibt,  ber  «SBerg=  unb  jSfittenlalenber»  (feit  1856), 
Stüblen*  «^ngenieurlaleuber»  (feit  1866).  Saju 
tommen  «"Sie  flefamten  StaturwifjenfAaftcn»,  bfl. 
von  6-  Waftu*  (3  SBbc.,  3.  «ufl.  1874-  77);  bie 
»  Gffener  Leitung»  (feit  ben  erften  ^abnehmen  be* 
18.3abrb.),  bie  feit  1883  al*  «flbetnitd)=Weftfälifcbe 
Leitung'»  täglid)  3Weimal  erf*eint;  enbli*  ba*Sjyo= 
cbenblatt  "Ölüdauf»,  von  1865  bi*  OTittc  1883  als 
Beilage  jur  «Offener  Leitung»,  von  ba  an  felbftän- 
bigerfebeinenb.  3m  betriebe  ftnb  1  Xampfmafcbine, 
2  2)ampfteffel,  16  ^reffen;  Sabl  ber  bcfAäftigtcn 
k4}erfonen  166. 

üBobcfrätfe,  foviel  wie  Qtobefriofel,  f.  trljem. 

*abcf raut,  f.  Siebftödel. 

9ab  (vlmcii,  f.  iMiuen. 

«ab  elfter,  SJabeort,  f.  Clfter. 

«ab  (9me*,  f.  6m*. 

«oben  (bier$u Karte: SJaben, feoben jollern 
unb  Württemberg),  ein  jum  Scutidwi  IHcicbc 
geborige^@rofiberjogtum,feinem^läcbeninbaltnad) 
ber  vierte,  feiner  (ünmobnerjabl  nad)  ber  fünfte 
*vHunbe*ftaat ,  liegt  im  SS.  von  £eutfd?lanb  jwi: 
fdjen  47ö  32'  unb  49°  46'  nbrbl.  »r.  unb  T  31' 
unb  9U51'  Bfil.  V.  von  (Mrcenwi*,  grenzt  im  C.  unb 
Ti.  an  5»at?ern  unb  Württemberg,  bie  bobenjoll. 


Vanbc  unb  öeiien  unb  wirb  burd)  ben  9tbein  weft= 
lid)  von  ber  bawr.  ^falj  unb  vom  ßlfafj,  fübli* 
von  ben  Scbwcijer  Kantonen  Jburgau,  Sd>a?'i: 
bauten ,  Süricb,  Slargau,  ÜBafel  gefebieben.  Sie 
getarnte  Örcnjlinie  betragt  etwa  1530  km,  wovon 
auf  bie  9ibeingremc  382  f  ommen.  %  ic  gröfete  Vdngnv 
ftredung  beo  Vanbed  von  Süben,  ber  ^llbeinede  bei 
ibafei,  in  norböftl. : K uf  t im a  bi*  2Bertbcim  am ÜJlain 
beträgt  284  km.  %'\t  breite  ift  febr  vertrieben  unb 
jci(\t  im  3.  154,  im  %  100  km,  wdbrenb  fie  in  ber 
Glitte  biö  auf  18  km  abnimmt.  Ser  fylä&eninbalt 
beö  Üanbeä  beträgt  15081,is  qkm  ober  273,<j  geogr. 
Ouabratmeilcn,  ohne  ben  Slnteil  am  üßobenfee. 

Cberflödjenfieftalrnnji.  5«  v-öfJ»g  awf  s-öobenbe= 
fdiaffenbeit  jerfdllt  in  ba«  weftl.iief  lanb  ( 16^roü.) 
unb  in  t&i  5ftl. Ükbirg^laub  (44  %ro\.\  unb  .^Ügeb 
lanb  (40^roj.).  2?a«  öauptgebirge  ift  ber  Sdjwarj» 
walb  (t.  b.),  ein  walbrei*e3  SÖlaiiengebirge,  ba*  in 
ber  9lbeinede  jwifdjen  Jöafel  unb  Sädingen  fid)  cr= 
bebt  unb  in  feiner  norböftl.  i'ängenerfrredung  von 
158  km  von  cädingen  bi*  ^forjbeim  unb  bi*  an  bie 
(Snj  feinen  Ülamen  bewabrt.  Sa*  (Gebirge  fällt  im  21». 
metft  febroff  ab  unb  begrenjt  fteil  bie  gef  egnete,  244  km 
lange  unb  burd)fd)nittlid)  9—14  km  (bei  Ömmen^ 
bingen  17—22  km)  breite  bab.  9ibeinebene.  S)er 
3cbwarjwalb  wirb  burd)  ba*  Cuertbal  ber  Kinjig 
in  eine  obere  ober  füblidK  unb  in  eine  untere  ober 
nörbl.  >>älfte  gefdjieben,  jene  mit  einer  mittlem 
6öbe  von  975,  biete  von  650  m.  Ter  .«jVauvtftod 
be*  obem  3*warjwalbe*  ift  ber  Jelbberg  (1494  m). 
Won  ben  böd)ften  Kuppen  ber  von  bier  faft  ftrab: 
Unförmig  auelaufenben  SBergreiben  fmb  ber  ©eU 
Acu  ( 1415  m),  wegen  feiner  gewaltigen  pvramibalen 
LAorm,  unb  ber  tief  in*  'Jlbeintbal  bineinragenbc 
flauen  (1167  m)  befonber*  ju  bemerlen.  Cigen- 
tümli*  fmb  bem  obern  Scbwarjwalbe  bie  vie= 
len  Plateau*  unb  auegebebnten  ^od)ebenen,  von 
jablreidicn  ©eböften,  Dörfern  unb  Ueinern  ctäbten 
erfüllt.  2>a*  böcbftgelegenc  Sorf,  öötbenfdjwanb 
(meteorologifdje  Station)  bei  St.  iBlaficn,  liegt 
looö  m,  bie  böAftgelegenc  Stabt,  ,vurtwangen. 
870  m  bod).  Ser  öauvtftoc!  be*  untern  Sdjwarv 
walbe*  ift  bie  ioomi*grinbe  (1166  m),  füböftlid)  mit 
bem  be*  Kniebi*  (965  m)  unb  nörblid)  mit 
ber  ibabner  Jööbe  (1002  m).  Sie  Slueläufer  be*> 
Sdjwarüwalbe*  nörblidb  von  ber  ^nj  bi*  an  ben 
Diedar,  bie  leinen  gemeinfcbaftlidjcn  Flamen  tragen, 
bilben  ein  ^ügellanb  von  300  m  mittlerer  £öbc ; 
ibre  bödjfte  I5rl)ebung  ift  ber  König*ftubl  (568  m) 
bei  £>eibelberg.  3«  ben  bab.  einteilen  bes  ^ura= 
6od)=  unb  öügellanbee,  ba*  fiA  im  SO.  an  ben 
Sdjwarjwalb  anfdiliefet  unb  bie  Waffcrtdjcibe  jwi= 
fd?en  üHbein  unb  Senau  entbält,  treten  im  fiinjgau 
bervorberi">eiligenberg(816m),@öbrenberg(754m), 
ber  .t>6cbfte  (840  m),  im  Unterfeegau  ber  5branb(661  m) 
unb  Sdjiencr  überg  (692  m),  im  öegau  bie  feltfam  gc= 
formten  Sataltlegel:  .iSobcnb&men  (846  m),  ,<öoben- 
ftofteln  (844  m),  .^obenlräbcn  (645  m),  bie  württemb. 
l*nllave  »obcntwiel  (692  m);  im  Klettgau  ber  Jöobc 
iHanbcn(928m).  SerCbenwalb(i.b.),berbenSJinlel 
jwifd>en  sJlcclar  unb  Warn  (etwa  2420  qkm)  erfüllt, 
tft  ein  weniger  geglicbertee  ÜJlaiiengebirge  mit  einer 
mittlem  (Srbebung  von  390  bi*  450  m,  ba*  mit  bem 
gröftem  nbrbl.  Seile  bem  ©rofeberjogtum  deficit, 
mit  bem  tleinem  iüblidwi  SB.  angehört.  3"  leftterm 
liegen  bie  böcbften  Kuppen,  unter  Urnen  ber  Ka&en: 
budel  (627  m)  nahe  am  3iedar.  Sie  SBergwänbc 
faUcn  bier  fteil  ab  unb  bilben  bie  linle  Seite  be* 
febönen  untern  5ledartbal*.  inorböttlid)  gebt  ber 


Digitized  by  Google 


Google 


Digitized  by  Google 


Söaben  (®roj$er$ogtuni ;  0eiDäfferung.  Älima.  Stttnerafttig.  iöcöölferuug)  239 


Obenmalb  in  jwci  wellenförmige,  fruchtbare  öftael= 
lanbfdjaften  über,  in  baS  Saulanb  unb  jjtäntifcbc 
Hügellanb,  beibe  bureb  bie  Sauber  gefebieben. 
ber  iRbeinebene  im  SBreiSgau  erbebt  ftcb  eine  Per; 
einleite  Dultaniicbe  Serggruppe,  ber  Äaiierftubl,  im 
Umfang  45  km  meffenb,  mit  einem  gläcbenraum 
von  etwa  110  akm  unb  etwa  40  gröfeern  unb  llei= 
nem  SBergen.  Ser  böcbfte  ©ipfel  biefeS  merfmür: 
bigen  $afaltgebirgeS,  ber  9?eunlinbenberg,  fteigt  bis 
jur  Höbe  von  557  m  auf. 

©ewö  ffentng.  ÜB.  wirb  burch  bie  jwei  grö&ten 
Ströme  Mitteleuropas,  bie  Sonau  unb  ben  9tbein, 
in  ben  SBereicb  jweier  entgegengefe&ter  Meergebiete 
gejogen.  Sie  Sonau,  bie  auf  bem  öftl.  Abhänge 
bes  fübl.  ScbwarjwalbeS  ibren  Ausgang  nimmt, 
umfafct  von  bier  bis  jum  völligen  Austritt  aus  SB. 
ein  Cuellgebiet  von  etwa  1200  qkm.  Sie  2Baffer= 
febeibe  jwifeben  Sonau  unb  ÜHbem  gebt  Uber  Born- 
merau  (834  m)  oberhalb  Jriberg  in  fübmeftl.  SHid)5 
tung  bid  gurtwangen,  in  beffen3tähe  (amSirglirain, 
1000  m  bodj)  bie  JBreg  entfpringt,  bie  in  Sonau= 
efebmgen  mit  ber  von  bem  ttejfel  berge  (bei  St.  ©eor= 
gen),  5*21  m,  lommenben  Örigacb  fidj  vereinigt,  um 
oon  nun  an  unter  bem  Diamen  Sonau  ibren  langen 
t'auf  ju  beginnen.  Ser  iHbein  ift  ber  Hauptftrom 
unb  bilbet  in  feiner  weftl.  ^Richtung  bie  burch  einige 
iebroeij.  überfebreitungen,  namentlich,  ben  Danton 
Scbaffbaufen ,  unterbrochene  Sübgrenje  bis  SBafel 
unb  von  ba  in  feinem  nörbl.  Caufe  bie  weftl.  ©reme 
bee  bab.  CanbeS.  Tu:-*  JHeftififattonen  mittels 
Surcbjdmitten  nacb  bem  aHane  beS  bab.  ^ngenieur^ 
oberften  Julia  (geft.  1828) mürben  babifcberfeitS  bem 
Aluffe  bis  1861  bereite  118  qkm  jeftt  baubaren 
&inbeS  entjogen.  Ser  iHbein  erbält  auf  bab.  @c- 
biet  jablrei&c  3uflüffe ,  bie  fämtlicb  bem  Schwarz 
walbe  entfpringen.  Sie  bebeutcnbften  barunter  fmb 
ton  3 üb  nacb  9iorb:  Sutacb,  obere  ober  Haueiu 
fteiner  »Ib,  obere  Murg,  "Bebra,  SBiefe,  Gl*,  Hin- 
jig,  Murg,  untere  Alb  unb  3ledar.  Sie  finb  für 
bie  Holjflöjserei  wiebtig.  Scbiffbar  ift  nur  ber 
31edar  (mit  Gm,  Glien,*,  Äocber,  ^agft),  einer  ber 
anfebnlicbften  SBinnenflüffe  SeutfäManbS.  Gr  trägt 
Segelfcbiffe  von  einer  mittlem  Sragfäbigleit  oon 
100  t  -  2000  Gtr.:  bie  ber  grö&ten  beträgt  250  t. 
trüber  würbe  er  längere  3eit  auf  ber  Strcdc  jwü 
feben  Heselberg  unb  Heilbronn  von  Sampfbooten 
befabren;  jeftt  bat  bureb  eine  jwifepen  Heilbronn 
unb  Mannheim  (feit  1878)  eröffnete  Äettenfcblepp= 
febiffabrt  ber  ©üterverletjr  auf  bem  bluffe  einen 
großen  Auffd>wung  genommen.  Ser  Main  bilbet 
nur  auf  eine  Strede  von  37  km  bie  Jiorbgrenje 
bes  ©rofeberjogtumS,  üBapern  gegenüber.  Seit 
1885  ift  auch  auf  ibm  eine  Äettenfcbleppfcbiffabrt 
eröffnet.  Sie  aus  Württemberg  vom  Sauberfee  bei 
'JJliAclberg  (440  m)  tommenbc  lauber  burebfliefet 
auf  bab.  ©eoiete  ben  fruchtbaren  £aubergrunb  unb 
münbet  bei  SBertbeim  in  ben  sJJtain.  vjjom  S8oben= 
fee  geboren  ;u  iB.  182  qkm.  eigentümlich  fmb  bem 
Schwarjwalbgebirge  Diele  Heine  Seen  oon  2  bie  5  km 
Umfang  auf  einer  £öbe  oon  785  bis  über  1000  m. 
Xie  bebeutenbern  fmb  ber  2iti;  (848  m)  unb  ber 
Jelbfee  (1113  m)  am  gelbberge,  ber  Scblucbiec 
(901  m),  ber  SMlbfee  (1093  m)  auf  bem  ftniebi*, 
ber  aWummelfee  (1032  m)  auf  ber  öorniägrinbe,  beT 
i>errrnmiefenfee  (830  m)  auf  ber  iBabner  ^öbe  u.  a. 

ftiima.    ÜBei  ber  Serfchiebenbeit  ber  £>öben 
oerbältniffe  (bie  Sifferenj  jmifchen  bem  böcbften 
fünfte,  bem  gelbberge,  1494  m,  unb  bem  niebrig^ 
ften  bei  2Jtannbeim,  97  m,  beträgt  1397  in)  finbet 


natürlich  auch  ein  großer  llimatifcher  SBechfel,  na- 
mentlicb  in  ber  ilßärmecerteilung,  ftatt.  6$  läftt 
fid>(1894)bicmittlerclemperatur  ber(?bcne(3Ölann- 
heim)  ju  +  10,88  '  unb  bie  bc£  Ö)ebirgfllanbc#(To: 
nauefebingen  unb  öödjenfchwanb )  ju  -)-(},*  '  unb 
+  5,7°  C.  annehmen;  nach  ben  ^Beobachtungen  ber 
16  babifchen  meteorolog.  Stationen  bat  ficb  ber 
Januar  ali  ber  fältefte,  ber  ^uli  als  ber  wärmftc 
aütonat  ergeben.  Tonauefchingen  jeigte  ben  fälteften 
ftanuartag  mit  — 25,«";  Mannheim  ben  wärmften 
Jag  mit  +35,4:>  C;  bie  bab.  iHbeinebene  gehört  fo- 
uach  ju  ben  wärmften  ©egenben  gan3  SeutfchlanbS. 

aWitcralrcid).  2)er  Schwarjmalb  bat  eine  gro^c 
50lannigfaltigfeit  an  metaUifcben  Mineralien  auf= 
jumeifen.  vJlacbbcm  aber  im  Saufe  be*  19.  ^abrh. 
faft  fämtliche  üDtctallbergbauten  unb  auch  bie  l*ifen= 
werfe  mit  ihren  Gr^gruben  aufgegeben  worben  fmb, 
bat  bie  iBergwertembuftrie  feine  große  SBcbeutung 
mehr.  Sieerftredt  ftch  }ur  vSeit  auf  bie  ©ewinnung  oon 
©almei,  SBraunftein  ober  Wanganerj,  Steinfoplen, 
Salj,  ©ipd  unb  einige  anbere  nnHbare  Steinarten, 
ferner  auf  bie  Gneugung  oon  ©ufowaren  jweiter 
Schmelzung  unb  üBerarbeitung  uon  Schweifoeifen. 
Sie  ganje  üBergbau^unb  .vSütteninbuftrie  befchäftigte 
(1894)  2392  Arbeiter  unb  brachte  34  850 1  ßrjeug: 
niffe  im  ©efamtwert  üon  7  963  243  3)1.  beroor.  Sa* 
uon  Iamen  auf  üBergwerfeerjeugniffe  (Steinfohle, 
Grse)  44  495  M.,  auf  Salje  au*  wäfferiger  2i> 
fung  (Staatefalinen  in  iKappenau  unb  Sünbeim) 
1  Ol  1 343  *Dl.,  auf  Jnüttenerjeugniffe  (Schwcfelfäure) 
304  850ÜDU  auf  iKobeifeuoerarbeitung  66025543)1. 
3ahlreia>  fmb  bie  Mineralquellen,  mit  benen 
fich  eine  grofie  fleibe  berühmter  iBabeorte  Perbinbet, 
wie  9)aben-üBaben,  SBabenweiler,  3lntogaft,  ©rice= 
bach,  jreiersbach,  ^eteretbal,  JHippolbSau,  i'angen: 
brüden  unb  Überlingen. 

»eriHferung.  Sie  fchon  im  18.  ^brb.  üblichen 
Zählungen,  feit  1810  neu  georbnet,  würben  bie 
1831  jährlich,  bann  bis  1845  alle  3  f^abre  ange- 
ftellt;  1846  famen  bie  ebenfalls  alle  3  yabre  unter» 
nommenen  3*hlungen  beS  3oüüereinS  an  bie  Stelle 
ber  SanbeSjählungen.  3Jlit  ©rünbung  bes  Seut» 
ufen  :Hout->  traten  5jährige  .Bäbtperioben  ein. 
5B.  hatte  1810  runb  1  aHill.,  1875:  1507179, 
1885:  1601255,  1890: 1657867,  1895:  1725464 
(817  281  männl.,  878 183  mcibL)  G.  (barunter  2065:  i 
aJiilitärperfonen),  b.  i.  114,4  auf  1  qkm  unb  eine 
Zunahme  feit  189t)  um  67597  aierfonen  ober  4,o* 
a)roj.  Sem  dicligionsbefeuntm«  naa?  waren  (1895) 
1057075  Äatholiten  (barunter  8817  ?lltfatboliten), 
637  946  Gvangelifche,  25903  Israeliten  unb  4380 
anbere  Ghriften.  1890  waren  ber  Staatsangehörige 
feit  nad)  1640  015  ober  98,«  akoj.  aieidjSangc^ 
hörige,  barunter  1510028  ober  91,i  airoj.  5Ba= 
bencr,  129987  ober  7,»  airoj.  Angehörige  anberer 
iBunbeSftaaten,  17  825  ober  l,i  airoj.  iMeichSauö= 
länber.  Auf  bie  116  Stabtgemcinbcn  entfielen 
1895  :  649956  G.  ober  35^  ^roj.,  b.  i.  eine  3i»' 
nähme  feit  1890  um  53322  ober  8,»4  Uro}.,  mäh 
renb  fich  bie  Ginwobner  ber  1463  i'anbgemeinben 
mit  jufammen  1072532  ober  64,7  Üroj.  um  4084 
oerminbert  hatten.  Sie  ^ahl  ber  Haushaltungen  bc= 
trug  .'563338,  bie  ber  bewohnten  ©cbäube  227978; 
auf  eine  Haushaltung  famen  4,75  akrfonen  gegen 
4,8i  im  3.  181K).  1900  würben  1866584  (925670 
männl.,  940914  weibl.)  G.  gejäblt,  b.  i.  eine  3u; 
nähme  oon  141 120  ober  8,i«  a?roj.  Mehr  als  bie 
Hälfte  ber  ajevöUcruug  ift  fchwäb.  Stammes  unb 
gehört  jum  größten  2eil  bem  alamann.  Swcige  be*- 


Digitized  by  Google 


L;4ü   «oben  (öro^cr^ogtum ;  ünnb-  unb  ftorftwirtföaft.  Onbuftric  unb  .'paubcl ) 


felben  an.  Siefer  nimmt  ba*  fog.  Cberlanb  iüb= 
tvavt-:-  bet  Würg  ein  unb  wirb  beute  nod>  von  ben 
iöcwobnern  be*  UnterlanbeS,  abwärt*  bet  Würg, 
Schwaben  genannt.  9iörblidj  pon  ber  iDturg  folgt 
eine  gemifcbjc  Skalierung,  bie  in  ber  ^falj  in  ben 
rein  fränt.  Stamm  übergebt.  Sie  Seoölterung  nach 
Serufeabteilungen  giebt  untenftebenbe  Sabelle.  Sie 
fabl  t>er  ©eborenen  betrug  1895:  58220,  ber  Cbe- 
fcbliefiungen  13046,  ber  ©eftorbenen  (eiufd?lief?licb 
Sotgeborcne)  39081. 

%  £anb»  unb  ft8rfrwirrfd)aft.  5J.  gehört  burcb 
Arucbtbarleit  be*  Sobene,  namentlich  tn  ber  iHbcnv 
ebene  unb  bem  öügellanbc,  überall  aber  burcb  forg= 
fdltigen  Ülnbau  ju  ben  ergiebigsten  L'änbern  Qmo- 
pae;  jugleid)  finb  bei  ber  großen  itericbiebenbeit 
be*  iBobenö  unb  Ahmad  alle  benfbaren  Sirtfcbaft*: 
ipfteme  unb  Slnbaumeifen  innerbalb  feiner  ©renjen 
pertreten,  $on  ber  «eiamtfläcbe(1894: 1508100  ha) 
waren  877  555  lanbmirtfcfcaftlid*  benufct,  553  280 
Salb  unb  77  205  nicht  ertragreich.  33on  ber  lanb* 
wirtfebaftlicb  benuhten  ,\läcbc  waren  500942  ha 
flderlanb,2O0192Sieien,  19  070  Weblaub,  10227 
(harten,  554  Haftanienroalb  unb  54  149  ftänbige 
Seibe.  Sie  Slnbaufläcbe  betrug  1899  dou  Selsen 
39 141  ha,  Spelj  unb  tfmmer  58031,  Joggen  45353, 
©erfte  60019,  Wenggetreibe  24859,  &afer  08  273, 
Kartoffeln  «7482,  ftuntelrüben  30113,  weifee 
:Hüben  48957,  i>opfen  2172,  Hlee  (ü>eu)  38110, 
Vujerne  21 820,  (ffparfette  9944,  Wai*  0133  unb 
bieten  208  503  ha ;  ber  (Srnteertrag  50  597 1  Seijen, 
«0071  Spelj  unb  ßmmer,  57  058  iKoggeu,  80530 
©erite,  33331  Wenggetreibe,  95008  jrjater,  001280 
Kartoffeln,  0*39  947  Juttcr=,  31309  3udcr*,  283901 
weifre  unb  4239  Moblrüben,  10  090  Wöbren,  1477 
Üopfen,  190274  Älee($eu),  12l802fiujerne,31394 
Cfparfette,  42500  Wai*  unb  997344  t  Siefen* 
heu.  ^m  Grntejabr  1895/90  gab  es  44011  Jabaf; 
vRanjer,  bie  eine  ftläcbe  uon  8414  ha  beppanjten; 
ber  ©efamtmert  ber  Jabalemte  (19005 170  kg)  be= 
trug  15433244  5W.  Tie  SBabifcben  Seine  (f.  b.) 
finb  befonberä  gefuefet.  Ser  Grtrag  wen  17  008  ha 
Seinlanb  ftellte  fid)  1898/99  auf  241 05*  hl  Sein* 
moft  im  Serte  von  9  204  000  W. 

SJon  ben  S  a  l  b  u  n  g  e  n  (553 980  ha),  bie  30,6  $ro  j. 
ber  Weiamtfläcbe  einnehmen  unb  einen  i>auptreiäV 
tum  be*  fianbee  bilben,  geborten  ((*nbe  1897)ben  So= 
mdnen  98690  ha,  ben  ©emeinben  253231,  Körper* 
ftbaften  19870unbiWi»aten  1*2 194ha;  278431  ha 
waren  ( 1 893)  Saubwalb,  barunter  37038  Meberwalb 
121700  eicbenfchälwalb),  71092  Wittelwalb  unb 
169  701  &od)walb  (18909  ha  hieben).  (**  befteben 
98  lanbesberrlicbe,  2  öof-  unb  4  ©emeinbe^ejirfsf: 
forfteien.  Ser  untere  Scbwariwalb  weift  bie  au*; 
gejeiebnetften  beutfdjen  sJcabelboljwalbungen  auf;  er 
birgt  ganje  ißeftänbe  herrlicher  Seifitannen  oon  50 
bis*  50  m  $öbe,  bie  al*  fog.  «>}ollänber»  jum  Schiff* 


bau  in  bie  Meberlanbe  ausgeführt  werben ;  in  ben 
übrigen  Sanbeögegenben  wtegt  ba«  l'aubholj  por. 
Ser  Scrt  fämtlicber  Salbungen  wirb  auf  500  Will. 
W.  »eranfaMagt;  jäbrlidj  werben  etwa  2'/4  Will. 
Aeftmeter  im  Serte  oon  20  Will.  W.  gefcblagen. 
Winbeftens  ein  drittel  be«  jabrlidjen  öoljbiebe? 
lommt  in  ben  öanbel  für  ba<s  Slu&lanb.  Siefer 
umfangreiAe  ^olgbanbel,  oon  alter«  ber  burcb  fog. 
iSdüfferf d>aften  betrieben  unb  burd>  bie  flößbaren 
Slüffe  bed  3d)war}walbcd,  insbefonbere  aber  burd) 
ben  iKbein  befbrbert,  erftredt  ft(b  bauptfdcbUd)  nad) 
JÖollanb.  Sie  Siebgucbt  bat  in  ber  neuern 
jumal  in  ber  ©üte  be«  SKinboieb*  einen  befonbem 
Sluffdiwung  genommen.  Qi  würben  gejdblt  1897: 
71515  $ferbe  (einfdjlieftlid)  510  Wilitdrpferbe), 
050885  5tüd  JRinboieb,  81821  öiafe,  41125;! 
Sdjweine,  109940  Siegen,  *K)55G  58ienenftöde, 
2214339  6tüd  Jeberbie^  unb  43752  J&unbe. 

Ofabuftric  unb  .^anbcl.  SQor  bem  1835  erfolgten 
i'lnütliin  an  ben  Seutfcben  3°Uoerein  war  ^. 
bauptfäcblid)  nur  ein  aderbauenber  Staat.  €eit: 
bem  bat  bie  ©emerbtbätigfeit  unb  befonbere  bie 
^abrilinbuftrie  fo  jugenommen,  taf;  jotu  au 
ber  inbuftrielleu  ©efamtprobuttton  beö  Seutfd>eu 
iKeicbd  einen  nambaften  unb  in  einjelnen  .SttH'uu'n 
beroorragenben  Anteil  bat.  1895  würben  in  $n- 
buftrie  unb  ©ctoerbe  287  450  (Srwerbetbflttge  (1882 : 
204  542)  gejablt;  1894  würben  3388  betriebe  neu 
eröffnet.  3n  ben  0771  einer  befonbem  Slufficbt  unter= 
ftebenoen  (bewerben  würben  (1.  Ott.  1898)  185978 
Arbeiter  befebäftigt,  barunter  54039  weibliche  unb 
15  845  jugenblicbe;  überwacht  würben  ((htbe  1897) 
3547  Sampf  leffel.  1842  würben  24  Stampf unb  an^ 
berc  Wafcbinen  mit  701  ^ferbeftärlen  oerwenbet, 
1801:  233  mit  3377,  1875:  923  mit  13002, 1882: 
975.  Sie  metften  inbuftriellen ^Betriebe finben  fid»  in 
ben  «reifen  Harlerube  unb  Dtannbeim  (557  unb  345), 
alfo  bie  Jöälftc  aller  im  Üanbe  porbanbenen  1866. 
£>erpor}ubeben  fmb  bie  ^erttlinbuftrte,  befonberd  in 
Saumwolle  unb  6cibe,  aud>  Solle,  Sein  unb  >>anf, 
bauptfäcblid)  im  Sübweften  bie  ^abritatton  pou 
Sijouteriewaren  (^forjbeim),  Zdbat  unb  Zigarren, 
"^kipier,  Üeber  (lädierte*  Öeber),  Spiegeln  (9Jtann= 
beim),  von  Wafcbinen  (Warlerube,  IJforjbeim  unp 
Wannbcim),  pon  dement,  §olj-  unb  Scbnihwaren. 
üö.  befttit  pei  JHübenjuderfabrifen,  unter  benen  bie 
ni  Sagbäufel  eine  ber  bebeutcnbften  im  deiche  ift ; 
ferner  eine  ^oblglaefabrit  ju  ©aggenau  unb  eine 
5afclgla*fabrit  3u  Salterbingen;  eine  ber  bebeu; 
tenbften  Gabrilen  ibrer  ?lrt  ift  bie  SabifAe  Jtnilin 
unb  Sobafabrit  ju  ^!ubwigebafen  a.  ;Hh.  Qine 
eigentümliche  ?lnbuftrie  b^at  baa  fianb  an  ben  fog. 
Scbmarjwdlbcr  Ubren,  beren  Verfertigung  baupt^ 
iflehlid)  bem  obern  Scbwarjwalb  (drurtwangen, 
Millingen,  Jriberg,  Sen^tircb)  angehört  unb  gegen; 
wärtig  etwa  11000  Wenfcben  befcbdftigt.  Ser 


t>ie  »e»91ferunfl  in  »oben  nach  £eruf*abtei(nnflen  am  14.  >ni  1895. 


SBerufdabteilungeu 


A.  l'anb  un6  Rorf»roirtid»dft  

H  *rr(jbou  unb  JJnbufttir,  iBauBfiOftbi-  

•  '.  Aanbrl  unb  «rrtfbr  

1».  tfobnavbcit.  bäu*lid)r  Üicnftf  

K.  ftnnrr.  gtoat«  ,  örmrinbr  ,  «irdjfiibicnft;  ftrif  iPrruff  .... 

Taninlrr:  Hrmtt  unb  "Wniinr  

V.  Ärntiifr,  UrnfionÄrr  u.f.to..  HJrrfount  oljne  »auf  u.  *fruf*anflabo 

Xavuntcr:  itnifW«f(  «flWtitiiN(K  .  .  

=  untmr  A  bis  V 
tonmtrr  w ribltd>r  f  rrfenrn 


Ifrrotrb*« 


if*7  450 
T:.4<59 

4HCK57 
20  58  8 
346 
53  2VH 


873  824 
•.•95  639 


bolcn 


10  487 
12  661 
9  8»» 
32 

6  487 
521 

7  088 
7  0*6 


Äiiflfljdriflf 


340  616 

85  744 
242 

39  7.;:. 

2  689 
23  3.M 
23  OM 


46  654 
45  583 


798  760 
533  471 


729  187 
S98  153 
171 119 
13  682 
94  319 
23  798 
112  78:. 
83  4.  G 


1  719  23S 
874  693 


Digitized  by  Google 


©oben  (@rof#eräogtum;  58erfef)r*»ejen.  ©eiftigefiultur.  »erfaffung  u.  öerroaltung)  241 


Sb anbei  wirb  burA  ben  iTlbctn ,  btn  9cecfar  unb 
ben  SJobenfee,  fomie  auA  burA  ba3  vielfaA  ver-- 
jrveiatc  Gifenbabnuefc  fc^t  ßeförbert,  namentlich  ift 
bet  Xranfitbanbel  bebeutenb.  Ser  meitauS  widj- 
tigfte  .franbeläplafc  beSfianbeä  ift  ÜJlannpeim;  aufscr* 
bent  finb  noA  ju  nennen  Karlsruhe,  Ronftanj,  2abr, 
^forjbeim  unb  greiburg. 

Serfebrömefe».  SerSöafjerverfebr  ift  bebeutenb, 
boA  geben  bie  ©egelfdjiffe  nut  bii  SÖlannbeim,  bem 
roiAttgften  Stapelplatz  be#  DberrbeinS;  1897  jdblte 
«.  558  Segel-,  61  Sampff  Aiffe  für  ^radjtbeförbe= 
rung.  Slufeerbem  giebt  e$  gut  unterhaltene  Staate 
ftrafeen  (1897:  3098  km),  Rreiäfrrafeen  (1245  km), 
©emeinbeftrafeen  (6171  km)  fomie  (1898)  1739  km 
Gifenbabnen.  (S.^abif  Ae  Gtfenbabnen  unb  Seutf  Ae 
Gifenbapnen.) 

<9etftigc  Riiltiir.  Sie  UnterriAtäverroaltung  ftebt 
(feit  1881)  unter  bem  OJUniftertum  ber  fyiftu,  be$ 
RultuS  unb  Unterrichts,  bem  bie  beiben  Universitäten 
tfeibelbera  (1386)  unb  frreiburg  (1457)  unb  bie  2eA- 
nif  Ae 6ocpf  Aule  in  ftarl vntbe  fomie  bie  Runftf  Aule 
bort  unterteilt  fmb,  mdprenb  für  SBo I Ii  ■  unb  Nüttel- 
fcbulen  eine  befonbere  SBebörbe  in  bem  Dberf  Aulrat 
(feit  1862)  eingefe&t  ijt.  .; !ur  58eaufftAtigung  beS 
^olfsfAuIroefenä  nnb  bem  Cberf  Anlrat  mieber  bie 
flreisf  Aulräte  (feit  1883: 13)  untergeorbnet,  tt>eld>e 
bie  unmittelbare  BuffiAt  über  bie  SUolläfAulen  füfc 
ren  unb  ben  bienftlidjen  SJerfepr  ber  Seprer  unb  ber 
OrtSfAulbebÖrben  mit  bem  Cberf  Aulrat  vermitteln. 
Sie  DrtäfAulbcbörben  (SAulfommifftonen)  üben 
bie  örtlidje  äuffiAt  unb  paben  bie  Sermaltung  beS 
örtliAen  Vermögens  unter  fiA;  alle  ^ollef  Aulen 
fmb  feit  1876  Rommunalf  Aulen ;  fie  »erfüllen  in 
einfaAe  unb  erweiterte;  naA  ^urüdlegung 
1  AulpfliAtigen  Sllterä  baben  Änaben  noA  2  3abre, 
siUäbAen  noA  1  3ab,r  bie  gortbilbungsfAule  (feit 
1874)  ju  befugen.  3n  ben  1588  SoltäfAulen  mur* 
ben  1898/99: 269848  SAulfinber  von  3549  fieprern 
unb  384  Cebrerinnen  unterriAtet.  Sn^rioatf  Aulen 
auf  ber  £öbe  ber  SiolfsffAulen  »raren  12  vornan* 
ben,  in  melden  von  25  fiebrem  unb  40  fiebrerinnen 
381  Änaben  unb  795  2RäbAen  unterrichtet  mürben. 
Sie  ÜJlittelf  Aulen  merben  (abgegeben  von  ben  jur  bxt- 
lieben  Suf jiAt  eingeteilten  ©ei'  unb  SlufftAtöräten) 
unmittelbar  vom  Oberf  Aulrat  geleitet;  fie  »erfüllen 
in  SWittelf Aulen  für  bie  mdnnliAe  unb  in  2JHttel= 
fAulcn  für  bie  meibliAe  Sugenb.  3u  erftern  ge- 
borenes) 14®pmnaften,2$rogpmnafien,2!}ieal 
gpmnafien,  6  Dberrealf Aulen,  2  9tealprogpmnaf«en 
unb  4  b&bere  SJürgerf  Aulen  (2  b-,  2  4llaffige),  3  7llaf « 
fige,  11  Oflafftge  ftealfAulen  unb  10  böbere  Ü3ürger- 
f  Aulen  (7  6*,  3  4tlaffigc),  jufammen  54  Dtittelf  Aulen, 
an  benen  (1897/98)  12717  6Aülcr  unterriAtet  »ur= 
ben,  todbrenb  bie  7  naA  ftaatliAer  SBerorbnung  (von 
1877)  eingeriAteten  böbern  OTäbAeuf Aulen  von 
2519  SAülerinnen  befuAt  mürben.  Slufcerbem  be= 
ftanben  34  ^rivatfAulen  auf  ber  £>ftpe  ber  3Jlittel-- 
f  Aulen ,  in  benen  847  Änaben  unb  1960  3HdbAen 
unterriAtet  mürben,  %üx  bie  ©Übung  ber  fieprer 
forgen  au^er  ben  öoAf  Aulen  3  ^rdparanbenfAulen 
(Üötceräburg,  jefct  mit  bem  Scminaroerbunbcn,  Ocn- 

SenbaA,  lauberbifAoföbeim) ,  4  Seminare  (2  in 
'«rlärufce,  je  1  mGttlingcu  unb  ÜJicerSburg),  1  iurn= 
IcbrerbilbungSanftalt  (Rarlärube),  1  ftaatliAe«  6e= 
minar  für2ebrcrinnen(Äarl§ru^e)  neben  foIAen,  bie 
mit  b  ehern  SWäbAenf Aulen  oerbunben  fmb  (v^rci 
bürg,  ibeibelberg);  aufterbem  finben  TiA  noA  in 
ietit  einem  ©croerbefAulrat  untcrftellt,  45  ©eroerbe^ 
fAulcn,  2  Äunftgcmerbef Aulen  CPforjbeim,  Äarl3= 

»r^rfbau»*  «on»*TfoMon««afif!im.   14.  «u|L  «. «.  IL 


rube),  1  ©augemertf  Aule  (Äarlärubc),  1  •2Anmevei- 
unb  1  UbrmaAerfAule,  1  ^cterbaufAule(£>oAburg), 
1  SBiefenbaufAule  (Kadärupe),  1  ObftbaufAule 
(Äuguftenberg)  unb  5£ufbcfAlagfAulen;  2  Änftal» 
ten  für  Jaubftumme  (GVerlaa^Sljeim,  SReersburg), 
1  für  JBlinbeQloeöb^im).  —  3eber  2anbc§cinroobncT 
geniest  ungeftörte  ©emiffendfreibeit.  5)ie  5ReAt^= 
ftellung  ber  ÄirAen  ift  burA  bie  ©efefte  Pom  9.  Dlt. 
1860  geregelt  (mit  ©erdnbenmgen  über  bie  93orbil= 
bung  ber  ©eiftliAleit  pon  1874  unb  1880).  3>ie  ber 
röm.jfatb.  ÄirAe  juftebenben  JReAtc  merben  burA 
ben  Grjbif  Aof  oon  ^wiburg  geleitet,  bem  ba§  Drbi= 
nariat  untergeorbnet  ift.  $ürbie3tueübungber6eel* 
forge  befteben  781  Pfarreien  mit  eigenen  "^frflnben 
unb  119  Raplaneipfrünben.  2)a5  örtliAe  ÄirAen- 
vermögen  wirb  von  einer  Stiftung3lommif fiön,  bie 
Siftritt^ftiftung  von  einer  Siftrittdlommiffion,  bie 
allgemeinen  lirAliAen  Sanbedfonbd  merben  von 
einem  OberftiftungSrat  vermaltet,  melAer  ber  Ober.- 
aufftAtbcrlMegierungunbbeSGnbifAof8unterfteb.t. 
—  $en  Slltfatbolifen  ftnb  burA  ©efeh  vom  15. 3uni 
1874  Die  Ate  gemdbrleiftet— 2>ie  feit  1821  beftebenbc 
vereinigte  evang-prot.  ÄirAe  mirb  naA  ber  3*erfaf- 
fung  vom  8.  Sept.  1861  Permaltct.  3)ie  RirAe  gjie= 
bert  ft  A  in  25  ühöcefangemeinben  unb  etma  361  Miv- 
Aengemeinben.  Organe  ber  le^tem  finb  Junten - 
gemeinbeverfammlung  (von  ber  ©emeinbe  gewdplt) 
unb  ber  ÄirAengemeinberat  (von  ber  Sierfammlung 
gemdblt).  Xu-  2>i6cefangemeinbe  mirb  von  ber  T  i  o-- 
cefanfpnobe  pertreten,  an  beren  ©pifte  ber  %t\an 
ftebt.  %'\t  fianbeSgemeinbe  bat  ibre  ©ertretung  in 
ber@eneralfpnobe,$ie93«börbenberÄirAefmb:ba* 
Pfarramt,  ba*  Setanat,  ber  Dbcrfir Aenrat.  —  2)ie 
befonbem  Jlngelegenbciten  ber  ^taelitcn,  15  SRab^ 
binat^bejirfe  mit  151  iHeligionägemeinben,  leitet  al» 
Staatöbcbörbe  ber  Dberrat,  ber  bem  aJcinifterium 
ber  3uftij,  be3  fiultuS  unb  Untern  At«  unterfteb, t,  )U 
bem  für  GntfAeibung  eigentltAer  9leUgion§fragen 
noA  Jlvei  Rabbiner  jugejogen  merben. 

Serfaffung  unb  $ermalhtng.  ©.  mar  unter  ben 
beutfAen  Staaten  ber  jmeite,melAer  eine  lanbftdnbi; 
f  Ac  ©erf  affung  er  ha  l  u  n  bat  (22.  »ug.  1818).  Sie  Re- 
gierung ift  naA  bem  JReAte  ber  (Srftgeburt  in  bem 
sJJtannöftamme  Rarl  griebriAS  erbliA;  naA  bellen 
Sludfterben  folgt  bie  indnnliAe  SRaAlommenfAaft 
bab.^rinieffinnen  unb  jtvar  junäAit  bie  ber^&Ater 
be8  @rofeberjog§  Äarl,  bann  bie  feiner  SAweftem, 
bann  bie  ber  £öAter  beS  ©ro^berjogd  Seopolb  unb 
beä  SRarfgrafen  2Bi(belm,  f o  bar,  ber  3Rannäftamm 
tti  Saufeä  jpobenjollermSigmaringen  baS  ndAfte 
GventualreAt  bdtte.  $er  ©ro^berjog  ift  tn  ber 
Huöübung  feiner  9legiening«gemalt  an  bie  35er- 
f affung  gebunben.  3)ie  Stänbeverf ammlung,  rocl Ae 
alle  2  yabre  ju  einer  orbcntliAen  Si^ung  be= 
rufen  mirb,  befteb,  t  aus  jmei  Äammern.  Sie  GTftc 
Rammer  fet)t  ü&  jufammen  aui  ben  volljdbrigen 
^jrinjen  bed  groftberjogl.  öaufeö,  ben  ^duptern 
ber  ftanbc^berrliAett  ober  erbliA  lanbftdnbifAen 
Familien,  aAt  Slbgeorbneten  beö  grunbberrliAen 
»bei«  (auf  je  8^abre),  bem  GribifAof  von  ^reiburg, 
bem  evang.$rälaten,}mci2lbgcorbnetenberöanbe$.- 
univerfitdten  unb  aAt  vom  ©r ofeberjog  obne  JRücf  fi At 
auf  Stanb  unb  ©eburt  auf  bie  Sauer  einer  Stdnbe- 
verfammlung  ermdblten  anitgliebem.  Sie  3roeite 
Rammer  beftebt  auä  63  älbgeorbneten  ber  2 table 
unb  ^Imter,  melAe  naA  bem  ©efetj  vom  16.3lpril 
1870  in  56  9Baplbcjirlcn  (13  ftdbtifAen,  43  ldnb= 
UAen)  gemdblt  merben,  unb  jroar  in  ber  Sßeife,  bafe 
bie  2Bablbejirfe  ÄarUrube  unb  SWannljeim  je  brei, 

16 


242 


©abert  (©ro^crjOQtunt ;  gittan^en) 


bie  SBablbejirfe  ber  brci  nfic&ftßröfetcn  Stfibte,  tjrci* 
burß,  fteibelberg,  ^forgpcim,  je  j»ei,  alle  übrigen 
ffiablbegirfe  je  einen  &bgcorbneten  ju  Ȋblen  baben. 
Sei  ben  £anbtagd»ablen  ift  ber  ©runbfaf*  bed  all- 
gemeinen 2öablred)td  unb  ber  geheimen  Slbftimmunß 
eingeführt,  aber  bie  inbirette  SBabl  burd)  ffiabb 
männer  beibebalten.  SBablfäbiß  ift  ieber  25jäbriae( 
roäblbar  ieber  30idbriße  unbcfdjoltene  ÜBürßer.  Sie 
Slbgcorbncten  jur  3»e>ten  flammet  »erben  auf 
4  3afcre  aerodblt  unb  alle  2  3abte  gur  Jöälf te  er» 
neuert.  Set  «jjarteiftellung  nad)  gfiblt  fte  (1890): 
2flonfert>atiüc,  22  2Jcitßlieber  bed  (Jentrumd,  239ia- 
tionalliberale,  73rcifinniße  unb  Semolraten,  7  So= 
cialbemotraten,  1  %ntifemiten  unb  1  vom  ÜBunb  ber 
2anb»irte.  —  93.  gerfällt  inl49teid>dtaßd»abl' 
f  reife:  1)  Äonftang:überlinßen  (Slbßcorbnetet  fuiß, 
(Sentrum) ;  2)  Sonauefcbinßen=33illinßen  (Kaller,  luv 
tionalliberal);  3)  Scbopfbeim:9Balbdbut  (Scbulet, 
Gcnttum);  4)  fiörradj  :  Ktüllbeim  (33lanlcnborn, 
uationalliberal);  5)  ftreiburg  (2Rarbe,  ßentrum); 
6)  ?abr=9öolfadj  (Scbättgen,  (Zentrum) ;  7)  Äebl'Df= 
fenburß  (Scbüler,  Gentrum);  8)  93üb>lRaftatt  (Ccnber, 
(Sentrum);  9)  ^forjbeim  (kalter ,  Socialbemotrat); 
10)  ttarldrube  =  93rud?fal  (Öecf,  Socialbemotrat); 
lliWannbeimCSree^ba^Socialbemofrat):^)^^ 
belberg  (33cd,  nationalliberal);  13)  »retten  •  Sind-- 
beim  Oiude,  23unb  ber  Sanbmirte);  14)  Äbeldljeim: 
»uAeiulauberbifcbofdbeim  (3^nt«f  ßentrum). 

Sie  böcbfte  ooUgiebenbe  unb  beratenbe  £anbed* 
bebörbe  ift  bad  Staatdminifterium,  beffen  OrganU 
iatiou  auf  lanbedberrlieben  93erorbnungen  vom 
20.  Stpril  1881  unb  7. 3Hdrg  1893  berubt.  Sanad) 
befteben  neben  ber  Stelle  eined  Staatdminifterd,  mit 
welcher  feit  7. 9)lärg  1893  bad  3Rinifterium  ber  ^ufti  j, 
bed  Jtultui  unb  Unterridjtd  oertnüpft  ift,  brci  Gingel* 
miniftcrien:  bad  bed  ßrofrbergoßl.  ftaufed  unb  ber 
ftudredrtigen  Slnaeleßenheiten,  »elcbcm  bie  3lnßc: 
leßenbeiten  ber  Gifenbabnen,  bed  %v\v  unb  Stele: 
ßrapb,  enroefenö  gußeteilt  finb,  bad  bed  3""««.  wcU 
ebem  bie  ^utforge  für  öanbtl,  ©emerbe  unb  i!anb= 
nrirtfd) af t  guf dllt,  unb  bad  ber  ^inanjen.  Sie  $or: 
ftänbe  biefetüReif  ortd  bilben  mit  et»a  noeb  ernannten 
9)titßliebern  obne  Portefeuille  bad  Staatdminifte: 
rium.  Unmittelbar  unter  bem  ©ro&bcrgoß  fteben  bad 
©ebeime  Kabinett  unb  bie  Dberredmunßdfammer. 

93.  bat  ein  Dberlanbedßeticbt  in  ftarldru&e  (f.  b.), 
fteben  fianbgeriebte  unb  59  nmtdgericbte.  Straf-- 
anftalten  finben  fid>:  in  Srudrfal  bad  9Jldnnergud)t: 
liaud,  bad  Sanbedgefängnid  unb  bie  SBeiberftraf» 
anfta(t;bie  Sanbedgcfängniffe  f ür OTänner  in  Staut* 
beim  unb^reiburß;  bieÄreidßefänßniffeinffonftang, 
Üitalbdbut,  Dffenburß  unb  SRaftatt;  bie  Hmtdflefdnß: 
niife  bei  allen  Slmtdgericbten.  Dberpoftbireftionen 
befinben  fid)  in  Äarldrube  unb  äonitang.  —  Gin: 
ßcteilt  wirb  bad  fianb  nad)  bem  ÜTtinifterialbefdMufe 
oom  9.  San.  1864  für  bie  33er»altunß  in  11  Greife 
(Äonftang,  sIUüinßen,  ©albdbut.ftreiburß,  Sörracb, 
Dffenburß,  93abcn,  ftarldrubc,  iDiannbeim,  öeibcls 
betß,  ÜKodbacb),  bie  4  £anbedfommif?aren  unterftcllt 
fmb.  Sie  lanbedfomminarifdjen  »ejirte  finb  1895: 


3ur  örtlichen  ^cü jicbmm  ber  Sufßaben  ber  ße* 
l'amten  innern  GtaatdDerToaltunß  ift  bad  £anb  in 
52  Sejirte  (JBejirlddmter)  eingeteilt.  2Ud  te<r/nif<ber 
Berater  in  Sadjen  ber  äRebijmalpolijei  ift  in  jebem 
93ejirl  ein  Sejirldarjt  anßefteUt,  ber  jußleid)  bem 
3lmtdßerid)t  ald  6adbuer(tdnbißer  bient.  Sad  SBc= 
jirfdamt  beforßt  bie  i bm  jufaüenben  @efd)äfte  teild 
allein,  teild  in  $erbinbunß  mit  ben  Segirldräten, 
toeldje  auf  Sorfd>laß  ber  Äreiduerfammlunß  vom 
Utinifterium  ernannt  werben.  T  er  centralen  Seitunß 
bed  9ted)nunßd«  unb  Äaffentoefend  bient  feit  18W 
ber  SJerwaltunßdljof,  bem  bie  Smtdlaffen,  bie  »elt= 
lieben  Stiftungen,  bie  fteil;  unb  $fleßeanftalten, 
bad  Slrmenbab  in  SBaben  unb  bad  poli,;eili6e 
Slrbeitdbaud  ju  Ridlau  unterftcllt  fmb.  —  Sie  Sc« 
tjörben,  meldte  ber  unmittelbaren  ^inanjoerroaltunß 
bienen,  fmb:  bie  ^inanjinfpeltion,  bie  üWünjt>er= 
toaltunß,  bie  ©cncralftaatds,  Slmortifationd:  unb 
(*i|'cnbabnfd)ulbentilßunßd!ai)e;  bie  GentralmUtel* 
ftellen  bilben  bie  Somdnenbireftion ,  Steuer:  unb 
.Sollbireltion,  beuen  toieber  bie  »egirtdfinanitafjen 
iomie  bie  flatafterbcljörben  unb  bie  Steuerein: 
nebmereien  bienen;  aufeerbem  unterfteb.en  bem  5»: 
nanjminifterium  aud)  bad  ßefamte  Joocbbau^  unb 
Gifeubabnftefen.  Sie  6innabmen  ergeben  fid)  aud 
birelten  ((^rtraßdfteuern:  ®runb*  unb  öfiufer^ 
(bewerbe:,  Äapitalrentcnfteuer  unb  allßemeine  Grin* 
fommenfteuer)  unb  inbiretten  Steuern,  %yx\<\\-, 
xUolijeiJ  unb  Sorftßeridjtdßefdllcn  unb  aud  Gin= 
iiabmcn  ber  3ollocrn)altunß. 

9tcfibenj  bed  ©roftberjoßd  unb  Siti  ber  9tcßierung 
ift  Rarldru^e  (f.  b.). 

ftiiiaiMcii.  Sad  »ubget  für  1900/1  jeigt  in  ein= 
nahmen  149,e  2Rill.  Tl.  (barunter  \fi  aufecrorbent: 
liebe),  in  Hudgaben  158,5  3RiU.  2R.  ( 1 2,e  aufeerorbent: 
lidje) ;  ber  <yeblbetraß  oon  8,9  2Jiill.  Tl.  f oü  jundebft 
burdb  ben  Derfüßbarcn  überfduift  ber  laufenben  53c: 
triebdfonbd,  in  ber  öauptfacbe  inbed  burd)  einen  in 
ben  uäcbften  6tatdperioben  gu  erfettenbeu  3ufd?uf; 
aud  ber  Slmortifationdtaffe  (ein  früber  gur  !lilßung 
ber  Staatdfd)ulben ,  t  e  tu  nur  nod)  ber  ^ermaltung 
unb  9iutibarmadHinß  aftioer  iBermögendbcftänbe 
bienenbed  ^nftitut)  ßebedt  »erben.  Sic  (Sifenbabn: 
{ djulb,  meldjc  einer  bei onbern  SJermaltung,  ber  eifen= 
babnfd)ulbcntilgunß*lafie,unterftet>t,  betrug  1. 3an. 
1900:  333367804  ÜÄ. 

6d  befielen  bierSHittcrorben:  1)  ber  1715  ge: 
ftiftete  ^audorben  ber  Jrcuc  (f.  b.  unb  Jafel: 
Sie  »iditigften  Orben  II,  {5ig.  1),  2)  ber 
1807  gegrünbete  unb  mit  einer  idbrli&cn  diente 
oerbunbene  üJtilitdrifd)e  Rarbiyriebridj^cr: 
b  i  e n ft  o  r  b  e u  (f.  b.  unb  2af.  II,  ^yig.  2),  3)  ber  1812 
geftiftete  Drben  Dom  34bri"g«  26»en  (f.  £ö»eu: 
orben  1  unb  2af.  I,  ft'g-  4)  unb  4)  ber  1877  ald 
böbere  filaffc  bed  letttcrn  geftiftete,  feit  1896  fetb- 
ftdnbiße  Drben  SBertbolbd  I.  r>on  3fibriußen.  Sic 
bab.  6 a u  d :  unb  2 a n b  e  d  f  a r b  e  ift  ( « c  1  b  :H  o 1 1 ' V 1  b . 
Sad  bab.  95} a p p c n  ift  ein  idu-doreduer  purpurroter 
halfen  im  ßolbenen  §elbc;  ber  Sdjilb  »irb  üon  ber 
Könißdtrone  bcbedH  unb  »on  j»ei  ©reifen  ßcbalten. 


L'anbMtommifJaTtf^c 
»fjirte 

qkm 

■V--.W' 

Ijaltungni 

Cfitiwo&nfr 

£unal)mr 
»on 

1890—95 
in  $roj. 

Clin* 
"K'tnrr 

auf 
1  qkm 

Svana«' 

m< 

ftat&oliffn 

3»rocritfn 

Sonftlgr 

4  169 
4  739 
3  572 

.1  m 

60  721 
101  201 

97  935 
103  481 

285  459 
480  664 
472  061 
487  2*0 

1,31 
2,37 
6,04 
5.60 

68,4 
101,4 
183,5 
13.%,3 

37  501 
166  642 
196  634 
246  969 

355  447 

307  557 
268  331 
225  740 

1951 
5  832 
«183 
11937 

■  ■    ■  ."3 

560 
433 
III 
3634 

Waben 

1.S081 

363  338 

1  725  464 

tu* 

114,4 

037  946 

1  057  075 

25  903 

4.',40 

Digitized  by  Google 


©oben  (®roj$f)erjogtiim ;  ©efdjidjte) 


243 


3m  2JUUtdrmefen  tft  burd)  bie  5Befd?lfiffe  be* 
fianbtag«  oon  1868  allgemeine  3öehrpflicbt  einge-- 
f  übrt.  Surd)  toie  SWilitÄrfonoention  com  25.  9too. 

1870  ift  ba*  bab. 
Kontingent  ein  um 
mittelbarer  SBeftanb« 
teilber  preufc.Slrmee, 
inbic  ba«ielbel.3uli 

1871  überging.  Sie 
bab.  Sruppen:  9  3«' 

fantericregimenter 
(9lr.  109—114,  142, 
169  unbl70),3Sra= 
gonerregimenter  (9tr. 
20-22),  5  gelbartil= 
lerieregimenter  (9tr. 
14  ,  30  .  50,  66  ,  76), 
ba«5ufeartillerieregi= 
nunt  (2  SSatatQone)  9lr.  14,  ba*  Pionierbataillon 
9lr.  14  unb  ba*  Srainbataillon  9fr.  14  bilben  mit 
einigen  preufi.  Gruppen  unb  bem  medlenb.  3&0"> 
batoiüon  31t.  14  ba*  14.  3lrmeelorp*  (©eneralfom: 
manbo  in  Karlsruhe,  Siotfionsfornmanbo*  in 
Äarl*rube,  (jreiburg  unb  Golmar). 

Sitteratmr  jur  @eograpb>  unb  3tattjttf.  6eu* 
nifcb  unb  Schreiber,  5B.,geographifcb  unbmalerifdj  be* 
^rieben  (2.  Äufl.,  Stuttg.  1838);  ©aber,  58abenia 
ober  ba*  bab.  Sanb  unb  58olt  (3  5Bbe.,  Äarler. 
1839—44;  9teue  ftolge,  SBb.l — 3,  äeibelb.  1858— 
64);  beTf.,Sa*malerifcbe  unb  romantifebe  58.  (3  5Bbe., 
ÄarUr.  1844  -  46);  Eeiträge  jur  Statiftit  ber 
innern  5Bermaltung  (ebb.  1855  —  92);  iBed, 
Tiv-  bab.  Sanb  ober  bab.  £>eimat*tunbe  (ebb.  1873)  ; 
Sieh,  Sie  ©eroerbe  im  ©rofeberjogtum  58.  (ebb. 
1863);  ffiörl  unb  95aber,  ©eograpbie  unb  6tatiftit 
be*  ©rofeberjogtum*  58.  (7.  SufL,  §reiburg  1880); 
ftraa*,  ©eognoft.  SBefdjreibung  oon  Süürttemberg, 
58.  unb  £obenjoüern  (Stuttg.  1882);  Sie  flunft- 
benlmäler  be*  ©roftberjogtum*  18.,  ba.  oon  Ärau«, 
5Bb.  1—4  (greib.  i.  5Br.  1887—98);  Sleumann,  Sie 
58oll*bi<hte  im  ©rofeberjogtum  58.  (Stuttg.  1892); 
Krieger,  Sopogr.  28örterbud)  be*  ©rofeberjogtum* 
5B.  (öeibelb.  1893—98) ;  ÜJteper,  SBab.  5Bolf*lcben  im 
19. 3abrb.  (Stra&b.  1900).  2(u*führliche  Dadjmeifc 
über  bie  fiitteratur  enthält  58ingner,  fiitteratur  über 
ba*  ©rofeberjogtum  18.  oon  1750  biö  1854  (Karl*r. 
1854);  ba«  ©rofcberjogtum  IB.  in  geogr.,  natura 
roifienfcbaftlicber,  gefdjicbtlicber,  mirtfdjaftlicber  unb 
ftaatlidjer  £>mftdt>t  bargeftellt  nebft  oollitänbigem 
Ortsocrjeidini*  (ebb.  1885);  SBielanbt,  91eue*  bab. 
SBiirgerbud)  (2  33be.,  5.  Hufl.,  öeibelb.  1891);  berf., 
£mnbbucbbe*  bab.©emeinberecbt*  (25Bbe.,ebb.  1889 
unb  1893);  berf.,  Sa*  Staatsrecht  be*  ©ro&berjog: 
tum«  58.  (*reib.  i.  58r.  1895) ;  SBab.  Sagenbuch  (ebb. 
1898  fg.);  »mmon,  3_ur  Slntbropologie  bet  SBabener 
Qena  1899);  3abre*bericbte  be*  groftberjogl.  9JM-- 
nifterium*  bei  3nnern  über  feinen  ©cichäft*irei*; 
Statift.  Mitteilungen  über  ba«  ©ro^erjogtum  SB. 
(1884  fg.). 

«tWMjte.  I.  Silterc  ©efcbicbje,  bi*  1806. 

1)  Urfprung.  Sie  älteften  fitnien.  Sa* 
iefcige  ©rofeber  jogtum  58.  bat  fidj  Weber  auf  ©runb 
einer  lanbfcbaftliajen  3ufammengebörigfeit  feinet 
©ebict*teile,  noch  au*  ber  nach  ftaatlidjcr  Sßereini« 
aung  brängenben  €tamme*gleid)beit  feiner  5Be« 
mobner  gebilbet:  feine  Gntftebung  ift  nur  burd>  bie 
©efdjicbte  be*  5ürfanbaufeä  t«r  ,4dbringer  (f.  3<Sb: 
ringen)  beftimmt.  Ml*  ber  urtunblid?  betätigte &bm 
hm  be*felben  erfebeint  im  Anfang  be*  11.  3abrb. 


5Bertbolb  ober  IBejelin,  ber  burdj  feine  ÜJhitter  mit 
bem  ©efdjledjt  ber  Staufer  (f.  ^obenftaufen)  wc* 
manbt  mar.  3frt  ^a^f  man  mit  Sidjerfj eit  al*  b«n 
ißater  Söcrtbolbö  be«  5Bdrtigen  betradbten,  ber  feine 
Familie  )uerft  in  bie  Weihe  ber  großen  Aurfien 
gefcbledjter  be*  SHeidj*  fteOte.  Gr  mürbe  1061  mit 
bem  f>erjogtum  Kärnten  unb  ber  sMaxl  SBerona  be« 
leljnt  unb  ©ererbte  ben  gröfeten  Jeil  feiner  ©üter 
auf  feinen  filtern  gleidjnamigen  6obn,  beffen  9lad)- 
lommen  eine  mödjtige  Stellung  im  ©üben  be* 
fleieb*  einnahmen,  aber  fd)on  1218 mit  5Bertb.olb  V. 
auäftarben.  2>et  längere  6o^n  iBertbolb*  I., 
Ö er  mann  I.,  mürbe  ber  eigentliche  5Begrünber 
ber  bab.  fiinien  unb  führte  juerft  ben  Jitel  eine« 
iDtarfgrafen.  Qx  befafe  fdjon  bei  feine«  5Bater*  2eb^ 
jeiten  £>od>berg  im  58rei«gau,  moju  audj  58.  ge- 
pörte,  unb  nannte  fieb  3Äartgraf  oon  feoebberg, 
roeldjer  Jitel  feitbem  bei  bem  bab.  ^ürftenbaufe  ge« 
blieben  ift.  Später  )og  er  fut  in  ba«  Klofter  ju 
(IlugnQ  iurüd  unb  ftarb  biet  nod)  Dor  feinem  5Bater 
1074.  Sein  @rbe  mar  fein  Sofyn  ^ermann  II.  (geft. 
1130),  ber  fid?  juerft  ÜHartgraf  oon  SB.  nannte 
unb  Stammoater  be*  ieiu  noeb.  blüb.enben  v.r.p'e 
58.  marb.  Unter  feinen  @nteln  ^ermann  IV.  unb 
.0 einrieb  trat  eine  erfte  Seilung  in  jmei  Sinten,  bie 
babifd)e  unb  b od)bergifcbe  (1190)  ein.  2t$- 
tere,  bie  ftd)  mieber  burd)  Teilungen  fpaltete,  ftarb 
1503  oöllig  au«.  Sie  Altere,  eigentlich  ba< 
bifebe,  bie  mit  Hermann  IV.  beginnt,  unb  au<b 
roieber  mehrere  Teilungen  erlebte,  fefete  allein  ben 
Stamm  ber  3äbringer  fort,  feermann«  IV.  Urenlel 
^riebrieb  mar  ber  Steunb  Äonrabin«  (f.  oon 
öebmaben  unb  mürbe  mit  biefem  1268  in  Neapel 
enthauptet.  3Rartgraf  ßbriftopb  L,  geft.  1527,  ber 
burd)  ben  Unfall  ber  faufenbergifcb.en  &inbe  fdmt= 
liebe  bab.  £anbe  mieber  oereinigte,  teilte  biefelben 
auf«  neue  unter  feine  brei  Sobne,  oon  benen  ber 
eine  halb  ftarb,  bie  beiben  anbem  bie  fiinien 
58aben:5Baben  unb  SBaben-Surlacb  ftifteten. 

2)  SieSinieoon5Baben:58aben.  5Bemt)arb, 
geft.  1537,  ber  Stifter  be«  öaufe«  58aben*5Baben, 
fübrte  bie  Deformation  in  feinen  Canben  ein.  Sein 
ßntel  i'bi livn  aber  (am  unter  bie 5Bormunbfcbaft  be* 
Öerjog«  MlbrecbtV.  (f.  b.)  oon  5Baoern,  ber  mdprenb 
berfelben  bie  eoang.  fiebre  mieber  abfdjaffte.  ^biliPP 
ftarb  1588,  unb  ba«  Canb  fiel  au  feinen  Sßetter  ©buarb, 
ber  jur  tat h.  Rivdie  überging.  Siefer,  geft.  1600,  be 
(ümmerte  fub  menig  um  bie  ÜKegierung  unb  lebte 
me^r  in  ber  ^rembe.  Mai jer  diubolf  II.  übertrug  tuv 
ber  bie  Sermaltung  be«  Sanbe*  ben  Jöerjögen  oon 
58aoern  unb  Sotbringen.  Siefem  58cfdjlufie  miber- 
fe^te  fief)  Srnft  ^riebrid),  Onarfaraf  oon  5Baben: 
Surlaeb,  unb  nabm  ba«  Sanb  1595 tn  5Befi  h ;  erft  1 622 
mürbe  e«Gbuarb*Sobn,  bem  2Jiartgrafen5BJilbelmI. 
(geft.  1677),  mieber  eingeräumt.  Seffen  GnM  unb 
Daebfolger  »ar  ber  ^elbbevr  2ubtt)ig  Söilbelm  I. 
(f.b.).  Sne2inieSBabem5Baben  ftarb  1771  mit  Maxi- 
graf  Sluguft  ©eorg  au«,  ba«  fianb  fiel  nad)  einer  1 765 
gefdjloffenen  ßrboerbrüberung  an  SBaben-Surla*. 

8)  Sie  fiinie  oon  iBaben^Surlad).  @brt: 
ftopb«  I.  (f.  oben)  jmeiter  Sohn,  ßrnft,  geft.  155;5, 
mar  ber  Stifter  ber  fiinie  5Baben»3)urlad>.  Gr 
nahm  bie  prot.  Sehre  an,  bie  oon  feinem  Sobne 
Äarl  IL,  geft.  1577,  im  ganjen  Sanbe  eingeführt 
mürbe.  Ser  Sohn  be«  leltfem,  6mft  ^rtebrieb, 
teilte  nad?  bem  ©unfdje  feine*  5«ater*  1584  aufs 
neue  mit  feinen  58rübern  3afob  unb  ©eorg  ^riebridj, 
trat  oon  ber  luth.  fiirdje  jur  reformierten  über, 
oerfaufte  1590  bie  Slmtcr  5Befigbeim  unb  5Jhin* 

16* 


244 


©oben  (®rojjf)eräogtum;  ®efd>tcf|te) 


beU  beim  unb  1603  auch  bie  ümter  ältenfteig  unb 
Üiebenjell  an  SBürttemberg  unb  ftarb  1604  obne 
Kinber.  Sein  33rubcr,  ©corg  Biebrich,  bet  ibm 
folgte,  trat  feinem  älteften  3 obne  griebrieb  V.  bie 
Regierung  ab,  roäbrenb  er  felbft  mit  einem  Kriege-- 
beere  gegen  Kaifer  ftcrbinanb  n.  jur  33cfcbüljung 
be*  Kurfürften  von  bet  $falj,  giriebrieb  V.,  ju 
falbe  $og,  aber  6.  SDtat  1622  bei  ©impfen  von 
lillp  gcfcblagen  rourbe.  äuf  ftriebrieb  V.  folgte 
1659  ftriebricb  VI.,  bet  fid?  al*  9teicb*felbbcrr 
aufljeiepnete;  beffen  Sohn  (jriebrieb  ÜÄagnu«  über- 
nabm  1677  bie  Regierung.  SBegen  be«  ©infall« 
ber  ftranjofen  mußte  fich  tiefer  bi3  1697  ju  Safel 
aufhalten.  5lad)  bem  9ip«roijler  ^rieben  fuebte  er 
ben  SBoblftanb  be«  Sanbe«  berjujtellen.  6t  ftarb 
1709.  3bm  folgte  fein  Sobn  Karl  2Bilbelm,  ber 
1715  bie  neue  SHefibcnj  Karlsruhe  erbaute  unb  jum 
Slnbenlen  an  biefe«  ßreigni«  ben  Drben  ber  Üreuc 
ftiftete.  (fr  ftarb  1738  unb  ©ererbte  bie  Regierung 
auf  feinen  (Sntel  Karl  ftriebrieb  (f.  b.,  1738—1811), 
ber  1771  93aben :  93aben  (f.  oben  2)  mit  feiner 
fterrfebaft  Bereinigte.  Unter  biefem  mufterbaften 
Regenten,  bem  bie  trefflichen  2Rmifter  von  £abn 
unb  von  ebel«beim  (f.  b.)  jur  6eite  ftanben,  erbielt 
33.  feine  jebige  ©eftalt  unb  größere  Sebeutung. 
Seine  anfebnlicben  ©ebietöerroerbungen  beruhten 
entroeber  auf  einem  altbegr  Anbeten  9lad?folgerecbt 
ober  auf  neuen  völterreebtlicben  Verträgen,  gür 
feine  ©ebictSverlufte  auf  bem  linfen  SRbeinufer  fanb 
er  1803  reichliche  Gntfcbäbigung  im  SReidjöbeputa: 
tion«bauptfcbluß;  er  erbielt  ba«  33ietum  Konftanj, 
bie  SRefte  ber  33i«tümer  Speper,  93afelf  Strasburg 
auf  bem  redeten  9tbeinufer,  bie  pfäljifcben  fimter 
i'abenburg,  ©retten,  feeibelberg,  iDtannbeim,  meh- 
rere Äbteien  unb  SHeicbßftäbte  unb  ben  Sütel  eine« 
Kurfürften  (1803).  3m  ^rieben  ju  $reßburg  fügte 
er  (1805)  ben  93rci«gau,  bie  Drtenau  unb  bie  Stabt 
Konftanj  binju,  beim  beitritt  jum  :Hheinbunb(1806) 
einige  erbfürjtltcbe  unb  reichsritterlicbe  33efitmngen. 

II.  9leuere  ©efch/idjte:  S)a«  ©roßberjog 
tum  93 oben.  (55>ie  Stammtafel  ber  jebigen  t»err« 
feberfamilie  f.  93aben,  35b.  17.) 

1)  93i«  auf  fieopolb.  1830.  35urA  bie  3luf= 
löfung  be«  Scutfcben  fteicpä  mürbe  für  ben  Staat 
wolle  Souveränität  im  ftaat«recbtli<pen  Sinne  er= 
roorben.  Snbcm  bie«  Äarl  ftriebrieb  13.  Hug.  1806 
crtlärte,  nabm  er  gleichseitig  ben  Jitel  eine«  ®roß= 
berjogs  von  33.  an  unb  fügte  ben  eine«  £erjog«  von 
Säbringen  bei.  ©leicbjeitig  mürbe  (10.  Sept.  1806) 
bie  fchon  früber  getroffene  9tacbfolgeorbnung  be* 
itätigt.  T  au  ach  f  outen  im  galle  be«  ?lusfterben«  be« 
fürftl.  9}tann«ftamme«  feine  Söbne  aus  ber  jroeiten 
(morganatifdjen)  am  24. 9tov.  1787  mit  fiuife  Karo- 
line  ©eper  von  ©eper«berg  (f.  Höchberg)  gefcbloffenen 
(Sbc  folgen  (gemäß  ben  33e)'timmungen  »on  1787  unb 
uom  20.  Sehr.  1796).  93ei  bem  Jobe  Karl  ftriebrieb« 
(1811)  fiel  bie  Regierung  an  feinen  Cntel  Karl  fiub-- 
roig  ftriebrieb  (geb.  1786).  Siefer  mar  feit  1806 
mit  Stephanie  (f.  b.),  einer  Slboptivtocbter  Napo- 
leon« I.,  ■oermfiblt.  51ad)  ber  SAlacbt  bei  Seipjig 
oerlieft  er  ben  9tbeinbunb  unb  trat  1815  bem  Seut= 
fd?cn  33unbe  bei.  2luf  bem3iliener  Kongreffc  gebörte 
33. 3U  ben  SRegierungen,  bie  fidj  gegen  eine  allgemeine 
33erpflicbtung  jur  (ünfübrung  be^  JRepräfentatiüJ 
fpftem«  crfldrten.  Allein  bie  93cmobner  verlangten 
ftaatärcdjtlidje  ©avantien,  unb  gleicbjeitig  erbob 
iöaoern,  auf  ben  JRieber  93ertrag  unb  eine  alte  fpon* 
beimifdje  (Jtbeinfcbung  geftü&t,  ?lnfprüd>e  auf  einen 
großen  Jeil  be«  bab.  2anbe3.  35er  ©ro^ber jog  Karl 


Submig  Sriebrid)  nieS  biete  entfebieben  jurüd  unb 
»erlieb  al8  neue«  93anb  ber  33ereinigung  für  alle 
33emobner  bie  33erfaffung  bom  22.  »ug.  1818,  in 
melcber  aud)  ber  ©runbfah  ber  Unteilbarkeit  aue- 
gefpro<ben  mürbe.  Ta  er  obne  männliche  :Kad- 
fommen  1818  ftarb,  folgte  ibm  feine«  3)ater«  93ru- 
ber,  SDtartßraf  Submig  (geb.  9.  gebr.  1763).  Unter 
biefem  mürbe  burd)  ÜWecefe  vom  10. 3uli  1819  bic  3n« 
tegrität93.§  unter  ben  Sd?ub  5Ru^lanb8,  öfterrciaH 
GnglanbS  unb  33reufecn3  geftellt  unb  ba3  Erbfolge: 
red)t  ber  öalbbrüber  be«  ©rofeberjogl,  ber  Waxl 
grafen  von  .fjodjbcrg,  anerlannt,  mäbrenb  39ar>ern 
3. 3uli  1827  feinen  6ntfcbäbigung3anfpru(b  für  ben 
bon  93.  an  jytantreidj  abgetretenen  Jeil  ber  ©raf« 
fdjaft  Sponheim  erneuerte.  (9?gl.  Über  bie  Slnfprüdjc 
ber  Krone  93apern  an  i'anbcötcile  beä  ©rofeberjog= 
tum«  93.,  2.  Slufl.,  SWannb.  1827.) 

2)ic  Stänbe  traten  sum  erftenmal  22.  Hpril  1819 
jufammen,  mürben  aber  roegen  balb  audbreebenber 
^Reibungen  mit  bem  SWinifterium  fomie  roegen 
Streitigfeiten  »roifd)en  ber  ©rften  unb  Zweiten  Kam- 
mer 28.  3uli  fd)on  mieber  cntlaffen,  fo  bafj  bic  ge- 
ftelltcn  2lnträge  auf  ^refjfreibcit,  dinfübrung  ber 
Sdjrourgericbte,  3lbfd)affung  ber  fronen  unb  Sehn- 
ten nur  in  Anregung  tarnen.  SÖäbrenb  ber  jrociten 
33erfammlung,  im  Sept.  1820,  fdjien  bie  gegenfei» 
tige  Stimmung  im  Anfange  nicht  günftiger.  93eibe 
Kammern  näherten  fid)  inbe*  febr  halb  in  roid)tigen 
Singen,  j.  93.  hinf«d)tlid)  ber  Aufhebung  ber  teil« 
roeife  bejeitigten  fieibeigeuidjaft,  be«  ©efeHentmurf* 
über  bie  SJerantroortlichfcit  ber  SWinifter,  ber  93or« 
ftellung  gegen  bie  Strenge  be«  (£enfurebift$  unb  ber 
©emeinbeDcrfaffung,  unb  bie  Regierung  fam  gleid)= 
fall«  uerföbnenb  entgegen.  3)cr ©rofeberjog  Subroig 
ftarb  tinberlo*  30.  aftärj  1830,  unb  ihm  folgte  fein 
Öalbbmber  ü'eopotb  ff.  b.),  ber  ältefte  Solm  Karl 
gricbricbffauöfeinerGbemitberSräfinoon^odjberg. 

2)  Unter  fieopolb,  1830—52.  9)lit  Seopolbö 
SRegierungeantritt  fd)ien  ein  frifchcre«  Sehen  ju 
beginnen.  Tie  Regierung  hatte  bie  SBahlen  ju 
bem  17.  ajldrj  1831  eröffneten  fed)ften  Sanbtagc 
ihrem  freien  ©ange  überlaffen.  93on  ihrer  Seite 
roaren  ©efebentroürfe  über  eine  ©emeinbeorbnung, 
eine  bürgerliche  ^rojefeorbnung  mit  ßffentlicbfett 
unb  bie  Aufhebung  ber  Staatöfroncn  vorbereitet, 
welche  angenommen  mürben.  Wlit  befonberm  "Had1 
brud  aber  unb  mit  grofter  (rinmütigteit  hatte  bie 
3roeite  Kammer,  naep  9Belder*  Äntrag,  bie  Sadje 
ber  slJrefefreibeit  betrieben  unb  enblicb  bie  midjtigften 
33ebcntlichteiten  ber  ©rften  Kammer  ioroie  ber  SM= 
gierung  ju  hefeitigen  gemußt.  $a$  ©efeb  (am 
24. 55>e3- 1831  ju  ftanbe  unb  mürbe  in  ganj  TeutfäV 
lanb  mit  lautem  3ubet  begrüfet.  2)ie  Regierung 
nutzte  inbes  fchon  28.  3uli  1832,  vom  2)eutf<hen 
33unbe«tag  unb  ber  dfterr.  Regierung  gebrängt,  tai 
neue  ©efeh  für  unmirlfam  erllären,  rocil  e«  mit  ber 
33unbe«geicj?gehung  über  bie  treffe  unvereinbar  fei. 

Stuf  bem  Sanbtag  vom  20.  SJlai  bi«  13.  5Jov. 
1833  jeigte  fid)  bie  auf  ben  nächftfolgenben  35er- 
fammlungen  nodj  fichtlichcr  roerbenbe  ßrmattung 
be«  polit.  ©eiftee.  Sie  Stänbe  befdjränlten  f\(h  auf 
rechteverroabrenbe  Klagen  roegen  ber  einfeitig  er' 
folgten  Aufhebung  be?  ^rcf»gcfebe«  unb  roegen 
mutmaßlicher  Slbfichten  be»  93unbc«tag*.  Ser  3ln» 
ich  Inf-,  33.«  an  ben  Seutfcben  Zollverein,  ber  fchon 
von  ben  Slbgeorbneten  von  1831  bebingungsroeife 
gutgeheißen  roar,  erfolgte  12.  SWai  1835.  Stuf  bem 
fianbtage  von  1837  erhielt  bie  SRcgierung  bic  Öc- 
nehmigung  ber  Stänbe  ju  einer  roefentlichen  Wtx- 


Digitized  by  Google 


»oben  (©roföeraogtum;  ©efötc^te) 


245 


dnberung  ber  in  ed)t  freifinnigem  Öeifte  abgefaßten 
©emeinbeorbnung  rjon  1831.  $er  Verf affung«utm 
fturj  in  äannouer  jeboeb,  bie  oerdnberte  Stellung 
be«  ilJttmfterium«  gut  ^weiten  Kammet  feit  bem 
tobe  be«  beliebten  StaatSminiftet«  ©intet  fomie 
Der  nun  gefteigette  Ginflufc  SBItttecdborffd  r  alles 
bie«  blieb  nid  t  ebne  SRüdwirtung  auf  ben  ®eift 
be«  Voll«  unb  feiner  Vertreter.  5Die  Umftimmung 
trat  fdjon  bei  ber  Versammlung  bec  Stänbe  von 
1839  unb  1840  freroot,  beren  Vetbanblungen  fid) 
bauptfädjlid)  um  bie  Vetatung  übet  ein  neue« 
Sttafgefe&budj  brebten.  3"*  Erfüllung  eine«  feit 
3at;rcn  gegebenen  9Jerfpreeb.cn«  erliefe  bie  Siegie* 
rung  im  San.  1840  bie  Verorbnung  |ut  beffern 
Sid>crung  ber  Scbriftfteller  gegen  Genfurmilltür. 
")iad)  r>erfafiung«mdfugct  teilmeifer  Erneuerung  bet 
2lbgeorbneten  unb  Eröffnung  eine«  neuen  2anb* 
tag«  17.  Äprü  1841  etbob  ficb  bann  ein  lebbaftcr 
streit  über  ba«  vom  OTiniftcrium  behauptete  iHedjt 
ber  Verweigerung  be«  Urlaub«  für  bie  ju  3)eputiet= 
ten  erwäblten  StaatSbicner.  Sil«  ftd)  tiefet  Prim 
eipientampf  nad)  länget«  Vertagung  erneuerte, 
warb  bie  Hammer  19.  gebr.  1842  aufgclöft.  3n= 
folge  ber  neuen  Sßabl  bebielt  bie  Cppofttion  ber 
.^weiten  Kammer  ba«  übergewidjt.  Ter  Eintrag 
UBelderS  über  €rleid)terung  materieller  haften  unb 
flleicbieitige  {jörberuno  ber  geiftigen3nterefien,  über 
(trridjtung  einer  Sanbwebr  unb  beren  organifebe  Ver* 
binbung  mit  bem  ju  üerminbernben  ftebenben  öeete, 
bic  Stufbcbung  allet  2tu«nabmemattregcln  be«  SDeut* 
feben  Vunbc«  unb  beffen  3urüdtübrung  auf  bie 
(&runolagen  unb  Verheißungen  ber  Vunbesatie  fo= 
wie  ber  Slntrag  Sanber«  über  ben  3uftanb  ber  preffc 
hatten  ungemein  lebhafte  Angriffe  gegen  ba«  VWti 
tut  ber  Cenfur  unb  heftige  Debatten  jur  #olge. 
ÜJanj  befonberS  war  bie«  aud)  bet  Sali  infolge 
eine«  Slntrag«  3&ftein«,  ber  bie  ßinmifebung  ber 
Regierung  in  bie  Sailen  unb  bie  Don  ben  ÜJtinifte- 
tialdjef«  ju  biefem  3wede  erlaffenen  5Hunbfd)teiben, 
bureb  bie  im  ganjen  Sanbe  gtoße  Slufregung  er- 
zeugt worben  war ,  betraf.  Ungeadjtet  einer  Prote= 
ftation  be«  SRiniftcrium«  befebloß  bie  3n>eite  Kam* 
mer  mit  34  gegen  24  Stimmen,  ben  ?lu«brud  bet 
Mißbilligung  wegen  Vefcbräntung  ber  Söablfreibeit 
in  ihre  Prototolle  nieberjulegcit.  Hm  9.  Sept.  1842 
»urbeberinberWcfcbid?tebeötonititutioncllen(Sro|ä 
her^ogtum«  epocbcmadicnbc  i'anbtag  im  Auftrage 
bes  ÖroßberjogS  mit  einer  vJicbc  gcfdbloficn,  bie  ber 
^weiten  Kammer  leine  fcoffnuug  auf  eine  Vcränbc* 
rung  be«  ÜJlinifteriumS  lief?. 

3>ie  Diacbwirfungen  tiefer  Kämpfe  maebten  fid) 
nad?  oben  wie  na*  unten  bin  füblbar.  3)ie  SRegie* 
rung  bebarrte  in  iljrcr  Stellung,  bie  Gntfrembung 
jroifcbcn  Beamten  unb  Voll  naljm  iu,  unb  in  ber 
Veoöltcrung  bauertc  bic  Aufregung  fort.  $er  2anb* 
tag  üon  1843,  ber  fid>  bi«  gebr.  1845  au«bebnte. 
mar  größtenteils  mit  Beratung  ber  Öefehentmürfe 
eine«  Strafgefehbudv? ,  einer  ctrafprejeßorbnung 
unb  einer  (>3erid?t«t?erfaffunfl  ausgefüllt,  bie  nad) 
mannigfaltigen  Sdüdfalcn  unb  wnberungen  erft 
1851  in  Söirffamtcit  traten.  Jjnbenen  war  ber  frei» 
finnige  9iebenius  au  bic  opiUe  beS  ÜJliniiteriumS  be« 
Innern  getreten,  boeb  wollte  es  ibm  nidjt  gelingen, 
ba«  fricblidie  Üerbaltni«  bcrjufteilen,  jumal  feit  bie 
öeutfcbtatb-  iöewcgung  aud)  SB.  ergrif]  unb  Cvenfur 
unb  itolijei  gegen  fid?  bcrau«forberte.  So  tarn  bet 
neue  Üanotag  im  9mt.  1845  gufammen,  auf  bem  fid) 
gleid)  anfang«  bic  Spmptome  ber  Verbitterung  unb 
Aufregung  jeigten.  ÜJlitten  in  bem  Streite  ber  s$ar< 


teien  warbba«£anbbutd)  btepl6Mid)e9luflofungbeT 
Kammern  (9.  gebt.  1846)  überraf  d)t  unb  babur*  bie 
Slgitation  im  fianbe  auf  eine  imgcwöbnlicbe  &b\)t 
gefteigert.  3**  bet  aufgetegteften  Stimmung  wutben 
bie  SBablen  oorgenommen;  f«  ftd)erten  bet  Dppo= 
fition  ein  entfebiebene«  übetgewiebt.  Ter  (onfti- 
tutionell  geftnntc  SBelt  warb  junfldjft  als  SWiniftcr 
ohne  Portefeuille  in  bie  SBerwaltung  berufen,  unb 
bet  wiebereröffnete  Sanbtag  ging  ohne  gewaltf amen 
iBrud)  im  Sept.  1846ju  6nbc.  Rroex  3Äonate  fpdter 
(15.2>ei.l846)  warb  JBetl  SDUniftcr  be«  ^nnertb  unb 
bamitbcttonftttutionelle  ^ibetaliSmuS  an  bic  opino 
bet  ©efdjäfte  gebradjt.  53>i*  neue  Regierung  fd)lug 
einen  freifinnigern  unb  oerfobnlicbcrn  2öeg  ein  ale 
ibre  SBorgdnget:  tnnete  IRcformen  würben  »orbc: 
reitet,  bei  bem  SBunbeStagc  Sdjtitte  für  2lbfd)affung 
ber  Settfttt  getban. 

3n  biefe  Anfänge  eine«  fteunblidjen  (Sinoerftänb 
niffcS  fiel  bie  9iad)rid)t  Don  bet  ftanj.  3ebruar= 
rcüolulion,  bie  natürlid)  SB.,  ba«  weit  Dorgefd/obenc 
©rcnilanb,  junädjft  am  ftärfften  berührte.  3lu« 
allen  Seilen  be«  i'anbe«  tarnen  Petitionen  mit  ben 
Sorberungen:  Prcfjfreibcit ,  Scbwurgericbte,  Solls 
Bewaffnung  unb  Ülationalwrtretung,  bte  naebber 
ibren  3Deg  bureb  5)eutfd>lanb  maebten.  25ie  9legic= 
rung  erllärte  fid)  fowobl  mit  biefen  9Bünfd>en  ein- 
oerftauben  als  mit  ben  Sotberungen,  bie  bon  bei 
äufecrfteu  hinten  bet  3»eiten  Kammer  eingebradjt 
unb  üon  ber  SBerfammlung  felbjt  faft  einfiimmig  an 
genommen  würben.  3)ie  3luf beoung  ber  SluSnabme 
gefefce  be«  SBunbc«,  bie  SBeteibigung  be«  2JtilitdrS 
auf  bie  Sierfaffung,  bie  polit.  ©Icidiftellung  aller 
JHcligionSbelenntmffc,  93erantwortlid)teit  ber  *Dli 
nifter,  5Hed)t«fd)u§  gegen  2)lifebraud)  ber  Slmt«ge 
walt,  Ülufbebung  ber  SHefte  bc«  S«ubalwefen« ,  SKe 
formen  im  Stcuetmefen,  Slufbcbung  ber  primlegier 
ten  ©ericbtsftdiibe,  Dollstümlicbe  Krci«oerwaltung, 
^inwirtung  auf  ^Berufung  eine«  beutfd)en  $arla^ 
mentS,  Unabbängigleit  ber  SHidjtcr,  ©ntfemung  be« 
S8unbc«tag«gefanbten  ( S8litter*borff )  unb  breier 
ÜDlinifter  (jrefurt,  JHegenauer,  üon  »\renborf ):  ba? 
waren  bie  bamal«  am  weiteften  gcbenben  Aorbc 
rungen,  bie  üon  ber  Regierung  entweber  fofort  gc 
wdbrt  ober  burd)  0efct5e«tjorlagen  erlcbigt  würben. 
2)ie  auSfdjeibenben  SDlinifter  wutben  burdj  SBrunner, 
Sinanjrat  ^offmann  unb  Cberft  £wffmann,  brei  an= 
ertannt  liberale  *Dldnner,  erfeftt.  Stanb  bie  3Hebr; 
b^eit  ber  Kammer  wie  bie  Oemäfjigtcn  im  fianbe  nun 
auf  feiten  ber  ^Regierung  {  fo  jeigte  fid)  balb,  bafe 
bie  rabitale  Oppofttion  bei  jenen  Sorberungen  nid)t 
fteben  bleiben  werbe.  Stuf  einer  SBollSocrfammlung 
inDffenburg(19.ü)Wrj  1848)  würbe  jum  erftenmal 
üon  biefer  Partei,  al«  beren  Sflbrcr  ^eder  unb 
Sttuoe  fdjon  früber  beruorgetreten  waren  (33er- 
fammlung  in  Dffenburg  12.  Sept.  1847),  bie  Stirn* 
inung  bet  OJtaffe  füt  eine  tepublitanifcbe  SBemcguna 
crforf*t,  wdbrenb  S^et  im  Seefreife  füt  bie  9lc 
imblit  agitierte  unb  jenfeit  be«  9tyetn«  ftd) 
icbaicn  f ammclteu ,  beten  3*ed  bie  SRcpublifanifie: 
rung  $eutfd)lanb«  wat.  2)a«  Scbeitern  ber  republü 
fani^cben  Partei  im  2)eutfcben  Vorparlament  brad)tc 
ben  Plan  einer  gewaltfamen  otbilbcrbcbung  }ur 
ÜReife:  bie  Verb.  aftungSidlcrS  burd)  ü)iatbp(8.2lpril) 
befcbleuniflte  ben  SluSbrud).  21m  12.  Slpril  erließen 
•Vedev  unb  Struoe  »on  Konftanj  au«  bie  Slufforbe- 
rung  jur  bewaffneten  Srbebung  unb  Sammlung  in 
$onauefd)ingen;  bie  9regierung  batte  inbeffen,  ba 
fdjon  bamals  bie  3"oerldffigfeit  ber  bab.  Struppen 
jweifelbaft  war,  ftd)  burdj  Struppen  au«  ben  9Jad)! 


Digitized  by  Google 


246 


Saben  (©rojjfjeraogtum;  ®efäicf)te) 


barftaaten  verftarft.  60  1  *  eiterte  ber  Verfud)  erft 
ju  Sonauefchingen,  hierauf  in  bem  3ufammenitofi 
bei  Kanbern,  »0  ber  hervorragenbe  Führer  ber 
bab.  Truppen^  bie  burch  Bunbeatruppen  t>erft<5ilt 
waren,  Jrtebrtch  von  ©agem,  ba«  Opfer  feine«  auf 
ben  Anftanb  ber  ©egner  vertrauenben  ÜJtute«  warb 
(20.  April),  bann  burch  bie  Ginnahme  von  ^reiburg 
(24.  April),  beffen  frd^  bie  ftreifebaren  bemächtigt 
hatten,  cnblid)  in  bem  ©efedjt  bei  Soffenbad; ,  »0 
.\jerwegh«  Segioubeutfchet  Arbeiter  «rfprengt  würbe 
(27.  April).  Aber  auch  nach  bem  aJtifelingen  biete« 
Aufftanbe«  trat  feine  bauembe  Beruhigung  ein, 
f  olange  bie  beutfeben  Angelegenheiten  nicht  cnbgültig 
geregelt  »erben  tonnten.  S)ie  Regierung  unb  bie 
Kammern  fuhren  fort,  neue  Orgamfationen  vorju* 
bereiten  unb  eine  Reibe  von  ©efefcen  ju  vereinbaren, 
welche  bie  Verwaltung,  ba«  ©erieptswefen  u.  f.  w. 
in  bemotratifchem  Sinne  umgeftalteten.  Gin  jmeiter 
Aufftanbäverfua? ,  ben  Struve  an  ber  Sdjweijer« 
grenje  ma  *  t  e  (21.  Sept.),  tourbc  von  ben  bab.  J rup= 
Pen  bei  Staufen  (24.  Sept.)  niebergefdjlagen,  wobei 
Struve  fclbft  gefangen  warb;  aber  bte  rfiprige  Thd: 
tigleit  ber  rabttalen  Partei,  bie  Schwäche  ber  Re« 
gierung  unb  bie  Gnergieloftgteit  ber  ©emdfjigten 
vereitelten  jeben  bauernben  Grfolg. 

3mwifcpen  waren  mit  ber  Vollenbung  ber  Reich«; 
verfafiung  vom  28.  2Rärj  1849  bie  beutfepen  Sin 
gelegenhciten  in  ihre  Krifi«  getreten.  2)ie  bab.  Re« 
gierung  wie  bie  3tveite  Kammer  hatten  fiep  von  An= 
fang  an  auf  feiten  ber  Seutfdpen  Rationalverfamm« 
lung  gehalten.  $er  ©rofiherjog  ertlärte  fich  juerft 
(San.  1849)  ju  Opfern  für  bie  nationale  Sache  be= 
reit,  unb  al«  bie  Verfaffung  mit  bem  Bunbe«ftaat 
unb  bem  preufj.  Hanert  um  fertig  war,  gab  wieber 
B.  ba«  Beifpiel  ber  freiwilligen  Anertennung  unb 
Unterorbnung  unter  biefelbe.  Selbft  al«  Vreufcen 
bie  Krone  unb  bie  Verfaffung  ablehnte,  blieb  IB.  bei 
ber  Verfaffung  vom  28.  SRärj.  Sann  erfolgte  ber 
Bruch  jwifeben  Vreufjen  unb  bem  Seutfcpen  Var 
lament;  bie  Bewegungen  für  bie  Retd>«verfa|iung 
fcplugen  an  ber  Glbe  wie  am  Rhein  in  offene  Auf 
ftänbe  um;  alle  revolutionären  Elemente  im  3«: 
unb  Au«lanbe  rüfteten  fieb  feit  Anfang  3Rai  ju  einer 
gewaltfamen  Gntfcpeibung.  Unter  ben  bab.  Trup; 
pen,  befonber«  in Raftatt,  brauen  UKeutereien  au«; 
aber  fiberall  (in  fiörracb,  tfreiburg,  Bruch fal,  Karls- 
ruhe) gdrte  e«  faft  gleichzeitig.  Unter  bemGinbrude 
biefer  Greigniffe  gewann  bie  revolutionäre  Be= 
wegung  rajdp  weitere  Verbreitung.  Gin  fianbe«« 
au«fd>uf»,  heftehenb  au«  ben  ftfiprern  ber  bemotra- 
tifepen  Klub«,  nahm  bie  Seitung  ber  Revolution  in 
bie  $anb.  Snjto'fdjen  hatte  ein  aud)  in  Karlsruhe 
aufgebrochener  Solbatenaufftanb  in  ber  stacht  vom 
13.  auf  ben  14.  2Rat  ben  $of  unb  ba«  SRimfterium 
veranlagt,  bie  Refibenj  ju  verlaffen  unb  ftd)  Aber 
©ermeröheim  nadj  Sauterburg  im  Glfafe  ju  flüchten. 
So  gelaugte  bie  revolutionäre  Heu  toi  opne  Kampf 
in  Beftfc  ber  Regierung«gemalt;  eine  au«  bem  San« 
be«au«fcf?ufj  hervorgegangene  Gretutivlommiffion 
(Brentano,  ©ögg,  ^eter,  Gicpfelb)  trat  an  bie  Stelle 
ber  verfepiebenen  ÜDiinifterien. 

Ter  ©rofiherjog  hatte  unterbeffen  Vreufeen  um 
iulfe  gebeten,  ba  bie  Reicb3gewalt  nicht  im  ftanbe 
war,  hinlängliche  Truppenmaffen  aufjubieten;  balb 
jo^en  fta>  um  SB.  unter  bem  Oberbefehl  be«  Vrinjen 
ÜBtlhelm  von  ^Jreufjen  Streitfrdfte  jufammen,  bie 
hinreidjenb  waren,  ben  Aufftanb  ju  erbrüden.  3)ie 
Berufung  SRieroflawfti«  an  bie  Spike  ber  Steve 
lution«armee  tonnte  bei  bem  3wiefpalt  ber  fiUxrcn 


ber  Solt«partei  unb  ber  Unthdtigteit  ber  Bev5l= 
terung  wenig  helfen,  obwohl  berfelbe  mehr  3"5 
fammenhana  in  bie  jruppen  unb  mehr  Einheit  in 
bie  ftrategifepen  IBcwegungen  ju  bringen  wuf)te.  So 
verteibigte  er  15.  unb  16.  Mm  bie  9Iedarlinie  gra.en 
bie  iHeid)«armee,  tonnte  aber  nicht  htubern,  Dar,  in: 
beffen  bie  ^Jfalj  von  ben  ^reufjen  befetot  unb  am 
20.  bei  ©ermer«heim  von  biefen  ber  3ibein  über« 
febntten  warb.  6r  verfuchte  mit  übermadjt  bei 
sü}agh<lufel  eine  ber  übergegangenen  preufj.  Kolon= 
nen  (21.  3uni)  ju  fdjlagen.  warf  fie  aua>  naa)  \>b\ 
lipp«burg  gurüd,  ftief}  aber  am  Nachmittag  auf 
eine  anbere  Sivifion,  bie  nadj  turjem  Kampfe  ber 
5Hevolution«armec  eine  völlige  Siicbcrlage  beibrachte. 
3njwifd?cn  war  ber  preufo.  ©cneral  ^JJeuder  mit 
ber  5Heid)«armce  burch  ben  Obenwalb  nach  bem 
obem  9?edar  vorgerädt,  boch  enttarn  ihm  bie  flucti- 
tige  flrmce  hei  Sin«heim;  bie  preu|.  Sivifton 
unter  ©röben  hatte  ben  untern  9ledat  überfdjritten. 
3lm  25.  jogen  bie  ^reufcen  in  Karl«ruhc  ein,  29. 
unb  30.  ouiu  würbe  nad>  lebhaftem  Kampfe  bie 
Hlurglinie  von  ber  5öoll«armee  verlaffen.  äm  10. 
unb  11.  3uli  jogen  bie  legten  flüchtigen  Kolonnen 
nach  ber  'cdjweij;  am  23.  würbe  Siaftatt  übergeben. 

Unterbeffen  hatte  ber  ©rofeherjog  noch  wdprenb 
be«  Sufentpalt«  im  Stuölanbe  ba«  5ülinifterium  Belt 
entlaffen  unb  Klüber,  Warfchall,  9(egenauer,  Stabel, 
Stoggenbach  jur  Verwaltung  berufen.  3)a«  erfte 
traurige  ©efdpdft  ber  neuen  Regierung  war,  ben 
Krieg«juftanb  im  £anbe  }\i  vertänbigen,  bie  am 
meiften  Beteiligten  vor  Stanbgeridjte  ju  ftellen  unb 
ben  SRiefenprojef»  gegen  bie  Urheber  unb  Teilnehmer 
ber  Revolution  einzuleiten.  6twa  40  ftanbgericbt« 
liehe  Z obe«urteile  würben  au«gefprodjen  unb  vol!= 
jogen.  2)ie  OTitglieber  be«  Rcftauration«tninifte: 
rium«  befafjen  inbeffen  Besonnenheit  genug,  ber 
Aufhebung  ber  Berfaffung  ju  wiberftepen.  Balb 
erholte  ftd>  ba«  Sanb  von  ben  SBunben,  bie  ihm 
bie  Revolution  unb  ihre  9!ad?wepen  gefchlagen. 
Arn  18.  Aug.  1849  War  ©rofeperrog  tfeopolb  nach 
B.  jurüdgetehrt;  am  6.  3Rdrj  1850  traten  bie 
Kammern  wieber  jufammen,  na*  bem  unverdn« 
berten  2Bablgefefce  ergdnjt.  sJ)lit  ipnen  vereinbarte 
bie  Regierung  eine  Reihe  von  ©efeften,  bie  bie  ®e* 
meinbeorbnung,ba«Strafgefe^,bie$rojetiorbnung, 
bie  ^refipolijet,  ba«  Berein«wefcn  u.  f.  w.  betrafen 
unb  ber  Regierung  gröfeem  Ginflufe  fidjerten. 

3)  Unter  ftuebn*  bi«  7.  April  1860. 
©roftherjog  Seopolb  ftarb  24.  April  1852.  3h»" 
folgte  in  ber  Regierung  fein  jWeiter  Sohn  Stieb« 
rieb  (f.  b.),  ben  er  fdjon  21.  gebr.  1852  mit  feiner 
Vertretung  beauftragt  hatte,  ba  ber  dltefte,  ber 
Grbgrofsbcrjog  fiubwig,  burch  fchwere  leibliche  unb 
geiftige  &rtrantung  an  ber  Thronfolge  bebinbert 
war.  5)en  ndcbften  Anftofj  ju  einer  freiheitlichen 
SBenbung  ber  2>inge  nach  mehrjähriger,  wenn  auch 
milber  Reattion«jeit  gab  ber  halb  nach  ber  Thron« 
befteigung  griebrid)«  aufgebrochene  Kirchenftreit. 
W\t  SBürttemberg,  ben  beiben  öeffen,  Raffau  unb 
ftrantfurt  jufammen  bilbet  B.  bie  f  og.  Oberroeinifche 
Kirdjenprovinj,  an  beren  Spitjc  ber  Gribifdjof  von 
greiburg  ftebt.  Sa«  Berbältni«  jwifchen  Staat 
unb  Kirche  war  hier  burch  früh««  Vereinbarungen 
mit  bem  pdpftl.  Stuhle  unb  burch  eine  gleicplau- 
tenbe  lanbe«herrlicbe  Verorbnung,  bie  jene  Staaten 
1830  erlaffen  hatten,  faft  gleichförmig  geregelt. 
3n  B.  jumal,  beffen  Bev&lterung  ju  jwet  Sritt« 
teilen  ber  tath.  Konfeffton  angehört,  war  ber  Kircfee 
\ttt  mit  bem  ©efamtmoble  be«  Staate«  vereinbar» 


Digitized  by  Googl 


öaben  (©ro^cr^ogtum ;  ©efd)icr)te) 


247 


liebe  freie  ^Bewegung  geftattet  gewefen.  eine  er* 
roünfcbte  ©elcgenbeit  jur  ©Weiterung  ihrer  sDiad?t 
fanb  in  Seutfcblanb  bie  röm.  £nerarcbie  in  ber  33e* 
roegung  oon  1818.  25ie  ftranlfurter  ilerfammlung 
batte  in  bie  ©runbreebte  bc3  beutfdjen  Volt*  bie 
SMtimmung  aufgenommen,  bafj  bie  Kirchen  ihre 
Slngelegenheitcn  «felbftdnbig  orbnen  unb  ocrwaU 
ten»  bürften.  2)iefen  allgemeinen  Sa&  übet  bie 
fog.  «freie  Kirche  im  freien  Staate»  wußten  bie 
Aübrer  ber  &ierardne  aUbalb  im  ^ntereffc  ihrer 
lltacbtcrweiterung  ju  benufcen.  55ie  Dberrljeinifcbe 
Hirdbenprooinj,  juntal  58.,  festen  nad)  ben  Greifl- 
niffen  oon  1849  befonberä  günftig  für  bie  tleritalcu 
ilrtflriffe  ju  fein.  3»  riner  Gingabe  oom  7.  Sept. 
184'J  an  bie  grofeberjogl.  Regierung  oerlangte  ber 
Crjbifdbof  oon  ftreiburg,  aurÖrunblage  ber  oon 
ben  beutfdjcn  #ifcböfen  in  ffiürjburg  getroffenen 
Verabrebungen,  bie  in  ber  Scntfcbrift  vom  14. Rod. 
1848  niebergelegt  waren,  bie  Sicbcrberftellung  ber 
alttirdjlicben  Rechte,  namentlich,  freie  SBcfetjung  ber 
tircbUcben  ^frünben,  freie  Verwaltung  be*  tird)* 
lieben  Vermögen*  unb  anbere*.  Valb  barauf  (1850) 
maren  auf  Ginlabung  be*  Grjbifcbof*  bie  ijcfuitfn 
unb  Siguorianer  im  ©roferjerjogtum  eingetroffen. 
Die  bamalige  bab.  Regierung  jeigte  ftcb  tiefen  Vor= 
gangen  gegenüber  febwaeb  unb  wenig  untüchtig. 
Sil*  bie  Regierungen  ber  Oberrheinifcben  Kirchen; 
prooinj  naep  gcmcinfdjaftlicb  ju  Karlsruhe  gepflo^ 
genen  Verarungen  im  2Jtdr;  1853  jicmlicb  gleich^ 
lautenbe  Verordnungen  ju  (fünften  be*  tireblicben 
Regiment*  betannt  matten,  erliefen  bie  Vifeböfc 
eine  gleidblautenbe  Slntwort  an  ibre  Regierungen, 
in  bei  fte  ftd)  für  nidjt  jufrieben  gefteüt  crllärten, 
mit  bem  Veifügen,  fte  fänben  ftd?  nun  auf  ben 
Stanbpuntt  unausweichlich  hingetrieben,  wo  fte  ihr 
Verhalten  nach  bem  apol'tolifcben  Slu*fprucr>e  ju 
beftimmen  bitten:  man  müffe  ©ott  metir  gebordjen 
al*  ben  3)lenfdjen,  unb  fte  ertlärtcn,  bajt  fte  ben  fünf  • 
tigen  tircblicpen  Vorfcbriftcn  ber  Regierungen  auf 
ba*  entfebiebenfte  entgegentreten  mürben. 

W\t  biefer  Verleugnung  ber  früher  eiblicb  über- 
nommenen Verpflid) tungen  war  ber  Krieg  gegen  bie 
ftaatlicbe  Crbnung  ertldrt.  Xtx  Grjbifctjof  oon 
ftreiburg,  ber  ftcb  aud)  weigerte,  bie  Slbbaltung  oon 
SeelendmteTn  bei  ben  Jraucrfeierlidjteiten  für  ben 
oerftorbenen  ©rofjljenog  ju  geftatten,  oerfagte  ttuu 
feine  SRitmirtung  bei  Vefc&ung  ber  Vfrünben  in  ber 
bisher  geübten  weife,  inbem  er  viele  Stellen  obne 
weitere*  nad)  feinem  ©utbünlen  befejjte.  3uglricb 
erlaubte  er  ftcb,  bie  ÜJlitglicbcr  be*  tath.  Cbcv 
tirdjenrat*  in  Karlsruhe  baran  ju  erinnern,  bafe 
fte  aB  Äat^oliten  in  übereinftimmung  mit  bem(!pi= 
ftopat,  bad  einjig  nur  vai  f.tr.cmnto  Recbt  ^ur 
?Hid)tfd?nur  feine*  ^anbeln*  ju  nehmen  babe,  ihr 
fernere*  iöert/alten  ju  regeln  hätten.  211*  ber  latb. 
Cberttrcbenrat  bagegen  ^roteft  erhob  unb  ftcb  auf 
feinen  $ienfteib  berief,  nntrbe  14.  Tiov.  185."{  über 
bie  9Jtitglieber  jener  'ctaatäbebörbe  unb  über  ben 
Stabtbirettor  Bürger  in  ^reiburg,  ber  al*  groft- 
berjogl.£pecialtommiffarba*lanbe*^enlid)ciUacet 
bei  ben  Crlaffen  ber  crjbifcböfl.  Kurie  ju  rcabren 
beauftragt  trar,  bie  gro&e  ^rtommunilation  au*^ 
gefproeben  unb  feierlidj  in  ben  Äircben  oerlünbet. 

iht  bab.  Regierung  teigte  gegenüber  biefem  ge^ 
fe^lofen  Vorgeben  grofie  cdjrodcbe.  6ie  erfldrte 
jroar  bie  gefe^mibrigen  Schritte  be*  Grjbifcb,  of*  für 
null  unb  nichtig ;  aber  ftatt  bie  ©efe&e  gegen  bie 
Urheber  in  Slnrcenbung  ju  bringen,  »anbte  fte  ftcb 
(jreibeit*ftTafen  gegen  bie  SBitare 


unb  einjelnen  Pfarrer,  bie  ftcb.  im  Recht  glaubten, 
trenn  fte  ben  Sorberungen  be*  nidjt  «fufpenbierten» 
Söifdjofa  ©el^orfam  letfteten.  SU*  ber  ßrjbifcbof 
fortfuhr,  ftd)  nicht  um  bie  StaatSregierung  unb 
beren  Ginfpracb.e  ju  tümmern,  entfcblo^  biete  ftd) 
cnblicfa,  ihn  ju  oerbaften,  um  itm  üor  ©ericht  ju 
ftellen  (22.  ÜJtai  1854).  yxivci  würbe  ber  ^rojefe 
auf  Stnbrängen  Rom*  al*balb  »ieber  aufgegeben. 
Scbon  vorher  batte  man  babifdjerfeit*  bie  %tx- 
mittclung  be*  röm.  Stuf^l*  angerufen  unb  eine 
©efanbMcfc.aft  nach  Rom  abgeben  iaffen.  2)ort 
tourbe  tor  allem  Rieberfcblagung  be*  v^rojeffeä  unb 
üolltommcne  Freiheit  für  ben  (Srjbifcbof  geforbert. 
MI  al*  biefem  cntfprocb,en  war,  tarn  ein  fog.  «3n* 
tertm»  ju  ftanbe,  in  irelchem  bie  Regierung  ent* 
fchieben  ben  Rüdjug  antrat.  Sin  bie  Sinnahme  be*; 
felbcn,  ba*  14.  Rod.  1854  betannt  gemacht  würbe, 
Inüpfte  überbie*  bie  röm.  Kurie  bie  ^ebingung 
weiterer  !üerbanblungen.  2)icfe  jogen  ftd?  burdj  bae 
fpröbe  ÜJerbaltcn  ber  Kurie  mehr  unb  met/r  in  bie 
Üdnge,  erft  28.  $uni  1859  tourbe,  o^ne  3w>rifel 
unter  bem  Srud  ber  ital.  (^reigniffe,  bie  Konoention 
(piet  läge  nach  ber  Schlacht  oon  Solferino)  in  Rom 
abgefcbloffen.  Sie  Hierarchie  batte  geftegt. 

Sie  t'eitung  ber  tireblicben  Slngelegenpciten,  na- 
mentlich aher  bie  Untcrbanblungen  mit  Rom,  waren 
halb  nad?  Sluöbruch  oti  bab.  Kirchenftreiteä  bem 
sJ)cinifterium  be*  Innern  abgenommen  unb  bem 
Slusroärtigcn  Slmte  übertragen  worben,  ba*  in 
ben  £>dnben  oon  ÜUdtmern  lag,  bie  ju  C)fterreid> 
hinneigten.  SU*  ber  Sanbtag  gegen  Gnbe  1859 
wteber  jufammentrat,  enthielt  bie  J^ronrebe  be- 
üüglicb  be*  abgefchloffenen  Vertrag*,  burd?  ben 
bie  Leitung  ber  Kirdje  bem  örjbifchof  überlaffen 
mar,  bie  turjen  ©orte:  «Xie  mit  bem  pdpftl.  Stuhle 
gepflogenen  iSerfyanblungen,  worüber  ben  Stänbett 
bie  Slttcnftüde  vorgelegt  werben  follen,  ftnb  ju  bem 
gcwünfdbten  Slbfcbluffc  gelanqt.»  (Sine  entgegen^ 

gefetjtc  Überzeugung  Uber  ben  "i^ert  be*  Monlorbato 
atte  inbe*  in  allen  Kreifen  be*  bab.  iüolf*  plalt= 
gegriffen  unb  gab  ftcb  in  Ükrfaminlungen,  S'ufl: 
jdjriften  unb  Petitionen  in  unjweibeuttger  weife 
lunb.  Xer  moralifdje  Srud  ber  öffentlichen  Mei- 
nung auf  bie  bi*ber  in  ber  ilRebrbett  fehr  gefügige 
3wette  Kammer  würbe  allmäblicr;  fo  ftart,  bar.  bie 
.Hammer  ftdb  über  bie  SUtenftüde  burd)  eine  Special^ 
f ommiffton  Öerid? t  erftatten  liefe.  Gine  §olge  biefe* 
Söerid|t*  war  ber  Slntrag,  «ba&  bie  Konoention 
nicht  in  SlUrlfamleit  ut  treten  habe».  Räch  i>oei- 
tdgigen  lebhaften  Debatten  fdjlofe  ftcb  bie  Zweite 
Kammer  30.  iVldrj  1860  mit  großer  Mehrheit  bem 
geftellten  Slntrage  an  unb  ©erlangte  bie  Regeluna 
ber  fircblieben  Slngelegenbeiten  bureb  bie  ©efetp 
gebung.  3)iefer  im  ganjen  ifanbc  freubig  begrüßte 
^efdjlufe  hatte  2.  Slpril  ben  Sturj  1* a*3ffintfteriunte 
Stengel  unb  einen  SBechfel  t>ci  bisherigen  Regier 
rung*fpftcm*  sur  5olge-  3>oc i  ber  beroorragenbften 
sülitgliebcr  ber  liberalen  Cppofttion,  fiamep  unb 
Staoel,  traten  in  ba*  ü)liniftcrium  unb  würben 
bie  Seele  beleihen.  Gin  lanbedberrlicber  Crlafj 
oom  7.  Slpril  18<;o  machte  bie  ©runbfä|?e  ber  neuen 
Verwaltung  befannt,  bie  ein  jeitgemdfee*  ^ort= 
fdjreiten  auf  bem  ©oben  ber  Verfaiiung  oerbiefeen. 

4)  Unter  firiebrieb  1860  —  70.  Ta*  liberale 
ÜJtinifterium ,  in  ba*  fpdter  OKai  1861)  Freiherr 
oon  Roggenbad)  al*  vJ)tinifter  be*  Slu*wärtigen 
eintrat,  wufete  feitbem  bureb  eine  Reihe  oon  ©c 
fe^cn  unb  bureb  rührige*  Sluftreten  nach  auften 
bie  übernommene  Slufgabe  in  befriebigenber  SBeife 


Digitized  by  Google 


248 


iöabcn  (®roj$er$ogtum ;  ©efd)icf|te) 


ju  Ififen.  Ter  ftirdjenitreit  tourbe  burcp  bie  22.  iUat 
1860  ber  ^mcitcn  Kammer  porgelegten  fecbä  Öefefc- 
enttoürfe  unb  burcp  enblicpc  93ereinbarung  mit 
bem  frribifcbof  (20.  91op.  1861)  pinfiAMcp  ber 
33efe&ung  ber  Hircbenpfrünben ,  SBeriualtunabe« 
Hirdjenpermögen«  unb  (Ünfegung  eine«  lati).  Dber* 
ftiftung«rat«  geregelt.  5)aran  reipte  fiep  eine  Um- 
geftaltung  ber  33erfafiung  ber  Prot.  £anbe«tircbc 
in  liberalem  Sinne  unb  bie  Gmaucipation  ber 
Rubelt.  '.Hu*  auf  allen  anbem  (Gebieten  be«  öffent- 
lichen £eben«  mürbe  ber  bab.  Staat  einer  UmaeftaU 
t una  entgegenaefübrt.  Tiefe  toeitgreifenben mefor- 
mentoaren:  Gmfübrung  ber  ©eloerbefreibeit,  eine 
neue  @eridjt«organifation  (naep  bem  HJtufter  ber 
bannoperifeben),  ein  $olijeiftrafgefe&bucb  unb  in«= 
befonbere  eine  neue  Draanifation  ber  innern  93er= 
»altung  mit  meitefter  9lu«bebnung  ber  ©clbftreflie- 
rung.  iiugleitp  pörte  bie  bisherige  polit.  Einteilung 
be«  ©rofsbenogtum«  in  Pier  ^rooinjen  mit  eben= 
fopiel  SÖiittelreaierunflen  auf.  2>a«  tfanb  jerfdUt 
feitbem  in  11  33ern>altung«treiie. 

2)ie  Energie,  mit  ber  ber  ÜJttniftcr  be«  $Iu» 
Bern,  ^reiben  pon  SRoggenbad),  bei  ieber  ©elegem 
bat  bem  nationalen  Verlangen  nach  einer  grünb= 
licpen  S3unbe«reform  8lu«brud  gab,  belebte  auep 
außerhalb  33.«  bie  nationalen  Hoffnungen,  um  fo 
mein-,  al«  man  ben  ©rofjbcrjog  in  biefem  ©ebanlen 
mit  feinem  ÜJlinifter  einig  mimte.  2)ie  eifrige  33er= 
iwcnbung  33.«  für  ba«  lurbeff.  35erfaffung«recbt 
1862  auf  bem  33unbe«tage  förberte  bie  enblicbe 
öerftellung  jene«  9ied}t«  burcp  $reuf>en.  3)er  rafebe 
(Sntfdjlufe ,  bem  pon  $reufteu  beantragten  iyxan- 
jöfifcb^eutfdjen  öanbel^pertrage  beijutreten,  be- 
aünftigte  albann  bie  Erneuerung  be«  3oUperein« 
1865.  %m  %  1864  tourbc  ba«  2anb  pon  neuem 
burcp  eine  balb  immer  tüiebertebrenbc  fterilale  ?lgi- 
tation  beunruhigt.  Tei  falb.  Hleru«  toar  unju- 
frieben  mit  ber  ftaatlicben  Einrichtung  pon  Drt«= 
fepulräten,  an  benen  aueb  gamilienpäter  teilhaben 
I ollten,  unb  pon  Hrei«fcbulinjpeltoren,  unb  bie  tat b. 
Pfarrer  erhielten  pou  ber  erjbifcböfl.  Hurie  ben 
Söefeljl,  bie  ihnen  porbebaltene  Stelle  in  ben  Ort«> 
fepulräten  nicht  einzunehmen.  ®leicb$citig  maebte 
ein  erheblicher  Seil  ber  prot.  OJeiftlicpleit  ben  3Jer- 
fuep,  bie  freiere  fritifeb. c  IHid) tung  in  ber  Prot,  Tbeo= 
logie  ju  unterbrüden.  3>er  33er  fueb  f  (heiterte  aber 
an  bem  SBiberftanbe  ber  liberalen,  bie  balb  barauf 
iur  ©rünbung  be«  Teutleben  ^roteftantenperein« 
fepritten  unb  ba«  Siecht  ber  freien  gorfebung,  bie 
SJerföbmmg  be«  Sbriftentum*  mit  ber  mobernen 
33ilbung  unb  eine  Erneuerung  ber  Hircpe  auf  ber 
©runblage  ber  ©emeinbeperfafiung  auf  ibre  ftabne 
fdjrieben.  3)er  Dberlircbenrat  erlannte  bie  @leicbs 
bereebtigung  ber  perfepiebenen  Slicptungen  inner-- 
balb  be«  v}Jroteftanti«mu«  an  unb  permie«  bie  33er* 
treter  ber  ortboboren  ^Hicbtuna  »ur  :Ku  be. 

3njioifcben  roirtte  ber  Honfuit  jtoifcben  ^Jreu&en« 
Slcaicrung  unb  Slbgeorbnetenbau«  ertältenb  auf  bie 
Jüx>nnunaen,  bie  ftd)  ^reufcen  jugemenbet  batten, 
unb  ber  verlauf  beä  f  <ple#»p.:bolftein.Streite*  maebte 
Pie  bab.^olt^oertreter  allmdblicb  ju  ®egnern  tyxew 
feen«.  Ser  SWiniftcr  pon  «Roggenbacb  trat  19.  Dlt. 
1865  jurüd,  unb  pon  6bel^beim  (am  an  feine  Stelle ; 
er  unternabme^,  33.  in  bad  mittclftaatlicbe  Säger  über: 
jufübren  unb  fcblie^licb  an  Cfteneicb  an)ufcblie^en. 
vJJlit  ben  5)emottaten  perbünbet  unb  ber  Ulrramom 
tanenficber,nabm6beldbeimaubenmittclftaatlicben 
Honferenjen  in  2lug$burg  unb  Samberg  teil  unb 
braepte  bie  Hammer,  bie  fieb  14. 3lpril  1866  nod?  für 


ben  SJiämardfcben  Antrag  (Einberufung  eincS  beut* 
[eben  Parlament*  jum  3»«d  einer  3eeugeftaltung  ber 
iBunbe^perfa))ung)  mit  allen  gegen  brei  Stimmen 
auägefprocben  baue,  naep  unb  nad)  ju  bem  Out 
fcblufe,  bureb  innige«  3ufammengeben  mit  ben  aru 
bem  fübbeutfeben  Staaten  Seil  für  SB.  )u  nuten, 
toai  tbatfdcblicb  gleiebbebeutenb  toar  mit  Mneg  qc- 
gen  9Jreufeen.  2)er  ®ro&berjog,  ber  mit  ÜHatfop  auf 
preup.  Seite  ftanb,  mu^te,  Mi  ibm  auf  eine  Au- 
frage in  Berlin  bie  Antwort  erteilt  »urbe,  $rcu^en 
fei  mein  im  ftanbe,  S.  militdrifeb  )u  i  dm  Ken,  bem 
Slnbrdngen  ber  üDtebrbcit  bcö  iDlinitteriumd  unb  be« 
fianbeä  nadjgeben.  2!urcb  öunbeetagebefcblu^  Pom 
14. 3uni  »arb  ber  Äricg  gegen  ^reupen  ent(ebieben, 
ber  bie  bab.SiPifion  unter  bem  SBefebl  beö^rinjen 
'Jmlbelnt  ben  unglüdlicben  unb  Wenig  rubmpollen 
3)lainfelbiug  mitmacben  liefe  (f.  Seutfcbcr  Äricg  pon 
186<J).  2>ie  preupifeb  gefinnten  ÜJiitglieber  be«  W\- 
nifterium«  mürben  pcrbrdngt:  bie  3)(inifterialrdte 
3ollp  unb  grepborf  »urben  26.  3u»w  ibrer  Stellen 
entboben;  SDiatbp,  ^rdfibent  be«  £>anbel«minifte* 
rium«,  mufete  30.  yuni  feine  Gntlaffung  nebmen. 

9tacb  ben  preufi.  Siegen  in  33öbmen  unb  am 
ÜHain  feblug  bie  öffentliche  Meinung  in  33.  ebenfo 
rafcb  roieber  um.  Sdjon  22.  $uli  baten  39  Slbgc^ 
orbnete  in  einer  Slbrefic  ben  Örofeberjog,  ben  nu&: 
lofen  Krieg  aufzugeben  unb  ben  &nfcbluf}  an  v4^reu: 
gen  }u  bewertftelligen.  on  gleidbem  Sinne  fpracb 
ficb  bie  3Jepölferung  in  3lbrcf)en  unb  9]olfeperfamm= 
lungen  au«.  8lm  23.  §uli  reiajte  6bel«beim, 
26. 3uli  Stabel,  Samep,  Sogelmann  ipre  6ntlaf|ung 
ein  unb  27.  ,mlt  evluelt  3natbp  ben  Auftrag,  ein 
neue«  ÜJiinifterium  ju  bilben:  vJDiatbP  »urbe  Staat«-- 
minifter  unb  übernabm  »ieber  bie  fieitung  bc« 
Haubcl«,  Porläufig  aueb  ber  Finanzen;  ^repborf 
»ourbe  ^räfibcnt  be«  SRinifterium«  be«  2lu«»ärti- 
aen,  ^ollp  be«  SWinifterium«  be«  3«ncrn;  ©eneral 
£ubtuig,  beffen  Gntlaffung  niebt  angenommen  Hor- 
ben »ar,  bebielt  ba«  firieg«mini|'terium.  unb 
Staat«rat  9iunlm  blieb  äRitgüeb  be«  l'(uu)te 
rium«  obne  Portefeuille.  2)ie  Jruppen  mürben 
29.  3«U  jurüdgerufen,  3.  2lug.  SÖanfnftiUftanb 
unb  17.  3lug.  in  33erlin  ber  befinitiue  '^riebe  unb 
ein  ailianjoerrraa,  mit  ^reupeu  gef cbloffen.  33.  b atte 
eine  Ütrieg«tontnbution  pon  6  3Hill.  (Bulben  an 
^reupen  ju  bejablen.  2)er  3n<ben«pertrag  mürbe 
fofort  pon  beiben  Kammern  genebmigt,  unb  K}U\ 
uäberung  33.«  an  33reufien  unb  an  ben  <Rorbbeut: 
feben  33unb  al«  näcbfte«,  bie  ^Bereinigung  Süb: 
beutjcblanb«  mit  bemfelben  ju  einem  2>eutfdjeu 
9icid)e  PonlRcgierung  unb  33ol  fever  tretungal«  6nb- 
}iel  ber  bab.  ^jiolitif  bejeiebnet.  33ei  ber  Eröffnung 
be«  £anbtag«  5.  Sept.  1867  fpracb  ber  @rof)bftjog 
in  ber  Ibto>webe  feinen  «feften  Gntfcblup»  au«,  «ber 
nationalen  Einigung  unau«gefept  nacbjuftreben» 
unb  jebe«  Opfer  ju  biefem  :\ uvde  ju  bringen.  2)ic 
3lllianj:  unb  ^ollperträge,  ba«  an  bie  ÄriegSoer* 
favlungbc«9(orbbcutfcben33unbc«  ficb  anjcbliefeenbe 
3Bebrgefep  mürben  pon  beiben  Hämmern  aeueb 
migt.  Gin  aJUniiterperanttoortlicbleitggefcB,  ein 
s45rcfegcfeö  unb  ein  Scbulgefcfc  folgten. 

Scpon  por  bem  Scblufie  be«  t'anbtag«  (15.  gebr. 
1868)  »ar3.3ebr.l868vJHatbpgeftorben.  3nfolgc 
Denen  imirfceba-j  lUiniftcrium  12.  Acbr.  neugebilbet: 
Jollp  übernabm  ba«  Staat«mimfterium  unb  ba« 
innere,  ^epborf  ba«  2lu«ir>drtia,e,  ßllftätter  bie 
ginanjen,  X>uf6  ben  £>anbel,  Obtircber  (jeboeb  erft 
21.  Ott.)  bie  3"ft»J,  ber  bi«fcerige  preiife.  Militär« 
bepollmdebtigte  in  Harl«rube,  ©eneral  33eper,  ba« 


Digitized  by  Googl 


Söaben  (©ro&fjeraogtiim;  ©efdjidfte) 


249 


Jitieg*Wcfcn.  SRüfilin  blieb  tu  feinet  bi*betigen 
Stellung.  Tie  eingefcblagene  $olitit  wutbc  mit 
aller  Gntidjicbcnheit  feftgebalten.  Tai  bab.  Kabet* 
temuftitut  wutbe  aufgehoben  unb  einem  mit  Vteuften 
vereinbarten  Vertrage  gcmäfj  bie  bab.  Kabelten  in 
bie  preuf».  2JUlitäranftalten  aufgenommen,  1869 
.lud1  mit  bem  9torbbcutfchcn  93unbe  ein  bie  mili- 
tär.  fireijügigfeit  bejmedenber  Vertrag  gefdjloffen. 
Tie  jWtilitärorganifation  mar  1868  bollenbct,  ba* 
Kommanbo  bec  Tibifion  würbe  Vcper  übertragen. 
Vei  ben  3oUparlament*mabilen  im  Sehr.  1868 
fiegtcu  bie  Siatibnalliberalen  in  aäjt,  bie  Klerifalen 
in  fech*  ffiahttreifen.  SWit  ber  §reiburger  Kurie  fam 
«»inbefien  ju  neuen  Konfliften.  Tie  9tegictung  batte 
ixrorbnet,  bafi  bie  jungen  Theologen  beiber  Kon: 
fefjionen  nach  beenbigten  UniberfitätSftubien  bor 
einer  ftaatltcbeu  $rüfung»f  ommtffion  eine  Prüfung 
über  itjre  allgemein  winenfd^aftlidbc  Vorbilbung  ju 
bejteben  baben  follten.  dagegen  proteftierte  ber 
Gnbifdjof  17.  Slpril  1867  unb  unterfagte  in  einem 
(blaffe  com  18.  Sept.  ben  tatlj.  Theologen,  fieb 
biefer  Prüfung  ju  untergeben,  darauf  ertlärte 
feie  Regierung  ba  >  erjbifeböfl.  Verbot  für  ungültig 
unb  oertoeigette  allen  beujeuigen  Theologen,  bie 
lieb  ber  Prüfung  nidH  unterwarfen,  bie  befinitibe 
Aufteilung  unb  blc  2lu»jablung  be*  ©ehalt*.  Ter 
Job  be*  Grjbifcbof*  Vicart  (14.  Stpril  1868),  nach 
welchem  ber  Tombetan  unb  ©eneraloifar  ßotbar 
Kübel  vom  Kapitel  jum  Gr}bi*tum*bermefet  ge* 
wählt  würbe,  braebte  bie  2Iu*föhnung  nitbt  näher. 

Gin  Streit  im  liberalen  Saget  fam  ben  Klerilalen 
nur  erwünscht:  in  Cficnburg  am  8.  9?ob.  unb 
27.  Tej.  1868  abgehaltene  Veriammlungen .  auf 
me leben  bic  Rubrer  ber  liberalen  Vartei  bem  9JHnu 
fterium  ocllu  Cppofition  machten,  veranlagten  fte, 
in  Vcrbinbung  mit  ben  ©rofibeutfeben  unb  Temo> 
fraten  einen  Aufruf  an  ba*  Soll  ergeben  ju  (äffen 
unb  einen  Abrcffenfturm  an  ben  ©rofeherjog  ju 
oerfueben.  Auflöfimg  ber  jetzigen  Stänbcoerfamnt: 
luug,  Ginberufung  eine*  auftcrorbentlidbcn  Sanb- 
tag»  jur  Schaffung  eine»  neuen  SÜablgcicRc*  auf 
©runtlage  bes  bireften  geheimen  itfahlocrfabrcn* 
unb  ein  iltifstrauenevotum  gegen  ba»  i'Iiniüerium 
war  ber  Hauptinhalt  ber  Abteilen.  Tiefe  ©efabr 
befeitigte  ben  Streit  ber  liberalen  mit  bem  SDltnü 
Itcrium;  bic  neue  Cficnburger  Versammlung  vom 
23.  2Jtat  1861»  befcblof;  eine  ©egenabreffe  an  ben 
©rofcberjog,  bic  bcbcutenbften  Stäbtc  be*  fianbe* 
folgten  biefem  Vcifpiclc,  unb  ber  ©roftherjog  wie* 
bie  flcrifal  bemolratifcfcen  Abreffcn  jurüd.  SBei  ben 
Grneueiung*wahlen  vom  1.  3uli  186'J  ftegten  bic 
liberalen  in  18,  bie  Klerifalen  in  4  SBablfreifen. 
Ten  am  2i.  Sept.  eröffneten  Canbftänben  legte  bie 
Regierung  einen  Gntwurf  über  Vetänberung  r>er- 
ütiebencr  Verfaffung*beftimmutiMii  bor:  bie  Zweite 
Cammer  feilte  bie  felbftänbige  ffiabl  ibtet  tyx&h- 
benten,  bie  Selbftbeftimmung  ^inftdjtlicb  ber  ©es 
fchäftäotbnuna,  bie  ^nitiatiüe  tu  ber  ©efefcgebung 
erhalten,  unb  ber  ©ruubfajt  bei  allgemeinen  2Hahl: 
rechts  unb  ber  geheimen  Abjtimntung  follte  in  ba* 
Äiblgefeh  aufgenommen  werben.  Tiefe*  &cr= 
f an'ungögefefe  würbe  von  ber  3»e*ten  Kammer 
29.  Ott.,  bon  ber  Griten  13.  flov.  angenommen,  bie 
uon  ben  Klerifalen  gemünfebte  Ginführung  ber 
bireften  Bahlen  aber  mit  allen  gegen  14  Stimmen 
perworfen.  Tai  ©efet?  über  Ginfübrung  ber  obli^ 
gatorifeben  Gioilebe  unb  ber  bürgerlichen  6taitbe3< 
bcamtung  würbe  üon  ber  3weiten  Kammer  17. 9ioo. 
mit  allen  gegen  6  Stimmen,  bon  ber  Grften  4.  Tej. 


gleidjuiü-j  mit  allen  gegen  6  Stimmen  angenommen. 
Gbenfo  würbe  bie  Verlängerung  bei  Kontingent 
gefege»  unb  ba»  ©efeg  über  ba»  ^iUtfirbubget  von 
beiben  Kammern,  ba»  ©efeit  über  bie  neue  Gintei- 
lung  bc»  S?anbe»  in  66  i'anbtag»wahlbejirfe  unb 
ber  Antrag,  bie  vJRanbat»bauer  ber  Slbgeorbneten 
von  acht  auf  bier  ^abre  berabjufc^en  unb  alle  )toei 
^abre  bie  eine  Hälfte  austreten  ju  (äffen,  bon  ber 
Zweiten  Kammet  bereinbart.  3)ad  Stifrungsgefe!», 
wonach  biejenigen  Stiftungen,  bie  in  ba»  ©e= 
biet  bei-  Schule  unb  bed  mmenwefend  gebötten, 
ber  tirchlichen  Verwaltung  entzogen  unb  unter  weit 
liebe  Verwaltung  gcftellt  werben  follten,  unb  bie 
©efefce  übet  JluSbebmmg  bet  Sief  ugniff  e  bet  Scbwut 
gettchte  bei  politif eben  unb  Vre^oergeben,  über  ba» 
an  bie  norbbeutfehen  Veftimmungen  ftch  anfdjlic 
feenbe  lllilitätsSttafgefeftbuch  unb  übet  bie  Unter 
ftütiung  bcÄ  ©ottbarbbahnunternehmenS  mit  3  sJJlill. 
©ulben  würben  vom  £anbtage  genehmigt.  Ter 
Schluß  bieieo  wichtigen  Sanbtaged  erfolgte  7. 2lptil 
1870.  5)et  Vtoteft  be*  JBi*tum»betWefet#  gegen 
ba»  Stiftung»gefe&  wutbe  nicht  beachtet.  Ter  Ver 
wefer  tieft  14.  Sept.  1870  bie  batif  anifeben  93ef  chlüff  e 
bom  18.  ,\uli  öffentlich  betfünbigen.  Tic  Regierung 
erfldrte,  ba&  biefe  SBejcblüffC/  fofern  fte  mittelbar 
ober  unmittelbar  in  bürgerliche  Vethältniffe  ein= 
greifen,  al»  rechtlich  unberbinblich  anj  u  je  ben  feien. 

5)  Unter  gt iebtid)  nach  1870.  2>ie  KtiegS= 
ettldtung  gtanlreich»  befchleunigte  bie  Grfüllung 
ber  nationalen  Veftrebungen  93.*.  Tie  bab.  Tibi; 
fion  würbe  unter  ben  Oberbefehl  be£  ©enerald  bon 
Ülkrber  geftellt,  beteiligte  ftch  juerft  an  ber  Belage 
rung  Strasburg*,  focht  bann  bei  Tijon  unb  %i\t* 
unb  nahm  bom  15.  bi»  17.  3<w.  1871  an  ben  fteg= 
reichen  Kämpfen  bor  93elfort  bet  Stautbatifcben  :Hr 
mee  gegenüber  ruhmvollen  Anteil.  Tie  Regierung 
fudjte  bie  Siege  für  ben  Slu»bau  be»  nationalen 
Staate»  ju  berwerten.  Schon  in  einem  Sdjreiben 
an  93idmard  bom  2.  Sept.  1870  forberte  fie  bie 
3ö  ieberer  Werbung  be3  Gif  äff  cd  unb  bie  Grwcite: 
rung  be*  9lorbbeutfd)<n  93unbe3  jum  Teutleben 
93unb  unb  beantragte  für  [entern  eine  Verhärtung 
ber  Sentralgewalt  auf  militär.  unb  biplomat.  ©e 
biete.  Stach  ben  SNünd/cnct  Vethanblungen,  an 
benen  53.  fid)  nicht  beteiligt  batte,  beantragte  93. 
2.  Ott.  feinen  Gintritt  in  ben  9iorbbeutfchen  93unb. 
lülinifter  3ollp  unb  (jrrepborf  begaben  fid)  auf  93i#^ 
mard»  Ginlabung  2u.  Tit.  nach  Verfaille«.  Tort 
würbe  ber  9icrfafittng»bertrag  mit  Nm  Slorbbeut 
fehen  93unbe  15.  9iob.,  bie  SKilitärlonvcntion  mit 
$rcufien  25. 9{ob.  abgefchloffen.  Tanach  foüte  ba» 
bab.  Kontingent  einen  unmittelbaren  93eftanbteil  bei 
preu|.  Strmee  bifben  unb  bet  König  bon  Vteu^en 
al*  Vtinbesfelbberr  alle  iHechte  unb  Pflichten  bee 
Kontingent*«  unb  Kriegsherrn  übernehmen.  Ter 
13.  Tej.  1870  jufammentretenbe  fianbtag  geneh 
migte  bie  beiben  Verträge.  Ta*  SKiniftenum  be* 
Auswärtigen  unb  ba*  be*  Krieg*wefen*  würben 
L  3uli  unb  17.  Tej.  1871  aufgelöft,  fämtliche 
(>)ei'anotfd)aften  24.  Ott.  aufgehoben.  93ei  ben 
tieidV3tag*mablen  bom  3.  DJärj  1871  Wutben 
12  Wationalliberale  unb  2  Klerilale  gewählt.  Ter 
21.  Stob.  1871  wiebereröffnete  ^anbtag  befebäf 
tigte  fid)  bot)ug*weife  mit  finaniiellen  unb  Ver 
waltung»fragen  unb  würbe  21.  ilfärj  1872  wieber 
gcfd?lofjen.  3^  Ännahme  gelaugten  bie  OefeH" 
entwürfe  übet  Slu*ichlie0ung  teligibfet  IDtbcnd 
mitgliebet  bom  Glementatunterticht  unb  bon  ber 
21u»hilfe  in  bet  Seelfotge  unb  übet  ba*  Vetbot  bon 


250 


©oben  (©ro&fjcraogtum;  ©efdjidjte) 


SJtiffionen  fo»ie  ber  auf  Interpellation  beS  ?lb- 
georbneten  Gdfyarb  pon  ber  Regierung  ben  altfatb. 
sJSrieftern,  ©emeinben  unb  eitern  jugeficberte  ftaat- 
hcpe  :Hccr»jdnin.  Ser  alttatb.  Sifcpof  Steinten* 
erpielt  8.  $uni  1873  bie  ftaatlicpe  Slnertennung*; 
urtunbe.  Sin  fdmtlicpe  9JMtglieber  religiöfer  Drben 
unb  Songregationen  erlief?  bie  ^Regierung  1.  9lop. 
1872  ben  Sefebl,  iljre  biSberige  2el?rtbdtigteit  bin* 
nen  Pier  SBocpen  einstellen,  »n  bie  Stelle  be* 
freiwillig  auStretcnben  von  Sufdj  »urbe  ÜJtinifte: 
rialrat  Jurban  28.  Ott.  1872  jum  ^rdfibenten  be* 
JÖanbelaminifterium*  ernannt. 

Sei  ben  2anbtag3»ablcn  Dom  Oft.  1873  würben 
50  Utationallibcrale,  10  Sleritalc  unb  3  Semotraten 
ge»äblt.  Tic  Eröffnung  beS  Sanbtag*  erfolgte 
20.  sJIop.  (Sin  bie  JRedjtSöerpdltnifie  ber  Hlttatbo: 
lifen  pollftänbig  regelnbeS  ©efefc  »urbe  ton  ber 
3»eiten  Sammer  13.  3Rai  1874,  t>on  ber  ^rften 
2. 3uni  angenommen.  Sie  Sirdjengefefce  pon  1860 
fanben  eine  Grgdnjung  in  einem  ©efefcentmurfe, 
ber  einer  fepon  früber  erlafjenen  Serorbnung  gefegt 
lidje  ©eltung  gab  unb  bestimmte,  bafi  für  bie  3u* 
lafiung  ju  einem  Sirdjenamte  ober  jur  öffentlichen 
SluSübung  tirdjlicper  5unttionen  ber  3tad) meid  einer 
allgemein  »ifjenfdiaftlicben  Sorbilbung  nötig  fei, 
aud?  benjenigen  Dom  Sefucfce  einer  Unioerfitdt  nidjt 
bispenfierte,  ber  feine  Stubien  an  einer  pon  3e* 
fuiten  ober  einem  anbern  Crben  geleiteten  Slnftalt 
gemad)t  Ijabe;  aufeerbem  ben  Scr)lu&  ber  jtnaben- 
feminarc  unb  Konoitte  für  Geologie  Stubicrenbc 
mit  Gnbe  beS  laufenben  Sdjuljabr*  auSfprad)  unb 
©elb:  unb  ©efdngniSftrafen  für  ÜJiifcbraucb  beS 
geiftlid>en  StanbeS  feftfetjte.  tiefer  ©efe&ent»urf 
tourbe  von  ber  3»eiten  Kammer  21.  >.n.  1874 
mit  allen  gegen  10  Stimmen  angenommen  unb 
ein  ©inpeTftdnbni*  hierüber  mit  ber  ©rften  Sammer 

14.  Jebr.  erjielt.  Ser  StäbteorbnungSenthmrf,  too- 
nad)  in  Sarl*ruf?e,  SWannfceim,  «freiburg,  Seibel- 
berg,  $forjl>eim,  Sonftanj,  ©oben  bie  6in»obner: 

?iemeinben  an  bie  Stelle  ber  Sürgergemcinben  gc= 
etjt,  bie  SBatjl  ber  Sürgermeifter,  Seigeorbneten 
unb  Stabtrdte  bem  SürgerauSfdjuffe  übertragen 
unb  legerer  von  ben  »at?lbered)tigten  6in»obnern 
gerodet  »erben  feilte,  »urbe  Don  ber  Zweiten  Sam- 
mer 30.  3an.  1874  angenommen.  Sie  Grfte  Sam- 
mer natjm  ba*  ©efefc  mit  einigen  Slbdnberungcn 
27. 2Rai  an.  Sem  Sammerbcfdilufje  gemdfe  »urben 
ba*  crjbifd?öflid)e  tbcel.  Sonpitt  unb  bie  Snaben* 
feminarien  in  ftreiburg  burd?  bie  üHinifterialver' 
fügung  vom  1.  Äug.  gefdjloffen.  Sei  ben  SReidj«- 
tagäroaljlen  Dorn  10.  ^an.  1874  »urben  12  national; 
liberale  unb  nur  2  flerifale  Slbgeorbnete  ge»d^lt. 
Sie  erneuerung$»atylen  jum  Sanbtage,  bie 

15.  Ott.  1875  ftattfanben,  ergaben  bie  2Bal>l  wen 
22  Diationalliberalen,  6  Ultramontanen  unb  2  Se- 
motraten. Ser  i'anbtag  »urbe  23.  !Ror».  eröffnet, 
jebod}  balb  barauf  vertagt,  fam  21.  fabr.  187»; 
»ieber  jufammen  unb  bauerte  bis  junt  15.  3uli. 
Sie  in  ber  Übronrebe  angetünbigten  ©efe&e  (amen 
ju  ftanbe.  Sie  Sotation  ber  epang.  unb  fat^.  ©ctft- 
lid)feit  mit  einem  Staat^jufcbufe  oon  je  200000  Ü)i. 
»urbe  26.  3nni  unb  5.  ^uli  r>on  beiben  Sammern 
bewilligt,  jeboeb  mit  ber  Seftimmung,  ba&  im  tarnen 
ber  fatp.  ©ciftlid)lcit  ber  Grjbi*tum*Dcr»efer  unb 
ber  alttatb.  2)ifd?of  bie  @el>orfam3erfldrung  gegen 
ben  Staat  abjugeben  baben,  bafe  ber  Surie  bie  freie 
Sidpofttion  über  bie  ^frünbenertrdgniffe  enUogen 
unb  biefe  Sotation  junddjft  nur  auf  fedjS  §a\)xt 
beirilligt  »erbe.  Sa«  ©efett  über  (SinfüpTung  ge= 


mifebter  23olf*fd?ulen  »urbe  Don  ben  Äammern 
22.  Oiuni  unb  3.  ^uli  angenommen  unb  ben  sBün- 
f  djen  ber  Slerifalcn  burd)  bie  Seftimmung  9Iea>nung 
getragen,  ba|  in  benjenigen  ©emeinben,  bie  bi$t?er 
tonfeffionell  getrennte  Sdjulen  Ratten,  aud?  ein  Sc^r  er 
Don  bem  iöelenntniffe  ber  ÜKinberbeit  angcftellt  »er: 
ben  f olle,  falls  bie3af>lDonberenSd)ulfinbern  nadi 
bemSurd^fd^nitt  ber  legten  brei  %a\)xe  »enigfteud  20 
betragen  pabe.  Sa8  ©efe^  über  einrid>tung  unb 
SJefugniffe  ber  Cbeuecpnungölammer  »urbe  oon 
beiben  Sammern  17. 3uni  unb  12. 3uli,  ba«  ©efeft 
über  (*infüf?rung  einer  Gr»erbSfteucr,  »elcpe*  bie 
SHef orm  ber  Steuergcfetigebung  »eiter  füpren  f ollte, 
20.  "mihi  unb  14. , ui Ii  angenommen. 

Sa?  größte  Sluffe^en  erregte  balb  barauf  ber 
9lüdtritt  bc$  StaatdminifterS  gollp,  bem  21.  Sept. 
baS  (?ntlaffung*gefud>  beS  ganjen  2RinifteriumS 
folgte.  Ser  mit  ber  Silbung  eine£  neuen  SabincttS 
beauftragte  ^anbeldminifter  Durban  »urbe  24 .  S ept. 
unter  Seibeljaltung  feineä-^ortefeuille«  jum  $rdfu 
benten  be*  3Jlinifterium5 ,  SRinifterialrat  Stöfjer 
jum^Brdfibcntcn  bcS  WinifteriumS  be*  3"iterii/  3ln= 
»alt  ©rimm  jum  ^rdfibenten  beS  SRinifteriumS  c  c  •> 
grofeberjogl.  öaufeS  unb  ber  3"ftij  ernannt;  ber 
^räfibent  bei  (jinanjminifteriumS  eilftdtter  unb 
©ebeimrat  Ouif.lin  blieben  in  ihren  Stellungen.  Saf; 
biefer  9Rinifter»edjfel  nidjt  eine  änberung  be*  bii- 
peTigen  liberalen  SpftemS,  fonbern  ber  ^Regierung*: 
metl?obe  bebeute,  »erfidjerte  31.Dtt.bcr  ©ro^perjog 
auSbrüdlid).  SeibeniReid)Stag#»a^lenDoml0.3an. 
1877  »urben  11  Stotionalliberale,  2  Slerüale  unb 
1  SeutfdptonfcnjatiDer  gc»d^lt.  Sei  ben  Gmeue= 
rungS»ablen  jur  Slbgeorbnetenlammer  »urben 
22.Dlt.26  3iationalliberalc,5Slerilaleunb  1  Semo= 
trat  gemd^lt.  ^nfolgebejfen  patten  bieSlerifalen  nod? 
12  a)titgliebcr  in  ber  Sammer.  Sei  ber  Eröffnung 
be«  Sanbtagg  15.  9top.  tünbigte  bie  I^ronrcbe 
Sorlagen  ju  ben  3«fHjgefe&en.  jur  ©emeinben 
befteuerung,  jum  Subget  an.  Sie  tleritalen  Stit- 
trdge  auf  Cnnfübrung  be*  bireften  SöablfpftemS 
unb  auf  Sbfdjaffung  ber  ftaatlid?en  Prüfung  ber 
Speologen  »urben  aogelepnt.  Sei  ben  SReid)*taflS- 
»ablen  ü  om  30. 3uli  1878  »urben  8  9lationalli  beralc, 
3  Sieritale,  2  Seurfd)!onfert)atipe,  1  Semotrat  ge= 
mdblt.  9lua>  bei  ben  GrgdnjungS*  unb  (5rfat>»abU n 
in  bie  Slbgeorbnetentammer  23.  Dtt.  1879  erlitten 
bie  9?ationalliberalen  Serlufte.  ©e»dl?lt  »urben 
21  giationalliberale,  10  Slerifale,  3  SonferDatioe 
unb  2  Semotraten.  Sie  Slbgeorbnetentammer  tt- 
ftanb  nun  au*  39  flationalliberalen,  16  Sleritalen 
3  Semotraten,  2  Sonferuatipen. 

Sie  bei  ber  Gröffnung  be*  CanbtagS  18.  5?oo. 
1879  gehaltene  2f;ronrebe  betonte  ben  fcblimmen 
Stanb  ber  Sinanjen,  bie  lyolfle  beä  SluSfallS 
im  eifenbapnertrag  unb  in  ben  übrigen  orbentlicben 
Ginnabmen  fei  unb  eine  Steuererb,  öbung,  »ie  Än= 
leiten  für  Gifenba^nbauten,  not»enbig  macbe.  Ser 
Sanbtag  batte  fofort  eine  Sulturtampfrjortage  ju 
beraten.  Um  bem  Streit,  ber  feit  bem  Grlafi  beS  @e: 
feticS  Pom  19.  3an.  1874  }»ifdjen  ^Regierung  unb 
Sircbe  »egen  ber  Gramenfrage  beftanb,  ein  Gnbc 
ju  madjen,  legte  erftere  17. 3an.  1880  einen  ©efefc- 
entrourf  por,  »onadj  von  ber  allgemein  »iffenfebaft- 
lieben  Staatsprüfung  biejenigen  Geologen  frei  fein 
f  ollten,  pon  »eldjen  eine  tt>eol.  ^adjprüfung  abgelegt 
»orben  fei,  fofern  biefer  Prüfung  ein  lanbe«berr= 
lidjer  Sommiffar  ange»ol>nt  unb  baS  Ergebnis  ber 
Prüfung  ber  StaatSbepörbe  teinen  ftnlafs  jur  Se= 
anftanbung  ber  Sanbibaten  gegeben  fabe.  Sen^ 


Digitized  by  Google 


93abcn  (©ro^crgogtum;  ©ejdjict)te) 


251 


jenige  n  ©eiftlicben  aber,  bie  bor  $3ertünbigung  biefe* 
neuen  ©efefcc*  geprüft  unb  ju  'iJJrieftern  getoei^t 
roorben  waren,  follte  bei  5tadjh?ei*  ber  beftanbenen 
Äbiturientenprüfung  unb  be*  breijdbrigen  ibefud?* 
einer  beutfeben  Uniberjität  bie  Staat*prüfung  jum 
vJtadbwci*  ber  allgemein  mifienfcbaftlidjen  3Jorbil- 
bung  erlaffen  »erben.  Sie  Mommiffion,  an  meldte 
biefe  Vorlage  bermiefen  würbe,  ertldrte,  jumal  ba 
fie  erfuhr  r  baji  ber  i8i*tum*bermcfcr  Mübcl  jroar 
feine  3u|"mm»"fl  Su  biefem  Entwurf  gegeben,  ju: 
gleicb  aber  alle  burd)  ba*  Montorbat  ber  tatb.  Mirdw 
erteilten  fechte  für  biefelbe  auf*  neue  in  Slnfpru* 
nehme,  mit  10  gegen  3  stimmen,  bafe  fte  an  bic 
Mammer  ben  Antrag  auf  sJhd)teintrctcn  in  bie  33c= 
ratung  ber  3jorlage  riaMcn  werbe,  folange  nidjt  bic 
erjbifchöfl.  Murie  ihren  Erlafe  bon  1874  jurüdgenom 
menbabe,  in  meldjem  fie  ben  Mlcritcrn  »erbot,  um 
Si*penfation  oon  ber  allgemein  miffcnfdmftlicben 
Staatsprüfung  ein  jutommen.  SU*  ber  v-8i*tum*bcr = 
roefer  barauf  mit  3uftimmung  be*  'iBapftc*  bie  Ver- 
bote jurüdnabm,  legte  bie  Regierung  13.  gebr.  einen 
neuen  ©efehentwurf  bor,  ber  ben  Slbficbten  ber  iHom- 
miffton  entfpredjenb  bie  allgemein  mifjenfcbaftlidK 
Staatsprüfung  aufhob  unb  aud)  Dom  Slnwobncn 
eine*  ftaatlidjcn  ^rüfungäfommiffarS  bei  ber  tbcol. 
AacbPrüfung  Slbftanb  nabm.  Siefer  Entwurf  würbe 
25.  ^ebr.  oon  ber  Slbgeorbnctcnfammer,  2.  sJ0cdr$ 
von  ber  Grftcn  Mammer  genehmigt.  Sa  aber  bei 
biefen  33erbanblungcn  Stöffcr  ben  liberalen  bie 
® ürbe  be*  Staate*  nicht  gehörig  gewahrt  ju  haben 
febien,  fo  nahm  bie  Slbgeorbnetentammer  10.  ÜRfirj 
mit  28  gegen  19  Stimmen  ben  Antrag  an,  bap 
etwa  ftattfinbcnbe  Stcrbanblungcn  über  bie  SLUeber 
befefcung  be*  erjbifd>öfl.  Stuhl*  vom  Staat*mini 
fterium  felbft  geführt  werben  follten.  Stuf  biefe* 
l)tifctrauen*botum  hin  reidjte  Stöffer  ein  Ent= 
laifung*gefud)  ein,  ba*  aber  üom  ©rofibcrjog 
nicht  angenommen  mürbe.  Ted)  mar  ber  liberalen 
Hammermebrbeit  gegenüber  bie  Stellung  Stöffer* 
nicht  Idnger  haltbar.  Surd)  Sßerorbnung  oom 
20.  Äpril  1881  mürbe  jundebft  eine  neue  Teilung 
bei  SDcinifterien  vorgenommen.  Stöffer,  ©rimm 
unb  9lüf>lin  erhielten  Dann  bie  erbetene  Entladung; 
Xurban  blieb  ^rdfibent  be*  Staat*miniftcrium* 
unb  übernahm  juglcid)  ba*  ÜJtinifterium  be*  In- 
nern, Ellftdttcr  führte  ba*  <BräfiDium  be*  ÜJlini- 
fterium*  ber  ftinanjen  weiter,  Oberfd)ulrat*birettor 
9(ott  würbe  jum  s4Jräfibcnten  be*  Winiftcrium*  ber 
ouftij,  be*  Multu*  unb  be*  Unterridjt«  ernannt. 

iöei  ben  Erneuerung*-  unb  Erfatjmablen  bom 
3.  Oft.  1881  würben  in  bie  3»beite  Hammer  31  91a= 
tionalliberale,  3  Monferbatioe,  6Semotraten,  22  H(c= 
rüale  unb  1  ©über  gewählt,  für  ben  im  folgenben 
^abre  1  Mleritaler  eintrat.  33ci  ben  iHeidjstag*-- 
wablen  bom  27.  Ott.  behielten  bie  ^ationallibcraleu 
ihre  8  Sitte,  bie  Mleritalen  festen  4,  bie  Kon- 
fcruatibcn  unb  bie  Semotraten  je  1  Manbibatcn 
burd?.  Sie  Zweite  Mammer  genehmigte  1882  ba* 
Sotation*gefe&  ober  ben  ©efefcentmurf  über  bie 
^ufbefferung  gering  befolbeter  Mird)enbicncr  aus 
Staat*mitteln  für  bie  nddjftcn  fünf  ,\abre  unb 
erlebigte  14.  Hpril  bie  ^Beratung  be*  $3ubget*  für 
bie  %  1882  unb  1883.  Tu  günftige  i'age  be* 
Staat*bau*ba(t*  hatte  e*  ber  Regierung  unb  ber 
Kammer  möglich  gemacht,  bie  ©runb*  unb  ödufer 
fteuer  ju  ermäßigen  unb  auf  ben  gleichen  ,\»v.  mit 
ber  ffrmeTböfteuer  ju  fetjen.  3?er  feit  1868  erlebigte 
erjbifchöfl.  Stuhl  t>on  Rreiburg  würbe  im  !^uU  1882 
tureb  bie  ©abl  be*  (hjoi*tum*t>ermefer*  Crbin  wie*  . 


ber  befejit.  ©rofehcriog  tyriebrid?,  ber  feit  Cft.  1881 
wegen  febwerer  Mranlhcit  bem  (?rbgro&h«rjog  ftrieb: 
rid?  3lMlbclm  bie  Stellt»crtrctung  übertragen  hatte, 
übernahm  15.  Cft.  1882  wieber  bie  iHegierung. 

3n  «Hüdftcht  auf  bie  Neuwahlen  für  5.  Ott  1883 
fafete  bie  fleritale  Partei  in  ben  Syahtverfammlungen 
;u  .P»eibelberg  unb  JHaftatt  ben  5)efd?luft,  bab  bie 
tirdjlichen  3uftdnbe  tor  18G0  (wo  bie  liberale  'Hra 
begonnen  hatte)  wiebcrbergcftcllt  unb  ber  Sullabu* 
(f.  b.)  al*  oberfte  91orm  aufgcftellt  Werben  müffe. 
£od?  war  biefe*  SBahlprogramm  für  bie  Mleritalen 
felbft  fehr  nad)tei(ig.  ©emählt  würben  21  national- 
liberale,  7  fleritale,  4  bemotratifdjc  ^bfleorbnetc. 
2>urcb  bie  Ernennung  Gifenlohr*  311m  Tircltor  im 
Ü)linifterium  be*  Innern  unb  ftimmfübrenben  W\U 
glieb  be*  StaatSminifterium*  würbe  bie*  17.  3uni 
in  liberalem  Sinne  ergänzt. 

2>er  20.  9lot>.  1883  eröffnete  Canbtag  cntmidelte 
eine  gro^e  gefe^geberifdje  Jhdtigfeit.  2>ie  fronte 
Mammer  genehmigte  4.  ftebr.  1881  ben  ©efet)ent= 
Wurf  über  3ufammenfchitng  ber  Mrei*oerfamm' 
(ungen ,  8.  9Jcdrj  bic  dieoifton  ber  Stäbteorbnüng, 

23.  ÜJlai  bie  Einführung  einer  allgemeinen  Ein- 
fommenfteuer  unb  ba*  «yinanjgefetj  für  1884/85, 
wobei  befdjloffen  würbe,  bafe  ba*  deficit  au*  bem 
iöetrieb*fonb*  gebedt  werben  f olle.  3ur  Prüfung 
ber  üon  ber  Regierung  angeftellten  Erbebungen 
über  bic  Sage  ber  l'anbmirtfcgaft  würbe  eine  Mom- 
miffion  aerodblt,  auf  beren  55erid)t  hin  bie  Mammer 

24.  ?lpriir»chfüreineErhöhungber0ctreibeiiölleunb 
jugleid)  für  ein  mirffameö  3)örfenfteuergcfeh  au*-- 
fpracb.  ?luch  ber  Antrag,  für  eine  fleingcmerblicbe 
Enquete  eine  Summe  ju  bewilligen,  würbe  20.  OTai 
angenommen. 

yia&)  ben  Neuwahlen  für  ben  Öanbtag  00m  Ott. 
1885  heftanb  bie  3«eite  Mammer  au*  45  National: 
liberalen,  14  Mlcritalen,  3  Xemofraten  unb  1  Monfer= 
oatioen.  Sie  genehmigte  1886  ba*  ©emeinbefteuer 
gefeh,  worin  bie  Einlommenfteucr  in  bie  ©emeinbe 
befteuerung  eingeführt  würbe,  unb  bie  ^Dotation  0011 
je  200000  auf  neun  ^ahrc  für  gering  befolbctc 
eoang.  unb  tatb.  MirAenbiener.  Die  gcmäjjigbtlcri: 
tale  «yrattioudmehrheit  unter  Senber  löfte  ftd)  von 
ber  unoerföbnlicben  lilinberjahl,  bie  ftd?  unter  ben 
öefebl  ©inbtborft*  ftellte,  förmlich  lo*. 

Sie  aBahlen  n  bem  l'anbtag  oon  1887  —  88, 
ber  22. 9cot.  1887  eröffnet  Würbe,  hatten  ber  nltra= 
montanen  Partei  einen  33erluft  oon  5  Stimmen, 
ben  Demofratcn  einen  foleben  oon  2,  beibc*  jum 
Vorteil  ber  97ationalliberalen  gcbraaSt.  Sie  Za-- 
gung  ber  Stänbc  mar  befonber*  burd)  jwei  ?3or= 
lagen  in  ?lnfpruch  genommen:  ein  Mirchengcfet» 
unb  ein  ©efei)  über  Stellung  unb  ©ebalt*»er: 
bdltniffe  ber  Staatebiener  aller  Stufen.  S*on  bie 
2hronrcbe  hatte  erfldrt,  tai;  bie  ÜKegierung  auf 
einige  Dom  ftaatlidjen  ^[ntereffe  niebt  mehr  gebotene 
Einfdjräntungen  ber  tatb.  Mirale  oerjichten  werbe. 
?lllerbing*  tonnte  fidj  bie  liberale  SDlajorität  nicht 
entfdjlie^en,  allen  a3orfd)ldgcn  ber  Regierung  uw 
juftimmen.  immerhin  bemic*  ba*  5.  I^uli  1888 
ücröffentlicbte  ©efeh,  jumal  in  ber  ^eftimmung, 
baft  e*  ber  Mircbe  geftattet  fei,  ^(nftalten  unb  .Hon 
bitte  jur  3(u*bilbung  ihrer  ©eiftlidjcn  ju  errichten, 
baft  fic  unb  auch  bic  Mammern  beftrebt  feien ,  ben 
^rieben  jwifeben  Mircbe  unb  Staat  herjuftellen  unb 
ju  fiebern.  3)a*  25eamtengcfch  würbe  erft  1889 
burebberaten  unb  24.  ^uh  mit  ©ehalt* orbnung 
unb  Etat*gejetj  oeröff entlieht;  1890  trat  ba*fclbe 
in*  Sehen.  $m  Canbtag  oon  1890  brachte  bie  Mle= 


Digitized  by  Google 


2Ö2 


»oben  (»aben^üben) 


gierung  eine  Wid?tiac  Novelle  jur  ©emeinbeorbs 
nung,  t»ie  na<f>  ben  33efd)liifien  ber  Äammern  allen 
©emeinben  oon  über  500  <S.  ba$  Stedjt  giebt,  bic 
Ginmoljnergemeinbe  einjufüljren,  93ürgermeifter  unb 
©emeinberat  inbireft  unb  jmar  ben  erftern  auf  9, 
ftatt  auf  6  Sabte  ju  wählen.  93ei  ben  SieidjStaße- 
watjlen  im  #ebr.  1890  ocrlor  bie  nationalliberale 
^artei  alle  Sifcc  (gewählt  8  Mientale,  3  Äonferoa= 
tioe,  1  Sreifinniger,  1  Semolrat,  1  Socialbemolrat). 
äm  9.  Ott.  legte  Surban  ba$  «Bräjibium  be3  W\nv 
fterium*  be3  3n««n  nieber,  ba8  Gifenlotjr  übet- 
nabm,  blieb  aber  ^räfibent  be3Staat»minifterium8. 

Sd^mere  93erlufte  erlitt  bie  nationalliberale  Par- 
tei bei  ben  2anbtagSwablen  1891,  bereit  aber  bie 
üJicfcrljeit  mit  einer  Stimme.  (Je*  würbe  mit  bem 
Sanbtag  im  Mpril  1892  ein  ©eje&  }ur  finanziellen 
Drbnung  be$  Glemcntaruntcrridjtä  oereinbart.  diu 
oon  $emolrateu  unb  Ultramontanen  befürworteter 
Antrag  tu  ©unften  biretter  SanbtaßSmaljlen  unb 
einer  ©efamtreoifion  ber  33erfaffung  würbe  13.  SWai 
trofc  beSSöibcrfprudjS  ber  Regierung  angenommen, 
bagegen  ein  Eintrag  ber  Gentrum&oartei ,  ber  bie 
3ulaffung  ber  religiöfen  Drben  ju  erleid)teru  bt- 
jmedte,  28.  2Rai  mit  31  gegen  28  Stimmen  abge= 
lebnt.  3m  3)lärj  1893  traten  SRinifterpräfibent 
Durban  unb  ftinaiiiminifter  Gllftätter  jurüd  unb 
an  Stelle  be£  erftern  ber  3uftij=  unb  Äultuäminifter 
Dlolt  mit  93eibebaltung  feinet  SReffortö;  Sinanj|= 
minifter  rourbe  SJUnifterialrat  93ud>enberger,  an  bie 
wini>,c  eines  neu  errichteten  oierten  3Rinifterium£ 
(SluswärtigcS  u.  f.  to.)  trat  ber  bisherige  ©efanbte 
in  SÖerlin,  oon  93raucr.  Sei  ben  2anbtag$wal?len 
27.  Dlt.  1893  oerloren  bie  Stationalliberalen  jwei 
Si&c  an  baS  Zentrum  unb  büßten  bamit  tbre  lang* 
jä^rige  abfolute  SKctjrbeit  ein.  3n  ber  22.  9Joo. 
eröffneten,  28.  3uni  1894  gefdjlolfenen  Sanbtag«: 
feffion  würbe  eine  ßrböbung  ber  Ginfommenftcuer 
burd)  Ginfubjung  einer  $rogreffion  bei  ben  behau 
Ginlommen,  bie  Erweiterung  beS  Staatäbabm 
nefeeä  unb  eine  Ergänzung  ju  bem  ©efehe  über 
bie  Slufbefferung  ber  93eamtengebalte  bejdjloffen. 
Sßon  ben  oerfdncbcneii  tlerilalen  Anträgen  würbe 
ber  auf  unbeicbränfte  3ulaffung  ber  aciftlicben 
Drben  abgelehnt,  bagegen  würbe  bie  3ulaffung 
von  ÜJliifionen  burdj  Orbensleute  genehmigt.  9lm 
22.  ^uni  1894  uatjm  bie  Bweite  Äammer  einen  Slm 
trag  auf  Einführung  ber  bireften  SanbtagSwa^l  mit 
^Jroportionaloertrctung  an,  unb  bie  Regierung  faßte 
ju,  auf  ©runb  biefeS  93efdblufje$,  aber  unter  93e= 
rüdfidjtigung  ber  örtlichen  ^ntereffen,  einen  @efefc= 
entwurf  aufarbeiten.  1894  würbe  aud)  eine  @e= 
fanbtfdjaft  in  2Jlünd?en  unb  Stuttgart  erridjtet. 

3n  ber  00m  12.  9?oo.  1895  bis  23.  3uni  1896 
tagenben  Seffion  würbe  eine  Wooelle  jur  ©emeinbe- 
orbnung  angenommen,  wonaep  bie  birette  ffiabl  ber 
©emeinbebeamreu  nur  nodj  in  ©emeinbett  bis  ju 
1000  Ginwobriern  juläfftg  ift,  ber  SentrumSantrag, 
betreffenb  bie  roiffenjdjaftlidje  23orbilbung  ber  ©eift= 
lidjen,  jwar  in  ber  3»eiten  Äammer  angenommen, 
in  ber  (Srften  aber  abgelehnt.  SDegen  ber  3Jer= 
fafjungMnbcrung  (©ablreform)  tarn  ei  }u  feiner 
sikrftänbigung,  bie  Ginfütirung  allgemeiner  birefter 
Sßalilen  obne  alle  weitern  tfautelen  würbe  oon  ber 
Regierung  jurüdgewiefen,  ein  nationalliberaler  ".'in 
trag  auf  Ginfüprung  birefter  SDablen  nebft  3nter- 
eifenoertretung  ber  etäbte  nur  mit  Stimmengleid)-- 
beit  in  ber  Zweiten  Äammer  anßenommen.  2luf 
einem  im  $an.  1897  berufenen  aufeerorbentlidpen 
Üanbtaß  würbe  bie  oon  ber  SRegierung  oorßefd?la^ 


'  ßene  Äonoerfion  ber  4pro)entigen  6taatöfcb.ulb  in 
eine  3l/«»rojentiße  gutgebeifeen.  ^m  OTärj  1898 
würbe  bei  ber  31bftimmung  über  bie  sBa\) IredjtSfrage 
ber  obenerwähnte  Stntrag  berÄlerifalen  mit  32  gegen 
25  Stimmen,  alfo  mit  ungenügenber  3Jlebrb,eit,  an» 
genommen  unb  ber  9tegierung  für  it)re  Haltung  ba^ 
SBebauern  ber  Äammer  auägcfprod?en.  Über  bie 
gegenwärtige  3ufammenfegung  ber  3iociten  Äam= 
mer  wie  bie  6rgebnif)c  ber  Sfleidjätagäwab.  I  oon  1898 
f.  oben.  3jn  einer  bem  Sanbtagc  2.  £ej.  1899  oor= 
gelegten  $enffdjrift  erflärte  ftd?  bic  SRegierung  be= 
reit,  ib,re  SBebenfen  gegen  bie  bireftc  Sßabl  ber  üanb^ 
tag^abgeorbneten  jurüdtreten  ju  (äffen,  verlangte 
aber  als  Sdjutj  gegen  bie  ©efapr  beä  überwiegen* 
ber  großen  ÜRaffe  bie  ^aH  einer  ,>al:l  oon  Hbgeorb: 
neten  feiten*  ber  ÜJlitglieber  ber  SelbfrüerwaltungS: 
organe.  Sin  Stelle  beä  im  Sept.  1900  jurüdrreteu: 
ben  9Jtinifterpräfibenten  Gifenlobr  würbe  ber  $rä= 
fibent  be*  SSerwaltungs»gerid)ts^ofS  6d>enfe(  jum 
iDUnifter  X>ti  oitucnt  ernannt. 

i'tttcratur  §ur  ©cfdjia^te.  93aber,  Sab.  £anbe*^ 
aefdjid)te  Oreiburg  1834 ;  3.  äufl.  1864) ;  «JJreuf  (ben, 
ftab.  ©efdjidjte  (Äarl«r.  1842);  ffiierorbt,  Sab.  @e> 
fd?id?te  bid  jum  @nbe  be»  3Jlittelaltcr*  (tüb.1865); 
»eff,  Sie  öeweguna  in  93.  am  6nbe  gebr.  1848  bis 
ÜRitte  ÜKai  1849  (sj)lannb..  1850);  gr.  oon  ffieed?, 
3)ie  3äbrinßer  in  93.(Äarl*r.  1881);  berf.,  93ab.  93io= 
ßrap^ien  (3  ©be.,  i3eibelb.  unb  ÄarlSr.  1875—81); 
berf.,  33ab.  ©cfajicbtc  (Äarför.  1890);  JRegeften  ber 
Ü)larfgrafen  oon  93. 1050—1515  tönnäbrud  1900 
fg.);  iL  9RüUcr,  93ab.  fianbtag^gefdjidjte  (33b.  1  u.  2, 
93erl.  1900). 

»aben.  1)  »reU-tm  ©ro^berjogtum  93.,  bilbet 
ba8  fübl.  drittel  be§  fianbeöfommiffariatäbejirfö 
Äarlörulje,  beftebt  au«  Seilen  ber  alten  3Jlar!ßraf= 
fdjaft  93.,  ber  ©raffdjaft  Gberftein  unb  ber  Drtenau 
unb  bat  1045^sqkm,  (1895)  142 192  (71 063  männl., 
71 129  weibl.)  6.,  28580  ftauSbaltungen  in  100  @e= 
meinben.  93on  ber  ort&anmefenbcn  93eoölferung 
finb  127435  ÄatMifen,  13763  eoangclifd?e,  887 
Israeliten  unb  60  fonftige. 

Xn  Äreig  jcrfäUt  in  4  Jlmtöbeiirlc  : 


Slmtöbejufe 

qkm 

Stau!* 
t?a  1 

tungen 

öiti 
moljner 

* 

S 
ö 

l 

l 

I.  ?Id)frn    .  .  . 
7.  fBabftt    .  .  . 

3.  tf litil  .... 

4.  9aftatt  .  .  . 

181,61 
UO,*i 
211,93 
511,30 

4  530 
6  25G 
6  083 
11711 

234J7 
28  640 
30116 
60009 

1083 
4454 

720 
7507 

22  335 
23lJ85 
29161 
52001 

9 
159 
331 
486 

2)  «wtötesirl  im  Äreiä  93.  (f.  obige  Zabeüe). 

3)  93.,  gewöpnlid)  93aben  =  93aben  genannt, 
^anprftabt  be£  Äreife«  unb  Slmtdbeiirtg  93.,  einer 

ber  glänjenbftcn  unb  befudjtc= 
ften  93abcortc  Guropa«,  liegt 
in  183  m  ööbe  in  bem  rcijen= 
ben,  burd)  milbe*  Älima  au- 
gejeid^neten  Zt)ak  bei  Do*: 
had)$,  baö  fid)  in  ba*  ftbeintbal 
öftnet,  an  ber  fiinie  DoS'93.  (4,n 
km)  ber  93ab.  Staatäbabnen. 
2empcraturmittcl  im  SBinter 
+  Me°  C,  3rüb.ling  +  8,91% 
Sommer  +  16,6s',  ßerbft  +  8^7°  unb  für  b<xi  ganjc 
JUa^r  8,94°;  ber  mittlere  Cuftbrud  742,7omm,bie  jäbr- 
ficpcrelatioegcud)tigfeit79f  roj.;  bat  (1900)  15731 
(6661  männl.,  9070  weibl.)  £,  barunter  4278  Goan= 
aelifaje  unb  191  Sdraelitcn,  ^oftamt  erfter  Älaffe  unb 
leleßrapb  mit  3mcißftcUen,  gernfprcdjeinridjtung, 


Digitized  by  Google 


©oben  (S8aben=93ctben) 


253 


SBeurtiamt,  Amtsgericht  (2anbgerid)t  ÄarlSruhe), 
3ouamt,  Jöauptfteueramt ,  3oUabfertiatinfldfteUe 
unb  SBahnamt  ber  SBab.  Staatsbahnen.  $cr  Ort  ift 
in  feinem  ättern  Seile  ampbitbeatralifch  an  einem 
>3ügel,  in  feinem  neuern,  ganj  mobern  augelegten, 
an  prachtvollen  £>otclS,  eleganten  Hillen  unb  privat-- 
wobnungen  reichen  gröfeern  Seile  am  gufte  beSfclbcn 
erbaut  unb  b.at  brei  fatb.  unb  eine  neue  prot.  Äirche 
in  ßot.  Stile,  eine  gried?.  Capelle,  1863  —  66  von 
Älenje  erbaut,  mit  golbener  Äuppel  unb  ben  ©rd- 
bern  bet  rumän.  gürftenfamilie  Stürza,  eine  ruff. 
ÄiraV,  eine  Stircbe  für  ben  anglitan.  SiituS  in  nor^ 
mann.  Stile,  ein  ©pmnafium,  eine  iHcalfcbule  mit 
jHealprogpmnafium,  böbere  SJläbcbenfdjule,  böberc 
weibliche  Vehr  unb  Grsic&ungSanftalt  im  Mlofter 
nun  peiliaen  ©rabe,  eine  3wciganftalt  beS  S8ietoria= 
ftiftS  in  Karlsruhe,  eine  ©ewerbc:  unb  öanbel* 
fcbule,  ein  ÄranlenbauS  unb  anbere  2öobltpdtig= 
feitSanftalten ,  fowie  eine  Jrintwafjerleitung  unb 
neue  flanalifation.  3m ©bor  ber  im  15.  ^abrb.  auf- 
gefübrten,  1866  erneuerten  Sßfarr-  ober  ctift*tirche 
finben  fidj  bie  ©rabmäler  ber  fatb-  lUartgrafen  von 
SBaben  feit  1431.  SÄuf  einem  £ügel  über  ber  Stabt 
liegt  ba«  1479  auf  röm.  ftunbamenten  angelegte, 
1689  nebft  bet  Stabt  von  ben  gtanjofen  jerftörto, 
bann  teilmeife  wicberhergeftcllte  fog.  5(cue  Scblof?, 
in  bem  ber  ©rofcberjog  mit  gamilie  mehrere  SR» 
nate  im  3«bre  refibiert.  1891  würbe  beim  Neubau 
beS  SHatbaufeS  in  einer  Jiefe  von  10  m  eine  .fcöblc 
entberft  mit  ftunbgegenftdnben  ber  röm.  unb  vor 
röm.  >Jeit;  biefelbe  ift  3—10  m  b.od>  unb  3—5  m 
breit  unb  mar  mit  Sttaffer  gefüllt. 

35ie  Ouellen  (über  20  erbigjalinif<pe  ftochfalj; 
thermen),  benen  SB.  feinen  9iuf  als  jhirort  verbanft, 
liefern  täglich  ungefähr  800000  1  SBaficr  von  44 
bis  68^  Oi  Jbr  fpec.  ©ebalt  bleibt  ficb  ieboeb 
nicht  gleid),  ebenf  omenig  ihre  Temperatur.  Sie  ent* 
fpringen  ml  bem  reifen  ber  Sdjloftterraffe  binter 
bem  neuen  ^riebrieböbab  unb  »erben  burd>  Diahren 
in  bie  SBdber  geleitet.  Sie  ergiebigfte  ift  bet  «Ur» 
fprung»  (68,65"  C),  mit  röm.  überbau,  über  bem 
ft<b  bie  großartigen  ©ebdube  beS  tyriebridjSbabeS 
erbeben.  3)iefeS,  nach,  Entwürfen  von  Sernfelb 
1869—77  im  9ienaijfanceftil  aufgeführt,  ift,  ebenfo 
wie  bie  barin  bcfinblicbe  Hnftalt  für  fd?webi)d?c 
>3eilgpmnaftif,  heute  eine  ber  eleganteren  berartigen 
Hnjtalten  in  Europa.  ÜJtan  henuttt  baS  SBaffer  jum 
iöaben,  ju  Pouchen,  Ginfpritiungen,  aber  auch  jum 
Irinlen  unb  jur  SBereitung  von  ^afntlen,  gegen 
UnterleibSfranfheiten ,  *DienftruationSftörungen, 
Strofeln,  alte  rbcumatifdje  unb  gicbtifdje  Übel, 
JDauttrantyeiten,  Störungen  ber  Bieren  unb  ber 
£>arn  organe,  ebronifebe  Katarrhe,  Säbmungen  u.  f.  tu. 
Weitere  bebeutenbe  SMnftalten  finb  baS  prachtvolle 
Waiferin=2lugufta:SBab  für  grauen,  1891— 92  von 
Xurm  erbaut,  neben  bem  ftriebriebsbabe ,  baS 
grofeberjogl.  ÜanbeSbab  unb  baS  Inhalatorium  an 
ber  ©ernSbadjer  Strafje  unb  baS  von  ber  ©rofp 
berjogin  geftiftete  2ubmig:BilbelmS:s$flegebau8. 
$n  ber  Salfenbalbe  (Stepbanienbab  unb  Stablj 
bab)  unb  in  2id?tentb.al  befinben  ftch  brei  febtoad^e 
Stahlquellen. 

2)er  Stuf  tcc>  SBabeS  ftteg  befonberi  gegen  6nbe 
be*  18.  ^a\}x\).  bureb  ben  JBefu*  franj.  (fmtgranten, 
unb  feit  1804  l>at  bie  bab.  JRegierung  alle«  gethan, 
um  baäfelbe  in  bie  feöhe  ju  bringen.  SBereitS  1815 
jdblte  man  2460  Stabegdfte.  Seitbem  ift  nicht 
uim  menigften  bureb  bie  1872  aufgehobene  Spiel: 
bant,  ein  Üftobebab  gemorben,  in  bem  ficb.  bureb  ben 


SBefuch  t>on  jdbrlicb.  etma  75000  ©dften  aud  allen 
Sdnbern  ber  6rbe  »dhrenb  beS  Sommers  ein  fieben 
entfaltet,  bad  an  Reichtum  unb  ©lan3  fich  mit  bem 
einer  SBeltftabt  meffen  lann.  $ie  (SommerOSaifon 
'Dauert  oom  1.  2Rai  b\$  1. 9loo.  unb  erreicht  im  3uli 
urtb  9(uguft  ihren  ^öbtpunlt;  bie  1872  eingerichtete 
SBinterfaifon  jieb.t"iebocb  ebenfalls  eine  beträchtliche 
3ahl  «urgäfte  herbei.  SBereinigung^punft  ber  Äur= 
gdfte  ift  baS  5?onoerfation3bauS,  1824  bon  ®ein* 
brennet  im  Wenaiffanccftil  etbaut,  1854  bebeutenb 
oergröfeert,  mit  prächtig  gefdjmüdtcn  Speifes  äon* 
jert:  unb  SBallfdlen,  t?on  Sllleen  unb  Hulagen  ums 
geben,  bie  ficb  jenfeit  ber 85m  langen  Wcuen Srint-- 
halle  binjicben  unb  in  ber  berühmten  fiicbtentbaler 
Hllee  ihre  ^ortfehung  finben.  2)ie  Srintballe,  1839 
—42  t>on  öühfeh  aufgeführt,  ift  mit  14  ^eäteii' 
barftellungen  au«  ben  Sagen  be«  Sd?roarjmalbe$ 
von  ©5^cnhcrger  in  ber  von  tortntb.  Säulen  av 
rragenen  Vorhalle  gefchmüdt.  Sauor  ftcht  feit 
1875  bie  SHarmorbüfte  be«  Äaifer«  Wilhelm  I.;  bie 
ber  Malierin  Hugufta  ift  1892  an  ber  iHcbtenthaler 
Hllee  aufgcftellt,  beibe  von  3-  flopf.  3tm  Eingänge 
ju  biefer  erhebt  ftch  ba$  nach  Plänen  uon  l>exä>x) 
1861  erbaute  Theater,  in  bem  bad  ^crjonal  be*  ßof» 
tbeater«  ju  Äarl«ruhe  unb  anbere  große  Opern:  unb 
Dpercttengefellfchaftcn  $orfte(lungen  geben ;  bahin- 
ter  bie  Äunftballc  mit  permanenter  SluSftellung,  im 
üton»crfation*haufe  bie  permanente  Hunftaudftel= 
(ung  (SBabener  Salon);  auf  bem  i'eopolbäplalie  bai 
eherne  Stanbbilb  be3  ©rofiherjogS  Öeopolb  (1861). 
Seit  1857  werben  allidh.rlicb  @nbe  Huguft  fünf* 
tdgige  große  <ßferberennen  in  bem  7  km  entfern* 
ten  Sfiejljeim  abgebalten.  3"  ben  intereffanteften 
fünften  ber  Umgehung  gehören  namentlich:  ba* 
3  km  entfernte  fog.  Hlte  Sa^Io^  (^obenbaben,  in 
473  m  »rj&be,  1689  ebenfalls  oon  ben  ftranjofen  jer^ 
ftört),  beffen  iRuinen  eine  prächtige  3lu*ficht  über 
ba$  IKhcintbal  von  Speper  bis  gegen  Strasburg 
gewähren;  bie  Stuine  Hlt-Gbetftein  bei  ßberfteim 
butg  (f.  b.),  ebenfalls  mit  fehemer  <yernficht;  baä 
1245  geftiftete  6ifterrienferinnenllofter  fiichtentbal 
(186  m),  in  beffen  Mn\1  e  ftd)  ©rahmäler  ®aben> 
Tiurlachet  SRattgtafeu  finben  unb  ba$  noch  oon 
16  bis  18  (Siftercienferinnen  bewohnt  wirb;  ferner 
ber  hierfür  (672  m),  baS  malerifch  gelegene  neue 
Schloß  (!ber|tein  (310m,  1798  vollenbet)  unb  baS 
1725  von  ber  VkrtgräfinSibplle  Hugufte  imSBarod-- 
ftil  erbaute  Suftfcbloft  jvavonte  (131  m),  Ȋbwnb 
bet  ^Belagerung  von  Sftaftatt  1849  preuf».  fK»upt= 
quartier;  t>ic  Vlburg  mit  prächtiger  HuSftcht,  baS 
^agbhauS,  bie gifcbjucbtanftalt  ©aiSbach.,  baS  SBab 
;Hotbcnfels  mit  bet  ölifabeth enquelle.  An  unmittel> 
barer  9lähe  befinben  ficb  neu  erbaute  Suftturorte, 
benen  ftch  bie  großen  fiuf  tt urorte  Obcrpldttig,  Sanb, 
5LMebenfelfen,  fierrenmieS  unb  JöunbSed  in  weiterer 
Entfernung  anfdjließcn. 

Sie  JHömer,  bie  bie  $>eilquellen  febon  fannten, 
nannten  ben  Ort  bem  Äaifer  SlureliuS  SeteruS 
Hleranber  iu  6hreu  Civitas  Aurelia  aqnensis  unb 
legten  SBdber  an,  von  benen  ipäter  Stabt  unb  Sanb 
ben  tarnen  erhielten ,  nad)bem  SB.  im  12.  Aa'tnt. 
in  Hefii?  ber  üRartgrafen  auS  bem  ^aufe  3ähringen 
gelangt  war.  fiefctere  hatten  feit  bem  Uljre  1110 
auf  bem  fog.  Jllten  Schlöffe  norböftlid?  ber  Stabt 
ihren  Sitj,  bi*  f«e  gegen  Gnbe  beS  15.  3abrh.  nach 
bem  5teuen  Scplop  bei  ber  Stabt  überfiebelten. 
3iach  Jeilung  ber  bab.  Sanbe  blieb  SB.  bi*  1689 
bie  SRefibenj  beS  SBaben^SBabenfcfaen  flweigS,  ber 
batm  nacb  SRaftatt  üherfiebelte  unb  1771  auSftarb. 


Digitized  by  Google 


254  «oben  (in  Cfterreid))  — 

fiitteratur.  Heiligem  b  a  I ,  2>te  beißen  Duellen 
in  »aben»aben  (»ab.  1879);  betf.,  ©efcbicbte  bei 
Stabt  ».  unb  ihm  »äbet  (Äatl«r.  1879);  »aben- 
»aben  unb  feine  Äurmittel,  ba.  com  ärjtlicbcn  »er* 
ein  (Stob.  1886) ;  SRbcinbolbt,  »aben:»aben  al«  Äur* 
ort  (ebb.  1880);  ftäber,  Die  »urgcn  unb  Scblöffer 
in  bcr  Umgebung  üon  »aben*  »aben  (ebb.  1889); 
fiöfer,  ©efcptcbte  bet  Stobt  ».  (ebb.  1891):  ©tlbert, 
».  unb  feine  kernten  (2.  XufL,  SBtcn  1896);  %xet), 
SB.  al«  Äurort  (»ab.  1894);  fyM.  ».  unb  Um= 
gebung  (2.  Slufl.,  SRün*.  1896);  Cbttrcber,  »aben* 
»aben.  Die  jbermen  unb  bie  großberiogl.  Äur* 
anftalten  (Äarl«r.  1897);  Scbnar«,  »aben*  »aben 
unb  Untgegcnb  (11.  »ufl.,  »ab.  1900);  SBaetael, 
»abcn=»aben  (2.  Sltifl.,  greib.  i.  »r.  1898);  ©rie= 
ben«  JReifebüdjer:  »aben  =  »aben  (»erl.  1898); 
Getiefte  SpecialfarteberUmgebung&on».  1:50000 
föreifr.  i.  »r.  unb  »ab.  1898). 

^abcit.  1)  ^cyrr^liatiptniannftbaft  in  Hiebet; 
öfterreieb,  bat  560,96  qkm ,  (1890)  59646  (29492 
mdnnl.,  30154  roeibl.)  @.  unb  umfaßt  bie  ©ericbt«= 
bejirle ».  unb  ^ottenftein. 

2)  ».,  aud}  »oben  bei  SBien,  3tabt  unb  ein 
ber  »ejirfebauptmannfebaft SB;,  jebönftet  SBabeort 
in  Sciebetöfterreicb  (f.  Harte:  SEBien  unb  Umge  = 
bung),  24km  oon  SBien,  in  203  m  Höbe,  am  3lu«-- 
gange  be«  Scbroecbattbalc«,  ein«  ber  reijenbften 
Ibfilcr  be«  2Biencr  SBalbe«,  an  ber  2inie  SBien^rieft 
ber  Cfterr.  Sübbabn,  Si&  eine«  »ejirtegcricbtä 
(296qkm,18©cmeinben,440rrfcbaften,41414e.), 
bat  (1890)  13887,  mit  ®eiter«borf  18390  6.,  2an* 
be«:SRealgpmnaftum  unb  Cbergpmnaftum  mit  ae* 
werblicher  <jortbilbung«fcbule.  »emerienöwerte  ©e= 
bdube  finb  ba«  SRatbau«  mit  febenöroertem  Ärcbio, 
bie  fpdtQOt.  Stabtpfartlircbe  mit  alten  ©rabfteinen 
unb  neuem  ©laSgemälben,  ba«  i  hinter-  unb  Sie* 
boutengebäube  mit  bem  intereftanten  ftdbtifcben 
flellett^ufeum,  ber  neue  Äurfalon,  ba«  ÜDcilitdr* 
bofpital  unb  ber  großartige  Slqudbult  ber  SBienet 
^Baffetleitung.  »on  ben  15  »dbern  fmb  ju  er* 
loäbnen  ba«  1877  pollftdnbtg  umgebaute  Antuen* 
unb  Äarolinenbab,  ein«  ber  fdjönften  SBdber,  ba« 
Herjog«--unb  Sflntonäbab,  ba«  3obann«bab,  ba« 
% bereftenbab  unb  bie  iülineralbabc:  unb  Schwimm» 
anmalt.  ftür  SBinterhirgdfte  ift  ba«  Herjog«-'  unb 
S»lnton«bab  im  ftdbtifcben  Herjog«bofe  eingerichtet. 
SB.  (Thermae  Pannonicae)  mar  rodbrenb  bcr  SRömer-- 
berrfebaft  öffentlicbe«  Hetlbab,  roie  bureb  jablreicbe 
ftunbe  (überrefte  eine«  großen  röm.  Dunftbabe«, 
röm.  3Wünjen  bi«  auf  »aleriu«  üflarimu«)  f  eftgeftellt 
ift.  ©eine  berühmten  Heilquellen  entspringen  %\x 
beiben  Seiten  be«  Scbtoecbatbacb«,  ber  bie  Stabt 
»on  SB.  nach  D.  burebfließt,  tum  Seil  unmittelbar 
au«  ben  Spalten  be«  bolomittfdjen  Äalt«,  jum  Seil 
au«  bem  ©erölle  ber  ?rldcbe.  Qi  giebt  13  felbftfin- 
bige  Duellen  Pon  27  bi«  36°  C;  ihr  ©äffet  gehört 
|u  ben  erbig-falinifcben  Schwefelquellen  unb  tommt 
in  feiner  SBirfung  bem  pon  Stachen  febt  nahe,  erhint 
abet  roeniget  unb  ift  drmer  an  feften  bauttei}enben 
»eftanbteilen.  3ur  Hauptquetle,  bem  «Urfprung» 
(tdglid)  8710  hl),  fübrt  ein  45  Schritt  langer  Reifen: 
gang  in  eine  geräumige  f>öble,  roo  ba«  Reifte  SBaffcr 
armbid  au«  bem  6  m  tiefen  tteffel  fprubelt.  3)ie 
Quellen  ixjetben  jum  SBaben,  bie  Äömer;  ober  Ur» 
ipnmgquelle  aueb  jum  Srinfen  benuht.  5)ie  SBdber 
fmb  meift  SBollbdber,  in  benen  an  150  Vertonen 
beibetlei  ©ef cblecbt«  juf ammen  baben.  2>ocb  befteben 
aud?  Ginjelbdber  unb  Einrichtung 
bdbetn  (im  OTineral-  tote  imglufewaffer),  Schlamm! 


Stoben  (in  ber  «Sc^meti) 

bdbern,  Sieflen1  unb  Scbafmoltenturen.  SJlan  jdblt 
gegen  15000  fiurgdfte  idbrlid).  6ine  eingebenbe 
3lnalpfe  ber  Schroefeltbermen  »on  SB.  »urbe  t>on 
Dr.  Sdmeiber  unb  Dr.  Äretfchp  aufgeführt.  Sgl. 
3ifcung«bericbte  ber  laiferl.  Slllabemie  ber  SBiifen-- 
febaften  in  SBien  (86.  SBb.,  3abrg.  1877).  SBom 
»abnboj  bi«  jur  9luine  Siaubenftein  im  frieden* 
tbale  führt  eine  Straßenbahn. 

SB.  bat  feböne  $artanlagen  mit  1885  neu  er* 
bautem,  großem  Hurbau«  nebft  2rinfballe,  Slrena 
(Sommertbeatet),  ben  ©ebduben  bet  55ampf;  unb 
Sannenbdbet  foroie  einet  1874  errichteten  Grjbüfte 
be«  Siebter«  ©rillparjet;  in  bet  Umgebung  roaebfen 
gute  ©eine.  Sic  Söetgfttaße,  mit  einer  iReibe  febönet 
Hillen,  barunter  bie  be«  (frjbenog«  Rainer,  befekt, 
riebt  ftcb  am  linfen  £balranbe  bi«  aegen  bie  ÜRuine 
:Haubcnftein  hinauf.  ,\br  gegenüber  am  teebten 
Sbaltanbe  untet  ber  Schloßruine  SRaubenecI  fteht  bie 
oom  Grjberjog  Harl,  bem  Sieger  x>on  3l«pern,  1820 
—23  erbaute  unb  }u  6bten  feiner  ©emablin,  einet 
s$rin}effvn  von  9laifau:SBeilburg,  benannte  SB  eil' 
bürg,  ein  mit  fepönen  ©artenanlagen  gerierte« 
Schloß,  jeht  Sommerroobnung  be«  Grrjbetjog«  Sil* 
brecht,  mit  febönet  got.  Äitcbe.  Unmittelbar  baran 
ichließt  ftcb  bie  SBiUa  be«  etjberjog«  SBilbelm  an, 
beffen  allidhrlicher  Sommeraufentbalt.  2)ie  Um» 
gebung  von  SB.  bietet  eine  Sülle  oon  reijenben  Hui-- 
Hügen,  unter  benen  ba«  roalbigeiDclenentbal  mit  ben 
Hrainerhütten  am  hdufigften  befuebt  roirb.  übet  bie 
Ibalmünbung  führt  bet  gtoße  Slqudbult  bet  SBienet 
SBafferleitung,  700  m  lang,  an  ber  höchften  Stelle 
22m  boeb, mit  14 Pfeilern.  Tic  9luinen ber SBurgen 
diauhenftein  unb  Sftaubened,  au«  bem  12.  3abrb., 
m  beiben  Seiten  be«  2bal«,  beleben  ba«  lanbfdjaft; 
liehe  SBilb.  S)er  lobnenbfte  ?lu«ftcbt«punlt  aber  ift 
bet  ©ipfcl  be«  «£>oben  Sinblogel«»  (im  SBoll«munb 
ba«  «6iferne  5 her genannt,  828  m  hoch),  auf 
febönen  SBalbtoegen  in  2%  Stunben  eneidbbar. 
Oben  ein  13  m  bober  ?lu«ficbt«turm,  burch  ben 
'^reiberrn  oon  Sina  errichtet,  mit  großartiger  :Kun b 
ficht.  8tn  ber  Stelle  bet  je|igen  Schule  hei  bet  Stabt? 
pfartlitche  ftanb  bie  alte  »utg;  ba«  btefelhe  bt- 
roobnenbe  ©ef cblecbt  etlofcb  in  bet  etften  ödlfte  b«« 
14. 3abrb.  —  SB.  mürbe  1480  |ur  Stabt  erhoben  unb 
erholte  ftcb  febt  tafcb  oon  ben  butcb  bie Ungant,  I  u r - 
tenunb  ftranjofen  herbeigeführten  SBerroüftungen. — 
8flL  6.  iHoUett,  Seittdge  jur  Gbtonit  bet  Stabt  Sö. 
bei  Sßien,  I— VUI  (SBab.  1880—95);  SBetfcb,  $et 
Äutort  SB.  in  ^iebetöfterreieb  (8.  Slufl.,  ebb.  1897); 
3of.  öoffmann,  55er  Äurort  SB.  bei  SBien  (Söteit 
1882);  3of.  Scbmarj,  Die  Heilquellen  00n  SB.  bei 
SBien  (3.  Sinti.,  ebb.  1900);  SalUano,  ^rdbiftor. 
nbe  in  bcr  Umgebung  »on  SB.  (ebb.  1894);  Cutter, 
brer  burd?  ben  Äurort  SB.  bei  SBien  unb  feine 
Umgebungen  (»ab.  1897);  SBettenborfcr,  Der  Äur= 
ort ».  bei  SBien  (2.  Slufl.,  SBien  1898);  Der  Äutort 
».  bei  SBien  (bg.  von  bet  Äutfommif fton,  ebb.  1900). 

©oben.  1)  »ejirl  int  fehroeij.  Äanton  SSargau, 
bat  (1888)  23033  G.,  barunter  4714  dvangcltfcbe 
unb  248  ySraeUten,  in  31  ©emeinben.  —  2)  ».  in 
ber  Schroeij,  jum  Untcrfcbiebe  pon  »aben«»aben 
bi«»eilctt  auch  Ober  baben,  in  ber  Scbroeij  jum 
Unterfcbiebe  oon  ».  in  SBalli«  (fieuf)  meift  lieber» 
baben  genannt,  ^auptftabt  be«  »ejit!«  ».,  in 
383  m  Höbe,  linl«  an  bet  Simmat,  in  tomantifeber, 
febt  gefebütitet  Sage,  an  ben  Sinien  ;{uri* :  iurgi» 
Statau  unb  »ülad>:».  (25^  km)  bet  Scbmcij.  SRorboft» 
bahn,  bat  ( 1 888)  3815  6.,  baruntet  1 127  ©üangelifcbe 
unb  211  3«raeliten,  "^oft,  Jclegrapb,  eine  falb. 


Digitized  by  Google 


93aben=93üben  - 

(früher  Stift**)  flird>e,  eine  prot.  flirdje,  eine  Söiuv  I 
goge,  ein  1349  von  ber  Königin  Sgne*  gegrün? 
bete*  93ürgerfpital,  ein  neue*  sdnilbau*,  auf  bem 
platte  be*  1841  aufgehobenen  unb  jpdter  abge* 
tragenen  Hapujinerllofterö  erbaut,  mit  großen  Spiel= 
unb  Turnpläfcen,  ein  SHatbau*  mit  bem  fd)önen 
alten  Tagfa&ung*faale,  ein  neue*  Smt*bau*,  ein 
neue*  93antgebäubc,  eine  alte  überbedte  93rüde 
(359  m)  übet  bie  Simmat  unb  jroei  93abnböfe. 
9teben  ben  9  33ollefcbulen  beftebt  eine  Hnaben*  unb 
eine  üHäbcbenbejirld*  foroie  eine  öanbroerferfcbule. 
2>ie  Jnbuftric  eritredt  fid)  auf  93aummollfpinnerei 
unb  ejabrifation  oon  Sartcttfußboben  unb  Dletall* 
waren.  3n  ber  Umgebung  finbet  fid)  bebeutenber 
Weinbau,  beffen  Grjeugmffe  «©olbroänbler»  unb 
«Sd?ärtler»  befonber *  beliebt  finb.  S)urd)  eine  präd)= 
tige  "iJMatanenallee  mit  freunblidjcu  SiiUeu  roirb  ber 
Crt  mit  ben  etwa  700  m  entfernten  93dbern  oerbun» 
ben,  bencn  93.  feinen  tarnen  oerbantt.  Siefelben 
liegen  nörblid)  oon  ber  Stabt  in  350  m  ftöbe  ju  bei: 
ben  Seiten  ber  Simmat,  unb  jmar  auf  bem  redeten 
Ufer  in  Gnnetbaben  «bie  deinen»,  meift  oon  Sanb; 
(euten  ber  Umgegenb  bemüu,  auf  bem  Unten  bie  ele=  ' 
gantern  «großen»,  beibc  burd)  eine@ittcrbrüde  Oer* 
bunben.  Sie  altalifäVfalinifdjen  Thermen  (46— 
48°  C.)  eutfpringeu  teils  am  Ufer,  teil*  im  iHett  ber 
Simmat,  liefern  in  ber  SJtinute  gegen  720  1  3öaffer 
oon  faltigem  ©efcbmad  unb  leiAtem  ©erud)  nad) 
Sd)»efelmaf|erftoft  unb  f  peifen  in  18  Quellen,  mooon 
15  auf  bie  großen  93äber  fommen,  65093abebaffin*. 
Sie  waren  jcbon  ben  ÜHömern  belannt  al*  A  quae  Hei- 
vetiae  ober  Verbigenae  unb  merben  gegen  gidjtifdje, 
rbeumatifd>e  unb  ffrofulöfe  Seiben  angemanbt.  2>ie 
Aab\  ber  jährlichen  Hurgäfte  beträgt  gegen  13000. 
hieben  ben  jablreicben  $>otel*  beftebt  ein  1873  im 
iHenaifianceftil  erbaute*  Hurbau*  mit  Hur»  unb  Sefc= 
faal,  Sommertbeater  unb  prämtigen  ^arf  anlagen. 
3Bie  bie  biet  gefunbenen  röm.  Sltertümcr  beroeifen, 
n>ar  93.  fcpon  im  Altertum  ein  anfebnlicber  9ßlalj,  ben  ; 
Tacitu*  («Historiae»  I,  67)  al*  einen  feiner  £>eil- 
quellen  megen  oielbefud)ten  Äurort  bejeitbnet.  3)ie 
röm.  Tbermopoli*  lag  aber  nidjt  an  ber  Stelle  ber 
ieftigen  Stabt,  f  onbem  bei  ben  Quellen,  unb  erft  naäV 
bem  biefelbc  um  260  oon  ben  Slamannen  jerftört 
mar,  mürbe  bie  Snftebelung  au*  bem  offenen  Thal: 
fefiel  in  bie  Klug  ber  Simmat  jmifchen  ber  Sägern  unb 
bem  Sdjloßberge  verlegt  unb  an  ber  Stelle  be*  röm. 
Hafteil*  auf  bem  lefctern  ber  «Stein  ju  93.»  erbaut, 
ber,  juerft  Si&  ber  ©rafen  oon  58.,  nadjeinanbcr  in 
ben  33efifc  ber  ©rafen  oon  Senjburg,  Hpburg  unb 
.v>ab*burg überging.  S)ie  ßibgenoffen  eroberten  1415 
mit  bem  übrigen  Sargau  aueb  23.,  ber  Stein  rourbc 
oeTbrannt,  btc  Stabt  unb  ©raffdjaft  famen  al* 
SJogtei  unter  gemeineibgenöffifdje  J^errfdjaft,  unb 
oon  1424  bi*  1712  hielten  bie  Gibgenoffen  bier  ihre 
Tagfabungen.  3n  biefen  Zeitraum  fdllt  bie  93Iüte= 
ieit  93.*  alö  Hurort;  e*  mar  bamal*  ba*  befanntefte 
unb  befud)tefte  »ab  Guropa*.  Sm  7.  Sept.  1714 
mürbe  auf  bem  SRatbaufe  oon  SB.  ber  93abener 
triebe  jur  93eenbigung  be8  Spanifdjen  Grbfolge= 
f  riefle*  unb  iöeftätigung  be*  Utrccpter  ^rieben*  abge* 
fAlojfen.  2)urd)  ben  Umfturj  ber  alten  Gibgenofteii= 
id?aft  1798  mürbe  33.  au*  feinem  Untcrtbanenuer: 
bdltni*  befreit  unb  mar  nun  bi*  1805,  mo  Stabt  unb 
©raffdjaft  bem  fianton  Sargau  einverleibt  wur: 
ben,  öauptort  be*  flanton*  93.  ber  i'tcbetiidjcn  9le- 
publü.  —  SBgl.  3)iebolb,  Ser  Hurort  ©.  in  ber 
S(b»eij  (©intertb.  1861);  9Rinnid),  93.  in  ber 
SäSmeij  unb  feine  marmen  öeitouellen  (3.  tfafL, 


-  93obennjeiIcr  255 

i  93ab.  1873);  Arider,  ©efdjicbtc  ber  Stabt  unb  93dber 
ju  93.  (Sarau  1880).  —  3)  93.,  au*  Seuterbab 
genannt,  JMaciton  im  93e}ir(  i'eul  be*  iAmeij. 
Kanton*  9Balli*,  f.  Seul.  Iben,  f.  93aben. 

löabcn  «oben,  Stabt  im  ©rofefeerjogtum  93a= 
93abeit(r  ^rtebe,  f.  93aben  (in  ber  Sdjmeij). 
^abeni,  Hafimir  Jelir ,  ©raf,  öfterr.  Staat*' 
mann,  geb.  14.  Ölt.  1846  ju  Semberg,  ftubierte  bie 
^Hed>te  m  Hralau,  trat  1866  in  ben  Staat*bienft, 
mürbe  1871 93ejirlöbauptmann  in^oltüw,  fpdter  m 
:Hjefj6ro  unb  1879  StattfcaltereblDelegat  in  Hralau. 
1886  verlief  er  ben  Staatdbienft ,  bod)  fd?on  1888 
rourbe  er  jum  Stattbalter  von  ©alnien  ernannt  unb 
29.  Sept.  1895  jur  93ilbung  eine*  ÜHirnfterium*  be^ 
I  rufen,  in  bem  er  neben  bem  9$orji&  ba*  Snnere 
übernabm.  6r  fübrte  feinem  Programm  gemäft 
glüdlid)  bie  2Babl=  unb  Steuerreform  burd),  erbit- 
terte aber  bie  35eutf eben  auf  3  b&<bfte  burd?  bie  5.  Sprit 
1897  erlaffenen  Spradjuerorbnungen  für  93öbtnen 
(f.  b.,  ©efcbidjte).  S)a  burd)  bie  Dbftruftion  ber 
2)eutfd>en  bie  2)urcbfübrung  be*  Su«gleid)*  mit 
Ungarn  unmöglid»  gemaebt  mürbe,  nal?m  ber  Haifer 
28.  51oü.  1897  93.*  6ntlaffung*gefud)  an. 
©abe nla,  s)tame  be*  333.  ^lanetoiben. 
©aben  i<otoeO,  engl,  ©eneral,  f.  93b.  17. 
4y abentuciler,  ^farrborf  im  9)ejvrf  3Rüllbeim 
be*  bab.  Hreife*  Sörrad? ,  in  427  m  f>ö(>e,  am  norb* 
rocftl.  Sbbange  beg  burd)  feine  Slpenau*ftd)t  be= 
tannten  93lauen  (1167  m),  mit  Straßenbahn  nad> 
ÜJtüllbeim  (7^  km),  bat  (1900)  652  G.,  barunter 
108  Hat  hellten ,  $oft,  ^elegrapb,  fd)6neHird)e  (1897) 
unb  ift  ein  berübmter  UimatifAcr  Hurott  unb  ge- 
fd?dgte*  Ibermalbab  (idbrlid)  etma  5000  Huraäfte). 
^nnerbalb  ber  ^ktrlanlagen,  an  bem  oon  ber  93urg> 
nnne  gefrönten  Hcgelberg,  ftebt  bie  1882  ooUenbetc 
gebedtc  9Banbelbabn  (45  m  lang,  4,45  m  breit), 
©egenüber  bem  Hur^aufe  ba*  1887—89  nad)  ben 
Plänen  oon  öemberger  in  beutfeber  Sienaiffance 
tr-ieberbcrgeftelltc  gropberjogl.  Sdjlofe  (ber  frilberc, 
1586  erbaute  «Smtbof»),  umgeben  oon  au*gebebn= 
ten  ^Jartanlagen;  baneben  ba*  prddjtigc  JRömerbab. 
^3on  großer  93ebeutung  finb  bie  1875  oollenbeten, 
elegant  au*gcftattctcu  93affinbdber;  bie  ©rö&c  ber 
vBafftn*,  burd)  bie  ba*  Jbcrmalioafier  ( 725 1  in  ber 
Ulinutc)  ftet*  »*  unb  abfließt,  übertrifft  bie  alten 
um  ba«  2)reifad)e.  Seit  1869  bat  93.  eine  SBaffer 
(eitung  oom  i5od)blaueu,  ferner  feit  1888  eine  ©aö 
anftalt.  93.  jeidjnet  fid)  burd)  ©leidjmdßigfeit  ber 
Temperatur  bei  Sdjutj  oor  rauben  2Binben,  große 
:Keinbeu  unb  mäßigen  <5eud)tig(eit*gebalt  ber  Suft 
au*.  5)ie  mittlere  Temperatur  beträgt  im  5Bintcr 
1,68,  ^rübiabr  9,si,  Sommer  18^8  unb  £«bft 
10,23°  0.  Sie  Sbermalquclle  entfpringt  13  m  über 
bem  Crte  unb  gepört  burd)  ihre  gleid)mdßige  i cm 
oeratur  (2G,4°  C.)  unb  cbem.  3nfammenfe^ung  (3,52* 
fefte  93eftanbteile  auf  101)  in  bie  fllajfe  ber  inbiffe^ 
renten  Thermen.  Ser  Ort  mar  fdjon  ju  5Rftmerjeiten 
al*  93ab  im  ©ebraueb,  mie  au*  ben  iv-e  hl  erhaltenen 
Ruinen  eine*  röm.  93abe*  (66 m  lang,  in ,r.  m  breit) 
beroorgebt,  geriet  aber  bann  in  93ergef)enheit.  (Srft 
im  1 ( i.  ,Vibv]\  mieber  mirb  93.  oon  mebi).  Sutoren  al* 
93ab  genannt.  $od)  erft  1784  mürben  bie  diuinen 
be*  alten  röm.  93abe*  aufgebedt  unb  ber  $art  be- 
gonnen, ber,  überragt  oon  ber  alten,  im  12. 3abrb. 
erbauten ,  1688  oon  ben  Jyraiuofen  jerftörten  93urg 
ber  3äbringer  (457  m),  fübliaS  bureb  bad  1852  er= 
rid)tete  Hurpau*  begrenzt  mirb.  1899  mürbe  in  93. 
bie  erfte  bab.  93olI3beil|tdttc  für  Sungenfrante, 
«5riebrid)8beim»,  eröffnet.  —  93gl.  Seibnih,  <5)\t 


Digitized  by  Google 


256  »abeöfen  - 

röm.  93äber  bei  JB.  (Spj.  1866);  9BeDer,  ©broni! 
Don  93.  (93abenm.  1869);  berf.,  3)er  Himatifdje  unb 
Mollen^  urort  93.  mit  feinen  Umgebungen  (5.  Sufl., 
£reib.  i.  93r.  1880);  $boma*,  93.  unb  feine  Heil- 
mittel (2.  Sufl.,  SDiüllbeim  1878);  Jboma*  unbfteu* 
mann,  25er  Äurort  93.  im  bab.  Sd)warjwalbe  (illu- 
ftriert  abgegeben  burd)  ba*  93abe!omitee  1893). 

iBabeöfen,  f.  93abejtmmer. 

Saber,  urfprünglid)  bie  Inhaber  von  23abc 
ftubcn.  $a*  »arme  SBaben  war  im  SDtittelalter  eine 
in  Tnttut lanb  ganj  allgemein Derbreitetc  Sitte unb 
warbal*  unentbehrlich  e^£eben*bebürfni*betracbtet; 
man  benutzte,  wie  jefct  nod?  im  Orient,  ben  93efucb 
einer  93abeftufae,  um  mandjerlei  törperltcfce  Säube= 
rangen,  Jlbnebmen  ober  Stufen  be*  93arte*,  93er; 
fChneiben  ber  &aare  unb  ber  9(ägel  u.  bgl.  Dornet 
men  au  laffen.  2)ie  93abetnecb  te  reinigten  ben  flörper 
beT  (Säfte  in  jeber  93ejiebung.  6ie  griffen  aud)  in 
ba*  ärjtlicbe  ©ebiet  ein,  inbem  fte  fcpröpften,  £>aul 
Iran  f  bei  ten  unb  offene  Scbäben  bebanbelten.  So* 
bann  jogen  biefe  93abetnecbte  mit  in*  ftelb,  wo  fie 
fid)  mit  93artfcberen  (baber  ftelbfdjerer)  unb  ber 
Pflege  ber  93erwunbeten  abgaben ,  unb  biefe  beiben 
!8efd?äftigungen  pflegten  fie  aucb  nad>  ber  iRüdfebr 
in  bte  friebltdjen  93erbdltniff  e  ju  betreiben.  93on 
ibnen  jweigte  ftcb  bie  3unf  t  ber  93  a  r  b  i  e  r  e  (f .  b.)  ab, 
bte  mit  ben  eigentlichen  93.  in  93ejug  auf  bie  Pflege 
te*  93arte*  in  Honrurrenj  trat  unb  fid?  ba*  93orred)t 
errang,  aud?  aufeer  ber  93arbierftube  barbieren 
iu  bürfen,  wäbrenb  bie  93.  auf  ibre  ©abeftube  be* 
fcbrdnlt  blieben.  93eibe  ©eweTbe  galten  lange  al* 
anrüdjig,  »eil  man  bie  3)ienfte,  bie  fte  für  ©elb  am 
iförper  anberer  Derricbteten,  für  unehrenhaft  unb 
fllawifcb  anfab  unb  bie  »aAfenbe  3Qflellofigteit 
tn  ben  93abe|tuben  93efifeerDon  folgen  tn  üblen  9iuf 
bracbte.  Sdjon  flönig  SEDenjel  fud)te  fte  1406 
burd)  ein  *pri»ileg  ebrlid)  ju  machen,  inbeffen  obne 
Diel  Erfolg,  be*glcid>cn  bie  5Heid)*poliieiorbnungen 
oon  1548  unb  1577;  ja  nod)  1731  »urben  Meid)*; 
tag*Derorbnunaen  gegen  biefe  3Inrüd)igfeit  erlaffen, 
bie  fid)  oerlor,  feit  bie  93arbicre  mebr  unb  mehr  iu- 
gleid)  al*  Chirurgen  auftraten  unb,  neben  Sdjröpfen 
unb  Slberlaffen,  aucb  ffiunben  unb  äufeere  Scbäben 
bebanbelten.  über  bie  neuern  93erbältnifte  be*  93ar 
biergewerhe*  f.  93arbter.  —  93gl.  93enede,  93on  un 
ehrlichen  Ceuten  (2.  KujL  93erl.  1889). 

©aberziehen,  5)orf  im  Ärei*  Dfdjcräleben  tc •; 
preufj.  9leg.:93ej.  ÜJlagbeburg,  an  ber  Nebenlinie 
3errbeim:<oalberftabt  ber  ^rcufe.  Staatöbabnen,  bat 
(1900)  2165  C,  barunter  415  Äatbolifen,  $oft= 
agentur,  Jelegrapb,  ftern)prcd)Dcrbinbung,  eoang. 
unb  tatb.  üfantiraV,  eine  3lderbaufcbule  im  frübern 
Älofter  ÜJtarienbed  (1479),  einen  lanbwirtfcbaft= 
lidben  9Jerein;  3uderfabrif,4>ampfmolferei,S)ampf- 
jiegelei  unb  mebrere  Steinbrüche. 

Öabefal,),  SRifdhungen  Derfdjicbener  Salje  jur 
.'fjerftellung  tünftlidjer  Seebdber,  namentlid)  ba* 
burd?  Ginbampfen  ber  9)lutterlaugen  ber  Salinen 
gewonnene  Salj.  93.  leiftet  nid?t  mebr  wie  Hodjfalj 
ober  Seefalj. 

^dbcfrtjlcim,  gallertige  SWaffe,  beren  $aupt; 
beftanbteil  eine  Beggiatoa  (f.  b.)  ift. 

©Ofecf  ct>  toamm  (Euspongia  ofticinalis  Bronn.) 
ober  2öafcbfd)Wamm,  eine  ju  ber  ©ruppe  ber 
Hornfdbwdmme  gehörige  (Gattung  ber  Spongien 
ober  Schwämme  (f.  b.),  beren  au*  feinen  elaftifdjen 
Öomfafern  beftebenbe  Stelertmaffe,  Don  ben  3öeicb: 
teilen  be&  lebenben  Jiertörper*  unb  ben  eingefcblof= 
fenen  ^remblörpern  gereinigt,  in  ben  £>anbel  gc= 


Sobejc^tDamm 

bradjt  »irb.  %m fieben  ift  ber  93.  ein  auf  bem  5Reere5^ 
hoben  feftfittenber  Drgani«mu8,  ber  meift  ald  ein 
Jierftod,  b.  b-  bie  93ereinigung  einer  Ü)Jebrbeit  Don 
3nbioibuen  gu  berraebten  tft. 

Die  93er»enbbarteit  beÄ  93.  beruht  auf  ber  ftäbig= 
teit  feine«  Stelette*,  au*»afd)bar  ui  fetn,  ^lüfftg^ 
leiten  mit  großer  MraU  unb  diafa>beit  anjufaugen 
unb,  auSgebrüdt,  cbento  rafd)  in  feine  frübere  5orm 
jurüd^utehren.  j'aju  rommt  bie  9Biberftanb*fäbig: 
teit  ferner  bornigen,  bem  ©bitin  Der»anbtcn  8ub= 
ftanj,  be*  fog.  Spongin«,  ba8  eine  lange  95e= 
nu^ung  ermöglicht.  $iefe  {aum  burd)  ein  Sur= 
rogat  ju  erfe^enben  ©igenfdjaften  machen  ben  93. 
*u  einem  »iebtigen  &anbel*artite[.  tlorjug*»cife 
ftammt ber 93. au* bem  W\t tchneerc.  Tic 6cb»amm: 
fifeberei  wirb  befonber*  in  ber  SeDante,  an  ber 
balmatin.  Hüfte,  ben  gried).  Snfeln  unb  läng* 
ber  afrif.  Siorbfüfte  betrieben.  Hierbei  werben  bie 
Schwämme  entweber  Dom  93oote  au*  mit  gabel- 
artigen, an  lange  Stangen  befeftigten  ©eräten  au* 
geringer  $iefe  (6—15  m)  gefifebt  ober  mit  Schlepp- 
ne&en,  an  einigen  Crten  auch  burd)  geübte  Taucher 
beraufgebolt.  ?a*  gewonnene  Material  wirb  ju> 
näcbft  in  SBaffer  ber  §dulni*  übcrlaffen,  wobei  fidb, 
wie  bei  ben  meiften  Schwämmen,  ein  penetranter 
©erudb  entwidelt;  fobann  folgt  ba*  äu*wafd?en 
burd)  wieberbolte*  Äneten  unb  öftere*  forgfältige* 
Jrodnen  an  ber  fiuft.  3)ie  Äalleinfd)lüffe  werben 
bureb  Ginlegen  in  eine  febwaebe  Säure  entfernt, 
bie  febone  gelbe  ^otbe  ber  ioilettenfcbwdmme 
wirb  burd)  93leidjen  (früher  mittel*  fcfewef liger 
Säure,  jej»t  meift  mit  ©afierftojjfuperorpb)  unb 
man±mal  burd)  färben  erjielt.  ?^n  öanbel  wirb 
eine  Slnjabl  Don  Sorten  unterfebieben,  wie  bie 
feinen,  becherförmigen,  febr  weidjen  93.  au*  Sprien 
(leoan  t  i  i  ttu  r  Scb»amm),  bie  etwa*  feftern, 
platten 3tmoccafcbwdmme  au -  ©riecbcnlanb, 
bie  gr  obmaf  cbigen,laibf  örmigen^J  ferbefcb»ämme 
au*  Xalmatien  unb  Sllgier  unb  anberc.  9tud>  au* 
bem  Stoten  SWeere  (ommen  93.,  bie  geringfte  Sorte 
bilben  bie  93abamafd)Ȋmme  au*  9Skftinbien; 
fie  haben  am  ©runbe  meift  eine  ftarte  braunrote 
Adrbung.  über  bie  93erbreitung  ber  9iu<»fcb»ammj 
pfeberei  f.  ftarte:  £tergeograpbie  I.  —  35er 
burd)  planlofe  fifeberei  Derfcbulbeten  93erarmung 
ber  Sd)»ammgrünbe  fuebte  man  mit  tünftlicber 
Sd)»ammjucbt  ju  ftcuern.  5)iefe  »urbeDon  einem  ber 
berDorragenbften  Spongienforfcber,  0*(ar  SAmibt, 
in  3)almatien  Derfudjt,  aber  mit  geringem  Grfolge. 
(h  jerfdjnitt  bie  lebenben  Schwämme  mit  fdjarfem 
Keffer  in  Stüde  unb  befeftigte  biefelben  mittel* 
Heiner  fjoljpflöde  am  93oben  burdjlöcbertcr  Holj- 
Idften,  welche  gefchloffen  unb  mit  Steinen  befebwert, 
auf  ben  Seeboben  2,5—3,»  m  Derfenft  würben. 
Schon  nad?  einer  2öod)e  waren  fold?c  Sd)wamm= 
ftüde  angewad)fen  unb  in  Doller  ^ortentwidlung 
begriffen,  inbem  jebe*  Stüd  fid)  }u  einem  neuen 
Schwämme  Don  brauchbarer  ^orm  au*bilbete.  3>ocb 
fmb  biefe  93erfud?e  leiber  teil*  burd)  ben  93obrwurm 
(f.b.),  ber  bie  £>&ljer  jerftörte,  teil*  burd)  bie  SHK|> 
gunft  unb  3nbolenj  ber  $if<ber  gefd)äbigt  worben 
unb  haben  bi*  jeiit  trot»  ber  93cbeutung  ber  Sache 
teine  9Bicberbolung  erfahren.  Ter  Hauptmarlt  für 
ben  93.  ift  trieft.  Qx  bilbet  bort  einen  ftar  U n  ?lu*fubr« 
artilel,  im  S)urd)fcbnitt  336000kg  jährlich,  ftnbere 
nicht  unbebeutenbe  Scbwammmärtte  ftnb:  Smprna, 
Iripoli*,  93enebig,  SÜDorno  unb  für  bie  amerit.  Sot« 
tenßonbon.  Superfeiner bctannten93erwenbung bat 
ber  93.  früher  al*  gebrannter  Schwamm  (Spongia 


Digitized  by  Google 


Söabcnmnne  —  Söabifdje  SBeine 


257 


usta,  Carbo  spongiae)  ein  ofminelleS  ÜRittel  gegen 
ben  Kropf  geliefert.  9tad?  ber  Gntbcdung,  bafj  yob 
beften  wirfiamer  93eftanbteil  fei,  ift  ienet  ©ebraud? 
abgetommen.  3n  ber  (Sbirurflie  unb  ©rmätologie 
bebient  man  fid?  ber  ^ref»fdjroämme  (f.  b.).  —  Ägl. 
oon  Gdbel,  Ser  93.  (Srieft  1874). 

»abcroaunc.  9(ad>  ben  Slnforberungen  ber 
£»?gieine  mufc  eine©,  genügenb  geräumig  fein  unb 
jcberjeit  fcbnell  unb  tauber  gereinigt  unb  na*  Gr* 
f orbern  nur  beSinfi  w rl  werben  tönnen.  2  a $  2Ratc= 
rial  ber  93.  beftebt  am  beften  auS  SDlarmortafeln  ober 
aus  Steingutfliefen,  wo  biefe  nidjt  ju  befdjaffen, 
aus  Kupfer  ober  emailliertem  Gifen.  3<ntroanncn 
vertragen  Weber  Salj*  nod?  Sdjwefelbäber  unb 
minien  burd?  Scheuern  mit  3innfanb  unb  Soba 
fauber  gehalten  »erben.  iöoljwannen  finb  bei  iju« 
fati  ton  äfjenben  ^nßKöienjen  unb  bei  eleltrifdjen 
93dbern  ju  oerwenben.  3fl  bie  58.  ton  anftedenben 
tfranlen  benu^t  worben,  fo  ift  fie  behufs  SeS* 
infcttion  mit  Sublimatlöfung  (1  Seil  «Sublimat 
auf  5000  Seile  2Baffer)  grünblid?  abjubürftcn  unb 
barauf  mit  Sd?mierieifenlauge  (15  g  SäSmicrfeife 
in  10  1  ©affer  aufgclöft)  abjufeifen. 

»nbc^immcr.  Tic  einfacbfte Ginricbtung  tineS 
bäuSlid?en  93.  ift  baS  Ginftellen  einer  93abewanne 
(f.  b.)  in  einen  baju  geeigneten,  jebcnfallS  nid?t  ju 
t leinen,  bellen  unb  gut  ju  lüf tenben  iHaum. 
roarme  93äber  mit  ftarfer  Sampfentmidlung  bebarf 
cS  eines  gef  onberten,  leid?t  gu  lüftenben  iHaumS,  äbn= 
Ii*  ber  Belle  ber  iöabeanftalten  (f.  Safel :  93  ä b  e  r  II, 
Sig.  3  u.  9).  93efonbcrS  geeignet  finb  überwölbte  ©e= 
lafje  im  Grbgefcbofi,  wenn  fie  nid?t  ju  !übl  liegen. 
S  ort  (ann  man  aud?  bie  93abetoanne  in  ben  93  oben 
einlaffen,  tooburd)  baS  Ginfteigen  crleicbtert  wirb. 
93efonbere  93abeöfen  (am  beften  ©aSbabcöfen, 
f.  ©aSbeijungSoorricbtungen)  nur  ioeijung  beS 
iHaumS  unb  Grwärmung  beS  SBafferS,  Wöhren* 
oerbinbung  für  falte  unb  roarme  Seitungen,  Soucben 
gehören  jur  SBeroolKommnung  eines  93.  Sie  ^ufe; 
böben  unb  SBdnbe  belegt  man  am  beften  mit  ^liefen, 
ben  Söänben  giebt  man  aud?  einen  Clanftricb. 

»abgafteiu,  f.  ©aftein, 

©ab  $aü,  f.  $00. 

©abia(«2lbtei»),  Warne  mebrererCrtc  in  Italien; 
barunter :  1)  93.  $  o  l  e  f  i  n  e ,  Jöauptftabt  beS  SiftriltS 
03.  (23  856  G.)  in  ber  ^rooinj  iKooigo,  22  km  roeft* 
lieb  von  Siooigo,  am  2lbigetto,  einem  red)ten  Seiten^ 
arme  ber  Gtfdb,  unb  an  ber  fiinie  :Rooigo  =  2lbria= 
CSbioggia  beS  2tbriatiid?cn  Weltes,  bat  (1881)  2300, 
als  ©emeinbe  6383  G.,  $oft,  2elegrapb,  ftapence* 
fabrilation  unb  Seibenfpinnerei.  —  2)93.  Gala: 
vena,  2)tarft  im  Siftrilt  Sregnago  ber  ital.  tyro-- 
»inj  Verona,  24  km  norböftlid?  oon  Verona,  $aupt: 
ort  beS  ©ebieteS  ber  «breijebn  ©emeinben»  (Tre- 
«lici  Comuni,  f.  Comuni),  bat  (1881)  604,  als 
ÜJcmeinbe  2554  G.  —  3)  93.  bi  Sjtefole,  Älofter, 
f.  (jiefole  (Stabt).  —  93.  ober  Slbtei  beißt  aud? 
bie  aud  brei  Dörfern  (Sbtei,  Stern,  St.  Gaffian)  be= 
ftcbenbe  ©emeinbe  in  ber  öfterr.  93e3irtSbauptmann: 
1 \d\i] t  93rune<t  in  Sirol ,  in  ber  oberften  Sbalftufe 
beS  ©abertbalS  ber  fübtirol.  2)olomitalpen,  öftlidj 
übenagt  oon  bem  Äreujfofel  (2911  m).  2ie  Um^ 
gegenb,  namentlicb  bei  St.  Gaffian,  ift  berübmt  burd) 
ibre  93erfteinerungen.  5)ie  93eroobner  ( 93  a  b  i  o  t  c n ) 
fpredjcn  einen  oftlabinifdjen  Sialelt. 

©«bigeoit  (ft|.,  fpr.  -bifdböng),  ein  aus  gelöfdj: 
tem  Kall  unb  Stetnmebl  ober  Oder  gemifdjter,  bem 
6teinmörtel  äbnlicber  Slnftricb.  2)er  italienifdje 
33.,  aud)  9)1  ormillo  genannt,  ift  ein aus  Äalt 

14.  «ufl.  3?. «.  IL 


mit  6panii(broei&  unb  5«beniufat5 ,  ber  fdjicbt* 
roeife  aufgetragen  unb  bann  mit  einer  fdjarfen 
93ürfte  ober  einem  roollenen  Sappen  gerieben  wirb, 
bis  er  ben  geroünfd)ten  ©lan3  erbdlt. 

«abin  (frj.,  fpr.  -bäng).  Sdjfiter,  ^onenreiper; 
93  abinage  Opr.-nabfd?'),  93abinerie  (fpr.-bin'rib) , 
Sdjälerei,  Scberj;  93abine,  Sd?fileriu,  9lobrftöd= 
djen,  feine 3flngt;  babinieren,  febäfem,  fdjerjen. 

«abinguet  (fpr.  -bfinggeb).  Spottname  9ia» 
poleonS  III.  (f.  b.l. 

»abiöten,  f.  93abia. 

»nbifdic  »auf,  ^otenbanl  mit  bem  Sitte  in 
Wannbeim,  einer  Filiale  in  fiarlSrube  unb  Agentur 
in  Jretburg  i.  93r.,  25.  Dlärj  1870  auf  25  3abre  mit 
einem  Süticntapital  üon  9  2)till.  2R.  begrünbet.  1892 
rourbe  bie  Sauer  bis  1920, 1893  bas  ^otenprioileg 
bis  1900,  1899  bis  1911  verlängert.  1871  rourbe 
bas  Kapital  auf  18  2RUI.  3W.  erböbt/  aber  bnrd> 
J)tüd}ablung  oon  50  ^03.  =  300  SK.  auf  iebe  Slttic 
»om  1.  3an.  1877  ab  auf  9  SDÜD.  85t  berabgefettt. 
Sic  barf  bis  27  Still.  9R.  sJioten  ausgeben;  baoou 
10  aWill.  SDl.  burd)  93aroorrat  nid)t  gebedt.  $\)te 
sJRoten  werben  r»on  allen  bab.  StaatSlaffen  in  $ai)- 
lung  genommen.  GrtrdgniS  ber  Slttien  1871—99: 
5,  6,  7,  6\„  53  „  4,  41  „  5,  41/, ,  5»/, ,  5»/10 ,  6\'8, 
5'  , ,  5,  5,  4,  4,  4,  4»l4 ,  6,  6,  4,  5,,2,  4, 4, 5%  6, 
I  ö'/s ,  7  Uns.  ?ev  ©ewinnanteil  beS  bab.  Staates 
(nur  wenn  bie  Slttien  über  5  ^5roj.  35imbcnbe  er- 
halten) fdjwanlte  swijdjen  0  unb  90000  SR. 

»abifrtic  (Stfcnbatjneit.  Sie  in  93aben  be= 
legenen  93abnen  hatten  1.  ^an.  1899  eine  Sänge 
oon  1944,o  km ,  barunter  1739,4  km  mit  9iormaU 
unb  205,2  km  mit  Sdnnalfpur.  93on  erftern  fmb 
1455,3  km  bab.  StaatSbabnen,  einfcblie^lid)  Zu- 
teil an  berJDtaim9tedar--93abn  (38,8  km),  99,o  km 
württemb.  StaatSbabnen,  52  km  ^ricatbabnen  int 
Staatsbetriebe,  140^1  km  ^kvoatbabnen  im  eigenen 
93etriebc,  27  km  gehören  ber  ehemaligen  öeff.  Sub; 
WigSbabn,  15,e  km  ber  Sdjwcij.  ^orboftbabn  unb 
3,is  km  fmb  heff.  5Rebenbabnen.  3)ie  S  t  a  a  t  S « 
bahnen  (1. 3an.  1899:  1470,1»  km)  fteben  unter 
ber  ©eneralbireltion  ber  gro^bctjogl.  93ab.  Staats» 
eifenbabnen  ju  Karlsruhe.  Sie  Stammbabn  oon 
3)tannbetm  über  .öeibelberg  unb  ^reiburg  bis  vuv 
Sdjmeiier  ©renje  bei  93afel  (267,52  km)  ift  auf  ©runb 
beS  ©eieheS  oom  29.  ÜJlärj  1838  erbaut  unb  1840 
— 51  eröffnet  werben.  Ser  Umbau  oon  l.wm  Spur 
auf  bie  normale  Spur  (1,4*5  m)  erfolgte  1854  unb 
1855.  Später  würbe  bie  93abn  über  Sädingen  unb 
Singen  nad)  Konftanj  forlgefelt  (146,76  km);  in 
Singen  fcbliefit  bie  Scbwar^walbbalm  nach  Offene 
bürg  an  (149,ic  km),  oon  Jr>eibelberg  geht  ein  QrotiQ 
über  vJRedargemünb  unb  Gberbacb  nach  ber  baor. 
©renje  in  ber  3tid?tung  auf  SBürjburg  (134,95  km). 
93aben  warnadj  93raunfdbweig  (f .  93raunf  Aweigifdje 
Gifcnbabnen)  ber  erfte  beutfdje  Staat,  ber  Gifen? 
bahnen  auf  StaatSloften  baute  unb  betrieb.  93on  ben 
normalfpurigen  bab.  ^jirioatbabnen  fteben  52,04 
km  ebenfalls  unter  ber  Verwaltung  ber  grofiberjogl. 
©eneralbireltion.  (6.  35eutfd?c  Gifenbahnen.) 

»abifcfic     lanbtoirtfdiaftlidK  »crufc< 
gcttoffcnfrfmft  .^n  Jlarle<ruric,  f.  Sanbwirt- 
icbaftlicbc  9ieruföaenoffenichaften. 

»abifdic  SBcttte^  im  allgemeinen  ju  ben  mitt- 
lem, teUtPtffc  aber  aud?  ju  ben  ftärlften  Seutfd>» 
lanbS  gehörige  9i5eine.  Sie  ^ramincr  (Gleoner), 
Dtulänber,  2Öei^h«rbft  unb  MieSling  beS  Kaiier= 
ftublS  (93lantenhornSberg,  9öinller,  5°brenberfl' 
3Id?tanener,  3^"nger  u.  f.  w.),  beS  SSreiSgau«1 

17 


258  Sabiförot 

(©lottertbal,  Rotenberg,  SRerjbaufen),  ber  Ottenau 
(ftlingelberger,  2)urbad)er,  3«Uet),  bet  SBergftrafje 
unb  anberer  ©egenben  enthalten  oft  in  guten  3abren 
11—13  $roj.  SBeingeift.  511*  feine  unb  ftarfe  SRot« 
weine  f»nb  befonbeTS  bie  burgunberäbnlicben  Iffens 
tbalet,  Seiler,  Sergfträfeer,  fcubberger  (Seinbeim* 
Vifitjelf acbfen)  unb  *l)teerSburger  (SDtauradjer,  Mir*: 
berget)  SBcine  belannt;  unter  ben  9Rain*  unb 
Jauberweinen  ift  ber  3)tarbad)er  unb  SBkrtbeimer 
berühmt.  3"  ©renjad)  bei  5Bafel  unb  in  ajlüllbeim 
werben  bie  bcftcn  3)tartgräfler  Seine  gejogen. 
2)er  SBcinbau  SBabenS  erftrcdte  ficb  1897  über 
17704  ha  unb  jwar  im  SanbeStommifiariatsbejirt 
fareibura  0289,  ÜarlSrubc  2762,  Jtonftanj  17C5 
unb  Mannheim  3888  ha.  3)er  Grtrog  betrug 
1865—  95  burebfebnittlid)  idbrlid)  525160  hl 
(402980  hl  Söcife*,  52500  hl  SRot«  unb  69680  hl 
Scbillerwein),  1897: 474186  hl  <ötoft  im  Berte  Don 
14fiM  ÜJJill.  SW.  5Be|'ucbte  ©einmdrfte  finben  idbr^ 
Ii*  im  Mai  in  Müllbeim  unb  Cffenburg  ftatt. 

Watufrfirot,  ein  roter  garbftoff,  ber  auS 
ben  auSgepre&ten  ©tengein  ber  cbmef.  3uderbirfe 
(Sorghum  saccharatum  l'crs.)  bar aeft eilt  wirb,  in? 
bem  man  bie  8tengcl  Don  felbft  rot  werben  läfet, 
was  unter  ©ärungSerfdjeinungen  nach  etwa  14 
Jagen  eintritt;  bie  UJtaffe  wirb  bann  mit  SBaffer  gut 
gewafdjen,  geprefst  unb  ber  iRüdftanb  mit  alfalifd>em 
®affer  ausgelaugt;  bie  abgetrennte ftlüfftgleit  Idfet 
bei  Dorftdrtigem  Steutraliftcrcn  mttSdure  benftarb- 
ftoff  in  roten  gloden  faUen.  3m  trodnen  3uftanbc 
löft  ber  ftarbftoff  ft(b  leicht  in  älfobol  unb  giebt 
auf  mit  Binnfalj  gebcijter  Stolle  unb  6eibe  fajßne 
rote,  echte  garben. 

©abt«*,  3obocuS,  3offe  »abe,  geb.  1462  in 
Slfd?e  bei  5Brüffel  unb  baber  aud)  ÄScenftuS  be* 
nannt,  ein  tüchtiger  Sßbilolog,  berDorraa.enber5Bucb= 
bruder  unb  feiner  3^t  angefebener  todmftftellcr, 
war  feit  1491  Cebrer  ber  tlafüfcben  Spraaben  in 
2oon  (Dorber  bereit*  in  SßariS?)  unb  jugleia?  flor= 
reltor  in  ber  3>ruderei  3°b-  SredjfelS,  beffen  Jodjtcr 
er  beiratete.  1500  ober  furj  Dorber  nad?  $ariS 
übergefiebelt,  begrünbete  er  eine  5Druderei,  auS 
welcher  bis  ju  feinem  Üobe  (1535)  über  400  febr 
forgfältig  bergcftclltc  Söücber  beroorgingen,  barum 
ter  viele  Don  ihn  felbft  tommentierte  JtlaffiferauS-- 
gaben,  jumal  lateinische.  2>rei  2 bitter  Don  ibm 
heirateten  angefebene  58ucbbruder,  bie  eine  ben  be= 
rübmten  9iobertuS  StepbanuS  (f.  b.);  fein  Sobn 
Äonrab,  ber  als  Galoinift  1549  natb  ©enf  ging, 
wirrte  in  bem  gleiten  SBerufe  bis  1561. 

©ab  »Öfen,  f.  ÄÖfen. 

»ab  Manheim,  f.  «Raubeim. 

© nborf ,  2)orf  im  Wbeinlanb,  f.  58b.  17. 

©ob  Wibav,  f.  SjliäcS. 

©abrinatb,  ein  ßinbubeiligtum  im  Siftrift 
©arbwal,  Sioifion  Kumaon  ber  inbobrit.  9torbmeft* 
prooinjen,  am  rechten  Ufer  ber  SBifcbnuganga,  an 
ber  von  Srinagar  nadj  bem  ÜJtanapaffe  beS  £>iimv 
laja  fübrenben  Strafte.  3)er  Ort  ift  berübmt  burd> 
einen  febr  alten,  überaus  reichen  löifbnutempcl  unb 
einen  beilig  gebaltenen  Söabeteicb,  iapta  «unb,  in 
ben  ficb  gugleicfo  eine  eistalte  unb  eine  faft  tod>enb* 
beifje,  fcbwefelwaiferftoffbaltige  Duelle  ergieften. 
3ebeS  12.  3abr  wirb  in  bem  Jempel,  gu  beffen 
Unterbalte  226  Drtfcbaften  von  ©arbwal  beitragen, 
baS  fteft  Äambb:Mela  gefeiert,  ju  weldjem  45— 
50000  ©aüfabrer  jufammenftrömen.  $n  ber  9cfibe 
oon 93. erbeben  ficb  bie  SJabrinatb'^tfS  genann= 
ten  6  6piben  be*  öimalaja  (6672-7074  m). 


—  ©affin 

©ob  llltcn,  f.  3Ritterbab. 
©abu«f  IBerg,  f.  oanlt  ©ottbarb. 
©ab  Stttefait,  f.  Könige  Otto -Sab. 
iöaclc,  9cegcrftamm  in  ber  Starte  ucn  etwa 
20000  6eclen  norböftlid)  vom  Jfabfee,  in  einer 
©egenb,  welche  9cad?tigal  Gnnebi  nennt.  S)ie  58.  ftnb 
9iomaben,  befttien  gro^e  Serben  oon  3'egen,  Scba^ 
fen  unb  Jtamelen  unb  ftnb  )um  großen  Jeil  noeb 
beibnifeb.  3bte  Sprache  foll  mit  ber  ber  2ibbu  uno 
Äanuri  iufammenbängen.  —  3Jgl.  ^acbtigal,  Sa-- 
bara  unb  Suban  (2  SBbe.,  SBetl.  1879—81). 

©oeit  (fpr.  babn),  3an  be,  nteberldnb.  Porträt» 
maier,  geb.  20.  gebr.  1633  ju  öaarlcm,  geft.  1702  im 
£aag,  hatte  3.  Sadcr  jum  fiebrer.  3«  ber  Sßortrdt* 
maierei  folgte  er  ber  nan  I  rdi * en  Hi  t tung  unb 
erwarb  fid?  bamit  im  $n--  unb  ÜtuSlanbe  »iel  SBei* 
fall;  ielit  finb  feine  Silber  weniger  gefdjdtH.  Sein 
Selbftbilbnis  befinbet  ficb  in  ber  2)reSbener  ©alerie. 

©aenaf  iBejirteftabt  in  ber  fpan.  $roüinj  6or= 
boba,  51  km  f  üböftlidj  oon  Sorboba,  an  ber  jum  ©ua* 
bajoj  gebenben2)larbeUa,  bat  (1897)  11 9946.,  2  got. 
Hirzen;  ^ferbejuebt,  2öein*  unb  Clbanbel,  unb 
iHuinen  aus  ber  üHömerjeit  unb  bem  Mittelalter. 
Saetle  (fpr.  babr-),  Dan,  f.  SarläuS. 
*ocr t,  3ean,  f.  SBart. 
»yaerjer,  f.  hinter  5Baper. 
©aeja,  ^iubab  unb  58e}irlSftabt  in  ber  fpan. 
^rooin)  3aen  in  Slnbalufien,  auf  ber  jwifeben  bem 
©uabalquioir  unb  ©uabalimar  befinblicben  Socb: 
fläche  £oma  be  Ubeba,  in  einer  mit  t)U  unb  SÖcin: 
pflan}ungen,  ©emüfegdrten  unb  2Beijenf elbern  be: 
bedten  (Sbene,  an  ber  fiinie  a)tan}anarcS  =  6orboba 
(®abnbof  20  km  entfernt),  im  ganjen  oeröbet,  bat 
(1897)  14172  G.,  Diele  altertümliche,  jum  Seil  febr 
feböne  got.  Treben  unb  Älöftcr  fowic  anbere  5Bau= 
ben! mdler  auS  f  rüberer  ©lanj  jeit,  wie  baS  Oratorium 
San  Felipe =9ieri  unb  bie  ÄoUegiatiircbe  oon  Sta. 
ÜDtaria  bei  ^tlcajar. — Unter  bem  tarnen  I  üatiaf  ebon 
jur  Slömcrjeit  ein  anfebnlicbcr  Ort,  wooon  noch  öiele 
3nfcbriftcn^eugen,  war  SB.  unter  ben  @oten5BifcbofS= 
fih  (SBeatta)  unb  ftanb  unter  maur.  jnerrfebaft 
als  feaupt«  unb  3icnbcnjftabt  eines  eigenen  Abnig^ 
reicbS  ber  3eiribcn,  93  a  i  e  s  a  ober  5)  i  j  a  f  a  b  ( S  l  b  u 
febarat),  in  grober  SÖläte,  würbe  1244  oon  ben 
(Eaftilianern  jerftdrt,  fpdter  nach  neuem  ^lanc  wieber 
aufgebaut.  58.  befab  eine  1533  gegrünbetc  Ilm 
oerfitdt,  bie  in  neuerer  3eit  eingegangen  ift. 

©afel,  5Babel  (com  ital.  havella,  f.  b.),  3luS= 
fd?u6,  fcblecbte  5Bare. 

©äffdptit  ober  überfcbldgelcben,  ber  gefpaO 
tene  fiafc,  ben  latb.  Söeltgeiftlicbe  wie  prot  ©ciftlid?e 
Dorn  über  baSöatstud?  fd?Iagen,  auS  ber  ehemaligen 
ÖauStrad?t  bei  erftern  (febwar;,  mit  weifrem  ^Kanb) 
teilweife,  bei  lehtern  (weift)  ganj  in  bie  SlmtStracbt 
übergegangen.  2)ie  58.  finb  ber  iReft  beS  groben 
Spi^enttagenS,  ber  um  bie  2Rittc  beS  ^reifeig« 
jdbrigen  ÄricgcS  bie  früher  allgemein,  jc&t  nur  nod> 
|  ftellenweife  übliche  gefältelte  öalSlraufc  Derbrdngte. 
9h*  ber  ÜJlitte  beS  17.  3abrb.  verlor  ber  Kragen 
bie  Spitzen,  jog  ficb  jufammeu  unb  bebedte  enblicb 
als  breiter  Vau  nur  bie  obere  SBruft.  SBdbrenb  bie 
Uaien  ihn  balb  mit  bem  öalStucbe  Dertaufd^ten, 
behielten  ibn  bie  ©eiftlicben  als  Stüd  altebrwürbiger 
lUobe,  bann  als  auS}eidmenbe  StanbeStracbt  in 
immer  abnebmenber  ©röfse  bei. 

©affin  (fpr.  bdffin),  SBilliam,  engl.  Seefahrer, 
nahm  als  Steuermann  unter  ben  Sapitdnen  £>all 
(1612)  unb  58plot  (1615  unb  1616)  an  mebrern 
Reifen  3ur  Gntbedung  einer  norbweftl.  Shmbfabrt 


Digitized  by  Google 


©afftnbai  —  Sagamojo 


Durd)  bte  SaoiSftrafee  teil  unb  Drang  biet  1616 
bis  jum  Smitbfunb  unter  77°  30'  nörbl.  Br. 
oor.  1613  unb  1614  machte  99.  im  25ienfte  ber 
2RoStomitifd?en  Gompagnie  gabrten  nad)  Spifc- 
bergen.  B.  befdjrieb  bie  beiben  Steifen  mit  Bplot 
wie  aud)  mit  öall.  Gr  war  eS,  ber  jum  erften» 
mal  bie  geogr.  fiänge  burd)  SÖtonbbiftanjen  ju 
beftimmen  fwpte;  aber  ber  SRecbnungSfebler  be* 
trug  nod?  mebr  als  2  SOleribiane.  Sein  Schiffs* 
lournal  würbe  als  «Yoyages  towards  the  North- 
West»  (fionb.  1849)  ooUftdnbig  oeröffentlid)t.  $te 
erwünfd>tc  2>urd)fabrt  gelang-nod)  nidjt,  bod)  fab 
B.  bie  (Singänge  ju  bem  Smitb*,  $ont$-  unb  San* 
caftcrfunb.  SaS  neu  entbedte  Bolarwafjer  würbe 
ipäter  SBafflnbai  (f.  b.)  genannt.  $ann  trat  B.  in 
b«n  3/ienjt  ber  Cftinbiftoen  (Sompagnie,  ging  1617 
nad?  3nbien,  Dermaf?  bie  fübl.  Kuftcn  beS  iRoten 
DteerS  unb  ^Jerfiichen  Wolfs*,  ntadite  als  .Kapitän 
1619  eine  jmeitc  Steife  na*  Sutten  unb  mürbe 
23.  San.  1622  bei  ber  Belagerung  oon  CvmuS  burd) 
eine  Kanonenlugel  getötet.  —  Bgl.  The  voyages  of 
Batrin  1612 — 22,  edited,  with  notes  and  intro- 
duetion  by  Cl.  R.  Markham  in  ber  Sammlung  ber 
.Hakluit  Society»  (Lonb.  1881). 

©affin  bai  (fpr.  bdffin-),  aud?  Bplot  =  ober  Bi- 
lettbai,  ber  breite  3Jlccre*arm  jwifeben  ©rönlanb 
unb  bein  Ärftiidjen  Slrcbipel,  ber  mit  bem  ätlam 
tiidjen  Ocean  burd)  bie  $aoi*ftrafse  unb  mit  bem 
SiSmeer  nad)  %  burd?  ben  Smitbfunb  unb  nad?  2B. 
burd;  ben  £ancafter«  unb  ^oneSfunb  in  Berbinbung 
ftebt.  $aS  Beden  ber  B.,  ungefäbr  anbertbalbmal 
io  gro&  als  bie  Oftfee,  ift  nad)  S.  burd)  eine  Beten- 
fd>melle  Dom  Ccean  getrennt.  3)ie  größte  Siefe  ift 
öftlidj  oon  BonbS^nlct  mit  5223  m  gemeffen.  3)ie 
Befcbanenbeit  beS  BJafferS,  feine  gatbe  unb  fein 
Saljgebalt  änbert  fid?  infolge  ber  jeitweife  ein* 
rretenben  Qiz-  unb  Scfcnecfcbmcljen  febr  oft.  ynner= 
halb  ber  Bai  liegen  wenige  Unfein,  unb  jroar  nabe 
bcT  fiüfte.  2  i  4 1  o ,  an  ber  C nfüftc,  in  70°  nörbl.  Br., 
ift  eine  bau.  BJalfifdifäugcrftation,  unb  bie  etwaS 
nörblicber  gelegene  äafen*  ober  2Baigat:3nfel 
ift  befonberö  bur*  bie  bort  oorgenommenenBenbel= 
beobadtfungen  betannt,  au*  benen  bie  Slbplattung 
bfxC*Tbe  auf  1 : 313.«  berechnet  nutrbe.  2)ieB.  würbe 
bereits  1562  oon  Bear?  entbedt,  aber  nad)Baffin 
benannt,  ber  fte  1616  befubr. 

^affinlaitb  (ipr.  bäiftn-),  bie  größte  3nfel  beS 
21rltifd>en  Jlrdnpel*  im  ilß.  berBaffinbai,  oom  Korn 
ttnent  burd?  bie  ftubfonftrafee,  ben  ^ortanal  unb  bie 
Miro-  unbjSetlaitrafic  getrennt  (f.Karte:  Britifd); 
•Jiorbamerifa  unb  iUlaSta),  erftredt  ftd)  oon 
61°  40*  bis  73J  43'  nörbl.  Br.  unb  oon  etwa  60°  bis 
etwa  9(f  weftl.  C.  r>on  ©reenwieb  mit  einer  Släcbe  »on 
mebr  als  600  ooo  q km.  ^m  fL  trennt  ber  Lancafter; 
iunb  bie  §n\t\  von  s)(ortb=$eDon.  Born  Äab 
JDJercp,  ber  Sübfpihe  ber  (^umbcrlanbsöalbinfel, 
burAjiebt  ein  fd?maier,  bis  2000  m  bober  ©ranit* 
unb  OJnetSrüden  bie  Cftfcitc  ber  ?»nfel  bis  jum  Can^ 
uv.  ;*»t!to  im  'Ji.  i>\t  5iugumiut=.f>albinfel  jwifd?en 
^robtfber  Bai  unb  (5umberlanbnutb  wirb  oon  einer 
yed^ftuebe  eingenommen.  2)te  Cftfflfte  ift  eine  »on 
tiefen  Horben  jerrifiene  öteilfüfte,  ber  ftd)  im  Süb= 
often  bie  brei  »albinfeln  lileta  ^ncognita, 
^ugumiut  unb  Ii umberlanb  angliebern.  ^m 
dintergrunbe  beS  (fumberlanbfunte!?  lag  bie  Äin= 
gawa  - Station,  bie  beutf  dje  Station  ber  interna^ 
tionalen  ^olarforfdjung  1882—84.  ^mSebt.  1879 
tmube  B.  oon  (lanaba  anneftiert.— Bgl.BoaS,  B. 
®eogr.  Grgebniff  e  einer  in  ben  %  1883  unb  1884  au«= 


geführten  gorfcbungSreife  (in  «BetermannS  ÜHittei; 
lungen»,  ergdnjungäbcft  80,  @otba  1885). 

löaff  o,  Stabt  auf  Sopem,  f.  Bob^oS. 

©äff ometi,  f.  Babbomet. 

üöaftng,  einer  ber  Quell  ftröme  beS  Senegal  0*.  b.). 

©aftötc ,  9tegerftamm,  f.  Äabinba. 

©ofttlobe,  afrit.  2Jlilitärftation,  f.  Bb.  17. 

©ag  (engl.,  fpr.  bägg),  Sad,  Ballen. 

©Ä0aöe(f«.,fpr.-abfd?),baS@epädber2rupbeii, 
infoweit  ti  nicht  oon  ber  Infanterie  auf  bem  Ceibc 
ober  oon  ben  Berittenen  auf  bem  Bfat)*/  fonbern 
auf  Safttieren  (Badpferbe,  Saumtiere)  ober  mittels 
Sabrjeugen  (Bagage-,  Bad-,  ÖJepädwagen  ober 
Marren)  f  ortgefdjafft  wirb.  3m  weitern  Sinne  tönneu 
aud)  anbere  öeereSbebürfniffe,  bie  ben  Iruppen 
nadigefabren  werben  müffen,  jur  B.  geregnet  mer^ 
ben  (Lebensmittel,  SKunition,  3Jlebitamente).  %m 
beutfd)en  öeere  jäblt  man  jur  H einen  B.  alles, 
was  bie  Gruppen  unmittelbar  im  ®efed)t  bebürfen 
(Batronen«  unb  SRebijinwagen  f  owie  bießanbpferbe 
ber  Df fijiere),  jur  g  r  o  fj e  n  B.  bie  2Pagen,  welcbe  bie 
Gruppe  im  Cammer  unb  BiWat  nötig  bat  (Bad=, 
fiebenSmittel:  unb  (yutterwagen).  35ie  «eine  B.  folgt 
auf  bem  3Jtarfd?e  ben  Sruppen  unmittelbar,  bte 
grofie  in  grö^ern  Slbftdnben,  brigabe-  ober  t tri 
UonSweife  gefammelt  hinter  ber  Oueue  ber  betr. 
ÖeereStörper  unb  unter  befonberer  Bebedung;  beim 
Stüdmarf*  wirb  bie  B.  üorangefdjidt.  —  %üx  bie 
beutfdje  Slnnee  giebt  bie  §elbbienftorbnung  Dom 
23. 9Kat  1887  ff  1. 1,  Stbfcbn.  G)  bie  ©runbfätje  über 
bie  Berwenbung  ber  B.  Slufterbem  tgl.  2>ienft= 
anweif ung  für  bie  Bagagen  u.  f.  w.  (Berl.  1889). 

©agalfbanb  (aud)  Bagbellbanb  ober  Bba 
galtpanb),  brit^inb.  »gentfd)aft  in  Central 
tnbien  (f.  Äarte:  Dftinbien  I.  Borberinbien), 
unter  einbeimifd)en  dürften  unb  nid)t  in  bie  B" 
um  je  n  eingefdjloffen,  erftredt  ftd)  oon  ben  SRetal; 
bergen  im  S.  (221/»0  nörbl.  Br.)  an  Breite  3uneb: 
menb  bis  nabe  an  bte  $fd)amna  unb  ben  ©angeS 
füblid)  oon  HUababab  unb  oon  bem  Bannagebirge 
im     nad>  bem  ftluffe  Reliant  im  0.  Tie  ftaimur 
tette  burd)}iebt  baS  ©ebiet  oon  SS.  nad)  910.,  bie 
Gifenbabn  (BombapO  3)fdjabalpur-ailababab  oon 
S.  nad)  %  öauptflufe  ift  ber  Sd?on  ober  Son,  ber 
an  ber  Sübgrenje  oon  B.  entfpringt  unb  oberbalb 
Batna  in  ben  ©angeS  münbet.  B.,  29  326  qkm  mit 
(1891)  1737606  6.  (barunter  1171  088  ipinbu, 
522033  nid)tarifcbe  Gingeborene,  43  723  SJtobam 
mebaner,  474  3)fcbain,  227  (Sbriften,  61  SiH)),  um= 
fafet  bie  Staaten  iHewatöauptftabtiRewa, 23 626  ©.), 
jfagaubb,  SWaibar,  Sobawal  unb  Äotbi. 

©agamoio  (Bagamopo),  ^afenftabt  in 
2)eutfd)--0ftafrifa,  8  km  füblid)  oon  ber  üUünbung 
beS  Äingani,  auf  einer  fanft  anfteigenben  £ügel= 
lebne,  bat  in  etwa  450  ftetnemen  ödufern  unb  3250 
Kütten  eine  ftänbige  Beoölferung  oon  (1898)  18000 
unb  eine  fcbwanlenbc  Äarawanenbeoöltenmg  oon 
oft  35000  Köpfen.  £>dufer  oon  Äorallengeftein  unb 
aud)  oon  .\acnrcvt .  bie  Jüchnüue  ber  Araber  unb 
oitter,  Iii  teil  eine  lange,  enge,  aber  rein  gehaltene, 
bem  Stranb  parallel  laufenbe  Strafe,  oon  ber  jabl: 
reidje  Seitengaffen  in  baS  91egeroiertel  unb  in  bie 
Umgebung  fübren.  2>ie  größten  ©ebäube  ftnb  baS 
Stationsbaus  fowie  bie  Rarawanferai  berSeutfd) 
Cftafrilanifcben  ©cfeUfdjaft,  bie  «Dtarltballe,  baS 
BcjirtSamt,  baS  ,H ollbaue,  bie  Boft  unb  bie  als 
Kaiernc  ber  Bolijeitruppe  bienenbe  Borna.  2)ieBarf= 
anlagen  fajmüdt  baS  1895  entbüUte  2)entmal  für  bie 
in  Dftafrifa  gefallenen  3Jtitgliebfr  ber  SBiffmann 

17- 


Digitized  by  Google 


260 


©ogaro  —  Stogbctb  (in  9Kejopotamien) 


fd?en  Scpufctruppe.  3n  ben  benachbarten  3d?am- 
baS  werben  ÄoloSpalmen,  SBananen,  AtMlttnfo 
Knattflf,  JPanille,  ©ülfenfrücbte  unb  (Betreibe  ge- 
sogen. 1  km  norbweftlicp  bie  franj.  SttiffionS» 
ttation  mit  prächtigen  ©artenanlagen.  SB.  ijt  6i& 
eineS  JBejirlSamteS ,  eineS  £>auptjoüamteS,  einer 
"lioftaaentur,  einer  JJfcgierungSfdntle  (mit  SBaifen* 
bauS)  unb  ber  midjttgfte  ©anbelsplah  an  bet 
ucutfd?  =  oftafrit.  Äüftc  (befonberS  für  (Elfenbein); 
hier  münbcn  bie  begangenften  flarawanenftraften 
auS  bem  fernen  Seengebiet,  Sie  offene  JJlcebc 
liegt  1 — 4  km  feewdrtS.  JBei  rutigem  SBetter  lan= 
bet  man  mit  JBooten  obne  Scbmierigteit.  ÜJiit  Sar 
ti  -  salaam  unb  Sanfibar  ift  JB.  burd)  ein  .Habel, 
mit  Saabani  bureb  einen  Äüftentelegrapben  ber= 
bunben.  Sie©efunbbeitSverbältniffe  finb  wegen  ber 
berrfebenben  Malaria  ungünftig,  namentheb  für 
Europäer;  boeb  bat  biebeutfdje  JBerwaltung  bereit« 
erbeblicbc  JBefierung  gcfdbafjen.  —  Ser  Slufftanb 
gegen  bie  Seutfcb  -  Cftafritanifcbe  ©efellfcpaft  be- 
gann in  JB.  21.  Sug.  1888;  am  22.  Sept.  befd?ofe 
bie  florbette  «Seipjig»  ben  Ort  unb  fetjte  SanbungS* 
truppen  auS,  bie  ftegreieb  in  bie  Stabt  einbrangen. 
i»lm  8. 2Rai  1889  eroberte  SBiffmann  baS  befeftigte 
l'ager  SBufcpiriS  in  ber  9iäpe  von  JB.  —  Ser  JBejtr  1 
iB.  batte  am  1.  $an.  1900  eine  JBcvölterung  von 
48  Üßei&en  unb  (1898/99)  64000  eingeborenen. 

>Bagara,  ein  IriegerifcbcT  nub.  JUolteftamm  im 
obern  Slilgebiet,  f üblich  von  Äorbofan  (f.  Äarte: 
iigpptcn).  Sie  JB.  führen  ein  Stomabenlcben  als 
^Biebjüchter  unb  Elefantcnjäget.  Sie  traten  als 
Sölbncr  in  ben  Sienft  ber  ägppt.  Siegierung  unb 
unterwarfen  bie  Scbillut  unb  Sinla  ber  ©errfebaft 
berfelben.  Stber  auch  ben  Sflavenjägern  bienten  fie 
vielfach  als  militdr.  ©Pforte.  ;\n  Mala  am  JBabr  cl 
?lbiab  (Seiten  9ftl)  haben  fte  ihren  ©auptfammelort 
unbi&afenplafc.  3htÖduptling3Jcohamebfihft  war 
ber  6chreden  ber  ummobnenben  9?egerftämme. 

üBagaria,  ital.  Stabt,  f.  JBagberia. 

Sagaffe  ifrj.)  ober  JBegaffe  (fpan.JBagäjo), 
bie  ausgepreßten  Stengel  beS  3uderroprS,  bie  meift 
al«  öeijmaterial  vermenbet  »erben. 

«agat,  f.  $agat. 

»Bagatelle  (frj.),  belanglose  flleinigtcit. 

©agatcllfarfjcn,  im  Evbtlprojefj  9iechtSfrreirig= 
leiten  von  geringem  JBkrte,  für  welche  fid)  in 
Seutfcblanb,  wie  in  vornan.  Sänbern,  vereinfachte 
Ikojefiformen  auSgebilbet  hatten.  Sie  Seutfcpe 
Eibilproje&orbnung  lennt  eine  befonbere  ^rojefiart 
oafür  nicht ;  fte  hat  nur  für  bie  ben  Amtsgerichten  jiw 
gemiefenen  StecptSftreitigteiten,  welche  aufeer  einigen 
jaeblicben  Miauen  bermögenSrecbtlicbe  Slnfprücbe  bis 
ju  300  3R.  umfafien,  in  ben  §§.  495—510  ein 
gegenüber  bem  lanbgeridrtlicben  Husen  verein» 
facbteS  Verfahren  gefdjaffen.  tfüx  öfterreich  giebt 
eS  nach  §§.449—453  ber  (Sioilprojefeorbnung  com 
1. 2lug.  1895  ein  befonbereS  JBagatellverfabren  für 
l'lnfprüdpc  bis  ju  50  aI.  ©elbmcrt,  was  auch  bann 
flegeben  ift,  wenn  Kläger  ertlärt,  ftatt  beS  Älag» 
gegenftanbeS  mit  einem  ©elbbetrag  bon  nicht  über 
50jjl.  jufrieben  fein  su  wollen. 

ttagattbea  (richtiger  Jflacauben)  nannten  fiep 
bie  gallifchen  JBauern,  bie  fich  unter  ber  Regierung 
beS  Stocletian  285  n.  6hr.  nicht  fo  fehr  gegen  bie 
röm.  Cberhenfchaft  als  gegen  bie  ©rofegrunbbefijjer 
ibreS  üanbeS  erhoben.  »nfangS  blieben  fte  fiegreicb, 
io  ba6  ibte  v$läne  halb  b  ober  gingen  Sie  ernannten 
ihre  Anführer  SilianuS  unb  SlmanbuS  ju  Äaifern 
unb  errichteten  jwifdjen  Seine  unb  SWame  ein  bc= 


f  eftig tcSfiager.  Soch  würben  fte  bon  ÜJlarimian  über- 
wunben ;  aber  felbft  noch  nach  hunbert  Sapren  mufcten 
iöaaaubenunrubcn  wieberholt  unterbrüeft  werben. 

ttagbab  (iBaghbab),  im  Mittelalter  in  ber 
abenblänb.  Aorm  aud)  JBa Ibach  genannt,  bon  ben 

2)  bbammebanern  mit  bem  (Sptennamen  2)ar  eSs 
Saläm  («Stabt  beS  öeilS»)  auSgejeichnet,  Jöaupt« 
ftabt  beS  auat.-tnvt.  SBilaictS  iB.  (142000  qkm, 
850000  6.)  im  mittlem  SDlefopotamien.  )u  jwei 

3)  ritteilen  auf  bem  lin!en  Ufer,  b.  p.  ber  Oftfeite  beS 
in  ber  SanbeSfprache  Schatt  genannten  JigriS,  über 
ben  jwei  je  auf  17—19  Pontons  rubtnbe,  200— 
220  m  lange  Scbifibrücten  führen,  wdhrenb  baS 
alte  JB.,  bte  ftefibena  ber  abbauen' eben  Shalifen 
unb  einft  bie  grb^te  Stabt  ber  mohammeb.  Seit, 
an  ber  Söeftfeite  beS  gluffeS  lag.  2)ie  anfdfftge 
JBebölteruni  beträgt  gegen  145000.  Sie  ift  gc* 
mifcht  aus  arabeni,  DSmanli,  Äurben,  SSraelitcn, 
Slrmeniem,  Sprern,  9leftorianern,  »ahlreichen  $er= 
fern  unb  wenigen  ^inbu.  $ie  illlohammebaner 
jerfallen  ju  jiemlicb  gleichen  Seilen  in  bie  feinb* 
liehen  Sunniten  unb  Schiiten.  Sie  Werfer  treiben 
unter  bem  Schule  ber  türt.  Regierung  einen  aus» 
gebreiteten  ©anbei.  Sie  Israeliten  (20000)  finb 
auf  einen  abgefonberten  »ejirt  befdjränft.  3)ie 
JBadfteinbäufer  hefteben  nur  auS  einem  Meiler:  Un\> 
einem  (hbgefd>o&  mit  barüber  gelegener  Jerraffe. 
§aft  alle  ^enfter  öffnen  fich  nach  ber  Seite  beS 
6ofS,  ber  in  ben  Söohnungen  ber  SBornehmen  mit 
Springbrunnen  »ersiert  unb  mit  3i<gellteinen  qt- 
pflaftert  ift.  Unter  ben  ©ebäuben  ber  Stabt  finb 
aufeer  ber  halbberfallenen  Gitabelle  in  ber  norbweftl. 
Stromede  ber  Monat  (a^alaft»)  beS  ®eneralgour>er: 
neurS  unb  baS  engl.  Äonfulat,  letitereS  mit  febönem 
©arten,  }u  nennen.  Unter  ber  lurjen  Statthalter» 
febaft  9JUbbat  ^afchaS  (1868—72)  würbe  biel  für 
Erleichterung  beS  JBerfebrS  getban. 

3m  3eitalter  ber  abbäftbtfchen  Shalifen  mar  JB. 
ber  Sil)  hoher  JBilbung  unb  ©elehrfamteit.  Meute 
überwiegt  baS  £>anbelSintereffe,  unb  bie  bon  bem 
Gbalifen  Moftanfir  1233  gegrünbete  berühmte  3Re» 
brefe  (ipochfchule)  i)t  fdwn  feit  langem  in  eine 
Rarawanferai  berwanbelt  worben,  beren  eS  an  30 
giebt.  Siächft  ben  £>anbeltreibenben  ftrömen  alle 
^yremben,  namentlich  Werfer  unb  JBefenner  beS  3S= 
lamS  auS  ^ubieu  biet  jufammen,  um  bie  Gräber 
ber  von  ben  Mufelmanen  verehrten  ©eiliaen  ju  be 
iuehen,  unter  benen  baS  beS  von  allen  !D{obamme= 
banern  hochgeachteten  Scheid)  3lbb  cWÄabcr  ©hilai» 
unb  bie  am  weftl.  5£igriSufer  in  ber  9idbe  bon  JB. 
befinblicbcn,  befonberS  von  ben  Schiiten  verehrten 
©räber  ber  3mam  3Rohammeb  Räftm  unb  9)to-- 
bammcb  %al\  Erwähnung  verbieneu.  *snx  bie  5an= 
belSftellung  JB.S  war  bie  Er&ffnung  beS  SueSfanalS- 
vou  grober  JBebeutung,  infofem  baburd)  ein  tom> 
merjieller  grontwechfel  bebtngt  würbe.  JBiS  jum 
3.  1869  liefen  bie  SerbinbungSlinien  JB.S  für  ben 
Verlebt  mit  Europa  auSf  d?liefdicp  burch  bie  Sprifcbe 
Jlüüfte  nacb  25amaStuS  unb  baS  armenifche  ©och* 
lanb  nach  Horben.  Settt  fommt  Por  allem  ber  ©eg 
burch  ben  ^Jerftfchen  unb  Slrabifchen  Meerbufen  in 
SBetracbt.  3(13  ©anbelSftation  jwifchen  Europa  unb 
3nbien  bat  JB.  burch  ben  abfletürjten  Seeweg  nadi 
ynbien  verloren,  ift  aber  baf ür  bein  Jllbenblanb  be* 
beutenb  näher  flerüdt  worben.  JB.  war  fettber  eine 
©auptnieberlage  für  arab. ,  inb.  unb  perf .  Erjcug: 
niffe  fowie  für  europ.  SRanufatturwaren  unb  verfab 
Hleinaften,  Spricn  unb  einen  Seil  Europas  mit  inb. 
Jffiaren,  bie,  ju  JBaSra  eingeführt,  ben  ligriS  in 


Digitized  by  Google 


Sagbab  (in  SKefifo)  —  SBagefen 


261 


SBooten  ftromaufwärt«  unb  in  Äarawanen  weiter 
na*  Äonftantinopel,  öalcb,  3)ama«fu«  unb  in 
bie  meftl.  Seile  ^krftend  gebraut  werben.  SB.  \elbft 
bringt  ©olle,  Datteln  unb  ^Jferbe  jur  2Iu«rubr. 
■fluch  mit  Juwelen  »»tb  einiger  fcanbcl  getrieben. 
Ginen  glänsenben  Slnblid  gewfibren  bie  befonber« 
ton  3)awub  ^afdja  erbauten,  im  gamen  Orient 
au«gejeid)neten  SBajar«  mit  ihren  1200  fidben,  ge= 
füllt  mit  allen  (Sattungen  Orient.  SBaren.  5>ie 
JCKiuptfabritdte  befteben  in  üielgerübmtem  rotem 
unb  gelbem  £eber,  auch  in  feibenen,  baumwolle« 
nen  unb  wollenen  3eugen.  befonber«  9Jiuffelinen, 
Raffet,  Teppichen  unb  Sf)awl«.  3«  SB.  fmb 
Deutfdjlanb,  Cftcrrcid)-  Ungarn,  ßngTanb,  fiiaril- 
reich,  9iufclanb,  bie  bereinigten  Staaten  von 
Omenta  unb  fernen  burd)  ttonfuln  pertreten. 

©  e  f  4  i  cb  1 1 1  d)  e  «.  55ie  Stabt  warb  763  »om  ab= 
bäfib.  Gbalifen  Sllmanfor  gegrünbet;  im  9.3abrb. 
erbob  fie  £>arun  al-9tafd)ib,  ber  bier  einen  $alaft 
baute  unb  feiner  fiiebling^gemablin  Sobeibe  ein 
©rabmal  erridjtete,  ui  bobem  ©lanje.  1258  er= 
oberte  fie  ®fd)ingi«;Gban«  (Snfel,  fiulagu,  ber  ben 
regierenben  (Sbalifen  um«  Öebcn  bringen  liefe  unb 
ba«  dbalifat  »ernidjtete.  2)ie  9iad)tommcn  be« 
(Eroberers  vertrieb  Jimur  au«  bem  SBefifce  ber 
Stabt,  ber  fie  1393  eroberte.  3u  Anfang  be« 
16.  ,V£u'l\  bemächtigte  fid)  ibter  cd- ah  3«mael, 
ber  erfte  Regent  Scrfien«  au«  bem  £aufe  Sofi, 
unb  fortan  blieb  fie  ein  3<>ntopfel  jwifdjen  beu 
Sürten  unb  Werfern.  9tad>  einer  bentwürbigen  58e= 
lagerung  warb  fie  1638  nom  Sultan  ÜJlurab  IV. 
erobert,  unb  »ergeben«  »erfudjte  im  18.  3abrb. 
Schab  91abir,  fie  ben  dürfen  ju  entreißen.  311«  ber 
Sdjaupla^  »ielcr  9Jcärd>cn  in  «Jauienbunbeine 
5cacbt»  erlangte  SB.  aud)  romanttfdje  SBcrübmtbeit. 
—  Sögt.  SfiMftebt,  Travels  to  the  City  of  Caliphs 
(2onb.  1840;  beutfd)  »on  Äünjel,  2  4le.,  ^forjb. 
1841);  Scbldfli,  Weifen  in  ben  Orient  (al«  jmeite« 
ÖeftberosJJ{ttteilungenfd?weij.SReifenber'>,©mtertb. 
1864);  $.SBraun,  ©emälbe  ber  mobammeb.  2Belt 
($>p$.  1870);  Äremcr,  Äulturgefdjicbtc  be«  Orient« 
unter  ben  Kalifen,  SBb.  2  (uiMcn  1877). 

©agbab,  Stabt  in  ÜRextto,  f.  9Jtatamoro«. 

«agbabbarjn,  f.  0«manifche«  9ieich  (SBertetjr«: 
roefen). 

©agbette,  f.  Orientalifdje  Rauben  unb  Äarrier. 

©  ogetjot  (fpr.  bäbbfcfaJt),  Salter,  engl,  national; 
öfonomifc&er  unb  polit.  Schriftfteller,  geb.  3.  gebr. 
1826  in  fiangport  in  Somcrfetfbire,  befudjte  in 
'-Briftol  bie  Sdnile  unb  ftubierte  im  University 
College  in  Sonbon;  1852  al«  SBarrifter  in  bie  ©e* 
fcllfdjaft  »on  Lincoln's  Inn  aufgenommen,  wanbte 
SB.  feine  Sufmertfamfeit  befonber«  »olt«roirtfcbaft= 
lutea  fragen  ju,  beteiligte  ficb  gugleid)  al«  Tirol: 
tor  einer  ber  größten  engl.  SJJrooinjialbanten  an 
fommer  jiellen  Unternehmungen  unb  fibcrnabm  1859 
bic  9lebaftion  ber  SßoAenfdmft  «The  Econoraist». 
Gr  ftarb  24.  9)ldrj  1877  in  Sionbon.  Sil«  National: 
ötonom  bejeidjnct  fid)  SB.  felbft  alä  legten  echten 
3cbulcr  9iicarbos  (f.  b.),  als  «ben  legten  Sölann  ber 
oor=Ü){illid)en  ^Seriobe»;  in  feinen  fpdtern  3f|?ten 
bat  er  aber  jener  neuen,  bie  rein  abftralte  ÜRidrtung 
befdmpfenbcn  SBemcgung  einige  3ugeftdnbni)ie  auf 
ool!#wirtfcbaftli(bem  ©ebiete  gemadjt.  3"  feinen 
€d)riftcn  Kit  er  fid)  burd)  Äraft  unb  Älarbeit  be« 
Sxiti,  burd)  Sdbarffmn  unb  Selbftfinbigfeit  beö 
Urteil«  auSgejeidmet.  ÖroeröffentliAtc:  «TheEng- 
lish  Constitution»  (Öonb.  1867  u.  ö.),  «Physics  and 
politics»  (ebb.  1863;  neue  SluSg.  1896;  beutfd)  u. 


b.  3:.  «2)er  Urfprung  ber  Nationen»,  2pj.  1874; 
2.  auf!.  1883),  worin  er  3)arwin«  ©eleltion«:  unb 
SUererbungStbeorie  auf  bie  SBilbung  polit.  ©emein^ 
wefen  anwenbet,  unb  «Lombard  Street,  or  a  de- 
scriptum  of  the  money  market»  (2onb.  1873  u.  ö. ; 
beutfd)  Don  SBeta,  fipj.  1874).  Wad)  feinem  $ebe 
erfchienen  brei  Sammlungen  feiner  wrftreuten 
Gffap«:  «Literary  studies»  (2  SBbe.,  Conb.  1879), 
«Economic  »tudies»  (ebb.  1880)  unb  «Biographical 
studies»  (ebb.  1881;  alle  brei  1895  in  neuer  3lu«= 
gäbe),  ferner  «Essays  on  parliamentary  reform« 
(ebb.  1883;  neue  3lu«g.  1896)  unb  «A  practical  plan 
for  assimilating  English  and  American  money» 

»ogeiba,  f.  SBagiba.  [(ebb.  1889). 

^agel,  SBudjbdnblerfamilio.  3 o bann  SB.,  geb. 
1775  in  (Sleoe,  geft.  1855  ju  2Befel,  erridjtete  1826 
in  SBefel  eine  SBucbbanblung  unb  Söudjbinberei,  bie 
unter  ber  ftirma  a.  SBagel  1843  an  feinen  Sobn, 
ben  fpdtern  Äommer^ienrat,  Stabtrat  unb  $räfe« 
ber  ^anbelöfammer  «  u  g  u  ft  SB.,  geb.  2. 3Kdrj  1809, 
geft.  6. 3an.  1881,  überging.  1869  würbe  ba«  Sorti-- 
ment  an  SBernb.  Scfamitb.al«  oerlauft.  S.  SBagel« 
Söerlag,  ^ugenbfcbriften ,  SBilberbüdjer,  2Jfobeliiev* 
bogen,  3abn«  biblifdje  öiftorien  entbaltenb,  würbe 
1878  nacb  3)üffelborf  »erlegt  unb  ift  feit  1882  im 
sBefih  non  3t  u  g  u  ft  SB.,einem6obne  be«Äommer}ien* 
rat«  SB.,  geb.  10. 5vebr.  1838.  SJlit  bem  SBerlage  ift 
terbunben:  SBudjbtnberei ,  Stcinbruderei ,  SBu*= 
bruderei  mit  160  «rbeitern;  ferner  eine  Rapier: 
fabril  in  6ggerf<fceibt  bei  Natingen  (feit  1855). 
—  6in  SBruber  bc«  Äommeriicnrat«  SB.,  ^ultu« 
33.,  geb.  10.  3Jlärj  1826,  grünbete  1855  in  97101* 
beim  a.b.  9t  eineSortiment«bua7banblung,  wanbte 
fid)  aber  1858  bem  SBerlag  ju,  errichtete  baju  1875 
eine  SBud^binbcrei  unb  aab  gleicbieitia  ba«  Sortis 
incnt«gefd)äft  auf.  Der  SBerlag  umfafetÖicberbüdber, 
Deflamatorien,  ©ratulanten,  fiocbbücber,  Xbeater^ 
ftüde,  billige  illuftrierte  3ugenbfd)riftcn,  populäre 
^ecbt«banboüd)er  unb  befonber«  Heinere  S8otf«er: 
jflblungen,  »on  benen  feit  1874  gegen  1000  SBfinbe 
erfdjienen  fmb.  SB.  ift  aud)  2Jiitbefi&cr  ber  SBucb- 
bruderei  oon  6. 9lieten  in 2)ui«burg  (früher  in 
OJtülbeim  a.  b. SR.)  unb  ber  bei  biefer  feit  1847  .er 
fcheinenben  «3Rbcin=  unb  Stuhrjeitung». 

«agclcn,  9iefibentfd)aft  auf  ber  nieberlänb. 
3nfel  yofa  (f-  bie  Slebenfarte  jur  Äarte:  9Wa-- 
laiifcher  3Crd)ipel),  grenjt  im  0.  unb  91D.  an 
ben  nieberlänb.-inb.  SBafallenftaat  2)ioljalarta  unb 
bie  iRefibentfchaft  äabu,  im  SEB.  unb  91®.  an  bic 
Wefibentfdjaft  SBanjuma«,  im  S.  an  ba«  OJleer,  bat 
3430  qkm,  (1894)  1370823  (5.  unb  beftebt  au«  fünf 
3Ibteilungen(3lffiftentrefibentfd)aften):s^urworebjo, 
ftutuarbjo,  fiebot,  Äebumeu  unb  Aaranganjer,  bic 
wieber  in  23  $iftritte  mit  2667  Ortfd)aften  (Teifa«) 
icrfallen.  SB.,  einer  ber  fd)önftcn  unb  äugleid)  ftud)t= 
barften  Jeile  oon  §ax>a,  erjeugt  oomebmlid)  9lci«, 
Äaffce,  3uder,  3nbigo,  Zabat,  3immet  u.  f.  w.  fowie 
SBaumfrücbte  unb  eine  betrdd)tlid;c  Slmabl  inlän= 
bifdjer  unb  europ.  ©cmüfearten  in  9Jtcngc.  Sin 
ber  Süblüfte  bei  Samangie  wirb  Secfalj  in  9Jicngc 
gewonnen;  bort  befinben  fid)  aud),  in  bem  SBor; 
gebirge  Aarang^SBolong ,  ßöb.  len,  in  benen  .ftunbert= 
taufenbe  ber  efebarc  9iefter  liefernben  Sdjwalben 
(Collocalia  esculenta)  wobnen.  S)iefe  9lcftcr,  ein 
ÜJlonopol  ber  Regierung,  gelten,  namentlid)  auf 
bem  djinef.  9Wartte,  für  bie  befte  Sorte.  35a«  Klima 
in  SB.  ift  überall  gefunb  unb  burd)  bie  9täbe  ber 
See  abgefüblt.  ßauptort  unb  Si&  ber  ^rooinjial- 
bebörben  ift^urroorebio,  red)t«  oom  SBogowonto ; 


Digitized  by  Google 


262 


e*  beftebt  au*  brei  Stilen,  bem  oon  ©uropdern  unb 
3at>anern  beroobnten  üßurroorebjo,  SBrenfelan  mit 
ben  SBobnungen  bei  (Sbinefen  unb  Jaoancr  unb 
bem  Jruppentantonnement  ftebonß'ftebo. 

Oaaget  (ein  au*  bem  Wieberlänbiicben  in* 
Seutfdje  flbcrßeßanßene*  SBort)  ober  ÜB  a  fl  ß  e  r  t , 

aueb  üßadert,  üÜorriaV 
tunß  jum  öftren  unb  6<» 
ben  ©on  6rbreidj.  35urd) 
ba*  üBaßßern  vertieft 
man  5lüfje,  Sandle  unb 
Öäfeu,  entfernt  man  2lb= 
laßerunaen  im  Jabrmaf* 
fer  ber  Schiffe,  befeitißt 
Untiefen,  bebt  SBrunnen 
au*  u.  f.  n>.  SJlan  unter« 
fdjeibet  öanbbaßßer  unb  2Rafcbinenbaßßcr. 
Ser  Sanbbaßßer  ift  eine  breite,  au«  $013  ober 


Wo-  s- 


Gifen  ßefertißte,  mit  Sftücf»  unb  Seitenrodnben  »er* 
febene  Sdbaufcl,  bie  »on  bem  am  Ufer  auf  einem 


ff*  5. 


©erflft  ober  einem  fiab n  ftebenben  Arbeiter  mittel« 
eine«  lanflen  b6li«nen  Stiel«  ßebanbbabt  mirb 


(f.  giß.  1).  Sie  öcmbbaßßcrunß  mirb  erfolßreicb 
nur  bei  loderm  unb  leicbtem  vJ)taterial,  roie  ÜB. 
Sanb  unb  Schlamm,  bei  nidjt  allju  ßrofeen  Siefen 
unb  fleinen  ju  bebenben  SJlaffen  anßewenbct.  üBei 
fefterm  üBoben  unb  ßröfeern  Hrbeiten  benufct  man 
SNafcbinenbaßßer.  2)iefe  befteben  au«  einem 
median.  Sdjbpfroerle,  mit  bem  man  bie  6ob(e  be* 
glufie«,  flanal*,  öafen«  u.  f.  ro.  angreift,  ba«  Wa- 
tend berfelben  über  ©affer  bebt  unb  jur  äbfubr  in 
ein  Sdnff  ober  einen  am  Ufer  beftnblid>en  Saßen 
au*fcbflttet.  3)ie3Kafcbine  felbft  »irbburd?  SJlenfdben 
ober  Siere,  meift  aber  bureb  Sampf  in  ÜBetrieb  ßcfefct. 

9iacb  ber  ©eftaltunß  ber  ÜBaßßermafcbinen  unter 
fdjeibet  man  bauptfdcblicft:  l)Stielbaßßer.  ÜBei 
biefen  beftebt  ba«  eißentlid  c  ^nftrument  entmeber 
au«  einem  eifernerr  JRecben  (SBaßßerrecben, 
Ärafcer)  für  feften  ÜBoben,  ober  für  leirttere 
üBebcngattitnßen  au*  einem  eifernen  ßrofeen  i'öfffl 

(fiöffelbaßßer)  ober 
einemSad(Sadbaaßer 
ober  Sa  db  obrer,  f.  b.). 
Jöicrber  ßebört  aueb  bie  inb. 
üBaßßcrfcbaufel,  bie 
an  ibrem  Stiele  brebbar 
ift  (f.  5iß.2).  2)  9t ab  1 
b  a  ß  ß  c  r.  Sie  befteben 
au«  einem  9iabe,  an  beffen 
^eripberie  unmittelbar  bie 
S*öpfcimcr  ober  Sdrtpf* 
törbcbefeftißtfmb.  3)^a« 
ternoftertoerte  (f.b.), 
aud)  ÜB.  mit  Q  im  er « 
fette  ßenannt.  SBirb  ein 
foldx*  oon  einem  Scbiffe 
ßetraßen,  f 0  ßebt  bie  ÜBaß: 
ßerleiter  mit  bem  Sirner 
füftem  enttreber  bureb  ei- 
nen in  ber  SRitte  be* jyabr= 
jeuße*  befinblicben  ta&lot 
in  ba*  üBafjer  binab  ( e i n  < 
facbe  üBaßßermafcbinen, 
^iß.  3),  ober  e*  ließt  auf 
jeber  Seite  be«  ^abrjeuß*  eine  berartiße  üBaßaen 
oorridjtuna  (boppelte  ÜBaßßermafcbinen).  T ci 
in  giß.  4  barßeftellte  ambulante  ÜB.  fanb  feine 
Skrwenbunß  bei  ben  f>afenbauten  Don  Galai*.  3n 
ßroftartißem  üNafic  tarnen  ÜBaßßerarbeiten  bei  ber 
Örbauunß  be*  Suc*lanal*  unb  ber  ÜHHener  2)onau 
reßulierunß  in  ÜBerocnbunß.  s$lan  menbetc  bier= 
bei  aueb  baßßerartiße  ÜBorridjtunßen  ju  9lu« 
bebunßen  im  jrodnen,  Grfaüatoren,  Jroden  = 
baßßer,  an  (f.  ©rabemafdnnen).  Sie  ÜBagßer» 
mafebine  fajj  in  biefem  Salle  feitmdrt*  an  einer 
Sotomotioe  unb  entleerte  ba*  Material  in  auf  einem 
^arallelßlei«  allmdblid)  vorrQdenbe  SBaßßon«.  ÜB. 
nacb  bem  ©imerfpftem,  bei  benen  bie  fieiter  lotrecbt 
hebt,  unb  ivelcbe  )um  9(u«beben  tiefer  üBrunnen  für 
üJBafjeroerforßunß«:  ober  (Brunbbau}iucde  benudt 
merben,  pfleßt  man  ÜBertitalbaßßerju  nennen. 
4)  Saußbaßßer.  Sie  befteben  au*  einer  iRöbre. 
bie  in  ben  üBoben  ßeftedt  mirb  unb  oben  eine  Sentri« 
fußaU  ober  Saußpumpe  trdßt.  Ser  dufeere  2>rud 
prcM  ba*  lodere  Material  in  bie  ftöbre  unb  bebt 
e*  babureb  empor.  @in  foleber  au*  vier  foldxn 
SaußTöbrcn  beftebenber  Apparat,  ©on  SReeoe*  foiv 
ftruiert,  mürbe  beim  ÜBau  ber  Sapbrüde  mit  (hfolß 
oemenbet.  fLua)  jur  vcbunß  be«  feften,  in  üBaßßei: 
prdbmen  beförberten  ÜBoben*  unb  jur  meitern  ;Hc 
förberunß  be*felben  wirb  Saußarbeit  terroenbet, 


Digitized  by  Google 


263 


j.  33.  bei  bem  Sanbfauger  bon  Smit  &  3oon  in 
Stinberbijt,  fcoUanb  (D.  R.  P.  ttr.  87  709)  Reicher 
bem  feften  «oben  einen  aufroeiebenben  2i5anerurabl 
uifübrt.   Sjierber  gehört  bie  Sanbpumpe  »on 
©ill,  weldje  beim  Sierfenlen       33runnen  unb  jur 
Junbierung  bon  33rüdcnpfeilern  mit  Crfolg  bcnutU 
würbe.  SaS  in  3ig.  5  bargcftellte  3njettorprinctp 
liegt  bei  «Hobertfonfdjen  Sanbpumpe  ju 
©runbe.  6S  toirb  burd)  ben  einen  Scbenlel  bc«  ge* 
bogenen  9tobrS  SBafier  unter  Srud  geleitet;  bicfcS 
iteigt  in  bem  anbern  Scbenlel  empor  unb  reifet  ben 
Sanb  bon  ber  33runnenf  oble  bureb  eine  entfprecbenbe 
Cffuung  mit  ficb. 
Ter  grofie  %im- 
penbaggerfurben 
Wremer  öafen  be* 
R}t  ein  Saugrobr 
oon  46  cmSuraV 
meifer,  burd)  wel* 
cbeS  jtünblid)  450 
cbm  Sd?lid,  ber 
bafelbft  ein  trefv 
liebe?  2  üngmittol 
für  bie  umlicgen« 
ben  gelber  ab- 
giebt,  geförbert 
werben.  5)  ©reif* 
bagger,  Ärau* 
bagger,  Xeu- 
felStlauc.  auf 

einem  Sdnff 
(jjig.  6)  ober  auf 
einem  SrbeitSgleiS  ftebt  eine  9Jtafcfcinc  mit  Äran* 
gerüjt ,  woran  eine  ©reifoorriebtung  hangt,  bie  mit: 
telS  jweicr  Ketten  geöffnet  unb  gefdjlo)|en  werben 
fann.  Ser  ©reifer  fafet  ähnlich  einer  &anb  in  ben 
#oben,  fcbliejjt  fid)  unb  toirb  bann  gehoben.  GS  ift 
eine  amerif.  Grfinbung,  gebt  aber  unter  bem  tarnen 
ber  engl,  ^irma  *ßrieftman  33rotbcrS.  —  33gl.  $agen, 
Sammlung  ausgeführter  Sampf bagger  (2  &cfte, 
Jöerl.  1881  u.  1887). 

©aggerne»,  ein  an  einem  langen  Stabe  be- 
feftigte*  vJlef»,  mit  bem  bie  Jöolldnber  aus  ben  ftlflfien 
feinen  2bon  ober  ju  borjüglicbem  Sorf  trodenbaren 
Scblamm  (33aggertorf)  fdiöpfcn. 
©aggerrccfjcn,  i.  Sagger. 
©aggertorf,  f.  33aggerncfc  unb  lorf. 
«aggrf cn,  $enS,  bänifaVbcutfcber  Siebter,  geb. 
15.  frebr.  1764  ju  Äorför,  tarn  1785  auf  bie  UnU 
oerfität  Kopenhagen.  Gr  maebte  ficb  juerft  burd)  lb= 
rifdje  ©ebichte  unb  «Gomifte  tfortdllinger«  (Kopenb. 
1785;  beutfd)  1792)  einen  tarnen,  2Rit  Unter* 
ftüfiung  beS  ^rinjen  üon  Huguftenburg  unternahm 
er  1789  eine  Seife  nad)  Seutfdbtanb,  ber  Schwei} 
unb  ^Tanlreicb.  Seitbem  betrachtete  er  baS  Seutfdje 
als  jtoeite  ÜWutterfpradje.  3n  33ern  beiratete  er 
1790  eine  Gntelin  ftallcrS.  1793  bereifte  er  Seut  jd>= 
lanb,  bie  Schwei),  Italien  unb  $ranrreid),  erbtelt 
1796  eine  Änftellung  in  Kopenhagen,  gab  biefc 
aber  auf,  um  1797  mit  feiner  leibenben  ©attin  na* 
Italien  ;u  reifen;  fie  ftarb  fdjon  in  Kiel.  $n  ^JariS 
beiratete  er  eine  ©enferin,  mit  ber  er  1799  nad) 
Kopenhagen  jurudfebrte;  1800  reifte  er  wieber  nad) 
«jJariS ,  wo  er  1803  von  Sdnemarf  eine  $enfion 
erhielt,  rourbe  1811  ^Jrofeffor  ber  bdn.  Sprache 
unb  Sitteratur  ju  Kiel,  nahm  1814  ben  Slbfdjieb 
unb  ging  nad?  Kopenhagen.  £ier  begann  er  einen 
mehrere  §ai)Te  fortgelegten  Streit  mit  Cblenfcblä; 
ger  (f.  b.)  unb  beffen  Jlnhflngern,  begab  ficb  1820 


tn£  Sluslanb  unb  ftarb  3.  Ctt.  182«  ju  Hamburg 
auf  ber  öeimreife. 

2)idjtungen  betraten  oft  inniges  ©efübl  unb 


rege  ^hantafie.  ßlopftod,  SBielanb  unb  i;  cf>  roaren 
feine  SDtufter,  ihren  Öinflufe  jeigte  fd?on  bie  erfte 
Sammlung  feiner  beutfeben  «©ebichte»  (2  Sbc., 
fcamb.  1803)  unb  «öeibeblumen»  (»mfterb.  1808). 
2)a«  ibpllifdje  GpoS  «^arthenaig  ober  bie  aipen= 
reife»  (1804;  neue  SluSg.,  2  93bc.,  iipj.  1819)  jeia> 
nete  fich,  befonberd  in  ber  legten  Umarbeitung, 
burd;  ivoblgcfügtc  £erameter  unb  Ginjclicbönhciten 
aus.  Mm  bebeutenbftcn  ift  93.  als  Jöumorift.  2)as 
2)rama  «2)er  bollcnbete  5o"fIB  (2bJ- 1836)  ber- 
ipottet  roifienfcbaftlicbe  unb  polit.  Sd?tt)d(bcn  ber 
3eit.  3«  «Äarfunlel  ober  filingtlingcl  Stlmanad)» 
(Jüb.  1810)  üerfudjte  er  ben  2JU&braucb  ital.  unb 
fpan.  $id)tformen  Iddicrlich  iu  machen.  93.S  U-n 
teS  beutfcheS  2Berf ,  «2lbam  unb  Gba  ober  bie  ©e- 
idjicbte  beS  SünbenfaUS»  (Spj.  1827),  ift  ein  »cit= 
fdjwcifigeS ,  bcrroorrcneS  GpoS  in  gereimten  3anu 
ben.  33.S  «^oct.  3Berfe  in  beutfcb.er  Sprache»  er* 
febienen  in  5  33änbcn  (Cpj.  1836).  «Sragmente  auö 
feinem  litterar.  5Rad}lajj»  (Äopenb.  1865)  u.  a.  ga^ 
ben  bie  Söhne  Karl  unb  Stuguft  SB.  btrauS.  Seine 
bramat.  Sichtungen  in  bdn.  Sprache  finb  unbebeu; 
tenb;  als  Spriter  unb  auf  bem©cbiete  beS  fomifeben 
ßpoS  nimmt  er  in  ber  bdn.  fiitteratur  eine  höbe  Stelle 
ein.  Unter  feinen  ^rofajebriften  in  bdn.  Sprache  ift 
i  ^abprintben»,  fpdter  «Sigteroanbringer»  genannt 
(4  93bc.),  bie  bebeutenbfte.  Sic  bdn.  Schriften  fam 
meltcn  ebenfalls  33.S  Söhne  (12  53be.,  Jlopenh. 
1827—32;  neue  21ufL  1845—48);  «©üentp-r  oa 
5ortdUinger»gab2lalanb  (ebb.  1889)  heraus.  —  ^ai. 
fL  33aggefen,  3.  S3.S  Biographie  (bdnifd?,  4  Söbe.. 
Äopcnb.  1849—56);  aren^en,  33.  og  Cehlenfdjlä: 
ger  (8  33be.,  ebb.  1870—78);  ©laufen,  3cnS  33.  Gn 
littcrcer-pfpfologifle  Stubie  (ebb.  1895). 

)Bagging0  (engl.,  fpr.  bdgg-)  ober  Sading^, 
nacb  ber  33ejeicbnung  ber  febott.  Spinnereien  bie 
groben  3utefdde  3irr  Serpadung  bon  33aumrooIle, 


Digitized  by  Google 


Söagfybab  —  Öagnara  Salabra 


roäbrenb  bic  feinern  i>effianS  genannt  werben. 
Sie  93e$eid>nung  ift  aud)  auf  bie  roben  (nod?  nidjt  ju 
r  dcfen  verarbeiteten)  Öuteftoffc  übertragen  roorben. 

^nflbba»,  f.  93agbab. 

«agliclft><m&,  f.  93agaltbanb. 

gtaggrrta,  aud)  93a  gar  ia,  Stabt  in  ber  ital. 
'Brovinj  unb  im  Kreis  Palermo,  auf  ber  SRorbtüfte 
SicilicnS,  in  berrlidjer,  reid)  angebauter  ßbene  an 
ber  üinie  Palermo  -  ^orto  Gmpebocle  ber  Steif, 
tfiienbabnen,  bat  (1881)  12650,  als  ©emeinbe 
11027  ©. ,  viele  9Jillen  palermitanifAcr  ©rofsen, 
barunter  bic  bureb  ©oetbeS  Sdbilberung  betanntc 
9Jilla  tyilagonia  unb  bie  'Ulla  93alguamera  mit 
einer  ber  idjönftcu  Slunbftdjten  in  Sicilien. 

58a q, iba  (aua>  93ageiba),  Küftcnort  beS  beut' 
loben  todju&gebieteS  Sogolanb  (f.  b.),  auf  einer 
'Jtebrung  »rotfdjen  ber  93at  von  93cmn  im  Süben 
unb  bem  Sogofce  im  Horben,  bat  etroa  300  Q.  unb 
ift  Sampjerftation  ber  9Bocrmannlime.  £icr  beizte 
9tod)tigal  5.  3uli  1884  bic  beutfebe  flagge. 

iBagtettraöc  (93aginerabe),  bic  uuterftc 
^abc  ().  b.)  beS  KreujmafteS  (f.  Dlaft). 

iöafltnftu,  Stbolf,  ÜDiebijiner,  geb.  22.  9)lai 
1843  ju  9lattbor,  ftubierte  in  93erlin  unb  Söien 
'JJtebijin,  liefe  fieb  1868  in  Secbaufen,  1870  in  9iorb- 
baufen,  1872  in  93ertin  als  praltifdjcr  Slrjt  nieber 
unb  habilitierte  ftd)  bier  1881  an  ber  Unioerfität 
als  93rivatbocent  für  Kinberbcilfunbe;  1890  mürbe 
er  jum  Sireltor  beS  Äaifcr:  unb  Ratferin'SriebriäV 
KinbertranlcnbaufcS,  1892  »um  aufeerorb.  ^rofeffor 
ernannt.  Unter  feinen  roifienidjaftlidben  Arbeiten 
ftnb  benjorjubeben:  «öanbbud)  ber  Scbulbpgieine» 
(2.  Stuft.,  Stuttg.  1883),  «^raftifebe  93eiträgc  jur 
Kinberpeiltunbe»  (3  öeftc,  Süb.  1880-84),  *£ebr-- 
bueb  ber  Kinbertranlpeiten»  (5.  Stuft.,  93ert.  1896); 
« Sie  Serumtt?erapic  ber  Sipbtberic »  (ebb.  1895). 
Slnf&erbem  begrünbetc  unb  rebigiert  er  im  herein 
mit  ÜJtonti  unb  ftrübroalb  baS  «2lrd)iv  für  Kinbcr= 
beilfunbc»  (Stutta.  1880  fg.).  Scpr  verbreitet  ftnb 
feine  populären  fedjriften:  «Pflege  beS  gefunben 
unb  Iranfen  KinbeS»  (3.  Stuft.,  Stuttg.  1885)  unb 
«Do«  &ben  beS  9BeibeS»  (3.  Stuft.,  ebb.  1885). 

Oagirmi,  mobommeb.  9iegerftaat  im  mittlem 
ouban,  jroiidjen  93ornu  unb  üöabat,  füböftlid)  com 
ifabfec  am  Sdjari  (f.  Karte:  Kamerun,  Sogo 
unbScutfoVSübrocftairila),  bat  etroa  50 000 
lim  roeitern  Sinne  naeb  Söagner  =  Supan  183404) 
qkm.  SaS  ganje  2anb  ift  eine  Gbenc  in  etroa 
310  m  .öiHy;  nur  im  Dften  fteigt  eS  allmäblicb  bis 
ju  bem  ©cregebirge  (f.  SßiabaT)  an.  Sie  93cvölte- 
rungüberftetgt  laumbicßablvon  liNill.,  bod)  roed): 
ielt  bie  23oKSmengc  bäupifl  mit  ben  ©renjen,  bie  fid? 
infolge  ber  Kämpfe  mit  ben  Wadjbarftaatcn  balb 
erweitern,  balb  verengern.  Sic  93.  (Skrmagb)  fmb 
ein  ÜHifdjvolt  von  vcrfcbicbencn  Staffen :  ben  So, 
OTatari,  Strabcrn,  ftulbc  u.  a.;  als  SBeber,  Färber, 
2eberarbeiter  febr  gefdjidt,  unb  geborene  Krieger. 
Stllgemein  berrfebt  $olpgamic.  811*  (Singeroanbertc 
leben  unter  ibnen  Straber  oli  Stderbaucr  unb  gulbc 
als  Birten.  3ieid?tümer  oerfebaffen  fie  fid?  burd? 
3lla»eniagben  bei  ben  beibn.  9tcgerftfimmen  ber 
Sara,  Kufu,  gomrei  u.  a.  im  Silben,  bic  roebrloß 
ben  mit  5*ucr0crocbr  iöeroaffncten  au  93cute  an 
beimfallcn.  Xie  Soforo  allein  uermodjten  in  ibren 
bergen  bie  93.  ftcgretcb  jurüdjufcblagen.  Die  !Hc- 
gierungöform  ift  abfolutc  ÜJlonardjic,  ber  2itel  beS 
.vjerrfcberö  ift  «93anga».  Sie  ^eeeremaebt  betragt 
10000  SUtann  gufeöoll  unb  3000  Dlanu  Reiterei. 
Sic  yauptitabt  beipt  OTaffenja  (f.  b.). 


^m  Stnfang  beS  16.  ^abvh  rourbe  ba«  von  <yulbe 
unb  Strabem  beroobnte  93.  teils  bmfcbcrloS ,  teils 
abbängig  oon  ben  93ulala  in  SBaboL  Sa  man-- 
berteu  beibn.  ^rembe,  oon  Dftcn  (roabrfdjeinlicb  auS 
Kenga)  tommenb,  ein  unb  grünbeten  bie  Stobt 
ajtaficnja.  Sie  roarfen  baS  §od)  ber  93ulala  ab 
unb  maebten  ibren  Häuptling  93irni  93effe  1522 
gum  erften  König  oon  93.  Ser^Slam  rourbe  gegen 
@nbe  beS  16.  ^abrh.  allgemetn  eingeführt;  bie 
folgenben  öerrfdjer  »ergröfeerten  unb  befeftigten 
baS  9icid>,  bis  mit  ©aurango  (1785—1806)  bie 
Kämpfe  mit  9Baba't  abermatS  begannen,  auS  benen 
biefes  ftegreieb  berüorging;  ja  eS  jroang  93.  jur 
2xibutpflid)tigfeit,  als  eS  beffen  4?errfcbcr  93urto- 
manba  (1807  —  46)  gegen  ben  aufrübrerifd>cn 
(jclbbcrrn  Straucli  rettenb  unterftütite.  3ut  3*il 
von  93artbS  Stufcntbalt  im  2anb<  (1852)  roorTein 
Sobu  Stbb  chQabir  Sultan,  roelcber  in  einem 
Kampfe  gegen  einen  fanatiidjen  9Jktfapilgcr  1858 
fiel.  Sein  9iadn'olger  3)tobammebu  (Slbu  Set(in), 
gebrüdt  »on  ber  2xibutpflid)t,  reijte  ben  jungen 
AXrrfcbcr  Slli  von  2Babat  jum  Krieg;  biefer  tertrieb 
ibn  1870  unb  fettte  beffen  Cntel  Stbb  er^iHabmän 
ein.  3bm  folgte  ©auronga,  ber  1893  unb  1898  t?on 
9tabcp  l  f .  b.,  93b.  17),  einem  ehemaligen  Df fijier 3ebir 
^afAaS  in  ben  obern  9iillänbern,  oorübergebenb 
bart  bebrängt,  ja  aus  93.  »ertrieben  rourbe  (f.  aud) 
^3ornu).  93.  liegt  jjumeift  in  ber  franj.  3ntcreffen= 
fPbärc  (f.  ^anjÖfifd)= Kongo).  —  Sgl.  6-  93artb, 
Reifen  unb  Gntbcdungen  in  9lorb>  unb  Sentrab 
afrifa  in  ben  %  1849—55  (5  93be.,  ©otba  1857 
—59);  Sfadnigal,  SReife  in  biefübl.  öeibenlänber 
93.S  (im  8. 93be.  ber  «3eitfd)rift  ber  ©efeUfdbaft  für 
Ihbfunbe»,  93erl.  1873);  berf.,  Sabara  unb  Suban, 
93b.  1  u.  2  (ebb.  1879—82);  SioblfS,  Duer  burd? 
Xfrfla  (2  93bc,  fip».  1874—75). 

»agiftäna,  f.  93ifutun. 

«öglionc  (fpr.  baljobne),  ©iooanni,  ital.  Sltaler 
unb  Kunftfd?riftfteller,  geb.  um  1571  in  9iom,  roo 
er  fid)  ber  ©un|t  ^apft  Siemens'  VIII.  unb  *ßaulS  V. 
erfreute  unb  1644  ftarb.  (^reStogemdlbe  oon  ibm 
fmb  in  t>erfd)iebenen  Kirdjen  }u  SHom  foroic  in  ber 
9Jatilanifa?en  93ibliotbet  »orbanben.  Sein  iebrift^ 
ftellerifcbeS  £>auptroert  ift :  « Le  vite  de'  pittori, 
scultori,  arebitetti  ed  intagliatori  dal  poutificato 
di  Gregorio  XIII  fino  ai  tempi  di  Urbano  VIII» 
(9iom  1642  unb  Neapel  1733).  Studj  fdjrieb  er  «Le 
nuove  chiese  di  Roma»  (sJtom  1639). 

»agliont  (fpr.  baljobni),  ital.  Strdjitctt,  f.  93accio 
b'Slanolo. 

^ägua,  norroeg.  ,}lufe,  f.  93cgna. 

SBagnacauado  ( fpr.  bonja-),  Stabt  im  Kreis 
Sugo  ber  ital.  s43romni  iHaocnna,  an  ber  £inic 
fiugo^atcnna  beS  Stbnatifdjen  9lcfecS,  bat  (1881) 
3843,  als  ©emeinbe  14645  6.,  $oft,  Jelegrapb, 
^farrtirebe ,  Söcealgpmnafmm ,  teebnifebe  Sd;ule. 
93.  ift  baS  alte  ^iberiacum  ©abeum. 

eagnocotiado  (fpr.  banja-),  eigentlid?  93arto  = 
lommco  SRamengbi,  ital.  Dtaler,  geb.  1484  }u 
93aguacaoallo,  aeft.  1542  }u  93ologna,  ein  Sd>üler 
AronciaS  (nidjt  OlaffaelS).  93ilber  won  ibm  finben 
\id)  in  93ologno  ((SbriftuS  am  Kreuj,  9Jlabonna), 
SreSben  (üftabonna  mit  bem  Kinbe  nebjt  ^eiligen) 
unb  93erlin  (bic  heiligen  ^etroniuS,  StgncS  unb 
i'ubroig  XI.  von  tyrantreieb). 

^agnoja  (fpr.  banjdja),  Stabt,  f.  3Sitcrbo. 

^agnära  C>  nlöbra  (fpr.  banja-),  Stabt  in  ber 
ital.  $romn)  unb  im  KreiS  ÜHeggio  bi  &a(abria  an 
ber  Küfte  beS  Jprrbenifcpen  SDicerS  unb  am  Süb 


Digitized  by  Google 


©agne  —  Eagno  (©trafanftalt) 


265 


.  b  ba  na  be*  i'  [  o  n  te  *GI  i  j  ,  an  ber  Sinie  SReggio»!Jleapel 
öe*  llKittelmeerne&e*,  bat  (1881)  6749,  al*  ©e* 
:ncinbe  9233  (S.,  $oft,  Telearapb,  eine  offene  iReebc 
unb  ?lu*fubr  bon  JÖ0I5,  teer,  ©ein,  öl,  Scibe 
unb  .Hilgen,  bie  in  hm  t  beliebten  Scpadjteln  burd) 
gam  Galabrien  )ur  33erfenbung  lommen. 
4*<tgnc  (fpr.  bannj),  Strafanstalt ,  f.  33agno. 
4tagne  ober  93agne*  (fpr.  bannj),  äsal  be, 
Xbal  im  93ejirl  (Sntremont  fco*  fajroeiä.  Kanton* 
Wallis,  beroäffert  bon  ber  S)ranjc,  erftredt  ficb  00m 
<Sol  bc  %tnHx«  bi*  Sembrantber.  2>a*  30  km  lange 
Ibal  ift  reidj  an  ben  grofcartigften  2llpenfcenenen. 
25ie  $  ra  nf  e  entfpringt  im  Jöintergrunbe  be*  Tbal*, 
mo  fiep  nom  Öranb^ombin  (4317  m),  SDcont=©eU 
(3517  m),  $igne  b'Slrolla  (3801  m)  u.  f.  TO.  jabU 
reiebe  inädtifle  ©letjcber,  roie  bie  ©letftber  be*  Ü)tont= 
3)uranb,  bon  Ctemma  unb  bon  93renep  faft  bi*  in  bie 
Tbalf oble  binabfenfen.  Sie  burdjfliefet  ba*  %i)al  in 
norbnorbroeftl.  SRicptung,  oft  tief  in  bie  Sdjludjten 
«ingegraben,  Stromfdmellen  unb  SBafferfdlle  bil= 
benb,  in  toilbem,  ftürmifepem  Saufe,  empfängt  bie 
Kbflüffe  ber  grofccn  ©letfdber  bon  ©ttaoj  unb  (Sor* 
bainere,  menbet  fup  bei  bem  Jöauptorte  be*  Zb,aU, 
(Sbablc,  audj  93.  genannt,  nacb  3B.  unb  nimmt 
bei  Sembrancber  bie  com  @rofsenSt.33ernbarb  fonu 
menbe  Sranfe  b'@ntremont  auf ;  nadj  einer  nörbl. 
.Beübung  münbet  fte  2  km  unterhalb  SHartignb  in 
bie  Sibene.  2>urd?  ihre  öodjroaffer  mürbe  ba*  Tbal 
c-ft  vermüftet,  namentlich  1595,  »0  145  iUenfcben 
umlamen,  1795  unb  16.  $uni  1818,  mo  ber  @i<troj= 
gletfrter  bie  $ranfe  ju  emem  6ee  aufgeftaut  batte, 
ber,  ben  (Sisbamm  mit  einemmal  burcbbredjcnb, 
11  d>  plöhlid)  entleerte,  ba*  ganje  Tbal  bii  üJtartignp 
rewuM'tcte  unb  34  ÜJlenfdjen  unb  über  500  ©ebäubc 
in  ben  Sellen  begrub.  2)a*  33agnetbal  jdblt  in 
jafclrcicbcn  SDAcfcm  (ßbable  [836  m],  SBerfegere, 
tibampfee  [910  m],  Sourticr  u,  f.  TO.),  bie  jufammen 
bic  ©eine  in  be  33.  bilben,  (1888)  4189  tatb.  6., 
meift  mit  3Uproirtfd?afl  unb  äderbau  befebaftigt. 
3$on  DJarlignp  führt  eine  gute  tjabfftrafic  über  Setm 
brander  tbalaufmärt*  bi*  SourtieT.  Unweit  be* 
^orfe*  23. befinbet  ficb  eine  beiltrdftige,  früher  ftart 
beuicbte  Sdnoefclquelle. 

*$«4ncred  bc=>t3tgorre  (fpr.  banjäbr  be*  bi- 
rtobr)  ober  23aanere*  =  b,2lbour  (fpr. -babubr), 
aueb  nur  33agnerc*  genannt.  1 )  ttrronbiffement 
im  iranj.  £epart.£")aute*^prtnee*,  bat  1893,89qkm 
unti  (1*96)  75272  g.,  194  ©emeinben  unb  jerfällt 
in  bie  10  Kantone  Ärreau,  33.,  93orbire*,  (Sampan, 
€aftdnaii'-3J{agnoac,  Sabartbe,  Sannemejan,  Wau* 
lfon:3*aronm\6t.Saurent,93ieUe*»ure.— 2)^>aupt» 
ftobt  be*  Ülrronbifiement*  33.  im  franj.  35epart. 
6aute*--^pre'ne'e*,  am  linfen  Ufer  be*  Stbour,  am 
<lingange  be*  romantif&en  gampanertbal*,  554  m 
boeb  am  <?ufee  be*  Sßontolioet,  19  km  füböftlidb  oon 
Xarbc*  unb  an  ber  fiinic  Jarbe*s33.  (22  km)  ber 
sübbabn  gelegen,  ift  fd>ön  unb  jierlid?  gebaut,  bat 
<1896)  6907,  al*  ©emeinbe  8837  ^Joft,  2ele- 
arapb,  einöeridjt  erfter^nftanj,  einöanbel*gericbt, 
bie  feböne  got.  6t.  Sincentfircbe,  ein  Z beater,  flauf* 
balle,  ßollege,  9lormalfd?ule  für  fiebrerinnen,  inter- 
effantei«  ^prenfienmufeum  nebft  33ibliotbet  von 
21000  33dnben;  mebrere  SöoUfabrifen  (33arege), 
Gebers,  ^apence:  unb  <ßapierinbuftrie,  audj  mebrere 
JÖoljf<bm|»ereien ,  aWarmor»,  6(pieferbrü<bc  unb 
Sdjleifereien.  3>ie  33äber  oon  93.  fmb  jabrlicb 
oon  etwa  20000  <jremben  befudjt.  2)ie  Quellen, 
30  an  ber  3abl,  entbalten  fdmtlid?  Äaltiulfat  unb 
audj  eifen,  mit  Temperaturen  j»ifd?en  18— 


I  51°  C;  fte  »erben  jum  93aben  wie  jum  Xrinfen 
benutzt  unb  finb  befonber*  gegen  cbronifdbe  ^i-.xm- 
unb  üungenfatarrbe,  rb.eumatifd)e  unb  nenjofe  Sei« 
ben,  Srauenfranlbeitcn  u.  f.  ».  mirlfam.  —  Sd?on 
bic  Horner  tannten  33.,  ba*  notp  ieiu  biete  Überrefte 
au*  jener  3^it  aufroeift,  unter  bem  Tanten  Vicus 
Aqueusis  ober  Aquae  Bigerrionum.  Sie  ©oten 
jerftörten  bie  Stabt  mit  ibren  33äbern,  bie  ficb jeboeb 
balb  »ieber  erboben.  —  33gl.  be  la  ©arbe-,  ßtudes 
sur  les  eaux  salines  -arseuicales  de  Hagueres-de- 
Bigorre  (^Jar.  1875). 

«agticrce*  bc  =  Surrjon  (fpr.  banjabr  bi  lü> 
fdjöng),  aueb  nur  Su<bon  genannt,  bieThermae 
Lixonienscs  ber  9tömer,  au*  beren  3eit  ftd)  noeb 
biele  JRefte  finben,  feauptftabt  bc*  flanton*  33. 
(293,35  qkm,  31  ©emeinben,  8845  6.)  im  ?lrron« 
biffement  6t.©auben*  be*  Tcvavt.  ^aute:©aronne, 
in  629  m  ööb«  in  ben  Brenden,  in  bem  reijenben, 
oon  ber  $ique  burcbfloffenen  Jbale  bon  Sudjon,  mit 
bem  fid)  Jner  ba*  jbal  ber  Cne  (Cö)  bereinigt, 
unb  an  ber  Sinie  2)iontre'jeau:33.  (36  km)  ber  6üb? 
bab^n,  4  km  bon  ber  fpan.  ©renje,  bat  (1896) 
3712,  al*  ©emeinbe  3720  <*.,  $oft,  Selegrapb; 
33rauercien,  6d)ofolabefabriten,  lebhaften  $anbel 
mit  ©etreibe,  3RebijinalpfIan}en  unb  £<piefer,  be-- 
fonber*  nad)  Spanien;  ferner  beftfct  33.  Äupfer«, 
SDUntttb,  Slntimon:  unb  33leiberg»erte- unb  bor 
allem  75  (Ecbtoefelnatriumtbermcn  oon  berfdjiebener 
3ufammenfe^ung  unb  Temperatur  (16—68°  C), 
bie  täglicp  600000  1  Saffer  liefern  unb  ju  Xxxnb 
füren,  33äbern,  2)oud?en  unb  ^wbalationen  bei 
Mbeumatt*men,  ©id)t,  Dierocnfdjmerjen,  öautübeln, 
Säbmungen  u.  f.  n>.  angeroenbet  merben.  2)ie  3^bl 
ber  93abeaäfte  beträgt  jdbrii*  mebr  al*  36000. 
2)a*  33abegebäube  bat  97  m  Sdnge  unb  53  m  Tiefe, 
einen  Säulengang  bon  28  ÜDlarmormonolitben, 
12  93abefa1e  mit  130  2)larmormannen  u.  f.  m.  3nner= 
balb  eine*  $arte*  bon  31/«  ba  liegt  ba*  fd>öne  neue, 
reieb  oerjierte  ©ro&e  tfaftno  mitÄonjert',  Tbeater» 
unb  33allfälen  unb  bem  feben*roerten,  bom  Ingenieur 
SCjat  angefertigten  Relief  ber  ^Jprenden  im  9Jkft= 
ftab  bon  1 : 40000  ber  natürlid?en  ©rö&e.  Sdj&ne 
üllleen  bilben  bie  ndcbften  Spajiergdnfle.  3"  ben 
fdjönften  3tu*ficbt*punften  geb&ren:  pinter  bem 
33abegebdube  ber  1797  m  höbe  Superbagnire*,  ber 
entferntere  unb  böb*re  Qinri,  ber  33acan4re  (2194  m) 
unb  ber  2Rontn<  (Wonne*,  2147  mj  mit  prad)t: 
bollern  $prendenpanorama.  —  3igl.  Sambron,  Les 
Pyrenees  et  les  eaux  sulfuräes  de  Bagneres-de- 
Luchon  (2  33be.,  ^ar.  1860). 

»aflned,  93al  be,  f.  33agne. 

SBagni  (fpr.  banji),  f.  93agno  (33abeorte). 

»öaguo  (ital.,  fpr.  banio,  b.  b-  33ab ;  fn.  93  a  g  n  e ), 
91ame  ber  berüebtigten  Strafanftalten  für  fernere 
93erbre<bcr  in  ^rantreid),  meldte  gegen  ßnbe  ber 
9legierung*jeit  Subwig*  XIV.  an  Stelle  ber  bis 
babin  gebrducblicben  ©aleeren  traten.  5)a*  2Bort 
bezeichnete  urfprünglieb  bie  93dber  be*  Serail*  ju 
«onftantinopel,  bei  benen  fid)  ein  ©efdngni*  für 
Stlaoen  befanb.  Seit  man  bie  ©aleerenfträflinge 
in  fjranlreicb  ju  öafen»  unb  Slrfenalarbeiten  r>ex- 
roanbte,  übertrug  man  ben  tarnen  33.  auf  bie  großen 
mafriben  ©ebdube  in  ber  9täbc  ber  £)äfen,  melcbe 
bie  ©efdngniffe  für  jene  Strdflinge  bilbeten.  3" 
förmlichen  Strafanftalten  mürben  bie  93.  bureb 
Drbonnanj  bon  1749  gemaebt.  93ereit*  1749  warb 
ber  93.  oon  Toulon  eingerid>tet,  melcbem  1750  ber 
ju  33reft,  1767  ber  »u  JKocbefort,  julebt  ber  bon 
Sorient  für  OTilitäritrdflinge  folgte.   Ter  Code 


Digitized  by  Google 


266 


öagno  (Sabeorte)  —  ©agratton 


pönal  oon  1791  dnberte  ben  Ramen  Der  Strafe  in 
«Peine  des  fers»,  ber  oon  1810  brachte  bie  milbere 
Bezeichnung  «Travaux  forces»  <  3toang«arbeiten  j. 
Cbfdjon  feit  ber  StOtttfiftfcben  Reoolution  in  33ejug 
auf  23ebanblung  ber  Sträflinge  wiebcrpolt  RMlbe; 
rungen  eingetreten  waren,  blieb  bod)  bie  £anb= 
babung  ber  3)i«ciptin  no<b  dufjerft  batt.  Racpbem 
1832  bie  mit  ber  33agnoftrafe  oerbunbene  83ranb* 
martung  auf  bie  redete  S  cbulter  abgefebafft  worben 
war,  würbe  unter  ber  Regierung  Rapoleon«  III.  enb* 
lid?  bie  Zwangsarbeit  in  ben  33.  mit  bem  Spitem 
ber  Straflolonien  oertauf  djt  unb  bie  33.,  julefct  %  ou- 
lon,  allmählich  geräumt.  —  S3gl.  23ertaulb,  Conrs 
de  code  penal  (4.  Hufl.,  $ar.  1873);  SJicomtc 
b'öaufjonoille,  Les  etablissements  penitentiaires 
en  France  et  aux  colonies  (ebb.  1875);  &enri 
Briffac, Souvenirs  de  prison  etdebagnefebb.  1881). 

fttagno  (fpr.  banjo),  in  ber  3Hcbrjaf>l  S3agni, 
bejeidmet  im  Jtalienifcben  33ab,  33äber,  unb  ift  ba= 
ber  ber  Rame  oerfebiebener  33abeorte,  bie  man  ge- 
wöbnlidj  burd)  einen  ;-,ujan  untertreibet.  Bu  ben 
berühmt  eilen  gehören  bie  in  ber  ©emeinbe  33  a  gni 
San  ©iuliano  (Ärei«  unb  Tronin)  $ifa)  mit 
(1881)  3220,  al«  ©emeinbe  19560  6.,  7  km  norb= 
Öftlid)  oon  %\\a.  an  ber33abn  nach  ?ucca  gelegenen, 
beren  erbig=falimfd?e,  lauwarme  unb  beifee  Duellen 
(30— 40*  C.)  fdjon  oon  ben  Wörnern  mit  Erfolg  be= 
nujjt  unb  in  neuerer  3«t  für  Äranfe  febr  bequem 
eingerichtet  worben  finb.  —  2)ie33agni  bifiucca, 
im  Hrei«  unb  ^rooinj  £ucca,  21  km  norböftüch  von 
ber  Stabt  Succa,  an  ber  fitma,  über  bunbert  etbig= 
falinifd?e ,  eisenhaltige  Thermen  oon  31  bi«  54°  C, 
bereit«  im  Rlittelalter  berühmt,  gehören  gegenwär* 
tig  ,ut  ben  befurbteften  33abeorten  Italien«,  baben 
(1881)  907,  al«  ©emeinbe  9205  (5.,  $oft  unb  2:elc= 
grapb.  —  tjetn«'  ber  SJJrooinj  ftlorcnj,  6  km 
füböftlicb  Don  ftlorcnj,  33.  a  Ripoli  mit  (1881) 
1283,  al«  ©emeinbe  13695  6.;  99.  bi  Romagna, 
am  Rorboftabbange  be«  i'lpennin«,  in  450  m  £>öbe, 
mit  (1881)  8220  6.,  $oft  unb  Sclegrapb;  enblidj 
ba«  33.  bi  Rof  eile,  6  km  norböftlidj  oon  ©roffeto 
(mit  einer  üuelle  pon  36"  C),  in  beffen  '.Habe  bie 
Ruinen  ber  alten  etru«f.  6tabt  RufeUä  liegen. 

«öönoIc«(fpr.bani6U),aBeilerimfranj.S)epart. 
Drne,  228  m  bodj,  an  ber  Sinie  6outerne-33riouje 
ber  SBeftbabn,  16  km  oftfüböftlicb  oon  2)omfront, 
in  einer  cinfamen  ©ebirg«fd)lud>t,  wo  bie  33ce  einen 
6ee  bilbet,  bat  eine  @ifen*  (13°  C.)  unb  eine  Sdjmc: 
felqueüe  oon  26°  C.  $a«  3öaffer  ber  lefctern,  ba« 
aurfi  oerfenbet  wirb,  wirb  jum  Srinfen  unb  jutn 
33aben  gegen  Rheumatismen  benufrt. 

©agnolct,  33orort  oon  $ari«,  f.  33b.  17. 

®agnoIi(fpr.banjöli),Crtam©olfDon$3o})uoli 
in  ber  ital.  $rooinj  Reapel,  bat  mebrere  beifee 
Duellen,  33abepäufer,  Jrambapn  nad?  Reapel  unb 
gehört  jur  ©emeinbe  v^oj}uoli. 

gtognoli  ftrptno  (fpr.  banjo-),  ©emeinbe  im 
ÄreiS  Sunt'  nngelo  be'  Sombarbi  ber  ital.  $ro- 
oinj  SloeUino,  bat  (1881)  3092  G.,  ^oft  unb  eine 
ÜJIineralquelle. 

«agnolc  lc*  ^ai«c<  (fpr.  baniöll  Id  bdng), 
2)orf  im  Äanton  33lepmarb,  »rronbiffement  SJIenbe 
be3  franj.  2)epart.  üojere,  am  linlen  Ufer  beS  2ot, 
20  km  ö|tlid?  oon  5Dlenbe,  in  einem  engen  Ibale  in 
914  m  £>öbe  gelegen,  bat  403  6.,  fecb$  idbrlid)  oon 
1600  bi«  1800  Kurgästen  befud)te,  febon  ben  Römern 
belannte  €cbroefeltbermen  (31—42°  C),  bie  grofce 
©adblafen  auffteigen  laffen  unb  $um  33aben  unb 
Irinlen  gegen  Rheumatismen,  Strofeln  unb  &auU 


franlheiten  benufct  »erben.  5)ie  Duellen  liefern 
täglid)  2600001. 

*agnol^  =  fur;Gc^c  (fpr.  banjo  II  feür  W), 
6aupt|tabt  be§  Äanton«  33.  (225,88  qkm,  17  ©e= 
meinben,  13  702  d.)  im  «nonbiffement  Uje$  be« 
franj.  2)epart.  ©arb,  am  redjten  Ufer  ber  (£eje  unb 
auf  einer  fteleböbe,  42  km  im  RRD.  oon  Rimed  ac  - 
legen,  an  ber  fiinie  £pon»2e  2eil-.Rime*  ber  iÜlitteU 
meerbabn,  bat  (1896)  3521,  al3  ©emeinbe  4500  6., 
$oft,  Telegraph,  einÄommunal-ßoüege  unb  Seibem 
fpinnerei  (idbrlid)  für  600000  Tpci.)  fowic  f>anbel 
mit  ©etreibe,  Seibe  unb  mouffierenben  SBeinen. 
33.  ift  3Rittelpuntt  eine«  Steintoblenbaffin«,  baS 
mit  120  Arbeitern  in  19  bi«  48  m  tiefen  ©ruben 
über  20000  t  förbert. 

Ragnoren  (fpr.  banjo-), ba«  Balneum  Regis  ber 
Römer,  Stabt  im  Ärei«  23itcrbo  ber  ital.  3Jrooinj 
Rom,  jmifdjen  bem  2ago  bi  33olfena  unb  bem  Üiber, 
auf  einem  oon  Sd?lud>ten  umgebenen  .vügel,  geo- 
logifd)  intereffant,  ift  ber  ©eburt«ort  oon  33ona; 
oentura,  bat  (1881)  1923,  al«  ©emeinbe  3884  6., 
s4$oft  unb  eine  Schwefelquelle. 

^ago ,  Stabt  in  33irma,  f.  $cgu. 

«agpipe  (engl.,  fpr.  bdggpeip),  aRufttinftru» 
ment ,  Y.  T n b e l t'ad . 

»agvaf See  in  Gentralafien,  f.  33b.  17. 

gtagrattben,  f.  33agratunier. 

*ngr a t id h,  $eter,  gürft,  ruff.  ©eneral  ber  3n= 
fanterie,  au«  einem  berühmten  grufifcben  dürften: 
gefdjtcd  t  ftammenb,  geb.  1765,  trat  1782  al«  Ser- 
geant in  ruff.  2)ienfte,  war  1788  bei  bem  Sturm  auf 
Otfcbatom  unb  madjte  1790  bie  gelbjüge  gegen  bic 
Jurten  unb  fautaf.  33ergoöl!er  mit.  1794  jeiebnete 
er  fid?  in  %olen  oor  33reft:Sitow«t  unb  namentlicb 
bei  ber  (frftürmung  oon  ^raga  au«,  wofür  er  ben 
Dberftleutnant«rang  erbielt.  1799  ©eneralmajor, 
tdmpfte  33.  unter  Sumorow  in  Italien,  oon  bem 
er  ju  ben  fdjwierigften  Slufgaben  oerwenbet  würbe. 
3m  ^elbjuge  pon  1805  jcub«ut*  er  fidb  befonber« 
16.  Roo.  bei  öollabrunn  au«,  wo  er  gegen  ben  weit 
überlegenen  3?inb  Mit  6  Stunben  lang  behauptete 
unb  fo  ben  $Rarid>  ber  £>auptarmee  nach  3naim 
bedte.  hierfür  »um  ©eneralleutnant  beförbert, 
focht  33.  2.  Xej.  bei  Slufteriiti  gegen  ba«  Äorp* 
Sanne«  auf  bem  rechten  $lügel.  Gbenfo  tapfer 
focht  er  1807  in  ben  ScblaaSten  bei  (Splau  (7.  unb 
8.  gebr.),  f>eil«berg  (io.  Juni)  unb  grieblanb 
(14.  Juni).  1808  erhielt  33.  ba«  Äommanbo  einer 
2)ioifton  in  ginlanb,  mit  ber  er  mebrere  glüd- 
Ucbe  ©efedjte  beftanb  unb  1809  bie  filanbdinfeln 
befetjte.  3um  ©eneral  ber  Infanterie  unb  Dber= 
befeplöpaber  bc«  i>ecr«  in  ber  jürtei  emannt,  feblug 
er  ben  Sera«!ier  Gbo«rew  «afdja  16.  Sept.  1809 
bei  Raffoma,  eroberte  SRatftptn,  ^irfooa,  J«mail 
unb  33railow  unb  untemapm  bie  Belagerung  oon 
Siliftria,  würbe  aber  bei  Satarifea  (3.  Ron.)  gc= 
fd>lagen,  ging  über  bie  2)onau  jurüd  unb  würbe  im 
folgenben  jähre  burd)  ©eneral  Kamen«toi  im  Cber> 
lommanbo  erfe&t.  3n  bem  gclbjuge  oon  1812  be- 
fehligte er  bie  »weite  Söeftarmee,  focht  unglüdlicb 
bei  ü)iobi(ew  (23.  Juli)  unb  mufste  iut  bann  bei 
Smolen«!  mit  ber  (frften  3lrmee  33arclap«  oer= 
einigen.  Sin  ber  Schlacht  bei  Smolen«!  batte  er 
nur  am  erften  Jage  (16.  Sug.)  einigen  Anteil. 
Hl«  fanatifeber  Seutfcbenfeinb  war  33.  im  33ercin 
mit  bem  ©rofifürften  Monjtautin  unb  Jermolow 
bie  Seele  aller  Umtriebe  gegen  33arclao.  33ei  33or©: 
bino  (7.  Sept.)  töblicb  oerwunbet,  ftarb  er  7.  Dlt. 
1812.   Seine  SBitwe,  Äatbarina,  geb.  1783, 


Digitized  by  Google 


S3agratfd)*tul  - 

Sodjter  be*  ©rafen  6tai»ronf tij ,  von  väterlitprr 
Seite  ©ro^nidbte  Ratl  arina*  I.,  von  mütterlicher 
?JJotemtin*,  fpielte  unter  ben  biplomat.  Damen 
auf  bem  Äonßrefie  von  SBien  eine  Stolle.  —  ^rürft 
^eter  9tomanon>itf  cb  33.,  (in  9tcffe  be*  vortßen, 
ruff.  Generalmajor,  ßeft.  28.  %an.  1876  ju  $eter*: 
bura,  entbedte  in  bet  Slcbmatomer  9Jtineralßrube 
bei  Slatouft  ein  neue«  SJUneral,  ba*  nacb  ihm  ben 
Kamen  33aarationit  erhielt. 

Sagraffdj'fol,  See  in  ßentralafien,  f.  93a» 
ßrafdHöll  (33b.  17). 

©agratumer  ober  33aßratiben,  prftenße-- 
fcbled) t  in  Armenien  unb  ©eorgien ,  jüb.  &ertunft 
(f.  Armenien),  nach  anbetn  Überlieferungen  von 
halt,  bem  Patriarchen  ber  Ärmenier,  abftammenb, 
follen  ihre  jüb.  Gebräuche  viele  Sabrbunberte 
binbureb  am  beibnifeben  armenifdjen  ftöniß*bofe 
idbe  feftßebalten  haben,  maren  aber,  al*  ba* 
armenifdje  93olt  unter  SJorgang  be*  Äöniß*  2in- 
batee  am  Gnbe  be*  3.  ^abxh.  jum  Sbriftentum 
übertrat,  länaft  Jöeiben,  »ie  ber  flbriße  armenifdje 
Slbel  aud).  Die  33.  batten  am  6ofe  ba*  33orred)t, 
bic  armenifchen  ftöniße  vu  frönen;  ber  (wahr 
fdbeinlid)  apofrppbe)  erfte  arfaeibifebe  Äöniß  är> 
menien*,  Salarface*,  follte  e*  ibnen  in  ber  2. fcdlfte 
be*  2.  3abrb.  v.  6br.  »erliefen  haben.  Da*  ans 
feben  biefer  gamilie  überbauerte  ben  Untergang  be* 
arfacibifcbenflönig*baufe*  in  ?lrmenien,428n.  (5br., 
unb  748  erbielt  ber  33.  äfebot  burd)  ben  Gbalifen 
9Jtcrtvan  bie  33erivaltunß  be*  Sanbe*.  SeUbem  ver= 
blieb  bic9leßierunß  Slrmenien*  im  Saufe  ber  33.,  feit 
885  mit  bem  ÄÖniß*titel  (juerft  bei  »fdjot  b.  ©r.); 
Statto  I.  (feit  989)  nannte  Ii  et?  fogar  «fiönig  bei 
Äönige».  Die  Dpnaftie  ber  33.  enbiate  in  Slrmcnicn 
mit  ber  ßrmorbuna  Äatig*  II.  burcp  bie  33pjantiner 
1079.  —  33ßl.  Dagbbafdbean,  ©rünbuna  bei  33agra= 
tibenreieb*  bureb  Slfdjot  33aßratuni  (33erl.  1893), 
ierner  bie  unter  Armenien  aufgeführten  SSerte  von 
Sfcbamtfcbean  unb  Saint»  9Jtartin,  unb  bie  Daten 
ber  33.  ali  Statthalter  unb  Köniße  Armenien*  bei 
!Dta*ȣatrie,  Tresor  de  Chronologie  ($ar.  1889). 

3n  ©eorgien  regierten  33. ,  bic  mit  ben  armem* 
feben  nicht  birelt  jufammenbmgen,  aber  cbcnfall* 
jüb.  ^erfunft  maren,  feit  574  n.  Gbr.  mit  @u= 
ram,  bem  Sohn  eine*  33agrat.  Der  Urgroßvater 
biefes  ©uram, Salomo,  batte  ftd)  burd)  Kleopba*, 
einen  33ruber  3ofePb*  bei  Wäbrvater*,  in  55.  ©e- 
neration  vom  Könige  Salomo  berßeleitet,  mar  au* 
s4$aläftina  nad)  Armenien  ßelommen,  bort  burd)  bie 
Könißin  9tad?ael  ßetauft  roorben,  bann  nad)  ©eor< 
aien  ßetoanbert  unb  hatte  bort  für  feine  7  Söhne 
iSrinjefftnnen  axii  bem  djoeroibifefeen  ÄBniß^baufe 
©eorßicn^  erhalten ,  nad)  beffen  erlöfdjen  ©uram 
fuccebierte.  2)ie  33.  herrfd?ten  in  ©eorgien  in  bi= 
relter  Sinie  bi$  auf  33agrat  ben  Dummen,  geft. 
994,  in  Seitenlinien  bann  in  ©efamtßeorßien  bii 
)ur  Dreiteilung  von  1424,  unb  in  einzelnen  Seilen 
©eorßienS,  roie  in  3Jlud)ran,  bis  3ur  einuerleibunß 
in  SRufjlanb.  —  33ßl.  33roffet,  Histoire  de  la 
Georgie  (2  33be.,  ^eter«b.  1850—59).  Der  febr 
oerroideltc  Stammbaum  ber  ßcorgifeben  33.  ebb., 
33b.  2.  Die  Slbbilbung  bei  2Bappcne  ber  georgücben 
33.  mit  bem  ungenauen  SRode  im  SPlittelfelb  (ali 
uddjftc  Seitcnverttjanbte  ßbrifti)  unb  barüber  2cier, 
Sd?leubeT,  Schmcrt  unb  Sccpter  (ali  9Iadjlommen 
Daoibö)  unb  ben  Stilen  SalomonU  an  ber  flrone 
bei  33rofjet,  Chronique  georgienne  (i|Jar.  1831). 

©aßrtMctt)  «peranffti,  (Slifabeth  t>on,  ruff. 
Sdjriftftelferin,  f.  Speranftii. 


©a^ama^nicln  267 

»agttettc  (frj.,  fpr.  -gett),  ©erte,  SBünfdjelrute; 
Srommel-,  fiabeftod;  bodbftieliße  2ulpe. 

4*ababur  Srfiah,  ber  17.  unb  leutc  ©ro^moßul 
aui  bem  Saufe  Samerlanä.  6r  biefotete  unter  bem 
Kamen  Safar  (Sieß)  eine  arofie  lUcngc  von  Sie: 
bern,  bereu  ftimmunßdooller^nhalt  unb  oollenbete 
§orm  ihn  jum  ßefeiertften  Dichter  Dehlid  maebteu. 
1857  mürbe  ber  90jähtiße  ©reid  »iber  feinen  2UiUen 
Don  ben  vJDtobammebanem  Sinbuftan«,  bie  ba$  alte 
Woßulreia>  mieberberjuftelien  ftrebten,  an  bie  Spi|e 
ber  Deblter  33e»eßunß  ßejtellt.  33ei  ber  ©innahme 
bon  Dehli  floh  er  m  bae  ©rabmal  feinet  3lbnberm 
Sumafun,  oon  mo  er,  nad)bem  feine  Söbnc  von 
einem  Snßldnber  ermorbet  maren,  nad)  Kangun 
verbannt  mürbe.  33.  ftarb  1862  in  5Ranaun. 

n nma  (rntc  (Anas  bahamensis  L.) ,  Heine, 
au*  Sübamerita  ftammenbe  3««"te  oon  bell» 
brauner  ^drbung  mit  meinen  33aden  unb  33orber< 
bali  unb  rotem  (jled  jeberfettSanberSdmabelbafid. 
33eliebt  bei  3üdjtern  »eßen  ihrer  Sdjönheit  uno  leid)» 
tenjortpflanjung.  ^rei*  für  ba«  ?|iaar  ctma  60  3)t. 

i&aifämaholx,  f.  9tothoU. 

©tthama  ^nfeln  ober  fiucapifd)e  ^nicln. 
fpan.  fiueapo*  (»on  los  cavos,  b.  h-  bic  Älippen 
ober  3Hiffe),  eine  ßnglanb  gehörige  3nfelreihc  3Beft» 
inbien«, meldie,  burd) ben9(euen33abamafanal 
ober  bie  jjloribaftrafec  von  ber  Süboftfüjte  ber 
Salbinfel  »loriba,  burd)  ben  für  bie  Schiffahrt  ße* 
fdbrlicben  Sitten  33abamalanal  von  Guba  ac- 
trennt,  f«d)  ju  beiben  Seiten  bti  3üenbctreifc*  übeT 
1100  km  rceit  in  füböftl.  iüicbtunß  biä  ßCßen  .{laiti 
bin  »jvifeben  21°  unb  27°31'nörbl.  33r.  erftredt. 
Die  33.  fmb  bie  hödjften  au*  bem  Söaffer  aufraßen» 
ben  Spifcen  einer  91n}ahl  von  Rorallenbauten, 
bie  au*  3 — 4000  m  Jiefc  fdjroff  auffteißen  unb 
burcbfdmittlid)  nur  5—10,  feiten  20— 30  m  unter 
fflafier  ließen,  tvdbrenb  einißc  wenige  gur  Gbbejeit 
ju  jaße  treten.  Sie  finb  im  ßanjen  flach,  ihre 
böchften  fiüßel  erbeben  ftd)  40  —  60  m  über  ben 
QJlecreäfpießel ,  nur  fiittle  (fileinOSalvabor 
fteißt  bi*  au  125  m  auf,  anbere  merben  teilroeife 
von  ber  aIiu  überfchmemmt.  ÜRan  idhlt  29  ßrö» 
feere,  baruntcr  20  bemohnte,  661  ^elfeninfeln  unb 
2387  Reifen  unb  ÜHiffe,  aufeer  einer  ßrofeen  Slnjahl 
von  verbotenen  JKiffen  unb  ftlippen. 

Kad)  ben  33dnten,  auf  benen  fie  ruhen,  verfallen 
bie  33.  in  eine  SlnjaM  natürlicher  ©ruppen,  von 
benen  bic  nörblidhfte,  bie  ber  eißentlichen33.,  fid) 
auf  ber  fileinen  33abamabanf  (über  14000  qkm 
grofe)  erbebt.  Die  beiben  ßröfeten  unter  ibnen  fmb 
©rojR:33abama  (1542  qkm)  unb  ©rof3»älbaco 
ober  £  u c  a p  a  (mit  fil e  i  n >  $1  b  a  c  o  2313 qkm).  Süd* 
Ud)  von  biefen,  burd)  ben  3JroDibencelanal  ßetrennt, 
ließt  bic  ©rofee  33abamabant  (über  96000  qkm), 
in  bic  ba*  tiefe  üJleer  von  9t.  mit  bem  ^irovibence» 
aolf,  von  D.  mit  bem  ©nimafunb  unb  ber  Sumento** 
bai  einfehneibet.  fcier  ließt  bie  ßröpte  ber  33., 
«nbro*  ober  St.  »nbrem*  (3524  qkm),  unb 
öftlid)  bavon  bic  ßrofce  Sauptinfel  9ce»»^rovi» 
bence  (218,r.  qkm)  mit  bem  heften  £afen  unb  ber 
Stabt  9t  a  f  f  a  u ,  ber  Sauptftabt  be*  ©ouvernemen  t* 
ber  33.  Unter  ben  übrißen  Unfein  ber  ©ropen  3ja= 
bamabanl  finb  noch  ju  nennen:  6leuthera,©reat 
Gruma  unb  fionß  3*lano  (5)uma),  unb,  nur 
burd)  eine  fcbmale  unterfeeifche  3""ßc  mit  ber  33ant 
verbunben,  filein*Salvabor  unb  6at3*lanb. 
Cftlidb  unb  füböftlid)  hiervon  :Hu tu  6ap  unb  bie 
3Batlinß*infcl  (San  Salvabor).  Die  füböftl/Jort» 
fefeunß  ber  ^nfelreihe  befteht  au*  einer  Hnjabl  flei: 


Digitized  by  Google 


268  93af)amafanal 

nerer@ruppen:äctlin,benGrootebä3nfeln,bie 
eine  groftc  Sagunc  mit  2—3  m  SBafferticfe  im  3nnern 
befißen,  9Jtariguana,  ©roß*  unb  Älein=3na« 
Aua,  ben  ßaicoSinfclu  unb  ben  JurtSinfeln. 
Leiter  iüböftlicb  treten  noch  brei  SBdnle,  SRoucboir 
(SarrfcSBanf,  SifoersSBant  unb  9lat»ibab:SBanf,  auf, 
bie  leßte  20—40  m  unter  bem  2RecrcSipiegel.  (S. 
Jtartc:  Antillen  foroicKarte :  6  u  b  a  u.  f.  w.,  iBb.17.) 

Slur  wenige  SBrunnen  förbern  Jrintroafier.  3)a« 
gegen  ftnben  fich  auf  Dielen  roertDolle  Saljroaffer= 
teiebe,  bie,  teilrocifc  mit  bem  sIRccrc  im  ^ufammen; 
bange,  mit  Gbbe  unb  i$lut  fmfen  unb  fteigen.  SaS 
älima  ber  SB.  ift  gemäßigt  beiß  unb  auch  für  ©uro* 
väer  gejunb,  bie  SDtitteltempcratur  beträgt  im  Qom- 
mer  ctma  28°  C,  im  SSinter  18°  C;  ber  fübl.  Seil 
ber  ©nippe  h>irb  baS  ganjc  ^abr  ^inburdi  Dom 
91orboftpaffat  erfrifebt,  mäbrenb  im  nörbl.  Seile 
häufig  laltc  SBefr  unb  ülorbmeftminbc  »eben.  SBe- 
fonbcrS  gefürchtet  fuib  bie  Don6nbe  Sluguft  bis  Gnbe 
Oftober  nicht  feltenen  ferneren  Gpflone,  bie,  oon 
SD.  f  ommenb,  arge  SBerroüftungen  anrieten.  SaS 
feuchte  fllima  (über  1000  mm  jährliche  3RiebericblagS: 
menge)  erjeugt  eine  üppige  Sßflanjcnroclt.  Sie  bilbet 
baS  nörblicbfte  ©lieb  ber  roeftinb.  2ropenftora, 
bie  hier  ben  SöenbcfreiS  gefcbloiiencr  als  im  fübl. 
ftloriba  überfebreitet,  unterftüht  bureb  bie  im  Som= 
mer  ficb  oerftärlenbeu  Wieberfcblägc.  SÖon  ben  tro* 
pifd?en  unb  europ.  ©eroächfcn  unb  ^rächten  ge* 
beiben  mehrere  »ortrefflidj.  StnanaS  unb  Drangen 
bilben  ein  öauptftapelprobult,  cbenfo  SBaumrooüe 
unb  Sifal.  SSußerbem  baut  man  SReiS  jur  äuSfuhr, 
3RaiS  unb  auSreicbenb  anbcrcS  ©etreibe  fonrieSRoor: 
birfe,  Startoffeln,  öülfenfrüebte  u.  f. bagegen  nur 
noch  menig  Kaffee  unb  3uderrobr.  3m  ganjen  ift 
etwa  ein  fünftel  ber  fläche  bebaut,  ßinige  i$n\ün 
fmb  bolu'cuii  unb  liefern  namentlich  SRahagoni, 
Satin,  Lignum  vitae,  ßeber, ftuftil  u.  f.  m.  Sludb 
bie  SBiebjucbt,  befonbcrS  bie  Schafs  unb  ©eflügel= 
sucht,  ift  einträglich,  bie  $ifcberei  oon  großer  SBidv 
tigfeit.  2)er  Scbilbfrötcnfang  liefert  einen  erbcb= 
lieben  StuSfubrartifel.  SBon  Söebeutung  ift  auch  bie 
©eroinnung  eine«  SBabefcbmammS,  ber  aber  gegen 
ben  bcS  9)tittelmecrS  jurürffte^t.  Ginen  Haupts 
auSfubrartitet  bilbet  baS  Sah,  hauptsächlich  oon 
3nagua  unb  ben  SurtSinfeln;  fieben  Zehntel  baoon 
geben  nach  ben  SBereinigtcn  Staaten  oon  Slmerita. 
Serfcbicbenc  3"feln  liefern  auch  ©uano,  etwa  700 1 
werben  jdbrlicb  aufgeführt.  Slnbere  ^robufte  fmb 
noch  Scbilbpatt  unb  Perlmutter.  SerSUert  ber  SuS  • 
fuhr  beS  ©ouücrncmcntS  ber  SB.  belief  ficb  1898  auf 
174860,  ber  ber  Ginfubr  auf  238336  Sßfb.  St.  3n 
ben  $ebn  öäf  en,  bie  jeboeb  meift  nur  für  Heinere  <yabr ■ 
jeuge  jiigänglid)  finb,  oerfebrten  Schiffe  oon  inSgc: 
famt  741 522  SRegiftertonS.  3)ic  einnahmen  betrugen 
86  760  (barunter  an  Böllen  63571),  bie  SluSgaben 
64 148,  bie  öffentlicbeScbulb(1897)  118426<Ufb.St. 
—  'Sic  (Fnglänber  haben  ben  Archipel  in  jmei  sicrwal= 
tung$gebietc  geteilt:  1)  tai  ©ouvernement  ber 
5B.,  13960  qkm  mit  (1897)  523166.;  2)  bie  SurfS* 
Inf  ein  (f.  b.).  —  Sie  SB.  finb  in  ber  ©efchichte  ber 
Giitbrtfunqen  t?on  beroorragenber  33ebeutung,  meil 
ju  ihnen  bie  Snfel  ©uanahani  ober  San  Salüabor 
(je^t  2Luntling*infel)  gehört,  auf  ber  CJolumbuS 
12.  Ott.  1492  jum  erstenmal  amerif.  2)obcn  betrat. 
'}iacb  ?lbfül?runQ  ber  53eroobner  nad)  ben  ©rofecn 
Sinti llen  überließen  bie  Spanier  bie  JB.  ben  Äori 
laren,  meld?en  1718  ber  brit.  Schiff Stapitän  5Boob« 
iRogcrd  bie  3nfeln  abnahm.  9Jicbt  trdftig  Bon  ber 
Ärone  unterftüßt,  mürben  fte  1776  üon  ben  9torb= 


-  93abaiüalüur 

amerifanern  geplünbert  unb  1781  t>on  ben  Spa* 
niern  oon  neuem  erobert,  jeboeb  1783  im  grie* 
ben  ju  9Jerfaille§  ben  Griten  roieber  abgetreten.  — 
Sgl.  JBacot,  The  Bahamas  (2.  2lufl.,  fianb.  1871); 
3r>ef,  The  isles  of  summer  or  Nassau  and  the 
Bahamas  (^euijorl  1881).  [bama*3nfeln. 

«abämafanol  (Älter  unb  9leuer),  \.  »a- 

i^abatnafcfittiamni,  f.  iBabcfchmamm. 

ttafcar  (SBebar,  SBibar,  SBhaur,  JBbar, 
SBahr,  Saar,  SBarre),  größeres  aftat.  unb  afrif. 
ÖanbelÄgemicht  non  fehr  »erf  chiebener  Schwere.  Slra« 
bien  bat  folgenbe  93.:  in  SBetelfali  =  369,96  kg,  in 
Sfcbibba  =  83,047  kg,  in  öobeiba  =  374,su  kg 
unb  in  ÜRotfa  =  199,328  kg.  S)a*  SB.  toon  geplon 
unb  ba«  oon  ^onbidjerp  unb  Äarilal  f.  ganbp.  5)a8 
9).  oon  Suratc  ift  =  405,-is  kg.  Stuf  ber  3nfel  3at?a 
ift  baö  Heine  SB.  =  3  batao.  ^itolS  =  184^cs  kg, 
ba«  große  SB.  =  4%  batat».  ^ilol«  =  276,844  kg. 
Stuf  ben  SImboina  ^nfeln  rotegt  ba$  SB.  Helten 
550  alte  holldnb.  Jroppfunb  =  270,eo»  kg;  bad  SB. 
ber  SBanba=3nfcln  ift  bem  grofeen  SB.  auf  3awa  gleich. 
Dai  iö.  oon  SRojambique  ift  =  108,8«»  kg.  Huf 
Sumatra  bat  ba$  SB.  von  Ültfcbin  192^hj  kg,  ba« 
oon  ^abang  330  bataf.  Äätti  =  203,oio  kg. 

löabariten,  f.  2Jtamlufen. 

«abatuälpur  (früher  auch  Saubputra  ge-- 
nannt).  1)  Gngl.  Safallenftaat  in  Dftinbien,}tr>i)chen 
^anbfehab  unb  Stabfcfaputana  (f.  Äarte:  Dfttn= 
bien  I.  SBorbcrinbien),  grenjt  im  an  ben 
Siftrilt  Sirfa  (2anb  ber  »batti=5RabfchPuten)  im 
vifjargebietc,  im  D.  unb  S.  an  bie  dtabfebputem 
ftaatcnSBifanirunb2)fcbaifalmir,  imSSB.  anSinbb 
unb  im  913Ö.  an  ben  3nbu«  unb  Satlabfd?  (ber  oon 
Utfd)  an  qSantfdmab  beißt),  unb  bat  44767  qkm, 
(1891)  650  042  Q.  (barunter  546680  2Robammc= 
baner,  90013  öinbu,  13321  Sitb,  11  Gbriften). 
Tao  febv  niebrig  gelegene  Sanb  ift  nur  in  ber 
sJidbe  ber  genannten  ftlüjfe  fulturfdhig,  erjeugt  ba> 
felbft  iöaummolle,  3"bigo,  3U0^er»  tinige  ^drhe^ 
ftoffe  unb  Strjneimittel  unb  bat  nur  hier  Sßieb; 
jucht.  ©rofee  SBerodiferungäanlagen  unb  flandle 
r»ergrÖ|ern  biefed  ©ebiet  erfolgreich.  3>ie  Staates 
einnahmen  (gefcbäljt  auf  etroa  3200000  <Dl.)  meh- 
ren fid)  rai*.  2)ie  Ginmobncr,  2)fchat,  feinbu, 
3lfghanen,SBelutfcheu,  finb  in^gefamt  trdftig.  Unter 
benf>inbu  berrfdjt  ber  Stamm  bcr2)aubputra, 
b.  h-  «Söhne  beg  2>aub  <S\)an»,  be«  ©rünberd  bed 
Staates  (1769).  Seine  9lacbtommen  ertannten 
nacbeinanber  bie  Oberhoheit  ber  31fgb,anen,  ber 
Sitb,  unb  feit  1838  ber  SBritcn  an.  5>er  gflrft 
SBahamal  (ober  SBhal),  ber  1852  ftarb,  erbaute 
bie  nach  ihm  genannte  £auptftabt  (f.  unten),  bereu 
Warne  auf  ba*  2anb  überging.  Qx  bejog  für  feine 
ben  SBritcn  bei  bem  Mufftanbe  in  üRultan  (1848)  ge= 
leiftete  ^ilfe  uon  ber  Dftinbifdjen  Kompagnie  ein 
lebenslängliches  Sabrgebalt  oon  204295  \\K.;  auch 
hatte  er  1843  für  bie  Unterftflftung  ber  Gngldnber 
bei  ihren  ftriegen  gegen  Sinb'b  unb  Ülfabaniftan 
einen  fruchtbaren  fianbftricb  im  nörbl.  Sinbh  er= 
halten.  2)er  l'anbesfürft,  Ghan  betitelt,  hat  feine 
Scbußgelbcr  an  bie  SBritcn  m  jahlen.  2)ie  roiebti- 
gern  Stdbte  beS  fianbeS,  außer  ber  ftauptftabt,  fmb 
Slbmabpur  (f.  b.),  Ghanpur  (30°  9'  nörbl.  SBr., 
71"  16'  öftl.2.),  Utfcb,  ÜRobfcbigar  unb  (Shair= 
pur.  —  2)  fiaupt- unb  töefibcniftobtt>on  SB.,  3,skm 
uomSatlab]*,  29°  24'  nörbl.SBr.,  71°47' öl'tl.2.,  in 
114,3  m  .f)öbe,  hat  (1891)  18716  ©.  (11 109siJtobam= 
mcbaner,7450öinbu,147Sithunbl06htiften)Aeinen 
roeitfehichtigen  fürftl.  slJalaft,  ein  gro&artigeS  SBahn» 


Digitized  by  Google 


Öaljb-Samum  —  93af)ia 


269 


bof!gebdube,fonftnurunanfebnIi*ei8aditeinbäufer, 
c  ic  nebft  vielen  93aumgruppen  von  einem  Grbwall  bon 
6,4  km  Umfang  umfdjloffen  werben;  ferner  berühmte 
Seibenmanufatturen  unb,  burcb  bie  Sage  am  93er' 
eimgung!punttbreierStraf5en  unb  anberGiienbabn 
beaünftigt,  lebhaften  öanbcl.  Surcb  bie3nbu!tbal: 
bann  (mit  grofeer  Gifenbalmbrüde  über  ben  Sat» 
labfcp:  1297  m  lang,  mit  16  ÜJoaen  bon  76,»  in 
Spannung)  ftebt  93.  nad?  91.  in  Serbinbuna  mit 
3flultan,  unb  bon  bi«  au!  mit  Sabaur  unb  ^Jif<ba= 
war  einerfeit!,  nach  65Ö.  mit  ben  Stdbten  Sinbb!, 
in!befonbere  mit  bem  öafenplah  .Uavat uvi. 

^atib  Bornum,  fobiel  wie  Sänutm  (f.  b.). 

Staftia.  1)  ftftftenftaat  93rafilien!,  jremt  im 
%  an  $crnambuco,  wobon  e!  burd?  benSäo§ran' 
cüco  gefcbicbcn  wirb,  unb  Sergipc,  im  D.  an  ben 
2(t(antifd)en  Ccean,  im  S.  an  Gfpiritu:Santo  unb 
iDiiua!  ©erae!,  im  2B.  an  ©obaj,  bat  426427  qkm 
unb  (1890)  1919802  G.,  b.  i.  4  auf  1  qkm,  bar= 
unter  etwa  8000  umkrjicbenbe  ^nbianer.  Ser 
40— 60  km  breite  5tüftcnftrid>  ift  jiemlid)  bergig, 
aber  auch,  mit  weiten  ibalfläcben  berfeben,  fepr 
frud)tbar  unb  gut  bemäffert,  wäbrenb  ber  jum 
Staate  gehörige  Seil  be!  Säo  #ranci!cotbale! 
weniger  mafferreieb  ift.  ©etrennt  werben  beibe  3l\v< 
berungen  im  9t.  burd}  bie  Sßlatcau!  be!  Sertäo, 
weld?e  füblicber  in  lange  £>öben3ügc  übergehen,  eine 
fällige  unb  granitifepe  <jläd?e,  arm  an  ©aner,  mit 
fpdrlicbrr  Vegetation  beftanben  unb  jum  Slderbau 
ungeeignet.  2er  9tio  Säo  <jranci!co  burebftrömt 
ba!  Sanb  von  S.  nach  9t.  Seftlid)  r*on  ipm  ift 
baSfelbe  faft  ganj  unbefannt.  >i  D.  liegt  bie 
Bcrra  bo  Slfiurua  mit  Siamantens  unb  ©olbfeU 
bem.  Slucb  in  ben  jur  Hüfte  fich  fentenben  &o<h: 
lanbftufen  finben  ftd?  erftere,  bei  onber!  in  ber  Serra 
bo  Sincora.  3n  ben  legten  fahren  würben  auch 
Diangan  unb  I  bo  nun:  gewonnen.  -Im  fruebtbarften 
ift  bas  2anb  an  ber  SUlerbciligenbai  (ber  Sieconcaoo), 
wo  aud>  bie  bia)tefte  93eoöllenmg  ganj  93rafilien! 
wohnt;  ber  Äüftenftricb.  ift  berühmt  burd)  feine  Ur= 
mdlber  (ben  SRatouirgem  ber  Äüfte)  unb,  wo  biefe 
au!gerobet  ftnb,  bon  uneri Aöpflicber  ^ruchtbarteit. 
iRan  baut  befonber!  Äatao  am  Säo  Francisco  unb 
im  Süben  3uder  unb  Sabal,  bann93aummolle ;  9tuti* 
hol}  wirb  ebenfall!  ftart  aufgeführt,  9tcü,  9)laniot 
in  großer  9Jtcnge,  aufeerbem  Haffee  unb  Sübfrücbte. 
Stuf  ben  Plateau!  be!  %nnexn  ift  nur  bie  93iebjud)t 
lohnenb.  2er  J&anbel  bewegt  fid?  meift  nad>  Gng: 
lanb  unb  Srantreidj,  weniger  nach  Seutfdjlanb. 
Ste93abt  a^  Sä  o^yrancUco;  Gif  en  bahn,  1858 
begonnen,  ift  bereit!  bi*  über  Soafeiro  (am  Sao 
,yranci!co)  binau!  geführt  worben.  Sie  Strede  bi! 
2Uagoinba!  ift  $rvoatbabn,  bon  bort  bi!  Jioafciro 
(459  km)  Staat!babn.  (Sine  3n>eiglinie  ber  ^>rioat= 
bahn  führt  von  Sllagoinba*  nad?  2imbo  (83  km); 
r>on  Cadjoeira  jweigen  33abnen  nad)  Slmaro  unb 
^cira  be  6.  Slnna  ab ;  eine  furje  ©trede  berbinbet 
ö.  Smaro  mit  93om  Harbin  bei  93.,  wibtenb  im 
Süben  be!  Staate!  ein  Sd>ienenmegbon@araDella* 
über  Seopolbtna  nadb  S.  Glara  fübrt,ber  bi!  Cttoni 
im  Staat  2Rina!©erae!fortgefet5t  ift.  Sic  fonftigen 
33erfebr!mege  finb  ungenügenb.  Hufier  93.  finb  an 
Stäbten  ju  erwähnen  Gadbocira  am  ^araauaffu, 
93ana  am  Säo  Jrancüco,  an  ber  Äüfte  SÖtarahu 
unb  Saraoella!.  93g(.  Harte:  93rafilien. 

2)93.  ober  Säo  valbabbr  ba  93ahia  (voll= 
ftdnbig:  (Sibabe  Säo  Satbabor  ba  93ahia  be  Zo-- 
bo!  o!  Santo!),  gauptftabt  be!  Staate!  93.,  bi! 
1763  öauptftabt  bon  93rafilien,  no*  jet»t  bie  erfte 


jjeftung  unb  nad;  9lio  be  Janeiro  bie  erfte  6an« 
bel!ftabt,  an  ber  Oftfeite  ber  infelreioVn  SWerbei-- 
ligenhai  (93abia  be  Jobo!  o!  Santo!),  bie  einen 
gefid?erten  ^afen  hübet,  liegt  unter  12°58'fübl.93r. 
unb  38°  31'  weftl.  ß.  bon  ©reenwid)  in  aufier- 
orbentlid)  gefunbem  Klima  am  SBeftabhanae  einer 
oon  sJi.  nad)  S.  gerichteten,  allmäblid?  febmäler 
werbenben  fianbjunge,  bie  mit  bem  Seud)tturm  bon 
Stap  Säo  Slntonio  enbet,  unb  bietet  einen  über: 
rafebenben  Slnblid.  Sa!  innere  entfpricht  biefer 
Sage  nicht.  Sie  Stabt,  Si&  be!  ßrjbifcbof!  unb 
^rima!  bon  93rafilien ,  hatte  mit  ben  93orftäbtcn 
1890:  174412  G.,  barunter  ein  Srittel  Seifee, 
1898  :  200000  ß.,  ift  unregelmäßig  gebaut  unb  be= 
ftebt  au!  jwei  berfebiebenen teilen:  ber  ^rapa  ober 
(Sibabe;baira,  b.  b.  Unterftabt,  unb  ber  Sibabe^alta 
ober  Dberftabt.  Sie  ^rapa,  eine  faft  7  km  lange,  am 
Ufer  binjiebenbe  Strafee,  wirb  bon  mebrern  Keinen 
unb  engen  ©äfeeben  bur*fchnitteu.  §n  ihr  finben 
neb  bie  ßomptoir!  unb  2Jiagajine  ber  Üaufleute,  bie 
93ßrfe,  ba!  3ollamt  (Sllfanbeaa),  ba!  SPlarinearfes 
nal,  ber  93apnbof  ber  93abia:Säo  Sranci!co:93abu, 
bie  ©a!anftalt,  eine  tyabrtf  für  Straf?enbabnwagen, 
bie  Sreieinigteit!',  93omfim'  unb  bie  ®onceic,äo* 
lirche,  eine  ber  älteften  93rafilien!.  üöäbrenb  bie 
^rapa  burcb  ben  in  ihr  berrfebenben  Sdjmuh  unb 
bie  oft  febr  brüdenbe  öifce  einen  unangenehmen 
(Sinbrud  madjt,  ift  bie  6ibabe=alta,  60—80  m  höher, 
luftig  unb  gefunb,  x>on  Drängens  unb  93ananem 
gärten  umgeben ,  bie  ftd>  nörblicb  in  ben  Urmalb 
oerlieren.  Jener  befinben  ficb  ba!  ie{>t  al!  öofpital 
bienenbe3«fu«tcnlollegium,  bie  ehemalige  3<fuitcn' 
ftrd'f ,  bie  ehemalige  Hathebrale,  bie  fdiönftc,  faft 
ganj  au!  ÜJiarmor  gebaute  Hird?e  93rarilicn!,  bei 
^alaft  be!  erjbifcbof!,  bie  Stattbalterei,  bie  ÜJtüme, 
bie  Gitabelle,  ba!  Stabtbau!,  bie  Hanjlei,  ber  »p< 
pellationebof,  ba!  SBaifenhau!,  ba!  ©etreibemaga« 
jin,  ba!  Sbcater  Säo  ^oäo,  biele  Älöfter  unb 
5tird?en.  93.  wirb  burcb  eine  2)ienge  ^ftung!werle, 
JBattcrien  unb  (jort!  gebedt,  unter  benen  ba!  auf 
einem  einjelnen  Reifen  mitten  im  Jpafen  gelegene 
trei!förmige  Seefort  ba!  ftärffte  ift.  Sie  Stabt 
heftet  ein  fipeeum,  ein  tbeol.  Seminar,  eine  mebij. 
?llabemie,  eine  Mnjahl  ßinjelfcbulen,  ein^tufeum, 
eine  öffentliche  93ibliotbef  (18000  93änbe),  mehrere 
Srudereien.  Gine  eleltrifche  Strafeenbahn  12,4  km) 
burchfebneibet  bie  Stabt  unb  führt  nach  ben  ißor» 
ftäbten  93omfun  im  s)i.,  ^tapagipe,  JBictoria  im  S. 
unb  ÜRio  93ermelho ;  nad)  letitermauep  Sampf  ftrafeen= 
babn.  Sen  herrlicblten  Surebblid  auf  ben  Jöafen 
unb  bie  ©egenlüfte  gewährt  ber  bie  ganje  Stabt 
beberrfebenbe  ^affeio-publico,  1814  angelegt,  mit 
einem  Cbelüfen  jur  Erinnerung  an  bie  Sanbung 
be!  fpätern  ilönig!  Johann  VI.  im  3an.  1808. 

Sie  3"buftrie  erftredt  ftd?  auf  93aumwollwebe^ 
rei  (feit  1867  ift  hier  bie  bebeutenbfte  Spinnerei 
93rafilien!),  gabritation  »on  ^utewaren,  Schüben, 
Stiefeln,  Jöau!fcbuhen,  Jöüten,  Gigarren,  flau*  unb 
Sdjnupftabat  unb  ^uder. 

Ser  *5anbel  ift  infolge  ber  Giferfucht  feiten!  ber 
JÖauptftabt  :H  i  c  be  Janeiro  nicht  }u  ber  93lüte  qv 
langt,  bereu  er  fähig  ift.  2Ule  9Baren  müffen  burcb 
ba!  Zollamt  unb  bie  au!3ufübrenben  burcb  ba! 
Honfulat  geben.  Hu!aeführt  werben  2abat,  3uder 
au!  Sergipe,  fialao,  Kaffee,  Äautfdjut,  iMofenboli, 
Uiaffawa,  Jpäute,  Siamanten.  SieGinfubr  umfafit 
bauptfädjlicb  Snbuftrieerjeugniffe. 

Slu&erÄüftenbampfcrn  nationaler  flagge  laufen 
93.  an  bie  Schiffe  ber  JoamhurgsSübamertt.  Sampf« 


Digitized  by  Google 


270  JBo^a-JBIanca 

fd?iffabtt*gefellfd?aft  (roöd?entltd?),  6er  Hamburg* 
Smetita^fiinie  (alle  14  Jage),  Liverpool-Brazil  and 
River  Plate  Steam  Company  (breimal  monatlid?), 
Pacific  Steam  Navigation  unb  Royal  Mail  Steam 
Packet  Company  (jebe  jmeite  9Bod?e),  Messageries 
maritimes,  Compagnie  des  Chargeurs  reunis  in 
fyaxii  unb  be*  9lorbbeutfd?en  filopb  (jmeimal  monat* 
lid1 La  Veloce  in  ©enua  unb  Navigazione  Gene- 
rale Italtana  in  ©enua,  Neapel  unb  Palermo  (ein: 
mal  monatlid?),  be*  öfterr.-- Ungar.  Öopb  unb  bet 
Seefd?iffabrt*:2lftiengefellfd>aft  Adria  in  93ubapeft 
(fed?*mal  im  Sabte)  unb  bet  United  States  and 
Brazil  Mail  Steamship  Co.  Sie  glufofd?iffabrt*« 
gefeUfdjaft  ju  33.  betreibt  bie  $ampffd?iffabrt  auf 
bem  3ffluitmbonba  bis  <£ad?oeirinba,  auf  bem 
^araguaffu  bi*  Gadjoeira  ((Sigartenfabriten)  unb 
auf  bem  Säo  tfranci*co  bi*  ju  ben  Hataratten  non 
fymlo  Hffonfo. 

T  ic  roidjtigftcn SBanten  finb :  Banco  daB., Banco 
Uniäo  da  B.  unb  bie  Succurfale  bet  English  Bank 
of  Rio  de  Janeiro.  Äonfulate  baben  in  93.:  Argen- 
tinien, Belgien,  33olima,  ßbile,  golumbia,  Xdnc» 
marf,  ba*  Seutfdjc  Meid?,  ©roftbritannien,  ßftet» 
reid?»Ungarn,^eru,  Portugal,  bie  Sdjroeij,  Utuguap, 
Seuejuela,  bie  bereinigten  Staaten  non  2lmetita. 

Sie  gegenüber  liegenbe,  35  km  lange  unb  bi* 
10  km  breite,  fruchtbare  Snjd  3tapatica  ober 
Jap  ort  ca,  beten  öftl.  unb  roeftt.  6nbe  mit  bem 
fteftlanbc  bie  beiben  (Singfinge  3ur  Bai  begrenjen, 
bat  18000  d.,  roooon  7000  auf  bie  Stabt  6äo 
©onjalo  tommen.  3roifd)en  biefer  $nfel  unb  bet 
Stabt  liegt  bet  eigentlidje  £afen  üon  SB. 

39.  »utbe  1510  »on  bem  93ortugiefen  gortea  al* 
Säo  Satöabor  gegrünbet  unb  erhielt  1549  feinen 
jefcigen  tarnen.  1624  toutbe  e*  non  ben  £olldn< 
betn  eingenommen,  bie  jebod?  befugt  unb  von  bem 
©enetalgouoerneur  Seile*  ba  Siloa  vertrieben  mür- 
ben. 1763  oetlot  bie  Stabt  ibten  Slang  al*  .naupt» 
ftabt  an  9tio  be  Janeiro,  ba*  1551  gegrünbete,  1676 
jum  ÜJtettopolitanbi*tum  etbobene  93i*tum  blieb. 

*  all  in  Bianca  (fpr.  bata),  fcafenftabt  in  bet 
aTgentin.  $robin)  Bueno*:2lire*,  7  km  von  bet 
ÜJlünbung  beS  9lapoftd  in  bie  Bai  B.  be*  Jltlan* 
tifdjen  Ocean*,  butcb  Gifenbabn  mit  Bueno*  1 Stire* 
oetbunben,  bat  mit  bet  $afenbeuöltetung  etwa 
10000  Q.  unb  bitette  3tu2fubr  nad?  Gutopa;  Si& 
eine*  beutfdjcn  ftonfularagenten. 

h ia  bei  fffcoco  (fpt.  bata  tfcbofo),  f.  Buena» 
oenrura. 

«atjia  be  Joboä  od  ZantoQ  (fpt.  bata  be" 
tobu*  u*  fantu*),  f.  Sllletbcitigcnbai. 

i^nbta  ^ifenbahn,  f.  Babia. 

iöahia  €>onba,  6tabt  auf  Guba,  f.  93b.  17. 

©ahiapuiucr ,  f.  2lraroba. 

^abiarotbulj,  aud?  Babiabolj  ober  SUler* 
beiltgenboli  genannt,  eine  6orte  be*  non  ben 
Bdumen  bet  <yamilie  bet  Gäfalpiniaceen  ftammem 
ben  Brafilienbolje*  (f.  ftotbolj). 

Babing,  f.  Riranti. 

«abiingcn,  roürttemb.  Stabt,  f.  Balingen. 

ttatjman,  mittelperf.  33a b man,  einet  bet  Slm* 
fd?afpanb*  (f.  b.)  in  bet  Religion  bet  geriet.  Sein 
Marne  lautet  im  Sbefta  Vohu-Manö  obet  Va- 
hishtem-Manö  (aud?  Manö-Vohu,  Manö-Vahish- 
tem)  unb  bebeutet:  bet  gute  obet  befte  Sinn  obet 
Wein  (^lutatd?*  eunoia).  6t  ift  urjprünglicb  ber 
gute  ©etft,  ber  in  ben  «frommen  lebt  unb  wirft  ober, 
perfönlicb  gebad?t,  neben  unb  unter  Ctmujb  ftebt. 
Seine  SPobnung  ift  ba«  ^arabieg,  wo  er  nad?  bem 


—  93af>nf)öfe 

jangetnSnefta  auf  einem  golbenen  Jbtone  ft^tunb 
bie  Seelen  bet  (frommen  bei  ibtem  (Eintritt  begrübt. 

©aljit,  in  ber  3)ted?anir  ber  2Beg,  ben  ein 
betoegtet  Äörper  (genauet  fein  Sd?merpun!t)  bc 
febreibt  (f.  99emeaung).  —  Uber  33.  bet  fctmmeld* 
lörper  f.  ©entralberocgung  unb  Elemente.  —  übet 
bie  93.  bet  ®efd?offe  f.  ^lugbabn. 

93ei  2Jlafd?inenteilen  unb  ffietlxeugen  be» 
beutet  93.  bie  ebene,  erbabene  obet  ©ertiefte  Seite,  bie 
bei  bet  betteffenben  Stbeit  jut  SBittung  (ommt,  fo 
beim  Rammet  bie  $ldd?e,  mit  bet  berfelbe  bad  Sir* 
beit^ftüd  trifft,  beim  &mbof)  (f.  b.)  bie,  rocldjc  bem 
lefttern  al«  unmittelbate  Unterlage  bient.  —  93ei 
Japeten  unb  ©eroeben  nennt  man  93.  eine  ein» 
jelne  93reite  be*  Stoff*. 

*öahn,  Stabt  im  ßrei*  ©retfenbaaen  be*  v reufe. 
3Reß.-93ej.  Stettin ,  in  95  m  iö6b«,  ted?t*  an  bet  jut 
Cbet  gebenben  Jbue,  bie  biet  ben93abnfd?enSee 
bilbet,  an  bet  Rleinbabn  ©teifenbagen « SBilben* 
brud),  Sil»  eine*  3lmt*gerid?t*  (2anbgerid?t  Stettin), 
3©U=  unb  Steuetamte*,  bat  (1905)  2906  meift  eoang. 
6.  (39  3*taeliten),  (1900)  2708  (*.,  «Poft,  Jelegrapb, 
Mlatienfitcbe  im  bpjant.  Stil  (1240),  St.  ©eotgen* 
Rapelle,  Matbau*.  böbete  Änabenfcbule,  9){dbei?cn: 
f&ule,  93ürgerbofpital  St.  ©eotg  (1417  geftiftet), 
Stabttranten:  unb  Seud?enbau* ,  ftdbtifd?e  Spar: 
faffc,  93otfcbuftoetein;  2anbroirtfd?aft ,  befonber* 
üöetjenbau,  biebjucbt,  ©etreibe:  unb  SBoObanbel, 
niet  9Jieb=  unb  93fetbe:  fproie  brei  Ätammdtfte.  93on 
ben  1270  euidjteten  93efcjtigung*roerfen  ift  nod) 
ein  Sutm  ©otbanben.  —  ©egtünbet  1224,  fiel  93. 
al*  ©ejcbenl  be*  f»erjog*  93atnim  L  oon  Bommern 
an  ben  Remplet-,  üon  biefem  an  ben  3°&<*nnUcr= 
otben,  beten  ^ettenmeiftet  con  9Berberg  bie  Stabt 
1315  an  93amim  III.  abtrat.  1540  fiel  33.  an  ba* 
»enogtum  3Bolgaft,  1648  an  Sdjroeben  unb  1679 
an  93ranbenburg.  —  Sgl.  2.  3temfien ,  Ta*  Spiel 
ju  93.  (@6tt.  1863). 

*abnämtcr,  f.  difenbabnbebörben. 

©arjnär^tc,  bie  won  ben  Gifenbabnoerroaltuiu 
gen  unb  ibren  Rtanrenfaffen  beftcllten  jltjtc,  bie 
ben  93eamten  unb  Ätbeitetn  beftimmter  93ejirle 
ober  Älaffen  unb  ibten  gamilienangebörigen  unent= 
gcltlicbe  dt^tlicbc  93ebanblung  angebeiben  lauen, 
flupetbem  liegt  ben  93.  ob,  bei  UnalüdäfäUcn  öilfe 
}u  leiften,  9lnfteliung*beroetbet  bin)td>tlid?  ibre*  ©c- 
funbbeit*juftanbe*,  in*befonbere  auf  ^arbenblinb: 
beit,  ju  unterfudjen,  93efd?einigungen  in  Urlaub*» 
unb  $enfionöangelegenbeiten  au*juftellcn  u.  f.  n>. 

©o^nbet»ontnäebtt0te,  f.  Ü)tilitdrtran*port« 
orbnungen. 

fBafcnbraifine,  f.  Betriebsmittel. 

«ahnen,  ele!trifd?e,  f.  (?lerttifd?e  Gifenbabn 
unb  Strafeenbabnen. 

«atjngclb,  bie  93etgütung,  bie  nad?  bem  preufc. 
Gifenbabngefeft  oom  3.  Mot).  1838  einet  6ifenbabn= 
gefeUfdjaft  ju  jablen  ift,  roenn  nad)  Ablauf  bet  etften 
btei  yabte  neben  bet  utfprunalicben  ©efellfd?aft 
nod?  anbete  jum  93ettiebe  (Aontunenjbetrieb)  auf 
ber  93ab.n  jugelaffen  werben,  ßine  praltifd?e  93e» 
beutung  bat  biefe  93eftimmung  bi*ber  nid?t  gehabt. 

«atinböfc,  Anlagen,  bie  einerfeit*  bie  93et« 
mittelung*punfte  füt  ben  9ietfebt  jroifcben  ©fen* 
babn  unb  $ublitum  bilben,  anbetetfeit*  33etroal» 
tung*«  unb  33cttieb*jroeden  bienen.  (öierju  tafeln : 
93 a b nb ö f  e I— IV.)  SDie 93abnbof «anlagen  jerfallen 
baber  in33erlebT*:unb93etrieb*anlagen.  ?In 
gtöfeetn  Dttcn  befteben  geroöbnlid?  bef  onbetc  93.  füt 
ben  «petf  onen»  unb  füt  ben  ©ütetbettebt;  an 


Digitized  by  Google 


BAHNHÖFE.  I. 


1.  Hauptbahuhof  zu  Köln,  IHK)  — !'4  nach  Plänen  von  Frentzen  erbaut 


'i.  Anhalter  Bahnhof  zu  Berlin,  1H7&  — 8u  von  Sihweehten  erbaut. 


8.  Hallen  des  Uauptbahnhofa  zu  Frankfurt  a.  M.,  lt*3  — H8  von  EjcRert  erbaut 


Brockbaai'  Konveriationi- Lexikon.    14.  Aufl.    R.  A. 


Digitized  by  Google 


BAHNHÖFE.  II. 


Digitized  by  Google 


öafjnfjöfe 


271 


ben  wijfctigften  tibergangdpunften  fmb  meift  nod) 
Stangiet  ober  SBerfdjiebe  babubcte  etnge* 
ricbtet,  auf  benen  bic  3ußc  jufammengefefct  unb 
aufgelöft  werben  (f.  Stangieren).  Sie  ©leidanlaacn 
ieljen  fid?  au*  ben  burcpgebenbcn  £auptgleifen 
unb  einer  mobr  ober  minber  grofeen  Slnjabl  pon 
Slebenglcifen  jufamnten,  bie  unter  ftd)  unb  mit 
ben  öauptgleifen  burd?  SBetcpen  (f.  Gifenbabnbau) 
»erbunben  fmb.  äuf  ben  normalfpurigen  Gifem 
bahnen  Seutfcbtonbd  betrug  1.  ^an.  I  l.Hpril)  1896 
bie  Sange  ber  fdmtlicben  Sabubofdgleife  (au3s 
fcbliefelicb  ber  burebgebenben  ©leife)  20703,88  km 
(barunter  13 184,76  ber  $reuf$.  Staatdbabnen).  Sie 
normalfpurigen  £iienbabmnCftemid)=Ungarnd,fo: 
roeit  fie  bem  Teutleben  ßifenbalmüerein  angehörten, 
befafeen  1. San.  1895  indgefamt  7538  km  3)abn= 
bofdgleife  (audfd)lteplicb  ber  burebgebenben  ©leife), 
unb  jwar  tommen  auf  bie  Öfterr.  Sahnen  4344  km, 
auf  bie  gemeinfamen  Giienbabnen  806  km  unb  auf 
bie  ungaT.  Sahnen  2388  km.  3ur  Sefeitigung 
ber  ©efabren  falfcber  SBcidjenftelluna  finb  auf  grö* 
lern  S.  Ginricbtungen  getroffen,  welche  bie  Stellung 
fdmtlicber  ©eichen  ober  größerer  jufammengebö: 
riger  ©nippen  Pon  ÜBeicben  pon  einem  fünfte  au« 
naep  Slnmeifung  bed  Sabnbofdporftanbed  ermog= 
lieben.  3tud7  fmb  bie  £>ebel  ber  ©eichen  unb  ber 
Signale  (f.  Gifenbabnftgnale)  meebanifd)  in  foldje 
ilbbängigfeit  ooneinanber  gebracht,  bafe  nur  bei 
richtiger  SBeidjenftellung  bad  Ginfabrtdftgnal  gc= 
geben  werben  fann  (f.6entral-2Beid)en:  unb  Signals 
Stelloorridjtungen).  Gine  foldje  Änlage  (2Beftenb= 
ftation  ber  SeTliner  Stabt*  unb  SRingbabn)  jeigt 

8lfl.  L  Xotef  «tri*. 

ftig.  3  auf  2af.  III.  (Sin  toted  ©leid  wirb  ein 
todjienengleid  genannt,  bad,  wie  ©leid  a  in  Syig- 1, 
an  ein  anbered  ©leid  (b)  nur  auf  einer  Seite  mit' 
teld  einer  ©eiche  ober  in  anberer  Seife  angefcbloffen 
ift,  im  ©egenfatje  ju  einem  auf  beiben  Seiten 
ange£cbloffcnen  ©leife  (c).  Hn  bem  nicht  ange= 
fcblonenen  (bem  fog.  toten)  Gnbe  (d)  eined  folgen 
©leif  ed  wirb  ein  aud  6  olj  ober  Gif  en  (alten  Schienen) 
beftebenber  ^rellbod  angebracht,  ber  oerpinbert, 
bafi  bie  auf  bad  ©leid  gebrauten  ftabrjeuge  über 
bad  Gnbe  bedfelben  binaudrollen.  3luf  bem  93otd: 
bamer  Sabnbof  in  Scrlin  fmb  bie  Stationen  für  ben 
s}ktjenem>ertebr  ber  JHings  unb  ber  ©annfeebabn 
mit  ^rellbödeu  befonberer  Slrt,  wie  biefelbe  bid* 
ber  auf  beutfdjen  Sahnen  nod)  nid)t  jur  »nmem 
bung  getommen  ift,  audgerüftet  worben.  Gd  fmb 
fog.  Safferprcllböde,  bie  bidper  oorjugdmeife 
auf  engl.  Sahnen,  unb  jwar  befonberd  in  fittjer* 
Pool,  3Jland)efter  unb  fionbon  mit  gropem  Grfolg 
benu&t  worben  fmb.  Siefe  $uf[ereinrid)tung  berubt 
bau»  tfdcb  lieb  barin,  bafe  bie  ©affermenge,  welche 
fid)  cor  bem  mit  ben  ^ufferftangen  werbunbenen 
Äolben  in  einem  ßplinber  bepnbet,  beim  Sop 
bringen  ber  $ufferftangen  bureb  Heine,  fid)  all» 
mdblicb  oerengenbe  Öffnungen  in  ben  SRaum  binter 
bem  Äolben  gebrüdt  wirb.  Sie  auf  bem  <|}otdbamer 
Sabnbof  oerwenbeten  SBafferpuffer,  weldje  2,so  m 
lange  Holbenwege  beft^en,  bereinen  bieiBorjüge  ber 
beiben  beften  Spfteme  biefer  %xt,  unb  jwar  bed 
"ffiebbfcben  unb  bed  fianalebfdjen.  S)ad  feebbf Ae 
ijt  infofern  oorteilbaft,  afd  bei  bemfelben  an  SteUe 
bed  burd?  einfrieren  unbraudjbar  merbenben  Wtf- 


ferd  bad  nur  febwer  gefrierenbe  ©Ipcerin,  welcbed 
vubem  nod)  eine  3ufammenbrüdbarteit  oon  4—5 
^rog.  beft|)t,  treten  (ann.  Sem  9jerluft  an  ^üllungd« 
material,  wclcber  bei  bem  Sanglepfcben  Spftem  bei 
jebem  6ub  eintritt,  wirb  bei  bcmSebbidjenSpftem 
babureb  oorgebeugt,  bat)  ber  bem  ^tauminbalt  ber 
Äolbenftangeentfpred)enbeJeilber^üUunßWdbtenb 
bed  Slnfabrend  in  einen  2öinblej)el  gebrüdt  wirb 
unb  nadj  ?lufbörcn  bed  Srudcd  in  ben  Gplinber 
vurüdlduft.  Seim  Snfabren  ber  Söagen  gegen  biefe 
Buffer  erfolgt,  wie  üßerfuebe  mit  einer  ®cfajwinbig= 
feit  bid  }u  20  km  in  ber  Stunbe  ergeben  baben, 
bei  weitem  niebt  ber  ftarte  Anprall  wie  bei  ben 
gewöhnlichen  ^eberpuffern,  bie  Hemmung  erfolgt 
nur  allmählich  unb  in  uerbältmdmäfeig  fanfter  ffleife. 
3ludjiebgleifc  fmb  entweber  bie  gortfe&ung  ber 
iöauptpleife  (Gnbe  ber  SBabn)  bilbenbe  ober  aud 
Tlebengleifen  abjweigenbe  ©leife,  bureb  welche  bie 

äufammenfteUung  unb  95crfd)icbutm  ber^üge  ohne 
erübrung  ber  öauptgleife  ermöglicht  wirb.  Diadj 
ihrer  Sage  )ur  iöahnlinie  unterfcheibet  man  31ns 
fangds.Su'ifcben'OberSurcbgangdsunbGnb-. 
babnböfe,je naepbem  ber  IBabnbof  am  Slnfangd« 
puntt,  an  Swifdjenpunlten  ober  am  Gnbpunlt  ber 
Sabnlinie  liegt,  (über  Slodftationen  f.  S8lodftanal= 
fpftem.)  Sie  gewöbnlicbe  gorm  ber  Bwifcpen» 


ober  Surcbgangdbabnböfe  ift  in  <yig.  2  bar« 
gefteQt,  wöbet  bie  geftricbelte  5lÄdjc  bad  Gmpfangd- 
gebdube  bejeiefanet.  Sic  ÜRidjtung  bed  ein-  unb  bed 
audfabrenben  3uged  bleibt  bieielbe.  Gine  befon« 
bere  §orm  ber  3roM*d?cn5  ober  Surdjgangdbabns 


Bt*  3.    «aqnW  mit 


böfe  bilben  bie  9.  mit  ftopfbetrieb,  bei  benen 
(f.  fiiß.  3)  ber  eingefahrene  3ug  in  entgegengefefeter 
Stichtung  audfäbrt.  Sie  lommen  jur  ilnwenbung, 
wenn  nach  Sage  ber  örtlichen  Sierbdltniffe  eine 
(jortffbung  ber  SBetriebdricbtung  audgefcbloffen 
ober  eine  ^eranfübrung  ber  SJabnlinie  in  mög« 
lichfte  bed  Drted  erwünfebt  ift.  fd.  am  9Jereinü 
gungdpunlt  jweier  ober  mebrerer  iöabnlinien  beiden 


m  4.  «nWug.  obft  flberganSlbaDn(of. 

Jlnj^Iuv,--  ober  übergangdbabnböfe.  Sei 
ber  gewöhnlichen  gorm  (f.  gig.  4)  liegen  Gmpfangd^ 
gebdubc  unb  iöabnfteig  (Perron)  auf  berfelben  Seite 


ber  SBabnlinien.  Sei  bet  teilförmigen  »norb* 
nung  (f.  §ig.  5)  befinben  ftd)  Gmpf  angdgebdube  unb 


Digitized  by  Google 


272 


93al)nf|öfe 


SBa^nftei^  in  bem  burd)  bie  jufammenlaufenben  2v 
nten  gebildeten,  nur  an  bem  einen  ©nbe  burd) 
©IciSücrbinbungen  begrenzten  leilförmigen  SRaum. 
Serben  bagegen  (f.  fjtg.  6)  ßmpfangägebäube  unb 
93abnfteig  an  beiben  Gnben  burd)  Scbienenocrs 
binbungen  jmifdjen  ben  £auptgleifen  umfdjlofjen, 
fo  entftebt  ein  Snfelbabnbof. 


ftig.  C.  SfnfflfcaljitW. 

3lm  Sdmittpunlte  smeier  ober  mehrerer  93abnen 
mit  rege Imdfeig  burebgebenbem  3uöbetricb  wer» 
ben  Ärcujungäbabnböfe  angelegt.  Sie  Ärcu= 
jung  ber  £>auptgleifc  wirb  gewöhnlich  burd)  Über» 
ober  Unterführungen  außerhalb  beS  93abubof$ 
bewirft,  wdbrenb  i  n  n  e  r  b  a  t  b  beäfelbcn  bie  erf  orber: 
lieben  Scbienenoer  binbungen  311m  raffen  Übergang 
ber  3$agen  unb  3üge  hergestellt  unb  )u  biefem  3mecf 
bie  ftd)  febneibenben  93afmcn  auf  eine  gewiffe  Sdnge 
in  gleicher  £öbe  geführt  werben.  3ft  bic-5  niebt  an- 
gdngig,  fo  erhalten  bie  beiben  93al)nen  ihre  eigenen, 
in  oerfdjiebener  6öhe  liegenben  3wifd)enftatio' 
nen,  welche  nur  mit  ihren  (Snbpuntten  am  Äreuj« 
puntt  ber  33abnen  jwedS  Übergange  ber  ©üterwagen 
oerbunben  fmb;  ber  Übergang  ber  üRetfenben  wirb 
bann  burd)  Jreppcn  »ermittelt.  Solche  Anlagen 
beiden  treppen»  ober  93rüdenftationen,  auch 
Surmftationcn. 

9tad)  bem  Umfang  be$  9}erfebr3  unterfebeibet 
man  "oauptbahnböfe,  mittlere  unb  tleine 
93.,  letUcre  teilt  man  mieberum  in  .ftalteftellen 
für  93erfonen;  unb  ©üteroerfebr,  nur  für  ^erfonen-- 
oerfebr  unb  nur  für  ©üteroerfebr,  Untere  werben 
aud)  Sabeft  eilen  genannt.  93et  ben  beutfeben @if  em 
balinen  werben  nad)  bem  93unbe3rat§bcfd)lufj  Dom 
26. 9coo.  1885  alle  i'lnbaltr  unb  2lufentbalt«ftellen 
al$  Stationen  bejei  ebnet  unb  bie  Stationen  ein: 
aeteilt  in  33.  (Stationen  mit  bebeutenberm  Bei« 
febr),  fcalteftcllen  (Stationen  mit  geringem 
Vertehr,  bie  mit  minbeftens  einer  2Bcicbe  für  ben 
Bffentücbcn  Verlebt  »erjeben  ftnbj  unb  .v>altc 
punttc  (Stationen  ohne  ©eiebe). 


fabren  ber  3üge  ju  ermöglichen.  ($n  Seutfcblanb 
befabren  bie  3üge  auf  boppelgleifigen  23abnftreden 
baä  in  berftahrtridtfung  redjta  liegenbc  ©leiS,  §.21 
be$  93abnpoli}eireglcmentä  [f.  ©atjnpolijei] ,  w&b- 
renb  in  anbernCdnbcrn  aud)  ba$  linfsliegenbe  ©leiä 
befabren  wirb.)  Sie  ©leife  XIX  unb  XX  gehören  ber 
abjmeigenben  93abnlinie  an.  Sie  ^ebengleife  III 
bi-?  XII  fmb  burd>  bie  SBeidjen  5  bis  13a 
(SHeicbenftrafie)  untereinanber  oerbunben; 
auf?erbem  fiebert  bie  9cebengleiic  VII  bis 
XIV  noch  burd)  Srebfcbeiben  ®  (f.  (Fiiem 
babnbau)  miteinanber  in  Verbinbung. 
(Sine  Srebftbeibe  befinbet  ftd)  aud;  oor  bem  fegment» 
förmigen  iiolomotiofdjuppen  mit  ftemförmiger  Slm 
orbnung  ber  ©leife.  Sluf  ben  engl,  unb  ameril. 
difenbabnen  (l'onbon  unbßbicago)  ftnb  bie  ©üter« 
babnböfe  jmedS  möglicbft«5Haumerfparni«  üielfadb 
in  mebrent  (bis  brei)  ©efeboffen  angelegt.  Sie  3üflc 
ober  3ugtet(e  werben  mittele-  bpbraulifdjer  3Iuf jücje 
auf  unb  ab  beförbert. 

Sie  £>o cb bauten  ber  93.  umf äffen  bie  93au« 
werfe,  welche  für  bie  Slbfertigung,  ben  Aufenthalt 
unb  bie  Verpflegung  ber  SHeifenben  unb  für  bie  Ver- 
waltung beftimmt  finb.  <yür  Heine  93.  (3»H  Aen* 
ftationen)  mit  geringerm  Verfebr  mag  Jia.  3 
unb  4  auf  2af.  IV  als  93etfpiel  ber  üblichen  Jln= 
lagen  gelten.  Sie  SRcifenben  betreten  baS  93abn= 
bof3geb5ube  a,  löfen  am  Schalter  beS  StationS* 
bureaud  d  ihre  ^ahrfarten,  oerteilen  fldb  in  bie 
SBarteräume  b  unb  c,  weld>e  unmittelbaren  3U' 
gang  jum  S3abnftcig  haben;  f  bejeidmet  baS  ffltrt= 
f'djafW:  unb  Setirabengebäube,  g  einen  uerbedten 
©ang.  ©leid)  an  ba§  93ahnhof^gebäube  f djUefet  fid) 
ber  ©üterfdjuppen  e.  93ei  ftärlerm  SUerlebr  wer» 
ben  bem  S3au  eine  Keftauration  mit  Iflüffett  unb 
üüdie,  ein  3immer  für  ben  StationSoorfteber  unb 
größere  SBarterdume  jugefügt.  Sebhafter  ©ütcr- 
»ertebt  erforbert  eigene  Sdhuppen  mit  gefonbertem 
93ureau.  3m  Dbergefd?ofe  be«  93abnbofSgebäubf§ 
befinben  fich  Wohnungen  für  33e= 
amte.  ©röf>cre  Stäbte  bebürfen au& 
gebebnterev  Anlagen.  VJU^  il<eifpiel 
einer  folchen  gröjiern  Station 
mag  bie  auf  2af.  III ,  $ig.  1,  im 


Prir.  O.  8ch. 
Ott.  Sch.  .  . 
K.  O.  .    .  . 


Sig.  7.  S3aljn$of  gtrinflfrn  Scrrc^r*  (Smif^rnftation). 

SJriDatgütfrfdjuppfn.    I   Br  »runnciu    |   W  ©Srtftbubf 

«üictjd)iq»ptn.  H  Äof. 

St  8ta 


:taa. 


I— III 
1-3  . 


-)h.  btt  (Blei 
«r.  6« 


i'Uö  33eifpiele  für  bie  Slnorbnung  x>on  93.  ge= 
ringern  93erlchr«  bienen  bie  in  5ig.  7  unb  8  bar= 
geftelltcn  3wi)d?enftationen,  währenb  §ig.  9  eine 
ilnfdilufeftation  mittlem  93ertebr3  mit  leilförmiger 
Slnorbnung  3eigt.  $n  biefer  Äigur  fmb  bie  burd)* 
gebenben  ©leife  I  unb  II  mit  ftdrtern  Strichen  pon 
ben  Dtebengleifcn  III  bi3  X\TU  unb  XXI  unb  XXII 
herausgehoben,  wobei  jeber  einzelne  Strich  ein  ©leid 
(jwet  mjammengehörige  Schienenftrdnge)  bejeiebs 
net.  3wtfcben  ben  Äilometerftationen  23,i  unb  23,8 
finbet  eine  Üreujung  ber  t>auptgleife  I  unb  II  ftatt, 
um  ben  Übergang  oom  JHedjtgfabren  }um  2int^ 


©runbri^  bargeftellte  Stationdanlage  tti  1867 
erbauten  93abnbof£  ju  Stuttgart  bienen,  ba3  jroci 
üherbedte  fallen  mit  jwifchenliegenbcn  SDarte» 
unb  93erwaltungdrdumen  beft|t.  93ei  bem  ©runb= 
nn  bejeid)net  a  ben  Eingang  unb  bie  Vorhalle, 
auf  beren  beiben  Seiten  ftd)  Schalter  b',  b",  b'", 
b""  befinben.  Sie  SRdume  c',  c"  bienen  jur  ©c^ 
pdd=  unb  Gilgutabfertigung,  d',  d",  d'"  finb  Hu$- 
gdngc,  e  Jclegrapbenamt ,  f ,  f '  ©epddrdume,  g7, 
g"  «ßoftbureaud,  h',  h",  h'"  Söartefdle  erfterÄlafie 
unb  üorbcbaltene  8immer  für  ben£of,  i  Samern 
jimmer,  k',  k"  ffiartefaal,  1'  1"  93abnbofgwtrt» 


Digitized  by  Google 


93af)nf)öfc 


273 


fdjaft  jtoeittr  fltafic,  m',  m"  SBartefaai,  n  93abm 
WSroirtfdjaft  brittcr  fllafle,  o  iüetroaltunflÄflc^ 


bdub«.  5Die  SJafanftciae  unb  ©leife  fmb  wie  bei 
ben  meiftcn  örö&eru  ^erfoncnbabnbßfen  mit  ©la* 


>TT4 


Iii 

9«  5  *:  ^ 

ISIS! 


3  J)  A 

B  »Ob 

■e  o< 

■  t 


j  IKJf 

et   C  £  £  c  H 


2  K 


Iii! 


1  gl 

BD    M »» 
K 

I  AJ5ä 

i  _ 


5 


I 


•  i  Ii] 

«  I    £  &  £ 


1  V 


»Mg 


«onufrfation».Cfrfon.    14.  «uB.   92.  V.  IL 


18 


Digitized  by  Google 


274 


93af)nf)öfe 


überbacbt  (f.Saf.IV,  3tg.2).  Sei  83.  oon  geringerer 
Sebeutung  ift  vielfach  nur  eine  überbadjung  be* 
Sauptbabnfteig*  angeorbnet  (f.  Jaf.  IV,  jig.  1). 

3u  ben  Socbbauten  gehören  aud)  bie  jabltcid) en, 
in  ber  JRegel  mit  Dienstwohnungen  oerbunbenen 
2Beid)enftellcr*unbSabnwärterbdufer.  Sei 
bem  auf  £af.  IV  in  ftig.  7  u.  8  bargeftelltcn  Sabn= 
wdrterbaufe  bcjcicbnct  a  ben  fjittt,  b  bie  ßüdbe, 
c  SBobnftube,  d  ßammer,  c  Stall  unb  f  ben  IBaäV 
raunt,  gig.  5  u.  6  jeigen  einen  Cotomotiojdbup* 
pen(Seijbau*)in  ?lnfid)t  unb  ©runbriß.  Die 
Serteilung  ber  Cotomotiocn  auf  bie  Sternförmig  an* 
georbneten  ©leife  erfolgt  burd)  eine  Drcbfcbeibe, 
wäbrenb  bei  reebtedigen  Schuppen  mit  parallelen 
©leifen  bie  Serteilung  burd?  eine  außen  ober  innen 


liegenbe  Sdjicbcböbnc  (oft  mit  Dampfbetrieb)  be 
"  eilt 

©üterfebuppen*  bar. 


wirft  wirb.   ftig.  9  ftellt  ben  Guerfcbnitt  eine« 


Der  ältefte  größere  beutfehe  Sabnbof  war  ber 
Seipjiger  Sabnf)of  juDre*ben  (1839),  ber  neben  jmei 
Serroaltung*gebäuben  au*  einer  4  ©leife  bedenben 
Salle  oon  50  m  Cdnge,  au*  einem  SHafdiinenbaufe 
für  6  2Jtafd)incn,  2  #ot*fcbuppen  unb  2  @üter= 
febuppen  oon  36  unb  25  m  Sänge  beftanb.  Xer 
Scblefifcpe  Sabnhof  bafelbft  (1848)  jeigte  bereits 
eine  Ülnlage  jweier  Gmpfang*gcbäube  iur  Seite  ber 
96  m  langen,  4  ©leife  flberipannenben  Salle.  Der 
(frühere)  Gentralbahnbof  »u  SRündjen  (1847)  jeidv 
nete  fidj  juerft  burd?  tünftlerifcbe  formen  au*.  3m 
allgemeinen  machte  ber  Sabnbof  *bau  in  Deuticb= 
(anb  bi*  in  bie  fccbjiger  oabre  nur  befdjeibene  frort 
fdbritte.  —  C  Her r ei  * ,  namentlid) Sien,  ging  mit 
ber  HuSbilbung  feinet  S.  ibm  anfang*  »orau*. 
Der  Sabnhof  (ffopfftation)  ber  Jtaifer-jerbinanb*: 
9(orbbabn  im  toman.  Stil  (1858-65;  \  Saf.  n, 
ftig.  1)  jeigte  werft  eine  großartigere  Gntfaltung 
(Soften  f  oft  2  3Jhll.  $1.).  3ur  5  (Steife  überf  pannenben, 
140  m  langen,  32  m  breiten  Sal  e,  welche  mehrere 
Utetct  über  Straßenböbe  liegt,  führen  pracbtoolle 
Sreppen.  Da*  Grbgefcboß  beherbergt  bie  ©epäd-,ba* 
Sauptgefdjoß  bie  StBarteräume.  Die  S.  ber  Staat*' 
bahn  (Salle  166  m  lang,  40m  breit),  Sübbabn  (1868 
erweitert;  Salle  142  m  lang,  36  m  breit),  Glifabctb«= 
bahn  (SBeftbabnbof,  Salle  161  m  lang,  27  m  breit), 
5ranj  =  3ofeph*babn  (1872  oollenbet;  Salle  139  m 
lang,  28,s  ra  breit),  Slorbweftbabn  (1870—73; 
f>aüe  126  m  lang,  39  m  breit;  Soften2V«üniU.5l.) 

§ib  gleichfalls  al*  flopfftationen  angelegt.  i\ bnüdje 
.  befinben  ficb  ju^rag  (Staat*bahnbof,  5ranj= 
Sofepböbabnbof),  unb  ju  Subapcft  (Cftbabnbof,  f. 
laf.  II,  gig.  2)  u.  f.  w.  —  3n  Gn^lanb  mußten 
bie  Sailen  noch  weiter  gefpannt  werben,  al*  bie* 
in  Cfterreid)  ber  Sali  ift,  ba  nicht  nur  4— 5  ©leife, 
fonbern  auch  bie  3ufubrftraßen  für  Drofd>ten,  Dm= 
nibuffe  in  fie  »erlegt  werben.  Der  gewaltige  Ser« 
febr,  bie  }ur  Bewältigung  be*fclben  ftd)  ftänbig 
nötig  madjenben  $inberungcn  unb  anbere*  bewürfen 
aber,  baß  man  burd)  bie  Conboner  SB.  nicht  in 
gleicher  SBeifc  einen  lünftlcrijcben  Ginbrud  gewinnt 
wie  bureb  bie  SBiener  S.  Sefttmmenb  für  ibre  äußere 
©eftaltung  ift  ber  Umftanb,  baß  fie  meift  inmitten 
ber  Stabt  liegen  unb  mit  großen  Sotcl*  in  Ser* 
binbung  ftehen.  ©rofeartige  Sauten  biefer  5lrt  f»nb 
bie  (Sharing:(£ro^Station  (Salle  166  m  lang,  50  m 
breit),  bie  Sannonftreet-Station  (Salle  200  m  lang, 
58m  breit,  33  m  bod?)  unb  bie  St. s^ancra*=  Station, 
beren  Salle  eine  Cdnge  oon  210  m,  eine  SBreite  von 
73  m  unb  eine  Söhe  oon  30,5  m  beutst,  vi bntiebe 
S.  pnben  ft<h  in  ben  großen  engl.  Stäbten,  fo  in 


ananchefter,  Siocrpool  u.f.w.  —  $ie  ^arifer  SB. 
uermögen  ben  Sergleich  mit  ben  Sonboner  nicht  au*= 
jubalten.  5)ie  ©are  be  reft  ift  eine  lünftlerifcb  reij* 
oolle,  aber  räumlich  befebeibene  Unlage,  bie  ©are 
bu  3Rorb  (1863),  mit  gewaltiger  3ac,abe,  breiteiliger 
Salle,  gehört  ju  ben  »ornehmftenScrlen  biefer  »rt. 

S)ie  beutfehen  SB.  nehmen  in  neuerer  3eit  bie  b«r* 
vorragenbfte  Stellung  ein.  ?sür  bie  SSabnbof*: 
anlagen  ber  ^Jrcu6.  StaatSbabnen  fmb  feit  1876 
runb  200  3Jcill.  3JI.  bewilligt  worben.  Der  gröfete 
SBabnhof  in  3)eutfchlanb,  unb  wohl  aud)  einer  ber 
bebcutenbften  ber  fflelt,  ift  ber  1883  —  88  bon 
Eggert  erbaute  Sauptbabnhof  (Ropfftation)  ju 
5ran!f  urt  a. SR., feiner 3eit  auf  runb  25 SRiu.  9R. 
wranfd?lagt.  Sluf  2af.  I,  Äig.  3,  ift  ba*  innere 
ber  Sailen  oeranfcbaulicbt;  Saf.  III,  $ig.  2,  }eigt 
ben  ©runbrife.  18  ©leife  führen,  9  s^erfonenbahn= 
fteige  umfd?liefeenb,  nad)  bem  flopffteig.  2)ie  hier« 
für  beanfprudrte  %\&djt  ift  168  m  breit  unb  330  m 
lang;  186  m  Cdnge  finb  oon  Sailen  überfpannt,  bie 
in  brei  Gimelbatfen  oon  je  56  m  Seite  unb  29  m 
Söhe  jerfallen.  3)a*  Gmpfang*gebäube  ift  über 
200  m  breit;  bie  Gingang*balle  tft  30m  breit,  55  m 
tief,  25  m  bc*  unb  in  difeu  aufgeführt.  Sluf 
Jaf.  lV,J«g.  10,  ift  ber  1882  tollenbete,  über 
19  amil.  5R.  foftenbe  Sahnhof  (3)urd?gang*ftation) 
ju  Sannooer  im  ©runbrifc  bargeftellt.  9leue 
großartige  Sabnbofäanlagen  befinben  fid)  femer 
inSremen,  2)üffelborf,  Salle,  Samburg: 
Slltona,Dre*ben  (f. unten)  unbftöln  (f.Xaf.I, 
5ig.  1,  unb  III,  $ig.  4).  Sud?  fünfter  unb  Gr* 
furt  haben  feit  1890  bej.  1894  große  Gentralbabn« 
pöfe.  Son  größern  S.  in  Serlin  fmb  ju  erwäh- 
nen ber  ^ot*bamer  (1870—72;  SaUe  172  m  lang, 
36  m  breit),  ber  fiehrter  (1869-71;  Säße  188  m 
lang,  39  m  breit)  unb  ber  auf  $af.  I,  ftig.  2  ab* 
gebilbete  Anhalter  Sahnhof  (Salle  167  m  lang, 
61  m  breit  unb  35  m  bod)).  Son  ben  beiben  207  m 
langen  Sailen  be*  Scblefifcben  Sahnhof*  in  Serlin 
ift  bie  eine  55  m  breit,  17  m  bod\  bie  anbere  37  m 
breit,  24  m  hoch.  Der  neue  Sentralbahnbof  in 
!Ulü  neben  ift  ein  mächtige*  Sauwerl  mit  ein* 
faeper,  nur  burd)  Söulen  getrennter  Salle,  bie  bei 
142  m  Cdnge  150  m  breit  ift  unb  16  ©leife  überbedt. 

Die  umfangreichen  Dre*bner  Neubauten  bil* 
ben  in  ihrer  ©efamtheit  eine  muftergültige  Sahn- 
bof «anläge  für  eine  moberne  ©roßftabt.  G*  gehören 
baju:  ber  *ßerfoncn*Sauptbahnhof  in  Dre*ben* 
Slltftabt,  ber  s£erf  onenbabnbof  in  5)re*ben'9leuftabt, 
ber  Sauptrangierbabnbof  mit  bem  Serliner  Sahnhof 
nebft  änfdjluß  eine*  Serfehr**  unb  SBinterbafen*, 
ber  ©üterbahnhof  in  Dre*ben=5leuftabt;  bie  Salt^ 
ftelle  an  ber  Settinerftraße  unb  ein  2Berlftätten« 
babnbof  im  Slnfcbluß  an  ben  Sflangierbabnbof. 
Durch  Anlage  be*  SHangierbahnbofe*  unb  burd)  bie 
Trennung  be*  ©üteroerfehr*  oom  ^erfonenoerlebr 
ift  ber  Setrieb  bebeutenb  oereinfadjt  worben.  Jnner* 
halb  ber  Stabt  finb  alle  Streden  als  Socpbabn  au** 
geführt.  Der  Sahnbof  ju  Sombap  ift  einer  ber 
prddjttgften  unb  größten  ber  9Belt  (Soften  50  3JUU. 
iU.if.Jaf.II,  ^tg.3). 

9iad)ftehenb  folgen  nodj  bie  2lbmeffungen  ber 
^crfonenhallen  einiger  anberer  größerer  S.  be* 
v\n:  unb  Sluelanbe*: 


1)  DIbt nb.  6taat<ba&n  ju  Olbrnburg,  905  m  lang,  19  m  brrit. 
ifirttrmb.  Staat ebabn  ju  Stuttgart,  jrbr  ^aOe  16C 
lana,  29  m  brrit. 


3)  Senträlbabtibof      äürt*.  169  m  lang,  so  m  brrit. 

4)  gcnd)urd)--Strcftftation  jufioitbon.l 80  in  lang, 48 ',,Tn  brrit. 
.s)  $abbingtonftotion  ju  Sottbon,  213  m  tang.  73  m  brrit 


Digitized  by  Googl 


I 


BAHNHÖFE.  IV. 


1<>.  llahnhof*nnlacf>  zu  Hannover. 


Brockhmui'  Kouveriation«  -  Lexikon.    14.  Aufl.    R.  A. 


Digitized  by  Google 


93af)nf>oflagentb  —  ©afjnfteig 


275 


6)  fting»QroBftation  *u  £onbon,  24'>  m  lang.  64  m  breit. 

7)  gime-Streetflation  ju  SJtuerpool,  115  m  lang  47  m  breit, 
s)  ©«bnljof     TOantfirfter,  im.'>  m  lang,  -H1^  m  umt. 

9)  ©abnljof     Sirmingbam,  256  m  lang.  68  m  breit. 

10)  $an*;£poit.TOtttdm(«baI)tt  ju  $art«,  220  m  lang.  43  m 

breit. 

11)  »abnb^St.^ajarc  ju  $ari*.  94  m  lanfl,  125  m  breit 

12)  ^ranj.  florbba&n  ju  ?art4, 180  m  lang,  70  m  breit. 

13)  Crlranäbabn  ju  HJaria,  2m>  m  long.  51  m  breit. 

fitttcratur.  filattich  unb  Wilhelm,  Ser  6ifau 
babnbo&bau  (8  i>cfte,  3iMen  1873—77);  tfcufmger 
Don  2Balbegg,  .öanbbud)  für  fpecielle  @ifenbabn= 
teebnil,  33t».  1  (Öpj.1877);  SBulft,  Sa»  6ifcnbalm= 
I5mpfang»gcbäube  (ebb.  1882);  Dlindlafe,  91cue 
*.Normalbabnbof»anlagen  (BcrI.  1883);  Babnboi»; 
anlagen  (^öf .  2  ber  «(Sifenbahntccbni!  ber  ®cgcu= 
roart»,  bg.  von  Blum  u.  a.,  BÜffb.  1898). 

Satinfjoflagcrtib  (Babnbof  reftante)  be  = 
ftimmte  ®ütcr,  Senbungcn,  bei  benen  ber  51  b- 
fenber  porfebreibt,  ban  fie  jur  Slbbolung  auf  bem 
Bahnhof  liegen  bleiben  follcn  (f.  Beftätterung). 

^ahnbuuMiiiin-t  tor,  f.  QJnenbabnbeamte. 

®af)nf)of$tommaitb<tnt,  f.  äJttUtfttantfporh 
0Tbnuna.cn.  Ibabnbeamtc. 

üBarjnrjofäUorffnttb,  ®abnmeifter,  f.  Qifeif 

»Pannorbnrtng  für  bic  ?icbencifcnbabnen 
Seutfcblanbü,  f.  Bahnpolizei  unb  (?tfcnbabn= 
betricböorbnung. 

•Bahnplaiium,  f.  (»ifenbabnbau. 

©atjnpolijei,  bic  tfürforge  be»  Staates  für  bic 
Sicherheit  unb  Crbnung  bei  (lifenbabnbetriebe» 
unb  (üfenbabnpcrfebr».  Sie  roenbet  ficb  gegen  bie 
Bahnen  (Babnbau*  unb  Babnbetrieb»polijci)  unb 
gegen  ba»  Bublifum  (B.  im  einurn  Sinuc).  l'efc= 
texe  üben  alle  bem  allgemeinen  Bcrfcbr  geöffneten 
Bahnen,  niebt  blof>  Staatsbabncn,  Iraft  übcrtra= 
gung  feiten«  bc»  Staate«  au»;  ibre  Beamten  Pom 
Sirettor  bi»  berab  junt  "Sortier  fmb  tfifenbabn- 
polijeibeamte  gegenüber  bem  Bublifum.  Sie  hier- 
für mafcgebenben  Beftimmungeu  fmb  meift  in  bc; 
fonbern  Babnpoliicireglement»,  Babn  =  ober  Be= 
triebSorbnungeu  enthalten.  Sn  S  e  u  t  f  dj  l  a  n  b,  ido 
ba»  :Hecbt  jum  (*rlafc  pon  Babnpolueiperorbnuugcn 
im  Ulrt.  43  unb  45  ber  iHeidi»perfafiung  bem  "Mute 
oorbebalten  ift,  unb  nacb  2lrt.  7,  sJir.  2  Pom  Bun= 
beeratc  ausgeübt  roirb,  ift  ba»  letite,  nur  für  Bolh 
babnen  (f.  Cif  enbabnen)  ergangene,  B  a  b  n  p  o  l  i  j  e  i  -• 
reglement  Pom  30.  s3lop.  18hn  unb  bie  Babnorb* 
nung  für  Gifenbabncn  uittergeorbneter  Bcbeutung 
com  12.  3"nt  187«  burd)  bie  am  1.  San.  1880  in 
Hraft  getretene  «Betriebcorbnung  für  bie  öauph 
ciienbabnen  ScutfManb»»  Pom  30.  ^unt  1802 
unb  bic  «Babnorbnung  für  bic  Webeneifen  bahnen 
Seutfcblanb»  »  Pom  ö.  Suli  1892  erfcht  rcorben. 
Slufeerbem  entbaltcn  babnpolijetlicbc  Borfcbriften 
bie  jugleid?  erlafjene  «  Sigualorbnung»  (f.  C^ifen- 
babnfignale),  bie  «formen  für  ben  Bau  unb  bic 
2lu»rüftung  ber  .Oauptcifenbabnen  Xeutfcblanbä» 
unb  bie  a^eftimmungen  über  bie  Befähigung  pou 
Cifenbabnbctrieb^bcamtcn»  (f.  (Jifenbabnbeamte ). 
Wai  bieBetrieb^orbnung  Pomsl?ublifum  poli;cilid> 
verlangt  CJiiebtoffncn  u.  f.  ro.),  baS  maebt  fic  für  ben 
Uaffagicr  aud?  noch  ju  PcrtragSmäfeiger  $ervflicb< 
tung.  Sie  Bcrtragobcbingungen  enthalt  bic  «'Her» 
febräorbnung  für  bie  Gijenbabncn  Xeutfcblanb*» 
vom  15.  3iod.  1892  (f.  Betricbereglemcnt  unb  Gifen= 
babn  =  Bertebräorbnung).  Bapcrn  regelt  infolge 
beä  iReferpatred'td  bie  B.  Pon  ftch  au»,  bod>  bat  c-3 
bie  Pom  J){cidie  erlaffenen  SJorfcbriften  übernommen 
unb  bie  neue  Betrieblorbnung,  bic  Babnorbuung, 


bic  Signalorbnung  unb  bie  formen  10.TeM892, 


bie  Berfebryorbnung  bagegen  febon  4.  Se?.  1K92 
*  in.  1893  eingefül 
iefer  SJorfdjriften  f.  (5ifen= 


mit  («ültigleit  Pom  1.  ^an.  1893  eingeführt.  v3Idbc« 
re»  über  ben  Inhalt  biefei 


babn:5ktrieb»orbnung. 

3n  Cfterreid)  bilbet  bic  ©runblage  ber  B.  bic 
33etrieböorbuung  Pom  16.  vJIop.  1851.  $n  ^ng^ 
lanb  befteht  iveber  eine  allgemeine  Betriebt  nod? 
eine  allgemeine  Bertcbr»orbnung.  JieBorfcbnften 
für  bie  Söabnperroaltungcn  finb  meift  in  ben  Pom 
ftaitbelSamt  beftätigten  unb  mit  geringen  Jlbroeü 
ebungen  für  alle  Bahnen  geltcnbcn  Kegulations 
and  Knies  enthalten.  Xie  Beftimmungen  für  ba3 
^ublitum,  pon  ben  Babnen  fclbft  erla||en  unb  Pom 
Öanbelüamt  beftätigt ,  werben  in  ben  ^abrpldnen 
peröffentlicbt  unb  fmb  bei  ber  l^ehrjabl  gleid^lau^ 
tenb.  ^n  Stalten  beftebt  ba8  Babnpoliicircglc= 
ment  Pom  31.  Clt.  1873.  Stt  jjr  an  fr  cid?  ift  bic 
B.  bureb  bad  ©eich  vom  15.  ^uli  18-15  unb  baö 
jleglement  Pom  15.  9ioo.  1846  geregelt.  $ür  bie 
Scbmcij  befteht  ein  eigene»  Bunbcigefeh  Pom 
18.  gebr.  1878.  RujllOTlb  enthalt  ba*  I5ifeu< 
babngefe^  Pom  12.  S"m  1885  febr  ausführliche 
babnpoliteilidic  Boricbriftcn.  S"  Slmerita  fehlt 
e»  an  foldien  Borfcbriften  faft  gänzlich.  Sie  folgen 
ber  Berfcbicbenbcit  fmb  Ünregelmajngfcitcn,  Be« 
trieböftörungen  unb  UnglüdrfäUe.  Dtan  erftrebt 
baber  einheitliche  Borfcbriften. 

tBarftipoltjeircglcntcitr,  f.  Bahnpolizei 

»•iMthuiuittnmt,  f.  ^ahrenbe  Boftdmter. 

•iMiIntiaimtcr,  f.  (lomcatcbcr. 

•synlinfcn,  $ul.  i^riebr.  3lug.,  Bbilofopb,  geb. 
30.  HJdrj  1830  ju  lonbent  in  Scbleeroig^olftcin, 
ftubterte  l'eit  1847  ju  Kiel  Bbilofopbie  unb  Bbilo« 
logic,  fdmpfte  1849  alö  ^reimilliger  gegen  bie 
Säuen  unb  feljte  bann  feine  Stubien  in  Bübingen 
fort.  (!r  rourbe  1858  i'ehrer  am  ©pmnafium  ju 
Jlnllam  unb  1862  an  ber  hohem  Büjgerfcbule  (feit 
1875  Brogpmnafium)  ju  l'auenburg,  n?o  er  7.  Sej. 
18S1  ftarb.  B.  ift  ein  ^ün^cr  unb  Jortbilbner 
Scbopenbaucr»,  hoffen  i'cbrc  er  teil»  inbipibualiftU 
frber  ju  geftaltcn,  teil»  mit  einer  bialeftifcben  Mtta- 
phpftt  im  Sinne  Jncgel»  ju  lombiniercn  Pcrfucbt 
bat.  Sn  einer  Selbftentjroeiung  bc»  Hillen»  unb 
im  Siberfprud)  beftebt  V\e  Wtlt.  6ie  tann  babet 
treber  erlöft  nod)  ertannt  merben.  Seine  Haupts 
febriften  ftnb :« Beiträge  jur Gbarafterologie»  (2Bbe., 
2vi-  1867),ul'(ofaifen  unb  Silhouetten-  (ebb.  1877), 
«Sa»  2ragifcbe  al»  ©eltgcfet}  unb  ber  Jnumor  alö 
äfthetiiebe  öcftalt  bed  Wctapbpftfchcnn  (ebb.  1877), 
•  Ser  B3iberfprud?  im  5Biüen  unb  ®efcn  ber  s4Pelt» 
i  Berl .  1 88<J-8 1). — Bgl.  (?.  Pon  £>artmann,  Q'm  $ün-. 
ger  Sd^opeubauer»  (in  «<  Unfere  3«t  *.  2pJ- 1876, 1). 

©armfon/^efper^efperfen,  bän.5{rieg»minifter, 
geb.  18.  Wop.  1827  ju  Jaarupgaatb  bei  iöiborg, 
würbe  1853  5lrtillerieleutnant,  1856  Hauptmann, 
1879  Cberft  unb  jugleicb  Separtementöcbef  unb  «'lb 
tciluug*>bireltor  im  ftrieg-Jminifterium,  1889  (9c- 
neraL  Seit  1884Ärteg*minifter,  bat  er  bie  Befefti^ 
gung  5?openbagen>?  jum  ieil  burebgefübrt,  in  ftetem 
Kampf  mit  ber  IKebrbeitbe»  ^olteting^.  ^ad)  bem 
2lu»gteicb  nahm  er  1894  feine  Gntlaffung  unb  trat 
1897  in  ben  Slubcftanb. 

^nhttürtg,  Berron,  ein  im  Slnfcbluü  an  bol 
Gmpfang»gebäubc  einer  Gifenbabnftation  parallel 
mit  ben  ©leifen  bergcftellter,  befeitigter,  offener  ober 
bebedter  Bläh»  uon  bem  au»  ber  ?lb=  unb  3ugang 
ber  9iei)"cnben  pon  unb  nad)  ben  3ügen  ftattfinbet 
(f. Bahnhöfe).  3n  perfebiebenen  Staaten,  in  Seutfd)^ 

18* 


Digitized  by  Google 


27G  $0$llM"  — 

lanb  fett  1894  auf  ben  -jkeui"..  Staat*babnen,  feit 
1895  auf  bem  3J1  ünrtener  Gentralbabnbof,  feit  1898 
aud)  auf  ben  Sädbj.  Staat*babnen,  beftebt  eine  fog. 
33abnfteigfperre,  b.  p.  ba*  83etretcn  be*  33.  ift 
bem  nicht  mit  gabrtarten  »erfebenen  ^ublitum  nur 
gegen  Cöfung  »on  93abnfteigtarten  geftattet. 

>8abnf urf)cr,  im  wefentlidjen  ein  parallattifd) 
aufgeteilte*  fternrobr  (f.  ^araUattifd^eStufftellunfl), 
bei  bem  aber  aufier  ber  Srebung  um  bie  Stunben* 
unb  Setlination*adjfe  aud?  nod)  bie  Srebung  um 
eine britte  Hcbfe  mftglicb  ift,  beten  Stellung  ju  bief en 
beiben  innerbalb  gewifier  ©renjen  beliebig  geänbert 
werben  lann.  Ser  33.  eignet  fiä>  jum  äufiudjen  »on 
Kometen,  beren  SBiebertebr  man  erwartet,  beren 
Söabn  aber  nidjt  [\ä)tx  betannt  ift. 

©afjnhjärter,  f.  Gifenbabnbeamte. 

SBabnhmrtcrbauS,  f.  33almbofe. 

Ktobr,  6anbel*gewid)t,  f.  33abar. 

©agr  ober  33abri,  im  3lrabifd>en  fooiel  wie 
OTeer  ober  grofee*  ©ewäffer;  j.  93.  SB.  el^Slfabab, 
83.  el«3lbiab,  33.  Sut,  Sabrt  Sßenebit  (ba*  Moria* 
tifcbe  SMeer). 

»afct,  Hermann,  Scbriftfteller,  f.  33b.  17. 

»äfcr,  ©eorge,  33aumetfter,  geb.  15.  ÜHärj  1666 
ju  ftürftenwalbe  in  Sadjfen,  geft.  16.  ÜJtärj  1738 
ju  Sre*ben.  5118  9kt*jtmmermeifter  in  Sre*ben 
baute  er  1726—40  bie  Sre*bener  tfrauenlirdje  mit 
ber  berübmten  Kuppel.  33.  löfte  bamit  bie  Stuf  gäbe 
einer  »rot.  Genrrallirdje  in  »ollenbeter  SBeife  unb 
fdjuf  ein*  ber  öauptwerte  be*  beutfjben  33arodftil*. 
Cl$fll.  Sponfel,  Sie  ftrauenlirdje  ju  Sresben,  Sreeb. 
1894.)  Gr  baute  »orber  ba*  fcötel  be  Sare  (1713— 17) 
unb  ba*  33ritifb  äotel  (1720)  in  Sre*ben,  bie  Kird?en 
ju  £ofd)Wi&  (1708),  Sdjmiebebergi.  6.  (1713—16), 
fcobnftein  (1725— 26),  Klingentbai  i.6.  (1722—36), 
Sreifönig*tird)e  in  Sre*ben  u.  a..  in  benen  er  mit 
Erfolg  bie  9ßrebigttird)e  burcbjubilben  ftrebte. 

«äfjr,  ^ob.  Gbnftian  gelir,  ^bilolog  unb  VUtcr- 
tum*forfcber,  geb.  13.  3uni  1798  in  Sarmftabt,  be- 
fud)te  bie  Uni»erfität  )u  fceibelberg,  habilitierte 
fid>  bafelbft  1819  unb  würbe  1821  flfrofeffor.  Seit 
1832  ftanb  93.  aud;  an  ber  Spifee  ber  bortigen 
Uni»erfität*bibliotbet.  Gr  ftarb  ju  ßeibelberg  in 
ber  Hadjt  »om  28.  jum  29.  J?o».  1872.  33.  madjte 
fid)  belannt  burd>  3lu*gabcn  ber  93lutardjf<ben  33io* 
grapbien  be*  Sllcibiabc*  (£eibelb.  1822).  ferner  be* 
UJbüopömen,  glamtniu«,  $prrbu*  (£pj.  1826). 
3lufeerbem  erläuterte  33.  bie  S3rudjftüde  be*  Ktefm* 
(ftranlf.  1821).  6eine  öauptwerle  finb  bie  « ©e* 
fdjidjte  ber  röm.  fiitteratup»  (Karl*r.  1828;  4. 3tufl.( 
3  33be.,  1868—73),  woran  ftd)  ein  4.  33anb,  brei 
Supplemente  entbaltenb:  «Sic  djriftl.  Siebter  unb 
©cfdndjtfcbreiber  9iom*»  (ebb.  1836;  4.  StufL  1872), 
'Tie  d-niti.-röm.  Jbeologie»  (ebb.  1837)  unb  «©e= 
fdncbte  ber  röm.  Sitteratur  im  tarolingifdwn  ;\c\<- 
alter»  (ebb.  1840),  anfdjlicfet,  unb  bie  lat.  S3carbei= 
hing  be*  «fcerobot»  (2.  SlufL,  4  33be.,  i'pj.  1855— 
61).  Seit  1834rebigterte  er  mit  Sd?loffer,  feit  1847 
allein  bie  «fceibelbcrger  ^abrbüaber». 

Ȋbt,  Otto,  Surift  unb  ^olititer,  geb.  2. 3uni 
1817  ju  gulba,  ftubierte  in  Harburg,  ©bttingen 
unb  ^eibelberg  9iea>t*:  unb  6taat*wiüenfa>aften, 
trat  in  ben  turbeff.  6taat*btenft  unb  Würbe  1849 
Dbergerid)t*rat  in  Gaffel.  S3ei  bem  Sierfaffung*: 
tam»f  (1850)  nabm  er  innerbalb  feine*  ©mit* 
an  ber  93erteibigung  ber  33erfaffung  Anteil.  3"! 
folgebeffen  würbe  er  1851  an  ba*  Dberaericbt  in 
gulba  »erfe^t.  1856  würbe  er  an  ba*  Dbergeridjt 
ju  Gaffel  jurüdberufen,  1863  jum  Dberaprellation*' 


Öa^rain*3n|elit 

gerid)t*rat  bafelbft  beförbert.  1867  trat  er  in  ba* 
für  bie  neuerworbenen  $ro»injen  gebilbete  8»»eb 
lation*aeridjt  ju  33erltn  ein  unb  würbe  »on  ber 
6tabt  Gaffel  jum  SRitglieb  be*  9teid>*tag*  unb  be* 
preuS.  Slbgeorbnetenbaufe*  gemdblt,  welken  Mor 
perfebaften  er  '12  %ibxt  lang  angeb&rte.  Gr  fd?lo| 
fid?  bort  ber  nationalliberalen  «Partei  an.  1875  unb 
1876  war  er  an  ben  Arbeiten  ber  9teid)*jufti$tom= 
miffion  beteiligt.  1879  würbe  er  jum  9teia)*geri(bt*- 
rat  in  Seipjig  ernannt,  muffte  jebod)  wegen  lörper- 
lidjcr  Ceiben  bereit*  1881  bort  au*fdjeiben.  Gr  ftarb 
17.  ftebr.  1895  in  Gaffel.  Seine  ÜDlonograpbie  «2)ie 
Slnerfennung  al*  93erpflid)tung*grunb»  (Gaff.  1855 ; 
3.  Aufl.,  £pj.  1894)  wirtte  epocbemad>enb,  ebenfo 
«2>er9led)t*ftaat»(@ött.  1864).  8tufeerbemf(bricb33. 
«2)er  beutfd?e  Gtoilprojefe  in  praftifdjer  33etbdti= 
gung«>  (  >na  1885),  « ^od?  ein  SBort  jum  beutfcben 
Gioilprojefe»  (ebb.  1886),  «3)ie  ^rowfe»Gnquete  be* 
^rof.  3Bad?»  (Gaff.  1888),  «^ur  Beurteilung  be* 
Gntwurf*  eine«  33ürgerlidben  ©efefcbudj*»  (ÜDcüncb. 
1888),  «©egenentwurf  ju  bem  Gntwurf  eine*  33ür 
gerlid?en  ©efefebud;*»  (Gaff.  1890—  92  ,  6  fiefte), 
«2)a*  33örfenfpiel»  (£pj.  1894),  «3)a*  Xonfpftem 
unferer  3Jlufit»  (ebb.  1882),  «Gine  beutfdje  Stabt 
»or  fed?jig  ^abren.  5fcilturgefd?icbtUcbe  Slijje»  (ebb. 
1884;  2.  Slufl.  1886)  unb  «2)a*  frübere  flurbefien« 
(Gaff.  1895).  Seine  «©efammelten  Stuffdfee»  er^ 
fdjienen  in  2  93dnben  (Cpj.  1895). 

*  a  b  r  a  t  n=3  uf  c  l  n  ober  Soal^nfeln,  ©ru»pe 
»on  ^nfel"»  30»*  km  ©on  ber  arab.  Seite  be*  ^ier= 
fifeben  3)leerbufen*  entfernt,  unter  26°  norbl.  33r. 
unb  50°  39'  6ftt  2.  »on  ©reenwidj,  in  einer  im  SD. 
»on  ber  jjalbinfel  Aatar  unb  im  »om  9ia* 
Sannura  begrenzten  33ai  (f.  Karte:  SBeftafien  II, 
beim  Sirtitel  Elften).  Sie  33e»ölterung  beträgt  etwa 
68000,  bie  3abl  ber  Dörfer  50,  ba*  «real  etwa 
600  qkm.  Slm  bebeutenbften  ift  33abrain  ober 
31  »al,  ba*  alte  2p lu«;  bie  anbern  fmb  (leine 
Gilanbe.  93abrain  erftredl  fid)  41  km  »on  SR.  nad) 
S.,  mit  einer  größten  breite  »on  15  km,  ift  im 
3nnem  etwa*  gebirgig,  an  ben  Hüften  febr  flacb 
unb  »on  »ielen  Sanbbänten  umgeben.  Ter  33oben 
ift  guellenreid)  unb  febr  ergiebig  unb  liefert  »iel 
Satteln,  femer  ÜHanbeln,  Öimonen,  ©ranatdpfel, 
2Bctn,  feigen,  SBJeijen  unb  ©erfte.  BDicnama,  bie 
Öauptftabt,  am  norböftl.  Gnbe  ber  3nfel,  ift  £)an- 
be(*mittelpuntt,  jdblt  etwa  25  000  G.,  ift  gut  gebaut, 
befittt  jwei  ^äfen,  einen  reuten  33ajar  unb  gro^e 
Äarawanf  craien  jur  Slufnabme  ber  jablreid?en  Mau  r  - 
leute,  weld?c  jur  3eit  ber  ^alnfdberei  (Slpril  bi* 
Dttober)  f»d)  hier  einfmben.  Kleiner  (22000  G.) 
ift SJtabarrat  (ÜJtobaret),  ber  Si*  be*S<beid)* 
unb  be*  engl.  Dieftbenten,  mit  ber  Stabt  31  r  a  b  (Ara- 
dus  be*^ltniu*).  Sie  bcbeutenben^erlbänte  liegen 
in  einer  Sief  e  »on  15bi*60m  unb  erftreden  fid)  in 
einer  2lu*bebiiung  »on  300  km  »on  ben  33ibbulf*= 
infein  füboftlid)  bi*  Scbarbfdja.  3***  -8eU  ber  ^Serl- 
fxfeberei  »erfammeln  ftd)  biet  über  400  33oote. 
33on  ben  SUlufdjeln  taufen  gegen  brei  SBterteile  bie 
iöiububänbler.  1898  betrug  ber  fflert  ber  3lu*fubr 
496  305  ^f  b.  St.,  barunter  perlen  299  563  ^f  b.  St.  | 
bie  Ginfubr  551728  »fb.  St. 

Sie  ^infeln  waren  fajon  ben  Sllten  betannt.  Sie 
33ortugtefen  befefeten  bie  %v\t\  S3abrain  1507  unb 
betrieben  bie  $erlenfifcberei  auf  eigene  SHedjnung. 
^ad?bem  ib,ncn  Sd?ab  3lbba*  L  1622  Drmu*  ent= 
riffen,  mußten  fie  aud)33abrain  aufgeben,  umbeffen 
S3ertft  nun  93erfer  (Sdjab  9tabir  eroberte  fie  1735) 
unb  3lraber  ftritten,  bi*  ein  Stamm  ber  lefctern,  bie 


Digitized  by  Google 


93af)raitfd) 

Atbubi«,  ftd)1784  bei  3nfel  bemächtigten.  1867 
oerfcinberte  ßnglanb  einen  neuen  Anncrton*r»erfudj 
bet  Werfet  unb  nahm  bie  ®ruppe  unter  feinen 
Sdm&.  —  33gl.  «JBüftenfelb,  33a&rein  unb  3emäma, 
nach  arab.  ®eograpben  (®ött.  1874);  33ent,  The 
Bahrein  Islands  (in  ben  «Proceedinga  of  the  Royal 
Geographica!  Society»,  33h.  12,  Sonb.  1890). 

«atirairfd),  Stabt  in  ber  inbobrit.  Tronin» 
Dubb  (f.  b.). 

>öa  h  rampur,  Stabt  in  «Bengalen,  f.  33arbampur. 

»at>r  beia«ma,  ein  SBabt  (f.  b.)  in  ber  «Rubi* 
fdjen  «iüüfte  unter  22°  nörbl.  33r.,  ba*  man  irrtüm« 
lieb  für  ein  alte*  Strombett  be*  «Jlil*  gehalten  bat. 

Stabrbr,  Karl  ftriebr.,  Ipeoloa  ber  Auftldrung*- 
periobe,  geb.  25.  Aug.  1741  ju  !öifd)of*werba  al* 
Sobn  be*  1775  al*  «JJrofeffor  ber  Jbeoloaie  ju 
Seipjig  geftorbenen  3ob.  ftriebr.  93.  3u  Seivjig 
unb  Sdjulpforta  »orgebilbet,  ftubierte  33.  feit  1756 
ju  Seipjig  Rheologie  unb  würbe  bort  1762  Katechet 
an  ber  «JJeterdltrdie,  1766  auperorb.  «Jkofeffor  ber 
biblifcben  «Jtyilologie.  93.  lehrte  unb  prebigte  mit 
33eifall,  warb  aber  wegen  lieberlidben  ©anbei*  au« 
Seipjig  entfernt.  1768  erhielt  er  bie  «JJrofejfur  ber 
biblifd?en  Altertümer  ju  Arfurt  unb  wanbte  fid) 
bem  SRationali*mu*  ju;  1771  warb  er  «JJrofeffor 
unb  «jjirebiger  in  ®iefien,  aber  auf  betreiben  feiner 
ortboboren  ®egner  1775  entlajfen,  wirrte  barauf 
14  Monate  lang  al*  Direttor  eine*  «Wlanthropin* 
)U  «Warfdjlin*  in  ©raubünben  unb  würbe  bann 
©eneralfuperintenbent  ju  2>ürtbeim.  Sier  traf  ihn 

1778  ba*  Urteil  be*  «Reicb*bofrat*,  ba*  ihn  jur 
Sierwaltung  eine*  geiftlicben  Amte*  für  unfdbig 
erlldrte  unb  ihm  DeTbot,  etwa*  brurfen  ju  lafien. 

1779  floh  33.  nad)  Salle,  wo  er  3Jorlefungen  über 
^bilofoptne  unb  alte  Spraken  hielt.  Gin  anonp» 
me*  «£a*quill  auf  «Böllner*  «Religion*ebitt  brachte 
ihm  1789  ein  %a\)t  'Jeftungäbaft  ju  «Dtaqbeburg. 
Danad)  lebte  er  al*  Scpentwirt  in  einem  SÜeinberg 
bei  Salle,  wo  er  23.  April  1792  ftarb.  33.,  ein  «Wann 
obne  fittlicben  Salt,  julefct  in  wüfte®emeinbeit  oer» 
fallen,  bat  33ebeutung  nur  al*  entfd)iebenfter  3Jer» 
treter  be*  dufjerften  lanbldufigen  «Rationaü*mu*. 
6r  fdjrieb:  «33riefc  über  bie  fpftematifcbeHbeologie» 
(2  33be.,  (Sifenad)  1770—72),  «3Bünfd)e  eine*  ftum« 
men  Patrioten»  (<5rf.  1770),  bie  nod)  rüdfid)t*lofer 
«auffldrenben»  ««Jteueften  Offenbarungen  ®otte*  in 
33riefen  unb  Grjäblungen»  (iRiaa  1773;  3.  Au*g., 
33erl.  1783),  ««Briefe  über  bie  «Bibel  im  33oir*ton» 
(Salle  1782)  unb  wdbrenb  ber  geftung*b,aft  ju 
kJ)lagbeburg  bie  «©efcbtdbte  feine*  Sehen*,  feiner 
Üfteinungen  unb  Sdjidfale»  (4  33be.,  93erl.  1790). 
?tn  einer  Schrift  gegen  3immermann  öon  1790  hatte 
33.  ben  AuSbrud  «mit  eifemer  Stirn»  gebraucht,  ben 
bann  Aug.  Jricbr.  üon  Kotiebue  (f.  b.)  gegen  33.  an« 
wanbte.  —  33gl.  ®.  grant  in  «Jtaumer*  «Siftor. 
Safdjenbucb»  [ton.,  3abra.  1866);  Sepfer,  Karl 
jriebrid)  33.  (2.  Aufl.,  «Jieujtabt  a.  b.  S.  1870). 

«ahrcin  Unfein,  f.  33abrain^nfeln. 

«ahr  el  =  2tbiab,  SBeiper  «Jlil,  f.  «M;  —  33. 
el«Abmar,  f.  «Rote*  «Dleer;  —  33.  el«Atabab, 
JJteerbufen  am  «JRorboftenbe  be*  «Jloten  «Dieer*,  f. 
Atabab;  —  «3.  eh  Afra!,  33lauer  «Ril,  f.  9M;  — 
33.  e  l «  S)  f  cb  e  b  e  l    jebel),  Jeilname  be*  «JRil*  (f.  b.). 

«ahr  cl  ^hafal ,  1)  foniel  wie  ®a)eüenfluß  (f. 
b.);  2)  ebemalige  dgppt.  «J3rooinj,  füböftlid)  oon  ber 
ehemaligen  ilquatorialprooinj  (f.  b.  unb  Suban). 

»aftr  el.^ibfcha«,  f.  «Rote*  ÜJteer. 

©ahr  el^ttle  i  33  abrät ba*  nörbl  ich  fte  unb 
erfte  6eebeden,  ba*  ber  3orban  in  feinem  Sauf 


—  93äf)ung  277 

bureb  bie  arofie  (hbfentung  $aldftina*  anfüllt  (f. 
Karte :  «$ a  l  d  ft  i  n  a ) ,  5,8  km  lang,  5,s  km  breit ;  etwa 
2  m  über  bem  «JRittelmeere,  jefit  im  Au*trodnen  be« 
griffen.  3m  Altertum  biefe  ber  See  6  a m  a  cb  o  n  i  t  i  * 
(Semechoniti*)  nach  einer  angrenjenben  Öanbfa>aft. 

«abt  e!'9nlfii«f  f.  «Rote*  'Dleer. 

©arjr  el«®craf,  9lebenarm  be*  93abt  el« 
Tfcbebel,  f.  «JUl. 

«abrenfclb,  ehemalige*  Torf,  fegt  ju  Altona 
gehörig. 

*a ehren«,  ßmil,  Hafftfcher  «UbUolog,  geb. 
24.  Sept.  1848  ju  «33apentl?al  bei  Köln,  ftubierte  in 
33onn  unb  Setp}ig  Philologie,  habilitierte  fid)  1873 
in  $\ena  unb  würbe  1877  vrof<ff<H  »n  ®roningen. 
Gr  ftarb  hier  26. 8ept.  1888.  33.'  wiffenfd?aftltche 
Jbdtigfeit  erftredte  jich  faft  au*fdjlic|licb  auf  bie 
lat.  2>i<bter,  um  beren  Jerttritit  er  f«h  hefonher* 
burch  bie  33efd?affung  unb  6idjtung  be*  banb« 
fcbriftlicbert  Ü)laterial*  wrbient  gemacht  ha*.  & 
gab  u.  a.  Ijerau*:  «XII  Panegyrici  Latini»  (1874), 
be*  3taleriu*  Alaccu*  «Argonantica»  (1875),  ben 
ßatull  ( 2  33be. ,  1876  u.  188;')) ,  be*  Statut*  «Silvae» 
(1876),  ben  übull  (1878),  «Poetae  Latini  minores» 
(5  33be.,  1879—83) ,  Pen  ^roperj  (1880),  be«  Jacitu* 
«Dialogus  de  oratoribus»  (1881),  «Fragmenta  poe- 
tarnm  Romanorum»  (1886),  ben  «Octavius»  be* 
«JRinuciu*  5elir(1887),fdmtlid)  in  Seipjig  erf  epienen. 

«ahr  eÖ»2olum,  f.  5fab. 

©ahrt,  arab.  «Jlame  für  Unterdgppten  (f.  auch 

»«hrtten,  f.  3)camluten.  [33abjr). 

»ahr  Hut,  f.  Jote*  «Dteer. 

«ohrrcdjf,  93lutprobe  (lat.  jus  feretri),  im 
«Mittelalter  eine  Art  ber  @otte*urteile  (f.  h.)  jur 
©rforfchung  eine*  «JRörber*.  [jaretb  (f.  b.). 

USaör  iabar tjc,  je^iger «3lame  be*  See*  @ene« 

Bähung  (Fomentatio),  33ejeid?nung  iewehl  für 
ben  Att  ber  Anwenbung  oon  feuchter  3Bdrme  auf 
einen  dufcern  Jeil  be*  ertranlten  Körper*  »ur  6r« 
reid>ung  eine*  Seil}Wed* ,  al*  auch  bie  befonbere 
tform  ober  ®ejtalt,  in  wela>er  bie  feuchte  SDdrme 
angewenbet  Wirb  (fomentum).  3nbe*  wirb  ber  Au*« 
brud  33.  auf  bie  örtliche  Anwenbung  von  «iBdrme  unP 
Kälte  überhaupt  übertragen,  unb  fo  fpricht  man  oon 
feudj ten  unb  trodnen,  warmen  unb  falten  33.  33ei  ben 
feuchten  33.  wirb  bie  glüffigteit  nicht  unmittelbar 
angewenbet,  fonbern  man  trdntt  bamit  J  ncber,  Sein« 
wanb ,  Flanell ,  Schwamm,  ftitj  unb  legt  tiefe  auf, 
ober  man  fefct  ben  Körperteil  warmen  3)dmpfen 
(3üafier«  ober  Kräutert^eebdmpfen)  au* ,  g.  33.  ba* 
Obr  bei  Obrentgünbung  u.  f.  w.  S'ie*  nennt  man 
im  engem  Sinne  bdhen,  »um  llnterfdjieb  oon  Um« 
fcbldgen,  b.  b.  feucht  gemachten  breiigen  Subftanjen 
(ibretumfcpldgen  ober  Katapla*men).  «JDian 
bereitet  bie Katapla*mengewöbnlid>  au* Saf ergrübe, 
Seinfamen  ober  «Jtoggentleie,  welche  mit  \)tibem 
«Baffer  )u  einem  33ret  angerührt,  fingerbid  in  Sein« 
wanb  ober  «Dlull  eingefdblagen  unh  auf  ben  leibenben 
Seil  aufgelegt  werben;  ibre  Temperatur  foll  jwif d>en 
30  bi*  40°  R.  betragen  unb  ber  Umfdjlag  fofort 
wieber  erneuert  werben,  fowie  er  ficb  abgefüblt  tat. 
Ü)iefefeu(htwarmen33.  wenbet  man  t>orjug*  weif  e 
al*  3'tteilung*«  ober  9ieifung*mittel  bet  Cmtjün« 
bungen  be*  Unterhautjellgewebe*  unb  beT  obcrfläaV 
lid)  gelegenen  Prüfen  an,  inbem  burd)  bienon  ihnen 
bewirtte  ©efdfeerwciterung  entjünbliche  3»nfiltratio« 
nen  »erteilt  ober  ihr  Übergang  in  Siterung  bef  örbert 
wirb.  Aud)  al*  Ableitung*mittel  bei  Gntjünöungen 
innerer  Organe  (33aud?fetlentjünbung,  Sungen« 
entjünbung  u.  f.  w.),  al*  «^cruhigung*mittcl  bei 


Digitized  by  Google 


278  m  - 

flrampfeuftdnben,  Neuralgien  u.  bgl.  bebient  man 
fid)  ibrer  b^ufigmit  gutem  Grfolg.  93t*weilen  »er» 
fudjt  man  bie  9Birtung  ber  feud}tn>armen  93.  burd? 
Bufafe  üon  jufammenjtebenben  f>eilmitteln  (©erb; 
fdure,  gepuloerter  (Sieben*  ober  (Sbinarinbe) ,  »on 
fdjmerjftiUenbenÄrdutern  (Sterling,  53tlfentraut, 
Ulobntöpfen)  ober  aromatifdjen  Subftanjen  (8am 
X>\tx,  SBein,  Salmiatgeift)  ju  erhöben,  bod)  baben 
biefe  3ufd&e  in  ber  SKtgel  leinen  praf hieben  9to|en. 
Sur  trodnen  95.  bebient  man  fidj  erwärmter 
lücber,  eingebütlten  mannen  SanbeS,  warmer  2lf  d?e, 
»erfdnebener  Ärduter  in  ©eftalt  ber  Ärduterliffen, 
Warmer  Seiler  ober  Steine,  3Barmwaf)erbebdlter, 
ÜUdrmflafcben,  Steinfruten,  Sölcdjbofen  u.  f.  w. 

3)ie  ta Iten  58.  bewirten  burd?  3ufammenjiebung 
ber  93lutgcfd&e  eine  oft  nidjt  unbetrddjtlicbe  93er- 
minberung  ber  ßirfulation  in  bem  betreffenben 
Körperteile  unb  cntjieben  bemfelben  gleid?jeitig 
9Bdrme,  mobureb  fte  bei  ben  »erfdnebenen  tnU 
jünblidjen  2lffettionen  peripberifcberÄßrperteile,  bei 
Mnodjenbrücbcn,  bei  iReijung**  unb  Gntjünbung*: 
juftänben  be*  ©ebirn*,  be*  £enen*,  be*  Unten 
leib«  u.  f.  w.,  bei  Neuralgien,  Hobffdjmerjen  fo* 
wie  bei  allen  fieberhaften  jtrantbeiten  »ortrefflidje 
SHenfte  [elften.  93on  nidjt  minber  bobem  2öerte 
fmb  bie  talten  Umfdjldgc  al*  33lutfhllung*mittel 
bei  djirurg.  Operationen,  f oroie  bei  innern  33lutun= 

8en,  wie  bei  93lutfturj,  93lutbrecben  u.  f.  w.;  bod) 
ebient  man  ftd)  in  neuerer  $ett  an  Stelle  be* 
Umfdjlag* ,  ber  bureb  bie  Notwenbigteit  be*  bäu= 
figen  Üöedjfeln*  leidjt  läftig  wirb,  bdufiger  ber 
trodnen  ftdlte  in  ber  gorm  ber  Gi*blafen  unb  @i*« 
beutet.  Statt  berartiger  tfatapla*men  wenbet  man 
neuerbing*  bdufig  ben  fog.  $riepni&fcben  Um» 
fdjlag  an;  bevfelbe  beftebt  au*  einem  in  falte* 
(aua>  lauwarme*  ober  beifee*)  SBaffer  getauften 
fieinentud)  unb  bariiber  befeftigtem,  überall  gut  an- 
liegcnbem,  ben  naffen  Umfdjlag  oben  unb  unten 
übenagenbem,  Wollenem  lud;  ober  unburcbldfftgem 
Stoff  (©uttaperebapapier,  93illrotbbatift). 

©ai  ober  93ud)t,  jebe  Ginbiegung  be*  2Reer*  in 
ba*  2anb.  3>ie  93.  unterf  cbeiben  einiclnc  ©eograpben 
nacb  bem  geringem  Umfang  »om  SDteerbufen  unb 
©olf ,  bod;  ift  bie  9Jermenbung  be*2Hu*brud*  jiem* 
lieb  willlürlid),  befonber*  auf  ben  engl,  j&auptfce- 
tarten  ber  Seit,  wo  93.,  93ud?t  unb  ©olf  obne  fliüd= 
fidjt  auf  ©röpe  unb  ©eftaltung  »orjufinben  ift. 
Äuf  beutfdjen  Seelarten  ift  93.  ganj  ungcbrdudjlidj, 
bafür  nur  93ucbt  in  ©ebraudj. 

ttaiburt.  Stobt  im  afiat.'türl.  SSilajet  Grje- 
rum,  £>auptort  be*  2iwa  93.,  ndcbft  (hierum  bie 
größte  Stabt  im  türf.  £>ocbarmenien,  in  1638  m 
£>öbe,  106  km  norbmeftlid)  »on  Grjerum,  am  Ü)laf= 
fet,  einem  Nebenfluß  be*  Ifcborod)  unb  an  einer 
widrigen  £>anbel*ftrafce,  battc  vor  bem  JHuffifd)= 
lürtifdjen  Äriege  1877  etwa  10000  C,  jebt  etwa 
bie&dlfte;  öolj!  unb  ©ctreibebanbcl.  93.  ift  {träte* 
gifd?  wie  lommerjicll  widitig,  weil  e*,  auf  ber 
©renge  be*  fQbl.  (armenifeben)  &od?lanbö  unb  ber 
nörbl.  (pontifdjen)  93ergregion  gelegen,  ben  wicb< 
tigften  Sermittelungapunft  jwifdjen  beiben  bilbet. 
aibur  (ruff.),  olu^fcbiff  mit  großem  Steuer. 
Staib&r,  Satarenborf  im  Krei*  ^alta  beö  ruff. 
©ouoentement*  Jaunen  auf  ber  tfrim,  28  km  im 
SD.  »on  Sewaftopol,  an  bem  93ad?c  93.,  weldjer 
ber  in  bie  ÜHeebe  von  Sewaftopol  münbenben 
Ii Aernaja  aufliefet,  tiat  G30  (*.,  ^ioft,  IRofdjeen  unb 
ift  ber  £>auptort  be*  frudjtbaren  93aibartbaU. 
2>ieica  bilbet  einen  unregelmäßig  ooalen,  17  km 


8aTf 

langen  unb  8—10  km  breiten,  Überall  t?on  eidjen» 
unb  bucbenbewadjfenen  93ergen  eingefdjl offenen  unb 
»on  ben  Ouellbdcben  ber  Iftbernaja  woblberoäfferten 
«effel,  in  bem  12  latarenbörfer  liegen,  über  ba* 
bope,  fteil  )um  Sölcere  abfallenbe  Äuftcngebirgc  fübrt 
bie  »om  dürften  ffioronjow  angelegte  Äunftftrafee 
burd)  bad  93aibartbor  im  3id)arf  bU  M\ui 
unb  Pon  ba  über  ?I tuutta  unb  ben  Ifdtatpr^agb 
(1564  m)  nad)  Simferopol.  SBdbrcnb  ber  93elage: 
rung  pon  Sewaftopol  batten  bie  ÜHuffen  biefe*  Ibal 
mit  einer  ftarten  Iruppcnabteilung  befeftt,  um  uon 
bier  au*  bie  glanle  unb  bie  9Jerbinbung  ber  9}er= 
bünbeten  mit  SBalallawa  ju  bebroben. 

©aibftdtoi,  «Räpir  abbin  9tbü  Sa'ib  'übbaUab, 
al»,  tnobammeb.  S)ogmatifer  unb  Äoranereget,  im 
13.  ^abrb.  geboren  in  ber  perf.  Stabt  93aibba,  in 
ber  9Idbe  t>on  Scbira*,  in  weld)  letzterer  Stabt  er 
bie  Munitionen  eine*  fiabi  auäübte.  6r  lehrte  in 
»erfdiiebenen  Stdbten  be*  3«law*  unb  ftarb  in 
Idori*  1292.  Sebr  perbreitet  ift  fein  Äoranfommen: 
tar  «Anw&r  al-tanzll  wa-asrir  al-taVil»,  ben 
in  (hiropa  bereit*  ^Dlaracci  in  feinen  Slnmerfungen 
pr  Woranüberfeftung  ercerpiert,  jum  erftenmal  Doli' 
ftänbig  2.  ftletfcber  («Beidhawii  commentarius 
in  Coranum»,  7  93be.,  2pj.  1844  —  48 ;  Snbice*  »on 
©inanb^ell,  ebb.  1878)  berau*gegeben  bat;  im 
Orient  nennt  man  ba*  fflerl  oft  nur  lurjmeg  «Tefelr 
al  -  Kadhi»,  ben  «Jtommentar  be*  Mabi».  Äud)  über 
bie  2)ogmati!  unb  bie  ©runblebren  be*  ^itb  (f.  b.) 
bat  93.  mebrere  ®erle  »erfaßt. 

iöatcrn,  f.  93a»ern. 

43at cr<?Or ortn,  03emeinbe  im  Oberamt  greuben= 
ftabt  be*  mürttemb.  Sdjwanwalbfreife*,  bat  (1900» 
6414  6.,  barunter  212  Äatbolifen,  ^ßoft,  lelc 
grapb,  ^ernfpredjeinriebtung,  3  eoang.  8  ird>en,  SReal 
fdjule,  5Dlittelfcbule;  ©iiengiefeerei  unb  Scnfenfabril, 
^ladjofpinnerei  unb  ©eberei,  ©bampagnerflaicben 
fabrif,  bebeutenbefeoljinbuftrie  mit  Sdgemerfen  unt1 
ipoUbanbcl  unb  wirb  al*  Suftfurort  befuebt. 

iöaicri?borf,  Stabt  im  93ejirt*amt  Erlangen 
be*  bapr.  JReg.s93ej.  SJlittelfranten,  8  km  »on  Qx- 
langen,  an  ber  Wegnih,  am  Öubwig^lanal  unb  an  ber 
fiime  93ambergssKürnberg  ber  93apr.  Staatebabnen, 
bat  (1900)  1309  6.,  barunter  116  Äatbolilen  unb 
33  3*raeliten,  *oft,  lelegrapb,  euang.^farrtircbe; 
93ierbrauerei,  SKeenetticb*  unb  labalöbau,  93teb: 
gudjt.  %n  ber  9Mbe  bie  Irümmer  be*  1634  »on  ben 
Scbmcbcn  »erbrannten  Scbloffe*  Scbarfencd. 

SBaTf,  S\ean  Sntoine  be,  franj.  Siebter,  geb.  im 
^ebr.  1532  ju  93enebig,  geft.  1589  |u  $an«,  feit 
1569  fönigl.  flammerfelretdr.  Sein  obne  nennen*; 
werte  9taa>f olge  gebliebener  93erfud) ,  an  Stelle  ber 
gereimten  93erfc  nad?  antiler  ffieife  gemeffenc  (baif- 
lins)  ju  fetten  («Etrenes  de  poesic  fransoeze  en 
vers  mesures»,  1574),  bat  blofi  tbeoretifebe  93ebeu- 
tung;  aueb  bie  Siecbtfcbreibung  wollte  er  »erein- 
faefceu.  Sein  93efte*  Ieiftete  er  in  überfc&ungen  alt' 
Ilaffifcber  ^oefien,  warb  aber  balb  »ergeffen.  9iur 
«Les  mimes,  enseignements  et  proverbes»  erleb- 
ten 1576  — 1619  fecb*  Neuauflagen.  Unter  lönigl. 
Scbufee  grünbete  93. 1567  trotj  Ginfpmcb*  ber  Uni= 
»erfttdt  »on  %lari*  auf  ©runb  feine*  gefclligen  2\U 
teraturllub*  eine  «Acad^mie  de  musiqne  et  de 
poesie»,  bie  aber  nur  bi*  1584  beftanb.  äu*gabe 
ber  a Mimes,  enseignements  et  proverbes»  »on 
93land>emain  (2  93be.,  $ar.  1880),  ber  «Poösies 
choisies»  »on  93ecq  be  ^ouquifre*  (ebb.  1874),  ber 
«(Euvres  en  rimes»  mit  93iograpbie  »on  *Dlarlp* 
£a»eaur  (3  93be.,  ebb.  1885). 


Digitized  by  Google 


23atgneur  —  SBaifalgebtrgc 


279 


©aigncur  (frj.f  fpr.  bdnjöbr),  93abenber,  93abc 
meifter,  93efi&er  einer  93abeanftalt;  93aigneufe 
(fpr.  bdnjöbf ),  93abenbe,  93abemeifterin,  aueb  93abe* 
mantel;  93aignoire  (fpr.  bänjöahr),  33abemanne; 
oorfpringenbe  Tbeatcrloge  in  SBannenform. 

söai^nfcln  ober93ap*3nfeln.  btejur  mittel» 
amerit.  inepublilJQonbura*  gebörenben3nielniRoa= 
tan,  ©uanaja  ober  93onacca,  93arbareta,  öle  na, 
2Rorat,  Utüa,  im  Wolfe  oon&onbura*  gelegen.  Sie 
3nfeln,  oon  welken  9toatan  (550—650  qkm)  bie 
grö&te  ift,  finb  au*  Kallftein  gebilbet,  baben  in  ben 
Tbdlern  einen  überauö  fruchtbaren  Sllluoialboben, 
mäbrenb  auf  ben  93ergabbänaen  Wcrgel  unb  £ebm= 
erbe  oormaltet,  unb  Unb  untereinanber  burcb  Mrfe 
oerbunben,  jwif eben  benen  fcbmale  handle  binburaV 
f übren.  Tic  6öbe  ber  3nfel 9toatan  beträgt  280  m. 
Ter  93oben  ift  febr  fruchtbar  unb  eignet  ficb  gut  für 
alle  tropifeben  Kulturen,  aueb  finben  ficb  leiblicbe 
Jödfen  mit  2rinlroafjcr  an  ber  6übfeite.  Utila  ift 
flacb  unb  oon  Sieferbauern  europ.  Slbftammung  be- 
wohnt. 3"  ©uanaja  werben  Diele  i>ule:93äume 
tultioiert;  ba*  Klima  ift  jur  Trodenjeit,  SRdrj  bi* 
Sluguit,  b  e  ijj .  Sin  Kranf  beiten  tommen  Sumpf  rieber 
unb  ©afferfuebt  oor.  Sie  J&auptftabt  be*  Separte* 
ment*  ber  93.  (3*la*  be  la  SBabia)  ift  Gl  $togtef  o 
auf  Woatan.  3m  ganzen  befteben  2  Sörfer  unb 
30  ©eböfte  auf  ben  Snfeln.  SRoatan  jäblt  1858 
93emobner,  ©uanaja  525,  Utila  442.  Tie  anbern 
3nfeln  fmb  unbewohnt.  Unter  ben  2825  9Jewob* 
nern  finb  nur  562  3nbianer,  faft  alle  auf  ©uanaja. 
(S.  Karte:  Qentralamerita  u.  f.  w.) 

93on  ©uanaja  au*  foll  Golumbu*  1502  juerft 
ba*  centralamerit.  ^eftlanb  entbedt  baben.  3m 
17.  3<*btb-  würben  bie  trefflicben  Jödfen  ber  3nfel 
ju  Scblupfminleln  ber  ftlibuftier  unb  anberer  See- 
rdubergenoffenfebaften,  bi*  1650  eine  fpan.  flotte 
bie  Unfein  in  93efih  nabm.  Sil*  bie  Gngldnber  1742 
in  Wittelamerila  gu&  $u  faffen  fuebten,  fam  e*  ju 
micberbolten  Kriegen  mit  Spanien,  bi*  enblid?  1786 
Gnglanb  bie  93.  unb  bie  fteftlanb*!  üfte  abtrat.  1822 
gingen  fie  an  öonbura*  über.  1852—59  waren  bie 
93.  Urfacbc  beftiger  Strcitigtciten  jwifeben  ben  93er: 
einigten  Staaten,  Gnglanb  unb  fjonbura*,  bie  mit 
ber  Siüdaabe  ber  3nH*in  an  le&tere*  enbeten. 

fBaifäl  (tatar.93ai:(u(,  aber  reiebe  See»;  mon- 
gel  Salabnor,  «ba*  {»eilige  9Wecr»),  ber  größte 
©ebirgäfee  unb,  nach  ben  canabifeben,  ber  größte 
Süfcwafierfce  ber  Grbe,  ndcbft  bem  Kafpifcben  SJleere 
unb  bem  Sralfee  ber  grö&te  93innenfee  Hfien*  unb 
be«  9luffifcben  Meid)*,  lugt  im  fübl.  Seile  Dftfibi: 
rien*  auf  ber  ©renje  be*  ©ouoernement*  3rlut*t 
unb  be*  ©ebiete*  Trandbailalicn,  auf  ber  grofsen 
£>eerftraf}e  jwifeben  3)(o*tau,  Kiacbta,  ben  baurifeben 
iöergwerlen  oon  3lcrtfcbin*l  unb  bem  Stmurlanbc, 
jwifeben  51*  28'  bi*  55°  35'  nörbl.  93r.  unb  103°  44' 
bi*  110*  40'  öftl.  fi.  oon  ©reenwidj  (f.  Karte: 
Sibirien  II.  »Itai*  93aitalfee).  93on  S3B. 
nad)  910.  gerichtet,  erfüllt  ber  See,  bei  einer  fiage 
oon  469  m  ü.  b.  ü)t.,  ein  jwifdjen  hoben  ©ebirgen 
tief  eingej'enlteä  Ödngentbal  oon  faft  fidjelförmiger 
©eftalt.  Seine  £dnge  beträgt  623  km,  bie  93reite 
15—82  km,  fein  äreal  mit  Ginfd;lu&  ber  $n\eln 
34 179  qkm,  fein  Umfang  1578,9  km.  ^roifeben  bem 
Telta  ber  Selenga  unb  ber  sJ)iünbung  ber  93ogulbejcba 
oerengt  fid>  ber  93.  auf  30  km,  fo  bafj  er  gleid>fam 
aui  imei  burcb  einen  breiten  Sunb  oereinigten  Seen 
beftebt.  Sluf  ber  nörbl.  Küfte  ftreclt  ficb  bie  äalbinfel 
Swjatoj  v3iofe  weit  in  ben  See  binauä.  Sie  gröfete 
ber  wenigen  Jnfeln,  Dlcbon,  enthält  ein  Slreal 


oon  625,5  qkm,  ift  felftg,  burcb  einen  fcbmalen  Ka- 
nal oon  ber  Siorbwefttüfte  getrennt  unb  wirb  im 
Sommer  oon  Burjaten  befuebt,  bie  bier  tbr e  Serben 
weiben.  Tao  SBaffer  tti  93.  ift  bellgrün,  iujj  unb 
aufeerorbentlicb  tlar.  3m  ÜHonat  3«U  i«gt  in 
einer  liefe  oon  4  m  eine  Temperatur  oon  5°  C.  3m 
Arübjabre  fteigt  ba£  Saffer  burcb  $tnfcbmellen  ber 
AlüQe  um  2  m.  Sie  Tiefe  be*  93.  ift  febr  bebeutenb, 
im  Wittel  über  250  m,  in  ber  3täbe  be§  Swjatoj 
9io&  fogar  1350  m.  Gine  befrimmte  Strömung  ift 
auf  bem  93.  niebt  )u  bemerfen;  biefelbe  Hebtet  ficb 
oielmebr  nad)  ben  SSinben.  Set  ©ang  bet  SBellen 
ift  febr  boeb,  befonbet*  bei  Storbweftwinben.  Ser 
See  ift  oon  öben,  faft  menfcbenleeren  Ufern,  wilben 
oultanifcben,  oft  biebt  bewalbeten  ©ebirgen  um 
geben,  bie  in  vielen  93orgebirgen  in  ben  9Baffer- 
fpieael  betootfpringen  unb  (nacb  Tfcberftij)  336 
(5lüffe  unb  93äcbe,  baoon  202  am  füböftl.  Ufer, 
berabfenben.  Scbiffbar  finb  nur  bie  Selenga,  ber 
93argufin  unb  bieilngara.  Surcb  testete  ergießt  ficb 
eine  grofec  9Bafferma)fe,  bae  ©ebirge  burebbreebenb, 
in  ben  3enif)ei.  Sie  Ufer  be$  See*  ftnb  reid)  an 
beiden  SDiineralque  11  en ,  oon  benen  bie  Tunhnfd>e unb 
93arguftnfcbe  bie  belannteften  finb.  Sie  Ufergebirge 
fteigen  im  allgemeinen  1400 m  f t eil  über  ben  Spiegel 
bc3  See«,  baben  aljo  etwa  1800  m  abfolute  Jööbe 
(f.  93aifalgebirge).  Sie  oulfanifcbe  Umgebung  be* 
Secbedenö  befunbet  ftcb  burcb  bäufige  Grbbeben,  wie 
Gnbe  1861  unb  Snfang  1862. 

2lufeet  oielen  anbern  auegejeiebneten  gifebarten 
finben  ftcb  im  93.  in  unjäbliger  Wenge  fünf  Birten 
oon  £ad?*,  namentlich  ber  Omul  ober  wanberlacb*, 
ber  burd)  ben  3eniffei  unb  bie  Slngara  au*  bem 
Gi*meere  berauffommt.  Wlan  fängt  jäbrlid)  etwa 
500000  Stüd  im  SBerte  oon  2000O09iubeI.  Sem 
93.  gan)  eigentümlicb  ift  ber  Spinnenfifcb  (Come- 
phorus  baicalensis  Pallas),  ber  feine  ndcbften  93er= 
wanbten, bie  Walrelen (Scomberidae), niebt  im  ~  u |V 
waifer,  i entern  im  Weere  bat.  i'lucb  fonft  ift  bie 
5yauna  be*  93.  ftart  burcb fetit  mit  maritimen  Ele- 
menten; Scbwdmme,  9Bürmcr,  Krebfe  fmb  oielfacb 
näber  mit  formen  be*  faliigen  al*  füfeen  9öaffera 
oerwanbt  unb  au&erbem  finbet  ficb.  im  See  aueb 
eine  Seebunb*art  (Callocephalus).  Sie  Scbiffabrt 
beginnt  (Snbe  9Äai  unb  ift  lebbaft  bi*  SRitte  9to« 
oember.  Sdftig  ift  im  Sommer,  gewöbnlid)  bi*  jum 
20. 3nli,  ber  namentlicb  morgen*  febr  ftarfe  hiebet. 
93on  Gnbe  Sejember  ober  Anfang  3anuar  bi*  ÜRitte 
iJlpril  träflt  ber  See  eine  Giebede  oon  1  bi*  1,6  m, 
auf  ber  ber  lebbaf tefte  f>anbel*oerlebr  ftattfinbet ;  im 
Sommer  geben  Sampffcbiffe  oon  fiiftminitfcbnoje 
(am  2lueflup  ber  Untern  Slngara)  nacb  üriofiowaja 
unb  nacb  ber  Obern  Angara.  Sie  Gifcnbapn  oon 
3rtut*(  nad)  Wpiiowaja  wirb  burcb  eine  ^äbre 
über  ben  93.  geleitet.  Slu&erbem  foll  aueb  eine  93er; 
binbung*babn  um  ba*  Sübenbe  be*  93.  (93aital* 
ringbabn)  gebaut  werben. 

f algebirgc,  bie  ben  93ailal  (f.  b.)  ring*  um= 
fdumenben  93crgjüge.  Ser  norbmeftl.  ©ebirß*jug, 
ba*  93.  ber  ältern  ©eograpben,  mit  einer  fidnge  oon 
620kmunbeiner  mittlernJööbe  oon  1500  bi*  1600m, 
jerfällt  in  bie  malerifcben  Tunlinfcben  93erge  au* 
trpftallinifcbem  Scbiefet  am  notbweftl.  Ufet  unb  bie 
Onotifcben  93etge,  bie  Sortfeftung  ber  Kitoifcbcn 
illpen.  Sie  oon  3ablreicben  bewäfjerten  Scblucbten 
unterbroebenen  Steilwänbe  beöfelben,  au*  ©ranit 
unb  ©nei*  beftebenb,  fteben  bem  Seeufer  näber  al* 
bie  füböftlicben.  3luf  bem  füböftl.  Slbbange  finbet 
man  aueb  Wariengla*,  Jöotnftein,  2bonjd?iefer, 


Digitized  by  Google 


280 


Saifolfofafen  —  SaiHeuf 


ffallfteinformattonen  unb  Sdneferfdncbten.  Sa* 
©ebirge  ift  rot*  an  SRabelboljroalbungcn,  bcfonber« 
an  Larix  sibirica  Poll,  unb  Pinns  silvestris  L., 
bie  ton  jablreidjen  9ienntieren,  öirfcben,  ©ölfen, 
Saufen,  fiuebfen,  Sßifamtieren,  3iielfrafecnuJ.ro.  be» 
(ebt  roerben.  Sa«  füböftl.  Ufer  be«  See«  begrenjen 
bie  2ran«baifalifcben  Äetten.  Sie  roerben  burd>  bie 
Ibdler  ber  Selenga  unb  be«  SBargufin  in  folgenbe 
Seile  gefdjieben:  l)  am  Sübroeftenbe  be«  See«  ber 
©bamarbaban,  3lu«lduf  er  be«  Sajamfdjen  ©ebirge*, 
mit  bem  gleichnamigen  böd)ften  ©ipfcl  (2000  m); 

2)  bie  Selengin*!-- 93argufinfcben  93er  ge  in  ber  i'litte ; 

3)  im  MD.  bie  93argufin-Hngarifcben  93erge. 
©aifalfofofcii,  ricfctiger  Sabaitalfofalen 

i  Iran?  bail  a  II  of af  on  ),  bie  öftlid)  üom  93aifah 
fee  junfi*  1 1  ber  drin  ei.  ©reme  angeftebelten  ftofaten, 
beren  Kafafnpj:Mtaman(f.2ltaman)in£)d?itafeinen 
Sifc  bat.  Sa«  ©ebiet  be«  Sabaifalfofafenbeer* 
jerfdllt  in  3  93ejirte  (Abteilungen)  unb  bat  (1887) 
173000  G.,  barunter  167000  flofafen.  Siefelben 
ftellen  im  ^rieben  2  berittene  ^Regimenter  ju  6  Sot* 
nien,  2  ftufebataillone  unb  2  reitenbe  Batterien  ju 
ie  4  ©efcbühen,  im  äriege  6  berittene  Regimenter, 
6  ftufebataillone  unb  3  reitenbe  Batterien  ju  je 
6  ©efcbüfcen  auf.  Rrieg*ftdrte  be«  SBaifaltofafem 
beer«  runb:  9500  Äöpfe  unb  4000  ^ferbe.  Sic  SB. 
»erfeben  im  trieben  ben  Si<berbeit«bienjt  Idng«  ber 
drinef.  ©renje  von  ber  üftnbung  ber  Sdjilta  in  ben 
2lmur  bi«  jum  roeftl.  Gnbe  be«  SBaifalfce«,  »o  ba« 
&eer  ber  ftbir.  ffofalen  feine  dufeerften  Soften  unter: 
bdlt;  befonber*  ift  ibnen  ber  Scbufc  ber  reiben  Qry- 
gruben  non  9tertfd)in«l  unb  bie  SBeroadjung  ber 
großen  Äararoanenftrafte  übertragen,  bie  oon  geling 
über  Äalgan  burd)  bie  üftongolei  unb  bei  fiiadjta  auf 

«atfalfce,  f.  SBattal.         fruff.  ©ebiet  fübrt. 

©öific(fpr.bel?ti),siDiUiamg5alfour,engl.»frifa: 
reifenber,  geb.  27.  »ug.  1825  ju  Hirtroalf  (Drfnep= 
3nfeln),  ftubierte  OTebijin  unb  rourbc  al«  2Rarinearjt 
ber  ©rpebition  be«  Dampfer*  s$leiab  beigegeben,  bie 
unter  iöeecroft  1854  ben  SBinue  binaufgeben  unb 
bie  SReifenben  93art&  unb  Söogel  unterftütten  foüte. 
Sa  SBeecroft  noeb  oor  SBeginn  ber  Grpebition 
ftarb,  übernahm  93.  bie  ftübrung  unb  oerfolgte 
ben  SBinue  non  ber  ÜRünbung  in  ben  3liger  bi« 
630  km  weit  aufrodrt«.  Gr  befefcrieb  bie  Grpe= 
bition  in  bem  2öerle  «Narrative  of  an  exploring 
voyage  up  the  rivers  Kwora  and  Binue  in  1854» 
(2onb.  1856)  unb  ging  1857  roieberum  nad)  bem 
Siiger,  in  befien  Uferldnbern  er  7  3<ibre  lang  für 
bie  fcerftellung  eine«  georbneten  &anbel«DertcbT« 
unb  bie  SBereicberung  ber  geogr.  Söilienf cbaf t  t&ätig 
war.  Son  Sofobfcba,  gegenüber  ber  ÜJlünbung  bei 
SBinue  in  ben  9liger,  ber  ton  ibm  gegrünbeten  unb 
nod)  beftebenben  6anbel*ftation,  au«  bereifte  er 
bie  ftauffaftaaten  bi*  nad)  -Haue  unb  fammelte 
"Jtacbricbten  über  ben  Suban  («Correspondence 
with  British  ministers  and  agents  in  foreign  coun- 
tries  and  with  foreign  ministers  in  England, 
relating  to  the  slave  trade ,  1862.  Presented  to 
Parliament»,  Sonb.  1863),  au$  benen  .'peinr.  Sartb 
ba«  geograpbüd?  SBidjtigfte  in  ber  «3eitfd)rift  für 
allgemeine  erbtunbe»  (5ebr.  1863)  mfammenftellte. 
ftarb  30.  Ron.  1864  in  Sierra  Seone. 

Sailen,  f.  SBanKn. 

Boiler)  (fpr.  bebli),  3obn,  id)ott.  Sanbroirt  unb 
Diecbamter,  geb.  1750,  geft.  4.  Juni  1819,  erbaute 
»uerft  benjBfhig  nad>  matbem.  ©runbfdtien  (9)ai  = 
lepfeber  Vflug)  fdjrieb  «Essay  onthe  con- 
struetion  of  the  plougho  (1795). 


©atlet)  (fpr.  be^U),  W"P  3ame«,  engl. 3>id)ter, 
geb.  ali  6obn  be«  SofalbiftoriterS  unb  Siebter« 
Sborna*  SB.  (geb.  1785,  geft.  23.  Ott.  1856),  lang* 
jdbrigen  Leiter«  be*  «Nottingham  Mercnry», 
22.  Hpril  1816  ju  SBa3forb  bei  ftottingbam,  er* 
biett  feine  Silbung  bier  unb  ju  ©la«goro,  ftubierte 
feit  1833  bie  9teo$te  in  Lincoln's  Inn  unb  rourbe 
1840  »boolat.  Gr  lebt  in  flottingbam.  1839  trat 
er  mit  bem  bramat.  ©ebiebte  «Festus»  auf,  ba* 
(^influfi  non  ©oetbe«  «§auft»  |eigte  unb  Sluf- 
feben,  bodj  aud?  SBiberfprud)  erregte  (10.  Äufl. 
1877;  ^ubclauSg.  1889).  6rft  1850  liefe  33.,  ber 
feinen  Sater  in  ber  JRebaftion  unterftü&t  battc, 
«The  angel  world,  and  other  poems»  folgen,  bie, 
roie  «The  mystic»  (1855)  unb  «Universal  hymn» 
(1867),bid)terifd)  binter  feinem  ©rftlingSroeTl  jurüd^ 
fteben.  äud)  bie  Satire  «The  age«  (1858)  ift  al* 
©anje*  üerfeblt.  1861  erfaßten  non  93.  «The  inter- 
national policy  of  the  great  powers». 

«ailep  ^nf cl«  (fpr.  bebli),  f.  33omn*3nfeln. 

Baillff  (engl.,  fpr.  bebliff,  uon  bem  fpdtlat 
BajuHvus,BalHTU8,  Xrdger,  ©efdjd[t«trdger;  franj. 
Bailli,  f.  b.),  urfprüngltd)  allgemetne  93ejeid>nung 
für  einen  93eamten,  befonber«  für  ben  £>auptbeamten 
be*  Hundred  (f.  b.),  roirb  nod)  bei  einigen  ©tdbten, 
bie  ihre  alte  Sßerfaffung  haben,  al«  Sitelftatt  Diap  o  r 
gebraudjt  (j.  93.  High  Bailiff  »on  2Beftminfter)  unb 
aud)  für  93urgoogt  angeroanbt  (3.  SB.  B.  of  Dover 
Castle).  Slud?  bejeiebnet  man  einen  ©ut«nerroalter 
al«  B.  Sie  gebrdu&licbfte  93ebeutung  be«  SBorte« 
ift  bie  eine«  mit  ber  3n>ang3&oll)trerfung  geriebt; 
lidu-r  Urteile  betrauten  93eamten.  Ter  nerantroort* 
lidje  93oUftredung*beamte  ift  ber  Sheriff  ober  ber 
»on  ibm  ernannte  Under  Sheriff,  oon  bem  bie  B. 
(aud)  Sheriffs  Officers  genannt)  al«  Unterbeamte 
angestellt  »erben.  Sa  ber  Under  Sheriff  bei  gefeti* 
roibrigen  sUfdnbungen  fd?abenerfafcpflicbtig  ift,  Idfet 
er  fid?  Wufig  »on  feinen  B.  eine  Urfunbe  aufteilen, 
burd)  roeldje  biefelben  fid?  m  feiner  6cbablo«baltuna 
nerpflidjten.  hieraus  entftanb  ber  Slu«brud  Boana 
B.  (nerpflidjtcterB.),  ben  ber  93oll«roi|  in  Büro 
Bailiff  umgeroanbelt  bat.  3n  ben  Coanty  Courts 
(f.  b.)  ift  ber  High  Bailiff  ber  offizielle  SBoUftrerfung«* 
beamte  unb  ftcllt  feinerfeit«  Unterbeamte  (Sub  Bai- 
liffs)  an;  bodb  ftebt  biefe«  Slmt  ber  High  Bailiffs  in 
ben  Coanty  Courts  auf  bem  SluSjterbeetat;  ibre  Ob* 
liegenbeiten  fallen  fdjon  jefet  oielfad)  ben  Registrare 
(®erid?t«f(breibem)  ju,  roeldje  fie  in  ber  $olge  au«* 
fdjliefelid)  roabmebmen  roerben. 

Haiti.,  bei  botan.  SBejeicbnungen  9btür}ung 
füröenri  örnefte  SBaillon  (fpT.  baiöng),  geb. 
30.  9ioo.  1827  iu  6alai«,  geft.  20.  3uli  1896  al* 
s}kofefior  ber  93otanil  ju  *pan«. 

ttaiHet  Oon  Latour  (fpr.  bäjeb),  f.  Satour. 

fttaiHeal  (fpr.  bäjöl),  bdufiger  Ort«name  in 
^ranfreid),  barunter:  fiauptftabt  ber  2  Äantone  SB. 
(164,76  qkm,  10  ©emeinben,  32703  G.)  im  Ärron» 
biffement  fwjebroud  be«  Separt.  Korb,  am  SBecque, 
einem  Siebenfluffe  ber  üp«,  unb  an  ber  ÜJinie 
Öaiebroud-Sille  ber  ftorbbabn ,  b^at  (1896)  7416, 
ali  ©emeinbe  13449  6.,  ein  Äommunal'ßoüege, 
93ibliotbef,  eine  »nftalt  für  (1180)  ©eifte«rrante, 
Söaifenpau«  unb  anbere  3öobltbätigfeit«anftatten; 
betrieben  roirb  l?auptfdd)lid)  tjabrilatton  pon  SBier, 
Seber,  6pihen,  3»im»  Semroanb  unb  Seife  unb 
^anbel  mit  ©etreibe  unb  Ädfe. 

43aiOcitI  (fpr.  bäjöl),  3acaue«  Gbatle«,  franj. 
^olititer,  geb.  12.  Sej.  1762  ju  93rettemlle  bei 
^arrc,  roar  3lboolat  am  ^arifer  Parlament,  al« 


Digitized  by  Googl 


Bailli  — 

btc  SJewegung  oon  1789  au*brad?.  Surd?  biefc  1 
inaltio  geworben,  lief»  er  )idj  in  £aore  jum  ÜHit- 
glieb  be«Äonoent«  vollen,  3m$rojefe  be«Äönig« 
ftimnrte  et  für  bie  Berufung  an«  SJolt  unb  ertlättc 
}\<b  gegen  bie  SJerbammung  ber  ©ironbiften.  60 
entging  aud)  er  nidrt  bem  #anati«mu«  ber  3labi= 
taten,  warb  auf  ber  tfludbt  in  ^rooin«  feftgebalten, 
unb  nur  ber  Stur|  ber  JÖergp artei  braute  ipm  bie 
ftreibeit.  ©ieber  tn  ben  Äonoent  getreten,  eiferte 
er  gegen  bie  ^atobtner  «nb  führte  mit  Freren  bie 
Jeunesse  doree  (f.  b.)  an.  Später  in  bem  Diäte  ber 
Stünfbunbert  trat  er  beroor  al«  ©eaner  ber  5Hopa- 
Uften  unb  eifriger  s5erteibiger  be«  Sirettorium«,  au* 
Stonaparte«;  1799—1803  mar  er  ÜJtttglieb  be«  $ri= 
bunat«,  nahm  bann  feine  abootatorifße  i' r ari«  auf 
unb  leitete  feit  1816  ba«  oppofitionelle  Journal  «Le 
Constitationnel».  Gr ftarb  16.  -m&x-,  1843 in tyiri«. 

Bailli  (fa.,  fpr.  bäüb;  engl.  Bailiff;  mittellat. 
Ballivus;  ital.Balio;  griedj.  Bajulos),  urfprunglid) 
fooiel  wie  Pfleger,  SJormunb,  bann  Auffeber,  iior« 
jteber.  Mm  Äaiferbofe  ju  ftonftantinopel  r>iefe  ber 
Dberauf  jeher  ber  ^rinjen  Bajulos.  Senfelben  2itet 
führte  bier  audj  ber  £anbel«tonful  ber  fremben 
Äaufleute,  ben  bie  SBenetianer  gu  ernennen  hatten; 
oon  biefem  ging  mobl  ber  litel  Balio,  Bailo  auf 
ben  oenet.  Sefanbten  bafclbft  über.  Surcb  ben 
3ot>anniterorben  oerbreitete  fub  ber  9?ame  Ballivus 
au*  nacb  bem  fübl.  unb  meftl.  Europa.  Sie  8  ÜUlit- 
glieber  be«  Äapitel«  biefed  Orben«  bu&en  Ballivi 
conyentuales,  wo«  bann  wieber  bei  ben  ©ütcr: 
einteilungen  be«  Orbend  in  Sreif  e  ben  tarnen  Sallei 
(f.  b.)  oeranlafete.  3"  5ran!reid)  waren  bie  tönig-- 
lieben  B.  feit  etwa  1180  JHidjter  bei  Union  anver- 
trauten Stabt«  unb  fianbbejirt«,  bitten  bie  tbnigl. 
Gintünfte  einzutreiben  unb  abjufübren  unbben^eer: 
bann  )u  oerfammetn.  Sie  mürben  1770  ibrer  §ux\l- 
tionen  entboben  unb  burdj  bie  Tribunaux  de  pre- 
miere  instance  erfefct.  über  ben  engl.  Bailiff  f.  b.  — 
Sgl.  von  Kar?  -  berr,  Bajnlas,  Podesta,  Consules,  in 
Quibbe«  «Seutfcber3eitfd>rift  für©efcbicbt«wiffem 
idjaft»,  33b.  5  (jyreib.  i.  93r.  1891). 

»BailUe  (fpr.  beblü),  3oanna,  engt.  Sidjterin, 
geb.  11.  Sept  1762  ju  SBotbroeU  bei  ©la«gow, 
Stbweftet  bc-3  folgenben,  lebte  »u  J&ampfteab  bei 
fionbon  unb  ftarb  bafelbft  23.  §ebr.  1851.  3br 
erfteö  anonpme«2öert  «A  series  of  plays  in  which 
it  is  attempted  to  delineate  the  strenger  passions 
of  the  mind,  each  passion  being  the  subject  of  a 
tragedy  and  a  comedy»  (Conb.  1798),  ba«  fcbnell 
beliebt  mürbe  (beutfeb  al«  «Sie  Setbenfdjaften»  ton 
<L5.6ramer,3»be.,»mfterb.unb  2p|.  1806),oerriet 
einen  eber  jum  ÜHefleftieren  al«  jum  (hnpfinben  unb 
bidjterifcben  Silben  angelegten  ©eift.  Sennocb  er= 
regte  ba«  Söerl  Auffeben,  unb  fo  liefe  fie  1802  einen 
2.,  1812  einen  3.  JBanb  (@efamtau«g.  1821),  bann 
«Miscellaneous  plays»  (1804),  eine  »leibe  oon  meift 
d?on  einjeln  erschienenen  «Dramas»  (3  93be.,  1836) 
olgen;  man  »afu  fie  gemöbnlicb  unter  ben  tarnen 
«Plays  on  the  Passions»  jufammen.  «Fugitive 
verses»,  ibr  lefrte«  unb  reif ftesl  SBerf,  erfdbienen  1840 ; 
au*  »eranftaltete  fie  unter  anberm  1823  «A  collec- 
tion  of  poems,  chietly  manuscript,  and  from  ÜTing 
authors»;  ihre  «Metrical  legends  of  exalted  cha- 
racters»  (1821)  fmb  Scott  nadbgeabmt  1U  i  t  ibm, 
5-  jemand  unb  (Satbarine  ^anfbam  gab  fie  1823 
«Poetic  miscellanies»  beraub,  allein  1831  ben  in 
pofitiogtaubigem  Sinne  gefdjriebenen  «View  ofthe 
general  tenour  of  the  New  Testament»,  fy*  ben 
legten  CebenSwocben  fammelte  fte  ibre  «Dramatical 


mm  281 

and  poetical  works»  (2onb.  18&1;  2.  Hu«g.  1853). 
(*inen  febönen  9iuf  («Lady  Bountiful»)  genob  ne 
burd)  raftlofe  Armenpflege.  —  SBgl.  ÜJcife  Ibaderap, 
Book  of  Sibyls  (1883),  unb  fcel.  Sru«to»iJ>,  Sret 
engl.  Sidjterinnen  (IBerL  1885),  9ir.  1. 

toaiüit  (fpr.  bebli),  SDiattbero,  engl.  Slrjt  unP 
Slnatom,  geb.  27.  Ott.  1761  ,;u  Sbottd  in  ber  f cb ott. 
©raffdjaft  Sanarl,  ftubierte  in  fionbon  ÜWebitin 
unb  mürbe  bereit«  in  feinem  20.  3abrc  ali  Se* 
monftrator  ber  Anatomie  angcftellt.  Qx  eröffnete 
1785  mit  Sruitf  bant  ben  erften  anatom.Kurfu«,  marP 
1787  Ant  am  St.  ©eorgebofpital  unb  ftarb  23.  Sept. 
1823.  (*r  fdjrieb:  «The  morbid  human  anatomy  of 
some  of  the  most  important  parts  of  the  human 
body»  (2onb.  1793;  beutfd)  oon  öobnbaum,  öerl. 
1820),  «A  series  of  engravings  to  illustrate  the 
morbid  anatomy  of  the  human  body»  (10  öefte, 
Sonb.  1799 — 1812),  «Lectures  and  obserrations 
on  medicine»  (ebb.  1825).  SBarbrop  gab  «Tb» 
works  of  Mr.  B.»  (2  93be.,  ebb.  1825;  beutfd)  »on 
Seuffelb,  iöalberft.  1829)  berau*. 

»BatUtelot,  f.  2ieffeeforfdjung. 

»Bailiiere  &  ffil*,  ^.  v3.  (fpr.  bajdbr  e  mi 
93erlag*bud}banblung  in  $ari$,  gegrünbet  1818 
oon  Soiepb  »aptifte  sMaxit  geb.  20.  91oo. 
1797  in  JBeauoai«  (Separt.  Oife),  geft.  8.  9ioo. 
1885.  Sie  S!a$folger  finb  feine  Söhne  dm il 
S.,  geb.  7.  3lox>.  1831  in  $ari3,  2eilbaber  be* 
©efdjfiftd  feit  1857,  unb  feenri  IB.,  geb.  13. Sept. 
1840,  Seilbaber  feit  1863,  benen  1886  ein  Sobn 
Qmili,  Albert  93.,  aeb.  28.  ÜJtärj  1860,  ali  Xtil* 
baber  beitrat.  Sie  llnternebmungen  be«  Kaufes 
waren  oon  Anfang  an  ber  2Kebi}m  gemibmet  unb 
umfaffen  in  allen  3»eigtn  berfelben  eine  SDtenge 
oon  ÜJionoarapbicn,  ^ebrs,  J&cmbbüdjcrn  unb  encptlo; 
päbif a)tn  SBerten,  inSbefonbere  «  Dictionnaire  de 
medecine  et  de  Chirurgie  pratiques»,  bg.  Don  3ac- 
coub  (40  93be„  1864—86);  fiittre-,  «Dictionnaire  de 
medecinea  (biä  1893  17  Aufl.  in  160000  ßrempL), 
« Encyclopedie  internationale  de  Chirurgie» 
(7  9be.,  1888),  Aufgaben  ber  Serte  be«  vivvc 
träte«,  ©alenu«,  Ortbafm«,  JRufu«  oon  6pbefu«, 
Ambroife  tyati.  X aneben  geben  bebeutenbe  2Berte 
au«  ber  Antbropotogie  (Uuatrefage«,  «Crania 
ethnica»),  3oologie  (<yen»ffoc  unb  Se«bape«, 
«Histoire  naturelle  des  mollusques»;  Semminct 
unb  fiaugier,  «Planchea  coloriees  des  oiseaux»; 
iHrebm,  «Les  merveilles  de  la  nature»  Ii.  a.),  SBo» 
tanit,  $bpfit,  Gbemie,  iccbml  (Sefeore,  «Diction- 
naire d'electricite  et  de  magnetisme»,  2.  Aufl. 
1896),populdr»iffenf(baftli(beunternebmungen,tt)ie 
«Bibliotheque  scientihque  contemporaine»  (Sb.  1 
—  125,  1886  fg.)  mit  Söeitrdaen  oon  ©aubrp, 
Suclaur,  A.  ©autier,  6b-  SJoudjarb,  glaube 
93emarb,  Sicarb,  6bm.  ferner  u.  a.  unb  «Biblio- 
theque des  connaissances  utiles  »  ( 33b.  1  —  35, 
1887  fg.).  Sa«  Sau«  betreibt  auf  bem  ©ebiete  ber 
sJDiebijin  unb  Siaturroiffenfdjaften  aueb  Sortimente* 
unb  Antiquariat^flefcbäfte. 

»Baillot  (fpr.bäjob),  Pierre,  fran).Siolinfpieter, 
geb.  1.  Ott.  1771  ju  $affp  bei  ^Jari«,  bilbete  ftd?  in 
s4$ari«  unb  SRomau«  unb  fling  1791  nad)  ^Jari«,  mo 
er  bi«  ju  feinem  2obe  (15.  Sept.  1842)  angefebene 
Stellungen  al«  fionjertmeifter  unb  öebrer  innebatte 
unb  fiep  auch  al« Solofpieler  einen  grofsen,  oom  Au«- 
lanbe  beftdhgten  ÜRuf  erwarb.  ÜJZit  Hreu|jer unb  ÜHobe 
gemeinf am  bilbete  ba«  öaupt  jener  berübmten  i\i 
rifer  ©eigerfd?u(e,  bie  bie  Talente  au«  allen  Sdnbern 
beranjog  unb  bi«  beute  in  ibren  Irabitionen  f  ortwirtt 


Digitized  by  Google 


282  muy 

93.  bcf  onberS  mar  e$  ju  oanfen,  bafc  ficb  biefe  Sdjule 
bie  ©runbf  dfcc  ber  grofsen  ital.  93iolinmeifter  Dfarbini 
unb  9Jiottt  ju  eigen  macbte.  (Sin  anbereS  großes  93er* 
bienft  ermarb  fid)  93.  bura)  bie  ©rünbung  einer  ft&n: 
bigen  Ouartettgenofienfdpaft,  bie  oon  1814  ab  baS 
IDiufter  für  ben  ausgearbeiteten  SJortrag  tlafftfdjer 
Streichquartette  bilbetc.  93.S  Spiel  mar  auSge= 
jeicbnet  burcb  großen  Zon  unb  burcb  eble  93ortragS= 
tnanter.  Gine  bebeutenbe  Stelle  in  ber  SHoltm 
(itteratur  bebaupten  neben  ber  mit  ftreubcr  unb 
SJtobe  gemeinfam  herausgegebenen  «Methode  de 
violon»  fein  fiebrbucb  «L'art  du  violon»  ( $ar.  1835) 
forote  feine  (Stuben,  Sapricen,  Äonjcrte  unb  Duette, 
ülufcerbem  bat  er  im  herein  mit  Stöbe  unb  Kreuzer 
bie  SBiolinfcbule  beS  KonferoatoriumS ,  unb  mit 
datel,  Seoaffeur  unb  93aubiot  bie  93ioloncellfcbule 
berfelben  Slnftalt  bearbeitet. 

* a ilip  (fpr.  Lajib),  3ean  Sploain,  $räfibent  ber 
«rften  franj.  Starionaloerfammlung,  geb.  15.  Sept. 
1736  in  "Barte,  folgte  anfanaS  tünftlerifcben  unb 
litterar.  Neigungen,  mürbe  aber  oon  Cacaille  jum 
Stubium  ber  Slftronomie  gefübrt  unb  an  beffen 
Stelle  1763  in  bie  2lfabemie  ber  Siffenfcbaften 
aufgenommen.  Seine  «Histoire  de  l'astronomie 
ancienne»  (^ar.  1775)  unb  «Histoire  de  l'astro- 
nomie moderne  jusqu'en  1781»  (3  93be.,  ebb.  1779 
—82),  beibe  2Ber!e  fpfiter  bfl-  oon  GomepraS  u. 
b.  Z.  «Histoire  de  l'astronomie  ancienne  et  mo- 
derne» (2  93be.,  ebb.  1805),  brachten  ibn  in  Streit 
mit  Voltaire.  T  arauS  gingen  bie  «Lettres  sur  l'ori- 
gine  des  sciences»  (ebb.  1777;  beutfeb  £pj.  1778) 
unb  «Lettres  sur  l'Atlantide  de  Piaton»  OJtor.  1779) 
beroor.  93.  mürbe  nun  au*  in  bie  Academie  des 
Inscriptions ,  1784  in  bie  ^ranjöfifdje  2üabemie 
aufgenommen.  2>ie  SHeoolutton  rife  ibn  au*  feiner 
frieblicben  Caufbapn.  3um  deputierten  ber  Stabt 
^ariS  für  ben  Tiers  etat  ermäblt,  marb  er  3. Sunt 
1789  beffen  93orfi&enber  unb  nad)  ber  ftonftituierung 
jur  9iationalDerfammlung  beren  erfter  JBrÄfibent. 
i'unt  ber  Grftürmung  ber  93aftille  jum  SJlaire  oon 
$an3  ernannt  (16. 3uli),  Dermaltete  er  btefed  2lmt 
mit  unbefteeblicber  iHecbtfcbaffenbett  bto  12.  9too. 
1791,  mo  er,  ben  ßrtremen  längft  oerba&t,  eS  in 
bie  fcanb  93e"tion«  nieberlegte,  ficb  gani  jurüdjog 
unb  bei  feinem  ftreunbe  Saplace  su  üJiclun  lebte, 
feier  mürbe  er  im  ?uli  1793  oerbaftet,  meil  er  am 
17.  3ul»  1791  baS  blutige  Vorgeben  ber  National* 
garbe  gegen  einen  Saufen  ©efinbelS  jugelaff  en  Kitte, 
nadj  ^ariS  gebracht  unb  am  12.  9toD.  bingeriebtet. 
2luS  feinem  Diacblaffe  mürben  herausgegeben  «Essai 
sur  les  fables  et  leur  histoire»  (2  93be.,  tyax.  1798) 
unb  «Memoire*  d'un  temoin  de  la  Revolution» 
(3  93be.,  ebb.  1804;  beutfeb  oon  ffieplanb,  fipj. 
1805).  —  93gl.9tourrifion,  Trois  revolutiounaires: 
Turgot,  Necker  et  B.  (2.  Sufl.,  ^ar.  1886). 

Statin  (fpr.  bebli),  Gbmarb  fiobge«,  engl.  9Mlb= 
bauer,  geb.  10.  ÜJldrj  1788  ju  93riftol,  erbtelt  feine 
fünftlerifcbc  9luSbilbung  burcb  <ylarman  unb  begrün: 
bete  feinen  9iuf  burcb :  £>eralles  bem  Slbmct  bie  %U 
IcftiS  jurüdfüprenb  (i811,golbene  5KebaiUe),»poUo 
ben  Speer  merfenb  (1817)  unb  (5oa  an  ber  Quelle 
<1818).  kluger  anbern  Statuen  ift  baS  foloffale 
Stanbbilb  DlelfonS,  roeldjeS  bieSclule  auf  Jrafalgars 
Square  in  £onbon  febmüdt,  bie  Statue  Stepbenfonä 
in  2onbon  (f.  Safel:  ßnglif cbe  Äunft  III,  §ig.  1) 
unb  bie  Statue  Sir  SRobert  $eett  in  SRancbefter  oon 
feiner  ^anb.  93eliebt  maren  befonberä  feine  ®enre= 
rocrle.  93.,  feit  1821  OJUtglieb  ber  Äfabemie,  ftarb 
22.  9Jtai  1867  ju  Sonbon. 


-  93am 

fBaütf  (fpr.  beb«),  granci«,  engl,  »fhonora, 
geb.  28.  Äpril  1774  ju  Dlemburp  in  Serlfbire,  geft. 
30.  3(ug.  1844  in  gonbon  als  $rdfibent  ber  Royal 
Astronomical  Society.  93.  mar  urfprünglicb  ttauy- 
mann  unb  manbte  ficb  erft  fpdter  ber  ^ftronomie 
ju.  93on  feinen  Arbeiten  fmb  |u  nennen:  «The  Ca- 
talogues  of  Ptolemv,  Ulug  Beigh ,  Tycho  Brahe, 
lialley,  Hevelius,  deduced  from  the  best  Autho- 
rities»  (fionb.  1843),  «Catalogue  of  stars  of  the 
British  Association  for  the  advancement  of 
science»  (ebb.  1845)  unb  feine  gemeinfam  mit 
i&enberfon  beforgte  ^erauögabe  ber  Äataloge  fübl. 
Sterne  oon  fiacaiüe  (ebb.  1847).  [bilbung. 

»ailQfcher  tropfen  (fpr.  bebli-),  f.  Jropfeu= 

üBain  (fpr.  bebn),  Stleranber,  Ubrmacber  unb 
a)lecbaniter,  geb.  1810  »uJburfo  in  Sdjottlanb,  geft. 
1877  ju93roombiU  bei  Hirtintiliocb(©raffcbaft2)um. 
barton),  bat  ficb  Sicrbienfte  um  bie  Snmenbung  ber 
(f Icltricität  ermorben.  93.  erbielt  in  ßnglanb  21.  Se^. 
1841  einen  Dielfacben  unb  21.  SRai  1843  einen  au»> 
gebilbeternlppenbrudtelegrapben  patentiert;  femer 
1843  eine  eigentümlicbe21rt9tabeltelegrapben,melcbe 
nacb  Dfteueicb  übertragen  murb«  unb  nadj  93erbe|fe= 
runaen  oon  6!ling  u.  a.  lange  in  93etrieb  gemefen  Üt. 
3lucb  madjte  er  ficb  febr  oerbient  um  bie  93erbe||e- 
rung  ber  cbem.  iclegrapben,  bie  er  tetU  jum  telegr. 
Äopieren  oon  93ud?brudlettern  (patent  oon  1843), 
teil*  als  mirflicbe  Äopiertelegrapben  (patent  oon 
1850),  teil«  als  Sdjreibtelegrapben  jur  (hjeugung 
oon  jmeijeiliger  93unltfd>rtft  (s4Jatent  oon  1846), 
jumJeil  bei  automatifcberStromfenbung  benu|bar 
vu  macben  ftrebte,  unb  enblid?  um  bic&rfinbung  unb 
Serbefferung  ber  elettrifcben  llbren. 

»aiit  (fpr.  bebn),  Slleranber,  engl.  9ibilofopb, 
geb.  1818  in  Slberbeen,  ftubierte  in  bem  Marishai 
College  in  Slberbeen,  lebrtc  ebenbafelbjt  juerft  1841 
—44  SWoralpbilofopbie,  bann  1844—45  Ubpfit  unb 
mürbe  1845  ^rofeffor  ber  93bpfit  an  ber  3lnberfon» 
fdjen  Unioerfitdt  in  ®laSgoro,  1848  Sefretdr  in  betu 
DbergefunbbeitSamt  in  Sonbon.  3)iefem  Slmte  ent= 
jagte  er  1850  unb  mürbe  1860  jum  s$rofeffor  ber 
üogit  an  ber  Unioerfitdt  Slberbeeu  ermäblt.  Seine 
bauptfäcblicbftcn  pbilof .  SBerte  finb  «The  senses  and 
the  intellect»  (fionb.  1855  u.  ö.),  «The  emotions 
and  the  will»  (ebb.  1859  u.  ö.),  «On  the  study  of 
character»  (ebb.  1861),  «Mental  and  moral  science» 
(ebb.  1868  u.  C),  «Logic,  deduetive  and  induetrre» 
(ebb.  1871),  «Mind  and  body,  the  theories  of  their 
relation»  (ebb.  1873  u.  ö.;  beutfeb  im  3.  93anb< 
ber  «internationalen  miffenfcbaftlicben  93ibliotbef», 
£pj.  1874, 2.  Slufl.  1881).  93.S  Slrbeiten  beruben  auf 
ber  Sbcorie  oon  öartlep  unb  3ameS  »JRill,  bie  er 
jebod)  mit  großem  ©efebid  burd)  bie  6rrungen= 
f cbaften  ber  neuem  93ppfiologie  ergdnjt  unb  er» 
meitert  bat.  Sie  äffociation  ift  bie  Orunblage 
für  alle  feine  pfpcbol.  (Srtldmngen,  unb  er  ift  ber 
Slnficbt,  oaü  biefe  pfpcbifcben  unb  geiftigen  $ro: 
jeffe  miteinanber  parallel  laufen;  er  leugnet  mebet 
nodj  bebauptet  er  ein  geiftigeS  93rincip,  geftebt  je» 
boeb  ju,  bajj  bie  Hu^enmelt  nur  als  unfere  (hnpfin^ 
buna  unb  93orftellung  erfaftt  merben  fann;  auch  bas 
3$  bat  feine  felbftdnbige  6riftenj  unb  beftebt  nicht 
neben  ben  ©efüblen,  öanblungen  unb  ©ebanfen 
beS  ^nbioibuumS.  6benfo  führt  er  ©lauben  unb 
9Billen  auf  Hfjociationen  unb  ©efüble  jurüd.  Dai 
moralifebe  ©cfübl  entftebt  burd)  @rjiepung  mittel* 
Strafe  unb  Autorität.  3"  errofibnen  ift  noeb  feine 
«Education  as  a  science»  (Öonb.  1879  u.  ß.;  beutfeb 
in  ber  «3ntemationalen  roiffmfdjaftlidien  93iblio« 


Digitized  by  Google 


93atn-bc=93rcta! 

tbet»,  45.  SBb.,  2p$.  1880);  femer  «John  Stuart  Mill» 
( 1882).  —  Sßgl.  SHibot,  La  psychologie  anglaise  con- 
temporaine  (3.  21ufl.,  $ar.  1873).  [SBain*. 

^ain  bc  ^Brctafliic  (fpr.  bdng  be"  bre~tänj),  f. 

^aince*  (fpr.  bebn*),  Cbwarb,  ber  ältere,  engl. 
■•Bublijift,  geb.  5.  %ebx.  1774  ju  Slipon,  war  al* 
2)rudergebilfe  in  &eb*  befcbäftigt,  erwarb  1801  ben 
«Leeds  Mercury»  unb  warb  balb  ein  Rubrer  be* 
2iberali*mu*  in  9corbenglanb.  SB.  einfluf}  braAtc 
SBrougbam  unb  SJiacaulap  in*  Parlament,  er  felbft 
trat  1834  ftatt  be*  (entern  für  2eeb*  in*  Untere 
bau«,  wo  er  al*  ein  $aupt  ber  prot.  $)iffcntcr*  für 
Trennung  von  Rircbe  unb  Staat,  2lbfd>affung  ber 
Kird?enumlage,  für  Korngefe&e  unb  JHeform  ber 
gabrifverorbnungen  fdmpfte.  ftrdntelnb  jog  er 
fid?  1841  jurüd  unb  ftarb  3.  Slug.  1848.  Seine 
litterar.  Hauptarbeiten  finb:  «History  of  the  wars 
of  the  Freuch  Revolution  from  1792  to  1815» 
(2  SBbe.,  1814),  fpdter  ju  «History  of  the  reign  of 
George  III.»  (4  SBbe.,  1820—23)  erweitert,  «His- 
tory, Directory,  and  Gazetteer  of  the  county  of 
York»  (1822—23)  unb  «History,  Directory,  and 
Gazetteer  of  Lancashire»  (1824;  vollftdnbiger 
4  SBbe.,  1836;  neuefte  Mu*g.  u.  b.  X.  «History  of 
the  county  Palatine  and  Duchv  of  Lancaster», 
1886).  Sein  Sobn  Abwarb  (f.  ben  folaenben  Slrt.) 
fd?rieb  «Life  of  E.  B.»  (2onb.  1851;  2.  ICufL  1859). 

©ai»e«(fpr.  bebn*),  Sir  Gbwarb,  engl,  ^olititcr 
unb  Sebriftftctlcr,  jüngerer  Sobn  be*  vorigen,  geb. 
1800,  nabm  nod?  bei  2eb}eitcn  be*  SBater*  an  ber  iHe- 
baltion  be*  «Leeds  Mercury»  teil,  bie  er  nad?  beffen 
2obe  jualeid?  al*  Gigentümer  ganj  übernahm.  3" 
weitern  Kr eifen  warb  er  betdnnt  bureb  feine  «History 
of  the  cotton  manufacture  in  GreatBritain»(2onb. 
1835;  beutfd)  von  »ernoulli,  Stuttg.  1836),  ber  er 
«The  woollen  manufacture  of  England»  unb  anbere 
Serie  über  £anbel  unb  Jnbuftrie  folgen  liefe.  1859 
trat  SB.  für  ba*  bi*bcr  oon  feinem  Stoiber  Sttattbew 
Jalbot  iB.  vertretene  2eeb*  in*  Unterbau*  unb 
braßte  1861, 1864  unb  1865  eine  SBill  auf  öerab: 
fe&ung  be*  SBteblcenfu*  in  ben  Stäbten  ein,  bie 
jebod?  abgelebnt  würbe.  Kl*  einer  ber  (jübrer  ber 
$i)ienter*  beförberte  er  nad)  Kräften  bie  9Rafe= 
regeln  ntr  Slbfdmffung  ber  Rirdjenfteuer  unb  be* 
Univerfitfitäeibe*,  ber  burd?  bie  SBerpflicbtung  auf 
bie  39  ©lauben*artitel  ber  Staat*lird?e  bie  2)if-- 
fenter*  oon  ben  2cbrftitblen  ber  Univerjitäten  au*; 
fd?lofe;  ebenfo  lämpf  tc  er  für  bie  (Sntftaatlidjung  ber 
irifd?en  Rird?c,  bie  Scmperanjbewegung  unb  alle 
freitydnblerifcben  !Dlaforegcln.  1874  unterlag  er  im 
iÖJablfampf  unb  bielt  fid?  feitbem  von  bem  öffent= 
lieben  Ceben  jurüd;  1880  erbiclt  er  bie  SHitterwürbe. 
(fr  ftarb  2.  IRfirj  1890  in  feiner  Süaterftabt  2eeb*. 

©atncö  (fpr.  bebn*),  $  boma*,  engl.  3Raler  unb 
9tei)enber,  geb.  1822  in  Ring'*  2pnn  in  ber  engl. 
©raffd?af  t  Sflorf olf,  bef d?äftigtc  fid?  in  feiner  3ugenb 
mit  beralbif*er  SDlalerci,  ging  1842  nad?  bem  Hap- 
lanb  unb  fcblofe  fid?  1848—51  ber  brit.  Srmee  im 
Raffernfriege  al*  WXaiex  an.  1855—56  begleitete  er 
Öregoro  auf  feiner  norbauftral.  (frpebition,  bann 
1858 — 61  2ivingftone  auf  beffen  beiben  Reifen  int 
Sambefigebiet  unb  trat  1861  mit  3ame*  Sbapman 
eine  Weife  von  ber  2Balfi)d?bai  in  Sübweftafritd 
nad?  bem  Stgaimfee  unb  bem  Sambefi  an.  SBei  ben 
SBictoriafällcn  be*  lehtem  Strome  binberte  ber  93er- 
luft  be§  ^abrjeug^  bie  SHeifenbcn  am  Vorbringen 
jur  Ofttüfte.  1869  burd?forfd?te  er  mit  bem  ©co^ 
logen  Stttfon  bie  ©olbfelber  oon  Jati  im  ÜJlatabele^ 
lanbe.  3tuf  einet  neuen  «Reife  babin  ftarb  er  8.2Rai 


nc  —  ©aioeco  283 

1875.  SB.  veröffentlichte  al*  <5rgcbmfte  feiner  Steifen : 
«Explorations  in  South  Western  Africa»  (Sonb. 
1864),  «Shifts  and  expedients  of  Camp  Life» 
(2.  äufl.,  ebb.  1876,  gemeinfam  mit  28.  SB.  2orb); 
au-j  feinem  9{a(blafe  erfd?ien  1877:  «Gold  regions 
of  South  Eastern  Africa». 

©atnt,  ©iufeppe,  itaL  Äircbcnmufifer,  geb. 
21.  Oft.  1775  ju  9lom,  wibmete  ftd?  bem  geiftlid?en 
Staube  unb  ber  SRufit.  1802  al$  »bbate  in  bae 
Kollegium  ber  päpftl.  Äapellfänger  aufgenommen, 
würbe  er  1814  SMrettor  biefe«  3nftitut$  unb  ftarb 
in  biefer  Stellung  10.  9Jtai  1844.  Sein  1821  fom-- 
ponierte*  SDlifercre  würbe  unter  bie  in  ber  Sirtini= 
fd?en  Kapelle  w&brcnb  ber  6barwod?e  allidbtlid? 
aufgefübrten  9)lufilftflde  aufgenommen.  2)ag  gröfete 
s-öcrbienft  S8.^  ift  bie  auSf  übrlid?e  Ceben«befd?reibung 
be«  von  tbm  abgöttifd?  verebrten  S^lefrrina^Memo- 
rie  storico-critiche  della  vi  tu  e  delle  opere  di 
Giov.  Pierluigi  da  Palestrina»,  2  SBbe.,  SHom  1828). 
Dai  SBerl  ift  trotj  2öcitfd?weifigleit  unb  ©infeitig= 
feit  ein  reieber  Sd?att  ber  wid?rigften  biftor.  unb 
murtfalifd?»  litterar.  «Racbridbten  über  röm.sfatb. 
Kirdjenmufif.  ©ne  vcrlurjte  SBerbeutfd?ung  gab 
Kicfewetter  (2pj.  1834)  berau*. 

»»ain-ifobeac,  f.  $ain8. 

Baln- Marie  (fr;.,  fpr.  bdng  marib)  ober 
Sßafferbab,  ein  Idnglid?  vieredigeä  ©efdfe  von 
3inn»,  Rupfers  ober  Gifenbled),  ba8  man  mit 
bcifjem  2Ba|)er  füllt,  um  Speifen  beiftjubalten, 
^ubbingä  ju  tod?en  unb  in  §lafd?en  ober  SBüdbfen 
eingelegte  $rüd?te  gar  ju  ficben. 

«ainö  (frj.,  fpr.  bdng,  b.  b.  Söäbcr),  9tame  jabl= 
reieber  Drtfcbaften  in  faranfreid?,  bie  meift  ÜRineral 
quellen  oberSBdber  befihen.  SBerübmt  ftnb  folgenbe: 
1)  SBaind:le^:SBaind,  ^auptftabt  bed  Kam 
ton*  SB.  (168,4i  qkm,  12  ©emeinben,  10355  6.)  im 
Slrronbiffement  «pinal  be*  franj.  2)epart.  SBoSge*, 
28  km  im  SS2B.  von  Gpinal,  in  bem  fd?öneu  Stjale 
beS  SBagnerot  unb  an  ber  Sinie  SßefouhGpinal  ber 
Oftbabn,  4*JL  km  meftlid?  ber  Station  in  306  m  f>öbc, 
bat  (1896)  1509,  al*  ©emeinbe  2487  ß.,  ^oft,  Jele-- 
grapb,  SBortenwtrferei,  Sd?mieben  unb  SIBeinbanbel 
unb  11  Oueüen  jwifeben  29  unb  39°  C;  2a  ©roffe 
Source  (50°  C.)  bat  3)ampfbdber,  ba*  Mömerbab 
ober  fog.  «Reubab,  1715  neu  gebaut,  befittt  brei  SBaj= 
fing,  jebeä  von  brei  Quellen  gefpeift,  mit  Staueben, 
unb  eine  Srinfquelle  von  45°  C;  baS^romenaben- 
bab,  1886  eröffnet,  enthält  aud?  ein  öotel  unb  ba* 
Kafmo;  bie  S3ad?e=0uclle  von  37°  C.  wirb  jum 
Jrinfcn  benutzt.  Sie  gehören  alle  ju  ben  fog.  Sfljilb: 
bdbern.  —  2)  SBain0  =  2ob<ac  in  ber  SBretagne. 
Station  ber  2öeftbabn  jwifd>en  Stenne*  unb  Diebon, 
mit  2692  G.,  unb  3)  9  km  öftlicber  SB  a  i  n  ■  b  e  -  SB  r  e  ■ 
t  a  g n  e  mit  1785,  al*  ©emeinbe  4920  Q.,  30  km  füb= 
lid?  von  Mennes ,  beibe  im  SÄrronbiffement  diebon 
be*  Separt.  5JUe--et=SBilaine.  —  4)  2e*«SBain*  = 
bu»3Hont»l)ore,  Rieden  im  Äanton  9lod?efort, 
2lrronbif)emcnt  dlermont  be*  franj.  5)epart.  ^up 
be»2)öme,  mit  1866  6.,  in  1046  m  £öbe,  nabe  ben 
Quellen  ber  2)orbogne.  —  5)  2e3  =  SBain**be  = 
Menne*  ober  9lennc*:le*sSBain*,  2)orf  mit 
359  6.  im  Kanton  (£ouija,  Slrronbifffment  2imour 
be*  fran}.  Deport.  9ube,  30  km  von  Sarcaffonne, 
am  Sal*,  mit  brei  beifeen  (39  —  51°  C.)  unb  jwei 
falten,  befud?ten  Mineralquellen.  —  SBei  einigen 
SBabeorten  ift  58.  bem  Qrt*namen  nadjgefe^t,  j.  SB. 
2lir--le*=SBain*  (f.  3lir),  SBagnol*:le*-S8ain*  (f.  b.). 

tiBatocco  ober  SBajocco,  in  ber  SDlebrjabl 
SBaiocd?i  (fpr.-otti),  war  bi*  1867  ber  flame  einer 


Digitized  by  Google 


284  ©aijwr 

©elbrecbnung«  ftuf  e  unb  Äupfermünje  im  ehemaligen 
fiircpenftaat,  »elcpe  ber  10.  Seil  eine«  ^aolo  ober 
ber  100.  Je«  eine«  6cubo  war  =  4*/,  $f.  9Jian 
Ijatte  in  fiupfer  Stüde  ju  1  39.,  ju  2  99.,  ju  »fr  S9. 
unb  }u  */«  33.  ober  1  Ouattrino,  eine  3eit  lang 
au*  Stüde  ju  5  93.  »uf  ber  3nfel  Sicilien  führte 
früher  ber  neapolit,  ©rano  (ber  100.  Seit  be« 
2)ucato),  gleiobfall«  eine  fiupfermünje,  ben  tarnen 
33.;  er  aalt  2  ftcil.  ©rana  unb  entsprach  34/,  $f. 

©atpur,  f.  SJtalabar. 

ttatraf  (türf.),  Sahnt,  Sianner. 

«airaftär  (b.  p.  ber  gabnenträger),  ber  33ei= 
name  SRuftappa«,  «ne«  ber  energifaften  Slnhdn« 
ger  betJReform  in  ber  Sürtei,  geb.  um  1755.  6r 
trat  in  a)hlitdrbienfte  unb  tdmpfte  1806  al«  Haida 
von  Siuftfcbut  gegen  bie  rufj.  Hrmee.  Stach  ber 
3anitfcparenreüolution  von  1807,  bie  Sultan  Se* 
lim  III.  ju  ©unften  SRuftapba«  IV.  vom  Shrone  ge* 
ftofeen  hatte,  ergriff  er  bie  Partei  Selim«,  fetjte  nach 
©rmorbung  be«felben  burdj  bie  3anitf«haren  SRll« 
ftapba  IV.  ab  unb  prollamierte  28. 3uli  1808  beffen 
33rubcr  ÜDkhmub  II.  al«  Sultan.  39.  »urbe  nun 
jum  ©rofemeftr  ernannt.  SU«  folefcer  fe&te  er  ben 
©ro&mtifti,  ben  Anführer  ber  3<tnitfd)aren  unb  alle 
Werna«  ab,  bie  irgenbmie  teil  an  ber  legten  SHevo« 
lution  genommen  hatten;  jugleicb  aber  forgte  er 
trdftig  für  bie  SRuhe  ber  fiauptftabt  unb  »erftdrtte 
bie  regelmäßige  3lrmee.  Sein  jfjauptjiel  mar  bieSier« 
niebrung  ber  yanitfeparen,  bie  ftep  enblidj ,  Don  bem 
fanatifepen  33öbel  begünftigt,  empörten,  15.  sJloo. 
1808  ba«  Serail  angriffen  unb  bie  2Biebereinfe&ung 
Sfluftapba«  IY-  »erlangten.  Sapfer  oerteibigte  fiep 
33.  bort.  Sil«  er  aber  fab,  bafe  bie  flammen  ben 
$alaft  bebrobten,  liefe  er  ben  gefangenen  Sultan 
ÜJluftapba  erbroffeln,  toarf  ben  Stürmenben  beffen 
Kopf  ju  unb  fprengte  ftch  in  bie  fiuft. 

«aträrn  ober  33 ei r am,  in  ber  Sürtei  33ejeicb« 
nung  jroeier  gefte,  einmal  be«  nach  33eenbtgung 
be«  ftaftenmonät«  ÜHamaban  auf  ben  Slnfang  be« 
IRonat«  ScbamtDdl  f aüenben  ©  r  o  &  e  n  33.  unb  bann 
auch  be«  70  Sage  fpäter  auf  ben  10.  2>fulbibbfcbe 

SUenben  fileinen  39.  ober  Dpfer-  (Äurban«) 
airäm,  be«  Cpfcrfefte«  ber  Wallfahrt  nach 
l'ictta.  ,\n  arab.  Sdnbern  nennt  man  bie  33airam« 
fefte  mit  bem  tarnen  '3b  (b.  b.  Feiertag),  unb 
j»ar  ba«  auf  ba«  Mamabanfaften  folgenbe  <yeft 
'3b  al=fitr  (b.  i>.  ba«  fteft  be«  Saftenbrecpen«), 
ba«  fiurban=93airdm:  '3b  al--abpba  (in  3nbien 
33atr«'tb). 

Oairb  (fpr.  bährb),  Spencer  Jullerton,  amerif. 
ÜRaturf  orfeper,  geb.  3.  ^tbx.  1823  in  fteabing  (vJ$enn= 
fploamen),  mürbe  1845  am  2)idinf»n«Äollegium 
Qirofefior  für  ^aturmifienfebaften,  1850  j&ilfdfefrc= 
tdr,  1878  (nach  bem  Sobe  von  3ofepb  J&enrp)  erftcr 
Sefretär  ber  Smithsonian  Institution.  Seit  1871 
mar  er  auch  Staat«lommi|lar  für  ftifdjereien,  um 
bie  abnähme  unb  bie  SDlittel  jur  3jermebrung  ber 
eßbaren  gifie  ju  ergrünben.  39.  ftarb  19. Slug.  1887 
ju  2öoob«  f>ole  (SDlaffacbufett«).  2)ie  3abl  feiner 
Arbeiten  beträgt  gegen  1300;  beroorjubeben  finb: 
2>ie  liberfe&ung  ber  1.  Auflage  be«  33rodbau«fchen 
«33ilberatla«  jum  ÄonDerfation««2eriton»  («Icono- 
graphic  Encyclopsedia»,  4  33be.  unb  2  33be.  Safein, 
Steuport  1849—51).  Serner  «Catalogue  of  North 
American  Mamals»  (1857),  «Catalogue  of  North 
American  Birth»  (1858),  «Birds  of  North  America» 
(2  33be.,  mit  Mtla«,  ©afbiugt.  1870),  «History  of 
North  American  Birds»  (3  33be.,  ?onb.  1875). 

Wntrcuth,  f.  S3apreuth. 


-  99aiffe 

©airifchhlau,  93apriid)blau,  f.  3>ipbenpW 
aminblau. 

ttairftt,  Stabt  in  Sprien,  f.  33eirut. 

Oaifalj,  au«  HJceermaffer  aemonnene«  Salj. 

©atfcti,  öer  mann,  fianbfd)aft«maler,  geb.  12.3uli 
1846  ju  2)re«ben,  ging  1868  nach  ^an«  unb  oon 
ba,  berührt  von  bem  (ginftufie  eine«  dtouffeau  unb 
Suprl,  1869  nach  München,  t»o  er  Sier  ju  feinem 
ÜJleifter  errodblte.  2)ie  feine  Beobachtung  ber  lolo* 
riftifchen  Stimmungen,  mie  fte  ber  3Sechfe(  ber 
Sage«jeiten  unb  bie  jfcflere  be«  Sicht«  bemor> 
bringen,  in«befonbere  aber  ber  llare  Silberton,  ber 

Setoöbnlicb  bie  ©runbftimmung  feiner  Sanbfcbaften 
tlbet,  reiht  ibn  unter  bie  hernorragenbften  Schüler 
£ier«.  Huf  ber  Wiener  9Be(tau«ftellung  1873  prd< 
mitert  (borgen,  Wittag  unb  SIbenb  al«  fianb^ 
fchaften  mit  £ter)taffage),  erhielt  er  1880  einen  Stuf 
al«  $rofeffor  ber  £anbfchaft«ma(erei  nach  fiarl«= 
rupe  unb  mürbe  1886  orbentlid)e«  SM^glieb  ber 
33erliner  Sltabemie.  Seine  beroonagenbften  SBerle 
fmb:  2Rühle  bei  ÜRonbfdjein  (1878;  ©alerie  ju 
Stuttgart),  ^eimfehrenbe  Serbe  (1879;  2Wufeum 
ju33re«lau),  dolldnbifche  fianaltanbfchaft  (1882; 
!I)re«bener  ©alerie),  39ei  3)orbred)t  jur  (Sbbejeit 
(1884;  Slationalgalerte  ju  33erlin).  »uf  ber  3nter* 
nationalen  fiun)tau«)teUung  ju  99erlin  1891  mar 
33.  vertreten  unter  anberm  mit:  ©egen  bie  93ran: 
bung,  9uf  ber  jnöbe  ber  Junen ;  ju  München  1893 
mit:  fireoettenfifcher  nach  bem  Stranbe  jie^enb.  (h 
ftarb  18. 9Rai  1894  in  Kartende. 

©atfe  ober  33apfe,  Unter  lUebenflan  ber  ©a^ 
rönne,  entfpringt  in  einer  66he  t»on  560  m  auf  bem 
Plateau  von  2annemejan  im  franj.  2)epart.  £aute«= 
$pre*ne^e«,  fliegt  al«  ©rofee  33.  ober  33aife*$er; 
riere  über  Srie  unb  tritt  in  ba«  T  e  p  a  v  t .  ©er«,  unter: 
halb  Sonbom,  och  tue  fte  auf  56  km  mittel«  Schleus 
fen  fchiffbar  ift,  in  ba«  3)epart.  2ot'et*©aronne  unb 
münbet  bei  St.  Seger,  3  km  eberba! b  ber  fiotmün-. 
bung,  nach  einem  nörbl.  Saufe  von  185 — 190-km, 
in  23  m  .^c be.  2k  Arbeiten  jur  Schiffbannachung 
be«  bluffe*  finb  auf  83,6  km  »ollenbet.  Äuf  bem 
^lufje  »erben  befonber«  Sein,  33ranntmein,  ®c- 
treibe  unb  33aumaterialicn  beförbert. 

iBaifemain  (frj.,  fpr.  bdpf'mdng),  Sanbfufi; 
33aifement  (fpr.  bdhrmdng),  Sufrtufr  (beim 
Zapfte);  in  ber  SDlatbematit  Berührung  jmeier 
trummer  Sinien  von  innen. 

«aifer  (frj.,  fpr.  bdfeh),  Äufe;  3udergebdd  au« 
fteifgeichlagenem  ©iroeifefepnee. 

iBaiffe  (frj.,  fpr.  bdfj),  ba«  Suiten  be«  fiurie«  ber 
Staat«pcipiere,2lttien  unb  anberer  Wertpapiere.  Xic 
barauf  gerichtete  Spetulation  mirb  Spetulation  ii  la 
baisse  genannt,  derjenige  Spetulant,  in  beffen 33or= 
teil  jene«  Sutten  liegt  unb  ber  abficbtltcb  ba«ielbe  l^er« 
beijuf  übjen  fudjt,  peifet  93aiffter,  fiontermineur 
ober  auch  ^i?«*»  Ml  ber  Sonboner  33örie  Bear. 
Sa«  üJUttel,  33.  herbeijuführen,  befteb,  t  bauptfäcblicb 
in  ber  33eeinfluf)ung  ber  33örfenmeinung.  2)a«  3"5 
tereffe  be«  33aiffter«  ift  barauf  gerichtet,  baf>  fUb  bie 
33£trfc  in  Säufcbung  über  ben  mirllicben  augenblid« 
lieben  ober  roabricpeinlicben  fpdtem  3Bert  ber  frag» 
lieben  Rapiere  befinbe.  3"  bieiem  dnbe  bebient  mau 
ftch  ebenforoohl  großartiger  unb  mit  Warttfchreierei 
in«  Wert  gefegter  ScheinPerfdufe,  al«  fog.  flauer  33e« 
richte,  felbft  be«  Äu«ftreuen«  von  ©erüchten  über  an« 
gebliche  polit.  ©reigniffe  u.  f. ».  Selbftverftdnblich 
beftebt  bie  Spetulation  a  la  baisse  barin,  baß  ©e« 
fcbdfte  eingeleitet  merben,  bie  nur  bann  ©ennnn  ab« 
werfen,  menn  bie  in  ber  überjeugung  be«  Spetulan« 


Digitized  by  Google 


©aiffteren  - 

ten  beßrünbeten  SJorausfctiun^cn ,  bar,  ndmiicb  bie 
greife  be*  fra0li(ben8lrtilclö  fallen  rceTben,jutTeffen. 
Urfprünßlicb  «in  tecpnifcbcr  2luSbrud  beS  iBanlße* 
fcbdftS,  wirb  jcfct  baS  2Bort  93.  aud)  üiclfadj  in  an* 
b«rn  ©efd)  Aftc-i »treiben  anßcwenbet,  unb  man  fpridjt 
».  5B.  Don  einet  SDaifiefpefuIation  im  ©etreibe*, 
93aummoU*,  Sabatßefcbdft  u.  f.  w.  Giner  Saifte* 
fpelulation  tann  man  unter  Umftdnben  unb  fofern 
fut  bie  93.  auf  ben  ©ebraueb  erlaubtet  SJlittel  be* 
icbrdnlt,  eine  gewiffe  SBcrecbtißunß  ni(bt  abfpredjen, 
j.  93.  wenn  bie  Äurfe  übcrmdfetß  in  bie  f>öbe  ge* 
trieben  fmb,  ober  beim  Gintreten  eine«  ÄriegSfallS 
unb  einer  iltericblccbtcrunß  ber  SBährunflSDerbdlt* 
nifle.  3>aS  ©eßenteil  Don  93.  ift  &auffe  (f.  b.). 

©aif flere«  (fa.,  fpr.  bfife-),  fenlen,  mcberlafien, 
bie  Stimme  fmlen  laffen,  ein  ©efebüfc  tiefer  richten. 

©atrer,  3ob.  ©eorß,  <Bbiloloß,  geb.  31.  2Jlai 
1801  }u  3ürid),  ftubierte  }u  JDcüncben,  ©öttinßen 
unb  ftöniaSbcrß  Philologie,  mürbe  Oberlehrer  am 
3üriä>er  ©pmnafium  unb  erhielt  an  ber  Uniwrfttfit 
eine  au&erorbentlidje  ^Brofeüur,  bie  er  jebodb  1849 
nieberlcßte.  2)aS  JRettorat  an  bem  Züricher  ©om= 
naftum  belleibete  ».  1849—66.  Gr  ftarb  10.  Oft. 
1877.  93.  lieferte  eine  HuSßabe  beS  «Panegyricus» 
beS  3folrateS  (Sipj.  1831);  au*  wirtte  er  als  2)tit* 
arbeiter  an  33remiS  SluSgabe  beSfelben  SHebnerS, 
93b.  1  (@otba  1831),  bei  DrelliS  «Ciceronisscho- 
liastae»  (3ür.  1833)  unb  «Onomast  jconTullianum» 
(3  93be.f  ebb.  1836—38),  foroic  bei  beffen  »weiter  SluS* 
aabe  beS  Cicero,  (ebb.  1846 — 62)  in  3ierbinbunß  mit 
fcalm.  pr  CreUid  SHecenfion  beS  SacituS  (2  93be., 
Aür.  1846 — 48)  Derßlicb  JB.  bie  mebteeifeben  ftanb* 
lernten  juftloreru  unb  bearbeitete  für  bie  )tr>eite 
ÄuSßabe  bie  5flnnalen  (ebb.  1858).  SJlit  Sauppe  Der* 
banb  er  f»a>  ju  ber  SluSßabe  ber  Sieben  beS  i'pturß 
(3ür.  1834)  unb  ber  «Oratores  Attici»  (9  93be.,  ebb. 
1839—50;  ber  Jert  auch  in  8  teilen,  ebb.  1838—43). 
daneben  lieferte  er  ben  SfofrateS  für  bie  Sibotfcbe 
6ammlunß  ber  ßrie<b.  fllaffifer  («Oratores  Attici», 
$ar.  1846  fß.)  unb  Dcranftaltete  mit  Orelli  unb 
SBindelmann  eine  ©efamtauSßabe  ber  ©erfe  beS 
$lato  (2  tle.,  3ür.  1839—42).  5)ie  neuentbedten 
aFabellae  iambicae»  bes  $JabriuS  gab  99.  mit  Orelli 
(3ür.l845)  heraus,  ebenfo  bie  bntte  Sluflaße  Don 
beS  K-Rtcrn  SBearfceitunß  beS  öoraj  (2  93be.,  ebb. 
1850—51).  $n  ber  bureb  Äapfer  unb  IB.  DeranftaW 
teten  £aucbnt&fd>cn  SluSgabe  beS  Gicero  (11  SBbe., 
$Jpjj.l860— 69)  beforßte  er  bie  Pbiloi.  Sdmften. 

©atttjlicn  (Sdtplien,  ein  au*  bem  Semite 
Wen  ftammenber,  ju  ben  ©riechen  unb  SHömem  über* 
ge aangener  9lame) ,  Dom  vnmmel  ßefallene  Steine 
(iDieteore),  bie  ben  ©öttem  ßcmcibt  waren  ober 
felbft  ßöttlid)  Derebrt  würben.  2lm  berübmteften 
waren  ber  3)ieteor  in2)elpbi  unb  ber  in  Silber  ßefafete 
Stein  ber  ©öttermutter  Äpbele,  ber  204 1>.  Gbr.  aud 
Bcfibmi  in  ^btpßien  nad?  9iom  ßebraebt  »urbe. 
Kleine  Gremplare  truß  man  ali  Slmulette. 

©aitoarter,  f.  2)Iarfomannen. 

Kairo ^Touro  (fpr.  baifeu  botru),  portuß.  ©e^ 
iirl,  f.  alto-2)ouro. 

©Äise,  «rt  be*  fUßbbetriebS,  f.  93eije. 

©aja,  Stabt  mitMunicipium  imunßar.  Aomitat 
9dc^:93obroß,  unmeit  Dom  Unten  Ufer  ber  2>onau, 
aeßenüber  Don  ©dttahe"!  (Sonaubrüde  1900  im 
Sau),  an  ben  fiinien  SLbereftopeUJB.  (59  km)  unb 
93.*UjDibe1  (^eufal)  (145  km)  ber  Unßar.  Staatd' 
babnen,  bat  ( 1890)  19485  meift  maßpar.  G.  (2001 
5)eutfcbe,  2888  Serben,  2334  ^graeliten),  Sdjlofe 
be«  dürften  ©raffaltotoid;,  einen  ©ericbt«bof,  |»ei 


-  öajaberen  285 

fllöfter,  eine  flafeme;  ein  !atb.  Dberßpmnarium, 
eine  Staats  «SdjuUebrerprdparanbie;  bebeutenbe 
Scbubmadjerei,  2)ampfmüble,  Spiritusbrennereien, 
lebbaften  ©ctrcibe=,  Sein*  unb  Sdjroeinebanbel 
unb  ift  ber  bebeutenbfte  ©etreibeauSfubrpla^  in 
bet  93dcSta.  M  93.  ßebört  bie  beDölterte  $uf)ta 
äRdtibaja. 

©aiä,  im  Altertum  Stabt  an  ber  flüfte  Garn« 
paniend,  in  ber  Üldbe  pon  Sieapel,  too  ftcb  u'M  tai 
Äaftell  Söaja,  ein  SGBer!  beö  SJicetönißä  ^eter  Don 
Jolebo,  erbebt,  batte  lange  nur  aU  öafen  Don  Gumd 
5kbeutung,  bi*  e*  in  ber  gldmenbften  3eit  be« 
^Hömerreid)*  toegen  feiner  benlidjen  Sage,  ber 
ATudjtbarfeit  ber  Umßebunß  unb  ber  SRineralqueb 
ten  ber  SieblinßSaufentbalt  ber  rom.  ©ro^en  n>urbe. 
WariuS,  %^\o,  $ompeju£,  §ul\ui  Gdfar,  Antonius, 
SucuUuö,  ^arro  u.  a.  hatten  bier  £anbbdufer,  bie 
ben  Si|  beS  üppißften  ÜuxuS  unb  mebrfadj  ben 
Scbauplah  toiebtiger  Grcißniiic  bilbeten.  feoraj  jog 
SB.  allen  Orten  ber  Sfiklt  Der ;  Seneca  toarnt  oor  bie-- 
fem  93abeorte,  toenn  man  ^en  feiner  £eibenfd)aften 
bleiben  wolle;  Gicero  fanb  e8  nötig,  fidj  barüber  ju 
rechtfertigen,  bafe  er  ben  SKarcu«  Gdliuä,  einen 
ÜJlann,  ber  SB.  öfters  befud)t  babe,  Derteibige.  5)enn 
öfters  wirb  93.  als  eine  Stdtte  ber  Solluft  unb 
Uppigfeit  gefdjübert;  Seneca  nennt  eS  gerabeju  eine 
Verberge  bcS  SafterS.  5Rocb  im  9JUttclaltcT  befafe 
9).  biefen  9iuf.  Grft  in  ben  ©inen  beS  16.  3abrb- 
würbe  ber  Ort  Derlaffen.  of  iu  ftnb  nur  nod)  wenige 
Srümmer  Dorbanben,  unter  benen  bie  SRefte  ber  fog. 
Jempel  ber  SBenuS,  beS  a)terturS  unb  ber  3)iana  ber» 
Dorragen.  Sluf^er  einigen  ödufern  ift  nur  noch  baS 
bod»  auf  einem  Reifen  gelegene  jtaftell  bewobnt.  3)er 
feafen  ift  je&t  Derwüftct;  bie  SluSftdit  über  ben  ©olf 
ift  Don  bejaubernber  Sdjönbeit.  Jrümmer  Don  röm. 
Hillen ,  ©rabmdlern  unb  anbern  röm.  93auwerten 
bebeden  bie  Umgegenb.  —  S5aS  alte  S.  fcbilbern 
iöcder  im  o©alluS»  (neu  bearb.  Don  ©öll,  3  58be., 
fipj.1880— 82),  Öelocb  in  aGampanien»  (SBerl.1879) 
unb  ftricblänber  in  ben  « 5)arftellungen  auS  ber 
Sittenaefcfcicbte  9iomS»,  18b.  2  (6.  Slufl.,  fipj.1889). 

iöaja=(?alifornta,  SDerritorium  ber  JHcpublif 
ÜJIcrito  (f.  Batte:  SRerito),  umfaßt  bie  ^albinfel 
9(iebcrtalifornien  unb  bat  151109  qkm,  (1895) 
42  245  G.,  b.  i.  0^  auf  1  qkm;  bie  93eDöl(erung 
i|t  im  S.  )ablreid?er  als  im  Dü.  2)ie  fteil  abfallenbe 
Dfttette  ift  etwa  900  m  boeb  unb  jterfdllt  in  bie 
Sierra  Sa  ©ißantea  unb  Sierra  la  iBictoria.  ^m 
9i.  ber  ftalbinfel  erbebt  ftd>  bet  Galamabueberß 
(3090  m),  im  9i2B.  Don  ibm  »fcbenteael.  5)aS  Älima 
ift  ßleicbmd^iß.  bie  dießenmenge  im  %  unb  an 
ben  ©ebiraebäiijKit  nicht  unbebeutenb,  befonberS 
im  2lußu)t  unb  teptember.  faudübare  fianbftridje 
finb  ßcnitß  Dorbanben.  §m  ^«nern  berrfebt  ttodne 
Ötfte.  -i  ct  vi ct dcu  eißnet  fia>  ßut  jut  9iiebju(bt. 
iöauptort  ift  £a  %ai  (f.  b.)  mit  4737  G.  ©ute  ©dfen 
fmb :  Sabia  be  la  ^3aj,  Sta.  3neS,  be  la  SDcaßbalena, 
be  SBallenaS  San  Sebaftian  SiScaino,  ber  3nfel 
GerroS  ßeßenüber.  \\.  $arana. 

©aiaba  bei  Morand,  Stabt  in  Argentinien, 

)öaj oberen  (auS  bem  portug.  bailadeira,  b.  i. 
Z dnjerin)  nennen  bie  Guropder  bie  öffentlichen  2dm 
jerinnen  unb  Sängerinnen  in  Snbien,  bie  in  2  grofce 
Klaff  enjerfaUen,bercniebe  mehrere  Unterabteilungen 
jdblt.  3u  ber  erften  Älaffe  gehören  bie  bem  Sicnfte 
ber  Tempel  unb  ©ötter  ßeweibten,  }u  ber  ^weiten 
bie  im  £anbe  umberjiebenben  ^dn^erinnen.  S)ie 
erftern,  5D  e  w  a  b  ä  f  \  (b.  i.  ©ötterfllaDinnen)  ßenannt, 
unteriebeiben  fich  nach  ber  fflürbe  ber  ©ottheit,  ber 


Digitized  by  Google 


28G 


©ajaniSmuS  —  ©ajonctt 


fte  ft<b  weihen,  unb  nad)  bem  Snfeben  unb  SReicbtum 
be*  Sempel*,  bem  fie  angehören,  in  2  Stangllaffen. 
3n  ßentralinbien  ftnb  fte  unbefannt,  baaegen  all« 
gemein  in  Gübinbien  unb  an  bet  SBefttü|te.  Sie 
gebären  meift  ben  untern  Kaften  an  unb  werben 
nicht  feiten  Bon  ben  eitern  al*  Kinber  ben  ©öttern 

Seweibt  SBefentlicb  »erfdjieben  oon  ben  Sewabaft 
nb  bie  Sängerinnen,  bie;  frei  im  Sanbe  umber- 
jiebenb  unb  nur  bei  $rtt>atfcftlicbteiten  herbei* 
äerufen,  in  öffentlichen  Verbergen  bie  Stemben  unter» 
halten  unb  9tätfd>nt  (Näcni)  benannt  »erben. 
Einige  berfelben  (eben  unabhängig  gufammen  in 
Sruppen  oon  10  bi*  12  Köpfen,  Rieben  im  Sanbe 
umher  unb  teilen  ibren  ©eminn  mit  ben  2Rufifanten; 
bie  fie  begleiten.  Änbere  fteben  unter  ber  Slufftcbt 
rwn  Saijä  (sJJcutter),  b.b.  alten  S  ängetinnen.bie  allein 
allen  ©ewtnn  jieben  unb  biefen  ÜJtäbdjen  bafür  nur 
Koft  unb  Äleibung  geben.  s3iocb  anbete  fmb  wtrilidje 
Stlaoimten  foleber  alten  ©eibet.  Sie  Stacht  ber 
SB.  beiiebt  au*  farbigen  i'hifielinröden  unb  SBruft* 
tücbern,  roelcbe,  vielfach  übereinanbet  gelegt,  bie 
Sängerin  vom  Kinn  bi*  gu  ben  fiüfan  einhüllen. 
3bre  Sänge,  9t  ä  t  f  cb  (Näc)  genannt,  finb  eber  $anto: 
mimen,  bie  jur  ßrllärung  ber  unter  Begleitung  oon 
minbeften*  einer  ©eige  unb  einer  £>anbpau!e  torgc= 
tragenen  ©efänge  bienen.  Ser  Stätfcb  bittet  bie  oe* 
liebtefte  Unterhaltung  aller  3nber.  6*  wirb  bei  allen 
feierlichen  Slnläffcn  ein  SBaiabcrentang  oeranftaltet. 
©ttianttfmu«,  f.  SBaju*. 
«ajäfib  (ÜUjefib,  SBapaget),  Stabt  im 
aftat.5türf.2BilajetGrjerum,f>auptortbeöSanbf*at 
SB.,  nabe  ber  ruf),  unb  perj.  ©renge,  an  ber  großen 
Strafe  nacb  Säbrt*,  22  km  im  SS2B.  be*  Srarat 
gelegen,  ift  auf  ber  SBorböbe  be*  SÄtasSagb  ampbi 
tbeatratifcb  erbaut,  aber  elenb  unb  febr  herunter: 
gelommen,  befonber*  bureb  ben  Muffifcb=Sürfifcben 
Krieg  von  1877  unb  1878,  gäblt  taum  noeb  1500  Q., 
meift  Stürben.  Scn  Crt  beberrf  ebt  eine  alte  Gitabellc. 
infolge  feiner  Sage  ift  c*  häufig  Krieg*j tbauplafc 
geworben.  Um  8.  Sept.  1828  ergab  ed  ftdj  ben 
Muffen,  bie  fobann  29.  Sept.  in  ber  9Mb«  «n  ®«s 
feebt  beftanben  unb  3.  $uli  1829  ben  $afd>a  von 
©an  mit  SBerluft  gutüdfdjlugen.  9m  31. 3uli  1864 
tmtrbe  SB.  von  ben  Staffen  unter  ©ränget  nacb  $or* 
cierung  ber  SIraratpäffe  unb  SBefiegung  be*  Selim 
S^afdja  bei  ben  Stdunglplfchen  £öben  (Karabulat) 
eingenommen  unb  bie  freftung*werle  beim  Slbgugc 
gerftört.  2lm  29.  Slpril  1877  befefcten  bie  Muffen 
ohne  KampfStabt  unb  ©itabelle,  mufjten  gwar  bie 
Stabt  im  §uni  wieber  räumen ,  behaupteten  fidj 
aber  in  ber  ©itabelle,  toelcbe  bie  fürten  mit  großer 
Übermacht  feit  14. 3uni  belagerten,  bid  fte  ©eneral 
Scrgutafom  10.  3uli  entfehte.  3uw  gweitenmal 
würbe  bie  Stabt  29.  Ott.  1877  von  ben  Muffen  befc&t. 

tta}ä$ct  ober  SBajciib  I.,  genannt  §ilberim 
(b.b-  ©etterftrabl),  ber  britte  Sultan  ber  CSmanen, 
geb.  1347,  folgte  1389  feinem  SBater  3Rurab  I.  (f.  b.). 
^n  3  fahren  eroberte  er  bie  SBulgarei ,  einen  Seil 
Serbiens,  SWacebonien*  unb  Sbeffalien*  unb  unter: 
warf  bie  meiften  Staaten  Kleinaften*.  Konftantinopel 
jcblofc  er  gegen  10  $abre  binburd)  ein,  um  e*  bureb 
junger  gu  begmingen.  über  ben  gur  Mettung  ber 
Stabt  mtt  einem  großen  £>eer  son  Ungarn  ,  ^oten 
unb  ^ranjofen  berbeieilenben  ftönig  Sigidmunb 
üon  Ungarn  errang  SB.  bei  SRitopoli  28.  Sept. 
1396  einen  entfdicibenben  Sieg,  ben  er  freilich  bureb 
unerhörte  ©raufamfeit  gegen  bie  ©efangenen  be* 
rlcrftc.  SBon  ba  wanbte  ficbSB.  wiber  biejenigen Seile 
ber  SBalfanbalbinfel,  bie  noch  ifare  Unabbängigleit 


bewahrt  batten,  unb  würbe  unfehlbar  auch  ftonftam 
tinopel  erobert  unb  mit  bem  legten  überblcibfel  be§ 
oftröm.  Kaiferreicbd  aufgeräumt  haben,  wenn  nicht 
Simur  (f.  b.)  mit  feinen  Sataren  (1400)  in  bie  öftL 
Groningen  bc«  bamaligen  törf .  ©ebieteg  eingebrochen 
Wäre  unb  93. 1402  bei  SIngora  in  ©alatien  oetnieb« 
tenb  gefcblagen  bdtte.  SB.  felber  geriet  in  ©efangem 
febaft  unb  ftarb  8.  SWärg  1403  in  Simur«  Sager. 
3bm  folgte  fein  Sobn  Suleiman  L 

fBajäjet  n.f  türf.  Sultan,  Sobn  be£  Sultan^ 
ÜJlobammeb  II.,  geb.  1447,  beftieg  1481  ben  Sbron 
ber  iDdmanen.  Seine  Regierung  war  erfüllt  oon 
ununterbroebenen  Äriegen  gegen  Ungarn,  ^Bolcn, 
Süenebig,  ilgppten  unb  Werften,  bie  im  gangen  gur 
SBefeftiaung  ber  oSman.  Stacht  bienten,  auch  gegen 
feinen  SBruber  SJfdjem  (f.  b.),  ber  ihm  ben  Sbron 
ftreittg  maebte  unb  oon  ülgppten  unterftüttt  würbe, 
unb  ben  er  1495  in  9iom  »ergiften  Uct;.  Xie  legten 
3abre  oon  SB.8  Regierung  würben  burd)  ben  Streit 
feiner  3  ohne  um  bie  9iacbfo(ge  im  fteiefoe  getrübt. 
SBon  ben  3anitfcbaren,  bie  feinen  iüngem  Sobn  Selim 
gum  Sultan  erbeben  wollten,  gegwungen,  banlte  SB. 
\u  ©unften  berfelben  ab.  6t  ftarb  bureb  ©ift  in  bet 
ftäbe  ton  Hbrianopel  18.  Spril  1512.  SRebrere  bet 
ftbönften  üJlofcbeen  in  Äonftantinopel  unb  Slbria» 
nopel  würben  oon  SB.  erbaut.  [SBb.  17. 

©a|n  ^iombor  Ujuibcfcr  Siofalbabn,  f. 

ttaiagjo  (oon  ital.  pagliaccio,  eigentlich  3 tr ob- 
fad,  bann  fomel  wie  Jöandwurft),  bei  Seiltdngem, 
Jllrobaten  u.  f.  w.  ber  ^Joffenreifeer.  S)aö  Äoftüm 
nähert  ftd)  bem  be3  «Uiettot  (f.  b.).  3)et  SB.  trägt 
weite,  fcfalampige,wei&e,  gegürtete,  gegadte  Äleibung, 
meift  mit  großen  runben  Änöpfen,  ähnliche  SBein^ 
lleibet,  einen  fpifcen ,  hoben  6ut  unb  eine  gto&e  ge= 
fältelte  ftalsttaufe.  SBetwanbt  ift  ber  ßlown  (f.  b.). 
-  Sgl.  giögel^ebeling,  ©efdndjte  be«  ©rötest« 
Komifchen  (5.  »ufl.,  2pg.  1888). 

»aifftb,  Stabt,  f.  SBajafib. 

«ajertb,  Sultane,  f.  SBajaget. 

tBajcja,  f.  SBaega. 

©ajmof ,  ©rofei©emeinbe  im  ungar.  Äomitat 
SBdcS,  an  bet  fiinie  Sgegebin=(?ffeg=9iilldnp  (Sllfölb: 
^iumanet  SBabn)  bet  Ungar.  Staatäbabnen,  bat 
(1890)  7151 G.  (1974  5>eutf  dje,  1936  Serben),  »der* 
bau  unb  SBiehgudjt. 

^ajoeco,  Äupfetmünge,  f.  SBaiocco. 

©ajotre  (frg.,  fpr.  ba\tbabr,  eigentlich  SBai^ 
foire),Ru^münge,  ältere  SBegeichnung  für  9Jlün* 
ien  unb  SWebaillen,  bie  auf  einer  Seite  gwei  SBruft» 
bilber  tragen,  »on  benen  ba*  eine  ba*  anbere  gut 
Öälfte  beot,  wie  fte  g.  SB.  bei  SBermdblungäfeierlidv 
leiten  von  fürftl.  Sbepaaren  gefcblagen  würben. 

Oaionett  (frg.  balonnette),  eine  mäfeig  lange 
Klinge,  bie  am  Sauf  beä  ©ewebr*  f o  befeftigt  wirb, 
bafe  biefe*  n*  in  eine  Stoßwaffe  oerwanbelt.  Set 
©ebraud)  biefer  Iffiaffe  tritt  guerft  gegen  bie  2Ritt* 
bc*  17. 3abrb.  in  ber  frang.  Slrmce  auf  unb  gebt  au* 
bem  Sßeftreben  bertor,  bie  mit  bem  ^euergewebr  be* 
waffneten  Scbütjen  gut  SBerteibigung  gegen  Weitetet 
gefebidt  unb  fomit  uon  bem  Scbu^e  ber  ^ileniere 
unabbängig  gu  mad>cn.  Sa*  SB.,  nacb  bet  Stabt 
SBaponne  genannt,  wo  e*  erfunben  würbe,  war  ein 
30  cm  lange*  gweifebneibige*  ÜJteffer,  ba*  mittel* 
eine*  bölgernen  Stiel*  in  ben  Sauf  geftedt  würbe. 
Später  erfanb  man  bie  ben  Sauf  umfaffenbe  Sülle 
unb  maebte  bie  Klinge  brei*  ober  üierfantig.  Sa* 
SB.  war  gunädjft  bei  faft  allen  Slnneen  fortwäbrenb 
am  Sauf  befeftigt,  trofc  ber  bamit  perbunbenen 
Öeicbwerlicbfeit  unb  SBeeinttäcbtigung  bet  Sreff= 


Digitized  by  Googl 


©ajoncttbolfcn  —  Sajja 


287 


genauigteit.  $ie  3dget  unb  Scbarffcbüfcen  führten 
faft  allgemein  ben  £>irfd)fdnger  (f.b.).  3)a  biefer  meift 
fcproerer  al*  ba*  93.  mar,  fo  pflanzte  man  ihn  nur  junt 
Scahge fedjt auf.  Tu1-?  rourbe allmählich,  am fpdteiten 
von  ^reufeen,  au*  für  ba*  93.  angenommen.  9tacb 
unb  nach  fanb  bei  ber  £inieninfanterie  aller  Armeen 
an  Stelle  be*  breitantigen  33.  ba*  öau bajo nett 
(Singang,  weil  eine  berartige  Söaffe  auch  ju  roirts 
fdjaTtüdjen  ^totd en  3>erroenbung  finben  tonnte,  $>at 
bie  Glinge  eine  3tu*baudning  na  et  ber  febarfen  €eite 
bin,  fo  mirb  ba*  Sdbelbajonett  auch  ?)atagan 
isabre-poignard)  genannt.  Cfterreidj  führt  je  tu  ein 
abgetfirjte*  öaubajonett,  ^reuften  hat  ba*  längere 
Seitengewehr,  ba«  einige  ^eit  aufter  beim  ©arbe^ 
torp*  bureb  ein  lünere*  erfetrt  mar,  roieber  angenom= 
men.  ftrantreid)  ift  bei  (Stnfübrung  feine*  neueften 
©eroebr*  auf  ba*  alte  breitantige  93.  jurüdgegangen. 
—  2)a*  33.  mar  anfang«  nur  im  6injelgefed)t  in  ©e* 
brau*.  Karl  XII.  pon  Schweben  bebiente  iut  be** 
felben  juerft  in  ber  Schlacht  bei  9iarroa  beim  ge« 
fcbloffenen  Ülcafienangriff,ebenfo  bie  ftranjofen  1704 
bei  Speper.  Ariebricb  b.  ©r.  unb  fpdter  Suroororo 
mußten  biefe  sngriff*art  ju  ibrem  Vorteile  au3ju= 
beuten.  3n  ben  fr  anj. Äriegen  mürbe  bie  33  a  j  o  n  e  t  U 
a  1 1  a  d e  allgemein,  ©egenmdrtig  mirb  fie  jroar  noch, 
geübt,  ibre  Slnmenbung  mirb  fid)  aber  auf  3Iu8* 
nabmefdlle  befcbränlen. 

©a|  oucttbalt  en,  93  a  i  o  n  e  1 1  r  a  b  m  e  n ,  ber  3Rabs 
men  liegenber  S)ampfmafdjinen,  menn  er  fp  gebilbet 
ift,  baft  bie  auf  einer  Seite  oerbreiterte  Ärcujtopf: 
fübrung  neb  feitlid)  bi*  jur  *Dlaf<binenroelle  erjtretft 
unb  an  feinem  »orbem  Gnbe  jum  ftagertörper  be* 
Äurbelroellenlager*  ausgebaut  ift. 

©ajonettbaura,  f.  Yucca. 

iöajonctrf  echten,  33ajonettieren,  um  1830 
r>om  fäcbf.  Hauptmann  Selmni^  worgefdj lagen,  ift 
ieitbem  al*  ein  %  eil  ber  infanteriitifdjen  »u*bilbung 
bei  faft  allen  europ.  Slrmecn  eingeführt  morben.  3" 
ber  {^ed)terfteUung  ficht  ber  linte  ,}uft  einen  Keinen 
Schritt  oor  bem  rechten;  ba*  ©emid>t  be*  Äörper* 
ni b t  auf  bem  hintern  Aiift.  3)ie  red  te  fcanb  umfaßt 
ben  Äolbenbal*,  bie  linte  ben  Sauf  ctma  eine  £>anb; 
breit  oor  bem  Scbroerpunlt;  bie  93ajonettfpifce  jeigt 
nach  bem  äuge  be*  ©egner*.  Sie  3 töfte  jerfallen 
in  ben  2U|ug,  mobei  ber  äolben  bi*  jur  ÜJtitte 
ber  33ruft  emporgehoben  unb  bie  Spifre  gegen  bie 
iBlöfee  gerichtet  mirb,  unb  in  ben  eigentlichen  S  t  o  ft.  — 
2)em  33.  eigentümlich  finb  bie  Ja n  o  >  ober  9Burf* 
ftöftc:  3)a*  ©emebr  mirb  burd)  ba*  Streden  be* 
rechten  9rm*  trdftig  üorgeftoften;  bie  linte  &anb 
öffnet  ficfi  babei,  um  ba*  3Jorrodrt*gleiten  be*  ©es 
mebr*  nicht  )u  hinber n ,  unb  fdngt  mit  leid)t  geftrerf: 
tem  Slrm  ba*  fofort  jurüdgejogene  ©emepr  eine 
Öanbbreit  cor  bem  SAroerpuntt  mieber  auf.  25urd) 
Vorlegen  be*  Körper*  bi*  jum  Streden  be*  rechten 
33ein*  tann  bem  2 tot";  eine  meitere  9u*bebnung 
gegeben  werben;  burd;  &u*fall  mirb  bie  Stofc 
meite  nod?  mebr  erweitert.  $te  bedungen  erfol: 
gen  burd;  turje*  f(b,lagartige*  Streden  be*  @emeb: 
re*  nacb  oormärt*  unb  feitmdrt*.  3m  gebrdngten 
Öanbgemenge  tann  baä  ©emebr  turj  (b.  b-  in  ber 
ÜJtitte)  gefaßt  unb  bamit  aueb  ber  Äolbenft  oft  aud^ 
gefübrt  roerben.  (S.  aud)  $cdjttunft.)  —  33gl.  33arfe= 
roifd),  ^rattifebe  Bajonett « Sedjtfcbule  (2.  SlufL, 
iÖerL  1895). 

^ajoncttbcrfttjlufi,  ein  jur  feften,  bodj  leidet 
lö*baren  33erbinbung  von  Stangen,  :K e hren  u.  f.  m. 
in  arialer  Slidjtung  angemenbeter  33erfd?lufe,  fo  ar- 
nannt,  meil  bie  33ajonettb,ülfe  db^nlidj  mit  bem  ©e- 


»ifl-  >• 


meljrlauf  oerbunben  mirb.  2)er  eine  Jeil,  ber  über 
ben  anbern  gefeboben  mirb,  erpdlt  einen  turjen  (Sin» 
fdjnitt  in  ber  ^dngenriebtung  (f.  ^ig.  1),  an  ber  fid> 
im  redeten  3Bintel  ein  Ouereinfd)nitt  anfdjlicftt; 
ber  anbere  ift  mit  einem  tleinen  ,  , 
Hnopf  terfeben,  mie  in  gig.  2 
ber  Oueridjnitt  jeigt.  93eim 
9(uffet(en  fuhrt  man  ben  £dn< 
geneinfebnitt  über  ben  Änopf  ) 
berab,  bi*  ber  lehtere  ben  9Bin« 
tel  berührt ,  unb  brebt  hierauf 
fo  meit,  bav,  ber  ftnopf  tut  in 
ben  Ouereinfdjnitt  legt. 

«njubn,  Steppe  im  dgppt. 
Suban,  auf  brei  Seiten  wom 
9lil  umfloffen,  jroifcben  14° 
unb  18°  nörbL33r.  (f.  Äarte: 
itgppten).  %tx  norböjti. 
Seil  berfelben  ift  gebirgig  unb  aud  fahlen  Urgefteim 
maffen,  bie  im  T  ut ehel  ©ilif  unb  2)fd)chel  ÜKagaaa 
bi*  1100  m  ööbe  anfteigen,  aufgebaut;  enge,  häufig 
baumreiche  Jbdler,  bie  nach  ber  SRegenjeit  im  fcodj* 
fommer  mit  reichlichem  5ulterfl.Tad  beftanben Jinb 
unb  im  allgemeinen  reich  an  Srinlroafter  unb  3Dilb 
fmb,  bienen  ben  nomabifierenben  Arabern  mit  ihren 
jablreicben  Äameb,  Schaf«  unb  3»fg«nberben  al* 
©cibepldHe.  9iadj  2B.  erftredt  fia>  bie  Steppe  etma 
bi*  31°  öftl.  2.  von  ©Teenmid),  mo  fie  burd)  eine 
von  S.  nach  31.  laufenbe  Sanbfteintette  pon  etma 
300  m  Grbebung  begrenjt  mirb;  auch  hier  finben 
neh  eine  SRenge  r>on  SB.  nach  0.  gerichteter,  reich 
mit  ©ramineen  unb  33ufchmert  beftanbener  3Babi*, 
bie  ficb  im  SBabi  3Rotattem  wreinigen, 

BaJaloB,  arte*.  Xitel,  f.  B&illi. 

«ajuö,  Wtchael,  eigentlich  be  33 ap,  tatb.  2heo= 
log,  geb.  1513  juiDlelinimöennegau,  1544sUrofefior 
in  ber  pbilof.,  feit  1550  in  ber  theol.  gatultdt  ju 
Cömen.  6r  lieft  bie  93ibel  unb  bie  dlteften  Rirchcn= 
odter  mebr  utr  ©eltung  tommen,  a\i  bieScbolaftit 
feiner  3"t  erlaubte,  unb  erregte  auch  ftnftoft  burd> 
feine  ber  Muguftinifchen  unb  baburdj  ber  reforma: 
torifchen  tut  ndhembe  ©nabenlehre.  Stuf  bie  9n< 
jeige  belg.  $ran)i*taner  hin  bezeichnete  bie  Sor> 
bonne  mehrere  von  93.  vorgetragene  Sdde  teil* 
al*  teherifch,  teil*  al*  falf*.  1567  üerbammte 
SBiud  V.  infolge  einer  neuen  5)enunjiation  76  (79) 
Sdfee  be*  93.  al*  «te türmt  unb  irrig»;  tro|  93/ 
Slpologie  roarb  ba*  Urteil  burd>  ein  SBrwe  von 
1569  unb  1579  burch  eine  33ulle  ©regor*  XIII. 
beftätigt.  33.  untermarf  ftch.  6r  roarb  1578  Äanjler 
ber  Univerfitdt  ööroen ,  aud>  ^nquifttor.  1587 
toerroarf  er  34  Sätte  ber  3cfu»ten  al*  pelagia» 
nifd?.  6r  ftarb  16.  2)ej.  1589.  (Sine  fpdtere  MuS* 
gäbe  feiner  Schriften  (2  93be.,  Äöln  1696)  tarn  roeaen 
ber  r>om  derauSgcber  ©erberon  beigefügten  ,Su: 
tbaten  auf  ben  3"ber.  %ro$  berllnterroerfung  be* 
93.  lebte  feine  Huffaffung  ber  ©nabenlehre  (ber 
93ajani*mu*)  in  ben  weberlanben  fort,  ^ßie 
3efuiten  unterbrüdten  biefe  fiehre  im  16.  ^ahrh.« 
aber  im  17.  brach  ber  Strett  nur  um  fo  heftiger  in 
ber  ftorm  be*  3anfeni*mu*  (f.  ^anfeniften)  au*, 
al*  beffen  SBorldufer  ber  93aiani*mu*  ju  betrachten 
ift.  —  93gl.  fiinfenmann,  SKicbael  93.  unb  bie  ©runb« 
legung  be*  3anfem$mu*  {Züb.  1867). 

teainbaren  ober  93airoarter,  dlterer  ?came 
ber  93apern,  f.  TOartomannen. 

®aha  (fpr. -fa),  3°fepb.  ungar.  Siebter  unb 
Schrift|tellcrr  geb.  31.  3an.  1804  ju  Sjücfi  im  6e* 
uefer  flomitat,  mar  feit  1823  ^Mitarbeiter  an  Äi** 


Digitized  by  Google 


288  Bäk.  - 

falubp«  Safcbenbud?  «Slurora»,  ba«  er  1830—37 
felbft  leitete.  Seine  «©ebiajte»  (ungarifdj,  2.  Slufl., 
>Ueft  1835)  fteUten  tf>n  unter  bic  beften  ungar. 
Vpriter.  iWit  ben  erften  belletriftifa?en  KTdften 
gab  er  1831—36  «Kritifcpe  93lätter»,  1837—43  ba* 
«Athenaeum»  unb  ben  «Figyeimezö»  («93eobadjter») 
berau«,  in  benen  er  burd)  ftrenge  Hritit  bie  auf> 
ftrebenbe  ungar.  Citteratur  rcobltbdtia  beeinflußte. 
35urd)  9jerÖjteutlidjuna  ber  «3tu«ldnbifd}en 99übne» 
0-jkit  1830)  unb  als  S5irettor  be«  neuen  National* 
tpeater«  leiftete  er  bem  jungen  ungar.  Scbaufpiel 
bebeutenben  SJorfcb,  ub.  Später  roenbete  er  fut  Inn  er. 
Stubien  ;u  unb  gab  bie  «Törteneti  Könyvtar « 
<«$iftor.  93ibIiotbet»,  6  99be.,  SBeft  1843—45),  Über 
fcfcungen  trefflidjer  au«länbifd?er  ®efd)id?t«»erte 
unb  einen  nad)  bem  T  cut  fiten  bearbeiteten  «Uj  Plu- 
tarch»  («Neuer  sBlutara>,  IJJeft  1845 — 47)  berau«. 
I  ie  Dppofition  betraute  ibn  1847  mit  ber  &erau£- 
gabe  ibjre«  polit.  Jafcbenbudb«  «Ellenör»  («6ontro= 
leur»,  2pj.  1847).  Vi  ad'  bem  3Jtdrj  1848  ernannte 
ibn  Xofjutb  jum  IKebacteur  feinet  balboffijiellen 
Organ«,  be«  «Kossuth  Hirlapja»  i^uH  bie  55ej. 
1848).  Seit  1850  einer  @emüt«rrantbeit  DerfoUen, 
jt  arb  er  3.  !Dlärj  1858.  Seine  «©efammelten  9iöerte» 
gab  £olbp  berau«  (2.  Hufl.,  6  93be.,  vMt  1861). 

Seine  2oa>ter  fcelene,  geb.  1840,  feit  1862  ©at« 
tin  be«  Dbergefpan«  §ranj93enicjtp,  ift  eine  ber 
frudjtbarften  ungar.  Noman  jdmftfteUerinnen,  beren 
aüerte  jum  Seil  aud>  in«  3)eutfd?e  überfefct  ftnb,  j.  93. 
«äeioerjcblonenenibürcn»  (beutfdjDonKobut,  fipj. 
1886),  «Sie  ift  eä»  (beutfd)  oon  Krüden,  mit£barat= 
terifti!  ber  SJerfafierin  oon  f>eoefi,  9öien  1888). 

Bah.,  bei  botan.  tarnen  Slbtürjung  für  $obn 
Gilbert  93ater(fpr.  beptr),  geb.  13.  San.  1834  ju 
©üi«borougb  in  ?)orlfpire,  Kujto«  beim  Herbarium 
ju  Ken?,  llancj  (f.  b.). 

©ofabänpa,  ungar.  9tame  ber  Stabt  tyn- 

©a=falotjari  ober  93a=lala,  ein  tümmerlid) 
(ebenber  Stamm  bet  »eftl.  93etfcbuanen  (f.  b.)  in 
ben  unfruchtbaren  ©egenben  ber  Söüfte  Kalabari 
(f.  Harte:  Kaptolonten).  Tie  93.  Derbienen  nur 
im  uneigentlidben  Sinne  ben  tarnen  eine«  Staim 
me«,  ba  fie  nur  au«  einer  Stnfammlung  von  Wien- 
fdjen  befteben,  bie  ba«  Glenb  jufammenfübrte;  fie 
ftnb  ©ielleidjt  ein  unterbrüdter  ^ariaftamm  ber 
töetfdbuanen.  —  Sgl.  @.  ftritfcb,  55ie  Eingeborenen 
Sübafrifa«  (39re«l.  1873). 

©cifalat,  Negerftamm  in  Aranjöfifd)  =  Kongo 

«af an,  japan.  Stabt,  f.  Simonofeti.     ((f.  b.). 

©af ar,  f.  99uccari. 

löafrttgctnbfrr)  ober  löalp arganbftb  (engl. 
93adergunge  ober  93adergan[b]j),  55iftritt  in 
ber  ju  ber  inbobrit.  'ijJrdfibentfcbaf t  Bengalen  ge* 
böjenben  55iDifion  55bala,  arenjt  im  N.  an  bie  55i= 
ftritte  2  bata  unb  ^aribpur,  im  C.  an  ben  SPtegna 
genannten  unterften  Seil  be«  ^rabmaputra,  im  S. 
an  bie  SBai  oon  Bengalen,  im  2B.  an  bie  Siftritte 
2)fd>afsaur  unb  ^aribpur  unb  bat  9450,7  qkm  unb 
<1891)  2  153  965  Q.  (253076  mebr  al«  1881),  bar^ 
unter  1462712  9ftobammebaner,  680381  £>inbu, 
4W80  5iubbbiften,  4659  ßbriften,  1 33  Srabmo.  5)rei 
Viertel  ber  (meift  r6m.=fatb.)  Gbjriften  fmb  bie  9lad)= 
fommen  von  öalbbluttinbem,  erjeugt  Don  portug. 
Tätern  mit  ^inbumüttern.  Sie  befi^en  eine  ftirebe 
su  Sibpur.  T  er  ganje  Siftrilt  ift  febr  niebrige«, 
fumpfige«  Stüuoiallanb  von  dbnlidjer  93efd>affenbeit 
»ie  bie  fog.  Sunbarban.  3»if<b<«  ©ange«  unb 
iBrabmaputra  liegenb  unb  bureb  gablrcidbe  fd>iffbare 
tLxmt  berfelbcn  berodffert,  ift  99.  bdufigen  überfüttern* 


mungen  au«gefe^t,  toeäbalb  bie  2Bobnpld|e  auf 
fünftlicben  Ihrberböbungen  erriebtet  jinb.  5)er  33o= 
ben  ift  all  en  Iba  Iben ,  wo  ibn  nicbt  Webufcb  bebedl, 
überau«  frud?tbar.  Sulturgemdd}fe  ftnb9(ei«,3utfer- 
robr,  $)aummolle,  £lpflanjen,  Ji>aifenfrüd?te,  na 
mentlid)  Grbfen.  5)ie  2)fdjangalgebüfd)e  entbalten 
oon  roilben  iieren  Jiger,  ^Jantper,  Sibinoceroffe, 
JDirfd>e,  milbe  Scbtoeine,  Äffen  unb  japliofe  SJögcl. 
T  ao  Klima  gilt  für  gefunb,  unb  bie  &ifee  roirb  bureb 
bie  i'idbe  ber  See  unb  bie  Sluöbünjtung  ber  jabU 
reidjen  5l"Mrme  »erminbert.  Sie  überfteigt  im 
Statten  feiten  30°  C.  2)er  D  r 1 99.  (gegen  8000  G.), 
trüber  ber  Sife  ber  Tiftvittbebcrben ,  bi«  39arifial 
(1891 : 15482(5.)ium  Jbauptort  be«  5)iftrilt«  gerodblt 
würbe,  liegt  unter  22°  33'  norbl.  39r.  unb  90°  23' 
öftl.  am£ereinigung«punlt  be«  Krifänatati;  unb 
Gbairababfluffe«,  172  km  öftlid)  oon  Kai tutta, 

ttafftu,  ^auptftabt  be«  rumdn.  Greife«  99.  (4020 
qkm,  1899:  192963  6.),  an  ber  99i)'tri&a,  10  km 
oberpalb  ibrer  3){ünbung  in  ben  Seretp,  an  ber 
iiinie  ÜKoman:99utare)t  ber  ÜKumdn.  Staatebabnen 
unb  ber  Nebenlinie  99.--$iatra,  bat  14567  Q.  (4000 
3«raeliten),  ein  ©pmnafium,  8Hirdjen  unb  ©etreibe- 

©ofe^eio*,  f.  99accpiu«.  [banbel. 

Jöaf diiaben,  f.  99acd)iabem 

»afeftof,  f.  Ticnofo«. 

Utat rtjöl ibeö,  f.  99acd>plibe«. 

©afc,  Seejeid^en,  f.  Säten;  ÜRefsftab,  f.  ^alon. 

©afe,  3an,  nieberldnb.  i^bilolog  unb  Äritiler, 
geb.  1.  Sept.  1787  ju  fieiben,  »arb  1815  au&erorb., 
1817  orb.  $rofeffor  ber  griea>.  unb  rom.  Sitteratur 
an  ber  bortigen  Unioerfitdt,  »irtte  in  biefer  Stel- 
lung bi«  1857  unb  jtarb  26.  i'idrj  1864.  6r  Der» 
oi'ient  lutte  juerft  eine  Sdjrift  über  ^iofiboniu«  (Ceib. 
1810),  ferner  trefflia>e,  »on  gelebrten  Kommentaren 
begleitete  3lu«gaben  be«  nftronomen  5tle»mebe« 
(Ceib.  1820),  oon  Gicero«  SBerlen  «De  legibus»  (ebb. 
1842)  unb  «De  oratore»  (Slmfterb.  1863)  fowie  ber 
«Rhetorica»  be«  apfme«  unb  Songinu«  (Orf.  1849). 
<DUt  ©eel,  Joamaler  unb  ^eerltamp  gab  99.  bie 
«Bibliotheca  critica  nova »  (5  95be. ,  Seib.  1825— 
31)  beraum,  irdbreut  er  allein  in  ben  «Scholica 
hvpomnemata»  (5  93be.,  ebb.  1837—62)  eine  9ieibe 
SluffdUe  lieferte.  —  93gl.  99atbuijen  Dan  ben  99rint, 
Hede  te  nagedachtenis  van  M.  J.  B.  (Slmfterb. 
1865).  [Sdjulmeifter*. 

iBaf cl  (oom  lat.  baeülus),  Stod,  namentlidj  be« 

»öafcl,  6auptbanbel«plaft  imSlrronbiffement  99. 
ber  franj.  Kolonie  Senegambien  in  9Beftafri(a,  am 
linlen  Ufer  be«  Senegal  (900  km  x>on  Per  Küfte),  bat 
ungefdbr  1400  6.  unb  ein  gort  auf  bebeni'd?enber 
>>cbe  mit  Steinmdllen  unb  vier  bureb  dauern  ©er» 
bunbenen  9Barttürmen.  infolge  ber  umliegenben 
Sümpfe  unb  ber  überfd?»cmmungen  bat  99.  ein  fo 
ungefunbe«  Klima,  tan  |ur  militdr.  99e)a|ung  9Bci|c 
nid?t oerroenbet »erben  tonnen.  5)er Ort,  früber  jum 
Negerreid)  ©alam  gebörig,  tarn  i  &  cn  1820  ale  l'i  üi  ■• 
tär»  unb  Jbanbel«poften  in  ben  39efiö  ber  granjofen. 
55a  er  auf  ber  ©renje  j»ifa>en  ben  sJ)lauren  unb  95cr= 
ber n  ftromab»drt«  unb  ben  Negerftämmen  ftromauf* 
»drt«  liegt,  fo  »arb  um  ibn,al«  einen  ftrategifcb»i(b< 
tigen  iUas,  befonber«  1859  unb  1886  Diel  aetdmpft. 
Seit  Sept.  1854  beftebt  jmifdben  99.  unb  St.  üoui« 
»dbrenb  ber  9legenjeit  (^uni  bi«  SJUtte  Ottober) 
regelmäßige 2)ampf fd?iffabrt.  Tie Umgegenb liefert 
Tattcln,  Tlaxi,  9iei«,  Sdjlacbtoieb,  ßlfenbcin  unb 
©otbftaub.  55er  »anbei  ift  bebeutenb.  f>ier  treffen 
bie  Kararoanen  ber  (Eingeborenen  au«  Kaarta,  99onbu 
unb  99ambut  mit  europ.  ^anbel«leuten  jufammen. 


Digitized  by  Google 


93ofen  —  Safer 


289 


Safe«,  bte  für  Scbiffer  unb  fiotfen  am  Stranbe, 
auf  Sanbbänten  ober  an  Stromufern  erricbteten 
aJccrtjeicven,  burcb  bie  teil«  ba*  fribrwaffer,  teil* 
flippen,  Untiefen  unb  anbere  gefibrlidje  ^untte  an* 
gebeutet  »erben.  G*  finb  mehr  ober  minber  grofee, 
an  weit  ficbtbaren  Stellen  au*  jjacbwert  aufßefübrte 
äoljgerüfte,  meift  von  ppramibaler  gorm  unb  an 
ibrer  Spi&e  mit  einer  Kugel  ober  einer  anbent  leidjt 


Ria.  t 


m.  3. 


unteridjeibbaren  $igur  oerfeben.  äm  Gingange  von 
vian-ii,  welche  bei  Stürmen  au«  geiüificn  Mcbtunaen 
für  pinau*aebenbe  Sotfen  nidjt  paifierbar  finb,  bat 
man iog. SEBint baten.  Sluf biefen  befinbet  fid)  eine 
nacb  vericbiebencn  Seiten  bin  bewegliche  Stange  mit 
einer  flagge;  °urcb  2öinlen  bcjeidjnet  man  ben 
obne  Sotfen  einfegelnben  Scbiffen  ben  ju  fteuemben 
Kur*.  2Bo  c*  nötig  ift,  Untiefen  auf  ottenem  SJteerc 
ju  tennjeidjnen,  benutzt  man  33ojen  (f.  b.).  Sie  Gr-- 
riebtung  ber  93.  ftebt  unter  3lufftd  i  ber  Seebebör: 
ben  (f.  b.),  in  $eutfd?lanb  unter  bem  JHeicb*inipei tor 
für  ba«  93etonnung«mefen  (f.  93etounung).  GÜV 
jelne  23.  werben  nacb  ibrer  ©eftalt  benannt,  unb 
uoar  al«  SJedjerbate,  Kugelbate  (f.  beiftebenbe 
rtig.  l),  SBinbmüblenbate,  ^ungfernbate 
(Aifl.  2),  <J3pramibenbate.  Huf  einigen  gjofeen 
5torbf eebaten ,  j.  95.  ber  Scbar  b  eni  ba  te  (ftig.  3) 
auf  bem  9leuwerler  Satt,  befinbet  ftd>  vor  bem 
Safier  geidjü|t  ein  Untertunft*raum  mit  Jrint- 
wajfer  unb  Lebensmitteln  verfeben  für  Sd)if> 
brüchige,  bie  bort  bin  verfcblagen  »erben. 

©äfft  (fpr.  beblr),  Sir  Samuel  SBbüe,  Stfrifa* 
reifenber,  geb.  8. 3"ni  1821  in  Sonbon  al*  Sobn 
begüterter  Gltern,  befuebte  1845  Geplon,  wo  er  einen 
längern  3lufentbalt  nabm  unb  mit  feinem  93ruber 
eine  33efifcung  in  bem  ©ebtrge  5Rcwera  GUia  bv 
wirtf  chattete.  Seine  afrif.  Steifen,  auf  benen  ibn  ftet* 
feine  iyrau  begleitete,  begann  er  1861.  Gr  ©erliefe 
Kairo  15.  ftpril,  tarn  11.  3uni  nacb  93erbcr,  reifte 
von  ba  ben  Sit  bar  a  hinauf,  befuebte  Kaffala,  buraV 
jog  bie  Sanbfcbaften  am  Setit,  Salam  unb  obem 
Sltbara,  ging  über  Kalabat  nacb  bem  JRabat  hin 
über,  wanbte  ficb  bann  über  ben  2)inber  jum  flauen 
9til  unb  ging  11.  Sinti  1862  an  biefem  abwärt* 
nacb  Gbartum.  &iet  mietete  er  3  Scbiffe  nebft  Söe- 
mannung,  mit  benen  er  18.  $ej.  1862  unter  Segel 
ging.  91acb  45tägiger  ftabrt  fam  er  nacb  ©onbotoro, 
wo  15.  ftebr.  1863  Speie  unb  ©rant  mit  ibm  ju= 
fammentrafen,  benen  er  jur  9tüdtebr  nacb  Guropa 
bebilflieb mar.  Jim 26. Sttärj  1863 verliefe 93. ©onbo* 
foro,  überfebritt  9.  Am.  1864  ben  Sfiuaflufe,  fam 
23.  jan.  an  bie  KanmafdUe  be*  Somerfet=91il  unb 
10.  #ebr.  nacb  vi)truli,  in  bie  JRefibenj  be*  König* 
Kamrafi  von  Unjoro.  93on  hier  ging  er  toeftlicb  unb 
entbedte  14.  2Rdrj  unter  1*  14'  nörbl.  SBr.  ben  jmeü 

Brotf^ou»'  »ontffTffltiotH^fifiiron.   14.  «uff.  ». «.  n. 


ten  9RilqueUfee,vonben  eingeborenen  SWwutan  9lfige 
genannt,  bem  95.  ben  SRamen  Sllbcrt^ianfa  gab.  Gr 
fubr  in  einem  93oote  13  Jage  lang  an  ber  Dfttüfte 
norbmdrt*  bi*  jur  2Rünbung  be«  Somerfet^Ul  bei 
SKagungo  (2°  16'  nörbl.  58r.),  »o  er  oon  einer 
ipöbe  au*  beutlicb  ben  Slueflufe  be*  See*  erlennen 
unb  meitbin  verfolgen  lonnte.  2)a  er  fpclter  auf 
feiner  JRüdreife  nacb  ©onbotoro  ben  ?Ril  bei  Sufile 
unter  3°  32'  nörbl.  93r.  nrieber  berührte,  fo  blieb 
am  «bem  SBeifeen  5lil  nur  eine  perbältniömäfcig 
furje  Strede  bi*  jum  9Ubcrt:3}janfa  unerforfebt, 
bie  fpclter  (1876)  von  ©effi  befabren  rourbe. 
2)en  Somerfet  aufroclrtö  vcrfolgenb,  entbedte  93., 
30  km  von  ber  sJOTünbung,  einen  40  m  bobfu 
SBafferfall,  ben  er  2Jlurcbifon^all  benannte;  ba 
er  weiter  ben  ftlufe  entlang  bi*  Karima  ging, 
ftcllte  er  bie  93erbinbung  be*  Ufereroe  (93ictoria= 
9ljanfa)  mit  bem  lUiuutan  bureb  ben  Somerfet^ 
9iil  aufecr  3»eifel.  3m  Oft.  1865  traf  93.  mieber 
in  Gnglanb  ein.  3)ie  Königin  erbob  ipn  jum  93a= 
ronet;  bie  geogr.  ©cfelljcbaften  in  Sonbon  unb 
$ari*  verlieben  ibm  Webaillen.  hierauf  erbielt 
93. 1869  vom  93icelönig  von  flgppten  ben  3tuf* 
trag,  an  ber  Spitie  einer  grofeen  militär.  Grpebi' 
tion  bie  ßänber  am  3Beifeen  5Ril  unb  feinen  Quell- 
feen  ui  erobern  unb  bem  öanbel  :,u  eröffnen.  $um 
^afeba  unb  ©cneralgouverneur  ber  ju  erobernben 
Vdnbcr  ernannt,  fubr  er  im  ftebr.  1870  von  gbartum 
mit  1 100  3)tann  ben  SBeifeen  Tal  binauf,  braebte  bie 
9iegengeit  an  ber  ^Rünbung  be*  93abr  el^Seraf  )u, 
gelangte  burdj  biefen  mit  59  Schiffen  15.  Slpril  1871 
nacb  ©onbotoro,  ba*  er  ^«mailia  benannte,  unb 
brang  unter  Kämpfen  bi*  Unioro  vor.  3tm  1.  Spril 
1873  tarn  er  nacb  ©onbotoro  unb  im  Sluguft 
nacb  Sigtjptcn  jurüd.  93.  braebte  1879  ein  balbe« 
^abr  in  Gpperu  tu.  Gr  ftarb  30.  Te,i.  1893  auf 
feinem  ©ut  Sanforb  Drleigb  bei  Newton  Slbbot 
(Devon).  Gr  fd>vieb  «The  rifle  and  tbe  hound  in 
Ceylon»  (Conb.  1857),  «Eight  years'  wanderings 
in  Ceylon»  (ebb.  1855),  «The  Albert  Nyanza,  great 
basin  of  the  Nile,  and  explorations  of  the  Nile 
sources»  (2  93be.,  ebb.  1866;  beutfeb  von  Martin, 
3.  SllfL.  ©era  1875),  «The  Nile  tribntaries  of 
Abyssinia»  (Conb.  1867;  beutfeb,  2  93be.,93raunfcbm. 
1868),  «Ismailia»  (293be.,  2onb.  1874),  «Cyprus  as 
Isawitin  1879»  (ebb.  1879;  beutfeb  vonOberlÄnber, 
ßpj.  1880).  —  93gl.  2RurTav  unb  Wt>itt,  Sir  Sa- 
muel B.  (£onb.  1895). 

Safer  (fpr.  bebtr),  Valentine,  engt,  ©eneral, 
betannt  al*  93ater$afdba,  93ruber  be*  vorigen, 
geb.  1825,  trat  1848  beim  12.  Ulanenregiment 
ein,  fodjt  1852—53  mit  2tu*jeidmung  im  Kafjern- 
triege  unb  1855  im  Krimtriege  unb  tourbe  1860 
Oberftleutnant  unb  Gommanbeur  be*  10.  iöufaren- 
regiment*.  Gr  galt  al*  Autorität  in  93e}itg  auf 
Kavallerietattit.  1873  febieb  er  au*  bem  3)ienft, 
maebte  bann  eine  Dicife  nacb  Werften  unb  Slfgba- 
niftan  unb  legte  feine  93eobadjtungcn  in  ber  Scbrift 
«Clouds  in  the  East»  (2onb.  1876  u.  ö.)  uieber.  93ei 
feiner  Müdfebr  nacb  Gnglanb  1874  mürbe  er  (telU 
vertretenber  ©eneralquartiermeifter  in  Sllberfbot. 
1875  aber  mufete  93.  wegen  einer  ^rivattlage  au« 
ber  engl.  3trmee  austreten.  1877  trat  er  in  türt. 
$ienfte  unb  maebte  ben  Krieg  gegen  Siufelanb  mit; 
er  bctleibete  ben  diang  eine*  Aerit  mit  bem  2itel 
^afdja.  93.  febrieb  eine  ©efcbicbte  be*  §elb}uge* 
u.  b.  I.  «The  war  in  Bulgaria»  (2  93be.,  1879). 
9cacb  93eenbigung  be*  Kriege*  trat  er  in  ägppt. 
Dienfte,  wo  ibm  ber  Auftrag  würbe,  bie  ©enbarmerie 

19 


Digitized  by  Google 


290 


23afer;@uano  —  Safterien 


ju  organifieren.  Sil*  bet  Krieg  im  Suban  toicbct  ] 
au*bract ,  mürbe  er  nad)  Suafin  gefdjidt,  um  oon 
bort  eine  ©tappenftrafee  nad)  33erber  am  9ttl  ju  eiöff; 
nen.  33.  rüdte  4.  <yebr.  1884  mit  3600  üJlann  a* 
gen  Sofar  oor,  mürbe  aber  am  folgenben  Sage  bei 
Gl»Seb  oon  D*man  Signa  gflnjlid)  gefcplagen. 
9lad)  Eintreffen  ber  engl.  Gruppen  madjte  93.  an  ber 
Spi&e  feine*  alten  lO.tmfarenrcgiment*  eine  Sittade 
mit  unb  mürbe  fdjtrer  oerrounbet.  Qx  lehrte  bann 
n  Ad;  Gnglanb  )urüd,  madjte  188?  mieber  eine  SRcife 
nad)  Slgppten  unb  ftarb  17.  9too.  in  Sei  el-ftebir. 

**afcra<Vuano  (fpr.  beljfr),  au*  einem  <Bbo*= 
pt?at  oon  ber  in  ber  Subfee  in  ber  9tdpe  be*  $lqua= 
tor*  lieflenben33alcr=3nfel,  über  35  ^roj.  ^boSpbor- 
fdure  entpaltenb,  burtb  23crmifcbung  mit  Scbmefeb 
fdure  tjergeftellt.  2>er  93.  ift  al*  ein  pod?projentige* 
Supcrppo*pbat  ju  bctrad)tcn. 

fBalttoeü  (fpr.  bebfmell),Stabt  in  ber  engl.  ©raf- 
fcbaft  2)erbp,  im  9121*.  oon  2)erbp,  am  rechten  Ufer 
ber  2Dpe,  bat  (1891)  2748  6.,  eine  fcböne  Kirche,  eine 
lat.  Schule,  oielbefucbte  ÜKineralquelle;  SBaumroolI; 
mcberei  unb  9Jlarmorfcbleiferei  (berühmte  2)tofaif= 
arbeiten  au*  ÜJtarmor,  Sldjat  unb  3afpiS) ,  93lei- 
bergmerte,  Steinfoplengruben  unb  ÜJtarmorbrüdbe. 
3  km  norb&ftlicb  am  Ferment  6&at*mortb: 
Jäoufe,  ba*  Scbloft  be*  öerjog*  oon  £eoon= 
fbire,  13  3abre  lang  ber  Kerter  ber  SWaria  Stuart, 
mit  einem  großen  %axt  (582  ha). 

®af  etocll  (fpr.  beblmell),  {Robert,  engl.  Sanbmirt 
unb  23iebjud)ter,  geb.  1725  ju  3)ifblep  in  ber  ©raf* 
l'cbaft  ßcieefter,  gejt.  1795,  erwarb  fid)  bcfonbcr*  um 
bie  33erebelung  ber  £au*tiere  93crbienfte.  Sa  er  bie 
23cobad?tung  machte,  bafe  bei  ben  Bieren  bie  9iaa> 
tommcn  ben  Gltern  ober  23oreltern  in  iljren  ©gern 
haften  faft  gar,,;  glitten,  fo  fdjlofj  er,  ba&  burch 
Paarung  ber  au*gejeichnetften  3nbioibuen  oon  einer 
:Haffe  miteinanber  ober  mit  anbern  oon  einer  gleich 
tüd)rtgenSafieSiereoomooUtommenften9tuhung*: 
wert  erjücbtet  »werben  müßten.  3Rit  großem  Erfolge 
mürben  93.*  93emül>ungen  in  ber  33erebelung  ber 
Siifblep^Sdjafraffe,  be*  langbömigen  SRinboiclj* 
unb  ber  großen,  ftarfen  $ferbe  gefrönt.  Seine 
(Erfahrungen  legte  er  in  ber  «Domestic  Encyclopse- 
*lia » (93b.  1)  nieber. 

noi,  Duellflufe  be*  6enegal  (f.  b.). 

»afhfrfjifctj  (perf.,  auch  93  ad  t>  f  dp  ifeb  ober 
53  a  d>  f  cp  i  f  cb ),  f  ooiel  wie  ©cfrfjenf,  bef onber*  Srinf  * 
gelb,  3n  le&terer  93ebeutung  ift  e*  in  bie  luvt,  unb 
bie  arab.  Sprache  aufgenommen. 

iBafbut je»  tum  ben  ©rinf  (fpr.  bddbeufn), 
iHeinier  Gorncli*,  nieberl&nb.  @efd)i<btf  ebreiber,  geb. 
28.  ftebr.  1810  ju  Slmfterbam,  mibmete  fid)  bem  Stu= 
bium  ber  fiitteratur  unb  @cfd)icbte,  rourbc  1854 
Staat*ard)ioar  im  £>aag  unb  ftarb  bafelbft  15. 3uli 
1865.  Qx  mar  einer  ber  ©runber  be*  «Gids»  (f.  b.) 
unb  beroäprte  ftd)  febon  in  biefer  3ettfcbrift  al* 
geiftreieber  unb  ftilooller  Scbriftfteller;  eine  feiner 
^tbbanblungen:  «Vondcl  met  Roskam  cn  Rommcl- 
pot »,  fanb  aufterorbcntliAen  93eifall  (neuefte  Slufl. 
1891).  5?on  23.*  @efd;id?t*merlen  tommen  befom 
ber*  in  93ctracpt:  «Variae  lectiones  ex  historia 
philosophiae  antiquae»  (?eib.  1842),  «La  retraite 
de  Charles-Quint»  ($>aag  1842)  unb  «Hct  huwclijk 
van  l'rins  Willem  met  Anna  van  Saksen»  (Slmfterb. 
1853).  ftur  bie  Äenntni*  be*  nieberldnb.  ?lrd?io* 
werftffentlicbtc  er  u.  a.:  «Ilet  Rijksarchief»  (.ttaag 
1857)  unb  «Cartons  voor  de  geschiedenis  van  den 
nederl.Vrijheidsoorlogn.  Seine  gefammeltenSdjrifs 
ten  erfdsienen  (Slmfterbam  unb  6aag)  1860—77. 


iPafhunf cn,  3RaIcr,  f.  93adbupfen. 

>»afojit)cr  8ef»tueiK  (fpr.  bddonjer),  eine  im 
93afonper2Balbeinpeimifdje  lrau*baarigeS<pn>eincs 
raffe  (f.  Sdjmeine). 

iBafontjev  98alb  (fpr.  badonjer),  in  Ungarn 
ber  fflbL  Seil  be*  J5öpenjug*,  meldjer  fid)  oon  Öran 
unb  93ifegrdb  an  ber  3)onau  in  fübmeftl.  Dich- 
tung bi*  jum  3alatt?al  erftredt  (f.  i?arte:  Ungarn 
unb  ©alijien),  unb  iroar  oon  ber  Sinfentung 
an,  bie  bie  93al>n  oon  Aomorn  natb  Stublmei^en: 
bürg  benutit,  md^Tenb  ber  norböftl.  Seil  2>e"rtc*-- 
gebirge  (f.  b.)  beißt.  ü)cr  93. 9B.  bat  eine  Sdnge  oon 
80  bi*  90  km,  eine  93reite  oon  30  bi*  40  km,  be* 
bedt  einen  gro|cn  Seil  ber  Äomitate  93efjprim  unb 
3ala.  5)ie  böcbften  Grbebungen  liegen  an  ber  meftt. 
Seite  ber  Saffcrf d?eibe ,  nörblidj  oon  93alono; 
93«,  wo  ber  93laue  93crg  (Äörö*begp)  713  m  unb 
ber  flabtjegp  601  m  meinen.  9tur  bie  9Ritte  be* 
93. 2B.  ift  nod?  mit  SBfilbern,  befonber*  oon  tyuä)c\\ 
unb  hieben  bebedt,  in  meldje  gro|e  Sd?meineberben 
jur  3Jlaft  getrieben  merben;  bie  uiebrigem  2anb- 
rüden  fmb  in  Slderlanb  oerwanbelt,  bte  3lbbdnge 
nehmen  9Bein«  unb  Dbftgärten  ein,  bie  Sbdler  ftnb 
oon  oielen  Dörfern  beoöllert.  S)ie  geognoft.  93er: 
hdltniffe  be*  93.  9B.  bieten  oiel  ^ntereffartte*  bar. 
93cfonber*  merfroürbig  fmb  bie  oielen  93afaltberge, 
oor  allem  ber  fid>  unmittelbar  am  Ufer  be*  platten  ■■ 
fee*  bi*  437  m  erbebenbe  93abac*on,  an  beffeu 
nörbl.  Seite  rndthtige  93afaltfdulen  eine  {teile  3£anb 
bilben.  Sin  biefen  93afaltbergen  mdAft  ber  befte 
Sein  ber  s#lattenfcegegenb,  f o  ber  SAomlauer  SDan 
an  bem  Somlpo  (436  m).  Gin  Slbfluf;  bc*  33.  21*. 
nad)  91.  jur  2)onau  ift  ber  93atoup. 

Rat oto,  9lcgerftamm,  f.  ftoto. 

»ttfr-tb,  f.  33airäm. 

Batterien  (oomgrd)..  bakterion,2iminutio  oon 
baktron,b.p.  Stab),SpaltpiljeobcrSd)uomp-- 
ceten,  einjellige  pflanjlidje  Öebemefen,  bie  lleinftcn 
betannten  Drgani*men.  Sie  haben  einen  2hmbJ 
meffer  oon  O.ooi  mm  ober  meniger,  fo  ba^  oon  ihnen 
in  1  emm  2Baffer  mehrere  Saufenb  Millionen  ^.Uau 
haben.  $er  ©eftalt  nad)  unterfd)eibet  man  Kotten 
(tugelige  ^nbioibuen,  f.Safel:  Batterien,  Jig.  2 
u.  6),  Bacillen  (gerabe  cülinbriid?e  Stäbeben, 
^ig.l  u.  3)  unb  Vibrionen  ober  Spirillen  (fort: 
jieberf brmig  gemunbene  Sonnen,  §ig.  4  u.  5).  hieben 
biefer  (Einteilung  nad)  bem  morpbolog.  Verhalten 
merben  bie  93.  nad)  biologifcpen  unb  tulturellen 
OTcrtmalen  in  be|timmte@ruppen  jufammengefaftt. 
^ierbureb  ift  ber  Slnfang  gemaebt,  ein  n  a  t  ü  r  l  i  cp  c  6 
Softem  ber  93.  ju  jdjaffen. 

3)er  Üeib  ber  23.  tft  ein  oon  einer  URembran  um- 
gebener, meift  farblofer  $rotopla*matörper.  S)ic 
Ulcmbran,  bie  nid?t  feft  mit  bem  Snbalt  oerbunben 
ift,  fonbern  ilm  frei  umfüllt,  ift  fepr  fein;  fie  befteht 
nicht  mie  bie  3)lcmbran  ber  sUflan3enjeUen  au*  (Sei 
lulofe,  fonbern  roaprfcpeinlicp  au*  einem  Giroeif»* 
törper,  einer  3Jlobifif ation  ber  aud)  ba*  $rotopla*ma 
aufbauenben  Stoffe.  Kerne  bat  man  bi*her  nicht 
nadweifen  tonnen,  fonbern  bie  2krbid)tungcn  be* 
$rotopla*ma*,  bie  pfiufig  »u  feben  [mt,  haben  fid) 
al*  tüuftlid)e  3ufammen}iebung  be*  i(rotop(a*ma* 
infolge  $(a*molpfe  berau*geftellt.  Um  bie  3cllbaut 
befinbet  ficb  eine  f  cpleimige  £>ülle,  bie  ba*  3uf  ammen* 
baften  in  Kolonien  unb  3ooglöen  bebingt.  2<on  ber 
3ellbaut  geben  bie  93emegung*organe  ber  23.,  bie 
©eifeeln  ober  (Silicn,  bünne,  biegfame  ejäbeu, 
au*,  ©ut  au*gebilbet  finb  biefe  ©ei|eln  nur  in 
jüngern  Kulturen,  mdbrenb  fie  ftcb  in  ältern  mit» 


BAKTIvRIKN. 


6 


L  TubfrUi-lbaeillus  ' Bacillus  tubi'rtiulo.sis.  KochJ.   L'   Ketti'iikokkiis  (Streptococcus  pvog-encs),  rit*TerTPgT>iul. 
'.I.  Milabroiulbacillus  (Bacillus  ajithracis».  mit  Sporrnbildunif.  4.  Spiro«  haetc  Obr-rmpieri.  iui  Blutr  bei  Kück- 
fallti»*bpr.    5.  KwminHbnrilhis  «Vibrio»,  boi  Cholera  asmtica    6.  Micrococcus  tetrag^nus  (Saprophyt) 

<  L-70O  fach«-  YVrvrölWuntf .  2.4.8  -  1000  farhr  Vi.iYT«f»»ra4>y .        2000  ftrlir  Vwrjröftwruiiy .  5  -  100  fach«-  VrrfT*l«»n>ii$-  i 
HrmUtaut'lümnnatumt  L «nhwi  tt  .Infi  FA.Ii>r>cMlatui'G*v)jr  artut  .4n*tult.L*wtt<i 


Digitized  by  Google 


Batterien 


einanber  »erfledbten  unb  oon  ben  33.  loölöfen.  Sie 
ftnb  entwebet  in  ber  Giniabl  (SBibrionen)  ober 
büfcbelförmig  (Spirillen)  am  Gnbc,  ober  um  ben 
gangen  Körper  (  ^r>v;  Im  -Italien )  anaeorbnet.  Tic 
Slnorbnung  wie  aud)  bie  3abl  ber  ©eißein  ift  für 
febe  5trt  tonftant.  lebhaft  bewegliche  Strten  legen 
etwa  in  15  ÜJtinuten  eine  Strede  oon  10  cm  juröd, 
bie  @ef  ebwinbigteit  ift  alf  o  im  93crbältni8  jur  Körper» 
größe  rcd?t  beträchtlich. 

2)ie  Vermehrung  ber  58.  erfolgt  burä)  einfache 
Seilung:  ba*  33rotopla*ma  fdmürt  ftd>  ju  jwei 
neuen  oon  ber  Tcilung*wanb  getrennten  $roto» 
pla*matörpern  burd).  Unter  ben  günftigften  33e= 
binguneten  oerboppelt  ftcb  3.  33.  ber  Gboleraoibrio 
in  20  Minuten,  morau*  ftd)  für  einen  Sag  bie  statt- 
liche 3abJ  oon  1600  Trillionen  3nbioibuen  au*  einer 
3elle  ergiebt.  <$n  ber  3iatur  gebt  allerbing*  bie  33er* 
mebrung  ntebt  fo  fcbnell  vor  ftd),  febon  weil  ba* 
nötige  9täbrmaterial  nie  jur  Verfügung  ftebt,  ferner 
weil  Diele  3nbioibuen  balb  abfterben  unb  weil  bie 
eigenen  StoffroeaMelprobttttc  bemmenb  Wirten.  S)ic 
cplinbrifdben  33atterieti3ellen  teilen  fieb  fentreebt  }ur 
Süng*ad>fe;  bleiben  bie  Tocbter3ellen  jufammen,  fo 
entfteben  Ketten  unb  gaben.  Sei  ben  Holten  finbet 
entweber  äBacb*tum  unb  Teilung  ftet*  in  einer  iHicb- 
tung  ftatt  (Streptotottcn),  ober  bie  Seilung  et; 
folgt  nad)  allen  SHidjtungeu,  fo  baß  bie  Keime  rraip 
benförmig  angeorbnet  ftnb  (Stapbplof  otten), 
ober  nur  nach  )Wei  SRiwtitngen,  fo  bat)  ftet*  4  Kotten 
im  engern  Verbanbc  bleiben  (Tetragenu*),  ober 
enblicb  in  brei  Simenftonen,  fo  entfteben  bie  patet= 
förmigen  ©ebilbe  ber  Sarcine.  33ei  einigen  39., 
fo  beim  Tubertelbacillu*  unb  35ipbtberieliacillu*, 
unb  neuerbing*  aud)  eebte  Verzweigungen,  Slftbil- 
bungen,  beobachtet  worben,  wo  oon  einer  3«Ue  au« 
3wei  oerfebiebene  neue  2öacb*tum*rid)tungen  eim 
acfcblaqen  werben ;  bief e  gegenüber  ber  gewöbnlicben 
Vermehrung  burd;  3rociteilung  Übrigend  quanti- 
tatio  ganj  jurütftretenben  Verbältniffe  fmb  für  bie 
Grfenntniö  ber  oerwanbtfdjaftlidjen  93ejjiebungen 
ber33.guböbern^iljen,inÄbcfonberejubcn£trepto= 
triebeen,  oon  SBtcbtigteit. 

33ci  tingenügenber  Grnährung  ober  fonft  ungün= 
fügen  Verbdltniffen  bilben  manche  33. 9tubejuftdnbc 
ober  $auerformen,  bie  al*  Spören  bezeichnet 
werben  unb  gegenüber  ber  Ginmirlung  fcbäblicber 
^Igentieneineaufeerorbcnticbüerftdrlte^berftant^: 
traft  baben,  fo  baß  fie  bie  Slrt  unter  Verbältniffen 
;u  erbalten  vermögen,  unter  benen  bie  ocgetattoe 
33atterienjelle  3u  ©runbc  geben  würbe.  2)ie  Sporen 
bleiben  eingetTodnet  im  Staube  Diele  3abre  lang 
fctmfäbig,  fie  miberfteben,  wäbrenb  bie  33.  fclbft  be- 
reit« bei  Temperaturen  über  70°  C.  fcbnell  ju  ©runbe 
geben,  lange  3eit  ber  Ginmirtung  ber  Stebebifee,  ja 
nod)  böberer  Temperaturen  unb  ber  ftdrtften  d?emb 
f eben  $e*infettion*mittel  ftunbenlang.  Snerju  ftnb 
bie  Sporen  befähigt  bureb  ben  genügen  SÖaffer- 
flebalt  ibred  Vrotopla*ma*  unb  baburd),  baß  fte  oon 
einer  gcgenSBaff  er  unbgelöfteStoffeunburd)l4fftgen 
^Dlembran  umgeben  ftnb.  3nfolgebeffen  laffen  ftd) 
aud)  bie  Sporen,  mmbrenb  bie  33.  meift  burd)  bie 
gebräud>li<ben  Anilinfarben  leicht  ju  färben  ftnb, 
nur  unter Slnwenbung  bef onbercr  Kunftgriffe  färben. 
Kommt  bie  Spore  in  eine  geeignete  9läb,rlöfung, 
fo  teimt  fie  bei  angemeffener  Temperatur  au*,  fte 
fcbwillt  an,  bie  Sporenbaut  plattt  an  einer  Stelle 
unb  au*  bem  ^nntrn  bringt  ein  3arter  Keimling 
berau*,  ber  ftd)  fcbnell  3ur  oegetatioen  ;  5  e  L L  o  ent* 
widelt  unb  in  betannter  3Beife  burd)  Spaltung  oer- 


291 

mebrt.  Tie  Sporen  entfteben  enbogeu  im  Proton 
pla*ma  (ßnbofp  oren),  wabrfd)einltd)  burd)  einen 
33erbid)tung*protcf}  be*  (entern;  bie  ©eftalt  ber 
fporenbtlbenben  3eUe  ift  bei  ben  &erfd)tebenen  Slrten 
verfebieben,  für  bie  einzelne  Slrt  aber  ganj  tppifeb. 
So  bilbet  ftd)  3.  33.  beim  ÜNiltbranbbactllu*  bie 
Spore  in  ber  üDcitte  be*  genau  eptinbrifeb  bletbenbeu 
33acil(u*,  beim  Tetanu*bacillu*  bagegen  an  bem 
einen  Gnbe  (Äöpfcbenfporen) ;  mand)c33acillen  zeigen 
bei  ber  Sporenbilbung  eine  feulen=  ober  fpinbeb 
förmige  Slnfdjwellung.  —  3"  filtern  Kulturen  treten 
häufig  mevtwürbige,  gam  rcgellofe  SJeränberungeu 
ber  ©eftalt  ber  33.  ein,  in  ^orm  fcblecbt  ober  ungleich- 
mäßig färbbarer  lolbiger  ober  tugeliger  3Infd)wel- 
lungen,  93ertrrtmmttngen  u.  f.  w.  ber  einseinen  33.; 
bie  al*  3nüolution*f ormen  bejeiebneten  ©e^ 
bilbc  ftnb  abnorme,  beim  Abfterben  ber  33.  auf= 
tretenbe  ©ebilbe,  au*  benen  fidb  aber,  wenn  bie 
Steinte  auf  einen  neuen  9täbrboben  tommeu,  ftet* 
wieber  bie  normalen  33.  entwidcln. 

Tratte  ,\ e:\tuingen  haben  gezeigt,  baß,  wenn 
irgenbwo  eine  33atterienwucberung  ftattftnbet,  ftet* 
fleitne  entmeber  mit  ber  2uft  ober  auf  einem  anbern 
3Bege  juoor  bab,in  gebracht  worben  ftnb.  Gine  Ur= 
jeugttng,  bie  man  wenigften*  für  bie  33.  annebmen 
wollte,  beftebt  auch  für  biefe  nicht.  Gbenfo  gilt  für 
fte  wie  für  bie  böbent  Sebewefcn  ber  flrtbegriff,  eine 
Umwanblung  etwa  au*  einem  ftoftu*  in  ein  33al= 
terium  finbet  nicht  ftatt,  wie  au*  nicht  au*  einem 
harmlofen  2Bafieroibrio  ber  Grreger  ber  afiatifcheu 
Cholera  entftebt.  G*  muß  ftreng  an  ber  33eftänbtg' 
teit  ber  3trt  feftgebalten  werben  unb  eine  Umiüd;= 
tung  al*  au*gefaS(offen  gelten. 

33.  ftnb  allenthalben  (im  33oben,  SBaffcr,  2uft) 
gefunben  worben,  in  üppiger  Gntwidlung  unb  33er= 
mebrung  bagegen  nur  bort,  wo  alle  33ebingungen 
für  ihr  ©ebeiben  erfüllt  ftnb ;  neben  einer  geeigneten 
Temperatur  müff  en  SBaffcr  unb  juf  agenbe  Dldhrftoff  c 
borbanben  fein. 

Sehr  bemerten*wert  ift,  bafe  bie  33.in  ihrer  quanti= 
tatioen  d)em.  3ujammenfeiuing  nid)t,  wie  bobac 
fiebewefen,  an  einen  ganj  heftimmten  Tppu*  ge= 
bunben  ftnb,  fonbern  ftd)  innerhalb  weiter  ©renken 
ben  33erbältnin'en  bc*  Ücäbrfubftrat*  anjupaffen  ocr= 
mögen;  bie*  befähigt  fte  ftcberlid)  außerorbentlid)  ju 
allgemeiner  33erbrettung  unb  mannigfaltigfter  'Uni 
nutjung  ber  Ücährftoffe.  3um  Hufbau  ihre*  Körper* 
bebürfen  bie  33.  fo  gut  wie  alle  anbern  Drgani*mcn 
beftimmter  SWineralftoffe,  wenn  aud)  beren  5Rengc 
felbft  3U  üppigftem  3Bad)*tum  nur  fehr  gering  ju 
fein  braucht.  3ln  bie  Grndbrung  mit.Äobtenftoff: 
unb  Stidftoffoerbinbungen,  benen  fte  bie  wichtigften 
Glemente  jur  S3ilbung  ber  lebenben  Subftauj  ent= 
nehmen,  ftellen  bie  einjclnen  3trten  fehr  oerfdnebene 
3lnfprü(fae.  3m  allgemeinen  beden  bie  33.  ihren 
3läbrftoffbcbarf  am  heften  au*  tomplisierten  orga= 
nifdjcn  3.?crbinbungen ,  wie  fte  3.  33.  maff enhaft  al* 
Hbfallftoffe  tterifchen  unb  pflanzlidjen  Sehen*  cr= 
jeugt  werben.  Gine  Sleihe  oon  33.  ift  überhaupt 
au*fcbliefelicb  auf  eine  folebe  Grnährung  mit  bod^ 
tomplisierten  organifdien  33erbinbungcn  angewic: 
fen,  fo  eine  grofre  Stt^abl  trantheit*crregcnber  33., 
öon  benen  mandbe  überhaupt  nur  innerhalb  be* 
lebenben  menfd)lid)en  Körper*  ;u  eriftiecen  vex- 
mögen  unb  außerhalb  be*  Körper*  nad)  für; er  $eit 
3U  ©runbe  gehen;  einige  mieberum  ftnb  fo  wäblenfch, 
baß  fte  nur  au*  wenigen  gang  heftimmten  Stoffen 
ihren  9iäbrftoffbebarf  beden  unb  ohne  biefclhcn  nicht 
3u  eriftieren  vermögen,  wie  3.  33.  bie  3"fl»cn3fl: 

19* 


Digitized  by  Google 


292  8dl 

baciUen  notgebrungen  auf  ben  931utfarbfloff ,  ba« 
Hämoglobin,  angeroiefen  ftnb.  Anbete  93.  hingegen 
vermögen  ibre  Gruäbrung  ebcuioroobl  au*  relatio 
einfachen  Stoffen,  roie  au*  bcn  tompfyicrten  un» 
mittelbaren  Mbtömmtingen  be*  tieriieben  Stoffrocdjj 
fei*  ,ui  beftreiten.  60  bewürfen  manage  33.  gar  feiner 
organifeben  Währung,  fonbern  bauen  ibre  2eibe*= 
fuoftanj  lebiglid)  ober  jum  Teil  au«  anorganifd?en 
Verbtnbungen ,  ja  au*  ben  dlementen  felbft  auf. 
Sie  im  93oben  in  grofcen  Klengen  vorfommenben 
Jlitrobatterien  3.  33.  beden  ihren  Stidftoffbebarf 
au«  Slmmoniat,  bem  ftidftoffbaltigen  Gnbprobutt 
tierifdjen  Stoffroccbfel«,  ba*  fte  3U  ben  für  bic  jßflan* 
jen  verwertbaren  Nitraten  orpbieren;  ihren  93ebarf 
anÄoblenftoff  entnehmen  fte  nue  bU  böbern  ^flanjen 
au*  ber  atmofpbärifcben  ifoblenfäure,  roa*  um  fo 
mertroürbiger  ift,  al*  bie  Wtrobatterien  nid?t  mit 
iSbloropboTl  au*geftattet  ftnb  unb  bie  Gnergie  ber 
Sonnenftrablen  nicht  au*nu&en  tonnen.  Sie  in  ben 
^urjeltnölldjen  ber  Seguminofeu  rouiernben  ftid» 
Üofffirierenben  33.  verlangen  Moblenftoff  in  organi* 
id?er  Verbinbtmg,  verwerten  bagegen  ben  freien 
Stidftoff  ber  ?limofpbäre  www  Jlujbau  ihrer  2eibc*s 
jubftanji,  fo  bafj  fie  ben  ©ehalt  be*  3lderboben«  an 
wertvollem  ftidftoffbaltiflem  Material  für  Kultur* 
geroädjfe erhöben.  Tie  Schwefel*  unb  ßifenbatterien 
enblid)  3erfetjen  anorganifebe  Verbtnbungen  befon-- 
berer  Strt  unb  geroinnen  bierburd)  Gnergte.  Somit 
ftnb  bie  93.  befähigt,  bie  tomplijierten  organifdjen 
Verbinbungen,  bie  von  ben  Vflamen  unb  Bieren  al* 
Jlbfallftoffeunb  in  tyormbeä  abgeworbenen  Crgani** 
m u  v  geliefert  roerben,  bi*  in  bic  0  nbprobutte  ju  3er: 
legen  unb  biefe  roieber  ju  geeigneten  3iäbrftof|en  für 
Warnen  311  verroanbeln.  Sem  Sauerftoff  gegenüber 
uerbaften  ftcb  bie  33.  febr  verfd?icben,  bic  ÜJiebrjabl 
rodebft  bei  Saiterftoffjutritt  rote  ^bfdjlttjj,  anbere  ba« 
gegen,  bie  obligat  aeroben,  verlangen  Sauerftoff, 
roährenb  biefer  für  bie  obligat  anaeroben  Birten  @ift 
ift  unb  ba*  Wachstum  Dollig  aufhebt. 

$ebe*  93atterium  gebeibt  nur  innerhalb  eine*  bt> 
ftimmten  Temperaturbereids*,  beffen  untere  ©renje 
al*  Temperaturminimum,  beffen  obere  al«  ÜRaii» 
warn  bejeiebnet  wirb,  innerhalb  biefe*  Temperatur» 
bereieb*  eriftiert  ein,  meift  bemÜJlarimum  genäherte«, 
Temperaturoptimum,  b.  b-  ein  ©rab,  bei  roeld>em 
fämtlicbe  i'ebcuääufeerungen,  Atmung,  6toff  roedjfcl, 
93eroegung,  gortpflattyung,  am  intenftvften  unb 
fcbnellften  vor  ftd?  geben.  Sie  meiften  Strien  roaebfen 
jroifdjen  +5°  bi*  +10"  unb  bi*  ju  ber  obern 
(Srenjc  von  etroa  4-  40°;  ba*  Cptimum  liegt  babei 
bei  ben  fapropbptifdjen  Mrten  tiefer,  etroa  bei  20— 
25°,  al*  bei  ben  parafttifepen,  bie  bei  37—38"  am 
beften  gebeiben.  Äufeerbem  giebt  e*  nun  aber  nach 
oben  unb  nad)  unten  bin  je  eine  bemerten*roerte 
(Gruppe,  bie  eine  9lu*napmeftellung  einnimmt  ;  eine 
bleibe  von  33.  vermag  noch  bei  0"  üppig  }u  roudjcm 
unb  ihre  volle  ?ebcn*tbätigleit  au*juüben,  roäbrenb 
eine  anbere  ©ruppe,  bie  ber  tbermopbilen  33.,  ihr 
Optimum  über  50  bat  unb  noch,  über  70"  energifeber 
Vermehrung  fähig  ift.  ©egen  Kälte  ftnb  33.  febr 
roiberftanbefäbig;  viele  Slrten,  felbft  patbogene,  über- 
rointern  im  freien  unb  vertragen  mehrmalige*  Sluf » 
tauen  unb  ©iebergefrieren;  einige  formen  gingen 
fogar  nach  ftunbenlanger  L'inroirfung  eine*  Iünft= 
lidjen  Hältegemifcbe*  von  —110"  C.  nodj  Iebenb 
hervor,  ja  fogar  Temperaturen  von  —  160'  haben 
bei  einer  6inroirtung*l>auer  von  20  iUtnuten  auf 
Ipphu*baciUen  leinen  fdjäbigenbcn  ©nflufe.  ®egen 
bebe  Temperaturen  bagegen  ftnb  bie  33.,  abgefeben 


von  ben  refiftenten  Sporen,  viel  empftnblicber  unb 
fterben  hierbei  rafcb  ab.  3"  ber  9latur  tommen  für 
bie  Slbtötung  ber  33.  bauptfäd>li(b  brei  Momente 
in  33etradjt:  bie  Gridjöpfung  be*  9iährbobcn*,  bie 
befonber*  fdjncll  eintritt  bei  9Bad>*tum  nabe  bem 
Temperaturoptimum,  ?lu*trodnung,  gegen  bie  viele 
33.  febr  empfinblich  ftnb,  unb  bie  6inroir!ung  be* 
Sonnenlicht*.  .<Semmenbaufbie33atterienroudjerung 
roirien  bie  eigenen  Stoffroccbfelprobulte,  roie  Säure 
bilbung  u.  a.  Sie  Krantbett*erreger  enblicb  unter* 
liegen,  foroeit  fte  überhaupt  befähigt  ftnb,  aupetbalb 
be*  Äörper*  ju  roudhern,  halb  in  ber  Äonfurrcnj 
mit  gäulni*=  unb  anbern  33.,  für  bie  bie  Tempera* 
turverhältniffc  unb  ba*  9iäbrmaterial  in  ber  Siegel 
beffer  geeignet  ftnb. 

(Sine  3abl  von  33.  bilbet  ^arbftone.  Siefe  ftnb 
entroeber  roertlofe  2lu*fcbeibungen,  bie  »um  Teil  roett 
in  ben  9iährboben  biffunbieren,  ober  fte  ftnb  in  ber 
Vcibe*fubftan3  felbft  abgelagert  unb  haben  bann 
eine  beftimmte  biologiiebe  33efceutung,  analog  bem 
tSblorophpll  ber  böbern  ^flanjcn,  inbem  fte  bie  33. 
befähigen,  bic  (Energie  be*  Sonnenlicht*  *ur  S(ffi= 
milation  von  5loblenfäure  audjunugeu.  Ginige  33. 
beroirten  burd)  ihren  l'eben*pro3efe  erhebliche  Tem= 
peraturerböbungen  im  9(äbrmebium,  bie  bi*  ju 
beffen  Selbftentjünbung  führen  (ann,  anbere  »eigen 
\!ichtentroidlung;  bureb  fte  roirb  ba*  Vciutto:  von 
Secftfcben,  ferner  ba*  sJDteerleud)tett  vcrurfad?t.  3ür 
bie  Tecbnit  ift  bic  Säbigteit  ber  33.,  Fermente  ju 
bilben,  burd)  bie  roeitgreifenbe  3crfcfeungen  be* 
Jiäbrmaterial*  hervorgerufen  roerben ,  von  großer 
"öebeutung.  Stircb  biefe  gähigleit  fpielen  bie  93., 
teil*  al*  erroünfcbte  öelfer,  teil*  al*  ungebetene, 
ftörenbe  ©äfte,  eine  bebeutenbe  Stolle  in  ben  ©a; 
rung*geroerben.  So  bebingen  33.  ba*  Umfcblagen 
be*  33ter*  unb  2£ein*,  ba*  33erberbcn  ber  vJJtild). 
2lu*fcblaggebenb  ftnb  bie  93.  bei  bem  Verlaufe  ver= 
iebiebener  tomplijierter  ©ärungen,  roie  bei  ber  be* 
labaf*,  be*  Sauerfobl*,  ber  be*  Sauerteig«  für  bie 
^rotbereitung,  ber.Häfereifung,  bertf  efirgdrung  u.  a. 
.{ablreiche  33.  vermögen  ©iftjtoffc  ju  probujteren. 
i)iefe  ftnb  entroeber  Slbbauprobutte  von  Grroei^= 
fubftanjen,  bie  al*  ÜRäbrftoffc  gebient  haben  ("Ute 
maine),  ober  fte  ftnb  93eftanbtcile  be*  3elll<ibe* 
felbft  unb  roerben  bann  von  ben  33.  fpntbetifcb  auf: 
gebaut  (Siphtberietorin,  Tuberfulin  u.  f.  ro.)  unb 
tonnen  auch  in  eiroeifefreien  9iäbrmcbicu  gebilbet 
toerben.  Jim  roidjtigftcn  ift  bie  93ebeutung  ber  33. 
al*  Ärantbeitserreger.  Sie  fog.  Sapropbvten  ver» 
mögen  im  lebenben  Drgam*mu*  nicht  ;u  roaebfen, 
glcicbroobl  tbnnen  fte  }um  Teil  lotalc  Mrantbeit** 
erfcheinungen  (Gntiünbungen,  Ifiterungen)  hervor- 
rufen, ja  auch  allgemeine  93ergif  tungeeridjeinungett 
beroirten,  fo  bei  Vergiftungen  mit  verborbenen  $?ab* 
rung*mitteln.  Sie  eigentlichen  Arantbeit*erregerr 
bie  Varaftten,  verhalten  ftd)  im  Mörper  febr  ver^ 
fd)ieben;  fte  vermehren  ftch  entroeber  nur  an  einer 
begrenjten  Stelle  be*  infizierten  Drgani*mu*  unb 
roirten  von  bort  burd)  ©iftc  (Sipbtberie,  Tetanu*, 
ßbolera u.a.),  ober  fte  entfalten  ein  fortfebreitenbe* 
3£ad)*tum  unb  verbreiten  ftcb  bureb  ben  ganjen 
Körper,  roie  bei  Tvpbu*,  SloH,  SJliljbranb  u.  a. 
'Jteuerbing*  bat  matt  ftcb  auch  in  cimelncn  fällen 
bie  trantbeit*errcgenbe  SIMrtung  ber  93.  nu^bar  311 
machen  geiud?t,  inbem  man  unter  fd?äbli<ven  Tieren 
abftd?tlid)  Seuchen  31t  erregen  verfuebte.  So  ift  c«  ge* 
lungen,  bic  9J(äufcplage  in  Tbeiialien  3U  bcfeitigei; 
(f.  9Jläufctvpbu*bacillen),  unb  es  roirb  vorau*ftd?t- 
lid?  möglich  fein,  attd?  bic  Watten,  bie  bei  ber  93er= 


Digitized  by  Google 


©aftertologie  (©efäidjtlidjeS) 


293 


breitung  ber  Beft  meift  eine  grofee  SRotle  fpieten,  in 
Aljnlidjet  Söeije  ju  »erniebten. 

fiitteratur  f.  Batteriologie. 

©aftcriolögic,  bie  Sebre  von  ben  Batterien 
(f.  b.).  6ie  betrifft  nur  ein  Heine*  ©ebiet  ber  botan. 
31Mffenfd)aft,  bat  ficb  aber  wegen  ihrer  befonbern 
Bebeutung  nicht  nur  für  bie  $flanjentunbe,  f  onbern 
namentlich  aud)  für  bie  Batbologie  ber  ^nfettion*« 
tranfbeiten  neuerbing*  in  febr  turjer  3«it  ju  einer 
felbftänbigen  SHiffenfcbaft  entwidelt. 

I.  ©efd)idjtltd)e3.  SeitHtbanaftu*  Äirdjer  1646 
SBürmer  in  Beftbeulen  gefunben  unb  bavauf  bie 
Theorie  gegrünbet  battc,  bafi  mandje  KTantbeiten 
burd)  Einbringen  folcber  SBürmer  Devurfacbt  mür« 
ben,  ift  ber  ©cbante  eine*  3ufammenbang*  jwi« 
id)en  Krantbeiten  unb  tleinften  im  £)rgani*mu* 
fdjmaro&enben  i'ebewefcn,  ben  übrigen*  febon  röm. 
•Jirjte  gehabt  hatten,  au*  bem  ärjtlidjen  ybeentrei* 
nicht  wieber  gefdjwunben.  Terfelbe  würbe  befon« 
ber*  geförbert  burd»  bieBerbefierung  be*  2Jlifrof  top* 
burd?  £ecuwenboet(1695),  weldje  btefen  groften  gor* 
fdjer  jur  Entbedung  febr  feiner,  beweglicher  ober 
unbeweglicher  Stähdicn  unb  Kerner  in  üerfdjicbe« 
nen  üWebien,  barunter  namentlich  aud)  im3abn* 
fcblcim,  führte.  Scheu  bamal*  beftanb  bie  Bor 
ftellung,  bafe  ieber  fpeeififeben  Krantbeit  ein  fpecifi« 
f  eher  Barafit  entfpreebe.  Ülbcr  bie  gülle  ber  pofitioen 
unb  negatiuen  Beobachtungen,  fflr  bereu  Kritit  lein 
bestimmte*  Spftem  3lnbalt*puntte  ober  Bergleicb*« 
objefte  bot,  warfogrofs,  bie  3ahl  ber  möglichen 
Deutungen  fo  reid?,  unb^biefc  Deutungen  fo  wiber« 
fprud)*x>oU,  baft  ber  Kampf  ber  3lnfd>auuiigen  über 
bie  patbol.  Bebeutung  ber  fraglichen  ©ebilbe  mele 
Bbafen  erlebt  unb  felbft  nad)  ben  gemaltigen  Cr* 
rungenfdjaften  berneucften3eit  nod)  feinen  31  bfd)luf> 
erretdbt  bat.  Tic  Bereinigung biefer patbol. fragen 
aber  mit  benen  ber  Biologie  ber  iDtitroorganiSmen 
bat  ba*  ^ntereffe  fflr  bie  lehterc  teilmeife  immer  von 
neuem  gewedt,  teilmeife  ihr  Stubium  uermirrenb 
tomplijiert.  Erft  bie  metbobifcb  burebgefübrte  Spfte* 
inatit  ber  einjelnen  formen  bat  bie  9)1  öglid?  feit  einer 

S"tbern  Berwertung  berfelben  fflr  bie  Ätiologie  ber 
nfettion*trantbeiten  begrflnbet. 
$n  ber  fpftematifdjen  Einteilung  ber  nie« 
brigften  fiebemefen  leifteten  feit  fieeumenboef*  Put» 
bedung  f>erüorragenbe*:  greiberr  uon  ©leicpen,  ge« 
namit  iRufemurm  (1778);  er  befebreibt  21  Birten  »on 
3nfufion*tiercben  (fo  genannt  au*  ber  ÜJletbobe. 
fid)  ba*  Unterfucbung*matcrial  burd)  3lufgüffe  [In- 
fusa]  auf  .'H'ii,  Schlamm  u.  f.  m.  berjuftellen).  Ctto 
Äriebrid)  Völler  in  Kopenhagen ;  erfte  febr  eratte 
Sr>jtematit  ber^nfuforien.  Sein  2Bert  «Animalcula 
infusoria  fluviatjla  etmarina»($anau  1786)  ift  bie 
©runblage  aller  fpätern  tvorfchungen  gemorben.  Er 
redjuet  alle  beobachteten  ^nfuforien  jum  Tierreich, 
wobei  namentlich  bie  ausführlichen  Beobachtungen 
ber  Bewegung*formcn  mafjgebenb  gemefen  fein 
mögen;  einzelne  gormen  aber  febienen  ihm  bereit* 
Übergänge  jmifeben  2ier  unb  $flanje  )u  reprAfen< 
tieren.  6briftian  ©ottf  rieb  ßbrenberg,  ber  al*  toefent« 
(id?e*  (*inteilung*prin_cip  fflr  bie  Unterarten  bie 
morpbolog.  SBerhdltriiHe  unb  bie  Sbiegfainfcit  ber 
Seiher  ju  (Srunbe  legt.  ?ille  formen  gelten  al«2iere. 
^figeli  fafet  1849  alle  pflanjiicben  Drganidmen,  bie 
auf  bie  ©egenwart  höherer  jufammengefeftter  tie« 
vifeber  oberpflanjlicher  Stoffe  angewiefen  finb,  mcil 
He,  be*  ßbloropbpll*  entbehrenb,  nicht  ben  Kohlen« 
ftoff  ber  Koblenffiure  af fimilieren ,  a(*  ^iilje  ju« 
fammen  unb  rechnet  baju  auch  bie  edjijompceten, 


lätA  aber  auch  bie  SJIÖglicbleit  ihrer  tierifeben  9Ia> 
tur  offen.  «Uertp  (1852)  betont  megen  beräbnlichteit 
mandjerSnfuforien  mit  nieberften  3llgenformen  bie 
Berechtigung,  jene  ,;u  ben  ^fl.mu-n  ju  rechnen, 
fallier  (1866)  behauptet  bie  intimfte  Bermanbtfchaf t 
imifcben^afteTien  unbjjiljen,  unb  jmar  berart,  bafe 
bie  einjelnen  formen  (l^corpben)  ber  6d?immelpil}e 
au*  einjelnen  Kottenformen,  je  nach  bem  9iähr- 
boben,  au*mad)fen;  al*3n)if(benformcntmideln  ficb 
$egctation*reiben  ber  fid)  teilenben  Kotten.  Ser« 
binanb  6ohn  red)net  bie  Batterien  ju  ben  nieberften 
tilgen  unb  orbnet  fie,  in  f djarf em ® egenf ati  ju  Jöallier, 
in  ein  Spftem  nach  morpbolog.  unb  pbpfiol.  ÖJe» 
ficbt*puntten,  inbem  er  jeber  Einiclfonn  oolle  6elb-- 
ftdnbigteit  ^uertennt,  menn  aud?  morpbolog.  @lei(b< 
beit  bi*meilen  bie  ijbentität  jmeier  terfdjiebener 
Slrten  uortäufebe.  31.  be  Barp  («Bergleichenbe  ÜJior* 
pbologic  unb  Biologie  ber  ^Jilie»,  6pi.  1884)  unb 
feueppe  («Sie  5omien  ber  Batterien«,  SBie*b.  1886) 
oeroodtommnen  ba*  Gobnfcbe  Spftem  burd)  bie  (Mit* 
fflbrung  ber  Snittifitation*form  al*  oberfte*  Quv 
teilung*princip;  je  nad)  ber  (jntroidlung  ber  Sporen 
innerhalb  be*  3ellleihe*  (Gnbofpore)  ober  au* 
ganjen  ^tüen  (3lrthrofpore)  werben  bie  einjelnen 
Vlrten  getrennt.  $a*  Sobnfdhe  Spftem  mürbe  enb« 
lid)  nad)  rein  morpbolog.  ^rineipien  unb  mit  öerbei* 
jiebung  ber  ©eifieln,  ©allerthflllen ,  Sporenbil 
bungeu  u.  f.  m.  fflr  bie  engere  Teilung  Don  Wigula 
(in  Angler*  «9taturltd>en  $flanjenfamilien»)  unb 
ueuerbing*  von  31.  ftifeber  vöUig  umgearbeitet, 
wcld)  Icfeterer  aud)  bie  Einteilung  in  Sapropbpfcn 
unb  Barafiten  nad)  ber  2eben*meife  ber  Batterien 
»erroirft  unb  prototropbe  Batterien,  bie  ent= 
meber  gar  teiner  organifchen  Nahrung  bebörfen, 
ober  roenigften*  ben  Stidftoff  in  elementarer  ^orm 
ju  verarbeiten  oermögen,  metatrophe  Bat; 
terien,  bie  organifdie  Koblenftoff-  unb  Stidftoff« 
Quellen  bebärfen  unb  überall  bort  gebeiben,  mo  ihnen 
biefe  geboten  werben,  unb  paratropbe  Bat  = 
terien,  bic  nur  in  anbern  lebenben  Drgani*men 
mad)fen,  in  ber  freien  Statur  ftd)  nicht  vermehren, 
unterfebeibet. 

Sie  patbologiiebe  Korfcbung  bat,  von 
ben  Einjelfragen  ber  Spftematit  abfehenb,  ficb 
meift  mit  ber  überftcbtlicben  Oruppierung  Per  Bat« 
terien  in  Kotten«,  Stfibcben«  unb  Schrauben« 
formen  al*  monomorphen  gormen  gegenüber  ber 
©ruppe  ber  pleomorphen  begnügt,  natürlich  ohne 
bem  botan.  Spftem  bamit  Eintrag  ju  tbun. 

3nbcrGrf  orf  ebungber  biologif  cbenEigen« 
f  d)af  ten  ber  Batterien  treten  neben  ben  bereit*  ge« 
nannten  noch  folgeube  tarnen  befonber*  beroor. 
Spallanjani  (1776),  Schwann  unb  Gagniarb  be 
Satour  unb  ^afteur,  ber  bie  uerfebiebenen  ©drung*« 
worgänge  Derfolgte  unb  al*  ihre  Urfacbe  fpeeififebe 
^ilje  feitftcllte,  ferner  faub,  bafe  manche  Batterien 
nur  bei  2lbfd)lufe  uon  Sauerftoff  (anaerob)  wad)jen. 
Sdjröter  unb  Cohn  unterfueben  im  3lnfang  ber  ficb- 
jiger  ^abre  bie  farbitoftbilbenbcn  Batterien.  iHobert 
Kod)  lehrt  burd)  feine  Kulturmetboben  bie  2?iffe« 
remen  ber  Sooglöabilbuugen  »nb  fonftigen  Sad)*« 
tum*eigenfd)aften  tennen  unb  ermöglitbt  burd)  jene 
ba*  eingebenbe  biologifche  Stubium  ber  Einjelarteu. 
auf  welchem  bie  3lnfdjauungen  ber  neueften  Seit  im 
Wefentlicben  beruhen.  ^Janum ,  9iendi ,  Scbmiebe» 
berg,  Brieger  u.  a.  lehren  bie  Eigenfchaften  ber  »on 
ben  Batterien  erjeugten  Stoffe  (namentlich  alfaloib^ 
artiger  Stoffe,  ber  fog.  $tomaine,  Jorine 
u.  f.  m.)  burd)  d)em.  JReinbarftellung  tennen.  9ldgeli, 


Digitized  by  Google 


294 


Jöafteriologie  (Unterfud)ung3metf)oben) 


Vudjner,  3opf ,  Vafteur,  Touffaint  unb  viele  anbere 
beobachten  bie  Umjüdjtung  einjelner  Slrten  in  ge* 
roiffem  ®rabe  burd)  Variation  ber  2eben*bebm« 
gungen  (9täbrboben,  Siebt,  Temperatur);  für  bie 
patbogenen  Vilje  würbe  biefe  Umjüd)tung*lebre  be*« 
halb  befonber*  mertooll,  weil  bie  ©rfabrung  über 
bie  ilbfcbrodcfaung  ber  Virulenj  ju  ibrer  prattifepen 
Verwenbung  im  Sinne  ber  Sennerfdjen  Rubpoden- 
impfung  al*  Sdju&impfung  (ÜJtiljbranb ,  £unb*= 
mut,  Sipbtberiti*  u.  f.  w.)  führte. 

2>ieRenntni*  ber  Söejiepungen  jwifdjcn 
Batterien  unb  Rrantbeitcn  mürbe  bureb  jabb 
reiebe  Sorfdjer  geförbert.  Slntoniu*  Vlencij  (1762) 
Hellt  eine  febr  flare,  ber  gegenwärtigen  burebau*  ton= 
forme  2 bcorie  ber  3nfettion*rrautbeiten  auf.  2)onne" 
bringt  1837  bie  3nfcttion*tbee,  naebbem  fie  lange 
geruht  patte,  bureb  VeobadHungen  am  6cbantereiter 
»on  neuem  juallgemeincr-beacbtung.  £>enle  («Vatbo< 
logifcbe  Unterfucbungen»,  1840)  legt  tbeoretifcb  auf 
ba*  tlarfte  bie  9?otmenbigteit  ber  Einnahme  eine* 
contagium  virura  bar,  eine  gldnjenbe  Öciftung 
wiffenfcbaftlicber  Überlegung.  Vemaire  Cilpotbeter 
in  Varia)  entbetft  1860— 65  bie  batterienoernid)* 
tenben  Gigenfcbaften  ber  ßarbolfäure  unb  betont 
Die  Vebcutung  berielben  für  bie  2Dunbfranfbeiten. 
t'iftcr  grünbet  auf  bieie  Tbatiacbe  fein  Spftem  ber 
antifeptifeben  9Bunbbebanblung  (1867—68).  $)a* 
vaine  (1850)  unb  Vollenber  (1849)  finben  bie  2Rilj= 
branobacillen  unb  ertldren  fie  für  bie  fpeeififebe 
Rrantbcitöurfacbe  (2>apaine  1863).  Cbermeier  enb 
oedt  1873  bie  Spirille  be*  Nüdfalltpppu*,  beren 
(*ntmidlung,  wie  picr  3um  erftenmal  nad)wei*bar 
mar,  in  unmittelbarer  Vejiebung  jum  ftieber* 
ablauf  jtanb.  Robert  Rod)  bemeift  bureb  Tier* 
impfungen  tu  Idngern  Reiben  unumftöftlicb  bie  u:  ■ 
iddjlicpc  Vejiebung  ber  SPUIjbranbbacillen  jum  3Jiilj= 
branb  unb  erHirt  bie  $auerbaftigteit  ber  Sporen 
für  bebeutungdooll  für  bie  iUnftedung  (1876).  Rod) 
entberft  fpecinfebe  3ufeftion*trantpeiten  ber  iJtäufe 
unb  Ranincpcn,  bie  pon  fpeeififeben  Batterien  ab- 
bangen,  ftellt  SJifferenjen  in  ber  Rrantbeit*bi*po* 
fition  ber  ein3clnen  Tierfpecie*  (1878)  feft,  entbedt 
1882  ben  Tubcrtclbacillu*  unb  1883  ben  (hxeger 
ber  afiat.  Gbolera.  1890  lebrte  er  bie  biagnoft.  unb 
therapeutische  Vebeutung  be*  Tubertulin*  unb  mürbe 
bierburcp  ber  Vegrünber  ber  fpeeififeben  Therapie 
ber  ^nfeltionelranlbciten.  Crrirdbtit  fei  noch  bie 
Gntbcdung  be*  Tipbtberic-  unb  9tofcbaciUu*  pon 
V'önlcr,  be*  ^nfluenjabacillu*  pon  91.  Pfeiffer,  be* 
Veftbacillu*  pou  ?}erfiu  unb  Ritafato  unb  be*  Gr* 
reger*  ber  curop.9lubrDonRrufe.Vanum,Scbmiebes 
berg,  Vrieger  u.  a.  ftcllen  bie  CÜiftc  rein  bar,  burd) 
beren  Vrobuttion  bie  Vatterien  patbogen  Wirten. 
Vepring,  Gbrlid?,  SKour,  ?Jerfin,  £öfflcr,  Vudmer, 
M.  Vfetricr  lebren  bie  äntitonntberapie,  bie  berufen 
ift,  bie  Vebanblung  ber  ^nfeltion^trant^eiten  in 
neuen  Vabnen  au*jubilben.  (S.  Sdnifcimpfung.) 

Sie  ®efd)icpte  ber  SKctbobit  ber  Batterien* 
unterfudpung  tnüpft  pauptfädplid)  an  folgenbc  9ta* 
men  an:  tfreiperr  üonÖleidjen  iHuferoum^Spallan» 
jani,  Scpulje,  Sdjmann,  pon  THifcp,  Vafteur, 
Sujarbtn,  3!  apaine,  fallier,  Kleb«,  £>.  öoffmann, 
iÖcigcrt,  Robert  Rod),  tiefer  üerbefierte  jablreidje 
,5drbung*metboben,  bielt  bie  mifrof topifeben  Silber 
in  Vbotogrammen  feft  unb  ermögliche  bureb  Gin= 
tübrung  oon  Slflbjböben,  bie  beim  ßrfalten  er» 
Harren,  bie  if  olierte  Sücbtung  ber  Batterien,  hiermit 
waren  fiebere  ©runblagen  für  bie  moberne  balte-. 
riolog.  frorfepung  gefdjaffen  unb  bie  meittragenben 


@ntbedungen  möglicb  gemaebt,  bie  eben  auf  ber 
früher  noepniebt  erreicptenÄenntni*  ber  6in  jelar« 
t  e  n  unb  ibrer  fpeeififeben  SebenätbdtigfeUen  berupen. 

2)ie  Äocbfcbe  Scbule  bat  jablreicbe  Vertreter 
ber  SB.  au<Jgebilbet.  Qlegenmdrtig  fteben  in  ber 
Steibe  ber  3Jafterio logen  an  ber  Spi&e:  Robert  iioeb, 
Alügge,  spring,  ßöffler,  9t.  Pfeiffer,  SBuajner, 
iöaumgarten,  9lour,  2)crfin. 

II.  Uutcrfiirfjnnfl^iucinobcu.  l)  3  f  olierte 
3ücbtung,  9leintultur.  ßrforberlicb  ift  ein 
iNäbrfubftrat,  in  weldjem  bie  }u  unterfuebenben 
Batterien  gebeiben  tonnen.  3)a  niebt  alle  Batterien 
auf  bemfelben  9tdprboben  gleicb  gut  waebfen,  fo 
bebient  man  fieb  oerfepiebener  Stoffe;  »or  allem  ber 
f  eften  9tdbrböben,  ba  bie  ebarattcriftifebe  Kolonie 
form  ber  einzelnen  35atterienarten  auf  foleben  y.w 
biagnoftifeben  Xiffercnjicrung  wieptig  Ift.  ©ierber 
aebören:  a.  gelocpte  Wartoffel,  auf  beren  Scbnitt- 
Hdd?e  geimpft  wirb ;  b.  bie  9idb  rgelat  inen,  welcbe 
namentlicb  uoeb  wegen  ibrer  Surcbficbtigfeit  febr 
wertooll  fmb,  weil  fie  bie  Cntwidlung  oon  Äeimen 
innerb alb  ber  3tdbrmaterie  ju  beobadjten  er» 
lauben  (neutralifierte  ^leifebwafierpeptongelatinc); 
c.  Slgar=3lgar,  welcbcö  oor  ber  (Gelatine  ben 
SJorjug  bcfiftt,  bafe  e*  erft  bei  etwa  90°  C.  flüffig 
wirb ,  wdbrenb  bie  Gelatine  febon  bei  Erwärmung 
auf  25°  C.  fcbmiljt,  fo  ba6  e*  aueb  bei  böbern  lem^ 
peraturen  aU  fefter  burcbficbtigcr  9täbrboben  bo 
nufet  werben  tann;  d.  flüifige«  ober  geronnene* 
Sölutferum  (Wut  obne^lutlörperdjen).  3ur3ücb= 
tung  in  flüf  figem  "Jtdbrfubftrat ,  welebe  ÜRetbobt 
beionber*  wünfdjen*wert  ift,  wenn  bie  ©ntwidlung 
ber  ©afterien  birelt  mitroflopifcb  uerfolgt  werben 
foU,  bient  oorwiegenb  9tdbrbouillon. 

Soll  eine  ijlüffigleit,  ein  tränte* Organ  ober  dbm 
liebe*  auf  feinen  ^atteriengebalt  unterfuebt  werben, 
f o  muf;  Por  allem  ber  ÜHdbrboben  polltommen  teim- 
frei  fein  unb  bauernb  bleiben.  Grftere*  wirb  bureb 
Sterilifation  (burd)  bci&c^offcrbdmpfe  inbefonbern 
Sterilifation*apparaten)  erreicht,  ledere*  burdjaJer* 
feblufe  ber  ©cfdfec,  welcbe  bie  9{äbrlöfung  enthalten, 
bureb  SBattefiltcr,  welcbe  teine  Reime  au*  ber  £uft 
einlaffen.  öbenfo  müffen  alle  ^nftrumente  (Nabeln, 
!DMier  u.  f.  w.)  forgfdltigft  fterilifiert  (gealübt) 
werben.  9)tan  bringt  bann  eine  geringe  lUenge 
be*  Unterfucbung*objett*  in  bureb  (Irwdrmen  per* 
flüffigte  fterile  3täbrgelatine,  fdjüttclt  bie  Söfung 
jur  be||em  Verteilung  ber  Reime  unb  giefet  fie  bann 
auf  einer  fierilifierten  ©la*platte  in  bünner  Schiebt 
au*.  £>ier  erftaut  bie  infijiertc  ©elatinc  unb  bilbet 
nun  einen  Pöllig  burdjfid?tigen  9tdbrbobcn,  in 
melcbem  bie  eingebrachten  Reime  rdumlidj  getrennt 
§ur  (fntwidlung  tommen.  9taa>  einigen  Tagen  finb 
je  nad>  ber  .  lab!  ber  porbanbenen  p'crfchiebenartigen 
Reime  perfdjieben  geftaltete  Rolonien  ju  ertennen. 
sJ5on  ieber  bcrfelben  wirb  eine  Spur  auf  einen  feften 
9tdhrboben  übergeimpft  unb  babureb  Pöllig  ifoliert 
jum  ÜBeiterwacbfen  gebrad)t.  Crweift  fiep  eine  Kul- 
tur nod)  gemifdjt  au*  meprern  ißatterienarten ,  fo 
wirb  ba*  ^lattenoerfahren  nad?  Üfcbarf  wicbcrbolt. 
&n  dbnlia>c*  Verfahren  wirb  bei  Slaarndbrböbcn 
für  Batterien,  bie  nur  bei  höbern  Temperaturen 
maepfen ,  ausgeführt.  5lu*  ber  ©efamtjabl  ber  auf 
ber  erften  blatte  madrfenben  Reime  tönnen,  wenn 
genau  beftimmte  ÜDtcngen  ber  ju  unterfudpenben 
Materie  perimpft  waren,  9tüdfd?lüife  auf  beren 
Reichtum  an  Batterien  überhaupt  gemacht  werben. 

Um  anaerobe  Batterien  (welche  alfo  burd)  ben 
Saucrftoff  ber  2uft  getötet  werben)  ju  jüd?tcn,  wirb 


Digitized  by  Google 


—  ©ftftncn 


295 


Die  geimpfte  Gelatine  entiveber  auf  ber  platte  mit 
Hümmer  ober  (im  Steagenjrobr)  mit  einer  3 ebuiu 
von  £1  refp.  neuer  ©clatine  gegen  bie  Suft  abge* 
fdbloffen,  ober  bie  Kultur  in  beionbern  Apparaten 
unter  3uflufi  anberer  ©afc  (namentlich  SBafferftoff) 
gehalten.  T)ie  Temperatur  für  bie  Kulturen  roirb 
bureb  33rutfcbränte  mit  fonftanter  Temperatur  ge- 
regelt. 2>ie  9teinjü<f>tung  einer  großen  Slnja^l  von 
Batterien  ift  bi*ber  noCb  nicht  gelungen. 

2)  SDtitroftopifdjc  Unterfudjung  enttveber 
ber  lebenben  Batterien  in  einem  Tropfen  ftlüffig; 
teit  (jur  33cobacbtung  ber  S3eroeglicbleit  u.  f.  to.), 
ober  ber  toten  mit  öilfe  fpecifrfdjer  Färbungen. 

3)  Übertragung  ber  ifolierten  Keime  entiveber 
auf  beftimmte  Mebien  foum  3*ved  ber  Erforfcbung 
ihrer  fapropb,  r  trieben  Tbdtigfeit)  ober  auf  Tiere 
(Untersuchung  aufpatbogene  Eigenfcbaf  ten).  3um 
Tiererperiment  Dienen  bauptiäcblicb  Mäufe,  Maum- 
cben,  3Jieerfd?iveincben,  Tauben,  Jpüljner.  Sie  Elm 
pfänglicbfeit  ber  einjelnen  Tierarten  für  beftimmte 
Batterien  ift  babei  verfdbieben,  fo  bafj  ba*  negative 
"jtefultat  ber  Übertragung  niebt  immer  beroeifenb 
für  bie  fticbtpatbogenitfit  be*  betreffenben  23afte= 
rium*  ift.  Xie  Batterien  werben  burCb  Impfung 
unter  bie  öaut,  bureb  Fütterung  ober  bureb  Eutat-- 
mung*apparate  auf  ba*  33erfud)*tier  übertragen. 

4)  3ur  Gbaralteriiierung  morpbologifcb  unb  bio= 
togifcb  nahe  vertvanbter  Birten  »irb  ba*  Verhalten 
ber  Batterien  gegenüber  fpccifÜchem  ^immunferum 
geprüft,  co  ballen  fidj  beifpiel*roeife  £opbu*i 
bacillen,  bie  in  33ouilIon  gleitbmäfeig  verteilt  fmb, 
auf  3ufat)  einer  Spur  von  Tppbu*immunferum  ju= 
fammen,  fie  »erben  agglutiniert,  unb  bic  Bouillon 
wirb  tlar,inbem  bic  33alterienballcn  ju93oben  ftnten. 
Tie  nabe  vertoanbten  Golibacillen  loerben  bagegen 
von  Tpplju*immunferum  nid; t  beeinflußt. 

III.  gitteratur.  Golm,  Unterfucbungcu  über 
Batterien,  in  feinen  « Beiträgen  jur  Biologie  ber 
•4>flanjen»,  23b.  1  u.  2  (23rcel.  1872  fg.);  be  33arp, 
^>erglei(benbe  Morphologie  unb  Biologie  ber  sBiljc 
u.  f.  tv.  (2pj.  1884);  berf.,  33orlefungen  über  Bat- 
terien (3.  Aufl.,  ebb.  190u) ;  Baumgarten,  fiefcrbudr 
ber  patbol.  Mptologie  (2  33be.,  2jraunfcbiv.  1890 
fg.);  äueppe,  $ie  Mctbobcn  ber  93atterienforfcbung 
(5.  Aufl.,  2»ie*b.  1891) ;  berf.,  3)ie  gormen  ber  23af = 
terien  (ebb.  1886);  Kleb* ,  Allgemeine  Pathologie, 
33b.  1  Qena  1887) ;  gränfel,  ©runbrife  ber  33atterien: 
tunbe  (3.  Aufl.,  33erl.  18iK>) ;  Gornil  unb  33abe*,  Les 
bacteries  (2)ar.  1890);  9lägcli,  Die  niebern  pilje  in 
ibren  23ejiebungen  ju  ben 3nfcttion*frantbeiten unb 
ber  ©efunbbeitöpflege  (Münd).  1877);  Stob,  Kocb, 
Unterfudmngen  über  bie  Ätiologie  ber  3nfettion*= 
f  rauf  bei  ten  ( £p 1878) ;  Mitteilungen  au*  bem  fai- 
ferl.  @efunbbcit*amt,  L  JL  (23erl.  1881,  1884); 
iHofenbad?,  Mifrooraani*men  bei  ben  ©unbinfet- 
tiondfranf  heilen  be*  Menfd?cn(3Btc*b.  1884) ;  Eifern 
berg,  23alteriologifd)e  Siagnoftit  (3.  Aufl.,  $jamb. 
1891);  fiöffler,  2Jorlefungen  über  bie  geichicbtlidje 
Entioidlung  ber  £e^re  von  ben  Ratterten  (Teil  L 
£pj.  1887);  Migula,  2>ie  23.  (ebb.  1891);  gränlel 
unb  Pfeiffer,  ümlropfootogr.  Atla*  ber  33aTteriem 
tunbe(2.»ufl.,23erl.  1895);  gifeber,  Unterfucbungen 
über  23afterien  (ebb.  1895) ;  Cebmann  unb  Dieumann, 
»tla*  unb  ©ruubrife  ber  SB.  (2. 2lufl.,  2  Tie.,  Münch. 
1899);  Alügge,  Sie  iDlitroorganiemen  (3.  ÄujL, 
2  SBfce.,  Vpj.  1896);  Migula,  Softem  ber  ÜBafterien 
(»b.  1  u.  2,  ebb.  1897—99);  mfcbct«  üßorlefungen 
über  33.  (ebb.  1897);  »bei,  Tafcbenbucb  für  ben  bal-- 
teriolog.vl$raitifanten(5.3liifL,  2öürjb.l899);  Schür 


maper,  T)ie  balteriolog.  Tedmit  (9lr.  129—135  ber 
«ÜJlebij  in.  SBibliotbe!  f  ür  praltifcbe  «rjte»,  2pj.l898) ; 
£evp  unb  Älemperer,  ©runbrig  ber  tliniicben  SB. 
(2.  Aufl.,  SBerl.  1898);  ^eim,  Ücbrbud^  ber  93.  mit 
befonberer  SBerüdfubtigung  ber  balteriolog.  Unter 
fudjung  unb  Siagnofttt  (2.  Aufl.,  6tuttg.  1898); 
©üntber,  (Sinfübrung  in  ba*  6tubium  ber  33. 
(5.  2lufl.,  fipj.  1898);  6.  gräntel,  ÜRifropbotb= 
graphil'djcr  Sltlad  jum  €tubium  ber  patbologifeben 
Mpfologie  reo  Menfcben  (öamb.  1900);  ©amaleia, 
Glcmente  ber  allgemeinen  33.  (33erl.  1900);  3abre*= 
berichte  über  bie  gortfdjritte  in  ber  Sebre  von  ben 
patb.ogenen  3Diitroorgani*men ,  bearb.  von  33aum 
garten  unb  Tangl  (33raunfd)roeig ,  feit  1885);  l\-n 
tralblatt  für  93.  u.f.tv.  (3ena  1887  fg.). 

®attertoffopie(gr(b.),bie  mitroftopifdbe  Unter: 
fudjung  auf  33afterien,  f.  Batterien  unb  93atteriologic. 

»aftieren,  «af tinicre n,  f.  33attidbrud. 

Jöaftra,  f.  33aftrien  unb  33ald). 

©öftrtcn(33aftra,33a!trlaober33attriäne, 
altperf .  33  ä  d?  t  r  i ,  31  vefta  33  ä  cb,  b  b.  i ,  Wevi  33  ä  cb  l , 
33äbl,  armenifd;  33abl),  baö  je^ige  33ald),  im 
Altertum  unb  frühem  Mittelalter  ba*  Strom ■■ 
fpftem  bed  obern  Cru§  (f.  Karte:  Aleranber? 
b.  ©r.  SRetcb  unb  öroberung^jüge),  begrenzt 
im  S©.  bureb  ben  Murgbab  (Margo*),  im  6.  burd) 
bie  Kette  be«  ^arapatmfuä  (öinbufufd)),  im  9i. 
unb  burdj  bie  fogbifcb.en  33erge  (öiifartette) 
mit  ber  berühmten  3)a)lage  be*  ßifernen  Tborc*, 
bie  e$  von  ber  fogbifeben  Tballanbfchaft  fliehen. 
Aud)  bie  Dafe  Mertv  (Margiana)  bilbete  in  h^iftor. 
3eit  lange  einen  integrierenben  33eftanbteil  von  33. 
T>ie  33aftrier  bilbeten  mit  ben  Sogbern,  SWebern 
unb  Seriem  unb  anbern  Stammen  ben  iran.3roeig 
ber  inbogerman.  SJölterfamilie.  2)ie  Annabme,  baf» 
33.  bereit*  www  Mebifcbcn  iHeicbc  gehört  hätte,  ift 
böcbft  jroeifelbaft,  auch  ift  niebt  ivabrfcbeinlicb. ,  bafc 
e*  vor  (ixjtui  ein  felbftdnbige*  ÜKeicb  gebilbet  hätte, 
dagegen  weift  oerfd)iebene*  barauf  ym,  baß  vor 
ben  Eroberungen  be*  (Soru*  ein  anfe^nlicbe*  iHeid) 
in  (£bora*mien  (Gb^ima)  beftanb,  ba*  fcblecbtroeg 
Airjanem  maeb|ö  genannt  tourbe.  3"  biefem  ge= 
börte  ficber  Margiana,  roo  noch  unter  T)ariu*  I. 
bie  Erinnerung  an  eine  einfpeimifebe  Tipnaftie  lebcn- 
big  toar,  unb  toabrfcbeinlid)  aud)  33.  unb  Sogbiana. 
,  ui  G^ora*mien  bat  man  ftd?  auch  bie  öeimat  be* 
jHeligion*ftifter*  3o"aft«  (f.  b.)  unb  bie  GnU 
ftebuna  be*  Avefta  (f.3enbaoefta)  ju  beuten.  (Spru* 
vereinigte  nach,  ber  Eroberung  oon  Cftiran  ba? 
aanje  Slromgebiet  be*  Dru*  in  ber  £>anb  eine* 
catrapen,  bellen  Sit»  na<p  Bahra  verlegt  mürbe. 
Battra  erreichte  al*  miebtiger  iUaH  für  ben  Ajanbel 
na di  ^nneraften  eine  grofe  Blute,  unb  vor  bem 
©lanj  ber  feöfe  ber  perf.  Satrapen  unb  fpdtcr  ber 
helleno'battr.  Köniae  verblaßte  balb  bie  Erinne^ 
rung  an  ba*  alte  Beut  von  Ebroärijm,  unb  fo 
mürben  3«oafter  unb  feine  33efcbüfter  nacb  33.  ver= 
legt.  Mit  bem  übrigen  Ueno  ehr.  deiche  marb  bie 
Satrapie  33.  von  Aleranber  b.  ©r.  untermorfen, 
ber  hier  12  Stäbte  grünbete  unb  14000  ©riechen 
jurüdliefj.  9lad)  Aleranber*  Tobe  erhielt  auf  ber 
93erfammlung  von  Triparabifu*  321  v.  Ebr.  Sta= 
ianor  au*  Soli  bie  Satrapie  33.  im  alten  Umfange 
(einfcbließlid)  Sogbiana  unb  Margiana);  nur  d\)o- 
ra*mien  hatte  fich  febon  vor  Aleranber  unter  einem 
eignen  König  unabhängig  gemacht.  Aber  febon  bei 
bem  inb.  3ufle  Seleucu*'  I.  307  v.  Eljr.  rourbc 
Dftiran  mit  bem  Sprifcfcen  ÜHeicbe  vereinigt.  Un= 
!  abhängig  von  biefem  machte  fich  in  23.  unter 


Digitized  by  Google 


296 


©aftföifaroj  —  9kfu 


Slntiodni*  II.  .1  dcov  ber  Statthalter  Siobotu*  I. 
250 p.  ®bt.  Sttefer  rourbe  fo  ber  93egrünber  eine« 
gried).  9ieid>«  in  93innenafien ,  beä  Selleno-. 
SBattrifd  cn  iReidjiS,  baS  fidj  Aber  ein  ftobrbun« 
bert  erbielt.  2>et©ried)c(hitbpbemu3  »onOJtagnefia, 
ber  auf  S)iobotu3  II.  folgte  (220—190),  warb  »on 
Äntiodju«  b.  ®r.  bei  bellen  3ug«  «ad)  Cberafie« 
befiegt,  aber  tum  Sdjujte  gegen  bie  Ginfdlle  ber 
9tomaben  im  93efifce  be$  Königtums*  gelafien.  Sein 
Sobn  2>emetriu$  unb  beffen  ©egner  GufratibcS 
(geft.  um  150)  bellten  ba«  iReid)  gegen  Süben  über 
ben  SParapcmifuS  au*,  unb  hier  am  Jtabulflufi  unb 
$nbu3  erbielt  ftcb,  obroobl  »on  2Beften  ber  burd) 
bie  ^5artber  bebrängt,  bie  ßried).  Serrfd>aft,  nadV 
bem  ba$  eigentlicbe  93.  bereit*  unter  Gufratibe* 
jtoei  $ro»in}en  an  ben  ^JkirtbertÖnia^SHitbribate*  I. 
verloren  hatte  unb  unter  beffen  ©obn  Seliotle* 
(127)  »on  ben  ribetifdjen  Sorben  ber  Todjarer  unb 
Sataranfen  überfebroemmt  roorben  roar.  93ornebm= 
lid)  fdjeint  SWenanber,  nad?  126,  bie  ßried?.  Serr= 
fdjaft  am  $nbu*  roieber  befeftißt  unb  ausgebreitet 
ju  paben.  Um  bie  SBenbe  unserer  3«itre(b,nunß 
erlaß  fie  ebenfalls  jenen  tibetifdjen  Sorben,  nunmebr 
nad)  ihrer  neu  aufgenommenen  2)pnaftie  ßufdjan 
ßenannt,  bie  nun  länß*  be*  ^nbuS  bi*  jur  üJlwi' 
bunß  ein  tnbo^feptb.  5Reid)  ßrünbeten,  inbem  fie  bie 
»orbem  bier  mächtigen  Safen  unterwarfen.  —  ftür 
bic©efebid)te  be*  Selleno:93attrifd)en  9ieid>*  ift  erft 
in  neucjter  3eit  eine  iufammenpänßenberc  unb  ge- 
nauere Kenntnis  ber  einzelnen  Regenten  möglid) 
gemadjt  roorben  burd)  eine  grofee  »n jabl  gried).: 
battr.  SJlünjen,  bie  jugleid)  mit  foleben  ber  Safen 
unb  Äufcban  in  Slfgbaniftan  unb  3nbien  aufgefun* 
ben  roorben  finb.  Stuf  ben  SJtflnjen  be*  Gufratibe* 
erfdjeint  juerft  neben  ber  gried).  eine  frembe  SpradV, 
bie  fid)  al*  ein  bem  San*frit  »erroanbter  3)ialeft 
Oßali)  erweift-  beren  Scbrift  aber  auf  ein  Stlpbabct 
aramdifdien  Ürfprung*  jurüdgebt.  $er  Gnglänber 
^rinfep  bat  biefe  Sebrift  glüdlid)  entziffert.  Seffern 
ungcad)tet  erbielt  fieb  aber  ba*  ©riednf  che  nod?  lange 
auf  ben  üJlunjen  ber  Baten  unb  Äufdjan,  unter 
roeldjen  bemnad)  bie  gried).  Kultur  nid)t  fofort  unter* 
gegangen  ju  fein  fdjeint,  ja  in  93.  fclbft  fdbeint  nod) 
im  7.  ^abrb.  ein  »erborbenc*  gried).  Sltptjabet  im 
©ebraud)  geroefen  ju  fein.  —  93ßl.  fiaffen,  3«D- 
9lltcrtum*funbe,  »b.  2  (2.  2tufl.,  93onn  1873); 
»on  Ballet,  Sie  9iad)f olger  SUcranber*  b.  @r.  in 
93.  unb  Jnbien  (93erl.  1879);  $ercp  ©arbner,  The 
coins  of  the  Greek  and  Scvthic  kings  of  Baktria 
and  India  (Sonb.1886)  ;  Stein,  Zoroastrian  deities 
wn  Indo-Scythian  coins  (ebb.  1887);  oon  @ut= 
fdjmib,  ©e)d?id)te  %xan&  unb  feiner  9kbenlfinber 
von  ^leranber  b.  ©r.  bid  jum  Untergang  ber  ,'tn'a 
eiben  (Jüb.  1888);  Bpecpt,  fitudes  sur  l'Asie  cen- 
trale d'apres  les  historiens  chinois  (Extrait  du 
Journal  asiatique,  1883) ;  Gunningbamö  Slrtitel  im 
«Numismatic  Chronicle»  (1888,  1889, 1890, 1892, 
1893  unb  1894). 

«aftfdMfarai,  €tabt,  f.  SBacptfdrifaraj. 

«af u.  1 )  ©ouoernement  im  ruff.  ©eneralgou^ 
oernement  Äaufafien  (f. Äarte:  ftautafien,  beim 
Jlrtitel  iHuftlanb),  bin  1859  Sdjemad  a  genannt, 
umfafet  ben  ganjen  Büboftcn  2ranefauIaficnS  ober 
Bdiirroan  im  »eitern  Sinne  unb  einen  2ril  üon 
5)ageftan,  gremt  im  5R.  an  $ageftan,  im  D.  an 
baä  Äafpiftfce  alleer,  im  S.  an  bie  perf.  ^rowinj 
?lferbeibfcban,  im  9B.  an  baS  ©ouoemement  3eli5 
faroerpol,  bat  39306  qkm,  (1897)  789659  (437  779 
mdnnl.,  351880  toeibl.)  Q.,  b.  i.  20  auf  1  qkm, 


unb  jerfdllt  in  bie  fed>3  Stxnie:  JB.,  fienloran  (Ja* 
lifdi),  Sxbcmacba  (baS  eigentlidje  Scbirroan),  Äuba, 
Sfberoat  unb  ©eottfcpaj.  2)ad  ©ebiet  ift  im  31. 
bergig  (ftautafuS),  in  ber  SHitte  eben,  unter  bem 
2)ieere$fpicgel  liegenb,  im  S.  an  ber  Äflfte  eben, 
n>abrenbbie2anbgTenjecom©ebirgc'jUßJalifdr(bi# 
2500  m)  gebilbet  »irb.  2!ie  iÖc»Bllerung  betreibt 
s$etroleumflen?innung,  Slder«,  Seiben ®einbau, 
iMebiudjt  unb  Jifdjfang.  5)er  Nationalität  nacb  bc 
ftebt  f»e  bauptfädjlidb  aus  Jataren.  Armenier  treiben 
Slder»  unb  ©artenbau  im  Äreife  Scbemadja  unb 
Öanbel  in  ben  Stäbtcn.  25ie  JRuffen  bilben  nur 
5,4  ^Jroj.  ber  SBeoölferung  unb  befteben  jum  großen 
Jeil  aud  SHaSIoInifen,  namentlid)  aJiolofanen.  Än 
öifenbabnen  ftnb  237  km  ber  SranSlautaftfdjen 
ßifenbabn  unb  ber  fiinte  $etro»*f«58.  uorbanben. 

2)  Stvtid  im  D.  beS  ©ouoernementö  iö.,  bat 
4150,7  qkm  mit  177606  6.  5)en  grofeten  Zeil  bei-- 
felben  nimmt  bie  £>albinfel  Hpfcbcron  (f.  b.)  ein. 

3)  ^»ouptftabt  beS  ©ouoemementS  unb  be3  Jfrei= 
feS  i8.  foroie  juglcid?  Ärieg«:  unb  SanbelSbafen,  an 
ber  Sübtüfte  ber  Salbinfct  SIpfcberon  am  Äafpifcben 
iReere  unb  an  ben  (Sifenbabnen  2iflid-5B. ,  5).-Sai 
buntfdu  unb  !B.:Suracbanp  fomie  $etToroe(:s3alab 
ibarp=93.,bat  (1. 3an.  1897)  1 12253  6.,  Senfmal  bc* 
dürften  ^ijianoro ,  4  griea>.,  2  armenifd?c  ftireben, 

I  lutb.  SBetfaal,  1  tatb.  Äapelle,  11  Wofdjecn,  1  ffltal> 
fdjule,  1  SDtdbcbcngpmnafium,  1  IlaffifcbcS  vlirogpm^ 
nafium,  1  Seemannä',  1  ©eroerbefdbule;  a'i'Cetro: 
leums,  6  Sdjmierölfabrifcn,  3  Scbroefelfäurefabrifen, 

II  Sampfmflblen  (Umfatj  3  9Jiill.  JMubcl),  3  2abaf: 
jabriten,  36  Äararoanferaien.  Äu^er  bem  Cuai 
im  fübl.  Seile  ber  Stabt  unb  einigen  gepflafterten 
Strafen  an  bemfelben  mit  ßdufern  in  europ.  SBauart 
unb  großartigen  SBa)aren  bat  bie  Stabt  einen  afiat. 
Gbaralter.  2)ie  Sdufer  mit  ibren  flad?en  3Upbalt= 
bäd?crn  jiehen  fieb  tenaffenförmig  in  engen  ©dfe- 
chen  an  bem  Slbbangc  eines  S"gfl  aufmdrtS,  ben 
bie  Ruinen  eines  einft  prad)t»ollen,  von  ?lbba«  II. 
erbauten  SdjloffcS  frönen,  foroie  baneben  bie  roobl= 
erbaltene  TOofcbee  SlbbaS'  I.  (ieftt  3lrtilleriearfenal). 
Norbrodrt*  »om  Safen  an  ber  iDleereetüfte  befinbet 
rid)  bie  fog.  Sdjroarje  Stabt  (Cernyj  Gorod), 
ber  URittelpunft  ber  ^Petroleuminbuftrie  uon  59.  5)ie 
Temperatur  betrdgt  im  3abreömittel  14,3,  im  ^u\\ 
25,8,  im  Januar  3,4,  unb  finlt  nur  juroeilen  auf 
lurje  Seit  auf  —10°  C.  Sie  3abl  ber  jäbrlicben 
Niebcrfcfcldge  (264^  mm)  fdjroantt  jroifdjcn  l,i  mm 
(im  3uli)  unb  44^  mm  (im  Januar).  3eitroeilig 
roebt  ein  überaus  beftiger  9Binb  »on  WHiS.  (ber 
«91orb»  genannt),  gegen  ben  fclbft  ftarfe  Sampf= 
jdjiffe  niept  fortf ommen  f önnen.  ^n  ber  ©epölferung 
roiegen  bie  Tataren  unb  Slrmenier  vor,  bann  erft 
fommen  Stuffen,  Werfer,  3"ben  u.  a.  99.  ift  Sit» 
beä  ©ouoerneurS,  beT  Sbmiralität  mit  einem  6a-- 
fencomptoir,  eined  beutfdjen  ÄonfuU,  eine*  franj. 
unb  perf.  93icctonful8.  35er  Safen  »on  93.  ift  ein  ruft. 
Safen  jroeitcr  Klaffe  unb  ber  befte  am  Äafpifdjen 
"Sletr  foroie  ber  ÜJMttclpunlt  ber  Sampffcbiffabrt 
auf  bemfelben.  93.  ift  baburd;  ber  Stapclplaö  fftt 
tranätaulaf.  unb  perf.  Söaren  geworben,  bie  »on 
bier  au£  in  bad  innere  ÜRufjlanb  unb  jum  Teil  bureb 
bad  Scbroarjc  ÜReer  inä  ?lu^lanb  geben.  3>en 

!  Sauptgegenftanb  beS  ©erocrbeS  unb  beÄ  9Jerfcbrö 
bilbet  ba*  Petroleum  mit  feinen  9tebenprobuften. 

2)a$  Sobpetrolenm  (Napbtba)  roirb  bauptfd*lid» 
an  jmei  ^ild^en,  12—14  km  norböftlid)  »on  93.,  bei 
ben  Sörfem  93alad>anp,  Sabuntfcbi  unb  91a» 

'  n  a  n  p,  unb  5 km  roeftlid?  »on  93.,  bei  93  i  b  i  *  G  j  b  a  t  in 


Digitized  by  Google 


©ofuba  — 

ber  Jl&U  be*  2Reer8,  gewonnen  (\.  Äpfdjeron).  2)ie 
3abl  bct  Sobrwerle  betruß  an  ben  genannten  Drten 
ber  Sieibenfolge  nad?  1894:  193,  260, 52, 27,  jufam« 
inen  532,  1899: 1426;  bie  mittlere  liefe  berfelben 
ift  von  (1890)  201,7  m  auf  (1899)  320  m  geftiegen 
unb  erretebt  in  einjclnen  ftällen  490  m.  2)er  Se« 
trieb  bat  fiefe  feit  Slufbebung  beS  9)louopolS  ber  3ie- 
gicrung  (1873)  fefer  gehoben.  <SS  würben  gewonnen 
in  lOOOpub:  1832^9  im  $urd?fcbnitt  jährlich  220; 
1860:  255;  1863:  340;  1872: 1535;  1873:  3952; 
1886: 123500; 1887: 157170;  1888: 189583; 1889: 
206000;  1892:  284400;  1893:  328400;  1894: 
297500;  1895:  877400;  1896  :  386264;  1897: 
•122460;  1898:  485900;  1899:  525197. 

Slufeer  einem  Werl  in  Suradjanp  befinben  fid? 
fdmtlidie  Petreteumwerle  in  ber  Scbwarsen  Stabt 
inS.,  wobin  baSiRobmaterial  in  Sibbren  von  10  cm 
$urd>mefier  unb  mit  30  SÜmofobären  Srud  geleitet 
unb  juSeleu(b^ungSöl(Setroleum,2tftralit,Solaröl 
u.  a.)  bcftilliert  wirb.  Suis  ben  Wüdftdnben  werben 
gute  Sdjmieröle  gewonnen,  ober  fie  werben  jerflei- 
ttert  jum  feilen  von  2>ampffd?ifien,  SotomotiDen 
u.  f.  m.  verroenbet.  1899  würben  in  S.  103  Still. 
Pub  Seleud?tungSöl  bergeftellt  f  o wie  1 1 ,5  Will. Pub 
Schmieröl.  $aüon  würben  67  9Rill.  Pub  mit  ber 
tfifenbabn  nach  Saturn  verfradttet,  46  9RUL  Pub  ju 
Sieere ;  an  9iüd  ftänben  würben  ju  3Äeerc  aufgeführt 
1888  bi$  50,  1897  :  244  9tUL  pub.  3ur  Serfracb* 
tung  werben  auf  ber  Gifenbabn  ßifternenwaggonS 
unb  auf  ben  Schiffen  ßifternenfäffer  verwenbet. 
'.'leben  ber  Qifenba^n  nad?  Saturn  beftetjt  von  ber 
Station  9Jlicbajlowo  bis  Saturn  eine  9löf?renleitung 
für  Petroleum  (230  km  lg.)  mit  tdfllicper  Tntrdjlafj- 
fäbigleit  von  215000  bis  340000  Pub.  $ie  fcaupt- 
Unternehmer,  ©ebrüber  9tobel  in  S. ,  l?aben  eine 
Wenge  foldyer  ftifternen  auf  bem  Äafpifdjen  ÜJIecre, 
ber  Solga,  ben  cjifenbafynen  JRufclaubS  im  ©ange 
unb  baburd?  eine  Slrt  Monopol  auf  biefen  Segen 
erlangt.  Ein  gleiches  mit ebenfolcpen Transport: 
mittein  verfolgt  baS  $janbelSl?auS  9totl?fd?ilb  auf 
bem  ffiege  von  S.  über  Saturn  ins  Sdjwarje  unb 
l'tittcllänbifcbe  9Jteer.  2>ie  SluSfubr  auS  S.  naa? 
Alflen  betrug  (1898)  9,6«,  bie  Einfuhr  uon  bort 
7,»  2mU.  9iubel. 

S.  beftebt  unter  biefem  .Kamen  feit  bem  erften 
Siertel  beS  7.  3abrb.  n.  £hr.,  ift  aber  wab.rfebein= 
tid?  fd?on  früher  gegriinbet,  ba  bie  bortigen  ©aS» 
auSftrömungen  fepon  im  Altertum  ben  geueran: 
betern  befannt  waren.  3m  8.  3aljrl>.  war  eS  unter 
ber  öerrfebaft  ber  Slraber,  bann  ber  febirwanifeben 
Gbane,  vom  16.  ;Vibrh.  an meift  im  Sefifc  ber  Werfer ; 
1723  ergab  eS  fid?  ben  SRuflen  unter  Slbmiral  $la-- 
t  jufdjlin,  tarn  aber  1735  wieber  an  perfien  unbjtanb 
unter  eigenen  Serbaren.  9tad?  ber  Eroberung  ©eor« 
gienS  gelangte  auch  S.  1806  abermals  an  bie  Muffen, 
rrurbe  Kreis*,  1859  ©ouoernementsftabt. 

Sgl.  9JtenbeljejeW ,  Tie  9tapbtl?alagerftätten  in 
Pcnnfplvanien  unb  am  ftaufafuS  (ruffifcb,  PeterSb. 
1876);  3)tarvin,  The  region  of  tbe  eternal  fire 
<i?onb.  1884);  Cngler,  Xa*  Erhol  von  S.  (Stuttg. 
1886);  proSfowefc,  Som  9temaitranb  nach  S  amar: 
tanb  CBien  1889);  SRertenS,  55ie  9?apbtbainbuftrie 
in  S.  (im  «2lrd?iv  für  Eifenbabnwefen»,  1900). 

ftaf uba,  9tegerftamm  in  Slfrifa,  f.  j?ongoftaat. 

»öfulometric  (lat. •  grd?.),  Steffen  mit  6tdben, 
einfaches,  aber  unvolltommeneS  9Jlefeoerf  abren,  meift 
angewenbet,  um  mit  böljernen  WaMtäben  bie  £dnge 
einer  £inie  ober  ben  *$nl?alt  einer  ?ildd?e  ju  beftim- 
men.  (IS  !ann  aueb,  iu  einem  fef?r  genauen  5ler= 


©aloc^an^  297 

fahren  auSgebilbet  werben,  namentlid)  jum  9Jleffen 
ber  SJänge  einet  SaftS  als  SluSgangSfeite  für  eine 
Triangulation  (f.  SafiS  unb  SafiSapparat). 

löafünin,  Ulicbail  3tleranbtowitfd> ,  ruff.  Agi- 
tator, geb.  1814  ju  Torf  bot  (©ouoernement  Twer), 
ftammte  auSeiner  altabligen  Familie  unb  erbi^Ufeine 
Grjieljung  im  Äabettenbaufe  ju  Petersburg,  trat  in 
bie  älrmee,  nahm  aber  balb  feinen  Slbfchicb  unb  n-i t  - 
mete  fid)  wiffenfcpaftlicpenStubien.  6r  febrieb  pbilof. 
Abbanblungen  in  Tegels  Sinne  unb  trat  in  enge 
Sejiebungen  ju  ben  SPiännern  ber  üierjiger  3abre, 
einem  litterar.  Äreife,  weld)er  großen  Ginflufe  auf  bie 
ruff.  fritifcfrpublijiftifdjeÜitteratur  erlangte.  S.ging 
1841  nad?  Serlin,  wo  er  fid)  ben  bertwrragenbjten 
Witglicbern  beS  3«"Ö«n  SeutfcblanbS  anfdjlofe. 
^m  rwubialir  1842  wanbte  er  tut  nad)  Bresben 
unb  reifte  1843  na  ob  Paris,  wo  er  im  Umgange  mit 
ben  poln.  Emigranten  lebte.  €obann  begab  er  fid) 
in  bie  6d>weij  unb  nabrn  an  bem  Treiben  ber  tonu 
muniftifcb<focialiftif(ben  Sereine  teil.  3u  Paris  bielt 
er  1847  beim  Polenbanlett  eine  9tebe,  in  weldjer  et 
Siuffen  unb  Polen  bie  gemeinfame  iReoolutionie: 
rung  JRufelanbS  oorfailug.  ^nfolgebeffen  würbe 
S.  auf  Serlangen  ber  ruff.  Regierung  aus  <yranf- 
reid»  auSgewiefen.  3™  3uni  1848  napm  er  in  Prag 
an  bem  Slawenlongrefj  fowic  an  ben  Unruhen, 
weldic  fid)  baran  Inüpften,  einen  bebeutenben  Stnteil. 
3m  *Ulärj  1849  ging  S.  nad?  2>reSben,  wo  er  bei 
ber  SDkireDolution  3)titglieb  ber  revolutionären  9ie» 
gierung  warb.  Son  2)reSben  entflogen,  warb  er  in 
tSbemutn  verhaftet  unb  )um  Tobe  verurteilt,  aber 
\u  lebenSlänglidber  Saft  begnabigt,  barauf  im  3uni 
1850  an  bie  bfterr.  Regierung  unb  von  biefer  1851 
an  9iuf»lanb  ausgeliefert  unb  nad?  Oftfibirien  ge> 
brad?t,  wo  er  mehrere  Jahre  als  8ttaftolonift  lebte, 
bis  er  bie  Erlaubnis  erhielt,  in  baS  ruff.  Slmur» 
gebiet  überjuficbeln.  Son  ba  auS  gelang  eS  ihn 
1860  nad?  ^apan  )u  entfliegen  unb  über  Kalifornien 
nad?  Bonbon  }u  gelangen.  S.  nahm  feine  propa* 
ganbiftifd?e  Tbdtigleit  wieber  auf,  würbe  aber  burd? 
leinen  mafelofen  JHabitaliSmuS  balb  ben  eigenen 
Parteigenoffcn  unbequem.  Slud?  na^m  er  längere 
3eit  an  ben  Seftrebungen  ber  internationale  teil; 
bod?  fein  Serfud?,  innerhalb  biefeS  ÄrbeiterbunbcS 
einen  revolutionären  @ebeimbunb  ui  begrünben, 
beffen  (!nb)iel  bie  91nard?ie  fein  foüte,  verfeinbete 
ihn  balb  mit  ben  anbem  Führern  ber  internationale 
(f.  b.  unb  AnardiiSmuS);  auf  bem  ^aaget  Kongreß 
(1872)  würbe  S.  mit  feinen  Änljängern  förmlicb 
auSgefd? loffen.  3n  ber  ^olge  fd?rieb  er  nod?  einige 
Sücbcr  unb  Srofdjüren  in  ber  rabilalften  revolu« 
tionären  9lid?tung;  bcfonberS  belannt  ift  «Gosu- 
darstvennost'  i  anarchiia»  («Staatentum  unb  Sm 
ard?ie»,  Rur.  1873).  ym  Sommer  1873  geriet 
S.  mit  3lan  in  ernftlidjen  3wiefpalt  unb  sog  fid? 
ins  Privatleben  lurüd.  6r  ftarb  1.  3uli  1876  in 
Sern.  Seinen  «Social'polit.  Sriefwedjfel  mit  6er» 
jen  unb  Cgarjow»  gab  9L  ^ragomanow  (beutfd? 
Stuttg.  1895)  heraus. 

©ala,  Stabt  in  ber  ©raffepaft  Werionetb  im 
nörbl.  SBaleS,  38  km  im  910.  von  Solgellp,  am 
Tlorbenbe  beS  SalafeeS,  l?at  (1891)  1622  Semi-- 
narien  ber  Jnbepenbenten  unb  Üftetbobiften  unb 
.v»anbcl.  —  T)er  fifchreidbe  See  S.,  Tagib  ober 
Pemblemcre,  öauptquelle  beS  Tee,  bergrb^te in 
ffialeS ,  bat  etwa  20  km  Umfang ,  6^  km  Cänge, 
1200  m  Sreite  unb  91  m  Tiefe. 

»alöbuc,  3nfel,  f.  Sb.  17. 

©alacfjantj,  2)orf  in  TranSfaufafien,  f.  Safu. 


Digitized  by  Google 


298 


©aladjna  —  SBalaflaroa 


iöalorfjnä.  l)ftrei8im9t2B.beS©ouoernement8 
9iübnij  Dtowgorob,  an  beiben  Seiten  bet  ©olga,  bat 
4197,8  qkm,  137825  6.,  £>oljinbuftrie,  giU*  unb 
Spi&enfabritation.  —  2)  ÄrcißftaM  bcä  «reife«  93., 
recbtö  an  ber  2Bolga,  mit  (1897)  5037  G.,  9Mt 
Selcgrapb,  12  Jfircben ;  3iegeleien,  ift  betannt  burch 
ben  93au  von  9Bolgafabrjeußen,  ber  biet  feit  bem 
17.  3afrr&.  beftebt;  feit  1845  »erben  au*  Sampf* 
fcbiffe  flebaut.  Sie  bei  ber  Stabt  gelegenen  Salinen 
fmb  nid?t  mebr  im  ^Betriebe. 

«alab.  Gl»,  arab.  Crt,  f.  Sbafar. 

ftalabca,  3nfel,  f.  Sleucalebonien. 

iBalnfrc  (fr}.,  fpr.  -affr),  incbmunbe  (im  ©es 
flcbt) ;  93alafr<f,  mit  einer  Schmarre  im  ©eficbt; 
«Le  Balafre»  ift  ber  Beiname  ber  JöcrjÖge  #ranj 
unb  ^einrieb  von  ©uifc  (f.  b.). 

»alagändf.  1)  »«jirf  im  S.  be$  ruff.=fibir. 
©ouvcrnemcntS  ^rlutdt,  bat  42466  qkm  mit 
143736  G.,  IHuffen  unb  Burjaten.  —  2)  »esirfö. 
ftabt  bed  93ejirts  93.,  linfd  an  ber  Slngara,  190  km 
im  aiorbtreiten  »on  ^rtutet,  mit  (1897)  1313  G. 
Ungefabr  8  km  oberhalb  ber  Stabt  an  ber  Slngara 
ließt  in  einem  ©ip*felfcn  bie  93alaganftifd)e 
6  ö  b  l  e ,  beren  9L*änbe  felbft  in  ben  Sommermonaten 
mit  Gislrpftallen  bebedt  finb. 

«älägbär  (balb  perfifd?,  balb  infcifdj,  «obere  £er= 
raffcn[ldnbeTj»  im  ©egenfafc  ju  $ai[a]ngbat:  «un= 
tere  Jenaffen»;  engl.  93alagbaut).  1)  5iocb  beute 
üblicher  sJkme  eines  ©ebieteö  im  f  übl.  93orberinbien, 
nörblicb  vom  Harnataf,  umfafet  bie  beutigen  Ti 
ftritte  93ellarp,  Äarnul  unb  Habapa  (f.  b.).  —  2)  93e= 
jeiebnung  beä  öodjlanbeä  von  93erar  (im  mittlem 
iüorberinbien)  nörblicb  von  ben  Stbfdjantabcrgen,  im 
©egenf  a  jj  ju  ben  f  üblieb  baren  ßeleßenen  93ai(a)ngbät 

Sem  Unter»  ober  9iieberlanb).  Ser  Satenmäbi: 
bat  ober  ^Jafe,  ba«  £bor  ju  biefem  93.,  ließt 
20°  29'  nörbl.  93r.,  76°  37'  öftl.  2.  -  3)  Siftrilt 
in  ber  Sivifion  3iagpur  ber  inbobrit.  GentraU 
prooinjen,  jwifepen  21°  18'  bii  22°  25'  nörbl.  93r. 
unb  79°  42'  bi*  81°  4'  öftl.  2.,  arenjt  im  9t.  an 
sJ)ianbla,  im  D.  an  SRaipur,  im  S.  an  93banbara, 
im  38.  an  Seoni,  jdblt  auf  8130  qkm  (1891) 
383331  G.  (barunter  282169£>inbu  (einfdjliefelicb 
etwa  9000  Wabirpantbi],  6901  DJlobammebaner, 
289  Sfcbain,  35  Gbriften  unb  93917  geifterver: 
ebrenbe  Eingeborene).  Sie  fcauptftabt  ift93urba, 
21°  48Vt'  nörbl.  93r.,  80°  14'  öftl.  2.,  mit  (1891) 
5138  G.  93.  jerfdllt  in  brei  verfebiebene  Striche: 
baS  iübl.  Sieflanb,  bad  mittlere  Jbal  «üttan  Sa'al 
luqa»  tmb  baS  nörbl.  6od)lanb  Wäigarb=93ötfcbbia. 
Sie  meiften  glufeläufe  münben  in  bie  ftarbaba. 
SKegcnfall  burdjfcbnittlicb  166,75  cm  jdbrlicb;  Sem: 
peratur  im  Schatten  (im  iDtai)  bii  ju  45°  C,  nie* 
brißfte  Temperatur  etwa  22u  C.  83  ^Jroj.  fdmtlieber 
Sobeäfdlle  fmb  bie  ^ol^e  ber  berrfdjenben  Sieber. 
1881  waren  nur  1494,4  qkm  tu  baut;  fmuptcrjeug* 
nifje  fmb  3teiS,  in  ßerinßcrm  SDfafce  9Scijen  u.  f.  m.; 
Clfaat,  3uderrobr,  Jabat  unb  ©emüfe.  Ser  9öalb= 
verwüftung  fuebt  bie  fltcßicrung  (feit  1880,81)  ju 
fteuern  unb  bie  93obenlultur  gu  förbern.  2)ie  93erße 
liefern  cinißeä  ©olb  unb  »icl  Gifen,  bie  beibe  »on 
ben  ©onb  bearbeitet  werben.  Stufcerbem  finbet  fid) 
roter  Cder  unb  febr  viel  Scbwefelantimon;  ber 
©Ummer  (SNarienßlaS)  ift  für  bie  teebnifebe  9ier» 
wcrtuiiß  ju  brflebiß.  Sie  93erfebreuerbältnif)c  fmb 
nod)  äufeerft  unßünftiß;  bie  ^nbuftrie  i|"t  unbebcu' 
tenb,  £>anbwerfer  ipärlid?,  baber  ber  Jöanbel  äufeerft 
aerinß.  Sa  Giienbabncn  feblen,  fmb  bie  oft  faum 
idjiffbaren  Slüfle  6auptDerlebr#meße. 


Oalaguet  (fpr.  -ßebr),  alte  (Eiubab  unb  93ejirtö> 
ftabt  in  ber  fpan.  $rooini  Seriba.  mbtä  am  Segre, 
^at  (1897)  4936  Q.  unb  em  93erßidjlofe. 

»öolaßucr  (fpr.  -ßebr),  93ictor,  catalan.  Siebter, 
©efebiebt)  Amber  unb  £ittCTarbiftorifer,  ßeb.ll.Sej. 
1824  ju  Barcelona,  ftubierte  bafelbft  bie  ÜHe(bte; 
würbe  1854  Slrcbioar  in  93arcelona,  balb  barauf 
^rofeffor  ber  ©efdjicbte  bafelbft.  Gr  war  einer  ber 
beroorraßcnbften  poet.  unb  ber  nambaftefte  polit. 
Vertreter  ber  catalan. Sonberbeftrebunßen,  bie  ihn 
1867  in  bie  Verbannung,  1869  al*  liberalen  in  bie 
Sorte«  fübrten;  1872  war  er  aJUnifter  ber  öffent- 
lichen Arbeiten,  1886—88  aUiniftcr  ber  Kolonien. 
Gr  ftarb  16.  %an.  1901  in  HJlabrib.  Seine  »oll*= 
tümlidje  2pril  «El  Trovador  do  Montserrat»  (1850 
u.  ö.),  «Primavera  del  ultimo  trovador  catalan», 
«Poesias  completas»  (1874),  «Obras  poüticas» 
(1880)  biente  vor  allem  bem  Kampfe  um  bie  t>cr= 
lorene  ^reibeit,  ebenfo  bie  wifienfebaftlicb  unbc^ 
beutenben  «Historia  de  Cataluna»  (1860),  «Estu- 
dios  Uistöricos  y  politicoä»  (1876),  «Historia  poli- 
tica  y  literaria  de  los  trovadorcs»  (6  93be.,  1887 
—80).  Slucb  feine  jum  2cil  catalan.  «Tragedias» 
fStam.  1879)  jeißen  mcbrfad)  ßleicbe  Senbenj; 
bemorjubeben  finb  «SatTo»,  «Lo  corapte  de  Foix», 
«Las  esposallas  de  la  morta».  93.8  Sichtung  «La 
verge  de  Montserrat»  veranlagte  bie  Grneueruug 
ber  catalan.  «Juegos  florcales»  (93tumenfpiele)  in 
Barcelona.  Gr  febrieb  nod>  oiclgelefene  biftor.  :K^- 
mane,  Grjdblunßen  (befonberS  «Don  Juaude  Serra- 
valle»,  5.  Slufl.,  93arcel.  1875),  ferner  «Mis  recuer- 
dos  de  lulia»  (ebb.  1890),  «Los  Pirineos»  (ebb. 
1892),  «Cristobal  Colon»  (Matx.  1892),  «Los  reyea 
catolicos»  (ebb.  1894),  «Iiistorias  y  tradiciones» 
(ebb.  1896),  «Instituciones  y  reyes  de  Aragon»  (ebb. 
189G),  «Las  guerras  de  Granada»  (ebb.  1898). 

* fl l a b i f f ar  ( 93 a U u h i f  f  a r ) ,  Ruinen  im  anat.- 
türt.  SBilajet  SIngora,  unweit  vom  obern  Sataria 
(Sangariuö),  etwa  12  km  f üblieb  von  Siwribifiar, 
bie  SHefte  von  9>effinuä,  einer  uralten,  bureb  ihre 
(yrucbtbarteit  unb  bie  93ercbrung  ber  Hpbele  berühm- 
ten Stabt  (''Miauen*.  3ltropoli3,  Sbeater,  öippo: 
bront  unb  Kvbeletempel  ftammen aue  röm.  ;Uu. 

Malaie  (frj.,  fpr.  -läb,  nad?  bem  Jöauptfunbort, 
ber  fianbfebaft  93abacbfcban  ober  93alafcbau  in  Jur 
teftan),  im  Gbelfteinbanbel  hellere,  rofa  bisS  ponecau 
rote  Spinelle,  befonberd  ber  93  a  l  a  & «  ober  93  a  1 1  a  $  ■■ 
al  af  t)  i  ff  a  r,  f.  93ali!eeri.  [r  u  b  i  n  (f.  9iubiu). 
lyalaflänia ,  Stabt  unb  öafen  im  Hxtii  >lta 
ttti  mit.  ©ouvernement^  Saunen,  an  ber  hoben 
Sübwe^ttüfte  ber  Krim  unb  an  ber  Keinen,  aber 
gut  gefebüfeten  93ucht  von  93.,  13  km  füböftlicb  von 
Sewaftopol,  hat  (1897)  1274  G.,  meift  ©riechen; 
ftiiebfang,  ^anbel  unb  ein  befuebteä  Seebab.  Sie 
93ucbt,  bi*  1860  Krieg^hafen,  wirb  nur  noch  von 
Küftenfabrcrn  benuht.  3«  bei  9ldbe  befinben  fich 
iDJarmorbrüche  unb  8  km  meftlid?  auf  hohen  Reifen 
am  ÜÄeere  bas  St.  ©eorgsMofter.  —  3(n  ber  toteUe 
93.3  lag  im  Altertum  bie(yeftes4}ala!ion  ber  Scptben, 
bann  war  ber  Ort  im  93efi&  griech.  Koloniftcn,  bie 
bie  93ucbt  von  93.  ben  «i>afen  ber  9öahrjeid?cn» 
(Symbolon  portus)  nannten.  1365  war  93.  unter 
bem  tarnen  Gembalo  ober  Gembaro  eine  ge* 
nuefifche  ^ieberlaffung ;  1475  warb  ti  von  ben 
2ataren  erobert.  »IS  bie  Krim  1783  an  Nufelanb 
lam,  wanberte  bie  tatar.  93evöllcrung  von  93.  au«; 
an  ihrer  Stelle  würben  ©riechen  vom  Archipel  an 
genebelt  unb  aui  ihnen  1795  bad  balallawifcbe 
cd?.  93ataiOon  enidjtet,  baä  bis  1859  beftanb. 


Digitized  by  Google 


SoJaföroo  —  ©a[ancter«ßenffd)eitfi}[tem 


299 


3m  Ärimfriege  nahmen  26.  Sept.  1854  bie  Gng* 
Idnber  äafen  unb  Stabt.  93.  mar  bann  bet  Sepot» 
p(aft  be«  engbfranj.Jpeer«,  roelcbe«  Semaftopol  be« 
lagerte,  unb  würbe  burd)  ftarle  Sdjanjen  gegen 
£>anbftreicbe  gefiebert.  3tm  25.  Olt.  1854  erftürmten 
bie  iHuficn  unter  fiipranbi  bie  »orgefcbobenen  2Bcrle, 
gaben  fic  jebod?  balb  roiebcr  auf.  Sabei  fanb  bcr 
log.  Jotcnritt  bc*  £orb  Sarbiaan  (f.  b.)  ftatt. 

balaf otvo,  ruf).  Sorf,  f.  93b.  17. 

ba  lala,  93oll«ftamm,  f.  93a*talabari. 

9)alalatfa,auttarren:ober^tberartige'Srun.^as 
tionalinftrumentmiturfprüngUd^breiedigemScbaUs 
faftcn,  baran  ein  jiemlid)  langer  öalS  unb  2,  3  ober 
4  caücn,  bie  mit  ben  Ringern  gerifien  »erben,  im 
ganjen  */»— 1  m  groß  (f.  lafel:  2Jlufitinftru= 
m ente  II,  $ig.  4, 93b.  17).  G«  bient  al«  Segleitung 
bei  ©efang  unb  lau».  U.  b.  S.  «La  Balalayku» 
gab  ^ulüdcourt  ruff.  ©ebicbte  (s$ar.  1836)  in  franj. 
Sprad?c,  unb  Hitmann  ruff.  9Jolf«lieber  («Sie  93ala* 
laita»,  93erl.  1863)  in  bcutfcbcr  Überfehung  berau«. 

alan,  Ton Victro, ital. ©efdjid)tfd?rcib«r, geb. 
3.  Sept.  1840  iu  Gfte  (Vroüini  tyabua),  nabm  naeb 
9Jollenbung  femer  Stubien  im  Seminar  iu  $abua 
bie  Beiben,  worauf  ihn  ber  bamalige  •tJJatriatcb 
von  beliebig,  tfarbinal  Üremfanato,  mit  bcr  Sei* 
tung  ber  (atb.  3f'tlt11^  «Liberia  cattolica»  be« 
traute.  93on  33enebig  nacb  ÜRobcna  übergefiebclt, 
gab  er  jugleicb  1867 — 73  ben  «Diritto  cattolico» 
bcrau«  unb  toibmcte  ftd>  bannauefcblicfdicb  gefebufri* 
Ltdjrit  Stubien.  Hon  2eo  XIII.  rourbe  er  1879  an 
ba«  »atilanifcbc  Slrcbio  nacb  9tom  berufen,  gab  aber 
biefe  Stellung  1883  auf.  93.  lebt  tu  Vregatto  bei 
'•Bologna  ganj  feinen  gefa^icbtlicbcn  arbeiten.  Unter 
feinen  sablreidjcn  biftor.  Sd?riftcn  llcritalcr  Wieb' 
tung  fmb  beroorjubeben:  «I  precursori  del  razio- 
nalismo  fino  a  Lutero»  (2  93be.,  Varma  1867 — 
69),  uPio  IX,  la  Chiesa  e  la  Kivoluzione»  (2  93bc., 
ÜHobena  1869),  «Storia  di  Gregorio  IX  e  de'  suoi 
ternni»  (3  93be.,  ebb.  1872—73),  aStoria  d'Italia» 
(7  Söbc,  ebb.  1878—88),  «La  politica  di  Clemente 
VII  fino  al  saeco  di  Koma»  (iHorn  1884),  «Clemente 
VII  e  l'Italia  dei  suoi  tempi»  (ÜWail.  1887). 

Balaenai  iat  ,  ber  Salfifd}.  B.  mvsticetus  L., 
ber  gemeine  3«alfij<b,  f.  Safel:  ©alttere,  4. 

Balance  (frj.,  fpr.  -dngfe),  9Öage,  ©leicbgerotcbt ; 
im  vaurd  fooiel  roie  93i(anj ;  im  Seeroefen  Eingabe 
ber  Äauffabrteifcbiffe  über  ibre  Sabung.  93alanc< 
(fpr.  -angfceb),  Scbroebcfcbritt  (beim  Sanje). 

balauccborf,  f.  Sod. 

balaucclcitcr,  f.  Acuerleitevu. 

balanccrubcr,  f.  93b.  17. 

(Balancier  (fr  j.,  fpr.  -anßfucb),  eigentltd)  9B  a  g  e  ■ 
ballen,  eine  meeban.  Vorrichtung,  mittel«  beren 
eine  93eroegung  aufgenommen,  übertragen  unb  in 


~  — 


8*8.  i. 


eine  anbete  93erocgung«form  umgefe&t  ober  aud) 
eine  in  aufs  unb  abfteigenber  93eroegung  befind 
liebe  3Raffe  im  ©leiebgeroicbt  erbalten  roirb.  Seine 
©runbform  lann  man  fid)  auS  ber  be«  gcroöbnlidjen 
ÜUaaeballend  (f.  gig.  1)  entftanben  benfen.  jn  ber 
93alancicrmafdjine  (f.  Sampfmafdjinen)  bient  bcr 
93.  a  (^yig.  2)  im  9Jerein  mit  ber  fienlftange  ober 
^leuelftanße  b  baju,  bic  auf  unb  nieber  gebenbe  93c= 


n>egung  bed  Aolbend  in  bie  rotierenbe  ber  Scbroung: 
rabroelle  unt)ufe&en.  2)er  93.  ber  einfacbroirlenben 
SBafierbaltungömafcbine,  aueb  Äonterbalancier 
genannt,  erfüUt  ben  3roed,  bad  für  ben  gleidbmäfei» 
gen  ©ang  ber 
illtafd?ine  nacb: 
teilige  iiberge- 
roiebt  be8  birelt 
an  ber  ffolben' 
ftange  bangem 
ben  ^Jumpcnj 
geftänged  auc>-- 
Üuglcidpen,  t": 
bem  ermitJoilfe 
eineSflonterge» 
roidjtg  auf  bie 
93eroegung  bd 
2rciblolbend 
beim  Aufgang 
bemmenb  roirlt. 


m  2. 


unterftü&enb ,  beim  Sliebergang 
93ei  ben  jroeicplinbrigen  SWafcbinen 
biefer  Slrt  ift  ber  93.  ftet«  ein  gleidjarmiger  öebel, 
ber  bie  beiben  in  einanber  entgegengefe&ten  Ki*tun= 
gen  fid?  bemegenben  Äolbcnftangen  oerbinbet  93ei 
l'ranc-  unb  Stanjmafd^inen  nennt  man  93. 
bie  an  ben  £nben  fdjroere  Sdjrounglugeln  tragenbc 
eiferne  Stange ,  buret;  roelcbe  bie  ben  §rud  b]txioox-- 
bringenbe  Scpraube  in  93eroegung  gefegt  roirb;  nacb 
berfelben  roirb  oft  baä  ganK  prdaroerlfo  bejeidmet 
(f.  93alancierpreffe).  93.  bciy.t  enblicb  amt  bic  fog. 
Unrube  in  bcr  jafd?enubr. 

balancieren  (fpr.  balangfc-,  öom  franj .  balance) 
nennt  man  baä  93eftreben  eine«  aui  bem  ©leid?* 
geroiebt  gebraebten  Körper«,  fieb  roieber  in  baefclbe 
ju  oerfegen.  Gine  auf  beiben  Seiten  gleicbbelaftete 
3Bage  balanciert,  folange  ibre  Skalen  abroecbfelnb 
auf  unb  nieber  geben.  2)er  Seiltänzer  balanciert  auf 
bem  Seile,  inbem  er  feinen  Sdjrpcrpunlt  bureb  ges 
febidte  93erdnberung  in  ber  Verteilung  ber  fcbioeren 
Diaffc  feines  Körpers,  2lu$ftrcdcn  ber  Slrme  ober 
SBerfcbieben  ber  93a  lancier  ftange  immer  fo  ju 
ftellen  fuebt,  ba|  bad  2ot,  bad  man  oon  bem  Scbmer^ 
punlte  feined  flörper«  herab  fällt,  bureb  bae  Seil 
felbft  gebm  mürbe.  1>ai  93.  oon  Stbden  ober  ahn- 
lieben  ©egenftdnben  berubt  auf  einem  gefdjidten 
Nacbfdueben  itt  Unterftügungdpuufted  fenlrecbt 
unter  ben  Scbroerpuntt.  93ei  oerfebiebenen  ©egen^ 
ftänben  lommt  ber  Suftroibcrftanb  bem  Äünftler  )u 
öilfe:  fo  beim  93.  ber  s$fauenfeber  auf  ber  Spi&e  bed 
KieU  u.  f.  ro.  93ei  anbern  Hunftftüden  beim  tu  man 
bie  ÜBirlung  ber  KreifelberDegung  (f.  b.)  rotieren» 
ber  Äörper  unb  bic  ftete  Verlegung  beä  Scbroer» 
punlte«  auf  einen  ÄreiS  ober  eine  (flUpfc  um  ben 
Unterftüfeungspunft  berum.  —  93.  einer  jroeifeitigen 
91  e ebnung  bei^t,  fte  bureb  fönftellung  be«  Salbo» 
(f.  b.)  ausgleiten,  roobl  aud)  biefen  Salbo  bc)ablen. 
balaucicrljauc,  f.  Ü)2ablmafcbinen. 
balancier  a'cnffdicitfufttin.  Sa«  93.  ent« 
ftebt  bureb  Anbringung  eine«  Senlfcbcit«  (9icib:  ober 
iReibfcbiene,  f.  b.)  hinter  ber  93erbinbung«ftclic  oon 
Vorber»  unb  öinterroagen  eine«  fonft  nacb  bem 
93alancicrfpftcm  (f.  b.)  gebauten  Sagen«,  öier- 
bureb  roerben  bie  93or)üge  be«  letstern  Spftem«  be= 
mabrt,  bie  Stetigleit  ber  Seicbfcl  jebod)  vergrößert 
unb  ibr  oon  ben  Stangenpferben  )u  tragenbe«  ©e< 
toiebt  nerminbert.  Sa«  93.  ift  bei  ben  öfterr.  unb 
ital.  ^elbgcicbülKen  in  änroenbung;  bei  leHtcrn  in 
ber  21rt,  baß  bie  9ieibfcbicne  nacb  93cliebcu  an 
geroenbet  ober  au«gefcbaltet  roerben  fann.  Sa« 
frübere  preufe.  gelbartillcriematerial  C64  erjiclte 


Digitized  by  Google 


300 


Satanciennafdjine  —  93aIafor 


dpnlidje  SBirlungen  burd)  einfacbe  SBergröfcerung 
ber  Sluflageflädjen  für  ben  Safettenfdjtoanj.  (S. 
5abräeugfpfteme.)  [mafcbinen. 
Jöalancicrmaf  cfiinc,  f.  balancier  unb  2)ampf« 
üöoloncicrpflufl,  f.  2)ampfbobenlultur  nebft 
ÜW,  tjiß-  l,unb  Wufl. 

fttalanctcrprcffe,  balancier, eine  jur  fabrit- 
mäfugcn  fterftellung  von  SluSfdmittcn  auS  Rapier, 
tfarton,  s#appe,  3eug,  fieber  ober  SBIcd?  bienenbe 
SJlafdnne  (f.  nadjftebenbe  gigur).  Sie  beftebt  im 


toefentlicfren  aus  einer  bertifalcn  meprgdngigen 
Schraube,  an  beren  oberm  Gnbe  ein  boppelarmiger 
mit  Sdjmungfugeln  terfebener  öebel  jnu,  ben 
ber  Arbeiter  burd)  einen  Jöanbgriff  in  Umbrcpung 
werfest,  rooburd)  ftd?  bie  Sd?raubc  na*  abrodrtS 
bewegt.  ;\m  untern  Seil  s  ber  Schraube  lim  ber 
ftäblerne  Stempel  (^Jatrije),  ber  beim  ÜKiebergang 
ber  Sd)raube  gegen  bie  im  Bestellbaren  £eil  p  be* 
finblidje  boble  SOtatrxje  gepreßt  mirb  unb  fo  baS 
Slueftanjen  beroirft.  söei  entfpredjenber  ftorm  ber 
^atriie  unb  ÜJiatrije  tann  biefelbe  ÜJiafdnne  audj 
jum  prägen  unb  Srücfcn  bienen. 

©alancierfnftcm ,  eine  SBauart  jroeiacbftgcr 
gabrjeuge,  bei  ber  bie  SBerbinbungSftelle  jnnfeben 
Sorber:  unb  öintermagen  fo  meit  hinter  ber  5ßorber= 
aebfe  liegt,  baf;  ber  2)rud  beS  J&interroagenS  bem 
©enndjt  ber  3)eid)fcl  ba8  @leid)gcir<id)t  bdlt.  fcier 
burd)  merben  bie  StangenpfeTbe  vom  fragen  ber 
SeiaMcl  entlaftet,  bie  üenlbarlcit  mirb  bergrbftert, 
bie  Stetiglcit  ber  3)eid?fel  jebod)  Derminbert.  2)a3 
SB.  ift  bei  ben  beutfdben  §elbgefd)ü&en  C  73  in  ärn 
tuenbung  (f.  ^abr^eugf pftemej.  (jeug. 

«älanbcr,  bolldnb.  einmaftigeS  plattes  gabr 

«alaubfrhar,  Stabt,  f.  Sbafaren. 

4*alanni,  f.  SHantenfüfeer. 

Balaeniceps  rex,  ber  Scbupfdjnabel  (f.b.  unb 
lafel:  StelaDögel  III,  ftig.  6). 

Balanida,  f.  iHanlenfußer. 

Balaenidae,  f.  Söalfifcpe. 

Balamnus,  ftujjbobrer,  ©attung ber 5Rüff el • 
läfcr,  mittelgroß  (5— 8  mm),  mit  langen  bünnen 
ftüplern,  langem,  bünnem  pafenförmigem  üRüffcl, 
ftliigelbedcn  bcr3förmig,6al$fcbilb  breiter  als  lang, 
Sdicnfcl  in  ber  untern  ftälfte  uerbidt.  3«  Seutfd?« 
lanb  12  Slrten,  bon  benen  bcröafelnufjbobrer 
(f.  Öafelrüffelfäfer)  ben  £>af  clnüffen ,  ber  Gid)el  = 
b obrer  (B.  glandium  Marsh.)  ben  Giebeln  burd? 
baS  einlegen  ber  Gier  fcbäblicb  wirb. 


SBalamriÖ  (grd?.),  bie  Gid)elentjfinbuna  (f.b.); 
93alanoblennorrpöe,  Sdjleimflufj  ber  GidjeL 
Balanoglossua  (grd).),  f.  Gnteropneu)'ten. 
©alanophorncccii,  in  Stellung  unb  38er* 
roanbtfdjaft  fepr  berfdjieben  gebeutete  ^Jflaujens 
familie  aus  ber  ©ruppe  ber  2)ifotpleboncn,  mit 
einigen  anbem  ftamilien  von  ebenfalls  jmcifeb 
bafter  5Beroanbtfd?aft  ju  ben  öpfteropbpten  geftellt, 
umfafet  nur  gegen  35,  faft  auSfdMiefelid)  ben  Iro= 
pen  angeborenbe,  fleifdjige,  auf  Söurjclu  fdjma* 
ro&enbe  djloropbplllofe  Slrten  oon  brauner  ober 
roter  garbc  5)ie  SMüten  ftnb  meift  getrennten 
©efd)led?tS,"  ju  lolbenartigen  ©lütenftdnben  an* 
georbnet;  SHumenfrone  unb  Held?  feblen  ooll« 
ftänbig.  Ginige  Slrten  fmb  febr  mad?«rcicb,  fo 
}.  JB.  Langsdorffia  (f.  b.  unb  Safel:  öpftero» 
pppten  II,  ty«fl-  3—5;  »gl.  amp  bie  Sirtitel  Scy- 
balium  unb  Cynomorium  nebft  ^ig.  4  unb  5). 

itfalanüpoftfntit?  (grd?.),  bie  Gntjünbung 
ber  Vorbaut.  [tiere,  gig.  3. 

Balae  nop  1 6  ra,  f.  ginnmal  unb  $af  el :  ©als 
Balantidlum  ooll  Malmst.,  ein  ber  Klaffe 
ber  StUmperinfuforien  (Drbnung:  Heterotricha) 
angeböriger ,  0,07— 0,i8  mm  langer  ^araftt,  ber 
bäufig  im  S)id^  unb  Ölinbbarm  be*  6d)rocin*, 
uidjt  feiten  audj  in  bem  be#  9Jlenfd?en  lebt.  (S. 
3;afel:  Urtiere,  %\q.  7.) 

Balanu»  (grd?.,  «Gid?el»),  Geepode,  SHcer^ 
eicbel,  f.  JHanfenfüfjer. 

©alarb  (fpr.  -lab,r),  Stntoine  Sporne,  franj. 
Gbemiler,  geb.30.6ept  1802  ju  ÜJlontpellier,  war 
anfangs  ^Jbarmaceut,  fpäter  ^rofeffor  ber  (£bemie 
an  ber  Facaltä  des  Sciences  unb  am  College  de 
France  *u  ^Sari«.  Gr  ftarb  bafelbft  30.  SWdrs  1876. 
SB.  ift  ber  Gntbeder  besJ  SBrom«. 
©olott,  geberico,  fpan.  SHdjter,  f.  ©b.  17. 
üynlaruc  leC  ^ainc<  (fpr.  -rüt  l&  bäng),  Sorf 
unb  Sabeort  im  Äanton  grontignan,  Slrronbifje= 
ment  ÜDlontpellier  beS  franj.  $cpart.  ö^rault,  7  km 
norbroeftlid)  bon  grontignan,  am  Gtang  be  2bau 
unb  an  ber  üinie  Gette^tontbajin  berSübbalm,  bat 
(1896)  573,  al*  ©emeinbe  1008  G.,  ^oft,  Jelegrapb 
foroie  feit  ber  JHömerjeit  berannte  jl?<™fn  (47°  C). 

©ölrtfdjöto.  1)  Äreiö  im  SB.  beS  ruft.  ®ou* 
bemement*  earatom,  bat  1 1 882 qkm  mit  31 1 224  G., 
meift  ©roferuffen.  —  2)  ÄrciSftabt  be§  Äreife« 
linlS  am  Gboper  unb  an  ben  Gifenbabncn  Jambo»D= 
Äampfa?in  unb  G.partoro-2). ,  pat  (1897)  12166  G., 
©ctreibcbanbel. 

iBalaföt  (ober  SBalaf ur,  engl.  JBalafore). 
1)  3)iftrift  ber  «Prouinj  Cnffa  in  ber  inbobrit. 
frfifibentidiaft  ©cngalen,  grenjt  im  91.  an  ben 
Siftritt  SDiibnapur  unb  ben  Staat  2Jtobarbpanbfa\ 
im  D.  an  bie  Ü3ai  ton  iBengalen,  im  S.  an  ben 
Siftrilt  Äata!,  im  2P.  an  bie  Staaten  Heunbfd?bar, 
9iilgiri  unb  9)tobarbbanbfd?,  unb  bat  5351  qkm, 
(1891)  994625  G.  (969211  ^inbu,  24250  Wo- 
bammebaner,  1075  Gbnften,  86  üßrabmo,  3  SBubbbi^ 
ften).  —  2)  $auptftabt  unb  Jöauptbafen  bcS  2)iftriltd 
JB.,  am  redeten  Ufer  bcS  fid?  in  bcn  ©olf  »on 
Bengalen  ergiefeenben  glüft(benö  SBurabalang,  etwa 
11  km  bom  9)tccr,  21°  30'  nörbl.  *ör.,  86°  58' 
öftl.  2.,  bat  (1891)  20775  G.  (2512  mebr  al*  1872), 
barunter  16912  fnnbu,  3362  OJtobammcbaner  unb 
501  Gbriften.  ©egrünbet  1612  Don  Gngldnbern, 
!am  SB.  erft  1803  mit  bem  übrigen  Driffa  enbgflltig 
in  brit.  93efi&.  grüber  loidjtiger  f>afcn  ■  unb  San- 
bcUort,  roo  ^ortugiefen,  £>ollänber  unb  S)dncn 
(lefetere  bis  1846)  frinbclSmeberlaffungen  befafeen, 


Digitized  by  Google 


Salafore 

ift  S.  mit  bem  SBacbfen  von  Äallutta  gefunten, 
tuoju  bie  Serfanbung  ber  Weebe  beitrug, 
ttalaföre,  oftinb.  Tfldjer  aus  Saumbaft 
«alatfrubin  (franj.  rubis  balais),  f.  SalaiS  unb 
Sftubin. 

«nlnffa  Wnarmat  (fpr.  bällafcba bjar-),  ©roß* 
©emeinbe  unb  öauptort  beS  Ungar.  M  emitat  *  Weo= 
grab  unb  beS  StublbejirtS  93.  (35216  6.),  lintS  an 
ber  Gipel,  an  ber  fiinie  (Sfata=S.  (81  km)  ber  Ungar. 
StaatSbabnen,  bat  (1890)  7738  (5.,  alteS  Scrgidnoß, 
liWuftergefängmS;  bebeutenbeu  Dbft*  unb  SDeinbau. 

töalaiur ,  f.  Salafor. 

üöaläta,  ein  jur  ©ruppe  ber  itautfebufförper  ge* 
höriger,  ber  ©uttapcrd?a  febr  äbnlidjer  Stoff ,  ber 
aus  bem  SWildjfafte  beS  in  Surinam  unb  ©uapana 
bei  mif  eben  SapotillbaumeS,  bem  Bully  -  tree 
ber  Gnglänber,  Sapota  Muelleri  Bilk.,  gewonnen 
wirb,  grüber  mürben  bie  Säume  bcbufS  ber  Saft« 
genrinnung  gefällt,  jetjt  madjt  man  nur  ßinfdmitte 
m  bic  iHinbe  unb  f ammelt  ten  Saft  in  Jöoljgcfäßen. 
Söäbrenb  ein  mittelgroßer  Saum  beim  ftällen  auf 
einmal  3  bis  G  kg  S.  lieferte,  erbält  man  burdj 
ßinfdmitte  nur  noch  0,s  bis  0,5  kg  Salfam,  aber 
ber  Saum  tann  alle  ^abre  an  einer  anbern  Stelle 
anaefdjnitten  werben.  Seim  ßintrodnen  an  ber 
\Juft  oerwanbclt  fid>  ber  Saft  in  eine  roeißlidje  Ml 
rötlidje  «Waffe.  Tiefelbe  ift  leberartig  jäbe,  außer= 
orbentlia%biegfam,  etaftifeber  als  ©uttapereba  unb 
ebenfo  gut  fdmeibbar  nrie  biefe  unb  läßt  fid>  mit 
Sdnvefcl  vullanifieren;  fie  wirb  burd>  Reiben  elef= 
trifeb.  Sei  49°  G.  mirb  bie  S.  tnetbar,  unb  bei 
149"  fdjmiljt  fie;  beim  örtvärmen  verbreitet  fie  ben 
©erudi  nad)  ©uttapereba.  ^n  reinem  Sdjlvefel» 
toblenftoff  löft  fie  ficb  leidjt  unb  läßt  fi<b  baber  burd? 
Serbunftcn  ber  filtrierten  fiöfung  leicht  reinigen;  fie 
enthalt  bann  nach  Sparlid)  88,5  Sroj.  ftoblenftoff 
unb  11,3  Sroj.  üiJafferftoff.  T)ie  S.  ift  erft  feit  1859 
in  ©uropa  befannt,  bie&uSfubrbavonauS  Serbice 
foll  fid)  auf  10000  kg  jährlich  belaufen.  S)ie  S. 
fanb  juerft  nur  in  ber  engl.  Snbuftrie  Serrocnbung, 
jeftt  n?irb  ftc  audj  in  Seutidjlanb  Diel  oerarbeitet, 
bcfonberS  ju  elef  triiefcen  ^folatoren,  ju  Treibriemen, 
Scbubf  oblen  unb  2lbf<S&en,  in  ber  3apnted)nif  u.  f.». 
—  Sgl.  (Sloutb,  ©ummi,  ©uttaperdja  unb  S.  (£pj. 
1899) ;  Sraunt,  India  rubber,  gutta  percha,  balata 
(Sonb.  1900). 

Balaton,  ungar.  3{ame  beS  SlattenfeeS  (f.  b.). 

©aläton^ätcb,  Kurort,  f.  ftüreb. 

Balätro  (Tat.),  Sdjmaro&er. 

ftalatvär,  bei  ben  arab.  ©eograpben  3aqut 
Salabäbb  (vielleicht  «Mnfiebelung  beS  Saal»), 
eine  Trümmerftätte  etwa  15  km  norböftlid)  von 
UUmrub  unb  28  km  füböftlid)  von  SWoful,  im  Often 
beS  Tigris.  Sic  bort  ausgegrabenen  aftpr.  Königs* 
paläfte  gehörten  bem  Könige  Slfiurnafirbal  (884— 
860  v.  6&r.)  unb  feinem  Sohne  Salmanafjar  II. 
(f.b.)  an.  Son  beiben  bat  man  3nfd>riften  gefunben, 
von  erfterm  eine  folcfjc  auf  einer  großen  in  einem 
Steinfoffer  verwahrten  SUabafterplatte,  von  le^ 
term  eine  9leibe  von  Sronjeplatten,  21—26  engl. 
Auf,  lang  unb  6  mü\  breit,  »eld)e  mit  Sron}e< 
uägeln  auf  eine  brei :) c II  bide  Gebernboljtafel  ge« 
nagelt  gemefen  fein  müffen.  Sie  gehörten  offenbar 
ben  Übürflügeln  am  (üngange  eines  $alafte$  an 
unb  enthalten  (unftuoll  aufgeführte  SaSreliefS. 
Sie  meiften  Stüde  ftnb  im  SritifaVu  SWufeum 
aufgeftellt  unb  oer&ffentlid)t  in  bem  von  ber  So- 
ciety of  Biblical  Archaeology  b.erau«gegebenen 
^racptlrerfe  «-The  Bronze  Ornaments  of  the 


-  Salbo  301 

Palace  Gates  of  Balawat,  with  an  introduetiou 
by  S.  Birch»  (3  ZU.,  Sionb.  1880—81). 

gtalbäis,  auch  Salbha^n  ober  Sallf)al?n 
(auS  bem  ruft.  bolv4n,  balvan,  Klumpen,  Slod),  ein 
auSgeftopfter  ober  aus  §üj,  Judjlappen  u.  bgl. 
nadjgebilbeter  Sirlb.abn,  ber  jur  Saljjeit  bie  baljen^ 
ben  Sirlbäljne  anloden  foll.  3n  ben  ruff.Dftfeepro» 
vinjen  beißen  biefe  fiodoögel  $ulmanen.  —  Sal» 
banen,  regelmäßig  geformte  Stüde  von  Stcinfalj 
aus  SÖielicjfa,  toie  fie  in  ben  feanbcl  fommen. 

«albef,  iHuinenftabt  in  Spricn,  f.  Saalbct. 

ttalbe*  ©etton  (fpr.  balb  bärtöng),  franj. 
SlbelSfamilie,  f.  ßrillon. 

ttalbbafctt,  f.  Salban. 

Ibllbi,  ?lbriano,  itat.  ©eograpb  unb  Statiftiler, 
geb.25.8tpril  1782  ju  Senebig,  würbe  1808  infolge 
feineS  «Prospetto  tisico-politico  dello  stato  attuale 
del  globo»  t'ebrer  ber  ©eograpbje  am  Collegio  San 
Michelc  ju  sJ)lurano,  1811  ber  ^bpfrf  am  Cpceum 
ui  germo.  Son  ber  pdpftl.  dtegierung  1813  als 
Wuelänber  abgefeilt,  rourbe  er  bei  ber  3odbireftion 
in  Senebig  angeftellt  unb  verfaßte  ein  «Gompendio 
di  geografia  universale».  Sei  einem  Slufcntbalte 
in  ^iffabon  (1820),  mo  er  ein  «Tableau  politico- 
statistique  de  TEurope  en  1820»  bruden  ließ,  'am - 
melte  er  bie,  namentlid)  tulturgefd)i<btlicb  fd?äft= 
baren  Materialien  v.t  feinem  «Essai  statistique 
sur  le  royaume  de  Portugal  et  d'Algarve»  (2Sbe., 
$ar.  1822)  unb  ben  «Varietes  politfoo-statistiques 
sur  la  monarchie  portugaise»  (ebb.  1822).  1822 
—32  lebte  er  in  Saris,  bann  in  Söien,  Ivo  er  ben 
Titel  eines  (aiferl.  9tatS  unb  ein  3iabtgebalt  erhielt. 
Seit  1847  2)litglieb  ber  sJBicner2Uabemie  berSöiffen» 
f*aften.  ftarb  er  14.  Wärj  1848  su  Sabua.  Äußer 
jablreidjen  ftatift.  Sd?riften  veröffentlichte  S.  «Atlas 
ethnographique  du  globe»  (Jl.  1,  Sar.  1826)  unb 
«Abrege  de  geographic»  (2  Sbe.,  ehb.  1832 ;  3.  Muff. 
1850),  feine  beiben  öauptmerte.  Wamentlid?  fanb 
lefetereS,  faft  in  alle  europ.  Svradjen  (beutid), 
6. HujL  von  MrenbtS,  2  Sbe.,  3Bien  1875—78; 
8.  Slufl.,  von  Liberia?,  3  Sbe.,  ebb.  1893—94)  über; 
feht,  allgemeinfte  Serbreitung  als  fiebrbud).  S.S 
«Scritti  geografici»  (5  Sbe.,  Sur.  1841—42)  fam= 
melte  fein  Sobn  ßugeni  o  S.,  geb.  6.  gebr.  1812  ju 
Sermo,  geft.  18.  Ott.  1884  als  Srofeffor  ber  @eo- 
grapbie  an  ber  Unioerfität  ;u  "X'aoia ,  ber  «Gea,  ossia 
la  terra  descritta»  (7  Sbe.,  Trieft  1854—67)  unb 
«Saggio  di  geografia»  (iWail.  1868)  berauSgab. 

iöalbtn,  SobuSlam,  böbm.  m  i  itorifer  unb  ^efuit, 
geb.  3.  Tc.v  1621  in  Königgrd^,  ftubierte  in  Srag 
i^bilofopbie,  mar  Svofeffor  ber  SHbetorit  unb  Soetil 
an  vertriebenen  Orten  SöbmenS  unb  ÜWäbrenS 
unb  ftarb  29. 3iov.  1688  in  Srag.  6r  f*rieb  «Epi- 
tome  liistorica  rerum  Bohemicarum»  (2  Sbe.,  Srag 
1673 — "'"),  «Miscellanea  liistorica  Bohemiae» 
(2  Sbe.,  ebb.  1679—88),  tvorin  nad?  ber  «ata* 
jtropbe  am  beißen  Serge  juerft  »ieber  bie  ruhm= 
reid>e  Sergangenbeit  SdhmcnS  bargeftellt  mirb.  S. 
gilt  baber  als  einer  ber  Sorldufer  ber  neuen  natio= 
nalen  SLUeberbelebung  ber  Söhmen  (Gjecbcn).  Seine 
«Dissertatio  apologetica  pro  lingua  slavonica, 
praeeipue  bohemica»  mürbe  erft  von  <y.  SW.  Seljel 
i^rag  1775)  herausgegeben. 

^atbo,  ©efare,  ©raf,  ital.  Staatsmann  unb 
Sdhriftfteller,  geb.  21.  9tov.  1789  ju  Turin,  nmrbe 
1807  von  Napoleon  jum  Slubiteur  beim  Staatsrate 
in  SariS  ernannt,  1803  Setretdr  ber  WegierungS; 
lommiifion,  bie  ToScana  in  eine  franj.  Srovim  um= 
fajuf,  bann  in  äbnlidjcr  Stellung  in  Wom,  $ariS 


Digitized  by  Google 


302  öatöoa 

unb  1813  in  2)eutfcblanb  terroenbet  unb  ging  1815 
al*  @efanbtfchaft*attad)e'  mit  feinem  SJater  nach 
ÜJJabrib.  211*  piemont.  ÜJtaior  mufete  et  1821,  un* 
gerecbterroeife  ber  geheimen  teilnähme  an  ber  reto* 
iutionären  93eroegung  terbädjtigt,  nad)  grantretcb 
in  bie  9Jerbannung  geben.  1824  lehrte  er  jnrüct 
nnb  roibmete  ftd)  auf  Sehl  oft  ßamerano  in  ÜJlont* 
ferrat  bem  Stubium  ber  ©efebiebte.  1843  terfoebt 
er  in  «Delle  speranze  d'Italia»  (5. 2lu*g.,  $lor. 
1855)  unter  großem  53eifall  Italien«  93efretung 
burd?  Riemen t  als  SBorbebingung  feiner  Ginbeit 
unb  rebigierte  feit  ber  ^refefreibeit  (1847)  mit  6a* 
tour«Il  Risorgimento».  9lad)  her  93etanntmacbung 
ber  Serfaffung  erbiclt  er  8.  SRfirj  1848  bie  Btdft- 
bentfdiaft  be*  ÜRinifterium*,  trat  jebod)  na  et)  ber 
Sdjlacbt  von  6uftojja  al*  ju  gemäfjigt  jurüd.  Gr 
ftarb  3.  3um  1853  in  Surin,  roo  ibm  1856  ein 
Stanbbilb  (ton  33ela)  errichtet  mürbe.  Sein  ©e* 
baute  mar  bie  Unabbängigtcit  Italien*  mit  Grbal* 
tung  ber  ÜDtacbt  bc*  Zapfte*,  ben  er  1848  tergeblid) 
für  bie  gcmeinital.  Sache  ju  geroinnen  fud)te.  S>ie 
mid?tigften  feiner  Schriften,  bie  bebeutenben  einflufe 
Übten,  fmb:  «Storia  d'Italia  sotto  ai  Barbari» 
Ü830;  neue  3lu*g.,  glor.  1855),  «Vita  di  Dante» 
(lur.  1839;  ncue2lu*g.,  ftlor.  1853),  «Meditazioni 
storiche»  (1842;  3.  SlufL  ftlor.  1855),  aSommario 
della  storia  d'Italia»  (big  1814;  12.  Muff.,  Sur. 
1863;  fortgefefct  ton  aRolineri,  ebb.  1890—91), 
«Deila  monarchia  rappresentativa  in  Italia»  •:  .vier. 
1857).  Slufcerbem  teröffentlicbte  er  «Novelle»  nffor. 
1854  unb  fipj.  1864)  u.  a.  —  «gl.  JRicotti,  Deila 
vita  e  degli  scritti  di  Cesare  B.  (glor.  1856) ;  9teucb* 
lin,  ©raf  6. 93.  («2eben*bilber  jur  3eitgef d)  idtfe.  I», 
atftrbl.  1861). 

Wal  hon,  Sola  SRunej  be,  fpan.  flonquiftabor, 
geb.  1475  ju  3erc)  be  lo*  Gaballero«  ($romnj 
93abajoj),  ging  nad)  San  Domingo  unb  fcblofs  fieb 
6 ort,  um  feinen  Gläubigern  ju  entgeben,  in  einem 
Saffe  in  ba*  Sd)iff  eingefdjmuggelt,  ber  Grpebition 
an,  bie  Gncifo  1510  gegen  Sarien  fübrte.  Gin 
2lufftanb  terfeb  äffte  93.  beu  Oberbefehl  über  bie 
neue  Äolonic.  93eftimmte  Sngabcn  inbian.  äaupt« 
linge  ton  einem  rocftl.  Speere  bewogen  ibn  1513, 
auf  Gntbedung  au*}u$iehen.  .'im  25.  Sept.  biefe* 
i^abred  erblidte  er  roullicb  ba*  sJJleer  ton  einem 
93crgrüdcn  be*3ftbinu*  ton  Manama  unbftanbam 
29.  Sept.  (iUcicbaeli*tag)  am  ©eftabe  be*  ©rofeen 
Ocean*  (©olf  ton  San  9Jcigucl).  55a  ftcb  33.  aber 
mit  ©eroalt  ber  .fterrfebaft  auf  ber  Sanbenge  be* 
mdd)tigte  unb  bie  Statthalter  Gncifo  unb  9hcuefa 
tertrieb,  fo  rourbc  ton  ber  fpan.  Regierung  Niebra* 
ria*  be  Sltila  mit  flotte  unb  ifjeer  nad?  Manama  ge* 
fanbt.  93.  unternahm  in  untergeorbnetcr  Stellung 
noch  mehrere  Groberungcn.  2) od)  biefc  9>ctbienfte  er* 
regten  ben  Sltila*  gegen  ibn.  Gr  rourbe  1517 
ber  Slbftcbt  ber  Gmtörung  angeflagt  unb  enthauptet. 

Walbriggan  (fpr.  bclllbngg'n),  Stabt  unb  See* 
bab  in  ber  midien  ©raffebaft  Dublin,  35  kra  im  9t. 
ton  Dublin,  hat  (1891)  2272  G.,  öafen  mit  2eud)t* 
türm,  (jabrifation  ton  baumroollenen  Strümpfen, 
Kattun  unb  geftidtem  ÜJiuffelin. 

gtalbucna,  3)on93ernarbo  be,  fpan.  Gpiter,  geb. 
1568  ^u  33albepcna*,  tarn  jung  nad)  9teufpanicn, 
roo  er  tn  einem  Kollegium  9Jlerito*  feine  tbeol.  Stu* 
bien  tollenbete.  17  3.  alt  jeichnete  er  fid)  als  2)id>* 
ter  au«.  1608  nad)  Spanien  jurüdgefebrt,  rourbe  er 
halb  tropft  auf  3awaita,  1620  93ifcbof  ton  «or* 
torilo  unb  ftarb  bafelbft  1627.  Sßon  feinen  Stolen 
erhielten  fich  nur:  «La  grandeza  mejicana»  (OTerilo 


-  m$ 

1609),  eine  poet.  93efd)reibung  ber  Stabt  URerito; 
«Siglo  de  oro  ea  las  sclvas  de  Erifile»  (sDtabr.  1608), 
eine  Scbdfernotelle  in  $rofa  mit  eingeftreuten  lp* 
rifchen  ©ebiebten  in  ital.  Spanier,  barunter  neun 
länblid)e  «Eglogas»;  «El  Bernartlo  6  la  victoria 
de  Uoncesvalles»,  ein  GpoS  arioiHfdjer  2lrt  in 
24  53üd)ern  ton  45000  Serien,  melde  J  ben  9latio* 
nalbelben  «ernarbo  bei  Garpio  hebanbelt  (SDlabr. 
1624,  1808;  am  heften  in  93b.  19  ber  «Biblioteca 
de  autores  espanoles»);  bie  beiben  erftern  SBerle 
gab  bie  Stlabemie  in  ÜJtabrib  1821  neu  hetau«. 

Oalhnd  (lat.,  «ber  Stammelnbe»),  Beiname 
mehrerer  tornebmer  SHömer,  3.  93.  be*  ©.  2ittilue 
93.,  Äonful  245  unb  235  t.  Gbr.,  unter  bem  ber 
Tempel  be*  ^anu£  ,uim  jroeitcnmal  feit  feiner  Gr* 
bauung  gcfdjloffen  rourbe;  be*  S.  Gorneliu*  93.  au* 
©abeS,  ben,  al*  ibm  ba*  rdm.  93ürgerred)t  ftreitig 
gemacht  rourbe,  6icero  in  einer  noeb  torhanbenen 
iHebe  («pro  Balbo»)  terteibigte;  be*  9JI.  Sloniu*  93., 
beffen  5Hciterftatue  nod)  erhalten  ift  (f.  Jafcl:  916* 
mifebe  Hunftm,  ^ig.  5). 

Balbutiea  (lat.),  ba*  Stammeln  (f.  b.). 

)&aid)  (engl.  93 a 1 1 b).  1)  X a n b f rfi a f  t  im f übl.  Sur* 
feftan,  ju  Slfgbaniftan  gehörig,  im  nörblid)ftcn  Seile 
be*felben,  liegt,  ftd)  füblid)  tont  3tmu*baria  au*beb* 
nenb,  im  93cteid)  be*  alten  93altrien,  auf  ben  93or= 
ftufen,  roelcbe  im  fübl.  ©ebietc  be*  obent  Slmu  bie  bo= 
ben  Äetten  be*  f>inbulufd)  mit  ben  Sicfftcppcu  93u-- 
d?ara*  termittcln,  eine  Sage,  roeldjc  für  ben  äkrlebr 
jroifdjen  3nbicn  unb  Dfteuropa  ton  bober  9)eb«u= 
tung  ift  unb  nod)  höherer  tor  (5rfd)liefeung  be* 
Seeroeg*  um  Hfrifa  roar.  S)cr  Gharatter  bet  Süfte 
berrfebt  tor;  nur  lünftlichc  93crodfferung  fdjafft 
fruchtbaren  93obctt.  S)ic  93croohncr  u*bcliicben 
Stamme*  ftnb  frieblidjc  9iomaben  ober  rduberifebe 
Ärieger,  flararoanenroanberer  ober  fttferbauer  unb 
Joanbrocrtet  in  Siörfent  unb  Stfibten. 

2)  ©tabt  in  ber  2anbfd?aft  93.,  in  einer  ton  Äand* 
len  unb  ©räben  ticlfad)  burcbfdjnittencu  ©egenb, 
bie  ba*  baburd)  gcrftlittertc  «Baffer  bc*  tom  flob*i* 
93aba  tommenben  93ald)  ober  Scbä*  ober  S)criai 
tcrfcblingt  unb  ihm  bie  Giumünbuug  in  ben  3Iinn 
terroebrt,  hat  taum  15000  93croohner,  jum  Seil 
eingeborene  ton  Äabul,  beten  öauptinbuflrie  in 
Webereien,  befonber*  in  Seibe,  beftebt;  bie  ÜHuineu* 
ftdtte,  in  roelcbcr  noch  Kavaroanferaicn ,  ein  groficr 
93ajar  unb  eine  9Rofd)ee  fteben,  beroohnen  nod> 
2000  Afghanen.  %m  eyrübiahr  jichen  biefe  nad) 
bem  öftlichcr  unb  höh«  gelegenen  9)tefar  (f.  b.). 
S)ie  Stabt  bat  noch  ben  ftoljen  Sitcl  Ummcl- 
93ulban  (b.  h.  bie  9Jiutter  ber  Stäbtc)  beibehalten; 
fie  bat  auf  ber  9brbfcite  eine  nidjt  eben  fefte  Gita* 
belle,  in  roelcbcr  ein  roeifeer  9Harmorblod  al*  ber 
Sbrou  be*  Stmt*  gezeigt  roirb,  unb  beftut  3  tcr* 
faQcnbe  Schulen;  ftc  liegt  neben  bem  rociten  Umrreife 
eine*  roüften  Srümmcrfelbc*  ton  6  bi*  7  Srunben 
Umfang,  roelcbe*  ba*  einft  glfinjcnbe  93attra 
(f.  93altrien)  ober  3aria*pa,  ben  @eburt*ort  Boro* 
after*  unb  be*  6pru*,  bejeiebnet.  ilJtancbcrlei  Über* 
refte  foroie  bie  9Jamen  ticlcr  ßrtlicbfciten  beuten 
auf  bte  93lüte  bc*  93ubbbi*mu*  in  93aftricn  bin. 
3)ic  Stabt  rourbe  1220  ton  S)fd)ingi**6ban  tölltg 
jerftört  unb  bat  ftcb  nie  roieber  gam  ton  ben  Scbrcd* 
Kiffen  be*  3Rongolcnfturmc*  erholt.  Gin  Sabrhun* 
bert  lang  gehörte  93.  nun  inb.  üRogulreicbc,  rourbe 
bann  felbftdnbig,  fiel  im  torigen  ,Vibr hundert  in 
bie  ^finbe  be*  afgbanenberrfcbeT*  Stbmab  Schab 
unb  gehört  beute  noch ,  nach  lurjct  3itifd?enhcrr* 
febaft  ber  U*belen,  ju  Jlfghaniftan. 


< 


Digitized  by  Google 


Bai  champötre 

Bai  champötre  (frj.,  fpr.  -fcpangpäptr),  Idnb» 
Udjer  SBall  (f.  b.). 

sBdldjan,  ©cbirge  im  rujf.  JranSlafpifdben  ©c= 
biet,  f.  SBaltan  (©rofeer). 

*  a  I  ri)  o  f  rrj  f  c  c  (au*  SB  a  1 1  a  f  d)  f  e 1 ) ,  lirgif .  S  en  ■ 
giS^t-SengiSlSBeifieS  ÜJlecr)  ober  SHla»Sen* 
giS  (SBunteS  SEIieer) ,  ein  See  auf  ber  ©renje  bet 
ruif.'centralafiat.@ebicte  SemipalatinSt  unb  Semi* 
rjetfcbcnSl,  na*  bem  Äafpi-,  Slrah  unb  SBailalfee  ber 
grofete  im  9iuf jifdjen  Sieidje,  erfrredt  fidj  »tt»if*en 
44°  45'  unb  46"  44'  nörbl.  SBr.,  ton  73°  20^bi3  79° 
5ftL  8.  ton  ©rcenmid»  erft  in  ber  JRidrtung  ton 
3.  gegen  91.,  bann  ton  98.  nad)  D.  Ser  6ee  ift 
525  km  laug,  im  SBSSi.'SeUe  80  km,  im  öftl.  Seile, 
ber  SMünbung  beS  fyluffeS  Äaratal  gegenüber,  9—17 
km  breit,  bebedt  eine  ftlädje  ton  18431,9  qkm  unb 
liegt  238  m  u.  b.  9Jt.  Sie  Siefe  ift  nirgcnbS  über 
25  m,  gröfeer  auf  ber  91orb-,  geringer  auf  ber  Süb* 
feite.  Sie  nörbl.  unb  roeftl.  Ufer  mit  ihren  fdjarf 
begrenjten  Linien  finb  terraffenarttg,  abfebüfftg  unb 
werben  nur  ton  memgen  ftlüf)en  burdijogen.  3ln 
ber  Sübfeitc  hat  ber  Ufcrranb  leine  fdmrfen  Um= 
riffe,  bagegen  eine  SRenge  Gnu  unb  ?luSbiegungcn, 
balbinfelartige  Sßorfprünge  unb  gebt  ganj  allmählich 
in  eine  grofie  niebrige  Steppe  über,  roelcbc  fid)  an 
260  km  weit  bis  gu  ben  Söorbergen  beS  Sfllatau  er* 
ftredt,  ton  Sanbbügeln  burd?jogen  unb  ton  einer 
febr  bürftigen  Segetation  ton  Sanbpflanjen  be- 
Heibet  ift.  Senfelben  Stcppendmraftcr  bat  baS 
8anb  im  D.  beS  SB.  J&ier  liegen  bie  ftefte  feiner 
cbcmaligen  gortfefeung :  ber  Saffpl-lulunb  ber 
^lla-lul,  leMerer  237  m  bodj.  Sie  ganje  Steppe 
bat  baS  SHnfeben  eines  noch  niebt  lange  tom  SBaffcr 
befreiten  SeebobenS,  ber,  mie  man  annimmt,  früher 
bureb  bie  Süde  im  Sfungarifd?en  Sllatau  mit  bem 
Öambai  ber  (Sbinefen  in  SBcrbinbung  ftanb.  SBom 
Gnbc  9iotember  bis  SÄpril  ift  ber  See  mit  GiS  be= 
legt.  Sifdje  nährt  er  nur  ton  Heiner  2lrt,  namentlich 
Perca  Srfieuckii  unb  Scliizothorax  argentatus. 
Sie  SSnjeicben  eineS  allnni blieben  HuStrodnenS  beS 
SB.  infolge  ber  tvluftanfcbroemmungen  unterliegen 
feinem  3n>eifel.  Sic  ftlüffe  biefeS  ©cbieteS,  nnc  [ 
ber  groftc  3li,  ber  Jtaratal  ober  flartal,  Älfu,  Öepfa  , 
u.  f.  m.,  geben  teil«  mit  meitreiepenben  Seitab  in 
ben  See,  teils  erreidjen  fie  benfelben  nidjt;  nur  ein 
sJlrm  beS  $li  ift  tom  See  auS  befduf  jbar.  Sie  }abl= 
reidjen  SBucbten  beS  SB.  finb  mit  Sdnlfmalbung  be* 
madjfen,  bie  oft  7  m  £öbc  erreidjen.  Unter  ben 

Sblreicbeu  Unfein,  bie  fämtlicb  in  ber  9fäbc  ber 
fer  liegen,  ift  bie  grö&te  Utfd>=3lral,  bie  16  km 
lang  ift  unb  auf  ber  Storbmeftfeite  eine  gute  $afai< 
bud>t  bat.  (S.  Äarte:  JRuffifdj:6entralafien 
«a \<t)cnf  5if*artf  f.  SBlaufeldjen.  fu. f. xo.) 
«alcia,  f.  Öallia. 
«alHf,  f.  SBaltfdjit. 

«alcon  (frj.,  fpr.  -t6ng),  f.  Salfon.  [(f.  b.). 
^alborf),  mittelalterUd>--abcnblänb.  für  Söagbab 
49albäd)tn  (ital.  baldacchino ;  mittelbod)beutfcb 
baldckin,  eigenrli*  ein  in  SBalbad),  b.  i.  SBagbab 
gefertigter  ©olbbrotat),  eine  meift  au3  febr  loft= 
baren  Stoffen  beftebenbe,  reid)  terjierte,  ton  Säulen 
getragene  ober  aud)  an  ber  SDanb  befeftigte,  jelt» 
ober  fdjirmartige  Sede  über  einem  Jbron,  iRube* 
bett,  Slltar,  einer  Äanjel  unbanbem  b^ocrjgcebrteu 
©egenftfinben.  Sacbe  wie  SBort  ftammen  au§  bem 
Orient.  Sragljimmel  fomie  bie  reieben  Seibenftoffe, 
aus(  benen  fie  geftöbnlid)  beftanben,  biefeen  nad) 
bem  fianbe  ibreö  Urfprung«  iBabplonica  ober 
aud?  95.  Sonft  biefe  fo  aueb  ein  auf  4  Stangen 


—  öalbafferoni  303 

emporgepaltener,  meift  ticrediger  Sd^irm  ton  Seibe 
unb  anbern  reid?cn  Stoffen,  ber  bei  feierli(ben  Ättf» 
$ügen,  ».  SB.  Krönungen,  .öodjjeitcn  u.  bgl.,  über 
fürftl.  tjjerfonen  unb  boben  geiftlitben  ®ürbentrd= 
gern  alä  jlbjeidjen  getragen  mürbe.  %ebt  finbet 
biefer  SBraud)  in  ßuropa  noch,  bei  ben  ^ko»effionen 
ber  fatb.  ßirtbe  3Inn?enbung,  mo  ber  bie  SÄonfrranj 
tragenbe  ©ciftlid?e  unter  bem  SB.  ju  geben  pflegt,  ber 
bann  meift  «(SragOfeimmeh  genannt  mirb.  jeilö 
jum  Sdmij  gegen  bie  Sonne,  teils  als  3eid?en  ber 
stürbe  erfebeint  ber  Orient,  .'öerrfdjer  ober  ©rofe: 
mürbentrfiger  meift  unter  einem,  oft  ton  ben 
©rofjen  getragenen  $rad)tl)immel.  Soldje  tarnen 
im  ftrübmittelalter  ocreinjelt  als  ©efdjenfe  morgen^ 
Idnb.  ^errfdjer  inS  Slbenblanb  unb  mürben  Hadder 
burd)J?Teujjügeunbital.Cricntb;anbclndb,erbctannt. 

3n  ber  Slrdjitettur  nennt  man  SB.  junädjft  bie 
auf  Sfiulen  rubenben  Sdjmudbädjer  über  ben 
Altären  (f.  Jafel:  Slltäre  I,  gig.  3),  namentlidj ber 
frübdjriitlicben  Sirdjen  (b,ier  audj  (Eiborium  ober 
Sabernalel genannt).  Siefelbe ^orm  würbe  ter» 
einjelt  aud)  in  fpdterer  3cit  angemenbet,  fo  in  ber 
©ottf  im  Some  ju  5RegenSburg  (f.5tafel:9lltärcl, 
Aig.  7).  Surd)  bie  Übertragung  ber  früljdjriftlicben 
Sorm  auf  baS  Jabernalel  ton  St.  SUcter  ju  tHom 
burd)  SBcmini  (f.  Jafel:  Ältdre  II,  ftig.  5)  mürbe 
bie  balbacbinartige  (iberbedung  ber  SHltäre  mieber 
gebräuaMidjer.  Sfleliebt  Itaren  bic  SB.  in  ©eftalt 
ton  Meinen,  auf  flonfolen  ober  Säulen  rubenben 
Sädjern  fdjon  im  Altertum  befonberS  bei  ben  4igpp-- 
tern  über  97ifd) en  (acdiculnm)  unb  bann  im  r onnv 
nifdjen  unb  namentlid;  im  got.  Stile  über  Statuen. 

Salbei tnuc<,  S>lug.  flarl  Obuarb,  Crnitbolog, 
geb.  18.  Mpril  1812  ju  ©icrSleben  bei  SlfdjerSleben, 
ftubiette  in  SBerlin  Sbeotogie  unb  SDlufit,  mürbe 
1839  tfollaborator  am  ©umnafium  in  65tbcn,  1849 
Pfarrer  in  Siebjig  unb  1857  in  Cftcrnicnburg 
bei  Sötten;  1865  fiebelte  er  nacb  Salle,  1870  nadi 
Coburg  unb  1893  na*  SBolfcnbüttel  über,  mo  er 
30.  Oft  1893  ftarb.  1845  regte  er  bie  erftc  3apre$= 
terfammlung  beutfd)er  Dmitpologen  an,  meldte 
fid),  gleidjfaÜS  auf  feinen  Sttntrag,  auf  ber  tierten 
"■Berfammlung  tu  £eip}ig  (1850)  als  «Seutjd?c 
x.  nütbologengefellfdiaft  •>  tonftituierte,  beren  Sta= 
tuten  ton  ber  SBerliner  SBerfammlung  12.  M\i  1851 
befinitit  angenommen  mürben.  SllS  Setretdr  ber 
©efcllfdjaft  gab  er  beren  Organ  «5Haumannia, 
3(vcbit  für  Dmitbologie»  bis  1858,  bann  mit  da- 
baniS  bis  1867  baS  «Journal  für  Ornithologie » 
heraus.  SB.  bearbeitete  mit  SBIafiuS  unb  Sturm  ben 
Sdnuft:  «9lad?trdge,  3ufdfte  unb  SBerbefferungen» 
ju  Naumanns  «9iaturgefcbid?te  ber  Sögel  Seutfd?: 
lanbS»,  58M3  (Stuttg.  1860)  unb  fcfcrieb  «3Uuftricr= 
teS  £>anbbud>  ber  Jebertiebgucbt«  (2.  unb  3.  SMufl., 
2  SBbe.,  SrcSb.  1881  u.  1896),  «SBogelmdrdjen»  (ebb. 
1876),  «SaS  SauSgeflügel»  (2.  «uff.,  ebb.  1893). 

®albafferotti,©iotanni,toScan.!iD2inifter,  geb. 
1790  ju  Sitorno,  trat20jäbrig  in  ben  StaatSbienft, 
juerft  als  3ollbeamter  in  ^iifa,  bann  als  Selretär 
beS  (WtanjbepartcmcntS,  ttar  hierauf  als  Dberleiter 
beS  3oHrcefenS  7  3ahre  mit  SluSäcidmung  in 
ren)  tbdtig  unb  mürbe  1845  als  Staatsrat  thatfäcb- 
lidjer  ßetter  beS  {jinanjmefenS.  9lad>bem  er  bie  9)M= 
nifterlrifcn  tom  Sept.  1847  unb  %\mi  1848  übeT* 
ftanben  unb  fid)  bem  SBccbfel  in  ber  innern  Spolitil 
JoScanaS  gefügt,  fah  er  fieb  burdj  bie  SöollSbemons 
ftration  für  tfarl  Ulbert  30.  3uli  1848  tcranlafct, 
mit  5Hibolfi  jurüdjutreten.  SBon  fieopolb  II.  nacb 
©aeta  berufen,  mürbe  er  24.  Tlax  1849  jum  SBor« 


Digitized  by  Google 


304  ©albe  - 

fiftenben  be«  neuen  fonjcrnatiüen  Kabinett«  unb 
ftinanjminifter  ernannt,  in  weldjcr  Stellung  er  bis 
27.  Stpril  1859  verblieb.  ÜÖon  9Bicn,  wobin  er  Seo* 
polb  LI.  im  Sommer  1850  begleitet  batte,  braebte  er 
bie  verbauten  f  og.  Septembergcfefce  mit,  burd)  wcld>c 
bie  SJcrfajfung  bi«  auf  weitere«  aufgehoben  unb  bie 
^refefreibeit  befdjräntt  würbe.  Slld  ginanjminifter 
gelang  e«  ibm  bureb  Grböbung  ber  Steuern  bie 
bureb  bie  Unruben  unb  bie  öfterr.  93efettung  ;a  • 
rotteten  to«can.  ginanjen  wieberberjuftcÜcn.  ym 
K3la\  1859  mufete  er  bem  Umfcbwung  ber  polit.  33cr= 
bältniffe  weichen.  Gr  ftarb  19.  Clt.  1876  in  Slorcnj. 
93.  febrieb  «Leopoldo  II,  granduca  di  To  säum  e  i 
suoi  tempi»  (Jlor.  1871). 

Salbe,  ^atob,  neulatein.  Siebter,  geb.  4.  San. 
1604  ju  GnriSbeim,  »urbe  1624  Sefuit,  1628  %xv 
feffor  ber  iHbetorit  in  3nn*bruJ,  1633  ^riefter, 
1635  ^rofefior  in  ^ngolftabt,  1638  £>ofprcbiger  in 
sJJhind?en  unb  ftarb  9.  Slug.  1668  ju  Weuburg  an 
ber  Sonau.  SSon  feinen  Siebtungen  fmb  beroorju= 
beben:  «Lyricorum  libri  IV,  Epodon  über  I»(sDcüiid}. 
1643;  bfl.  oon  Jöipler,  3)lünft.l856),«Siltaelyricae» 
(Wund?.  1643;  bfl.  oon  ÜJlüller,  MegenSb.  1884), 
ba«  totentanjartige  beurfcMat.  «Poema  de  vanitate 
mundi»(sl)hlncb.l638),bie2lUegorie«Uraniavictrix» 
(ebb.  1663),  ba«  Srama  «Jephtes»  (2lmb.  1654), 
ba«  93auernfpiel  «Drama  georgicum»  jowie  eine 
Mcibepoet.Satiren  gegen  Srtnf  er,  Ouadialbcr.Sid« 
bäuebe;  ©efamtau«gabe  in  8  93bn.  (ÜJlünd).  1729). 
93erbeutfdjungen  auügewäblter  Sichtungen  von  93. 
gaben  unter  anbern  Berber  in  ber  «Üerpfiebore»  (in 
Supban«  .V)erber:2lu«gabe,  Söb.  27),  Schrott  unb 
Schleich  (ÜJlüncb.  1870).  33.«  lat.  Öoril  bat  auf  ben 
<i&egiü&orben  eingeroirtt,  wäbrenb  feine  wenigen 
SLterfudje  in  beutfeben  Serien  ungefebidt  finb.  —  9Jgl. 
Gitncr,  %  &«  Sehen  unb  Gbaralter  (93reSl.l863); 
ÜÖeftermaper,  3.  93.  (2Rüncb.  1868). 

sBalbcgger  £ee,  f.  Jfjallwpler  See. 

Salbenburg,  Stabt  im  Krei«  Scbloebau  bc$ 
preufj.  5Reg.'93ej.  SDIarienwerber,  in  anmutiger  laub= 
boljreicber  ©egenb  am  £abe«fee,  an  ber  Nebenlinie 
WeuftettiiuStolp  ber  *£reu&.  StaatSbabncn,  Sit» 
eine*  9tmt$gerid?t*  (Sanbgeridjt  Äonifc),  bat  (1900) 
2451  G.,  baruntcr  66  Äatbolifen  unb  80  Israeliten, 
$oft,  Selegrapb;  tfifeberei  unb  ^iclibanbel. 

©alber,  f.  93albr. 

**albc<<rrii  (fpr.  -Ii),  f.  Salbu«  be  Ubalbi«. 

©albetoiw,  fpdtcr  SBalbuin  (b.  b.  ber  Äübn= 
gemute,Unbetümmme),imbeutfcben2ierepo5  Warne 

©albareiä»,  f.  Senecio.  [be«  Gfel«. 

ttalbi,  93ernarbino,  ital.  Siebter  unb  ©elebrter, 
geb.  6.  %um  1553  ju  Urbino,  ftubierte  ju  $abua 
Philologie  unb  3Jlatbematif  unb  lebte  am  £ofe  Jyer= 
rante  ©onjaga«,  ber  ibn  1586,  wo  er  aueb  pApftl. 
$rotonotar  würbe,  jum  &bbate  oon  ©uaftalla  fr» 
nannte.  Später  jog  er  fich  nach  Urbino  3uriid,  von 
wo  er  1612  als  ©efanbter  nach  SBenebig  ging.  Gr 
ftarb  10.  Oft.  1617  ju  Urbino.  311«  Siebter  unb 
©elebrter  genof»  er  groften  Wubm,  er  foll  12  Spra= 
eben  gelannt  haben.  ®efd>d^t  finb  ba«  i'cbrgebicbt 
«La  Nautica»  unb  bie  GHogen  in  ben  «Versi  e 
Prose»  (Seneb.  1590;  neue  Slu«g.  »on  Ugolini  unb 
^olibon,  ^lor.  1859).  bisweilen  fudjt  er  nacb 
neuen  feltfamen  formen,  tombinierte  >.  9).  ein 
Sonett  au«  3=  unb  ein«  au«  llfilbigen  Herfen  ^u 
Hfilbigen  in  «Lauro,  scherzo  giovanile»  (^atia 
1600),  unb  au«  7*  unb  llfilbigen  Söerfen  ju  18fiU 
bigen  in  «Dilurio  universale»  (ebb.  160-1).  31uf  ge* 
febiebtlicbem  Gebiete  fdjrieb  er:  «Vita  e  fatti  di  Gui- 


-  ödbr 

]  baldo  I  di  Montefeltro  duca  d'  Urbino.  Libri  XII» 
(2  ©be.,  TOail.  1821),  «Vita  e  fatti  di  Federigo  di 
Montefeltro  duca  d'  Urbino«  (3  93be.,  9lom  1824). 
—  SBgl.  2lffö,  Vita  di  B.  B.  ($arma  1783);  JHuberto, 
Per  B.  B.  («ncona  1886).  [Ubalbie. 
Salbi  fccgli  Ubalbi  (fpr.  belji),  f.  93albu3  be 
Salbtni,  Saccio,  einer  ber  älteften  ital.  Hupfen 
fteeber,  geb.  1436  in  glorem.  Seine  Stiebe,  baupt= 
jädjlidj  nacb  3<id?nungen  JBotticcUi«  gefertigt,  fmb 
noeb  uttDoUfornmen  in  ber  Sedjnif.  »efonber«  be- 
tannt  finb  feine  ^Uuftrationen  ;u  Antonio  SBettini« 
«Monte  santo  di  Dio»,  1477,  unb  ju  Sante«  ^olle, 
1481(HuSgabe  von^RiccolöbiSoremobellaümagna), 
fowie  ^ropbeten,  Sibpllen  unb  Planeten,  icein 
2obe«iabr  ift  unbelannt. 
©albiffera,  Slntonio,  ital.  GJencral,  f.  93b.  17. 
»alba,  <Dtonte<,  f.  a)lontc=93albo. 
Ktolbötoer  (bebr.),  in  ber  ©aunerjpracbe  tu  - 
jenige,  welcher  bie  ©elegenbeit  su  2)ieb)tdblen  aus^= 
funbfebaftet;  balbowern,  auefunbiebaften. 

»öalbr  (oft  in  neuiSldnb.  ^orm  aU  93albur  ge- 
fdjrieben;  b.  b-  ber  Äübnc),  ein  german.  @ott,  über 
ben  namentlicb  bie  üDtptben  ber  Gbba  unb  tu-  Saro 
©rammaticu«  beridjten,  nacb  norbifeben  Ouellen 
ber  Sobn  Cbin«  unb  ber  ftrigg,  ©emabl  ber  9lanna 
unb  93ater  ^orfeti«.  Slu^er  bei  ben  Sfanbinavieru 
ift  er  in  ben  angelf&cbf.  unb  beutfeben  SJtptbcn  wv 
bürgt,  unb  in  ber  beutfdjen  «elbeufage  oon  ben 
Wartungen  lebt  er  mit  feinem  93ruber  93ali  al«  93al^ 
tram  (unb  Sintram)  fort.  Scbdn  unb  gldnjenb 
(baber  nacb  ibm  bie  weifecfte93lume  «93albr«braue»), 
mar  er  ebenio  lübn  unb  tapfer,  wie  SRptbenrefte  unb 
Saro«  Grjdblung  von  feinem  Äampfe  mit  $otbcru« 
um  bie  f  cböne  Nanna  bejeugen.  Gine  Hauptrolle  f pielt 
er  in  ber  Dbinfd?en  ©btterbpnaftie.  Nacb  norbifeben 
Ouellen  wufeten  bie  ©ötter  ibr  Jöeil  an  93.«  Ceben 
gebunben  unb  fuebten,  bureb  feine  Jräume  aewarnt, 
ibn  ju  fcbü&en.  nabin  allem  in  ber  Uüelt  ben 
Gib  ab,  93.  nid?t  ju  »erle&en.  5)ie  ©ötter  maebteu 
bie  ^Jrobe,  fdjoffen  unb  fähigen  nad?  ibm,  unb  er 
jeigte  fitb  unoerwunbbar.  2)a«  »erbrofe  ben  Coli ; 
er  ging  al«  alte«  9£eib  }u  «yrigg,  um  ju  erlaufcben, 
ob  alle«  jenen  Schwur  geleistet  babc,  unb  erfubr, 
ba&  bie  tlcine  üUliftel  niebt  tereibigt  würbe.  Sa  rife 
Soli  biefe  au«  unb  gab  fie  bem  ööbr,  ber  wegen  fei= 
ner  93linbbeit  an  jenem  9üurffpiel  nidjt  teilgenonv 
men  batte.  ööbr  warf,  unb  93.  fiel  tot  nieber.  Sie 
©otter  legten  bie  Seicbe  auf  einem  Scbeiterbaufeu 
auf  baä  bann  angejünbete  Sdjiff  öringbomi ,  ba« 
%\)ox  weibte  unb  bie  tHiefin  öpuodtn  »om  Stranbc 
febob.  Weben  93.  lag  feine  ©attin  9lanna,  bie  ber 
Stbmerj  getötet  batte.  3.ugleidb  würbe  fein  :Hoh 
Derbrannt.  Obin  legte  fein  teuerfte«  ^leinob,  beu 
9Una  Sraupnir,  ba«  Spmbol  ber  Sonne,  auf  ben 
Scbeiterbaufeu.  £ermob  ritt  in  bie  Unterwelt,  um 
feinen  93ruber  ju  erlöfen.  ^el  war  jur  iHüdgabc 
bereit,  wenn  93.  von  allem  broben  beweint  werbe. 
Sa  gingen  93oten  au«,  um  bie  Jotentlage  ju  bitten, 
unb  SebcnbeS  unb  Seblofe«  weinte.  Wur  bie  diiefin 
Zbtd  oerweigerte  bie  £  brauen,  unb  fo  blieb  93.  bei 
6cl.  Sie  93lutrad>c  nabm  93ali  auf  ficb.  Sem  Xcte 
93.«  folgte  balb  ber  Untergang  ber  ©ötter  im  iHag; 
naröf.  ber  neuen  9Belt  foll  er  einft  mit  feinem 
(jkgner  £>öbr  gemeinfam  bie  öerrfebaft  führen.  — 
Ublanb  unb  Simrod  feben  in  93.  ben  Sommergott, 
ber  bureb  ben  licbtlofen  Sinter  (ben  blinben  £öbr) 
falle.  Wanna  fei  ba«  93lütenleben,  ba«  mit  bem 
Sommer  babingebe.  Ser  Kampf  93.«  unb  öotberu«' 
(bei  Saro)  fei  ber  ftampf  swifd?en  Sommer  unb 


Digitized  by  Google 


©albrion  - 

Sinter.  Sd?warfc  fa^te  93.  als  ©ewtttergott.  2i>cin= 
bolb  beutete  58.  etbifcp,  als  griebenSgott,  aber  als 
einen,  bet  bureb  Japfcrteit  ben  ^rieben  böte.  Soft, 
baS  oernidjtenbe  ^rineip,  erwede  bie  blinbe  Kriegs* 
wut,  butcb  bie  93.  fein  Gnbe  finbe.  93ugge  (teilte  bie 
3tnfi(bt  auf,  bafe  93.  nur  eine  93ejeid)Hung  für  £err, 
bie  norbifdjen  ÜJtptben  oon  93.  freie  SJacfebilbunaen 
nad;  ber  cbriftl.  SeilSgefcbjcbte  unb  93.  GbriftuS  fclbft 
fei.  Sabrfcbeinlid)  ift  jeboeb  93.  eine  (SrfcpemungS: 
fornt  beS  allgemeinen  £immclSgotteS ,  in  SRorb* 
bcutfdjlanb  unb  2>dnemarl  ju  einer  bef onbem  @ott= 
beit  auSgebilbet.  [  g  a  t  e  n  I,  giß.  3. 

»önifcrifln,  f.  Valeriana  unb  jafel:  Slggre: 

* albr ianbäber,  f.  9Jab. 

^albricmöl,  93alerianöl,  93albrianWur* 
jelöl,  ein  ätberifdjeS  Cl,  baS  bei  ber  2)ampfbeftil= 
lation  ber  93albrianmurjel  gewonnen  rotrb.  G  3  ift 
im  frifdjen  3uftanbe  pon  grünlidjer  garbe,  bie 
jebod)  balb  brdunlid)  wirb,  etwas  bidfTüffig,  Kit 
ein  fpec.  ©ewidjt  oon  0,94  bid  0,96,  löft  ftd)  leicpt 
in  3lltobot  unb  reagiert  fauer.  2)aS  93.  ift  ein  ©e= 
menge  von  wenigstens  brei  oerfdjiebenen  Körpern : 
93alcrianfäure  (f.  b.) ,  SSaleren  unb  93alerol ,  weldjc 
bureb  frattionierte  3)eftiUation  ooneinanber  gc= 
trennt  werben  tonnen.  2)a3  SBaleren  bilbet  ein 
farblofeS,  bei  160°  fiebenbeS  ßl  oon  ber  3ufammen= 
fefcung  C,0H„.  $a3  93alerol  ift  ein  ©emenge  oon 
üJaleriantampfer,  öarj  unb  9Baffer. 

ftalbriaiifäurr,  f.  ißalerianfdure. 

tttalbriantinttat  ober  braune  Krampf: 
tropfen  (TincturaValerianae),  eine  rötlicbbraune, 
nad>  93albrian  ricebenbe  glüffigteit.  6ie  ift  offiji= 
nell,  wirb  burdj  SluSjieben  oon  1  Seil  jertleinerter 
93albrianwurjel  mit  5  leiten  verbanntem  9Beingeift 
erbalten  unb  finbet  oorjugSweife  bei  neroöfen, 
bpfterifeben  3«ftdnben  Slnwenbung. 

iltberiidje  93.  ober  gelbe  Krampf  tropfen 
(Tinctura  Valerianae  aetherea),  eine  gelbe  Jlüf inv 
teit  oon  ftart  dtberifebem  unb  balbrianartigem  ©e= 
rud>.  Sie  ift  offxiineü,  wirb  burdj  SuSjiepen  von 
1  Seil  33albrianrourjel  mit  5  Seilen  ätberweingeift 
bereitet  unb  finbet  bei  Wagenfcbmerjen,  SReroem 
Überreizung  u.  f.  m.  Slnwenbung. 

©albrlöttttmrjcUM,  f.  93albrianöl. 

^albuin,  Kaifer  oon  93pjanj.  —  93. 1.,  ©raf 
oonglanbern.  1204—  5,  unb  93.  U.,  1228—61, 
f.  93piantinifcpe3  JHeid;. 

«aibutn,  Könige  oon  3eruf  alem.  —  93. 1.,  üon 
1 100  bis  1 1 18,  jüngftcr  93ruber  beS  öerjogS  ©ottfrieb 
oon  93ouillon  (f.  b.),  nabm  teil  an  bem  erften  Kreuj= 
}uge,  entzweite  ficb  aber  mit  ben  übrigen  £>eerfübrem 
unb  sog  nad?  Gbeffa,  Wo  er  baS  Vertrauen  beS  arme= 
nifdjen  gürften  ZfyovoZ  gewann  unb  nacb  beffen  (5r- 
morbung  1098  ficb  ein  eigene«  gürftentum  grünbete. 
9lad>  feineä  93ruber3  ©ottfrieb  2obe,  1100,  über: 
nabm  er  trofc  beS  SöiberftanbeS,  ber  oon  lanfreb 
unb  bem  s$atriarcben  ausging,  bie  Wacbfolge  unb 
liefe  ficb  nacb  einem  ficgreidjen  ftelbjuge  aud;  als 
König  Irönen.  3"  unabläfftgen  Kämpfen  gewann 
er  bie  Seetüfte  mit  ben  wiebtigften  6tdbten.  Sluf 
einem  Sclbjuge  gegen  bie  ^atimiben  kappten 
ftarb  er  im  3Rdn  1118.  —  93gL  6.  oon  Spbel,  über 
ba«  Königreid)  cjerufalem  1100—31  (in  ber  «Heit- 
fdjrift  für  ©efebiebtömiffenftbaft»,  bg.  oon  2B.  Slbolf 
6*mibt,  3.  93b.,  93erl.  184f)). 

3bm  folgte  als  König  »on  Senifalem,  »on  1118 
bis  1131,  fein  Heiter  93.  II.  (93.  bu  93ourg),  biSber 
©raf  oon  (Sbeffa,  unter  bem  mit  $Ufe  einer  »cnet. 
Slotte  SpruS  1124  erobert  unb  bie  Orben  ber  3o= 

«rorfjou«'  *on»rr1ation«>ßrrt!on.   14.  HufL  ». «.  n. 


-  öalbutn  305 

bannitcr  unb  ber  Sempelberren  geftiftet  Würben. 
9Jon  ben  dürfen  würbe  er  ein  balbeS  3abr  gefangen 
gehalten.  Gr  ftarb  21. 2lug.  1131.  3bm  folgte  fein 
Scbwiegerfobn  ^ullO/  ©raf  oonSlnjou  (bis  1142). 

93.  III.,  König  t»on  ^erufalem  oon  1143  bis  1162, 
ber  Sobn  unb  9iadjfolger  gulloS ,  geb.  1129,  ein 
ÜJtufter  beS  SittertumS,  befreite  ft*  1152  oon  ber 
33ormunbfdjaft  feiner  ÜRutter  JDlelifenba  unb  ge^ 
wann  in  bemfelben  3ab«  einen  Sieg  bei  ^erufalem, 
erlitt  aber  1157  burd)  Wurebbin,  ben  Sultan  oon 
fialeb,  eine  furdjtbare  Weberlage  bei  ber  ^alobSfurt 
am  ^orban.  2)cr  Sieg  am  See  JiberiaS  1158  ftclltc 
baS  anfeben  feines  ÜHeicbS  b«  unb  burdb  feine  93er* 
mäblung  mit  Jb«obora,  ber  Jocbter  beS  gried).  Kai' 
fer»  iltanuel,  gewann  er  an  bemfelben  einen  93unbeS* 
genoffen.  2)oa)  war  beffen  ge Ibjug  gegen  9lurebbin 
obne  bleibenben&rfolg.  2)aS5Heid)3enifalem  würbe 
bureb  ben  unglüdlicben  jweiten Kreujjua  unb  mehr 
nod?  bureb  bie  unaufbörlidie  innere  jjwietracbt  tief 
erfebüttert.  93.  ftarb  ju  Tripolis  in  Sürien,  10.  gebr. 
1162,  wie  man  glaubt  an  ©ift.  3pm  folgte  fein 
93ruber  ?lmalrid>  in  ber  Regierung,  berll73ftarb. 

93.  IV.,  ber  Sobn  unb  9tad?f olger  ÄmalricbS,  ge- 
wöbnlid)  berHuSfdtjige  genannt,  regierte  bis  1 1 83, 
wo  ber  fünfjdbrige  93.  V,  ein  Sobn  beS  ©rafen 
iöilbelm  Songafpaba  oon  SHontferrat  unb  ber  Si* 
bplla,  ber  Scbwefter  93.S  IV.,  §um  König  ausgerufen 
würbe,  tiefer  ftarb  1186,  ein  ^ai>x  oor  3«njfalemS 
(froberuugburd)  Salabin.  Sibplla  überliefe  bie  Krone 
ibrem  «weiten  ©emahl  ©uibo  oon  fiuftgnan  (f.  b.). 

»öalbuin,  ©raf  oon  Suremburg,  Grjbifcbof  oon 
Srier,  geb.  1285,  ein  93rubcr  Kaifer  6einrid;S  Vn., 
ftubierte  in  ^JariS  unb  würbe  1307  jum  ßrjbifd?of 
oon  Srier  ernannt.  WS  foldjer  batte  er  neben  bem 
Grjbifcbof  ^eter  oon  ÜJlainj  ben  betoorragenbften 
ilnteil  bei  ber  9öabl  feines  93ruberS  jum  beutfeben 
Könige  (1308),  begleitete  biefen  aua?  1311  auf  fei* 
nein  3uge  nacb  Italien  unb  wufete  als  gewanbter 
Staatsmann  ben  Vorteil  feines  Stifts  wie  feines 
£aufeS,  baS  nun  aueb  93öbmen  gewonnen  batte, 
gleicbmdfeig  ju  wabren.  9lacb  bem  $ obe  feines  93ru-- 
berS  ftimmte  er  1314  für  bie  9Babl  fiubwigS  beS 
93apcrn  unb  Ijiclt  aueb  in  bem  Streite  SubwigS  mit 
ben  ^dpften,  obne  mit  ben  le&tcm  gerabeju  ju  bre* 
eben,  ju  erfterm,  ben  er  aud;  in  ber  Sdjlacbt  bei 
iWüblborf  (1322)  Iräftig  untcrftüfcen  liefe;  ia  er 
wufete  ficb,  felbft  gegen  pdpftlicbe  Verfügungen,  oon 
1328  bis  1338  in  SWaina,  Wo  man  ibn  glcidjfallS 
jum  6rjbifcbof  crwdblt  batte,  unb  feit  1331  au<p 
als  Slbminiftrator  oon  Speper  unb  9BormS  ui  be> 
baupten,  fo  bafe  eine  gewaltige  sJ)tadbt  bamalS  in 
feiner  6anb  oereinigt  mar.  Dbwobl  93.,  um  ben 
Konflilt  mit  bem  Zapfte  nid;t  auf  bie  Spifee  ju 
treiben,  1338  auf  3Jlainj,  Speper  unb  9BormS  »er-- 
jiebtete,  blieb  er  bod?  gut  taiferlicb  unb  beteiligte 
fid)  felbft  an  bem  Kuroerein  oon  Senfe;  erft  als 
2ubwig93.S  Neffen,  König  $Jobann  oon  93öbmen, 
beeiutrdebtigte,  inbem  er  bie  6rbin  oon  lirol, 
Margarete  ÜJiaultafd?,  oon  beffen  Sobn  eigcnmdd;: 
tig  fepieb,  trat  aueb  93.  wie  baS  ganje  ^auS  ber 
Siuremburner  jum  Zapfte  über  unb  oeranlafete  1346 
I  bie  4Babl  feines  ©rofeneff en ,  Karl  (IV.)  oon  93öbs 
men,  jum  Könige.  $n  beffen  9iamen  wirltc  er  wie 
berbolt  in  ben  9lbein(anben  für  ben  ^rieben.  Jrier 
oerbanft  ibm  unenblid)  oiel;  1897  würbe  ibm  ba= 
felbft  ein  93runnenbentmal  (oon  g.  oon  9)ciller)  er» 
riebtet.  Gr  ftarb  21.  3an.  1354.  ßin  Zeugnis  fei» 
ner  littcrar.  ^ntereffen  ift  baS  grofee  93ilbermert: 
«Sie  SRomfabrt  Kaifer  if3einricbS  VII.»,  baS  wobl 

20 


Digitized  by  Google 


306 


SBaftuinftcin  —  ©alert 


bauptfäcblid?  auf  befien  SWitteilungcn  beruht  (mit 
Sert  bfl.  Pon  3rmet,  S3erl.  1881).  —  93gl.  So* 
minicuS,  S3albcroin  oon  fiüfeelburg  (Hobl.  1862); 
Harl  SWüöcr,  Set  Hampf  SubroiftS  beS  33apern  mit 
bcr  töm.  Kurie  (2  S3be.,  2üb.  1879-80);  feriefad, 
Sie  SReic^öpoltti!  beS  GrjbifdjofS  93.  oon  Strier  in 
Den  3. 1314—28  (@Ött.  1894).  [(Scblofe). 
gtalbutuftein,  Sdjloferume,  f.  Sdjaumburg 
Salbung,  gan#(  genannt  ©rün  ober  ©tien, 
SJtalet,  Hupfetftecbet  unb  3«djnet  für  bcn  ftotm: 
fdmitt,  geb.  um  1475  gu  ©münb,  arbeitete  im  SöreiS= 
flau,  in  ber  Stbrneij  unb  im  Glfafe.  3u  Strafiburg 
weilte  er  feit  1533,  warb  bifdjöfl.  Hofmaler  unb 
Üttitglieb  beS  ©rofien  DlatS  unb  ftarb  bafclbft  1545. 
93.3  ©emälbe  jeigen  ben  berben  Naturalismus  ber 
obcrbeutfd)en  Scbule.baneben  aber  aud)  eine  fdjöp= 
ferif(be  ^Jbantafte.  33.  mar  ftar!  oon  Süret  beeim 
flufet,  mit  bem  er  an  btamatifdjer  flraft  »u  roett- 
eifern  in* t,  um-?  bei  ibm  biSroeilen  ;u  gewaltfamen 
Übertreibungen  in  33cmegung  unb  SluSbrud  fübrt. 
Hauptarbeiten  fmb  bie  Malereien  im  bab.  Nonnen* 
tlofter  2id?tentbal  (1496)  unb  ber  1516  oollenbcte 
Ajocbaltat  be3  ÜJlünftetS  ju  jfreibutg.  93on  anbern 
©emälben  feien  etroäbnt:  bie  Anbetung  ber  Könige 
unb  eine  Hteujiguna  im  S3etlinerNtufeum,  betlob 
JJtarid  in  Sta.  SDiana  im  Hapitol  ju  Köln,  bie  Z aufe 
Gbrifti  im  Stäbelfd?en  ^nftitut  ju  ftrantfurt  a.  2Jt. 
iomie  einige  SarfteUungenpbantaftijd?enßbaralters 
in  93afel  (f.  Jafel:  Seutfdje  Hunft  VII,  ftig.  2), 
Stanlfutt  a.  9W.  unb  Nürnberg.  Neben  bet  Üftalerei 
bat  et  mit  93orliebe  ben  $ol$fd?nitt  gepflegt;  man 
jäblt  übet  16033lätter,  mooon  eine  Änjabl  f  og.  6  1  ai  r  - 
obicur:£oIjfd?nitte  füt  bie  ©cfdud?tc  bet  grapb»fd?en 
fünfte  ton  bobem  yntereffe  fmb.  —  93gl.  oon  Serep, 
$er  j  eicfcniS  bet  ©emdlbe  beS  £anS  93.  (Strafjb.l 893) . 
Xerfelbe  gab  audj  93.3  «fjanbjeicbnungen  in  Cidjt 
brudSlbbilbungcn»  (93b.  1  u.  2,  Strafeb.  1894—95) 
unb  93.3  «©emälbe  in  2id?tbrud:Nad)bilbungen>> 
(33b.  1,  ebb.  1897)  berauS. 
©albut,  f.  33albr. 

* o l bu 4»  be UbalbtS,  $etru3,itaL 33  a l b  i  b e g l i 

Ubalbi,  s$ietro,  aud)  S3albe3d)i  genannt,  etn* 
flu&reicber  Sebrer  be3  röm.  NccbtS,  geb.  um  1347  ju 
Perugia,  Sdjüler  beS  S3artolus(  lebrte  ju  33ologna, 
Perugia,  $loreni  unb  ftarb  28.  äpril  1400  ju 
''jiaoia.  Gr  fd>ricb  Hommentarien  jum  Corpus  juris 
civilis  fomie  Honfilien. 

stf  albtotu,  Gbroarb,  f.  ©obwin,  SBilliam. 

»die  (fpr.  babl),  franj.  Name  für  33afel. 

fBaleären  (Isias  Baleares),  eine  aus  ben  brei 
Öauptinfeln  SRallorca,  Ntenorca  unb  Gabrera  be- 
itebenbe  fpan.  ^nfelgruppe  im  NUttelmeer,  bon  ber 
Hüfte  oon  Valencia  burd)  einen  800  m  tiefen  il\'cm\- 
arm  getrennt  (f.  Harte:  Spanien  unb  Por- 
tugal). Dbgleid)  untcreinanber  nur  burdj  mäßige 
3wifd?enräume  getrennt,  unterfebeiben  bie  33.  fid) 
bodj  jiemlid?  auffällig  ooneinanber,  foroobl  in  ber 
Ullauu'tu  unb  Tierwelt  als  aud)  in  öinficbt  auf  bie 
SJetuobner.  üJleift  gebirgig  (im  N2Ö.  bon  Stallorca 
bi3  1570  ru),  jeigen  üe  einen  frudjtbaren  93obcn,  bem 
nur  ctmaö  geudjti^lcit  feblt,  um  fie  ju  einem  ber  er* 
giebigften  ©cbieteöpanienS jumad?en.  9lur(£abrera 
(Capraria)  ift  faft  unbebaut,  bafür  mit  Hauind?en 
unb  3<egen  überfüllt,  unb  biente  mieberbolt  als  i'cr 
bannungsort.  3)a£  Hlima  ift  milb,  feud)tn)arm,  ob; 
gleid)  es  namentlid)  im  Sommer  feiten  regnet,  unb 
empfieblt  ficb  baber  jum  Söintetaufentbalt.  Sie  be- 
icbtdnlten  Söalbbcftänbc  fehen  ftd?  aus  bet  IHleppo- 
fiefet  unb  immcrgiünen  (jidjen,  bie  ©ebüfdje  auS 


SDlprten  mit  Dlioen,  ?Pifta^ten  unb  Siftrofen  gufam« 
men,  bis  600  m  \)od)  gebt  bte  3ttergpalme;  bei  800  m 
beginnt  ber  balearifcbe  33ud)ebaum©ebüfcbe  }u  biL 
ben.  Sic  93emobner  treiben  ©arten*,  2lder-  unb  SBeta 
bau  (öl,  9Bein,  ÜJlanbeln,  ^obanniebrot  unb  gei^ 
g^cn  ftnb  bie  ^auptprobutte),  9]iebjud?t,  namentlid) 
Sd?n>einejud>t ,  §ifcfefang  unb  öanbcl  unb  fpredjen 
einen  Sialeft,  toelcber,  bem  catalaniicben  nabc  per^ 
roanbt.  ficb  burd?  SBobltlang  unb  Äraft  auSjeidmet 
unb  ÜJlallorquino  genannt  mirb;  er  bcfiiit  aud) 
eine  meift  poetifd^e,  jum  Ztil  oon  3-  ^aftenratb  wr 
beutfd?te  ßitteratur.  (33gl.  33ibmell,  Poetas  de  las 
Isias  Baleares,  ^Jalrno  1858.)  Sie  ^auptftabt 
■3palmo  auf  3)(alIorca  (f.  b.)  bat  (1897)  62525  ff. 
2IIS  öafen  unb  Sampferftation  ift  tt)id?tig  tyQtt-- 
2Jtabon  (f.  SJlabon)  auf  iWenorca  mit  (1897) 
17  790 G.  Sie  jmei  $itpufen(b.b.$inien=3nfeln) 
finb:  3bisa  mit  ber  gleidjnamigen  feften  öaupt= 
unb  öafenftabt,  unb  formen tera  (b.  b-  SBeijen: 
infet)  mit  einzelnen  SKeierbftfen.  Sie  fmb  ebenfalls 
»md'thu-  unb  fübren  viel  Salj  aus.  Sie  33.  bilben 
mit  ben  ^itpufen  eine  $tooin)  mit  5  ©eticbtS; 
beerten:  valm<>>  unb  Wanacot  auf  Wallotca, 
•JJiabon  auf  SJlenotca  unb  ^biui  füt  bie  ^itpufen; 
fie  jdblte  auf  5014  qkm  1897:  306926(147  211 
männl.  unb  159  715  mcibl.)  6.,  roobon  auf  bie  33. 
135486,  auf  bie  «jiitpufen  24229  6.  tarnen.  Huf 
1  qkm  tommen  51  Q. 

Sdjon  ftübjeittg  routben  bie  33.  Don  ^bßnijiern 
unb  ben  ©tiedpen  auS  JRbobuS  befuebt.  Sie  erbiel= 
ten  ibren  Namen  angeblid)  oon  ben  ©rieeben  roegen 
ber  ©ef(bidlicbteit  ber  33eroobner  im  Sd)Ieubern 
(ballein,  merfen,  fdjleubetn).  Sie  3nfeln  ftanben 
bis  jum  Gnbe  beS  jmeiten  ^unifdjen  HriegeS  unter 
fartbag.  ^errfebaft,  rourben  bann  felbftänbig,  (amen 
aber  123  p.  &pr.  burdj  SluluS  (SäciliuS  ÜJietcUuS 
(93atearicu3)  unter  9tom;  426  n.  Gbr.  mürben  fie 
oanbalifd),  bann  meftgotifd),  unter  ^uftinian  I.  oft* 
römifd),  burd)  fiarl  b.  ©r.  auf  lurje  3cit  fräntifd?, 
798  arabifd),  unb  jmar  1208—20  unter  ben  ?tlmo= 
baben.  NaaSbcm  fie  Pon  Jalob  L  oon  Siragonien 
1228—32  unterworfen  roorben,  bilbeten  fie  unter 
Nacbtommcn  beSfelben  feit  1276  ein  eigenes  Hörrigs 
veidj  (61  Nepno  be  N(allorca),  meld^eS  1343  mit  ber 
Hrone  Shagonien  vereinigt  roarb.  3J2enorca  mar 
1708— 82miteinertutienUnterbrecbung(1756— 63) 
im  93cfi&c  bcr  engldnber.  —  93gl.  33ibmeU,  The 
Balearic  Islands  (fionb.  1876);  Termite,  Etüde  geo- 
logique  sur  les  lies  Baleares  i  l'ar.  1879);  bor 
allem  baS  ^raebtmert  (anonpm  oon  Gtibergog  Sub* 
teig  Saloator):  Sie  93alearen  (7  33be.,  iJpj.  1869— 
90,  nidjt  im  33ud?banbel;  Heine  2luSg.,  2  93be., 
fflürjb.  1897,  im  33ucbbanbel);  93uillier,  Les  lies 
Oubliees  (^JJar.  1893;  engl.  Öonb.  1896);  dxai\\e, 
etilen  pon  ben  33alearifd)en  ^nfeln  (ipj.  1898). 

Balearica,  f.  Hronentranid}.  Iftäbe. 

»aleinen  (franj.baleines,  fpr.-ldbn),  ^rifdjbcin 

'Halen,  öenbrif  oau,  nieberldnb.  Ü){aler,  geb. 
1575  ju  Slntmerpcn,  geft.  bafelbft  17.  3uli  1632, 
bilbetc  ficb  anfangs  in  berSdiule^lbamSoanNoort 
unb  ftubierte  bann  in  Italien  bie  ftntile.  33.  mar 
ber  Scbrer  nan  SpdS.  Sein  Stil  ift  roeieblid?,  baS 
ilolorit  gldnjenb;  feine  religiösen  Sarftellungen  fmb 
obne  tiefern  Gruft,  bagegen  fpreeben  bie  mptbologi* 
jdjen,  beren  lanbfdjaftlidjen  öintergrunb  oft  3an 
33ruegbel  malte,  mebr an.  3u^ntrocrpen  befinbetfid) 
oon  ibm:  Anbetung  bcr  Hßnige,  Sreifaltiglcit,  33er- 
lünbigung,2tuferftebung.  SicSreSbener@alcrie  bat 
oon  ibm  fteben,  meift  auf  Hupfer  gemalte  33ilbajen. 


Digitized  by  Google 


Solemt  —  »afggefcfinmlft 


307 


Galenit,  ein  ©emifd)  von  flautfdjut,  SRubin= 
fdjellad,  gebrannter  SDlagnefm,  ©cr^rrefcl  unb  ®olb- 
fcbtoefel,  baS  als  (5rfa%  für  fttfebbein  oertoenbet  n>irb. 

*>alco ,  anberet  Üiame  für  SBafing  (f.  Senegal). 

«aleftcr  ( SB  a  lieft  er),  eine  im  fpätern  SWittel* 
alter  jum  Sdüeßen  von  äugeln  beftimmte  8lrm- 
bruft,  bie  einen  eifemen  (bidroeilen  aud)  böljernen) 
Schaft  batte,  ber  unten  in  einem  ftarten  böljernen 
Holben  enbete.  6in  in  ber  ÜRittc  beS  Schaftes  be^ 
feftigter  beioegliAer  eiferner  feebel  beroirtte  baS 
l rannen  beS  ftdblernen  SBogenS.  Tic  Strmbruft 
batte  eine  aus  beroeglieber  SBiftcrllappe  unb  oer: 
iebiebbarem  Äom  beftebenbe  liBifiereinricbtung. 

Half.,  bei  botan.  Warnen  Äbtürjung  für  yobn 
Button  SBalfour  (fpr.  bällfubr),  geb.  1808  ju 
ßbinburgb,  geft.  1884  als  <Brofefjor  ber  SBotanil 
unb  Tircltor  beS  botan.  ©artenS  in  Gbinhurgb. 

«alfc  (fpr.  bällf),  eigentlidj  SBalpb,  9Wid»ael 
William,  engl.  Dperntomponift,  geb.  15.  üflai  1808 
ju  fiimerid  in  3*lanb,  trat  al*  fiebenjäbriger  Änabe 
mit  SBeifall  als  SBiolinfpieler  auf,  fam  mit  16  fahren 
i;art-  fionbon,  fanb  biet  Engagement  als  cänger 
(SBaritonift)  unb  nrirlte  bann  alS  OTuftlbireltor  an 
einem  ber  Keinem  ibeater,  bis  er  1825  na*  Italien 
ging,  öier  lieferte  er  1826  für  baS  Scalatbeater 
in  tölailanb  baS  Ballett  «La  Peyrouse»,  fang  an  oer 
fd?iebenen  SBübnen  unb  fd?rieb  Dpern.  1835  ging  er 
nad)  l'onbon,  too  er  in  bemfelben  3abre  mit  ber  Oper 
« L'Assedio  di  La- Hochelle»  auftrat.  Sritbemttnrlte 
er  als  Dirigent  unb  tamponierte  viele  Opern,  wen 
benen  bie  belannteften  finb:  «Falstaff»  (1838), 
«Jeanned'Arc»  (1839),  «The  Bohemian  Girl»  («Die 
Sigeunerin»,  1844),  «Lea  quatre  fils  Aymon»  (1844 
für  $arte),  «LY-toilo  de  Söville»  (1846  für  ?ßariS), 
«The  Bondmann  (1846),  «Satanella»  (1859),  «The 
Puritan's  Daughter»  (1862).  Qt  ftarb  21.Dlt.  1870 
ju  iHomnep  Slbbep  in  $ertf  orbf  bire.  JB.  ift  flüdjtiger 
Wa*abmcr  meift  franj.  unb  ital.  9Jtufter  unb  bat  jur 
SBcrflacbung  ber  engl.  SBübnenmufrf  beigetragen.— 
Sgl.  Barrett,  B.  and  bis  works  (fionb.  1882). 

tBalfonr  (fpr.  bällförr  ober  bällfubr),  ärtbur 
SameS,  brit.  Staatsmann,  geb.  25.  $uli  1848, 
rourbe  in  (Ston  unb  (Sambribge  berangebtlbet,  1874 
OTitglieb  beS  Unterbautes,  mar  1874—80  «Uritat 
felretdr  feine«  DntelS,  beS  SJlarquiS  oon  SaliSburo, 
unb  begleitete  biefen  auf  ben  ^Berliner  Kongreß. 
1885  war  er  unter  SaliSburp  ^räftbent  beS  £olal= 
oertoaltungSamteS;  in  beffen  jtoeitem  aJtinifterium, 
1886—92,  mürbe  er  juerft  6elretdr  für  Scbottlanb, 
1887  ©eneralfetrctär  für  fclanb,  in  meldjer  Stellung 
er  bie  Ucaßregcln  ber  Regierung  energifd)  burcb: 
fübrte,  1891  erfter  2orb  beS  ScbaßeS  unb  ftübrer 
beS  Unterbautes.  Tiefelben  Stellungen  nabm  er 
roieber  im  britten  ÜRinifterium  SaliSburp,  feit  3uni 
1895,  ein.  Gr  wröffentlid)tc  «A  defence  of  Philo- 
sophie doubt»  (Sonb.1879),  «Essays  and  addresses* 
(ßbinb.  1893),  «The  foundations  of  belief»  (Sonb. 
1895  u.  ö.;  beutfd)  Sielef.  1896). 

ttalfottr  (fpr.  bdüförr  ober  bdüfubr),  Francis 
2Raitlanb,  engl.  Hoolog,  Brüter  tc*  vorigen,  geb. 
10.9loD.1851  inßbinburgb,  ftubierte  in  dambrtbge 
unb  »urbe  bicr  1882 ^refefjor  bor  (5'mbrpologie.  6r 
oerunglüdte  bei  einer  SBergbefteigung  in  ber  Sdjroeij 
19.  ^uli  1882.  S).  febrieb:  «On  the  development 
of  elasmobranch  fishes»  (Conb.  1878),  «Studies 
from  the  morphological  Laboratory  in  Cam- 
bridge» (2*Bbe.,  ebb.  1880  —  82),  «Treatise  on 
comparatiTe  embryology»  (2  Sßbe.,  1880—81; 
beutfd)  $ma  1880-81). 


»alfoisr,  ©eralb,  brit.  Staatsmann,  f.  3Jb.  17. 

»alf rufen  ( B  ä  l  f u  r  u  f  *  I ,  Stabt,  f.  JBarfcruidj. 

)Balfla,  Rieden  im  Hrei#  öeiligenbeil  bes«  prenß. 
iReg..-5Bcj.  Äönigsberg,  auf  einer  i>albinfel  am  gri» 
fd?en.öati,  bat  (1900)  545  coang.  ß.,  $oft,JclegTdpb, 
eoang.^farrlirdje,  ein  alteS  Hrcu»berrcnorbenefd?lop 
(1860  reftauriert)  unb  ift  2?ampferftation.  5)ei  bem 
Sorroerl  SB.,  melebeS  einen  eigenen  (5)utebejirf  (300 
6.)  bilbet,  ftanb  bas  alte  J&cibenicblop  öoneba,  1239 
von  ben  Wittern  bcö  Teutleben  Crbcn*  gerftbrt. 

^iTlgirurttt  ober  SBalgtapf  ei,  i»  ber  beiebrei' 
benben  iBotanil  eine  mebrfamige  ^ruebt  mit  blutiger 
ober  leberartiger  Sd^alc,  bie  nur  auS  einem  (Vrucbt-- 
tlattc  ober  itarpcll  beftebt,  nur  an  einer  Seite  ber 
Üdnge  nadi  auffpringt  unb  inmenbig  an  ben  beiben 
tüulftig  »erbidten  Wänbern  bie  Samen  reibenmeife 
geftellt  trdkit.  I5ine  SB.  befittcn  j.  SB.  bie  SJiäonicn,  ber 
KÜtetfiporn,  bie  Sllfelei  unb  anbere  iHanunfulaccen. 

^alggctriituulit  ober  (ipfte,  in  ber  £»eil= 
hinbe  bäufig  t»orlommcnbe,  meift  runblicbc  ÖJe^ 
lebmülfte,  irelcbc  au*  einem  gefcbb)|enen  Sad  ober 
'Balg  befteben,  ber  einen  mebr  oDer  weniger  flfiifigen 
^nbalt  einfcbliefU.  Tie  meiften  SB.  geben  au*  ber 
Ummanblung  normaler,  ganj  ober  gröfetenteil*  ge= 
idilofiener  .ftoblrdumc  beroor;  fo  tonnen  ftdj  (Snften 
bilben  bureb  übermäßige  illnfammlung  non  Alü)fig: 
teit  in  ben  Sd?lcimbcuteln,  in  ben  Sebnenf (beiben 
(f.  Überbein)  ober  burd) vJlu*öcbnung  ber  fog. öraaf« 
icben  SBld*cbcn  ber  Gierftödc,  ferner  burd)  2lu*n>ct- 
tung  oon  SaMcimbautböblen,  beren  i'tünbung  burd) 
cingebidteu  Scbleim,  burd)  Steine  ober  Dlarbcn  ber« 
idilcifen  ift  (fo  entftebt  h  SB.  bie  fog.  Sadroafferfucbt 
ber  Wallenblafc,  bc*  SWurmfortfaheS,  be*  Bieren* 
beden*  u.  i.  »p.)(  meiterbin  burd)  SBerfcblicfeung  gc= 
»iffer  $rfifcnau»fübrung*gängc  unb  iHnbdufung 
be*  cetret*  innerbalb  ber  auSgcbcbnten  Prüfen  (fo 
bilben  fid>  bie  SB.  ber  öaut,  bie  Dfiteiler,  mandje 
(£pften  ber  Spcid)elbrüfen,  £>oben,  Bieren  u.  f.  n>.). 
©nblid)  entftebou  manebe  SB.  burd)  Sß}ucberungepitbel= 
tragenber  Mänte,  n?ie  bie*  für  getoiffe  (Soften  beS 
(5ierftod*,  ber  Scbilbbrüfe  unb  einen  2eil  ber  in 
^eubilbungen  oortommenben  (Soften  anjunebmen 
ift.  ^m  ©ebim  (feltener  in  anbern  Organen)  finbet 
mau  '.Bälge,  bie  SBlut  ober  bellen  Welte  entbalten  unb 
au*  einer  frühem  iBlutauatretung  (öimfd)lagflup) 
entftanben  finb:  bie  fog.  apopleltifcben  (Soften.  SBer« 
fdjiebcn  oon  ben  (Soften  fmb  bieöpbatibcn,  imKörper 
entitanbene  SBlafenmürmcr.  Xcx  ^nbalt  ber  SB.  ift 
entroeber  eine  feröfe,  todfferige  glflffigfeit,  ber  bi*« 
»eilen  01erinnung*probulte  beigemif  ebt  finb,  ober  ein 
eigentümliche*  jähe*,  gallertartige*  Seiret  %  o  n  i  g  ■ 
gcfdjtoulft),  loie  in  ben  Überbeinen  unb  manchen 
(Soften  be*  (SierftodS  unb  ber  Sdjilbbriife  (f.  Kropf), 
ober  eine  breiäbnlicbe  DJcaffe,  mie  bei  ben  Atheromen 
ober  ©rüßbeuteln.  Tie  faft  immer  angeborenen  fog. 
Dcrmoibcoften,  bie  beionberS  im  Gierftod  oor« 
lommen,  befißen  an  ber  Innenfläche  bcS  SadS  eine 
vaut,  roclcbc  faft  ganj  ber  äußern  £>aut  glcicbt,  mit- 
unter &aare,  Träfen,  ia  fclbft  „Säbnc  trägt  unb 
bem  ^nbalt  ber  (Softe  beftdnbig  §ett,  (Spibcrmi*: 
fd)uppcn  unb  öaarc  beimengt. 

Tie  SB.  jdhlcn  im  allgemeinen  ju  ben  gutartigen 
ßefcbwftlften,  bie  geroöbnlid)  nur  langfam  roadjfen; 
ihre  ©röfee  ift  fchr  oerfebieben,  eS  finben  fieb  alle 
Übergänge  oon  mifrof tooif  eben  (Soften  bi*  ju  f  oleben, 
melcbe  bie  ganjc  SBaucbböble  ausfüllen.  Södbrenb 
febr  oielc  (Soften  ohne  alle  SBebeutung  fmb,  oermögen 
anbere,  mic  j.  große  Goften  be«  Cnerftod*,  burd) 
Tmd  auf  wichtige  Crgane  ba*  S?eben  birelt  ju 

20* 


Digitized  by  Google 


308 


Balgingen  —  ©oltol 


gefdbrben.  (S.  Gierftodmafferfucbt.)  Teilung  ift  nur 
oon  einer  Operation  ju  erroarten,  unb  jroar  oerbient 
hier  bie  2luefd>dlung  unb  Entfernung  bc«  ganjcn 
93alg«  ober  bte  freie  (jTÖfjnung  beäfelben  entf djieben 
ben  Jßorjug  oor  ber  bloßen  Munition  mit  barauf* 
folgenber  (finfpri&ung  einer  reijenben  ftlüfftgteit, 
roeil  bie  beabftdjtigte  (Sntjünbung  burdrjau*  nidjt 
immer  ausreißt,  um  eine  Scröbung  be«  Sadi  unb 
bamit  eine  oollftdnbige  Teilung  berbeijufübren. 

©alginge«,  f.  33alingen. 

»algfapfcl,  f.  93algfrud)t. 

33a  lg  tropf,  \.  Kropf. 

©alqtmlbcn,  öaarbalgmilbcn  (f.  b.). 

©alfjora,  93ud?bruder,  f.  93alIborn. 

{Bali,  bie  roeftlicbfte  ber  (leinen  Sunba^nfeln 
(f.  Karte  :9JUlaiifd)er3trd)ipel),anber  Sübofr 
lüfte  oon  3aoo  unb  oon  ibr  burd)  bie  93  a  l  i  ft  r  a  e , 
oon  ber  £ombol'3nfel  burd)  bie  Combolftrafie  ge= 
trennt,  mit  ber  tteinen  3nfel  $anbita  5396  qkm 

8rofc.  fJn  0*ol«>fi-  93ejiebung  »eigt  93.  bie  gröfetc 
tbereinjtimmung  mit  bem  öftl.  yaoa,  ift  bergig, 
erbebt  fid)  in  bem  Sultan  ©unung  =  2lgung  biv 
3200  m  ü.  b.  ÜR.,  enthalt  aber  ausgebreitete  Streden 
bödjft  frud)tbaren,  für  ben  Mdcrbau  befonbcr«  ge* 
eigneten  oorjüglicb  fultioierten  itonbe«.  5Rei«,  Wate, 
93aumroolIe,  $alnuuder,  Kaffee,  Jabat  unb  etwa« 
3nbigo  ftnb  bie  ©aupterjeuaniffe.  J&aupterport: 
artilel  ift  SRei«.  eine  gute  Slrt  oon  SRinboicb  roirb 
in  betrdd)tlid)er  2Renae  gejogen.  3>ie  malaiifcbe 
93eoöllerung  tft,  au*  in  fprad>lic^er  öinfidjt,  mit 
ber  oon  3aoa  ftammoerroanbt  (f.  Malaien  unb  3as 
oanifd?e  Spraaje).  93efonber«  mcrtroürbig  ift,  baf» 
ber  6inbui«mu8  unb  befonber«  Siroalultu«  ftd>  auf 
93.  au«  febr  alter  3eit  bi«  in  bie  ©egenroart  leben«* 
frdftig  erbielt,  ftdbrenb  er  auf  3aoa  bem  3«tom 
geroicben  ift.  »I«  ber  mdcptine  öinbuftaat  aJcobjo* 
pabit  in  Djtjaoa  1478  oor  bem  fid)  bafelbft  oerbret* 
tenben  3«fam  jufammenftürjte,  fanben  alle  SDiber- 
fadjer  ber  neuen  Cebre  auf  93.  eine  3uflud>t«ftdtte. 
93.  ift  baber  oon  gröfeterSBicbtigteit  für  bie  Kenntnis 
unb  (hforfdning  ber  oormobammeb.  3uftdnbe  auf 
3aoa.  SMe  93eoölferung  oon  93.  jerfdllt  in  bie  oier 
fog.  roiebergeborenen  Kaften  ber  SBrabmanen,  ber 
Katria,  ber  9Befta  unb  ber  Subra.  Unter  ben  SBrab- 
manen bat  ftcb  aud)  nod)  eine  eigene,  bem  Slltjaoa: 
uifdjen  ober  fog.  Karoi  (f.  b.)  oerroanbte,  roieroobl 
entartete  ©dmftfpradbe  erbalten. 

93.  mar  früber  in  neun  Meine,  in  einem  93unbe«: 
oerbdltni«  ftebenbe  Steide,  ndmlid?  93uleleug,  2>jetm 
brana,  Karang-Slffam,  Klonfong,  ©ianjar,  93anaU, 
Sabona,  SJtengaroi  unb  Jabanan,  »erteilt.  93on 
ibnen  befteben  jetjt  aber  nur  nod)  lieben,  inbem 
93uleleng  unb  TJjembrana  Abteilungen  ber  nieber- 
(dnb.  Stefibentfdjaft  93anjuroangi  auf  3aoa  geroor; 
ben  unb  unter  einen  Slffiftentreftbenten  geftellt  fmb, 
roäbrenb  ber  Siefibent  ber  93anjuroangi  al«  Äom* 
miffar  ber  ^Regierung  für  bie  Slngelegenbeiten  oon 
33.  unb  Combot  (1897  nad)  ©cbdtiung  10447576.) 
überbaupt  ernannt  ift.  Slber  aud>  bie  übrigen  SReicbe 
baben  einen  großen  Seil  ibrer  6elbftdnbtgleit  an 
bie  niebcrldnb.  Regierung  abtreten  müffen.  3)ie 
^coölterunö  oon  93.  rcirb  auf  500 000  Seelen  ange= 
geben,  b.  i.  92  auf  1  qkm.  ©enauer  befannt  ift 
fie  allein  oon  93uleleng  unb  Djembrana,  mo  fie 
(1891)  au§  57  (hiropdern,  95600  93aliern,  809 
(Sbinefen,  237  Arabern  beftanb.  Der  ßauptort  ift 
93uleleng  in  ber  Sanbfcbaft  gleiten  Diamen«,  fos 
bann  93abong  im  S.  $ie  dürften  ber  3nfel  mur« 
ben  erft  1849  naa>  bartnddigem  unb  oerjweifeltcm 


SBibcrftanbe  unterworfen.  —  93gl.  Zonlei,  Solls* 
lunbe  oon  93.  (<&alle  1888). 

iBali,  93o(lSftamm,  f.  Kamerun. 

Balia.  in  Italien  früber  bie  oom  93ol(e  gemdblte 
Äommiffion  mit  9ioUmad)t  jur  ßnberung  ber  93er= 
faffung  ober  ibrer  93cfd)rdnlung  in  3«ten  be* 
ÄTiegeS  unb  innerer  Unruben.  fcoldje  Su«fd)üfie 
mürben  in  ^loren»  im  14.  unb  Anfang  beS  15.  $abrb. 
roieberbolt  eingelegt,  um  bann  in  ber  öanb  ber 
üDiebici  baS  Sauptmittel  ju  merben,  republila^ 
nifdje  Staatsformen  )um  leeren  3  d- ein  ju  mad)en, 
roie  oon  ben  Sorgdngern  ber  OJlebici,  ben  Jllbijji, 
bie  Slmmonition,  b.  b-  ber  auöidjlufj  oon  ber 
Ausübung  ber  bürgerlicben  Sedjte,  ber  unter  irgenb 
meutern  93orroanbe  über  SRitglieber  ber  Gegenpartei 
oerbdngt  mürbe,  ju  biefem  Livedo  benutzt  roorben 
mar.  Unter  ben  iRebici  beftellte  bann  bie  B.  einen 
jroei  ten  SluSf  d)u|,  biefog.3lccoppiatoren,tr<elaV 
bie  fiiften  ber  ju  ben  üimtem  mäblbarcn  93ürger 
aufftellten,  toa*  benfelben  2)ienft  tbat  mie  bie 
Slmmonition  unb  nur  in  beT  ^oxm  tueniger  oer= 
letjenb  roaT,  ba  nidjt  9led)te  genommen,  fonbern 
9iorred)te  erteilt  »urben. 

<öa  1  i  f  c  #  x  i ,  33alalbiffar,  öauptftabt  beS  Siroa 
Äaraffi  im  tür(.  Äleinafien,  in  einer  gut  angebauten, 
burd)  milbeä  Älima  au»gejeid?ncteu  @egenb,  an 
einem  linlen  3ufluffe  bed  Sufurlu  (Waceftud),  bat 
12000  @.,  im  31uguft  einen  ber  bebeutenbften 
SDlärlte  beS  Orient«,  oon  etma  30000  Serfonen  be* 
fud)t,  unb  in  ber  9täbe  ÜHineralqueBen  oon  60°  C. 

fiBalincftfdje  «prarijc,  f.  ^aoanifebe  Spracbe. 

Halingen.  1)  Dbcramt  im  ȟrttemb.  6d?roarj= 
malblreiS,  bat  319,49  qkm,  (1900)  38365  (18055 
mdnnl.,  20310  meibl.)  6.,  1  Stabt  unb  30  Sanbge^ 
meinben.  —  2)  93.  ober  93  a  b  l  i  n  g  e  n  ober  93  a  l  g  i  n  - 
gen,  DberamtflftaM  im  93ejtrf  93.,  am  tyufee  beS 
veuberged  (fdnodb.  93lod«bcrgS),  in 517m  6öbe, 
an  ber  Gpacb  unb  ber  2inie2übingen:Sißmaringen 
(^obenjoll.  93abn)  ber  SDürttemb.  Etaatdbabnen, 
6i&bc#Cberamte$,  eine*  ^mtSgerid)tS  (2anbgerid?t 
Äottmeil),  3«>lis»  Äatafter:  unb  ©renjfteueramtes, 
bat  (1900)  3447  Q.,  barunter  293  flatboliten,  ^oft= 
amt  jroeiter  Klaffe,  ielegrapb,  jmei  jiircben  (in  ber 
StabtHrde  [1440]  ba«  ©rabmal  ^riebrid)3  oon 
3ollern),  yatein=,  SKcalfcbuIe;  ^abrilation  oon  Jri« 
tot$,  ©djuben,  >>anbfcbuben,  fflagen,  ©etreibe=  unb 
93iebbanbel.  3"  ber  sJJäb«  eine  febroadje  6djroefel= 
quelle  mit  93abeanftalt  unb  ^unborte  iablreid)er 
ilcrfteinerungen.  93.  gebörte  urfprünglid)  ben  3ol; 
lern,  mürbe  1206  Stabt  unb  fam  1403  burd)  Rauf 

Balio,  f.  Bailli.  fan  Württemberg. 

iönltol,  3obn,  König  oon  todjottlanb,  batte 
unter  ben  93emerbem  um  ben  Zi>xt>n  nad)  bem  Su«^ 

Sorben  be£  fdtott.  K6nig«baufe«  (1290)  ba«  meifte 
nredbt,  ba  er  ber  ©nlel  ber  älteften  Socbter  bed 
©rafen  2)aDib  oon  {»untingbon,  93rubeT«  oon 
König  Silbelm  bem  Sömen  mar.  Gr  mürbe  burd) 
ben  6d)ieb*fprud)  König  6buarb8  I.  oon  6nglanb 
auf  ben  Jbron  erboben  unb  nabm  fein  iReidb  oon 
biefem  ju  fiebn.  3«  ber  Hoffnung,  biefe  Dber^ 
berrfebaft  abjufdbütteln,  oerbanb  er  ftd)  mit  Arani - 
reieb,  al«  bieie«  ©buarb  in  ber  ©aScogne  bebrängte. 
5)ie  (hbebung  rourbe  aber  niebergeid)lagen,  93.  ab 
gefettt  unb  in  ben  Jomer  geftedt  (1296).  1299  rourbe 
er  auf  Sfcrroenbung  bc«  "IJapfte*  frcigelaffen,  begab 
ftcb  nad)  ftranlreid)  unb  ftarb  131 5  in  ber sJiormanbie. 
3obn«  ältefter  £obn  6b mar b  93.  roar  mit  feinem 
9Jatcr  gefangen  genommen  unb  frcigelaffen  roorben, 
febrtc  1327  nad)  Gnglanb  jurüd  unb  mürbe  oon 


Digitized  by  Google 


Balistidae 

Gbuarb  m.  als  2Berfjeug  ber  engl.  ^Bolitif  gegen 
Sdjottlanb  aebrauebt.  Gr  fiel  1832  in  Sdjottlanb 
ein,  ließ  lieb  in  Same  jum  König  frönen,  mürbe  aber 
brei  SMonate  fpdter  von  Slrcbibalb  3)ougla«  wieber 
vertrieben.  2>ocb  gewann  er  1333  mit  enfll.  fcilfe 
ben  £bron  jurüd  unb  ertannte  Gbuarb  III.  al«  fei» 
nen  Dberberrn  an.  3"  ben  fortbauernben  Kämpfen 
mit  fd)ott.  ©roßen  lebte  er  ebne  £>a(t,  balb  im  Sanbe, 
balb  verjagt,  unb  jtarb  1367  obne  Grbcn. 

B&listld&e,  f.  öornfifebe. 

©alije  (fpr.  bdllib*),  f.  33ritifcb=&onbura«. 

©alje,  ba«  engegabrwaffer  jwifepen  jmei  Sanb» 
hänfen  (f.  Sani). 

*alf,  Hermann,  f.  33alfo. 

©alfaa(türf.  «©ebirae»),  als  Gißenname  toiffen*  . 
fdjaftlid?c  93ejeicbnunß  für  ba«  im  Altertum  £>ä= 
mu«  genannte  ©ebirasipftem ,  welche«  al«  £>aupt-- 
gebirae  be«  öftl.  Seil«  ber  gviecb.'türl  ßalbinfel 
ben  fübl.  ©renjwall  be«  unterften  $onaubeden« 
bilbet.  9lacb  ihm  wirb  bie  ganje  fcalbinfel  auch 
93altan:  ober  f)ämu«balbinfel  genannt.  (S.  Karte: 
Rumänien,  Bulgarien  unb  Serbien.) 

2)a«  33allangebirße  (bulaar.Stara^lanina, 
ba«  aalte»,  b.  b.  «ßroße  ©ebirge»)  jiebt  fieb  von  bem 
^  bale  be«  $imot,  eine«  Webenfluffe«  ber  2)onau,  im 
©.  juerft  in  flachem  33oßen  nad)  SO.,  bann  in  vor 
rciegenb  öftl.  9ttd?tung  big  jum  Kap  (Smine  am 
3<bmarjen  ÜReer,  bureb  5*/,  fiänaengrabe  (444  km), 
ungefähr  auf  bem  43.°  nörbl.  99r.  3m  912B.  ftebt 
ber  33.  bureb  ba«  Cftferbifd>e  unb  33anatcr  ©ebirge 
mit  ben  fübL  Karpaten  in  SBerbinbung  unb  bilbet 
alf  o  einen  Seil  be«  großen  europ.  ftaltenfpftem«, 
befien  fiauptteil  bie  »Ipen  finb  (f.  (Suropa).  3)ie 
ftar!  gefaltete,  »erbältnißmäßig  icbmale  unb  baupt* 
iäd^licp  auä  ftlpfcbgefteinen  ber  Krcibe*  unb  <socän= 
jeit  beftebenbe  flone  be«  99.  ift  eingepreßt  jwifepen  ' 
ba«  bulgar.  Jieflanb,  einer  flacben  von  jertiär  unb 
Ööß  bebedten  Kreibefcbolle,  im  91.  unb  ba«  arebäifebe 
tbrajifcbe  ÜRumpfgebirge  im  S.  2)oeb  bilbet  bie 
frpftaüinifAe  SRaffe  ben  ganzen  Untergrunb  ber 
galten  unb  ragt  im  2B.  aueb  tu  einzelnen  Jöorften 
au*  ben  Sebimenten  berau«.  3m  centralen  jeil 
bilbet  fie  fogar  ben  öauptlamm  be«  ©ebirge«,  füb' 
lid)  ber  meorigern  ftaltenjone;  ja  fie  ift  bier  bureb 
ba«  innerbaltanifcbe  üdng«tbal  jwiicben  Sofia  unb 
Sliono  in  jwei  parallel  iueie-  geteilt.  lanad? 
tann  man  brei  Slbfcbmtte  unterfebeiben:  ben  3Beft-- 
balfan  mit  IrpftaUinifcben  Sd)ollenreften  im  91.  ber 
gefalteten  Sebimente,  ben  ju  perfebiebenen  geoloß. 
Ifpocben  von  ftarten  $reffungen  beimgefuebten  trp; 
ftallinifcben  9Jlitt(ern  ober  (Sentralballan  unb  ben 
faft  au«fcbließlicb  au«  gefaltetem  tflpfcb  beftebenben 
Dftbalfan  mit  bem  weiten  3lu«brud}«ßcbiet  uon 
?Burga«  im  S.  1)  3)er  ffieftballan,  Pou  Jimot 
bt«  jum  engen  5)urcbbnicb«tbal  be«  3»lfr#  ber  üon 
ber  &od>ebcne  oon  Sofia  nacb  ')l  )ur  tenau  ftrömt; 
ein  fuböftlid)  geriebteter  ©ebirg«jug,  mit  fanft  ge= 
runbeten  Äuppen  bi*  21G6  m  auffteigenb.  2)  5>er 
Mittlere  ober  ©rofee  öy  vom  3«Ict  bi*  in  bie 
(>Jcaenb  con  Sliono  naeb  D.  jiebenb.  Sein  »eftl. 
Jcil,  ber  etropol^SBallan,  etwa  66  kra  lana, 
bureb  bie  6infenlung  be«  obern  3^^rtbale«  Dom 
'JiUtofcb^SitoSOnnb  bem^ilogebirgc  getrennt,  gebt 
öjtlid)  in  ben  o b f cb a -  ober  IBeliiisSaltan 
über,  ber,  170  km  lang,  bi»  in  bie  ©eaenb  von 
cliono  reidjt  unb  im  91.  ton  flarlouo  aueb  2; r  o  j  a n  •■ 
Halfan  (beim  1651  m  bobfn  Irojanpafie),  im  9t. 
von  Äajanlit  Srbipfa=33allan(naeb  bem  1308  m 
toben  Scbipfapafe)  beißt.  Itx  Sdjipfa^alfan  tft 


—  Salfan  309 

im  SD.  von  ©abrovo  eine  weit  alle  Salbrüclcn 
fibeuapenbe  toeifee,  nollfommen  nadte  Steinmafje. 
3mftobieba=58allan  befinben  r«b  bie  böcbften  ©ipfel 
bc*  ©ebirgeS :  ber  3umruttfcbal  (3umruCfal,  2374m), 
ber  Äabimlia  (2280  m)  unb  ber  Slmbarica  (2170  m). 
$er  9Jlittlere  ©.  bilbet  bie  ffiafjerfcbeibe  jwifeben 
25onan  unb  9Rarit(a,  bie  ©renjfcbeibe  jiroifcfcen  Sul 
cjarien  unb  Stumetien.  2)en  Sübfuß  becjlettet  eine 
iHeibe  bcrrlicber  Jbalbeden.  5)a«  auSgejeicbnetftc 
ift  ba«  von  Haumlil  an  ber  obern  Junbfdja,  im  S. 
be«  Scbiplapaffc«.  SAMbrenb  im  bobern  ©ebirge 
nod?  Sebnee  Hegt,  entfaltet  ftd)  bereit«  im  2balc 
eine  reiebe  unb  berrlicbe  iBegetation.  toelebe  bie  lanb= 
l'cbaftlicben  JHeije  nod)  erböbt  3)iefe«  2bal  unb  ba« 
ber  obern  ©jopfu  febeiben  com  99.  bie  ffiblid?  vor= 
gelagerten  Mittelgebirge  be«  Slntibalfan,  Srebna^ 
©or a  unb  ftarabjia ; 2)agb  ( (Sema •  ©ora ).  3)  Ter 
0  f  t  b  a  1 1  an ,  von  Slivno  bt«  jum  Scbroarjen  9Reere, 
an  ben  ftd)  im  %  ba«  Plateau  ber  3>obrubfcba  an- 
febließt.  verliert  bebeutenb  an  >>cbc ,  gewinnt  aber 
an  Brette;  ba«  ©ebirge  löft  fteb  tn  wellenförmige 
.*r>ügel jüge  auf.  9cur  wenige  fünfte  eneieben  1000  m 
ööpe.  2>rei  Äetten  jeidmen  f»d)  vor  ben  anbern 
«Dügeljügen  au«:  bie  ffiblicbe,  ^mine^Ta^h,  eutet 
mit  bem  gleid)namigen  Map ;  bie  mittlere,  ber  fog. 
Kleine  39.,  enbet  im  D.  an  ber  ^Bereinigung  ber 
betben  Äamtfcbilflüffe;  bie  nörblidje  breitet  ftd?  ju 
einem  ^lateau  au«,  an  beffen  9torbranbe  bie  wia> 
tige  ^eftung  Scbumta  liegt  2)a«  ©ebirge  bat  bin 
niefat  mebt  ben  Sbaraher  einer  Sölferfcbeibe,  rote  ber 
9Jlittlere  39.,  fonbern  befi^t  mebrere  widjtige  tya\ 
faaen,  an  beren  Pforten  bebeutenbe  $läfte  liegen: 
Scbumla  unb  s$ro»abia  im  91.,  Äarnabab  unb  Sltto« 
im  S.,  33arna  unb  39urga«  an  ber  äüfte. 

Älimatifd?  bilbet  ber  39.  eine  wiebtiße  Sd>eibe 
»wifdben  ben  langen,  talten,  febneereirben  Sintern 
be«  3)onautieflanbe«  unb  ben  langen  Sommern, 
milben  SBintern  unb  ber  füblänbifcpen  33egetation 
Dftrumelien«.  35ie  9torbfeite  be«  9.  befttjt  au«= 
gebebnte  Gicbenwälber.  —  3)ic  «Bdffe  be«  33.  fmb 
niebt  f owobl  wegen  ber  f)öbe  be«  ©ebirge«  al«  wegen 
ibrer  Unwirtlicpleit,  ßinfamfeit  unb  ßbe  für  ben 
33erlebr  wie  für  &eere«süge  mit  großen  Sd>wierig= 
feiten  verbunden.  33on  ben  13  brauebbaren  über= 
gdngen,  welcbe  ber  33.  baben  f  oü,  f»nb  folgenbe  fieben 
»nauptpdffe  (oon  Dagegen  9B.)  bie  befannteften :  1)  ber 
l'll=33oa}  mit  ber  Straße  von  33arna  nacb  93urgas 
(ruff.  Übergang  1829),  427  m  boep ;  2)  ber  445  m  bobe 
Ifcbalitaoatpaß  (2)obralpaß),  ber  von  Jfamabab 
norbwdrt«  über  Sebumla  nacb  9tuftfebuffübrt;  3)  ba« 
(üferne  2bor,  5)emir=Äapu  (1098  m  bod)),  von 
Slixmo  über  Jimooa  nad?  SiSto»  unb  9iuftfcbuf ; 

4)  ber  $aß  von  2vrbica,  1097  m,  gabrftraße, 
ebenfall«  von  Stiono  nacb  (flena,  Sirnooa,  Siitov 
unb  9luftfcbul;  5)  50  km  weftlicbcr  ber  1308  m  bobe 
Scbiplapaß  (f.  b.)  von  Äajanlil  nad?  ©abrooo  unb 
Jirnova,  au«  bem  9luffi)'cb:3:ürfif eben  Kriege  »on 
1877  unb  1878  befannt,  ^abrftraße;  6)  ber  988  m 
bobe  39aba:£onatpaß,  120  km  weftlicber,  Aabv 
ftraße  pon  Sofia  über  Drd)anie'  nacb  3Mevna;  7)  ber 
1444  m  bobe  ©ineivaß  im  weftlicben  33. ,  gabr= 
ftraße  oon  Sofia  nacb  39ertovica.  2)urcb  bie  beiben 
öftl.  $dffe  führen  bie  ßauptfrraßen  von  ber  untern 

5)  onau  nad?  Äonftantinopel.  —  93gl.  Kanih,  S)onau= 
Bulgarien  unb  ber  33.  (2.  MuflL,  3  39be..  fipj.  1880; 
neue  Slu«a.  1882);  Xoula,  ©eologifebe  Unter* 
fuebungen  im  93.  (Söien  1880  fg.). 

»alf an  (richtiger  93  a l  cb  an],  ©r  o ß  er,  @ebira«< 
aruppe  am  Dftufer  be«  Kafpifcben  9Jlccr«,  nörblicb 


Digitized  by  Google 


310 


Salfanfjalbinfel 


von  ber  Tranefafpifcpen  Gifenba&n,  ift  1634  m 
podj  unb  bilbet  mit  bem  ;!uoe  be£  Kurjanin:Karr 
ba3  9iorbmeftenbe  bcr  ebemalS  jufammenbdngen* 
bm,  gegenwärtig  burcb  Ouetbrud)  unb  ßntfteljung 
beS  Sübbeden3  be3  Kafpifdjcn  9Jteerä  getrennten 
Kaulafu$*Kopet:2)aa>Kette.  (S.Karte:  SHuffifaV 
Sentralajien  u.  f.  tt>.) 

^alfanhalbinfcl  obet  $dmu8palbtnfel, 
au*  S  üb  c  jteuropdif cbe &a\b in) et,  geogr.33e= 
jeidmung  bet  öftliÄften  ber  brei  großen  fübeurop. 
Öalbinfeln,  nad?  ibrem  bebeutenbften  ©ebirg^ 
Mtemc,  bem  33altan  (i.  b.).  Stnbere  Stamm  für  bie 
33.  finb  Türtifd)'@riecbifdje  fialbiniel  ober 
3llprif  cpe  öalbinf  el.  (ötetju  eineKarte:  33ab 
lanpalbinf  el.)  §m  33.  grenjt  fxc  an  bag  2tbria= 
tiidje  unb  3°nifcbe  üJteet,  im  S.  an  ba3  ÜJtittel- 
länbifdbe  SDteer,  im  0.  an  ba£  ägäifdje  iDteer,  fcellcS  - 
pont,  SRarmarameer,  S3o$poru3  unb  baS  Sdjwar$c 
"Ulm;  im  9t.  an  baS  fübruff  Steppenplateau,  bie 
2öalad»fd?e  Tiefebene,  baS33anater©ebirg§lanb,  bie 
Ungarifcbe  Tiefebene  unb  bie  ^ulifdjen  »Ipm.  3m 
©egenfatj  ju  bm  beiben  weftlidjem  öalbinfeln  fetjt 
fid>  bie  33.  obne  fdjarfe  natürlidje  ©rcnje  mit  brei- 
tet SDlaffe  an  ben  Stumpf  be$  v5cftlanbe3  an;  ge* 
wöbnlidb  nimmt  man  als  9torbgrcnjc  bie  ftlüffe 
Save  unb  55onau  an.  3nncrbalb  biefer  ©renje  um* 
faßt  fte  474042  qkm  unb  erftredt  ftd)  von  36°  23' 
biä  45°  35'  nörbl.  33r.  unb  von  14°  30'  biS  29°  42' 
öftl.  £.  üon  ©reenmicp.  Sie  verfällt  in  jwei  öaupt 
ftüde,  einm  breiten,  trapezförmigen  nörbl.  Teil, 
bie  eigmtlicbe  89. ,  unb  einen  fdjmalen  von  9t.  nad) 
S.  langgeftredten  fübl  Teil,  bie  ©riccbifcbc  £alb: 
infel.  3)ie  Küftm  finb  meift  reicb  gegliebert,  vor 
allem  biejenigen  ber  ©riecbif<t>en  oalbinfel;  ein= 

grmiger  geftaltet  ift  nur  ber  mittlere  Teil  ber 
eftfüfte  (Albanien)  unb  bie  Küfte  beS  E *iw cjen 
ÜJlcerö.  —  3w>ei  große  ©ebirgäfpfteme  bejeidmen 
bie  öauptjüge  ibrer  33obengeftalt.  2>a3  33allan; 
gebirge  ftebt  im  3ufammenbang  mit  ben  Karpaten 
unb  burdjjiebt  als  ein  großer  nad)  510.  geöffneter 
33ogen  ben  norböftl.  Teil  ber  £>albinfel.  2)a3  2)i= 
narifdje  ©ebirge  erfüllt  bagegen  ben  ganjen 
3öeften  berfelbm  ftebt  im  9t2B.  im  3ufammen= 
pang  mit  bm  ^uUuten  Sllpen,  beftfct  ein  9torb; 
weft^Süboft:  bis  9torb*Süb  =  Streichen  unb  jeidmet 
fid)  burdj  feinen  regelmäßigen  galtenbau  unb  bureb 
ba«  33ormicgcn  bce  Kaltftcmö  ber  Kteibeformation 
au3,  ber  bäufig  Karfterfcbeinungcn  cerurfadjt.  Qi 
umfaßt  bie  ©ebirge  33o«mien3  unb  9)tontenegro$, 
bann  bie  Ketten  SllbanienS  mit  bem  Scparbagb  unb 
bem  ©rammoä  unb  fefct  ficb  im  $inbo$  nacb  ©ried>en= 
lanb  fort.  3wifd?en  biefe  beibm  ©ebirge  fdjiebt  ftd) 
eine  auSgcbebnte  Scbolle  auä  frvftallinifd)cn  ©e= 
fteinen  ein,  bie  von  33rüd?en  burd?jogen,  ftellenmeife 
von  (kuptioftöden  (meift  6penit)  burd)brocben  unb 
r>on  Sracbptbeden  flberlagert  ift.  Sic  umfaßt  bie 
fianbf  cbaf  ten  SJtacebomen  unb^brajien  mit  bemUtbo- 
bopegebirge,  bem  JRilobagb,  3ftranbfd)abagb  u.  a. 

3)ie  §lüffe  ber  33.  aebören  brei  großen  Strom; 
gebieten  an.  SRacb,  %  fließen  jabtreicbe  Ströme  ber 
2>onau  unb  Saoe  unb  bamit  bem  Sdiroarzen  SDleere 
m  (Kulpa,  Una,  33rba£,  33o^na,  T vma,  iDtoraoa, 
Üimol,  3$fer,  93ib,  Döma,  3antra,  £om);  bie  fibri= 
gen  3uflüffe  bed  Scbmarjen  SDtecrS  fmb  unbebeu^ 
tenb  (Hamtfdjit).  9lai>  S.  ftrömen  jum  Slgäifcpen 
sJÖtecr  bebeutenbe  ^lüffe,  bereit  Jbäler  ba«  üanb 
auffdjließen:  3Jtariöa,  SRefta,  Struma,  93arbar  unb 
«iftri^a.  5Rad>  ©.  }um  »briatifdjen  Söteer  geftatten 
bie  ^inarifeben  Äetten  nur  eine  geringe  Strom- 


entmidlung:  9larenta,  33ojana,  5)rin,  2)e»ol  (Se^ 
meni),  SJoiuca.  (über  bie  Slüffe  ©riecbenlanbä  f.  b.) 

2>a$  Älima  ber  33. birgt  große ©egenfäjje  in  ficb. 
Qm  allgemeinen  ift  ei  fontinental,  b.  b.  mit  ftarfen 
Kälte«  unb  öi&egraben;  mäbrenb  ber  Sommer 
überall  febr  beiß  ift  Oulimittel  23—27°  C.), 
berrfebt  im  SBintet  im  nörbl.  Steil  (Bulgarien,  Ser= 
bien)  ftarte  unb  anbauernbe  Kälte  mit  Scbneefall 
ßanuarmittel  33ulgavien  —1°),  roäbrenb  auf  ber 
Sübfeite  beS  33al(and  unb  an  ber  'Jlbria  Scbneefall 
ju  benSeltenbeiten  gehört  unb  in  SübgrieAcnlanb 
bag  ^anuarmittel  +  10°  C.  betrögt.  $)ie  33.  liegt 
srotfepen  ben  3abre^ifotbermen  r>on  11  unb  19°  C. 
3Die  böb.ern  ©ebirg^ldnber  roeifm  natürlicb  niebri^ 
gere  Temperaturen  auf.  2)ie  9tieberfcbläge  fallen 
auf  ber  SÖeftfcite  ber  33.  reia)licb,  im  D.  fpdrlidjev. 
3m  9t.  verteilen  fie  ftdb  auf  ba$  ganje  3apr,  finb 
aber  im  Spdtfommer  gering;  je  metter  nadp  S., 
befto  auSgefprocbener  »irb  bie  fommerlicbe  Groden; 
periobe.  5)a3  Klima  ber  33.  meift  alfo  einen  all* 
mdblidjen  Übergang  vom  mitteleuropdifdjen  ju  bem 
mittellänbifcfcen  Gbaratter  auf.  2)em  entfprecbenb 
verbält  ficb.  au<b  bie  33  e  g  e  t  a  t  i  o n.  5öie  9Jtittelmeer* 
flora  nimmt  inbeffen  von  ber  33.,  fomeit  ftdj  bxi 
jcHt  beurteilen  läßt,  weniger  glädjenrattm  ein 
ali  in  Italien  ober  Spanien,  ba  vom  Dtorben  ber 
über  bai  33al(angebirge  pinaud  bii  jum  9ibo- 
bope  unb  meiter  mitten  in  bie  $albtnfel  binein 
SBalbungcn  von  mittclcurop.  (Ebaralter  ficb  er> 
ftreden.  Mannen ,  von  naber  33ermanbtfcbaft  mit 
ber  beutfdjen  ©beltanne,  fmb  bort  perrfebenb;  ibnen 
gefeilt  ficb  alä  mitber33aum  bie  9toßtaftanie  btnui; 
aueb  ber  2Balnuß bäum  f  oll  bort  uictleicb  mit  ber  ebeln 
|  Kaftanie  einb.  eimifcb  fein.  $er  Sein  gebetet  bierroie 
!  überall  in  bm  DJtittelmeerlänbemin^ülle;  von  be= 
fonberer  33ebeutung  für  ben  3Beltbanbel  finb  bie 
Korintbm.  —  über  bie  Tier  Ivel  t  ber  33.  unb  nas 
mentlicb  über  bie  ibrer  centralen  Teile  Weiß  man  noeb 
febr  wenig,  boeb  f djeint  fie  namentlidj  binficbtlid)  ber 
Säugetiere  unb  33ögel  berjenigen  ber  Karpaten  &bn- 
lieb  ju  fein.  (5ö  finben  ficb  3Bölfe,  Scpatale,  33drm, 
3öilbta^en,2ud)fe  unb  ©emfen.  Unter  ben  großen 
Raubvögeln  finben  ficb  neben  Sdmmergeier  unb 
Steinabier  aueb  3Jtön<b>  unb  ©dnfegeier  (Vultur 
raonachus  L.  unb  fulvas  Gm.),  fonft  von  'Jllpcn 
vögeln  nur  ÜJtauerlaufer,Steinbübner,  Stlpenfräben 
unb  3llpenboblen.  Sin  ^nfclten,  befonberS  an  Kdferu 
unb  unter  biefen  tvieber  an  jebönen  Sauffdfern 
(Carabus),  b,at  ber  33alfan  feinen  SWangel,  pin= 
gegen  foll  er  auffallmb  arm  an  iJanbmollugfen  fein. 

5)ie33evöllerung  bet  33.  wirb  (mit  ben  Unfein) 
auf  15,3  WM.  ($.  gefebäßt  (32  auf  1  qkm).  Sic  ift 
äußerft  bunt  sufammengefe&t:  1)  Sübflawen;  fie 
verfallen  in  bie  Serben  unb  Kroaten,  bie  ben 
ber  33.  (Serbien,  33o3nien,  $almatien,  93lonte= 
negro)  unb  bie  33ulgaren,  bie  ben  910. Bul- 
garien, Cftrumelien,  T  prajien)  unb  jum  Teil  SWacc- 
bonien  bewobnen.  2)9lomanen:  a.  Italiener  an 
ber  balmat.  Küfte,  b.  iHumäneu  ober  SBalacpen 
in  Dftferbien,  3)obrubfdja,  im  33inbo^gebirge  unb 
in  einjelnen  Teilen  9JtacebonienS.  3)  albanefeu 
in  Albanien  unb  im  Öftl.  ©riecbenlanb.  4)  © r  i  e  d)  e  u 
in  ©riecbenlanb  unb  an  bm  Küften  beä  $igdifd?en 
unb  Scbwarjen  ÜJteerS.  5)Türten  in  einjelnen 
GJebieten  9Jtacebonien3,  TbrajienS  unb  be8  öftl. 
33ulgarien$.  6)  Tataren  unb  fog.  ©agaufen 
(türlifd)  fprecbenbe  Gbriftm)  in  bcr  $>obrubfd?a. 
7)  Armenier,  ^uben,  3ig<uncr,  imöanbejep 
ftrmt.  -  ^olitifd?  jetfällt  bie  33.  in  f olgenbcStaate* 


Digitized  by  Google 


BALKAN  H 


IALBINSEL. 


ntest  -h 

>2P 


Dt*  >.■■<•'    .irr-     ..■-..-./,.;  —  . 
•  SfXn/tmrf  J"  Orts 

rata 


Hokfn  in  Xtrr, 


F.  A.Jhwkhaim '  Cr*o$r.- artist  Anatalt  l.r|pii(. 

Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


©alfaren  —  ©atfenfage 


311 


gebiete :  dürfet,  ©riecbenlanb.Serbien,  Montenegro, 
93ulßarien  mit  Cftrumelien,  Sobrubfdba  (m  9lumd= 
nien),  93oänien  nebjt  £erjeßowina  unb  9iooipajar 
(oon  CfterreiaVUnßarn  befegt),  Salmatien  (ufterr. 
tfronlanb)  unb  einen  Seil  Kroatiens  (ju  Ungarn). 
Nlleä  weitete  f.  bie  (Sinjelattitel.  —  9Jßl.  luma,  Sic 
öftlidje  33.,  mititdrifefe  =  aeoorapbifd>,  ftatiftifd)  unb 
Iriea^biftorifd?  barßeftellt  (9Bien  1886);  berf.,  ©rie* 
djenlanb,  SRafebonien  unb  Sübalbanien  ober  bie 
fübltdje  93.  2Jlilitärifd).-ßeoßrapbifd)  u.  f.  w.  (<öam 
not).  1888;  2.,  ivoblfeilere,  Hu*ß.,  2pj.  1897);  i'or. 
Siefenbacb,  93öttertunbe  CftcuropaS,  inäbefonbere 
ber  fjdmuSbalbinfel  unb  ber  untern  Sonaußebietc 
(2  93be.,  Sarmft.  1880). 

ttalfären  ober  SWaltaten,  bei  ben  ©ruftnen 
93afianen  ober  93affianen  genannt,  ein  flmeiß 
ber  f  abarbinifd>en  Sürlen  im j übl.  Seile  ber  Äabarba 
im  rujf.*tautaf.  Jerelßebiet,  wo  fte  in  ben  SBeraen 
länßä  ber  ^lüffe  Sf&erem  unb  Sfcperet  in  einer  ©e: 
famtjabl  »on  4500  Seelen  mobnen.  Sie  ftnb  meift 
üJtobammebaner,  fpreeben  einen  eißenen  tatar.  Sia^ 
left  unb  befdjäftißen  ftcb  mit  Seibenweberei,  3ln- 
fertiaunß  oon  Sud>,  gila  u.  bßL  33i$  1822  ftanben 
bie  93.  unter  ber  öerrfdiaft  ber  Äabarbinjen,  feit^ 
bem  fmb  fie  ruff.  Untertbanen,  wäblen  aber  eißene 
flltefte. 

»alfafdifec,  f.  93ald>afcbfce. 

Multen,  ein  ßerac ti,  ßetoöbnlicb  »iertantiß  be- 
bauened  Stüd  60(3,  ba$  wageredjt  freiliegeitb 
mit  feinen  Gnben  aufließt  unb  jum  fragen  oon 
Saften  beftimmt  ift.  (Sin  Spftem  in  einer  glädje 
ließenber  93.,  ba«  jutn  Jraßen  ber  Sede  eineö  untern 
StaumS  ober  beägufebobenä  eines  obern  SHaumS  ober 
,u  beiben  Sau- den  bient,  bilbet  eine  93a(fenlaße 
(f.  b.).  3"  ber  iHeßel  »erben  bie  93.  nad)  ber  liefe 
b  ti  ©cbäubeS  3U  aeleßt,  als  ber  türjern  Simenfion, 
ba  fomit  eine  ßröfeere  2lu3nu&unß  ibrer  Sragfäbig*  1 
teit  ermößliebt  wirb,  bod)  fmb  SluSnabmen  bier»  I 
oon  niebt  fetten.  Sa 
biefe  Sragfäbigfcit  mit 
bem  üuabrat  tbrer  ööbe 
wädjft,  fo  legt  man  bie 
93.  ftetS  auf  bie  bobe 
Kante,  b.  b-  ßiebt  ibrem 
Querfdmitt  eine  größere 
ööbe  als  93reite,  4.  9). 
bei  befAlaaenem  JDoIje 
ein  fünftel,  bei  gefepnit* 
tenem  iwei  günftel  mebr. 
SaS^arimumbcrSraa»  , 
fäbißleit  eines  93.  emiept  f 
man  bei  bem  3Jerbältniö  — 
ber  93reite  jur  feöbe  etwa 
wie  5  ju  7  (ßenauer  wie 
l :  Y2).  Sa  bie  Stärle  ber  93.  an  natürlid?e  ©renjen 
ßebunben  ift,  nämlid)  an  bieStärte  ber  gefdjlagenen 
93aumftämme,  fo  ift  audj  bie  freiliegenbe  Sänge  ber 
93.  ober  bie  3immertiefe  eine  bebtnßte.  93ei  93e* 
laitunßen,  wie  fie  in  SÖobngebäuben  oorlommen, 
bürfte  biefe  Siefe,  fdjon  aus  ©rünben  ber  33c- 
leudjtung  u.  f.  f.,  baS  9)iafe  oon  6  biä  6,5  m  feiten 
überfebretten.   SBeßen  beS  »erjünßten  9Bud)fei5 
ber  Stämme  erbält  man  bei  ber  93earbeitunß  ber» 
felben  31t  recbtmintlißem  Ducrfa^nitt  an  bem  ber 
9öurjel  näber  ließenben  Gnbe  (6tammenbe) 
ftärtere  Mbfdjnitte  al*  am  obern  6nbe  (3<»Pfs 
enbe),  ober,  menn  ei  nidjt  mebr  mößlia^  ift,  na# 
oben  ben  Querfcbnitt  »eiliß  recbttmntliß  ju  er- 
lanßcn,  abßerunbete  defen  (93aumtanten). 


halfen  ober93inbe  (franj.  fasce),  betalbifiber 
Slu^bntd  jur  93ejeid?nunß  eines  £>crolb$ftfldS,  baS 
in  anberer  Sinttur  (f.  b.)  einen  Scbilb  in  borijon= 
taler  iHicbtunain  jmei  Seile  jerleßt,  bie  unter  ficb 
wie  mit  bem  i&littelteil  (bem  93.)  bie  ßleidje  93reite 
baben.  (3.  baßeaen  ^JfabU  Gntfteben  bei  foldjer 
Seilunß  brei  Jmfturen  an  Stelle  ber  jroei,  fo  Der» 
liert  ber  üUtittelteil  ben  Sbaratter  be3  (trennenben) 
93.  unb  roirb  jum  ein[adjen  8d;ilbe4tei(.  1'! ein  bla- 
foniert  bemnad)  j.93.  tn  bem  einen  galle:  in  Wot  ein 
filberner  93.,  im  anbern:  üon  iHot,  Silber  unb  93lau 
geteilt.  SaS  ßleidje  £>erolbäftüd  in  ber  Siaßonale 
beifet  Scbräßrecbtäbalten  (franj. bande,\) unb 
SdbräßUnUballen (fran j. barre,/).  (S. Safel : 
Öeralbifdje  Sppen  I,  giß.  24,  25,  32  iL 33.) 

söalfcn,  öimbalten,  f.  ©ebirn  nebft  Safel, 
giß.  1j  s-e,  giß 


4, 


alfen  (93älten),  .^albpflüßcn,  biejeniße 
3lrt  beS  Hdern«  ber  gelber,  bei  »eldjer  jtoifcben  je 
jtoei  >Uflußfurcben  ein  jroei  gurdjen  breiter  Staum  un= 
ßepflüßt  ßelaffen  »irb.  Sa8  93.  bient  jur  äuflode= 
runa  unb  2lu£tTodnunß  be*  93oben^. 
»öalfcttanfcr,  f.  Sinter, 
»alfenbrficfe,  ein  93rfldenf9ftem,  baö  fomobl 
bei  (Siienbrüden  (f.  b.)  als  bei  ßoljbrüden  (f.  b.) 
ftalfcnfuft,  f.  $ufe.         [Slnroenbunß  ftubet. 
iötilf  cnf  opf ,  bte  Slufienenben  ber  in  einer  93al? 
tenlaae  (f.  b.)  ließenben  93alfen.  Siefelben  raßeu 
mandjmal  über  bie  Umfaffunßämauern  bervor  unb 
»erben  bann  nad)  Strt  ber  Aonfolen  mit  Sdjni&mcrf 
mebr  ober  minber  reid)  ßefdjmüdt  ober  mit  ber  Säße 
aeidjweift.  3tamentlid?  in  ben  beutfdjen  ga<b»ert= 
bauten,  in  benen  baö  HuSfraßen  ber  obern  Stod- 
merfe  über  bie  untern  beliebt  war,  baben  bie  93.  eine 
tünftlerifdje  gorm  erbalten.  $m  ßried).  Steinbau 
erfebeint  ber  93.  in  gorm  ber  Jrißlppben  (f.  b.). 

tPalfciilaflc,  93ejeicbnunß  für  ein  Spftem  oon 
in  einer  gtityi  ließenben  93al(en  in  einem  ©ebäube. 


3n  ber  93.  legt  man  bie  93alfen,  wenn  fte  über  meb5 
rere  Aimmertiefen  binweßreidjen  follen,  jmedmä^iß 
mit  iprem  ftarten  (^nbe  über  bie  ßrofeere,  mit  bem 
id)Wücben  über  bie  ßerinßere  Jiefe. 
ÜDladjt  fi<b  roeßen  ßröfeercr  freilic^ 
genber  Vänße  ober  93elaftunß  ber 
93atten  eine  UnterftüHunß  ber  93.  | 
notroenbiß,  f  0  erfolgt  bief  elbe,  wenn 
fie  niebt  burd)  flauem  ftattbaft  ift, 
entweber  oon  unten  ober  oon  oben,  ^  2 
unb  jwat  im  erfterngaUeburcbUn» 
terjüße,  Sräaer  (f.b.),  Säulen  ober  Sprenge 
werte  (f.b.),  im  lefctern  galle  burdj  Dberjüge, 
Sräger  ober  £ängewerte(f.  b.).  einen  wefent= 
lid?cn  93eftanbteil  ber  93.  bilben  meift  bie  unter 


Digitized  by  Google 


312 


93alfenred)t  —  ©ottabe 


ben  Saltenlöpfen  unb  auf  ber  9Jiauet  liegenben 
2Rauetlatten(f.  e  inftig.  1  u.  §ig.  2);  bieS  finb 
fd?mdd?ete  öötger,  über  weld?c  bie  ©allen  gefämmt 
ober  übet  Rapfen  gelod?t  werben  (f.  öolgüetbanb) 
unb  bie  teils  gum  genauen  unb  magereebjen  Ser» 
legen  ber  Saiten,  teil«  gur  gleidjmäfngen  übet: 
tragung  beS  2)rudS  berfelben  auf  bie  SERauetn  bie» 
nen ,  f  o  baj  ein  ungleid?eS  Sid?fenlen  (Setjen)  bet 
eingelnen  halfen  uerbinbert  wirb.  2>ie  S.  bilben 
mgletd?  bie  fraget  bet  f  og.  3wtfd?enbcden,  b.  \).  bet 
gwifd?en  bet  25ede  unb  2)ielung  befinblid?en  bid?» 
tetn  3wif*enlage  (6infd?ub),  bie  gut  3folietuna. 
bet  Söfirme  unb  beS  SdballS  ber  übereinanbet  lic- 
genben  SRdume  bient.  Sie  werben  aber  aud?  gletd?- 
jeitig  gut  Setanlerung  ber  SRauern  benufct,  wogu 
ftd?  befonberS  bie  übet  ben  genfterfd?äften  ober 
ÜJlauerpfrilcrn  liegenben  Sailen  eignen.  9Bo  eS 
Ajolgmangel,  gröfeere  Spannweite  ober  t$eftigfeit 
unb  tjeuerfidjerljeit  eTforbert,  werben  eiferne  S.  an» 
gewenbet.  Tic  StodwerfSbaltenlage  trennt 

Jroei  Stodwerfe  »oneinanber,  bie  Tad'baltnt- 
a ae  ttennt  t a c-  oberfte  Stodwerf  t>om  i .-. 4  -.ubl. 
3)ic  umftefcenbe  gig.  1  geigt  eine  StodwertS» 
baltenlage.  3n  berfelben  finb:  aganje  Sai- 
ten, bie  burd?  bie  gange  ©ebdubetiefe  reidjen; 
b  Streid?balfen,  bie  gu  beiben  Seiten  maffu? 
burd?gebenber  Ouerfdjeibungen  gelegt  werten; 
c  S  t  i  d?  b  a  1 1  e  n ,  bie  wegen  eines  £inberniff  eS,  •  gj. 
eincS  Sd?ornfteinS,  einer  Jreppen  Öffnung,  eines 
OberlicfctS  u.  f.  w.  abgefdjnitten  unb  hör  burd?  einen 
üuerbalten  d,  Sed?fel  genannt,  unterftü&t  werben 
müffen.  Sailen,  wel*e  einet  batauf  fteljenben 
Sunb»  obet  §ad?wanb  als  Sdjwelle  obet  einet 
baruntet  befinblidjen  als  Stammen  bienen,  b,ei^en 
Sunbbalten;  ee  fmb  bie  SDlauerlatten. 

*alf  cnrcdjt,  baS  Sert.itutenred?t,  ineinefrembe 
ÜJlauet  einen  Sailen  gu  legen,  auf  meld?em  em  Seil 
bcS  eigenen  ©cbdubeS  rubt,  bie  servitus  oneris 
ferendi  beS  ©emeinen  SRed?tS.  9iad?  3>eutfd?em 
Sürgetl.  ©efefcb.  §.  1022  bat,  wenn  nid?tS  anbereS 
beftimmt  ift,  bet  s4*flid?tige  bie  ttagenbe  ^flauer  re* 
parieren  gu  laffen,  unb  gwar  gilt  bteS  als  Sleallaft. 
»alfenfttjleife,  foviel  wie  Slderfcpleife  (f.  b.). 
«alfenfperreti,  f.  Sperren, 
ttalflj,  fianbfefeaft  unb  Stabt,  f.  Said?, 
©alf  o  (Sali),  ^ermann,  Sproß  einer  mdrlifd?en 
Jamilie,  erfter  Sanbmeifter  beS  2>eutfd?en  DrbenS, 
bat  ben  beruorragenbften  Anteil  an  bet  ©ermani» 
fierung  unb  Gbriftianifierung  Greußens.  Slacbbem 
tfaifer  <yriebrid?II.  bemCtben  baS  Sanb  als  <Heid?S» 
leben  verlieben  batte,  eroberte  S.  »on  1230  ab  in 
jefcnjdbtigen  Kämpfen  Gulmetlanb,  *Pomefanien 
unb  baS  nörbl.  Grmlanb,  gewann  ferner  burd?  Ser» 
binbung  mit  bem  in  Verfall  gerat  benen  li»ldnbifd?en 
Ctben  ber  Sdjwettbrüber  Siolanb,  flurlanb  u.  f.  w. 
Iborn,  6ulm,  ßlbing,  SKarienwerber  unb  anbere 
Stdbte  t/at  58.  gegrünbet.  Streitig!eiten  mit  2)äne= 
marf,  bie  jur  Abtretung  GftblanbS  fübrten,  bewirf: 
ten,  bag  S.  feine  letite  SebenSgeit  in  3)eutfd)lanb 
verbrad)te.  6r  ftarb  wa brfd?einlid)  1239. 

W  a  I  f  o  n  (frang.  balcon ;  ital.  balcone),  ein  an  ber 
^tufeenfeite  oon  ©ebduben  angebraebter  ?lu#baur 
ber  ben  SluStritt  auS  einem  ober  mebrern  3immem 
ins  5teie  geftattet  unb  befjen  Sohle  mitber3immer: 
ioble  gcwöbnli*  in  gleidjer  6öbe  liegt.  J)ie  SB. 
werben  entweber  burd?  ftcinerneKonfolen(f.b.),  fog. 
Xxaa-  ober  ÄTagfteine,  bie  oft  reid?  mit  Crnamenten 
oergtert  finb  unb  bei  ^runtbauten  au*  gumeilen  bie 
5orm  uon  Atlanten  (f.  b.)  ober  Hart?atiben  (f.  b.) 


Iu bat,  geftü|t  ober,  wie  namentlid?  in  neueret  3rit, 
butcb  borigontale  auS  bet  Stauet  beroortagenbe 
©ifenttdger  getragen,  bie  an  bie  innere  SBallen-- 
lage  angefdtubt  finb.  (S.  3lltan,  Grfct.)  fipiel. 
»all  (altes  beutfd>eS  Sott),  Spielgetdt,  f.  Sali» 
S&uü  (feit  bem  17.  3abtb.  in  2>eutfd?lanb  ge-- 
btdud?lia),auS  ftang.bal;  ital.  ballo;üom  mittcllat. 
ballarc,  tangen,  gebilbet),  bie  Serfammlung  einer 
gablreid?en  ©efeU(d?aft  beibetlei  ©efd?led)tS  gum 

twede  beS  JangeS.  2>et  Urfptung  bet  S.  ift  in  ben 
eftlid?feiten  bet  £öfe  oon  gtanfteid?  unb  Sutgunb 
gu  fud?en.  S5et  etfte  bet  etwdbnt  witb,  wutbe 
1385  gu  StmienS  bei  ©elegenbeit  bet  Sermdblung 
Karls  VI.  mit  Sfabella  t?on  Sapetn  betanftaltet, 
boeb  tommen  ®.  im  15.  3oW-  nut  9e^flfntli* 
oot;  erft  burd?  Katbarina  bon  aJtebiri,  bie  aud?  ben 
3Jia*lenbali  (bal  en  masque)  nad?  ^tantteid?  »et» 
pflangte,  mepx  nod?  untet  bem  aalanten  veinrid?  IV. 
gelangten  bie  geftlidjleiten  biefet  Stt  me^t  in  ?luf« 
nabme.  3fr*  gegenwärtige  ^otm  etb^ielten  bie  $B. 
untet  Cubwig  XIV.,  feit  bellen  3«it  fie  in  allen  beut-- 
fd?en  ^ürftenfi^en  nad?  frang.  2Jtuftet  eingefübtt 
wutben.  2)ie  öofbdüe  gebötten  feitbem  gu  einem 
mcfentlid?en  ©eftanbteile  bet  meiften  ^offeietlicb5 
feiten  unb  wutben  in  ben  bals  rdgläs  beS  boben 
i>lbels  nad)geab.mt.  GS  bilbete  fid>,  gundd?ft  in 
Stantteid?,  ein  beftimmteS  ßetemoniell  auS  (babet 
•ietemonienbälle),  baS,  ttofe  feinet  ^einlidjleit  unb 
Steifheit  (babet  bal  par«5),  mit  geringet  8lbdnbe= 
tung  aud?  anbetwdtts  Stufnabme  fanb  unb  erft  in 
neuetet  3<»t  bereinfad?t  würbe.  3"  ^ariS  wart 
1715  ber  Bal  de  l'üpira  begrünbet  unb  baburd? 
au*  ben  ^DUtgliebern  ber  bürgerlichen  ©efellfcbaftSi 
Haffen  ©elegenbeit  gegeben,  ftd?  an  fold?en  ^eftlid?» 
feiten  gu  beteiligen.  S*itbem  würben  33.  allmdblid? 
ftänbige  gcfellfa?aftlid)e  Vergnügungen  für  alle 
Stänbe.  Slud)  bie  frang.  Bals  champfitres,  bie 
im  freien  abgebaltenen  Sommerbdlle,  fanben  an  ber 
rcärtS  9lad?abmung.  —  Sgl.  Söbme,  ©ef ebiebte  beS 
langes  in  55eutfd?lanb  (2  Sie.,  £pg.  1886). 

f&aü  (fpr.babl),  ib.  omaS,  norbamerif.Silbbauet, 
geb.  3. 3uni  1819  gu  ßbatleStown  OJRaffacbufettS), 
wat  guetft  s$otttdtmalet,  mibmete  ftd?  bann  bet  Silb= 
bauetfunft.  ftad?  Idngetm  Slufentb.alte  in  3talien 
1856  nad>  Slmerifa  gurüdgelebrt,  nabm  er  fpdter 
feinen  bauemben  SBobnfth  tn  Sojton  unb  fübrte  bie 
ebeme  iHeiterftatue  SÖafbingtonS  für  Softon  auS. 
Son  feinen  in  Italien  entftanbenen  Söerfen  fmb  b,er» 
norjubeben  bie  marmorne Äoloffalftatue  beS  ameril. 
SAaufpieletS  gorreft  alS6oriolan(1866),bieStatue 
SlnbrewS  für  Softon,  ber  ÜobeSengel  für  ben  ^rieb» 
bof  won  Softon,  baS  SefreiunaSbcnfmal  ber  9teget 
gu  ©af  binaton  fowiegablteid?e  ©enrebilbwetfe  (^Jan-- 
bora,  Sfl?abrb,eit)  unb  mebrere  *ßortrdtbüften.  6t 
febrieb  eine  ülutobiograpbie  u.  b.  Z.  «My  three 
score  years  and  ten»  (Softon  1891). 
Wallaarttt,  Stabt  in  ^lufrralien,  f.  Sallarat. 
Wa ü ab c  (ftg. ;  ital.  ballata,  von  ballare,  tangen), 
bei  ben  fübtoman.  Söltern  feit  etwa  bem  12. 3<»btp. 
Segeicbnung  eines  fütgetn  Iptifdjen  ©ebicbtS,  baS 
aus  3  obet  4,  meift  8=,  10-  obet  12geiligen  Sttop^en 
nebft  Uleftain  beftanb,  in  bet  Siegel  i'iebeSllaaen 
gum  3nbalt  batte  unb  utfptünglid?  gut  Seglei- 
tung beS  JangeS  ge)*ungen  würbe.  3n  Italien 
bidjtete  g.  S.  ^ertatca  berartige  S.  Äu*  in  3ranl= 
reid?  waren  als  S.  äbnlid?e  tleine  lprifd?e  Sidp^ 
tungen,  bie  in  ber  Siegel  auS  3  Sttopben  mit 
Refrain  beftanben,  bis  gut  3eit  i'ubmigS  XIV. 
febt  beliebt.  Son  gtanfteid?  auS  lam  baS  ©ort 


Digitized  by  Google 


Ballad-opera  —  öoCtant^ne 


313 


na*  Gnglanb  unb  Sdjottlanb  unb  würbe  hier  als 
«ejeidmung  für  bie  jablretdjen  Iprifcb  *  epijcpen 
93oltSlicber  berwenbet,  bie  meift  Stoffe  beS  i>elben= 
tumS  (am  berübmteften  «Chevy  Chase»  unb  bie 
93.  von  SRobtn  §oob),  oft  bialogifiert,  bebanbel* 
ten;  fte  mürben  juftft  Pon  $ercp  als  «Reliques 
of  ancient  English  poetry»  (1765;  neue  8luSg. 
von  a.  Scpr&fr,  I,  ©filbr.  1889)  gffammtlt  unb 
übten  auf  bie  engl,  unb  beutfaV  üitteratur  beS 
18.  3abrp.  einen  tiefgebcnben  Ginflufs  au«  (ugl. 
bie  grofee  Sammlung  von  Gbilb,  The  English  and 
Scottish  populär  ballads,  6  93be.,  Soft.  1883  fg.). 
^nfolgebcuen  wirb  baS  ©ort  33.  in  55eutfd?lanb 
»on  Siebtungen  gebraucht,  bie  im  Jone  bet  alten 
engl,  unb  fepott.  SolfSlieber  gebalten  ftnb.  Sn 
bet  93.  überwiegt  im  GJegenfalje  ju  bet  mehr  lo- 
rifdjen  atomare  (f.  b.)  baS  epifebe  Clement.  #laf- 
fifcbc  33eiipiele  für  neuenglifdje  93.  finb  ©olbfmitbS 
«Edwin  and  Angelina»  unb  S.  Z.  GoleribgeS 
«Ancient  mariner».  'Die  beutfd>e  93.  Regten  mit 
0efd?id  93ürger,  ber  fte  eigentlich  erft  bet  englifcben 
nadjbilbcte  (ugl.  93onet-2Raurp,  G.  A.  Bürger  et 
les  origincs  anglaises  de  la  ballade  litteraire  en 
Allemagne,  Skir.  1889),  ©oeibe,  Schiller,  bann 
namentlich  Uplanb  unb  fceine.  S)ie  auefübrlidbfte 
Sammlung  bietet  £ub,  « ScutfcblanbS  93allaben= 
unb  SRomanjenbicpter»  (3  93be.,  KarlSr.  1845—47 
u.  ö.);  aufeerbem  «93.  beutfdjtt  SJidjtet»,  bg.  »on 
dellingbaud  (SWünft.  1889);  «93allabfnbucb»,  bg. 
bon  JtratS  (2pj.  1889);  «jtomanjen  unb  93.»,  bg. 
bon  33ud?beim  (Sonb.  1891).  —  9jgl.  6enfe,  *Ho= 
manje  unb  93.  (2  Sie.,  SBatburg  1878—79);  &o\y- 
häufen,  93.  unb  iHomanje  bon  ihrem  erften  Slufrreten 
in  bet  beutfeben  flunftbiebtung  btö  ju  ihrer  2lu3= 
bilbung  bureb  93ürget  (ßalle  1882);  ©olbfcbmibt, 
Sie  beutfebe  93.  Ooamb.  1891) ;  Gbebalier,  3ut  ^oetit 
ber  93.  (Sps.  1891). 

3n  bet  SWufit  ift  bie  93.  ein  in  endblenbem  Jone 
gehaltenes  (Sefangftüd  für  eine  «öingftimme  mit 
.Hlauier«  ober  Ordjefterbegleitilng  (feiten  für  Soli, 
(Iböre  u.  f. ».).  Gntfprecpenb  ber  fnappen  unb  leb= 
baft  gebrängten  ftorm  bet  rein  biebterifeben  93.  mufj 
aud)  bie  mufilalifcbe  gestaltet  fein;  fdjarfer  bramat. 
tfuebrud,  im  einjelnen  treu  djarattetifierenbe  93e* 
gleitung  unb  burebtomponierte  Sotm  (im  ©egenfafc 
jur  fiiebform)  ftnb  ibte  mefentlicben  ÜJtertmale.  93e= 
(annte93allabentompomften  finb , V  Ünbxi  ber  ältere 
l  Bürger  S  «Scnore»),  3umfteeg,  bor  allen  ftarlfioeme 
(i.  b.).  211S  SOiufter  ber  Stilbcbanblung  fowic  ton= 
genialer  Grfafiung  ber  Sidjtung  gilt  mit  SHedjt 
Schuberts  « Grlf  önig  ».  93on  93aUabenlomponiften 
ber  ©egenwart  feien  SDrdfete  unb  $lübbemann  ge* 
nannt.  Sdntmann  tamponierte  93.  bon  Ublanb  unb 
(Deibel  für  Soli,  ©bore  unb  Orcbefter.  9öenn  aud? 
ebne  begleitenben  Ztxt,  fo  boeb  auf  poet.  3bee  be^ 
rubenb  erfebeint  bie  93.  in  ber  reinen  Snftrumental: 
mufif  unb  mufe  hier,  bem9Befen  ibrer  ßntftebung 
gemdft,  bcr^rogrammmufjl  jugereebnet  werben.  5)a= 
bin  geboren Klanier:  (Gbopin),  iUolim  unb  Drdjeftcr: 
baUaben  (Sifjt,  93rabmS,  JHubinftein).  —  33gl.  9B. 
(Sbappell,  Populär  musicof  the  olden  times  (293be., 
Mono.  1865);  Gbrpfanber  in  a'3abrbfld?er  für  muft= 
lalifdje  SiUffenfdjaft»,  I  (2pj.  1863);  93ad),  The  art 
t»allad,  Loewe  and  Schubert  (3. 2luSg.,  2onb.  1891). 

Ballad-oper*  (fpr.  bdUjfb  opperd),  f.  93b.  17. 

>8aüägi,  'jnori|,  urfprünglid}  93locb,  ungar. 
cpradjforidber  unb  tbeolog.  Scbriftitcller,  geb. 
18.  SWdrj  1815  ju  %nöq  im  3«ntpliner  Äomitat 
con  jüb.  Gltern,  ftubierte  m  $eft  unb  trieb  in  ^ari* 


Orient.  Stubien.  3n  ber  Slbfid)t,  bie  Suben  ju 
magparifteren,  begann  et  eine  ungar.  93ibelüber= 
fehung,  »on  ber  aber  nur  bie  93ü£per  3Hofi*  unb 
Sofua  crfdjicnen  finb  ($eft  1840—43).  93.  würbe 
1840  ÜJtitglieb  ber  Ungarifdjen  3ltabemie,  ging  1843 
nad)  2)cutfd?lanb,  trat  biet  jum  9iroteftanh*mu§ 
über  unb  ftubierte  in  Bübingen  Jbeologie.  1844 
a(»  ^rofeffor  an  oai  eoang.  fipeeum  )u  Sjarnad 
berufen,  wirfte  er  bafelbft  bis  jur  iHepolution, 
rodbrenb  weldjer  er  ali  ©eneralftabäfefretär  unter 
®örgep,  bann  alg  Setretdr  im  ÄriegSminiiterium 
biente.  1851  lebrte  er  in  feine  früpere  Stellunfl 
nad?  Sjaroa«  jurüd  unb  würbe  1855  ^rofeffor  an 
bet  reform,  enang.jtbeol.  Slnftalt  in  ^eft,  wo  er  bte 
1878  wirtte.  Gr  ftarb  1.  Sept.  1891  m  93ubapeft. 
93.S  9luf  grünbet  fidj  in  erfter  £inie  auf  feine  Ar- 
beiten über  bie  magpar.  Sprache.  £>ierper  gehören : 
«iluäfflbrlidje  tbeoretifd?--pra!tifd>e  ©rammatit  ber 
unflar.  Sprad?e»  (Sefl  1843  ;  8.  Slufl.  1881),  «93oU= 
ftünbiaeä  ©örterbud)  ber  un^ar.  unb  beutfd?en 
Spradje»  (2  93be.(  ebb.  1854—57  ;  6.  Mufl.  1890), 
«Magy.  nyelv  teljes  szötara»  (a93ollftdnbige«  9Bör= 
terbud?  ber  magpar.  Spradje»,  2  93be.f  ebb.  1873); 
«Sammlung  ber  magpar.  Spri(bwörter»  (2  93be., 
ebb.  1850;  2.  Slufl.  1855).  «I«  Sbeologe  grünbete 
93.  1858  «Protestans  egyhazi  es  iskolai  lap  > 
(«$rot.  ftirdpen;  unb  Sdbuljeitung»),  bai  Organ 
ber  freien  prot.  Äircbemicptung.  gernet  »etöffent= 
lidjte  er  «2)ie  ^Jrotcftantenfrage  in  Ungarn  unb 
bie  qjoliti!  ßfterreidtf»  (öamb.  1860),  «Tajekozas» 
(«Dtientierung  auf  bem  Selbe  bet  JbeologU»,  35eft 
1862  ;  2.  Muff.  1863),  «Renaniana»  (1864),  «2>er 
fiampf  be«  $roteftanti$mu£  gegen  ben  Ultramotv 
tani8musJ»  (1864);  ferner  «93iblifd?e  Stubien » 
(2  fiefte,  1865, 1868)  u.  a. 

SBrtUaucbe  (fpr.  -Idnßfd?),  ^Jieae  Simon,  franj. 
Sdjriftftellcr,  geb.  4.  2lua.  1776  ju  Cnon,  Warb,  in 
ber  93ud)bruderei  unb  93ud}banblung  feines  93atere 
t  bätig,  burcbHräntlid)(eit)ur93efa>auli(b{eit  geführt. 
Gr  ber&ffentlid)te  1802  eine  Slrt  cbriftl.  ilftbetit, 
«Du  sentiment  considere  dans  ses  rapports  avec 
la  litterature  et  les  arta»,  unb  1808  fed)8  elegtfcbc 
«Fragments»  über  3ugcnb  unb  unglüdlidje  Siebe, 
würbe  aber  erft  beachtet,  ald  er  1814  «Antigone», 
eme  $rofatlfgif  pon  bfn  Sfibfn  ber  9Jlenfd?beit, 
herausgab,  nad;  $ari£  überfiebelte  unb  mit  \\Ka- 
bamf  9t<fcamier,  Ghateaubrianb,  92obieru.  a.  be- 
tau nt  würbe.  93.,  feit  1842  in  btr  -Mfabfmif ,  ftarb 
9.  3uni  1847.  Sfint  aus  finfr  SDtifdjuncj  pbilof. 
©tjcbidjtabcrradjtung  unb  mpftifd)fr  Spctulation 
erwad)fenen  Sdjriften  prebigen  in  faubetm  %\x$- 
brud  eine  feciale  SBiebergeburt  auf  bem  ©runbc 
feiner  Kehre  Don  ber  Sühnt,  Wflcbf  bit  @runblage 
feinet  ganjen  ^biloiopbic  bilbet,  j.  93.  «Essai  sur 
les  Institution s  sociales»  (1818),  befonberS  aber 
«Essai  de  palingenesie  sociale»  (2  93bf.,  1827  fg.) 
unb  «Orph6e»  (1827—28).  3n  «La  ville  des  ex- 
piations»  (1831)  frfdjfint  9lom  als  bie  Stabt,  beren 
iSefdjicbte  baS  fingen  bfr  3Äfnfd?hf it  nad)  9öifbfr- 
gfburt  fpmboliftfrt.  «La  vision  d'Hebal,  chef  d'un 
clan  ecossais»  (1832)  bietet  93.«  Theorie  als  Gnt< 
widlungSgefcbidjte  ber  ÜÄenfcbbcit  unter  miliarer 
illlegone.  Seine  «CEuvres»  erfd)ifnfn  $ari$  1831 
(4  93be.).  —  93gl.  Saintei93euPe,  B.  («Revue  des 
Deux  Mondes»,  Stpt.1834) ;  Slmpere,B.  CCar.1848). 

iöalianttmc  (fpr.  ball^ntein),  ^ameS  sJi.,  Crien= 
talift,  geb.  13.  $ej.  1813  ju  Äelfo  in  ber  fdjott.  @raf= 
fAaft  iHorburgh,  wibmete  fidj  amGollege  juipailep» 
burp  ber  Grlemung  Orient.  Sprachen  unb  würbe 


Digitized  by  Google 


314 


Sattarat  —  93allenpflanaung 


Sehtet  berfelben  an  ber  Naval  and  Military  Aca- 
demy  ju  Gbinburgb.  Später  ging  et  nach  Ofttnbien, 
»o  et  feit  1841  bte  Stellung  eineS  SireftorS  (Prin- 
cipal) beS  College  ju  üßenareS  unb  feit  1856  juglei* 
bie  üflrofeffur  ber  3Jloralpbilofopbie  belleibete;  1861 
nad?  Europa  jurüdgefeini,  würbe  er  üöibliotbefar 
beS  East  India  Office;  er  ftarb  16.  $ebr.  1864.  (5t 
r>erÖffentlid)te:  «Catechism  of  Sanskrit  grammar» 
(2onb.  1843  ;  2.  Stuft.  1845),  «Elements  of  Hindi  and 
Braj-Bhaka  grammar»  (ebb.  1839  ;  2.  Jlufl.  1868), 
«Grammar  of  the  Hindostanee  langnage»  (ebb. 
1838  u.  1842),  «Grammar  of  the  Mahratta  lan- 
guage»  (Gbinb.  1839)  u.  f.  m.  3n  3nbien  fdjrieb  er 
jablreidjeöanbbflcber  auf  Gnglif  d>,  J&inbi  unb  SanS^ 
frit  über  bie  oerfdjiebenften  (aueb  naturwiffenfdjaft 
lieben)  ©ebiete  unb  gab  bie  SanStritgrammatil 
«Laghu-Kaumudi»  mit  Überfettung  unb  Äommentar 
(3ÜBbe.,  9Jtirfapur  1849—52  ;  2.  Mufl.,  ÜBenare* 
1867;  3.  Stuft,  toon  ©riffitb,  üBcnareS  1881),  baS 
erfte  üBud)  beS  «Mahabhashya»  ober  beS  kommen 
tarS  beS  ^atanbfcbalt  über  bie  ©rammatit  bee 
"Jtonini  unb  ben  Anfang  einer  Überfettung  bee 
«Sahityadarpana»  beraub.  35tc  größten  ÜJctbienftc 
iebotb  erwarb  er  ftdj  um  baS  Stubium  ber  inb.^Bbi 
(ofopbie  burdj  Überfettungen  ber  ©runbmerte  bei 
s)tpäoa*  unb  ber  Santbpa^Sdjule  f  owie  einiger  Trat 
täte  ber  93ebanta^3pilofopbic  unb  ber  übrigen  inb. 
^bilofopbenfdjulen.  ©ine  5?ermittelung  ber  inb.  mit 
ber  europ.  2Biffenfd?aft  oerfucfcte  er  unter  anberm  in 
«Synopsis  of  science,  in  Sanskrit  and  English» 
(SBenareS  1856)  unb  «Christianity  contrasted  with 
Hindu  philosophv»  (üßenareS  1859). 

ttallftrat  (üBa'llaarat),  ©emeinbe,  Söifd?oföfi^ 
unb  einS  ber  wiebtigften  ©olblager  ber  brit.  ftolonic 
üßictoria  im  fübl.  Stuftralicn,  liegt  im  Gountp  ©rem 
uille,  ift  Jfnotenpuntt  ber  ßifenbabnen  »on  9ftd= 
bournc  (100  km),  ©eelong  (82km),  Straratunb 
ÜRarpborougb,  bat  toier  3roeigbabnen  nad)  Cinton, 
ibuninpong,  XapleSforb  unb  ÜBJaubra,  Strafeen-- 
babn,  ©asbeleudbtung ,  (1897)  mit  üBorftäbtcn 
44848  6.  unb  serfällt  in  jwei  nerfdriebene  ©emeim 
ben  mit  getrennter  Verwaltung:  in  ÜBallarat- 
(Saft  unb  bie  StabtüBallarat*28eft.  3m  3uni 
1851  würbe  baS  reid)c  ©olblager  entbedt  unb  ÜB. 
ift  feit  tiefer  3eit  $u  einer  ber  fdiönften  Stäbte  aufge* 
blüht.  SDaS  ©olb  gilt  nidjt  nur  für  baS  feinfte  oon 
allem  bis  jefct  gefunbenen,  fonbern  finbet  ftcb  b.ier 
aud>  in  ben  gröfiten  filumpen  (non  15  bis  68  kg 
Sdiwcrc).  wnfangS  fanb  man  baS  ©olb  an  ber 
Dbcrflddjc,  fpfiter  in  einet  Tiefe  t>on  1  bis  30  m; 
ieHt  wirb  bie  Bearbeitung  rein  bergmctnmfd)  mit 
üllajdnnen  betrieben  burcp  2Utiengefellfcbaften  mit 
bebeutcnbemüBetriebStapital.  1898 waren  im  Siftritt 
im  ganjen  6607  ©olbgräber  befdjdftigt,  bie  186696 
Unjcn  ©olb  probuiierten.  Ü8.  pat  Üttollfpinnereien, 
Gifengiefrereicn,  Brauereien  unb  eine  Dönberg 
gierung  reich  auSgeftattete  üBcrgatabcmie  (400  Stu 
benten)jurtbeorcttf(benunb  prattifd?cn2luebilbung, 
mit  bebeutenber  üBibliotbet  unb  ÜJtufeum.  Slufeer 
bem  ©olblager  befifct  ber  Eiftritt  ÜB.  ben  beften  »der: 
boben  (SBeijen,  £afcr,  Äartoffeln,  Jf>eu  u.  f.  w.)  ber 
ganzen  Kolonie,  eignet  fid>  Dorjüglid?  ;nv  Scbaf-- 
judit  unb  liefert  bie  befte  Sßolle  in  Stuftralien. 

©atloörubiii,  f.  iöalaiS  unb  Subin. 

tBaUaft,  93e;eid)nung  ber  jenigen  Waffen  ().  ÜB. 
Sanb,  Steine,  fdjwere^öljer),  bie  man  in  ben  untcr= 
ften  5Haum  bcr  Seefdjiffe  bringt,  um  bem  Sdjiffe  fo 
mel  Stabilität  ju  geben,  ba&  e$  aud?  obne  Sabung 
ju  nebmen  feefdbig  ift.  Übet  ©afferballaft 


f.  2)oppelboben.  SÄud?  bat  man  bie  ^Benennung 
auf  bie  SanbfAde  u.  bgl.  übertragen,  welcbe  Suft-- 
f  cfoiffer  mit  in  bie  £5^e  nebmen,  um  ba*  Steigen  beS 
^Ballon*  ju  tegeln;  je  fyöpet  man  fteigen  will,  befto 
mebt  5B.  mufe  man  auswerfen.  (5nblid)  wirb  58. 
bilblid?  iebe  unnütte  IBeilaft  genannt. 

i»rtflaftlcttcrii,  f.  Feuerleitern. 

Balläta  (ita(.),  f.  ÜBallabe  unb  (Sanjone. 

i8aIIei(üommittellat.  ballivus,  f.Bailli),  bei  ben 
Tempelherren,  ben  Seutfcben  Gittern  unb  ben  3o- 
bannitern  ÜBejeidmung  einzelner  $ronin}en  ihrer 
Serritorialbefifiungen  ober  au  A  ber  Unterabteilung 
gen  ber  ^Jroninjen;  bie  ^Benennung  ÜB.  fdjeint  früber 
mit  fiommenbe  oberÄomturei  ganj  gleidjbebeutenb 
gebraud?tworbcn)u  fein.  ^Diemeiften  ÜB.,  namentlich 
in  Jranfreid?,  Ratten  bie  Templer;  bie  ÜBefi^ungen 
ber  3obannitet  waten  jundd)ft  in  ^riorate,  unb 
biefe  erft  in  ÜB.  geteilt.  Sie  Seutfdjen  Witter  jäblten 
in  $eutfd?(anb  m  ber  fpdtern  Seit  unb  bis  jur  Sluf= 
loitmg  beS  Teutleben  9)ei<bS  11  ÜB.,  bie  wiebet  in 
r>erfd)iebene  flommenben  gerfielen;  biefe  ÜB.  waren: 
ljbie  elfaffifcbe,  2)  bte  ßfterreidjifdje,  3)  bie  tirolifdje, 

4)  bie  gu  Noblen),  5)  bie  fräntijcbe,  6)  bie  )u  ÜBiefen, 
7)  bie  weftfdlifdje,  8)  bie  Iotbringifdje,  9)  bie  beffifdje, 
10)  bie  tpütingifdje  unb  11)  bie  fädjfifcbe.  grübet 
gehörte  aud)  bie  oon  Utred?t  baut,  fte  warb  aber 
bem  Drben  wieber  entjogen.  $>ie  erften  ad^t  ÜB. 
waren  fatbolifd),  bie  brei  lefttern  proteftantifd). 

JQaüeifen  ober  üBalleneifen,  einmeift30  mm 
bteiteS  ffierfjeug,  baS  fidp  t»om  Stemmeifen  nur 
burd?  bie  fd?räge  Stellung  ber  Scbneibe  (üBintet  oon 
60  bis  70°  jur  S^dngenadjfe)  unterfd^eibet,  bie  ein 
(cid)tereS  (Einbringen  in  baS  ^ol)  unb  fomit  ein  bt- 
quemcS  Slbfdjneiben  »orftebenber  Teile  fowie  bie 
Bearbeitung  winlliger  üBertiefungen  geftattet. 

fallen,  früber  allgemeines  S&W  ober  Stüdmafi 
für  Rapier;  er  hatte  10  JRieS  ober  200  ÜBud?.  5)a 
baS  üBud)  bei  35rudpapier  25,  bei  Sdjteibpapicr 
24  SBogenentbiclt,  fo  beftanb  ein  ÜB.  beim  erftern  aus 
5000,  beim  Ickern  aus  4800  ÜBogen.  3e&t  bat  in 
3)eutfcblanb  unb  öfterrciaV Ungarn  ber  ÜB.  jwar  aueb 
noeb  10  SiieS,  aber  baS  ÜRieS  (9ccurieS)  fowobl  bei 
T r uef :  als  aud)  bei Sd)reibpapiet  lOOJ&efte  ui  10 ÜBo; 
gen  (f.^Japier),ber  ÜB.alf  o  10000 ÜBogen.  ^nßnglanb, 
bens)lieberlanben  unb  fremben  (Erbteilen  perrfdjt  no<b 
bie  früher  allgemein  übliche  ^Japicreinteilung. 

3m  Tucbbanbel  ift  ein  ÜB.  =  12  Stüd,  im 
Sebetbanbcl  =20  Stollen  obet  120  Stüd  3ud?^ 
ten.  ÜB.  bei&t  aud)  eine  gewiffe  SBerpadungSform, 
i.  ÜB.  bei  ÜBaumwolle. 

söa licn,  in  ber  3ooIogie  bie  meift  nadten,  tiffen= 
unb  fdjwielenartigen  üBilbungen  auf  ber  fiaufflädje 
ber  üpfoten  unb  Taben  ber  Sdugetiere,  aueb  an  ber 
<öanb  unb  bem  gufe  beS  SWenfdjen  (Scffif,  gerfen=, 

5)  aumcnballen  u.  f.  w.). 

Unnenberg,  Stabt  im  StmtSbejirl  Tauber» 
bifchofSbcim  beS  bab.  SreifeS  üfloSbacb,  in  292  m 
&bbt,  bat  (1900)  513  tatb.  Q.,  Sßoftagentur, 
grapb,  eine  tatb.  $farrtird?e,  ÜBejirteforftei,  aufeerr 
bem  üffiein:  unb  öopfenbau. 

«aUcnblumc,  engl.=got.  ©efimS»crjierung,  eine 
.ftalbfugel,  bie  burd)  einen  in  §orm  eines  3)reied<> 
mit  cingebrfldten  Seiten  aufgeleatcn  ÜHunbftab  übn- 
liditeit  mit  einet  ftd?  offnenben  Änofpe  erhalt. 

^allcncifcn,  f.  ÜBalleifen. 

fttaHcnpftanutnn,  üBcrpflanjung  uon  Äonifc» 
ren  unb  {yreilanbftauben  mit  bem  ben  ÜBurjcln  an» 
baftenben  drbballen ,  woburd)  baS  Mnwad?fen  ge« 
fiebert  wirb  (f.  üBerpflanjen). 


Digitized  by  Google 


Satlenftebt  —  ©aHett 


315 


Söallcnftcbt.  1)  Sireid  im  <oerjogtum  i'InKilt, 
hat  einfdjltefelid)  ber  ©rllape  Sllelebcn  bei  CfcfrerS* 
leben  826,7«  qkm  unb  (189ö)  29435  (14301  mannt., 
15 134  roeibl.)  6.,  6  Stdbte,  13  Xörfer  unb  19  ©utS* 
bejirte.  —  2)  ÄreiSftabt  im  ÄretS  ÜB.,  in  217  m  fcöfre, 
am  norböftl.  gufec  beS  Unter  barjeS,  an  ber  ©etel  unb 
bet  fiinie  ^ofrje»üB.»OueblinbuTg  t29-90  W 
Sifc  ber  ÄrciSbirettion,  eine«  SlmtSgericbtS  (£anb* 
geriebt  2)eRau),  3oll*  unb  Steueramtes,  unb  bat 
(1895)  5197  £,  barunter  etroa  100  flatboltlen  unb 
70  Israeliten,  (1900)  5123  (*.,  «ßoftamt  »weiter 
Jtlafie.  Jclegrapb,  frohere  3Jfabd)enfd?ule,  5terpen= 
beilanftalten  unb  ftreiStranrenfrauS ;  2anb^,  ©arten», 
Obstbau  unb  Bierbrauerei.  ÜB.  mar  feit  1765  9<cft= 
benj  ber  £>erjöge  pon  HnfrafrüBernburg  unb  ift  feit 
1863  SBitmcnfifc  ber  öerjogin  grieberite.  3)aS 
Sdjloü,  urfprünglid)  üBurgber  aSfan.  ©rafen,  mar 
Pom  10.  big  16.  3afrrb.  ein  Senebiltinerllofter,  beffen 
übt  1525  feine  Wedrte  an  ben  dürften  Söolfgang 
abtrat ,  ber  eS  jur  f ürftl.  SHefibenj  einrichten  lieft. 
IjS  liegt  auf  einem  ftelfenfrügel,  ju  bem  eine  lange 
x'lllee  fäfrrt,  frat  einen  ftfrönen  $art,  eine  üBibliotfref, 
perfdnebene  Sammlungen  unb  Silber  nicberldnb. 
Hieifter.  3n  ber  Scblofelircfre  mürben  bie  ©ebeine 
MlbrccbtS  beS  üBdren  neuerbingS  aufgefunben.  Un= 
roeit  beS  SdjloffeS  liegt  baS  feit  1889  mieberer öffnete 
Öoftbeater  unb  baS  pon  üBrof.  Dr.  üBrindmeier  be^ 
grünbete  ©rjiebungSinftitut.  $n  ber  9Mbe  ber 
3iegenberg  mit  bem  üBronjeftanbbilb  (1899)  311= 
brecfrtS  bes  üflären  pon  ärtbur  Scfrulj,  baS  3afl°: 
bau«  auf  bem  SRöfrrtopf  unb  bie  ©egenfteine.  —  iBgl. 
ÜB.  am  dar)  unb  feine  Umgebung  (üBallenft.  1894). 

$tattcnt):3ttfelu,  eine  antarltifcfre  3nfelgruppe 
(f.  bie  Harte  ber  Sübpolarldnber)  unter 
66°  48'  fübL  üBr.,  163°  11'  öftl.  2.  üon  ©retnroiA, 
etma  450  km  nörblicfr  üon  ÜBictorialanb  gelegen, 
beftebt  aus  brei  gröfiern  unb  jroei  llcinern  3mfeln. 
bie  fdmtlicfr  ftarl  pergletfcfrert  ftnb.  Sie  ©ruppe  frat 
pultanifdjen  Slufbau,  unb  jur  fttit  ber  Gntbedung 
befanb  fia)  bie  mittlere  ber  brei  gröfeern  3nfeln, 
üBudle  3Slanb,  an  jroei  Stellen  in  Eruption.  2lm 
böcbften  ift  3°ung  f^Slanb,  baS  im  greeman«  ÜBeat 
3950—4000  m  erretdjt.  $ie  ©ruppe  »UTbe  1839 
pon  bem  Söalfdnger  ÜBallenp  entbedt. 

«aller tua  (ital.),  Jdnjcrin;  ÜBalleuno, 

«aücftcr,  f.  üßalefter.  [Idnjer. 

«aUcftcro*  (fpr.  balje-),  £on  Francisco,  fpan. 
©eneral  unb  Staatsmann,  geb.  1770  »u  Sara» 
goffa,  nafrm  JtriegSbienfte  unb  lämpfte  mitßaftanoS 
unter  ber  5Regentfd>aft  pon  Sabi»  feit  1808  mefrrere 
3afrrerubmpoU  im  SübenbcSiHetdjS  gegen  bie  ftran= 
jofen.  SRad?  Grnennung  beSßerjogS  pon  «Wellington 
jum  Oberbefefrlsfraber  meigerte  er  fiefr ,  unter  einem 
Aromben  ju  bienen  unb  mürbe  nadj  Seuta  per 
bannt.  ÜBalb  aber  erfrielt  er  mieber  ben  ÜBefefrl  über 
ein  SlrmeeforpS.  9ta<fr  gcrbinanbS  VII.  iHüdtcbr 
mar  er  1815  lurje  3<it  ÄriegSminifter.  SBeim  Slu? 
brudfr  beS  SlufftanbeS  Pon  1820  pon  gerbinanb  VII. 
jurüdgerufen,  roufeteer  benSönig  jurSlnnafrme  ber 
Konftitution  pon  1812  ju  beftimmen.  gerbinanbVH. 
ernannte  ifrn  mm  SBiceprdftbenten  ber  propiforifdjen 
Regierung.  ÜB.  liefe  aUbalb  bie  Werter  ber  3nqui> 
fttion  öffnen  unb  gab  ber  Stabtbefrörbe  ju  Swabrib 
mieber  bie  1812  pon  ben  Sorte«  gefefraffene  (Jinridj^ 
tung.  5U#  im  $uli  1822  bie  ^einbe  ber  Jtonftitution 
mit  feilfe  ber  ©arben  bie  üBerfajfung  umjuftür^en 
pcrfudjten,  jerftreute  er  bie  Slufrilfrrer  an  ber  öpifee 
ber  aJlilijen.  3m  jhiege  Pon  1823  gegen  bie  §ran= 
»ofen  mufjte  er  frefr  in  ben  Silben  jurüdjiefren  unb 


an  ber  ©renieöranaba«  14.  Äua.  eine  übereintunft 
mit  bem  franj.  öeerfübrer  eingefren.  5Rad?bem  ber 
Jtönig  1.  Oft.  alle  üBefd^lflffe  ber  lonftitutionellen 
Regierung  für  ungültig  ertlärt  batte,  fprad?  ÜB.  feine 
ikrmafrrung  gegen  biefen  üBefd?lufe  au«.  S)a  er  pon 
ber  Slmncftie  auögefdjloffen  mar,  floatete  er  1821 
nad)  üjiart«,  »o  er  29.  3uni  1832  ftarb.  —  V\üi 
Sopej  ÜB.,  fein  ÜBruber,  geb.  1778  in  ©alicien,  feit 
1808  RriegSlommiffar ,  mar  ©eneralbireltor  ber 
StaatSeinlünf  te,  a !  er  1825  ba«  ^inanjminifterium 
übernafrm,  ba«  er  trog  vieler  Scfrmierigteiten  bis 
1833  Pcrmaltete.  Qx  ftarb  12.  Dlt.  1853. 

Wallcftrcm,  Jranj  laper,  ©raf  pon,  5Reid?S= 
tagSabgeorbnetcr,  geb.  5.  Sept.  1834  auf  Sdjlof. 
üpiamniomig  in  Cberfcfrleften,  ftubierte  1853—55 
ju  £üttid>,  trat  1855  in  bie  preufe.  Slrmec,  madjte 
bie  $elb)üge  Pon  1866  unb  1870/71  mit  unb  nafrm 
1871  als  tRittmeifter  feinen  »bfefrieb.  Seitbem 
mibmete  er  fut  ber  polit.  Saufbafrn  unb  rourbe  1872 
für  Cppein  in  ben  $eutfcben  ÜReidfrStag  gemäfrlt, 
roo  er  ju  ben  angefebenften  üöertretern  ber  ßentrumS- 
Partei  gefrörteunbl890—93bieStelIebeSerften5Bicc= 
prAfibenten  betleibete.  üBefonberS  lebfraft  beteiligte 
er  ftd?  am  ßulturtampfe,  mofür  ifrn  ber  $apft  1873 
utm  ©efr.  Hämmerer  di  spada  e  cappa  ernannte. 
93.  mürbe  1890  erfter  ÜBorftgenber  ber  6entrumS= 
fraltion  unb  ift  feit  1891  aud)  SKitglieb  beS  preufe. 
VlbgeorbnetenpaufeS.  5)a  er  im  Wl&xj  1893  in  ber 
Syrage  ber  feeereSperftärfung  bem  Slntraa  £ucncS 
n midi mte ,  trat  er  aus  bem  ^raltionSPorftanb  aus 
unb  fanbibierte  bei  ber  üMeidjStagSneumafrl  ni(frt. 
ÜBei  ben  ü&ablen  pon  1898  (am  ÜB.  für  ben  SÖab> 
treiS  fiublinit)  aud)  mieber  in  ben  SleicfrStag  unb 
rourbe  ui  beffen  üBräftbenten  geroäblt.  1900  erbielt 
er  ben  Sitel  als  iföirllicfrer  ©ebeimer  «Rat  mit  bem 
"Bräbitat  (5|ceUem. 

«allcftrem  bt  C*raftcttenflo,  ©rdfin  ^ufemia, 
Siebte  beS  porigen,  f.  SlblerSfclb,  Gufemia  pon. 

flBallctt  (pon  gleicfrer  Slbftammung  roie  baS  ÜBort 
Sali,  f.  b.),  eine  burdj  tunftPollen  lanj  unb  <Bam 
tomime  unter  üJlufttbegleitung  bargeftellte  Sanb- 
lung.  3)ie  pantomimifd?en  Cpfertänje  beS  Sllter» 
tumS,  aus  benen  bie  attifefre  Jragöbie  itnb  bie 
tfreatraUfcpen  Jänje  beS  (SfroruS  hervorgegangen 
fein  follen,fjnbnidjt  als  bie  unmittelbaren  Ausgang?: 
punlte  beS  mobemen  ÜB.  ju  betraefrten.  5)iefeS  ift  in 

? Italien  jum  ÜBergnÜgen  ber  $>öfe  entftanben  unb 
atte  allerbingS  üBorldufer  in  ben  unter  ben  röm. 
Jtaifern  ju  frofrerüBlüte  gelangten  Pantomimen.  3u 
üHnfang  beS  16.  vuihü\  pflegte  man  baS  ÜB.  fref  onberS 
am  Muriner  öofe,  roo ^rinjen  unbprinjeffinnenmit: 
roirtten.  üBaltamrini,  «JRufttbireltor  ber  ßatfrarina 
pon  «Ulebici,  führte  baS  ÜB.  in  ^rantreidp  ein,  roo  es 
balb  fo  beliebt  rourbe,  bafe  Subroig  XIII.  mittanjte, 
roeldfreS  ÜBeifpiel  fiubroig  XIV.  in  feiner  3»0C"b 
naefrafrmte;  nod)  1699  betrat  er  im  ÜB.  «ftlora»  bie 
Sflfrne.  35aS  ÜB.  erfefrien  bis  bafrin  ftetS  in  üBer^ 
binbung  mit  (Elementen  ber  Dper,  ja  ber  Äomöbie; 
fo  in  ben  Pon  Sutlp  fomponierten  SBerlen  Oui^ 
naultS  unb  in  5Dloliirefdjcn  Ißuftfpielen;  es  fratte 
nod)  roenig  bramat.  SluSbrud  unb  beburfte  ber 
Grtldrung  burd)  ©efang  unb  dlecitation.  Seit  1697 
liefe  Hntoine  doubart  be  la  SJlotte  bie  bramat. 
Öanblung  unb  leibenjAaftliAe  3uftänbe  burefr  bass 
iB.  felbft  auSbrüden.  iurcfr  Mnorbnung  beS  üBallett= 
meifterS  ber  ©rofeen  Dper,  SBeautframpS,  bem  baS 
ÜB.  in  perfdjiebener  feinficfrt  ÜBerPollfommnung  unb 
üBerbeffcrung  perbantte,  traten  bereits  1681  »uerft 
grauen  im  ÜB.  auf,  ungefdfrr  gleicfrjeirig  roie  in 


Digitized  by  Google 


316 


93attf>aljn  —  UBaHtfte 


Cper  unb  Sdjaufpiel.  $ocb  finbet  man  SBaUett- 
tdn jerinnen  von  93cbeutung  nicbt  vor  1790.  9coverre 
löftc  um  bie  2Jiitte  be«  18.  ^abrb.  ba«  JB.  von  ber 
Cper  ab,  begrünbetc  aud)  eine  Jbeorie  unb  erbob 
e«  ju  bramat.  Selbftdubigfeit.  2)a«  mvtbologiid>e 
93.,  berüberreft  ber  IßerfatUcr  öerrlicbteit,  mürbe 
ur  3<tt  be«  Äonfulat«  von  ben  neu  erftanbcnen 
omifcben  93.  aDansomanieo,  «La  fille  mal  gardee» 
unb  ben  «  Arlequinades»  verbrängt.  93incenjo 
(Baleotti  in  Kopenhagen  ging  in  9loverre«  SRidjtung 
weiter,  inbem  er  ba«  93.  im  antiten  Sinne  auf  ba« 
rein  bramatifaVplaftifdje  Prtncip  jurüdfüprte  unb 
ben  Janj  unterorbnete;  e«  erhielt  bierburd?  ben 
(Ibarafter  grofter  rpptbmifcb:plaftifcber  Pantomi- 
men. 2)iefe  fllänjenben  Serfucbc  würben  am  längften 
auf  bem  2Jlailänber  Jljeater  fortaefeht,  mo  ba«  93. 
bic  leben«voüftcn  unb  grofeartigften  Jableau«,  im 
pantomimif  djen  &u«brud  aber  bte  größten  SBagniffe 
unternommen  bat;  unter  mebrern  Straaöbienftoffen 
führte  man  bort  fogar  «Hamlet»  al«  93.  auf.  ym 
allgemeinen  ift  jebodj  ba«  93.  feiner  ebeln  SRidjtung 
unb  cd)t  {ünftlerifcben  93ebeutung  untreu  geworben 
unb  erfdjöpft  fieb  in  Scpauftcllung  blofe  törperlidjer 
:Kcue  unb  jyertigleiten.  Xa  e«  wef en t Ii*  bie  Scbau 
luft  befdjäftiaen  unb  feffeln  fotl,  fo  macht  ftd}  babei 
bie  flröfete  $>etoration« *  unb  Koftümpracbt  not- 
wenbig.  93erübmte93allettmeiftcrunb93aüetterfinber 
be«  19.  3abrb.  Jinb:  SRilon  in  Pari«  («Wna»), 
Philipp  Jaalioni,  Paul  X a al t p n i ,  Ce'on 
93ournonville,  ®.Slmbrogiounb bteJänjerin 
tfucile  ®rabn.  Gin  Conservatoire  de  danse 
grünbete  1891  in  Pari«  9loftta  ÜJtauri,  bie  prima 
ballerina  ber  ®ro§en  Oper.  —  Sgl.  2Jlen*ftrier, 
Des  ballets  anciens  et  modernes  (Par.  1682) ; 
Gabufac,  La  danse  ancienne  et  moderne  (3  93be., 
ebb.  1754);  IRoverre,  Lettres  sur  la  danse  et  les 
ballets  (neue  »u«g.,  ebb.  1807);  93ofe,  Ter  Janj 
unb  feine  ©efdncbte  (93erl.  1868). 
©allfiaön,  f.  SJalban. 

Wallfiantmcr,  febrdger  Sehbammer  (f.  b.),  ber, 
auf  ba«  9lrbeit«ftüd  geftellt,  unter  bem  Schlag  be« 
Scpmiebebammer«  an  bem  erftern  einen  fpi&winf= 
(igen  3lnuah  au«bilbct. 

«aHbäufcr,  jum  93allfpiel  (f.  b.)  errichtete,  gegen 
bie  2öitterungfdnlj?enbe©ebäube,  entftanben  roaift- 
fcbeinlieb  in  tfrantreieb  vor  Anfang  be«  15.  3abrb. 
Tort  hatte  man  93.  in  jeber  beträchtlichen  Stabt,  in 
pari«  foll  e«  300  gegeben  baben.  93on  $ranfreich 
au«  verbreiteten  ftd?  bie  93.  in  anbere  Sänber,  bc= 
ionber«  nach  töefibenj*  unb  Univcrfität«ftäbtcn. 
hieben  ben  großen  93.,  ben  Jeux  de  paumes  ober 
Courtes  paumes,  beftanben  auch  Heinere,  bie  Tri- 
pots.  Seit  2Nitte  be«  18.  3abrb\  verfielen  bie  93. 
ober  würben  anberweit  vcrWenbet.  93crübmt  würbe 
ba«  93allbau«  in  SBerfoiüc« ,  wo  20.  3uni  1789 
unter  Sübrung  93aillp«  bie  deputierten  be«  britten 
etanbe«  febworen,  ntebt  eber  au«etnanber  ju  geben, 
bli  (jrantreieb  eine  9}erfaffung  bakt. 

^nllborn,  3ob.,  93ucbbruder  ju  Cübed,  wcl*er 
1531  (1530?)  — 99  bafelbft  brudte  (fall«  nicbt  in 
bieicr  3eit  ein  gleicbnamiger  Sobn  bem  3kter  folgte) 
unb  auf  ben  ber  3(u£brud  ballbornifieren  ober 
verballbor nen,  b.  i.  fotnel  al«  ein  6cbrift= 
irerf  rcrfdjlecbtern  ftatt  »erbeffern,  jurüdaefübrt 
wirb.  ?tngeblid?  brudte  man  f*on  bamal«  §ibeln, 
auf  beren  le&ter  6eite  ba«  93ilb  eine«  an  ben 
,yüf!en  gefpornten  öabn«  war.  Sudj  93.  foll  eine 
icld?c  gebrudt,  babei  bie  Sporen  weggelaffen,  ba^ 
für  aber  bem  .ftabne  jwei  (ober  nacb  anbern  einen 


aanjen  Äorb)  Gier  jur  Seite  gelegt  unb  auf  ben 
iitel  bieSBorte  «wrbeffert  burd?  3lob.  93.»  gefegt 
b aben.  25od)  ift  ein  foldjer  2)rud  nicht  nadbgewiefen 
unb  jene«  93ilb  bc«  £>abnö  in  ben  Bibeln  erft  fpdter 
aufgelommen.  5Racb  anberer  Ännabme  bejiebt  ftd> 
ber  8lu«brud  tticlmebr  auf  eine  «lorrigierte»  Kai« 
gäbe  be«  Sübedcr  Stabtredjt«,  welcbc  1586  von  33. 
gebrudt  würbe,  aber  allerorten  Jabel  erfubr;  ba 
bie  JRemforen  (befonber«  Senator  von  Stiten)  auf 
bem  Xitel  nidjt  genannt  finb,  babe  ber  Jabel  ben 
5)ruder  93.  getroffen.  —  93gl.  SlUgemeiner  fiitterar. 
«njeiger,  3lx.  134,  135  (fipj.  1800);  Örautoff, 
Öiftor.  Scbriftcn,  93b.  3  (Cübed  1836). 

»öallborntrtcrcn,  f.  93allbcrn. 

ballier,  f.  polier. 

tBaulna  (fpr.  bdü-),  Stabt  in  ber  muten  ®raf= 
febaft  OJtapo,  am  SWop,  11km  oberbalb  feiner 
3Jtünbung  in  bie  ütUalabai,  bat  (1891)  4846  (*  , 
einen  für  Sduffe  von  200 1  jugänglicben  öafen  unb 
ßanbel  mit  Sanbe«probulten.  3»ei  93rflden  fübren 
^ur  gröfeem  SJorftabt  Slrbnaree,  reebt«  am  2)ioo, 
in  ber  ®raffd?aft  Sligo,  mitberÄatpebralc  be«  latp. 
93ifcbof«  von  .uillala.  93.  war  ber  einjige  Drt  ber 
brit.  3nf«ln»  ben  bie  Jran j  of en  im  9tevolutton«triege 
(Slug.  1798)  vorübergebenb  befchten. 

fBaüina&loe  (fpr.  bdUindplöb),  Stabt  in  $X» 
lanb,  55  km  Cftlicb  von  ©alwap,  burdj  ben  Sud  in 
jwei  Jeile  geteilt,  ber  größere  auf  bem  redjten  Ufer 
jur  ©raffdiaft  öalwap,  ber  Heinere  ju  9to«common 
gehörig,  an  ber  Gifenbabn  5)ublin'@almap,  bat 
(1891)  2789  6.,  ©etreibemflblen,  ©agenbau,  Stetn- 
brücbe  unb  einen  93iebmarft  (Dftober),  ben  größten 
3rlanb«  (über  60000  Scbafe  unb  13000  Stinber). 

»aUiug,  Karl  ^ofepb  Napoleon,  Gbemifer,  geb. 
21.  Slpril  1805  u:  ©abttelapüttcn  im  böpm.  ÄTei« 
Saaj,  befudjte  bie  polvtecbn.  Scbranftalt  ju  ^rag, 
mar  bann  praltifcb  im  93ergbau  unb  in  ßifenbütten 
befcbdftigt,  würbe  äbjunlt  für  ba«  ftacb  ber  6be- 
mie  an  ber  ftänbifcb=tecbnif eben  Sebranftalt  su  $rag 
unb  1835  ^rofeffor  ber  (Sbemie  bafelbft.  93.  ftarb 
17.  OKdTj  1868  ju  präg.  &r  febrieb:  «5)te  ®drunge= 
(bemie,  wiffenfdjaftlid)  begrünbet  unb  in  ibrer  %n- 
wenbung  auf  ©einbereitung,  93ierbrauerei,  93rannt- 
weinbrennerei  unb  J&efenerjeugung  praltifdj  barge= 
fteUt»  (4  93be.,  Prag  1845  —  47  ;  3.  SufL  1865), 
«3wei  Slbbanblungen  über  einige  ber  widjtigften 
Jeile  be«  eifenbüttenwefen«»  (2pj.  1829),  «2)ie 
Gifencrjeugung  in  93öbmen»  (Prag  1849). 

®aUin^cr,  im  Mittelalter  eine  Slrt  Mrieg<<fafcr ■ 
jeuge  ber  (rngldnber  unb  »vranjofen. 

«antdmn0  (grd>.),  ©üpfen,  Janjen;  in  ber 
aJlcbijin  ber  93cit«tanj. 

iBaUifle  (lat.  ballista,  Vom  grieeb.  billein,  b.  b- 
werfen),  93cjeidjnung  von  ©urfgefebüften ,  bie  jum 
©erfen  von  Steinen  ober  fteinernen  Äugeln  be- 
ftimmt  waren.  93i«  unacfdbr  200  v.  Gbr.  waren 
bic93.(vonben@ried5en  palintonen  ober  2ttb o  = 
bolen  genannt)  au«  ftarfen  $>oljgerüften  gebilbet, 
bei  benen  jur  Rührung  be«  ju  fdjleubemben  ®c= 
feboffe«,  dbnlid)  wie  bei  ber  3lrmbruft,  eine  Winne 
angebracht  war,  bic  oft  unter  einem  ÜBinfel  bi«  ju 
45  ftanb.  Sil«  bemegenbe  Kraft  für  ba«  ®efcboft 
bienten  jwei  voneinanber  unabbdngigc  3lrme,  bie 
in  fenlrecbt  angebrachten,  au«  ftarten,  jufammen« 
gebrebten  Scbnen  gebilbeten  (Jplinbern  ftedten,  unb 
beren  freie  Gnben  burd?  eine  ftarte  Scbne  vetbunben 
waren.  Spannte  man  lentere,  unmittelbar  auf  ba« 
©efebofe  wirlenbc  Sebne  an,  bog  man  alfo  bie  3lrme 
jurüd,  f  o  brebten  biefe  bie  fenfreebten  Sebnencplinber 


Digitized  by  Google 


©aUtftif  —  Ballon  cT 


jufammen,  fo  ba&,  wenn  man  jum  ftortfcbleubern 
be*  ©efcbofTeS  bic  SBerhinbung*Kb»«  lo*liefj,  bereu 
natürlidje  6^nellfraft  ftcb  mit  Der  ©ewalt  ber  beim 
SBoricbnellenberSltme  ftcb  jurüdbrebenben  fenfrcch» 
ten  Sebnmcplinber  Bereinigte. 

(?ine  ben  SRömern  eigentümliche  Slrt  oon  SB.  mar 
bet  Dnaget  (f.  nacbftebcnbe  tfigut).  Gr  hatte  nur 


einen  2lrm,  ber  mit  bem  einen  Gnbe  jnrifeben 
ftarlen,  jufammengebrebten,  ^orisontal  im  ©erüft 
liegenben  Seimen  ftedte,  mdbrenb  ba*  anbete  freie 
Gnbe  in  gorm  eine*  foloffalen  fiöffel*,  jur  2luf; 
nähme  be*  ©efeboffe* ,  geftaltet  mar.  3um  Sabcn 
be*  ©efcbülie*  30g  man  ba*  freie  6nbe  be*  in  einer 
oertitalen  (fbene  fi<r)  beroegenbenSlrm*  mittel*  eine* 
SBinbemerf*  nieber,  hielt  ben  ?trm  mit  einem  £>atcn 
feft  unb  belaftete  ben  Söffe!-  Ser  borijontalc  Seb-- 
nenftrang  roar  bureb  ba*  Stteberjieben  be*  21rm* 
gefpannt,  alfo  jut  Ktaftentwtdlung  bereit.  SBolIte 
man  fdjleubern,  fo  fd?lug  man  ben  &aten  herauf ; 
ber  2lrm  mürbe  nun  non  ber  fidj  aufbtebenben  Sehne 
in  bie  £>öbe  getijfen  unb  fdjleubette  babei  ben  3nj 
halt  be*  Söffel*  im  hoben  SBogen  fort. 

Sie  SB.  nmrben  ben  Wörnern  burdj  bie  ©riechen 
bclannt.  Sie  bebienten  fid)  ibreu  bereit*  in  ben 
^unlieben  Kriegen,  unb  biefe  iiiaicbincn  bilbeten 
mabrfdjeinlicb  bt*  in  ben  3tnfang  be*  3.  Sabrb. 
n.  Gbr.  bie  einjigen  SöurfgefdjüftebetSflÖmet.  SBon 
ba  ab  marb  berCnager  al*  Söurfgefcbfltj  unb  neben 
ihm  ein  SBogengefdjüfc  mit  einem  eifernen  SBogen, 
welche*  nun  ben  tarnen  SB.  erhielt,  al*  öorijontal^ 
gefdjüB  im  Sinne  ber  Katapulten  (f.  b.)  oerwenbet. 
l?rft  in  ber  fpäteften  Kaiferjeit  lommen  trierräberige 
SBV aud) ßarroballiften genannt,  al* öorijontal: 
gef djüöe  im  ^elbtrieg  »or.  Sie  fajioerften  SB.  warfen 
Körper  oon  2bi*G  6tr.  ©ewiebt  auf  ßntfernungen 
oon  etroa  1000  Schritt. 

SBgL  töüftow  unb  Köchtp,  ©efcbidjte  be*  gried). 
Kricg4roefen*(2larau  1852);  3äbn*,öanbbud)  einer 
©efepiebte  be*  Kricg*wefen*  (SBerl.  1880);  Kröpfen, 
i3eerwefen  unb  Kriegführung  ber  ©riechen,  in  6er« 
mann*  ugebrbud)  ber  gried).  Slntiquitdten»,  SBb.  2 
(greiburg  1888). 

iy  n Ii tftif  (Dom  gried).  ballein,  b.  b.  werfen),  bie 
2eb"OonberSBewcgung  getoorfener  obetgefdjoffenet 
Körper,  namentlich  ber  au*  Feuerwaffen  fortgettie* 
benen  ©efeboffe.  Soweit  bte  SBewegung  be*  @e« 
fchoffe*  im  Feuerrohr  erfolgt,  fpriebt  man  aud)  oon 
innerer  SB.,  im  ©cgenfafc  jur  äufeetn,  bie  bie  SBe; 
wegung  außerhalb  be*  SRobr*  betrachtet.  Sie  pr aU 
tif  che  SB.  ober  Schief; fünft  umfafst  ben  rationellen 
SBctrieb  be*  prattijcben  Scbicjen*.  Sie  Hauptauf- 
gabe ber  roiffenidjaftlicben  SB.  ift  bie  ßntwidlung 
ber  Slbbängigfeit  ber  ^lugbabnluroe ,  ber  fog. 
balliftifchen  fiinie  (f.^lugbabn),  oon  ihren  jat= 
toren  (@efd>winbigteit,  Widjtung  unb  Drehung,  mit 


317 


ber  ba*  ©efdjofe  ben  Cauf  oerldfet,  Schmerhaft  ber 
&rbe  unb  fiuftwiberftanb).  fitenu  ift  ba*  SBer* 
ftdnbni*  bet  höhem  SDiathematif  erforberlicb,  unb  bie 
gewonnenen  ßrgebniffe  haben  nur  für  ÜJlänner  ber 
2öii)enfchaft  unb  SBaffenlonftrutteure  SBert.  SUn-- 
ndhernb  laffen  ftch  einzelne  ©cfe&e  auch  mittel*  ber 
ßlementarmatbematil  barfteüen.  ffltt  ben  Solbaten 
ift  ba*  Schieten  aber  ein  SBerfucben,  ba*  burd>  bie 
au*  bet  drfabrung  hergeleiteten  Sehren  geregelt  rcet* 
ben  fann.  fiitteratur  f.  ftlugbabn. 

»öUiftifdje  «inie,  ©oUiftifctie«  ^Jcnbel, 
*8rtUiftifcrje£  Problem,  f.  Flugbahn. 

«aüiftit,  f.  3iobel*  raud)fch»acr;e*  s^ulöer. 

Balllvna,  f.  Bailli. 

^nikm  (frj.,  fpr.  -öng).  fugeiförmiger  Ijo^lcr 
Körper,  in*befonbere  Luftballon  (f.  b.);  in  ber 
£ecbnit  SBe}eichnung  für  bie  großen  bauchigen 
©laäflafajeu  oon  etma  40  bi*  50 1 3nl?alt,  beren  man 
ftd?  }um  Sufbemabren  unb 
SBerfenben  ber  ftarlen  Säuren, 
beftillierten  SÜBaffer*  u.  bgl. 
bebient;  fie  merben  allgemein, 
um  fte  oor  SBefdiäbigungen 
jufdjütten,  burdj  Strobgefledtt 
tn  ftarlen,  au3  ungefcbdltcu 
ÜBeiben  angefertigten  Körben 
befeftigt.  SBeim  ©ebrauch  fe|»t 
man  fie  }medmdfsig  in  ein 
eifeme*  ©eftell,  ba*  an  jmei 
Rapfen  in  einem  Sagerbode 
ruht  (f.  beiftehenbe  ftigur); 
mittel*  eine*  an  bem  ©eftell 
befeftigten  langen  Jöanbbebel* 
lann  man  bem  SB.  leicht  jebe  beliebige  Neigung 
geben,  mobureb  ba*  SÄussgiefsen  bet  ^lüfftgleit  febr 
erleichtert  mirb.  Über  bie  öcrfteUung  ber  SB.  f .  ©la^. 

2)Ht  SB.,  ober  bem  franj.  techmfdjen  Jlusbrud 
Bombonue,  bejeiebnet  man  aud;  bie  au*  hart  ge= 
branntem  Steinjeug  angefertigten,  mit  jroei  roci- 
ten  unb  einem  engen  £>alfe  unb  auch  wohl  mit 
einem  hiebt  über  bem  SBoben  befinblichen  tböner- 
nen  SUblafehahn  terfehenen  flafa)enförmigen  8tppa= 
rate,  meldje  in  ber  gabrifation  ber  Salpeter- 
fäure,  früher  aud)  ber  Saljffiurc,  jut  Sßerbid)= 
tung  ber  Scturebfimpfe  bienen. 

Ballon  (fr;.,  fpt.-öng),beutfch  SB  eichen,  teilen 
megen  ihrer  luppeU  oberbomartigen  ©eftalt  mehrere 
ber  böchften  ©ipfel  ber  SBogefen  im  Dbetelfafe,  bie  ben 
SBeldjen  (f.  b.)  be*  gegenübet  liegenben  ScbiDarjroah 
be*  entsprechen.  5)ie  mich  tigften  fi  nb :  ber  SB.  b  e  ©  i  r  o  - 
magnp  ober  b'Sllface  (SEBelf  eher  ober  6lf  äff  et 
SB  eichen)  bei  ©itomaanp,  1245  m  hoch,  über  ben= 
felben  führt  eine  SBetbinbungeftrafee  oon  Söelfott 
nach  @pinal.  Set  SB.  oon  ©ebmeilet,  auch  SB. 
oon  Sulj,  unb  al*  böcbftet  ©ipfel  bet  SBogefen 
auch  fdlechtbinSB. obet@to^et  SBelcben  genannt, 
erbebt  fid)  1423  m  jmifdjen  Jhann  unb  ©ebweiler. 
liefet  Suljet  SBeldjen  ift,  mie  mebtete  bet  hödjften 
^ogefengruppen,  oon  bem  böcbften  ©tat  unb  ber 
©affetfepeibe  be*  ©ehirge*nad)D.,bem9lbeinthale 
näher  gerüdt,  rcoburd)  bte  Steilheit  be*  SUbfall*  na* 
berSRbeinfeiteoergröBertroirb.  9kmnörblid)0on  ihm 
liegt  ber  Kleine  SBeldjen  (Kahle  3ßafen),  1268  m. 

^nlloubrtcf ,  f.  SBallonpoft. 

Ballon  oaptif  (frj.,  fpr.  -öng,  « gef eff elter 
SBallon»),  f.  MelbaUon. 

Ballon  d  easal  (fn.,  fpr.  -öng  benäh,  b.  b. 
2?crfucb*ballon),  SBejeicbnung  für  eine  öffentliche 
SDlitteilung,  bie  al*  «$üblet»  verbreitet  wirb,  um 


Digitized  by  Google 


318  Mortbetac^emen 

porläufig  ben  etwaigen  Ginbrud  einer  nur  erft  be= 
abfidjtigten  £>anblung  ju  erproben. 

»allonbetadjemeitt,  f.  Cuftfdjiffa^Tt. 

»Ha  Hon  dement,  971  eibinßcr«,  f.  Gleltrifcbe 
Telegraphen  nebft  2af.  III,  ftig.  4. 

SBaQonct  (fpr.  -neb),  früher  «"*  SJleuSnier« 
febe  Jafdje  genannt,  ein  innerer  Heiner  Ballon, 
mit  bem  man  bie  Luftballons  uerfiebt,  um  fte  trot«, 
be4  unf ermeiblidjen  ©aSoerlufteS  aufgebläht  ju  er« 
ballen,  üor  allem  iebod?,  um  bei  ben  fortwäbrenben 
oertitalen  Sdjwanfungen  ein  längeres  Berweilen 
oben,  obne  fortwäbrenbe  SKifdjung  beS  ^üllgafcS 
mit  ber  bei  jebem  fallen  von  unten  einbringenben 
Öuft  ju  ermöglichen.  Gr  wirb  nacb  BebürfniS  vom 
tforbe  aus  woll  fiuft  gepumpt.  Die  Bermenbung 
»on  58.  bat  fid)  als  aelegentlid)  wertvoll  bei  grö|ern 
AeffclballonS  bewährt,  wo  burd)  Anbringung  eines 
B.  ber  fortwäbrenbe  ©aSoerluft  beim  Setneb  er« 
beblidb  verminbert  werben  tann;  bei  Freiballons 
cagegen  lönnen  bie  Äorbinfaffcn  baS  Luf  teinpumpen 
in  ber  Siegel  nur  febr  fd?led)t  fpftematifd)  buraV 
führen. 

©oüonfuörporf,  f.  BaUontravn. 

*aIlonflcf(t)ütj,  em  befonberS  jum  Stiegen 
auf  [einbüße  Luftballons  beftimmteS  ©efd atj,  baS 
äu  biefem  ßwede  bobe  Glctation  unb  leidbte  Hanb« 
babung  geftatten  rauj.  SDdbrenb  ber  Ginfcblie&ung 
uon  BanS  1870/71  lonftruierte  Ärupp  ein  fabrbareS 
©,  mit  einem  flaliber  »on  3,6  cm,  mit  bem  inbeffen 
(eine  befonbern  Grfolge  erjielt  mürben. 

Wallortfnnonc,  f.  Ballongefcbüfc. 

^aUoitfröpfcr,  f.  Äropftauben. 

^allünpbotoflrapbic.  Bereits  1864  üerfudjte 
9labar  in  Baris  mit  einigem  Grf olg,  üom  froweben« 
ben  Luftballon  auS  3Jtomentbilber  ber  Grbober« 
flddje  aufjunebmen,  ebenfo  Blad  in  Bofton  1868. 
SRÜ  gröfcerm  Grf olg  würbe  biefer  Berfud)  nad)  Gin« 
tübrung  ber  bod)  empfinblicben©elatinep(atten  wie« 
Perbolt,  juerft  bureb  5tiff  anbier  in  Baris,  \  pdter  burd) 
toie  bei  nerfebubenen  ftebenben  beeren  etngefübrten 
BallonbetadjementS,  beren  Hufgabe  SRclognoSjic« 
tungbeS  JerrainS  Dom  Sailen  auS  ift.  ,\n 
lanb  tbat  ftd)  in  biefer  Bejiebung  Bremtcrleutnant 
oon  Hagen  beim  Ballonbetad>ement  hervor.  —  Bgl. 
Seirfdmft  beS  beutfdjen  BereinS  jur  «jörberung  ber 
*Juftfd)iifabrt(Bcrl.  1888);  Jiffanbier,  La  Photo- 
graphie en  ballon  (Bar.  1886). 

Der  9J.  üerwanbt  ift  bie  Dracbcnpboto» 
grapbie,  bei  ber  ein  leichter  pbotogr.  Apparat 
Purd)  einen  fliegenben  Z raJort  in  bie  Höbe  ge« 
nominen  unb  nad)  Grlangung  ber  geeigneten  ^oft« 
tion  bie  momentane  Belid?tung  bureb  fluslöfung 
eines  2)tomentt>erfd;luf)e$  mittels  Sünbfdjnur  ober 
elettrifcber  Leitung  erfolgt.  —  Sgl.  wotograptyfdp 
.Mitteilungen,  XXVI  (Berl.  1890). 

SBaüo  lipo  fr.  Üödbrenb  ber  Ginfd)licfmng  »on 
•UariS  burd?  bie  Deutfd?en  1870/71  »erfochten  bie 
von  ber  s>litf?enmelt  burd)  eine  militdr.  3lbfperrungS« 
liniegänjilid)abgefd?nittenenBarifeT,  namentlich,  ber 
Cbcroefehlsbaber  ber  Iruppen  in  ^ariS,  ©eneral 
Irod?u,  ^ofroerbinbungen  mit  ben  Departements 
t>urd»  abgelaffene  Luftballons  berjuftellen,  benen, 
aufecr  ben  Luftfdiffcrn  f elber,  9teifenbc,  Sfide  mit 
Briefen  unb  s$ofttarten  foroie  Jaubcn  auS  ^JariS 
mitgegeben  mürben,  meld)  letztere 58otfd»aften  auS 
Per  vUrovinj  jurüdbringen  folltcn.  SBw  gut  biefer 
Serfüdj  gelang,  beweift  bie  Jbatfadc,  bafe  mäb- 
renb  ber  oiermonatigen  Belagerung  64  Ballons 
mit  155  3nfaffen  (barunter  ®ambctta) ,  354  Briefe 


—  Satlontrain 

tauben  unb  etwa  2V,  OTiU.  ©riefe  unb  iJJoftfarten 
nad?  auSrodrtS  beförbert  mürben.  3)ie  SBallon- 
briefe  unb  iBallonpoftlarten  mupten  ben3ier= 
merl  upar  ballon  montö»  tragen ,  maren  auf  bldu- 
licbeS  6eibenpapier  gefd^rieben  unb  mögen  nur 
wenige  ©ramm.  3Jht  ben  Ballons  mürbe  au& 
eine  Leitung,  bie  in  $ariS  berauStam,  »erfanbt: 
«Le  Ballon  poste,  Journal  du  siege  de  Paris» 
(@emid;t  3  g).  Biele  Ballons  würben  weit  oer; 
id?lagen ;  fo  (anbete  beifpielSweife  bie  Ville  d'Or- 
leans  inlJlormegen;  mandje  gingen  gdnjlid)  ücrloreu. 

©atlonfiflnaltocfcn,  f.  Luftfduffabrt. 

*allo«fpri»jc,  englif a)e,  [.  Hlpftier. 

^nllontclcgraphie ,  eine  tn  neuerer  3eit  für 
militdr.  3»ede  mebrfad»  benuhte  5ärt  beS  Jelegra- 
pbierenS  »on  einem  an  einem  Seil  bdngenben  Luft= 
ballon  auS.  3)1  an  benutjt  babei  Jelcpbone  unb  tele- 
Pboniert  bie  üom  Ballon  auS  gemad?ten  Beobacb= 
tungen  nad)  Beobaa>tungepoftcn,  von  benen  fte  in 
geeigneter  2Beife  bem  Hauptquartier  mitgeteilt  wer: 
ben.  ÜJlit  bem  5Durd?meffer  ber  ju  benul^enben  Bai 
lonS  bat  man  bis  auf  5  m  berab^ugeben  vermoebt; 
es  reidpt  jum  ^erabbolen  beS  Ballons  ÜJlenfdben= 
fraft  auS.  9Jtan  bat  fogar  einen  Ballon  mit  nur 
500  cbm  SRauminbalt  auS  ©olbfdlägerbaut  unb 
Scibe  bergeftellt,  ber,  an  einem  feibenen  Seile  bdn- 
genb,  einen  Beobacbter  auf  eine  Höbe  von  500  m 
empor  jubeben  oermo<bte.  Mitunter  ift  bie  B.  autb 
eine  optifebe  (f.  Cptifcbe  Xelegrapben);  man  bebient 
ftd)  babei  eleltrifdjer  ©lüblampen  (oon  20  flerjen' 
ftdr(e).  5Z)urd?  abmedrfelnbeS  Leucbten  unb  ^iebt^ 
leudjten  ber  Lampen ,  baS  man  mittels  eines  9Jtorfe* 
tafterS  (f.  Gleltrifde  Jelegrapben)  benoorbringt, 
telegraphiert  man  IDtorfejeicben.  GS  ift  babei  aueb 
nicht  unumgänglich  nötig,  bafe  einetßerfon  in  bem 
Ballon  mit  emporfteigt.  2)icfeS  Jelegrapbjeren  ift 
jugleid?  geeignet,  ben  fteinb  in  Unrube  )u  per* 
jcfeen.  (S.  5<lbtelegrapben  unb  Signalballon.) 

^allontrain,  Ballonfubrpart,  bie  ©ejamt^ 
beit  berjenigen  transportablen  Apparate,  »ermittelft 
beren  bie  Sfnmcnbung  ber  Luftfdjiffabrt  ju  militdr. 
3weden  im  5<lbe  ermöglicht  wirb.  (S.  Luftfd»ifj: 
fahrt.)  Die  iVullung  beS  Ballons  geflieht  im 
,}elbe  mit  SBafierftoffgaS;  in  ber  genügenb  fcbnel' 
len  Gntmidlung  be&felben  liegt  eine  ber  aröfeten 
8d)wierig!eiten  für  bie  Berwcnbung  beS  Ballone 
im  Selblricge.  SIlS  geringftcS  2)cafj  für  einen  5«ffel-- 
ballon  finb  500  cbm  @a8  erforbcrlicfa,  bie,  mit  3in! 
ober  Gifen  bargeftellt,  eine  ÜJlitnahme  ©on  ettoa  1500 
bis  1600  kg  oon  einem  biefer  ÜJtetalle  erforbem, 
aufeerbem  aber  bie  nötige  ÜJtengc  »on  Scbwefelfäure 
in  flüffiger  ober  fefter  vjorm.  Die  bem  franj.  Grpe= 
bitionStorpS  in  Jongfing  1884  beigegebene  Luft« 
fdnftcrabteilung  folgte,  um  ftetS  fofort  jum  ?lufftieg 
bcreit}ufein,ben2ruppenmit  einem  gcfülltenBallon. 
Da  baS  2öaff  erft  off  gas  burd?  jebe  Hülle  leicht  ent« 
weicht  (biffunbiert),  fo  erleiben  ftdnbig  gefüllte  Bai» 
lonS  beim  Transport  erbeblicbc  Bcrlufte  an  ©aS  unb 
baber  an  Steiglraft;  aus  biefem  ©runbe  würbe  in 
bem  angeführten  Salle  ftetS  ein  jweitcr  Ballon  jum 
Nachfüllen  beS  eigentlichen  0ebraua>SballonS  mit* 
geführt;  für  längere  Unternehmungen  ift  ein  ber« 
artiges  Üttittel  aber  auf  bie  Dauer  nid?t  anwenbbar. 
Bei  ber  engl.  3lrmec  fübrtc  man  jur  Bermeibung 
biefer  Sdwierigfeiten  baS  SBaff  erft  off  gas  in  fom- 
primiertem  3uftanbe  in  eifernen  Gplinbern  mit  unb 
lonnte  fo  in  verbdltniSmdiig  turjer  ^eit  ben  Ballon 
füllen.  Durd?  biefe  febr  fd?weren  eisernen  Bcbdlter 
(jHecipienten)  wirb  jeboch  ber  £rain  fehr  vermehrt. 


Digitized  by  Google 


©atlot  —  SBaafpiel 


319 


2)a3  1885  nad)  flauten  gebenbe  engl.  GrpebitionS* 
lorpS  unter  2orb  Söolfelep  führte  einen  58.  mit  8  58ah 
lonS  mit  ficb.  3"*  güUung  berfelben  bicnte  lom= 
primierter  2öafferftoff  in  ftarlen  eifernen  Gplinbern 
von  3,5  m  Sänge,  0,3  m  $urcbmeffer  unb  500  kg 
©emicbt.  SÄufeer  biefen  fcbweren  ©aSbebältern  rour* 
ben  noch  100  leichtere  mitgenommen,  bie  je  4  cbm 
fomprimierteS  ©aS  enthielten,  pon  Mannhaften 
getragen  würben  unb  fo  ben  Struppen  unmittelbar 
folgen  tonnten.  Gin  ©aSerjcuger  mit  allen  nötigen 
Materialien,  ein  ©afometer  unb  eine  flompreffionS: 
mafebinc  mürben  bem  Korps  ebenfalls  mitgegeben, 
um  an  einem  ^unft  bet  DperationSbafiS  aufgeteilt 
ju  werben;  bortbin  mufcten  bie  entleerten  {Recipiem 
ten  ju  neuer  ftüUung  jurüdgefebidt  werben.  $n  ben 
beiben  franjöftfcben  unb  englifeben  58.  war  alfo  lein 
transportabler  ©aSerjeuger  »orbanben,  woburd?  bie 
ganje  Einrichtung  etwas  Schmerf  älligeS  hatte.  188G 
würben  in  grantreieb  4  gelbball  ontrainS  unb 
4  gcftunaSballontrainS  errietet.  Gin  gelbtrain  ent; 
bielt:  1  $ampfroinbe  unb  1  oerbedtenSkllonwagen 
mit  je  6  5JJferben,  1  ©aSerjeuger,  1  ©ertjeugwagen, 
l  ^adwagen,  1  folbfcpmiebemitie4$ferben;  beim 
AeftungStrain  fehlt  ber  iöallonroagen  unb  bie  gelb» 
febmiebc.  —  25er  in  Italien  1886  aufgeteilte  58. 
beftanb  auS  1  $ampfwinbe,  1  ©aSerjeuger,  1 58ah 
lonmagcn,  3  Scbwefelfäurewagen  unb  3  EranSporh 
wagen.  3ur  5Berwenbung  bei  bem  abeffm.  Grpebü 
tionStorpS  1887  mürbe  lomprimierteS  ©aS  (120  J 1 1 
mofpljären)  in  Staplcplinbern  mitgefübrt.  2>iefclben 
fmb  i  m  lang,  paben  23  cm  3)urd)meffcr,  3  mm 
Metallitärle  unb  32  1  Inhalt ;  jeher  iHecipient 
wiegt  30  kg;  »u  einer  Ballonfüllung  pon  500  cbm 
©aä  fmb  125  fteeipienten  erforberlicp.  —  2>er  ruf- 
fifdje  58.  hat  biefelbe  ÄuSrüftung  wie  ber  italic- 
nifche;  ähnlich  ift  bie  3ufammenfebung  beS  JrainS 
auch  in  ben  anbern  beeren.  —  Unter  SBerüdficbti 
gung  ber  tterfebiebenen  teebnifeben  31nforbcrungen 
in  biefer  ober  jener  SRicbtung  ift  tau  bei  allen  beeren 
als  Kriegsballon  ein  Kugelballon  mit  500—  600  cbm 
©aSinbalt  eingeführt  morben ;  ber  Heine  engl.  58allon 
von  250  cbm  ©aSirümlt  parte  fid)  bei  ber  Subam 
erpebition  feine*  geringen  ^Auftriebes  wegen  nicht 
bemährt.  Tu-  ©aSbereitung  unb  güUung  eine*  foh 
cpenKriegSbaüonS  mirb  mit  ben  notroenbigen  58orbc= 
reitungen  (Stufftellen  beS  ©aSerjeuaerS ,  Ginbrin- 
aen  ber  Materialien,  äuSlegen  unb  Montieren  beS 
iüallonS)  immerhin  3—4  Stunben  3eit  erforbem. 

ttaHot  (fr*.,  fpr.  -16h),  ein  Heiner  58allen  (»on 
Saren);  im  ©laSbanbel  ein  Stüdmajj,  j.  58.  für 
JafelglaS  =  25  5Bunb  ju  6  Jafeln. 

ttaHot  (engl.,  fpr.  bdllött),  SBatylugel,  in  Gng= 
lanb  bie  geheime  Slbftimmung,  im  Öegenfati  ju 
ber  früher  üblichen  öffentlichen  hei  ben  3Bablen 
fürs  Parlament.  2He  Einführung  beS  5B.  (jur  93e» 
feitigung  »on  Ginflüfien  auf  bie  aßäbler)  mar  baS 
beharrlich  oerfolgte  ;\iä  einer  polit.  ^artei,  welche 
ihr  3»el  in  ber  Bailot  Act  1872  erreicht  bat,  Wo= 
burd)  eine  neue  Seife  ber  geheimen  Slbftimmung 
burd)  3cttcl  eingeführt  mürbe.  Sonft  oerftept  man, 
auch  außerhalb  GnglanbS,  unter  58  a  l ( o  1 1  a g  e  (f rj., 
fpr.  -abfaY)  gewöhnlich  fpeciell  bie  bureb  Kugelung 
volljogene  geheime  Slbftimmung;  eine  febmarje 
Kugel,  in  ein  perfcbloffeneS  ©efäfe  geworfen,  gilt 
für  5Berneinung,  eine  weifte  für  58e jabung.  58  a  1 1  o  t  * 
tieren,  burd)  Hugelung  abftimmen. 

Ballöta  Ly  5JJflan3engattung  auS  ber  gamilie 
ber  fabiaten  (f.  b.),  ebarattenfiert  burd)  einen 
regelmäßig  fünfjä^nigen  ftelrt,  beffen  Kö^re  in= 


wenbig  mit  einem  &aarringe  oerfehen  ift,  burd)  bie 
tonlaoe,  auSgeranbete  Cberlippe  ber  58tumenlrone 
unb  auS  beren  6d)lunbe  b.ernorragenbe  6taubge^ 
fäfte.  2)ie@attung  umfafet  gegen  25  Ärten,  x>ox-- 
jugSweife  ber  fflbeurop.  glora  angebörenb ;  eS  finb 
perennierenbe  5ßflanicn  mit  meift  ftart  behaarten 
58lättern.  (Sine  in  $eutfd)lanb  fehr  häufige  31rt,  B. 
nigra  L.,  bie  febwane  ober  ftinlenbel au bnef fei, 
©otteSr»ergefe,fcpwarjer3lnborn,hat  wcid)= 
haarige,  eiförmige,  grob  gefdgte  58lätter,  rote,  in 
blattwintelftänbigen  58üfcpeln  ftebenbe  58lüten  unb 
einen  unangenehmen  aromatifepen  ©eruch.  Sbxe 
berb  unb  gewürjbaft  bitter  fefamedenben  JBlätter 
waren  früher  als  Herba  Marrubii  nigri  offijinell. 

eaüotabe  (frj.,  fpr. -tabb),  in  ber  fteittiuift 
ber  Sprung  eines  ?(Jferbe3  mit  geftredten  güfcen. 

«allotcmcut  (frj.,  fpr.  -mäng),  in  ber  £>eil= 
tunbe  baS  SluSmeidben  eines  feften  ItÖrperS  bei  ber 
llnterfuchung  mit  ber  ^anb  unb  fein  fofortigeS 
3urüdtebren  an  ben  alten  5piafe,  fo  58.  beS  HinbS- 
topfeS  bei  ber  Unterfudmng  ber  Schwängern,  baS 
58.  ber  Stiere  u.  f.  w. 

gtadottKinofaif,  in  ber  ©laStunftinbuftrie  bie: 
jenige  £ed>ni(,  bei  ber,  meift  in  Ornamenten,  58alIo= 
tini  (b.  i.  fleine  5Bälle) ,  Äügelcben  ober  perlen  in 
beftimmten  3wifcbenräumen  auf  bie  ©efäftc  gefeht 
unb  angefcbmoljen  werben.  3)ie  Jecbnit  ift  oon 
5Benebig  (Murano)  auf  bie  böb.m.  ©laSinbuftrie 
übergegangen. 
vBallottagc,  «attotrieren,  f.  58adot. 
^nüfpicl,  fepon  im  Slttertum  eine  ber  belieb^ 
teften  gpmnaftifchen  Übungen  für  jebeS  Älter  unb 
jeben  Stanb.  5"  ben  ©pmnafien  ber  ©riechen  unb 
ben  5Bäbern  ber  JHömer  war  eine  eigene  Slbteilung 
für  baS  58.  (Sphaeristerium)  porhanben,  wo  bc 
fonbere  Söorfcbriften  unb  SHbftufungen  nad?  bem 
©efunbheitSjuftanbe  beS  Spielenben  beobachtet  wer- 
ben mufeten.  Die  58.  führten  perfebiebene  tarnen, 
je  nacb  ber  «rt  beS  SBurfS  unb  ber  3abl  ber  Spieler. 
(5Bgl.  fl.3l.58öttiger,  Kleine  Schriften  arebäolog.  unb 
antiquarifchen  Inhalts,  58b.  3,  5)reSb.  1838;  ij.  Jp. 
ftraufe,  ©pmnaftil  unb  Slgoniftit  ber  Hellenen,  58b.  1, 
i'pj.  1841;  ©raSberger,  Sie  leibliche  Grjiepung  bei 
ben  ©riedjen  unb  Wörnern,  Slbteil.  1,  SBürjb.  1864.) 
tUud)  im  Mittelalter  blieb  baS  58.  für  bieÄinber  unb 
bie  reifere  ^ugenb,  fclbft  bei  ben  2)amen  unb  nament-- 
lieh  auch  bei  ben  söauern  eine  beliebte  5Beluftigung. 
Man  teilte  ftd)  babei  in  jwei  Parteien,  bie  eine  warf 
ben  58all  ober  trieb  ihn  mit  einem  Sd)lägel,  bie 
anbere  fuebte  ihn  ju  fangen  ober  ju  bafeben  unb 
bann  ein  ©lieb  ber  ©egenpartei  im  3öurf  bamit  ju 
treffen ;  gelang  bieS,  fo  trat  fie  an  bie  Stellcber  ©eg= 
nerin,  bis  einer  ber  ihrigen  wieber  getroffen  würbe. 
SiefeS  Spiel  wirb  noch  jetjt  als  «beutfcpeS  58.» 
von  ber  norbbeutfehen  3".gcnb  geübt.  Seit  bem 
16. 3abrb.  tourbe  baS  58.  (jeu  de  paumes)  an  ben 
Ööfen  in  Italien,  granfreich  unb  SJeutfcfalanb  in 
befonberS  baiu  erbauten  58alll)äufern  (f.  b.)  fowie  in 
ben  langen  5Baumgängen  ber  Maillebabn  mit  S8or= 
liebe  geübt.  2lm  3luSgang  beS  18.  3al>rb.  lam 
|  baS  58.  in  grantreid)  unb  Seutfcblanb  bei  Qx- 
I  waebfenen  aufter  ©ebraueb  unb  blieb  üorjugSweife 
j  5Beluftigung  ber  ^ugenb.  ^n  ßnglanb  unb  amerila 
]  (f.  Base-ball)  wirb  cS  nodb  immer,  befonberS  mit 
bem  gufeball  (Foot-ball,  f.  b.),  Gridet  (f.  b.)  unb 
i'awn  Dennis  (f.  b.),  geübt.  2lud)  in  Spanien  unb 
Italien  blieb  baS  58.  üoltstflmlicb,  unb  in  JHom  übt 
man  eS  noch  auf  öffentlichen  sl>läücn.  —  8gL  Ulafen, 
«ewegungSfpiele  im  greien  (Stuttg.  1882);  ©utS» 


Digitized  by  Google 


320  öaliuf)iffar  — 

Sfliutb«,  Spiele  gut  Übung  unb  Grbolung  be«  Hör* 
per*  unb  ©eifte«  (8. 2lufl.  »on  Schettler,  £>of  1893); 
&eineten,$ie  beliebteren  iHafenfpiele  (Stuttg.  1893). 

fttaHubtffar,  f.  58alabiffar. 

söallnmcna  (fpr.  bdllimibne),  Stabt  in  ber  iri- 
föcn  ©raffdjaft  Slntrim,  am  5Braib,  3  km  oberhalb 
feiner  SJtflnbung  in  ben  3Jlain,  an  ber  SBabn  nacb 
S onbonberrp,  bat  ( 1891) 8655  <§.,  bebeutenbe  Seinen» 
fabritation  unb  Gifengruben. 

iörtlltimoncr)  (fpr.  bduimönne"),  Stabt  in  ber  iri- 
fdjen  ©raffebaft  9lntrim,  an  einem  3uflufe  be«  SJann, 
65  km  im  9tffi.  con  SBelf aft ,  bat  (1891)  2975  G., 
Seinenfabritation  unb  £anbe«probuttcnbanbel. 

«alliif  namton  (fpr.  bäUifcbänn'n),  Sceftabt  in 
ber  irifeben  ©raffebaft  2)onegat,  an  ber  ÜDiünbuna 
be«  Grne  in  bie  Sonegalbai,  bat  (1891)  2471  G. 
unb  bebeutenbe  Sad>efifd)erei. 

ttalmaccba,  3of<!  Süianuel,  ^rdfibent  oon  Gbite, 
geb.  1840,  ftubierte  bie  Main  in  Santiago  unb 
rourbe  1876  jum  Slbgeorbnetcn  gerodelt,  al«  roelcber 
er  freifmnigen  ©runbfäfcen  bulbigte.  Unter  bem 
Wibenten  Santa  Sölaria  Slpril  1882  jum  aNinifter 
be«  gnnern  ernannt,  rourbe  er  18.  Sept.  1886  ^ra= 
ftbent  ber  SRepublif  Gbile,  geriet  aber  Dlt.  1890  in 
einen  SBerfaifung«tonflilt  mit  ber  5Boll«Dertretung, 
ber  einen  58ürgerrrieg  jur  t^olge  batte.  (S.  Gbile, 
©efebiebte.)  Scacbbem  infolge  be«  Gntfdbeibung«: 
tampfe«  Dom27.3lug.  1891  bieöauptftabt  Santiago 
ben  itongrefetruppen  fibergeben  roorben  roar,  flucti 
tete  fid)  8.  in  ba«  ©ebdube  ber  argentin.  @efanbt= 
fdjaft  bafelbft,  roo  er  ftd)  19.  Sept.  1891  erfd?ofe. 
—  3$gl.  iBanabo«  Gfpinofa,  B.,  su  gobierno  y  la 
revoluciou  de  1891  (tyax.  1894). 

Bai  masque  et  pari  (fr}.,  fpr.  maeleb  e  pareb), 
ÜÄa*tcuball,  an  bem  bie  Jeilnabmc  aud)  in  geroöbiv 
liebem  iöallanjug  geftattet  ift. 

Ima $<  lljtjär o<<  (fpr.  -ma«  üjroabrofcb), 
®ro&  =  ©cmeinbe  unb  9lmt«fih  be«  €tublbejirfd  58. 
im  ungar.  öaibutcnlomitat  ($ajbü),  norbroeftlidi 
oon  35ebreqin,  von  Sumpfen  umgeben,  an  ber  Sinie 
I  ebi  a ■\v.\- Aiije^^boir.:  ber  Ungar.  Staat«babnen, 
bat  (1890)  10262  meift  magparifdje  reform.  G., 
barunter  1083  fiatbolilen  unb  388  brachten. 

Kalme  (fpr.  balm),  Gol  be,  Sllpenpafe  auf  ber 
©renje  be«  franj.Satopen«  unb  be«  5©alli«, 2202  m 
ü.  b.  3Jt.,  an  ber  Quelle  ber  SHroe,  etwa  auf  ber 
IRitte  be«  45  km  langen,  febr  begangenen  Saum= 
roeg«  jroifdien  Wartignp im ftbönetbal  im  910.,  3lr= 
gentiire  unb  Gbamonir  am  tjufeebe«  üJtontblancim 
621*.  9lörblid)  »on  ber  ^alböbe  (28irt«bau«)  er= 
bebt  fid)  bie  Miguille  be  la  58.  ober  Groir  be  §cr  ju 
•2340  m.  überrafebenb  ift  bie  3lu«fid?t  com  ^afe. 

Saline,  ©rotte  be  la  5B.(fpr.grott  b?  (a  balm), 
im  Äanton  Grcmieu/Jlrronbiffement  la  Jour  bu  23in 
be«  Deport,  Sfere,  am  linten  Ufer  ber  5Hb6ne,  eine 
merlroürbige  Iropffteinböbje  mit  33  m  bobem,  22  m 
langem  unb  76  m  tiefem  Saale  unb  jroei  ©alerien 
oon  246  m  unb  239  m  Sdnge ,  ferner  mit  einem 
119  m  langen  See  unb  2Dafjerfdllen. 

»altnctt,  nifebenartige  ööblen  (f.  b.)  im  3ura. 

^almcc*,  5)on  ^aime  Suciano,  fpan.  ^bilofopb 
unb  $uMijift,  geb.  28. 3lug.  1810  m  5Bid>  in  6ata= 
lonien,  befudjte  baS  Seminar  feiner  ißaterftabt,  lebrte 
bann  Gregefe  auf  ber  Uniuerfitdt  Gervcra,  mo  oier 
^abre  lang  bie  »Summa»  beä  Jbcnuic-  Don  Slquino 
fein  ^auptftubium  blieb.  Gr  erwarb  1835  ben 
2)o!torarab  unb  bilbete  fid>  bie  folgenben  3abre  in 
feiner  itoterftabt,  wo  er  Sebrer  ber  Watbematit 
warb,  weiter  au«.  Seine  litteTar.  2b<SiigWt  be= 


33alneograpf)ie 

gann  er  mit  uObservaciones  sociales,  politicas  y 
economicas  sobre  los  bienes  del  clero»  (Sarcel. 
1840),  benen  balb  «Consideraciones  politicas  sobru 
los  bienes  del  clero»  (ebb.  1840),  bie  in  vielen  Sluf= 
lagen  üerbreitete  Sdjrift  «La  religion  demostrada 
al  alcanze  de  los  ninos»  (ebb.  1841  u.  ö.  ju  ÜJlabrib  ; 
beutfd)  greib.  t.  93r.  1863)  u.  a.  folgten.  1841  nacb 
Barcelona  übergefiebelt,  oeröffentlicbte  er  bad  gro^e 
3Bert  «El  Protestantismo  comparado  con  el  Cato- 
licismo  en  sas  relaciones  con  la  civilizacion  euro- 
pea»  (4  »be.,  Sarcel.  1842—44;  6.  »ufl.,  SDlabr. 
1875).  Xai  ©ueb  hmrbe  in«  Stalienifcfce,  #tran» 
jörifcbe  unb  Gnglifdje,  »on  J&abn  (2  95be.,  2.  atufl-, 
Dlcgenöb.  1888)  inä  5)eutfd>e  überjeht  unb  begrün» 
bete  58.'  SRuf  in  ber  ganjen  latb.  2Belt.  Sieben  ber 
Leitung  ber  3«tfcbriften  «La  Sociedad»  (3  SBbe., 
2)arcel.  1843)  unb  «  El  Pensamiento  de  la  nacion  » 
(1846  eingegangen)  fe&te  eT  bie  toiffenfdjaftlicbe 
Arbeit  eifrig  fort  mit  «El  Criterio»  (SRabr.  1845; 
beutfd?  von  9iiff(,  3.  3lufl.,  Siegendb.  18%),  ben 
mit  grofeer  Serebfamleit  gefebnebenen  «Cartas  a 
un  eseeptico  en  materias  de  religion»  (3Jtabr. 
1845 ;  beutfd)  non  Sorinfer,  2.  »ufi.,  9tegenäb.  1856) 
unb  ben  Pbilof.  £ebrbüd?ern  «Filosofia  fundamen- 
tal» (4  JBbe.,  SSarcel.  1846;  beutfd)  non  Sorinfer, 
2.  »ufl.,  4  JBbe.,  9lcgen8b.  1861)  unb  «Curso  de 
filosofia  elemental»  (4  5Jbe.,  ÜJlabr.  1847;  beutf* 
non  Sorinfer,  4  Sie.,  SRegenöb.  1852—53),  SBerte, 
bie  ben  Sbomidmud  mit  bem  mobernen  5)enlen  in 
Ginllang  ju  bringen  fudjen,  bie  beutfdje,  engl,  unb 
franj.  Sßbilofopbie  betämpfen.  Sein  le^teS  Sud> 
«Pio  IX»  (<Dlabr.  1847)  üerbenlicbt  biefen  $apft. 
JB.  ftarb  9.  3uli  1848  }u  SBid).  Gine  Sammlung 
feiner  polit.  Sd)riften  oeranftaltete  58.  felbft  (URabr. 
1847);  eine  Verbeut  jebung  feiner  «33ermifcbtenSd)rif= 
ten»  (3  5Bbe.,  Wegen^b.  1855—56)  gab  SBorfdjt.  — 
Siograpbten  f ebneben  58land?e--5Hafnn  (Jacques  B., 
^Uar.  1849),  JBuenaoentura  be  Gorboba  (58b.  1, 
«arcel.  1850),  ©arcia  be  lo«  SantoS  (ebb.  1851)  u.  a. 

iBalittoral'ütaftle  (fpr.  bdümorra^lab^l), 
Sdjlofe  in  ber  febott.  ©raffebaft  Slberbeen,  84  km 
im  S28.  non  ?lberbeen,  liegt  in  einem  58ergtbale 
in  282  m  &fibe.  3)ie  6errfd)aft  58.  ging  uon  bem 
Raupte  be«  Glan  ^argubarfon  an  ben  ©rafen  non 
ttife  über,  ber  fie  1836  an  Sir  JRobert  ©orbon, 
Üöruber  Sorb  SlberbeenS,  al«  3*6brenier  Derpacbtete. 
v)lad?  bem  Xobe  ©orbon«  bra*te  fie  1852  $rim 
Sllbert  burd)  Äauf  (31 500  $fb.  6t.)  an  fi*  unb  liefe 
am  Sfibranbe  be«  See  au«  ©ranit  ein  taftell- 
artige«  Scblofe  im  altfcbotUgot.  Stil  aufffibren,  ba« 
Sommeneribenj  ber  Königin  Victoria  rourbe.  2)ie 
Jberrfdjaft  58.  ift  ieht  mit  Ginfcblufe  r»on  2lber  = 
gelbie^Gaftle,  bi«  1901  ütefibenj  be«  $rinjen 
»on  SBale«,  je^igen  König«  Gbuarb  vTl.,  unb  58irf = 
ball,  einem  anbem  lönigl.  ©ut,  400  qkm  grofe, 
barunter  120  qkm  SBilbpart.  Oberbalb  58.  erbebt 
ftd)  bie  5Bcrg!uppe  Graig=an'@oroan,  auf  bereu 
Spit»e  bieflönigin  5Bictona  ibrem  ©emabl  1863  ein 
25entmal  errid)ten  liefe.  [Siegfrieb«. 

tBalmttttß,  in  ber  beutfeben  Sage  ba«  Scbrcen 

fBalneobtätctif  (lat.-grd).),  f.  5Ba(neograpbie. 

^nincogräphic  (lat.-grd).),  biejenige  mcbi;. 
3H«ciplin,  bie  fid)  mit  58efdjreibung  unb  Unter* 
fuebung  ber  9)lineralrodffer  (f.  b.)  in  5Bejug  auf  ibre 
cbem.  3ufammenfet)ung  roie  ibre  2Dir(ungen  auf  ben 
Organi«mu«  ber  ©efunben  unb  Äranten  befebäftigt 
unb  im  Sbftem  ber  mebiä.  ffiiffcnfdjaft  einen  Üeil 
ber  öeilmittellebre  bilbet.  3n  gletd?er  5Bebeutung 
roirb  üielfacb  aud)  58alneologte  gebraudjt,  boeb 


Digitized  by  Google 


SJafaeologie  - 

bejeicbuet  man  mit  biefem  SBort  eigentlich  bie Sebre 
von  ben  Tätern  überhaupt,  ihren  »rten  unb  beren 
tberapeutifebenanröenbungen.  Einen  bef onbernSeil 
berH.  o  be  v  Ha  lue  o  l  c  g  i  e  b  übet  bie  Halneotberapie, 
bie  Sehre  oon  ber  anroenbung  ber  Säber  bei  ben  oer* 
fdjiebenen  Kranfbeit*-  unb  ®cfunbbeit*juftänben; 
bie  Halneobidtetit  bagegen  befebäftigt  iid)  mit 
bem  biätetifdjen  ©erhalten  beim  ©ebraudj  ber 
Hrunnem  unb  Habeturen.  Sie  93alneoted)nif 
enblicb  giebt  Ißorfdjriften.  über  bie  Hereitung  ber 
Haber,  bie  Errichtung  von  Habeanftalten  u.  bgl. 
(S.  Hab,  Seebdber,  Solbäbcr.)  3um  gegenseitigen 
au*taufd)  ihrer  Erfahrungen  pflegen  feit  1879  bie 
beut  leben  Habeärjte  fid)  in  Herlin  all  i  ab  rUeb  }U  einem 
Halneologifcben Kongrefe juocrfammeln.  "Jt :n 
23.  april  1892  grünbeten  ftc  in  Seipjtg  einen  «ail= 
gemeinen  SeutfAen  Häberoerbanb»,  beffen  Organ 
bie  ««conatöfebrift  für  pratrifdje  93.»  (ÜNüncb.  leit 
1895)  ift.  Es  beftebt  auch  ein  Jbüringer  Häber= 
oerbanb,  Sdnoarjioalbbäbertag,  Ungarifcber  Häber* 
tag  uub  ein  Herein  ber  beutfeben,  öfterr.  unb  fduoeU. 
Haber. 

Sitter atur.  Ofann,  HbofitV-mebi}.  Sarftellung 
ber  betonnten  Heilquellen  Europa»  (2.  Slufl.,  3  Ilc., 
Herl.  1839— 43);  Scrfcb,  Einleitung  in  bie  Mineral 
quellenlebrc  (2  Hbe.,  Erlangen  1855— 60);  Sittcricb, 
5ainifcbeHalneologie(2Hbe.,s3JU'tn*.18t]l;2.v»lu^g. 
1867);Hraumiillcr«  Habcbibliotbef  l^ieuKcccgen, 
Hanbbucb  ber  Heilquellcnlcbre  (2.  3lufl.,  2  Hbe.,  ebb. 
1862);  Scrfcb,  ©efd?id?te  ber  Halneologie  O&ürjb. 
186.'});  berf.,  Holomorphe  Halneologie  (Erlangen 
1871);  Hücbtiug*  Bibliotheca  balneologica  et  hv- 
drotherapeutica  (1847—71;  91orbb.  1872);  Hirfd); 
fett)  unb  H»*ler.  Sic  Haber,  Quellen  unb  Mm- 
orte  Europa*  (2  Hbe.,  Stuttg.  1875—76);  Cninde, 
Halncologifcbc  Jafcln  (Herl.  1872);  Hanbbud?  ber 
allgemeinen  unb  fpecicllen  Halneotberapie,  bg. 
oon  Halentiner  (2.ilufl.,  ebb.  1876);  ftifd?,  Hanb 
bud?  ber  allgemeinen  unb  fpcciellcn  Halneotberapie 
(2.  2lufl.,  H3ien  1875);  Sehmann,  Haber-  unb 
Hrunnenlebre  (Honn  1877);  Kifcb,  ©runbrife  ber 
Hinifdjen  Halneotberapie(3Bien  1883 ;  2.2lufl.  u.  b.  2 . 
Halncctbcrapeutiiebe^  Seriton,  ebb.  1897);  Hrauit, 
5pitematifcbc*SebrbucbbcrHalncotberavic(r).vJhirl., 
bg.  oon  Aromm,  Hraunfdno.  ls86i;  Weimer,  Hatto 
bueb  ber  fpecicllen  Klimatotbcrapic  unb  Halnco= 
tberapie  (Herl.  1889);  fielfft,  Hanbbucb  ber  Hai 
ncotberapic  (9.  Slufl.,  oon  Übileniu«,  ebb.  1881); 
.vleebl'ig,  Hanbbud)  ber  Halneotberapie  (2.  Hilft, 
ebb.  1892);  ^bx\tex,  Halneotberapie  (Mga  1894); 
tyrube,  allgemeine  unb  fpeeiclle  Halneotberapie  mit 
Hcrüdficbtigung  ber  Klimatotberapie  (Herl.  1897); 
ÜHar,  Sebrbud)  ber  Halneotberapie  (2  Hbe.,  Stuttg. 
1897—99).  —  Haud,  Sie  Kurorte,  ÜJefuubbnmnen 
uub  Sommcrfrifcben  Seutfchlanbd  (Herl.  1876); 
oon  ammon,  HruunenbitStetif ,  nebft  Aiibrer  bureb 
bie  Hurortelliittclcuropa?  (7.  aufl.,  von  Weimer,  Sp;. 
188»);  Aleebfig,  Häberlerifon  (2.  Aufl.,  ebb.  1889); 
Häber 'Almana*  (6.  Au*g.,  Herl.  1895);  Sie  Habe* 
unb  Hrunuen  Crte  in  Scutfcblanb u.f.ro.  (19.aufl., 
ebb.  1895) ;  HcterS,  Sie  Kurorte  (auch  u.  b.  S.  Haber 
unb  jneilanftalten  Seutfcblanb*,  Cfterreidv  Ungarn* 
unb  ber  Scbmcij,  Spj.  1893);  Seutfcblanb*  Heil-- 
quellen  unb  Haber,  hg.  oom  faifcrl.  «efunbbeitäamt 
(Herl.  1900).  —  Spengler  gab  1855—61  }u  Weilar 
eine  Haliieologifdje  3citung  berau*  unb  mit  Söfcbner 
ein  arebiü  für  Halneologie  (4  Hbe.,  Weuroicb  1862 
—65),  Kifcb  ein  ^abrbueb  für  Halneologie,  Hpbro: 
logic  unb  Klimatologie  (10  Hbe.,  2öien  1871—81); 

Brockau*'  RonwrfatiotiMKtiton.   14.  Stuft  «.«.  n. 


Balsamifluae  321 

ein  arebio  bet  33aIneotbetapie  unb  Hobrotberapie 
gtebt  foail}  E.  '.'J! aller  (Halle  1897  fg.)  heran?. 
>8alneolögic,^alncotcrf)nif,^alncotbcrä 

Balneum  (lat.),  Hab.     [pic,  f.  Hatneograpbie. 

»ö alttot  (frj.,  fpr.  -nob),  etn  Hurgunberroein. 

Salolo,  s)tegerftamm  in  afrifa,  f.  Kongoftaat. 

»Balon,  lange«,  fcbmale*  fiamefifcbe«  ^uben 
idjiff  mit  einem  Zutm  in  ber  ÜRitte. 

Kolonne,  ^lufe,  f.  Sarling. 

Balorda  (ital.),  eine  ftebenbe  fflaik  ber  ital. 
Äomöbie,  fdjroerfiilliger  üJlenfd);  Balourd  (frj.,  fpr. 
-lubr),  Sropf,  Sölpel;  Balourdise  (fpr.  -lurbibf), 

Bai  par4,  f.  HaU.  (Sölpelei. 

«alpfj,  engl.  Dperntomponift,  f.  95alfe. 

»Baliabaum,  f.  Ochroma. 

Halfan  ^ cot b  (fpr.  -bibtb),  Kirdjenbejirl  unb 
Horftabt  oon  Hirmingbam,  jdblt  (1891)  30581  Q. 

söalfam,  f.  Hali a m o ;  Herlincr  H,  f.  ©ebeim* 
mittel;  inbif  djer  H.,  f.  ^eruoianifeber  Haifain. 

söalfantapf cl,  f.  Momordica.  [Myroxylon. 

»öalf  n  mbaum,  f.  Arayris,  Balsamodendron  unb 

)Balfain  «ilfingcr,  f.  ®ebeimmittel. 

^alfamc,  natürlicbe  (Semifcbe  oon  Harjen  mit 
ätberifeben  Clen,  teilmeife  mit  aromatifdjen  Säuren, 
ibren (Sftern u.f.ro.;  fie finb bidflüffig unb meiftoon 
ftarfem,  teilmeife  angenehmem  ®crucb.  an  ber  Suft 
unb  bureb  bie  Sdnge  ber  3eit  toerben  fie  meift  feft  unb 
oöliig  in  Harje  umgeroanbelt.  Sie  93.  ftammen  au* 
bem  $flanjenreicbe  unb  fliegen  teil«  oon  felbft,  teil* 
infolge  oon  ©nfebnitten  au«  ben  Stämmen  mehre 
ret  93aumarten  (Haifambäume),  ober  werben  bureb 
au*lodjen,  aud)  auapreffen  aromatifeber  ^Jflaniens 
teile  gemonnen.  Sie  aromatifdjen  93.  bienen  jur 
Hereitung  oon  ^arfümerien,  anbere  ju  teebnifdjen 
3roedcn,  mehrere  berfelben  (Kopafoa=,  SRudlat*, 
Heru:  unb  Solubalfam)  finb  auch  offi}ineU.  Sic 
befannteften  93.  finb:  1)  ber  ©an  ab  ab  alf  am  (f.  b.) 
ober  canab.  Serpentin;  2)  ber  Äopaioabalfam 
(f.  b.);  3)  ber  farpatifebe  Halfam,  auch  Halfam 
oom  Sibanou,  oon  ber  3irbeltiefer  in  ben  Karpaten, 
in  Ungarn,  in  ber  Scbrocij,  Jirol  u.  f.  ro.;  4)  ber 
SWeltabalfam  (f.  b.);  5)  ber  ^erubalfam  ober 
^eruoianifebe  Halfam  (f.  b.);  6)  ber  flüffige  Sto- 
rar  (f.  b.)  ober  flüfjiger  amber;  7)  ber  Solubah 
fam  (f.  b.);  8)  ber  Serpentin  (f.  b.).  Socb  mer= 
ben  Halfam  aud)  mancherlei  fünftlicbe  3ufammen- 
fet|ungen  genannt,  bie  in  früherer  $rit  als  ar»* 
■Mi-  ober  9Bunbmittel  bienten,  ic^t  aber  gr&bten- 
teil*  oeraltet  Tinb.  E*  gehört  hierju  ber  Scbiuefcl- 
balfam  (auflöfung  oon  Schroefel  in  Seinol),  ber 
Hoffmannfdje  Seben*balfam  (au*  ffleingeift  unb 
oerfebiebenen  ätberifeben  Clen),  ber  SBunbbalfam 
(au«  9Beingeift,  Effig,  Jbbmianöl,  ÜJtprrbe  u.  f. ».), 
bet  3)iu*latbalfam  ober  bie  9Jlu*fatbutter  u.  a.  m. 
—  93gl.  2Bie*ntr,  Sie  9lobftoffe  be*  ^f!amenreich'3 
(Spj.  1873);  Hufemann  unb  Hilger,  Sie  ^flanjen; 
ftofTc  (Herl.  1882—84);  Kerl  unb  Stobmann  [Ü)lu*= 
pratt],  Encpllopäb.  Hanbbucb  ber  tedjnifAen  6he= 
mie  (4.  auf!.,  Hraunfcbm.  1888  fg.);Sietcricb,  ana= 
Ipfe  ber  Harje,  H.  unb  ©ummibarje  (Herl.  1900). 

sörtlfaingurfc,  f.  Momordica. 

^nlfombol.^  ba*  Hol}  be*  in  arabien  heinii 
fd?cn  Balsamodendron  giliadense  Ktith.,  toclcbe* 
bort  wegen  feine*  ©ehalt*  au  Harj  unb  ätberifebem 
ßl,  ba«  ben  IDlellabalfam  (f.  b.)  bilbet,  oielfad)  aB 
Wäucbcrmittel  oerroenbet  roirb. 

iBalfomtercn,  f.  Einbalfamieren. 

Balsamifluae,  frühere  Henennung  einiger 
93äume,  oon  benen  bie  oerfdjiebcnen  Sorten  be« 

21 


Digitized  by  Google 


322  SSalfaminaeeett 

Storar  (f.  b.)  ftammen,  alfo  pauptfädjlidj  Ärtcn 
auS  ber  ©attung Liquidambar  (f.  b.). 

all rtininacccn,  Bflanjenfamilie  auS  ber  C rb  - 
nung  ber  ©ruinalen  mit  gegen  130  oorjugsmeife 
in  ben  gemäßigten  3onen  ber  Sllten  SBelt  unb  ben 
Tropen  HfienS  oortommenben  Hrten.  GS  fmb  meift 
einjährige  jaftige  Kräuter  mit  einfachen  Blättern 
unb  großen  lebhaft  gefärbten  Blüten.  SMefefinb 
unregelmäßig,  mit  einem  Sporn  oerfeben,  be- 
geben auS  brei  balb  abfallenben  Keldj blättern,  5 
ungleich  großen  Blumenblättern .  5  Staubgefäßen 
unb  einem  fünffätberigen  (jrud)t!notcn,  ber  fidj  ju 
einer  elaftifd)  aufipringenben  Kapfei  entwidelt. 

föalfamine  (Balsamina),  Bflanjengattung  auS 
ber  ftamilic  ber  Balfaminaceen  (f.  b.).  Sie  ift  ge* 
tennjeiebnet  burd)  fünf  ober  brei  Kelchblätter,  oon 
benen  baS  unpaarige  blumenblattartig,  größer  unb 

Sefpornt  ift.  $ie  fünf  unterftänbigen  Staubblätter 
ängen  an  berSpige  mebr  ober  weniger  jufammen. 
3)ie  (jruAt  ift  eine  ooale,  flaumig  behaarte  Stapfet, 
welche  bei  ber  SReife  mit  fünf  claftifeben  Klappen 
auffpringt,  bie  fid)  nacb  innen  aufrollen.  2)ie  B. 
fmb  Kräuter  mit  tnotigen,  faftigen  Stengeln  unb 
ncbenblattlofen  Blättern.  (Sine  beliebte  einjährige, 
in  0  jtinbien  einbeimifcbe3ieirpflan}e  ift  bie  ©  a  r  t  e  n  ■■ 
baljaminc,  Balsamina  hortensis  Dtsp.  (Impa- 
tiens  balsamina  L.).  3h"  Schönheit  bat  burd)  bie 
Kultur  febr  gewonnen.  Sie  pflanzt  fid)  nur  bureb 
Samen  fort  unb  bat  mebrere  einfädle  unb  gefüllte 
Spielarten  in  ben  oerfd)iebenften  garben,  einfarbige 
Oiofenbalfaminen)  unb  geflcdtc  (Kamelien; 
b  a  l  f  a  m  i  n  e  n )  erjeugt.  Sud  einer  SSerl ürjung  beS 
Stengeid  entftanben  bie3wergbalfamincn. 

SBegcn  ihres  unterfetjten,  geraben  unb  gefcbloffe: 
nen  SucbfeS,  ibreS  reichen  tflorS  unb  bes  ©lanjeS 
ibrer  Farben  ift  bie  35.  jur  ?lusftattung  oon  ^Rabatten 
unb  Blumenbeeten  unb  jur  ©ruppenbilbung  geeig- 
net, Iäftt  fid)  aber  aueb  für  bie  Kultur  in  Jöpfen  unb 
baS  Blumenfcnftcr  bcnutien.  Sie  läßt  fid)  Ieid)t  lul« 
tioieren,  gebeibt  in  jebem  mäßig  guten,  mit  einigem 
«rfcfctcn  ^Dünger  oermifebten,  feifdjen ,  öfters  be« 
rcänerten  unb  burdjläffigen  Boben.  5>ie  Slusfaat 
gefdjiebt  im  SÖlärj  ober  Stpril  in  ein  lauwarmes 
iÜliitbcct;  fo  oft  es  bie  Witterung  erlaubt,  muß  für 
Lüftung  ber  jungen  Bflanjen,  bei  ftartem  Sönnern 
l'djein  für  Befdjattung  gef  orgt  werben.  Gbe  fid>  noeb 
bie  criten  Saubblätter  entwidelt  baben ,  oerpflanjt 
man  bie  Bflänjcbcn  in  ein  tüblcS  iDliftbcct  unb  feftt 
fie  babei  bis  an  bie  Keimblätter  ein;  Gnbe  üDtai  ober 
ipäter  pftonjt  man  fie  mit  40—50  cm,  bie  3wcrg; 
oarietäten  mit  25—30  cm  SIbftanb  an  bie  für  fie 
beftimmten  Stellen.  ÜHan  tann  ibnen  aber  aud)  ein 
'Jieferoebcct  anweisen,  um  fte,  wenn  fie  ber  Blüte 
nahe  fmb,  mit  bem  Ballen  in  ©nippen  ju  pflanjen. 
©ölfamfraur,  f.  Tanacetum. 
©olfamfiifte  (Costa  delBalsamo),meftl.Küften« 
ftrid)  ber  cenrralamerif.  Diepublit  San  Saloabor 
oomiRio  SkajutlaS  bei  Sonfonate  bis  Sa  Sibertab, 
wirb  wegen  ber  2)tenge  be«  BalfamS,  bet  an  ber 
Külte  gewonnen  wirb,  fo  genannt, 
ftalfanto,  ©iufeppe,  f.  Saglioftro. 
Balsämodendr on  Knih.,  Balfambaum, 
^flanjengattung  aua  ber  Familie  ber  33urferaceen 
(f.  b.).  Qi  finb  wenige  f leine  Bäume  ober  Sträud?er, 
oorjugdWeife  bem  tropifeben  Stfrita  unb  Oftinbien 
angcb&rcnb.  Sic  Blätter  finb  meift  unpaarig  ge= 
fiebert,  bie  Blüten  (lein  unb  unanfebnlid).  2)ie 
Strien  enthalten  fämtlid)  bärtige  Stoffe  in  reiften 
9Jlengen.  So  liefert  bie  arabifcbeB.  myrrha  Nccs 


—  SattQbf^t 

bae  berühmte  SRprrbenbar}  (f.  ÜJlprrbe);  oon  einer 
anbern  arab.  8trt  B.  giliadense  Knth.  ftammt  ber 
im  Orient  als  munberlräftigcs  Heilmittel  bod)  ge^ 
fdjäftte  ÜHellabalfam  (f.  b.).  yn  ben  europ.  feanbel 
tommen  nur  bie  fdjlcdjtern  Sorten  biefcs  Balfam« 
unb  werben  wegen  ibw«  ©ebalts  an  woblriedieiv 
bem  ätbcrifdjem  Cl  in  ber  ^arfümerie  benufct. 

^alfampappcl,  f.  Rappel. 

^alfamlannc,  f.  Janne. 

B&li&mam  (lat.),  Balfam.  Dffijinell  finb:  B. 
Cooaivae,  Kopaioabalfam;  B.  Mucistae,  SJlustat- 
baliam;  B.peruviänum,^erubalfam;  B.  tolutanum, 
Jolubalfam.  Slujicrbem  ift  B.  canadense  Ganaba 
balfam;  B.  Sulfüris  Sdjwefelbalfam;  B.  vitae  Hoff- 
manni  £)offmannf6er  Sebcnebalfam. 

^alfrfja,  ferb.  Balf  d>itfd)i,  altferb.  prftcu- 
gefftleftt,  bas  nad)  bem  Berfall  bes  Serbifd)en 
Sfteifts  bie  ©ebiete  von  Montenegro  unb  Albanien 
beberrfd?te  (1360—1421).  Ser6öbepunttber5Wad)t 
ber  B.  fällt  um  1375,  wo  fie  ba$  Küftenlanb  oon 
sJlagufa  bis  Vlulcna  befa^en.  Ted)  würbe  ihr  ©e: 
biet  bureb  bas  Borbringen  ber  Bosnier,  Benetianer 
(an  berKüftc)  unb  befonbers  ber  fürten  febr  balb 
eingefd?ränft.  2)er  le^te  bes  Stammes,  B.  III. 
(1403—1421),  fübrte  fein  fieben  lang  bflrtnädige 
Kämpfe  gegen  Beliebig  um  ben  Befit»  »on  Shitari 
unb  Slntioari.  Um  fem  <5rbe  entbrannte  ein  Krieg 
jwifdjen  Benebig  unb  Serbien,  bas  bann  (bis  1441) 
wieber  ein  Stüd  bes  KüftenlanbeS  (Bubua  unb 
»ntioari)  beberrfdite.  —  Bgl.  ©elcicb,  La  Zeta  e 
la  dinastia  dei  Balsidi  (Spalato  18(.i'.)). 

©alftbitfebU  f.  Balfdm. 

»alfora,  tflrl.  Stabt,  f.  Basra. 

SBalfto0,  f.  BalstbaL 

fBaläcbal.  1)  »esirf  im  fftweij.  Kanton  Solo; 
tburn,  bat  (1888)  12513  G\,  barunter  1190  ^Jrote^ 
[tonten,  in  17  ©emeinben.  —  2)  B.  (aud)  Bal  = 
ftall),  9HarftflcrfeH  unb  ^auptort  beg  Bejirrs  B., 
an  bem  Steinbad),  ber  bier  einen  SBafferfall  bilbet, 
in  ebener  unb  frufttbarer  Sage,  bat  (1888)  1538  (5., 
baruntet  275  ^Jrotcftantcn,  $o|t,  Jelegrapb,  fdjönc 
Bfarrlirdjc,  Kapelle,  Kornbaus;  gabrifation  dou 
Baumwolljeugen,  ^ofamentierwaren  unb  Spicb 
[arten,  IHotfdrberci,  Sanbbau  unb  2}urd>gangS= 
banbel  nad>  Bafel.  $n  ber  9iäbe,  am  Dodenberg, 
ein  Gifcnbergwerl  mit  einer  SabreSausbeute  t>on 
etwa  305  tiKobcifen.— Bgl.Gggenfcbwiler,©cid?i*t= 
lid?c§  über  B.  unb  Umgebung  (3ud?roil  1898). 

galtet,  fumpfigeS,  oon  oielfad?  fid)  ocrjweigen' 
ben  aUii; armen  burcbiogeneS  ^nfellanb  ber  untern 
Tenäu  in  Rumänien ,  oon  Siliftria  abwärts  bis 
Braila  jwiid?en  ber  5öalad>ei  unb  ber  $obrubfd)a. 

löcilta.  1)  ftreiS  im  SO.  bes  ruf),  ©ouoernc 
mentS  Bobolien,  bat  7766  qkm  mit  390519  Q., 
meift  Kleinruffen.  —  2)  »reiÄftabt  im  KreiS  B., 
an  beiben  Seiten  ber  Kobpma  unb  an  ber  fiinie  Bin 
fula=3eliiawctgrab  ber  SRuff.  Sübwcftbabn,  liegt  am 
s»lbbange  eines  öügclS,  bat  (1897)  23393  (!.,  bar* 
unter  75  Broj.  Israeliten,  in  ©amifon  baS  74. 3n« 
fanterieregiment;  2  gried).,  1  röm.  Kird)e,  17  Spna= 
gogen  unb  jüb.  Betbäufer,  lebbaften  öanbel  mit 
©etreibe,  Bteb,  Häuten,  ©olle,  2  grofee  3ahr: 
märtte  (ber  ju  ^fingften  mit  3  sJ)till.  «Rubel  Umfad). 
5)ie  Berwüftung  B.s,  bamals  türf .  ©rcnjftabt,  burd) 
bie  Kofaten  1768  gab  ber  Bforte  3lnlafe  jur  Kriegs^ 
erllärung  an  JRunlanb.  9tad)  bem  grieben  oon 
3affp  (1791)  fam  B.  ju  SRufilanb. 

»altäbfcfai  (türf.),  Beitfübrer,  als  Gruppen» 
gattung  f  ooiel  wie  Bionier. 


Digitized  by  Google 


93attQs2imani  — 

®alta:£imätti,  tteined  Sorf  auf  ber  europ. 
Seite  be«  mittlem  Soeporu«,  VL  km  nörblid)  von 
bem  1452  ton  Wobammeb  II.  auf  ber  Stelle  be«  al« 
ten  fietbeturme«  erbauten  SRumeli-öifiar.  Ser  Ort 
ift  betannt  burd)  ben  1849  jmifdjen  SRuftlanb  unb 
ber  Pforte  abgefeploffenen  Vertrag  pon  93.,  berSHuf»j 
lanb  auf  7  ^ab.te  gleidje«  3ntervention«red)t  mit 
ben  lürfen  in  ben  Sonaufürftentümern  3ugeftanb. 

ttaltarb  (fpr.  -tabr),  Victor,  ftanj.  «rdjitelt, 
geb.  19.  ?[uni  1805  gu  $ari«,  Sobn  be«  burd) 
Verausgabe  vieler  ^racbtrocrfe  belannten  JBau: 
meifter«  unb  Kupferftedjer«  93ierre  Soui«  JB.  (geb. 
9. 3uli  1764  ju  93ari«,  ßcft.  bafelbft  22. 3an.  1846), 
üubierte  bei  feinem  3?ater  unb  barauf  in  9tom.  9lad) 
feiner  SKüdfcbr  leitete  er  ben  SBau  be«  «ßarifer  fton- 
icroatorium«,  be«  Slrdjio«  unb  ber  Warltballen,  be* 
formte  bie  3lu«befferung  ober  &u«fd)müdung  ber 
Hirdjen  St.  ©ermain  be«  Sßre-«,  St.  Severin,  St. 
Guj'tad)e,  St.  3luguftin  mit  tr>rer  groften  Kuppel, 
wie  aud)  bie  93ollenbung  be«  von  Selong  begönne: 
nen  neuen  Stempelbaufe«.  Gr  ftarb  14.  yan.  1874. 
(Tür  fmillarb;  Stolle«'  $rad)twerl  « llecherches 
sur  les  monuments  de  l'histoire  des  Normands  et 
de  la  maison  de  Souabe  dans  l'Italie  me>idionalc» 
($ar.  1844)  lieferte  er  viele  Slufnatnnen  unb  Stiebe. 
?lueb  finb  alle  Kupferflidje  in  «La  Villa  Mldicis» 
(1847 — 48)  unb  «Les  Halles  centrales  de  Paris» 
(1863—64)  nad)  feinen  3«>d)nungen  gefertigt. 

BaltSus,  f.  Cinctorium. 

$*<iltf)cn  (b.  i.  bieKübnen),  öerrf cr> er flef c^Ie cb t 
ber  SBeftgoten,  ba«  ftd)  burd)  «laridj  (395—410) 
Aber  bie  anbern  3lbcl«aefdjlcebter  erhob  unb  mit 
SCmalarieb  531  erlofd).  ©efdjiebte  unb  S aej e  ftnb  in 
ber  Überlieferung  unlösbar  miteinanber  verwebt. 

«altqllbe  ober  JBatilbc,  bie  fceüige,  eine 
angclfficbf.  Sllamn,  würbe  ©emablin  be«  fräuf. 
Königs  ßblobwig  EL  übte  nad)  feinem  3vbe  656 
unter  bem  tarnen  ibrer  Söbne  großen  Ginfluft, 
würbe  aber  burd)  bie  Partei  be«  Gbroin  (r>or  673) 
genötigt,  fid)  in  ba«  »on  ibr  geftiftete  Klofter  Gbeüe« 
(f.  @a(a)  bei  ^Jari«  jurüdjujieben,  reo  fie  680  ftarb. 
?luf  ib.re  93eranlafiung  ift  von  Sureuil  aus  ba« 
Hloftcr  (Sorbie  (f.  b.)  in  ber  93icarbie  gegrünbet 
worben.  3br  ©ebäd>tni«tag  ift  ber  30.  Jan.  —  8a(. 
Krufd)  in  ber  Praefatio  }ur  «Vita  Sanctae  Bathil- 
dis»  (in  ben  «Monumenta  Gennaniac  historica, 
ScriptoresrerutiiMerovingicaruin»,SBb.2,6annoD. 

1888);  Weurifict,  Vie  de  sainte  Bathilde  (öille 
«al«,  f.  «Baltiftan.  [1897). 
fBaltfa  ober  Sbalcia,  bei  93liniu$  SRame  einer 
groften  Snfcl  im  nörbl.  Guropa.  Sa  fie  früb  für  bie 
oftpreuft.  Hüfte  gebalten  mürbe,  fo  tarn  (juerft  bei 
9lbam  Don  Bremen)  fd)onfeitbemll.3abrb.n.6br. 
bie  93ejeid)nung  33altifebe«  2Reer  (mare  balticum) 
für  Dftfee  auf.  93a(cia  ift  aber  nad)  93liniu«  iben* 
tifd?  mit  ber  3ufel  5Jaf  ilia,  bie  «Uptbea«  entbedte, 
4tafHia,  wie$liniu«  an  einer  anbern  Stelle  bemerlt, 
nur  ein  anberer  Warne  für  bie  Worbjeeinfel  Sbalu«. 

«altimorc  (fpr.  bdbltimobr),  Stabt  mit  fcafen 
im  norbamerit.  Staate  Warplanb,  nad?  ber  G\n* 
roobnerjabl  bie  fedjfte  Stabt  ber  bereinigten  Staa« 
ten,  an  ber  SRorbfeite  beS  ftluftti  ^atapfco,  22  km 
oberbalb  feiner  SKünbuug  in  bie  Gbefapeafebai, 
1729  angelegt  unb  1745  nadj  2orb  Baltimore,  bem 
ÜJrünber  uon  TOarplanb,  benannt,  beftanb  1765 
nur  aui  etma  50  Rufern,  ftieg,  1796  jur  Stabt 
erboben,  burA  ben  öanbel  febr  raf*.  1830  batte 
e#  80625.  1870  :  267354,  1880:  332300,  1890: 
434439  (5.  (barunter  67104  farbige  unV  69003 


Baltimore  (©tobt)  323 

im  ÄuSlanb  [40709  in  3)eutfdjlanb]  ®eborene), 
1900:  508957  Q. 

Einlage  unb  Straften.  Ta-i  {v(üftd?en  ^oned' 
aüH im  ly(  teilt  bie  Stabt  in  eine  öftl.  unb  eine  toeftl. 
öfilfte.  5)er  ältere  Jeil  ift  unregclmclftig  gebaut, 
entbält  aber  tiele  id?Öne  öciufer.  3)ie  neuen  Viertel 
finb  regelmäßig,  3ablreicb  bie  ^arfanlagen  im  3"s 
nern  ber  Stabt.  3m  91®.  liegt  ber  $ruib 
s^arf.  2)ie  öauptftrafte  ift  JBaltimore^Street;  bier 
unb  in  £erington:$0R>arb:6ntan)  unb  6barle*: 
Street  bewegt  fieb  ber  gefdjäftlicbe  Herleljr. 

©ebdube.  JDfrvorjubebenfinbbaä  Snftitut  t?on 
ü)t  arplanb,  ba«  StabtbauS,  bie  Sörf  e,  ba*  ?ltbenfium 
mit  ber  Sibltotbet  ber  ötftorifcben  ©efellfd?aft,  ba« 
$oftamt  ( 1890),  ba«  ber  Stabt  oom  fionboner  ®  anfier 
^cabobp  gefcbenlte  unb  nad>  ihm  benannte  ^  c  ab  oh' 
3nftitut,  bae  ©reifenb,eim  unb  von  ben  vielen ftircbeu 
namentlid)  bie  f a : h.  .Hat hecrale.  18.  befifet  2  große 
unb  5  Heinere  Jhcaier  unb  jab^reiebe  ?)entmd(er, 
bie  ibm  ben  ^Beinamen  9Ronumental:Sitp  gegeben 
haben,  barunter  bad  be«  T'ut teve  *ßoc  unb  auf  bem 
iRountjlBcmon^'iJJlabe  ba«  55  m  bob^e  3Karmor= 
benfmal  Ä^afbington«  unb  ba«  OTonument  }um 
Hnbenfen  an  ben  Sieg  über  bie  Gnglänber  unter 
«oft  (1814).  ©emälbe  enthält  bie  2Balter«:©alerie. 

Unterriebt«!  unb  SBobltbdtigteit«: 
anftalten.  Unter  biefen  fmb  mehrere  rcidpe  !atbo= 
lifebe,  »te  ba«  Sopola -Kollegium  unb  St.  Mary 
College.  Hn  ber  Spi&e  ftebt  bie  3obn  :£>opfin«* 
Unioerfttdt,bieburd)  Sebenlungton  3'/«  2>oll. 
begrünbet  unb  3.  D!t.  1876  eröffnet  würbe.  Sie 
näbert  fid?  ben  beutfefeen  Unioerrttdten,  namentlid)  in 
Betonung  ber  Driginalforfdbung  unb  in  ber  2>urd?j 
breebung  be«  ftarren  ftlaffenfpftem«  ber  amerif. 
GoUege«.  1876  batte  fte89, 1882:  204, 1887:  420, 
1897:  520  6orer.  gemer  befteben  3  SBibliotbefen 
mit  300000  SBdnben.  5Bon  bemfelben  3ob.  n  6opKn« 
mürben  3'/«  2JIUI.  S)oU.  jur  ©rünbnng  eine«  &o- 
fpital«  oermad)t,  ba«  7.  9Jtat  1889  ber  JBenufeung 
übergeben  Würbe. 

^nbuftrie,  Jöanbel,  Serfebr.  5)ie  Snbuftrie 
wdd)ft  ftetig;  1890  gab  e«  5265  Gtabliffement«  mit 
83745  «efebäftigten,  92  2RiU.  5)oll.  Kapital  un* 
141  SMiU.  Soll,  jäbrlidjen  ftabrifaten;  »on  lehtent 
entfielen  15üJliU.  Soll,  auf  3Kännertleiber,  5,7  SRiU. 
auf  eingemaebte  ©emüfe  unb  (jrücbte,  2,8  ÜDlill.  auf 
eingemaebte  3tuftern,  4,3  2J1UI.  auf  Aleifd)terpadung, 
5,8  ÜJtill.  auf  labat,  4  3Rill.  auf  Kunftbünger,  3,< 
SMiU.  auf  Siere  unb  2  «Will.  Soll,  auf  ^atentmebiji= 
nen.  5)er$anbel  ift  bebeutenb  in  £abat,  sMti)i  unb 
©etreibe,  eingemad)ten  ftrüdjten  unb  Stuftern,  von 
benen  jdbrlieb  in  ber  ßbefapearebai  etwa  3'/s  W\b 
liarben  Stüd  gefangen  werben.  Ter  ftüften  ■  unb 
Snnenbanbel  ift  nod)  lebhafter  al«  ber  überfeeifd)e. 
1898/99  betrug  bie  Cinfubr  9,2  2Rill.  Doli,  (barunter 
l,s  9Jtill.  Soll.  Kaffee,  etwa  0,8  aflill.  djem.  9tob= 
ftoffe  unb  0,9  Wxü.  Soll.  tropifd?c  frrüebte),  bie  Äu«: 
fubr  107  2Jlill.  Soll,  (barunter  13,i  3RiU.  Soll. 
3Dei,»enmebl,  11,8  «Will.  9Beijen,  15,o  ÜHiU.  SlKai«, 
4,5  mil  9linber,  2,«  9WiU.  »inbfleifd),  7  Will. 
Sdjmalj,  5,i  5KilI.  Sped  unb  Sdjinfen,  6,9  Will. 
SiaumwoUe,  5,i  2RiU.  »lättertaba!,  11,7  Will. 
Kupfer  unb  2,4  Will.  Soll.  Petroleum).  Ser  Eingang 
be«  &afen«  ift  eng  unb  wirb  burd)  ba«  gort  Wc&enro 
uerteibigt.  Unweit  baoon  befiubet  ftd)  fioeuft^oint 
mit  bem  regften  ßafenlebcn,  bem  ©nbpunft  ber 
tranSatlantijeben  Sampfcr  unb  riefigen  ©etreibe» 
elevatoren.  Sa«  5)altimorc=2rodenbod  ift  ein«  ber 
gröftten  unb  voüftänbigften.  Sie  1898  eingelaufen 

21* 


Digitized  by  Google 


324  Baltimore  (©corge 

nen  Scbiffe  Ratten  1654361,  bie  auggelaufenen 
1824970  SRegiftertonnen  9iaumger;alt.  2>ie  i>an= 
belSflotte  umfaftte  30.  3um  1899  :  889  Segelfcbiffe 
mit  73  000  unb  173  Dampfer  mit  80000  jHcgifter* 
tonnen.  GS  lanbeten  1898:  10735  Gimoanberer 
in  SB.  3Jlit  Guropa  beftebt  regelmdftige  Sdbijfsper: 
binbung  roödjentlicb,  nad)  Sßremen  unb  jroeüoödjent: 
lieb  nacb  Hamburg.  $en  ©elboerlebr  ©ermittelten 
1889: 179iationaW,  7  Staate  unb  13  Sparbanf  en. 
Honfulate  baben  in  SB.  Argentinien,  SBelgien,  Gbile, 
Columbia,  baS  2)eutfd>e  üReieb,  ^ranfrei*,  ©rieeben» 
lanb,  ©rofcbritannien,  Nicaragua,  Siieberlanbe, 
CfterreiaVUngam,  Spanien,  Uniguap,  SBeneuiela 
unb  bie  bereinigten  Staaten  oon  SBrafilien.  SeebS 
SBabnUnien  laufen  in  SB.  jufammen  unb  fteben  bureb 
lunnelS,  bie  2112  unb  1033  m  lang  finb  unb  in  16  m 
liefe  unter  29  Straften  führen,  mit  ben  2)odS  in 
unmittelbarer  SBerbinbung.  Sßon  ben  SBabnböfen  ift 
ber  ber  ^Baltimore:  unb  Ob, io  ■■  Gifenbabn  beroop 
jubeben;  ibre  SBerlftdtten  in  SB.  befdjfiftigen  3  — 
4000  Arbeiter.  Tic  10  km  lange,  boppelgleiftge 
Stabtbabn  beginnt  beimGambenbabn&of  im  o.,  geh 
in  nörbl.  9iid?tung  mitten  bureb  bie  Stabt  unb  mün= 
bet,  nadj  SO.  umgeroanbt,  bei  bem  im  Dftenbe  93.« 
gelegenen  SBap=SBiem=Anfcbluft  ber  Baltimore:  unb 
CbioGifenbabn.  Sic Sabn  liegt  in  4  SunnelS,  beren 
grö|ter2,:  k  in  lang  ift,  unb  febneibet  feinen  Straften: 
juginS<bienenböbe.^!icÄoftenbetrugen24a)liU.W. 
daneben  giebt  eS  jablreiebe  Straftcnbabnen.  SB.  bat 
eine  Sebulb  oon  (1899)  37  SRiU.  Soll.;  ber  Steuer; 
wert  beS  befteuerten  GigcntumS  ift  365  5JUU.  Soll. 
—  »gl.  Ulustrated  B.  ( Jleuport  1890). 

©altimorc  (fpr.  bdbltimobr),  ©eorge  Gal* 
oert,  erfter  öorb  oon  58.,  engl.  Staatsmann,  geb. 
um  1580  in  Kipling  (^ortfbjre),  würbe  1619 
3taat*felretär  unter  yalob  I.,  trat  aber  1624  auS 
bem  2)ienft  unb  befannte  ftdj  offen  jum  KatboltciS» 
muS.  3a'ob  gab  ibm  in  bemfelbcn  Sapte  ben 
Sitcl  eines  SBaronS  öon  JB.  in  3*lanb  unb  grofte 
SBefihungen  bafclbft.  2>ureb  mebrere  von  ib.  m  aui- 
gefanbte  Scbiffe  batte  er  in  'Jieufunblanb  eine  Heine 
Kolonie  gegrünbet,  für  bie  er  1623  einen  ^xti- 
brief  (Gbarte)  erbielt.  3ebo$  0Qb  er  fte  naep  eigenem 
SBefucp  beS  Klima«  wegen  auf.  Uber  feinen  33e* 
mübungen,  eine  Gbarte  für  eine  neue  Kolonie  am 
Sßotomac  ut  crbaltcn,  ftarb  er  15.  April  1632.  3" 
bemfelben  3ab*  erbielt  aber  fein  SobnGeciliuS 
Galoert.jmettcr  £orb  93.,  bie  Gbarte  unb  grün* 
bete  bie  Kolonie  ÜJlarplanb,  welebe  KultuSfrcibeit 
erbielt.  Grftcr  ©ouoerneur  mar  6 ectliuS'  Sßruber 
geonbarb  Galocrt;  GeciliuS  v.i  Gbren  mürbe 
bie  »auptftabt  ^Baltimore  genannt. 

Baltimore  unb  Crjio  (.v-ifcnbaljii ,  f.  33er« 
einigte  Staaten  von  Amerifa,  SBcrfebrSmefen. 

OaltimoretJoael,  f.SBeutelftare  unb  Stdrlinge. 

«altimortt,  eine  Art  Ac-beft  (f.  b.). 

©ol  Ziv,  f.  SBarbera. 

*Pal  tifrp,  ftranj,  Sßfeubonpm  beS  Se&riftfteUerS 
Jranj  £>crmann  £>egewiieb  (f.  b.). 

©altifttjc  <*ifcnbatjn,i.  SiuffifepeGifenbabnen. 

tttalttfrqc  ^roüiu\cn,  f.  Oftfceprooinjen. 

*8altifrf)c3  9Wc«r,  f.  SBaltia  unb  Oitfee. 

©aMfctje  3praet>cn,  f.  ßitauifdjc  Spraefee. 

«alHfdjport,  ruff.Söaltijflij^ort,  früber 
diogermict  genannt,  Stabt  im  Kreis  fteoal  be-5 
ruf).  GJouuernementS  Gftblanb,  ßftlid)  an  ber  SBudjt 
"Hogerroiel  am  Gingang  in  ben  ^innifeben  3Jicerbufen, 
Gnbpunlt  ber  Söaltifcf?en  Gifenbabn,  bat  (1897)  852 
tbatfdd?lid)  3000  G.,  ^oft,  Selegrapp,  lutb.  unb 


:a!ocrt)  —  Saltfäil 

gried?.  flirdje,  Seebab;  fianbel  mitÄilloftrömling^en, 
bie  bi«  in  SWenge  gefangen  werben;  guten  fcaren. 
2)er  SBerteb,  r  ift  gu  ©unften  9ier>alS  febr  jurüdge* 
gangen ;  einige  SBebcutung  bat  nur  nod?  bie  Ginftur. 

ttalriftän  (b.  b-  ba«  ßanb  SBalti),  audj  3Beft« 
ober  Äleinti  bet  genannt,  früber  ein  eigener  Staat, 
jefet  eine  sprooinj  im  Dieicbe  «Kaf*mir  unb  5)fd?amu» 
(f.  H aut min,  unter  brit.  Cberbobeit,  am  obern 
buä,  uon  Dftturleftan  im  %  unb  910.  burd)  bie 
mädjtige  Äaraforumfette  getrennt,  im  SD.  oon  2a-- 
bad),  im  S.  non  Kajdjmir,  im  9ö.  oon  Sarbiftan, 
©ilgbit,  3affm  u.  f.  to.  begrenzt,  umfaftt  einen 
<>lddienraum  oon  etroa  33700  qkm.  GS  beftebt 
pauptfä&Ucb  auS  bem  Ibalc  beS  in  2200  m  jpöbe 
gegen  vJts2B.  flieftenben,  an  ber  @reit}C  beS  (Gebietes 
oon  ©ilgbit  aber  fidj  nadj  S®.  roenbenben  SnbuS, 
ben  untern  Jbälern  oon  beffen  #uflüffen  Sdjajof, 
Sdjigar,  ©ilgbit  u.  a.  unb  ben  jioifdjen  benfelben 
liegenben  SBergletten  unb  6ocbfldd?en.  SBon  SIC. 
ber  fübrt  über  bie  ßaralorumlette  jur  iöauptftabt 
Slarbo  (f.  b.)  ber  5600  m  bobe  flRuftagpaft,  ein 
für  spferbe  ungangbarer  ©letfd?crmeg.  An  ber 
9lorboftede,  110  km  im  0310.  oon  ber  friuptftabt, 
ftebt  ber  jmeitbödjfte  SBerg  ber  Grbc,  ber  Sapfang 
(8620  m),  unb  faft  ebenfo  weit  im  9B.  oon  ipr  ber 
Sajarmur  ober  Sianga  =  ^arbat  (8115  m).  2)em 
Sanbe  eigentümlidj  finb  bie  boben,  fteilen  Jelßwdnbe, 
tiefen  üpdler  unb  bie  grofte  Kablbeit  ber  Abbdnge  ; 
bie  grofte  Jrodenbeit  beS  Sommers  unb  bie  infce 
in  ben  felftgen  Jbälorii  laffen  ben  S8aummu(bS  auf 
ben  2balfeiten  niebt  auflommen,  obmobl  in  1000  ru 
grÖfterer<Döbe,  wobie2uftfeucbterift,reid}eStraucb= 
oegetation  gebeibt.  Sd?nee  ift  niit  ungern öbnlid», 
Siegen  feiten  unb  fpdrlicb.  3)aS  ^nbuStbal  ift  »e= 
nigftenS  ftredemoeifc frudjtbareral*  inßabacb.  IDiau 
baut  SBeiien,  ©er|tc,  einigen  9ieiS,  SBud?roeijcn, 
Öirfe,  SRüben,  5)ielonen  unb  geminnt  auSgejeidjnete 
Trauben  unb  äpfel.  Gine  Art  Heiner  irauben 
tommt  unter  bem  tarnen  SuriSf  als  Korintben  in 
ben  .franbel.  25ie  Tierwelt  glei*t  ber  tibetifeben. 
Giuc  iBefonberbeit  ift  bier  roie  in  ©ilgbit  unb  2fd)i-- 
tral  bieroilbeHi<gebeS^Bamir,  mit  getounbenen,  über 
1  m  langen  Römern.  Tic  Gintoobner,  (1891)  110325, 
finb  tibetifeben  Stammes,  befennen  fidfo  aber  fdmt^ 
lieb  jum  febiitifdjen  ^Slam.  SBiS  auf  bie  Groberunfl 
burd)  bie  Sitb  unter  ©ulab^Singb  1835  mürbe  SB. 
oon  einem  eigenen  Sfirftcn  ober  SHojilfo  regiert. 
2)urd)  ben  »ertrag  ju  Sabaur  ooin  9. 3Ä4w  1846  be= 
bielt  es ©ulab  Singb  nebft^ben  »rooinjcn  Kafdjmir, 
2iicbamu  unb  Üabad?.  (S.  Karte:  ^nnerafien, 
beim  Artilel  Alien.  —  SBgl.  Gunningbam,  Historical 
and  Statistical  aecount  of  Ladak  (fionb.  1854). 

©altrutn,  bie  lleinfte  ber  oftfrief.  Siorbfeeinfeln 
jmif&en  Tiorbernep  unb  Langeoog,  gebdrt  )um  Kreis 
Gmcen  beS  preuft.  9ieg.:SBej.  Aurid)  (Amt  Horben) 
unb  ift  8,07  qkm  groft.  Auf  ber  ^nfel  befinben  fidi 
3mei  Canbgemeinben :  SB.  mit  163  unb  SIBeftborf 
mit  367  coang.  G.;  SB.  bat  36,  SBeftborf  55  bc- 
mobntc  ©ob.  nbdufer.  SB.  bat  SBoftageittur  unb  %At* 
grapb,  eine  lutb-Äircbe,  SHettungoftation  für  Sd)iff= 
brüebige  unb  wirb  als  Seebab  befuebt.  Seit  1873 
bat  man  Uferfcbuftbauten  angelegt,  Worunter  eine 
l^kmlange,ini!BellenformausOuaberbrucbfteinen 
bergeftelltc  ^ünenfebukmauer  mit  eingebautem 
liliabenmert.  —  Sßgl.  Sdjeltcn  unb9loloff,  ©efdntbtc 
berStranbicbuhbauten  auf  ber3nfelSB.(SBerl.  1895). 

»alrfd)ir  (»atfit),  2)ionpf opoliS,  Küftem 
ftabt  im  Kreis  SBania  beS  ^ürftentumS  SBulgarien, 
38  km  im  3iO.  oon  Sßarna,  mit  einem  gegen  bic 


Digitized  by  Google 


JBalfcer  - 

SRoTbrcinb«  gefiederten  £afen  am  Sdjmarjen  SDteere, 
bat  (1893)  5137  G.,  etwa  bie  J&affte  dürfen,  im 
übrißen  SBulßaren,  Jataren  unb  ©rieben,  ein  SBe» 
$irl*amt,  ein  Sanität**  unb  3ollamt,  ßrofie  JBaren* 
maßajine,  anfebnlid?en  £>anbel,  bebeutenbe  9lu*fubr 
oon  Käfe  unb  2anbe*probutten  unb  einen  arofeen 
SBiebmartt  im  3»«»-  ^om  4.  big  6.  ©ept.  1854  ßinß 
oon  JB.  unb  Santa  au*  bie  franj.*enßl.-.türt.  Srmee 
unter  ÜJlarfcb,all  St.  SSrnaub  nadp  ber  flrim  ab. 

»altoet,  3ob.  Söaprtft,  tatb.  Sfcoloß,  geb. 
16.  3uli  1803  ju  »nbernad?,  ftubierte  1823—27 
ju  SBonn,  mürbe  1829  ^riefter,  1830  <Brofeifor  ber 
Jbeoloßie  ;u  J8re*lau,  1846  jußleid)  äJUtßlieb  be* 
Sbmlapitel*.  3"erft  entfduebencr  SHnbänßer  üon 
&ermc*,  fdjrieb  JB.  «öinroeifunßen  auf  ben  ©runb* 
Aaratter  be*  ijermefifdjen  Spftem*»  (SBonn  1832) 
unb  «Über  bie  Gntftebunß  reüqiöfer  ©egenfä&e  im 
Äatbolici*mu*  unb  <jkoteftanti*mu*»  (ebb.  1833), 
faßte  fidj  aber  mit  ber  Scbrift  «Beiträge  jur  JBer* 
mittelung  eine*  richtigen  Urteile  über  Hatbolici** 
mu*  unb  S",rotcftanti*mu*»  (2  f>efte,  ©redt.  1839 
—40)  oon  bcmfelben  lo*  unb  f  djlob  fidj  an  bie  Spc 
tulationen  Slnton  ©üntber*  an.  $u  beren  SBcr* 
teibigung  fdjrieb  JB.  bie  «Jbeol.  ©riefe»  (1.  Serie, 
vJHainj  1844 ;  2.  Serie,  S8re*l.  1845)  unb  bie  «bleuen 
tbeol.  »riefe»  (1.  unb  2.  Serie,  JBre*l.  1853),  unter« 
warf  fid)  jebodj  1857  bem  päpftl.JBermerfunQ*belret. 
infolge  feiner  Jt'ebrabmeiajungen  unb  eine*Streite* 
mit  bem  Somtapitel  mürbe  JB.  1862  fufpenbiert. 
©dbrenb  be*  SBatifanifdjen  Äonjil*  mar  er  ©egner 
ber  pdpftl.  Unfeblbarteit  unb  roirtte  für  bie  alttatb. 
Sadje  in  Sdjleficn.  Gr  ftarb  1.  Ctt.  1871  in  JBonn. 
Hon  feinen  Sdjriften  finb  nod)  ni  nennen:  «Siebi* 
blif  <bc  Sd)öpfuna*gefdjidjtc»  (2  SBbc.,  2pj.l867— 73) 
unb  «über  bie  »nfänge  ber  Organismen»  (<Baberb. 
1869  ;  4.  XttfL  1873).  —  ißgl.  bie  JBiograppien  üon 
^riebberg  (fipj.  1873)  unb  3Reljer  (SBonn  1877). 

«alncr,  SJBilb.  Gbuarb,  Vertreter  ber  freien 
©emeinben  ,geb.  24.  DU.  1814  ju  $obenleine  im 
iHeg.=SBej.  ÜRerfeburß)  ftubierte  feit  1834  in  fieipjig 
unb  Jpalle,  mar  barauf  £>au$Iebrer,  ßinß  1841 
al*  Siatonu*  nad)  T clini it ,  mürbe  1846  »um 
CberpfoTrer  inüiorbbaufen  gemdblt,  aber  vom  Kon* 
fiftorium  niebt  beftdtißt,  morauf  er  bafelbft  1847 
eine  ««freie  ©emeinbe»  grünbetc.  JB.  mar  sDtitglieb 
be*  frantfurter  SJorparlament*  unb  ber  preufi.  9tos 
tionatoerfammlung,  in  ber  er  »ur  Partei  JBalbed* 
gebörtc.  Sein  3lmt  als  Sprcdjer  ber  freien  @e* 
meinbe  leßte  er  1881  nieber  unb  :,oß  ficb  nacb 
©röfcingen  bei  Surlad)  jurfld,  mo  er  24.  3uni 
1887  ftarb.  3n  feinen  fpdtern  3<*brcn  »ar  JB.  ein 
eifriger  Slpoftel  be*  SBegetariani*mu*;  er  beßrünbete 
1868  ju  Storbbaufen  einen  «Sßerein  »on  freunben 
ber  natürlidjen  2eben*meife»  unb  ein  feitbem  all* 
jdbrlidj  erfdjeinenbc*  «SBerein*blatt».  JBon  feinen 
Sdjriften  fmb  ju  nennen:  «35a*  foa.  Äpoftolifdje 
©laubenftbefenntni*»  (£pi.  1847),  «alte  unb  neue 
Orffttttf  djauung»  (4  JBbe.,9lorbb.l850— 59 ;  2.  Mufl., 
«ubolft.  1859—81).  «3)a8  Seben  3efu»  (2.  Slufl., 
"Jtorbb.  1861),  ««Ußemeine  IHelißion^ßefcbicbte » 
(ebb.  iar>4),  «©ott,  JBelt  unb  aJlcnfdj.  ©runblinien 
ber  SRelißionömiilenfcbaft  in  ibrer  neuen  Stellunß 
unb  ©eftaltunß»  (ebb.  1869;  2.  Slufl.,  Spj.  1879), 
•i'ieberbud)  für  Jreie  reliaiöfe  ©emeinben»  (9iorbp. 
186:1),  «iHelißionÄlebrbfidjer  für  Sdjule  unb  öau« 
freier  ©emeinben»  (3»bteil.,  ebb.  1853—61),  «2)ie 
natflrlicbe  i'eben^meife»  (4  ©be.,  2.  unb  3.  Slufl., 
ebb.  1882—86  ;  S3b.  1  in  4.  9ufL  1896),  «33eße= 
tarianifebe*  Äodibud?»  (13. «uff.,  ebb.  1898). 


«oluae  325 

©aluba,  ^eßerftamm  in  Sentralafrita,  fd>eint 
fid)  »om  9)ioerofee  unb  Äaffonßo«  SReid)  allmdblicb 
nad>  3iorbmeften  au^ßebreitet  unb  Söobnfihe  am 
mittlem  Sulua  unb  Santuru  (Seitenflüff  e  be«>  «äff  ai) 
einßenommen  ju  baben.  3)ie  JB.  finb  bie  fdjönften 
unb  trdftißftm  Gießer,  breitbrüftiß,ftarffnod?iß,mu#: 
fulos  (DßLSafel:  Slfritanifdpe  JBöltertppen, 
giß.  4).  (5inen  Stamm  berfelben,  bie  SB  äff  onßo, 
lernte  IffiifS  mann  1881  jmif  <btn  Santuru  unbSubefu 
tennen;  er  mar  erftaunt,  ^ier  ein  JBolt  ju  ftnben, 
tai,  obne  je  mit  arab.  ober  europ.  Äultur  in  JBe= 
rübmnß  ßefommen  ;u  fein,  fo  viel  ftunftoolleö 
unb  JBraudjbare*  in  5tupfer=  unb  (fifenbearbeitunß, 
Töpferei  unb  9Beberei  unb  ÜüdjtiaeS  im  äderbau 
lei)'tete(»ßl.a:afel:  JSfri fanifdje Kultur  l, ^iß.7; 
II»  e^iß.  1)-  JBierediße  ödufer  mit  reijenben  ©drten 
füoen  fuii  ju  5  Stunben  lanßen  SDorffd?aften  mit 
15000  6.  iufammen.  SÄu«  ben  JB.,  bie  ficb  am  fiulua 
mit  ben  urfprünalicben  JBemobnern  t)ermifd)ten, 
ßinaen  bie  SBafdjilanße  (f.  b.)  b«bor. 

©ahtefi  (fpr.  -ujti),  SDlidjael,  poln.Scbriftfteüer, 
aeb.  29.  Sept.  1837  in  Äratau,  braebte,  in  bie  Untere 
futfcunß  meßen  beäS  poln.  Äufftanbe«  1863  ber* 
midelt,  ein  ^abr  im  ©efänßnid  ju  unb  lebte  meift 
in  firalau.  Qx  fdjrieb  anfangs  unter  bem  ^Bfeubonpm 
ßlpibon.  Sic  Jenben j  feiner  Sdjriften  ift  berno* 
fratifd)  unb  fatirifd),  befonber«  »erfpottet  er  bie 
OTdnßel  ber  poln.  ©efcllfdjaft  unb  ibre  JBomrteile. 
Um  populdrften  ift  JB.  burd)  feine  Dtomane:  «25ie 
©eroedten»  (1864),  «Sie  Stlten  unb  bie  3unßm» 
(1866),  «$a§  geben  unter  iHuinm»  (1870),  «Sie 
Wdjte  beö  tropfte*»  (1871),  «Um  eine  £mfe  Sanbe*» 
(1872),  «Gin  meifeer  aWobr»,  «©IdnjenbeS  ßlenb», 
«Ser  le|)te  Ginfaft»,  «$mfd)aftlid?e  Slbnen»,  «9lo: 
man  obne  Siebe»,  «Sabina»,  «JBon  Saßer  ju  Caßer», 
«Sie  ^übin»  u.a.  ferner  fdjrieb  er  Äomßbien:  «Sic 
3aßb  nad)  einem  ÜRanne»,  «Sie  SRdte  beä  6erm 
9{at  S»,  «Sie  Gmancipierte»,  «Sa*  offene  Jpau*»  u.  a. ; 
jmei  JBänbdjen  ©ebidjte  (1872u.  1888),  «Sie  grauen 
ber  Sramen  SloroactiS»  unb  «über  bie  poln.  2it= 
teratur».  3"*  Seutfdje  überfe^t  Tinb:  «Ser  ©e- 
meinberat»  (im  «Söiener  Jbcaterrcpertoirc»,  1880), 
«fträulein  JBalerie»  (JBreSl.  1891)  unb  «Ser  JBürßer: 
meifter  von  $ipibomta»  (Sre*b.  1894). 

»alumbo,  9lcßerftamm,  f.  granjöfifd)=Honßo. 

©alunb«,  bie  SBemobner  be*  s)leßcrreid)eg  fiunba 

«alufter,  f.  JBaluftrabe.  [(f.  b.). 

fltoluftrabe  (frj.),  S  o  d  e  n  ß  e  l  dn  b  e  r  t  S  o  et  en  = 
brüftunß,  ein  JBrüftuna*ßeldnber,  ba8  im  mefent-- 
licbcn  au*  JBaluftern  (Soden),  b.  l\  fdulenartißen, 
reieb  profilierten,  meift  gebrebten  Stäben  imijdjcu 
ftarfenSJJfeilem  beftebt  unb  «orjüßlicb  jum  feitlidjcu 
äbidblufe  erbobter  ^ld6e,  Ältane,  Xerraffm,  SBab 
ton«,  treppen,  aber  audj  al*  Sittita  (f.  b.)  über  bem 
£auptßefimfe  pon  ©ebduben  anßemenbet  mirb.  Sie 
mirb  au*  Stein  unb  beffen  Surroßaten,  au*  6olj 
unb  2Ketall  bergefteüt.  —  3m  meitem  Sinn,  jebod? 
nidjt  ßanj  ridjtiß,  bejeiebnet  man  mit  JB.  auep  febe 
SBmftroebr,  fie  möße  au*  mafftoem  ober  burd)= 
brodjenem  aHaucrmert,  metallenem  ©itter  ober  \)t>\- 
jernem  Stabmcrt  befteben. 

«alutf djiftan ,  f.  JBelutfcbiftan. 

©alvje  (fpr.  -lübf),  Gtienne,  fran3.  ©eidjicbt*= 
forfdjer,  ßeb.  24.  Sej.  1630  ju  Julie,  ftubierte  ju 
Jouloufe  junädjft  3uri*pruben3,  fpdter  ©efdjicbte, 
roarb  1667  oon  Golbert  ju  feinem  JBibliotbetar, 
1668  jum  Sßrofeffor  be*  tanonifdjen  JKeebt*  am 
tönißl.ÄoUeßium,  1707  jumSirettorberSlnftalt  er* 
nannt.  SIBegen  feiner  «Histoire  gönealogique  de 


Digitized  by  Google 


326 


33aIoe  —  Söaljac 


la  maison  d'Auvergne»  (2  Bbc.,  $ar.  1708)  l»arb 
B.  1710  feiner  Ämter  beraubt  unb  au*  $ari*  ver- 
bannt, 1713  jir-ar  jurüdberufcn,  aber  in  feine 
Stellung  nicht  roieber  eingefe$t.  Öx  ftarb  28.  3uli 
1718.  3"  berÄriri!  Krd>engcfcbichtlicbcr  unb  !ano= 
niftifcber  ©olumentc  erwarb  ftd)  JB.  h  ohe*  Anfeben. 
Seine  bebeutenbften  Schriften  ftnb:  «Capitularia 
regum  Francorum»  (2  Bbe.,  Sßar.  1677;  »ermebrte 
lUufl.,  SBeneb.  1772;  neu  bg.  »on  Gfnniac,  1780)  unb 
bie  «Miscellanea»  (7  Bbe.,  $ar.  1678—1715;  neue 
Au*g.  »on  2)lanfi,4Bbe.,Succa  1761);  ferner  «Con- 
ciliorum  nova  collectio»  (sJkir.  1685,  ein  Supple= 
ment  ju  ber  von  Sabbe  unb  Goffart  1671  h«au*= 
gegebenen  Sammlung), « Vitaepaparum  Avenionen- 
sium»  (2Bbe.,ebb.  1693),  bie3lu*gabenber«Episto- 
laelnnocentii  papae  III.»  (2  Bbe.,  ebb.  1682)  unb  ber 
«Opera»  be*  Gnprian  (ebb.  1726)  unb  bie  «Historia 
Tutelensis  ecclesiae»  (2  Bbe.,  1717).  —  Bgl.  2>e* 
loche,  Etienne  B.  ($ar.  1856),  unb  ;H.  gage,  Les 
de  B.  cataloguees  et  d6crites  (1882 — 84), 


um  vre 


©albc,  Stabt  im  vi  cur,.  flieg,  Bej.  unb  Mick- 
2lrn*bcrg,  an  ber  linf*  jur  Stuhr  gehenben  Joönne, 
am  ftuße  be*  in  norbtoeftl.  Sticbtung  »om  Drte  fent= 
rocbt  auffteigenben  Bal»cr  SBalbeö,  ift  3m  eine* 
Amtmann*  für  ba*  Amt  B.  (Stabt  B.  unb  12  @e= 
meinben,  5202  G.)  unb  Amt*gerid  ;  ( i'anbgeridjt 
Arnsberg),  unb  bat  (1895)  1124  Q.r  barunter 
26  ©»angelifdje,  (1900)  1118  (*.,  $oft,  2elegrapb, 
fath.  Miute,  Krantenb.au*,  jroei  ÜHotgerbereien,  jroei 
lUlabh,  brei  Sagemühlen,  Bierbrauerei  unb  djem. 
Jabrif.  2)er  Bat»er  ®alb, in  ben  flreifen  Arn*= 
berg  unb  3ferlohn,ift  eine  beroalbete  Berglanbfdjaft 
(bis  548  m),  fein  hödjfter  ©tpf  tt,  berStetnraben= 
berg,  bilbet  einen  trigonometr.  Sßunlt  erfter  Orb* 
nung.  3m  tfallftetngcbirge  be*  6önnetbal*  be* 
unten  ftd?  ja  hlr  eiche  Söhlen,  barunter  bie  Bai  Der 
ööbje  mit  großartigem  ©eroolbe,  eine  ^unbftätte 
»on  flnochen  antebilmnanifcher  Siere,  bie  in  bem 
itäbtifeben  9)(ufeum  aufbewahrt  »erben.  Untreu 
B.,  bei  ÜBodlum  auf  bem  Borfcberg,  eine  nodj  gut 
tcnntlicbc  SBallburg  unb  6  km  von  B.  bie  Binoler 
Xropffteinhöhle,  1889  entbedt  unb  jugänglicb 
»alj,  f.  Baljen.  [gemacht. 
Oalgac  (frj.,  fpr.  -fad),  eine  Art  bequemer 
2 e fiel  (nach  bem  jRomanfdjriftfteller  B.  genannt). 

ttalgac  (fpr.  -fad),  Sonore"  be,  franj.  iRoman- 
fdjriftfteller,  geb.  20.  SDtai  1799  in  Sour*,  warb  auf 
bem  ©umnafittm  ju  Benbome  unb  einem  tBarifer 
^enfionat  gebilbet,  rourbe  Schreiber  eine*  Notar •>, 
ir-anbte  fidj  aber  balb  ber  Sdjriftftellerei  »u.  Seih 
bem  lebte  er  ju  $ari*,  mo  er  18.  Aug.  1850  ftarb. 
tsr  hatte  febon  eine  Wenge  mittelmäßiger  Stomane 
unter  bem  tarnen  $>.  be  St.  Albin  »cröffentlicbt 
unb  fid)  burd)  verfehlte  budjbänblerifche  Unternep: 
mungen  mit  Scbulben  überbäuft,  al*  er,  jum  erftett= 
mal  unter  feinem  Warnen,  mit  bem  (Sß.  Scott  naeb= 
geabmten)  Sioman  aLe  dernier  Chouan,  ou  la  Bre- 
tagne en  1800»  (1829)  Beifall  fanb.  ivaft  gleicb- 
jeitig  oeröffentlicbte  er  bie  Grjäblungen  «Seines  de 
la  vie  privee»  (1829—30, 1832  u.  ö.)  unb  bie  Stuf« 
feben  erregenbe  «Physiologie  du  mariagc»  (2  Bbe., 
1830  u.  ö.,  2.  Serie  1853;  beutfeb  u.  b.  X.  «2)ie 
^böfiologie  ber  Gfce»  oon  öeieben,  Berl.  1891),  eine 
fcberjbaft^roiffenfcbaftlidpe  Unterfudjung,  bie  baä 
ISbeleben  nacb  ber  finnlicben  Seite  jeraliebert.  Be^ 
tunbet  fub  biev  fepon  Begabung  für  Beobacbtung 
ber  materiellen  6rf Meinungen  be*  Seben*,  fo  jeigt 
«Peau  de  chagrin»  (2  Bbe.,  1831)  ben  öang  ju 
mofttf*er  ^bantafrif.  eetitere  feblt  auch  nicbt  in 


ben  f  olgenben  JRomanen,  in  benen  fid?  B.  oollftdnbig 
ber  Sarftellung  be*  mobemen  franj.  fieben*  in 
v^iari*,  in  ber  ^rooinjftabt  unb  auf  bem  üanbc 
jumenbet.  ÜJlit  «La  femme  de  trente  ans»  ent= 
bedte  er  gleid;fam  ben  ^rauentppu*  für  feine  Mo- 
mane  unb  eroberte  bie  bauernbe  ©unft  ber  »eib- 
lidjcn  Seferoelt;  bie  «Scenes  de  la  vie  de  province» 
(1834 — 37),  nennen  t  lieb  biefeine6r»äblung«Eugenie 
Grandet»  (1834),  ertotefen  ib.n  al*  il)lei|ter  in  ber 
treuen  Sd)ilberungbe*^ror>injleben* ;  bcrgeftalten-- 
reidje  «P&re  Goriot»  (1835),  eine  Grneuentng  be* 
Sear:£bema«,  ftellt  ba*  $arifer  Üeben  mit  fdjarfem 
i)leali*mu*  bar.  1836  faßte  B.  ben  ^Jlan,  alle  feine 
Montane  ju  uerbinben  unb  u.  b.  Z.  «La  Comedie 
humaine»  al*  eine  ©efamtbarftellttng  be*  meiner- 
lieben  fieben*  erfdjeinen  ju  [äffen.  (Bgl.  Serfberr 
unb  (Efcriftopbe,  Repertoire  de  la  Cotn6die  hu- 
maine,  ^ar.  1887.)  3"  6  Abteilungen:  «Scenes 
de  la  vie  privee»,  «Scenes  de  la  vie  de  province», 
«Scönes  de  la  vie  parisienne»,  «Scenes  de  la  vie  po- 
litique»,  «Scenes  de  la  vie  militaire»  unb  «Scenes 
delaviedecampagne»,!ambtefel812— 48(17Bbe.) 
berau*.  hierin  ftnb  bie  frübern  unb  bie  fpfitern 
üRomane  enthalten.  Bon  ben  le^tern  ftnb  bie  bebeu* 
tenbften:  «Le  Iis  dans  la  vallee»  (1835),  «La  re- 
cherche  de  l'absolu»,  «Histoire  de  la  grandeur  et 
de  la  decadence  de  Cesar  Birotteau»  (1838),  «Un 
menage  de  garcon»  (1842)  unb  B.*  lettte*Seri,«Les 
parents  pauvres».  @tn  eigentümlid^e*  Kunftftüd  in 
fpracplidjer  ^inftebt  ftnb  B.*  «Contes  drolatiqaes» 
(1832—37),  au*gelaffene  9looellen  in  Lanier  be* 
16. 3abrb.  AI*  $ramatiter  mar  B.  nur  glüdli6  mit 
«Mercadet,  ou  le  faiseur»  (1851),  mclbrenb  «Vau- 
trin»  (1840,  al*  unftttlid)  »erboten),  «La  Maratre» 
(1848)  u.  a.  »oenig  Beifall  fanbeu. 

B.  ift  ber  9tomanfcbriftfteller  bc*  3ulitönigtum*. 
Wxt  unerbittlicher  Sd)ärfe  ber  Beobachtung  febib 
bert  er  eine  ©efellfdjaft,  bie  non  bem  Streben  na* 
©enufc  unb  Beftfc  geleitet  mirb.  Sein  Xxitb  nach 
©abrbeit  unb  Anfcbaulicbfeit  oerfübrt  ibn  öfter*, 
bureb  Sinjelbefcbreibung  ju  ermübeu.  Dbgleicb  er 
ben  Stil  f orgfältig  nachfeilte,  bat  bie  Spracbc  etma* 
Unfertige*,  3ufammenbanglofc*  unb  in  ibrem 
bunten  JHcid)tum  Unbeholfene*  behalten.  B.*  SDcrle 
erfebienen  1856—59  in  45, 1869  —75  in  25  Bdnbeu 
(mit  Einleitung  »on  ©.  Sanb  unb  B.*  Bricfroed?fcl 
feit  1819),  eine  illuftrierte  Huegabc  1900  fg.;  »on 
feinen  Lettres  ä  «l'Etrangere»  (b.  i.  feine  fpdtere,  feit 
1850,  ©attitt  ,^rau  »on  £>an»ta,  geborene  ©rann 
e»cline  iRjeroufta)  »on  1833—42  würbe  (Sar.)  1899 
ber  l.Banb»eröff  entlieht.— Bgl.ßo»enjoul,Hi8toire 
des  cEuvresdeH.deB.(2.Slufl.,^ar.  1886) ;  BafAet 
(unb  Ghampfleur»,  ber  1876—78  brei  Giu.ielitubicu 
über  B.»erbffentlicbte),  II.deB.  (ebb.  1851);8aura 
Suroille  (B.*  S<btoefter),  B.,  sa  vie  et  ses  ceuvres 
(ebb.  1858);  Zb.  ©autier,  H.  de  B.  (1859);  @. 
Branbe*,  $>.  be  B.  (in  ber  «Teutleben  iHunbfdjau», 
3an.  1881);  ^a»re,  La  France  en  eveil:  B.  et  le 
temps  present  (^ar.  1887)  ;  ©.,  9enp,  B.  et  ses 
amies  (ebb.  1889);  &  ßabat,  Etüde  sur  l'amvre 
de  B.  (ebb.  1889);  Barriere,  L'oeuvre  de  H.  de  B. 
(ebb.  1890);  SBormelep,  Life  of  B.  (Boft.  1892). 

ttafxac  (fpr.  -fad),  3ean  £oui*  ©uej  be,  franj. 
ScbriftjtelUr,  geb.  1597  juSlngouliHne,  einflußreiche« 
9Jlitglieb  ber  ^ranjöftfchen  Afabemie  fett  beren 
©rünbung,  tönigl.  Staatsrat  unb  .^iftoriograpb 
unb  ftarb  18.  ftebr.  1654  auf  feinem  ©ute  Baljac 
in  Slngouttme.  B.  galt,  feitbem  er  feine  im  9tebner= 
ftile  Cicero*  unb  Seneca*  gefebriebenen  Briefe 


Digitized  by  Google 


SBafgen  —  Samberg  (©erirfSamt  unb  Stabt) 


327 


Lettres»)  1624  veröffentlid)t  batte,  als  erftcr 
ifaift  ber  3eit.  Seine  Kunft  beftanb  in  ber  for^; 
4Babl  be*  3luSbruds  unb  3lbruubung  bes 
,  ber  Inhalt  ber  Briefe  ift  unbebeutenb.  Gr 
fcbricb  aufterbcm  bibaltifdie  3lbbanblungeu:  «Le 
prince»  (1631),  eine  ^erberrlidiung  ber  abioluten 
•JJtonardue,  «Discours»  (1644),  für  bie  ÜRarauife 
von  '.Rambouillet,  « I^e  Barbon»  (1648)  unb  «Le 
Socrate  chretien»  (1652).  Ii  onrart  gab  $).S  «Entre- 
tiens»  (^eib.  1659)  unb  «Aristippe»  (1658),  worin 
er  bas  Jbcal  eine-;  Staatsmannes  barftellen  trollte. 
bevattS.  «(Ktivres"  würben  Eon  Gonrart  unb 
Gat'iaigne  <2  ^be.,  t*ar.  IGiW»)  unb  l'ioreau  (2  9*bc.. 
ebb.  1854),  feine  «Lettres  iuedites»  Don  lamijep 
be  i'arroque  (ebb.  1W74)  herausgegeben. 

Oaljcn  ober  Aaljen,  bas  &orfpiel  ber  We- 
gattung  bei  perfebiebenen  bübnerartigen  Sögeln, 
namentlicb  bei  3luer,  SirL,  >>afclrrilb  unb  bei  7w 
fanen,  mobei  bie  lilänndjen  eigentümliche  l'odruie 
boren  laffen.  SefonberS  wichtig  für  ben  ^äger  ift 
baS  ÜB.  beS  3luer:  unb  Sirtwilbcs,  weil  biefe«  faft 
au*id>licfuM<b_wäbrcnb  ber  Saljjeit  (üJlärj  unb 
'.'Ipril)  gefebonen  wirb.  Ter  Sirtbabu  wählt  jum 
S.  eine  'JUalbblöBc  ober  eine  ^Halbmiete,  unb  bort- 
bin  ftreieben  aud)  bie  ©übner.  ßfters  finben  fid? 
mehrere  >>äbne  als  Wipalen  ein.  Seim  S.  fdireitet 
unb  fpringt  ber  t>abn  mit  pofficrlicben  (Mebärben 
unb  gefpreijtem  ©efteber  umher.  Tie  Saljtönc  finb 
febr  laut,  furj,  fteigcnb  unb  fallenb  mit  gurgelnbcm 
«iiD  lollernbem  Sebluffc.  Tajwifcbeu  erteilt  ein 
;Wcben.  3luf  biefe  gewöhnliche  Sobcubalj  bei 
XageSgraueu  folgt  öfters  bic  Sonnenbalj  auf 
Baumen.  Tie  Rennen  geben  fieb  bureb  (Gadern 
ju  erlernten.  Ter  Slbfcbufe  ber  .näbne  wäbrenb 
bcS  S.  erfolgt  gewöhnlich  aus  üorber  gebauten 
Sdnrmeu.  Ter  ilucrbabn  bagegen  bäumt  abeub* 
in  ben  (Gipfel  ober  aud)  auf  einen  ftarteu  Seitenaft 
eines  Raumes  mit  riel  ©erdufd)  auf  (febmingt 
fidi  ein),  macht  einige  Scbludbemegungen  mit  betu 
.\SalS,  wobei  er  einen  grunjenben  l'aut  fon  fidi  giebt 
(baS  Kröpfen  ober  borgen)  unb  beginnt  beim 
erften  ÜJtorgengrauen  in  brei  uerfebiebenen,  raieb 
fid)  folgcubeit  3(bteilungen  «i  bähen.  Tererfte  Teil 
ber  Sa  1}  arte  Hingt  wie  baS  ,*Wammenfcblagen 
oonöoljttüd*cnmittrilIerartiaem;'lbf(bIuft(i<nap-- 
pen  ober  Klippen),  bann  folgt  ein  tlatfcbenbeS 
Sdjnaljen  (.ftauptfcblaa);  ben  Scbluf,  macht  ein 
bem  fanften  ÜHchen  einer  Senfe  ähnliches  f^cfchrcirrc 
(SA leiten,  heften).  SLMbrcnb  beS  Iehtern  ift 
ber  3lucrbabn  wie  taub  unb  blmb  unb  laun  von 
bem  ;\äger  anaefprungen  werben.  Tic  brei  wenig 
fräftigeu  töaljfaute  wicberbolen  fidi  auf  ber  .v>öbe 
ber  Saljjeit  oft  unb  rafeb.  SclU  ber  v>abn  mit  bem 
aus,  ^o  muj?  ber  anfpriiiflenbe  ,via.cr  rubia  war- 
ten. 31  m  Sdjlun  ber  i8alj;eit  iit  ber  >>abn  ab^ 
aebaljt,  bann  finb  bie  fofl.  söaljfranfen  an  ben 
I ritten  (jü&en)  faft  perfebmunbeu. 

^aljtro,  Alfonfo,  ital.  iöilbbauer,  geb.  19.  Cft. 
1825  in  6aua  bei  Tirreni  bei  Salerno,  tbat  fub  be- 
reit* trdbreub  feiner  Stubienjcit  auf  ber  3l(abcmie 
ui  Sleapel  bert»or.  Ta  er  ferner  pon  ber  :Kcaieruna. 
für  ein  SBa*relicf :  Ter  (rnflcl  führt  ben  beil.  ^etruS 
aus  bem  WcfdnflniS  I3l(abcmic  ut  -Neapel),  eine 
Uenfion  edanflte,  tonnte  er  feine  Stubien  in  9tom 
tortfeHen.  ^ier  f*uf  er  bie  Statue  Alamo  ©ioia*, 
bie  ^Hüdfebr  ber  Tina  unb  ^alcbS,  eine  Koloffah 
ftatue  ^obanncS  beSTäufcr-3,  eine  beiliae  ^una- 
Trau,  ein  Noli  me  taugere.  Jlacb  Neapel  »urüd- 
aefebrt,  pollenbete  er  im  «uftra«  Victor  Lf manuel«: 


2)ie  Jreie,  X\e  Slrme,  2)te  Äolette,  2)ie  Kadje;  fetner 
eine  Hleopatra.  93.  ift  aud)  ber  Sdjöpfer  bes  Statt» 
mala  Wafftmo  b'3ljealio*  (1873)  in  Surin,  Sßin= 
cen jo  !BeUiniS  ( iUarmerüatuc  mit  pier  ^ raunuu' 
ftalten  ani  feinen  Opern)  in  91eapel,  fomie  ber 
iheiterftanbbiiber  beS  J&erjogS  ^erbinanb  pon  ©enua 
in  Turin  unb  Victor  GmanuelS  (1897)  in  Neapel. 

©am,  ^anbelSftabt  in  ber  perf.  ^jiropinj  Ger- 
man, jnjifcfeen  bem  Hobrub=©cbirfle  unb  bem  fiob: 
Äafut.ÄreujunflSpunUroidjtiflerjöanbelsftrafien.in 
790  m  ^öb<»  180  km  im  SC.  Pon  ber  ^rooinjial» 
bauptftabt .« er  man.  bat  ettoa  10000  Q. 

©atnbora,  einft  ein  arone-?  ^eaerreid)  im 
von  3Ifri(a,  ,;u  beiben  Seiten  bed  T i d  vldw  (obern 
Seifler),  jtoifd?en  Äaarta,  SÖaffulu  unb  ÜJtaffma,  jer= 
fiel  nadj  bem  Tobe  pon  6l=6abj  Omar  (f.  unten) 
186^1  in  bie  Oebiete  pon  Äaarta  (f.  b.),  6e(ju  (f.  b.), 
SDIafftna  unb  Söelebuflu.  5iur  in  feinem  roeitl.  Teile 
erbeben  fid?  niebriae  ©ranitflebirfle,  gortfeljunflen 
bco  ©ebirgeS  pon  Auta  Tfd-alon ;  im  übrigen  ift 
baS  fianb  eben,  roentfl  betoalbct,  befonberä  im  Sü- 
ben  pon  pielen  Stoffen  burd)jo0en  unb  fepr  frud?t- 
bar,  jum  Teil  aud)  fumpfig.  ©ro^e  Streden  »erben 
}ur  ÜKeflenseit  Pom  I  nt pliba  überfebmemmt.  Tier 
riemlid;  ein  balbe^  ^abr,  pon  3uni  bis  Scopember 
anbaltenbe  Siegen  milbert  bie  jöi^e  bebeutenb. 
Dbne  viele  3Jiübe  roerben  ©etreibe,  SReia,  9RaiS, 
3JamSrour}el  u.  f.  u\ ,  biSmeilen  in  boppelter  (Smte 
gewonnen.  Son  iDlineralien  finben  fid)  unter  anbern 
ßifen  unb  ©olb.  Tie  urfprünglicben  Semobner 
unb  Seberrfcber,  bie  beibnifd)en  8.,  gehören  bem 
OJtanbingoftamme  an,  ftnb  ein  äu&erft  triegerifdjeS 
3?olt  unb  ftanben  b'xi  1861 ,  roo  fid)  ber  burd)  feine 
Kämpfe  mit  ben  ^ransofen  am  Senegal  betannte 
Gl  fiabj  Omar  beS^'anbeS  bemäebtigte, unter  eigenen 
Königen,  bie  in  Segu^Siforo,  einer  30000 @. 
jdblenben  Stabt  am  3)fd)oliba,  rertbierten.  2)er 
lefete  ibrex  Könige,  Hmabu,  tourbe  im  3lpril  1890 
pon  ben  ^ranjofen  aus  feiner  bauptftabt  pertrieben 
unb  im  $an.  1891  pon  bem  Dberft  Strdjinarb  bei 
5lxoxo  in  Kaarta  enbgültig  auf*  5«upt  gefd)laflen. 
Taburd)  fiel  baS  ganjc  iHcid)  ber  Sö.  unter  bie  J&err= 
fd?aft  ber  granjofen.  ccau  c  if  oro  unb  anbere  Orte 
treiben  bebeutenben  ^anbel  mit  ©etreibe,  ;^ainn 
roollftoffen,  ©olb  unb  6alj.  melcbeS  leitete  aus  ber 
Sabara  babin  gebradjt  roirb.  Sef onberS  bemerIenS= 
roert  ift  ber  ioanbel  mit  gewebten  Saummolljeugen, 
weldjc  in  auSflejcicbnetct  ©üte  pon  ben  Stauen  beS 
l'anbeS  gefertigt  werben  unb  wegen  ibrer  febönen 
blauen  «jdrbung  (ber  3nbigo  ift  bier  beimifcb)  unb 
Tauerbafrigfeit  betannt  fmb.  3llle  ©erdtidjaften, 
Ceber,  Sdjmudfacben  unb  2öaffen,  mit  ÄuSnabme 
ber  Sdjiefewaffen,  felbft  baS  ^uloer  werben  im  Vanbe 
bcrgeftellt.  ^Jolpgamie  ift  allgemein,  ber  Gbcbrud) 
wirbbartbeftraft.  TobeSfrrafeiftnidjtS  Seltenes.  (S. 
Karte:  ©uinea.)  —  Sgl.  SJignon,  Le  royaume  de 
Segou  et  les  Bambaras  (in  ben  «Nouvelles  Annales 
desvoyages»,  91op.  1857);  Steintbal,  Tie  sJJianbe- 
^egerfpracben  (93erl.  1867) ;  %  2JlülIer,  ©runbrife  ber 
Spracbwiffenfdjaft,  93b.  1,  äbteil.  2  (9Bien  1877). 

Bamberg.  1)  I,  *e,rirfoamt  im  bapr.  9leg.= 
93ej.  Oberfranlen,  bat  (1895)  25  225  ( 12 1 10  männl., 
13115weibl.)e.,  76  ©emeinben  mit  111  Crtfdjaf: 
ten,  barunter  1  Stabt.  —  2)  93.  II,  »ejirfSawt  im 
bapr.  9teg.=3Jej.  Oberfranfen,  bat  (1895  )  28092 
(13862  mdnnl.,  14  230  weibl.)  6.,  66  ©emeinben  mit 
143  Ortfd)aften.  —  3)  Unmittelbare  Stabt  (22  qkm) 
im  bapr.  5Heg.-Sej.  Oberfranlen, PormalSfcaupt*  unb 
^Hefibenjftabt  eineS  reid)Sunmittelbaren  Socbftift«, 


Digitized  by  Google 


328 


Samberg  (©tobt) 


licet  unter  49°  53'  nörbl.  93r.  unb  10°  54'  öftl.  2.  »on 
©reenwid)  in  242  m  Jpöfee,  teil«  in  ber  ßbene.  teil« 
an  fteben  mit  Kirchen  getrönten  Mügeln  in  fruebt* 
barer  ©egenb  unb  wirb  »on  ber  9tegni&  in  jwei 
Sirmen  burcbfloffen,  beren  linier  fcbtffbarer  jugleid? 
einen  Zeil  be«  £ubwig=3>onau=2Jcauvi<anal«  btlbet. 

33  e» öltcrung.  33.  bat  ein  SBeidjbilb  »on 
22,8»  qkm  unb  (1895  )  38940  G.,  barunter  5527 
(S»angelifcbe  unb  1168  ^«raeliten,  (1900)  41626 
(20341  männl.,  21285  meibl.)  G\,  in  ©arnifon  ba« 
5.  Infanterieregiment  ©rofcperjog  Grnft  Siubwig 
uon  Reffen  unb  ba«  1.  Ulanenregiment  ffaifer  SBu> 
beim  IL,  flönig  »on  $reufeen.  $ie  tfabl  ber  ©e= 
burten  betrug  1899:  1215,  Sterbefäüe  (einidjlie^ 
lieb  33  Sotgcburtcn)  942,  ß-befcbltefeungen  357. 

Anlagen,  Straften,  93U&e,  Scntmäler. 
2>on  ben  jebn  99rüden  bat  bie  nad)  bem  norböftl. 

neuern  Stabtteile  fübrenbc 
eifernc  £ubwig«brüde  (1891) 
75  m  Spannweite,  bie  fteinernc 
obere  S3rüde,  1452—55  »on 
5ord)betmer  errichtet,  ein  ftet- 
nerne«  Grucifir  uon  1715,  fer= 
ner  bie  Sophien-  (1867),  Suit= 
polb*  (1889),  «Dlarlu«;  (1887), 
bie  untere  (1858),  bie  ®eper«= 
Wörth  ■  unb  9tonnenbrüde 
(1850)  Uli  Gifen  unb  bie  obere  unb  untere  2Jtübl 
brüde  au»  fcolj.  öffentliche  $lfi&e  futb  ber  3Harv 
inilianäplal  mit  einem  monumentalen  83runnen 
(1880  uon  sMer*üJ{fincbcn  ausgeführt),  auf  ber 
Stelle  ber  1803  abgebrochenen  alten  Sl.  9JIartinS= 
lirebe;  ber33runnen  trägt  bie  33ronjeftanbbilber  be« 
König«  üttarimilian  l.  ^ofepp,  ber  Äaifer  Äonrab  III. 
unbJDrinriAII.,ber©emapUnbe«letitern,Äunigunbe, 
unb  be«33ifcbofS  Otto  be«  ^eiligen ;  ber  Scbönlein«: 
plafc  mit  Sentmal  be«  2tnte«3.S.  Scbönlein  (geft. 
1864),  »on  3umbufd)  in  SBien  gefertigt,  1890  mit 
einem  Springbrunnen  gefdjmüdt;  bcr@rüne  SRarlt 
(©emfifemant)  mit  einem  9teptun«brunnen  (1698); 
ber  Äarolinenplafc,  ben  bie  neue  unb  alte  f>of: 
baltung  fomte  ber  $om  umgeben ,  mit  bem  1865 
entarteten  33ronjeftanbbtlb  be«  ^rftbiidbof«  $ranj 
Submig  uon  Grtbal  (geft.  1795),  nad)  SBibnmanns 
ÜJlobeU  »on  Miller  gegoffen;  ber  Sdrillerplafc  (1885), 
ber  9J(artu«pla&  (18'J0)  mit  Springbrunnen  unb 
einer  »om  Silbbauer  grifc  Gbrift  in  99.  mobeüierten 
33ronjcfigur,  ber  SJlarien-,  ©angolf«:  unb  ÜBalnv 
bofeplat»  mit  tinlagen,  ber  Jperefienplati,  auf  bem 
bicSdjrannen  abgebalten  »erben,  unb  ber  öolj=  unb 
Xieumarftäplafe.  Sluf  bem  ^Jlafc  jmtfeben  2)om  unb 
Sdjlofe  ftebt  fett  1900  ein  JHeiterftanbbilb  be«$rinj: 
regenten  SJuitpolb. 

Kirchen.  33.  bat  14  Kirchen,  barunter  eine  epan» 
gelifebe,  ferner  eine  Spnagoge.  Sehenswert  ift  bie 
von  Kaifer  .Mein vidi  II.  1004  begrünbete,  nad)  bem 
33ranbe  oon  1081  in  ibrer  gegenwärtigen  ©eftalt 
neu  aufgebaute  unb  1237  geweibte  3)omtird>e  (f. 
Safel:  $eutjcbe  Kunft  II,  ftig.  2  u.  3)  mit  »ier 
acbtftödigen  iürmen  (81  m),  ein«  ber  fdjönften 
3)entmdler  au«  ber  Übergangszeit  Dom  roman. 
jum  got.  33auftil.  Sie  öftl.  2ürme  geigen  rein 
roman.  gormen,  bie  beiben  weftlicben  ben  Ginfluf; 
ber  franj.  ^rübgotit.  5)ie  Äirdje  ift  95,i5  m  lang, 
28,5i  m  breit,  26,56  m  pod);  fte  befiljt  ein  febönes 
.ftauptportal  unb  innen  aufeer  anbern  Kunftmerlen 
ba«  oom  SBürjburger  ©ilbbauer  Jilman  JHiemen: 
iebneiber  au«  marmorartigem  flalfftein  gearbeitete, 
1513  PoOenbete  ©rabmal  Äaifer  £>rinricp$  II.  (geft. 


1024)  unb  feiner  ©emablin  Hunigunbe  (geft.  1038) 
in  ber  Glitte  bc«  öauptfdriff«,  ferner  ba«  «Reiter* 
ftanbbilb  ftönig  itonrab«  III.  unb  ba«  ©rabmal  be« 
j^ürftbifdjof«  ©eorg  II.  (geft.  1505)  »on  ^eter  93ifd)er 
im  Oft'  ober  ©eorgcndjor,  ben  9Jlarmorfartopbag 
be8  Zapfte«  Giemen«  II.  (»orber  Sifcbof  Suitger 
uon  33.)  unb  anbere  ©rabmfiler  üon  93ifd)5fen  im 
SBeft-  ober  ^Jeteröcbor.  2)ie  KapeOen  unb  bie  Sdjatj* 
tammer  be«  $om«  entbalten  »iele  Reliquien  unb 
Hunftmerle.  2He  5Krdje  ju  Unferer  Sieben  grauen 
ober  Cberpfarrlircbe,  1320—87  erbaut,  mit  einem 
»on  33eit  Stofj  1523  »erfertigten  ältarbilbe  in  &oly- 
fcpni|(arbeit;  bie  St.  3atob«(ird;e,  bie  bem  1073 
»om  33ifdjofe  ^ermann  geftifteten,  1803  aufgelöften 
ctifte  St.  yo'ob  geborte;  bie  fd?öne  St.  9)iartin«= 
lirdje,  1686—1720  nad)  Plänen  be«  3efuiten  3lnbr. 
^ojjo  im  93arodftil  erbaut,  mitÄuppel,  Jonncn^ 
gewölbe  unb  Jurm  (55  m).  2)aran  ftöfet  ber  Wlax- 
tin«pfarrbof,  ebemal«  ^efuitenfollegium  nebft  Uni: 
»erfttät,  ietjt  lönigl.  gpeeum.  änbere  fiird)en  ftnb 
bie  1889  erbaute  Söunberburger  Äirdje,  bie  jtt 
St.  ©angolf  unb  ju  St.  Steppan;  letztere  würbe 
1808  ben  ^roteftanten  überlaffen.  2)ie  rcide,  »on 
Haifer  £>einrid)  II.  geftiftete  33enebi(tinerabtet  St. 
2)Md)ael«berg  mit  ber  St.  ü)lid)ael«lird)e,  einer 
roman.  ^fcilerbaftlifa  be«  12.  ?[abrb.  mit  got.  3u= 
tbaten,  im  18. 3a&rb.  im  33arodftil,  1889  abermals 
erneuert,  mit  bem  ©rabmal  Otto«  be«  ^eiligen 
(aeft.  1139),  im  14.  ftabrb.  errietet,  warb  1803  jum 
9Jerforgung«bau«  für  arme  33ürger  unb  bie  baju^ 
gehörige  ^ropftei  St.  ©etreu  jur  ^trenanftalt  um= 
gcwanbelt.  3n  ocr  SHidjaelStirdje  ftnb  fepen«wert 
bie  Hanjel,  ber  1896  erneuerte  £>od>altar,  bie 
3ntarftaarbeiten  an  ben  (Sborftüblen  uno  bie  Stud- 
arbeiten  (^otentan})  an  ber  $ede  ber  ©rablapelle. 
33on  ftlöftern,  beren  grö&ter  Jeil  ju  anbern  3wcden 
benutjt  wirb,  beftebt  nur  nod)  ein  totift  ber  ©nglifdjeit 
gräulein  mit  9jläbd)en=©rjiebung«anftalt,  ein  neu 
erbaute«  ber  granji«faner  unb  {^ilialinftirute  ber 
Söarmberjigen  fowie  ber  3iieberbronner  Sdjweftem. 

3Beltlid)e@ebdube.  Xai  auf  ber  obern33rüde 
1744—56  aufgefübrte  Slatbau«,  mit  baroden  (yre«= 
ten  bemalt  unb  einem  2urme  mit  iKolotobalto- 
nen;  bie  alte  Hofhaltung  ober  alte  dtefibcn},  im 
16.  3»ahrb.  erbaut  an  Stelle  ber  gräfl.  33abenberg= 
feben  33urg,  wo  ber  gefangene  fiangobarbentbnig 
Skrengar  ftarb  (966)  unb  Otto  »on  3iMttel«bad>  bot 
flöitig  33hHtpp  »on  Schwaben  crfdUtg  (21.  Jjuni 
1208);  bie  neue  ehemalige  fürftbifibfl.  »tefibem  auf 
bem  5)omberge,  1698—1708  »on  i'otbar  ©raf  »on 
Sd)önbont  erbaut,  »on  wo  Napoleon  am  6.  Ott. 
1806  bie  Ärieg«erflärung  gegen  9Jreu&cn  erliefe, 
1806—37  SBobnftB  be«  öerjog«  ffiilb.  »on  33apem, 
Sd)Wieger»ater«  be«  franj.  iUarfd)all«  Siertbier, 
dürften  »on  9(eufcbätel,  ber  ftd)  1.  $uni  1815  beim 
©in jug  ber  ruff.  Jruppen  jum  Senfter  bc*<  Schloffen 
berau«ftür3te,  1863—67  SÜobnft^  be«  ffönig«  Otto 
»on  ©ried?cnlanb  unb  bi«  1875  feiner  ©emablin 
Amalie;  jeut  befinbet  ftd)  barin  ba«  5rrci«ard)i» 
für  Oberfranlen;  ba«  ©eper«w8rtbfd?loft,  ebema= 
lige«  fürftbifd?öfl.  Scblofe,  jefct  Oberlanbe«gerid)t ; 
bie  JRcalfcbule,  ba«  ©efellfd>aft«bau«  ber  fioge  jur 
aierbrüberung  an  ber  9tegnitt ,  bie  neue  33anl  u.  a. 

Verwaltung  unb  «^inanjen.  2)ie  Stabt 
wirb  »erwaltet  »on  einem  erften  33ürgermeifter  (fUxt 
ter  »on  33ranbt ,  leben«ldnglid>,  8800  SR.),  ^weiten 
Söürgenneifter  (6erb,  6000  IUI.),  16  aRagiftrat«= 
reiten  (baoon  2  befolbet)  unb  42  ©emeinbebe»oll= 
mädbtigten  unb  pat  60  Sdjutjleute,  freimiUige  geuer= 


Digitized  by  Google 


Samberg 

trebr ,  burd)  SEBafferlraft  betriebene  SBafferleitung 
mit  brei  £od)referDoir«,  ©a«anftalt  unb  elettrifd?e 
Srrafeenbeleudjtung.  Da«  ©emeinbcDermögen  be» 
trägt  11687536  Tl.,  bie  Sd>ulben  6031877  SN.; 
jäbrlicbe  ©efamteinnapme  unb  SluSgabe  buraV 
icbnittlid?  1200000  SR.  $urd)  ©cfamtumlage  finb 
aufjubringen  idprlidj  306000  SR.,  ba«  fmb  90$roj. 
bet  Staat«ftcuern. 

JBebörben.  JB.  ift  Sit*  eine«  6rjbif<pof$  mit 
Domtapitel  (Crganifation  f.  unten  4),  eine«  Dber- 

lanbe«0eTid)tö(2anbaerid)te3lfd)ancnbuto,5B.,95a9s 
reutb,  &o[,  SaWinfurt,  Söürjbura)  mit  Mtuoalt«= 
unb  Di«ciplinartammer,  eine«  i.'anbgcrid)t8  mit 
15  Smt«gericbten  (95.  I.  JB.  II,  Jüaunacb,  JBurg* 
ebrad),  Gbermannftabt,  (Sbern,  ftordj^eim,  fcöcbftabt 
am  Slifcb,  Äronad),  2id?tenfel«,  S.'ubwig«ftabt,  9lorb- 
balben,  Sdje&lifc,  Sefelad?,  Staffelftnnj  unb  Som-- 
mern  für  f>anbel«j'acben,  jroeier  2tmt«geri(bte,  jnjeier 
^egirlöämter ,  eine«  Sanbbauamte«,  Straften^  unb 
Alufebauamte«,  Jbauptjoll»,  Dberpoft*,  Dberbabn= 
amte«,  ißejirföfommanbo«  unb  be«  Stabe«  ber 
7.  3nfantene=  unb  4.  ftaDatleriebrigabe. 

JBilbung«--  unb  JBerein«n>ef  en.  Sin  ber 
Spihe  be«  Unterrid)t«n)efenS  ftebt  ba«  Spccum 
(@eiftli#er  3tat  Dr.  Ka&enbcrger)  mit  tbeol.,  pbilof. 
unb  tatp.  <jatultäten  an  Stelle  ber  1585  als  Gym- 
nasium academicum  geftifteten,  1647  von  SBtfd?of 
Otto  in  eine  Sltabemie  Derraanbelten,  1735  Don 
iöifdjof  griebrid)  flarl  burd?  bie  jurift.  unb  mebij. 
ftatultät  ertüeitcrten,  1803  aufgehobenen  Unix>er= 
fitdt.  Seit  1886  bat  JB.  eine  au«  ÜJtitteln  ber 
Dr.  9lemet«fd>en  Stiftung  (500000  SR.)  gegrünbete 
Sternwarte  (Direttor  Dr.  Hartwig)  mit  bem  größten 
Heliometer  ber  nörbl.  öalbtugel,  einem  lOjölligen 
iHefrattor  unb  anbern  wertvollen  ^nftrumenten, 
ferner  jmei  ©pmnafien,  ba«  lönigl.  9ttte  ©pmna: 
fium,  al«  tatb.  Stiftung  26. 3uni  1586  Don  $ürft= 
bijdiof  oon  ÜRcngeröborf  gegrünbet,  unb  ba«  1890  er« 
öftnete  tönigl.  *Reue  ©pmnaftum,  ba«  :Uuf  jeeftanum, 
ein  nom  ftreiberrn  Don  Stuffee  1738  gegrünbete«, 
je&t  tönigl.  Stubienfeminar  für  fatb.  Stubierenbe, 
beffen  104  Söfllinß«  *>a3  tönigl.  ©pmnafium  U- 
nuten,  eine  tönigl.  iHealfdjule  mttf>anbel«abteilung 
unb  medjanifd^tedmifdjem  Äur«,  ein  fatb.  ^Priefter= 
j eminar  »erbunben  mit  ßnabenfeminar,  tönigl.,  feit 
1895  nur  tatb.  S*ullebrerfeminar(1791  gegrünbet), 
eine  böbere  ÜRäbcbenfcbule,  töniglicbe  tatb.  $räpa= 
ranbenfd)ule  (1875  Don  ftordibeim  nad)  JB.  ©erlegt), 
eine  JBaugeftertfd)u(e  (1900),  Itaubftummenanftalt 
(tatb.  Internat),  ein  bobere«  Sötpterinftitut  ber 
(*ngliid?en  ^räulein  (1717  gegrünbet),  ein  SRaler* 
inftitut  (Sdjmittidje  ^orjellanmalerei^lnftalt),  eine 
ftäbtifdje  SRufilfdjule  unb  63  JBolt«fcbulen  mit  ftän= 
biger  Öebrmittelau«ftellung.  Unter  ben  Samm* 
lungen  für  Söiffenfcbaft  unb  Äunft  ftebt 
obenan  bie  ebemal«  bifdböf  liebe,  au«  ber  ^efuiten- 
unb  mebrern  ftlofterbibliotbeten  entftanbene  tönigl. 
iBibliotbet  im  ebemaligen  3efuitentoUegium  mit  über 
300000 3)änben(31O06anbf(briften(barunterf(böne 
^ergamentbanbfdjriften  au«  ber  Don  Äaifer  $ein* 
rieb  H-  bem  JBamberger  Domftift  binterlafienen  fog. 
Äaiferbibliotbet,&i)angelien=unb9)lebbü4erau«ber 
Äarolingerjeit,  unter  anbern  bie  fog.  Sltuinsbibel, 
Don  SUtuin  für  Äarl  b.©r.  gef  d)rieben),5000  toftbaren 
3>ntunabcln  unb  ben  reid)en  Sammlungen  be« 
Jtunftf  orfd>er«  3of.  öeUer  (geft.  1849).  3n  bemfelbcn 
©cbäube  befinbet  fid?  bie  pbpftf.  Sammlung  unb 
ba«  fiinberfdje  ^aturalientabinett  (namentlid)  Äom 
(bplien  unb^nfetten).  3)ie  ftdbtifdjeÄunft^  unb  ®# 


(Stobt)  329 

mdlbefammlung  auf  bem  3)tid>ae(«berg  entbdtt  über 
600  roerroolle  ©emdlbe  ber  altbeutfd)en,  nieberldnb., 
ital..  fpan.  unb  franj.  Stbule  fotoie  japlrcid?e 
fiunjtgegenftänbe  au«  dlterer  unb  neuer  3*it.  3Jlit 
berfelben  ift  eine  etpnogr.  Sammlung  serbunben. 
^n  ben  "iUarterrerdumen  bc«  Äunftmufeum«  finben 
fid)  bie  Sammlungen  be«  öiftorifdjen  herein«.  3m 
Stabttbeater  (800  ^Idfee)  »erben  im  ffiinter  Sdjau^ 
fpicle  unb  Cpern  burd?  bie  Nürnberger  JBübuem 
gefellfd>aft  gegeben.  SBon  Vereinen  befteben: 
Äunjroerein,  <Raturforfd)enbe  ©cfellfdjaft,  flolonial» 
oerein,  Jöiftorifdjer  SJerein,  ©artenbau-,  JBienen« 
judjt;,  5>ftbcr«s  ©eflügel juebt« ,  Dbftbauüerein, 
Stenograpben=,  SLtoltebilbung«:,  ©eroerbe:,  ^xtm- 
benoerlebr«:,  aJerfd)önerung«Derein ,  Söerein  für 
Jerienlolonien  unb  Jtnabcnbort  fonrie  bie  ^xtu 
maurerloge  «3ur  Serbrüberung  an  ber  9tegni^». 
3n  JB.  erfd)eincn  4  tdglidje  3«tungen. 

SBobltbätigf eitSanftal ten.  Slllgemcine« 
Ärantenbau«,  3trenanftalt,  »ntoniftift  für  ©pilcp: 
tifdje  unb  an  unpeilbaren  Ärantpeiten  Seibenbe, 
JBürgerfpital ,  5Kettung«anftalten  für  ßnaben  unb 
1'uicdH'ti ,  SBaifenbau«,  Ainber«  unb  Sdugling«' 
bemabranftalten,5)ienftbotenDerforgung«:,Suppen- 
anftalten,  S djmimmf (pulen ,  JBabcanftalten,  ftäbti= 
fdic«  t'eibbau«. 

Snbuftrie,  ^anbel  unb  ©eroerbe.  S)ic  $n= 
bufirie  umfaßt  eine  JBaummollfpinnerei  (eine  ber 
gröfeten  ^eutfcblanb«  mit  3/$  Still.  ÜR.  Slttiem 
tapital,  2400  Arbeitern,  125000  Spinbein,  2000 
Stüblen,  einer  3abre«probuttion  [1896]  oon 
8  2JKU.  9Ä.  unb  einem  Meingeroinn  oon  840000  9Ä.), 
2  ßifengiefeereien,  2  öoljgalanteriewarcnfabriten, 
SeibenjiDimerei,  ^ärberei,  !öleia>erei  unb  Slppretur= 
anftalt;  (jabrifatton  »on  Jud)  unb  JEÖolljeugen, 
Seilerwarcn,  Giganen  unb  Jabal,  üöagen,  Wöbein, 
Ibonöfen  unb  $rdferoen;  ©ol^fdjnifterei,  3if0flci» 
bebeutenbe  Grportbierbrauereten  ( ^ranfenbrdu ), 
Slaljfabrit  (1886  gegrünbet,  mit  40000  hl  japr* 
lieber  ^robuttion),  berühmte  ^orjellanmalerei  mit 
bebeutenbem  Grport  nacb  (fnglanb  unb  ben  JBeT^ 
einigten  Staaten.  Ginen  öauptnabrung«jn?eig  bil= 
bet  aber  bie  blübenbe  ©drtnerei,  bie  befonber«  Diel 
Süfebolj,  »eifee  unb  gelbe  JRüben,  Slni«,  Cbft,  Äo- 
rianber  unb  Sämereien  für  bie  2lu«fupr  liefert. 
Die  Umgebung  Don  JB.  gleicbt  einem  großen  ucH 
unb©emüfegarten.  3äbrlidifinben23)lei|cn,  monat^ 
lid)  2  JBiebmdrtte  unb  im  (yrübiabr  ^ferbemärtte 
ftatt.  Slufeer  ber  Stgentur  ber  JBaprifcpen  sJloten= 
bant  beftebt  eine  9tei(b«ban!nebenftelle,  ein  SBe- 
}irt«gremium  für  &anbel  unb  Gabrilen  unb  für 
©ewerbe,  33orfcbu6Derein  unb  ftdbtifd)e  Spartaffe. 

JBertebr«tuefen.  JB.  liegt  an  ben  fiinien  $»of- 
JB.-3Äün(ben  (388  km)  unb  93.=2öürjburg  (100  km) 
ber  JBapr.  Staat«batjnen  unb  bot  eine  öauptpofts 
erpebition,  ein  ^oftarnt  }»eiter  Alaffe,  ^ernfpredV 
einriebtung  unb  clettrifcbe  Strafeenbab^n (feit  1896). 
Der  JBertebr  auf  bem  2ubroig  =  a)lain:  Äanal  bat 
infolge  be«  GifenbabnDertebr«  nadjgelaffen ,  bie 
JBamberger Sd)iffcr  benhen  nur  nod)  toenige  .trau* 
portfdnffe. 

Umgebung.  3n  ber  fdjönen  Umgebung  ber 
Stabt  bietet  ber  auf  einer  Don  ber  JRegniK  gebildeten 
3nfel  gelegene  Jpereften'  unb  fiuifenbain  mit  fei= 
nen  ^artanlagen  angenebme  Spajiergänge  (JBabc 
anftalt  mit  SaSmimmfd)uIen  unb  (la\t),  cbenfo  bie 
jum  Sdmfce  gegen  bie  öo*flut  ber  JHegmfc  1889 
aufgefübrten  Dämme  (I1/«  SM.  SJi.)  auf  beiben 
Seiten  be«  red?t«feitigen  9tegnit?arme«;  am  Gnbe 


Digitized  by  Google 


330  ©omberg  (gelij).— 

be«  Haine«  ba«  Dörfchen  Sflug,  beliebter  3Iu*flug«> 
ort;  2  km  oberhalb  bet  Stabt  bie  3lltenburg, 
im  10.  3abrh.  gegrünbet,  feit  1251  ein  fefte« 
Scblofe  bet  ftürftbifcfcöfe  ton  58.,  1553  burd)  Warb 
graf  SUbrecpt  »leibiabe«  ton  SBapreuth  jerftört, 
tpäter  roieberhergeftellt,  mit  reftaurierter  SBurg; 
tapelle  (©rabtnäfer  au«  bem  16.  Sahrb.  unb  alte 
©la«malereien)  unb  benlidjcrSenificbt  tomjurme. 
4  km  entfernt  bie  9Jlarquarb«burg#  auch  See» 
bof  genannt  (ebcmal«  bifdjöfl.  Sommerrefibenj), 
je  fct  im  *ßrita  tbeft  & ;  13  km  n  orb  öftlicb  $  e  u  l  e  n  b  o  r  f 
(450  6.)  mit  bem  grofeen  früher  fürftbiicböfl.  3agb= 
fdblofj  ©tecb,  iebt  al«  Kurhau«  eingetiebtet ;  bar= 
übet  JRuine  ©tecb  (532  m).  —  Sgl.  SBefcbreibung 
bet  bifcb&fl.  ©rabbenlmfiler  in  bet  2)omtircbe  ju 
SB.  (9tütnb.  1827);  Seift ,  SB.  Ginj^übret  bureb  bie 
Stabt  unb  ihre  Umgebung  (3.  Slufl.,  SBamb.  1889); 
fiacb.net,  £ ie  ehemalige  Sßenebiltinerabtei  9Jlicbael«= 
betg  (ebb.  1889) ;  Slöeefe,  SBamberger  2)omftulpturen 
(Stra&b.  1897);  Slufleger,  ÜRittelalterlicbe  Hunft« 
benfmale.  SB.  unb  bet  SDom  |tt  SB.  (2nünd>.  1898). 

4)  SB. ,  ftü  bet  reicb*unmittelbare«  SBiSrnm  ( f .  Harte : 
©efcbicbtlicbe  Gntroidlung  SBapern«,  beim 
3lrtifelSBateru),  mürbe  1.92oo.  1007  ton  Kaif  er  Hein* 
rieb.  II.  geftiftet,  bet  bie  Stabt  995  ton  feinem  SBater, 
Hcrjog  Heinrich  von  SBatern,  geerbt  hatte;  erftet 
'öüdjof  rourbc  ber  Ranjler  (Sberbarb.  Äaifcr  unb 
^dpite  übten  lange  3«^  bebeutenben  öinfluft  auf 
bie  Sltfabl  bet  $if  cböfe,  bi«  1398  ba«  Kapitel  gdmlicbe 
SB3ablfreiheit  erlangte.  1435  rotteten  ficb  bie  SBür= 
acr  ber  Stabt  jufammen  unb  tertrieben  ben  SBif a)of 
31nton  von  SHotenban.  2)urcb  bie  SReformation 
terlor  ba«  SBi«tum  mehr  al«  bie  Hdlftc  feiner  SBc= 
ft&ungen  unb  mar  feitbem  fc^r  oft  mit  SBürjburg 
unter  einem  SBifcbofe  teteinigt.  ©rofee  SBcrbienfte 
um  SB.  erwarben  ftd)  in  ben  le&ten  3eitcn  bie  SBi= 
feböfe  fiotbar  fixan},  ©raf  oon  Scbönborn,  geft. 
1729;  ftriebr.  Karl,  ©raf  oon  Scbönborn,  geft. 
1746;  sfjinl.  SÄnt.  ton  ftranfenftein,  geft.  1753; 
3lbam  tfriebr.,  ©raf  ton  Geinsheim,  geft.  1779; 
oor  allen  ftranj  fiubm.  ton  Grtbal,  geft.  1795.  3u* 
folge  be«  fiuntoiller  ^rieben*  mürbe  1802  ba«  SBi** 
tum,  ba«  bamal«  3580  qkm  unb  207000  Cr.  Kitte, 
fdtutarifiert,  SJJfaljbapcrn  ^geteilt,  unb  ber  letzte, 
ber  3?bJ  nach  61.  ftürftbtfcbof,  Gbtiftopb  fttanj 
ton  SBufed  (geft.  21.  Sept.  1805),  mit  40000  gl. 
penftoniert.  infolge  be«  jmifeben  SBapern  unb  bem 
röm.  Stuble  1817  abgefchloffenen  Kontorbat«  tourbe 
SB.  jum  (*nbi*tum  erhoben  unb  ihm  bie  Suffragau= 
bi«tfimer  Slöürjburg,  Gicbftätt  unb  Speper  unter* 
georbnet,  mit  benen  e*  bie  Kircbeuprotinj  SB. 
bilbet;  bicfelbe  etftreclt  fid)  bauptfäcblicp  über  Ober*, 
3Rittel=  unb  Unterfranfen  unb  bteSRbeinpfalj;  auf;er- 
balb  SBatern«  über  bie  Herj  ogtümer  Coburg  unb  2Jtei= 
ningen.  2)ie  Grjbiöcefe  umfaßt  benbapr.  ^Regierung«* 
bejirl  Cberfranfen  (aufeer  ben  SMmtlgericbtebe^irien 
Selb,  iHci-öl-eim,  SIDunftebel  unb  ben  ©emetnben 
Jid?telberg  unb  Hircbcnpingarten),  ton  ber  Ober* 
pfalj  ben  «mtSgericbt^bejirf  Sluerbacb  unb  bie  @e= 
meinbe  6irfd?bacb,  bie  notbmeftl.  öfilfte  ton  vJHittel^ 
franlen  unb  mebrere  ©renjaemeinben  im  9tC.  unb 
SD.  ton  Unterfranfen,  aufeerbem  baS  iöetjogtum 
(Soburg  unb  bie  ©emeinben  ^elbburg  unb  fiinbenau 
in  3Jieiningen,  unb  hat  17289  qkm,  311 107  Hatbo 
lilen  (ohne  SRilitar),  630000  31  nber^ gläubige,  353 
ffic(t<  unb  17  Drbcnspriefter,  192  Pfarreien  unb 
^farrlutatien  unb  20  25elanate.  —  SBgl.  3äd,  ©e- 
febiebte  bet«Protinj  SB.  1006—1803  (3  SBbe.,  Sßamb. 
1809);  berf.,  Allgemeine  ©efebiebte  SB.«  1007-1811 


söambcrgcr  (^cinr.  oon) 

(ebb.  1815);  berf.,  fiehrbueb  ber  ©efdjidjte  SB.«  ton 
1807  bii  auf  unfere  Reiten  (2.  Hufl.,  (hlanaen 
1820);  berf.,  SBambcrgifdje  Jahrbücher  ton  741  biö 
1833  (5  SBbe.,  SBamb.  1829  —  34);  eifenmann, 
©eogr.  SBefchreibung  be«  ßrjbi«tum*  SB.  (ebb. 
1833);  Monumenta  Bambergensia  (hg.  ton  Safte, 
SBerl.  1869);  Soo^honr,  ©efehiebte  bes  ißi«tum*SB. 
(SBb.  1— 4,*münch.unbS8amb.  1886—1900);  «Höfel, 
Unter  bem  flrummftab.  3»tei  Sahrhunbette  SÖam= 
berger  ©efchichtc  1430—1630  (SBamb.  1895). 

SBamberö,5eli?.heutfcber2)iplomatunbSchrift= 
fteller,  geb.  17.  SDlai  1820  in  Unruhftabt,  ftubierte 
in  SBcrlin  unb  tyarii.  311«  3lugen3euge  ber  Ummdh 
jung  ton  1848  f ebrieb  er  eine  «®ef djiebte  ber  Jebruar= 
retolution  unb  ber  erften  ^afyte  ber  franj.  iHepublil 
ton  1848»  (SBraunfcbtt.  1849).  1851  trat  er  in  preufe. 
3)ienjte  unb  mürbe  fpdter  Honful  be«  9torbbeutfd>en 
SBunbe«  in  $ari«.  Gr  terteibigte  in  ber  f tarn,  ^refie 
^reufeen«  Siecht  jur  ftübrung  ber  ©efehiefe  Teutfch: 
lanb«.  ÜBährenb  be«  2)eutfcb:<vranjörifcben  jttiege« 
ton  1870  unb  1871  mutbe  SB.  in*  Hauptquartier 
nach  Serfaille«  berufen,  tto  ihm  bie  Seitung  ber 
Sfyrcfeangelegenbeiten  jufiel,  unb  nach  bem  Kriege 
bemööchftfommanbierenben  bc«  CccupationsShf«*, 
•Ali  au  teuf  fei ,  a(«  polit.  9tat  jugcteilt.  1874  erhielt 
SB.  in  SHeffma  ba«  erfte  beutfebe  SBeruf«tonfulat  in 
Italien ,  1880  ba«  ©eneraltonfulat  in  ©enua ,  trat 
1888  in  benSHubeftanb  unb  ftarb  12.  Sehr.  1893  in 
St.  ©ratien  bei  ^Jari«.  3lu{ier  31rbeiten  in  beutfeben 
unb  franj.  3eitfchriftcn  fchneb  er  «Uber  ben  (Hnflufe 
J  betSeltvuftdnbe  auf  bie  dlichtungen  betKunft  unb 
über  bie  Slöertegriebr.öebbel*»  (öamb.  1846),  «Sur* 
tifchesJlcbe»(fipj.  1857,  anonpm .  fransöfifd)  al«  «His- 
toire  diplomatique  de  la  Crise  Orientale  de  1853/56 
d'apres  des  documents  inedits»),  «©efehiebte  ber 
Orient.  3lngelegenbeit  im  Zeiträume  be«  ftttciflt 
unb  be*  sBerliner  ^rieben«»  (SBerl.  1888—91).  3lu-5 
griebr.  Hebbel«  sJiadlaf}  teröffentlidjtc  er  bie«iagc= 
bücher»  (2  SBbe.,  SBerl.  1885  u.  1887)  unb  «Hebbel« 
SBriefmecbfcl  mit  greunben  unb  berühmten  3cit= 
genoffen»  (SBb.  1  u.  2,  ebb.  1890—92). 

fBatttberga,  ber  324.  ^(anetoib. 

Bambergens!»,  f.  SBambcrgif  che  Hal«gericbt«< 
orbnung. 

©am  berge  r,  gtiebrich,SWaler,geb.  17.  Oft.  1814 
in  Söürjburg,  ftubierte  feit  1828  auf  ber  SBerliner 
Kunftatabemic ,  1831  in  Saffel  unter  iirimatefi, 
bann  in  SWündjeu  bei  Ä.  9iottmann  unb  ficbelte  1835 
nach  granffurt  a.  SW.  übet.  Söon  biet  au«  machte  et 
1851, 1858  unb  1863  Steifen  nach  Spanien,  liefe  fieb 
bann  in  2Jhmcben  nieber  unb  termertete  bie  reiepen 
Stubien  ju  trefflichen  fpan.  fianbfebaften.  2)aö  bcbeu= 
tenbfte  feinet  ©emdlbe,ba«'>!ßanotamaton©ibtaltar 
(1832),  befmbet  fid)  in  bet  ©alctie  Sdjad  ju  vDlün= 
eben,  anbete  ebenbott  unb  in  bet  bleuen  s]>inatothef. 
SB.  ftatb  13.  3lug.  1873  ju  ^euenbain  im  Jaunu«. 

)öambcr9e»,Heinr.ton,a)lebi3iner,geb.27.Te5. 
1822  ju  3ttonarta  bei  SjJrag,  ftubierte  OTebijin  in 
^Jrag  unb  SBien,  trat  bann  in  ben  5)ienft  be«  3lllgc= 
meinen  Hranlcnbaufe«  ju  fytq%  unb  roat  fett  1850 
flinifebet  31ffiftent  Dppoljet«  in  Söicn,  bi«  et  1854 
als  ^rofeffor  ber  mebh.  Hlinit  unb  Dberant  be« 
3uliu«bofpital«  nach  SÖürjburg  ging,  ^ad?  bem 
iobcDppoljer«  mürbe  SB.  im$rühjabrl872^irettov 
bet  mebij.  Klinit  in  SBien;  et  ftatb  bafelbft  9.  Slov. 
1888.  Orr  f ebrieb:  «Hranfbciten  be*  chtlopoetifchen 
Stftem*»  (2.  3!ufl.,  erlangen  1864,  Sflbteil.  1  be* 
6.  SBb*.  ton  SBirchott«  «Hanbbucfa  ber  fpecicllen  fya- 
tbologie  unb  2h<tapie»  hilbenb),  «fiehrbueb,  ber 


Digitized  by  Google 


Stomberger  (Sutooig)  —  öambuf 


331 


Äranfyeiten  be*  äerjen«»  (5öien  1857),  «übet  93acon 
oon  Serulam  befonbcrS  oom  mebij.  Stanbpunlte» 
(SBürjb.  1865),  «Über  Morbus  Brightii»  (i'pj.  1879). 

Starnberger,  Submig,  liberaler  Parlamentarier, 
polit.  unb  Doltswirtfcbaftlicber  Sdjrtftftcller,  geb.  ju 
iDiainj  22.  $uli  1823,  ftubierte  1842—45  ju  ©iejien, 
Öeibclbcrg  unb  ©öttingen  bie  Necbte  unb  arbeitete 
bann  2$abre  bei  ben  Üttainjer  ©eriebten.  SU  SHc« 
bacteur  ber  «SJlainjer  3eitung»  in  bie  Bewegung  oon 
1848  oerwidelt,  nabm  er  1849  anbem  Sufftanb  in 
ber  Baprifcben  X- f  a  1 |  unb  in  Saben  teil.  ;]um  Zobt 
oerurteilt,  flob  er  in  bie  Scbweij,  ging  bann  nach 
Ifnglanb,  Belgien  unb  öollanb  unb  oon  bier  nach 
tyaxii,  wo  er  1853—66  bie  ©eidjdfte  eineä  grofeen 
93an!baufeS  leitete.  Nach  ber  Slmneftie  oon  1866 
febrte  er  nach  9Rainj  jurüd,  wo  er  1868  in«  Xeutfcbe 
3ollparlament ,  1871  in  ben  '.Reichstag  gewdblt 
würbe.  3m  Scutfcb-^anjöfifcben  tfrieg  mar  er  im 
Hauptquartier  publijiftifcb  tbätig.  Seit  1873  ocr= 
trat  S.  im  SReicbStage,  too  er  bis  1880  ber  National: 
liberalen  Partei  angehörte,  ben  SBablrreiS  Sljep: 
fingen  unb  übte  auf  bie  finanzielle  unb  ooll »wirt' 
idbaftlicbe  ©efefcgebung  oielfacb  entfebeibenben  6in; 
flufe  au-:-,  namentlich  oerteibigte er  bie  ©olbmdbrung 
gegen  bie  Bimetalliften  mit  Sacbfenntniä.  ©n  dfftv 
ger  Sorfdmpfer  ber  tjrcibanbelSpartei,  Segrünber 
unb  Sorfifcenber  be3  Sereinä  jur  görberung  ber 
Öanbeläfrcibeit,  beldmpfte  er  lebhaft  ben  Katbeber- 
fociali3mu*  unb  feit  1879  bie^olb  unb  SöirtfdjaftS- 
politil  BiSmardS.  ^nfolgebeflen  febieb  er  au*  ber 
Nationalliberalen  Sartei  au£  unb  bilbete  mit  einer 
Anjabl  ©efmnungägenoffcn  bie  f og.  feceffioniftifdje 
©ruppe  (fpäter  Ciberale  Bereinigung).  $uv  Begrün* 
bung  biefeS  Schrittes  oeröffentlicbte  er  anonpm  bie 
Schrift  «2)ie  Seceffion»  (1.  bi«  4.  3lufl.,  Berl.  1881). 
sJRit  bem  tibergang  ber  Seceffion  in  bie  Seit tfdj frei* 
finnige  Partei  würbe  95. 1884  beren  ÜJJitglieb  unb 
beldmpfte  befonber«  baS  eintreten  be$  SHeidj«  in  bie 
Kolonialpolitif.  Bei  ber  Spaltung  ber  Bartet  1893 
fcblob  er  ftd)  ber  ftreifinnigen  Bereinigung  an,  be* 
warb  ftcb  aber  bei  ber  Ncicb*tagSneuwabl  nicht  wie* 
ber  um  ein  3Ranbat.  Gr  ftarb  14. 9Rdrj  1899  in  33er = 
lin.  S.fcbrieb:  «^ieSlitterwocbenberSrefcfreibett» 
(SRaim  1848),  «Grlebnifte  auS  ber  pfdlj.  Grpebung» 
(Jrantf.  a.  3R. 1849),  «3ucb>  nacb  3talia»  (03cm 
1859;  anonpm),  «Monsieur  de  Bismarck»  (Bar. 
1868 ;  beutf  cb  BreSl.  1868 ;  englifd)  ebb.  1869),  «Ber-- 
traulicbe  33riefe  auS  bem  3°Koarlantent»  (BreSl. 

1870)  ,  ^urNaturgefcbicbte  beS  franj.Äriege3»(2p}. 

1871 )  ,  «2)ie  Aufhebung  ber  tnbtrettcn  ©emeinbe= 
abgaben»  (Berl.  1871),  a$ie  fünf  ÜRilliarben»  (ebb. 
1873),  «>$ie  Hrbeiterfrage  unter  bem  ©eficbtSpunlte 
beä  SereinSrecbtS»  (Stuttg.  1873),  «£ie  3ettelbant 
oor  bem  SReicbStage»  (1.  u.  2.  Stuf!.,  Spj.  1874), 
«iRcicbägolb»  (1.  bis  3.  gujL,  ebb.  1876),  «ScutfaV 
l anb  unb  ber  S ocialiSmuS»  ( 1 .  u.  2.  Aufl.,  ebb .  1 878), 
«Seutfcbtum  unb  3ubentum»  (1.  u.  2.  31ufl.,  ebb. 
1880),  «2)ie  ?3erfd?leppung  ber  beutfeben  ÜÖlüni' 
reformo(«6ln  1882).  «EieScbidfalebeäÖateinif  eben 
Wünibunbel»  (93erl.  1885),  «National»  (ebb.  1888), 
«Xie  Nachfolge  iöi^mard«»  (ebb.  1889),  «3um  3ab= 
re«tag  ber  Öntlaffung  93igmard*»  (ebb.  1891),  «2He 
SticbworteberSilbeTleutebefprocben»(l.biä4.Sufl., 
ebb.  1893).  99.8  «äuägemdblte  Sieben  unb  2luf= 
fd^e  über  ®elb=  unb  93anhoefen»  giebt  ^>elffericr> 
(ebb.  1900  fg.)  beraub.  9}onfeinen  « ©efammelten 
Schritten»  erfebienen  bUbet  93b.  1—5  (93erl.  1894 
—98).  Seine  «eTinnerungen»  gab  3?atban  (ebb. 
1899)  beraub. 


«amberger  Jtonf eren  j,  bie  oon  ben  beutfehen 
ÜKittelftaaten  befdjidte  Äonferen^  oom  25.  SRai 
1854,  bie  ben  3»ed  hatte,  fiep  gegenüber  ßfterreid? 
unb  ^Jreu&en,  bie  20. 3lpril  1854  einen  Bertrag  über 
gemeinfame«  Serbalten  in  ber  Drientalifcben  ^vrage 
aefcblojfen  hatten,  über  eine  eigene  Solitit  ju  oer- 
ftdnbigen.  93on  ben  93efcblüffen  ber  Äonferenj 
tarn  nur  ber  eine,  ba^  nicht  bie  ein3e(nen  Staaten, 
fonbern  ber  3)eutfche  93unb  aii  folcher  bem  9jer< 
trage  beitreten  folle,  )ur  Sludfübrung. 

^ambergifciic  l^alögertc^tdorbttttitfl,  bie 
oon  bem  Sanbhofmcifter  ftreiberrn  ju 

Schroarjenberg  (f.  b.)  1507  für  bie  bifcböflidj  bam* 
bergifeben  Sanbe  oerfafete  ©erichtsorbnung  für 
Straf  recht  unb  Strafprojefj.  3)iefe  fog.  Bumber- 
gensis,  ali  beren  Duellen  ba$  93amberger  Statt 
recht,  bie  93amberger  fianbgeriebtiforbnung  oon 
1503,  9leichsJaefetje,  Nürnberger  SHeformation  oon 
1479,  Söormfer  Deformation  oon  1498,  ber  Klag- 
fpiegel  u.  a.  gelten,  mürbe  mit  wenigen  Serdnbe; 
rungen  1516  alä  93ranbenburgifche  Jf>aU- 
gericbtäorbnungin  ben  frdnt.  Sanben  ber  il'Jart- 
grafen  oon  99ranbenburg  eingeführt,  fie  war  bie 
©runblage  (bie  a3)2utteT»)  ber  Carolina  oon  1532 
(f.  Carolina).  —  9}gl.  33runnenmeiftcr,  3)ie  Quellen 
ber  Bainbergensis  (2p».  1879). 

Bambino  (ital.),  tleine*  Rinb;  befonber«  beißt 
foeinlleine3,böljerne$,  reidj  be!leibete86briftu8tinb 
in  ber  ftirdje  Santa  SDiaria  in  ?lracöli  ju  SHom,  bad 
um  bie  9Öeihnachttfjcit  hohe  Verehrung  geniefet. 

Oambocciäbcn  (fpr.  -bottfcha-),  in  ber  ÜHalerei 
biefenigen  93ilber,  bie  Scenen  unb  ©egenftdnbc 
Bolf&lebenä  auf  groteet^tomifebe  SÖeife  bar= 
ftellen,  wie  ^abrmdrlte,  3Jauernfefte  u.  bgl.  5)ie 
93ejeid)nung  gebt  }urüd  auf  ben  nieberldnb.  SRaler 
Bieter  oan  2aer  (f.  b.),  ben  bie  Italiener  93am= 
boccio  (b.  h-  Äniipv,  Krüppel)  nannten.  (!r  bat 
biefer  ©attung  juerft  in3talien  Eingang  oerfchafft. 
Nach  ibm  ftellten  unter  anberm  93rouwer,  bie  beiben 
Denier«,  St.  oan  Oftabe  berartige  Scenen  bar. 

Oatnboccio  (fpr.  -böttfeb»,  nieberldnb.  51'taler, 
f.  £aer,  Bieter  oan. 

Bambolätua,  f.  93ablacb. 

SBamboo  (fpr.  bdmmbüh;  eigentlich  bie  engl. 
93cjeidmung  für  93ambu*),  rohr=  ober  ftrobgelb  gc= 
fdrbte,  unglafierte  Sbonmaren,  bie  in^nbien  oon 
ben  eingeborenen  gefertigt  werben.  93.  ( 93  a  m  b  u ) 
ift  ferner  bie  Bejeichnung  für  oerfchiebene  SDtafee: 

1)  ©etreibegewicbtämafi  auf  Sumatra  =  1,&5  kg, 

2)  5lüffigfeit*mafe  auf  Sumatra  =  etwa  4  1, 

3)  Sdngenmafe  in  93irma  =  4,09  m. 

Stambuf ,  eine  ju  granjöfifch-Sencgambien  ge- 
hörige BeTglanbfchaft  »fntaä  unter  12°  30'  big 
14°  15'  nörbl.  93r.  im  Süintel  imifd?en  bem  Sene= 
gal  unb  beffen  3"flüfien  ^aleme  unb  33afing, 
weftlich  oon  93onbu  unb  nörblich  oon  Kaarta  be= 
grenjt.  Sa?  fteile,  gleich  einer  nur  an  einigen 
Stellen  burdjbrocbenen  3)tauer  ju  300  m  empor: 
fteigenbc  lamburagebirge  burcbjiebt  baS  £anb  oon 
9äB.  nach  SO.  unb  entfenbet  weftlicb  jum  tyaleme, 
öftlich  jum  Bafing  am  Senegal  eine  SRenge,  in  ber 
erften  |)dlfte  beä  ^ahfe8  fajt  ganj  trodner  Negen: 
bdd?e  unb  Heiner  glüffe.  2)ie  £>t|e  unb  ber  aus 
engen,  moberigenJbdlemauffteigenbe5)unft  Wirten 
oerberbenbringenb  auf  bie  ©efunbheit  unb  machen 
bie  Arbeit,  ja  faft  ben  Aufenthalt  für  Guropder  }ur 
Unmöglich! eit.  Bur  SRegenjeit,  welche  oom  3uli  ober 
3luguft  ab  oier  SRonate  mdbrt,  treten  befruebtenbe 
Ü  berf cb wemmungen  ein.  NeiS,  2Rai#,  ö«rf e,  SBaff er« 


Digitized  by  Google 


332  Sambuflmtter 

mcloncn  gebciben  üppig  obne  befonberc  Pflege,  ba 
neben  Jaunen,  33ananen  unb  milber  SBein.  Sie  mit 
1,5— 2  m  bobem  ©uineagra*  bewaebfenen  Gbenen 
begünftigen  biciBiebjud?t.  Au*  bem  Honig  bet  un» 
jäbligen  33ienenfcbwärme  «erben  beraufebenbe  ©c* 
tränte  bereitet.  Ser  Hauptreicbtum  33.*  beftebt  aber 
in  Gifenerjcn  unb  ©elbmäfcbereien.  3t Ue  Keßen» 
betten,  ba*  Scbwemmlanb  läng*  be*  ftaleme,  ganj 
befonberft  bie  Übdler  be*  Jamburagcbirgc*  führen 
©olbfanb  mit  n  d\  jebe*  Ten  bat  feine  ©olbwäfebe» 
reien,  ber  jährliche  Grtrag  überfteigt  aber  taum 
80000  2R.  Sie  feit  1858  oon  franj.  Ingenieuren 
angeftellteu  Unterfucbungen  ergaben,  baft  eigent» 
(iebe  ©olblager  nicht  oorbanben  ftnb  unb  bafr  man 
bie  mübfelige,  wenig  lobnenbc  ©olbwäfeberei  bei 
ber  Ungunft  be*  ftlimn*  beffer  ben  Gingeborenen 
ganj  überlaffe.  Sie  utwarjbraunen  Ginmobncr  ge- 
hören lum  {Dlanbingoftamme  ber  {Dealinte  unb  finb 
meift  Heiben.  3ebc*  Sorf  wirb  oon  Häuptlingen 
regiert ;  ba*  grö|te  polit.  ©emeintoefen  befinbet  fidj 
injjarabana.  (ö.  ftarte:  ©uinea.) 

Sdjon  am  Gnbc  be*  15. 3<>bfb.  foüen  fid)  ^Sortu» 
giefen  in  95.  angeficbelt  haben,  fpdter  aber  oon  ben 
Gingeborenen  getötet  morben  fein.  3m  Anfang 
be*  18.  $abrb.  grünbete  Anbre*  33rue  2  gort*  am 
Senegal  unb  fialeme.  1858  mürbe  93.  unter  franj. 
Urotettorat  gcjteUt  unb  in  Scmubebu  eine  2Rilitdr» 
ftation  errichtet.  (S.  Senegambien.)  —  93gl.  {Raffe» 
nel,  Voyage  dans  l'Afrique  occidentale  (mit  Atta*, 
v?ar.  1846);  9loirot,  A  travers  le  Fouta  Djallon  et 
le  Bambouc  (ebb.  1885). 

*8ambuf buttcr.  f.  33affiafette. 

©ambunuff  c,  bie  Samen  einer  SBJeinpalme  ber 

©ömbuä,  f.  Bambusa.       [©attung  Raphia. 

Bambü  aa  Schreb.,  33  a  m  b  u  * ,  {ßflanjengattung 
au*  ber  gamilic  ber  ©ramineen  (f.  b.).  aJian  tennt 
gegen  30  Birten,  bie  namentlid)  in  ben  iropenaegen» 
ben  oorlommen.  6*  finb  au*baucrnbc  boljige  s}jflan» 
gen  oon  baumartigem  2öucb*,  bie  oft  förmlicbe  Sab 
bungen  bilben.  Sie  tnotigen  boblen  unb  febv  fcblau» 
fen  Stämme  biefer  baumartigen  ©räfer  übertreffen 
an  Höbe  oft  bie  in  Seutfcblanb  waebfenben  £aub» 
unb  {Rabelböljer.  Sie  33lüten  finb  in  äbreben  ge» 
ftellt,  welche  in  großer  SCnjabt  ju  einer  {Rifpe  Don 
oft  bebeutenber  ©röfec  oereinigt  finb,  fie  baben  fecb* 
Staubgefäfee  unb  einen  breiteiligen  ©riffel  mit 
feberigen  {Rarben.  Sie  wicbHgfte  unb  betanntefte 
Art  ift  bie  oorjug*weife  in  Cftinbien  waebfenbe 
B.  arundinacea  Willd.  (f.  Jafel:  ©ramineen  I, 
Jig.  6);  bie  Stämme  bcrfclben  werben  bis  gu  25  m 
boeb  unb  am  ©runbe  etma  20— 30  cm  biet ;  bie 
ältern  werben  jum  33aue  ber  Käufer,  bie  iüngem  gur 
Anfertigung  uon  3Birtfcbaft*gerät,  ju  Soffen  u.  f.  m. 
oerwenbet.  ferner  werben  bie  boblen  ältern  Stämme 
ju  allerlei  ©efdfeen,  Drögen,  {Rinnen  umgearbeitet; 
aud)  benufct  man  fie  jur  93erfcnbung  be*  f  og.  {Röhren* 
gummigutti*  (f.  ©ummigutti).  ftn  Guropa  bienen 
bieariblicbcn,tnotigen3tturjelau*läuferal*Spajier» 
ftöcfe.  ;\n  Gbina  mirb  au*  ben  93aftfafern  ber  jün* 

fern  triebe  ein  fefte*,  unter  bem  tarnen  Sbine» 
ifdjc*  Seibenpapier  wegen  fetner  au*gegeicfa» 
neten  Srudfäbigfeit  aueb  in  Seutfcblanb  jum  31b» 
brud  oon  öoljfdjnitten,  Sitbograpbien  u.  f.  ».  be» 
nutzte*  feine*  Rapier  ber^efteUt.  3n  ben  Änoten 
älterer  Halme  ber  B.  arundinacea  finben  ftd>  eigen» 
tümlidjc  Moniretionen,  erbten»  bi3  nu^grofse  Stüde 
ober  bldulicbtocifie,  opalifterenbe  93lättd?en  faft 
reiner,  amorpber  Kiefelfdure,3;abafcbeer  (laba» 
fd)ir,  Sabarir)  ober  93ambugju(fer  genannt, 


—  ©amtnafo 

meldier  im  Drient  oXi  Heilmittel  (£omfum,  Stpbro» 
bifiafum,  gegen  Sungentran(beiten)  febr  gefdjäfet  ift. 
(über  Jabafdjir  ©gl.  Hutb,  93erl.  1887,  unb  33ütfd?li, 
Heibelb.  1900).  iibnlid)  mie  bie  B.  arundinacea 
»erben  jablreidje  anbere  Arten  benu^t,  fo  bie  B. 
Guadua  Humb.  et  Bonyl.  unb  bie  B.  Taguara 
Hart,  in  33rafilien ;  bei  einigen  Arten,  j.  33.  bei  ber  lefe* 
tern,  befinbet  fid)  in  ben  ältern  Stengclgliebern  eine 
füfec,  llare,  rcäfierige  3lüffigleit,bie  getrunfen  werben 
fann.  93on  »ielen  Arten  merben  bie  jungen  triebe 
al*  ©emüfe  gegeffen,  fo  j.  93.  oon  ben  in  3aoa  road)= 
fenben  B.  Apas  ScfUecht.  unb  B.  verticillata  Tfri7W. 

Damian  (33ämiian),  j^leden  unb  $a^ort  in 
Äabuliftan,  87  km  im  ©KS.  üon  fiabul,  an  ber 
Sd?eibe  ber  boben  Sdjneegebirge  beS  Hinbufufcb 
unb  beS  an  ben  Hilmenbauellen  auffteigenben  jtobi- 
93aba  gelegen,  ift  ber  Sdjlüffel  ber  Hauptfrrafee  oon 
Kabul  nad)  Jurfeftan.  93on  ben  G  eiaentlicben  ^äff eu 
führen  3  nad)  Juran,  3  nad)  Afgbaniftan.  Sie 
füblicben  finb  böber  unb  liegen  noep  im  2Rai  mit 
tiefem  Sdmee  bebedt.  Sie  $dffe  finb  an  beiben 
Seiten  oon  fenlrecbten  (yel^mdnben  b\i  ;u  1000  m 
X)bi)t  begrenzt  unb  au  maneben  Steden  fo  eng  unb 
gettmnben,  tan  felbft  mittag*  fein&onnenftrabl  ein- 
zubringen oermag,  me^balb  fie  bei  ber  etnbeimifd>en 
33eü&llerung  Dere-i  Sindan  (b.  i.  Sdjlutbt  ber  ©e» 
fdngniffe)  beifeen.  Sa*  febr  fruchtbare  Jbal  von 
93.  liegt  nörblid)  oon  bem  Habfcbibfcbarpaffe,  ber, 
bi*  3700  m  hod\  oon  fteilen,  faft  fenlred?ten  aoU-- 
roänben  eingef fbloffen,  14  km  lang  unb  faum  2^  km 
breit,  ben  einjigen,  für  f ebnere*  ^ubttoerl  unb  Ar» 
tilleric  gangbaren,  fd)on  oon  Aleranber  b.  ©r.  be» 
mieten  3Beg  über  ben  Hinbutufd)  bilbet,  unb  ift 
befonber*  aueb  merhoürbig  megen  ber  Altertümer, 
bie  e*  umfa&t.  Sa*  2bal  mar  ein  Hauptort  be* 
33ubbbalultu*,  »ooon  nod?  beute  bie  oerftümmelten 
riefenbaften  3bole  geugen.  93.  mirb  mit  biefen  fdjon 
oon  ben  hubbbiftifd?en  sJ)tönd>en  befebrieben,  bie  im 
4.  unb  5. , V-ih-b.  oon  Sbina  über  {Dlittelafien  nacb 
^nbien  pilgerten.  Sie  beiben  Sbaltoänbe  finb  oon 
unjäbligen  (angeblicb  12000)  ©rottenwerfen  burcb= 
löchert  unb  ba*  ganje^bal  ift  aufeerbem  überfät  mit 
febr  gut  gebauten,  fdjlanfen  türmen  unb  Ruinen 
oon  ©räbern,  *Dtofcbcen  unb  aubern  ©ebäuben  ber 
bier  gelegenen  fpätern  mobammeb.  Stabt  ©alga» 
leb,  roeldje  oon  Sf  d)ingi*=Gban  1221  jerftört  würbe. 
15  km  weftlicb  oon  93.  liegen  bie  {Ruinen  ber  fog. 
Surg  3obal  (au*  fdjön  gebrannten  .Siegeln,  fr'.fcb 
erbalten,  oon  25  m  boben  SäUen  umgeben),  beren 
Grbauung  bem  fabelhaften  Scblangenlönig  ^ierfien* 
gleiche*  tarnen*  jugefebrieben  wirb.  Sie  33urg 
biente  jur  33ewacbung  be*  wichtigen  v)$affe*.  iDtau 
fanb  bier  unb  im  Sbale  33.  »n  neuefter  3«'t  eine 
gro^e  Anjabl  ÜJtünjen,  {Ringe  unb  anbere  Alter» 
tümcr,  bie  oon  ^Jrinfep,  3Raj|on,  Söilfon,  2Boob  u.  a. 
befebrieben  mürben.  Sie  Umgegenb  t?on  33.  ift  fel>r 
reich  an  ÜRineralien. 

fttämler,  Johann,  in  Augeburg  al*  Srudcr 
feit  etwa  1472  bi*  1495  tbätig,  bereit*  1453  al* 
«Schreiber»  genannt.  Gr  war  einer  ber  erften,  bie 
ooll*tümlicbe  heutige  Schriften  brudten,  ber  eritc, 
oon  bem  man  ein  gebrudte*  33erjeicbni.3  beutfeber 
^crlag*artifel  bellet  (oon  1473  mit  8  {Hummern). 

«ammafo,  Ort  in  ber  franj.  Kolonie  Sene» 
gambien,  unter  12  V  nörbl.  93r.,  war  ebemal* 
ein  bcoölferter  Hanbel*pla|;  ie|t  leben  inner» 
balb  ber  {Ringmauer,  bie  mepr  krümmer  al* 
Häufer  umicblicfet,  nid)t  über  800  Seelen.  93.  ift 
jum  Gnbpuntt  ber  geplanten  33erbinbung*babn  oom 


Digitized  by  Google 


©amo  —  SBanalgrenjc 


333 


Senegal  }um  öliger  auScrfepen  (f.  Senegambien), 
welch  leMerer  nach  neuem  gorfdjungen  auch  in 
feinem  Mittelläufe  fcbiffbar  ift. 

Camo,  'Statt  in  SBirma,  f.  SBbamo. 

«atnpur ,  fcauptort  beS  pcrf.  SBelutfdnftan  unb 
bet  Canbfcbaft  SB.,  am  $luffc  SB.,  in  530  m  6öbe, 
oon  Salb  umgeben,  bat  ein  Kaftell,  fonft  nur  Stroh* 
bütten.  Die  funnit.  einmotmer  fmb  oon  faft  neger* 
artigem  SppuS. 

Ban  (fpr.  bang),  bie  franj.  -unm  beS  bcutidjen 
SorteS  SBann  (f.  b.).  C5'c-  bejciohnet  wie  biefeS  1)  bie 
SBefugniS  bcr  öffentlichen  ©ewalt,  SBef  eble  ui  erla||en, 

2)  bie  traft  biefet  SBefugniS  erlafjenen  SBefcblc  felbft, 

3)  bie  Strafe,  bie  auf  SBerle&ung  beS  ©ebotS  ftanb, 

4)  baS  ©ebiet,  für  welches  bie  SBefugniS  galt.  (S. 
Heerbann.)  —  B.  de  Yendange  (fpr.  wangbdngfcb) 
bebeutet  bie  bebörblidje  ^eftfehung  (ben»uSruf)  bcr 
Seinlefejeit,  B.  de  fenaison  (fpr.  ftfndföng)  bie  ber 
Öeuerntejeit.  ßrftere  foll  Diebereien  in  ben  Sein= 
bergen  unb  oorieitigeS  Abernten  oerhüten,  (entere 
baS  Abernten  oon  Siefen,  bie  im  ©emenge  liegen 
unb  leine  ;  Vafabrt  baben,  ermöglichen. 

$*an  ober  SBanuS,  in  frübern  3^iten  Zxtel 
unb  Sürbe  ber  SBcfeblSbaber  mebrerer©renimarfen 
OeS  Ungarifdjen  SHeicbS,  bemnad?  ungefdbr  flleicfo- 
bebeutenb  mit  bem  beutfeben  OJiarfgraf.  Die  2Racht 
tc-5  com  Könige,  aber  nicht  auf  SebenSjeit  ernann- 
teu  unb  auf  bem  WeidjStage  beeibeten  SB.  mar  febr 
auSgebcbnt,  inbem  berfelbe  in  ben  polit.,  jurib.  unb 
militdr.  SJlngelcgenbeitcn  bie  oberfte  ©ewalt  faft  um 
umfcbrdnlt  übte.  Der  SB.  galt  in  feinem  SBejirle,  gletdb 
eem  Malaiin  in  Ungarn,  als  ber  nddjfte  nach  bem  Kö= 
nig  unb  IjatteinSBejugauf  S8ermaltungunb@cricbtS= 
barteit  biefelben  :Hccbte  unb  Pflichten  mie  iener.  3" 
KriegSjeiten  fübrte  er  bie  Gruppen  feines  SBanatS. 
Die  bebeutenbjten  SBanate  waren  bie  Don  Dalmatien, 
Kroatien  unb  Slawonien,  oon  SBoSnien,  oon  SWacfom 
unb  oon  S»örenp.  X  ic  ©renjen  ber  einzelnen  SBanate 
weit  feiten  pdufig,  inbem  balb  mebrere  oereinigt,  balb 
eines  geteilt  mürbe.  Die  oorbringenbe  türt.  afladjt 
oerfcblang  allmäblidj  alle  SBanate  bis  auf  baS  oon 
Kroatien.  Silber  aud)  bie  ÜJtacbt  biefeS  legten  SB.  mar 
feb,  r  befet/rdnf t,  ba  einen  Seil  feines  SBanatS  bie  Züt- 
len  einnabmen,  einen  anbern  bie  laiferl.  SDlilitärtom: 
manbanten  befehlen.  Defto  mililürlidjer  fdjaltete  ber 
SB.  in  bem  fleinen  ibm  gebliebenen  Seile,  bis  enblicb 
ju  SSnfang  beS  17.  Sabrb.  unter  bem  SB.  $ob.  DraS* 
looicb  ber  Umfang  ber  SBanalmacbt  bureb  einen  reicbS: 
täglichen  ©efehartitel  näber  beftimmt  mürbe.  Der 
Ikefeburger  sJieid>Stag  oon  1723  orbnete  aud?  biefeS 
:Banat  bem  bamalS  errichteten  ungar.  Statthaltern; 
rat  unter,  unb  174G  würben  auch  bie  ÜJtilitärange: 
legenbeiten  beSfelben  unmittelbar  bem  Siener  f>of* 
trtegSrat  unterftellt.  Dafür  aber  würben  oon  9Jiaria 
2b«"fm  (1751)  bie  oon  Seopolb  L  jurüderoberten 
ungar.  Komitate  Sßöfcbega,  SBeröcje  unb  Sprmien 
ebenfalls  unter  bie  SBerwaltung  beS  SB.  geftellt,  bod) 
f  ollten  biefe  auch  ibre  Segalen  in  ben  ungar.  Canbtag 
entfenben  unb  ber  ungar.  Statthaltern  untergeorbnet 
bleiben.  3ladj  folgen  Umwanblungen  beftanb  bis 
ui  neuerer  3«it  bie  3Rad?t  unb  Sürbe  beS  SB.  in 
Aolgenbem:  Gr  war  ber  britte  SReicbSwürbenträger 
Ungarns,  orbentlidjer  fianbeSridjter,  SBorfiher  ber 
ber  fdnigl.  Jafel  in  Ungarn  gleicbgcftellten  unb  nur 
ber  Septemoiraltafel  untergeorbneten  SBanaltafel, 
'.Ul italieb  beS  ungar.  StattbaltereiratS,  Sflnfiibrcr 
ber  3nfurTeltion  (f.  b.)  unb  ^nb,abcr  beS  erften  unb 
jweitenSBanalgreniregimentS;  er  fonnte  ferner  nad) 
eingeholter  fönigl.  SBewilligung  Söanallanbtage  eim 


berufen,  bei  benen  ib.m  gefe&lidj  baS  ^räfibium  ju= 
ftanb,  oolljog  in  feinem  Sflejirfe  bie  Stattbalterei= 
erlaife  unb  trug  bei  bcr  Krönung  bem  ungar.  Könige 
ben  golbenen  UleidjSapfel  oor.  Durd)  bic  oerrooierte 
öfterr.  5Heid?Soerfaffung  oom  4.  SDlärj  1849,  bie 
Kroatien,  Slawonien  unb  Dalmatien  ju  einem  eigc= 
nenKronlanbe  umfd?uf,  war  bcr  SB.ga»i3  unabhängig 
oon  Ungarn  unb  felbftänbiger  Statthalter  in  feinem 
SBejirfe  geworben,  ganj  mit  berfelben  SDlad)tbefug: 
niS  wie  bic  Statthalter  ber  üb  rigen  Kronldnbcr, 
mitSBeibehaltung  iebod?  beS  alten  3iamenS  SB.  Seit 
bem  SluSgleid>  mit  Cfterreid?  (1867)  trat  aud?  Kroa= 
tien  in  ein  neues  SBerhdltniS  mit  Ungarn,  unb  bcr 
SB.  wirb  unter  ©egenjeichuung  beS  ungar.  SWinifter; 
prdfibenten  oom  König  ernannt.  Qv  ift  6hcf  ber 
froat.:ftan>on.  SanbeSrcgicruug,  bem  fianbtage  in 
Ülgram  oerantwortlid),  fleht  in  £anbeSfad)cn  un- 
mittelbar unter  ber  Krone  unb  nimmt  in  gemein= 
fdjaftlicben  troat.:ungar.  Staatsangelegenheiten  am 
ungar.  ÜJlinifterrate  teil. 

SBäii,  iDtatija,  ferb.  Dichter,  geb.  18.  Du.  1818 
in  SRagufa,  ftubierte  bafelbft  unb  lebte  bann  in  Kon= 
ftantinopel  unb  SBrufja.  1844  begab  fich  SB.  nadb 
SBelgrab  unb  warb  hier  bcr  Uuickv  ber  lödjter 
beS^Prinjen  SlleianbeT.  1849  nad?  9lagufa  jurüd= 
gelehrt,  gab  er  bis  1853  ben  litterar.  Sllmanad? 
uDubrovnik»  heraus.  Seit  1854  lebt  er  wieber  in 
SBelgrab.  SB.S  Dramen  «SMejrima»,  «Urofd?  V.», 
«3ör  £ajar»  gehören  ju  ben  beften  ber  fübflaw. 
ßitteratur.  SBon  einer  Sammlung  feiner  ferb.  ©e= 
bidjte  erfdjien  1853  ber  1.  SBanb. 

iBäna,  inb.  Dichter  auS  bem  7.  ^aluh.  n.  Uhr., 
war  Jöofbicbter  beS  Königs  (Jribariba  ^iläbitja  oon 
Känjalubbfa^a,  ben  er  in  feinem  liarshacarita  in 
fd)wülftiger  ^rofa  oerherrlicht  hat  (hg.  oon  ^iba= 
nanba,  Kallutta  1876;  neu  oon  $arab  unb  SUaje, 
SBombap  1892;  ogl.  Kaie,  Exhaustive  notes  od  B.s 
Harshacarita,  ebb.  1892).  Qx  hat  barin  Subanbbu, 
ben  SBerfafier  beS  SlomanS  Vüsavadatta,  ftar!  be= 
nuiU.  Sein  Drama,  baS  Pärvatlpariaayanätakatn, 
ift  eine  ünfelbftdnbige  Dramatifierung  oon  Kali- 
bafaS  Kumärasambhava  unb  ohne  jeben  Sert  (hg. 
oon  ©obabole,  SB'ombap  1872;  ©la]er,Sien  1883; 
überfeht  oon  ©lafer,  2ricft  1886).  mi  fipriter  trat 
er  auf  in  feinem  Candikaqatakam,  102  Strophen 
gu  Lyhren  ber  Durga  (f.  b.),  bie  in  fchwülftiger, 
icbwierigcr  Sprache  gefdjiiebcn  finb  (hg.  in  ber  Kä- 
vyamila,  Part.  IV,  1  fg.);  als  SHomanfchriftfteUer 
in  bcr  Kädambari,  feinem  legten  Serie,  baS  oon 
feinem  Sobne  oollenbet  worben  ift  (hg.  r>on  Speicr 
)on,  SBombap  1883;  2.«ufl.  1889,  unb  mit  einbei= 
inifd)cn  Kommentaren,  ebb.  1890;  ins  Gnglifdbe 
überfeht  oon  iHibbing,  üonb.  1896).  SB.  ift  ein  gro- 
ßer Sorttünftler  unb  beherrfchte  bic  Sprache  in  her: 
oorragenber  Seife. 

iöanabot,  per),  ©clbgröfee,  f.  SJJanabat. 

^anal,  oon  bannus  (mittellat.),  bem  SBann  (®c= 
riehtSbarlett)  unterworfen,  unb  fo  bem  iöerrn  ab= 
gabcnpflia^tig,  im  üJlittelalter  oon  Sncnfchen  unb 
©runbftüden  gebraucht;  baher  bann:  jebermann  )u 
freiem  ©ebrand:  überladen,  alltäglid),  abgenu^t.  — 
SB.  bebeutet  auch:  unter  einem  SBan  (f.  b.)  it ebene. 

>ö au a [grenje,  ber  jwifchen  ben  füllen  Una 
unb  Saoe  gelegene  Seil  bcr  ehemaligen  öfterr. 
^JUlitärgrenje,  ber,  2790  qkm  grof«,  nörblid)  burch 
Kroatien,  weftlid)  burch  ben  ehemaligen  Sluiner, 
öftlicb  burch  ben©rabiStaner@ren}regimentSbejirf, 
im  Süben  burch  SBoSnien  begrenzt  wirb  unb  fich  in 
baS  erfte  unb  jweite  SBanalgrenjregiment  teilte. 


Digitized  by  Google 


334  93onona  - 

ftauptort  beS  1.  93analregiincnt3  war  ©lina,  beS 
2.  ^etrinia.  3nb^»ber  ber  33analgrenjrcgimenter 
war  ftetS  bet  33anuS  von  Kroatien  unb  Slawonien, 
bfm  bic  gefamte  ÜJtilitärgreme  feit  1746  in  militär. 
Öinfidjt  unterteilt  gewefen  ift.  33ei  ber  Sluflöfung 
bet  9Jtilitärgren$e  1872  würben  bie  beiben  üRegi: 
mentsbejirte  bem  Königreich  Äroatien  einverleibt. 
Sie  3abJ  ber  Einwohner  beträft  137000. 

gtattäna,  £>auptort  bc?  gleichnamigen  SiftriltS 
unb  widjtigfter  SSanbelSplafc  unb  Gentralbepot  beS 
KongoftaateS,  auf  einer  öalbinfel  rechts  an  ber  SJiüm 
bung  beS  Kongo  in  ben  Stlantifcben  Dcean,  bewohnt 
von  etwa  120  Seifeen,  mit  febr  gutem  ftafen  (1899 
Aber  200000  t  Eingang),  mebrern  bollänb.  unb  je 
einer  fram.,  engl,  unb  portug.  ^altorei  unb  bem 
franj.  Konsulat.  ÜDtit  .Hamburg  unb  Sioerpool  bftt 
33.  regelmäßige  Sampferperbinbung.  (S.  Kongo.) 

itöanäna  ^nfcln,  eine  tieine,  jur  Krone  Gng* 
lanb  gebörige  ^nfelgruppc  an  ber  Sierra :  Seone- 
Küfte  3ßcftafrifaS,  unter  8°  8'  nörbl.  33r.,  f  üblich 
vom  Kap  Sierra  fieone;  bie3nfeln  finb  bBdjft  frucht- 
bar unb  baben  ein  jiemlid)  gefunbeS  Klima,  fo  bafe 
fie  von  ben  in  Sierra  Seone  erfrantten  Europäern 
als  Kurort  aufgefuebt  werben.  Sie  gröfete,  SBana  = 
naS,  ift  7  km  lang  unb  1,5  km  breit. 

»Bananen,  Imi 'angfrüdjte,  $if angfeigen, 
bie  ftrücbte  ber  verfdnebenen  Slrten  ber  Gattung 
Musa  C^ifangj,  namcntlieb  aber  von  Musa  para- 
disiaca  L.,  Musa  sapientum  L.  unb  Musa  chi- 
nensis,  bie  in  faft  allen  Sropengegenben  verbreitet 
finb  unb  aueb  tultiviert  werben;  fie  finb  bort  von 
bobem  ©ert  als  9tar/rung3mittel  unb  febr  ergiebig. 
Gine  ^jiflanje  liefert  im  3abre  aus  ibren  ftets  neu 
auffproffenben  Stämmen  burdifcbnittlid)  50—75  kg 
frrüdjte,  bic  an  einem  gememfebaftlicben  Stiele 
(frruätlotbcn)  oft  bis  ju  200  Stficl  bängen.  $n 
Seutfdjlanb  finbet  man  im  Selitateffenbanbel  meift 
bie  ftrüdjte  von  ber  weftinb.  Musa  paradisiaca. 
Sief«  33.  finb  gewöhnlich,  10  bis  15  cm  lang,  ficbeU 
förmig  gclrümmt,  jeiaen  brei  ftarl  bervortretenbe 
unb  brei  weniger  ftarl  bervortretenbe  Kanten,  baben 
eine  bide,  gelbe,  braunfledige  Scbale  unb  mebjigeS, 
i üfeeS  ftlcifcb,  baS  ©erueb  unb  ©efdjmad  nacb  6fftg= 
fäureamplätber  befi&t.  SeutfdjlanbS  33ebarf  ift  an- 
bebeutenb.  Sie  bereinigten  Staaten  tonfumicren 
etwa  280000  6tr.,  ßnglanb  120000  Gtr. 

ttananeitfafer,  f.  Manilahanf. 

«ananenfreffer,  f.  $if an gf reffer. 

^anancnpifang,  f.  Musa. 

«anaro«,  f.  33cnareS. 

Staudt  ober  iödnf  cig,  im  Ungarifd?en  im  allge- 
nu'incn33ejieidmungeiner@renjprovin$ober©egenb, 
über  bie  ein  33an  ().  b.)  berrfebt,  in  ähnlicher  33eife 
wie  in  Seutfcblanb  baS  Söort  9Jtart.  Sie  verfd?ie* 
benen  33.  aber  gingen  in  ben  langen  Sürtcnlricgcn 
ein,  unb  nur  baS  Königreich  Kroatien  behielt  feinen 
33an,  obne  nad)  ibm  genannt  mi  werben.  —  Umge* 
tcbrt  erbielt  baS  Scmefer  93.  biefe  Benennung 
nacb  bem  $affarowi&cr  ^rieben  (1718),  obne  jemals 
einen  93an  gehabt  ju  haben.  SicfcS  fog.  33.  umfafet 
bie  Komitate  Sorontal,  SemcS  unb  Kraffö  (f.  Karte: 
Ungarn  unb  ©alijten).  infolge  einer  faifert. 
33cftimmung  vom  18.  9tov.  1849  mürbe  baSfelbe 
tbatfäcblicb  von  Ungarn  getrennt  unb  ein  neucS 
öfterr.  Kronlanb  unter  bem  Sitel:  bie  Serbifdje 
Söojwobina  unb  baö  Jemefer  33.  gefAaffcn, 
ju  bem  aufeer  ben  brei  bereits  genannten  Romitaten 
nodp  baä  33dcfcr  Komitat  (bie  SBojwobina)  b\n\u- 
genommen  würbe.  3?icfe«  Kronlanb  beftanb  f  obann 


löQnbiirt) 

au*  ben  fünf  Kreifen  Jeme^vdr,  fiugoS,  ©rofe« 
becSleret,  3owbor  unb  9Ieufa^.  Sin  ber  Spitze  be*> 
felben  ftanb  bie  ferbifäVbanatifd?e  Stattbalterei  in 
SemeSvdr,  bie  bem  ÜJlinifterium  in  9ßien  unmitteb 
bar  untergeben  war.  3ni°l0e  beS  DftoberbiplomS 
von  1860  würbe  biefeS  Kronlanb  aufgehoben  unb 
ba3  93.  wieber  mit  Ungarn  vereinigt.  2>a3  alte 
Semefet  93.  entbdlt  mit  ber  93analgrenje  (f.  b.) 
28  040  qkm,  ift  im  D.  unb  SO.  gebirgig,  im  9t., 
SB.  unb  S3S.  flad?  unb  moraftig,  aber  burdjgebenbä 
ftarl  bewäfjert  unb  febr  frudjtbar.  Qi  grenjt  im  9t. 
an  bie  Wlaxoi,  imC.  an  ba«93anater  ©ebirge, 
ba*  Ungarn  von  ber  3$alad}ei  unb  Siebenbürgen 
trennt,  im  S.  an  bie  $onau  unb  im  3B.  an  bie 
Jbeife.  SlnfangS  ftanb  bad  33.  allein  unter  QRilitär: 
Verwaltung.  üJtaria  Jberefta  führte  1751  bie  ©iviU 
Verwaltung  ein  unb  berief  )ur  Kolonifterung  ber 
tönigi.  Kameralgüter  beutfdje  (*inwanberer  au* 
ben  iKbein:  unb  9Jtofelgegenbcn  unb  Sd^waben  ber= 
bei  (1763—65,  1768—71),  bie  ba*  fianb  in  33lüte 
brauten.  Sie  übrige  93evölterung  beftebt  au*  9Jta> 
güaren,  Rumänen  (SBaladjen),  Seroen  (9iaijen), 
Bulgaren,  3igcunem  unb  3uben.  2)a«  93.  ift  einer 
ber  retd? ften  Seile  Ungarns.  SBeijen  mädjft  überall 
in  plle,  ebenfo  Sabal,  ^irfe,  ©erfte,  öafer,  SRapS, 
Kuluruj,  9tüffe,  Kernobft.  3)er  ©einbau  ift  weniger 
ergiebig,  liefert  aber  ein  guteS  ^robutt;  an  fittxx* 
wilb  finbet  fid)  tlberflufe;  bie  <vlüife  fmb  febr  fifdj= 
rcid).  2>te  93ergwerte  aeben  Ausbeute  an  ©olb, 
Silber,  Sixil,  mehr  an  (jifen  unb  Kupfer;  bod)  ber 
gr&fete  Schaft  beftebt  in  Steinloblen  (namentlid?  in 
Steperborf).  Unter  ben  Mineralquellen  nehmen  bie 
berühmten  93äber  von  9Jtehabia  (f.  b.)  ben  erften 
9lang  ein.  55aS  heute  nur  nod)  einen  geogr.  93egriff 
unb  leinen  berwaltungSbejirl  mebr  barftellenbe  93. 
bat  26382  qkm,  (1890)  1433424  (?.,  ber  Religion 
nad?  533438  römifche,  35171  griecb.umierte  Katbo= 
lilcn,  790817  @ried)ifcb=Drientalifd?c,  32776  Sutbe= 
rancr,  19  826  Meformierte  unb  19501  Israeliten. 
Ser  9tationalität  nacb  waren  560229  Rumänen, 
393341  Seutfdjc,  260906  Serben  unb  Kroaten, 
146984  9Jtagparen,  22352  Slomaten  unb  2607O 
33ulgarcn  unb  ^igeuner.  Sic  feauptftabt  ift  Je  ■ 
meSvdr.  3m  legten  3abrjcbnt  bat  ber  ©or;!» 
ftanb  beS  93.  burdj  SPtifemacbS  unb  Überfcp wemmun-- 
gen  viel  gelitten;  auch  haben  Seudjen  (Cholera, 
SipbtberitiS  u.  a.)  unb  SluSwanbcrungen  bie  33e; 
völlcrung  geminbert.  9Jterlwürbige  fünfte  finb  bie 
33eterani  ^öble  unb  baS  Ciferne  Zi/ox  (f.  b.).  —  Sgl 
©rifelini,  berfuch  einer  natürlichen  unb  polit.  ©e-- 
fchichte  beS  Semeier  93.  (2  Sie.,  fflien  1779—80); 
böbm,  ©efchichte  beS  Semcfer33.  (2  Sie.,  Cpj.  1861); 
Scbwider,  ©efchichte  beS  Semefer93.  (2.?lufl.,  SM 

^anatcr  ©ebtrge,  f.  33anat.  [1872). 

*tanät  ftomloc*,  f.  KomloS. 

©ouaufefgreb.,  «öanbwerler»),  jemanb,  bereine 
Kunft  ober  SBiffenfdjaft  banbwertSmäfeig  betreibt, 
beffen  allem  ^bealen  abbolber  Sinn  lebiglid)  auf 
baS  9tüj)lid)e  unb  Sobnenbc  gerichtet  ift;  vanau-- 
f  ifeb,  hanbwertSmäfeig,  niebria,  unebel. 

^aubribgc  (fpr.  bännbribfeb),  Stabt  in  ber 
inieben  ©ranebaft  Sown,  am  23ann,  bat  (1891) 
4901  6. ,  Scincnfabrilation  unb  ©ctreibemärtte. 

f^aiiburti  (fpr.  bännborrt),  9)tunicipa(borougb 
in  ber  engl,  ©raffdjaft  Crforb,  am  Crforblanal 
unb  an  bem  linlS  jur  Sb,emfe  gebenben  (Sberwell, 
36,8  km  nörblid)  von  D^forb,  bat  (1891)  12  767  Q., 
ftabrifation  von  ^lüfch  unb  von  weitbin  verfebidtem 
©ewürjlucben  unb  Käfe  fowie  ?llebrauerei.  —  93ei 


Digitized  by  Google 


Banca  d'Italia  — 

93.  ftegte  1469  SBarwid  übet  Gbuarb  IV.,  unb  bei 
Gbgebill  unweit  93.  fanb  1G42  ba*  erfte  Sreffen  jwi= 
fcbcn  bcm  Sarlament*b.  eereunb  ben  Königlichen  ftatt. 

Banca  d'  Italia ,  f.  Banca  Nazionale  nel 
Regno  cT  Italia  unb  Banca  d'Italia  (33b.  17). 

Banca  Nazionale  nel  Keg-no  d'  Italia 
(^talienifcbe  Statt onalbanf).  Unter  ben 
in  Italien  sur  3«t  ber  polit.  Selbftänbigfett  ber 
jum  Äönigreid)  Julien  vereinigten  Staaten  be? 
grünbeten  G  Stotenbanlen  nahm  bie  urfprünglich 
in  @enua  mit  8  SJtill.  Site  1850  gefebaffene  B. 
ben  erften  Stang  ein.  Stacbbcm  ba*  flapttal  ber 
93anf  1865  auf  100  SJtill.  fiire  erhöbt  morben  mar, 
mufcten  infolge  bet  Ärieg*ereigniffe  1866  bie  93ar= 
^  Mumien  bet  ital.  93anfcn  eingeteilt  merben; 
rüt  bie  Söantnoten  bet  B.  würbe  allgemein,  für 
t>ie  Stoten  ber  übrigen  ©anfen  in  ben  betreffenben 
Ikovinjen  ber  3roang*tur*  gefetrfid?  eingefügt. 
1871  grünbete  bie  B.  in  Stom  ein  fmuptcomptoir 
unb  »erlegte  fpäter  bortbin  ben  Sifc  ber  ©eneral' 
bireltion.  Tas  ©runbfapitat  ber B.  nmrbe  1872  auf 
200  SJtill.  2\xe  erbebt,  movon  jebod)  nur  150  DJlill. 
eingezahlt  mürben.  1874  würbe  jwifeben  bem  Staate 
unb  ben  {Jettclbanfen  ein  Vertrag  abgefcbloffen,  bem* 
jufolge  biefe  für  Stecbnung  be*  Staate*  unb  tn  ber 
.v>ör>c  ber  Staatefebulb  Äonf  ortialnoten,  bie  bi*  Gnbe 
1875  bie  £öbe  »on  940  SJtill.  erreicht  hatten,  au** 
gaben.  3)iefelben  würben  fpäter  al*  Staat*papier* 
gelb  anerfannt,  all  um  Mut  verminbert  unb  mm  leil 
burä?  neue,  einlöSbar  gemalte  unb  mit  geje&ücbem 
Mutd  perfebene  Staat*noten  erfetrt.  £>icrnadb  nah- 
men bie  93anten  im  Mpril  1883  bie  93anablungen 
mieber  auf.  5)ie  ermähnten  6  Tanten  burften  jule&t 
tn*gefamt  bid  ju  1050  Witt.  Vir c  flöten  mit  drittel* 
barbedung  (jwei  drittel  in  Wölb,  ein  ^Drittel  in  Sil* 
ber)  auegeben.  9Jom  ungebedten  Notenumlauf  mar 
eine  Abgabe  von  1  v^roj.  ju  entridjten.  2)ie  Stoten  ex- 
hielten  3»ang*tur*  unb  waren  »on  ben  ital.  ©an* 
ten  gegenfeitig  in  3ab(uug  anjunebmen.  infolge 
ber  93anttrifi«  bon  1892—93  unb  be*  3"^"""«*' 
brueb*  einer  Stotcnbant  (ber  Banca  llomana)  trat 
bureb  ©efefc  vom  10.  ?lug.  1893  an  Stelle  ber  B.  bie 
Ban  a  d'Italia  (f.  b.,93b.  17).  (S.  audj  93anlcn, 
Stotenbanfeiv) 

«anrf,  «arl ,  flomponift  unb  SJtufdfcbriftfteller, 
gcb.27.SJtai  1809  in  SJtagbcburg,  erbielt  feine  mufu 
f aliiehe  3lu*bilbung  in  93crlin  unb  2)re*ben,  machte 
längere  Steifen  iii  Italien,  lernte  bann  in  Ceipjig  9L 
Schumann  lennen,  an  beffen  «Steuer  3ritfcbrift  für 
■Htufif» er ate  Mitarbeiter lebhaft  beteiligtroar.  Spä» 
ter  lebte  er  in  3ena  unb  Bübingen,  fiebelte  1840  nach 
Bresben  über  unb  mar  1861—62  in  Slmerita.  Stach 
■3re*bcnjurüdgefebrt.cntfaltcteerrege$bätigteital* 
SJtufü«  unb  flunftlrititer  bei  «3)re*bencr  Journal*», 
als  ftomponift  bübfeber  lieber  (über  70),  al*  fcerau*» 
geber  älterer  Serie  von  ©lud,  Scarlatti  u.  a.  f  owie 
al*©cianglebrcr.  Grftarb28.$ej.  1889ju2>rc*ben. 

»and ,  Ctto  »ler.,  Scbriftftcller  unb  Kritifer, 
geb.  17.  SJtärj  1824  ju  SJtagbcburg,  «ruber  be* 
vorigen,  ftubierte  feit  1842  ilbilojopbie  unb  ©e^ 
febiebte,  bereifte  1845—46  Italien,  lebte  1846—57 
al*  Äritifcr  in  Bresben,  barauf  in  Sübbeutfcblanb, 
bef onoer»  in  Stünden,  unb  »urbe,  feit  1865  mieber 
in  2>re*ben,  1871  ^euilletonrebacteur  be*  «2)re*be« 
uer  Journal*»,  beffen  Gbefrebacteur  er  1886  —  94 
mar.  SB.  leitete  ba*  «Äunftjournal»  (2pj.  1853)  unb 
febrieb:  «Tie  ©alerien  von  SJtüncben»  (ebb.  1852), 
biogr.  =  noPelliftifd)e  SJtufeumeftubien;  «Äritifcbe 
®anberungen  in  brei  jtunftgebteten»  (2  95be.,  ebb. 


Sancroft  (Oeorge)  335 

1865—66);  ferner:  «Sitterar.  39ilberbuä>  (3  JBbe., 
ebb.  1866).  Slucb  gab  50.  «©ebtebte»  (ebb.  1858), 
«®orte  für  ffielt  unb  6au3»  (ebb.  1863)  unb  poet. 
«Sllpenbilber.  Sd?ilberungen  au«  Statur  unb  üeben 
ber  SUpenmelt»  (2  93be.,  2.  «up.  1868)  berau*. 

ftaaco  (ital.),  f rüber  foviel  mie  IBant  (ba* 
ital.  banca);  bann  SBantvaluta,  bie  ©elbmdb: 
rung,  in  ber  eine  SBant  ibre  3ablungen  leiftete,  na» 
mentlicb  tvenn  biefelbe  von  ber  gewöhnlichen  2an= 
bc*mdbrung  verfdneben  mar.  5in  3)eutfchlanb  ver-- 
jtanb  man  unter  5B.  jumeift  ba$  Hamburger  58anfs 
gelb,  eine  niebt  burd;  SJtünjen  vertretene  Valuta, 
in  ber  urfprünglid)  278/4  3Jt.  («anftnarf,  ÜJtart  ®.) 
eine  (Kölner)  SJtart  fein  Silber  betrugen,  feit 
1.  3uli  1868  aber  591/.  2R.  ein  beutfdje*  ^funb 
ober  '/t  kg  fein  Silber  (»a*  faft  genau  ba*  9tfim^ 
liebe  mar),  fo  ba&  bie  Sanfmarl  =  1 SW.  51,«g.i  ^Jf 
beutfebe  Steicb*mäbrung  (bie  neue  beutfebe  ®o(b* 
man  ju  3%lr.  vorberige  uorbbeutfebe  SBährung 
geregnet)  ober  »iemlicb  genau  151/«  Silbergr.  vor« 
berige  norbbeutfehe  ilödbrung  =  öS1!^  Är.  frühere 
l'übbeutfcbe  2Bäbrung  =  758/,  Steuhreujer  öfterr.Sil-- 
bcrroäbrung  -  l,«6i  SJt.  obeT  1  SJt. 4 ScbiU.  2'/!«  ^f- 
frühere*  Hamburger  Gourantgelb  (geprägte  6am- 
burger  unb  fiübeder  ÜHünje,  ba*  frübere  ©elb  be* 
Hamburger  Itleinverlebr*  unb  bie  vorige  Sübeder 
39äbrung)  ift.  '  3)ie  Santmarf  mürbe  in  16  Schill, 
ju  12  $f.  eingeteilt,  mie  bie  SJtart  be*  Hamburger 
ßourantgclbe*.  2?ie  Hamburger  unb  Slltonaer  ftauf  • 
(eute  führten  alle  ibre  Siedlungen  in  biefer  SBanco= 
Valuta,  bie  gegen  Hamburger  Mourant  ein  oovän 
bcrlide*  Kufgelb  von  20  bi*  25  $roj.  genofe.  Seit 
Ginführung  ber  beutfeben  Stei(b*tvährung  (15.  gebr. 
1873)  ift  bie  Stancovaluta  auch  in  Hamburg  be- 
feitigt.  Gin  befonbere*  Sanigelb  batte  früher  auch 
Schweben,  wo  8  2blr.  95.  =  3  Stblr.  Silber  obeT 
Specieß  =  12£blr.Steicb*mfinje  ber  anbern  vorigen 
SBäbrungen  maren,  ber  Jbaler  93.  =  1  SJt.  72*/.  W. 
beutfebe  Steicbewäbrung,  unb  ber  2baler  (JhiW 
baier)  aller  biefer  Sßäbrungen  in  48  Schill-  |1I 
4  Stübern  (vor  SJtai  1845  ber  Schilling  in  12  Stunb= 
ftüde)  geteilt  würbe.  Tic  aebaebten  febweb.  Saluten 
haben  1874  ber  neuen  ftanbinav.  ©olbwäbrung 
iUat(  gemacht,  ber  Slecbnung  nach  ftronen  \u  lOOCre. 
ferner  hatte  ©enua  früher  ein  eigentümliche*  S3anl= 
gelb,  unb  man  nannte  bie  baneben  im  gemeinen 
Ükrfelu  übliche  Siecbnuna*wäln*una  ebemal*  fuori 
di  banco,  b.  b.  außerhalb  ber  93anr. 

®ancroft(fpr.  bänglrofft),©eorge,amerit.  )5ifto- 
riler  unb  Staat*mann,  aeb.  3.  D!t.  1800  ju 
SBorcefter  (SJtaffacbufett*),  ftubierte  in  ©öttinaen, 
(ehrte  nacb  längern  Steifen  1822  beim  unb  leprte 
am  Harvard  College  (Gambribge)  bi*  1823  ba* 
©rieAifcbe,  grünbete  mit  3-  ©•  Gog*mell  bie  Bound 
Hill  School  ju  Stortbampton  unb  verfiffentlicbte 
uPoems»  (1823)  ohne  hoben  Söert.  1838—41  mar 
93.  Collector  of  tue  Port  of  Boston  (3ollbire!tor), 
würbe  1845  von  S^oll  jum  Secretary  of  the  Navy 
(SJtarineminifter)  ernannt  unb  grünbete  al*  foleber 
bie  SJtarinefchule  ju  Slnnapoli*.  1846—49  war  er 
ameril.  ©efanbter  in  Sonbon,  1867  —74  ju  Serlin, 
wo  fein  öauptverbienft  bie  93erträge  jur  Siegelung 
ber  Staateangebörigfeit  ber  Sluewanberer  waren 
(f.  93ancroft=3Jerträge).  Seit  £uli  1874  lebte  er  im 
hinter  in  SBafbington,  im  Sommer  ju  Stemport 
(Slbobe^glanb).  Gr  ftarb  17.  3an.  1891  ju  9Dafb» 
ington.  Seine  erfte  biftor.  Slrbcit ,  bie  überfefcung 
von  beeren*  «^been  über  ^olitit»,  erfebien  1824. 
1834  folgte  93b.  1  feine*  2eben*merte* :  «The  history 


Digitized  by  Google 


336 


Sancroft  (§ubert  #on>e)  —  33anba 


of  the  United  States» .  1874  95b.  10,  bcr  bie  ©e* 
fdndjte  bid  jur  UnabbängigleitSerlldrung  fübrt 
(beutfcb,2pj.  1845—75).  ©in  Supplement:  «History 
of  the  Formation  of  the  Constitution  of  the  United 
States»  (2  93be.,  9teupor!  1882),  gebt  bis  1789.  SaS 
2Bcrt  (6  33be.,  Steuport  1885;  SuruSauSg.  ebb.  1892) 
ift  bebeutenb  burd)  bie2Jkterialfämmlung.  93.fd)rieb 
ferner:  «The  documentary  history  of  the  revo- 
lution»  (1835),  «The  Necessity,  the  Reality  and 
the  Promise  of  the  Human  Race»  (1845),  «A  plea 
for  the  Constitution  of  the  United  States»  (1886) 
u.f.m.  9lad>  feinem  Sobe  gab  Sper  beraub  «History 
of  the  Battie  of  Lake  Erie,  and  miscellaneous 
papers,  and  Life  and  writings  of  G.  B.»  (1891). 

©aweroft  (fpr.bänalroftt),öwbert6o»e,amerif. 
Öiftorifer,  geb.  5.  9Jlat  1832  ju  ©rannille  (Cb»o), 
mar  anfand  53ud)bänbler  ju  33uffalo  (Sleuport), 
feit  1852  in  Äalifomien  unb  brachte  über  bie  @c» 
fd)id?te  ber  2Beftftaaten  unb  jugleidj  bie  münblicben 
Jrabitionen  ber  Slnftebler  u.  f.  m.  eine  93ibüotbeI  non 
450OO93änben  jufammen,  bie  als  Quellenmaterial 
btente  für  bie  grofe  angelegten,  mit  jablreicpen  @e« 
bilfen  bearbeiteten  2Berfc  «The  native  races  of  the 
Pacific  States»  (5  33be.,  SReuport  1875)  unb  «His- 
tory of  the  Pacific  States»  (34  33be.,  San  Francisco 
1883—91).  SllS  ftortfeUung  bienen  bie  «Chronicles 
of  the  builders  of  the  Commonwealth»  (San  5ran* 
ciSco  feit  1891).  gerner  ju  ermdbnen  ftnb  «Resour- 
ces and  development  of  Mexico»  (1893)  unb  «Book 
of  the  fair»  (1894;  bie  Gbicagoer  SBeltauSftellung 
bebanbe(nb). 

^nitcroft  Verträge,  bie  SSertTdfle,  melcbe  bie 
bereinigten  Staaten  Don  SImerila  burcp  ipren  @e» 
fanbten  33ancroft  mit  bem  9corbbeutfd?en  33unbe 
unb  ben  fübbeutfefeen  Staaten  über  bie  med) felf eilige 
Slnerfcnnung  ber  Don  beutfdjcn  2lu*roanbcrern  m 
Omenta  ober  oon  Mmerilanem  in  Seutfcblanb  er« 
tvorbenen  Nationalität  1868  unb  1869  abfcploffen. 
Slngebörige  bes  einen  Staatsgebietes,  melcbe  in  bem 
anbern  Staatsgebiet  naturaliftert  ftnb  unb  ficb  bort 
ununterbroepen  5  $abxt  lang  aufgebalten  baben, 
follen  aueb  Don  jenen  Staaten  als  ÄngcbBrige  biefeS 
anbern  Staatsgebietes  angefeben  merben.  flebrt 
aber  ber  fo  Dlaturalifierte  in  fein  urfprünglidjcS 
3taterlanb  jurüd  obne  bie  Slbfidjt,  nad)  bem  an= 
bem  Staatsgebiet  jurüdjulebren  (maS  bei  jweijdbrv 
gern  3lufentbalt  als  üorpanben  angefeben  merben 
rann),  fo  foll  er  als  auf  bie  Sidturalifation  in 
jenem  Staatsgebiet  Derjidjtenb  angefeben  merben. 

Saab,  in  ber  Söebcrci,  f.  93anbfabrifation;  in 
ber9lnatomie,f.  33änbcr.  —  3nberärcpiteltur 
beifet  33.  em  aus  einer  SBanbfläcpe,  namentlich  ber 
©ebäubefacabe,  beroortretenbeS,  ftreifenartig  unb 
borijontal  oerlaufenbeS  ©lieb  Don  reebteefigem 
Querfrtnitt  (f.  beiftebenbe  gigur).  GS  finbet  fiep  an 
©efimfen,  aber  aueb  auf  Säulcnfcbäften  als  33inbe. 
—  Gin  fliegenbeS  33.,  Sprucbbanb,  9tad)bil-- 
bung  eines  Derfcplungenen ,  ge- 
webten 33.,  mirb  oft  ornamental 
in  ber  SJlaftif  unb  Malerei  jur 
Äufnabme  einer  3nfd)rift  »er 
menbet.  —  3n  ber  3tmmertunft 
nennt  man  93.  ein  in  fdjrägcr 
9Ud)tung  jur  Unterftütuing  ober 
33erbinbung  jweier  parallel  ober  im  SUinfel  ;u  ein: 
anber  liegenber  ööljer  mit  bieien  DerbunbeneS  Stüd 
Cangbolj.  flreujen  fid)  JtDei  33. ,  fo  nennt  man  fie 
r  e  u  j  b  a  n  b.  33ei  ftaebwert  (f.  b.)  wirb  biefe  3kr* 
binbungSart  Diel  DeTWenbct.  —  33eim  93efd)lag  an 


Jbüren,  Senftern  u.  f.  u>.  nennt  man  baS  93.  jenen 
meifttn^cctall  gebilbetenJeil,  ber  ficb  in  bcnSngelu 
(f.  b.)  bemegt  unb  zugleich  bie  Gdoerbinbungen  bcr 


Alügel  jufammenbält  (Sdjarnierbanb  unb 
ffiinfelbanb).  3"  ber  ©otil  unb  ben  f olgenbeu 
Stilen  würbe  biefe  31rt  93.  meift  auS  Scptmebccifcu 


gebilbet  unb  reich  Derjiert  3tud)  neuerbingS  bat  mau 
biefe  gorm  ber  93.  mclfacp  roieber  aufgenommen. 

nb a,  frübereSlUgemeinbejeicbnung  für33las= 
unb  Scblagmufifcböre,  entfprecpenb  ber  fog.  3ani= 
tfcbarenmufit  (f.  b.).  3"  Italien  beifeen  ftäbtifepe 
unb  aRilitärlapellen  33.  (B.  civica,  militare). 
«Mb«,  ^nfeln ,  f.  33anbai3nfeln. 


35ars33anba,  fianbfebaft  ber  3l\am- 
^Riarn  im  mittlem  Stfrifa,  imSSD.  üonSBabaiunb 
5)ar-9lunga,  baS  mabrfcbeinlicpe  Guellgcbiet  be» 
Stbari  unb  ber  3uflüf»e  jum  Uelle  (f.  Äar te :  $i  q  u  a » 
torialafrifa,  beim  Slrtifel  Mfrila). 

*änbo.  1)  Tiftrift  in  ber  Xiiuucu  Slllababab 
ber  inbobrit.  Sieutenant:©ouvemeurfcbaft  ber  92orb< 
»eftproninjen,  jroifcben  24°  53  V  unb  25°  55'  nörbl. 
33r.  unb  jmifdjen  80°  2»/«'  unb  81°  36  V  öftl.  £. 
von  ©reenmiep,  gren}t  im  %  unb  910.  an  bie 
Ü)fcbamna,  im  0.  an  ben  Snftriit  SlUababab,  im 
SD.  unb  S.  an  bie  3}afallenftaaten  ^Janna,  2fd?ar= 
läri  unb  SReroa,  im  SB.  an  ben  $lufe  Äen,  ben 
ftrilt  £>amirpur  unb  ben  93afallen|taat  ©auribar,  bat 
7925 qkm  unb  (1891)  705832  6.,  barunter  664679 
Öinbu,  40662  ÜHobammebaner,  284  5)fcbain,  74 
Gbriften,  49  Silb.  Unter  ben  feinbu  ftnb  fepr  jabl= 
reieb  bie  33rabmancn  (gegen  110000),  bie  mit  etwa 
60000  Slabfcpputen  ben  fjauptftamm  ber  Canbbauer 
bilben.  2)aS  anmutig  mecbfelnbe  ©eldnbe  beS  £>i* 

§riltS  ffillt  »om  centralinb.  iafellanbc  unb  üon  ben 
Binbbjabcrgen  im  SD.  ab  jur  Sfcbamna  unb  jum 
Ken  im  %  unb  3B.  3>en  böhem,  fübl.  Seil  bilben  K 
walbete  ©neidberge,  teils  maffiue  ©efebiebe,  teils 
mblrcicpe,  bureb  tiefe  Scplucbtcn  getrennte  5elS= 
blöde  unb  Ginjelfelfcn,  beren  böcbfte  ©tpfel  fiep  bis 
ju  400m  ü.  b.  9)1.  erbeben;  Diele  33äcpe  unb glüffe 
jjertlüftcn  biefcS  33erglanb,  boeb  oerftegen  fte,  mit 
ilusnabme  beS  Ken,  mabrenb  ber  trodnen  ültonate. 
ffieitcr  nörblid?  bebnt  ftcb  eine  luellige  Gbene,  bie 
in  ^erraffen  jum  Sbale  ber  ^fdjamna  abfällt.  Sie 
für  baS  93erglanb  fo  ebaraftcriftifepen  gelSblßde 
finben  ftcb  auep  bier,  nebmen  aber  jur  $)fdbamna 
bin  an  ©röjje  unb  3abl  ab.  2>ie  Gbene,  ber  frucbt= 
barfte  Jeil  beS  DijtriftS  33.,  mit  fcproarjem,  feljr 
ergiebigem  93obcn,  Derbreitert  ficb  nach  SB.  (am 
breiteften  ift  fie  bei  ber  Stabt  93.);  nad?  Dftcn  b»" 
mirbjte  allmäblicb  febmäler,  bis  fie  fiep  am  Tvuk 
ber  SBinbbjaberge  verliert,  ^acb  ber  Ifd)amna 
bin  finben  fiep  fumpfige,  jum  Seil  mit  Unterpol  j 
beftanbene  Strecicn.  SDte  Jlüffc  ftrömen  in  tief  auS: 
gejebnittenen  breiten  93ettcn,  fo  bafe  fie  bie  Ufer  niebt 
überflutm;  nur  bie  Sfcpamna  überfebtoemmt  unb 
befmebtet  ihr  eigenes  Sbal. 

5)er  SJiftrilt  ift  mäßig  beroalbet;  jablreicb  ftnb 
Antilopen  (baruntcr  bcr  s)iilgau  ober  bie  meifefüfügc 
3lntilope,  Portax  pictus  Pallas),  SBilbfcproeine, 
Gbelwilb,  ü2coparben  unb  Spänen,  auch  Schlan- 
gen (oft  jobeSfällc  burd)  biefe) ,  feiten  Higer.  Sic 
mittlere  Temperatur  beträgt  im  <jebruar  16*/,0  C, 
im  9)tai  35,5°  C.  $n  ber  lältcrn  ^aprcSjeit  ift 
groft  febr  feiten ,  anbcrerfeitS  fteigert  ficb  im  9Wai 
u.  f.  xo.  bie  Jöitje  oft  aufierorbcntlid).  Sie  Mtmo= 
fpbäre  ift  äu|er|"t  rein ,  9tebcl  unb  Staub  finb  faft 
unbefannt,  Suftfpiegelungen  bäufig.  3ür  Gingebo« 
rene  ift  baS  Klima  gefunb,  Guropäer  leiben  oft  an 


Digitized  by  Google 


59anbad)nt  —  Saiibanabrucf 


337 


fiebern,  befonberi  (oon  fluauft  bi*  Slovcmber)  am 
lUalariafiebcr, melcbc*  »mci  Trittel  aller  Jobeefällc 
herbeiführt.  W\t  bem  flderbau  fleht  e*  in  SB.  jroar 
beffcr  al*  im  übrigen  SBunbeltbanb,  bod)  finb  auch 
biet  bie  SBerbältnijfe  meit  bavon  entfernt,  aflnfttg 
ju  fein.  Die  in  ärmlichen  fiütten  lebenben  dauern 
unb  tief  verfcbulbet  unb  habet  ganj  apatbifdje  371 en • 
fd>en,  bie  ßrnten  merben  oft  burdj  3"Ml™fra& 
ucrmüftet.  ftaupteTjeugniffe  be*  Sanbbaued  finb 
&teijen,  J&ülfcnfrüdjte,  6irfe,  SBaumroolIe,  gladj* 
unb  $anf ,  ßlfaat;  iRei*  unb  Opium  werben  nur 
roenig  probuucrt.  ©emerbe  unb  jjanbel  finb  gering. 
f>auptauefubrmaren  finb  S8aummoUe,3lad)*,  &üU 
fenfrfldjte,  £irfe,  SBeuen  u.  f.  m.  unb  SBam.hu*;  bie 
SBänba:S8aummoUe  ift  im  v> anbei  gut  befannt; 
öaupteinfubrmaren  fmb  SRei*,  3"<fct»  Xabtl.  Ten 
|>auptvertcbr*roeg  bilbet  bie  Tfdmmna;  Strafecu 
aiebt  e*  nur  wenige  unb  von  fdjlecbter  S9cfd?affcn* 
nett.  Än  eifenbabnen  befifct  So.  75  km  Strede  ber 
Tfcbabalpur=3lbjmeigung  ber  eaft^nbian  iRailmab. 

©efcbic&te.  SB.  bilbet  gefebiebtlicb  einen  Seil 
bei  ©ebiete*  SBunbelfbanb,  beffen  Ureinmobner,  bie 
©onb,  von  ben  Ariern  unterworfen  mürben.  Seine 
©cfdjicbte  fällt  bi*  1819  mit  ber  Don  SBunbellbanb 
(f.  b.)  |ufammen.  Anfang  be*  19.  Sabrb.  mürbe 
iöunbeltbanb  von  ben  eugläubern  untermorfen; 
IB.  bilbete  einen  Seil  biefe*  brit.  ©ebiete* ,  bi*  e* 
1819  unter  bem  Dlamen  Süb= SBunbellbanb  bavon 
getrennt  mürbe;  fpdtcr  mürbe  biefer  neu  gebilbetc 
Tiftritt  nad)  ber  äauptftabt  SB.  genannt.  Unter 
ber  brit.  &errfd?aft  erbolte  iieb  SB.  von  ben  folgen 
ber  mabrattifeben  ÜRifennrtfcbaft  niebt  unb  beteiligte 
ficb  Iräftig  an  bem  1857er  9Xufftaube.  Seit  jener  3eit 
mürben  ©teuer:  unb  fon|"tige  ^Reformen  eingeführt. 

2)  $auptftabt  be*  Tiftrift*  SB.,  25°  28'/,'  uörbl. 
SBr.,  88°  221/«'  ö|tl.  2.,  auf  melltgcr  ebene,  l,o  km 
öftlid)  com  reefcten  Äenufer,  153  km  fübtocftlicb  von 
SÜlababab,  ift  eine  neuere  Stabt,  bie  ihre  SBcbeutung 
juerft  ihrer  eigenfdmft  al*  fRcfitoen»  be*  Waromab 
CJtabob)  von  SB.,  fpäter  ibrer  £agc  al*  2J(ittelpuntt 
be*  SBaummollbanbcl*  verbantte.  811*  nad)  Unter: 
brüdung  be*  1857er  SHufftanbe*  ber  Wamroab  ent* 
femt  mürbe,  nabm  SB.  admäblid?  an  SBebeutung 
unb  SBevöllerung  ab;  SB.  batte  1853:  42411, 1881: 
28974,  1891:  23071  6.  (barunter  16502  fiitiblt, 
6264  SRobammebaner).  SB.,  eine  meitläufige,  fdjlcAt 
gebaute  Stabt,  bat  reine  unb  breite  Straften,  161 
•binbutcmpel,  66  9Jtofd?een,  5  Tfcbaintempel  fomic 
oiele  5Ruincn  von  'ißaläftcn  unb  ©rabmälern.  Ta* 
SRilitärfantonnement  liegt  l1/,  km  von  ber  Stabt, 
an  ber  Strafee  nach  ftatibpur. 

©anbörfjat,  f.  Slcbat.  [banb. 

©onbagc  (frg.,  fpr.  -babfdj),  f.  SBinbe  unb  Sßer= 

Oanbaacttfaftenr  f.  iDcebi^in-  unb  SBanbagen^ 
faften  unb  iafel:  SanitätSmcfen,  §ig.4. 

©flnb«gift(frj.,fpr.-bafd)ift),berSBerfertigervon 
SBanbagen,  SBrud?bfinbern  u.  a.  d)irurg.  Apparaten. 

©anba  ^ufcln,  ein  Heiner,  in  ber  SBanbafee 
jmifdjen  3°  50*  unb  4°  40'  fübl.  SBr.  gelegener,  3U 
ben  5)iolulfen  gebörenber  «rdiipel,  ber  mit  ben 
3nfeln  Saru,  ©eramlaut  unb  @oram  eine  ju  ber 
nieberldnb.^oftinb.  ^eftbentiAaft  «mboina  ge= 
börenbe  ?lffiftentrefibentf(baft  bilbet  (f.fiarte:  SWa« 
laiifcber  9trd)ipcl).  GrentbÄltbicbeibenftaupt^ 
infein  fiontor  ober  ©rofc^Banba  unb  9?civa, 
bdufig  aud)  nur  SBanba  genannt,  f  omie  bie  lleinern, 
teilroeife  unbemobnten  9hm,  31  i,  Mofengain, 
®  u  n  u  n  g « ?l  p  i  u.  a.,  mit  ftufammen  44  qkm.  ?(l(e 
befteben  aui  vulfanifd;em  ©eftein,  erbeben  fid)  teil 

«ro(f(,flu«'  Uont»rrfoHon*:fif|iron.   14.  «ufl.  «  *.  II. 


meife  febr  bod\  babeu  ein  fteil  unb  f*rofi  abfallenbeä 
Ufer,  fmb  aber  mit  bem  fdönjten  unb  iippigften 
©rün  bobedt.  Grbbeben  fommen  bflufig  vor  unb 
haben  nid?t  feiten  grofee  SBermüftungen  angeridjtet; 
eins  ber  beftigften  mar  1852,  mo  bie  Prbe  von  9bv. 
b\i  3an.  1853  nid^t  jur  Siube  (am.  Xer  böcbfte 
SBultan  ift  ber  ©ununa|3(pi  (671  m)  auf  ber  ßteiaV 
namigen  3nfel.  Xie  ^auna  ber  SB.  ift  febr  arm, 
namentlich  an  ©irbeltieren.  giebt  aufeer  einigen 
^Iebermau^arten  feine  Säugetiere  unb  aueb  meniger 
Üögelarten  alä  anberöroo  in  ben  SRolulten.  Tie 
Alora  ift  gleidjfalld  niebt  febr  reid)  an  Slrten.  Söidi- 
tigfte  Äulturppanjen  finb  ber  ÜJhi*fatnufebaum,  bie 
olgebenbe  Banane,  bie  itofcv-  unb  Sagopalme. 
Tic  SBevölterung  beftebt  auä  etroa  500  jumeift  ein= 
geborenen  ßuropdem  unb  SDlifd^lingen  von  tfuro; 
pciern  mit  Malaien,  7000  gr&fitenteilä  von  ein« 
geführten  Stlaven  au$  allen  ©egenben  bei  ^nbi- 
fd?en  i'lrcb ipcl-s  abftammenben,  meiftend  ebenfalls 
chriftl.  Eingeborenen,  150  Sbinefen  unb  menigen 
3(rabern,  im  ganaen  etma  8000  Äöpfen,  b.  1. 182 
auf  1  qkm.  $auptort  ift  bie  an  ber  Sübliifte  von 
9ieira  gelegene  S  t  a  b  t  SB  a  n  b  a ,  Sit)  ber  niebcrldnb. 
SBebörben,  mit  greib^afen,  jmei  %oxti,  prot.  Äird?e, 
Schule,  iRegierungSmagajinen  u.  f.  m. 

Tie  SB.  mürben  1511  von  ben  Sßortugiefen  unter 
Antonio  be  Stbreum  entbedt.  Später  (1521)  tnupf; 
ten  biefelben  bort  unter  ©arcia  £>fnrique8  unb 
Slntonio  ba  SBrito  öanbelsbejiebungen  an.  3bncn 
folgten  bie  $ollänber  (1599)  unter  3-  »an  iöecinSfert 
unb  3B.  van  SBarmpf.  Tie  eriuorbung  ibred  9b: 
miralS  Sßerboeff  mit  30  feiner  ÜJcannfdjaft  (1609) 
gab  ben  ftollänbem  bie  SBeranlaffung,  bie  urfprüng-» 
liebe,  Ticb  auf  15000  Seelen  belaufenbe,  auä  :»U 
füren  beftebenbc  SBevöKerung  biefer  ^vfeln  fpftema^ 
tifd)  auszurotten.  !Racbbem  1657  )eber  SDiberftanb 
niebergemorfen  mar,  mürbe  ber  meitau«  gr&fete  Xeil 
ber  Wuefalnufebäume  au«gerottet,  bamit  ber  %xt\i 
biefed  vonberCftinbifcbeneompaguiemonopoUrters 
ten  StrtifelS  bureb  gröfeere  3ufubr  niebt  ju  febr  berab- 
gebrüdt  mürbe,  ^nfolge  ber  SUufbehung  ber  ®fla^ 
vmi  in  9lieberlänbifd):3nbien(l.yan.  1860)  gerieten 
bie  mirtfd;aftlid;en  SBerb&ltniffe  in  grofee  SBcrmir- 
rung;  bodj  bat  ficb  feitbem  ber  SBoblftanb  mieber 
gehoben.  1864  mürbe  ba*  diegierungämonopol  ber 
©emtnnung  unb  bei  Verlauf«  ber  SDtuefatnüffe 
aufgehoben.  —  SBgl.  ^acobfen,  JReife  in  bie  3nfel= 
tuelt  bei  SBanbameere«  (SBerl.  1896). 

»aubalge»,  f.  Te*mibiaceen. 

«anbama ,  $lu|  ber  fran|.  5?olonie  Glfenbein= 
tage  (f.  b.). 

löanbanabrutf ,  SBanbana§bv ud,  SBan^ 
banenbrud,  ein  SBerfabrcn  be*  3'Wflbrud*  (f.  b.), 
ba*  nach  bem  Sßorbilbe  ber  feit  langer  Beit  im 
Orient  üblichen  .^erftellungdmeife  meiner  dufter 
auf  gefärbten  3cugen  angcivenbet  rcirb  unb  barin 
beftebt,  bafe  bie  Stellen  be*  3eug*,  melebe  bie  Sarbe 
nicht  annehmen  f ollen,  vor  bem  einbringen  m  bie 
Jarbbrübe  mit  Schnüren  feft  }ufammengebunben 
unb  nachher  geprefet  merben.  SBon  biefer  primitiven 
2)cethobe  unterfcheibet  fid)  ba*  neuere,  bie  ÜRad)» 
ahmung  ber  berühmten  oftinb.  SBanbana*tücher 
beimedenbc  Sßerfabrcn  baburd),  bafe  meifee  ober 
hellfarbige  3)lufter  auf  bunllcm,  meift  türtifefr 
rotem  ©runbe  burd)  ftellenmeife  3«rftörung  bc* 
garbftoff*  mittel*  bletcbenb  mirtenber  3tgenticn  be^ 
vorgebracht  merben.  ©emöbnlid?  mirb  ber  Stoff  in 
10— 14fadjerSage  jmifeben  jmei  genau  fidi  bedenbe 
vBleiplatten  gelegt,  bie  an  beftimmten  Stellen,  ben 

22 


Digitized  by  Google 


33* 


Stanbaiinog  —  Bande  noire 


fatblojen  «teilen  be->  i'Iuüer*  entiprcdicub,  mit 
fünften  ober  Sinien  burebbobrt  ober  burchfdmittcu 
finb.  .IN  an  prefrt  bic  platten  unter  einer  bpbrau 
lifeben  treffe  ftart  gegeneinanber  unb  läftt  bann 
eine  mit  Sdjwefelfäurc  angefeuerte  £öfung  oon 
Eblorfalt  binburebfidern ,  wobureb  ber  #arb|toff  in 
ben  freilicgenben  Partien  jerftört  unb  ein  fdjarf 
abgegrenjtc*  »weifte*  Stuftet  erjeugt  wirb.  33eban= 
beft  man  bie  weiften  Stellen  mit  Sd?wefelifiure  unb 
l'alpeterfaurem  93lei,  fo  entitebt  fcbwefelfaurc*  93lei, 
baä  bureb  djromfaurc*  Äalitim  orangene,  gelbe  unb 
grüne  Nuancen  liefert. 

ttanbanno*,  f.  ftoularb*.  $n  ber  urfotuna« 
lieben  33cbeutung  bejeiefenet  ba*  Söort  oftinbifebe 
farbig  gemufterte  ©ewebe  au*  93aftfafergefpiuiten 
ober  Baumwolle. 

*anba=Cricntnl,  f.  Urugua»  (©e|dnd>te). 

»anbar,  inb.  Stabt,  f.  ÜRafulipatam. 

©anbar=*Uuta,  f.  öalule. 

Söanbafcc,  f.  93anba'$nfeln  unb  Stiller  Ccean. 

©anbafeifc,  veraltete  93ejeid>mmg  ber  Oon  ben 
^anba-^nfeln  importierten  ÜUuetatbuttet  (f.  b.). 

Sanbaffel,  £uea*fcbc,  f.  Saufenbfüfter  unb 
£afel:  Spinnentiere  unb  Jaufenbfflfter  II, 

üBanbfcremfe,  f.  93remfen.  [fig.  10. 

anbc,  f.  iöanben  unb  Komplott. 

S3anbc,  beim  33illarb,  f.  b. 

Bande(frj.,fpr.bangb),in  beröeralbif,i.93alfen. 

$3anbctra,  Sä  ba,  f.  Sa  ba  93anbeira. 

«anbeifen,  ftladieifcn,  Weif  «Heil,  eine 
©attung  ber  ocrfdjiebencu,  oon  ben  5öaljmertcn 

{ielieferteu  SBalteifen  (f.  b.),  mit  reebtedigem  Cucr- 
dmitt,  finbet  (einer  jyorm  entfprecbcnbe  9krwen: 
bung  bei  Eifenfonftrutttonen  (prüden,  Sädjer),  im 
Waggonbau,  Schiffbau,  in  ber  93öttcbcrct  (al* 
^aftretfen),  ber  SaMofferei  u.  f.  w.  Sa*  Material 
i|t  feiner  3ufammenfcl»ung  nach  jähe*  Schweift: 
eilen  (f.  t>.),  feltener  Scbroci&ftabl;  im  lejttern  £alle 
beißt  ba*  jabrilat  53anbftabl. 

©anbei,  Ernft  oon,  93ilbbauer,  geb.  17.  üJtai 
1800  ju  Hn*bacb,  bei  nebte  bie  Äunftafabemie  ui 
München.  Wacbbcm  er  Herauf  mebrere  ^abre  in 
Dürnberg  unb  5Hom  gearbeitet,  febrte  er  nach  *ötün= 
d?en  jurüd,  wo  er  fidj  tmuptfäcblich  mit  ^orträtbüften 
befdjäftigte.  95.  wanbte  fid>  1834  nach  Berlin  unb 
nod)  in  bemjelben  3abjc  nach,  ftannooer,  wo  er, 
auftcr  oerfebtebenen  Arbeiten  jur  StuSfcbmüdung 
be*  fönigl.  Schlöffe*  unb  für  Kirchen,  ba*  ©ipe= 
mobell  jur  Statue  König  2Bilbelm*  IV.  (für  ©öt= 
tingen)  unb  ba*  ju  einer  Äolofialftatue  .fwrmann* 
be*  Ebenster*  fertigte.  Anfang  1838  fiebeltc  er 
nach  Setmolb  über  unb  arbeitete  bort  an  bem  Unter 
bau  ju  bem  letztgenannten  Senfmal.  Mehr  al* 
20  $abrc  betrieb  ber  Äünftler  nun  in  Hannover  oer^ 

fieblidb  bie  Äufricbrung  ber  Statue  felbft,  fo  baft  ibm 
cblieftlicb  nichts  übrigblieb,  al*  bie  Arbeit  felbft 
mit  Slufopferung  feine*  Vermögen*  weiter  fortju= 
führen,  bi*  ibm  1871  au*  9teieb*mitteln  10000  Sblr. 
bewilligt  würben,  »m  16.  ?lug.  1875  erfolgte  bie 
Enthüllung  be*  öermann*benfmal*  (f.  b.);  al*  9Je- 
lobnung  erhielt  93.  oom  Äaifer  Wilhelm  I.  ein  ^abr- 
gebalt  oon  12000  SW.  9ion  feinen  übrigen  9Berfen, 
welcbc  er  in  $etmolb  unb  .^annooer  ausführte,  ftnb 
noeh  ju  nennen:  Slmor  unb  Wod>c,  93enu*,  ^  im ■ 
nelba,  ein  Jauffteiu  für  bie  ^etrilircbe  in  öamburg^ 
unb  bie  Stanbbilber  oon  Sbafeipcarc  unb  ©olbom 
für  ba*  Theater  ju  öannooer.  33.  ftarb  25.  Sept. 
1876  ju  ?leubegg  bei  Tonauwörtb.  —  2*al.  >>evm. 
Sdjmibt,  Emft  oon  93.  (ttannoo.  1892). 


©nubelicr  (fi -j.  bandouliti e),  ein  breite,  lebcr 
ue*  2Bebrgcbängc,  an  bem  im  15.  unb  16.  3abrf>. 
sUuloertafebe,  i'unte,Äraut  unb  Üot  getragen  würben. 
Später  würben  eine  3Injabl  Patronen  in  befonberu 
Öülien  am  93.  befeftigt,  wie  e*  bei  oen'cbiebenen 
Orient.  93&l(eru  uod>  icht  93raucb  ift;  feit  Enbe  be* 
16.  3ahrb.  legte  mau  bie  Patronen  in  einen  am  93. 
bef eftigten  leberneu  Äaften,  @artoucbe  genannt. 
,  viii  allgemeinen  wirb  ba*  einfädle  93.  oon  ber  Unten 
Sdjulter  nadj  ber  rechten  öüfte  getragen.  9$on  93e= 
ginn  be*  18.  bi*  jur  ÜWüte  be*  19.  X\\^\b.  würbe 
oon  ber  Infanterie  ba*  boppelte  ober  Kreujbanbe: 
Ii  er  getragen,  an  bem  ^atronentafdje  unb  Seiten^ 
gewebr  befeftigt  waren;  biefe,  bie  93ruit  be*  Wanne* 
beengenbe  Tragweite  würbe  jebod?  aUmobl ut  burd) 
bie  neuere  Sorm  be*  Seberjeuge*  erfetjt. 

ftäitbclterrcircr,  f.  Mrlcbufiere. 

©anbei fanb,  f.  93unbel(banb. 

Oanbetto,  9Ratteo,  Hat  9Joocllenbidjter,  geb. 
gegen  1480  ju  Gaftelnuooo  in  <|Siemont,  trat  in  ben 
Sominifanerorben  unb  gehörte  bem  Klofter  Sta. 
OTaria  belle  ©rajie  in  ÜÄailanb  an,  lebte  aber  an 
oerfebiebenen  ööfen,  fo  bei  ^Pirro  ©onj^aga  in  @aj= 
juolo,  beffen  Tochter  v nere.iia  er  untern<btete.  1525 
oerbrannten  bie  Spanier  fein  &au§  in  üDtailanb; 
er  floh  unb  folgte  (Jefare  Sregofo  nadj  ^ranfreich. 
1550  machte  ihn  öeinridj  ÖL  jum  93ifd)of  oon  ?Igen 
(bi*1555).  1561  lebte  er  nod).  2)rei93änbe  «Novelle», 
oielfrüberabgefaftt,erfcbienenCucca  1554;  einoierter 
folgte  5oon  1573.  3"«  (janjen  ftnb  e*2 14  ©efebiebten. 
sJlacbldiüg  in  ber  Sprache,  crjclblt  93.  breit,  oft  feiebt 
unb  fdjlüpfrig.  3Po  er  mirllicbe  93orfommniffe,  be= 
fonber*  f urj  oergangeue  barftellt,  entwirft  er  leben: 
bige  Scbilberungen  ber  laren  Sitten  jener  3eit.  Er 
würbe  oielfad)  bie  Cuelle  für  ^ooelliften  (befonber* 
franjöftfcbe  unb  beutfd  e  be*  16.  unb  17. 3abrb.)  unb 
§ramatifer,  mittelbar  auch  für  Sbatefpeare.  Wach 
mebrern  oerftümmelteu  erfebienen  oollftÄnbige  3(u*= 
gaben  (4  93be.,  2onb.  1740;  9  93be.,  ebb.  1791—93; 
9  93be.,  9RaiL  1813—14;  4  93be.,  lurin  1853).  55ie 
9ierbeutfcbung  oon  Slbrian  (3  93be.,  ^ranlf.  1818 
—19)  giebt  nur  ba*  llnanftöftigc;  eine  3lu*wabl 
beutfeb  in  31.  Äeller*  «3tal.  ^ooellenfdratjn,  93b.  3 
u.  4.  93.  febrieb  auch  »Canti  delle  lodi  della  S. 
Lucrezia  Gonzaga»  (1545),  beute  feiten,  «Kirne» 
(bg.  oon  ßofta,  *urin  1816)  unb  eine  Wacbabmung 
oonduripibe*'  «J&elabe»  (bß.  oon  ü)lanji,9lom  1813). 

—  93gl.  Öanbau,  93eitrclge  jur  ©efdiicbte  ber  ital. 
9?ooelle  (ffiien  1875). 

©anben,  im  Mittelalter  »aufen  oon  9Wiet*= 
truppen,  bic  für  jebe  Sadje  fochten  unb  bei  Webt* 
bejablung  ba*  fianb  plünbernb  unb  fengenb  burcb: 
jogen.  Sie  traten  juerft  mäbrenb  ber  engl.-franj. 
.Hricgc  im  12.  jtabrb.  auf ,  erfebienen  aber  auch  in 
Italien  unb  ^eutfcblanb.  Briefe  93.  waren  eine 
©eiftel  Italien*  unb  namentlieb  ^rantreidb*  im 
14.  unb  15.  3abrb.  Erft  Äarl  VII.  oon  ^ranfreieb 
brad?  bie  Wacht  ber  93.  (S.  Sölbner  unb  Bandes 
franqaises.) 

©anben,  in  ber  9ieit fünft  bie  SiMnbe  ge- 
icbloiiener  ober  auch  bie  gebaebte93egrenjung  offener 
iReitbahnen.  Sie  93.  gefcbloffener  93abnen  fmb  mit 
93rettern  belegt  unb  nach  auften  geneigt,  um  ba* 
Jlnbrüden  be*  Weiter*  an  bie  5öanb  ju  oermeiben. 

—  über  bie  93.  beim  93illarb  f.  b. 
©anbenbiebftoW,  f.  Sicbftabl. 

Bande  noire  (fpr.  baugb  nöabr,  b.  i.  febWarje 
93anbe),  in  ber  erften  Jranjöfiicben  SHeoolution  unb 
WÄhrenb  ber  Weftauration  ©efellfcbaften  oon  Äapi» 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


DIE  BÄNDER 


' .  ..-chtnki:c(hfn*ar.<t 


Pi.«.tf'T  sur.<hcn 
l!*r.'.-,r;,l  und 
>!iUtihar.d 


Seiten' under  de; 
t:r.f/t  r 


Har.dMrselbar.dt ' 


Http*  etband  

Innertj  Seitenbcnd  ■ 


Gi'i'i  r.\,  f.  •  •  4 


V<tut'Z 


2.  Äufoere  Blinder  des  linken  Kulegeleuk« 


Ziri.*chcnti'irlc'Mori)tl 


pptr. 


Har.duppnrat  «ir 


Vordere*  Langt- 
/■und  d.  WirbcUäulr 


'.>.  Binder  des  obern  Teils  der  Wirbelsäule. 


Urei  Langtband 


0.  Bänder  den  K ■  >j.i 1<- tj k« ,  \.>u  iuueu. 


Kreutbein- 
flÜftbeinbändtr 


Sttuhtt- 
i\reu;brtnU<lMd 


Sthnentthridv 
des  grnfsen  . 
Lvnd4snmu*lul.\ 


Ml.'t!« t-  : 


Hrockhau»'  Konversation«  -  Lexikon.    14.  Aull. 


Digitized  by  Google 


!B  DES  MENSCHEN. 


i  Innere  Itamler  des  Unken  Kalfgetalkl 
von  vorn. 


Digitized  by  Google 


33aitbenjcf)imiggel  —  öanbfubrifatioii 


339 


taliften  unb  Siauunternebmern ,  welche  bie  als 
Wationaleigentum  in  33efd?lag  genommenen  geifr 
lieben  ©üter,  bie  33efibungen  ber  Emigrierten  fowie 
bie  burd)  Aufbebung  ber  tfibeifommiüe  unb  ÜNajo» 
rate  jum  Verlauf  gesellten  ©ebäube  an  fid?  brachten 
unb  meift  bie  alten,  oft  gefcbicbtlidj  mertmürbigen 
5öaulid)tetten  rüdfidjtSloS  abbrechen  Heften. 

fBattbenfcfimuggel.  3iknnbrei  obermebr^er; 
fönen  ju  gemeinfcbaftlicber  Ausübung  einer  Konter-- 
banbe  ober  einer  Tefraubation  ftcb  wrbunben  haben, 
fo  wirb  bie  Strafe  ffir  bie  gemeinfebaftlid)  auSge* 
führten  SJergeben  (33.)  gegen  ben  Anführer  burd? 
eine  JreiheitSftrafe  rwn  3  bis  6  2Ronaten,  gegen 
jeben  ber  übrigen  Teilnehmer  burd)  eine  folebe  bis 
ju  3  ÜJtonaten  uerf ebdrft ;  unb  wenn  ber  93.  unter 
bem  Sdjufc  einer  93erftcberung  oerübt  wirb,  ift  jene 
Strafe  mit  greibritSftrafe  üon  8  OTonaten  bis  ju 
1  3ab.r  unb  t?on  4  bis  gu  6  3Jlonaten  ju  Wt* 
febdrfen.  TeutfdjeS  9ierein^3ollaeieft  vorn  l.^uli 
1869,  §§.  146  unb  147.  —  Sgl.  2öbc.  TaS  beutfdjc 
3olliWred?t  (»tri.  1881). 

Sauber  (Ligamenta),  in  ber  Anatomie  hdu- 
tiae  ober  febmge  ©ebilbe,  welche  namentlich  bie 
gegenieitige  93erbiubung  ber  Knochen  unb  Knorpel 
vermitteln,  fie  ancinanber  befeftigen  unb  ihnen  ge- 
ftatten,  fieb,  in  beftimmten  Dichtungen  balb  mehr, 
balb  weniger  frei  ancinanber  bin  unb  ber  ju  bewegen. 
Tic  Cebrc  bauon  bci&t  33dnbcr  lehre  ober  Spn  = 
beSmologie.  Sie  SB.  befteben  au*  iehniaen,  gelb= 
liebmeiften,  oft  fiUvr^lAujenbentfaferbflnbeln,  welche 
eine  geringe  t^lafticität  befi^en,  baber  nur  langfam 
ftcb  auSbebucn  lafjeu,  rodbrenb  fie  bei  plöfclicher 
ftarter  Ausdehnung  leicht  u'rreifccn.  Qhrc  33ern>en- 
bung  für  ben  iTlechani-Mtui*  ber  ©elente  ift  febr  »er* 
iebieben.  lintroeber  heften  ite  als  platte,  banbartiae 
Streifen  gewiffe  Knochen  feft  aneinanber,  ober  fie 
bienen  ber  Abfcblie&ung  ber  ©elcnfböblc,  inbem  fte 
als  folibe  Sdde  (fog.  Kapfclbdnbcv,  ligamenta 
capsularia)  bie  ©elentenben  jweier  benachbarter 
Knochen  miteinanber  nerbinben,  ben  ftöhjenraum 
ber  ©elente  (f.  b.)  beftimmen  unb  auf  ihrer  innero 
^Idcbc  bie  fog.  Sonomalhaut  trafen,  welche  bie  0e= 
lentfläcben  mit  einer  jdhen,  eiwetfeartigen  ftlüfftg- 
feit,  ber  ©clentiebmiere  ober  Spnooia,  ju  oerfeben 
bat;  anbere  33.  ftreifen  außerhalb  beS  ©elentraumS 
in  oerfchiebenen  Dichtungen  über  bie  ©elenttapfcl 
hinweg,  teils  jur  93erftdrtung  ber  ©elentnerbinbung 
(fog.  ©ilfSbdnber,  ligamenta  accessoria),  teils 
um  bie33eweglicbfeitbeS©elentS  in  einer  beftimmten 
Dichtung  ju  beftbrdnten.  ©eroiffe  93.  bienen  auch 
jahlreichen  OTuSteln  als  AnbeftungSpuntt,  wie 
namentlich  bie  fog.  3* ifchentnochenbdnber 
(ligamenta  interossea)  beS  33orberarmS  unb  beS 
Unterfd?entelS.  Gine  nicht  minber  wichtige  Junttion 
fommt  ben  fog.  ÜJluSfelbdnbetn  ober  Sehnen* 
f  cheiben  (fasciae)  ju,  welche  teils  bie  tjerfebiebenen 
lUuSleln  unb  WuSfelgruppeu  als  ftarte  glänjenbc 
Jaferhdute  übersehen  unb  bureb  Sdjeibewdnbe  t?on= 
einanber  ifolieren,  teils  gemeinfehaftlich  mit  ben 
Knochen,  an  welche  fte  ftcb  anheften,  bie  einjelnen 
UtuSfelfebncn  oiebt  umhüllen  unb  baburch  in  ihrer 
Sage  firieren.  Tie  Serreifmng  ber  93.  burd)  ftall, 
Stofc  u.  f.  w.  bebin^t  oft  lange  bauembeftunftionS* 
ftönmg  be-5  betreffenben  ©elcnfs  unb  erforbert  im= 
mer  eine  forgfältiae  Ähanbhtng  (f.  93erftaud?ung). 
(fcierju  lafel:  Tie  «dnber  beS  9ttenf  d?en.) 

^anberien ,  in  Ungarn  normalS  bie  oom  3tbcl 
ju  ftellcnben  berittenen  Abteilungen;  ein  jebcS 
StammgefchleAt  folgte  unter  eigener  Jahne  (lat. 


baiulerium)  feinem  Cberhaupte.  Tie  ÄriegSoer- 
faffung  Ä5nig  SigiSmunbe  uerppidjtete  alle  grofceu 
©runbbefi»ier,  auch  bie  geiftlidjen,  sur  Stellung 
eines  ihrem  93efit)e  entfprechenben  BanberiumS. 
SBIabiflaro  II.  erneuerte  1492  bie  93anberiaber: 

Sffung  unb  beftimmte  bie  gewöhnliche  Stdrte  ber 
.auf  400 Leiter,  bie  jur£älfte£ufaren,  jur^dlfte 
febmere  Deiter  fein  follten.  9iad)  ber  Schlacht  von 
iDlohcicS  (1526)  waren  bie  33.faft  vernichtet;  cS  tra* 
ten  33.»on  10  bis  12  Weitem  auf.  Seit  1601  mufc 
ten  beSbalb  alle  Herren,  beren  33.  fd?mddjer  waren 
als  50  Weiter,  in  bie  fiomitatsbanberien  eintreten. 
Tie  Türlenherrfchaf  t  maa>te  ber  33anberialoerf  affung 
ein  6nbc;  bod?  werben  noch  jefct  bie  bei  f eftlichen 
Slnldffen  (Krönung  u.  f.  w.)  »on  ben  Komitaten  ent= 
fenbeten  berittenen  Teputationen  33.  genannt.  — 
SBgl.  ^iringer,  Ungarn»  93.  (2  Tie.,  SBien  1810—16). 

lOanberitta  (fpan.,  fpr.  -illja),  Jdbnchen,  fo= 
bann  bie  bei  Stiergefechten  (f.  b.)  gebrauchte  unb 
mit  Fähnchen  Perjierte  San  je;  93anberillero,ber 
mit  33.  üerfebene  Stierldmpfer. 

Sanberole  (fn.,  fpr.  hangb'röll,  «93anbTolle»), 
mit  tarnen  ober  teprflehen  wrfeheneS  flatternbeS 
33anb  auf  ©cmdlben  unb  an  Sfulpturen;  auch  ber 
SBimpel  ober  baS  Jdhnchen  am  Speer  mit  bem 
SPappen  ober  ben  23appenfarben  beS  TrdgerS; 
ferner  Trompetenquafte,  ^arronentafefcen-,  ©ewehr- 
riemen.  3n  Wuftlanb  heifeen  33.  bie  Stempelftreif= 
bänbet  um  Tabaf,  (Sigarren  unb  Zigaretten;  ferner 
auch  Streifbdnber  (Kreujbdnber)  um  Tnidfadjen. 

Bandes  francjaiBes  (frj.,  fpr.  bangb  'rang- 
fedhf),  franj.  Jufetruppen,  feit  Subwig  XI.  nach 
febroeij.  Stuftet  organiftert,  baS  feftejte  GrgebniS 
ber  auf  Sd?affung  nationaler  Jnfantene  gerichteten 
33eftrebungen  ber  franj.  Könige  im  15.  unb  16.3abrb\ 
(f.  Francs -archers).  Unter  ^ranj  I.  unb  J&euv 
rid)  II.  fpielen  bie  B.  f.  eine  9foüe  in  ben  Kriegen 
gegen  Karl  V.;  fte  würben  bamalS  beffer  buraV 
gebilbet,  erhielten  einen  Colonel  g^n6ral  als  Dber= 
baupt.  1582  bahnte  $ranj  Pon  ©uife  bie  Jormie= 
runa  ber  B.  f.  ju  Slegtmentern  an. 

Sanbeule,  Schmetterling,  f.  CrbenSbanb  unb 
Gulen  (Schmetterlinge) ;  bie  g  e  l  b  e  33. 3eigt  bie  Tafel : 
Schmetterlinge  II,  >ig.  16. 

^anbfabrifation,  berjenige  3^i0  her  2Se= 
herei,  ber  bie  J&erjtellung  aller  Arten  non  93dnbern 
(paralleUantigc  ©ewebe  Pon  befonber«  geringer 
33reite)  umfafet.  Tie  ^auptmaterialien,  bie  jur 
^erftellung  breiter  ©ewebe  bienen,  finben  auch  in 
ber  33. 3?erwenbung;  man  begreift  baber  unter  ber 
felhen  inSbefonbere  bie  ßrjeugung  leinener,  baum= 
wollener,  wollener  unb  feibener  33dnber. — 2  e  i  n  en  e 
33dnber  werben  in  geringer  93reite,  bie  fdjmalften 
6  mm,  glatt,  Icinwanbartig,  auch  gelöpert,  entweber 
aus  einfachem  Seinengarn  (Ceinwanbbanb)  ober 
ans  meift  jweibrdhttgem  Seinenjwirn  Owirns 
banb)  je&t  nur  noch  einfarbig  bcrgeftellt;  hei  ben 
3wirnhdnbern  ift  öfters  nur  bie  Kette  Smvm,  ro&b- 
renb  ber  Ginfchlag  aus  ©arn  befteht.  ©etöpertc 
Seinenbdnber  ber  feinern  Art  bejeidjnct  man  als 
Wieberlduber  33anb;  Strippcnbdnber, 
eigentlich  grobe  geföperte  3rcirnbdnber,  ftnb  häufig 
ganj  aus  33aummolIe.  S*male  leinene  33änber,  bie 
eine  befonberc^eftigleit  erhalten  foüen,  werben  bop* 
pelt,  fcplauchartig,  abnlich  ben  SampenboaMen,  ge- 
webt. —  ^fineS  leinwanbartig  gewebtes  33aum  = 
wollbanb  wirb  ^crlalbanb  genannt;  baum= 
wollenes  Sammetbaub,  in  ber  Art  beS  üttandjefterS 
geweht  unb  her  Sdnge  nach  geriffen,  fommt  als  un« 

22* 


Digitized  by  Google 


340 


iÖQiibfQbiifatioit 


echte*  Sammetbanb,  meift  in  fdjwarjer  garbc, 
vor.  —  SBoüene  Bänber  (>3arra*banb)  wen 
ben  teil*  glatt,  teil«  geföpert  unb  verfcbiebcnartig 
gemujtertau*  ßammgam  erjeugt; ;  in  bctt  balbtoollc* 
nen  ift  nur  ber  ßinfcplag  retne  SEDollc,  wäbrenb  bie 
Äette  entweber  ganj  au*  fieinenjwirn  ober  au* 
Seinen  ober  Baumwolle  mit  SBolle  gemifcbt  beftebt. 

äm  au*gebebnteften  unb  mannigfaltigften  ift  bie 
Sabrifation  ber  feibenen  Bänber;  bie  t> cnd-ic-- 
benen  Slrten  ber  letjtern  fmb  in  ber  Siegel  nad)  ben 
Seibenftoffen  benannt,  bcnen  fie  in  ber  Bejdjaffem 
beit  be*  ©ewebe*  gleichen.  Sie  fdjönfte  2lrt  ber 
geleerten  Seibenbdnber  fmb  bie2ttla*bänber, 
bie  burd)  bie  auf  ber  redeten  Seite  meift  frei  liegenbe 
Mette  au*  feiner  Seibe  eine  fammetartig  glatte,  gläm 
jenbe  Cberfläcpe  erhalten  unb  in  breiten  von  6  mm 
bi*  15  cm  vorkommen,  gür  bie  benern  Sorten  ber 
taffetartig  gewebten  Bänber  nimmt  man  }um  Q\n- 
fcblag  boppelte  unb  mehrfache,  bod)  niebt  jufammen« 
gebreb.te<jfibeu;  SRenf  ored*  fmbgute&af  fetbäm 
ber,  bei  benen  bie  Ginfcblagfäben  befonber*  biebt 
aneinanber  liegen.  25ie  febwerfte  Sorte  ber  Jaffct= 
bänber  fmb  bie  Drben*bänber,  bie  eine  ftarte 
Dioirierung erbalten  unb  bei  benen  bie  Kette  (feine 
»weif  äbige  Crganftnfeibe)  vermöge  ber  gebrdngten 
Sage  ber  gäben  ben  Ginfdjlag  (einfdbige  Srama) 
auf  beiben  Seiten  vollftänbig  bebedt.  Hufcer  biefen 
fmb  bie  fch  werften  bie  @ro*  be  Staple*,  aueb 
©ro*be2our*  ober  f  ran  j.  laff  etbänber  genannt, 
bie  in  breiten  von  1  cm  unb  Darüber  vorfommen- 
unb  bei  benen  bie  Mette  au*  hoppelten ,  ber  ©in-- 
fcblag  au*  jwei«,  brei*  unb  felbft  vierfachen  ftäben 
bejtept.  gür  bie  verfebiebenen  Sorten  ber  eigent* 
licpen  Raffet  bänber  gelten  im  &anbel  allerlei  Be- 
nennungen, wie:  double*,  Sin*  Eouble*, 
^affeftn,  SRarcellin«,  ftortbanb  u.  f.  w.  ©e; 
löperte  Seibenbdnber  au*  geringer  Seibe  finb  bie 
giorett*  unb  ftrif olettbänber,  beren  Äette 
teilweife  öfter*  fogar  ganj  au*  Baumwolle  be= 
lieht,  ©ajebanb  wirb  au*  rober  Seibe,  aufteilen 
mit  Slanbftreifen  au*  gelochter  Seibe  ober  aud)  au* 
Baumwolle  fo  lofe  gewebt,  bafe  e*  nie  fein  gegittert 
erfdieint;  eine  Sorte  ftarfen,  fcpmalen  ©ajebanbe*, 
bie  in  ber  flette  boppelte  Aäben  unb  an  ieber  Seite 
einen  bünnen,  aufgeglühten  Gifenbrapt  enthält, 
führt  ben  ÜRamen  £rabtbanh  unb  wirb  ju  Sßufc 
arbeit  vermenbet.  91al)eju  jabllofe  Bartationen 
jeigt  bie  8lu*fübrung  ber  gemufterten  Seibenbäm 
ber,  in  benen  auf  einem  ©runbe  von  Ätla*,  ©ro* 
he  ftaple*  ober  ©aje  Streifen  ob«  Figuren  teil* 
nur  burd)  bie  2lrt  ber  ftabenverbinbung,  teil*  auch 
burd?  ben  2öed)fel  ber  färben  bervortreten.  Gine 
eigene  ©attung  ber  fetbenen  Bänber  bilben  bie 
Sammetbdnber,  bie  teil*  gefdmitten,  teil*  unge= 
fdbnitten  in  Breiten  von  5  bi*  75  mm  vorfommeu. 
Aufteilen  wirb  hei  benfelben  ein  3Jiufter  in  ber 
2Irt  hervorgebracht,  bafe  burd)  teilweife*  31uffd)nei= 
ben  ber  Soppen  eine  ftigur  in  ungefdpnittenem 
©runbe  entftety  (%t if t).  Bei  ben  geringem  Sor= 
ten  ber  Sammetbdnber  ift  ber  Ginfcplag  Baumwolle. 
Glaftifdje  Bdnbcr  werben  erjeugt,  inbem  ju  eins 
jelnen  Äettenfäben  Äautfcbuf  genommen  wirb, 
ßinige  ärten  von  Bdnbern,  unter  ben  fetbenen 
befonber*  bie  foa.  ÜRobebdnber,  werben  auf  ge» 
wohnlichen  ©ebftühlen  bergeftellt,  inbem  ber  Stoff 
in  polier  Breite,  mit  au*  ftarfen  ober  hoppelten  I 
Äettenfäbeu  gebildeten  fiängenftreifen,  geweht  unb  I 
bann  ju  Bäiibcrn  jerfd?nitten  wirb,  beren  jebe*  ju 
beiben  Seiten  ftatt  ber  Sahlleifte  einen  foldjen 


Streifen  erhält.  Siefe  Bdnbci  fmb  niept  baltbar, 
ba  fte  befonber*  beim  SBafcbcn  au*fafern. 

2>a*  ©eben  ber  feftfantigen  Bänber  gefchiebt 
jetjt  meift  auf  ber  Banbmühle,  auch  lERübl: 
ft  u hl  genannt,  bie  ftd)  von  bem  gewöhnlichen  Web-- 
ftubl  für  Baumwoll«  unb  Seibengewebe  namentlid? 
baburd)  unterfebeibet,  ba|  fämtliche  Bewegungen 
burd)  bic  Umbrehung  einer  im  bintern  Seile  be* 
Stupl*  gelagerten,  ein  Scpwungrab  tragenben 
borisontalen  SBeQe  bewirft  werben,  unb  jwar  ent> 
Weber  burd)  5anbberrieb,  mittel*  ber  oorn  be-- 
finblicpen  Jreibftange.  ober  burd)  ©lementarfraft 
().  B.  Sampffraft).  »uf  biefem  Stuhle  fönnen  je 
nad)  ber  Breite  ber  Bänber  bi*  70  Stüd  neben; 
einanber  gewebt  werben.  2)ie  Äettenfäben  fmb 
bier  auf  Spulen  gewidelt,  beren  ebenfo  viele  vor: 
bauten  fmb,  al*  Bänber  gleichseitig  gewebt  werben 
füllen ,  }uweilen  fogar  mepr,  ba  e*  bei  febr  breiten 
Bänbern  nötig  wirb,  bie  ju  einem  Banbe  beftimmte 
Rette  auf  jmei,  felbft  bret  Spulen  ju  verteilen.  %n 
Heitlern  Sl'ertftätten  ober  aud)  für  Bdnber,  beren 
£>erftellung  eine  Sorgfalt  ber  Bebanblung  bebingt, 
wie  fte  bet  bem  fepneden  ©ange  ber  Banbmüple 
nicht  geforbert  werben  lanu,  ift  nod)  je  tu  ber  Banb  • 
mad)«r ftubl  fowic  ber  öanbftubl  in  ©ebraud). 
Ter  erftere  (aud)  Sebubftupl  genannt,  weil  bie 
bie  Schüben  bewegenbe  Ireiberlarte  mit  ber  6anb 

Sefdjoben  wirb)  ift  meift  nur  für  Sammetbanb  gc» 
räud)lid)  unb  liefert  gleichzeitig  2—20  Bänber 
ober  aud)  bie  boppelte  »niapl,  wenn  bie  Äetten  in 
jwei  SReiben  unteretnanber  berart  angeorbnet  finb, 
baft  iebe*  Banb  ber  untern  :Heibe  ftd)  unterhalb 
be*  üiaunt*  jwifd)en  jwei  Bänbern  ber  obem  SHetbc 
beftnbet.  T  e v  mit  bem  $ofamentierftubl  faft  gleite 
fianbftubl,  auf  bem  bie  Schübe  au*  freier  f>anb 
geworfen  unb  ftet*  nur  ein  Banb  auf  einmal  ber« 
geftellt  wirb,  bient  jeiit  nur  nod)  }ur  ©rjeuguna  febr 
breiter  unb  fchwerer  9(tla*bänber  ober  von  Bän« 
bern  mit  febr  tunftlicben  unb  vielfarbigen  Wuftern. 

Beibe  Birten  (Sebubftupl  unb  öanbftitbl)  ftim= 
men  namentlid)  infofern  mit  bem  gewöhnlichen 
'iöebftubl  überein,  al*  in  beiben  bie  $ad)bilbung 
burd)  % reten  beweglicher  Schemel  erfolgt,  äur  6er» 
ftellung  gemufterter  Bänber  tann  jebe  ber  brei  be* 
jproepenen  Slrten  von  Banbwebftüblen  mit  bem 
3acquarb--©etriebe  in  Berbinbung  gebracht  werben, 
helfen  Bewegung  bann  vom  5ufte  t>ti  ©eher*  au« 
erfolgt.  SammetDänberwerbenjuweilenaucbauf  ber 
Banbmühle  al*  Soppelbanb  erjeugt,  inbem  man 
hie  ben  ftlor  bilbenben  ftäben  jtoifcben  jwei  Äetten 
bin  unb  ber  geben  läßt  unb  bann  ba*  ©ewebe  jit 
jwei  Bänbern  jerfchneibet,  beren  Slor  gegeneinan: 
ber  gelehrt  ift.  3ltla*bänbcrn  unb  leichten  i  äffet  - 
bänbern  pflegt  man  eine  Slppretur  burd)  ©ummic^ 
reit  unb  ©lanbern  w  geben.  2>a*  erftere  Berfab; 
ren  beftebt  in  bem  Beftreicpen  mit  einer  febwacben 
Söfung  von  arab.  ©ummt,  ^aufenblafc,  ^ereta^ 
mentletm  ober  Söeijenftärfe,  bie  auf  ber  SRücf = 
feite  mittel*  eine*  Sdjmamme*  aufgetraaen  wirb, 
wäbrenb  ba*  Banb,  um  fdmell  ju  troanen,  auf 
einem  borijontalen,  rotierenben  dafpel  ( Streich" 
ober  ©ummirahmen )  läuft.  3um  ©lanbern  bient 
ein  fleine*  ©aljwert  (Banbfalanber,  ©lan  = 
ber),  beffen  untere  'ii:al;e  au*  $apierblättern  )ti- 
|  fammengefettt  ift,  wäbrenb  bie  obere  au*  Reifing 
I  ober  ©ufieifen  beftebt  unb  burd)  einen  eingelegten 
I  Boljen  gebeijt  wirb.  ^Jnbem  bie  ÜNetallmalje  mit-- 
I  tel*  einer  £anblurbcl  in  Umbrebung  verfemt  wirb. 
1  geben  jwei  Bänber  nebeneinanber  jwifchen  ben 


Digitized  by  Google 


öanbfeme  —  ©onbilti« 


341 


SDaljcn  lnuburch.  ©ro*  be  $our*  ■  unb  fchwere 
laffetbänber  werben  öfter«  moiriert,  jumeilen  aud? 
mit  aufgepreßten  3>eifin*  wrfehen  (gaufriert). 
üJlancbe  Sammetbänber  erhalten  eine  ähnliche  Mp= 
pretur,  inbem  fie  mittels  h&ljerner  ober  meifingener 
formen  berartig  fleprefjt  werben,  bafi  ba*  i>aar  an 
einzelnen  Stellen  niebeTgebrfidt  unb  fo  ein  2Jtufter 
gebilbet  wirb.  Seibem  unb  Sammetbänber  werben 
nach  ber  ©reite  bureb  Hummern  bejeidjnet ;  bie  ge- 
bräudjlidMten  finb  3\x.  0  (3  mm  breit)  bi*  9tr.  200 
(75  mm  breit);  bie  Dualität  wirb  gewöhnlich,  nach 
ber  3abJ  ber  Äetten*  ober  Sdjufifäben  beftimmt. 

Seibene  93änber  »erben  an  ben  fcauptorten  ber 
Setbeninbuftrie,  fipon,  6t.  etienne,  ^Jari*  fomie 
in  ben  ftabrifftäbten  be*  Weberrhein*,  Sammet* 
bänber  befonber«  in  Ärefelb,  93afel  unb  SBien,  lei* 
nene,  baumwollene  unb  wollene  namentlich  in  unb 
um  ©berfelb  unb  ©armen,  im  fdtf?f.  Grjgebirge,  in 
ber  £aufifc  unb  in  SBöbmen  erjeugt. 

(Sin:  unb  HuSfubjr  im  Seutfchen  Seiche  1899: 


33anbwareu 

<tin\ 

Ii 

utjr 

II 

II 

ubr 

Es 

82 

Valbifibftif  *änt>rr  obiif  UKi-tall'Sftr n 
inrne  ©ditbcr,  Sorten  u.  In.  .  . 

203 
217 

55 

SJ3 

531 
55 

»40 
10370 
565 

3760 
24H»S 
565 

gtonbfeme,  f.  93anbmäniier. 
93anbfiitt  (Amadina  fasciata  Gray,  f.  bei- 
fk(c nbc  ?lbbilbung),  beliebter  3immert>ogel  au*  ber 

*m  4  \ttrt  ,tti  /  Somtlie  ber  3öe- 
'   KlW  SJL  Jj   beroögel,  t?on 

Uin^_l«    /IM  Uf/  12f5  cm  Sänge 

unb  21  cm  fllaf- 
terbreite;  bie 
©runbfarbe  ift 
mattbraun,  oben 
bunfler  al*  um 
ten,  bie  einseinen 
Gebern  finb  mit 


fdjraarjen,  jarten 
Guerbinbcbcn 
»erfeben,  ba* 
Männchen  hat  ein 
breite«,  blutrotes 
.<>al*baiib.  3)ie 
Heimat  be*  93.  ift 
gan^Hlittelafrifa, 
oon  wo  aUjfir>t^ 
lieh  grofee  Hai* 
gen  nach  Guropa 
gebracht  unb  für  3—5  flJl.  ba*  "$aar  oerlauft  werben. 
$5ie  93ebanblung  ift  eine  febr  einfache;  jebe*  größere 
93auer  genügt,  unb  als  $utter  ungef  cbälte  f>irfe.  2>cr 
©efang  ift  böcbft  unbebeutenb,  interefiant  hingegen 
bie  grote*len  Jänje  be«  SRänndjen*.  $ie  3uCbt  ift 
in  ber  9tegel  febr  ergiebig,  in  jebem  Heilten  fliftdjen 
brüten  fie,  ohne  befonbere  Sorgfalt  auf  ben  fteftbau 
ju  oerwenben,  unb  bringen  oft  15  93ruten  in  einem 
Vtabre  nrofe.  3ur  3luf  judjt  giebt  man  Stmeifeneier, 
tyleblmürmer  unb  SDeicbfutter.  Sa*  junge  uRänm 
djen  oerläfu  aleich  fertig  aufgefärbt  ba*  Weft. 

ttanbftfrtje  (Taenioidae  ober  Trachypteridae), 
eine  gamilie  ber  Stachelfloffer,  bie  au«  3  ©attun* 
gen  unb  16  Hrten  befteht,  welche  alle  in  bebeutem 
ben  liefen  be«  ÜJleer«  leben  unb  nur  feiten  unb 
jufällig  einmal  tot  in  ober«  S©afferfd?ichten  geraten, 
bann  meift  befebdbigt  finb  unb  balb  ficb  jerfefeen. 


6ie  finb  langgeftredt,  fett  Ii  *  in  hohem  S)ca|e  |ufam« 
mencjebrüdt,  hohen  em  tieine*  2Jtaul  mit  wenigen 
djwachen  3ähncfaen,  eine  Über  ben  ganzen  üRüden 
id)  hinjiebenbeiHüdcnfloffe,  bie  ?lftertlofie  (eblt  ober 
tebt  nicht  m  ber  Sänggebene  be«  ftörper«,  bie  93auch: 
loffen  ftnb  bruftftänbig,  bi«weilen  febr  ftarf  ent» 
widelt,  wie  audj  an  bem  tertifalen  ^lojfenfpftem, 
namentlid}anberÜHüdenfloffe,ftellenmeifeanfehnliche 
©ntwidlungen  auftreten,  an  bie  93.  fd?lie|t  ftcb  bte 
an  ben  Äüften  be«  «Pcittelineer«,  feiten  auch  an  ben 
englifcben  lebenbe  ©attung  Cepola  an.  beren  be- 
tanntefte  Slrt,  Cepola  rubescens  L.,  fiep  burch  bie 
feböne  Färbung  au*jeid?net.  (S.  6ering*tönige.) 

®anbfle(t)rt,  f.  Evernia  unb  Safel:  §leaSten 
U,gig.l. 

«anbgcfellfcfjaf i,  f.  93anbmänner. 

«aitbgta«,  f.  Phalaris  unb  Safel:  @rami  = 
neen  VI,  ftig.5. 

lüanbpficfc,  93unbart,  3immerart,  etne 
Dom  3immermann  gebrauchte  fix t  (f.  b.),  beren  öifen 
lang  unb  f  chmal  ift  unb  eine  gerabe,  für  je  Sdjneibe  be« 
fifct.  infolge  biefer  befoitbern  gorm  bient  fie  jum 
behauen  ber  iHcb  hoher,  auch  }um  ©orhauen  von 
flerben,  wenn  au*  Stunbholj  fantige  93alfen  burch 
©efcblagen  bergeftellt  werben  follen,  ferner  jum  Sb= 
fpalten  größerer  Späne  unb  »um  93ehauen  au*  bem 
©rohen  fowie  ju  allerlei  fülf*arbeiten. 

üPanbrjafen  ober  9letf)ieber,  ein  93 Weber 
werljeug  jum  Äu«beb.nen  ber  flopfreifen,  f o  bafj  fie 
an  ba*  gafe  paffen.  2>er  eiferne  öafen  ift  in  bem 
feoljlörper  um  einen  Stift  brehbar.  9)lan  fefct  ba* 
Pnbe  be*  93.  unter  einen  ber  fchon  angetriebenen 
Weifen,  ben  öaten  aber  innerhalb  be*  aii*jubcfcnen= 


ben  iHeifen*  unb  brüdt  bann  ba«  anbere  @nbe  be* 
ÖoljcsS,  ba«  al«  jiemlich  langer  ^ebel  wirft,  nach 
unten,  ©irb  bie«  an  paffenben  Stellen  be*  9ieifen* 
wieberholt,  fo  bringt  man  biefen  balb  über  ben 
ftanb  be*  gaffe«.  (£.  oorftepenbe  Slbbilbung.) 

Oattbbolif  bie  )u  balbrunben  93dnbern  juge- 
id?nittenen  95menf,  f>afel=  ober  3öeibenruten  jum 
93inben  oon  gröbern  ^äflem,  Äiften  u.  f.  w. 

ftanbicra  CÜttilio  unb  ßmilio),  ital.  Patrioten, 
Sohne  be*  ßfterr.  Äonterabmiral*  $rance*co  93. 
(geft.  1847).  ftttüio,  geb.  1817  unb  Gmilio,  geb. 
1819,  traten  1842  mit  ÜRajjini  in  93riefwedjfel, 
würben  ber  93olijei  uerbächtig  unb  mußten  Anfang 
1844  nach  Aorfu  fliehen.  3Rit  20  ©efährten  (an< 
beten  fte  von  ba  16.  3uni  1844  in  Salabrien,  wur< 
ben  aber  balb  gefangen  genommen  unb  25.  3«K 
1814  in  ßofenja  erfchoffen. 

iBanbif ut,  f.  93eutelbad>*. 

»öanbiltic,  3c*rilla,  Ictouyx  zorilla  Wieam. 
(Mephitis  zorilla  v.  d.  Hoeve») ,  afrilanif che« 
Stinftier,  etwa*  fleiner  al*  unfer  3tti«-  Die 
gldnjenbfcbwarje  ©runbfdrbung  jeigt  weifse  Strei» 
fen  unb  Rieden,  bie  ftch  mannigfaltig  änbern.  3n 
telfigen  ©egenben  Slfrila*  führt  ber  93.  ein  näcpt' 
lidje*  fieben  unb  bleibt  auch  in  ber  ©efangenfebaft, 
wo  man  ihn  mit  ftleifd),  ÜJläufen  u.  bgl.  näprt,  träge 
unb  ftumpfftnnig.  Tte  hoüänb.  Hnfiebler  oom fiap 
ber  ©uten  Hoffnung  halten  ihn  in  ben  $dufern,  wo 
er  Äafeenbienfte  »errichtet.  Wach  ©uropa  gelangt  er 
feiten  unb  wirb  hier  mit  80— 100  2R.  ba*  Stüd 
bejahlt. 


Digitized  by  Google 


342 


Sanbiuettt  —  ©aubmütjlc 


fBanbiueOi,  SBaccio  ober  SBartolommeo,  ital. 
SB  i 1  d bau e r,S o bm bc * ©olbfdjmieb*  31  i  *  c  1 21  g  n  o  1  o 
bi  93it>iano,  geb.  7.  Ott.  1488 311  glorenj,  geft.ba* 
felbft  7.  gebr.  1560.  3n  ber  3eid)cnfd?ule  ber  ©olb= 
arbeiter  ju  Floren}  vorgcbilbet,  übte  er  bic  Silb= 
daueret  al*  9lebenbublcr  lHid)elangclo*,bcffen  ©rof»* 
artigfeit  er  nadjftrebte.  SB.  roar  einer  ber  formte* 
roanbteftcu  SBilbbauer  feiner  3cit,  wenn  oueb  feine 
tief  angelegte  SRatur.  Sßon  Giemen*  VII.  unbßarlV. 
begünftigt,  hu-l t  er bod) nirgenb* lange au*  unb  voll: 
cnbete  nur  toenige  feiner  Arbeiten.  Unter  biefen  fmb 
teroorjubeben  m  glorenj:  ö«rculc*  ben  Gacu* 
tötenb  (1534  vor  bem  faUv,;u  SBecd)io  errietet),  ein 
fdbtoülftiae*  2Berf;  auf  bem  frmptaltar  im  2)ome 
(S^rifti  £eid)nam  bon  einem  (Jngel  gehalten ;  SBacd) u*, 
femer  Abam  unb  Qva  (2Jtufeo  5laiionaIe).  3n 
ben  Uffaicu  befinbet  fidj  oon  ibm  eine  oorjüglicbc 
Kopie  ber  fiaofoongruppe. 

fBanbir  (ital.  bandito,  b.  b.  lanbe*oertoiefen),  ein 
Strotd),  ber  junäd?ft  auf  ÜRaub  unb  fo  meift  aud?  auf 
Moxb  ausgebt,  bi*roeilen  au*  ber  I  öl  im  a  i  Inn  be;eid)= 
neter  $crf onen  ein  ©ctoerbe  mach.  Tic  SBerübrung 
ber  Äreujfaf>rer  mit  ben  Affaffinen  (f.  b.)f  d)eint  ben 
©ebanlen  einer  Crganifation,toclcbebieAu*ffibrung 
üerbredjerifcber  Aufträge  betrieb,  nad?  bem  roman. 
(Suropa  uerpflanjt  ju  baben.  ©ünftigen  SBoben  unb 
bleibenbe  Stätte  fanb  ba*  SBanbitentum  borjüglid) 
in  Italien,  on  ben  ovonern  Stäbteu,  toie  Rom, 
Neapel,  SBenebig,  beftanben  f  örmlid) e  ©enoffenfebaf: 
ten  üon  33.,  bie  eupbemiftifd)  33raui  (b.  i.  japfere) 
genannt  tourben  unb  gegen  SBesablung  für  bie  un= 
fel)lbare@rbolcbung  ber  bezeichneten  Opfer  mit  tf?ret 
©cfcbäft*ebre  bürgten.  2)ie  SBeroolllommnung  ber 
geridjtlidjen  ^>olUei  Innberte  3toar  bie  ©nttoidlung 
biefeT  ©enoifenfdjaften,  inbe*  betoeifen  Samorra 
(f.  b.)  unb  SJtafia  (f.  b.)  unb  ba*  SBanbttenwefen  in 
Neapel,  in  ben  Abn^en  (bef  onber*  in  ber  $roftiitj 
Sari)  unb  auf  Sicilicn,  bafe  bie  Elemente  für  foMe 
Au*ȟ<bfe  nod)  immer  Dorbanben  fmb.  (5.  aud) 
SBriaanti.) 

©  anbierm  of  ftn  |  33  a  u  bj  d)  c  r  m  a  f  f  i  n  g).  1)  Mc* 
berlänb.  oftinb.  Wcftbcutfdiaft  in  SBorneo,  aud) 
3  u  i  b  e  r «  unb  D  0  ft  e  r  a  f  b  e  e  l  i  n  g  ( b.  b.  Süb- 
unb  Cftabteilung)  genannt,  umfafit  «onS*.  nad) 
D.  ba*  Stromgebiet  be*  Habajan,  bc*  ÜJturong 
unb  be#  SBarito  (f.  ftarte :  ÜJialaiifdjer  Arcbipel), 
•107146  qkm  mit  in*gcfamt  778204  @.  3u  biefer 
iHefibentfcbaft  gebört  ielu  ba*  frübere  Sultanat  33. 
mit  ettoa  130000  Q.  unb  berJoauptitabtÜJiartapura. 
33.  jerfdllt  in  bie  8  Abteilungen  ö.  unb  Umgegenb, 
Amuntei,  ÜRartapura,  $ufon=£dnber,  $ajat»2dn' 
ber,  Sampit,  ^affir  mit  ben  ganab=33umbu:i'änbcrn 
unb  Hutei  mit  ber  9brboftIüfte  neu  Somco.  2>ie 
iöeroobner  bed  Innern  fmb  2)ajaf$,  bie  ber  5lu^ 
ufer  t)auptfäd)Ud)  Malaien  unb  Sugt. 

3).  erfebeint  juerft  gegen  6nbe  beä  14.  3a^r^. 
al$  Safalienftaat  beä  £>inbureid)<^  ÜPiabiapapit  im 
öftl.  ,  v.n\i  unb  gelangte  erft  nad)  bem  ^ufammen: 
fturje  bed  ledern  (1478)  ju  polit.  Unab^dngigfeit 
unter  bem  janan.  ^rinjen  Surija  5^ata.  2>er 
fiebeute  ü)iad)foIaer  be«l  (entern,  Sultan  Suriia 
ilngro,  führte  1600  juerft  in  99.  ben  3älam  ein. 
^bm  folgten  12  mobammeb.  dürften,  beren  legtet 
öultan  Sbam  (1825—57)  mar.  35ie  öollfinbcr  ftif= 
teten  febon  1606  unb  1608  in  93.  .öanbeldnieber» 
laffungen,  jogen  biefc  aber  1669  mieber  ein.  il?on 
1698  biä  1707  beftanb  bort  eine  engl.  Jaftorei.  2ic 
Äoüänber  fdiloffen  erft  1733  »oieber  neue  öanbele: 
oerbinbimgen  mit  53.,  n>o  fte  ipäter  (1746  unb  1756) 


burd)  neue  Jraftate  mit  ben  Sultanen  ju  immer 
gröfeerm  &inftu|  gelangten,  bic-  ber  ^anumbabau 
iBatu,  ben  fie  in  einem  Streite  um  bic  dtbfolge 
unterftä|t  batten,  ftd)  (1787)  ju  ibrem  Safalleu 
ertldrte  unb  ibnen  einen  nutt  unbeträcbtli(ben 
Jeil  feineö  ©runbgebietee  ale  unmittelbare*  6igen= 
tum  abtrat.  9tacb  bem  Sobe  oon  Sultan  Slbam 
(18">7)  gaben  Streit  um  bie  Erbfolge,  Slufftdnb« 
ber  33enölferuug,  bie  Crmorbung  oon  duropdern 
ju  Kalangan  3ur  3(nnerion  be«  Sultanat*  93er: 
anlaffung  unb  1860  3ur  93ilbung  einer  neuen,  bellen 
SBcfi&ungcn  im  Süben  unb  Cften  33orneo*  unu 
faifenben  iHeftbentfdjaft. 

2)  ^anptftabt  ber  :iieübentfd)aft  33.,  auf  bem 
linfen  Ufer  bed  SBarito,  38  km  obcrbalb  feiner 
ilhinbung  in  bie  See,  ift  Sife  be*  iHefibentcn  unb 
ÜUilitärf  ommanbanten  unb  bat  (1896)  gegen 46000G. 
(Europäer,  ßbinefen,  Araber,  üRalaien,  33ugt  unb 
Sajat:,  ba*  gort  uan  i  hunK\  ba*  bef  eftigte  Campe* 
ment  Xatai,  eine  Schule,  bie  ©oimernemeutemaga: 
3ine  11.  f.  ro.  I  cv  bebeutenbc  iöanbel  toirb  namem 
lut  bureb  Araber  unb  Sbinefen  betrieben.  I  i  e  Q\n= 
fubr  beftebt  bauptfäcblicb  in  Sals,  europ.  Jfattun= 
ftoffcn,@erdtfd)aften  au*  (Jifen  unb  anbern  lUetallen, 
ölasflcfdjirr,  grobem  djinef.  ^Jonellan,  bie  ÄuSfubr 
in  Steinfoblen,  diamanten,  Öolbftaub,  iRotang, 
33aubol3,  !ffiacb*,  @uttaperd?a,  oerf ebiebenen  f>ar3en 
unb  einigen  inldnbifdjen  Arsneiftoffen,  toie  ber  SHinbe 
ton  ©uru  unb  Sintof. 

ttantfalanber,  ^aubmadjerftnbl,  f.  33anb< 
fabrifatiou. 

©anbmai«,  japanifd)er,  f.  üJlai*  unb  Jafel: 
©ramiueeu  VI,  gig.  8. 

©anbmänneC/  33aubgcfcllfd?aft,  33anb> 
ferne,  Ribbou-mcn,  Ribbou-societv,  gebeime  ©e^ 
fcüfcbaft  in  ^rlanb  311m  3»ede  ber  33efeitigung  ber 
sJJliMtdubc  im  ^aebtroefen,  1817  geftiftet,  beftanb  au- 
fang*  meift  au*  unbemittelten  ^äebtera  unb  vir 
mebrte  fidi  in  ben  ipdtern  9lotjab,rcn  aufierorbentlid>. 
T er  Jcrrori*mu*  ber  Sßcrbiubung  mar  fo  ftarf,  baf? 
gegen  ibre  ©etoalttbaten  niemanb  r*or  ©eriebt  31t 
3eugeu  magte.  Seit  ben  fünfsiger  ^abren  febeinen 
bic  33.  allmdblid?  erlofcbcn  311  fein.  Die  SB.  biffeen 
fo  nad)  einem  grünen  SBanbe,  ba*  fte  trugen. 

©anbntanufafrtir,  f.  SBaubfabritation. 

©anbtna^,  Wcfsbaub,  ein  mit  9ta|teUuiM  bc« 
brudtc*  93anb  au*  gefirnifeter  geinmanb,  Scibe,  Üebcr 
u.  f.  to.,  öfter*  mit  \u  oeiben  Seiten  eingetoebten 
Srdbten,  ba*  in  einer  runben  Tc»e  au*  S0I3  ober 
Weffing,  au*  ber  e*  bureb  bie  am  Umfang  ber 
fclben  befinblid) e  Cffnung  nad)  (»rforberni*  berau** 
gesogen  toerben  tann,  auf  eine  Spinbel  aufgerollt 
unb  ji'iu  mei)'t  f 0  cingeridbtet  ift ,  baf.  e*  fid)  nacb 
erfolgtem  ©ebraud)  mittel*  einer  im  Innern  ber 
SBüd? je  augebraebten  Spiralfebcr  jelbfttbdtig  wieber 
aufnndelt.  Diefe*  bequem  y.i  panbbabeube  unb 
leiebt  3U  tran*portiercube  ^njtrument  ift  inbe*,  in: 
folge  ber  £cbnbarleit  be*  SBanbe*,  nur  für  fold)c 
Adllc  geeignet,  in  benen,  toie  beim  Steffen  großer 
©egeujtdnbe,  ©ebdube,  ©runbftüde,  SBalfenu.f.to., 
fein  bober  ©rab  ber  ©enauigfeit  oerlangt  toirb. 
3toedindf)iger  in  biefer  .ninfnpt  fmb  bie  Stabl; 
banbmafee,  8— 10  mm  breite,  1,5— 5  m  lange 
Streifen  au*  febr  bünnem,  bartgetoal.it cm  3taM- 
blcd) ,  auf  beten  beiben  Jlficben  3ifffT"  unb  Jeih 
ftrid)c  getoöbnlicb  gldu3cnb  in  mattem  ©runb  ein* 
ged^t  fmb,  unb  bie  in  vor3üglicbcr  ©ütc  in 
irnglanb  unb  in  ber  Sd)iuei3  erseugt  toerben. 

©«nbtnöbl«,  f.  SBanbfabrifation. 


Digitized  by  Google 


33anbota  —  JBanbwftrmer 


343 


©anbölö  (j pan .),  lautenartige*,  mit  SRetaüfaiten 
bejogene*  Snftrument,  ba*  mit  einem  biegfamen 
tforngriffel  geipielt  wirb. 

©anbohnc,  ein  Joilcttenmittel,  baö  jum  5Be- 
feftigen  oon  &aarloden  u.  bgl.  angemenbet  wirb, 
im  wefentlid?en  ein  parfümierter  tlebenber  ^flanjen» 
fdjleim.  Sur  Xarftellung  läfet  man  1  Teil  Duitten- 
förner  mit  40  Seilen  SRofenmaffer  fte^en ,  bi*  fid? 
nad?  häufigem  Umfdjüttcln  eine  fd?leimige  ^lüffig* 
feit  gebilbet  bat ,  bie  nad?  bem  2>urd?feiben  burd? 
;  >u [ an  oon  (Sau  be  Gologne  parfümiert  wirb ;  ober 
man  überliefet  100  g  Tragant  mit  2 1  Slofenroafier, 
fd?üttelt  bäufig  um,  feilet  bie  ijlüffißfeit  burd?  unb 
üerftärft  bas  $arfum  burd?  JRofenöl. 

«artbort  ober  93anbonbrtbge  (fpr.  bännb'n* 
bribfd?),  Stabt  in  ber  irifd?eu  ÖJraffcbaft  Gort,  am 
ftluffe  33.,  bat  (1891)  3488  (1871  nod)  6131)  G., 
(Gerbereien,  grofee  SBrennerei  unb  ©etreibebanbcl. 

töaubonfon,  eine  nad?  bem  Grfinber,  58anb 
in  Krefelb,  genannte  Strt  3iebbarmonita  (f.  b.). 

©anbong,  f.  «JJreanger  SRegentfAaften. 

Bandoulidre  (frj.,  fpr.  banabuliäbr),  f.  5Bam 

«anbrotte,  f.  58anbcrole.  Ibelier. 

«anbfägc,  f.  Sägemaidjinen  nebft  Tafel,  Jyig. 6 

«anbfcfjcrmaffing,  f.  5Banbjermafftn.    |  u .  12. 

©anbfeile,  nebenetnanber  gelegte  unb  jufam' 
mengenäbte  iHunbfeile  au*  Sloefafer,  f>anf,  Glien* 
ober  Btablbrabt,  bie  jumeilen  al*  ftörberfeile  in 
Sd?äd?ten  oerwanbt  werben,  (S.  aud?  .fcanffcil.) 

«änbfel,  j.  lammt. 

©anbftabl,  f.  58aubeiien. 

söanbftcin,  banbartig  gejeiebnete  Mineralien, 
l.  93.  5Banbad?at  (f.  Sd?at),  93anbjafpiä  (f.  Safpie). 

©anbtfc  ober5Banbttie,  ©eorg Samuel,  poln. 
©efd)id)tfd?reiber,  Sprad?forfd?er  unb  SBibliograpb, 
aeb.  24.3(od.  1768  }u  fiublin,  ftubierte  jui&alle  unb 
Jena ,  würbe  1798  Seljrer  ber  poln.  Sprad?e  am 
Glifabetb=@pmnafium  in  58reelau,  1804  iHettor  ber 
&eiliaengeiitid?ule,  1811  58ibliott)etar  unb  5ßrofeffor 
in  Krafau,  wo  er  11. $uni  1835  ftarb.  SB.  bat  fid? 
burd?  fein  «^oln.:2cutfd?e*  Söörterbud?»  (2  »be., 
Sresl.  1806)  unb  bie  «5JJoln.  ©rammatit  für  2>eut= 
ntc  •  (ebb.  1808  u.  ö.)  ak-  einen  ber  tüdjtigften 
Slawiften  feiner  3««t  betunbet.  Seine  «©efd?id>te 
be*  poln.  5Bolfc»  (2  93be.,  5Breel.  1820;  3.  Slufi., 
ebb.  1835)  ift  eine  febr  grünblicbe  Arbeit,  gerner 
febrieb  er  eine  «@efd?id)te  ber  Kratauer  'öudjbrude* 
reien»  (Äraf.  1815)  unb  eine  « ©efd?id?te  ber  5Bud?* 
brudereien  in  ^Jolen  unb  bem  ©rofeber$oatum  Li- 
tauen»  (3  5Bbe.,  ebb.  1826).  «ud?  beforgte  93.  ben 
Slbbrud  ber  1651  oon  X.  ©engierfli  abgefafeten 
«Kronika»  ber  eoang.  ©emeinbe  in  Kratau  (1818; 
beutfd?  oon  Ältmann,  93re*l.  1880). 

«attbura,  58anburta,  muiitaliiajeä  3nftru 
ment  ber  Kleittruffen  unb^olen,  äbnlid?  ber  ©uitarre 
ober  SBalalatta  (f.  b.),  nur  mit  mebr  Saiten  (8—24 
unb  noch  mebr).  JBanburift,  ber  Spieler  ber 

©anbufta  (Fons  Bandusiae,  ber  banbufifd)e 
Oueü),  ein  oonfioraj  (Od.  III,  13)  befungener  Duell 
in  ber  9ldb.e  feine«  Canbgute4  Sabinum ,  ber  ben 
$acb  Tigentia  i  ieiu  Sicenja)  bilbete. 

©anbroeberei,  f.  »anbfabritation. 

©anbmürmet  (Cestodes),  eine  Orbnuug  oon 
^lattioürmern  (f.  b.),  bie  infolge  faft  oollitänbiger 
^npaffung  an  eineleben«ldng(ia>  unbaudfa^liefeliai 
parafitifd^e  Seben^meife  auf  einer  icbv  niebrigeu 
Stufe  ber  Gntroidlung  ftel?t.  $iljt  langgeftredter 
Körper  befterjt  aud  einem  iog.  Stopfe  (Scolex)  unb 
einer  flette  oon  gleidjmertigen  ©liebem  ( $r  o g l  o t « 


tiben),  bie  nad)  bem  innterenbe  }u  immer  üröfecr 
»erben.  sJDhmb,  Tarnt,  atem*  unb  93lut!rei*lauf= 
organe  fehlen  gäujüd;;  alle  3lufuabme  unb  ^(bfd^ei- 
bung  geidjieljt  birett  burd)  bie  £>aut  binburd;.  :v  a  f : 
organe  finben  fid)  nur  am  Äopfc:  4  ober  2  Saug- 
gruben, |u  benen  fidj  ein  ein*  ober  mebrreUjiger 
Kranj  oon  ^aten  gefellen  taun.  Gin  Heroen* 
fpftem  ift  fparlid},  ba«  Grtrctiondgefäfefoftem  wobl 
entmidelt;  }ar)Ireid>e  feine  Wapillargefäfee  münbeu 
in  oier  neben  ben  9Rerocnftrdngen  binjiebenbc 
Sdngdftdmme ;  biefe  oercinigen  fid)  im  Kopfe  unb 
beft^en  aufeerbem  im  ^interranbc  jebe^  ©liebet  eine 
quere  Kommunitation.  2)ie  febr  ^ablretcben  Strien 
ber  58.  finben  ftd)  im  au^gcbilbeten  3uftanbe  au*-- 
nabm$lo&  im  Tanne  Oon  Wirbeltieren  unb  tonnen 
■nebrere  Aalue  leben,  ^rüber  f>ielt  man  bie  ganjc 
©liebertette  ber  58.  für  ein  einjigeÄ  ^^ibibuum, 
loäbrenb  fie  kM  allgemein  aufgefafet  mirb  alz  eine 
Kolonie  oon  Gmjeltieren,  benen  bie  einzelnen  ©lieber 
entfpred^en.  SBei  vielen  Birten  tonnen  biefelben  nad? 
ber  ßoStrennung  oon  ber  Kette  nod?  eine  3eit  lang 
frei  leben  unb  umberfriedwn.  3)afe  bie  93.  al6  Jier 
ftöde  anjufebeu  feien,  befürwortet  aud)  ibre  mit  @e= 
neration^»oed))el  oerbunbene  Gntmidlung. 

93ei  ber  ÜJicbrjabl  ber  58.  merben  bie  in  ben  ©He* 
bern  gebilbeteu  unb  befrud^teten  Gier  niebt  nad) 
aufeen  abgelegt;  fte  fammeln  fid?  oielmebr  inner- 
balb  berfelben  in  oft  ungebeurer  3^bl  (50000  unb 
mebr)  unb  oollenben  babei  jugleid)  ibre  Gmbrponal= 
entwidlung.  Ü)lit  ben  ©liebern  gelangen  fie  bann, 
umgeben  oon  ben  Grtrementen  ipred  zBirteä,  nad) 
aufeen  entweber  in*  ©affer  ober  an  feudjte  Stellen 
unb  bebalten  felb[t  nacb  bem  Slbfterben  unb  5ßer* 
toejen  ibrer  lebcnbtgen  \miI!o  nod)  Idn^ere  3<it  ibre 
Gnttoidlungdfdbigteit  bei.  T  k  Gmbrponen  liegen 
innerbalb  ber  mebrbülligeii  Gier  al* 
runbe,  an  einer  Seite  mit  fed)3  feinen 
öäteben  au^geftattetc  5Blä«d)e>i  (5ia.l). 
Grft  im  2>arm  eine»  paffenben  $rd* 
ger*  finben  biefe  Gmbrponen  bie  93e» 
bingungen  für  weitere  Gnttoidlung;  fie 
oerlaffen  bie  burd?  bie  5Berbauungdfdfte 
geloderte  Gifd;ale,  burdjbobren  mit  ibren  £aten 
bie  Tarmmdnbe  unb  gelangen  fd?liefelid)  in  bie  peri- 
pberen  Organe,  too  fie  nad)  93erluft  ber  $aten 
ju  an)'ebnlid?en,  bdutigen,  nur  mit  2£affer  ae 
füllten  SBlafen  auätoaebfen,  um  toeld?e  ber  Wirt  eine 
binbegetoebiae  £>ülle  abfdjeibet.  5tad)  einiger  3«t 
beginnt  bie  SBlafentoanb  an  irgenb  einer  Stelle  fid> 
einjuftülpen;  bie  Ginftülpung  bilbet  fut  ju  einem 
in  ber  58lafe  gelegenen  bohlen  3apfen  au«,  ber  im 
^nnern  Saugndpfc  unb  £>aten  betommt  unb  faMicfe* 
Ud),  wenn  er  nad?  aufeen  btroorgeftülpt  wirb,  einen 
oolltommenen  SBanbtourmtopf  barftedt,  an  beffeu 
^interenbe  bie  Wuttcrblafe  bängt. 

G*  entfteben  fo  bie  al*  SBlafentoürmer.ijin* 
nen  (Cysticercus)  febon  lange  betannten  ©urm* 
formen,  über  bereit  &ertommen  unb  Jtatuv  man 
früber  oerfd)iebene  Annahmen  aufgeftellt  baue.  Sie 
feilten  im  Körper  ibrer  Üräger  infolge  eines  «fal* 
fd?en  58ilbung*triebe»n  oon  felbft  (burd?  Urzeugung) 
entftanben  fem;  fpdter  hielt  man  fte  für  oerirrte  unb 
begenerierte  formen  (öpbatiben)  u.f.  to.;  ieiu  weife 
man,  bafe  fie  oöllig  normale  58ilbungen,  bie  3ugenb* 
formen  ber  SB.  barftellen.  2)ie  Söobnorte  ber  Rinnen 
innerbalb  ber  3>vtfd?enwirte  (fo  beifecn  bie  Rinnen* 
träger)  finben  ftd?  ftet*  in  gam  oeftimmten  Organen ; 
nur  bie  babin  gefübrten  Gmbrponen  entwideln  fid? 
oollftänbig,  wdbtenb  bie  nad?  anbern  Körperteilen 


Digitized  by  Google 


344 


Söanbiüiirmer 


gelangten  jwar  meift  aud?  ju  einer  SJlafe  auSwacpfen, 
icbodj  immer  ft er il  bleiben,  b.  p.  feine  SBanbwurm« 
t  öpf  cpcn  erzeugen  (JUeppalocpften).  3>er  ginnen = 
träger  bilbet  in  ber  Siegel  ein  ftauptnap  rungSmittel 
beS  gewöhnlich  fleifcpfreffenben  ätonbwurmträgerS. 
60  lebt  bic  ginne  ber  bei  ber  Ka&e  fcfcmarofcenPen 
Taenia  crassicollis  Rud.  alS  Cysticercus  fascio- 
laris  in  ber  fieber  ber  öauSmauS,  bie  iyinne  ber 
grofeeu  Taenia  marginata  Batich  beS  glei[cber<- 
bunbeS  jmifeben  ben  Gingeweiben  beS  ScblacptDiepeS 
(Cysticercus  tenuicollis),  bie  ginne  ber  Taenia 
8errata  Goeze  ber  £auS»  tinb  befonberS  ber  Saab: 
bunbe  als  Cysticercus  pisiformis  in  ben  Kanineben 
unb  6afen  11.  f.  w.  Dft  wirb  Don  ber  SBlafenwanb 
anftatt  eines  einjigen  eine  ganje  3tt\5at?l  Don  Äöpf- 
d?en  erjeugt,  wie  bei  ber  Jinne  ber  Taenia  coenurus 
Sieb,  ber  fecpdferbunbe,  bic  als  Guef  e  ober  $rebf 
wurm  (Coenurus  cerebralis)  bie  berüchtigte  Srel?: 
rranfbeit  ber  Sd?  afe  bttDorbringt.  I  icü-  ginne  lebt 
als  oft  büb^nereigrofee  SBlafe  im  ®el?irn  ber  jungen 
Lämmer;  ibje  Köpfd?en,  Don  £unben  gefreffen, 
werben  alle  mieber  ju  JB.  GbenfallS  pierljer  gehört 
ein  febr  Heiner,  nur  breü  ober  Dtergliebriger  ©anb^ 
wurm  beS  fmnbeS  (Taenia  echinococcus  Sieb.), 
beffen  ginne  als  hülfen:  ober  6d? ad) telmurm 
(Echinococcus)  oft  KinbSfopfgröfee  erreicht  unb 
bie  gefäbrlicpe  GcbinofoHentranfbeit  (f.  £eberecb> 
nococcuS)  berDorruft.  2)te  Köpfchen  entfteben  pier 
in  ben  fog.Söruttapfeln,  bie  als  ferne  weifee  ^flnftepen 
oft  in  ungeheurer  3aM  ber  3nnentoanP  bei  Sölafe 
auffihen  ober  na*  ibrer  Abtrennung  frei  in  ber 
Alüffigleit  liegen.  S)en  bis  ie|t  genannten,  fog. 
echten  SBlafenbanbmflrmern  (Cysticae) gegen* 
über  fteb.  t  eine  grofee  Änjabl  anberer,  meift  Hemer 
gormen  (befonberS  in  Sögeln  lebenb),  bie  fog.  6p* 
fticercotben,  bei  benen  im  ginnenjuftanb  ber 
Kopf  ohne  ffiaffereinfcplufe  bie  SMafe  ausfüllt,  öier^ 
ber  gepört  unter  anbern  bie  Taenia  cueumerina 
Rud.,  ber  ©urlentembanbwurm  beS&unbeS, 
beren  Sugenbjuftanb  in  ber  SunbelauS  (Trichodec- 
tes  canis  Deg.)  gefunben  unb  mit  biefer  Don  ibrem 
befinirinen  Präger  gefreffen  wirb.  %\t  Rinnen  ber 
(Spfticercoiben  leben  faft  nur  in  mirbellofen  Bieren. 

2luS  einem  einjigen  3)anbwurmei  (ann  alfo  eine 
grofee  Hnjapl  Don  Hopfen  entftepen;  tritt  nun  bic 
jur  Sßeiterentwidlung  notwenbige  Überführung  in 
einen  neuen  Srdger  nach  einer  gewiffen  3cit  nicht 
ein,  bann  beginnen  bie  SBlafenwürmer  abjufterben. 
3m  üJlagen  ber  befinitiwn  Jräger  aber  werben 
$lafe  unb  Surmtörper  DöUig  verbaut;  nur  ber 
Hopf  gelangt  in  ben  $>ünnbarm,  fe^t  ft*  bort  feft 
unb  beginnt  nun  an  feinem  pintern  Gnbe  bie 
einzelnen  ©lieber,  bie  ©efcblecbtStiere,  tnofpen  ju 
lajfen.  fybti  neue  ©lieb  febiebt  fid?  babei  immer 
jmifdien  Kopf  unb  baS  Dorper  gebilbete  ein,  fo  Pa| 
bie  ©lieber  immer  älter  unb  größer  werben,  je 
weiter  jie  ftd?  Dom  Kopfe  entfernen.  Sie  entwideln 
babei  ipre  ©efcblecptSorgane,  werft  bie  männlichen, 
fpäter  Pie  weibliihen;  bte  reifen  ^roglottiben  ftnb 
uicfctä  als  lebenbige  ßibepdlter. 

Unter  ben  35.  finbet  ficb  eine  Slnjab.  I  roobl  (fcarat* 
terifiettet  gamilien,  Don  benen  baS  meifte  3«te«ff< 
bie  ber  Zdnien  fTaeniidae)  unb  ber  93otbtio< 
cepbalen  (©rubentopfe,  Bothriocephalidae) 
beanfprudjen,  ba  Vertreter  Don  ibnenju  ben  bdu« 
frgften ^ßarafiten beS 3)t enfdjen gehören. T 1  e  J diu e n 
befttten  am  Kopfe  4  Saugndpfe;  bie  ©efd)le(ptS' 
Öffnungen  liegen  auf  ben  Kanten  ber  ©lieber  neben: 
cinanber;  ber  ftrudMbfllter  ift  nidjt  nadb  aufren  ge= 


9»  r 
neuerbingS  Diel 


öffnet.  3m  SWenfdjen  fcpmaro|jen:  ber  gemeine 
ober  fdSmale  ©anbteurm  (Taenia  solinm  Rud.) 
mit  bem  als  Cysticercus  cellulosae  Dom  6d)tDeine 
betdnnten  ^innenjuftanb,  unb  ber  fc&roarje  ober 
SRinberbanbtDurm  (Taenia  sapinata  Qoczc  s. 
mediocanellata  Küchenm.),  beren  ginne  im  9linbe 
lebt.  SBeibe  ftnb  leid? 1 311  unterfd?eiben.  2)ie  Taenia 
solium  erreicht  eine  i'dugc  Don  2  bis  3  m  unb  jdblt 
8  —  900  ©lieber;  ber  ftednabellopfgrofec  Sloler 
(  Jig.  2  a)  tragt  4  Saugnäpfe  unb 
einen  Kranj  Don  26  bis  28  öalen ; 
einzeln  abgeben te  ©lieber  (ftig.  2b) 
crlennt  man  an  ber  geringen  ©röfte 
(eängel0-12mm,ibreite5-8mm) 
unb  an  ber  ^orm  beS  mit  Giern  ge- 
füllten UteruS,  ber  an  bem  mittlem 
CdngSftamme  nur  wenige  (7—10) 
bide  unb  Derdftflte  Seitenjweigc 
aufweift.  Siefer  ©anbwurm  ift 
feltener  geworben;  er  ift  befonberS  gefährlich,  weil 
aueb  feine  ginne  (<yig.  3)  beim  9Äen: 
feben  jur  (?ntwidlung  fommt  unb  leid>t 
(im  ö»rn,2lugeu.  f.  w.)  fub  feftfelit.  2)te 
Taenia  saginata  ift  bebeutenb  gröHer 
unb  feifter,  mifet  auSgebebnt  bis  8  m 
unb  iäblt  gegen  1300  ©lieber.  3)erKopf 
Ovig.  4a)  mißt  bis  2  mm  im  £urdv 
meffer,  bie  4  Saugndpfe  ftnb  aufeer* 
orbentlicp  trdftig  unb  muStulöS,  fo  bafe  ber  ©urm, 
trofe  beS  ÜRangelS  Don  j>afcu,  Diel  f efter  fmt  unb 
febwerer  abiutreibeu  ift  als  bie  an: 
bere  Ärt.  Jlucb.  bie  reifen  ©lieber 
(^ig.  4b),  bie  faft  immer  einjeln 
abgeben,  fmb  größer  (10—20  mm 
lang  unb  5—7  mm  breit);  Dom 
fidngSftamme  beS  UteruS  laufen 
jaljlreicbe(jcberfeitS25— 30)bönne 
unb  wenig  Derdftelte  oeitenjweige 
auS.  3)iejer\öanbw«rm  finbet  ftd> 
dft  immer  ifoliert,  er  lann  burd) 
eine  ©röfee  unb  feine  fcbwereChtf: 
embarfeit  wobl  ^Jefcbwerben  per: 
oorrufen,  gefdprlid)  aber  wirb  er 
nicht,  ba  feine  ginne  nur  im  iHinbe  lebt.  3)ie  JBo» 
tpriocepbalen  heften  jwei  flacpe  Sauggruben 
an  bem  fdjarf en  SHanbe  ihres  gur: 
!enlerndhnlich.en  KopfeS  (gig-5a), 
beifen  gläcb«  fenfreept  iur  Kör« 
perpäche  ftept.  6afen  fehlen ;' ber 
UteruS  ift  naefo  aufeen  offen,  bie 
©cfcbled>tSöffnungen  liegen  auf 
ber  glddje  ber  ©lieber.  25er  be« 
fanntefte  Vertreter  ift  ber  grofee 
Bothriocepbalus  latus  Brems. 
beS  2Jienfd>en,  ber  in  ber  Scbmei|,  ben  Oftfceldn- 
bern  (j.Karte:  X iergeograpbie  II),  in  Stufelanb, 
auch  Mmerita  unb  ^apan  pdufigDortommt.  Gr  wirb 
8—9  m  lang,  befitit  3000— 3500  ©lieber,  bie,  in  ber 
2Jlitte  4,5mm  lang  unb  10—12  mm  breit,  nad)  friiu 
ten  ui  mehr  quabratif d>  werben ;  ber  mit  Giern  ge< 
füllte  UteruS  liegt  als  rofettenförmigeS  ©rbilbe  in 
ber  3Jiitte  ber  ©lieber  (gig.öb).  55ic  ginne  lebt  im 
SWuSfclfleifdje  beS  öecpteS,  per  Ouappe  unb  Der* 
manbtergifepe;  feljr  bdufig  Tmb  bie33otbrioccpbalen 
in  ©egenben,  wo  Diel  gifepe  genoffen  werben. 

2  er  Sanbwurm  Derurfacbt  feinem  Srdger,  ieboep 
burcpauS  nid?  t  immer,  mannigfache  9efcpmerPen, 
wie  Kolifen  unb  SWagenfrdmpfe,  Grbrecpen,  ©ejübl 
Don  *ewegungen,©inben  ober  Sangen  im  Unterlei  b, 


Digitized  by  Google 


SJanbiuurmmtttd  —  SBanff  . 


34") 


Sdjroinbel  unb  epilcptifdje  3ufdlle,  Blutarmut  unb 
Slbmagerung.  511*  folgen  ber  Slnwefenbeit  von  SB. 
tönnen  biefe  auch  fonft  auftretenben  Grfcbeinuugen 
aber  nut  gelten,  wenn  fie  regelmäßig  nadj  Idngcrm 
ftaften  ober  nach  bem  ®enupgemiffer,bcmSBanbwurm 
erfahrungsgemäß  wibriger  9labrung*mittel  (3wie^ 
beln,  9Rermitid?,  Möhren,  Sarbellen,  Dbft  u.  bgl.) 
auftreten  unb  auffallenb  rafcb  nach  bem  ®enufc  von 
sJJtilcb  unb  nahrpaften  Speifen  ©erfd^roinben.  &t- 
anfebcit  erhält  mau  erft,  nenn  einzelne  ©lieber  ober 
Metten  abijeb.cn,  ober  wenn  in  Grtrcmeuten  bie 
SBanbwurmeier  mitroftopifch  na<bwei*bar  ftnb. 

Den  einjifl  whrtfamen  Scbut»  gegen  58.  bilbet 
bie  SBerhütung  ber  Einfuhr  lebeiitcr  Rinnen  in  ben 
iUfagen,  alfo  bie  SBermcibuug  be*  ©euuffe*  roben 
ober  balbroben  Gd^roetnefletfcped  unb  SHiiibfleifdie* 
(unb  rober  <ftiche).  3"*  Äbtreibung  be*  SBanb* 
wurm*  bebient  mau  iut  befonber*  be*  ätberifeben 
(Srtraft*  ber  ^arntrautmurjel  ober  einer  Slbtocbuna, 
ber  ©ranatwurjelrinbe,  welche  bie  wefentlicbiten 
SBeftanbteüe  foft  aller  ber  zahlreichen  ©epeimmittel 
gegen  ben  SBanbwurm  bilben  (f.  SBanbwurmmittel); 
betbe  Littel  leiften  faft  ftet*  vorzügliche  Dienfte, 
voraü*g«fe|»t,  baß  fic  au«  frifeben  Droguen  bereitet 
mürben;  inbe*  bat  man  neuerbing*  auch  bei  ben 
ii blieben  Dofen  in  einzelnen  fällen  fdjtoere  S$er= 
giftung*erfcbeinungen  beobachtet.  Dem  gleiten 
3wed  bienen  auch  bie  Kuffoblüten,  ba*  Kamala= 
puloer,  bie  Kürbi*ferne  unb  ba*  gereinigte  Ter- 
pentinöl. Gewöhnlich,  läßt  man  ber  eigentlichen 
.Hur  eine  SBorbereituna*tur  vorau*gehen,  um  ben 
SBanbwurm  gegen  ba*  Abtreibemittel  weniger  miber» 
ftanb*fäbig  ju  machen ;  man  erreicht  bie*  am  beften 
bureb  vorbergebenbe*  <$aften  unb  ben  ©enufe  von 
eingefallenen  ;viutni.  Sil*  erfolgreich  tann  eine 
Söanbwunnlur  nur  bann  angefeben  werben,  wenn 
ber  Kopf  be*  SBanbwurm*  mit  entfernt  morben  ift, 
ba  fonft  ber  jurüdgebliebene  Kopf  na*  wenigen 
ÜJlonaten  toieber  eine  neue  ©lieberfette  erjeugt  bat; 
bie  Sluffinbung  be*  Kopfe*  ift  aber  gewöb,  nlicb  reebt 
febwieria,  unb  e*  ift  be*halb  au*  bem  mangelnbeu 
^acbroei*  niebt  unbebinat  auf  eine  Örfolglofigfeit 
ber  Kur  ju  fcbliefeen.  —  25a*  dauptwert  aber  SB.  mie 
über  (Jingeweibewürmer  überhaupt  ift  i'eudart* 
iBucb «Die^arafiten  be*  2Henfcbcu  u.f.  w.»  (2. 31ufl., 
52p  j.  1879);  »gl.  noch  Sßofjelt,  Die  geogr.  3kr= 
breitung  bes  SBlafenwurmleiben*  (5tuttg.  1900). 

©anbrourmmittcl,  allgemeine  SBejeichnung 
für  zahlreiche  ©ebeimmtttcl  unb  pbarmaceutifebe 
Specialitäten  gegen  ben  SBanbwurm.  SDie  SB.  befteben 
in  ber  SRegel  au*  zwei  Seilen,  bem  eigentlichen  SB. 
unb  bem  Slbfübrmittel.  däufig  »erben  aueb  beibe 
oemifebt.  SlleSB.mirbentwebergepulverteKuffobIflte 
ober  ein  ftarler  Slu*jug  ber  Granatwurjelrinbe,  ober 
am  bäufigften  ftarnerlratt  (Extractum  Filicis)  ab* 

tegeben.  2>te  Kuffoblüte  wirb  in  fomprimierten 
[abletten  ober  al*  Catwerge,  ba*  ftarnertralt  in  ber 
Wegel  in  ©elatinetapfeln  gegeben.  Sil*  Slbfübrmittel 
bienen  <Hicinu*öl  unb  Sennalatwerge.  Die  greife 
für  bie  al*  ©ebeimmittel  vertriebenen  SB.  überftei= 
gen  ftet*  ben  reellen  SBöert  berfelbeu  bebeutenb.  Sil* 
vbarmaceutifcbeSpccialitäten  werben  oertrieben  ba* 
berliner,  Oenfer,  ftclfenberger  unb  SUobJfcbe  SB.,  af* 
©ebeimmittel  bie  3ttittel  von  SBlocb  (©ranatmurjel« 
rinbenau«utg),  von  3acobi  (Kuffopulver)  lt.  a.  m. 

«anbtourmf eurhe,  Äraulbctt  ber  Sämmer,  bie 
erjeugt  wirb  burdj  ?l vif nabme  von  SBrut  ber  Taenia 
expansa  Eud. ,  bie  bi*  ;u  60  m  lang  mtrb.  Die 
SB.  tritt  in  naffen  6ommern  nao>  bein  SBeweiben 


fumpfiger  SBiefen  auf.  SDie  mit  SB.  behafteten  Stiere 
scigen  SBerbauung*ftbrungen.  mecbfelnben  Slppetit, 
balb  S^erftopf  nng,  balb  Durchfall,  ^interleib*fcbmer= 
)en,  vor  allem  aber'  auffallenbe  Sctnodcbe  unb  SBlut 
armut  unb  iufolgebeffen  3uvü(fblciben  in  ber  6nt- 
»idlung.  3"t  «Vorbeugung  finb  feuchte  SBeibcn 
burebau*  ju  meibeu.  Die  SB.  loirb  fcbircll  befeitigt 
burch  artueiliche  Sbebanblung  ber  Sommer  mit  pitrin- 
faurem  Kalium  (0,6  bi*  1,35  g  in  Rillen)  fomie  burch 
ba*  6t>cibertfcbe  Cl  (faffeelöffelroeife  mit  0,shi*0,3g 
SBrcchweinftein  verabreicht). 

ftaner  (auch  SBanner  ober  SBanter),  §oh-, 
fchroeb.  ^elbbcrr  im  Dreifeijjjabrigen  Kriege,  au* 
einem  alten  Öefchlccht,  geb.  23.  3uni  15%  auf 
Djur*bo(m  bei  Gtodbolm,  jeiebuete  fich  febon  in  ben 
Kriegen  (SuftavSlbolf*  mitdiuhlanb  unb  $oIen  au* 
unb  ftieg  bi*  jum  (Seueralleutnaut  unb  JHcicbSrat 
empor.  1630  folgte  er  ©uftao  «bolf  nach  Deutfch* 
lanb,  hatte  teil  an  ber  Ginnahme  mehrerer  Orte  in 
Bommern  unb  97tect(enburg  unb  befehligte  in  ber 
Schlacht  bei  SBreitenfclb  (1 7.  Sept.  1631)  bie  Dleiterei 
be*  rechten  ftlflgel*.  <Sr  »eiebnete  ficb  ferner  in  ben 
Kämpfen  bei  Donauwörth  unb  am  Sech  au*  unb  nahm 
teil  an  ber  Eroberung  von  3luQ*burg  unb  SRünchen. 
SBei  bem  Singriffe  auf  Sffialleuftein*  Cager  mürbe  er 
fchwer  am  Slrme  verwunbet.  Deffcnungeachtet  über= 
nahm  er  nach  bem  Slbjtuge  be*  König*  nach  Sacbfen 
ben  Cberbefebl  über  alle  Struppen  in  ben  vier  Dber> 
(reifen  unb  jtvang  mit  SBeihilfe  (Suftav  dorn*  ben 
©eneral  Sllbringer,  SBavern  ju  rdumen.  9cacb  bem 
Stöbe  be*  König*  fammelte  er  al*  ^elbmarfcball  ber 
Krone  Schweben*  unb  bc*  niebtrfäcbf.  Kreife*  1634 
ein  6eer  non  16000  ü)lann,  jog  nach  SBöbmen,  ver- 
einigte ftch  mit  bem  Turfdcbf.  öeere  unb  bebrohtc 
SJJrag.  Diegrofte9lieberlagev5crnharb*vouS2Beimar 
unb  dorn*  bei  9tÖrblingen  1634  }Waug  ihn  jebod' 
jum  9lüchuge.  SIu*  ber  verzweifelten  Sage,  in  web 
d>er  ba*  febweb.  deer  in  Deutfchlanb  nach  bem^ra; 
ger  Sieben  fich  befanb,  errettete  c*  SB.  burch  bie 
Siege  bei  Rprifc  7.  Dej.  1635  unb  bei  SUMttftod 
4.  CiL  1636.  SB.  behüte  ben  fehweb.  Warttlreiö  wie 
ber  über  ganj  ÜJtittelbeutfdjIanb  au*,  mu|teftch  aber 
im  3nli  1037  hinter  bie  Ober  jurüdjiehen  unb  tonnte 
nur  mit  9)tühe  fein  deer  au*  bem  eingcfcbloffeneu 
SagervonStorgauretteuunb  nach  Bommern  flüchten. 
1639  aber  tchrte  er  mit  neuen  Kräften  aurüd,  fchlug 
bie  Sacbfen  14.  Slpril  bei  Sbemni^  unb  brang  ver- 
beerenb  nach  SBöbmen,  3)täbren  unb  Scblcfien  vor. 
1G40  }og  er  fich  nach  Thüringen  unb  Reffen  jurüd. 
SDlitten  im  SBMnter  brach  er  bann  mit  ben  ahranjofen 
unter  ®u<hriant  plö&licb  auf  unb  überrafd>te  im 
3an.1641iHegen*burg,mobeT9leich*taa  verfammelt 
war.  3lur  bureb  ba*  Schmeljen  be*  öifc*  ber  Do= 
nau  würbe  bie  Annahme  ber  Stabt  verbinbert  unb 
SB.  nun  Stüdjuge  gezwungen.  Qx  erreichte  unter 
fteten  Kämpfen  dalberftabt,woer20.3uni  1641  ftarb. 

Sanff  (fpr.  bdnnf).  1)  @raffd)aft  in  9iovbftbott= 
lanb  (f.  Karte:  Scbottlanb),  greujt  im%  an  ben 
Worap^irtb  (f.  b.),  im  0.  unb  S.  an  Slberbeen, 
im  ffi.  an  Clgin  unb  ^nveniefe,  hat  1777,4  qkm  unb 
(1891)  64 190  (5.,  b.  i.  36  auf  1  qkm.  Die  Küfte  ift 
felfig,  ba*  nörbl.  Drittel  ift  mit  niebrigen  fcügeln, 
fruchtbaren  Sthälern  unb  Gbenen  bebedt ;  ber  Süben, 
von  ber  gairngormfettebe*  ®rampiangebirge*(Söen 
SRinne*  837  m,  SBen  2Rac«Dui  1309  ml  erfüUt, 
hat  grofee  Salbungen,  SBeibelanb  unb  SUirbiucht, 
hauptfdcblicb  Einher,  wenig  Schafe.  9htr  27  Uro;«, 
ber  Cberfldche  finb  angebaut,  hoch  liefert  ber  SBobeu 
ben  beften  Sffieijen.  ^eniptffflffr  finb  ber  Spep  (f.  b.), 


Digitized  by  Google 


346 


iöättffo  be  ßoioncj  —  ©angolur(u) 


2foon  unb  3)eperon.  Sie  ftifdjerei  ift  bebeutenb; 
aufcerbem  bie  SBbi*lp=S8rennerei.  Sie  midrtigften 
Drtc  ftnb  Sanff  (f.  unten),  2Racbuff,  Süllen,  Äeitp, 
23udie  unb  ißortfop-  —  2)  SB.,  ebemal*  iBoinef  fc, 
fcauptftabt  bet  ©rafidjaft  23.  am  ©eftufer  be* 
$>et>eron,  nabc  feinet  ÜHünbung  in  ben  2Rorap* 
Jirtb,  iit&auptfth  ber  fcbott.  6ering*nfcberei  unb 
bat(1891)  al*  SBurgflcden3871  (*.,  als  Parlament** 
borougb  mit  ber  Stabt  SWacbuff  am  öft(.  Ufer  bet 
Severonmünbung  7598  (* ,  eine  fdjöne  SBrüde  Pon 
neben  93ogen  jwifcben  beiben  Stdbten ,  ein  id)öne* 
Stabtbau*,  eine  1786  gegrünbete  JUabemie,  eine 
S»'atemfdnile  (1544),  eine  öanbel*fd)ule  unb  mebrere 
Wbliotbeten;  Gifengiefeerei,  %au-  unb  Segeltudv 
tabritatton,  eine  Brennerei  unb  eine  Brauerei. 
JOauptauviubrarti fei  pon  *-B.  ftnb  Korn,  SSieb,  2ad?* 
unb  Jöeringe. 

^dnfftjbc  Vofcmc,^  u  i  -)*onj),  Xcfiber,  ,vreU 
berr  von,  uugar.  Staatsmann,  geb.  28.  Ott.  1843  in 
Mlaufenburg,  itubierte  bort,  in  Berlin  unb  l'eipjig  bie 
jRecpte,  trat  in  ben  Staatebicnft  unb  fear  al*  Ober» 
gefpau  verfebiebenet  ftebenbürg.  Momitatc  tbätig. 
,\njolge  bieier  Stürbe  mar  aud»  3)titglicb  bet 
lUtagnatentajel.  1  Hihi  erhielt  er  ein  ÜRanbat  für 
ba*  Slbgcorbnetenbau*  unb  mürbe  beffen  präftbent. 
Sian.  1895  mürbe  \B.  mit  bei  ^ilbun«  eine*  neuen 
ÜRinifterium*  betraut,  ba*  bie  liberalen  lirdjenpolit. 
©efefte  burebfübrte  unb  im  5ebr.  1899  uirüdtrat,  ba 
e*  ben  SHu*glcid>  mit  C  fterreieb  im  Sfbgcorbneten* 
baufe  nid)t  burcb«tiefccn  r>ermod?te.  üBalb  barauf 
legte  SB.  aud)  fein  ilbgeorbnetenmanbat  nieber. 

iBänffn  -^unuab ,  örofe •  ©emeinbe  im  ungar. 
MomitatÄlaufenburg(tfoloj«)inSiebenbürgen,nabe 
ber  Duelle  ber  Schnellen  Hbxbz,  au  ber  Sinie  pü*: 
Vöt:2abdnp:@tofematbein'Iöm*:^tebealbetUnflar. 
Staat*babuen,  bat  (1890)  3666  meift  magpar.  Q. 
(255  Rumänen),  Poft,  Selegrapb,  3Jeurl*gericpt, 
fefte  SdMöfier  ber  befannten  Familien  93dnffp  unb 
SBarcfap,  eine  alte,  befeftigte  calotntfebe  Mirale,  eine 
höhere  %o\lz-  unb  eine  ftoljfcbniftfcbule,  Spartaffe, 
Spielroarenfabtit  unb  bebeutenbe  ^abrmdrtte. 

»Hang,  oftinb.  SBeraufd)ung*mittel,  f.  iBbang. 

©entfl,  J&ermann  ^oaaS.,  bdn.  Scbriftfteüer,  geb. 
20.  Slprtl  1857  auf  Seelanb,  dnlel  uonCluf  Öunbt 
iB.,  ftubierte  feit  1875  auf  ber  Xtdbemie  ju  Sotö, 
bann  ju  Äopenbagen  bieiKecbte,  ging  iebod)  balb  jur 
$elletriftit  über,  um  acht  a(*®ericbtetftatterftopen: 
bagener  (befonber*  «Tagblabet»  unb  «National: 
tibenbe»)  unb  normen  Leitungen  im  Mu*lanbe,  ma* 
unteranbenujuietneriHueroetfunaaue  ^Berlin  führte. 
6t  ttat  juerft  mit  ben  Gffap*  «9ieali*me  og  :Hca 
lifter»  (1879)  unb  «Hritiftc  Stubier»  (1880)  hervor, 
aud?  mit  einem  franj.  ?lrt  nadabmenben  bramat. 
proverbe.  Seitbem  fchrieb  93.  aufeer feuilletoniftifcben 
3(t^eu  eine^Heibe  naturaliftifd>er  (^r)äblungen,  mie 
«6aa  blöie  cläflter»  (1880;  beutfd?,  »erl.  1900), 
«iydbra»  (1883),  bramatifiert  al«  «eilen  Urne« 
(1885),  «Urcentriffe  ^opeller»  (1885),  «Stille 
fiftenier»  (1886;  mit  ber  ©lanjnummet  «sBeb 
^Bejen«),  bie  SRomane  «Stuf»  (1887),  Äopenbaaenet 
Sittenbilbet,  unb  «Jine»  (1889;  im  Ätieae  1864 
fpiclenb),  «Unber  Maflet » ,  9tot>ellenf  ammluna( 1890) , 
«Ii  Haan»  (1891);  femer  «2>iate»  (1889),  «Icatret» 
(1892),  «Suboifl»bafte»  (1896),  «2io  oa  25öb»  V)lo- 
vellen,  1900),  «Ubüalflte5ortaellinflet»(£onb.  1899). 

©attfl,  $etet @eorg,  bdn.  Amin  unb  6taato= 
mann,  geb.  7.  Ott.  1797  ju  Hopenbagen,  ftubierte 
bafclbft  >riöpnibeni,  »urbe  1826  ÖerirttSafiefioi, 
1830  orb.  9 rofeffor  ber  «Hechte  an  ber  Uniperfitdt 


feiner  Siaterftabt  unb  1836  2)irettor  ber  National» 
banf.  Seit  ber©erufung  ber  erften  Stänbeperfamm: 
hingen  (1834)  ift  fein  9iame  mit  betpolit.  ©efdiitc 
Tdnematfä  eng  petbunben.  Gt  mat  einet  bet  tLb- 
geotbneten  bet  $auptftabt  (1834  —  44)  unb  1846 
fönigl.  Hommiffat  bei  ben  JHoesftlbet Stdnben, Ipdtet 
ÜJlitglieb  bet  grunbgefeftgebenben  9teid?*»erfamm= 
lung,  biä  er  nad?  einet  lurjen  Jlnftellung  aU  3tmt= 
mann  in  öolbaef  16.  $hx>.  1848  ba*  Portefeuille  be* 
3nnern  übernahm,  ba*  et  jeboeb  21.  Sept.  1849 
miebetuiebetlegtc.  SB.  mürbe  hierauf  jumXomdnen 
bireftor  ernannt,  übernahm  aber  fd»on  7.  Tej.  1851 
roiebet  intetimiftifdj  ba*  vJDliniftetium  be*  Äultu* 
bi*  3.  3uni  1852  unb  27.  3an.  1852  bi*  21.  Slpril 
1853  aud?  ba*  innere.  31m  12.  $ej.  1854  trat  er 
an  bie  Spilte  be*  Äabinett*,  meld?e*  2.  C!t.  1855 
ba*  $erfaffung*gefeft  für  ben  ®efamtftaat  butd>- 
fehle.  SBei  feinem  ^iüdtritte  (18.  C!t.  1856)  mutbe  er 
©eh.  Honferenjrat  unb  Suftitiatiu*  beim  6öd)ften 
geridn  unb  ftarb  in  biefer  Stellung  2.  Slpril  1861 . 
iö.*.t>auptmerle  finb:  «Sdrebog  i  be  til  benromerftc 
private  SHet  henbSrenbe  Xifeipliner>  (2$be.,  Äopenb. 
1833—35)  unb  «Spftematiff  grernftilling  af  ben 
banffe  <|}toce*maabe »  (mit  %  Q.  2<xx)tn,  5  SBbe., 
ebb.  1841—43).  [Hongoftaat. 

©öttflala,  ^legeritamm,  Siftrüt  unb  Station,  f. 

Oaugalore,  f.  ^kingalurfti). 

lÖanflatoro,  f.  $uugalotr>. 

Oangalur(tt)  (engl.  SBangalorc,  b.  b.  $ob- 
nenftabt),  <5auptftabt  be*  Xiftrift*  5).  unb  be*  brit. 
Kafallenftaatee  ÜRaifur  (f.  b.)  in  Cftinbien,  12°  57' 
nötbl.  SBt.,  77°  37'  öftl.  Ö.,  in  914  ra  6&be  in  einet 
febt  ftud>tbaren  ®egenb.  SB.  hatte  1891 : 180366  G. 
(24509  mehr  al*  1881),  baruntet  125  258  i&inbu, 
34364  OTobammebanet,  20327  Gbtiften  unb  402 
3)fd)ain.  3n  ©arnifon  liegen  ba->  4.  ftufarenregi 
ment,  1  SBatterie  reitenber,  2  SBatterien  ^elbartiUerie 
unb  1  SBataillon  Infanterie.  ,\m  Sübmeften  ber 
Stabt  liegt  ein  ach  ,  nbtblid)  bar*on  ba*  alte  Gin- 
gebotenenoiettef  (bet  fog.  ^t),  »oeitet  nad)  IWorboft 
ba*  europdifdje  unb  ba*  neue  ©ingeborenenüiertel, 
bieÄafetnen unb SBajate.  .'in  bet Gbene pifd?en ben 
beiben  Gingebotenenpietteln,  auf  ber  Setttennen, 
SJkltaben  u.f.  m.  abgebalten  merben,  liegen  bie  6aupt= 
regierung*gebdube ,  ber  ^abnbof  unb  eine  iKeibe 
neuer  bffentlidjct  ©ebäube  in  gtied).  Stile.  Sonftigc 
©ebdube  ftnb:  acht  cbriftl.  xird)en,  viele  ^inbu- 
tempel  unb  mobammeb.  ÜHofcbeen,  ba*  Central 
ColleRe  (©ocbfdbule)  unb  im  dufietfteu  Horben  ber 
neue  $alaft  be*  Ü.Habarabfäa  pon  ullaifur.  l,n  km 
Öftlid)  Pom  Jort  bet  2al=SBagb,  ein  bertlicbet  pari 
au*  bet  3eit  daibat  älli*,  jeht  mit  botan.  ©atten. 
—  93.  ift  ein  lebhaftet  ^nbuftrie:  unb  .f)anbel*plah, 
befonber* für ©etreibc unb  $aummolle.  Tu-  ftübet 
febt  bebeutenbe  $tobuftion  von  9lobfeibe  bat  ieHt 
abgenommen.  SBefonbet*  belannt  ift  SB.  burd)  feine 
Teppiche,  ^n  bet  alten  unb  in  bet  neuen  Stabt  fin« 
ben  grope  iDldrfte  ftatt.  29  «ItiengefeUfcbaften  be^ 
faffen  ftd)  mit  iöanbel*'  unb  SJaulgefcbdften.  difeiv 
babnlinien  f übten  nad)  SUtabta*  im  Dften,  ÜÄaifur 
im  (Sübmeften  unb  übet 2 umtut  nad)  ©oa  unbSBom: 
bap  im  Stotbmeften;  mittelbar,  burd)  eine  Aircia 
Knie  pon  bem  Knotenpunlt  1tfd)ollarpett,  ift  e*  mit 
91egapattan  an  ber  Cftlüfte,  lutitoriu  im  Süben 
unb  mit  (Salicut  an  bet  SPefthlfte  tetbunben.  ©c 
plant  ift  bie  ftottfehung  ber  i?inie  über  i'laifur 
birelt  nach  Galtait. 

Sie  ©  e  f  d)  i  d)  t  e  SB.*  reicht  bi*  311t  ©tünbung  be* 
?fort*  *urüd,  ba*  1537  pon  ben  fcinbu  angelegt 


Digitized  by  Google 


Sange  —  Sanafof 


347 


würbe.  1638  tarn  93.  an  93ibfcbapur;  Hurangfeb, 
in  beffen  93efih  e*  1687  gelangte,  vertaufte  e*  an 
ben  iMabfcfea  von  üJtaifur.  1758  trat  ber  bamalige 
SRabfcfea  ba*  gort  unb  bie  Umgebung  al*  3>fcfea:gir 
(t'anbleljen)  an  öaibar  2Ui  ab.  3(1*  biefer  jur  JHe« 
gicrung  gelangte,  vergrößerte  er  ( 1761)  ba*  gort  unb 
macfetc  e*  )ur  tbatfädilicben  Mefiben},  obmobl  Sri: 
rangapattan  bie  nominelle  äauptftabt  blieb.  >i 
britten  ÜHaifur^fiiicflc  crftürmte  2orb  &ornmalli* 
7. 2»4rjl791  ben^et  unb  21.2Rärj  beweiben  Safere* 
ba*  gort.  1811  würbe  ba*  SMilitär  von  Sriranga= 
pattan  nacbSB.  verlegt,  unb  1831,  al*  ÜJlaifur  <bi-> 
1881)  unter  brit.  SBerwaltung  tain,  &ogcn  aud)  bie 
ßivilbebörben  bierber,  fo  baft  93.  fcitfeer  bie  tbatfäd): 
liebe  imuptftabt  iit. 

Sange  (fpr.  bangieb),  SBaleranb  be,  f van;.  Cbcrft 
ber  Slrtiucrie  unb  Sdpöpfcr  be*  gegenwärtigen  »ranj. 
©efdnihfpftem*,  geb.  17.  Clt.  1833  ju  SBalignicourt 
(Hube),  würbe  1873  al*  $iref  tor  bei  Atelier  de  pre- 
cisioD  im  Depot  central  ju  ^ßdri*  beauftragt,  ein 
leicfete*  unb  etn  fefewere*  gelbgefcbüfe  ju  tonfttuiercu. 
£ie  von93.  al*3Jiajor  1876vorgelegtengelbgefcfeüHe 
von  80  unb  90  nun  flaliber  würben  1879  in  bie 
franj.  gclbartillerie  eingeteilt,  (ügentümlid)  ift  bie 
von  93.  lonftruierte  plaftifrfee  Ciberung,  aud  gett 
unb  H*bcft  beftefeenb,  fowie  bie  Gifencentrierung 
ber  ©efefeoffe.  SBon  1882  bi*  1890  war  93.  ©enerab 
bireftor  ber  frübern  Gtabliffement*  (Sail,  Deren 
SlBertftätteu  in  ©reneile  (bei  SJtari*),  in  3)enain  unb 
in  $ouai  liegen,  unb  wanbelte  ben  gröftten  Teil 
berfclben  jur©ef*ütofabrifation  um.  3m9tov. 
trat  93.  mit  feinem  gclbgefepü&fvftem  in2Bettbemcrb 
mit  flrupp,  bei  ©elegenfeeit  ber  9teuau*rüftung  ber 
ferb.  gelbartilleric  mit  gclb=  unb  ©ebirg*gefd?üfecn. 
Sie  ferb.  Regierung  entfdjieb  fid?  für  bie  ©efd>üHe 
von  93.  93et  ©elegenfeeit  ber  Scbicftverfucfec  in 
93ulareft  1885  86  mit  franj.  unb  beutfdjcn  ^anjcr= 
türmen  haben  aud)  f d?»ere  ©eftfefiljc  von  Krupp 
unb  SB.  in  SHettbewerb  geftanben;  bie  (Snticbeibuug 
ber  rumäu.  Regierung  ift  ju  ©unften  be*  erftern 
gefallen.  Tri  crtraubenverfcfelufi  mit  S3ange=fiibcs 
vung  wirb  in  einjelnen  93e$iebungen  bem  Hruppfcbcn 
Runbteilverfd lufe  vorgejogen  unb  ift  von  Guglanb 
für  bie  neuen  ©efcfeüfce  wie  von  Italien  für  fdiwere 
©efcbüfce  angenommen  worben.  Slucb  in  Sefemebcn 
würbe  ba*  Spftem  SB.  in  ber  gelbartillcrie  ange» 
nommen.  Huf  ber  Sfi)eltau*ftellung  ju  Antwerpen 
von  1885  featte  93.  eine  Riefentanoue  au*geftcllt; 
biefetbe  beftanb  au«  Stabl  mit  SBeriuguug,  hatte  ein 
Kaliber  von  34  cm,  ein  Rofergemicfet  von  37  000  kg, 
eine  Roprlänge  von  1 1 ,20  ra  (33  Kaliber),  feuerte  ©c* 
idioffe  von  420  bi*  600  kg  mit  ^ulverlabungen  von 
180  bi*  200  kg  unb  f ollte  bamit  ©efdjofigefdjwinbig: 
feiten  bi#  650  in  unb  eine  2  dm  {weite  bi*  18000  m 
errei(feen,  bod>  batte  biefc .Kanone ba#  Unglüd,  tan 
fie  1887  beim  britten  3d)up,  ber  au*  ibr  überfeaupt 
gemadt  würbe,  jerfprang.  SHud?  auf  ber  ^arifer 
wcltaudftcllung  von  1889  war  93.  mit  feinen  Hon= 
ftrultionen  rciaS  vertreten;  bie  Sabril  tfail  geriet 
aber  in  berartige  3afelung*fd>wierigfeiten,  bafo  in 
ber  Äammer  über  eine  ftaatlidje  Unterftütiung  bc* 
^öetfd,  aU  ©egengewidjt  gegen  Wrupp,  verbanbelt 
würbe.  (Sine  erneute  tfonlurrenj,  in  bie  fid)  93.  mit 
Hrupp  1890  in  (Sbile  in  SBejug  auf  Aclbgefcbütjc  cin= 
lieft,  fiel  llägltd)  au*.  Seit  ber  ;)<\t  ift  SB.  von  ber 
Leitung  ber  gabril  wieber  jurüdgetreten.  —  SBgl. 
i'Jarictii.  Canons  frauc,ais  et  canons  allcmandü 
0$ar.  1886);  .fjennebert,  L'artillerie  Krupp  et  l*ar- 
tillerie  do  B.  (ebb.  1886);  berf.,  Les  canons  d«  B. 


(Gffen  1885);  2Rontbave,  Hrupp  unb  be  SB.  (beutfeb 
von  SBicberftciu,  SBerl.  1887). 
«augfa,  oftinb.  3nfel,  f.  SBanla. 
^angfof  ober  SB  an  tot,  öauptftabt  von  Siam, 
liegt  unter  13"  38'  uörbl.  93r.  unb  100°  34'  öftl.  8. 
von  ©reenwid»,  33  km  ehr  halb  ber  SDlünbung 
be*  3)tenam  in  ben  ©olf  von  Siam,  auf  beibeu 
Ufern  besfelben,  bat  40  qkm  gldd;enraum.  9loA 
;u  (Sube  be*  17.  ^abrfe.  ein  gati)  unbebeutenbev 
Crt,  würbe  SB.  1766  nad?  3crftÖrung  ber  75  km 
nörbli&er  gelegenen  früfeern  Jöauptftabt  31  put  bin 
ober  Jl  i  n  t  Im  a  diu  eh  bie  SBirmanen  .*oauptftabt  unb 
SHefibenj  ber  Könige  von  Siam.  2a*  Älima  ift 
tropifd?.  2er  lältefte  ÜJlonat  ift  in  93.  ber  3>ejem- 
ber  mit  einer  mittlem  Temperatur  von  23,8°,  bei 
wdrmfte  ber  3lpril  mit  28,r>°  C.  SBon  ber  jäbrliaVn 
Regenmenge  mit  1560  mm  fallen  in  ber  3«t  von 
l'lai  bi*  Cltober  1300  mm. 

SUnlagc  unb  SBauten.  93.  liegt  auf  mebrern, 
von  bem  hiev  400  m  breiten  SRenam  gebilbeten, 
von  Kanälen  neHförmig  burAfAnittenen  ,\nfeln, 
in  niebrigem  SHiuviallanbe,  ba*  alljäbrlid)  am 
(?nbe  ber  jHegenjcit  überfdimemmungen  au*gefelit 
ift.  Tie  bei  ben  glrmern  nur  au*  SBambu*  be 
ftebenbeniDdufer  unb£)ütten  ber  Eingeborenen  finb 
auf  2—3  m  feoben  Sßfäblen  crrid?tet  ober  fteben  auf 
ben  glö&en  be*  üJlenam;  bie  jur  töniaL  SRefibenj 
gebörenbeu  unb  bie  öffentlidien  ©ebdube,  bie 
vubbbiftifdjen  Tempel,  bie  meifteu  ©ebdube  ber 
Europäer  fowie  }ablreid)e  ^dufer  ein  bei  mi  ntev  unb 
d?inef.  ©ewerbtreibenber  jumal  am  gluffe  finb  ganj 
ober  teilweife  au*  Stein  gebaut,  ^n  bem  innern, 
von  einer  10  m  hohen  unb  bi*  3  in  Dieven  ORauer 
umgebenen  Stabtteile  am  Unten  Ufer  be*  gluffe* 
befinbet  fid?  bie  au*  einer  3Renge  von  ©ebduben, 
Ööfen  unb  ©drten  beftefeenbe,  von  einer  ÜRauer 
umgebene  lonigt.  iHefibenj  mit  bem  S)$alafte  be* 
.Honig*,  beu  £>arem*,  bem  ©cri$t,  3  beater,  fbnigl. 
93ibliotfeet ,  itaferne  ber  Seibgarbe,  ben  rcid)  ge 
fdimüdten  Ställen  ber  weifeen  Elefanten,  ber  Sdjal? 
tainmer,  bem  3lrf  enal,  oen  tänigl.  ^agoben,  baruutev 
ber  2empel,  in  bem  ber  itänig  bei  feinem  JHegic 
rung*antritt  beu  Cid  ablegt,  mit  einem  2  m  beben, 
vcrgolbcten,  mit  Gbelfteineu  verwerten  SBubbfea^ 
bilbe,  fowie  bem  ÜRabaprafat  mit  prad?tvoll  ver 
jiertem  Iferon  unb  JRefibenjfaal.  2luftcrbalb  ber 
Stabtmauer,  von  .Kanälen  burebjogen,  liegen  nur 
wenige  febr  fdjmale  Straften  fowie  eine  breitere 
mit  einem  SBajar  unb  regem  SBerlefer. 

(!in  ganj  eigentümliefee*  Stu*feben  erbält  93. 
burefe  ferne  Aafelreiefeen  bubbfeiftif(feen  Tempel  mit 
iferen  vielgeftalteten,  fid)  in  meprern,  gewöbnlid) 
brei,  terraffenförmigen  Stbfä^en  ppramibenartig, 
mitunter  bi*  jur  >>ehe  von  30  bi*  40  m  erbebenbeu 
I  Jürmen,  beren  ©iebel  unb  feervonagenbe  2ad:-- 
j  ipi&cn  mit  reid)  pergolbctem  Sdmifc:  unb  SBilb 
j  feauerwerl  verjiert,  bie  Tadjjiegel  aber  mit  grüner 
1  ober  gelber  ©lafur  überjogen  fmb.  2)ie  bemerten*: 
werteften  finb  bie  2öat  Seilet,  Söat  9lun  unb 
ffiot  Sutat  genannten.    3«ber  berfelben  beftebt 
au*  bem  eigentlichen  Tempel ,  bem  bajugefeörenbeu 
Turme,  einem  tiloftergebäube  für  bie  naefe  i'lvt  ber 
Sfflöndie  gemeinfcbaftlid?  lebenben  "i>riefter  (Tala- 
poin*),  beren  3abl  mitunter  2—300  beträgt,  fowie 
;  au*  einer  biefe  ©ebdube  umgebenben,  nad?  innen 
offenen,  von  Säulen  getragenen,  bebeclten  ©alerie, 
unb  liegt  innerfealb  weitläufiger,  in  ebinef.  Stile 
,  angelegter  unb  au*gcfd?müdter,  von  einer  Ringt 
mm  umgebener  ©ärten. 


Digitized  by  Google 


348 


Jöangfa  —  Sanier 


SB  co  öl  tcr  una.  Sie  Scbäfcung  ber  13  nitro  Im  er« 
jabl  fcbtoantt  jivifdjcii  200000  unb  GOO 000 Serien, 
barunter  faft  bie  Hälfte  ßbinefen,  ein  drittel  2bai 
ober  Siamefen,  ber  SReft  iBirmaucn,  Malaien  unb 
ßinmanbercr  au?  Cao*,s#egu,Annam,ßambobfd)a 
fomie  einige  Jaufenb  9jhfd?linge. 

fcanbel  unb  SBerlehr*roeien.  Serfianbel 
mit  bem  Aui-lanbe  ift  febr  beträcbtlicb  unb  in  ben  leg- 
ten Jahren  ftet*  anroaebfenb,  ba  Sdjifie  oon  1000 1 
nod)  SB.  erreichen;  er  ift  faft  flanj  in  fcdnben  ber 
ßbinefen  unb  «Suropder.  1899  betrug  bie  Au*fubr 
33  659  888  nterif.  Tollar*  (befonber*  Mei«,  1899 
für  etma  23,3  2RU1.  Soll.),  bie  Ginfupr  2G  316  301 
inerif.  Sollar*.  Slrtifcl  ber  Auefubr  fmb  aufeer 
«Hei*:  Jealbolj  unb  nnberc  9iufcbdl)er.  ftifebe,  Sölu- 
fdbelnunbÄrabben,Cd!ieuunb^uiiel,Vfeffer^äutc, 
Stodlad,  WeiSmcblabfall,  £iorn  unb  Knochen,  Qtcb 
fteine,  Aarbamom  u.  f.  m.  Sic  (finfub,  r  aus  Guropa, 
^apan  unb  9iorbamcrifa  befteht  gröfetenteil*  in 
SBaummollfabrifateu,  Petroleum,  3ünbh6ljern,  9Dlu= 
uition,  .,uitc,  ©la*,  &\en-  unb  ÜRctaUgcrdtfchaftcn. 
Au*  (ibina  »erben  irbene  unb  ^orjellangefcbirTC, 
Seibe,  Jbre,  SBlattgolb  unb  Arral  fomie  £au*bals 
tung*-  unb  £uru*gegenftäube  eingeführt.  Cpium; 
einfuhr  unb  Schmuggel  ift  in  fteter  ^unabme ,  ba= 
gegen  nebmen  Spirttuofen  ab.  3"^"f,ri'  NW  faft 
uöllifl.  Ser  lebhafte  SBertepr  fanb  früher  faft  nur  ju 
SDafier  ftatt;  \m  giebt  e£  wbjreicbe  Sagen,  DmnU 
buffe  unb  feit  1888  eine  ^iferbebabu.  Weuerbing* 
aiebt  cd  eine  eleltrifcbe  Jrambabn  unb  eleftrif&e 
Seleucbtung.  1898  liefen  in  SB.  ein  in*gefamt  752 
Sdjiffe  mit  440537  SRegifterton*,  barunter  3%  eng* 
Itfcbe,  45  fdimebifaynerroegifcbe,  25  franjftfifcpe,  31 
beiitfdjc,  9  bdni|\te,  9  nieberlänbifche,  235  cpine= 
fifdje  unb  nur  2  fiamefifde  ^abrjeuge;  1899:  462 
Schiffe  mit  398757  Megtfterton*.  Megelmdfeige 
Sampferoerbinbung  beftebt  mit  .fcong =tong,  mit 
Singapur  unb  Saigon.  Aucb  ift  SB.  Station  ber 
oftaftat.  Sinic  be*  Worbbcutfcben  8lopb*  unb  ber 
SjJeninfular  aub  Driental  Stcam  9taoigation  (Som- 
panu.  »Sine  engl.  ©efellfdaft  bat  bie  Giicubatm 
58/?ljutbia-5lorat  fertiggcftcllt;  bie  fflbl.  Anfcbtup« 
linie  nacb  SPaf=nain  mürbe  11.  April  1893  eröffnet. 
Sie  $oft  ift  nacb.  beutfepem  5Dhiftcr  organisiert. 
Smei  Üelegrappenlinicn  oerbinben  SB.  mit  Jaooi 
(SBritifaVSBirma,  an  ber  Äüfte  oon  Jenaffcrim)  unb 
Saigon;  eine  britte  gebt  naeb  9>af  nam,  aufeerbem 
führen  Heinere  Linien  (1780  engl.  2Reilen  lang)  \n 
ben  Orten  ber  Umgegenb;  anbere  Streden  fmb  im 
SBau.  Seutfdjlanb,  ^rantreiep,  Italien,  %ax>a\\, 
Mufslaub,  bie  Vereinigten  Staaten  oon  Anten  ta 
baben  in  SB.  einen  iDtiniftcrrefibenteu,  ©rofsbritatu 
nien  einen  ©cfcbfiftStrdger  unb  ©eueraltoniul.  Äon» 
fulate  haben  SBelgieu,  bie  ftieberlanbe,  tfterreieb5 
Ungarn,  Portugal,  Schweben  unb  9üorroegen.  Von 
IB.  15  km  nörblicb  liegt  ber  20allfabrt*ort  $'bra« 
bat  mit  einem  1602  gegrünbeten  Klofter,  bei  bem 
fiep  eine  Ju^fpur  oon  SBubbfca  unb  fein  filbernce 
Stanbbilb  befiubet. 

f&anqla,  inb.  ^orm  oon  SBungaloto  (f.  b.). 

©an gor  (fpr.bdng'r).  1)  Stirbt,  Secbafen  unb 
SBabeort  in  ber  ©raffebaf t  (Samaroon  in  SBJaleif,  baö 
Altefte  SBidtum  in  9BaIe£t  am  nörbl.  (üngange  be* 
bier  jmeimal  fiberbriidten  9Jlenaifanal«  (f.  b.),  im*©, 
oon  (£b.efter,  jefct  aröfitenteiU  neu  gebaut,  jerfdüt  in 
Ober:  unb  Unter«SBangor,  bat  (1891)  9892  eine 
r>25  geftiftete  Äatbebrale,  ein  Univeraity  College  of 
Nortb  Wales  (18.  Cft.  1884  gegrflubet)  mit  (1898) 
2D2  Stubenten  unb  37  ?ebrem  unb  ein  University 


College  Hall  für  grünen.  2)ie  öauptinbuftrie  bilbet 
bie  Verarbeitung  bcö  Scbicfer*  ju  SBillarbolatten, 
örabfteinen,  Äamineinfaifungen,  ^liefen,  Scbreib= 
tafeln  u.  f.  to.,  bie  ait>3  ben  beibeu  $dfen  ber  Stabt, 
tknrbnn  unb  ®artb,  au?gefflb.rt  roerben.  S)ie 
Scbiefcrbrudic  oon  ^cur^pn,  im  S.  oon  SB.,  fcpou 
feit  300  3abrcn  in  Setricb,  ftnb  bie  gröMen  unb 
locrtoollften  in  ©rot brttannien  (Aber  3000  Arbeiter) 
unb  liefern  jAbrlicb  60000 1  Schiefer,  ber  nad? 
fionbon,  bem  Äontinent  unb  Smerifa  gept.  Sie 
Arbeiter  roobnen  meiftenteiU  in  SBetbeSba,  einer 
Stabt  am  Cgmen,  7  km  im  SO.  Pon  SB.,  mit  ( 1891) 
5799  £,  f  ruper  ein  2>orf  Hainen«  ©lan  Dg  wen. 

2)  $auptfrabt  be?  Sountp  {ßenobfcot  im  norb: 
amerit.  Staate  SRaine,  am  LHnflun  be*  ^lüfecben^ 
tfenbuffeag  in  ben  ^enobfcot,  ettoa  90  km  oom 
ÜJteere,  hat  einen  ben  gröpten  Scbiffen  }ugdngticben 
unb  gerdumigen  feafen  unb  (1890)  19 103  Q.  ©ine 
400  m  lange  SBrüde  oerbinbet  e«  mit  ber  Stabt 
SBreioer.  SB.  ift  ber  Ausfuhrhafen  be«  beroalbeteu 
nörbl.  SRaint  unb  mar  bü  }um  Abfcplu^  bti  Soll-- 
oertrag?  )toif(pen  ben  SBcreinigten  Staaten  unb 
Ganaba  (1854)  miebtiger  Jöafeu.  Söon  Sofalbabjten 
abgefeben,  liegt  SB.  an  brr  Sinic  oon  Sßortlanb  naep 
St.  3obn  in  9Ieubraunfcbmeig. 

©angtocolo  ober  SBembafee,  ein  1868  oon 
Sioingftone  entbedter  See  im  3»"ern  oon  Aqua* 
torialafrita  (f.  Mavtc:  Seutfcp'Oftafrtta),  jmu 
fden  10°  40'  unb  12°  15'  fübl.  SBr.  unb  29°  30'  bis 
30'20'  ftftl.  S.  Pon  ©reenroieb  (einbejogen  bie  fübl. 
Sumpf flädjen),  in  1170  m  j&öbe,  füböftlicb  oon  ber 
.vjauptftabt  be«  Rafembereicb«  unb  oom  ÜJloerofee, 
erftredt  fut  oon  %  na<p  6.  in  einer  £dnge  oon 
70  km  unb  dbnelt  mehr  einer  überf  cptoemmien  3  fr\  1  • 
flddic  al«  einem  See.  2)enn  nur  im  ffl.  unb  jum 
^eil  im  %  liegt  er  offen  ba  unb  bat  eine  Siefe  oon 
5  biä  6  in ,  naeb  0.  unb  S.  verläuft  er  in  ein  enblo* 
erfdeiuenbee  Sididt  oon  Sdilf  unb  ©ra£.  Sein 
ftftl.  3uflufe  ift  ber  Jfdjambefi,  fein  fübl.  AuSfluf; 
ber  fiuapula.  Qi  liegen  im  SB.  3  Unfein  (barunter 
bie  fttfi:^nfel);  an  feinem  Sübufer,  in  Xfdntambo, 
ftarb  Siomgftone  1.  2Rai  1873.  91acp  i^m  lieferten 
Grforfdmngcn  ©iraub  1883,  Jbomfon  1890  unb 
SIBatbttlep  1896  unb  1898. 

ftatifcan*,  Ant.,  ftfterr.  Staatsmann,  geb. 
8.  9too.  1825  ju  2Ri<pelob  in  SBöbmen,  ftubierte  in 
^rag,  trat  1848  beim  Steucramt  in  $rag  in  ben 
StaatSbienft,  mürbe  fpdter  aU  ©runbentlaftungls 
fommiffar  inßarlsbab,  bann  oli  $inan}pro(ura: 
torS^Abjunlt  in  $rag  perroenbet.  Gr  oerliefe  1850 
ben  Stantäbienft,  trat  ald  Seutralgüterbireftor  in 
bie  Sienfte  beä  ©rafen  Gruft  SHJalbftcin  unb  mar 
bei  ©rünbung  mehrerer  Gifeubabnen,  Agrifultur: 
oereine  unb  bed  T  a;\}d*  i  j^iftorifeben  SBercin*  in 
^?rag  thdtig.  1867  oon  ben  Stdbten  SBrüf,  SBilin 
unb  Cberlcuteräborf  in  ben  bfthm.  Sanbtag,  oon 
biefem  in  ben  iHcicbätat  entfenbet,  mürbe  er  balb 
barauf  Settiou*d>ef  im  Winifterium  be*  3nnern, 
1870  furje  >\c\l  Aderbauminiftcr  unb  1871  6an= 
belsminifter.  Am  20.  üHai  1875  trat  SB.  au*  bem 
Amte,  oerblicb  aber  im  sJlcid)*rate,  mohin  er  oon 
SBrür  in  biretter  3Bal)l  entfenbet  mürbe.  1881 
mürbe  SB.  ^Jrdfibent  be*  nieberöfterr.  ©emerbeoer» 
ein*  in  ©ien,  1890  jum  Sprdfibeuten  ber  S)onau» 
Dampffcbüfabrt*  ©efellfcbaft  gemäht 

©anböfe,  f.  SBftbnbafe. 

ttaMt,  rumdn.©elb,f.SBanu.  [baum,f.^eige. 
©aniäne  (engl,  üanyan tree).  f eoiel  mic  ©ö^en= 
Lanier,  fd?meb.  Jeibberr,  f.  ^aner. 


Digitized  by  Google 


iöauini  - 

OlRtm  ii vi',  bei  nimm).  ;>cht,  irifcbet  DJouellift,  ' 
oeb.  3.  Hpril  1798  (ober  gunt  1800)  ju  ftiltenmj, 
war  erft  ^orrrÄtmaler  ju  Dublin,  bann  3eid>eu;  I 
icbror ,  manbte  fidj  aber  balb  in  Sonbon  ber  Sitte: 
ratur  ju.  Gr  ftarb  13.  Mug.  1842  ju  SEBinbgap  got-- 
tage,  nabe  bcr  SJaterftabt.  3"  feinen  frübejten  biaV 
terijdjen  SJerfudjen  geboren  «The  Celfs  Paradise», 
ein  patriotifdjeS  GJebicbt,  unb  biejragobte  «Dämon 
and  Pythias»  (1821).  Süon  Scott  angeregt,  futbtc 
er  ein  9lationalbtd>ter  frlanbS  ju  werben  unb 
bat  in  einer  Weibe  ton  fiebenSbilbern  fianb  unb 
£eute  feiner  Heimat  fefielnb,  oft  ergreif enb  (baber 
«ber  SeremiaS  frlanbS»)  gefächert,  ift  aud>  fonft 
(«A  letter . . . ,  commemorative  of  His  Majesty's 
first  visit  to  Ireland»,  1822;  «The  Anglo-lrish  of 
the  19^  centary»,  1828;  «Channt  of  the  Cholera. 
Songs  for  Ireland»,  1831)  für  feine  fceimatSiniel, 
meij't  anonpm,  eingetreten.  Den  «Tales  of  the 
O'Hara  Family»  (Conb.  1825)  folgte  1827  eine  jmeite 
SReibc,  auä  ber  «Peter  of  the  Castle»  (Cpj.  1834), 
•The  Houbc  Xowlan»  (ebb.  1835)  u.  a.  oerbeutfebt 
würben.  Dann  erfebienen  «Boyne  Water»  (1828), 
Sdjilberung  ber  großen  ÄriftS  non  1690,  in  ber  baS 
tath.  ^rtanb  erlag;  «The  Denounced»  (1830),  auS 
ber  3ett  ber  33ebrütf  ung  ^rlanbS  unter  SBilbelm  III., 
«The  Smuggler»  (1833)  unb  «Father  Connell» 
(1842),  ein  iienbant  jum  «Vicar  of  Wakeneid», 
•London  andits  eccentricities  in  the  year  2023» 
(1845)  u.  a.— Sgl.  %  %  SWurrat),  Life  of  J.  B.  with 
extracts  from  his  correspondence  (ßonb.  1857). 

Sein  »ruber  üRicbael  33.,  geb.  1796,  geft. 
30.  »ug.  1874,  Mitarbeiter  an  ben  «Tales  of  the 
O'Hara  Family»  u.  a.,  nerofientlidjte  «The  Town  of 
the  cascades»  (2  33be.,  fionb.  1864).  6cenen  auS  bem 
irifdjen  33ollSleben.  flud)  ift  er  SJerfaffer  ber  fonft 
feinem  33ruber  uigeidjriebenen  «TheOiroppy»  (1828), 
©emdlbe  beS  33ürgerlriegeS  wdbrenb  ber  jyranjö* 
fifdjen  9lei>olution ,  «The  Mayor  of  Windgap» 
(3  33be.,  1836),  «The  Ghost-hunter»  (1852  u.  o.). 

uBanjalufa  ober  33enalu!a.  1)  ShtÜ  in  33oS= 
nien,  bat  8497,8«  qkm  unb  1885:  265456  (!.,  bar* 
unter  60065  SDtobammebaner,  15880OCrientalifdj- 
Drtbobore,  45818  MömifaVflatbolifdie  unb  667  3S-- 
racliten,  1895:  331009  6.,  unb  jerfdllt  in  bie  9  33e= 
jirte  33anialu!a*Stabt  (14789  Q.),  SBanjalula^Canb 
(46343),  39oSniidb:©rabi4!a  (36636),  33oSnifa> 
Äoftajnica  (43830),  Dement  (53223),  ^rijebor 
(41295),  ^rnjaoor  (30039),  SeSanj  (43953)  unb 
Äotor  33aro*  (20901).  Der  ÄreiS  33.  jdblt  7  Stdbte, 
8  3JMrtte  unb  601  Dörfer.  —  2)  $«M>tjtabt  beS 
Äreiie«  unb  ©ejirfg  33.,  in  176  m  fcöbe,  am  ftufee 
beS  ^onir,  lintd  am  fdjiffbaren  33rbaS,  an  ber  &  unb 
f.  ÜRilitärbabn  33.*Dobrlin  (lOU  km),  ift  Sife  einer 
©enie«Direftion,  eine«  $la&tommanboS ,  einer 
tflügelftation  beS  ©enbarmerieforpS  unb  beS  Stabes 
ber  40.  3nfanteriebrigabe,  batte  1885:  11357  <*., 
barunter  6879  3)cobammcbaner,  2234  OrientalifaV 
Crtbobore,  1887  Äatbolilen  unb  327  Israeliten, 
1895: 14789  <$.,  in  ©arnifon  je  ein  Bataillon  beS 
82.  ungar.  Infanterieregiments  unb  beS  2.  boSn.- 
berjegowin.  Infanterieregiment«,  45  2Jlofd>een,  ' 
barunter  bie  fterbabia  Dfd-amia,  bie  fd?Önfte  33oS= 
nienS,  eine  Gitabelle,  berübmte  warme  33<Sber 
(33anja),  röm.  Altertümer;  $ufoer<  unb  Jucbfabri' 
tation,  fianbel  mit  3^bal,  (Betreibe,  ^Jf erben  unb 
Sdjweinen.  fUi  ber  5Räbe  roirb  Silber  gefunben  unb 
fmb  mebrere  Scrg«  unb  öüttenmerle  im  ®ang.  93ei 
39.  befinbet  fid?  ein  1868  non  3)eutfd?en  Drben«« 
brübern  gegrflnbete^  Xrappiftenllofter,  ferner  bie 


-  «auf  :i40 

'  neuen  Ütnjiebclungeu  tTÖinbtborft  (8C»2(*.)  unb 
SRaalaif  erftere  aus  sJRbeinlänbcrn,  lehtere  aus 
Sübtirolern  beftebnib.  Süblid)  t»on  SB.  bei  $olnj 
Seber  beifee  Quellen.  —  SDie  Stobt,  lange  3eit  ber 
Si&  beS  ^afd?aS  non  33o8nien,  würbe  4.  öept.  1688 
tut di  bie  .Hanaluton  unter  Wartgraf  fiubtoig  oon 
33aben,  jeboeb  nur  für  turje  Seit,  erobert.  Dagegen 
erlitten  biefelben  b.ier  4.  Hug.  1737  eine  Sttebcrlage 
unter  ^rinj  3»fo>b  oon  öilbburgbaufen,  ber  bie 
$eftung  feit  bem  23.  3uli  belagert  batte.  Sei  ber 
iÖefefcung  93oSnienS  bureb  bie  tfterreidjer  (f.  Soe* 
nien)  fanb  bei  ®.  14.  3lug.  1878  ein  arö&ereS  <Se= 
fec^t  ftatt,  in  bem  bie  non  überlegenen  5nfurgenten= 
maff  en  angegriffene  bfterr.  93efa&ung  burd)  baS  redjt  ■■ 
jeitige  eintreffen  non  SBerftdrlung  au«  ältgrabisfa 
ben  Sieg  baoontrug. 
«anjämae»,  f.  SbaniumaS. 
löanjan  (im  @ubfa>rätt  vaniyö,  im  Sandttit 
vanij,  «Kaufmann»,  «Ärdmer»),  9kme  ber  inb.Äauf^ 
leute,  befonberS  in  (i)ubfcbrat.  ^amentlid?  werben  f o 
von  ben  SRobammcbanern  bie  in  arab.  ödfen,  aud» 
in  Cftafrila,  angeftebelten  inb.  Äaufleute  genannt, 
©anjaue,  f.  Salaga. 

©anjo,  baS  auitarrendbulicbe  ißoltSinftrumeitt 
ber  norbameril.Sfeger,  beftebt  au*  einem  ©riffbrett, 
bad  bem  ber  ffleige  ähnelt  unb  an  beffen  6nbe  ein 
6—10  cm  breiter,  mit  ÄalbSfcll  überzogener  Weif 
befeftigt  ift.  $lbnlid>e  ^nftruinente  gleiten  tarnen* 
werben  feit  htrjem  au*  in  sJ)tartneu!irdjen  gebaut, 
'öanjoe',  obrigtcitlicbe  ^erfonen  in  ^apan. 
'-8 an iü m a 4  ober  33  a n i  a m a  « (b.  b-  Gtolbwane r), 
:Hefibentfdjaft  im  Innern  ber  nieberldnb.^oftinb. 
^nfel  ^aoa  (i.  bie  3lcbenlarte  jur  Äarte:  3Jtalai  = 
iidjer  ?lr<bipel),  grenjt  im  %  an  bie  9teftbent= 
febaften  Jegal  unb  "^elalongan,  im  D.  an  93ageleu, 
im  S.  an  ben  ^nbifdjen  Ocean  unb  im  2$.  an  bie  :>t  c  ■ 
fibentfcbaft  ber  ^Jreanger  SRegentfdjaften  unb  bat 
5561  qkm,  (1894)  1216719  6.,  barunter  gegen  1000 
ßuropder  unb  5000 Gbinefen.  3*»ei  ftlüfie  bewdffern 
baS  Öanb,  ber  Üanbui,  ©renjfluft  gegen  21^.,  unb 
ber  Seraju.  3)er  Sßoben  ift  febr  fmdjtbar  unb  wobl 
bebaut.  Die  ftlora  n0n  33.  ift  überreid)  an  3lab» 
rungS:  unb  ^anbeldpfiansen.  *öauptort  unb  3in 
ber  iöebörbe  ift  33.  am  Seraju  unter  7°  81'  46" 
fübl.  33r.  unb  109"  17'  3"  öftl.  2.  non  ©reenwid?. 

«anjuttianfli  (b.  b.  woblriedjenbeS  ©aifer),  bis 
1882  felbftfinbige  iHeftbentidiaft,  iejjt  »ffiftentreri 
bentfd?aft  be.r  9tcfibentfd?aft  iöefuli  (f.  b.),  im 
liebftenieil  ber  nieberlätib.=oftinb.3nfel3ar?a,grenjt 
im  31  unb  9B.  an  33efuli,  im  D.  unb  38.  an  bas 
SReer,  ift  ftar!  bewalbet,  wenig  angebaut  unb  bat 
mit  33efuli  9656  qkm,  711371  6.,  jwei  merfmür- 
bige  33ultane,  ben  @unung^bjen,  an  beffen  Ärater 
ein  Heiner  mit  febwefliger  edure  gefa>wdngerter 
§lu$  entspringt,  unb  ben  @unung=9laon  (3119  m), 
ber  einen  ber  umfangreicbftenÄrater  ber  drbe  beftHt. 
Der  .öauptort  33.  liegt  an  ber  33aliftrafte. 

Nanf,  inber0eograpbi<  33e  jeidjnung  ieber  Qx< 
böbung  beS  33obenS  üon  geringem  ftöbenbimenfto: 
nen ,  aber  gewbbnlicb  grbfeerer  fidnge  als  33reite, 
!  gleicbuiel  ob  über  ober  unter  bem  SReereSfpiegel. 
33on  ben  33.  beSfcftenfianbeS  nerbienen  bie  ein= 
jelnen  JjclSplatten  in  ben  weiten  Gbenen  beS  KnUK 
joncnftvomgcbieteS  unb  beS  Crinoco  in  Sübamerila 
einer  befonbern  (Srwdbnung.  Die  33.  in  jylüf f en 
unb  Seen  entftebeu  burd)  SInbdufung  non  ®e: 
fdjiebe  ober  ©erölle,  non  Scblainm,  Sanb,  Äies 
unb  Steinen,  bie  ber  Strom  in  feinem  33ette  ober 
nor  feiner  ÜJlünbung  in  einen  Sanbfee  ober  in  baS 


Digitized  by  Google 


360 


ftmfn  —  ©anfoftc 


iNeer  ablagert,  §m  (efettrn  Kalle  beißen  fte  23a  r= 
ren  (f.  b.).  23.  im  SNeere  ftnb  Gvbebtmgen  be* 
OTeereSboben«;  bie  Sieffcclotungen  (f.  2ieffeefor= 
fchung)  jeigen,  baß  baS  23obenreltef  im  großen  unb 
ganjen  ein  äußerft  fanft  gerunbeteS  ift.  2)ie  vor 
tommenbeu  23öfdnntgen  ftnb  febr  geringe,  fo  j.  23. 
bei  ber  2)oggerbant  in  ber  Norbfee  etwa  4  betragenb. 
Stcbt  über  ihnen  baS  2Jteer  fo  feidbt,  baß  fic  bet 
Scbiffabrt  gefährlich  »erben  tönnen,  fo  nennt  man 
fie  Untiefen  (engl,  shoals)  ober  auch  Sdnbe, 
$laten  ober  Watten  (f.  b.).  3e  nach  ber  23e= 
bectung  ibrer  Oberfläche  unterfebeibet  man  Äoral* 
lcn=,  Santo?  unb  aJtufcbelbdnfe.  Sanbbänfe 
entfteben  überall  ba,  wo  ftd?  jwei  Strömungen  ftauen 
(fog.  Äabbeluugen,  f.  b.)  unb  einanber  in  ibrer 
Bewegung,  alfo  aud?  in  ber  ^äbigfeit,  ben  mitge5 
fübrten  Sanb  unb  6d)(amm  roeiter  jiu  tragen,  bem- 
men,  f o  baß  er  nieberf  ällt.  Gine  enge  $>urd?fabrt  $wi« 
feben  jwei  Sanbbänlen  nennen  bie  Seeleute  »fiel, 
Mille,  Sief,  23alje  ober  2cp.  Sanbbdnle  ftnb 
häufig  ben  ftladjtüften,  namentlid)  an  ben  SRttntouiu 
gen  großer  2 itröme  vorgelagert;  fo  an  toer  Nortofee; 
lüfte  bie  ber  Schiffahrt  fo  gefährlichen  Sdnbe.  23er- 
febiebene  berfelben,  tvelcbe  burd?  ftarfe  ©ejeiten- 
(f.  b.)  Strömungen  beeinflußt  werben,  wecbfeln  mehr 
ober  weniger  ihren  Ort  (fog.  bewegliche  Sdnbe). 
Gin  23eifpiel  bierfür  finb  bie  Norbergrfinbe  unb 
ber  SJtebemfanb  in  ber  Glbmüntoung  bei  Gurbaven. 
(S.  bie  Seelarte  ber  Norbfee  beim  Artifel 
Norbfee.)  ÜJtufcbelbänte,  felftge  Grböbttngen 
beS  SJtecreSbobenS,  welche  Sammelptd&e  für  See* 
muffeln  ftnb,  finben  ftd-  in  allen  beeren. 

Über23.als©efd?äftsinftitut  f. Tanten;  über 
23.  im  militdrifdjen  Sinne  f.©ejcbütibant. 

fBautü  ober  23angta,  eine  ^nfel  beS  Nieber= 
ldnbifcb  =  Oftinbifcben  MeicbS,  burd?  bie  11—27  km 
breite,  für  bie  Scbiffabrt  wichtige  23anfaftraße 
von  Sumatra  gerrennt,  bilbet  mit  einer  Anjabl  in 
ibrer  Stäbe  gelegener  fleiner  Unfein  bie  Meftbenb 
iebaft  gleichen  MamenS.  (S.  Äarte:  2Ralaiifd?er 
Sir  cbipel.)  Sie  mißt  1 1 585  qkm  unb  beftebt  baupt= 
fdcblid)  aus  niebrigem,  teilweife  fumpfigem  (ylad?= 
lanbe,  auS  bem  ftd)  jebod?  mebrere  if  olierte  gramtif  che 
23erge  bis  »u  6 — 700  m  f>öbe  erbeben.  .-Jinmanb 
liegt  überall  auf  2).  mehr  ober  weniger  tief  unter  ber 
Cberfläcbc  maffenbaft  abgelagert,  unb  er  bebingt  ben 
großen  Wert,  Welchen  23.  für  fcollanb  bat.  $ie  Grj= 
gewinnung  ift  Monopol  ber  Regierung  jtnb  wirb  für 
:Hecbnungberfelbenfeitl832au§f(bliefelicbrjoncbinef. 
lUtinenarbcitern  betrieben.  Außer  3inn  tommt  auf 
23.  in  viel  geringerer  SDlenge  OJtagneteifen  vor;  in 
älterer  3eit  foll  bafelbft  aud?  bisweilen  ©olb  gefun* 
ben  worben  fein.  $ie  Sauna  von  23.  ift  nicht  befom 
ber S  reich,  namentlid)  fehlen  größere  Säugetiere,  aber 
fte  entbält  einige  formen  (Gicbbörncben,  Wittag), 
welche  nur  hier  auf  biefem  befcbrdntten  Maume  ge* 
funben  werben.  %m  allgemeinen  3cigt  bie  Tierwelt 
mehr  23ejiehungen  ju  ber  von  3Jtalafa  als  ju  ber  von 
Sumatra,  öanbel  unb  Scbiffabrt  t>on  23.  ftnb  ganj 
unbebeutenb.  ®ie  Suefubr  befcbrdnlt  Ttcb  auf  3inn ; 
bie  Ginfubr,  außer  SHeiö  unb  Salj,  auf  einejäeringe 
Uln^abl  eurov.  unb  ebinef.  danbel^artitel.  Tic  23e-- 
rjölfcrung  beträgt  (1896)  9(5763  G.,  barunter  239 
Guropäer  unb  über  25000  Gbinefen.  2)ie  eingebo= 
rene  malaiifdje  23er»öllerung  ift  lörperlid)  febmaeb, 
obne  allen  Äunftfleiß  unb  Steigung  für  ben  Hderbau. 
23iä  jur  ÜJtitte  Ui  19.  3abrb..  wo  bie  Regierung 
fte  jroang,  in  Dörfern  (maiaiifcb  Äampong)  feften 
SPebnftk  ju  nebmen  unb5Hei?felber  an}ttlegen,ft"ibrtc 


fte,  in  ben  2Bä(bern  umberfebmeifenb,  ein  nomabeit; 
artiges  i'cben.  23iele  Gingeborene  trugen  flleiber 
aui  roeicbgcllopfter  23aumrinbe.  i>auptort,  mtcb: 
tigftcr  .^afen-  unb  öanbel$pla&,  Si^  beö  iHeftbenteu 
unb  amiitärfominattbanten  ift  OTunto!,  2°  3' fübL 
23r.  unb  105''  9'  mefll.  fi.  t>on  ©reenroieb,  an  ber  norb= 
weftl.  Spihe  ber  3nfel.  —  3)ie  3nfel  gehörte  ut  bem 
Meide  ^alembang  auf  Sumatra.  2ion  bem  Sultan 
SldMneb  Mabja^mubbin  mürbe  fte  1812  an  bie  Gng: 
länber  abgetreten,  bie  fte  im  Srahat  Dorn  13.  ülug. 
1814  £olIanb  übcrlief.en. 


2^gl.  3onben)ait, 
tfterb.  1895). 


Itangka  en  zijne  bewoners  (Hmfl 

fBanfaftr^  $eelfd>e,  bad  noeb  iekt  geltenbe 
engl.  23antgcfe^  vom  19.  3u(i  1844,  melcbeS,  ein 
SUisfhiß  ber  Gurrencpfdbule  (f.  b.),  eine  möglicbft 
große  23efcbränfung  ber  nid?t  metallifcb  aebedteu 
Moten  erftrebt.  SDie  £>cmptbeftimmungen  fmb  fob 
genbe:  2  k  23ant  r>on  Gnglanb  wirb  m  jmei  felb- 
ftänbige  Abteilungen,  bie  eine  für  bie  Notenaus- 
gabe, bie  anbere  für  bie  eigentlichen  23antgefcbäfte 
(Issue  unb  Banking  Department),  gerleßt.  j)er 
GmifftonSabteilung  wirb  übenoiefen  einerieitS  ber 
9JtetaU»orrat  ber  23anf  (bis  auf  einen  Heinen  Meft 
für  baS  unmittelbar  laufenbe  23ebürfniS)  unb 
anbererfeits  ein  23ctrag  t?on  14  2RiU.  ^fb.  St.  SBerb 
papieren  (securities),  ju  bem  auch  bie  bauernbc 
Schulb  bes  Staates  an  bie  23ant  gehört.  $afür  er« 
hält  baS  23anlbepartement  14  9Jtill.  93fb.  St.  in 
Noten,  bie  nunmehr  feinen  23etriebSfonbS  bilben.  23ei 
ber  GmifftonSabteilung,  bie  aud?  bie  porgejeigten 
Noten  cinjulöfen  bat,  finb  fortan  Noten  nur  gegen 
Hinterlegung  oon  ©olbmünjen  unb  ©olb=  ober 
Silberbarren  ju  haben,  ©olbbarren  muß  baefelbe 
jeberjeit  ;ut  bem  feftgefehten  greife  r>on  77  Sbill. 
9  ^ence  für  bie  Unje  (»on  n/i  i  Reinheit)  gegen  Noten 
eintaufd'en.  2Bentt  eine  anbere  23aut  bte  23efugniS 
jur  Notenausgabe  verliert,  fo  barf  bie  23anf  oon 
Gnglanb  jroei  drittel  ber  baburdj  frei  teerbenben 
Stotenfumme  in  ber  Art  flbemebmen,  baß  fte  nur 
burd?  Wertpapiere  bei  ber  GmifftonSabteilung  ge- 
bedt  ftnb.  Sabnrd)  ift  baS  nicht  metallifcb  gebedte 
Notentontingent  beS  23anfl>epartementS  unb  ber  fefte 
23eftanb  an  Wertpapieren  bei  ber  GmifftonSabteiluna 
allmflblicb  erhöbt  unb  im  $ebr.l894auf  16^o9Nill. 
^Jfb. St^gebracht morben.  Äußer  ben Notenbanten, 
bie  6.  ÜJtai  1844  beftanben,  bürfen  (eine  anbern 
mebr  gearünbet  werben,  unb  bie  beftebenben  (außer 
ber  23ant  oon  Gnglanb)  bürfen  in  3ubjnft  im  ganten 
nur  fo  niel  Noten  ausgeben,  als  fte  burcbfdmittlich 
in  ben  12  Soeben  »or  bem  27.  April  1844  in  Um: 
lauf  hatten.  Ginett  WocbenanSweiS  ber  23an(  von 
Gnglanb  nach  ber  ber  23.  entfprechenben  <jorm  f.  im 
Artilel  Bank  of  England.  —  3)ie  Urheber  ber  23. 
glaubten  in  berfelben  ein  Littel  jur  23erbinberung 
von  Notftänben  gefunben  ju  haben,  eine  ÜJteinung, 
bie  febon  1847  burd?  bie  Ibatfachen  wibwlegt  würbe, 
fo  baß  bie  Negierung  gejwungen  war,  bie  23.  außer 
Sraft  ju  fehen.  SaSfelbe  wieberbotte  ftd?  1857  unb 
1866.  2>ie  Söirlung  biefer  Crganifation  auf  ben 
©elbmarlt  ift  ohne  3»r<cifel  eine  bloß  meebanifche, 
unb  eS  ftnb  namentlich  bei  ©elegenbcit  ber  1890 
ben  Sonboncr  ©elbmarft  berübrenben  (yinan)lrifc 
(iyall  beS  Kaufes  23aring)  23eftrebungen  für  eine 
Neoifton  ber  23.  wieber  aufgetau*t.  —  23gL  SDalter 
23aaebot,  Lombard  Street  (beutfeb  »on  &.23cta,  8pj. 
1874),  wo  bie  Gigenart  ber  engl.  23anb?erfaffung  unb 
bereit  fehler  iebarf  hervorgehoben  werben;  ferner 
Ab.  Wagner,  Sie  ©elb-  unb  firebittbeorie  ber  $eeb 
feben  23.  (Wien  1861). 


Digitized  by  Google 


Stoiifainueiiinujcii  —  Staufen 


351 


xifuwgcn,  3ablung«anwcifungcn  ber 
©auvtbanf  auf  ihre  ^»eiganftalten  ober  timgclcbrt, 
j civic  ber  :\ivc ig an  Italien  untereinanber,  gegen  ben 
93etrag  etnaejabltcr  Selber.  Sie  tetnmen  nament- 
lich für  gröbere  93eträge  in  93etracbt,  bie  im  (Gebiete 
be«  SBcltvoftwrein«  nicht  bureb  93oftan»eifungen  be- 
H3anf aftrafjc,  f.  93anta.  [förbert  »erben. 
©anffl^tJin,  f.  3inn. 

«Anfbän  ober  ber  93anu«  93a  nt  (eigentlich 
93enebilt  93or),  befannt  bureb  ba«  an  ber  ©c= 
mablin  be«  ungar.  Äönig«  Hnbrea«  EL  (1805—86) 
verübte  Sittentat.  Spätere  ungar.  (Sbronilen  berichten 
bariiber,  bie  Ä6nigin@ertrub(f.b.)babe  einem  ibrer 
93rüber,  entrceber9krcbtbolb,  «Jrjbifcbof  von  Aalocfa, 
ober  ßfbert,  93ifcbof  von  93amberg,  ©clcgenbeit  ver- 
febafft,  bie  @emablin  be«  93.  ju  verführen.  Siefer 
habe  nun  bind?  ©rmorbung  ber  Königin  (1213)  feine 
öbre  jjeräcbt,  aber  bie  Sbat  mit  bem  Sehen  gebü&t. 
Ser  Stoff  ber  93dnfbdn--3age  würbe  von  mebrern 
Dichtern  bramatifcb  bearbeitet.  Äatona«  «Bänkbän» 
(fllaufcnb.  1827;  93ef*  1843  u.  o.;  beutfd?  von  Sur, 
1858)  gilt  al«  ba«  beftc  Srama  ber  maavar. 
Sitteratur.  Stu*  ®rillvar$cr  bearbeitete  ben  Stoff 
in  bem  Jrauerfvicl  «Gin  treuer  Siener  feines  £errn» 
(9Bien  1830;  neue  Xuff.,  Stuttg.  1872). 

«anfbiUct,  f.  killet. 

ätanfberfttttfl  ober  banlmäiugc  Tedung, 
im  ©egenfak  jur  vollen  iöarbedung  biejenige  2lrt 
ber  Sid?erftcllung  ton  einlo«baren  93antnotcu,  bei 
ber  bie  emittierenbe  Knfkall  nur  einen  Jeil  ber 
auggegebenen  Siotenfumme  burd?  Barvorrat  bedt, 
»dbrenb  fie  jur  Sidjerftellung  be«  anbern  triebt 
umfefcbare  99crte  befifct.  «1«  foldje  empfehlen  Heb. 
namentlich  oute  59etbfel  unb  Sombarbforberungen, 
roctdjc  in  etner  lurjen  (böcbftcn«  breimonatigen) 
^rift  fällig  werben.  $n  normalen  Reiten  ift  e« 
erfabruug«gemäfe  auSretcbeitD,  wenn  ber  erftere  93e= 
ftanbteil  ber  Secfung  etwa  ein  drittel,  ber  ledere 
jwei  drittel  ber  umlaufenbcn  9?oten  beträgt.  3ur 
SBarocdung  bürfen  im  Seutfdjen  JHeicbe  laut  93ant= 
flcf(Ht)oml4.3Wdrjl875  bie  betitfeben  ©olbmümen, 
bie  Silbertbaler,bie!!Heicb«faffcnfcbeine;  ferner  ©olb 
in  Sarren,  ba«  $funb  fein  ©olb  ju  1392  3R. 

fierecbnet,  verwenbet  werben.  Srobt  eine  ungün: 
tige  2$3enbung,  fo  muft  bie  93anl  ben  93arvorrat 
erhör-en,  inbem  fte  bie  eingebenben  99ertfcl  =  unb 
Scbulbjablungcn  nidjt  vollftänbig  mieber  ju  neuen 
Ärebitbewilligungen  verwenbet.  Staatötaptere  eig- 
nen ficb  weniger  für  bie  93.,  »eil  fie  oft  nur  mit  93er; 
lufyu  veräußern  fmb.  (3.  93antnoten.) 

©anfbi^font,  93anfjin«fuB  ober  93ant= 
rate,  im  ©eaenfafe  jum  Hirivatbi«tont  (f.  b.)  ber 
offijielle  3in«fufe  ber  orofeen  9lotenbanfen,  »elcber 
aemdfe  ©ewobnbeit  ober  a.efefclid)er  53eftimmung  oon 
3eit  ju  3cit  öffentlich  befannt  flemad?t  »irb.  Tie 
mafjaebenbe  Stellung  jener  93anfcn  im  Tiefont: 
uertebr  madjt  Stanb  unb  33e»ea,unfl  beS  93.  ju  einet 
bödjft  »icbtißen  erfdieinun«  für  bie  ©eftaltung  unb 
Öeurtcilunfl  beS  ©elbmarlte*;  (hböbunfl  ober  Qf- 
mfiftiflun«  bes  Sief  ontfafte«  fmb  für  bie  Motenban? en 
ba«  »iebtiafte  OTittel  »ur  gteaelung  be«  33aroorratö 
unb  be«  Notenumläufe«.  6in  bobet  3in«fufe  er* 
fd?»ctt  bie  3nanftrucbnabme  be«  Ärebit«  bei  ber 
5öanl  unb  be»irlt  bamit  bie  Gtbaltuno  unb  93er: 
mebrung  ibrer  93armittel,  fo»ie  bie  93crrinflerung 
be«  9totenumlaufe«(  »dbrenb  eineöerabfefeuna.  be« 
93.  eine  93erminberunfl  be«  ÜJtetallbcftanbce  unb 
ber  9iotenrcfcn>e  ber  93anl  in  ber  Wegel  ber: 
beifübrt.  Witunter  laufen  aueb  bie  arofeen  9toten= 


1  franten  borkmiiäftige  3öecbiel  auf  offenem  lUtarlte 
unter  bem  offcntUcb  befannt  gemadbten  3in«fuji 
jum  $rioatbi«font  an.  93ei  ber  Seutfeben  :Heid)«» 
banf  gefdbiebt  bie«  auf  Jlnorbuung  be«  sJ)eicb«banf: 
!  bireltorium«.  5)ie  SSecbfel  müffen  ber  iHeicb«banl 
I  angeboten  »erben,  noeb  volle  6  9Bocben  ;u  laufen 
baben  unb  auf  niebt  »eniger  al«  3000  9)t.  lauten. 

ber  93anlnor>eUe  (©efeh  oom  7.  ^uni  1890) 
bürfen  bei  einem  offijiellen  3in«fafee  üon  4  $roj. 
unb  barüber  »eber  bie  fteid)«bani  nod)  bie  t-riiMt- 
notenbanfen  billiger  bi«fontieren.  93eträgt  ber  ofn 
jielle  3i"«fah  ber  93ant  »eniger  al«  4  93rov.,  fo 
bürfen  bie  9iri©atnoten bauten  b5*ften«  um  */«  ^roj. 
billiger  bietontieren,  unb  »enn  bie  9ieicb«bant  felbft 
unter  ibrem  offijiellen  3i"3fa&  bi«lontiert,  bürfen 
fie  nicht  mebr  al«  um  %  ^roj.  unter  biefen  Saft  ber= 
untergeben.  Ter  93.  betmg  burcbfdjnittlid)  jdbrlidj 
1895—99:  93ei  ber  2)eutfcben  9ieicb«bant  3,is9, 
3,656,  3,806,  4,867,  5,M6  ^roj.',  in  ?lmfterbam  2,m, 
3,23,  3,oi,  2,7,  3,»4  s#ro».;  in  93rüffel  2,co,  2,85, 3, 
3,o4,  3,9*  $roj.;  in  Sonbon  2,  2,47,  2,63,  3,25,  3,75 
$roj.;  in  ^ari«  2,20,  2,  2,  2,«o,  2^4  9iroj.;  in 
9iom  5, 5, 5, 5, 5  ^roj. ;  in  s$cter«burg  für  3  Ü)ionat- 
»ed)fel  4,8i,  4,oe,  4,6«,  4,77, 6,oi  9iroj.,  für  (J  ilHonat« 
»e*iel  5^2,  5,05,  5^6,  5,77,  6,oi  ^Jroj. ;  in  3Bien 
4^,4,o9,4,4,i6,5,o4^roj.  —  93gl.  Jelicbo»,  2?erge^ 
famte  ©efd)äft«ocrle^r  mit  ber  5Heicb«banf(9.?lufl. 
t?on  Se^el,  £m.  1900). 
©aufDurttiferdag,  f.  Tur(bfd?lag. 
*  an  feifen,  ein  Stüd  in  bec  £dng«ri<btung 
mebrfacb  gelobte«  Aladjeifeu ,  ba«  an  einem  @nbe 
mit  einer  ftarlen,  oft  bureb  Aufbauen  gejabnten 
Spitte  (Dingel)  »erfeben  ift.  (ün  an  ber  nnidjlufe: 
ftelle  biefer  an  ba«  flaebeStüd  angefcbmiebeter^ln: 
ja it  bient  jum  Giufcblagen  ber  c v\ tu'  in  irgenb  einen 
unbeweglichen  ©Igenftanb,  j.  93.  eine  ÜRauer,  »db- 
renb an  bem  flacpen  Steil  be«  93.  ein  anbereröegen- 
ftanb,  j.93.  ein  Soften,  9)rett,  Sdjranf,  mitftdgeln 
ober  Sd)rauben  befeftigt  »irb.  (3.  aud)  ^obelbant.) 

^änfelfänger,  bentnuiebenbe  ^Jerfonen,  bie 
bei  3abrmdrften  unb  äbnlidpen  Slnldffen  auf  öffent- 
lichen 931a  iuui  gefd;id)tlid)c  Greigniffe  ber  jüngften 
93ergangenbeit,  JHduber:  unb  IRorbgefcbicbten  u.  f. ». 
fingenb  vortrugen  unb  baju,  um  von  allen  gefeben 
unb  vernommen  ju  »erben,  auf  eine  Heine  93ant 
(93Anfel)  traten. 

hänfen,  Untemebmungeu ,  roelcbe  teil«  bem 
©clbvcrle^r  bienen,  teil«  bie  93etmittelung  von  Äre= 
bit  jur  Aufgabe  baben.  drftere  ^unttion,  bie  fich 
in  ben  fog.  ©elbbanfgefcbdften  (9Rünj»ecbfel,  ©elb= 
aufbe»abmng  u.  f. ».)  äußert,  tritt  juerft  auf,  bleute 
ift  iebod?  ba«  Hrebitgefcbäft  ba*  über»iegenbe,  wenn* 
gleidj  audj  bamit  ie^t  notb  meiften«  ©clbgcfd>dftc 
ber  erftern  Ärt  vetbunben  werben.  (S.  93antier.) 

Sie  93ejeidmung  93.  bringt  man  gewöbnlid)  in 
3ufammeubang  mit  ben  a93dnlen»  ber  mittelalter^ 
liehen  ©elbmecb«lcr,  aud)  flnbet  fich  bie  Ableitung 
von  «banco»  im  Sinne  von  Raufen,  gleidjbebeutenb 
mit  «monte»  (f.  Moates),  bem  im  mitte(alterlid)en 
Italien  üblichen  9lu«brud  für  gewiffe  ^|wang«an: 
leihen,  von  benen  bie  erfte  im  12. 3abrb.  in  93enebig 
vortam.  Sie  ©Idubiger  be«  Staate«  würben  ju  cinn 
ftörverfebaft  vereinigt,  fte  erhielten  juweilen  bie  un= 
mittelbare  93ermaltuug  gewiffer,  ihnen  verfdjriebe: 
ner  ftaatlidber  (Sinnahmegucllen,  unb  baran  fcblof; 
fid)  leicht  ber  93etrteb  eigentlicher  93antgefd?äfte,  na= 
mentli*  oc«  Sepofitem  unb  SBcdjfclgcfcbdft«  an. 

Urfprünglicb  lehnte  fich  ba«  93anfgefcbdft  an 
ben  betrieb  be«  ©elbwecbfel«  an.  Tieier  93etrieb 


Digitized  by  Google 


3f>2 


kaufen 


rntmidelte  f\cf>  im  ^Mittelalter,  Ivo  bie  enorme  ihv 
jabl  einzelner  dUfinjberrfdaften, bie  unvoUtommene 
flu*prdgung  ber  i)1  ihnen,  häufige  flnbcrungen  im 
üJlünjfufie  unb  9Rfinjfälfd)ungen  ihn  groben  'Her 
d)ub  leifteten,  vorjflglid)  in  Italien,  ytaliencr 
Sombarbe n)  waren  e*,  bie  neben  ben  3uben  ben  Ö5e- 
d)dft*jwcig  in  bie  meiften  übrigen  europ.  Staaten 
einführten  unb  bort  pflegten.  Um  ihren  ju  bem  fle- 
bad)ten  »Jwede  unterbaltenen  2)lünjvorrat  unter 
Umftdnben  rrciterbin  nufebar  ju  machen,  befaßten 
fie  fid)  baneben  mit  bem  Seibgefdjdft  auf  lurje 
Ariiten,  vorjflglid)  gegen  »$auftpfänbcr,  unb  biefe* 
wfdjdft  führt  von  lencn  3Decb*lern,  bie  e*  juerft 
in  ber  ben  93.  eigentümlidjen  Urt  betrieben  baben, 
bei  tiefen  änftalten  nod)  jefct  ichr  gewöhnlich  ben 
Warnen  fiombarbgef cbdft  (f.  b.).  SJltt  bw  93er= 
befferung  be*  SDtünjwefen*  verlor  ber  ©elbwecbfel 
an  93ebeutung;  er  mürbe  aber  burd)  ben  f>  an  bei 
mit  95) ed) fein  (f.  9Bcd)felgefcbdft)  erfefct. 

3)  te  953  ecb*ler  galten  aber  f  ebon  vermöge  ber  31atur 
ihre*  iöetriebee  als  9krtrauen*perfonen  ber  ©e= 
fd?dft*melt  unb  mufsteufürbiefid)ere?lufbemabrung 
ibrer  ÜJtünjvorrdte  6orfle  tragen;  eS  lag  baber  febr 
nahe,  bof;  man  bei  ibnen  ©elber  jur  Verwahrung 
hinterlegte,  bafj  fie  bann  fftr  SRedmung  ber  $cpo= 
nenten  Gablungen  leifteten,  weld>e,  wenn  e*  fid) 
babei  um  einen  jweiten  Kunben  beSfelben  2Becb*= 
ler*  banbelte,  nur  burd)  eine  Umfcfereibung  in 
ben  ©utpaben  bewerlftclligt  würben.  Slnberwdrt* 
fd>loffen  ftd>  Ähnliche  ©efcbdfte  wie  ber  «Dlflnj* 
wecbfel  wieber  vermöge  ber  9Jermanbtfd)aft  be* 
9tetriebe*  an  ba*  ©olbfdjmiebgewerbe  an.  An 
Italien  maepte  man  jebod)  fiel? adj  ungflnftige  (fr 
fabrungen  mit  ben  SBanfbaltem,  fie  liefen  fid)  mit 
ben  anvertrauten  ©elbern  oft  in  mehr  ober  weniger 
gewagte  ©efdjdfte  ein,  bie  bei  ungflnftigem  9luS= 
aang  tpre  äahlungSunfdbigfeit  bemirften.  9Jtan 
fdjritt  baber,  nadjbem  ftd)  allerlei  ftaatlidje  ?lnorb- 
nungen  Aber  ba*  93anfgefd>dft  al*  ungenfigenb 
berauvgeftellt  hatten,  2ur@rridb.ttmg  öffentlicher 
93.,  fo  in  SBenebig,  wo  1587  ber  Banco  di  Rialto 
gegrflnbet  mürbe,  neben  ber  fdjon  erwdbnten  6t. 
®eorg*banl  bie  dltefte  öffentliche,  mit  gewiffen  93or- 
redeten  au*geftattete  9iant  Italien*.  4iljnlid)e  öffent* 
liebe  93.  mürben  bann  balb  barauf  in  einer  SKcibc 
anbeTer  Stdbte  Italien«,  $eutfd>tanb*  unb  öollanb* 
erriebtet.  SHu*  ber  uriprünglid)  von  58.  jum  Seil 
nur  mi&brducblicb  geschehenen  9krmertung  ber 
binterlcgten  93etrdgc  enttoidelte  n  ch  f  obann  im  Saufe 
ber  3«t  ein<  georbnete  unb  erlaubte  SBerwcnbung 
berfelben,  wobureb  bie  33.  in  bie  Sage  famen,  niebt 
nur  auf  bie  Stnbebung  oon  ®ebüpren  für  bie  (Siip 
lagen  werji*ten  ju  fönnen,  fonbern  felbft  bafflr 
ßinfen  §u  entridjten.  ^ln  allen  biefen  Scrbfiltniffcn 
fmb  bie  au«gangäpunfte  be*  mobernen  33anfroefeni> 
ju  fudjen,  für  beffen  entmidlung  Italien  fpfiter 
an  93ebeutung  jurfldgetreten,  Gnglanb  pingeaen 
an  bie  erfte  Stelle  vorgerüdt  ift. 

2)iefed  moberne  33anf»efen  pat  feinen 
Sdjmerpunlt  in  berflrebitvermittolung,  b.b-  bie  93. 
nehmen  auf  ber  einen  Seite  biöponibleS  Kapital 
auf,  um  ed  ibrerfeitd  jenen  $erfonen  jujufübren, 
meldbe  Ärebit  benötigen.  $ie  93.  bebörf cn  ein  eigenes 
Kapital,  um  bem  9Jublifum  Sidjerbeit  ju  bieten 
unb  freiere  Jbanb  in  ber  ®efcbdftefubrung  ju  be« 
figen;  ber  Umfang  ibrer  ®efddfte  wirb  aber  in  viel 
böberm  lUafse  burd)  ba«  frembe  Kapital  beftimmt, 
bas  Tic  an  fid)  ju  jieben  »iffen.  Wan  fpriebt  von 
Mftir«^  unb ^a H iv gef däften  ber 9^.,  jenadbem 


biefe  bieibei  al«  (rebitgemdbrenb  ober  frebitnebmeub 
auftreten;  folibeö  porfio^tiged  ®efd)dftdgebareu, 
melcbed  ftd>  freibdlt Don  fpelulativen 9Bagntffen,  in 
bar  oberfte  fyineip  einer  f erretten  93anluitung;  ift 
ben  93.  boeb  bie  ßernalrung  fremben  Kapital*  au* 
vertraut,  mit  bem  fie  probuttive  befonnene  »rbeit 
unterftü^en,  nietet  aber  Spelulationen  treiben  follen. 

2)  ie  formen  ber  93anlgefdjdfte  baben  ficb,  im  Saufe 
ber  3«t  »efentlid?  veruielfdltigt  unb  cerdnbert. 
3«  nadjbem  ber  eine  ober  ber  anbere  ©efd>dft$jtt>cig 
befonberS  ober  gar  auSfdjliefelicb  betrieben  mirb, 
fpridjt  man  von  93obenlrebit»,  9ioten»,  2)epofiteiv 
u.  f.  n>.  93anten  (f.  bie  betreffenben  rtrtilel).  3" 
ben  midjtigften  9iaffipgefd?dften  gebört  bie  Äm 
nah  ine  von  3)epofiten  (f.  ^epofttenbanlen).  Qi 
(ann  ftd?  hierbei  einmal  um  I  ev  einen  jur  9uf< 
bcioabrung  banbeln,  ein  ©efd?dft,  baS  nameut: 
lieb  jur  3«t  ber  IHiinjirirren  grofee  93ebeutung 
hatte,  ba  e£  baS  Wittel  abgab,  ein  nicht  trie  baS 
cirfulierenbe  ©elb  ber  93erfd>lecbterung  aufgefegtes 
9Janfgelb  (f.  Banco)  ju  febaffen.  3ablungen  unter 
Kaufleuten  mußten  bann  wobj  an  mandjen  Orten 
bura?  bie  93.  bemerlfteDigt  merben.  Xaun  leimt 
man  aueh  Tepofiten  jur  Verwaltung,  bei 
roel&em  ®ef(bdft  bie  9J.  nebft  ber  Slufbemabrung 
ber  betreffenben  9i?ertpapiere  bie  Souponeintaffie- 
rung,  ben  Umtaufd)  verlofter  Obligationen  u.  f.  ». 
beforgen.  ^ür  ben  Krcbitverlebr  von  93ebeutung 
fmb  jebod)  erft  bie  $ienfte,  »eldbe  bie  93.  bem  9Jer» 
febr  bureb  baS  uneigentlid?  fo  genannte  3)epo« 
fitengefd^dft,  bad  ^epofitengcfcbdft  jur93e« 
nuliung»,  leiften,  b.  b.  burd)  bie  .'Inn ahme  von 
©elbcrn  mit  ber  9>erpflid)tung  ber  JRüdjablung  mit 
ober  oljnc  Künbigung  u.  f. jebod)  mit  bem  iHedjte 
ber  SluSgabc  unb  SJermenbung  berfelben.  @ine  95er« 
jinfung  ber  2)epofiten  tritt  nid)t  immer  ein,  regel« 
mdf^ig  jebod),  wenn  biefelben  auf  beftimmte  Seit  ge< 
geben  ober  mit  beftimmter  Künbigungefrift  pinter« 
legt  werben.  ^Dagegen  baben  bie  ^Deponenten  für 
fettend  ber  93.  verwertbare  I 'ereilten  jebenfallS 
feine  ®ebüi)r  ju  entriebten.  Tie  93.  erteilten  ben 
^Deponenten  fdjon  früb  Sdjeine  über  ben  ßmpfang 
unb  über  bie  9.<erpflia)tung  jur  JRüdgabe  ber  3)epo« 
fiten.  5)ie  ßeffion  biefer  Scbulb)d?eine  ftellte  fid) 
frübjeitig ali ein  bequeme v  SRittel  jur 8u? gleicbung 
von  Sorberungen  betau*.  2)te  93.  erleidjterten  bie 
ÜJtöglicpfeit  ber  Übertragung  burd?  3lueftellung  ber 
3  it  eine  auf  ben  Inhaber.  So  lonnten  biefe  un- 
verjin*lid)en  Scbeine  von  ßanb  ju  £>anb  geben,  ber 
Krebit  ber  93.  fieberte  iljren  Kur*.  3Rit  ber  Um= 
wanblung  ber  5)epofiten  jur  Äuf  bewabrung  in  f  old>c 
jur  93enu^ung  nahmen  biefe  3  Cheine  aud)  einen  an- 
bem  (ibaralter  an,  bie93autnote  (f.  b.)  war  ge= 
fdjaffen.  Qa  war  nur  ein  Heiner  Sdjritt  von  ber 
3lu*gabe  foldjer  9toten  an  beftimmte  einjelne  2>epo= 
nenten  bi*  jur  Ausgabe  berfelben  gegen  93argelb 
unb  anftatt  93argelbe*  au  jebermann.  Die  beute 
mit  ber  3(u£gabe  von  93an(notcn  betrauten  93., 
weldje  regelmdf^ig  einer  befonbern  jtaatliehen  93c* 
einfliiffiing  unterliegen,  h einen  Ou-ten*  ober  3*t* 
tclbanten  (f.  Dlotcnbanlen).  —  ilnbererfeit*  pat 
fid)  an  ba*  ^epofttengefcbäft  inebefonbere  bie  be: 
queme  !Wöglid)f  eit  angefa>loffen,  burd)  S  b  e  d  *  (f .  b.) 
über  ba*  ®utbabcn  ju  verfügen  unb  bamit  3«blun' 
gen  ju  leiften;  au*  bie  fog.  Kaffenfd>eine  (f.  b.) 
fiub  nur  eine  ?lrt  be*  Sepofitengefd)dft*.  2>a*  fog. 

3)  epotgefd)dft  bedt  ftdj  balb  mit  bem $epofiten= 
gefoSdft  jur  Slufbemabrung  ober  93enu{)ung.  balb 
banbelt  e*  fid  bei  beut  Tepot  nur  um  fommiffioit'J« 


Digitized  by  Google 


Staufen 


353 


»reife  getaufte  oberju  vertaufenbe,  in  93cr»abrung 
ber  93.  befinblicbe  Wertpapiere,  »eiche  3ran*aftion 
jum  (*f  f ettengef  d?äf  t  (i.  unten)  gebort,  balb  um 
eine  pfanbredjtlidbe  Sieb, erftellung  ber  93.  ffir  ju  oe 
Ȋbrenbe  93ud)trebite  ober  bergleicbcn ,  in  welchem 
galle  alfo  bie  in  Sepot  gegebenen  Offelten  ben  lSbaj 
ratter  eine*  ^fanbe«  bähen. 

ÜJlit  ber  Slnnabme  von  ©elbbepofiten  ift  baS 
®  i  r  o  a  e  f  d)  d  f  t  (f .  ©irovertebr)  ber  93.  eng  vcrfebmol: 
jcn.  Sei  bem  QJiroflcfcfjäft  giebt  bie  93anl  junäcbft 
feinen  Krebit  unb  übernimmt  (ein  ftifito.  Sie  nimmt 
auf  ©iroconto  nid)t  nur  bare  Ginjablungen  an, 
fonbern  auch  (Soupon«,  Gbect«  unb  Sccbfel;  fie 
bff  orgt  bie  eintaffierung  biefer  Offelten  unb  fdjreibt 
beu  93etrag  nad?  bem  Gingange  bem  Kunben  gut. 
$cr  6ontoinb.aber  tann  über  fein  ©utbaben  ver= 
fügen,  inbem  er  Summen  auf  ba«  (Sonto  eine« 
anberu  umfdjreiben  läßt,  rote  aud)  feine  eigenen 
Slltiva  burd)  folcbe  Umfcr/reibungen  vermehrt  »er* 
ben  tönnen ,  femer  inbem  er  feine  Wecbfel  bei  ber 
93ant  jablbar  macht  unb  inbem  er  6bcd«  auf  fein 
©irogutbaben  aufteilt.  (S.  5Kcicb*bant,  25eutfdje.) 

Gin  »eiterer  wichtiger  93anfgefcbäft*jweig  ift  ba« 
fiontotorrentgefcbäft  (f.b.).  2>ic  93.  treten  mit 
ben  Kunben  in  laufenbe  SHedmung,  inbem  fie  5Bcd?fel 
auf  ftcb  jieben  laffen,  93arjablungcn  für  bie  Kunben 
leiften,  ^orberunflen  für  biefclben  einfaffieren  unb 
fonftige  ©elbgefcbäftc  für  fte  beforgen.  3n  manchen 
fällen  eröffnet  bie  93an!  ihren  Kunben  felbft  einen 
Krebit  über  ben  93errag  be«  Gffcttivgutbaben«  hin- 
auf, fei  e«  obne,  fei  c«  gegen  eine  befonbere  Sieber: 
beit  (}.  93.  bintcvlcgte  Wertpapiere).  Sie  93ant  be* 
rennet  ficb  ^infen  für  ibr  ('•hitbaben  vom  läge  ber 
?!  iK  vi  Huna  an,  unb  jie  gewahrt  ber  Siegel  nach  ge? 
ringere  .-Unien,  toenn  ber  Gontoinbaber  fid)  im  ©ut* 
haben  befinbet.  gür  @efd?dft«lcute ,  welche  folcber: 
gcftalt  mit  93.  in  Kontotorrcntvcrfchr  fteben,  ent* 
fpringt  hierauf  ber  große  Vorteil,  baß  fie  niemals 
vorrätige  (Oelber  unbenutzt  liegen  ju  laffen  brausen, 
unb  rar,  fie  ber  jeitraubenben  eigenen  93eforgung 
ihrer  ©elbgcfcbäjte  viclfad)  überhoben  ftnb.  5)en  93. 
anbcrerfeitS  fliegen  burd?  baS  Koutoforrentgefcbäft 
Littel  ju,  bie  fte  anbertoeitig,  j.  93.  im  2)i«toiuo= 
unb  &ibgefcbäft,  vorteilhaft  verwerten  tonnen.  Aiir 
bie  gefamte  9JoltSwirtfd?aft  ift  eS  von  unberedjem 
barer  93ebeutung,  wenn  baS  fontotorrcutgcfd?ärt 
ber  93.,  wie  in  Gnglanb,  bermaßen  auSaebübet  ijt, 
baß  faft  alle  erbeblieben  Gablungen,  nietjt  etwa  nur 
im  taufmännifdjen,  fonbern  aud)  in  bem  fonftigen 
9<crtebr,  burd)  ßbcdS  vermittelt  »erben. 

3tod)  anberc  93ebürfniffe  beS  fcanbelS  ftnb  eS 
aber,  welche  von  ben  93.  vorjugSweife  befriebigt 
»erben.  25em  einjelnen  ©cfcbdftemann  macht  baS 
Ginjiebcn  von  Sortierungen  an  nahe  ober  entfernt 
»obnenbc  Kunben  oft  Seb»ierigfciten ,  bereu  er, 
um  ficb  feinem  $auptgefcbdft  um  fo  ungeftörter  »ib= 
mrn  ju  tonnen,  ficb  überhoben  ju  feben  »ünfd?t. 
6t  fd?cut  ba«>  ©elbopfer  nicht,  »elcheS  er  bringen 
mufe,  wenn  er  baS  o n ! an  o  dritten  üoertrdat,  »eld?e 
regelmäßig  unb  ge»erb^mäf»ia  mit  bem  Öinjieben 
frember^orberungen  ficb  befallen.  Sol*e  öilfe  (et* 
jten  bie  93.f  welche  ba*  3ntaffogefd)äft  (f.b.)  in 
ibren  (Sejdjäftßtreig  aufnehmen.  6ie  jieben  ^orbe« 
rungen  etn,  bie  ihnen  buTth  fficchfel  ober  3(nweifun= 
gen  übertragen  Werben.  2er  Wegenwc«  wirb  bann 
bar  remittiert  ober  gutgei'duicben.  Tie  ^nfaffa-* 
Prämie  macht  biefe^  (yeidjäft  ge»innbriuvtenb. 

Unter  ben  Wefchäften ,  bei  benen  bie  93.  trebit« 
gewäbrenb  auftreten,  ragt  an  93ebeutung  ba3  2) ig» 

«rctfbou«'  «ont»frtoJion«'fifriton.   14.  Hüft.  ».  H.  IL 


tonto»  unb  2BecbfeIgefcbdf t  bervor,  b.  b.  ber 
Maar ,  bie  Sluöjablung  nod?  nicht  fälliger  9Dcd?fel 
vor  ber  93erfalljcit  unb  ber  S(n*  unb  9ierfauf  von 
2üechfeln  überbaupt.  2(ud>  ift  von  9Bicbtigteit  bas 
Sombarbgefcbäft,  bie  9.ielehnung  von  gauft» 
pfänbern  (Wertpapieren,  Wünjen,  9i>aren  u.f.w.). 

OTinbcr  geeignet  für  ben  93antbctrieb  ift  bie  jcit= 
weilige  Stnlage  be*  ÄapitaU  in  9ilertpapieren,  wie 
Staatefcbulbvcrfcbreibungen,  Milien  u.f.  w.  (6f  f  et- 
tengefd)äft,f.  b.),  weil  fie  bie  93.  ber  ©efabr  von 
93erluften  burd)  j(uräfdjwantttngen  auefetjt,  wa§  fie, 
als  ?lnftalten,  benen  frembc«  Kapital  anvertraut  tft, 
möglichft  vermeiben  follen;  Slntauf  für  atechnung 
von  Äunben  ift  unbebentlich,  ba  bie  93.  bicr  nur  in 
ber  Gigenfcbaft  von  Äommiffionärcn  banbcln.  $che 
eigene  Seilnabine  aber  an  ÖJrünbungen,  am 
93örfenfpiel  ift  mit  bem  Söefen  einer  3)epofiten- 
Wie  einer  9lotcnbant  unvereinbar  unb  baher  bei  ben 
meiften  foliben  Slnftalten  biefer  2(rt  aud)  jtatuten: 
mäfiig  verboten,  dagegen  finb  namentlich  feit  1852 
bantartige  ^nftitute  entftanben,  bie  fid)  befonberä 
bamit  befafien,  neue  Unternehmungen  »u  grünben, 
bie  gegrünbetcu  bureb  ihren  firebit  juftütjen,  na« 
mcntlid)  bie  Äurfe  ber  betreffenben  Slftien  an  ber 
935rfe  burd)  93eleihung  berfelben  jeitweife  ju  balten 
ober  ju  treiben,  überbaupt  in  fpetulativer  9tbfid)t 
Wertpapiere  in  großem  Slcaßftabe  auf  eigene  s.Hed)- 
nung  ;u  taufen  unb  ju  vertaufen.  €olcbe  @ntn> 
bung«*  unb  Spetulation^banfeu  (in  Gnglanb  «  Fi- 
nancial Companies»)  nennt  man  oft  nad)  ibrem 
betanntefteu  franj.  93orbilbe  Crcidits  mobilicrs 
(f.  b.).  Sie  finb  nidjt  unbebentlich ;  nur  audnabmfi-- 
weife  tann  für  bie  in  9(ttienform  tonftituierte  93anf 
barin  eine  paffenbe  ^b^tigteit  gefunben  werben. 

SBäbrenb  alle  bisher  aufgeführten  93antgefd)dfte 
entweber  bie  93ermittelung  beS  ©elbbebarfd  ober 
be$  turjfriftigen  Ärebitd  beforgen,  bienen  jur  lang« 
friftigen  firebitnabme  unb  flrebitgcwäbrung  btc 
i5ppotbetengefd)dfte  (f. b.),  b.  b-  bie  93clcihung 
be«  ©runbbefi&cg.  3)aS  .f>vpothefengefd)äft  erbebt 
ganj  anbere  Slnfprflcbe  an  bie  93.  als  ba«  ^ombarb^ 
gefchäft,  weil  bie  93elcibuna  von  @ninbft()den  bem 
Scbulcner  nur  bann  von  9(u^en  ift,  wenn  fie  fid) 
auf  eine  längere  ^eit  erftredt.  3)ie  bvpothefarifdjen 
Darlebne  tontraftteren  mit  ber  in  ben  übrigen  9Jant* 
gefebäften  angeftrebten  93eweglid)teit  unb  iterfilg- 
barteit  be§  Kapital«,  unb  ba  fte ^ugleid)  auf  ver= 
g(eid)«weife  größere  Summen  |icb  belaufen,  fo 
fd)ließt  bie  ÜJlebrjabl  ber  93.  fie  au«,  wogegen  ftd) 
mehrere  ^nftitute  vorjug* weife  für  ibren  ^weet  ge* 
bilbet  bähen,  bie  fog.  rlgrarbanten,  !i)oben» 
trebitbanten  (f.  b.)  ober  öopotbetenbanten, 
ßanbfcbaften  (f.  tX  ßntfprecbenb  ihrem  (lbfl: 
ratter  bringen  biefe  93.  aud)  ba«  Kapital  auf  eine 
9Pcife  auf,  bei  weldjer  fie  gegen  plöfelidje,  rafde 
9ttidforberung  gefiebert  ftnb,  nämlid)  burd?  Üluc^ 
gäbe  fog.  ^Jfanbbriefe  (f.  b.). 

SJltt  biefen  ^nftituten  verwanbt  finb  bie  ©runb: 
ober  93obenrentenbanten  (f.b.),  welche  bie  %b* 
(ftfung  ber  ©runblaften  bejweden,  unb  bie  93 oben - 
ober  üanbestulturrentenbanten  (f.b.),  welche 
ju  93obenverbeffcrungen  93orfd)üffe  gewähren. 

Um  ba«  ©efdjäft  in  einem  weitern  Umfange  au«-- 
jubeuten,  unterbalten  viele  größere  93.  3toetgan* 
ftalten  (3»eigbanten,  ^ilialbanten)  unter  verid)ic= 
benen  tarnen  unb  verichiebener  Slbgremung  ber 
junttionen  ananbernSJertcbröplätien  bc«  ynlanbc* 
fo»ie  Agenturen  in  fremben  Staaten.  35iefe  unter: 
flfljjen  einanber  in  verfebiebenen  Dpnationen,  na= 

23 


Digitized  by  Google 


354  ©anferott  — 

mentlid?  burd?  ©injiebung  übernommener  SBedjfel 
unb  8lusftellung  von  Slnmeifungen  aufeinanber. 
Solcbe  grofee,  vielfad)  privilegierte  tientralbanten 
finb  bie  Bank  of  England  (f.  b.),  Banca  d'Italia 
{f.  b.,  93b.  17),  Banque  de  France  (f.  b.),  Weber» 
Idnbifdje  Bant  (f.  b.),  Cfterreid)ifd}*Ungarifd>e  Bant 
(f.  b.),  SHeid>*bant,  Seutfcbe  (f.  b.)  SReid^^banl, 
9tofüf*e  (f.  b.). 

3)cn  tarnen  93.  legen  fidj  im  uneigentlidjen  Sinne 
aud)  mand?e  3nftitutc  bei,  Weldje  feind  ber  oben  auf* 
gefübrten  ©efdjäfte  gewerbsmäpig  betreiben,  fon» 
bern  gan»  anbern  wirtfdjaftlicben  ^weden  bienen; 
namentlich  baben  ibn  einige  BerftdjerungSan' 
ft  a  1 1  c  n  angenommen,  wie  bie  beiben  alten  ©otbaer 
Berftdjenmgggcfellfcbaften  gegen  geuerägefabr  unb 
auf  baä  fieben  u.  a.  Söeiter  aebören  biahr  bie 
log.  Baubanten  in  SDeutfdblanb  unb  ßfterreid), 
beren  £>auptjwed  bie  (frwerbung,  SJarjellierung,  93c» 
bauung  unb  Beräufccrung  von  ©runbftüden,  bie 
fibernabme  unb  ÄuSfübrung  von  93auunterneb: 
mungen  ift,  bann  aber  ald  bantartigea  ©cfdjdft  bie 
©ewdbrung  von  S)arlebnen  für  Bauten  {  woneben 
bieweilen  audj  anbere  Banfgcfdjäftc  betrieben  »er« 
ben.  Sagegen  ftnb  wirilid?e  93.  bie  Organe  ber  Hxc- 
bitvcrmittelung,  bie  Sparlaffen  (f.  b.),  bann  bie 
CrwcrbS*  unb  !©irtf(baft3geno|ienfd)aftcn  unb  Per» 
wanbten  Sdjßpfungen  (f.  SarlebnStaffcn,  55arlebn3: 
vereine,  Borfdmfp  unb  Ärebitvereine).  —  über  bie 
Baulidjteiten  ber  93.  f.  Bantgebäube  nebft  Safein. 

Siitteratur.  ©ufd),  Hbbanblung  ton  ben  99. 
(33b.  6  ber  «Sämtlicben  Scbriften»,  ^widau  1813— 
16);  öübner,  $ie  93.  (2  ZU.,  2pj.  1854);  6oetbeer, 
Beiträge  unb  ÜRaterialien  jur  Beurteilung  von 
©elb*  unb  Bantfragen  (£amb.  1855);  Mb.  SBagner, 
Beitrage  jur  Ccbre  von  ben  93.  (©ött.  1857);  berf., 
tfrebit-  unb  33anln>efen  (in  SdjönbergS  «£>anbbucb 
ber  polit.Cf  onomie»,  1,4.  Slufl.,Jüb.  1896) ;  ©ilbart, 
A  practical  treatise  on  banking  (2  93be.,  2onb.  1865) ; 
Goquclin,  Le  credit  et  les  banques  (2.  i'lufl .,  %ax. 
1859);  GourceUVScneuil,  Traite  tbeorique  et  pra- 
tique  des  Operations  de  banque  (6.  31ufl.,  ebb.  1876) ; 
"Mai  SBirtb,  öanbbucb  be$  BantwcfcnS  (3.  Ruft, 
itöln  1883);  History  of  the  banking  of  all  nations 
(4  93be.,  S?onb.  1896);  Sirtitel  «Banfcn»  im  «6anb= 
roörterbucb  ber  3taat<awifienfd)aftcn»,Bb.  2  (2.  Slufl., 
3ena  1899);  Sd)Weifcer,  ftated?i$muä  beS  Börfen= 
unb  BantmefcnS  (Spj.  1897). 

«an f er ott,  f.  Bantrott. 

»anferr,  foviel  trie  Baftarb  (f.  b.). 

«an  fett  (franj.  banquette),  bie  Berftdrfung,  auf 
ber  bie  ©runbmauer  auffi&t  (f.  ©runbbau).  —  33. 
ober  31  uf tritt  eine  Befeftigung,  bie  feuernben 
SRannfcbaftcn  binter  bedungen  einen  paffenben 
Stanbort  geben  f oll,  um  ben  beauemen  ©ebraud) 
ber  Sdju&waffe  ju  ermöglicben.  (*in  33.  wirb  not' 
roenbig,  wenn  bie  £cdung  eine  grbfrerc  .fr&be  als 
l,3o  m  (3lnfd?lag$bö»  befitit.  $ie  iWreite  beä  93., 
meift  für  eingliebrige  SluffteÜung  bereebnet,  beträgt 
1  m ;  jweiglicbrige  Slufftcllung  erforbert  gröfcere 
33reite.  33ei  Crbwerten  wirb  bad  33.  meift  aueb  aus 
Grbe  bergeftellt;  bie  ntm  öinaufiteigen  bienenbe 
flacbe  33ö)cbung  bei&t  33antettanlauf. 

©anf*rt(franj.banquet)f©aftmabl,5eftfd)mauei; 
bau  fett  ieren,  ein  93.  balten,  baran  tcilnebmen. 

«anffetertofic  (engl,  bank  holidays),  in  &ng: 
lanb  2age,  an  benen  alle93anlen  gciaMoftcn  fmb  unb 
3lVd)feI}ablungcn  unterbleiben,  bie  aber  feine  tirdj- 
lidjen  tfefttagc  finb.  Xai  93ebürfnid  ber  £infüb= 
rung  berartiger  Feiertage  ergab  ftcb  namentlicb  in= 


öonfgeboubc 

folge  ber  in ©rojibritanmen  üblicbenftrengen  Jeiet 
N ■;•  Sonntag^,  an bem  bii  1896  alle ffliiUiii,  H um t • 
fammlungen  u.  f. ».  gefcbloffen  waren.  3Jie  33.  follcn 
(jabrifanten,  ©efcbäfteleuten  unb  öanbmertem  fo= 
mie  beren  Mngeftellten  3eit  jur  Grbolung  unb  Untor= 
baltung  getudbren  unb  würben  auf  Anregung  8ir 
3obn  Subbod*  1871  gefetilid)  eingefübrt.  3"6ngs 
lanb  unb  3rlanb  finb  93.  ber  Cftcrmontaa,  ber 
^fingftmontag,  ber  erfte  OTontag  im  Slugujt  unb 
in  ber  Siegel  ber  26.  2>ej.;  fdUt  ber  26.  £ej. 
auf  einen  Sonntag,  fo  tritt  ber  27.  an  feine  Stelle. 
3n  Scbottlanb  finb  33.  ber  Sieujabrdtag,  Äarfrei' 
tag,  bie  erften  uJtontage  im  SDlai  unb  Sluguft  unb 
in  ber  Siegel  ber  SBeibnacbtStag;  fällt  Ic&tcTer  auf 
einen  Sonntag,  fo  ift  ber  26.  $ej.  93.  8n  einem  93. 
fällige  SBecbfcl  ftnb  am  ndcbften  nacbfolgenben  ®e< 
febäft^tage  jablbar.  6rgdn)enbe  ©efe&e  au$  ben 
^.  1875  unb  1880  baben  bie  Ginbaltung  bet  93.  ali 
öfieutlidic  Feiertage  aueb  für  bie  unb  Steuer« 
bebörben  angeorbnet. 

fSant  für  $attbel  unb  Ctnbuftric,  gro^ed 
flrebitinftitut  mit  bem  Si&e  in  5)armftabt  unb  93er-- 
tin,  nebft  Filiale  in  ^-ranffurt  a.  2R.  unb  Hemma 
biten  in  vielen  großen  Stdbten;  Äonjeffion  vom 
2.  Slpril  1853  auf  99  3abre,  urfprünglid)  mit  einem 
3lttientapital  von  10  mü.  %l.  fübbeutfd)  (7  %L  - 
12  iDt.).  2)arauf  erfolgten  i»ei  »eitere  Begebungen 
in  J&öbe  von  15  unb  von  10  SDtill.  $1.  Saut  1889 
abgeänberten  Statute  Iftnnen  bie  auf  250  3L  lau* 
tenben  Jlfticn  in  ber  3Beife  umgetaufebt  werben, 
bafe  7  Jlttien  ju  je  250  Wi  in  3  ju  je  1000  9M. 
tcrwanbclt  werben.  1889  würben  noeb  weitere 
20  SRill.  i'u  ausgegeben,  fo  ba^  nacb  volljogenem 
Umtaufcb  ber  fdmtlicben  ©ulbenaftien  txxi  nfrien» 
lapital  von  80  SDlill.  SR.  aud  80000  »Wen  ju 
1000  SR.  befteben  wirb.  Sivibcnben  1854—99: 
5'/,,  104/„  15,  5,  5'/4,  4,  4,  5,  6l/„  5«/„  6,  5'/,, 
Vit,  61/,,  8,  10, 10, 15, 15, 10, 10,  6,  6,  6»/4,  6»/4, 
9\,  9»/„  10,  8'/4,  VU,  7,  6'/,,  7,  7,  9,  10»/,,  9, 
ö1/«,  51/*,  51/«,  7,  8V4,  8,  8,  8,  7  $ro». 

ißant  für  eöbbcutfrtilanb,  ali  Slotenbanl 
5. 91ov.  1855  auf  50  3abre  fonjeffionierte  93ant  mit 
bem  Sitte  in  3)armftabt.  2ai  Jlttienlapital  war 
bdufigen  93erdnberungen  unterworfen,  erft  1871 
würben  bie  bi&  babin  40projentigen  3Uticn  m 
250  M.  fübbeutfd?  (7  gL  =  12  ÜÄ.)  voll  gejablt 
unb  bie  ©efamtjabl  auf  52241  Stüd  befebräntt. 
93om  L  Slug.  1877  ab  mürben  128  3Jt.  57  %l  auf 
jebeSlftiemrüdgejablt;  e8  verblieben  52241  Sltticn 
ju  300  SM.  =  15672300  ÜH.  3)ie  93anl  barf  bi« 
36 981 000  Stt.  9toten  ausgeben;  bavon  10  Will.  SR. 
nidt  bureb  Barvorrat  gebedt.  Sic  Sbten  werben 
im  ©rofeberjogtum  Reffen  aud)  von  ben  Staat** 
faffen  in  3ablung  genommen.  Sivibenben  1857— 
99:  4,  5,  4,  71/,,  S\,  9,  6,  8,  71/,,  4,  5,  6,  7,  6«/4, 
8,  7,  7»/10,  61/,,  5'/4,  *%  5«/4,  5'/4,  b%,b\,b\, 
5V„  51/.,  Vi10,  4\,  3»/,,  3»,l4,  3T/10,  4,4«/,,4»/4, 
3T/„,  VU,  4%  B%  VU,  V!t0,  4«/I0,  5'/,  ^Jroj. 

«anfgrbä'ubeober  cinfadjBant,bie  jur  rdum- 
licben  Unterbringung  ber  Bauten  (f.  b.)  bestimmten 
Bauli(bteitcn.  5)ic  Bant  von  Gngtanb  }u  fionbon, 
bie  1788  von  3»bn  Soane  erbaut  würbe,  jeigt  ba* 
erftc  großartige  Beifpiel  einer  folgen  31n(age.  $a< 
maU  bielt  man  cd  nod?  für  nötig,  bad  vlupere  ber 
B.  fenfterlod  ju  geftalten,  um  bic  Banten  vor  Qiw 
brud)  ju  fidern.  2)ie  Bant  von  ftrantreid)  ift  in 
einem  alten  umgebauten  Variier  33alaid  eingeridjtet. 
2)ie  Cftcrreidjifcbe  Siationalbant  ju  3Bicn  baute 
1856-60  6-  »on  ^crftel,  bic  flrebitanftalt  §r&blid) 


Digitized  by 


Brockhsm'  Konversation!  -  Lexikon.    14.  Aufl. 


BANKGEBÄUDE.  II. 


93anf§afen  - 

1858—60,  beibe  auf  befdjräntter  ©runbfldcbe.  $ie 
♦Berliner  9teid)3bant  mietete  1869—77  f>i&ig  »« 
eblem SHenaifianceftil.  (S.Safel:  SBantgebdubel, 
jjig. 1.)  3"  neuem  3eit  bat  man  begonnen,  aud? 
für  bie  grofien  ^kioatbantcn  unb  bie  Filialen  ber 
MeiASbanf  ^Jaläfte  aufjufübren,  bie  ben  iHeidjtum 
ber  Slnftalten  uertünben.  ^n  ben  SB.  ift  ber  widj« 
tiafte  9iaum  jener  für  ben  sBerfebr  bed  $ublitum£ 
($arteienraum).  Sin  tiefen  reiben  fid)  bie  bureb 
©ittermert  unb  3<*bltifdje  abgefdjloffenen  Äaffe* 
tinb  SBureaurdume  an,  in  welcben  bie  SBanlbeamten 
ibre  Sdjreibtifcbe  baben.  $ln  ben  ^arteienraum 
fdblief.en  fid)  befonbere  Stuben  für  SBefpred>ungen, 
Scbreibftuben  (Kunbenrdume),  ferner  bie  Stab> 
tammern  ober  JreforS,  weldje  burd)  ftarte  Mauern 
unb  feuerfubere  Jbüren  bon  bem  ©ebdube  getrennt 
werben.  Meift  befteben  fte  auä  einem  Eintritts* 
jimmer ,  einer  Jreppe  nad)  bem  Äeller  unb  ben  in 
biefem  liegenben  eigentlichen  SreforS,  in  melden 
bie  2)epofiten  ber  SBant  ibre  feuere  unb  biebeSftcbern 
SBcbdltniife  baben.  frür  bie  Sirettion  unb  ben  S8er= 
waltungSrat  werben  befonbere  3<tnmer  angelegt. 
25er  SBantuertebr  wirb  meift  im  GrbgefAofi  ange* 
orbnet,  wdbrenb  in  ben  obem  SRdumcn  SBureauä, 
SiöungäjimmeriinbSienftroobnungenficbbefinben. 
211*  SBeifpiel  ift  infcafel:  SBantgebäube  I,  ^ig.2 
u.  3,  ein  fleineres  SB.,  bie  Filiale  ber  SBöbmifa?en 
Unionbant  in  ÜReidjenberg  in  SBöbmen  (erbaut  1890 
—  91)  bargeftellt,  beren  Cbergefdjoffe  Söobnungen 
enthalten ,  unb  in  £af.  II  bie  sBaßrifdc  herein«: 
banl  in  Müncben  (erbaut  1885  —  86,  beibe  mm 
ffi.  Marten«  in  SBerlin),  in  wel*er  bie  Stablfam« 
mer  unter  bem  glaäbebedten  bofartigen  Parteien: 
räum  tut  finbet  unb  aud)  baä  Dbergef$ob  in  ben 
öefcbfiftöberlebr  bineingejogeu  mürbe. 

^anfbaf en,  f.  $obelbant. 

fBanf  balter,  ber  Untemcbmer  einer  Spielbanl 
(f.b.)  ober  berjenige  Spieler  beim  ©lüdsfpiel  (f.b.), 
gegen  ben  alle  übrigen  fpielen;  gcwöbnlicb  bat  er 
gcroiffe  Vorteile  oorauS.  [iöantfciertage. 

Bank  holiday«  (engl.,  fpr.  bdnl  böllibebS),  f. 

Jöanf icr  (fr},  banquier,  fpr.  bantteb),  ein  Sauf: 
mann  (aueb  im  banbelSredjtlicben  Sinne),  ber  auf 
alleinige  Stedmung  ober  alä  unbefd>ränlt  baft« 
barer  Seilnebmer  an  einer  fcanbetegefellfdjaft  be« 
rufgmdfeig©elb--,f(rebit=  unb  (^ettengefd>dftcmad)t. 
3)te  ©efdjdfte  beä  SB.  ftnb  im  ganjen  gleichartig 
mit  benen  ber  äftienbanfen,  boa)  bleiben  manage 
3weige  nod)  immer  nie l- r  für  ben  Ginjelbetrieb  geeig« 
net  unb  baber  überwiegenb  ben  SB.  »orbcbalten.  So 
liegt  j.  SB.  ba3  eigentliche  ©clbwecbfelgefcbdft  bor= 
jugämeife  in  ben  f>dnben  tleinerer  SBantierjvrmen. 
tvrüber  batte  baSfelbe  eine  weit  größere  SBebeutung 
ald  gegenwärtig ;  ee>  mürbe  im  Mittelalter  von  p  mn  • 
legierten  «campsores»  betrieben,  bie  bann  in  Italien 
ben  Warnen  «bancherii»  erbielten  unb  9öedjfel=  unb 
anbere  Ärebitgefcbäfte  ibrer  urfprünglidjen  &aupt* 
tbdtigteit  beifügten.  3)ie  Keinem  SB.  baben  ferner 
pielfad  bie  Ärebiroermittelung  im  f leinen  Mafjftabe 
für  wenig  bemittelte  Scbulbner,  meiften*  gegen 
Unterpfanb  oberSBürgicbaft.  SBei  foleben  ©efebäften 
roerben  Derbdltniämäbig  bob«,  oft  aueb  übermäßige 
3infen  bereebnet.  3)ie  mittlem  unb  gröfeern  SB.leiften 
bem  gewerblichen  unb  taufmdnniftpen  Mittelftanbe 
einen  nid' t  )u  unterfcbdDenben  lienft,  inbem  fte 
bellen  Sßkcbfel  umtaufefdbig  macben  unb  bie  Xiäton; 
tiemng  bcrfelben  burd)  bie  großen  SBanten,  nament- 
lid)  burtb  bie  fiauptnotenbanten  ermöglidsen.  5)iefe 
»Inftalten  nebmen  fajjungggemdfe  nur  Sßecbfel  mit  in 


■  sBonfnotcn  355 

ber  Siegel  brei,  minbeften*  aber  mit  gtoei  anertannt 
guten  Unterfdjriften,  unb  bie  Äaufleute  mittlerer 
Stellung  tonnen  baber  mit  benfelben  nidjt  leiebt 
unmittelbar  in  SBerbinbung  treten.  Taber  tann  ein 
gut  angefdpriebener  SB.  feine  Unterfcbrift  bernerten, 
tnbem  er  entmeber  gegen  eine  Vergütung  SBüra« 
febaft  teiftet  für  ben  Sedjfel,  ober  in  ber  Slrt,  baft 
er  bie  SEBecbfel  bei  9){ittel)tanbcd  bistontiert  unb 
fie  bei  eigenem  ©elbbebarf  an  eine  größere  SBant 
weiter  begiebt  (rebie>fontiert).  SBon  grober  2Bid)tig* 
teit  für  privat banlier-3  ift  aueb  bie  ©etodbrung  von 
SBucptrebiten  in  laufenber  Siedlung  (f.  Aonto: 
torrent),  jumal  bie  ^otenbanten  feinen  offenen 
Jtrebit  gcwdbren  unb  ibnen  im  Seutfcben  SHeidbe  bie 
Slcceptiemng  t>on  9Sed)feln  auSbrüdlid)  verboten 
ift.  j)ie  gropen  S8.  enblicb,  beren  Sßermögen  in  ein« 
jelnen  fällen  baä  Kapital  ber  grbfjten  Slttienbanten 
überfteigt,  befallen  ft<b  bautM  vut  lid'  mit  ben  großen 
©efcbdften  in  fflertpapierm,  SBegeben  oontlnleibm, 
©rünbunaen  bon  Slttiengefellfcpaften  u.  f.  n>.  Sie 
fmb  bduna  im  ftanbe,  mit  ibren  gewaltigen  ber* 

Eten  Kitteln  bie  Sßftrfe  jeitweife  förmlidj  ju  b^ 
d>en  unb  baber  mit  grofeer  Sidjerbeit  )u  ar« 
iL  wdbrenb  bie  tleinen  Spetulanten  nur  blinb« 
lingd  bem  Strome  folgen.  Sdufig  treten  aud)  meb< 
rere  SB.  ju  einem  «flonfortium»  ober  «Spnbitat» 
jujammen,  um  mit  vereinten  Ärdften  ein  Unter« 
nebmen  ju  beginnm  unb  bis  ,ui  bem  gewünfebten 
3iele  ju  förbem.  3n  ber  neuem  3eit  fmb  jwar 
aueb  »ttiengefellfcbaftm  (fog.  Credit s  mobiliers, 
©rünbungä«  ober  dmiffionSbanten)  für  ©rün« 
bunam  btefer  3lrt  entftanben,  aber  folebe  ©cfell« 
febaften  befinben  ficb  gegenüber  ber  Bereinigten  lUaao  t 
ber  über  Millionen  oerfügenben  6imelbantierä  im 
9cacbteile.  Oft  fmb  aud)  ibre  Seiter  felbft  grofee  SB., 
bie  Tie  al$  Stü^m  für  ibre  eigenen  Unternehmungen 
)U  oerwenben  wijfen.  —  SBgl.  Söonbi,  S)ie  SBemfä« 
pfliebten  be«  SB.  (SBerl.  1897). 

Banking  Bchool  (engl.,  fpr.  bänling  ftubO, 
f.  SBantfcbule. 
*anf  ipur,  SBorftabt  oon  ^Jatna  (f.  b.). 
flBanfioabutin  (Gallus  ferrueineus  Gm.  ober 
Gallus  bankiva  Temm.,  f.  Jafel:  oübnerobgel  I, 
?[ig.  5),  berjenige  Sßogel,  bon  bem  mit  ber  größten 
Sabrfd?einltdjteit  unfere  ©audbübnenaffen  ab= 
ftammm.  Ter  >>abn  ift  ein  fcb&ne<8,  66  cm  langei 
Stier,  bai  auf  bem  Sflüden  unb  am  $alfe  gelbe, 
orangene  unb  braune  Gebern  bat,  an  ber  Untere 
feite  gldnjenbfcbwarj  ift,  unb  beffen  fdtjwarje,  ficbel' 
förmige  Sd)Wan)febem  28  cm  lang  ftnb.  Tie 
Heinere  £>enne  ift  ein  ja  d-ev  aefdrbt  unb  mit  lui  ;,evm 
Sdjmanje.  3)a*  SB.  bemobnt  Dftinbien  unb  bie 
Sunba  Unfein.  3"  bie  europ.  Jiergdrten  gelangt 
e§  nur  feiten,  boeb  bat  ei  fid)  in  bem  üonboner 
mebrmal«  fortgepflanjt. 
*Banffncrt)i,  f.  ibobelbant. 
üBanf mäßige  Xctf  uug,  f.  SBantbedung. 
QSanfmaf^ftab,  aud)  3»^ftab  genannt,  ein 
Sifcblermafiftab  aui  einem  cinjigen  Stüd  gut  aud« 
getrodneten  öoljeS  »on  redjtedigem  Ouerfcbnitt. 
©r  ift  gewöbnlicb  auf  beiben  Seiten  geteilt  unb  jeigt 
entweber  bloj-,  bad  Metermab  ober  auf  ber  einen 
Seite  biefeS,  auf  ber  anbern  bai  3  eil  man;  feine 
Sdnge  beträgt  gewöbnlid)  1  m. 
«anfmeiftel,  f.  Meißel, 
ftantnoten,  SHnweifungen  einer  3«ttcl=  ober 
5Rotenbant  (f.b.)  auf  fid)  felbft.  auf  mnbe Summen 
laufenb,  beren  SBetraa  bem  Überbringer  jeberjeit 
auf  Sidjt  feiten«  ber  SBant  bar  ausbejablt  werben 

23* 


Digitized  by  Google 


350 


söünfnotenbriuf 


mufe.  3"  rechtlicher  unb  ßlonomifdier  .v>inftcbt 
toeientlicb  oerid?iebcn  »on  bcm  eigentlichen  s$apier« 
gelbe,  roelcbcS  uneinlöebar  ift,  aber  von  bem  aus« 
gebcnben  Staat  alt  ^ablung  angenommen  wirb, 
alfo  3roangSturS  in  biefem  Sinne  befifct,  fann  ben 
SB.  auf  @runb  ftaatlicber  Snorbnung  bie  Gigcnfcbaf  t 
eine*  acictUivtcn  3ablungSmittelS,  alfo  ;',tiv.mv: 
für*,  nid?t  nur  gegen  bie  auSftellcnbe  SBanf,  fonbern 
aud)  gegen  bie  öffentlichen  ffafien  beS  Staates  unb 
gegen  jebermann,  oerlieben  n>erben.  So  baben  bie 
Noten  ber  Sßant  üon  ßnglanb  »war  gefe&lidje  3abs 
lungSfraft,  aber  nur  unter  ber  Söebingung  ber  fteten 
(ÜnlöSliaSfeit.  (S.  Bauk  of  England.)  nie  eigene 
liebe  Negel  eines  gefunben  SBantroefenS  mufi  gelten, 
ba|  bie  Stnnabme  ber  Noten  bem  freien  belieben 
anbeimgeftellt  ift.  SBermöge  beS  KrebitS  einer  gut 
fituierten,  allgemein  befannten  SBanl,  vermöge  ber 
Überlegenheit  ber  SB.,  gegenüber  anbern  Krebit« 
Spieren  als  Umlaufmittel  ju  bienen,  vermöge  ber 
Unbequemlicbteit,  grofee  Summen  in  SBarem  mit 
ftcb  }u  fübren  ober  ju  bejahten,  ift  ben  SB.  aueb 
ebne  3n>angSfurS  bei  ^Befolgung  einer  gefunben 
Sanlpelitit  ein  weitet  Umlaufsgebiet  gefiebert. 

Sei  ber  Crganifation  beS  3cttelbanfn)efenS  mu| 
auf  bie  ftete  einlöSlicbteit  ber  SB.  befonbere 
iKüdficbt  genommen  »erben.  Sie  Ülafenabmen  jur 
Sicberftcllung  biefer  (jorberung  (^unbierung)  be« 
treffen  teils  bie  SBeretthaltung  eines  entfpreeben« 
ben  SBarfcbaheS,  teil?  bie  Jedling  beS  überfcbuifeS 
ber  ausgegebenen  SB.  bureb,  leidet  in  SUünje  umfeti« 
bare  ftorberungen;  erfabmngSgemäji  genügt  bieS, 
ba  namentlich  bei  ganj  großen  ynftituten  nicht  alle 
Noten  gleidjjeitig  jurüdftrömen  unb  felbft  fog.  runs 
(panifartigeS  maj|enbafteS  SBorroeifcn  ber  Noten 
jur  Gablung  bei  allgemeiner  Krcbiterfcbütterung) 
bei  3<»blungSfäbigleit  ber  SBant  rafd?  Dorübergeben. 
(Den  @egenfaji  bierju  bilben  bie  drains,  änjapfun« 
gen,  b.  i.  SNetallentnabmen  ju  ßxportjroeden  ober 
bergleicben,  benen  befonberS  burd?  eine  geeignete 
Siefontopolittl  oorgebeugt  toirb.)  »UerbingS  feblt 
eS  aueb  uiebt  an  (Gegnern  ber  SuSgabe  von  metal« 
lifd)  nicht  uoll  gebedten  SB.;  fte  begrünben  ibren 
Stanbpunlt  bamit,  bafe  bie  burdj  bie  Notenausgabe 
beroirtte  ©elbuermebrung  jur  ©elbentroertung,  ober 
)u  Scbtoanfungen  im  ©elbroerte  fübren  lönne,  bafi 
babureb  Stnrcij  ju  (iberfpelulationen  geboten  »erbe 
u.  f.  ro.  Sie  empfeblcn  bagegen  bie  «uSgabe  »on 
Sflünjfcbeinen,  bie  bureb  ÜJtflnjc  ober  Marren 
»oll  gebedt  ftnb,  bem  SBcrfebre  aber  glcicbttobl  bie 
SBortcilc  eines  SjjapicrgelbeS  bieten  tonnten,  ihn- 
gelehrt  nrirb  bie  3luSgabe  metallifeb,  niebt  coli  ge« 
bedter  SB.  als  ein  paffenbeS  ÜRittel  angefeben,  ben 
roecbfelnben  SBebürfniffen  an  Umlaufsmitteln  unb 
Krebit  nad>julommen,  eine  aud)  in  ber  SßrariS 
tjorbcnfcbenbe  Jlnfdjauung.  SDeiterbin  befaßt  ftdj 
bie  SBanfpolitit  mit  ber  frrage,  ob  bie  Notenausgabe 
in  einem  Sanbe  nur  einer  ober  einer  SHnjabl  »on 
Spanien  jufteben,  femer  ob  fie  auSfcblic&lid)  einem 
StaatSinftitute  oorbebalten  bleiben  folle. 

3BaS  bie  3) edu n g  ber betrifft,  fo  ift  fie  in  ber 
Siegel  niebt  bem  SJclieben  ber  hänfen  überlaffen, 
fonbern  eS  fmb  bierfür  geroöbnlidj  in  93anfgefe^en 
ober  ben  Sanfaorrecbteu  beftimmte  ®runbfäöc  Mif« 
geftellt.  3)ie  »riebtigften  beftebenben  epfteme  ber 
blofj  teilroeifen  SBarbecfung  ber  S.  ftnb :  1)  TaS  engl. 
Softem  (f.  SBanlatte,  ^ieelfebe)  ber  unmittelbaren 
Kontingentierung,  b.  b-  bis  ju  einem  beitimmten 
betrage  bürfen  Noten  obne  Sarbedung  ausgegeben 
jebc  Note  über  ben  feftgefefcten  betrag 


hinaus  ift  »oll  in  JBarem  ju  beden.  2)  Sie  Ouotal- 
bedung,  b.  b-  bie  Sarbedung,  nun';  miubeftenS  einen 
beftimmten  SBrii(trtcil  beS  Notenumlaufs  erreidjeu 
(meift  ift  Erittelbetfung  üblid?).  3)  2)aS  Spftem  ber 
mittelbaren  Kontingentierung,  b.  b-  bie  SluSgabe 
metallifeb  unbebedter  IB.  über  eine  beftimmte 
Summe,  baS  Kontingent  binauS,  ift  nicht  fchlcd^- 
n?eg  terboteu,  fonbern  an  (hfd?n>emiffe,  ndmlicb  bie 
enrriebtung  einer  Notenfteuer  gefnüpft.  2)iefe>> 
Spftem,  ivtlcbeS  ber  SBantleituna  größere  Freiheit 
gewährt  unb  ibr  namentlicb  aud)  bei  Krifen  eine 
roirffame  Unterftü^ung  ber  ©efd?äftSmelt  geftattet, 
gilt  berjeit  in  iüerbinbung  mit  bem  Quotalfpfieiu 
für  bie  Üfceutfdje  NeichSbant  unb  bie  Cfterreidjifd}' 
Ungarifd>c  Sanf.  4)  25aS  norbamerif.  Spftem,  web 
cb.eS  bie  A3öbe  ber  ftattbaften  Notenausgabe  von 
ber  ®röfee  beS  93anfpermögenS  abbdngig  madjt; 
bie  auSjugebenben  SB.  »erben  oon  einer  befonberu 
SBunbeSbebörbe  in  gleicbförmiger  ©eftalt  ben  SBan= 
ten  überroiefen,  »oofür  biefe  als  s^fanb  einen  glei= 
d?en  SBetrag  in  StaatSpapieren  3u  hinterlegen 
baben,  bie  böcbftenS  )u  90  $roj.  ibreS  SerteS  be- 
rechnet roerben.  ferner  müffen  bie  Tanten  an  ben 
Öauptpldiun  ftetS  meniaftenS  25  %to}.,  an  ben 
rieinern  toenigftenS  15  ^03.  beS  Söetrag^eS  ihrer 
umlaufenben  Noten  unb  ibrer  Depofiten  tn  gefe^= 
lieber  ©dbruug  bereit  galten.  —  Sie  3t»edmdfrtg* 
leit  ber  Sluffteilung  berartiger  fefter  5l<orfcbriften 
über  bie  Notenbedung  ift  nicht  unbefrritten.  3)tan 
führt  mit  Nedjt  an,  bag  biefelben  ben  ftetS  roecb» 
fclnben  SBerbdltniffen  niebt  genügenb  entfpreeben 
unb  bafj  befonberS  3ablungSeinfteUung^en  ber  Wan- 
ten wegen  manaelnber  Barmittel  gefetjlicb  nicht  oor« 
gjbcugtfei.  SucptönntenberleiSBeftimmungcn  leinen 
toebu^  gegen  bie  eigentliche,  ben  großen  Noteubanteu 
brobenbe  ®efabr,  ndmlicb  bie  ^nanfpntcbnabmc 
bureb  ben  Staat,  geivdbren;  im  übrigen  fei  ber  Sepun 
[  infolge  ber  Verpflichtung  jur  Entgegennahme  ftets 
fdlliger  Sepoftten  u  f.  ro.  nur  unfieber.  —  «gl. 
üb.  Söagner,  Spftem  ber  3ettelbanfpolitit  (2.  Slufl., 
^reib.i.SBr.  1873);  ben'.,  totaatSpapiergelb,  Neicbe- 
taffenfebeine  unb  SB.  (SBcrl.  1874);  ÜJiun^  3ur  @e= 
ichichtc  unb  Jbeorie  ber  s-öanlnote  (Sern  1896); 
Ü.3öcber,Sie©clbqualitrttberSantnote(i'pj.l900i. 

^nnfnotettbrurf.  Sic  ältern  Sßanlnoten,  feit 
ber  SNitte  beS  17.  bis  gegen  Gnbe  beS  18.  ^ahrb., 
n?urben  burcbfcbnittlid;  in  einfachem  SBucbbrud  aus« 
geführt.  Sie  SSafferjeid>en  beS  »enrenbeten  s$a« 
pierS,  bie  eigenbänbigen  Unterfdjrifteu  ber  SBanf« 
bcamten,  Siegel,  fpäter  funffoolle  Jrodcnftempel 
boten  anfangs  binreiebenbe  (Garantie  gegen  Nach« 
aljmung.  3«  ber  jroeiten  ödlfte  beS  18.  $abrb. 
tourbe  mehr  unb  mehr  ber  Kupferfticb  für  SfiJert- 
papiere  angetoenbet,  febr  jum  SBeften  ibreS  fünft« 
lenfehen  3luSfehenS,  aber  obne  viel  Erfolg  gegen 
^älfdjung.  3m  19.  ^abrb.  erfebwerte  eS  bie  Sitbo- 
grapbie  unb  fpdter  bte  Photographie  ben  offijiellen 
iöanfnotcnbrudereien ,  ibre  ftabritate  gegen  Kopie 
rungen  ju  fdjütjen.  öeutjutagc  fuebt  man  fid?  vor 
Nacbabmungcn  bauptfächlid?  bureb  möglid?ft  vex- 
midelte  meCban.  Cperationen,  nebenber  bureb  fünft« 
lerifcb  ausgeführte  Sarftellungen  ju  febütjen.  Sie 
meeban.  ^Jroccburen  befteben  in  farbigen  Unter» 
unb  überbruden ,  biefe  bdufig  in  befonbercr  d?em. 
ÜJiifdjung ,  meldjc,  bcm  üuge  unerfennbar,  bei  ber 
Pbotogr.  ^ieprobuttion  grell  unb  ftorenb  beruorrritt, 
in  ber  Slntoenbungdufjcrft  genau  arbeitenberüielief» 
unb  ©uilioebiermaicbincn  (f.  Öuillocbieren),  in  bem 
3ufammenttJtrfen  beS  Kupfer«  unb  SBud?brudS  unb 


Digitized  by  Google 


93anfiioteiifreif}eit  — 

in  ber  Verwenbung  eigenartig  fyergeftellter  Rapiere, 
beren  raffinierte  Stftufterung  lebtgltcb  3ufdlli0teiteit 
3U  jeigen  fcbcint,  wäbrenb  eine  Nachahmung,  wenig« 
ItenS  bem  eingeweihten,  fofort  auffällig  ift.  SlUein 
bei  ber  je&igen  Verbreitung  ber  Kenntniffc  unb  5er* 
tigteiten  ber  libcmic  unb  ^otograpbie  bieten  alle 
biefe  Vorfichtgmafnregeln  noch  immer  feinen  um 
bebingten  Schub  gegen  ftälfcbung,  Wie  bag  c&'xd-- 
fal  ber  rufi.  unb  norbamerif.  Vanfnoten  beweift. 
ittnbereTfeitg  rat  bieg  fajt  alle  6taatgbrudereien  ju 
aufccrorbentlicb.  bober  Kunftentwicflung  genötigt. 
Slufeer  ber  je&t  an  ber  6pi&e  ftebenben  ÜKeicbgbrude- 
rci  in  Berlin  feien  nod)  bie  American  Bank  Notes 
Company  in  9teuporl  unb  bie  renommierten  firmen 
V.  Sonborf  in  ftranlfurt  a.  ÜR.  (Filiale  in  tybo) 
unb  (Sicfede  &  Scnrient  in  Seipjig  genannt. 

^anfnotcnfrcibcir,  f.  9lotenbanten. 

"Kant ö,  Vabeort  bei  Kaf [bau  (f.  b.)  in  Ungarn. 

Bank  of  England  (fpr.  bdnt  off  inglänb, 
Vanlnon  ßnglanb),  würbe  bureb  tönigl.  ßparter 
pom  27.  $5uli  1694  nadj  einem  »on  B.  Vaterfon 
entworfenen  Vlane  gegrünbet  unb  jwar,  abti Lid- 
wie  bie  ital.  Montes  (i.b.),  alg  eine  ®efeüfct)aft  »on 
6taatggläubigern,  bie  für  bie  Regierung  eine  flu- 
leibe  üon  1 200000  Vfb.  6t.  (gegen  8  Vro}.  3«ng) 
aufbrachten  unb  bafär  unter  ber  $\tma  «The  Gover- 
nor  and  Company  of  the  Bank  of  England»  Kor= 
porationsredjte  ().  Korporation)  fomie  bag  Siecht 
Vanlgeicbäfte  ui  treiben  erhielt.  Ted-  burfte  bie 
Gefellfdiaft  ursprünglich  nicht  über  jenen  Kapital- 
betrag  hinaus,  fei  es  begüglid?  ber  9toten  ober  auf 
anbere  Slrt,  Verbinblicbleiten  eingeben ,  unb  im 
ftaUe  ber  Verleitung  tiefer  Veftimmung  follten  bie 
cinjclnen  "JDcitaUebcr  persönlich  für  ben  wbrbetrag 
au  Sdjulben  haften.  1710  mar  bag  Kapital  ber 
SBanl  fdjeu  auf  über  5\4  iUill.  unb  1720  auf  naheju 
9  ü)lül.  ^fb.  8t.  geftiegen.  Vci  ber  drneuerung 
bed  Vorrechte  1742  (auf  22  i^abre)  mufite  bie  Vanl 
ber  Regierung  eine  weitere  Summe  non  1600000 
Vfb.  6t.  uttb  jwar  jtngfrei  oorftreden,  wag  roieber 
eine  Erhöhung  beg  Kapitalg  um  840000  Vfb.  6t. 
veranlagte,  $m  ganjen  beliefen  ftcb  bie  Marleben 
au  bie  Regierung  von  1694  big  1746  auf  15  962  999 
Vfb.  6t.,  wäbrenb  in  bcrfelben  3eit  nur  4276199 
Vfb.  6t  jurüdgejablt  würben.  6o  entftanb  eine 
bauembe  6diulb  beg  6taateg  an  bie  Vau!  rwn 
U  686  800  Vfb.  6t„  bie  big  1816  ungednbert  blieb. 
Sag  Vanllapital  bagegeu  würbe  1782  nocbmalg 
um  862400  Vfb.  6t.  nermehrt  unb  baburdj  auf 
11 642400  Vfb.  6t.  gebracht.  9tacb  bem  »ugbruebe 
beö  Kriege^  mit  ^ranlrcid)  oerlangte  bie  Regierung, 
abgefeilt  r»on  tprer  bauernben  6<bulb,  immer 
gröfeere  Vorfcbüffe  von  ber  Vanf ,  fo  bafi  bie  Gin» 
IdMicbleit  ber  SRoten  ernftlid)  gefäbrbet  unb  im  ftebr. 
1797mirllicb  ausgefeilt  würbe.  (6. Vanfrefttiltion.) 
SDurdj  bie  Veelfcbe  Sitte  von  1819  würbe  bie  ftufen* 
weife  ©ieberauf  nähme  ber  Varjablungen  innerhalb 
ber  3.  1820  —  23  angeorbnet.  SDlittlcrmeile  war 
1816  bag  Vanllapital  auf  14553000  Vfb.  6t.  (feine 
beutige  £>öbe),  unb  bie  bauernbe  Sdjulb  beS6taate8 
auf  14686800  Vfb.  6t.  geweigert  worben. 

2)ie  flrift*  non  1825,  bei  ber  jablreicbe  Frowins 
iialbanten  ihre  3ablungen  einfteüten  unb  aud)  bie 
B.  o.  E.  einen  nin  (f.  ©anfnoten)  ju  befteben  batte, 
bureb  ben  ibr  Sanjorrat  auf  1260890  6t. 
fan!,  fübrte  1826  ju  einem  neuen  SBantgefeJ»,  beffen 
midjtigftc  JBeftimmung  bie  war,  bafe  fortan  aua> 
gröfeere  iöantgefellfdjaften  obne  ftaatlidie  ©ene^- 
migung,  aber  mit  unbefcbrdnlter  ^aftbarteit  aller 


Bank  of  England  357 

Teilnehmer,  aufierlmlb  eine»  SBcrcicfcäi  von  65  engl. 
SReilen  um  Sonbon,  in  bem  ba3  Monopol  ber 
B.  o.  E.  erhalten  blieb,  s)ioten  auggeben  burften. 
aJiertwürbigerweife  hatte  bis*  babin  allgemein  bie 
2infief>t  beftanben,  tw>  ^Borreebt  ber  B.  o.  E.  mad?e 
audj  bie  ®rflnbung  von  2)epofttenbanlen  mit  mehr 
alo  icdH-  Teilhabern  unmöglich..  Iaf<  biefcss  nia?t 
ber  5aU  f«i#  würbe  bei  ber  Srneuerung  beS  SBor* 
ved'tv  1833  ai!vt?rüdli*  feftgeftellt:  ,Uünt  ctc-.l. 
SBanfgefellfchaften  mit  beliebig  großer  3Kitfllietoeri 
jabl,  jebod?  mit  unbefcbrdnlter  J&aftbarleit,  follten 
aud?  in  bem  Eonboner  JBejirfe  SöanlgcfAfifte  mad?cn 
bürfen,  bin  jebod»  unter  9lusfd?luB  bed  3lo\tm 
reibt v.  6d)on  1834  würbe  bann  aud)  troft  bc* 
UöiberfprudjS  ber  B.  o.  E.  bie  London  and  West- 
rainster  Bank  als  erfte  3»int-6tod'iBanI  in  fioiu 
bou  bureb  eine  ^arlamentüatte  gegrüubet.  3n  bem= 
felben  3a^re  hatten  übrigeng  bie  9ioten  ber  San! 
nod?  bie  weitere  Seuorjugung  erhalten,  bafi  fie  alö 
gefe^Htbc0  3a^wnöämittel  (legal  tender)  ancrlannt 
würben,  folange  bie  SBanl  ihrerfeitd  ihrer  (Sin* 
löfungspflidjt  nad?tomme.  Slu^erbem  würbe  bei 
biefer  (Gelegenheit  bie  bauernbe  6taat«fd?ulb  bei 
ber  33ant  um  ein  Viertel,  nämlich  auf  ihren  gegen: 
wfirtigen  betrag  »on  11015100  s|Jfb.  6t.,  herab» 
gefefct.  33on  ber  ßrlauhnid,  ihr  Kapital  ebenfalls 
um  ein  SBiertcl  ju  i?erminbern,  madjte  bie  San! 
leinen  ©ebraud?.  2)ie  Hrifcn  1837  unb  1839  Der* 
anlasten  1844  eine  wefentlid)e  Umgeftaltung  i'o- 
wobl  ber  B.  o.  E.  wie  be$  engl.  SBantnotenwefend 
überhaupt  burch  ein  grunblegenbeä  neues  ©efetj, 
bie  ^celube  ^anfalle  (f.  IBantalte),  bie  nodh  geaen< 
wdrtig  in  Kraft  ftel^t.  Sötd  bahin  war  ber  JBanr  fo« 
wohl  bi"r»d)tlid?  ber  SDlenge  ihrer  Sioten  wie  aud?  ber 
Slrt  ber  2)cdung  berfclben  tolllommen  freie  6anb 
gelaffen  worben.  6ie  hatte  au«  freien  6tüden 
ben  ©runbfaft  befolgt,  bap  ein  drittel  ber  aui* 
gegebenen  9{oten  burch  ben  SBarnonat  gebedt  fein 
muffe,  ftad?  bem  ©efeg  non  1844  ift  für  bie  »on 
ber  iRotenabteilung  getrennte  ÜBantabteilung  ber 
Slnftalt  nicht  mehr  ber  Barvorrat,  fonbern  bie  fog. 
^otenreferoe,  bie  noeb  ohne  ÜDtetallbedung  au^ae* 
geben  werben  fann,  ber  entfeheibenbe  Umftanb.  Söei 
ber  Krifi«  non  1847  fam  biefe  Wefeiwe  ber  Gr« 
feböpfung  nahe,  obwohl  ber  Sarnorrat  noch  beinahe 
8'/9  SWill.  ^Jfb.  6t.  betrug.  Sie  93ant  batte  baher 
ihre  Sigtontgefd)dfte  unb  Krebitbewilligüngen  jum 
Jiad'  t  e  1 1  e  be£  f  oliben  §anbelö,  ber  fteberer  3ahlungg: 
mittel  heburfte,  einftellen  mü^en,  wenn  nicht  bie  )He* 
gierung  jeitweife  bie  Stantalte  aufgehoben  unb  bie 
uberfebreitung  beS  gefc^lich  uorgefehenen  ööcbft« 
betrageS  ber  ungebedten  9cotenau#gabc  erlaubt 
hätte,  bie  ftcb  übrigeng  nun,  naebbem  ba$  Ser> 
trauen  jurüdgelehrt  war,  als  unnötig  erwieg. 

Sei  ben  Krifen  ton  1857  unb  1866  würben  eben* 
fallg  jeitweiligc  Slugfettungen  ber  Sanlatte  utumt - 

?ldnglia),  wag  jebenfallg  nicht  für  bie  3wedmd^ig< 
ett  biefer  ßinriehtung  fpricht.  Sie  B.  o.  E.,  bie 
uon  einem  ©ooemor  (©ouverneur),  einem  Seputp» 
gooernor  (SicegouDerneur)  unb  24  aug  bem  Kauf: 
manngftanbe,  nicht  aug  Santierlreifen  gewählten 
Sireftoren  »erwaltet  wirb,  ift  übrigeng  auch  i«t»t 
noch  in  ihr«  Verwaltung  oon  ber  SRegierung  burch« 
aug  unabhängig,  unb  ihre  Sejiehungcngu  ber  ledern 
ftnb  nur  gefchäftlicher  Ärt.  6ie  ift  ber  Sanlicr  beg 
6taateg  unb  hat  namentlich  bie  Verwaltung  ber 
6taatsfchulb  in  öänben,  wofür  fie  eine  beträchtlidje 
Vergütung  erhält,  ^bre  jwei  Filialen  in  Sonbon 
unb  neun  m  ben  Vrooiit3en  fmb  eigentlich  nur  »gen» 


Digitized  by  Google 


358 


23anfof  —  Skntfrott 


ten  ber  6d)a&tammer  unb  aufeerbem  jur  üRotenein» 
l&fund  befttmmt.  SJtit  ber  ©ntmidlung  unb  Gißen« 
art  be«  engl.  Santwefen«  bdngt  e«  Mammen,  ba& 
bie  B.  o.  E.  weitere  Santftellen  im  Sanbe  nidjt  unter* 
bält,ein  bead?ten«merte«Unterfd?eibung«mal  gegen» 
über  ber  Drganifation  ber  Seutfdjen  9teid)*banl, 
Banqne  de  t  rance  u.  f. W.  Snfotflc  ber  f ortfdjrei» 
tenben  ?lu«bilbung  be«  3)epofiten»  unb  ßlcaring» 
Iwufe » Softem«  bat  fid)  bie  ungebedte  Notenau«» 

(labe  ber  Sant  immer  mebr  oerminbert,  unb  in  ben 
e&ten  ^abren  trat  fogar  päufig  überbedung,  b.  h. 
ein  ben  ©efamtbaroorrat  nid?t  erreidjenber  Noten» 
Umlauf,  ein,  fo  bafe  ba«  Stedjt,  ungebedte  'Koten 
au«juqeben,  tpatfdcplicq  nur  baju  benufct  morben 
ift,  eine  Notenreferoe  ju  baben. 

S)ie  B.  o.  E.  oeröffentlidjt  teine  ©cicfeätt«berid)te 
wie  bie«  bie  Banque  de  France,  bie  $>eutf d?e  5Reid>«» 
ban!  unb  alle  fonftigen  3<ttelbanfen  tpun,  fonbern 
nur  wöcbentlid?e,nad)  amtlidj  üor^efcfcrieberter  gorm 
aufgehellte  Su«weife.  $er  lefcte  Hu«wci«  1900 
(Datiert  oom  26.  $ej.)  lautet  wie  folgt: 

1)  Notenabteilung. 


JafjUt. 


«n>.  st. 

44  890620 


Summe  44  890630 


«rtcea.       $fb.  6t 

Örfftc  SJrgieruna«. 

f<*uu>  noisioo 

HnbereStcber&eiten  6  759900 
SRünje  unb  Barren  87 115  630 
Summe  44  890  62Ö 


«alfiea.  *fb.6t. 
StammTapital  .  .  14553000 

8?eft  3315471 

Staatibepofittn  .  6  838334 
«nbere  Trpofücn  36959613 
Sitbentage»  unb 

153087 


2)  Saniabteilung. 


61719414 


Iftioa.  $ib.St. 
SHrgifrini84ftd)er« 

teilen   16187060 

»noereSid>er&riten 

(»eeftjel  iL  f.  ».)  39039471 
ftotenbefianb    .  .  15077  340 
leJarbeflanb  inVotb 
unb  Silber  .  .   1425  543 

617194U 


3n  ber  fog.  alten  gorm  (00t  Df  m  ©efetj  oon  1844), 
in  ber  bie  Santau«meife  ftdj  böufio  nodj  in  ber  treffe 
oorfinben,  lautet  ber  oorftepenbe  wie  folgt : 


Stommfapitol  .  . 

Weft  

Notenumlauf .  .  . 
6iebentaaewfdiffi 
Staatibepofiten  . 
«nbere  »epoftten 


*fb.  6t. 
14S53000 

3315471 
29813380 
153097 

6838  234 
36959  613 


Summe  91  532  694 


«Utlba. 
5efle  Regierung«. 
fAulb 
täte 


ffh.  St. 
11015100 


Reiten   23946960 

KnberrSidjer&eiten  39  039471 
»ar&eftanb   .  .  .  38541163 

6umme  91333694 


3um  Serftdnbni«  biefe«  HuSwetfe«  fei  nod)  be* 
mertt,  bafc  man  unter  ÜReft  ben  Neferoefonb«  oer» 
v.eH,  bafe  bie  fefte  Negierung«fd>ulb  unb  bie  anbern 
eidjerbeiten  (16800000  $fb.  6t.)  ba«  Kontingent 
ber  nidjt  metaüifd)  gebedten  Noten  ber  Sani  au«» 
tnacben,  unb  bafe  man  ben  Setrag  ber  Wirfltd)  im 
Umlauf  befinblicben  lUoten  erbält,  wenn  man  oon 
ben  ausgegebenen  Noten  (gefamten  Notenumlauf) 
ber  Notenabteilung  ben  Notenbcftanb  ber  Sauf» 
abteilung  abjiebt.  Noten»  unb  Sarbeftanb  ber  Sant» 
abteilung  jufammengejäplt,  bilben  bie  Stotalreferoe, 
b.  i.  ben  flüjngen  Setrieb«fonb«  ber  B.  o.  E.  (in 
obigem  Seifpiele  16  502883  $fb.  6t.).  $ie  6  i  e  b  e  n= 
tagemeobfel,  aueb  fog.  ^oftnoten,  unb  eigene 
SUecbfel  ber  Sant,  auf  mmbeften«  5^ßfb.  6t.  lautenb 
unb  fieben  läge  nadj  6idjt  jablbar;  biefelben  »ur; 
ben  urfprünalidj  jur  ßrleicbtcrung  ber  ®elboerfcn» 
bungen  ber  $oft  eingeführt.  !Eie  Slnteile  ber  B.  o.  E. 
notieren  gegenwärtig  (5)ej.  1900)  etwa  330  ^fb.  6t. 
für  100  $fö.  6t.  —  OflL  aufeer  ben  6(briften  oon 
31b.  ©agner  (f.  Tanten)  Jranci«,  History  of  the 
B.  o.E.  (2  58be.,  l'onb.  1847);  ^bilibpoüid),  ^)ie 
SJanl  oon  Gnglanb  im  Xienfte  ber  5inaii3\jenral= 


tung  (Söien  1885);  6d?arling,  öanfpolitif  föena 
1900).  (6.  aud)  ©anfen,  Siotenbanlen.) 

©attfof,  öauptftabt  oon  6iam,  f.  Saugtet. 

^anföolitif ,  f.  Notenbanlen. 

ftanfporrugalcfer,  golbene  6d}aumflnjen  im 
ffierte  oon  10  2>ufaten,  bie  aud  oerf (biebenem  31nlafe 
bie  Sant  in  Hamburg  feit  bem  (?nbe  be$  17.  ^tb. 
prägen  lie|  (f.  ^ortugalefer). 

)»anfrat,  feit  1896  Jitel  für  Oerbientc  filtere 
Seamtc  ber  SRci<b*banf. 

»anfrate,  f.  Sanlbiätont. 

©anfrefrttftiait,bie»orübergebenbcGntbebung 
einer  9totenbant  »on  ber  Serpflidjtung,  ibre  Noten 
einlöfen  ju  muffen;  befonberÄ  ift  biefer  SluSbrud 
aufgelommen  oon  berdinftellungberSarjablungen 
ber  Sant  oon  Gnglanb  oon  1797  b'\i  w  iHn-> 
fül^rung  ber  ^Jeelfcben  Site  oon  1819  (f.  Bank  of 
England).  Ter  etfte  Bank  restriction  act  ba= 
tiert  oom  3.  *Wai  1797,  nadjbem  bai  flinifterium 
f(bon  26.  gebr.  oorldufig  eine  dfmlicbe  iKafue^el 
getroffen  batte.  S)urd)  biefeS  ©efetj  mirb  ben  S)iret= 
toren  ber  Sant  oerboten,  3){etallgelb  ausgeben 
au|er  in  Setrdgen  oon  weniger  al$  20  6bill., 
unb  bie  Sant  wirb  gegen  alle  angriffe  wegen  ipreS 
3ablung«mobu«  ficbcrgcftellt.  Hein  6d)ulbner  follte 
belangt  werben  tbnnen,  ber  ein  3abiung$angebot 
in  Sanfnotcn  gemadjt  bdtte.  2)ie  9Birlfam!eit  biefer 
Scftimmungen ,  bie  urfprünglid)  nur  bi$  24.  §üni 
gelten  follten,  würbe  22.  ,uini  biv  jur  ndcbften 
s4Jarlamentdfiftung,  bann  30.  Noo.  1797  bi*  «fed)ö 
Monate  naa>  bem  (yriebenäfcbluf}»  oerldngert;  bod) 
erfolgte  aueb  nad>  bem  ^rieben  oon  3tmien$  eine 
weitere  Serldnaerung.  Gine  Gntwertung  ber  San!» 
noten  gegen  @olb  trat  bii  6ept.  1799  nid?t  ein; 
bann  aber  entwidelte  fie  fidj  rafd)  unb  würbe  fowobl 
in  ben  ungünftigen  SBecbietfurfen  al$  in  bem  boben 
greife  be3  Sarrengolbe«  (inSantnoten  audgebrüdt) 
un3Weifelb,aft  erfennbar.  sBdtirenb  früber  bie  Unje 
6tanbarbgolb  77  6biU.  6  <|Jence  toftete,  ftieg  ipr 
$rri*  im  gebr.  1801  auf  84  6friü\,  1809  auf  906biU-, 
1814  auf  108  6biü.  1817  war  er  £nbe  gebruar  auf 
78  6b,ill.  6  s$ence  »urüdgegangen,  aber  im  Sluguft 
ftieg  er  wieber  auf  80  Bbiü.  6  $ence.  Nad?  bem 
©efetje  oon  1819  traten  balb  wieber  georbnete  Ser» 
bfiltntjfe  ein  unb  1821  ftanb  ber  ©olbpretd  auf  bem 
nunmehr  gefe&lidjen  'parimerte  Oon  77  6t;iU.  101/, 
^Jence.  (Sineparlamentarifdjellnterfudjung  über  bie 
Urf  acben  be$  bob^en  ©olbpreif  e3  rief  1810  ben  berü^m» 
ten  Bullion  Report  (f.  SulUonauafdnifi)  b.eroor.— 
$lbnlid?c  iHeftriftionen  ftnben  fidj  bei  anbern  großen 
Notenbanfen  (f.  b.)  gleidjfallS  wiebcrbolt  oor. 

^anfrort  (oom  ital.  banco  rotto,  b.  b..  jer» 
brodjene  Sanf,  weil  man  bemjenigen  2ßed?öler,  ber 
niebt  mebr  jaulen  tonnte,  auf  offenem  ÜJtartte  feine 
3Bcd?felbanf  jerbrad» ,  Serleftung  ber  gorberung> 
redete  ber  ©Idubiger  burd)  oorf4tjli(be  ober  fapr» 
läffige  Serminbcrung  be*  eigenen  Sermßgend  ober 
burd?  Serfdjleierung  bei  Sermögen8ftanbe#.  6traf= 
rednlicb  oerantwortlid)  würbe  feit  SluSgang  bc3 
lliittelalter*  ber  flüdjtig  geworbene,  jablunge« 
unfäbige  6d?ulbner.  Vange  3eit  gab  e«  nur  taiui» 
ftifdje  Seftimmungen;  erft  bie  neuere  ©efe^gebung 
fibuf  allgemeine«  sJte*t.  Sod)  blieben  (meientlid? 
unter  bem  Ginfluf^  bc«  franj.JHedjt«)  bie  6traf  beftim- 
mungen  auf  ben  taufmännifd?en  S-  befobräntt,  bi« 
bie  2ieutfcbe  5Heid)«tontur«orbnung  aud)  ben  S.  be* 
v]Jid)tfaufmann«  unter  Strafe  ftellte  (§§.  239  fg.). 

Sebingung  ber  6trafbarteit  be«  Santrot* 
tcur«  ift  nad)  pofitiocm  ÜKedjt  aber  Kontur«  (f.b.) 


Digitized  by  Google 


ober  3ab(ungSeinfte(lung  (f.  b.),  crftercr  bebingt 
burcb  3ablung*unfäbigfeit(3nfoiüen<|),  lehtcrc  burcb 
tbatfäcblicbe  sJlid)terfüliuug  f Alliier  Verpflichtungen 
auf  ©runb  wirflieber,  permcintlidjcr  ober  fingierter 
3ablungSunfäbigfcit. 

Sa*  ©cfcb  fdu'ibet  jirifcben  betrüg  liebem  unb 
einfachem  (leichtem)  V.  (öfterer  liegt  ror,  trenn 
ber  Scbulbner  (unb  auch  Vorftanbemitglieber  ron 
Slttiengefellfobaftcn  unb  eingetragenen  ©enoffen= 
fdbaften  unb  Siquibatorcn  ff.  l'iquibation]  ron  lot- 
tern ober  ftanbelsgefellftfaften,  fewie  ©efcbäfts= 
fübrer  einer  ©efellfcbaft  mit  befebreinfter  Haftung 
gehören  bierber)  in  ber  3lbficbt,  bic  Gläubiger  ju 
benad?teiligen,  Vcrmögcnsjtüde  (aud?  Acrberungen) 
verheimlicht  ober  beifeite  gefebafft  ober  Schüben 
ober  Wecbtsgcfchäfte  anerfannt  ober  anfgeftellt  bat, 
irelcfcc  ganj  ober  teilweifc  erbiebtet  finb  (Strafe: 
^udMbauS  bi^  15  3<ibrc,  bei  milbernben  Umftänben 
©efängniS  niebt  unter  3  Neonaten;  Scbwurgericbtl, 
Unterer,  wenn  ber  cduilbucr  ohne  böswillige  9lb* 
ftebt  bureb  Slufwanb,  Spiel  ober  Xijferenjbanbel 
(f.  35ifjcren$gefcbäfte;  alfo  nicht  burd?  Sieferung«; 
gefebäfte)  mit  Waren  ober  Vörfenpapieren  über; 
mäfüge  Summen  rerbrauebt  bat  ober  fcbulbig  ge- 
worben ift,  ober  bie  Vilanj  triebt  porfcpriftSmäfoig 
gejogen  bat  (Strafe:  ©efängniS  bis  ui  2  fahren; 
Straffammer).  ferner  liegt  einfadier  V.  vor,  trenn 
ber  Scbnlbncr  in  ber  Slbfubt,  bie  Eröffnung  beS 
MonfursrerfabrenS  binauSjufcbiebcn,  Waren  ober 
Wertpapiere  auf  Hrcbit  entnommen  unb  tiefe  Wc= 
aenftänbc  erbeblicb  unter  bem  Werte  in  einer  ben 
vlnforbcrungen  einer  orbnuncvMitäfugen  Wirtschaft 
wiberipreebenben  Weife  reräuftert  ober  fonft  wegge= 
geben  bat,  ober  wenn  ber  Sd?ulbner  .'öanbetebücber 
ju  führen  unterlaffen  bat,  beren  Jübrung  ihm  gefeh' 
lieb  oblag,  ober  wenn  er  bietelben  rcrbcimlidn  ober 
rerniebtet  ober  fo  unorbentlicb  geführt  hat,  bafe  fie 
leine  Überficbt  beS  Vcrinögene)tanbcs  gewähren. 
Unter  gleicher  Vorausfctmng  ober  ber  anberu  einer 
berartigen  Sinberung  ber  ftanbelsbüdH'r,  tat  bie-- 
felben  feine  Überficbt  be»  VcrmÖgenSftanbeS  ge* 
währen,  liegt  bei  ftinjutritt  jener  Venacbtciligung*-- 
abfidit  betrüglicber  V.  ror.  Sic  Veftrafung  wegen 
u  n  o  r  b  e  n  1 1 1  cb  e  r  V  u  cb  f  ü  b  r  u  n  g  ift  abhängig  von 
ber  gefetdieben  Vflidit  jur  Vucbfubruug;  biefe  liegt 
nad)  geltenbem  .fSanbelerecbt  ftanbcleleuten  ron  ge= 
ringem  ©ewerbebetriebe  nicht  ob,  ferner  nicht  Wirten 
(auch  .<?otclier3),  gewöhnlichen  Auhrleuten,SdnfTern 
unb  Verfetten,  bereu  ©ewerbe  nicht  über  ben  Umfang 
bes.ftanbwcrfsbetricbc-s  hinausgeht, na*  bem  neuen 
>>anbcl*gefeftbucb  nur  nicht  £>anbwertern  unb  Ver= 
fönen,  beren  betrieb  nicht  über  ben  Umfang  beS 
Kleingewerbe*  hinausgeht,  auch  wenn  fie  Maufleute 
finb.  (S.  auch  ftanbclsbücber.) 

Dem  33.  rerwanbte  Te litte  (unter  Voraus» 
fcfcung  ber  3ablung*einftellung  ober  .Honlurseröff; 
nung)  finb:  1)  Vegünftigung  eines  ©läubigerS  pot 
ben  übrigen  (fog.  ©ratififation)  burcb  ©ewäbrung 
einer  Sicherung  ober  Vefriebigung,  treibe  berfelhe 
nicht  ober  nicht  in  ber  i'lrt  ober  nicht  ju  ber  Seit 
ju  beanfprueben  hatte  (Strafe:  ©efängniS  bis  ju 
2  fahren;  Straflammer).  Strafbar  ift  ber  Schuld 
ner;  ber  ©läubiger,  weldier  einfach  baS  freiwillig 
©eboteue  annimmt,  nidit,  wohl  aber,  wenn  er  ben 
Schulbner  anftiftete.  Tie  ciuilrccbtlicbc  Wirlfamlcit 
feinet  >>anbelue  unterliegt  anbern  fflegeln  (f.  3ln= 
fedjtungi.  2)  $ie  Vefeitigung  ober  Verheimlichung 
ron  Vermögensftüden  bes  Sdnilbner-J  in  beffen 
Jlntcreffc  burcb  einen  anbern  ober  bie  3lufftellung 


«anfaule  359 

pon  erbidjteten  Sorberungcn  im  ÄonlurSrcrfabren 
(©träfe:  BucbtbauS  bis  ju  10  fahren,  bei  milbern- 
ben Umftänben  ©efängni*  biä  5  fjabre  ober  ©elb^ 
ftrafe  bi«  6000  Scbwurcjericbt).  3)  ©rtaufte 
Mbftimmung  eine^  Äontur^gläubiger3  (Strafe: 
©elbftrafe  bi*  ju  2000  Tl.  ober  Gefängnis  bii 
ju  1  $5abr;  Straffammer).  4)  Veräußerung  ober 
Seifeitefcbaffung  von  Sermdgenäbeftanbteilen  bei 
bropenber  3roflng«r)ollftrecfun0  in  ber  Slbfidjt,  bie 
Sefriebigung  be£  ©läubigerd  ju  vereiteln  (Strafe 
[mir  auf  Slntrag]:  ©efängnid  bis  ju  2  Sabren; 
Straffammer).  5)  3)epotbrucb  nacb  3fl^""0*ein: 
fte Huna  ober  ÄonfurSeröffnung  (2)epotgefe&  Pom 
5.  3uli  1896  ,  8.11,  3udjtbauS;  ©ebwurgeriebt). 
6ier  ftebt  ber  »nfprud?  eines  ©läubig^erS  auf 
$kfriebigung  unter  bem  Schule  beS  Stratgefe^eS, 
wcihrenb  beim  eigentlidien  93.  bie  £(nfprücbe  fdmt-- 
lidber  fionturSgläubiger  in  Araoo  fmb. 

3He  3^1  ber  1890—97  oon  beutfeben  ©eriebten 
wegen  betrüglicben  93.  Verurteilten  beträgt  für  baS 
3apr  144, 186, 181, 144, 142, 162, 150, 176,  tpegen 
einfachen  93. 538, 648,  759, 687, 737, 842, 675,647. 

$a8  Cfterr.  Strafgefetj  ftraft  ben  betrüglicben  93. 
als  93etrufl  mit  febwerem  Äerter  bis  ju  10  %a\)ttn 
(©efdbworenengeriebt),  ben  einfachen  93.,  für  ben 
bejüglicb  ber  £>anbelsleute  befonbere93cftimmungen 

Segeben  fmb,  mit  ftrengem  3tneft  pon  3  ÜJlonaten 
iS  1  3abr  (§§.  199,  202,  486;  KreiS;  ober  fianbeS« 
geridjt).  —  Vgl.  9ieumeper,  öiftor.  unb  bogma= 
tifefae  2)arfteUung  beS  (traf  baren  93.  (ÜRünd).  1891); 
©.  Scbmibt,  3)er  ftrafbare  Vanlbrud)  in  biftor.=bog= 
matifeber  Gntwidlung  (ebb.  1893). 

ttatttt  (fpr.bänlS),  Sir  %o\epb,  Veförbercr  ber 
^aturforfebung,  geb.  13.  $ebr.  1743  ju  Bonbon, 
ftammte  aus  tebweb.  Familie,  würbe  1777  Vräft- 
bent  ber  Königlichen  Societät,  1781 93aronet,  1797 
OJlitglieb  beS  lönigl.  ©ebeimen  SRatS  unb  1802  2Rit= 
alieb  beS  ^ranjöfifcben  SnftitutS.  Seine  berühmte 
Vibliothel  befebrieb  2)ro.anber  in  «Catalogus  biblio- 
thecae  historico- naturalis  J.  B.»  (5  93be.,  £onb. 
1796—1800).  VefonberS  machte  er  fub  terbient 
burdj  bie  Vegrünbung  unb  fieitung  ber  Africau 
Association  1788.  Gr  ftarb  19.  $Juni  1820.  Sein 
«Journal  during  captain  Cook's  nrst  vovage»  gab 
doofer  (2onb.  1896)  berauS.  —  Vgl.  Sir  Joseph  B. 
and  the  Royal  Society  (Drf.  1844). 

teantö  (fpr.  bdnfS),  «atbaniel  ^renti&,  norb= 
amerif.  Staatsmann,  geb.  30.  %an.  1816  ju  Wah 
tbam  in  2JcafiacbufettS,  wibmete  ficb  bem  9iecbtS: 
ftubium,  mürbe  Sachwalter,  1849  vjlitglieb  ber  ©e= 
)efegebenben  Äörperfcbaft  ron  ÜDiaffacbufettS  unb 
1851  beten  Vräfibent.  ^aebbem  et  1852  als  3lb= 
georbnetet  in  ben  fiongteß  eingetreten  war,  wo  er 
als  SDHtglieb  bet  tepubtifanifeben  Vattei  gegen  bie 
weitere  Ausbreitung  bet  SUapetei  witfte,  unb  bann 
1 857  baS  ©ouretnement  feines  J&eimatSftaateS,  1860 
bie  33ettiebSbiteftion  bet  f^UinoiSsßifenbahn  über= 
nommen  hatte,  erhielt  et  beim  3luSbrucb  beS  93flr- 
gerrriegeS  im  93unbeSbeet  bie  Stelle  eines  2)i»ifionS= 
generalS  im  5.  ÄorpS.  3m  Slug.  1862  bei  (Sebar- 
iDcountain  gefcblagen,  gelang  ihm  1863  nur  bie  Ein- 
nahme ron  CpeloufaS  unb  Vort=£ubfon ,  worauf 
er  20.  3Jiai  1864  abberufen  würbe.  Von  1864  bis 
1873  unb  Wieber  1889  —  91  war  er  ÜJlitglieb  bc>3 
ÄongreffeS.  <h  ftarb  1.  Sept.  1894. 

fBanff (bitte  (engl,  banking  school),  bic  Ver* 
treter  ber  Slnficbt,  bafi  bie  Polle  CinlöSlicbtcit  ber 
Vantnotcn  genüge,  um  fchäblidje  (Sinwirfungen  ber= 
felben,  wie  namentlich  allgemeine  VreiSfteigerungcn 


Digitized  by  Google 


360 


Banksia  —  Sanner  (Jelbjetdjcn) 


imb  2lu*trcibung  be*  SDtctaaßcIbc?,  ju  Derbinbcrn. 
Namentlich  in  einem  l'anbc  mit  bod)  entwirf  eitern  %c- 
bofttenfbftem,  trte  in  Unglanb,  bilben  bie  SBantnoten 
nur  einen  mäfeigen  Jeil  bc*  burd)  ben  Mrcbit  erjeug: 
ten  3uwad)fc*  be*  Umlaufs ;  »erben  bie  Noten  »er? 
mehrt,  fo  werben  nad>  ber  SHuffafiung  bcr  93.  bafür 
anbere  Hrebitmittel  übcrflüfftg,  unb  ber  Stanb  be* 
Umlauf  im  ganjen  bleibt  annäbernb  ungeänbcrt. 
überbauet  finb  nacb  biefer  Sbcorie  bie  SBantcn  nicht 
im  ftanbe,  bie©röf?e  ibrer  Notenausgabe  nach  SBe* 
lieben  ju  regulieren;  ber  äkrlebr  bebarfbei  jebem 
©rabc  feiner  Gntmidluug  nur  einer  gcwincu  9)tenge 
Noten;  tritt  @cfd?äfteftille  ein,  fo  fliegen  bie  Noten, 
fei  ev  al*  Sepofttcn ,  fei  c*  burd)  SBejablung  von 
Sükcbfeln  unb  Marleben,  an  bie  SBanfen  jurüd  unb 
lönneu  uicbt  wieber  in  gleichem  SBetrage  au*gegeben 
»erben,  weil  ba*  SBebürfui*  nad)  Ginlöfung  oon 
Secbfclu  unb  SBorfdjüffen  abgenommen  bat.  Sie 
Erfahrungen,  bie  in  bcr  neuem  flcit  binfidbtlid?  ber 
gewaltigen,  bie  Notenemiffion  faj't  erreid?enben  ober 
aar  übcrftcigcnbcn  SBaranbäufungen  bei  ben  grofeen 
kaufen  gemacht  morben  finb,  fprcdjen  im  ganjen 
ju  (fünften  ber  SB.  $>ebenfall$  wirb  biefe  übeoric 
um  fo  genauer  jutrenen,  je  mebr  neben  ben  SBanf* 
notens  ba*  Sepofitcii:,  libed=  unb  ©irowefen  au*: 
gebübet  ift.  Sil*  Üertreterjbcr  SB.  .finb.  m  nennen 
ioo!e,5yullarton,6ourcelle  ^eneuil,unbmScutf(b: 
lanb  8lb.  SßJagncr.  Seu  entgegengcfeftten  Stanb: 
punlt  nimmt  bie  Gurrencpfcbule  (f.  b.)  ein. 

BankBia  L.,  Gattung  auftral. Sträu d  >cr  au*  ber 
Familie  ber^roteaceen(f.b.).  (?*finbnabcju50SHvten 
bctanut  mit  immergrünen,  leberartigen,  einfachen, 
bi*mei(eu  nabelt örmigen ,  oft  fUjigen  ober  feiben; 
haarigen  SBlättern  unb  paarweife  geftellten ,  von  je 
brci  gefärbten  Sedblättern  umgebenen  SBlftten,  wcldje 
waljenförmige  Ääticben  bilben  unb  eine  bierteilige 
SBlütenbtille  befi&en,  beren  boble  3ipfel  oft  biet 
Staubbeutel  einfcbliefien.  Scr  ©riffcl  ift  entwebcr 
fo  lang  wie  bie  SBlume  ober  »iel  länger,  weit  au* 
ibr  bmwrragenb.  S)ic  bolrige,  jweifäcberige  3md)t 
enthält  Diele  geflügelte  Samen.  Sie  SBanlfien  finb 
fdjon  feit  lange  3ierben  ber  ©cwäd)*bäufer,  in  benen 
ichtbiele SJlrten lultimert werben.  Tic gewöhnlichen 
finb:  B.  ericaefoüa  L.fil.  (f.  2ertfig.  2  jum  Sirtitel 
Ibpmelinen)  mit  nabeiförmigen  SBlättern,  B.austra- 
lis  Ii.  Br.  mit  linealcn,  abgeftutjten  SBlättern,  B. 
speciosa  B.  Br.  mit  linealcn,  balbgefieberten,  unter 
feit*  fdmecweifefiljigen  SBlättern,  u.  a.  m.  alle  ber= 
langen  £>eibcbobcu  unb  forgfältige  pflege. 

Sanfäinfeln,  eine  Heine  ©ruppe  melanef.  > 
fein,  jwifdjen  ben  £  a  n  t  a  G  nr,  3i  i  j  c  1  n  unb  ben  Neuen 
.'Öebriben  (f.  Harte:  Cceanien),  oft  als  nörblidifte 
©nippe  ben  leftteni  jugerecbnet,  unter  13°  fübl.  SBr. 
unb  168°  öftl.  i'.  ton  ©reenwid?,  noch,  unabhängig, 
in  ber  engl.  ^ntereffenfpbäre  gelegen,  nad)  Sir^o^ 
fepb  SBanl*  (f.  b.)  benannt.  Sie  wiebtigften  finb: 
©aua  ober  Santa  üJlaria,  SBanua  2aoa,  Urapara= 
»ara,  SBalua  ober  Sabble -^n\ü  unb  iWota,  bie 
tleinfte  ber  genannten,  mit  bem  iäauptfitie  ber  iK  n" 
fton;  jufammen  460  qkra  mit  5000  Q. 

fBnnt^lanb,  bie  wcftli&fte  ber  arttifdi^amerü. 
^nfeln,  burdb  bie  SBantdftrafie  r>on  ber  3Rclville: 
Smd  im  Norbcn  getrennt.  (5.  Starte:  SBrittfd>5 
Norbamerita  unb  ^Uadta.)  ^ti  ber  SPlercpbai 
an  ber  Norbtüfte  überwinterte  18M-53  3Rac6lure. 

©«»fulnüffe,  bie  3rü*tc  bon  Alcnritos  triloba 
Forst.  (Aleurites  moluccana  Willd.),  tinti  12 — 
15  m  boben  SBaumeS  aug  ber  foimiue  ber  6upbor= 
biaeeen,  unter  bem  Namen  Kcrjennu&baum, 


£id)tnu|baum,  Ganbtenufibaum  belanntunb 
auf  ben  Sübfce=3nfcln  fowie  aud)  in  SBorber=  unb 
Ajnnterinbien,  bieten  Snfeln  beä  ÜJlalaiifdjen  5lrd?i- 
peU  unb  auf  NCunion  wilb  bortommenb.  Ter  febr 
fd)ncU  wad)fenbe  SBaum  gebeibt  fowobl  auf  bem  ®e- 
birge  ale  aud?  in  ber  @bene  unb  trägt  fd>on  im  jwet* 
ten  3abre  ^nicbte.  2)ie  fleifdjige  jfapfelfrudjt  bat  4— 
6  cm  im  Surd^meffer,  ift  etwa«  uifammengcbrüdt, 
fonft  runblicb  unb  olibenfarbig ;  fie  enthält  gewöhn* 
lid)  1—2  Samen  mit  fteinhartcr,  runzliger,  bunfel= 
brauner  Sd>ale.  Sie  Samen  wiegen  12— lüg.  Sluf 
ben  Sübfee-3nfri>t  benuften  bie  Eingeborenen  biefe 
ölreieben  (60—66  SjJroj.  fette*  Cl)  Samen  aU  SBe= 
leud)tung«material,  inbem  fie  fie  nad)  Entfernung 
ber  Schale  burdjbobren,  an  SBinfen  ober  Schilf  auf  - 
reihen unb  mit  bem  SBlatte  einer  Sdjraubcnfidjte 
umwideln ,  woburd)  fie  eine  ?(rt  bon  Radeln  ober 
Kerken  gewinnen  (baher  Äcrjcnbaum). 

^aufulül ,  £1  aud  Aleurites  triloba  Forst,  (f. 
SBantulnüffe),  an  Stelle  bed  £etnöl£  }ur  SBcrcitung 
bon  Sruderfchwärje  empfohlen.  Sa*  SB.  wirb  oft 
mit  bem  9l(euritc*öl  (f.  b.)  bcrmedrfclt. 

^aufutu,  Negcrftamm  im  Hongoftaat  (f.  b.). 

^aittualutn,  f.  SBanco. 

San?  Holt  Crnglaitb,  f.  Baak  of  England. 

Sauf  bon  ^ranf rcid),  f.  Banque  de  France. 

^anfroiibrunn,  f.  SQ3äbrung. 

«anrjin^fufF,  f.SBan!biefont,3infen.  fbilb. 

©o»ltene(fr}.,fpr.bangliöb),SBannmeile,S!öcich= 

Sann  (mitteilet,  bannus,  bannum;  franj.  ban; 
UttLi  fpan.  unb  portug.  bando;  fämtlidje  gormen 
finb  wobl  aue  bem  got.  bandvjan,  b.  i.  bezeichnen 
ober  berbinblid)  ma±en,  entftanben),  in  ber  fränt. 
^erfaffung  unb  im  Mittelalter  bie  ber  öffentlichen 
(Gewalt,  bem  Äönige,  ©rafen,  5ütft<n  u.f.  W.  ju* 
ftehenbe  SBefugni*,  bei  Strafe  ju  gebieten  ober  ju 
verbieten.  Slm  böd?ften  ftanb  berÄöniggbann, 
burd)  ben  bie  Übertretung  eine*  lönigL  SBefehl*  mit 
60  Solibi  gebüfet  würbe.  Sen  ©rafen  ermächtigte 
ber  SB.  nur  jur  SBerbängung  einer  geringem  SBufee. 
SBannen  bebeutete  baher  gunächft  i'ooiel  al*  befeb: 
len,  auferlegen,  ).  SB.  ba*  6rfd)einen  bor  ©ericht 
(bannitio,  SBorlabung)  ober  bei  triegerifd)cm  ^uf  • 
geböte  (Heerbann,  f.  b.).  Seit  ber  Sluebilbung 
eine*  öffentlichen  Strafrcdjt*  fprad)  man  bon  einem 
SBlut banne  ober  ber  ©erid?t*barleit  über  Sieben 
unb  Job  (judicium  capitale),  bie  in  ber  ältrm 
Reit  bem  Inhaber  bom  Könige  berliehen  fein  mufite. 
SB.  bebeutet  femer  ben  SBejirt,  burd)  welchen  bie 
©ewalt  be*  SBannherm  fid)  erftredt,  fowie  ben  SBe* 
fehl  ober  ba*  SBerbot  felbft,  aud)  bie  burd)  benfelben 
feftgefe^te  Strafe.  91u|erbem  ift  SB.  gleid)bebeutenb 
mit  S!ld)t  (f.  b.)  im  Sinne  bon  3lu*)d)lu§  au*  ber 
Necbt*gemeinfd)aft.  5n  cu,cr  engem  SBebeutung 
achört  bann  SB.  (f.  Kirchenbann)  bem  geiftlichen 
Nechte  an,  bie  ?ld)t  bem  weltlichen.  Sanad)  erllären 
ftd)  bie  SBcjcichnungen  ©erid)t*bann,  SBurg* 
bann  (bie  einem  SBurgherm  juftehenbe  ©eridjt** 
barleit  ober  beren  SBejirl),  SBannmeile  (berräum* 
lid?e  Umfang  ber  ©ewalt).  $m  3lu*brude  SBanjp 
redjt  (f.  b.)  ift  SB.  jur  SBejeichnung  einer  gewerb- 
lid)en21u*fcbliefntng*befugni*  abgcfdjwädjt.  —  S.tgl. 
SB.  Sidel,  Sur  ©efdjidjte  bc*  SB.  (SWarburger  Uni' 
»erfität*programm,  1886). 

Sannen,  f.  SBann  unb  geftmadjen. 

Sanner,  panier  (au*  franj.  banniere),  ba* 
jjelbjeichcn,  unter  bem  fid)  bie  m  einem  flrieg*}ugc 
bemfenen  iDtannfdjaften  fammelten,  unterfd)eibet 
fid)  in  ber  äußern  gorm  bon  ber  Jahne  babureb,  bafe 


Digitized  by  Google 


Stautet  (3oi).) 


öaimrcdjte 


3G1 


le&tere  unmittelbar  am  Sd)aft,  baS  33.  aber  an  einer 
mit  bem  Sdjaft  verbunbcnen  Querftange  befestigt 
war.  Urfprflnglicb  hatte  allein  ber  SanbcS  •  ober 
flrieg*berr  baS  Stecht,  baS  33.  ju  erbeben  unb  bie 
©efolöfcbaft  bierburcb  jum  flriegSuig  aufjubieten. 
33et  bcr  Sluebilbung  beS  fiebnSroefenS  mürbe  baS 
Stecht,  ein  8.  }u  führen,  von  bem  SanbeSbcrrn  aucb 
auf  bie  gröfeem  SJafallen  übertragen,  bie  bierburcb 
ben  böbcrn  Slang  eines  33annerberrn  erbielten 
im  ©egenfafe  m  ben  uiebern  SJafallen,  bie  nur  bie 
S  p  i  t»  f  a  b  n  e  (f.  b.)  ju  fübren  berechtigt  waren.  2>aS 
93.  beS  Kriegsherrn  mar  baS  fiauptbanner;  menn 
baSiclbc  entfaltet  mürbe,  mußten  urfprünglicb  alle 
anbcrn  eingesogen  merben;  fpdter  lam  biefer  ©e« 
brauch  aufeer  tlbung.  öiftorifcb  betannte  A3aupt= 
bar.ner  fiub  baS  bcutfcbc  SteidjSbanner,  baS  un= 
trr  Ctto  I.  baS  93ilb  beS  Grengels  Wicbael,  feit  ben 
Staurern  ben  Slbler  jcigte,  unb  bie  frans.  Cri« 
Hamme  (f.  b.);  auch  bie  ftabne  beS  Propheten 
flcbört  hierher.  Sie  Stäbtc  Italien*  in  ihrer  bödn'tcn 
SBlüte  fübrten  ibre  33.  auf  einem  beionbem  5öa= 
gen,  bem  Garroccio  (f.  b.),  eine  Sitte,  bie  auch 
von  beutfcben  SleicbSftäbten  mehrfach  geübt  mürbe, 
j.  SB.  von  flöht  in  ber  Sd?lad?t  bei  fflJorrinaen 
1288.  —  2)ie  93ebeutung  93.  als  Selbjcichen  eines 
JtricgSaufgebotS  hat  bicfeiöcseidmung  mehrfach  auf 
bief  es  Aufgebot  felbft  übertragen  laffen,  beionberS  jur 
3eit  ber  beutfcben  93efrciungSlriege,  3. 33.  33anner 
ber  freiwilligen  Sadjfen  (f.  b.).  —  %m  beut« 
fchcn  flartenfpiel  beseich.net  baS  33.  bie  3*bn. 

Gauner,  ^Xob.,  febmeb.  ©eneral,  f.  93an*r. 

Bonner  ber  f  rciru  tU  igen  Saerjfen,  eine  nach 
ber  Schlacht  bei  i'eipjig  1813  unter  bem  ruff.  ©ou= 
vernement  gegen  bie  yranjofen  auSgerüftete  Schar, 
bie  bereite  1814  mieber  auSeinanber  ging,  iiacfebem 
fie  eine  lurje  3eit  bei  ber  33lodabe  von  Oltainj  3Jer« 
wenbung  gefunben. 

Vaniicrncrrrii,  f.  33anuer. 

43anner^rrrufrotte(franj.couronncdebanne- 
ret),  ein  mit  Steinen  befc&tcr  flacher  Stirnreif,  ber 
ähnlich  ber  Giferncn  flrone  beS  eigentlichen  flronen« 
cbaraltcrS  entbehrt.  (S.Jafel:  flronenll,  Jig.3.) 

tBannforftcn,  ffiälbcr  unb  ^agbgebiete,  in 
benen  allen  aufter  bem  ^nbaber  beS  vorftrecht'?  bie 
<igentum*miSfiige  33cnuhung  unb  bie  3agb  unter 
bebeutenben  Strafen  unterfagt  mar.  Urfprünglicb 
mürben  33.  von  ben  Königen  mobl  nur  jum  $mede 
ber  C>agb  errichtet  (Söilbbann),  etma  feit  ber 
Witte  beS  8.  ^abrb.  Scamentlia?  im  9.  ^abrb.  fanb 
infolge  ber  großen  3>agblicbe  ber  fränt.  Könige  eine 
bebeutenbe  Grmeitcrung  ber  93.  ftatt.  Stiebt  tmmer 
rcaren  bie  93.  im  Dollen  Privateigentum  ihrer  3n« 
baber  bcfinblicb,  fonbern  umfaßten  auch  ©emeinbe« 
ober  Wart«,  mobl  auch  Privatmalbungen,  oft  ganje 
arofte  Canbgebiete.  Sie  Strafe  für  Verleitung  beS 
KönigSbauneS  betrug  gcroöbnlid)  60  Schillinge, 
mitunter  auch  mehr.  9HS  etma  jum  13.^abrb.  galt 
eS  als  ©runbfaft,  bafs  eigentlich  nur  bie  Könige 
ben  93ann  audfpredjen  tonnten,  bodj  mürbe  einsei« 
nen  meltlichen  unb  geiftlicben  ©roften  t  a  ■>  33annrecht 
cerlicben,  b.  h.  bie  bereits  im  93efitl  biefer  ßerren 
befinblicben  Salbungen  burften  auf  ©runb  lönigl. 
Sdjcntung  ober  33eleibung  mit  bem  33ann  belegt 
merben:  ti  fanb  alfo  bie  33erfcbentung  beS  93ann* 
Tedjtd  ftatt,  obne  bafe  babei  glcid?jeitig  ©runb  unb 
33oocu  mit  oerfchentt  mürbe.  2öabrfd>einlich  ieboeb 
febon  unter  ben  legten  Karolingern,  noch  mehr  unter 
ben  fpfitern  flaifern  unb  jur3cit  be8  Interregnums 
maßten  fid?  meltlicbe  unb  geiftlidje  ©ro^e  biefeS 


vJlcd}t  felbft  an,  boch  maren  bie  Strafen  für  33er« 
le$ung  bei  33anneS  in  ben  nidjt  lönigl.  tyorften 
meift  etroaS  niebriger  bemeffen. 

3Bar  ber  urfprüngliche  3»ed  bcr  33annlegung 
hauptfdchlicb  nur  bie  (hbaltung  ber  ^agb  unb  vlu->- 
fcblic^ung  aller  übrigen  von  berfelben,  fo  nabm 
man  allmählich,  mebr  unb  mehr  auch  33cbacbt  auf 
Sdjonung  beä  öoljeS  unb  93erbütung  bcr  "JDalb« 
oermüftungen  bureb  iRobungSoerboteu.  f.  m.,  sJtegc< 
lung  ber  3l5a(bnu^ungen  überbaupt.  2)ort,  mo  bem 
33annberrn  nidjt  gebörenbe  ©ebiete,  namentlich 
Sölartmalbungen  (f.  ÜJtarf genoffenfebaften),  in  ben  33. 
mit  eingefcbloifen  mürben,  blieb  ben  6igcntümcrn 
baS  ^uttungSrecht  uoav  gemabrt,  mitunter  verloren 
fie  aber  im  ^aufe  ber  3ett  ihr  lrigcntum-jvc.it  ganj ; 
auS  Eigentümern  mürben  9(uttungSberc*tigte. 

9Jlit  ber  »uSbilbung  be«  üehnSmefenS  mar  baS 
:Hodu  beS  Aen'i-  ober  SBilbbanneS  ein  Stecht  ge« 
morben,  baS  ju  äcbn  oergeben  mürbe,  bie  33efugniS, 
2Balbrobungen  ju  »erbieten,  ©eridjtSbarteit  gegen 
3umiberbaubelnbe  auszuüben,  mar  mit  biefem  :Hccbt 
uerbunben.  3ur  3*<t  Sriebridj*  II.  hörte  bie  Gr« 
ridjtung  von  33.  fettend  ber  flaifer  auf,  mit  oielen 
übrigen  SKcgalien  nabmen  bie  einielnen  i'anbeS= 
berren  baS  33annrecbt  für  fiep  allein  in  3lniprud). 
Sie  behüten  biefeS  dieebt  möglicbft  meit  aus,  inbem 
fie  einmal  baS^agbrccht  mit  gröfierm  ober  geringerm 
Grf olge  als  iRegal  auf  ihrem  ganjen  Territorium  in 
^Infprucb  nahmen,  bann  aber  auch  bie  mit  bem 
33ann  uerbunbenen  Stechte  unb  33efugnifie  ju  ber 
baS  ganjci'anb  betreff  enben^orfthobeit  entmidclten. 
So  liegen  in  ben  33.  bie  erften  fleime  ber  ftorftbobeit 
unb  beS  ^agbregalS.  —  93gl.  Stieglitt,  ©efchichtlidjc 
Sarftellung  ber  GigentumSoerbeUtniffe  an  3Balb 
unb  3agb  m  $eutfcblanb  (Öpj.  1832). 

lyantti \a  ober  Tuucvli.  rumdn.  ©etreibema^, 
örtlich  febr  uerfebieben.  Sein  3»»balt  fdjmantt  oon 
etma  20  bis  etma  85 1. 

Bannmeile,  ber  33e}ir(  oon  einer  Weile  im  Um« 
IreiS  um  einen Drt  (Stabt,filoftcr,33urg),  innerhalb 
befien  bemfelben  gemiffe  33annrcchte  (f.  b.)  juftanben. 

^annocfbnrit  (fpr.  bdnnodböm),  T  evf  in  ber 
fcfaott.  ©raffdhaft  Stirlingfbire,  am  33annod,  31/« 
km  im  SD.  von  Stirling,  bat  (1891)  2000  G.  unb 
Sertilinbuftric.  f>icr  befießte  24.  3uni  1314  Stöbert 
33rucemit  40000  ÜJtann  ben  engl,  flönig  Gbuarb  II. 
mit  über  100000 Wann.  93ei  2  a  u  d?  i  e  b  u  r  n,  5  km  im 
S2B.  oon  93.,  mürbe  11. 3uni  1488  ber  febott.  flönig 
3alob  III.  oon  bem  MbelSbeere  gefcblagenunb  getötet. 

gtaitnrerbte,  auch  93anngerecbtigteiten, 
3mangSrccbte,  3n>angS«  unb  33annrechte, 
93efugniffe,  jemanbem  bie  Hnfajaffuna  ober  3uberei= 
tung  geroiffer  33ebürfni||e  beS  öauSpaltS  unb  be» 
mirtfebaftlicben  Sehens  bei  jebem  anbern  als  ben 
33erechtigten  ju  unterfagen  (Wühlenjmang,  33rau- 
unb  33rennereigerecbtigteit,  SBeintelterbann,  33aniv 
meinfebant,  93adofen)mang,  Sbbedereigerechtigfeit, 
Scbornfteinfegergerecbtigteit).  Sie  finb  befonberS 
geartete  binghebe  33erfügungSrecbte,  melcbe  ficb,  oon 
ben  auf  Wouopolen  unb  Stegalien  ober  auf  befou« 
bem  Privilegien  berubenben  geroerblicben  93erbie= 
tungSrechten  ober  Grtlufivrecbten  (flruggereebtigteit, 
33aberei,  Hpotbe(ergerea7tigteit)  baburcp  unterfd?ei' 
ben,  bafe  fid)  baS  33erbietunaSred)t  mefentlid)  gegen 
bie  flonfumenten  rid?tet,  melcbe  verpfliebtet  merben, 
ibre  33ebürfnifie  nur  bei  bem  3"baber  ber  33ann= 
gerech.  tigteit  ju  befriebigen,  mäbrenb  jene  ertluftven 
©emerbebereebtigten,  fofem  ein  93aunredpt  mit  ihnen 
verbunben  ift,  ein  33erbietungSrecbt  nur  gegen  bie 


Digitized  by  Google 


362 


SBamw  —  Banque  do  Franco 


gleiebartigen  ^tobujenten  gewahren.  Die  SB.  fmb 
SluSflüffe  ber  altbeutfdjen  &errfd)aftS*  unb  93ogtei» 
oerpältniffe.  9tad?bem  feit  Slnfang  biefeS  Sabrpun» 
PertS  bie  beutfd?en  Cmuelftaatcn  mit  ben  93.  unb 
gewerblid>en  33erbietungSred)ten  jiemlid)  aufge» 
räumt  baben  (93apern,  (fbift  Dom  28.  3uli  1807; 
<llreu&.©ewerbeorbnung  bom  17.3an.  1845  ;  Sdd)f. 
©ewerbegefefc  von  1861;  württemb.  liefen  com 
8.  3uni  1849),  \)at  bie  9teid)SgewerbeorPnung  con 
1869  babin  eingegriffen,  bafi  bom  1.  ^uli  1873  alle 

Semerblidjen  33erbietunaSred)te,  bie  mit  foldjen  ber» 
unbenen  ober  ohne  tfntfdjäbigung  aufbebbaren 
3wangS?  unb  93annred)te,  mit  »uSnaljme  ber  >Hb 
bederei,  ganzallgemein  ber  2Rablzwang,ber93rannt» 
weinzwang  unb  Sraujwang  foroie  bie  95.  ber  ftäbti» 
idjen  93dder  unb  §lei)d)er  aufgeboben,  ober,  fofern 
es  fid)  um  ;\ wangS  unb  93annred)te  banbelte,  welcpe 
ben  ©runbbeftlj  ober  Korporationen  ober  ©emein» 
ben  belaften,  alfo  alle  3mangä:  unb  JBannredjte, 
bei  benen  bie  93erpflid)tung  feine  rein  perfönlidje 
ift  ober  nidjt  oon  ber  begrenzten  fiebenSbauer  beS 
93erpflid)teten  abpängt,  für  ablösbar  erflärt  wer- 
ben, aud)  Weubegrünbung  auSgefdjloffen  wirb. 

Die  33.  in  ben  unter  bie  ©ewerbeorPnung  (§.  6) 
nickt  fallenben  Jbätigleiten  (inSbefonbere  v.Uvcthe= 
fenbetrieb)  ftnb  meift  burd)  2anbeSred)t  befeitigt; 
ebenfo  bie  93.  ber  HbPeder  (f.  b.).  «Woberne  93. 
ftnb  bie  Äebrbejirfe  ber  Sdjornfteinfeger  (f.  b.). 
DaS  (5infüprungSgefe&  zum  93flrgerl.  ©efefcb.  3trt.  74 
pält  baS  SanbeSredjt  aufredjt. 
Wanna,  Diftritt  unb  Stabt,  f.  Derabfcpat. 
Spannung,  f.  Konfination. 
Wanntaalb  (nidjt  ju  bermed)fe(n  mit  33ann* 
f  orft,j.b.),  fobiel  wie  tedjuftwalb  (f.b.).  Der  2luS» 
brud  93.  ift  namentlid)  in  einigen  Süpengegenbcn, 
fo  j.  93.  aud)  in  Cfterreid)  übliep.  91acp  bem  Cfterr. 
ftorftgefefc  bom  %  1852  tarnt  auf  Antrag  ber  ni  ■>  ■ 
gemeinbe  ober  ber  fonft  babei  93eteiligten  ober  aud) 
auf  Stiueige  eine3  öffentlichen  93eamten  ein  ffialb, 
ber  Sdjujj  gegen  fiawinen,  gegen  JelSftürze,  ©e* 
birgSfdjutt  u. ).  w.  gewäbrt,  bon  Staats  wegen  in 
93ann  gelegt  werben.  Diefe  93annlegung  beftebt  in 
ber  genauen  93orfd)reibung  unb  möglicpftcn  Sicper» 
ftellung  ber  erforberlidjen  befonbern  3Balbbepanb» 
lung,  unb  bie  mit  ber  93emirtfd)aftung  eines  foldjen 
93.  Beauftragten  fmb  bafflr  bcfonbcrS  in  Gib  unb 
^flidjt  zu  neonicn.  Gntfd)äbigung  erfolgt  im  9Bege 
beS  GrpropriationSDerfaprens.  $m  allgemeinen 
würbe  bon  93annlegung  wenig  ©ebraueb  gemalt 
(1890  nur  0,73  $YQL  ber  SöalbjMdje,  in  Sirol  unb 
Vorarlberg  am  meiften,  4,m  ^Jroa.;  bann  Kärnten 
unb  Steiermark,  am  meiften  ju  ©unften  bon  Gifen» 
babnunternepmungen  im  ©ebirge.  [lienteS. 
©nfio  la  (n  ontcra  (fpr.  banjo),  f.  ?lguaS»Ga» 
©anoe*  (fpr.  banjoS,  b.  i.  93äber),  Warne  bieler 
Ortfdjaften  in  Spanien  fowie  in  ben  ipan.  Kolonien. 
3u  ben  bcrübmteften  gebört  93.  be  93*jar  Dorf 
unb  93abeort  mit  (1887)  1792  G.  in  ber  fpan. 
$rooin)  GacereS,  am  sJ$affe  Querto  be  93.,  Aber 
ben  eine  Strafte  unb  bie  Gifenbalm  bon  Salamanca 
nad)  Gaccrcd  ftibrt.  2)er  Crt  liegt  überaus  malerifdj 
unb  anmutig  im  2bale  bon  Hmbröj,  am  Gingange 
einer  engen  unb  rcicbbewalbeten  Sd^lucbt  unb  bat 
alfalifdje  Scbwefelciuellen  bon  44"  C. 

Banque  de  France  (fpr.  bant  b?  frangft, 
53an!  bon  Sranlreid)).  3"  frunlreicb  batteu 
bie  Grfabrungen,  bie  man  mit  ber  1716  bon 
£aw  gegrünbeten  Banque  generale  gemaept  batte, 
ba«  iBanlnotenwefen  auf  lange  3cit  in  W\fc 


trebit  gebraut;  banad;  würbe  1776  bie  «Caisse 
d'escompten  errieptet,  bie  au<p  9ioten  ausgab  unb 
tro^  beS  ibr  1787  berliebenen  9totenpribilegS  mit 
mandperlei  Scbwierigfeiten  ju  fämpfen  batte,  bis  fie 
1793  infolge  ber  riefig  gefteigerten  Mnforberungen 
beS  Staates  an  bie  93ant  (bie  StaatSfcpulb  belief 
ftd)  1790  auf  400  9Rill.  grS.)  unb  infolge  ber  «f» 
fignatenwirtfdjaft  (f.  Stfftgnaten)  wieber  aufgeboben 
würbe.  2)ie  gegenwärtig  beftebenbe  B.  d.  F.  würbe 
burd;  baS  93orgepen  ber  Konfulanegierung  1800  aU 
grofte  pribilegierte  Gcntralban!  ins  Seben  gerufen; 
fie  bilbete  eine  SlltiengefeUfdjaft,  befaf,  ein  Kapital 
bon  30  ÜJtill.  3tS.  unb  war  neben  anbern  93an!en 
bered^tigt,  93antnoten  (billets  au  porteur  et  ä  wie) 
auszugeben.  Qi  beftanben  bamalS  in  ^ariS  nod) 
einige  fleinere  fRoten  auSgebenbe  Slnftalten;  aber 
burcp  ein  ©efet»  bon  1803  würbe  baS  GmifftonS; 
red?t  biefen  entzogen  unb  auSfdrfiefelid;  ber  neuen 
93anl  übertragen,  beren  ©runblapital  gleidjjeitig 
auf  45  «Will.  §rS.  erböpt  würbe.  Seit  1806  bebielt 
ftcb  bie  Regierung  bie  Ernennung  beS  ©ouoer< 
neurS  unb  ber  beiben  Untergouocrneure  bor.  Ui  - 
gleidj  würbe  baS  Kapital  ber  Sani  burd)  9ier= 
boppelung  auf  90  SDlill.  t^S.  gebrad?t,  balb  nacb» 
ber  icbod)  wieber  auf  67900000  grS.  berabgefeht. 
Unter  ber  SReftauration  genebmigte  man  eine  %n- 
jabl  9iotenban!en  in  ben  Departements,  bie  aber 
fpäter  (1848)  mit  ber  B.  d.  F.  uerfd?moljen  Wut* 
ben,  beren  Kapital  baburd)  auf  93250000  5rtS. 
ftieg.  Sie  ^bruarrepublit,  bie  in  ibren  0elb= 
berlegenbeiten  ibre  Sufludjt  au  ber  93ant  nebmen 
muftte,  berfügte  ben  ^wangSfurS  ber  9loten,  beren 
JÖöd>ftjumme  1849  auf  525  SRill.  grS.  feftgefefet 
würbe.  3)ie  93anl  beftanb  biefe  Krebitprooe  febc 
gut;  nur  wäbrenb  weniger  Sage  entftanb  ein 
erbeblidieS  »gio  bi«  12  $roj.  für  ©olbmünjen 
gegen  bie  93autnoten,  nidjt  aber  für  Silbergelb. 
Sie  93ant  napm  bie  93arjablungen  tbatfäd)licp  fdjou 
in  ber  zweiten  Hälfte  beS  ^abre-j  wieber  auf,  wenn 
aud)  bie  gefe&lid)e  9Bicbcrberftellung  ber  GinlöS: 
lid)!eit  erft  im  2lug.  1850  erfolgte.  Damit  porte  ju^ 
gleid)  bie  93efd)rän(ung  ber  Notenausgabe  wieber 
auf.  Durd)  baS  ©efeli  bom  9.  3uni  1857  würbe 
ba*  9jonecbt  ber  93ant  bis  1897  auSgebepnt  unb 
ibr  Kapital  auf  182500000  $rS.  erböbt,  jebod) 
mtifete  fie  anbererfeitS  bem  totaatc  burd)  Uber» 
nabme  bon  3projentiger  üiente  ein  Darlebn  oon 
100  3RHI.  «yrS.  gewäbren;  ber  3i«^fuft  ber  93anf, 
weldjer  bisher  ber  2Jtarimalgrcnje  bon  6  ^roj.  unter» 
worfen  war,  burfte  erp&bt  werben  unter  ber  93e» 
bingung,  bafe  bie  barauS  Tid)  ergebenben  ©ewinne 
einen  eigenen  SHcferbef onbS  »u  bilben  baben ;  ba3 
uiebrigfte  5Rotenftüd  würbe  mit  50  frrS.  beftimmt  unb 
Per  93ant  bie  Crricptung  bon  weitem  9?cbenftellen 
auf  Verlangen  ber  Regierung  aufgetragen.  9iad> 
ben  erften  9iieberlagen  ber  granjofen  1870  brad)te 
baS  ©efeti  bom  12. 9lug.  abermals  ben  3wangStur3 
ber  9loten,  wcld>e  im  üWinbeftbctrage  bon  20  j^rS. 
ausgegeben  würben,  unb  ber  Staat  liefe  fi*  einen 
Krebit  bis  ju  1500  SJtiU.  5^rS.  bei  ber  93ant  eröffnen. 
2)erö6d?)tbetrag  ber  juläifigenStotenauSgabe  würbe 
anfangs  auf  1800,  imDej.  1871  infolge  ber  Staats» 
anleibc  bon  2  Ulilliarben  auf  2800  unb  Pur*  ein 
©efcU  bon  1884  auf  3500  9)!ill.  TvrS.  gefegt.  l?lud> 
bicSmal  bat  ftcb  ber  Krebit  ber  93ant  gldnjenb  be» 
wäbrt.  Das  ©olbagio  ftieg  nur  ganz  borüber» 
gebenb  (im  "Slov.  1871)  auf  3  s#ro$.  unb  uerfrtwanb 
in  ben  folvienben  ^abren  balb  vollftänbig,  obwobl 
bie  93arzaplung  gefe&lid?  erft  1878  wieberbergcftellt 


Digitized  by 


«anquet  —  5tocnfd)  (Sudjbrueter*  unb  ©udjfjänblerfamilte) 


3G3 


würbe,  nacbbem  ber  Staat  feine  93anlfcbulb,  bie 
auf  übet  1300  SWill.  ftrS.  geftiegen  mar,  bid  auf 
300  W\ü.  jurüdgejablt  batte. 


3ur  93eurtcilung  ber  Sage  ber  93anl  bicne  bie 
lilanj 


9Mlanj  Dom31.$ej.  1899: 


Htttoen.  Witt.  3t»- 
*<an'tt)a&  (bapon  19,283 

3039,46 


WiU.  in  Silber) 
Serfatlene  »rdml 
liBe  in  'jatif 
auf  • 
aut  Huil. 
»    bf  r  Srot  ig» 


■MfM  auf 
in  *ari«.  . 


0,96 
520,99 

557,83 
0,41 


9Jorfd)üne  auf  TOfiafl 

tnbenHwfiganftaltcn  — 
$otfd)üffe  auf  öfffntl. 

3ft>nb4  in  $ari«  .  .  221,85 
Sorfdjüffe  auf  dffentl. 

ivoitt*  tnbtii  yrofig 

anfallen     ....  264,35 

SPorfdjüfjr  anben  Staat 

ffflrfrfc  Pom  9.  3uni 

I857,13.3uni  1878, 

17.  9ioe.  1897)  .  .  180,03 

IHrnte n  ber  ftefette  .  12,98 

Tilponiblf  Sfntf n  .  99,63 

3mmo&iliflrrtelHenten  100,00 
Örbäube  unb  «inri*. 

tungcnberCantunb 

bet  flmrisanftoltrn  19,84 
«nlage  bfr  Special« 

ififrw   8,41 

XiPerfe»   33,53 


5060,24 


^affiPen.     TOiEL  Set. 

Hrtientapital  ....  182,50 
3um  eigenen  Kapital 

angefammefter 

Qbcri$ufj    ....  8,00 

ftfiemn   22,1 1 

Krierpen  in  Okunb  .  4,00 

Speeialreferpr  .  .  .  8,41 
«otcnumlanf  ....  3937,89 

iKiicfftänbe   15,16 

Billett  k  ordre  .  .  10,70 
»oittoforrrnt  br* 

6taafr4    339,36 

$rieat '  ftontotorrent 

in  $ari«   441,49 

JBripat .  Rontotorrmt 

in  bf  n  3nriganfta(' 

ten   70,87 

gKIDigf  SiPibenben  .  1,50 

Rfeicompt«  ....  2,80 

«eipinn-  u.  BerlufHonto. 


15,45 


Summe  5060,24 


3m  3. 1899  rourbe  ein  Umfafe  Don  17833  Will 
JtS.  gegen  16569  2Jtiü*.  im  3iorjabre  erjielt.  $et 
Sistont  betlug  Dom  19.  SWai  1892  ab  bi«  14.  attärj 
1895  unoeranbert2,/1  ajtoj.  SCnbiefem  Jage  rourbe 
et  auf  2  akoj.  berabgefe&t.  2)iStontiert  würben 
iöccbfel  in  einem  93etrage  Don  11746  SWill.  5)et 
Notenumlauf  betrug  im  ÜÄarimum  4044,  im  3Jti= 
nimum  3632  2RiU.  fyi.  93emetten3roett  ift  bie 
febr  umfangreiche  SiSlontierung  Heiner  3Bc<bfel; 
1899  »urben  inaJariS  208600  Stüd  bi«  10  ^rS. 
unb  barunter,  822  780  Stüd  im  93etrage  Don  11  bis 
50  ab.  unb  1070450  Stüd  im  betrage  Don  51  bis 
100  ftrS.,  mithin  jufammen  2101830  Stüd  im 
betrage  unter  100  %x$.  biSfontiert,  roäbrenb  bie 
(Uefamtjabl  bet  in  akriS  angetauften  9Bed>fel 
5966221  Stüd  betrug  unb  bie  3»oeiganftalten 
102(15941  Stüd  biSlontierten.  Neben  bet  ©entraU 
banl  giebt  eS  not*  126  Succurfalcn,  47  4}ilt> 
bureauS,  201  gut  $>t$!ontietung  ©on  9Bed?feln  mit 
ber  93ant  Derbunbcne  aMä&e,  jufammen  375  fog. 
93anipläHe.  J)ie  3)it>ibenben  bet  93ant  finb  ganj 
anfebnlid),  abet  bodj  febt  Deränberlicb ;  in  ben  fieb* 
jiger  Saferen  betrugen  fie  21—25  a)roj.,  1873  fogar 
:J6  ajroj.,  nur  ein  paar  3abre  binbureb  9—10, 1886 : 
15a  1887:  15,  1888:  14,8, 1889:  15,2, 1890: 15,7, 
1891:  16,  1892: 13,  1893:  12,4, 1894:  IIa  1895: 
10,7,  1896:  12  ^roj.  Gnbe  2)ej.  1900  notierten 
bie  Httien  3800  #r*.  $a3  gegenwärtige  akimle= 
gium  ber  San!  berubt  auf  bem  ©efefc  Pom  17. Nod. 
1897  unb  läuft  bis  jum  31.  $ej.  1920,  roenn  nid)t 
tmreb  ©efefc  im  3. 191 1  bie  Äünbigung  jum  31.  £cj. 
1912  auSgefprocben  wirb.  5)ie  Notenausgabe  barf 
bie  SDlartmalgrcnje  Don  5  Dlilliarben  nidjt 
überfebreiten.  TaS  35erbältni*  be*  S9an)onat«  jum 
Notenumlauf  ift  gefeftlicb  nid?t  fcftgelegt.  Xcr  Staat 
bat  eine  ©croinnbeteiHgung  Don  einem  Siebtel  bed 
Grtragd  be§  2)i*lontogefd?äf te«,  ber  burd?  ben  «pro» 
Mittitfen»,  b.  b.  nicht  gebedien  Notenumlauf  ent= 


ftebt,  minbeften«  aber  Slnfprud)  auf  2  2Ria.  gr$.; 
et  bat  auf  ben  ibm  Don  bet  SBant  in  £>öbe  von 
180  SHill.  St*,  genjfibtten,  roäbrenb  ber  Sauer  bed 
$riDileg3  untünbbaren  ßrebit  ^inf  en  niebt  \u  jablen 
unb  genie|t  eine  toftenlofe  Seforgung  feinet  ScbuU 
ben=  unb  ftaffenbienfte*.  —  3Jgl.  Gourtoia,  Histoire 
des  banques  en  France  (2.3lufl.,  tyax.  1881);  Noel, 
La  B.  d.  F.  (Nancp  1891);  bie  »rtilel  a Banques» 
im  «Dictionnaire  des  ünances»  unb  im  «Kouveau 
dictionnaire  d'economie  politique»;  Scharling, 
Söanlpolitif  (?;ena  1900).  (S.  auep  Notenbanten.) 

iöanquct  i fr;.,  fpr.  banteb),  f.  Santett. 

nöanqucttc  (frj.,  fpr.  bantett),  f.  »anlett. 

»anquicr,  f.  SBantier. 

©änfäa,  f.  SBanat.  [f.  33b.  17. 

•Ban=£antt  iVinrtiu,  ?crf  in  ^otbringen, 
^öaenf tt),  33ucbbruders  unb  93ud)bfinblerfamilie. 
(Smanucl  geb.  30.  Ott.  1789  in  Queblinburg, 
feit  1811  Kaufmann  in  ÜJtagbeburg,  über  nahm  ba* 
felbft  1826  bie  Strubcfdje  Sucbbruderei  (gegrünbet 
im  3- 1817),  bie  er  unter  ber  gitma  «6. 93aenf  cb  iun.» 
fortfübrte.  ©r  ftarb  22.  3uni  1864;  ibm  ju  (fbren 
würbe  1878 Don  bennocblcbenbenSöb"enbie«(!ma= 
nuel=93aenfdj- Stiftung»  in  Dlagbeburg  (6000 an. 
Äapital,  burd)  Nad^aplungen  unb  einen  leil  bcr 
3infen  b\i  50000  3«.  roaebfenb;  i»eitanb  Slnfang 
1899:  etroa  18000  Tt.)  erriebtet.  35te  Sirma  ging 
1853  über  auf  feinen  Sobn  Nobett  33.  (geb. 
5.  Nod.  1829,  geft.  21.  3uni  1863),  feit  1878  an 
beffen  Sobn  ßmanuel  93.,  geb.  13.  3Rfirj  1857. 

2)  a8  ©efebäft  umfafct  93udjbruderei,  ben  Verlag  be« 
«aJlagbeburger  5lmeiger3»  (feit  1873),  Steinbrude* 
rei  (feit  1839),  Sebriftgiefjcrei,  Stereotppie,  93uaV 
binberei  mit  3)ampfmafcbine,  2  ©aömototen,  No» 
tation^mafebine  unb  18  ^reffen  unb  befdjdftigt  200 
^erfonen,  für  bie  eine  öau$-3ufd?ufettanteniai)e 
(feit  1888)  mit  Sterbe  •■  unb  5öitroengelbern  foroie 
ein  ßauStarif  mit  fteigenber  Sllter^julage  errietet 
ift.  —  Gin  anberer  Sobn  GmanuclS,  Gmil  93.,  geb. 
8.  Sept.  1817,  ertiebtete  1841  in  Dcagbeburg  eine 
SortimentSbucbbanblung  mit  93erlag,  rourbe  1856 
tönigl.  öofbucfcbänbler  unb  ftarb  12.  3uni  1887. 

3)  a«  Sortimentdgefd?dft  ging  1872  an  ©. ».  ©löd-- 
ner,  1875  an  S.  G.  fllofe  über.  Sen  Verlag  über« 
nabm  1860  fflilbelm  93.,  ben  fpdtern  1881  9lai= 
munb  93reboro  in  fieipjig.  Gin  Sobn  GmilS,  ^o« 
banne§  93aenfcb=3)rugulin,  geb.  24.  3uni  1858, 
ift  feit  1883  aHitinbaber  ber  girma  2B.  2)rugulin 
(f.  b.)  in  fieipjig.  —  Gin  93rubcr  Don  Gmil,  9Bil» 
beim  93.,  geb.  25.  San.  1828,  geft.  27.  Nod.  1899, 
laufte  1848  ben  93erlag  Don  fterb.  jRubacb  in  93erlin, 
ber  bi«  1835  in  aitagbeburg  mar  unb  einem  1668 
gegrünbeten  ©efebäft  entftammte,  unb  Derlegtc  ibn 
nebft  anbem  etf  auf  ten  93erlagSartileln  unter  eigenem 
Namen  naep  Seipjig.  93on  1850  bi«  1867  mar  mit 
bem  SBerlage  ein  Kommiffionägefcbäft  Derbunben. 
1862  rourbe  eine  eigene93ucbbruderei  erriebtet,  1875 
Vertag  unb  93u*brudcrei  naep  Bresben  Derlegt. 
93.  mar  »ürttemb.  ©eb.  Äommerjienrat,  1860—85 
»ürttemb.  Äonful  für  Sacbfen,  rourbe  1871  in  ben 
Slbeläftanb  erboben  unb  mit  feinem  Sobne  9Bih 
Ii  am  Don  93.,  bcr  1888—95  Dtobefifcer  bes  ©e^ 
fd?äftS  roar,  1892  jum  löniglieb  fäcbf.  ^ofDerlagä« 
bucbbänblcr  ernannt.  SaS  ©efdjäft,  im  93efil»  ber 
Grbcn  (feit  1898  Jeilbaber:  üian}  SAuffen-- 
baucr),  bat  $ampfmafcbine,  14  Scbnellpreffen, 
19  öilfSmafdjinen  unb  bis  80  aierfonen.  Neben 
bem  2)reSbencr  ©efepäft  rourbe  1880  unter  ber  glei= 

!  eben  ftirma  «Silbelm  93aenfcb"  eine  93ucbbruderci 


Digitized  by  Google 


3G4  gaenfö  (Otto) 

unb  93erlag*bucbbanblung  in  93crlin  errietet.  Sie  I 
ging  1888  au  einen  feiten  Sobn  be*  ©rünber«, 
.*cnr»  oon  33.,  über  unb  ift  feit  1.  2lpril  1898 
im  93cfit)  oon  Solbemar  6tcin.  Sie  bat  2  ©a*= 
motoren,  2  Notati  onSmafcbinen,  8  Sdjnellpreffen, 
14  6ilf*mafd?incn  unb  befebäfttgt  80  —  120  tyn- 
fönen.  —  Bat.  flur  ©efebiebte  ber  ftirma  UBilbelm 
SB.  (3re*b.  1898). 

^acnfdj,  Ctto,  Grbauer  be*  Norboftfeelanal*, 
f.  95b.  17. 

ttan.fe,  ber  Seil  einer  Scheune,  in  bem  ba*  ©e* 
treibe  bi*  jum  3)refcben  aufbewahrt  unb  fpäterbin 
ba*  Strob  fefl  jufammengepadt  (eingebanft)  mirb. 

»Saut,  olbenburg.  i'anbgemeinbe,  f.  93b.  17. 

Rantum,  loeftlicbfte  Neübentfcbaft  ber  nieber= 
länb.  ^nfel  !jaoa  (f.  ben  Karton  jum  %lan:  93  a  = 
taoia)  mit  7326  qkm  Jläcbeninbalt.  T ic  Küftc 
och  93.  i|'t  im  N.  f l  a  & ,  ooU  oon  üJloräften  unb  febr 
itngcfunb;  im  SB.,  an  ber  Sunbaftraße,  forcie 
auch  im  S.  b°d?,  bäufio  fteil  abfallenb  unb  oon 
Klippen  umgeben;  ba*  innere,  namentlich  ber  füb: 
liebern  Hälfte ,  ift  gebirgig,  fcöcbfte  fünfte  finb 
bie  Sultane  Karang,  1900  in,  unb  ber  ^ulofari, 
1275  m  boeb,  beibe  nidjt  mebr  tbätig.  T  ic  93eoöl= 
ferung  betrdat  (1891)  618546  (1893:  652098)  (£., 
barunter  259  (Europäer  unb  1559  Cbinefen.  2)ie 
eingeborenen  treiben  namentlicb  93au  oon  9ieid, 
Kaftec,  3uderrobr  unb  Snbiflo.  Sic  finb  Sunba* 
uefen,  bureb  Sprache  unb  Sitte  oon  ben  eigentlia?cn 
^aoanen  (93e»obnern  ber  Cftbälfte  ^aoa«)  unter= 
f ebieben.  fcauptort  unb  Sifr  be*  Ncfibenten  ift  Se- 
rena., in  ber  9Joll*fpracbe  (Scrain,  an  ber  ftaupt' 
beerftraße  ber  Snfel.  Änbere  Crte  finb  änjer  unb 
93  a  n  t  a  m ,  an  ber  93ai  oon  93. ,  öaupt  ftabt  be*  frühem 
iKeid?*  93.  unb  im  16.  unb  17.  ftabrb.  al*  6anbel*= 
plafc,  befonber*  für  Pfeffer,  roeltberübmt, Jefet  aber 
nur  ein  ganj  unbebeutenber,  ungefunber  $latj. 

2>a*  Neid)  93.  entftanb  auf  ben  Irümmern  be* 
alten,  nach  ber  Oitifi^nmg  be*  3*lam*  im  roeftl. 
Aaua  1443  ju  ©runbe  gegangenen  öinbureieb* 
i^abjabjaran.  9Jtit  93.  fcbloffen  juerft  bie  %onu- 
giefen  oon  2Ralafa  au*  1522,  fpäter  (1596)  bie 
"Öollänber  unb  1602  bie  ßnglänber  öanbelöoerträge. 
93eibe  letztgenannten  errichteten  bafelbft  öanbcl*-- 
fattorcien;  bie  ber  Gngldnber  beftanb  bid  1683,  bie 
ber  öollänber  mürbe  1610  na*  3«atra  (feit  1619 
93ataoia  genannt)  oerlegt.  2>ic  Sultane  oon  93. 
tarnen  immer  mebr  unter  ben  dinfluß  ber  lieber: 
länber,  mürben  abhängig  unb  enblid)  93afallen,  bis 
juleht  (1813)  ba*  Neid)  93.  ju  befteben  aufhörte. 

ttanrambubn,  eine  Siejeicbnung ,  welche  bie 
(Sngldnber  für  alle  ganj  tleinen  öübnerraffen  brau* 
(ben.  Tic  eigentliche  Heimat  be*  93.  ift  3apan. 
(5*  ift  oon  gebrungenem  ÄÖrper  mit  breiter  93ruft 
unb  auffaüenb  burd)  bie  ftraffe  Haltung.  (S.  Jafel: 
©eflügel,  $ig.35.)  2Ran  unterfdjeibet  roeißeunb 
idjroarje,  blaue,  gefperberte,  ©olb=  unb  Silberi 
bantam« ,  le&tere  beiben  aud>  unter  bem  Slamen 
SebrigbtbantamS  jufammenfaffenb.  3"  hen 
93.  im  meitem  Sinne  reebnet  man  nod>  bie  iapa* 
nifeben  93.  ober  0'  ha b o  v  (f.  b.),  ^ i t - , ; it  erg^üb' 
ner  (f.  b.)  unb  bie  3n?ergtdmpfer  (f.  b.).  Sai 
93.  ift  lebiglicb  üuruSbu^n. 

Santeng  (Bos  banteng  Rafft.),  f.  Cd)3. 

Saitria ,  im  Altertum  Stabt  in  Sucanien,  je^t 
Sta.  *Dtaria  bi  93anji.  Sie  93antinifche  Za fei 
(Tabula  Bantina),  baS  Stabtredjt  oon  93.  entbaltenb, 
ift  ba#  bebeutenbfte  Tentmal  in  oafifdjer  Sprache. 
(S.  Celer.) 


—  Söontuüölfcr 

*  a  n  t  i  n  g  f  u  r ,  nad?  bem  (fngldnber  9Bi  Uiam  93  a  it » 
ting  (fpr.  ofinnt-,  geb.  1797,  geft.  1878)  benannte, 
gegen  bie  ftettfucht  (f-  b.)  gerichtete  flurmetfcobe, 
loelche  bie  mannigfachen  93e)d?n>eiben ,  bie  mit  ber 
übermäßigen  ftettbUbung  oerbunben  fmb,  baburd) 
}u  befeitigen  fuebt,  bafe  aui  ber  3)iät  alle  fetten, 
juefer^  unb  ftärfcmcblbaltigen  Speifen  möglicbft 
oerhannt  toerben.  93ei  ber  93antingbiät  genießt  alfo 
ber  Patient  oorjugämeife  Sleifcbfpeifen,  mit  3uia& 
oon  nur  menig  93rot  ober  $\vic bad ,  ba^u  etioa^ 
grüne*  ©emüfe  ober  Kompott,  oermeibet  abcrüJlcbl- 
fpeifen,  Äartoffeln,  2Jlila>,  3udcr,  alle  fetten  ©e* 
ridjte,  ebenfo  93ier,  ^ortnein  unb  (Sbantpaguer, 
roährenb  gcroöbnlidber  3Dein ,  namentlich  tHotmcin, 
geftattet  i|t.  Qi  ift  (einem  3«eifel  unterroorren, 
baß  ftd)  bie  93.  im  allgemeinen  auf  richtige  pt?pfiol. 
©runbfäjie  ftü^t,  toie  fie  fieb  benn  auch  in  vielen 
fällen  al-j  toirtfam  edoiefen  bat.  5)a*  ilörper: 
fett  bilbet  ftd)  nämlich  teil*  au«  ben  fetten  ber 
Slabrung,  teil*  au*  ben  ftärtemebh  unb  juder^ 
faltigen  Subftanjen.  9(icht«beftotoeniger  ift  e*  nie- 
manb  ju  raten,  fein  &eü  in  ber  93.  fueben  ju  roollen, 
ob^ne  mit  einem  Slrjte  juoor  über  feinen  i'eibe*jtw 
ftanb  iHüdfpracbe  genommen  ;u  haben.  Namentlich 
bei  fcbtoäcblichen  unb  bejahrten  ^Jerfonen  fann  ein 
plötzlicher  SSecbfel  ber  Siät  gerabe}tt  gefährlich 
merben.  überhaupt  ift  eine  übertriebene  2lnmenbung 
ber  93antingbiät,  alfo  bie  ftrengfte  9lu«fcbUefmng 
oon  allem  Sudcv  ,  Stärfe^  unb  fetthaltigen  au*  ber 
^abrung,  burcb.au*  )u  toiberraten,  ba  jene  Sub> 
ftanjen,  in  mäßigen  SRengen,  ebenfo  notroenbige 
Nahrungsmittel  für  ben  Wenfcben  ftnb  toie  bie  Qv 
»eißlörper.  9Bobl  aber  fann  e*  iebem,  ber  jur  3*ett« 
leibigteit  einige  Neigung  hat,  nur  nütjlid?  fein,  roentt 
er  ftdj  in  bem  ©enuß  jener  fettbilbncr  eine  loeife 
93efchräntung  auferlegt.  3-  9iogel  fchlägt  folgenbe 
üyiobififation  ber93.oor:  al*  Jrübftüd  Haffec  ohne 
l'cilcb  unb  3uder  mit  menig  trodnem,  geröftetem 
93rot  ober  3miebad;  al*  jtoeiteS  prübftüd  ein  paar 
toeiche  Gier  ober  etma*  (alte*  ftleifcb,  auch  vober, 
magerer  Scbinten  mit  etn>a*  Jbee  ober  leichtem  SBein ; 
al*  ÜJtittagenen  bünne  fleifchbrühfuppe,  mageren 
% leifch  getoebt  ober  gebraten,  leichte*  ©emüfe  ober 
Kompott,  einige  Äartoffeln  unb  etwa*  93rot;  nad)* 
mittag*  febroarjer  ftaffee;  abenb*  §leifd)brübfuppe 
ober  ibce  mit  f altem  f leifch,  magerm  Schiuten, 
meieben  ßiern,  Salat  unb  etwa*  93rot.  2>cr  (?rftnber 
ber  93.  ift  nicht  93anting  felbft,  fonbern  biefer,  ein 
Kaufmann  in  Kenftngton,  hat  fte  nur  auf  ben  Nat 
feine*  Slrjte*,  be*  Dr.  Billiam  öaroeo  (geft.^a»- 
1877  in  Bonbon),  mit  großem  (Erfolge  an  ftd)  er* 
probt.  93eftrebt,  feinen  Öeiben*gefäbrtcn  hilfreich  ju 
fein,  hat  bann  93anting  bie  Kurmethobe  in  einem 
offenen  93riefe  («Letter  on  corpulence ,  addressed 
to  the  public»,  2onb.  1863)  näher  beschrieben,  tiefer 
93rief  erlebte  tn  funer  , W\t  mehrere  Sluflagcn  unb 
machte  ben  Namen  93anttng*  unb  bie  93.  febneil  be 
rühmt.  —  93gl.  Sögel,  Korpulenj.  3hre  Urfacben, 
93erbütung  unb  Teilung  (21. 3lufl.,  93erl.  1889). 

ttantinifräc  3:afcl,  f.  93antia. 

ttantttttflfcr,  n»93antu,  ©efamtname  für 
aUe  bie  Völler,  bie  »frifa  etwa  oom  5.°  nörbl.  9.k., 
oon  ber  SBaffcrfcbeibe  ber  norbmeftl.  3"fl")K  bc* 
Nil*  unb  ber  fübmeftlichcn  be*  Kongo,  bi*  binab 
jur  Sübfpi&e  bewohnen,  mit  ÄuSfdjluß  ber  Rotten  ■ 
totten-  unb  93ufchmännergebiete  im  äußerften  S9B. 
(f.  bie  93ölfertarte  oon  Slfrila,  beim  ?lrtitel 
ftfrita).  Sie  gehören  ju  ber  fog.  Kafirraffe  unb 
ftellen,  menn  aud?  nid>t  ftreng  etbnologifcb,  boeb 


Digitized  by  Google 


Samt  —  93anj 


365 


linguiftifcb  eine  annäbcrnbe  Ginbeit  bar.  (S.Afrüa, » 
93e»clferung.)  Ser  9lame  93antu  felbft  ift  bem  in 
allen  hierher  Gehörigen  Sprachen  roiebertebrenbcn 
Äuebructe  für  «5JoU»  entnommen,  ber  im  Singular 
omu-ntu,  «üJtenfcb»,  im^Jlural  aba-ntu,  «ÜÄcnicbcn», 
«9üolt»,  lautet.  Alle  hierher  gebörenben  Sprad>en 
fmb  eutfcbiebene  *|Sräfirfpracben.  3bt  nominaler 
iK?orticha&  jerfdllt  tn  acht  burtb  9cominalpräfire  ge- 
tennjeidmete  Klaffen :  eine  Ginteiluna,  welcher  ber 
llnterjcbieb  jroifcpen  vernünftigen  Siefen  unb  uns 
vernünftigen  ©efcbßpfen,  ^erfonen  unb  Sachen, 
belebtem  unb  Unbelebtem  ju  ©runbe  liegt.  Sie 
^erfonalpronomina  beim  93erbum  werben  präfv 
giert;  e*  giebt  feine  ^oft--,  nur  ^Jrdpofitionen. 
©rammatijcbeS  ©efcblccbt  wirb  nirgenbä  unter' 
fdjieben.  Man  teilt  bic  93.  nad)  ben  bon  ibnen  ae 
fprodenen  Violetten  in  3  Abteilungen,  eine  öftlicre, 
eine  weftlidje  unb  eine  mittlere.  >  tote  öftlicbe  fallen 
bie  Kaff  ernftämme,  barunter  namentlich  bie  3ulu  unb 
alle  Hölter  IdngS  ber  Küfte  unb  im  Innern  biä  gegen 
Sanfibar,  wie  bie  ÜJtatua,  2öaginbo,  ffiafamba  u.  a., 
melcbe  baf  Kifuabeti  fprrcben,  in  bie  mittlere  bie 
93ctfdjuanen  (33at"uto,  i^arclon^  u.  a.),  bie  93arotfe, 
Sunba,  ©anjannrofi,  2DagaiüWf  93alolo,  2Ron= 
huttu  u.  f.  w.,  in  bie  wefilicbe  bie  93ewobner  ber 
©efttüfte  Afritaä  bon  ber  Söalfifcbbai  bi$  jur  Mün- 
bung  beS  9liger  im  3Jteerbufen  von  ©uinea,  als 
.f>erero,  93unbanölfer,  bie  SBewobner  bon  Angola, 
Jipngo,  i'oango,  ©abun  unb  Kamerun.  Sucp  bic 
93eroobncr  oon  Jernanbo  jBo  ftnb  ihrer  Sprache 
nach  hierher  }u  rechnen.  —  9$gl.  ©rep,  Philological 
library:  South- Africa,  by  Bleek  (Sonb.  1868); 
Saty,  Anthropologie  ber  waturbölfer,  93b.  2  (£pj. 
1860)  ;  93lee!f  Comparative  grammar  of  South- 
African  languages,  93b.  1  (2onb.  1869);  ©.gritich, 
Sie  Eingeborenen  Sübafrifa«  (93reäl.  1873);  ftr. 
Füller,  ©runbrife  ber  Spradjroiffenicbaft,  93b.  1, 
Abteil.  2  (9Bien  1879);  berf.,  Allgemeine  (Stbno; 
grapbic  (2.  Aufl.,  ebb.  1879);  Sorccnb,  A  compara- 
tive  grammar  of  the  South -African  Bantu  lan- 
guages (i'oub.  1891);  93rin<fer,  Üebrbucb  beä  Ofbi: 
fuanjama  [93antufpracbe  in  ScutfdvSübweftafrita] 
(93erl.  1891);  üJleinbof,  ©runbrife  einer  l'autlebre 
ber  93antufpracben  (in  ben  «Abbanblungen  für  bic 
Kunbe  be*  ÜDtorgcnlanbe*»,  93b.  11,  Spj.  1899). 

flSttnu  (ÜJlebrjabl  93ani),  rumdn.  ©elbrecb- 
nungfftufe  unb  Scbeibemünjc,  ber  100.  Seil  eines 
£eu,  bem  franj.  Centime  ober  */6  s#f.  entfprecbenb; 
tä  giebt  93ronjemünjen  ju  10,  5,  2  unb  1  93. 

ttann  'Cbfra  (93anu  'Ubfra),  f.  Afra. 

*anu«,  f.  93an.  -  93.  93anf ,  f.  93anlbdn. 

iBantftUe  (fpr.  bangwü),  Jb>oborebe,  franj. 
Siebter,  geb.  14.  SHdn  1823  ju  2Roulin$,  geft. 
13.  ÜRärj  1891  ju  $an«,  machte  fieb  juerft  burdj 
bic  ©ebicbtfammlungen  «Les  Caryatides»  (1842) 
unb  «Lea  Stalactites»  (1846)  betannt,  benen  er 
1857  unter  bem  $feubonpm  93racquemonbbie 
parobierenben  «Odes  funambulesques»  folgen  lief;, 
bie  uiel93eifaU  fanben,  ferner  «Trente-six  ballades 
joyeuses»  (1873)  u.  a.  Seine  aPoesies  completes» 
erfebienen  1878—79  (3  93be.,  $ari3).  Much  oerfuebte 
er  fich  al£  Sramatifer;  aber  feine  Keinen  fiuftfpiele 
•Le  feuilleton  d'Aristophane»,  «Le  beau  Leandre» 
(1856),  «Diane  au  bois»  (1864),  «Les  fourberies  de 
Neriue»  (1864),  «La  pomme»  (1865),  «Gringoire» 
(1866)  u.  f.  w.  maebten  ebenf omenig  ©lüd  mie  bie 
fpdtern  «Socrate^et^sa  fenime^unb  «Le  baiser». 

bie  ton  3lbam  tomponierte  Tanjoper  «Les  Nations» 


(1851),  al*  «Comedies»  (1879).  9?ad)  feinem 
Jobc  erfdjien  baS  Cuftfpiel  «Esope»  (1893).  ^.«> 
lalent  für  ^rofabarftellung  hejeugen  bie  bumoriiti= 
icben  unb  fein  aufgeführten  (leinen  5Homane  unb 
Lobelien:  «Les  pauvres  saltimbanques»  (1853), 
«La  vie  d'une  comedienne»  (1855),oEsquisses  pari- 
sienncs»  (1859;  neue  ifludg.  ali  «Les  Parisiens 
de  Paris»,  1866),  «Camees  parisiens»  (3  93be.,  1866 
—73),  «Contes  pour  les  femmes»  (1881),  «Contes 
f^eriquea»  (1882),  «Contes  heroiqucs»  (1884), 
«Contes  bourgeois»(1885),üScenes  de  lavie»(l888), 
«Les  helles  poupöcs»  (1888),  «L'ame  de  Paris  » 
(1890),  «Sonnailles  et  clochettes»  (1890),  «Mar- 
celle  Rabe»  (1891),  bie  bramat.  Feuilletons  im 
«Pouvoir»  (1850—52),  im  «Boulevard»  (1860—61), 
im  «National»  (1869—78).  93.  ftanb  an  ber  Spitje  bev 
formaliftifeben  «^bantafiftcn»,  bie  im  ©egenfa^  ju 
ben  «iHealiften»  auf  Sdjönbeit,  ©lan  j  unb  'Jleubeit  bef 
-JluötviK-fö  hinarbeiten,  ^n  «Petit  trait6  de  poc^sie 
francaise»  (1872;  neue  Slu*g.  1891)  hebt  er  babcv 
mit  9(acbbrud  bie  9Bid)tigteit  forgfdltiger  93ebanb< 
lung  ber  iHeim*  unb  93erf  fünft  perbor.  fiitterar* 
gefebtehtlicb  anjiebenb  finb  «Mes  Souvenirs»  (1882). 

0WHN  (magpar.,  fpr.  babnja),  93ergmer!,  in 
ungar.  Crt^namen  häufig  borfommenb. 
Damian ,  engl.  Schreibung  bon  93anjan  (f.  b.). 
«mimtlc*  für  Wer  (fpr.  bau  ml  ^ür  mdbr), 
Seeftabt  im  Äanton  ärgeleS,  Mrronbiffcment  6e"ret 
beS  franj.  SJcpart.  ^Bpre'ne'e«:Drientale§,  6  km  norb= 
meftlid)  bom  iiap  Gerbfre,  an  ber  fiinie  tRarbonne: 
s^erpignan=s43ortbou:©renjeberSübbabn,  bat  (1896) 
2320,  all  ©emeinbe  3222  (S.,  joolog.  Station  (für 
ÜJteereöfauna)  unb  öonig^,  Drangen:,  Äortaudfubr, 
Sd?iffabrt.  93.  ift  befugte*  Sccbab  unb  Heimat 
ber  heften  9loufftllonmeine,  ©renadje  unb  9(ancio. 

*au,t,  Schlofj  nebft  ^errfebaft  im  93ejirl*amt 
Staffelftein  t>ti  bapr.  vjieg.=93ej.  Dberfranten,  7  km 
fübmeftlid?  bon  Sidjtcnfel«,  in  feböner  ©egenb  über 
bem  2)tain,  mar  urfprünglid?  eine93enebiftinerabtei, 
bie,  1096  geftiftet,  fieb  feit  bem  12.^abrb.  unter  fort= 
mdhtcnben  S  treitigf  eiten  mit  ihren  cduiijv&gten  unb 
Vfbnobcrrcn  (93amberger  jjoebftift)  all i:ui blieb  b»b 
unb  im  14. 3abjb.  unter  3lbt  Äonrab  III.  bon  Web= 
mih  jur  93lüte  gelangte.  Surcb  ben  1529  gewclblten 
Sbt  Älcraubcr  non  iRotenban  würbe  bie  93ibltotbet 
unb  eine  gelehrte  Scbule  begrünbet.  ütacb  feinem 
Jobc  erfolgte  iebodb  eine  gdmlicbc  Sluflöfung,  inbem 
bie  2Rebrjabl  ber  Äonbentualen  fid?  ber  Deformation 
»umenbetc,  bii  bie  Abtei  unter  , \c b.  93urcbarb  1575 
{omie  unter  feinem  9tad)fo(gcr  JbomaS  93acb  roieber 
aufblüb.  te.  3)er  Sreifeigjdhrige  Krieg  »erftörte  alle« 
bon  neuem.  93on  ben  fpdtern  4lbten  (teilte  ©regor 
Stumm  bie  93ibliotbcl  roieber  ber  unb  begrünbetc 
ein  ÜJlünj:,  5htnft-  unb  ^taturalientabinett.  1802 
rourbe  t>ai  Stift  aufgehoben.  Sie  93ibliotbet  lam 
nacb  93amberg,  bad  ÜJtün jlabinett  nacb  SRüncben ; 
ba$  Slaturalienlabinett  mit  93erfteinerungen  auf 
bem  £ta3  ber  Umgegenb  (gro^e  Saurier,  loloffale 
Ammoniten  u.  a.)  unb  eine  Sammlung  dgppt. 
Altertümer  blieb  ju  93.  Sie  Abtei,  ba«  febönfte 
ber  frdnl.  Scbl5f)er,  taufte  %>cr}oa  Sßilhelm  bon 
93apcrn,  ber  bie  93eftljung  ju  feiner  Sommerrefiben  j 
rodblte  unb  1837  auf  fernen  (*ntel ,  öerjog  2)lari= 
miltan,  vererbte ;  jeht  gebort  bad  Schloß  bem  .^erjog 
Karl  Jheobor  in  93apern.  Am  anbern  ÜJcainufer 
ift  ber  SBallfabrtfort  93ier}ehnhei(igen  (f.  b.).  — 
Sprenger,  Siplomat.  ©efebiebte  ber  93ene= 
biltinerabtei  93.  (ftürnb.  1803);  Cfteneicber,  ©e» 
febiebte  ber  fcerrfebaft  93.  (93amb.  1833);  £b<obori, 


Digitized  by  Google 


3GG 


SQaobab,  StoobaBrtnbe  —  Jöaptiftcu 


©efdjicbte  unb  93cfd)retbung  be*  Sd?loffe«  93. 
(5.  Aufl.,  Sidjtenfel*  1896). 

»aobäb,  ^nobabrtnbc,  f.  Affenbrotbaum, 
Affcnbrotbaumrinbe. 

>öaobrltbaop,  f.  93abeltbuap. 

*8at>  au  mc  (fpr. -pobm),  öauptftabt  be*  Kanton* 
58.  (113,50  qkm,  22  ©emeinbeu,  11 720  6.),  ebemal* 
fteftung  im  Arronbifiement  Aua*  be*  frang.2)epart. 
$a*  be  Galai*,  in  22  m  öä  he ,  in  einer  weiten  Gbene 
groifcben  Sdjelbe  unb  Somme,  an  ber  3»vriglinie 
Acbiet'SRarcoing  ber  grang.  9torbbabn,  bat  (1896) 
2836,  al*  ©emeinbe  3144  G.,  $oft,  Selcgrapp,  ein 
$enlmal  be*  ©eneral*  ftaibberbe  (27.  Sept.  1891 
entbüllt);  Sertilinbuftrie  fowie  gabrifation  von  öl 
unb  Seife,  aud)  ^Bierbrauerei  unb  Cobgerbcrei.  — 
£>ier  fanb  2.  unb  3. 3an.  1871  eine  Sdjlacbt  ftatt 
jwifeben  ber  frang.  9torbarmee  unter  §aibberbe  unb 
Seilen  ber  preuf».  Griten  Armee  unter  (Soeben.  Am 
2.  3an.  ftief»  bie  1.  2)ivifton  ber  im  93ormarfd)  be- 
griffenen 9iorbarmee  bei  Sapignie*  auf  bie  80.  preuft. 
33rigabc  (Strubberg)  unb  mürbe  nad)  längerm  ©e= 
fed?te  gurüdgemiefen.  Am  3.  3an.  griff  «yaibberbe 
bei  18.  mit  bem  22.  unb  23.  Armeelorp*  ben  ©eneral 
von  ©oeben  an,  ber  mit  ber  15. 3)ivtfton  (Kummer), 
ber  3.  Kavallenebivifion  (©röben)  unb  einem  tom* 
binierten  2)etad?ement  unter  $ring  Albredjt  (Sobn) 

Ei  neunftünbiger  Scfclacbt  behauptete  unb  ben 
unter  groben  93erluften  gum  SHüdguge  nad) 
>  unb  3)ouai  gmang.  ©eneral  von  ©oeben 
verfügte  im  gangen  nur  über  15000  2Rann  unb 
84  ©efd)ü&c,  ber  ©egner  war  mebr  al*  boppelt 
fo  ftart;  bie  beftigften  Kämpfe  fanben  um  bie  Orte 
93iefviller*  unb  gavreuil  ftatt.  3)er  erneute  33er: 
fud)  gatbberbe*,  v4Jari*  gu  entfern,  mürbe  baburd) 
vereitelt,  aud)  tapitulierte  infolge  ber  Sd)lad)t  9. 3an. 
bie  franj.  fteftung  Bronne.  [(f.  b.). 

©apfurit,  SRegerftamm  in  gtanjöftfdj ■ Kongo 
Baphla  Äfzd.,  ^flangengattung  au*  ber  ,va; 
milie  ber  Öeguminofen  (f.  b.),  Abteilung  ber  Gäfal= 
piniaeeen,  mit  nur  wenigen  im  tropifd?en  Afrifa 
unb  in  9Jlabaga*tar  einbeimiid)en  Birten.  G*  fmb 
Staunte  ober  Strdudjer  mit  weiften  ober  gelben, 
meift  in  enbftdnbige  Trauben  geftellten  93lüten. 
3>ie  wiebtigfte  Slrt  tft  bie  vorgug*meife  in  Sierra 
üeone  vortommenbe  B.  nitida  Lodd.;  fie  liefert  ein 
rote«  ftarbbolg,  ba*  al*  Angolabolj ,  Gambal* 
bolj,  Camwood  (f.  b.),  Barwood  in  ber  Färberei 
unb  Kunfttifdjlerei  93ermenbung  finbet. 

«aphöiuct  ober  23aff ometi,  lat.  aud)  Figura 
Baflfometi,  ber  9iame  eine«  nod)  nid?t  fteber  er* 
Härten  Spmbol*  ber  Sempelberren  (f.  b.),  ba*  man 
fdjon  in  febr  früber  3«t,  aber  augenfdjeinlid? 
obne  triftigen  ©runb,  für  eine  Gntftellung  be« 
tarnen«  ÜJlabomeb  gebalten  bat,  weil  man  bie 
9Jtitglieber  be«  Orben*  einer  Hinneigung  gum  3*-- 
lam  befduilbigte.  9tad)  ^of.  von  Jammer*  Singabc 
(aMysterium  Baphometi  revelatum»,  in  ben  «5unD: 
gruben  be*  Orient*»,  93b.  6, 2Bien  1820)  fmb  bie  in 
mebrern  Antiquitätenfammlungen  fid)  vorfinbenben 
Spmbole  biefer  Art  von  Stein,  mannweiblidj  mit 
gwei  Köpfen  ober  gwei  ©eficbtern,  übrigen«  von 
weiblicber  93ilbung,  größtenteils  mit  Sd)langen, 
Sonne  unb  ÜDtonb  unb  anbern  Attributen  unb  von 
meift  arab.  3nfd?riften  umgeben. 

Baptlsia  Vent,  <ßflangengattung  au*  ber 
milie  ber  fieguminofen  (f.  b.),  Abteilung  ber  $a= 

Silionaceen,  mit  gegen  15,  fämtlid)  norbamerit. 
[rten.  G*  fmb  perennierenbe  Stauben  mit  breü 
gäbligen,  feiten  cinfadien  93lättem,  eingelnen,  in 


ben  IBlattwinfeln  ftebenben  ober  in  enbftdnbige 
Trauben  geftellten  SBlüten  unb  aufgeblafenen,  turj= 
geftielten,  mebrfamigen  öülfen.  SBldtter  unb  Sten^ 
gel  ber  bäufigen  B.  tinetoria  Rob.  Br.  entbaltcn 
einen  blauen  <yarbftoff ,  au*  bem  eine  fd)led)tcrc 
2lrt  3nbigo  bereitet  wirb.  2>a*  au*  ber  SBurjel  bc= 
reitete  gluibertratt  finbet  in  ber  Webigin  al*  2lnti= 
feptifum  unb  ^urgiermittel  9Jerwenbung. 

*aptic<ma  (grd).),  Saufe. 

»Papttc*m>i^  (grcb.),bie2ebreber9Japtiften  (f.b.). 

»aptiften  (b.  b.  Säufer,  vom  gried).  baptizein, 
taufen),  eine  vieloergmeigte  djriftl.  Seite,  bie  bie 
in  ben  großen  d)riftl.  Kird)engemeinfd)aften  üblidbe 
Kinbertaufe  al*  ungültig  verwirft  unb  bie  Saufe 
nur  an  foldjen  vollgogen  wi||en  will,  bie  bureb 
©otte*  9Bort  au*  bem  SünbenfAlaf  erwedt,  in 
wabrer  9ieue  unb  93u|e  net;  gu  Gbrifto  gewenbet 
unb  von  ibm  Vergebung  ber  Sünben  empfangen 
baben.  SRit  ben  beutfdjen  SBiebertäufern  (f.  b.)  ber 
5Heformation*geit  fteben  fie  ebenfomenig  wie  mit 
ben  ÜJlennoniten  ober  Saufgefinnten  (f.  b.)  in  3u= 
fammenbang.  3)ie  ^orberung,  bie  Saufe  niebt 
burd)  93efprenaung,  fonbern  burd)  Untertaudjen 
in  flie&enbe*  Söajter  (3mmerfion«taufe)  gu 
vollgießen,  ift  nid)t  allen  baptiftifd)en  Parteien  ge« 
meinfam.  2)ie  ©emobnbeit,  folobe,  bie  gu  ber  Seite 
übertreten,  nod)  einmal  gu  taufen,  fd)eint  fid)  bei 
allen  93.  (im  Unterfdjieb  von  ben  Üötennoniten) 
vorgufinben. 

Tl'v  93apti*mu*  in  Gnglanb entfprang  (um 
1618)  au*  bem  engl.  ^uritani*mu*  unb  3nbepen= 
benti*mu*.  3)ie  erfte  baptiftifd?e  ©emeinbe  mürbe 
1633  in  Sonbon  burd)  3°bn  Spilburp  gegrünbet; 
1639  verpflangte  Stöger  9Billiam*  ben  93apti*mu* 
naa)  Ämerif  a  unb  gestaltete  ben  Staat  iHbobe:3*lanb 
nad)  baptiftifdjen  ©runbfä^en.  ?ln  Gnglanb  nad) 
vorübergebenber  3)ulbung  unter  Grommell  al*  eif« 
rige Revolutionäre  verfolgt, würben  bie  93.  erft  unter 
Silbelm  III.  gugleid)  mtt  ben  übrigen  $if)enter* 
(f.  b.)  in  bie  Solerangatte  von  1689  eingefcbloffen. 
Sie  genießen  feitbem  gleiche  SRed)te  mit  ben  Kongrc 
gationaliften  unb  ^preSbpterianern.  T-ie  beiben 
öauptparteien,  bie  bt*  in  bie  Urfprünge  be*  engl. 
93apti«mu*  binaufreieben,  fmb  bie  ^iarticular  = 
93aptift*  unb  bte  ©eneral=93aptift*  (Uni> 
verfal:93aptift*  ober  ^ ree=2öill:93aptiftö, 
aud)  arminianifd)e93. genannt), von benen jene, 
bie  bei  weitem  gablreid)ern,  an  ber  calvin.  s^räbefti= 
nation*lebre  feftbalten,  biefe  fte  verwerfen.  Unter 
ben  3ree:9BUl'93apnft*  baben  liberale  tbeol.  2Jtei' 
nungen  Gingang  gefunben,aud)  bie  Abneigung  gegen 
bie  wifienfdjaftUdje  Sbeologie  ift  bei  ibnen  über= 
wunben.  3)afür  trennte  ftd)  aber  1770  ber  ortbo= 
borere  Seil  ab  unb  bilbete  al*©eneral:93ap: 
tift*:9lew:Gonnerion  eine  f  elbftänbige  Kirdjem 
gemeinfdjaft  mit  einem  1798  gegrünbeten  tbeol. 
Seminar  (Evangelical  Academy),  je&t  gu  Song: 
borougb.  5)a*  ©laubenäbefenntm*  ber  englifdjen 
93.  würbe  1689  feftgcfteüt;  in  Amerita  beißt  ba*= 
felbe  bie  Philadelphia  Confession. 

2)ie  Kirdjenverfaffung  ift  bei  allen  93.  bie  longre= 
gationaliftifd)e  ober  inbepenbentiftifebe,  wonacb  jebe 
Gingelgemeinbe  volllommen  fouverän  ift  unb  nur 
gu  freien  Beratungen  mit  ben  anbern  ©emeinben 
geitweilig  bie  93unbe«verfammlungen  befdjidt.  3« 
Gnglanb  würbe  1813  bie  93apt ift ainion  gegrün= 
bet,  um  alle  $artitular:  unb  Univerfalbaptiften  gu 
gemeinfamer  Arbeit  an  ber  «<yörberung  be*  Stcidje* 
©otte*»  gu  vereinigen.  Sic  engl,  unb  ameritani» 


Digitized  by  Google 


öaptifterium 


367 


ftfcen  33.  haben  für  Unterbrüdung  beS  Stlavenban» 
bei«,  äufjere  unb  innere  SRiffion,  Bibeloerbreitung 
u.  f.  w.  ftetS  eifrig  gewirft.  S  ie  f rat  lut  e  Gngberjig* 
teit  beä  ältern  BaptiSmuä  bat  fiep  mit  bcr  >}eit  ge* 
milbert,  unb  namentlich  unter  bem  ßinflufje  Robert 
£>all3  (f.  b.)  bat  bie  MbenbmablSgemeinfcbaft  mit 
gläubigen  ©Hebern  anberer  Hircbcngemetnfcbaften 
lopen  communioa,  offene  Äommunion)  bei  einem 
leile  ber  IB.  Eingang  gefunben.  Sie  «offene»  Som» 
munion  ift  einer  bcr  Joauptftreitpunlte  jwifcben  bem 
dltern  angloamerit.  Baptismus  unb  ben  9leu= 
tdufern,  bie  auf  ber  «gefcblofienen»  2lbenbmabl3- 
feier  (strict  ober  close  communion)  befteben.  Siefe 
iKicbtung  ift  bauptfächUd)  au«  ber  fachlichen  Dient- 
tionSftimmung  ber  fünfziger  Jahre  hervorgegangen. 
$n  Gnalanb  betrug  bie^aM  ber  SB.  1899:  355218. 
Sic  befitien  bort  10  tbeol.  Seminare  unb  verbreiten 
19  religiöse  Soebenblätter,  l^bre,  1792  von  ©illiam 
Garep  begrflnbetc  öeibenmnfion,  bie  Baptift  2)tif= 
fionarp  Socictp,  bat  OTiffionareinSnbien.Geqlon, 
Gbina  unb  Slfrifa  mit  über  10000  getauften  Reiben. 
3n  9torbamerifa  bilben  bie  93.  eine  ber  größten 
fireblicben  Denominationen  mit  (1899)  4538608 
SJtitgliebcrnJ  tbeol.  Seminaren,  152  böbern  Schulen 
unb  einer  Univerfität  in  Gbicago.  Sie  American 
2Jlifftonarp  Societp  hat  in  Birma,  Slifam,  3nbien, 
Japan,  Gbina,  3lfrita  etwa  200000  Belehrte.  Sie 
^ublication  Societp  in  Bbilabelpbia  verbreitet  über 
140  re ligiöfe  2Bod?cnblätter  unb  3citfcbriften.  3aty< 
reid?e2Öoblfabrtdeinrtd?tungen  unb  Jnftitute  werben 
von  ibnen  unterhalten,  ^n  Seutfcblanb  würbe  bie 
erfte  Baptiftengemeinbe  bureh  Onden  1834  in  öatm 
bürg  begrünbet.  1899  jäblte  man  155  ©emeinben, 
149  Stapelten,  715  Brebigtpläfce  unb  28898  @e= 
meinbeglieber.  Sie  wiebtigften  unb  gr&feten  Statio* 
nen  fmb  Königsberg,  Glbing,  Berlin,  Altona,  Stull 
gart.  Hamburg  ift  ber  Si&  ber  BunbeStonferenj. 
Sag  von  ber  erften  BunbeSlonferenj  1849 f  eftgeftellte 
©laubenebefenntniS  ift  onbobor  unb  gipfelt  in  ber 
Sebre  von  bcr  bereinftigen  herrlichen  2öieberfunft 
Gbrifti,  von  ber  leiblichen  äuferftebung  unb  ber 
ewigen  BerbammniS.  Sie  beutfeben  93.  fteben  in 
febarfem  ©egenfaft  gegen  bie  «Grblirche»  ober  «SUler- 
mcltstirdbe»,  in  bcr  4lUebergcborene  unb  Unwieberge= 
borene  unterjcbtebdloS  burdjeinanbergeroürfelt  fmb, 
alfo  gegen  bte  privilegierte  StaatStirdje,  bie  fie  als 
93abel  bejeidjnen.  Schon  ibr  offijieller  9tame  ®e* 
meinbe  ber  getauften  Gbriften  unb  bie  Unters 
f Reibung  jmifeben  «Gbriften»  unb  «2Dclt»  ober 
jwifeben  «Gbriften»  unb  «©ottlofen»,  womit  fie 
ihren  ©egenfafc  jur  Staat3fircbe  anbeuten,  beweift, 
bafi  bcr  SDtiitelpunlt  biefeS  WeubaptiSmuS  nicht  bie 
Saufe,  fonbern  ber  pietiftifcb  ■  inbepenbentiftifd>e 
Kirebenbegriff  ift.  $n  ben  MealtionSjahren  mürben 
bie  93.  namentlich  in  3Jtedlenburg,  93reufcen,  Sur: 
beffen  unb  Staffau  verfolgt;  feit  1854  nahm  fiep  bie 
Gvangclifcbe  Kilian)  ibrer  an  unb  ertvirftc  von 
$riebrtcb  5öilbelm  IV.  milbere  93ebanblung.  Mixl 
hebe  Sulbung  würbe  ibnen  aber  in  Breufeen  erft  feit 
1858  juteil,  unb  feitbem  feblug  man  aueb  anber* 
märt*  ein  milbereS  Verfahren  ein. 

Ser  Seutfdje  93aptiftenbunb,  ju  bem  übri= 
gen*  niebt  alle  baptiftifeben  ©emeinben  gehören, 
ierfällt  in  feebS  Bereinigungen,  von  benen  bie  oft; 
preufsiiebe,  prcufciicbe  unb  norbmeftlicbe  bie  ftärtften 
finb,  wäbrenb  bie  eib=9Befer=93ereinigung,  bic  ober= 
rbeinifebe  unb  nicDerrbeinifcb  =  befftfe^e  an  SRit* 
glieberjabl  jurüdfteben.  ©erina  ftnb  bii  \cm  bie 
l*rfolgeber93aptiftenmiiiton  in9cormegcn,9tu§lanb, 


Cfterreicb^Ungarn,  Rumänien,  öollanb  unb  ber 
Sdjtpcij,  wo  man  etwa  8000  OTitglicbcr  jäblt.  3" 
Sänemarl  gab  ti  1899  3588  93.,  in  Schweben  etwa 
38000.  3n  Storbamerila  finben  fia>  eine  dieibe  von 
Diebenparteien  unb  2Ib;wcigungen  bei  93aptiämuä, 
fo  bie  Junlcr  (f.  b.),  2Bcinbrcnneriancr  (f.  b.).  Sie 
änti^aJciffion^aptiftd,  aud)  Dlb  =  Sdjool= 
93aptift$  ober  ^rimittvej93aptift«  genannt, 
etwa  120000,  (onberten  ficb  1813  ab,  weil  fte  auf 
(Urunb  ber  calvin.  6rwäblungeleb,re  alle  ÜJliffionä= 
unternebmungen ablehnten.  Sie 5ree=5öül5  93apä 
tift«,  etwa  80000,  feit  1827,  bie  auch  Sttcbtbap- 
tiften  ^benbmahlgcmeinfcbaft  gewähren,  vertreten 
in  93cjug  auf  bie  9Billenj>freibcit  unb  ©nabenwabl 
arminianifdje  Slnficbten.  Sie  SeventbsSap  = 
93aptift*,  auch  Sab  batarian«  genannt,  etwa 
10000,  Uiacbtommen  einer  alten  engl.  Sefte,  feiern 
ftatt  be8  Sonntage  ben  S onnabenb.  Sie  S  e  v  c n  t  b4-- 
SapsSlbventiftS,  ben  vorigen  barin  gleich,  wei< 
eben  in  bcr  &hre  von  ben  legten  Singen  ab.  Sie 
Sir^rinciple=93aptift«f  bie  unter  anberm  bie 
Öanbauflcgung  betonen,  finb  tm  Berfcbminben.  Sie 
(Shriftian •  Gonnccti cn  ,  auch  Unitarian: 
93aptift*  genannt,  etwa  90000,  Jtimmen  in  ber 
93ermerfung  ber  fiehre  von  ber  Sreiemigtcit  mit  ben 
Unitariern  überein  unb  f  olgen  im  übrigen  metbos 
biftif eben ©runbfdgcn.  SieUniteb93rethernin 
Ghrift  (f.  Dtterbeinleute),  über  200000,  1800  bc* 
grünbet,  üben  eine  milbere  SaufprariS,  inbem  fte 
auf  Verlangen  auch  Junta  taufen.  SteGamp; 
belliften  ober  Siäcipled  of  Gbrift,  gegen 
85000  üDtitglieber ,  verwerfen  iebe  über  bie  ^Öibcl- 
Icbrc  hinaudgehenbe  bogmatifebe  fiehrentwidlung 
unb  halten  fich  auäfcblieMieb  an  bie  SBortc  unb 
Sehren be$ ßerrn.  Sna!e:93aptift2 («Schlangen: 
haptiften»)  ober  Seeb>93aptiftd  («Samenbap: 
tiften»)  ift  ber  Sportname  für  eine  ftrenggläubige 
Partei,  bte  bie  5iiehtpräbcftinierten  als  sJlaebtommen 
auS  einer  93erbinbung  beS  XeufeU  ober  ber  Schlange 
mit  ßva  ertlären.  3umperS  («Springer»)  heifeen 
jene  93.,  bie  bie  metpobiftifehe  fiehre  von  ber  Sieben 
geburt  angenommen  haben  unb  bie  93etebrung  bureh 
heftige  Bewegungen  beä  Rörperd  bemerfbar  machen. 
—  9Jgl.  GroSbp,  History  of  the  English  Baptists 
from  the  Reformation  etc.  (4  93be.,  2onb.  1738— 
40);  93aduS,  History  of  the  English- American 
Baptists  (2  93be.,  93oft.  1777);  3»imep,  History 
of  the  English  Baptists  (4  93be.,  fionb.  1811—30); 
f>obp,  The  Baptists  in  America  (Steuport  1836); 
Gramp,  ©efdjicbte  beS  93aptiSmuS  (3  93be.,  beutfeh 
Öamb.  1873);  Ermitage,  History  of  the  Baptists 
(Sleuport  1887);  SBebber,  A  short  history  of  the 
Baptists  (Bhilab.  1892) ;  9lcwmann,  History  of  the 
Baptists  of  the  United  States  OJIeuport  1895); 
üebmann,  ©efehiehte  ber  beutfehen  93.  (.öamb.  1896) ; 
Statifrif  beS  SBunbcS  bcr  93aptiftcngcmcinben  in 
Seutfchlanb(Gaff.  1899).  3äbrlieh  erfcheinen  Ameri- 
can Baptists  Year-Book  (Bhilabelphia)  unb  Bap- 
tists Handbook  (fionben). 

SBapriftermm  (ital.  battistero),  Kaufhaus, 
feit  bem  4. 3abrh-  93ejeiehnung  für  ein  ©ebäube,  in 
bem  ber  Jaufatt  vollzogen  würbe.  Bor  ber  Seit 
Üonftantm  >  gab  eS  (eine  eigenen  Saufbäufer;  man 
taufte  in  Pem  Brunnen  beä  ber  BafUita  vorliegen^ 
ben  SltriumS  ober  behalf  fteb  fonft.  Sie  Baptiftcrien 
waren  urfprünglich  getrennt  von  ben  flireheu,  boeh 
mit  biefen  meift  bureh  einen  bebedten  ©ang  ver* 
bunben.  ©ewöbnlich  war  ihre  ©runbform  runb  ober 
vieledig,  wie  auch  bie  in  Italien  unb  Seutfchlanb 


Digitized  by  Google 


3G8  Ooptiftina  — 

nod>  erhaltenen  Baumerfc  biefer  %xt  (ju  Barma, 
Bifa,  Stawenna,  5lorenj,  ferner  in  Briren,  Köln 
u.  a.  C.)  betreifen.  $n  ber  Glitte  ber  meiftenS  %c-. 
bannet  bem  Käufer  geweihten  Saufhäufer  befanb 
fidb  baS  SBaff  erbaffin  (B'Scina),  in  welchem  bic 
Saufe,  auch  Untertaudumg,  oolljogcn  würbe.  3uerft 
erf*cincn  bie  Saufhäufer  an  ben  bifchöfl.  Kirchen, 
babcrBifcbof  als  ber  orbentliche  Spenber  ber  Saufe 
aalt.  Sie  in  feinem  Tanten  im  Sluftragc  taufenben 
Brcsbpter  an  ben  nicbtbifcböfl.  Kirchen  »olljogen  bie 
Saufe  in  bem  ©ottcSljaufe,  in  bem  febon  frühzeitig 
vielfach  ein  eigener  Staunt  bierju  oorgeieben  mar. 

©apiiftina,  Stame  beS  29«.  Blanctoiben. 

©aprifMlnton  (fpr.  bäpptift  jutmien) ,  f.  Bap; 
tiften. 

©at,  junächft  bas  SJtctallgelb  (b  a  r  e  i  ©e!b, B  a  r  • 
aelb),  bann  bcrtömmlicb  auch  bie  Grfüllting  einer 
3ablungSDerbinblid}feit  fofort  bei  Übernahme  beS 
KaufgcgenftanbeS,  bei  Uöarenbejiebungcn  von  auS= 
roärtS  bie  3ablungSleiftung  als  halb  nach  Empfang 
ber  Stedjnung,  unb  jmar  ursprünglich  burd)  SDtünjc. 
Sin  bie  Stelle  ber  letztem  rann  aber  auch  Rapier* 
aelb  treten,  unb  fclbft  wenn  bie  Abmachung  in 
Söccbfeln  ober  Stnweifungen  erfolgt,  beren  SageS; 
wert  bie  tyorberung  tilgt,  wirb  gemeinhin  bie 
Bebingung  barer  Zahlung  als  erfüllt  betrachtet. 
©Icicbbcbeutcnb  mit  B.  im  jweiten  Sinne  ift  «3ug 
um  3ug»  fowic  «per  Cassa»,  «per  contaut»  ober 
«■per  comptant»,  baljer  ber  Baroerfauf  auch  Kon  = 
tantoertauf  genannt  wirb.  Uber  eine  anbere 
Bebeutung  »on  «Cassa»  unb  «per  contant»  f.Cassa. 

©ar,  in  ber  ®ericbt$fprache,  f.  Barre. 

©ar,  in  ber  Kunftfprache  ber  SJteifterfänger  baS 
regelmäßige,  abgefcbloilene,  ftropbifdje  ÜJccijterlieb; 
ein  B.  umfaßte  3,5,7  ober  mehr  Strophen  (febr 
feiten  1),  ftctS  eine  ungerabe  3abl.  Sie£>crfunft 
beS  i&ortcS  fteht  nicht  feft;  »telleicbt  ift  cS  au« 
Barat  (wohlgeluugener  ^eebterftreid?)  gefünt. 

©ar  (fpr.  unb  djalb.),  ber  Sohn  (hebr.  Söen). 

©ar,  2e  Barrois,  ©raffdjaft,  feit  1355  £er= 
)ogtttm,  mit  ber  Jpauptftabt  Barde^Suc,  ju  beiben 
Seiten  ber  obern  SJtaaS,  bilbete  ben  weftl.  Seil 
oon  Cberlotbringen,  gehörte  925—1302  gam  jum 
Seutfrtcu  deiche,  mupte  aber  1302  für  bie  «mter 
Bark  Stic  (ben  Pagus  Barrensis  ber  Syranfenjeit) 
unb  Baifignp  (baS  Barrois  royal  ober  mouvant)  bie 
franj.  CberlebnSbobeit  anertennen.  Heinrich,  ber 
Sohn  .v>cTjog  Robert«,  gehörte  bem  geiftl.  Stanbe 
au  unb  fchentte  beSbalb  1419  feinen  3lllobialbefth 
(baS  Barrois  ducal  ober  non  mouTant)  mit  Hont 
a<3Rotrffon,  Saint  SWibiel,  an  Stene"  L  (f.  h.)  ton 
Xniottj  mäbrenb  baS  Barrois  royal  als  erlebigteS 
Sehn  an  tjranfrcid?  fiel.  Sur*  Stene",  ben  ©emar/l  ber 
(jrbtochter  ."öerjog  Karls 1.  won  Sothriugcn,  üolljog 
fiep  bie  Bereinigung  oon  B.  mit  Sotpringen;  beibe 
iierjogtümer  tarnen  1766  an  jranfreieb.  Sie  einft 
ju  B.  gehörenben  Sanbfcr/aften  bilben  großenteils 
bie  Departements  ÜDteufc  unb  SReurtb^et-SJtofelle. 
—  Bgl.  Sflourin,Recitslorrains.  Histoirc  desducs 
de  Lorraine  et  de  B.  (Bar.  unb  Stancp  1896). 

©ar,  Sanbfcbaft  in  ftfrifa,  f.  Barra. 

©ar,  Stabt  in  SJlonteuegro,  f.  Slntbari. 

©ar,  Stabt  im  Ärete  ÜJlohilew  bei  ruff.  0ou= 
rtcrnementä  ^iobolien,  an  bem  jum  33ug  gehenben 
«ow,  hat  (1897)  10614  (*.,  barunter  8000  $uben, 
3  griect.,  1  röm.  Äirdjc,  1  griech.  9tonnemlofter, 
mehrere  Spnagogen  unb  jüb.  iöethdufer;  Seber^ 
fahrifation,  ©etrcibchanbcl.  —  iö.,  urfprünglicb 
vJ<ow  genannt  unb  1452  t?on  ben  Sataren  jcrft&rt,  I 


Söär  (Raubtier) 

err/ielt  feinen  Hainen  im  16.  ^abrb.  3u  6h.  ren  ber  in 
iBari  in  Slpulien  geborenen  Bona  Sf orja,  ©emahlin 
König  Sigidmunbd  I.  r>on  Bolen,  ber  ben  Crt  neu 
aufbauen  lieft.  Qi  würbe  1648  unb  1651  von  ben 
Kofaf  en,  1672  won  ben  Surfen  erobert,  lam  aber  1699 
an  Bolen  jurttef.  1768  bilbete  ficb  hier  bie  Barer 
Äonföberation  (f.b.),  1793  tarn  B.  ju  iMufdanb. 

©arf  Karl  Subw.  oon,  Kriminalift  unb  Broje>': 
fualift,  geb.  24.  §uli  1836  ju  ftannooer,  ftubierte 
in  Böttingen  unb  Berlin  bie  fechte  unb  mar  mcb= 
reve  ^abre  aii  dichter,  juleftt  beim  Dbergericbt  |U 
Böttingen,  befebäftigt.  Öx  habilitierte  ficfa  bort  1863 
unb  würbe  1866  orb.  Brofeffor  bc£  Strafrechtg  unb 
bei  Giüilprojeffcä  in  Stoftod,  1868  in  Breslau.  1879 
in  Böttingen.  1890—  93  uertrat  er  ali  ÜÄitglieb 
ber  Dcutfcbfreifinnigen  Bartei  ben  Kreiö  Sioftod  im 
Seuticbcn  Reichstag.  B.  wirlte  für  Einführung  bei 
öffentlichen  unb  münblicben  Berfahrend  unb  für 
einen  humanen  ^ortfebritt  auf  bem  ©ebtete  beä 
StrafrecbtS.  Slu|erbem  gilt  er  ald  Autorität  auf 
bem  ÜJcbiete  beS  internationalen  BtioarrechtS.  (5r 
fchrieb:  «33a$  internationale  B"»>at:  unbStrafrecht» 
(«DannoD.  1862;  2.  Kuff.  al*  «Sbeorie  unb  Brarid 
bei  internationalen  Brioatredjt* »,  2Bbe.,  1889), 
«Stecht  unb  BcmetdimÖefcbworencngerichtn^annoo. 
1865),  i Dai  Beweiöurteil  bei  german.  BroieffeS" 
(ebb.  1866),  a  Siecht  unb  Beweis  im  6i©ilprojefe  • 
(fipj.  1867),  «3)ie  ©runblagen  bei  Strafrechts»  (ebb. 
18C9),  «S?ie  i'ebre  »om  Kaufaljufammenbange  im 
"Hechte»  (ebb.  1871),  «S)aS  hanno».  ^ppothelenredjt 
nach  bem  ©efehe  »on  1864»  (ebb.  1871),  «Straf-- 
rechtöfälle»  (Bcrl.  1875),  «.v»anbbud?  beS  Deut= 
fchen  StrafrccptS»  (Bb.  1 :  «©efcbidjte»,  ebb.  1882), 
«Öehrbucb  beS  internationalen  Brioat:  unb  Straf: 
rechts»  (Stutta.  1892).  Bon  B.S  fon|"tigen  Schriften 
Ünb  beroorjuheben :  «3ur  Set»re  oom  Berfuch  unb 
Seilnabmc  am  Berbrcchen»  (.f»annob.  1859),  «Sie 
üHebefreibcit  ber  ÜHitglieber  geiefrgebenber  Berfamm 
lungen»  (Öpj.  1868),  «©efebichte  unb  Reform  ber 
beutfdjen  Gioiljuftij»  (ebb.  1871),  «3ur  grage  ber 
©efebworenen:  unb  Schöffengerichte»  (Berl.  1873), 
«SaS  Seutfcbc  JHeicbSgeridjt»  (ebb.  1875),  «Staat 
unb  lath.  Kirche  in  $reufcen»  (ebb.  1883).  ^ür 
.ÖolhenborffS  «(^ncpllopäbie  ber  JHecbtSwifienfcbaft» 
bat  B.  bie  frbre  oom  (Sioilprojep  (auch  feparat  ex- 
fepienen,  gule^t  Spj.  1890)  unb  feit  ber  4.  Auflage 
auch  baS  internationale  Brit>arrccbt  bearbeitet. 

Bar.  (aud?  Bart,  unb  Bt.),  engl.  Jlblürjung  für 
Baronet  (f.  b.). 

©ör,  ber  ^allblod  ber  Siammen  (Slammbär) 
ober  ber  ftalihdmmer,  fpeciell  ber  SampfhdmmeT, 
bei  beuen  ber  B.  mit  einer  ftdhlemen  Bahn  terfeben 
ift,  in  feitlicben  Ehrungen  auf  unb  nieber  geht  unb 
oft  bebeutenbeS  ©ewicht  bat  (f.  Sampf bammer).  — 
B.  in  ber  BefeftigungSlun)'t,  f.  Batarbeau. 

®är  (Ursus),  bie  tppifefae  ©attung  einer  ,?iem« 
lieb  großen  5<>wilie  ber  Staubtiere,  ber  Bären 
(Ursidae),  beren  ©ebifj  ftd)  bureb  bie  grofien, 
juwcilen  lappig  eingeterbten  Sd?neibejäbne,  bie 
biden,  furjtronigen,  aber  langbewurjelten  Gd jäfone, 
bie  tleinen,  oft  auSfalleubcn  Südcnjäbnc,  ben 
fchwadjen  Steifijatin  unb  bie  ftumpfen,  böderigen 
Badcujäbne  auSjeicbnet.  SRtt  SluSnabme  ber  GiS* 
bären  fmb  auch  alle  Birten  mehr  ober  minber 
pflanjcnfreficnb.  Sie  meiften  B.  finb  plump  gebaute 
Siere,  mit  langhaarigem Belje,  fünfjehigen,  mit  ftar- 
ten  Krallen  bewaffneten  §üpen ,  ftumpfer  Schnauze 
unb  verlängertem,  beweglichem  Siafentnorpcl.  Bon 
ben  meiften  übrigen  Staubticren  unterfcheiben  ftd? 


Digitized  by  Google 


BÄREN.  I. 


1.  Eisbär  <UrsuB  maritlmua».   I-ange  2.&>  m,  Höhe  bis  1,3)  in. 


2.  Brauner  Bär  dTraiiR  arrtos».  Läng»  bla  2  m.  Höh««  1.ir»m. 


Brockuauf'  KonYenationi- Lexikon.    U.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


BÄREN.  H 


4.  Nasenbär  ouVr  Coati  i  Nuniia  Morialla». 
Köip«-i länge  U.fi&in,  SrhwanzläiiKe  <»,&o  m. 


6.  Waschbär  ( l'roryon  loton.   Kürperlänjte  n,G3m.  Srbwanzl&nge  o,2&  m. 


Itrorkhaui'  Konremationi  •  L«xik»D.    14.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


Söär  (auftralifäer)  —  S9aer  (Äarl  Urnft  öon) 


369 


bie  93.  unb  ihvc  Bermanbten  baburch,  bafi  fie  mit 
ber  ganjen  Bople  auftreten,  fo  bafe  ihre  Sohlen  unb 
irufjftapfen  einige  äpnlicbfeit  mit  benienigen  beS 
ilJicnfcben  batbieten.  SDtan  betrachtet  fie  be*t)alb 
als  bie  rppiicben  formen  ber  Sohlengänger  (Planti- 
ipula)  unb  teilt  fie  in  jwei  ©nippen,  bie  eigent* 
lieben  B.  ober  ©rofebären  (Ursina),  mit  turjem 
ccbwanje,  meift  Don  beträchtlicher  ©röfie,  unb  bie 
Kleinbären  (Subursina),  meift  Heinere  Tiere  mit 
langem  Schwanke.  THe  meiften  Heitern  gefebidt. 
2>ic  betanntefte  »rt  unter  ben  ©rofebären  ift  ber 
braune  ober  gemeine  58.  (Ursus  aretos  L., 
f.  Tafel:  Bären  I,  ^0-  2)  mit  tonverer  Stirn, 
braunem  unb,  folange  er  jung  ift,  fepr  molligem 
Belje,  peimifcp  in  verfebiebenen  fiänbern  von  (Suropa 
unb  älfien.  6eine  9iaprung  beftebt  in  ber  3ußenb 
in  Begetabilien,  nachher  in  jjleifcp;  boeb  frifit  er 
auch  mit  Borliebe  Sonig.  6r  wirb  l,r>—  2  m  lang 
unb  wiegt  oft  gegen  200  kg.  3)ie  Brunft,  Bärj  ei  t 
genannt,  fdUt  in  ben  9Jlai  unb  roäbrt  ctma  einen 
iKonat.  9iach  ad> tmonatiger  Tragjeit  roirft  bie 
Bärin  im  Januar  jwei  Sunße»  bie  an  ©röfte  ctma 
einem  ßiebborn  glcicbtommen.  ÜRan  jagt  ben  B. 
be*  BeljeS  (f.  Bärenfelle)  unb  ftetteS  wegen;  boep 
ift  auch  fein  tfleifcp  eftbar,  ja  bie  Ta&en  unb  Schin* 
ten  gelten  als  Cederbiffen.  3ung  tann  man  ibn  ;u 
allerlei  Künitcn  abrichten;  eine  ©ruppe  B.  bietet 
einen  poffierlicbcn  Slnbltcf.  3)aS  Stüct  wirb  mit 
etwa  100  ÜJl.  bejaplt.  ©efangene  B.  werben  mit 
sJJcildb,  Brot,  ©urjeln,  Dbft  u.  bgl.  ernährt;  fpäter 
giebt  man  auch  yUeifcp  unb  tann  fie  bamit  mehrere 
3abr$epnte  lebenb  palten.  5)ie  gelblich  gefärbten 
peifeen  Sonigbären,  bie  ftlbergrauen  Silber • 
baren.  Varietäten  beS  braunen  99.  fcheinen  ber 
3fabellbär  in  Serien  unb  bei  SalSbanbbdr 
in  9lorbafien  Iii  fem.  Sagegen  ift  ber  ©riSlp 
ober  ©rijjlibär,  Ursus  horribilis  Ord,  (Ursus 
cinereus  Desm.,  Ursus  ferox  Geoffr.),  in  ben  Seifen* 
gebirgen  StorbamerifaS  entfebieben  eine  befonbere 
Slrt,  bie  bem  auSgeftorbenen  Höhlenbären  (f. b.) 
am  nädjften  fteht  unb  weit  größer  unb  ftärter  als  ber 
braune  B.  ift.  35er  ©riSlp  gelangt  nur  feiten  in  bie 
europ.  ücrgdrten  unb  fteht  bemenrfprechenb  auch 
höher  im  greife  als  fein  altmeltlicher  Berwanbter. 
T)er  ebenfall«  in  ftorbamerita  beimifebe  Baribal 
(Ursus  americanus  Pallas),  mit  platter  Stirn, 
fcpwarjem  Bell  unb  gelber  Scpnauje,  beffen  91aps 
runa,  meift  in  ^rücpten  beftebt  unb  ber  ein  fepr  gut- 
mütiges Tier  ift,  wirb  häufig  in  Menagerien  unb 
joolog.  ©ärten  getroffen  unb  pflanzt  fidb  bort  wie 
ber  braune  unb  ©rijjtibär  leicht  fort.  5)er  BreiS  für 
ein  erwachsenes  Baar  beträgt  etwa  600  sSl.  3>n  ben 
Slnben  SübamerifaS  tritt  an  Stelle  beS  Baribals  ber 
Srillenbär  (Ursus  ornatus  Cuv.),  mit  gleichfalls 
f djmarjcm  Beljfi  unb  weißer  brillenartigcr  Betonung 
um  bie  Slugen.  Serielbe  gelangt  nur  feiten  in  bie 
©efangenfehaft  unb  baS  Baarroirb  bei  europ.  Tier* 
hänblern  mit  800— 1000  91.  bejahlt.  $er  fcplante 
japan.  unb  tibetan.  Kragenbär  ober  )t u ma 
(Ursus  tibetanus  Cuv.),  mit  einein  Ys  förmigen 
roeifeen  Siede  oberhalb  ber  Bruft,  tommt  ihm  am 
näcpften.  ähnliche  weifeeSalStragen  befi^t  ber  Heine, 
wie  ein  Slffc  Hetternbe  fübafiat.  Sonnen*  ober 
üllalaienbär  (f.  b.).  eigenartig  finb  ferner  ber  in 
Cftinbien  unb  ISeplon  einbeimifcpe  fiippenbär 
(Ursus  labiatus  Desm.,  f.  Tafel:  Bären  11,  $ig.2), 
mitlanger.fchrbemeglicherjüffelfÖrmigerScbnauäe, 
jottiger  stöhne  unb  Ungeheuern  Sichelfrallcn  (ber 
Ours  jongleur  ber  ^ranjofen),  ber  im  Sllter  leicht  bie 

Ctocfftou«'  Roncfrfatlon«.Sfji»on.       *"fl-  »•  O. 


Schneibejähne  »erliert  unb  beewegen  lange  3eit  fttr 
ein  Faultier  gehalten  würbe,  fowie  ber  (fi&bär 
(f.  b.,  Ursus  ober  TbalassarctoB  maritimus  Desm., 
f.  Jafel:  Bären  I,  ftig.  1).  3u  ben  Kleinbären 
gehören  ber  SBafchbär,  ^arberhär,  fta^en* 
bär,  Slafenbdr  (f.  Tafel:  Bären  II,  gig.5, 1, 
3,4)  unb  ber  SBidelbdr,  bie  ftch  weiter  als  bie 
angeführten  r>on  ber  tppifepen  ©attung  entfernen 
unb  in  2lmerita  unb  ?lfien  heimifch  fmb.  5)ie  Ber» 
hrcitung  einiger  wichtiger  2lrten  ber  B.  jeigt  flarte: 
Tiergeographie  I.  —  Bgl.  Äremenfe,  35er  B. 
(Brrl.  1888). 

2US  9!Bappentier  tommt  ber  B.  namentlich  in 
ber  Scpmeijer  unb  beutfehen  öeralbit  cor,  ift  häufig 
als  fog.  rebenbeS  SDappen,  3.  B.  bei  ben  ^amilien 
ton  Behr,  ton  Bar  unb  ben  Stäbten  Berlin,  Bem, 
Bernburg  u.f.w.  6r  erfcheint  meift  fcpwarj,  häufig 
auch  filbern,  feltener  rot  ober  anberSfarbig,  tommt 
aufgerichtet,  fcpreitenb  unb  fangbereit  vor  unb  ift 
bisweilen  gefrönt,  mit  Kette  ober  öalSbanb  ange* 
than.  Oft  hält  er  auch  eine  21  r.  wie  ein  Tan3bdr,  eine 
deüebarbe  wie  ein  SanbStnecht,  ober  einen  anbern 
©egenftanb.  Salbe  B.,  Bärent&pfe  unb  Bdrem 
ta^en  finben  fich  auf  Sdnlb  unb  Selm  ebenfo  häufig 
vor  wie  bie  ganje  ^igur. 

B.  heifit  auch  baS  männliche  Schwein. 

fBät,  auftralifcher  (Phascolarctus  cinereus 
Gray),  foüiel  wie  Äoala  (f.  b.). 

fönt,  9lame  mehrerer  Schmetterlinge,  beren  Slau« 
pen  mit  langen  öaaren  bebedt  ftnb,  f.  Bärfpinner. 

®ar,9t>ame3mcierStembUberamnörb(.Simmel. 
2er  ©rofte  B.  (eigentlich  Bärin,  lat.  Ursa  major) 
ift  djaratterifiert  burcp  bie  fieben  auch  al*  ©rofeer 
Simmeiswagen  bejeichneten  Sterne.  Segt  man 
burcp  bie  Sterne  a  unb  3  beS  ©rofeen  B.  (f.  bie 
Sterntarte  beS  nörblichen  SimmelS,  heim 
SÄrtitel  Sterntarten)  eine  gerabe  Sinie,  f o  trifft  biefe 
in  ber  etwa  fünffachen  Entfernung  a  ß  üher  a  hinaus 
auf  ben  ^olarftern.  Tai  Sternbilb  enthält  einen 
oon  3EB.  Serfd)el  entbedten  Soppelftern,  i  Ursae 
majoris,  oon  60,8  Sahren  UmlaufSjeit,  ber  feit 
feiner  6ntbedung  fepon  mehr  als  einen  ganzen 
Umlauf  ©ollenbet  hat.  (S.  Sllcor  unb  Star-drift.) 
Bon  ben  Sternen  beS  Kleinen  B.  finb  fieben  fehr 
ungleich  helle  in  ähnlicher  SBeife  wie  beim  ©rofien 
B.geftcllt  (baher  auch  Kleiner  Simmeiswagen). 
2)er  ^Jolarftem  ift  einer  oon  biefen.  Schon  in  ben 
älteften3eitcn  richteten  bie  Seefahrer  fiep  nach  bem  B. 
9iacp  ber  grieep.  9Jlpthe  würbe  Kallifto  (f.  b.)  famt 
ihr  em  Sohne  (bem  Kleinen  B.)  an  ben  Simmel  oerf  efit. 

5Öacr,  Karl  ßrnft  Pon,  9laturforicher,  geb. 
17.  (28.)  jebr.  1792  auf  bem  väterlichen  ©ute  $iep 
in  @fthlanb,  befuebte  baS  ©pmnaftum  ju  SHeval 
unb  jtubierte  1810—14  in  3)orpat  SJlebijin.  3" 
feiner  weitern  wiffenfehaf tlichen  SluSbilbung  wanbte 
er  fich  nach  3)eutfchlanb,  wo  er  unter  Xöllinger 
in  ©ürjburg  fich  mit  verglcichenber  Anatomie  \>v 
fchäftigte  unb  wo  bie  Betanntfcpaft  mit  "iltei  von 
Efenbed  auf  feine  geiftige  Dichtung  von  großem 
(finflufe  mürbe.  Seit  1817  unter  Bürbach  ^Jrofet- 
tor  in  Königsberg,  würbe  B.  1819  jum  au&erorb., 
halb  nachher  }um  orb.  Brofcffor  ber  dvologte  tx- 
nannt,  übernahm  1826  an  Bürbachs  Stelle  bie 
fieitung  ber  anatom.  Snftalt,  folgte  1829  einem 
9lufe  nach  Petersburg,  gab  aber,  burch  Familien- 
verhältniffe  bewogen,  feine  Stellung  als  2ltabeimter 
febon  1830  wieber  auf  unb  fetjrte  nach  Königsberg 
uirüd.  1834  von  neuem  berufen,  ging  er  wieoer  nach 
Petersburg  unb  blieb  feitbem  eins  ber  thätigften 

24 


Digitized  by  Google 


370 


Söaer  (tal  gricbr.)  —  ©arobra 


Sfflitflliebet  ber  Sllabemie.  Sluf  Äoften  bcr  Regierung 
unternahm  et  mehrere  Dtctfeit  jur  Grforfcbung  SHuß: 
lanbft,  beten  Grgebniffe  teil*  in  ben  «M6moires», 
teil«  in  ben  «Bulletins»  bet  Petersburger  Slfabcmie 
mitgeteilt  finb.  3n  ben  3>. 1851 — 5ü  wibmete  et 
fieb  im  Stuf  trage  bet  ^Regierung  bet  Unterfucpung  bet 
rtifdjereien  im  ^Jeivuftfce,  an  ben  tuff.  Küftcn  bet  Cft= 
fee  unb  am  Kaipifcpen  ÜJcecte,  worüber  et  in  einem 
raff.  5Berfe  (4  91be.,  Pcterftb.  1857-59,  ncb)t  Sltlaft) 
berichtete.  Cr  ftatb  28.  9lov.  1876  ju  Sorpat. 

93.  ift  einet  bet  viclfeitigftcn  wnb  gciftTeicbften 
9Iaturforfcber  bet  neueften  3eit.  ©eine  Schriften 
jeiebnen  jiä)  burch  ppilof.  Siefe  auft  unb  fmb  vex- 
möge  Ilatct  unb  georbnetet  Satftcllung  cbenfo  on= 
uehenb  wie  allgemein  vcrftänblicb.  Qx  beschäftigte 
lut  votjugftroeiie  mit  bet  febroierigen  Sebtc  von 
bet  3«ugung,  unb  bie  Söiffenfcbaft  verbantt  feinen 
93eftrebungen  bie  miebtigften  Sluffcblüffe  über  bie 
Gntwidlung  otganifeber  Körper.  üJtit  bcr  Slbbanb: 
lung  «De  ovi  mammalium  et  hominis  genesi»  ( Vis . 
1827)  beainnenb,  fefctc  er  ben  Gegcnftanb  in  jwei 
anbetn  ffierfen,  bet  « Gnlwidlungftgcfdncbte  bet 
Siete»  (2  93be.,  Königftb.  1828—37;  Sduußbcft 
hg.  von  Stieba,  ebb.  1888)  unb  « Unterfucpungen 
über  bie  Gntroidlungftgefcbicbte  ber  ftifebe»  (i*pj. 
1835),  fort.  Später  gab  er  eine  Schrift  «Über  bop= 
pclleibige  Mißgeburten»  (pcterftb.  1845)  beraub. 
3n  ber  ?yolge  veröffentlichte  er  außer  einer  SHeibe 
von  Schriften  über  antbropol.,  inftbefonbere  Ira= 
niolog.  Gcgcnftänbe  noeb  eine  Selbstbiographie 
(peterftb.  1866;  2.  Sluftg.  1886)  fowie  «Dieben,  gc= 
halten  in  wificnfdjaftlicben  93etfammlungen  unb 
Heinere  Slufiäfce  vetmifepten  Snpaltft»  (3  93be„ 
2.  Sluftg.,  ebb.  1886).  gn  ben  von  ibm  unb  £>el= 
merfen  geleiteten  «93citrdgcn  uir  Kenntnis  beft 
üHuffifdjen  9{cicbft»,  93b.  1—26  (peterftb.  1839— 72), 
finb  Diele  Arbeiten  9J.ft  cntbalten,  namentlicb  über: 
)id?tlicbe  Söericbtc  über  bie  miifenfcpaftlicbcn  5Rcifen 
$ur  Grforfcbung  iHußlanbft  (93b.  9, 1845—55).  Stuft 
jeinem  9tocblaffe  veröffentlichte  Stieba:  «über  bie 
.ftomerifeben  Totalitäten  in  ber  Dbpfjee»  OBraunfcb m. 
1877)  unb  «^benftgefcbidjteGuvierft»  (ebb.  1H97).— 
Pgl.Sticba,K.e.von93.(93raunfd>w.l878);Stöljle, 
93.  unb  feine  SScltanfcbauung  (ÜRcgcnftb.  1897). 

»aer,  Karl  Sricbr.,  2J(uftencicbner,  geb.  2.  Slug. 
1844  ju  2)larlborf  in  93abeu,  ftubierte  in  <Havcnft= 
bürg  unb  an  ber  Kunftgcwcrbcfcbule  ju  München, 
trat  in  bie  Sapctenfabril  von  $>.  Gngelbarb  in 
yjtannbcim  ein,  fpäter  in  baft  Sltelier  2)umont* 
in  parift,  leitete  bann  bie  3cid?cnftube  ber  Gngeb 
barbfeben  iyabrif,  grünbete  1876  eine  Sacbfcbule  für 
il'tufterjcidjnct  in  Katlfttubc  unb  mürbe  1882  jum 
profeffor  ernannt.  93 .«  Arbeiten  gehören  ju  ben 
bellen  feineft  ^aAeft  in  Scutfcblanb. 

©aer  &  (So.,  oofcpli,  93ud?=  unb  3lntiquariatft= 
banblung,  f.  93acr  &  (So.  (hinter  93arucb). 

üöttttt,  mabagaffifdjeft  9Jolt,  f.  v^b.  17. 

^arn,  fUilcg,  bclg.  Staatsmann,  geb.  31.  2tug. 
1835  ju  iournai,  ftubierte  ^uriftprubenj  unb 
würbe  ^Jrofeffor  an  bcr  llniverfität  ju  Sörüficl. 
'Jiacbbem  et  1862  vom  $ejitf  Joutnap  tum  £cpu; 
tietten  gewählt  tvorben  mar,  hielt  er  fieb  jur  libe= 
ralen  gartet ,  in  bcr  er  balb  einer  bet  glänjenbften 
:Hebnct  bcr  ftammet  mutbe.  3m  ÜJliniftcrium  Wtn- 
Ctban  erhielt  9).  1865  baä  Portefeuille  bet  $ufti,; 
unb  fdiloß  ficb  nad)  bem  Sturjc  biefeft  ÜJlinifteriumC' 
(1870)  ati  deputierter  mieberuin  bet  liberalen  j 
,yraltion  an,  als  bereu  eigcntlidjer  parteifübrer  er 
von  nun  an  galt.  911$  fold^cr  griff  er  ba?  flerifalc  ! 


DKiniiierium  b'Änethan  fo  beftig  an,  baß  Ic&tcrc-? 
1.2ej.l871  feine  ©ntlaffung erhielt.  SBieberum  mar 
er  ^uftij-  unb  ftultu^miniftet  in  bem  liberalen 
Kabinett  von  1878  bi$  1884.  9lad)  beffen  Wüdtritt 
gehörte  et  ju  ben  ^öbrent  bet  Dppofition,  ctbielt 
abet  bei  ben  Skuroablen  1894  lein  SDlanbat  miebet, 
mutbe  jebod?  5Dlitglieb  beft  Senat«.  Qx ftatb 26. 3uni 
1900  in  Srüjfel. 

»■yaräba  ober  33arabinfcbe  Steppe,  eine 
große  niebrige  Steppe  im  roeftl.  Sibirien,  jroi= 
feben  3rtofd)  unb  Db  unb  52  unb  56°  nörbl.  Sör. 
(i.  Äarte:  SRuf fif dj--6entralaf ien  u.  f.  m.). 
;mu  meitern  Sinne  wirb  baju  jumeilen  au*  bie 
SBaffiuganifcbe  Gbene  gerechnet,  ein  malbiger 
unb  fumpfiger  i'anbftridj  nörblid?  von  ber  SBaffer 
fdjeibe  jwifd?en  Dm  unbDb,  mit  fpärlidjer,  auf- 
Cftjafen  unb  Sungufen  beftebenber  ^evöllerung. 
Süchtiger  aber  ift  bie  iBcfcbräntung  auf  bie  33.  in 
engerm  Sinne  (von  53 V,  bift  56°  nörbl.  SBr.)  unt 
beren f übl. Z eil,  bie  Äulunbinfcbe  Steppe.  Sic 
beißt  auch  bie  iöirtenfteppe,  wegen  ihrer  jabl 
rcidjen  Jöirtenwälber,  bie  mit  Sümpfen  unb  Seen 
abwechfeln.  i'on  ben  lefetern  ift  bet  gtößte  bet 
Jfcbanp  (3611,8  qkm).  $>et93obcn  ift  völlig  fiad? 
unb  ftcinloft,  bie  6öbe  übet  bem  ÜJlecrcSfpiegel  nur 
84  m  (bei  Dmftt)  bift  110  m  (bei  ftainftl).  Tic  fort: 
febreitenbe  Slufttrodnung  ber  Seen  unb  ihre  Um 
wanblung  in  Saljfecn  weifen  barauf  hin,  baß  bie 
50.  früher  ein  Sinnenfee  gewefen  ift.  3>ie  93efie= 
belung  ber  93.  begann  1730  mit  ruff.  9ktbannten 
unb  SDcferteuren,  beren  9kdjfommen  einen  ergiebig 
gen  Slderbau  unb  93iehjucbt  betreiben.  Socb  ift  bae 
Klima  ungefunb,  häufig  tritt  bie  fibir.  $eft  auf,  unb 
im  Sommer  bilben  ÜDcüden  unb  93remfen  eine  große 
plage.  ?»n  neuerer  3«it  werben  umfangreiche  QnV 
wäfferungftanlagen  vorgenommen.  Sie  urfprüng: 
lieben  Scmobner  bcr  93.  peißen  93arabiner  (f.  b.).  — 
Sgl  ajlibbenborff,  Sie  93.  (in  ben  «Senffcbriften  ber 
Petersburger  Slfabemie»,  1871). 

Karabiner,  9iar abatatar cn,  etwa  40000 
Köpfe  jählcnber  2atarcnftamm,  bcr  in  ben  Sümpfen 
ber  93araba  (f.  b.)  in  llcincn  Sörfetn  jetftteut  lebt. 
3ut  3£it  bet  Gtobcrung  Sibiriens  bureb  bie  Hüffen 
waren  bie  93.  jablrcicber,  lebten  weiter  nad?  919B. 
unb  gehörten  31t  ben  Unterthanen  beft  Kütfüm  6han. 

«rtrflbiHo,  9iiccolö ,  ital.  Dealer,  geb.  13.  $juni 
1832  in  Sampierbarena  bei  ©enua ,  ftubierte  auf 
bcr  bortigen  Slfabemie  unb  in  Slorenj.  Sein  erfteft 
®c»uälbe,eineaJtabonna  Gonfolatrir  für  bie  Kapelle 
beft  i}ofpitalft  in  Savona ,  verfebaffte  ihm  jahb 
reiche  Sluf träge.  1858  nad>  tylorenj  übcrgcfiet'elt, 
voUcnbctc  er  1 865 :  Sob  beft  papfteft  93onifaciuft  VIII. 
(Bonbon).  Stift  feine  heften  arbeiten  gelten  bie 
Bretten  im  palajjo  Gelcfia  ju  Genua;  fie  fteUcu 
bat:  Galilei  vor  bem  ^nqutftttonfttrtbunal,  V-P'er 
ISapponi  jerreißt  bie  Verträge  in  Gegenwart  Karls 
VuL  unb  bie  Sicilianifcbe  9<efper.  Sobann  malte 
et  im  Palajjo  9)lunicipalc  fcafelbft  allegotifchc  'ßxei- 
fen  unb  bie  vier  Gemälbc:  Golumbuft  vor  bem  iHat 
in  Salamanca,  Slrdumcbeft,  9?olta,  Galilei;  ferner 
Wci  SPtabonnenbilber  (in  Genua  unb  ÜJlonja).  C*t 
ftarb  19.  Ctt.  1891  |u  Wailanb. 

i^arabinfebc  2tcppc,  f.  93ataba. 

^arabra  ober  93crabra  (arab.  93eräbira, 
bie  sJKehtjabl  von  93atbati  ober  93erberi),  9lame  bcr 
kubier,  welche  baft  sJUltbal  von  bem  erften  Kata^ 
raft  bei  Slfiuan  bift  »um  jweiten  bei  SDabibalfa  bc= 
wobnen.  ^hre  Gcfamtjahl  beträgt  etwa  40000,  bic 
in  SO  deinem  unb  einem  gröf.ern  Sorfe,  Setr,  bem 


Digitized  by  Google 


93aracora  —  Sarad 

£>auptort  bes  fianbes,  ivc  imen .  Sie  33.  finb  von  rot- 
Ii  d)  brauner  öautfarbe,  mittlerer  ©eftalt,  fdjtoadj 
entroidelter  ÜJlusfulatur  unb  langen  (;  rtvemitdten. 
3bre  'iJJbpfiognomie  ift  burdjaus  nidjt  negerartig 
unb  bas £aar  nidjt  roollig.  Tic  93.  fmb  ma \\ ig  unb 
ebrlicb  unb  »erben  besbalb  namentlid)  in  kappten 
roeaen  ibrer  3v>^<rlÄffiftfeit  ju  bäuslicben  Sienfc 
leiftungen  gern  Dermenbet.  5Begen  ber  Ärmut  i&res 
fianbes  wanbern  bie  93.  sablreid?  in  bie  <jrembe,  um 
fid>  bort  ©elb  ju  oerbienen  unb  bie  Grmamiffe 
fdjliefelidj  in  ber  Heimat  3U  »erjebren.  2lls  93or= 
fahren  ber  9iubier  werben  oon  Sepfius  bie  feit  bem 
3.  $abrtaufenb  r>.  Epr.  auf  ben  dgppt.  Tont  malerst 
roieberbolt  üorfommenben  Uaua  betrautet.  Gebern 
fall«  finb  bie  99.  fe^r  alte  93eroobner  9tobiens  unb 
jroifcben  ipnen  unb  ben  dgppt.  ftellacben  unb  Zopten 
berrfeben  Derroanbtfdjaftlidje  33ejiebungen.  Sie  93. 
nabmen  fdjon  früb  bas  (Sbriftentum  an  unb  febufen 
ein  blübenbe*  SReicb,  Songola,  bis  651  bie  Ü)J o= 
bammebaner  bie  cbriftl.  33erbertönige  tributpflidjtig 
madjten.  Um  1320  gingen  bie  93.  jum  ^elam  über. 
1815  mürben  fte  von  ben  aus  tigppten  verjagten 
Dleften  ber  DJlamluten  unterjocht,  fpäter  maebte 
9Jlebemeb  Slli  fie  bem  iigpptifcben  9ieid)c  untertban, 
bem  fte  aueb  jetit  nodj  angehören.  —  93fll.  £>artmann, 
iHeife  bes  <jreiberrn  SIbalbert  oon  93arnim  bureb 
9lorboftarnfa  1859— 60  (33erl.  1863);  berf.,  9tatur- 
gefdjiffctlicb-mcbij.  Stijje  ber  Siillflnber  (ebb.  1866); 
iHeinifdj,  Sie  91uba=Sprad)e  (2  33be.,  ffiien  1879); 
eepfius,9tubifche  ©rammatt  t(33crl.  1880) ;  %  3antö, 
Sie  58.  (in  bcraSeutfcben9tunbfcbaufür  ©eograpbic 
unb  Statiftit»,  ^abrg.  XIU,  £eft  (j). 

® aracara,  aud)  H  o  r  a  l 1  e  n  b  o  l  j,  ein  febr  bartes, 
febroeres  unb  biebtes  £olj  r>on  gleicbmäfiigem  Horn 
unb  bernfteingclbem,  an  ber  Suft  rot  merbenbem 
Oucrfdmitt,  fpröbe,  fommt  Dom  $luf)e  93erbice  in 
Crnglifcb :  ©uapana  unb  ftammt  oon  Erythrina 
corallodendron  L. 

toavad,  Äarl  Äug.,  ©ermanift,  geb.  23.  Ott. 
1827  ju  Dbernborf,  ftubierte  ju  Bübingen,  tourbc 
1855  Konferr>ator  unb  Setretär  ber  33ibliotbel  bes 
©ermaniißen  9Jlufeums  in  Dürnberg,  leitete  feit 
1860  bie  ftürftlid)  oon  ftürftenbergifebe  £ofbiblio= 
tbetjuSonauef  dringen,  berenJr>anbf  (triften  er  (^üb. 
1865)  befdjrieb,  unb  erliefe  30.  Ctt.  1870  einen  er* 
folgreidjen  äufruf  jur  ©iebererriebtung  ber  Uni= 
uerfitätsbibliot  W  in  Strasburg.  33.  mürbe  im  3>uli 
1871  ju  beren  ßinriebtung  unb  93erwaltung  be= 
rufen  unb  im  ;\nm  1872  jum  Cberbibliotbelar 
unb  orb.<Profeffor  ernannt.  SBefentlid?  feiner  2bat= 
traft  ift  es  ju  banfen,  bafe  bie  93ibliotbet  roieber  über 
700000  33änbe  bcfifct.  6r  ftarb  12.  3uli  1900  in 
Strasburg.  Seine  Seröfientlicbungeu  befcbdftigcu 
fid?  tneift  mit  bem  beutfeben  DJlittelalter;  befonbers 
berwonubeben  ftnb:  «Sie  9Bcr!e  ber  örot^citba» 
(31ürnb.  1858),  baä  fatir.=bibaltifd)e  ©ebiebt  «Se^ 
2eufel«  ftetj»  (Stuttg.  1863),  «©aliud  Dbeimd 
(Sbronif  oon  JReidjenau»  (ebb.  1866),  bie  «3im« 
merifebe  ßbronil»  (2.  Slufl.,  4  S3be.,  <jreib.  i.  33r. 
unb  £üb.  1881),  feine  roid?tigen  «Slltbod)beutfd?en 
5unbe»  (oQ\ioi  Seid)»  unb  «Memento  mori»)  in 
ber  «3eitfcbnft  für  beutfcbcS  SUtertum»,  33b.  23 
(1879)^1*  in  ppototpp.  ^atfimile  (^trafeb.  1879) 
u.  a.  mit  öeitj  gab  er  «Glfäfftfdje  33üd?ermarfcn» 
(6traf3b.l892)  beraub,  in  bem  fiatalog  ber  Strafen 
burger  93ibliotbet  bearbeitete  er  bie  elfafrlotbr.  öanb= 
fdjriftcn  unb  ^anbjeiebnungen  (ebb.  1895). 

Storaife  unb  ^araefenf^ftem.  Unter  einer 
33arade  uerftebt  man  ein  jur  torübergebenben  Un= 


unb  Süracfcnfoftcm  371 

terlunft  r>on  SJtenfdjen  beftimmteö  eingefd)offige* 
©ebäube  aud  leiebtem  Material.  Ter  ^ludbrud 
33arade  ftammt  aus  bem  Spanifcbcn  (barräca  = 
tfijcberbüttc)  unb  rourbe  bureb  gadeogn.  Gruppen 
junäcbjt  nacb  ^ranlreid?  übertragen.  33i3  jum  Qntt 
bed  17.  ^abrb.  bejeidme t e  man  bafelbft  ali  baraques 
bie  Untcrrunfterdume  ber  Haoallerie,  »dtjrenb  bie 
Infanterie huttes  bewohnte.  Später  mürbe  ber  81ue= 
brud  baraque  auf  bie  Sagerbütten  aller  Gruppen 
ausgebebnt.  93ier  ^foften  mit  einem  «vlugbacbe  an-? 
^•lecbtrocrt  ober  6trob  bilbeten  bamald  ben  ganjeu 
33au.  Seitbem  baben  bie  33araden  einen  anbern, 
febr  abroeiebenben  iHiaratter  angenommen  unb  in 
ben  üerjebiebenften  formen,  namentlicb  für  militari- 
fdje,  in  neuefter  3«t  jebod)  aueb  für  anbere  3»edc, 
mannigfadje  9jerroenbung  gefunben.  Sie  33ebeit: 
tung  einer  nur  oorübergebenb  benutjtenSöobnunge- 
anlage  ift  babei  immer  mebr  »erloren  gegangen,  am 
frübeften  unb  oollftdnbigften  in  ßnglanb  unb  9brb- 
amerifa,  mo  man  unter  barracks  gerabeju  Safer 
nen  jeber  Strt  oerftebt,  aueb  »enn  biefelben  aui 
Stein  errietet  finb  unb  Stodroerte  berihen. 

»1«  Unterlunf tsräume  für  Gruppen 
(9Jlannfd?aftdbaraden)  finb  93araden  Derfd?ic= 
benfter  Mrt  fomobl  in  ftelb=  aU  in  ^riebenslagern, 
auf  Sdjiefc  unb  übungdplätjen  feit  langem  in  ©e 
braueb-  Sür  bie  Sluefüprung  unb  ßinriebtung  giebt 
ti  in  ben  Slrmeen  ber  gröfeem  Staaten  beftimmte 
93orfd)riften.  Siepreufe.33araden  befteben  au«  einem 
fteinernen  ^unbament  (60  cm  bedj),  einem  barüber 
auegefübrten  Stänberwer!  (3  m  bodj),  melcbe« 
ausgemauert  unb  mit  33rettern  befleibet  »irb,  unb 
aus  einem  meift  fladicn  33retterbacb.  Slusgebebnte 
33crroenbung  fanben  grofee  S3aradenlager  1870—71 
in  Seutfcblanb  nur  Unterbringung  ber  jablreicbeu 
franj.  Äriegsgefangeneu.  5Däbrenb  man  inbeffeu 
noeb  bamals  biefe  3lrt  ber  Untertunft  als  einen 
Wotbebelf  betracbtetCjgcbt  neuerbings  bas  Streben 
immer  mebr  babin,  9ftaf|cnunterhmftsräume  aller 
9lrt  grunbfdttlid?  als  33araden  ober  bod)  möglid)ft 
baradeuäbniieb  ju  geftaltcn,  naebbem  bie  Grfabrung 
(juerft  bei  ber  Äranlenbebanblung)  gelebrt  bat,  bafi 
bie  mit  jeber  Slnbdufung  Don  SDicnfcbeu  Dcrbunbe= 
nen  gefunbbeitlid?en  ©ef obren  mefcntli cb  Dermin^ 
bert  merben,  menn  anftatt  eines  großen,  x>itU 
gefdjofftgen  ©ebdubes  mebrere  Heine  jur  Sierroen: 
bung  tommen,  bie  eine  reicblidjere  3ufubr  ©on  Sidjt 
unb  fiuft  fomie  eine  grünblidjere  Steinigung  ge= 
Hatten.  9taturgemdfj  bat  bei  bem  33aradenbau  in 
bem  SRafee,  in  meinem  ber  einftroeilige  Sbaratter 
bes  33aun>erfs  febmanb,  baä  leid- te  Material  n>cl; , 
JHeifig,  Strob)  bauerbafterm  (5acbroerl,Stein,öifen, 
(Sement)  -]>\ciü  gemaebt.  SBefentlicb  ift  nur  nod?,  bafe 
bie  93arade  (im  ©cgenjaft  jum  jmeigefcboffigen  93  a: 
üil Ion  ober  me^rgefcpoffigen  mit  Äorribor  oerfebe: 
nen  331  od)  ein  einjiges,  ju  ebener  6rbe  gelegenes 
ober  menig  barüber  ert^öbtes  ©efd^ofe  beuut  unb  im 
Innern  aufeer  tleinen  9tebenräumen  nur  1—2  in 
ber  Sdngsacbfe  aneinanbergereibte  öaupträume  um» 
fcbliefet,  »on  benen  jeber  im  ©egenfafc  jum  florri* 
borfpftem  bie  ganje  2iefe  bes  ©ebdubes  einnimmt, 
baber  einanber  gegenüberliegende  5cnft«f/  u»b  jwar 
an  feinen  Sdngsfeiten,  befi^t.  Saburd)  loirb  eine 
febr  ausgiebige  Süftung  auf  fog.  natürlidtem  3Begc 
unb  ftarte  33elid)tung  ermöglidb.t.  (3.  Hafernc.) 

91ad)  fllcicben  gefunbbeitlicben@eficbtspunltcn  mie 
bei  ber  Slrmee  werben  feit  einiger  3ctt  33araden  mit 
Vorliebe  überall  ba  Derroanbt,  wo  gröficre  ^Irbei« 
termaffen,  nid?t  jeboeb  Arbeiterfamilien,  unter« 

24* 


Digitized  by  Google 


372  ©crocfe  uub 

gebradjt  werben  follen,  befonberS  bei  Gifenbabn; 
bauten,  flanalbauten  u.  f.  to. 

SBefonbere  SBebeutung  pat  bie  SBarade  in  bet 
Ätanlenbebanblung  erlangt.  2>ie  Sdjaffung 
tum  Sajarettbaraden  ift  jebod)  nicbt  erft  ber 
-.Ueincit  jujuf ajreiben;  btefelbe  reicht  oielmebr  in  bie 
uoeite  Jbdlftc  beS  18.  ,v-ihvb.  jurüd  unb  fdllt  Itt« 
lammen  mit  ben  erften  SHegungen  einet  jroedmäfei: 
gen  ßajarett',  befonberS  HriegSlajarettä£>pgicine. 
®röfsere  SBaradenlajarette  entftanben  in 
$eutfcblanb  mäbrenb  bet  Äricge  im  Slnfang  beS 
19.  öabtb-  SBcitere  SluSbebnung  unb  2öid?ttgleit 
gewann  allerbingS  bie  SBebanblung  Äranfcr  unb 
SBermunbeter  in  SBaraden  wdbrenb  beS  RrimfricgeS 
(burd)  ^irogoff).  3bre  bauptfd&licbfte  5lnwenbung 
unb  $ortbilbung  aber  erfuhr  bie  Sajarettbarade  im 
SÄmerttanifdjen  iRebcUionSfriege  (1862 — 65)  unb 
im  5>eutfd)  granjöfifdjen  Ärtege  »on  1870  unb 
1871.  Södbrenb  beS  lefctern  würben  in  84  Orten 
$eutfd)lanbS  bei  114  ßajaretten  481  Mvanfen- 
baraden  mit  13978  Saaerftellen  nad?  ben  »er* 
fdjiebenften  Spftemen  errietet.  infolge  ber  ÄriegS: 
erfabrungen  fanb  bie  Sajarettbarade  aud)  in  ejric- 
benSlajaretten  ber  Slrmee  unb  im  bürgere 
litten  Sofpitalmefen  (Eingang,  bic-  fdjliefjlid) 
bie  urfprünglid)  nur  als  MuSpilfe  in  Stotlagen  et- 
badjte  SBarade  ftd)  ju  einer  bauernben  unb  »orberr- 
fdjenben  Ginridjtung  in  ben  ÄranfenbauSanlagen 
umgemanbclt  bat.  Sladjbem  bereite  1840  in  £eip* 
jig  wdbrenb  beS  6ommerS  Öüntberfdje  2uft» 
buben,  in  benfecbjigerftebren  im  Gbarite^Äranlen* 
baufe  ju  SBerlin  Paraden  jur  SBelegung  in  jeber 
^abreSjcit  in  ®ebraud)  genommen  waren,  entftanb 
1869  ju  fieipiifl  baS  erfte  felbftdnbige  bürgerlidje 
SBaradenlajarett,  bem  feit  biefer  3«t  «ine  flan»e 
9leibe  anberer  gefolgt  finb. 

3n  ibrer  gewöbnlidjen  tjorm  ift  bie  fcofpital* 
bar  ade  ein  langer,  fdjmaler  SBau,  beffen  SBoben 
auf  Steifen  ober  Steinpf  often  t>on  0,s  bis  1,«  m  f>öbe 
rubt.  Sie  jum  Ginlaffen  von  Siebt  unb  Cuft  beftimm= 
ten  <$enfteröff  nun  gen  finb  entmeber  bureb  (SlaSf  enfter 
ober  aud)  blof»  burd)  fieinwanboorbdnge  gcfd)ü&t. 
Rur  6crfteUung  einer  gehörigen  SBenrilatton  fmb  im 
ftuftboben  unb  bem  2)ad)e  Klappen  angebradjt,  bie 
beliebig  geöffnet  werben  lönnen.  Um  bierbei  baS 
innere  ber  Parade  oor  bem  Stegen  ju  fd)ü&en,  trdgt 
jebe  SBarade  einen  fog.  35ad?reiter,  b.  b.  ein  fleineS 
fdjmälereS  2 ad?,  meld^ed  auf  bem  ^irfte  beS  eigent- 
lichen 2iad)S  angebracht  ift,  unb  in  beffen  t>ertifalen 
6eitenmdnben  ftd)  bie  SßentilationStlappen  befxnben. 
Gine  iebe  foldje  Parade  ift  in  ibren  rdumlidjen  55er' 
bdltniffen  nidjtS  als  eineinjigergro&erÄrantenfaal, 
meldjer  20—30,  ja  and)  60  Patienten  aufnehmen 
fann  unb  in  93ejug  auf  ®erdumigfeit,  fiüftung, 
Seinlidjfeit,  überficbtlicbe  Drbnung  unb  Pflege  allen 
Slnforbcrungen  entfpritpt 

$)ie  rcidjen  ßrfabrungen,  toeldje  man  mdbrenb  bed 
3)eutfd?'5rauj6rtf£benftriege«t)on  1870unbl871  mit 
ben  Saradenlajarctten  mad?te,  baben  ergeben,  bafj 
bie  SJermenbung  biefe*  SpftemS  überbaupt  für 
ftrantenanftalten,  auep  für  (Eioilbofpitdler  von  ovo- 
feer  SBcbcutung  ift,  ba  bie  Paraden  inSbefonbere 
eine  gute  Ventilation,  eine  fcbnelle  iBefeitigung  t>on 
^nfettionäftoffen  unb  ebteleidrt  auSjufübrenbe  f^fo; 
lierung  anftedenber  Ärantbeitäformen  crmögliaien, 
fo  bafe  jeftt  faft  jebe«  größere  ifranfenbau«  eine  2In« 
iabl  berartigergutt)entiliertcr5)aradcnbauten  befitjt. 
Slud)  ali  au*fd)liefelid>c-i  Spftem  finbet  ba«  $a- 
tadenfpftem  in  5)eutfdjlanb  oielfad)  SBermenbung, 


namentlicb  feitbem  bie  $ortfd)ritte  ber  >>ei-,tcdmit 
eine  au^reiepenbe  ©rtodrmung  fold>er  IBauten  er« 
leidjtert  baben.  3"  mafficen  93araden,  toie  fte  meift 
ertidjtet  »erben,  toenn  fte  für  bie  ftriebenSjeit  unb 
für  bie  25auer  beftimmt  fmb^  aeftalten  ftd)  wegen 
ber  üerbdltniämäjjigen  2eid?tigfeit,  mit  toeld?er  eine 
au f;b o fenlvi ;una  angelegt  merben  tann  (fo  in £>am< 
bürg,  £eip}ig,  Ittnberbofpital  in  ber  ^Berliner  (Eba* 
rite"),  bie  ^ehungdbebingungen  fogar  befonbetö 
günftig.  ^du^ger  jeboeb  umfaffen  bie  mobernen 
größern  .Hranfc nb äu\ er  alle  brei  für  ftranfenuntcr* 
fünft  geeigneten  Spfteme:  fleincre  ftorriborbauten 
(iölodd) ,  ^aoillond  unb  Paraden.  (6.  Äranf  enbau§.) 

@in  ^roifdjenglieb  ;ntifd;en  ben  eigentlid>en  $ia-- 
raden  unb  ben  3elten  Silben  bie  fog. ;]  e  1 1  b  a  r  a  d  e  n 
unb  IBaradenjelte,  bei  benen  bte  SBanbungen 
ber  öauptfadje  nacb  nur  aui  Segelleinioanb  ober 
einem  äbnlidjen  Stoffe  befteben. 
.  «Sine  überrafaSenbe  (rntioidlung  b^at  ber  SBaraden* 
bau  im  legten  oahvjebut  burd)  bie  auf  ^erftellung 
transportabler  SBaraden  gerid)teten  93e= 
mübungen  erf abren.  ^rofeifor  oonßömard)  empfabl 
juerft  1869,  ^irogoff  1871  oerfenbbare  Saraden  für 
bießriegSfranfenpflegc.  Ginjelne  transportable  iBa* 
raden  famen  im  9lufftfd)s$ürlifd)en  Äriege  1877 
unb  1878  in  unDollfommener  ®eftalt  unb  unter  un* 
günftigen  SBerbdltniffen  nir  änroenbung.  ^lan* 
mäßigem  Oebraud)  Don  |old)en  SBaraden  maebten 
bie  Cfterreidjer  mdbrenb  ber  SBefegung  SBoSnien* 
unb  ber  SeTjcgoioina  1878  unb  1879.  6eitbem  ift 
ber  ©cbanfe  namentlicb  feiten*  beS  preufe.  ÄriegS* 
minifteriumS  fotoie  fettend  bet  JBeteine  Dorn  iHotcn 
Äreuj  n>eiter  oerfolgt  morben.  3He  bauptfdd)lid)fte 

törberung  erfubr  berfelbe  burd)  ben  SBettberoerb  ju 
ntroerpen  1885  um  einen  oon  ber  3)eutfd)en  Äai* 
ferin  Slugufta  auSgefehten  ^reiS.  2)en  meiften  ©in* 
gang  bat  baS  bafelbft  mit  bem  erften  greife  getrönte 
2)öderf  dje  3)luftcr  (mit  mannigfadjen  Slbdnberungen 
im  einjelnen)  gefunben.  3)ie  perfenbbare  Äranfen» 
barade,  bie  bequem  jerlegbar  unb  leid)t  jufammen: 
fegbar,  von  geringem  ©emid)t,  gleid)n)obl  aber  bauer* 
paft  unb  aUcn  gefunbbcitlidjen  Slnforberungen  an 
eine  gefunbbeitSgemäfee  Unterfunft  genügen  mu|, 
foll  im  ftriege  eine  rafd)e  Hnlage  ober  ßrroeiterung 
»on  Cajarettcn  bei  bem  ÜJtangef fonftiger  geeigneter 
ÄranfcnunterfunftSrdume  crmöglidjen,  ben  SBcr* 
munbeten  alsbalb  bie  iBorteile  einer  geregelten  2a- 
jarettbebanblung  oerfdjaffen,  eine  fibermdfnge  ÄuS= 
bebnung  ber  ffrantenjerftreuung  verbinbem,  im 
^rieben  bei  €eud)en  jur  oorübergebenben  SJergrÖfec 
rung  unb  Entlüftung,  ober  als  üorldufiger  Crrfag 
ftebenber  ÜRilitdrlajarette  fomobt  als  bürgerlid)er 
Äranf enbduf er,  cnblid)  jur  Sbfonberung  ber  mit 
anftedenben  Hranfbeiten  SBebafteten  bienett 

3öie  bie  SBarade  überbaupt,  fo  ift  aud)  bie  »er* 
fenbbare  IBarade  allem  Stnfdjein  nad)  berufen, 
niebt  nur  in  ber  Äranfenpflege,  fonbern  aud?  als 
UntcrfunftSraum  für  gefunbe  Jruppen  (5Wann* 
f cbaftSbarade),  bcfonbcrS  im  Kriege,  eine  »adjfenbe 
SBebeutung  ju  erlangen,  naebbem  namentlid)  burd) 
ein  oom  preufe.  5friegSminifterium  1887  erlaifeneS 
^rciSauSfdjreiben  jablreidje  jwedmdfeige  SDhiftet 
befannt  geworben  finb. 

fiittcratur.  6ffe,  2)ie  Rranfenbdufer,  ibre  6in- 
ridjtung  unb  3?erroaltung  (2.  äufl.,SBerl.  1868);  berf 
$aS  SBaraden louirctt  ber  tönigl.  ccKuite  }u  SBerlin 
(ebb.  1868);  SBillingS,  Report  on  the  barracks 
and  hospitals  (SBafpingt.  1870);  ^riebreid),  7w 
^eibelberger  SBaraden  für  ÄriegSepibemien(.^eibelb. 


Digitized  by 


Storacoa  — 

1871);  93ird;om,  Übet  Sajarette  unb  93araden  (33erl. 
1871);  Steinberg,  Sie  KriegSlajarette  unb  33araden 
oon  Berlin  (ebb. 1872) ;  Dppert,öofpitäler  unb  2Bobl; 
tbdtigleitSanftalten  (4. 3lufl.,  £amb.  1872);  t^ifdjer, 
£>anbbud)  bet  KriegSdjirurgie  (2.  2lufl.,  2  ©De., 
Stuttg.  1882);  oon  Sangenbed,  oon  Goler  unb  ffier* 
ner,  Sie  transportable  ßajarettbarade  (2.  &ufl., 
93erl.  1890) ;  SanitätSberidjt  übet  bie  beutf  d?en  Jöeere 
1870— 71,93b.  1 :  SanitdtSbienft(ebb.  1884),  Kap.  7 ; 
Öanbbud)  bet  triegScbirurg.  Jecbnil  (%üb.  1875); 
SJetbanblungen  beS  X.  intetnationalen  mebij.  Kon= 
gteffeS.  Abteilung  für  2JlititärfamtdtSmefen  (93erl. 
1891);  Sange,  Set  Satadenbau  (Cpi.1894). 

iBatacoa,  .ftafenftabt  bet  $niel  Guba  in  ©eft- 
inbien,  norbweftlicb  oon  bet  Ditfpi&e  bet  Snfel,  bat 
(1887)  18057  (5.  unb  fübrtSübfrüdjte  auS.  93.,  1612 
oon  Siego  SelaSquej  gegrünbet,  war  1518—22 
J&auptftabt  GubaS,  geriet  batauf  in  93erfall,  belebte 
fid;  aber  fett  1791  wieber  butd?  Anfiebelung  ftanj., 
auS  ^attt  einacwanbertcr  SRopaliften. 

Jöaraba,  tflufi  in  Sprien,  f.  GbrpforrboaS. 

©arafcÄttS,  yafob,  fpr.  2Rönd?,  Sobn  eines 
^tieftet«  in  Sella,  ttat  in  baS  nabc  Kloftcr  $efilta 
auf  bem  93erge  %}a\a  ein  unb  nmtbe  543  am  6nbe 
eine«  löiäpfigen  SlufentbaltS  in  Konftantinopel 
oon  bem  erilierten  monopbpfitifcben  ^satriardjen 
oon  Aleranbria,  SbeobofmS,  jum  Söifcfcof  von 
Gbeifa  mit  ber  SuriSbittion  übet  ganj  Sptien  unb 
Kleinafien  geweibt.  SBäbrenb  einet  3öjfibrigen 
AmtSfübrung  bat  er  butd;  unabldifige  Steifen  ju 
ftufe  in  allen  Seilen  feinet  weiten  Siöceje,  nad)  Kon= 
ftantinopel  unb  Alcranbria,  butd;  (Hnfübrung  einer 
neuen  Kirdjenorbnung  unb  93eftallung  jablrcidjer 
©eiftlidjer,  oor  allem  butd?  SUieberbefefeung  beS 
^atriardjatS  ju  Antiodjia  bie  Kird>cngemeinfd?aft 
bet  2Ronopbpfiten  (f.  b.),  bie  burd;  bie93ebrüdungen 
unter  3uftinianuS  I.  bem  Untergang  nabe  gebradjt 
war,  ju  neuer  93lüte  erboben.  (rr  wirb  beSpalb  als 
»weiter  93egrünber  ber  monopbpfitifdjen  Kirdje  ge* 
feiert  unb  bie  fpr.  SJtonopbpfiten  nannten  fid;  nad) 
ibm3fl!obiten(f.b.).35en93einamen93utbeana,arab. 
Sarabai,  bem  bie  gried).  Söortf orm  93arabaioS  ent= 
fpriebt,  etbielt  et  von  feinem  ©ewanbe  aus  gtobem 
$fetoebedenftoffe,  baS  et  auf  feinen  5Heifen  f o  lange 
trug,  bis  eS  ganj  verlumpt  mar.  Sie  ©riedjen  nann= 
ten tpn 3 a n ja l o S.  93. ftarb  578.  —  93gl.  Klepn,  Ja- 
kobus Baradaeus,  de  Stichter  der  Syrische  Mono- 
physietische  Kerk  (1882). 

iBorabla,  Sropfitcinböble  bei  Agtelct  (f.  b.). 

©araguap  b?£iUier$  (fpr.  -geb  billieb),  Aepille, 
franj.  SWarfcball,  6obn  beS  folgenben,  geb.  6.  Sept. 
1795  ju  ^JariS,  trat  1812  in  baS  9.  Sragonerregü 
ment,  oerlor  bei  Seipjig  bie  linte  6anb,  mürbe  1815 
Kapitän,  jeiebnete  ftep  1823  in  Spanien  auS,  nabm 
1830  als  Dberftleutnant  an  ber  ßrpebition  na<b 
Algier  teil,  mürbe  Her  jum  Dberften  unb  1833  jum 
©ouoerneur  ber  Kriegsfcbule  oon  6t.  Spr  ernannt, 
rooereinerepublifanild?e!Berid;wörungunterbrüdte. 
1841  mürbe  er  naa?  Sllgerien  gefanbt  unb  1843  jum 
SioifionSgeneral  unb  ©ouoemeur  oon  ßonftantine 
ernannt.  1844  jur  SiSpofition  geftellt,  mürbe  93. 

1847  ©eneralinfpecteur  ber  Infanterie.  %m  §ebr. 

1848  fdjidte  ibn  bie  prooiforifdje  9iegierung  nad? 
93efancon,  mo  er  fid?  ber  Dteoolution  febr  abgeneigt 
jeigte.  Sennod)  iraMte  ibn  baS  Separt.  SoubS 
jum  Slbgeorbneten  ber  ftonftituierenben  mie  ber 
©efe^gebenben  Slationaloerfammlung.  3"  beiben 
geborte  er  ju  ben  öfiuptcrn  ber  JRcaftion.  Anfang 
5ioo.  1 849  mürbe  93.  als  DberbefeblSbaber  ber  franj. 


öaramula  373 

drpebition  nad;  9lom  gefebidt  unb  erbielt  im  ^an. 
1 851  an  GbangarnierS  Stelle  ben  Dberbefebl  über  bie 
älrmee  oon  IßariS.  93or  bem  StaatSftreicb  (2.  Sej.) 
trat  er  jurüd,  bielt  fid;  neutral,  ftellte  fut  aber  nad; 
bem  ©elingen  beS  StaatSftreicbS  Napoleon  jur  93er^ 
fügung,  ber  U)n  1853  in  aufeerorbentlicber  ÜHtffion 
nad;  Äonftantmopel  febidte.  S^ad;  feiner  Nüdfebr 
1854  erbielt  er  ben  93efebl  über  baS  nad;  ber  Cftfee 
beftimmte  SanbungSlorpS  unb  nad;  ber  (Sinnapme 
oon  93omarfunb  ben  SWarfcballftab.  3"8le'tb  würbe 
er  Senator  unb  balb  aud;  SJiceprdfibent  beS  Senats, 
om  3talienifd;en  Stiege  oon  1859  fübrte  er  baS 
1.  SlrmeelorpS,  Tiegte  bei  Welegnano  8.  fymi  mit 
3)lac=3Kabon  über  bie  Cfterreicber  unb  jeidjnete  fid; 
24.  3uni  bei  Solfctino  auS;  nad)  bem  ^rieben  et- 
bielt et  baS  flommanbo  beS  5.  ÄorpS  in  JoutS. 
iöeim  SluSbrud;  beS  Krieges  1870  mm  Äommanbo 
in  $ariS  berufen,  geriet  et  balb  in  3miftigteiten  mit 
bet  Äaifetin  unb  bem  9Jlinifterprdribenten  (Eoufin: 
üJiontauban,  fo  ba^  er  bereits  12.  &ug.  feiner  Steh 
lungentb  oben  würbe.  9l<x(b  93eenbigung  beS  Krieges 
würbe  er  $räfibent  ber  UnterfudjungSlommiifion 
über  bie  Kapitulationen  ber  foftanfl«»*'  ©•  ftarb 
6.  3uni  1878  ju  ?lm^lie--leS=93ainS  (Cftpprcnden). 

»arafltiöt)  b'^iUierö  (fpr.  -geb  billieb),  fiouis, 
franj.  (Seneral,  geb.  13.  8lug.  1764  ju  $ariS,  trat 
früb  in  bie  Slrmee  ein,  war  1793  93rigabegene= 
tal  unb  ©cnetalftabsd;ef  bei  Suftine,  würbe  gleid;- 
jeitig  mit  biefem  in  Slntlagejuftanb  oeriejtt  unb 
oerbaftet,  27.  3uli  1794  in  Freiheit  gefe&t  unb 
wieber  angeftcllt.  1796  unb  1797  nabm  er  am 
^elbjug  in  Italien  teil,  bemdd;tigte  fid>  93crgamoS, 
jeiebnete  fid;  bei  dtiooli  auS ,  würbe  SiciftonSgene^ 
ral,  befe||te  93enebig  unb  würbe  bort  ©ouoemeur. 
1796  fanbte  ibn  Napoleon  mit  ben  auf  3)lalta  bem 
Orben  abgenommenen  iropbäen  nad;  $art3,  bod? 
würbe  bie  Fregatte  Senfibte,  auf  welcher  er  fid;  ein- 
gefebifft  Kitte,  oon  ben  @nglänbern  auf  ber  See 
genommen  unb  93.  gefangen.  1799  fdmpfte  93. 
unter  2Racbonalb  glüdlid)  in  ©raubünben,  fübrte 
1805  bie  SReferoefaoallerie  unb  erbielt  1808  aber= 
mal*  baS  Kommanbo  in  93enebig.  1809  foebt  er 
mit  SluSjeidjnung  unter  Sicetönig  Gugen  bei  iHaab 
unb  übernabm  bann  ben  Dberbefebl  in  Sirol.  1810 
lommanbierte  er  in  Satalonien,  jeiebnete  fid;  oor 
^tgueraS  auS  unb  ging  1812  nad;  9iuftlanb,  tue 
k Ibn  er  bei  SmolenSt  eine  Sioifton  fammeln  unb 
ber  jurüdgebenben  großen  Armee  entgegenfübten 
follte.  SieS  mißlang,  weswegen  Napoleon  ibn  beS 
KommanboS  entbob  unb  jurüdfanbte.  Gr  ftarb 
im  Sej.  1812  in  93erlin.  93.  gilt  für  ben  9>erfaffer 
ber  ÜKemoiren  ßuftincS  (ßamo.  unb  gtanlf.  1794). 

gtara'ftfcft,  oerberbt  für  93abraitf(b,  Stabt  in 
ber  inbobrit.  ^rooinj  Dubb  (f.  b.). 

©avaf,  altbebr.  «yelbberr,  f.  Sebora. 

^aräfet  (93arla),  ©ebirgSlanb  in  ber  ital.  Ko< 
lonte  Grptbrda,  nörblid;  oon  »befftnien,  im  Duell: 
gebiete  beS  nod;  md-t  ganj  belannten  gluf  feS  93., 
ber  in  9torbabeffinien  entfpringt  unb  nad;  einem 
periobifeben  fubnbrbl.  Saufe  oon  ungefäbr  500  km 
jüblid;  oon  Suatin  unter  18°  40*  nörbl.  93r.  baS 
iHotc  3Jleer  erreidjt  (f.  Karte:  Slbeffinien  u.  f.  w., 
93b.  17).  SaS  wdbrenb  ber  Wegenjeit  gut  bewäf= 
ferte  2anb  wirb  nur  oon  wenigen  Stämmen  bet 
93em  3lmet  bewobnt  unb  ift  teid;  an  wilben  Sieren. 

lyatäfan,  f.  93ertan. 

tBaromula,  Heiner  Drt  mit  unbebeutenbem  $ort 
in  ber  ^ir=s4kinbfd)al= Kette  an  ber  Sübweftfeite 
KafdjmirS,  34'  10'  nörbl.  93r.,  74°  30'  ßftl.  S.,  am 


374  Söaranjen  - 

regten  Ufer  beS  $icbiblam  (f.  b.).  Tiefer  ift  bei 
39.  nad)  244  km  Sauf  100—125  ra  breit  unb  bat 
eine  33rüdc  mit  aebt  Pfeilern.  40  km  unterhalb 
beginnt  bie  33aramulafcblud)t,  einer  ber  grofc 
artigften  Cngpäffe  ber  ©rbe,  »o  ber  auf  23  m  33reite 
eingeengte  Strom  j»ifcben  2300  m  boben  ftcilen  #cH- 
Ȋnben  babinfebiefet.  Gebcrnrocdber  faffen  ben  ftlufe 
bier  in  biefem,  nod)  jefct  nacb  Ülteranber  b.  ©r.  S\- 
fanbarabab  genannten  Süftrilte  ein. 

ftaranjen  (Garanten ),  f.  Slftradian  (Sämmer: 

WaranotD,  3nfel,  f.  Sitla.  |  feile). 

*8aranoto,  Stabt  im  Kreis  Kempen  beS  preufe. 
Reg.*33ej.  33ofen,  bat  (1900  )  867  6.,  barunter 
16  (Soangcltfcbe ,  Jßoftagentur,  Telegraph,  fatb. 
Kirche,  brcitlafftge  33olfSfd)ule,  ftäbtifcbeS  Hoipital. 

Barantc  (fpr.  -rängt),  Pierre  2Iimable  profper 
33rugiereS,  S3aron  oon,  franj.  Staatsmann,  ©e* 
fdjitfetfebreiber  unb  <Bubltjift,  geb.  10. 3uni  1782  ju 
Riom,  lernte,  als  fein  Sjatcr  ^rdfelt  oon  ©enf  mar, 
in  Goppct  ftrau  oon  Stael  unb  ihren  Kreis  (ennen 
unb  jeigte  febon  im  «Tableau  de  la  litterature  fran- 
caise  au  XVIII«  siecle»  (1809;  8.  Slufl.  1857)  feine 
Sugebörigfeit  311  ber  auS  bem  pbjlof.  3abrtmnbert 
jur  Romantit  binüberfübrenben  Richtung.  Unter 
Napoleon  I.  »urbe  er  ^rdfett  ber  $epart.  33enb<e 
unb  Ricberloire,  1815  Staatsrat,  1818  Cber= 
fteuerbirettor;  1819  in  bie  sJ$airStammer  berufen, 
üblofi  fieb  53.  nad)  SecajeS'  Sturj  ben  Softrindren 
an.  Sie  Schrift  «Des  communes  et  de  l'aristocra- 
tie»  (1821)  enthalt  fein  polit.  ©laubenSbetenntniS. 
Seinen  litterar.  Jreiftnn  bewies  bie  liberfelmng 
oon  Sdjiller«  33ühncn»erten  (6  33be.,  $ar.  1821; 
2.  3lufl.  1834fg.).  $m  be»u|tcn  3Biberfprud)  jur 
pbilof.  ©efdjicbtfcbrcibung  beS  18. 3al>rb.,  begeiftert 
oon  9GB.  Scott  unb  tjroiffart,  unternahm  er  eine 
biftor.  2)arftellung ,  in  ber  bie  £1jatfad)en  für  fid) 
veben  unb  nur  bie  eigenen  33crid)terftattcr  ju  SBorte 
tommen  follten:.«Histoire  des  dacs  de  Bourgognc» 
(13  S3be.,  $ar.  1824—26),  eigcntlid)  eine  ©efdncbte 
JranfreicbS  ju  ber  3eit,  bte  oon  <yrotffart  unb  60m- 
mtneS  begrenjt  mirb.  2>urd)  ben  Erfolg  beS  2Ber= 
teS  »urbe  33.  1824  aHitglieb  ber  3l!abemie.  Rad? 
1830  biente  er  ber  3ulibonafttc  als  ©efanbter  in 
lurin  unb  Petersburg.  Seit  bem  Sturje  fiubroig 
PbiliOPS  jog  er  fid)  oom  Staatsleben  äurüd  unb  gab 
noeb  berauS :  «Histoire  de  la  Convention  nationale» 
(6  33be.,  ^Jar.  1851—53),  «Histoire  du  Directoire» 
(3  33be.,ebb.  1855),  «Le  Parlement  et  la  Fronde»(ebb. 
1859)  unb  Sammlungen  gefcbidjtUcber  unb  litterar. 
Slufiäfce.  33.  ftarb  21. Roo.  1866  auf  feinem  Scbloffe 
33.C$uö*e*$6me).  Sein  Gntel,  Glaubebe  33.,  gab 
«Souvenirs  du  Baron  deB.  1782—1866»  (33b.  1—7, 
%ax.  1890  —  99)  berauS.  —  33gl.  ©uijot,  Barante 
(in  ber  «Revue  des  Dcux  Mondes»,  3uül867); 
JJtoulin,  Notice  sur  M.  le  Baron  de  B.  oftar.  1867). 

Bar  antia  (fpr.  bdrranja),  ungar.  Komi  tat,  grenjt 
im  R.  an  Xolna,  im  D.  an  bie  2>onau  (Komitat 
33dcS=33obrog),  im  SB.  an  Somogp,  ift  im  S.  bureb 
bie  2>rau  oon  Kroatien  gefebieben  unb  toirb  oon 
ben  ÄuSläufern  ber  Stcirifcben  2llpcn  burebjogen 
(f.  Karte:  33oSnien  u.  f.  10.).  33.  ift  febr  fruchtbar 
unb  reid)  an  guten  Steinen  (berühmt  ber  33illdnper), 
an  Holj,  ©etreibe,  Cbft  unb  Jabaf.  2)aS  Klima  gc= 
ftattet  felbft  bie  Slnpflanjung  beS  5eigen=unb  DUoen' 
baumS.  3)ie  Sdjafs  unb  ScbrceincjuAt  mirb  im 
großen  2Jtafy'tabe  betrieben.  2aS  ÜJlineralreid)  lie= 
fert  auSgejeidjnetc  Stcinfoblcn  (namentlich  in  ber 
9läbe  oon  günffireben).  3J?armc  Ouellen  finben  fid) 
ju  Japolcja,  SillöS  unb  ^ärfdnp.  SaS  fiomitat  bat 


-  93orattcne 

5133,13  qkm,  (1890)  322285  6.,  barunter  168376 
Ragnoren,  112896  Tcutfcbe,  20129  Kroaten  unb 
16246 Serben;  berftonfeffion  nad)  finb  240423 Ra- 
tbolilen  (mit  einem  33ifcbof  in  5önf lireben),  13389 
©ried)ifcb=Crientalifcbe,  13740  fiutberifebe,  45170 
Reformierte  unb  8789 Israeliten.  Sil)  ber  KomitatS: 
bch6rbe  ift  rfünflireben  (f.  b.).  5)aS  Komitat  umfaßt 
bie  lonigl.^reiftabt  Jünftircfcen,  13  SRarttfleden, 
341  Dörfer  unb  84  puftten  unb  jerfällt  in  bie 
7  Stublbejirle :  33aranoaodr,  öegpbät,  OJtobdcS, 
Jünflircben,  93<c*odr,  SillöS  unb  Sjent^örincj. 
©araftngo,  f.  öirfebc. 

flBaräftticftomctcr  (grd).),  ein  oon  (5ulenburcj 
angegebenes  3nftrumeut  jur  Prüfung  beS  Srud« 
fmnS  ber  Jpaut. 
»orät  (türf.),  Siplom  (f.  33erat). 
®oratoria  (mittellat.),  Snfelname  in  3Jldrd)en; 
S3aratariabai,  33ufenim  fübßftl.  Steile  beS  norb- 
amerif.  Staates  Souifiana,  etwa  24  km  lang  unb 
1,3  km  breit. 

»Batä ttjr on  (b.  i.  äbgrunb),  im  alten  Htben  eine 
aufeerbalb  ber  Stabt  in  ber  91dbe  ber  »eftl.  Stabt* 
mauer  gelegene,  10—12  m  tiefe  ©rube,  in  roeldje  in 
älterer  3eit  jumJobe  oerurteilte  33erbrecber  lebenbtg 
binabgeftürjt,  fpäter  bie  Seieben  ber  Eingerichteten 
hineingeworfen  würben. 

®araticrt,  Crefte,  ital.  ©eneral,  geb.  13. 51oo. 
1841  in  Gonbino  (Sirol),  tämpfte  febon  1860  mit 
©aribalbi  in  Sicilien,  bann  1866  mit  ihm  in  Jirol 
unb  trat  hierauf  ins  ital.  öeer.  Qx  rourbe  1891 
©ouoerneur  oon  Grptbräa,  eroberte  bort  17.  3uli 
1894  Kaffala,  fdjlug  13. 3an.  1895  9laS  SKangafcha 
oon  $igre  bei  (Soatit,  16.  3an.  bei  Senafd  unb  be= 
fe&te  im  9)lärj  Jlbigrat.  mi  er  bie  oorrüdenben 
Scboanet  nad)  langer  Untbätigfeit  1.  SUtdrj  1896 
bei  9bua  angriff,  erlitt  er  eine  o&Uige  9lieber(age. 
33.  »urbe  fofort  jur  2)iSporition  geftellt,  aber  in  bem 
eingeleiteten  ^Jrojef»  hreigefprodjcn ,  »orauf  et  im 
2lug.l896  feinen  3lbfd)ieb  nabm.  Qx  fd)ricb:  «Me- 
morie  d'Africa»  (Jur.  1897). 

Baratterie  (ital.  baratterla,  « 33etrügerei » ) , 
in  ber  SeemannSfprache  jebe  unreblidje  ober  gefet»-- 
»ibrige  J&anblung  beS  Sd?ifferS  (Kapitäns)  ober 
ber  Sd)iffSmannfd?aft  jum  Schaben  für  ben  Sd)ins= 
ctgentümer  ober  SabungSintereffenten.  Jälle  ber 
33.  finb :  entmeieben  mit  bem  Sdjiffe,  öerbeifübrung 
beS  Untergangs  beS  Schiffs,  unnötige  3lb»eid)ung 
oon  ber  oorgefd)riebenen  Route  (f.  Seoiation),  eigen: 
mächtige  3>erjögerung  ber  Reife,  Hintergehung  ber 
3ollbehörben,  oorfählichcS2)urcbbrecben  einer  33lol= 
tabelinie  u.  a.  3)ie  83.  ift  inSbefonbere  für  bie  See« 
oerfteberung  (f.  b.)  oon  33ebeutung.  9tad)  bem  2)eut- 
fdjen  öanbelSgefe^bud)  2lrt.  824  (übereinftimmenb 
mit  §.  69  ber  Stilgemeinen  SceoerficberungSbebin- 
gungen  oon  1867)  haftet  ber  33crfid)erer  für  Un« 
reblid)tcit  unb  3Jerfd)ulben  einer  perfon  ber  Schiffe 
befafeung,  f  ofern  barauS  für  ben  oerjidjerten  ©egem 
ftanb  ein  Sd?aben  entftebt.  Sie  b»erauS  folgenbe 
Haftung  beS  33erficbererS  tritt  inbeffen  gegenüber 
bem  KaSfo-  unb  ^TacbtoerfKlherten  in  feltenern 
Aällen  ein  als  gegenüber  bem  ©üteroerfidjerten. 
sJiacb  engl.,  finlänb.,  nonoeg.,  bollänb.,  betg.  See« 
oerfidjerungSrecbt  »irb  ebenfalls  für  33.  gehaftet, 
Ȋbrenb  ber  f  ram.  Code  de  commerce  unb  baS  fpan. 
ÖanbelSgefeHbud)  bie  Haftung  beS  33erficbereTS  für 
33.  als  Reget  nicht  tennen.  $er  33egriff  ber  33.  im 
engl.  Recht  ift  im  »efentlichen  auf  bie  $älle  beS 
33etrugS,  »iffentlid)cr©cfeh»ibrigfeitunb  ftrafharer 
Raebläfftgfeit  befebränrt.  Säbrenb  im  franj.  Recht 


Digitized  by  Google 


Sarotteur  - 

bei  93egrijf  Dci  93.  meiitcn«  aU  ber  gleiche  wie  im 
beutfebeu  Sledjt  aufgefaßt  worben  ift,  fudbt  Gourcp 
i  «Questions  de  droit  maritime»,  tyax.  1879)mebr  bie 
engere  engl.  2luffafiung  be«  93egriff«  ber  93.  a(«  für 
ba«  frans.  SHecbt  geltenb  barjulegen.  93iele  Joanb 
hingen,  welcbe,  nenn  von  ber  Sebift«befajning  be 
gangen,  al«  93.  fid)  barftellen ,  fmb  con  bem  Seut= 
ieben  Strafgefe&bucb  mit  jum  2eil  febr  febweren 
3 trafen  bebrobt  (»ül.  §§.  901,  145,  265,  297,  305, 
306,  308,  323  be«  Strafgeicfcbucbe«). 

«ordttcur  (fpr.  -töl>r),  ©arenfälieber,  93etrügcr. 

©arättbanbcl  (com  ita(.  baratto,  abgeleitet 
au*  bem  grieeb.  prattein,  banbeln,  ©efdjäfte  treiben, 
Kniffe  gebraueben),  gleid>bebeutenb  mit  Saufd?-- 
b anbei;  er  begreift  biejenigen  ©efd)dfte,  bei  benen 
:föaren  ber  einen  SIrt  gegen  ffiaren  ber  anbern  obne 
.  | u b i  [f nui hno  be«  ©elbe«  au«getaufd>t  werben.  Uv 
iprünglieb  war  aller  Jöanbel  $aufd?banbel;  mit  ber 
liinfübrung  be«  ©elbeö  aber  börte  biefer  auf  unb 
voarb  jum  Kaufe.  Jaufdjgefcbdfte  tommen  neeb  im 
iierfebr  mit  uncicilifierten  SJölfern,  namentlich,  in 
ilfrifa  (fo  3.  33.  beim  Sllacenbanbcl)  cor,  bann 
j.  93.  im  Jöanbel  mit  benlungufen  am  untern  2lmur 
<93aummoUenseug  gegen  3obclfelle),  aber  cereinjelt 
aud?  noeb  bei  ben  gebilbetften  Nationen.  SDlan  ba* 
ratttert  ober  troquiert  bier cor^üglitb  foldje2lr= 
titel,  welcf  e  bie  fte  befi&enbe  gartet  weniger  gut  3u 
verwerten  weife  al*  bie  fte  im  Jaufcb  annebmenbe. 
v>dufig  einigt  man  fid)  babei  3undd?ft  Ober  einen 
(*Jelbprei«,  ju  welcbem  bie  iu  taufdjenben  Slrtitcl 
gefcfod&t  werben  follen,  fo  bap  bie  SBare  einer  jeben 
Partei  einen  gleiten  ©elbbetrag  reprdfentiert.  Sie: 
ie«  ©efdjäft  ift  eigentlich  ein  boppelter  Kauf.  6in 
^arattgefdjäft  liegt  aud)  bann  erft  cor,  wenn  3Wei 
,5abrifanten  nadj  einer  allgemeinen  SIbrebe  ftcb  ge= 
genicitig  ibre  ftabrifate  ju  einem  ju  firierenben  (bem 
üblidjen)  greife  liefern,  wie  fte  beren  bebürfen,  unb 
bemnäd?ft  wedjfelfeitig  abreebnen. 

«aratticren,  f.  93arattbanbcl. 

**ararr)nfftj,  Olewgenij  3lwramowitfd) ,  ruft, 
elegifcber  Siebter,  geb.  2.  SDiärj  (19.  ftebr.)  1800  im 
©oucernement  aambom,  biente  al«  Cffijier  in 
einem  finldnb.  «Regiment,  lebte  fpäter  auf  einem 
Sanbgute  bei  3Wo«tau  unb  ftarb  11. 3uli  (29.  §uni) 
1844  in  Neapel.  Gr  war  ein  tfreunb  ^ufcblin« 
unb  ein  SBerebrer  ©oetbe«.  Unter  feinen  Serien 
fmb  bercorjubeben  bie  ©ebid?te  «fie&ter  Job», 
"31uf  ben  Job  ©oetbe«»  unb  bie  gröfeern  Sid>= 
tungen  «C?ba»,  ein  Spiegelbilb  finldnb.  SBefen« 
unb  ber  grobartigen  finldnb.  ftatur,  «Ser  33all» 
unb  «Sie  Zigeunerin»,  ein  Sittengemdlbe  ber 
böbern  ruff.  ©efellfcbaft.  Seine  2öerfe  (4.  »ufl., 
Kafan  1885,  mit  ^Briefen  con  unb  biogr.  2Rittei= 
lungen  über  ibn  ;  v|>etcreb.  1894).  Seutfdje  Uber= 
ietjungen  con  93.«  ©ebiebten  in  ftiebler«  «SRuff. 
i>amab»  (2re*b.  1889). 

* ar öhj a  ( ® r ao a),  £>afenpla&  ber  SBenabirfüfte 
(3talienifd?:Somallanb)  in  Dftafrita,  unter  1°  7' 
fübl.  ®r.  unb  44°  4'  öftl.  2.  con  ©reenwid?,  bat 
etwa  4000  6.,  14  TOofdjeen,  reidjlicbe,  aber  jeftt 
niebt  geregelte  2öafferoerbdltnif)e  unb  ift  Wittels 
punlt  eine«  fidj  bebenben  Jöanbel«.  Sie  SBecölfcrung 
beftebt  au«  Somal,  Arabern  unb  Suaheli,  bie  mei|t 
in  Jöütten,  feltener  in  Steinl^dufern  wobnen  unb 
■flobenluttur  treiben.  ftebt  unter  ber  Jöerrfdjaft 
einer  Oligarchie  con  eingeborenen,  mit  einem  alle 
7  3abre  ju  wdblenbenüJielet  an  ber  Spifcc  unb  gehört 
feit  1891  jur  ttaL  Äolonie  (ftütbräa. 

Barl»  (lat.),  9art. 


■  23arbabo3  375 

iBarbacöuc  (frj.,  fpr.  -fafm),  f.  öarbafane. 

* a r b a cen a  ba  $1  a in b ti  (fpr. -feebna ba ramia), 
Stabt  im  braftl.  Staate  ÜDlina«  Oerae«,  in  1137  m 
JÖöbe,  nörblid?  con  bem  }um  ^*}arana  gebenben^Rio 
ba«  ORorte«,  au«  einer  §efuitenftation  bcrccr^c- 
gangen,  bat  etwa  3600  meift  weifte  iBewobner, 
Saljbanbel  unb  ift  bureb  (üfenbabn  mit  :>\  i  o  unb 
Duro  SBreto  unb  mit  Sao  3odo  bei  3iep  oerbunben. 

Barbacenia,  ^flan^engattung,  f.  33b.  17. 

ttarbacöa*,  Stabt  im  füblicbften  leile  be« 
Separt.  Sauca  ber  fübamerif.  Siepublit  6olum= 
bia,  linl«  am  SHio  Uatia,  unweit  ber  93alna  be 
Jumaco  be«  Stillen  SDcean«  in  golbreieber  ©egenb, 
bat  etwa  5500  Q. 

Oarbabo*  ober  SBarbaboc«  (fpr.  -be*bbob«), 
bie  Bftlicbfte  ber  kleinen  Antillen,  unter  13°  4' 
nörbl.  93r.  unb  59  37'  weftl.  2.  con  ©reenwieb, 
etwa  150  km  aufjerbalb  ber  gefdjloffenen  Dieibe 
bet  Snfeln  über  bem  2Binbe  gelegen,  gebört  ju  ber 
äufeern  flacfcen,  geologifcb  jungen  $one  ber  Antillen. 
Jertidre,  an  foffilen  ^abiolarien  reiebe  ÜHergel  unb 
flalfc  mit  bituminöfen  Duellen,  dbnlicb  wie  auf 
i vini tat,  fowie  quartdre  unb  jüngere  Korallen: 
falte  bauen  bie  ^nfe(  auf.  Saljqucllen  unb  Koblenz 
lager  lignitifeber  Srauntoblen  feblen  niebt.  33on 
Riffen  umgeben  fteigt  93.  terraffenförmig  au«  bem 
9Jteere  auf  ju  einer  ööbe  con  250  m,  über  ber 
ftcb  einzelne  ©ipfel  bi«  ;,u  354  m  erbeben,  3.  93. 
ber  Jöillabo.  Sa«  Klima  con  93.  ift  warm,  wirb 
aber  bureb  betrdcbtlicben  Siegenfall  gemäßigt,  ^m 
centralen  Jöocblanbe  fällt  jdbrlicb  160  cm  Siegen; 
ber  9iorboftpaffat  berrfebt  brei  93ierteljabre  binbureb, 
im  eierten  lommen  SBinbe  au«  S99).  unb  cor. 
Ser  93oben  ift  überau«  fruchtbar,  in  Heine  fav.u'llen 
geteilt  unb  faft  collftdnbig  in  3(u«nuttung.  93efon= 
ber«  Sudenobr  gebeibt  oortrefflid),  ift  aber  in  ben 
legten  So^en  con  einer  KTanlljeit  beimgefuebt, 
ferner  93aummoUe,  Jabaf,  Äaffee,  Sn^iflo»  »rrow-- 
iHoot,  Hnollengewdcbfe,  wie  93atate  unb  ?)am«,  aber 
nurwenig©etreibe(!5tai«).  Sie23olf#bicfrteiftbaber 
groft  (455  auf  1  qkm).  ndmlitb  (1891)  182  306  ( 1898 
etwa  190000)  C.  auf  430  qkm;  barunter  lO^roj. 
39einc,  25  ^ro3.  3Jlifd)linge,  65  ^03.  Steger.  Ser 
Söert  ber  »u«fubr  betrug  1898:  769231  vHfb.  St., 
ber  ber  6tnful?r  1058855  ffifb.  St.  Sie  öffentlidje 
Sd?ulb  ift  bureb  Änfauf  ber  sBafferwerfe  auf  414000 
"l:fc.  St.  angelaufen.  Sen  ßinnabmen  con  (1898) 
182582  ftanben  «umgaben  con  175319  ?Jfb.  St. 
gegenüber.  Sie  175  ßlementarfdmlen  würben  im 
Surdjfebnitt  con  14734  Äinbern  befuebt.  1898  be= 
ftanben  38,6  km  Cifenbabnen  auf  ber  3nfel.  Sie 
feite  Jöauptftabt  93ribgetown  an  ber  93ai  con 
6arli«lc,  auf  ber  Sübwejtfeite  ber  $n\d,  ift  Sit» 
be«  ©oucernement«  93.,  eine«  anglüan.  33ü(bof «,  be« 
au«  9  con  ber  Krone  ernannten  SDiitgliebern  be* 
ftebenben  gefe^gebenben  9)at«  unb  be«  com  93olt  ge- 
wdblten^arlament«(24aJtitglieber),battiliferbebal?n 
unb (1891)  21 001  Q.  9(5rblieber  liegt  Speigbt«' 
town  mit  1500  6.,  3»«  Haftellen  unb  5Keebe;  auf 
ber  Dftlüfte  Codrington  Colleee,  ba«  wiebtigfte  Qx- 
«ebung«inftitut  3Beftinbien«.  2Iud?  befinben  fid)  auf 
93.  oier  Stationen  ber  93rübergemeine.  (5.  Karte: 
Slntillen.) 

3um  erftenmal  wirb  93. 1518  erwd^nt  unb  wäl): 
renb  be«  17.  Sabrb.  con  ^Jortugieien  befuebt  unb 
benannt,  bie  erfte  regelmäßige  Slnfiebelung^ erfolgte 
erft  1625  burd)  engl.  Abenteurer  unter  banltion 
eine«  con  ^atob  I-  an  ben  >>cv;ea  con  lUarlborougb 
au«geftelltcn  patent«.  9tad?  3<ilob«  L  Jobe  gelang 


Digitized  by  Google 


376  ©arbaboäbein 

e$  tem  Herjoge  von  Garlidle,  an  ten  SWarlborougl? 
bie  Jnfel  1627  vertauft  batte,  von  Jtarl  L  ein  patent 
auf  alle  Antillen  ju  erbalten.  Slm  17.  3an.  1652 
mürben  bie  ^nfeln  für  bie  brit.  tfronc  in  SBcfih  ge* 
uommen.  Settber£bronbefteigungftarl3II.,melcber 
ben  Antillen  eine  (Sbarte  getrdbrte,  jugleicb  aber 
eine  erft  1838  aufgehobene  brüdenbe  Abgabe  auf 
bie  AuSfubr  legte,  begann  auf  SB.  eine  enblofe  SRctbe 
innerer  Ädmpfe  jmif  d?en  ben  (Gouverneuren  unb  bem 
Parlament,  Hier.w  gefeilten  ficbgro&eSBerroüitungcn 
burd?  Orfane,  mte  1675  unb  1694,  unb  ba$  (Selbe 
lieber  (1692),  rooburd?  ber  SBoblitanb  ber  Äolonie 
febmer  gefd? dbigt  würbe.  2)  od?  trugen  biefe  ©efabren 
unb  SBefduoerben  auch  viel  baju  bei,  bie  SÖolfäeigen: 
tümlicmeit  ju  entmidcln.  Seit  bem  18.  3  a  k h  nal?m 
im  allgemeinen  bie  SBcbeutung  ber  Äolonie  ju,  wenn 
aucbmieberbolteDrrane  (namentlich  1780  unb  1781), 
ßrbbeben  unb  S  Ilavenauf  ftänbe  fte  beimfuebten  unb 
bie  plöfclicbe  ftreilaffung  ber  Silasen  (1834)  einen 
jeitmeiligen  SHüdgang  verursachte.  3e&t  ift  95.  baä 
Hauptquartier  ber  europ.  Gruppen  Öritifd)=2Deft= 
inbienS  mit  einer  ©arnifon  von  32  Dffijieren  unb 
8159Jtann.—  SJgl.  Scbomburgf,  The  history  of  B. 
(fionb.1848);  «©lobuS»,  9b.60(S3raunfcbm.  1891); 
ftrafer,  B.  Directory  (SBarbaboS  1898). 

fBarbabodbetit,  foviel  mie  GleppantiafiS  (f.  b.). 

üParbäboc*  -Surncanc,  f.  Hurricane. 

Barba  Jovis,  ^flanjenart,  f.  Sempervivum. 

f&avbüt ane f  SSarbigan  (franj.  barbacane, 
aus  bem  Arabischen),  ein  vor  ben  Igoren  mittel: 
alterlicber  Stdbte  gelegenes  SBormert. 

Barbar  (grd?.),  bei  ben  ©riechen  urfprünglid? 
jeber,  ber  nicht  grieebifeb  rebete,  alf o  ein  SluSldnber. 
Seit  ben  ^erferrriegen  erhielt  baS  ÜBort  ben  Dicben- 
begriff  bes  Ungebitbeten,  iHoben,  ©raufamen,  ben 
c3  nod?  je M  einfcbliefet.  2ttö  grieeb.  Sprache  unb 
Sitte  bei  ben  Stomern  beimtfeb  mürben,  namentlich 
feit  ben  3"ten  be->  AuguftuS,  nannten  aud)  bie 
iHömer  alle  SBölfer,  benen  gried?.  unb  röm.  SBilbung 
uod)  mangelte,  SB.,  befonberS  bie  ©ermanen. 

©arbora,bieHeilige,  mürbe  nad?  ber  Öegenbe  um 
240  ju  ÜRitomebien  in  £Bitl?pnien  ober  306  ju  >>clie= 
polis  in  ägppten  »regen  ibreS  SBefenntniffcS  jum 
(Sbriftentum  nach  graufamen  SÄartcrn  t»on  ib.rem 
eigenen  SBater  2>io3fur  enthauptet.  2)erSöatermurbe 
unmittelbar  naebber Dom  SBlitt  erfcblagen.  I e$ iv.lb 
mirb  bie  fettige  SB.  bei  ©emittern  angerufen;  aud) 
ift  fte  bie  Scbutjbeiltge  ber  Slrtilleriften,  2öaffen= 
fd?miebe  unb  Bergleute;  auf  franj.  ÄriegSfcbitfen 
Ivif;:  bie  ^Julverlammer  nod?  i  eist  Sainte  -  Barbe. 
Sie  bilbenbe  ftunft  giebt  ibr  ai*  Hauptfpmbol  ben 
Held)  in  bie  J&cmb,  aber  auch  ba$  Stbmert  unb  einen 
©efdngniSturm.  ©cbdd?tni$tag  ber  SB.  üt  ber  4.  $ej. 
—  SBgl.  ^cinc,  St.  SB.  unb  ibre  $>aritellung  in  ber 
ßunft  (Cpj.  1896). 

SB.  beifet  aud?  ber  234.  SManctoib. 

©arböreOi,  ©iorgio,  ital.  2Raler,  f  ©iorgione. 

«arbareären,  f.  SBcrberei. 

©arbdrt,  3acopo  be\  in  Seutfcblanb  3a lob 
28ald?  (b.  \).  ber  roelfcbe  %alob)  genannt,  venet. 
ÜJlaler,  geb.  um  bie  Glitte  be*  15. 3abrb.,  mar  in 
SBenebig  bii  1500  tbätig,  1503  unb  1505  in  ©itten* 
berg,  1504  in  Dürnberg,  »o  er  auf  2)ürer  trotj  ber 
^erfd)iebenbeit  feiner  Äunft  einen  beftimmenben 
(^influfe  ausübte,  namentlich  in  SBejug  auf  ba$  Stu» 
bium  ber  Slntife.  3?on  Dürnberg  ging  SB.  nad?  ben 
Stieberlanben,  mo  er  ald  Hofmaler  ber  Grjberjogin 
Margareta  oor  1515  ju  Sörüffel  ftarb.  Cinjclne 
feiner  SBilber  fieht  man  in  ben  ©alerien  ju  SBerlin, 


—  Sarbaftro 

Weimar,  SDre^ben.  ©in  forgfdltig  burd)gefübrte$ 
SriUlcben  (1504),  vielleicht  bie  dltefte  3>arfteliung 
berart  in  ber  neuern  Äunft,  ift  in  ber  Slugsburger 
Sammlung.  Seine  ©emälbe  unb  fiupferfticbe  tragen 
meift  aU  Reichen  einen  3Jler!urftab,  me^balb  er  ale 
«SRnftn  mit  bem  ßabuceuS»  betannt  ift. 

lyarbari^muc,  ein  Slu^brud,  ber  au«  einer 
OTunbart  ober  fremben  Sprache  ungerechtfertigter* 
meife  in  bie  Schriftsprache,  befonberd  in  bog  Ilaf- 
Hl'cbe  ©riechifd)  ober  Sateinifcb,  berübergenommen 
ift;  bann  überhaupt  ein  fpracbrcibriger  Stu^brud. 

'^arbaro,  jyraneegeo,  ital.  ©elebrter  unb 
Staatsmann,  geb.  1398  in  SBenebig,  früt)  mit  ber  lat. 
Sprache,  bureb  ©uarino  von  SBerona  aud)  mit  bei 
grieebiieben  grünblicfa  ©ertraut,  be^anbelteid)onl41ö 
in  bem  ©erfe  «De  re  uxoria  libri  II»  ("^ar.  1513; 
Slmfterb.  1639)  moralifierenb  in  fliefeenbem  fiatein 
bie  »nfichten  ber  Alten  über  bie  ©be.  Seit  1418 
Senator  feiner  SBaterftabt,  mar  er  fortan  beftdnbig 
al$  ^obeftä  ober  ©efanbter  tbdtig.  9tuhm  erroarb 
erl437burd)SSrcfcia$SBerteibigung  geaen  ben  Her« 
}og  von  sJlailanb.  <$x  jtarb  1454  ju  $enebig  al§ 
itrofurator  von  San  SWarco.  SB.  beförberte  nacb 
iiraften  bie  bumani|'tifcben  Stubien.  Seine  SBriefe 
(l)g.  von  Cuirini,  2  SBbe.,  SBriren  1741—13;  Sab= 
babini,  Cento  trenta  lettere  inedite  di  F.  B.,  Sa» 
lerno  1884)  ftnb  aud?  beS  polit.  3nbalt$  »egen  mi*' 
tig.— SBgl.  Duirini,  Diatriba  praeliminaris  ad  F.  B. 
epistolas  (Öriren  1741);  Slgoftini,  Scrittori  Vene- 
ziani,  S3h.  2  ($eneb.  1752). 

«arbaroff«  (ital.,  «Notbart»)  SBeiname  be3 
Äaifer«  ^riebrid)  L  (f.  b.). 

'■öa r  bar  o  ff  a,  Seerduber  unb  Herrfcher  inSllgier, 
f.  Horul  unb  (£bcir  ebbin. 

©arbttroffoljbblc,  f.  ^alfcnburger  Höble. 

Barbara ur.  (fpr.  -rub),  Gbarle3  %ean  Sparte, 
franj.  Nevolutiondr,  geb.  6.  ÜDlärj  1767  ju  SWarf  etile, 
rcurbe  bort  Slbootat  unb  gab  im  SBcginn  ber  5Hevo» 
lutton  bad  Minimal  al/Observatear  marseillais» 
heraus,  ba3  jum  Äuffchmung  ber  SBemegung  in 
ÜJtarfeille  mdeptig  beitrug.  Sßon  ber  Stabtgemeinbe 
jum  Setretdr  errodblt,  uermaltete  er  fein  Vlmt  mit 
grofeer Hingebung.  5lad?bem  bie  itonftituierenbe  9ta* 
tionalDerfammlung  jufammengetreten  mar,  mürbe 
er  1791  ali  Slgent  ber  ÜJtarfeiller  nad?  ^Sari*  ge* 
fd?idt,  mo  er  gegen  ben  Hof  auftrat  unb  fid?  fpdter 
bem  in  Ungnabe  gefallenen  2)linifter  9lolanb  an-- 
fchloft.  9iaa?  bem  Sturm  auf  bie  Juilerien  10. 3lug. 
1792  ging  er  in  feine  Sßaterftabt  jurüd,  mo  er  balb 
barauf  in  ben  Content  gemdblt  mürbe.  Tort  bielt 
er  ficb  ju  ben  ©ironbiften  unb  ftimmte  im  s4>ro;effe 
beS  Hönig«  für  bcn  Job  mit  SBerufung  an  ba*  SBolt. 
5)a  er  ficb  ber  Partei  OTaratS  unb  iHobeSpierre* 
miberjehte,  mürbe  er  al*  Slopalift  unb  Jveinb  ber  SRe» 
publit  31.  sJWai  1793  ebenfaU«  gedchtet.  9tad)  Idn« 
germ  Umberirren  ergriffen  unb  vor  ba$  5Heoolution#= 
gcrid?t  nach  SBorbeaur  gebracht,  mürbe  er  verurteilt 
unb  25.  3«ni  1794  guillotiniert.  SSon  feinen  *Dte- 
moiren  bat  1822  fein  Sot?n  eine  unoollftdnbige 
SluSgabe  oeranftaltet;  1866  mürben  von  Sauban 
roiebttge  Nachträge  veröffentlicht. 

SBarbaftro,  SBcjirtSftabt  (ßiubab)  in  ber  fpan. 
^rooinj  HueSca,  in  Aragonien,  45  km  oftfübb'tlid? 
üonHue&ca,red?t«amSBerounfcmvonbcffen  3u  am= 
menPufi  mit  bem  Ginca  unb  an  ber  Gifenbabn  inie 
Selgua^SB.  (20 km),  in  fruchtbarer,  an  ©drten  unbßl= 
pflanjungen  reieber  ©egenb,  mar  Si&  eine»  SBifchofs, 
bat  (1897)  7194  (*.,  ^Joft  unb  Selegrapb,  eine  fd?6ne 
jfat beträte  mit  ©cmdlten  von  ?lntonio  ©alceron; 


Digitized  by  Google 


Sarbateüt  —  Sarbera,  &. 


377 


(Serbereien.  Sei  33.  fanb  2.  3uni  1837  ein  bim 
tiper  unentfd)iebener  3ufammenfto&  amifcbcn  Äar-- 
linen  unb  iHegierungdtnippcn  ftatt. 

©arbaielli,  ital.  analer,  f.  SJoccetti. 

©ar  botitnao,  9Unbc  sweier  gu  ben  HJlimofaceen 
aebörenber  braftl.  33dumc,  bient  wegen  it^red  reichen 
©erbfäuregebalted  al*  abfrringierenbed  Heilmittel. 

Barbatus  (lat.),  bärtig,  ber  33ärtige. 

iBarbatuc«,  SJucbbruder,  f.  &an,  Ulrich. 

«nrbaulb  (for. -bbb  ober  bärbablb),  2lnna£e= 
titia,  geborene  Silin,  engl.  Scbriftftellerin,  geb. 
20.  tyrni  1743  ju  flibw»rtb=6arcourt  in  Seicetfer, 
veröffentlichte  (vonb.  1773)  ftarl  religiöd  gefärbte 
<i Poems»,  bie  »iel  33eifall  fanben,  ebenfo  wie  bie  mit 
intern  33ruber  »erfaßten  «Miscellaneous  pieces  in 
prose»  (ebb.  1773).  1774  beiratete  fte  Wocbcmont  33., 
25iffentergetftlicben  ju  3$algra»e  in  Suffolt,  unb  be- 
grünbete  mit  ihm  eine  93enftondfcbule,  wad  fte  jur 
öeraudgabe  jablreicber  3ugenbfcbriften  führte.  So 
»erfafote  fie  1775  «Derotional  pieces»  aud  Stoffen 
ber  ^fatrnen  unb  bed  33ucbed  &iob,  bann  «Hymns 
in  prose  for  children»,  in  (*nglanb  oft  gebrudt,  aud) 
niel  überfefct  (j.  93.  italienifcb,  fionb.  1830;  fpanifcb, 
ebb.  1827;  franjöfifcb,  ebb.  1828;  beutfcb  »onSolo* 
ttricj,  33romb.  1869);  bierauf  «Early  lessons».  Sie 
Harb  9.  ÜDlärj  1825.  Ghrmäbnung  »erbienen  nocb  bie 
poet.Gpiftel  an2Bilbcrforce«On  the  rejection  of  the 
bill  for  abolishing  the  slare-trade»  (fionb.  1791) 
unb  bie  polit.  Che  «Eighteen  hundrcd  and  cleven» 
(ebb.  1811).  Sie  peröffentlicbte  ben  audgewäblten 
33riefwecbfel  SRicbarbfond  (1804)  mit  einer  33io= 
grapbie  unb  eine  Sludgabe  ber  «British  novelists» 
(50  33bc.,  2onb.  1810).  Sbren  poet.  Schöpfungen 
fehlen  ©ebantentiefe  unb  Äraft  bed  9tudbrudd, 
aber  fte  ftnb  einfach  empfunbcn  unb  nicbt  ohne 
Scbwung.  3br  geben  befcbrieb  ibre Webte  SucpStiün 
(f.  b.),  bie  aueb  1826  aud  bem  SRadjlab  A  legaey 
for  young  ladies»  bruden  lieb ,  in  ber  ©efamtaud* 
gäbe  ber  «Poetical  works,  correspondence  and 
other  prose  pieces  of  A.  L.  B.»  (2  93be.,  £onb. 
1825);  eine  Sludmabl  ibter  Schriften  erfduen  als 
«The  feroale  Speaker»  (ehb.  1811).  —  Sgl.  2e  33re* 
ton,  Memoir  of  Mrs.  B.,  including  letters  and 
notices  of  her  family  and  friends  (2onb.  1874); 
(*Uid,  Life  and  letters  of  Anna  Letitia  B.  (1874); 
URurcfc,  Mrs.  B.  and  her  contemporaries  (2onb. 
1877);  Ulrd.JRitcbie,  AbookofSibyls,  I  (ebb.  1883). 
^JBatfce  (frj.,  eigentlich  «93art»),  Streif  »on 
Spieen  in  grauenbauben,  «yrauenpüten  u.  bgl., 
aueb  £>aldfchmud  für  grauen.  —  3n  ber  Äupf  er= 
ft  e  cb  c  r  f  u  n  ft  ber  unebene  JHanb  ( ©  r  a  t ) ,  ber  burdb 
bie  Arbeit  mit  bem  Stichel  unb  ber  Wabel  entftebt  unb 
burd?  bad  Sdjabeiien  weggenommen  werben  mufe. 

©ötbe  (b.  b.  Dbeim,  ÜJteifter),  Warne  für  bie 
Sjorftebcr  ber  franj.  •  walbenftfcben  ©emeinben  im 
15.  Jabrb. 

©arbe(Barbus),©attungberScbIunbblafenfiiche 
aud  ber  ftamilie  ber  Äarpfen  (f.  b.),  bie  burd)  jmei 
bid  »ier  33artfäben  am  Cberfiefer  unb  bie  faft  gleich: 
lange,  »oenig  audgebebnte  iHüden*  unb  Slfterfloffc 
gefennjeiebnet  ift,  »on  benen  bie  erftere  mit  einem 
uarten,  am  öintergrunbe  gejäbnten  »orbern  Stachel! 
ftrahloerfebenift.  SieScblunbjäbneftnbfegelförmig 
am  Gnbe  gefrümmt  unb  ftehen  in  brei  Sieiben;  bie 
Scbmimmblafe  ift  grofs  unb  geteilt.  SBon  biefer  ©at: 
tung  finben  ftcb  an  200  Slrten  in  ben  beiden  unb  ge-- 
mäfeigten  teilen  ber  Sllten  2Belt,  bie  meiften  in  3n= 
bien,  bagegen  tommt  in  Seutfcfalanb,  grantreieb  unb 
(Jnglanb  nur  eine  Slrt  bnrfelben  por,  bie  ^lubj 


bar be  (Barbus  duviatilis  Agass.,  Barbus  vulgaris 
Flem. ;  f .  Safel :  %  i  f  cb  e  I,  ft<g-  8),  bie  in  ben  meiften 
fteinigen  Slüffen  be«  mittlem  (SuropaS  als  oor= 
roiegenb  nächtlicher  ©runbfifdj  lebt  unb  fid)  burd? 
ben  norftehenben  Dbertiefer  unb  roulftige  Sippen 
audjeiebnet.  3br  Äörper  ift  fd?mal,  geftreeft,  olinen= 
grün,  an  ben  Seiten  grüngelb,  bie  Seitenlinie 
febroarj  punttiert,  ber  Scbmanj  gabelig.  Sie  roirb 
40—70  cm  lang  unb  1—12,  ja  24  s$fb.  f  ebtoer,  roäctjft 
febrted ,  wirb  im  britten  $abr  f ortpflan3ung*f dhig 
unb  laicht  im  2Jlai  unb  3uni.  3"  fcblammigen.  ganj 
offenen  Seichen  gebeibt  fie  nicht.  Sie  gräbt  f»cb  gern 
in  ben  ÜBoben  ein  unb  lebt  in  Raufen  gefellig.  Um  fte 
an  ber  Slngel  |tt  fangen,  roirb  fte  mit  Sßürmern  ober 
febr  fleinen  mfa^CR  gelöbert;  »o  fte,  roie  j.  33.  im 
Obenhein,  {ehr  häufig  ift,  fängt  man  fte  mit  Wethen. 
3bt  (jleifd)  tft  meip ,  weich ,  aber  »oller  ©räten  unb 
nicht  eben  gefchäht,  gilt  aber  für  leicht  »erbaulich.  3)ie 
fcbmadbafteftenSB.foll  bie SEBefer liefern.  3)er5Hogen 
ift,  roenigften«  ju  geroiffen  Reiten,  febäblidb,  inbem 
er  bie  fog.  S3arbencholera  (f.  ^ifebgift)  beroorruft. 

über  bie  3)teerbarben  f.  b. 

Q3arbe(fpr.barb;  aud  bem  lat.  Barbara),  ^elfen- 
infel  in  ber  Saöne,  im  franj.  S)epart.  9ihöne,  3  km 
nbrblid)  »on  Spon  unb  Sieblingdaufenthalt  ber  93e 
wohner  biefer  Stabt,  ift  560  m  lang  unb  125mbreit, 
trägt  jroiidjen  rcilben  tjelfenmaffen  bie  5Ruinen  einer 
33urg  mit  altem  Xurme,  bie  ftarl  b.  ©r.  für  ftcb 
bauen  lieft.  Qx  legte  barin  bie  erfte,  fpäter  ald 
Librairie  de  Charlemagne  febr  berühmte  iBibliotbet 
an.  Suf  ber  3nfel  befanb  ftcb  aud)  eine  2lbtet,  bie, 
ebenfo  roie  bie  93ibliotbel,  1562  »on  ben  Gal»i= 
niften  »erbrannt  rourbe. 

^arbebiettne  (fpr.-bie*nn),  ^erb.,  franj.  33ronje= 
»arenfabrilant,  begrünbete  1838  in  ^jarid  feine  ^a: 
brit,  bte  rc chl  bie  erfte  ihrer  Slrt  in  Europa  ift.  Sie 
toibmete  ftcb  indbefonbere  ber  »ertleinerten  2ßieber= 
gäbe  plaftifcber  Wunftroerte,  rooju  bad  93erf obren 
»om  Slffocie"  SIchille  (Sollad  erfunben  rourbe.  So 
würben  über  1000  ©egenftänbe  aud  ben  europ. 
SDtufeen  in  33ronje  »ertleinert,  ebenfo  auch  »tele 
moberne  ©egenftänbe.  5)ie  §abril  pflegt  nidjt  blofe 
bad  figürliche  ©enre,  fonbern  aud?  Drnamentaled, 
©egenftänbe  bed  ©ebrauchd  unb  bed  fiurud  »um 
Schmudber3Uohnungen.  ©ereitd  1870  befebäftigte 
fte  mehr  ald  300  Arbeiter.  93.  ftarb  21.  anärj  1892 
in  ^arid. 

iBorbencbolera,  f.  fttfebgift. 

SBorbcra,  ^erlagdbuchhanblung  mit  33ucb- 
bruderei  unb  93uchbinberei  in  tjlomtj,  im  93cfth 
»on  ^icro  33.  unb  fiuigi  33.  Sie  würbe  1854 
»on  bem SSater  berfelben,  0afparb33.,  geb.  1818 
in  Jurin,  im  93erein  mit  ben  beiben  Sirübern  93en= 
iamin  unb  (Söleftin  33iand)i  gegrünbet  unb  trug  bid 
jum  Sudtritt  ber  le&tern,  1859,  bie  ftirma  «Sar^ 
bera,  33iand)i  &  6o.».  hierauf  war  33.  bid  &u 
feinem  Jobe  (13.  ÜWärj  1880)  alleiniger  33efiser. 
$on  ihm  erfebienen  «Memorie  di  uno  editore» 
Oylor.  1883).  Much  ^Jiero  33.  febrieb  biftor. Off apd, 
namentlich  über  ältere  ital.  S3ucbbruder  unb  S$er= 
leger.  3)ie  93ucbbinberei  würbe  »on  ben  Söhnen 
errichtet.  $er  3Jerlag  umfaßt  Schulbücher,  biftor., 
jurift.  Söerfe,  feinere  Unterhaltungd»  unb  belletri' 
ftifebe  Sitteratur,  Jertaudgaben  ital.  Hlafftlcr  (na= 
mentlich  in  ber  beliebten  «Collezione  Diamante», 
für  bie  befonbere  JRegale,  Scbränfchen  unbÄäftcben 
geliefert  werben),  tritifebe  Sludgaben  berfelben,  bie 
u  Piccola  Biblioteca  del  Popolo  Italiano»  ( 1886 
—91  39  Wummern),  mit  Beiträgen  ber  ber»or= 


Digitized  by  Google 


378 


Söarbcrini  —  Söarbelj  b'Slureüißij 


ragenbften  ital.  Sdjriftfteller  ber  ©cgenwart  u.  a. 
Da«  6au«  bat  1  ®ai-,  1 Dampfmafdnnc,  10  ^wf' 
fen,  12  33ucbbinbermafchinen  unb  80—90  befcbäf= 
tigte  93erfonen. 

©orber  ini,röm.5örftcnflefcbtcd)t.  Sic  93.  biefeen 
urfprünglicb  £anf  ani  unb  nannten  fnb  na*  ihrem 
i&eimat«ort  33arberino  in  2o«cana,  oon  wo  fie  früb 
nach  gloreng  überfiebelten.  Den  ©lan-,  be«  öaufc« 
begrünbete  ßarlo  sJJtaffeo  93.,  geb.  1568,  ber  all 
Urban  VIII.  (f.  b.)  28.  Stufl.  1G23  ben  päpftl. 
Sturmi  beftieg;  biefer  oerlieh  ber  gamilie  ben  gür= 
ftentitel  unb  mehrere  öergoatümer.  Der  9>eriucb 
bct  93.,  im  Äricge  um  Gaftro  (1641—44)  ben 
garnefe  oon  ^Jarma  bie  ßergogtümer  Gaftro  unb 
:Honciglione  gu  entreißen,  war  ebne  (Srfolfl ;  bafür 
hielten  fie  ficb  bureb  Gntfrembuna  unerhörter  Sum= 
men  fcbablo«.  Sieben  ben  33org6efc  würben  fie  fo 
ba«  reiebfte  ber  Dielen  päpftl.  9kpotengefcbled)ter. 
93on  ^nnoceng  X.  nur  SRecbenfcbaft  gegogen,  flücbte= 
ten  fte  guerft  nacb  Avantrcicb  unb  ocritänbigten  ficb 
bann  mit  ber  Schwägerin  be«  9Japfte«,  ber  Donna 
Olimpia  aJlaibaldnni ,  welche  gegen  eine  Slbfim 
bungsfumme  fie  im  33efi«  ibreä  Staube«  liefe.  ^ßapft 
Urban«  VIII.  93ruber  Carlo  hatte  brei  Söhne: 
grance«co  (geb.  1597,  Äarbinal  feit  1623,  geft. 
1679)  leitete  unter  Urban  bie  SReßieruna  bei  Äir= 
d?enftaate«  unb  bie  duftere  93olitit  unb  ift  33egrünber 
ber  berühmten  93ibliotbcf,  bie  noch  Kht  treti  man: 
d>er  93erlufte  bie  rei<bfte  tyrioatfammlung  9*om«  ift. 
Den  »weiten  Sohn  jabbeo  (geft.  1647,  ©emabl 
ber  Slnna  (Solonna  ^Balliano)  ernannte  ber  ^apft 
jum  93räfeHcn  oon  SRom  unb  nach  bem  3lu«fterben 
ber  föooere  1631  jum  Jöerjoß  oon  Urbino.  Der 
jünßfte  ber  brei  93rfibcr,  Antonio  53.,  ßeb.  1608, 
aeft.  1671  gu  91emi,  Würbe  1628  Äarbinal  unb  1657 
Grjbifdjof  oon  Sieim«.  Durch  ihn  (amen  auch  bie 
©üter  ber  röm.  Sinie  granßipani  all  (Srbfcbaft  an 
ba«  $>au«  93.  —  Jabbeo«  sJM*fommenfchaft  er= 
(ofeh  1738  im  ÜRann«ftamme;  ihr  IRame  unb  Grbc 
ßinß  über  auf  ©iulio  Gefare  Golenna,  ben  Sobn 
einer  33.,  Stifter  ber  G  olonna=93arb  er  ini,  welche 
Öinie  mit  Don  Gnrico  Golonna=93arberini,  »vürft 
oon  93aleftrina  (ßeb.  26.  ORärg  1823),  18.  gebr. 
1889  im  ÜÜtannsftamme  erlofch.  Demfelben  3weiß 
gehört  auch  ber  gürft  93.  an,  ber  mit  Gaftracane 
unb  SHoberti  9Ritglieb  ber  burdj  $iu«  IX.  oon  ©acta 
au«  emanntenpdpftl.  IRegierungglommiffion  war.  — 
93ßl.  33rofcb,  ©efebiebte  be«  Äircbenftaate«  (2  93be., 
©otba  1878  u.  1882);  31.  oon  Dteumont,  93eitrdge 
jur  ital.  ©efchichte,  93b.  5  (93erl.  1857). 

Slujjcr  bem  reigenben  fianbftfc  jwifchen  Mlbano 
unb  Gaftel  ©anbolf  o,  welcher  bie  ßrofjartiaen  krüm- 
mer ber  93illa  Domitian«  in  ficb  (cblic&t,  befi&en  bie 
Golonna  =  93arberim  ben  unter  $apft  Urban  VITJ. 
oon  ben  Hrcbitelten  3Raberna,  93orromini  unb 
93ernini  erbauten  93alaft  93.,  nach  bem  oattfant= 
feben  ben  aröfeten  in  SRom.  $n  einem  3?ebenßebdube 
befanb  ficb,  Shonoalbfend  flünftlermerlftatt.  Da« 
Sedenflemälbe  im  fiauptfaale  be«  95alafte«  ift  be« 
vUietro  ba  Gortona  befte«2Bert.  Die  ©alerie  enthält 
reiche  Äunftfd-dhe ,  unter  anberm  Slaffael«  ftorna= 
rina,  bie  anßebliche  93eatrice  Gcnci,  ben  beil.  Änbrea 
(Sorftni  oon  ©uibo  9leni  unb  ba«  7.  Slpril  1655 
im  ©runbe  bc«  9ialafte«  aufßefunbene  alte  ©e= 
mdlbe  be«  perfonifijterten  SRom«;  manche«  9Berts 
volle  ift  jeboch  in«  Sluslanb  oerfauft  loorben:  fo 
ber  33arberinifche  gaun  (f. Safel:  ©riechifche 
Äunft  III,  5)  in  bie  ÜÜlüncbener  ©Ipptothet, 
bie  ^ortlanboafe  (f.  b.)  in«  99ritifcbe  OTufeum. 


©arbcnniUöic,  f.  ^ortlanboafe. 

«arbertou,  Stabt  im  Diftrilt  fipbenburß  ber 
Sübafrilanif  chen  Stepublit,  nahe  ber  92orbßrenje  oon 
Smaftlanb,  tn  ßebiraißer,  fehr  unaefunber  ©eßenb 
ßeleaen  (850  m  ü.  b.  ÜR.).  3n  ber  9tdhe  befinben  fid? 
bie  De  Äaap=©olbfelber,  oon  bem  beutidjen  9ieifen= 
ben  ÜRaud?  1870  entbedt,  aber  erft  1877  in  &nßrift 
genommen,  ©rabam  93arber  grünbete  bie  Stabt 
93.  1885,  bie  1888  an  4000  ©.  jdblte.  5iach  Qv- 
fcbliefiung  ber  ©olbfelber  am  2Bittoater«ranb  oerloc 
93.  febr  an3ugfraft.  93.  befi^t  jeftt  eine  3toctgbabn, 
aulgebenb  oon  ber  Station  lUooini  ber  Delagoa- 
^retoria^ifenbabn. 

iBarbeä  (fpr.  -bdh),  SIrmanb,  franj.  91eoolutio= 
ndr,  geb.  18.  Sept.  1809  auf  ©uabeloupe,  ftubierte 
in  9)ari«  bie  fechte  unb  geriet  hier  in  ba«  treiben 
ber  geheimen  ©efellfdjaf ten.  <§x  nahm  an  allen  93er: 
fchwörungen  gegen  Subioig  Philipp  teil,  warb  al« 
Slnftifter  unb  Anführer  be«  3nfurrettion«oerfud>« 
oom  12.  ÜRat  1839  oon  ber  93air«tammer  gum  ^obe 
oerurteilt  unb  nur  auf  gürbitten  be«  .fterjog«  oon 
Orle*an«  unb  93ictor  $ugo«  oom  Itönig  ;u  leben«: 
länglicher  \\ift  begnabigt,  au«  ber  ihn  erft  bie  .sc-- 
bruarreoolution  1848  befreite.  93.  würbe  ©ouoer: 
neur  be«  Negierung«palafte«,  Cberft  ber  12.  Segion 
ber  ^arifer  vlationalgarbe  unb  ätbgeorbneter  in  ber 
Äonftituierenben  i^erfammlung.  m  beteiligte  ftcb 
15. 3Rat  1848  an  bem  Attentat  gegen  bie  National; 
oerfammlung,  würbe  oerbaftet,  ;u  lebenslänglicher 
JÖatt  ocrurteilt,  1854  aber  freigelaffen.  Seitbem  lebte 
93.  in  93elgien,  Spanten  unb  ben  Slieberlanben  unb 
ftarb  26.  3uni  1870  im  6aag.  Gr  fchrieb  polit. 
,$lugf(hriften,  wie  «Deux  joars  de  condamnation 
ä  mort»  (2.  äufl.1849),  eineSlrt  polit.  Jeftament«. 

^ a r  b  c ttc,  f  ra n ;  c  h i  &  er,  \etod)  a  ud>  f onft  otelfad) 
angewanbter  3(u«brua  für  ©efcbüttbanl  (f.  b.). 

iBorbe^  (fpr.  -beh),  Gbouarb,  franj.  9)olitifer, 
geb.  2.  Sept.  1831  ni  33<iier«.  3lad?bem  er  bie 
ÜRarinefcbule  \n  93reft  abfolPiert  hatte,  nahm  er  al« 
Warineoffiäicr  an  oerf*iebenen  Grpebitionen  teil. 
1862  nahm  er  feinen  2lbfd)icb  unb  leitete  bi«  1870 
bie  Spinnfabriten  feine«  33atcr3  gu  Ü)tagamet.  Sta6 
Ausbruch  be«  Dcutfd)s5rangöfifd>en  Kriege«  erhielt 
er  ein  ^Irtillerictommanbo  in  ben  $arifer  gort«  auf 
bem  linten  Seineufer.  9tad>  bem  ^rieben  erwäblte 
ibn  SPlajamet  jum  OTaire  unb  ©cneralrat,  in  wcld>er 
(Eigenfcgaft  er  ben  bonapartiftifd)en  .ftanbibaten  be< 
tdmpfte.  1882  würbe  93.  Senator  für  Jam  unb 
nahm  feinen  Sift  auf  ber  republitanifcben  hinten. 
6r  beteiligte  ficb  befonbet«  an  ben  Debatten  über 
ba«  ©emeinbcgefel),  ba«  9ioltSfa)u(gefeH  unb  ba« 
iRarinebubget,  über  ba«  er  miebcrholt  93ericht  er* 
ftartete.  93om  30.  SDlai  bi«  12.  Deg.  1887  batte  93. 
ba«  93ortefeuille  ber  Warine  unb  ber  Kolonien  im 
vD(inifterium  Stouoier  inne,  übernahm  baäfelbe  nw 
ter  wteber  nach  bem  ftüdtritt  be«  ^arineminifter« 
Ärant»,  9.  9too.  1889,  in  bem  Äabinctt  5irarb  unb 
ging  1890  in  ba«  ÜDlinifterium  ^epeinet  über,  mit 
bem  er  19.  gebr.  1892  bimifftonterte. 

Farben  b'v2lurcoiU»)  (fpr.  -beb  borwijib), 
3ule«,  frang.  ^ournalift  unb  SHomanfchreiber,  geb. 
2.  gtoo.  1808  gu  Saint  Sauoeur:le:93icomte  (Deport. 
SJtancbe),  war  feit  1825  (Glegie « Aux  h£ros  desTher- 
mopyles»)  bichterifch  thdtig,  ging  1851  mi)  $ari« 
unb  ftarb  23.  Mpril  1889.  93on  feinen  Romanen  ftnb 
ju  erwähnen:  «Unevicillemaitresse»(393be.,185l; 
neuefte2lu«g.,293be.,1890)/«L'EnsorceWe»(293be., 
1854  u.  Ö.),  im  normänn.  deibelanb  fpielenb  unb 
wie  93.«  nädjftbefte  Sciftung,  oLe  chevaüer  des 


Digitized  by  Google 


23arbejieur  —  93ar 

Touches»  (1864),  eine  jRopaliftengefdjicfctc  ber  «Re* 
bolutionSjcit;  «Un  pretre  marie»  (1865  ;  4.  HttfL 
1882),  «Les  diaboliques»  (1874),  <<Une  histoire 
sans  nom»  (1882),  «Ce  qui  ne  meurt  pas»  (1884), 
bie  Novelle  «Amaid6e»  (1890).  33.  war  eifriger  ton» 
ferbatiber  ftatbolit  unb  hatte  eine  originelle  SluS* 
brudsroeife  fflr  feine  rüdbaltlofen,  oft  paraboren 
Kunbgcbungen,  namentlid)  in  feiner  litterar. 
Äritit,  fo  in  «Les  Prophetes  du  passe»  (1851; 
3. 2Ut*g.  1880),  aGoethe  et  Diderot»  (1880),  «Pole- 
miques  d'hier»  (1889),  befonberS  aber  in  oX!Xa 
siede.  Les  ceuvres  et  les  hommes»  (8  Jle.,  1861 
—90).  Seine  «CEuvrcs»  erfdjeinen  feit  1888.  Gr 
l'djrieb  aud)  (1845)  «Du  Dandysme  et  de  G.  Brum- 
mell».  —  9Jgl.  SBuet,  B.  d'A.  Impressions  et  souve- 
uirs  fljar.  1891). 

Oarbexieug  (fpr.  barb'fiöb).  1)  «rroubiffement 
im  franj.  d$epart.(Sbarente,  bat  989,wqkm,  (1896) 
43797  (*.,  80  ©emeinben  unb  jcrfällt  in  bie  6  Kan= 
tone  Mubeterre,  33aigneS  ■  Sie.  iRabegonbe,  33., 
33roif  ac,  GbalaiS  unb  3Jtontmoreau. — 2)  $aayr  jitaM 
Oed  SlrronbiffementS ,  an  ber  3>oeiglinie  6bäteau= 
neuf  -33.  (19  km)  ber  StaatSbabn  unb  ber  i'olal- 
babn  nad)  $onS,  bat  (1896)  2970,  als  ©emetnbe 
4229  Q.,  $oft,  jelegrapb,  ätoei  alte  Äird)en;  Sein* 
loanbfabrifation,  SBrennereien,  Trüffel' unb  ®ctreibc= 
banbcl ;  intereffante  Mefte  eine«  alten  Scbloffeö  oon 
1453  unb  fdböne,  1785  angelegte  ^romenaben. 

darbte  bu  ttoeage  (fpr.  bü  bodabfd?),  3«" 
SeniS,  franj.  ©eograpb,  geb.  28.  Mpril  1760  ju 
Paris,  ftubierte  unter  b'ÄnbilleS  fieitung  ©eogra* 
pbie,  rourbe  1780  als  < '»eograpb  bei  bem  ?Dlinifte- 
rium  ber  auSrodrtigen  Hngelegenbeiten.  1785  beim 
fltünjtabinett  angestellt  unb  1792  «uffeber  ber 
Kartenfammlung  bei  ber  fftnigl.  33tbliotbef.  Später 
lebte  er  ganj  fernen  geogr.  Stubien,  rourbe  1809 
profeffor  am  College  de  France  unb  roar  1821 
einer  ber  Stifter  ber  ©eograpbifdien  ©efellfcfcaft. 
6r  ftarb  28.  2)ej.  1825  ju  sJ*ariS.  33.  grünbete  fei» 
iten  :Kubm  burd?  ben  ju  33artbelempS  «Voyage  du 
jeune  Anacharsis»  gelieferten  $UlaS  (1789  unb 
1799),  gab  fpfiter  Pläne  unb  Harten  ju  (Sboifeul= 
©ouffierS  malerifO)er  Steife  bureb  ©riccpenlanb  unb 
eine  Karte  über  ben  iHüdjug  ber  3ebntaufenb  (par. 
1796)  heraus.  ÜRit  Sainte-Groir  fdjrieb  er  bie 
«Memoires  historiques  et  geographiques  sur  les 
payssitues  entre  lamerNoire  et  lamerCaspienne» 
fpar.  1796);  fein  SltlaS  für  baS  Stubium  ber  dltern 
(.Mcbidrte  erfdjicn  1816. 

©arbicr  (com  lat.  barbarius,  33artfcbercr),  ®e* 
roerbtreibenber,  beff  en  Z  bdtigteit  baS  Dtajieren,  £aar* 
fdmeiben  u.  f.  ro.  unb  baS  Perüdenmacpen  umfaßt; 
aueb  lann  ber  33.  nad)  9lblegung  einer  befonbern 
Prüfung,  bie  für  Preu&en  burd>  bie  SBerorbnung 
oon  1856  beftimmt  roirb,  bie  93erecbtigung  jur  Su«-- 
Übung  ber  tlcinen  (Ebirurgie  unb  jur  33cibilfe  bei 
grofeen  Cperationen  (f.  feetlgebilfe)  erlangen,  2)aS 
©eroerbe  ift  aus  bem  ber  »aber  (f.  b.  unb  33art) 
hervorgegangen  unb  ging  iabrbunbertelang  neben 
bemfelben  ber,  bis  beibe  in  Preufsen  1779  (in  ben 
babSburg.  fianben  1773)  ju  einer  3unft  bereinigt 
würben.  1808  (enbgültig  1811)rourbe  eS  freigegeben. 
?luf  ©runb  ber  preufe.  ©eroerbeorbnung  bon  1845, 
bie  bie  Annahme  von  Sehlingen  roieber  bon  einer 
Üteifterprüfung  abhängig  madjte,  bilbeten  ftdj  neue 
Innungen.  $iefc  traten  1872  juerft  mit  Seipjig, 
bann  mit  33erlin  (feit  1874)  als  SBorort  ju  einem 
«Sunbe  beutfdjer  SJarbier»,  3rifeur=  unb  fyerüdem 
madjerinnungen»  jufammen,  ber  1884  beftdtigt 


)icr  (.^pcnri  «ugufte)  379 

rourbe  unb  26. 2Rai  1887  HorporationSredjte  erhielt 
(sBrdfibent:  JrtH  SöoUfcbläger).  2er  93unb  umfaßt 
(1900)  336  Innungen  mit  31502  üJHtgliebern 
( 15000  Sarbicrberren  ober  aJleifter,  9243  ©ebilfen, 
7259  «ebrlinge),  befi|t  161  Sad)fd?ulen  (f.  fttü 
feur»  unb  Sarbierfcbulen)  unb  oeranftaltet  allifibr- 
lid)  ©anberlongreffe  (ber  erfte  1872  in  Seipjig)  mit 
SluSftellungen  ber  Arbeiten  ber  Sacbfcbulen.  Sein 
Crgan  ift  «3)er  beutfa^e  Sarbicr  unb  ^rifeur»  (balb= 
monatlich  feit  1872).  3"  ben  nidjtpreufe.  Staaten 
*3)eutfdjlanbä  erfolgte  bie  5"ißabe  beS  93arbierge= 
roerbeä  meift  erft  burd)  bie  ©eroerbeorbnung  bon 
1869,  roorauf  fid>  neue  Innungen  na  ob  ärt  ber 
preufeifdjen  bilbeten  unb  mit  biefen  in  3?erbinbung 
traten.  3n  Cfterreid)  unterfteben  bie  9J.  ber  ©e* 
roerbeorbnung  uon  1859  unb  ber  IRobeUe  baju 
bon  1883.  3n  3rtanfreicb  giebt  e$  feine  befonbern 
SJeftimmungen  unb  in  Gnglanb  fmb  fie  benen  be£ 
Seutfcbcn  JHeidj^  dbnlicb.  9?eben  ben  93arbier?, 
(yrifeur?  unb  $erQdenmad)erinnungen  befteben  an 
mand?enOTtennod)befonberc5rifeurj  unb$crflden= 
macberinnungen  (f.  ^rifeur).  2>a4  ©appen  ber  53. 
jeigt  2af  el :  3  «  n  f  t  w  a  P  P  e  n  I,  gig.  1 7,  beim  Strtilel 
3ünfte.  —  SSgl.^Jattfp,  fieitfaben  für  öaarfdmeibcn 
unb  ^rifteren  (33erl.l884);  SBolk,  35a8  3>amenfrific= 
ren  (ebb.  1880);  berf.,  Da#  ^erüdenfad?  (ebb.  1888) ; 
berf.,  Sie  fiunft  be*  Sdjminfen«  (ebb.  1888). 

barbier  (fpr.  -leb),  Äntoine  Hleranbre,  franj. 
Sibliograpb,  geb.  11.  yan- 1765  ju  Goulommierß, 
roar  beim  Hußbrucb  ber  9ie»olution  Pfarrer,  ging 
1794  nad)  $ari8,  roo  er  üJlitglieb  ber  Äommiffion 
rourbe,  bie  aQe  in  ben  aufgehobenen  fttöftern  bt- 
finblicbett  ©egenftfinbe  ber  fiittcratur  unb  Äunft 
fammeln  follte.  1798  rourbe  er  »uffeber  ber  bon 
ihm  gebilbeten  ÜBibUotbet  bed  Staatsrats  (1798), 
unb  als  biefc  1807  auf  Schloß  ^ontainebleau  tarn, 
beren  Sibliotbetar.  Ütadj  ber  9teftauration  erhielt 
er  bieHuffidjt  über  bie  ^ribatbibhotbef  be§  König«. 
6r  ftarb  6.  $ej.  1825.  SJon  feinen  bibliogr.  Arbeiten 
ift  fein ßauptroerl:  «Dictionnaire des  ouvrages  ano- 
nymes et  Pseudonymes»  (4  93be.,  %ax.  1806—8; 
3.  XttfL  1872—79;  f.  anonpm).  (hrodbnung  w- 
bienen  nod? « Nouvelle  bibliotheque  d'un  homme 
de  goüt»  (5  53be.,  ^ßar.  1808—10,  mit  SefeffartS) 
unb  aExamen  critique  et  complement  des  dic- 
tionnaires  historiques»  (2  93be.,  ebb.  1820). 

Sarbier  (fpr.  -teb),  öenri  Slugufte,  franj.  SliaV 
ter,  geb.  29.  Slpril  1805  ju  ^JariS,  roo  er  als  ber= 
mögenber  Wann  in  Unabbdngigteit  lebte,  geft. 
13.  ^ebr.  1882  ju  9iijja.  9).  oeröffentlicbte  nad?  ber 
^ulireoolution  Satiren  in  ber  aRevue  de  Paris», 
bie  fpfiter  gefammelt  als  aLes  Iambes»  (sBar.  1831 ; 
31.3lufl.  1882;  beutfd)  bon  {jörfter,  Cueblinb.1832; 
»um  £eü  audj  bei  ©eibel,  « günf  SBücbcr  franj. 
Sprit»)  berauStamen  unb  in  frafroollen,  oft  aber 
rauben  unb  epnifeben  Herfen  bie  franj.  ©efellfdjaft 
mit  poet.  ©lut  unb  iugcnblidjer  Übertreibung  fdjil1 
berten.  ©rötere  ÜJläjjigung  jeigen  «II  Pianto» 
(1833  u.  ö.),  entftanben  auf  einer  ital.  üReife,  unb 
«Lazarc»,  beibe  juerft  in  ber  «Revue  des  Deux 
Mondes»  (1832—33),  poetifd)-polit.  ©emdlbe,  baS 
eine  erfüllt  bom  3om  über  Italiens  ©rniebrigung, 
baS  anbere  bon  bem  über  baS  ßlenb  beS  engl. 
Proletariers.  SBaS  9J.  fpdter  fdjrieb  (bie  Satiren 
aErostrate»  unb  «Pot-de-vin»,  1837 ;  «Chants  civils 
et  religieux»,  1841 ;  bie  -RobeUen  «Trois  passions», 
1867  u.  a.)  ift  roertloS  unb  blieb  unbeachtet.  3n 
feinen  3»ugenbbid)tungen  patte  er  einen  glübenben 
Öap  gegen  Napoleon  I.  gedufeert.  1869  rourbe  93. 


380 


Sarbier  flJaul  3ule8)  —  SBarfcuba 


in  bie  graniöfiicbe  Sllabemie  gerodelt.  Hui  bem 
'Jtodjlaf}  erfc^ien :  «Chez  les  poetes,  etudes,  tra- 
ductions  et  imitations  en  vers»  (1882),  «Souvenirs 
personnels  et  silhouettes  contemporaines»  (1883), 
«Tablettes  d'Umbriano»,  «Promenade*  au  Louvre» 
(1884),  «Poesies  posthumes»  (1884),  «Stüdes  litte- 
raires  et  artistiques»  (1888  u.  1892).  —  2kl.  93toje 
bc  93urp,  Aug.  B.  (in  ber  «Revue  des  DeuxMondes», 
Ott.  1882). 

barbier  (fpr.  -leb),  $aul  3ule«,  franj.  2>ra» 
matifer,  geb.  1822  ju  $ari«,  geft.  bafelbft  16. $an. 
1901,  trat  1847  tntt  bem  3)rama  «Un  pofite»  auf, 
befien  Grfolg  ihn  ;u  toeiterm  Staffen  ermutigte: 
«L'ombre  de  Moliere»  (1847),  «Amour  et  bergerie» 
(1848),  «Andre  Cbenier»  (1849)  unb  ba«  $rofa»£uft» 
fpiel  «Bon  gre  mal  gr6»  (1849).  Stu«  gemeinfebaft» 
lieber  Arbeit,  meift  mit  Garr<,  gingen  alle  fpätern 
Tram  en  unb  93aubeoiUe«  b«rbor:  «Les  amoureux 
sans  le  savoir»  (1850),  «Grazieila»  (1849),  «Jenny 
l'ouvriere»  (1850),  «Les  marionettes  du  docteur» 
(1852),  «Voyage  autour  d'une  jolie  femme»  (1852), 
«Princesse  et  favorite»  (1865),  «Cora  ou  l'escla- 
vage»  (1866),  ein  au*  in  2)eutfcblanb  oft  aufge» 
führte«  mirtfame«  3>rama,  «La  loterie  du  ma- 
nage» (1868)  u.  f. m.  93.  rourbe  im  93erein  mit  Garr< 
einer  ber  beliebteften  2ertbtd?ter  ber  tomifeben 
Oper,  bie  ibm  befonber«  «Galathee»  (1852)  »er» 
bantte.  Sintere  Cpernterte  non  ibm  jinb:  «Les 
noces  de  Jeannette»  (1853),  «Le  roman  de  la  Rose» 
(1854),  «Les  sabots  de  la  marquise»  (1854),  «Deu- 
calion  et  Pyrrha»  (1855),  «Valentine  d'Aubigny» 
(1856),  «Les  noces  de  Figaro»  (1858),  «Le  pardon 
de  Ploennel»  (1859),  «Fidelio»  (1860),  «La  statue» 
(1861),  «La  reine  de  Saba»  (1862),  «Peines  d'a- 
mour  perdues»  (1863),  «Le  mariage  de  Don 
Lope»  (1865),  «La  Colombe»  (1866),  «Romeo  et 
.Tuliette»  (1867),  «Don  Quichotte»  (1869),  «Jeanne 
d'Arc»  (1873),  «Les  amoureux  de  Catherine» 
(1876),  «Sylvia»  (1876),  «Paul  et  Virginie»  (1877), 
«Le  timbre  d'argent»  (1877),  «Polyeucte»  (1878, 
mieanberc  für©ounob),  «L'enclume»  (1884,  für 
Pfeiffer),  «Ncron»  (1884,  für  JHubinftein),  «Unenuit 
deC16opatre»  (1885,  für  SRaM),  «Bianca  Capello» 
(1886,  für  Solomon).  1879  erfdjien  33.«  «Theatre 
en  vers»  (2  93be.).  1871  gab  er  «Le  franc-tireur, 
«hants  de  guerre»,  1882  bie  Sammlung  «La 
Gerbe»  berau«,  1890  erfdbien  «Fleur  blessee. 
Tableau  -  mosalque».  93.  mar  biele  3abre  33or= 
fitjenber  ber  «  Societe  des  auteurs  dramatiques». 

»öörbicren,  ben  93art  abnehmen;  in  ber  Säger 
f  pradje :  bie  norftebenben  @emebre(3äbne)  ber  jtarten 
Sauen  abjagen,  bamit  biefe  bei  93arforcejagben  bic 
.vmnbe  niept  fo  beftig fdjlagen  lönnen. 

©ar  I  icri,  @i  oo.  tyranc,  ital.  »Dtoler,  f.  ©uercino. 

^arbigau,  f.  93arbafane. 

ttarbüott  ober  93arbito«,  bei  ben  alten  ©rie- 
ben ein  ber  Sora  ähnliche«  Saiteninftrument,  ba« 
oon  ben  Ööbcrn  entlebnt  fein  foll.  G«  mar  nament- 
Ucb  bei  ben  fiorilem  ber  3nfel  S««bo«  unb  ben  an 
biefe  fieb  anicbliefeenben  Sintern  in  ©ebraud),  unb 
fo  mürbe  bie  Gtnfübrung  be«  93.  balb  Serpanber, 
halb  Sllcäu«,  aud?  Stnafreon  jugefebrieben. 

^nrbiturfäurc,  i'i alonnlbarnftoff ,  eine 
froftallifierte  organifebe  93erbtnbung  non  ber  , 'in- 
fammenfe&ung  C4  H4  N,  0, ;  fie  entfteptau«2llloran» 
tin  beim  Grmärmen  mit  lonjentricrter  S<b»efel= 
fdure;  fontbetifcb  entftebt  fie  au«  ÜJtalonfäure  unb 
JÖarnftoff,  inbem  man  biefe  Äörper  m  gleichen 
Seilen  mit  93bo«pbororpcblorib  auf  100*  erbiht. 


«arbofabu  ©ocage  (fpr.  bü  bodtabfd) ),  SJtanoel 
SJlaria,  portug.  Siebter,  geb.  15.  Sept.  1765  ju  6e* 
tubal,  trat  14jdbrig  in«  £>eer,  lam  1785  al«  Leut- 
nant nacb  Dftinbien,  entflog  1789  nach  9)tocao  unb 
febrte,  1790  entlaffen,  beim.  93.  trat  in  fiijmbon  bem 
$id}terbunbeberfog.SegundaArcadiabeiunb  warb 
balb  ein«  ber  angejebenjtcn  SJiitglieber.  Schon  bie 
erfte  ?lu«gabe  feiner  «Rhythmas»  (?iffab.l791)  fanb 
93eifaü.  »I«  äietfafler  aufrübreriidjer  unb  atbei'fti» 
feber  Sdjriften  mürbe  93. 1797  in«  ©efängni«  gcfe&t, 
befonber«  megen  be«  ©ebiebt«  «Verdades  duras», 
erbielt  aber  1798  bie  Sreibeit  unb  eine  Slnftcllung 
al«  ftemfor  oon  Äupferfticbproben,  mit  ber  95er» 
pflid?tung,  gute  litterar.  SBerte  be«  Hu«lanbe«  ju 
überfeien.  So  betont  bie  portug.  fiitteratur  au«-- 
gejeidjnete  Übertragungen  ©on  2>eüüe«  «Jardins», 
(Saftel«  «Plantes»,  Florian«  «Galathee»  u.  a.  1802 
mürbe  93.  al«  Freimaurer  in  Unterfucbung  gejogen. 
Cr  ftarb  21.  3)ej.  1805.  Q'xm  oollflclnbige  »luegabe 
von  93.«  ^Dichtungen  erfebien  al«  «Obras  poeticas» 
(6  93be.,  fiifiab.  1806—14).  (Sine  febr  gute  9leu-- 
au«gabc  beforgte  ^nnocencio  ba  Siloa  («Poesias», 
6  93bc.,  üiiiab.  1853—57).  93oll)tanbiger  ift  bic  Don 
93raga  (7  23be.,  Oporto  1876.  mit  «Vida  de  B.  e  sua 
epoca  litteraria»).  9Biemopl  ein  großer  Seil  au« 
©clcgenbcit«gebicbten ,  ^mprooifationen ,  oft  febr 
frioolcr  Slrt,  oeftebt,  jeigen  alle  grofie«  2)icbtertQlent, 
ungemeine  £eidjtigfett  unb  SBobllaut  be«  9ier«baue« 
unb,  al«  ^auptnorjug,  ooll«tümlicbe  Ursprünglich» 
feit,  mobureb  93.  SJorläufer  ber  burd>  Sllmeiba=©ar: 
rett  unb  Gaftilbo  begrünbeten  nationalen  Siebter» 
fcbule  würbe.  93.«  Schüler  unb  9tocbf olger,  bie  oon 
feinem  arlab.  Stomen  Glmano  Sabino  bie  Gl» 
manifta«  tjeifeen,  bilbeten  bie  3Hittelglieber. 

®arbotan  (fpr.  -tdng),  $ur  franj.  ©emeinbe 
Gajaubon  (f.  b.)  geböriger  93abeort,  bat  606  G.  unb 
fed?«  icbmcfclbaltige  falinifcbe  Sbermen  (26—38*  C), 
bie  gegen  ©idjt,  dtbeumattömu«,  ^authranlbeiten 
unb  Sdbmungen  angemenbet  merben. 

^nrbour  (fpr.  babrb&rr),  3obnf  ber  dltefte  9la» 
tionalbicbter  ber  Schotten,  geb.  jmifeben  1316  unb 
1330,  geft.  um  1396.  Sil«  Slrcbibialon  ju  Sbcrbeen 
mürbe  er  1357  oon  feinem  93ifchof  jum  Stubium 
nach  Orforb  gefenbet.  Um  1375  erjagte  er  in 
«The  Bruce»  bie  ©efebiebte  be«  Ütotionalbelben 
flönig  SRobert«  L  93ruce  in  SBerfen  (gebrudt  1616; 
ilu«g.  non  Steat,  3  93bc.,  1870—77).  Slufeer  al« 
ein«  ber  dlteften  2)enlmdler  be«  f*ott.  5)ialelt«  ift 
bie«  anjiebenbc  ©ebiebt  in  paarmei«  gereimten 
Ülditfilbcrn  al«  b^iftor.  Quelle  miebtig.  93.«  93or» 
bilb  ift  Statiu«,  au«  beffen  «Thebais»  er  Gpifoben 
cinjebiebt.  »udt»  foll  93.  eine  nicht  erhaltene  Gbro» 
nil  Scbottlanb«  «The  Brut»  verfaßt  baben.  Gine 
Legenbenfammlung  unb  ein  Gpo«  nom  Trojaner- 
friege  febrieb  ibm  öorftmann,  ber  beibe  berauögab 
(2  Söbe.,  öeilbr.  1881—82),  fdlidjlicb  iu. 

iBatbüba,  eine  brit.^nfcl  ber  Aletnen  Antillen 
(f. Karte:  Antillen),  in  ber  du|ern  3»ne  ber  ^n= 
fein  über  bem  SBinbe,  eine  ganj  flache,  nur  im 
Often  terraffenförmig  etwa«  aufiteigenbe  Äorallen» 
infcl  bon  189  qkm,  mit  fruchtbarem  93oben,  präcb» 
tigern  9Balb<  unb  milbem,  gefunbem  Alima,  fo 
bafc  Äranle  jur  Grbolung  Herber  gebracht  merben. 
93.  bat  leinen  ftafen,  unb  ihre  Äiiftcn  finb  gefäbrlicb 
roie  bie  OTeerenge,  burd?  melcbc  fte  oon  ber  {üblichem 
Snfel  Jlntigua  getrennt  ift.  9lur  ein  Heiner  jeil 
ber  3niel  wirb  lultiuicrt  (93aum»Dllc),  3u*«r  gar 
nicht  gemonnen.  S)ie(1893)  602 G.,  meift Sdjroarje, 
treiben  bauptfdcblicb  Siebjucbt.  35te  162» 


Digitized  by  Google 


Barbula  —  Barcelona  (in  Spanien) 


381 


»on  benSBriten  i  n  SBefi  h  genommen,  feit  1632bebaut, 
mürbe  1680  ein  Kronlebn  bet  Familie  Gobrington, 
gebärt  jetjt  aber  wieber  ber  firone  unb  ftefct  unter 
ber  ©ericbtdbarteit  von  Antigua*  —  Sie  einige 
3tieberlaifung  ift  (Sobrington*SBtllage. 

Barbüla  Web.  et  Mohr.,  SBartmood,  2Rood* 
gattung  bcr  SBroaceen,  überall  oerbreitete  unb  meift 
rafenbilbenbe  SJJflanjen,  nne  bie  in  Seutfdjlanb  ge- 
meine Art  B.  muralis  Timm.  (f.  2afel:  SDtoofe  II, 

Barbu«,  3ifd>,  f.  «Barbe.  [ftig.  1). 

«larbt),  Stabt  im  Hreid  Galbe  be*  preufe.  !Keg.= 
SBej.2)lagbeburg,el>emald6auptoTt  einer  ©raffdjaft, 
am  Unten  (Slbufer  untoeit  ber  Saalemünbung ,  an 
ber  fiinte  SBerliivöüften  ber  SJJreufo.  Staatdbabnen, 
Sitj  eined  2lmtdgeridrtS  (SanbßeriAt  3Hagbeburg), 
3olh  unb  Stcucramte*  erfter  Älaffe,  bat  (1895) 
5677  Q.,  barunter  47  Äatbolifcn  unb  40  ydraeliten, 
(1900)  5137  Q„  $oft,  Jelegrapp,  2  eoang.  Hircbcn, 
Scbloji,  feit  1855  Sdjullebrcrfeminar,  tönigl.  So* 
mfinc(209(*.);  3uderfabritation,SBraueret  unbl'anb* 
toirtjdjaft.  Ste2anbn>irtfd>aft  mar,  »ie  oerfdjiebene 
3nbuftricn,  früber  meift  im  betrieb  ber  bter  1749 
gegrünbeten  öerrnb.  utertolonic,  bie  bad  Stmt  SB.  in 
ßrbpadjt  genommen,  im  Scfelofs  ein  ^Abagogium, 
eine  Sruderet  unb  SBerlagdbanblung  batte,  aber 
biefe  Stnftalten  1809  nad)  Medtp  in  ber  Cberlaufifc 
verlegte.  —  SB.  würbe  1635  oon  ben  Sdjroeben 
unter  SBaner  erftürmt.  $n  b«  Stabt  liegt  bad  9tit- 
tergut  SB.  (ein  Älofterbof)  unb  10  km  entfernt  bie 
6errnbuterfolonie©nabau.  Sie  1497inben©rafen= 
ftanb  erbobenen  ebeln  Herren  oon  SB.  ftarben  im 
URanndftamme  1659  mit  bem  ©rafen  Auguft  Vu? 
»ig  au->.  Sie  SBefifcungen  beftanben  bamald  aud 
ber  eigentlichen  ©raffebaft  SB.  unb  ben  ämtem  iHo= 
fenburg,  ©alterntenburg  (feit  bem  3. 1238),  SRfifr 
lingen  (feit  1318)  unb  ßgeln  (feit  1410).  SPegen  ber 
oeridjiebenen  Sebndanfprüdje  mürben  bie  SBeft&un* 
gen  oerteilt :  Söalternienburg  unb  Hüblingen  tarnen 
an  Anhalt,  ÜKofenburg  unb  Ggeln  an  bad  Somftift 
SJtagbeburg  unb  mit  biefem  1680  an  SBranbenburg; 
53.  fiel  an  ben  Stifter  ber  fiinie  Sad)fem©eiftenfcld, 
Äuguft,  >>er jog  oon  SaaMen-fcaüe ;  bie  ®  r a f  f  d)  a f  t 
SB.  erhielt  1680  «uguftd  britter  Sofcn  fceinrtd), 
ber  1689  jur  reform,  fiirdje  fiberging  unb  bie  fiinie 
SadjfensSBarbo  ftiftete.  §i)m  folgte  fein  6obn 
©eorg  Albrecbt,  roeldjer  1739  olme  Grben  ftarb, 
medbalb  SB.  an  SBeifeenfeld  jurüdftel  unb  bann 
1746,  ald  mit  ^obann  Abolf  IL  aueb  ber  2Beifeen- 
felfer  3">«0  etlofd),  nebft  Slöeifrenfeld  an  fiur= 
faebfen  jurüdlam.  SBei  biefem  blieb  e«  bis  1807, 
wo  cd  an  bad  Äonigreidj  SGJeftfalen  abgetreten 
tourbe,  1815  tarn  cd  an  Sßreufien. 

iBatcant,  f.  SBarcone. 

ttartaeöle  (ital.,  «©onbellieb»),  SBejeicbnung 
ber  ©ef  finge  ber  SBarfenfüljrer  (barcaruoli,  gondo- 
lieri)  in  SBenebia.  Sie  fmb  audgejeidjnct  bureb  ein* 
fadje,  lieblicbe  üJtelobien,  mit  fanfter,  regelmfifeiger, 
bem  iHuberfcblag  entipredjenberSBetoegung,  meift  in 
"JSl oll  unb  im  Secbdadjteltatt  unb  tragen  bad  eebte 
©eprfige  ber  ital.  2Relobie.  Gine  ber  älteften  SB.  ift 
bad  betannte  fiieb  «Un  pesc&tor  deironda»  im  3">ci- 
oieTteltatt.  ȟber  bat  bie  Jjorm  ber  SB.  in  bie  Oper 
aufgenommen,  aud)  Jperolb  tn  «3amba»,  unb  anberc 
Operntomponiften.  Sie  tleine,  elegante,  aber  aud; 
leiefot  nadjjuabmenbe  SßJeife  ber  SB.  tarn  baburd)  in 
3Jtobe.  Sfluä  bem  ©efanae  mürbe  fte  in  bad  3"Ütu: 
mentale,  oonfiglid)  auf->  ^ianoforte  Qbertragen. 
SBetannteSonftüde  biefer  %xt  lieferten  SWenbelSfo^n 
in  ben  «Ciebern  obne  JDorte»  unb  6bopin. 


l1 

«arccHöna  (fpr.  bartfcbel-),  Stabt  im  SBejirl 
Saftroreale  ber  ital.  ^rooinj  SWeffma,  an  ber  9lorb- 
tüfte  SieilienS,  an  ber  fiinie  aUcfüna  ■  Serba  ber 
Sirilian.  Gifenbabnen  ^at  (1881)  9632,  mit  *o«o 
bi  ©otto  14755  6.,  Clbau,  gifd^erei  unb  oielbefudjte 
Sdjroefeltbermen. 

»Barcelona.  1)  % rooin j  im  Jt&nigreid;  Spanien 
(f.  Äarte:  Spanten  unb  Portugal),  in  6ata> 
lonten,  grenjt  im  Sl.  an  bie  $rooinj  ©erona,  im  2B. 
an  2«riba.  im  S2B.  an  larragona,  im  SB),  unb  0. 
an  ba«  SWeer,  feat  7690  (naep  anbern  7731)  qkm 
unt)  1897:  1034538  (499160  mfinnl.,  535378 
toeibl.)  <$.,  b.  t  134  auf  1  qkm;  1895  tonnten 
684211  ntebt  lefen.  SB.  ift  bie  beoftllertfte,  beftange* 
baute,  gemerbtbdtigfte  unb  molplhabenbfte  $rooin^ 
beä  Staaten,  mit  Dielen  Hüben  ben  ^nbuftriejioeigen, 
namentlidj  %oü-  unb  SBaumioollfpmnereien  unb 
SBebereien,  Zud);  unb  ^Japierfabnten,  Sifengiefee» 
reien  u.  f. ».  Sie  ^Jrooinj  bat  oiele  2)Uneralquellen 
unb  Steinf aljlager,  er jeugt  SJBein,  ßt,  Dbft,  R  ort  unb 
anbere  lanbroirtfd?aftUcbe  SjJrobutte  jum  Seil  im 
Überfluß;  inbeffen  ift  ber  fianbmirtfdjaftöbetrieb no* 
Kbr  primitio.  Sie  SSueldufer  ber  S)iprenfien  erreicbeit 
bier  notp  12—1600  m  ßöbe;  botb  ift  il>r  oom  2lob= 
regat  burdifloffened  ©ebiet  oormiegenb  feügellanb. 
2)  $auptftabt  (capital)  oon  Satalonien  fonie  ber 
tyrooinj  SB.,  nad?  2Rabrib  bie 
ooltreiaMte  Stabt  Spanten«, 
öafen»,  &anbe(d<  unb  AabnE 
ftabt  erften  ftangeS. 

Sage,  SBauten  unb  Sln- 
ftalten.  Sie  Stabt  liegt 
41°  22'  nörbl.  SBr.  unb  2°  11' 
öftl.  y.  oon  ©reenmid?,  an  beti 
(Sifenbabnlinien  SB. » grani. 
©renje  (166  km),  Sarragona^ 
<Wartorell  =  SB.  (101,7  km),  SB.«Saragofia=ill{afua 
(697  km),  SBalld-iüiUanueoasSB.(97km),  Saragoita« 
Gaäpe«SB.  (350  km),  Sarrid'SB.  (5  km)  unb  SB.«San 
3uan  be  lad  ^Ibabefad  (157  km),  jtoifcben  ben  ü'am 
bungen  bed  Slobregat  unb  tsei  SöeföS  an  ber  i>i ittol 
meertüfte,  bie  bter  mit  einer  oorfpringenben  6alt- 
infel  eine  geräumige  £>afenbud)t  bilbet,  in  einer  gut 
angebauten,  mit  l'anbbäufern  unb  Älöftern  bid?t 
beffieten,  oon  einer  )iemlid)  lablen  i>figellette  um« 
fcb.loffenen  Gbene,  am  nbrbl.  §u^e  etned  191  m 
boben,  febrofren  ^elfenberged.  SaS  biefen  trönenbe 
,vcrt  3Ron]uia)  (Möns  Jovis)  beberrfebt  Stabt  unb 
>>afen.  Sie  mittlere  lemperatur  ift  18,4°,  bae  Ü)iarU 
mum  33^°,  ba«  ÜJlinimum  3^'  C.  SB.  ift  mit  irint- 
majfer  jiemlicb  gut  oerforgt,  ba8  aud  «Dtoncaba  unb 
Sodriud  mit tc W  gut  angelegter  SBafferteitungen  bei- 
gefübrt  roirb.  SB.  als  ©emetnbe  (mit  ben  SBorftfibten 
©racia,  San  ÜJlartin,  San«,  San  SlnbrtÄ,  San 
©eroarto  unb  Ca*  Gort«)  »äblte  (1897)  509589  Q. 

SRadj  OTabrib  ift  SB.  bie  fdjönfte  Stabt  Spaniens 
unb  bat  mobemeä  Stnfeben.  Sie  innere  Stabt  ift 
mit  Studnabme  einiger  Stabtoiertel  jiemlid)  regeh 
mfifeig  gebaut,  bat  i>fiufer  oon  4— 6  Stodroerten 
mit  jablreid^en  SBaltond,  gut  gepflafterte  Strafen 
unb  ©ad-  unb  elettrifdje  SBeleud)tung.  Sie  1120  m 
lange,  breite  SHambla,  ber  grofee  SBouleoarb  oon  SB., 
bie  febönfte  unb  belebtefte  SBertebrdaber  bei  $ag 
unb  9lad)t,  teilt  fte  oon  Sfib  nad)  3loxt>  in  jioei  un- 
gleite  Seile;  Tie  beginnt  an  ber  SBlaja  be  la  $aj 
mit  bem  Solumbudbentmal  am  $afen  unb  fteigt 
allrafiblid)  )U  ibrem  anbe4m  @nbe,  ber  Wa;a  be  L\v 
taluna,  empor.  >m er  f cblicfeen  ficb  ber  pr&cbtige  2  km 
lange  ^afeo  be  ©rdeia  unb  anbere  oon  Platanen: 


Digitized  by  Google 


382 


^Barcelona  (in  Spanien) 


reiben  befcbattcte  neuere  Strafen  an.  3u  ben 
Sebenärpürbigfeiten  gebört  ferner  ber  jiemiid)  gut 
gepflegte  Stabtpart  nebft  bem  noeb  im  ß-ntfteben 
begriffenen  Tiergarten  auf  ber  Oftfeite  unb  an  Stelle 
be«  ehemaligen  flaftell« ,  mo  aud?  1888  bie  grojie 
3nbuftrieau«ftellung  ftattfanb;  fobann  bie  jroar 
enge,  aber  mit  jablreidjen  i'dben  gefdjmüdte  (Salle 
be  fternanbo  VII.  5)ie  roiebtigften  ©ebdube  ftnb  bie 
not.  flatbebrale  (2a  6eu  ober  Sta.  Gulalta)  au« 
bem  13.  Sabrb-,  mit  brei  6d)iffen  unb  Dielen  Äunft- 
roerten;  bie  nod>  altere,  mit  Wobrentopfen  oerjierte 
not.  Jt  irdje  Sta.  'Maua  bei  War,  mit  3  r>on  5  Reiben 
fdjlanter  Sdulen  getragenen  Sdjiffen,  ber  $alaft  ber 
alten  ©rafen  oon  93.,  bie  93örfe  (ilonja)  u.  f.  w.  3abl: 
reiebe  öffentlidbe  ©ebdube  fmb  in  ben  legten  3abren 
erbaut,  fo  ba«  neue  8oil!ua->  (Äbuana),  ber  lönigl. 
$alaft  im  Stabtpart,  ber  neue  Suftijpalaft,  ba«  neue 
3ud>tbau«,  ba«  $>ofpital  u.  a.  2>ie  1752  unter  bem 
Warqui«  Wina  angelegte  93orftabt  93arceloneta, 
mit  febnurgeraben,  fitp  redjtroinflig  fdjneibenben 
Strafen,  jroei  großen  Äafemen  unb  einer  fd?6nen 
Jtirdje,  liegt  auf  ber  ben  £afen  bilbenben  öalbinfel 
unb  rotrb  gröfetenteil«  oon  Sd)iff«mertleuten,  Wa= 
trofen  unb  ftifdjern  bemobnt.  93.  ift  Sil  be«  ©e* 
ueraltapitdn«  oon  Katalonien,  eine«  93ifd?of«  unb 
«ine«  Obergericbt«  unb  bat  1  3)om*,  1  Äollegiat-, 
82<jjfarr--  unb  anbere  Äirdjen,  18  9lonnenfl5fter; 
bie  meiften  ber  ebemaligen  28  W6nd>«tlöfter  fmb 
teil«  nicbergerijfen,  teil«  ju  Untcrrid)t«anftalten, 
Spitälern,  Äafemen  u.  f.  io.  oenoenbet  morben. 
^lufjer  einer  großen  Slnjabl  öumanität«ünftalten 
bat  bie  Stabt  ein  3ud)  t  unb  ftorref  tion«bau«,  ja M  ■ 
rcidje  flehte  unb  jmei  grofee  öaupttbeater,  barunter 
ba«  f  djöne.4000$erfonenfaffenbe  Dpernbau«  (©ran 
Seatro  bei  Sicco),  einen  Stiergefea>t«cirtu«,  93elo= 
brom,  93atlfpielballe  unb  glänjenbe  Äaufläben  unb 
(Safe-«.  9td*ft  Wabrib  befi&t  93.  aueb  bie  meiften 
Unterridjt«anftalten,  bod>  fmb  bie  93ürgerfcbulen 
für  Änaben  unb  Wäbcben,  obroobl  febt  xablreidj, 
duperft  fcbledtf  angelegt  unb  mangelbaft  beftellt  unb 
bie  in  benfelben  gelebrten  2)i«ciplinen  febr  bcfd?räntt . 
Sic  Unioerfttdt  rourbe  21.  Slpril  1450  oom  Wagi= 
ftrat  gegrünbet  unb  oon  Sllfon«  V.  oon  Siragonien 
beftätigt;  feit  1576  leimen  bie  3efuiten  ©rammatit 
unb  iHbetortf.  1714  mürbe  fie  nad)  Scrocra  oerlegt 
bt«  auf  bie  mebij.  ftäcber,  1837  lieber  in  93.  eröffnet 
unb  1857  neu  organifiert.  Sie  bat  eine  pbilof., 
jurift.,  matbem.'natunoiffenfcbaftlidje,  mebi3.  unb 
pbarmaceut.  ftaf  ultät,  56  orb.  ^rofefi  oren  unb  3145, 
aber  nur  jur  Hälfte  immarrifulierte  f)örer.  gerner 
befteben  ein  botan.  ©arten,  1  ßanbelefdjule  (2000 
Scbüler),  1  ^ngenieurfdjule  (400  Sdjülcr),  1  ?lrcbi= 
tettenfdmle  (133  Scbülcr),  2  i'ebrerfeminare  (400 
ödjülcr),  1  93riefterfeminar;  ferner  eine  reid>  au«= 
gemattete  Sdjule  für  grapbifebe  flünfte  (3000  Sdui= 
ler),  ie  1  Sduffabri«*,  Slderbau*,  Wufitfcbule, 
enblid)  2  grobe  SSibliotbefen,  barunter  bie  93rooin= 
jial*unbUniDerfitfit«bibliotbctmitl540009)anben, 
800  3ntunabeln  unb  2000  &anbfcbriften.  ba«  ©e= 
neralarcbio  oon  5lragonicn  mit  faft  4  Will.  Tcti; 
menten,  bie  dltefte  Sltabemie  Spanien«  u.  i.  n>. 

3nbuftrie,  öanbel  unb  33erf  ebr.  93.  ift  ber 
Wittelpuntt  ber  3nbuftrie  (Satalonien«.  2er  £>aupt* 
jroeig  ift  bie  Verarbeitung  oon  93aumnjollc  (jäbr= 
Ii*  250000  93allen).  Sluf,erbem  befteben  14ü0 9öeb= 
itüble  für  Seibe,  etioa  2000  für  Sd?am>olle,  grofee 
Wafdjinenfabrifen ,  Gifcngiefjcreicn,  ^abrifen  für 
Rapier,  ©la«,  Steingut,  Seifen,  diem.  93rdparatc 
u.  f.  tr>.,  ÜJiabl-  unb  S*neibemüblcn,  Färbereien, 


Srudereien  unb  ©erbercien.  $ferbebabnen  (meift 
oon  ber  $(aja  be  Gataluna  au«gebenb)  oerbinben 
bie  innere  Stabt  mit  ben  93orftäbtcu;  eine  $ampf- 
trambabn  fübrt  nacb  San  ©eroafio,  Jöafenbampfer 
nadj  93arce(oneta.  —  Sdjon  im  Mittelalter  roar  93. 
ein  $auptplaji  für  ben  ^anbel  im  Wittclmeere. 
$3\et  mürbe  1258  ba«  dltefte  ^anbel«:  unb  Seegefeld 
bueb  oerfafjt.  (9igl.  (Sapmanp,  Memorias  historicas 
sobre  la  marina,  comercio  y  artes  de  B.,  4  93be., 
Wabr.  1779—92,  unb  Codigo  de  las  costumbre* 
maritimas  de  B.,  2  93be.,  ebb.  1791.)  ,V'Ut  ifj  e«  ber 
miebtigfte  £>afen  unb  £>anbel«pla|  oon  ganj  Spanien 
unb  ftebt  in  2)ampf  fdjiffocrbinbung  mit  ©enua,*Dlars 
feille,  ßabij,  Malaga,  Warollo,  fiiff abon,  Sioerpool, 
Hamburg,  älio  be  Janeiro,  15 uba  unb  93ueno«^lire«. 
1898  oerfebrten  tm  f>afen  (124  ha  grofe)  2523 
Sdjiffe  mit  einem  ©ebalt  oon  2719522  t.  2er 
Äüftcnbanbel  bcfdjäftigt  etwa  2000  Sajiffe  oon  etma 

SüliU. t.  S5ie  3lu«f ubr beftebt,  aufecr benWanu^ 
fatturartifeln  aller  älrt,  oor  allem  in  catalon.  iKot= 
mein,  befonber«  nadj  Sübamerita,  Sübfrüdjten  unb 
93ranntn>cin;  bie  ßinf  ubr  in  frans.,  «"öl-  «nb  ital. 
gabritmaren,  ©etreibe  au«  5Hufilanb,  ben  Vereinig- 
ten Staaten  oon  Stmerifa  unb  ber  Sürtei,  93au= 
boli  au«  ber  Oftfee,  fd?n>cb.  Gifen,  ^anf  au«  9ttga, 
Vetcr«burg  unb  SÖlaroffo,  Seinen,  Äupfer--  unb 
üifenbrabt  au«  S)cutfd?lanb,  au«  tran«atlantifd?en 
Öäfen  befonber«  iHobftoffc,  93aum»olle,  fiäute,  SKcio. 
.«affee  unb  Äafao ,  öteintoblen  au«  Gnglanb  unb 
^ranfreid),  ©a«foblen  au«  Äuftralien.  2>er3öert 
berGinfubr  1898  betrug  etwa  220  Will.  Vefeta«,  ber 
ber  3lu«fubr  etroa  141  Will,  ^efeta«.  93.  befi&t  nad) 
Wabrib  bie  miditigfte  93ant  Spanien«  unb  14  Äffe« 
furanjgefellfdjaften.  3"  93.  fmb  vertreten  bureb  ®e- 
neraltonfuln:2lrgentinien,93clgien,93rafilicn,6bile, 
Softa--9iica,ba«  2)eutf  d?e  ÜHei<b,(Scuabor,©uatemala, 
granfreidj,  Hawaii,  Italien,  Werilo,  Nicaragua, 
Dfterreidjsllngarn,  ^jjaraguap,  IHufelanb,  Saloabor, 
SAmeben  unb  Norwegen,  bte  Jürfei  unb  bie  93er « 
einigten  Staaten;  burd)  ^onfuln:  93olioia,  (5olum= 
bia,  §dncmart,  bie  2>ominitanif(bc  Mcpublif,  ©rie- 
d^enlanb,  ©robbritannieu,  >>a'üi.  ^onbura«,  Wo= 
naco,  Weberlanbe,  9ieru,  Portugal,  San  Warino, 
bie  Sdjmeij,  Uruguan  unb  Venezuela. 

@cfd)i(btlid)e«.  Sie  Stabt  93arcino,  eine 
pbbnij.  ©rünbung,  al«  röm.  Äolonic  Colonia  Fa- 
ventia  Julia  Augusta  Pia  Barcino  genannt,  tommt 
fdjon  im  4.  3abrb.  n.  (£br.  unter  bem  9tamcn  93. 
oor,  biffe  aber  im  Wittelalter  gcnjöbnlid)  93arci^ 
nona  (93ard>inona),  bei  ben  Arabern  93arf4a- 
luna.  93.  »urbe  415  oon  ben  Söcftgotcn  unter 
Sltbaulf  erobert^  fiel  im  8.  Sabjb.  in  arab.  ödnbe, 
benen  ftc  801  Subroig  ber  fromme  mieber  entrip, 
ber  fie  jur  öauptftabt  ber  grdnlifdjen  Wart  madjte. 
Sann  gelangte  fte  874  in  bie  £>änbc  trau;,  ©rafen, 
unter  beren  öerrfd?aft  ftc  aufblübte,  bi«  fie  985  oon 
Slnbängern  Älmanfor«,  be«  gefürdjteten  Winifter« 
oon  öiicbäm  II.  in  Gorboba  erobert  unb  jerftört 
mürbe.  9Iad)  itjrer  Dlüdcroberung  burdj  ©raf  be 
93orrell  L  blübte  fie  balb  rcieber  auf.  Surdj  bie  93cr= 
mdblung  be«  ©rafen  SHaimunb  93crengar  IV.  mit 
ber  ßrbtoebter  JHamiro«  II.  oon  Siragonien  mürbe 
1137  93.  unb  ganj  Gatalonicn  mit  biefem  itönig= 
rcid)  oereinigt.  2)er  fpan.  Jöcrrfdjaft  mübe ,  unter= 
marf  fid?  bie  Stabt  mit  Gatalonicn  1640  bem  Äönig 
oon  Jranfreid).  ©cjmungen  lehrte  fte  1652  jum 
©eborfam  gegen  Spanien  jurüd,  roarb  inbe«  1697 
j  oon  ben  ^ranjofen  rciebererobert,  jeboeb  im  SHts«« 
!  mijler  gneben  an  Spanien  jurüdgegeben.  3m 


Digitized  by  Google 


Barcelona  (in  93ette$uela)  —  SJardjfclb 


383 


Spanifcben  Grbfolgelrieae  leblug  ftd?  93.  auf  toie 
e«ite  beS  ßraberjogS  Äarl.  3Jon  <BbilippS  V. 
Gruppen  unter  bem  öerjog  von  33ermid  1714  be= 
lagert,  mufete  eS  fid)  inbes  nad)  bartnddigem  Sibcr* 
itanbe  ergeben.  Slm  16.  gebr.  1809  warb  eS  von 
ben  ftranjofen  unter  bem  ©eneral  ShipeSme  burd) 
Überrumpelung  genommen  unb  blieb  im  93efi&  ber 
iclben  bis  1814.  ©ro&e  Sierbeerungen  richtete  1821 
in  33.  baS  ©elb«  lieber  an.  9lad)  Unterbrüdung 
beS  tarliftifeben  »ufftanbeS  ber  »graoiaboS  batte 
eS  gleid)  Katalonien  feit  1827  bie  blutige  Strenge  beS 
(trafen  b'ßfpana  )u  erbulben.  5>er  fpan.  33ürger= 
Irieg  ber  folgenben  3«'t  ioa  aud)  93.  in  feine  ©reuel 
burd?  SBoltSaufftänbe  unb  Empörungen;  namentlich 
1835  unb  1836,  wobei  eine  republitonifcbe  Sticbtung 
hervortrat.  Slud?  1840  mar  bie  Stabt  ber  Sd?auplafc 
einer  bebeutenben  ÄriftS,  bie  mit  berüHegentfcbaftS: 
übernabme  burd)  Gfpartero  enbetc;  1841  unb  1842 
tarn  eS  ju  neuen  Huf  itanben,  teilweife  wegen  Ginf üb= 
rung  ber  Honftription  (Quiuta).  3"  lefctem  mürben 
bie  Gruppen  vorübergebenb  auf  baS  gort  vDtonjuid) 
bcfdjrfintt,  unb  erft  ein  33ombarbemcnt  tonnte  bie 
^nf urgenten  jur  Übergabe  jmingen.  Senfelbcn  93er: 
lauf  nabm  ber  Huf  itanb  von  1843.  ^m  3. 1854  mürbe 
bie  Revolution  D'SJonnellS  in  SJlabrib  burd)  eine 
gleichzeitige  Bewegung  in  33.  unterftüfet,  bie  aber 
ebne  33lutverfliefeen  verlief,  ba  ftcb  Iruppen  unb 
'■öebörben  berfelben  anfd?loffen.  dagegen  mufite 
ein^rogrefnftenaufftanb,  ber  infolge  beSO'2)onnell= 
fd)en  StaatSftreid?*  auSbrad),  1856  blutig  nieber= 
geroorfen  werben.  3"  neuerer  3eit  ift  93.  ber  öaupt= 
berb  beS  fpan.  ÄnardjiSmuS;  hier  fanben  7.  9tov. 
1893  (im  Siceotbeater)  unb  7. 3uni  1896  (bei  einer 
vUrojcffton)  anarcbiftiidjc  93ombenattentate  ftatt,  bie 
beibe  jablreime  Dpfer  an  Joten  unb  SBermunbeten 
f orberten.  —  93gl.  Colleciö  de  documentos  bist,  in- 
editos  del  Auxin  municipal  de  la  ciudad  de  B. 
(3  33be.  Barcelona  1893—95). 

Barcelona,  früber  9cueva  =  33arcelona, 
öauptftabt  beS  Staate«  93ermubej  ber  ^Bereinigten 
Staaten  von  33enejucla,  210  km  öftlicb  von  (Sara: 
caS  unb  8  km  von  ber  Hüfte  beS  MntillenmecrS, 
am  febiff baren  3lragua  unb  am  Eingänge  ju  ber 
großen  (Sbene,  bie  ftd)  fübmdrtS  biß  jum  Crinoco 
auSbebnt,  burd)  Gifcnbabn  mit  bem  öafeu  ©uanta 
unb  ben  ßoblcnlagem  von  Naricual  verbunben, 
bat  (1891)  12785  G.  unb  ift  regelmäßig,  aber 
fd)led?t  gebaut  unb  ungefunb.  3br  &anbelSgebiet 
nad?  bem  Innern  ift  nur  ein  befcbrfinfteS;  jur  See 
itebt  fie  mit  St.  2t?omaS,  Guracao,  Urinibab,  Ca 
©uaiva  unb  Gumana  in  SBcrbinbung.  3br  6afen 
für  gröfscre  Seefdjiffe  ift  bie  Gnfenaba  be93.,  bie 
UJlünbungSbud?t  beS  Slragua,  jugleid?  bev  >>auvt 
bafen  be«  ganjen  Staates.  —  2)ic  Stabt  würbe  1671 
an  ibre  jetuge  Stelle  verlegt,  33  $abrc  nad)  ber 
©rünbung  ber  erften  Stabt  biefes  Namens  am 
<yuj$e  beS  öftlidjer  gelegenen  Gerro=Santo.  93iS  1881 
mar  33.  Joauptftabt  eine«  gleicbnamigen  Staate*. 

Marcelo uc ta,  23orftabt  von 93arcelona  (f.b.)  in 
Spanien. 

^arcclouncttc  (fpr.  barfj'lonnftt).  1)  <Hrron> 
b  iff  erneu  1 1  m  f  ranj.$  epart.  93aff  ed^lped,  bat  1 1 5 1  ,ü5 
q]an,(1896)  14 132  (*.,  20(?)emeinben  unb  jerfdllt  in 
bie  4  Üantonc  Sllloö,  33.,  £e  Öaujet  unb  St.=$aul. 
—  2)  $»auptftabt  bei*  Slrronbiffemcntä  33.,  inmitten 
eines  weiben*  unb  berbenreieben  ibalS ,  1133  m 
Q.  b.  3)1.  am  redeten  Ufer  ber  Ubape  am  gufe  beS 
(Sol  be  l'arcbc  unmeit  ber  ital.  ©renje  gelegen,  bat 
(1896)  1993,  als  ©emeinbe  2286  (*.,  $0%  Zeh-- 


grapb,  ein  ItommunaUGoUege,  t'ebrerfeminar,  3lder* 
baugefcllidjaft  unb  treibt  neben  33ienenjud)t  befon* 
berS  3iiebjud)t  unb  SBiebbanbcl,  unterbdlt  aber  aueb 
ÜJtanufatturen  in  öüten ,  2ud>,  Seibenmaren  unb 
Seber.  —  2>er  Ort,  im  Anfange  beS  12.  $abrb-  ge: 
grünbet,  bann  burd)  Ärieg  jerftört,  mürbe  1231 
mieber  aufgebaut  unb  vom  ©rafen  Diaimunb  33e: 
rengar  von  Provence  33arcilona  genannt,  nacb 
bem  fpan.  Stammort  (33arcclona)  feiner  Slbnen. 
1388  von  2lmabeu3  von  Saoopen  eingenommen, 
(am  33.  im  franj.  9tevolutionStriege  enbgültig  an 
Jranlreid).  [3Büfte  (f.  2)ünen). 

UBarcfiane,  in  Gentralaften  bie  Sanbberge  ber 

iöard)cnt  i^aricnt),  ein  bicbteS,  getöperte* 
93aumroollgc»vebe,  ganj  au*  33aumioollc  ober  aue 
leinener  Helte  mit  baumwollenem  Sdmfi.  9Jtan  \m 
terfdjeibet  glatten  unb  rauben  33.  3ubererftern 
Slrt  gebört  ber  vierbinbig  gelöperte,  befonberS  bid?t 
gearbeitete  33ettbard)ent  (^cbcrleinmanb)  aus 
gebleid)tem  ©am,  blau  ober  rot  geftreift,  bei  bem 
ber  auS  grbberm  ©am  beftebenbe  Ginfcblag  }u  brei 
Siicrteln  auf  ber  redjten  Seite  fidjtbar  ift,  foroie  ber 
rob  gebleid?te  ober  fdjwarj  gefdrbte  Sutterbar= 
djent.  2)er  raube  33.  bat  auf  ber  Seite  beS  groben 
unb  weieben  6infd)lagS  eine  mebr  ober  minber  lang= 
faferige,  flaum^  ober  molldbnlid)e  Cberfldd)e,  bie  bei 
ben  ftarfen,  ju3ßinter!leibembienenbenStoffen  tud): 
artig  gefebert  wirb.  3>iefe  paarige  Cbcrfld(be  wirb 
jeßt  mit  f)ilf e  von  ^afd)inen  bergeftellt,  bie  ben  jum 
Rauben  beS  2ud)S  gebrfiud)lid)en  &\)nlid)  fmb.  2)er 
gewöbnlidje  raube  33.  ift  brei^  vier*  ober  fünfbinbig 
gel öpert,  f  o  bab  auf  ber  einen  Seite  */„  */4  ober  */ft  be* 
6infd)lagS,  auf  ber  anbern  */,,  %  ober  */»  ber  jtettc 
liegen.  £er  vierbinbige  Äöper  wirb  juwcilen  bureb 
eine  anberc  Slrt  beS  (tinjicbenS  ber  Äctte  unb  ber 
Slnfdmürung  in  ber  9Beifc  abgednbert,  bab  auf  ber 
redeten  Seite  nur  ber  6infd)lag  fidn bar  ift,  wdbrenb 
bie  linte  baS  SluSfeben  eines  leinwanbartigen  ©e= 
webeS  mit  fdjmalen,  fladjen  fiängSrippen  jeigt  (ge- 
febnürter  93.).  Zuweilen  ift  ber  33.,  fowobl  ber  glatte 
als  ber  raube,  atlaSartig  getfipert  (fflnfbinbiger  %t- 
laSbardbent).  25er  33ard)entftubl,  auf  bem  bie 
meiften  Sorten  gewebt  werben ,  ift  eine  bem  Seim 
mcberftubl  Abnlime  9Jlafd)ine  für  öanf  unb  Aiir. 
betrieb.  1\<  33ard)entwebcrei  war  früber  bebeu^ 
tenber  als  jeHt,  wo  für  Untcrtleiber,  guttcr,  Über 
jüge  u.  f.  w.  mebr  gemirlte  unb  leidjt  gewebte  bäum- 
roollene  unb  halbwollene  3euge  in  ©ebraud?  ftnb. 
Hm  meiften  verbreitet  ift  fie  in  Seutfd)lanb  in 
Sdiwaben,  93apcm  unbSacbfen,  ferner  in93öbmen, 
ü)iäbren  unb  9iicbcröfterreicb.  (S.  aud)  33ibcr, 
Sjeaverteen,  SRolton,  ünoleflin,  ^ique-.) 

^ard)ce(  ober  33er(ipeS,  baS  Sabbatbrot  bei 
ben  3uton,  über  baS  ber  Segen  gefprodjen  wirb, 
fdjeint  auS  93  er  ad)  o  t  (SegenSfpriicbc)  verftümmclt. 

)Batdifelb,  Sieden  im  HreiS  Sdjmallalbcn  beS 
preufe.  9ieg.  =  33cj.  Gaffel,  an  ber  SJcünbung  ber 
Sd)Weina  in  bie  Sierra,  tn  einer  von  fad)fcn=meining. 
©ebicte  umfd?loffenen  Grllave,  an  ber  Nebenlinie 
Immelborn  ^icbenftein  ber  $reu^.  StaatSbabnen, 
bat  (1900)  2284  meift  evang.  6.,  <Boft,  Jclcgrapb, 
2  Sd?löffer  unb  4  Slittcrgüter.  —  33.  !am  jur 
Hälfte  1387  burd)  flauf,  jur  ödlfte  1583  burd) 
Grbftpaft  von  bem  gräfl.  bennebergifdjen  £>aufe  an 
Reffen  unb  würbe,  als  bie  von  Philipp,  bem  Sohne 
beS  Sanbgrafcn  Silbelm  VI.,  begrünbete  beffen= 
caiielfd?c  Nebenlinie  6effm=*BbilippStbal  fid)  1721 
mieber  in  jwei  Sinien  teilte,  ber  Si&  beS  Sanb: 
grafen  Silbelm,  beS  33cgrünbcrS  ber  nod)  befteben« 


Digitized  by 


384  93archt 

ben  ßinic  Reffen  s  PbilippStbal  =  93arcbfclb 
(f.  fceffen-.pbiltppstbal).  1866  tarn  93.  an  Preufcen. 

darein,  preup.  Stabt,  f.  93artfcfain. 

©arclat)  (jpr.  babrlli),  SUeranber,  engl.  Sieb- 
ter unb  Profaift,  geb.  um  1480,  mobl  in  Sdjotfc 
lanb,  ftubierte  in  urforb  unb  würbe  priefter  am 
College  }u  6t.  SJlarp  Dtterp  in  Senon.  feiet  ncr= 
fa|te  er  1508  na*  tat.  unb  franj.  93earbeitungen 
Pon  S.  Shunts  (f.  b.)  «9tarrenfd>iff»  fein  «Shyp 
of  folys  of  the  worlde»,  tum  Ppnfon  (2onb. 
1509  u.  1570)  gebrudt;  in  Profa  umgefefet  »on 
Ö.  SBatfon  (ebb.  1517);  bie  Gremplare  ton  1509 
ftnb  feiten.  Sludj  febrieb  et  nach  einem  ©ebiebte 
gierte  ©ringoreS  (f.  b.)  bie  Allegorie  «The  castle 
of  labour»  (2onb.  1506).  Später  trat  93.  in  baS 
Klofter  ron  <5lp  (baber  «ÜRöncb  non  61p»),  wo  er 
KtanciniS  ©ebiebt  «De  quatnor  virtutibus»  als  «A 
Ryght  fruteful  treatyse  intitulated  the  Myror  of 
good  Mauers»  (gebrudt  oon  Ppnjnt,  fionbon  um 
1570)  übertrug,  hierauf  würbe  er  granjisfaner 
in  ©anterburp.  Seine  «Egloges » (ßonb.  1548),  bie 
erften  in  engl.  Sprache,  finb  moralifdjsfatir.  ©e-- 
bidjte,  bie  brei  erften  parapbrafen  ber  «Miseriae 
curialium»  beS  äneaS  SplmuS  (f.  piuSIl.).  Qx 
überfetite  auch  SaüuftS  «yugurtbafrieg»  (gebrudt 
um  1557)  unb  cerfafete  ein  «iitroductory  to  wryte 
and  to  pronoynce  Frenchc»  (fionb.  1521).  Qx 
ftarb  Gnb«  3uni  1552  in  Sropbon. 

«arclap  (fpr.  babrlH),  3obn,  lat.  Siebter  unb 
Satirilcr,  geb. 28. San.  1582  jü pont ■■'a--,$)l ouffon, 
wo  fein  Sater,  SBilliam  93.  (geb.  1546  in  ber  ©raf; 
fdjaft  Mberbeen,  geft.  1608  als  profeff  or  ju  SlngerS), 
befonberS  burd?  bie  Schriften  «De  potestate  pa- 
pae»  unb  «De  regno  et  regali  potestate»  betannt, 
fiebrer  ber  SRedjte  war.  Qx  aing  1603  nach  (*nvv 
lanb,  wo  er  bie  äufmerffamteit  SalobS  I.  auf  fid? 
jog,  bem  er  Seil  1  feine*  gegen  bie  fyfuiten  gerid> 
teten  5toman8  «Euphonnionis  Satyricon»  (2onb. 
1604)  mibmete  (21.2,  Par.  1605;  baut  bie«Apologia 
EaphormioniB»,  Sonb.  1610).  6S  folgten  «Conspi- 
ratio  anglicana»  (Sonb.  1605)  unb  eine  93cfcbreibung 
unb  Sittenfcbilberung  ber  Nationen  ßuropaS  «Icon 
Animaram»  (ebb.1614).  Stach  bemlobe  feine«  SaterS 
ging  er  nach  Paris,  1606  mieber  nach  dnglanb  (bis 
1616)  unb  1618  nad>  iRom,  wo  er  r>on  papft  paul  V. 
begünftigt  würbe  unb  12.  3lug.  1621  ftarb.  Sein 
öauptwer!  ift:  «Argenis»  (Pat.  1621;  fieib.,  bei 
(iljeoiet,  1630;  SRürnb.  1769),  eine  polit.  MUegorie 
in  jRomanform,  mit  aeiftreieben  Slnfpielungen  auf 
bie  Sage  (SuropaS,  befonberS  ^ranlreicbS,  jur 
ber  Sigue.  GS  mürbe  in  bie  meiften  Sprachen  Guro* 
paS  (englifcb  »ontfingSmillßong  1625;  beutfdjcon 
ÜJt.Opifc,  SBreSl.  1626  u.  ö.;  Jalanber,  fipj.  1701; 
jjafen,  2  93be.,  93erl.  1794;  SBalfc,  9Jlünd).  1891) 
überfegt  unb  geborte  ui  ben  gelefenften  93üd;ern 
feiner  Rät.  —  Sgl.  5)alrpmple,  Sketch  of  the  life 
of  B.  ((Jbinb.  1786);  93oud?er,  De  Joannis  Barclaii 
Argcnide  (^8ar.  1874);  5)uponb,  L'Arg^nis  de  B. 
(ebb.  1875);  Suta«,  Etüde  bibli  ographique  et 
litteraire  sur  le  Satyricon  de  Jean  B.  (ebb.  1880). 

barclaii  (fpr.  babrt(i),  9tob.,  2)ogmati(er  ber 
Qudler,  geb.  23.  3)ej.  1648  ju  ©orbonStomn  in 
ber  fdjott.  ©raffdjaft  (Slgin,  aui  einem  alten  31belö- 
gcfcblecbt,  würbe  in  %ari$  für  ben  Äattwlicigmud 
gewonnen,  fd>lo§  ftd)  aber  nad?  ber  ?Hüdfcbr  ben 
Uuätern  an.  Qx  ftarb  13.  Oft  1690  ju  Urp  in 
Rincarbine.  Seine  «Theologiae  verae  christianae 
apologia»  (2onb.  1676),  englifd)  u.  b.  Z.  «An 
apology  for  the  true  Christian  divinity  etc.»  (93ir= 


-  Sorb 

mingbam  1765  unb  1878)  erfebienen,  ftebt  noi)  jefct 
in  boiiom  Slnfeben.  Sine  ©efamtau$gabe  feiner 
Scbriften  erfdjien  in  Sonbon  1692  in  Jolio,  1718 
in  3  Dttanbdnben.  —  ©gl.  SBeingarten,  S)ie  3teno= 
lution&tirdjen  englanbä  (2pj.  1868). 

«ardap  bc  2oat>(fpr.-tldb),aRi(baeI9(nbread, 
bei  ben  Sftuffen  3Jlid)ail  iBogbanowitfdj,  ^ürft, 
ruff.  Selbberr,  geb.  16.  (27.)  2>ej.  1761  ju  2ubbe= 
©rofepoff  in  fiiolanb,  würbe  in  ber  ÜKilitäralabemic 
ju  Petersburg  gebilbet,  1778  OffUier  in  einem  Stü- 
rafüerregiment,  fämpfte  in  bem  Jürfentriege  »on 
1788  unb  1789,  1790  im  Äriege  gegen  Sdjroeben, 
ferner  1792  unb  1794  gegen  $olen  mit  HuSjeicb- 
nung,  würbe  1798  Dberft,  1799  ©eneralmajor.  93ei 
s4Jultud!  tommanbierte  er  1806  ben  oorgefdjobenen 
reebten  ^lügel  mit  2lu«jeid?nung,  bei  Gplau  würbe 
er  1807  fdjwer  oerwunbet.  Rum  ©eneralleutnant 
bef  orbert,  nabm  er  an  ben  Operationen  in  ftinlanb 
1808  bernorragenben  Slnteil  unb  fet»te  im  ÜJlärj  1809 
mit  6000  Wann  über  bad  QU  beS  $ottnifcben  i'leet= 
bufenS  nacb  Scbweben.  Obgleich,  non  ber  national 
ruff.  Partei  melfad?  angefeinbet,  weil  man  ibn  als 
5)eutfcben  betrachtete,  würbe  er  1810  jum  flriegS« 
minifter  unb  1812  jum  CberbefeblSbaber  über  bie 
erfte  ilDeftarmee  im  Äriege  gegen  Napoleon  ernannt. 
Vli  •>  er  SmolenS!  nach  ber  Schlacht  vom  17.  $lug.  auf: 
geben  mu&te,  traten  bie  SInfeinbungen  ber  national: 
ruff.  Partei  p«ftig  bernor,  fo  bafe  ber  Äaifer  ftch  gegen 
feinen  SBillen  genötigt  fab,  ibn  burch  Äutuf  ow  )u  er: 
fehen.  befehligte  93.  bei  93orobino  ben  rechten 
glügel  unb  ba$  Gentrum  ber  ruff.  Slrmee  unb  leitete 
ben  Stüdjug  burd)  SJtoStau,  cerliefe  bann  aber 
23.  Sept.  bie  SIrmee,  nadjbem  er  bereits  5.  Sept. 
baS  ftriegSmimfterium  niedergelegt  batte.  ,Nsm  >w. 
1813  übernahm  er  baS  ftommanbo  beS  2{cbiMcba= 
aowfien  StrmceforpS,  erobertet  äpriUbotn/  feblug 
Saurifton  19.  sJfla\  bei  ÜönigSwartba  unb  würbe 
nach  ber  Schlacht  bei  Staufen  von  neuem  nun  Cber^ 
befeblSbaber  ber  ganjen  ruff.  Streitmacht  ernannt 
(Sr  tämpfte  an  beren  Spi&e  in  ben  Schlachten  von 
Bresben,  Äulm  unb  Seipjig,  nach  ber  er  in  ben 
©rafenftanb  erhoben  mürbe,  enblich  bei  Paris,  wo 
er  ben  $elbwarfcballitab  erhielt.  Dlach  bem  ftelbjuge 
non  1815  erhielt  er  ben  frürftentitcl.  Qx  ftarb  als 
CberbefeblSbaber  ber  erften  Slrmee  in  IRobilem  14. 
(26.)  2Rai  1818  ju  ^nfterburg. 

^arclap,  ^erf  ine«  &  €o.  (fpr.  baprllO,  eine 
ber  größten  Sonboner  93rauereien  (im  Stabtteil 
Soutbmart),  beftanb  unter  bem  tarnen  ?lnfer« 
brauerei  bereits  im  17. 5\abrb.  unb  ging  1781  für 
35000  Pfb.  St.  in  bie  ©änbc  ber  93cgrünber  ber 
jefeigen  fyxma  über,  ju  benen  Stöbert  93arclap  (1750 
—1830),  ein  Urenlel  beS  gleichnamigen  Quäler 
bogmarilerS, gehörte.  2)ie93rauereibebeclt einen  ivlä= 
cbenraum  non  über  14  Ädcr,  befchäftigt  nabegu  700 
Perfonen  unb  liefert  jährlich  mebr  als  500000  93ar 

*arco,  ital.  Crt,  f.  Slfolo.  [reis  Stout. 

9arcönc,  93arcane  (ital.;  abgeleitet  r>on 
barca,  93arlc),  eine  Srt  jwei«  ober  breimaftiger 
tfifcfcerfabrjeuge  auf  bem  aJiittelmeere. 

^ n i cv<  Vi\t r ac^ct «abnf  1885 etöffnete93abu 
in  Kroatien,  unter  ber  Betriebsleitung  ber  Cftcrr. 
Sübbabn.  Sic  umfafet  bie  fiinien  93arcSäPatrda 
(95  km),  2!erejot)ac=Slatina(21  km),  93aftaii^3benci 
(15  km),  }ufammen  131  km. 

Stavbr  ital.  93arbo,  ©emeinbe  im  ftreiS  Softa 
ber  ital.  proninj  Jurin,  in  engem  übale  jrcifcbcn 
fteilen  Sllpenhöben,  linlS  an  ber  rei&enbcn  5)ora 
93altea  unb  an  ber  93abn  2urin  =  Hofta,  bat  (1881) 


Digitized  by  Google 


Sarbai  ■ 

300,  als  ©emcinbe  437  <?.,  $oft  unb  Sclegrapp. 
Dabei  auf  einem  cinjelnen  Reifen  baS  berübmte 
gort  93.  (391  rat,  baS,  ber Sage  nach  von  öannibal 
erbaut,  bie  Strafe  über  ben  oh- cf.cn  unb  Aleinen 
St.  33ernbarb  in  bie  piemont.  Gbene  beberrfdjt. 
3m  Spamfcben  Grbfolgelriege  würbe  eS  1704  ton 
ben  5ran jof on  eingenommen.  Sei 93onaparteS über: 
gang  über  bie  »Ipen  (SEHai  1800)  leate  baS  (jort 
ben  <yranjofen  noch  jule&t  ^ t  c  v, o  Scpmierigfciten 
in  ben  2Beg.  93onapartc  liefe  baS  gort  mit  ber 
Stabt  von  ben  31nbob.cn  ton  Älbarb  befebiefeen 
unb  bie  fifterr.  93efa&ung  )ur  Übergabe. 

DaS  frort  mürbe  jerftört,  aber  tom  ÄÖnig  flarl 
Ulbert  wieberbergeftellt. 

«arbai,  einer  ber  beiben  öauptorte  ber  Cafe 
libefti  ober  Ju  in  ber  oftl.  Sahara  mit  etwa  1500 G., 
in  einem  notböftlicr)  terlaufenbcn  Jhale,  in  bem 
lobnenbe  Datteljucpt  betrieben  mirb. 

>8nr  ^aijan,  f.  93arbefaneS. 

©arbäle,  na*  alten  ©loffaren  ein  gallifdjer 
Warne  ber  fierdje,  Würbe  mit  bem  tarnen  ber  93ar* 
ben  (f.  b.)  in  SSerbinbung  gebracht,  bureb  ßlopftod 
in«  Deutfcbe  eingeführt  unb  bann  jum  litel  für 
33olfSlieberfammlungen  gewählt,  j.  58.  ton  6b. 
93aumftart  (f.  b.)  unb  ton  SBalbbrüpl  (2pJ.  1836). 

©arbclcbe«,  Slbolf  ton,  Gpirurg,  geb.  1.  ÜJlärj 
1819  ju  ^rantfurt  a.D.,  ftubierte  1837—43  in 
'-Berlin,  öetbelberg  unb  ^SariS  SRcbijtn,  würbe  1843 
in  ©icfcen  an  ber  bortigen  Uniterfttät  pbpftol. 
2tffiftent ,  bemnädn't  ^rofeftor  unb  1848  aufcer* 
orb.  sUrofefjor.  1849  mürbe  er  orb.  ^Jrofeffor  ber 
(Sbiruraie  unb  I '  u  c f t er  ber  djirurg.  ftlini  t  in  ©reifS* 
malb.  93eim  HuSbrueb  beS  Deutfcben  ÄriegeS  ton 
1860  jum  ©eneralant  ernannt,  übernabm  er  bie 
Aimttionen  eine*  fonjultiercnben  (Sbinirgen  in  ben 
Jelblajaretten  beS  ^cjirfS  ®itfd?in.  1868  würbe 
er  orb.  ^rofeffor  ber  Ghirurgie  an  ber  Uniterfttdt 
Berlin  unb  Direftor  ber  d»rurg.  Älinil  in  ber  (Spa* 
rite*,  1870  als  tonfultierenber  Gpirurg  ju  ber  Grften 
ttrmee  tommanbiert  unb  1872  jum  ©eneralarjt 
a  la  suite  beS  SanitdtSforpS  ernannt.  1891  erpiclt 
er  ton  ffaifer  5Bilbelm  II.  ben  erblichen  Slbel.  Gr 
ftarb  24.  Sept.  1895  in  «erlin.  93.S  litterar.  Ruf 
grünbet  fiep  auf  fein  «fiehrbuep  ber  Gbirurgie  unb 
CperationSlepre»  (8.  Mufl.,  4  33be.,  33erl.  1879—82). 
Seine  übrigen  litterar.  Arbeiten  ftnben  fiep  jerftreut 
in  SRüllerS  unb  33ircpomS  «2lrdriten»,  im  «Mrdnt 
f är  pbpfiol.  £eilf  unbe»  u.  f.  w.  Tic  Referate  Aber  bie 
gortfdjritte  ber  Gbirurgie,  bie  er  feit  1851  für  ben 
Ganftattfcben  «Jahresbericht»  unb  beffen  ton  SBir* 
d?ow  unb  öirfdjrebigiertegortfeftunßlicferte,  werben 
befonberS  gefcpä&t.  33creitS  feit  1869  tertrat  33.  in 
feiner  Älinil  bie  antifeptifebe  üDtetpobe  SifterS  nach* 
brüdlicb  unb  erjielte  mit  einer  tereinfaebten  gorm 
berfelben  tortreff liebe  Mefultate.  —  93gl.  3t.Äöpler, 
©ebädjtniSrcbe  auf  ».  ton  58.  (93erl.  1895). 

Starben  (irifd?  bard;  fpmrtfcp  bardd),  ber  Stanb 
ber  Sänger  unb  Dichter  bei  ben  feit.  Stämmen  fo* 
wohl  beS  geftlanbe«  als  auch  ber  brit.  Unfein.  3br 
älteftcS  3nftrument  war,  menigftcnS  auf  lefeterm 
©ebiete,  bie  Crotta  (irifd)  crott;  Ipmrifd)  crwth), 
eine  Mrt  ^arfe  ober  2pra.  6eit  bem  2.^abrl?.t.6br. 
erwdbnen  bie  ©rieben  unb  iHömer  flallifdje  93.,  bie 
im  ©efolfle  ber  gürften  unb  ©rofeen  beren  JRubm 
ober  Sdjmäblieber  auf  ibre  geinbe  fanaen.  Sie  ter* 
febroinben  mit  ber  JRomanifierunfl  ber  ©allicr. 

3n  5Dale8  ftanben  bie  33.  nod)  im  Mittelalter  in 
toller  33lüte  unb  bobem  21nfeben.  Sie  bilbeten  einen 
feftßeglieberten  Crben,  beffen  SRedjte  unb  ^flid?ten 

«totf^au»*  Ron6rrfoti(mM!frifon.  14.  «uff.  «. «.  n. 


-  Farben  385 

acfe&lid)  aeregelt  unb  beffen  SWitßlieber  burd?  befon» 
bere  2rad)t  au*fleieidjnet  waren.  Huf  allgemeinen 
ober  totalen  33erfammlungen,  Eisteddfod  ober 
Gorsedd  genannt,  würben  ©cfclie  über  bie  33arben< 
biSeiplin  terfafet  unb  bie  au«gelcrnten  Sd)üler,  bie 
fid)  au§  allen  Stänben  refrutierten,  ju  33.  grabuiert, 
aueb  öffentliche  Disputationen  unb  3Bettgefdnge 
teranftaltet.  Gin  erbalteneS  ©efeh  über  ÜJtufil  unb 
«arbentum  wirb  auf  ©ruffptb  ap  Gpnan(geft.ll37) 
jurüdgefübrt.  G8  gab  wubl  terfdjiebene  Stufen 
unb  Blaffen  ton  33.,  k  nad^bem  fie  mebr  teebnifd) 
au^gebilbet  waren  (im  ©efang,  im  Grotta«  unb 
fiarfenfpiel)  ober  mebr  wiffcnfdbaftlid?,  in  ber  Äennt» 
ni»  ber  ©rammati!  unb  üßetrit,  ber  @ef*idjte  unb 
©enealogie,  fpdter  and)  ber  &eralbit.  SHandje  an- 
geblid  alte  3k(bri(bten  unb  33erorbnungen  über 
ba§  33arbentum  baben  ftdj  al§  fpdte  Grfinbungen 
berau^geftellt.  obre  erhaltenen  Diebtungen  finb 
teiU  $riftlid?:reltgiöfen(frba(t3,  teils  $reiSlieber 
auf  dürften  unb  öelben,  Sd?lad?tgcfdnge,  lurje 
ctigrammatifd?e  ©cbidjte,  Jrinflieber,  fpdter  aueb 
9)Unnegefänge.  3)ie  Groberung  ton  SBale«  bureb 
(Fbuarb  I.  (1282)  gab  bem  33arbentum  einen  bavien 
Stofe;  boep  lebte  ber  Stanb  nod)  lange  fort,  wenn 
aueb  in  ben  9ied?tcn  befd?rdnlt.  9tamentlid>  feit 
bem  15.  ^abrb.  finb  jur  Hebung  ber  ftntenbcn  %'\a)U 
fünft  mit  Ginwilligung  ber  engl.  .rjerrfd)er  noch 
eine  dteibe  ton  Eisteddfods  abgehalten  worben,  bie 
Icfcte  1681  ju  33ewppr=Gaftle.  3m  19. 3ahrb.  haben 
patriotifche  SBalifer  biefe  iUerfammlungen  mit  3Bett= 
gcfdngen  unb  33reiSterteilung  erneuert,  juerft  1819; 
feitbem  werben  fie  unter  ben  alten  9!amen  unb  mit 
ben  alten  Formalitäten  mieberholt.  Gine  Samm* 
lung  foldjer  jungen  Grjeugniffe  gab  SBilliamS  ab 
^tbel  btrauS  («Barddas,  the  Bardo-Druidic  System 
of  the  isle  of  Britain»,  2  93be.,  1862—74). 

3n  3tlanb  waren  bie  93.  im  Mittelalter  tief  ge* 
funten.  Jöter  hatten  fich  bie  <yili,  b.h.bie33crtreter 
ber  gelehrten,  auf  mehrjährigem  Stubium  beruhen: 
ben  2)id)tfun|t,  bieöiftorifer  unb  Siebter,  als  befon* 
bercr  Stanb  loSgelöft;  biefe  hlidten  mit  33eradjtung 
auf  bie  ungebilbeten  33änfclfdnger  hinab,  benen 
allein  ber  9iame  93.  terblieb.  Scacb  ber  Groberung 
JrlanbS  erliefjen  engl,  dürften,  bcfonberS  &tm 
rieb  VI.,  ^einrieb  VII.  unb  Glifabctb,  mehrfach 
ftrenge  93erorbnungen  gegen  bie  irifchen  Sdnger, 
beren  2ieber  jum  Slufftanbe  aufrcijten.  Die  Sdjlacht 
am  33opncflufc  (1G90)  machte  auch  biefem  SReft  alt* 
feit.  ÖcbenS  ein  Gnbe.  SllS  lefeter  irifdjer  93arbe  gilt 
Surlougb  D'Garolan  (1670—1738). 

3n  Schot  tlanb  finbenfich  93.  als  erbliche  Diener 
ber  dürften  unb  Slbligen  bis  1748,  wo  jugleicb  mit 
ber  GrbgericbtSbarleit  bieS  33erhdltniS  terfd)roanb. 

Den  alten  ©ermanen  waren  -.Käme  unb  Stanb 
ber  93.  unhefannt,  unb  wenn  jüopftod  unb  feine  Hn* 
hdnger  unb  9cadjahmer  ton  93.  ber  alten  Deutfdjen 
fpredjen,  fo  beruht  bieS  auf  einer  93erwechfelung 
mit  ber  feit.  Ginrichtung.  So  benannte  Älopjtod 
ein  torjugSweife  religibfeS  unb  friegerifcbcS  Sieb 
in  bem  fingierten  Gbaratter  cineS  93arbengefangS, 
ober  einen  Sdlacbtgefang  in  bem  wilblrdftigen  Jon 
ber  german.  Urzeit  33arbtet  ober  33  a  r  b  1 1,  terlei  tet 
burcp  eine  falfche  ScSart  in  JacituS*  aGermania», 
ftap.  3,  wo  einige  Jöanbf driften  ftatt  beS  richtigen 
baritus  ober  barritus  (baS  Scblachtgefdrei  ber  ©er* 
manen)  barditus  bieten.  Die  beutfeben  Dichter,  bie 
bamalS  baS  93arbiet  mit  93orliehe  pflegten,  ahmten 
meift  bie  empfinbfame  3Beicbhcit  CffianS  nach  ober 
arteten  in  unerquidlicben  SBortfcbmall  «ohne  Sehen 

25 


Digitized  by  Google 


386  Sarben&erg 

unb  9öabrt>eit»  aul.  Senil  unb  ©erftenberg  beban* 
betten  el  Iprifdj  (ogl.  Gbrmann,  Tie  barbifie  l'mit 
im  18.  ftabrb.,  Salle  1802),  Kretfdjmann  epifd?.  — 
33gl.b'mboil  be^ubainoille.Introduction  ä  l'etude 
de  la  litterature  celtique  (}tor.  1883);  ©alter,  £al 
alte  2öale«  (Sonn  1859);  Salter,  Memoire  of  tbe 
Irish  bards  (Sonb.  1786);  3one$,  Rehes  of  the 
Welsh  bards  (ebb.  1784);  »arbiman,  Irish  min- 
strelsy  or  Bardic  remains  oftreland  (2  33be.,  Sublin 
1831);  Stcpbenl,  Literature  of  the  Kymry  (1819, 
1876);  D'Gurrp,  On  the  manners  and  customs  of 
the  ancient  Irish,  93b.  2  (i'onb.  1873);  Stotel  unb 
SDinbifcb,  Srifcbe  Serte,  3.  Serie,  Jöcft  1  (Cp*.  1891). 

©fltbcnberg,  Sorf  im  iHbeinlanb,  f.  33b.  17. 

fBatbera  (93  e r  b e r  a)  ober  33  a 1 1  i r ,  Ort  in  3ta< 
lienifaVSomallanb  (Oftafrita),  am  linfen  Ufer  bei 
JJub,  ungefähr  300  km  nörblid)  oon  beffenWünbung, 
in  126  m  Söbe  auf  einem  ftellplateau,  ift  fd^lecpt 
gebaut,  bat  130  Sutten  unb  nimmt  nur  noch  ben 
achten  Seil  bei  oon  einer  5  m  hoben  Sebmmauer 
nebft  ©raben  umjogenen  JRauml  ber  ehemaligen, 
1819  gegrünbeten,  furje  3«»t  febr  blübenben  Stabt 
«in,  bie  1843  jerftört  würbe.  3n  33.  würbe  ber 
^rfcbunglreifenbe  uon  ber  $  eden  mit  6  ©efäbrten 
ton  raubgierigen  Somal  2.  Ott.  1865  ermorbet. 

®arbefanc$,  ber  Sprer,  eigcntlid?  33ar:$ai: 
jan,  geb.  154  n.  Gbr.  ju  Gbeffa  all  ber  6obn  vcx- 
nebmer  beibn.  Gltern,  ftanb  bei  König  Hbgar  von 
Gbeffa  (wabrfcpeinlieb  bem  217  oon  Garacalla  ge* 
ftürjten),  an  beffen  Sofe  er  lange  lebte,  in  bober 
©unft,  foll  bann  all  ÜHiffionar  nad)  Armenien  ge: 
gangen  unb  bort  222  in  ber  (Mtung  Hni  bei  Karl, 
wohin  er  fid)  jurfldgejogen  batte,  geftorben  fein. 
Seine  fiebre  mar  eine  eigentümliche  SBeiterbilbung 
ber  ältern  fpr.  ©noftl,  in  welche  bal  Glement  ber 
oorberafiat.  Siaturreligion  ftart  bereinfpielt.  2}odj 
fcbcint  er  ebenf omenig  wie  feine  Hnbänger,  bie 
33 ar  b  e f  a n i  t  e n ,  ficb  »on  ber  rechtgläubigen  Kirche 
getrennt  ju  baben.  Seine  Slnftcbten  oerbreitete  er 
bureb  £pmnen  unb  mürbe  f o  ber  erfte  fpr.  Spmnen= 
biebter.  "Jtocfe  im  5. 3abrb.  würben  biefe  Spmnen  unb 
bie  feine*  Gobnelöarmtjniul  unbebenflieb  von  ben 
tatb.Gbriftengefungen,bil  ber  Kirchenlehrer  Gpbräm 
jie  bureb  recbtgläubige  oerbrdngte.  33rucbftüde  ftnb 
m  ben  56  Sieben  Gpbräml  gegen  bie  Kefccr  erbalten 
unb  bilben  bie  fieberfte  Quelle  für  bie  Kenntnis 
feines  Spfteml ;  aufeerbem  finb  oielleicpt  mebrere  in 
ben  apotrppben  Sitten  bei  3: bomal  entbaltene  fed)l= 
jeilige  Spmnen  in  ipr.  Sprache,  cor  allem  ber  fdjöne 
Spmnul  oon  bor  Seele,  oon  93.  oerfafot.  2)er  Dialog 
über  bal  Scbidfal,  ber  neuerbingl  im  fpr.  Original 
all  «33ucb  über  bie  ©efebe  ber  Cdnber»  wieber  auf= 
gefunben,  oon  Cureton  juerft  oeröffentlicbt  unb  »on 
2)tcrr  inl  Seutfcbe  überfebt  ift,  röbrt  oon  einem 
Schüler  33.'  ber.  —  93gl.  f>abn,  B.  gnosticus  Syro- 
rumprimus hymnologus (£p*.  1819);  ÜJterr, 93. oon 
Gbeffa  (Säße  1863):  fcilgenfelb,  33.,  ber  lebte  ©no- 
ftifer  (£pj.  1864);  Cipfiul,  Sie  apolrppben  3lpofteI= 
geidjicbten  unb  jlpoftcllegenbcn,  33b.  1  (33raunfcbw. 

darbtet,  f.  3*arben.  [1883). 

«arbiglto  (ital.,  fpr.  -biljo),  feintörniger,  him- 
melblauer bil  blaugrauer,  einfarbiger  ober  ge= 
ftreifter  ÜDtarmor  aul  Garrara. 

tttarbifa,  f.  Smerbil. 

'^rtrbili,  Gbriftopb  ©ottfrieb,  beutfeber  ^bilo« 
fopb,  geb.  28.  ÜDlai  1761  ju  33laubeuren  in  3l<ürt« 
temberg,  geft.  5.  3uni  1808  ju  Stuttgart,  wo  er 
feit  1795  ^rofeffor  ber  ^bilofopbie  am  ©vmna; 
fuim  war,  erregte  juerft  allgemeinem  Äuncben  bureb 


—  Söarbouf 

bie  Sdjrift:  «©runbrip  ber  erften  Cogif,  gereinigt 
oon  ben  Irrtümern  bilberiger  Sogilen  übeibaupt, 
ber  Äantfcben  inlbefonbere « (Stuttg.  1800).  3n  itr 
fuebte  er  ben  Sali  burcbj«ufüpren,  ba|  bal  Kenten 
wefentlicb  bie  SBieberbolung  bei  ßinen  in  ber  un- 
enblicben  3nannigfaltigleit  bei  ©ebaäten,  alfo  an 
ftcb  reine  ^bentitdt,  blot:c  Ü)töglict?leit  fei,  melcbe  bie 
fflirtlicbteit  ober  bie  ÜHateriatur,  wie  el  33.  nannte, 
aul  ftcb  er}euge.  9tllel  SBirllido  fei  fomit  im 
eigentlichsten  Sinne  nicbtl  anberel  all  ©ebanle, 
bie  ©cfeiie  bei  Sentenl  feien  auch  bie  ©efetie  ber 
"Jiatur.  >)uTburcb  ftellte  ftch  33.  in  ben  febroffften 
©egenfab^u  bem  Rantfcben  Spftem  unb  würbe  in 
gewiffem  toinne  ber  Vorläufer  ber  3bentitdtlpbilo= 
fopbie  unb  ber . Segelf  eben  £ogit.  3)ocb  blieben  feine 
SInfcbauungen,  wegen  ber  $un(elbeit,  in  welcher 
er  fie  barftellte,  anfangl  unbeachtet,  bil  9ieinbolb 
lebhaft  für  fie  eintrat  unb  fie  gegen  bie  Ängrifte 
ftidjtel  unb  Scbellingl  oerteibigte.  ferner  febrieb 
33.  «über  bie  ©efetie  ber  ^beenaffoctation»  (lüb. 
1796),  »93riefc  über  ben  Uriprung  ber  SRetapbpftt* 
(anonpm,  Altona  1798),  «i^bilof.  (ylementarlepre» 
(2  Scfte,  fianblb.  1802—6) ,  «33eiträge  ju  33eurtei^ 
lung  bei  gegenwartigen  ^uftanbel  ber  9Jemunft= 
lebre»  (ebb.  1803).  —  3tgl.  33.1  unb  SKeinbolb«  33rief  ■■ 
wecbfel  (ÜJtüncb.  1804). 

^arbi^,  Stabt  in  iigppten,  f.  ibil. 

ttarbtr,  f.  33arbeu. 

©arbo,  ital.  Hlpenfort,  f.  33arb. 

Bardon,  Saiteninftrument,  f.  33ariton. 

©arbonnecehia  (fpr. -uetlia),  franj.33arbon • 
nidje  (fpr.  -ndbfcb),  Ort  im  Kreil  Sufa  ber  ital. 
^rooinj  Jurin,  11  km  norbwcftlid)  oon  Dulr,  in 
1258  m  Söbe,  an  ber  3Jereinigunglfteüc  oon  oier 
J balcrn  fdjön  gelegen,  an  ber  Smie  3)tobanc--3urin- 
2lleffanbria:©enua=^ifaOÄom  bei  9Wittelmeenufecl, 
am  Eingänge  bei  ajlont'Genil'Junnell,  bat  (1881) 
780,  all  ©emeinbe  1222  G.,  s^oft,  Jelegrapb,  in 
©arnifon  3  ßompagnien  bei  3.  9iegimentl  JUpcn- 
truppen  unb  ein  betadjiertel  33ataillon  Infanterie, 
eine  s?fantirche  mit  intereffanten  Cborftüblen,  eine 
99urgruine  unb  einen  ÜHömerturm. 

Borbet  (frj.,  fpr.  -bob;  ital.  bardotto),  33ad^ 
efel,  Sflnbenbod,  3itlfd?eibe  fremben  9iMt»el. 

*  a  r  b  ou  r  |  ipr.  -Pub),  ?lge^nor,  franj.  ^olititer  unb 
Schriftfteller,  geb.  15.  $an.  1829  ju  33ourgel,  \\w 
bierte  bie  *Kc<fcte  in  $aril  unb  war  all  ^lbootat  ju 
©lermont  tbätig.  v3lad)  bem  4.  Sept.  1870  würbe  er 
jum  OTaire  biefer  Stabt  ernannt  unb  im  ^tbx.  1871 
tn  bie  Kammer  gewdblt,  wo  er  für  bie  trieben* - 
prdliminarien  ftimmte.  Gr  fcblofi  ficb  bem  Unten 
Gcnrrum  an  unb  wurde  ftd?  balb  bureb  bie  Glegan^ 
feiner  9lebe  Oluf  ju  erwerben.  33om  10.  9Jiärj  bi* 
uim  10.  9too.  1875  mar  er  Unterftaatlfetretdr  be* 
yuftijminiftcriuml.  33ei  ben  »ycbruarwablcn  oon 
1876  würbe  er  wiebergewäblt,  ebenfo  nach  bent 
16.  ^)tai  1877.  3lm  14.  Sej.  1877  jum  ÜJcinifter  be^ 
öffentlichen  Unterricbtl,  bei  Kultul  unb  ber  febönen 
Künfte  ernannt,  reiebte  er  nadb  URaoüRabonl  Oiüd 
tritt  feine  Gntlaffung  ein  unb  würbe  bura>  ,x\ulev 
<yerro  erfebt,  gegen  befien  Untcrricbtlgcfebe  er  bann 
ebne  Grfolg  auftrat.  Slm  17.  ftebr.  1881  ftellte  er  in 
ber  Kammer  ben  Slntrag  auf  Ginfübrung  bei  fiiften^ 
flrutiniuml.  33ei  ben  Bahlen  im  Slug.  1881  erhielt 
er  lein  W anbat,  würbe  aber  Tcj.  1882  jum  unabfeb= 
baren  Senator  ernannt.  Gr  ftarb  23.5loo.  1897  in 
s$aril.  33.  fdjrieb:  «Les  legistes  et  leur  influence 
sur  la  societe  franc;aise»  (1877),  «Le  comte  de 
Montlosier  et  legal licanisme»  (1881),  «Dix  annees 


Digitized  by  Google 


©orbonjief 

de  vie  politiqae»  (1882),  «La  comtesse  Pauline  de 
Beaumont»  (1884),  «La  bourgeoisie  francaise» 
(1886),  «La  jeunesse»  unb  «Les  dernieres  annees 
de  LaFayette»  (1892),  «Chateaubriand»  (1893), 
«Guizot»  (1894),  unter  bcm  Kamen  31.  33rabp: 
«Loin  du  monde»,  ©ebicbte  (1857). 

©orbotoief ,  Rieden  im  preufe.  9lee.=SBej.  unb 
CanbtreiS  fiüneburg ,  5  km  nörblidj  oon  fiüneburg, 
an  ber  fcbiffbaren  Ssjmenau  unb  an  ber  fitnte  £am-- 
burg«2üneburg  berMkcuft.StaatSbabnen,  bat  (1900) 
2002  meift  eoang.  6.,  poftagentur,  Jelegrapb,  Mefte 
eine«  gemaltigen  3>omS ,  bie  um  1400  in  eine  got. 
Jöallentirdbe  ©erbaut  würben;  ©cmüfebau  unb  &an- 
bei  mit  Sämereien.  —  93.,  oielleidjt  ber  dltefte  Ort 
SJorbbeutfcblanbS,  wirb  juerft  unter  Karl  b.©r.  er= 
wdbnt,  ber  bafelbft  einen  93ifcbofSfib  grünbete  unb 
805  ben  Ort  jum  £>anbelspla&  mit  ben  nörbl.  Sla= 
wen  beftimmte.  Unter  Otto  I.  tarn  93.  an  bie  33illun* 

8er.  9cacbbent  33.  über  brei  ^abjrbunberte  bie  ange; 
benfte  unb  retebfte  Stabt  beS  nörbl.  SeutfcblanbS 
gemefen,  fab  eS  ftcb  burd?  baS  oon  ^einrieb  bem 
i'öwen  gegrünbete  Öübed  gefepäbigt  unb  btelt  im 
Kampfe  beS  3- 1189  tu  ben  ©egnem  £einricbS;  jur 
Strafe  mürbe  eS  oon  ibm  28.  Oft.  1 189  erftörmt  unb 
mit  81uSnabme  De?  ?  cm?  oon  ©runb  an?  jetftört. 

©arbSeö  d'vr.  babrbff),  Heine  jur  ©raffebaft 
(Earnaroon  be$  engl,  gürfteutumS  2i*aleS  gepörige 
Snfel,  oon  ben  SBaUfcrn  ?)np$  Gnlli  (b.  b-^nfcl 
ber  Strömung)  genannt,  wegen  ber  befttgen  Strö= 
mung  jroiicben  ber  3nfel  unb  bem  4  km  entfernten 
Kay  93raiaVo:pwU,  bat  174  ha  unb  132  Q.,  ein 
Üeucptfeuer  unb  tiefte  einer  Äbtei  au*  bem  8.  3aprb., 
in  ber  20000  heilige  begraben  fein  follen. 

iBarbtuan,  engl,  33urbwan,  urfpvünglidS 
SBarbbamana.  1)  Titufion  ber  inbobrit.  $räfi= 
bentfdjaft  93engalen,  greift  im  9t.  an  bie  2)ioifion 
93bagalpur,  im  0.  an  bie  BräfibenticbaftSbtoifion 
unb  bie  24  farganaS,  im  S.  an  ben  93engalif(ben 
Weerbufeu,  im  2D.  an  Driffa  unb  Üfdjutia  wagpur. 
Tie  Sioifion  bat  36 145  qkm,  (1891)  7688818  G. 
(barunter  6399%9  öinbu,  999191  OTobammeba* 
ner,  28267 1  ©eifteroerebrer  unb  6312  Gbriften)  unb 
jerfdllt  in  bie  6  2)iftrifte  33.,  fmgli,  öaura,  SDlibna« 
pur,  53antura  unb  93irbbum.  —  2)  Tiflrift  ber 
Xioifton  93.,  umfafjt  6985  qkm  niebrig  gelegenen, 
aufserorbentlicb  fruchtbaren  unb  moblbebauten  2an- 
beS,  unb  bat  (1891)  1391880  6.  (91 970  weniger 
al*  1872),  barunter  1 120600  (80,5  fyroj.)  fcinbu, 
263800  (lS^^roj.)  3Jtobammebaner,  6420  Santöl 
(Ureinwohner)  unb  900  (Sbriften.  93.  wirb  oon  oie* 
len  ftlüffen  burebftrömt ,  bie  alle  in  bie  93t)agiratbi 
ober  in  ben  bie  öftl.  ©renie  bilbenben  f»ugU  müm 
ben.  93eibe  fmb  ju  jeber  yabreSjeit  febifibar.  Sie 
bienen  »um  UranSport  ber  jablreicpen,  pauptfdcb* 
lidb  inüieis,  3uder,  ^nbigo,  99aumwol(e,  Sabal, 
(5rbf  rügten,  ölfamen,  grober  Seibe,  fcäuten,  33üffels 
hörnern,  33aubolj,  2ad  u.f.  w.  beftebenben  2anbeS; 
erjeugniffe  nach  Kalhitta.  Unter  ber  eingeborenen 
Sieoöllerung  fmb  oide  gro^e  ©runbbefitier.  — 
8)  #auptftabt  ber  55ioifion  93.,  unter  23*  14  V 
nörbl.  iör.,  87°  54'  0ftl.  2.,  am  93anlaflufe,  bat  (1891) 
34  477  6.,  barunter  24 179  fcinbu,  10081  TOobam: 
mebaner  unb  207  Gbriften.  Mittlere  3apTf*lempe: 
ratur  27,j°  C,  burifdjnittlidje  ifibrlicfce  Kegenböbe 
1531  mm.  ©dbrenb  ber  JRegenjeit  (3uni  bi*  Sep= 
tember)  ftebt  bie  ganje  Umgegenb  unter  9Ba)ler,  unb 
mit  bem  Jrodcnwerben  be*  93obenS  (im  Dltober) 
brechen  bösartige  Üialaria  unb  SSedbfelfieber  aud. 
23on  ©ebduben  fmb  ju  erwdbnen  ber  umfangreidie 


-  ©arege«  387 

93alaft  be£  litular  :Habi\t a,  bann  ba?  in  jwei  Iom 
ientrifdjen  Greifen  erbaute  f>inbu:  Heiligtum  Scbi5 
walaja  unb  ba->  Heiligtum  $ir:93abram,  aufterbem 
mebrere  engl.  Sd)ulen  u.  f.  w.  35er  Grand  Trunk 
Road,  bie  fteerftrafee  unb  bie  Gifenba&n  oon  Äal» 
futta  naa>  $ifdjawar  fübren  burd)  93. 

©area  (ambarifcb,  foniel  wie  Sllaoen),  ein  Hei= 
ner,  etwa  10—20000  Seelen  ftarler,  in  bem  nörbl. 
9iorIanbe  Hbeffmien*  (ital.  Kolonie  ßrptbräa  i  um 
ben  üJtogareb  berum  unter  16°  nörbl.  93r.  unb  37° 
öftL  2.  oon  ©reenmiep  anfäffiger  9joIt*ftamm,  ber 
f üblich  an  bie  Hunäma  ober  93afen,  nörblid;  an  bie 
93eni  2lmerangrenjt(f.Äarte:  8lbeffinienu.f.w., 
93b.  17).  3)ie  93.  baben  eine  ftart  gebogene  9lafe, 
einen  großen  3Runb  ebne  aufgeworfene  Sippen 
unb  eine  bidweilen  ani  SKote  grenjenbe  Haarfarbe. 
Obwobl  buntelfarbig,  finb  fie  feine  Sieger,  aber  aud> 
feine  Semiten,  fonbem  wie  bie  ftunäma  wabrfcbeiu: 
lieb  ftefte  einer  Urbeoölferung,  bie  oon  ben  abefrm. 
Semiten  norbwdrt*  gebrängt  wurbe,2um£eil  äuBcr- 
lid)  jum  3$lam  befeprt,  mit  bemofratiidber  SJerfaf« 
fung  unb  merfwörbigen  9le(bt#bröud?en  unb  Sitten, 
bie  juerft  ©.  üHunjinger  in  feinen  « Dftafrit.  Stu= 
bien-*  (Scbaffb.  1864;  2.MufI.(  ebb.  1883)  befdjrieb. 
Jelbbau  treibenb  unb  frieblicb,  oerfteben  fte  gleich^ 
wobl  febr  gut  ben  rduberifepen  93eni  Kmer  ipre 
^lünberungejüge  mit  gleicher  SRünje  )u  oergelten. 
?cv  ^auptmartt  QRogelo  liegt  im  5bal  Slmiba. 

ttarebone:$arlament  (fpr.  bdbrbopn),  Spi|> 
name  für  bie  auch  Kleines  Parlament  genannte  oon 
Olioer  (Sromwell  an  Parlamentes  Statt  im  ^uli 
1653  berufene  puritaneroerfammluna  (155  SDtit- 

8 lieber),  bie  er  aber  ihrer  polit.  öaitung  wegen 
ereitS  12. 2)ej.  wieber  auf  löfte.  3)ie  93ejeicbnung  93. 
fübrte  fie  noeb  einem  ber  eifrigftensUlitglieber  ber  93eri 
fammlung,  bem  Öeberbänblcr  ©ottlob  93arebone.  — 
93gl.  ©la^,  The  Darebone  parliament  and  the  reli- 
gious  movement  of  the  17th  Century  (Conb.  1900). 

©arege,  93 arege 3  (fpr.  bardbfcb),  leidster, 
burcbfidjtiger,  gajeartiger  Stoff,  ber  juerft  im  2bale 
oon  93aregeS  (f.  b.)  al*  erjeugni*  ber  feausinbuftrie 
fär  bdurifeben  'l'u k  aus  wollenem  öanbgefpinft  bCv 
geftellt,  fobann  in  i*ari8  mit  Äette  oon  feiner  ÜMob= 
feibe  unb  balb,  infolge  ber  SluSbilbung  ber  ÜJla* 
febinenfammgarnfpinnerei ,  au<fo  anberwdrtS  als 
Kleiberftoff  naebgeabmt  würbe.  8t m  bdufigften  wirb 
ieiu  bie  Kette  auS  gejwirnter  93aumwolle,  ber  trin- 
fdjlag  auS  einfachem  Kammgarn,  juweilen  aus 
Seibe,  unb  jwar  entweber  auS  reiner  Seibe  ober, 
um  Streifen  ju  bilben ,  auS  Seibe  unb  93aumwollä 
jwirn  erzeugt,  bod>  werben  aueb  gan}  auS  Baum- 
wolle beitebenbe  ©ewebe  als  93.  in  ben  f>anbel  ae= 
bradjt.  0"  Xeutfcblanb  wirb  93.  ooriüglicp  in  Glber» 
felb,  flauen  unb  ©reij  bergeftellt. 

0ariße£  ober  BarcgeS-leS:93ainS  (fpr. 
bardbfcb  Id  bäng),  berübmter  93abeort  im  Kanton 
fiuj,  8trronbiffcment  SlrgeliS  beS  fram.  Xepart. 
6auteS^Upr<neeS ,  in  ber  alten  ©raff cbaf 1 93igorre, 
38  km  im  Süben  oon  XarbeS,  liegt  im  $pale  beS 
93aftan  in  1232  m  ööbe  unb  beftebt  nur  auS  einer 
Strafe  mit  etwa  80  Jodufern.  XaS  93a|'tantbal  ift 
eng,  wilb  unb  raub,  aud?  oon  Sawincn  bebrobt. 
2)en  ^auptteil  beS  ^abreS,  wo  ber  Ort  bis  ju  5  m 
£>öbe  eingefebneit  ober  überfdjwemmt  ift,  bringen 
bie  Ginwolner  ju  2ujju,  einem  Stdbtcben  oon 
1504  Q.  am  Ginflufe  beS  93aftan  in  bie  ©aoe  be  %au, 
mit  wichtigen  gabrifen  oon  93areaeftonen.  8tuiJ 
bem  ©ranit  oon  93.  fpringen  13  aItalifcMalimfd?e 
Sdjmefeltbermen  oon  33  bis  46°  C,  welche  befon* 

25* 


388 


©aregine  —  ^Bärenfelle 


berS  bei  öauttranf betten,  bartnädigen  ftbeuma* 
tiSmen,  Spp^ilid,  Wertenleiben  unb  alten  93leffuren 
gebraudt  »erben.  93.  mirb  jdbrlicb  t>on  etma  4000 
93abcgäften  unb  SReifenben  befaßt.  Sie  Saifon 
bauert  »om  15. 3uni  bis  5.  Sept.  93on  ben  93abe- 
anftalten  ift  baS  ©rofie  93ab  ermdbnenemert ,  ein 
idöiur,  gut  cingeridtfeter  2Jtonumentalbau.  SaS 
OTilitdrbab  (feit  1760)  tarnt  70  Dffijiere  unb300SoU 
baten  aufnehmen,  eine  Heinere  Slnftalt  mit  Irint= 
quelle  (31°  C.)  unb  Soude  ift  neuerbingS  in  ber 
31dbe  ju  93arjun  errietet  morben,berent)iel  milber 
mirfenbcS  SBaffcr  jur  Vorbereitung  auf  bie  Spermen 
r>on  93.  bcuuiu  mtrb.  3u  93.  mar  fdjon  1550  ein 
Söilbbabbafftn,  unb  1630  nutrben  bier  jmei  93abe* 
anftalten  erridtet.  Seitbem  1677  ber  Joerjog  oon 
ÜJtaiue  in  Begleitung  ber  aJtaintenon  bie  Jbermen 
benuht  batte,  mürbe  93.  ein  ÜJt  obebab.  -  33gl .  Slrmieur, 
Etudes  m6dicales  sur  B.  (2.  'Jliifl. ,  $ar.  1880). 

>ör>  t  cginc  (fpr.  -refdibn),  nad)  bem  93orlommen 
m  93artgeS  benannte  gallertartige  organifdje  Sub» 
ftanj,  melde  ftd  in  mandjen  Sbermalquellen,  na- 
mcntlicb  Sdjmefelmafferu,  ftnbet  unb  fpdter  als  aus» 
(leinen  Organismen  mit  gallertförmiger  fmlle,  Beg- 
giatoa,  Nostoc  u.  bgl.,  gebilbet  erfannt  mürbe. 

©atcilltj,  f.  93areli. 

©arclo,  glüffifltcitSmafc,  f.  93arile. 

©arcli  (engl,  oerberbt  93areillp).  1)  Siftrtft 
ber  Stoifton  iHobillbanb  in  ber  2ieutenant  =  ®ou= 
»erneurfdaft  ber  9torbmeftprorjin}en  üon  93ritifd5 
3nbien,  bat  auf  beut  öitl.  ©angeSufer  4130  qkm 
reidbemäfferteS,  jum  Seil  febr  frudtbareS,  oorjüg: 
lid)  tultimerteS  tfladlanb,  baS  jdbrlid?  jmei  ern* 
ten  r>on  SBeijen  unb  >}iiderrobr  beroorbrtngt,  jum 
3eil  fanbigeS  Sanb,  baS  nur  einmal  Seinfamen  ober 
ÜÜMonen  mr  Steife  bringt.  SaS  ÄUma  ift  angenebm 
unb  im  Sßintet  tälter,  als  man  Don  feiner  geogr. 
Sage  unb  feinet  geringen  6rbebung  über  baS  3Jlcer 
(125—150  m)  ermarten  follte.  Sie  93er»ölterung, 
pauptfddlid  aus  9tobilla»5jJatbanen  (äfgbanen), 
einem  träfttgen,  moblgebauten,  babei  fclbjtbemufi= 
ten  33olfSftamme  beftebenb,  belduft  ftd  (1891)  auf 
1040691  barunter  789603  &inbu,  245039 
aJtobammebaner,  5271  Gbriften,  300  Sitb,  111 
93ubbbiften  u.  f.  m.  öaupterjeugniife  ftnb  SSeijen, 
<ReiS,  9JtaiS,  äirfe,  ©erfte,  Sabal,  3uder,  93aum* 
molle,  Hotteln,  SÖeintrauben,  3ßalnüffe,  erbbeeren, 
4lpfel  unb  93imen.  Ser  Siftrift  93.  in  feiner  gegen* 
märtigen  SluSbebnung  entftanb  1842  aus  ber  23er; 
einigung  oon  93.  mit  bem  Siftrilt  ^Jilibbit.  93eibe 
mürben  1801  oon  ben  Mobilia  an  bie  (^nglifaVDft: 
inbifde  Sompagnie  abgetreten  unb  1846  ben  9lorb* 
roeftprottinjen  einverleibt.  —  2)  Qauptftabt  beS 
Si'triltS  93.,  28°  22V  nörbl.  93r.,  79°  26*/,'  oftl.  8., 
auf  offener  ebene  an  einer  Jlnböbe,  in  168  m 
£>öbe,  an  ber  ÜHant:©anga,  154,5  km  oberbalb 
beren  SOtünbung  in  ben  ©angeS,  1268  km  nert- 
meftlid)  uou  fialfutta,  244,5  km  öftlid)  oon  3)ebli, 
bat  (1891)  mit  bem  tfantonnement  121039  d., 
baruntcr  65821  jpinbu,  51789  3)2obammebaner, 
3250  ebriiten,  171  £itb,  unb  ift  burdj  feine  Sage 
Don  großer  militdr.  9Bidtigteit  unb  be^balb  bas> 
Hauptquartier  bed  JDtilitdrbiftrittä  Stobiltbanb. 
5)ieStabt  jeigt  einen  unregelmdfeigen Umfang;  bie 
meiften  J&dufcr  ftnb  aui  Cebm  gebaut  (unter  22800 
.ydufern  ftnb  nur  6800  fteinerne).  Ä13  ^anbeUs 
ober  Snbuftricplatj  ift  93.  nid?t  Pon  bfttmrragenbcr 
Bebeutung;  bie  fiauptbanbel^artitcl  ftnb  Saums 
molle  unb  ©ctreibe.  2>ie  bi«  angefertigten  SDtöbcU 
unb  ^olftermarcn  ftnb  beffer  unb  billiger  als  anber* 


mdrtS  in  9torbinbien.  ©ute  Gifenbafmtterbinbungeit 
befteben  mit  allen  benadbarten  3nbuftrie=  unb  &am 
belecentren :  Satbnau,  Stgra,  T el-li,  Stmbala  u. f. m. 
3n  bem  Aautonnement  garnifonieren  je  1  Regiment 
europ.  unb  inb.  Infanterie,  1  Regiment  europ.  är* 
tillerie  unb  l  Regiment  inb.  ßaDallevte  (jufammen 
etma  5000  3ftann) ;  bie  ©efamtberj5lterung  bed  Han» 
tonnementS  beträgt  über  10000  (?.  —  3n  dltcret 
roie  in  neuerer  §tit  mar  93.  oft  ber  ©dauplafr 
beftiger,  ja  bluttger  Streitigteiten  jroifdcn  2}to* 
pammebanern  unb  £>inbu,  juleht  nod)  1871.  ©db= 
renb  bce  Slufftanbe«  bon  1857  bis  1858  mar  93.  ber 
f>auptfth  ber  Slufftdnbifden  in  iHobiltbanb,  bis  eS 
6.  unb  7.  SWai  1858  ibnen  Don  bem  ©eneral  6ir 
Soltn  (Sampbell  entriffen  mürbe.  —  ^orböitlidj  oon 
93.  liegt$ilibbit(f.  b.). 

©arcllö«  ÜDtagcnpultJcr,  f.  ©cbeimmittel. 

©äreii,  Raubtiere,  f.  93är. 

Wären  ^3aumfanguru,  f.  93aumfdnguru. 

Barenburg,  Stabt  im  ÄrciS  Sulingen  bcS 
preufe.  9teg.s93ej.  feannooer,  an  ber  2tue,  bat 
(1900)  561  meift  eoang.  &  (23  Israeliten),  ^oft^ 
agentur,  5*rnfpredjDerbinbung ,  eoang.  Äirdjc; 
Sdiroeinebanbcl. 

»arenbtf  (93arenbS}),f.  93arentS. 

©ärcnfcQr.  93.  ftnb  bie  größten  unb  fdmerften 
Stüde  beS  9iaud;marenbanbelS  unb  merben  gu 
2)eden  aller  2lrt,  jum  Seil  audj  su  ^ieljen  fomie 
naturaliftert  (b.  b.  mit  auSgeftopftem  Äopf ,  in  ben 
Slugen  unb  ,^äbue  eingefe^t  ftnb)  ju  Scbauftüden 
unb  S)etorationen  in  ben  3  d-  auf  cuttern  ber  jtürfdb2 
ner,  in  Sammlungen  oon  ^agbmaffen,  $runtfdlen 
u.  f.  ro.  oermenbet.  <!sie  ftammen  üon  ben  nad)* 
folgenben  93drenarten:  1)  93om  gemeinen  93dren 
mit  feinen  Spielarten  in  (Suropa  unb  Elften.  Tic 
fctrbe  beS  bis  ;u  1,7  m  langen  acü>>  ift  meift 
braun,  in  Crft  blaub  grau,  bod;  gebt  fte  jumeilcn  aud? 
in  f utberot ,  f aft  gelb  über  ( f>  o  n  i  g  b  d  r ).  Siuftcrjt 
elten  ftnb  meifte  unb  mild;mei^e  Sanbbdren  mit 
angem,  febr  meidem  feaar.  Sie  meiften  unb  fein* 
baarigften  93.  liefert  Sibirien,  mo  ft<b  am  3*mff« 
aui)  gldnjenb  f djmarje  (Sremplare  biefeS  SiereS,  \  w- 
metlen  mit  beroorftepenben  gelben  unb  meinen  &aar* 
fpitien  (© olb«  unb  Silberbdren)  ftnben.  2)  93om 
fdjmarjen  amerit.  93dren  ober  93aribat,  beffen  ftclle 
Heiner  (1,5  m  lang),  aber  feinbaariger  als  bie  ftbi: 
rifde"  ftnb.  S)ie  beften  tommen  aus  ber  93affins 
ober  öubfonbai;  nad?  Süben  tu  nimmt  bie  duali* 
tdt  ab.  3)  93om  grauen  amerit.  93dren,  ber  ftd?  viel 
feltener,  faft  nur  im  Ouellgebiete  beS  üJlinouri  fin» 
bet,  mit  afdjgrauem,  febr  bid)tem  unb  langem  $aar. 
öS  ftnb  bie  gröfsten  8.  »on  31/«  m  Sdnge.  4)  93om 
Giebdren  (2—3  ro  lang).  Sie  merben  meift  oon  ben 
^olarbcmobnern  felbft  beniitjt  unb  tommen,  obglcid) 
m  93ettoorlagen,  Sd}littenbeden  u.  f.  m.  febr  gc* 
fddM,  megen  ber  Sdmierigtcit  beS  Transports,  ber 
nur  burdj  baS  älnbdngen  ber  Seile  ans  Sdnff  im 
freien  ©affer  ungefddbigt  erfolgen  tann  (ein  jrod* 
nen  ber  §elle  ift  nidjt  möglidj,  burdj  Sahen  merben 
fte  flcdtg),  nur  fetten  nad)  enropa.  3)ic  ©röm 
Idnbifde  Sompagnie  bringt  jdbrlicb  50—200  Stüd 
nad  Kopenhagen  jur  3luttton. 

5)ie  jdbrlide  ^robuttion  an  93.  fiberfteigt  20000 
Stüd.  Sie  Seile  beS  tleinften  93dren,  bcS  Söafd?« 
bdren,  bilben  imöanbcl  eine  befonbere  ©ruppe  um 
ter  bem  tarnen  Sduppenfelle.  '(rmeebdren 
beiden  in  Gnglanb  grofee  93.  mit  rotem,  aber  turjem 
unb  ftraffem  ^aar  jum  ajtilitärbcbarf  an  aHü^en, 
^iftolenbalftem,  Teden;  ^eljbdrenanbere  grofee 


Digitized  by  Googl 


Ȋrenflufr 

93.  mit  feiner  93ebaarung  juißetyroert;  Gubbären 
fmb  nidjt  junge  Tiere,  f onbern  eine  Heine  93drenart 
mit  feinem  f>aar  unb  bünnem  Seber,  bie  |U  leicbtem 
'äUelj  oerroenbet  roerben.  93on  einer  ifabeUfarbigen 
Slbart  bc*  braunen  93drcn  in  93ritifayJlorbamerila 
roirb  taä  £aar  ber  bellern  unb  feinern  gelle  ju 
granfen  für  5)amenfbarol3  oerroenbet. 

^ärcnflufj,  93ear:9tioer,  9tame  breter  glüfie 
in  ÜRoTbamerifa.  $er  eine  entfpringt  in  ben  geifern 
gebiraen,  etroa  112  km  oftlicp  oon  ber  SaUfceftabt, 
unb  fliegt  burd)  baS  Territorium  Utab  erft  gegen 
toenbet  ftd>  bann  plö&lid)  gegen  SS®,  unb 
münbet  auf  bet  SRorboftfeite  beä  ©rofjen  SaljfeeS. 
—  Ser  jroeite  entfpringt  am  roeftl.  Äbpange  ber 
Sierra  üieoaba  in  Kalifornien,  fliegt  juerft  roeftlidj, 
bann  füblid?  unb  bilbet  eine  3eit  lang  bie  ©renje 
jroif eben  ben  GountieS  $uba  unb  9Macer,  oereinigt 
n*  aber  etwa  45  km  von  Dlarpeoille  mit  bem 
geatberflufc.  —  $er  britte  ift  ber  roeftlicbe,  120  m 
breite,  in  ben  5Jtadenjieftrom  faüenbe  Slbflufe  be$ 
Otogen  93ärenfeeg  (@rcat  93ear=2afe)  im 
norbroeftlicbften  Teile  oon  93ritifd)  9torbamerifa. 
2>iefer  See,  ber  feinen  Jöauptjuflufe  au£  bem  3)eafe 
err/ält,  roirb  oom  ftorbpolarfreiä  burcbfdjnitten  unb 
liegt  jroifd?en  117  unb  123°  roeftl.  fi.  oon  ©reenroid?, 
in  etwa  150  m  ftöpe  im  ©ebiete  ber  arttifepen  gelä- 
platte,  bat  unregelmäßige  ©eftalt  unb  bebedt  eine 
gläa?e  oon  etma  28000  qkm.  Sein  9Baner  ift  llar 
unb  bellblau.  9Jabe  ber  »uemünbung  liegt  am  93. 
bai  gort  grantlin  (—  4,8°  C.  ^abreötemperatur),  am 
aiorboftenbe  beSSeeS  ba$  gort  Gonfibence  (-6,4*  C.). 

©ärenfäftig  beifcen  $ferbe,  beren  Melgelenl 
beim  ©eben  ben  93oben  annäbernb  beruht. 

»Bärenhäuter,  fooiel  roie  gaulpelj,  oon  ber 
SRebenSart:  auf  ber  93ärenbaut  ließen,  b.  b- 
faul,  untbdtia  fein. 

»Bäreninfel,  aud)  Gberrp--  unb  roobl  ridjtiger 
93eereninfel  ßenannt,  ein  geroöbnlicp  jur  ©ruppc 
von  Spitzbergen  gereebneteö  Gilanb  (f.  Karte  ber 
Storbpolarldnber),  ßanj  au«  felunbärem  Sanb» 
ftein  unb  Halt  ßebilbet,  im  SD.  biä  536  m  boeb, 
liegt  fablicb  Dom  Sübtap  Spitzbergens.  Sie  würbe 
15%  oon93arents  entbedt  unb  roegen  feiner  Hoblern 
lager  unb  be«  gitoreieptumg  be8  umßebcnben  2Reere* 
in  ben  letzten  3apren  oon  vielen  Grpebttionen  befudjt. 

bäreninfel  n  (ruff.  Medwjeshji  Ostrowa), 
©ruppe  oon  fünf  ^nfcln  an  ber  91orblüfte£ibvrien$, 
nfirblicb  oon  ber  ÜJlünbung  ber  Holpma,  jum  ruff.» 
ftbir.  ©ebiet  3alut*t geböriß.  Sie  befteben  aui  einer 
plutonifd)en  geläart,  beren  oberfter  Teil  oerroittert 
ift,  aber  riefengrofze,  freiftebenbe  Pfeiler  übrigge= 
lafien  bat.  9Jier  folepe  Pfeiler  baben  ber  öftlicbften 
ben  Flamen  93ierpfeilerinfel  gegeben.  %li  f  eepfte 
3nfel  roirb  jturoeilen  nodj  bie  roe|tlub  gelegene  Snfel 
Wrcftorooj  ober  Hreftoroftij  binjugeredjnet. 

©arenf  lau,  f.  Heracleum  unb  Acanthus,  f  orote 
Tafel:  fiabiatifloren,  ^ig.4. 

©ärennane,  ^ufebelleibung  be«  16.  ^abrb., 
f.  Äubmaul. 

mventvtbe,  f.  ^anjerlrebfe. 

^öärcnlaurt),  f.  Allium. 

«ttremnaH,  f.  Halbaffen  nebft  Taf.  U,  $ig.  L 

«äreumarber,  löejeidjnung  für  üerfduebene 
überßanßeformen  jnjifdjen  ben  Familien  ber  Jßdren 
unb  ber  SJtarber,  oon  benen  bie  einen  mebr 
an  bic  33drcn ,  bie  anbem  mebr  an  bie  SOTarber  an: 
fdjlicfeen.  ßiebt  aud>  in  ber  ©egennjart  Säuge: 
tiergruppen,  roeldje  fid)  nod?  nidjt  febarf  gegenetns 
anber  abgrenjen,  ma$  in  ber  Tertidrjeit  in  noch 


-  23arent8  389 

böberm  DJlafee  ber  gall  roar,  in  toeldjer  üerbinbenbe 
OHicber  jmifeben  fiunben  unb  Äa&en,  Haften  unb 
Harbern,  Sdjroeinen,  Tapiren  unb  s$ferben  u.  f.  ro. 
lebten.  :'Uö  folebe  üerbinbenbe  formen  »mifdjen 
Södren  unb  SHarbern  fmb  unter  anbern  folgenbe 
anjufeben:  ber  Siielfrafe  (Gulo  borealis  Nilss., 
f.  Tafel:  SBärenmarber,  <yig.  1),  ber  ©rifon 
(Galictis  vittata  Bell,  ^ig.  2),  bad  öprare  (Ga- 
lictis  barbara  Wagn.,  <yig.3)  unbbereurop.3)ad)g 
(Meies  taxus  Poll,  giß.  4).  (8.  aud)  iWarbcrbdr.) 

^ärcumcnfrbcu,  f.  &aarmenfd>en. 

^ärenorjr,  ^flanjcugattung,  f.  Arctotis. 

«ärenraupen,  f.  5ödrf pinner. 

©ärenrobbe  (Otaria  ursina  Phon),  eine  2— 
4  m  Sdnge  erreiepenbe  9iobbe  oon  fcbmarjgrauer 
(beim  SWdnndjen)  ober  beürotgrauer  (beim  ®eib= 
d?en)  Sarbe,  bie  befonberg  in  ber  nörbl.  £>dtfte  be« 
Stillen  Dcean^  gefunben  roirb.  3)er  fd?roarje,  fei» 
bige  $el}  ber  jungen  roirb  boebgefd^äftt. 

Jöärcnfrfjmcttcrlittgc,  f.  SJärfpinner. 

©ärenfee,  ©ro^er,  f.  25drenfluf). 

©ärenfretn.  1)  Stabt  in  ber?lmt$bauptmann: 
fepaft  Sippolbi^roalbe  ber  u\±;.  ftreiäbauptmann: 
fcfcaft  T)reeben,  bie  fleinfte  Stabt  Saufen*,  an  ber 
liiüglift  unb  an  ber  Nebenlinie  9JiügeIn * ©etfinfl* 
2Utenberg  ber  Sddjf.  Staat^babnen.  bat  (1900) 
607  G.,  barunter  18  Äatpolifen,  «JJoft,  Telegrapb, 
eoang.  v$farrtirdje;  Rapier*  unb  ßoljftofffabrif. 
5)abei  Sorf  93.  mit  526  G.  —  2)  93.  bei  «nna: 
berg,  25orff  f.  93b.  17. 

»ärenrat!«,  f.  Ciavaria  unb  Tafel:  93tlje  I. 
Gebare  <üilie,gig.  13. 

(Bärentraube^  93drentraubenbldtter ,  f. 
Arctostaphylos. 

^ärcntraubcntfjcc,  fortiel  roie  93drentrauben= 
blätter  (f.  Arctostaphylos). 

»arent*  (93arenbS}),  SBilb.,  b»Udnb.  8ce-- 
fabrer  aud  Ämfterbam,  »eriudjte  idjon  ju  Gnbe  be$ 
16.  3abrb.  ben  SBea  nörblid)  um  Slften  berum  nad) 
Gbina  ju  finben.  Unter  bem  9kfeble  oon  Gornelii 
JRijp  oerliefeen  6.  $\uni  1594  üier  SdjiffeTerel,  beren 
einä  93.,  ber  faltifdje  Seiter  beä  ganjen  Untenteb: 
mend,  führte.  93.  roar  ber  erfte,  roeldjer  10. 3uli  bie 
9Beft!üfte  von  Sloroaja  Semlja  erreidjte,  biefelbe  auf 
6°  ibrer  Grftredung  unterfudjte  unb  bie  9lorblüftc 
b'xi  )um  dufieriten  Norbroefttap,  bem  itap  Naffau, 
fennen  lernte.  3n>ei  ber  Sd?iffe  roaren  rodbrenbbeifen 
burd;  bie  9ßaigatfd)ftra^e  naep  0.  bureb  bie  Gie- 
j<bollen  inS  Harifcbe  i'JIccr  gebrungen  unb  batten  at= 
ninben,  bafe  bie  Hüfte  ft(p  nad;  Süboften  biujiepe. 
3n  ber  überjeugung,  bai  Hap  Tabid  bti  'iJJliniud 
gefunben  ju  baben,  glaubten  fie  ben  &anbel$roeg 
nacb  Gbina  offen  unb  lebrten  nad)  Slmfterbam  \u- 
rüd.  T>ic  Grpebition  roar  biö  in  77  ober  78°  nörol. 
93r.  gelangt.  93alb  barauf  ging  unter  93.  eine  neue 
Grpebition  oon  fed>$  Scpiffen  aui,  bie  fid?  roieber 
naep  Noroaja  Semlja  roanbte.  Siedmal  fanben  fie 
bie  SBaigatfcbftra^e  burd)  Giä  gefd)lof)en  unb  lebr- 
ten enttäufdbt  in  bie  6«imat  jurüd.  Jlber  16.  «Dlai 
1596  oerliefe  93.  roieber  Slmfterbam,  entbedte  bie 
93dreninfel  unb  Spitzbergen  unb  gelangte  b'xi  in 
80°  11'  nörbl.  93r.  3Udb«nb  bie  93egleiter  &eema= 
lerl  unb  Gomeli«  JRijp  nacb  frollanb  gurüdfebrten, 
fuebte  93.  roieber  baä  Üap  9taffau  auf,  roo  er,  oom 
Gife  eingefcbloffen,  bie  erfte  norbifd?e  liberroin^ 
terung  burebmaebte.  Unfdglicb  leibenb,  bauten  fie 
aui  Treibbolj  ein  6au*  unb  ocrbradjten  fd?redlid?e 
50lonate.  21U  aber  aueb  mit  bem  tommenbenSom= 
mer  bai  Sd)iff  nidjt  oom  Gife  frei  rourbe,  mußten 


Digitized  by  Google 


390  SBarentSfee 

fie  mit  ihren  gebrechlichen  SBooten  14.  3uni  1597 
bie  gefabroolle  SHücfreife  antreten,  auf  ber  SB.  am 
20.3unt  ftarb;  bie  9Jtannfcbaft  erreichte  nach  grojjer 
Mot  cnblid)  flola,  wo  fie  Gorneli*  antrafen,  ber  fic 
nach  öoüanb  jurüdfübrte.  ftaft  300  ^abre  fpäter 
(Sept.  1871)  fanb  bcr  norweg.  Hapitdn  (Illing 
Harlfen  ba*  Sinterquartier  oon  SB.  unb  bie  unoer« 
lefcte  iöütte  mit  allem  Snoentar  wieber  auf,  jugleicb 
mit  ber  djlidjten  Grjäblung  ©errit  be  SBeer*  über  ir>re 
Grlcbniffe.  Mach,  SB.  benannt  ift  bie  SB  a  r  e  n  1 *  f  e  e 
(f.  b.)  unb  bie  nörblidje  ber  beiben,  bie  Oftfcitc  Sotfc= 
bergen*  bilbenben  3nfeln  ( SB  a  r  c  n  t  *  i  n  f  e  l ).  —  SBgl. 
Sinfdjoten,  Voyagie  ofte  schipvaert  van  by  Noor- 
den  om  langes  Noorwegen  etc.  (Jranefer  1601); 
©errit  be  SBcer,  Waerachtighe  Beschryvinghe  van 
die  Seylagien  . . .  by  noorden  Noorweghen  ...  na 
Chattay  ende  China  (Mmfterb.  1598;  lateinifd?  Zei- 
ten 1598,  beutfd?  Mürnb.  1598,  [ranjöfifcb  Slmfterb. 
1598,  italienifcib  SBeneb.  1599;  bie  engl.  Überfettung 
»urbe  1853  oon  SBete  für  bie  Hakluyt  Society  neu 
berau*gegeben);  «SJSetermann*  üDlitteilungen»,  SBb. 
18:  «^Jolarreaionen»,  Mr.  63  (©otba  1872). 

«Barcntäfee,  aud) SarenbSjmecr,  Cftfpifc  = 
ber  gif  che*  2)1  e  er,  ber  smifeben  Spi&bergen, 
Sranj^of'bb-fianb,  Momaja  Semlja  unb  Mor- 
wegen  liegenbe  -Teil  be*  Mörblidben  Gi*meer*, 
ber  wegen  be*  tief  in  ibn  einbringenben  »armen 
©olfftrom*  oiel  günftigere  Ci**  unb  Semperatur* 
ocrbdltniffe  jeigt  al*  ba*  übrige  Gi*meer.  (S.  bie 
Harte  ber  Morbpolarlduber.) 

söärcnruutjeliH,  f.  SBdrWurielöl. 

sttar erc  b  c  6iett&ac  (fpr.  -rdpr  be  wiöfäd),  SBer= 
tranb,  franj.  Honoent*mitglieb,  geb.  10.  Sept.  1755 
ju  Jarbe*,  war  Slboofat  ju  Stouloufe,  fpdter  Mat 
be*  Scncfcbauata  ju  SBißorre,  ba*  ibn  1789  al* 
Ülbßcorbneten  in  bte  ©eneralftdnbe  febieftc.  Som 
3uni  biefe«  3ab"$  bid  Ott.  1791  rebißierte  er  ben 
«Point du  jour».  -.Kart'  Sluflöfuitß  ber Honftituicrett: 
ben  SBerfammlunß  tarn  er  al*  Micbter  an  ba*  Kaffa- 
tion*rribunal  unb  mürbe  1792  in  ben  National: 
tonoent  ßewäblt.  Gr  war  ^rdftbent  be*  Honoent« 
wdbi enb  be*  s$rojeffe*  2ubwig*  XVI.  unb  ftimmte 
für  ben  Job  be*  Honig*  ohne  Berufung  an  ba*  3Jolt 
unb  obne  2luffcbub.  $n  bem  $abre  be*  Scbreden* 
war  er  jwetmal  im  2i$oblfabrt*au*fcbuffe.  Gr  half 
foWobl  Mooaliften  wie  Mepublifaner  ftürjen:  bie 
Ötronbiften,  beren  ftreunb  er  gewefen  war,  ^bilippe 
Ggalitc\  bie  Hönigin,  2>anton,  felbft  Mobe*pierre. 
Seine  gefdjidt  oerfertigten  Sieben  unb  SBeridjte 
fpracben  meift  nur  bie  oon  anbern  erborgten  ©e* 
banten  au*,  waren  aber  oon  groftcr  SBirfung.  3)a: 
bei  pfleßte  er  bie  SBlutbetrete,  für  bie  er  fprad),  mit 
blumenreidjen  sJJb™f«n  ju  fdbmüden  unb  würbe  be*« 
balb  ber  «sJlnafreon  ber  ©uiilotine»  genannt.  9lad} 
bem  Stur  je  SHobeäpierre*  warb  SB.  mit  Gollot  b'öer* 
boi*  unb  SBillaub^ Ilarenne«  jur  Deportation  oer= 
urteilt,  18.  SBrumaire  inbe*  in  bie  Stmneftie  einge« 
fdbloffen.  ör  lebte  fortan  litterar.  Arbeiten.  Seine 
Sa^rift  «La  Uberte  des  mers,  ou  le  gouvernement 
anglais  devoile»  (3  SBbe.,  ^ar.  1798)  batte  ibn 
SBonaparte  empfoblen,  ber  ibn  1803 — 7  ald  aebei« 
men  Slßenten  benu&te.  311*  man  ibn  1815  »dprenb 
ber  Sunbert  Jaße  }üm  SHbgeorbneten  Wdblte,  oertrat 
er  bie  ßemdfeißten  @runb)döe  oon  1789.  3iad?  ber 
jtoeiten  Sleftauration  rourbc  er  mit  ben  anbern  fog. 
Möniß*mÖrbern  oerbannt  unb  lebte  in  SBrüüel  bi* 
jur  ^uliteoolution.  $W*  SJlitgliebe  be*  Syerwal: 
tung*rat*  im  2)epart.  6aute*:S|Jpren*e*  ernannt, 
Ifßte  er  bie*  »mt  erft  1840  nieber.  (h  ftarb  13. 3an. 


—  Goretti 

1841.  Seine  «Memoires»  Würben  oom  iüngeni 
Sarnot  mit  einer  bioßr.  Slijje  (2  SBbe.,  S^Jar.  1834 ; 
2.  Slufl.,  4  SBbe.,  1842-43)  oeröffentlidjt. 

«Barer  «ottföbcratiun,  eine  tatb.  nationale 
Sereinigung,  bie  oon  8  poln.  Hbligen  21.  $ebr. 
1768  in  ber  Stabt  SBar  in  Sßobolien  abgefdjloifen 
würbe,  um  bie  Sßorredjte  be*  Äbel*  ju  behaupten 
fowie  bem  Ginflufe  be*  ruf},  ©efanbten  iRepnin  unb 
ber  ben  Siffibenten  gewfibrten9ieligion*freibeit  ent* 
gegenjutreten.  Urheber berfelben war  berSBifiof  oon 
Hamienec,  3lbam  Hrafififti,  unb  ber  Staroft  3o)tip)) 
SUulawiti fetjte ftc in*Sert.  G* tarn jum SBürgerfrieg. 
Tio  Aonföberierten  tdmpften  mit  abwecbfelnbent 
©lüde  mit  ben  oom  poln.  Senat  ßeßen  bie  «!)iebeU 
len»  beranßejoßenen  Muffen,  unb  al*  biefe  unter 
Slprarin  28.  IHai  17(>8  SBar  erftürmten,  joßen  bie 
Itonfoberierten  auf  tür!.  ©ebiet.  SSnfanß*  begün= 
jtißte  fie  ber  Stapft,  unb  ber  franj.  9)tinifter  (£bo>feul 
fanbte  jur  Leitung  be*  fonföberierten  ^eer*  ben 
©eneral  25umouriej  nad)  Sßolen.  3«itweife  niebers 
geworfen,  erbeb  fi<b  bie  fionf5beration  immer  wie? 
ber,  fie  erlldrte  ben  Äönig  für  abgefegt  unb  entführte 
ihn  1771  au*  üöarfdjau.  iBefonbere  Ärdftigung 
erhielt  fie,  al*  bie  Jürlen  ihr  SBeiftanb  leifteten  unb 
ben  Muffen  ben  5trieg  ertldrten.  Grft  al*  biefer  wv 
günftig  für  bie  fürten  au*fiel,  warb  bie  ftciuft; 
beration  burd)  bie  Muffen  gänjlid)  unterbrüdt.  Sie 
ttjle  fid)  na*  einem  au*  ber  Sd?weij  erlaffenen 
9Jlanifeft  1772  auf. 

Barett,  früher  meift  SBiret(ital.berretta;franj. 
barrette ;  fpan.  birreta;  oom  fpdtlat.bimis,  byrrus, 
Äleib  oon  flodigem  Stoffe),  eine  Hopfbebedung 
mit  fladjer  iDiüt»,c  unb  breiter  Ärempe  au*  weidjem 
Stoff,  feit  Gnbc  be*  15.  ^abrij-  für  9Jldnner  unb 
Jrauen  bte  gewöbnlidje  Hopf trad)t.  (S.  Stafel :  H  o  - 
ftüme  III,  Sig.  3,  8.)  Anfang*  war  ba*  SB.  eine 
eiufacbe  Ü)tülte  mit  ftepenbem  dianb;  ui  SBeginn  bc* 
10.  ^abrb.  aber  würbe  e*  mannigfad)  geftaltet  unb 
oerjiert,  gcf(bli^t  unb  mit  buntem  Ston  burd?jogen, 
oft  aud)  mit  einer  $aarbaube  (Halotte,  f.  Calotte) 
in  Serbinbung  gebracht.  Mitter  trugen  e*  gern 
boebrot,  dürften  unb  ©rafen  larmeftnrot,  mit  ©olb, 
perlen,  Gbeliteinen ,  auch  wohl  mit  einem  Sßortrdt* 
mebaillon  b«fefet.  oon  f oftbarem  ^eberbufd?  über= 
ragt.  Um  bie  Glitte  be*  16.  3abtb.  oerbrdngte  bie 
fpan.  ÜRobe  bie  bunten  Jyarben  unb  formen  unb 
behielt  nur  ein  febmarje*,  fteife*  SB.  bei.  Seit  Gnbe 
be*  Ijabrbunbert*  blieb  biefe*  nur  in  runber  ober 
ediger,  oft  ganj  flacber  $orm  al*  Seil  ber  9(mt*= 
traebt  für  ©eiftliebe,  iStabtobrigteiten,  bie  unb  ba 
aud?  für  Micbter  unb  "^rofefforen,  in*befonberc  für 
Mcttoren  unb  Getane  ber  Unioerfttäten.  ^n  5)eutftb» 
lanb  tarn  ba*  SB.  neuerbing*  in  bcr  richterlichen 
2lmt*tracbt  wieber  \n  Gbren. 

Goretti,  ©iufeppe,  ital.  Scbriftfteller  unb  2)icb« 
ter,  geb.  25.  5Ipril  1719  ju  Surin,  entfloh,  jum 
Me*t*jtubium  gejmunßen,  1735  bem  Gltembaufe, 
war  Schreiber  ju  ©uaftalla,  wanbte  ftd?  1740 
nad?  Sßenebiß  unb  würbe  1742  ju  Guneo  OKaßa= 
jininfpcltor.  1745  —  51  lebte  er  abwcdifclnb  |u 
Jurin,  üWailanb  unb  Senebig,  ocröffentlicbte  m 
3eitfcbriften  ©ebiebte,  bie  beifdlliß  aufgenommen 
würben,  unb  begah  ficb  bann  nach  i'onbon,  wo  er  al* 
SebreTbe*  ^talienifcben  wirlte,  bann  ba*  Jtalienifcbe 
Ibeater  leitete.  1760  febrte  er  über  bie  $prcnäild>e 
<i3albinfel  unb  ^ran(reid)  jurüd,  gab  ;u  'Jiailanb 
anjüglidbc  «Lettere  famigliari»  (1762)  berau*  unb 
begab  fid),  oon  Portugal  ocrfolgt,  nacb  SBcnebtg,  wo 
er  1763  einen  jweiten  SBanb  oerönentlicbtc  unb  al* 


Digitized  by 


93arferufcf> 

SlriftarcoScannabueba*  lritifd)=litterar.  3our 
nal  «Frusta  letteraria»  1763  —  64  unter  falfdjen 
Srudorten  crf  (beine  n  liefe ;  e*  rourbe  roieberbolt  (Garpt 
1 799 ;  Üttail.  1804 ;  in  ben  «Classici  italiani»,  2  93be., 
Mail.  1838  ffl. ;  neue  Slufl.,  6  93be.,  ebb.  1875)  aufge* 
legt.  93.  ging,  nach  neuen  93erfolgunacn,  fpäter  roieber 
nadj  Sonbon,  fco  er  Setretar  ber  tönigl.  Üllabemie 
ber  Küufte  mürbe  unb  6.  2Rai  1789  ftarb.  Gr  befafe 
geringe  Kenntniffe  unb  mar  al*  Kritifer  heftig  unb 
launenhaft;  {ein  i>auptöcrbtenft  ift  bie  93etämpfung 
ber  «Slrfabier»  (f.  b.).  Sein  «Dictionary  of  the  Eng- 
lish  and  Italiau  languages»  (2  93be.,  2onb.  1760  n.ö. ; 
allein  ebb.  1873),  eine  jugebörige  ©rammatit  unb 
i  Spanish  and  Englisb  Dictionary»  (ebb.  1778  u.  ö.; 
juleljt,  2  93be.,  ebb.  1837)  würben  lange  gefdjä&t. 
itufieben  erregte  fein  «Account  of  the  manners 
aud  customs  of  Italy»  (ebb.  1768;  2.  2tufl.  1768; 
beutfdj  oon  Scbummel,  93re*l.  1781).  ©efamtau*; 
gaben  feiner  « Opere  italiaue »  erfdjienen  ju  sDtaü 
lanb  (8  93be.,  1813—19;  jule&t,  4  93be.,  1838),  eine 
xHu*wabl  oon  Guftobi  (2  93be.,  ebb.  1822—23).  — 
Sgl.  ©arijio,  G.  B.  e  i  suoi  tempi  (lur.  1872). 

^arferufdi  ober  SÖalfruf*  (eigentlich.  Sßäl* 
f  u  r  ü  f  d? ,  b.  i.  2anbung*marlt ),  bebeutenbe  £>anbelä« 
ftabt  in  ber  peri.  Srowinj  üflafenbevan,  13  km  com 
Kafpifdjen  SDleere  entfernt,  am  febiffbaren  93amul, 
über  ben  unmeit  95.  eine  fdjöne  93rüde  fübrt,  in  einer 
fumpfigen  ungefunben  ©egenb,  oon  9Balb,  gelbem, 
©ärten  unb  öeden  umgeben,  bat  etwa  50000  G., 
gutgebaute  Käufer,  breite  unb  reinliche  Straften, 
einen  fiufeerft  (ebbaften  Srcmbenoerfebr,  11  ffara= 
rranferaien,  einen  1,5  km  langen  93ajar  mit  SBarcn 
aller  2lrt  unb  Seibenjucbt.  Sieben  einer  3uderf abrif 
liegen  bie  krümmer  be*  Cuftfcbloffe*  93abr  ol« 
3lrcm  (©arten  be*  ^arabiefee)  au*  be*  Scbab 
Slbba*  3eit.  $a*  SBaffer  in  93.  ift  nur  au*  3ieb* 
brunnen  ;u  gewinnen  unb  f cbmedt  faljig.  I  n r cb  eine 
mit  ©arten  unb  3uderpflanjungen  bebedte  ©egenb 
fübrt  eine  Strafee  nach  bem  20  km  entfernten  .<öafen= 
orte  SR  ef  cb  i b  =  i= S er  an  ber  2Jlünbung  be*  93aroul, 
wo  mit  SRufjlanb  ein  bebeutenber,  nur  bem  oon  JKefcbt 
(j.  b.)  naebftebenber  $anbel*oerfebr  ftattfinbet.  $ie 
Oaupteinf  ubr  bcrWuff  en  beftebt  in  Gif  cn  unb  Hupf  er ; 
jur  2lu*fubr  fommen  bauptfäcblidj  93aumroolle  unb 
getrodnete  Früchte.  ÜJtit  ieberan  ftebt  93.  bureb  eine 
©ebirgsjtrafee  über  ben  Glbur*  in  93erbinbung. 

nr  fleur  (fpr.  -flöljr),  öafenftabt  mit  Seebab  im 
Kanton  Ouettebou,  Slrronbiifement  53alognc*  be* 
franj.  Deport.  2a  9Jcan<be,  26  km  öftlicb  oon  Gber* 
bourg  unb  4  km  füblicb  von  ber  93arf  leurfpilje, 
ber  Worboftede  ber  J&albinfel  Cetenrin,  an  ber  Sinic 
93alogne*  =  St.  Martin -93.  ber  Chemins  de  fer  de- 
partementaux ,  bat  (1896)  1015  G.,  Seebäber; 
woli-,  (Sibcr=  unb  gifdjbanbel,  anfebulidjc  Scbiff- 
f abrt  unb  93oot*bau.  2tuf  bem  Kap  93.  ftebt  ber  75  m 
bobe,  25  Seemeilen  roeit  fidjtbare  fieudjtturm  oon 
©atteoille;  femer  ftnb  mer  Heinere  fieudjtfeuer  in 
ber  tfdbe  ber  Stabt,  beren  Heiner  ^afen  S<biffe  oon 
4^  m  liefgang  aufjunebmen  oermag.  —  93.  mar  biä 
auf  i3einrid)  IV.  ftarle  geftung  unb  mid)tiger  öafen, 
non  roeldjem  ftcb  1042Gbuarb  ber  93efenner  unb  1066 
SBilbelm  ber  Gröberer  nadb  Gnglanb  cinfebifften. 

»»arfob,  greberif,  bän.  öiftoriler,  geb.  7.  3lpril 
1811  ju  Spngbp  in  ^ütlanb,  mar  1848—69  Steide 
tagSabgeorbneter ,  1855  —  61  ÜJtinifterialardrioar, 
feit  1866  Jlffiftcnt  an  ber  lönigl.  93ibliothef  in  itopen= 
bogen,  reo  er  16.  3uni  1896  ftarb.  93.  neröffent; 
lid?te  bie  3eitfdjriften  «93rage  og  ^bun»  (5  93be., 
1839-42)  unb  «golle»  (1859),  «gortotUinger  af 


-  ©argafer)  391 

goebrelanbet«  fitftorie»  (4.  MufL,  Äopenb.  1874), 
«Äong  ftriftian  ben  9Uenbe3  JHcgeringdbagbog» 
(2  93be.,  1869),  «93iUeber  af  31orben«  fiiftorie»  (1874), 
«Cebetraab  t  3)anmarl8  öiftorie»  (9.  Äufl.  1879), 
«Sanmart«  öiftorie  fra  1319  til  1536»  (1885— 86) 
unb  «fra  1536  til  1670»  (93b.  1—4,  1886—93).  Gr 
oerfodjt  bie  flanbinan.  ( Cnr.hoit?  • )  >t-o  unb  mar 
©runbroigianer.  —  93gl.  ^eterfen,  greberit  93. 
(Hopenb.  1897).  [(f.b.). 

fBarfrufrb,  anbere  Sdjreibung  für  93arteruf(b 

fBarfuft,  Jnanö  Sllbr.,  ©raf  non,  preuft.  ©cne» 
ralfelbmarftball,  geb.  1635.  Sein  erfteä  ntöfecreä 
fiommanbo  erbielt  er  als  Cberft  im  Kriege  ftriebridj 
SIMIbclmä  gegen  bie  Scbtoeben  um  ben  93efi&  9Jeu= 
»orpommernä  1678.  311$  ©eneralmajor  fübrte  er 
1683  ein  Heine*  Äorpä  gegen  bie  Jürfen  unb 
tdmpfte  mit  Sobiefti  bei  ©ran.  ©rö&ere  Grfolge 
errang  er  1686  in  bem  HorpS,  baä  unter  bem  Cber» 
befebl  be3  ©eneralleutnant*  »on  Sdjöning  bei  ber 
93elagerung  Dfen*  mitmirlte.  93.  fübrte  bei  bem 
Öauptfturm  12.  Sept.,  bem  bie  <MUmg  erlag,  ben 
Unten  ^Iflgel  ber  Sturmfolonne.  ^it  bem  jmeiten 
Äoalitiondfriege  gegen  fiubroig  XIV.  ffimpfte  93. 
am  SRbein;  bie  Grftürmung  93onn*  (Ott.  1689)  warb 
nacb  feinen  $iäpofttionen  au*gefubrt.  2öäbrenb 
ber  93elagerung  lam  er  mit  bem  ftommanbierenben 
Schöning  in  tpätlidjen  flonflilt,  ber  mit  bem  2lb= 
febiebe  Sdjöning*  enbete.  93.  mürbe  an  beffen  Stelle 
Cbertommanbierenber.  1691  fübrte  er  a(*  IDber^ 
befebl*bober  ein  .^ilf*torp*  non  6000  Wann  bem 
Äaifer  gegen  bie  Jürlen  ju,  ba*  ben  Sieg  bei  Slan= 
lamen  (Stug.  1691)  entfdjeiben  balf ;  ein  Grfolg,  ber 
93.  bie  SDürbe  eine*  ©enetal*  ber  Infanterie  r>er= 
febartte.  Gr  mürbe  nod?  Cberlriegeprdfibent,  fielt)- 
marfd?aü,  9deid;*araf  unb  einer  ber  erften  witter 
be*  Drben*  &om  Scbwarjen  3lbler;  aber  feine  frie* 
gerifdje  Jbätigfeit  mar  mefcntlidj  ju  Gnbe.  Um  fo 
lebbafter  beteiligte  er  fieb  an  ben  Kabalen  unb  .Vi 
triguen,  bie  ba*  .verleben  unter  bem  Sobne  be* 
©rofeen  Äurfürften  erfüllten.  93.  bat  neben  anbern 
ben  allmdcbtigen  SRinifter  von  2)andelmann  1697 
ju  ^all  gebracht.  Gr  hatte  gebofft,  babureb  felbft 
an  bie  Spi^e  ber  ©efcbdfte  ju  fommen,  muftte 
aber  balb  neben  bem  gemanbten  Joöfling  Kolb  von 
Hartenberg  jurüdrreten,  bem  e*  iogar  gelang,  ibn 
fdjlieftlid)  (1702)  gam  nom  öofe  unb  au*  ber  Slrmee 
ut  »erbringen.  93.  ftarb  27.  2ej.  1704  auf  feiner 
93efi|wng  Hoffenblatt  bei  93ee*lom.  Seinen  tarnen 
fübrt  ba*  preufe.  17. Infanterieregiment.  —  93gl.  oon 
93arfu*-- Battenberg,  6an*  Sllbredjt,  ©rafnon93. 
(93erl.  1854) ;  »on  Sdjöning ,  Scben  be*  ©eneral* 
felbmarfdjaU*  $>.  SC  oon  Schöning  (ebb.  1837); 
Koch,  2)ie  93ranbenburger  bei  Slamamen  unb  im 
lürlenlriege  1691—97  (JRatbenom  1891). 

»atfäfirer  (lat.  discalceati,  b.  b-  Unbefd?ubte), 
3Jlöndje  unb  Tonnen  (93arfü6crinnen),  bie  unter 
Berufung  auf  SDiattb- 10,  io  entroeber  ganj  barfufe 
geben  ober  nur  Sanbalen,  ober  Sanbalen  unb 
Strümpfe,  aber  leine  Sdmbe  tragen,  ©anj  barfuft 
gingen  urfprünglid)  bie  gnm3i*fancr,  bie  bi*  in* 
17.  ^abrb.  93.  biegen,  fpäter  nur  einzelne  3weige 
be*  fvranji*!anerorben*.  rodbrenb  bie  ftapujiner 
unb  itlariffmnen  Sanbalen  trugen,  ebenfo  3weige 
ber  Sluguftiner,  flamalbulenfer,  Giftercienfer,  Sers 
uiten  u.  f.  ro.  Sie  Karmeliter  teilen  fub  in  befchubte 
unb  unbefchubte.  3tudj  bie  ^afftoniften  (i.^affton) 
tragen  nur  Sanbalen. 

«orgafcb,  Scpib  93.  ben  Sepib  Saib,  Sul» 
tan  non  Sanfibar  1870—88,  geb.  1837,  Nachfolger 


Digitized  by  Google 


392 


©arge  —  Sarfje&rou« 


feine*  ©ruber»  Sepib  OTabiib,  Sobn  be«  Sultan« 
Sepib  Satb,  unter  bellen  Diegierung  bie  fterrfebaft 
ton  2Jla*fat  mit  Sanftbar  Dereinigt  roorben  war. 
Cbrcc-H  jur  ftrengen  Seite  ber  2Bababie«  Qer)öriQ, 
jeigte  er  ftcb  ftet«  ben  djriftl.  ÜHiiftonaren  roobL 
gefinnt  unb  unteritüfcte  auf  ba«  bereitroilligfte  aüe 
europ.  Grpebitionen,  bie  in  Sanfibar  jur  Grf orf  dwng 
be«  innem  Afrita«  fid?  rüfteten.  Unter  engl.  Ginflup 
ftebenb,  roilltgte  er  1873  in  ben  ©ertrag  jur  Unter- 
brüdung  be«  Sllaoenbanbel«,  bagegen  ertannte  er 
erft  nacb  bartnddigem  Sträuben  bie  $eutfd?e  Sdjufc: 
berrfebaft  in  Cftafrita  im  Aug.  1885  an.  1887  traf 
er  mit  Dr.  Bieter«  ein  übereinfommeu,  ba«  bie 
©runblage  für  ben  im  2lprit  1888  abgeicbloffenen 
wichtigen  Äüftenocrtrag  bilbete.  ©.  ftarb  2G.  ÜJlärj 
1888.  31m  folgte  fein  ©ruber  Sepib  flbalifa. 

(Barge  (engl.,  fpr.  babrbieb),  feltene  ©ejeiebnung 
für  ein  10— 12ruberigc«  Abmiral«boot.  —  ©.  (frj., 
fpr.  barfaV),  ein  platte«,  7—10  m  lange«  ftlu&fcbiff 
argclb,  f.  ©ar.        Imit  Segel  unb  9iuber. 
©argcll  (ital.bargelIo,fpr.barb)'d)-),  ber ftaupt^ 
mann  ber  &äfcber  ober  Sbirren. 

fBargrUo  (fpr.  barbfeb-),  früher  tytlaft  be«  ©o- 
beftä  in  tylorenj,  iefet  Mationalmufeum  (f. ftlorenj). 

©arajel,  SWolbcmar,  Äomponift,  geb.  3.  Ott. 
1828  in  ©erlitt,  Stiefbruber  ber  ^ianiftin  Jtlara 
Schumann,  befugte  von  1846  an  ba«  Ccipjtger 
tfonferoatorium,  tourbc  Sebrer  an  ber  Mbeiniicbcn 
!Dlufitfd?ule  in  Köln  unb  ging  1865  al«  Dirigent 
ber  tfonjerte  ber  £>ollanbifd>en  ÜJhiftlgefellfijaft 
nad»  Rettert  am,  oon  roo  er  1874  al«  xeprer  für 
mujitalifcbe  Äompofitton  an  bie  lönigl.  Afabemie 
nacb  ©erlin  berufen  mürbe.  1889  mürbe  er  ©or= 
fteb  er  ber  Abteilung  für  Äompofttion  an  ber  lönigl. 
£>od?fcbule  für  9Jtufit.  Gr  ftarb  23.  »vebr.  1897  in 
©erlin.  311«  Äomponift  ift  ©.  burd?  ynftrumentaW 
roerle  (Duoerturen,  Sinfonien,  £rio«  u.  f.  ro.),  in 
benen  er  ftd?  Sdnimann  oertr-anbt  jeigt,  bebeutenb. 
>tf  argilbcn,  f.  ©auerngelben. 
4targtcbcibc,  Üirdjborf  im  flrei«  Stormarn 
be«  preuft.  SHeg.=©cj.  Sd?le«roig,  an  ber  fiinie  Ham- 
burg =  l'übed  ber  iJübed:©ücbcner  Gtfcnbabn,  rin 
eine«  Amt«gerid?t«(Canbgerid?t  Altona),  bat  (1900) 
1757  G.,  barunter  10  Äatboliten,  ©oft,  Jelegrapb, 
Sparlafie;  jroei  firam=  unb  ©iebmdrlte.  $\n  ber 
Uldbe  ^unborte  üon  Steinroertjeugcn  unb  ©ronje= 
gegcnjtdnbeu  unb  ein  Urnenfelb  ber  Gifemeit. 

>y nrguf ut.  l)  »ejtrf  im  9t.  be«  ruff.'ftbir.  ®e- 
biete«  itranebaitalien ,  bat  169023,3  qkm  mit 
23695  G.,  meift  nomabifterenben  Jungufen,  wenig 
iRuffen.  2)cr  ©oben  ift  febr  bergig,  bae  itlima 
raub;  ©olbroälrtereien.  —  2)  »ejirf  «ftabtim  ©ejirl 
©.,  am  ©.,  42  km  oor  feiner  9Hünbung  in  ben 
©ailalfee,  bat  (1897)  1378  G.,  ©oft,  2  äireben; 
^ijebfang  unb  £>anbel  mit  ben  9tomabcn  ber  Unt- 


gegenb.    ©.,  1648  gegrünbet,  gebörte  1783 

ttt  3rlui 

©ejirf«ftabt, 


1851  jum  ©ouoernement  3>rlut«t  unb  rourbc  1856 


gtarbam  (fpr.  babrfm),  5lid?arb  £>arri«,  engl. 
Grjdbler  unb  öutuorift,  geb.  6.  Sej.  1788  ju  Gan- 
terburp,  in  ber  ©aul«id?ulc  in  Soiiben  erjogen, 
ging  1807  nad?  Orforb  unb  rourbe  ba  ©adnior  of 
Art«,  hierauf  roibmetc  er  fid?  tbcol.  Stubien  unb 
rourbe  1813  Pfarrer  in  Afbforb.  SDdbreitb  einer 
Idngern  Hranfbeit  fd?rieb  er  1819  bie  Mopelle  «Bald- 
win»,  bie  roenig  ©eifall  fanb,  balb  barauf  My 
cousin  Nicholas»  (gebrudt  1834  anonpm  in  «Hlack- 
wood's  Magazine»,  1841,  in  3  ©bn.).  1821  ftebclte 
©.  al«  flattenifu«  ber  s]JauUItrd?c  naa)  fionbon 


über,  »o  er  1824  tönial.  Äaplan  warb  unb  17.  Sunt 
1845  ftarb.  Allgemeiner  befannt  rourbe  ©.  bureb 
eriäblenbe  ©ebiebte,  bie  1837—42  unter  bem  $feu; 
bonpm  Z  bomas  3ng°^b«bpal«  «The  Ingoldsby 
legends,  or  mirtli  and  marvels»  in  mebrern  Serien 
»uerjt  in  «Bentley's  Miscellany»,  gegen  ba«  Gnbc 
bin  tm  oNew  Monthly  Magazine»  erfdjienen.  2>ie 
3Rifcbuiig  »on  ©urle«fe,  SSiö,  $atbo«  unb  Alter; 
tümli<bteit,  roomit  btefe,  ben  fran).  Contcs  nacb: 
gebilbet,  feltfame  gefd?icbtlid?e  unb  fagenbafte  ©e= 
pebenbeiten  in  roecbfelnben  gormen  barftellten,  roie* 
tbnen  eine  eigentümlicbe  Stelle  in  ber  jeitgenoffif eben 
ßitteratur  an;  genannt  feien:  «The  smuggler't» 
leap»,  «Bloudie  Jacke  of  ShrewBberrie»,  «The  lay 
of  St.  Cuthbert»,  «The  witches1  frolic»,  «Theblacic 
mousquetaire».  3)a«  2Bert  erfdjien  fpdter  roieber; 
bolt  mit  ^lluftrationen  Don  Gruilfbanl  unb  £eecb 
(Öefamtau«g.  al«  18.  AufL,  2onb.  1860;  neu  j.  ©. 
mit  biogr.  unb  tritifeber  Ginleitung  in  ©ettano« 
«Minerva  Library»,  1889),  ©.«  Spril  1881  allein. 
1849  oeröffentlidjte  ©.  eine  ©iograpbte  pon  2.  Q. 
Öoot.  —  ©.«  «eben  befebrieb  fein  Sobn  Salton  ©.: 
«The  life  and  letters  of  the  Rev.  R.  II.  B.»  (2  ©be., 
Conb.  1870;  3.  Au«g.  1880). 

stfnrhantpur  (engl,  ©erbampur,  ©erbam-- 
pore),  au<b  ©abrampur.  1)  ßanptftabt  be« 
Tiftrilt«  ÜJlurfdjibabab  (f.  b.)  in  ©engalen  (Cft= 
inbien),  24°  5'  nörbl.  ©r.,  88°  19'  öftl.  C.^am  Unlcn 
Ufer  ber  ©bagiratbi,  8  km  füblicb  con  3)turfcbtba-- 
bab,  ungefdbr  180  km  nbrblid)  oon  Maltutta ,  an 
ber  nad)  (ettterm  fübrenben  feeerftrafje,  bat  (1891) 
23515  G.,  barunter  18779  feinbu,  4202  üflobam 
mebaner,  236  Gbriften.  ©i«  oor  »eiligen  3abren 
roar  ©.  eine  größere  sJ)lilitdrftation;  jetit  ftepen  bie 
großen  Ilafernen  leer.  3nfolgebe||en  jäbite  bieStabt 
1871  3595  G.  mebr  al«  1891.  —  2)  ©.,  richtiger 
©rabmapur,  ^auptftabt  be«  3)iftrift«  ©an= 
bfcfcam  ("Uräfibentfcbaft  aicabra«),  19*  19'  nörbl.  ©r.. 
84*  48'  öftl.  bat  (1891)  25653  G.,  barunter 
23764  innbu,  1364  SWobammebaner,  488  Gbriften. 

^nrbcbrätt^  ober  ©ar  'Gbraja,  ©regoriud. 
mit  arab.  Tanten  Abu  hgarabfd?,  fpr.  unb 
arab.Scbriftfteller,  rourbe  1226  al«  ber  Sobn  eine* 
cbriftl.  Arjte«  oon  jüb.  Abftammung  (baber  fciit 
©einatne  «Sobn  be«  Wehrder«»)  9iamen«  Aaron 
ju  SRffitenc  ober  3Jtalatie  in  Armenien  geboren. 
\Begen  feiner  au«gejeid?ncten  Äenntniffe  tn  allen 
5<id)ern  rourbe  er  oon  feinen  3eitgenoffen  bie  «3«erbe 
ber  3eit»  (Karid  al-zaman)  genannt.  Schon  in  fei ^ 
nem  20.  ^abre  rourbe  er  )um  ©ifebof  von  0uba* 
bei  Ü)talatiia  ernannt;  er  roarb  mcbrfacb  perfekt  unb 
abgefegt,  bi«  er  1264  bureb  ben  Patriarchen  tyana 
tiu«  III.  jur  ©ürbe  eine«  jalobitifeben  ©eibbiicpof* 
gelangte,  bie  er  bi«  su  feinem  Jobe  (1286)  befleibete. 
©.  roar  einer  ber  fruebtbarften  unb  bebeutenbftcn 
Scbriftftcller  ber  Sprer.  Gr  jeigt  fid?  überall  al* 
geroifienbafter  unb  Iritifd)  ftebtenber  Jorfcber.  Sein 
grofsc«  ©efdncbt«rocrt,  bie  «Gbronif»,  beffen  erfter, 
bie  polit.  ©efebiebte  cntbaltenber  2cil  bereit«  1789 
(in  Ccipjig)  oon  %  3.  ©run«  unb  0.  ÜB.  Äirfcb 
u.  b.  X.  « Ahnlfaragii  Chronicon  syriacum»  per^ 
öffentlicbt  roorben  roar,  ift  erft  in  ber  neueften  3rit 
von  Abbcloo«  unb  £amp  bureb  ©eröffentlicbung  ber 
beiben  anbern  Seile  lircbengefcbidjtlicben  3"balt? 
Khronicon  ecclesiasticum»,  3  ©be. ;  21.2,  Söroen 
1872—74;  11.3,  1877,  mit  tat.  Überfefcung  unb 
Anmcrtungen)  »ollt'tdnbig  befannt  geworben.  Gine 
neue  Au«gabe  rourbe  1890  in  ijiari«  oon  bem  P. 
©ebjan  pcranftaltet  («Gregorii  Barhebraei  Chro- 


Digitized  by 


öävf)unb  —  ©ari  bette  ^uglie 


393 


nicon  syriacum»).  9Jon  feinem  großen  eregetifdjen 
SBerfe,  bet  «Scba&lammer  ber  ©ebeimniffe»  (aussar 
rase),  finb  verfdjiebene  ?lb] daiine,  namentlicb  burdj 
93ernftcin$  unb  be  Cagarbe«  Anregungen,  veröffents 
Hebt  roorben.  (Sine  ©efamtau«aabe  feinet  gram* 
matifd?en  Serie  bat  ber  Sbbe"  2Rartin  («(Euvres 

Sammaticales  d'Abou'l-Faradi,  dit  Bar  Hebrens», 
.  1  u.  2,  $ar.  1873)  unb  eine  äuSgabe  feiner 
Heinern  fvr.  ©rammatit  93ert&eau  (®ött.  1843)  ver* 
anftaltet.  93ubge  aal  «The  laaghable  stories»  oen 
SB.  mit  engl,  ttberfe&ung  berauä  (Öonb.  1897).  Hud? 
bogmatifd?e  unb  mpftifdbe  9Berle,  ©ebiebte,  Grjäb: 
Iunßcn,  pbiloj.,  mebij.  unb  naturiviffenfdjaftlicbe 
Sdjriften  bat  33.  ©erfaßt  unb  in  feinem  «Nomocanon» 
(bg.  von  93ebjan,  $ar.  1898)  bie  lircblic^en  unb 
roeltlicben  ©efefee  für  bie  jafobitifdje  ftirdje  unam- 
mengeftellt.  Cine  Selbftbiograppie  be«  93.  mit  einer 
Sortfc&ung  burdb  feinen  93ruber,  bie  ein  93erjeicbni6 
aller  Schriften  be«  93.  ent bal t,  finbet  fieb  im  «Chro- 
nicon  ecclesiasticum».  Sie  arab.  Dteccufion  feiner 
polit.  ©efdjidjte,  meldje  93.  in  ben  legten  3abren 
feine«  Sebenä  verfertigte,  gab  ^ocode  als  «Abul- 
pharagii  historia  dynastiarum»mü  tat.  überfe&ung 
(2  93b*.,  Orf.  1663)  Krau-,  (beutfd)  von  93auer, 
2  93be.,  £pj.  1783—85).  —  93ßl.  bie  93ibliograpbie 
bei  SReftle,  Spr.  ©rammatit  (2.  Hufl.,  93erl.  1888). 
©ärfjunb,  f.  tfreobonten. 
©ari,  ein  91egervolt  an  beiben  Ufern  be«  91il3, 
»mifeben  fiabö  unb  fiabore,  baS  nadj  feinen  über* 
lieferungen  vor  fe<b$  ©enerationen  von  Süben  ber 
eingetoanbert  ift.  Sie  grenzen  gegen 9t.  an  bie  Sinta, 
gegen  3B.  an  bie  9ti  a  m-  SRiam,  gegen  S.  an  bie  3)1  abi 
unb  Sdjuli,  gegen  0.  an  bie  c dbillul  unb  verfallen 
in  mebrere  Stämme.  Sic  Spradje  ift  jmar  von  ber 
ber  angrenjenben  ööllerfcbaften  uerf djieben,  bod? 
uabe  vermanbt  mit  ber  ber  übrigen  Piloten.  Sie  93. 
bredjen  ficb  bie  untern  Scbneibcjibne  au«;  in  ein; 
jelnen  ©egenben  idnnuden  fie  bie  burd>boprtcn  Sip= 
pen  mit  einem  Keinen  Ciurjfegel.  Sie  mobnen  in 
runben  Kütten  mit  fentreebten  Settenmänben  unb 
fegelförmigem  Sad>.  Sie  haben  fefte  SBobnft&e,  treu 
ben  Hdcrbau  unb  9Jiepju(bt,  bie  iirmem  aud>  Diebe- 
rei ;  aueb  verfertigen  fie  Sdpmiebearbeiten  au?  bem 
im  Var.ce  uortommenben  Gifcn.  ^äbvcnb  SJtäbcben 
unb  SSeiber  eine  turje  granfenfdjürje  tragen,  geben 
bie 2Jlänner  gan} nadt.  Tic  93.  (eben  in patriareba- 
lifdjer  93erfafjung  unter  Häuptlingen,  fie  finb 
triegerifd)  unb  liegen  oft  in  blutigem  Streit  unter* 
einanber.  3br£anb  ift  bügelig  unb  anmutig;  e& 
»edjfeln  ©raSebenen  mit  SDälbern.  SBolt  unb  SJanb 
ber  93.  »urben  juerft  burd)  bie  ägppt.  5Rilerpebition 
1839—42  belannt,  genauer  aber  erft  bureb  bie  tatb. 
SRiffionare,  »eldje  bafelbft  1849— 60  ju  ©onbotoro 
eine  Station  batten,  beren  SBirtfamteit  ieboeb  burd) 
bie  (Elfenbein:  unb  Stlauenb&nbler  bed  3Beiften 
(jluffed  gclfibmt  mürbe.  1871  mürben  fie  burd;  93ater 
bem  ügpptifdjcn  iHcicb  einverleibt,  bem  fie  burd)  ben 
Stufftanb  be?  ü)labbi  roieber  verloren  gingen.  — 
93gl.  Kaufmann,  Scbilberungen  au«  (ientralafrila 
(93riren  1862);  ftriebr.  3)tüller,  3)ic  Spradje  ber 
93.  (9Öien  1864);  berf.,  @runbri|  ber  Spracbroiffen^ 
febaft,  93b.  1,  »bteil.  2  (ebb.  1877);  2Witterru^ner, 
2>ie  Spracbe  ber  93.  (93riren  1867);  93eltrame,  II 
fiume  bianco  e  i  Denka  (Verona  1881) ;  9Jito  iDaf- 
fan,  Sie  ÜSaprbeit  über  dmin  $afd)a  (au«  bem 
jraniöfiicben  von  ÜJIoriH,  2  93be.,  93crl.  1893). 

Barl*  rident,  93argelb  1  ad:  t ;  Daria,  fcberjbaf te 
lat.  ^luralbilbung  vom  beutfdjen  93ar  (93argelb). 
©ttti6rinffl|,  ruff.  ^elbmarfcball,  f.  «ariatinftij. 


©oribal,  eine  norbamerif.  93ärenart,  f.  93dr. 
©ari  belle  ©uglie  (fpr. pulje),  aueb  terra 
bi  93ari.  1)  $romiu  in  Unteritalien  (f.  Äarte: 
Interitalien,  beim  2lrtitel  in  ber  £anb» 

cbaft  Mpulien,  gren»t  im  91D.  an  ba«  ÄbriatifAe 
ÜJleer,  im  SO.  an  bte  «JJrovina  fiecce,  im  S9Ö.  an 
^iotenja,  im  91®.  an  ftogata,  bat  5937  (nad) 
Strelbitflij  5930)  qkm,  (1881)  679499  Q.  unb  5er« 
fallt  in  bie  brei  Äreife  ?lltamura  (102852  <*),  93. 
(313008  G.),  93arletta  (263639  6.)  mit  jufammen 
53  ©emeinben.  ftür  1899  mürben  832632  G.  bt- 
reebnet.  Sag  fianb  mirb  von  einem  ^öb«njuge,  2e 
SDturgie  (680 m), von !R2B. nad)  SD. burdjjogen.  Ser 
^auptflufe  ift  ber  Dfanto,  ber  bie  ©renje  gegen  bie 
^irovinj  goggia  bilbet ;  bie  fiüftenflüffe  finb  bei  an* 
baltenber  Jrodenpeit  faft  mafferloS;  tro&bem  gebßrt 
bie  ^rovinj  )u  ben  frudjtbarften  beö  Äöniareicb«  unb 
ift  berübmt  burdj  vortrefflidjen  2öein  (ÜJludlateller 
von  Jrani,  3agetefe  von  93itonto,  »ei&en  SBein 
von  2erlijji),  Ol,  Sübfrüdjte,  93aumtvolltultur, 

iviiajerei  unb  toalmenuetrieb  (bei  )2)arletta).  Jöei 
DJlolfctta  mirb  Salpeter  gemonnen,  bei  Tcrlijji  ftnb 
grofee  Steinbrüdje.  2)ie  ^nbuftrie  in  ben  Stdbten 
erftredt  fid)  auf  öerftellung  von  Äonfitüren^JHufil: 
inftrumenten,  Spiegeln,  Seife,  Äerjen,  ÜWöbeln, 
d)em.  93robulten,  ^fiebern  unb  teppieben.  Sie  Äübiv 
beit  ber  93arefer  )ur  See  ift  belannt,  unb  ber  ^anbel 
mit  Äorn,  Olivenöl  unb  2öein  erftredt  fid)  biä  naa> 
Seutfdblanb  unb  ^rranlreicb.  9n  ber  .Kulte  entlang 
fübrt  bie  Gifenbabnlinie  goggia=93arletta=93.=93rin» 
bifi  unb  von  ber  öauptftabt  93.  ani  eine  fold?e  nad? 
bem  füblid)  gelegenen  2arent;  eine  80  km  lange 
Sampfftrafienbapn  verbinbet  bie  &auptftabt  mit 
93arletta.  —  2)  $auptfiabt  ber  $rovin]  93.  unb  bc* 
Äreife*  93.  (313008Ö.J,  am  Hbriatifcben  3)teere  unb 
an  ben  fiinien  goggia'Cecce  unb  93.«iarent  (115  km) 
be«  3lbriatifd?en  ^efte«,  »erfallt  in  bie  mintlige  SU  t  • 
ftabt  unb  ba«  neue  Viertel;  erftete  liegt  311m  i  eil  auf 
einer  fianbiunge,  bie  ben  alten  .vafen  von  bem  neuen, 
bureb  SRolenbauten  für  grofte  Sd^iffe  jugdnglicb 
gemaebten  uteiDet ,  unb  eutbdlt  ein  alte«  Äaftell 
ijciu  ©efdnanid),  ein  Sit  In- na  um  für  Aunft,  eine 
tedjnü  cbe  Sd?ule,  ein  ^rovinjialmufeum,  ein  xpeater 
unb  jmei  arebitettoniftb  febr  bebeutenbe  jttreben:  bie 
Äatbcbrale  von  1034,  bei  ber  Renovierung  im 
18. 3abrb.  verunftaltet,  unb  bie  ftixdjt  San  Nicola, 
1087  ju  Gbren  be«  beil.  9iitolau8, 93ifcbof  in  Speien, 
erbaut.  93.  ift  Si&  eine«  GrjbifAofS  (Äircbcn= 
provin}  93.  unb  üanofa  mit  ben  2  SiCcefen  6on< 
verfano,  Sluvo  e  93itonto),  ber  ^Jrooinjialbebörben, 
ber  Äommanbo«  be«  11.  armeetorpS,  ber  21.  Sivi« 
fion,  einer  ©eniebireltion,  be«  Stabes  ber  Snfan» 
teriebrigabe  gorl'i  unb  batte  1881:  60575,  1898: 
81 981  6.,  in  ©amifon  ba3  43.  unb  44.  Infanterien 
regiment.  Ser^anbel  mit©etreibe,Clivenöl,V{an< 
beln,  5e>g«i/ Slgrumen, Safran, ÜBein unb  I rauben, 
93aummoüe,  Sni«,  ©ummi,  Seife  unb  9Bolle  ift 
bebeutenb,  befonber«  mit  anbern  Aüftenpläften  be« 
Slbriatifdjen  ÜJleer«.  1899  liefen  1672  Sdjiffe  mit 
932843  t  ein  unb  1672  mit  929008  t  au«.  3n 
93.  befinben  fup  Äonfulate  unb  93icelonfulate  ber 
meiften  Staaten,  fo  aueb  Seutfd?lanb«. 

93. t  im  Slltertum  Barium,  mürbe  unter  9iero 
2Rumcipium,  tarn  nad)  bem  %aü  be«  9Beftrömif*en 
9leid>d  (476)  juerft  an  bie  ©oten,  bann  an  bad  Cjt- 
r&mifebe  9ieicb.  755  mürbe  e«  von  Pippin  bem 
Kleinen  genommen,  802  fiel  es  an  ben  ©erjog  von 
93cnevent;  im  9.  %ab,xb.  fdmpften  Sarajenen,  @rie* 


Digitized  by  Google 


394 


JBarief)  —  ©aring 


chen,  fiangobarben,  93enetianer  unb  ital.  Karolinger 
um  bie  Stabt,  bis  bie  ©rieben  fie  1071  als  ihren 
legten  $la&  in  Italien  an  SHobert  ©uiScarb  (f.  b.) 
verloren.  1155  wegen  eines  SlufftanbeS  von  König 
Wilhelm  1.  jerftört,  mürbe».  1166  unter  9MbelmII. 
wieber  aufgebaut  unb  von  Karl  II.  oon  Hnjou  mit 
reuten  Vorrechten  bebad)t.  Stöbert  von  Stnjou  ver- 
lieb bie  6tabt  feinem  ©flnftling  ?lmelio  bei  93aljo, 
unb  enblid)  im  15.  3abrb.  gelangte  fie  als  £erjog= 
tum  an  bie  Sforja.  1558  würbe  bieS  bem  fpan. 
9Jicelönigreid)  Neapel  einverleibt.  Unter  (hbbeben 
batte  SB.  1254,  1267  unb  1730  »u  leiben. 

Sattel)  ober93ad)arieb,  lleineCafe  in  berfit= 
bpfeben  ©üfte  im  heften  beS  Stil*,  8,*  qkm  grofe  mit 
6176  Q.,  würbe  1874  von  3orban,  bem  9leifege= 
fährten  von  SRohlfS,  erforfdj t.  93.  ift  bie  Oasis  parva 
ber  Älten ;  eS  finben  fid)  nod?  viele  röm.  SHefte. 

stf  ar  il  (fpr.  bau M ,  * or Ua,  öoblmafe,  f.  93arile. 

Sartic  (ital.,b.  t.  ftafe,  ftäfeeben),  ber  SRame 
eined  Altern  ital.  glüffigteitSmafeeS  von  febr  ver- 
l'cbiebener  ©röfee,  jroifAen  30  unb  140  I.  $er  nod) 
tn  ©riecbenlanb  üblidbe  93.  (bie  33arela,  93arila 
ober  93arilla),  ein  urfprünglid)  venet.  SRafe,  ent- 
bdlt  64^9 1  unb  wirb  an  ©ewidjt  bei  SBein  —  50 
Clen  ober  64  kg,  bei  C!  aber  =  48  Clen  ober 
61 ,44  kg  gerechnet.  Huf  ben  3onifd?en  Unfein  ift 
ber  93.  =  16  engl.  SmperialgallonS  ober  72,70 1  unb 
an  ©emiebt  bei  Cl  =  52  Ölen  ober  66,56  kg.  $a= 
gegen  bat  ber  SBeinbarile  auf  ber  3nfel  Ülalta  nur 
einen  $nbalt  von  9'/t  foleben  ©allonS  =  4B.ll  1. 
,\n  SxtpoliS  (Slorbafrifa)  enthält  ber  93.  tote  in 
©riecbenlanb  64,39 1.  Sie  alte  franj.  93arrique  (f.  b.) 
wirb  in  managen  ©cgenben  «93aril»  genannt;  ferner 
ift  ber  (nicht  mebr  aefetfiebe)  93aril  tm  franj.  3Beft= 
inbien  für  &ülienfrüdjte  102,445  (auf  ©uabeloupe 
nur  96,857)  1,  für  Sirup  113,559  1.  3n  Walaga  be- 
greift ber  93aril  (Korb)  SBeintrauben  24  kg  ©ewiept. 
Siefelbe  33ebeutung  Kit  baS  engl.  93arrel,  ein 
93iermafe  in  Gnglanb,  gegenwärtig  von  36  ^mpe- 
rialgallonS  ober  163,564  1  unb  aud?  ein  ©ewidbtS: 
begriff.  93efonberS  wichtig  ift  baS  Starrel  als  i'Jc 
wicbtSgrÖfee  im  SJerfebr  mit  Söeijenmebl,  ba  in  5ng- 
lanb  wie  m  gam  Slmerita  biefes  2Jlel?l  im  gröfeern 
&anbel  ftetS  nad)  bem  93arrel  (franj.  93aril;  fpan. 
unb  portug.93arril)  vertauft  ivirb,  welches  196  engl. 
Üfb.  fcanbelSgewicbt  =  88,904  kg  begreift.  93ei 
93utter  ift  baS  Darrel  =  224,  bei  Seife  256,  bei 
vJßottafcbe  =  200       engl.  JöanbelSgewicbt. 

93arril  b«ifet  ein  tflülfigteitSmafe  in  Portugal 
unb  einem  Jeil  ber  fpan.=amerif.  ,^rciftaaten 
(meift  obne  gefehUebe  ©cltung,  aber  im  &anbel  im: 
mer  noch  üblid)).  $er  93.  von  Siffabon  ift  18  311= 
mubeS  =  301,38  I;  ber  von  3Jterito  bat  bei  ©ein 
4n/n  SlrrobaS  ober  8'/3  3arraS  ober  150  Guar- 
tilloS  =  75,62s  1,  bei  ^Branntwein  aber  6*/4  Srroj 
baä  ober  12  ^axxai  ober  216  ©uartillo«  =108,897 1. 
3n  ßbile  redjnet  man  ben  93.  =  18  alten  engl. 
Seinaallonä  =  68,i»6 1.  3n  i^araguap,  Uruguap 
unb  Argentinien  tat  ber  93. 32  ^ra«co«  Cjlafcben) 
von  2  sJ)tebiod  }u  2  Guartod  311  2  Cctavo«;  tväb- 
renb  er  aber  in  ^araguap  allgemein  96,w«  1  unb  in 
Uruguav  allgemein  75,904  1  enthält,  ift  fein  ^nbalt 
in  ben  emjelnen  argentin.  Staaten  verfdjieben  (im 
Staate  iBueno$=2lireg  76  1). 

SartQa,  ^oblmafi,  f.  93ari(e. 

Sari  IIa  (ivr.  -ilja)  ober  SHicante^Soba,  bie 
an  ber  fpan.  itüfte  bur*  JBerbrennen  von  Dleereö* 
pflanjen  bargeftellte  3lfdjc,  bie  wegen  ibre«  ©ebaltä 
an  foblenfaurem  Natrium,  Soba,  vielfadje  93er: 


»venbung  fanb.  Sie  war  früher  ein  widjtiger  f>an» 
belgartirel.  (S.  aud)  3inn.)  [amerita. 
s^ariUafupfcr,  gebiegene«  Äupfer  in  Süb* 
Sartdefrant,  f.  Salsola.  [$>txx. 
Särtn  (rufj.,  verlürjt  ani  bojarin,  f.  93ojar), 
©öetnoci  ober  93arinaS,  Stabt  im  Staate  3a- 
mora  in  93cnejue(a,  in  ber  Gbene  unweit  reebtä  vom 
fdjiffbaren  Sto.  Domingo,  bat  (1889)  etwa  2000  (?., 
1787  gegen  12000  (?.,  litt  aber  aufeerorbentlicb  in 
ben  Unabbdngigfeit^lriegen,  in  benen  fie  von  ben 
fpan.Iruppen  geplünbert  unb  niebergebrannt  würbe. 
3n  ber  Umgegenb  wirb  flalao,  Kaffee  unb  $abat 
(^arinadtabah  gebaut,  boeb  ift  berSabatbau 
ebenfo  wie  bie  früb«  blübenbe  93iebjud>t  faft  völlig 
ju  ©runbe  gegangen.  [Siinccnt  (f.  b.). 

Sarine,  Jlrvibe,  ^feubonpm  für  ajlabame 
Saring  (fpr.  bdt?ring),  eine  nad)  @nglanb  auä* 
gewanberte  beutfdje  Familie,  welie  )u  Sonbon 
ein«  ber  größten  93anfbaufer  ber  9Belt,  bie  3irma 
93.  93rotber$  &  ßomp.  begrünbete,  unb  beren 
iDtitglieber  fut  vielfad)  aü  $arlament#abgeorbnete 
unb  Inhaber  beberev  Staatäämter  befannt  gemacht 
haben.  ^obann93.,  Sobn  eine«  ^aftord  in  93re> 
men,  liefe  fid>  in  ber  erften  Hälfte  tti  18.  ^abrb.  ju 
(Ureter  in  Sevonfbire  nieber  unb  begann  bort  ein 
HeineS  ©efebäft.  9ion  beffen  vier  Söbnen  begrfim 
beten  3obn  (geb.  1730)  unb  granciS  (geb.  1740) 
1770 in fionbon baS genannte 93anll)auS.  Francis 
würbe  in3  Unterbaus  gewählt,  wo  er ju  ben  Sn» 
bdngem  s$ittS  jählte,  fa%  im  Aat  ber  Cftinbifcben 
ßompaante  unb  würbe  1793  jum  93aronet  erhoben, 
(fr  ftarb  11.  Sept.  1810,  naefcbem  er  fid)  auep  als 
Scbriftfteller  einen  9iamen  gemad)t  batte.  ©t  fd>rieb: 
«The  Principle  of  the  Cammutation  Act  esta- 
blished  by  Facta»  (2onb.  1786),  für  OJlinberung 
ber  Jbee:  unb  anberer  93erbraud)Sjölle;  «Obser- 
vations  on  the  Establishment  of  the  Bank  of 
England»  (ebb.  1797)  unb  «Further  Observations» ; 
«Observations  on  the  Publications  of  Walter  Boyd, 
M.  P.»  (ebb.  1801). 

granciS  93.  hinterliefe  fünf  2:  Öd) ter  unb  vier  Söbne, 
von  benen  ber  ältefte,  Sir  2h»niaS  93.  (geb.  1772, 
geft.  1848),  ben  Jitel  erbte.  ?3ebeutenber  war  ber 
jweiteSobn,  Äleranbcr  93.,  als  Jinanjmann  unb 
^olitiler.  Qx  war  27.  Ctt.  1774  geboren,  verlebte 
feine  Öebrjabre  in  SImerila,  mar  fett  1810  ©bef  bcS 
ÖaufeS  unb  fafe  1806—35  im  Unterhaus,  wo  er 
immer  baS  ^ntereff  e  freien  f>anbelSverfeb.  rS  jwif  che  n 
ben  Nationen  vertrat.  Qt  fd?rieb,  um  ben  Krieg  mit 
Umerila  abjuwenben,  «ilnquirv  into  the  causes 
and  consequences  of  the  Orders  in  Council»  (2onb. 


1808).  $eel  ernannte  ihn  1834  jum  3)lünjmeifter 
unb^rdftbenten  beSiöanbelSamteS;  beim  3 tun  beS 
ÜHinifteriumS  $eel  im  Slpril  1835  legte  er  feine 
$lmter  nieber  unb  würbe  als  £orb  Slfbburton 
inS  CberhauS  berufen,  wo  er  als  eifriger  2orp 
ftd)  aud)  von  feinen  frühem  frcibdnblerifdjen  8ns 
febauungen  abwanbte  unb  aufs  entidnebenfte  ^cels 
arofee  3ollreformen  beldmpfte.  ÜDlit  glüdhcbcm 
(jrfolg  löfte  er  1842  auf  einer  aufeerorbentlidjcn 
Senbung  nad)  Ämerüa  bie  Streitigleiten  jmifd?cn 
©nglanb  unb  ben  ^ereinigtenStaaten  in93ejug  auf 
baS  ©ebiet  von  SRaine.  (Sr  ftarb  12. 3Jlai  1848  ju 
fiongleatb.  ^bm  folgte  als  jmeitcr  2orb  SIfbburton 
fein  Sobn  2Billiam  93ingbam  93.,  geb.  1.  3uni 
1799.  &r  gehörte  im  Unterbauic  ju  ben  Anhängern 
vl>eelS,  in  bellen  9JHniiterium  er  bie  Stellen  etneS 
SelretdrS  beS  3nbifdien3ImteS  unb  beSKriegSjabW 
meifterS  verfab.  (h  ftarb  23.  ÜHärj  1864,  worauf 


Digitized  by  Google 


»oring^oulb 

ihm  in  ber  $eer*würbe  fein  93rubet  granci*  (geb. 
20.  Tlai  1800,  geft.  6.  Sept.  1868)  folgte.  Vierter 
Sorb  Slfbburton  war  beff  en  ältefter  Sobn  S  t  e  r  a  n  ■■ 
bet  &ugb  33.,  geb.  1835,  bem  al*  fünfter  fein 
Sobn  <$ranci*  2)enjü  Gb  warb  33.,  geb.20.3uli 
1866,  ber  jefcige  präget  be*  Sitel*,  folgte. 

3)er  Sobn  be*  Sir  Iboma*  33.,  ber  britte  33arc 
net,  Sir  ftranci*  Jbornbill  SB.,  geb.  20.  Spril 
1796,  vertrat  1826—65  bie  Stabt  $ort*moutb  im 
Parlament.  3n  feiner  *Bolititfd)lofe  er  ficb  ben38big* 
an.  23on  1830  bi*  1834  mar  er  2orb  be*  Sdjatieö 
unb  unter  bem  SDtinifterium  SRclbourne  bi*  1839 
Scbaljfefretar,  bann  bi*  1841  Scbafctanjler.  1849 
—52  belleibete  er  ba*  81mt  eine*  erften  2orb*  ber 
Slbmiralität.  33ei  ©elegenbeit  ber  33ilbung  be* 
iDtinifterium*  JKuffeU-Olabftone  4.  3an.  1866  mit 
bem  Jitel  eine*  fiorb  ftortpbroot  jum  s4*cer 
erhoben,  ftarb  er  6.  Sept.  1866.  (S.  Stortbbrool.) 

Jboma*  58.,  ein93ruber  be*  erftenfiorb*  9tortfc 
broot,  geb.  7.  Sept.  1799,  beteiligte  fiep  mit  ÜBor= 
liebe  an  ben  großen  tommerjieUen  Unternehmungen 
feiner  jjamilie.  3m  ©egenfaji  ju  ben  meiften  anbern 
Aamilienmitgliebemtoar  er  iorpunbfafe  1835—37, 
1844-73  im  Unterpaufe.  Gr  blieb  erfter  6b.  ef  be* 
.vSanbeläbaufe*  bi*  ju  feinem  Jobe  18.  9ioo.  1873. 
Sein  Setter  Gbwarb  Gparle*  33.,  geb.  13.  Slpril 
1848,  geft.  17.  ^uli  1897,  würbe  1885  jum  33aron 
Neoelftofe,  em  anberer33.,  Goelpn,  1892  |tm 
33aron,  1899  jutn  Discount  ßromer  (f.  b., 
33b.  17)  erhoben. 

3>a*  6au*  33.  ift  in  allen  ioduptgefcbäftejmeigen 
ftart  intereffiert,  bei  SJermittelung  oon  Staat*am 
leiben,  in  Secbfel*  unb  ©elbbanbel,  <ßrobuttenban= 
bei,  eigener  Kolonialprobultion  (j.  33.  auf  Geplon), 
Ginfupr  unb  8lu*fubjc  auf  eigene  unb  frembe  Hedj 
nung  u.  f.  w.  3m  SRoo.  1890  hatte  e*  infolge 
feiner  ftarfen  Beteiligung  bei  argentin.  Stnleipen 
eine  fdbwere  Mrifi*  ju  befteben,  au*  ber  e*  ficb  nur 
mit  öilfe  ber  33anten  von  Gnglanb  unb  tfrantreieb, 
retten  fonnte;  ba*  33anlbau*  würbe  in  eine  SUtiem 
gefellfcbaft  ocrwanbelt.  [f.  ©oulb. 

Daring  Cftoulb  (fpr.  bdbring  gublb),  Sabine, 

©artugofee,  See  im  äquatorialen  Oftafrifa, 
0  30'  nörbl.  33r.  unb  35°  50'  öftl.  Ü.  oonöreenwicb, 
in  1115  m  $öpe ,  ift  30  km  breit,  500  qkra  grofe 
unb  bat  eine  bewohnte  3nfe(  unb  4  Heine  Gilanbe. 
Gr  liegt  in  einer  alten  oultanii eben  mdebtigen  iRinne, 
bie  ba*  com  SÄbeffmifcben  Ajocblanb  bi*  jum  Äilima: 
9?bfd>aro  binjiebenbe  ©ebirge  burebtlüftet.  2>a* 
Plateau  bon  Öeitipia  (1350— 2100  m)  im  Often  unb 
bie  tfamifiaberge  (2500  m)  im  Söeften  mit  fteil  ab: 
fallenben  3rel*mdnben  umfcbliefien  ihn.  Obwohl 
o&ne  Slbflutf,  ift  fein  fifebreiebe*  SBaffer  füfe.  Gr 
würbe  1883  oon  3-  Sbomfon  entbedt. 

töariolage  (fr*.,  fpr.  -labfeb),  23untfcbedigleit 
(namentlich  oon  Malereien).  [Siegel. 

ttaritcrictf  «Mubgefeij,  f.  33ur»*:33allotirte 

©ariftal,  £auptort  be*  inbobrit.  Siftritt*  33atar* 
ganbfcb  0.  b.). 

Bariton  (ital.  baritöno,  com  gried).  barytonos, 
üarl  tönenb»)  ober  33a rp  t  c  n  (Bardon,  Viola  di 
Bardone),  ein  je|t  nidjt  mehr  gebrducblicbe*,  mit 
7  Saiten  belogene*,  ber  Viola  di  Gamba  dbnlid>e* 
Saiteninftrument.  2)ie  7  Saiten  auf  bem  ©riffbrette 
(mit  ber  Stimmung  HEAdfhe)  würben  mit 
bem  33ogen  geftri*en,  bie  unter  bem  ©riffbrette 
binlaufenben  16  25rabtfaitcn  oon  bem  Spieler  nur 
mit  ber  Spifce  be*  Baumen*  ber  linlen  feanb  gc* 
riffen.  Xa*  33.,  um  1700  erfunben,  mürbe  fpfiter 


—  Söarjatinffti  395 

burd)  fiibl  unb  Äranj  in  ffiien  oerbeffert.  %li  Rom-- 
ponift  für  ba*  33.  ift  3-  fwpbn  ju  erwdbnen.  —  3n 
ber  HilitAfmttfil  ift  33.  (93aritonborn, 
Gupbonium)  ein  (1843  oon  Sommer  tonftruier* 
Icö)  33led)bla*inftrument  mit  meiebem,  oollem  Zon. 

3n  ber  23  o !  a  l  m  u  f  i  t  beifit  33.  (franj.  Basse-taille, 
Bas  tenor,  Concordant)  biejenige  männlid)e  Stimme, 
bie  nad)  Umfang  unb  Hlangd?aratter  jwifeben  33afe 
unb  Jenor  ftebr.  3e  naebbem  ein  33.  mepr  jur  6obe 
ober  >ur  2iefe  neigt,  unterfebeibet  man  ^ enor= 
ober  33afebariton.  55er  33.  ftellt  nidjt  nur  in  ber 
Stimme,  fonbern  febon  im  pbpftfd?cn  Organ  ba* 
mufifalifebe  Stormalmafa  be*  mdnnlicben  6  baratter* 
bar,  }u  bem  ficb  33afj  (f.  b.)  unb  Senor  (f.  b.)  al* 
ein  3uoiel  ober  , atvenig  oerbaltcn.  Sein  Umfang 
reidjt  ungefdbr  oom  großen  Ä  bi*  jum  eingeftridje- 
nen  g.  ÜDiit  bem  !?hifböreu  ber  Raftraten  (f.  b.) 
würben  bie  widbtigften  Partien  in  ber  Oper  meift 
für  biefe  Stimmlage  gefdjrieben;  in  neuerer  3«* 
überwiegt  ber  Jenor. 

43arttonf)ortt,  f.  33ariton. 

Karmin,  f.  23artmm. 

»Harjätiitf f t j ,  Jlleranber  3manowitfd;,  Sürft, 
ruff.  Jelbmarfcball ,  9tad?fomme  ber  früber  fouoe= 
ränen  dürften  oon  ifdjernigom  (1054—1246),  bie 
ipre  älbftammung  oon  ben  9iurilibcn  perleiten, 
würbe  1815  geboren  unb  mit  bem  bamaligen 
Sbronfolger,  fpatern  Äaifer  SUeranber  II.,  erjogen, 
bcfjen  ::iinu'i,u;na  er  fid)  in  Kobern  ©rabe  ju  er= 
werben  wufete.  Qr  trat  früp  al*  Dffijier  in  ba* 
©arbebufarenregiment ,  maebte  1835  al*  {yreiwilli^ 
ger  einen  ^elbjug  im  flaulafu*  mit  unb  würbe  in 
einem  ©efcd?t  oerwunbet.  33alb  jum  Dberften  unb 
taiferl.  ^lügelabiutanten  beförbert,  nabm  er  1845 
an  bem  3"g<  nad)  Sargo  teil,  würbe  6ommanbeur 
be*  3ö0«"<fl«ment*  Äabarba  unb  1848  ©eneral= 
major.  3n  ben  $elb}ügen  oon  1850  unb  1851  er* 
rang  er  bebeutenbe  Vorteile  über  Scpampl,  unb 
nad?  ieiner  1852  erfolgten  Ernennung  jum  ®eneral= 
leutnant  unb  6pef  bc*  linten  Flügel*  ber  Äaula* 
fuelinie  fetjte  er  feine  Unternehmungen  mit  ßnergic 
fort.  üRacb  Slusbrud?  be*  Drientfriege*  1853  jum 
©eneralftab*d?ef  ber  tautaf.  iMrmee  ernannt,  tom* 
manbierte  er  unter  33ebutow  in  ber  Sdjlacbt  oon 
jhirjut:§ere  (5. 9(ug.  1854)  unb  trug  fepr  oiel  jum 
Siege  bei.  Gr  würbe  1856  jum  ©eneral  ber  3n« 
fanterie  ernannt  unb  f ehrte  barauf  al*  Statthalter 
unb  Cberbefebl*baber  ber  Slrmee  nad?  bem  tfaufaf  u* 
jurud.  5kcp  brei  befdjmerlidjen  pelbjügen  würbe 
audj  2öeben,  bie  ^auptfeftung  Scpampl*,  oon  @e: 
neral  3ewbolimom  erobert.  33.  ftellte  f»d>  hierauf  per= 
f önlicb  an  bie  Spihe  be*  Operation*torp*  gegen  ba* 
33ergfeblo|  ©bunib  unb  ftürmte  ba*felbe  6.  Sept. 
1859.  Scampi  felbft  fiel  in  bie  p&nht  be*  Sieger*, 
bem  ftd)  nun  alle  Hölter  be*  öftl.  ftautafu*  unb 
mehrere  Stdmme  be*  SBeften*  unterwarfen.  3n 
SIncrfennung  fold)er  Grfolge  würbe  33.  jum  ftclb: 
marfcbaU  erhoben.  Gine  febwere  ftranlbeit  nötigte 
ihn,  1862  feinen  Stattb^alterpoften  nieberjulegen. 
Seitbem  lebte  er  meift  auf  Reifen  im  S(u*lanbe  unb 
auf  feinen  in  $olen  belegenen  ©ütern,  wo  er  bemüht 
war,  ben  hoben  poln.  »bei  mit  bem  ruffifdjen  au** 
juföbnen  unb  beibe  in  einer  gemeinsamen  ariftotra* 
tifdien  Partei  ju  oerbinben.  3m  2LUnter  1872-73 
nahm  33.  teil  an  ben  Arbeiten  ber  Äommiffton  jur 
sJieorganifation  ber  Slrmce  unb  jur  allgemeinen 
ffiebrpflicbt.  Gr  ftarb  9.  ÜNarj  1879  ju  ©enf.  —  SBflL 
Sifiermann,  5elbmarid?all  5ürft  33. 1815—79  (ruf« 
Üfdj,  3«o*f.  1889). 


Digitized  by  Google 


Söar  3e|u  —  Sarfer  (2KQttr)eiu  fteurg) 


396 

*ar  CUfu  ober  Gipma*,  nad)  Mpoftelfl.  13, 
6— 1>  ein  jüb.  3auberer  unb  fal-dicr  ^ropbet,  wollte 
ben  ^rotonful  Sergiu*  ^ßaulu*  ju  <Papbo*  auf  ßp= 
pern  oon  ben  SBelebrungen  be*  SjJaulu*  abhalten, 
wofür  ibn  SBlinbbeit  traf. 

Öarjotf  (fpr.  barfdjöll '),  öauptftabt  be*  Äanton* 
SB.  (287,6»  qkm,  9  ©emeinben,  6517  G.)  im  «rron* 
bifiement  SBrignole*  be*  franj.  2>epart.  SÖar,  45  km 
nörbltd)  Don  Toulon,  am3ufammenfluf|e  be*  gor-erp 
unb  ber  (ScreoifTeS,  an  beT  üinie  Meprarque*=I>ra= 
guignan  ber  fiolalbabn  Sub  be  (a  grance,  ampbi= 
tbeatralifd)  an  einem  2%  m  boben  &ügel  flebaut  unb 
feinerfdjönen  Umgebungen  unbprddjttgen  Ha*taben 
wegen  ba*  «Ticoh  bet  $ror>ence»  genannt,  bat  ^oft 
unb  Telegrapb,  (1896)  2251,  al*©emeinbe  2413  G.; 
ftabrilation  oon  Maccarom,  Töpferwaren,  8eber. 
S&ranntroein,^apicr,£pic!fartenunbDliBenölfott>ie 
Seibenjudjt.  ,Vi  ber  Wdlje  eine  €tala(titenb5ble, 
ebcmal*  Capelle  unb  SBegrfibni*pla&  ber  Möndbe. 

©urf  (SBarlfdjiff),  ein  breimaftige*  Sdriff, 
beflen  bunterer  Maft,  SBefanmaft  genannt,  leine 
Waben  bat.  (S.  Tafel:  Sd)iff*tppen  II,  ftia.4.) 
SBi*  ju  einer  gemiffen  ©röfse  (800 1)  finb  bie  SB.  in 
ber  &anbcl*marine  fepr  beliebt,  ba  ftd)  ber  Wintere 
UJlaft  wegen  ber  mangelnben  Waben  öiel  leidster  bt- 
bienen  Id&t  al*  auf  einem  Sßollfd?iffe  (f.  b.)  unb  bie 
sBefafcung  um  einige  Mann  geringer  fein  lann 

Wart,  taftrierte*  männliaSe*  Scbwein. 

Wattn,  ba*  im  D.  ber  ©ro&en  Sprte  an  ber 
Mittelmeerfüfte  Slfrita*  liegenbe  Plateau,  ba*  fid? 
im  S.  jur  Öibnf eben  SSüfte  unb  im  D.  $ut  $igppti|d?en 
2i*üfte  abflaut  (f.  Harte:  Mittellänbif d)e* 
Meer).  C*  ift  ein  gegen  500  m  bobe*  Äaltplateau, 
befjen  norbweftl.  Teil  ber  Xfcbcbel  ebSlcpbar  (bi* 
1000  ru  boeb)  einnimmt.  2)a*  ©ebirge  ift  mit  rotem 
Öumu*  bebedt,  ber  ber  2anbfd)aft  feinen  Warnen 
JB.  el*f>amra  (ba*  rote  SB.)  giebt.  Leiter  füb= 
lid?  nimmt  ber  inimu*  ab,  Sanbftein  unb  Sanb 
geben  bem  SBoben  eine  graue  §arbe;  ba*  Öanb  bci&t 
hier  SB.  eUSBeiba  (ba*  wei&e SB.).  Ter»bfaU  jum 
Meere  ift  mit  ©älbern  befeht  unb  fer>r  reieb  an  @e* 
treibe  ^ei*,  Xatteln,  Clioen  unb  fdjonen  SRteiben. 
Da*  tflima  ift  hier  abnlicb  bem  ton  Italien  mit 
21 —22"  3abre*mittel;  ftetige  Seewinbe  bringen  iX  ö  b; 
lung.  SB.  ebfmmra,  ein  SBiertel  »on  SB.,  gebört 
mit  350—500  mm  Wegenböbe  aur  3one  mit  hinter 
regen;  im  S.  folgt  bie  Steppe  mit  Straucbwerl 
unb  f>alfabeftdnben  unb  bierauf  bie  ©üfte  mit  nad* 
tem  fycl€  unb  bod)  mit  glugfanb  bebedtem  SBoben. 

SB.,  ba*  alte  Äprenaita  (f.  b.),  bat  al*  Mittelglieb 
jwifeben  Sigbpten  unb  SBeftafrila  unb  wegen  ber 
Wabe  oon  ©riccbenlanb  immer  grofee  SBebeutung 
gebabt.  6auptau*fubrgegenftdnbe  finb  (betreibe, 
Straufscnfebern,  tfrapp,  Glfenbein  unb  ^robufte  ber 
SBiebjudjt.  5)ie  jettigen  SBewobner  finb  ein  ftar! 
mit  Wegerblut  oerfet^te*  ©emifcb  oon  Arabern, 
SBerbern,  Türlen,  woju  nod?  wenige  ©rieben  !om» 
men.  Seit  1879  ift  SB.  ein  felbftdnbige*  Silaiet 
unter  türt.  Dberbobeit;  bie  "JJlaijt  bat  aber  ber 
reUgiöfe  Crben  ber  Snuffi  (f.  b.)  in  f>dnben  unb  bie 
türf.  SBebörben  finb  nur  gebulbet.  2Jtit  250000— 
300000  e.  auf  50000  qkm  ift  SB.  ba«  am  bünnften 
beüölferte  i'anb  am  Wiittelmcer.  Unter  ben  Stdbten 
Tinb  bie  bebeutenbften:  5)  er  na,  eine  in  reijenber 
©egenb  gelegene  Äflflenftabt  (3500  (5.),  ©renna,  in 
613m^&be,  ba*  alte  ftprene,unb  SBengafi(f.  b.). 
^m  jweiten  SBiertel  be*  19. 3flbrb.  wollten  bie  SBerj 
einigten  Staaten  von  Slmerita  in  SB.  Kolonien 
grünben  unb  entriffen  bem  s^afd?a  l^erna;  bod) 


würben  bie  »merifaner  vertrieben  unb  gaben  e« 
aan;,  auf.  —  SBgl.  $ad)o,  Relation  d'un  voyage  dans 
la  Mannarique,  la  Cyr^natque  etc.  (mit  Sltla*, 
f  ar.  1827—29);  SBartb,  Söanberungen  burd?  bie 
Jtüftenldnber  be*  9ÄitteImeer*,  SBb.  1  (SBerl.  1849); 
©uö*,  Notice  sur  les  lies  de  Uomba  et  Plate  (3)iar- 
feille  1863);  SRoblf*,  SBon  Jripoli  nad?  »leranbrien 
(2  SBbe.,  SÖrem.  1871). 

üöarfa,  ©ebirg*lanb  unb  glufe,  f.  SBarafa. 

J^arf a ,  im  Altertum  unb  Mittelalter  Stabt  in 
ber  norbafrif.  Sanbfdjaft  Äprenaila  (f.  b.),  im  weftL 
Teile  be*  öoäjlanbe*  SBarta  (f.  b.),  urfprünglid)  nur 
bbn  fiibpern  bewobnt,  würbe  um  540  r>.  &)x.  wdb- 
renb  ber  Wegierung  be*  fiönig*  Hrccfilau*  II.  oon 
ftprene  burd)  bellen  SBräber,  bie  fidj  an  bie  Spi|e  ber 
au*wanbernben  Weubürger  Hprene*  fowie  ber  auf' 
ftdnbifd?en  Siibper  geftellt  batten,  jum  felbftdnbigen 
Staat  erboben,  bem  fut  bie  an  ber  SBcfttüfte  Hvrc 
naita*  burd>  ©rieben  gegrfinbeten  ^afenftäbte 
laudiira  unb  ^ubefperibd  anfd)loffen.  SBalb  nad) 
513  ».  (£br.  würbe  SB.  oon  ben  s4krfem  erobert,  er= 
langte  aber  t ruh  feine  ^hreibeit  wieber.  Unter  ben 
^tolemäern  würbe  bie  Stabt,  bie  urfprfiuglid;  15  km 
tom  Meere  entfernt  lag,  an  bie  See  verlegt.  Slud) 
nad)  ber  Unterwerfung  burd)  bie2lraber,643n.Gbr., 
blieb  bie  Stabt  ein  widriger  Ort.  weld)er  erft  feit  Q  nbe 
be*  Mittelalter*  berfibete  unb  feinen  Warnen  an  bie 
feitbem  SB.  genannte  ßanbf d?aft  abgab.  $ie  Wuinen^ 
ftdttc  Wt  e  b  x  n  c  t  e  l  •  3)t  e  r  b  j  bejeidmet  bie  Stelle  SB.*. 

iBattafie,  Warne  be*  gröfsten  SBoote*  auf  «rie.vj- 
fdüffen.  Ta*iclbe  ftebt  für  gew&t)nlicb  mit  ber  i'<\ 
nafje  auf  bem  Cberbed  )Wtfd)en  "^od-  unb  ©rofi: 
maft  auf  ber  SBarring  (f.  b.)  unb  wirb  nur  in  ba* 
Staffel  gefe&t,  wenn  fdjwerere  Söarpanfer  (f.  Sinter) 
au*gebrad)t  ober  geboben,  3öaffer  gebolt  ober  San: 
bungen  gemacht  werben  foUen.  2)ie  SB.  einer  <vre= 
gatte  ober  Äoroette  ift  12  m  lang,  bat  14—16  Wu* 
berer,  fübrt  jwei  Maften  mit  Wabefegeln,  ein  8--Gcm 
timetergefd)üh  mit  einer  Canbung*lafette,  fo  ba| 
ba*fe(be  im  SBoote  unb  am  Sanbe  gebraust  werben 
fann,  unb  fafet  100  Mann  2anbung*rruppen.  3" 
ber  Weujeit  finb  trielc  SB.  mit  5)ampfma|d)inen  Der* 
feben  unb  i)ü$tn  bann  SDampf bartaffen;  bie 
felben  tragen  bdufig  Torpebolancierrobrc  (f.  Torpebo) 
unb  ein  !Kex>oloergefd)ü&.  IMaft. 

*arfc  (ital.  barca),  am  Mittelmeer  SBoot  obue 

* arf er ,  Mattbem  feenrp,  engl.  Wouellift  unter 
bem  Warnen  «The  old  sailor»  (aud)  «Father  Am- 
brose» ober  «The  wanderen»),  geb.  1790  iu  3)ept= 
forb,  trat  1806  in  ben  Seebienft  unb  befebligte 
1813  ben  Scboner  Tme  SBriton.  Wad)  bem  Äriege 
gab  SB.  in  2)emerara  in  ©uapana  bie  «Derne- 
rara  Gazette»  b^au*.  Wad)  Sonbon  jurüdge= 
febrt,  fdjrieb  er  feit  1823  «Greenwich  Hospital, 
a  series  of  naval  sketches»  (Sonberbrud  1826) 
für  bie  «Literary  Gazette».  1828—41  leitete  er 
ben  wbiggiftifeben  «Nottingham  Mercury»  unb 
oeröffentlicbte  in  3«tfd)riften  unb  Tafd)enbüd>ern 
anfpreebenbe  Seemann*gcfd)icb,ten:  «Tough  yarns» 
(1835),  «The  life  of  Nelson»  (1836  u.  ö.),  «Land 
and  sea  tales»  (1836  u.  6.),  «TopsaiUheet  blocks» 
(1838  u.  ö.),  «Hamilton  King»  (1839),  «Jem  Bunt», 
«The  old  sailor's  jolly-boat»  (1844),  «Nights  at 
8ea»  (1852)  u.  a.,  in  S^rofa  unb  Sßer*;  au^erbem 
«The  Naval  Club,  or  reminiscenses  of  Service» 
(3  SBbe.,  l'onb.  1843)  unb  «The  Victory,  or 
the  wardroom  mess»  (3  SBbe.,  ebb.  1844).  $ie 
meiften  feiner  SÖerfe  würben  »on  @.  Gruilfbant 
illuftriert.  TroH  be*  SBeifall*,  ber  SB.*  Sajriften  ju 


Digitized  by  Goo 


harter  (Stornos  3ones)  - 

teil  warb,  ftarb  et  29.  3uni  1846  ju  fionbon  in  (je» 
brüdtcn  9Jerbältnifjen. 

harter,  $boma« 3one«,  engl.  2Jlaler,  geb.  1815 
ju  33atb,  etbielt  feinen  fünftterifdjen  Unterricbt  bei 
einem  9teter,bem@enremaler2:boma«  93.(geb.l769 
iu  s#ontopool,  geft.  11.  Sej.  1847  ju  53atb),  bann 
eit  1835  in  $ari«  bei  Swrace  9Jernet.  1845  na* 
Snglanb  jurüdgefcprt ,  mibmete  er  fidj  crft  bcm 
sUortrÄtfad),  ging  aber  bann  lur  Sarftellung  piftor. 
^Teianifie  über.  SBon  feinen  ©emdlbcn  ftnb  peroor' 
ju beben:  Job  fiubmig,«  XIV.,  Begegnung  SDellina: 
ton«  unb  ölfldjer«  bet  93elle=2llliance,  Napoleon  L 
nad?  ber  Sdjlacbt  bei  93affano,  Wellington«  übet: 
gang  Aber  bieBprenäen,  Wellington«  Ginnabme  oon 
$amplona  (1853),  bie  oerbünbeten  ©enerale  oor 
Semaftopol.Gpifobe  au«berSd?lad)t  bei93alallawa, 
Borfo  in  9tom.  S)er  Seutfcp  ■-  Jranjöfifcbc  ÄWJJ 
oon  1870  unb  1871,  bem  93.  al«  Slugenjeuge  bei* 
mobnte,  lieferte  bem  itünftler  Stoff  iu  folgenben  Sar« 
ftellungen:  Slngriff  preufe.Äüraffiere  auf  Gbaffeur« 
b'Stfrique  bei  93ionoille,  Napoleon  nacb  berSdjlacpt 
bei  Seban,  Sie  barmberjige  Sdjmefter  auf  bem 
Scbladjtfelb.  93.  ftarb  27.  «üldrj  1882  in  fionbon. 

iöarfcrolc  (ital.  barcarola),  fleine«  Jabrjeug 
obne  ÜJtaft,  ©onbel. 

*  <x  r  f  t)  an  c  i  perl \, ,  wörtlid)  «fiaubbau«»),  ein  burcp 
ftuebreitung  einer  T ede  über  s$fdble  bergeftellte« 
ÜReifejclt,  bann  Dteifeflerät  überbaupt. 

Narfpaufcn,  Sriebr.  Süilb.,  2Birtl.  ©ebeimrat 
unbfyrdfibent  be«  (JoangelifcbenDbertircpcnrat«  in 
93erlin,  geb.  24.3tpril  1831  in9)tt«burg  beifcanno» 
oer,  jtubierte  1849—54  juerj't  ÜJtatbematit  unb  9to» 
turmiffeufcpaftcn,  bann  9ied?t«:  unb  Staat«wiffem 
fdjaften  in  ©öttingen  unb  öeibelberg,  trat  1854 
in  ben  pannoo.  jjuftijbicnft  unb  würbe  1865 
Jlffcffor  bei  ber  Hlofterfammer  unb  bcm  Äon* 
fiftorium  in  öannooer.  9tod?  ber  preufe.  93ef»&= 
ergreifung  würbe  er  1869  jum  Jtonfiftorialrat  unb 
Sirigcntcn  br«  üonjiftorium«  in  Stabe  ernannt 
unb  1873  al«  ©cb.3icgierung«ratunboortragenber 
SRat  in  bae  j(ultu«minifterium  nacb  93erlin  berufen, 
reo  er  1876  @eb.  DberTegierung«rat,  1881 2Riniftc* 
rialbirettor  ber  geiftlidjcn  Abteilung  unb  1890 
Unterftaat«fefretdr  würbe.  1891  erfolgte  feine  Gr* 
nennung  jum  SBirfl.  ©ebeimrat  unb  ^rflfibenten 
be«  Goangclifcpcn  Dberfirdjenrat«.  Gr  bearbeitete 
namentlicb  bie  tircplicpcn  2Berfaffung3angelegcn< 
beiten  ber  neu  erworbenen  Brooinjen  unb  fungierte 
aud)  mieberbolt  al«  fßnigl.  Äommiffar  auf  bereu  Sp* 
noben.  5113  jturator  be«  Älofter«  fioccum  (feit  1878) 
organifterte  er  bie  Grjicbung«anftalten  in  Jameln 
unb  ©oelar  fowie  ba«  fcofpij  auf  fiangeoog. 

«arfing,  Stabt  in  ber  engl,  ©raffebaft  Gffer, 
11  km  öftltcb  oon  fionbon,  an  bem  in  bie  Sbemfe 
münbenben  «Robing,  tat  (1891)  14301 G.,  eine  alte 
fiircpe,  bie  670  al«  99enebiftinerabtet  gegränbet, 
870  oon  ben  3)dnen  jerftört,  im  10. 3aprp.  »««ber 
aufgebaut  würbe;  ft'werei  Unb  ^nt'fabrilation. 
6twa  3  km  füblid?  befinben  fiep  bie  großen  Kampfs 
pumpwerfe,  bie  ben  Unrat  eine«  Seils  »on  fionbon 
in  bie  2b<mfe  pumpen. 

©arflij,  aIuü,  f.  2l(bertflui 

»arflp^oft  (fpr.  ibft),  93ejirf  im  norböftl.Jeil 
ber  Äap!ofonie  (f.  b.  nebft  Äarte),  füblidj  oom  Sbaf  uto» 
lanb,  im  %  ber  Srafcnberge,  burAftrömt  oon  bem 
jt raaifl ui\  ift  \)oä)  gelegen  unb  im SBinter  febr  (alt, 
bat  4050  qkm  unb  (1891)  8208  (*.,  barunter  4090 
'IBcifee.  Sie  öaupijt abt  93  a  r !  I  p  liegt  am  fiongtloof, 
einem  fübl.  3ufluffe  bc8  Äraai,  unb  pat  876  (S. 


-  Sarlaom  unb  3ofapf)at  397 

^arflt)  =  iöeft,  <J)imTion  unb  SiftrUt  ber  Äap= 
(olonie  (f.  b.  nebft  Aarte) ,  nörblicp  oon  Kimberlep 
unb  bem  93aalffufi  in  SDejtgriqualanb,  bat  10422 
qkm  unb  (181)1)  17400  (?.,  barunter  3400  SBeifee. 
.•öauptort  ift  93ar!lp  ober  Söartlep,  Gentrum  ber 
SiamanlWäidjereien  mit  etwa  1000  6. 

©ar  ftoefaba,  Simon,  ber  3tnfüprer  ber  Suben 
in  bem  Slufftanbe  gegen  bie  SHömer  132—135  n.  (Sbt. 
Gr  nannte  fia)  93.  Ä.  (b.  i.  Sobn  be«  ©eftirn«), 
infofern  bie  alte  Seidfagung  (4  Sölof.  24,  n)  oon 
bem  aud  3atob  aufge^enben  Stern  burd;  ibn  erfüllt 
werben  follte.  Slnfangd  fdmpfte  er  mit  großem  Qx-- 
folg  unb  jmang  bie  Horner  3«rufalem  ju  oerlaffen, 
fo  ba^  er  jum  flönig  protlamiert  mürbe  unb  [clbft 
^Jlünjen  fd)lagen  liefe.  3113  aber  ftabriang  ^jelbs 
b.err  Suliud  SeoeruS  anrfldte,  warb  Serufalem  ge» 
nommen  unbim91ug.l35bie  le^te  ^eftung,  93ctber, 
wobei  93.  Ä.  fiel.  —  9Jgl.  SRänter,  Ser  jüb.  Äricg 
unter  ben  ftaiiern  Jrajan  unbf»abrian(3Iltona  1821); 
Sdbman,  2)er  93ar  ■  flodjbaifcbe  3lufftanb  (93runn 
©arffefitff,  f.  93arf.  [1885). 
>öarf t'ftjoncr,  f.  Scbonerbarf. 
»öarläam,  gried?.  93aftlianermöncb ,  geb.  ilnbe 
be«  18.  3<»^b.,  würbe  1331  Slbt  be«  Klofterd  San 
Saloator  in  Äonftantinopel.  2)cr  Äaifer  2lnbroni= 
lod  ^aldologod  fepidte  ibn  1339  nad)  Sloignon  )u 
$apft  93enebift  XII.,  um  fär  eine  Bereinigung  ber 
ariett .  mit  ber  rbm.  KivAe  )u  Wirten.  9lacb  feiner 
Diüdtebr  geriet  er  mit  ben  ßefpepaften  (f.  b.)  in 
Streit,  mufjte  1341  auf  einer  Spnobe  ju  Äonftanti= 
nopcl  wiberrufen,  trat  1342  jur  röm.  ftirdje  über  unb 
erbielt  oon  (Element  VI.  bad  93i3tum  ©eraci  in 
Unteritalien,  wo  er  1348  (ober  1358)  ftarb.  93.  war 
ein  arofier  ©eleprter,  3Iftronom,  SRatbematiter  unb 
^bilofop^  unb  bat  fta)  um  bie  Serpflanjung  griedj. 
Süifjenf  djaft  na<p  Italien  Üierbienfte  erworben ;  unter 
anbern  war  au*  Petrarca  fein  Sdjüler.  Sein  6aupt; 
Werl  ift  «Etbica  secundum  stoicos». 

Oarläant  unb  3 ofap pat  (in  ber  lat.  über: 
jc&ung)  ober  3oafapp  (im  gried).  Original),  ein 
m  alle  europ.  fiitteraturen  übergegangener  SRoman 
bed  Mittelalter«,  bie  93efcbrung3gefd}i<pte  be«  inb. 
^rinjen  ^ofaptat  föoafapb)  bura)  ben  a«cetifd>cn 
ßinftebler  Söarlaam  entbaltenb.  fiiebreept  («5)ie 
Duellen  be«  93.  u.  3.»,  «yabrbucp  für  roman.  fiitte* 
ratur»,  1862;  neuer  Sbbrud  in  «3ut  93olf8htnbc», 
$>eübr.  1879)  wie«  naep ,  bafj  ber  Vornan  eine  93e< 
arbeitung  einer  dpifobe  au«  ber  fieben«gefd?id)te 
be«  Äönig«fobn«  Sibbbärta  ift,  ber  fpfiter  unter 
bem  tarnen  93ubbb,  a  (ber  «Grlcud)tcte»)  Stifter  be« 
93ubbbi«ntu«  würbe  (oal.  ^oncau?'  überfc^ung  be« 
fialitaoiftara).  %\t  üonhd>feit  jwif(pen  ber  inb. 
erjdblung  unb  ber  djriftl.  fiegenbe  ift  fepr  grob, 
ftinjugefommen  ift  in  ber  Ic^tem  ber  bogmatifdje 
bie  93elebrung  ^ofapbat«  burd)  93arlaam,  oor 
allem  bie  gigur  9Jarlaam«  felbft.  grütjer  meinte  man 
irrtümlich,  bafe  ber  fiegenbe  b'jtor.  Jbatfadjen  ju 
©runbc  Idgen.  %\t  Flamen  93arlaam  unb  ^ofapbat 
finb  fowobl  in  grieef).  3)lenologien  a(«  in  ba«  r&m. 
DJJartprologium  übergegangen,  ©inen  biftor.  93ar» 
laam  giebt  e«  ;  er  lebte  im  3.  ober  4.  Soprb-»  bat  aber 
mit  bem  93arlaam  ber  fiegenbe  niept«  gemein.  Sa« 
grieep.  Original  oerfafite  ein  Mönd)  3»banne«  um 
630  im  Sabaetlofter  bei  ^(tufalem  ober  ber  füxdjen- 
oater  ^obanuc«  oon  Sama«(u«  im  8.  ,V.lnl\  i  bie 
griceb.  ^anbfepriften  (dltefte  au«  bem  11.  3abrb ) 
unb  beren  flow.  93earbeitungen  weifen  auf  jwei  oer« 
f(picbcne  Raffungen.  Sie  SBirtung  be«  Vornan« 
berubte  wefentlid)  auf  ben  eingelegten  Gräbeln, 


Digitized  by  Google 


398  Sdrlob  - 

bäumtet  bie  Don  SHüdert  bearbeitete  Dom  ÜJlann  im 
Sprerlanb,  bieDonbenbreiCebrenbesBoglein«,  vor 
allem  bie  Dom  greunbe  in  ber  *Rot.  3n  einet  ein= 
geflochtenen  fflebe  bat  man  ba«  gried).  Original  bet 
auä  bem  2.  3aprb.  ftammenben  i'iy  dogie  be#  ?Iri: 
ftibe«,  Don  ber  bi«ber  nur  ein  ftragment  in  <»nn*: 
nifcbet  übetfefcung  unb  eine  Dollftänbige  fpr.  Übet: 
fefcung  betannt  n>ar,  entbedt.  (Bgl.  £arri$  unb  5Ro: 
binf  on,  The  apologv  of  Aristides,  ßambribge  1 891 .) 

SDen  »efteurop.  Bearbeitungen  ließt  eine  lat.  übet: 
efcungau«  bem©riedM)d)enju©runbe(älteftc<Danb: 
ebrift  au«  bem  12.  Jahrb ,).  Q$  fmb  bie«  unter  an: 
betn  btei  frangöftfebe  in  Setjen  au$  bem  13.  §abtb.: 
eine  anonpme,  eine  anglomonnannifdje  von  ßbarbri 
(bg.  uon  Jlocb,  öeibelb.  1879)  unb  eine  Don  ©ui  be 
6ambrai(bg.  Don  %  9Reper  unb  3ot«nberg,  Stuttg. 
1864);  aufeerbem  franj.  profabearbritungen  be«  16. 
unb  17.  %abx\).  5)ie  ital.  «Storia  de  S.  Barlaam» 
(»nfang  be«  14.  Safcrh.,  gebrudt  gulefct  9lom  1816) 
fufjt  auf  norbfranj.  ober  proDencal.  Borlage.  2>rei 
imttclbocbbeutfdje  Bearbeitungen  ftammen  au«  bem 
13.3abrb.:  Don  SRubolf  Don  (fm«  (bg.  Don  Bfeiffer, 
£pg.  1843);  eine  anonpme  (bg.  Don  Pfeiffer  in 
£aupt«  a3eitfcbrift  für  beutfdic«  Mltertum»,  Bb.  1) 
unb  eine  britte,  ungebrudte,  Don  einem  Biftbof  Otto 
(auf  ber  gräfl.  Solmäfcben  Bibliotbel  gu  Saubacb); 
üufterbemcinebeutfd>e^rofaüberfe&ung(3lugeburg, 
©flntber  3ainer,  um  1478).  Huf  bet  beutfdjcn  95c- 
atbeitung  fufet  bie  iälänb.  «Barlaams-Saga»  unb 
ba«  fd)tt>cb.  Boltäbud?  «Barlaam  och  Josaphat» 
(Rtift.  1851).  «ueb  in  bie  nieberlänb.  fitttera: 
tur  brang  bet  Stoff  ein.  StuS  bem  Sateinifcbcn 
ftnb  fetnet  übetttagen:  bie  fpan.  «Historia  de  Bar- 
laam y  Josaphat»,  oon  3uan  be  »rge  Solorcanoä 
(Mabr.  1608);  bie  meftflaro.  Berfionen,  eine  egeebi-- 
febe  (um  1470,  gebrudt  g.  B.  Brag  1593)  unb  eine 
polnifd)e  in  Berfcn  Don  Äuligoroffi  (ffrafau  1688), 
unb  enblicb  eine  überfefcung  in  bie  Jagalafpracbe 
(Manila  1712).  Hui  bem  grieeb.  Original  ging 
ferner  heroor  eine  fpr.  übetfefoung,  au«  bieier  groei 
arabif(pe  (beten  eine  einet  brüten  arabifeben  unb 
einer  ätbiopifdjen  gu  ©runbc  lag).  2>ie  arab.  Her* 
fion  tourbe  bann  Dom  mobammeb.  Stanbpuntte  bei 
arbeitet  unb  biefe  roieber  Dom  jübiftben.  6ine  ältere 
atab.  ©eftalt  gebt  nid? t  auf  bai  grieeb.,  fonbem  auf 
ein  BehleDiCtiginal  gurüd.  9luä  bem  ©riecfeifd?cn 
ftammen  anbererfeit«  bie  fflb:  unb  bie  oftflaro. 
Berfionen,  ebenfo  bie  tumdnifepe.  dnblicb  tourbe 
bireft  au«  bem  ©riednfdjen  eine  fang.  Überlegung 
Don  einem  im  13.  3<*hrb.  in  ©ried>enlanb  leben- 
ben  (jrangofen  gemacht  (Dgl.  Bibliothcque  de  l'Ücole 
des  Chartes,  6*  Serie,  1866,  II,  313).  MottDe 
ber  Scgenbe  gingen  in  anbere  Segenben,  in  bie 
Brcbigt,  in«  Bolt«lieb  (rufftfd)  unb  rumänifcb) 
über,  eimelne  Barabeln  »urben  in  ber  Kunft  Der* 
wenbet  (Miniaturen,  %i)ox  be«  Baptiftctium«  gu 
Harma,  Sbor  ber  Sophienfircbe  gu  9toivgorob).  — 
s^gl.  firumbarter,  ©efd?i*te  ber  bpjant.  Sitteratur 
<2.  «ufl.,  SDlünd?.  1896) ;  Äubn,  u.  ^.  (ebb.  1893). 
«ärlab,  tuman.  Stabt,  f.SJetlab. 
»arlanb  ^uloer,  f.  3obnfon=  unb  SBatlanb* 
^uloer. 

'■yärlnpp,  ^nrlappfamcn,  f.  Lycopodium. 

Entlaufen,  Spiel  beutfepet  i ur nvlaiK,  mit  bet 
.ftauptrcgel,  bafe  Don  jruei  gegenüberftebenben  Spiels 
Parteien  jeber  Don  ber  einen  2lbtetlung  jeben  Don 
ber  anbern,  ber  früher  au«gclaufen  ift,  fd>lagen, 
b.  b.  jum  ©efangenen  madjen  barf.  ^n  ber  Siegel 
ift  mit  brei  ©efangenen  ba3  Spiel  gewonnen. 


-  öarfetta 

9Iuf  jeber  Seite  fmb  minbeften«  8—10  Spieler 
nötig  unb  ein  möglidjft  ebenet,  Don  allen  Seiten 
»oblbegtenjtet  ^Slatj,  ein  JHedjted  oon  minbeften« 
20  m  Jiefe  crforberli*.  —  Sgl.  @ut«üJlutb*,  Spiele 
jut  Übung  unb  Gtbolung  be«  Äörper«  unb  ©eiftes 
(8.  Mufl.  Don  0.  Sdjettler,  £>of  1893). 

9Savlatu&,  ßafpar,  eigeutlid>  Dan  $aarle 
ober  3)aerle,  nieberldnb.  Siebter  unb  jSiftoriter, 
geb.  12.  'gebr.  1584  ju  Jlntmerpen,  ftubieite  in  Sei: 
ben  Geologie,  n>utbe  1609  ^tebiget  ju  s)tieu»e 
Xonge  unb  1617  Sßrofefior  bet  fiogit  an  bet  Uni- 
Dcrfitat  ju  Seiben.  Segen  feiner  Parteinahme  für 
bie  9lemonftranten  abgefegt,  ftubierte  er  SRebijün 
unb  gab  s^riDatunterrid)t,  bi«  er  1631  al«  ^rofeftor 
ber  ^biloi'opbie  unb  Berebfamleit  an  ba«  neu  er- 
tiebtete  Mtbenäum  ju  Stmftetbam  betufen  n>utbe, 
too  et  14.  3an.  1648  ftatb.  6t  fdmcb  «Poemata  » 
(Ceib.  1631 ;  Dollftdnbtger,  2  Jöbe.,  «mfterb.  1645— 
46)  unb  bollänb.  ©ebiebte  (gefammelt  Don  Sdjull, 
3ierifjee  1835).  Sl«  ©eid?id?tfd)reiber  bemäbrte  er 
fub  burdp  Kerum  per  octeanium  ia  Brasilia  et 
alibi  nuper  gestarum  historiao  (Mmfterb.  1647) 
unb  bie  Befdpreibung  be«  gldnjenben  Empfang« 
bet  SWatia  Don  SJlebici  im  Sept.  1638  ju  ärnfter^ 
bain  («Medicea  hospes«,  ebb.  1639). 

©arlebeit,  55  orf  i  n  ber  ^rooin  j  Sadj  jen,  f .  S8b.  1 7. 

«ar  Ic  Xuc  (fpr.  I«  büd)  ober  93at«fut*Dt» 
nain  (fpr.  feür  ornäng),  öauptftabt  be«  franj. 
Separt.  SDtcufe,  am  3)(arneiuflu^  Ornain,  bem 
DKarnc-Mbeimfianal  unb  ber  fiinie  ^jkrig=5)eutfd): 
SlDricourt  (©renje)  unb  ber  3weiglinie  3).=5Berbun 
(68  km)  ber  Oftbabn,  gerfällt  in  bie  ältere  Obet ■  unb 
bie  neuete  Unterftabt.  6rftere  enthält  nod)  tiefte  be« 
Sdtfoüeö  ber  öcrjöge  oon  Sotbringen  mit  fdjönct 
llmrtcbt.  3)ic  Unterftabt,  mit  Dier  iBrfiden,  ift  gut 
gebaut  unb  geräumig;  unter  ihren  Jtird)en  ftammt 
bie  Don  St.  SIntoine  »ie  bie  Don  St.  $icrre  in 
ber  Dberftabt  au#  bem  14.  3abrb.;  leftterc  enthält 
eine  feltfame  3)2armorftatue  Don  fiigier  iRicbier.  2i. 
ift  StB  eine«  G.vo\b  unb  eine«  danbellgericbt«,  bat 
ein  Spceum,  Uranfenbau«  mit  292  SBetten,  eine 
öfjentlicbeSBibliotbel  Don  18000»änben,  SMufeum, 
ein  2 beater  unb  Statuen  bet  biet  gebotenen  Wax- 
fdjälle  @relman«  unb  Oubinot.  Tic  Stabt  bat 
(1896)  15531,  al«  ©emeinbe  18249  (!.,  in  @arni= 

Sit  bai  94.  Infanterieregiment,  Kattun*,  Strumpf  -, 
olb,  5ttt«,  Rapier:,  HlaDier:  unb  Sebcrfabri  feit 
fomic  ©iefiereien,  Brauereien  unb  grofec  Baumn>oll: 
fpinncreien.  3lucb  fommen  Don  bier  au«gejeid>nete 
Konfitüren  in  ben  fcanbel.  ^n  ber  9läbe  gapence: 
unb  @la«fabrilen  unb  ©einbau  gcfcbäHter  9iot= 
unb  mouffterenber  "JBei&toeine.  ®.  biefe  im  6.  §abxb. 
S9arrum  unb  im  10.  3abrl>.,  al«  SKeftbeng  ber  &ex- 
göge  Don  Barroi«,  Barrum  =  2)uci«. 

«arletta  (caäBanloli  ber  Börner,  im  Mittelalter 
Barolum),  Jöauptftabt  be«  Äreife«  5).  (263639  6.) 
in  ber  ital.  proDinj  Bari,  unfern  ber  Dfantomün: 
bung,  an  ber  Sinie  ^oggia  =  Bari  be«  Slbriatifdjen 
9{ehe«  unb  burd)  Srambabn  mit  Bari  Derbunbcn, 
bat  (1881)  33179  6.,  eine  2>omlirdjc  Sta.  Maria' 
SWaggiore,  eine  4,5  m  bobe  Grgbilbfäule  be«  ftaifer« 
6cralliu«(nacb  anbern  bei  Kouftantin  oberSbeobo» 
ftu«)  auf  bem  Martte  unb  ein  fcb5ned,  gum  §afcn 
filbrenbe^Stabttbor,  eingrofec«Kaftellfon>ie6anbel, 
^ifdifang  unb  rcidjc  Salinen  in  ber  Stadbbarfdjaft. 
5>er  burd)  einen  3)tolo  gefebü^te  öafen  ift  nur  für 
(leine  gabrgeuge  gugänglid),  für  gr&ftere  ift  aber 
guter  Stntergrunb  2— 3  km  aufeen.  Sie  9lu«fubr 
beftebt  bauptfäcblid)  in  ©ein,  Saig,  Cl,  ©etreibe, 


I 


öartoio  —  ©armen 


SJlanbcln.  Sübmeftlicb  oon  ber  Stabt,  amSluffe 
Cfanto,  f o  LI  bas  alte  Gannä  geftanben  baben. 

iBarloft  (fpr.  -lob),  §otl,  ameril.  Siebter  unb 
^olititer,  geb.  24.  sJ)tärj  1754  ju  9tebbina  (Gon< 
necticut),  ftubierte  Jljeologie,  foebt  im  Unabhängig« 
teitslriege  1780—83,  begeiftertc  bie  Gruppen  als 
ftelbprebi  ger  unb  bureb  patriotifd? e  fiieber.  9tad?  bem 
Kriege  itubierte  er  bie  Stedjte,  gab  in  £>artfort  ben 
■American  Mercury»  betau*  unb  oer  öffentliche  1 787 
bie  «Vision  of  Columbus»,  ein  oon  glübenber  ,uev 
btitsliebe  erfüllte*  ©ebidjt.  1788  ging  et  als  Slflent 
einet  Canbcompagnie  na*  Gnglanb,  bann  nad? 
ris,  »o  et  )u  ben  ©ironbiften  in  XMejiebung  ttat. 
1791  oeröffentlidjte  et  in  fionbon  ben  1.  leil  bet 
(balb  oerbotenen)  Schrift  «Adrice  to  the  privileged 
Orders»,  1792  bas  ©ebidjt  «The  conspiraey  of 
kings»,  veranlagt  burdi  ben  93unb  gegen  §ranl« 
reidj.  1792  forberte  et  m  einem  Schreiben  an  ben 
franj.  9iationaltonoent  jur  Äbfdjaffung  bes  König« 
turne  auf  unb  trat  mit  ben  engl.  iHeformern  in  93et* 
binbung.  9Rad?  Sßaris  jurüdgefebrt,  erbielt  er  bas 
franj.  93ürgertecbt,  wutbe  Äommiffat  füt  Dtgani« 
fierung  Saoopens  unb  empfabl  in  einem  begetfter« 
ten  Grlafi  ben  $icmontefen  bie  ©runbfä&e  ber 
ftranjöfifcben  SRcoolution ;  auch  febrieb  er  bort 
bas  bumoriftifdje  Jöelbengebicbt  «Hasty  Pudding». 
1795—97  mar  93.  flonful  bet  33ercinigten  Staaten 
in  Algier,  erwarb  bann  in  tyran(rcid)  ein  93er« 
mögen,  tebrte  1805  nad)  ämerita  jurüd,  lieft  fieb  in 
SBajbington  nieber  unb  erweiterte  1807  bie  «Vision 
of  Columbus  ».  1811  mar  93.  ©efanbter  in  $ari*. 
Gr  ftarb  24.  $ej.  1812  ju  3arna»ic3e  bei  Kralau 
auf  einer  Steife  nacb  SBilna,  mobin  ihn  Napoleon  I. 
ju  einer  ßonferenj  gelaben  batte.  Gine  Sammlung 
polit.Scbrif  ten93.S  erfebien  1796.  —  9tal.  G.  93.  Jobb, 
Life  and  Letters  of  J.  B.  (fleuport  1886). 

**arlorofröe  «rnnf  ncit,  f.  53b.  17. 

«arlotwf djcc«  ttab,  f.  Glettromotor. 

üBarnta,  engl,  Kolonialreich,  f.  93inna. 

^arrnnhocu  ober  93armetibcn,  bie  Stach« 
fommen  93armats,  bes  Slbtömmlingö  eine*  alten 
peri.  Ikieftergcfcblecbts  aus  93ald)  m  Gboraffan, 
roeldbe  oom  93eginn  ber  Slbbäftbenberrfdjaft  bis 
jur  Seit  .frarün  al*9tafd>ibd  im  93cfi&e  ber  böcbftcn 
Ämter  unter  ben  Gbalifcn  roaten.  Gine  genea= 
logifebe  Säbel,  welche  ben  3>fed  »erfolgt,  bie  93. 
bet  atab.  Dtaffe  anjunäbern,  läfet  biefclben  oon 
einem  arab.  ÜJtagnaten  abftammen,  in  beffen  ©e« 
fangenfdjaft  bie  ©attin  bes  93armal  geraten  fein 
f oll.  93ercits  unter  bem  erften  abbäfibiieben  jperr« 
fdjer,  Slbu  l-'Jlbbää  aUSaffab,  finbet  fiep  Gbälib, 
ber  3obn  bes  93armal,  in  einem  ber  beroorragenb« 
ften  Staatv*ämter;  über  fünfzig  ,\ci\m  übten  feine 
Stacblommcn  am  i>ofe  ber  t?l\ilifcn  ben  gröfeten  Gin« 
fluii  auf  tu-  Jübrung  ber  Staatsangelegenheiten 
aus.  3abjä,  ber  Sobn  bes  Gbälib,  mürbe  unter  SM» 
SJtabbi  (775—785)  als  Grjiebcr  be«  fcärün  berufen, 
in  beffen  tarnen  er  feit  780  bie  2Öeftbälfte  be« 
iHeid)«,  Slierbcibfdjan,  Armenien,  Sprien  unb 
9Urbafrita  nerroaltete.  Seiner  ^übrung  unb  feinem 
State  verbände  ^arün  ben  Jbron,  von  meldjem 
ibn  fein  93ruber  £>abi  oerbrdngen  mollte.  Hai) 
feinem  9iegierung*antritt  (786)  nabmen  ,  vi  Im  a  unb 
feine  Söb^ne,  Jabbl,  ber  iDlilcbbruber  Harune,  unb 
Sfdja'far,  bie  böcbftenWegierungeftellen  ein.  3abja 
mar  als  9Sef»t  bet  feitet  fämtlidjet  Staatsgej 
fd?dfte,  Jabbl  mutbe  |nn  Stattbaltet  in  Armenien, 
?lferbeibfd?an,  IWebien  unb  ben  fafpifeben  tyxo-- 
üinjen,  fpdter  in  Gboraffan  ernannt;  ^fd?a'far 


mar  bet  wrtrautefte  Jteunb  unb  ©efellfcbaftet  be* 
(Sbalifen.  fedtün  fanb  feine  ©efellfdjaft  fo  unent= 
bebtlidb,  baft  et  ibn  felbft  in  ben  Slbenbftunben  um 
ftcb  baben  wollte,  bie  et  mit  feinen  Stauen  unb 
Stlaninnen  bei  3Sein,  9Rüfit,  ©efang  unb  Zani 
jubtadbte.  Slucb  wenn  bet  Sbalif  non  feinet  av 
liebten  Scbweftet  '^Ibbafab  befuebt  wutbe,  follte 
Sfdja'fat  in  bet  Stäbe  bleiben.  Um  bie  otient. 
Sitten  nidjt  ju  Pctleften,  tarn  fwtün  auf  ben  ©e' 
banlen,  fie  formell  miteinanber  )u  nermdblen,  babei 
jeboeb  bem  (yreunbe  ju  bebeuten,  bafe  er  nur  ben 
SRamen  eine«  ©atten  feiner  Scbwefter  tragen  bürfe. 
Sie  begnügten  fieb  jebodj  mit  bieferScbeinebe  nidjt, 
unb  aU  ibr  93erbältnis  »on  einer  Stlaniu  oerraten 
würbe,  lief's  bet ©bfll'f  feinen ©Qnftling  enthaupten; 
bie  übtigen  93.  wutben  in  ben  Äerler  geworfen.  9Rau 
erjäblt,  bafc  ber  Gbalif  in  ajletfa  baä  oon  feiner 
Sd;mefter  geborene  3wiliingspaar  ftcb  {eigen  Iiefi 
unb  burd)  bie  übnlidbfeit  mit  Tfd\i,'ar  oon  ber 
Sttcbtigfeit  feines  93erbad)ts  überjeugt  mürbe.  35a 
befcblo^  er  ben  Untergang  aller  93.  6s  läftt  fidb  aber 
nid)t  bejmeifeln,  baf;  babei  aueb  polit.  diüdficbteu 
mitmirlten.  —  93gl.  bie  ©cfd)id?te  bet  93.  in  SBeils 
«©efebiebte  bet  Gbalifen»,  93b.  2  (ÜWannb.  1848); 
äug.  ÜJlüllet,  2er  ^slam  im  2)torgen=  unb  3lbenb= 
lanbe,  93b.  1  (93erl.  1885),  IV.  93ucb,  2.  Aap. 
©armberf ,  93orort  oon  Hamburg  (f.  b.). 
«ärme,  norbbeutfdjer  Susbrud  für  öefe  (f.  b.). 
*öarmcf iben ,  f.  93armatiben. 
SBatmen,  Stabt  unb  Stabttrei^  (21,?s  qkm)  im 
preufe.  5Reg.'93ej.  2)üffclborf, 
liegt  51°  16'  norbl.  93r.  unb 
7°  10*  öftl.  2.  oon  ©reenwieb, 
in  157  m  £>obe  im  %\)alt  ber 
25  m  breiten  Supper,  bie  bie 
Stabt  oon  0.  nacb  9B.  burd>< 
fliegt,  unb  bdngt  mit  <Slber> 
felb  (f.  b.)  jufammen.  2)er 
©ebirgsjug  füblicb  mit  bem 
93armer  Salbe  unb  bem£>oaV 
Plateau  £id>)tenplah(350m)  ift  ber  nörblicbfte  Slus^ 
lauf  er  bes  dibeiniiaVmeftfdl.  Scbiefergebirges.  2ie 
>>c  K-iijüge  nörblid)  mit  bem  £>ocbplateau  Jöatifelb 
bilben  emen  Seil  bes  (Ufa  oon  bet  2>iemel  bet 
nad)  Seftfalcn  bis  Glbetfelb  binjiebenben  Kalt 
fteingebirges.  Ite  mittlere  ^abrestemperatur  be« 
trägt  8,7°  C,  ber  fiuftbrud  759  mm,  bie  f>öbe  ber 
sJticbcrfd?läge  700mm.  (S.  ben  Stabtplan  nebft 
Srra&enoerjeicbnis  beim  «rtitel  Glberfelb.) 

93eoölterung.  2>ie ortsanmefenbe 93eoölterung 
betrug  1579: 1500, 1698  :  2132, 1767: 6339, 1804: 
13822,  1816:  19031,  1855  :  41442, 1870:  74947, 
1880: 95951, 1890: 116144,  1895:  126992, 1900: 
141435  (67994  mdnnl.,  73  441  meibl.)  Q.,  b.  i.  eine 
3unabme  feit  1895  um  14443  Prionen  ober  11^7 
$roj.  2)cm  JHeligionebetenntnis  nacb  waren  1895: 
102818  GoangelifaV,  21031  Hatbolifen,  2643  an= 
bere  Gbriften  unb  500  3*raeliten.  T io  :Uhl  ber 
©eborenen  betrug  1900:  4736,  ber  Gbc)d?lie&ungen 
1440,  ber  Sterbefälle  (einfdjUejjlid?  ber  Totgeburten) 
2683.  9ted>net  man  bierju  noeb  bie  93eoÖ((crung 
ber  öftl.  9tad?bargemeinben  fiangerfelb  (11485  G.) 
unb  9(dcbftebred  (2780G.),bie  in  mirtfebaftlicber  ©e- 
meinfebaft  mit  ber  ©rofeftabt  neben,  fo  beträgt  bie 
Ginwobncrjabl  bes  inbuftriellen  9Beid)bilbes  oon 
©r of>  =  93armen  155  700  G.;  bie  bes  bcnaa> 
barten  ©rofe  •  Glberfelb  (f.  Glberfclb)  beträgt  etwa 
189  000  G.r  f o  ba&  bas  ^nbuftriecentrum  93  a r m  e  n « 
Glberfelb  insgefamt  etma  344  700  G.  bat. 


400  93a 

3tnlage, Strafen, $ldtje,  25enlmäler.  S. 
verfallt  in  brei  jetjl  jufammenbÄngenbe  fcauptteile: 
Ober«,  TOittel«  (©entarte)  unb  Unttrbarmen, 
von  benen  erftere«  au«  :H  x  1 1  e  r  *  Raufen,  SBidj» 
lingbaufen  unb  Söupperfelb  aufammengefe&t 
ift.  SBegen  ber  befdirdntten  Sreitcnauebefmung  ber 
Stabt  finb  auch  bie  Strafjen  nicht  breit.  2)er  öaupt» 

Sf<pdft«mfebr  «reinigt  fidj  in TOittelbarmen.  Ter 
Ite  TOartt  iftfreißeleat  unb  »eitere  Serfcböne« 
rungen  fmb  im  Söerte.  2lu{  ber  fübl.  93ergfeite  sieben 
n*  von  Oft  nach  2öeft  bte  au«gebebnten  Partner 
Zulagen  l)in,  barin  SBiUenmertel.  2ln  ber  nörbl. 
Seite  fmb  gro&e  SBalbungen  für  einen  ftäbtifeben 
^art  Otorbpart)  angelauft.  Unter  ben  ^läljen  feien 
genannt  ber  Sitten« ,  ber  :Kc  umarl  t  unb  ber  Ka rl« 
plah.  Sn  ber  griebriaV2Bilbelm«:Strafie  ftebt  feit 
1842  ein  $entmal  ^riebrieb,  9Bilbelm«  III.,  eineoier= 
edige  got.  Sanbftcinfdule  mit  fchmarjen  TOarmor» 
tafeln.  3"  ben  Anlagen  fteht  ein  Obelidt  (1868)  jum 
Slnbenfen  an  bie  1864  unb  1866  gefallenen  Arieger 
fo»ie  ein  got.  aebtediger  3tu«fid)  t«turm  mit  Gbren« 
balle,  nad)  bem  $lane  be«  Saurat«  Oppeler«£ans 
noüer,  jur  Grinnerung  an  ben  Krieg  1870/71 ;  ferner 
bie  foloffale  TOarmorbüfte  oon  Üöerle*  (geft.  1880), 
bem  ©rünber  bc«  Serfd;önerung«Derein«,  oon  ^Jrof. 
Slfinger;  x>ox  bem  alten  SRatbau«  ein  Sronjeftanb- 
bilb  5Bt«mard«  (1900)  üon  fcugo  fiebern;  im  9tin 
geltbale  ein  terraffenförmige«  I  entmal  (1885)  mit 
StelicfportrÄt  SRingcl«  (geft.  1881).  be«  freigebigen 
ftrcunbe«  be«  2$ertcböncrung«üeretn«,  in  ben  ftdbti- 
feben  Anlagen  ein  Sronjcftanbbilb  Don  9tttter«bau2 
(inoo  con  SAaper);  auf  ber  KatfergriebriaV&öbe 
Süften  ber  Ehrenbürger  D«far  ^äger  (1893)  unb 
^einrieb  Gifenlobr  (1900).  Schöne  Sernftcbt  bietet 
ber  1889  t»n  ber  Samilie  Spelle  geftiftete  Soclleturm 
(3abnrabbaljn  f.  unten). 

Kirch cn.  Ter  lnth.  ©emeinbe  gehören  bie  alte 
(utl>.  Kirdbe  in  2Bupperfelb  (1779),  mit  trieTedigem 
%  urm  unb  jmiebelförotigem  2)ad),  bie  j5ricben«tird?e 
in  Wem  ade,  ein  got.  Sadfteinbau  (18G9),  bie  3o: 
banni«tircbe  in  ftedingbattfen  unb  bte  got.  Kirche  in 
v.!iMd>lingbaufen  (1866);  ber  reform,  ©emeinbe  bie 
neue  Äirdje  in  ©entarte,  an  Stelle  einer  1710  er» 
bauten,  1888  abgeriffenen,  au«  Sanbftein  unb©rau« 
»ade  im  i){enai|fancefti(,  unb  bie  got.  Immanuel«' 
lirdbc  in  SBupperfelb,  1867  erbaut ;  ber  coang.-unier» 
ten  ©emeinbe  in  Unterbarmen  bie  f>aupttird?e,  ein 
breifebiffiger  jjallenbau  im  9tunbbogenflil  (1832), 
bic  6briftu?tircbe,  1885—86  au«  einem  Dennach  tni« 
»on  9iingel  in  got.  formen  erbaut,  unb  bie  $aulu«» 
lirdbe,  ein  roman.  SJadfteinbau  (1882) ;  ber  latb.  @e= 
meinbe  bie  Kirche  in  Dörnen,  1825—26  in  antüen 
formen  erriebtet  unb  1868 ju  einer  breifebiffigen  got. 
Hirebe  umgebaut,  mit  neuem  Jurme  (1883),  unb  bie 
neue  latb.  Kirche  in  Dberbarmen.  in  got.  Stil  mit 
j»ei  Jürmen,  1889—90  in  Stubrfanbftein  erbaut. 

SBeltlicbeSauten.  Sin tünftlerif cb bebeutenben 
33au»ertcn  ift  bie  Stabt  arm.  öeruorjubeben  ftnb 
bie  metft  in  ben  legten  3abrjebnten  entftanbenett 
ccbulgebcuite,  fo  ba«  ©pmnafium,  bie  Sauge»er(- 
unb  bte  Kunftge»erbefcbule,  alle  nach  Gnt»ürfen 
r>on  üßinebenbacb. .  $a«  alte  JHatbau«,  ein  Sanbftein» 
bau  in  itaL  iHenaiffance,  flammt  au«  bem  Slnfang 
be«  19.  3abrb.,  ba«  neue  ift  1873—76  Dom  Stabt« 
Kumt eift er  $ui«berg  in  beutfeber  *Renaiffance  er« 
baut.  Xai  Stabttbcater,  1874  Don  Pflaume  erbaut 
unb  1875  burd)  Seucr  jerftört,  »arb  fpdter  »ieber» 
bergeftellt.  %ui  neueftcr  ,  lat  ftammen  bie  Stabt« 
balle  (1897)  auf  bem  Plateau  ber  Anlagen,  mit 


großem  Äomertfaal  unb  bie  iRubmedbaUe  (1900) 
auf  bem  ÄarlSpla&e,  jum  Mnbenfen  an  Äaifer  Sßil« 
beim  I.  unb  (Jriebricp  IIL,  mit  ben  Stanbbilbern 
ber  beiben  Äatfer,  oon  SBöfc  unb  Sauer,  unb  9öil« 
belmi  IL,  Pon  Karl  SBegaS,  ©emälbegalerie,  Samrn« 
lungen  M  Sergifdjen  ©efducbtdoereinÄ  unb  ber 
Stabtbibliotbef ,  beibe  naeb  ^Idnen  beä  Hunftge= 
»erbefdjulbireltord  ^artig  erbaut,  ba*  ©efelljebaf  li- 
bau«  ber  Goncorbia  fo»ie  jablreidic  ©ef*aft«:  unb 
SBobnbdufer. 

Sermaltung.  Sie  Stabt  »irb  oermaltet  t?on 
einem  Dberbürgermeifter  (Dr.  Sen^e,  bis  1911, 
16500  SR.),  3  befolbeten  Seigeorbneten  (barunter 
3}flrgermeifter33rob3ina,  big  1904, 11000Ü)t.),  3un« 
befolbeten  Seigeorbneten  unb  36  Stabtverorbneten. 
2)te  freiwillige  5euer»cbr  bat  562  URitglieber,  bie 
ftdnbige  93ranb»adje  1  Sranbroaebtmeifter  unb  11 
geuer»ebrmänner.  2)a*  ©affermert  ift  burcp  Hn« 
legung  einer  Jbalfperre  (2'/4  2)iill.  cbm)  »ergrölert 
»orben,  Ranalifation  unb  Siegelung  ber  Wupper  in 
ber  9lu*»übnmg  begriffen.  2)ie Stabt  bat  jtoei  @a«s 
anftalten  unb  eine  e(e(trifd}e  Seleitcbtungdanlage. 

§inanjen.  35a«  Vermögen  ber  Stabt  betragt 
(1900)  runb  6  <DliU.  9«.  in  Kapitalien,  33  ÜJtill.  3W.  in 
Immobilien ;  bie  Stbulben  runb  27^o  3WtU.  9J1.,  bar« 
unter  23  9JMII.  W.  Stabtanlciben.  3)er  ftäbtifdje 
£>au«ba(tp(an  für  1900fd)(ie^t  ab  in@innabme  unb 
Sludgabc  mit  7586727  9R.,  »oüon  burdj  ©emeinbe- 
eintommenfteuern  3  458066  !Dt.  gebedt  »erben 
(170  s$roj.  3"fd?lag  jur  Staat«einlommenftcuer 
nebft  160  ^roj.  3uf<b^fl  ©niitb»,  ©ebaube* 
unb  ®e»erbefteuer  unb  60  $roj.  3ur  3Jetricb«fteuer 
gegen  450  ^koj.  unb  50  ^ro^.  cor  15  3a^ren)  un*> 
286000  SR.  burdj  Umfa^,  2)ier»,  öunbe-,  Juftbar« 
teitS»  unb  iöctriebdfteuer.  Qi  »erben  aufgebradjt 
1337900  9W.  StaaWeinlommenftetier ,  437  278 
©runb=  unb  ©ebfiubefteuer,  319  625  ©eroerbe«  unb 
iöetriebafteuer  unb  196310  SW.  Grgdnjunglfteuer. 
2)er  Überfd>ufe  ber  ©a^njerte  betrug  615000  2ÄV  be* 
ilöaffcrwerfe«  130500,  Clcltricitdt«»erle«  99  300, 
ber  i'eibanftalt  5000  unb  ber  Sparlaffe  63000  SW. 
Som  Stiftung*üermögen  (1,6  ÜÄiU.  TO.)  entfallen 
890000  TO.  auf  Slrmen-,  194000  auf  Äranlcnpflege, 
337000  auf  Untcrridjteijwede,  114  000  auf  3ntw* 
liben»cfcn,  99500  TO.  auf  oerfdjiebene  Stiftungen. 
Hai  Sd)ul»cfen  beanfprudjt  jäbrlidj  etwa  1506000 
TO.,  baS  !ärmen»efen  313  000,  ba«  Saumefen 
895000,  ba*  SidjerbeitSroefen  386000  TO. 

Sebßrben.  Jö.iftSiHeine«3lmt#geridjt8  (fianb» 
geridjt  eiberfelb)  mit  Kammer  für  £>anbel$facben, 
©e»erbegeri<bt«,  Steueramte«  erfter  Klaffe,  Sejirf  i- 
lommanbo«,  einer&anbel$tammer,9leicb£bartt)telle, 
©emerbeinfpettion  unb  3ollabfertigung«ftelle. 

iöilbung««  unb  3$erein*»efen.  Stabtifdje« 
©pmnaftum,  1579  oon  ber  ©rann  SBalbed  al« 
beutfdje  Sdjule  geftiftet,  ftdbtifd?c«  ^ealgpmnafium, 
1823  at«  bbbere  Stabtfcbule  gegrflnbet,  Cberreal« 
fdjule,  iHealiebule  (früher  ©emerbefdjule  mit  gadj-- 
tlaffen),  3  höhere  TOäbdjenfrtulen ,  Se^rerinnenbil« 
bung«anftalt  mit  Sorfeminar,  £>anb»erfer«  unb 
Kunjtgeroerbe«,  tönigl.  &auge»ert<  unb  tönigl.  TOa= 
ftbinenbaufcbule  (betbe  für  9.  unb  Slberfelb,  mit 
ftäbtifdjerllnterjtü&ung),  habere  gadjfdjule  fürJer« 
tilinbuftrie(mit  ftaatlicber  llnterftü^ung),  ftdbtifd^e« 
TOuieum  (naturbiftorifd)),  TOufeum  ber  dlbcinifcben 
TOiffion«igcfellfcbaft  (etbnc-grapbiicb),  bie  Samm» 
lungen  in  ber  9vubme8balle  (f.  oben),  Stabttbeater 
(Slttienunternehmen,  1877  eröffnet).  Son  ben  1060 
angemelbcten  Vereinen  feien  er»fibnt:  herein  für 


Digitized  by  Google 


Barnten 


401 


irifjenfcpaftlicbe  ©orlefungcn,  Banner  fiunftüercin, 
iBcrgifd^er  ©efcpidjt«*,  allgemeiner  ©ärger«  (©ib 
bung$=),  ©erfd)önerung3=, ©crgiid?cr  ©ejirteüerein 
beuticber  3nfle»tW/  Haufmdnnifcber  ©erein,  9Ser= 
eine  für  ftunft  unb  ©emerbc,  für  ieibni t  unb  ,\n Mr 
ftrie  u.  a.,  Freimaurerloge  Seffmg,  ferner  263  ©e= 
fang«  unb  3ölufil= ,  35  religiöfe,  54  gemeinnüfcige, 
10  polit.,  166  Sporte  48  J?riegeT=,  6  gacb-,  7  tanb 
roirtfdjaftlidje,  471  fonftifle  Vereine,  4  3wanfl3--, 
7freiroillige  Innungen,  4  öanbrocrlcrlrebitgenofien: 
fdjaften  unb  254  Äafien  (2  Ort*»,  63  Sabril«,  7  3n* 
nungdlranfeniaffen,  8  eingefebrtebene  öilfölafien, 
6  <lienfionS-,  26  Äranten*  unb  Sterbe«,  142  Sterbe« 
taffen).  33.  ift  Si&  ber  ftbeinifepen  <Dtiffton3gefell« 
febaft  (f.  b.)  unb  ber  Güangeliftenfdmie  «3oI?an= 
neum».  3n  ©.  erfebetnen  5  polit.  3eitungen,  11  re= 
ligiöfc  SBodjen«  unb  2Jtoiiatöf<priften,  ein  lanbmtrt« 
fd?aftlicbe«  fientralblatt ,  eine  ftrauenjeitung  unb 
«2er  Jveuermebrmann». 

©obltbdtiglcitäanft alten,  ©tdbtifdjeö 
flranlenbau«,  latb.  St.  ^etruefranfcnljauä,  7  $ri« 
üatfceilanftalten  für  äußern,  3abn=  unb  frrauen« 
Iranlbeiten ,  Gfcirurgie  unb  Ortpopdbie,  4  Sinnens 
4  Söaifcnbäufer,  eine  Slnftalt  für  ücrlaffene  Äittber, 
ein2)ialoniffert:  unb  ÜDtägbebauS,  ftodj«  unb  9ldlj«, 
tfleinlinberfdnilcn,  ©olfälücpe,  ©olletaffee«  unb 
Speifebauö,  £uf  tlurbauä  im  ©armer  SDalbe,  ÄinbeT« 
turbauS  be$  herein«  für  gerienlolonien  u.  a.,  jabl5 
reiche  Vereine  für  ffiobltbätißfeitäjmede,  baruntcr 
bie  Vereine  jur  Unterftüguug  l?ilfdbetottrftifter  Hin« 
ber,  für  Sörperpflege  unb  Grabung,  bie  Ortsgruppe 
be$  ©ergifeben  ^Jcreind  für  ©cmemroopl,  bie  ©au« 

gcfeUfcbaftfür2lrbeiter»pohnunßen,bie3n'<i0t>twinc 
berflai|>r«ffiilbelm«Stiftunß,beS5Hotenflreuje$unb 
bc*  ©aterlänbifdjen  grauenoereinS,  bie  ©efängniä« 
gefellfcbaft  unb  bie  Slrbeiteftelle  für  Arbeitslose  unb 
mebrere  anbere. 

3  n  b  u  ft  r  i  e.  SS.  ift  eine  ber  größten  ^nbuftrieftäbte 
SeutfcblanbS;  bie  öauptinbuftrie  ($erfteUung  üon 
©änbern,  Äorbeln,  dijjen,  Spihen  aller  3lrt  unb  au3 
allen  Stoffen:  «©armer  SMrtifel»)  bcfcbdftigt  in  etwa 
990  betrieben  elma  20000,  bic  ©efamtinbuftrie  über 
40000  Arbeiter.  ferner  befteben  »liemenbrepereien, 
Färbereien  unb  »ppreturanftaltcn ,  ©arnbleicben, 
iürlifcprotgarn«  unb  Stfidfdrbercicn ,  Gifen«  unb 
^dbgarnfabrilcn,  meepan.  Webereien,  Gabrilen  für 
Sapineric«,  ÜJiöbel«  unb  5)eIorationöfranfen  unb 
=iöeidfee,  gummielaftifdje  Waren,  Stoff«  unb  2)cctall« 
tnöpfe,  Söledyc  aller  Srt,  Srifotroaren ,  feibene  unb 
balbfribcne2üd?cr,Sd»iürlod)augcn(Oeülets),Jep« 
pid)e,©ifcn:,Stapl=,Äorfettmaren,3ane[Ia,£aftingS 
unb  anbere  JJutt  er  ft  off  e,  ©unt«  unb  CuruSpapicrc 
unb  anbere  Sirtitel.  SDie  3abl  ber  ©anb«  unb  median. 
Wcbftüblc  für  breite  Sparen  betrögt  mebr  als  10000. 
2)ie  SeibentrodnungSanftalt  üon  Glberfclb«©armen 
lonbitioniert  idbrlicp  etma  600000  Ur  Selbe.  ©.  ift 
Si&  ber4.Seftion  ber:Hbeinifd?:3öeftfAlifd)en  Jcrtil« 
©crufägenofjenfdpaft  unb  be§  ©ergifdjen  $ampf« 
lefielrcüifionsücreine. 

6a n bei.  2)ic  ftauptjroeißc  bes  ©rofcpanbcl« 
finbaufeer  beneinfcimifcbcn^ubuftTicartitclnSeibc, 
SBolh  unb  ©aumroollßarnc  (Ginfupr  etwa  6  Wül 
kg),  fiolonial ■-,  Jfonfcftione«,  Gifen«  unb  Stablmarcu, 
©aumaterialien,  Hol*,  Jtobicn,  Clc,  Gbcinilalicn, 
f^nbigo  unb  anbere  $arbftoffc,  2roguen,  Rapier, 
$appe  unb  alle  jur  Verarbeitung  erforbeTlicben  SHop> 
ftoffe.  Tu-  ^areuauefubr  allein  nad)  beu  Vercinitv 
ten  Staaten  Don  ?lmerifa  betrug  1801):  21,2  3RK0. 
3«.,  barunter  für  9  Kill.  5Di.  Söflnber,  Horbeln  unb 

»rotf&aur  *on»ftfationl.ß*r'fon.   14.  «u»I-  «. «.  n. 


viiu'n.  93.  pat  japlTcidic  SpcbitionS^  unb  Äommif 
fionsljdufer,  eine  öanbetätammer,  9leidjßbanlftcllc 
(Umfa^  1899:  1003  «Dlill.  <Dl),  flonfulat  ber  93er= 
einigten  Staaten  üon  Slmerila,  Farmer  Sanloerein 
6in«berg,  «vifdjer  &  60.  (fiommanbitgefellfcbaft  auf 
Slftien),  ©armer  $attbettban!  (Slftiengefellfcpaft), 
©armer  flrebitbant,  ©ant  für  öanbel  unb  ©eroerbe 
fomie  8  $rioatbanlgcfd?Afte. 

©erlebrStoefen.  ©.  liegt  an  ben  Linien ^agen- 
Düfielborf,  5)üfielborf:ÜJlettmann«SdjmeIm,  ©.» 
iHitter«baujen:£ennep  =  Dplaben  (42  km)  unb  an 
ben  Nebenlinien  Cennep«S)abIerau  =  2angerfelb'©. 
(22  km),  Sangerfelb > Oberbarmen  (O/ro  km) ,  ©.: 
9tittersb,aufen« Oberbarmen  (3  km)  unb  Dberbar» 
menä^attingen  (22  km)  ber  ^Srcufj.  Staat«babnen 
unb  bat  6  ©abnpofe.  1898/99  mürben  indgefamt 
1 339599  Sabrlarten  auelgegeben ;  beförbert  mürben 
im  din«  unb  HuSgang  1 246  738 1  Öüter  unb  47  842 
Stüd  SBieb.  ©.  ift  mit  Glbcrfelb  burd)  bie  elettrifcpc 
Straftenbabn  ©. « Glberfelb  *  Sonnborn  »erbunben 
unb  bat  au|erbem  jiaplreicpe  anbere  elettrifcbe  Stra? 
^enbabnen  in  ftdbtifebem  ©etrieb  unb  im  ©au.  6inc 
eleltrifcbe  Sdnoebebabn  nacb.  bem  Spftem  Sangen 
(f.  Sdproebeba^nen)  über  ber  Wupper  üon  ©armen: 
SRitterdbaufen  bi$  Glbcrfelb  s Sonnborn  ^©obmintel 
roirb  auf  ©armer  ©ebiet  1903  eröffnet.  3)ie  ©armer 
©ergbaljn(eleltrifd?c3ohnrabbabn  nad)  bemJoelle^ 
türm,  l,Gkm),  ein  2eil  ber  ©armen » SRonSborfer 
eleltrifd?en  Äleinbab,n,  ift  1894  eröffnet  morben.  Gö 
befteben  4  Voftimter  erfter  unb  1  ^weiter  Älaffe;  auf 
^Joftanroeifungcn  mürben  1899  eingejagt  27,  aui- 
gejablt  40  501111.  SR.;  Ratete  ohne  Wertangabe  gin» 
gen  ein  582528  Stüd,  au«  1466632  Stüd.  $a$ 
Selcgrapbcnamt  unb  bie  4  Jelegrap^enbienftftellcn 
beförberten  1316 (m  Telegramme  im  Gin=,  113434 
im  2lu$gang.  1899  beftanben  in  ©.  im  ganjen  123G 
5crnfpred;ftcllcn. 

©efdjidjte.  ©.  mirb  juerft  im  ll.^abrb.  alz 
©armon  errodpnt  in  einer  Urlunbc  beS  Hloftcrä 
©erben.  Slml4.3an.  1245üerlauftc0raf  Submial. 
üon  SRaücnöberg  bie  ©üter  üon  ©.  an  ben  ©rafen 
^einrieb  üon  ©erg.  Gnbe  beS  14. 3abrb.  mürbe  e*  an 
ben  ©rafen  Slbolf  üon  Gleüe  ücrpfdnbct  unb  bem 
?lmte  ©epenburg  jugeteilt,  mo  ed  b'\i  1806  üerblicb. 
©i$  jum  Gnbe  bcS  17.  ,Nsabrb-  beftanb  ti  nur  au« 
©auernböfen,  beren  ©ewobner  fid)  aber  feit  bem 
15.  3aprp.  fdjon  mit  ber  ©leidjerei,  bem  erften 
Anfang  inbuftriellcr  ©ctriebfamteit  im  Tbale,  bc- 
febäftigten;  1606  beftanben  fdjon  77  ©leidjen; 
©anb«  unb  Seinmanbbereitung  fanb  nad}tüci$lid> 
febon  im  Anfang  txS  16.  ^abrb.  ftatt.  Seit  bem 
Slnfang  be«  18.  ^abrb.  fam  Färberei  unb  ©ermen= 
bung  üon  Söolle,  1750  Spit}cn=  unb  Rantentoebcrei, 
Seibeufabrilatton  u.  f.  m.  pinjn.  Gine  6auptcpod)c 
für  ©.  beginnt  mit  ber  ©rünbung  ber  reform.  @c= 
meinbe  juÖcmarte  (1702)  unb  bem  babureb  bcrüor: 
gerufenen  erften  geregelten  Slnbau  in  Strafen.  3n 
ahilid-cv  ÜBcife  oewiebnen  bic  ©rünbungen  ber 
eüang.  ©emeinben  vutberifcb:3ßid>lingbaufcn  1744, 
£utperifd?:2öupperfclb  1778  unb  Güangclifcb'Unicrt: 
Uuterbarmcn  1822  miebttge  Gpocbcn  ber  Gntmid? 
lung©.«.  2)iecrfteSdjulc©.«rourbe  lf)79gegrünbet 
(f.  oben  ©ilbuugämefen).  ©.  erhielt  erjt  bureb  Gin= 
füprung  ber  franj.  üJhmicipalücrmattung  1808  unb 
bic  Gnicnnung  eine«  OJlaire  1809  ftdbtifcbe  Vcr^ 
maltung  unb  Stabtrccbtc.  9tacb  ber  1815  erfolgten 
Giuücrleibung  in  Vraiften  boben  fid?  öanbel  unb 
Snbuftric  allmäblicb  mieber.  2)ic  ©eteiligung  an 
ber  1821  begrünbfteniHljeinifd?=5öeftinbifd'cn  Horn- 


Digitized  by  Google 


402 


Söarmentt  —  93ariiabtten 


pagnie  unb  bem  1824  in*  fieben  gerufenen  I  nitfd)» 
Ämerilanifdjen  93ergroeri*t>erein  enbete  jebod)  mit 
grofeen  93erluften  für  bie  ^Beteiligten.  33on  grofeem 
einftafe  tDar  bie  1821  erfolgte  ©infübrung  ber 
Jjacquarbmebereien  unb  bie  ju  nnfang  ber  fünf jiger 
3abre  erlangte  9Jeroollfommnung  ber  Sled)tma)'cbi= 
nen ,  bie  ©rfinbung  be*  (Sifengarn*  u.  f.  m.  2)ie 
feit  Änfang  be*  19.  3abrb.  beftebenben  djem. 
(Soba»)  gabriten  erttjeiterten  ftd)  immer  mebr,  unb 
jugleicp  entftanben  eine  Steide  ^arbnarenfabrifen, 
bie,  namentlid)  nad)  Grrfinbung  ber  Anilinfarben, 
eine  arofee  2lu*bebnung  gemannen.  äRit  Ginfübrung 
ber  fran;.  Verwaltung  war  bie  ©arnnabjrung,  ober 
bie  tfunft  ber  ©arnbdnbler  unb  93leid)er.  bie  fpäter 
aud?  alle  anbern  Snbuftriejweige  in  ficb  fd)lo&,  aufs 
gelöft  tnorben.  »n  ibre  Stelle  trat  bis  1820  ein 
£anbel*corftanb.  1830  würbe  bie  £>anbel*tammer 
oon  (flberfelb  unb  33.  (bie  jweitälteftc  in  TeutfaV 
lanb)  gefdjaffen ,  1871  bie  £>anbel*lammer  für  93. 
abgetrennt.  1857  erhielt  ber  93ürgermeifter  ben  Sitel 
Oberbürgermeister,  unb  1861  mürbe  29. Stabttrei*. 

©atmentt  (Natrium  chloro-borosum),  S5e*in= 
feftionS:  unb  Äonfermerung« mittel,  nad?  Sdbmarj 
eine  2Rifd)ung  von  93orar  unb  Äod)fal$,  nacb  neuem 
Unterfudjungen  beftebt  e*  au*  33orar,  33orfdure, 
KoAfalj  unb  etwa*  untcraMorigfaurem  Natrium. 

»armer  8Riffion«gefenfd>«ft,  f.  SRbeinifcbe 
2JlifnonÄflcfcnfcbaft. 

»arutberjige  »ruber  (in  ftranlreid)  Freies 
de  la  charitö,  in  Italien  Fate  bene  fratelli,  in 
Spanien  Hospitalarios),  ein  religiöfer  Drben,  ge- 
ftiftet  pon  bem  ^iortugiefen  ouhiiim  im  üb  ab 
(fpdter$uan  beTio,  yobanne*  »on©ott  ge» 
nannt),  ber,  1495  geboren,  nad)  einem  abenteuere 
lidjenfieben  bureb  bie  33ufjprebigt  be*3uanbe?lpila 
belehrt,  ftd)  feit  1540  ju  ©ranaba  ber  Pflege  armer 
ftranler  mibmete,  für  beren  Unterbalt  er  bettelte. 
93on  allen  Seiten  untcrftüfct,  binterliefe  er  bei  feinem 
2obe  1550  bereit*  einen  feftgegrünbeten  93min,  ber 
1572Don93iu*V.al*flongregationoonJDofpitaltter* 
br übern  nad;  ber  Siegel  be*  beil.  Sluguftin  anertannt 
marb.  Sein  Stifter  mürbe  1630  non  Urban  VIII. 
feiig,  1690  oon  nleranber  Vin.  heilig  gefprodjen. 
Sett  1592  in  eine  fpan.  Kongregation  für  Spanien 
unb  Mmerifa  mit  brauner  unb  eine  ttaltenifdje 
für  ba*  übrige  Suropa  mit  fdjwarjer  Drben*: 
tradjt  gefdjieben  unter  je  einem  ©eneral  in  ©ranaba 
unb  9tom,  bat  ber  Drben,  befonber*  feit  ibm  1624 
fdmtlidje  ^rinilegien  ber  33ettelorben  verlieben  finb, 
fid)  über  fdmtlidbe  fidnber  Guropa«  unb  Mmerifa* 
tierbreitet,  äufier  ben  brei  gemöbnlidjen  Drben*: 
gelübben  legen  bie  93.  58.  nod)  ba*  be*  Äranlenbien» 
fte*  ab  unb  pflegen  in  ibren  großartigen  öofpitätcrn 
silngebörige  aller  ttonfeffionen.  liefern  bumanen 
Birten  oerbanft  aud)  ber  Drben,  ba|  er  alle  Um» 
rodljungen  be*  firdjlicben  unb  ftaatlid?en  Seben* 
überbauerte.  9htr  in  Spanien  mürbe  er  1856  unb 
1 868  unterbrüdt ;  feitbem  ftebt  er  unter  einem  ©eneral 
in  SRom.  Gr  jdblt  über  1200  IDtitglieber.  —  93gl. 
f>elb,  Äurje  ©efebiebte  ber  öeilanftalt  ber  93.  93.  tn 
s£rag,  nebft  SRüdbliden  auf  bieGntftebungunb  Sd)id: 
fale  biefe*  Drben*  überbaupt  (^rag  1823). 

»armb er $ige  5dirucftcni  (fran).  Sceurs  ober 
Filles  de  la  charit6  ober  de  la  misöricorde),  Äongre-- 
gationen  uon  fatb.  Jungfrauen,  bie  ftd?  ber  Hrantem 
pflege  roibmen.  $ie  dltefte  unb  Derbreitctfte  ift  oon 
bem  beil.  SJincenj  ton  Stoul  unter  ber  3Rttmirfung 
ber  9Bitme  2e  @ra«,  geborene  be  SRarillac,  1633  in 
Srantreid?  gegrünbet  unb  1668  com  v$kibfte  be- 


ftdtigt  (Filles  de  la  cbarite,  33incentinerinnen, 
»egen  ib^rer  grauen  Äleibung  aud?  8ceurs  grise«, 
©raue  Sdjmeftern  genannt).  $ie  SReoolution 
unterbracb  ibre  S  ha t ig ! et t.  Napoleon  Hellte  fie  1807 
mieber  her.  Sie  bat  jefet  £dufer  in  oielen  europ. 
fiänbern,  aud)  in  ben  anbern  ©eltteilen.  Grinen  be= 
fonbern  3»eig  bilbeit  bie  »on  bem  Stbt  Coup*  oon 
Gftioal  1652  geftifteten,  aueb  in  Deutfdrfanb  oerbrei^ 
teten  Scbmeftern  com  beil. 6ar(o  93orromeo  (93or= 
romderinnen).  Stufeerbem  giebt  e*  nod>  einige 
weniger  verbreitete  Äongregationen.  ^m  »eitern 
Sinne  foeifien  33.  S.  aud?  anbere  ©eno||en[cbaften, 
bie  ficb  au*fd)lief}lid)  ober  oorjugdmeife  mit  Hranfcn - 
pflege  befdjäftigen,  »iebie  6lif  abetb.inerinnen 
(nad)  ber  beil.  (rlifabetb,  fianbgrdfin  oon  ibüringen, 
benannt),  öofpitaliterinnen,  Jluguftinerinnen,  gran= 
ji*fanerinnen,  ©ellitinnen.  3m  gamen  giebt  e* 
gegen  30000  33.  S.  —  3Jgl.  3)ie  93.  S.  tn  93ejiebung 
auf  Strmen-  unb  ßraulenpflege  (anonpm  [Sl.  33ren- 
tano],  Kchlenj  1831).  %n ber  ecang.  ttud-c  ift  eine 
"Jiacbbilbuug  be*  Drben*  ber  93.  6.  burd)  ba* 
jtitut  ber  2)iafoniffinnen  (f.  bj  t>erfud)t  »orben. 

»ormftebt,  Rieden  im  Ärei*  ^inneberg  be* 
preufe.  9Reg.=93ej.  Sdjlegmig,  an  ber  Ärüdau  unb 
Jlleinbabn  93.=eim*born  (10  km),  bot  (1900)  4295 
meift  ecang.  6.,  $oft,  Jelegrapb,  lönigL  ^rdparan« 
benanftalt.  Spar»  unb  fieiblaffe,  ihebtroercin;  ^&x- 
bereien,  Sdjubmarenfabrifen  unb  2ob,gerbereien. 
5)a*  auf  einer  ^nfel  gelegene  Sdjlojj  9ian|au,  ebe: 
mal*  Weftben j  ber  9tcid)8grafen  con  33. ,  ift  Sifc 
eine*  2lmt*gerid)t*  (Sanbgericbt  Altona),  fjn  einem 
naben  ©eböh  würbe  1721  ber  5Reid?*graf  ©briftian 
Tetlef  erfd?oflen. 

»äru  (c^edj.  Beroun),  Stabt  im  ©erid)t*bejirl 
Öof  ber  öfterr.  23ejirf*bauptmannfdpaft  Sternberg 
in  SRäbren,  auf  einer  »nböbe  an  ber  gegenüber 
Dlmüj^ur3Rar$aebenben23iftnfea,  an  ber  ^afier 
febeibe  jmifdjen  2)onau  unb  Dber  unb  ber  Sinie 
Dlmü^ « ^dgernborf  ■  Jroppau  ber  Cfterr.  Staate- 
bahnen,  bat  (1890)3585,  al*  ©emeinbe  3862  beutfebe 
Q.;  bebeutenbe  Seinen»  unb  93aumwollwareninbu: 
ftrie,  3önbwaren=  unb  Äorfettf  abrilen  unb  Slderbau. 

eatxukbaQ,  eigentlid)  3ofe*.  ein  Seoite  oon 
ßppern,  einer  ber  erften  apoftolifiben  aJlifrtonare 
unb  93egrünber  ber  Spriftengemeinbe  |u  9ntiod)ia. 
3)ie  fpdtere  Überlieferung  maebt  ibn  ju  einem  ber 
70  jünger  3efu.  3n  ber  «poftelgefd)id)te  wirb  er 
hau  ho  al*  ©efdbrte  be*  $aulu*  genannt,  ben  er 
felbft  con  Jarfu*  ju  feinem  93eiftanbe  berbeigerufen 
battc.  Später  trennten  ftd)  beibe,  ba  93.  ber  Sebre 
be*  $aulu*  oon  ber  Slufbebung  be*  mofaifeben  &t 
ie^e*  im  (ibriftentum  nidit  mftimmte  unb  auf  bie 
Seite  bc*  ^Jetru*  trat.  Sein  2Riffton*gebiIfe  war 
sJD)ar!u*.  3laä)  einer  unoerbürgten  Sage  foli  33ju 
Kteranbria  unb  :ü ent  geprebigt  unb  jule^t  auf  So1 

Sern  ben  SRdrtprertob  erlitten  haben,  dine  anbere 
iberlieferung  mad)t  ipn  jum  erften  93ifd)of  oon  SBtaU 
lanb.  Ter  unter  bem  tarnen  be*  93.  erhaltene  93rief, 
ber  burd)  allegorifd)e  3lu*legung  be*  altteftament» 
lid>en  (Seremonialgefe&e*  ber  bud?ftäblid)en  ent» 
gegentritt,  ift  wabrfdjeinlid)  in  ber  3eit  f>abrian* 
geiebrieben  (Slu*gaben,  f.  Stpoftolifdje  SÖäter).  — 
93gl.  93raunöberger,  Ser  »poftel  93.  (iWainj  1876); 
Cipfiu*,  2>ie  apotrüpben  3(poftclge|d)tcbtcn  unb 
Slpoftellegenben,  93b.  3  (93raunfd)W.  1884);  2Beip, 
Ter  93arnaba*brief  fritifcb  unterfudjt  (93erl.  1888). 

»arnabttcu,  bie  1530  von  brei  SRaildnber 
Äleritern,  3occor'0»  ^txxaxi  unb  SWorigia,  jur 
Sinbcrung  con  flriegSnot  geftifteten,  1533  oon 


Digitized  by  Google 


gtaruarb  - 

^apft  Giemen«  VII.  beftdtigtcn  regulierten  &\)OTi 
berren  be«  beil.  paulu*  ($aulaner),  nad)  ber 
ihnen  in  SDtailanb  1545  eingeräumten  Äircbe  bc« 
beil.  SBarnaba«  genannt.  Sie  roibmen  fid)  ber 
Seelf orge  unb  bem  Unterrichte  unb  haben  noeb  jeht 
in  Italien  unb  Cfterreicb  etma  20  Kollegien.  3pr 
©eneral  reftbiert  m  SRom.  Mufeer  ben  brci  gemöbn» 
lieben  Drben«gelübben  legen  fte  ba«  ©elübbe  ab, 
nicht  nacb  tircolieben  SBürben  }u  ftreben  unb  leine 
obne  ©enebmigung  be«  ^apfte«  anjunebmen. 

Warndt  b,  öenrp,amerif.s}Jdbagog,  geb.24.^an. 
1811  )u  öartforb  ((Connecticut),  mürbe  1832  91b* 
oofat,  trat,  bureb  Srubienreifen  in  Europa  per» 
anlafct,  als  flJlitglieb  ber  £egi«latur  feine«  Heimat«» 
ftaate«  für  bie  Sief  orm  ber  öffentlichen  Schulen  ein, 
war  1838—42  SDlitglicb  ber  oberften  Schulbeb&rbe 
(Board  of  School  Commissioners),  1850 — 64Super» 
intenbent  berfelben  (Dorper  1843—49  in  SRbobe* 
Selanb),  1857—59  ^rfifibent  ber  Staat«untoerfUdt 
in  2öi«confin  unb  1865—66  be«  St.  John'»  College 
in  Slnnapoli«  (üRarplanb).  SU«  Unterricbt«tom* 
miffar  ber  bereinigten  Staaten,  b.  b-  Ebef  be«  neu 
gefchaffenen  Erjiebungäbureau«  (1867—69),  führte 
er  feine  roohltbätigen  üHeformen  im  gangen  £anbe 
ein.  Gr  ftarb  24.  3uli  1900  in  9le»ba»«n.  99. 
febrieb  unter  anberm :  «School  Architecture»  (1839), 
«National  Education»  (4  99be.,  1840),  «Normal 
schools  and teachers'  Institutes»  (1850), «National 
Education  in  Europe»  (1854),  «Life  of  Ezeckiel 
Cheever,  and  notes  on  the  Free  Schools  of  New 
England»  (1856),«Educational  Biography»  (3  99be., 
1857),  «Hints  and  methods  for  the  use  of  teachers» 
(1857),  «Papers  for  teachers»  (8  33be.),  «Military 
schools»  (1872)  unb  «Technical  and  scientific  edu- 
cation», unb  gab  bie  päbagogifd»en  3«itfd)riften 
«Common  School  Journal»  (1838  —  42),  «Rhode 
Island  School  Journal»  (1845—49)  unb  «American 
Journal  of  Education»  (1855jg.)  berau«. 

«arnorb,  3obn  ©rofe,  amerif.  2Jlilitärinaenieur, 
geb.  19.  SDiai  1815  in  ber  ©raffchaft  SBerrfbire  in 
iÜcafiacbufett«,  mürbe  in  ffleftpoint  gum  Offijier 
berangebilbet  unb  trat  1833  als  fieutnant  in  bie 
2lrmee.  93i«  1846  mar  5).  an  berÄüftenfortifitotion 
um  9<euorlean«  unb  Steuport  befcbdftigt,  im  ÜJlcri* 
fanifdjen  Äriege  befeftigte  er  Jamnico  unb  1860— 
51  üermafe  et  bte  geplante  2ebuantepec«(Sifen* 
bahn.  sJiad?bem  er  1855  unb  1856  ©ouoemeur  ber 
Ulilitärafabemie  »on  SBeftpotnt  geroefen  mar,  erhielt 
er  ton  1856  bi«  1860  bie  »ufficbt  über  bie  Sßerteb 
bigung«roerle  um  91euport.  3™  33ürgerrriege  »nur* 
ben  ihm  bie  83efcftigungen  um  SBafbington  über: 
tragen;  gegen  Enbe  beleihen  war  er@enera(major 
in  ber  ftrctroUligenarmee  unb  <£bef  be«  ©enielorp« 
fdmtlichcr  im  gelbe  befinblicber  ärmeen.  SRacb  bem 
^rieben  trat  er  al«  Cberft  im  3"genieurtorp«  in 
ba«  reguldre  £>cer  jurüd  unb  mürbe  bann  2Ritglieb 
ber  Äommiffion,  bie  bie  Ölungen  f omie  bie  feafen- 
unb  ftlufeiperren  ber  ^Bereinigten  Staaten  unter  ftch 
bat.  Skchbem  er  ftch  1881  ml  «ßrinatleben  jurüd= 
gejogen,  ftarb  er  14.  SDtat  1882  ju  Detroit.  $Bon 
feinen  Herfen  fmb  »u  nennen:  «The  Oyroscope» 
(1857),  «Problems  ofrotary  motion»  (1872),  «Dan- 
gers and  defences  of  New  York»  (1859),  «Notes 
on  seacoast  defence»  (1862),  «The  battle  of  Bull 
Run»  (1862)  unb  «Artillery  Operations  of  the 
army  of  the  Potomac»  ( 1863). 

*arnnrb=(£aftlc  (fpr.  tab|l),  Stabt  in  ber  engl, 
©raffdjaft  £urbam,  linf«  am  See«,  mit  $arlington 
burd)  3«eigbabn  »erbunben,  hat  (1891)  4341  E., 


•  Sarnau!  403 

ftäbtiidjeß  3)orce$  5flhifeum,  ftabrilation  non  £üten, 
^laib«,  Strümpfen  unb  Teppichen.  Sluf  einer  SSm 
bbb«  über  bem  #lu|  befinben  ficb  bie  JRuinen  eine« 
nom  Normannen  SBamarb  SBaliol  (1112—32)  ge* 
grünbeten  Sdjloffe«. 

©antarbo,  Sboma«  3one«.  engl.  Philanthrop, 
geb.  1845  in  ^rlanb,  lernte  al«  Srubent  ber  ÜJlebijin 
unb  freiroilliger  Sebrer  an  einer  Srmenfcbule  im  Dft^ 
cnbc  SonbonS  baö  Glenb  ber  Sonboner  Srrafjenfim 
ber  (Street  Arabs)  lennen  unb  begann  1866  feine 
philautbropifcbe  £bätigteit  mit  ber  Errichtung  eine* 
$eim$  für  Jtrtaben  (in  Sommerdal^oab),  baä  balb 
oergr66ert  mürbe  (in  Stepnep  Saufewan)  unb  bem 
1873  ein  folebe*  für  3Rdbcben  (in  ^Iforb  bei  fionbon) 
folgte.  (Sine  gr  ofie  Slntablnon  3n>etganftalten  folgte : 
ber  ^ßalaft  ber  Sduglinge  (the  Babies'  Castle)  für 
fleine  Jtfnber  b'\i  jum  5. 3abre  in  ßamtburft  (Äent) ; 
ein  Seim  für  tleine  Äinber  Dorn  5.  Sab«  aufrodrtS 
auf  ber  3nfel  3erffp,  pon  mo  bie  Sepnjahriaen  nad) 
bem  Seopolb  ■  Söaifenhaufe  in  C ftlonbon  fommen, 
um  fpdter  ihre  €d?ul<  unb  Sehrjeit  in  bem  $etm  in 
Stepnep  Sauferoao  ju  pollenben.  %\t  Änaben  mer» 
ben  hier  fpftematifcb  für  ben  £anb»erterftanb  au«« 
gebilbet  unb  manbern  bann  oft  nad)  €anaba  au«, 
mo  fie  nod)  jahrelang  mit  ber  Sentralanftalt  in  $er* 
binbung  bleiben.  3)ie  SWdbchen  bagegen  fommen 
auä  bem  Babies'  Castle  birett  nach  olunb  unb  oer' 
bienen  berangemachfen  meift  al*  25ienftmdbcben, 
9Bdfcberinnen,  Glätterinnen  u.  f.  m.  ihr  SBrot.  Slucb 
fie  roanbem  vielfach  nach  ßanaba  au«,  mo  für  fic 
eine  Äolonie  in  ^eterborougb  (Dntario)  beftebt, 
roie  für  bie  39urfchen  eine  3"buftriefarm  in  JRuffell 
(ÜJlanitoba),  für  jüngere  Änaben  eine  ©entralftellc 
in  Toronto,  farnn  errichtete  35.  ein  SrbeitSbauö 
für  nerroahrlofte  Jünglinge,  eine^nbuftriefcbule  für 
ilRabchen,  eine  SHettunggftdtte  für  fittltcb  gefdhrbete 
3Jldbd?en,  eine  Schubpufcer*  unb  Sumpenfammlers 
93rigabc  in  2onbon,etne  lanbmirtfcbaftlicbe  Schule 
auf  einem  ©ute  in  Söorcefterfbire,  Seefchiffß=3lgen: 
turen  in  ßarbiff  (®ale#)  unb  ?)armoutb  (florfolt), 
ein  2lnftellung*bureau  für  ^icnftmdbcben  unb  einen 
gabrümdbchenllub  in  Dftlonbon,  ein  Äinber' 
bofpital  in  Stepnep  Saufemap  unb  ein  f>eim  füj 
©enefenbe  in  einem  Seebabe;  eine  2)iafoniffen« 
anftalt,  eine  9niffton«lircbe  inOftlonbon  nebft  jmet 
großen  «Äaffeepalflften».  33i«htt  (1899)  oerbanlen 
über  32000  ÜJidbcben  unb  Änaben  ben  33amarbo« 
£>ome«,  bie  auftjcbliefelicb  auf  bie  öffentliche  3Bobl* 
tbdtigfeit  angeroiefen  finb,  ihre  Rettung  unb  feeran* 
bilbung.  JB. febrieb  «My  first  Arab  orhow I  began 
my  life  work»  unb  giebt  «Annual  Reports»  berau«. 

Oätttaii,  Stabt  im  JBejirtdamt  Sirfcbenreutb 
be«  bapr.  5Äeg.:SBej|.  Dberpfalj,  an  ber  SSalbnab, 
Siö  eine«  5RebenjoUamte«  erfter  Älajfe,  bat  (1895) 
1263  6.,  barunter  17  (St>angelifcbe,  $ofterpebition, 
Telegraph,  4  tath.  Äircben  unb  ein  Schloß. 

«arnaül  (fpr.  -a-ul).  1)  »ejtrf  im  ruff.^fibir. 
©ouoernementlom«!,  bat  125  730  qkm  mit  585344 
Q.  unb  umfafet  lint«  oom  Ob  bte  Äulunbinjdje 
Steppe,  einen  Zeil  ber  SBaraba  (f.  b.),  mit  467  Seen, 
barunter  viele  Saljfeen  (jdhrlicbcr  ©eroinn:  1  Will. 
Pub  Äocbfalj,  70000  $ub  ©lauberfah).  SRed?t« 
vom  Ob  breiten  ftcb  Ebenen  unb  £>ügellanb,  nach 
ben  ©renjen  ju  Sanbfldchen  au«,  bie  mit  großen 
Äicfermalbungen  bebedt  unb  unter  ben  tarnen  ber 
Sufmnfchen,  Slefjanfcbcn  unb  3«fd)en  3Bctlber  be= 
lannt  fmb.  —  2)  »eftirföftabt  im  IBejirt  IB.  unb 
aJtittelpunlt  be«2lltaifchen  33erogebiete«(f.b.),  lin!« 
üom  Db  an  ber  JRünbung  ber  JBarnaulfa,  380  km 

26* 


Digitized  by  Google 


404 


SflarnaM  —  Sanum  (ßanbfc$aft) 


fübfüböftlid?  von  lomßl,  in  gut  angebauter ©egenb, 
ift  Sifc  etne*  Cberbergamts  unb  bat  (1897)  29  408  (f., 
5  Atrien,  33ergfd?ul<.35ibliotbcf ,  SDlufcum  mit  botan. 
unb  joolog.  Sammlungen,  meteorolog.  Obfervato« 
tium,  Jlbeatct,  I'enfmal  Temibom*,  unbebeutenbe 
Vrivatmbuftrie.  2öid)tig  bagegen  ftnb  bie  faiferl. 
Scbmeljbütten  in  33.,  in  bie  ba*  gefamte  ©olb*  unb 
Silbererz  au*  bem  ©ouvernement  £om*t  gebracht 
wirb.  Säbrlidje  Ausbeute  gegen  300  Vub  ©olb  unb 
120  ^Jub  Silber.  —  1738  legte  $emiboro  ein  2)orf, 
1739  ein  fcüttenmert  an,  ba*,  1744  bem  betriebe 
übergeben,  ben  51amen  33.  erpielt.  1771  roarb  33. 
Stabt  unb  Sifc  bet  Verwaltung  be*  33erg*  unb 
f)üttcnmefen*;  1822rourbe  e*  33ejirt*ftabt. 

©arnatjc  (ipr.  -nabtv),  Slntoine  Vierre  Sofepb 
2Rarie,  SPtitglieb  ber  franj.  9cationalverfammlung 
von  1789.  geb.  22.  Dlt.  1761  ju  ©renoble,  mürbe  1783 
Stbvotat  beim  bortigen  Parlament.  1789  warb  er  von 
feinet  Vrovtnj,  infolge  ein«  SArift  gegen  ba*  $eu- 
balroefen,  jum  Slbgeorbneten  bei  ber  ftationalver: 
fammlung  ernannt  unb  beteiligte  ftcb  al*  gl&menber 
üRebner  an  allen  33ef  djlüffen  gegen  bie  alten  3uftänbe. 
Gr  oerteibtgte  Safapette,  al*  man  biefen  ber  %ab 
nabme  an  ber  Aludjt  be*  itönig*  befcbulbigte,  unb 
rourbe  hierauf  nebft  Catour^Dlaubourg  unb  ^tion 
abgefdjtdt,  bie  iKüdfebr  be*  ftonig*  ju  fiebern.  $>ie 
loadbfenbe  Entartung  ber  Revolution  fübrte  93.  ju 
ben  ©emäfsigten.  (?r  trat  je&t  für  ben  Äönig  em 
unb  half  bie  Ernennung  eine*  8o mitceS  buräMetien, 
ba*  bie  tonftitutionelleu  betrete  im  monardjifcben 
^nteteffe  prüfen  follte.  SRacb  ber  Slufbebung  ber 
9cationalverf ammlung  ging  er  nad-  ©renoble  jurüd, 
mo  er  jurüdgejogen  lebte.  92ad>  bem  10. 3tug.  1792 
mürbe  er  nebft  fiametb  unb  bem  (Jrmmifter  luvet 
25utettre  megen  einet  mit  bem  6ofe  gefügten  Äor- 
refponbeniin2lntlagevcrfetjt,  verhaftet,  nad)  Vari* 
vor  ba*  ?Revolution*tribunal  geführt  unb  29.  .Kot1. 
1793  guillotiniert.  33.*  i'eben  ift  von  Saloanbp  unb 
3ule*^ningefebilbertmorben,von  lefcterm  in  einem 
biogr.  iRoman.  Seine  « (Euvres  posthumes »  gab 
»erenget  be  la  2)rome  (4  33be.,  Vat.  1843)  berau*; 
fie  entpalten  interefjante  2Remoirenfragmente. 

Karnap,  2ubmig,  Scbaufpieler,  geb.  11.  gebr. 
1842  ju  Seft,  ging,  burdj  Sonnentbai  vorbereitet, 
jur  93übne,  bie  er  1860  )u  Ürautenau  betrat,  (am 
1861  nach  Veft,  1862  na*  ©raj,  1863  al*  erfter 
Äelbenlieobaber  nach  üJtainj,  gaftierte  1864  auf  bem 
»urgtbeater  unb  in  Vrag  unb  nabm  ein  l^ngage-- 
ment  am  Stabttbeater  in  9liga  an.  1865  lehrte  er 
nad>  2Rainjiurüd,  roanbte  ftcb  1867  nad)  i'eipjig, 
1868  naa>  SBeimar  unb  gehörte  1870— 75  bem  Stabt* 
tbcater  in  grantfurt  a.  9t.  an,  bann  bis  1880  bem 
Hamburger  Stabttbeater,  jugleicb  al*  leitet  be* 
ccbaufptel*.  3m  Sommer  1880  beteiligte  er  ftcb  an 
bem  ©efamtgaftfpiel  beutfeber  Hünftler  am  SRfln* 
ctiener  .ftoftbeater,  1881  begleitete  er  bie  SWeininger 
auf  einer  ©aftreife  nach  Bonbon,  1882  madjte  er 
eine  erfolgreiche  ©aftreife  burd)  bie  Vereinigten 
Staaten,  1883  mar  er  ÜRitbegrünber  be*  Deutfdjen 
Ibeater«  in  »erlin,  fdjieb  aber  L  Ott.  1884  au*. 
1887  —  94  leitete  V.  ba$  «berliner  23?eater»  unb 
pflegte  befonber*  bie  gefdn*tlid>e  Jragöbie.  6r 
lebt  iettt  in  SBic^baben.  211*  ÜÖtitbegrünber  ber  ©e= 
nofjenfdiaft  Tcutfdjer  Vübnenangeböriger  (f.b.)  ver- 
trat er  mit  ÜiJort  unb  Sdjrift  berebt  bereu  iHecbte. 

i^nr itef ort),  Mlbett(£briftopbO)ottlieb,  ^reiben 
von,  preufe.  ©eneral,  geb.  13.  3lug.  1809,  tomman- 
bierte  im  Jelbjug  1866  bie  2.  ^nfanteriebrigabe,  im 
flriege  1870  71  bie  16.3nfantfriebivif)on,  tratbem: 


näd)ft  als  lommanbiercnber  ©eneral  anbie  Spi&ebe* 
L  Srmeelorp*,  rourbe  auf  fein  &bfd>ieb*gefucp  vom 
5.  3uni  1887  jur  2)i*pofttion  aeftcllt  unb  ftarb 
24.  9Rai  1895  in  Naumburg.  Qx  mar  6bef  be* 
8.  iRbein.  Infanterieregiment*  Vir.  68. 

Qar»e0  (fpr.  babrn*),  SBiüiam,  engl.  2)ialelt» 
biditet  unb  Spracbfcrfcber,  geb.  22.  gebt.  1800  in 
iRuf  bbap  garmin  3)orfetf  b.  ire,mar  juntlcbft  Schreibet 
bei  einem  «bvolaten  in  $  ordjefter,  1827  2ebrer,  ftanb 
einet  Vrivatfdbule  in 3Bilt*,  jeit  1835  einet  in  Ter- 
djefter  vot.  Seit  1838  ftubiette  et  in  (Sambribge, 
mo  et  ben  ©tab  eine*  Vadjelot  of  5)ioinitp  etlangte. 
93.  tourbe  1847  ^fatrvetmefet  in  ffibitcombe,  1862 
9)fartet  in  SBintetboume  (Eame,  mo  et  im  Ott.  1886 
ftarb,  feit  1861 3nb.abet  einet  tittetat.  Venfion  an? 
bet  Sivillifte.  Seinen  SRuf  begtünbeten  «Poems  of 
ni ml  lifc  in  the  Doraet  dialect,  witb  a  dissertation 
and  glossary»  (Conb.  1844;  2.  unb  3.  Sammlung, 
2.  Sufl.1863  u.1869).  dine  Sammlung  von  «Poems 
of  rural  life  in  common  English»  erfebien  1868,  eine 
von  munbartlicben  «Hwomely  rhvmes»  1859  unb 
ein  3. 33anb  2)ialettgebid>te  1862,  eine  ©efamtau*« 
aabe  1879.  SBefonber*  gelangen  ibm  2icbe*lieb  unb 
^bplle;  aud)  Sage  unb  93olt*t>umot  bet  beimifdjen 
©raffebaft  fanben  an  ibm  einen  finnigen  3)arftellet. 
33.  ftubiette  bie  verfdjiebenften  Sprachen  unb  ver* 
ßffentlicbte  viele  etroa*  bilettantiftpe  pbilol.  Schrif- 
ten, inbenen  et  mit  Vorliebe  ben  german.  Gbaralter 
be*  ©nglifeben  betonte,). 33.:  «Gefylsta.  an  Anglo- 
Saxon  delectus»  (2onb.  1849  ;  2.  Stuft.  1853),  «A 
nhilological  grammar.  grouuded  upon  English  and 
formed  from  a  comparison  of  more  than  60  langna- 
ges»  (1854),  «Notes  on  ancient  Pritain  and  the  Bri- 
tons»  (1858),  «Tiw,  orariew  of  therootsand  stems 
of  the  English  as  a  Teutonic  tongue»  (1862),  «A 
grammar  and  glossary  of  the  Dorset  dialect  witb 
the  history,  ontspreading  and  bearings  of  Sonth- 
Western  English»  (£onb.  unb  33erl.  1863),  «Early 
English  and  the  Saxon  English»  (1869),  «An  out- 
line of  English  'speech-cratV»  (1878),  «An  outline 
of  Rede-Craft  (Logic),  with  English  wording» 
(1880),  «Glossary  of  the  Dorset  dialect,  with  a 
grammar  of  its  words  shapening  and  wording» 
(2)orcbeftet  1886).  Much  fdbrieb  er  «Views  of  la- 
bonr  and  gold»  (1859),  «William  Barnes1  poems» 
(bg.  von  fiarbp,  fionb.  1892).  —  Vgl.  2ucp  33arter 
(feine  Socbter),  Life  of  W.  B.  (2onb.  1887). 

töarnct,  ^bipping^Varnet,  Stabt  in  ber 
engl,  ©rafiebaft  ^ertfotb,  18  km  norbmeftlicb  »on 
2onbon,  an  bet  ©reat-ftortbermVabn,  bat  (1891) 
5410  6.  unb  roidjtige  Viebmärlte.  ©in  Dbeli*t  er* 
innert  hier  an  ben,  ben  iRofenttieg  (f.  b.)  ju  ©unften 
2)  ort*  entfAeibenben  Sieg  ßbuarb*  IV.  14.  Hpril 
1471  übet  ben  ©rafen  von  SBarivid. 

«arncöelb,  Crt  in  bet  niebetldnb.  Vrovinj 
©elbetn,  16  km  öftlid)  von  Stmet*foott,  an  ber 
Sinie  Jlmfterbam :  9Binter*mijt  ber  öollänbifcben 
eifcnbabngefellfcbaft,  ein*  ber  febönften  3>ötfet  bet 
Vclume,  bat  al*  ©emeinbe  (1899)  7846  6.  unb  ift 
betannt  butcb  ben  &elbentob  be*  3«>ban  van  Schaff r- 
lar,  ber  1482,  mäbrenb  be*  33ürgertricge*  in  bet 
33utg  belagert,  von  bem  Surme  binabfprang.  3" 
ber  !Rdbe  ba*  Stammgut  feine*  ©efcblecht*,  ba* 
ftattlidK  Scblof,  Sdjaf f elaar.  S)ielimgegcnb be* 
2>orf*  ift  ein  reid?er  gunbort  vorbiftor.  unb  german. 
^Utertümcr,  movon  eine  Sammlung  im  JRatbaufe. 

»antefeclbt,  3.  van  Clben^  f.  Clbenbamevelbt. 

Barnim,  alter  91ame  einer  ÜanbfAaft  in  ber 
branbenb.  aJiittclmart  be*  Jt6mgTei<t>*  Vreu^en,  in 


Digitized  by  Google 


©antiin  (Volbert,  Jrciljcrr  üon)  —  93arocf}e 


40f> 


Urtunben  Terra  Barnym  aenannt,  jerfiel  einft  in 
ben  Oben  Samern  lallten  unb  ben  Npen  Samern 
(Neuen!».).  TerÄlte  3).  teilte  n&rblid)  oon  ber 
nom  bis  jur Sübgrenje  bet  fpätcrnUfermarf  unb  um* 
faßte  bie  ©eßenb  ton  Üicbenwalbe  unb  >tebbenid  an 
btr  i>at>el  oftiudrtd  bi*  'ißarftein  unb  Cberberß  a.  C. 
Ter  Neue  33.  umfaßte  ba«  i'anb  nbrblicboon  ber 
Spree  bi«  jur  Minore  greif  eben  ber  6a«el  unb  Sodnifc 
unb  bilbete  mit  bem  Scltoroe  (bem  i'anbe  iüblicb  Don 
ber  Spree  jwifeben  6at>el,  9Iutf>e  unb  Tapme  bis 
jum  Jeltowfdjen  33rucpe)  ben  Pagus  Sprewa  ober 
ben  Spreeßau.  Slbrecbts  II.  Söbne,  3opann  II. 
unb  Otto  III.,  brachten  beibe  üänber  (Neubarnim 
unb  Seitome)  jwifeben  1225  unb  1232  »on  einem 
aewifien  Karmin  ober  Samern  burd?  Kauf  an  fid>. 
Tie  Äreife  bes  preuft. üRe^Sej. ^ot^bam  Nieber^ 
barnim  (i.  b.),  ber  rocftlicbcre,  non  Berlin  unb  ber 
Spree  bis  53°  nörbl.  ©r.  aeleßen,  unb  Dber- 
barnim  (f.  b.)  im  ND.  unb  0.  wom  porißen,  finb 
ßrB&tcnteils  aus  bem  ebemalißen  fianbe  99.  ßebilbet. 

tfarnim,  SIbalbert,  <yreiberr  oon,  Sobn  bes 
^rinjen  SIbalbert  (f.  b.)  Don  $reufeen. 

©amiin,3:be«fe,  Freifrau  Don,  f.  (SlfetcT,  fiannp. 

©är»rettljet,3ofepb,  öfterr.üJlinifter,  f.  33b.  17. 

**auie<lcp  (fpr.  -U),  äRumcipalboroußb  unb 
ftabritftabt  im  ©eftribinß  ber  enßl.  ©raffdjaf  t  tyoxl, 
53  km  fflbweftlid)  von  3Jorf,  am  Tearne  unb  etnem 
Ton  unb  (Ealber  ©erbinbenben  .Uanal,  imuptfih  ber 
yeinenjabrifarton,  pat  (1891)  35427  6.,Stablbrapt= 
riebeTeten,  ßifenßiepereicn,  ©lae^ütten,  SDlafcbinen» 
bau,  ©leidjen  unb  Färbereien  foroie  reidje  Koplen= 
unb  ©ifenaruben. 

«arnftable  (fpr.  -ftM),  £>auptftabt  bes  Gountp 
33.  im  norbamerit.  Staate  SJtaffadbufetts  auf  ber  un= 
fruchtbaren  $albinfel  ©ob,  an  berSüblüfte  ber33arn: 
ftablebai,  112km fübö|'tliaj »on33ofton,  bat HiQOG., 
Seefaljbereitunß  unb  bebeutenbe  ^ifeberei. 

«arnftaplc  (fpr.  -ftepl),  SWumcipalboroußb  im 
N.  ber  engl.  GJraffcbaft  Teoon,  64  km  norbweftlicp 
uon  (freier,  ließt  in  einem  fruchtbaren  Xt)aU  am 
regten  Ufer  bes  Don  einer  aus  bem  13.  Saprb. 
ftammenben3)rüdemitl633oßenüberfpannten2am, 
am  Slnfanße  bes  iiftuarS,  etwa  13  km  Dom  lUeevc 
unb  infolge  ber  S3erfanbunß  bc«  Tarn  nur  für  Heine 
Scefdiifie  errciebbar,  ftammt  aus  ber  3cit  (*tbclftans, 
war  frflber  befeftißt,  bat  (1891 )  13058  (!.,  brei  3>abm 
böfe,  eine  altberfibmte  lat.  Schule,  ein  ftanbwcrler- 
inftitut,  Schiff  «werfte,  gabritation  Don  Serße,  aro^ 
bem  Such  unb  Sptfrcn,  unb  in  ber  Umßeßenb  ©er= 
bereien,^apiermüb.len,  Gijenßiefieret,  3teßelbrenne- 
rcien  unb  Jb.  onmarenfabnlen.  Ter  öanbel  unb  bie 
Söollmarenfabritation  ift  in  neuerer  3«tju@unften 
Don  33ibeforb  jurßdaeßanßen. 

arnftorf,  0)iar! tflcden  in JjannoDer,  f. SBb.  17. 

Barntrup,  Stabt  im  ^urftentum  Sippe,  an  ber 
iüeßa,  11  km  uon  ^prmont,  an  ber  Nebenlinie 
l'aße=Jöameln  ber  ^Sreuf».  Staatebabnen,  bat  (1895) 
1518  6.,  barunter  24  Katbolitcn  unb  17  Israeliten, 
(1900)  1624  @.,  $oft,  Jclcprapb,  ^emfprecbeinricb^ 
tunß,  :Hcftoratefcbulc ,  Saifenbaue  wen  .nartbau-- 
fen),  ftäbtifaV  Spar=  unb  fieibfaifc;  Jabaf-  unb 
ßarrenfabrif,  fiiqueurfabrif,  Rram»  unb  SBiebmärtte. 

©arnum  (fpr.  bdbmbmm),  ^bineas  Saplor, 
amerit.  Gpefulant,  ßeb.  5. 3uli  1810  in  Setbcl  (Hon- 
liceticut) ,  beßrflnbete  feinen  9iuf  burd)  Stulftellunß 
ber  anßeblicben  Slmme  ©.  ©afbinßtone,  einer  9fle* 
ßcrin,  bie  1613.  lAblen  follte,  aber  75—80  %  alt 
ttarb.be«  foß.3neern>eibd>en0,  einer  SBüffeljanb  burd) 
^nbianerunb  be^  3»wfl**  «®eneral'Jom  sbumb» 


(Stratton),  mit  bem  er  1844—47  ßuropa  bereifte. 
Seine  berübmtefteSpetulatien  leiftete  erale  S^btes 
fario  ber  3ennp  Öinb  Jbwbft  1850;  biefe  erbielt  in 
ben  Sereinißten  Staaten  für  93  Konjerte  (nadj  S.« 
erjdbluna)  aufeer  freier  «Keife  208675  Toll.,  »db! 
renb  3J.  für  fid?  535486  ToU.  einnabm.  Später 
bielt  3).  in  feinem  UHufeum  eine  uinberfebau  (Baby 
show)  ab ,  bei  ber  bae  fdjönfte  unb  ßefünbefte  ftinb 
prei*ßefrflnt  mürbe,  bann  eine  öunbcf*au  u.  bßl. 
Später  trat  er  mit  einem  ßroftartiaen  Sirfus  oor  bie 
Cffentlicbfcit.  S.  mar  aueb  IKäfiiateit^apoftel  unb 
bat  in  9lorbamerifa  unb  (malanb  Sortefunßeu  Ober 
bie  Jemperanjfraße,  über  Slderbau,  über  bie  Äunft 
reid)  ju  werben  unb  über  ben  fcumbua  (f.  b.)  ße. 
balten.  Tabei  rcar  er  freißebiß,  bei  Dielen  Stiftung 
aen  mit  nambaften  Spenben  beteilißt;  für  ein  natup 
biftor.  2Äufeum  in  Softon  fdjenlte  er  100000  Toll. 
Gr  mobntc  feit40^labren  in  Sribßeport  (Sonnecticut) 
in  feiner  Orient.  $illa  3franiftan  unb  ftarb  bafclbft 
7.  2lpril  1891.  S.  »eröffentlid?te  eine  «Autobio- 

Saphv»  (Neuporl  1855;  oft  wrbeutfdjt,  j.  8.  t»on 
efefepmar,  fipj.  1855),  «The  humbugs  of  the  world» 
(Neuport  1865)  unb  tStruggles  and  triumphs» 
(Öartforb  1869;  beutfeb  al«  «Kämpfe  unb  Triumphe. 
L»rinnerunßen  au«  40  ^abren»). 

«aro  . . .  (Pom  aried).  b&ros,  b.  i.  Scbioere, 
Saft,  ©eroiebt),  in  3ufammenfe&unßcn  mit  ßried). 
5Borten:  Sdjmer....  Trud.... 
«oroödj  (fpr.  -röbtfdj),  f.  Sbarotfcb. 
Baroooio  (ital.,  fpr.  -rottfdjo),  f.  SBamtfdje. 
Oatocdo  (jpr.  -röttfebo),  ^eberißo,  ßenannt 
gioribaUrbtno,  ital.  ÜJialer,  ßeb.  1528  )u  Ur= 
bino,  »ar  Sdjüler  befl  SBattifta  ^ranco  in  Senebiß, 
bilbete  ftd?  oomebmlid)  nad)  Z  ijian,  SHaff  ael  unb  ©or = 
reßßio,  lebte  feit  1548  einiße  3rit  in  9iom,  bann 
bauemb  in  feiner  Haterftabt,  roo  er  1612  ftarb.  3" 
ber  Süfilicbteit  be*  itolorite  unb  ber  SJkicblidjfeit 
bed  3lu*bmdö  überbietet  er  nod>  ßorreßßio.  ^u 
{einen  j&auptroerten  ßebören  bie  Kreu^abnabme  im 
Tome  ton^erußia  (1569),  ÜÄabonna  al«  jyürfpredK: 
rin  ber  Jöilflofen  ( 1579)  in  ben Uf Prien  ju  ^lorenj,  bie 
Hreujißunß  im  Tome  )u  ©mua,  bie  Stfion  bc«  b'il- 
^ranj  in  ber  ^ranjütanerKrcbc  ju  Urbino,  3Hariä 
öimmelfabrt  m  ber  ©alerie  ju  Treiben,  £>eiliße 
,vamüie  (f  oß.  SKabonna  bei  ©atto,  in  ber  Sonboner 
Nationalßaleric).  Tie  Tarftellunß:  Gbriftue  al« 
©ärtner  »or  IRaßbalena ,  befinbet  fid?  im  Gorfinis 
^alafte  \u  9iom,  in  ftloreng  unb  in  'JKünd;en  (1540). 
3lud>  malte  er  oortrefflitbe  Silbniffe. 

lönroctjc  (fpr.  -röfcp),  Pierre  §uU$,  franj. 
Staatsmann,  ßeb.  18.  Nop.  1802  ju^aris,  ftubierte 
bie  ÜRecbte.  311«  febr  anßefebener  3lb»ofat  in  ^ari« 
mürbe  er  1846  Sätonnier  (f.  b.)  unb  ßelanßte  1847 
al«  SIbaeorbneter  in  bie  Kammer,  »o  er  fid?  neben 
DbilonSarrot  in  bie  SHeiben  ber  bpnaftifeben  Cppo* 
fition  ftellte  unb  an  ber  SReformberoeßunß  tbätißen 
Slnteilnabm.  Nad)  berWeuolution  «on  1848  warb 
er  in  bie  ftonftituierenbe  Nationalperfammlunß  ße: 
wäblt.  3«folßf  »er  enerßifdjen  Slrt,  wie  er  bicr 
allen  bemotratifd^en  ÜBeftrebunßen  entßeßentrat,  be- 
rief ihn  Napoleon  jum  oberften  StaatSproturator 
am  ^iarifer  Slppellbofe.  3m  Dtärj  1850  jum  2)li- 
nifter  be«  3"nem  ernannt,  fegte  er  bie  Ginfdjrdutuiiß 
bes  allßemeinen  Stimmrccbts,  bie  iBerdnbemnß  ber 
^refeßefe&e,  bie  Scbliegunß  ber  Klubs  unb  bie  31  uf- 
löfunß  ber  voltsoereine  bunt.  3"f olße  eines  il'ii \; ■ 
trauensootums  ber  Nationaloerfammluna  trat  er 
im  3an.  1851  }urüd.  $on  ÜDtärg  bis  Df tober  jene« 
3ab,res  war  er  ÜJlinifter  bes  flufiern.  Unter  bem 


Digitized  by  Google 


406 


©arocf  —  Barometer 


flaifmeid>,jür  beffen  3uftanbelommen  er  toefentlictj 
mitroirtte,  Sftinifter  obne  Portefeuille,  1863  3ufti«! 
miniftet,  balb  au*  äultuÄminifter  unb  (1864)  Se» 
nator,  vertrat  im  Senat  roie  im  ©efefigebenben 
flörper  bie  abfolutiftifd?e  politü  Napoleon*  III., 
mußte  aber  im  3uli  1869,  al«  ber  ftaifer  tonftitu= 
tioneUe  ^Reformen  in  3lu*ficr>t  (teilte  unb  ju  beren 
Serroirtlidning  ba*  SJlinifterium  Ollipier  bilbete, 
feinen  boppelten  ÜJUniftcrpoften  nieberleaen.  Seim 
Sturje  be*  jroeiten  flaiferreia?*  flüchtete  fidb  S.  nad) 
Serfep,  too  er  29.  CK.  1870  ftarb. 

©aroef ,  ein  3Bort  pon  bunfelm  Urfprungjrranj. 
baroque.eö  roirb  abgeleitet  Pom  lat.  Verruca,  ©arje, 
©öder,  Heiner  ^yetjler,  unb  bebeutet  nacb  iHolanb 
be  Sirlop*:  unregelmäßig  in  ber  Jorm;  im  l'c  t  ti; 
gieftfeben  beißt  barroco  unregelmäßig  geformte 
Perle;  mit  roc,  Reifen,  bdngt  e*  roobl  niebt  jufam« 
men,  nod)  roeniger  mit  bem  üftaler  Saroccio.  Sa* 
©ort  würbe  jundebft  in  Jranfreicb  auf  bie  Strcfoitet* 
tur  angeroenbet,  unb  lv  und  tut  ben  Sauft  il,  in 
ben  fiep  ber  ital.  SRenaiffanceftil  auflöft.  Sr  lenn« 
widmet  fiep  burefe  ben  Übergang  Pom  Strengen  jum 
greien  unb  3Jlalerifd;en,  Pom  ©ef  ormten  junt  5orm= 
lofen.  211«  Sater  be«  Saroctftil«  gilt  2Jtid>elangelo 
Suonarroti,  al«  ©eburt«ft<ittc  SHom;  Hauptmeifter 
be*  SBarocTftild  fmb  ferner  Antonio  ba  Sangallo, 
Signola,  ©iacomo  bella  Porta,  üßtaberna,  Sernini, 
Sorromvni.  3ur  Gntftebungöjcit  bieß  ber  Stil  in 
Italien  bie  moberne  Warner.  9R  erlmale  be« 
Sarodftilö:  man  fomponiert  nad?  Waffen  pon 
Siebt  unb  Statten  auf  ben  (Sinbrud  ber  Seroegung 
bin,  jiebt  bie  Meinem  ©lieber  ju  größern  jufammen, 
l  tut  t  bureb  foloffale  ©röße  im  ganjen  unb  einzelnen, 
bureb  roeite  Auslobungen,  bureb  breite,  feproere,  niebt 
poll  burcpgeglieberte  Waffenbaftigfeit  ju  roirfen;  bie 
formen  roerben  abgeftumpft,  erroeiebt,  gerunbet, 
roulftig.  ber  Pfeiler  perrfebt  üor,  bie  ©lieber  roerben 
perpielfaept  (pilafterbünbel),  bie  borijontale  Cinic 
roirb  aufgelöst,  bie  formen  roerben  gebroepen  (per: 
tröpfle  Pfeiler  unb  Strcbitraoe,  gebrochene  unb  gc« 
feproeifte  ©iebel,  gebrüdte  Sogen,  gerounbene  Sdu« 
len),  bie  Cinien  be«  ©runb«  unb  be«  Äufriffe«  roer« 
ben  tut*  Scproingungen  belebt.  :Huhc,  Harmonie 
unb  feböne  Serb&tni|fe  geben  bem  S.  ab;  er  ift 
großartig  unb  rubelo*.  mebr  bef oratio  al*  fon« 
ftrultio,  aber  ber  edjte  Auebrud  feiner  3«t.  $lbn= 
Hebe  Gigenfefcaften  jeigen  bie  Waler  betS  Sarod« 
ftil*:  fiuea  ©iorbano,  iKubenä,  ber  Silbbauer  Ser« 
nini  u.  a.  Weuerbing*  roirb  aud;  eine  Gpocbe  ber 
antifen  Äunft  mit  SReebt  al*  römifeber  Sarod- 
ftil  bejeiebnet  (oon  Spoel,  ©eltgefepicbte  ber  ftunft, 
Waiburg  1888).  —  $m  übertragenen  Sinne  beißt  S. 
fooiel  roie  rounbcrlicb,  perfebroben,  bijarr,  burd) 
feine  unangemeffene  <jorm  im  ©iberfprueb  mit  fei: 
nem  3Bcfen  ftebenb.  —  Sgl.  p.  Scpumann,  S.  unb 
9*otolo  (Spj.  1885) ;  Gbe,  Sie  fcpätrenaiffance  (Scrl. 
1886) ;  ©urlitt,  ©e)d>id)te  be*  S.,  iHofofo  unb  ftlav 
fici«muö  (Stuttg.  1887—89);  SBMffHtt,  ^Hcnaiffance 
unb  S.  (*Dtündj.  1888);  Sambcrt  unb  Stabl,  Sarod« 
unb  jHololo  Slrditeftur  ber  ©egenroart  (mit  60  jar= 
bentafeln,  Stuttg.  1892—93). 

ttaröba.  1)  Nominell  felbftdnbigcr  Staat  Sor* 
berinbien«,  ein  %t\l  beä  frübern  mdd)tigen  91ei(b« 
ber  ÜMabratten  (f.  b.),  umfdloffen  pon  ber  prooinj 
©ubfdrat  ber  inbobrit.  präfibentfdjaft  Sombap, 
bat  22195  qkm,  (1891)  2415396  (*.,  barunter 
2137568  ^inbu,  188  740  9Jtobammeeaner,  50332 
Diobain,  29854  ©eifteranbeter,  8206  Parfen,  64(J 
C'briften  u.  f.  ro.  Mußer  in  Sombap  unb  Surat 


giebt  e«  nirgenbroo  fo  viele  parfen  aU  l)\tx;  jum 
größten  leile  roobnen  fte  in  Waußari  (24  km  füblidj 
pon  Surat).  2)er  Jütft  pon  S.  fübrt  ben  amtlidjen 
Flamen  ©  a  e  l  ro  a  r  unb  ben  <yamilientitel  Sena  Gbaß 
Äbcl  Sdjamfcber  Sababur.  Xa«  Gin!ommen  rourbe 
1895  auf  15,3  Btifl.  iHupien  gefd?ifet.  Der  ©aelroar 
Walbar  9iao  rourbe,  roeil  er  Serfucbe  maebte,  ben 


engl.  SwAbenten  Dbcrft  (naebber  ©cneral)  pbapre 
ju  pergiften,  1875  feiner  Stellung  entpoben;  ibm 
folgte  fein  Serroanbter  Sajabfdji  Mao. 


2)  S.  (bie  uriprüngliaje  inb.  gorm  ift  2B  a  b  o  b  r  a), 
fitaaptftabt  be«  Staate«  S.,  22°17,/i'  nßrbl.  Sr., 
73°  16*  öftl.  £.,  öftlicb  »on  bem  tief  eingeiebnitte* 
neu  Sette  be«  glüßepen«  Si*roamitrt,  bat  mit  bem 
Äantonnement  (1891)  116  420  barunter  91938 
&inbu,  20879  Wobammebaner,  2475  $fd?ain, 
582  Parfen,  504  ©briften,  30  3uben.  Temperatur« 
marimum  in  ben  foltern  SKonaten  +331/«0  C., 
Minimum  15°;  SJlarimum  in  ber  peißeften  3«t 
(l'tai  big  3uni)  401/,  C.  Mittlere  Äegenböbe  jäbr-- 
licb  1088  mm.  5)ie  Stabt,  pon  b«ttlid?en  Saum« 
Partien,  Jempeln  unb  ©rabmdlern  umgeben,  roirb 
burd)  jtvoi  jid)  freuienbe  breite  Straßen  in  pier 
napem  g(eid>e  Teile  geteilt;  ben  Wittelpunlt  bilbet 
ber  iltarftplajj,  mit  einer  pieredtgen,  offenen,  in- 
roenbig  mit  Springbrunnen  unb  Sifcbdnfen  per= 
febenen  ^alle  au«  ber  3rit  ber  5Dlogulbcrrf(ber. 
3Die  Wabrattenbauroerle  ftnb  pon  (etner  Sebeu« 
tung,  am  roenigften  ber  formlofe  Palaft  be«  5ür« 
ften.  £»inter  bemfelben  erbebt  f«b  ber  IRafar« 
Sagbpalaft,  iefet  ba«  Scbatjbau«  für  bie  ^uroelen 
be«  dürften  (fflett  bcrfelben  über  60  SWiU.  9L)  unb 
eine  ummauerte  Mirena  für  SRing*  unb  Tierfdmpfe. 
3ablrei<b  ftnb  bie  öinbutempel  unb  bie  Heiligtümer 
berjenigen  frübern  öerrfdjer,  roclcbe  bureb  großartige 
Stiftungen  ti  ermöglicbt  haben,  Taufenben  Pon 
Srabmanen  bie  täaliAc  ^abnmg  ju  fpenben.  3« 
einer  ber  nörbl.  Sorftfibte,  lAatib'Stngb,  befinbet 
ftcb  ba«  Glefantenbau«  be«  dürften  unb  eine  ber 
beiben  2(tbletenfcbu(eu.  Sie  neuere  Stabt  jenfeit 
ber  Siäroamitrt,  roo  ba«  SKilitdr  liegt,  ift  bureb 
pier  Srüden  mit  ber  Slltftabt  perbunben.  Haupt: 
inbuftriejroeig  ift  bie  Anfertigung  pon  Selben«  unb 
Saumroollroaren.  Sie  ßifenbabn  fübrt  pon  S.  füb« 
lid)  nacb  Sbarotfd?:Surat«Somba9,  nörblitb  nadj 
ilbmababab^  [f.  Sarometer. 

ftaroarapl)  (grd).),  fopiel  roie  Saromerrograpb, 
^öarolo,  ein  oon  3Ueffanbria  unb  Turin  au* 
»ur  Serfenbung  tommenber  iHotroein,  gilt  in  feinen 
feinern  Sorten  al*  ber  beftc  9Pein  piemontg. 

4Baromafrometet(grdb.,«S(broere«unbi'dngen: 
meffer»),  ein  ^uftrument,  um  ba*  ©eroiebt  unb  bie 
fidnge  'Jlcugcborener  ju  beftimmen. 

Barometer  (gra>.,  b.  i.  $rud«  ober  Sdjroerc« 
meffer),  ein  pbpfit-  ^nftrument  jur  Seftimmung 
be*  Srude*  ber  atmofpbdrifdjen  i'uit.  3"  friner  Gr« 
finbung  gab  eine  Seobadjtung  florentin.  Srunnen« 
meifter  bie  Seranlaffung.  Siefelben  perfuebten 
baS  Raffer  in  einer  ungeroöbnlicb  langen  Saug« 
r&bre  auf  eine  größere  Hobe,  al«  früber  gebräuep« 
lieb,  3u  pumpen.  Sa«  ©affer  ftieg  aber  in  ber 
Saugröbre,  ungeaebtet  be«  fortgelegten  pumpen«, 
niebt  über  10  m  (etroa  32  Parifer  'Juß).  Torricelli, 
ein  Sdjüler  ©alilei«,fanb(l«»43)benroabren©runb 
biefer  ©rf*einung.  Gr  roieberbolte  ienen  Seriucb 
ber  Srunnenmeifter  mit  einer  febroerern  Jvlüfftgfeit 
ali  Raffer,  ndmlid)  mit  Ouedftlber.  Qx  füllte  nacb 
einem  uicrft  von  Sioiani  angegebenen  ©ebanfen 
Cucdftlber  in  eine  an  bem  einen  önbe  jugefcbmol= 


Digitized  by  Google 


iöaroincter 


407 


jene  ©laSrobre  ($ig.  1)  von  etwa  800  mm  Sänge, 
Ublofc  biefelbe  mit  bem  Jinßtr,  tebrte  fte  um  unb 
tauchte  fie  mit  bem  offenen  dnbe  in  ein  mit  Oucd* 
filber  gef  ülltei  ©efdfc  n  n.  Nacb  bem  i>in* 
wegjieben  bei  Singeri  fanl  bai  Oued* 
filber  bis  auf  eine  i>obc  von  etwa  7G0mm 
berab,  wdbrenb  ber  ober* 
balb  ber  Cuedfilberidule 
gelegene  leil  ber  ©lai* 
röbre  leer  mürbe.  Jorri* 
celli  erf  annte  bieraui.baß 
ber  2)rud  tiefer  760  mm 
langen  Ouedfilberfdule 
aleid)  wäre  bem  einer  10m 
langen  Söafierfäule.  (*r 
fcblofe  baraui ,  :  .<r,  biefe 
unter  ftd?  gleichwertigen 
Säulen  von  einem  unb 
bemfelben  2>rud  gebal- 
ten  werben,  unb  crlanntc 
barin  ben  2)rud,  ben  bie 
3ltmofpbdre  auf  bie  freie 


5'a.  t 


ftlüffigleitioberfläcbe  bei 
OJefafu'c-  ausübt,  in  bie 
bai  ©lairobr  eintaucbt. 
Tic  jehigen©efäfebarometer  ftnb eine  Citroen: 
bung bee  Jorricellifcben  93< r f udj  $ .  Gin  f olcbee Oefäfe* 
barometer  beftebt  aui  einer  an  bem  einen  Gnbe  juge* 
fcbmoljenen, ungefähr  800mm  langen  ©lairöbre.bie 
mit  Ouedfilber  gefüllt  ift  unb  mit  irrem  offenen  Cnbe 
in  ein  ©cfäß  mit  Ouedfilber  eintaucbt. 


Um  ben  Rom  in  ber  ©laevöbrc  ober* 
balb  bei  Cucdfilbera  luftleer  ju  mad>en, 
wirb  bai  Ouedfilbcr  in  ber  iHöbre  aue* 
ge(od)t  unb  bann  in  bai 
©efdß  mit  Ouedfilber  ein: 
gefe&t.  $ur  genauem  Ülb* 
meffung  ber  i)öbe  ber  burd? 
ben  5)rud  ber  8uf  t  imÖleicb* 
gemiebt  gehaltenen  C.ued* 
filberfäule  bient  ein  neben 
ber  JKöbre  angebrachter 
ÜMafiftab,  beffen  Nullpunft 
fteti  auf  bai  Niveau  bei 
Ouedfilberi  im  ©efäfc  ein* 
geftellt  wirb,  wäbreub  ber* 
jeniae  iUinlt  beefelben,  ber 
bemWiccau  bcäOucdfilber* 
in  ber  Nöbre  entspricht,  bie 
Sänge  ber  burd)  ben  iiuft* 
brud  getragenen  Cued= 
filberfdule  ober  ben  33  a  r  o  * 
meterftanb  angiebt.  Um 
ben  Nuüpunlt  ber  Stala 
immer  an  bie  C  bcrfläd^e  bei 

T.  *3ff    OuedftlbeTi  im  ©efäfe  brin* 
\0     gen  ju  tönnen,  richtet  man 
 I  bei  genauen  ©efäfibarome* 

5t(».  s.  »ig.  i.  tern  (ftig.  2)  ben  Beben  bei 
©efäße*  fo  ein,  baf»  er  fid? 
beben  unb  fenlen  läßt.  3u  biefem  33ebufe  ift  ber 
33oben  bei  ©efdßei  ein  t'eberbeutel  LL,  ber  fictt 
bureb  eine  Schraube  K  fo  einftellen  läßt,  baß  bie 
Spi&e  S,  bie  ben  Nullpuntt  barftellt,  bie  Cber* 
fldcbe  bei  OucdftlbcrfpiecH'li  berührt,  wai  man 
an  bem  Spicgelbilb  ber  epifce  im  Ouedfilber  febr 
gut  beobad>ten  tonn.  Die  ©efäßbaromcter  mit 
beweglichem  33obcn  würben  pon  iHameben  (1786) 
erfunben  unb  pon  #ortin  (1820)  fowie  von  örnft 


(1847)  verbefiert.  Xa  bie  söerdnberungen  bee 
33arometerftanbei  blofe  am  obern  önbe  bei  33. 
abgelefen  roerben,  fo  braucht  man  pon  ber  Stola 
nur  ben  obern  Steil.  lao  Jöeberbar  ome  ter 
rjig.  3)  von  33ople  ( 1694)  befielt  au«  einem  ae* 
bogenen,  in  beiben  Scbenfeln  gleich  weiten  Nobr. 
3)ie  Slala  muß  entweber  ;ur  Ginftellung  bee  'Jiull 
puntted  auf  ben  Spiegel  im  türjern  offenen  :Hob- 
oerfd)iebbar  fein,  ober  man  bringt  ben  9hiUpuntt 
(roie  ÄapeDer)  nad)  ©ap^uffac  (1826)  jroifcben  bei: 
ben  Spiegeln  an,  jdblt  ju  bem  einen  Spiegel  auf* 
rodrtd,  ju  bem  antern  abrodrtd  unb  abbiert  beibe 
3ablen.  SBet  bem  gero5bnlicb.en  ^audbarometer 
Ointmerbarometer)  lieft  man  nur  bie  obere 
ftuppe  ab  unb  fuebt  bie  Scbroanfungen  ber  untern 
baburcp  tu  Derminbern,  bafe  man  bem  tunen  Sdjcn« 
fei  eine  flafdjenförmige  &rn>eiterung  giebt.  2)iefe 
Strt  93.,  auch  $piolenbarometer  genannt,  jeigt 
$ig.4.  3u  genauen  meteorolog.  93eobacbtungcn  bei 
vuftbrudei  unb  bei  barotnetrifeben  >>  b b c n - 
meff  ungen  (f.  b.)  finb  jebod)  biefe  33.  untauglid?. 
Tie  genaueften  93.  finb  bie  Normal  barometcr 
(f.b.).  ©ine  finnreiepe  SJerroenbung  finbet tai  Jpeber 
barometer  in  bem  von  SDolff  tonftruierten  lUilro 
barometer  (f.  b.).  ©dnjlicb  verfepieben  pon  ben 
Duedfilberbarometeni  ift  bae*  Slneroib  (f.  b.). 

Sd>on  jur  Reit  ber  Grfinbung  bei  33.  bemerlte 
lorrieeUi ,  baf»  ber  33arometerftanb  an  einem 
unb  bemfelben  Orte  balb  fteige,  balb  falle.  Um  ba* 
©efe&  biefer  33arometerfcbroantungcn  ju  ermitteln, 
müffen  bie  Jlblefungen  in  regelmäßigen  ^eitinter 
»allen  gefebetten,  ober  man  läßt  bie  33.  ihren  Stanb 
felbft  regiftrieren;  berartige  93.  nennt  man33aro  = 
metroarapheu.  6in  etnfacber  33arometrograpb 
beftebt  bariu,  bah  man  im  offenen  Sdpenlel  ciuei 
Öeberbarometeri  einen  Glfcnbein»  ober  Stat)lcplin* 
ber  febmimmen  läßt,  ber  bie  Scpmantungcn  mittels 
eine*  einfachen  vJD(ed)aniimue«  auf  einer  von  einem 
Ubrmert  regelmäßig  bewegten  i^apierfläcbe  felbft 
tbätig  fo  notiert,  bafe  auf  ber  ledern  eine  Kurve 
entftebt,  bie  bem  täglichen  ©ange  beö 
33.  entfpriebt.  Qin  febr  empfinblicber 
93arometrograpb  ift  bai  3Bagbaro  = 
meter.  33ei  biefem  bängt  ba$  93aro: 
meterrohr  an  bem  einen  5Irme  eine« 
3Bageballeni,  roäbrenb  bemfelben  am 
anbem  i'lnne  eine  ©egenlaft  ©leicbge- 
roidjt  bdlt.  2>a«  untere,  offene  @nbe 
bei  Nobri  taucht  in  bad  Ouedfilber 
einei  ©efdfsei,  bai  obere  6nbe  ift  er 
meitert  (f.  %i$.b).  SBdcbft  ber  fiuft; 
brud,  fo  fteigt  in  le&terei  Ouedfilber 
unb  vermebrt  ben  $rurf  auf  bie  iHing* 
fläche  dd  bei  Wehr*,  bai  ftd)  infolge* 
beffen  mit  feinem  ©agarme  etroai 
berabfenft.  33eim  tjallcn  bei  fiuft* 
brudei  gefebieb^t  bai  ©cgenteil.  3)iefei  «Bcbroanteii 
bei  SBagarmi  wirb  mitteli  einei  am  9Bagbalten 
befeftigten  Stifti  auf  einer  gleicb,mä|ig  von  einem 
Ubrroerl  bewegten  Scb,reibtafel  erficbthd)  gemadjt. 
Dal  Söagbarometer  mürbe  pon  lUorlanb  erfunben 
(1670)  unb  fd?on  frübjeitia  ali  93arometrograpb, 
permenbet.  3«  le&terer  Gigenfdjaft  braefate  ei 
Seccbi  (1857)  wieber  jur  ©eltung.  Stuct)  hat  man 
leht  Apparate,  bei  benen  bie  Erhebungen  unb 
Senlungen  ber  Äapfel  einei  Slneroibi  auf  einen 
Scbreibbebel  übertragen  werben,  ber  auf  einer  regel 
mäßig  bewegten  Sdjreibfläcbe  ben  33arometcrftanb 
felbfttbätig  anzeichnet 


Digitized  by  Google 


I 


408 


©arometarbluntcn  —  23aron  (Stiel) 


Megelmäßig«  93eobacbtungen  babcn  ergeben,  baß 
bie  Schwankungen  beS  i'uftbrudeS  tägliche  unb  jähr* 
liebe  $erioben  baben.  3m  allgemeinen  oeränbert 
fieb  ber  Suftbrud  bei  Tage  am  ftArfftcn,  in  ber  iJiacbt 
am  fcbwäcbften.  3n  ben  großen kontinenten  ift  buraV 
fcbnittlicb  ber  Cuftbrud  im  Sßinter  höher  als  im 
Sommer.  3»  ber  9tegel  ift  ber  burcbfcbnittlicbe  ©ang 
beS  93.  jenem  bea  Thermometers  entgegengefe&t. 
2US  mittlerer  93arometerjtaub  ober  als  normale 
93arometerböbe  am  MeereSfpiegel  bei  0°  C.  werben 
760mm  allgemein  angenommen,  obfebon  bicfe©rößc 
je  nach  ben  93reitegraben  etwa*  oerfebieben  ift. 
ifieft  man  ben  93arometerftanb  bei  einer  anbeut 
Temperatur  als  0°  ab,  fo  muß  man  bebenfen,  baß 
bie  üänge  ber  Cuedftlberfäule,  bie  beim  93.  baS  Maß 
für  ben  öuftbrud  ift,  fieb  mit  ber  Temperatur  »er* 
änbert.  Mehrere  Slblefungen  bei  oerfdjiebeneu  Tcm= 
peraturen  laffen  fich  baber  nur  bann  Dergleichen, 
wenn  man  bie  i'dnge  ber  Säulen  für  0°  ausrechnet, 
ober,  wie  man  fagt,  auf  0°  rebu3iert.  SieS  gefdjiebt 

nach  ber  Formel  b0  =        ,  in  welcher  b  ben  bei  t° 

abgelesenen  93arometerftanb,  b0  ben  rebujierten,  unb 
a  —  0,oooi8i  ben  SluSbebnungStoefficicnt  beS  Oued= 
filberd  bebeutet.  Sie  Skrbinbungslinien  ber  Orte 
oon  gleichem  mittlerm  93arometerftanbe  beißen  3>fo= 
baren  (f.b.).  3bre  Kenntnis  ift  für  bie  Meteorologie 
unb  fliiinatologic  oon  hoher  SÖidjtiglcit.  9cacb  ber 
Theorie  beS  SBtnbeS  (f.  b.)  oon  93uoS'93allot  (1857 
—60)  ftrömt  bie  fiuft  oon  ben  Orten  böbern  nach 
benen  niebern  ßuftbrudeS,  alfo  oon  ber  Sfohare  mit 
böberm  nad?  ber  mit  tieferm  93arometerjtanbe.  3e 
größer  ber  Unterfdjieb  iweier  einanber  benachbarter 
3fobaren  ift,  befto  ftärfer  ift  ber  ffiinb.  Sie  SSinbe 
übertragen  ben  äuftanb  ber  5ltmofpbäre  oon  ben 
bereits  burebftriebenen  auf  bie  noeb  m  beftreiebenben 
Crte.  55a  nun  bie  SRicbtung  unb  Starte  ber  SBinbe 
oon  ber  3ierjcbiebenheit  im  Cuftbrude  ber  betreffen: 
ben  Crte  abhängen,  fo  ift  bie  ÄenntniS  ber  93erdm 
berungen  beS  93arometerftanbes  für  bie  9BitterungS ■ 
lunbe  oon  ber  größten  93cbcutung.  Sie  ÄenntniS 
ber  periobifeben  93arometctfd)Wantungen  ift  alfo  für 
baS  Stubium  beS  regelmäßigen  ©angcS  ber  5Binbe 
crforberlidj.  Sa  es  jeboeb.  außer  ben  regelrechten 
Scbmanluugen  beS  93.  auch  unregelmäßige  giebt, 
fo  finb  lefttere  für  ben  Umfcblag  bes  9öettcrS  oon 
9iorbebeiUung.  ,\m  allgemeinen  läßt  ficb  bei  tiefem 
Stanbe  beS  93.  eber  fcblecbteS  al*  gutes  SBetter  er= 
warten.  Gin  fcbnelleS  unb  ftarfcS  Sinten  beS  93. 
jeigt  in  ber  Siegel  Stunn  an.  SaS  rafdje  Steigen 
lann  als  ein  3lnjeicben  für  fcböneS  9Better  angefeben 
werben.  3Bal)rfdjeinlicberc,  für  einen  Tag  beftimmte 
fog.  JBettcrprognofen  laffen  fieb  nur  bann  aufftellen, 
wenn  außer  bem  i'uftbrud  aud?  Temperatur,  *\cud?-- 
tigleit,  clcltrifcbeS  9>erbalten  u.  f.  w.  beobachtet  wer 
ben,  fo  baß  bas  93.  allein  als  SettcrglaS  untaug^ 
lieb  ift.  1 ioetterblumen  (f.  b.  I. 

^aromctctblumcn,  falfcbe  93ejei6nuug  ber 

^aromererprobe,  em  lurjeS  inbemoerbünnteu 
9laum  ber  Suftpumpe  eingcfcbloffeneS  öcberbaro; 
meter  (f.  93aroineter),  baS  bie  ©röße  beS  i'uftbrudeS 
in  biefem  iHaumc  anjeigt. 

^arometrte  (grdb.),  i'ebre  Dom  93aromcter. 

^arometrifche  ^übenmeffung.  Sie  93aro; 
meterfäule  muß,  wie  ^agcal  erfanntc,  um  fo  höher 
fein,  je  tiefer  baS  93arometer  in  ba«  bie  Srbe  um« 
fcbließenbe  ßuftmeer  oerfenlt  ift.  ?luf  boben  93ergen 
ift  bemnad;  bie  93arometerfäule  türjer  aU  im  Tbal. 
(H  ift  bcebalb  möglicb,  au^  bem  Swbenftanb  ber 


93arometerfäule  auf  bie  £>öbe  ber  93erge  ju  fd)ließen. 
©in  erfter  barauf  abjiclenber  i^erfud)  würbe  oon 
tyiecalä  Scbwager  ^errier  1648  ausgeführt. 

©rbeben  wir  und  in  £uft,  bie  ben  93arometerftanb 
b0  jeigt,  mit  bem  93arometer  nur  eine  Heine  £>öbe 
oon  m  üfleter,  fo  fmlt  ba§  93arometcr  auf  kl>„,  mo= 
bei  k  ein  oon  1  wenig  oerfebiebener  editer  93rudj  ift. 
6ine  weitere  erbebung  um  m  Meter  finbet  nun  tn 
fiuft  oon  bem  2)rud  kb0  unb  oon  eutfpredbenb  ge^ 
ringerer  Siebte  ftatt.  hierbei  fmlt  ba«  93arometer 
auf  k  •  kb0  - k *b0.  gür  bie  Orbcbung  h = u  •  m  Meter 
erhalten  wir  fo  ben  93arometerftanb  b,  =  k"  l»0.  Siefe 
Überlegung  fowie  bie  Ermittelung  oon  k  burd)  ben 
93erfucb  führt  jur  Formel 

h  =  18430m(logb0-log  b,) 
für93riggfche2ogaritbmen.  öiue  genauere $ormel  ift 
h  -  l&mm  (log  b0  —  log  b,)  (1  +  0(oo3G7  t) 

fl  -f  0,oo86  cos  2?  +  0,0000000  2H  +  g  fl# 

in  ber  t  bie  mittlere  Temperarur,  9  bie  geogr. 

93rcite,  II  bie  mittlere  Seehöhe  unb  f  =  J  (?° 

2\b0  b,/ 

ift,  worin  e0,e,  bie  Spannlräf te beä  2Bafferbampfe« 
an  beiben  Stationen  bebeuten.  Ser  Erhebung  oon 
10  m  infiuft  oon  760  mm  93arometerftanb  entfpridbt 
ein  fallen  ber  93arometerfäule  oon  ungefähr  1  mm. 
Man  oermenbet  für  6öb<nmeffungen  in  ber  Segel 
A?eber»  ober  ©efäßbarometcr,  bie  fo  eingerichtet  finb, 
baß  Tie  gefahrlos  transportiert  werben  fönnen(ÜReife= 
barometer).  93equemer,  aber  weniger  jucerläfftg 
ftnb  bieMneroibbarometer. — 93gl.  'Jcowaf ,  SaS  baro^ 
metrische  joöbenmeffen  (2.3lufl.,  SBien  1869);  <Rübh 
mann,  Sie  93.6-  (ÖPJ.  1870);  fflüllerStorf-Urbair, 
3ur  wiffenfehaftlicben  Verwertung  beS  Stneroibd 
(9öien  1871);  ptmM,  Sie  Sneroibc  (ebb.  1872); 
.Öerjog,  v$raftifche  Einleitung  gum  ööbenmeÖen  mit: 
telS  SofenbarometerS  (2.  äufl.,  iipj.  1874);  3orban, 
.vwbentafeln  für  93. 6.  (Stuttg.  1874);  93auernfeinb, 
Beobachtungen  unb  Unterfucbungen  über  bie  &(■ 
nauigleit  93.  (Münd).  1862) ;  berf.,  93eobachtungen 
unb  Uuterfuchungen  über  bie  eigenfehaften  bcS  9lau: 
betfehen  JlncroibbarometerS  (ebb.  1874);  Schreiber, 
£>anbbucb  ber  93.  (2. 2lufl.,  2i1eim.  1883) ;  Siogler 
unb  §elb,  ®raphifd?e  93aroinetertafeln  (93raunfdjw. 
1880) ;  Gorbciro,  The  barometrical  determination 
of  beights  (8oiU>.  1898). 

ttaromerrifdie*  Wcfäüc,  f.  ©rabient. 

«arometrifrhcö  UJtojimuitt,  f.  Suftmirhel. 

^aromctrii'fticc«  lUiiümum,  f.  Scpreffion. 

^arpmetrograpb  (grd?.),  f.  93arometer. 

Vatött  (lat.  baro,  über  baro),  nach  engl,  unb 
altfranj.  Staatsrechte,  entipreebenb  bem  JVreiberm 
(f.  b.)  in  ber  alten  beutfehen  flleidiSoerfaffung,  ein 
Hronoafall,  ber  fein  fiehn  unmittelbar  00m  itbnigc 
empfängt  unb  biefem  als  fiorb  ober  %a\v  ;uv  Seite 
ftebt.  9iocb  gegenwärtig  ift  in  Englanb  ber  über; 
gang  in  baS  CbcrhauS  unb  bie  Aufnahme  unter  ben 
hohen ?lbel  bureb  Erlangung  ber  93aronie  bebingt, 
wiewohl  feit  ber  entftehung  oerfchiebener  Hlaifen  ber 
sJ{obilitp  bie  bloßen  93.  noch  bie  Discounts,  GarlS, 
MarquiS  unb  f>erjöge  fowie  fämtliche  Söhne  ber 
SorbS  auS  ben  jwei  letitgeuaunten  klaffen  unb  bie 
älteften  Söbne  ber  EarlS  im  iKange  über  ftcb  haben. 
Sen  Titel  93.  führen  femer  in  (Snglanb  bie  dichter 
beS  6r<hec|uerhof S ,  oon  benen  oier  in  Englanb 
unter  einem  Chief  Baron  unb  fünf  in  Sdjottlanb 
JHeoenuenprojcffc  ^wifchen  Äönig  unb  Untertbanen 
cntfdjeiben.  libenfo  hießen  oorbcm93.  bie  Slotabeln 


Digitized  by  VjOOQle 


Waxon  föuliuS)  —  ©aroffop 


409 


ber  93ütgericbaft  von  Bonbon,  j|)ort  unb  anbern  gro« 
feen,  burdj  vlJrimlegien  auägejeidjneten  Stdbten,  in* 
gleichen  In*  ju  ben  9Bablbejtrt*anberungen  ber  Sitte 
üon  1832  biejenigen  iUarlamentamitglieber,  welche 
»on  bcn  fünf  öfifen  Soüer,  Jbafting^,  öpt^e,  9tom; 
nep  unb  Sanbmid)  in  ba*  Unterbau*  gefaubt  wur= 
ben.  Soldje  nid?t  bem  hoben  3lbel  jugebörige  33. 
werben  Mr.  (Mister)  Baron  tituliert.  (S.  Baronet.) 
3n  Srantreicb,  wo  fid)  bie  ÜJtontmorencp  ali  Pre- 
miers, bie  fiufignan  als  seconds  baroas  chretiens 
de  Frauce  betrachteten,  tarn  bie  93aronie  allmäblid) 
baburcb.  berab,  bafe  aucb  Slfternafallen,  bie  £ebnS= 
(eute  ber  hauts  barons  ober  beö  ftönigä  in  feiner 
Gigenfdjaft  ali  blofeer  Öerjog  oon  Jyrancien  Qilt- 
be  Trance),  bcn  Sitel  33.  erlangten,  unb  bafe  bie 
ßntmidlung  be$  iouoeräneu  Königtum«  bieSd)tan= 
ten  ber  alten  öcbuenerfaffung  burcbbracb.  Sie  ÜJtit 
glieber  be*  boben  Slbcl*  würben  feitbcm  ju£er= 
jögen,  ^rinjen,  ©rafen  unb  äRarquis,  unb  bie  93. 
nabmen  in  ber  tftangfolge  crft  bie  fünfte  Stelle  ein. 
—  Sie  roman.  9Bortform  93.  tarn  erft  im  17.  Sch- 
aue ^rantreidj  unb  Italien  nach,  Seutfdjlanb. 

ÖfiroH,  Julius,  iHedrtslebrer,  geb.  1. 3an.  1834 
ju  ftcftenberg  in  Sdjlcfien,  habilitierte  ftcb  1860 
in  93erlin,  würbe  1880  orb.  ^rofefior  bes  röm. 
fleebt*  in  ©reif*walb,  1883  in  93ern  unb  1888 
in  93onn,  wo  er  9.  £uni  1898  ftarb.  Seine  fcaupt* 
fdjriftcn  finb:  «Slbbanblungcn  au-  bem  preufj. 
Med?!»  (93erl.  1860),  «Sie  ©cfamtredjteöerbältnifie 
im  röm.  Stecht»  (2Rarb.  1864),  «^anbetten»  (fipj. 
1872;  9.  Stufl.  1896),  « Sbbanblungen  aue  bem 
röm.  ©unlptojcfi»  (3  93be.,  93erl.  1881—87),  «gn. 
i>otmann«  Slntitribonian»  (93em  1888,  geftfebrift 
für  93oloana).  93.  gehört  }u  ben  Katbcberfocialiften 
unb  veröffentlichte  im  Sinne  biefer  Stidjtung:  «Sln- 
grifie  auf  baS  Grbrecbt»  (in  ben  «Seutfcben  3«it= 
unb  Streitfragen»,  93erl.  1877),  «über  Grbfdjaft*: 
ftcuer»  (in  öilbebranbä  «Sabrbüdjern»,  93b.  26), 
«3ur  «yortbUbung  bea  £>aftpflicbtgefeties»  (öeft  19 
ber  «Schriften  bes  93creius  für  Socialpolitit»,  2pj. 
1880),  «Sie  93örfencnquctc»  (93crl.  1891).  ©emein= 
verftänblicb  gehalten  ift  bie  Slbbanblung  «Sae  J&ei= 
raten  in  alten  unb  neuen  ©efc&cn»  (2n§.  1874). 

^arou  (fpr.  -röng),  ÜRicbel,  eigentlich  93opron, 
Schauspieler,  geb.  8.  Oft.  1653  $u  tyaxii,  würbe 
unter  ÜKolicrc*  Seitung  ein  vortrefflicher  Sar* 
fteller  tiagifcber  unb  tomifeber  Wollen  unb  fiieb: 
ling  be*  ^arifer  ^ublitum«.  SJtit  3000  Sivree 
^cnfton  oerlieb  er  1691  bie  93übne,  betrat  bie- 
fclbe  aber  1720  wieber  unb  fanb  fclbft  noch  in 
jugenblidjen  Wollen  93cifall.  93.  ftorb  22.  Sej. 
1729  vi  tyaxii.  93on  feinen  eigenen  Suftfpielen 
(«Theatre  de  M.  B.»,  2  93be.,  s^ar.  1730;  3  93be., 
1759)  hielt  fid)  «I/homtne  ü  bonnes  fortunes» 
1 1686)  lange  auf  ber  93übne. 

'■8  a  ronc  ff  c  (franj.  baronne),  93aronin,  greifrau ; 
in  Seutfdilanb  gewöbnlid;  für  bie  Jodbtcv  eine» 
iöaron*,  baö  ^reifräulein,  gebrauebt. 

Baronet  (fpr.  bdrr5nett),  in  (Snglanb  bad  Wlit- 
glieb  einer  von  ^atob  I.  begrünbeten  Wangtlaffe, 
beren  SBürbe  erblicb  ift,  bie  aber  ebenfo  wie  bie  «lofle 
ber  Knights  (f.  b.),  beren  9Bürbe  nid}t  erblid)  ift,  )ur 
©entrp,  unb  nidjt  jur  ?(obilitp  gebört.  2>er  ütel  war 
anfangt  fduflieb  unb  würbe  begrünbet,um  bie  Wittel 
mr  Aolonifation  ber  ^nunnj  Ulfter  in  ^rlanb  ju 
befdjaffen.  6in  B.  wirb  mit  bem  9Bort  Sir  cor 
bem  93omamen  unb  bem  Jitcl  B.  (abgelürjt  Bart.) 
hinter  bem  Warnen  benannt.  Seine  tfrau  bat  im  all= 
gemeinen  ©ebraud?  (by  courtesy)  ben  XitcILady; 


ibr  eigentlitber  Jitel  ift  Dame.  —  3Jgl.  ^irlep,  A 
history  of  the  baronetage  (Sionb.  1900). 

gtarönie,  berjenige  ©runbbeftft,  an  welchen  ber 
Stanb  aU  93aron  (j.  b.)  urfprünglicb  getuüpft  ift. 
arontficren,  m  bcn  jreibcrrenftanb  erbeben. 

H3aroniuc(,  ßäfar,  röm.^fatb.  Kirdjenbiftorifer, 
geb.  30.  Ott.  1538  ju  Sora  im  Weapolitanifcben, 
tarn  1557  nach  Wom,  wo  er  ftd?  ben  Oratorianern 
anfcbloft.  6r  warb  93eid)toater  bed  ^apjtcä,  apojto- 
lifcber  ^rotonotar,  1596  Sarbinal,  ferner  93iblio-- 
tbelar  ber  9iatitanifd?en  93ibliotbet,  aUitglieb  ber 
Congregatio  ecclesiasticorum  rituum  fowie  ber 
Typographia  Vaticana.  (Sr  ftarb  30.  T>uni  1607 
unb  würbe  1622  oon  ©regor  XV.  tanonifiert.  Sein 
bebeutenbfted  SBert  fmb  bie  «Anuales  ecclesiastici 
a  Christo  nato  ad  annum  1198»  (12  93be.,  9tom 
1588  —  93;  Öfter  nadjgebrudt,  am  beften  in  ber 
3lntwerpener  «umgäbe,  12  93be.,  1601—5),  in 
benen  93.  ben  9ia*wei«  »erfuebt,  bafi  bie  ewigen 
WeAte  Womd,  befonberä  bie  bieraTcbifcbe  9öelt= 
ftellung  ber  Kurie,  in  ber  Sntwidlung  beS  Ur= 
ebriftentum«  begrflnbet  feien.  6r  Derfdbrt  babei 
oöllig  fntitlo«  befangen  in  fiv±li±  -  fatb.  SJorurtei- 
(en;  bodb  ift  fein  Suerf  ali  ÜRaterialienfammlung 
utanbav.  33gl.  ^Jagi,  Critica  in  universos  Annales 
ecclesiasticos  Baronii  (4  93be.,  9lmfterb.  1705;  oer= 
beffert  Don  Sranj  93agi,  3lntw.  1724),  bie  nebft 
ber  §ortfe^ung  (1198—1565)  ber  «Annales»  oon 
SHapnalbi  (10  93be.,  SRom  1646— 77)  in  bie 
gabe  oon  a«anfi  (43  93be.,  fiucca  1738  -  59)  auf« 
genommen  fmb.  SBeitere Sortierungen  ber  ftnnalen 
lieferten  be  ^aberepi  (für  1565—71,  3  93be.,  JRom 
1728)  unb  Jbeiner  (für  1572—85,  3  93be.,  ebb. 
1856—57).  Sie  überfe^ungen  in  anbere  Sprachen 
fmb  jablreich.  93on  ben  übrigen  SBerfen  be«  93.  oer- 
bienen  Erwähnung:  « Martyrologium  Rornanum» 
(9lom  1586)  unb  «De  Monarchia  Siciliae»  (auch 
«Annales  ecclesiastici»,  93b.  XI),  welche  oon  Phi- 
lipp III.  oon  Spanien  verboten  würbe.  —  3Jgl.  93ar= 
nabeuS,  Vita  Baronii  (Wom  1651);  Sllberict*  Mu« 
gäbe  ber  Epistolae  nunc  primum  editae  (3  93be.f 
ebb.  1759);  Sarra,  Vita  del  cardinale  Ces.  Baroniu 
(ebb.  1802);  Äerr,  The  life  of  B.  (Sonb.  1898). 

* aroittjf ,  i.  ^efaterinenftabt. 

(Barop #  £aubaemcinb<  im  Jirciö  öövbe  beä 
preufe.  9lcg.:93ej.  Slm^berg,  6  km  oon  Sortmunb, 
an  ber  fiinie  SDitteiuSortmunb  ber  Breu&.  Staate» 
bahnen,  beftebt  au§  ben  S örf em  ©  r  o  §  unb  St  i e i n » 
93arop,  ben  Kolonien  dtofterbad),  StdbttfaV 
93arop,  93aroperbaibe  unb  ben  3ecb«n  «fiuife» 
unb  ■9iUtw<»  unb  hat  (1900)  3840  meift  enang.  ($., 
^oft,  Seiegraph,  eoang.  unb  fatb.  Kirche;  Stein; 
toblenbergbau,  93lecbwaljwerl,  ÜJlafdjinenfabrilen, 
Gifengie&ereicn  unb  Ziegeleien. 

söaroquc  (frj.),  f.  93arod. 

SBarofföp  (greb.,  «Srudanjeiger»),  dltere  SBc- 
jeiebnung  für  baä  93arometer  (f.  b.).  ÜJian  bezeichnet, 
3mar  unrichtig,  aber  ie&t  allgemein  gebrfluchlid),  mit 
biefem  Söorte  auch  eine  ungefähr  15  cm  lange,  2  cm 
weite,  oben  unb  unten  iugefcbmoljene  ©la3röbre, 
bie  etne  Suflöfung  »on  Salpeter,  Salmia!  unb 
Kämpfet  in  9Beingeift  enthält.  93ei  größerer  ober 
geringerer  Jemperaturerniebrigung  fcheiben  fid)  au« 
biefen  Sluflöfungen  bie  aufgelöften  Stoffe  mehr  ober 
weniger  in  fttpftatlfloden  au«,  bie  fieb  bei  iunebsuen 
ber  Jemperatut  miebet  auflöfen.  Solche  Hpparatc 
lönnen  nicht  wie  bie  Ouedfilberbarometer  eine  9ier= 
änberung  be§  Cuftbrude«  anjeigen,  gefchweige  benn 
ali  9Bettergläicr  bienen. 


Digitized  by  Google 


410  Barosma  — 

Baröama  Willd.,  SuftftrauA,  ^flanjen* 
gattung  bet  SRutaceen  (f.  b.)  mit  15  Sitten,  tautet  ; 
Sttduajern,  am  SJorgebtrge  bei  ©uten  Hoffnung ; 
mehrere  berfelben  liefern  bie  als  93udo  (f.  b.)  be* 
Tannte  2)rogue.  SDie  beften  93udobldtter  liefert 
B.  crenata  L.  Jbre  bieten,  brüfigen,  aromatifcqen 
Glättet,  frifdj  \laxl,  unangenehm  riedjcnb,  tnU 
galten  ein  beügolbgelbeS  dtberifdjeS  Cl  üom  ©e» 
rudj  ber  93ldtter  unb  einen  eigentümlichen  Stoff, 
baS  2)ioSmin,  einen  inSDaffer  unlöslichen,  m 
SBeingeift  unb  Mtber,  auch,  in  dtberifepen  Clen  1öS* 
lieben  Irpftallifierbaren  Körper.  3)et  reirtfame  93e* 
ftanbteil  ift  baS  dtl^erif^e  Cl.  ÜJcebrere  Srten  finbet 
man  als  äierftrdudjet  in  ©ereäcbSbdufern. 

©arofj,  ©abriet,  Gbler  pon  93eluS,  ungar. 
ÖanbclSmmifter,  geb.6.3uni  1848  in$ru)fma,  im 
Jrentfcpiner  Komitat,  ftubierte  in  93ubapeft  bie 
iRecbte,  mürbe  barauf  6onorar:93icenotat  bei  bem 
Jrentfdjiner  ©erieptspof ,  1871  »umreirllichenKomi: 
tatS:33icenotar,  1874  »um  Dbernotar  unb  fpdter  »um 
^räfibenten  beS  SBaifenftublS  gerodblt.  3"  feinem 
Komitat  rear  er  frübjeitig  einflußreich  im  polit.  unb 
focialen  Ccben;  er  grünbete  bie  aVagvölgyi  lapok» 
(«©aagtbalcr  93ldtter»)  unb  mar  im  3nteref)e  ber 
sj)cagparifierung  eifrig  tpdttg.  1875x>omv?ud)0:3lla» 
üaer93e»irteinfUmmiginben3Reid)Stag  gerodblt,  roar 
er  mieberbolt  Schriftführer  beS  HbaeorbnetenibaufeS, 
in  bem  er  feit  1884  bie  Stabt  SRaab  oertrat.  1882  »um 
StaatSfetretdr  im  KommunitationStmnifterium  er* 
nannt ,  nahm  er  fofort  bie  SReorganifation  ber  Kö= 
niglid?  Ungar.StaatSbaljnen  in  Singriff  unb  führte  fte 
au*  cur*,  ebenfo  führte  er  bie  fytftitution  ber  ^oft= 
fpartaffen  ein.  9tad?  KemenpS  iHüdtritt  übernahm  93. 
baS  9Jlinifterium  für  öffentliche  Arbeiten  unb  Rom-- 
muntlationSroefen,  1890  auch  baSbcSfmnbelS.  9US 
ÜJtinifter  füprte  er  bie  Sereinigung  beS  $oft=  unb  beS 
JelearappenroefenS  burd),rief  ben^Joft;  unb  Jelegra; 
pbenlebrturS  inS  Geben  unb  fdjuf  »ablreidje  SRefor: 
men,  nahm  bie  ÜHegulierung  beS  Gifemen  2bor<?  in 
Singriff  unb  führte  ben  ^erfonem  unb  ben  §rad>ten: 
Zonentarif  auf  ben  Ungar.  StaatSbafonen  ein.  3m 
yan.  1892  mürbe  93.  aufs  bef tigfte  angegriffen,  als 
belannt  mürbe,  ba§  im  SBiberfprudj  »u  ben  93eftim: 
mungen  beS  beutf<fc=öfterr.  ftanbelSoertragS  gepeimc 
*Hü  df  raebtenoerträge  mit  einer  ungar.  fmnbelSgef elU 
fdjaft  beftdnben.  3Diefe  Scbreierigteit  mürbe  burd? 
bie  Grtldrung  befeitigt,  bafi  1.  ftebr.  1892  mit  bem 
3nlrafttreten  beS  SanbelSoertragS  bie  geheimen 
Sertrdge  aufhören  mürben.  IB.  ftarb  9.  9Jiai  1892 
in  23ubapeft,  reo  ibm  por  bem  Sentralbab.nbof  1898 
ein  Stanbbilb  errietet  reurbe. 

©atoter  (Gebirge,  f.  Karpaten. 

löarotbcrmograpp  (ard?.),  f.  3:f>ermograpb. 

©arofhermometer,  f.  fcppfotpermometet 

»arorroptömuS,  f.  93b.  17. 

©atütirt),  oerberbt  auS  93batotfcb  (f.  b.). 

©arotfc,  baS  SHeicb  ber«.  ober  Cuina  unb  SDla* 
bunba  im  Innern  SübafritaS ,  öftlid?  unb  nörblicb 
Dom  obern  ©ambeft  jreifd;en  ber  3Jlünbung  bei 
Kabompo,  bei  Ifdjobe  (Huanbo)  unb  bei  .Rafue 
(\.  Karte  .ilquatorialafrila.beim  Ärtif  el  3lf  r  ila), 
ein  an  edbten  tropifden  ^robuften  febr  reiebed 
2anb.  Qi  wirb  uon  einem  dürften  unb  feiner  Soiree* 
fter  ober  Butter  a\i  9legentin  bebe. -vi & t  unb  ftebt 
feit  bem  engl.:portug.  Vertrag  vom  28.  SDlai  1891 
(feit  1899  SRorbreeftT^obefia  genannt)  unter  bem 
s4irotcftorat  (5nglanbS,  reeld?e«  feit  1899  bie  (*ng= 
lif*«Sübafritanifd)e  @efeUf*aft  auiübt.  5)ie  Söe^ 
reopner,  au^  18  ki>ölferf*afteu  beftebenb  (barunter 


©orra  (3nfeQ 

bie  93atofa,  URafcbufulumbme  u.  a.),  fmb  portreffltcbe 
6diffcr,  ^ifeber.  Saget  unb  6d>miebe  (f.  Stafel: 
Sifritanifdje  Äultutl,  §ig.4u.  10^ beimÄrtifel 
Slfrüa)  unb  halten  grofje  gerben  con  SHmbem.  8cbi= 
tuane,  ein  SBafutofürft,  batte  fid»  1824—25  mit  fei- 
nen SRatololo  (f.  b.)  am  fübt.  Ufer  be$  obern  6am* 
befi,  in  ben  Wordften  bei  Jfcbobe  erobemb  nieber-- 
gelaffen.  Sie  93.  oertilgten  nadj  feinem  lobe  bie  üDca- 
lololo,  breiteten  ftcb  nacb  biefem  Sieg  ali  Herren  beä 
Sanbeä  reeit  nadp  Horben  unb  Dften  aui  unb  nab - 
men  bie  Spracbe  bet  93enegten  an.  3n  2ialui  (Cea^ 
lug),  ber  9ieftben)  bed  ^duptlingS  Seroanita,  reobnt 
ein  brit.  SReftbent  (f.  «Hbobefta,  ©b.  17).  —  03gl. 
93ertranb,  Au  pays  des  Ba-Rotsi  Haut-Zambeze 
«arortjton ,  f.  93b.  17.  [($ar.  1898). 

«Baro^i,  ©iacomo,  itat.  53aumeifter,  f.  «ignola. 
©arquifimeto  ffpr.  barti-),  ^auptftabt  be* 
Staates  Sara  in  ben  ^Bereinigten  Staaten  oon93ene* 
»uela,  am  glcidmamigen  3upufj  beS  ©ojebe,  in  605m 
£öbe,  auf  einer  unfrud?tbaren  $od?ebene,  Hnoten= 
puntt  mehrerer  ^anbeleftrafeen,  ift  gut  unb  regeU 
mäfiig  gebaut,  bat  (1889}  angeblich  31476  GL,  roabr- 
fcbcinlidb  taum  15000 ein  Kollegium,  mehrere 
Schulen  unb  s^ieh»ucht  (bef  onberg  süf  erbe  unb  ÜJtaul- 
tiere).  3m  gU'fetpai  gebeihen  ffieijen  unb  europ. 
©emüfe  neben  Kaffee,  Katao,  3uder  unb  ttopifchen 
^rüdjten.  —  Schon  1522  »on  yuan  be  Sßillegad  jut 
»uebeutung  vermeintlicher  ©olbminen  gegrünbet 
unb  imit  beffen  Satcrftabt  9teu--Segooia  genannt, 
hatte  Tie  1807  bereit«  15000  6.,  »urbe  abet  26. 9Jlärj 
1812butcbbad@rbbeben,  ree(d;ed  ©aracad  jetftbrte, 
ebenfalls  ftart  befa^dbigt,  fpdter  aud)  bureb  bie  iHc- 
oolutionSIriege  febr  entoöltert.  93on  1830  bis  1881 
rear  93.  ^auptftabt  beS  gleidmamigen  Staates. 

tBacr,  Jöauptftabt  beS  KantonS  iB.  (165,m  qkm, 
19  970  6.)  im  Kreis  SAlettftabt  beS  93e»irtS  Unter« 
elfafi,  29,7  km  fübreeftlicb  \?on  Strafiburg,  an  ber 
Kimed  f  oroie  am  Jnfee  ber  93ogefcn  unb  am  Gingange 
beS  UtridiSt^alS ,  an  ber  fiime  Strafeburg  *Sd)lett: 
ftabt  ber  Clfa^i'otbr.  ©ifenbafynen,  mitten  in  ©ein= 
bergen  gelegen,  ift  ch  eines  StmtSgerid;tS  (£anb> 
gcridjtßolmar),  3oUs  unb  SteueramteS,  Konfifto» 
riumS  augSburgifchen  JBetenntniffeS  unb  tatb.  j)e* 
tanatS  unb  hat  (1895)  5576  6.,  barunter  2503  Ha= 
tbotiCen  unb  107  Israeliten,  (1900)  5248  £,  ^oft= 
amt  erfter  Klaffe,  ütelegrap^,  Wealfchule,  ein  1640 
angeblich  auf  ben  ©runbmauern  ber  Kteppcrnburg 
erbautes  Siath^auS;  ^abritation  oon  Kunftreolle, 
ÜJcatrafeen,  Söollfoden  unb  öoljfcbutjcn^grofee  ©er- 
bereien, gdrbereicn,  IBierbrauereien,  toägemübleu 
unb  bebeutenben  ®einbau.  —  2>ie6errf  cbaft  33., 
aus  93.  unb  6  ©emeinben  beftebenb,  gehörte  im  SM\  - 
telaltcr  bis  1504  bem  pfdlj.  Saufe,  bann  bem  5Hate 
5UtarimitianS  L,  91ifol.  3»e gier,  beffen  Sßlme  fte  für 
90000  5L  an  bieStabtStra&burgücrfauften,  rcelebe 
fte  bis  1789  behielt  unb  noch  gro&e  Salbungen  bei 
j  93.  befifct.  —  93.  reirb  feiner  Umgebung  reillen  »iel 
befud  i ;  über  93. liegen  bie  93urgruinen  nnblau  (f.b.), 
Spefiburg,  SanbSberg  (600  m),  reeiter  ber  feböne 
?luSficbtSpunltioobrealb(f.b.)  unb  auf  bem  Cbilien« 
berg  (f.  b.)  baS  Dbilienflofter.  3m  UlridjStbat  23 ab 
93  ü  b  l  mit  ÜJtineralauellen. — 93gl.  X  homaS,  93eitrag 
jur  ©cfdjidJtc  ber  ^errfebaft  93.  (93arr  1887—88). 

Barr.,  bei  paldontolog.  tarnen  abtürjung  für 
3oacbim  93ananbe  (f.  b.). 
©arra,  f.  8aof«t 

»arm,  jurfd?ott.©raffd?art  3nternefj  gehörige 
3nfel  ber  öebriben  (f. Karte:  Sdjottlanb),  9  km 
im  S.  t>on  Süb=Uift,  ift  13  km  lang,  9  km  breit,  bis 


Digitized  by  Google 


Sorra  (ßanbföaft)  —  ^auai 


411 


600  m  hoch  unb  bilbet  bei  äocbmafier  jmei  Zeile. 
Tie  (1891)  2364  meift  latb.  G.  treiben  ftifeberei  unb 
Sßieb^ucbt.  Tie  benachbarten  $n\eln  unb  Klippen, 
etma  30,  beifeen  93arra*3nfeln.  93arra-:&eab,  bie 
füblicbfte,  trägt  ben  b&cbftaclecjenen  Ceucbtturm 
©rofebritannienS  (207  m).  —  93arra«Vafjage  ift 
ber  100  m  tiefe  äJleereSarm  jroifcben  ben  93arra: 
Unfein  im  9MB.  unb  liree,  (Soll  unb  «Rum  im  SD. 

®arra  ober  93 ar,  fianbfebaft  in  ber  brit.  fio» 
lonie  ©ambia,  an  ber  Üöcfttüfte  von  9tfrifa,  nur 
etma  72  km  lang  unb  breit,  im  allgemeinen  gut 
tultiuiert,  mit  anfebnlidjen  Dörfern.  Tie  93eroob5 
ner,  auf  200000  gefcbä&t,  fmb  SDtanbingo  (f.b.). 
©auptStabt  ift  93arrinbing. 

»Harra,  Stabt  unb  viel  befuebter  Suftlurort  in 
ber  ital.  'ißromnj  unb  im  93ejirt  Neapel,  jmvjcben 
Neapel  unb  bem  93efuü ,  an  ber  Scbmalfpurbabn 
9iapoli  Cttaiano  mit  Slnfcbluft  an  baS  ÜJtittelmecti 
nefc,  bat  (1881)  8464,  als  ©emetnbe  9743  &,  Boft 
Ielegrapg,3Beim  unbCbftbaufomieSetbcninbuftrie. 

»atta  bo  9Ho  JMegto  (fpr.  bu  riu  negru), 
brafil.  Stabt,  f.  QRanaoS. 

©arraf  ranca ,  Stabt  im  93ejtrl  $ia»a  Ärme* 
rina  ber  ital.  Sßrouinj  (Saltanifictta  auf  Sicilien, 
bat  (1881)  8948,  als  ©emeinbe  9091  <S.,  $oft,  Iele= 
grapb  unb  ein  Scblofe. 

iöarragan,  93oderam,  93uderam,  ein9BoH* 
ftoff,  ber,  im  ÜJtittelalter  uiel  gebraucht,  in  SRegenS 
bürg  in  oorjüglicber  ©üte  faorijiert  mürbe. 

ftarrage  (nrj.,  fpr.  -abfeb),  Slbfperrung  (einer 
Strafte,  eines  ijluffeö),  93arriire,  Sdjlagbaum, 
ttarftttfatt,  f.  33arr  eLÄbafain. 
roarruran,  \,  oman. 
lttutramunbafifrfi,  f.  Ceratodus  Forsteri. 
i^arranco  (fpan.),  eine  Scblucbt,  inelcbe  bei 
einem  Sultan  bie  SBanb  eines  Kraters  tief,  ftd)  nacb 
axmn  neigenb ,  burcbfcbucibct.  Stuf  %c.hv,a,  mober 
ber  Sfame  ftammt,  bilbet  ber  Barraaco  de  las  au- 
gustias  ben  3ugang  ju  bem  5000  3-uft  tiefen  &n- 
Itunfrater,  ber  fog.  (Salbcra  (f.  b.). 

©arranbe  (fpr.  -dngb),  Joachim,  ^aläontolog, 
geb.  1799  ju  Sauguc*  im  Tcpart.  öaute-fioire,  ftu: 
bierte  auf  ber  Volptecbnifcben  Schule  ju  Varia,  mar 
hierauf  (Jrjieber  beS  Grafen  Gbamborb  unb  lebte 

bann  in  Vrag,  mit 
ber  (5rfor|d?ung  ber 
ftlurifcr/en  ,\ontnv 
tion  in  33öbmen  be: 
febärtigt.  Gr  ftarb 
5.  Oft.  1883  in 
Scbloft  «yrobSborf. 
Sein  J&auptmert  ift 
baS  u  Systeme  silu- 
rien  du  centre  de 
ia  Boheme»  (IL  1, 
bic«Recherchespa- 
leontologiques»ent» 

baltenb,  \Brag  1852 
fg.),  uon  bem  eim 
jelne5lbfcbnitteaucb 
gefonbert  erfebienen 
futb. 

BarrandeoorT- 

nui  Ang.,  Seelilie 
beS  ftanbinau.  Si* 
lurS,  bie  abroeicbenbftc  0orm  in  bem  ungebeuem 
Formenreichtum  nameutlicb  paläojoifcbcr  (Erinoi: 
been,  infofern  feine  Sinne  nicht  vom  tfeldje  auS 
nach  oben  gerichtet  fmb,  mie  bei  allen  anbem,  fon* 


bem  im  SRubejuftanb  um  ben  Äelcb  herum  nach 
unten  getrempelt  ericheinen.  Tie  beiftebenbe  3lb- 
bitbuna.  jeißt  einen  Turdjfcbnitt  ber  Ärone  von  B. 

©arraitquilla  (fpr.  -tillja),  bie  »icbttgftc 
SanbelSftabt  ber  fübameril.  ftepublif  Gotumbia, 
an  einem  Unten  Nebenarm  beS  ÜKio  SRagbalena, 
roenige  Äilometer  uon  beffen  SJtünbung.  tta  biefe 
litünbung  eine  fchroere  33arre  bellet,  fo  beginnt  bie 
Aluftfchiffahrt  erft  bei  33.,  ba«  bureb  eine  eifen^ 
bahn  jundchft  mit  bet  Sterbe  Sabaniüa  Derbum 
ben  »urbe.  93.  bat  bereit«  40000(5.,  jebodj  feine 
öffentlichen  ©ebdube  oon  93ebeutung,  ungepflafterte 
Straften  unb  neben  Steinbdufem  im  Innern  nur 
'tUalmftrohbfltten  ber  drmern  93eoölferung.  Ter 
f>anbel  ift  fehr  bebeutenb,  bie  .ia Ii l  ber  nach  Hu i • 
fippifpftem  gebauten  SWagbalenabampfer  groft.  33., 
feit  (Eröffnung  ber  tflufebampfidnffabrt  in  rafd?cm 
»uffebmung,  tft  Si&  eine«  beutfeben  Äonful«  für  bie 
Xepartamentoä  33olioar  unb  Ü)ka>alcna. 

tttarrantef,  33incente,  fpan.  Scbriftfteller,  geb. 
24. 9Hfir)  1828  in  33abaioj,  lebt  feit  1848  in  SRabtib 
ber  Sitteratur.  @r  hat  Ticb  ald  bober  Staatsbeamter 
unb  $olitifer,  befonberö  bureb  fein  Eintreten  für 
liberale  SHcforinen,  ben  aiberifchen»  Ginheit*ftaat 
unb  bie  3ntereffen  ber  Äolonien  bemerflich  gemacht. 
Unter  feinen  iablreicbcn  Veröffentlichungen  aller  Ärt 
ftnb  berooruü'cbcn :  aDiccionario  biografico  de 
hombrea  c61ebres  extremenos»,  aGuerras  pir&ti- 
cas  de  Filipinas»  (1878)  unb  «Aparato  bibliogra- 
tif<>  para  la  historia  de  Estremadura»  (3  33be., 
1875 — 80);  femer  bie  9iobellen  «Siempre  tarde» 
(1851),  «Juan  de  Padilla»,  «La  vinda  de  Padilla», 
aNarraciones  extremenas»,  «Cuentos  y  leyendas>\ 
aud?  ber  polit.'fatir.  JKoman  «Viaje  a  los  üifiernos 
del  sufragio  uniTersal». 

fttarrae  (frj.,  fpr.  -rab),  oeralteteöanbelibejeich-- 
nung  für  geringmertiged,  burd)  Steinchen  unb  ^olj- 
ftüdcbenftarfT>emnreini0te0©alipot([.3icbtenbarj). 

iöarrad  (fpr.  -rab),  "Caul  3«on  §ranc,oi8  ^ico^ 
laS,  ©raf  üon,  franj.  ^olitifer,  geb.  30. 3uni  1755 
ju  ^jor^tmphour  in  ber  Provence,  fämpfte  als  Seut* 
nant  gegen  bie  (Ingldnber  in  Ditinbien,  manbte  ftcb 
nach  bem  trieben  (1783)  nach  ^JariS  unb  oergeubete 
hier  fein  vermögen.  2tlS  er  bie  Sache  ber  3iet»o= 
Union  fiegreicb  fab,  (teilte  er  fieb  in  ihren  Tienft.  ©r 
erhielt  bie  33ermaltung  be$  Tepart.  33ar  unb  ging 
fpdter  als  lfommi|)ar  ber  Strmee  nach  Italien,  mo 
er  bie  Verwaltung  ber  ©raffdjaft  9lijja  übernahm. 
3um  Slbgeorbneten  beS  Äonoent*  ermählt,  ftimmte 
er  für  bie  Einrichtung  beS  Königs  ohne  siluffchub 
unb  Slppellation;  auch  ertlärte  er  fUb  31.3Jlai  1793 
gegen  bie  ©ironbiften.  Tarauf  beteiligte  er  ftcb  an 
ber  33elagcrung  von  loulon  unb  allen  blutigen 
Ülaftregeln,  bie  über  ben  Süben  ftmntreicbS  per^ 
bangt  mürben.  Um  9.  Ibermibor,  beim  Stur  je 
iHobeepierreS,  fpielte  93.  eine  Hauptrolle.  3lach- 
bem  er  im  9loP.  1794  Setretär,  bann  ^räftbent 
beS  fiontentS  unb  ÜJUtglieb  beS  3öoblfahrtSauS= 
fchuffeS  gemefen,  jog  er  ftcb  t>on  ber  SchredenSherr= 
fchaft  jurüct,  trat  aber  mit  gleicher  (Entfcbiebenbeit 
ßegen  bie  Umtriebe  ber  SRopaliften  toie  gegen  bie 
2lu*fcbreitungen  ber  ^arifer  Seftionen  auf.  2lm 
13. 33enbe"miaire  (5.  Oft.  1795)  mürbe  er  oom  Äon^ 
oent  auf«  neue  nun  Dbergeneral  ernannt.  3US 
folcher  nahm  er  93onaparte  jum  ©ebilfen  an  unb 
brachte  beffen  Ernennung  jum  ©eneral  ber  Slrmee 
beS  ^nntxn  ju  ftanbe.  3US  hierauf  baS  Tiretto= 
rium  gebilbet  unb  33.  SRitglieb  mürbe,  feblug  er 
93onaparte  als  Dbergeneral  ber  Hrmee  in  Italien 


Digitized  by  Google 


412 


©orte  —  Starret!  (im  9)iän#uefcn) 


unb  »ermittelte  auch  beffen  betrat  mit  Per 
W\\tot  von  99eaubarnaiS,  jU  ber  er  fclbft  in  in» 
timen  99ejiebungcn  geftanben  hatte.  2lm  18.  §ruc= 
tibor  (4.  Sept.  1797)  mürbe  er  jum  brittenmal  jur 
iRettung  ber  Regierung  mit  ber  Siftatur  betleibet. 
Gr  wufctc  fiep  jwei  ^abxt  pinburdj  ein  gro&eS  Über- 
gewicht im  Sirettortum  unb  einen  entfepiebenen  Ein* 
fluii  auf  bie  öffentlichen  Angelegenheiten  ju  be- 
wahren. Sil« baS  Stnfepen  beS  SircttoriumS  immer 
mehr  fant,  verbanb  er  fid?  mit  SiepeS,  um  bie  Hata* 
ftroppe  vom  30.  $rairial  beS  3.  VII  herbei  jufübren, 
nach  ber  er  mit  SiepeS  bie  erefutive  ©ewalt  tbat= 
iäcblid)  allein  in  £>änben  behielt.  Safe  er  in  biefer 
Seit  mit  fiubwia  XVIII.  über  bie  £>erftellung  beS 
2 bronS  ju  ©unften  ber  93ourbonen  in  Unterpanb* 
lung  geftanben  habe,  wirb  beftritten.  9tad)  ber 
iRevolution  beS  18.  99rumaire  mufite  99.  ber  5ton= 
fularregierung  meinen  Er  wählte  fein  @ut  ©roS* 
boiS  jum  Stufentbalte.  2Ran  befepulbigte  ipn,  balb 
bafe  er  bie  ^atobiner  begfinftige,  balb  ba&  er  bie 
99ourb onen  jurüdfübren  wolle,  unb  99onaparte,  ber 
i b m  mißtraute,  verwies  ibu  in  eine  Entfernung  von 
40  teilen  von pariS.  99. ging  naep  93rüffel,  fpdter, 
mit  SlapoIeonS  Erlaubnis  unb  ftetS  Don  ber  ^olijet 
beobachtet,  nad)  3Jlarfeille.  91ad)  ber  SRüdtebr  2ub= 
wigS  XV111.  lehrte  er  naep  ^ariS  jurüd,  wo  er  auch 
wäbrenb  ber  Rimbert  Sage  blieb,  boep  opne  allen 
Anteil  an  ben  Ereigniffen.  Später  taufte  er  in  ber 
9iät)c  von  $art3  baS  ßanbgut  Gpaillot  unb  machte 
ein  glänienbeS  £auS.  Sa*  Setret  SubmigS  XVIII., 
baS  bie  fog.  JtönigSmörber  verbannte,  erwähnte  fei* 
ner  niept.  Cr  ftarb  29. 3an.  1829.  Seine  lange  ver« 
borgen  gehaltenen  unb  erft  1895— 96  von  ©eorge 
Surup  perausgegebenen  vJRemoiren  (4  93be.,  9Ja* 
riS;  beutfd),  Stuttg.  1895  —  %)  bieten  wichtiges 
Material  für  bie  ©efepiepte  ber  tfranjöfifcpen  9te= 
Solution, 

Barre,  ein  eept  beutf  cpeS  SBort,  baS  einen  langen, 
bünnen  Körper  bejeiepnet,  burcp  ben  etwas  ver= 
fpent  werben  tann,  alfo  Sßfapl,  Stange,  Scplag- 
baum,  Stiegel  u.  f.  w.  Abgeleitet  bavou  ift  bas 
franj.  ÜBarriere,  b.  b-  ein  abfperrenbeS  Bfaty* 
wert,  ein  99erfd)lag  u.  bgl.  Söeiter  Reifet  im  ^ran= 
jöfifepen  99.,  im  Englifdjen  93  ar,  fovtel  als  ©ericptS- 
feprante  ober  biejenige  93ruftwebr,  burd)  welche  bei 
bem  öffentlichen  Verfahren  bie  Sticpterbant  üon  ber 
jubörenben  ÜUtenge  getrennt  ift.  Sa  bie  Stbvotaten 
als  93ertcibiger  unb  Ratgeber  ber  Parteien  thron 
$la&  an  ber  93.  erhalten,  fo  ift  biejeS  SBort  unb 
baS  engl.  93ar,  ebenfo  wie  ber  franj.  Jluäbrud 
93arreau,  aud?  auf  ben  ganjen  Stanb  ber  Mb- 
ootaten  übertragen  morben.  Slufeerbem  nennt  mau 
in  Arantreid)  unb  Gnglanb  aud)  bie  Scpranten, 
meldje  bie  SiHe  ber  parlamentariftpen  SBerfamm: 
lungen  einfdjliefeen,  bie  99.  3"  beiben  fedufern  beS 
brit.  Parlaments  trennt  bie  bie  SWitglieber  unb 
bie  Setretäre  beS  öaufcs  üon  einem  tletnen  iRaum 
an  ber  (SingangSt^ür,  in  rceleben  jumeilen  anbere 
perfonen  eintreten,  um  «vor  ber  93.  ju  ftefcn» 
ober  «als  iHat  oot  ber  99.  juaelaiien  u:  merben. 

3n  ber  ©eograppie  ift  99.  99cjeubnung  für 
Sanb=  ober  Sdjlammbdnte,  «eldje  Tup  berart  uor 
<5lufeiuünbungen  gebilbet  haben  ober  noep  biiben, 
bafe  fte  ben  (Singang  t>om  Slteere  in  bie  ftlufemünbuna 
oerfperren  unb  baburd)  ber  Schiffahrt  febr  hinberlicb 
fein  tönnen,  in  einjelnen  gfillen  baS  99ef obren  fonft 
f 6iff barer  pfiffe  burcp  Seefdnffe  unmöglich  machen. 
Sie  erftreden  fich  auer  von  einem  Ufer  jum  anbem, 
lodhrenb  99änf  e,  welche  ber  iöhlnbung  vorgelagert 


ftnb,  ftetS  eine  ober  mehrere  tiefere  ^abrmafferrinnen 
(Stromrinne,  ©att)  offen  laffen  (f.9iant).  Sie  ent- 
liehen burd)  Ablagerung  ber  Stoffe,  welche  bie^lüffe 
mit  ftch  führen,  unb  gehören  )it  ben  Seltabilbungcn, 
ftellen  aber  eine  befonberc  dorm  bcrfelben  bar  dub' 
marine  SeltaS).  Huroeilen  biiben  fid?  99.  auch  an 
3)teereStüften,  wo  leine  <ylüffe  einmünben,  burd?  bie 
93ranbung ;  bann  entftepen  bahinter  bieGtangS  (f.  b.). 

SaS  9Öort  99.  wirb  aber  auch  noch  in  einer  an^ 
bern  99ebeutung  angewenbet.  ^n  mehrern  Stronv 
münbungen  bat  nämlich  baS  Einbringen  ber  Alut= 
welle  vom  i'iccrc  auS  eine  eigentümliche  Grfcpei* 
nung  jur  Jolge,  bie  am  ShiSfluf*  ber  Elbe  unb  Sefer 
baS  haften,  an  ber  ©ironbe  le  Mascaret,  an 
anbem  tflüffen  Avanlv;nf-J  la  Barre,  an  ber 
©angeSmünbung  the  Bore,  am  StuSflufe  beS  8tma= 
joncnftromS  bie  pororoca  genannt  wirb.  S?o 
baS  Einbringen  in  icbwäcperm  ©rabe  ftattfinbet, 
entfteht  ein  von  ftartem  ©eräufch  begleitetes  Vluf-- 
fchäumen  beS  ^afferS,  wäbrenb  zugleich  brei  ober 
vier  größere  Sellen  fchneü  bintereinanber  ben  ^lufe 
aufwärts fteigen.  81n ber ÜJttmbunggröfeerer ^lüffe 
ift  baS  ©etöfe  weit  ftärter,  bie  bellen  erreichen 
eine  £öt)e  von  2  bis  5  m  unb  treten  häufig  über 
bie  Ufer,  alles,  was  im  SBeae  ftebt,  jerftörenb  unb 
fortrethenb.  ES  ift  biefe  erfcheinung  vorjugSweife 
mit  ben  Springfluten  (f.  ©ejeiten)  verbunben  unb 
wieberholt  fiep  bann  mehrere  Sage  naepeinanber.  Sie 
Urfache  fcheint  faft  biefelbe  wie  bie  ber  99ranbung: 
eine  Erhöhung  ber  Flutwelle  burdj  ihr  ^Mammen* 
brängen  in  einen  engern  SRaum  unb  eine  verftärfte 
ffiirtung  an  ber  Cberfläche  über  feichten  Stellen 
burch  eine  Unterbrüduna  ber  99ewegung  in  ber  Z iefe. 
(S.  ©ejeiten,  Seebär,  *Hefaca.) 

«arre,  6anbelSgewitpt,  f.  99ahar  unb  Eanbp. 

Barrett«  (frj.,  fpr.  -rob),  f.  99arre. 

Barrel  (fpr.  bänfl),  engl.  95iermafr  unb  fean» 
belSgewicht,  f.  99arile.  —  99.  ober  gap,  aRafeeinpeit 
für  ^troleum,  faftt  42  ©allonen  ober  159  1. 

Barrel.,  bei  botan.  tarnen  Slbtürjuug  für 
SacqueS  99arrclier  (fpr.  -leb),  geb.  1606  ju 
Hiaris,  geft.  bafelbft  17.  Sept.  1673. 

Barr  ehftfcafain,  99arr:31jian,  bie  «felfige 
ßüfte»  beS  SomalianbeS  (f.  b.)  in  Oftafrita. 

Barren  (frj.  barrcs,  liugots ;  engl,  bars,  ingots), 
bie  an  ©emiept  unb ®r öfjc  fepr  verfchiebenen  Stangen 
von  ©olb  unb  Silber,  in  welche  biefe  Metalle  vor 
ihrer  Verarbeitung  gewöhnlich  geformt  werben.  Sie 
finb  von  verfepiebener  Reinheit,  unb  biefe  wirb  burd) 
ben  Stempel  eines  ©arbeinS  beglaubigt.  Sie  bün 
nern  99.  nennt  man  aud)  wohl  ^lanfchen  (franj. 
nlanches,  b.  i.  platten),  tegelförmige  99.  Honig, 
^n  Englanb  wirb  baS  ungeprägte  Ebelmetall  99uh 
Ii  on  genannt.  SaS  fog.  feine  ©olb  in  banbförmigen 
platten  ober  Streifen  (franj.  or  fin  en  bandelettes), 
!  wie  eS  befonberc  bie  ^eingolbfcbläger  brauchen, 
!  nennt  man  in  Sübbeutfcpianb  (Augsburg,  ,%ranl 
furt  a.  9Jt.)  Sajeibegolb,  Sdjeibgolb.  2bat- 
fäcplid)  bat  biefeS  ©olb  eine  Reinheit  von  burch- 
icbnittlid)  998  bis  999  Jaufcnbteilen.  Sie  99arren» 
i  form  ift  eS,  in  welcher  im  grö&ern  ©olb*  unb  Sil* 
berpanbel  bie  beiben  3Jtetalle  (in  neuerer  3«t  auch 
|  baS  Kupfer)  erfcheinen.  Es  werben  in  foleben  99. 
fepr  anfepnlicbe  Zahlungen  geleiftet;  auch  bie  99ar= 
Vorräte  (3Retaü)d)ätje)  ber  großen  93anten,  j.  99.  ber* 
ieniaen  von  Englanb  unb  ber  Seutfchcn  5Reid)S» 
bant,  beftehen  meift  in  ©olb*  unb  Silberbarren. 
9jn  Ebina,  baS  ©olbmflnjen  gar  nicht,  Silbermünjcn 
erft  feit  1890  prägt,  bienen  bie  99.  im  ©rofevertebr 


Digitized  by  Google 


SBarren  (Iimigcrät) 

al«  3ahluna«mittel.  Ser  ^Jrciö  be«  93arrengolbe« 
unb  «arrenfilber«  n>irb  an  ben  öaupthanbel«pldfccn 
für  Gbelmctallc  regelmäßig  im  Äur«blatt  notiert. 
Sie  ÜRünjftätten  ber  bereinigten  Staaten  oon  Slrne* 
ri!a  oerwanbelu  auf  Verlangen  eingebracht  CSolb 
ober  Silber  in  «feine»  93.  0".  oben)  ober  in  93.  oon 
*/io  Reinheit  (#etnbeit  ber  Staatömunjen)  ober  oon 
ber  Reinheit  ber  eingebrachten  2RifdmnaJfo  ba&  bie 
SDtetalle  nur  eingelcbmolien  unb  in  93.  gegofien 
»erben)  unb  oerfehen  tiefe  93.  mit  einem  Stempel, 
ber  ihr  ©emiebt,  ibre  Reinheit  unb  befonbere  ÜÄai« 
len  jur  SBerhinberung  betrügerifeber  ftaebabmung 
enthält.  Sie  ©ebübr  bafür  wirb  oon  3eit  ju  3«it 
feftgeftellt  unb  barf  bie  wirllicb en  Soften  an  iHa te ■ 
riaf,  Arbeit  unb  iWafcbinenabnufeung  nicht  aber: 
{(breiten.  SDlan  !ann  in  ieber  SRüniftdtte  ber  93er= 
einigten  Staaten  auch  gegen  eingelieferte«  Gbel= 
metall  unter  Gntricbtung  einer  gewifien  ©ebübr 
«feine»  93.  im  Jaufcb  erhalten.  —  yn  Senegambieu 
bilbet  füblicb  oom  Senegalflu|,  lanbeinwdrt«  oon 
ber  Seelüfte,  b  äufig  ber  93.  (ursprünglich  eine  Gifem 
ftange  von  etwa  12  JJfb.  engl,  £anbel«gewicbt  ober 
5,4  kg ;  jeht  au«  gewiffen  Wengen  oerfd?  iebenerSBaren 
jufammengcf<&t)bie©clbcinbeitim93etrageoonetwa 
4  tfr«.  Siefer  93.,  auch,  im  Innern  oon  Sierra  ßeonc 
unb  Liberia  oorlommenb,  wirb  auf  etwa  3  Scbilling 
(3,78  ftr«.)  gefcbdfct.  (S.  aud?  ©olb  unb  Silber.) 

»öarren,  ein  bureb  ft.  2.  $a\)n  eingeführte« 
Turngerät,  beftebt  au«  jwei  wagereebten ,  gleiaV 
laufenben,  runb  gearbeiteten  öoljriegeln  ( p  o  l  m  e  n ), 
beren  ieber  auf  jwei  Stänbern  ruht,  bie  entweber 
feft  in  ober  an  bem  93oben  angebracht  finb  ober 
auf  Schwellen  neben  unb  baburd?  transportabel 
werben,  ^e&t  bcnujtt  man  oorwiegenb  l  entere,  bie 
meift  aueb  eine  93orricbtung  juni .v cbei :  unb  liefe- 
ftellen  ber  öolme  ba  ben.  früher  fertigte  man  bie 
93.  au«fcblief$Iicb  au«  fcolj,  roobet  in  ber  Siegel 
bie  öojme  oon  gutem,  aftfreiem  Gfcbenbolj  Waren; 
neuerbing«  hat  man  begonnen,  bie  93.  gang  au« 
Gifen  berjuftellen,  woburcp  aueb  gleichzeitig  bie  2)iög= 
liebfeit  gum  Gitger*  unb  SBeiterftellen  gegeben  i|t. 
2öegen  ber  ftarten  Ginwirfung  ber  93arrenübungen 
auf  bie  93ruftorgane  ift  eine  oorfteb.  tige  93enu|ung 
bringenb  geboten,  namentlich,  ben  iugenblicbcn 
3Uter«tlaifen.  Grit  bann,  wenn  bie  Schultern  gehörig 
gefrdftigt  finb,  !ann  im  Jüngling««  unb  9Jlanne$» 
alter  allfeitige  93enu&ung  be«  ©erät«  eintreten.  311« 
bie  preufe.  Regierung  1862  in  ben  $olf«fcbulen  ftatt 
be«  93.  ein  Jurngcrdt  ber  febweb.  ©pmnafttl,  ben 
uu er t  au m  (ein  hoch  unb  tief  31t  ftellenber  bidcr„ 
oben  abgerunbetet  unb  unten  fauliger  93arrenholm) 
einführen  wollte,  erhob  fiep  ein  Streit  über  bie  9Jüfe= 
lichfeit  be«  33arrenturnen«,  ber  in  bem  oon  ber 
wiffenfd>aftlid?en  Deputation  für  ba«  üJtebijinal- 
wefen  abgegebenen  «©utaepten  über  bie  93arren= 
Übungen  Dom  mebij.  Stanbpunlte»  im  «Gentrai = 
blatt  für  bie  Unterricpt«DerWaltung»  (93erl.  1862) 
ju  ©unften  be«  93.  enbete. 

©arreugolb,  ©arreafifber,  j.  99arrcn. 

^atrenmfel,  f.  gurneaur=3nfeln. 

vöarrcn ^tflaub  (fpr.  bärre"n  cilänb),  Heine  un- 
henjohnte  3wl  im  93engaliichen  SJteerbufen,  unge^ 
fdbr  90  km  öftlicb  ber  ©rofeen  anbaman^nfel, 
ftebt  a\ii  einem  fortmährenb  thdtigen,  meift  ©afier* 
unb  S*mefelbdmpfe  ausfto^enben,  ungefdhr  300  m 
hohen  Gruptionefegel,  ben  ein  faft  ebcn)o  hoher,  fteil 
au$  bem  2Jteere  aufftetgenber  erbebungelrater  ring: 
förmig  umicblicfst.  Surch  eine  fchmale  Öffnung  in 
ber  ©anb  be*  ledern  bringt  ba«  2Reer  ein  unb  füllt 


—  33arricrcplä|jc  413 

ein  innere«  93eden.  S)ie  eruption«erfchcinungen 
finben  alle  10  Minuten  ftatt.  93.  bilbet  mit  ber  noch 
fleinern,  140  km  nörblich  oon  ihr  gelegenen  ,\m el 
9larconbam  (Sod)  unb  ben  Scblammmilfanen 
unroeit  ber  Äüfte  »on  93irma  ba«  roeftl.  6nbe  be« 
großen  oftafiat.  oultanifcbcn  ^ufelfranje«. 

©örreuronfirung,  f.  Währung. 

SöarrcnttJCfjeu,  eine  Untugenb  ber  ^ferbe,  bic 
barin  befteht,  bafe  fte  bie  Schnetbejdhne  am  93arren 
ober  anbern  feiten  ©egenftdnben  abwetten. 

(Barrett,  Glijabeth,  f.  33ron»ning,  Robert. 

»arrbcab  (fpr.  bahrbe'bb),  Stabt  in  ber  fchott. 
©raff  chafl  Stenfrero,  am  Seoem,  11  km  im  S2B.  uon 
©la«gom,  hat  (1891)  8215  G.,  93ergbau  auf  floblen 
unb  Gifenerj  f  omie  SBeberei,  ftäTberei  unb  93leicherei. 

©arria«,  Grneft,  franj.93ilbhauer,geb.  13.Slpril 
1841  ,;u  $ari«,  toar  Schüler  oon  Saoelier  unb  bt- 
fonber«  oon  (Sogniet.  Gr  entfebieb  ficb  inbe«  für 
bie  $laftit  nach  antifem  Stil.  SJlit  bem  9iomprei« 
1865  au«gejeidjnet,  oollenbete  er  in  ÜRom  1870  bic 
Spinnerin  oon  SDRegara,  bie  prei«gefrönt  tuurbe 
(ajfufeum  be«  Surembourg).  1871  fchuf  er  ben  Spar- 
tacu«,  ber  feinen  fterbenben  93ater  ju  rächen  fchmört, 
für  ben  Juilerienparl  (f.  tafel:  ^ranjöf tf cbe 
Aunft  IV,  ftig.  4).  1878  erhielt  er  fürfeine  3Karmor= 
gruppe:  3lbam  unb  Goa  mit  ber  fietebe  Sbel«  (im 
93eftibulebe«^arifcrStabthaufe«),bieGhrenmebaille 
be«  Salon«.  1887  fertigte  er  ben  jungen  ÜDlojart 
mit  ber  ©eige  ($ronje,  im  Surembourg),  1895  ba« 
2lußicr= Senfmal  oor  bem  Dbeontheater  in  $ari«, 
1896  ba«  Garnotbenfmal  für  93orbeaur,  1900  ba« 
93ronjeftanbbilb  Saooifier«  für  ^Jari«.  weniger  ge- 
lungen ift  ba«  33Utor:$)upo:  Senf  mal  für  $ari«, 
intereffant  bie  ficb  entfd?leiernbe  Stacht  (polpchrom 
au«  3)larmor  unb  Dnpr,  Salon  1899). 

©arrine,  gelir,  franj.  2Raler,  geb.  13.  Sept. 
1822  ju  ^ari«,  bilbete  fidj  unter  £(fon  Gogniet 
bafelbft  au«  unb  gewann  1844  mit  bem  Silbe: 
Gincinnatu«  empfängt  bie  röm.  ©efanbtfchaft,  ben 
großen  SRomprei«.  Unter  feinen  übrigen  ©emdlben 
finb  bie  monumentalen  Sarftellungen  im  iDtufeum 
;u  Slmien«,  in  ber  Mir  ehe  St.  Guftache  unb  ber 
9teuen  Dper  ju  <Pari«  gu  erwähnen;  femer  Sie  röm. 
Spinnerin,  Sappho  (1847),  Sie  verbannten  be« 
Siberiu«  (1859;  iöiufeum  be«  fiurembourg),  Sante 
Alighieri  (1853),  Sijian  malt  bie  93enu«  für  ben 
iSerjog  oon  Urbino  1543  (1866),  Gleltra«  Opfer  am 
©rabe  be«  Agamemnon  (1873),  tob  Gbopin«  (1885), 
Sriumph  ber  93enu«  (1886). 

©arric,  3ame«  3)(atthew,  engl.  Scbrif t|teller, 

©arriere,f.33arre.  [f.  93b.  17. 

©arricre  (fpr.  -fähr),  Jbe'obore,  franj.  Srama= 
Ufer,  geb.  1823  ju  tyax'xs,  geft.  16.  Oft.  1877  ebenba, 
oerfafete  an  100  Jpcaterftüefc.  ^u  erwähnen  finb: 
«La  vie  de  Boheme»  (1849,  mit  £>.  SRurger),  lange 
oiel  gefpielt,  «Les  filles  demarbre»  (1853,  mit 
fiambert  ^bihouft),  «Les  faux  bonshommes»  («Sie 
falichen  93iebermänncr»,  1856,  fein  befte«,  burdj  bei? 
Benbe  Satirc  au«gejeichnete«  Stüd),  «Les  fausses 
bonnes  femmes»  (1858),  «L'ht^  ritage  de  M.  Plumet» 
(1853),  alle  brei  mit  Grneft  Gapcnbu;  «L'outrage» 
(1859,  mit  ^Clouoicr),  «La  maison  du  pont  Notre- 
Dame»  (1861,  mit  £>.  bc  Jfod),  «Le  demon  du  jeu» 

1863,  mit  Grifafulli),  «Aux  croebets  d'un  gendre» 

1864,  mitShibouft),  «Le  sacrilege»  (1869,  mit 
iöcauoallct),  «Le  Gascon»  (1878,  mit  Saopl)  u.  a. 
Sa«  Suftfpiel  «Malheur  aux  vaineus»  erregte  1865 
oiel  Sdrm,  warb  oerboten,  aber  fpdter  gebrudt. 

©arricre»lä^e,  f.  93arriCretraItat. 


Digitized  by  Google 


! 


414  Sarriereriff 

©örtiite  riff,  f.  Korallenriffe. 

©arrit  retraf  tat,  berSBertrag,  moburdj  tvuv 
lanb  im  Spanijd?en  Grbfolgelriege  28.  Oft.  1709 
ben  bellend,  ©eneralftaaten  ju  ibrer  fünftigen 
Sicherheit  ben  SBefifc  einer  SÄeibe  oon  feften  glätten 
in  ben  fpan.  9neberlanben  gend^tleiftete.  SDicfer 
SBertrag  würbe  29.  3>an.  1713  burd)  einen  jmeiten 
eifert,  ber  bie  engt.  ©arantie  auf  baS  SBefa&ungä 
rech t  in  fturneS,  $0rt  Knotfe,  ?)pern,  Mentn,  Jour* 
nap,  MonS,  Sb.  arlerot  unb  D  tarn  ur  befcr)cdnlte.  fRaaV 
betn  bie  ^riebenSfdjlüffe  ju  Utredjt  unb  üRaftatt  bie 
fpan.  9Ueberlanbe  auf  ßfterreid)  übertragen  batten, 
rourbe  jrotf  eben  biefern  unb  ben  ©eneralftaaten  ein 
britter  befinirfoer  SB.  16.  9too.  1715  abgefcbloffen, 
ircnacb  ben  Untern  in  ben  fünf  erftgenannten  Crten 
foroic  in  9lamur  unb  SBarneton  baS  auSfdjließlidje 
SBefafumgSredjt,  in  35enbermonbe  unb  Sftoermonbe 
aber  ein  mit  Cfterreicb.  gemeinfdjaftlidjeS  jugeftam 
ben  marb.  3ur  3njtanbbaltung  biefer  f  og.  Si<ber= 
bettS*  ober  35  a  rr  te  r  ep  l  fl  |  e  f  ollteöfterreid)  jährlich 
eine  6umme  »on  600000  SRtljlm.  beitragen.  %m 
Cfterreut  i  j  et  e  n  6rbf  olgetriege  mürben  biefelben  von 
ben  Jranjofen  erobert  unb  größtenteils  gefcbleift. 
1781  mürbe  ber  SB.  oom  Äatfer  Sofepb  fi.  eigen: 
mäcfetig  aufgehoben.  3m  jmeiten  SParifer  ^rieben 
(1815)  mußte  jeboeb  ^ranlreid?  bie  3<*blung  einer 
nambaften  6umme  »ur  öerftelhmg  biefer  $ld&e 
im  3"tereffe  beS  KömareicbS  ber  SRteberlanbe  über* 
nehmen.  9lad)  ber  erriebtung  beS  Königreichs 
SBelaien  Helen  biefern  bie  SBarriirepldhe  ju. 

* a r r ic r  3 0  1  a n b <!  (fpr.  bdrrier  eildnbS),  bie 3n= 
fein  Dtea  unb  ftuturu  an  ber  norböftl.  Hüfte  ber 
Worbinfel  sJieufeelanbS,  r>or  bem  £auratigolf. 

©arrifaben  (frj.),  SHerrammelungcn,  bie  an 
engen  Stellen,  j.  SB.  in  einer  Straße,  einem  £>obl: 
trege,  auf  einer  ©rüde  angelegt  werben,  um  biefe 
Sßuntte  ju  oerteibigen  ober  ju  fperren  unb  ben  fteinb 
bei  beren  SBJegraumung  ju  befebießen.  3u  i^rer #er> 
ftellung  bienen  ©agen,  Sonnen,  Kdjten,  SBaum= 
ftdmme,  Sfjflafterfteine,  Möbel  u.  a.  SBefonbere  SBe* 
beutung  haben  bie  SB.  bei  ben  Straßentämpfen  auf-- 
ftanbifeber  SBeoölferungen  erlangt,  derartige  $älle 
famen  febon  im  Mittelalter  cor,  unb  befonberS  mar 
e$  $aris,  »o  bie  SB.  bereit«  feit  bem  15. Sabrb.  trieb 
fad)  angeroenbet  mürben.  Sine  beroorragenbe  SHolle 
fpielten  bie  IB.  in  ben  revolutionären  Kämpfen  biefeS 
3abrbunbertS.  (6.  au*  £ote  Sperren.) 

«arril,  f.  »arile. 

»8  a  r r U  i ,  Antonio  ©iulio,  ital.  Sdjriftftelier,  geb. 
1836  ju  Saoona ,  mad?te  ben  ^elbjug  »on  1859 
mit,  folgte  1866  ©artbalbi  nad?  Sirol  unb  nabm 
am  SRömifcpen  ftclbjug  1867  teil.  Seit  1860  leitete 
er  bie  Leitung  «11  Morimento»,  feit  1872  «11  Caf- 
faro»  (Öenua).  1876—79  mar  er  abgeorbneter,  ge^ 
börte  erft  ber  Sinfen  an,  ndbette  fio>  bann  aber  ber 
JRcdjten.  ©eine  febr  jablreidjen  iRomane  unb  Wo-- 
wllen,  bie  ben  Stoff  bem  mobernen  ©cfeüfdpaftS- 
leben  ober  ber  ©efdjicbte  entnebmen,  jeidjnen  fidj 
bureb  Aniitc  unb  Sebenbigteit  aud,  fo  «I  misteri 
di  Genova»  (1867),  «L'olmo  e  Tedcra»,  «Capitan 
Dodero»,  oSanta  Cecilian,  «I  Rossi  e  i  Neri»,  «Val 
d'Olivi»  (beutfd)  in  ^.^epfe«  «3tal.  ^ooelliften», 
2pj.  1877),  «Le  confessioni  di  Fra  Gualberto», 
«Semiramide.  Racconto  babilonese»,  «Come  un 
sogno  »,  <■  Diana  degli  Embriaci »,  «La  conqnista 
d'Alessandro»,  «II  tesoro  di  Golconda»,  «La 
donna  di  picche»,  «0  tutto  o  nulla»,  «II  ritratto 
del  diavolo»  (englif d? ,  2onb.  1886),  «La  sirena», 
«Fior  di  mughetto», « Amori  alla  macebia«, «  M  onsü 


—  Sarrod 

Tome»,  «Arrigo  il  Savio»,  «Casa  Polidori»,  «La 
montanara»,  «Se  fossi  re!»,  «Uomini  e  bestie», 
«II  merlo  bianco»  (fpielt  in  ^japan),  «La  spada  di 
fuoco>,  «Un  giudizio  di  Dio»,  «II  Dantino»  (1888), 
«Scudi  e  corone*  (1890),  «Amori  antichi»,  «Rosa 
di  Gerico»  (1891),  «Terra  vergine»  (1892),  «La 
bella  Graziana»  (1893),  «La  Castellana»  (Mail. 
1894),  «Fior  d'oro»  (ebb.  1895),  «II  prato  male- 
detto»  (ebb.  1895),  «Galatea»  (ebb.  1896),  «Dia- 
mante  nero»  (ebb.  1897),  «Sorrisi  di  gioventa» 
(ebb.  1898),  «Raggio  di  Dio»  (ebb.  1899).  ÜB.  fd>ricb 
aufserbem:  «Ritratticontemporanei:  Cavour,  Bis- 
marck, Thiers»  (SWail.  1878),  «Latezia»  (ebb.  1879), 
«Dal  romanzo  allastoria»  (ebb.  1881),  «Garibaldi» 
(9iom  1883),  «II  rinnovamento  letterario  italiano» 
(©enua  1890),  «Da  Virgilio  a  Dante»  (ebb.  1891), 
«Con  Garibaldi  alle  porte  di  Roma»  (ebb.  1896)  u.  a. 

SBarrtlon,  dltereä  9Bein>  unb  SBranntmeinmaß 
in  Katalonien  =  *L  daxQa.  ober  etwa  30 1. 

©arring,  ein  ©erüft  auf  bem  Dberbed  ber  See- 
fd?iffc  jttifepen  gorfs  unb  ©rofcmaft,  ba*  jur  31uf= 
bewabrung  ber  iHeferoerunbböljer  (Stengen  unb 
iHaben)  foroie  gum  Slufftellen  ber  febmeren  93oote 
(«arlaffen,  f.  b.)  unb  Wnaffen  (f.  b.)  bient. 

ttarrto*,  3ufto  Öiufino.  ^rdftbent  ber  <Re* 
publit  ©uatemala,  geb.  17.  ^uli  1835,  mar  unter 
bem  ^ßräftbenten  ©ranaboS  DberbefeblSbaber  ber 
3lrmec,  geriet  bann  mit  biefem  in  Äampf,  bis  er 
1873  f clbft  ^räftbent  mürbe.  Gr  »erfud?te  bieö  mittel* 
amerif.  Staaten  ju  einem SBunbeMtaat  ju  »ereinigen ; 
in  bem  barüber  entftanbenen  Ärieg  fiel  er  2.  Slpril 
1886  bei  (Sbeldwapa. 

©arrique  (fpr.-ribf),  baS  bem  beutfd?en  Crboft 
entfprecbenbe  alte  SBeinmaß  in  ^ranfreid;.  Slm  toidb< 
tigften  ift  bie  SB.  von  iBorbeaur,  aud?  SBorbelaif e 
genannt,  bie  nod)  auf  allen  SDeinbanbelsplfihcn  oor* 
fommt.  Sie  foll  30  alte  Viertel  (Veltes)  =  228  1 
entbalten,  ergiebt  aber  meift  nur  225  1.  4  SB. 
=  1  % onneau  ($af)).  3m  fram.  SQkftinbien  ift  pon 
ben  früber  bort  gefetslid?en  Maßen  notb  eine  SB. 
pon  100  alten  SJJarifer  ^JotS  =  186,««4  1  üblid). 

BarrlBter  ober  Barrister-at-law  (fpr.  dtt  lab), 
Jitel  ber  engl.  Slboofaten ,  bie  oor  ben  ©ericbtS» 
böfen  plflbieren .  JHat  über  fdjmierige  5Hedbt*fragen 
erteilen,  ^rojeßjcbriften  unb  anbere  Sd>riftfätie 
entmerfen,  im  ©egenfa^  ju  ben  Solicitors  (f.  b.),  ben 
3lnrcdlten  im  engem  Sinne,  melcbe  mit  ben  Klienten 
oertebren  unb  bie  B.  inftruieren.  2>er  Munition  nad? 
mirb  ein  B.  als  Counsel  (f.  b.)  bejeiebnet.  3n  ben 
4>öbern  ©ericbtSböfen  baben  nur  B.  Slubienjredjt, 
in  ben  County  Courts  unb  im  High  Court  bet  flon« 
turSfao>en  au*  Solicitors.  ftiemanb  tann  ÜKid?ter 
am  High  Court  merben,  ber  nidjt  10  §abxt  lang 

B»r(r)itu«,  f.  SBarben.  [B.  mar. 

töarrocal ,  ^ügellanb  in  HlgarPe  (f.  b.). 

»arroi«,  8e  (fpr.-röd),fran3.Sanbf4aft,f.SBar. 

fBatto»  (fpr.  -ruS),  ^oao  be,  portug.©efd>icbt- 
fdjreiber,  geb.  1496  ju  SBtjeu,  mar  $age  bei  Äftnig 
ömanuel,  bann  Äammerperr  beS  Äronprinjen  3). 
3cäo.  Unter  ben  3erftreuungen  beS  f>ofS  febrieb  er 
für  lehtern  ben  JRittenoman  «Cronica  do  emperador 
Clarimundo»  (Goimbra  1520;  2inab.  1791  u.  1843). 
Sobalb  3»fa»ui  HI.  ben  Zi/xon  beftiegen  batte, 
machte  er  SB.  jum  fiapitän  ber  {5eftung  San  Sorge 
be  Mina,  bann  jum  ©ouoerneur  ber  portug.  9iie> 
berlaffungen  in  ©uinca  unb  1533  jum  SAahmeifter 
»on  3nbien  unb  ©eneralagenten  biefer  Sänber,  mo 
er  bie  größte  IReblicbleit  bcmieS.  1539  marb  er  oom 
Könige  mit  ber  Sfkooinj  SJiaranbäo  in  Söraftlien 


Digitized  by  Google 


Öarrot  — 

befdjentt,  um  bort  eine  SRicberlaffung  ju  grünben, 
gab  fie  aber,  nad)  Ginbufec  eine«  grofceu  Jeil«  fei» 
ne«  Vermögen«,  jurfld.  3"rüdgejogen  ftarb  et  in 
feinem  Canbbaufe  HUtem  in  «Uoinbal  20.  Ott.  1570. 
1541  würbe  ibm  ber  Auftrag,  bie  @efd?id?tc  3nbien« 
ju  fcbreiben;  bod)  ßab  er  oon  bem  SBerte,  «Asia», 
nur  Getobe  1-3  (3  93be.,  Siffab.  1552-63;  3  »De., 
1736)  heraus*,  bie  vierte,  banbfdjriftlid)  binterlafiene, 
3. 58.  fiaoanba  (üHabr.  1615).  35ie  gortie&ung  bi« 
jur  12.  SJetabe  lieferte  Siogo  bo  (Souto  (ebb.  1602 
—45).  Gine  Su«gabe  be«  ©anjen  in  24  Dttau* 
bänben  erfdjien  ju  fiiffabon  1778—88  (abgelürjte 
beutf  dje  93earbeituna  oon  Soltau,  5  93be.,9)raunf  cbm. 
1821 ;  eine  beutf  d?e  überfefcung  begann  geuft,  SBb.  1, 
9lürnb.  1844).  gerner  oerfafete  93.  jwei  intereffante 
«Panegyricos»  auf  3<>bann  III.  unb  bejf  en  Sdjwefter, 
bie  gelebrte  3).  SWaria  (fiiffab.  1533  u.  1791).  $ie 
Keinem  fflerfe,  mit  $lu«id)lufi  ber  «Panegyricos», 
erf duenen  1785  in  Siffabon  al«  «Compilacäo  de 
varias  obras  do  insigne  Portuguez  Joam  de  B.» 
einjweiter  33anb  1869  in  $orto. 

löarrot  (fpr.  -rob),  Mamille  fipacintbe  Dbilon, 
franj.  6taat«mann,  geb.  19.  3uli  1791  ju  Sülle* 
fort,  mar  oor  1830  llbootat  am  s$arifer  Kaffation«* 
bofe,  fett  1827  föHtglieb,  fpdter  ^räfibent  be«  ein; 
flufireid)en9Jer  ein«  Aide- toi  et  le  ciel  t'aidera(f.b.). 
yn  ber  yulireoolution  oon  1830  nabm  er  lebhaften 
Mnteil  an  ben  Beratungen  ber  93olt«partei,  ftimmte 
jeboeb  au«fd)liefslid)  für  ben  gefe&lidjen  2öiberftanb 
unb  wirtte  mit  aßen  Krdften  für  bie  Ginfe^ungber 
Orleans,  fiubwig  ^PbüipP  übertrug  ibm  ba«  vlmt 
be«  Seineprdfetten,  ba«  er  19.  gebr.  1831  nieber* 
legte.  SRun  befebräntte  ftd)  feine  polit.  fflirlfamteit 
auf  bie  3Iu«übung  feine«  Kammermanbat«.  9taaV 
einanber  deputierter  oon  <J}ari«  unb  ben  2)epart. 
Gure,  9tteberrbein  unb  3li«ne,  beteiligte  er  fid) 
al«  Cberbaupt  ber  fog.  «bpnaftifdjen»  Cppofitton 
an  allen  großen  Parlamentär ifdjen  ÜUerbanblungen, 
ftürjte  1839  ba«  SWimfterium  3KoU  unb  griff  fd)0: 
nung«lo«  bie  Korruption«roirtfd)aft  ber  ^Regierung 
w abr  enb  ber  vierziger  ^abre  an.  %a  fein  i;  !an  einet 
SBablreform  meber  bei  bem  ÜHinifterium  nod)  in  ber 
Kammer  Jlnflang  fanb,  ent|d)lofe  er  fid),  u)n  oor« 
23olt  ju  bringen,  unb  mürbe  1847  ber  fieiter  ber 
SHeformbantette  (f .  b.i .  1 1  efe  fübrten  fcpliejjli  d),  gam 
gegen  bie  2lbftd)t  93.8.  jur  SReoolution,  bie  ibn  felbft 
»on  bem  am  24.  gebr.  1848  errungenen  ÜJtinifter* 
prdfibium  entfernte.  9tad)  ber  Grridbtung  ber  SRe» 
publil  fefcte  93.  feine  parlamentarifcbe  ^bdtigleit 
fort.  3"  bem  erften  SDlinifterium  fiubwigjRapoleon« 
Würbe  er  20.  2>ej.  1848  ^rdfibent  unb  iülinifter  ber 
3uftij,  bef  djrfintte  bie  ^Srefefreibeit  unb  ba«  herein«« 
reebt  unb  unterbrüdte  bie  Klub«.  Napoleon  III., 
bem  er  f  o  ganj  abfid)t«lo«  bie  SBege  ebnete,  benu^te 

t,  bi«  er  feiner  entraten  ju  lönnen  glaubte  unb 
i  ber  eprenmerte  Sbaratter  be«  bottrinären  $o> 
lititer«  unbequem  mürbe.  3(m  31.  Ott.  1849  nabm 
9.  notgebrungen  feine  Gntlaffung.  2)er  6taat«> 
frreid;  vom  2. 2)ej.  1851  berntd)tete  aud)  feine  legten 
«Do^nungen.  €eitbem  lebte  er  )urüdge}ogen,  bi« 
er  bei  ber  22.  3uli  1872  burd?  bic  s)lationaloer> 
fammlung  erfolgten  ffiabl  eine«  neuen  Staat«rat« 
jum  Witglieb  unb  burdj  3)etret  r»om  27.  3uli  ju 
benen  SMceprdftbenten  ernannt  mürbe.  99.  ftarb  jju 
Bougioal  6.  9Iug.  1873.  SUtfeer  Ileincrn  poht. 
2 An ifteu  oeröffentlicbte  er:  «De  la  ddcentralisa- 
tion  et  de  ses  effets»  (s$ar.  1861 ;  neue  Sufl.  1870) 
unb  «De  l'organisation  judiciaire  en  France»  (ebb. 
1872).  9tad>  feinem  Jobe  erfdjienen  «M6moires 


iöarroro  415 

posthurnes»  (4  93be.,  ^Jar.  1875—77).  —  Sein 
»ruber  93ictorin  gerbinanb  JB.,  geb.  10.  San. 
1806  ju  ^ari«,  mürbe  Stbootat  unb  18-12  3lbgeorb« 
neter.  Sil«  Subroig  Napoleon  jum  <Prfi|lbenten 
ber  SRepubU!  errodblt  mar,  wanbte  er  fid)  biefem 
ju  unb  mürbe  rafd?  nadjeinanber  Oeneralfefretdr 
be«  ^rfifibenten,  SRiniftet  be«  Snnem,  ©efanbter 
in  $unn,  Staatsrat,  im  DHcirj  1853  Senator  be« 
Kaiferreicb«  unb  1854  SJUtglieb  ber  Kommiffton  für 
öffentliAe  Jlrbeiten,  Slderbau  unb  Oemerbe.  Seit 
3>ej.  1877  war  93.  leben«lfinglicbe«  SJlitglieb  be« 
Senat«,  roo  er  ber  ©ruppe  ber  93onapartiften  an« 
gebarte.  Gr  ftarb  12.  Hob.  1883  in  $ari«. 

©arrom  (fpr.  -rob),  ber  iroeitgröfete  glup3^ 
lanb«,  in  ber  $rooin)  Seinfter,  entjpringt  in  ber 
Queen8=©raffd)aft,  an  ber  Slorboftfette  ber  Sliebe* 
93loom:93erge,  Riefet  Öftlid)  bi«  jur  ©reme  ber  ©raf- 
fd?aft  Silbare,  menbet  fxcb  bann  im  reabten  ©inlel 
nacb  Süben,  berübrt  babei  bie  Stdbte  Sltpb,  Car= 
lom  unb  si(eiu  -ftofo  unb  ergießt  fid)  nacb  160  km 
Sauf  bureb  ba«  14  km  lange  «ftuarium  SBater^ 
forb»6afen  in  ben  St.  ©eorgdlanal.  SRebenflüffe 
ftnb  ber  SR  or  e  unb  furj  cor  ber  3)lünbung  ber  be= 
beutenbe  Suir,  beibe  oon  red)t«.  2)er  93.  tft  40 km 
aufwärt«  bi«  flero--9lo&  für  Sdjiffe  bi«  ju  300 1  unb 
für  93arfen  weitere  70  km  bi«  Sltbp  fefeiffbar,  »on 
wo  ber  ©rofie  Kanal  nacb  Dublin  fahrt. 

Ofttvoto  (fpr.  -rob) ,  ^l'aac,  engl.  Jbeolog  unb 
Watbematilcr,  geb.  1 630 ju  Conbon,  ftubierte  ju  dam- 
bribae,  burebretfte  1655—59  granfreieb  unb  3talien 
unb  tebrte  über  Äonftantinopel  nad)  Gnglanb  jurüd. 
3n  Gambribge,  wo  er  guerjt  fiebrer  ber  gried). 
Spradje,  bann  1663  ^rofeffor  bet  3Hatbematil 
würbe,  lernte  er  ben  iungen  Newton  tennen  unb 
trat  biefem  1669  fein  Katbeber  ab.  93.  gab  fieb  nun 
gan)  ben  thecl.  Stubien  bin,  warb  1670  Xottor 
unb  bei  Karl  II.  Kaplan,  1675  93icetaniler  oon 
Gambribge  unb  ftarb  4.  SPlai  1677  ju  Bonbon. 
Seine  tbeol.  Scbriften  gab  SHUotfon  (3  Sbe.,  2onb. 
1685,  au*  1741;  iulefet,  9  93be.,  ebb.  1859)  berau«. 
5)urcp  feine  Grfinbung  be«  5)iffercntialbreied«  (f. 
^ifferentialred?nung)  babnte  er  (in  ben  «Lectiones 
geometricae»,  Sonb.  1669)  ben  9Beg  jur  StttBOt* 
bung  ber  3)ifferentialred?nung  auf  bte  ©eometrie. 
Gr  fdjrieb  ferner  «Lectiones  opticae*  (Gambr.  1674), 
worin  er  iuerft  eine  93eftimmung  ber  93rennweiten 
optifober  vinfen  angab. 

fBarrota»  (fpr.  -rob),  Sit  3°P"#  enal.  SReifenber 
unb  ©eograpp,  geb.  19.  ^uni  1764  ju  $)raglep  93e<f 
bei  Uloerfton  in  Sancafbire,  ging  1792  al«  Sehretfir 
be«  d)inef.  ©efanbtcn  Sorb  Sttacartnep  nacb  LUiina, 
fpdter  (1795—1802)  nad)  bem  Kaplanb.  1803  nad) 
fionbon  gurüdgetebrt,  würbe  93. 1804  jum  Sefretdr 
ber  Slbmiralitdt  ernannt,  weldje«  81mt  er  bi«  1845 
innebatte.  Gr  würbe  1835  93aronet,  jog  fid)  1845 
au«  bem  Staat«bienftjurüd  unb  ftarb  23. 9?oo.  1848 
in  Sonbon.  93.  oeröftentlidjte  «Travels  in  China» 
(2onb.  1804;  beutf d)  oon  Büttner,  2  93be.,  9Beim. 
1804 — 5),  «Account  of  travels  into  the  interior  of 
Southern  Africa»  (2  93be.,  Sonb.  1801—3;  beutfd) 
oon  Sprengel,  2  93be.,  9Beim.  1801—5),  «A  voyage 
to  Cochin-China  in  the  years  1792  and  1793»  (Öonb. 
1806;  beutfd)  »on  Gbrmann,  Söeim.  1808),  «Some 
aecount  of  the  public  life  of  the  Earl  of  Macart- 
ney» (2  93be.,  Sonb.  1807),  «A  chronological  history 
of  voyages  into  the  Arctic  regions»  (ebb.  1818, 
1846;  burd)  biefe«  9Ber!  gab  er  ben  Slnftofe  ju  ben 
feit  33affin  [f.  b.]  unterbrodjenen  gabrten  jur  3luf» 
finbung  ber  9torbweftpaffage),  «An  autobiogra- 


410 


SBarrorue  —  Jiars. 


phical  memoir»  (ebb.  1847)  unb  «Sketches  of  thc 
Royal  Society»  (ebb.  1849) ;  ferner  Siograpbien  engl. 
Seebeiben,  roie  fcomeS  (ebb.  1838),  SlnfonS  (ebb. 
1839),  SrateS  (ebb.  1843  u.  1861),  woran  fufa  bie 
uMemoirs  of  naval  worthies  of  Queen  Elizabeth^ 
reign»  (ebb.  1845)  fcblie&en.  Seit  1830  war  erSice= 
präftbent  ber  ©eograpbi  leben  ©efellfcbaft. 

©arrotoe  (fpr.  -rob),  Öenrp,  unb  ©arrom 
tften,  f.  Srown,  Sftob.  (Sefticrer). 

^orroto  =  in  pfurnc^  (fpr.  -rob  in  förnejj), 
Sarlamentsborougb ,  3nbuftries  unb  $>afenftact 
in  ber  engl,  ©raffdjaft  Sancafbire,  an  ber  Süb- 
weftlflfte  ber  äalbinfel  2ower*fturneji,  gegenüber  ber 
3nfel2ßalnep,  am  norbweftl.  Gnbe  ber  ÜJtorecambc^ 
Sai,  tft  neu  unb  regelmäßig  gebaut,  eine« 
beutftben  SicetonfulS,  bat  (1891)  51712  6.,  febr 
auSgebebnte  SDodS  unb  2Berften,  ein  fdjöneS  1887 
errichtetes  StabtbauS,  feit  1872  grofcc  ftlacb$=  unb 
3utefabrifen,  bebeutenbe  Gifem  unb  Slablwertc, 
für  welche  Noblen  von  SBaleS  eingeführt  werben. 
1847  batte  SB.  nur  375  G.,  meift  Siftber;  ben  gc^ 
wältigen  Äufftbwung  bat  e$  ber  Gntbecfung  (1840) 
auSgebcbnter  Sager  Gifenerj  ju  wrbanfen.  5)ic 
«Barrow  hsematite  iron  and  steel  Company»,  ein* 
ber  größten  GtabliffementS,  liefert  jäbrlitb  600000 1 
Gifem  unb  Seffemerftabl.  3n  ber  Umgegenb  wer 
ben  Äupfer  unb  Schiefer  (20000  i  jäbrlitb)  gewon 
wen.  35er  auswärtige  $anbel  nimmt  ju.  Sieb  wirb 
au£  Selfaft  unb  Slmcrifa,  Saubolj,  ©etreibe  unb 
9Jlel?l  au«  Ganaba  eingeführt.  S)ampfert»ertebr  be^ 
ftebt  mit  Selfaft,  ©laSgomunb  3Jtan—  Sgl.  mi*arb= 
fon,  Furness  past  and  present  (Sarrow  1880). 

Söarrorofpinc,  engl  feint  Sarrow,  bae 
unter  71°  23'  31"  nörbl.  33t.  unb  156°  21'  40" 
weftl.  2.  pon  ©rcenwitb  gelegene  Äap  an  ber  Utorb* 
lüfte  SllaSfaS,  ba-5  früher  irrtümlich  als  nörblicb= 
fter  Sunlt  beS  amerif.  «yeftlanbeS  galt.  1826  würbe 
e§  burd)  ben  Pom  Äapitän  Seecbp  abgefanbten 
S2eutnant  Glfon  oom  Seringmeer  au§  unb  1837 
ton  swei  Dfftjieren  ber  öubfonbaicompagnie,  Senfe 
unb  6impfon,  oom  2Radcnjiefluffe  au«  erreicht. 
Son  1882  bis  1884  befanb  fttb  bier  eine  Station 
ber  internationalen  Solarforfdnmg. 

»artottjfirrafte,  bet  unter  73°  45'  bte  74°  40' 
nörbl.  93t.  jmifeben  85  unb  95°  weftl.  £.  oon  ©reen* 
wid?  ton  D.  nad)  2B.  ftd)  btnjiebenbe,  155—188  km 
breite  unb  520  km  lange  Sunb  im  notbamerif.  So* 
larmeer,  ber  ben  aus  ber  Saffinbai  abgebenben 
fiancafterfunb  fortfefet  unb  in  ben  üRelotllefunb  über* 
gebt,  auS  bem  bann  bte  SanlSftrafee  weiter  weftwärtS 
in  baS  infelfreie  ONeer  fübrt.  (S.  bie  Äartc  ber 
91orbpolarldnber.)  $ieS.entbedteSarrpl819, 
ber  auch,  bie  nörblicb  ber  Strafte  gelegenen  5torb= 
©eorgS  =  3nfeln  (jettt  ^arrp » Unfein)  GornwalliS, 
Satburftinfel  unb  ÜMoille  fowie  ben  im  Cften  ber 
erftem  gelegenen  fBellingtonfanal  unb  anbererfeitS 
bie  Srinj=9tegent=StTajje,  bie  nad)  6.  bin  in  ben  fpäter 
erft  befannt  geworbenen  Sootbiagolf  fübrt,  fanb. 

©artt),  8ir  GbarleS,  engl.  Hrdjitef  t,  geb.  23. 2Hai 
1795  ju  SBeftminfter,  arbeitete  einige  3abre  bei 
einem  Conboner  Saumeifter  unb  unternabm  bann 
1817-21  Steifen  bureb  Italien,  ®ried)cnlanb,ägpp- 
ten,  Sprien.  6t  ftarb  12.  9Jtai  1860  in  Glapbam. 
Seine  erften  bebeutenben  Arbeiten  waren  bie  Sbft 
lippsfirebe  in  Srigbton  unb  bie  Saulelirtbe  unb  ba^ 
?ltbendum  in  ÜÄandjefter,  fobann  1834  bie  ®ram- 
mar  -Scbool  in^Birmingbam,  in  ber  er  ben  mittel- 
alterlidjen  iBauftil  in  freierer  inbioibuellcrcr  Seife 
burebfübrte.  Slllgemeiner  befannt  würbe  er  bureb 


ba€  1832  oon  ibm  in  ital.  &od?renaiffance  erbaute 
>3otel  beS  JraoellerS-ßlub  unb  baS  1847  oollen: 
bete  Sieform-ftlubbauS,  beibe  ;u  fionbon.  Äufecr= 
bem  baute  er  bort  ba$  pracbrooUe  SBribgewater-- 
Öoufe  für  Corb  ©UeSmere,  Ixen t banr  unb  ©lifben* 
Öoufe  für  ben  öenog  oon  6utberlanb  unb  Stricfs 
lanb=f>ill  für  Sir  ffi.  OTibbleton.  Sein  öauptwert 
ift  ber  in  engl.  Spdtgotit  errid)tete  Sau  bed  s2&ft: 
minfterpalafteS  in  Sonbon  (f.  %  afel  :$ar(ament$: 
gebdube  II,  2tfß- 1),  ju  welchem  27.  Jlpril  1840  ber 
©runb  gelegt  würbe;  1852  fanb  bie  Ginweibung 
ftatt,  bei  weither  ©elegenbeit  SB.  gum  9tttter  gefcbla^ 
gen  mürbe.  Sein  Sobn  2llfreb  oeröffentlidjte  «B.'s 
life  and  works»  (2  SBbe.,  2.  KuflL,  £onb.  1872). 

©örrt) ,  ßbwarb  SWibbleton,  engl.  IBaumeifter, 
Sobn  bes  oorigen,  geb.  7. 3um  1830,  wibmete  fieb 
in  Vonron  unter  2)onalbfon  unb SBpatt ber &rd)ttet< 
tur,  ftanbbann  beim  SBau  be£  Sonboner  $arlamentd< 
gebdubeS  feinem  Sater  jur  Seite  unb  ooüenbete  ed 
nach  beffen  ^obe.  Seine  $auptmerte  finb :  bad  ;Ha t  ^ 
bauS  ju  ^alifar,  bie  ©rammar^School  ju  SeebS,  ba« 
1858  oollenbete  ßonentgarben-  Jheater ,  bie  9ieu= 
bauten  ber  9lational:©aUerpr  ba-3  Aihwilliam^JJlu- 
feum  unb  3)omning:@oUege  tn  (Eambribge  unb  bas 
mufterbaft  angelegte  Ainberbofpital  ju  Sonbon.  IB. 
ftarb  29.  3an.  1880  in  fionbon.  Gr  war  feit  1869 
2)titglieb  ber  31fabemie  ju  fionbon  ferner  ber  ju 
3Dien  unb  Ämfterbam. 

©arrp,  *Diarie  3leanne,  ©räfin  bu,  f.  3)ubarrp. 

^arrp  <£orntoaU,  ^feubonpm,  f.  $rocter. 

©ar«  (fpr.  barieb),  Äomitat  in  Ungarn  (f.  tfarte: 
Ungarn  unb  ©alijicn),  grenjt  im%  an  bie 
Äomitate  Leutra  unb  juroej,  im  D.  an  Sobl  unb 
fcont,  im  S.  an  ©ran  unb  flomorn,  im  Sö.  an 
Leutra  unb  ift  berübmt  bureb  feine  erjreicben 
Sergwerte,  oon  benen  bie  Äremnitier  am  ergiebig* 
ften  ftnb.  9iamcntlidj  ber  nörbl.  Jeil  beS  Äomi= 
tatä  ift  reid?  an  ©olb:  unb  Silberbergwerfen,  beren 
©rtrag  jebod?  feit  bem  18.  3«brb-  bebeutenb  abge= 
nommen  bat.  ^auptflüffe  fmb:  bie  ©ran,  bie  Leutra 
unb  bie  3f»t«a.  3)er  Soben  ijt  im  S.  fruchtbar,  im 
31.  Weniger  ertragfähig,  unb  Itefert  5öcijen,ÜRoggen, 
©erfte,  .fjafer,  Äartoffeln,  SWai«,  SBcintrauben,  oicl 
Dbft,  Jaba!  unb  feolj.  3m  91.  treibt  man  ftarfe 
Stebjudjt.  Unter  ben  otelen  3Kineralqueüen  finb  bie 
oon  Sibnpe  unb  Sjfleno  (f.  b.)  bie  withtigften.  S)er 
Sergbau  liefert  auper  ©olb  unb  Silber  nodb  Äupfer, 
Cifen  unbSlci.  8lucbbefteben3:u(hvSapicts,©lag:, 
Sarfett j,  Steingut;,  6ut;  unb  fieimfabrilen.  3" 
Krcmnitt  befinbet  fid?  eineWünjftfitte;  bieflTemnitjer 
2)u!aten  ftnb  allbctannt.  2>a$  Äomitat  bat  2673^5 
qkm,  (1890)  152910  <?.,  b.  i.  57  Q.  auf  1  qkm, 
baruntcr  87016  Slowafen,  47611  ÜHagparen  unb 
17561  SeutfAe.  5)ie  le^tern  leben  bauptfädjlicb  in 
Äremnitt  unb  Umgebung  unb  gebören  ju  ben  älte* 
ften  beutftben  Sewobncrn  in  Ungarn;  bte  erften  ?ln 
ftebelungen  werben  bis  in  baS  12.  3flbrb.  jurüd= 
gefübrt.  Ter  üonfeffton  nach  ftnb  127761  Äatbo* 
Hleit,  19950  Sroteftanten  (16920  Reformierte  unb 
3030  (hNingelif cbe)  unb  3  Stoj.  3«raeliten.  2?aS  J?o= 
mitat  bat  3  Stäbte  mit  georbnetem  SWagiftrat :  Ärem= 
ni^,  2coa  unb  flönigSberg,  bie  erfte  unb  letite  ju= 
gleid)  tönigl.  ^reiftdbte;  ferner  5  Stublbejirfe: 
Diarötli,  ©aram-Sjent  =  flerefjt,  Ceoa.Cfjldnp  unb 
Screbelp;  4  0roft:©cmeinben,  201  5Uehv®emciit: 
ben  unb  23  größere  Suftten.  Komitatsrtfe  ift  bie 
©rop=©emcinbe  21ranpo$*2Jtar6t  (2541  Q.). 

Bars.,  bei  botan.  tarnen  «blürjung  für  Grnft 
Daniel  »uguft  Sartel«,  geb.  26.  $ej.  1783 


uigitizso  uy  vjOO 


33arfaboS  —  Ü8ar*fur*$lube 


417 


äu  Braunfdjroeig,  fleft.  4.  3uni  1838  als  ^Jrofenor 
tcr  SDlebirin  in  Berlin. 

©arfäbaö,  ^ofepb,  genannt  OuftuS,  rourbe 
nad)  Äpoftelg.  1,23  neben  ÜJtattbiaS  an  Stelle  3ubaS 
^fcbartotS  als  Slpoftcl  oorgefcblagen;  baS  i?oS  ent* 
fdjieb  für  ÜJtattbiaS.  SB.  toll,  jum  ©iftbeeber  wer« 
urteilt,  ibn  obne  Schaben  geturnten  haben. 

flBarfac  (fpr.  -fäd),  Stabt  im  ttanton  tyobenfac, 
:llnonDiffcment  Borbeaur  bcS  franj.  Tepart.  ©i= 
ronbe,  34  km  f  üböftlid)  von  Borbeaur,  am  Unten 
Ufer  ber  ©aronne  unb  an  ber  £tnie  Borbeaur  tfetto 
tcr  Sübbabu,  bat  (18%)  1576,  als  ©emeinbe  2971 
Poft,  telegrapb  unb  berühmten  Weinbau.  Tie 
oorjüglicbften  ©eroäcbfe  finb  öaut^Barfac,  Gbäteau: 
ßoutet  unb  ISlimenS  (jährlich  80 t),  jroeiten  iRangc^ 
i*ernaub,  2Jtirat,  Gaillou  (etwa  350  t)  u.  a. 

ttttrfet)  (Perca),  ©attung  ber  Süferoafferfifcbe,  bie 
unter  bie  Stad>elfloffcr  gehört,  ben  JopuS  einer 
eigenen,  febr  jablreicben  Familie  von  iJleer:  unb 
Eüproafferfifcben  bilbet  unb  ficb  bureb  bie  gleicb: 
inäfug  feinen  Sammetjäbne  foroic  babureb,  bafe  bie 
Baud?floffen  gerabe  unter  ben  Bruftflofien  fteben 
unb  jroei  gefonberte  9lüdenfloffcn  oorbanben  ftnb, 
eine  oorbere  Stadjri5  unb  eine  bintere  ©cicbfloffe, 
leicht  oon  ben  übrigen  ftifeben  biefer  Familie  in 
ben  beutfeben  ©crDäffcrn  unterfdjeibet.  Tie  oorbere 
:Hüdenfloffe  tann  niebcrgelcgt  »erben,  toobureb  ber 
58.  etwa*  ta&cnarttg  ScblcicbcnbcS  crt/ält.  Ter  5tie= 
menbedel  ift  fcbuppenloS,  am  rHante  mit 
imex  bis  bret  fpifctgen  Stadjeln  befetjt,  bie 
Äiemenbaut  mit  neben  Strahlen  oerfeben, 
baS  ÜRaul  f  ebr  roeit,  oben  nur  Dorn  ^nüf  eben» 
tiefer  begrenjt,  bie  3unge  glatt,  Kiefer  unb 
©aumen  bejabnt.  Tic  betanntefte  $lrt  ift 
ber  gemeine  ober  ftlufebarfcb,  (Perca 
Ünviatilia  L.,  f.  lafel:  gif dje  V,  ftig.  4), 
roelcber  faft  in  allen  ftlüffen,  ^ffn  unt) 
Ieidjen  CuropaS  unb  bcS  nörbl.  Giftend 
lebt.  6r  ift  grünlichgelb ,  am  iRüden  mit 
iecbS  bid  fteben  fcbmärjdicbcn,  unbeutlicben 
Querbinben  gejeiebnet;  Slften,  Bruft:  unb 
Baudjfloffen  finb  rot.  Gr  roirb  meift  20—40  cm  | 
lang  unb  1— l1/,  kg  febroer.  Ta  er  febr  gefrdfeig 
ift,  fo  ift  er  leidet  ju  fangen.  3"  hieben  bulbct 
man  ibn  nicht  gern,  meil  er  febr  räuberifcb  unb  ein 
3erftörer  frember  brüten  ift.  Gr  laicht  im  ftrüb5 
jähr,  ie  nad)  ber  Witterung,  balb  jeitiger,  balb 
fpäter,  meift  im  Mpril;  feine  tyruebtbarteit  ift 
aufeerorbentlicb,  grofs;  fein  ftletfcb  roeifj,  jiemlicb 
bart,  aber  febr  fcomadbaft.  Ter  Scbroarjbarid) 
unb  ber  ftorellenbarf  cb,  jroei  febr  ähnliche 
amerit.  'Jlrten,  finb  ncuerbingS  mit  Grfolg  al» 
loertoolle  Jeidjftidje  in  Europa  eingeführt  roorben. 
in  einer  anbern  ©attung  berfelben  Familie  ge= 
bort  ber  rooblfcbmedenbe  ^lilbarfcb  (Lates  nilo- 
ticus  Gm.),  ber  gröfete  <yifcp  im  XU,  oben  bräunlich, 
unten  ftlberfarbig.  6ebr  nabe  ftebt  bem  tflufebarfcb, 
ber  See  bar  feb  (Labrax  lupus  Gut.),  mit  befebupp; 
tem  itiemenbcclel  unb  bejabnter  3unge,  ein  feböner, 
fdjlanfcr,  filbergldnjenber  gifd?,  ber  an  ben  Küften 
ber  "iJbrbfee  roie  beö  iDlittelmeerä  bfinfig  ift,  gern  in 
bie  glufemünbungen  binaufgebt  unb  }u  ben  befteu 
lafelfiidjen  gebört,  foroie  ber  fiaulbarfdj,  San  = 
ber  unb  Sägebar f  ob  (f.  bie  betrefjenben  Slrtifel). 
Der  bid  }u  1  Str.  febmere,  roegen  feined  audgejeid?: 
neten  gleifdjeS  gefcbdhte  Üöradfifd)  (Polyprion 
cerniura  Val)  finbet  fidj  beinabe  in  allen  roärmcni 
beeren  unb  folgt  gern  ben  Sdbiffdtrümmem,  um 
bie  baran  fitienben  Siere  abjulefen. 

»rotfljöu**  »onwrlotion«  Sifiiton.   14.  «ulL   9t.  H.  IL 


iö<irfcblaii*,f.lSopepobenunb2:afel:  Kruften« 
tiere  I,  gig-  13. 

^nrftugtjaufcu,  bannou.  Torf,  f.  9b.  17. 

^nrcü,  ^nfel,  f-  ®b.  17. 

UBarfdi  (üBorioj),  ruf).  ^Jinbbunb  (i.  b.  unb 
X  afel :  6  u  n  b  e  r  a  f  f  e  n ,  jVig.  23,  beim  'Jlrtilel  $>unbe). 

)9arfotattf  ein  in  9l6den  im  ©olbfanbe  be* 
Seifenroerle^  9arfom*loi  bei  ber  £>fltte  Kpfcbtim*t 
füblid)  oon  Äatbarinenbuvg  im  Ural  oorlommenbc 
bidjte  bi$  feinförnige  ÜJHneralmaffe,  roorin  Horunb, 
^leonaft  unbrocifeer©limmer  oft  eingeroadjfen  futb, 
oon  iplitterigem  Srucb,  febneeroeiper  i\arbc  unb 
•2,o  fpec.  OJemidjt.  Tie  reine  Subftanj  beftebt  roie 
ber  Ülnortbit  au*  42,9  Kiefelfdure,  36,4  Jbonerbc, 
19,8  Aalt,  0,3  ÜJtagncfia,  l,s  3llfalien,  unb  ba  bie 
eimeinen  Hörnchen  rbombifd)  (ober  monollin)  ftnb, 
fo  jebeint  bier  Timorpbi^mu*  oorutliegen. 

^ärfptnncr  (Cheloniariae),  9drenfcbmet: 
terlinge,  aud)  5Bdrcn  fcblecbtmeg, eine  fchöneunb 
artenreiche  Jamilie  ber  Schmetterlinge  mit  meift 
borftenförmigen  ober  fculenförmigen  jjüblern,  bie 
beim  sJ)idnncbcn  oft  gefämmt  ftnb.  Tie  meift  lebhaft 
bunten,  gefebedten  Flügel  werben  in  ber  Ülube  baebs 
förmig  getragen.  Tie  mit  16  Seinen  oerfebenen 
iHaupen  finb  borftig  ober  haarig  (ÜBärenraupen), 
ernähren  ficb  meift  oon  niebem  ^flanjen  unb  Der* 
puppen  ficb  enttoeber  innerhalb  feftcr,  pergament^ 
artiger,  fpinbelförmigcr  ©efpinfte  ober  loderer,  mit 


ben  Diaupenbaaren  buvd?wobeuer  Gocond.  Tie  %a- 
milie  beftebt  aud  brei  ©nippen:  ben  3 Ordnen  (Zy- 
gaenidae),  Blutstropfen  ober  wibbereben 
(f.  b.),  )u  benen  ber  gemeine  Blutstropfen 
(Zvgaena  louiecrae  Esp.),  baS  Steinbrech: 
BlutStröpfcben  (Zygaeua  filipendulae  X.,f.la= 
fei:  Schmetterlinge  I,  gig.22)  unb  ba*  bunte 
iülutStröpfcben  (Zygaena  fausta,  f.  Taf .  I,  gig.  3) 
gehören,  ben  eigentlichen  Bären  (Kuprepiidae) 
mit  bem  braunen  Bär  (Arctia  caja  L.,  f.  oon 
ftebenbe  ^igur),  bem  ^jJurpurbdr  (Arctia  pur- 
p^urata  L.,  f.  Taf.  II,  gig.  30),  ber  fpanifeben 
^abne  (Callimorpha  Herai.,  f.  Jaf.  II,  frig.  11) 
unb  bemScbmudbär  (Deiopeta  ornatrix  W.  V., 
f.  2af.  II,  ftta.  10)  unb  ben  '^led^tenfpinnern 
(Lithosiidae  Marsh.). 

5Öarf?c,^  (fpr.  barfchtieb),  poln.  Nationalgericht, 
eine  febr  Irdftige  Suppe  aue>  ftart  geroünter  :Huit -? 
brühe  mit  lleingefcbnittcnem  ©emüfe,  SBurjelroerl 
unb  roürflig  gefebnittenem  Aleifcb. 

OUffftjL  ©emeinbe  in  Clbcnburg,  i.  Bb.  17. 

)öarc<--3üflcnö  (fpr.  barfd^),  Ort,  f.  Sjllenf». 

^nr  für  "21  übe  (fpr.  fmr  obb).  1)  ürronbiffc- 
mettt  im  franj.  Tepart.  Vlube,  bat  1014,75  qkm, 
(1896)  35154  G.,  88  ©emeinben  unb  jerfdllt  in 
bie  4  Hantone  B.,  Bricnnede^bäteau,  Soulaine*, 
Benbcuore-fur  Barfe.  —  2)  Jpauptftabt  beS  Slrron- 
biffementö  B.,in  ber  ßbampagne,  am  rechten  Ufer  ber 

27 


Digitized  by  Google 


418 


$ar:fur*Dniain  —  ©ort  (©ortoudjS) 


!>lube  unb  au  ber  fiinie  $ari«*2eutfcbe  ©renje  bei 
^ctihGroir,  ift  Si&  eine«  (Simltribunal« ,  eine« 
kommunal  ^GoUeae,  eine«  3rilengefängniffe«,  bat 
(18%)  4287,  al$  ©emeinbe  4648  (*.,  $oft  unb  Jelc* 
grapb,  3Bcinbau,  ©erberei,  93aummoUweberei, 
iörauerei  unb  tcbbaften  ©ein-,  Sranntweim,  öffig5, 
öanf:,  SBoll:  unb  &oljpanbcl.  3tuf  ber  Stubebrüdc 
jtebt  eine  Kapelle  au«  bem  15.  ,utuh.(  )um  Än= 
benfen  an  Stleranbcr  oon  93ourbon,  ber  auf  SBefebl 
tfarl«  VII.  1441  bier  in  ben  glufe  gcftünt  würbe.  — 
*lra  24.  3an.  1814  lieferten  unweit  SB.  bie  9Scr= 
bünbeten  bem  üJtarfcpall  ÜJlortier  ein  ©efeebt, 
infolgcbcffen  legerer  jur  gortfefeung  feinet  9iüd= 
jug«  gejwungen  war.  «in  noeb  bebeutenbere« 
©efedjt  fanb  27.  gebr.  1814  ftatt.  9cad?bem  bie 
33erbünbcten  feit  23.  gebr.  »on  Jrope«  au«  lang= 
fam  jurüdgegangen  waren,  fammclte  Napoleon  feine 
Mauptmacbt  bei  iüterrj,  um  ber  fdjlef.  Strmee  nad?  ber 
iJtarne  ju  folgen  unb  33lüd?er  t>creinjelt  ju  fdjlagen. 
9U«  ber  ^slan  Napoleon«  u  du  Luv  warb  unb  bie  3laa)- 
riebt  einging ,  ba|  33lüd>er  glüdlid)  bie  Hube  über= 
febritten,  bcfcbloffen  bie  «erbünbeten,  ibren  Nüdjug 
aufjugeben.  IBdpicnb  Napoleon  27.  gebn  gegen 
bie  fdjlef.  Slrmee  aufbracb ,  liefe  Scbwarjenberg  ba« 
r»on  ÜHacbonalb  nacb  33.  uorgefebobene,  burd)  Dubi 
not  befebliflte  franj.  Jtorp*  angreifen.  Dubinot 
mufete  weichen,  fo  bafe  aueb  SDtacbonalb  feine  Steh 
lung  ju  3Ralepin  nidu  galten  tonnte,  gär  bie  SSer- 
bünbeten  war  bamit  bie  Cffenfioe  wieber  eröffnet. 

Utax  Un  Crnatn  (fpr.  feür  örnäng),  f.  33ar 
lc  =  2>uc. 

*ar  für  «eine  (fpr.  fulv  feäbn).  1)  «rronbiffc- 
ment  im  franj.  2>epart.  ?lube,  bat  1216,so  qkm, 
(18%)  39849  G.,  84  ©emeinben  unb  jerfailt  in  bic 
5  Äantone  SB.,  (Spaource,  Gfiope«,  3Huffp=fur=Seine, 
Vc«  JRicer-.  —  2)  .fruuptftabt  be«  Slrronbiffement« 
SB.,  30  km  jüböftlidp  »on  Xrooe«,  158  m  po<b,  lint« 
an  ber  Seine,  über  bie  eine  fteinerne  SBrüde  fübrt, 
unb  an  ber  £inie  £rope«  =  $iion  ber  Oftbabn,  bat 
(1896)2590,  al«©emcinbe3l57G.,,Boft,  Selcgrapb, 
rtommunab(5oll*0e,  SlderbauflefeUfdjaft;  ©renne* 
reien.  gdrbereien,  ©erbereien,  SffioUjeufl«,  $)roget= 
unb  s4kipierfabritation  fomie  ©ärtnerei  unb  betreibt 
lebhaften  Mantel  mit  $ol),  ftanf,  SBolle,  ©etreibe, 
befonber«  aber  mit  ©ein  au«  eigenen  SBeinbergen. 

«ort,  ber  bem  mdnnlia>en  ©cfcblcdjte  eigentünu 
Hebe  öaarwueb«  (f.  Maare  i  um  SWunb,  ffinn  unb 
fangen.  $ie  SBartbaare  haben  gewöbnlicb  einen 
berbern  Sdjaft  al«  bie  übrigen,  fmb  türjer  unb 
narret  al«  ba*  fcauptbaar  unb  beginnen  ibre  eigene 
liebe  Gntwidlung  erft  um  bie  :',eu  ber  Pubertät. 
SBei  grauen  finbet  ficb  ein  SBdrtcbcn  öfter«  in  fpdtern 
^abren,  meift  nacb  (5rlöfd?en  ber  3eugungefäbig= 
feit,  ferner  aii  bpfterifdjc  fepperplafie,  befonberä 
aui)  bei  ben  (gewöbnlicb  unfrudrt baren)  Wann-- 
roeibern.  (Uber  bartige  grauen  ogl.  3citfd>rift  für 
ütbnologie,  VIII,  110;  XI,  145;  XIII,  213.)  $ie 
garbe  be*  SB.  ftimmt  gewöbnlicb  mit  ber  beS  f>aupt= 
taaicc-  überein,  toi)  giebt  e£  eine  Stenge  Nuancen, 
nie  ben  bem  Horben  eigentümtieben  9iotbart,  ben 
iiivoai)  ober  nidjt  gefärbten  SWildjbart  u.  a.  3Iuf 
l'dnge,  2id?tigteit  u.  f. ».  baben  iUima  unb  ^ationaj 
litdt  wefentlicpen  Ginflu6.  SBei  mannen  SBölfern 
ift  ber  SBartroucbö  fd?n>acb  entroidclt,  namentlicb  bei 
benen  mit  ftraffem,  grobem  6aar,  fo  aufeer  bei 
^nbianern  bei  9torb»  unb  Dftafiaten  fotoie  bei  3Jla: 
(aien,  lümmerlicb  bei  ben  Hottentotten,  reiebüeper 
bei  mittel«  unb  fübafrif.  Siegern,  mä^ig  bei  ben 
Suftraliern,  üppiger  bei  ben  ^}apua. 


Urfprünglid)  »urbe  bei  allen  bartigen  SSölfern 
ber  SB.  al$  3«i<b<"  ber  Straft  unb  ald  3iftb«  ber 
iDiännlidjfeit  betrachtet,  tu  her  au*  forafdltig  gc« 
pflegt  unb  für  beilig  gehalten;  feine  uneprerbiettge 
iberübrung  »ie  ba*  (Intfernen  galt  unb  gilt  noeb 
ali  Scbimpf  ober  Strafe,  »ber  in  ganj  3Rittel=  unb 
Storbcuropa  finbet  man  in  ©räbern  ber  SDtetall^eit 
unb  Wahlbauten  gebogene  SBronjemeffer,  bie  t>icl- 
leidu  jum  iHaficren  bienten,  toietoobl  aueb  in 
grauengräbern  folebe  gefunben  werben,  \\]lox 
genlanbe  ift  ber  ©ebraueb  be«  9tafierend  uralt, 
bei  ben  Stgpptem,  »o  nur  ber  Stbel  ein  mürfeb 
förmige«  Kinnbdrtayn,  ^barao  einen  langem  ge= 
pflegten  unb  forgfam  gefebüftten  6pi&bart  trug,  bi? 
in  bie  dltcften  3citen  jurüd  ju  »erfolgen.  §n  Äfiiv 
rien  rafierte  man  ben  SB.  erft  jur  3eit  Sarbanapale 
unb  9tebutabnejar« ;  aber  wie  bort  einen  üt malen 
teilförmigen  fimnbart,  beftete  man  bier  einen 
breiten  Vollbart  tünftlicb  an.  Tie  SBabplonier  fo= 
wie  bie  alten  Werfer  trugen  forgfdltig  gepflegte  SB. 
^eboeb  »ar  ber,  unter  Umftanben  tünftlicb  er* 
ietite,  geflocbtcne  unb  geträufelte  Vollbart  bei  allen 
Jlltorientalcn  SHorredjt  be«  öerrfeber«,  in  oer= 
türjtcr  ©eftalt  be«  hohen  Slbel«;  alle  öunueben 
waren  bartlo«.  S)ie  yuben  ftu&ten  ben  SB.  wenig, 
I  falbten  ibn  unb  pflegten  ipn  al«  Slbjeicben  be« 
[  greien  unb  grommen;  nur  Srauernbe  unb  ©e- 
I  fangene  vemacbldffigteu  fpmbolifcb  aueb  bie  Pflege 
I  be«  SB.,  fa  rauften  ibn  wobl  au«.  2)ie  ©riedjen 
liefen  ben  SB.  um  ©angen,  Sippen  unb  Sinn  waaV 
fen  unb  oerwanbten  grofic  Sorgfalt  auf  feinen  3": 
ftanb.  Grft  \u  Älexanberö  b.  @r.  3«t  unb  burd? 
ibn  tarn  ba«  wirllicbc  Scberen  be«  SB.  auf.  3)ic 
meiften  ^bilofopben  aber,  in«befonbere  dpniter  unb 
Sopbiften,  fabcu  im  SB.  einen  ©egenftanb  bewußter 
Söürbe.  Tie  9tömer  gingen  ungefähren  bi«  etwa 
300  o.  Gbr.;  ber  erftc  SBarbier  tarn  naa)  9tom  an- 
geblid?  burd)  f.  Siciniu«  3Jtdna«  au«  Sicilien. 
Seitbem  ging  man  au^cr  in  Trauer  glatt  rafiert. 
3n  Cicero«  3*»t  gingen  bie  uornebmen  Sturer 
noeb  nadj  bem  22.  ©eburt«tage  (lag  be«  poucre 
barbam)  mit  fd>ön  geftu^tem  jtinnbdrtcben  (bene 
barbati  unb  barbatuli).  Grft  unter  ^abrian  liefe 
man  allgemein  ben  JB.  wieber  waebfen,  unb  bie« 
bauerte  oi«  auf  bie  3*«t  Äonftantin«  b.  @r.,  wo 
wenigften«  bie  langen  fiinnbdrte  in  ßuropa  jum 
großen  Seil  oerfebwanben.  Söei  ben  alten  ©erma  - 
neu  galt  nacb  Sacitu«  (Germ.,  31)  getürjte«  Maar 
unb  gefeborener  S.  al«  3f i&en  ber  Unfreibeit  ober 
be«  SÜerlufte«  ber  6bre.  «©efeberter»  ift  in  Süb= 
beutfcblanb  je m  noeb  ein Sdnmpfmort.  Tie  vanao 
barben  er  hielte  n  ibren  tarnen  vom  langen  9.  Tie 
Sacbfen  trugen  jeboeb  im  6.  $aprb.  leinen  93.  2)ie 
granten  trugen  in  ber  ÜJtcrommgerjeit  turjen,  unter 
Äarl  b.  ©r.  längern  Vollbart,  bie  3Jorncbmen  ba= 
mal«  febon  meift  Sdjnuubart.  3w  10.  Sabrp.  würbe 
aber  burd)  Dtto  I.  ber  93.  wieber  allgemein.  —  9cod> 
im  12.  ^abrb.  pflegte  man  in  grantreieb  ben  bi« 
auf  bie  ©ruft  perabfaüenbcn  ©.  in  einjelne  Sträb* 
nen  ju  flecbten  unb  bic  Spieen  be«  Scbnurrbart« 
jufammenjubinben.  3)ie  »ornebmen  unb  gebilbeten 
Stdnbe  be«  au«gebenben  Mittelalter«  beuorjugten 
ben  93.  wieber.  f>einricb«  IV.  fein  bearbeiteter 
Änebels  unb  cinjadiger  Äinnbart  (Henri  quatre) 
mad)te  rafd)  Sdjule  unb  ift,  geringfflgig  mobifijicrt, 
noeb  beute  für  ben  franjöftfcben  33.  tppifd).  J2ub: 
wig  XIV.  unb  feine  gclbberren  unb  £>ofbid?ter 
trugen  ben  au«gejogenen  Scbnurrbart.  Seine« 
Gnfel«  Dbilipp  V.  eintreten  für  ba«  9tafieren  er« 


©art  (beS  edjlüffel«)  —  «orte 


419 


regte  bie  ©panier,  bic  noch  au«  ihrer  großen  3cit 
ben  bem  Henriquatre  oerwanbten  fog.  Spanifcben 
93.  trugen.  Seit  Cubwig  XIII.  unb  XIV.  begann  in 
©efteuropa  bie  3)tobe,  bann  bie  9Jtilitärbt«ciplin 
ftcb  be«  93.  ju  bemächtigen,  unb  feine  gorm  unb 
©eftalt  würbe  feitbem  jabllofen  93er  änberun  gen 
unterworfen.  3n  9tufelanb  begann  Bieter  b.  ©r. 
bie  Kultioierung  mit  SJerbot  be«  grofien  93.  für 
alle  Wdjtbaucrn  unb  fübrte,  al«  er  nidjt  gleich 
burebbrang,  eine  93artfteuer  ein;  wer  burch  bic 
Ibore  einer  Stabt  mit  einem  99.  ging,  mufete  ihn 
oerfteuern.  3)ie  Staromberjen  (Altgläubigen)  be* 
breiten  ibn  trofc  ^eter*  Verfolgungen  bei. 

Seit  ber  Eroberung  oon  Algier  (1830)  würbe 
erft  in  {jranfreieb,  bann  im  übrigen  (Suropa,  befon- 
ber«  fett  1848  wieber  ber  Vollbart  SWobe;  er  galt 
eine  3«t  lang  al«  Abjeicben  bemofratifeber  ©e= 

Stnung,  unb  einjelne  Regierungen  belämpften  ben 
.,  wenigstens  bei  93eamten.  ftür  bie  europ.  Heere 
giebt  e«  teil«  beftimmte  Sorfcbriften,  teil*  allgemein 
befolgte  Sitten;  fo  ift  inßfterreicb  ber  Kotelettbart 
mit  au«rafiertem  Äinn,  im  SJeutfcbcn  Weiche  ber 
au«gejogene  Schnurrbart,  in  tjranfreid)  ber  Knc= 
bei'  mit  Spi&bart,  bem  Henriquatre  äbnlicb,  ihm 
oerwanbt  ber  93ictor  Gmanuel-93art  in  Italien,  in 
iHufelanb  ber  quabratifebe  Vollbart  öblieb,  im  grojj: 
brit.  Heere  ber  bi«  1840  unterfagte  Schnurrbart 
feitbem  oorgefebrieben ;  bie  preufe.  ©arbe  trägt  ba« 
Äinn  ftet*  raftert.  Die  üRobe  bat  ftcb  fort  unb  fort 
in  häufigem  Vechtel  mit  ber  gorm  be«  93.  befchäf: 
tigt.  SBalb  war  mebr  ber  Schnurr  *  ober  ber  Äncbel= 
bart,  halb,  befonber«  in  ^ranfreieb  (wo  fpäter  ber 
Kinnbart  k  la  9tapoleon  III.  auffam),  ber  Henri: 
quatre,  balb  ber  93adenbart  beliebt.  2)et  ©eift« 
lidjteit  würbe  ber  93.  balb  ftreng  oerboten,  balb 
wieber  geftattet.  93ei  ben  Katboltfen  tragen  nur 
mehrere  9Jcöncb«orben ,  nicht  bie  SBeltgeiftlicben 
einen  93.  2>ie  Vriefter  ber  grieeb.  Kirche  traten 
feit  ÜMitte  be«  9.  $tabrb.  lebhaft  für  ben  93.  in  bie 
Scbranten  unb  behielten  ben  93.  bis  beute  bei.  fjin 
neuerer  3«t  tragen  Diele  prot.  @ciitlid>e  ben  93., 
ber  ihnen  t>or  nicht  langer  :Wn  nod?  oerboten  ober 
blofs  al*  93adenbart  erlaubt  war,  mdbrenb  bi«  um 
1700  Schnurr«  unb  3n>idclbart  für  fte  al«  ollgc* 
meiner  93raueb  galt.  $ie  i«rael.  JHabbiner  tragen 
ber  alten  religiöfen  93orfebrift  entfprechenb  ben  un= 
geftufeten  Vollbart. 

2?er  93.  bat,  aufeer  ben  mit  bem  Kopfhaare  ge« 
meinfamen  Krantbeiten  (j.  93.  Schuppen*  unb 
Äleienflecbte,  ©abengrinb,  Ausfallen  ober  Gr* 
grauen  ber  Haare  u.  f.  w.) ,  noch  einige  eigentünv 
liehe  Krantbeiten,  namentlich  bie  93artfinne, 
^Bartflechte  ober  ben  93artgrinb  (Mentagra, 
Sycosis),  eine  fcbmerjbafte,  tiefgreifenbe  Gnt}ün= 
bung  ber  Haarbälge  unb  Haarbalgbrüfen,  welche 
leicht  )u  au«gebebnter  93ortenbilbung,  ju  @efcbmü= 
ren  unb  Wucherungen  führt,  meift  burch  Anhäufung 
oon  Sdjmufc  an  ben  Süurjeln  be«  Haar« ,  oft  aber 
auch  nur  burch  ba«  daueren  bwtgerufen  ober 
unterhalten  wirb.  93ei  berjenigen  §orm  oon  93art' 
finne,  bie  in  biden,  harten,  enhünblidpen  Knoten 
auftritt,  ftnbet  ftcb  ein  eigentümlicher  mitroftopifeber 
'liilj  (Trichophyton  tonsurans)  an  unb  in  ben  er» 
trantten  Haaren.  3)iefe  parafttäre  ftorm  ber  93art= 
finne,  welche  Köbner  al«  fnotige  Sncbompcofi«  be= 
jeichnet,  ift  burch  Anftedung  oon  einer  Verfon  auf 
bie  anbere  übertragbar.  3)iefelbe  fann  gewöhnlich 
febon  burch  oollftänbige«  93efeitigen  (Äuiraufen) 
ober  tägliche«  Abraftcren  ber  tränten  {paart  unb 


burch  93eftreicben  ber  ertrantten  Stelle  mit  Auf« 
löfung  oon  Cuedfilbcrs  ober  ftupferfaljen ,  mit 
SarbolM,  Sdjmierfeife  ober  Scbwefelpaftc  grflnb: 
lieh  gebeilt  werben. 

93gl.@.  93artb,  De  barba  (1736);  ^ang<.  Me- 
moire pour  senrir  ä  Thistoire  de  la  barbe  (2qon 
1770);  ®ef djichte  ber  93.  unb  ber  fpiften  Hapujen 
(au«  bem  vjranjöTtfcbcn,  Hftln  unb  93amb.  1780); 
Dulaure,  Pogonologie  ou  histoire  philosophique 
de  la  barbe  (Var.  1786);  Schelle,  ©efdjidjte  be« 
männlichen  93.  bei  allen  Sölfern  (nach  bem  ^xan- 
jöftfehen,  fipj.  1787  u.  1797);  $om  6almet,  His- 
toire de  la  barbe  de  l'homme.  Histoire  des  re- 
volutions  de  la  barbe  des  Franc;ais,  depuis  l'ori- 
gioe  de  la  monarchie  (^kir.  1826);  Philippe« 
Histoire  philosophique,  politique  et  religieuse  de 
la  barbe  (ebb.  1845);  galle,  Haar  unb  93.  ber  35eut-- 
fchen  (im  «Anjeiger  be«  ©ermanifdjen  9Rufeum«n, 
1858);  Ouicherat,  Histoire  du  costume  en  France 
(liar.  1875);  SWfeber,  Söertfchä^ung  unb  Pflege 
oon  Haar  unb  93.  (fipj.  1885). 

»ort,  bei  einem  Scblüf fei  berjenige  Seil,  ber 
nach  (ünfflbrung  be«  Scblüffel«  in  ba«  Schlüffel- 
loch  bei  ber  Drehung  be«  Scblüffclringe«  ben  SRie^el 
erfafet.  Gr  geht  in  einer  Rührung,  beren  Ouerfcbnitt 
i  al«  Ginfcfanitte  im  93.  erfebeinen.  3e  tomplijicrter 
biefe  Ginfcbnitte  finb  unb  je  genauer  fte  in  bie  5üh; 
rung  paffen,  befto  fixerer  ift  ba«  Sdjlofe  gegen 
unbefugte«  Cffnen.  (S.  Scblojj.)  —  93.  werben  im 
Orgelbau  jwei  Stüde  93lecb  genannt,  burch  beren 
&n-  ober  Au«wärt«biegung  bie  pfeife  ge[timmt 
wirb,  gerner  bebeutet  93.  in  ber  3>cbnif  fooiel  wie 
©rat  ober  ©ufsnabt. 

(Bart,  auch  93aert  ober  93artb,  3ean,  franj. 
Secbelb,  Sohn  eine«  gtfeher«,  geb.  1651  ju  2)ün^ 
firdjen,  nach  anbern  in  ben  Slieberlanben.  Gx  trat 
früh  in  bie  bollänb.  ÜHarine,  ging  jeboch  im  93egtnn 
ber  Äriege  gegen  Hollanb  in  (ram.  5)ienfte  über. 
Da  93ürgerlicbe  bamal«  auch  tnt  ^eewefen  leinen 
Dffijier«rang  betleiben  burften,  machte  ftcb  93.  felbft 
jum  Kapitän  eine«  Äoriarenfcfaiff«.  AI«  foleber 
bewie«  er  fo  aufjerorbentlicbe  Hübnheit,  baft  ipm 
fiubwig  XIV.  eine  befonbere  SWiffton  im  2Jlittel' 
meere  |uwie«  unb  ihn  fpäter  auch  )um  wirtlichen 
Schiff«lcutnant  ernannte.  3n  einem  ©efedjt  gegen 
engt,  übermadjt  warb  93. 1695  gefangen  genommen 
unb  nach  ^Mpmoutb  gebracht.  $>itx  entmid?  er  auf 
einem  einfachen  gifchemadjen  nach  grantreieb,  Wo 
ibn  ber  König  nun  jum  Kapitän  erhob.  93ei  ber 
iBlodabe  be*  Hafen«  oon  2)üntircben  burd)  bie 
dnglänber  1696  unternahm  93.  eine  ruhmoolle 
Kreujerfabrt,  worauf  ihn  Cubwig  XIV.  jum  Gorn* 
manbeur  eine«  ©efAwaber*  ernannte.  Gr  ftarb 
27.  April  1702  ju  Süitfircben.  Seine  rauhe  §rei- 
mütigteit  unb  fein  berber  W\$  machten  ihn  nicht 
weniger  populär  al«  feine  Kühnheit  unb  Schlag* 
fertigteit.  Sein  93ronjeftanbbilb  in  tDüntircbcn 
würbe  1845  enthüllt.  —  9igl.  De  la  Sanbelle, 
Stüdes  marines,  Jean  B.  et  son  fils  {%ax.  1874); 
©erncr,  93erühmte Seeleute,  1.  Abteil.  (93erl.  1882). 
Bart,  (aueb  Bar.  unb  Bt.),  engl.  Abtürjung  für 
»artaffr,  f.  5Dcafato.  [Baronet  (f.  b.) 

tttartammer  ober  3»PPantmer,  f.  Ammer. 
(Barte,  a r t  e ,  mittelalterliche  93ejeichnung  für 
93eil  überhaupt  (fo  in  Hellf barbe,  b.  i.  Helmbarte), 
fowie  im  befonbern  für  bie  turjgejtielte  Streitart 
ber  Steiler  (f.  Streitajrt);  jc&t  noep  bie  beilartige 
•^arabemaffe  ber  93ergleute  (93ergbarte)  tinb  bie 
93inberbarte  (f.  b.)  ber  93öttcher. 

27* 


Digitized  by  Google 


420 


Sorte]  —  «artfledjtcn 


Partei,  f.  Knecht  SHupredjt. 
Satteln  oscr  93artfäben,  23cseichnung  für 
bie  langen  fcautfortfäfce  in  ber  Umgebung  beS 
lltunbeS  bieler  fjtfdjc. 
«attel«,  Abolf,  Schriftfteller,  f.  93b.  17. 
©artelS,  Grnft  Auguft  Daniel,  f.  Bars. 
{Barrett,  &anS  von,  IDIatcr,  geb.  25.  2>ej.  1856  in 
Hamburg,  genofc  bafelbft  ben  Unterricht  beS  iDlarine* 
malerS  jjarborff,  mochte  1876—77  Stubien  in 
Düffelborf  unter  Schmei&er,  1878  in  J&amburg  unter 
öfterlen,  unternahm  bann  eine  ÜHeife  nach  Italien 
unb  lebt  feit  1885  in  München.  Seine  Clgemdlbe 
fotvie  namentlich,  feine  Aquarelle,  in  benen  er  be= 
fonberS  norbbeutfdje  Strand  unb  glufjlanbfchaften, 
ÜJlotioe  auSJ&olftein  unbWügen,meift  mitcharatteri* 
ftifcher  Staffage,  barftellt,  jeichnen  ficb  bureb  meifters 
bafte  2)arfteUung  beS  ÜJteerS  aus.  Gr  erhielt  1886 
unb  1891  auf  ber  berliner  KunftauSftellung  bie 
Heine  golbene  ÜRebaille.  äauptbilber :  Sturmflut 
(1892,  berliner  Nationalgalerie),  Kartoffelernte  auf 
Jlügen  (Aquarell,  1887). 

harten,  bie  hornartigen,  bicht  wie3ähue  neben 
cinanber  geftellten  platten  im  Obertiefer  beS  2Bal= 
fif  che*  (93  a  r  t  e  n  w  a  1),  bie  baS  gifchbein  (f.  b.)  liefern. 

Satten,  Stabt  im  Kreis  Naftenburg  beS  preuf». 
Neg.=93ej.  Königsberg,  in  ber  Canbfchaf  t 93artenlanb 
(f.  b.) ,  an  ber  Siebe  unb  ber  Kleinbahn  Söenben* 
Stanblad,  Sit)  eines  Amtsgerichts  (Sanbgeridjt 
93artenftein),  hat  (1900)  1400  metft  evang.  G.,  $oft, 
Uelegraph ;  Flachsbau.  Nahebei  bie  gut  erhaltene 
um  1250  erbaute  DrbenSburg9J.,  jefct  SJomänc 
mit  199  G.,  fotvie  bie  grdfl.  Stolbergfche  öerrfebaft 
Sftnhoffftdbt  mit  Schloß  unb  $art. 

«artcnlanb  ober  23arterlanb  (im  Mittelalter 
Barthonia),  eine  fianbfebaft  im  SD.  NatangenS 
(f.  Karte:  Oft»  unb  SBeftpreufecn,  beim  Artifcl 
Seftpreuficn),  von  bem  eS  bie  Alle  trennt,  umfaßt 
bie  Kreife  SRaftenburg,  grieblanb  unb  Nöffcl  bc* 
preufj.  9teg.»93ej.  Königsberg.  93.  }erftel  in  baS 
eigentliche  93arten  unb  in  *ßlica  =  93arten,  fpäter 
@rofe  =  unb  Klein»93arten  genannt, 
ttartenfteitt.  1)  Stabt  im  Kreis  ftrieblanb  beS 
i  preuf».  9teg.--93ei.  Königsberg, 
/  55  km  füblich  von  Königsberg, 
I  in  42  m  i&bbt,  rechts  an  ber 
Alle,  an  ber  Cinie  Königsberg* 
Sxeftten  berOftpreufi.Sfibbabn, 
Sifc  eines  CanbgericbtS  (Dber- 
\  X  f"FJ  Jffy  lanbeSgericbt  Königsberg )  mit 
17  Amtsgerichten  ($3arten,  93., 
93ifchofSburg,  93ifd?ofSftein, 
3omnau,  grieblanb,  ©erbauen,  ©uttftabt,  6eilS= 
berg,  Kreujburg,  i!anbSberg,Norbenburg,^rcufiifch: 
Gvlau,  tHaftenburg,  Nöffel,  Schippenbeil,  See* 
bürg),  eines  Amtsgerichts,  Kataftcr=  unb  SollamteS, 
SteueramteS  erfter  Klaffe  unb  einer  NeicbSbant* 
ftclle,  bat  (1895)  6338  G.,  barunter  284  Katboliten 
unb  81  Israeliten,  (1900)  6779  6.,  «oftamt  erfter 
Klaffe,  Jelegrapb,  2  evang.,  1  fatb.  Kirche,  lönigl. 
(^vmnaftum,  höhere  Mäbcbenfcbule,  93ürgerfdjule, 
Unterofftiiervorfchule ,  KranlenhauS ,  Freimaurer: 
loge,293orfchu^unb  Krebitvmine;  £ampfichneibc= 
inühle,  Ziegelei ,  Gifengiefeerei  unb  ÜRafchinenbau* 
anftalt,  ffiagenfabrif,  DJltihlenwerte,  9irauerei,  ©er* 
berei,  Töpferei,  ©etreibebanbel,  9Sieb-,  ^ferbe-  unb 
Krammärtte.  8t»  April  bis  ^uni  1807  war  93.  baS 
Hauptquartier  ber  verbünbeten  ^reufeen  unb  Nuf* 
ien,  unb  26.  April  1807  würbe  hier  ber  93arten* 
fteiner  Vertrag  jwifeben  ^reufjen  unb  Nufe: 


lanb  ahgefchlofien.  —  2)  Stabt  im  Dberamt  ©era* 
bronn  beS  mflrttcmb.  ^aßfttreifeS ,  an  ber  recht« 
jur  3agft  gehenben  Gtte,  hat  (1900)  694  G.,  bar* 
unter  322  Katboliten,  v$oft,  Seiegraph,  fchöneS  SRc* 
fibenifchlof}  beS  gürften  von  m c beule b c  ^ arte nftein, 
2  fatb.  unb  1  evang.  Schule. 

©artenftetn,  goh.  UbriUopb,  Freiherr  von, 
Staatsmann,  geb.  1689  ju  Strasburg,  legte  ben 
©runb^u  feiner  93erühmtheit  1709  burch  eine  rethts= 
hiftor.  Schrift  über  ben  Krieg  beS  Kurfürften  9Jlorift 
gegen  Karl  V.,  in  ber  er  baS  iRedjt  ber  Kriegführung 
feitcnS  ber  9teichSftdnbe  gegen  ben  Kaifer  »erfocht, 
ein  ©runbfah,  ben  er  in  feiner  eigenen  polit.Jhdtig= 
teit  aufs  fchärffte  betämpft  hat.  Gr  trat  1715  in 
ben  Sienft  beS  öfterr.  Staates  unb  juin  KathoticiS: 
muS  über.  Seine  gro^e  Caufbahn  begann  1727,  als 
er  ben  ertrantten  geheimen  StaatSfetretdr  93uol  als 
Subftitut,  bann  als  Nachfolger  erfefcte.  2)iefe  BttU 
lung  brachte  ihn  in  ben  »ertrauteften  SBerlehr  mit 
Kaifer  Karl  VI.,  beffen  ©unft  unb  93ertrauen  er  in 
immer  höh«m  Wlafa  gewann.  3)er  Ginflufs  93.S 
bauerte  auch  unter  üDlaria  ^hfrefw  ungefchrodeht 
fort,  bis  1753  Kauni^  bie  Leitung  ber  auswärtigen 
Angelegenheiten  erhielt.  93.S  langjährige  93cmübum 
gen,  Karl  VI.  bie  Anertennung  feiner  ^Jragmati: 
ichen  Santtion  »on  Guropa  ju  »erfdjaffen,  erroiefen 
ftch  unmittelbar  mit  bem  Jobe  biefeS  dürften  als 
vergeblich,  unb  bie  ^olitit,  bie  er  unter  2Raria 
Xhcr«ria  verfolgte,  unb  bie  in  ber  Abneigung  gegen 
baS  engl.  93ünbniS,  ber  3uneigung  ju  granfreieb 
unb  bem  bitterften  \xif;  gegen  ^reufien  gipfelte, 
führte  ju  ben  für  Cfterreich  To  bemütigenben  Arie 
benSfchlüffen  von  93reSlau ,  Bresben  unb  Aachen. 
Sro^bem  bewahrte  ftch  93.  auch  nach  ber  Gntfernung 
aus  bem  auswärtigen  iDlinifterium  (1753)  bie  3uj 
neigung  ber  Kaiferin ,  bie  ihn  )um  ©eh.  9tat  unb 
iUcetanjler  im  SJcinifterium  beS  Innern  ernannte. 
93.  ftarb  ju  SBien  6.  Aug.  1767.  -  93gl.  Arncth, 
93.  unb  feine  3«t  (Süien  1871). 

©artentuale,  f.  SBalfifche. 

©artcrlanb,  f.  93artenlanb. 

©artergeuflUttflSpomabe  unb  ©arterjeu 
gunö«ttnfttir,  f.  ©eheimmittel. 

«drtfa,  ungar.  9lame  ber  Stabt  93artfelb  (f.  b.). 

«ortfäben,  f.  93arteln. 

SBartfelb,  ungar.  93drtfa,  ehemalige  tönigl. 
greiftabt,  feit  1876  mit  georbnetem  ÜDiagiftrat,  im 
oberungar.  Komitat  SdroS,  an  ber  Sopla  (  Jcpl  > 
unb  ber  GperjeS'93drtfaer  Gifenbahn  (45  km),  bat 
(1890)  5069  meift  flowalifche  G.  (1188  «Deutfcbe), 
eine  tath- Kirche,  ein  Rathaus  (15.  oabrb.i  mit  trieb 
tigem  Archiv.ein  tath.  Untergpmnafium  unb  Klofter ; 
löpfergefchirrfabritation  unb  Seinwanbhanbel.  — 
Gtwa  2  km  von  ber  Stabt  in  einem  von  Sannen* 
walbungen  umgebenen  Shale  baS  93ab93artfelb 
mit  12  jobhaltigen,  altalifcb:fal»nifchen  Gifen^iU 
quellen  (9,5  bis  10,5°  C),  wovon  5  ju  Jrintluren, 
eine  jur  93erfenbung,  bie  übrigen  ju  93äbern,  gegen 
93lutarmut,  Nervenleiben,  JHheumatiSmen,  geftörte 
93erbauung  unb  Krantbeiten  beS  AtmungSapparatS 
bienen.  2)er  früher  hei  93.  getriebene  9)ergbau  auf 
©olb  unb  Silber  ift  jeht  gan)  eingefteüt. 

^artfiuf,  f.  ^raebtfinten. 

«artfinnc,  Krantheit  beS  93arteS  (f.  b.). 

iöartflectjte,  Krantheit,  f.  9)art. 

tBarrfledjten,  Name  von  Arten  vcridjiebener 
flechten  mit  fchlaff  hetabhängenbem,  wurjelartig 
verzweigtem  ShalluS,  bie  an  93aumftämmen  wach: 
fen  unb  oft  lang  hftabhdngenbe  93drte  von  grau» 


ized  by  Google 


Bartgeier  —  ©ortfj  ($einr.,  ftorffyingSreifeiiber) 


421 


roei&et  ober  graugrüner  <$arbe  bilben.  Sie  treten 
namentlich  in  boep  aeleßenen  ©ebirß*nabelmdlbern 
maffenbaft  auf.  @*  ftnb  Ärten  bet  ©attunaen 
Usnea  .Dill,  unb  Bryopogon  Link.  Tic  gemöbn: 
liAften  Hrten  ftnb  Usnea  barbata  Fr.  (f.  Jafel: 
flechten  II,  ftig.  2)  unb  Bryopogon  jubatura 
Kbr.\  beibe  in  ßanj  Seutfdjlanb  in  ebenen  mie  in 
gebirßiaen  ©eßenben.  Stuf  bie  fcö^ern  ©ebirße  ift 
Usnea  longissima  Ach.  befdjrdnlt ,  bie  ftdj  b  au v  t  - 
fdd)ltd)im5liefenßebirße  unb  baor.  fcodjgebirge  fin- 
det; it)re  Gräben  »erben  nidjt  feiten  ßeßen  5  m  lang. 

Bartgeier,  eine  ©attunß  ber  SRauboögel,  roeldje 
ben  überßang  oon  ben  ©eiern  ju  ben  »blern 
bilbet  unb  ftd)  oon  ben  erftern  burd)  ben  bidjtbc^ 
fieberten  Äopf  unb  £>al*,  oon  ben  lefctern  burd)  ben 
an  ber  3Burjel  geraben,  Dorn  gemölbten  unb  an 
ber  Spifce  ftar!  baiig  gebogenen  Sdmabel  unter» 
fdjetbet.  Sie  fpaltförmigen  Nafenlödjer  fmb  mit 
ftetfen,  oormdrt*  gerichteten  33orften  überbedt ,  unb 
am  ©runbe  be*  Untertiefer«  ftebt  ein  33üf(bel  oon 
ijeberborften  (33art).  Ser  gemöbnlid?e  33.,  ©eier» 
abler  ober  Ödmmergeier  (Gvpaetus  barbatus 
L.t  f.  Jafel:  ©eier,  ftta.  1),  lebt  in  allen  bödmen 
©ebirßen  ber  Sllten  SMt,  in  ben  hörenden,  bem 
Laitan  unb  flaufafu«,  bem  Sinai,  Slltai  unb 
Himalaja,  bem  3ltla*  unb  in  Slbefftnten.  9lud)  in 
ben  rTlpen  mar  er  früher  roeit  Derbreitet,  ift  bort 
aber  iefct  oollftdnbiß  ausgerottet.  Gr  ift  ber  gröftfe 
Nauboogel  ber  Hltcn  2Belt,  l,Mm  bod)  unb  bat 
eine  ftlugbreite  oon  über  3  m.  Sie  Dberfeite  be* 
Jtfirper*  ift  gldnjenb  braunfdjmarj,  mit  roeifjem 
Sdjaftftrid?  an  jeber  $eber,  ber  Hopf  roeifelid)  mit 
fdjmanem  Slugenftreifen;  JpalS  unb  Unterfeite  ftnb 
roftßelb.  Seine  Ärallen  finb  meit  fd)mäd?er  al*  an 
mandpem  unßletd)  fleinern  Naubooßel;  nur  febr 
feiten  gebt  er  auf  größere  33eute  au*,  unb  bie 
^agbße|d?icbten  oom  ffiegfübren  oon  Cämmern  unb 
Hinbern  febeinen  ftd>  mefentlid)  auf  ben  6teinabler 
}U  bejieben,  trenn  an cb  einjelne^älle  fetner  Sreiftig- 
feit  beglaubigt  ftnb.  3"  ber  ©efangcnfdjaft  mirb  er 
iebv  jabm.  Gr  lebt  von  frifcb  getöteten  Keinem 
Säugetieren,  im  Süben  auch  von  Scbilbfröten, 
rüprt  33ögel  nidrt  an,  ndprt  ftd?  aber  bauptfdcblid) 
oon  Sla*.  Sie  dltern  33.  oerfdjluden  ßrofjeÄnodjen: 
ftüde  unb  febeinen  bie  Änodjen  größerer  Jiere  au* 
berfcöbe  auf  fjelfen  herabfallen  |u  laffen,  um  fte 
ju  jerbreeben  unb  ju  oerfdjlinßen.  Sa*  auf  ben 
unjußänglicbften  fielen  attßelegte  *Rcft  entpdlt  1, 
feiten  2  fd)mu&igroei&e,  glanjlofe  Gier.  Sie  2egc= 
jeit  fdllt  in  (Europa  oon  Gnbe  Sejcmber  bi*  in  ben 
üJtdn.  Sie  jungen  bleiben  bi*  ßeßen  ben  f>erb)t 
im  tiefte  unb  merben  mit  frifdjer  33eute  gefüttert. 
Sie  33.,  bie  man  in  ben  joolog.  ©drten  antrifft, 
ftammen  meift  au*  ben  Brenden  unb  werben  mit 
300—400  9R.  ba*  Stüd  bejablt.  Um  fte  lanße  am 
i?eben  ju  erhalten,  mufc  man  ibnen  ftet*  oiel  Hno: 
*en  unb  Slbfälle  oon  gellen  neben  bem  ^ferbefleifd) 
geben,  menn  man  nidpt  mit  f leinen  Säußetieren 

iBartgrai*,  f.  Andropogou.        [füttern  fann. 

©artgrinb ,  f.  33art. 

«artarunbcl,  ^ifdjart,  f.  6djmerlen. 

©artb,  3  taM  im  Ärei*  ^ranjburß  be*  preufe. 
JReg.'33ej.  Straliunb,  unmett  ber  2JKmbunß  beT 
iöartbe  an  bem  33artber  33obben,  ber  ben  6eepafen 
ber  Stabt  bilbet,  an  ber  Nebenlinie  33eIßaft--93. 
\  n, »/  km)  ber  ^ vc uii.  6taat*bab.nen  unb  an  ber 
iUetnbabn  StTalfunb^amßarten,  mit  Sampferver: 
binbung  nadj  ^rero»,  ein  alter,  aber  gut  gebauter 
CTt,  ift6i|  eine*«mt«ßeri(pt*(2anbßerid)t  ©reif** 


roalb)  unb  Nebenjollamte*  unb  bat  (1895) 
(f.,  barunter  111  Hatfcoliten,  (1900)  7069  (5.,  $oft= 
amt  erfter  fllaffe,  Jeleßrapb,  frübßot.  Sötarienlircpe 
(13.  3abtp-)  m»t  fpdtßot.  Sturm  (72  m)  unb  turnt; 
fapelien,  ein  1733  auf  bem  $lat>e  be*  efcemalißen 
berjogl.  3d?loffc*  (1570— 1605  9teftbenjbe*öerjoße 
^öogi)lam)  erriebtete*  ^rduleinftif t ,  böbere  33ürßer= 
fdpule,  9laoigation*fd?ule;  ferner  Scbiffaprt,  9lecbf- 
rei,6d)iffbau,  ^ifebräudjereien,  SWafdjinenfabrif  mit 
(fifen^ammer,  Sampffdjneibemüple,  2  33rauereicn, 
1  Äallbrennerei;  3}oricbu&t)erein,Sd)in*aifelurani: 
oerein,  ftdbtif  dje  ©parf  äffe ,  fjanbel  mit  ©etreibe,  ge= 
rdudjertcn  unb  marinierten  giften  unb  tünftlidiem 
Sünger.  33.  bat  4  SBerftcn;  feine  iHeebcrei  umfaßt 
(1880)  238  6cpiffe  oon  43673 1.  —  ^m  12.  3abrh. 
ein  menb.  93urgpeden,  mürbe  33.  im  13.  %a\)x\  öon 
beutfdten  Ginmanberem  jur  6tabt  enoeitert  unb 
erhielt  1255  »om  dürften  Atomar  II.  oon  JRügen 
einen  Jeil  be*  umltegenben  fianbe*  mit  Sübifdjem 
:Hecbt.  3m  15. 3<*brb.  ßalt  e*  al*  bebeutenbe  £>an= 
bel*ftabt  unb  mar  burd)  ipre  93ierbrauereien  meit 
berüpmt.  —  2)a*  naep  ber  6tabt  benannte  fianb 
33.,  mit  bem  fte  ben  «Ianbfeften  Seil  be*  dürften- 
tum*  JRüaen»  bilbete,  umfaßte  ben  ^ranjburßer 
Ärei«,  geborte  guerft  }U  9lüßen,  tarn  1148  an  33om 
ntem ,  1 185  roieber  an  bie  ^ürften  oon  9iüßen.  9lacb 
beren  3lu*fterben  1325  fiel  e*  burd)  Grboertraß  an 
ben  dürften  3Bratiflam  IV.  oon  Bommern --Wol 
aaft,  rourbe  1326  burd)  ^einrieb  oon  9)tedlenburg 
befetjt,  fam  1364  an  Komment  jurüd  unb  mürbe  feit 
1457  oon  einer  Seitenlinie  be*  fmufe*  beljerrfdjt, 
bie  ftd?  bie  33artbifcbe  nannte;  1630  befefcten  e*  bie 
3d?mebcn,  bi«  e*  1815  an  ^reufien  fiel.  —  $n  ba* 
33art per  33innenmaffer,  ba*  burd)  bie  3"f<l 
flinßft  unb  bie  öalbinfel  Sarfe  oon  ber  Öftfee  ße« 
trennt  mirb,  fü^rt  im  iDften  ein  fd)maler  Ginßaitß 
au*  bem  oon  bem  ^eftlanbe  unb  ber  3nfel  9lüßen 
begrenjten  ^Jropner  9Bief .  2)iefe*33innenmaffer  er« 
mettert  ftd)  jur  33ud)t  ©rabom,  bann  oor  33.  jum 
^öartber  33obben. 

©artl>,6einr.,(jorfd)unß*reifenber,ßeb.l6.§tbr. 
1821  in6amburß,ftubiertel839— 44  }tt33erlin  llaf- 
fifd?e  Wloloßie  unb  9lltertum*miffenfd)aft.  Huf 
einer  Steife  nad)  )Hom  unb  Sicilien  1840  faftte 
er  ben  ^Jlan,  ba*  33eden  be*  SHittelmeer*  momög= 
ltd)  feinem  ßanjen  Umfanße  nad)  au*  eißeiter  'äw 
f (bauung  tennen  ju  lernen;  er  ginß  baber  1845 
über  ©ibraltar  nad?  Janßer  unb  manbte  fid),  ba 
er  in  ba*  innere  oon  Warotfo  nidjt  cinjubrinßen 
oermoebte,  nad)  Algier  unb  Junis.  Nad)  einem 
turjen  93efud)  in  Walta  (Anfang  1846)  begab  er 
fid)  auf*  neue  nad)  Juni*,  oon  bi«  über  ©abes 
nad)  Jripoli*.  jog  um  bie  Sprte  nad)  33engaft,  er= 
forfd)te  ba*  alte  Hprenaifa  unb  manbte  ftd)  hierauf 
bem  Niltbal  \u.  Nabe  ber  dgppt.  ©renje  oon  9idu= 
bern  ausgeplünbert  unb  f*roer  oermunbet,  langte 
er  enblid)  in  Äairo  an.  3n  ägppten  madjte  er  eine 
Nilfabrt  bi*  jum  iroeiteu  Äataraft  (oon  3Babibalfa), 
burebfebnitt  bie  9Büfte  oon  Äffuan  bi*  93erenice 
unb  fe^te  hierauf  feine  §orfd)tingen  auf  ber  Sinai: 
halbinfel  unb  in  v$aldftina  fort.  Sa*  norbfpr. 
Hüftenlanb,  Gilicien,  Gppern  unb  bie  einft  bin  ben - 
ben  bellenifd>en  Kolonien  an  ben  lüften  Kleinaften* 
berübrenb,  erreichte  er  Äonftantinopel ,  oon  mo  er 
nad)  breijdbriger  Slhmefenbeit  über  ©riecbenlanb 
nad)  feiner  .fteimat  jurudtehrte.  3"t  3Binter  1848/49 
habilitierte  ftd)  33.  al*  ^irioatbocent  ju  33erlin  unb 
begann  bie  33earbeitung  feiner  «Säuberungen  burd) 
bie  flüftenldnber  fe*  2Rittelmeers»,  33b.  l  (33erl. 


Digitized  by  Google 


422 


93artl)  (£einr„  ^iontft)  —  93artf>  (Xf)eobor) 


1849).  3>n  9tot>.  1849  begab  er  ftcb  mit  Cvermcg 
über  Juni*  nacb  Sripoli*,  um  fi*  ber  Unternehmung 
tRidjarbfond  notb  Gentralafrila  anjufcbliefeen. 

Km  23.  l'iärj  1850  bra*  bie  Kararoaue  na* 
SJturfut  auf  unb  roanbte  ficb  bureb  bic  Sabara  nacb 
Sintelluft,  von  mo  93.  einen  »uSflug  nacb  Slgabeö 
unternahm.  Grft  im  3)eiember  femnten  bie  Steifen: 
ben  ibren  2Deg  nacb  Süben  fortfefcen  unb  erreiebteu 
im  %an.  1851  Samcrgbu,  mo  fte  ficb  trennten.  93. 
roanbte  ficb  fübrocftUcb  nacb  ben  fcauffaftaaten,  um 
tfatfena  unb  Kano  im  Stci*e  Sofoto  ju  eneieben. 
Mdjarbfon  »rollte  mit  Dverroca  über  Sinber  nacb 
fbm  geben,  ftarb  aber  ju  Sigurutua,  rodbrenb 
Cverrocg  glüdlicb  Kufa,  bie  öauptftabt  von  93ornu, 
erreichte,  mo  er  5.  SJtai  mit  93.  jufammentraf.  9Jon 
biet  au*  maebte  93.  al*balb  einen  3lbfte*cr  nacb 
Jlbamaua,  entbedte  18.  3uni  ben  93inue  unb  lebrtc 
22.  3uli  nacb  Kufa  jurücf.  93eibe  vereint  unter= 
nabmen  nun  eine  Steife  nacb  Kanem  unb,  vom 
25.  Stov.  1851  bi*  Gnbe  %an.  1852,  eine  anbere 
nacb  bem  Sanbe  ber  !Ptu*gu.  Stach  ibrer  Stüdtcbj 
reifte  93.  Gnbe  SJtdrj  nacb  93agirmi  im  Süboftcn 
be*  Sfabiee*,  20.  Slug.  traf  er  ;u  Kufa  roieberum 
mit  Düerroeg  jufammen,  ber  injroifcben  3atuba  be= 
fuebt  batte,  aber  balb  barauf  (27. Sept.)  ju  SJtabuari 
am  ifafcfce  bem  Klimafieber  erlag.  SBenige  Monate 
barauf  trat  93.  eine  Steife  nacb  bem  heften  an  unb 
rting  nacb  cl1  feto,  von  Ivo  au*  er  feinen  2Beg  über 
i^ktnbo  nacb  Sap  am  Stigcr  fortiefcte.  9Jon  bi«  ab 
bur*roanbertc  er  bie  noeb  von  feinem  Guropder 
betretenen  Sanbfcbaftcn  ©urma,  Sibtafo  unb  Salla 
unb  tarn  am  7.  Sept.  nacb  üimbuflu.  Uacb  einem 
üebenmonatigenSluf enthalte  verliefe  er8.2lprill854 
bie  SBüftenftabt,  mufete  aber  noeb  einmal  babin  m- 
rüdtehren  unb  tonnte  erft  8.  Sttai  bie  Steife  roieber 
aufnebmen.  über  ©ogo  ober  ©ao,  Söurno  unb 
Kano  laugte  er  12.  2>ej.  roieberum  in  Kufa  an,  roo 
er  4  SBodjen  mit  Gbuarb  93ogel,  bem  er  bereite 
1.  $ej.  ju  93unbi,  aroifdjen  Kano  unb  Kufa,  begegnet 
mar,  jufammen  lebte,  Anfang  SJtai  1855  trat  93. 
ben  Stüdroeg  nacb  Guropa  an,  erreichte  über  93ilma 
unb  SJturfut  21.9tug.  Tripolis  unb  betrat  nacb  faft 
icebeidbriger  Slbrocfeu^eit  8.  Sept.  ju  SJiarfeille 
ben  europ.  93oben  roieber. 

2>ie  Steifen  93.«  unb  feiner  33cgleiter  fmb  cpocbc= 
macbenb  für  bie  Gntbccfung*gcf*icbte  ?lfrifa*  gc= 
roorben.  211$  #$rucbt  berfelben  veröffentlichte  93.  roäb: 
renb  eine«  mehrjährigen  Stufentbalt*  in  Sonbon  feine 
Steifen  unb  Gntbedungen  in  Storb=  unb  Zentral: 
afrifa»  (5  93be.,  ©otba  1855—58;  9lu*jug,  2  93bc., 
1859— 60),  roelebein  £>auptroerfc  fich  «Sammlung 
unb  Verarbeitung  centralafrit.  9iofabularien»  (3  9lb= 
teil.,  ©otba  18G2-66)  anfcbloffen.  Stach  93erlin 
übergefiebelt,  mürbe  er  1863  ^rofefior  an  ber  Uni-- 
uerfität  unb  juglci*  ^rdfibent  ber  ©eograpbifcben 
©efcUfcbaft.  daneben  fetjte  er  aueb  feine  Stubien 
über  bie  Sjtittelmcerldnbcr  fort  unb  untemabm  \u 
biefem  3wedc  flröfecre  Steifen;  fo  im  öerbft  1858 
von  2rapejunt  über  äarabiifar,  ^o!at,  Kmafia,  93o= 
iicu&tci ,  fiaifarie  unb  Jlnacva  nacb  Jtonftantinopcl 
(«Steife  dou  irapejunt  bureb  bie  nörbl.  Jöälfte  filein^ 
A\\mi  nacb  Stutari  im  &erbft  1858»,  ©otba  1860); 
1861  nacb  Spanien;  im  iöcrbft  1862  bureb  bie  Gern 
traltarpaten,  ba£  unfiar.  ^rjflebirfle  unb  Sieben: 
bürden  nacb  ber  Sonau,  bem  93_altan,  bem  Stilo= 
I  aflb  unb  über  SJt onaftir  jum  tbenal.  C  lump  («Steife 
auer  bureb  ba$  dunere  ber  europ.  lürtei»,  in  beT 
^eitfebrift  für  allgemeine  ßrbfunbc»,  93b.  15, 1863, 
unb  93b.  16,  1861»;  1863  in  bic  93aprif*en,  ©rau- 


bünbener,üroler,(5aborifcben  unbßottifcbcn  älpen ; 
1864  bureb  Italien  unb  1865  bureb  bie  norböftl. 
Seile  »on  ÜJtonteneoro  nacb  ber  SJtitte  ber  93aUan= 
balbinfel.  SBenifle  Soeben  nacb  ber  Stüdfcbr  oon 
biefer  Steife  ftarb  93.  25.  Stow.  1865  ju  93crlin.  — 
$gL  Koner,  ^einrieb  93.  (in  ber  « Scitfcbrift  ber 
©efellfcbaft  für  ©rbfunbe  ju  93erlin»,  93erl.  1866); 
Schubert,  ^einrieb  93.  (ebb.  1897). 

»arrf»,  öeinr.,  ^ianift,  f.  93b.  17. 

ttartf»,  3ean,  franj.  Seebelb,  f.  93art. 

»artö,  «arl,  Äupferftecber,  ßeb.  12.  Ctt.  1787 
ju  ©dfelb,  lernte  feit  1805  unter  $ob.  ©.  von  SJiüller 
in  Stuttgart  bie  ßupferftecbtunU.  Seit  1814  in 
Sttüncben  tbätifl,  maebte  er  3  barauf  eine  ital. 
Steife  unb  begann  in  Stom  mit  S.  Kurier  bie  Stiebe 
nacb  Gorneliuä1  Stibelunaen.  93.  lebte  einige  3eit  in 
«äilbburgbaufen  unb  ftarb  12.  Sept.  1853  ju  Gaffel, 
(tiner  feiner  beften  Stiebe  fmb  2)ie  fieben  magern 
3abre,  nacb  Duerbed.  Qx  bat  au*  einige«  raher t. 

Öartf),  SJtarquarb  2(bolf,  bapr.  Kbgeorbneter, 
geb.  1.  Sept.  1809  in  (Sicbftätt,  ftubierte  bic  Stedjte, 
würbe  1837  Slbootat  in  Kaufbeuren,  1870  in  9Jtün= 
eben.  3n  Kauf beuren  1848  jumSlbgcorbneten  in  bie 
^eutfepe  tonftituierenbe  Stationalverfammlung  ge< 
»rdblt,  gebörte  93.  bort  jur  erbfaiferl.  Partei,  mar 
SUitglieb  ber  25eputation,  meldje  griebrieb  3Bil- 
belm  IV.  bie  Xeutfcbe  Steicb«»erfaffung  überbraebte, 
unb  nabm  an  ber  ©otbaerikrf  ammlung  vom  26.^un  i 
1849  teil.  Seit  1855  SÄitgheb  ba  bapr.  3lbgeorb» 
netenfammer,  »oar  er  feit  1861  Jübrer  ber  8mkn  in 
berfelben,  1855  —  65  Sefretär  unb  1865—69  Sor= 
ftanb  oti  Kudfcbuffe«  für  bie@efctibücbeT,  unb  loirtte 
im  freibeitlicben  unb  bcutfaVnationalen  Sinne.  1862 
—66  beteiligte  er  ficb  an  ben  Slbgeorbnetentagen  in 
Steinten  unb  grautfurt  a.  SR.  unb  leitete  186«;  unb 
1867  bie  93erfammlungen  berfübbeutfcbcnSiational: 
Partei  in  Stuttgart.  Gin  eifriger  ©egner  ber  bunbeS* 
ftaatlicben^olititbe«3JtiniltcnumätJonber^forbten, 
mar  93.  fpdter  ein  Sörberer  ber  beuti* --nationalen 
93eftrebungen  be«  Kabinett*  be«  dürften  »on  öoben» 
lobe.  Ml*  Vertreter  be«  Sabltreife*  Stotenburg  in 
SJtittelfranten  mar  93.  SJtitglieb  be*  3oUp<nrlament* 
unb  1871  be*  Seutfcben  Steicb*tage«,  mo  er  ficb  jur 
liberalen  Stcicb*partei  Melt.  ^m  3"li  1871  mürbe 
93.  jumSteicb*jCberbaubel*gericbt*rat  in  Ceipjig  er= 
nannt.  ^m  öerbft  1879  trat  er  in  ben  Stubcftanb 
unb  fiebelte  na*  9öürjburg  über,  mo  er  23.  SJtai  1885 
ftarb.  93.  veröffentlichte  einen  «Kommentar  jur  neuen 
Gioilprojefeorbnung  für  ba*  Königrei*  93apern» 
(3  93be.,  StörbL  1869—71). 

v^artb,  Sbeobor,  liberaler  'Parlamentarier, polit. 
unb  Dolt*roirti*aftlicber  Scbriftftellcr,  geb.  16.$uli 
1849  in  Xuberftabt,  ftubierte  1868—71  Stechte 
miffenfebaften  unb  3iolt*roirtfcbaft  in  .fceibelberg, 
yeipjig  unb  93erlin,  mar  1871—72  Stedjteanmalt 
in  93remen,  1872—76  8tmt*affefior  in  93remer: 
baven,  1876—83  Spnbitu*  ber  93remer  öanbels= 
(ammer  unb  fiebelte  bann  nacb  93erlin  über,  mo  er 
bie  Socbenfcbrift  «Station»  grünbetc,  bie  er  feitbem 
leitet.  iB.  mürbe  1881  für  ©otba,  ieit  1885  für 
ipirfebberg  in  ben  Stcid?*tag  gemäblt,  wo  er  ficb  ber 
liberalen  Bereinigung,  bann  ber  beutfebfreiftnnigen 
Partei  unb  1893  ber  freifinnigen  Bereinigung  an- 
fctlofe.  Gr  bcfdmpftc  befonber*  in  freibdiiblcrilcbcm 
Sinne  bie  Söirtfcbaftöpolitif  ber  Stegicrung  unb  bie 
focialpolit.  ©efe&gebung.  3lufeer  jablreicpcn  2lrti-- 
fein  in  ber  X age*prcffe  oeröffentlidHe93.  in  ben  «Srei= 
bänbleriicben  93ldtterii>>  unb  ben  u9Jolf*mirticpaft^ 
lieben  „Scitfragcii"  (93erl.  1879  fg.)  unter  anberm: 


uiginzea  Dy  VjUü 


23artf),  So^onn  HmbroftuS  —  SBartf^enitj  (Scan  3acqueä) 


423 


«l!criocialiftif^c3u!unfteftaat»,«2)ic^anbclgpolit. 
Stellung  bet  beutfdjen  Seeftäbte»,  «2)ie  SBefteuerung 
ber  inbireften  Ginfubr»,  «SBanblungen  im  2Helt= 
banbel»,  «Slmerit.  3Birtfd?af trieben»,  «Scheinbare 
unb  roirflicr/e  Socialref  orm » (SBerl.  1888). 

JBartlj,  ^o&anii  9tnibrofiu<<,  ikrlagebudV 
banblung  infieipjig,  im  SBefifc  von  Slrtljur  illciner, 
geb.  28.  3uni  1865  in  fieipjig.  Sie  rourbe  von 
3ob-  Hmbrofiu«  SB.,  geb.  8.  Sunt  1760  ju 
Jbalfdjöti  bei  £fifcen,  geft.  1813,  gegrünbet,  ber 
1789  bie  öaugfdje  SBttdjljanblung  (gegrünbet  1780) 
fcurcb  Jfjeirat  erwarb  unb  unter  eigenem  tarnen 
fortfübrte,  ging  bann  über  au  befien  Sobn  Sit« 
beim  Slmbroftu«  SB.,  fleb.  25.  »ug.  1790,  fleft. 
1. 2)ej.  1851,  barauf  an  ben  Sob,n  be«  lehtern,  Dr. 
Jlbolf  Slmbtofiu«  58.,  geb.  20.  ftebr.  1827,  geft. 
21.  Sept.  1869,  julefctan  beffcnSBruber3o&.  31  m^ 
btofiu«  58.,  fleb.  30.  3uni  1834,  fleft.  27.  3an. 
1887.  hierauf  würbe  ba«  ©efdjdft  für  ffledmung 
ber  fflitme  fortgeführt  unb  1.  3uli  1890  an  3t. 
Steinet  verlauft.  2)er  SBerlag  erlangte  befon= 
ber«  SBebcurung  bureb,  bie  3eitfd?riften:  «SSnnaleu 
ber  Sßbpfit  unb  Gbemic»  (1790  von  &  G.  ©ren  gc= 
grünbet,  fortgeführt  von  2.  ©.  ©ilbert,  1824—77 
von  3-  6.  $oggenborf,  feitbem  von  ©.  2Biebe= 
mann  beraube  geben)  mit  ptoftt.  «^Beiblättern»  baju 
(feit  1877  von  0.  unb  G.  alMebemann  ljerau«ge= 
geben)  unb  ba«  «Journal  für  ptaltifdje  Gbemte» 
11834  von  D.  2.  Gtbmann  flegrünbet,  1870  von 
tfolbc  unb  feit  1885  von  G.  von  fDlepet  fottgefefct). 
$on  anbem  SBctlag«wetfen  feien  ermähnt:  ätofen* 
müller,  «Scholia  in  Vetus  Testamentum»  (23  SBbe., 
1820-35),  Sßalentini«  ital.  Sffiortetbucb  (4  SBbe., 
1831—36),  Ouellenfammlungen  be«  griecb.»röm. 
:Hed?t«  (Basilica,  Authenticum,  Anecdota),*Dltnne: 
ünger»,  bg.  von  v.  b.  <oagen  (1838),  SBartfcb,  «Le 
Peintre-graveur»  (neue  ?lufl.,  21  SBbe.,  1866—76), 
Schriften  von  Öcbmtg, ©eftermann,  $ud)ta,  SWare^ 
joll,  von  fcoltienborff,  Glife^ollo,  Äoberftein 
u.  a.;  au« neuerer  3eit  von  3-  ibomfen,  J&elmbolh, 
flirdjboff.  $auH6  Söerte  über  Gtru«tologie  u.  a. 

«arthnubc,  f.  ftal«berge. 

«arttjcl,  9Äeld?ior,  SBilbbauer,  geb.  1625  ju 
Treiben,  mar  Scbülcr  feine«  SBater«,  bann  ^ob. 
*ööbme«  in  Sd?neeberg  i.  S.,  bereifte  Sübbeutfcb= 
lanb  unb  Italien  unb  lehrte  1670  nad?  2)re«ben 
jurüd,  wo  er  jum  £ofbilbbauer  ernannt  rourbe.  Gr 
itarb  12.  Wov.  1672.  Sein  £>auptwert  ift  ba«  ©rab= 
mal  be«  Sogen  ©iovanni  SJJefaro  in  Sta.  ÜJlaria 
bei  firaxi  ju  s&enebig ;  femer  fdiuf  er  bort  ein  ©rab- 
mal  in  San  ©iovanni  e  Sßaolo,  ein  Stanbbilb  $o- 
banne«  be«  Säufer«  in  Sta.  SJtaria  in  9kjaretb  u.  a. 
Schöne  Glfenbeinarbeiten  »on  ib,m  finb  im  ©rünen 
(Gewölbe  ju  treiben.  (tbe"lemt). 

©dtthclcmr»,  Saint,  jjnfel,  f.  Samt  ^&ax- 

ftartrjtlemrj ,  Slntoine,  ^feubonpm  von  %n\o- 
nin  ^rouft  (f.  b.). 

earitjtlemt),  3lugufteTOarfeille,franj.  Siebter, 
geb.  17%  m  SWarfeille,  3ögling  be«  Dratorianerr 
tolleg«  in  ^uillp,  fdjrieb  mit  feinem  frreunbe  'Jüte'rp 
einepoet.  Satire  gegen  bie  SBourbonen  unb  beren  real- 
tionärenltnbang,  bie«Vill61iade»  (1826;  15.  Äufl. 
1827),  ein  fomifdjc«  Gpo«  »on  fpielenbem,  aber 
treffenbem  ffiife  unb  fauftifdjer  i'aune,  ba«  gewaltig 
gen  Grfolg  batte.  5)enielben  ©eift  atmen:  «Les  Je- 
suites»  (1827),  «Rome  ä  Paris»  (1826;  8.  BuffL 
1827),  «La  Corbidrtide»  (1.— 4.  3lufl.  1827), 
«Etrennes  k  M.  de  Villöle»  (1828).  3)a«  Ijiftorifdje, 
bureb  tDa^T^aft  poet.  Sd?ilbcrungen  au«gejeid? nete 


ßelbengebidjt  «Napolöon  en  Egypte»  (1.— 9.  Sluff. 
1828;  illuftr.  31u«g.  1842)  t-erbanb  mit  Cppofition 
gegen  ba«  bourbonifcb.e  Königtum  ben  Mr.it  $lavo- 
leon«.  SB.  roollte  biefe«  sBert  bem  öerjog  oon  JHetcbs 
ftabt  überreifen,  roarb  aber  niebt  oorgelaffen  unb 
fcbrteb  barauf  bie  Satire  «Le  fils  de  rbomme» 
(1829),  bie  ibm  3  SDionate  öaft  jujog.  Sie  ^uli^ 
reoolution  befreite  ibn,  unb  er  befang  nun,  ttneber 
mit  SWe^rp,  ben  Sieg  be«  iüolt«  in  «I/Insurrection», 
einem  ber  gelungenften  ©ebidjte  beiber.  3n  ber 
©odjenfebritt  «Nemesis»  (1831,  1832  ;  7.  «ufl. 
1842)  oerfolgte  SB.  bann  bie  SHiniiter  be«  sBürger= 
fonig«  mit  ebenfo  argem  Spott  al«  beren  SBorgän- 
ger.  Sie  Regierung  ertaufte  fein  Scbwcigen,  unb 
e«  gelang  ihm  nidjt,  mit  «Justiücation»  (1832), 
bie  öffentlicbe  3ldj tung  toieberjugeroinnen.  Gr  febrieb 
nun  eine  liberfe&ung  ber  «neibe  unb  t?erfudjte  ficb 
in  «Nouvelle  Nemesis»  (1845)  unb  «Zodiaque» 
(1846)  normal«,  aber  erfolglo«,  in  ber  polit.  6a> 
tire.  Unter  bem  jroeiten  Ratferreicb  feierte  SB.  jebc 
roiebtige  Staat«bcflebcnbcit  bind)  einen  35itbpram= 
bu«,  fo  in  «Le  2  Decembre»  unb  «Vox  populi» 
(1852),  «L'Exposition»  (1855),  «Les  deux  Mar- 
seille» (1856).  SB.  ftarb  23.  SÄug.  1867  ju  aJlarfeille. 
—  SBfll.  ©arfou,  Les  createurs  de  la  legende  Na- 
pol^onienne  B.  et  M6ry  (^Sar.  1899). 

^arttjclcmt),  r>rancoi«,  3)larqui«  be,  franj. 
Diplomat,  fleb.  20.  Oft.  1747  ju  ?lubagne,  oer= 
banlte  ber  Sorgfalt  feine«  Ob.etm«,  $ean  3acque* 
iB.  (f.  b.),  feine  Grjielmng  unb  bie  Gröffnung  feiner 
vautbabn  im  Staat«bienfte.  3m  5-  würbe 
er  oon  Gboifeul  in  ben  biplomat.  Sienft  aufge= 
nommen.  SBeim  3lu«brud)e  ber  JRcuoIution  ging 
er  al«  üegatton«)efretär,  bann  al«  ©ei*Äft«träger 
nad)  Vonron .  im  Sej.  1791  al«  ber>ollmäd?ttgtei 
ültinifter  nad?  bet  Sd)»ei|.  Gr  fcbloft  1795  in  SBafel 
ben  ^rieben  mit  v$reu^en  unb  balb  barauf  mit 
Spanten  unb  bem  S^anbgrafen  oon  Reffen: Gaffel. 
I  int  gelang  e«  ibm  ntd>t,  audp  Gnglanb  jum  ^xie- 
ben  »u  bewegen,  SHate  bet  Gilten  jum  villitaTiebe 
be«  Sireftortum«  geir-dblt,  tebrte  er  1797  natb.  s^Jari« 
jurüd.  Surd)  bte  Greigniffe  be«  18.  ^nictibor 
(4.  Sept.  1797)  rourbe  er  geftürjt,  üerr^aftet  unb 
nad)  ©uapana  beportiett;  e«  gelang  ihm  aber  balb 
nad>  Gnglanb  ju  enttommen.  s)lai>  ber  Dteoolution 
»om  18.  SBntmaire  (9.  'ülov.  1799)  rourbe  er  vom 
Griten  Kouful  jurödberufen,  ber  it;n  mm  SBice= 
prdftbenten  be«  Senat«  unb  einige  3aP"  fpäter 
jum  9lei*«grafen  ernannte.  SB.  roar  1802  an  ber 
Spi$e  bet  Deputation  be«  Senat«,  bie  SBonapatte 
ba«  ftonfulat  auf  £eben«jeit  übertrug;  bod)  blieb 
et  untet  Napoleon«  Regierung  ohne  SBebeutung. 
3m  3tpril  1814  fahrte  er  ben  SBorfifc  im  Senat, 
roelcber  be«  Aaifer«  SKbfet^ung  au«fprad?.  Da  er 
ftcb  nad)  ber  9ieftauration  jum  *$air  batte  ernennen 
lauen,  fo  ftrtdj  ibn  Napoleon  nad)  feiner  SRüdtebv 
1815  oon  ber  $air«lifte;  bie  jtoette  9ieftauration 
entfcbdbtgte  ibn  bafür  burd)  Gtnennung  jum  Staat«: 
miniftet  unb  sJ){atqui«,  ö.iDtt.  1815.  SB.  mad^te  ftd) 
1819  buteb.  ben  SKnttag  vorhav.t,  ba«  Sablrecpt  im 
Sinne  ber  Ultraropaliftenpartei  ju  befd^rdnteu, 
unb  jog  ftd)  feitbem  au«  bem  öffentlichen  2eben 
|  jurüd.  Gr  ftarb  3.  Slpril  1830.  —  SBgl.  Äaulet, 
Papiers  de  B.,  ambassadeur  de  France  en  Suisse. 
1792-97  (^ar.  1886  fg.). 

^artbclcmp,  %tan  yacque«,  franj.  Slltertum«^ 
forfeber,  geb.  20.  San.  1716  ju  Gafft«  bei  Slubagne 
(f.  b.),  mürbe  für  ben  geiftliaVn  Stanb  vorbereitet, 
roibmetc  ftd?  aber  arcbdol.  Stubien.  Seit  1744  beim 


424 


JBartytfemt)  Saint^iloire  —  Sartfjolbi 


töntgl.  SJlebaillentabinett  in  %axi$  angeftelit,  würbe 
er  1747  ÜRitglieb  ber  Sltabemie  ber  3nfcbriften,  1753 
I u i'ttcr  jeneä  SabinettS.  ?luf  einer  Stubienreife 
nacb  Stalien,  baS  er  1754—57  ganj  burdjroanberte 
(«Voyages  en  Italien,  $ar.  1802;  beutjdj  Üftainj 
1802),  erroarb  er  bie  ©unft  beS  ©rafen  Stainmlle, 
nachmaligen  üJlinifterS  Gboifeul,  ber  it>n  fpdter  burcb 
einyabraelb  inben  Stanb  f  efcte,  fid?  gan  j  ben  Stubien 
ju  mibmen.  ©.  ftarb,  feit  1 789  SJlitglieb  ber  ?llabemie, 
30.  Äpril  1795.  Gr  batte  als  Slntiquar,  befonberS 
in  ber  SiumiSmatit,  einen  auSgejeicbneten  tarnen 
erworben,  als  er,  nach  30jäbriger  raftlofer  ©orberei* 
tuna,  bie  «Voyage  du  jeune  Anacharsis  en  Grece» 
(4  ©be.,  1788  u.  ö.)  erfcheinen  liefe,  ein  balb  in  alle 
curop.  Sprachen  (beutfd)  »on  ©iefter,  ©ert.  1792— 
1804)  überfeftteS  anmutiges  unb  treue«  ©cmdlbe 
beS  getarnten  bauSlid?cn  unb  öffentlichen  CebcnS  ber 
alten  ©riechen.  Sil*  JHomanbidjter  üerfucbte  er  ficb 
in  ben  angeblich  aus  bem  ©riecbiicben  überfe&ten 
u  Amoura  deCarite  et  de  Polydorc»  (^ar.  1760  u.  5.). 
©.S  «CEuvres  completcs»  gab  ©illenate  bcrauS 
(4  ©be.  unb  StlaS,  mit  ©iograpfrie,  $ar.  1821). 

«artbclcmn  Saint  ^ilairc  (fpr.feängt  ildbr), 
?\uleS,  franj.  ©elebrter  unb  Staatsmann,  geb. 
19.  Slug.  1805  ju  l;an-:- ,  rourbe  nadj  oollenbeten 
stubien  ©eamter  im  tfinamminifterium ,  mibmetc 
Od)  gleicbjeitig  ber  3ournalijtit  unb  arbeitete  1827 
—30  am  «Ulobe».  9tacb  ber  ^uüreoolution  be* 
arünbete  er  mit  SRobbe  unb  Gaud>oiS--£emaire  ben 
«Bon  Sens»  unb  fcbrieb  für  oppofitionelle  ©Idtter. 
Gnbe  1833  entfagte  er  jebocb  ber  ^ublijiftit  unb 
manbte  fidj  auSfdjliefelicb  minenicbaftlicben  Arbeiten 
ju.  ©eine  ©efamtüberfefcung  beS  SlriftoteleS,  1832 
—93  erfcbienen ,  teilmeife  neu  aufgelegt,  »erf  ebaffte 
ibm  bie  ^rofeffur  ber  griecb.  unb  röm.  ^bilofopbie 
am  College  be  Jyrance,  bie  er  im  ^an.  1838  antrat. 
,\m  ÜHdrj  1839  roarb  er,  naebbem  er  mit  ber  Schrift 
«De  la  logique  d'Aristote»  (1838)  einen  Jlfabcmie ■■ 
preis  errungen  batte,  jum  SJlitglicbe  ber  Sltabemie 
ber  SMfienfcbaften  ermdblt.  9cad)  ber  JebruarreüO' 
lution  1848  im  2)epart.  Seine  -Dife  in  bie  flonftü 
tuierenbe  unb  bie  ©efefcgebenbe  ©erfammlung  ge= 
rodblt,  b««lt  er  fieb  ju  ben  ©emdfeigten.  ©eim 
ctaatSftreicbe  von  1851  marb  er  gefangen  gcfe&t, 
oerroeigerte  1852  SRapoleon  III.  ben  Gib  unb  legte 
ieine  ^rofeffur  nieber.  1871  in  bie  SRationatocr: 
fammlung  geroäblt,  roirtte  er  bort  für  bie  Grnem 
nung  JbierS'  jum  Gbef  ber  Gxetutiue,  bem  er  als 
©eneralfetretär  unb  treuer  ftreunb  bis  ju  feinem 
Sturj  jur  Seite  ftanb.  1876  rourbe  er  Senator  auf 
L'ebensjeit  unb  gebörte  jum  Unten  (Zentrum.  3" 
bem  5errbfd?en  Äabinett  »om  Sept.  1880  bis  $lov. 
1881  leitete  ©.  baS  SWinifterium  beS  HuSrodrtigen 
unb  mar  beinübt,  in  ben  ortent.  fragen  im  Gin« 
Hang  mit  ber  ©iSmardid?en  $olttit  ju  bleiben. 
Gr  ftarb  24.  9lov.  1895  in  $ariS.  »ufeer  Dielen 
toiffenfd^aftlicben  älbbanblungen,  befonberS  über 
inb.  Sitteratur,  finb  oon  S.S  fflerfen  nod>  ju  nen= 
nen:  «Des  Vcdas»  (%ax.  1854),  «Du  Bouddhisme» 
(ebb.  1855),  «Lettres  sur  l'Egypte»  (ebb.  1856), 
«Le  Bouddha  et  sa  religion»  (ebb.  1862),  «Mahomet 
etle  Coran»  (ebb.  1865),  «Philosophie  des  deux 
Ampere»  (1866;  2.  Slufl.  1869),  «A  la  demoeratie 
fran^aise.  La  demoeratie  fran^aise  en  1873.  De 
la  vraie  demoeratie  1848»  (tyax.  1874),  «De  la 
inetaphysique»  (ebb.  1879),  «Le  Christianisme  et 
le  Bouddhisme»  (GbälonS  1880),  «Linde  anglaise» 
C}Jar.  1887),  «Eug.  Burnonf,  ses  travaux  et  sa 
€orrespondance»  (GbartreS  1892),  «Victor  Cousin, 


sa  vie  et  sa  correspondance»  (8  SBbe.,  $ar.  1895). 
2ludj  übertrug  er  fcomerS  5;liaS  (2  ©be.,  ^ar.  1867) 
unb  i'iarc  SlurelS  «Pensäes»  (ebb.  1876). 

«artbelmeff,  ftupferftedjer,  geb.  27. 3um 
1829  ju  Grlangen,  mar  SÄüler  con  Äarl  2Raoer 
in  Dürnberg,  ber  Wüncpener  Ktabemie  unb 
^ofepb  ÄeUerS  in  2)üffelborf.  3n  Unterer  Stabt 
liefe  er  ftdj  naa>  einem  Slufcntbalte  in  $ariS  bauernb 
nieber  unb  ftarb  29.  äug.  1889.  «IS  bie  beften 
feiner  Stiebe  (in  Sinienmanier)  gelten:  3)er  Seidjeiv 
fdjmauS  unb  3«  ber  Äirdje  nadj  Stoutier,  3)ie  Spa^ 
jiergdnger  nad)  0.  Scbroerbaeburtb,  GbriftuS  am 
Hreuj  nadj  3-  Äebren  unb  25efreggerS  Salontiroler. 

«artber «innenmaffer,  Stranbfee  im  preufe. 
^ea.=5öej.  Stralfunb  bei  »artb  (f.  b.). 

toavttM  (jpr.  -tfi&),  $aul  3of.,  franj.  »rjt,  geb. 
11.  5)ej.  1734  in  aiiontpellier,  ftubierte  1750—53 
bafelbft  SDicbijin  unb  ging  1754  naa)  ?JariS.  Gr 
mürbe  1756  ftclbarjt,  erlranlte  aber  in  SBeftfalen, 
tebrte  1757  nach  tyavii  jurüd  unb  mürbe  1759  an 
bie  Unioerfitdt  SWontpcllier  berufen.  Seine  «Nou- 
veaux  Clements  de  la  science  de  Fhomme»  ri'iont- 
pell.  1778;  3.  Sufl.,  2  3)be.,  $ar.  1858),  toorin  er 
fein  auf  bpnamifdjcn  ©runbfäften  berubenbeS  Sp= 
ftem  ausführte,  mürben  in  bie  meiften  europ.  Spra- 
chen überfe&t.  3).  tebrte  1781  nach  ^«"S  jurfld, 
mo  ibn  ber  Äönig  jum  mitberatenben  fieibarjte, 
unb  ber  £>crjog  oon  DrUanS  ju  feinem  erften  £eib- 
arjte  ernannten.  2üad)  bem  Sobe  3ntbertS  mürbe 
er  1785  Zitulartanjler  ber  Unit>nfitdt  ju  9Ront< 
pellier.  Xic  SMenolution  raubte  ibm  ben  größten 
Jeil  f'eineS  Vermögens  unb  feine  Stellen.  Grft  9lapo^ 
leon  »erfeftte  ibn  in  neue  Jbdtigfcit  unb  überbduf te 
ibn  mit  Gbren  unb  Stürben.  Gr  ging  1805  nach 
$ariS,  mo  er  15.  Ctt.  1806  ftarb.  Gr  fcbrieb  noch 
«Nouvelle  mäcanique  des  mouvements  de  Phomme 
et  des  animaux»  (Garcaffonne  1798;  beutfeb  von 
Sprengel,  &alle  1800),  «Traite  des  maladies  gout- 
teuses»  (2  »be.,  SWontpeU.  1802;  neue  Stuft.  1820; 
bcutfdj  »on  SJifchof,  iöerl.  1803)  unb  «Consultations 
de  medecine»  (2  #be.,  ^ar.  1810  u.  1820). 

©artbtnühle,  f.  Sodcta. 

^artbolb,  griebr. fflilb., ©efdjichtfchreiber,geh. 
4.  Sept.  1799  ju  ©erlin,  ftubierte  feit  1817  in  SerUn 
unb  Breslau  erft  Sbeologie,  bann  ©efebiebte,  mar 
herauf  einige  3ibw  6au»lebrer,  mürbe  1826  l'ebrer 
am  Collegium  Fridericianum  in  ftönigSberg,  1831 
aufeerorb.  unb  1834  orb.  ^rofeffor  ber  ©efebiebte  in 
©reifsmalb.  6rftarbl4.3an.1858.  Sie ÜHcibe  feiner 
biftor.  Sdjriften  eröffnete  3).  mit  ber  8Hogtapbi< 
«3obannDon2Bertbimndchftcn3ufammenbanaemit 
ber  3eitgcfd?icbte  bargeftellt»  $krl.  1826).  Seine 
öauptwerle  Tinb:  «35er  Stömerjug  fiönig  Heinrichs 
non  *?üfcelburg»  (2  ©be.,  RßnigSb.  1830—31),  «©c= 
idjicbte  oon  iHügen  unb  Bommern»  (4  Sie.  in  5  SBbn., 
»amb.  1839—45),  «@efd?i<bte  beS  grofeen  beutfehen 
HriegS  Dom  Jobe  ©uftao  SlbolfS  ab»  (2  Ile.,  Stuttg. 
1843),  morin  er  biefen  als  einen  gemeinen,  beucbleri* 
icben  Gröberer  binftellt,  unb  «©ejehiebte  ber  beutfehen 
Stabte  unb  beS  beutfehen  ©ürgertumS»  (4  ©be.,  S^jj. 
1850—52);  ferner  «©efdjicbte  ber  beutfehen  i>anfa» 
(3  ©be.,  ebb.  1854),  «©efebiebte  ber  ÄriegSoerfaffung 
unb  beS  ÄriegSmefenS  ber  Teutleben»  (2.  3lufl., 
2  ©be.,  ebb.  1864)  unb  «Soeft,  bie  Stabt  ber  Gngem» 
(Soeft  1855).  Such  bat  ©.  mertPoUe  Muffätje  für 
baS  «i>iftor.  Safdbenbucb »  geliefert. 

ttartbolbt,  Au-fau-  Stugufte,  franj. ©ilbbauer, 
geb.  2.  Slpril  1834  in  Colmar  im  Gifafc,  Sdjüler 
oon  &  Seheffer,  ftellte  1853  auS:  ben  ©armbrrji' 


93artf)olty  —  «artyolomitcn 


425 


gen  Samariter;  ihm  folgten:  Tiefieben  Schwaben  ' 
unb  bie  Koloffalftatue  be*  (iicneral*  Mapp  (1855 
inßolmar).  sJlacb  bemTeutfcb^Tanjöfijcbcn  Kriege  I 
von  1870  unb  1871,  ben  er  im  ©encralftabe  ®ari;  | 
balbt#  mitmachte,  fertigte  er  ben  l'öwcn  von 
Seifort,  ein  Molofialbcntmal  au*  Oiranit.  Sonft 
fmb  nodh  3u  nennen:  fteiterftatue  be*  Hercingetorir 
l^uieum  in  Glermontl,  ba*  i'afanette^Tenfmal 
in  Sicuporl  (1873),  bie  toloffale  greibeitegöttin 
(1886)  auf  i'ibertv  =  ;Ulanb  am  Hafeneingang,  von 
'Jleuport  (f.  b.) ,  bie  Toppclitatuc  fiafapette*  unb 
©af  bmgton*  in  Hari*  (1895)  unb  bie  Strasburg 
Hilfe  gcwdbrenbe  Hclvctia  in  iöafcl  (1895). 

^nvtliülM),  ^af.  Sal.,  preuft.  Tiplomat,  geb. 
13.  ÜJtai  1779  ju  Berlin  alä  Sohn  jüb.  Altern,  ftii- 
Dierte  feit  1796,  trat  1805  jur  prot.  Kird?c  über; 
1809  machte  er  al*  i'eutnant  in  ber  Liener  l'anb: 
wehr  ben  ftclbjug  gegen  bie  ftranjofeu  mit.  Seit 
1813  im  biplomat.  Ticnft  Hrcufiene,  ging  er  1815  al* 
rreufe.Wcncralfonful  naaVHom,  wo  er  27.;"Uili  1825 
l'tarb.  S.  febrieb:  "Ter  Krieg  ber  Jirclcr  l'anbleute» 
(Herl.  1814)  unb  <  Süge  aue  bem  Sehen  be*  Karbw 
nal*  Herculc*  (Sonfalpi»  (Stuttfl.  1825).  (*in  eifriger 
Kunftrreunb,  bat  er  namentlich  bie  ^eefomalcrci 
wieber  in*  Sehen  gerufen,  inbem  er  bureb  beutfehe 
>tünftlcr  (Kornelius,  Cvevbed,  Scbabow  unb  Heit) 
feine  Dehnung  in  SHom,  bie  ü"afa  S.  ober  (Safa  ,^uc 
cari,  mit  <jrc*ten  ausmalen  lieft.  Tiefe  berübmten 
,\re*fen  (bie  ©efebiebte  ^ofepbe  baritellcnb)  würben 
1887  abgelßft  unb  in  bie  berliner  ^aticnalaalerie 
übergeführt.  Sein«  Sammlungen  von  Hafen  u.  f.». 
fmb  jeht  in  ber  berliner  9lationalgalerie.  —  Hgl.  von 
Tonop,  Tie  «aubgemälbe  ber  Gafa  H.  (Herl.  1 889). 

ttavifcoltiifcfic  Tri'tfcn  (GtaadalM  Barthoh- 
uiauao),  jmet  bopncngrofie  traubige  Sebleimbrüfen, 
welche  m  beiben  Seiten  be*  Scbeibcueiugang*  ge- 
legen fmb,  benannt  nad?  ihrem  tfntbcder  Kafpar 
Hartböhn  (geb.  10.  Sept.  1655,  geft.  11.  frini 
17:5*  al*  Hrofefior  ber  Anatomie  ;u  Hopenbagen). 
3 ie  ent ninben  fieb  bi^ireilen  (S  a  r  t  b  o  l  i  n  i  t  i  *)  unb 
acben  bann  Vlnlafi  jur  Slbfeef.bilbung.  Tie  Hebanb= 
luna  ift  im  letztem  Jalle  operativ. 

$*aru)oIomäer,  f.  Sartholomiten. 

$t<trtt)olotnätt0  (hehr.,  «3obn  be*  Mellnau;, 
einer  ber  jwölf  i'lpoftel.  H.  f oll  nach  einer  febon  von  ■ 
(iufebiu*  bezeugten  Scgcnbe  baö  (Sbriftentum  in 
^nbien,  b.  i.  wahrscheinlich  im  fübl.  Arabien,  ge- 
lehrt unb  babin  and)  ba*  Evangelium  be*  i'fatthau* 
in  bebr.  Sprache  gebracht  haben.  Tie  nod?  latcinifcb 
unb  griechifcb  erhaltene  «Passio  Hartholomaei»  ver: 
legt  feinen  l'iartprertob  nadi  bem  eigentlichen  ^nbien. 
iHnbere  Sagen  verlegen  feine  3&rtiamteit  nad?  Sar 
tbien  unb  nach  Okofuumenien ;  nadi  ber  überliefe 
rung  ber  armenifchen  Kirdie  feil  er  ju  Urbanepoli* 
ober  Slrbanopoli*  (Krowandashat)  getötet  werben 
fein.  Eine  namentlich  in  ber  lat.  Jtircbe  verbreitete 
Sage  macht  H.  ju  einem  Sprer  au*  tönigl.OJcfcbledjt. 
Seine  Reliquien  füllen  nad>  s3fepbergerb  in  llUefo- 
potamien,  fpäter  bureb  Jiaifer  lUnaftaftuä  1.  (491 
—518)  nach  Tara  übergeführt  irorben  fein.  s3iad> 
ber  im  ^Ibenblaube  herrfebenben  Sage  feilen  fie  nad? 
ber  ^nfel  fiipari  gefebroommen ,  hier  58u  aufgefun: 
ben,  838  nach  Henetent,  983  nach  iHom  gelommen 
iein.  Tie  latb.  Mir*c  feiert  ben  ©ebäcbtnietag  beä 
Vlpoftel-3  24.3lufl.,  bie  griechifebe  ll.^uni.  —  Hgl. 
X'ipfiu-3,  Tie  apotmpben  3lpoftelgefcbicbten  unb 
i'lpoftellegenben,  Sb.  3  (Hraunfcbro.  188-1). 

^ariln)knnfjue<nfirt)t  ober  Variier  Hlut-- 
bochjeit,  bie  3]iebermet»elung  ber  Hugenotten  I 


(f.  b.)  ju  ^ari«  in  ber  Kacbt  jum  24.  äug.  (bem 
Hartbolomdu^tage)  1572.  Seit  bem  $acifitation*: 
ebitt  von  6t.  (itarmaimen'Sape  vom  8.  ?lug.  1570 
lenlte  ßatbarina  von  ÜRebici  ftcbtlid)  in  bie  Hahn 
einer  8lnnäb«runfl  an  bie  Hugenotten  unb  ber  Slb= 
(ebr  von  ber  tatb.  Vormacht  Spanien  ein.  S8e= 
leiebnenb  ivar  bafür  aueb  bie  Heirat  ^einrieb?  von 
He"arn,  be*  iunaen  Haupte*  ber  Reformierten  in 
^Tantreicb,  mit  Üttargarete,  ber  Sebrvefter  Äönig 
Karl*  IX.  Um  baran  teilnehmen,  maren  bie  vor« 
nebmften  Hugenotten  be*  9teicb*  nach  $art*  ge= 
(ommen,  an  ibrer  Spihe  Mbmiral  Golignp  (f.  b.). 
,^m  Saufe  be*  Huguft*  hatten  über  ben  $lan  eine* 
fpan.  Kriege*  jroiicben  (Solignp  unb  Katbarina  he* 
tige  ?lu*einanberfehungen  jtattgefunben ;  ßolignu, 
ber  ben  ftrieg  rvünfebte,  hatte  ben  König  Karl  IX. 
eine  Seit  lang  feiner  Butter  abfpenftig  ju  machen 
geioupt;  biefe  fuebte  be*balb  (Solignp  ju  befeitigen 
unb  lieft  am  22.  ftug.  auf  ihn  frbiefeen;  er  (am  mit 
einer  Hertvunbung  bavon.  Tie  Hugenotten  aber 
forberten  ©eredjtigfcit  unb  Sladje  unb  brobten  mit 
^lufftanb.  9iun  marb  von  Katbarina,  nach  einem 
(Sonfeil  am  23.  9(ug.,  au  bem  ber  Kbnia  teilnahm, 
bie  Grmorbung  aller  Hugenotten  bcfcbloncn,  unb  in 
ber  IRacbt  um  3  Uhr  »tun te  ftcb  bie  tatb.  »evftltc 
rung  von  $ari*  beim  Sduten  ber  6turmgloden  auf 
bie  abnung*lofen  @laubeu*feinbe.  3uerft  'Belen  i$o- 
lignp  unb  feine  Angehörigen,  bann  bie  Webnahl 
feiner  ^reunbe  unb  Slnbänger  ber  entfeffelten  ©ut 
>um  Epfer;  bie  Hefe  ber  Hevöllerung,  bie  Bürger 
unb  bie  Qklebrten  fotvie  bie  Hornebmften  im  Staate 
wetteiferten  tm  9Jlorben;  ber  König  felbft  foll  auf 
bie JSlücbtenben  gefeboffen  haben,  »n  2000  tarnen 
in  $ari*  um.  ^n  ben  ^rovinjen  fettten  f»d)  bie  SJer: 
folgungen  fort;  noch  20000  folien  hier  emtorbet 
roorben  fein,  f^n  ber  tatb.  SDeit,  namentlich  in 
töom,  riefen  biefe  öreuel  ben  bödjften  3ubel  bervor ; 
bie  ndcbfte  $olgc  aber  rvar  nur  ein  neuer  Jßürgcr 
trieg,  ber  tvwber  mit  einem  Tulbung*ebitte  für  bie 
.Hugenotten  enbigte. 

Tie  grofee  ^rage  ber  ©efdjicbteforfdjung,  ob  ber 
Schlaa  lange  vorbereitet  ober  plöjilid}  erbaebt  unb 
au*gerübrt,  unb  ob  im  erftem  $alle  neben  Katba= 
rina,  ber  Hauptanftifterin,  ihr  Sohn,  ber  König, 
eingeweiht  gewefen  fei,  ift  namentlich  bureb  Saum: 
garten  («Hör  ber  33.»,  Strafib.  1882)  babin  gelöft, 
bafj  von  einer  tunftvoll  gelegten  Schlinge  für  bie 
Hugenotten  teineSpur  }u  finben  ift,  ba|  aDe  fo 
gebeuteten  äufeerungen  unbejeugt  ober  anber*  auf : 
jufaffen  finb,  bafe  erft  (Solignp*  perfönlicb  über= 
wiegenber  Ginflufe  auf  Karl  unb  fein  Trdngen  jum 
gefährlichen  offenen  Hruche  mit  Spanien  Katbarina 
mm  SWorbvcrfuche,  unb  al*  biefer  mifelang,  aue 
(5urdjt  vor  ber  Diacbe  ber  Hugenotten  jum  allgemein 
nen  ÜJtorben  getrieben  bat.  —  Hgl.  noch  Solban, 
.vrantreieb  unb  bie  33.  (im  «Hiftor.  ^afd^enbueb", 
>brg.  1854);  SRanle,  9toa)malige  (Erörterung  ber 
üJtotive  ber  33.  (in  ber  «Hiftor.-polit.  3eitfcbrift», 
v^abrg.  1836)  unb  granj.  (Sefchicbte,  33b.  1  (Stuttg. 
1852;  baju  bie  Slnaletten  in  33b.  5);  3Buttte,  3ur 
Horgefdjidjte  ber  33.  (Cpj.  1879) ;  33orbier,  La  Saint 
Bartheletnv  et  la  critique  moderne  (®enf  1879). 

iBartbo'lomäudfee,  f.  König*fee. 

»öartbolomiten  ober  Sartbolomder,  jwei 
religiöfe  Wemeinfchaften.  1307  tarnen  flüchtige  ar- 
menifebe  Üftöncbe  nach  ©enua,  grünbeten  bort  eine 
Kirche  be*  beil.  33artbolomdu*  unb  bilbeten  eine 
Kongregation,  jundebft  nacb  ber  SHegel  be*  beil.  33e^ 
nebilt.  (Kernen*  V.  geftattete  ihnen  ben  öotte*» 


Digitized  by  Goo 


426  Barthonia  — 

bienft  nad)  armeniid)em  SRituS ;  balb  nahmen  fie  bie 
:Hcgel  beS  2luguftin  an,  grünbeten  in  mebrern  ital. 
=täbtcn  Klöfter,  erbieltcn  t>on  93onifaciuS  IX.  bie 
^rinilcgien  ber  Sominifaner,  würben  aber  1660 
»on  3nnocenj  X.  wieber  aufgehoben.  Obre  DrbenS? 
tracbt  war  juerft  braun,  bann  fttwarj ,  juletjt  weife. 
Hon  ibreu  ÜJtitgliebern  baben  IMhtu  b  i  m ,  (Scrbelloni, 
i*aul  Ciofta  als  ^Brebiger  bebeutenben  :Huf  erworben. 

3m  3-  1640 begrünbete  93artbolomduS  Holj' 
bau f er  (geb.  1613  ui  Saugna  in  Schwaben ,  feit 
1655  2>etan  unb  Pfarrer  ju  JBingen  am  SRbein, 
ge|t.  20.  3Rai  1658)  eine  Bereinigung  von  3Belt= 
aeiftlichcn,  bie  ftcb  bie  93ilbung  guter  $rebiger  unb 
Scelferger  unb  bie  gegcnfeitige  Unterftütiung  bcr 
iWtglieber  »um  3med  fefete.  $er  "Bräftbent  ber 
öemeinfdjatt  ftanb  unmittelbar  unter  bem  sBapft, 
tonnte  aber  nur  im  Gim?erftdnbniS  mit  ben  93ifd)öfen 
'ikrfügungcn  treffen.  Sie  JB.,  wie  fte  fiep  nad) 
ibrem  Stifter  nannten,  fanben  befonberS  Verbrei- 
tung in  kapern  unb  tft  erreich,  aud)  in  sBofen  unb 
3 minien;  bis  jum  Gnbe  beS  18.  3abrb.  baben  fte 
fieb,  nur  in  einigen  baor.  unb  febmdb.  93iStümern 
erhalten.  Sie  unter  vBiuS  IX.  unb  Seo  XIII.  ae- 
marttcnSJerfucbe,  JßriefteTgenoffenfd)aftcn  nad)  bem 
-liorbilbc  ber  JB.  ju  grünben,  baben  leinen  6rfolg  gc= 
babt.  —  Sgl.  ©abuel,  Yie  du  venerable  B.  Holz- 
hanser  (^ar.  1861;  beutfd)  SJiainj  1862);  Supan: 
loup,  Uber  baS  gemeinfame  £eben  im  SÖelttleruS 

Barthonia,  f.  93artenlanb.      [(ÜJtainj  1869). 

^artfjou  (fpr.  -tub),  3ean  2ouiS,  franj.  $oli; 
titer,  geb.  25.  Mug.  1862  in  Cloron=Satnte  SDtarie 
(93affeä-iiprene'eS),  ftubierte  bie  9ted)te  unb  mürbe 
:'lbt)o!at  unb  2Runieipalrat  in  Jßau,  wo  er  bie  :H>: 
baltion  beS  «Indöpendant  des  Basses -Pyrenees» 
führte.  Qx  würbe  1880  unb  1893  als  republifa= 
nifeber  Kanbibat  in  bie  Kammer  gcwdblt,  war  im 
Kabinett  Supup,  Dom  9Jlai  1894  bis  $an.  1895, 
JNinifter  ber  örtentlidjen  Arbeiten  unb  leitete  unter 
Maine  29.  April  18%  bis  15.  3uni  1898  baS  3n= 
nere.  JB.  ift  einer  ber  fdjlagfertigften  unb  begab 
teften  unter  ben  jüngern  ftübrern  ber  gemäßigten 
Wepublifaner.  [(i.  fianbbubn). 

«artbubn,    baS  Sbüringer  93auebädd)en 

«arrterrrjen  (Tardigrada),  eine  Drbnung  ber 
Spinnentiere  (f.  b.),  bie  febr  Keine  rüdgebtlbete 
formen  umfafct.  An  bem  länglichen  Körper  ber  93. 
lafien  fid>  unbeutlicb  einzelne  iHinge,  niebt  aber  ein 
Kopfbruftftfid  unb  ein  Hinterleib  unterfdjeiben.  Tie 
ilunbtetlc  ftnb  jum  Saugen  eingerichtet,  von  ben 
mer  ftummelarttgen  JBeinpaaren  ift  baS  lehte  anS 
6nbe  beS  Körpers  gerüdt.  Sie  JB.  finb  Emitter, 
roaS  fte  üon  allen  anbern  Spinnen  unterfdjeibet. 
Sie  leben  an  f  a  übten  Stellen,  j.  93.  unter  bem  2ÄooS 
bcr  3iegelbä(ber,  in  Regenrinnen  u.  f.  w.  unb  tönnen 
gam  austrodnen  unb  nad)  langer  Seit  beim  Am 
feuchten  aufleben.  Ginc  non  ben  etwa  15  betannten 
Arten  ift:  Macrobiotus  Schultzei  Grceff  (f.  iafel: 
Spinnentiere  unb  Sauf enbffifjer  I,  (rig.  10). 

ttarrfatebM,  f.  SRabentafabuS. 

ttartfang  1 1  Hula  lapponica  Uetz,  i ,  im  beben 
Horben  üorlommenbe  Art  ber  Jagtäuje  (f.  b.),  non 
etwa  70  cm  Sänge  (einfcbliefelid)  beS  ScbwanjeS) 
unb  104  cm  Älafterweite,  oon  hellgrauer  Färbung 
mit  bunlcln  i.'fingf  flcden  unb  gelbem  Sdwabcl. 

tBartf urf urf e  (Bucconidae),  eine  auS  5  ®attun-- 
aen  unb  43  Slrten  beftebenbe,  auf  baS  tropifebe  !on= 
tinentale  iämerita  befdjränlte  Familie  bcr  ÄududS= 
oögcl.  Sie  baben  einen  nicht  febr  langen,  aber 
frdftigen  Schnabel,  ber  an  ben  Hinteln  oon  j'tarfen 


Jartoli  («bolfo) 

JBartborften  umgeben  ift.  Sie  ^lügel  finb  jiemlid) 
lang,  ber  Schwang  ift  tun;  an  ben  turnen  jüfeen  ift 
bie  innerfte  unb  äufeerfte  3ebe  nach  hinten  gewanbt. 
Sie  finb  Don  plumper  03ejtalt,  bidtöpfig.  haben  ein 
lodereS,  fdjlaffeS  ©cfieber  oon  bunleln  garben. 

Bartl.,  bei  botan.  JBejeicbnungen  abfürjung 
für  JBartling  (f.  b.).  [mann,  f.  Jrerc. 

Partie    rere  (fpr.  babrtl  fribt),  engl.  Staats^ 

JÖnrtlctt,  3obn  SluffeU,  amerit.  Scbriftfteller, 
geb.  23.  Ctt.  1805  in  $rooibcnce  (^bohe^Slanb), 
mar  ohne  Grfolg  Kaufmann  unb  JBucbbänblcr. 
1H50  grünbete  er  bie  9?euporter  ©eograpbifcpe  ©c= 
fcllfcbaft  unb  warb  Kommiffar  für  bie  JBeftimmung 
ber  @ren^e  iwifcpen  ben  JBereinigten  Staaten  unb 
Ulerito  biS  3an.  1853,  beenbete  aber,  ba  ber  Hon= 
gre|  bie  Littel  nicht  auswarf,  feine  Aufgabe  nicht. 
fW  'Max  1855  würbe  er  Staatefetretdr  oon  9tbobe' 
^elanb.  93.  ftarb  28.  ÜJlai  1886  in  «prombence. 
Seine  bebeutenbften  Sdjriften  finb:  a Personal 
narratire  of  explorations  and  incidents  in  Texas, 
New  Mexico,  California,  Sonora  and  Chihuahua» 
(Import  1854),  «A  Dictionary  of  Americanisms» 
(JBofton  1848;  5.  «ufl.  1884).  "93.  gab  bie  «Records 
of  the  colony  of  Rhode  Island  and  the  Providence 
l'lantations » (10  JBbe.,  1856 — 65)  berauS;  femer 
«Bibliothec«  Americana  1493—1800»  (4  93be., 
1865— 70),  «Literatureof  the  Rebellion«  ( 1867)  u.  a. 

Zärtling,  «yriebr.  ©ottlicb,  93otaniter,  geb. 
9.  3)ej.  1798  )u  ^annoner,  unternabm  1818  eine 
botan.  ftorfcbungSreife  burd)  Ungarn  unb  Kroatien 
bis  jum  Slbriatifcben  ÜJleere,  Würbe  1836  aufcerorb., 
1837  orb.  ^rofeffor  unb  2)irettor  beS  botan. 
ÖartenS  in  ©Otlingen  unb  ftarb  19.  9ioi\  1875. 
Seine  Utterar.  ärbeiten  bejieben  fid)  bauptfdcblicb 
auf  bie  botan.  Spftematil;  berrwriubeben  fmb: 
o  jlora  ber  öfterr.  Küftenldnber»  (@ött.  1825),  «Or- 
dines  naturales  plantarum»  (ebb.  1830). 

*artmannc<frügc,  Krüge  oon  nieberrbein. 
Steinjeuge  auS  bem  16.  unb  ber  erften  Hälfte  bc* 
17.  ^ahrh.,  bie  unter  bem  ftuSgufs  mit  einem  bär- 
tigen SJlenfcben-  ober  5ra^engefid)t  in  Ütelief  »cr= 

S"  trt  fmb;  fie  ftammen  meift  auS  ben  Gabrilen  oon 
aeren  unb  ©on  frechen. 

Oartntcifeit  (Panuridae),  eine  (leine  ^amilie 
mertwürbiger  JBögeldjen  (13  Arten)  aus  ber  Crb= 
nung  ber  Singoöael,  »on  meifenartigem  JBortom= 
men,  faft  nur  auf  ben  Himalaja  beidjrdnlt.  9Utr 
eine  Art,  bie  gewöhnliche  93artmeife  (Pann- 
rus  biarmicus  L.),  bcivc  hu  Sübrufelanb,  Ungarn, 
auch  SBcfteuropa.  Sänge  19  cm,  wovon  10  auf  ben 
Sdiwan)  fommen;  Kopf,  93orberbalS  blaugrau, 
HinterbalS  unb  9tüdcn  gimmetbraun,  93ür}el  heller. 
Unterfeite  weife,  Flügel  mit  fd)warjbraunenSd)Wiiv 
gen.  2)aS  5Dldnnd)en  befilit  einen  fchrägen,  an  ben 
ÜJiunbwinteln  beginnenben  unb  etwas  an  ben  Hals 
berabreiebenben  Schnurrbart,  bcr  beim  überhaupt 
matter  gefärbten  9Bci beben  meifelid)  ift.  Sie  bauen 
jwifeben  iHobr  unb  Schilf  tunftreiebe  bängenbc 
Hefter.  Sic  93.  würben  bereits  in  ber  JBogelftubc 
gezüchtet  unb  mit  92achtigaUfutter ,  Sämereteit, 
ÜJtcblwürmern  u.  f.  m.  ernährt.  3)aS  fyaax  toftet 
12—20  Ü)t.  [93artflcd?ten  (f.  b.). 

>^artmooc<,  f.  Barbula.  93.  beiden  aud)  bie 
»attöli,2lbolfo,  ital.  ScbriftfteUer,  geb.  19.9iov. 
1833  in  5yi»ijjano»  ftubierte  bie  5Hed)tc,  war  1856 
—59  sDtitrebactcur  beS  «Archivio  storico  italiano», 
mürbe  1859  ©pmnafwlbircttor  in  Aleffanbria,  hier* 
auf  Sirettor  ber  3Jtarinefcbule  in  Sinorno,  betleibete 
ähnliche  Stellungen  in  ^iacenja  unb  JBenebig  unb 


Digitized  by  Googl 


Sortoli  (Stanietlo)  —  SBorton  (Jöernarb) 


427 


feit  1874  ^Jrofcnor  am  Istituto  degli  stmlj 
saperiori  in  <jlorenj.  Gr  ftarb  16.  9Jtai  1894  ju 
©enua.  Aufcer  ©ielcn  Reinem  Arbeiten  beforgte 
er  mehrere  gefaxte  Ausgaben  altital.  Scbriftwerfe 
unb  febrieb:  «I  viaggi  di  Marco  Polo»  (ÜJtail.  1859), 
«I  prirai  due  secoli  della  letteratura  italiana»  (ebb. 
1870 — 79),  «I  precursori  del  Boccaccio»  (jlor. 
1876),  «1  precursori  del  Rinascimento»  (ebb.  1877),  I 
«I  manoscritti  italiani  della  Biblioteca  nazionale  | 
diFirenze»  (ebb.  1880),  «Scenari  inediti  della  Com- 
media  dell'  arte«  (ebb.  1881  fg.),  «Storia  della  lette- 
ratura italiana»  (93b.  1—8,  ebb.  1878—89,  biS 
Petrarca  reiebenb;  beutfeb.  oon  Steinfyarbftöttncr, 
1, 1—2, £amb.  1881—83). 

»Bortöli,  Saniello,  ital.  ®elebrtcr,  geb.  12.  gebr. 
1608  in  jerrara ,  warb  1623  Jefuit  unb  wirfte  aU- 
Ürebigrr  in  feiner  Saterftabt,  warb  aber  1650  als 
(iJefdjiditfcbreibcr  feine*  CrbenS  nad?  9iom  berufen, 
reo  er  als  fteftor  beS  ?|efuitentollegS  13.  3an.  1685 
ftarb.  Sein  £>auptwerl,  reich  an  fein  eingetleibeten 
i'obcäergflffen,  ift  bie  «Istoria  della  Compagnia  di 
Gesü»,  oon  ber  33b.  1—3  (iHom  1653-63)  bie®* 
iebiebte  beS  OrbenS  in  Afien,  Afrifa  unb  Gbina, 
93b. 4— 5  (ebb.  1667—73)  bie  inGnglanb  unb  Italien 
enthalten.  3)er  erfte  Jeil  («Vita  e  istituto  di  S.  Igna- 
zio»)  fowie  33.S  aSeetifcbe  unb  moralifcbe  Schriften 
rourben  ganj  unb  cinjeln  (j.  Q).  9  93be. ,  ^jiiacenja 
1821 ;  3  iöbe.,  Mail.  1831)  mieberbolt  gebrueft.  Auch 
bie  pbpfif.  Abbanblungen  «Del  ghiaccio  c  della 
coagulazione»  (9iom  1681),  «Del  suono»  (Bologna 
1680)  unb  «Deila  teusionc  e  pressione»  flRom  1677) 
maebten  Aufleben.  Seine  fpracblicben  Arbeiten 
waren  jum  jeil  gegen  bie  GruSca  (f.  b.)  gerietet; 
am  berühmteren  »urbe  «11  torto  e  il  diritto  del  non 
si  puö  dato  in  giudizio  sopra  molte  regole  della 
lingua italiana» (5Hom  1655).  33.Ö  «Opere complete» 
gab  ÜJIarietti  (34  93be.,  Jur.  1823—44)  berauS. 

eattöli,  $ietro  Santi,  mit  bem  SBeinamen 
^Jerugino,  ital.  Äupferftecber,  geb.  1635  ju  93ar= 
tola,  geft.  7.  9lo».  1700  ju  5Hom,  war  ein  Schüler 
oon  $oufftn  unb  bat  ficb  großen  :Hubni  bureb  feine 
HupfeTfticbe  bcfonberS  nad)  Driginaleit  SRaffaelS  unb 
na*  Per  Antife  erworben.  Sein$>auptwerl:  «Admi- 
randa  romanorum  antiquitatum  vestigia»,  81  iBlät= 
ter,  ift  für  Archäologen  wütig.  Aua)  bie 9lelief 8  ber 
5äulen  beS  Irajan  unb  AntoninuS  bat  er  geftoeben. 

**a r t ö l i  ober Söartolo,  2abbeo bi,  ital. gjtoler, 
geb.  1362  ju  Siena,  geft.  1432.  2Jon  feinem  »ater 
üorgebilbet,  war  er  als  JjreSf omaler  um  1400  für 
Kirchen  unb  :Ha  t  Im  uS  in  $ifa  tbdtig ;  bann  febmüctte 
er  2)om  unb  Signoria  von  Siena  mit  (jefct  oer- 
lorenen)  SrcSfen;  am  bebeutenbften  finb  bie  1407 
in  ber  Capelle  beS  StabtbaufeS  ju  Siena  aus- 
geführten SUanbgemälbe,  welcbe-Scenen  auS  bem 
Sehen  ber  üDlaria  Partiellen.  ÜWebrere  ?abre  fpd= 
ter,  um  1414,  malte  35.  nod)  ben  33orfaal  ju  biefeT 
itapelle.  33.  wirlte  auch  in  Perugia,  %atua  unb 
33olterra.  Gr  fetjte  bie  fHicbtung  ber  ältern  Siene* 
fifdjen  Schule,  inSbefonberc  bes  $ierro  ^orcitjetti, 
jebod)  mit  weniger  Kraft,  fort, 
löartoliftcn ,  f.  IBartoluS. 
©arrölo,  mittelalterlitber  Jurift,  f.  33artoluS. 
©•rtolo,  Jabbeo  bi,  ital.  SWaler,  f.  33artoli. 
Bartolom mco,  gr a ,  eigentlich  33 a c c i o  b e 1 1 a 
^orta,  einer  ber  größten  SDJeifter  ber  Florentiner 
IRalcrfchule,  geb.  1475 ju  Sanignano  in  StoScana. 
Scbüler  oon  Sofimo  JHoffelli,  oerbantte  er  feine 
böbere  AuSbilbung  bem  Stubium  ber  inerte  beS 
tfeonarbo  ba  ^ineu  Gr  war  ein  eifriger  Anbänger 


beS  Saoonarola,  jog  fid?  nad)  beffen  Gnbe  1500  in 
ein  Älofter  ju  fiioxtni  jurüd  unb  entfagte  für  län- 
gere 3eit  ber  ftunft,  ber  er  ficb  ieboeb,  fpäter  wieber 
,>uwanbte.  ^Borjüglid?  regte  ihn  ber  3$erlebr  mit 
^affael  an ,  ber  1504  naep  glorenj  fam.  ®.  ftarb 
6.  Ott.  1517  in  SlomtJ-  9ieine  Gmpfinbung,  an= 
badjtsoolle  Stimmung  unb  leibenfcbaitelofe  @rofp 
artigtett,  gepaart  mit  lieblicher  9tait>etät  in  ben 
weiblichen  ftöpfen,  djaralterifteren  feine  Silber. 
v^iele  von  bieien  fiebt  man  in  ^lorenj:  im  ^alauo 
Bitti  ben  auferftanbenen  GbnftuS  unter  ben  ticr 
Goangeliften  unb  eine  Hreujabnabme;  in  ber  Ata: 
bemie  groben  feiner  (jreSlotecbnit;  anberei  in  ben 
Ufftjien.  ^n  t'ucca  befinbet  ficb  bie  ÜJlabonna  mit 
Öeiligen(1509;f.3:afel:  ^talicnifcb,  e  ÄunftVII, 
$tg.  7)  unb  bie  3)cabonna  bella  SDiifcricorbia 
(1515);  im  <5ofmufeum  su  SBitn  bie  Sarftellung 
im  2empel  (1516),  eins  feiner  würbeüollftcn  Süerle; 
im  Soutre:  Verlobung  ber  beil.  Jlatbarina  (1511), 
tbronenbe  IHabonna  mit  ^eiligen  (1511),  SJerlün: 
bigung  9Jcariä  (1515).  -  5Bgl.§ran^  m  ^ 
^orta  (SlegenSb.  1879) ;  ©ruper,  Fra  B.  et  Mariotto 
Albertinelli  ($ar.  1886). 

•©artolo  vM'  ^ranceSco,  ital.  ilupferftecher,  geb. 
21.  Sept.  1728  ju  glorenj,  arbeitete  in  SBenebig, 
glorenj  unb  iDcailanb,  ging  1764  nach  Conbon  unb 
rabierte  unb  ftad)  bort  eine  Steide  Pon  alten  jpanb: 
Zeichnungen,  bie  ber  &ergog  xrnn  VJorl  in  Italien 
Tür  ben  König  gefammelt  batte.  1805  ging  er  nad? 
Üiffabon  als  5)ire!tor  ber  bortigen  WaUx-  unb 
Hupferftecheralabemie  unb  ftarb  bort  April  1813. 
35.  war  oor  allem  ein  5Jletfter  in  ber  $unf  tiermanier ; 
»on  feinen  sablreidjcn  blättern  fmb  ju  nennen: 
Glptia  nach  Ann.  Garracci,  &il  öieronomuS  nach 
Gorreggio.  Gr  febuf  auch  Porträte  unb  biftor. 
Silber.  —  ißgl.Juer,  F.  B.  and  his  works  (2  53be., 
2onb.  1882;  2.  Aufl.  1885). 

®artölu0f  auch  Söartolo,  einer  ber  beruor: 
ragenbften  mittelalterlichen  Lehrer  beS  r5m.  Stechte 
unb  baS  öaupt  ber  fog.  ^oftglojfatorcn,  bie  nadi 
ihm  auch  *Barto(iften  genannt  würben,  geb.  1314 
ju  Saffoferrato  im  .t»erjogtum  Urbino,  lehrte  ju 
Bologna,  ^ifa,  Perugia  unb  ftarb  im  $u\i  1357 
ju  Perugia.  Gr  fchrieb  umfaffenbe  Kommcntarieu 
jum  Corpus  juris  civilis,  bie  bei  ber  Aufnahme  bee 
röm.  SHechtS  in  3)eutfchlanb  üiel  gebraucht  würben 
(«Opera  omnia»,  11  SBbe.,  Saf.  1588—89). 

varroit  (fpr.  hahrt'n),  Vernarb,  ber  Cluäfer- 
poct  genannt,  geb.  31.  3an.  1784  bei  Sonbon, 
war  'ipripatlebrer  in  Siocrpool,  feit  1801»  S3anl= 
commiS  ju  9Boobbribge.  Giner  deinen  ö)ebicht: 
l'ammlung,  «Metrical  effusions»  (1812),  folgten: 
«Poems  by  an  amateur»  (1818),  «Poems»  (1820; 
4.  Aufl.  1825),  «Napoleon  and  other  poems» 
(1822),  «Verses  on  tbe  death  of  Shelley»  (1822). 
«Minor  poems»  (nebft  «Napoleon»,  1824),  «Poetic 
vigils»  (1824),  «Devotional  verses»  (1826),  «A 
widov's  tale  and  other  poems«  (1827),  «A  new- 
year's  eve  and  other  poems»  (1828),  «Fisher's  ju- 
venile scrap-book»  ( 18H6),  «The  Reliquary»  (1836), 
tiHousehold  rerses»  (1845),  enblicb  «Sca-wccds. 
gathered  in  the  aatnmn  of  1846».  9J.S  Sichtungen 
(mit  B.  B.  bejeidmet)  burchjieht  ber  Son  beS  Quä« 
ferS;  bie  einfanden  GJebanfen  fmb  leicht  in  fanft= 
Tliercnbcu  Herfen  auSgebrüdt.  3)urch  eine  Samnv 
lung  unter  ben  Cudfern  erhielt  er  1824:  1200, 
bureb  91.  tycd  auS  ber  Gioillifte  eine  ^Jenfion  oon 
100  gjfb.  St.  9lach  feinem  Jobc  (19.  ftebr.  1849) 
oerönentlichtc  feine  lochter  2ucp  33.,  bie  wie  ÖJ 


Digitized  by  Google 


428 


©ctrton  ((Slifabety)  —  ©artfdj 


Scbwefter  Avau  Ulavia  6ad  Diele  Äinberfcpriften 
frommer  Üttcbtung  Derfafete,  «Selections  from  the 
poems  and  letters  of  B.  B.,  with  memoir»  (Conb. 
1849;  neue  StuSg.  1860). 

Oftrton  (fpr.  baprt'n),  Gliiabetb,  genannt  baS 
beilige  ÜDidbcben  ober  bie  sJJonne  üon  Kent, 
ein  an  nerobfen  Unfällen  leibenbeS  OJtobcben  in 
Sllbington  (@raffd>aft  Äent),  bie  it^rer  StnfäUe  lue 
gen  fett  1525  in  ben  ffluf  ber  £>eiligteit  tarn.  Sies 
oenufeten  ber  (frjbifcbof  Dana«  oon  Ganterburp 
unb  JBifcbof  ftifher  üon  SRocbefter,  um  ftd)  ihrer  für 
ben  alten  ©lauern  gegen  bie  mit  fieinricbS  vill. 
G&e;  unb  Kirdjentrennung  brohenben  Neuerungen 
ju  bebienen.  §\)xe  $ellfeherei  rief  grofce  Stufregung 
berüor,  bie  fte  bem  fcbiSmatifdien  König  gefäbjliaS 
erfcbeinen  liefe.  SRan  brachte  fie  jum  ©eftänbniS, 
ein  betrflgerifdjeS  Spiel  getrieben  ju  haben;  als  fte 
bieS  wiberrtef,  würbe  fte  hingerichtet  (1534). 

Bartonla  Torr,  et  Gr. ,  «ßftanjengattung  auS 
ber  Samilte  ber  fioafaceen  (f.  b.) ,  beren  Strien,  ein= 
unb  jwei  jährige  Kräuter,  in  Gbile  unb  im  Sübweften 
sJJorbamerilaS  wacpfen  unb  als  3i«tpflan$en  in@c^ 
loädjSbäufern  tultiüiert  merben.  Sie  baben  gelappte 
JBlättcr,  einzeln  enbftänbige  JBlütcn  mit  einer  grofeen 
weificn  ober  gelblichen  53lumentrone.  B.  aureaJLt'wf  J. 
ift  eine  ber  fdjönftcn  Sommerjierpflanjen  mit  glän= 
jenb  orangefarbigen  Blüten;  fte  ftammt  auS  Stall 
fornien,  wirb  60—  80  cm  b.od),  ift  in  Seutfcblanb 
nur  in  fein*  gcfcbüfcter  Sage  im  freien,  beffer  in 
Jöpfen  unter  ©laS  ju  jiehen,  ba  fte  gegen  feuchte, 
table  Witterung  äuper|t  empfinblicb  i|t. 

©arton  011  ^rtucll  (fpr.  baiut'n  onn  brweü), 
früher  felbftfinbige  Stabt  in  ber  engl.  ©raffcbaft 
Sancafpire,  etwa  9  km  im  SB.  r>on  iDtandjeftcr,  am 
3rwell,  Aber  ben  ein  Slquäbuft  ben  iBribgewater* 
tanal  führt,  je&t  mit  GccleS  (f.  b.)  oereinigt. 

©arton  upon  -?>umbcr  (fpr.  baljrt'n  öpp'n 
bömbr),  altes  Stäbtcpcn  in  ber  engl,  ©raffcbaft 
Lincoln,  am  Sübufer  beS  fmmber,  9  km  fübmeft; 
lieb  von  .vuitl,  bat  (1891)  5226  G.;  betrieben  wirb 
bauptfäcblicb  $iec\d- ,  Töpferwaren  unb  Segeltudp: 
i'abritation,  fowie  l'ialv  unb  ©etreibebaubel. 

©artoftetuic  j  (fpr.-tol'cbe'witfcb),  Julian,  poln. 
.vjiftorifer,  geb.  17.  Jan.  1821  in  SBiala  in  s#obladnen, 
ftubiertc  auf  ber  Petersburger  Uniuerfttät,  würbe 
^rofeffor  unb  SBibliotbelar  in  2i)arfcbau  unb  rebi* 
gierte  ben  «Dziennik  Warszawski».  Gr  ftarb  pier 
"}.  9ior>.  1870.  Unter  feinen  biftor.  SBerfen  ftub  per= 
üorjubeben :  «Krölewicze  biskupi»  (2Barfd?.  1851), 
«Seutfdje  Herren  am  6of  Stanislaus  StuguftS» 
(ebb.  1852),  «SBelannte  sJJtänner  dolens»  (3  SBbe., 
^eterSb.  1853—56).  Stucp  pat  JB.  eine  bis  auf  bie 
Wegenwart  gepenbc  Grgdnjung  beS  grofeen  SEBerfS 
ton  3liefiecti:  «Mtor.  Sentwürbigfeitcn  berftamu 
lien  beS  alten  dolens»  (2  %\t„  3Sarfcb.  1860),  unb 
ben  brüten  Teil  beS  «Codex  diplomaticus  Hegni 
l'oloniae»  (ebb.  1850)  üeröffentlicbt.  Seine  fc@e= 
ubk+te  ber  poln.  Sttteratur»  (ebb.  1861  u.  b.)  ift 
iclbftdnbig  im  Urteil,  wenn  aud)  nid)t  immer  um 
parteiifdp  unb  geredet.  StuS  feinem  Statplaf}  erfdbien 
"Gine  Urgefd?id?te  dolens»  (4  iBbe.,  Ärafau  1878). 
reine  SEBcrte  erfdjienen  in  11  33dnben  1877—82. 

k-öartf  rb,  rechter  Nebenfluß  ber  Ober,  entfpringt 
iüböftlidj  uon  Dftrowo  in  ber  preufe.  'ißrooinj  93">fen, 
fliegt  in  weftl.  SRiaMung  immer  in  einem  breiten 
fumpfigenTpalean2ftilitfd)  borüber,  wo  er  flöfebar 
wirb,  wenbet  ftd)  bei  Tradjenberg  norbweftlicb, 
nimmt  redptS  bie  Crla  auf  unb  mimtet  14  km  ober; 
balb  QJrofsglogau  nad?  einem  Saufe  mm  165  km. 


^artfc^,  Stbam,  SHittcr  von,  Ihtpferftedber,  geb. 
17.  Äug.  1757  »u  Sfiten,  bilbete  fkp  unter  Xomanet 
unb  Sdjmufcer  »um  Kupferftecber  auS  unb  erhielt 
1781  bie  Stuffidjt  über  bie  Äupferftidjfammlung  ber 
Sofbibliotbet.  Seit  1797  SRitglieb  ber  Sttabemie, 
warb  er  1812  in  ben  Slitterftanb  erhoben  unb  1816 
jum  erften  ftuftoS  ernannt;  er  ftarb  21.  9lug.  1821 
bei  SBien.  IB.  bat  fiep  fomopl  als  Hupferfteoper  wie 
burd)  meprere  SDerte  )ur  Kupferfticr/tunbe  Serbienft 
erworben.  3"  lefetem  gehören  fein  «Peintre-Gra- 
veur»  (21  SJbe.,  Sßien  1802—21;  neue  SluSg.  2pj. 
1866—70)  unb  bie  «Anleitung  |ur  Kupferftidjtunbe» 
(2  S9be.,  Sien  1821).  Slufcetbem  fmb  ju  nennen  bie 
«Catalogues  raisonnes»  ber  3Berfe  beS  (Buibo  9leni 
unb  t?on  beffen  Sdjülern  (ebb.  1795),  beS  JHembranbt 
f  2  SBbe.,  ebb.  1797),  beS  SutaS  »an  fieiben  (ebb.  1798), 
beS  SKolitor  (5iürnb.  1813).  ^n  bem  Kataloge  ber 
oon  ipm  auSgefüprten  Kupf  erfttdje  werben  505  Slät 
ter  angefüprt.  ®efdjdt>t  ftnb  namentlid)  feine  5Ra= 
bierungen  nad)  12  Jterjeicbnungen  beS  5RooS 
fowie  bie  nad>  JRugenbaS,  93otter  unb  Äobell.  ©n 
iBerjeidjniS  feiner  ©erte  lieferte  fein  Sopn  §rieb  = 
riep  3of  epp  »bam,  JRitter  ©on  ».  (geb.  1798, 
feit  1827  KuftoS  ber  Kupferftidifammlung ,  geft. 
12.  3Rai  1873),  im  «Catalogue  d'esUmpes  de  A. 
de  B.»  (iffiien  1818) ;  bief  er  teTöff  entlidite  audb  «Gbr  0= 
uologie  ber  gried?.  unb  röm.  KQnftter»  (ebb.  1835 ) 
unb  «Sie  Kupferfticbfammlung  ber  1 1  $ofbiblio= 
tpet  ju  SBien»  (ebb.  1854). 

»artfdi,  Karl,  ©ermanift  unb  «Romanift,  geb. 
25.  Aobr,  1832  ;u  Sprottau,  wibmete  ftep  inS3reSlau 
unb  SBerlin  bem  Stubium  ber  german.  unb  roman. 
Spracpen,  würbe  1858  orb.  Sßrofefior  ber  bcutfd?en 
unb  roman.  $JbUologie  ju  Sioftod,  1871  ju  öeibeb 
berg.  Gr  ftarb  19.  itebr.  1888.  JB.  war  »ornebmlicb 
Herausgeber  unb  ÜWetriler;  eS  ift  fein  bleibenbeS 
^erbienft,  ba^  er  eine  grofee  SWenge  altbeutfcbcr, 
altfranj.  unb  prooemjal.  Stiftungen,  nidjt  ot>nc 
,jlü(btigteiten,  aber  bod;  mit  guter  sJ)f ctbobe,  reichem 
Riffen  unb  tritifepem  2a!t  juerft  öeröffenttiebt  ünb 
unterfuebt  pat.  Gr  begann  mit  proben^al.  Sirbetten : 
bem  oielbenufttett  unb  feiner  3eit  fepr  »erbienftlicpen 
«^rooencal.  Sefebucp»  (Glberf.  1855),  baS  fpfiter 
$u  jwet  ©erteil ,  einer  «Chrestomathie»  (5.  Slufl., 
;öcrl.  1892)  unb  einem  «©runbrife  jur  @cfd)id)te 
ber  prooencal.  Üitteratur»  (Glberf.  1862),  auSwudje. 
GS  folgten:  «^etre  93ibalS  Sieber»  (JBerl.  1857), 
eine  ber  erften  wirtlicp  fritifeben  StuSgaben  roman. 
Sidjtungen;  bie  StuSgabe  beS  geiftlichen  Sd?au= 
fpielS  «Sancta  Agnes»  (ebb.  1869)  u.  a.  SBon 
altfranj.  Stubien  )eugen  bie  « Chrestomathie  de 
l'ancien  fran^ais»  (Sp).  1866;  6.  Stuft.  1895),  bie 
-Stltfranj.  Slomanjen  unb  ^aftourellen»  (ebb.  1870) 
unb  «La  langue  et  la  litterature  fran^aises  depuis 
Ie  IX«  siöcle  jusqu'au  XIVe  siecle»  (^ar.  1887). 
Siel  jablreicber  fmb  bie  Strbeiten  auf  bem  ©ebiete 
ber  beutfeben  Sprache  unb  fiittcratur.  Gr  gab  neben 
üielen  anbern^erauS  beS  StriderS  «Karl»  (Dueblinb. 
1857),  «58ertbolb  »on  fcolle»  (9lürnb.  1858),  «Sie 
Grlöfung»  (Oueblinb.  1858),  «Sllbred?t  üon  ^alber^ 
Itabt»  (ebb.  1861),  bie  « SWcifterUeber  ber  Golmarer 
t>anbfd?rift»  (ebb.  1862),  mehrere  Sichtungen  Kon-- 
rabS  r>on  ©ürjburg,  «Sie  Schweiber  DJHnneffinger» 
(?Hauenf.  1886),  bie  treffliche  StuSwahl  «Seutfcbe 
fiieberbiebter  beS  12.  bis  14.  3afcrb.»  (3.  Stuft., 
uon  ©ottber,  Stutta.  1893)  u.  f.  w.  Sin  Pfeiffers 
Sammlung  ertldrenber  StuSgaben  ber  «Seutfchen 
Klaffiler  beS  ÜJlittelaltcrS»  beteiligte  fiep  JB.  bureb 
oKubrun»  (4.  Slufl-,  SpJ.  1880),  «9libelungenlieb- 


Digitized  by 


öartfdjin  —  Sarutf) 


429 


(6. 31  ufl.,  ebb.  1886)  unb  2öolfram«  "^arjioal  unb 
Xiturel»  (3  93be.,  2.  Hujl.,  ebb.  1875—77);  na* 
Aianj  Pfeiffer«  £obe  fübrte  et  fte  in  ben  «Seut; 
fdjen  Sicbtunßen  be«  ÜJlittelalterö»  fort.  Unter  93.' 
©injelftubien  über  altbeutfcbe  Sidjtunßen  ragen 
berpor:  «Über  Äarlmeinet»  (Nnrnb.1861),  «6enog 
(Srnft»  (2Bien  1869)  unb  bie  ttojj  bet  ftaglicbeu 
öraebniffe  förbemben  «Unterfudjungen  übet  ba« 
Nibelunaenlieb»  (ebb.  1865),  an  bie  ftd)  eine  grofic 
tririfebe  nu«ßabe  vom  «Nibelunßenlieb»  (3  iöbc, 
fipj.  1870—80)  fdplofe.  £iet  wie  in  ben  Scbriften 
«Set  faturniidje  SUerä  unb  bie  altbeutfcbe  fiangjeile» 
'ebb.  1867),  «Sie  lat.  Sequenjen  be«  Mittelalter«» 
<iHoft.  1868)  unb  in  Slufid&en  ber  «©ermania» 
*eigt  fid)  58.'  metrifcbe  93egabung.  Qx  lieferte  aud? 
Neubearbeitungen  bet  htterarpiftor.  SDette  pon 
©erpinu«  (5.  »ufl.  1871  —  74)  unb  floberftcin 
(5.  Hufl.  1872-73).  Seit  Pfeiffers  lobe  (1868) 
leitete  93.  bie  3eitfd)rift  «©ermania».  93ibliogra- 
pptfdj  war  93.'  leftte  Arbeit  «Sie  altbeutfdjen 
.Öanbfcbriften  ber  Uuipcrfitcitsbibliotljei*  in  öeibel* 
berg»  (fceibelb.  1887).  (Sine  pübfdje  Sammlunß 
ber  «Sagen,  Mdrcben  unb  ©cbrdudpe  aud  lUcdlcn- 
bürg»  (2  95be.,  SBien  1879  —  80)  erinnert  nod)  an 
feine  Noftoder  Reit.  Seine  «Vorträge  unb  2luffdfce» 
mmmelte  er  felbft  ($reib.  i.  93r.  1883).  Übertragung 
ßen  Pon  93urn«  (fitlbburgb.  1865),  be«  «Nibelun= 
genliebe«»  (2.  Hüft,  Spj.  1880),  pon  Sante«  «©ott: 
lieber  itomöbie»  (3  93be.,  ebb.  1877)  unb  «alten 
franj.  SBolteliebern»  (öelbelb.  1882)  »eigen  93.' 
5ormtalent  ßünftißer  al«  eigene  Sieb,  tunßen  (j.  93. 
«93anbcrung  unb  iximlept»,  fipj.  1874)  unb  bie 
Nooellen  bet  legten  %a\)xt. 

©arrftbin  (93a t ein),  Stabt  im  Ätet«  Scpubin 
be«  preufe.  Neg.:93ej.  93romberß,  an  ber  Nehe  unb 
an  ber  Nebenlinie  Noßafen=3nowrajlaw  ber  $reufe. 
Staat«babnen,  pat  (1900)  1106  G.,  baruntcr  330 
öpangelifdje  unb  87  3«raeliten,  $oft,  Selcgrapb, 
fatb-  unb  eoanß.  ^farrlirdje,  ftdbtifcpe«  Uranien* 
bau«  unb  in  bet  Näbe  ein  Nittergut. 

©arttclot ,  ßbmunb  Mu«grape,  enßl.  Dffiiier, 
geb.  1859,  biente  in  ber  inb.  Slrmce,  madjte  bie  <yelb= 
jüge  in  %fgbaniftan  unb  im  Suban  mit  unb  trat 
ipdtcr  al«  Majot  in  bie  dßppt.  Slrmce.  @t  fdjloft 
fiaj  1887  bet  Grpebition  Stanley«  an,  meldje  pom 
mittlem  flongö  unb  aruwimi  au«  bie  ägppt. 
ilquatorialprooinj  ju  erreieben  unb  (frnin  $afcba 
\u  untetftüfeen  obet  gu  befteien  traebtete.  Sil« 
Stanlep  28.  3uni  1887  pon  ^ambuja  am  Slruwimi 
nacb  bem  Innern  aufbracb,  blieb  93.  als  93efcbl«= 
babet  ber  Nacbbut  jutüd.  Gin  ganje«  ^a^t  pet? 
(trieb  unter  petßeblicben  93cmüpunaen,  bte  Pon 
lippo  2ip  Petfptocbenen  Jtäger  ju  erpalten ;  flrant= 
beit  unb  öunßcrenot  wüteten  im  fiager.  Gnblid? 
11.  3uni  1888  begann  93.  ben  SJormarfd)  in  bie 
sJBalbwilbni«;  aber  bie  ©drung  unter  feiner  Mann= 
febaft  batte  einen  fo  boben  ©rab  erreicht,  bafj  et 
au§  einet  ßetingfügigen  Urfacbe  19.  3uli  1888  im 
Saßet  Pon  ^analja  von  bem  SJtanjema  Sanga 
meucblingvo  etfebofien  mürbe,  ©egen  bie  Eingriffe 
Stanlep«,  bet  93.  arger  ©raufamleiten  befcbulbiate, 
peröffcntliebte  93.S  trüber,  5Dtajor  ©alter  ©.  93.: 
«The  life  of  Edmund  Musgrave  B.»  (  Conb.  1890; 
beutfeb  u.  b.  X.  «Stanlep«  SRacbbut  in  ?)ambupa 
unter  Major  Gbm.  3J1.93.  Mit  ben  Jagebüdern  unb 
Briefen  bed  ermorbeten  Major«  93.«,  6amb.  1891). 

«artübgcl  (Capitoaidae),  eine  au«  13  @aU 
tunßen  unb81?lrten  gebilbete  gamilie  berfiudud«! 
pflßel,  weldbe  bie  rropifdjen  ©dlber  ber  Sllten  unb 


Neuen  Seit  bewobnen.  Slm  gablreicbften  ftnb  bie 
Birten  in  Cftinbien,  bebnen  ftd>  aber  niebt  auf  bie 
Molutfen  unb  bie  auftrat  SRegton  au«.  Sie 
93.  ftnb  plump  gebaut,  ^aben  einen  fe^r  träftigen, 
mittellanaen  Sdjnabel  pon  Äegelform,  an  beifen 
©runb  japlreicbe  93orften  fteben,  berbe,  furje  Rletter= 
fü^e,  beren  innere  unb  dunere  3<ben  nad)  Uirtfli 
gewanbt  ftnb;  ipr  ©efiebet  jeiat  lebpafte  Horben 
(f.  Jafel:  ftudud«Pögel  n,  mg.  2).  Sie  leben 
ponjvrücpten  unbfjnfelten,  freffen  aber  aud?  wie 
bie  9Bürget  Heine  93bgel.  ©efangenen  teid)t  man 
©eiebfuttet  mit  pielen  gtücbtcn,  Smeifeneietn, 
UNeblwürmern  obet  gebadtem  ^teifep. 

©ört»ci$c»,  fflJeijenatten,  beren  Speljen  mit 
©rannen  verleben  Tinb. 

toatütt)  (bebr.,  b.  b-  ber  ©eießnete),  ber  Sobu  be« 
Nerija,  ber  greunb  unb  ©effibrtc  be«  ^ropbeten 
3cremia«,  bet  iljm  feine  Dtatel  ju  bitticten  pflegte 
unb  mit  bem  er  nad)  Sigppteu  auäwanberte.  über 
feine  fetnetn  Scbidfale  giebt  e«  nur  Sagen ;  nad) 
bet  einen  ftatb  er  in  flgppten,  nacb  ber  anbetn  in 
Öabplonicn.  Untet  feinem  SRamen  ift  ein  apotrp= 
pbifebe«  Söerl  in  aried).  (urfptünglid)  pebr.)  Spracbe 
erpalten,  ba«  «93ud)  93arucb»,  ba«  eine  Sroftrebe 
an  bie  3«raeliten  enthält  unb  ben  2Bieberaufbau 
3erufa(em«  verbeiftt.  ^n  ben  93ibelau«gaben  wirb 
ßewöbnlid)  al«  Kapitel  6  ein  apotrppper  93rief  be« 
'^ropbeten  Jeremias  an bie3«raeliten  in  93abp(onien 
angefflgt.  aufeerbem  ift  in  einer  Mailänber  banb- 
febrift  in  fpr.Spraebe  (englijcbpon  Ebarlc«  1896)  nod> 
ein  93ud)  apolalpptifd)en  ^nbalt«  mit  einem  «93riefc 
an  bie  91/»  Stdmme  3«tael«  jenfeit  be«  ßupbtat» 
am  Sd)lu|fe,  ber  auep  anberweitig  überliefert  ift, 
untet  S.«  Namen  Potb.anben,  alle  pfeub^epiara^ 
pbifepen  Urfprung«.  —  9?ßl.  «neudet,  Sa«  93ud> 
93.  (üipj.1879);  Scbürer,  ©eftbiebte  be«  jüb.  Soll« 
im  Beitalter  3efu  (Sbrifti,  XL  2  (2.  »ufl.,  ebb.  1886). 

ttaet  &  fco.,  ^ofepb,  9Jueb-  unb  Slntiqua-- 
riat«l)anblung  in  ^ranlfiirt  a.  M.,  im  93efil}  pon 
Simon  fieopolb  93.,  geb.  17.  9lop.  1845.  Sie 
würbe  1785  Pon  3ofepp  93.  gegrünbet,  erlangte 
aber  etft  93ebeutung  untet  feinen  Söbnen  i'eo  = 
polb  3ofepb  93-,  fleb.  1804,  geft.  1861,  unb 
Öetmann  3ofepb  93.,  geb.  12.  Ott.  1811,  geft. 
1881,  bie  ba«  ©efdjäft  1824  übernabmen.  fiefcterer 
förberte  e«  befonber«  burd)  JReifen  in  ßnglanb, 
itranlreid),  dollanb,  Italien.  1853  würben  bie 
93rüber  ju  öauptlommiffiondren  bet  taifetl.  bffent* 
lieben  Söibltotbet  in  ^ietet«butg  unb  be«  öffent-- 
lieben  Mufeum«  in  Mo«fau  ernannt.  Nad)  bem 
lobe  fieopolb  3ofepb«  traten  beffenSöbne  ^uliu« 
fieopolb  93.,  geb.  23.  ftebr.  1842,  geft.  1873,  unb 
Simon  fieopolb  93.  al«  Jeilpaber  ein,  weld?  lefcte= 
rer  aüeinißer  93efi|ier  würbe,  al«  bet  Sobn  öer= 
mann3ofepb«,  Salp  6ermann93.,  Qcb.81.fut0. 
1855,  1882  ftarb.  Jeilpaber  feit  1901  ift  flarl 
Sonbbeim.  ßine  1871  in  ?ßari«  erriebtete 5»Kale 
ging  1887  auf  ^ule«  $eelman  übet.  Seit  1864 
würben  über  450  « Äntiquarifcbe  2lnjeißer»  unb 
gegen  400  fiaßerfataloße  betau«gegeben.  Sie  93cr= 
lag«-  unb  ^artieartilel  be«  feaufe«  umfaffen  eigene 
(befonber«  granlfurtenrta)  unb  au«  frembem  Verlaß 
erworbene  ©er!e  ftreng  wiffenfdjaftlidjer  Nidjrunß. 

iöarufrb,  perberbt  au«  93barotfd)  (f.b.). 

«arutb,  Stabt  im  flrei«  3ütcrbog=fiudenwalbe 
be«  preufe.  Neg.=93ej.  ?Jot«bam,  an  ber  fiinie  93erlin= 
6lfterwerba  ber  $reu§.  Staat«babnen,  in  walbiger, 
jum  Seil  fumpfiger  ©eßenb,  am  Sufee  be«  Fläming, 
ift  ^auptort  einer  feit  1596  ben  ©rafen  ju  Solm«» 


Digitized  by  Google 


430 


93arutföe  —  ©ärumraeiöl 


93anttb  gebörigen  StanbeSberrfepaft,  ein  euieS 
«ImtSgericbt*  (&mbflcri*t  ^otöbam)  unb  l?at  (1900) 
2006  Q.,  batunter  6  Äatbolifen,  ^Joft,  Jelegrapb, 
^oltöfcbule  unb  ^noatiödjterfd^ule ;  8  SBinb«,  2 
Sdmeibemüfylen,  Sftinboiebbanbel ,  5  ftram*  unb 
G  Sßiebmärfte.  3"  bet  9ldbe  bie  cinft  berühmten, 
jeht  im  Webergange  begriffenen  ©(astultten  unb 
tai  Sdjloft  beä  (trafen  }u  3 o hu i  93aru t Ii. 

©arutfdjc  (SÖirutf ct»e,  mienerifd)  ^irutfd), 
vom  ital.  baroccio),  jireirdberiger  leidster  offener 
Sagen;  SBirutfdjabe,  noep  gegemodrtig  in  ber 
flfterr.  £>offpracpe  angemanbter  Sluäbrud  für  Spa^ 
jierfabrten  ber  faiferl.  gamilie  unb  iljrer  ©äfte  in 
ben  tyütU  oon  6d?dnbrunn  ober  Barenburg. 

Karton Ibc.  1)  Sö.  in  ber  ÜReumarf  (f rüber 
93eerenroall,  93eerenroalbe),  2tabt  im  Kreis 
ftönigSberj  be3  preufe.  tRcg.*  93ej.  ftranlfurt  a.  D., 
an  jToei  ceen  unb  an  ber  fiinie  Süftrin  ■■  Stettin 
ber  ^reufe.  Staatäbabnen,  ift  mit  einer  jeften 
Malier  umgeben,  ein  eine*  SlmtSgericbte'  (Öanb= 
geriebt  Sanbsberg),  bat  (1900)  3612  6.,  barunter 
18  flatbolilen  unb  16  3$raeliten,  $oftamt  jtoeiter 
iMaffe,  Üelegrapb,  eoang. ^farrlircpe,  n i antenpauä, 
ftäbtifebe  Sparfaffe;  bebeutenbe  Sanbroirtfcbaf t  unb 
93iebjucbt.  —  33.,  eine  ©rünbung  Jllbredjtä  beS 
S3ären,  ift  merlroürbig  bureb  ben  Subfibienoertrag, 
ben  (Birnau  Slbolf  13.  (23.)  3an.  1631  biet  mit  bem 
fram.  93eoollmdcptigten  (i  havua;  auf  5  oahre  ab; 
id?loB.  Scbtoeben  oerpfliditete  fid),  ein  öeer  oon 
.16000  SDlann  ju  galten,  rodbrenb  ftranfreieb  iäbj; 
Ii*  400000  Sblr.  jaulen  foütc.  —  2)  93.  in^om* 
mern,  Stobt  im  ftreiS  9ieuftettin  be$  preufj.  9teg.> 
93ej.  RöSlin,  im  ©ebiet  ber  'iSerfantc,  an  jroei  33ddjen, 
im  eine«  3tmt$gertd)tä  (£anbgcrid)t  köslin),  bat 
(1895)  2337  meift  eoang.  6.  (112  Israeliten),  (1900) 
2338  (S.,  <J$oft,  Selegrapb,  eoang.  s$farrfird>e. 

«nrttmn,  Ouellfhife  beS  Darling  (f.  b.i. 

'-Barroäni.  i)  ^nbobrit.  Safallcnffaat  unter  ber 
^bopflroarjSlgentfdjaft  oon  (lentralinbien,  nörb= 
lieb  Pon  flbanbefcb,  am  Hufen  (fübl.)  Ufer  ber  ")Ux- 
baba,  ift  ein  erblutc-c-  (jürftentum  unter  ben 
Scfsobia  •  JRabfdjputen  oon  ber  Ubaipur  ■■  ftamilie 
unb  pat  3527  qkm  mit  (1891)  80266  Q.  (meift  Dom 
ctamme  ber  93bil),  barunter  28832  fcinbu,  3243 
iJlobammebanet,  47863  Hngebörige  unfultioterter 
Stdmme,  297  Sfcbain.  35a8  2anb  ift  frudrtbar  unb 
bewdffert,  aber,  iocil  ftriebtoeife  malariöS,  nur  teil« 
roeife  angebaut.  SJer  §ürft  jablt  teinen  Tribut  — 
2)  £nup tftab t  be$  (Staates  93.,  etwa  3,s  km  oon  ber 
^tarbaba  unter  22°  5'  nötbl.  93t.  unb  75°  öftl.  £., 
bat  (1891)  60546.,  batuntet  3669  fcinbu,  1318  Tlc 
bammebaner,  unb  ift  unbebeutenb,Pon  einer  boppel= 
ten  i'iauer  umgeben. 

©artoert.  93.  eine«  nad)  einem  beftimmten  3«it; 
ablauf  fälligen  ÄapitalS  peitjt  bet  93ettag,  ber  beute 
auf  3infed}in$  (f.  b.)  gelegt  »erben  müfste,  um  »ei- 
ner ^eit  )u  ber  oorgefajriebenen  feöbe  angewaebfen 
iü  fein.  3)er  93.  c  eines  Äapitalg,  bad  in  n  3abren, 
iu  p  ^ßroj.  auf  3inK$jm$  gelegt,  auf  93etrag  x„ 


anmadjfen  foll,  ift  c  = 


Sabei  ift  jdl?r= 


lieber  3inSjufd)lag  angenommen.  Grfolgt  berfelbc 


k  mal  im  3ab.re,  fo  ift  c 


Staatgpapieren  ift  für  k  ber  SBert  2  ju 
93«  ftetigem  3in*J«fcblag  gilt  bie  gormel: 


93ei 


fe&en. 


P.n 

,  100 


»obei  e  bie  93afi8  ber  natürlichen  8o* 


garitbmen  ift  unb  ben  9Bert  2,-i8288  bat  2)ic 
nacbfolgenbe  Jabelle  giebt  ben  gegenwärtigen  9Bert 
oon  xD  =  100  SR.  für  bie  angegebenen  s$rojent* 
fähe  unb  ^abre  bei  iäbriic&em  3in«jufcblag  an: 


3o^rf 

3  0M* 

SV« 

4  93n>|. 

*  Vi 

5$n>|. 

6  $n>i- 

1 

97,09 

96,62 

96,15 

95,69 

93,24 

94,34 

94,26 

33,35 

92,46 

91,57 

90,70 

89,00 

s 

91,51 

90,19 

88,90 

87,63 

86,33 

»3,96 

4 

88,85 

87,14 

85.48 

83,86 

»2,27 

79,21 

5 

86,26 

84,20 

82,19 

30.25 

78,35 

74,73 

6 

83,75 

81,35 

79,03 

76,79 

74.63 

70.50 

7 

81,31 

78,60 

75,99 

73,48 

71,07 

66.51 

8 

78,94 

75,94 

73,07 

70,32 

67,68 

62,74 

9 

76,64 

73,37 

70,26 

67,29 

64,46 

59,19 

10 

74,41 

70.89 

67,56 

64,39 

61,39 

55,84 

30 

55,37 

50,26 

45,64 

41,46 

37,69 

31,18 

30 

41,20 

35,63 

30,83 

26,70 

23.14 

17,41 

40 

30,66 

25,26 

20,83 

17,19 

14,20 

9,72 

50 

22,81 

17,91 

14,07 

11,07 

«,72 

5,43 

60 

16,97 

13.69 

9,51 

7,13 

5,35 

3.03 

70 

12,63 

9,00 

6,42 

4,59 

S,29 

1,69 

80 

9,40 

6,38 

4,34 

9,96 

2,03 

0,95 

90 

6,99 

4,52 

2,93 

1,90 

1.34 

0,53 

100 

5,20 

3,21 

1,98 

1,23 

0,76 

0,29 

Sieruad)  müfjten  beute  73,48  2R.  ju  41/*  $ro, 
auf  3infe£$in3  angelegt  roerben,  trenn  man  nai 
7  3ap«n  ein  Äapital  oon  100  3R.  erpeben  roollte. 


33dufig  toirb  nad)  bem  beutigen  93.  einer  9lente 
gefragt.  3f*  c  ber  ®-  Kapitals,  ba«,  bleute 
auf  p  $roj.  cingejaplt,  n  ,  vi  luv  b,inburd)  eine 

9lente  r  giebt,  fo  gilt  bie  gormel:  c  =^~^, 
P 


wobei  q  =  1  + 


100' 


Sie  folgenbe  Tabelle  giebt 


ben  peutigen  93.  einer  jdl?rlicben  SRente  pon  je  100  SW. : 


M 

o- 
a 
CT 

3  $roj. 

■roj. 

4  $ro». 

5  «roj. 

«  »roj. 

1 

97,09 

96,62 

96,15 

95.69 

95,24 

94.34 

2 

19145 

189,97 

188,61 

187,27 

185.94 

183,34 

S 

282,86 

280,16 

27741 

274,90 

272,33 

267,30 

4 

371,71 

36741 

362,99 

858.75 

354.60 

316,51 

ft 

457^7 

451,51 

445.18 

439,00 

43295 

42144 

6 

541,79 

532,86 

524,21 

515,79 

507,57 

491,73 

7 

623,03 

611,45 

600.21 

589,27 

578,64 

558,24 

8 

701,97 

687,40 

673,27 

C59.59 

646,32 

620,98 

9 

778,61 

760,77 

74343 

726.88 

710,78 

680,17 

10 

653,02 

831,66 

81149  I  79147  I  772,17  |  736,01 

90 

1487,75 

142144 

1359.03 

1300.79 

124642 

1146,99 

30 

1960,04 

183940 

1729,20 

1628.89 

153745 

1376,4» 

40 

3311,48 

2135,51 

1979,28 

1840,16 

171541 

1504,63 

50 

3573.98 

2345.56 

214842 

1976,20 

1825.59 

1576.19 

60 

3767,56 

2494,47 

226245 

2063.80 

1893.93 

1616.14 

70 

2912,34 

2600,04 

2339,45 

3120.21 

1934.27 

1638,45 

80 

3020.08 

2674,88 

2391,54 

2156.53 

1959,65 

1650,91 

90 

310044 

2727,93 

2426,73 

2179,92 

197543 

1657,87 

100 

3159,89 

2765,54 

3194,99 

1984,79 

1661,75 

Sine  beutige  jtabfang  Pon  811,o»  SR.  mürbe  alfo, 
menn  4  ^roj.  3infen  angenommen  »Derben,  auS* 
reidben,  um  10  3a(>re  binburcp  eine  Siente  oon  je 
100  TL  ju  begeben. 

Barwood  (fpr.  -roubb),  f.  Camwood. 

Sartooobfompoftrton  (fpr.  -mubb),  f.  Hinn* 

iödriouri;,  f.  Meum.  Idnorib. 

»drtonr^clöl  (93drenrourjelöl),  ein  in  bet 
2But)et  oon  Meom  athamanticum  Jacq.  enthalte: 
neS  ätberifd)eS  tl :  e$  ift  buntelgelb,  oon  ftartem, 
aromatifepem  ®erudj.  bat  bei  21°  C.  ein  fpec  @e* 


Digitized  by  Google 


33art)  —  Sorsum 


431 


»id?t  von  0,w9  unb  fiebet  bei  170°  C;  100  kg 
trodne  Surjel  geben  670  gßl.  3)ie  SBurjelftöde 
tommen  bauptfäcfcUd)  au«  Jbüringen  unb  ber  &t- 
genb  von  53odau  bei  Sd?»arjenberg;  aud?  »debft 
bie  93dr»urj  auf  bem  Sd?warj»alb,  ben  2iefalpen 
Cfterreid?«  unb  ber  Sdnveh. 

«orti,  £einr.  Slnt.  be,  93otaniter,  geb.  26. 3an. 
1831  ju  ftrantfurt  a.  9R.,  ftubierte  ju  Seibeiberg, 
Harburg  unb  Berlin  TOebijin,  liefe  fidj  1&53  in 
feiner  SJaterftabt  al«  Arjt  nieber,  babilitierte  fid? 
IBM  ju  Tübingen  ali  SJocent  ber  93otanif,  nmrbe 
1855  aufecrorb.,  1859  erb.  $rofeffor  ber  93otanit 
ju  (jreibura  i.  93r.,  »o  er  1858  ba«  öffcntlid?e 
"Botanifcbe  fiaboratorium  in*  ßeben  rief.  (5r  ging 
1867  als  orb.  ^rofeffor  ber  Sotani!  nad?  $alle, 
1872  nad?  Strasburg  unb  ftarb  bafelbft  19.  3an. 
1888.  Seine  litterar.  Arbeiten  betreffen  porjug«* 
»eife  bie  Gntroidlung«gef$icpte  ber  Aigen  unb 
^ilje.  $)abin  gebftren  bereits  feine  Grftling«fd?rif* 
ten:  ■  93eirrag  }ur  Äenntni«  ber  Achlya  prolifera» 
(93erl.  1852)  unb  bie  »itbtigen  «<UnteT)ud?ungen 
über  bie  93ranbpihe»  (ebb.  1853).  Siefen  fd?loncn 
fid)  an:  «Unterfucbungen  über  bie  Familie  ber  Ron- 
iugaten»  (2pj.  1858),  «$ie  «Dtpcetojoen»  (ebb.  1859; 
2.  Aufl.  1864),  «Uecherches  sur  le  developpement 
de  quelques  Champignons  parasites»  O^ar.  1863), 
«iDtorpbologie  unb  ^bpfiologte  ber  <ißil$e,  jledrten 
unb  Sftprompceten»  (üpj.  1866),  «^Beiträge  jur  SRor* 
pbologie  s$bpfiologie  ber  N$ihc»  (mm  Seil  ge.- 
meinfcbaftlicb  mit  ©oronin,  5  Tie.,  tfranff.  a.  2JI. 
1 864—82).  Anbere  3»eige  ber  93otamt  bebanbelte 
93.  in  ben  Sdjriften:  «Uber  bie  fleimung  ber  Spco: 
pobien»  (1858),  «Prosopanche  Burmeisteri,  eine 
neue  öpbnorce  au«  Sübamerifa»  ($alle  1868), 
<> 'öerglcicbenbe  Anatomie  ber  3iegctation«organe 
bor  ^banerogamen  unb  ^arne»  (£pj.  1877),  «iücr; 
lefungen  über  {Batterien»  (2.  Aufl.,  ebb.  1887)  u.  f.  ». 
JB.  rebigierte  aud?  bie  «93otan.  Leitung»,  1872—79 
mit  s]kof.  ©.  Ärau«,  feit  1880  mit  $rof.  S.  3uft. 

S*arn . . .  (x>. grdj.barys), in 3ufammenfe&ungen 
mit  gried?.  unb  lat. Sorten:  Sd)»er . . .,  fdjmer . . . . 

^artirtfütic  (gvd?.),  Sd?roerbörigteit. 

©attjeenrrif  dj  (grd).dat.),  auf  ben  Scb»erpun!t 
bejüglid?.  AI«  barpcentrifd?e  Siegel  bejeiebnet 
man  bie  matbem.  Siegel,  bafr  ba«  Volumen  (unb  bie 
CberfUlcbe)  eine«  Siotation«fdrper«  gefunben  »er: 
ben,  nenn  man  bie  l'dnge  ber  rotierenben  ßinie  (bie 
©röfse  ber  rotierenben  ftlädje)  mit  bem  30ege  multi: 
plijiert(benberSd?»erpunltbiefereime(ober£l<töe) 
befdjreibt.  3)iefe  Siegel  wirb  aud)  ©ulbmfd?e 
Siegel  genannt,  »eil  fte  ber  ^cfuit  $aul  ©ulbin 
(geb.  12.  Juni  1577  ju  St.  ©allen,  geft.  3.  Siov. 
1643  al«  ^rofeffor  ber  9Jlatbematit  §u  ©raj)  in 
feinem  SBerte  «Centrobaryca  seu  de  centro  gravi- 
tatisetc.»  (9Bten  1635  —  41)  erläuterte.  3)tefelbe 
fommt  iube«  aud)  febon  bei  bem  gried?.  2Hatbema: 
tifer  ^appu«  (f.  b.)  cor. 

«nrtKcntrum  (grd).4at.),  ber  6d)»erpunlt. 

«nriic  (fpr.  barib),  Antoinc  2oui«,  franj.  ®ilb= 
bauer,  Segrünber  ber  mobernen  Jierplaftit,  geb. 
24.  Sept.  1795  ju  <UariS,  lernte  beim  SBilbbauer 
öorio  Wobellieren,  beim  ÜJialer©ro«  3c>d>nen.  3u= 
«rft  arbeitete  er  für  3u»eliere  unb  ©olbfd)miebe, 
fbdter  »ibmete  er  fid)  »onug«»eife  ber  plaftifd?en 
2>arftellung  t?on  Jieren.  Ttxt  bem  Jiger,  ber  ein 
Ärofobil  jerreifet,  begrünbete  er  1831  feinen  SHuf .  9iod) 
mebr  (Srfolg  batte  ber  fiö»e,  »eldjer  eine  6d)lange 
jerreifet  (Suileriengarten).  6eit  1854  »ar  er  am 
Jardin  des  Plantes  alt  3ei*ner  angeftellt.  6eine 


ablreiebcn  SBerle  befteben  meiften«  in  fleinern  2ar= 
tellungen  ein3elner  Jnpen  unb  ©ruppen  von  Sie* 
ren.  f>aupt»erle  fcc$  gjlciftcr«  fmb  aud)  ber  Äentaur 
unb  ber  fiapitb  (1851),  ipefeuS  ben  SWinotauru* 
betdmpfenb;  non  feinen  gröjiern  Sronjen  fmb  bc= 
rübmt  bie  beiben  ftftenben  i'öroen,  ietjt  an  ber  Gin= 
fahrt  bed  Suilcrienbof«,  unb  baS  Sielief  be«  liegen; 
ben  ßö»en  am  ^Jiebeftal  ber  ^ulifdule  in  ^ari«. 
Aud?  nerfertigte  er  1864  ba«  Steiterftanbbilb  sJIapo= 
leon«  I.  für  Ajaccio.  Seit  1868  »ar  33.  SJlitgliet* 
ber  Atabemie  ber  fdjönen  flünfte.  Gr  ftarb  25.  yuni 
1875  ju  ^SariS.  93.,  aufterbem  aud?  Aquarellmaler, 
Siabierer  unb  fiitbograpb,  »ar  einer  ber  eifrigften 
UJorlämpfcr  be«  Sleali«mu«,  ber  ein  einbringltdje'f 
Slaturftubium  mit  großer  Sübnbeit  ber  Auffaffung 
ju  pereinigen  »ufete.  —  8flL  Aleranbre,  A.  L.  B. 
(^ar.  1889);  93allu,  L'ceuvre  de  B.  (ebb.  1890). 
stfnrncf oVa  (gr*.),  6d?werbörig!eit. 
üöörtjfld^a,  6tabt  im  Altertum,  f.  IBbarotf*. 
99art|glöffie  (grd?.),  »örtlid?  £d?»erjungigteit, 
baber,  ebenfo  »ie  SJarplalie,  erfdjwerte  unbeuh 
Ud)e  Spracbe.  [»ie  Sarpgloffte  (f.  b.). 

lynrnpbönic  (grd?.),  Qkfcftimme,  aueb  fooiel 
iy  artif p bare  (grd?.),  ein  9tame  für  ben  ©rbtern, 
ber  ein  böbare«  fpec.  ®e»id?t  aufroeifen  mu|  al« 
bie  Grbrinbe  (f.b.j,  ba  ba«  fpec.©e»idit  ber  le&tern 
bebeutenb  fleiner  ift  al«  ba«  ber  ganjen  @rbe.  ^)a 
ber  Grbfern  aber  aud)  eine  bobe  Temperatur  beft^t, 
fo  ift  ber  Au«brud  «ßprofpbdre  ungefdbr  gleidj« 
bebeutenb  mit  93. 
*8ar5r,  f.  93arpumorpb  unb  Sd?»erfpat. 
«arötaelb,  f.  93arpumd)romat. 
«arwtönbrär,  f.  93arpumorpbbpbrat. 
©or^tb^mie  (grd?.),  6d?»ermut. 
4tari)rfreujfteiit,  SWineral,  f.  ^armotom. 
^arpton,  f.  93ariton. 

5»art)tdnon  (grd?.),  ein  ©ort,  beffen  Gnbfilbe 
unbetont  ift  (f.  Crptonon). 

nrntpulucr,  ein  3 tbroarjpulocr,  bei  bem  ber 
flalifalpeter  bur*  falpeterfaure«  93arpum  erfefet  ift. 
(!«  »urbe  um  1860  Pom  belg.  2Rajor  SBpnant^ 
megen  be«  langfamen  Abbrennen«  für  ©efd?ühe 
gröfiem  Äalibcr*  vorgefd?laaen. 

^arnttuaficr,  bie  ftarl  altalifd?  reagierenbe 
»dfferige  Cöfung  dou  93arpumorpbbpbrat  (f.  b.). 

Partim» eiff,  f.  93arpumfulfat  unb  Blanc  fixe. 

^öarpnm  ober  93arium  (vom  gried?.  barys, 
febwer;  (bem.  3«*^"  B&'»  Atomgerotcbt  137),  ein 
ber  ©ruppe  ber  allalifdjen  örbmetalle  angebörige« 
)»ei»ertigc«  (Element,  ba«  in  feinen  Gigenfd>afteu 
bem  Salcium  unb  Strontium  febr  nabe  ftebt.  Seine 
metaüifd?e  9iatur  »urbe  eon  93erieliu«  burd?  3>ar= 
ftellung  von  93arpumama(gam  nad?ge»iefen ,  in= 
bem  er93an)umorpbbpbrateletrrolpfierte,»obei  ber 
negative  "^ol  in  Duedfilber  tauebte ;  rein  erbalten 
»urbe  e«  oon  $anp  1808  burd?  Seftillation  be« 
Amalgam«.  $n  ber  9latur  finbet  e«  f\d?  im  freien 
Suftanbe  nid?t,  fonbern  nur  in  93erbinbungen,  j.  93. 
im  Sd?»erfpat  ober  fd?»efelfauren  93arpt  unb  im 
ffiitberit  ober  loblenfauren  93arpt.  Wlan  erbält 
ba«  lUctall  entmeber  nad?  93unfen  bureb  elettro: 
lptifd?e  3(tf<t)ung  eine«  mit  »enig  Saljfdure  an< 
gemifd?ten  unb  auf  100°  er»drmten  93reie«  von 
jerriebenem  ßblorbarpum  mittel«  eine«  ftarfen 
Strom«,  »obei  man  am  negativen  $ol  einen 
amalgamierten  ^latinbrabt  an»enbet  unb  bann 
ba«  gebilbete  Amalgam  fofort  im  2öafferftoff* 
ftrome  beftiüiert,  ober  nad)  Croofe«  burd)  3«« 
fefcung  einer  93°  »armen  gefättigten  Gblorbarpum« 


Digitized  by  Google 


432 


58art)umacetat  —  Eargwnorgbfjübrat 


löfunß  mit  Katriumamalßam,  wobei  93atpum= 
amalßam  entftept,  toeldje*  man  butd?  Steffen 
jnnfeben  Seinen  junddjft  oon  übetfdjüffißem  Glied-- 
filber  befreit  unb  bann  imSBafjerftoffftrome  fdjioad) 
ßlüpt,  um  ba*  Ouedfilber  ju  octflüd>tißen.  2>a* 
?lmalßam  ift  fofort  nad)  feinet  2)arftelluna  loeitct 
\u  verarbeiten,  ba  e*  in  feuchtet  fiuf t  fidj  rafdj  unter 
Jnlbuna  oon  93arptppbtat  orpbicrt.  2>aS  93arpunu 
metall  bilbet  eine  poröfe,  aufßeblfibte,  buntel  an- 
gelaufene  'Waffe ,  in  beren  93lafenräumen  oft  eine 
filbertoei&e,  metallßlfinjcnbe  Dberfldcfce  fidjtbar  ift; 
an  ber  Suft  erbtat,  Derbrennt  e*  mit  y lamme; 
ffiaffer  jerfefet  e*  fepon  bei  ßercö&nlidjer  Tempera: 
tut;  es  fdjmilU  bei  SRotßlut  unb  ift  niebt  flüeptifl. 
Ctine  tedmifdje^ermenbunß  hat  ba*  93.  bU-ber  nod) 
nid^t  gefunben.  Seine  SSetbinbunßen  jeidjnen  fid) 
Mira)  pobe*  fpecififdje*  ©eioicpt  auä ,  bie  löälidjen 
finb  entfepiebene  ©ifte.  T)et  nidjtlcudjteu  t  e  n  flamme 
etteilen  fie  eine  ßtüne  <jätbunß.  $as  Spefttum  be* 
iB.jeiatSafel:  Spetttalanalpfe,  Kr.  11.  3nbcr 
J{imftfeueriDcrtereibient9tarpumnittatunb9Jarpum= 
di  1  o  rat  jur  Grjeußunß  ßrüner  benßalifdjet  flammen. 
(S.  aud)  iöarpumcarbonat,  SBarpumcplorat  u.  f.  ro.) 

**nrtjumacctat,  f.  Cffißfaure  Salje. 

iöaröumcarbonat,  toblenfaure*  SBa 
rpum,  BaCO„  fommt  als  2Jhnetal  SBitperit  (f.  b.) 
in  bet  iKatur  vor,  tvitb  batßeftellt butd)  SdUen  einet 
l'öfunßDonSblotbatpum mit  tob lenfautem Natrium 
unb  5flu3ioafd?en  bc*  fdjroeren  weipen  Kieberfdjlaß*. 
Da*  Mineral  wirb,  wenn  biüiß,  jur  DarfteUunß 
von  93atptfaljen  unb  als  Mattenaif t ,  ba*  fünftlid) 
baraeftellte  6alj  in  ber  analptifd?en  unb  miffem 
icpaftlicben  Gpemie  oerioenbet.  100  kg  Söitperit 
(often  15  HU.,  fünft licpeä  93. 38  SW. 

Baryum  oarbonloum,  SBarpumcarbonat. 

©arrjutnrfilorat,  djlorfaure*  93arpum, 
Ua(Ch),),,  roirb  etbalten  burcpSättißen  Don  roäffe- 
rißer(£blorfduremitloblenfaurem93arpumunbKrp: 
ftallifieren  bet  fiöfunß.  2)a*  Salj  bilbet  fatblofe, 
pri*matif dje  Krpftalle,  bie  burd?  ftarle  Meibunß  ober 
€d)laß  beftiß  erplobieten,  in  ffiaffer  leicht  löslid? 
unb  febt  ßiftiß  fmb.  ftinbet  93ern>enbunß  in  bet 
Hunftfeuerroerlerei  jur  ©rjeußunß  oon  benßalifdjen 
«runen  flammen.  %ai  Äiloßramm  djemifd)  reine* 
93.  toftet  2,io  2K. 

Baryum  chloratum,  SBarpumeplorib. 

Baryum  chlorloum,  93atpumd?lotat. 

©arnumctjlorib, ßplotbarpum,  BaCl«, ent* 
ftebt  beim  fiöfen  oon  natürlid)  oorfommenbem 
toblenfaurem9}arpum,9Bitperit,inoetbünntctSalj: 
fäute,  femer  butd)  3«fetiunß  oon  Sd?toefelbarpum 
mit  6aljfäure  ober  butd)  Sdnneljen  oon  fcbroefel-- 
fautem  SBarpum  mit  einem  2JtetalId)lorib  unb  Hob!  le. 
i'e&tere  9Retbobe  eianet  fid)  am  beften  f  üt  ben  @tofe* 
betrieb.  Uli  aJlctalldjlorib  »etmenbet  man  entiuebet 
(Iblotcalcium,  ba£  als  mettlofeS  Slebenptobutt  bei 
cetfdjiebenen  v^tojef|en  aemonnen  »oitb,  obet  SUian* 
nancblotüf,  9iebcnptobult  bet  ßljlotlalffabritation. 
Tie  bei  ©lübbiiie  ftattfiubenbe  Sieattion  smifeben 
fdpwefelfaurem  Sarpum,  ßplotcalcium  unb  Hoble 
verläuft  fo,  bafe  babei  93. ,  in  SBafjet  nnlö^licfcec- 
Sdjnjefelcalrium  unb  Äofclenorpb  entftept,  naep  fol= 
ßenbet  ©leid?unß: 

BaSO«  +  CaCl?  +4C= BaCl,  +CaS+4C0. 

5)ie  cd'iuel;e  roitb  mit  SPaffet  auSßelaitßt,  wo- 
bei ba$  S.  in  fißfunß  gebt,  todbtenb  Scbmefelcalj 
cium  iurädbleibt.  Tic  £öfunß  bed  iB.  mitb  burd) 
SBetbampfen  in  eifernen  Pfannen  lonjentriert  unb 
liefert  bann  beim  (Malten  ba$  trpftallifierte  SB., 


BaCl4  +  2ii,u  bilbet  tpombifepe  Safein  von 
bittet -  fahißem  ©efcfcmad,  ift  roie  alle  23arpumfaljc 
ßiftiß,  löft  fidj  febr  lei(pt  in  SBaffer,  nid?t  in  3tlto= 
pol;  bei  100°  verliert  ei  fein  Hrpftalltoaifet,  baö 
mafferfrete  Salj  fcbmiljt  bei  Slotßlut.  93.  finbet 
SBerroenbunß  jur  2)arfteUunß  anbetet  öatpumfalje, 
aujjetbem  in  ber  analptifcpen  Spemie  jum  Kacbmeic- 
von  6d)toefelfdute  unb  in  ber  Tecbnif  jutJHeiuiauu^ 
beSSBaffetS,  »eldjeg  jum  Speifen  bon  25ampffeffeln 
bienen  foU.  SRebiiintfd)  toutbe  93.  früber  innetlid) 
ßeßen  Sttofulofe,  aud)  auf,erlut  bei  fftofulfifen  ©e- 
i\f  ivüreu  anßetoanbt  unb  ift  ali  Baryum  chloratum 
aucbje&t  »iebet  offijineH.  93.  toftet  16  3JI.,  teinee> 
42  m.  pto  100  kg. 

^ari)unid)romdt,  cptomfauteS  93atpum, 
BaCr04,  entftept  a\i  fcpön  gelber  91iebericplaß 
beim  Odilen  einer  Sftfuna  oon  Gblotbarpum  mit 
neutralem  d?romfaurem  Kalium.  Qi  bient  unter  ben 
Kamen  ßelbeS  Ultramatin,  93atptaelb,  ©el- 
bin,  Jaune  de  Steinbuhl  ali  ÜJlalerfar be. 

Baryum  hydrlcum,  Sarpumorpbbpbrat. 

iöarpumhiibrortib,  f.  IBarpumoipbb^pbrat. 

iöarnumrjijpcrortib,  f.  !Batpum)upetorpb. 

©öt^ummonaanät,  manaanfauteS  Ca« 
tpum,  roitb  etpalten  burd?  ©Iflben  oon  «ttbarot, 
Ü)tanßanfupetorpbunb9}arpumnittat.  ©tüne  Jatbe, 
belannt  untet  ben  Kamen  KofenftiebJ$@tün, 
(Saffelet  ©tün,  ORanßanßtün. 

©arpumnitrat,  f alpetetfaute«  Satpum, 
Ba(NO,)„  entftept  beim  Cöfen  oon  loplenfautcni 
3)arpum  in  berbünnter  ©alpeterfdure,  mirb  am 
irocdmäfeißften  barßeftellt  burd)  9?crmifdjen  einer 
beifeen  Söfunß  oon  4  Seilen  Splorbarpum  in  8  Teilen 
®anermitemerebenfaUSb<ifefn25luiiaDon3Teileu 
falpetcrfaurem  Karrium  in  3  Seilen  2Baffer.  Seim 
stalten  fa>eibet  fut  ba*  feproet  löSlidje  Salj  faft 
oollftänbiß  ah  feine-?  MrvitaümcM  ab,  ba$  butd) 
1pftematifd)eS  SuStoafcben  mit  mößlicbft  (altem 
fflaffet  oon  bem  bei  bet  3«tf«feunß  entftanbenen 
(Sblornatrium  befreit  toirb.  3)a§  S.  bient  jur  5)at= 
ftellunß  beS  93arpumorpbS  fotoie  in  ber  Kunftfeuer= 
roerterei  }ur  (Srjeußunß  arüner  benßalifd)er  ^lanu 
men.  100  kg  toften  im  ©rofebanbel  40—100  3K. 

Baryum  nitricum,  93arpumnitrat. 

^atputnorfib,  93arpt,  i8arptetbe,  BaO, 
oon  Sdjeele  1774  entbedt,  mitb  etpalten,  inbem 
man  falpetetfauted  93arpum  f  Aar f  ßlüpt.  Qi  bilbet 
eine  ledere,  fd)einbat  ßcfcbmoljen  ßewefene  ßtaue 
klaffe,  bie  fid)  mit  9Öaffet  untet  93ilbuna  oon 
Üarptbpbtat  febt  ftatt  et^i^t.  3"  f«»ncn  6ißeu= 
fepaften  ftebt  e*  bem  (£alciumorpb  fept  nabc. 

©  arpumor.nbbnbrat,  93atptppbtat,93a  = 
rpumppbtorpb,  ä^batpt,  Ba(OU),,  trpftaUU 
fiert  Ba(OH),  +8H.0,  entftept  beim  »efeud)ten  oon 
söatpumorpb  mit  9ßaffet ;  ju  feinet  5)arftellunß  be= 
banbelt  man  Satpumfulfib  mit  ÜBaffet,  wobei  93. 
unb  SBartmmfulfbpbrat  entftepen: 

2BaS+2H,0=Ba(OH),  +Ba(SH),. 

flodjt  man  bann  bie  fiöfunß,  bie  beibe  Setbin» 
bunaen  entbält,  mitHupfetorpb  (öammerfcplaß  obet 
ßetöftetet  Hupfcrafcbe),  fo  mirb  ba*  Sarpumfulf« 
bpbrat  untet  Slbfdjcibuna  oon  unlö*lid)em  Bd)toe-- 
feltupfer  in  58.  oernjanbelt: 

Ba(SH),  +  2CuO = Ba(OH), + 2CuS. 

3)ie  oom  ©djnoefeltupfet  abfiltrierte  ^IQffißteit 
liefert  beim  (hlalten  eine  reidjlidje  Rrpftallifation 
oon  58.  35a*  SB.  ttpftallifictt  in  njafierbellen  Safein. 
G*  abfotbiett  mit  ßto^cr  2ießicrbe  Hoblcnfäure  au* 
ber  fiuft;  bie  Söflingen  n?ie  bie  flrpftalle  fmb  baber 


Digitized  by  Google 


Earbumfutfat  —  Safalt 


433 


cor  bem  3urritt  ber  £uf  t  ju  betoabren.  93eim3:rodnen 
in  loblcnffiurefreierfiuft  bleibt  bei  100°  ein  >>  titrat 
»on  ber  3ufammenfe&ung  Ba(OH),+H,0  jurüd, 
baS  le&te  ÄrpftaUroafjermoleKll  entweicht  beifcbroa- 
d)er  Rotglut,  baS  öpbrattoaffer  laum  bei  3öeifefllut. 
on  2öaRer  ift  eS  DerbalrmSmfifjig  leidet  löelid?,  eS 
erf  orbert  2  Seile  fiebenbeS,  20  Seile  faltet  9Baffer, 
bie  talt  gefdttigte  Söfung  bejeicbnet  man  als  Sa* 
r ü  t  ro  a  f fe r.  93.  finbet  namentlich in  bet  analptif  eben 
Obentie  SBerroenbung,  tourbe  früher  auch  oenujjt, 
um  aul  ben  3JMafien  ber  Stübemuderfabrifen  ben 
3udcr  abjufcpeiben,  geftü|t  auf  bie  Gigenfcbaft 
beS  iHobrjuderS,  mit  33arpt  eine  fd)roer  lösliche 
frtjftallifierte  SBerbinbung  einzugeben,  jeboeb  ift 
biefeS  oon  2)ubrunfaut  eingeführte  Verfahren  burd) 
bcüere  2Jtetboben  oerbrängt. 

«arpumfulfät,  f d^mef elfauced  Öarpum, 
BaS04,  als  Mineral  Scbmcrfpat  (f.  b.),  baS  in  ben 
meiften  SäUen  baS  SluSgangSmatcrial  bei  bet  fa* 
britmäfjigen  ©etoinnung  ber  33arpumi>erbinbungen 
bilbet.  SJm  feingemahlenen  unb  gefcbldmmten  qu* 
ftanbe  nnrb  baS  93.  als  3ufafc  jU  Dielen  Sarben  ber* 
roanbt,  teils  um  beren  Subftanjju  bermebren,  fo 
beim  33leiroeifj ,  teils  um  bellere  garbentöne  ju  er* 
Jtelen,  fo  beim  ©ptomgelb.  Äünftlid)  erhält  man 
93.  burd)  3«fe&ung  einer  oerbünnten  beiden  fiöfung 
von  ßblorbarpum  mit  berbünnter  Scbroefelfdure  unb 
SluSwafcben  beS  fid)  rafd)  abfefeenben  StieberfcblagS. 
25er  9lieberfcblag  mirb  enttoeber  im  feuchten  3uftanbe 
ober  nach  bem  Srodnen  als  »eifie  ftarbe  unter  bem 
tarnen  33arpttoeifi,  ^ermanentroeifj  ober 
Blanc  fixe  (f.  b.)  in  ben  ©anbei  gebracht.  3)aS  93. 
ift  in  allen  SöfungSmitteln  böüig  unlöslich,  lann 
baber  aud)  im  Organismus  niept  giftig  roirlen. 
Stuf  ber  Unlöslicbteit  beSfelben  beruht  baS  in  ber 
quantitatioen  Änalpfe  angemenbete  verfahren  }ur 
33cftimmung  fomobl  ber  Scbroefelfdure  wie  aud)  beS 
33arptS.  93.  roirb  nrie  ©ipS  jumcilen  als  fdlfd)cn= 
beS  Surrogat  bis  20  $roj.  bem  Mehle  beigefügt. 
100  kg  93.  foften  4  ÜJt.,  tünftlicbeS  55  501. 

©«rftumfulfljpbrät,  Ba(SH),,  entftebt  aus 
93arpumfulfib  burd)  93erbinbung  mit  Sd)roefel= 
roaüerftoff  bei  ©egenroart  oon  SBaffer  ober  beim 
Einleiten  lefctern  ©afeS  in  93arptroaf}er.  GS  ift  in 
ilöafier  leid)t  löslich  unb  reagiert  ftart  allalifcb. 

iöörpumfulfib,  Scbroefelbarpum,  BaS, 
entftebt  burd)  ©lüben  uon  33arpumfulfat  mit  Äoble. 
3ur  SarfteUung  mifebt  man  4  Seile  böcbft  fein  ge= 
pulberten  Sebtoerfpat  mit  1  Seil  Jöoljfoblenpuloer 
unb  1  Seil  SJeintucbenmebl  unb  fügt  fo  »iel  roarmeS 
SBaffci  binju,  bis  beim  Smrd)lneten  eine  plaftifd)c 
stalle  entftebt.  SuS  biefer  formt  man  Äugeln  oon 
3—5  cm  $urd)meffer,  bie  nad)  bem  Srodnen  in  einem 
f  leinen  Sd)ad)tofen  mit  abroecbfelnben  Sd)id)ten  oon 
ijoljloblen  jum  ftarlen  ©(üben  gebracht  »erben. 
Ülacb  bem  (frfalten  bilben  bie  Äugeln  eine  graue, 
leicht  jerreiblicbe,  jum  größten  Seil  aus  Schwefel; 
barpum  beftebenbe  Maffe,  bie  in  biefem  3"ftanbe 
für  alle  ted)nifcben  ^treefe,  wie  2)arftcllung  von 
33arptbbbrat  unb  93arptfaljen,  bertoenbbar  ift. 

Barium  «ulfarlcum,  &arpumfulfat. 

^arfiumfupcrortib  ober  93arpumbPper: 
orpb,  BaOt,  entftept,  inbem  man  über  feproad) 
alübenbeS  93arpumorpb  reinen  Sauerftoff  ober  fiuft 
leitet.  GS  bilbet  eine  dufjerlid)  vom  93arpumorpb 
nidjt  unterfebeibbare  SHaffe.  33ci  ftdrlerer  Jöifee  jer* 
fäOt  eS  mieber  in  freien  Sauerftoff  unb  93arpum: 
orpb  unb  tann  baber  jur  3)arftellung  beS  Sauer= 
ftoffS  aus  ber  Cuft  benu|t  »erben.  2)aS  robe  33. 

14.  BnfL   S.a.  II. 


cntbdlt  93arpumorpb;  jur  SReiniaung  löft  man  cS 
in  6al)fdure,  fügt  juerft  wenig  93arptroaffer  binju, 
filtriert  unb  feftt  bann  mebr  93arptroancr  ju;  eS 
f  SOI  frbftalliftcrteSS.,  BaO,  +8H.0,  in  gldnjenben, 
in  SBafier  unli5Slid)en  6diuppen  au^.  2aS  &rpftall= 
roaffer  enttoeid)t  bei  gelinbem  Grtodrmen.  33.  bient 
jur  3)arftellung  von  SBafferftofffupcrorpb  (f.  b.). 

»atiagi^i,  (Sattaneo,  f.  33b.  17. 

iöar,iborf,  cjed).  Beraartice,  2)orf  im  ©e; 
ridjtSbejirf  ^auemig  ber  öftere.  33ejirlSbauptmannj 
fdjaft  5reiroalbau  in  öfteneicbi)d):S(blerien,  an  ben 
Linien  9iieberlinbemiefe=£>einerSborf  unb  93.=3a"«-- 
nig  berCfterr.StaatSbabnen,  bat  (1890)  1041,  als 
©emeinbe  3063  beutfdje  6.,  $oft,  Selegrapb  unb 
bie  gröfete3uderfabrit  beS  SanbeS.  öicrju  gehören 
bie  Drte  DberbermSborf  (362  Q.)  mit  lanb» 
»irtf djaftUAer  fianbeSlebranftalt ,  fomie  33  u  d)  S « 
borf  (693  (5.)  mit  grofjer  Spiritus*  unb  fiiqueur« 
fabrif  unb  ©ranitinbuftrie. 

iöäricit,  f.  93runft. 

fBatxtüctte  (ital.,  «fpafibafter  (ünfad»),  ein 
fcberjbafteS  SBoltülieb,  namentlicb  cinÄarneüaUlieb. 

üBar^un  (fpr.  -föng),  franj.  33abeort  bei  33a» 
reges  (f.  b.). 

lörttju  ndmc  («33ucb  oon  33arju»),  perf.  gelben* 
gebidjtDonetma  65000  5)iftid)en  (33eit),  banbfcbrift= 
lieb  in  ^ariS  unb  Bonbon.  @in  turjeS  33rucb)'tüd 
gab  Äofegarten  mit  überfe^ung  berauS  in  ben 
«Sunbgruben  beS  Orients»,  33b.  5  (9Bien  1818), 
morauS  eS  SullcrS  in  feiner  «ChrestomathiaSchah- 
namiana»  (33onn  1833)  mieberbolte.  2)aS  ©ebiebt, 
eine  2RacbaDmung  beS  uScbabname»  beS  , vivtufi,  er» 
jdblt,  wie  6ubrab,  ber  Sobn  beS  Sluftcm,  auf  feiner 
(jabrt  nad?  ^ran  (auf  ber  er  oon  feinem  33ater  getötet 
wirb)  fid)  mtt  ber  2 od- tev  beS  33urgbogtS  bon  cc\v 
nan,  Sd)abrub,  bermdblt  unb  letztere  bem  93arju 
baS  Ceben  giebt,  ber  am  j&of  beS  turanifdjen  3lfra= 
fiab  aufroäcbft,  fpdter  auf  einem  3«9  Ö«fl<n  3*an 
gefangen  mirb  unb  in  ber  iran.  Slrmee  bleibt,  roor« 
auf  er  biete  ritterliche  Slbenteuer  beftebt.  2)ie  Sage 
ift  eine  Variante  ber  Subrabfage,  unb  ber  Siebter 
hatte  bie  Slbftcbt,  Tie  bem  «Sebabname»  hinter  ber 
©efebiebte  von  Subrab  einjuberleiben.  6S  giebt  im 
«Scbabname»  Interpolationen  aus  bem  33. 

Bas  (frj.,  fpr.  ba),  tief,  niebrig,  leife. 

©a«  (fpr.ba;  53afc),3nfel  an  beriRorblüfteber 
93retagne,  jum  Slrronbiffcment  3Jlorlair  beS  franj. 
Tepart.  ^iniSthe  gehörig,  4km  lang  unb  3  km  breit, 
bat  (1896)  1286  Q.,  lauter  Seeleute,  ben  febönen  unb 
fiebern  ßafen  flernoc  mit  bier  Stranbbatterien  unb 
}tt>ei  gortS  unb  einen  Seucbtturm  (68  m  ü.  b.  3)1.). 

iöafa,  perf.  Stabt,  f.  frifta. 

©afattl,  iölarco,  benet.  Maler,  von  1490  bis 
1521  tbdtig.  Ursprünglich  ein  Schüler  33ii>ariniS, 
bat  er  fid)  fpdter  an  ben  Serien  ©ioo.  33eUiniS  ge* 
oilbet,  helfen  3Jlabonnenbi(ber  er  mit  großem  ©lüd 
nachahmte.  33erübmt  ift  baS  ©emdlbe:  33erufung 
ber  Söhne  beS  3ebebduS,  3^cobuS  unb  Johannes 
(1510,  in  ber  SUabemie |u  SJenebig;  Heinere ÜBieber» 
bolung  Dom  3- 1515  im  £ofmufeum  ju  ÜBien).  93e= 
mcrfenSroert  fmb  ferner  eine  OÄabonna  in  fionbon, 
€hriftuS  am  (jlberg  in  ber  Zitate mie  ju  3ienebig 
unb  bie  Himmelfahrt  SRarid  in  Murano.  Seine 
33ilber  jeichnen  fich  bureb  eine  eigenartige  Söirfung 
beS  ÄoloritS,  malerifche  33ebanblungStoeife  unb 
feine  SSiebergabe  beS  £anbfd)aftlicben  aus. 

©ofdlt,  ein  fd)mar)eS;  fepeinbar  bid)teS  ©e- 
ftein  mit  mattem,  fplitterigem,  im  großen  flach« 
mufcpeligem  93ruche,  baS  jur  ©ruppc  ber  tiefelfdure* 


Digitized  by  Google 


434  SBafaltgut 

armen  jünflern  Gruptiomaffen  ßcbört.  Slnfcbeinenb 
oollfommcn  bomoacn,  crwcift  e*  ftcb,  ßanj  abflcfcbcn 
von  mit  unbewaffnetem  "ilu^e  ficbtbaren  porpbini: 
leben  3tu*icbeibunaen,  bei  harfer  mitroffopifcber 
2>era.röfscrunß  ber  ^ünnfcblifte  au*  einzelnen  »er 
febiebenartißen  OTineralinbiuibuen  jufammenßcfeht, 
;mifcbett  benen  bäufiß  noch  eine  ßla»artia.c  iUanc 
beobachtet  wirb.  5)icfc  ftcllt  ibrerfeit*  einen  iHeft 
bc*  urfprünßlicben  Scbmeljfluffe*  bar,  au*  bem 
ber  23.  erftarrte.  Sie  erwähnten  mifroffopifeben 
lUlineralinbioibucn  befteben  bei  allen  23.  au*  Stuart, 
Clioin  unb  Waanetcijen ,  ju  beneu  ficb  entweber 
trifliner  «jclbfpat  OJMaßiollaS),  s)iepbelin,  l'eucit, 
ober  (iebr  leiten)  Welilitb  gefeilt.  üHan  unterfebetbet 
be*balb  s}>lafliolla5bafalt,  Wcpbelinbafalt, 
iicucitbafalt  unb  illclilitbbaf alt;  juflleicb 
aber  ergiebt  ftcb  barau*,  bafs  bie  23.  oorwießenb 
nicht*  anbere*  finb  al*  apbanitifebe  (b.  b.  biebt  er= 
febeinenbe)  Varietäten  ber  2  oleritc (i. b.)  unb  £euci  to= 
pbpre.  211*  weitverbreitete  milroffopifebe  accen'o= 
rifebe  ©emcnßteilc  erfebeinen  Sitaneifen,  Gifenßlanj, 
2)iotit,  Slpatit,  in  ben  Seucit=  unb  s3Icpbelinbafalten 
aueb  Wohl  öaupn  unb  *)krowffit.  fsn  biefen  bieten 
23.  finb  ßröf,ere  ^nbioibuen  oon  Dlioin,  Slucjit  unb 
>>ornblenbe  au*ßefcbiebcn,  f  o  baft  porpbvrarttßc  25a= 
rietäten  entfteben.  DEoct?  bäufißer  ift  bie  Grfd?cinunß, 
bap  ber  23.  reich  ift  an  urfprünßlicb  bohlen,  jefct 
bureb  Infiltration  mit  Kaltfpat,  2lrafloiiit,  Cuarj 
unb  ^eolitben  au*acfülltcn  23laienräumen,  wobureb 
iDcanbelftein  ober  amoabaloibifcbcr  23.  erjeuflt  wirb. 
Unter  bem  Ginflufie  foblcnfdurcbaltißer  atmofpbfi; 
rilifeber  2i3affcr  verfallen  bie  23.  einem  3eifejwnßS: 
unb  2lu*lauaunfl*pro,;effe,  bellen  ÜHüdftaub  bie 
iöaefentbone  (wafferbaltifle  Iboncrbcfiltfate)  bilben. 
Tie  23.  ftnb  vulfanifeben  Urfprutiß*  unb  jum  arofjen 
-Teile  wäbrcnb  ber  Jertiärjeit  emporaebrunaen;  ic= 
bod?  befteben  auch  bie  Grßüifc  maneber  unferer  beu- 
tiaen2>ultanc  (j.23.bc*  $ttita*,be*jl3efuv*)  au*  bafal- 
tiicben  Sauen.  2Bäbrcnb  leMcrc  ctröme  unb  ©änfle 
bilben,  treten  bie  tertiären  23.  meift  in  tform  von 
Kuppen,  Kcocln  (Gifcl,  Sicbcnflcbirac,  Reifen,  Gr;- 
aebirge,  böbm.  ÜJlitteloebirac)  unb  ficb  vielfach 
überemanber  wiebcrbolenben  Sedeii  auf  (^VMaitb, 
febott.  Unfein).  2lu*  $laßiotla*bafalt  beftebt  j.  2). 
ber  2tfeilbcrß  unb  Clbera  im  Siebenßcbirßc,  ber 
23au*berß  im  .ftabiebtSioalb,  ber  ßröfjtc  Icil  ber  2lb= 
laa.cruna.cn  in  Urlaub,  3*lanb,  (Sentralfvantrcich, 
au»  3iepbclinbafalt  ber  3cbeibenbcra  im  Grjacbirae, 
bie  ^flaftcrlaute  im  Sbürinßer  2l?alb,  au*  2ciu\t- 
bafalt  ber  Doblberg  unb  bie  Oeifmacr  Muppc  im  Qxy- 
v^ebirfle,  bie  Ulelilitbbafalte  fmb  namentlich  in  ber 
cdjroäbifcben  2llb  unb  im  Joeflau  verbreitet,  ftödift 
duirafteriftifch  ift  für  alle  23.  ba«  23eftrcben  nad? 
äulenförmiflcr,  bei  manchen  au*  ba*  na*  fuaeU 
örmiflcr  ^bfonberunfl.  Xic  vier%  fünf-  ober  icd?*-- 
eitiflcu  Säulen  Heben  meift  fcntrctht  ;ur  Slbtub- 
uiiflvfläd>c  ber  23afaltmaffe,  alfo  bei  Seden,  2a-- 
gern  unb  Strömen  vertilal,  bei  Kuppen  oft  rabial, 
bei  ©dnflcn  borijoutal.  Ter  2<.  bient  als  treffliche* 
23au-  unb  23efd?otterunfl*material.  —  25fll.  Hirtel, 
Unterfudiunflcn  über  bie  mitroftopifchc  Hufammen= 
fehung  unb  ctruttur  ber  23afaltßefteine(2}onn  1870). 

©dfalt^ut,  f.  Steinau!. 

Unfall jntpic,  alter  9lame  für  einen  burd)  bie 
ikrübmnfl  mit  fllutflüffiflcm  23afalt  fauftüch  um= 
flcmanbcltcn  Scbicfertbon,  merflclißcn  Sanbftcin, 
(.^raunjadeufanbftcin,  bic  babuvch  ju  einer  harten, 
perlgrauen,  laoenbelblauen  ober  gelbliaiflraucn 
l»la||e  mit  mufebdißem  ober  fplitterißem  23ruch  ver= 


—  öafan 

dnbert  tourben,  bie  leidet  in  fectarffantiße  Stüde  3er* 
fdüt.  einerfeit»  haben  bie  an  öafaltßdnße  anßren' 
jenben  Partien,  anbererfeit»  bie  im  23a|alt  einßc» 
tchloffenen  Schollen  ber  ßenannten  ©efteine  bie  Um» 
»anbelunß  in  23.  erfahren. 

gtafaltfonglomcra*,  eine  3ufantmenhdufuncj 
von  edißen,  meiften»  aber  etroad  abßerunbeten 
23rudjftüden  bafaltifcher  ©efteine  Don  »erfchiebener 
©rö^e,  bie  burch  ein  erbiac»  unb  }erreibliche$,  balb 
aud  feinem  23afaltfd?utt,  balb  au»  merßelißem,  t  b  0  - 
nißem  ober  taltißem  Material  heftebenbc»  23inbe: 
mittel  miteinanber  »erlittet  finb.  Slblaßentnßen 
pon  23.,  bie  ßetoöbnlicb  beutlidje  Scbicbtunß  jeißen, 
fehlen  ttohl  m  feiner  bajaltifchen  JHeßion  unb  er* 
Keifen  ficb  teils  at$  9ieibun߻probutte  beim  Qm* 
porbringen  ber  23afalte,  teil»  al»  jufammenße» 
fchmemmter Schutt  von  jerftörten  feften  2)afaltmaf< 
)en,  teils  auch  al»  oulfanifche  2(u»n>urf»probu(te. 

©afaltmaffc,  ein  feines  fdjroarje»  Steinjeug 
oh.  ne  ©lafur. 

«afalttuff ,  eine  feinfömiße,  bidjte  ober  erbige 
3ufammenhdufunß  Heiner  bafaltifcher  ^Jartitel  oon 
aemöhnlia)  fd^mugißßrauer  ober  ßelblichbrauner 
tfarhe,  bic  Körner  unb  nu&ßrofce  23roden  uon 
mürben  bafaltifdjcn  ©efteinen  umfcbliefst  unb  oft 
auch  «yraamentc  anberer  gclSarten  (j.  2).  Äaltftein) 
ober  Krpltalle  unb  Krpftallbruchftüde  (oon  Olioin, 
Öomblenbe,  Slußit,  ©Ummer)  enthält.  «Weiften» 
befinbet  ftd)  baS  Material  in  einem  oorßerüdten 
Stabium  ber  3erfeftunß,  toeShalb  eS  auch  oft  mit 
Slbern  unb  9leftern  Pon  Äaltfpat,  Slraßonit  unb 
3colithcn  burebjoaen  erfdjeint.  Stellcnmeife  finben 
fid)  barin  ttberrefte  Don  Süfertaffer-  unb  3Jceere»; 
fonchpUcn,  23lattabbrüde,  oertiefelte  ober  oerfoblte 
Ööljer.  Ter  23.  ift  ftetS  nu-br  ober  roeniajr  beut(id) 
ßcfchichtet  unb  fcheint  teils  }er((einerter  Schutt  oon 
jerftörteu  23afaltmaffen,  teil*  baS  $robuft  cbniuv 
iifler  oultanifcher  Eruptionen  )u  fein,  ähnlich  ben 
£apidi  unb  bem  oultanifcben  Sanbe.  Gr  tritt  faft 
in  allen  hafaltifcben  ©eßenben  auf,  oerßefellfchaftet 
mit  bafaltifchen  Konßlomeraten,  roechfellaßernb  mit 
mafftaen  23afaltbcden  ober  eine  du&ere  mantclf ör= 
miae  i>üüe  um  23afaltfuppen  barftellenb. 

*3af an,  im  Sitten  Seftament  etne  Sanbfchaft  bes 
DftjorbanlanbeS  uoifchen  Salcha  (Salchat)  im  D., 
Gbrei  (£>erat)  im2B.  unb  bem£>ermon  im  92.;  nadb 
S.  )u  wirb  bisweilen  auch  ber  nörblichfte  Ztil 
©ileabS  am  linfen  Ufer  beS  3<wmut  mit  ,ut  23.  ße* 
rechnet.  23.  entfpricht  ber  ßeaenrodrtißen  Sanbfchaf t 
en=52ufra  unb  bilbete,  als  ySrael  aus  ber  25>üftc 
ßeßen  baS  Äulturlanb  oorbraitß,  ben  öauptteil  ber 
.\>errfcbaft  beS  amoriterfönißS  Cß,  ber  burch  bie 
Schlacht  hei  Gbrei  fein  2anb  an  3Srael  oerlor.  23. 
enthält  äu&erft  fruchtbare  ©eßenben,  toar  im  3tlter= 
tum  burch  fein  portreff licbeS  23ieb  unb  burch  feine 
iebönen  Gidben,  jeiu  burch  feinen  auSßc^eichneten 
^Beijen  berühmt  23ei  ben  ©riechen  unb  Slömern 
hiefe  eS  23afanitiS  unb  23atanäa. 

43afaii  (fpr.  -fdnß),  ^ierre  ^taucoiS,  franj. 
Kupferftcchcr  unb  KunftfAriftfteller,  ßeb.  23.  Dft. 
1723  )u  i!avie ,  war  ein  Schüler  oon  «jeffarb  unb 
2>aulW.  Unter  ben  oon  ihm  aefertißten  (stieben  fmb 
beroorjubeben:  Sdjlafenbe  Sfntiope  nach  Gorreßßio, 
Ecce  homo  nach  Garaoaßßio,  Sie  Kartenfpieler 
nach  lenierS,  SDcr  23ürßermeifter  Sir  nach  iHem* 
branbt.  23.  ßrünbete  in  «JJariS  einen  23erlaß  oon 
Kupfer[tichen,  auS  welchem  über  taufenb  Stiche  nach 
ital.,  nieberldnb.  unb  franj.  Söteiftern  bcroorainßen. 
Gr  ftarb  bafelbft  12.  3an.  1798.  23.  fdjneb  ein 


Digitized  by  Google 


Safane  — 

aDictionnaire  des  graveurs  anciens  et  modernes» 
(3  SBbe.,  War.  1767;  neue  »u«g.,  2  8be.,  18ü9). 

«afane  (frj.)f  talbleberartig  jubereitete  6am* 
melfelle,  namentlich  ju  SBücberetnbänben  oerwanbt. 

«afangauö  ,  bei  Jölpel  (f.  b.  unb  Jafel: 
Scbwimmoögel  I,  tjtg.  8). 

flBafantt,  jüngere  bafalHfcbe  Gruptiogefteine,  bie 
aufeer  Slugit,  C lioin  unb  ÜJtagneteifen  ) omohl  einer* 
feit*  ^ßlaQtotlad  al«  anbererfeit«  entweber  Wepbelin 
ober  Öeuat  enthalten,  wonach  man  Wepbelinba* 
fanit  unb  Seucttbafanit  unterfcbeibet.  Söeibe 
ftnb  äußerlich  unb  geologifd)  ben  eigentlichen  SBa= 
falten  fehl  nahe  oerwanbt  unb  von  benfelben  nur 
burd)  bie  ©egenwart  be«  Wepbelin«  ober  Ceucit« 
getrennt.  ^nbeutfcben  Mittelgebirgen  unb  im  nörbl. 
ioöbmen  ftnb  fie  j. SB.  weit  oerbreitet;  ju  ben  l'eucit 
bafaniten  gehören  auch  bie  Saoen  be«  SBefuo«. 

©afamtiS,  f.  <8afan  (Canbfchaft). 

ftafanrcllo,  f.  Gotrone. 

«afarbfcfiif,  Stabttn SBulgarien, f.$afarbfd)it. 

iöafart  (SBaffari),  Station  in  Jogolanb,  f. 
39b.  17. 

Bas  bleu  (frj.,  fpr.  ba  blö),  SBlauftrumpf  (f.  b.). 

©aö^rcton  (fr}.,  fpr.  ba  brftong,  anteber* 
bretonifo»,  ba«  in  bei  SBretagne  gefprochene  Äel* 
tifcb,  f.  SBretonifdje  Sprache  unb  Sitteratur. 

©afeb  (tütf-,  «Äopf»,  «SBefebl«baber»)f  in  bieten 
SHerbinbungen  oortommenbe«  SEÖort,  fo  tn  SB.  bog 
(^Befehlshaber  eine«  ©briftenbeer«),  SB.  tfabit  (SBe* 
fcblsbaber  be«  Zxaxni),  SB.  tfdjaufd)  (elfter  gelb« 
roebel  einer  Gompagnie,  Scbrcabron  ober  Batterie). 

»afcfta&t(oft oerberbtSBif fei  ober SBuffabii), 
SBafallenftaat  in  Dftinbten,  ju  ber  Steutenant=©ou« 
oerneurfcbaft  be«  tytnbfcbab  gerechnet,  bilbet  mit 
einigen  anbem  grö&ern  unb  fleinem  tributdren 
6taaten  eingeborener  dürften,  nämlich  ftafcbmir 
unb  3)fd>amu,  Jf cbamba,  2)tanbi  unb  SBila«pur,  in 
abminiftratioei  ^tnficbt  bie  ©ruppe  ber  jenfeit  be« 
Satlabfcb  gelegenen  fwdjlanbe  (engl.  Trans  Sutlej 
Highlauds  ober  Punjab  Hill  States).  SB.  grenjt  im 
9t.  an  bie  $ioifton  Sifcbalanbar,  im  5B.  an  bie  $>i* 
frrilte  6d)imla  unb  S)ebra  3)un  (fdmtlid)  jum  $an* 
bfd>ab  gebörenb),  im  S.an6iimui  unb  an  ©arbmal 
unb  im  D.  an  ebinef.  ©ebiet,  bat  8599  qkm,  (1891) 
75727  <§.,  faft  nur  fcinbu.  %n  ben  fübl.  Abhängen 
be«  feimataja  gelegen,  ift  SB.  ein  Stlpenlanb,  meldie« 
bei  Satlabfcb  in  eine  nörbl.,  Äunawar,  unb  eine 
fQb  .,  IB.  genannte  ödlfte  teilt.  3)ie  niebrigften  ge* 
inefenen  $untte,  feirt  auf  bem  Unten  Ufer  be«  Sat* 
lab  d)  unb  9taien  auf  bem  Unten  Ufer  be«  bluffe« 

tftbar,  liegen  in  1050  unb  1700  m  f>öhe;  oiele 
treden  jwifcben  2000  unb  4000  m  f>öbe.  SB.  ift 
aufterorbentlich  reich  an  Gifenerjen. 

5)ie  SBeoölterung  beftebt  gleich  jener  bei 
übrigen  fog.  £ügelftaaten  (Hill  States)  im  £ima* 
laja,  f  üblich  oon  ber  Kammlinie  be«felben,  au« 
einer  Sßermifdning  be«  mongol.  ober  turanifrben 
Staffenelement«  mit  bem  fpecififd?  inbifdben.  6ie 
ftnb  meiften«  Anhänger  be«  tibetan.  33ubbbi«mu«. 
eigentümlich  ift  bei  ihnen  bie  allgemeine,  felbft 
bei  ben  SBornebmern  unb  Steigern  beftebcnbc  tyo-- 
loanbrie.  SBei  ben  SBemobnern  Pon  SB.  im  engem 
6inne  ift  bie  @efid)t«=  unb  Äflrperbilbung  mepr  bie 
bei  fiinbu.  tyrt  Religion  ift  ein  oerborbenei  hin-- 
bui*mu«.  2)ie  am  meiften  oere^rten  ©ottbeiten  finb 
Scbima,  ©anefcba  unb  Äali,  bei  früber  ÜJtenfcben: 
opfer  gebracbt  lourben.  2)a«  Verbrennen  ber  2öitj 
loen  bat  nod)  nicht  aufgebört.  2)ie  s3iabfcba  unb 
bie  meiften  anbern  SBomebmen  ftnb  9iabfd)puten.  I 


©Qfc^fircn  435 

SB.  toai  früber  oon  ben  ©ortba  abbdngig  unb  mu|te 
biefen  einen  3abre«tribut  oon  8000  Wb.  6t  jablen. 
2Jtit  UnterftüUung  ber  Gngldnber  machte  e«  fto> 
1815  oon  ber  Dberberrfcbaft  ber  ©ortba  frei,  unb 
bei  9tabfcba  trat,  buicb  Siattat  oom  15.  9t 00.  ge- 
nannten 3afa*S»  Iii  ba«  SBerbdltni«  eine«  2ebn» 
träger«  ju  ber  Gnglifdj^Dftinbifcben  Gompagnie. 

©ofrfii  ^öofuf,  in  bei  Surfet  bei  9tame  einei 
mit  ber  öffentlicbcn  Sicberbeitöpflege  betrauten,  ben 
^rooinjialftattbaltern  jugeteiltcn  iruppe,  bie,  be» 
ritten  unb  polizeilichen  3n>ecten  bienenb,  etma  einer 
Sanbgenbarmerie  ju  oergleicben  ift.  3um  eiaent- 
lidben  ftrieg«bienft  ftnb  fte  nur  feiten  unb  nie  mit 
©lud  berangejogen  loorben.  2>er  ?Rame  (roörtlid? 
^olltopf)  ift  bem  be«  ftorp«  bei  $eli  (f.  b.)  ftnnoer< 
manbt  unb  foll  auf  ben  an  3Babnftnn  grenjenbcn 
rüdftcbt«lofen  2Jtut  bei  9u«fübrung  ber  erbaltenen 
©efeble  beuten.  $ie  SB.  retrutieren  ftdj  bauptfacblid) 
au«  93o«niaten,  Älbanefen  unb  Äuiben;  in  »na* 
totien  fübien  fte  aud)  bie  tuib.  Same  mit  £  t rauften  - 
feberbüfdjel  unb  turb.  Jracbt.  Cbroobl  berüebtigt 
burdj  i^re  ©raufamteit,  ftnb  bie  SB.  bodj  für  ben 
türt.  6id>erbeit«bienft  unentbebilicb. 

*»afdMlouge,  Ütegerftamm  in  Gentralafrita, 
imifeben  bem  Kaifai  unb  Santuru  (f.  .Harte:  'h  q  u a  • 
toiiatafiita,  beim  Slrtitel  Stfrita),  etwa  oon 
5°  80*  bi«  6°  30*  fübl.  SBr.,  nad)  ffliffmann  gegen 
l1/«  Will.  Aopfe  jdblenb.  6ie  ftnb  ein  Wifcboolt 
bei  oon  Süboften  eingetoanbeiten  SBaluba  (f.  b.), 
oon  benen  fte  nui  bie  6prad?e  beibehalten  haben, 
unb  bei  Uibemohner.  6ie  haben  formale  SBruft, 
turje  ©lieber  unb  geringe  9Jiu«telentroidlung.  Um 
ba«  %  1860  tarn  bie  jüngere  fanftmütige  ©ene- 
ration  jur  öerrfebaft  unb  grünbete  ba«  «Sieicb 
bei  (Jreunbfcbaft»  (Öubutu),  in  roetdjem  Jobe«« 
ftrafe  unb  ©otte«urteile  abgefebafft  unb  gemein« 
fcbaftlicbe«  ttanfraudjen  al«  3cid?en  ber  SBrüber« 
lid)(eit  eingeführt  mürbe.  Gbemal«  bemaffneten  fte 
ftcb  mit  6peer  unb  $feil,  ieiu  auch  mit  $eucrge< 
mehren.  Sie  bauen  mit  ibren  al«  Stlaoinnen  be* 
banbelten  grauen  alle  Selbfrüdjte,  aud)  3lei«,  unb 
treiben  SBiebjucbt.  Sffiiffmann  unb  ^Jogge  tarnen 
1881  al«  erfte  Guropder  in  ibißanb,  ba«  bi«  babin 
mebei  oon  aiab.  nod)  poitug.  ^dnblent  berührt 
morben  mar,  unb  mürben  auf  ba«  gaftfreunblichfte 
bebanbelt.  T  ic  SB.  haben  feitbem  bie  Sucht,  europ. 
©etodcbfe,  2iere,  jtleibung  unb  6au«einrichtung«* 
gegenftdnbe  bei  ftd)  einjufübren.  §m  Häuptling 
ÜJtutenge  beftften  fte  einen  König,  in  2)fd»ngenge 
beffen  mäcbtigften  SBafallen. 

«afcbfa,  Gifenmert,  f.  griebet. 

*af et)  ftabun  (türt.,  b.  b.  Cberfiau),  %itt\  bei 
beoorjugten  grauen  be«  groobttrUchen  ^arem«  (f. 
^aooritlultanin  unb  Kabinen). 

»öafctif  iren,  eigentlich  SBaf  d)lurt,  ein  geroöbn« 
Ii*  )u  ben  turt*tatar.  Stämmen  gerechnete«,  aber 
roabrfcheinlich  urfprünglich  finniicbe«,  bod)  burch 
SDtiichung  in  Sprache  unb  Sitte  roie  in  ©eftcht«bil* 
bung  unb  ftarbe  tatarii'ch  geworbene«  SBolt,  oon 
ben  lUrgiien  3ftdl  (Dftjat)  genannt.  Sie  roobnen 
im  fübl.  Uralgebiete,  hauptfäcblich  auf  beffen  Seft* 
feite  unb  ben  anft  ofeenben  Gbenen  be«  fi)  olgagebicte«, 
m  beiben  Seiten  bei  Sjelaja  in  ben  ©ouoernement« 
Ufa,  Orenburg,  %eim,  Samara  unb  einem  Seile 
oon  ÜBjatta.  3)cr  9tame  SBaf ebturt  tommt  »um  erften« 
mal  im  Anfang  be«  10. 3«hth.  bei  bem  araber  3bn 
gabläh  in  bem  ^Berichte  oon  beffen  ©efanbtfcbaft  ut 
ben  ^olga^SBuIgaren  oor.  Sßon  abenbldnb.  Schrift« 
fteüern  werben  fte  juerft  im  13.  3flhth-  bon  ben 

28* 


436  Safdjftraeto  — 

SReifenben  ^Jlano  Garpini  unb  5Hubruqui«  errcäbnt. 
2>ief  e  bejeidmen  fte  unter  bem  SRamen  $a«catir  al« 
ein  am  obern  Seile  be«  Uralitrom«  mobnenbe«  93olf, 
ba«  biefetbe  Sprache  rebe  wie  bie  Ungarn  (baber 
Major  Hungaria).  JBi« xux  Slntunft  ber  SRongolen 
unb  Jotaren  waren  bie  93.  ein  felbftänbige«,  arole« 
3iolf,  wekbe«  fortwäbrenb  bie  benadjbarten  ©eifeen 
^Bulgaren  beunruhigte.  Äurj  vor  ber  SJHtte  be« 
13.  Äal'rh.  würben  fte  jebod)  von  ben  Notaren  unter* 
worfen  unb  ftanben  nun  unter  einer  breifadjen  &m-- 
fdjaft:  bie  Sauralftijc  (jenfeit  be«  Ural)  gehörten 
jum  ftbirifd?cn,  bie  93ielfrije  (am  ftluffe  Bjelaja) 
jum  lafanifdjen,  bie  ©orftije  (93ergbemobner)  jum 
nogaifdjen  iSbanat.  Sie  felbft  leiten  jut  von  ben 
tur!  tatar. <Rogaiern ab, welche im  14. unb  15. 3ol?rh- 
ben  fübl.  Ural  beherrfdjten,  unb  von  benen  bie  an= 

Efeenben  Steppcnnteberungen  bie  grofse  9logai 
feen.  3ut  3<ii»  aß  Hofau  bureb  ben  ruff.  ©rofc 
rften  3wan  I.  1487  erobert  mürbe  unb  bureb, 
3wan  Ii.  1552  ba«  fafanifd?e  (Sbanat  ein  (£nbe 
nahm,  waren  bie  93.  bereit«  otme  9Jtacbt.  6ie  un= 
terrcarfen  ftep  bem  ruf).  Scepter  unb  erhielten  ba« 
£anb  jwifchen  ber  Äama  unb  SBielaja  angemiefen;  an 
legerer  mürbe  1573  Ufa  all  J&auptftabt  be«  93af  ä> 
tirenlanbe«  jum  Sdnt&e  gegen  bie  fiirgifen  gegrün? 
bet.  2>ie  93.  empörten  fiep  inbc«  mieberbolt  gegen 
bie  ruff.  J&errfa?aft:  fo  1672—76  unter  Seit,  1707 
—8  unter  9Ubar  unb  flufjjum,  julcht  jur  3*tt  ber 
©rünbung  Drenburg«  1735—41  unter  Slbp«  fiilnu 
iot,  moburd)  fie  in  3Boblftanb  unb  55olt«menge  febr 
berunterfamen.  9iach  ihrer  Unterwerfung  (1741)  er» 
hielten  fie  eine  militdr.  Organifation.  1786  roxxx- 
ben  fie  von  Steuern  befreit  unb  feit  1798  fmb  fie  jum 
Sienfte  ber  unregelmäßigen  JHciterei  berangejogen. 
grüner  jablten  fie  leine  steuern;  ieber  mufste  aber 
com  17.  bi«  40.  3abrc  Ärieg«bienft  leiften. 

Tic  93.  bilbeten  ben  fmuptteil  ber  fog.  93afaV 
lirflote  30 o i f f o  (SafchUrenbeer«),  ju  bem  aud) 
viele  in  ben  ©ouvernement«  Crenburg,  Ufa,  SBjatta 
unb  Samara  mobnenbe  Notaren,  bauptfädjlicpatep.- 
tjären  unb Jümcn  gehörten;  fie  jerficlen  in  13  Jian= 
tone,  unb  jeber  von  biefem  in  eine  Slnjabl  gurten. 
Sie  ftanben  unter  bem  ©ouverneur  von  Drenburg, 
militdrifd)  unter  einem  eigenen  Sltaman;  ieber  ^urt 
wählte  feinen  Starfdjina  ober  Anführer  felbft.  $fcil 
unb  Sogen,  mit  benen  fie  in  ben  93efTciung«friegen 
im  weftl.  Guropa  erfdjienen,  würben  fpdter  mit  Sanje 
unbftlinte  vertaufebt.  Sie  bilbeten,  mit  übergeftebel« 
ten  2)onlofafen  gemifebt,  ben  Uralflufe  entlang  ben 
©rcnjtorbon  gegen  Elften  ober  bie  SJinte  ber  Uralt 
fdjen  Hofalen.  ^etjt  ift  ba«  93afd>lirenpeer  aufgc= 
lot,  unb  bie  $.  fmb  Abgaben  jablcnbe  Äron«bauern 
Wie  bie  übrigen  Tataren  be«  ßftl.  SHufilanb«.  Cfft 
Stell  werben  aber  nod)  alle  biefe  Statoren  ebne  :Hihi ■ 
tu+t  auf  ibre  Sbftammung  aU  9.  bejeid^net.  2>tc 
eigentlidicn  93.  bewohnen,  etwa  750OOOÄ6pfe  ftarf, 
ein  ©ebiet  oon  ungefähr  140000  qkm,  tai  fcalb 
mit  SDalb  bebedt  ift.  SJlan  teilt  fte  in  anfdffige  unb 
wanbembe  53.  $ie  erftern  wohnen  in  Dörfern  unb 
treiben  93iebjudjt,  Sderbau  unb  93ienenjucfet.  2)ie 
nomabifieTenben,  wieberum  in  ©ebirgl:  unb  Step= 
penbafdjliren  jerfallenb,  leben  teil«  oon  ber  ^aqt>, 
teil«  von  ^icb;ud-t,  aber  mit  foleper  Sorglojig^ 
feit,  ba|  im  hinter  mand?mal  ba«  ^utter  feblt. 
5)ie  93.  ijaben  grofee,  runbe  Äöpfe,  ein  platte«  ©e* 
fupt  mit  großen  Dpren  unb  fdjmadjem  93arte,  bunlle 
ftautfarbe,  fcpmalgefd^li^te  Slugen,  eine  gerabe, 
turje  Stirn,  fd?warjc  4>aare,  breite  93ruft  unb  breite 
Sdjultem,  fmb  überhaupt  ftart  unb  mu«tulß«  unb 


in  jeber  Arbeit  unb  ßrtragung  »on  93ef(pwerben 
tüd?tig.  Sie  belennen  fup  fett  alter  3eit  jum  3«lam. 
2)ie  Äleibung  ber  93.  beftebt  in  einem  blauen  kernte 
ober  einem  langen,  aftat.  Cbertleibe  nebft  ©ürtel 
unb  einem  Scbafpel),  bie  äopfbebedung  au«  einer 
fpi^en  {^iljtnü^e.  Sie  finb  gaftfrei,  aber  miptrauifd?, 
träge  unb  biebifdj,  befonber«  jum  ^ferbebicbftapl 
geneigt.  3^r  £iebling«geträn!  ift  gefäuerte  getoepte 
W\ld>  (2liran),  nädjitbem  Jbee  unb  Äump«  (f.  b.). 

3mJ.  1874  würbe  nadb  »uf  Ijebung  be«  93afd)!iren« 
beer«  bet  ben  93.,  wte  bei  einigen  onbem  ber  ruff. 
&errfd>aft  unterworfenen  gremboölfern ,  bie  ollge* 
meine  Seprpflidjt  eingeführt,  unb  6.3uli  1 874  würbe, 
jundepft  oerfud)«weife,  in  Drenburg  eine  ccfrwobron 
93.  für  bie  3)ienftpflicptigen  erridjtet.  £er  ©encrals 
gouöemeur  Hrpfdjanowflii  fßrbcrte  erfolgreich  bie 
Gntwidlung  biefer  Jruppe,  burcp  welche  bie  93.  all' 
mäplid)  mit  bem  5)ienfte  ber  regulären  heiteret  be« 
lannt  gemadbt  werben  follen,  errieptete  1875  bereit« 
eine  jweite  Scbwabron  unb  1876  ein  93afd>!tren< 
regiment  oon  üier  Sepwabronen.  2)iefe  Seprtruppe 
pat  einen  Stamm  oon  17  Dfftjieren  unb  84  93catnten, 
Unteroffijieren  unb  SWannfdjaften  ber  regulären  Äa- 
Dallerie  unb  ift  mit  gejogenen  ©«wehren  bewaffnet. 
Unter  ben  Dfftjieren  fmb  eingeborene  Slblige. 

8afd?firgelo,  sJ»aria ,  ruff.  Malerin,  geb.  23. 
(11.)  9cot>.  1860  ju  ©awronji  (©ouvernement  ^ol- 
tawa),  erhielt  ihre  !ünftlerifd>e  9iu«bilbung  in^ari« 
feit  1877  unter  Sonn  JRobert^leurp  unb  93aftien= 
2epage,  ftarb  aber  bereit«  31.  Ott.  1884.  S<pon 
mit  20  fahren  f  ebuf  fie  ba«  93ilb :  (Sbefd?eibung«  frage 
(1881)  ;  oon  weitern  ©emälben  fmb  ju  nennen:  3»r<" 
^arifer  ©anenbuben,3«anunb3acquc8  (1883;  neu 
au«geftcllt  1891  auf  ber  internationalen  Äunftau«= 
ftellung  ju  Serlm);  dreierlei  Sachen,  Ta->  Wetting 
(©ruppe  von  fech«  ©affenjungen;  1884,  im  fiurem: 
bourg^aJcufeum).  Äuffeben  erregte  ba«  «Journal  de 
Marie  Bashkirtseff»  (2  93be.,  $ar.  1887;  beutfeb, 
2.  Slufl.,  2  93be.,  Oppeln  1900).  gerner  erfdjienen 
«Lettre*  de  Marie  B.«  («JJor.  1891).—  «Bgl.Catalogtie 
des  oeuvres  de  B.  (^ar.  1885);  Sefftng,  ÜÄaria  93. 

«afctjfurt,  f.  SBafchliren.       [(Oppeln  1899). 

söafrtjltTf  (93afcblit,  tatar.,  aÄopfbebedung»), 
im  Orient  eine  an  ben  ÜRantel  angenähte  wollene 
Hapuje,  nid)t  ein  genähte«  Sud),  ba«  über  ben  fiopf 
gelegt  wirb,  wie  e«  einige  3«U  in  SSefteuropa  al«  iB. 
ÜJtobe  war.  ©in  foldjer  S.  ift  aud)  in  ber  ruff. 
&rmee  al«  93etleibung«ftüd  cinge^brt. 

»afdjmöriif,  Sanbalengelb,  f.  <liaf*ma!lif. 

)öafrt)tarbc  (tür(.),  ©aleere  be«ftapuban^afd)a 
(f.  b.)  ober  be«  Sultan«,  von  26—36  jluberhäufen. 

©afrf)  Wtttl,  f.  ©ro^weftr. 

»öaeco  ^nfcl,  f.  3lbmiralität«infeln. 

©a^cont,  3pP«»  amerif.  ^bUofopp  (Slam 
tianer),  geb.  1.  uwai  1827  in  ©enoa  (5lcupor!),  be* 
lleibete  mehrere  ^Jrofeffuren  ju  »nbover  u.  f.  w., 
würbe  1874  ^räftbent  ber  University  of  Wiscon- 
sin unb  war  jugleid)  (bi«  1887)  sJßrofeffor  für 
2ogi!  unb  Gthit.  ©r  fdjrieb  unter  anberm:  «Political 
economy»  (1859),  «Aesthetics»  (1862),  «Principles 
of  psychology»  (1869),  «Philosophy  of  cnglish 
literature»  (1874),  «Comparative  psychology» 
(1878),  «The  words  of  Christ»  (1884),  «Problems 
in  philosophy»  (1885),  «An  historical  Interpreta- 
tion of  philosoph?»  (1893),  «Social  theory»  (1895). 

©o«c«ie(frj.,ipr.bafelübl),S(hauteI,Sd)Wcngcl, 
Schnepper  (am  Sdjlofe),  9iallfdnger  am  Sillarb; 
93a«culefpftem,  SdjaufeUpftem. 

«aöculef rfilo*  (fpr.  baWW),  f.  tjenfter. 


Digitized  by  Google 


Safe  —  23afel  (tfanton) 


437 


&afe,  ©ejeicpnung  jundcbfl  für  be«  ©ater«  ober 
ber  2Jluttcr  Scfcrocftet,  auch  für  be«  ©ruber«  ober  ber 
Scbmeiter  üocpter  unb  felbft  für  (Sefcbmifterfinber  im 
©erbaitnis  juetnanber.  §m  »eitern  Sinne  »erben 
alle  entferntem  »eiblidpen  ©ertoanbten  ©.  genannt. 

*afc,  dxm.  ©erbinbung,  f.  ©afen. 

Bas«  Ball  (engl-,  fpr.  bebf  babl),  engt,  unb 
amerit.  Siationalfpiel,  ba«  in  ber öauptfadje  mit  bem 
beutfcben  ©allfpiel  (f.  b.)  ubereinfttmmt.  G«  mirb 
mit  einem  borten,  mit  üeber  übcrjogenen  ©all  unb 
einem  böljernen  Schlägel  ton  jtoci,  je  neun  ©crfo-- 
nen  jäblenben  Parteien  (clubs)  gefpielt. 

«afeboto,  medlenb.  Sorf,  f.  ©b.  17. 

^cifcbonj,  3ob.  ©ernb.,  eigentlich  3  o  P-  ®  e  r  e  n  b 
©affebau,  au*  ©ernbarb  pon  9lorb» 
albingen,  mie  er  ficb  oft  nannte,  ©äbagog,  geb. 
11. Sept.  1723  ju  üSamburg,  reo  fein  ©ater  ©erüden* 
macber  war.  sJiacbt>em  er  erft  ba«  ^oban™"™  «"b 
1741—44  ba«  05r>miia)mm  bafelbft  befugt  hatte, 
roo  er  ton  iKeimaru«,  bem  SBolfenbüttelcr  ftrag* 
mentiften,  tiel  fache  Anregung  erbielt,  ftubierte  et 
1744—46  in  Seipjig  ©bttofopb»«  unb  Rheologie, 
©on  1749  bi«  1753  mar  er  <r3au«lebrer;  1753 
rourbe  er  fieprer  an  ber  dUttetatabcmie  »u  Sorö, 
ton  »o  er  1761  wegen  brteroborer  Anflehten  an 
ba«  (Spmnafium  ju  Altona  tcrfe&t  mürbe,  feiet 
febrieb  et  «$pi(aletie»  (2  ©be.,  fiübed  1763), 
«Spftem  bet  gefunben  ©ernunft»  (£pj.  1765), 
mürbe  jeboeb  al«  ^rrlebrer  erllärt  unb  tom  Abenb' 
mabt  au«gefcbloffen.  Ter  Srud  folget  3utoleranj, 
befonber«  aber  ba«  Grfcpeinen  r>on  ÜHouffeau« 
«Emile»  (1762)  btaebte  ibn  auf  ben  (Sebanten,  bet 
^Reformator  be«  Grjiebung«mefen«  ju  »erben.  ©e= 
aeiftert  ton  Siouffeau«  (Sebanlen  unb  mit  ben  Am 
febauunaen  be«  Gomeniu«  tettraut,  febrieb  et  ba« 
«SDtetbobenbucp  für  93äter  unb  Mütter  bet  gamilien 
unb  Göltet»  (ßpj.  1773)  unb  ttat  1768  mit  feinet 
«©oriteliung  an  SJlenfcbenfreunbe  unb  termögenbe 
9)länner,  über  Schulen,  6tubien  unb  ihren  Ginflufe 
auf  bie  öffentliche  SÜoblfabrt»  (neu  bfl.  tonßorcnj, 
£pj.  1893)  bettot,  tootin  et  ben  ©lan  eine«  päbago* 
gifeben  Glementarwert«  torlegte,  ba«  «ein  Abo©ucb 
bet  tealen  unb  nominalen  menfcblicben  Grtenntni«» 
roerben  folite.  Sie  hier  entwidelten  $been  fanben 
lebenbige«  Sntereffe  unb  eine  (Selbunterftütmng  ton 
15000  2  hl vn.  1774  erfepien  ba«  « Glementarmert» 
(4  ©be.  mit  100  meift  GpobowieclifcbenÄupfern)  mit 
einet  franj.  Überfettung  (tonfmber)  unb  einer  latei= 
nifeben  (ton  Wangelsbor?).  ijürft  fieopolb  gtiebrid) 
Syranj  ton  Senau  berief  1 771  nacb  Seffau,  »o  et 
1774  ba«  ©  p  i  1  a  n  t  b  r  o  p  i  n  u  m  errichtete,  eine  ©en= 
fion«anftalt  für  Zöglinge  tom  6.  bi«  ium  18.3apre, 
bie  in  beutfeber,  franj.,  lat.  unb  grieep.  Sprache,  «in 
allen  Stubien  bet  gefitteten  Stänbe,  auch  in  allen 
fcbulmäfcigen  unb  gpmnaftenmättigen  Stubien,  bii 
an  bie  ©efdjidlicbfeiten  ui  ben  böbern  galultflten» 
untetmiefen  mürben.  ^ieÖeßeifteruncjfürS.dUnter: 
uebmen,  «ba«  niebt  tatbolifcb,  lutherifcb  ober  refor: 
miert,  aber  *ri)tlid>»  fein  folite,  unb  bei  bem  «bie 
fieprbücber  frei  ton  tbeologifterenbenGntfcbeibuncjen 
für  bad  Gptiftlicpe  miper  3uben,  SJlobammebaner, 
Seiften  unb  miber  bie  fog.  5)iffibenten,  melcbean 
einigen  Crten  Äefcer  beifeen»,  mar  arofi.  Gine  3ln- 
iabl  dbnlitber  änftalten  mürben  gegtünbet  (j.  93. 
baä  $bi(antbtoptn  ju  SHarfcblin«  ton  Ulpffeä  ton 
Sali«,  ba«  ^bilantbropin  >u  .veibe-boim ,  bie  ;Hu- 
bolpbfcbe  X&cbterfcbule  bei  Hamburg  unb  bie  Saig- 
mannfepe  Stiftung  in  Sdjnepf  entbal).  93.,in  tielfacbe 
Stteitigfeiten  mit  feinen  Mitarbeitern,  beren  bebeu^ 


tenbfter  2Bolle  mar,  termidelt,  legte  1776  bie  ßeitung 
ber  jlnftalt,  bie  ton  Slnfang  an  gelränlelt  batte, 
nieber,  lebte  feitbem  balb  in  Seffau,  balb  in  Seipjig, 
feallc  unb  üftagbeburg,  unermüblia?  für  feine  3been 
tbätig,  unb  ftarb  25.  yuli  1790  ju  ÜJlagbeburg. 

93.  mar  ein  leibenfdjaftlicber  (Seift ,  mebr  angelegt 
»um  ^etftören  aU  jum  Aufbauen Jbat  jeboeb  ba«  um 
beftrettbare  ©erbienft,  ba|  er  bie  iDldngel  ber  bama- 
ligen  Grjiebung,  bie  bie  lörperlicbe  Gntroidlung  gan) 
ternacbldfftgte ,  bie  SHutterfpracbe  unb  bie  Realien 
gar  niept  aU  Unterricbt«gegenftänbe  inSBetracbt  jog 
unb  lieb  überhaupt  nicht  mit  93e»uf)tfein  ton  faebge« 
mdfien  metbobifeben  (Srunbfäften  leiten  liefe,  fonbern 
in  einem  üoerlieferten  ÜJtechani«mu*  terloren  hatte, 
ohne  Schonung  aufbedte.  Gbenfo  ift  e«  fein  ©er* 
bienft,  baf,  burcp  feine  Sirlfamfeit  neben  ben  alten 
auch  bie  neuern  Sprachen  fiehrgegenftänbe  in  ben 
Schulen  mürben.  —  ©gl.  (9tatbmann)  ©eirrdge  jur 
2eben«gefchichte  unb  jum  ßbaralter  ©.«  (iUlagbeb. 
1791);  SKeper,  fieben,  6bara!terunb  Schriften  ©.« 
(2  ©be.,  feamb.  1791—92);  Schilling,  Sie  ^dba* 
aoail  ©.«  (6ifenach  1882);  fiahn,  ©.  unb  fein  ©er* 
bfiltmd  ju  9louffeau  (Sp).  1885);  ©inloche,  B.  et  le 
philanthropisme  (©ar.  1889) ;  Sieftelmann,  Johann 
©ernbarb  ©.  (2pj.  1897). 

«afebotufetje  ftranftjcit  ober  ©lo&augen« 
Iran  f  bei  t  (Cachexia  exophthalmica ,  Goltre 
exophthalmique ,  Morbus  Gravesü  ober  Graves' 
disease  in  Gnglanb),  eine  juerft  tom  ÜJlerfeburger 
1H  r ;  t  ©af  eb  om  1840 bef  chriebene  eigentümliche  ftrant« 
heit,  mela)e  fid)  im  mefentlicpen  burch  feerjtlopfen, 
©efcpleunigung  ber  öerjtbätigfeit,  ferner  burch  2ln» 
fchmellung  ber  SchilPbrüfe  (Kropf)  fomie  burch  ftdr* 
tere«  feertortreten  ber  Slugdpfel  ((Slofcauge,  Exoph- 
thalmus) charalteriftert.  Sa«  £eiben  befällt  tor* 
roiegenb  ba«  meiblicbe  ©efchlecht  unb  ift  chronifch. 
Unter  ben  Urfachen  fpielen  ®emüt«be»egungen  eine 
grofte Slolle.  3 n  neuerer  :\< 1 1  fehen  manche  bte  ©.  S(. 
al«  ^olgc  ber  Scbilbbrüfenerlrantung  an  unb  em* 
pfehlen,  ben  Äropf  teilmeife  )u  entfernen;  bie  feeil* 
erfolge  einer  berartigen  Cperation  ftnb  aber  jum 
minbeften  febr  uteifelhaft  Se«balb  ift  bie  ungefähr* 
liebere  innere  ©ebanblung  (mit  Siät,  Glettricität, 
fflaffer  unb  aJlebilamenten ,  feöhenluftlur)  torju* 
jiehen.  Sie  auch  gegen  bie  ©.  Ä.  terfuchte  Drgano» 
therapie  (Scbilbbrüfenfütterung,  f.b.,  ©b.  17)  hat 
feine  rechten  (hf  olge  auf  juroeifen. — ©gl.  ©Ulenburg 
unb  (Suttmann,  Sie  ©athologie  bc«  Spmpattucu« 
(©cd.  1873);  sJiannbeim,  Ser  Morbus  Gravesü 
(ebb.  1894);  ©ranbenburg,  Sie  ©.  Ä.  (2p».  1894); 
©ufchan,  Sie  ©.  fl.  (Söien  1894);  3)löbiu«,  Sie 
©.  it.  (ebb.  1896);  «Rofe,  Sie  ©.  St.  unb  bie  Hrant« 
heilen  ber  Schilbbrüfe  (©erl.  1898) ;  Scbrcerbt,  Ser 
Morbus  Bascdowii  (©ortrag,  3ena  1899). 

eil bac  (fpr.  bafejdd),  3ean,  betannter  unter 
bem  Samen  3rere66me,  3Bunbarjtf  geb.  5.  April 
1703  ju  ©outafrruc  bei  Xarbe«,  Seibchirurg  be«  Gtj< 
bifchof«  ton  ©apeur,  trat  unter  bem  tarnen  ^ean  be 
Saint--(£öme  1729  in  ben  Orben  ber  ^euillant«  ju 
©ari«  unb  ftarb  8. 3uli  1781.  Gr  erfanb  aufeer  anbern 
^nftrumenten  ben  gebrummten  Ire  lax  (f.  b.)  für  ben 
©lafenfticp  unb  1743  ein  Steinfcbnittmeffer  unb 
fchrieb  «liecueil  de  pieces  importantes  concernant 
la  taille  faite  par  le  lithotome  cache»  (©ar.  1751), 
«Nouvelle  mc;thode  d'extraire  la  pierre  de  la 
vessie  urinaire  par-dessus  le  pubis»  (ebb.  1779). 

©af  ei  (fran|.  Bale).  1)  Ser  1  l.»a«ton  berSchroei« 
jer  ßibgenoffenfebaft  (f.  Karte:  Sie  Schmeij), 
grenjt  im  5i.  unb      an  ©aben,  im  D.  an  ben  Kan» 


Digitized  by  Google 


438  93afet 

ton  Äaraau,  im  6.  an  Solotfoutn,  im  SB.  an  Solo* 
tburn,  Sern  unb  an  ba8  Glfafj,  bat  460,3  qkm  unb 
jerfdllt  (feit  1833)  in  biebeiben  »albfantoneiBafel* 
Sanb  (Bale-Campagne)  mit  424,5  qkm  unb  SBaf  ei* 
Stabt  (Bale-Ville)  mit  35,8  qkm.  2Hit  Mu$= 
nähme  ber  Umgebung  bei  Stabt  IB.,  bie  am  An- 
fang ber  oberrbein.  liefebene  ließt,  beftebt  ber  Äam 
ton  au$  einem  von  Ouertbdlern  jerteilten  3ura= 
plateau ,  ba$  nad?  S.  unb  60.  allmdblicb  ju  ber 
©renjtette  beS  fcauenfteinS  (f.  b.;  in  ber  SBölcbenflub 
1126  m  boeb)  anfteigt.  2)a$  ganje  £anb  gebört  bem 
©«biete  beS  9ibein3  an,  bem  hier  bie  Grßolj»  bie 
93ird  unb  ber  SBirfig  au$  bem  3ura,  bie  2piefe  aus 
bem  Sdj»arj»alb  jufliefien.  Ter  SBoben  ift  im  gan= 
jen  »obl  angebaut,  ba$  fllima  in  ben  obern  ^ura-- 
gegenben  jiemlid)  raub,  in  ben  untern  Sbalftufen  ba» 
gegen  unb  befonberS  tmiHbcmtbale  febr  milb,  fo  bafi 
Sieben  unb  Cbftbäume  gebeiben.  2)ie  5Ber>6lferung 
ift  alamann.  Stammet  unb  beutfcber3unge,  nur  ein 
ÜBrucbteil  (f.  unten)  fpriebt  franjöfifdj  ober  italienifd). 

a.  JPofel-  üaitb  bat  424,5  qkm  unb  (1888)  eine 
©obnbeoölterungpon  61 941  (30297  mdnnl.,31 644 
»eibl.)  (S.,  barunter  48698  Goangelifcbe,  12921  Äa= 
t beli Ich,  165  ^äraeliten  unb  157  anbere,  7140  be> 
roobnte  Käufer  unb  12220  feauäbaltungen.  3m 
Öalbtanton  finb  geboren  48383,  in  ber  übrigen  Gib; 

Senoffenfdjaft  9892,  im  Sluelanbe  3666;  iöürger  ber 
Bobngemeinbe  finb  29302,  anberer  ©emeinbenbe« 
Äantonä  14737,  eines  anbernJtanton«  13078,  2luS= 
länber  4815.  $er  2Rutterfprad>e  na*  ftnb  61 507 
Eeutfdje,  303  granjofen  unb  1 15  Italiener.  $ie  $abl 
ber  ebefdjliefeungen  betrug  1898  :  505,  ber  Sterbe= 
fdtle  1193  (18,3  Promille),  ber  fiebenbgeburten  1915. 
2)er  ßalblanton  jerfdllt  in  bie  4  SBejirle: 


SBejirfe 

«in« 
»otinfr 
1888 

flflifdje 

Iitrn 

34rat> 

nun 

ttimooljiift 
1900 

«rUlQcia 

21  903 

11  250 

10  574 

46 

26  416 

girflal  .  .  . 

14  753 

13  189 

1  361 

89 

16  091 

Si«Qd»    .  . 

15  701 

14  914 

756 

30 

16  564 

fBalbrnburfl 

9  584 

9  345 

m 

9  379 

Valbtanton  |  61  »41 

48  6'JS 

13  921 

165 

68  451 

fianb*  unb§orft»irtfd)aft,93ergbau.  SBon 
ber  (jlddje  finb  411,6  qkm,  b.  i.  96,96  iproj.,  pro* 
buttioeä  fianb:  145  qkm  Salbungen,  4,c  qkm 
ffieinlanb,  262,o  qkm  »der*,  ©artem,  Söiefen-  unb 
SBeibelanb.  33on  bem  unprobufrioe  nfianbe,  12,9  qkm, 
b.  i.  3,i  $roj.,  fommen  3,3  qkm  auf  Stdbte,  Dörfer 
unb  ©ebäube,  5,6  qkm  auf  Sdjienem  unb  Straften: 
»ege  unb  1,7  qkm  auf  <^elfe n,  Sdjuttbalben  u.  f.  ». 
5>ie  2anb=  unb  ©arten»irtfcbaft  befcbdftigte  (1888) 
18773  ^erfonen  (31,7  $roj.)  in  8858  betrieben. 
Angebaut  »erben  SRoggen,  Söeijen,  äafer,  Gin: 
lorn,  Gmmer,  Äartoffeln,  Siunleln,  »eifec  unb  gelbe 
iHüben,  J?abi3  unb  Älee;  in  neuerer  3«it  au*  Sabal 
(iUtöncbenftein  unb  Äüfdjmol).  f>auptj»eia,  ift  ber 
ftutterbau,  perbunben  mit  üBtebjudjt  unb  ÜJhlcb»irt= 
f  ebaf  t.  2>er  burd)  bie  falten  ffiinter  (1879, 1881  unb 
1890)  febr  beeinträchtigte  Cbftbau  »irb  burdj  Cbft* 
bauturfe  mit  Dbftbaumpflanjungen  »ieber  geboben ; 
ebenfo  »erben  feit  1884  Söembaulurfe  abgebalten. 
25er  Cbftbau  liefert  Äirfdjen  unb  Äirfcb»affer  jur 
Suäfubr;  SBein  »irb  namentlich  im  untern  9ibeüv, 
im  untern  SBirätbal  unb  bei  ÜJtaifprad?  gebaut.  S)er 
?Jiebftanb  betrug  1896:  2323  «Pferbe,  19912  8tüd 
Siinbbieb,  6678Sd)»eine,  1423ed)afe,  5773  Biegen 
unb  5949  SJienenftöde.  SBebeutenb  ift  ber  betrieb 
in  ber  Saline  €dj»eijer^alle  (1834—37  gegrünbet), 


»o  1898:  19625  t  ÄoaV,  Jafel»  unb  Siebfalj  fo»ie 
1162 1  2)ünae*  unb  ©eroerbefalj  gewonnen  würben. 

3nbuftrie, ®e»erbe, ©anbei.  2)ie ^nbuftrie 
»ar  1894  vertreten  bunt  71  Gabrilen  mit  3845  9r< 
beitern  unb  3405  ^ferbeftdrten  unb  erftredte  fid?  auf 
Sabrilation  üon  6eiben»aren(  15  Gabrilen,  2400  3lr  ■■ 
beiteT.  1470  %\ erbeftdrlen),  93aummoll»,  Jbonroaren, 
I'ia i ebine n ,  eleltrifcben  llpparaten  unb  dement,  (i  bc 
müalien,  Äartonnagen,  Sud)  unb  Ubren;  e§  be= 
fteben  2  ßifengiefeereien,  2  Äunftmflblen,  6  33ier* 
brauet eten ,  4  Ziegeleien  unb  2  2)rudereien. 

Serlebrdmege.  Än  Strafen  befi^t  ber  i3alb-- 
fanton  3360,8  km,  an  (Sifenbabnen  (1891)  bie  Linien 
SWuttenj  i  fidufelfingen  unb  ^Jratteln  ■■  6cbwcijers 
ball  (Sentralbabn,  31  km),  2)orna(b:5Wönd)enftein 
(»emifebe  Surababn),  »ugft:  trotteln  (93ö|beTg= 
oabn),  bie  Scbmalfpurbabnen  CieftahSBalbenburg 
unb  ^Binningen » Gttingen  (Seil  ber  iBirfigtbal- 
babn  5J.--§lüben)  foroie  bie  eleltrifcbe  ßifenbabn 
StffaaV@cltertinben,  jufammen  61,5  km. 

®i(bungdtoefen.  >  9afeh£anb,  ba§  bei  ben 
9lelrutenprüfungen  non  1894  unter  ben  febmei}. 
Aantonenben  15. Slang  einnabm,  befteben  neben  ben 
obligatorifcben  unb  unentgeltlid?en  $rimdrfcbulen 
Pier  Sehinbdr«  ober  öejirföfdjulen.  Sie  naturqe* 
fd)id)tli(ben  Sammlungen  hei  ftantonä  im  9iegie> 
rung^gebdube  )U  Sieftal  finb  f ebenSmert.  Qi  befteben 
eine  tantonale  gemeinnützige  ©efellfcbaft,  je  ein  Ui nb 
»irtfcbaftlicber,  3trmenerjiebungS«,  fiebrer:,  tanto= 
naler  ©efang^,  £um*  unb  Scbü^ennerein. 

Serfaffung  unb  Serroaltung.  2)erÄanton 
jerfdllt  in  453esirfe  (f.  oben)  mit  je  einem  Statthalter» 
amt,  gufammen  mit  74  ©emeinben,  36  <£ii>i(ftanb4: 
freifen  unb  26  StationalratSroabltreifen  (3  2Ranbate) 
unb  gebört  jum  2.  eibgenöffifdjen  8tffifenbeurl,  in 
militdr.  SBejiebung  jum  5. 5)ioifionglrei«.  9la<b  ber 
rein  bemolratifcben  Serfaffung  Dom  6.  9Jtärj  1863, 
reoibiert  4.  Kpril  1892 ,  ift  ber  «ÜJanbrat»  (je  ein 
3Jlitglieb  auf  800  6.),  r>om  Softe  in  39  SBablfteifen 
auf  3  3abre  gemdblt,  gefehgebenbe  Sebftrbe.  Ser 
2anbrat  rodblt  jdbrlicb  feinen  sikdftbenten;  bie  W\t 
glieber  bejieben  Sagegelber.  2)ie  oon  ibm  erlafff; 
nen  ©efehe  unb  Siertrdge  unterliegen  ber  SBollS* 
abftimmung  (dleferenbum,  in  jebem  ^rübiabr  unb 
iöerbft);  ba*  Steuerreferenbum  ift  1892  befeitigt. 
Slud?  in  ber  ©efe&gebung  bat  ba8  Soll  bie  ^ni- 
tiatioe  unb  rodblt  bie  Stdnberdtc.  (Iber  bie  rtbbc^ 
rufung  be&  Sanbratd  mun  auf  Verlangen  von  1500 
Stimmen  abgeftimmt  »erben.  3>er  Canbrat  »dblt 
üerfebiebene  SBebörben  unb  SBeamte,  beaufficbtigt  bie 
95er»altung  ber  j|inan}en  unb  übt  ba8  iBegnabi' 
gung^reebt.  2)er  Kegierungdrat,  mit  5  unmittelbar 
oom  SJolf  auf  3  3abre  ermdblten  aRitgliebent ,  ift 
oberfte  oolljiebenbe  iBebörbe.  ^rdfibent  unb  Sice-- 
prdfibent  ber  9tegierung  »erben  alljdbrlicb  oom 
Sanbrat  ermdblt.  Oberfte  ricbterlicbe  5Bebörbe  ift 
ba8  Dbergericbt  von  7  3Jlitgliebern,  burd)  ben  2anb= 
rat  auf  3  $abre  gewdblt;  femer  befteben  17  v$rie= 
benäriebtertreife  unb  5  SBejirlSgeridjte,  ein  torref= 
tionelled  unb  ein  Hriminalgericbt.  SBeibe  ©albfan" 
tone  finb  paritdtifd).  bie  reform.  Äirdje  beftebt 
in  beiben  ©alblantonen  ie  eine  Spnobe ;  bie  Mdmiicb- 
Äatbolifcben  fteben  unter  bem  SBifcbof  pon  JB.,  beffen 
Sit>  Solotburn  ift,  bie  Gbriftlatboliten  unter  bem 
fd)»eij.3iationalbifdjof inJBern.  5)icGinn  abmen  b^ 
trugen  1895: 1357910$T3.,bie»u*gaben  1317602 
5r«.,  ba3  SBermßgen  1925121^:8.  »I*  9B Oppen 
fübren  Stabt  unb  £anb  ben  fog.  SBafelftab,  bie  Stabt 
fd)»arj,  bie  2anbfd)aft  rot,  im  weisen  ^elbe. 


Digitized  by  Google 


Eafet  (Stabt) 


439 


b.  Safel-Stabt  bat  35,8  qkm,  (1900)  112842  G. 
(auf  lOOOmdnnl.  1 138  roeibl.),  baDon  73 126  GDange: 
lifcbe,36987  flatboliten,  1903  3«raeliten,  826  ante 
rer  flonfeffion.  2ie3Jhitterfprad>e  ift  bei  107  205  G. 
beutfcb,  bei  2741  franjöfifeb,  bei  2361  Ualienifcb. 
Son  1000  Q.  finb  391  33a«ler,  296  übrifle  e*roeijet, 
313  »u«ldnber.  Gbeicblte&ungen  1898:  1090,  2e= 
benbgeburten  3093,  Ster  befalle  1 668  (1 6,5  Promille). 

X er  fialbfanton  jerfdllt  in  2  93ejirte: 


93ejir!e 

Hin« 
root»n«r 
1888 

(Eoan* 
ilflijdie 

mn 

3*rae> 
litrn 

(Einroo&nrr 
1900 

6tabtbr*irt  . 
üanbbrjirt .  . 

69  809 
3  940 

47  007 
3  074 

21  312 

820 

1047 
3'.» 

109  169 

3  U77 

^albfanton  . 

73  749 

50  0S1 

22  132 

1086 

112  246 

2anb*  unb  gorftmittitfe aft.  93on  bet  ftldcbe 
Rnb  30,4  qkm,  b.  i.  84,9a  $roj.,  probuitioe«  fianb, 
3,9  qkm  9Balbungen  unb  25,8  qkm  KdtP,  ©arten*, 
9Biefem  unb  SBeibclanb.  93  on  bem  unprobuItiDen 
fianbe,  5,9  qkm,  b.  i.  15,08  ^iroj.,  fommen  1,9  auf 
Stdbte,  Dörfer  unb  ©ebdube,  2,i  auf  Sebienem  unb 
Strafcenroege  unb  1,2  qkm  auf  ftlüfie  unb  SBdebe. 
2)ie  2anb*  unb  ©artenrotrtfebaft  in  ben  3  ©emeinben 
Stieben,  Dettingen  unb  Kleinbüningen  befebdftigte 
1888  :  2768  $erfonen  (4,25  $roj.)  in  1401  33etne= 
ben.  Ungebaut  »erben  ©erreibe,  Fintel,  Aartoffeln, 
9iüben,  maxi,  2eroat,  ÜJtobn,  ©emüje  unb  gutter= 
pflanien.  1881  mürben  16512  Dbftbdume  gejdblt 
mit  63  OCK) jvr«.  Grtrag.  2)ie  Sßeinberge  lieferten 
10380  hl  ©ein  k  45  tfr«.  $er  SJiebftanb  betrug 
1896:  1834  Werbe,  1958  Stüd  Siinbüieb,  809 
Scbtoeine,  262  Scbafe  unb  204  3iegen;  aufeerbem 
roaren  537  ÜBienenftöde  Dorbanben. 

^nbuftrie,  ©eroerbe,  öanbel.  3)ie  3nbu* 
ftrie  mar  1894  Dertreten  bureb  160  gabrifen  mit 
13790  Hrbeitern  unb  3560  $ferbeftdrien,  unb  er* 
ftredte  Heb  auf  Seibenfpinnerei,  3tDirnerei  unb 
Weberei  (32  Gabrilen,  6300  Arbeiter,  1150$ferbe= 
ftdrfen),  Seibenfdrberei  unb  Äppretur  (14  Gabrilen, 
1 130  3lrbeiter,490^ferbeftdrlen),13  Bierbrauereien, 
Gi)engiefjereien  fomie  ftabrilation  Don  SDtafcbinen, 
Satbcn,  cbem.  ^robulten ,  Rapier,  Jabat  unb  6i= 
garren.  1894  beftanben  83  SUtiengefellfcbaften  mit 
einem  Sltienfapital  Don  386  aMli.Sr«.,  16  33anien 
in  ber  6tabt  SB.,  5  ©enoffenfebaften  unb  1426  in« 
£anbel«regifter  eingetragene  firmen.  Tie  sÄu* 
fuhr  ber  brei  öauptinbuftrien  betrug  1899:  Seiben^ 
banb  35V«,  Scbappe  26,  Seerfarben  16V,  miü.  2R. 
G«  gab  8  Sltticngejellfcbaften  mit  einein  Vitien  - 
lapital  von  4,s  SWiU.  gr«v  barunter  5  93anten  unb 
323  in«  6anbel«regifter  eingetragene  firmen.  ©e= 
plant  ift  ber  $(nf*lufe  93.g  an  ba«  elfdf j.  flanalnefc. 

93  e  r  f  e  b r  «  m  e  g  e.  Gine 2Beiterfübrung  be«  3n>eig= 
fanal«  SRülpaufen  *  Rüningen  be«  JRbein  ■■  9tböne= 
Kanal«  big  auf  baf elftdbtifcben  93oben  unb  eine  grofce 
Jjafenanlage  bei  ber  Stabt  93.  ift  geplant.  Sin 
Straften  befifet  ber  öalbfanton  170  km;  an  Giien-- 
babnen  (1895)  6,6  km  ber  Gentralv3,7  km  ber  33a= 

Jeler  93erbinbung«babn,  634  m  ber  93ernifcben  ^ura= 
icbnen,  5,6  km  ber  23ab.  Staat«*,  4,s  km  ber  9Biefen= 
tbalbabn  (33.*Stetten)  unb  1  km  ber  93irfigtbalbabn, 
luiammen  21,8  km ;  au&erbem  etwa  15  km  teil«  nod) 
im  93au  befinbliAe  elettrifAe  Straftenbabnen. 

3m93ilbung«»efen  nimmt  33afel-6tabt  unter 
allen  Äantonen  ben  erften  SRang  ein. 

93erfaffung  unb  93ermaltung.  3)ie  93erfaf= 
fung,  reoibiert  10.  2Jtai  1875  unb  8. 5Roü.  1891,  ift 
rein  bemoftatifd?.  ^er  ©rofce  SRat,  130  oom  93oll 


in  11  SBabllreifen  auf  3  3abre  gerodblte  9)litglieber, 
ift  gefeftgebenbe  93ebörbe  unb  uerfammelt  fiep  jäbr: 
heb  neunmal  unb  aufeerorbentlicb  auf  93erlangen 
üon  30  feiner  2Jtitglieber  ober  be«  JHegierungSratS ; 
er  fe&t  Steuern  unb  Slnleiben  feft,  übt  ba«  93egna= 
bigunggredjt  unb  überroaebt  bie  SBerroaltung.  93oll= 
jiebenbe  93ebörbe  ift  ber  Slegierungsrat  mit  7  Dom 
9Jol!e  auf  3  *j\a\)xt  aerodblten  2Jiitgliebern.  ©efetje 
unb  93efeblüffe  ber  93ebörben  unterliegen  bem  faluh 
tatioen  SHeferenbum  (f.  b.),  für  ba«  »ie  für  bie  3ni^ 
tiatiDe  ju  ©efefcen,  jur  93erfaffung*reDifion  u.  f.  ro. 
ba8  93egebren  Don  1000  ftimmfdbigen  93ürgeru  er= 
forberlidj  ift.  Sieben  ben  ßimclricptern  ber  ßanb^ 
gemeinben  für  33agatellfadjen  beftebt  ein  (5ioib  unb 
ein  Straf  geriebt  als  erfte,  unb  ein  2lppellation3gerieb  I 
Don 9 auf  3 ^ahre  Dom 9Jol(e  aerodblten  Witglicbeni 
al«  jmeite  3nftanj  (f.  unten  ©efebiebte),  be))en  93e^ 
ratungen  öffentlieb  Tmb.  X'xe  National;  unb  Stdnbe- 
rdte  loerben  bureb«  9Jol(  getodblt.  @in  ^nitiatio' 
begebren  jur  6infübtung  ber  ^roportionalmabl  für 
ben  ©roften  SRat  mürbe  Dermorfen.  93afel=Stabt  ift 
aueb  bemerlenSroert  bureb  feine  foeialpolit.  @efct?= 
aebung  (ftaatlieber  Slrbeit«nacbroei« ,  gemerblidjc 
bebieb«geriebte,  unentgeltliche  93eerbigung,  uncm 
geltliebe  Äranlenpflege  93ebürftiger  in  §orm  einer 
aUgemeinen  <Bolitlimt,  Unentgeltlicbfeit  ber  2ebr= 
mittel,  Sdjreib--  unb  3eiebenmaterialien  unb  be«  ge= 
famten  Unterriebt«,  aufter  ber  UniDerfitdt,  ftaatlidje 
Äinberborte,  9Jerforgung  Dermabrlofter  jugenblicber 
(ilemente  unbftaatlicpeunentgeltliebe^rauenarbeit«: 
fcbule).  dagegen  mürbe  bie  obligatorifebe  .Uranien^ 
oerfieberung  in  ber  93olt«abftimmung  Dermorfen, 
cbenfo,  bauptfdeblicb  bureb  bie  Stimmen  ber  be- 
teiligten Arbeiter,  ein  ©efeljentmurf  betreffenb  Gin= 
fübrung  obligatorifcber  SlrbeitSlofenoerficberung. 
2)ie  Ginnabmen  be«  iöalbfanton«  betrugen  1899: 
1 1 039  475  gr«.,  barunter  Gin fbmmen=  unb  Grmerb«= 
fteuer  2280008,  93ermögen«fteuer  1824113,  ftdbti= 
febe  ©emeinbefteuer  1126426  ^r«.,  bie  31u«gaben 
11 971 972,  barunter  2^9  9Jlill.  §r«.  für  Gniebung«: 
»efen,  4,96  SRill.  «yr«.  für  ba«  öffentliche  SBauwefen 
unb  1,66  9RUL  3r«.  für  Serjiniung  unb  Slmorti 
fation  ber  Staat«fcbulb.  Xa*  StltiDDermögen  be 
trug  30,3«5,  ba«  ^JaffiDDermögen  43^92  ÜRill.  §r«. 
2)  ^auptftabt  be«  öalbtanton«  93afel*Stabt,  bie 
peitgröftte  unb  moblbabenb- 
fte  Stabt  ber  Scbnei),  liegt 
in  265  m  jjSöhc  ju  beibeu 
Seiten  be«  Üibein«,ber  fteb 
bier  nacb  %  menbet,  um  balb 
barauf  bie  Scbroeij  ju  dct= 
^-  .  r*    laffcn,  in  einer  febönenGbcnc 

unb  beftebt  au«  ©rofebafel 
auf  bem  erböbteu  linfen  unb 
Aleinbafel  auf  bem  redten 
IRbeinufer;  beibe  Stabtteile  Tmb  bureb  brei  «Brüden 
oerbunben,  bie  ffiettfteinbrüde  (1879),  eine  Gif en= 
brüde  mit  jmei  Steinpfeilern ,  63  m  weiten  33ogeu 
unb  ie  2  33afili«len  an  ben  Gnben,  bie  böljerne  Älte 
SBrüde  (150 ra  lang,  15m  breit,  1226  erbaut),  mit 
einer  Äapelle  (16.yabrb.)  unb  93arometerfdule,  unb 
bie  eiferne  fjobanmterbrüde  (1883).  Dberbalb  ber 
Stabt  bie  ÜBrüde  ber  93erbinbung«babn  jroifeben 
Gentrah  unb  99abifcbem  95abnbof,  unterbalb,  aber 
bereit«  in  X  eu  ti  eb  laut,  bie  Sdjiff  brüde  Don  Rüningen 
(f.b.)unb  bie  Gifenbabnbrüde  ber  ftrategifdben  93abn 
St.  2ubmig»2eopolb«böbe. 

93eD6lterung.  %\t  Stabt  batte  1888  :  69809 
1900:  109169  G.,  (f.  obenftebenbe  JabeUe). 


Digitized  by  Google 


440  Safet 

2tnlage,  Strafeen,  $läfce,  Scnlmäler. 
Sin  ber  Stelle  ber  alten  dauern  unb  ©räben  finb 
^romenaben  entftanben.  Sie  innere  Stabt  ift  altcr= 
tümlidj  gebaiit  unb  trägt  bie  Gigenart  ber  alten 
beutfayn9tei(p$ftäbte;  bie  äufeere  bat  fd)öne  Hillen 
mit  HJartanlagen,  »on  benen  ber  $art  ber  langen 
Grien  unb  bie  Einlagen  an  bem  I  entmal  jum  &n= 
benlen  an  bie  Sdjlad?t  von  St.  ^atob  »u  nennen  fmb. 
Äug  bem  Mittelalter  flammen  ber  5ifchmarlt»brun- 
nen  »om3-  1467  (1859  erneuert),  ber  Spalenbrunnen 
mit  bem  Subclfadpfeifcr,  angeblich,  nad)  &olbeins 
3eidmung,  unb  ber  9tebbauSbrunnen  an  ber  Sliepen: 
tborftra&e,  beffen  Srunnenftöde  in  getreuer  9lacp= 
bilbung  erfefct  finb.  Gin  auf  Äoften  beS  Saron« 
©ruper  jum  Taut  für  bie  Unterftü&ung  bc«  1870 
belagerten  Strafiburg  burcp  bie  Sdjroeij  unb  be- 
fonber«  bureb  S.  errichtete  Scntmal  in  meinem 
äRarmor  (»on  §.  ä.  Sartbolbi)  rourbe  1895,  eine 
Sronjebüfte  be«  Sicbterä  öebel  1899  enthüllt. 

Air  eben.  Sa§  DJtünfter,  ein  gewaltiger,  in  ben 
dlteften  teilen  romanifeber,  in  ben  neuern  got.  ©au 
au$  roeijjem  unb  rotem  Sanbftein,  mit  jruei  türmen 
(ber  nörbl.  ©eorgäturm,  64  m)  mit  burebbroebenen 
f>elmen,  mar  bis  1529  Somtircbe  be«  Siätum«  S. 
(?S  mürbe  1010—19  angeblicb  bon  flaifer  fceinrid?  II. 
an  ber  Stelle  be«  altröm.  Äaftell«  erbaut,  1135  unb 
nad)  einem  Sranbe  1185  tcilmeife  erneuert  unb  1356 
»ou  bem  Grbbeben,  roeldje«  S.  unb  bie  nörbt.  Jura* 
gegenben  Ijeimfucbte,  jerftört.  Ser  jetzige  got.  Sau 
rourbe  1363  geroeibt,  aber  erft  1500  mit  bem  fflbL 
2Jtartin«turm  (62  m)  »ollenbet,  1852  —56  foroie 
neuerbing«  erneuert  unb  mit  ©laSgemälben  unb 
einer  großartigen  Orgel  au«geftattet.  3m  6bor  ber 
fiird?e  rourben  1431 — 48  bie  Sitmngen  be«  fionjil« 
pon  S.  gehalten.  Sie  SBarfü|erfirdbe  (14.  $ahrb.), 
mit  febr  pobem  Gbor,  rourbe  1890—92  reftaunert  unb 
birgt  ba«  öiftorifebe  9Jtufeum  (f.  unten).  Ser  prädj5 
tige  ftreujgang  (15.  3abrb.)  an  ber  Sübfeite  be« 
Gbor«,  1869—73  erneuert,  enthält  viele  ©rabbent: 
mäler  (unter  anberm  ba«  be«  3ofeanne8  Ctolampa= 
biu«).  $n  ben  9tebengebäuben  be«  ÜJtünfter«  be= 
finbet  ficb  feit  1896  eine  Sibelau«ftcllung  ber  Safeler 
SibclgejcUfcbaft,  »orber  ba«  öiftorifdje  sJ)tufeum. 
Sie  ^|alj,  eine  jerraffe  hinter  bem  SDtünfter,  bietet 
äuäfidjt  auf  ben  breiten  Strom  unb  ben  SAroarj; 
roalb.  Äujjcrbem  Perbienen (frroätmungbieSt.iltar= 
tin«lird)e,  1851  erneuert,  bie  fatb.  St.  Glaraürcbe  in 
fileiiibafel,  bieSt.Glifabetbentircbe,  auf  Äoften  pon 
(Ebriftopb  SWerian^Surdbarbt  erbaut,  alle  Pier  in 
got.  Stile,  bie  ben  Hltfatbolifen  eingeräumte  $rc- 
bigertirebe  (Sotentanj),  bie  tatb.  2)tarientircbe,  bie 
1894—96  erbaute  9Jtattbäu«tirche,  beibe  in  roman. 
Stile,  ber  roman.  Sogengang  im  ehemaligen  St.  911- 
banllofter  unb  bie  neue  Spnagoge  im  orient.  Stil. 

28  e  1 1 1  i  d>  e  S  a  u  t  e  n.  Sa«  iHatbau«  am  SJtarltc, 
1508—27  imftargunbifcben  Stile  erbaut,  1824—28 
erneuert,  bat  einen  »räitigen  9legierung«rat«faal 
mit  Sdmiöercicn  unb  ©lasgemälben  unb  im  £>ofe 
ein  Senlmal  ( 1580)  be«  9Jtunahu«  s}Jlancu«.  ferner 
ba«3eugbau«,ba«Spalentbor,  1370  errichtet  (f.2a= 
fei:  2 bore  I,  frig.2),  tai 9)iufeum (1849), mit mcrt= 
»ollen  naturljiftor.  unb  etbnogr.  Sammlungen  unb 
ber  Sunft:  unb  ©cmälbefanimlung  (Silber  unb  öanb; 
iei<bnungen  pon  &olbeiu  bem  Jüngern),  bie  iTunft^ 
balle  (1872)  mit  permanenter  Sludftellung  »on  neuen 
©emälben  unb  Stulpturen,  im  JreppenbauS  Jyreölen 
»on  Stüdelberg,  baö  Sbeater  (1875)  unb  ber  ÜJtufil= 
faal,  beibe  »on  Steblin  erbaut,  bie  Stulpturballe  für 
©ip^abgüffe,  baS  ^oftgebäube  an  Stelle  be§  alten 


(Stobt) 

Aauf^aufeS  mit  bem  S&rfenfaale,  bie  Saut,  bie  Ra- 
feme  im  KÜngentfcal  (ein  ebemalige«  ^Tauenllofter), 
bad  1896  erroeiterte  ©eridjtögebäube,  bad  Äorref: 
tion^bauS,  Sürgerfpital,  Slbfonberungdfpital  für 
anftedenbe  Ärantbeiten,  Strenbaug,  StaatSlrema; 
torium,  bie  ©elten«,  Sdjlüfjeb  unb  bie  Safranjunft 
foroie  altertflmlidje  s$ri»atgcbäube,  bao  3?ugbaue, 
Äafino,  *Utiffion«bau«  mit  etbnogr.  Äabinett,  ber 
Vobnbof  (ebemald  Gb.orherrenftift,  jefct  3iu  ber  l^oli 
sei),  ber  bemerfendmerte  Spiefeb.  of  unb  ber  mit  25ilb= 
bauetarbeit  perjierte  Gentralbabnpof. 

Siermaltung.  Sa  ber  Äanton  JBafeh Stabt 
mir  au*  ber  Stabt  S.  unb  ben  3  red)t$  »om  91b eine 
gelegenen  i'anbgemeinben  ttlein^üningcn, 
hieben  unb  Settingen  beftebt ,  fungiert  ber 
tantonale  «©ro&eDiat»  unb  ber  «ÜKegierungärat» 
aud)  ali  Sermaltungdbehörbe  ber  Gtnroobnerge- 
meinbe  ber  Stabt  S.,  mäbrenb  bie  Sflrgergemeinbe 
S.8  (1890  :  28883  (*.)  burd)  einen  »on  ben  Stabt; 
bürgern  auf  3  ,Vitnv  geroäblten  «rocitern  Sürger^ 
rat»  »ermaltet  mirb,  roelcbcr  jur  Sef orgung  ber 
Wcfcbäfte  auf  biefelbe  Smt«bauer  einen  «engem 
Sürgerrat»  (6  unbef olbete  3JHtglieber)  mdblt ;  feine 
Jöau»tgef6dfte  betreffen  bie  Scrmaltung  be*  bflrger= 
lidpenSöaifenfyaufeS,  be§  SörgerfpitalS,  be#  bflrger= 
lieben  HrmenioefenS ,  be#  SermögenS  ber  Sürger= 
gemeinbe  unb  bie  Slufncbt  über  bie  fünfte. 

Silbungg--  unb  SereinSroefen.  5)ie  Unter« 
ridjt^anftaltcn  ber  Stabt  genießen  »on  jeber  einen 
»orjüglicben  Stuf.  Sie  1459  »on  ^apft  "Biu*  II.  gc= 
ftiftete  Unioerfität  hatte  1900:  103  $rofefforen 
unb  Socenten  unb  590  Stubenten;  aufcer  ben  er* 
mäbnten  Sammlungen  unb  ber  Sibliotbe!  (220000 
Sänbe,  1500  öanbfdjriften)  in  bem  1894—96  er« 
bauten  Sibliotbefögebäube  fmb  mit  ibr  »erbunben 
ber  botan.  ©arten,  bie  änftalt  für  ^bbfit  unb  (Sbc« 
mie  (Semoullianum,  1874  eröffnet),  bie  Stnatonue 
unb  bie  Älinifen  bti  ftäbtifd)en  Grauens  unb  Üinber= 
fpital«,  ber3rren=,  Slugen:  unb  ber  Sialoniffens 
anftalt  in  SRieben.  3m  16.  $abrb.  mirtten  an  ibr 
CrradmuS  »on  9iotterbam  unb  bie  Reformatoren 
Clolampabiu*  unb  ©rpnäu«,  im  17.  bie  Watur- 
forfdjer  Äafpar  unb  3»b-  Äafp.  Saubin,  im  18. 
bie  ÜJtatbematifer  Semoulli,  GuIct,  SWerian;  in 
neuerer  3«t  bie  X  beologen  De  Söette  unb  fiagenbad), 
ber  ©ermanift  ©adernagel,  ber  sBbilologc  ©erlacb, 
ber  Hunftbiftoriter  3a^b  Surdbarbt,  bie  91atur: 
forfeber  3J.  aMerian.  unb  C.  JHütimeper,  ber  jbeologe 
unb  Siebter  9t.  feagenbad)  foroie  befien  Sohn,  ber 
^bofitcr  6b.  $agenbacb,  u.f.ro.  6in  ©efehentrourf 
jur  ©rünbung  einer  6anbel«hocbfd)ule  ift  1900  bem 
©rofeen  9tate  vorgelegt  roorben.  gerneT  hefteten  ein 
©pmnafium,  eine  Obere  9tealfd>ule  mit  3  i&anbel^ 
Haffen,  eine  Untere  9tealfcbule  (früher  9tealgpm= 
nafium),  allgemeine  ©croerbcfcbule  mit  ©eroerbc: 
mufeum,  pri»ate  >Brebiger  ■■,  9)tufi  V,  ftaatlidjc  Srauenj 
arbeite-,  höhere  vJtäbcben)cbule  mit  gortbilbung«' 
turfen  für  gelehrte  unb  faufmännifche  Serufc  unb 
bie  Solfeffcbulen.  Sa«  fnftorifche  ÜJtufeum  in  ber 
Sarfüfeertircbe,  baä  reid)baltigite  ber  Sd?roeij,  als! 
«mittelalterliche  Sammlung»  »on2öilb.2Badeniagel 
gegrünbet,  enthält  bie  antiquarif$e  Sammlung 
ibau»tfädjlicb$unb[tüde»onAugustaRauricorum), 
Strcbitelturrcfte,  meift  au«  Safeler  Äirchen,  9Jtobelle 
»on  Sauten  unb  Surgen,  (iberrefte  bed  berühmten 
Sotentanjeä,  ben  ba(elftäbtifd>en  Anteil  beö  nach 
ber  Trennung  be*  jtanton*  (1833)  jerfplitterten 
Somid?ahe«,  tircblidje,  ftaatlicbe,  mufitalifebe  aiter= 
tümer,  2Jtafee  unb  ©eroiebte,  Söaffen,  ^au«»  unb 


Digitized  by  Google 


Söajcl  (©tabt) 


441 


Äücbengerdtfcbaften,  Söertjeuge,  Äoftüme,  üJtöbel, 
9Jlünjen  unb  üftebaillen,  rooblerbaltene  3immer  aus 
93ütg_erb3ufern  mit  ftilentfprecbenben  SJtöbeln,  j.  58. 
baS  Speifejimmer  beSStatSberrn  CutaS  3f*Kn(it»07), 
ben  iHitterfaal  beS  KarbinalgebdubeS,  baS  sjßrunt- 
gemacb  beS  Spicfet>ofeö  u.  a.  ym  15.  unb  16.  ftabrb. 
blühte  in  93.  bic  33ud)bruderlunft,  bie  burcb  9lamen 
toieAmerbacb,^obeniuS.Oporin  vertreten  roar,  unb 
aud?  jefct  nod)  ftnb  93ud?bruderei  unb  93ud?banbel 
bebeutenb.  3n  bet  ©efcbicbte  bcr  beutfcben  ftunft 
roitb  95.  als  iHobnfifc  bet  Äünftlerfamilie  öolbein 
genannt,  unb  fein  DJtufeum  ift  reid)  an  £>anbjeicb= 
nungen  unb  ©emälbcn  bcr  beiben  fcolbein,  SiillauS 
SWanuel,  6anS  33albung  unb  Martin  Scbön.  Unter 
ben  93afclcr  Hünftlern  ber  neueften  3cit  ftnb  bie 
SDlalet  SBödlin  unb  <$.  Stüdclbctg,  bet  93ilbbauer 
Sdjlotb  unb  bet  Äupferftecber  Söeber  bie  betannte* 
ften.  ftür  bie  Pflege  bet  SBiffenfcbaften  unb  itünftc, 
namentlich  bet  SDlufit,  roirb  biet  getban.  23on  ben 
roificnfcbaf  Hieben  93  et  einen  finb  tu  nennen  bie 
9laturforfd)cnbc,  bie  Statiftiid^oll*rotrtfd:aftUd)e 
unb  bie  iuitorifcbc  ©efcllfcbaft  unb  ber  herein  für 
(Spaltung  üaterlänbifcber  Altertümer;  von  anbern 
bie  1777  begrünbete  ©efellidjaft  jur  Jöeförberung 
beS  ©uten  unb  ©emeinnü&igen,  bie  unter  anberm 
Sdjulen  unb  9tettungSanftaltcn ,  93linben*  unb 
Saubfrummenafple ,  Anwälten  für  Rörperpflefle, 
Sanatorien,  Alters ;  unb  Jtranlcnverj  orgung ,  Qx- 
fparniStaffen,  flod)turfe  u.  f.  ro.  unterhalt ,  unb  bie 
Atabemifdbe  ©efelifdjaft  jur  Grbaltung  ber  ata= 
bemifcben  Anftalten. 

Sie  3abl  ber  SBobltbdtigteitSanftalten  roar 
bon  jeber  bebeutenb:  baS  ftdbtifdje  Spital,  baS  SBai= 
fenbauS,  bie  allgemeine  Armenpflege  unb  bie  all= 
gemeine  Ärantenpflegc  (1895: 14  354  93erftd)erte  mit 
142200  3t«.  93«iträgen;  Aufgabe  142372  $rS.). 
Cinroobner  be*  ÄantonS,  beren  ©efamteinfommen 
1200  $r8.  nidjt  etteidjt,  baben  Anfptutb  auf  um 
entgeltliche  93ebanblung  butd)  bie  ftaatlidje  i'oli= 
flinif  (1894: 21 G33  33ered?tigte).  93erübmt  finb  baS 
6eminar  für  9Jliffionare  (feit  1816)  unb  bie  93ibcl= 
anhält  (feit  1804). 

ynbuftrie,  feanbel.  93.  ift  feit  ^abtbunberten 
eine  bet  midjtigften  ($abtitft4bte  unb  bie  etfte  &an= 
belsitabt  ber  Sdjroeij.  Sie  Seibenbanbroeberei,  bie 
feit  etwa  200  fahren  fabrilmdfjig  betrieben  roirb, 
befdjdftigt  in  ber  Stabt  allein  8000  Arbeiter  unb 
1600  Stüble.  Sonft  ftnb  ju  errodbnen  bie  ©erberei, 
^Japierfabrifation,  6cibenfpinnerei,  *3toitnerei  unb 
^firberci,  gabritation  bon  Anilinfarben,  SJiafcbi* 
nen,  Jabot  unb  ber  als  «93afeler  Üederli»  betann- 
ten  i>oniatud)en  foroie  bic  93ierbraueret.  ftür  ben 
banbel  ift  bie  Sage  ber  Stabt  an  ber  ©renje  bon 
Cll'afe,  93aben  unb  ber  Scbroeij,  am  JHbein,  ber  biet 
f  djiff bat  roirb,  unb  an  bet  Bereinigung  breier  Jbfilcr 
jebt  günftig.  äJlebt  als  bie  ödlfte  bet  febroeij.  Gim 
fubt  gebt  butcb  biefe  «golbene  $fotte»  ber  Scbroeij. 
Gbenfo  wichtig  als  ber  Jranfih  unb  Spebitiouä= 
banbel  finb  ber  SBarenbanbel,  namentlid)  mit  ^ro; 
bulten  ber  einbeimifdjen  Subuftrie,  unb  ber  ©clb= 
banbel,  bem  bie  äantonalbant  (1.  Ott.  1899  gc> 
fltünbet),  eine  3)i«!ont0'  unb  Slotenban!,  12  i>a\v 
belSbanten,  eine  öppotbelenbant  unb  mebtete  s^ti= 
©atbantbaufet  bienen.  93.  ift  bet  gtöfcte  Sedjfel: 
plati  bet  Scbroeij. 

SJettebtSroefen.  ^n33.  beteinigen  fid)  bie 
Sinien  93.  =  3Jlülbaufen.-bttafebutg  (140,9  km)  bet 
Gliafe^otbt.,  öeibelbetg-5B.  (251  km),  93.:Äonftanj 
(144,5  km)  unb  iö.^eU  (29^3  km;  ©iefentbalbabn) 


bet  33ab.  6taat*babnen,  foioie  93.'Dlten--33etn  ( 106,s 
km)  unb  93.:Dlten-2usem  (94,i  km)  ber  Sdjmeij. 
Gentralbabn,  93.=2)elemont--33iel-£aufanne  (193  km) 
ber  3"ta'Simplon593abn,  bie  butcb  bie  2inie33.-2)e= 
Kmont= Seile  aud)  ben  biretten  93erlebr  mit  granl' 
reieb  «ermittelt,  unb  93.=93rud  (57,s  km)  ber  Scbroeij. 
9iorboftbabn.  Xex  93abif(be  söabnbnf  in  ^leinbafel 
redjtä  uom  3tb«»n  wnb  ber  ßentralbabnbof  auf  bem 
Unten  Ufer  finb  butcb  eine  33abn  betbunben.  Sie 
f  cbmalfpurige  93irfigtbalbabn  nad?  ^lütjen  ( 12,4  km) 
vermittelt  ben  Sotalbertebr  mit  bem93irftgtbal.  Sie 
früber  bebeutenbe  9tbeinfdjiffabrt  befd?ränlt  fid)  nur 
noep  auf  bie  öoUflöfeeret;  an  ibte  Stelle  tritt  nun 
bie  Sdnffabtt  auf  bem  9ibein--5Hböuc^anal  (f.  oben). 

©efebiebte.  Sie  Stabt  93.  erroud?*  allmdblicb 
au«  bem  röm.  fiagerpoften  Basilia(juerft  374  n.  Ö\)x. 
errodbnt)  in  ber  SRäbe  ber  röm.  Kolonie  Augusta 
Kauracorum,  beren  sJJame  nod>  in  bem  beutigen 
Sor fe  93 a  f  e  1  •  A u g ft  fortlebt.  9lacbbem  93.  feit 406 
unter  alamann.  ^errfebaft  geftanben  batte,  tarn  eS 
mit  Alamannien  um  500  unter  bie  Serrfcbaft  ber 
grauten  unb  bei  ber  Teilung  be$  Aränttfcfcen 
9teicbS  843  an  Votbar,  870  an  Subroig  ben  Seui* 
fdben,  912  an  93urgunb  unb  mit  biefem,  erft  als 
»fanb  1006,  bann  burcb  ßrbwertrag  1033  an  baS 
Seutfcbe  9teicb.  93.  tourbe  früb  ber  Sil?  eines 
93ifd?ofS  unb  eines  9leicbSt>ogteS;  ber  93if<bof  ers 
roeiterte  feine  SJlacbt  immer  mehr,  muf,le  fid)  aber 
feit  bem  12.3abrb.  mit  mebrern  abiigen  @efd)lecb= 
tern  unb  ber  93ürgerfcbaft  in  bie  oberfte  ©eroalt 
teilen.  Unter  maneben  innen;  unb  dufsern  SSirren 
roarb  bie  üJtadrt  beS  Abels  allmdblicb  gebroeben, 
ber  93ifdjof  in  feinen  9lecbten  befebräntt  unb  bamit 
bie  ©eroalt  ber  93ürgerfd)aft,  bie  fid)  jünftifd)  orga* 
nifierte,  immer  mebr  auSgebebnt.  3uflleid)  äerftörte 
ober  ertaufte  man  bie  umliegenben  93urgen,  fo  ba6 
fid)  bie  £>errfcbaft  ber  Stabt  über  bie  £anbfd)aft 
etroeitette.  1431—48  tagte  in  bet  Stabt  baS  gtofie 
93afeler  Sonjil  (f.  b.).  üjn  }ablreid)e  ^ebben  mit 
ben  babSburg.  Spnaften  berroidelt,  fd)lop  fid)  93. 
bem  Sd)roeijerbunb  enger  an,  befonberS  1444 
nad)  ber  S<blad)t  bei  St.  3alob  an  ber  93irS.  (S. 
Scbroeij,  ältere  ©efcbidjte.)  (fnbUcb  trat  eS  nad) 
bem  gneben  jroifd)en  Äaifer  DJtarimilian  I.  unb  ber 
Gibgeno{fenfcba[t  biefer  1501  fbrmlid)  bei.  Scbon 
1460  roat  eS  UmtietfitätSftabt  geroorben.  AIS  bann 
1528  unb  1529  befonberS  burd)  CtolampabiuS 
bie  Sieformation  jum  Surd)bru<b  tarn,  roanberten 
Somtapitel  unb  iBifcbof  foroie  ein  Zeil  ber  Um* 
oerfitdtSprofefforen  aus.  Sie  ©eroalt  lag  nun  ganj 
in  ben  ^dnben  ber  93ürgerfä)aft  unb  rourbe  oon 
einem  ©rofsen  unb  einem  Hleinen  sJtate  unter  bem 
Borfi^e  oon  93ürgermeiftet  unb  Oberjunftmeifter 
ausgeübt.  9lad)  unb  nad)  ging  baS  Regiment  faft 
ganj  an  ben  «leinen  SHat  über.  Ser  £anbfd)aft 
gegenüber  roat  bie  Stabt  fouuerän  unb  beberrfd)te 
biefe  tro^  mebrmaliger  Auf  ftdnbe  (1525, 1594, 1598, 
1653)  bis  jum  20.  $an.  1798,  roo  unter  bem  ßinflufe 

g^rantreicbS  unb  beS  ben  neuen  3%een  ergebenen 
berftjunftmeifterS  Sßeter  Cd?S  bie  StaatSbets 
faffung  von  ©runb  aus  gednbert,  baS  Uutertbanen> 
oerbdltniS  beS  fianbeS  befeitigt  unb  bie  9ted?tS-- 
gleicbbeit  aller  93üraer  anertannt  rourbe.  Ser 
Kanton  nabm  bierauf  teil  an  ben  Scbidfalen  ber 
£>eloetifcben  Slepublit  unb  an  ber  SDtebiation.  rourbe 
einer  bcr  fed?S  9iororte  unb  erbielt  in  biefer  fyeriobe 
eine  93erfafiung,  bie  baS  ^hineip  ber  9ted)tSgIeicb: 
beit  unangetajtet  Ue&,  aber  mittelbar  ber  Stabt 
baS  Übergeroidjt  fieberte.  Samit  nid)t  aufrieben, 


Digitized  by  Google 


442  S3afefs2Iugft  - 

fcbrieb  ber  ©rofse  9tot  unter  bem  Ginfluffe  ber 
iHeftauration  bem  Äanton  4.  Mdrj  1814  eine  neue 
Oer  6tabt  befonberS  günftige  SBerfafiung  vor.  Aud) 
würbe  1815  ber  gum  frübern  9H3tum  33.  gehörige 
Söejirt  33iräed  bem  Danton  betgefügt.  5)a3  über= 
gemid)t  ber  6tabt  fteigerte  immer  mebr  bie  Unju: 
friebenbeit  ber  £anbfd)aft.  AIS  1830  viele  Rantone 
jur  Serfaffungareform  fcbritten,  trat  aud;  in  93. 
18.  Ctt.  im  33abe  33ubenborf  eine  33erfammlung 
aud  mehrern  Sanbgemeinben  jufammen  unb  richtete 
unter  Berufung  auf  bie  greibeüSurlunbe  von  1798 
eine  Petition  an  ben  ©roften  :Ha  t.  tiefer  ging  auf 
ben  33orfd)lag  ber  SHeform  ein,  wollte  aber  ben  6nt; 
murf  einer  .u ommiffi on  aus  feiner  Mitte  fibertragen 
unb  ber  Stabt  ein  9}orred)t  fiebern,  worüber  ftd) 
Streit  erbob.  Sie  Sanbfdjaft  bewaffnete  fidt?,  unb 
in  Sieftal  würbe  6.  San.  1831  eine  prooiforiicbe  Ute* 
gierung  gewdblt.  Aber  bie  ftäbtifcr>cu  Milijen  unb 
Mietfolbaten  jerftreuten  bie  Sanbleute,  tS ei t tuen 
Sieftal  f  verjagten  bie  provif  orifebe  Regierung,  unb 
ti  warb  nun  bie  neu  entworfene SJerfaffung  lG.^an. 
angenommen.  Umeitige  Strenge  ber@ewaltbaber, 
eine  unglüdlidje  Teilung,  bie  bie  Anbdngcr  ber 
Stabt  unb  bie  be$  üanbeis  burdjeinanber  würfelte, 
»ad'ten  balb  ben  93ürgerfrieg  von  neuem  an.  In- 
fant nod>  »weimal  ju  Auäjfigen  ber  Stdbter  (Aug. 

1831  unb  April  1832).  3)ie  fianbfd)aft  tonftituierte 
ftd)  als  befonberer  StaatStörper  burd)  ein  27.  April 

1832  vom  93erfaffung3rat  in  fiieftal  entworfenes 
©ranbgefefc.  Sie  ftdbtifdje  Partei  trat  jeftt  bem 
reaftiondren  Sarner  33unbe  bei  unb  fiberfiel  3.  Aug. 
1833,  ungeadjtet  beä  von  ber  Jagfatjung  gebotenen 
ÜanbfriebenS,  bie  ßanbfcbaft,  würbe  aoer  in  bem 
blutigen  ©efedjt  bei  $ratteln  mit  ftartem  93erluft 
uirfidgefcblagen.  9tunmebr  befehlen  eibgenöffifd)« 
Jruppen  ben  Äanton,  unb  26.  Aug.  erfannte  bie  lag- 
fa&ung  bie  Trennung  ber  beiben  jlantonäteile  anr 
moburd)  33afel:8tabt  auf  ba3  Stabtgebtet  unb  brei 
Dörfer  auf  ber  rechten  IMbcinfeite  bejdjrdnft  würbe. 

3n  33  afel-- Stabt  tarn  3.  Ott.  1833  eine  SJer* 
fammg  ju  ftanbe,  bie  ftaatsbürgerlicbe  <Red)td= 
aleidjbeit,  Irennung  ber  ©ewalten,  ßffentlicbteit, 
93cfd)rdnlung  ber  Amtdbauer  auf  6  3apre,  33refp 
fretbeit  u.  f.  w.  auäfprad).  Sie  3Bdblbar!eit  für  ben 
©rofien  Dlat  war  aber  von  ber  33etleibung  eine* 
Amte*  imÄanton  ober  einem  bestimmten  GenjuS  ab* 
bdngig.  3"  ber  eibgenöfftfcben^olitil,  wie  nament= 
lid>  m  ber  Aargauer  JUofterfrage  unb  jum  Teil  aud) 
in  Sagen  be«  SonberbunbeS,  bielt  ftd)  93afefcStabt 
l'eitbem  auf  feiten  ber  tonfervativen  Stdnbe,  bod) 
gewann  an*  bter  allmdbltd)  bie  Partei  beä  (jort- 
Ubrittä  an  93ebeutung.  3lad)  ber  Sievolution  in©enf 
1846  würbe  8.  April  1847  eine  neue  33erfafiung  am 
genommen.  Sie  miebtigften  Verdnberungen  betrafen 
bie  Abfd)atfung  be$  Genfuä  unb  bie  Auäbebnung 
ber  Söablfdbigteit  auf  alle  wenigften«  20idbrigen 
33ürger.  1858  würbe  biefe  93erfaffung  in  einigen 
untergeorbneten  $untten  reoibiert,  bagegen  enthalt 
bie  uom  9.  Mai  1875  burd)  Ginfübrung  be«  fatuU 
tatioen  JReferenbum*  unb  ber  Initiative  unb  über= 
nabme  ber  ftdbtifcben  Verwaltung  burd)  ben  Staat 
eine  burdjgreifenbe  Slnberung  be«  3<egierung8s 
^oftemd  im  Sinne  ber  reinen  $emofratte.  (!uie 
neuerabital:bemotratifcbeVerfai)ungwurbc2.5ebr. 
1890  bei  fd)Wacbcr33eteiligung  mit  3187  gegen  1671 
Stimmen  angenommen,  ßin  Kranfenoer)uperungg> 
gefe&  würbe  bagegen  im  SDldrj  1890  unb  ein  ©efefc 
für  $roportionaloertretung  im  ^ooember  »ermor^ 
fen.   Hm  10.  ÜJtai  1891  würbe  eine  ^artialuer- 


Safcler  triebe 

tretung,  weld)e  bie  9Babl  ber  Siebter  burd)3  Soll  bc  - 
ftimmt,  bei  febr  geringer  ^Beteiligung  angenommen. 

3)er  ^albtanton  33afel=fianb  gab  f«b  febon 
1832  eine  rein  bemotratifd)=republitani)cbe  3ien 
faffung,  bie  1839,  1850  unb  1863  «Heoiftonen  er* 
fubr.  ^m  tarnen  «bed  fouoerdnen  33oItS»  werben 
bier  ©efebe  unb  Serorbnungen  erlaffen  unb  von 
ihm  Sanbrat,  9tegierung3rat  unb  fdmtlicbe  33e}ir(d< 
beamte  birett  gewdblt.  on  ben  fed))iger  fahren 
oon  leibenfd)aftlid>eu  ^arteüdmpfen  jerriffen,  bie 
eine  Dcblotratie  }u  febaffen  brobten,  ift  ber  Äanton 
feitber  in  rubigere«  gabrwaffer  gelommen.  2lber 
er  frantt  an  negativen  Grgebniffen  t>ti  Aiuanj« 
referenbum*,  an  finanzieller  unb  polit.  Sd?redd)e; 
^eDifionSoerfudje  febeiterten  (1887  unb  1888). 

33gl.  Odii,  ©efdjidjte  ber  Stabt  unb  eanbftbaft 
33.(833be.,  33afel  1796—1822);  33eitrdge  jur  vater* 
Idnbifdjen  ©efcbtdjte  (bg.vonbcr6iftortf(ben0efell= 
fdjaft  ju  33.,  feit  1839);  ßiftor.sgeogr.=ftatift.  ©e» 
mdlbc  ber  Scbweij,  6eft  11 : 33afel=Stabt  (St.  ©allen 
1841);  Mitteilungen  ber  ©efellfcbaft  ffir  vaterldn^ 
bifdje  Altertümer  in  33.  (93afel  1843  fg.);  Strcuber, 
3)ie  Stabt  33.  (ebb.  1854);  33ilber  aui  ber  ©einigte 
uon  33.  (33a*ler  ?Reuiabr«bldtter);  feeusler,  3kr= 
faffungdgefdjicbte  ber  Stabt33.  im  Mittelalter  (33afel 
1860);  93if*er,  ©efdjidjte  ber  Unioerfitdt  93.  (ebb. 
1862);  33a3ler  Gbronifen,  ba.  von  ber  ^iftorifdjen 
unb  antiquarifcben©efellfcbatt  in  33.,  33b.  1—5  (2pj. 
1872—95);  S«i,  Sie  Staatdumwdljung  bei  kan- 
tonä  33.  im  3.  1798  (33afel  1876);  »erlcpfcb,  33. 
unb  feine  Umgebung  (2.  Aufl. ,  ebb.  1876);  33oo£, 
©ei'djicbte  ber  Stabt  33.  (93b.  1,  ebb.  1878);  93afelet 
3abrbud?  (ebb.  1879  u.  fg.);  33oo3,  Urfunbenbud) 
berfianbfebaft  93.  (2  93bc,  ebb.  1881-84) ;  A.  33urd= 
barbt,  93ilber  aud  ber  ©efebiebte  uon  93.  (2  93be., 
1882);  91  ßofc,  33.,  eine  Sdjilberung  ffir  (Sinbei- 
mifebe  unb  grembe  (33afel  1882);  Urlunbcnbucb 
ber  Stabt  33.,  bd.  von  ber  £iftorifcben  unb  anti 
quarifeben  ©efellfcbaft  ju  93.,  33b.  1—7  (ebb.  1890 
—1900);  Abler,  33.8  Socialpolttif  in  neuefter  3eit 
(Ifib.  1896);  5)ie  Stabt  33.  unb  ibre  Umgebung,  bg. 
vom  93ertebr$oerein(33afel  1898);  Alten  bet  33afeler 
9teoolurion  1798.  Auf  33efebl  ber  9tegierung  ge» 
fammelt  (ebb.  1898). 

«afcl=Mug.ft,  f.  33afel  (©e|cbid)te). 

SBafelec  ®lauf  ein  ui  ben  Safraninen  geb&riger 
Jeerfarbftoff,  ber  aU  brauned  Ärpftallpulver,  mit 
blauüioletter  ^arbe  im  9Bajfer  löSlicb,  in  ben  fianbel 
f ommt.  Man  erbdlt  ibn  burd?  ßinwirlung  von  falj= 
faurem  Ülitrofobimetbplanilin  auf  $ito(v(napbtbQ: 
(enbiamin  in  ber  3Bdrme;  er  fdrbt  mit  vreebwein- 
ftein  unb  lannin  gebeijte  33aumwolle  blau. 

©afeler  »riebe,  ber  5.  April  1795  in  93afcl 
abgef (bioffene  (xriebendvertrag  }Wtfd)en  $reur>cn 
unb  ^ranlreid);  er  beenbete  ffir  $reu|en  ben  1792 
auSgebrod)enen  erften  9ievolutioni5lrieg  (f.  Vyraiiiö- 
fifcbe  SRcvolution^triege).  Sie  Unterbanblungen, 
bie  fd)on  im  Scj.  1794  aufgenommen  waren,  Wur? 
ben  preufiifcberfeitd  bureb  ben  ©rafen  Woltj,  fpdter 
burd)  ben  Minifter  von  Jöarbenbcrg,  franiöfiicber^ 
feit«  burd)  ben@efanbten93artW(emp  aefQbrt.  %xeu-. 
ften,  burd)  bie  feinbfelige  Haltung  wifelanbd  unb 
Cfterreid)8  bebrobt,  bie  ftd)  3.  §an.  1795  ^u  einem 
wenn  nötig  mit  Waffengewalt  ju  erjwingenben 
Auofcbluft  ^renBen«  von  ber  geplanten  polu.  Zcv 
lung  vereinigt  hatten,  trat  von  ber  Koalition  gegen 
^ranlreid)  )urüd  unb  fagte  fid)  aud)  ali  beutfeber 
9teid)3ftanb  vom  vJieicbelriege  loi.  Qi  nahm  alle 
norbbeutfeben  9teid)«ftdnbe,  bie  ftd)  ibm  innerhalb 


Digitized  by  Google 


Saferer  fiompaftaten  —  ©afeter  Äon^il 


443 


breier  SDtonate  anfdjließen  würben,  in  feinen  Sdjufc 
unb  übergab  feine  lintSrbein.  SBefttjungen .  r>ox- 
bebaltlid)  einer  enbgültigen  fibereintunft  im  9teid)S= 
frieben,  ber  fiegreicpen  franj.  5Hepublif.  Durd)  eine 
Konvention  oom  17. 9Jtai  mürbe  bie  DemarfationS» 
linie  feftgeftellt,  moburd)  ber  größere  ieil  »on  9torb* 
beutfcblanb  fowie  fronten  als  neutral  bem  SBereicb 
beS  Krieges  entjogen  mürbe.  Sin  geheimer  Sirtitel 
»erbieß  für  Greußen,  falls  beim  aUaemeinen  5rie= 
benSfd)luffe  baS  linte  SRbeinufer  bei  tfranlreid)  t>er= 
bleibe,  eine  entfpredjenbe  Gntfdjdbigung.  Söicmob^l 
burcb  bie  £alhmg  JRußlanbS  unb  ßfterretd)S  bie 
ffienbung  ber  preuß.  Volitit  einigermaßen  entfdjul 
bigt  »erben  fann,  fo  war  bod)  ber  SB.  §.  einer  ber 
fcbmerften  polit.  gebier  Greußens  in  neuerer  3*it.  — 
(Sin  jmeiter  triebe  von  SBafel  fam  in  bemfelben 
3abre  am  22.  yuli  jwifcben  Spanien  unb  ?ftanlreid) 
ju  ftanbe;  Spanien  »erjiAtete  auf  feinen  »nteil  an 
ber  ?lnfel  Domingo. 

ttafeler  ftompaftaten,  f.  JBafeler  Äonjit. 

©afclcr  ftonfcffion,  eine  21.  $$an.  1534  im 
tarnen  beS  SBafeler  9tatS  oeröffenthdjte  Sßetennt* 
niSfdjrift,  auf  ©runb  eine*  ^rtoatbetenntniffeS  beS 
CtolampabiuS  wabrfdjeinlicb.  burd)  2R»coniuS  »er* 
faßt.  Sie  warb  1537  aud)  in  2Jtülbaufen  angenom* 
men  (baber  confessio  Muelhusana)  unb  beftebt  auS 
12  ?lrtiteln,  Don  benen  ber  fed)fte  bie  3winglifd)e 
2tbenbmablSlebre  entbdlL  3um  Unterfdjiebe  Pon 
ber  erften£>el»etifd?en  Konfeffion  »on  1536,  bie  aud) 
jmeite  93.  K.  genannt  wirb,  beißt  fie  aud)  erfte  33.  K. 
(confessio  Basiliensis  prior).  —  SBfll.  $agenbad), 
KritifAe  ©ef*id)te  ber  erften  JB.  K.  PBafel  1827). 

ftafeler  fton&if,  bie  lettte  ber  allgemeinen  Kir= 
d)en»erfammlungen  beS 15. 3afr$>»  auf  ber  eine  Kir- 
djenreform  angeftrebt  mürbe,  bauerte  »om  23.  $ü\i 
1431  bis  7.  Tlax  1449.  Sa«  Konftanjer  Konjil 
(f.  b.)  blatte,  um  bie  Äirdje  an  &aupt  unb  ©liebem 
ju  reformieren,  bie  alttird)lid)e  Snfdjauung  oon 
ben  allgemeinen  Konjilien  als  oberfter  richterlicher 
unb  gefehgebenber  SÖtacbt  in  ber  Kutte  erneuert 
unb  burd)  baS  Defret  Frequens  ben  »eriobifdjen 
3ufammentritt  foldjer  Kird)en»erfammlungen  »er' 
orbnet.  Vapft  ÜRartin  V.,  burd)  polit.  23ebrängniffe 
unb  burd)  bie  fmffiten  in  Verlegenheit  gebracht,  be* 
rief  ein  neue*  Konjil  nad>  93afel.  Sein  9tad)folger 
(fugen  IV.  beftdtigte  bie  ^Berufung  unb  übertrug  bie 
Ceitung  beS  KonjtlS  bem  Karbinallegaten  ©iuhano 
(Sefarini  oon  St.  Sngelo.  »m  23.3uli  1431  würbe 
baS  Äonjil  eröffnet  unb  beftimmte  in  feiner  ©e* 
fcbdftSorbnung,  baß  nid)t,  roie  in  Konftanj,  nad) 
Nationen  abgeftimmt  »erben  follte,  baß  »lelmebr 
auS  allen  Stationen  unb  Mangftufen  »ier  Deputa* 
tionen  (für  ©laubenSfadjen,  ftriebenSangelegen; 
beiten,  Kirdjenrcform  unb  Komiliengefcbäfte)  ju 
bilben  unb  brei  ba»onut  einem  allgemeinen  Konul* 
befdjluffe  nötig  feien.  Die  erfte  öffentlidje  SBerfammj 
lung  fanb  14. 3)e».  unter  bem  Vorfthe  ßefariniS  ftatt 
unb  beftimmte  als  Aufgaben  beS  KonjilS  bie  Wu*-- 
rottung  ber  Äe&creien,  bie  Sereinigung  aller  dbriftl. 
Völler  in  ber  allgemeinen  fatb.Äirdpe,  bie  Beilegung 
ber  Kriege  jtoifdjen  djriftl.  dürften  unb  bie  JRef orma^ 
tion  ber  Ätrdje  an  Saupt  unb  ©liebem,  infolge 
biefer  energifdjen  SBefdjlüffe  löfte  ber  Vapft  bereits 
18.  2)ej.  burd)  bie  SBulle  Qaoniam  alto  baS  Äon)il 
auf;  aber  Aaifer  SigiSmunb  roie  ber  fiarbinallegat 
madjtcn  ©egennorftellungen,  unb  baS  Äon|il  felbft 
erfldrte  16.  ^<br.  1432,  baß  eS  als  öfumenifcbeS 
über  bem  Vapfte  flebe.  2)er  Vapft  mürbe  mieberbolt 
nad)  SBafel  eingelaben,  unb  als  er  nid)t  erfd)ien,  mit 


Slbfe&ung  bebrobt.  5)urd)  Empörungen  im  Äircbcn« 
ftaate  bebrfingt,  gab  er  nad)  unb  erfanntc  l.'Jlug. 
1433  bas  Kotnil  unb  beffen  «efcblüffc  an.  Tiefes 
batte  unterbefien  fein  2lnfcben  febr  gehoben  burd) 
bie  teilmeife  SBefeitigung  ber  buffttifd)en  Kehcret. 
Turd?  ein  Scbrciben  »om  15.  Ott.  1431,  bann  burd) 
mehrere  Deputationen  eingelaben,  erfdjien  4.  3an. 
1433  eine  große  Deputation  ber  öuffiten  in  SBafel. 
3luf  ©runb  ber  hier  gepflogenen  Verbanblungett 
tarnen  30.  Woo.  1433  bie  fog.  Vrager  Hompaltaten 
(aud)  Jöafeler  Kompattaten)  n  ftanbe,  nad) 
»eld)en  gegen  Ginräumung  beS  l'aienteld)S  unb 
einiger  anberer  ^unlte  bie  gemäßigtere  Partei  ber 
Öuifiten  (f.  b.)  fid?  mit  üllom  oerföbnte. 

SBei  ber  Durchführung  einer  iHeform  ber  Kird?e 
an  A^aupt  unb  ©liebem  ließ  baS  Konjil  fid)  allju= 
febr  t>on  feiner  Jeinbfcbaft  gegen  bie  Kurie  leiten. 
Seit  bem  3an.  1435  würben  S-Befd)lüfie  jur  Hebung 
ber  Sittenjudjt  unb  !>lefomt  beS  KlemS  gefaßt,  wie 
gegen  ba«  Kontubinat  ber  Vriefter,  gegen  i^liß» 
bräuebe  beS  SBanncS,  beS  ^nterbitts,  beS  3lppella* 
tionSrecbtS  u.  f.  w.  Die  freie  ÜBabl  ber  Kapitel 
würbe  rcicberbcrgeftcllt,  bie  päpftl.  DiSpofition  über 
bie  Vfrünben  an  Katbebrab  unb  jt'ollegiattircben 
beinahe  »öllig  aufgehoben,  bie  Appellationen  nad) 
JHom  befchränft  unb  burd)  ^IbfAaffung  ber  Slnnaten, 
^alliengelber  unb  ähnlicher  Ginnabmen  ber  röm. 
Kurie  bie  reiebfte  Ouelle  ihrer  Gintünftc  üerftopft. 
Den  8chluß  ber  iHeformen  bilbetc  ein  neues  ^apft« 
wablgcfet»  unb  eine  Umgeftaltung  beS  KarbinalfoW 
legiumS.  Der  "^apft  follte  hiernach  beim  Eintritte 
fetneS  SlmteS  eiblid)  geloben,  bie  SBefd)lüffe  beS  Kon» 
jils  aufrecht  ju  erhalten  unb  baSfelbe  alljährlich  ju« 
lammenbemfen.  DaS  Karbinaltollegium  würbe  auf 
24  vJ)Jitglieber  beichränfl,  bie  aus  allen  Stationen  in 
ber  ©eifcju  wählen  fein  folltcn,  baß  teiner  mehr  als 
ein  Drittcil  angehörte,  unb  bie  fid)  felbft  ergänjen 
unb  alle  9(mtSbanblungen  beS  ^apfteS  übermadjen, 
feine  Fullen  fontrafignieren  unb  bafür  bie  Hälfte 
ber  Gintünfte  beS  KirchenftaateS  belieben  follten. 
Dicfe  SBefdjlüffe,  bie  oon  ber  milbern  IRinorität  beS 
KonjilS  gemißbilligt  würben,  erneuerten  ben  Streit 
mit  bemi^apfte,  unb  bie  Union,  bie  ber  oon  ben  2ür= 
fen  arg  bebrängte  gried).  Kaifer  Johannes  VIII. 
läologoS  mit  bem  Abcnblanbe  anftrebte,  führte  ben 
»Ölligen  ikud)  berbei.  3n  einer  ftürmifdjen  Sifcung, 
7.  <Dtärj  1437,  beriet  baS  Konjil  über  ben  Ort  ber 
UnionSverfammlung  mit  ben  ©riechen;  bie  3Jtajori: 
tät  befebloß,  biefclbe  in  "Bafel ,  Stoignon  ober  einer 
Stabt  SawopenS  abjubalten,  währenb  bie  bem 
^apfte  mehr  geneigte  l'tinorität  eine  Stabt  Italiens 
beftimmte.  Darüber  trennte  fid)  baS  Konzil;  bie 
päpftl.  Partei  »erließ  Vafel  unb  ftebelte  nach  ^errara 
über  (f.  Jerrara-Jlorenjer  Konjil).  Die  lUebrbeit, 
geleitet  »on  l'ouiS  b'illlemanb,  Karbinal  unb  Grj« 
bifebof  »on  ?lrlcS,  ging  jeht  weiter  in  ihrer  Dppo* 
fition  gegen  ben  ^apft.  %m  31.  H37  würbe 
bieier  nebft  feinen  Harbtnälen  binnen  00  lagen  nad) 
Vafel  gclabcn,  24.  3an.  1438  »on  feinem  3lmte 
f ufpcitbicrt,  unb  als  er  nicht  erfdjien,  auf  ©runb  ber 
acht  fatb.  Wahrheiten  als  rüdfälligcr  Kefier  2,r>.  ^uni 
1439  abgefegt,  ilu  feiner  Stelle  würbe  ftcrjog  %ma> 
beuS  oon  Saoooen,  ber  bie  iHegicrung  niebcrgelegt 
hatte,  5.  9to».  1439  als  Jclir  V.  jum  ^apjte  ge» 
wählt.  Der  neue  ^apft  würbe  nur  »on  feinem  Sohne, 
ben  Scbrocijcrn  unb  bem  öerjoge  »on  "Tawern  aucr» 
tanut,  währenb  Gugen  ben  metften  Wächten  Guro« 
paS  nach  wie  »or  als  baS  rechtmäßige  überhaupt 
ber  Kirche  galt.  Dicjranjofcn  unb  Deutfchen  fud)« 


444 


Safelcr  fietferli  —  «afen 


ten  menigften*  bie  oor  bem  Sßrojeffe  gegen  ßugen 
erlaufenen  9ieformbefrete  be*  Äonjil*  gu  retten. 
Äarl  VII.  oon  granlreid?  erbob  biefelben  burd)  bie 
s}Sragmatifd)e  Santtion  jum  Staat*gefe& ,  unb 
aud)  bie  beutfdjcn  jturfürften  nahmen  fie  auf  bem 
Sage  ju  SJlainj  26.  aRarj  1439  an;  in  bem  ßom* 
petenjftreite  jwifdvM  @ugen  unb  bem  Äonjil  er« 
Härten  fie  ftd)  neutral.  SIber  ber  neue  flaifer  #rieb* 
rieb  III.  mar  bem  flomil  nidjt  geneigt.  Sein  ©e= 
beimfebreiber  $inea*  Sploiu*  (fpdter  $tu*  II.),  früber 
ein*  ber  Säupter  ber  Opposition  auf  bem  tfonnl, 
leitete  jetjt  inSa.cbeim  bie  33erpanblungen  be*  aifer* 
mit  SRom.  Die  (Srjbifdjöfe  oon  Juer  unb  fiöln, 
wegen  tbre*  gehalten*  an  ben  33afeler  95eid?lüf)en 
oon  (*ugen  IV.  entfefct  (1445),  oereinigten  noeb  ein* 
mal  bie  beutfdjen  Üurfürften  ju  einer  2lrt  oon  Ulti= 
matum  an  (fugen  (21.  SWäri  1446),  worin  fte  bie 
©enebjnigung  ber  33afeler  betrete  unb  bie  Ginbe= 
rufung  eine?  neuen  Äonjil*  nad?  einer  beutfdjen 
6tabt  auf  ben  1.  9Rai  1447  ©erlangten  unb  im 
3öeiaerung*falle  fid?  förmlich  auf  bie  Seite  ber33afe= 
1er  SÖcrfammtung  ju  ftellen  brobten.  81  ber  ftrieb-- 
rid?  III.  lief;  burdj  $Inea*  Splotu*  hinter  bemdtüden 
ber  flurfürften  mit  bem  Zapfte  unb  ben  übrigen 
5Heid)*fürften  unterbanbeln.  ©egen  geringe  flu- 

Seftänbniffe  unb  gegen  bie  3urüdnabme  ber  De- 
rete,  welcbe  bie  beiben  Gnbifcböfe  entfetten,  liefe 
ftdb  bie  l1! fbrbci t  ber  SHeid>*ftänbe  jur  Slnertennung 
6ugenS.IV.  berbei  (Sept.  1446),  unb  ber  $apft 
empfing  auf  bem  Sterbebette  bie  Dbebienj  ber  beut* 
feben  Station  (7.  tjebr.  1447).  Die  Scfelaubeit  be* 
neuen  Zapfte*  Diifolau-j  V.  unb  bie  Jrculofigleit 
be*  änea*  Sploiu*  roufeten  balb  barauf  aud?  nod> 
bie  wenigen  3ugeftänbniffe  (fugen*  ben  Deutfdjen 
gröfetentctl*  ju  entwinben  (2öiener  Äonlorbat  oom 
17. 5ebr.  1448).  Der  Äaifer  ging  mit  einem  Sepa* 
ratoertrage  ooran,  bie  9ieicb*fürften  traten  einer 
nad?  bem  anbern  bei,  bie  ÜJlddjtigern  burdj  befon= 
bere  SJerwilligunaen  gewonnen.  Die  tiefte  be*  Hon= 
tili,  benen  bie  9iei<b$jtabt  £Bafet  ibren  cdnm  entjog, 
liebelten  nad?  Öaufanne  (25. 3uni  1448)  über.  Slber 
al*  ibr  $apft  ^elir  feine  Üßürbe  nieberlegte  unb  ficb 
mit  bem  Äarbtnal*titel  begnügte,  blieb  ibnen  nidjt* 
anbere*  übrig,  al*  9iilolau*  V.  au  ui  er  lernten  unb 
7. 3Wai  1449  ficb  aufjulöfen.  Die  33afeler33efcblüfie 
ftnb  in  leine  röm.Äonrilicnjammlung  aufgenommen 
unb  oon  ben  röm.fiurtaliften  für  nidjtig  ertldrt  wor= 
ben.  Dennod)  ftnb  fie  eine  Duelle  be*  tanomfdjen 
Med)  t-3  für  ^rantreia)  unbDeutfcblanb,  ba  fie  in  bie 
$ragmatifa>e  Santtion  oou  33ourge*  unb  teilweife 
aud)  in  bie  ÜJlainier  2lcceptation  übergegangen,  aueb 
nadbmal*,  wenigsten*  foweit  fie  bieÄirdjenjudjt  be-- 
treffen ,  nidjt  oöllig  aufgeboben  worben  finb.  Die 
banbfcbriftlicb  in  ijJari*  unb  33afel  aufbewabrten 
Sitten  be*  ftonril*  finb  gebrudt  in  ber  Sammlung 
oon  SJtanfi  unb  öfter.  —  ^gl.  auaj  ©efjenberg,  Die 
gro^enflirdbenoerfammlungen  be*15.unbl6.3abrb., 
iöb.  2  (flonftanj  1840);  ©.  ÜSoigt,  ©nea  Sploio  be' 
$iccolomini,  al*  s^apft  $iud  IL,  unb  fein  Zeitalter. 
Jöb.  1  (Serl.  1856);  ^efele,  flonjiliengefdjicbte,  18b.  7 
(Jreib.  i.  93r.  1874;  2.  »ufl.  1891);  0.9tid)ter,  Die 
Drganifation  unb@eid)fiftöorbnung  bee  5B.  &.  (Jpj. 
1877) ;  "Mtor,  ©efd)id)te  ber  gipfle  (33b.  1, 2. 3lufl., 
/Treib.  i.SBr.  1891);  Concilium  Basiiiense.  Stubien 
unb  Duellen  jur  ©efcbidjtc  be*  33.  R.,  bg.  oon  Salier, 
33b.  1-3  (33afel  1895-1900). 
Oafeler  Vccfcrli,  f.  Cederli. 
«afder  if  fioncgcf  dl  im f  t.  Die  33. 2R.,  be= 
grQnbet  1815burd)^farrer^i!olau§oon33runn  unb 


ben  Selretär  ber  Deutfcben  6briftentum§gefeüfd?af t 
jyriebrid)  Spittler,  eröffnete  1816  ib«  3)iiffionS* 
fcbule  mit  7  Börtlingen.  ÜJtadjbcm  im  Slnfang  bie 
auögebilbeten  3Jliffionare  in  ben  Dienft  frember 
©efellfdjaften  getreten  waren,  begann  man  balb 
[elbftänbig  ajiiffion  ju  treiben,  juerft  in  Sübrufs^ 
lanb  (1821),  fobann  auf  ber  ©olbtüfte  (1828),  auf 
ber  2Beft!üfte  3nbien«  (1834),  im  fübl.  Gbina 
(1846)  unb  in  Äamerun  (1886).  1899  jdblte  bie 
33.  SEK.  auf  56  £>auptftationen  isi  ^liffionare, 
2670  Seibentaufen,  18622  Scbüler  unb  38637 
©cmeinbeglieber.  etwa  ein  33iettel  ber  Sluägabcn 
werben  buraj  bie  «$albba&entollette»  in  Sübbeutfcb* 
lanb  unb  ber  Sdjweij  gebedt.  Die  9Jliffion*banb- 
lungdgefelljdjaft  unb  med) an.  Sßertftdtten,  wie 
Webereien  unb  3iegeleien,  weld)e  gugleicb  ben  Uber: 
tretenben  33efd;dftigung  bieten,  geben  einen  nanu 
baften  ertrag,  wie  aueb  bie  Kirdjenfteuern  ber 
bcibcndjriftlicben  ©emeinben.  Der  religiöö^beol. 
Stanbpunlt  ber  93.  3R.  ift  ber  eined  gelduterten 
Wetüzimuä,  für  ben  ba§  lonfeffionelle  Clement 
rüdtritt.  3tl«  Organe  bienen  «Da*  eoang.  3JKf< 
fion*magajin»  unb  «Der  eoang.  Seibenbote»,  für 
bie  franj.Sdjweij  «Le  Missionnaire».  —  SM.  Öfter» 
tag,  6ntftebung*gefd?icbte  ber  eoang.  SJlifüon** 
nefeUfcbaft  iu  33afel  (33afel  1865);  Äübnle,  Die«r» 
beit*ftätten  ber  33.  2Jt.  (2.  Slufl.,  ebb.  1896) ;  (Sppler, 
Öcfd)id?te  ber  33.  SW.  (ebb.  1899). 

fttafement  (frj.,  fpr.  baf  mang),  in  ber  33aufunft 
fooiel  wie  33afi*  (f.  b.). 

iöafcn,  in  ber  tfbemie  alle  bieienigen  33erbin< 
bungen,  bie  ficb  mit  Säuren  ju  Salden  umfet^en. 
Soweit  fie  in  2Baffer  ober  anbern  inbifferenten  2ö» 
fungämitteln  lö*lid)  finb,  geigen  fie  altalifcbe 
iReattion,  b.  b.  fie  bringen  dparalteriftifd)e  33er> 
dnberungen  gewiffer  ^arbftoffe  bevoer ;  fo  fdrben 
fte  ben  burd?  Sduren  geröteten  2admu*farb|"toff 
blau,  gelbe  Gurcumatinttur  braun,  farblofe*  ^be: 
nolpbtpalrin  rot  u.  f.  w.  SRan  unterf djeibet  jwif eben 
anorganifeben  unb  organifd>en  33.  Die 
erftern  finb  bie  Spbrate  ber  meiften  metaüifdjen 
eiemente,  beren  SBereinigung  mit  Sduren  ju  Saljen 
unter  2i3afferau*tritt  erfolgt,  j.  33.: 

93afi*       Säure         Salj  ©affer 
KOH   +  HONO,  =  KO-NO,  +  H,0 
ober:  NaOH  +  HCl       =  NaCl      +  H,0. 

^e  nad)  ber  3Bertigteit  be*  SRetall*  lönneu  bie 
33.  oerfd?ieben  oiele  Spbrorplgruppen  entbalten  unb 
bcmentfpredbenb  mit  einer  geringem  ober  gröfeern 
Slnjabl  oon  Sduremolelftlen  Salje  bilben.  Cin= 
wertige  SWetalle,  bie  ftd?  mit  nur  einer  Sobrorob 
gnippe  oerbinben,  bilben  biemonobobratifeben 
ober  einf  durigen  83.,  mie  oben  KOH  unb  NaOH. 
Zweiwertige  Metalle  bilben  ibr  öpbrat  mit  jwei 
Spbrorplgruppen.  fe^en  ftdj  infolgebeflen  mit  jwei 
si)ioletülen  einbafifdjer  Säuren  ;>u  Saljen  um,  bilben 
alfo  bibpbratifebe  ober  jweifäurige  33.,  j.  33. 

Ba(OH)t  +  2H0.no,  =  B^ONO,),  +  2HS0 

Ca(OH),  +  2  HCl  »  CaCU  +  2H.0. 
So  giebt  e*  aud)  tribpbratifd?e  ober  brei» 
fäurige: 

Bi(OH),  +3  HO -NO,  =  Bi(ON09),  +  3  11,0, 
oierf durige,  wie  Zr(0H)4,  ja  fed>*fäurige  33., 
wie  Al,(OH)a,  u.  a.  m. 

Die  organifdjen  33.  entfpredjen  meift  bem 
Smmoniai,  NHB,  unblönnen  gröfetenteil*  au*  bie= 
fem  bargeftellt  werben,  inbem  man  ein,  jwei  ober 
alle  brei  3Bafierftoffatome  be*)clben  burd)  organiidje 
»labilale  erfefet  (f.  Slmmonialbafen).  Diefelbcn  oer« 


Digitized  by  Google 


SBafenbtlbner  —  SBafüe 


445 


binben  ficb  »ie  ba§  Smmoniaf  mit  ben  Sauren  ohne 
©afierabfpaltung  ju  Saljen,  bie  ben  Slmmonium-- 
faljen  entfprecben: 

NH,  +  HO- NO,  =  NH4O  NO, 
N(C,HB),  +  HONO.  =N(CfHft),HONOt. 
3bre  SDertigteit  wirb  meift  burd)  bie  «njabl  ber 
Stidftoffatome  beftimmt,  fo  baß  j.  SB.  NtII4(C,H4) 
eine  jmeifdurige  organifdje  93afe  ift. 

Sud)  bie  »Ifaloibe  (f.  b.)  fmb  organische  SB.,  j.  58. 
C^Hj.NO,,  2Rorpbm,  einfdurifl,  CmH^N.O,, 
(Sbinin,  j»eifäurig. 

C  Jrganifcbe  ämmoniumbafen  (f.  b.)  leiten  fidj  in 
Ähnlicher  ffieife  Bon  bem  bppotbetifcben  einfdurigcn 
Slmmoniumorpbbpbrat,  NH40H,  ab,  j.  JB.  baä  etm 
i&urige  Jerrametbplammoniumbpbrat : 
N(CHS)4-  OH + HO  NO, =N(CH,)4-  0  NO, +H,0. 

^rtfcnbilbncr,  nacb  SBerjeliuä  9(ame  für  bie 
djem.  Elemente  Sauerftoff,  Scb»efel,  6elen  unb 
Sellur .  »eil  fie  mit  «Dcctallen  SBafen  (f.  b.)  bilben. 

tBafenre,  f.  SBafento. 

syafcnto  (SBafiento,  SBafente,  bei  ben  3Rö» 
mern  Casuentas) ,  t$fluß  in  ber  <ßroBinj  ^otenja  in 
Unteritalien,  entfprinat  j  üb  lieb  Bon  $otenja  am 
2Honte*?lrio|o  in  ben  SDlabbalenabergen,  burdjflicßt 
eine  einförmige  ©egenb  unb  ergießt  fid?  nacb  einem 
Saufe  von  130 km  tn  ben  SBufen  von  Sarent.  -Kalo 
feiner  üJtünbung  lag  ba$  alte  SRetapontum.  Sein 
füböftlicb  gerichtetes  Zfyal  benußt  bie  ßifenbabn. 

fBafeolftaie  (grd).),  fiepre  oon  ben  ©runblagen, 
gunbamentalppilofopbie;  auetj  bie  ebem.  liicorie 
oon  ben  SBafen. 

©aefforb,  Stabt  in  ber  engl,  ©raffebaft  9cot* 
tingbam,  4  km  north*  Don  ber  Stabt  Wottingbam, 
an  ber  in  ben  Srent  gebenben  Seen,  öauptplaß  ber 
öpißem  unb  S trumpf fabrifation  auä  S8aum»oUe, 
bat  (1891)  22  781  G.,  Spinnerei  unb  SBleiderei. 

»o  Üfirrfeff,  9Harta,  «Malerin,  f.  SBafcptirje». 
a  ianen,  SJolleftamm,  f.  SBaltaren. 

töa  tafer),  ungar.  Slnfiebelung,  f.  SBajiriS. 
'icität ,  bie  (Sigenfcbaft  ber  Sduren,  fidj  mit 
beftimmten  SDlengen  bafifeber  Orpbe  )u  Saljen  ums 
jufeßen;  fie  »irb  burcb  bie  Slnjabl  ber  in  ben  Säu* 
ren  burcb  pofitiBe  ÜJletalle  ober  Dtabtlale  erfeßbaren 
üöafierftoffatome  beftimmt  ( ein-  unb  mehrbafifebe 

SB  afibi  en,  f.  SBafibiompceten.      [Sauren,},  b.). 

©afibtoratjeeten,  artenreiche  ©ruppe  ber  $ilje, 
mit  eigentümlicher  Sporenbilbung.  SBon  einem 
fabig  Bcrjmeigten  SJipcelium,  beffen  &ppben  mit 
Querfa) cibemdnben  verfemen  ftnb,  »erben  fepr  mam 
nigfalttg  geftaltete  ftrucptlörper  gebilbet,  unb  auf 
biefen  finbet  bie  Sporenenhridlung  ftatt;  ti  »er-- 
ben  babet  von  einzelnen  SWpcelf äben ,  bie  an  ber 
Spiße  meift  et»a«  feulenförmig  angefcp»ollen  fmb 
unb  bie  man  SBaf  ibien  nennt,  ehneln  ober  fetten- 
förmig  Sporen,  SBafibiofporen,  ahgefdmürt. 
3e  nacb  ber  Slnvapl  ber  abgefebnürten  Sporen  unb 
aueb  nacb  ber  £eoena»eife  ber  bierper  gehörigen 

f ilje  teilt  man  bie  SB.  ge»öpnlicb  in  Pier  größere 
amilien  ein:  1)  Urebineen  (f.  b.)  ober  SRoft* 
pilje,  bie  man  baufig  al*  äeibiompeeten  o\9 
eigene  ©ruppe  auffübrt,  auf  ben  tjerfebtebenartig* 

ften  ^Jflanjen  febmaroßenbe  $ilje.  3)aä  ÜUpcel  ber.- 
elben  lebt  enbopb.pt  unb  bilbet  Sporenlager,  bie 
aus  ber  überbaut  ber  pon  bem  $ilje  befallenen 
^flanjenteile  peroorbreeben  unb  au^  einer  großen 
Mnjabl  biebt  nebeneinanber  ftebenber  SBafibien  er-- 
jeugtmerben  (f.  Jafel:  ^flanjentrantbeiten, 
(Jia.  5g);  bie  Sporen  »erben  einjeln  ober 
reipenweife  »on  ben  JBafibien  abgefebnürt.  Sterbet 


gehören  eine  große  Slnjabl  für  Äulturpflanjcn  febr 
fcbciblicbe  ^araftten.  2)  JDpmenompceten  (f.  b.) 
ober  Jnautpth c,  meift  niebt  Ktmaroßenbe  tWje, 
bei  benen  an  ]eber  SBafibie  Bier  Sporen  gebilbet 
»erben.  35ieSBafibien  fteben  an  beftimmten  Stellen, 
unb  »war  ftet«  auf  ber  Mußenfeite  ber  febr  Ber« 
febiebenartig  geftalteten  ^rucptlörper;  fte  bilben  an 
tbrem  Scbeitel  Bier  pfriemenartige  lune  ilfteben, 
bie  ben  tarnen  Sterigmen  (f.Iafel:  ^ilje  IV, 
^ig.  4d,  e)  tragen,  Bon  benen  jebed  eine  Spore  ab: 
febnürt.  2 ic  Stellen,  an  benen  bie  33afibien  ge> 
bilbet  »erben,  fmb  mit  einem  bautartigen  übenug 
Berfeben,  Bon  bem  au3  fieb  bieJBaftbien  erbeben 
unb  ber  ben  tarnen  iVrucbtbaut  ober  fipmenium 
fübrt.  3"  biefe  Familie  gehört  bie  große  aJtebrjaljl 
berjenigen  ^Jilje,  bie  man  im  ge»öpnlicben  Sieben 
ali  Scb»dmme  bezeichnet.  3)  Sremellineen 
ober  3  *  1 1  e  r  p  i  l )  e.  2>iefe  unterfebeiben  ftcb  Bon 
ben  öpmenompeeten  nur  burcb  bte  (norpel«  ober 
gallertartige  Sefcbaffenbeit  ber  ^ruebttörper.  Sie 
»aebfen  meift  an  abgeftorbenem  £>olje.  5)i<  bierbr r 
gehörigen  Hrten  baben  lein  allgemeinere^  Jinterefff . 

4)  @afterompceten(f.b.)ober9aucbpil2e.  33ci 
biefen  befinbet  ficb  ba«  ^pmenium  niemals  an  ber 
Slußenfeite,  fonbern  ftetd  im  3«n<Tn  beä  tVrucbt: 
lörper^,  ber  meift  eine  tugelige,  baumartige  ©eftalt 
bat.  3)ie  feulenförmig  angefcb»ollenen  SBaftbien 
bilben  an  ibrem  Sdjeitel  meprere  Sporen.  £icrbcr 
gehören  unter  anbern  bie  SBoBifte. 

©aftbiofporen,  f.  SBaftbiompceten. 
«afiento,  f.  SBafento. 

©aftcren  (Bon  SBaftd,  b.  b.  ©runblage),  ben 
©runb  legen;  audj  ftcb  auf  et»aä  grünben,  ftüßen. 

©a fi lau  ober  % aguima,  \\n}ü  in  ber  ©ruppe 
ber  Sulu:3nHn  (f.  b.  unb  Äarte:  3Ralaiifcber 
3lrd?ipel),  unter  6°  301  nörbl.  JBr.  unb  121°  5' 
Öftl.  2.,  »irb  burcb  bie  Straße  Bon  SB.  Bon  üJlin» 
banao  getrennt,  ift  66  km  lang,  44  km  breit  unb 
1283  qkm  groß  unb  erfrredt  fiep  Pon  SD.  gegen  0., 
Bon  einer  ©ehirgSfette  burdjjogen,  auö  ber  ficb  im 

5)  15Ö.  unb  S.  ber  3nfel  bi«  1020  m  bobe  er« 
beben.  Sie  nicht  febr  jablreidie  SBeB&lferung  be- 
liebt aus  ben  ^iratenftdmmen,  bie  auch  auf  vJRin; 
banao  unb  Sulu  Borfommen,  unb  ben  SameacaS, 
bie  in8  3""^*  jwrflcfgebrdngt  finb.  Jier*  unb 
^flanienreicb  ftnb  ba$  ber  Philippinen,  feauptorte 
finb  3fabella  (1119  6.)  an  ber  «Rorbweft*  unb 
SJtaloja  an  ber  Süb»eftfüfte  ber  3nfel. 

^afilartncntngtHd,  f.  ©epimbautentjünbung. 

©af  tle,  ©ioBan  «atifta,  ©raf  BonJorone,  itaü 
Siebter  unb  iUärvti'ncrjabler  au 6  Neapel,  »ar  tu 
Slnfang  be«  17.  Sabrb.  als  Solbat  ber  Wepublif 
iöenebig  in  ©riecbenlanb ,  lam  1610  mit  feiner 
Scbroefter  Hbriana,  einer  berühmten  Sflngerin,  al« 
Gbelmann  an  ben  voi  Bon  Sftantua,  befanb  fid) 
1617  »ieber  in  Unteritalien  unb  ftarb  Bor  1634.  Gr 
Berfaßte,  außer  Meinem  Schriften,  in  DftaBen  ein 
©ebiebt  «Teagene»  (iHom  1637)  nacb  öelioborud 
(f.  b.).  Seine  bebeutenbften  Schriften  fmb  in  neapolit. 
2Runbart  perfaßt  unb  bilben  beren  »icbtigfte  £itte> 
raturbenfmale.  «II  Pent&merone  overo  lo  cunto 
de  Kennte,  trattenemiento  de  Ii  peccerille  di 
GioT.  Alesio  Abbatutis  (Hnagramm)»  ift  eine 
Sammlung  pon  50  SBolfgmdrcpen,  groteSf-bumo» 
riftifcb  erjählt,  »ie  ber  «Decameron»  in  einer 
9tabmenerjctblung,  auf  5  Sage  (baber  ber  $itel) 
Berteilt.  Sic  erfte  SluSgabe  erfebien  1637  ober  1627, 
anbete  9leaBel  1788  unb  1891.  Sa8  für  SDldrchen: 
lunbe  »iebttge  SBudj  »arb  febr  beliebt  unb  Bielfacb 


Digitized  by  Google 


44G 


©afileuS  —  Safilifa  (in  ber  Saufunft) 


überfefct  (italienifd),  Neapel  1754;  beutfd)  oon  2ieb= 
redjt,  2  SBbe.,  SBreSl.  1846,  unb  fccidjen,  3.  Slufl., 
SBerl.  1895).  GbenfaU«  neapolitanifd)  ift  «Le  Muse 
Kapolitam  ,  beftebcnb  in  ©flogen  (1635;  jule&t 
1788),  «Opere  poetiche»  (Sttantua  1613).  —  SBgl. 
3mbriani,  11  gran  B.  (im  «Giornale  Napolitano  di 
filologia  e  letteratura»,  <Reap.  1875)  unb  (Sroce  in 
ber  Einleitung  jur  31u«gabe  be«  «Pentamerone»  oon 
1891.  [jtoetten  Hrd)on(f.  b.)  in  Htben. 

$taftleu0  (grd).),  Äönig;  aud)  SBejeicpnung  be§ 

jönfino,  3nfel,  f.  SBaltia.  [ber  ^eilige. 

«aftliancr,  ^afiliancr  innen,  \.  SBaftliuä, 

ttaftltcata,  ital.  $rootnj,  f.  $otenja. 

©aftltbeö,  ©noftilcr,  flammte  au*  Sprienunb 
lebte  )u SHleranbria  ,w  Sc  1 1  bec-  K ai fere-  öabr iamiv . 
6ein  Spftem  ift  eine  ©eiterbilbung  ber  Scbre  be« 
Saturninuä  (f.  b.),  bie  ©runbanf  cbauung  bualiftif  d?, 
burd)  fittlidjen  Gruft  ftd)  auejeid?nenb,  aber  aud)  in 
ibrem  wunberliAen  mptbolog.  6tleltict«mu«  unb 
iprer  pbantaftifaSen  3ablcnmpftit  ooüjtänbig  oon 
bem  ©runbutge  ibrer  3«t  beberrfdjt.  Um  ben  Ur« 
jpruna  be3  SBöfcn  ju  er  Hären,  nahm  1\.  eine  anfäng= 
liebe  uftifdning  geijtiger  unb  materieller  Elemente  in 
ber  oon  untergeorbneten  (Stiftern  berrübrenben 
Scböpfung  an,  beren  alimäblicpe  Scbeibung  bie 
Stuf  gäbe  ber  (Srlöfung  ift.  SBefonber«  raertmürbta.  er= 
f ebien  feine  Annahme  oon  365  au«  bem  obern  Vicht 
reute  (ber  Dgboa«  ober  beiligen  Hcbtjabl)  ftufen- 
meife  erfloifenen  ©eifterreiben,  bereu  3abl  bureb  ben 
©ebeimnamen  be«  unbelannten  ©otte«,  Äbrafar 
(f.  Hbrara«),  angebeutet  mürbe.  SBon  ben  Sdjriften 
be«  SB.  unb  feineg  Sobne«  3f»bor,  tneift  etbifdjen  3»** 
baltS,  finb  nod)  Jragmente  erhalten.  3lu«  bem  altem 
SBaftlibianifdben  Spftem  ging  frübjeitig  eine  unter 
bem  Grinfluffe  ftoifdjerSPbilofoppie  mcfentltd)  mobifU 
jierte  Sebre  beroor,  »eld?e  ber  SJerfaffer  ber  «Philo- 
sophumena»  (f.  £ippolptu3)  nad)  einer  SBafilibiant' 
fdjen  Sdmft,  beren  (fdjtbett  je|t  freütd)  beftritten 
ift,  auefübrlid)  fdjilbert.  —  SBgl.  Ublbom,  3)aS 
ftlibianifdje  Spftem  (@6tt  1855);  fcilgenfelb  im 
Slnbange  ju  feiner  «^üb.Äpofalpptit»  (3ena  1857) ; 
etdbelin,  $>ie  gnoftiieben  Duellen  tüppolptä  (Spj. 

«afUieufraut,  f.  Ocimum.  [WM). 

©aftlifa  (grd).),  urfprünglicb  lönigL  Salle, 
amtSfih  be«  ärdjon  SBafileuS  ber  alten  Stbencr, 
ift  ber  9tame  einer  ©ebdubegattung,  bie  befonber« 
bei  ben  alten  Körnern  ju  eigentümlicher  äusbil= 
bung  getommen  unb  bann  auf  eine  bef  onbere  Ärt  auf 
bie  djriftl.  «irebe  übertragen  morben  iit.  Ite  S8a= 
ftliten  be«  Sllterrum«  bienten  gleidjjeitw  bem  tauf= 
mdnnifcben  3krtcbt  unb  ber  bürgerlidjen  3ied)te= 
pflege;  fie  beftanben  aud  jmei  öauptteilen,  bem 
Tribunal  (äpfid,  f.  b.),  ba«  bie  Sitje  ber  SRicbtcr 
entbielt  unb  Don  balbfreigförmiger  ©runbform 
mar,  unb  bem  9taume,  ber  für  ben  SBerlebr  grofeer 
2Benfa>enmengen  beftimmt  unb  geredbnlid)  oon 
oblonger  ©runbfldd?e,  mit  Edulenballen  umgeben 
»ar.  25er  ipaupteingang  befanb  ftd)  meift  gegen= 
über  ber  Sofie1.  Solcbe  ©ebiube  waren  im  ÜHömi= 
fd>en  -)\c\±  febr  bau  na.  2)  od)  baben  ftd)  nur  be* 
fd>eibcne  iKefte  berjelben  erhalten.  $aä  bebeutenbfte 
bürfte  bie  SB.  Ulpia  auf  bem  §orum  be«  Jrafan  ju 
9tom  geioefen  fein  (110  m  lang,  45  m  breit),  beren 
Einlage  aud  bem  Chrbaltenen  fid)  retonftruieren 
Idfet  2He  grole  9Rittelballe  mürbe  biet  oon  jmei 
Sdulenreiben  umgeben.  SBeifer  crbalten  ift  bie  niebt 
minber  bebeutenbe  oe^  iHarentiu*  (erbaut  nod) 
306  n.  €br.).  6ie  beftebt  au3  einer  mdd)tigen  über: 
toi Ibtcn  öalle  mit  je  brei  tiefen  Seitennifcpen.  3>ic 


ctma  gleid?jeitige  SB.  ju  Xrier  ift  ber  bebeutenbfte 
9teft  einer  foldjen  auf  beutfdjem  SBoben.  Sie  mar 
einfd)iffig  unb  mit  flacpcr  SBaltenbede  oerfepen. 

SBafiliten  biegen  au*  gemiffe  Sdle  in  ben  grö; 
feern  ^irioatpaläften  mit  einer  ben  ©eridjtSbafilücn 
dbnlidjen  Snlage.  5)iefelben  mürben  oon  ben  ältc* 
ften  Lr hn|ten  }u  ihren  SBerjammlungen  benutzt  unb 
bienten  bann,  meil  hicrut  im  he  heu  ©rabe  geeignet, 
alö  SBorbilb  für  bie  Snlage  ber  etften  d?ri)tl. 
Äirdben.  (S.  »Itcbriftlidje  flunft.)  3m  Saufe  ber 
^abrbunberte  mürbe  biefe  urfprüngücpe  Aorm,  ben 
erroeiterten  SBebürfniffen  entfpredjenb,  oielfad)  um: 

Seftaltet  unb  fünftlerifd)  metter  auegebilbet.  2>ie 
Lmgeftaltung  betraf  juniebft  bie  alte  inbem 
biefe  au«  einem  meift  ringsum  mit  Säulen  um: 
gebenen  iHaum  ju  einem  burdj  Slrlaben  in  3  ober 
5  Sdjiff  e  getrennten  Cangbauä  rourbe,  ba«  an  beiben 
Seiten  burd?  2Bfinbe  abgefd)lo)fen  mar.  SBor  bie 
oorbere  Seite  legte  ftd)  bie  SBorballe  (9iartber,  f.  b.) 
unb  ber  SBorfcof  (Sttrium,  f.  b.),  bie  anbete  mar  00m 
großen  -ihore  burd)brod)en  (^riumpbbogen,  f.  b.) 
unb  füprte  jur  Slpfi«.  3>Dii<Pen  biefe  unb  ba«  Sang: 
bau«  mürbe  früb  ein  Ouerfd)iff  eingefügt  §m 
Sangbaufe  erbeben  ftd)  bie  SWauern  übet  bie 
Erlaben  be«  5Ölittelfd)tff«  bi«  übet  bie  Sdtpet  ber 
^Rebenfdjiffe,  f 0  bafe  bift  lidjtbringenbe  ^enfter  ange^ 
brad)t  toerben  tönnen.  Tie  Sudfcbmüdung  ber  SB. 
mar  eine  febr  rei<pe:  antife  iDlarmorfdulen,  grofej 
artige  SBilberreiben  in  ÜKofaif,  r  et  eh  er  Söiarmorfufe: 
hoben,  bunt  bemalte  3)edcnton|truttionen  in  £>of$. 
?lufeen  mürbe  meift  obne  Söerbtnbung  mit  ber  SB. 
ein  ©lodenturm  (Gamoanile,  f.  b.)  angefüat.  5)ie 
grofeen  frübd)riftl.  SBaftlilen  finben  ftd)  in  iHom  unb 
iHaDenna.  3n  üRom  bie  feit  1452  abgebroebene  fünf= 
fdjifftae  ^eterötirdje  (begonnen  um  350  n.  &\)r.; 
f.Zafel:  S»lltcbr  ift  liebe  Äunftll,  gig.  5),  ferner 
Sta.  iUaria  3)taggiore  (nad)  352  begonnen,  mebr- 
fad)  umgebaut,  breifepifftg,  teilmeife  nod)  im  alten 
Sd)mud  prangenb),  San  $aolo  fuori  le  mura 
(5.  ^ahrh.,  bi«  )um  SBranbe  oon  1823  faft  unbe> 
fd)4bt£t,  ie|t  glänjenb  erneuert,  fünffebifftg;  #ig.8), 
Sta.  Sabina  (breifdjifftg),  San  ^rafiebe  (9. 3aPrb., 
mit  SBeginn  ber  Übertreibung  ber  S<biffe)  u.  a.;  in 
iHaoenna  San  Soollinarc  nuooe  (änfang  6.  ^abrb., 
reid)gcfd)müdt),San  SlpoQinare  in  Glaff  e  (534— 549, 
prad)toolleS  £>auptmett  be«  Stil«  in  :Hao*nna). 
5)et  SBafilitenbau  oerbreitete  ftd)  über  Sotten, 
Aleinafien  unb  gab  aud)  im  Horben  bie  Anregung 
für  bie  Anlage  ber  d)riftL  Mir  eben ;  namentlid)  im 
frübroman.  Stil  ftnbet  man  eine  eigenartige  #ort= 
bilbung  ber  frübAriftlidjen  SB.;  in  fpdteter  3«* 
oerbrdngen  ©emölbe  bie  SBaltenbede.  2>ie  bura> 
Sangbau«,  Cutrfdjiff  unb  ©bot  feftgeftellte  Kreu^ 
form  ber  3J.  blieb  bauernb  ba*  Wertmal  nament: 
lid)  bet  fatb.  Äircfcen.  Grft  in  ber  Slenaifiance  trat  ibt 
ber  Zentralbau  (f.  b.)  gleid)mertig  }ur  Seite.  2)a« 
dbara!teriftif*e  3)lertmal  einer  mittelalterlidjen  SB. 
ift  ba«  überböbte  Wittelidbiff  mit  Dbetfenftem.  3m 
19.  ,vahrb.  baben  Abnig  Submig  I.  oon  SBaoern 
unb  Äönig  ^riebrid)  ©ilbelm  I\T.  oon  ^reuBcu  bie 
Jortn  ber  oitd)riftL  SBaftliten  für  Äird>en  triebet 
aufgenommen.  SBefonber«  glüdlicb  «ei'djab  bie«  an 
ber  SB.  be«  b«L  SBonifatiu«  ju  3Äünd)en  (1835— 50 
oon  Sie  Ii  an  b  erbaut).  Sie  Ätrtbe  St  3atob  ju 
SBerlin  (1850  oollenbet,  oon  Stület)  unb  bie  £ne* 
ben#ftrd)e  ;u  S0ot«bam  (gleicbjettia,  oon  $entu«) 
bemeiien,  bafe  bie  SB.,  auf  beren  &orbilb  SBunien  bin» 
gemieien  batte,  ftd)  für  ben  prot  Jtultu«  nid)t  eignen. 
-  SBgl.  oon  Cuaft,  2^ie  SB.  ber  »Iten  (SBerL  1845); 


Digitized  by  Google 


Safttifo  (©efefebudj)  - 

3eftermann,  Sie  ontiten  unb  cpriftl.  93afiUfen  (2pj. 
1847);  ©eingärtner,  Urfprung  unbGntwidlung  be* 
cbriftl.  Kirdjengebäube*  (ebb.  1858);  üRotbe*,  Sie 
iöafililenform  bei  ben  ßbriften  ber  erften  ^abrbum 
berte  (ebb.  1865);  Ganina,  Ricerche  6ull'  architet- 
tura  piü  propria  dei  tempi  cristiani  i:Kom  1846); 
f>übfd),  Sie  oltdjriftl.  Kirdjcn  (KarUr.  1863) ;  fiange, 
&au*  unb  £>alle  (£pj.  18M5);  fiolftinger,  Smnbbud) 
ber  altdmftl.3Ird»teltur(Stuttg.  1889) ;  Groftaroia, 
Le  basiliche  cristiane  (Mom  1892);  SUlmer*,  Sie 
altcbriftlidje  93.  (Clbenb.  1894). 

ttaftlira  (b.  b.  Äöniß^flefetic),  sJtome  be*  unter 
bem  gried).  Kaifer  ^afilius  I.  ÜRacebo  (geft.  886) 
vorbereiteten  ©efefebud)*  be*  gried).  Kaiferreid)*, 
n>eld)e*  fein  Sopn  £eo  ber  ffieife  (886—911)  ooll* 
cnbete.  G*  beftebt  au*  60  S8üd)crn  unb  ift  eine  Um* 
arbeitung  bes  ^uftinianifdjen  OefefeToer!*  in  gried). 
Spradje,  mit  iWrüdjidjtigung  mandjer  unterbe* 
geänberter  Herbälmiile.  Tic  sö.  baben  Söert  für 
Äritit  unb  &u*legung  be*  Corpus  juris.  25er  $ext 
ift  jiemlid)  ooUftdnbig,  bie  im  10.  oabvh.  bamit  oer* 
bunbenen  Scholien  nur  teilmeife  auf  und  getommen. 
»usaabe  oon£>eimbad)  (93b.  1—5,  fipj.  1833—50; 
ergänjt  burd)  «Supplementum»  von  G.  G.  3ad?ariä 
von  fctngentbal,  ebb.  1846;  £3b.  6,  entbaltenb  «Pro- 
legomena»  unb  «Manuale»,  1870).  —  3JflL  3<»d>ariä 
oon  Cinaentbal,  0eid)id)te  be*  gried).*röm.  9kcbt* 
(3.  2lufl.,  93erl.  1892). 

gtafiHf  um,  ^flanjenart,  f.  Ocimum. 

«afilifumfampfcr,  f.  33aftliiumöl. 

©ofiltfumül ,  ba*  bur*  Seftillation  von  Oci- 
mum Basilicum  L.  (f.  Ocimum)  mittels  Söaffers 
bampf*  erbaltcne  Atbcrifcbc  Cl;  e*  befifctben  ©erud) 
be*  Kraute*  unb  erftarrt  na*  einiger Seit  jum  gröfc 
ten  I  iü  ju  farblofen  burd)fid?tigen  Krpftallen,  iö  a  j  i  ■ 
litumlampfer  genannt,  beren  3"fammenfe&ung 
ber  Formel  C,0HtlOs  cntfpredjen  foll.  93.  wirb  al* 
Hücbengewürj  unb  ju  aromatifajen  93äbern  benu&t. 

©ofiHäf, eine  ©attung  Eeguanc mit  hoben  £aut-- 
lappen  auf  SHüden  unb  Sdjmanj,  turjem,  bidem 
Kopfe,  deinem  Rumpfe  unb  peiticpenartigem,  bfin* 
nem  Sdjmanje ,  bie  oon  ^nfetten  lebt  unb  fid>  auf 
ben  SBalbbäumen  ©uaoana*  in  ber  9lälje  ber  tflüffe 
aufhält.  Ter  gemeine  SB.  (Basiliscus  mitratus 
Daud.,  americanus  Law.)  wirb  bödjften*  1  m  lang 
unb  bat  eine  grofee,  breiedige  Kopftappe,  bie  er  auf* 
bldben  fann.  Grfdjroimmt  gern  unb  ftürjt  fid)  bei 
©cfabr  in  ba*  ©affer.  311*  inbifdjer  93.  wirb 
bdufig  bie  cegeledjfe  (f.  b.)  bejeiebnet.  3n  ber  fdjon 
bei  $tiniu*  oorfommenben  ftabel  tritt  ber  93.,  ber 
mit  bem  ber  gegenwärtigen  Zoologie  nidbtd  gemein 
bat,  als  ungeheure  Schlange  auf,  bie  bureb  ibren 
Wlid  (93afili*fenblid)  tötet  unb  burd)  ibre  fürd)= 
terlicbe  Stimme  alle«  Üebcnbe  au*  ber  9Idbe  oer= 
treibt.  Sie  Scbriftftellcr  be*  aHittelalter*  baben 
tiefe*  Scfen  nodb  abenteuerlidjer  au*geftattet,  e* 
oft  abgebilbet,  i.  SB.  Sllbrouanbi,  unb  (äffen  e*  au* 
bem  ßi  eine*  £>abn*  burd;  Kröten  unb  3 drangen 
im  Sunteln  au*gebrfitet  merben.  Sie  morgenldnb. 
Völler  geben  ibrem  33.  eine  ©eftalt,  bie  au*  f>abn, 
Kröte  unb  3d)langc  jufammengefettt  ift  unb  fidb.  aud) 
in  djinef.  3cid)nungen  angebeutet  finbet. 

ttafHiit*  L»  bpjant.  Kaifer  (867—886),  Stifter 
ber  f ogenannten  macebon.Sonaftie.  §n  jungen  $abs 
ren  längere  3eit  6llat>e  in  bulgar.  ©efangenfebaft, 
gelangte  er  838  nad)  Konftantinopel,  »o  er  burd) 
feine  Gcbönbeit  unb  6tdr(e  bie  Slufmertfamteit 
bt*  Kaifer*  SWidjael  III.  auf  fid)  jog.  Siefer  er* 
nannte  ib.n  850  jum  Staümeifter,  865  jum  Cberft- 


93aftfiu5  (ber  fettige)  447 

!ä  mm  er  er:  halb  mürbe  93.  ber  oertrautefte  polit. 
9tatgcber  ^Dlicbaet*.  6*  gelang  ihm,  feinen  öaupts 
gegner,  bc*  Kaifer*  mdd)tigen  C  heim  SBarba*.  au* 
bem  fflege  ju  räumen,  worauf  er  jum  sliräfelten 
ber  .öauptftabt  unb  26.  3Rat  866  jum  Gäfar 
unb  5Witregenten  erhoben  mürbe.  3tad?bem  er  9Äi« 
djael  botte  ermorben  lajfen,  beftieg  er  felbft  ben 
Ibron  23.  Sept.  867.  93.  mar  ein  mit  pratrifebem 
Skrftanbe  begabter,  tbatlrdftiger  iHegent;  er  ftellte 
"Drbnung  in  ber  SÖermaltung  ber  unb  iorgte  für 
eine  tüdjtige  9lecbt£pflcgc.  Sebr  medjfeboll  waren 
bie  langwierigen  Kämpfe  mit  ben  Arabern ;  mäbrenb 
878  mit  bem  a  a  LI  non  Spratu*  Sicilien  in  bie 
£)dnbc ber  JI raber  geriet,  gelang e*  93.,  biefelben  au* 
(lalabrien  ju  uertreiben,  unb  bie  gried). J^lotte  erf  odjt 
881  in  ben  peloponnef.  ©cmäüern  Grfolge.  877 
würbe  aud>  bie  bpjant.  Soweit  über  bie  balmatin.  unb 
froat.  Slawen  bergefteüt.  93.  ftarb  29.  Sug.886. 

)BafiHu0  Ii.,  mit  bem  Beinamen  SBulgarot^ 
t  o  n  o  *  (SBulgarentöter),  bpjant.  Kaifer  (976— 1025), 
Sobn  be*  Kaifer*  Stömano*  II.  unb  ber  £beopbano, 
jog,  nad  bem  er  ben  ftufftanb  be*  ©eneral*  93arba* 
Stlero*  in  Kleinaficn  979  unterbrüdt  battc,  981 
gegen  bie  ^Bulgaren;  er  würbe  aber  bei  $riabica 
(unweit  Sofia)  gefd)lagen.  (hft  al*  burd)  ben  Zob 
be*  93arba*  $boto*  989  bem  SBürgertriege  ein 
Gnbc  gemadjt  mar,  unternahm  93.  einen  neuen 
6eere*jug  gegen  bie  Bulgaren.  996  war  ba*  Scbid« 
fal  berfelben  entfd>iebeu  unb  1018  ba*  93ulgari< 
fdje  9ieid)  Dollftänbig  }u  ©runbe  geriebtet;  e* 
würbe  in  eine  gried).  ^ropinj  oerwanbelt.  3U 

S(eid)cr  ; Seit  lief,  93.  Kämpfe  mit  ben  Arabern  tn 
Italien  unb  mit  ben  fdd)f.  Kaifern  füpren.  Qx  ftarb 
im  Sei.  1025  tinberlo*. 

iBafinnd,  ber  heilige,  genannt  ber  ©rope, 
geb.  um  330  ju  Gäfarea  in  Kappabocien,  würbe  oon 
feiner  Butter  (fmmelia  mit  feinem  ©ruber  ©regor 
(f.b.)  oon  5ipffa  dbriftlid)  erjogen,  ftubierte  ju  fton^ 
ftantinopel  unb  21 1 ben  in  ben  Spulen  beibn.  ^hi lo  = 
fopben,  fd)lof;  hier  ^reunbfd)a[t  mit  ©regor  oon 
■Jiajianj,  trat  bann  355  in  fetner  SBaterftabt  al* 
Sebrer  ber  iKpetoril  auf,  warb  aber  burd)  ba*  ©eifpiel 
feiner  SRutter  unb  feiner  Scbwefter  ^Ratrina  für  ein 
erbaulid)e*  Seben  gewonnen.  9tod)bem  er  auf  einer 
Idngem  Steife  bie  oerübmteften  ^*ceten  in  Sorien, 
^aläftina  unb  4igppten  tennen  gelernt  batte,  liefe  er 
fid)  al*3Jlönd)  in^Jontu*,  nabc  bei  bcmKlofter  fei» 
nerSdjweftcr,  nieber.  SBifdjof  Gufebiu*  oon  Säfarea 
weibte  ib,n  364  »um  s$re*bpter;  370  würbe  93.  fein 
5Rad)foIger  im  SBifd)of*amte.  Gin  geiftooller  %tr- 
biger  unb  gelehrter  Theologe,  aber  nod)  größer  al* 
Kird>enfür|t,  genofe  er  unter  ben  gried).  Kird)en< 
oätem  ba*  größte  fird)lid)e  ünfeben,  namentlid) 
wegen  feiner  erfolgreichen  iöemübungen,  bie  burd) 
bie  arianifcbenStreitigleiten  jerrüttete  morgenlänb. 
Kirdje  ju  reorganifteren  unb  fie  jugletd)  mit  bem 
Slbenblanbe  jur  gemeinfamen  SBetdmpfung  be* 
31riani*mu*  ju  oerbinben.  Jlud?  auf  bem  ©ebiete 
ber  Humanität  unb  ber  innern  3mffton  bat  er  fid) 
burd)  bie  ©rünbung  ber  nad)  ibm  genannten  Kran» 
tenbau*tolonie  SBafilia*  oor  bentboren  Gäfarea* 
gro&e  SBerbienfte  erworben.  Qx  ftarb  1.  %xn.  379. 
Sie  gried).  Kirdje  feiert  fein  ^eft  ben  1.  ^an.,  bie 
abenblänbifd)e  ben  14.  3uni. 

Unter  ben  Sdjriften  be*  ©.  ftepen  feine  SBücber 
gegen  Gunomiu«,  feine  Scbrift  über  ben  ^eiligen 
©eift  unb  feine  5omilien  obenan.  Sie  feinen  tarnen 
tragenben  fiiturgien  Tinb,  wenn  aud)  nidjt  oon  ibm, 
bod)  ein  3eußni*  feiner  hturgifepen  5bätig!eit.  3lm 


Digitized  by  Google 


448 


©afUiu*  SBalentinuS  —  SBafiS 


midjtigften  war  feine  93eförbcrungbe«üRönd)Wefen«, 
befien  eigentlicher  93egrünber  er  ift.  Seine  SJiöncb«* 
regeln ,  oon  benen  bie  türjere  (regulae  breviores, 
abgefafct  362)  jebenfall«  oon  ihm  herrührt,  waren 
ber  erfte  SJerfucb,  gegenüber  bem  bisherigen  Gtn< 
ieblerleben  ba«  SDlöncptum  in  ber  $orm  be«  gemein» 
amen  fieben«  ju  organifieren.  Sodj  tarnen  bie  0c= 
banten  be«  93.  erft  jur  allgemeinen  ©eltung,  naaV 
bem  Kaifer  3uftinian  biefelbcn  feiner  Kloftergefe&= 
gebung  ju  ©runbe  gelegt  bat tc.  2>ie  n &dj  ben  SRe; 

Sein  93.'  lebenben  2Könd?e  unb  Tonnen  nannte  man 
lafiltaner  unb  93af iliancrinnen,  bie  [entern 
roabrfdjeinlid)  febon  Don  SDktrina  gestiftet.  Sie  ftnb 
im  SJlorgenlanbe  beule  noch  am  meiften  verbreitet, 
me«wegen  oft  aud)  ber  91ame  93afilianer  oon  allen 
orient.  ÜHöncpen  gebrannt  wirb,  ^m  Slbenblanbe 
bagegen  mürben  fie  oon  bem  93enebiftinerorben  ju- 
rüdgebrängt,  unb  nur  wenige  Klöftcr  tonnten  ud) 
alä  bejonberer  Orben  erhalten.  Gin  Teil  berfelben 
oerfepärfte  unter  SKatteo  be  la  fctente  1557  ju  Tar* 
bon  bie  alten  Siegeln  unb  nannte  ficb  reformierte 
93afilianer  ober  Tarboniten.  öeute  giebt  e« 
aufjer  in  ber  grieep.  Kirche  noch  in  ^tahen  unb 
Slmerifa  93afUianertlöftcr;  in  ftranfreiep  mürben 
fte  1880  aufgehoben.  —  Sie  be|te  ©efamtau«gabe 
ber  Schriften  be«  93.  ift  bie  oon  ben  SDlaurinem 
©arnicr  unb  3Jtaran  (3  93be.,  $ar.  1721—30), 
oerbeffert  oon  be  Sinner  (3  53be.,  ebb.  1839—40), 
wieber  abgebrudt  bei  2JUgne  («Patrologia  graeca», 
93b.  29—32) ,  eine  beutfdje  überfefcung  au«gewähls 
ter  2öerte  oon  ©röne  (3  93be.,  Kempten  1875—81). 
—  93gl.  Klofe,  93.  ber  ©rofce  (Stralf.  1835);  93öb' 
ringer,  93.  ber  ©rofie  («Sie  Kirdje  Gpriftt»,  neue 
3Iu«g.,  53b.  7,  2.  «ufl.,  etuttg.  1875);  Sörgen«, 
Ser  beilige  93.  unb  bie  tlaffifcpen  6tubien  (£pj. 
1857);  SdjoU,  Sie  2ebre  be«  ^eiligen  93.  oon  ber 
©nabe  (frreib.  i.  93r.  1881). 

»afilhi*  83alenttnu«,  Sldjimift,  angeblich 
am  Dberrhein  geboren,  foll  in  feiner  Sugenb  9tei* 
fen  burd)  Spanien,  bie  Stteberlanbe  unb  Gnglanb 
aemadjt  unb  1413  im  SJeter«flofter  in  Arfurt  gelebt 
baben.  Seine  jahlrctcpen  Schriften  jeigen  ein  feit« 
fame«  ©emifcp  oon  mpftifeper  Schwärmerei  unb 
toabtem  porftbung«branä.  Gr  tannte  ba«  metab 
lifdje  Strien  genau,  wufcte,  bafj  e«  mit  Schwefel 
eine  rote  93erbinbung  eingehe,  er  erwähnt  juerft  be« 
2Bi«mut«,  be«  3int«.  Sa«  üuedftlber  fteUte  er 
bureb  Scftillation  oon  Sublimat  mit  Kalt  in  reim 
fter  gorm  bar,  er  befdjrieb  bie  Sarftellung  be«  Knall* 
golbeä  unb  lannte  beffen  erplofioe  9Bir!ung.  Oued* 
filbcrjalpeter  unb  93leijuaer  ftellte  93.  juerft  bar; 
er  erhielt  Gifenoitriol  burd)  Söfen  oon  Gifen  in 
Scbwefelfäure  unb  befebreibt  bie  93ereitung  be« 
©rünfoan«.  Slu«  bem  Sdjwefelfpiejjglanj  fdjieb  er 
metallifd?e«  Stntimon  ab  unb  bereitete  eine  ganje 
JReibe  oon  Sintimonoerbinbungen:  ba«  Slntimon- 
gla«,  bie  Spiefjglanjblumen,  ©olbfcbmefel,  Spiefc 
glanjbutter  u.  f. w.  Gr  führte  bie  äntimonpräparate 
tn  bie  IWcUin  ein  unb  glaubte bamit  auf  gleid;e9I}eife 
ben  tränten  M erper  feilen  ju  tönnen,  wie  nacb  fet« 
ner  93eobad)tung  unreine«  ©olb  bureb.  Sdjmeljen 
mit  Sptefeglanj  geläutert  wirb.  93on  größter  93c 
beutung  für  bie  (ihemie  ift  feine  Gntbcdung  ber 
Sal}fdure  geworben,  bie  er  burd;  ^eftillation  oon 
Äocbfalj  mit  93itrioldl  erhielt.  3«  Unterfudjung 
ber  SIRetalle  bewie«  er  gro|e  ©efdjidlidjteit.  Seine 
S<briften  würben  erft  lange  nad)  feinem  £obe  ge: 
faramelt  unb  Tmb  mebrfad)  berauögegeben  worben; 
e*  ift  ungewiß  ob  bie  Originale  »n  beutfdjet  ober 


Iat.  Spra*e  oerfafet  waren.  Sie  widftigften  Tinb: 
«Currus  triumphalis  Antimonii»  («Der  iriumpb^ 
Wagen  be«  Stntimon»),  «De  magno  lapide  anti- 
quorum  Sapientam»  (« 93om  großen  Stein  ber  ur* 
alten  Üöeifen»),  «Repetitio  de  etc.»  («9Bieberbolung 
u.  f.  w.»),  «Apocalypsis  chemica»  («Offenbarung 
ber  oerborgenen  Jbanbgriffe»),  «Testamentum  ul- 
timum» («fieftte«  Jeftament»),  oConclusiones» 
(«Sdjlufcreben»).  ©efammelt  würben  feine  Sdjrif* 
ten  am  oollftfinbigften  oon  ^etrdu«  (3  $le.,  ^amb. 
1717).  —  93gl.  Äopp,  ©efdjidjte  ber  Sbemie  (4  93be., 
23raunfdjw.  1843—47). 

SBarttigftofc  (fpr.  be^bfiriflftobf),  Stabt  im  9L  ber 
engl,  ©raffdwft  i>ampfbire,  inmitten  einer  frudjt* 
baren,  gut  angebauten  ©egenb,  iftGifenba^ntnoten* 
puntt,  burd)  2  Kanäle  unb  5  Sauptftrafecn  mit 
fionbon  oerbunben  unb  bat  (1891)79606.,  öanbel 
mit  ©etreibe,  9)talj,  Steintob.  ten  unb  93aubol>. 

©aft€<  (grd).),  tm  allgemeinen  bie  ©runblage 
einer  Sacbe.  —  %n  ber  Slritbmetit  Reifet  93.  bie 
©runbjabl  einer  ^Joten»  (f.  b.)  ober  eine«  Soaaritb1 
mu«  (f.  b.).  —  3n  ber  93autunft  ift  93.  bie  ©runb* 
läge,  ber  $ufe  eine«  93augliebe«;  (o  namentlid)  einet 
Säule  ober  eine«  SBanbpfeiler«  (i.Säulcnorbnung) 
ober  einer  9Banb  (f.  Södel).  —  über  93.  in  ber  6  e« 
mie  f.  93afen. 

3n  ber  ©eobäfieift  93.  biejenige  fiinie,  wela>e, 
im  ©eldnbe  mit  allen  Mitteln  ber  Jecbnit  unb 
Siffenfcbaft  auf  ba«  genauefte  au«gemeffen,  bie 
©runblage  für  eine  Triangulation  (f.  b.)  bilbet 
Sie  ift  bie  einjige  wirtlid;  unb  unmittelbar  ge* 
meffene  Siinie  in  einer  großen  Kette  oon  anein* 
anber  gereiften  Sreieden,  beren  Sage  unb  ©röfee, 
mit  Stu«na^me  biefer  einen  Seite,  au«fd?lieftlid>  oon 
forgfältig  ausgeführten  SBinlelmeffungen  burtb 
sJted)nung  hergeleitet  wirb.  Sie  Sänge  ber  93.  mufe 
Daher  mit  ber  größten  erreiebbaren  ©enauigteit  er: 
mittelt  werben,  wenn  bie  IHedmung  ntebt  oon  oorn* 
herein  fehlerhaft  werben  foll.  .Sur  Triangulation 
eine«  grofeern  fianbgebietc«  ift  rWeffung  mebreret 
93afen  wünfdpen«wert,  aua>  mufj  bie  fiäntje  ber  93.  in 
einem  richtigen  93erhältni«  Jteben  jur  Sluebebnung 
ber  Triangulation,  bie  auf  fte  begrünbet  werben 
foll.  (S.  93aft«apparat  unb  93aft«meffung.) 

93on  ber  preufe.  £anbc«triangulation  ftnb  fett 
1834  folgenbe  93afi«meffungcn  au«gefübrt  worben: 

1834  93.  bei  Hönig«berg  1822  ra  lang 

1846  »   »  93erlin  2336  »  ■ 

1847  »   »  93onn  2134  »  - 

1854  »  •  Strehlen  (Schleficn) .  2763  »  - 
1871  »  »  93raad  (ipolftein).  .  .  5875  ■  ■ 
1877  »   »  Dberhcrgheim  (Gif afe)  6982  »  » 

1880  ■   »  ©öttingen  5193  ■  ■ 

1883  »    ■  Beppen  7039  »  • 

1892  »    »  93onn  2513  »  » 

Sie  93.  oon  93erlin  unb  bie  oon  Strehlen  fiub  1880 

nochmal«  gemeffen  worben.  Scr^acbwei«  aller  über* 
baupt  gemeffenen  93afen  finbet  ftd)  in  ben  5>crbanb» 
lungen  ber  internationalen  ©rbmeffung  (93erlin).  Sie 
^erhanblungen  oon  1890  geben  ein  93erjeidjni«  oon 
134  93afen.  93gl.  auih  ^orban  ""b  Steppe«,  Sa« 
beutfdje  93erme)iung«weTen  (2  93be.,  Stutta.  1882) ; 
3orban,6anbbud)bcr5Jermcifung«tunbe(ebb.l890). 

^n  beröeometrie  oerftcht  man  unter  93.  bie* 
jentge  Seite  einer  gerablinigen  (jigu*  ober  biejenige 
ebene  ©renjflädje  eine«  Körper«,  bie  al«  bie  unterfte 
Seite  ober  fläche  gebadet  wirb,  f  o  bafj  bie  ganje  ^t* 
gur  ober  ber  ganje  Körper  barauf  ruht.  6«  ift  häufig 
willtürlicb,  welche  Seite  ober  fläche  man  al«  93.  am 


Digitized  by  Google 


BaffeatyXKai  —  Saufen 


449 


jeben  will.  §m  gletcbfcbenleligen  3)reied  nimmt  man 
gewöhnlich  t  w  ungleiche  Seite  gut  SB.,  im  $ridma 
immer  eine  von  )U>ei  parallelen  unb  longruenten 
©renjfldcben,  fo  ba|  alfo  im  $arallelepipcb  jebc 
©renjfldcbe  jur  ©runbfldcpe  genommen  werben  tann. 
Die  wamtbe  mit  mehr  als  vier  <$ldd)en  unb  ber 
Regel  haben  nur  eine  iß. 

3n  ber  gried).  Dl  et  vif  lommt  baS  ffiort  in  brei* 
faeper  93ebeutuna  Bor:  AriftorenuS  bejeiebnet  bamit 
ben  guten  ober  fdjweren  Tattteil;  öepbdftion  nennt 
fo  etnen  Äompler  oon  jwei  33erefüfeen  (alfo  fooiel 
wie  Dipobie  ober  Spjogie);  ®.  ßermann  nannte  89. 
ben  erften  SSet^fufe,  toweit  er  fiep  genauer  SDceffung 
nicht  fügen  will.  —  über  99.  in  ber  SWilitdr» 
wiffenfepaft  f.  OperationSbafiS.  —  3n  ber  $e= 
trograppie  ift  95.  ber  glafige  ober  milrofelfttifcbe 
JfrpftalliiationSrfldftanb  in  ber  ©runbmaffe  balb- 
frpftallinifcber  unb  glaftger  ©efteine. 

©aft^apparat  oberSJaiiSmefcapparat,  bie= 
ienige  SDlefiöorricbtung,  mit  bereu  sy.lk  bie  Sänge 
einer  geobdtifeben  93aftS  (f.  b.)  ermittelt  wirb.  3n 
Deutfcblanb  jinb  im  wesentlichen  bie  93.  nach  Neichen: 
bacb  unb  nach  93effel  im@ebraucb.  55er  99effelfd)e  99. 
wirb  feit  1834  in  ^reufien  auSfcplieplid)  benufet.  Gr 
beftebt  aus  4  3Hefiftangen,  beren  jebe  aus  einer  Gifen« 
fepiene  unb  einem  Sintitreuen  jufammengefefct  ift. 
3)a  beibe  iUetaüe  etn  oerfdjiebeneS  AuSbebnunge» 
oermögen  baben,  jo  ift  eS  hwtburcp  möglich,  bie 
Temperatur  unb  bie  Ausbebnung  ber  ÜRefeftangen 

Genauer  »u  meffen  als  burd)  ÜuedfilbertbermometcT. 
lebe  biefer  2  T oifen  (=  3,95  m)  langen  IDtepftangen 
rubt  in  einem  höljernen  Hauen  unb  ragt  nur 
mit  einem  furzen  Stüd  an  jebem  Gnbe  aus  ttm 
felben  hervor.  An  biefem  luvoorftebenben  Stüd 
ift  auf  jeber  Seite  ber  Stange  an  bem  /Im! 
ftreifen  ein  leilfÖrmigeS  Stablftüd  befefttgt,  befien 
oorftebenbe  Kante  magerest  liegt.  Sin  bem  einen 
Gnbe  jeber  SDcejjftange  ift  ber  ju  unterft  liegenbe 
(Sifenftretfen  etwaS  länger  als  ber  3iulftreifen  unb 
rrdgt  in  einem  deinen  Abftanb  r*on  bem  Stablteil 
beS  BinfftreifenS  gleichfalls  einen  Stabltörper  mit 
jwei  fenfreebt  ftepenben  feilförmigen  Guben.  SBet 
Ausführung  einer  SJtefiung  werben  nun  bie  ein« 
)elnen  i'ieMtanaen  nicht  unmittelbar  aneinanber 
gelegt,  fonbern  ftetd  ein  (leiner  3»»f*enwutn  ge« 
lafien,  beffen  ©röfje  burd)  einen  gldfernen  2Re|- 
feil  (f.  b.)  fepr  genau  ermittelt  wirb,  Gbenfo  wirb 
burd)  einen  fletl  bie  in  beftimmter  99ejiehung  jur 
Temperatur  ftebenbe,  wecfeiclnbe  ©röfie  beS  Abftam 
beS  jwifdjen  bem  Stabltörper  beS  3»ntftteifen8 
unb  bem  beS  GtfenftreifenS  gemeffen.  —  3ur  wage» 
redeten  Ginftelluna  unb  jum  *Dieffen  ber  Neigung 
ber  SJcefeftangen  bienen  fiibellen.  99ei  ber  ÜJleffung 
felbft  ruben  bie  Stangen  auf  93öden  unb  werben 
jebeSmal  forafältig  in  bie  )u  meffenbe  Sinie  ein* 
gerietet.  —  SBgl.  99effel  unb  33aeper,  ©rabmeffung 
m  Dftpreupen  (33erl.  1838);  99auernfeinb,  Glemente 
ber  93ermeffungStunbe  (2  S3bc,  7.  Aufl.,  Stuttg. 
1890);  Bm|aL  93.  unb  93aftSmeffungen. 
©aftfr^c  «al^e,  f.  Salje. 
üBafiöfar&e,  f.  3)td)roißmuS. 
©aftömeffung,  bie  ©efamtbeit  ber  teepnifeben 
Arbeiten ,  bie  $ur  genauen  Ermittelung  ber  Sdnge 
einer  geobdttfdjen  93afiS  (f.  b.)  auigefüprt  werben : 
3lu*wabl  ber  ju  meffenben  fiinie  in  möglidjft  ebenem 
unb  nötigenfalls  oonubereitenbem  ©eldnbe;  93e< 
jeiebnuna  unb  aftron. 'öeftimmung  ber  beiben  Qnt- 
punlte;  SluSfübrung  ber  ÜJleffung  felbft  mit  ^ilfc 
be*  99afiäapparat«  (f.  b.);  5Rebultion  ber  gemeffenen 

»rotf^au»'  lh>nMtfation«.J»ftiton.   u.  Buft.  «.  «.  n. 


Sdngen  auf  ben  öorijont  ber  'Mca •ee.fladie ;  red?: 
neriiibe  8lu8glei<pung  ber  gefunbenen  ßrgebniife.— 
9Sgl.  3eitid?rift  für  iBermefiungSwefen,  S3b.  9  (1880) : 
Tie  93afidmeffung  bei  ©bttingen. 

«ac<fcn,  bei  ben  Spaniern  93a«congabo$, 
in  ihrer  eigenen  Sprache  Euscaldnnac,  Sollen 
ftamm,  ber  um  ben  SSinfel  be£  ©olfS  von  33i*= 
capa  ju  beiben  Seiten  beS  9Beftflügel*  ber  $pre= 
nden,  in  ber  fflbweftlicbjten  6de  ^rantreidbd  unb 
einem  Teile  bed  nfirbl.  Spaniens  wobnt  unb  ben 
letzten  SReft  beS  einft  äber  bie  ganje  ^prendifd^e 
$albinfe(  unb  baS  fübl.  (Ballten ,  in  ootpiftor.  :\cü 
wabrfd)einlid)  noch  Diel  weiter  nacb  Starben  ver- 
breiteten 3ioltS  ber  Oberer  (f.  b.)  bilbet.  (S.  bie 
6tb.nograpbtfd>e  Karte  »on  Suropa.)  2)ie 
Stquitanier  ßdfar«  unb  ber  röm.  Äaifcrjeu  im  füb= 
toeftl.  ©aüien  jwifdjen  ©aronne  unb  Brenden,  oon 
benen  jum  Teil  bie  franjöfifdben  99.  abftammen, 
waren  nur  ein  mit  einem  befonbern  tarnen  belegter 
Sweig  ber  Oberer,  ber  feinerfeitS  in  jablreidje  Heinere 
935lferfcbaften  jerfiel.  2)et  jeiu  bem  gamen  äJolIe 
jutommenbe  Warnt  bejeiebnete  urfprfinglicb  einen 
befonbern  Stamm,  bie  9iaS conen,  bie  jur  iHömers 
ieit  IRaoarra  bewopnten.  91S  fte  fpdter  ihre  öerr-- 
fdjaft  aud)  Ober  bie  oerwanbten  Stdmme  in  Ulaoa, 
©uipujcoa  unb  99iScapa  auSbebnten,  würbe  ihr 
9lame  jugleid)  auf  biefe  übertragen,  unb  als  noeb 
fpdter,  im  6.  oahrh.,  bie  93aSconen  aud)  bie  6err< 
fepaft  über  einen  Teil  oon  Aquitanien  erlangten, 
mado ti  fid>  ber  9tame  in  ber  a c r m  ©aScanier  aud} 
nörblid)  oon  ben  ^prenden  betmifd).  21  IS  Spanien 
oon  ben  Arabern  unterworfen  würbe,  hielten  ftd) 
bie  99.  unabbdngig;  aud)  unter  ben  Karolingern 
hatten  fie  ihre  eigenen  ^erjöae.  9iur  ^aoanra  war 
oon  ben  ÜJtauren  bis  806  teilweise  befe^t;  nad)  ber 
Eroberung  burd)  Subwig  ben  frommen  würbe  es 
jum  Äönigreid)  unter  ben  Familien  93iaorre  unb 
(feit  1494)  b'fllbret  ^erbinanb  ber  Äatbolifdje  er« 
oberte  ben  füblid)  oon  ben  hörenden  gelegenen  Teil 
(Cbernaoarra),  unb  SRiebernaoarra  tarn  burd)  93er« 
mdblung  ber  Srbin  %tannt  b'Albret  mit  Änton, 
bem  93ater  .neinriebe  IV.,  an  baS  ^auS  93ourbon. 
Die  baSt.  £anbfd)aften  Sabourb  unb  Soule  fd)loffen 
ftd)  an  ©upenne  an,  (amen  mit  biefem  an  (Sngtanb 
unb  würben  erft  1453  bauernb  mit  ftranfreid)  oer« 
einigt.  3)ie  eigentlichen  baS!.  ^Jirooinjen  ©uipujcoa, 
Alaoa,  99iScapa  oereinigten  ftd)  fd)on  1202  mit 
©aftilien  burd)  93crtrag  mit  Alfons  VIII.,  woburd) 
fte  ftd)  ibre  5Red)te  (5ueroS)  wahrten. 

XaSfranj6fifd)e93aS(enlanb(PaysBasque) 
erftredt  ftd)  gegenwärtig  nur  nod)  über  einen  Teil 
beS  franj.  Deport.  93affeS  ^prene'eS  unb  begreift 
etwa  6000  qkm  mit  145000  6V  oon  benen  nacb 
«RecluS  etwa  116000  93.  ftnb,  welcbe  ftd)  in  bie  brei 
alten  Sanbfcbaften  £abourb  ober  baS  fiabour« 
ban  (baSf.  Sapurta,  bei  ben  dtömern  Lapurdum), 
Soule  (baSt.  3ubwrnfl)  unb  9tiebernaoarra 
((Sije,  OftabareS  unb  3Rire)  oerteilen.  2)ie  be> 
beutenbften  Stdbte  ftnb  93aponnc,  baS  jebod)  faft 
ganj  franjöftert  ift,  unb  St.  3cansbe»2uj,  gegen« 
wdrtig  ber  fiauptort  beS  franj.  93aStenlanbeS.  2)er 
frühere  aJlittelpunlt  ber  baSf.  83eoölterung  war 
Uftarift  (b.  i.  ©ericbtSeicbe),  wo  bie  SUteftcn  in  ibrem 
93ilcar  (b.  i.  Dtat  ber  Alten)  unter  einer  Im  che  jufarn» 
mentraten  unb  über  bie  Angelegenheiten  beS  93oltS 
beratfcblagten,  bis  ihnen  1789  ihre  alten  $rtoi= 
legten  genommen  würben. 

DaS  fpanifebe  99aS!enlanb  begreift  eines« 
teils  baS  Königreich  (^rooinj)  9laoarra,  welches 


Digitized  by  Google 


450 


öassfcroiae  —  JöaSfifäe  Spraye 


auf  10506  qkm  (1897)  302978  Q.  jdfrlt,  k>ie  aller« 
bingS  nur  jutn  gerinflern  Seil  SB.  ftnb,  anbernteils 
bie  btei  fog.  SBaStif  djen  Sßrooinjen  ober  SBaS« 
congaboS  (SBtScapa,  (Shnpujcoa  unb  älaoa),  welche 
Mammen  auf  7095  qkm  (1897)  576666  Q.  Jdblcn. 
Sie  (Sefamtfumme  bcr  JB.  beträgt  etwa  440000; 
l ic  toanbern  ftart  aus,  namentlich  na*  Argentinien 
unb  Uruguap.  Tie  fpanifdjen  JB.  haben  mehr  nod? 
als  bie  franjöfifcpeit  ibre  Nationalität  bewahrt,  3bre 
alten  bürgerlichen  unb  polit.  ©efefee,  fechte  unb 
tyreiljeiten  wußten  bic  JB.  ^^fetmbertc  binburcp 
gegen  ben  tbmgl.  SlbfolutiSmuS  ju  behaupten,  unb 
ebenfo  partndaig  miberfe&ten  fie  fid)  fpäter  bem 
mobernen  ttonjtitutionaliemuS.  5Racb  bem  $obe 
gerbinanbS  VII.  (1833)  fcploffen  fie  fidjSon  ßarloS 
an,  toeil  fie  in  biefem  ben  SBefdjü&er  ihrer  alten 
JBolföfreibeiten  erblidten,  unb  Staoarra  unb  bie  brei 
baSf.  Sßrooinien  bilbeten  ben  eigentlidjen  &erb  beS 
larliftifdj  en  nufftanbeS  (f.  Spanien).  6rft  mit  bein 
SBertrage  ,;u  SBergara  (1839)  erfolgte  ibre  Untermer* 
fung  unter  bie  tonftitutionelle  Regierung,  unb  im 
3uU  1876,  na*  Unterbrücfung  ber  tarliftifcpen  SBe* 
»egung  1872—76,  mürben  bie  lefcten  ber  in  ben  baSt. 
"tyrooinjen  nod)  geltenben  Sonberrecbte  aufgehoben. 
—  JBgl.  3D.  oon  öumbolbt,  Prüfung  ber  Unters 
fuepungen  über  bie  Urbetoobner  JoifpanienS  (JBerl. 
1821);  lUajure,  Histoire  du  Bearn  et  du  Pays 
Basque  (ijjau  1839);  3}tueta,  Guipuzcoaco  Pro- 
vinciaren condaira  edo  historia  (6an  Sebaft. 
1847);  Ü)ttd?cl,  Le  Pays  Basque  ($ar.  1857);  ©arat, 
Origiuc  des  Basques  de  France  et  d'Espagne  (ebb. 
1869);  Sßlabd,  Stüdes  sur  l'origine  des  Basques 
(Jouloufe  1869);  6enac  üHoncaut,  Histoire  des 
peuples  et  des  Etats  Pyrencens  (3.3lufl.,  4JBbe., 
S0ar.  1874);  JBinfon,  Le  Folklore  du  pays  basque 
(ebb.  1883);  »nbrec  im  «©lobuS»,  JBb.  36 
(JBraunfd)».  1879);  2e  SBelaSco  p  be  la  ßuefta,  Los 
Euskaros  en  Alava,  Guipuzcoa  y  Viscaya  (SBarcel. 
1880);  3.  JBinfon,  Les  Basques  et  le  pays  basque 
C$ar.  1882);  «Basques»  tn  bem  « Dictionnaire 
geograph.  et  administr.  de  la  France»  (ebb.  1890); 
,ur bie,  Estudio sobre la organizaeiön y  costumbrea 
del Ipais  vascongado  (ÜJtabr.  1897). 

©«öfcrtiiDc  (fpr.  bdfelermill),  3obn,  engl.SBucb* 
bruder  unb  Sdmftgieper,  geb.  1706  311  Söoloerlep 
in  ber  ©raffdjaft  3üorcefter;  betrieb  in  SBirmingbam 
ein  bebeutenbeS  fiadiergeidjäft,  neben  bem  er  fid) 
feit  1750  auf  baS  Sdbriftfdmeiben  unb  SBucbbruden 
legte.  2US  Schöpfer  fdjöner  Jppen  ertoarb  er  fid) 
ben  JBeifall  aller  Kenner;  feine  Schriften  jeid?neten 
fid)  vor  allem  bureb  elegante  6infaobb,eit  aus,  unb 
in  ber  tat.  Rurfio  leiftete  er  OTufterbafteS.  Gr  bruette 
mit  feinen  Sppen  ju  SBirmingbam  1756  ben  SHrgü 
in  SDlcbianquart,  bem  bie  Sluegaben  mehrerer  am 
berer  lat.  Jflaffiler  unb  einiger  engl.  (j.  JB.  'DH(ton) 
unb  ital.  Sehrt  ftftcller  folgten,  unter  benen  be- 
fonberS  ber  Slriofto  beroorjubeben  ift.  Sud)  fein 
WeueS  Seftament  (Orf.  1763)  wirb  in  tppogr.  £in* 
ficht  befonberS  aeid\im.  Sein  ganjeS  &rudgerät, 
Scproärje,  ja  fogar  bac-  SBapier  oerfertigte  er  ftcb 
felbft.  6r  ftarb  8. 5(an.  1775.  »eaumarrtais 
laufte  1779  bie  »on  SB.  nacbgelaffcncn  Settern  für 
3700  Wb. 6t.  unb  brudte  bamit  ju  Äebl  bie ad  t 
ausgäbe  oon  Voltaire«  SBerlen  in  70  SBänben. 

*odfct  (engl.,  b.  b-  fiorb),  ein  9tei«mafe  in 
JBirma  unb  6iam,  ftimmte  in  9langun  urfprüng: 
luti  mit  bem  birmanifdjen  $eng  (=  et  um  301) 
flberein;  icftt  ift  e*  =  38,h  1  unb  entbdlt  »on  ge« 
fdjällem  9ici«  etma  32  kg,  von  ungefebältem  etwa 


25  kg.  $n  Siam  beipt  ber  Korb  %  bang  (englifd) 
ebenfalls  SB.)  unb  faftt  etma  10  1  ober  l  :u  kg  ge< 
fdjdlten,  bagegen  9,7  kg  ungef(bditen  9teid.  100 
Xhang  beiden  ein  Äiang  ((£opaug,  f.  b.). 

^nc<f ifrfjc  SprarfK ,  bte  Spraye  ber  Söa*len 
(f.  b.),  bie  non  ipnen  felbft  6u«cara,  (S^tuara 
ober  6 $  q  u er  a  genannt  roirb.  Sie  ift  nad?  SB.  oon 
Öumbolbt;-  «Prüfung  ber  Unterfudmngen  über  bie 
Urbewobner  ftifpamenä  oermittelft  ber  SB.  S.» 
($erl.  1821),  abgefeben  oon  ben  Jßerdnberungcit, 
bie  fte  im  Sjaufe  ber  ^abrbunbertc  erfahren,  im  all- 
gemeinen  bie  ber  alten  iber.  SBerooimer  Spaniens 
unb  Aquitaniens.  Sie  lurbetaner  in  SBdtica,  bie 
S3ufitanier,  bie  ©antabrer,  Äutrigonen,  Söarbuler, 
JBadconen  unb  2tquitanier  fprad^en  nur  Sialelte 
ein  unb  berfelben  Sprad?e.  3)ad  SBa&lifd?e  jerfdllt 
in  mehrere  Sialette  unb  Unterbialelte,  beren  3abl 
ftcb  fdimer  feftfteUen  (dpt.  ißrinj  finden  SBonaparte 
nimmt  8  ^auptbialette  mtt  25  2>iatetten  )tt>eiter 
Crbnung  an,  mdbrenb  van  6pd,  mobl  ber  grünb* 
liebfte  Renner  ber  SB.  S.,  nur  folgenbe  6  Süa» 
lette  gelten  Idfit:  ben  Tialctt  oon  SBifrapa,  oon 
Obernaoarra,  oon  Sabourb,  oon  Üaebemaoarra, 
oon  ©uipujcoa  unb  oon  Souletin.  Sie  ^rage, 
meinem  Sprad)ftamme  bad  SBaetifcfje  }U}ujdb.(en 
fei,  muh  nodb  als  eine  offene  bezeichnet  »erben,  ba 
auch,  ber  neuefte,  oon  oon  ber  ©abelenti  unter 
nommene  JBerfucp,  baSfelbe  ben  JBerberfpradben 
beimorbnen,  nidjt  gelungen  ift.  —  (Sin  eigene« 
Schrifttum  hat  iuImu  btefer  Spraye  nie  auäge* 
hilbet.  -Kur  aud älterer  Seit  tennt  man  einige SBrudb- 
ftflde  oon  JBoltSliebern,  beren  angebliches  hchev 
iUltcr  aber  ämeifclhaft  ift.  $od>  fingt  nodj Jeftt  ba« 
SBol!  ju  feinen  9lationaltdn}en  fiieber  in  (fuäcara, 
melche  Situeta  in  benj>Guipuzcoaco  dantza  gogoau- 
garrien  condaira»  (San  Sebaft.  1824)  aufgemd?  net 
pat.  Snbere  baSt.  fiieber  ftnb  oon  bemfelben  ge^ 
fammelt  in  «Euscaldun  aneifta  ancinaco  Ta  are 
lendabicico  etorquien»  (San  Sebaft.  1826)  unb 
einiges  in  beutfeber  überfe^ung  in  @UifenS  «Söerf uep 
einer  SBolpglotte  ber  europ.  ^oefte»  (%\.  1,  £p  j.  1846). 
A  n  ber  franj.Soule  finben  oon  alters  ber  an  geroiff  en 
Aefttagen  bramat.  SBorftellungen  ftatt,  welche  ibre 
Stoffe,  dbnlicb  ben  3Jlpfterien,  teils  ber  JBibel  ober 
Öeiligenleaenbe,  teils  ben  mittelalterlichen  epifdjen 
Sagenlreifen,  teils  tr  c  hl  auch  alten  nationalen  übet 
lieferungen  entlehnen.  6ine  Analpfe  oon  34  folgen 
et uefen  giebt  ÜDticbel  in  «Le  Pays  Basque,  sa 
population,  sa  langue,  ses  meeurs,  sa  litt^rature 
et  sa  musique»  rjkir.  1857),  ber  auch  in  «Le 
Bomancero  du  Pays  Basque»  (ebb.  1859)  eine 
Slnjabl  oollStümlicher  Gr^dblungen  mitgeteilt  bat. 
SßJaS  fonft  in  SB.  S.  gebrudt  ift,  beftebt  faft  nur 
in  9ieligionSbüd>em,  mit  menigen  äuSnabmen  nur 
Überfettungen.  Criginalroerfe  finb  iebod)  ^JtuetaS 
©cfcbichtc  oon  ©uipujcoa  unb  $iribarrenS  (§c= 
febiebte  ber  SBaSten,  beibe  ber  neuern  3«t  onfl«5 
börig.  Unter  ben  ebenfalls  erft  feit  bem  18. 3abrb. 
oon  patriotifd>en  SBaSten  unternommenen,  menn 
aueb  nod)  untritifeben  SBerfud^en,  bie  Sprache 
grammatifd)  ju  lonftruieren  unb  etpmologifdj- 
leritalifd)  ju  oerjeidhnen,  ftnb  ju  nennen:  bie  ®ram= 
matil  beS  Rennten  fiarramenbi  «El  imposible 
vencido»  (Salamanca  1729);  befjen  «Diccionario 
trilingue  del  castellano,  bascuence  y  latin»  (2SBbe., 
San  Sebaft.  1745;  neuefte  SUufl.  1853);  »ftarloa, 
«Apologia  de  la  letigua  bascongada»  i  i'iabr. 
1803);  (Srro  p  ASpiro.t,  «Alfabeto  de  la  leogua 
primitiva  de  Espana»  (ebb.  1806)  unb  beffen  «El 


Digitized  by  Googl 


Öa3funtfcf)af  —  SaSra 


451 


mundo  primitivo»  (ebb.  1815).  —  Sgl.  fieclujc, 
Manuel  de  1a  langue  basque  i .2  culeu) e  1826); 
Äbbabie  unb  (Sbabo,  Stüdes  grammaticales  Bur 
la  langue  euskarienne  ($ar.  1836);  Slbelung  im 
2.  5Banbe  unb  2D.  von  öumbolbt  im  4.  5Banbe  beS 
«ÜDUtbribateS»  (5Berl.  1806—17).  3"  neuerer  3ett 
baben  ftd>  namentlidj  (£babo,  ber  aud)  ein  gro|c$ 
«Dictionnaire  basque»  (2fg.  1  u.  2,  SJaponne  1856) 
i  begonnen,  5Brinj  2oui8  fiucien  SBonaparte,  «Langue 
basque  et  langues  tinnoises»  (2onb.  1862)  unb  in 
Deutfcbtanb  s])1abn,  «Denfmdler  ber  SB.  S.»  (Seil. 
1857),  um  ba8  SBaSttfdje  berbient  gemadjt.  ,1a 
nennen  ift  nod?  aus  neuefter  Seit:  %  93infort,  Docu- 
ments  pour  servir  a  l'etude  historique  de  la  langue 
basque  (iBaponne  1874);  ban  Essai  de  gram- 
maire  de  la  langue  basque  (ämfterb.  1867);  berf., 
Dictionnaire  basque -francais  (*Bar.  1873);  berf., 
Grammaire  comparee  des  dialectes  basques  (ebb. 
1879);  SRibarp,  Essai  sur  la  langue  basque  (au*  bem 
Ungarifrten,  ebb.  1877);  ärno  ©rimm,  über  bie  SB. 
6.  unb  Spracbforfcbung.  Allgemeiner  Seil  (99reel. 
1884)-  oon  ber  ©abelenfc,  $ie  SBerroanbtfdjaft  be* 
SBaStifcben  mit  ben  SBerberfpradjen  (SBraunfcbro. 
1894);  SBinfon,  Essai  d'une  bibliographie  de  la 
langue  basque  (Sar.  1891);  fieicarraga«  ba&t.  SBü« 
djer  oon  1571  (bfl.  bon  Öinfcbmann  unb  Scbudjarbt, 
Strafeb.  1900). 

iPac*fiintftf)df ,  Sahfee  im  ruff.  ©ouocrnement 
ilftracban,  am  Unten  SÖolgaufer,  37,5  km  non 
Ijcbernpj  3ar  entfernt,  bat  123,»  qkm  unb  28,4*Broj. 
Saljaebalt.  2>a$  Salj  ift  non  oor*üglid>er  S8efd>at= 
fenbeit.  Säbrlidje  »uSbeute  10  3HUI.  $ub.  2>ie 
Saljlager  fmb  bur<p  bie  1881  erbaute  9Jaälun  = 
tfdjatbabn  (f.  Siuffifdbe  ßifenbabnen)  mit  bem 
ffiolgabafen  Slabimirorota  oerbunben. 

ttaänage  (fpr.  banabfcb),  3acqueS,  reform.  X  beo= 
loa,  aeb.  8.  9lua.  1653  ju  5Houen,  mar  erft  Pfarrer 
bafelbft,  floh  naaViluf  bebung  bes  Qb'xtti  bon  Nantes, 
»irtte  feit  1691  als  ^rebiaer  in  dtotterbam  unb  feit 
1709  im  öaaß,  mo  er  22. $ej.  1723  ftarb.  Gr aenop 
als  SBrebiger  unb  ©efd?id)tfcbreiber,  roie  als  $iplo= 
mat  eine*  auSgejeidmeten  SHufS  unb  mürbe  vom 
Öerjog  oon  Orleans,  bem  bamaltgen  Siegenten 
bon  gtantreid),  ju  oerfdnebenen  Unterbanblungen 
eingelaben.  Tie  ©eneralftaaten  ernannten  ibn  ju 
ibrem  &iftoriograpben.  Seine  rotcbtigften  Werte  fmb 
bie  ber  ©efdjidjtSauff  an  ungiBo)  tuet  «entgegentreten 
ben  «Histoire  de  la  religion  des  eglises  reformees» 
(2  SBbc.,  SHotterb.  1690)  unb  «Histoire  de  l'eglise 
depuis  Jesus-Christ  jusqu'ä  präsent»  (2  SBbe.,  ebb. 
1699).  ferner  ftnb  ju  ermahnen  feine  «Histoire  des 
Juifs»  (5  SBbe.,  JRotterb.  1706)  unb  jablreidje  ©trete 
fünften  gegen  SBoffuet.  —  Sgl.  La  France  protes- 
tante,  SBb.  1  (2.  äufl.,  $ar.  1876);  Weilbet,  Jacques 
B.,  tbeologien,  controvertiste,  diplomate  et  his- 
torien  (©enf  1880). 

ftafocfje  ober  SBa  j  odje  (fpr.  baföfd?),  Confrerie 
de  la  B.,  ebebem  in  sparte  bie  ©übe  ber  Sajreiber 
(clercs)  ber  Sörohrratoren,  benannt  nad)  ibrem  6i|»e, 
bem  ^Jarlamentggebäube,  ba*  lange  ein  tönigl.  tya- 
(aft  ( iBaftlita )  mar;  ber  Sorfteber  ber  9.  hier,  Roi 
(«König»),  fte  felbft  Royaume  (ng(.  Recueil  des 
statuta  du  royaume  de  la  B.,  V-ar.  1654).  Gie 
erbielt  1303  oon  ftönig  ^biliOO  bem  Scfeönen  ba* 
2Jorred)t,  bramat.  Spiele  aufjufübrcn.  2)iefe  Xuf< 
fübrungeu  entftanben  teiU  au4  ben  unter  ben 
Sdjolaren  im  üllittelalter  Ablieben  SWa^teraben  an 
gemiffen  feftlicben  Jagen,  j.  58.  bei  ber  5Dlaifeicr,  teil* 
au«  3)arftellungen  bon  fingierten  geridjtlidjen  iBer^ 


banblungen  (causes  soleunelles,  causes  grasses), 
in  benen  ÜiU^  unb  ijjumor  fjcb  mit  jurift.  Äafuijtit 
oereinten  unb  bie  in  ben  jurift.  Disputationen  ipre 
Vorläufer  bitten.  3uerft  mögen  bie  ©lere«  Farcen 
gefpielt  baben,  bie  trüb  ben  fatir.  ßbaratter  erbiet 
ten,  ben  «Pathelin»,  bie  berübmtefte,  auftoeift  Oft 
au*  rourben  $erfonen  unb  ^anblung  in  ba*  ©e* 
»anb  ber  Slllegorie  gefleibet  unb  biete  aUegoriiaV 
fattr.  25ramen  al«  «Moralites»  aufgefübrt.  Seit  bie 
^iaffton«brüber  ibr  Jbeatcr  begrünbet  batten,  oer* 
einigten  fut  bie  «Basochiens»  )utoei(en  mit  ibnen 
)u  gemeinfamen  Stuffübrungen;  boeb  blieb  ibr^aupt« 
aebiet  ba*  fatir.  Spiel,  beffen  SluSartung  1540  »um 
Verbot  fübrte.  §bxc  gldnjenbfte  : Sei t  batte  bie  58. 
unter  fiubioig  XII.  Sie  beftanb  bis  jurÜtebolution, 
wenn  au*  bureb  ein  Reglement  oon  1744  nod)  mebr 
in  ben  ^Jrioilegien  befdbräntt.  3)ie  öauptredjte  lüaren 
ibr  ieboeb  geblieben,  fogar  bie  ÜKaifeier  mit  ben 
öffent lieben  (Seiemonien.  —  Sgl.  gabte,  Les  clercs 
du  palais.  Kecbercbes  historiques  sur  leB  bazoches 
des  parlements  et  les  socieles  dramatiques  des 
Bazochiens  et  des  enfauts-saus-souci  (ßpon  1876); 
Ü)iarc  ÜDtonnier,  Les  aieux  de  Figaro  (ftlor.  1868). 

«afofo,  9iegerftamm  in  »frifa,  f.  Songoftaat. 

«atommatopborett,  f.  Süfmufferfcbneden. 

«a«<qutllbcrfd»luff  (fpr.  ba^tiU-),  f.  $enfter. 

»ac*f(iunc  (fr}.,  fpr.  bafeltbn),  ba*t.  <yrauem 
mantel,  llbcrmurf. 

&aör*  ober  33 df  fora,  in  dltem  Scbriften  aua) 
SBalfora  genannt,  £>auptftabt  be*  afiat.  türf.  'iü'v 
lajetä  5B.  (42700  qkm  mit  200000  6.),  unmittelbar 
am  redjten  Ufer  beS  Sdjatt  el«8lrab  (ber  Sereinis 
gung  bed  @upbrat  unb  Sigrid),  90  km  oon  ber 
ÜRünbung  entfernt  unb  im  %  bura)  ein  enge* 
Strombafenbaifin  begremt,  ift  ber  toidjtigfte  See= 
unb  ^anbeldplal  jener  ©egenb  unb  mar  )ur  3cit 
feiner  Wüte,  a!d  (Sentrum  beS  äBeltoertebrä  jtoi» 
feben  ^nbien,  ber  £ebante  unb  (htropa,  eine  grofie, 
reid>e  Stabt,  bie  oon  Sortugiefen,  ^olldnbern  unb 
tlngldnbern  bäufig  befuebt  würbe.  Qi  foll  in  ber 
2Ritte  be«  18.  3abrb.  150000  (I.  gebabt  baben, 
1860  batte  ti  nur  noeb  4000  6.;  feit  ber  Sermal: 
rung  SWibbat  ^afeba*  (f.  b.)  1868—71  bat  fidj  bie 
Sßeoölterung  mieber  b'xi  ui  20000  geboben.  Son  ber 
geplanten  Sefeftigung  beftebt  nur  ein  Slrfenal  mit 
einigen  Kanonen.  Da«  befte  ©ebäube  ift  3)(argbil 
ober  ftut'i'^rengi,  ba«  engL  Üonfulat,  ba«  einjtge 
am  Crte,  am  iöauptftrome,  »o  bie  35ampffcbiffe  an= 
legen.  5)er  Soben  ber  Üanbfdjaft  ift  im  böcbften 
l'tav-e  tulturfäbig,  bie  febr  reicblicbc  jruebt  ber  faft 
auddüe Mut  gepflanjten  Dattelpalmen  gelangt  in 
großen  sJI2engen  naa>  ben  ^afenplä(ten  beö  yti- 
)ifcben  unb  3"bifcben  ÜJceerS  jur  Sluefubr.  DieGin« 
fubr  au£  ^nbien  befcbr&ntt  ftcb  auf  Kaffee,  ^nbigo, 
wii,  ©eroürje  unb  Saubol)  ;ur  ^erftellung  ber 
ben  (fupbrat  unb  Zimxi  befaprenben  33arten.  5) er 
Sdjiffsoerlcbr  oon  58.  au«  ftromabroÄrtS  bat  feit 
Eröffnung  be«  SueätanaU  (3loo.  1869)  eine  erböbte 
SBebeutung  gemonnen.  Xccb  ift  bie  junebmenbe  Sep 
fanbung  bed  Stroms  ein  $jmberni$  feiner  rafdjen 
StuSbebnung.  2)en  Sertebr  mit  SBagbab  oermitteln 
brei  engl.  2)ampferlinien,  unb  feit  1864  berübrt  baß 
inb.  Habel  58.  Seitbem  bie  Snglänber  ben  öanbel 
faft  ganj  in  ibre  ©etoalt  gebraut  baben,  bebt  ftd) 
berfelbe  ftart.  58.  überflügelt  jefet  fdjon  baS  perf. 
SBufcbebr.  §m  £afen  oon  58.  liefen  (1898)  585  Sdbific 
mit  126  236  t  ein;  bie(5infubrberrug(1898)  1 177  714, 
bie  SuSfubr  833  257  «Bf b.  St.  Start  ift  ber  Scbleidj: 
banbel.  (Jingefübrt  werben  :flleiber,Seiben',3i}ollett- 

29* 


Digitized  by  Google 


452 


^Basrelief  —  Saffano  (Stabt) 


unb  93aumroolIroaren,  3uder,  aufgeführt  SBode,  ©e* 
treibe  unb  Datteln. 

$a3  gegenwärtige  93.  entftanb  erft  im  17. 3&btb. 
nacb  bem  33erf  alle  oon  Sllt«93a8ra,  beffen  iXuinen 
15  km  im  S9B.  an  bem  joht  troden  liegenben  gro* 
feen  ftlufearme  2)fd)ärri  3aabe  fid)  befinben.  2efc» 
tereS  rourbe  685  angelegt,  um  ben  ^erfem  bie 
93erbinbung  mit  bem  9Heere  abjufdbnetben  fotoie 
um  einen  ©afenort  unb  Sd?lüffel  jum  (Supbrat  unb 
Sigrid  ui  geroinnen.  X  i  e  (fntroidlung  oon  2llt=33a$ra 
grünbete  ficb  aber  roieber  erft  auf  ben  93erfaU  be$ 
an  ber  frühem  fübroeftl.  9Jlünbung  be8  Gupbrat 
Gelegenen,  feit  91ebufabnejar  bis  auf  bie  macebon. 
3eit  blübenben  $anbel*platie3Serebon  ober  I1  \  - 
ribotiS,  eins  ber  oier  93arabicfe  ber  9Jto$lem3. 
3llt=33a(Bra,  nach  bem  man  ben  ^erfifeben  ©olf  aud> 
5Dleer  r>on  93.  nannte,  gelangte  alä  emporiuin 
inb.  unb  arab.  SBaren  für  bie  ©balifenftabt  93ag* 
bab  )u  großem  SBoblftanbe.  3m  4. 3<»brp.  ber  öibfdjra 
ftiftete  bter  $bn  SHifaa  eine  ber  erften  mobammeb. 
©elebrtenatabemien  beS  97littelalter$,  unb  bie  Stabt 
erhielt  ben  (ihren  turnen  Kuh  tot  el*3$lam  (fluppel 
be« SslamS).  9tad>  93agbab  j viel t  Jil t-93a$ra  bie  be> 
beutenbfte  Wolle  in  ben  SJtärcben  ber  «Saufenbunb* 
einen  91acbt».  3n  fpäterer  3eit  tarn  ält:93a*ra  in 
bie  ©eroalt  arab.  3  tcid>«  unb  fant  herab.  9Jlit  ber 
Eroberung  93agbab«  bunt  9Rurab  IV.  1638  fiel 
bie  ganje  ©egenb  in  bie  £»dnbe  ber  Sürten,  unb 
ba8  ieljtge  93.  rourbe  nun  ber  Sit»  eine*  nichtigen 
i^aüt alif-ö.  31  m  Gnbe  bei  17.  ^abrb.  mar  eS  mehr: 
fach  in  ben  £änben  ber  Werfer,  1787  in  benen  ber 
Äraber,  unb  1815  behaupteten  bie  Surfen  bie  einge-- 
f  cploff ene  Stabt  gegen  bie  ffiabbabiten  bureb  ben  Steg 
ber  ägppt.  Gruppen  unter  Ibrahim  ^afdja.  9ion 
1832  bi$  1840  roar  93.  im  93efthe  2Rebemeb  HliS. 

©aSrelicf  (fpr.  baröllie'ff),  f.  Relief. 

©afji  (ital.  basso,  «tief»),  in  ber  Wufil  bie  unterfte 
ober  tieffte  Stimme  mehrstimmiger  ©efang*  unb  3u* 
ftrumentalftüde.  9tadj  biefer  Stimme  roerben  bie 
Harmonien  unb  Mccorbe  berechnet  unb  bejeief/net, 
f  obafr  bie  Harmonielehre  aud?  bie  Sebre  t>om©enerab 
bah,  beifit.  Tie  Muäfübrung  ber  jeweiligen  93afc- 
ftimme  (ann  auf  alle  ^rtftrumente  bes  Crd?e  Her  $  unb 
auf  alle  Stimmgattungen  be3  SängercborS  fallen. 
Xo*  ift  bie  Siegel,  bafs  im  Cnbefter  bie  unterfte 
Stimme  oon  benftontrabdffen,  (Jelli,  Fagotts,  93afp 
pofaunenu.  a.  dbnlidjenfog.93ajjinfrrumenten  beietu 
roirb;  in  mebrf timmigen  9iotalroerfen  übernimmt 
bie  tieffte  ©attung  ber  SJcännerjtimmen,  ber  33.,  in 
ber  Siegel  bie  unterfte  Stimme,  ©in  guter  93affift 
beftfct  einen  Umfang  oon  jroei  Dttaoen  (F — e)  unb 
barüber.  5)ie  tiefften  Stimmen  ftnbet  man  in  9tujj= 
lanb;  aud)  2)euticblanb  bat  fdjöne  93.,  befonberä 
aber  oereinigen  bie  ital.  93affiften  Umfangf  Stdrte, 
9Bobllaut  unb  93eroeglid)teit  in  einem  bet  anbern 
53ölfern  feltenen  ©rabe.  3m  ©efangdbor  unter* 
febeibet  man  erfte  unb  jroeite  93.,  Sottftüde  mit 
brittem  unb  oiertem93.finb?lugnabmen.  ymSolo* 
aefang  fprid?t  man  oon  bobem  unb  tiefem  93.; 
in  ber  Oper  oon  feriöfem  93.  unb  93uff obafe. 

©afi,  93a fi« SR  od,  ftelfeneilanb  an  berSübfeite 
beä  Singangä  }um  Air : h  of  ,"\ orth ,  ;ur  fdbott. ©raf< 
febaft  ioabbington  geborig,  bat  fteile  big  106  m 
bobe  Ufer,  ift  nur  auf  ber  Sübfeite  jugdnglicb  unb 
nur  oon  jabllofen  Seeoögeln  beroobnt. 

«Paff ö,  gried). Suefpradie  t>ti  türf.  ^afdni  (f. b.). 

<Baffä,  eine  Heine,  jum  ©ebiete  ber  im  fübroeftl. 
Slrlabien,  bei  bem  jeftigen  ^aoliga,  gelegenen  Stabt 
^biaalia  gebörige  Crtftbaft,  ift  befannt  bura)  ben 


baju  geböriaen,  auf  einem  1131  m  boben  Plateau 
bei  93erge«  Aotilion  ftebenben  Sempel  bed  Slpollon 
©piturio«,  beffen  llberreftc  nod)  je^t  eine  ber  idbön* 
ften  Sempelruinen  ©riecbenlanW  fmb.  2)er  Sempel 
(f.  nadjftebenbe  Sigur)  Don3ttinu$,  bem  93aumeifter 
beiS  ^artbenong,  um  ben  93eginn  bed  v$eloponnefu 
feben  Itriegei  erbaut,  roar  ein  bor.  $mptero£  (f.  b.) 
oon  38  m  Sänge  bei  14,so  m  93reite,  mit  6  Sdulen 
auf  ben  Sdjmal--  unb  15  Sdulen  auf  ben  Sangfeiten. 
$a£  Material  roar  Jtallftein,  nur  bad  ©ebalt  unb 
bie  6(u(pturen  roaren  aud  SRarmor.  X  a>i  3nnete 
beftanb  au«  ^JronaoS,  ScQa  unb  Dpiftbobom  (©inter» 
räum).   2k  6ella  einhielt  auper  einer  einjelnen 


torintb.Sdule  eine  Soppelrcibe  oon  fe  5burd)9Sanb- 
f  eiler  mit  ben  Seitenroänben  oerbunbenen  ion.  palb-- 
dulen,  bie  baä  X  ad?  ftüttten.  über  bem  Hrdbitrao 
im  Innern  ber  Hella  jog  ftd)  ein  80  m  langer,  0,a  m 
bober  ftrieä  bin ,  roorauf  in  öocprelief  bie  Ädmpfe 
ber  Sapitben  gegen  bie  Kentauren  unb  bie  ber 
"iltbener  gegen  bie  3lma j onen  (f .  £af el :  ©  r  i  e d?  i  f  d>  e 
Äunft  IIf  5ig.  9)  bargeftellt  Tmb.  3)ie  fämtlidjen 
platten  biefe*  Briefe«  ftnb,  roenn  aud?  jum  Seil  ftart 
befdjäbigt,  1812  aufgefunben  roorben  unb  iefct  im 
93ritifd?en  ÜJtufeum  aufgefteUt.  —  93gl.  Stadelbera, 
$er  Jlpollotempel  ju  93.  (  Jrantf.  1826);  ©oderell, 
The  temples  of  Jupiter  Paahellenius  at  Aegina 
and  of  Apollo  Epicurius  at  B.  (Sonb.  1860). 

<öaffabcrotJj,  aud;  93affaroroi^,  ein  Karten 
fpiel  unter  oier  $erf onen.  3«ber  SRitfpiclenbe  erbdlt 
8  harten  unb  bat  möglicbft  roenig  Stiebe  gu  macben. 
Srumpf  giebt  e«  nicht,  e$  ift  aber  §arbe  ju  betennen. 
Vai  gilt  5  äugen,  fonft  roerben  bie  Sugen  wie 
im  Stat  gejäblt.  9Ber  100  Sugen  bat,  erbdlt  einen 
93alten  (— ),  »er  alle  Stiche  madjt,  eine  SRull  (0). 

ttaffatn  ober  ©roft»93affam,  Safenort  an  ber 
afril.  3flbns  ober  Glfenbeinlüite  (f.  b.),  am  Äomoe 
ober  31  Iba,  4  km  von  beffen  SJcünbung  in  ba$  3Jteer. 

»öaffaito,  £>auptftabt  hti  X  ntr if t i>  93.  (50107  6.) 
in  ber  ital.  ^rooinj  93icenja,  28  km  norbnorböftlid? 
oon  93icen|a,  liegt  auf  einer  Slnböbe  in  roeiter  6bene 
am  Unten  Ufer  ber  93renta ,  Über  bie  eine  bebedte 
Öoljbrüde  auf  fteinernen  Pfeilern  fübrt,  feit  bie 
oon  ^allabio  erbaute  oom  $>od?roaffcr  fortgeriffen 
rourbe,  unb  an  ber  an  ba£  SlbriatifaSe  i'Ieh  anfehlie* 
^enben  3roeigbabn  ^kibua:93.  (48  km) ;  eine  93abn 
nad?  Srient  ift  im  93au.  31  m  tfufee  ber  iUluen  ge 
legen ,  gerodbrt  fte  mit  ibjren  alten  bob>n  dauern 
unb  ber  bocbgclegenen,  oon  ßjjeltno  ba  Stomano  er 
bauten  93urg  einen  malerifchen  Slnblid.  3)ie  Stabt 
bat  (1881)  7657,  als  ©emeinbe  14524  6.,  mebrere 
fllöfter,  ein  ©omnaftum,  2Rufeum,  93ibliotbet  unb 
ein  Später;  Töpfereien,  oiele  ©erbereien,  berühmten 
2öcin«,  Dlioen«  unb  Spargelbau,  öanbel  in  Seibe, 
Sud?  unb  Seber  unb  eine  greimeffe.  35ie  Sruderei 
oon  Memonbini  ift  eine  ber  gröfeten  in  Dberitalien. 

5)ome  unb  in  anbern  ffirdjen  foroie  in  bem  tya- 
lafte  bed  ©rafen  Sioberti  finben  ficb  feböne  ©emälbe 
93.,  bad  feit  1175  bem^obeftd,  fpdter  ben  93i: 
idjöfen  oon  33icenja  unterftanb,  rourbe  oon  biefen 
ben  ba  Romano  ju  Sefcen  gegeben.  9lad)  dijelino* 


Digitized  by  VjOOQIc 


iöaffano  (ÜJtoler)  —  ©affermann  (ftriebr.  StanieO 


468 


(f.  b.)  Sturj  gelangte  e*  1268  an  <Jkbua,  1320  an 
ßane  betla  3 calci,  1339  an  bie  Sarrara,  1388  an 
bie  93ieconti  unb  trat  enblicb  1404  freirüiüiß  unter 
bie  £>obeit  3$enebigS.  Sei  93.  fdnug  93onaparte 
8.  Sept.  1796  ben  öfterr.^lbmarfcpaUSBurmfer,  ber 
oon  Irient  jum  ßntfafc  oon  SDtantua  anrüdte.  9iadV 
Dem  SRaffena  recht  v  unb  Slugereau  linfg  bei  3 -Inno* 
bie  öfterr.  Sloantgarbe  jurüd geworfen  hatten  unb 
na  et  ©rftürmung  ber  33rüdc  in  93.  eingerüeft  waren, 
fab  ftcb  Söurmfer  gejroungen,  über  vteenja  na* 
ÜUlantua  feine  3i»fU>cbt  in  nehmen.  2lud?  6.  9toü. 
1796, 5.  Ho».  1806  unb  31.  Ott.  1813  tarn  ei  bei  33. 

glitten  ^ranjofen  unb  Cfterreicpern  ju  ©ef  echten, 
urcp  ben  ^rieben  von  Gampo»<xormio  1797  an 
Cftcrreicb,  burd)  ben  oon  ^refsburg  1805  an  ba« 
Äönigreicb  Italien  getommen,  warb  93.  1809  jum 
Öerjogtum  erhoben  unb  181 1  bem  ÜRinijter: Staate 
fetretär  Wäret  (f.  b.)  oerlieben.  —  93gl.  93rentari, 
Storia  di  B.  (33affano  1884). 

»affano,  eigentlicb  3acopo  ba  $onte,  nach 
feiner  SSaterftabt  93afjano  jubenannt,  oenet.  Üftalcr, 
geb.  1510,  geft.  13.  gebr.  1592.  Gr  malte  anfangs 
in  ber  SBeife  lijianS unb  33onifajio3  h \ t er.  - vcl igi oft 
93ilber;  naep  ber  Südfebr  in  feine  ÜBaterftabt  rourbe 
er  aber  93egrünber  ber  ( Genremalerei.  93.  malte  fo= 
mopl  Sanbleute  mit  ihren  ©erdten  unb  Sieren  in- 
mitten ber  tieffarbigen  Sanbfdjaft  feiner  Heimat, 
ali  au*  genreartige  93ilber  au v  ber  heiligen  ©« 
fdjidjte.  $u  ben  beften  Söerlen  feiner  ^ugenbjeit 
gehören:  X'xe  ^ludjt  nach  «gppten,  für  bie  Rircbe 
San  ©irolamo  ju  93affano  (1534);  (Slang  nad? 
SmmauS,  für  bie  Rird>e  t)on  Gitabella.  93efonber8 
reich,  an  Werna! cm  93.3  ift  ba$  $ofmufeum  ju  SBien ; 
beruorjubeben  finb:  2>er  bannbenige  Samariter, 
Anbetung  ber  Birten,  Crinjug  in  bie  3lrd>e  be$  9ioar>, 
6briftu«  treibt  bie  SBecpSler  auS  bem  Sempel  (auch 
in  ber  Hationalgalerie  ju  Sonbon) ,  Selbftbilbnte 
be«  Rünftler«.  $ic  2)re*bener  ©alerte  befifct:  Sufl 
ber  3«raeliten  burd?  bie  SBüfte,  2>ie  5lrd?e  Hoab*, 
HlofeS  unb  bie  Israeliten  am  ftelfenqueü,  Votho 
ftlucbt  aui  Sobom,  93elebrung  beS  ^Jaulu«,  93er= 
fünbigung  ber  froben  33otfcbaft  an  bie  Birten,  S)«m- 
reife  be3  jungen  Jobia$.  einen  prdebtig  gemalten 
beil.f>ieronpmu3  oor  einem  Grucifir  erwarb  1900  bie 
Sllatcmie  ju  93enebig.  —  Seine  Dier  Sohne,  unter 
benen  <jrance3co(l 545—97)  unb  2  e  a  n  b  r  o  (1558 
—1623)  hervorragen,  betrieben  mit  bem  3ktereine 
förmliche  93ilberfaorif.  Sfae  SBerle  finb  faft  in  allen 
©alerien  jablreid)  vertreten ;  einö  ber  beften  JranceS* 
co3  ift  ein  $edengemälbe  im  2)ogenpalaft  ju  23ene* 
big,bie6innabmerfon^aüiabci9iad)tjeit©orftelIenb. 
2)a$  93erliner  SWufeum  beribt  oon  ibm  einen  barms 
bergigen  Samariter,  bie  $re£bener  ®alerie  eine 
i)immclfabrt  ÜJiarid,  eine  Anbetung  ber  Birten.  93on 
fieanbro  ift  ein  guted  93ilb  ber  5)reieinigleit  in  San 
©iotmnni  e  ^aolo  }u  93enebig.  —  93al.  95crci,  No- 
tizie  alle  vite  etc.  de*  pittori  etc.  aella  rittä  di 
Bassano  (SJeneb.  1775). 
»äff am»,  «perjog  oon,  f.  3Haret. 
»a  ff  ari,  Station  im  Jogolanb,  f.  93afari,  93b.  17. 
»offaroruitf,  f.  93affabemifc. 
©äffe  (bollänb.),  2)rebbaffe,  Heine,  jur  3eit 
ber  glatten  ©efdjütie  üerroenbete  Sdjiff^lanonen,  bie 
auf  ber  93orbrcanb  in  (Säbeln  rubten  unb  nad?  allen 
Seiten  brebbar  waren.  [93afe. 
Basse  oontre  (fr).,  fpr.  baf?  longtr),  ber  )Weite 
©«ff^e,  8a,  öauptftabt  be«  Äantong  93.  (70,o; 
akm,  11  ©emeinben,  17  292  6.)  im  «rronbiffement 
Stile  be«  franj.  Deport.  9torb,  23  km  im  ©3B.  von 


Sitte,  am  Kanal  Don  ber  Teule  nad)  Site  unb  an 
ber  Sinie  Sille^e'tbune  ber  3t  ort  bahn ,  bat  (1896) 
3401,  als  ©emeinbe  4017  G\,  $oft  unb  lelegrapb 
fomie  gabrilation  »on  Cl,  Seife,  Seber,  gefärbtem 
Rapier,  Sud),  Seim  unb  Sid)orie,  femer  Kautel  in 
Äorn,  SBein,  Steinloble  unb  Seinen.  $ie  alte  ^e« 
ftung,  toeldje  1489  ber  GTjberjog  ÜJlarimilian,  1641 
bie  ftranjofen  eroberten,  würbe  1668  gefcbleift. 

©offein  (fpr.  baffe"bn),  engl.  93erberbung  gweier 
oftinb.  tarnen:  1)  2öaf  fim,  neuere  inb.  (unb  engl.) 
«jorm  93  a  &  im  (f.  b.),  ^iftrift  unb  alte  Stabt  im 
weftl.  93erar.  —  2)  93.  (öerberbt  auä  bem  birmani: 
fdjen93atbain,  früher  aud)  .Huthein,  Rufuma, 
GoSmin  genannt,  fan&fr.  Kusnma-Nagara,  «93lu- 
menftabt»),  befeftigte  Qauptftabt  unb  ^auptbafen 
bei  gleidjnamigen  2)iftrilt$  ber  ^Sroüinj  'ißegu  (f.  b.) 
in93ritifch=93irma,16046,nörbl.93T.,94048,/t'öftl.S., 
in  bem  »on  ßholera,  Sieber  u.  f.  w.  oft  beimgefudjten 
3rawabU3)elta,  an  beiben  Ufern  be$  93a  ff  ein* 
fluffeä,  ber  bie  weftlidjfte  ber  jablreidjen  OTün: 
bungenbed^rawabi  hübet.  33.  hat  (1891)  30177  6., 
barunter  19908  93ubbbiften,  5415  öinbu,  3621  SHo- 
hammebaner,  1018  ßbriften,  beherrfebt  ben  audj  für 
bie  fd?werftenSeefdjiffe  befahrbaren  93affcinflubüolI» 
(ommen  unb  bilbet  einen  widhtigen  $untt  für  bie 
militdr.  Cccuparion  oon  $egu.  63  würbe  oon  ben 
Gngldnbern  19.  ÜKai  1852  ju  »nfang  ihre«  jmeiten 
ÄriegeS  mit  ben  93irmancn  erobert  neuerer  3eit 
befud?en  öanbelßjd)iffe  ber  meiften  feefabrenben 
Nationen  93.  3)od?  ift  93.  faft  nur  »uSfubrhafen  für 
9lei$;  eingeführt  werben  nur  ßoblen  unb  wenig 
Sah.  93.  ift  Sife  eine»  beutf6en  AonfulS. 

»äff Clin  (fpr.  bafoldng),  Dlioier,  franj.  33oir«< 
bid?ter,  war  um  1440  uDallmüller  im  2hale  ber 
93ire  in  ber  Sflormanbie,  SBorftanb  einer  93ergnü; 
gungSgcfellfchaft,  ber  aCoropagnons  yaudevirois», 
bie  fiep  an  ber  ßrbebung  ber  9lormanbie  gegen 
bie  (Jngldnber  beteiligte,  fotl  bei  gormignp  1450 
oon  biefen  erfcblagen  worben  fein.  Seine  Sieber, 
nad?  ber  Heimat  be$  Xiditcr-j  «Vaudevires» genannt 
unb  urfprünglid)  oon  ben  ^reuben  ber  ©efelligtett 
banbelnb,  napmen  fpdter  auch  ben  Sparatter  ©ater^ 
Idnbijcber  Äampflieber  an.  Qi  finb  nur  etwa  fünf 
überliefert.  Tie  früher  unter  93.e  Hamen  gehenbe 
Sammlung  (Slu^gabe  nach  ber  Originalbanbfcbrtft, 
^ar.  1875)  flammt  oon  bem  Slboofaten  3egn  le 
fcour  au«  SBtrc  (geft.  1616).  —  93gl.  ©afte",  Etüde 
sur  0.  B.  et  les  compagnons  du  Vau  de  Vire  (Gaen 
1866);  berf.,  0.  B.  et  le  Vau  de  Vire  ($ar.  1887). 

©affcf iffcfrufcl  (fpr.  bafeliH  im  weitern  Sinne 
ein  Sebftubl  mit  napeju  horijontaler  Rette,  im  ©e> 
genfa^e  jum  feauteliffeftupl  (f.  b.),  bei  bem  bie 
Hotte  in  wrtifaler  9licbtung  aufgefpannt  ift;  baber 
93affcliffc-  (nieberfcbdftige)  9Befcerei  im  ©egen« 
fg&e  jur  ^auteliffe:  (bodjfcbdftigen)  SöebereL 
3m  engern  Sinne  ein  juröerftellungrjonjeppicpen, 
©obelin«  u.  bgl.  gebröucblicber  2Bebftubl. 

»off ermann,  emft,  ^olitiler,  f.  93b.  17. 

©flffcrmonn,3rriebr.3)aniel,  bab.3lbgeorbneter 
unb  «Politiler,  geb.  24.  gebr.  1811  ju  SDlannheim, 
bef  ud>te,  naebbem  er  al$  Rauf  mann  gelernt  hatte, 
1829—31  bie  Unioerfitdt  fieibelberg.  Scacbbem  er 
längere  Seifen  gemacht,  würbe  et  1837  in  bie  ©e« 
meinbeDerwaltung,  1841  in  bie  bab.  Rammer  ge< 
wdblt.  6icr  trat  er  ali  energifeber  ©egner  be8 
minifteriellen  Spftem*  auf  unb  erlangte  balb  unter 
ben  Führern  ber  Dppofition  eine  peroorragenbe 
Stellung.  2luf  bem  Sanbtage  1847—  48  ftellte  er 
12.5ebr.  1848  einen  Slntrag  auf  beutfefce  National; 


Digitized  by  Google 


454 


Saffermann  ($einr.)  —  33afferoi& 


Vertretung.  9iad)bcm  bie  Regierung  bie  voltötüm» 
liefen  ^orberungen  gemd^rt  hatte,  gehörte  93.  ju 
ihren  eifrigften  Vcrteibigern.  Gr  warb  von  ber  bab. 
Regierung  im  ÜJlärj  1848  als  Vertrauensmann  an 
ben  VunbeStag  nacb  <yrantfurt  gefebidt,  nahm  fett 
(f  nbe  'JJüu j  an  ben  ^Beratungen  beS  Vorparlamente 
teil  unb  trat,  als  Vertreter  von  Stabtprojelten  am 
Main  in  bie  9fationalverfammlung  gemäht,  mit 
Gifcr  ber  dufeerften  hinten  entgegen.  3m  9lug.  1848 
würbe  93.  ins  beutfdje  DieicbSminifterium  als  Unter* 
ftaatSiefretdr  beS  Snnern  berufen,  welche  Stellung 
er  bis  nur  Gntlaffung  beS  äJlinifteriumS  ©agern  be- 
hielt, ym  9iov.  1848  unb  2Jcai  1849  würbe  er  nad) 
Verlin  gefanbt,  um  ein  VerftänbniS  mit  ber  preufs. 
Regierung  anjubabnenunb  baS  Verhältnis  bcrfelben 
jur  (yrantfurter  ßentralgewalt  flarjufteüen.  3" 
einer  Sdjilberung  ber  93erliner  3"ftdnbe,  bie  V. 
11.9(ov.  1848  im  frrantfurter  Parlament  entwarf, 
fprad)  er  von  verbddjtigen  ©cftaltcn  auf  ben  Stra-- 
Ben  VerünS,  bie  bann  als  Vaffermannfcbe  ©es 
ftalten  »um  geflügelten  9Bort  geworben  fmb.  $n 
bem  VerfaffungSjtreite  ftanb  er  eifrig  auf  ber  Seite 
ber  preu&if  eben  erbf  aif  erl.Vartei ;  nad)  ber  31  bleb,  nung 
ber  ftaifertrone  war  er  ber  erfte,  ber  ju  einer  93er- 
ftdnbigung  mit  Vreufsen  riet.  8US  Vertreter  eine« 
rbeinpreub.9Bablbejirt$  nahm  er  aud?  (1850)  an  bem 
Unionsparlament  ju  Grfurt  teil.  Schon  im  93eginn 
feiner  ftdnbifcben  SBirtfamteit  t)atte  93.  ju  2Jtonn= 
beim  mit  Ä.  SDlatlft  eine  VerlagSbucbbanblung  (f. 
Vaffermannfdje  VerlagSbucbbanblung)  begrünbet. 
Seit  1850  jog  er  fid),  burd?  ftranfbeit  genötigt,  com 
öffentlichen  Sehen  jurüd;  jugleid?  von  iUelancbolie 
über  bie  fehlgefcblagenen  vatertdnbifcbcn  £>offnum 
gen  erfafet,  erfd)o|  fid)  93.  29.  3uli  1855. 

©  äff  ermann ,  .fceinr.,  prot.  Sheolog,  geb. 
12.  3uli  1849  ju  ftrantfurt  a.  ÜJi.,  jflnafter  Sohn 
be«  vorigen,  ftubierte  1868— 72  in  $ena,3nricb.  unb 
.Öeibelberg,  würbe  1873  :&ilfsprcbiger  in  Streifen 
unb  habilitierte  ftcb  1876  in  Jena.  9iocb  im  gleiten 
Jabrc  würbe  er  als  aufcerorb.  Vrofeffor  ber  pral; 
tifeben  Rheologie  nad)  öeibclberg  berufen  unb  ba= 
felbft  1880  orb.  Vrofeffor,  1884  Sireftor  beS  evang.« 
tbcol.  Seminars  unb  Univcrfitätsprebiger.  93.  ge- 
hört ber  ma&voll  freifmnigen  SHidjtung  an.  Gr  ver= 
öffentliche:  «öanbbudj  ber  geiftlidjen  Verebfamteit» 
(Stuttg.  1885),  «$üabemifd?e  Vrebigten»  (ebb.  1886), 
■  Entwurf  eineS  SvftemS  evang.  ßiturgit»  (ebb.  1888), 
«©cfcbicbtc  ber  evang.  ©otteSbienftorbnungin  bab. 
Sanben»  (ebb.  1891),  «Sine  ira  et  studio.  £)er  QnV 
wurf  ber  neuen  preuft.  Jlgcnbe  beurteilt»  (^reib.  i.  Vr. 
1894),  «35er  ßatedjiSmuS  für  bie  evang.prot.  fiircbe 
im  ©rofeberjogtum  93aben,  erllärt»  (ebb.  1896—97). 
sJJlit  GblerS  gab  er  1879—91  bie  «3eitf  djrif  t  für  pral= 
ttfehe  Rheologie»  heraus.  |$ricbr.  Daniel. 

©afTcrmannfefjc  ©eftölten,  f.  Vaifermann, 
©affer  mannte  ©erlaflSbuebbanblunp, 
9fr.,  in  München,  gegrünbet  1843  in  SWannbctm 
von  ftriebr.  3>anicl  Vafiermann  (f.  b.),  ber  baS  ©c= 
febäft  bis  1854  mit  flarl  2Katt>v  (f.  b.)  unter  ber 
«jirma  93affennann  &  SDtatljv. ,  bann  allein  unter 
eigenem  Flamen  führte.  1855  ging  eS  an  bie  SBitwc 
unb  1865  an  ben  Sohn,  Dtto  ftriebrid)  93afjermann, 
geb.  12.  <Dtai  1839,  über,  ber  es  glcicbjcitig  nad) 
öetbelberg  unb  1878  nad)  3Jlünd?en  verlegte.  $er 
Verlag,  anfange  polit.-bcllctriftifcbcr  SRicbtung  (bie 
«3>eut]d)c  ^««tung»,  bie  erften  Suerbachfcfccn  &orf* 
aefdjicptcn  u.  a.)(  ging  fpäter  aud?  auf  Jecfcnologie, 
Geologie  u.  a.  über.  3um  öauptjweia  fmb  bie 
humoriftifdje  (bie  Schriften  üon  ©ilh.  Vufch)  unb 


illuftrierte  belletriftifche  Üitteratur  geworben;  ba= 
neben  finben  fid)  Vorlagen  für  Sdjriftjeichnen,  $or 
jellanmalcn,  Vradjtwerfe.  1890  würbe  her  uorwie- 
genb  jurift.  unb  mebij.  Verlag  ber  £itterarifcb= 
»rtiftifd)cn  Hnftalt  (tbeobor  iHicbel)  in  9Jlflnd)en 
erworben,  unb  feit  bemfelben  %ahxc  erfebeint  in  ber 
V.  V.  unter  Beteiligung  ©on  Sllfons  Vrucfmann 
bie  iUuftrierte  3eitf<fcrift  «Stabfa^r^umor»  mit  ber 
«iRabfabr-Gbronit»  als  93eilage. 

©offc^^«lpe«  (fpr.  bafe  alp),  franj.  Reporte 
ment,  t.  9lieberalpen. 

>8öffeö  =  ^orcncc<<  (fpr.  bafi  pireneb.),  fran^. 
Departement,  f.  9licberpprenfien. 

Baste-taille  (fpr.  bafs  taj),  in  ber  franj.  ÜWuHl 
fotiel  wie  93ariton  (f.  b.);  tn  ber  bilbenben  flunft  ift 
ber3luSbrudgleicbbebeutenbmtt93aSrelief(f.JRelief). 

©offener«  (fpr.  bap  tdbr).  1)  $auptftabt  ber 
franj.Snfel  ©uabeloupe  (SBeftinbien),  auf  ber  ©eft- 
lüfte  ju  beiben  Seiten  ber  SWünbung  ber  5Himerc:aur-- 
ÖerbeS,  ift  Sife  beS  ©oufcrncurS,  eines  93ifcbofS 
unb  bat  (1894)  7762  G.,  bantnter  ein  Viertel  97eger, 
ein  Slrfenal,  einen  ^iftupalaft,  aber  einen  fd)led)= 
ten  $afen,  ift  bab,er  jiemlid)  öbc  unb  wirb  bureb  baS 
Jort  Midjcpanfe  unb  einige  93atterien  geidnl^t.  — 
2)  ^anptortberbrit.-weftinb.  ^nfel  St.  Gbriftopber 
(St  5rittS),  wirb  burd)  brei  ?fortS  oerteibigt  unb 
bat  9097  Q.  9luS<jefübrt  werten  Salj,  3uder, 
Ongwcr  unb  Vaumwolle. 

©äff  tHt,  ein  Äartenfpiel  franj.  UrfprungS,  wirb 
mit  52  93lättcrn  oon  einem  93an!halter  unb  einer 
beliebigen  ?lnjabl  r>on  VointeurS  gefpielt.  3)er 
Secbfel  ber  Van!  bangt  üon  ben  Spielenben  ab. 

©affcttfiom  (Corno  di  bassetto),  ein  tonreicheS 
weicbtlingenbeS  öoljblaSinftrument,  fdlfcblicb  aud) 
ftrummhorn  genannt,  würbe  um  1770 tufpAffau 
erfunben  unb  burd)  2^.  2ofe  in  Vrefiburg  (um  1782) 
unb  bie  Vrüber  2lnt.  unb  3ob\  Stabler  in  3?ien 
werbeffert.  XaS  V.  ift  eigentlid)  eine  größere,  um 
eine  2erj  tiefere  Klarinette,  ber  eS  in  allem  gleicht, 
nur  baf?  baS  9tobr  ju  lang  war,  um  eine  bequeme 
Erreichung  ber  % onlöcber  beim  Spielen  jujulaffen, 
weshalb  bte  SHöbre  im  öalbtreiS  gebogen,  fpdter  ge= 
tnidt  gebaut  würbe  (f.  Jafel:  2Ruf  itinftrumente 
I,  ^«g-  4,  93b.  17).  Um  bie  «Röbre  ju  nertürjen, 
brachte  man  baS  fog.Ääftdjcn  an,  bureb  baS  fid)  bie 
93obrung  erft  fcblangenförmtg  jurüdminbet,  ebe  fie 
weiter  gebt,  um  bann  in  ber  Stürje,  einem  trem: 
petenartigen  Sdjallbed?er ,  auSjumünben.  Sieben 
ben  15  $onlöd)ern  ber  Klarinette  befttit  baS  93.  alle 
an  jenen  angebrachten  offenen  unb  uerbedten  Älap 
pen,  woju  jwei  aufcerorbentUcbe  für  F  unb  G  tonv 
men.  Sein  Umfang  erftredt  ftd)  uon  F  bis  jum 
brcimal  geftrichenen  c  in  chromatifdjer  £olge;  ber 
Jon  ertlingt  aber  iebeSmal  eine  Ouinte  tiefer,  als 
er  gefdjrieben  ift,  fo  bafe  alfo  feine  Dotierung  oom 
tleinen  c  bis  jum  breimal  geftriebenen  g  gefebeben 
mufj.  3)er  Älang  ift  ber  einer  Vafcllarinette,  aber 
büfterer,  fdjwermütiger.  Obgleich  ber  tiefen  Zint 
wegen  febr  brauchbar,  ift  baS  V.  bod)  wenig  ange= 
wenbet,  oon  9Rojart  aber  febr  wirtungSrwU  («SMe* 
quiem»,  «JituS»)  bertuttt  werben.  —  Vgl.  Vadofen, 
3lnweifung  jur  Klarinette  nebft  einer  turjen  Stnwew 
fung  über  baS  V.  (2pj.  1827). 

©äff  erot^,  OTagnuS  frriebr.  von,  preub-  Staats^ 
beamter,  geb.  17.  San.  1773  ju  Scbönbof  in  9Redlen= 
burg^Scbwerin,  ftubierte  1791—94  bie  Siechte  unb 
(Sameralia  ju  9ioftod  unb  Jena,  würbe  1800^riegS' 
unb  3)omänenrat  bei  ber  furmfirl.  Rammer,  1809 
erfter  5)ireftor  unb  Vicepräfibcnt ,  1810  Gbefprdfi- 


Digitized  by  Google 


«aftgcige  — 

bent  be-o  !Hegierungß!ollegium£  ju  $ot?bam  unb  I 
1824  Dberpräfibent  ber  ^rooim  23ranbenbura.  Sud) 
»arb  et  24.  3)ej.  bcSfelben  3al?reS  in  ben  Staate 
rot  aufgenommen.  9lad>  feinet  Gntlaffung  1842 
lebte  et  ju  33erlin,  »o  et  14.  3an.  1858  ftorb.  JB. 
fdjrieb  (anonpm):  «3)ie  Äurmatt  33ranbenbutg,  tyt 
3uftanb  unb  ibre  3kr»altung  unmittelbat  cor  betn 
ÄuebmAe  be«  franj.  Kriege«  im  DU.  1806»  (2pj. 
1847),  «$ie  Äurmarl  33ranbenburg  im  3ufammeiv 
bang  mit  ben  Scbidfalen  be«  ©cfamtftaates  33teufjen 
»dbrenb  bet  Seit  oom  22.  DU.  1806  bi«  ju  (Snbc  be« 
3. 1808»  (2  3)be.,  ebb.  1851—52),  «$ic  fturmart 
33ranbenburg  im  3ufammenhange  mit  ben  Sdjid- 
falen  beä  ©efamtftaate«  ^reufcen  »dbrenb  bet  3- 
1 809  unb  1810»  (b.  ß.  oon  Ä.  oon  ÜReinbarb,  ebb.  1860). 

©ofifleiflc,3kjeidmungfürbenflontraba&(f.b.), 
aud)  (f  leine  33.)  für  bas  U$toIonceUo  (f.  b.). 

Basal*  L.,  3iflanjcngattung  au«  bet  Familie 
ber  Sapotaceen  (£  b.).  Sie  etwa  30  Slrten,  Dft= 
inbien  unb  ben  ^nfeln  be«  3nbifd)en  2lrdjipcl« 
anaebörig,  fmb  iÖäume  mit  blatnoinfdftdnbigen, 
in  33üfd?el  aufteilten  SBlüten.  Sie  Füchte  fmb  tu* 
gelige  ober  eiförmige  fleifcbige  grofie  33eercn  mit 
febr  oiel  fytl  entbaltenben  Samen.  5Jn  ben  33lät-- 
tern  unb  Stämmen  finben  fidj  reidjuebe  Mengen 
ton  SDlilAfaft.  Mus  ben  Samen  einiget  Htten  »irb 
burd?  3w'l«n«rn  unb  SIu«preffen  ober  ?lu&todjen 
ein  butterartige«  ftett  gewonnen  (f.  33affiafette). 

©affiafette,  jufammenfaffenbc  SBejeidjnunfl  für 
eine  Slnjabl  oon  Pflanzenfetten,  bie  fämtlid)  aus 
ben  Samen  oerfdjiebener  Birten  ber  ©atrung  Bassia 
(f.  b.)  gewonnen  »erben  unb  unter  oerfepiebenen 
Kamen  jum  Seil  aud)  in  ben  europ.fcanbel  gebracht 
werben.  33on  »cldjer  33ajfiafpecie«  bie  einjelnen 
Settarten  abftammen,  ift  jeboeb  bei  mebrern  ber» 
leiben  nod)  niebt  mit  Sidjer&eit  befannt.  3>iefe  93. 
»erben  burd;  3erfl«™m  ber  Samen  unb  Slu«' 
preffen  ober  Stusfocben  beTfelben  mit  SBaffcr  ae* 
»onnen  unb  bienen  ben  Eingeborenen  in  ben  ^ro= 
buftion«länbern  als  ©enufimittel,  »dbrenb  fie  bei 
uns  in  ber  Seifen  <  unb  Äerjenfabrifation  3Jer»cm 
bunafinben.  Sie  SBare  lommt  oon  Dftinbicn  unb 
ber  Söcftlüfte  Stfrila«.  2Ran  unterfdjeibet  mebrere 
Ärten  oon  33.  1)  ©alambutter  (33ambulbuts 
ter,  Sbeabutter)  ftammt  oon  ber  im  Innern 
3Be)tafrifa«  »aebfenben  Bassia  Parkii  Hassk.,  beren 
grudjtterne  bie  ©eftalt  beteiligen  ber  9tofslaitanic 
unb  aud)  biefelbc  $arbe  befi&cn.  3)a«  barau«  ae= 
wonnene  fatt  ift  grünlid>»ci|,  fdwiiljt  bei  43°  C. 
unb  bat  Bei  15°  C.  ein  fpec.  @e»icbt  oon  0,»mo. 
Der  gettgcbalt  ber  flernc  foü  49—52  ^roj.  betra- 
gen.  2)$llipefett  (9Jcab»oabutter)  foU  oon 
ben  in  >t ien  beimifeben  Bassia  latifolia  unb  lon- 
gifolia  Boxb.  abftammen,  ift  frifcb  ^rünltcbaelb, 
wirb  fpdtcr  »ri&,  oon  O.ass  fpec.  ©etmebt,  fdjmiljt 
fdjon  jmifdjcn  25 unb 29  C.  8)^bulroarabutter 
($ulamarabutter,  Sb^ooriebutter,  ©bee, 
Auttoa)  ftammt  oon  ber  im  ^imalajaaebirae  toady- 
fenben  Bassia  but\racea  Roxb.,  ift  wet^,  ßeruAlog, 
»on  0,9mo  fpec.  ©emiebt,  fcfcmiUt  bei  48— 49°  C. 
Xie  Äerne  cjeben  50—52  $Jroj.  ö«tt.  93on  roelcben 
iBaffiaarten  bie  beiben  folaenben  abftammen,  ift 
noepniebt  belannt.  4)  Siaoefett,  »on  arünlidV 
aelber  5«be,  fcbmiljt  bei  40°  C.  5)  91  ouncjon: 
fett,  bem  vorigen  febr  dbnlid),  bcfigt  einen  un* 
angenebmen  rdud^engen  ©erud).  Älle  Sorten  bce 
33afriafett»  baben,  mtt  »uenabme  oon  9er.  3  unb  5, 
im  frifeben  3uftanbe  einen  angenehmen  !afaoäb.n» 
ti*cn  ©erud),  »erben  aber  balb  ranjig. 


©affompieire  455 

»affigbreben,  j.  ^affigbre^en. 

©affig itb  (fpr.  -miib),  f.  fiangree. 

©äff im,  urfprünglid)  SBafeim  (früber  englij'd? 
oerberbt  SBaffein).  1)  Snbobrit.  Srtftrilt  im  fflbl. 
23erar  (f.  b.),  unter  ber  ^urisbiftion  be*  brit.  JRc 
fibenten  ni  £)aibarabab  im  Selon,  grenjt  im  9c. 
an  bie  Sifrritte  Slfola  unb  Slmraoti,  im  D.  an  ben 
Siftrilt  SBtlfl .  im  S.  an  bie  ^enganga  unb  ba* 
Gebiet  be§  9(ifam  oon  .^aibarabab,  im  9B.  an  ben 
Siftrilt  Bulbono  unb  bat  (1891)  7655  qkm, 
398181  ©.  (barunter  371537  feinbu,  23020  ÜRo= 
b,ammebaner,  3073  2)fd)ain,  449  ©eiftergläubige, 
88  (Sbriftcn,  12  Silb).  $er  »cftlidbfte  2eil  be»  £an= 
be»,  ber  3:a'alluga  (33ejirl)  33.,  ift  ein  frud)tbaree 
iafellanb  oon  300  m  2Reere»b6be,  »dbrenb  bie 
beiben  übrigen  Ja'alluqa,  9JlanaruIunb$uf;ab, 
aui  niebrigen  Mügeln  mit  fpdrlicpem  ©raS»udb^  bc 
fteben.  Öinjelne  33erggipfcl  ergeben  ftd)  bt*  ju  600  m. 
ßifeucvj  in  aüIIc  unb  minber»ertiged  ^ealbolj  in 
ben  b urten  SBdlbern  fmb  bie  ^aupterjeugniffe  für 
bie  ^nbuftrie,  33aum»o(le,  SBeijen,  £vtfe,  ©ummi 
unb  ^arbftoffe  für  ben  frmbel.  —  2)  ^ouptftaet 
be$  Siftriftö  33.,  20°  6*/4'  notbl.  33t.,  77c  11'  öftl.  2., 
in  536  m  feöbe,  bat  (1891)  12389  6. 

©affin  (frj.,  fpr.  -|dng),  33eden(  befonber«  fünft- 
lid)  angelegte«  grdfeereö  SÖaffcrbeden  (Sdjroimm:, 
Öafenbaffm).  3"  geolog.  33ebeutung  f.  33eden. 

©flfrtnttt(fr}.,  fpr.  -nab),  Slodfeibe  (f.  Seibe). 

»af finet  (frj.,  jpr.  -neb),  mittelolterlidje  <öelm: 
form ,  f.  Äeffelb.  aube. 

©af^inftrumente,  bie  bem  Singbafe  an  üefe 
unb  tflangart  dbnlicb.en  üOcufitinftrumente.  Sie  oer» 
iebmeljen  fid)  leidjt  mit  biefem  unb  bilben  teil«  »u 
feiner  Unter jtufcung,  teil«  allein  bie  barmonifa?e 
©runblage  eine*  ionftüd*. 

©affift ,  33afefdnger,  f.  33afe. 

©  tf| flouf  t\,  in  ber  ÜJluftl  ber  oon  ber  %  ommante 
jur  lonita  fortfd?rcitenbe  33afe,  bureb  ben  ber  ooll-- 
lommene  Jonfdilufe  bewirft  »irb. 

Baito  oontlnüo  ober  Basso  continuäto  (ital., 
«f  ortlaufenbet  33a|»),  bie  bejifferte  33afeftimme,  naa? 
ber  im  17.  unb  18.  ^abrlj.  alle  meb,rftimmigen  Mom 
pofttionen  oom  ^lügcl  ober  oon  bet  Otgel  aud  be= 
gleitet  »urben,  eme  Slrt  ftenograpbierter  SHjje  ber 
.t>armonicfolge.  (S.  ©enetalbafe.) 

»offo  Gbov,  f.  Stefaniefee. 

©off ompierrc  (fpr.  -ongpidbr),  ^rancoi«,  33a= 
ron  oon,  ÜJcarfcball  oon  ^rantreid),  au ■>  bem  i^aufe 
iRaoenftein,  geb.  12.  Slpril  1579  ;,u  $arouel  in 
Cotb^ringen,  lam  an  ben  franj.  6of,  »o  er  bie  ©unft 
^einrieb«  IV.  erlangte ,  unb  »urbe  1610  9)UtgHeb 
bcS  Staatsrat*  unb  33efeblebaber  eine«  ^Regiments. 
9lacb  ber  Gnnorbung  ^einrieb*  IV.  bielt  fid)  33.  jur 

tartei  ber  ftbnigin,  bie  ihn  jum  Sommanbeur  ber 
d)»eijer  ernannte.  Qt  unterftüMe  bann  aber  2ub' 
»ig  XIII.  gegen  beffen  «Dcutter.  1622jum  ÜJcarfdjall 
oon  ^rantretd)  erboben,  mu|te  33.  ©efanbtfdjaften 
nad)  Spanien,  ber  Scb»ei)  unb  ßnglanb  über- 
nebmen.  Später  »ar  er  bei  ber  Belagerung  oon  Sa 
9tod)elle  tbdtig,  erftürmte  1629  ben  $afe  oon  Sufa 
unb  befehligte  einige  3eit  ba«  in  Sangueboc  gegen 
bie  Hugenotten  aufgeftcllte  3Irmeelorp«.  Seine  3ier= 
binbungen  mit  ber  Hönigin  unb  ber  Slbeläpartei 
batten  ibn  inbeffen  9iicbelieu  oerbäcbtig  gemadjt. 
tiefer  febidte  ibn  1631  in  bie  33aftille,  au«  bei 
ibn  erft  nad?  12jdbriger  ©efangenfebaft  ber  lob 
«HidielieuS  erlöfte.  6r  erhielt  feine  Jitel  unb  2öür 
ben  roieber,  ftarb  aber  fdjon  12.  Dtt.  1646.  33.  »ar 
ein  oollenbeter  $ofmann,  ber  3)erfcb»enbung  er= 


Digitized  by  Google 


450 


Staffon  —  Söaftarb 


aeben  unb  ein  großer  äierebrer  unb  Webling  ber 
brauen.  Seine  «Memoires»  (2  93be.,  Jtöln  1665; 
4  93be.,  Hmfterb.  1723),  in  ber  lüafttllc  gefdjrieben, 
enthalten  eine  §ülle  intereffanter  ÜJHtteilungen. 
Öenault  (Seriep«)  oeröffentlidjte  fpäter  «Nouveaux 
memoires  du  marechal  de  B.»  ($ar.  1802),  beren 
o\f  tboi  angejmcifelt  mirb. 

Waf'ott  (frj.,  fpr.  -öng),  SWuftKnftTument,  f. 

©af  o  9tarof,  f.  üiubolffce.  [<jagott. 

©affongo  ÜJlino,  Kegerftamm,  f.  Kongoftaat. 

kyäf'ora,  f.  33a*ra. 

iPafforagummi,  eine  ju  ben  ©ummtpflanjen= 
fdjleimen  gcpörenbc  8u«icproiBung  einer  Ütajten 
art,  mabrfcbeinlicb  Acacia  lcucophaea,  beftefet  au« 
unregelmäßigen,  riffigen,  edigen,  burcpficbtigen  unb 
glänjenben  Stflden  »on  gelber  unb  bräunlidjer 
Watbe,  oon  mufdjeligem,  mattem  93rud),ift  gerucb: 
lo«,  fabe  fdjleimig  fcpmedenb.  $er  in  UBaffer  lö«- 
licpe  Seil  mirb  Slrabin,  ba*  UnlöSliAe  al«  93 off  o- 
rin  bejeidmet,  meld?  letztere«  mobl  ibentifdi  mit  3Jle: 
tarabinfdure  ift.  3n  faft  oQen  Gigenfdjaften  ift  ba* 
8.  bem  Jragant  gleid?  unb  mürbe  audj  wie  biefer  »er» 
menbet.  3efet  fommt  e«  taum  mebr  jurSiermenbung. 

Raffarin,  93eftanbteil  be«  ©ummi*  (f.  b.);  f. 
au*  Jragant  unb  33af)oragummi. 

«aftpoinmer,  f.  Scfcalmei. 

©afcttocf,  f.  53aß  ( Jelfeneilanb). 

©aftfrfjlüffd  ober  F-Scblüffel,  ein  9loten= 
fcplüfiel  oon  ber  ©eftalt O,  bejeidmet,  baßbiefitnie, 
auf  ber  er  fte&t,ben  Jon  f  entölt.  $n  neuerer  3eit 
mirb  er  nur  auf  ber  4.  fiinie  gebraust. 

©aftfttafte,  Meerenge  jmifcpcu  ber  $nfel  2a* 
manien  unb  ber  Süblüfte  von  Sluftralien  (f.  Mario : 
Jluftraiien),  300km  lang  unb  200 km  breit,  be- 
nannt na*  bem  Söunbarjt  @eo ige  93 aß,  ber  fie 
1797  auf  einer  lüpnen,  im  offenen  93oot  oon  Spbnep 
nacb  ^ort.-ipbilip  unternommenen  ftabrt  entbedte 
unb  1798  mit  ftlinber*  burcbfubr.  Sie  ift  1838  burcp 
ffiidbam  genauer  unterfucbt  morben,  bat  jablreid>e 
^nfeln  unb  lebbaften  ScbiffSoerlebr. 

©afttuba,  f.  2uba. 

©affuttt,  frieden  in  6annot>er,  f.  93b.  17. 

©afturmanen,  93eßermencn,  93ußur* 
manen,  in  Kußlanb  Käme  ber  SWufelmanen;  in*= 
befonbere  mürben  fo  bie  djoraffanifeben  ^aufteilte 
genannt,  meldje  jur  3eit  ber  üRongolen  in  Kußlaub 
bie  ßinnabme  ber  Steuern  gepachtet  batten.  3)er 
Käme  93.  ift  entftellt  au«  3Jlufelman,  Elufulman. 

^affuto,  93etid)uanenftamm,  f.  93afuto. 

©oft,  früber  in  ber  93flanjcnanatomie  bie 
gemöbnliax  93ejeidmung  für  ben  2eil  be*  Oeffif« 
bünbel*  ober  be*  ©efdßbünbelrtnge«,  in  bem  bie 
fog.  Siebröbren  (f.  b.)  liegen,  unb  jmar  mürbe  ber 
flusbrud  93.  beSbalb  für  biefe  Partien  gercäblt, 
roeil  in  febr  vielen  fällen  bie  ^aferjellen,  bie  megen 
ihm-  geftigteit  ben  tarnen  93 aft) eilen  oerbienen 
unb  bon  benen  aud?  ein  großer  2eil  tedjnifdj 
al*  93.  bie  mannigfadjfte  Sermenbung  finbet,  bie 
Begleiter  jener  Siebröbren  finb.  SKan  übertrug 
alfo  ben  Kamen  93.  oon  einjelnen  deUen  auf  bie 
ganje  Kegion,  in  ber  fie  fid)  oorjug*meife  finben. 
3)a  inbeffen  biefe  Srt  ber  93enennung  ju  großen 
93ermirrungen  Snlaß  gab,  fo  bejieidmen  icht  viele 
93otaniter  nur  bie  ;  Jollen  ober  ^eügruppen  ali  93., 
bie  eine  bebeutenbere  ^eftigteit  befiften  unb  baju 
bienen,  ben  übrigen  jartern  ©emebepartien  ben 
nötigen  &alt  ju  geraderen ,  bie  alfo,  dbnlid)  mie  bie 
Änodjen,  93äuber  unb  anbere  ßinriebtungen  bei  ben 
Bieren,  ba§  Sfelett  ber  ^flanjen  bilben.  ^ie  8n^ 


orbnung  ber  feften  bellen  ift  für  bie  93eieidmung 
glcidjgültig;  fie  tBitnen  fomofel  ali  93cglciter  ber 
Siebröbren  mte  aueb,  anberer  jarter  ©cmebeelemente 
auftreten.  3a  man  aud;  ©emebe,  bie  jur  geftigung 
be«  93ffanjentörper*  btenen,  unter  bem  Kamen 
S  t  c  r  e  o  m  Ulf  ammenf  afet  unb  bie  einjelnen  Elemente 
aU  Stere'tben  bejeidmet,  fo  gehören  nad>  biefer 
Terminologie  bie  93aftjellen  )u  ben  Steretben. 

^m  gemöb.  nlidjer.  Seben  rorüebt  man  unter 
93.  biegfamc,  jäbe,  ju  Jledjtmerf  geeignete  ^flanjen- 
fafern ober  $aferbünbel oon  ^flanjen.  Ztä)ni)ä)t 
93ermenbung  ju  berglei(ben  Brceden  finbet  b  aupt- 
lilcblid)  ber  £tnbcnba|t.  25iejer  mirb  in  <Skut)d>- 
lanb,  Stanrntd),  Italien,  Dfterreidj,  namentlicb 
aber  in  SHußlanb  ju  berfdnebenen  ^abrilaten  x>tx- 
arbeitet.  Slußer  }um  Steinigen  b öljemer  unb  tri  o 
tallener  ©efdjine  unb  jum  93inben  in  ber  ©ärt^ 
nerei  benufct  man  ib,n  jur  93erfertigung  üon  Sei= 
len,  Watten  unb  Jafdjcn.  Tic  Watten  bilben  in 
Außlanb,  mo  [te  auf  einfad)en  Stühlen  gemebt  toex- 
ben,  einen  nidjt  unbeträd)tlicb.en  J&anbel«artilel. 
3  oef)  fertigt  man  aud?  Sd?ube  unb  tiüte  au*  93- 
T'ie  unter  bem  Kamen  93aft(>üte  in  Sübeuropa, 
namentlicb  in  Italien  erjeugten  ^üte  merben  ieboeb 
mit  Unrecbt  fo  genannt,  ba  fie  niept  au«  93.,  ion- 
bem  au«  Stretfdjen  pon  ©fpen  *  ober  SBeibenb.  olj 
befteb.en.  Sie  größte  93ebeutung  bat  bie  93erroen= 
bung  einjelner  Strten  be*  93.  a(«  Spinnftoff.  (6. 
©efpinftf afern.)  §n  Cftinbien  liefert  ber  mie  ftlacb« 
bearbeitete  93.  berfebiebener  93äume  feine  ©emebe, 
bie  einen  feibendtmlicben  ©lanj  jeigen,  b.fiuftg  audj 
Seibenfdben  enthalten  unb  metft  mtt  braunem,  ro-- 
tem,  gelbem  ober  orangefarbigem  ©runbe  mit  an 
berSfarbigen  fidngen»  unb  Ouerftreifen  unter  allere 
lei  Kamen  (Cherquemolles,  Foutalonges,  Foulas, 
Nillas,  Biambonnes,  Pinasses,  Romales)  in  ben 
.t>anbel  gebrad  t  merben.  Se ibener  (eigentlicb 
balbfeibener)  93.  beißt  ein  geftreifte«  ober  geroürfel= 
te«  $tua.,  beffen  Äette  au«  ungefod?tcr  Seibe  unb 
beffen  Cmfdjlag  au«  93aumtt)oIle  beftebt.  Slußerbem 
fommt  unter  beT  93enennung  93.  ein  geföperter,  febr 
glanjreidj  appretierter  93aumroollftofi  oor,  auf  beffen 
rcdjter  Seite  bie  Äette  ju  brei  95ierteln  über  bem 
oiel  gröbern  Gtnfdjlag  freiliegt 

3n  ber  3dgerfprad>e  beißt  93. bie  mit  paaren 
bebedte  6aut,  bie  bie  urfprüngltd)  meidjen  ©emeibe 
unb  ©ebörne  bi«  jum  (hbdrten  ober  Zerreden  \  }lu* 
reden)  umgiebt  unb  fdjütjt.  Sobalb  bie  jmifd>en* 
liegenben  tleinen  93lutgefdße  reforbiert  fmb,  troefnet 
ber  93.  ein  unb  mirb  an  9Beicbb.öljern  «abgefegt» 
(abgefdjlagen,  abgerieben). 

»ttfit,  ©öttin,  f.  93ubafti*. 

Bast.,  Mbfünung  für  ^  93  aft  er  ot  (fpr.  -ftrob), 
einen  franj.  Paläontologen,  ber  bie  Patina  be« 
Jertidrbeden«  von  93orbeaur  bearbeitet  bat. 

©afta  ober  93afte,  im  fi'fiombre  (Jreff'Ä*) 
unb  Solofpiel  (©rünober)  ber  brittbödjfte  2rumpf, 
in  geroiffen  3lrten  be«  SdjaffopffpielS  (©rünober) 
berjmeitböajfte. 

©afta!  (ital.)r  genug!  Samtt  bafta  —  nun  aber 
genug  bauon,  etnaebalten!  93.  ift  ^mperario  ju 
fpanijd?  bastar  (ital.  bastare),  b.  i.  au*rei(benb  fein, 
unb  fam  moM  in  Aarl*  V.  3eit  nad>  2)eutfcblanb. 

©aftarb,  im  bürgerli^en  Seben  ba«  Stinb 
einer  unebelidjen  SJerbtnbung.  Unter  bem  Kamen 
Bastardus  lommt  juerft  ber  Kormannenberjog  WiU 
beim  ber  Gröberer  cor.  2>a«  SDort  ift  fetner  »b* 
ftammung  nacb  niefct  dar;  ba«  erfte  SBortelement, 
ba*  im  wittelenglifdjen  unb  ?lltfranj&rifcben  «un» 


Digitized  by  Google 


Bastardagium  —  9aftarbpflan£cn 


457 


!tefc|)Uc^e  Sbe»  bebeutet,  wirb  meift  au«  beut  mittel» 
at.  bastum  ($adfattcl,  Saumfattcl)  abgeleitet,  ba* 
vom  beutfeben  93aft  ftammt ;  ber  j»eite  Seil  ift  ba* 
in  Eigennamen  »ie@ebbart,  Steinhart  fteclenbe-bart. 
Janacb  »fite  93.  «ber  auf  bem  Saumfattel  ©rjeugte». 

3n  Zoologie  unb  93otanit  bejeutnen  93.  bie 
9lad)tommen  von  filtern,  »eldje  oerf  djiebenen  Birten 
angebbren.  2)iefe  9Jlif djlinge  bieten  mebr  ober  min: 
ber  in  ibrer  Draanifation  bte  Gigenicbaften  ber  bei= 
ben  (SItern  in  äftifebung  bar,  bod>  ftet«  fo,  ba&  ein 
ober  ber  anbere  ©baratter  überwiegt;  ja  felbft  aueb 
in  bem  Sinne,  bafi  bei  einem  SBurfe  mebrerer  3un= 
gen,  j.  33.  oon  9Bolf  unb  öünbin,  jebe«  5(unge  bie 
tSbaraltere  ber  (Sltern  in  befonberer  SBeife  gemifebt 
jeigt.  9Jur  nabe  oermanbte  arten  lönnen  ftcb  fruebt' 
bar  miteinanber  begatten,  »ie  j.93.  ^ferb  unb  Gfel, 
ffiolf  unb  £unb,  brauner  93dr  unb  (*t«bdr,  2ö»eunb 
3 iger, £>af  e unb Kaninchen, £abp  81 m ber n -  unb ©olb; 
fafan,  Stieglifc  unb  (Sanarienoogel,  Slbenbofauen= 
auge  unb  *ltoppelfcb»drmer  u.f.».  $ie  meiften  bie» 
f er  93.  fmb  mit  ibren  (Sltern,  mandje  au*  unter  ftcb 
rntittbar ;  bie  Anruft  einiger,  »ie  j.  93.  be«  Kanin; 
& en  .Maien ,  ift  fogar  ©egenftanb  ber  ^nbujtrie  oe- 
loorben.  Gimge  freiliä),  toie  gerabe  bie  am  bdufigs 
ftert  gejücbteten  SDtaultiere  unb  ÜJlaulejel,  ftnb  faft 
au«nabm«lo«  unfradjtbar.  3)ie  meiften  93.  »erben 
abficbtltcb  gejüdjtet ;  boeb  (ennt  man  aud)  im  freien 
erzeugte  93.,  »ie  ben  9todelbabn  (93.  oon  3luerbabn 
unb  JBirtbenne).  unb  oon  Siebolb  bat  oon  mebrem 
al«  befonbere  Srten  befdjriebenen  Süf»»afferfifcben 
nadjgeroiefen,  baft  fie  93.  ftnb.  SRadjfommen  Oer» 
fdjiebener  Stoffen  berfelben  Ärt  bot  man  aud?  jum 
ünterfebiebe  93lenblinae  genannt.  2)a  jebodj  bie 
93egriffe  oon  Ärt  unb  Stoffe  nicht  ftreng  oonein= 
anber  gefebieben  »erben  lönnen,  f  o  laufen  aud)  biefe 
Unterfdjtebe  ineinanber.  ©egenftanb  befonbem 
Stubium*  ftnb  bie  Saftarbpflanjen  (f.  b.).  —  93gl. 
«Idermann,  Sterbaftarbe  (2  %\t.,  gaff.  1897—98). 

Über  bie  93.  genannte  23er  nfteinf  orte  f.93ern« 
fteininbuftrie. 

Butardaglum, 93 aftar benfall,  ba«jrüber 
an  manchen  Orten  bem  Äaifer  unb  einigen  SReid)«' 
ftdnben  juftebenbe  ©rbreebt  in  ben  Stodjlaf»  be« 
93aftarb«,  entmictelte  nd?  aud  ber  beutfaVmittelalter* 
lieben  SlecbtSanfcbauuna,  bat?  ber  Unebelidjaeborene 
ju  leiner  Familie  geböre  unb  fomit  al«  ^erfon  opne 
SBebre  ben  Sdjufc  be«  Äöntg«  geniefee. 

«aftarbbalf  en  (franj.  baton  sSnestre),  in  ber 
franj.  öeralbit  ein  Keiner,  meift  frei  fdjroebenber 
ed)rdglint«balten  (f.  93alten) ,  früber  oielfad)  al« 
xbeijeicben  ber  unebelicben  ©eburt  angetoenbet. 
©aftarbenf all,  f.  Bastardagium.  [pflanjen. 
«aftar  bterung,  f.  »borten,  33aftarb,  93aftarb» 
©aftarbinbiao,  ein  blauer  ^arbftoff,  ber  au« 
ben  jungen  trieben  oon  Amorpha  fruticosa  L. 
gemonnen  mirb.  [  i  e  n  II,  ftig.  15. 

»BaftarbHee,  f.  filee  unb  tafel  :gutterpflan  = 
'■öaftarblanb,  f.  93etfcbuanenlanb. 
«aftarbnaebtigaa,  f.  ©artenfänger. 
©aftarboflan.^cn,  ^Qbriben,  ^flanjen^ 
mifcblinge,  93ejeicbnung  für  ^flanjenformen, 
bie  bureb  aefcblecbtlicbe  ober  anbere  93ermifd)ung 
jroeier  oerfd;iebener  Srten  entftanben  ftnb.  ÜHan 
nennt  biefen  93organg  ber  93ermif$ung  aueb  93  a « 
ftarbierung,  öobribation,  Areu}ung.  Ter 
roeitau«  größte  Jeil  ber  93.  ift  burd?  gefdjled?tlid?e 
iUcrmiftbuna  entftanben;  ti  beftebt  biefe  barin, 
ba  i;  bie  loeiblitbcn  Organe  ber  einen  Strt  bureb  bie 
mdnnlicben  Crgane  einer  anbern  %x\  befrudjtet 


»erben;  au«  bem  baburdj  gebilbeten  Samen  gebt 
bic  93aftarbpflanje  beruor.  Xie  gefcbleditlidje  flreu-- 
lUltfl  lann  auf  jtueierlei  SBeife  oor  ftd)  geben ,  fie 
tann  in  ber  freien  Statur  burd)  93ermittelung  oon 
Bieren  ober  be«  Söinbe«  (f.  93eftdubung),  ober  fie 
fann  fünft  heb  beroirlt  toerben.  Tie  le^tere  Slrt  ber 
tfreujung  mirb  febr  b&ufig  oon  ben  ©drtnem  ange< 
mottet,  um  J&pbriben  ju  erzeugen,  bie  bie  93or}üge 
fowobl  ber  odterlicben  roie  ber  mütterlidjen  £tamm= 
pflanjen  beft^en.  Tlan  oerfdbrt  babei  folgenber: 
ma|en:  ÜJtan  febneibet,  toenn  jteittcrige  93lüten 
gelreujt  werben  f ollen,  bie  Staubfdben,  ebe  ibre 
»ntberen  auffpringen,  roeg,  roa«  man  Äaftriercn 
nennt,  unb  bringt  nun  ben  Samenftaub  einer  am 
bem  tlflanje,  bie  al*  93aterpflame  bienen  foll,  am 
beitett  mit  fiilfe  eine«  jarten  Einfeld  auf  bie  9iarbe 
ber  bamit  ju  befruebtenben  ^flanje  (ber  9Rutter< 
pflanje);  aufeerbem  mu&  felbftterftänblidj  Sorge  ge» 
tragen  »erben,  bafj  ^ollentbrner  anberer  pflanjen 
oollftdnbig  fern  bleiben.  S)ie  93.  gleiten  »ebev 
ber  3Äutter=  noeb  ber  SJaterpflanje,  dpneln  beiben 
aber  in  Dielen  93e}iebungen. 

Tie  ftreu^ung  ift  in  ben  meiften  ^dllen  nur 
jwifdjen  j»ei  3trten  einer  unb  berfelben  ©attung 
möglid),  nur  febjr  feiten  finbet  93ermifcbung  j»eier 
Birten  nabe  oer»anbter  ©attunaen  ftatt.  $iemal« 
aber  (ommen  93aftarbe  }»ifcben  Slrten  oon  einanber 
fern  ftebenben  ©attungen  oor.  2)ie  burd)  gefcble<bt= 
lidje  93ermifcbung  erjeugten  93.,  bie  fog.  feruellen 
93aftarbe,  baben  mebrere  merttoürbige  Gigenfdjaf* 
ten.  3«nd(pft  laffen  ftcb  bie  ÜJlertmale  ber  Gltem 
ftet«  an  ben  öpbriben  »ieberfinben,  aber  nur  fo, 
baf,  man  ben  (finflufi  beiber  Altern  babei  »abr* 
nimmt ;  f o  bat  j.  93.  ber  93aftarb  ber  j»ei  fiujerne* 
arten  Medicago  aativa  L.  unb  M.  falcata  L. 
'■Blüten,  beren  garbe  j»ifcben  93lau  unb  ©elb,  ben 
^lütenfarben  ber  Gltern,  fcb»antt.  5<rner  madjt 
ftcb  bei  ben  93.  jiemlicb  allgemein  eine  %h\ d?»dcbung 
ber  tjrucfctbarfeit  geltenb;  e*  »irb  ein  Seil  ber 
^ollenförner  unb  ebenfo  ein  Seil  ber  Samen» 
Inoipen  mangelbafter  au«gebilbet,  unb  ;»ar  ift 
biefe  Sd)»dd>e  in  ber  Siegel  mebr  bei  ben  mann ■ 
lieben  ai«  bei  ben  »eiblicben  Organen  ju  bemerten. 
hingegen  befitum  bie  93.,  jumal  bieieniaen  }»ifcben 
febr  nabe  oer»anbten  ärten,  ein  otef  trdf tigere« 
SBacbÄtum.  ba«  ftaj  in  einer  reiebern  93e»urjelung, 
in  ben  jablreidjen  unb,  mit  2lu«nabme  ber  @e= 
fdjlecbt«organe,  beffer  au«gebilbeten  93lüten,  in  ber 
(dngern  Seben«bauer  unb  mebrerm  anbern  au«: 
fpriebt.  ©erabe  biefer  lefttere  Umftanb,  ba«  rrdf* 
tigere  9Bacb«tum  in  faft  allen  Seilen  ift  e«,  »a« 
bie  öpbriben  für  bie  ©drtner  unb  Slumengücbter 
fo  »iebtig  madjt.  %\t  93.  ftnb  faft  immer  fortpflan 
)ung«fdbig;  man  lann  fte  alfo  niebt  nur  burd) 
Stedlinge,  Slbleger  u.  f.».,  fonbern  aueb  burd) 
Samen  oermebren;  nad)  mebrern  ©enerationen 
febod),  unb  oorjüglid)  bann,  »enn  bie  Stamm- 
pflanjen  febr  nabe  oerttanbt  ftnb,  finbet  oft  ein 
3urüdfd)laaen  ju  einer  ber  beiben  le&tern  ftatt. 

Tie  93.  f&nnen  ebenfall«  »ieber  ennoeber  mit 
einer  ber  Stammformen,  ober  mit  einer  ben  Altern 
nabe  oermanbten  gorm,  ober  aueb  mit  anbern  93. 
getreust  »erben,  unb  man  erbdlt  bann  fog.  abge= 
leitete  93.  3n  le&term  <^alle  trdgt  ber  93aftarb 
eine  93ermifebung  ber  HRertmale  oon  oier  Stamm' 
pflanjen  an  ftcb;  fdbrt  man  auf  biefe  SBeife  fort, 
fo  lann  man  einen  HJlifcbling  au«  einer  nocbgröBern 
VlniaM  i^flaiuen  erhalten.  Sie  ftreujung  bietet 
alfo  ein  Littel,  um  oon  einigen  nabe  oenranbteu 


Digitized  by  Google 


458 


©aftarbrittcrfpovii  —  93aftio 


Sitten  einer  (Gattung  eine  'Jl n.^ibl  bei  mannigfal- 
tigften  formen  ut  erjielcn.  2)urcb  berartige  yio- 
jefie  fmb  jum  grofecn  Seil  bie  »abllofen  »hdnbe* 
rungen  vieler  3ierpflanjen,  tote  »unfein,  äjaleen, 
Kamelien,  ©eorginen,  Cevfojen,  Helten,  sBelar: 
gonien  u.  f.  m.  hervorgebracht  worben.  3)ocp  ftnb 
n  ut  t  alle  Familien  gleichmäßig  befähigt ,  Baftatbe 
ju  bilben;  e«  giebt  eine  größere  Stngapl,  in  betten 
bie  Hpbribation  ftcb  febr  leicht  votljiebJ,  fo  bie  $a= 
milien  bcr  ©eraniaceen,  SHofaceen,  Äompofiten, 
Solaneen,  Salicineen  unb  Diele  anbere;  bei  anbern 
hingegen,  wie  j.  IB.  bei  ben  2>olbengemäcbfcn,  finb 
B.  eine  Seltenheit.  Unter  ben  böbern  Rrvptogameit 
ftnb  bi«  icfet  nur  wenige  Baftarbe,  unb  auch  biefe 
#uin  leil  nur  ungenau  betannt  geworben. 

3nbe«  f önnen  B.  auch  burcb  ba«  von  ben  ©ärtnern 
angemanbte  Bercbeln  ober  pfropfen  (f.  Berebe= 
lung)  entfteben;  allerbmg«  fmb  bi*  je&t  nur  wenige 
tfälle  tiefer  3lrt  belannt  geworben,  3jtan  hat  j.  B. 
burcb  Berebeln  einer  mit  gefledten  (panacbierten) 
Blättern  verfebenen  3trt  ber  ©attung  Abutilon  auf 
eine  anbere  berfelben  ©attung  angeljörenbe  Slrt 
eine  Hpbribation  infofern  crjielt,  al«  bie  Sproffen, 
bie  an  bem  betreffcnbeu  Stamme  ferro  hl  über  al« 
unter  ber  Bcrcbelung«fteUe  hervorbrachen,  eben: 
fall«  geflccfte  Blatter  jeigten;  bei  Berebelung  einer 
blauen  Äartoffelforte  burcb,  bie  2lugen  einer  wei&en 
Sorte  Würben  nidjl  rein  weifte  Rartoffeln  gebil* 
bet,  fonbern  e*  entftanben  blau  unb  weife  gc 
fledte  Knollen.  G*  mufe  babei  angenommen  wer* 
ben,  bafe  bie  Unterlagen,  benen  Steifer  ober  Slugen 
anberer  nal?e  verwanbter  Slrten  aufgepfropft  wer' 
ben,  einen  Ginflufe  auf  bie  9lu«bilbung  ber  be* 
trefienben  JReifer  ober  Sugen  haben,  unb  auch  ums 
gelehrt,  bafe  bie  lefctern,  wie  in  bem  Salle  bei 
Abutilon,  ifcre  Gigenfdjaften  ber  Unterlage  mit= 
teilen  lönnen.  (S.  Bermacbfung.) 

2)ie  fiitteratur  über  bie  93.  ift  jiemlicb  um: 
fangreich;  bie  wiebtigften  Schriften  barüber  fmb: 
Hoelreuter,  Borldufige  Nachricht  von  einigen  ba« 
©efdjlecbt  ber  pflanzen  betreffenben  Berfucben  unb 
Beobachtungen  (4  Jle.,  Spj.  1761—66);  ©drtner, 
Berfucbe  unb  Beobachtungen  über  bie  Baftarberjeu* 
gung  im  Bflanjenreicbe  (Stuttg.  1849);  2Bicbura, 
SieBaftarbbefrucbtungim  Pflanzenreiche,  erläutert 
an  ben  Baftarben  ber  ©eiben  (Bre*l.  1865);  fr>dc, 
$ie  BfJanzenmifcbHnge  (JBerl.  1881). 

«ofttirbr itterfporn,  f.  Delphinium. 

©aftarbS,  f.  Hottentotten. 

tBaftarbfcfilofc,  eine  meift  nur  für  eintourige 
Schlöffet  ber  Ginfadjbeit  wegen  angewenbete  Rom 
fttultion,  bie  inbe«  infolge  ber  Sltt  bet  <Riegel= 
bewegung  weniget  haltbat  ift  unb  bem  unbefugten 
Cffnen  getingetn  ffiiberftanb  entgegenfeht  al«  ein 
gut  gebaute«  Schiefe  bet  gewöhnlichen  iUt.  3m 
©egenfafc  ju  biefem  beftht  ba«  58.  leine  eigentliche 
3upaltung,  fonbern  ber  Siegel  liegt  in  jurüdgejo= 
genem  3u|tanbc  mit  einem  an  ihm  befinblichen  Gtm 
fdmitt  auf  einem  Meinen,  auf  bem  Scblofeblecb  feft- 
genieteten  Gifenftüd.  Beim  9luf=  ober  ^ufcbliefecn 
hebt  ber  Scblüffclbart  ben  iRicgel  über  btefe«  feiner 
Bewegung  entgegenftebenbe  Hemmni«  hinweg,  x>«x- 
fchiebt  ihn  entfprecbcnb  unb  läfet  ihn  fobann  in  feine 
normale  Sage  jurüdtebren,  ma«  burcb  eine  am  :Hv 
gel  angebrachte  iwber  gefebiebt. 

tBaftarbtuceftfel,  f.  Rellerwecbfel. 

©aftarbtoefpe  (Bembex  Latr.),  eine  ©attung 
bet  ©rabwefpen  (f.  b.),  in  Scutfcblanb  nut  butcb  eine 
Srt  (Bembex  rostrat«  F.)  vertreten.  Xiefe  ift 


fdjwarj  unb  gelb,  20  —  30  mm  lang  unb  niftet  im 
Sanbe.  Slbweichenb  von  ben  meiften  anbern  @rab: 
wefpen  verforgt  fte  ibte  Catven  nicht  auf  einmal 
mitftuttet ,  fonbern  trdgt  i^nen  anhaltenb  fliegen  ju. 

*aftarncr,  ein  german.  Stamm,  ber  bei  bem 
Borrüden  ber  ©ermanen  au*  5Jorbeuropa  nad)  Sü» 
Den  juerft  feine  ibeimat  an  ber  ©eichfei  verlaffen  ju 
|  haben  febetnt.  %n  ber  J  beif;,  ben  Karpaten  unb  am 
untern  !£onaubelta  in  giemlich  weiter  £inie  au«- 
gebrettet,  treten  fie  feit  182  0.  Cht-  in  ber  ©efebidpte 
auf.  Sßiebcrbolt  in  ben  Kämpfen  bet  SRömet  an  bet 
untern  $onau  unb  an  ben  Katpaten  ermähnt  (169 
v.  Gbr.  frreiten  üe  aU  Bunbe*genoffen  be*  ^Jerfeu«, 
88—81  be«  2J(itbribate«  gegen  bie  Börner),  erhielten 
fie  ftch  al«  ein  ftarfer  Stamm  bi«  tief  in  ba«  3. 3abrb. 
n.  6pr.  hinein.  Sie  verfebwinben  au«  ber  ©efehiebte, 
al«  auf  Beranlaffung  be*  röm.  Äaifer*  $robu*  279 
n.  Gt»r.  100000  ihre«  93olt«  in  bem  röm.  Jbtajien 
©ohnfi^e  untet  bet  toman.  Bevölfetung  angenom^ 
men  hatten.  —  Bgl.  Subm«botf,  2)ic  ©ermanen  in 
ben  Balfanlänbern  bi*  3um  Huftreten  bet  ©oten 
(8pj.  1899). 

iöaftbanb,  in  bet  Sehet  ei  ein  banbförmi= 
ge«  ftabengebilbe,  ba«  burcb  3nfammenfleben  von 
baumwollenen,  nach  Ärt  ber  Kettenfdben  (f.  b.)  in 
ber  SBeberei  angeorbneter  ©efpinftfdben  gebilbet 
ift ;  btefe  gdben  haften  alfo  nur  burcb  ein  Klcbmittel 
iufammen,  nicht  burcb  Ginfcblagfdben.  Sa*  B. 
wirb  }um  3ufammenbinben  verwenbet  iinb  erfettt 
fo  bie  au«  natürlichem  Baft  hetgeftellten  Stteifeh, 
bie  Binbfdbcn  unb  anbere  biegfame  ©ebilbe. 

»afte,  f.  Bafta  (Irumpf). 

haftet,  dltere  Bezeichnung  für  Baftion  (f.  b.). 

ttaftei,  eine  in  ber  Sdcbfifchen  Scbweu  auf  bem 
rechten  Gibufer  jwifchen  Kathen  unb  fBel)len  170  m 
über  bem  Glbfpiegel  fteil  auffteigenbe  »erllüftete 
Sanbfteinmaffe,  bie  al«  befonber*  fchöner  2lu«ficht*-- 
punft  bäufig  befuebt  wirb;  mit  i&otel  unb  (im  Som= 
mer)  ^oftagentur  unb  Telegraph. 

iBaftem  (franj.  batardes)  ober  Cumpen,  in  ber 
^uderinbuftrie  bie  gröfeern  formen,  in  welche  ber 
Sirup  ber  Raffinerie  nach  bem  Bertochen  gefüllt 
wirb;  ber  hierbei  gewonnene  3uder  betfit  Baft  er  = 
ober  yurnpenjucier  (^ompenjuder). 

Oafkerne  (f  r  j.,  vom  lat.  basterna,  eine  von  Faul- 
tieren getragene  Sdnfte),  bebedter  Dcbfenwagen. 

Jöaftct,  ©örtin,  f.  Bubafti*. 

SBaftöölter,  f.  ©artengerdte  nebft  Tafel,  m.  2«. 

»aftbate,  f.  Baft. 

fiBafKa.  1)  Hrronbtffement  im  franj.  Separt. 
Gorfe,  pat  1388, jr,  qkm,  (1896)  80454  G.,  94  ®e= 
meinben  unb  jerf  düt  tn  bie  20  Kantone :  Baftia^erra; 
novo,  Baftia:$erraveccbia,  Borgo,  Branbo,  Gant 
pile,  Gampitello,  Gervione,  Öama.  fiuri,  SWurato, 
3]on3a,  Dletta,  ^ero^Gafeoeecbi,,  ^Jorta,  ÜRogliano, 
San  ^lorent,  San  OTartino-bi^ota,  San  9ttcolae, 
San  $ietro  bi=Jenba,  Be«cooato.  —  2)  #iiuptftabt 
be«  3lrronbiffement«  B.,  früher  feauptftabt  ber 
Jnfel  Gorfica  unb  Bifchof«ftt>,  ber  jnfel  Glba 
gegenüber,  an  ber  Gifenbalm  B\*9liaccio  (158  km), 
ift  ampbitbeatralifch  am  Slbbange  eine«  Berge*  er= 
baut,  hat  enge  unb  minllige  Strafen,  fein  monumen 
tale«  ©ebdube,  eine  fd?öne  promenabe,  einen  alten 
1  unb  einen  neuen  Hafen  unb  eine  Gitabelle.  B.,  Sir. 
be«  Wilitdrgouverneut«,  eine«  ©ertcbt«bof« ,  eine» 
Givil:  unb  Hanbel«gericbt«  unb  ber  15.  ©onbarmc- 
rielegion,  hat  (1896)  20357,  al«  ©emeinbe  22552G.. 
in  ©arnifon  ba«  111.  Infanterieregiment  unb  jwei 
Batterien  ^relbartiUerie,  beftftt  ein  Cpceum,  &ant>tU 


gtafHftti  - 

fammcr.  Filiale  ber  93ant  von  granlreidj,  öffent- 
liebe  93ibliotbet  Don  30000  93dnben  unb  9taturalien= 
tabinett  im  ehemaligen  3efuitentolIcgium,  ein  £bea- 
ter,  IRilitäi  unb  ein Groilbofpital unb feit  1854 eine 
SölarmoTftatue  Napoleon«  I.  (Don  93artolini).  Wein- 
bau, Sabrüation  »on  $)ad?*,  Siqueur,  SOlaccaroni 
unb  Seife ,  ©erberei,  Gifengiefeerci  unb  6cbmieben 
f  ilr  bic  ÜJlarine,  gdrhercien  unb  Clmühlcn  foroic  Sin* 
timongeroinnung,  Arbeiten  in  3)larmorbrüd?cn  unb 
Koralleufifdjerei  ftnb  bic  roid?tigften  ©croerb*jroeige. 
SB.  bat  Dampfen>erbinbung  mit  sJ)earfeille,  9?ijja 
unb  fitooroo  unb  ift      eines  ital.  ©eneraltonful*. 

Die  Stabt  rourbc  1380  burd?  ben  ©cnuefer  Ceonel 
Comellino  an  ber  Stelle  be*  alten  ajlantmum  gc* 
grünbet.  SBcrgeblidi  belagerten  93. 1748£ftcrTeiebcr 
unb  ^iemontefen.  9iad?  ber  SJercinigung  ber  Snfel 
mit  frrantreid?  (1768)  mar  93.  1791  —  1811  bic 
.V>auptftabt  be*  Deport,  Sorfica.  1794  ^telt  fieb  93. 
2  ÜJlonate  lang  gegen  $aoli  (f.  b.). 

«afttan ,  ftbfürjung  für  Sebaftian. 

iöafttan,  Wbolf,  Dieifcnber  unb  Gtbnograpb, 
geb.  26. 3uni  1826  ju  93remen,  ftubierte  erft  3uri*r 
prubenj,  bann  SHebijin  unb  Scaturroiffenfcbaften, 
ging  1851  al*  Sd?iff*ar,it  nad?  Sluftralicn,  befucfcte 
bort  bic  ©olbldnber  unb  reifte  bann  nad)  ^eru,  üIBeft- 
inbien,  ÜJlerilo  unb  Kalifornien.  33on  bier  begab  er 
neb  na di  (5 hi na  unb  Dftinbien,  beficbtigte  hierauf  bie 
ftuinenitätten  »on93abplon  unb  3linit>e,  burebreifte 
Sprien,  "JJaläfrina  unb  Slgppten  unb  tebrte  nad? 
einem  ?lufentbalt  im  Kaplanfcc  unb  ben  portug.  93e* 
fi&ungen  an  ber  SBeftfüfte  ?lfrifa*  (1857  im  Kongo* 
reid?)  nad?  Guropa  jurüd  (1859).  3"»  3<»i- 1861  &e: 
gab  fid?  93.  nad?  öinterinbien,  bann  nad?  Sapan  unb 
Gbina,burd?treujtc  bie  ©flfte  ©obi  unb  gelangte  juin 
Ural,  worauf  er  bie  Müdreifc  nad?  Deutfeblanb  an* 
trat  (1865).  Gr  habilitierte  fieb  1866  al*  Wwat* 
bocent  in  93erlin,  würbe  bann  aufcerorb.  %x ofeff  or  ber 
Gtbnologic  unb  mit  ber  Verwaltung  bc*  9Jtufeum* 
für  Völfertunbe  betraut,  1900orb.J>onorarprofejfor. 
Slbroed?felnb  mit  ^Jrofcffor  Done  führte  er  mebrere 
3abre  ben  53orfi&  in  ber  ©efellfebaft  für  Grbfunbc, 
roirttc  mit  jur  93egrflnbung  ber  Slntbropologifdjcn 
©efellfebaft,  in  ber  er  9Jirebow  im  3Jorfi&  folgte,  fowie 
jur  ©rünbung  ber  Slfritanifcben  ©efellfebaft  unb  be* 
gab  fid?  1873nad?  berÖoangofüfte.  1875— 76  bereifte 
er  Sübamerita,  1878  ging  er  burd?  ^erfien  nad? 
bien,  Suftralien  unb  «Reufeelanb  unb  tebrte  über 
Oceanien,  Kalifornien  unb  ?)ucatan  1880  wieber 
beim.  1889—91  befugte  er Kaularien.Surteftan,?!^ 
menien,  93orberinbien,  ^olöncfien,  Ja*manien  unb 
Huftralien,  1896—98  ben  ÜJlalaüfdjen  Strcbipel  unb 
Dftinbien.  93.  Toeröf|entlid>te  aufeer  jablreidjen  93or< 
tragen :  «Gin  93efud?  in  San  Saluabor»  (93rem.  1859), 
«Der  sJ)ienfd?  in  ber  ©efebiebte,  jur  93egrünbung  einer 
pfpd?ol.  SBeltanfebauung»  (3  93be.,  2pj.  1860),  «Die 
Hölter  be*  ßftl.  Strien»  (6  93bc,  3ena  1866—71), 
«Da*  93e[tdnbige  in  ben  OTenfdjenraffen »  (93erl. 
1868),  «93eitrdjc  jur  uergleid?cnbcn  s}Jfpd?ologie» 
(ebb.  1868),  « Spraebttcrgleiebenbc  Stubicn»  (l'pj. 
1870),  «Gtbnolog.gorfcbungen»  (2  93be.,  3ena  1871 
—73),  «®eogr.  unb  etbnolog.  93ilbcr»  (ebb.  1873), 
«Die  beutfdje  Grpebition  an  bie  fioangotiiftc»  (2  93be., 
ebb.  1874—75),  «Seböpfung  ober  Gntftcbung»  (ebb. 
1875),  «Die  ffulturldnberbe«  alten  Slmerita»  (3  93be., 
93erl.  1878—89),  «Die  beilige  Sage  ber  ^olpnefier» 
(fipj.  1881),  «Der  9JölIergeban!e  im  Slufbau  einer 
fflifjenfdjaft  oom  ÜJienfdjcn»  (93erl.  1881),  «Die  93or= 
gefd?id?te  ber  Gtbnologie»  (ebb.  1881),  «Steinffulp» 
turen  au*  ©uatemala»  (ebb.  1882),  «Der  93ubbbi«= 


-  Ü3afttQt  459 

muö  in  feiner  ^fvdjologie»  (ebb.  1882),  *3tateritaä 
s3(orbiueftfflfte»  (ebb.  1883),  «3nf<lgmppen  in  Dcea= 
nien»  (ebb.  1883),  «SBölferftämme  am  93rabmaputra» 
(ebb.  1883),  « Snbonefien »» (5  «fg.,  ebb.  1884-94), 
«3mei  Sorte  über  ÄolomalmeiSbeit»  (ebb.  1883), 
«Stilgemeine  ©runbjüge  ber  Gtbnologie»  (ebb.  1884), 
«5Religion«pbilofopbi|d?e  Probleme  auf  bem  Jor= 
fdjung*fclbe  bubbbiftifeber  ^fpdjologic  unb  ber  Der* 
gleiebenben  ÜJIptbologie»  (ebb.  1884),  «Der  ftetifd? 
an  ber  Äüfte  ©uinea*»  (ebb.  1884),  «Der  iJJapua  be* 
bunleln  ^nfelreid?*»  (ebb.  1885),  «3n  Sad?en  be* 
Spiriti*mu*»  (ebb.  1886),  «»Jur  vebre  oon  ben  geogr. 
Nlkouinjen»  (ebb.  1886),  «Dte  Seele  inb.  unb  bellen, 
^bilofopbie  in  ben  ©efpenftern  mobemer  ©eifter- 
feberei»  (ebb.  1886),  «DicsIPclt  in  ibren  Spiegelungen 
unter  bem  SPanbcl  be*  Sölfergebanfen*»  (ebb.  1887), 
baju:  «Gtbnologifcbe*  93ilbcrbud?  mit  erfldrenbem 
-Tcrt»  (ebb.  1887),  «Ginige*  au*  Samoa  unb  anbern 
Snfcln  ber  Sübfee»  (ebb.  1889),  «über  Klima  unb  2tc- 
climatifarton»  (ebb.  1889),  «$beale  SBclten»  (3  93be., 
ebb.  1893),  «9Bie  ba*  SJolt  benft»  (ebb.  1892),  «Vor; 
gcfcbicbtlidjc  Sd?öpfung*lieber»  (ebb.  1893),  «Die 
iterblcib§ortcberabgefdnebenenSee(en»(ebb.l893), 
«Kontrouerfen  in  ber  Gtbnologic»  (4  93be.,  ebb.  1893 
—94),  «3ur  OTptbologie  unb  ^ßfpeboloaie  ber  9ii= 
gritier  in  ©uinea»  (ebb.  1894),  «Die  famoamfd?e 
Sd?5pfung*fage»C!!Beim.l895),  «Gtbnifd?e  Giemen» 
targebanten  in  bet  fiebre  Dorn  sJJlenfd?en»  (2  SIbteil., 
93crl.  1895),  «3"r  5?ebrc  Dom  SJtenfcben  in  etbnifcber 
Stntbropologie»  (2  Slbteil.,  ebb.  1895) ,  «Die  Denf-- 
icböpfung  umgebenber  SPelt  au*  fo*mogonifcben 
93oritellunaen»  (ebb.  1896),  «2ofe  93lätter  au*  3n» 
bien»  (I— VII,  ebb.  1897—99),  «Die  müronef.  Kolo 
nien  au*  etbnolog.  ©efid)t*punften»  (ebb.  1899;  Gr= 
gänjung  baju,  ebb.  1900  fg.),  «3"*  93erftdnbigung 
über  3eits  unb  Streitfragen  in  ber  fiebre  tom  sSflen- 
fd?en»  (ebb.  1899),  «Die  93öltertunbe  unb  ber  93ölfer* 
oerfebr»  (ebb.  1900),  «Die  roecbielnben  fyfyaUn  im 
gcfd?id?tlid?en  Sebfrei*»  (I— IV,  ebb.  1900),  «Kultur; 
biftor.  Stubien  unter  Stüdbejietmng  auf  ben  93ub= 
bbi*mu*»  (ebb.  1900).  ÜJcit  Mob.  öartmann  begrüm 
bete  93. 1869  bie  «3eitfd?rift  für  Gtbnologic  >»  (Ber- 
lin). —  8q{.  »cbeli*  »bolf  93.  (6amb.  1891). 

«aftian,  >>enrt?  Gbavlton,  engl  371  ebijiner,  geb. 
26.  Slpril  1837  }u  Xruxo  in  Gornroall,  ftubierte 
aJtebijin,  »urbe  1867  ^rofeffor  ber  patbol.  Anatomie 
juSonbon,  18682lffiftent  am^ofpitalfür  ©eldbmte 
unb  Gpileptiidje  unb  1871 3lrjt  am  öofpitalber  Uni* 
üerfität.  93.  fd?rieb:  «The  modes  of  origin  of  lernest 
ortranisms»  (Conb.  1871),  «The  beginnings  of  life» 
(2  93be.,  1872),  «Clinical  lectures  on  the  common 
form9  of  paralysis»  (1875),  «The  brain  as  an  organ 
of  mind»  (1880;  beutfd?  Spj.  1882),  «Paralysis,  ce- 
rebral, bulbar  and  spinal»  (1886),  «Formsof  hyste- 
rical  or  functional  paralysis»  (1893),  «A  treatise 
ou  aphasia  and  other  speech  defects»  (1898). 

*  oft  tat  (fpr.-tab),  «yrCWric,  franj.9(ationalölo= 
nom,  geb.  29.  3«ni  1801  ju  93aponne,  mibmete  fid? 
anfang*  bem  £>anbel*ftanbe,  rourbe  1831  ^rieben*- 
rid?ter  ju  Wugron  im  Depart.  Sanbe*  unb  balb 
barauf  aud?  ©eneralrat  biefe*  Departement*.  93on 
biefem  rourbe  93. 1848  in  bie  Konftituierenbe  unb  in 
bic  2egi*latiue  Mationalücrfammlung  gewählt.  Gr 
ftarb  24.  Dej.  1850  ju  iHom.  Die  fdjriftftcllerifebc 
Saufbabn  betrat  er  erft  1844  mit  einer  Slbbanb 
lung  «De  Tinfluence  des  tarifs  frane;ais  et  anglais 
sur  Tavenir  des  deux  peoples»  im  «Journal  de? 
dconomistes».  Die  t?on  ihm  in  ben  engl,  (frei 
I  banbel*wreinen  gehaltenen  föeben  lieb  er  u.  b.  5. 


Digitized  by  Google 


460  Söaftibc  - 

«l'obdcn  et  Ii  ligue  ou  l'agitation  anglaise  pour 
la  libertö  dea  Behanges»  (par.  1848)  erfcbeinen. 
58.  ging  bann  nach  pariS,  mo  er  junäcbft  bie  <>So- 
phismes  economiqaes»  (2  58be.,  ^ar.  1846;  beutfdj 
oonWobad  u.  b.  Z.  «S)tc  trugfdjlüffe  bet  S<bu&: 
iöUner»,  Serl.  1847)  berauSgab.  Unter  ber  gfc 
bruarrepublit  Deröffentlicbte  er  eine  SReibe  oon  53ro- 
febüren  unb  Slugfcbrtften  jur  5Betämpfung  beS  So= 
cialiSmuS  unb  Kommunismus  ( « Protectionisme 
et  communisme»,  aCapital  et  rente»,  «Maudit 
urgent*,  «Proprio  et  spoliation»  etc.).  ÜBefon- 
berS  mit  Greuth cn  geriet  er  in  eine  giftige $olemit 
roegen  ber  oon  biefem  für  möglich,  gehaltenen  Um 
entgeltlicbteit  beS  KrebitS.  Sein  öauptroert  ftnb 
bie  juerft  1849  erfebienenen  «Harmonie»  ecouo- 
miques»  (beutfd)  in  ber  «58ibliotfcet  volt-Mvh-ticf-aft- 
licfcer  Schriften»,  bg.  Don  iPrincesSmitp ,  Söb.  1, 
iöerl.  1850).  ©r  bulbigt  in  tiefer  mie  aud>  in  fci= 
nen  übrigen  ftarl  optimiftifcb  gefärbten  Sdjriften 
freipänblerifd?en  2lnfcbauungen.  ©ine  ©efamtauS- 
gabe  feiner  Sßerfe  Deranftaltete  ^ßatUottet  (2.  MufL 
7  58be.,  %av.  1864).  Sein  SDenfmal  mürbe  im  tlpril 
1878  ju  SWugron  (SJepart.  SanbeS)  enthüllt.  —  iKgl. 
iBonburanb,  Fredenc  B.  (fiar.  1879). 
«oftibc  (frj.,fpr.-ibb),  einßanbbauS  in  ber  9tdbe 

firöfeerer  Stäbte  oübfrantreichs,  befonberS  bei  ÜHar* 
etile;  im  dltern  KricgSmefen  ein  58lodbauS. 

©oftibc  (fpr.  -ibb),  SuleS,  franj.  ^ublijift  unb 
©efebieptfebreiber,  geb.  22.  91od.  1800  ju  $ariS, 
befudjte  baS  ©ollege  Jöenri  IV.  unb  ftubierte  SHetblS* 
miffenfdjaft.  SIS  Teilnehmer  an  bem  Aufruhr  Dom 
5.  yuni  1820  Dermunbet  unb  inS  ©efängniS  ge= 
morfen,  trat  58. 1821  ber  ©arbonarioerbinbung  bei 
unb  beteiligte  fieb  an  allen  Untemebmungen  gegen 
bie  JHeftaurarion.  »I«  Artillerietapitdn  ber  Statto- 
nalgarbe  mürbe  er  in  bie  $ejemberunruben  von 
1830bjneingejogen.  damals  gehörte  er  ju  einer  ge» 
beimen  ©efellfcbaft  unter  5Buonarrotti3  öauptleü 
tung.  58on  biefem  herein  mit  ber  Drganifation  ber 
republifanif  eben  Partei  inSübfrantretd)  beauftragt, 
begab  er  fidj  Anfang  1832  nad)  üpon  unb  ©renoble. 
Segen  republilanifdjer  Umtriebe  Dor  ©eridjt  ge= 
[teilt,  bann  gegen  Gnbe  SDiai  freigelaifen,  mar  er 
einer  ber  Anführer  beS  AufftanbeS  am  5.  3uni 
1H32  bei  ber  58eftattung  beS  ©eneralS  Camarque. 
(fr  mürbe  jum  tobe  Derurteilt,  entflob  aber  au« 
bem  ©ct'dngniffc  unb  lebte  2  3a^re  in  (friglanb. 
AIS  publijtft  mar  er  am  «National»  unb  an  ber 
von  ihm  1847  begrünbeten  rabitalen  «Revue  na- 
tionale» tbdtig.  3iacb  ber  ÜReDolution  oon  1848  mar 
58.  im  ÜJcuiifterium  beS  «ufcern  angcftellt  unb  Dom 
10. 2Rai  bis  20.  Sej.  1848  felbft  SMintfter  beS  äu&ern. 
Seit  bem  StaatSftretdje  Napoleons  III.  blieb  er  bem 
polit.  L'eben  fem.  (fr  ftarb  2.  SWdrj  1879  ju  $ari$. 
5Biel  Auffeben  erregten  feine  Schriften  «La  Re- 
publique  francaise  et  l'Italie  en  1848»  (58rüff.  1859) 
unb  «Guerres  de  religion  en  France»  (2  5Bbe.,  s$ar. 
1859).  5ßon  feiner  Histoire  de  l'Assemblee  legis- 
lative» erfdnen  nur  ber  erfte  58anb  (1847). 

«aftien  epoge  (fpr.  -fdng  Ifpabfd)'),  3ule«, 
franj.  ÜJlaler,  Scbüler  (Sabanelg,  geb.  1. 9too.  1818 
in  2)amoillerS,  jeidbnete  ficb  befonberS  im  ©enre, 
©efd>ia>tebi(b  unb  ^ortrdt  ali  einer  ber  ftrengften 
unb  geiftuollften  iMealiften  ber  mobernen  Äunft  aus. 
Seine  £ecbnit  mu^te  er  fpielenb,  balb  breit  unb 
jlisjenbaft,  balb  mit  Sorgfalt  ju  banbbaben;  feine 
5Bilbnifie  laffen  bie  peinlidbe  2ßicbergabe  aller 
4tufeerlid)feiten  erlennen,  fo  ba«  feines  ©rofaaterä 
(1874),  be*  Stbriftfteller«  Jbeuriet,  beS  ^our^ 


-  ÖafriUc 

naliften  Ulbert  SBolff,  ber  Sara^>  5Bernbarbt  (1879). 
2>em  ÜRillet  unb  Breton  in  ba3  ©ebiet  ber  dauern- 
maierei  folgenb,  jübrte  er  fid?  1874  mit  feinem 
jjrüblingelieb  in  biefer  JRidjtung  ein;  eS  folgte  1875 
Sie  Äommunitantin,  1878  2)ie  Heuernte,  1879 
baS  oiel  befprodjene  58ilb  2)ie  Kartoffelernte  unb 
1881  ba*  t  c-j  SettlerS.  Seine:  Siebe  auf  bem  2  orf 
(1883)  jeigt  bie  ooüe  5Beberrf djung  ber  ^atbe  unb 
eine  tiefe,  fcblicbje  ^uncrlicbteit.  ÜJiclfacb  oon  ben 
^bealiften  angefeinbet,  aber  aueb  gefcbä&t,  ftarb  er 
auf  bem  öobepunfte  ferne«  Saj äffen«  10. 25ej.  1884 
ju  «|Jarig.  —  5ügl.  be  gourcaub,  B.  sa  vie  et  ses 
osuvres  (^Sar.  1885);  Jbeuriet,  B.  l'homme  et  l'ar- 
tiste  (ebb.  1885). 

gtafttQe  (fpr.-tU  urfprüngltd)  eine  für  befeftigte 
2ürme  unb  58urgen  in  grantreidj  oiel  gebraudjte  58e- 
jeidjnung,  fpäterbin  5Rame  be8  ju  ^ari«  am  3#©re 
St.  JIntoine  gelegenen  feften  SdjloffeS,  ba«  unter 
Äarl  V.  unb  Karl  VI.  1369—82  §um  Scb,  u^e  gegen 
bie  Gnglänber  erbaut  mürbe  unb  bann  teils  al* 
StaatSgefängni«,  teils  als  3>vingburg  gegen  Huf- 
ftanbSoerf udje  ber  Sßarifer  58eo0lterung  aebtent  bat. 
(frft  feit  bem  16.3abrl>.  mirb  ber  9Iame  58.  ftatt  beS 
trübern  Gbaftel  St.  Slntoine  ber  bur<pauS  gebrdueb-- 
lute.  Tic  58.  batte  im  allgemeinen  bie  Aorm  eines 
iRecbtedeS,  beifen  öden  burd)  ftarfe,  mit  ©eftbüfc 
befetjte  Jürme  gebedt  mürben;  aujjerbem  befanben 
f»d?  an  jeber  ber  beiben  langen  Seiten  jmei  türme. 
2)aS  ©anje  umicblofe  ein  tiefer  ©raben,  beffen 
58öfcb,ungen  in  9Jtauermer!  beftanben;  3lu^enmerte 
roaren  ntd?t  oorbanben.  2)ie  lürme  enthielten  40 
finftere  Kerter  unb  40  unterirbif  dje  3Jer  tiefte  (cachots), 
bie  jur  3lufnabme  oon  Staatsgefangenen  bienten. 
Submig  XI.  liep  in  ben  cachots  eiferne  Käfige  an< 
bringen,  um  bie  Strafe  ju  oerf  ebdrfen.  3m  16. 5abrb. 
ftanb  bie  5Burg  als  j^eftuna  in  bobem  Änfeben.  3n 
ben3eitenbeS  {önigLSlbfolutiSmuS,befonberS  unter 
£ubroig  XIV. ,  erhielt  fte  als  StaatSgefdngniS  eine 
unb.einüid)e  58ebeutung.  (Sin  einfacher  5BefebI  beS 
Monarchen  in  ^orm  ber  Lettres  de  cachet  (f.  b.)  gc^ 
nügte,  um  einen  SRifeliebigeneinjulertern.  9Iad>9IuS- 
brud?  ber  ^ranäöfifcben  sJteoolution  griffen  14. 3ult 
1789  beroaffnete  5BoUSbaufen,  bie  baS  SwaKben: 
bauS  geftürmt  hatten,  bie  58.  an  unb  erjmangen  ben 
Eingang.  2)aS  S(hlo|  mar  nur  oon  32  Sdjroeijem 
unb  82  ^noaliben  unter  58efebl  beS  ©ouoerneurS, 
WarquiS  befiaunap,  bejeut ,  ber  nach.  2I/tftünbiger 
58e(agerung  feine  Kapitulation  anbot,  ^m  felben 
Slugenblid  fiel  bie  3ugbrüde  nieber,  unb  bie  iUonge 
ftürmte  inS  Schloß,  -er  ©ouoerneur,  4  anbere 
Cffijiere  unb  3  Sdbmeijer  mürben  ermorbet.  Jim 
folgenben  Jage  marb  bie  58.  jerftört,  mobei  ein 
grofeer  $eil  ber  bort  oorb^anbenen  Sitten,  Aufzeich- 
nungen ber  ©efangenen  u.  f.  m.  uerfebmanb.  Won 
ben  geretteten  Sa>riftftüden  mürbe  einjelne«  a(S< 
balb  t>eröffentüd)t  (beutfeb  1789 unb  1790  in  ?sx,vil 
furt  a.  Tl.  als  «58eitrdge  ^ur  ©efehiebte  ber  58.»J; 
baS  übrige  tarn  in  bie  58ibltotM  beS  SlrfenalS,  btd 
eS  9Ravaitfon  in  ben  «Archives  de  la  B.»  (bis  ieht 
1758be.)berauSgab.  3)iefe  reichen  aber  nur  bis  1757. 
6ine  überjtcb.t  über  baS  ganje  Schriftenmaterial 
finbet  fich  im  «Bulletin  des  Bibliotbeques  et  des 
Archives»  oon  1887.  3)ie  58ibliotbe!  ber  (Sremitage 
in  Petersburg  unb  baS  58ritifcbe  luteum  in  Son< 
bon  enthalten  ebenfalls  Zeile  beS  58afti(lenarcbiD6, 
mobl  bie  bei  ber  (frftürmung  Derfchrounbenen  $a< 
piere.  äuf  bem  Wafce,  mo  früber  bie  58.  ftanb,  er« 
bebt  ftch  ie&t  bie  Sulifdule,  1840  ^um  Anbeuten  an 
bie  in  ben  Sulitagen  oon  1830  gefallenen  5BoltS* 


uiginzeo  Dy  uui; 


Söaftion  - 

f  ämpf  er  erridjtet.  —  9)gl.  Laß.  devoilee  ($ar.  1789) ; 
Singuet,  Memoire  sur  la  B.  (Sonb.  1783  u.  6.);  Re- 
marques historiques  sur  le  chateau  de  B.  flniv. 
1789) ;  Secocq,  La  prise  de  laB.  et  ses  anniversaires 
(ebb.  1881);  93ouS,  La  prise  de  la  B.  (ebb.  1882); 
93ourmon,  La  B.  1370—1789  (ebb.  1893)  ;  gund* 
Brentano,  Legendes  et  archives  de  la  B.  (ebb.  1898 ; 
beutfd)  u.  b.  f.  Sie  93.  in  ber  Segenbe  unb  nad) 
^iftor.  Sotumenten,  93rcSl.  1899). 

©aftiön  (fr).),  93ollmert,  bei  ben  na*  93aftios 
niertem  ©runbrifc  (f.  b.)  ausgeführten  93efeftigungen 
bie  oorfpringenben  Seile  beS  i>auptwalleS ,  bie  fid) 
auS  ber  93red)ung  ber  ^Jolpgonfeite  ergeben.  S)ie  bei: 
ben  oorbern  unb  jugleicb  längern  Simen,  bie  ^acen, 
ftofeen  in  einem  auSfpringenben  5tUn  I  t  1 1.  93  a  f  t  i  o  n  •>  - 
ober  93oltwertSwintel)  jufammen,  ber  ni<t)t 
unter  60°,  meift  90  —  120°  beträgt;  feine  Spi&e 
bei^t  93aftionSpunlt,  93ollwertSpunlt  ober 

Sünte.  Sie  beiben  fürjern  Sinien,  bie  planten, 
jliefien  ftd)  mit  bem  Scbulterwintel  an  bie  ftacen 
an;  bie  Spi&e  biefeS  SBintelS  beifet  Scbulter: 
puntt.  SaS  anbere  ßnbe  berglanten  itafit  mit- 
tels eined  eingebenben  SBintelS  (Äurtinenwintel) 
on  bie  Äurtine  ober  ben  ßwifcbenwall ,  ber  je 

foei  93.  miteinanber  »erhinbet.  Ser  Suntt,  wo 
(ante  unb  Hurtino  sufammenftofien,  beiit  Äur* 
nnenpunft;  bie  9JerbiubungSlinie  beiber  Kurtinen* 
puntte  beint  bie  Äcble  beS  93.  9Benn  baS  innere 
eines  93.  (fein  $of)  niebriger  liegt  als  ber  Dali« 
gang  (f.  2Bali),  fo  nennt  man  baS  93.  ein  bobleS, 
bagegen  ein  oolIeS,  wenn  ber  £>of  mit  bem  ffiaü: 
gang  gleidje  f>öbe  bat.  3ft  ein  93.  burd)  einen 
Reblgraben  oon  rüdwdrtS  liegenben  93efeftigungen 
getrennt  (f.  93aubanS  jiweite  unb  britte  URanier  im 
Strittet  <jranjöfvfd)e  93efeftigungSmanier),  fo  ent* 
fiept  ein  betadbietteS  (abgefonberteS)  93.  2lucb 
für  gewiffe  2öet!e  in  ben  ßauptumwallungen  ber 
neueften  polpgonalen  93efeftigungen  ift  ber  StuS* 
bru<!  93.  beibehalten  morben.  Stefelben  liegen  an 
ben  (Wen  unb  auf  ber  9Jtitte  langer  fronten,  bil* 
ben  jebod)  leine  oorfpringenben  Seile  beS  £>aupt= 
roerteS;  fie  tonnen  öielmebr  meift  nur  eine  erbe  Mo 
fteuerlinie  unb  nach  beiben  Seiten  turje,  nad)  innen 
angehängte  93ruftwebren,  bie  jur  flantierenben  93e* 
ftreid)ung  beS  nähern  93orgelänbeS  unb  gleichzeitig 
als  Sraoerfen  bienen  follen.  §m  Innern  beS  93. 
älterer  93efeftigungen  finbet  ftd)  bisweilen,  gewifjer« 
mafeen  einen  31bf<bni  tt  bilbenb,  ein  f  og.ff  aoaher  (f  .b.). 

©avouierter  ©ruttbttft,93aftionärtrac<, 
Diejenige  ©runbriftform  ber  permanenten  93efefti» 
gung,  bei  welcher  bie  ©rabenbejtreicbung  oon  befon= 
berS  angeorbneten  Seilen  beS  ©alles  ausgebt  (i. 
nad) ftepenbe  gigur).  Sie  ^olpgonfeite  ab  wirbflad) 


nad)  innen  gebrochen  (fo  baft  c  d  pödjftenS  *= 
ab  ift);  non  ben  Gnbpunlten  a  unb  b  auS  wirb 
je  etwa  ein  Srittel  ber  ^olpgonfeite  als  Sänge  ber 
»acen  a  e  unb  b  f  abgetragen.  S3on  ben  fo  be- 
ftimmten  fünften  e  unb  f  auS  fällt  man  SenN 
red)te  auf  bie  Verlängerung  ber  gegenaberliegenben 
ftacen  unb  erhalt  bierburd)  bie  planten  eg  unb 
fh,  bie  burd)  bie  Äurtine  gh  oerbunben  werben. 


-  »aftfeiff  461 

93on  ben  gacen  unb  ber  flurtine  gebt  baS  frontal: 
feuer  auS,  wdbrenb  von  ben  planten  auS  bie  93e» 
ftreiebung  beS  ©rabenS  berart  erfolgt,  bafe  jebe 
plante  bie  gefamte  gegenüber  liegenbe  Örabenbälf  le 
ber  Sront  unter  fteuer  ^it.  2)ie  beiben  im  ^olpgoiu 
wintel  jufammenfto^enben  ^acen  jmeier  fronten 
bilben  mit  ihren  benadibarten  planten  93aftione  (f.  b.). 

Sie  ben  Streidjlinien  (f.  3)efen*linie)  ju  gebenbe 
größtmögliche  Sänge  bejieht  ftd)  beim  93.  ®.  auf  bie 
(Intfernung  ber  planten  oon  ben  Spieen  ber  benad): 
harten  93aftione  unb  hängt  oon  ber  mirlfamenSragj 
weite  ber  flantierenben  geuertooffen  ab.  Stimmt  man 
biefe  jur  3«it  auf  450  m  anf  fo  tann  im  feinblid 
auf  bie  Äreujung  ber  5treid?linien  eine  baftionierte 
(Vront  niobt  über  700  m  lang  fein.  Sie  planten 
muffen  minbeftenS  bie  93reite  beS  ©rabcnS  jur 
Sänge  haben  unb  flehen  am  heften  fentreebt  «u  ben 
§acen  ber  9(ad)barhaftione.  infolge  ihrer  Sage  lei- 
ben bie  planten  fehr  burd)  SdngS>  unb  Wüdenfeuer. 
2)a  ftd)  bureb  baS  geuer  oon  ber  offenen  plante  ber 
tote  ffiintcl  im  ©rabeu  r>or  ber  Äurtine  nicht  immer 
befeitigen  laut .  fo  wirb  auf  ber  ©rabenfople  eine 
rampenartige  dinfübruug  (©rabentoffer)  ange-- 
braept  ober  bie  glantierung  auS  öoblhauten  unter 
ben  ganten  (Älantentaf ematten)  bewirft. 
2)iefe  letjtern  finb  aber  bem  geuer  in  ber  SängS-- 
ridbtung  ber  ©rdbeu  au£gefc&t  unb  beShalb  leicht 
ju  jerftören.  Sie  .Uurtinc  wirb  häufig  burd)  ein  cor; 
lieaenbeS  9Dert  (baS  iHaoelin)  gebedt.  (6.  Slt-- 
italienifcbe  93efeftigungSmanier.)        [ling  (f.  b.). 

»öafttonicrung,  oeralteter  ^luSbrud  für  :Hob 

©afttoneHiunft,  »aftionörotnfeL  )'.93aftion. 

tBaflttf  Mineral,  f.  6d)tUerfpat. 

^aftfäfer,  einige  ©attungen  ber  93orfentdfcr 
(f.  b.L  Wte  j.  93.  Polygraphus  (in  Seutfd)lanb 
eine  »rt,  bef onberS  ben  Äiefern  fchäblid»,  Hylastes 
(in  Seutfdilanb  11,  befonberS  ben  Dtabelböljem 
fcbäblid>e  Strien;  bte  Saroe  einer  Strt,  Hylastes 
trifolii  Müll,  lebt  hingegen  in  ben  Surjeln  nieberer 
^flanjen,  befonberS  beS  ÄleeS),  Hylesinus  (im  93aft 
oon  Saubböljern,  5  beutfdje  Strien,  barunter  ber 
Gfcbenbaftfäfer,  Hylesinus  fraxini  Fabr.,  f.  Safel: 
Sd)äblid>e  gorftinfetten  I,  gig.  8,  beim  8tr= 
titel  gorftinfetten),  Hylurgus  (4  beutfebe  Strien,  im 
s-öaft  ber  Wabelböljer,  baoon  befonberS  fchäblid)  ber 
SBalbgärtner,  Hylurgus  piuiperda  L.)  u.  a. 

Häftling,  93ü|liitg*  bie  weiblid)e  .öanfpflanjc 
(Späthanf),  bie  ber  Samengewinnung  wegen  fpdter 
als  bie  männliche  auSgejogen  wirb  unb ,  weil  bie 
©üte  ber  93aftfafer  hierburd)  verliert,  für  ben  Spinn: 
projefi  weniger  als  biefe  gefebätit  ift  (f.  öanf). 

©aftognc  (fpr.  -önnj),  beutfd)  93  aft  n  a  d) ,  feaupt: 
ftabt  beS  HantonS  93.  (10350  6.)  in  ber  belg.  $ro-- 
oinj  Suremburg,  an  ber  95HI&  imStrbenner  ißialb  unb 
anber  SinicSibramont--©ouDpunb93.:93enond)ampS 
ber  93elg.  Staat*babnen,  hat  (1899)  3679  6.,  «, 
Seiegraph,  eine  ftirche  (14. 3aM-)  wit  alten  $Banb= 
maiereien  unb  ift  berühmt  burd)  ibre  geräucherten 
Schinten.  —  93.,  ehemals  geftung,  1256  t>on  ben 
Süttichern  niebergebrannt,  gehörte  jur  ©raffchaft 
Luxemburg  unb  fpäter  ju  ben  öftere  9tieberlanben. 

©aftonnabc  (eigentlich  bastonata,  oom  ital. 
bastone,  ber  Überlegung  beS  türt.  dejnek,  Stod), 
im  Orient  bie  feit  1840  offiziell  abgefdjan'te  Slrt  ber 
^rügelftrafe,  bie  auf  bie  gufifohlcn  erteilt  würbe. 

©aftofr,  ber.t>auptbeftanbteilber3utefafer,eine 
gerbftofrbaltige,  ber  €ellulofe  ähnliche  Subftans. 

©aftfetfe,  bie  fchwad)  altalifdhe  Söfung  Don 
!  Seibenlcim,  bie  bei  beT  gärbung  ber  Seibe  ein  gleid)» 


Digitized  by  Google 


462 


23afuibofu  —  53atailli)u 


förmige*  SluSfepen  be*  JarbftoffS  bewirft  unb  ben 
©lanj  bcr  Scibe  erböbt. 
«afutbofii,  f.  Slfebu. 

iöafunbi,  Sleattftamm  in  Slfrita,  f.  ftongoftaat. 

©of uio  (im  S  uu\a lar  2Jt  o f  u  t  o ),  bet  befanntefte 
Stamm  ber  93ctf  Auanen  (f.  b.)  in  Sübafrita,  ober 
riAtiger  eine  polit.  Bereinigung  von  ÖruAteilen 
oerfdnebener  93etf  Auanenftämme,  beten  regicrenbeS 
HauS  bem  Stamme  bet  33a(uena  angebört.  3b" 
SpraAe,  baS  S  i  f  u  t  o ,  ift  ein  befonbercr  2>ialeft  bc* 
Sitf Auana.  2)aS  93  a  f  u  t  o  l  a  n  b , engl. Äronf  olonie, 
26658  qkm  mit  (1895)  250 000  ÜL,  in  etma  2000  m 
Höbe,  grenjt  im  0.  an  Statal ,  im  unb  2B.  an 
bie  brit.  Cranjeflufiiolonie,  im  SC.  getrennt  burdj 
bie  $rafenberge  an  Dftgriqualanb  (f.  fiarte :  Ä ap • 
t  o  l  o  n  i  e  n ).  Sic  ÜJlalutitctte  (3000-3400  m)  bilbet 
ben  ©runbftod  beS  ©ebirgSlanbeS.  1  aä  Älima  ift 
auSgejei ajnet.  J  aS  i>anb  toirb  bieSornlammer  unb 
bie  SAtoeij  SübafrifaS  genannt.  Sin  Haustieren 
befafe  ».  1891:  81000  Werbe,  321000  SHinber 
(burA  bie  Sttnberpeft  1897  auf  ein  Viertel  Mammen* 
gef Arnolden),  290000  SAafe,  160000  3»«flen  «"b 
15000S4roeine.  ©etreibe,  gleifA,3Bolle  unbHdute 
gelangen  jur  »uSfubr  (1897/98  138  500  ^fb.  St.). 
öingetübrt  meroen:  25eden,  ^eberjeug,  ÄleibungS; 
l'tüde,  ©fem  unb  3inntoaren  (für  100280  $fb.  St.). 
?k  HB.  ftnb  tebr  intelligent  unb  babcn  europ.  (Sioili: 
fation  angenommen.  Sie  bauen  Käufer  oon  Stein, 
(leiten  itvb  mit  93aumroolljeug,  lernen  lefen  unb 
fAreiben  in  144  SAulcn;  ein  SeAftcl  bat  baSSbri 
ftentum  angenommen.  Stiele  arbeiten  als  Sanbar* 
beiter,  beim  eifenbabnbau  unb  in  ben  93ergroerlen 
ber  WaAbarldnber.  Sie  »erben  in  7  25iftrilten  oon 
einpeimif  Aen  Häuptlingen  regiert,  biefe  aber  gebor 
d)en  einem  engl.iReftbentcn,toe(AerbieböAftcriAter: 
Ii  Ae  Gntf  Aeibung  befi|t,aber  unter  ber  Hontrolle  beS 
High  Commißsioner  in  berHapftabtftebt.  (Suropäer, 
mit  SluSnabme  ber  93camten  unb  2)Hffionare,  bürfen 
jiA  im  fianbe  niAt  anfiebeln.  Ter  93er!auf  oon 
»llobol  ift  oerboten.  2 ie  StaatSauSgaben  betrugen 
1898/99 :  46  417  93f b.  St.,  bie  einnahmen  mit  einem 
oerrragSmd&igentfuiAufi  berßapfolonieoon  18000 
$fb.  tot.:  46847  Wb.  St.  2)er  gröfete  Crt  unb  ju= 
gleiA  SitibeSbrit.iRefibentenift  9K  a  I  er  u  mit862  Q. 

©efA»AtliAeS.  Urfprüngli  A  lebten  bie  93.  als 
93etf  Auanen  in  bem  beutigen  iranSoaal.  2öanber= 
luft  unb  ©emalttpdtigteiten  ber  SlaAbaroölter 
brdngten  fie  aus  biefen  ©egenben.  eine  grofjc 
Hcerf  Aar  untcrjyübrung  beS  Häuptlings  Sebituanc 
mar  1824  naA  Horben  auSgeroanbert  unb  bat  sc  am 
obern  Sambefi  baS  mäAtige  SReiA  ber  2Raf  ololo 
(f.  b.)  gegrünbet.  2)er  übrige,  größere  Seil  beS 
Stammet  tourbe  1831  burAben  3ulufürften  Tlo)\- 
lilatfe  aus  ben  ebenen  am  Saalfluffe  naA  bem  ©e= 
birgSlanb  imSüben  oertrieben  unb  ftebelte  fiA  bort 
unter  ibrem  Häuptling  SJlofAcfAe  an.  25a  fie  pei-- 
matloS,  naA  98obnfi(»en  fuAenb,  betummanberten, 
nannten  fie  fiA  felbft  93.  (b.  i.  «eitler).  9113  ber 
Qranjeftaat  1848  gegrünbet  toorben  mar,  gerieten 
fie  in  Jebben  mit  ben  93oerS ,  in  benen  fie  mciftenS 
erlagen;  1868  riefen  fie  enbliA  bie  englänber  311 
Hilfe.  Sie  Rapregierung  nabm  fie  unter  ibren  SAufc 
unb  oerleibte  fie  1871  förmliA  ein.  Uli  aber  bie  95. 
1879  aufgeforbert  mürben,  ibre  (yeuergemebre  ab- 
zuliefern, empbrten  fie  ftA,  unb  naA  einem  loftfpie- 
ligen,  unentfAiebenen  Kriege  oerjiAtetc  1883  bie 
ftapregierung  auf  baS  Skfutolanb,  bagegen  unter; 
roarf  fi  Abaöfclbe  naA  allgemeiner  3>olt£abitimmuna 
lS.aUärj  1884  ber  SAuhberrfAaft  bcr  Äönigin  oon 


üiiglaub ;  ein  äufftan t  bed  Häuptlings  JJtaiupba 
enbigte  1898  mit  beffen  9lbie|iung.  —  Sgl.  ßafalis, 
Les  Bassoutos  ("!|iaT.  1859);  SBibbicombe,  Fourteeu 
vears  in  liasutoland  vont.  1892);  93arllp,  Among 
Boers  and  Basutos  (2.  :Hufl.,  ebb.  1894). 

©ttt  ober  %'xlal  (engt  tical),  9lame  ber  6im 
peit  bcö  ©elbeö  fomie  beS  @olb>  unb  Silberae: 
toiAtö  in  Sianu  I  cv  9).  toirb  in  4  Salung  ober 
Salpn  )u  2  ^uang  ober  j$pdn  )u  2  Song^^ai 
)u  2$ai,  al)o  in  32  $ai  (engl,  pie)  eingeteilt. 
493.  =  1  iömling  ober  lad ;  2o£ömling  -  1  lang 
ober^fAang;  50£ang  =  1  >>ai  ober  ©ab;  100£>ai 
=  1  Jara.  HUe  biefe  tarnen  beieiAnen  jugleiA 
©elb;  unb  ©eroiAtSgröfeen ;  gefetiliA  f oll  bie 
ber  (Sourantmünjen  bie  ber  gleiAnamigen  ©röfien 
beg  ©olb»  unb  SilbergemiAteö  fein  (bei  roelAetn  baS 
l'ai  noA  in  32  Saga  [urfprüngUA  ^aternofter: 
erbfen,  Samen  oon  Abrus  precatorius  L.)  geteilt 
mirb).  ©efegliA  bat  ber  93.  als  ebelmetallgetoiAt 
eine  SAmere  oon  236  engl,  ^ropgrdn  —  15,*»  g. 
eine  gcfe^UAe  93eftimmun^  ber  geinb.eit  für  bie 
Silbermünjen  mirb  niAt  benAtet.  ^ürben  feit  1860 
geprägten  Silberbat  fanb  man  ein  ©etoiAt  oon 
15,sss  g  (ober  reiAHA  235  Sropgrdn)  unb  eine 
fteinbeit  oon  882^«  Jaufenbteilen,  »aS  einem  3«' 
palt  oon  13,440  g  ^einfUber  ober  (jutn  greife  oon 
125  2R.  für  1  kgj  1,68  ÜJi.  entfpriAt.  Sie  lönigl. 
5Dtüniftdttc  j»u  93anglof  roeAfelt  bie  2anbeSfilber= 
münden  gegen  meril.  Silberpiafter  (f.  Slblerbollar) 
um,  tnbem  fie  für  je  5  93. 3  ^iafter  giebt,  aber  ber 
©anbei  lebrt  ftA  niAlbaran,  unbbie^iaftermaAen 
ftet«  7  $roj.  unb  mebr  Hufgelb,  über  bie  ftamefu 
fAcn  ©olbmünjen  feplcn  fiAere  Sngaben.  —  Seit 
1874  finbgrofee  Wengen  in  93irmingbam  unb  (1887) 
in  Hamburg  geprägter  93ronjemün}en  jum  erfa^ 
ber  fiamefiiAen  3inlfAeibcmünjen  unb  ber  Äauri' 
mufAeln  (f.  Hauri)  in  ben  Umlauf  gelommen.  Qi 
fmb  bieS  Stüde  \u  1  %ai,  \  $ai  ober  1  Htt  uiü) 
V«^ai  ober  1  i'ot  (,;li,93.).  ÖefetereSStüdgiltetroa 
50#auri.  3lls  ©anbeUgemiAt  ift  ber  33.  ettoaS 
lei  Atcr,  ndmliA  nur =233  '^Sropgrdn  ober  15,n«>g 
iß  ata,  ungar.  Ort,  f.  33ätta. 
jyatabano ,  Stabt  in  ber  'iUrooinj  ©abana  auf 
ber  Jnfel  Suba,  fübfüböftliA  oon  ©abana  am  Storps 
ufer  ber  93abia  be  la  93roa  gelegen,  bat  (1887)  ale 
©emeinbe  8016  6.  unb  »urbe  Cnbe  beS  3-  l89-r» 
0011  ben  Kufftdnbif Aen  großenteils  eingedf Aert.  93. 
bat  eifenbabnoerbinbung  mit  Habana  $inar  bei 
iHio  unb  bem  Dften. 
43ataiUc  (fn.,  fpr.  -tdj),  SAlaAt. 
Bataillon  (frj., fpr. -tdjopn,  00m  ital.battaglia 
unb  battaglione),  im  15.  unb  16. 3abrb.  ieber  felb= 
ftdnbige  SAlaAtbaufen  ber  Infanterie,  ber  in  Der 
lAiebener  Stdrle  in  bcr  £orm  eines  93ieredS  auf= 
trat  unb  baber  in 2)eutf Alanb  auA  ©eoiertbaufe 
ober  ©emaltb,aufe  genannt  mürbe.  3ml7.3abrb. 
übertrug  man  ben  Flamen  s8.  auf  eine  Abteilung 
ber  ^iifanteric  oon  beftimmter  Stdrte.  3>aS  beu 
tige  bilbet  eine  Unterabteilung  beS  Regiment* 
(f.  b.)  unb  bat  eine  Stdrle  oon  600  bis  1000  9Rann. 
I  ^öefonbere  Formationen  ber  Fufetruppcn  (^dfler, 
I  SAühen)  fteben  meift  niAt  im  iHegimentSoerbanbe. 
!  93ei  bin  ©enietruppen  unb  bem  Jrain  ift  baS  93.  nur 
[  ^BermalrungSeinbeit.  $)aS  93.  verfällt  ingompagnien 
1  (f.  b.),  bereu  3abl  früher  jmifeben  4—10  roeAlelte. 
Sie  bem  preufc.  Heere  iAon  feit  ben  93cfreiung*= 
I  triegen  eigentümliAe  einteilung  in  4  (Eompagntcn 
ift  jeht  oon  CftcrrciA,  Fron^ciA,  Valien  unb  Stuft) 
I  laub  angenommen  roorben,  bagegen  beftebt  ba«  eng= 


Digitized  by  Google 


«atcif  —  «atan 


4G3 


liiere  reguläre  93.  nod)  au*  8  iSompagnien.  —  über 
ba*  93.  al*  tattifebe  Einheit  f.  einbeit. 

eataf,  fdlfaMtd)  au*  Söattal  ober  iöatta  ge* 
febrieben,  mehrere  malaiiidje  43olt*itämmc  auf  6u< 
matra,  roeld)e  bie  frübeften  93eroob net  ber  3>nfel  oon 
Ütteft*  unb  iDlitteliumatra,  foroeit  fie  bem  3»lam 
nod)  nidtf  ergeben  fmb,  barftellen.  3n  ältefter  3e»i 
nabmen  bie  heu t e  93.  genannten  Stämme  ben  garu 
jen  nörbl.  £eil  ber  §n\tl  bi*  jum  1.°  nörbl.  93r.  ein, 
würben  aber  fd)on  vor  einem  ^abrtaufenb  juerft 
r>on  ber  Cft«  unb  9(orboftlüfte  burd)  eine  81njabl 
Heiner  mobammeb.  Staaten,  fpdter  von  ber  9iorb= 
tüfte  burd)  ba*  1208  entftanbene  mobammeb.  Meid) 
oon  Mtjeb  unb  enblid)  oon  ber  SBefttüfte  burd)  bie 
Öolldnber  unb  ba*  von  biefen  befdbüfcte  "Ma- 
laientum  Derbrängt  ober  fügten  fid)  bem  o*lam 
unb  gingen  in  ber  übrigen  malaitfdjen  93eoölterung 
auf.  Sie  nod)  gegenwärtig  unabhängigen  93. 
finb,  com  Ütecre  abgef dblofien ,  auf  bie  Sbäler 
unb  Vergebenen  be*  Sumatra  in  feiner  ganjen 
ttSnge  burdjjiebenben  93ariffangebirge*  befwränft. 
Sie  finb  in  6tdmme  geteilt  unter  meift  erblichen 
Häuptlingen  (radja),  roelcbe  aber  nur  roäbrenb 
be*  Kriege*  eine  befonbere  üJtaaM  au*übcn.  ^bre 
Sörfer  (kuta)  »erben  an  ben  roenigft  jugänglidben 
Wd^en  erbaut  unb  burd)  ©räben,  93ambu*pa: 
lifjaben  u.  f.  ro.  befeftigt  Sie  23.  fmb  gefdridte  unb 
fleifrige  Canbbauer,  treiben  bie  gtufy  r>on  ^ferben 
unb  93üffeln,  fertigen  ©olbfcbmiebearbeiten,  befon= 
cer*  filigrane  Don  ©olb  unb  Silber  ober  Suafa 
(ftarf  mit  Kupfer  gemifebte  (Sbelmetalle),  unb  Holj* 
fdmtHereien.  ^bre  ^Religion,  ein  Sämonen*  unb 
Äbnenlult  mit  barbarifdjen  @ebräud)cn,  bat  altinb. 
Elemente  (93rabmanifd)e$)  aufgenommen.  Sie 
Krieg*gefangenen  roerben  an  Cpferpfäble  gebum 
ben,  getötet  unb  aufgegeffen.  Ser  Dpferpfabl 
wirb  bann  oon  ben  ©uru*  (Zauberern)  ju  einem 
mit  Dielen  Figuren  befefeten  Stod  (donda  ober 
tuukat  malehat)  gefebuittt,  ber  ba*  9Bürbejeid)en 
unb  ber  3a"berftab  ber  ©uru*  ift.  äufeerbem 
befifcen  biefe  bie  3ö"berbüd)er  (pustaha).  (9igl. 
93.  Hagen,  93eitrdge  jur  Kenntni*  ber  93atafreligion, 
in  «Tijdsehrift  voor  ind.  Taal-,  Land-  en  Völken- 
rode», 91r.28, 1883.)  Sie  Schrift  ift  oorberinb. 
Urfprung*.  jeher  Sialett  bat  ein  eigene«,  etroa*  oon 
ben  anbern  abroeidjenbe*  Sllpbabet.  Sie  93üdjer  be- 
fteben  au*  fdd)erartig  }ufammengefalteter,  in  borv 
jontalen  feilen  oon  (int*  nad)  recht*  mit  2 inte  l\ 
ld?riebener93aumriube  jroiidjen  jroei  maffioen &oly- 
bedeln,  bie  oft  febr  gefcbmadooll  gefdmi&t  fmb. 
Sie  9)üdjer  entbalten  Zauberformeln  brabmanifd)en 
Urfprung*,  SWebijin,  Kriegsfunft,  ©eifterbeicbroö= 
rungen;  93riefe  unb  anbere  türjere  Sdmftftüde 
roerben  auf  9)ambu*ftüde  eingerifct.  Sie  Krieg*: 
erltärungen  befteben  au$  einem  balben  iBambus: 
glieb  mit  angebängten  Sombolen  be«  Kriege* 
(Jjadel,  Scbroert,  ©eroebr  u.  f.  ro.)  in  fleinen  vJKo= 
bellen.  Sie  Sora d?e  ber  93.,  ein*  ber  dlteften  ma> 
laiiid):polpnefiid)en  ^biome,  ftebt  mit  berSpradbe 
ber  93atu^nfeln  (9Iia*)  unb  ber  domafpraäe  auf 
sJJlabaga*tar  in  engem  ^ufammenbange;  fie  jerfdllt 
in  brei  Sialette:  £oba,  Sairi,  3Ranbatling, 
roelcbe ftar! ooneinanber abtoeieben.  Sie®efe&e** 
beftimmungen  ber  93.  roerben  münblicb  überlie^ 
fert.  3"  biefem  ©eroobnt;eit*re<bte  gebört,  bafe 
in  einjelnen  fällen  bie  93erbrecber  lebenb  oerjebrt 
roerben.  Unter  befonbern  Umftänben  fann  iebodj 
bie  Sobe*ftrafe  burd)  ©elb  abgclauft  roerben.  Sie 
für  bie  8lu*fubr  geeigneten  tfrjeugniffc  ibre* 


Sanbe*,  bauptfädjlid)  Pfeffer,  Kampfer,  93enjoe, 
oerfdjiebene  anbere  fjarje,  Ölfenbein,  Stottang  unb 
oon  Jieren  Üfcrbe  roerben  oon  ben  93.  nad)  ben 
bollänb.  Küftenorten  Singfei,  93aro*,  ^apanuli 
u.  f.  ro.  ae6rad)t  unb  bort  oertauft  ober  Saig, 
Gifen,  37feffingbrabt ,  grobe*  d)inef.  "^orjeUan, 
europ.  Kattune  u.  f.  ro.  bafür  eingetauidjt.  —  93gl. 
3ungbub^n,  Sie  9Jattalänber  (93erl.  1847);  Scbrei» 
oer,  Sie  93.  in  ibrem  93erbdltni*  ;u  ben  URalaien 
(93armen  1874);  Sarned,  3tad)t  unb  borgen  auf 
Sumatra  (ebb.  1872);  3anffen,  Sie  bolldnb.  Holo^ 
nialroirtfdjaft  in  ben  93attaldnbern  (Straftb.  188G) ; 
<>.  S.  K.  ÜNüllcr,  93efd)reibung  einer  oon  &.  HJleitwer 
jufammengeftcllten  93ataf  Sammlung  (93erl.  1893); 
oon  93renner,  93efud)  bei  ben  Kannibalen  Sumatra* 
(SBürjb.  1894).  über  bie  Spratbe:  oan  ber  iuuf,  To- 
basche Spraakkunst  (31mfterb.  1864,  18(J7);  berf., 
Bataksch-Ncderduitsch  Woordenboek  (ebb.  1861); 
berf.,  Bataksch  Leesboek  (3  9)be.,  1860—63);  oan 
Cpbutjfen,  Tijdsehrift  voor  ind.  Taal-,  Land-  en 
Volkenkunde  (1885,  3er.  30,  Kdtfel  ber  93.);  91ic> 
mann,  BatakscheOorlogsverklarine(Drientaliften: 
fongrefe  ju  fieiben  1883);  6.  3Jt.  fiepte  SBjn,  Ba- 
taksche  Vertellingen  (Utred?t  1894). 

^ntalbö  (fpr.  -dlja),  Stabt  (93iUa)  im  Siftrilt 
Ceiria  ber  portug.  ^ropinj  eftremabura,  135  km 
nbrblid)  oon  fiiffabon ,  am  linfen  Ufer  be*  Küften: 
fluft'cH'ij,  benannt  nad?  ber  bier  begonnenen  Sd)ladu 
(batalha)  oon  3Ujubarrota  (14.  äug.  1385),  in  ber 
König  ^obann  I.  oon  Portugal  ba*  caftilifebe  &ccx 
unter  ^uan  I.  fd)lug  unb  fo  fein  Sanb  oon  Spanien 
befreite,  bat  (1890)  3704  6.  unb  <&oft.  Sa*  eigent= 
liebe Sd)lad)tfelb unb  berDrtSlliubarrota  liegen 
16  km  fübroeftlid)  oon  93.  93.  ift  berubmt  burd)  fein 
großartige*  ebemalige*  Somintf  anerllofter,  genannt 
ÜJlofteiro  be  Sta.  sIRaria  ba93.  ober  ba  93ittoria,  ba* 
^obann  L  erbauen  liefe  unb  ba*  1840  jum  9lational= 
bentmal  erlidrt  unb  feitbem  oollftänbig  reftauriert 
rourbe.  ß*  ift  178  m  lang  unb  137  m  breit,  au*gc= 
jeiebnet  burd)  bie  gefd)madoolle  Surd)arbeitung  be* 
roman.:got.93auftil*,roieberinuern3lu*fd)müdung. 
Sie*  gilt  in*befonbere  oon  ber  Kircbe,  bem  fd)i)nften 
got.  93auroert  in  Portugal.  Hier  ruben  bie  oier  erften 
Könige  au*  bem  Haufe  »oij :  ^obann  I.  (in  ber  prddb; 
tigen  Stiftertapelle  jufammen  mit  feiner  gamen  , vi 
milie,  barunter  Heinrid)  bem  Seef aprer),  (Ibuarb, 
Sllfon*  V.  unb  ^obann  II.  —  93gl.  fiuij,  Memoria 
»obre  as  obras  du  mosteiro  de  Santa  Maria  da  Yit- 
toria  (iJiiiab.  1827). 

©atalpafrr)in4*f.  1 )  »wirf  (otdel),  früher  Krei* 
im  C.  be*  rurj. auf af.  Kubangebiete*,  am  9torb= 
abbauge  be*  Kaulafu*  unb  an  ben  Duellen  be* 
Kuban,  bat  13682,9  qkm  mit  218225  Q.,  Staffen 
am  Kuban  unb  in  ber  Steppe  nad)  31.  )u ,  in  ben 
93ergen  Kabarbiner,  Clietcn,  Karatfcbajer.  Ce^terc 
betreiben  bebeutenbe  U}ieb^ud)t ,  unb  e*  ift  bier  bie 
Heimat  be*  Kefir*.  31n  ÜHineralien  finben  ftd)  oor 
Steinloble,  Silbererj,  ©lauberfalj  (jäbrlid)  60000 
au*  ben  93atalpaid)infd)en  Saljfeen.  —  2)  »c- 
,\irf*ftaM  im  93ejirl  43.,  reebt*  am  Kuban,  mit  (1897) 
8100  e.,  <poft,  Jelegrapb,  @etreibc=  unb  Jüiebbanbel, 
bat  feinen  Straten  oon  bem  Siege  ( 1 789)  be*  ©eneral  * 
Hermann  über  ben  türt.  Heerführer  9Jatal  ^aieba. 
6*  rourbe  1803  gegrünbet,  1880  jur  Stabt  erboben. 

Oatft»,  93ataninfeln  (Isias  Batanes),  ein 
Heiner  2lrd)ipel  in  Cftafieu,  unter  18°  nörbl.  93r. 
unb  124°  öftl.  I'.  oon  ©reenioid),  nörblid)  oon  ben 
Philippinen  (i.  Harte:  sJ)lalaiif  d)er  ^(rcbipel  i, 
330  qkm  grofi,  mit  (1887)  10517  (*  ,  gehört  in 


Digitized  by  Google 


I 


464 


Sataitän  —  Söataüia  (auf  3aüa) 


geogr.  unb  polit.  öinftdtf  }u  ben  Philipp inen.  SDie 
gröpern  Snieln  finb  SB  a  pal  ober  0 tan ge  im  9t 
mit  bcm  Joafenplafce  San  §o\t  b'SJbano ;  füblid)  von 
biefer  3nfel  Satan  obet  ©tafton,  fübweftlidj 
oon  tiefet  Saptang  obet  SJlonmoutfy  mit  bct 
Heinen,  meftlid?  ibr  nabe  gelegenen  3iegeniniel. 

iöotanäa,  gnecMöm.  9]ame  füt  SBafan  (f.  b.). 

s-öa  fang,  f.  SBattam. 

©atöngrt,  mtl.  Seil  bet  beutfdben  Kolonie  Ka* 
metun  (f.  b.)  in  SBeftafrila,  gmifdjen  ben  ÜRün= 
bungen  be*  9ljong  unb  be*  dampofluffe*.  3)em 
ebenen,  mit  Urwalb  bebedten,  80  km  bteiten  Kflften= 
ftteifen  folgt  bie  etfte,  200  m  bope  unb  gegen  60  km 
breite  jerraffe,  ebenfall*  mit  Ürmalb  beftanben; 
bavan  fd>Iiefet  fid>  ba*  innere  Plateau  oon  700  m 
Ööpe,  meiftSßarflanbfdjaft  ober  Savanne,  mitSBerg-- 
fuppen  bi*  gu  1500  m  >>rbe,  3lu*  bem  $interlanbe 
ftrömt  ber  ÜJÜabea  unb  91  jong.  SB.mirb  »on  ben  SBantu= 
negerftdmmen ,  ben  Ȇben  SBatoto,  ben  3aunbc, 
9}gumba  unb  ben  3Rpang»e  bemob.  nt.  £>auptort  ift 
jefct  Äribi  (1898/99:  13  Europäer),  Sit»  eine*  93e= 

!irt*amte*,  9lebenjollamte*,  einer  iJJoftagenrur  unb 
atb.  siJtif  fion,  am  redjten  Ufer  be*  Kribifluffe*.  Süb= 
licp  baoon  ©rofibatanga  (1898/99  :  7  6uropder), 
jroei  3)örfcr  unb  brei  '^attoreien  nbrblicp  unb  füblid) 
vom  ftluffe,  evang.  3Rvffion*ftation  unb  bebeutenbet 
S(a|  für  ben  Glfcnbeinbanbel.  £int*  am  äftuar  be* 
9l|ong  liegt  Kletn»SBatanga  (1898/99  :  4@uro-- 
päcr).  2)a«  $nntxt  von  58.  »urbe  1887—88  von 
Kunb  unb  Sappenbed  gum  erftenmal  bi*  gum  13.° 
30*  öftl.  2.  von  @reen»icb  burcbgogen.  Kunb  erricp-- 
tetc  bort  nort Iii  vom  Oberlauf  be*  91jong  1889  bie 
3aünbe=Station  (775  m  ü.  b.  ÜR.);  al*  3">ifd?em 
ftation  gmifcben  ibr  unb  Kribi  würbe  1893  2  o  l  o  b  o  t  f 
(1898/99  :  7  Europäer)  am  ßolunbfdjeflufe  angelegt. 

ttaranga*,  fcauptftabt  bet  SBroving  SB.,  an  ber 
Sübfüfte  ber  $nfel  2uj«m  ber  Spbilippinengruppc 
unb  an  ber  ßnfenaba  be  SBatanga*,  bat  (1898) 
39358  <* 

»öatani,  arab.  ©eograpb,  f.  i'lbSatani. 

iPatarbe  (oom  frang.  batard,  unebelicb,  uneebt, 
Smitter . . .,  Slfter . . .),  palbliegenbe  fang.  Sdjrift, 
bie  jmifdben  bet  ftebenben  (SRonbe)  unb  bet  liefen = 
ben  (Snglaif  e)  bie2Jtttte  fcält;  fetner  ein  bebedter, 
Icicbter  9icifc»agen,  ber  bod?  in  ben  gebern  pängt. 

fSatavhtan  (frg.,  fpr.  -bob),  Söfir,  gemauerter 
Staubamm  quer  burd>  einen  #eftung*graben ,  um 
ba*  au*  einem  fliefienben  ©eroäffer  bunp  benfclben 
geleitete  2Ba|jet  anguftauen,  »ogu  ein  Ginlafe*  unb 
ein Slu*laf»batarbeaunot»enbigfinb.  Jöeibe 23. 
erhalten  bitpt  über  ber  ©rabenfoble  einen  Meinen 
bttrd?  eine  Sdnlfce  verfdjliefebaren  Kanal,  ben  fog. 
©runbgapfen.  5)er  Slusla&batarbeau  erbält 
aufierbem  eine  :Höbre  (9iegulator)  ober  einen 
^lu*fd)nitt  (Überfall),  bie  mit  ibrer  Soble  in  ber 
.Vtcbe  be*  beabfid)tigten  iKIafferftanbc*  liegen  unb 
ben  Slbflufe  beö  überfdnefeenben  2Baffer*  oemirfen 
i ollen.  3ft  ber  ©runbjapfen  be*  obern  JB.  geöffnet, 
ber  be*  untern  geidjloffen,  fo  fteigt  ba*  Saffer  bi* 
«u  ber  burdj  ben  Regulator  beftimmten  ööb«;  roirb 
bet  3apf<"  "bern  SB.  gefdjloffen  unb  ber  be* 
untern  geöffnet,  fo  (ann  man  ba*  ÜBaffer  au*  bem 
©raben  gang  ober  teilmeife  ablaffen.  über  bie  Sin* 
roenbung  biefer  einridjtung  f.  ©raben. 

^Ätnrbicrc  (frj.,  fpr.  -btdb.r),  iBaumfcpule  üon 
gepfropften  Stämmen. 

ttätarbife  (frj.,  fpr.  -bipf),  unebelidje  ©eburt. 

Antäte,  IBe^utmung  für  bie  tvabrfd)einlid)  im 
tropifdjen  Slmetifa,  üielleid;t  aber  aud;  in  Slften 


einpeimifd^e  unb  jeftt  in  allen  Xtopenldnbetn  unb 
bi*roeilen  aud)  in  ber  »armen  gemäßigten  3°"< 
(3.  5).  um  Malaga)  angebaute  Änollenttinbe 
(Ipomoea  bataus  Poir.)  joroie  beten  Änollen.  3)ie 
}u  bet  Familie  ber  (lonvoloulaceen  (f.  b.)  gebörenbe 
Uflanje  ift  petennietenb  unb  entwirf elt  au*  ihrem 
an  unb  unter  bem  SBoben  lnnfvu\t enten  unb  trur 
telnben  Stengel  langgeftielte,  pfeilförmige  ober 
perjfötmige  Slätter  unb  auf  langen  Stielen  einjeln 
obet  in  Srugbolben  fte^enbe  SBlüten  mit  großen, 
purpurfarbenen  ober  au*njenbig  meinen  Sridbtcr: 
blumen  unb  unter  bet  ßtbe  bingenbe,  rübenför 
mige  ftnollen,  bie  oft  bi*  gu  30  cm  lang  unb  bi* 
ju  Vi  kg  fdjroer  »erben,  balb  »eife,  balb  gelb,  roien= 
rot  ober  rot  gefdrbt,  inmenbia  febr  me^lreid)  ftnb 
unb  einen  angenebm  fü^en  ©efd?mad  beftfeen. 
beften  fdjmeden  fie  in  beider  Sfcpe  gebraten.  ÜWan 
lennt  eine  grofie  Slngabl  im  Saufe  bet  3"t  burdb 
bie  Kultur  entftanbener  Spielarten.  3n  ben  Tropen 
bienen  bie  Knollen  aud)  al*  SBiebfutter.  bie  Slätter 
al*  ©emüfe.  Mud)  Iflfet  ftd)  au*  bem  SDIeble  ber  SB. 
SBrot  baden  unbSpiritu*  bereiten.  $ennod)  üermag 
bie  SB.  bie  Kartoffel  nidjt  »u  erfe&en.  3n  5)eutfd?lanb 
mürbe  fte  fup  nidjt  jum  nnbau  eignen,  meil  )ur  irr ■■ 
jeugung  meblreidjer  Knollen  ein  »arme*  Klima  not: 
»cnbig  ift.  —  SB.  peifien  aud?  bie  Knollen  ber  Io= 
pinambutpflanje  (f.  Helianthus  unb  Jafel: 
^uttetpflangen I, §ig.  1).  übetbie^gnamen^ 
batate  f.  Dioscorea. 

Bat&va  oaatra ,  altröm.  Kaftell  an  ber  Stelle 
be*  beutigen  Sßaftau. 

>Patät»cr,  ein  beutfebe*  Sßolt,  ba*  einen  Seil  be* 
beutigen  $ollanb*,namcntUd>  bie  nad?  ibmaenannte 
3nfel  SBataöia  g»ifd?en  SUbein  unb  ©aal  be^ 
»opnte;  bod)  erfttedte  ft*  ibr  Sanb,  ba  aud?  bie 
Saninefaten  gu  ben  SB.  gerechnet  »erben,  nodb 
barüber  binau*.  3)rufu*  gewann  bie  SB.  für  ein 
SBünbni*  mit  9tom.  Sie  letfteten  ben  SRömem  bi* 
tief  in  ba*  4.  3abtb.  n.  ®bt.  flute  3)ienfte  unb 
ftanben  untet  beten  Dbetberrlidjreit,  aber  in  ber 
milben  gotm  ber  fog.  SBunbe*genoffenfdjaft.  ÜRan 
oerfeponte  fte  mit  Scpa&ungen  unb  Steuern  unb  f  or= 
bette  oon  ipnen  nur  bie  Stellung  oon  2Jlannfdjaft. 
SBefonber*  »ar  ibre  SReiterei  Dortrefflid).  SZDdprenb 
be*  Sitellianiffben  unb  SBefpafmnifcbentbrontriege* 
(69  unb  70  n.  libr.j  empörten  fie  ftd)  unter  be* 
puliu*  ßioili*  (f.  b.)  Slnfüprung  gegen  bie  üKömer, 
lebrten  jebod)  @nbe70  gu  bem  alten  SBünbni*  gurüd. 
Seit  6nbe  be*  3.  bi*  Anfang  be*  5.  ,Vibrb.  nahmen 
bie  falifeben  ^ranten  bie  SBatatterinfeln  gro^enteil* 
in  SBefi^.  —  Sßgl.  35eberid),  ©efcbidjte  ber  Sdömer 
unb  ber  2>eutfcpen  am  Jlieberrpein  (Ömmeridb  1854). 

Söataüia,  leinmanbartia  gewebte*,  feibene*. 
balbfeibene*  ober  »ollene*  3(ug,  natp  ber  ^aupt* 
ftabt  von  ,Vum  genannt. 

»atatila ,  ba«  fianb  ber  Satawr  (f.  b.);  bann 
lat.  91ame  für  ^ollanb  unb  bie  9lieberlanbe. 

«atania.  1)  ftieberldnb.'oftinb.  iHefibcntfcfiaf t 
be*  norb»eftl.  3apa,  bat  6982  qkm  unb  (1893) 
1 162644  6.  1891  waren  unter  1070078  Q.  10798 
ßuropder  unb  78 195  Gbinefen. 

2)  ßauptftabt  (bierju  ein  $lan)  ber  Slefibent« 
i*aft  SB.  unb  be*  9tieberldnbifd)Cftinbifd)en  üieid)*, 
auf  bem  wcftlidjften  Steil  ber  9iorbfüfte  ber  ^nfel 
unter  6°  7'  fübl.  SBr.  unb  106°  50'  öftl.  2,  oon 
©reenwidj,  liegt  an  ber  geräumigen,  bie  SReebe  bil- 
benben,  gegen  Horben  burdj  17  tieine  Koralleninfeln 
gefd)ü|ten  SBai  SB.,  in  febr  niebriger,  grofeenteil* 
r>on  lünftlidb  bcwdfferten  9tei*felbern  bebedter,  oicl> 


Digitized  by  Google 


B  AT A VI  A 


IIHUtetopM*.  «.Ami*»*/  l»**r*#.  MWttkrkotpitol 

atOm.kMOt.Kbrk«  WAnmß/ 

B  Themar  (StkmaHwrgi  nwawtMjMmi« 

UfMnuurviaifr  »OfcwrwAirtifjii  u-EiufLKlrrh, 

fmmmttmtk      IS  dOnfimU  ftr  Kurwpä*-  » yaturhUtar.  Vereinig**;, 

iMBr/,ffwifiiww.  16  Kmirnuv/te^ rUrt Pnlei* >  ZI khatam  itutffiMt  »  Www* 
I  M^rtab  I :  »1000  *         f  1=  — *  mi« 


T/f, 


pm 


10t*  Aia.LT.Ortn^fh 


»V  Aufl. 


F.A.  BtocMuom"  C*»gr- prtUi.  Anatdt.ltfeilf 


iöatamn  (auf  3aoo) 


465 


fad)  aber  moraftiger  ©egenb.  2>a«  Klima  ift  im  all» 
gemeinen  beiß  unb  gleichmäßig.  2)ie  märmften  ÜJlo= 
nate,  9Jtai  unb  Dttober,  haben  26,4°  C.  aWittcltem« 
peratur,  bie  fdlteften,  Januar  unb  ftebruar,  25,4°  C. 
2)ie  ftärlften  Wegen  fallen  im  gtbtuat,  385  mm,  bie 
fdjwdcbften  im  Äuguft,  47  mm. 

Hnlage.  93.  witb  in  feiner  aanjen  Sänge  oon 
bem  Üjiliwung,  einem  fcbmalen  unb  untiefen, 
nur  für  93oote  unb  ^räumen  befahrbaren,  gefdnebc* 
rcid?en  ftluffe  burcbf djnitten,  ber  in  uicr  Kanälen  in* 
ÜJceer  geleitet  wirb.  Huf  ber  SRecbe  uon  $3.  liegt  bie 
ungefunbe  3nfel  Dnruft,  malaiifd)  $ulo  Äapal, 
wo  fi<b  ein  [d)Wimmenbe*  3)od  unb  anbere  groß- 
artige, für  iHedjnung  be*  @out>crnement*  betrie« 
bene  Stnftalten  für  ben  93au  unb  bie  3lu*befierung 
größerer  Schiffe  befinben.  2)er  neue  £afen  ift  Jan« 
bjung  ^Jttut,  butd)  7  km  lange  Gifenbabnunb 
einen  Kanal  mit  33.  uetbunben.  5öon  hier  bi«  $ut 
ÜHünbung  be*  SUtgN  im  SB.  jiebt  fid)  eine  5Hett>e 
von  ^Batterien  jutn  Scbutte  ber  Küfte. 

2>ie  Stabt  jetfdllt  in  eine  alte  unb  eine  neue. 
2>ie  alte  6 tobt  bat  ba*  Slusfeben  einer  nicberlänb. 
Stabt  be*  17.  unb  18.  3abrl>.  ©Toßartiae  SBobn* 
bäuier  erinnern  noch  an  ibre  ehemalige  ©ebeutung 
ald  $auptfi$  ber  eurer.  $8er>ölterung.  Son  biefer 
ibret  ungefunben  Sage  wegen  uerlaficn,  ift  fie  ge« 
genmärtig  nur  nodj  uon  ünifcblingen,  bo.uptfäd)lidi 
portug.  Slbtunft,  Gbinefen  (befonber*  im  djinef. 
Kampong),  Utalaieu  unb  Sauanen  bemobnt  unb 
enthält  bie  ©ebdube  be*  £afen«  unb  3oUbcpartc« 
ment*,  bie  SBörfe,  ba*  fd?öne  Stabtbau*,  bie  3aua« 
banf ,  bie  ÜJtagajine  be*  ©ouücrncment*  unb  ber 
9iieberlänbifcben  6anbel*gefellfcbaft,  bie  93ureau* 
unb  ©arenlager  aller  gröfeern  6 anbei ä bau f er,  eine 
Kirche,  ein  für  Gbinefen  unb  ein  für  eingeborene 
beftimmte*  öofpital  fomie  bie  ©efängniftc  für  le&« 
tere.  Europäer  balten  fid>  bafelbft  nur  wäbrenb 
ber  @ef  d?äf teftunben,  pon  9  Ubr  morgen*  bi*  4  Übt 
nadnuittag«,  auf,  ba  ber  Aufenthalt  wäbrenb  einer 
einjigen  Stacht  bafelbft  genügt ,  um  bei  ihnen  ein 
bösartiges  gieber  ju  erjeugen.  3)er  faft  4km  lange, 
aJlolenuliet  genannte  Stabtteil  perbinbet  ba«  alte  93. 
mit  beut  neuen. 

Diefe  neue  Stabt  beftebt  au*  ben  Stabtteilen 
SRoorbwijt,  5Reii*wrjt,  Söelteureben,  ^afarbant, 
^arapatan,  Kebonfirib  u.  a.  Sie  ift  etwa*  höher 
gelegen  unb  febr  weitläufig  unb  mit  größter  müd- 
)\<bt  auf  bie  ©efunbbeit  angelegt  unb  maebt  ba- 
burd>,  baß  jebe*  $au*  inmitten  woblunterbaltener 
©artenanlaaen  liegt ,  einen  febr  freunbli<ben  Gin= 
brud.  S)ie  95auart  unb  Ginricbtuna  ber  meiften*  ein-- 
ftödigen,  im  neuem  93illenftil  aufgeführten  Käufer 
entfpriet/ 1  ben  ?lnforberuna,en  be*  Klima*.  3tn  biefe 
Stabttetle  fddießen  fid)  bte  uon  eingeborenen  unb 
6b,inefen  bewohnten  5Borftäbte  (Kampong*)  an. 

©ebdube.  $on  öffentltaVn  ^IdHen  finb  ba* 
au*aebebnte  Aoning*--$lein  unb  ba*  fd>öne  2ßater= 
loo*^lein  bemcrlen*mert.  Stuf  lefeterm  bepnbet  fid) 
eine  einen  Sömen  traaenbe  Sdule  jur  Erinnerung 
an  bie  Sdjlartt  bei  Waterloo,  ein  ebetite*  3Ronn- 
ment  für  ben  ©eneral  3Jtid>iel*,  ber  1849  auf  9)ali 
fiel,  unb  ein  6tanbbilb  Äoen*,  be*  ©rünber*  93.*. 
93on  ben  öffentlichen  ©ebduben  jeidjnen  fid;  au*  ba* 
9iegierung*gebäube  (^et^alai*)  mit  ben6ifeung*s 
unb  6mpfang*fdlen  be*  3lat*  »on  ^nbien  unb  ben 
93ureau*  ber  meiften  Q,\mk  unb  5DUlitärbebörben, 
bie  prot.  SilbflmStircbe  am  Roning*«s^(ein,  ba* 
$otcl  be*  ©encralßou» erneut*.  Sdjöncr  unb  groß« 
artiger  al*  alle  biefe  ift  ba*  für  gefedige  3wcde 

©Totnjaur  toiH>fTlaHon|.£fr«on    14.  «uff.  It.  ff.  IL 


bejtimmte  ©ebdube  bei  Harmonie.  3n  Seltevrebeu 
befinben  ftd>  bie  1837  erbaute  Heine  Sitabelle  ^rin* 
,vrcbritS)enbrit,ba*  ilrfenal,  bieÄafetnen,  ba*  große 
^lilitdrbofpital,  worin  aber  aud)  Sivilperfonen  Huf; 
nähme  finben,  bie  Jlrtilletiefdtule,  ba*  ©efdnani* 
l'üt  Gutopdet,  ba*  Jbeatet  unb  bie  ^teimautetloge. 

»ilbung*wefen,  öffentliche  Slnftalten. 
Cehranftalten  finb  ba*  ©omnafium  Söilbclm  III., 
bie  ?Sarapatan«2öaifenftiftung,  fünf  ©out)erne= 
ment*«  unb  ciele  Skiüatfcbulcn.  Ü^it  bem  anilitdr^ 
hofpital  in  ÜMteoreben  ift  auch  eine  Silbung*; 
anftalt  für  eingeborene  tit)te  (Doctors  Djawa)  uer= 
bunben.  93on  öffentlichen  Slnftalten  finb  bie  1778 
gegrünbete  ©efeüfcbaft  für  Äünfte  unb  ffiiffenfcbaft 
mit  SRufeum,  bie  ©efeüfcbaft  für  inb.  £dnber=, 
Sprach«  unb  SBöllertunbc,  bie  feit  1850  beftehenbe 
Königlid?e  9taturbiftorifdje  9<ereinigung,  bie  ©cfell= 
l'cbaft  für  Canbbau  unb  3nbuftrie,  bte  6anbel«= 
gefcllfaSaft  unb  »iele  3taficberuna.«anftalten  ju  et= 
wäbnen.  Sa*  früher  in  ÜHeij*wiif  befinblicbe  SWu- 
feum  (etbnoloa.,  arebdolog.  unb  numi*mat.  Samm- 
lung) ift  in  einem  febönen  ©ebdube  am  Äoning*« 
iUein  untergebracht;  bax>or  ein «3lefant  au*  93ronje. 

93epö(terung.  Tic  alte  unb  bie  neue  Stabt 
haben  jufammen  (1897)  115567  6. ,  barunter  942:1 
Guropder,  20433  Gbinefen,  2828  Araber. 

Öanbel  uub93erlehr.  Obgleich  93.  feit  lange 
nicht  mehr  einen  fo  hoben  Stanbpuntt  einnimmt 
al*  in  ber  erften  Hälfte  be*  18.  ^abrb. ,  fo  ift  e* 
noch  immer  eine  febr  bebeutenbe  6anbel*ftabt  unb 
bie  bebcutenbfte  ber  afiat.  ^nfelwelt.  93efonber* 
wirb  Kaffee  auf  ben  von  ber  Regierung  oeranftal« 
teten  großen  Slultionen  gebanbelt  unb  au*geführt; 
ferner  3"der,  Jb«  unb  5Hei*,  ©ewürje,  namentlich 
Pfeffer  ton  Sumatra,  3'""  unb  £dute,  wdbrenb 
bie  Ginfuhr  in  europ.  Wanufalturcn,  Gifen,  2uru*- 
artiteln,  SOetnen,  93utter,  tonf eruierten  Seben*' 
mittein  in  93lccbbüd>fcn,  fowie  in  Gi*  au*  9torfr 
amerila  beftebt.  S)ie  wichtiaften  93anf--  unb  $>anbel*= 
inftitute  finb  bie  ^auafche  93an!  mit  Filialen  in  Sa« 
marang,  Suraba]a,  $abang  unb  ÜJcanglaffar,  feit 
1828  mit  6  QRill.  M.  Stfttentapttal;  bie  Neder- 
laudsch  -  Indische  Handelsbank,  Kolonialbant; 
Chartered  Bank  of  India,  Australia  and  China; 
Cbartered  Mercantile  Bank  of  India,  London 
and  China;  Nederl.-Ind.  E9comptemaatscIiappij; 
Hongkong  and  Shanghai  Banking  Corporation 
(Hamburg);  bieFactory  der  Nederlandsche  Han- 
delsmaatschappij ,  bie  1824  mit  35,78  9JH11.  ?s\. 
Kapital  gegrünbet  würbe  unb  eine  Agentur  in  SB. 
beHfit.  S9.  ift  Sip  ber  Konfuln  uon  Selaien,  uom 
Seutfcben  :Hci*  (©eneraltonful),  von  &dnemarf, 

Srantreicb,  ©roßbritannien,  3,a^en»  Cfterreid? 
ngam,  Portugal,  Mußlanb,  edjwcben  unb  9iot 
wegen,  ber  Schwei j,  Siam,  Spanien  (9?kctonful), 
bet  Jürfei  (©eneraltonful)  unb  ben  Bereinigten 
Staaten  uon  Slmerita. 

S)en  regelmäßigen  93erleb.r  »ermitteln  außer  brei 
nieberldnb.  ©efell|cbaften  bie  Peninsular  and  Orien- 
tal  Steamship  Company  unb  Compagnie  des  Mes- 
sageries maritimes,  beibe  mit  ^weiglinien  von 
Singapur  nad)  58.,  bie  Queensland  Royal  Mail 
Line  (£onbon«93.«2luftralicn),  bie  British  India 
Association  (Sonbon^.'^teufeelanb).  Navigazione 
Generale  Italiana  ( ©enua « 9)tarfei  Ue«  58.),  Com- 
pagnie Nationale  de  Navigation  CDtarfeille^ava), 
ber  9iorbbeutfd>e  i'lopb  (3weiglinie  Singapur«58.; 
Kaifer>2Bilbelnv£anb),  bie  2)eutfd)e  3)ampffd?iffrec^ 
beret  in  Hamburg  (Sunbalinie)  unb  bie  Eastern 

30 


Digitized  by  Google 


466 


©atmria  (in  «Korbamerifa)  —  ©atf)  (in  ®ng(anb) 


Steam8hipCoinpauyLiniited(^uftralteH=9J.'Gbina)- 
ÄabelverbinbungenbeftebenmiteuropaunbDftaften 
übet  Singapur,  mit  93ort«$armin  (9torbauftralien) 
unb  mit  Sumatra  unb  §ava.  i'Iufeer  ber  Staats« 
babn  von  ber  alten  Stabt  na*  bem  £>afen  fübrt  ein« 
vJ5rtvatbabn  na*  93uitenjorg  (f.  b.,  62  km),  bem 
getr>öbnli*en  SlufentbaltSorte  beS  ©cneralgouver» 
neurS.  2)ie  $ampfftrafeenbabn,  an  Stelle  ber  feit 
1883  bcftebenben  $ferbcbabnen,  fübrt  vom  ebemali* 
gen  ftaftcll  auS  na*  ber  SJorftabt  flramat  unb  jmeigt 
von  bort  ab  über  Ufteefter  GorneliS  na*  Äampong 
2Ralaijoe.  Seit  1898  befteben  eleftrif*e  Straften* 
babnen  (15,s  km).  93et  SLReefter  SorneliS  fanb 
26.  Hug.  1811  ein  blutiges  treffen  jmifdjen  ben  engl. 
CccupationStruppen  unb  ber  boüdnb.«fran}.  Ärmee 
ftatt;  biet  befinben  fi*Jeit  1857  eine  Ü)lilitarf*ule 
unb  anbere  öffentliche  nnftalten. 

©ef*i*te.  2)en  ©runb  ju  93.  legte  ber  erfte 
iii  et  erlaub,  ©eneralgouverneur  Bieter  93otb,  als 
er  1610  bei  '^acatra ,  ber  70  km  öftli*  von  33an« 
tarn  gelegenen  £>auptftabt  beS  mobammeb.  SRei*S 
glei*en  Warnen«,  eine  ftaftorei  ftiftete.  25er  werte 
©eneralgouverneur,  3obann  flieterSfobn  Goen  (f.b.), 
erbob  1618biefejur6auptnieberlaffung  für  ben  nie« 
berldnb.«oftinb.  ©anbei,  beffen  üflittelpunlt  bis  ba« 
bin  bie  3Jlotuffen  gewefen  maren,  unb  »erlegte  feinen 
Si&  bierber.  %\t  ^attorci  ;u  3acatra  mürbe  ermei» 
tert  unb  mar  faum  mit  fteftungSiverfen  verfeben, 
als  bie  dürften  von  33antam  unb  3acatra,  unter 
53eiftanb  ber  eiferfü*tigen  öngldnber  ju  93antam, 
bie  fcollänber  ju  vertreiben  verfu*tcn.  2)ic  fleine 
©arnifon  bielt  bie  93elagerung  5lRonate  auS,  als 
Coen  28.  ÜRai  1619  ibr  vom  smboina  mit  S*iffen 
unbjruppen  ju£>ilfe  lam,  ben  frürften  von3acarra 
vertrieb,  feine  £auptftabt  verni*tete  unb  fein  5Rei* 
in  93efifc  nabm.  3acatra  erbielt  ie&t  ben  Flamen 
95.  Goen  legte  juglei*  ben  ©runb  ju  einer  Stabt 
unb  baute  jum  Schuhe  berfelben  ein  neues  grofe« 
artiges  ftort.  «u*  bief e  Weugrünbung  mufete  (1628 
unb  1629)  »ieberbolte  Belagerungen  von  ber  gan» 

Si  f>eereSma*t  beS  SufubunanS  (ÄaiferS)  von 
ataram,  beS  93eberrf*erS  ton  Sentral«  unb  Cft« 
jaoa,  auSbalten,  entmidelte  ft*  aber  febr  f*nell 
unb  gelangte,  als  ifflittelpuntt  für  ben  $anbel  ber 
9cuberldnbif*«Dftinbif*fn  Kompagnie  in  Dftafien 
unb  als  Stapclplah  für  bie  SluSfubr  na*  £olJanb 
von  allen  Grmtgniffeu  SBorber«  unb  öinterinbienS, 
von  ßbina,  3apan  unb  vornebmli*  ben  inb.  3n» 
fein,  balb  ju  au&erorbentli*er  93lüte.  5)ie  Stabt 
mürbe  immer  gröfeer,  prd*tiger  unb  rei*er,  fo  bafe 
fte  no*  por  Gnbe  beS  17. 3abrb.  ffönigin  beS  CftenS 
genannt  »erben  fonnte.  Seit  bem  93eginn  bee 
18.  3«btb-  fing  93.  aber  an  ungefunb  §u  merben. 
Dies  rourbe  großenteils  veranlagt  bur*  baS  ge« 
maltige  (Jrbbeben  4.  unb  5.  3an.  1699.  $ie  2Rün« 
bung  beS  Jjiliivung  mürbe  verf*üttet,  bie  bamit 
uifammenbdngenbcn  ©ra*ten  unb  Äanäle  »er- 
f*lammten  allmdbli*,  mürben  fumpfig  unb  ent- 
midelten  mie  bie  gan)  in  ber  9Idbe  gelegenen  au* 
beute  no*  ftetS  ma*fenben  Stranbmordfte  baS 
bö^artigfte,  gef<5brli*e  lieber  erjeugenbe  ÜRiaSma. 
5)effenungca*tet  patte  9J.  im  18.  3abrb.  in  ber 
Siegel  jn?if*en  150—170000  (*.,  barunter  »iele 
(£binefen.  3)ie  grofee  Änjabl  berfelben  gab  bem 
©eneralgouDerneur  Saldenier  Seranlaffung,  7.  Dlt. 
1740  bei  einem  Mufitanbe  mebr  als  10000  ber« 
felben  ermorben  ju  laffen.  S*on  im  93eginn  beS 
19. 3ab*b.  batten  bie  europ.  Seroobner  bon  93.  an» 
gefangen,  fi*  fübli*  »on  ber  Stabt  auf  gefunberm 


93oben  aujubauen.  ^ierju  gaben  bann  befonberS 
ber  ©eneralgouuerneur  ö.  9B.  3)aenbelS  1808—11 
bur*  Abtragung  ber  5eftung«roerf  e  unb  3uf*üttung 
eines  SteilS  ber  ©ragten  unb  Handle,  fomie  fpdter 
ber  ©eneralgoutjerneur  93aron  »an  ber  Capellen 
(1816—26)  erneute  Anregung. 

fBatatta  (fpr.  bdttebmia),  ©auptftabt  beS  ßountp 
©enefee  im  norbament.  Staate  Sleuport,  jmif*en 
93uffalo  unb  JHo*efter,  ftnotenpunft  mebrerer  Bah- 
nen, bat  (1890)  7221  G.,  ein  ftaatii*eS  93linben= 
inftitut,  lebhaften  <Danbel  unb  einige  3nbufrrie. 

©araöiaftcbcr,  f.  9Be*felfieber. 

©  a  ta u  i  f  di  c  iR  cp  u  b  I  i f ,  Warne  beS  v on  ber  fran). 
Wepublif  1795  erri*teten  niebeTldnb.  Staates  bis 
)ur  S*affuug  beS  A6nigrei*S  riollanb  1806,  be« 
nannt  na*  ben  alten  93ataüern  (f.  Wieberlanbe). 

^aeaöoburum ,  Stabt  ber  93ataüer  im  93elgi« 
f*en  ©allien,  jtr-if*en  OTaaS  unb  9Baal. 

SBartfcian,  f.  Batjan. 

©atro(fpan.),9Baf*f*üffeljur©olbgen?innung, 
f.@olb  nebfttafel:  ©olbgeminnung  II,  $ig.2. 

Bateau  (frj.,  fpr. -tob),  $tuftf*iff<  «abn,  Rutf*« 
reaaenfaften;  B.  k  vapeur  (fpr.  -p6r),  2)ampfboot. 

fBatttt,  Wegerftamm,  f.  granjofif**flongo  unb 
bie  9}öirertarte  beim  ftrtitel  Afrita. 

Bateleur  (frj.,  fpr.  bat'löbr),  Xaf*enfpieler, 
©aufler,  OTatltf*reier;  Batelage  (fpr.  baflabf*'), 
Jaf*enfpielerei.  ©aufelei. 

BaUm.,  ablürjung  für  3-  93atcman  (fpr. 
belrtmänn),  engl.  93otanirer,  ber  ft*  bauptfd*li* 
mit  ben  Cr*ibeen  bef*5ftigte  unb  grofee  illuftricrte 
'IDerle  über  biefe  $flan}enfamilie  berauSgab. 

©ate«  (fpr.  bebtS),  fcenrp  2öaltcr,  engl.  9larur-- 
forf*cr  unb  SHeifenber,  geb.  18.  ftebr.  1825  in  2ei* 
cefter,  unternabm  1848  mit «.  SR.  ©allace  (j.b.)  eine 
JReifena*  Sübamerifa.  6rft  im  3uni  1859  febrte  33., 
na*bem  v^allace  fi*  f*on  1852  von  ihm  getrennt, 
na*  Cnglanb  jurüd.  9Bäbrenb  ber  11  3öP«  batte 
er  ben  vJlmajoncnftrom  faft  bis  jur  SBeftgrenje  93ra« 
ftlienS  fomie  bie  iülünbungen  mebrerer  ber  beben« 
tenbften  Webenflüffe  beSfelben  befabren  unb  bra*te 
bebeutenbe  Sammlungen  in  bie  Heimat.  Seit  1864 
war  93.  Äififtenjfefretdr  ber  ©eograpbif*en  ©efell« 
f*aft  ju  Sonbon  unb  ftarb  bafelbft  16.  gebr.  1892. 
@r  f*rieb:  «The  Naturalist  on  the  River  Ama- 
zonas» (2  93be.,  2onb.  1863;  3.  »ufl.  1873;  beutf* 
2pj.  1866),  «Contributions  to  the  insect  fauna  of 
the  Amazon  valley»,  93b.  1  (Sonb.  1867)  unb  «Illus- 
trated  Travels:  A  magaziue  of  Travel,  Geography 
and  Adventare»  (593be.,  ebb.  1869—73);  au*  aab 
er  bie  engl,  überfe&ung  beS  SertS  ber  beutfepen 
IKorbpolerpebition  u.  b.  %.  «The  German  Arctic 
Expedition  of  1869  —70»  (ebb.  1874)  unb  ffiar» 
burtonS  «Journey  across  the  western  interior  of 
Australia»  (ebb.  1875)  fcerauS. 

©atö,  ^oblmafe  ber  alten  .frebräer,  ber  jebnte 
Zt\[  eines  Sbomer  (f.  b.). 

©atb ,  öauptftabt  ber  engl.  ©raff*aft  Somer« 
fet  am  »von,  eine  ber  f*öuften  Stäbte  ber  3"fd, 
9Uf*ofSfiH  unb  berübmter  93abeort,  liegt  am  fübl. 
Äbbange  bemalbeter  ^ügel  ampbitbeatralif*  vom 
ftlufetbal  aufftetgenb,  bat  breite  Strafeen,  gef*mad« 
volle  Käufer  aus  grauem  (93atb«)Colitb  unb  (1891) 
51 843  Q.  93efonberS  erreäbnenSmert  fmb  ber  9?a« 
rabepla^  mit  f*5nen  SCerraffen  auf  93ogcngdngen, 
ber  ßirtuS,  bie  Strafeen  SRopal«2anSbomn  unb  Sam« 
ben  ^reScent  mit  eleganten  2dben,  bie  93romenaben 
9iictoria>93arf  (20  ha)  unb  Sibnep«®arbenS,  bie 
1499—1616  erbaute  rein  got.  Äatbebrale  mit  ibrem 


Digitized  by  Google 


93at§  (in  «Worbomerifo)  —  8dtr)ortj 


467 


50  ra  boben  Surm,  baa  1775  erbaute  Ratbau« 
(©uilbball)  mit  groben  Solen  tnib  Mntilenfamm- 
hing,  2  Reitbabnen  unb  bae  oorjügli*  erbaltene, 
1755  unb  triebet  1881  aufgebedtc  i)i«Jmif*c  3tob. 

befiht  eine  £ateintf*c  S*ulc,  ein  ißkeleoanen 
Seminar,  SHufeum  unb  Vaboratorium,  eine  fenigl. 
2*ule  für  Dffuier«t**tcr,  ein  Ibeater,  mebrere 
unffenf*aftli*e  ©efellf*aften  foroie  jablrei*e  y>ofpi= 
tdler.  ^nbuftrie  Oßapier-  unb  l'uniäroarenfabrüen) 
foroie  öanbcl  ftnb  unbebeutenb.  Xie  6  Ibermen, 
benen  feinen  Manien  unb  feine  iöerübmtbeit 
oerbanlt  (40— 48,9°  Q,  liefern  tdgli*  20000  hl 
Gaffer,  dbneln  in  ber  cbem.  Mammcufehung  ben 
Duellen  oon  Icplij}  unb  ©aftein  unb  roerbeh  in  vier, 
in  ber  Rdbe  be«  llaffifcb  gebauten  tfurfaal*  (Pump 
Room)  gelegenen,  mit  böcbjtem  Komfort  eingeritten 
ten  ^abebäufem  jum  Sriufen,  Waben  unb  I muten, 
oornebmli*  gegen  ©i*t  unb  Rbeumatiemu*,  fixtxtw- 
leiben,  3s*ia«  unb  rfrauentranlbeiten  beuuht.  Sie 
Saifon  bauert  faft  bas  ganje  ^abr  binbureb ;  biemttt« 
lere  3abre#temperatur  betragt  10,7  C,  baä  Klima 
ift  aufcerft  gilnftig,  nur  im  Sommer  febr  beifc.  — 
W.,  bie  Aqnae  Solis  ober  calidae  ber  Römer,  mürbe 
feit  ber  aHüte  be«  17.  Sah*.  SHobebab  ber  cor 
nebmen  2ßelt  Gnglanb*,  ift  in  ber  leftteu  ^eit  gegen 
Cbeltenbam,  Wrigbton  unb  Wabeorte  beS  ^eftlanbe* 
jurüd geblieben,  roirb  aber  uo*  immer  oon  etwa 
25000  Kurgaften  jäluli*  beüutt.  -  Wal.  tunftafl, 
Iiath  waters  (5.  9lufl.,  Conb.  1879). 

©atl>,  ftauptftabt  be«  Gounto  Sagaboboc  im 
norbamerif.  Staate  Raine  am  Hennebee,  20  km 
oon  befien  2Hünbung,  bat  (1890)  8723  G.;  S*iff«-- 
bau,  ©iefeercien  unb  lebhaften  ftanbel. 

Starb,  ©illiam,  ©raf  oon,  f.  ^ulteneo. 

^ntrjrt,  ber  .Oauptflufs  be*  iHeidjö  ^abat,  im 
mittlem  Suban,  öftli*  oom  ifabfee  unb  ireftli* 
oon  Sarfur;  au«  bem  lehtern  i'anbc  fommenb, 
flicht  er  na*  SÄ,  fübli*  oon  ?lbeicbe,  ber  .f»aupt= 
ftabt  oon  2i?abai,  toenbet  fi*  bann  roeftli*  unb  er= 
fliegt  fi*  in  ben  ,}itrifee.  $n  ber  bcifien  ^abree;eit 
oerftegt  er;  bann  ift  fein  fett  ein  faft  eine  balbe 
btunbc  breitet,  mit  Wdunicn  eingefaftfe«  2bal. 

«ätfigatc  (fpr.  -gebt),  Stabt  in  ber  f*ott.  ®raf= 
[cbaft  Siulitbgoro,  27  km  im  SOIL  oon  Gbinburgb, 
bat  (1891)  5330  G.;  betrieben  roerben  Raffinerien, 
Wergbau  auf  Steinloblcn,  Kalfftein  unb  Gifenerj, 
Waumroolltoebcrei  unb  Wapiermüblen.  W.  ift  ber 
Geburtsort  be«  2lrjte«  Simpfon. 

©öctfjocn,  ATiebricb,  eoang.  Sbeolog  unb  3n= 
noleg,  geb.  IG.  ^an.  1849  ju  ('a*em  bei  Jameln, 
ftubterte  m  (Böttingen,  Kiel  unb  Berlin,  tuurbe  1878 
Wnoatbocent  in  Kiel,  1884  auperorb.  ^rofeffor  ba 
felbft,  1888  in  5>nUe,  1889  orb.  ^rofeff or  in  ©reif«: 
roalb,  juglei*  Konftftorialrat  unb  i'iitglieb  bes 
pommerfeben  Äonftftoriumei,  1895  orb.  ^rofeffor 
ber  altteftamentlicben  Jbeologie  in  Berlin.  Gr  oen  , 
5ffentUcbte:  «Unterfucbungen  über  bie  ^falmen  na* 
ber  s$ef*ita->  (1.  ?lbteil.,  Äiel  1878),  «taut  unb 
fflürbc  in  ber  altteftamentli*en  ^ocfie»  (ebb.  1880), 
«Goangclienfragmentc.  2)er  grie*.  2ert  bc^  Gure' 
tonf*cn  Sprers  roiebcrbergeftellt"  (2pj.  1885),  «*Bfi= 
trdge  \wt  femit.  Meligion*gef*i*te.  Xcr  ©Ott 
raelö  unb  bie  ©otter  ber  Reiben"  (iöerl.  1888),  «Tie 
^falmen  überfetü  unb  erllärt»  (©ött.  1892;  2.  Sinti 
1897)  unb  beforgte  bie  2.  Auflage  oon  JRiebmö 
«SanbroÄTtcrbu*  be-?  biblif*en  Slltertum*»  (2  5}bc 
JBiclef.  1893-94).  «ufeerbem  oeröffentli*te  unb 
iiberfc^te  er  bie  fpr.  Xerte:  «Stnbban  ober  bie  fieben 
toeifen  OHeifter-  («pj.  1879),  .-Spr.  ©rammatif  be* 


OHor  eitaö  oon  Jirban»  (ebb.  1880),  «ftraamente 
f9t.  unb  arab.  Stftorifer>  (ebb.  1884). 

»«t^lbe(lBatilbe),f.  öaltbUbe. 

sPfltbmaii,  6anbel«fleioi*t,  f.  JBatman. 

©ahntet«!!,  ^rinimetall, eine flelbli*roeifee 
?egienmg  oon  55  Äupfer  unb  45  3inf. 

«ntbolitbcn,  f.  Saftolitb. 

»otöometet  ober  »atbomete*  (gt*.,  b.  i. 
2iefemeffer).  ein  ^nftrument,  mit  roeldjem  arofee 
Siefen  im  ÜJteere  gemeffen  »erben  (f.  2ot). 

ȟ atb= Crben  (Order  of  the  Bath),  enal  SRitter: 
orben,  bem  SHange  na*  ber  eierte.  <Ra*  ben  Gr* 
mittelungen  Gambenä  unb  Selben«  tommt  bie  SBe* 
nennung  ber  «Rittet  Dom  Sabe»  juerft  1399  bei 
©elegenbeü  ber  Ärbnung  £>einricpd  IV.  oor;  «oabr* 
f*einli*  rourbe  bei  biefer  ©elegenbeü  ber  Drben 
geftiftet.  Den  5Hamen  erbielt  er  oon  ber  Sitte,  ben 
neu  aufgenommenen  Ritter  ju  baben.  $n  fpätern 
3eiten  mar  e*  ^rari«  ber  enßf.  Könige,  bei  ganj 
befonbern  5eftli*feiten  93atbritter  }u  ernennen, 
namentli*  oor  jbtem  Ärönunggtage,  bei  bet 
auguration  be«  $rinjen  oon  SBaleS  unb  bei  einer 
^ermäblung  in  ber  tönigl.  gamtlie.  JBei  ber  Stei- 
num fiarl«  II.  mürben  86  Satbritter  ernannt. 
Seitbem  erlof*  ber  Drben  unb  roarb  erft  18.  ÜHai 
1725  bur*  ©eorg,  I.  erneuert.   SRa*  ben  Sta= 
tuten  oom  23.  OHai  1725  gab  e«  einen  ©rofemeifter 
unb  36  ©enoffen  (Compauions),  aufeerbem  nur 
no*  bie  Dffijianten  be«  Drben«:  £e*ant,  «Re« 
giftrator,  ffiappenfönig  unb  ©enealog,  Sefretär, 
^auswart  unb  SBote.  25er  ^ßrinjregent  geftaltete 
ben  Drben  2.  San.  1815  ju  einem  oorjug«»eife 
militär.  33erbienftorben  in  bret  ftlaffen  um,  ber 
aber  feit  1847  au*  an  Gioilperfonen  oertieben  roirb. 
3)ie  Statutendnbcrung  oom  31.  San.  1859  fe&t  bie 
3abl  ber  Ritter  feft  auf:  1)  Ritter:©ro&freuje  (ftatt 
ber  frubem  Companions),  iBlilitdr  50,  Gioit  25, 
ungete*net  ^rinjen  oom  föntgl.  ©eblüt  unb  au«- 
länbif*e  SRilitfir«;  2)  Ritter «Gommanbeure,  üHi- 
lüär  110,  Gioil  50,  ungere*net  frembe  Dfftjiere, 
bie  al«  Gbrenritter  aufgenommen  »erben  lönnen; 
3)  ©enoffen  (Companions),  bie  ni*t,  mie  bie  9JJit> 
glieber  ber  beiben  erften  Waffen,  ba«  Ritterprdbifat 
Sir  fübren,  9HÜitdr  550,  Gioil  200.  %it  Dtben«= 
tapeOe  ift  bie  pra*tooüe  an  bie  SBeftminfterabtei 
angebaute  Kapelle  öeinri*«  VII.    3>a«  Drben«-* 
jei*en  ift  für  IHilitdr  ein  golbene«  meife  emaillierte« 
flreui  mit  a*t  Spiften,  beffen  Snneneden  bur* 
golbene  Sömen  au«gefüllt  finb,  unb  in  beffen  roeife 
emailliertem,  oon  einem  roten  Areife  mit  ber  i)eoife 
Tria  jtracta  in  uno  («5)ret  oereint  in  Ginem»)  unb 
einem  Sorbeertranj  umf*loffenen  Dlittelf*ilbe  brei 
fironen  nebft  Rofe,  3)iftel  unb  Klee  ft*  befinben; 
barunter  ba«  ÜJlotto  «3*  bien'».  2)er  ö.  für  Gioil 
jeiat  ein  Scepter  jmif*en  brei  Äronen  nebft  Rofe, 
5)i)tel  unb  Kleeblatt,  umgeben  oon  ooalem  Reif, 
barauf  bie  3>eoife.  3)er     roirb  an  farmefmrotem 
93anbe  getragen.  (S.  Jafel:  3)ie  roi*tigften 
Drben  I,  §ig.  9.)   2)a«  Drben«lleib  beftebt  in 
einem  larmeimroten  9Hantel  mit  bem  Stern  in 
Stiderei,  beuu  Dberrod,  Unterfleib  unb  SRO^e. 
Drben«tag  ift  ber  20.  Dftober. 

©At&ottj,  ungar.  ©ef*le*t,  beffen  ununter» 
bro*ene  ©cnealogie  mit  Jlnbrea«  be  Ratomaj 
(Gnbe be«  13.3abrb.)  beginnt.  Seffen Sobn JBrtc« 
ciu«  erbielt  oon  Äönig  Cabiflau«  IV.  (1272  —  90) 
bie  Drtf*aften  Slbram,  35atur  unb  Äi«=3Ja!a;  oon 
93atur  (magpar.  bator  -  lübn,  tapfer)  nabm 
«ricciu*  feinen  ©ef*le*t#namen.  Um  bie  9Hitte 

30* 


Digitized  by  Google 


468  StotfjoS  - 

bc*  14.  3a^rb.  jerfiel  ba*  ©cfc^leAt  in  jwei  3wige, 
ben  ju  6cfeb  unb  ben  ju  Somlpö. 

Stephan  93.(geft.  1493),  au*  ber  6cfeber  Sinie, 
tft  »orjüglid)  befannt  burd)  ben  Sieg,  ben  et  al* 
^ojroobe  »on  Siebenbürgen  1479  bei  Kenpe'rmcjö 
(93rotfelb)  übet  bie  dürfen  erfodjt. 

Stephan  93.  »on  Somlpö  mar  untet  ^opann 
Sdpolrm  33aiba  obet  SBojwobe  »on  Siebenbürgen, 
dein  Sobn  Stephan  95.,  fleb.  1522,  erft  am  6ofe 
Serbinanb*  L,  bann  im  Dienfte  bet  Königin  3fabella 
(.fläpolpa),  wutbe  1571  jum  ftütften  »on  Sieben: 
bütgen  gewäblt ;  1576  beftieg  et  ben  poln.  König** 
thron  unb  würbe  in  Kratau  gefrönt.  6t  tegiette  in 
^olen  bi«  1586.  Deffen  jüngerer  93t  übet ,  6  b  t  i  ft  op  b 
93.  »on  Somlpö,  war  1576—81  ftürft  pon  Sieben* 
bürgen.  6t  tief  bie  ^efuiten  in*  fianb  unb  liefe  feinen 
Sobn  Sigi*munb  burd)  biefelben  erjieben.  o  i  g  i  *  •• 
munb  93.  permdblte  ftd)  1595  mit  etnet  todjter  be* 
örjberjog*  Karl  pon  Steietmat!,  be*  Cbeim*  von 
:Kubolf  II.,  pernadjläiftgte  abet  alsbalb  feine  ©e* 
mablin  unb  übergab  Siebenbürgen  bem  Kaifer  9tu* 
bolf  (1598).  6t  felber  jog  nad)  Oppeln,  um  in  ben 
geiftlidjcn  Stanb  ju  tteten,  betcute  abet  balb  wieber 
bie  Jtbtvetung  feines  ^ürftentum*.  SBdbrenb  bie 
faifetl.  Kommiffare  nod?  in  bet  Übernahme  be*  $a\\- 
be*  begriffen  waren,  erfdjicn  et  »erlleibet  in  Klaufen* 
butg,  nabm  jene  gefangen  unb  fdjidtc  93oc*lap  (f.  b.) 
nad?  ^ragjur93etdjmid)ttgungbe*  Kaifer*.  9)löhlid) 
übertrug  et  bie  ^Regierung  feinem  bettet,  bem  Mai 
binal  )i  n  i  r  o  a  8  93.,  bet  ftd)  abet  gegen  ben  9Jerbüu= 
beten  be*  Kaifer*,  ben  cbrgeijigen  Wala*.  ?i?oj 
woben  iDlicbael,  nid?t  halten  tonnte  unb  1599  ums  2e* 
ben  fam.  Sigi*munb  nalnn  1601  felbft  ben  <yürften= 
tbton  hiebet  ein,  mufete  iebod>,  »on  allen  »erlaffen, 
1602  abbanfen.  6t  ftarb  27.  2Rärj  1613  in  SJrag. 

Der  leite  93.  mar  ©abriel  (©abor),  ein  Sobn 
Stephan*,  König*  von  ^olen,  bet  al*  Surft  »on 
Siebenbürgen  1608  —  13  tegiette.  SBegen  feiner 
©raufamfeit  empörten  ftd?  »iele  ©rofeen  wie  bie 
ftebenburg.  Sadjfen,  fo  ba|  e*  juni  Kriege  tarn,  in 
bem  ©abnel  unterlag.  6r  ent  wid)  nad;  ©rofnvarbein, 
wo  et  11.  Ott.  1613  etmotbet  mürbe. 

6Iif  abetb  93.  (au*  bem  6cfeber  Sweige),  bie  bc* 
rüdjtigte  ©emablin  be*  ©rafen  granj  9täba*b», 
glaubte  bie  6ntbcdung  gemalt  ju  haben,  bafe  ba* 
93lut  junger  ÜJtdbdjen  bte  &aut  »erfdjöne.  Sie  be* 
wog  be*balb  mebtete  ibtet  Dienftboten,  ibt  fort 
unb  fott  folcpe  Cpfer  }u  »erfchaffen ,  benen  man  ju 
ben  93dbetn  ber  ©räfin  ba*  93lut  abjapfte.  9tad>* 
bem  Ölifabetb  1604  2Bitn>e  geroorben,  feftte  fte  bie= 
fen  ^teücl  auf  bem  Sdjloffe  Sfejte  im  9?euttact 
Äomitat  fott.  5)ie  93etbtcd?eu  »utben  etft  tudjbat, 
uaebbem  mebt  al*  80  aHdbcben  etmotbet  rootben 
waren.  3)et  ^alatin  ©eotgJburjö  übcrrafdjte  bie 
iWörbet  auf  ftifdjet  Jbat.  ffldbrcnb  man  6tifabetb 
ju  eroiger  ©efangenfdiaft  verurteilte,  mürben  ibte 
.<?elfet$belfet7.3an.l611  lebenbig  Derbrannt.  6lifa* 
betb  93.  ftarb  21.  «ug.  1614,  »abrfcbeinli*  an  ©ift. 
-  93gl.  von  6l$berg,  2»ie  93lutgrdfin,  6lifabetb  93. 
(93re3l.  1894).  [Sitteratur. 

©atboö  (grd?.),  bie  2iefe,  ba§  ©emeine  in  ber 

ttatfjrium  (gra>.  93atbrion),  rouubärjtlicbe« 
t'aaer  jur  6inrid?tung  berrentter  ©lieber. 

«atljfebo,  3:o*ter  bes  6liam  unb  ©attin  bc-3 
öetbiter*  Utia  (f.  b.),  ettegte  ba*  SBoblgefallcn  bc« 
König*  3)aoib  (f.  b.),  bet  fie  tjetfübtte  unb  nad)  bem 
oon  ibm  betbeigefübrten  lobe  ibre*  ©atten  heiratete 
(2  Sam.  11).  Sie  mar  bie  OTutter  bc*  König*  Sa* 
lomo,  unb  mobl  burd)  ibren  6influfi  würbe  biefer  mit 


Sktrjurft 

Übergebung  be*  rechtmäßigen  Xbronfolgcr*  ^(bonia 
pon  iCatiib  al*  Stadbfolger  eingcfe&t. 

«a  1 1)  ur  ft  (fpr.  bdtbörft),  $iftritt  bet  Sioifton  H* 
banp  in  bet  btit.  Äaptolonie  (f.  b.  nebft  Katte),  ein 
fdjmalet  itüftenfttid?  Don  1484  qkm,  bat  (1891) 
9187  6.,  batunter  1833  ffieifee.  «detbau,  93ieb= 
unb  Strau6en}ud)t.  £>auptftabt  tft  %ox t  =  «llfteb 
mit  (1891)  1529  6.,  baruntet  626  SUeifee. 

fBat^urft  (fpr.  bdtbörft),  ^auptftabt  ber  engl. 
Kolonie  ©ambia,  unweit  bet  SKQitbima  be*  ©ain^ 
bia,  am  Cftenbe  bet  fumppgen  ^lufetitfcl  St.  9)tarp, 
1816  gegrünbet,  mit  (1891)  6239  (2841  mdnnl., 
3898  weibl.)  6.,  »on  benen  nur  62  SBeifte,  bie 
übrigen  eingeborene  obet  5«Wge  au*  anbein  Kolo 
nien  finb,  Si|  eine*  engl.  Kommanbanten  unb 
ÜHittelpunlt  be*  Sanbel*  ber  Kolonie.  5)er  bind? 
ein  tyort  aebedtc  Dtt  bat  gtofee  SHagajine,  (1891) 
111  au*  Stein  ober  93adftein  gebaute  ödufet  unb 
einen  feit  1888  fteigenben  $>anbel*»etlebf .  Die  Hu** 
fubt  beftebt  in  6tbnüffen,  Senegalgummi,  Üöad?* 
unb  ^duten.  Die  3nfel  felbft  ift  bewobnt  »on  2)lan 
bingo,  3">loff  unb  »ermifdjtcn  Küftenftämmen.  2Rit 
3lu*nabmc  einer  engl,  girma  ift  bet  ganje  J&cmbel 
tu  beu  £>dnben  von  ^tanjofeu. 

fButlfvitH  (fpr.  bdtbörft),  Stabt  an  ber  Süb* 
lüfte  ber  93aie  be*  gbaleur*  in  ber  $rovinj  9ieu* 
braunfebweig  be*  Dominion  of  6auaba,  an  bet 
SBabnlinie  Ouebec^alifar,  bat  (18'.»1)  12iK)  6. 

®<ttl)urfr  (fpr.  bdtbörft),  <öauptftabt  be*  93ejir!* 
93.  in  ber  brit.=auftral. Kolonie ^eufübmale*,  170km 
im  JB5l4ß.  »on  Spbnep  ienfeit  bet  93lauen  93etge,  in 
fdjönet  l'agc  am  linleu  Ufet  be*  obetn  sJ)iacquatie, 
mit  Spbnep  burd)  eine  lunftüoll  über  ba*  ©ebirge 
gefühlte  Strafte  unb  bie  gtofeeweitetbin übet  Dubbo 
(420  km)  na*  93outfe  am  Datling  fübr enbe  Scft- 
babn  »erbunben  unb  »on  reitben  £anbgütern  unb 
»teten  Stationen  umgeben,  ift  Sil  eine*  röm.'tatb. 
unb  eine*  anglilan.  93ifaSof*.  bat  febr  gefunbe* 
Klima,  (1891)  9162  6.,  Kunftfd)ule,  aHdbdjenbodj^ 
fcbule,  1  grofte*  öofpital,  ©erbeteien,  5  93anfeu, 
5  Dampfmablmüblen,  93rauereien,  Scifcnfiebereieu, 
öidjterfabrifcn  unb  i^eimfiebereien.  1815  gegrünbet, 
bilbet  93.  ben  ÜMttelpuuft  be*  bebeutenbften  ©olb^ 
biftritt*  »on  9teufübwale*,  beffen  3tu*beutung  1851 
am  Summer»ille:6reelbegann,unb  bat  fid)  jum  wieb* 
tigftcn^la|eim3nnemberKolonieaufgefd)Wuiigen. 

iBat^urft  (fpr.  bdtbörft),  eine  engl.,  fpdtet  jut 
©tafenwütbe  etbobene  Familie,  bte  fd?on  in  ber 
angelfdd?f.3eit  nad)  6nglanbgetommen  fein  foH;  ur= 
tunblid)  etfdjeint  bet  9?ame  juetft  1291.  —  ©  e  o  r  g  e 
93.,  geb.  1587,  aeft.  1651,  Sobn  be*  Sonbonet  älbct= 
man  yancelot  93.,  batte  4  Jöcbtet  unb  13  Söbne,  »on 
benen  6  im  5hlfgettrieg  »on  1642  auf  töuigl.  Seite 
fielen.  Det  ftebente,  «Kalpb  93.,  geb.  1620,  wutbe 
Jbeolofl  unb  1644  juni  ^rieftet  orbiniett.  9Bdbtenb 
be*  93ürgerfriege*  waubte  er  ftd)  ber  9Rebijin  ju 
unb  ßtünbete  mit  einigen  ©elrbtten  )it  Drfotb  ben 
93etein,  au*  bem  bie  Royal  Society  (f.  fttabe-- 
mienVII)ber»orging.  9]ad>  "beriMeftaurationwanbte 
er  ftd?  wieber  ber  Jbeologie  ju,  würbe  1664  ^Jrd: 
fibent  be*  Trinity  College  in  Crfotbjba*  et  mit 
gto^em6tfolg  leitete,  1670De*ant»on9Bell*.  Sud) 
al*  lat.  $oet  wat  bet  »ielftitig  gebilbete  2Rann 
tbfitig;  et  ftatb  1701.  Sein  2cben  bcfdjtieb  SDartoii 
in  «The  life  and  literary  remains  of  R.  B.»  (Öonb. 
1761).  Sein  iftngfter  93tubct  Benjamin  93.  wat 
©ou»etneut  bet  lönigl.  «ff  ilanif  *eii,  1 688  unb  1 689 
bet  Cftinbif<ben  Goinpagnie.  Spdtet,  al*  Sdah» 
meiftet  untet  önigin  ?l  nna,  wutbe  et  jum  S  i  1 9<.  et* 


Digitized  by  Google 


Öatf)iirft«3nfel  —  Satjan 


409 


boben  unb  ftarb  27.  «pril  1704.  55e ff  en  ältcfter Sobn, 
»llen  SB.,  geb.  16.  ftov.  1684,  ftubierte  in  Orf  orb, 
fafc  uon  1705  bi*  1712  im  Unterbau*  al*  eifriger 
Sorp,  mürbe  1711  bei  bem  sJJeer*fcbub  unter  Königin 
Snna  jum  fiorb  93.  erboben,  geborte  jur  Dppofitton 
gegen  2Balpole  unb  trat  nacb  beffen  Stur)  1742 
für  2  3abre  in  ben  ©cbeimenSHat.  93alb  nach  bem 
9tegierunß*antritt  ©eorg*  III.  penfioniert,  würbe 
erl772jum@rafen93. erhoben  unb  ftarb  16.  Sept. 
1775.  Gr  verfebrte  viel  mit  Uttcrar.  ©röften,  mit 
$ope,  ber  ib.  m  ben  britten  feiner  ««Moral  E98ays» 
toibmete,  fomie  mit  Smift,  ©ongrcve,$rior,  Sterne. 

55er  dltefte  Sobn  feine*  Neffen  fcenrp  53.  (geb. 
1744,  geft.  1837),  SBifchof*  von  "ftormieb,  £enrp  93., 
öcb.l781,feitl8148lrd,ibiaton3u3ionui*,bcf(bneb 
ba*  Seben  feine*  3Jater*  in  ben  «Memoire  of  the 
late  Bishop  of  Korwich»  (2  93be.,  2onb.  1837; 
9iad>trag  1842) ;  er  ftarb  1844.  55e*  93iicbof  *  britter 
Sobn,  93  e  n  j  a  m  i  n  93.,  geb.  14.  SDtärj  1784,  mibmete 
fid)  ber  biplomat.  fiaufbabn,  mürbe  1809  al*  @c- 
fanbter  nach  Söien  nefef^idt  unb  uerfebmanb,  mit 
mieptigen  55epefd?en  betraut,  auf  unertldrte  Söeife, 
mabrfcbeinlid)  burd)  SDiorb,  auf  ber  SRüdreife  von 
93erlin  nach  Hamburg. 

2- et  jmeite,  aber  dltefte  fiberlebenbe  Sobn  be* 
©rafen  «llen  93.,  f>enrp  33.,  feit  1771  93aron 
flp*lep,  feit  1775  jmeiter  ©raf  93.,  aeb.  2.  3Jtai 
1714,  ftubierte  <Rccbt*nnifenfcbaft  in  Crforb,  mürbe 
1736  Sacbmalter  (93arrifter)  in  Lincoln  s  Inn,  fpäter 
iKtdjter  am  Court  of  Common  Pleas,  ftanb  feit  1735 
im  Unterbau*  jur  Cppofition  gegen  ©alpole,  unter: 
\\üMe  bann  ba*  SRinifterium  ^elbarn,  mar  von 
1771  bi*  1778  fiorbfanjler  unb  1779—82  unter 
ftortb  erfter  $rdfibent  be*  ©ebeimen  SRat*  (Privy 
Council).  Gr  ftarb  6.  »ug.  1794.  55a*  allgemeine 
Urteil  nannte  ibn  ben  unffibißften  fiorbfanjler  be* 
flanjen  3(abrbunbert*.  Sein  Sobn  öcnrp  93.,  Drit- 
ter ©raf  93.,  aeb.  22.  2Rai  1762,  trat  früb  in* 
Unterbau*,  mar  perfönliaVr  ftreunb  $itt*,  über 
na  bin  unter  biefem  ba*  Scfcafcamt,  mürbe  unter 
vlJortlanb  1809  ^rdfibent  be*  ßanbel*amte*,  unter 
Liverpool  Krieg*  =  unb  Kolonialfrtretär  unb  unter 
Wellington  1828—30  fiorb  ^rdfibent  be*  ©ebeü 
men  «Rat*  (Privy  Council),  ßr  ftarb  26.  $uli  1834. 
Sein  Sobn  öenrp  ©eorge,  vierter  ©raf  93., 
aeb.  1790,  mar  1812—34  Unter  bau*mitglieb,  febrieb 
«The  ruinous  tendency  of  auetioneering»  (fionb. 
1812;  2.  Slufl.  1848)  unb  ftarb  1866.  ©egentvärtiaer 
3nbaber  be*  Sitel*  ift  Sepmour  6enrp  93.,  fie* 
benter  ©raf  93.,  fleb.  1864. 

©athurft*3iifel(fpr.bätbörft),  f.  9WeImüe«3nfel. 

Bathybius,  f.  Kammerlinge. 

iBarhpf  leg,  au*  SWagnefia  am  ajldanber,  mirb 
al*  Künftler  be*  berühmten  für  eine  Kultftatue  be* 
flpollon  öcrfertijjten  Sbrone*  in  »mptld  in  £a(o* 
nien  genannt,  «seine  ;\eii  fallt  roabri'cbcinlidb.  in 
ben  Sfnfang  be*  6.  3abrb.  v.  6br.  55er  Sbron  mar 
dbnlicb  mie  bie  fiabe  be*  Kppfelo*  (f.  b.)  mit  55ar: 
Heilungen  au*  ber  gried).  ©ötter*  unb  öeroenfage 
versiert,  unter  benen  $aufania*  bie  Spaten  be* 
öerafle*  unb  Xfcfeu*,  Scenen  au*  bem  troifeben 
Sagenfrei*  unb  anbere*  pervorbebt. 

«atbpUu<<,  au*  »leranbria,  ftretgelaffener  unb 
©ünftlinß  be*  SJtdcena*,  mar  ber  Grfinber  ber 
vom.  3jantomimit  unb  mürbe  burd)  feine  aufter; 
orbentlicben  fieiftuugen  auf  bem  Sweater  ein  fiieb: 
lino  be*  röm.  SJolt*.  —  93.  biet  auch  ber  Sieblinfl 
bei  3luatreon,  ber  feine  Sdjönbeit  bcfinßt. 

^atbpmeter,  f.  93atbometer. 


©athppridn  (Qtd).,  I ieftönem),  Klarinette  mit 
Umfang  von  Äontra-D  bi*  jum  Meinen  b,  von 
Storra  in  93erlin  fonftruiert. 

©athnö  (flrd).),  tief,  aber  aud)  bod),  je  nad) 
bem  Stanbpuntte  be*  93etracbtenben. 

*»atifbturfr  f.  93atti(fbrud. 

fBatilbe,  f.  93altbilbe.  [  3ct>ifT. 

©ötime»t(frj.,  fpr.-mdna),©ebdube;  3aprieu0/ 

Baetis,  lat.  ^lame  be*  ©uabalquivir;  banad? 
benannt  bie  vom.  93rovin)  Baetlca  (f.  Ilispaniah 

«ätifdied  @ebirg«fpftem#  Cordillera  Pe- 
nibetica,  ©efamtbejeid^nung  für  bie  jablreicbeu 
Sierren  in  Spanien,  bie  vom  dabo  be  fyalo*  unb 
dabo  be  ©ata  bi*  )um  Aap  Sarifa  auf  360  km  bie 
9Bafferfd?eibe  imifcpen  ©uabalquivir  unbs])littelmeer 
bilben.  5>ie  pervorraflcnbften  ©lieber  ftnb:  Sierra 
9ievaba,  Sllpujarra*,  Stena  SCejea,  Siena  be 
üHonba,  Sierra  93ermeja  unb  Sierra  bei  ^Sinar. 

SBaHft  (nad?  einigen  von  bem  inb.  933ort  33afta*, 
b.  i.  meiner  Aattun ,  nadj  anbern  von  bem  9lamen 
be*  anßeblidjen  ßrfinber*  93aptifte  ©bambrap,  eine* 
fianbr.  fieinmeber*  im  18.  3>abrb-,  betnileiten),  ein 
feiner,  leinmanbartiger  Stoff  von  loferm  ©ercebe 
al*  Seinmanb,  bei  bem  ber  @injd?laa  gemöbnlicb 
noi)  etma*  feiner  al*  bie  Kette  ift.  Au  bemfelben 
mirb  nur  ber  Idnflfte  unb  fd>önfte  gladj*  vermenbet, 
ber  am  beften  im  fram.  ©ennegau  gebeibt.  9iad?» 
bem  berfelbe  möglidjft  fein  unb  gleiajmäftia  gefpon= 
nen  ift,  mirb  er  unaebleid?t  auf  geroäbnlicpen  gein- 
meberflüblen  verarbeitet.  Xa*  leite«  pflegte  früber 
in  füblen,  feudrten  SRdumen  }u  gefd?e^en,  um  ben 
Aa ten  geftbmeibig  }u  erbalten;  je^t  erreicht  mau 
jebod?  burd)  Schlichen  ba*  gleicbe  ^tefultat  mit  93er: 
meibuna  jeber  gefunbbeitfcbdblicpen  9Birtung.  55a* 
fertige  ©emebe,  ba*  einer  grünblid?en  dicinigung 
untermorfen  mirb,  ftellt  in  feinen  beften  Sorten  ba* 
foftbarfte  drjeugui*  ber  j£lacb*inbuftrie  bar.  3Jiau 
unterfebeibet  Ilaren,  balbllaren  unb  bieten  (bolldn« 
bifeben)  93.;  eine  vertvanbte  Srt  ift  bie  fog.  93a t ift* 
leinmanb,  bie  burd?  ftdrfere  Sdbeu  unb  größere 
I  uf  t l'oit  ben  Übergang  jur  gemöbnlicben  Seinmanb 
bilbet.  Seit  ^abrbunberten  mirb  bie  eigentliche  93a< 
tijtmeberei  in  ^franfreid)  unb  im  beutigen  93elgien 
betrieben.  55en  febönften  93.  von  auperorbentlicper 
Aoinl  ci t  unb  SBei^e  liefern  noch  beute  bie  fran}. 
Stäbte  i'lvra»,  93apaume,  (Sambrai,  vüle,  ^ronne, 
St.  Ouentin ,  Sroöe*,  9jalencienne*  fomie  bie  $ro- 
vinj  93rabant.  befonber*  9?ivelle*;  tnbe*  bat  ber 
echte  93.  burcp  bie  junebmenbe  ^abrilation  dbn* 
lieber  ©emebe  in  93aummolle  betrdebtlid  an  93ebeu- 
hing  verloren,  mäbrenb  93atiftleinmanb  gröfeern 
2lbfa^  ftnbet  unb  aufser  in  Jranfreicb  unb  93elgien 
auep  »n  (fnglanb  unb  $rlanb,  93öbmen,  Scblefien, 
Sacbien  unb  Seftfalen  (93ielefelb)  bergeftcllt  mirb. 
55er  fdjottifcbe  93.  (93atiftmuffelin),  fo  genannt, 
meil  bie  ^abritation  be*)elben  von  Sdmttlanb  au*: 
ging,  ift  ein  feiner,  batiftartig  getvebter  93aummolh 
Itoff,  jefet  vorjüglicb  in  dnfllanb.  ^ranfreieb,  ber 
Scbroeij,  in  JBöbmen  unb  im  fdepf.  93ogtlanb  er= 
jeugt,  ber  infolge  ber  ©leiebmäfeigteit  be*  iUaicb-.- 
nengefpinfte*  ein  fcb&nere*  Hu*feben  al*  felbft  ber 
echte  93.  bat,  meniger  baltbar,  aber  auch,  tveit  roobh 
feiler  al*  biefer,  baber  febr  beliebt  ift  unb  al*  Älei-- 
berftoff  mit  feinen  55effiu*  bebrudt  mirb. 

^atjan  ober  93atcbianr  eine  ju  ben  SRolulIen 
(f.  b.  unb  Karte:  2Ralaiifd)er  flrcbipel),  bem 
öftlicbften  Seile  be*  unter  ber  £errfcbaft  ber  9iicber= 
Ünber  fteb enben  oftinb.  »rcptpel*,  gebörenbe  $nfel, 
meftlid?  von  ber  fübl.  fialbinfel  ber  gröftern  ^nfel 


Digitized  by  Google 


470  öatjufäfa 

$toilolo  adegen,  bilbet  mit  ben  in  ihrer  SRdbe 
fletegenen  ynfclgruppen  ba£  SReicb  oon  IB.  oon 
2643  qkm  (allein  2164  qkm)  Jldcbe.  TaS  Weich 
IB.  ftebt  unter  einem  eingeborenen  Sultan,  einem 
SBa)aüen  ber  nieberldnb.»inb.  Regierung.  Unter 
(enteret  unmittelbar  ftebt  auf  ber  öauptinfel  SB. 
allein  ber  bauptfdcblicb  oon  eingeborenen  ßbriften 
bewohnte  Ort  ßabuba  unb  baS  angrenjenbe  %oxi 
SBarneoelb  mit  umliegenbem  Serravn.  2)ie  SBe« 
oöllerung  oon  SB.  beftebt  au«  12—13000  Ginge« 
borenen,  tyauptfdcblicb  Sllfuren  (f.  öarafora«),  woju 
noch  wenige  £unberte  oon  ßuropdern,  ßbinefen, 
Arabern  unb  anbern  fremben  Orientalen  lommen. 
3)ie  ftlora  oon  SB.,  auperorbentlicb  reieb  unb  üppig, 
ift  bie  ber  ÜJlolullen  überhaupt.  SB.  ift  mit  Jernate, 
itbore,  3)ta! ja»  u.  a.  bie  Heimat  beS  ©e würjnettat: 
baumS.  Tie  a  a  u  n  a  oon  SB.  ift  arm  an  Saugetier? 
arten;  an  fdbönen  SBögeln  fomie  ^nfetten,  wie  bie 
iDtoluffen  überhaupt,  reich-  Sluffaüenb  in  joolog.* 
geogr.6inficbtiftbaS$Bor!ommenbe3Cynocephalus 
niger  Besm. ,  ber  einjigen  Affenart  ber  3Rolulfen 
unb  beS  einjigen  aufeerafril.  echten  ^aoianS,  ber 
nur  auf  SB.  unb  GelebeS  lebt. 

©  AHttf  M « (ruff.),  SBdtercben,  Stnrebe  ber  $open ; 
aud?  allgemein  freunblicbe  oerrraulicbe  Knrebe. 

©dtjufrfjforti,  Äonftantin  9tt!olajemitfcb,  ruff. 
Siebter,  geb.  29.  (18.)  9ttai  1787  ju  SBologba,  biente 
im  UnterricbtSminifterium,  trat  beim  «usbruebe  beS 
firiegeS  oon  1806  in  baS  Petersburger  fianbwebr* 
ScbüHenbataillon,  würbe  bei  JjeilSbera  ©erwunbet 
unb  machte  1809  ben  gelbjug  in  fttnlanb  mit. 
v3lacb  feiner  SRüdtebr  gebörte  er  in  2RoSlau  iu  bem 
Äaramfinfcben  ÄreiS,  arbeitete  an  ber  3«tfd)rift 
«Europas  SBote»  mit,  wo  feine  «Erinnerungen»  unb 
über  je  hangen  aud  s#arnp,  2  i  bull  unb  Petrarca, 
foroie  baS  gegen  Scbifdjfow  gerichtete  tbmifebe  ®e- 
biebt  «3>ie  Grfcbeinung  an  ben  Ufern  be8  getbc» 
flufieS»  erfebienen.  darauf  toarb  er  (1810)  SBiblio; 
tb,efar  bei  ber  öffentlichen  iöibliotb^f  ju  Petersburg, 
nabm  1812  wieber  ÄriegSbienfte,  machte  als  Stabs* 
lapitdn  unb  »bjutant  beS  ©eneralS  SBacbmetiew 
bie  gelbjüge  oon  1813  unb  1814  mit,  mürbe  1816 
beim  Kollegium  ber  auswärtigen  Angelegenheiten 
anaeftellt,  1818  als  Sofrat  ber  ruff.  ©efanbtfcbaft 
in  Neapel  beigegeben,  oerfiel  jeboeb  balb  in  un- 
heilbare Schwermut  unb  lebrte  nach  iHufjlanb 
jurücf,  wo  er  auf  einem  Sanbgute  bei  SJtoSfau 
lebte;  er  ftarb  19.  (7.)  $Juli  1855  ju  Söologba. 
Seine  in  3eitfd?riften  jerftreuteu  «^oetifeben  unb 
profaifdjen  Sßerfudje»  würben  oon  9t.  %  ©njebitfeb 
gefammelt  (2  SBbe.,  $eter$b.  1817).  dtne  oollftän= 
bige  Sammlung  feiner  ©ebiebte  erfebten,  von  fei* 
nem  SBruber  beiorgt,  1834  in  Petersburg;  feine  ge* 
fammelten  SBerte  (3  Sßbe.,  PeterSb.  1877)  mit  einer 
^Biographie  Sö.ö  oon  SRajtow. 

«atleo  (fpr.  bdttli),  Sabril ftabt unb  OTunicipah 
borougb  im  SUcft^ibing  ber  engl,  ©raffebaft  jöorf, 
12  km  im  S3B.  oon  SecbS,  bat  eine  alte  Kirche, 
Sateinifcbe  Schule,  ein  JecbnifcbeS  ^nftitut,  eine 
2Jtarltballe  unb  (1891)  28719  (S.  SB.  ift  ein  öaupt* 
Tttj  ber  Sbobbpmanufaftur  unb  ber  ^abrifation 
ßrobwollener  Stoffe. 

«atman  (SBatbman,  SBatmdn),  abgclürjt 
9Jlan  ober  SWdn  (engl,  maun),  junfiebft  ber  Warne 
eines  perf .  ßanbelSgewicbtS,  welcbeS  in  Mbafi  (SlbaS) 
unb  OTtStal  (f.  OTitflal)  geteilt  wirb.  SBefonberS 
geb  ducblicb  Tmb  bie  folgenben  Wl&n:  1)  Tac-  (leine 
üRan,  im  aamen  JHeicbe  als  ORän  »on  JdbriS  (SWdn 
i  SdbriS)  bejetebnet,  obglei*  eS  eigentlich  baS  5Dldn 


—  ÖQtongo 

Don  Teheran  ift  nueebalb  ei  in  ben  yebrbucbern 
aud)  «alte«»  Wl&n  »on  Jcberan  beiftt),  bat  8  Äbaft 
ober  640  ÜRiSIäl «  2,M4  kg ;  100  folcbe  2Rdn  nennt 
man  ein  ftbdroar  ober  Kbaltiar  i  2)iodni  = 
294,4  kg;  90  biefer  9Jldn  -  1  Äbdrodr  oon  afrra= 
bab  -  264,06  kg.  2)  5)aS  sJJldn  oon  9  «bafi  (il)idn 
i  9tob  SlbarO  ober  720  distal  =  3^iskg;  16  foldje 
N&n  bei&en  ein  6af*im*9Rdn  =  52,99s  kg.  3)  5)aS 
Tlän  üon  SBenberabbaS  =  lO'/t  Slbafi  ober  840 
Üliefäl  =  3,864  kg.  4)  Tao  eigentliche  (ober  neue) 
vJ)tdn  oon  JdbriS,  beffen  ftd)  auch  bie  Regierung  be= 
bient,  ift  =  121/,  Stbafi  ober  1000  distal  =  4,e  kg. 
5)  3)aS  Wl&n  oon  SDlaragba  =■  15'/,  »bafi  ober  1250 
WiStäl  =  5,75  kg.  6)  3)a8  lönigl.  2)tän  (üJlan  i 
Scbäh)  oon  16  »bafi  ober  1280  ÜMStal  =  5^88 kg; 
6  lönigl.  ÜJtdn  =  l5drbdb  (SaUen)  ober  SüldhSeibe 
=  35,jm  kg;  20  lönigl.  5Dldn  =  1  Äbdroar  i  afpi 
=  117,76  kg.  7)  3)aS  SDlän  oon  aitrabab  ober 
oon  Schufcbter  =  18  Hbafi  ober  1440  SRiStal  = 
6,624  kg;  40  folebe  9Kdn  -  1  Äbdrodr  oonaftrabab 
=  264,06  kg.  8)3)aS  «eine  3)ldn  oon  5Rei  =32  äbafi 
obeT  2560  amstal  =•  11,776  kg.  9)  $aS  grofee  3Hdn 
oon  SRei  =  37  V.  «bafi  ober  3000  ÜDiiStdl  - 18^  kg. 

Tie  Qbanate  SBuchara  unb  Sbiwa  bebienen  fid) 
im  ©roftoerlehr  beS  SB.  als  ©ewidjtSeinbeit.  3« 
erfterm  ift  er  (etwa  %  flamellaft)  =  127,168  kg; 
in  le&term  aber  nur  (etwa  Via  Äamellaft)  =  19,657  kg. 
3n  ber  Sürtei  hat  man  einen  (allerbingS  niebt  mehr 
gef etlichen)  SB.  oon  6  Ofen  =  7^»«  kg.  (S.  SJlaunb.) 

ttarna,  Stabt  im  alger.  3)epart.  Gonftantine, 
119  km  im  SS3D.  oon  gonftantine,  feauptort  eines 
gleichnamigen  SrrcnbiffementS,  Sift  eine*  ©erichtS: 
hofS  erfter  ynftanj,  hat  (1896)  8381  &,  baruntcr 
2062  ^ranjofen.  3)ie  Stabt,  juerft  eine  als  9leu; 
Cambeffa  1848  gegrünbete  5Dlilitdrftation  jur 
Überwachung  ber  SlureSftdmme  unb  Sicherung  ber 
irevbinbung  mit  SBiStra,  liegt  an  ber  ©renje  ber 
Hochebene,  in  103  m  ö&be,  am  Söabi  SB.  2)ie  9Bin= 
ter  fmb  fehr  lalt,  bie  Sommer  h«fe.  3«  2000  m 
.t>5be  über  ber  Stabt  liegt  ber  berühmte  (Sebent: 
walb  am  5)fa?ebel  Jugaur.  3"  53-  ift  bebeutenber 
.<öol^,  3*egds  unb  tfoblenbanbcl.  —  SBgl.  (Jagnat, 
La  Musee  de  Lambese  i^ar.  1895). 

9)tttn  cl^abftr)ar,2anbftricbShibienSjwifcbcn 
208/4  unb  22°  nörbl.  SBr. ,  längs  beS  9UIS  oon  $al 
bis  SDabibalfa  ftcr)  bin}iebenb,  in  128  m  6öbe,  baS 
unwirtliche,  Steinbaud)  genannte  t$elfenthal  beS 
jweiten  sJMlfatarattS. 

»atoeina  (SBatotfcbina),  Rieden  im  ferb. 
ÄreiS  flragujeoac;  hier  fteate  26.  »ug.  1689  Warb 
graf  fiubwig  oon  SBaben  über  bie  dürfen. 

©ötof«,  f.  SBatonga. 

©dtott  (frj.,  fpr.-tong),  Stod,  Stab,  beim  franj. 
ÜJlilitdr  ber  IDlarfchaUftab;  in  ber  franj.  ÜJiufi!  SBe= 
jeichnung  ber  grö^ern  paufen  (oon  jwei  unb  mehr 
hatten).  —  Baton  de  mesure  (fpr.  -führ),  Ja  hier 
ftab ,  Z altierrolle.  —  Baton  senestre  (fpr.  -n^tr), 
in  ber  öcralbil  ber  SBaftarbbalfen  (f.  b.). 

iöatottga  ober  SBatola,  ein  lahlreicheS  SBantu^ 
ooll  im  5Barotfe=3)iabunba*$Heicb  tlquatorialafrifae., 
wohnt  in  weit  jerftreuten  Änftebelungen  am  Un- 
ten Ufer  beS  Sambefi  oon  ben  eriten  Strome 
fchnellen  bis  )ur  üHünbung  beS  Äafue  (f.  Äarte: 
«quatorialafrila.  beim  «rtifel  Slfrifa).  2)urch 
bie  Überfälle  unb  ftaubjüge  ber  SRatololo  unb  fpdter 
ber  ÜRatabele  oor  einigen  ^abrjehnten  in  biefe  ®t- 
aenben  gebrdngt,  hat  ftch  nur  ber  öftlicb  wobnenbe 
Seil  eintge  Unabbdngigleit  bewahrt.  5)ie  SB.  bilben 
ben  Übergang  ju  ben  Sijanfa*  unb  Janganifaftdm^ 


Digitized  by  Google 


öatoni  — 

nun ;  tbre  Spracte  bell  tu  viel  HbnUcbfeit  mit  bei 
bet  Samara.  Sic  ftnb  fleifcige  MderbaueT,  oonfig» 
liebe  Sdjmicbe  unb  lühne  ßlefantenjdgcr.  SBcfon» 
bered  ©efebid  bemeifen  fie  im  (Serben  bcr  £>dute. 
5>ie  SRdnner  geben  faft  oollftdnbig  nadt;  bie  9Bci» 
bet  tragen  lange  £ebera,ewänber. 

©atoni  (93attoni),  ^ompeo,  ital.  ÜJlaler,  geb. 
5.  £ebr.  1708  ju  fiueca^eft 4.  ftebr.  1787  ju  9tom. 
SKit  2Bindelmann  unb  ÜJtena«  befreunbet,  fudbte  er 
bunt  Burüdfleben  auf  bie  nntile  unb  bie  ffierfe 
iHaffael*  ber  manieriftifeben  SRidjtung  entgegengu; 
Wirten.  6eine  $auptwerle  fmb:  Ter  m heute  $o* 
banne«  ber  Sdufer,  35te  büfienbe  SDtagbalena  (beibe 
m  ber  35re$bener  ©alerte),  35ie  entb.altfamleit  be« 
Sctpio  (©remitage  ju  $eter«burg) ,  SRüdlebr  be« 
ocrlorenen  Sobne«  (1773;  Söien,  öofmufeum),  25er 
Sturj  be«  Sauberer«  Simon  (Sta.  SWaria  begli 
ängeli  ju  JRom).  ferner  malte  er  eine  ^eilige  Ja« 
milie  unb  Sie  gamilie  be«  Xaviu^  oor  Uleranber 
b.  ©r.  Unter  feinen  Porträten  fmb  beroorjufceben 
bie  be«  «apfte«  93enebitt  XIV.,  Siemen*  Xffl.  unb 
<|iiu«  VI.,  be«  Äaifer«  Sofepp  II.  jufammen  mit 
jeinem  93ruber  fieopolb  (1769;  SBien,  öofmufeum). 

©atouniet  (frj.,  fpr.  -nleb,  b.  i.  Stabbalter), 
ber  auf  ein  3abr  getvdblte  ^räfibent  be«  Conseil 
de  diseipline  ober  be«  2lu«fcbuüe«,  meldten  bie 
franj.  Eboolaten  jur  Slufredjtbaltung  ber  2)i«ciplin 
unter  fidj  felbft  ernennen. 

»öatott=jRougc  (fpr.  bdtt'n  rubi du,  £auptftabt 
(feit  1880)  be«  norbamerif.  Staate«  fiouifiana  im 
v}5arifb  (*af>93aton=:Rouae  am  Dftufer  be«  aJlifjif: 
ftppi,  207  km  oberhalb  Jleuorlean«,  eine  ber  erften 
(1720)  fram.  Wieberlaffungen.  93.  bat  (1890) 
10478  G.,  ijtfd?ön  gebaut  unb  etwa  10  m  über 
bem  böcbften  SSafferftanb  auf  bem  legten  93luff  (f.  b.) 
gelegen;  e*  fcat  ein  Staat«bau«,  oerfebiebene  SDtili* 
tdrinftitute  ber  bereinigten  Staaten,  eine  93linbcm, 
Jaubftummenanftalt ,  ein  3"<btfau3.  tin  inbll: 
ftrieUe«  (Eolleae  fowie  m obrere  Gottongin«  (jur  Qnt- 
fernung  ber  Samen  au«  ber  93aumwolle). 

»atorfcfiina,  1  93atocma. 

«airaciji  er  (Batrachia),  j.  grofcblurcbe. 

>öatracr)ium  (grd?.),  grofdjgefdjwulft  unter  ber 
3unge. 

i8atrad)omtjomad)ia  (greb.,  « tfrofd?mäufe* 
frieg»)  ober  93atrad)omad>ia,  Jitel  eine«  bem 
Horner  fdlfdblidb  juaefebriebenen  tomifeben  selbem 
gebid>t$,  al«  bejlen  ^ctfaffer  ^Jigre«,  ein  ©ruber  ber 
farifa>en  Königin  Srtemifia,  ber  jur  3«it  ber  $erfer* 
Iriege  lebte,  genannt  wirb,  ß«  ift  eine  ^arooic  ber 
u^lwä»  unb  fdjilbert  in  ber  würbeoollen  <yorm  be« 
ernften  Goo«  mit  i'aune  bie  Ädmpfe  ber  liere.  35a3 
in  febr  perberbter  ©eftalt  überlieferte  @ebi<pt  bv 
finbet  ftcb  in  vielen  ftuäaaben  ber  Somerifcben  T 
tungen;  aufeerbem  rourbe  e«  öfter«  jufammen  mit 
ben  öomeriidjen  ^pmnen  berauSgegeben, }.  95.  Don 
Slbel  («Homeri  hymni,  epigrammata,  B.»,  2pj.  unb 
^ßrag  1886),  obne  biefeüonSöaumeifter  (®ött.  1852), 
4)rapeim  («Homeri  qaae  fertur  B.»,  93erl.  1874), 
33ranbt  (in  bem  «Corpusculum  poesis  epicae  grae- 
cae  ludibundae»,  53b.  1,  £pj.  1888),  Cubtoicb  (ebb. 
1896),  in«  2)eutfdje  überfeht  oon  ftern  (93re^l.  1848), 
Ufcbner  (ebb.  1860),  9Beiffel  (©rünberg  1870), 
3Jlil5fd)le  (2.  Hufl.,  ßaUe  1892)  unb  mit  ben  an* 
bern  lleinern  Horner  juflefdb.riebenen  SJidjtungen 
oon  Ibubi(bum  («©ried?.  Siebter»,  Stuttg.  1871). 

BatrachOBpermum    Roth,  Aroutla: 
alge,  Sllgengattung  au«  ber  ©ruppe  ber  iHbobo: 
Pbpceen  ober  gloribcen;  fie  gebfirt  ju  ben  wenigen 


Sattaglia  471 

formen  au«  biefer  ©ruppe ,  Die  im  füfeen  5öaifer 
leben.  63  fmb  eiaenrümlia^  geftaltete,  nmrmfOrmige, 
febr  fd^leimig  fidp  anfüblenbe  2tlaen  oon  blauroter 
ober  audi  grünlidier  A-arbe.  3n  $eutfd)lanb  flnben 
fidj  nur  .wenige  Ärten  unb  biefe  meift  in  falten 
Ouellcn  unb  93dd?en  ber  ©ebirge. 

(öatfrf),  flarl  gerb.,  ÜBiceabmiral,  geb.  10.  3an. 
1831  ;u  (lifenacb,  ging  1846  al«  15jdpriger  Selun^ 
baner  uir  See,  trat  1848  al«  ÜRatrofe  jweiter  Klaffe 
beim  3)larinebataillon  ju  Stettin  ein,  würbe  bann 
al«  SRibfbipman  in  bie  flotte  ber  bereinigten 
Staaten  loinmanbiert,  befugte  fpdter  nad?  ntebr^ 
fachen  flbung«fabrten  bie  2Jtarinefd>ule  ju  Stettin 
unb  würbe  1856  für  bie  Seilnabme  an  bem  ©e= 
fedjte  bei  2re«  ftotca«  JUm  Leutnant  jur  See  erfter 
Klaffe  ernannt.  9lad)  einer  jmeijdbrigwt  S)icnft- 
leiftung  in  ber  engl,  ftlotte  würbe  er  pon  1862  bi« 
1864  al«  jlbjutant  beim  Cbertommanbo  ber  Marine 
oerwenbet  unb  fanb  im  ftpril  1864  wieberbolt  ©e= 
legcntiett,  am  93orb  ber  ©rille  an  ©efed>ten  gegen 
bie  bdn.  glotte  teiljunebmen.  3^  2«<n  beäfclben 
Sabre«  würbe  er  jum  Äoruettenlapitdn  beförbert, 
lommanbierte  1864—65  bie  bictoria  unb  1865— 
67  ba«  Äabettenfdjiff ,  bi«  er  jum  ©bef  be«  Stabed 
beim  Cberfommanbo  ber  SWarine  ernannt  würbe. 
6r  begleitete  1870,  gum  Kapitän  jur  See  oorge« 
rüdt,  al«  dbef  be«  Stabe«  ba«  ©efeb waber  beä 
^riujen  Slbalbert  oon  ^rennen  nad)  ben  Hjoren, 
mu^te  ieboeb  wegen  be«  ?ludbm<b«  be«  2)eutfd)= 
(Jtanuv.n'den  Jlnege«  bie  Weife  untertreten  unb 
nabm  wieber  feine  Stellung  im  Cbertommanbo  ein, 
ba«  >u  einer  Ä ommanboabteilung  be«  SJlarinenünt: 
fterium«  umgeformt  würbe.  1871  unternabm  er 
mit  ben  Sdnffen  bineta  unb  ©ajelle  eine  jwei= 
idbrige  ßrpebition  nad;  SOeftinbien,  würbe  187.*] 
jum  Gbef  be«  Stabe«  ber  Slbmiralität  unb  1875 
jum  Äonterabmiral  ernannt,  befebliflte  1876—78 
al«  ©efebwaberebef  mehrere  (Srpebitionen  nad)  bem 
sJ9iittelmeer,  oon  benen  bie  lejjte  bureb  ben  Unter: 
gang  beä  ©rofeen  Äurfürften  beim  3ufammenftof; 
mit  bem  ÄÖnig  SBilbclm  bei  ^olfejtone  31.  Mai 
1878  abgebroeben  würbe.  93.  würbe  befdmlbigt,  bie 
borjdjrifteit  über  bie  eiiuubaltenbe  Iiftanj  ber 
Sdjiffe  nidjt  beamtet  ju  baben,  unb  oor  ein  Kriege 
geridjt  geftellt,  aber  freigefprodjen.  35a«  Grlenntni« 
würbe  inbe«  niebt  beftdtigt,  unb  oon  einemjweiten 
Arieg^geria^t  würbe  93.  im  ,\uli  1879  }u  6  Slfonateu 
Rettung  oerurteilt.  35er  Äatfer  beftdtigte  biefe«  Up 
teil,  begnabigte  aber  93.  unb  ernannte  lbn  jum  35e- 
partement«bireltor  in  ber  "Jlbmiralität ,  1880  jum 
üBiceabmiral  unb  1881  jum  (5bef  bcr  SRarineftation 
bcr  Dftfee.  1883  au«  bem  35ienft  ßefebieben,  lebte  93. 
feit  jener  Seit  inSBeimar,  wo  er  22. 91ou.  1898  ftarb. 
St  fdjrieb:  «Sbrniral  ikinj  Slbalbcrt  oon  ^keufeen» 
(93erl.  1890),  «9tautifd>e  «Hüdblide»  (ebb.  1892), 
«SeutfaV  See=@ra«»  (ebb.  1892)  unb  maritim-ftra 
tegifebe  ^luffdt^e. 

Ü&atta,  1)  mehrere  malaiifcbe  Sölterftdmme  auf 
Sumatra,  fooiel  wie  93atat;  2)  bie  urfprünglid?eu 
93ewobner  oon  Slbamaua  (f.  b.). 

eätta  (93dta),  ©rofe:@emeinbe  im  lolnaet 
Komitat  in  Ungarn,  an  ber  gur  35onau  aebenben 
Saroij,  bat  (1890)  3982  magpar.  meift  tatp.  6.  (477 
SHeformierte),  53oft  unb  SBembau.  3n  ber  ftdbe 
bie  überrefte  einer  alten  Slbtei  f  owie  röm.  Slltertümer. 
93ei  93.  beginnt  bie  40  km  lange  Utobacfer  ^nfel. 

«attaglta  (fpr.  -tdlja),  ^arltfleden  im  93ejirt 
ÜRcnfelice  ber  ital.  ^rooinj  ^abua,  15  km  int 
SS9B.  oon  $abua,  an  ber  9Jerbinbung  be«  93at* 


Digitized  by  Google 


472 


ÖQttof  —  KÖQtteuf 


taglia  unb  Jül  onielicetanaU  unb  an  bei  fitnie  ^Jabua« 
$errara*93ologna  be«  Mbriatifcben  Slefte«,  eine  ber 
größten  Kuranstalten  ber  (suganeen,  liat  (1881) 
1756,  als  ©emeinbe  3858  Q.  Huf  bem  Äügel  Santa 
Glena,  au«  welchem  bie  jablreicben  69"  C.  »armen 
Scbwcfcltbermen  eutfpringen,  ftebt  bic  palaftartige 
93abcanftalt.  I  ie  öauptquelle  befinbct  ftd?  neben 
bem  Schlöffe  be«  (trafen  Simpffen  unb  wirb  gegen 
©icbt ,  iRbeumari«mu$  unb  Strofeln  «ugewanbt. 
Unweit  IB.  ba«  Sdjlofj  ßattajo  mit  $re«ten  unb 
äntiteufammlung.  —  93gl.  SJtautner  unb  Klob,  35ie 
eugandifcpen  Ibermen  ju  33.  (2.  »ufl.,  2p).  1882); 
Klob,  Sie  Kocbfaljtbermen  oon  33.  (3ür.  1883) 
tfattaf ,  f.  93atat. 

söattnm  ober  93atang,  flache  unb  fumpfige 
3nfel  im  oftinb.  ärcbioel,  liegt  öftlid)  oon  Sumatra, 
füblid)  oon  ber  3nfel  Singapur,  meftlicb,  in  nur 
geringer  Entfernung,  von  ber  ^nfet  93intaug  (f.  b. 
unb  bie  Scebenlarte  jur  Karte:  Oftiubien  II. 
Öinterinbien),  ift413qkm  grofr  unb  bilbeteine 
Abteilung  ber  nieberldnb.  iHefibentf djaft  diiau.  Än 
ihre  Spifce  ift  ein  Kontrolleur  geftellt.  T  ic  &aupt> 
befdjdftigung  ber  93eoölferung  ift  ber  Einbau  ber  Un- 
caria  Gambir  Roxb.  unb  bie  iöereitung  be«  Äatedju 
für  £>anbel  unb  9lu«fubr. 

©dttaf \ct  (fpr.-feebt), ©rofe=@emeinbe im Komü 
tat  S  c Ina  m  Ungarn,  in  92  m  fcöbe  unb  recht«  oon 
ber  Saroij,  unweit  ber  Sonau,  über  bie  (1900)  eine 
'Balde  n ad:  93aja gebaut  wirb,, an  ben  SintenSdrbo« 
gdrb«93.  (20  km)  unb  93.=0'2>ombowdr  (66km) 
ber  Ungar.  Staat«babnen,  bat  (1890)  8153  meift 
beutfcpe  S.  unb  bebeutenben  SBeinbau. 

<8a  ttemen  t  (frj.,  fpr.batt'mdng),  ba«  Slnfdjlagen 
(Mattieren)  ber  Wefcboffe  an  bie  Seelenwdnbe 
bc«  fteuerrobr«,  herbeigeführt  burd)  ben  Spielraum 
unb  bauptfäd?Ud?  bei  ben  iRunbfugcln  ber  glatten 
Feuerwaffen  oortommenb,  gefäbrbet  bie  Jrefffäl?igj 
feit  wie  bie  2)auerbaftigteit  ber  Feuerrohre. 

Battenberg,  Stabt  im  Hm«  93iebentopf  be« 
preu|.9ieg.=93ej_.9Bie«baben,  auf  einer  Anhöbe  rechte 
oon  ber  wer,  <&i&  eine«  Amtegericht*  (fianbgericbt 
Harburg),  bat  (1900)  951  (S.,  barunter  27  Katbo; 
liten  unb  44  3*raeliten,  $oft,  jelegrapb,  got.  Kird>e, 
2  Cberförftereien,  93ejirt«t"partafic ;  £>ammerwert 
unb  9üollfpinnerei.  Auf  bem  nahen  Kellerberg  bie 
Kellerburg,  ebemal«  Sifc  ber ©rafen  oon  93., Don 
ber  uu di  ein  jiemlicb  gut  erbaltener  Zuxm  ftebt.  93. 
biij;  im  Altertum  Moos  priscus  Batavae  eeutis 
unb  foU  fd)on  134  r>.  ehr.  von  93attone,  König  ber 
Hatten,  gegrünbet  fein,  ^m  Sreifugiäbrigen  Kriege 
lourbe  er  ncbft  93urg  jerftört.  SMe  ©rafen  oon  93.,  feit 
1227  9iafallen  ber  Vanbgrafen  oon  Reffen,  ftarbcn 
wäbrenb  ber  ftranjöfifcben  JReoolution  au«.  3n 
neuerer  3«t  mürbe  bie  ©rdfin  3ulie  oon  i>aute  bei 
ibrer  morganatifcben  9krmdblung  mit  bem  ^rinjen 
Aleranbcr  oon  Reffen  (1851)  jur  ©rdfin  (fpdter  jur 
4>riitjcffm)  oon  93.  erhoben  (f.  ben  f olgenben  Artitel). 

Battenberg ,  eine  gamilie  prinjlicben  Staube« 
au«  fürftlicb  lu it.  93(ute.  6«  führen  bie  Kinber  be« 
^ringen  Aleranber  (f.  b.)  oon  Jöeffen  unb  bei  iHbein 
au«  beffen  ntebt  ebenbürtiger  tyt  mit  3"l«e  ©rdfin 
oon  .naufc  (©rdfin  oon  93.,  geb.  12.  9loo.  1825  )u 
ffiarfdjau,  %  oebter  be«  ehemaligen  poln.  Krteg«mini» 
fter«  ©rafen  3Rorifc  von  £>aute,  vermdblt  28.  DU. 
1851,  aeft.  19.  Sept.  1895)  burd)  grofebcrioglid)  beff. 
Serfcimmfl  t?om  26.Deji.  1858  famt  ihrer  Butter  ben 
ütel  bringen  unb  93rinjeffmnen  oon  93.  —  Kin* 
ber  biefer  Gbe  Ttttb:  93nnjeffin  OJlarie  Karoliue 
(geb.  15.  3uli  1852,  oermdblt  mit  ©raf  ©uftao  gu 


(hbad>>Sd)önberg),  ^tuu  Submia  ftlerantxr  oon 
93.  (geb.  24. 3Rai  1854,  oermdhlt  mtt  93rin}efftn  Sttc= 
toria,  dltefter  2od>ter  be«  ©rofeherjog«  Cubroia  IV. 
oon  Jöefien),  Hie  ran  ber  (f.  jlleranber  I.,  §ürft 
oon  Bulgarien,  geft.  17.  5too.  1893),  fifa?  Sein: 
rid)  2)torit>  (geb.  5.  Cft.  1858.  oermdblt  1885  mit 
Bcait  ue,  jüngfter  Iod)ter  ber  Königin  93ictoria  oon 
&nglanb,  bie  1896  gum  ©ouoerneur  unb  Kapitdn 
ber  ^nfel  9Bight  unb  jum  ©ouoerneur  oon  Gari«-- 
broote  ßaftle  bafelbft  ernannt  tourbc,  geft.  20.  §an. 
1896  an  93orb  be*  Kremer«  93lonbe  auf  ber  gahrt 
oon  Sierra  fieone  nad)  SKabeira)  unb $rinj  granj 
3ofeph  (geb.  24.  Sept.  1861,  oermdblt  1897  mit 
Urinjeffin  Slnna  oon  SWontenegro).  Sefctcrer  bielt 
ftcb  Idngere  3eit  bei  feinem  93ruber  Mleranber  in 93ul« 
garien  auf  unb  erlebte  ben  Staat«ftreid)  (Sept.  1886) 
mit.  erfdjricb:  u®ieoolf«roirt|d)aftlid)eGntmi(flung 
Bulgarien«  oon  1879  bi«  jur  ©egenwart»  (1891). 

{Batterie  (frj.),  eine  bauernbe  ober  auch  nur 
oorübergebenbe  3"fammenftcllung  mehrerer  ©r- 
fdjü&e  ju  einem  beftimmten  etnbeitlicben  ©efedjt«- 
jwed.  3)edt  man  bie  ©e^üfce  einer  93.  bur*  einen 
funftmdfiig  in  6rbe,  Stein  ober  Sifen  aufgeführten 
93au,  fo  nennt  man  biefen,  für  füb,  fowobl  ale  mit 
ben  ©efdjü^en  bcfelit  gebaebt,  ebenfaU*  93.,  wdb' 
renb  eine  nur  flüchtig  in  Grbe  ausgeführte  ©efebüt^ 
aufjtellung,  wie  Tie  namentlich  im  bor» 
lommt,  al«  ©efcbüfcemplacement  ober  ©e» 
febü^einfehnitt  bezeichnet  wirb.  93ei  Ärieg«= 
iaSiffen  bilben  bie  in  einem  2)ed  aufgehellten  ©e« 
fdjü^e  eine  93.  2)ient  ba*  Schiff,  ohne  eine  befon« 
bere  SRanöorieTfdhigfeit  ju  bcfihen,  (ebigltcb  all 
?lrtiüerieaufftellung,  fo  wirb  e«  Scbwimmenbe  93at» 
terie  (f.b.)  genannt.  (Sine  bauernbe  Bereinigung  oon 
©efebüfeen  mit  ihrem  35erfonal  ju  93.  finbet  nur  in 
ber  gelbartiUerie  ftatt  (Mnjabl  her  ©efchü|e  einer 
gelbbatterie  4—8).  (S.  Artillerie.) 

über  eleltrifche  93.  f.  ©atoanifche  93atterie, 
fieibener  ^lafchc,  ^lafchenbatterie,  Slccumulatoren. 

*tartcricmagajin,  ^anbmagagin,  93er< 
brauchSpuloermagajin,  auch  ^3uloer(am: 
mer  fcblechtweg,  ein  ben  unmittelbaren  93ebarf  einer 
Mngrift«s  ober  3wifchenbatterie  an  ^Juloermunition 
für  etwa  24  Stunben  fichember,  gegen  wage»  unb 
f  entrechte«  geuer  gebedt  angelegter  93au  (f.  93atterie). 

«attcri  cf  ebl  oft,  f.  öanbfeuerwaffen.  [werfe. 

«Batterie  Transformator,  f.  (Sleftricitdt^ 

©a tt er f ea  (fpr.  bdtterfth),  Stabtteil  im  6.  80» 
bon«,  in  ber  ©raff cbaftSurrep,  bilbet  mit  6 1 ap  h  a m 
ein  $arlament«borougb  unb  hat  (1891)  194 156  (?., 
unb  einen  großen  ^art  (f.  Sonbon  ncbft  ^Idnen). 

Oatteur  (frj.,  fpr.  -töbr),  fooiel  wie  Schlag- 
mafebiue,  f.  93aumwollfpinnerei. 

Batteur  (fpr.  -t&h),  Slbbe"  Gbarle«,  franj.  Ilfthe: 
titer,  geb.  6.  WUi  1713  in  «Uanb'bup  bei  93ou)ier«, 
würbe  ^riefter  in  9ieim*  unb  ging  nach  $ari«, 
wo  er  wiffenfcbaftlicben  Unterricht  an  oerfebiebenen 
Kollegien  erteilte.  6r  würbe  Witglieb  ber  Ültabemie 
ber  ^nfebriften  (1754)  unb  ber  Acad6mie  firan^aise 
(1761)  unb  ftarb  14.  ^uli  1780.  Sein  ^tauptwert  ift 
ber  aCours  de  belles-lettres»  (5  93be.,  $ar.  1765; 
neue  2lufl.  u. b.  Z.  «Principes  abr^s  de  la  litt^ra- 
turc»,  6  93be.,  1824;  beutfeh.  oon  iHamler,  4  93be., 
2pj.  1798;  5.3(ufl.  1802),  eine  Erweiterung  feiner 
1746  erfebienenen  Schrift  «Les  beaux-arts  r&luits 
ä  un  mfeme  principe»,  bie  in  2)eutfcblanb  burd? 
©ottfebeb  unb  3-  Schlegel  eingeführt  mürbe.  $a« 
©runbgefel,  auf  ba«  93.  bie  Kunft  jurüdfübrt,  ift 
Wacbabmung  ber  Wahre  nicht  al«  foleber,  fonbern 


Digitized  by  Google 


SöaWjijdmji  (gomiltc)  —  ©attljtjdutji  (Cubiuig,  ©raf  Dan) 


473 


ber  fdjönen  Statur;  ber  ©efcbmad  fei  bie  Gmpfin: 
buna,  bie  anseilt,  ob  bie  i ebene  Statur  im  Äunft* 
roerfflut  ober  fc^lcdjt  nachgeahmt  fei.  3n  ^eiitfdb1 
tanb  rubt  Suher*  (f.b.)  «Sbeorie  ber  fdjönen  Äünfte» 
roefentlid)  auf  biefer  ©tunblage. 

©artppanpi  (fpr.  bdttjabnii) ,  ungar.  SJiagna» 
tenfamihe,  bie  ibren  Stammbaum  auf  Gör«,  etnen 
ber  ÜJtitanfübrer  Slrpab*  beim  Cinfall  ber  SJla: 
gparen  in  Harmonien,  jurüdfübrt.  Slbaml.  von  SB. 
roatb  1630  in  ben  ©rafenftanb  erhoben.  Seine  bei* 
PenSöpne,  SfJaul  I.  (geb.  1629,  geft.  1674)  unb 
^  bvift  cpb  II.  (geb.  1632,  oeft.  1687),  würben  bic 
SBegrünber  jroeier  fiinien. 

2)ie  dltere  &auptlinic  jerftel  burd)  bie  Gntd 
ibre*  Stifter«  Sßaul,  bie  Söbne  be*  ©rafen  Sigi*- 
niunb  I.,  in  3  befoubere  fiinien:  bie  Sdjarfenfteiner, 
bie  SBinfafelber  unb  bie  Sigi*munbifcbe. 

a.  2)ie  Scbarfenfteincr  Cime  roarbbureb  ©raf 
Sflbam  III.  von  SB.  (fleb.  1697,  geft.  1782)  begrün- 
bet.  2)erfelbe  roar  SBater  be«  ©rafen  3ofepb  pon 
SB.,  oeb.  30.  Jan.  1727  ju  2Bicn.  $iefer,  ein  für 
Kirche  unb  Staat  böcbft  tbdtiger  unb  von  Äaifer 
v"\ofepb  II-  febt  gefd?äfcter  unaar.  Prälat,  rourbe 
1752  $omberr  ju  ©ran,  1759  S)ifd?of  von  Sieben- 
bürgen, 1760  Grjbifcpof  von  Äalocfa,  1776  ftütft- 
$rima*  von  Ungarn  unb  Grjbifcbof  von  ©ran, 
1778  Äarbinalpriefter  unb  ftarb  23.  Ctt.  1799  ju 
vCrefebura.  SJtit  feinem  SBrubcr,  bem  ©rafen  3ob. 
Stepomuf  von  SB. ,  $erxn  auf  Scparfeuftein  (geb. 
16. Stop.  1747,  fleft.  6.  Suni  1831),  erlofcp  bie  fimie 
ju  Scparfenftein  im  9Jtann*ftamme. 

b.  2)ie  Sßmtaf  elber  Cime  rourbe  von  ©raf  Gm= 
merid)  I.  (fleb.  1707,  geft.  1774)  fleftiftet.  3)erfelbe 
pinterliefc  mehrere  Söbne,  von  benen  4  bie  Stamm- 
väter von  ebenfo  vielen  Sieben  jroeiflen  rourben: 
1)  ©raf  3ofepb®eorg  (fleb.  1737,  fleft.  1806U>er 


)interlie&,  bie  ©rafen  3of«Pb  (fleb.  23. 2)ej. 
t.  25.  SHdrj  1851),  Sßincenj  (fleb.  28.  ftebr. 
t.  3.  Tt-i.  1827  al*  SBiceprdfibent  ber  «llge- 


3  Söbne 
1770,  (je 
1772,  fle 

meinen  Jöo/tammer  unb  Cbergefpan  be«  Konter  Ko- 
mitat«) unb  Stitolau*  (geb.  24.  3uni  1778,  fleft. 
14.  »pril  1842).  $er  ©raf  SB  i  n  c  e  n  j  v  o  n  SB.  bat  ficb 
al*  Sieifefcbriftfteller  belannt  flemaebt.  $er  Gnfel 
Oofepb«,  ©raf  fiabUlau*  oon  SB.,  geb.  28.  Oft. 
1870,  ift  iefct  Sieprdfentant  biefe*  3meig«  ber  fiinie 
SJJinfafelb.  2)  ©raf  Gmmeticb  II.  von  SB.  (geb. 
1744,  fleft.  1819),  beffen  Urenfel  ©<ja  (SBictor), 
geb.  1.  >nt  1838,  iefet  biefen  Sircni  vertritt. 
3)  ©raf  Slop*  von  SB.,  ßeb.  10.  Ott.  1743,  trat 
1767  in  ben  3efuitenorben,  vermählte  fup  aber  nad) 
beffen  Aufhebung  unb  fprad)  1790  auf  bem  9ieicb*= 
tage  )u  Cfert  für  bie  Protei  tonten.  Gr  ftarb  1821 
obne  mdnnlicpe  Stacblommen.  4)  ©raf  3°bann 
Stepomuf  Pon  SB.,  fleb.  1769,  fleft.  1826,  beffen 
,4roeig  gegenwärtig  bureb  ben  Urenfel,  ben  ©rafen 
Grnft  von  SB.,  geb.  13.  Cft.  1855,  oertreten  roirb. 

c.  Tu-  @igi*munbifd)e  fiinie,  benannt  nad) 
ibrem  SBearünber,  bem  ©rafen  SigUmunb  II.  von 
SB.  (geb.  1712,  geft.  1777),  blüht  nod)  jebt  in  jroei 
^roetgen  unb  wirb  burd>  bie  ©rafen  GlemervonSB., 

Sib.  1846,  2Rar  von  SB.,  geb.  1858,  repräfentiert. 
u*  biefer  fiinie  ftammte®raf  fiub  »i  g  v  o  n  SB.  (f  .b.>. 
Die  jüngere  öauptliuie  mürbe  burd)  ben 
Sobn  ipre«  Stifter*  (Gbriftopb*  IL,  f.  oben),  ben 
©rafen  Hbamll.  von  SB.  (geb.  1602,  geft.  1703), 
fortgefetit.  Sein  Sobn,  ftürjt  Äarl  von  SB.,  geb. 
1697,biente  »uerft  im  lürlenf  riefle  unb  flinfl  bann  mit 
einer  öfterr.©efanbtfcbaft  1719nad?Ronitantinopcl. 
»I*  3elbmarf*allleutnant  mobnte  er  ben  gelbjügen 


be«  Sßrinjen  Gugen  am  ;K be i u  unb  bem  lebten  dürfen- 
friege  unter  Äaifer  Äarl  VI.  bei.  Slamentlid?  aber 
jeidmete  er  fiep  im  Ofterrcidjifcbeii  Grbfolgefriegeau* 
unb  beioirfte  burd)  ben  Sieg  bei^faffenbofen  über  bie 
granjofen  unb  SBapern  (15.  Silpril  1745)  unb  bie  Gr- 
oberung  SBapern«  ben  ^rieben  ju  Soffen.  Spdter  be- 
fehligte er  al«  (Jelbinarfcball  am  Sibein  unb  in  ben 
9Ueberlanben,menn  auebnitbt  immer  mit  ©lüd.  Stad) 
bem  Slacbener^rieben  1748rourbeSB.Cberbofmeiftcr 
be«  nadj  maligen  Äaifer*  3of«bb  II-,  legte  aber  biefe 
9Bftrbe  1763  nieber  unb  ftarb  15.  «pril  1772,  naep- 
bem  er  28.  $ej.  1763  lum  JHeid>*fürften  nad)  bem 
5Hed)te  ber  Grftgeburt  erpoben  war.  5)a  ibm  fein  ein- 
jiger  Sobn  bereit*  geftorben  mar,  ging  bie  mirften» 
mürbe  an  ben  Sobn  feine*  SBruber*,  ben  dürften 
»  b  a  m  3B  e n  j  e  l  v  o  n  SB.,  geb.  1 7. 9Jtär3 1 722,  über, 
fietjterer  roar  erft  SBicebanu*  von  Äroatien,  rourbe 
1767  ftelbjeugmeifter  unb  ftarb  25.  Ott.  1787  ju 
Sacco.  Neffen  Gnlel,  Jürft  iUnlivi1  von  SB.,  geb. 
13.  Stov.  1781,  Grbobergefpan  be*  Gifenburger  Äo- 
mitat*,  ftarb  22.  3uli  1870  obne  mdnnli(pe  Stacp- 
fommen.  Gin  Sßruberöfobn  be*  dürften  äbam  S!Ben= 
jel,  ©raf  Snton  von  SB.  (geft.  1828),  binterliefe  2 
Söbne,  bie  ©rafen  ©uftav,  geb.  8. 3)ej.  1803,  unb 
Äafimir  von  SB.  (f.  b.),  von  benen  ber  erftere  1870 
bem  dürften  Philipp  fuccebierte  unb  25.  Sflpril  1883 
ftarb,  worauf  fein  Sobn,  $ürft  6pmUnb.  geb. 
20.  Stov.  1826,  folgte. 

n  ttb  P  äup  i  (fpr.  bdttjabnii),  Äafimir,  ©raf  von, 
aeb.  4.  3uni  1807,  bereifte  nad)  SBeenbiflung  feinet 
Stubien  bie  meiften  fidnber  Guropa*  unb  fajloft 
ficb  nad)  feiner  Stüdfepr  ber  liberalen  Partei  an. 
ÜJtit  großer  ^reigebigfeit  unterftü^te  er  alle  natio« 
naleu  Unternehmungen  unb  begünftigte  nament* 
lid)  ben  Trnct  ungar.  liberaler  6d)riften  im  SUu«- 
lanbe,  roie  er  aud)  felbft  einige  von  ihm  gehaltene 
Sieben  (fipj.  1847)  veröffentlidjte.  3m  Sommer 
1848  jum  Cbergelpan  unb  Siegierung«tommiffar 
für  ba*  SBaranper  Äomitat  ernannt,  befehle  er  bie 
^eftung  Gifega  mit  ungar.  Jruvpen,  fid)erie  bie 
ccpiffabrt  auf  ber  SDonau  unb  3>rau  unb  errang 
13.  Stov.  bei  Sjarva*  unb  19.  $ej.  bei  Gfepin 
Siege.  211*  ftcb  Gifega  im  Jebr.  1849  an  bie 
Cfterreid)er  ergeben  mupte,  rettete  fid)  SB.  nad)  2c-- 
breqin  unb  rourbe  von  ber  bort  roeilenben  ungar. 
Siegierung  jum  Givil-  unb  SJtilitdrgouvemeur  für 
Älciutumanien,  Sjegebin,  $be«ftopel  unb  3ombor 
ernannt,  in  roeldjer  SteUung  er  fpdter  an  SJJercjel* 
gelbjug  in  ber  SBac*ta  2lnteil  nabm.  Slad)  bet  Uu- 
abbdngigteit*erlldrung  vom  14.  Slpril  1849  rourbe 


er  \um  SJtinifter  bc*  äu*rodrtigen  ernannt,  folgte 
Äon'uth  auf  bem  Slüd^uge  nad)  Sjegebin  unb  ?Irab 
unb  flüchtete  nad)  ber  Äataftroppe  von  SBildgo* 
(14.  ülug.  1849)  nad)  SBibbin.  SBon  hier  rourbe  et 
bann  mit  Äoffutb  unb  ben  übrigen  Häuptern  ber 
Sievolution  juerft  nad)  Scbumla  unb  von  ba  na ' 
Kutabia  gebracht.  Jlu«  ber  £ürtei  roanbte  er  fi 
fpätcr  nad)  i;ano,  roo  er  13.  3u(i  1854  ftarb. 

^atttiPänni  (fpr.  bdttjabnji),  fiubroig,  ©raf 
oon,  Staat*mann,  geb.  9.  Hpril  1809  ju  SBrefsburg, 
trat  im  16.  3abre  at*  Äabett  in  bie  Hrmee,  ent- 
fagte  aber  nad)  n "langtet  SBolljäbtigleit  bem  SJtili- 
tätftanbe  unb  ttat  feit  1838  an  bet  vJJiagnatentafel 
al*  Sptecbet  ber  Cppofition  auf.  911*  bie  SJldr}- 
tage  1848  ber  le&tern  ben  Sieg  unb  Ungarn  ein 
eigene*  SJtinifterium  oerfdjaff ten,  roarb  SB.  1 7.  SDtärj 
jum  Sßtdfibenten  be*felben  ernannt,  fiopalitdt  unb 
auftecbtbaltung  be*  SBetbanbe«  jroiicben  Ungarn 
unb  Cfterreid)  roaten  bie  (SrunbfdHe,  bie  SB.  in 


Digitized  by  Google 


474  ©atttcfbrucf  ■ 

feiner  bödjft  fcbroierigen  Stellung  geltenb  ju  machen 
fucbte.  3"beffen  ftcigertcn  ficb  bie  Skrmidluugen 
von  allen  Seiten,  unb  unter  vergeblichen  93erbanb: 
(«Mai  mit  bem  öfterr.  iDlinifterium  unb  bem 
Ginbrucbe  bcs  93anuS  Selladjid?  in  Ungarn  legte 
ber  ben  Sdjwicrigteiteh  feiner  vage  nicht  ge= 
wartfenc  53.  15.  Sept.  fein  Portefeuille  niebcr. 
Doch  lief;  er  ficb  vom  iVilatin  abermals  jur  über 
nähme  bes  ilWinifterpräfibiums  bewegen  unb  würbe 
mit  ber  93ilbung  beS  neuen  Kabinetts  beauftragt, 
baS,  wiewohl  auS  fehr  gemäßigten  jfflännern  be= 
itebenb,  bie  tönte?!.  93eftätigung  nicht  erhielt.  Oiacb 
2luflöfung  bes  ungar.  Reichstags  unb  ber  Grmor= 
bung  beS  jum  i'anbestommiffar  ernannten  ©rafen 
Samberg  (28.  Sept.)  ging  93.  nach  Wien,  um  bie 
folgen  jenes  blutigen  Greignifies  abjurrenben  unb 
jur  vMlbuug  eines  neuen  iWinifteriums  mitjumirfen. 
Sa  er  aber  nichts  auSniriditcn  vermochte,  lehrte  er 
5.  Clt.  auf  fein  @ut  CWervar  utrtid.  .frier  bercafj 
nete  er  feine  Tienerfchaft  unb  Idmpfte  mit  berfelbcu 
nach  ?lusbrucb  ber  fteiubfeligleiten  im  9}ibosfcbcn 
StreirforpS,  rourbe  aber  burch  einen  Sturj  an 
fernerer  Iriegerifdjer  Jbätigteit  verbinbert.  ^m 
'Jfot?.  1848  ging  er  nach  peft,  um  beim  Reichstage 
feinen  Sitj  ju  nehmen,  hielt  fid)  hier  ieboch  vom 
Canbesvcrteibigungsausicbufe  fern.  2lls  ber  ungar. 
revolutionäre  Reichstag  unb  beffen  Regierung  nach 
5)ebreaiu  überfiebelten,  blieb  93.  in  ^e)t  unb  rourbe 
nach  Winbifebgräti'  Ginuig  8.  Jan.  1840  verhaftet. 
2Rau  brachte  ihn  nach  Cfen,  bann  na*  ikeftburg, 
Raibach,  Clmüb,  enblicb  im  3ult  1849  wieber  nach 
peft,  wo  er  5.  Clt.  burch  einen  Svrucb  bes  KriegS= 
geriebts  nun  Jobe  bunt  ben  Strang  verurteilt 
rourbe.  93.  brachte  ficb  ieboch  wäbrenb  ber  Radrt 
mittels  eines  3>old?s  mehrere  üttunben  am  >>alfe 
bei,  fo  baf?  bie  »iuridtung  am  flbeub  bes  6.  Clt. 
nur  burch  Pulver  unb  93lei  vollzogen  werben  tonnte. 
Seine  ©iiter  mürben  fonfisjiert;  feine  ivamilie  ging 
ins  Sluslanb.  Zie  l'eid?e  beS  ©rafen  rourbe  von 
,vreunben  unb  33erwanbtcn  enttvenbet  unb  heimlich 
in  ber  ©ruft  ber  $yran$isfaner  in  ^eft  beigelegt 
(7.  Clt.),  bann  1870  in  feierlicher  38eife  in  ein  ÜJtau: 
foleum  auf  bem  Kcrepefer  griebbofe  in  ^eft  über= 
gefübrt— 53gl.3liifieichnungeneineSöonveb(22:ic., 
^j.l850);f>orvdth,©rafi'ubirig^.,cinvolit.anAr- 
tprer  ($amb.  l&r>0);  berf.,  ftüufimbswaiuig  ^ahre 
aus  ber  ©efdichte  Ungarns  1823-48  (beutfeb  von 
Revclli,  2  93be.,  £pj.  1867). 

ttartirfbruef,  93altinieren  ,  93  af  tieren,  ein 
in  mebrem  taubem  CftaftenS  gebräudlicbeS  33er= 
fahren  jur  fierftellung  farbiger  Ruftet  auf  bäum- 
wollenen  ©eweben,  baS  barin  befteht,  baf?  bas  ©e= 
irebe  vor  bem  Ginbringen  in  ben  tfarbefeffel  mittels 
eines  lleinen,  tiegeiförmigen  9Perf$eugS  unter  Kufi 
fparung  ber  3e'<bnung  mit  einer  bünnen  Wachs* 
febiebt  überjogen  wirb,  fo  bafc  bie  Jarbe  nur  ju  ben 
unbebedten  Stellen  gelangen  lann.  Rad?  bem  färben 
wirb  bas  3DadjS  burd)  Slusfocbcn  entfernt.  —  Vgl 
Rouffaer  unb  3upnboll,$ie  inb.93atitfunft  unb  ihre 
©eid  ichte  08b.  1,  £»aarlem  1900). 

Mattieren,  f.  EBattement 

©öttlc  (irr.  bättl),  Stabt  in  ber  engt  ©raffd>aft 
Suffer,  10  km  norbiveftlid?  von  i^aftingS,  beftebt 
aus  einer  einigen  Strafee,  unb  hat  (1891)  3135  Q., 
^Julvermöhlen  unb  umfangreidje  Ruinen  einer 
glänjenben  93enebiftinerabtei,  3i  a  1 1 1  e « 21  b  b  e  v ,  bie 
xÖilbelm  ber  Gröberer  10G7  jum  Slnbenlen  an  bie 
ftegreiebe  Schlacht  jroifchen^.  unb£»afting§  auf  ber 
bis  bahin  unbevölferten  .^eibe  Senlac  begrflnbete. 


—  ©atueca* 

Sattle  «teef  (fpr.  bdttl  f  ribf),  €  labt  im  geun  t  o 
Salboun  beS  norbamerit.  Staates  i'cidt  g,m,  tveftlicp 
von  Detroit,  an  ber  üttünbung  beS  39.  in  ben  flaLv 
majoo,  bat  (1890)  13 197  G.,  Ülafebinem  unb  anbere 
Gabrilen  unb  in  ber  Rdbe  gro&e  Sanbfteinbrücbe. 
9attUtoeU  (fpr.  bättlroell),  f.  GveSbam. 
fßüHöni,  ital.  Utaler,  f.  SÖatoui. 
iöattontia,  ©ro^öemeinbe  unb  6i|  eines  = 
jirtSgcridt c-  im  Kemnat  Gfandb  in  Ungarn,  an  ber 
Cinie  ?lrab«Sjegebin  ber  vereinigten  Äraber  unb 
gfandber  Gifcnbabnen,  bat  (1890)  12018  meift  ma« 
gvar.  G.  (1637  Rumänen,  2458  Serben),  ein  ©eftüt, 
Siiebjudbt  unb  SBeinbau.  3u  S3.  gehört  bie  grof.e 
^ufeta  Jompa. 

eatrnte  (frj.,  fpr.  -tfibr),  ber  Untergrunb  ber 
93crgolbung. 

»attüta  (ital.,  b.  i  Schlag),  in  ber  (yeebttunft 
eine  Slrt  Streicbfinte  (f.  fynU).  S9«im  6to|» 
fedjten  ein  fdblagartig  auSgefüb^teS  Streichen 
ber  eigenen  Klinge  von  oben  nacb  unten  unter 
fd?arfer  ftüblung  an  ber  fernblieben  Älinge.  in  ber 
$1  bliebt  ledere  feitmdrtS  ju  brüden.  Gin  febneller 
9tacbftofj  mu&  ber  JB.  unmittelbar  folgen.  93eim 
©iebf erbten  eine  9lrt  SBorbirb,  mit  bem  man 
nicht  unmittelbar  )u  treffen,  fonbern  eine  93löfee  ju 
fdjaffen  beabfid?tigt,  bem  aber  bann  fofort  ber 
eigentliche  J&ieb  folgen  muf3.  2)er  99.  venvanbt  ift 
bie  fiigabe  (f.  b.)  foroie  bie  ©liffabe  (f.  b.).  — 
3n  ber  Reitlunft  ift  93.  ein  Sah  beS  WerbeS,  bei 
bem  eS  mit  bem  £>uf  nur  wenig  Grbe  fafrt  —  3n 
ber  üUufit  bebeutet  93.  ben  Jaltfeblag. 

»öntua,  SBatma,  groergartiger  Regerftamnt  in 
Gentralafrifa ,  jwifeben  ben  ^lüffen  Sulua  unb  2u« 
befu,  von  SBiffmann  1881  entbedt  unb  fp&ter  von 
Dr.  SBolf  unterfuebt.  2)iefe  lleinen  (l,so— 1,44  m 
boben),  pd^licb  geroad>fenen,  febmubig  unb  tvilb 
ausjebenben  SWenfeben  von  gelblich  brauner  $aut* 
färbe  wohnen  in  ©raSbütten,  meift  nur  familiem 
weife,  leben  von  ber^cigb  unb  wilben  jrflebten; 
fie  haben  eine  befonbere  Sprache,  ©äffen  unb  vBcrl= 
jeuge  fteben  auf  ber  niebrigften  Stufe.  (S.  lafel: 
«frifaniiebe  Äultur  l' gig.  1;  2af.  II,  ^ig.4.) 

©ahi  «Gcitt,  93atp,  ÜJiongolenfürft,  Gnfel  beS 
ÜHdjingiS  Gban,  erbielt  als  Grbteil  baS  Reid)  Stxv- 
tfcbaf .  1235  würbe  ibm  von  ber  gflrftenoerfammlung 
für  ben  ijfalbjug  gegen  Ru^lanb  ber  Oberbefehl  ju: 
erteilt.  Gr  nahm  1237  Riafan,  bann  Äolomna  unb 
IJloSlau,  1238  SBlabimir  unb  ftofelSl  unb  baS 
Sflftengebiet  beS  Sdjwarjen  unb  beS  Äfowfcheu 
sJ)ceerS  unb  vollenbete  1240  mit  bet  Sernicbtung 
ÄjemS  bie  Unterwerfung  RufelanbS.  hierauf  jog 
er  gegen  Ungarn,  wo  er  1241  auf  ber  öeibe  von 
üflobi  am  Sajofluffe  gegen  jyriebrieb  ben  ©treit- 
baren  von  Cfterreid)  einen  blutigen  Sieg  erfodjt. 
Rad)  ber  für  bie  Mongolen  mit  grofsen  93crluften 
verbunbenen  Sd?lad)t  bei  3öablftatt  (f.  b.)  rfldte  33. 
bis  ©ran  vor,  wo  u?n  (1242)  bie  Rad)nd)t  vom  Jobe 
beS  ©rofsd'anS  Dgotai  erreichte.  Runmebr  jog  er 
fid?  nad)  Hiptfcbal  jurüd,  wo  er  1256  ftarb.  —  93gl. 
D«  Söolff ,  ©efebiebte  ber  HJlongolen  ober  latareu 
(93reSl.  1872);  fiomortb,  History  of  the  Mongols, 
93b.  2  (öonb.  1880). 

©orueca*  (Valle  de  las  B.),  Jbal  im  [ttbt  Seil 
ber  fpan.  3ßrovim  Salamanea,  in  ber  Sierra  be 
©ata  nabe  ber  ©renje  von  GacereS,  gehört  jum 
©ehiet  beS  Rio  SUagon  unb  Jajo.  2)ie  wilb  jer* 
riffenen33erggehänge  »ragen  nur  ftellenweife  immer* 
grüne  Gidjen,  fonft  baS  Giftrofen«  unb  öeibeaebflfd) 
beS  5Ronte»S3aio.  grüber  glaubte  man  fie  von 


Digitized  by  Google 


23atu*3n[eln  —  ©afcert 


475 


böfen  Simonen  bewobnt.  1599  gab  bet  33ifd>of 
©otrio  ©elarga  von  Goria  bie  Grlaubni«  gur  31ns 
läge  etned  balb  al«  9BalIfabrt«ort  viel  befudbten 
Karmeliterllofter«,  am  Kopfenbe  be«  Ibal«.  (Sin: 
fiebeleien  auf  ben  benadbbarten  £öben  umgaben  ba« 
Heiligtum,  barunter  bie  berübmte  bet  Äortcidje  (Er- 
miU  del  Alcornoque),  in  bereu  au«geböbltem 
Stamm  ein  Eremit  Raufte.  Seit  Slufbebung  ber 
Klöftet  ift  ba«  Jbal  oetöbet.  3"  Spanien  jagt  man 
bon  einem  groben  SDlenfdjen  er  fei  «in  SB.  ergogen». 

©aru  ^nfcln ,  eine  gum  nieberldnb.  Cjtinbien 
geb&renbe  3nfelgruppe,  unter  1°  12'  fübl.  93r.  bi« 
jum  Äquator  unt>  bem  98.°  Ott.  2.,  beftebt  au«  einer 
gröfeern  unb  einer  Ängabl  Itemerer  ftafeln.  'Die  93., 
malaiifdb  IJulo  93a tu,  bilben  ein  ©Heb  bet  3nfeU 
reibe,  weldje  ft<b  gwifdjen  4°  fübl.  unb  3°  nörbl.93r. 
»on  Gngano  bi«  Simalu  (93abi)  ^in^tebt  (f.  Harte: 
SWalaiiftberSlrcbipel).  3n abminifttativer fein« 
nett  geboren  bie  93.  gu  ber  unter  einen  Stfftftentrefu 
beuten  geftellten  Abteilung  äjer«93angi«  unb  Üiau 
bet  fog.  gu  bem  ©ounemement  *2Bcftfüfte  von  Su* 
matra»  gebörenben  9tefibentfd>aft  ber«v$abangfd>en 
Unterlanbe»  («^Jabangfdje  93enebenlanbe » )• 

Die  93.,  gufammen  1117  qkm  grofs,  finb  febt 
gering  bevölfert  (etwa  3000  6.),  bie  £>auptinfel 
üJtaffa  (mit  413  qkm)  unb  anbere  grofoere,  wie 
Sali a  unb  9Jingi,  faft  gar  niebt.  Tie  93ewobnet 
finb  Malaien,  fteben  aber  auf  einet  febr  niebrigen 
Stufe  ber  Kultur  unb  habet:  teilweife  nodj  ntebt 
ben  3»Iam  angenommen,  £>auptergeugm«  unb  wia> 
tigfter  ifluäfubrartifel  ift  Kofoeöl. 

»Parum .  1)  »ejirf  im  S9B.  be«  ruft  .=tran«fauf  af. 
©ouvernement«  ffutai«,  bat  8045,i  qkm  mit  85576 
<&.,  meift  ©eorgiern,  bann  Safen,  Aurben,  ÜHufjen, 
wenig  dürfen  unb  Hbdjafen,  bie  81 der*  unb  ©arten: 
bau,  93iebgud)t,  <$ifdjeret  unb  J&anbel  treiben.  — 
2)  8e*irf«fi«M  im  93ejirt  93.  unb  öafenftabt  am 
f  üböftl.  Ufer  be«  Scbwargen  Meer«,  30  km  norbnorb* 
öftlid?  ber  türf.  ©reme,  unweit  ber  Münbung  be« 
ftluffe«  2 fdjorod),  imtfintergrunbe  einer  93ai,  bie  ben 
beftenSlnferplah  berCjtlüftc  bilbet,  anberGifenbabn 
33.*Samtrebi:2ifU«,  bat  (1897)  28512  G.,  1  ruft, 
1  gnedv,  1  armenifd*  Hinte,  3  M ofdj een,  Filialen 
ber  iRuffifcben  Oieicfcöbant  unb  ber  $if lifer  Kommerg: 
banf,  10  gabrifen  für  ^Jetroleumbebälter  (£olgli)tcn 
unb  «leibofen).  Üikftlicb  ber  Stabt  bebnen  ftd?  bie 
arofeen  93etroleumnieberlagen  ber  Äafpifdjen  unb 
6d)Wargen  =  Mecr:s.J(apbtbaprobultion«:  unb  £>an» 
bel«gefellfcbaft  9lotbfd)ilb  freres  in93ari«au«,  oon 
benen  ba«  Petroleum  auf  ©ifternenfdjiffen  (Trunk- 
steamer)  weiter  berftadjtet  wirb.  Die  3"fabr  Cr= 
folgt  auf  ber  Gifenbabn,  unb  fett  1900  jugleids  burd) 
eine  9t«breu(eituna  (230  km  lang)  von  ber  Station 
Micbajlowo  nad? 93.,  bie  täglid)  215— 340000 ^Jub 
beförbern  fann.  (S.  93alu.)  Die  2lu*fubr  betrug 

(1898)  63,7  MUl.  $ub  im  SBerte uon  23,69  ÜDliU.  :Hu- 
bel;  bavon  (amen  auf  ^apbtbaprobulte  61,6  (1899: 
66,s),  auf  üJtanganerj  7,is  SUlill.  ^ub,  auf  3)tai« 
464  6H8,eü&bel3Wurjeln  489  643*|3ub ;  bieGinfubr : 
4,is  3)liU.  v^ub  im  üöerte  uon  9,w  Tlül  Stubel,  bar: 
unter  93retter  (1970000  s$ub),  Gifen,  ßifenwaren 
(565648),  Stabl,  Stabtwaren  (286689),  Cbemifa^ 
lien  (256 157  fyib).  3tn  ^anbel^fibiffen  liefen  ein 

(1899)  830  cebiffe  mit  969499  Wegifterton« ,  au« 
811  Sdjiffe  mit  946815  SHegiftertonS.  93.  ift  Sifc 
eine«  93icegouDcrneur«,  eine«  öafentommanbanten, 
eine«  türt.  ©eneradonful« ,  ber  Konfulu  von  'ümc= 
rifa,  ©ried^enlanb,  ©rofibritannien,  Italien,  Wer- 
ften unb  Sdjmeben  unb  Norwegen,  fowie  meb= 


rerer  ©icefonfuln ,  barunter  eine«  beutfdjen  unb 
eine«  Dfteueidiifdj  •  ungartfefcen.  Der  $>aUn  Don 
93.  ift  burd)  3)lolen  unb  süftenbatterien  gef&üfct. 
3n  ber  91dbe  ber  Stabt  fmb  in  neuerer  3«t  $bcc= 
Plantagen  angelegt  worben.  —  33.,  im  Altertum 
93atbp«,  unter  yuftinian  95etra,  im  Mittelalter 
SJatt,  im  17.  ^abrb.  93atbumi  genannt,  war 
werft  eine  rem.  uRüitdrftaticu,  gebörte  fpdter  ben 
dürften  oon  ©urien,  bon  Stnfang  be«  17.  3abrb- 
bi«  1878  ben  Jürfcn,  bie  e«  juleht  ftar!  befeftigten. 
3m  Kriege  bon  1878  würbe  e«  nidjt  erobert,  jonbem 
burdj  ben  berliner  Kongreß  ben  Muffen  gugefpro: 
eben  fowie  nad;  9lbwg  ber  dürfen  2.  Wl&n  1881 
al«  greibafen  erflärt,  weldje  Stellung  jeboep  5Hufs- 
lanb  im  3uli  1886  aufbob.  3m  23cfi^  ber  Dtuffen 
war  93.  junfcbft  £>auptftabt  be«  ©e biete«  93..  ba« 
au«  ben  beutigen  93ejirlen  93.  unb  Ärtwin  beftanb 
unb  1888  bem  ©ouvemement  Autai«  einverleibt 
würbe.  93.  begann  fid>  ,ui  beben,  al«  e«  1855  Sta? 
tion  bet  ruff.  5)ampffd}tffe  würbe,  in«befonbere  feit 
bem  Mnfa)lu&  an  bie  £ran«tautaftfcbe  Gifenbabn 
(1883).  —  93gl.  SRourier,  B«toum  et  le  bassin  de 
Tschorok  Max.  1887). 

Vattf,  ajlongolendian,  f.  33atu  Sban. 

»(ttt)licn,  f.  93aitplien. 

©atj.  1)  4>atbtMfel  nörblid)  oon  ber  Soiremüii: 
bung,\um  Tetart.  l'oir  ernten  eure  geberig,  mit 
ben  3  ©emeinben  2e  ßroif  ic,  93.  unb  2e  ^Jouü: 
guen.  SDurdj  SDteere«einf<bnitte  unb  Saljfümpfe 
vollftdnbig  vom  ^eftlaube  lo«gel6ft,  bilbet  fte  eine 
tleine  SBelt  für  ftd?.  Die  SJemobner  glauben  von 
ftanbinab.  &eerdubern  abjuftammen  unb  fmb  ein 
großer, fdjlanfer,blonber35ten}d)enfd?lag  mit  eigenen 
Sitten  unb  ©ebrdueben  unb  gelten  für  befonber«  eb  i 
Ii*.  —  2)  Sc  93ourg  be  93.,  Ort  im  Äanton  ?c 
Groific,  Jtrronbiffement  St.  9?ajaire  be«  frang.  $e= 
patt.  2oite=3"fe'rieure  in  bet  Bretagne,  nörblid?  »on 
bet  2Rünbung  bet  Soirc  in  ben  3ttlantifd)en  Dcean, 
21  km  weftlicb  von  St.  Wajaire,  82  km  weftlidj  bon 
9iante«,  an  ber  Cinie  C5?äri«:)3:our«:3Rante««St. 
v3lajaire:2e  ßroiftc  ber  ftram.  Drle'an«babn ,  bat 
Seebdber  unb  (1896)  1426,  al«  ©emeinbe  2506  6., 
welcbe  mit  Hu«beutung  ber  naben  Salgfümpfe  be 
fAdftigt  rtnb(iäbrli(b  17000000kg)  unb  bie  ivacb t 
au«  ber  :  lei  t  £>einri<b«  IV.  unb  anbere  Gigentümlid): 
leiten  bewabrt  baben.  Die  Kird?e  be«  Orte«  mit  einem 
60  m  boben  Jurm  au«  ©ranit  bient  ben  Scbiffetn 
al«  Sanbmarfe.  »m  Speere  ftebt  ein  reit.  Stein= 
monument  (ÜJtcnbir).  —  3)  3fnfel  an  ber  Slorbtüfte 
ber  93retagne,  f.  93a«. 

«taljcn,  Silberfdjeibemünje,  foll  juerft  gegen 
(5nbe  be^  15. 3abrb-  in  93ern  geprägt  unb  nad)  bem 
93dren  ober  «iöät»»  im  Sappen  biefe«  Äanton«  ge= 
nannt  fein.  Die  93.  fanben  fdjnell  9ietbteitung  in  bet 
Scbweig  unb  im  fübweftl.  Dcutfd)lanb,  würben  aber 
fpdter  nut  nod)  in  bem  etftem  Sanbe,  unb  gwar  in 
ben  eingelnen  Kantonen  verfebieben  geprdgt.  Man 
redjnete  auf  ben  ©ulben  15  93.,  alfo  ben  93.  ju 
4  Kreujet,  unb  aud)  in  ben  fübbeutfeben  Staaten, 
weld?e  ©ulbenteebnung  batten,  blieb  bie  Benennung 
bi«  auf  bie  neuete  3cit  (namentlicb  beim  ßierbanbel) 
im  ©ebraud).  Da«  frübere  Drittelgulben»  ober 
3wangiglreujerftüd  be«  Konvention«fu^e«  (ba«  fog. 
Kopfftüd)  biefe  in  Sübbeutfdilanb  Se<b«bd&ner, 
weil  e«  im  24=©ulbenfu^e  G  93.  =  24  Hreujer  galt. 
Da«  balle  Kopfftüd  nannte  man  bort  Dreibdh: 
ner.  Der  ältere  fdjmeij.  Jranfen  würbe  in  10  93. 
ju  10  IRappcn  eingeteilt;  ba«  MünjgefeJ  von  1850, 
ba«  ben  franj.  OTflnjFufe  für  bie  gange  cd?weig  ein= 


Digitized  by  Google 


476 


Söou  —  ©auanfdjlag 


führte,  bat  bie  3«oifd>enftufe  93.  nidjt  aufgenommen. 
Der  95.  entfpriipt  etwa  11'/,  $f.  9teid)«rodprung. 

©au,$elbmaß,f.93ou»o;  ©.  oon  ftlafcbentoeinen 
l".  2Bcinbereitung. 

>öau,  bdn.  ®oo,  Cfter«33au,  Äirdjborf  im 
üanbfrei«  Flensburg  be«  prcuß.  9leg.=93ei.  Scple«= 
roig,  7g  km  im  9ISB.  oon  Flensburg,  an  bet  9tebne* 
linie  £ingleff«$oper  Scpleufe  (Station  93ülberup= 
93.)  ber  $cttt|.  StaatSbatmen,  unb  an  ber  Spraa> 
greme  gelegen,  bat  (1900)  448  6.,  eoang.  Äirdje 
unb  ift  bcfaunt  burdj  ba«  treffen  oom  9.  April  1848, 
reo  bie  Deinen  (13000  3Jlann),  unterftüht  oon  ibrcr 
ftlotte,  untet  ©enerat  oon  Lebemann  über  bie  Sdjle«= 
loig'Öolfteiner  (6000)  fiegten.  3ur (hinnerungbaran 
ift  unterhalb  be«ftlen«buraer2tfeirtbilbe«  einDenl= 
mal  errietet.  —  Sgl  frrölirt,  Da*  treffen  bei  93. 
(£len«b.  1887). 

ttauaf abernte,  f.  93aufdjulen. 

<8auamt ,  bie  ;uv  Seitung  unb  93eauffid)tigung 
oon  öffentlichen  93auten  beftimmte  ftaatlicbe  ober 
ftdbtiicbe  öebörbe  (Canb*  ober  Stabtbauamt).  2e&= 
terer  ließt  in  ber  Siegel  audj  bie  93eauffid>tiguug 
oon  <Urioatbauten  in  baupolijeilicper  f>infid?t  ob. 
©äbrenb  in  lleinen  Stdbten  unb  auf  bem  fianbe 
meift  einSHegierungSbeamterffianbbau»  ober93raub= 
oerfid)erung«infpettor)  bie  93aubcti6rbe  für  ben 
^rioatbau  vertritt.  Im  ben  größere  Stdbte  in  ber 
Megel  ifcr  eigene«  95.,  beffen  @inrid)tung,  Obliegen» 
beiten  unb  Söefugnifle  fefcr  oerfdneben  lein  f  önnen. 
?fm  allgemeinen  forbert  man  oom  93aubeamten 
n.  b.)  mebr  eine  oolllommene  tc<r>mfcr>e  al«  eine  fünft- 
lerijdje  93ilbuna.  Da«  93.  {jat  nidfct  nur  bie  einge= 
reiepten  $ldne  für  Neubauten  barauf  bin  ju  prüfen, 
ob  fie  ben  ©efe&en  ber  öaltbarteit,  ©efunbbeit«-- 
icbre  unb  Sdjönfyeit  genügen,  unb  bann  bie  Qx- 
laubni«  jum  93auen  (93aubeioilligung,  93augene^ 
migung)  ju  erteilen,  fonbern  aud)  rodbrenb  be« 
93aue«  burdj  regelmäßige  Prüfungen  für  genaue 
GinJ?altung  ber  genehmigten  i' laue ,  auf  gute  iDtate- 
rialien  unb  lunltgeredjte  Ausführung  ju  adjten,  mit: 
pin  eine  große  Umftdjt  in  allen  tedmifeben  Dingen 
ju  belunben.  Daber  müfien  fid?  bie  93aubeamten  in 
faft  allen  beut  jeben  Staaten  fdjwierigen  Prüfungen 
unteniepen.  (te.  Jedmifcbe  Staatsprüfungen.)  Die 
ftdbtiicben  93.  gliebern  fid)  geroöbnlid)  in  bie  93au= 
oertoaltung  (in  größern  Stdbten  getrennt  in  bie 
Abteilungen  für  üod)bau ■■  unb  Uiefbauoerroaltung) 
unb  bie  93aupolijei;  ibr  93erfonal  mirb  au«  einem 
Stabtbaurat  ober  Stabtbaubireftor,  einem  Stabt* 
baumeifter,  93auinfpeltor,  Aififtentcn  u.  f.  to.  ge= 
bilbet.  Aud)  bie  ocrfdjiebenen  ÜDtiuifterien  eine« 
Staate«  unb  tyre  Abteilungen  ({RUttftr*,  2anb=, 
©affer«,  Straßen=,  (Sifenbabnbau  u.  f.  IB.)  baben  ge= 
toöljnlid)  ibre  eigenen  93.  (6.  93aupoli3ei,  93auorb= 
uung,  93aured)t.)  Dberfte«  allgemeine«  93.  ift  in 
Greußen  ba«  1878  gegrünbete  ülinifterium  für 
öffentliche  Arbeiten,  Abteilung  für  ba«  93auroefen, 
bem  bie  Atabemie  be«  93auroeien«  unb  bie  v^tü 
fung«tommifftonen  für  93au=  unb  2Jcafd)inenfacb 
unterfteben.  —  Die  offijiclle  Leitung  ber  preußi|'d)en 
93.  ift  ba«  «ßentralblatt  ber  93auoertoaltung»  (93er 
lin).  —  Aud)  in  £  jterieicb  paben  2Jttnifteruim  be» 
Innern  unb  Statthaltern  tedjnifdje  Hilfsorgane, 
unb  mehrere  93eiirl«^uptmannf(paften  bilben  einen 
tedmifeben  Amtebejirf. 

«yauauftlilag,  bie  cur*  ben  93aumeifter,  Ardji= 
leiten  ober  93auingenieur  au«gef übrte  fdjnf tlicbe  3u» 
fammenftcllung  aller  ber  jenigen  Arbeiten  unb  Koften, 
bie  burd)  bie  Au*fübrung  eine«  93aue«  mutmaß 


lid)  ertoadjfen  »erben.  ÜJlan  unterfepeibet  gene» 
rellen  unb  fpeciellen  93.  93eim  generellen 
93.  lommt  e«  barauf  an,  ungcfdl?r  ben  $reie 
eine«  ju  erriebtenben  93autoerfe«  lennen  ju  lernen. 
Der  türjefte  2Beg  bierju  ift ,  baß  man  bie  ©runb- 
flöcpc  dbnlicber,  fertig  geftellter  93autoerte  aufmißt 
vmb  burd)  Dioibieren  mit  ber  3abl  ber  gefunbenen 
Duabratmeter  in  bie  93aufoftenfumme  ben  %xi\i 
eine«  Quabratmctcr«  feftftellt.  Diefer  @in^eit«> 
prei«,  multiplijiert  mit  ber  ;{abl  ber  duabratmeter: 
©runbflddje  be«  neuen  93aue«,  wirb  ungefdbr  ben 
93.  für  lefctern  ergeben.  So  bereebnet  fid)  j.  93. 
au«  naa^ftebenbem  ©ebdubegrunbriß  ber  Flad  en 
in^alt  ber  fog.  bebauten  ©runbflddbe,  inbem  man 
bie  fd?raffierte  ^Iddje  in  bie  einfadjen  matbema= 
tifaSen  Sigurcn  jerlegt  unb  bie  einjelnen  3nbalte 


abbiert.  3JJan  erbdlt  al«  gefamte  bebaute  ©mub« 
flädje:  9,o  G,o  +  15,o  •  14,o  +  3,«  •  0,5  +  l,o- 
4,o  f  3,o=269  qm   ^  ^flt  mfln  nuT  noi}  mit 

bem  auf  bie  oben  angegebene  9BeiJe  gefunbenen 
Gin^eit«prei«  ju  multiplijieren,  um  jepr  einfad)  \\\ 


ben  gefudjten  93auloften  ju  gelangen.  öieTbei  »ft 
»u  bemerten,  baß  foldje  93cifpiele  al«  ©runblage 
für  ben  93.  gerodelt  roerbeu  müffen,  w<\±c  l)  m 
ber  Anlage  eng  mit  bem  lUeubau  oertoanbt  finb, 
2)  in  einer  3«t  mit  ungefdbr  gleid?en  Ginjelpreifeu 
unb  3)  unter  gleid)  fadjtunbigcr  unb  gleid)  gemiffen^ 
^after  93auleitung  entftanben,  toie  ber  Neubau. 

Um  biefc  9Jeridnebcnbeiten  beurteilen  ju  fftnnen, 
empfieblt  fid)  bie  oom  93aumeifter  unb  Sarator  SKofi 
juerft  angeroenbete  Üöletbobe,  für  jeben  Bauteil 
(fieller,  ©efdjoß,  Dadjboben)  einen  befonbem  Q\n> 
beit«prei«  einjufül?ren,  entroeber  pro  Cuabratmeter 
©runbfldcbe  ober  pro  Hubitmeter  ^nljalt.  Dieje 
ßinl?eit«preife  finb  in  9Jlarl  für  1  qra:' 


Art  be«  ünauerroerl« 

Jtfllrc*  mit 
iBallenbftft 

ObermStblrr 

8if8tt  

•  3,5  m  Ijod,. 

Die  greife  für  ein  ©efd 
unbgadjmauerwerl  unb 
ober  Sannen  betrügt  für  1  < 

18,50 
15,00 
»,00  nu$r 

joß  mit  93< 
3immerung 
im  ©runbfl 

17,50 
90,00 
6,00  rafbr 

illenbedt 
aufliefern 
dd?c: 

©ebdube 

m 

(tiiifactflr  f8ot)iil)4u(fr  .  .  . 
»rRm  ffiot>nt)4ufft 
Staaungfn  unb  6d)ruitrn  .  .  . 

M 

>,5 
4,0 

5.0 

13,50 
Sl.oo 

3n  oerjiertem  3a*maueriocrt  unb  oerjieTter 
3immerung  tönnen  ftdj  oorfte^enbe  ^Jreiie  bi« 
boppelt  fo  boeb  ftellen. 


Digitized  by  Google 


Ükinbonfen  —  ©aiibeamter 


477 


T ie greife  für  ein ©  e  f  *  o  fc  in  m  a \  f i  u  c  m  1U  a  u«f « 
wert  betragen  für  1  qm  ©runbflädir. 


©ebäube 

SBffkre  ©oljnljäufft  .  . 
etaQunarn  unb  £$rttm'U 
»crffliitrn  u.  bgl.  .  .  . 


3,0 
3,5 
4.0 

5,0 


»nidiflein 1  flitflfl 
i     I».  SH. 

24,00 

35.00 

28,00 
40,00 


21.U0 
31.00 
•J4.00 
35,00 


I 


^ür  tjerblenbetc«  Ü)lauerwerl  unb  £>au[teingc: 
wdnbe  fann  man  bie  ÜMebrlojten  baburcb  in  3ln= 
redjnung  bringen,  bafe  man  bie  barin  befinblidjen 
Cffnungen  mit  3  unb  5  2R.  »eranfcblagt. 

SBei  einem  2)adjboben  foftet  3ieaeh>iertelbaa> 
1  qm  15  unb  1  cbm  5  5R.,  Sebieferbrittclbacb  14  unb 
7,  ijoljcemenibacb  6  unb  6  ÜR.  3ft  ber  $ad)boben 
bcwobnbar,  fo  foftet  er  4—6  unb  2—3  SM.  mebr. 

3)ie  Ginbeitäpreife  für  ben  ftubifmeter  be«  Heller« 
unb  ber  ©cffbofie  ergeben  ficb  au«  ber  3)U>ifion  ber 
angefübrten  greife  für  ben  Quabratmeter  bureb  bic 
beiitebenben  .fSöbenmafejablen. 

SBefonbere  ben  3öert  erböbcnbe  Anlagen,  wie  SBal= 
tone,  Grfer,  Freitreppen  u.  f.  w.,  »erben  burdj  $au= 
fdjaljufcbldge  in  Dtccbnung  gebracbt.  Ginfriebigun: 
gcn,f3runnen,£>ofpflafterungen,SBürgerfteigeu.i.w. 
müijen  gefonbert  ijeranfdjlagt  werben.  3"  bemerfcn 
ift  nod),  bafj  in  ben  anaefübrten  Ginjelpreifeu  fdjon 
ba«  öonorar  an  ben  Slrcbiteften  für  bie  2lu«arbci' 
tung  ber  Gntwurf«:  unb  SöertSjeidmungen,  für  bic 
Bauleitung  fowie  für  Slnfcbläge  unb  9lc(bnung«: 
leg ung  mit  einbegriffen  ift. 

©in  nad)  obiger  >J)letbobe  burdjgefübrter  gene^ 
reller  Sßoranidjlag  liefert  aud?  in  fallen,  wo  bie 
einjelncn  ©ebdubeteile  febr  uerfdjiebene  Sauart 
jeigen,  einen  ungefdbren  SBegriff  »on  ber  gu  cr= 
wartenben  iBaufumme.  Jlucb  werben  generelle  SB. 
oft  auf  ©runb  Rüstiger  Stilen  angefertigt. 

eine  völlig  fixere  SBorau«berecbnung  ber  SBau- 
loften  gelingt  jeboeb  nur  mittete  eine«  fpeciellen 
SB.  $icfer  fann  nur  burefagefübrt  werben  auf  ©runb 
ganj  burdjgearbeiteter  SBaupläne  (©runbrijfe  aller 
Stodwerte,  Sdmitte,  <$acaben,  SBalfenlaaen,  Stoffe 
jeidmungen  ber  ©efimfe  u.  f.  w.),  bie  »ufftcllung 
be«  SB.  gefebiebt  baburdj,  bafe  man  alle  bie  »er* 
febiebenen  beim  a3au«bau  in  SBetracbt  tommenben 
arbeiten  ber  einjelncn  ©emerte  (Maurer,  3iwme= 
rer,  Sdjloffer,  Älcmpner  u.  f.  m.)  für  ficb  berechnet 
unb  bie  fo  gewonnenen  Ginjelpojten  abbiert.  2>iefe 
SBercdmungSmeife  ftebt  aud>  in  etnem  gewiffen  ©in* 
flana  mit  ben  SRecbnung«abfd>lüfSen.  $a  bte  einjcl= 
nen  arbeiten  in  ber  Siegel  proÄubtfmeter  oberOua* 
bratmeter  ber  betreffenben  ^Bauteile  ©ergeben  werben, 

io  muffen  au*  ben  äeidmungen  alle  l'tafcc  erftebtlicb 
ein,  bie  ju  ben  entfpredjenben  Saum'  ober  ^Idcbem 
»ereebnungen  nötig  finb.  $amit  DJftfwerftdnbnifien 
oorgebeugt  wirb,  mu&  am  Hopf  ber  SB.  eine  genaue 
SBaubefcbreibung  gegeben  werben  fowie  ber  Snnwei« 
auf  bie  $läne,  bie  bem  JB.  ju  ©runbe  lagen,  ©in 

Ipecieller  SB.  entbdlt  folgenbe  fcauptpunltc,  über  bie 
jcjüglicb  ber  Soften  bie  gleicblautenben  Ginjelartilel 
iluStunft  geben:  1)  ©rbarbeiten,  2)  Maurerarbeiten, 
3)  Steinmetjarbeiten,  4)  3'mmwarbeiten,  5)  Älai* 
berarbeiten,  6)  !J)acbbecf erarbeiten ,  7)  $ufe*  unb 
©tucTarbeiten,  8)  Jifdjlerarbeiten ,  9)  64lofjer» 
unb  Scbmiebearbeiten,  10)  eifenfonftruttionen, 
ll)Äleinpnerarbeiten,12)  ©a#sunb9Bafferleitung«s 
arbeiten,  13)  Weisung«»  unb  £üftung«anlaacn, 
14)  ©laferarbeiten,  15)  ÜJlaler»  unb  JlnftTeia?er: 
arbeiten,  16)  JapejicTarbeiten,  17)  Reinigung  unb 


5lu*trodnung.  3ln  biefe  Arbeiten,  bereu  Soften  fi* 
vorauebereebnen  laffen,  ntliefien  fid?  aufter  etwaigen 
Vorarbeiten  (Stbbrud?  oorbanbener  SBaultcbfeiten 
u.  a.)  jwei  ^ofttionen,  beren  SBeredjnung  Don  be* 
fonbern  Umftdnben  abbfingt:  a.  $n  3  gern  ein. 
Unter  biefem  $often  reebnet  man  bte  )u  jablenbcn 
Honorare  an  ben  Slrcbitelten,  Äoften  ber  SBaubemilli: 
gung,  ^rinfgelber,  SRidjtfeft  für  bie  Arbeiter  u.  f.  w. 
b.  ftür  unDorgefebcnegdlle.  ift  ©ebrau*, 
für  bieje  5— lO^rog.  ber  JBaufumme  einjufetjen. 
s3]idjt  tm  JB.  aufgenommen  ftnb  Störungen  bc* 
^Betriebe«,  welcbe  bureb  böbere  ©ewalt  berbeigefübrt 
werben,  darunter  reebnet  man  neuerbing«  neben 
9taturcrfd?eiiumgen  aueb  bie  ?lrbeit«einftellungen 
unb  bie  bureb  fte  bewirften  plöfcUcben  Steigerungen 
ber  greife.  3m  JB.  follte  feftgeftellt  werben,  wie  bic 
5tontrabenten  fid)  )u  foleben  JBorfommniffen  ©er= 
balten  wollen.  Jluf^erbem  bat  ber  JBaubcrr  nod)  bic 
Erwerbung  bei  JBaugrunbe«,  ben  3infenwerluft  an 
ben  JBaugelbem  unb  ben  JBerluft,  ber  bei  niebt  fo= 
fortiger  SÖermietung  einjelner  leile  beä  JöaufeS  ein= 
tritt,  bei  »ufftellung  eine«  18.  in  SBerüdfidbrigung 
ju  «eben. 

Sitteratur.  €d?watlo,  öanbbueb  jur  JBeurteu 
lung  unb  Änfertigung  »on  SB.  (9.  ÄüjL,  J?arl*r. 
1890) ;  SBentwiö,  2)a«Syeranfd)lagen  oon  öoebbauteu 
nad?  ber  x>om  OTinifterium  für  öffentlid>c  Arbeiten 
crlaffeneu  »nweifung  (6.  Slufl.,  SBerl.  1900); 
^langer,  f>tlf«budj  juränfertigungüonSB.  (4.3luft., 
2  ZU.,  ebb.  1878—84);  9to&,  Seitfaben  für  bie  Qx 
mittelung  be«  SBauwerte«  von  ©ebduben  (6.  S9ufl., 
Joannow.  1894);  Cftboff,  Äoftenberedjnungeu  für 
SBauingenicure  [8.  auf!.,  Cpj.  1896);  3:ietien«,  2>cr 
Moftenanfdjlag  für  öodjbauten  (ebb.  1899);  2aub, 
^ie  ftoftenanfcbldge  »on  .f>ocbbauten  (SHMen  1899). 

löaubanf cn,  f.  SBanten. 

gtanbcrtinier,  im  allgemeinen  ber  in  einem 
Sicnftwrbältniffe  jum  Staate,  ju  einem  SjJro»iu= 
jiaü  ober  Ärci«ocrbanbe,  }u  einer  ftdbtifa^en  ober 
aud?  gröfjern  Idnblicben  ©emeinbe  ftebenbe  Slrdji1 
teft,  ^Bauingenieur,  ÜWafcbinenbau'  ober  Sd?iffi-: 
bauingenieur.  2)er  preuft.  Staat  teilt  feine  SB.  in 
fönigl.  9iegierung«baufflbreT,  fönigl.  JRegierungi^ 
baumeifter,  SBauinfpeftoren  unb  SBaurdte  ein.  2)ic 
Wcaicrung«baufübrcr  (f.  SBaufübrcr)  fmb  gleicb  ben 
Kcfcrenbarien  in  ber  praftifeben  $(u«bilbung  bc» 
griffene  angebenbe  SBeamte,  bie  nad)  ?lblegung  ber 
Staatsprüfung  al«  9iegierung«baumeifter  in  bic 
9iangtlaffc  ber  ?li)cfforen  einrfiden  unb  alSbann  ju 
befonbern  SBauleitungcn  ober  al«  Hilfsarbeiter  in 
ben  SmtSftuben  befdjdftigt  werben.  9fad>  oft  jebn 
jdbriger  Sartejeit  (ommcu  fie  al«  SBauinfpeftoren 
jur  feften  Slnftellung.  ^c  nacb  ber  ^aebriebtung  unb 
Sbdtigfcit  werben  unterfebieben  sfoafferbauinfpel 
toren  bei  ber  allgemeinen  SBauoerwaltung  unb  beu 
Strombaubebörben,  OTeliorationlbauinfpettorcn  in 
ber  lanbmirtfdjaftlicbcn  Sßerwaltung,  Gifenbabnbaip 
ober  (Sifenbabnbau:  unb  SBetriebeinfpcftoren  bei  ben 
Gifenbabnbcbörben,  enblicb  Sanbbauinfpeftoren  aU 
tecbnijcbc  2)litgliebcr  ber  fönigl.  Regierungen  ober 
ÄrciSbauinfpeltorcn  al«  Cofalbeamte. 

^n  dbnliajer  Söeife  giebt  e«  bei  ben  beutfdjen 
5Reicb^bcbörben  faiferl.  ÜRarinebaufübreT,  2Rarinc= 
baumeifter  unb  iUlarineinfpeltoren,  femer  SJJoft 
unb  ©arnifonbauinfpeltorcn,  bei  beu  Sßrooinjial^ 
Verwaltungen  2anbe«bauinfpeltorcn ,  aud)  Sanbcc«= 
obcTbauinfpeftoren  an  ben  Gentralitellen  mit  er= 
weiterten  SWaebtbefugniffcn,  bei  ben  Stabtgemcinbc n 
Stabtbauinfpeftoren.  ^ ie  flrei«»erbdnbe  bagegen, 


Digitized  by  Google 


47« 


SBaitbegnabiguiigen  —  SBaucfj 


Heinere  Stdbte  unb  größere  £aubgcmcinbcn ,  wie 
bie  Vororte  um  Berlin,  aud)  grofte  Stdbte  für 
eine  bcn  93auinfpcttoren  nacbgeorbucte  Klaffe  von 
Saubeamten,  foivie  bie  meiften  rbcin.  Stdbte  bab 
ten  an  bet  93ejeid)nung  93aumeifter  fcft  in  Kreis«, 
©emeinbe*  unb  Stabtbaumetfter.  2)iefe  93eamten 
geben  }um  Teil  aud)  auS  ben  SiegieruttgSbaumei: 
ftern  hervor,  vielfach  jcbod)  aud)  auS  anberS  vor« 
aebilbctcn  Tcdjnitcrn.  (Jine  bem  SJMiorationS: 
bauinfpcftor  untergeorbncte  93eamtcnflaffe  ftellt  bet 
SStefenbaumeiftet  bat. 

3m  Könifjteidj  Saufen  lommen  neben  Slegie« 
rungSbaumevftern  unb  93auinfpeltoren  nod)  Canbs 
baumeiftet  als  Staatsbeamte  cot.  $et  I>5dpfte 
93aubeamte  beifit  Oberlanbbaumcifter.  ^n  kapern 
fliebt  eS  aufeet  SiegierungSbaumeiftern  iBauamtS» 
afiejforen,  93auamtmdnner  unb  KreiSbauaffefioreit. 

3n  ben  meiften  fiänbern  bcutfer^er  3unge  bejeicb« 
net  bet  Titel  93aurat  ben  einer  fönigl.  Stegierung, 
einet  Gifenbabnbehörbe,  einem  SJlaaiftrat,  einem 
^Brovinjialverbanbe  jugeorbneten  bautetbnijcben 
Socbverftättbigen,  bei  ben  lollegialifd)  organifierten 
Skbörben  als  jtimmberedjtigteS  SJtitglieb.  ipietaiiS 
ergeben  neb  bie  93e)eid)nungen  StegierungS»  unb 
93aurat ,  in  kapern  KreiSbaurat  unb  Oeneralbirefs 
tionSrat  genannt,  Stabtbaurat,  aud)  Dberbaurat 
unb  93aubireftor  genannt,  unb  Canbesbaurat.  mx- 
net^ntenbantut^  unb93aurat,  '•Boftbaurat,  9Jtartne= 
baurat  bei  beutfd?en  Sleid)Sdmtern  unb  in  bcr 
Mrmeeverroaltung.  2)ie  Häupter  bet  preufe.  Gifen* 
babnbetriebSämter  unb  bet  öfterr.  Söctriebebireltio* 
nen  beifeen  93etriebSbire!toren.  ^m  gleiten  Slangc 
fteben  in  s$reuften  bie  ßifenbabnbireftoren  als  Wl\t-- 
alieber  ber  Sireftionen  ober  93orfteber  von  2Ber!» 
ftärten.  93ei  ben  eifenbabnbireftionen  führen  bie 
tecfcnifcr>en  SlbteilungSbirigenten  ben  Titel  Ober» 
baurat  mit  bem  Slang  ber  Cberregierungirdte;  in 
ßfterreid)  wirb  bafüt  93aubireltor  gefaxt.  3lud> 
bie  taiferl.  SJlarine  b,at  Cberbaurdte.  2>te  vortrat 
genben  Sldte  in  ben  SJUnifterien  »erben  geheime 
SBautäte,  geheime  Dberbaurdte  unb  als  2lbtetlungS» 
birigenten  ber  Sniniftetialbiiettoren  Dberbaubiref* 
toren  genannt.  3"  fcfterrciaj  fliebt  es  bafür  $of* 
rdte,  Titel,  bie  in  ^rcuficn  nur  ben  Tedmitern  beS 
fönigL  y> c f c  als  $ofbaurdte  erteilt  werben.  Slud) 
biefe  baben  wieber  öofbauinfpeftoren  unter  ftcfc. 

SBdbrenb  in  ©eutfdjlanb  bie  93.  faft  bura> 
gdngig  ben  allgemeinen  93erWaltungSbebörben  m 
geteilt  finb,  erfdjeinen  fie  im  2luSlanbe  viclfad) 
ju  befonbern  felbftdnbigen  93aubebörben  verbun« 
ben,  vorjugSweife  bie  Ingenieure.  3)ie  Körper» 
fcbaften  berfelben  finb  häufig  militdrifd)  organi» 
fiert,  in  ben  ^Bereinigten  Staaten  ton  Slmerita  im 
Korps  bet  Sngenieure,  fomie  in  Sdjweben  in  ben 
Korps  ber  tüege»  unb  Safferbauingenicure,  bet 
üJteercSingemeure  unb  bet  fieudjtturmingenicure, 
jogar  mit  93enu&ung.  rein  militdr.  Titulaturen, 
feine  ftraff  e  (Jentralifatton  baben  bie  ftaatücben  Srd?i* 
teften  in  ben  bereinigten  Staaten  von  Omenta  unter 
bem  93aulommiffat  (Supcrvising  Architect).  §n 
Italien  unb  Spanien  ftnb  bie  99.  nad)  ftanj. 
iDlufter  aegliebert.  (S.  Ingenieur.) 

'■0au6canabigutta.cn,  bie  Vorteile  unb  Unter- 
[tDtiungen,  meldte  ber  Staat  benjenigen  ange« 
beiden  ld|t,  bie  ftd)  in  neuangebauten  ©egenben 
ober  in  Stäbten,  bie  man  in  »ufnabme  bringen 
null,  anbauen,  an  teuften  glätten  alter  Stdbte  gute 
neue  ©ebdube  erridjten,  an  Stelle  böljerner  ßdufer 
ftetnernc  bauen  u.  f.  ».  5ie  93.  befielen  in  ^tei^eit 


von  Slbgaben  unb  i'ajteit  auf  getviife  Sat,  unent< 
geltlicbem  93ejug  »on  iBaumaterial,  oft  aud)  in 
©elbunterftütumgen,  2>arlebnen  ju  niebenn  3ins- 
fu^  u.  bgl. 

i»au beruf i<fl etto ff cnfrfjaftcn,  f. 93augetoerfS: 

^eruff-gcnoficnfdiaften. 

^auülorf ,  f.  IBebauungSplan. 

fBaubQ,  in  ber  orpbifdjen  5)id)tung  ber  ©rieben 
bie  ^rau  beS  Spfaule«  auS  SleuftS,  bte  bie  trauernbe 
Temctct  aufnimmt  unb  butdj  ibre  cpnifd?en  Spdpe 
erbeitert.  3n  ©oetbeS  «^auft»  tritt  in  bet  SHal-- 
purgtSnad^t  «bie  alte  93.»  unter  ben  vieren  auf. 

vttndf  ober  Unterleib  (Abdomen),  bie  größte 
bcr  brei  ©ingetoeibeböblen  beS  tierifdjen  unb  menfd): 
(tefoen  Körpers,  bie  jnnfdwn  93ruft  unb  93eden  liegt 
unb  bie  93aud)eingemeibe  (bie  93erbauungS- 
organe,  darn-  unb  ©efd?led)tSotgane)  entpdlt.  ^bre 
»orbere  unb  f  eitlicbe  vBanb  bilben  bie  93aud)muSleln ; 
ibre  Wintere  bie  ©irbelfäule  unb  bie  93au<b«  unb 
SenbenmuSteln.  !Rad)  oben  toitb  bie  ^öble  butd)  bad 
3>oerdjfell  oon  ber  93ruftböfclc  getrennt,  unb  nad) 
unten  rul?t  fte  auf  bem  93eden  unb  gebt  in  bie  93eden; 
bohle  über,  tiufserlid)  unterfepeibet  man  am  93.  brei 
&auptgegenben:  bie  Dberbaud?gegenb  (regio 
epigastrica),  meldte  non  ben  Knorpeln  ber  fed?S  un= 
tem  Slippen  begrenjt  mirb;  ibre  ÜJlitte  bilbet  bie 
SUlagengrube,  unrichtig  öerjgrube,  ibre  Seiten  ba* 
red'  te  unb  linte $ppoa?onbrium :  b i e  :\H  1 1 1  e  l  b au  dj ' 
gegenb  (regio  mesogastrica^  bie  öon  ben  Senben« 
mirbeln  unb  93audbmuSfeln  eingefcbloffen  ift;  ibre 
il'Iitte  bilbet  bie  9iabelgegenb  mit  bem  i1  Jabel,  an  ben 
Seiten  liegen  bie  .fiüftgegenben  unb  nad)  hinten  bie 
Senbengegenben ;  u  beiben  Seiten ;  bie  U  n  t  e  r  b  a  u  cb  * 
gegenb  (regio  hypogastrica),  bie  t>on  bem  93eden 
unb  ben  an  baSjelbe  gehefteten  93aud)muSfeln  ge« 
bilbet  mirb;  ben  feitlid?en  untern  teil  bilben  bie 
Sciftengegeuben,  ben  mittlem  bie  Scbamgegenb 
ober  ber  Sdjofe,  bie  untere  ©egenb  ber  2)amm 
(perinaeum)  unb  ben  bintern  Teil  bie  Kreujgcgenb. 
$8on  beionberm  ^ntereffe  ift  bie  Änorbnung  ber 
93aud?muSte(n,  bte  jum  Sdni&e  unb  jur  Unter» 
ftüftung  ber  93aucbeingen?eibe  bienen  unb  eine  SReibe 
midjtiger  pbprtol.  Junftionen  ju  »errieten  baben. 
oii  ber  ÜRittellinie  beS  93.  oerlaufen  als  breite  banb< 
förmige  Streifen  bie  beiben  geraben93aud?mu3: 
fein  (f.  Tafel:  $ie  SWuSleln  beS  2Renfcben, 
§ig.  II,  31)  »om  untem  6nbe  beS  93mftbein*  nad) 
bem  obem  Scbambeinranb;  nad)  außen  uon  biefen 
bie  beiben  dufeetn  fd)iefen93aud)mu£leln,  bie 
oon  ben  ad)t  untetn  Stippen  entfpringen  unb  nad) 
abtodrtS  »erlaufenb  ftd)  an  eine  in  ber  3Witte  beS  93. 
befinblid)e  fe^nige  Saut,  bie  fog.  toeifie  Sinie  ober 
linea  alba,  anfefeen;  unter  ipnen  verlaufen  bie  bei« 
ben  innern  fd)iefen  93aud)muSteln  ($ig.n, 
32),  vom  Jöüftbeinfamm  cntfpringenb,  aufwärts 
gegen  bieSnittelliniebeS  93.  )u;  bie  unterfte  Sd)id)t 
enblid)  bilben  bie  beiben  queren  93aud)mu$teln, 
meld)e  von  ben  fteben  untem  Slippen  entfpringen 
unb  quer  nad)  ber  SWittellinie  beS  93.  ju  verlaufen, 
mo  fte  ftd)  mit  einet  febnigen  ^ottfet^una  an  bie 
linea  alba  anheften.  '2  unb  bie  rrdftige  3ufammen< 
jiebung  biefer  93aud)muSfcln  fotoie  burd)  ben  95er» 
)d)lufe  ber  Stimmrile  nad)  tiefer  Einatmung  (fog. 
93aud?preffe)  wirb  ein  ftarter  2)rud  auf  bte 
93aud)eingen>eibe  auSgefibt.  ber  als  tvid>tigcS  Hui-- 
treibungSmomcnt  bei  Stuplentleerung,  fiamlaffen 
unb  als  ©eburtSmecbaniSmuS  in  93etrad)t  tommt 
unb  aud)  bei  (Frbred?en  unb  forcierter  Ausatmung 
mirffam  ift. 


Digitized  by  Google 


DIE  BAUCHEINGEWEIDE  DES  MENSCHEN.  I. 


Der  Unterleib  nach  Entfernung  der  Bauehderken  und  des  Netzes. 

1.  Magen.  2.  Magenmund.  8.  Magengruiul.  4.  l'förtnertell  dea  Magena.  b.  Zwölffingerdarm.  0.  Rechter 
lunjH  ii.  7.  Linker  Leberlappen.  K  Gallenblase.  9.  Gallengang.  1».  Milz.  11.  Dünndarm.  12.  (Juer- 
Grimmdarm.  13.  Abatelgender  «rlmmdarm.  14.  S-fT5rmlge  Krümmung  des  Dlrkdarmn.  15.  Harnblase. 
16.  Harnröhre  mit  Sehn •  llkörpern.  17.  Samenstrang  mit  Hoden,  Ufc  Bttbeota  Rippe.  19.  Zehnte  Kippe. 
'AI.  HUftbeinkamm.  21.  Kln  Stü.  k  Bauchfell  mit  den  Harnblasenbandern.  22.  Zwer«  hfell.  241.  Aufhänge- 
band  der  Leber.  24.  Bauchpubiader.  25...1'fortader.  26.  Scbenkelpulaader.  27.  Schenkelblutader. 
28.  Schenkelnerv.    29.  Aufierer  Hautnerv  de«  Oberschenkel!. 


Brockhan»'  Konvcrialiont -  Lexikon.    II.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


DIE  BAUCHEINGEWEIDE  DES  MENSCHEN.  II. 


13 


Per  Unterleib  nach  Kntfeniung  des  Magens  und  der  Därme. 

1  —  4.  Leber,  nach  oben  und  hinten  umgeschlagen :  1.  Rechter,  2.  viereckiger.  3.  Splgelscher,  4.  linker 
Leberlappen.  f>.  (iallenblaiie.  (>.  (lallenhlascugang.  7.  Lebergang.  K  Milz.  !'.  Bauchspeicheldrüse.  MX.  Ab- 
geschnittener Zwölffingerdarm.  11.  Nieren  (die  rei  hte  teilweise  geöffnet».  12.  Achte  Rippe.  13.  Parabelu- 
knrnm.  14.  Darmbein.  15.  Sitzbein.  Hi.  S<  hambein.  17.  Beckenmuskulatur.  18.  Kapselband  des  Hüft- 
gelenks. 19.  Rollhügel  des  Oberschenkels.  2 1.  Zwerchfell.  21.  Hauchpulsader.  22.  Untere  Hohlvene.  23.  Ge- 
meinschaftliche Hüftpulsader.  24.  Beckenpulaader.  2b.  S>  henkelpulsader.  26.  Tiefe  Schenkelpulsader. 
27.  Harnleiter  (.abgeschnitten).  2H  Gegend  der  (entfernten)  Harnblase. 


Brockliaut'  Konvcriatlons  -  Lexikon.    14.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


©aufatmen  —  3kucf>fellent3ÜnbuHg 


479 


Tic  93aud)böblc  ift  beim  SBeibe  luetu-v  al*  beim 
SDtanne  bebuf*  ber  Cmpfdngni*  unb  2lu*rragung 
be*Äinbe*;  fie  wirb  inroenbig  au*gctleibet  Dura) 
ba*  93aud?fell  (f.  b.).  3)ie  fiagerung  ber  Ginge»cibe 
in  ber  99aucbböble  ift  im  allgemeinen  folgende:  in 
ber  SJtitte  ber  Cberbaudjgegenb  liegt  ber  9)tagen, 
im  regten  £ppod)onbrium  bie  fieber,  im  Unten  bie 
ÜJtilj;  in  ber  Stabelgegenb  ber  Sfinnbarm,  in  ber 
6üft-  unb  Cenbengegenb  ber  Xictbarm,  in  ber  Stdbc 
ber  Cenbenmtrbel  bie  Stieren;  in  ber  UnterbaudV 
aegenb  in  ber  ÜJtitte  bie  SÖIafe  unb  babinter  bei 
grauen  bie  ©ebdrmutter  fo»ie  ber  2>taftbarm  auf 
bcm Äreu jbein.  (S.bieJafeln:  2)ic93aud)eingc 
»eibe  be*  ÜJtenfcben  I  u. II.)  Sie 99aucbböble ift 
nidbt  überall  ganj  gefcbloffen,  f  onbem  ibre  ©anbun« 
gen  beftfcen  mebrere  $urd>tritt«öffnungen  für  wer« 
fajiebene  Organe;  im  3*»crcbfcU  Öffnungen  für  bie 
großen  93lutgefdf>e  unb  bie  Speiferobre,  in  ber  oor- 
bcrn  93aucfa»anb  ben  fieiftenfanal  für  ben  Samen: 
ftrang,  burcb  ben  bie  Ceiftenbrücbe  beroortreten,  unb 
ben  Sdjenfeltanal,  ber  SBeranlaffung  ju  ben  Scbentel« 
brüdjen  geben  lann,  enblid)  am  93oben  ber  93cden- 
böble  »erfdjiebene  Öffnungen  für  ©efäfie  unb  Heroen 
foroie  für  ben  äfter  unb  bie  .ftarnröbrc. 

iBaurfjatmen,  f.  Atmung. 

iöflurfjbctnc,  f.  Staupen. 

gtattdjbrtsd)  (Hernia  ventralis),  ein  6inge= 
»eibebrudb,  bei  roeldjem  ba*  6inge»eibe  nidjt 
burd)  eine  ber  natürlichen  93rud)pforten,  f onbem 
an  einer  beliebigen  anbern  Stelle  ber  33aud)»anb 
hervortritt.  (S.  99rud),  mebijinifdv) 

^dutfjcingchJcibc,  f.  Saud). 

Ktaurftcifen,  f.  Srebmeificl. 

»öättrficn,  f.  ^iifen. 

©tt«eper(fpr.bofd)eb),(jrancoidffranj.i>ippolog, 
geb.  1796  5U  93erfaille*,  mar  Setter  einer  prioatreit* 
babn  in  Pari*.  i?x  oeröffentlidjte  ein  neue«  Spftem 
ber  äbriebtung  be*  Pferbe*  unb  ber  Steitfunft,  »eldje* 
ba v  Pferb  nun  roillenlofen SBerf  jeuge in  ber $>anb be* 
IHeiterö  madjen  follte.  Unter  Napoleon  III.  erbielt 
58.  eine  Snftellung  am  faiferl.  9Jtarftall.  <5r  ftarb 
14.ü)ldr}1873  utPari*.  Seine fflertefmb:  «Diction- 
naire  raisonne  d'equitation»  (2.  Äufl.,  ^kir.  1849; 
beutfd)  2pj.  1844),  «Dialogues  but  l'equitation  » 
(Par.  1843),  «Passetemps  equestres»  (ebb.  1840) 
unb  «Methode  d'equitation  basee  sur  de  nonveaux 
prineipes»  (13.  Hufl.,  ebb.  18G7;  beutfd)  oon  mi 
lifen,  4.  Äufl.,  93erl.  1852),  fein  fcauptroerf,  ba*  in 
oiele  Sprachen  überfetjt  »urbe.  ißon  ben  Sdbriften 
für  unb  gegen  ba*  Spftem  93.*  finb  in  ^rantreid) 
bie  öon  b'aure,  äubert  unb  SRul,  in  Xeutfdjlanb 
bie  rron  Jetbier  unb  Seeger  ju  nennen. 

OaudffeD  (Peritonaeum),  eine  bünne,  gldn= 
jenbe.  fetubte,  feröfe  öaut,  »eld?e  ba*  Ennert 
ber  99aud)böble  au*fleibet  unb  bie  meiften  barin 
gelegenen  Organe  teil*  oollftdnbig  (Üflagen,  2>arm, 
Seher,  ÜJtilj),  teil*  unüollftdnbig  (öarnblafc,  ©e* 
bdrmutter)  überjiebt,  fo  ba|  Tie  letebt  beweglich  unb 
boebgefonbert  nebeneinanber liegen.  93on  jämtlidjen 
Unterleib*organen  befmben  ftcb  nur  bie  Stieren 
gan3  aufierbalb  be*  93.  2>entt  man  fid)  biefe 
Organe  binroeggenommen,  fo  bilbet  ba*  93.  einen 
gefdjloffcnen  Sad  mit  nacb  innen  »orfpringenben 
Jaltcn,  roclcbc,  inbem  fte  ftcb  aneinanber  legen,  ba* 
SteMf-b.unbJafel:  Sic  93ruftcingerocibe  be* 
IRenfcben  11,21,  bcimärtifel  58ruft)  unb  ba*  @e= 
fröfe  bilben,  burd)  meldte*  (entere  bie  ©ebärme  nad) 
binten  befeftigt  (gleidrfam  an  einem  Judpe  aufge= 
bangen)  finb.  gür  gerobbnlid)  f onbert  ba*    eine  ge* 


ringe  i'lengc  »dfieriger  ^lüifiglcit  ab,  luelcbe  eben 
binrcidjt,  es  feuebt  unb  feblüpfrig  m  erbalten  unb  ba^ 
burd^  ben  t>on  ibm  über^ofleneu  Organen  einen  ge* 
miffen  örab  ton  ^crceglicbleit  ju  gerodbreu.  Stimmt 
bie  Slbfonbcrung  tiefer  'Alüffigteit  franfbafterroeifc 
ju,  fo  entfteben  bi*meileu  ^Infammlungen  einer 
grofeen  5lüffigfcit*menge  in  ber  Sßaudjböble,  roeb 
cber  3uftanb  ali  ^aHd)n?a||crfud)t  (f.  b.)  bejeiebnet 
loivb.  9tidjt  feiten  roirb  ba#  ty.  r»on  eutjflubliien 
ilffettioncn  befallen.  (S.  iBaucbfellcntjflnbung.) 

haucht  cllcn^änbung,  U  n  t  er  l  e  i  b  *  c  n  t  j  ü  n  ■■ 
bung  (Peritonitis),  bie  Gntjünbung  be«  bie  ^aud)' 
roanb  unb  bie  '-öaueborgane  überjiebenbcn  S-Haucbr 
feil*  (f.  b.).  Sic  ift  meift  mit  lüdfferigen  ober  eiterigen 
2lu*fdbroituingcn  in  ben  Söaudjraum  oerbunben  unb 
betrifft  entroeber  ba*  ganjeiöaudifelU  allgemeine 
ober  biffufe  ober  nur  einzelne  Icile  be*felben 
(vartielle  ober  cirfumf fripte  $ici  allen 
tfntyünbungen  be*  SBauAfell*  ift  bie  Cbcrfldd>e 
be*fclben  ftarf  gerötet,  glanjlo*  unb  mit  einer 
bünnen,  gclblicbcn  i'agc  geronnenen  Jaferftoff* 
bebedt,  burcb  voclcbc  bte  einjelncn  Savinfcblingen 
miteinanber  oerflcbt  finb;  in  ber  iöaudjtjö^Ic  felbft 
finbet  ftcb  eine  mebr  ober  weniger  rcicblicbe,  oft  febr 
bebeutenbe  sJ)tcngc  einer  trüben,  flodigen,  ferofen 
(ferbfc  ober  rein  eiterigen  ftlüffigleit  (eitrige 
Wölretleu,  tutmeutlicb  bei  bösartiger  Urf aa?e 
(Iuberfitlefe,Öcfd?wülftfn(f.  unten]),  ift  bcr^lüfftg 
feit  ^lut  beigemengt  (bämorrbagif cbe  33.).  Ob 
bie  infolge  uon  (*vfciltung  ober  unbefannten  atmo= 
fpbdrif*en  (Sinflüfien  auftritt,  ift  neuerbing*  febr 
sweifelbaft  geworben  irbeumatifttc  ty.).  Okroöbu- 
liit  entftebt  fic  burcb  Aortpflauumg  von  (Jntjüu 
buugen  unb  gcfdMPürigen  ^rojeffen  ber  Unterleib'?: 
organe  auf  ba«  ^aucbfell,  toie  bte«  bei  cingeflemmtcn 
brüdjen,  bei  Motftauungen,  DarmDericblingungen, 
(Sntjünbungen  ber  weiblicben  ®efd)lecbt*  organe,  ber 
l'cbcr,  ÜJtiU  u.  f.  w.  nidjt  feiten  »ortommt  (fort  = 
geleitete  99.), foroie  burd)  einbringen  frembartiger 
Subftanjen  (Sarminbalt,  39lut,  (5itcr,  Juft  u.f.ro.) 
in  bie  Q^audjböblc  bei  3ctrei6ung  unb  Perforation 
ber  vom  93aud>fell  überzogenen  Organe,  roie  j.  93.  bei 
perf  oricrenben  vJ)tagcu=  unb  Tarntgefcbirüren  (in«be- 
fonbere  be«  fog.5Burmfortfahc«)  unb  dbnlicben93or: 
gdnaen(93erf  oratioit«peritoniti*),eoent.na(b 
Verlegungen  be*  Unterleib*  (trauntatifebe  93.). 
SBciterbin  unterfebetbet  man  nod)  bie  tuberf ulöf  e 
unb  bie  Ire bf  ige  93.,  bei  rocldjcr  ftcb  sabllofe  Heine 
luberfel--  ober  Jtreb*gcfcbit)ülfte  im  93aud)fcllüber- 
jug  bilben  unb  bort  burcb  ibren  i)tcij  ebronifebe 
jünbungöjuftdnbe  unterhalten.  Tie  im  2öocbenbett 
auftretende  93.  nimmt  ibren  3lu*gang  r»on  ber 


lehten  OJebdrmutterfcbleimbaut  unb  beruht  auf 
beut  Einbringen  jabllo)cr  93afterien  unb  anberer 
mirroffopücber  pilje  in  bie  entjünbeten  Oieroebe  bc« 
©cnitalapparat*.  (S.  Äinbbcttficber.) 

Tie  93.  gehört  in  ben  meiften  Jällen  ju  ben  gc- 
fdbrlicbftcn  ^ntjflnbuugen;  fte  beginnt  meift  mit 
mehr  ober  »eiliger  bober  Temperaturfteigerung  unb 
mit  heftigen,  febon  burd)  leifen  Trud  auf  ba« 
duficrftc  gefteigerteu  cebmerjen,  bie  ftd)  nicht  feiten 
über  ben  ganjen  Unterleib  au«bebnen;  halb  gefeilt 
fid)  bierju  infolge  ber  Sdbmung  ber  Tarmmu*fula= 
tur  bartnädige  Stubloerftopfung  tmb  boebgrabige 
5luftreibung  bc*  Unterleib*  foroie  burd)  i)inauf= 
brdngen  be*  3»crd)fell*  eine  oft  gcfalirbrobeube 
93ebinber»ng  ber  i'ltmung.  Sehr  bdttfig  Rnben  ftd) 
aud)  Nuffto^en,  übelfeit,  Urbrccben  unb  Trang  jum 
Urinlaffen.  Unter  Steigerung  biefer  93efcbroerben 


480  Jflaiidjfloffer  — 

tritt,  bisweilen  fdjon  nad)  3—4  Jagen,  ber  lob  ein; 
erfolgt  Teilung,  fo  laffen  bic  Scbmerjen,  bic  Stuf; 
treibung  be«  l'eibe«  unb  ba«  ftieber  allmdbltd)  nad), 
unb  ber  Äranfe  tann  fid?  vollftdnbig  erbeten ,  bod) 
bleiben  aud)  nid)t  feiten  für  ba«  gange  Sehen,  infolge 
ber  ftattgefunbenen  Serwacbfunaen  unb  ßnidungen 
ber  ©ebdrme,  bie  mannigfad)ften  Störungen  im 
Unterleibe,  babituelle  Serftopfung  unb  folitartige 

guftdnbe  gurüd.  Die  Sebanbluug  beftebt  bauptfdaV 
d)  in  rubiger  Lagerung,  in  möglicbftcr  Scfcprdm 
hing  ber  Darmbewegungen  burd)  pdufig  wieberbolte 
©aben  von  Cpium  ober  ÜJlorpbium  fowie  burd)  Sc* 
fdjränlung  ber  UlabrungSjufupr,  in  örtlichen  93lut* 
entgiebungen  unb  Slnwenbung  ber  fldlte  vermittelft 
(iiäbeutel  unb  t  alt  er  Äomprcffen;  bei  andmifd?en 
Äranten,  meld)e  bie  Ädlte  nid)t  vertragen,  ftebt  man 
oft  gute  Grf  olge  üon  »armen  Umf djldgen.  Segen 6r> 
breiten  unb  Surft  ift  ba«  Darreichen  von  Gi«pillen 
;wedmäfeig,  gegen  ben  qudlenben  sJtteteori«mu«  ba« 
vlu«faugcn  ber  Darmgafe  burd)  ein  eingeführte« 
]Jl eine armrobr.  3n  ber  9ielonoale«ceng  ift  bic  I iä t 
noch  lange  ftreng  gu  überwarf  en   Sei  ber  tuber» 
tuCOfen  S.  b<it  man  neuerbing«  aud)  mit  ßrfotg 
ben  Saud)  bureb  einfachen  Sdmitt  eröffnet,  wobei 
bie  Juberteln  burd)  Sernarbung  oeröben.  —  Sgl. 
Öenotb,  Älinit  ber  Unterleib^tranfbeitert  (&  Slufl., 
Scrl.  1863). 
tfaurbfloffer, f.  Sdjlunbblafenfiicbe. 
©auduüüc,  f.  Saupen. 
«aurtjfüwcr,  f.  Sd?neden.       [gen  unb  Kelit. 
üöaurhgrimmcu,  ©flarbfnci*ien,  f.  SHdbum 
SBournfrcbfc,  f.  töantcnfüfeer. 
Söaurnmart,  f.  ^ervenfpftem. 
)©aurfjmui?f  ein,  f.  Saud?, 
©auebpilje,  f.  ©afteromvecten. 
©auebpreff  c,  f.  Saud), 
©aurfirebner  ober  Sentriloquiften  (vom 
lat.  venter,  ber  Saud),  unb  loqui,  reben),  fold?c 
Serf  onen,  bic  niebt  foroobl  burd)  eine  befonbere  Üx- 
ganifation  ber  Stimmmerrgeuge,  al*  burd)  eins 
geübte  gertigleit  £önc  unb  Söorte  hervorbringen 
lönnen,  ohne  bat?  fie  ben  SDtunb  wirllid)  bewegen, 
unbgwarfo,  bap  ber3ubörer  glauben  mufe,  bie 
Stimme  lomme  irgenbwo  anber«  ber  (über  ba« 
$bt>Uologifd?e  »gl.  Siever«,  ©runbgüge  ber  Sbone» 
M,  3.  Hufl.,  fceilbr.  1885).  Der  Warne  enrftanb 
au«  ber  irrigen  Sorau«feftung,  ba6  bie  Stimme  im 
Saudje  gebilbet  werbe.  Die  Äunft  beftebt  nur  barin, 
bafe  ber  S.,  nad)bem  er  tief  eingeatmet  bat,  langfam 
unb  arabuiert  au«guatmen  unb  babei  bic  fiuft  ein« 
guteilen,  ben  Jon  ber  Stimme  aber  mittels  ber 
aJlusleln  be«  Äcbltopfe«  unb  befonber«  bei  ©aumen- 
fegel«  fo  abgudnbern  verftebt,  baft  bie  Jöne  balb 
au*  größerer,  balb  au«  geringerer  #erne  gu  tommen 
fd)einen.  übrigen«  tragen  aud)  Haltung  unb  SHiaV 
tung  be«  Äovre«  fowie  bie  mimifdjc  Darftellung 
uiel  gurJdufcpung  bei.  Stefe  Äunft  ift  febr  alt; 
fd)on  3efaia#  gebeult  eine«  SB.  2)ic  ©riedjen,  bie 
fie  für  ein  2Bcrf  ber  Dämonen  hielten,  nannten 
bie  93.  Gngaftrimanten  (Saudjmabrfager),  aud) 
Surplliben,  nad)  (hirutlc«,  ber  gu  Sltben  bie 
83aud>rcbnerei  trieb.  —  Sgl.  fl.  bc  la  Ghapelle,  Le 
ventriloque,  ou  rcngastrimytbc  (2  Sbe.,  fionb. 
1772);  &arbp,  Ventriloquism  made  easy  (neue 
Slusg.,  ebb.  1866);  fiunb,  Die  Saudjrebncrhmft 
(2.  »uff.,  2pj.  1890) -.e.SAulj,  Die  Äunft  be*  Saud)« 
rebeng  (4.  Slufl.,  Arfurt  1895);  ^latau  unb  ©uh= 
mann,  Die  Saud)rebncrlunft  (£'pj.  1 894) ;  be  Saint^ 
@ille\  Der  perfefte  S.  (ebb.  1899). 


«oii^fpci^elbriifc 

«aurtiring,  [.  ?eiftcngcgenb. 
©outfjfägt, ).  Sdgen. 

*nurf)fautmlcr,  Sienen,  roeldje  am  Saud) 
lange  öaare  befifeen,  jwifdjen  benen  ber  Rollen 
(f.  b.)  gefammelt  roirb.  [lunbe). 
töaudbf cblögigf elf ,  f.  Dampf  (in  ber  lierbeib 
1Baud)fd)nitt  (Laparotomia),  bie  operative  6t: 
Öffnung  ber  Saucbböble,  roobei  bie  Saudjbedcn 
unb  ba8  Saud)fell  mit  bem  3Jicjfer  burd>fd)nitten 
werben,  um  entmeber  Serfdjlingungen  ber  ©ebdrme 
•tu  löfen  ober  frembe  in  biefelbe  ober  in  anbere  Z  v 
gane  ber  Saucbböble  gebrungene  Rörper  Daraus  gu 
entfernen,  ©efdjroülfte,  namentlid)  größere  ®r- 
fdjroüli'te  be«  Gierftod*  (f.  DDartotoime)  ju  erftir« 
Pieren  oDer  anDere  Cperationen,  j.  S.  Den  ftatfer- 
fdjnitt  (f.  b.),  in  Der  Saucbböble  üomebmen  ju 
tönnen.  Unter  allen  Umftdnben  jfiblt  ber  S.  ju 
j  ben  gefäbrlicfoften  Cperationen,  vor  allem,  weil  bei 
ungenügenber  Jlntifepft«  eine  SauibfellentjünDung 
(f.  b.)  berDorgerufcn  werben  lann.  3"  ber  SHcgel 
jebod)  beruht  bie  ©efabr  be«  S.  nicht  in  ber  Cpe= 
ratton  an  fid),  fonbern  in  bem  ihn  bebingenben 
©runbleiben.  Um  Die  %u«bilbuna  ber  Operation«: 
metboben  haben  ficb  in  (fnglanb  Safer  unb  ©eil«, 
in  Deutfdjlanb  öegar,  Seit,  Clebaufen,  K.  Martin, 
odbröber  unb  Sdngcr,  in  3lmerila  Sim«  SerDienfte 
erworben. 

©oncbfcrjtnottflerfcböft  ober  »bbominal' 
fdjwangerfdjaft,  berjenige  regelwihriae  3»: 
jtanD  ber  Scbwangerfd)aft,  bei  bem  bie  ^ruept  ftatt 
in  ber  ;u  ibrer  Gntwidlung  beftimmten  ©ebdrmutter 
in  ber  Saudjböble  fid)  entwidelt,  inbem  ba«  bc= 
fruchtete  Qx  entweber  unmittelbar  au«  bem  fog. 
©raaffd>en  JoUitd  be«  Gicrftod«  ober  erft  nacb 
3erreifeung  ber  lHuttcrtrompctc  in  bic  Saud)böble 
gelangte.  ?m  ber  9)tebrjabl  ber  3dUe  lommt  bie 
.vruitt  nid)t  jur  üollftdnbigeu  9lu«bilbung.  Tie 
felbe  ftirbt  ab  unb  wirb  Don  MaUjaher.  umlagert 
unb  imprdgnicil  (fog.  Steintinb,  Lithopaedion, 
weld)c«  oft  Diele  3*PW  long  obne  Sefdjwerben  im 
?cibe  ber  SDlutter  getragen  wirb),  ober  bie  «frucht 
löft  fid)  auf  unb  wirb  mtttel«  Stbfcefibilbung  tun  d- 
Die  Saudjwanbungen  ober  Die  ©ebdrme  nad)  au»3en 
gefcbafjt.  Cft  ift  Die  5rud)t  Durd)  ben  Saud)fd>nitt 
(f.  b.)  gu  entfernen. 

«audifpcirbclbrüfc  ober  ^antrea«,  eine 
14  bi«  18  cm  lange  unb  3  cm  bide,  in  ber  Saud): 
höhle  unmittelbar  hinter  bem  klagen  quer  Dor  ber 
£Birbel{äule  lieaenbe  Drüfe  von  länglid)  *  platter 
©eftalt  (f.  bie  tafeln:  Körper  be«  3Jienfd>en, 
beim  3lrtitel  iDtenfd),  unb:  Die  Sauebeinge^ 
weibe  be«  2)lcnfdben  II.  9,  beim  Slrtilel  Saud» 
unb  60  bi«  100  g  ©ewicht,  beren  red)te«,  brei= 
tcre«  Gnbc  ber  Äopf,  unb  beren  Unle«,  fcbmälc 
re«  ber  Sd)wait3  genannt  wirb.  Diefe  Drüfe  fon* 
bert  einen  fpeicbeldhnlicbcn,  ftarf  fiebrigen,  alfa^ 
lif djen  Saft ,  ben  fog.  S  a  u  cb  f  P  c  i  d)  e  l  (Succus 

fiancreaticus)  ab,  ber  fid)  burd)  einen  eigenen  "Hui- 
übrung#gang  (Ductus  pancreaticus  8.  Wirsun- 
gianus)  in  ben  $wölffingcrbarm  eraie^t  unb  für  bie 
Serbauung  (f.  b.)  be«  au«  bem  klagen  babin  ge» 
langten  Spcifebreic«  febr  wid)tig  ift;  bauptfäd)lidb 
wanbelt  er,  wie  ber  3Runbfpeid)cl,  ba«  mit  ber  sJtab= 
rung  aufgenommene  Stdrfemebl  in  Derrrin  unb 
3udcr  um  unb  bereitet  bie  gette  burd)  Serftifuna 
gur Aufnahme  in  bie  @bDlu«gcffifie  vor;  femer  löft 
er  geronnene  Giwcifttörper  fowie  leimgebenbe  Sub« 
ftaiuen  auf  unb  fübrt  fie  in  leicht  biffunfciercnbc 
Serbinbungen,  bie  fog.  Septone,  über.  Die  Äran  h 


Digitized  by  Googl 


SBaudrftid)  —  Täubin 


481 


betten  Der  (Sn^ftnbiumeu,  ^pften,  Blutungen, 
i)te frofe,  Mreb*,  3teme)  fmb  feiten  unb  oft  buntel. 
Q  rfrantungen  ber  SB.  (önnen  burd)  ißermittelung  ber 
benachbarten  Neroenganglien  (Ganglion  solare  unb 
Plexus  coeliacus)  ^uderljarnrubr  erjeiigen.  Über 
bie  SJermenbung  ber  SB.  als  bidtettfcbeS  &e'\\- 
mittel  in  (jorm  ber  loa.  JleifdppantreaSflpftiere  f. 
©rndbrung  (tünftlicpe).  —  %l.  Dfer,  Die  fcrfram 
fungcn  beS  ^antreaS  (in  Nothnagels  «Specieller  Sßa= 
tboloflie  unb  ifcerapie»,  «b.  18,  XL  2,  Sien  1898). 

*öaurt)ffid)  (Paracentesis  abdominis),  in  ber 
Gbirurgie  bie  funftgemdfec,  f  djon  von  ben  Gilten  aui- 
geführte  $urd)bobruna  ber  SBaudjroanbung  mit* 
telS  eine*  fteAenben  ynftruments  CXrofar),  um 
verfdjiebenen,  in  ber  SBaudjböble  ober  in  ben  barin 
gelagerten  Crganen  frantljaft  fid)  auSbilbenben 
Alüfftgreiten  ben  SluSgang  ju  oerfdjaffen.  Stm  pdu* 
ftgften  roirb  ber  SB.  jur  SBefeitiguna  ber  SBaud)*  unb 
Iherjtedäwafferfudbt  gemacpt;  bodj  ift  er  ftetS  nur 
ein  |og.  SgaUtatiomittel,  ba  er  bie 5Bafferbilbung 
nicht  entfernen  tann.  9)ian  bat  SBeifpiele,  bafe  er  an 
einem  unb  bemfelben  Äranfen  20,  30,  ja  mebrere 
punbet  t  Wal  vorgenommen  tourbe.  (S.  $unttion.) 

*Haucf)roaffcrfud)t  (Ascites,  Hydrops  perito- 
naei),  bie  Iranfbaf  te,  btSmeilen  febr  bebeutenbe  (10  bi* 
20  1  unb  barflber  betragende)  Slnfammlung  von 
ttarer  feröfer  ^(üfftgteit  tn  ber  iöaudjböble,  bie  ftd) 
entroeber  frei  im  SBaudjfellfad  befinbet  ober  burd) 
SBerwaaMungen  an  einem  beftimmten  Seil  beSfelben 
in  epftenartigen  Räumen  abgefdjloffen  ift  (abgefadte 
S8.).  Sie  ift  nur  als  ein  Spmptom  auf  jufaffen,  baS 
ui  ben  üerfcbiebenften  Äranfbeiten  binjutreten  lann. 
^unddjft  ftnbet  ftcb  bie  SB.  bduftg  als  Jeilevfcpeinung 
einer  allgemeinen  2\?afferfud?t  (f.  b.);  ift  bie  iffiaffcr= 
anfammlung  auf  bie  SÖaucbböble  allein  befcbrdntt, 
fo  bat  fte  ibren  ©runb  meiftenS  in  öinberniften  ber 
üölutftrömung  im  ^Jfortabergebiet  burd)  (Srtrantun» 
gen  ber  Sebcr  fotoie  burd)  ©efcpttnllfte  aller  2lrt 
im  Unterleib,  »eiche  einen  ftarlen  2>rud  auf  bie 

Sfortaber  ausüben  unb  baburd)  SBeranlaffung  jum 
uStritt  be*  SBlutferumS  in  bie  JBaucbböblc  bieten. 
Gnblicb  gefeilt  fidj  SB.  mitunter  ju  ausgebreiteten 
Entartungen  (cpronifcper  (httjünbung ,  Äreb* ,  Ju» 
berfulofe  u.  f. ».)  be*  SBaudjfellS.  Sie  oerurfacbt 
mein  burcb  bie  botbgrabige  2lu*bebnung  be*  Unter: 
leibe*  unb  bie  ffompreffion  ber  SBnifc  unb  SBaudV 
eingemeibe  arofte  SBefcbwerben:  ©efflbl  oon  SUolh 

6 in  unb  Sdbroere  im  Unterleib,  Sßebinberung  ber 
tmung,  bartnddige  SUppetitlofigleit ,  Stubtoer* 
ftopfung,  .VKtrnbrang  u.  f.  n>.  SJtan  ertennt  bie  SB. 
an  ber  $luftreibung  be*  SBaucbeS,  bie  bei  geeig< 
neter  SJJalpation  ein  beutlicbe*  Schwappen  füblen 
Idfet.  Tic  SBebanblung  richtet  ftd)  nad>  ber  ur< 
fprunglicben  Grtranfungunb  beftebt  im  allgemeinen 
tn  bem  SBeftrebeu.  burd)  Anregung  ber  ftierenty dtig« 
teit  ober  burd)  (tarte  mdffertge  6tub(ent(eerungen 
ober  burd)  (Erregung  ftarter  Sdjroeifee  eine  Muffau» 
aung  be«  iBafferd  in  ber  SBaucbböble  betbeijuf üpren. 
'Jtebmen  bie  Söefcbroerben  ju,  fo  oerfud)t  man  burd) 
ben  iBaudjfrid)  (f.  b.)  (hleid)terung  berbeijufübren. 
©aucrjjangc,  2iegel»anae,  bie  beimetallur< 

Sifcben  unb^d)em.  Arbeiten  (8cbmeliprojeffen)  jum 
raffen  ber  6d)me()tiege(  gebrducblicpe  Range,  beren 
greifenbe  Jeile  an  ben  Sorberenben  palbtreiSf  örmig 
gegcneinanber  gebogen  ftnb,  f  o  bafe  fte  beim Sdjlieften 
ber3ange  einen  SRing  bilben,  mit  bem  man  bie  jie* 
gel  oon  aufeen  Ieid)t  umfafif  n  unb  fiAer  balten  lann. 

»ttaei«  ( SB  a  u  t  i  S ) ,  f.  NBbilemon  unb  »aucis.  — 
».  ift  aud)  ber  Slame  beS  172.  ^lanetoiben. 

!ötotft)oi!«-  ttoiibrtfation8-fir(itoiu   14.  Äuft.   8i.  Ä.  11. 


iBanb  (fpr.  bob),  öauptftabt  beS  Kantons  9. 
(225,65  qkm,  6  ©emeinben,  17981  6.)  im  Hrron« 
biifement  ^ontiop  beS  fran^.  Deport.  TiiorHhan, 
an  ber  üiinie  Slurap  -  ^Jonttop  ber  DrleanSbabn, 
bat  $oft,  Jelegrapb,  (lHfMI)  1830,  als  ®emeinbe 
4677  ö.;  betrieben  wirb  $ieb*  unb  93ienenjud)t  unb 
etwas  J&anbel. 

©aubc,  in  ben  pftpern  Jeilen  beS  ^iefetiflebirgeS 
xBejeid)nung  für  ein  einzelnes  £»auS,  baS  aus  fiber- 
einanber gelegten  ^Balten  unb  einem  6trop<  ober 
Sd>inbelbad)e  beftebt  unb  Ritten  unb  ftoljbauern  )ur 
^obnung  unb  9tei)enben  als  Duartier  bient.  6S 
befi^t  Stall  unb  jroei  Limmer,  in  beren  gröfcerm 
ein  ftdnbig  gebeijter  Dfen  ftebt.  3m  ©intet  ftnb 
bie  39.  oft  tief  in  Scbnee  gebettet. 

©aubelaite,  ^ieire  GparlcS,  franj.  Siebter, 
f.»b.  17. 

^aubene*  (fpr.  bobdng),  ^ean  SBaptifte  Cucicn, 
franj.  ©birurg,  geb.  3.  »pril  1804  ju  »ire  (3)epart. 
4liaS  be  ßalaiS),  ftubierte  in  ^ariS  Webijin  unb  »irrte 
hierauf  feit  1823  in  ben  öofpitdlern  m  Siüe  unb 
Strafeburg  unb  feit  1826  an  bemgrofjarttgenÜJlilitdr* 
hofpital  ju  <BariS.  Seit  1830  }eid)itete  er  fid)  als 
Utilitdrarjt  oei  ber  franj.  Jlrmee  in  JUgerien  aus. 
Crr  erriebtete  in  biefer  Stellung  ju  älgter  ein  3n» 
ftrutttonSbofpital  unb  leinte  in  bemfelben  Anatomie 
unb  Sbiturgie.  SZad)  feiner  9ti1d(ebr  nad)  $ariS 
1841  ftellte  man  ibn  an  bie  Spi&e  beS  ^nftruftionS« 
SUtilitdrbofpitalS  5Bal«bes©rdce.  Als  Witglieb  be* 
Conseil  de  Sante  für  baS  franj.  .v>ecr  leiftete  er  aud) 
roäb«nb  beS  ÄriegeS  in  ber  flrim  auSgejeidjnete 
Xienfte.  iö.  ftarb  3.  $ej.  1857  ju  ^ariS.  ©efonbere 
iJerbienfte  erwarb  er  fid)  um  bie  Cepre  »on  ben 
Scbufenmnben  unb  ihrer  SBebanblung.  @r  fabrieb 
«Clinique  des  plaies  d'armes  a  feu»  ("^ar.  1836), 
«Lecons  sur  le  strabisme»  (ebb.  1841),  oNouvelle 
methode  des  ampuUtions»  (ebb.  1842),  «La 
guerre  deCrimee»  (ebb.  1857;  2.2lufl.l862;  beutfd) 
oon  Wende,  Äiel  1864). 

Oftttbm  (fpr.  bobdng),  &) arleS,  franj.  SUbmiral, 
geb.  1792  ju  Seban,  uetlot  1808  als  SRarinejög: 
ling  im  ^nbifeben  SDteere  bei  einem  Kampfe  gegen 
bie  ßngldnber  einen  Ärm.  ÄIS  SdjiffSleutnant 
unb  SBefeblSbaber  ber  iöriag  Sttnarb  erptelt  er  }u 
®enua  im  3uni  1812  ben  Sefept,  14  mit  Munition 
betabene  ^abrjeuge  nad)  Soulon  ju  begleiten.  $on 
engl.  .Ur einem  verfolgt,  rettete  er  fein  ©efebmaber 
in  ben  öafen  »on  St.  Jropej  unb  griff  mit  feinem 
.«oinmanbantenfcpifje  eine  engl.  9Jrigg  an,  bie  et 
ftart  befd)dbigte.  ÜBei  biefer  ©elegenbeit  rourbe  er 
tfapitdn.  9Iad)  Napoleons  ülieberlage  bei  Waterloo 
ftanb  ;h.  mit  Scbiffen  bereit,  ben  enttbronten  Maifer 
burd)  bie  engl.  Kreujer  ju  f Obren.  3)  od)  tonnte  fid) 
Napoleon  niept  baiu  entfepliefeen.  SRad)  ber  9ieftau= 
ration  in  ben  Slubeftanb  üerfefct,  trat  5B.  1816  in 
bie  fcanbelSmarinej,  napm  iebod)  unter  ber  3"!»-' 
regierung  »ieber  5)tenfte.  1838  jum  Äonterabmiral 
entannt,  erbielt  er  ben  Cberbefebl  über  baS  gegen 
ÜJterito  beftimmte  ©eidjroaber  non  23  Sd)iffen,  oer» 
hantelte  lange  oergeblid)  mit  ber  merit.  Stegierung 
unb  eröffnete  27.  9loo.  1838  baS  fteuer  gegen  baS 
SBeraau)  fd)ü$enbe  ^ort  San  3uan  b'UUoa,  baS 
fid)  am  an  bem  Jage  ergab,  $an.  1839  erhielt 
er  ben  Slang  eines  SiceabmiralS,  unb  1840  oer- 
traute man  ihm  eine  militdr.  unb  biplomat.  &tn- 
bung  nad)  $uenoS-31ireS  unb  ben  Cberbefeb.1  über 
bie  flotte  in  ben  SReeren  oon  Sübamerita  an.  1841 
übernahm  er  baS  3Rarineminifterium,  jog  fid)  aber 
alsbalb  jttrüd  unb  warb  fortan  Seeprdfef  t  ju  loulon. 

31 


Digitized  by  Google 


482  Söaubtffm  (8ramüie)  -  *oul 

iiadi  bei  gebruarrepolution  von  1848  erhielt  et  int 
2Jtäri  ben  Cberbefebl  aber  bie  flotte  im  SJUttel* 
meer.  $n  biefer  Stellung  intervenierte  er  offijiö« 
15.  3Jiai  in  bem  Kampfe  ber  Cajjaroni  unb  jrup« 
pen  gegen  ba«  SBolt  ju  Neapel,  bann  in  Sicilien, 
»o  er  18.  Sept.  mit  bem  engl.  Slbmiral  9)leffina 
gegen  bie  ©croalttbätigteit  Jilangieri«  (f.b.)  fcbüfcte. 
^a*bem  95.  im  3ult  1849  ben  Dberbefebl  an  ^rfe« 
pals2>e«d)ene*  abgetreten  batte,  jog  er  fid?  mit  feiner 
Familie  nadj  3«d)ia  jururt ,  wo  er  7.  Juni  1854 
jtarb,  lurj  porper  jum  Slbmiral  ernannt.  —  9Jgl, 
Furien  be  la  ©rapiere,  L' Amirai  B.  (%ax.  1888). 

Stattbiffin,  alte  laufi|»ifd)e  Familie.  3n  ber 
i'auf; &,  roo  ScbmöUen  unb  Suppau  ,ui  ibrcu  ©utent 
gebörten,  erlofd)  fie  1682  mit  SBolf  Siegmunb  pon  93. 
(auf  Sdjmöllen).  SB  o  l  f  6  e i n r  i d)  p  o u  93.,  au«  bem 
fcaufeSuppau  (1579—1646),  fdjroeb.  £elbmarf*all, 
ging  nad)  Öolftein,  roo  er  unter  bie  9titterfd>aft 
aufgenommen  roarb.  Sein  Gnlel,  20 olf  einrieb. 
Pon  93.,  geb.  1.  €ept.  1671,  geft.  24.  3ult  1748, 
mar  töniglid)  poln.  unb  lurfürftücb  fddjf.  ©eneral 
ber  Kaoallerie  foroie  Kabinett«minifter  unb  rourbe 
28.  gebr.  1741  im  turfäcbf.  ^Keidjeüifariat  in  ben 
;Heicb«gvafeuftanb  erboben.  2>effen  beibe  Gntel 
pflanjten  ba*  ©efdjlecbt  in  öolftein  fort.  5)er  eine, 
©raf  0  einrid)  griebrid)  Pon  93.  (geb.  1.  $ej. 
1753,  geft.  17.  ÜKai  1818),  roirfte  al«  bdn.  ©efanbter 
am  preu|.  $of  e,  ber  anbere,  Karl2ubroigPon93. 
(geb.  21. 2Iug.  1756,  geft.  1.  ÜJMrj  1814),  mar  bdn. 
©eneralleutnant,  ©ounerneur  pon  Kopenhagen  unb 
Drbenemarfßall.  Sein  Sobn  fjeinrid?  ftuguft 

i 1793— 183-1)  beerbte  feinen  ©rofeobeim,  ben  lefcten 
Srafen  3»njenborf  in  Cfterreid),  unb  nabm  1816 
beffen  Siamen  unb  5Dappen  an.  2)iefer  3roeig  roirb 
jeht  burdj  ©raf  Aar!  2ubroig  pon  W aubiff in 

Suuenborf.  geb.  3.  ÜJtdrj  1862,  pertreten.  $e« 
rafen  Karl  2ubroig  Söbne  waren  ber  Sdjriftfteller 
©raf  2Bolf  feeinr.  won  93aubiffin  (f.  b.)  unb 
ber  ©eneral  ©rafCtto  pon  93aubiffin  (f.  b.). 
2)ie  ©emablin  pon  $>einri<b  griebridp,  ©räfin  Kar  o  • 
line  Slbelbeib  von  93.,  geborene  ©rdfin  pon 
Sdnmmelmann,  geb.  21.  Jan.  1760  }u  £re*ben, 
geft.  17.  $an.  1826,  roar  bic  innige  greunbin 
Berber«.  Giner  itjrer  Gntel,  ©raf  Ulricb  Pon 
93.,  geb.  22.  gebr.  1816,  geft.  4.  5)et.  1893  in 
9Bie«baben,  bat  fid)  al«  Sdmftfteller  befanntae* 
maä)t  (j.  93.  burdj  bie  SHomane:  «Stonneburger  3Jip= 
fterien»,Stuttg.l869.unb«3)a8^amenftift»,433be., 
ebb.  1875;  bie  fiuftfpiele:  «Kleinigfeiten  für  ba« 
Jbeater»,  Stltona  1863,  barin  bie  originelle  $offe: 
«Gin  Slbenteuer  auf  ber  Gifenbabn»);  ein  anberer, 
©raf  2lbalbert»on93.  (geb.  25. 3an.  1820,  geft. 
26. 3Jtdrj  1871  ju  58ie«baben),  mar  1849  unb  1850 
Oberleutnant  in  ber  fd)le«ro.=bolftein.  »rmee  unb 
peröffentlicbte,  aufeer  einer  «©efdjid?te  be«  fd)Ie«ro.s 
olftein.  Krieae«»  (öannop.  1862),  nopelliftifcbe  $lr* 
eiten  unb  biftor.  Romane,  j.93.  «Gbriftian  VII.  unb 
fein  f>of»  (ebb.  1863).  gamilienbaupt  ift  ©raf 
Dtto  Pon  93.,  geb.  26.  91oü.  1864. 

©«ubiffiit,  Dtto  ftriebr.  ÜKagnu«,  ©raf  pon, 
fcble«ro. ^olftein.  ©eneral,  geb.  5.  3uli  1792  ju 
iRanfcau,  trat  frubjeitig  in  bie  Mrmee  unb  mar  bei 
Grbebung  ber  $er)ogtümer  1848  ÜRajor  im  bdn. 
£>eere,  aui  bem  er  in  bie  fd?le3ro.<bolftein.  ttrmee 
übertrat  unb  bie  tfübnmg  be«  3.  fiinienbataiüon« 
übernahm.  3n  bem  unglüdliAen  ©efccbt  bei  93au 
9.  Slpril  bielt  fid)  93.  gegen  gro^eübermadbt  nun  Den 
lang  unb  ermbglidjtebaburcb  benJHüdjugberöaupt» 
armee.  3lm  23.  ^Ipril  1848  nabm  er  mit  feinem 


ffin  (fflolf  mit).,  ©rof  öon) 

93ataiUon  an  ber  6d>lacbt  pon  6(ble«roig  unb  1849 
an  ber  6<blad}t  von  Kolbing  teil,  wo  er  ben  Knien 
^lügel  tommanbierte  unb  ferner  oermunbet  mürbe; 
trotjbem  gab  er  bad  Kommanbo  niebt  ab  unb  trug 
mefentlid)  jum  Grf  olge  beg  Jage«  mit  bei  1850  jum 
©encralmajor  beförbert,  fübrte  er  in  ber  Sdjlacbt 
pon  ^bftebt  25. 3uli  1850  ben  linten  SftfiriL  »urbe 
jebod)  abermal«  bei  bem  Angriffe  auf  ba«  93ucbbolj 
febr  ferner  permunbet.  Jln  ben  nettem  Unterneb: 
mungen  nabm  93.  nid>t  mehr  teil,  lebte  nacb  &uf* 
löfung  ber  31rmee  1851  in  Rurüdgejogcnbeit  meift 
in  Hamburg  unb  ftarb  25.  5uni  1865  in  teplifr. 

«aubif  n»,  ©olf  6einr.,  ©raf  pon,  SdjriftiJeUer, 
93ruber  be«  vorigen,  geb.  30. 3an.  1789  ju  Ütanfeau, 
trat  nad)  Ablauf  feiner  Uniperfttdt«ftubien  in  ben 
bdn.  6taat«bienft  unb  mar  al«  Segation«fetretdr 
1810—14  inStodbolm,  5Bien  unb  ^Jari«;  Sommer 
1813  tarn  er  toegen  beutjdjer  ©efinnung  ein  balbee 
3abr  auf  bie  Geltung  5riebrid)«ort.  6pdter  madjte 
93.  mebrjdbrige  Steifen  naa?  Italien,  gtanfreieb  unb 
@rie<benlanb  unb  bielt  fid)  feit  1827  bi«  jum  lobe 
(4.  Slpril  1878)  bauptfdd)lid)  in  T  vec-ben  auf,  roo 
er  in  ein  enge«  93erbältni«  ju  Zxtd  trat  unb  an 
6(blegeMied«  Sbatefpearesüberfefeung  eifrig  teil' 
nabm.  «peinrid)  V1IL»,  «Siel  fiärmen  um  Diubte», 
«3)ie  Söiberipenftige»,  «2)ie  3tTungen»,  «ÜJtafr 
für  i^afvi,  «Gnbe  gut,  9lle«  gut»,  «»ntoniu«  unb 
Kleoparra»,  «irotlu«  unb  Greffiba»,  «5)ie  lufti: 
genSBeiber  pon  'iüinbfor»,  «Verlorene  8iebe«mübe», 
«Situ«  Slnbronicu«»,  «Ctbello»  unb  «fiear»  rourben 
pon  93.  perbeutf<bt,  pon  £ied  bur(bgefeben  unb  mit 
Änmertungen  begleitet.  Hud?  übertrug  93.  bie  vier 
pon  Xied  berau«gegebenen  pfeubofbatefpearefeben 
Stüde  «Gbuarb  111.»,  «Sboma«  Gromroell»,  Olb- 
caftle»  unb  «5>er  Sonboner  93er jdjwenber»  (Stuttg. 
1836).  3n  «93en  Sonfon  unb  feine  Scbule,  mit  Sn= 
mertungen  unb  einem  biftor.  überblid  über  bie  ©e= 
(bidjte  ber  engl.  93übne»  (2  93be.,  2pj.  1836)  gab  er 
)berfet)ungen  älterer  engl.  Dramen,  »u«  ber  mittel: 
roebbeutfeben  Sitteratur  erneuerte  93.  «Sroein  mit 
bem  £ö»en»  Pon  $artmann  pon  -Jlue  (93er(.  1845) 
unb  ben  «9Bigaloi«»  SBirnt«  Pon  ©rafenberg  (Sp^. 
1848).  2)en  ööbepuntt  feiner  ttberfetiertbdtigteu 
bejeiebnete  bie  93erbeutfcbung  ber  fiuftfpiele  3Jlo- 
liere«  (4  93be.,  iipj.  1865—67),  unter  benen  er  bie 
im  Hleranbriner  gefdjriebenen  in  fünffüßige  %am^ 
ben  übertrug;  ferner  überfefete  er  «3mei  bra= 
mat.  SMcbtungen  pon  gr.  Gopp<e»  (eob.  1874), 
o3)ramat.  Spridjroörter»  pon  Garmontelle  unb  Ib. 
Seclerq  (2  93be.,  ebb.  1875),  Stüde  pon  ©ojji  unb 
©olboni  in  «3tal.  3; beater»  (ebb.  1877).  9Jgt.  bie 
SJlitteilungen  au«  93ricfen  unb  JagebüAern  in  bem 
pon  feiner  fflitme  jufammengeftellten  «©cbentbud?» 
880,  at«  Wanuftript  gebrudt).  Gine  fieben«f lijje 
.« febrieb  ©.  frteptag  («©efammelte  2Berle»,  XVI). 
©aubiffm,  9Bolf  Söilb.,  ©raf  pon,  Prot.  Sbeo« 
log,  9leffe  be*  vorigen,  geb.  26.  Sept.  1847  ju 
Sopbienbof  in  f>olftetn,  ftubierte  in  Grlangen,  93er: 
lin,  fieipjig  unb  Kiel,  babilitierte  fid)  1874  ju 
Ceipjig,  rourbe  1876  aufeerorb.,  1880  orb.  ^ro= 
feffor  tn  Strasburg,  1881  in  Harburg,  1900  in 
93erlin.  Gr  peröffentlidjte:  «TranBlatioais  anti- 
qua«  arabicae  libri  Jobi  qua«  supersunt»  (2p j. 
1870),  «Gulogiu«  unb  »luar.  Gin  äbfronitt 
fpan.  Kird)enge)cbicbte»  (ebb.  1873),  «Jahve  et  Mo- 
loch sive  de  ratione  iuter  deum  Israelitarum  et 
Molochum  intercedente »  (ebb.  1874),  «Stubien 
jur  femit.  JHeligion«gef(bid)te»  (2  ^efte,  ebb.  1876 
—78),  «$ie  ©efdjidjte  be«  altteftamentlid?en 


1 


8 


Digitized  by  Googl 


ateiibiu*  —  Söouer  (Söruno) 


l'tcrtum*  unterfucfat»  (ebb.  1809),  «Sluguft  3)tU= 
mann»  (ebb.  1895). 

©aubiuS,  Slugufte,  f.  Wilbranbt,  Stbolf. 

©aubricr  (fr).,  fpr.  betrieb i,  ffiebrgebent. 

Saubrillart  (fpr. bobrijabr),  öenri  >i erb  Veen, 
franjJJlationalötonom,  gcb.28.9tov.  1821  ju  s#ari«, 
war  ^rofeüor  ber  polit.  c  tonomte  an  ber  Ecole  des 
ponts  et  chauss^es ,  Sbefrebacteut  be*  «Journal 
des  ficonomistes»,  feit  18G3  SHitglieb  ber  Slfabemie 
unb  ftarb  23.  $an.  1892  ju  tyaxii.  Unter  feinen 
5Berfenfinb  bervorjubeben:  «Manuel  d'economie 
politique»  (1857;  5.  «Up.  1885),  «Desrapports 
de  la  morale  et  de  Peconomie  politique»  (1860; 
2.  Stuft.  1883  u.  b.  X.  «Philosophie  de  l'economie 
politique»),  «Publicistes  modernes»  (1862;  2.  Stuft. 
1863),  « La  liberte  du  travail,  l'associatiou  et  la 
demoeratie»  (1865),  «La  fa nulle  et  l'education  en 
France  dans  leurs  rapports  avec  l'elat  de  la  so- 
ciete»  (1874),  «Histoire  du  luxe»  (4  Bbe.,  1878 
—80),  «Lectures  choisies  d'economie  politique» 
(1883),  «Manuel  d'educatiou  morale  et  d'iustruc- 
tion  civique»  (1885),  «Lea  pupulations  agricoles 
de  la  France»  (3  Bbe.,  1880—88). 

^aubrti  (fpr.  bobrib),  $aul,  franj.  diäter,  geb. 
7.  9iov.  1828  ju  Sa  9tod)e:fur:?)on,  erbielt  1850 
ben  erften  großen  sfyrei*  ber  ÜDlalerei  mit  bem  bteh 
iäbrigen  Stipenbium  für  JRom.  ßiner  ber  £aupt* 
repräfentanten  ber  franj.  flunft  be*  jmeiten  flaiiet* 
reich*,  trat  er  1857  im  Salon  mit  feinem  Bilbe: 
2)a*  ©lüef  unb  ba*  Äinb  (naa>  Lafontaine;  im 
vJRufeum  be*  fiurembourg)  auf,  in  bem  fidj  ba* 
Stubium  ber  großen  Benetianer  verriet.  9?acbbem  er 
ftd)  hierauf  eine  3eit  lang  be*  Broterwerbe*  balber 
mit  ^Borträtmalerei  befcbdftigt  batte,  führte  er  in 
ben  y. 1855—61  au*:  Beftrafung  einer  Beftalin 
(1857 ;  sDcufeum  in  fiille),  Joilette  ber  Benu*  (1859; 
SJiuieum  ju  Borbeaur)  unb  Gbarlotte  Gorbap  nad) 
ber  (£rmorbungs])larat$(  1861 ;  SRufeum  instante*). 
Später  wanbte  ftcbB.oorjugöweife  ber  Bebanblung 
mptbolog.  unb  allegorifcber  ©egenftdnbe  ju.  Q$  er- 

Kien  von  ibm  1863  3)ie  $erle  unb  bie  28oge  (&t- 
rt  ber  Benu*).  ein  Bilb  von  füßlieber  Sinnlich« 
feit  unb  afabemifeber  ÜAlte.  1866  begann  er  bie  3)e« 
foration*arbeiten  für  ba*  ftooer  ber  ©roßen  Cper 
iu  $ari*,  bie  er  1874  vollenbete;  bie  brei  großen 
2>edengemälbe  ftellen  Gelobte  unb  .Harmonie,  Zxa- 
göbie  unb  Äomöbie,  bie  beiben  Seitengemälbe  ben 
Parnaß  unb  bie  Stpotbeofe  v>  e  m  er  3  bar.  B.*  äauph 
mert  würbe  bie  Berberrlicbung  be*  ©efeße*  als 
Tedenaemälbe  für  ben  Äaffation«bof  in  $ari* 
(1881  Cbrenmebaille  be$  Salon*).  1882  entftanben 
eine  Slltegorie  ber  3Babrbeit  (im  fiurembourg)  unb 
ein  $lafonb  mit  ber  .v>ocbjeit  Stmor*  unb  ^fpcbeS 
(für  Banberbilt  in  9leupori),  1883  bie  belorativen 
Malereien  für  Scblofj  Gbantillp.  B.  ftarb  17.  San. 
1886  ju  $ari*.  $n  Sa  9iocbe«fur=?)on  mürbe  ibm 
1897  ein  2)entmal  erridjtet.  —  ©gl.  tfpbrufip,  Paul 
B..  sa  vie  et  son  cßuvre  (^ar.  1887). 

«aubrn  b'ttffon  (fpr.  bobrt  bafföng),  Se"on 
ßbarte*  flrmanb  be,  franj.  ^ßolititer,  geb.  lö.^un« 
1836  ju  iHodjefermere  in  ber  Senbde,  ©rofegrunb- 
befiher  unb  feit  1876  (egitimiftifebed  2)titg(ieb  ber 
2)eputiertentammer,  wo  er  ftdj  burd)  ba*  llugcftüm 
feiner  Sieben  mieberbolt  parlamcntarifd^e  Strafen 
iujog.  Später  würbe  er  üöoulangift. 

ter,  f.  SBauer,  Bauerngut,  9)auernftanb. 
ter,  Käfig,  f.  Vogelbauer. 
v»acr,  Snbread  griebr.,  OTecbaniter,  SJlittn« 
baber  ber  ftirma  Äönig  &  »auer  (f.  b.). 


483 


,  Jtnt.,  Ärimtnalift,  geb.  16.  Slug.  1772 
iu  ÜRarburg,  ftubiertc  an  ber  unioerfität  bafelbft, 
wo  er  feit  1793  ©ortefungen  hielt  unb  1797  $ro> 
feffor  würbe;  1813  würbe  er  nad)  ©öttingen  ver> 
fe|t,  1819  Senior  be£  Sprucbtollegiumd.  Qt  ftarb 

1.  ^uni  1843  in  ©öttingen.  Seine  «®runbfä|e  beS 
peintieben  9ted)tg»  (sJDtarb.  1806),  fpäter  umgear* 
beitetaU  «üebrbutb  be*  StrafprojefieS»  (©ött.  1835; 

2.  Stuft.,  oon  ÜJtorftabt,  ebb.  1848)  erfdjienen,  waren 
ba£  erfte  felbitänbige  2ebrbudj  bie) er  3LMffenfd>aft. 
3n  feinem  «Sebrbud?  be«  9taturredtfS»  (ÜÄarb.  1808; 

3.  Stuf!.,  ©ött.  1825)  unb  ben  «©runblinieu  res 
pbilof.  Kriminatred)td»(©ött.  1825)  jeigte  er  iut  a\i 
Anhänger  ber  ^euerbadrfeben  ^b^orie.  &ine  jum 
Seil  oon  biefer  abweiebenbe,  bie  fog.  Sarnung«: 
tbeorie,  ftetlte  er  juerft  in  bem  ■  Ve  brtnut  bei  Straf: 
redjt«»  (©ött.  1827;  2.  Stuft.  1833),  fobann  in  einer 
bei  entern  Schrift:  «3)ie  SBarnungdtbeorie,  nebft 
einer  3)arftcUuna  unb  Beurteilung  aller  Straf» 
red?t*tbeonen»  (ebb.  1830)  auf.  Serner  erfdjienen 
von  ibm  «gebrbud?  be£  9iapoleonifcben  (Sioilrecfjtd» 
(2.Stufl.,  SRarb.  1812),  «Beiträge  jur  (Sbaraltcri: 
ftit  unb  Äritit  be*  Code  Napoleon»  (ebb.  1810), 
«Stnlcitung  §ur  Äriminalprari* »  (©ött.  1837), 
« Straf redrtafäUe»  (4  S5be.,  ebb.  1835  —  39),  «Slb- 
banbtungen  au«  bem  Strafred>t  unb  Strafprojeife» 
(3  3)be.,  ebb.  1840—43)  fomie  einige  Sdjriften  über 
bie  Entwürfe  bed  bannoc.  Strafgei'cftbud?«  unb  ber 
Strafprozeß orbnuug,  an  beren  slbfaffung  er  betei- 
ligt  war.  Seit  SBegrünbung  be*  2)eutfd?en  Sunbeä 
mit  ber  3lu*arbeitung  »ieler  ^Jriüatgutadjten  in 
fog.  illuftren  died)t*fad?en  beauftragt ,  fanb  er  93er- 
anlafiung  jur  derauegabe  ber  «Beiträge  jum  beut« 
feben  ^rioatfürftenreebt»  (©ött.  1839). 

Sauer,  Bruno,  $büofopb,  Sbeolog  unb  öifto; 
riter,  geb.  6.  Sept.  1809  ju  Gifenberg  im  öerjogtum 
oad)f en=3tltenburg,  ftubierte  ,;u  Berlin  unb  habili- 
tierte fid)  1834  al*  iJriüatbocent  in  ber  tbeol.  ga« 
tultät  bafelbft,  liebelte  aber  1839  nach  Bonn  über, 
fltaen  feiner  freien  Äritit  ber  ecangclien  1842  feiner 
Stellung  entboben,  tebrte  er  nach  Bertin  aurüd,  wo 
er  bi*  an  fein  6nbe  fd>riftfteücrif(h  tbätig  war.  Qv 
ftarb  13.  Slpril  1882  in  jRirborf  bei  Berlin,  ^n 
ieinen  erften  Schriften:  «Heitidjrift  für  fpetulatioe 
Jbeologic»  (Bcrl.  1836  —  38)  unb  «flritit  ber  ©e« 
fefaiebte  ber  Offenbarung»,  Seit  1 :  «Sie  Sieligion  be« 
Sitten  ieftament*»  (2  Bbe.,  ebb.  1838),  jeigte  ftd) 
B.  al  v  entiebiebener  Stnbänger  ber  fpetulatin^ortbo- 
boren  Dichtung  ober  ber  fog.  fechten  ber  $egelf<beu 
Schule.  Später  wanbte  er  ftcb  jeboeb  ber  negati»- 
Iritifcben  JKicbtung  ber  fog.  ^ung=*e>eg«lianer  }u  unb 
fuebte  in  ber  «Äritil  ber  errang,  ©cidjicbte  be*  ^o= 
banne«»  (Brem.  1840)  unb  «Hritit  ber  eoang.  Sö« 
noptiter»  (2  Bbe.,  2pj.  1840;  2.  Stuft.  1841)  ben^acb- 
wei«  ju  fübren,  ba|  bie  Evangelien  ba«  ^robult 
freier  fcbriftftellerifcherJReflerionauf  bem©runbe  be« 
bamaligen  ©emeinbebewußtfeiu«  feien,  i'lad;  feiner 
Stmt*entfet3ung  febrieb  er:  «2)ie  gute  Sache  ber  ftrei« 
beit  unb  meine  eigene  Stngelegenbeit»  (3ür.  1843) 
fowie  «Xa*  entbedte  ©briftentum»  (ebb.  1843),  weh 
cbe«  2Bert  vor  ber  S(u«gabe  vernichtet  warb.  Tann 
begrünbete  B.  bie  « Stilgemeine  ^itteraturjeitung » 
(Gharlottenb.  1843—44)  unb  wanbte  fieb  beionber* 
biftor.  Slrbeiten  über  bie  ©efehiebte  be*  18.  unb 
19. 3abrb.  ju;  babin  geboren:  «©efebiebte ber  Jran-- 
jöm'cheu  Revolution  bi«  jur  Stiftung  ber  Republik 
(mit  (5bgar  B.  unb  Q.  Sungni^  3  Bbe.,  8pl.  1847), 
a©ei*icbte  Deutfdjlanb«  unb  ber  5ranjöft|d?cn  Sie« 
volution  unter  ber  ^errfebaft  3lapoleon*»  (2  Bbe., 

31* 


Digitized  by  Google 


484 


»aucr  (Gbgar)  —  Jöauer  (SMlfj.) 


fcbarlottenb.  1846),  «©e[Ai*te  ber  ^olitif,  Kultur 
unb  »uftldrung  be*  18.  totoA.»  (4  33be.,  ebb.  1843 
—46),  «93olIftänbige  ®ef  AiAte  ber  tyirteitämpfe  in 
Seutf  Alanb  roäbrenb  ber  g. 1842-46»  (3  33be.,  ebb. 
1847).  SluA  bie  33emegung  be*  3. 1848  befpraA 
er  in  meutern  Iteinen  SAriften.  Sann  toanbte  fiA 
33.  mieber  feinen  fritif  Aen  UnterfuAungen  ber  6nt= 
ftetjung  be*  ßljriftentum*  ;u  in  ben  SAriften: 
«ftritit  bet  eoangelien»  (3  33be.,  iöcrl.  1850—51), 
«Sie  SpoftelgefAiAte»  (ebb.  1850)  unb  «ftritit 
bet  3JaulinifAen  »riefe»  (2  Stbteil.,  ebb.  1850). 
Slber  no*  einmal  ooll  jog  RA  in  33.*  Hnf  Aauungen 
eine  2öanblung;  ber  bisherige  SBortfübjer  be* 
pclü.  unb  philo],  9labitali*mu*  rourbe  ein  berebter 
93erteibiger  be*  preufe.  Konferoatioi*mu*.  ftür  ben= 
felben  mar  33.  al*  gemannter  3>Uiblijift  fomte  al* 
Mitarbeiter  an  SBagener*  «Staate:  unb  (SefelW 
f*af tdleriton»  tbdtig.  Sie SAriften  au*  33.*  lehten 
£eben*jal>ren  begeben  fidj  teil*  auf  ba*  UrArtften» 
tum,  tote  «$büo,  Straufj,  JRenan  unb  ba*  UrAri* 
ftentum»  (33erl.  1874),  «ßbriftu*  unb  bie  ©dfaren» 
(ebb.  1877),  teil*  auf  $age*f  ragen,  »ie  «ßinflufe 
be*  engl.  Cuätertum*  auf  bie  beutfAe  Kultur  unb 
ba*  enabruff.  Breidt  einer  ffielttirAe»  (ebb.  1878), 
«3ur  Orientierung  über  bie  33i*mardiAe  $lra» 
(gr/emn.  1880),  «Si*raeli*  romantifAer  unb  33i*= 
mard*  focialiftifAer  ^mperialtemu*»  (ebb.  1882). 

«auer,  tfbaar,  $ublijift,  33rubcrbe*  oorigen, 
geb.  7.  Ott.  1820  ju  ©barlottenburg,  ftubierte  ju 
Berlin  Ubeologie,  fpdter  bie  Sttecbte,  unb  fArtcb 
bie  SkrteibigungsfArift :  «93runo  JB.  unb  feine  ©ca.= 
ner»  (33erL  1842).  33.*  SArift  «Ser  Streit  ber 
Kritil  mit  KirAe  unb  Staat»  roarb  in  $reuften 
tonfi*jiert  unb  trug  ibm  4 JJabre  fteftung  ein,  er-- 
f  Aien  aber  1843  ju  33ern.  2Rit  33runo  33.  oerfafrte 
er  « Sentmfirbigteiten  jur  ©efAiAte  ber  neuern 
Seit  feit  ber  ftranjöfifAen  iReootution»  (12  £efte, 
ßbarlottenb.  1843  —  44),  allein  unter  anberm 
uSie  ©efAiAte  ber  tonftitutionellen  33eroegungen 
im  fübl.  SeutfAlanb  rodbrenb  ber  1831—34» 
(3  93be.,  ebb.  1845),  «Sie  ©efAiAte  be*  Sutfrer» 
tum*»  im  5.  33anbe  ber  oon  ib,m  unter  bem  tarnen 
ittartin  oon  ©ei*mar  herausgegebenen  «33iblio: 
tbel  ber  beut?  Aen  Sluflldrer»  (Öpj.  1846-47)  unb 
«Sie  6be»  (ebb.  1848).  infolge  ber  »mneftie  vom 
18.  ÜTOdrj  1848  au*  ber  £aft  ju  2Raabeburß  ent* 
laffen,  ßab  33.  in  Altona  eine  polit.  Jteoue,  «Sie 
Parteien»  (3  öefte,  &amb.  1849),  berau*,  bann  mit 
Ib.  Cl*baufen  bie  «9torbbeutfAe  %xm  treffe», 
lebte  fpdtcr  üorübergebenb  in  fionbon,  f  Arieb,  nad) 
Altona  jurüdgelebrt,  «Sie  Gleite  be*  j&eriogtum* 
fcolftein»  (33erl.  1863),  «Sie  SeutfAen  unb  ibre 
sJla*bam»  (Joamb.  1870)  unb  gab  mit  bem  ortljo* 
boren  33if*of  Äooßmann  «Äirajlicbe  99ldtter»  unb 
bie  «ebriftli*:polit.  33ierteljabräfArift»  berau*, 
nadibem  er  ft*  vom  ertremften  sJlabifali*mu*  )um 
Vertreter  ber  Drti^oborie  umßemanbelt  b^atte.  Qx 
veröffentlichte  unter  anberm  noeb  «Sie  3£abrr/eit 
über  bie  internationale»  (Altona  1872),  «Sergrei^ 
maurerbunb  unb  ba*  2i*t»  (Joannoo.  1877),  «Sa* 
Jtapital  unb  bie  ÄapitalmaAt»  (Spj.  1884  u.  1888). 
33.  ftarb  18.  Huß.  1886  }u  ^annooer. 

©aucr,  Jerb.,  greibeaoon,©eneTal,  ßcb.  7.  SWdrj 
1825  in  fiemberß,  trat  1836  in  bie  t.  f.  ^nßenieur- 
atabemie  in  3£ien  ein,  mürbe  1841  Leutnant  im 
^nßcnieurtorp*,  1848al*  Hauptmann  jum  Jmppens 
bienfte  Derfcht,  ma*te  1849  ben  ftelbjuß  in  Ungarn, 
1859  al*  «Dlaior  unb  1866  al*  33rißabicr  bie  Rrieße 
in  Italien  mit  unb  erhielt  meßen  feiner  Seiftungen  in 


ber  SAlaAt  bei  (Suftp^a  ba*  Nittertreuj  bce  £eo< 
polborben*.  1878—81  mar  33.  ÜRilitdrtommanbant 
in  Joermannftabt,  1881—88  tommanbierenber  ®ene^ 
ral  in  SJMen  imb  am  16.  SWdri  1888  rourbe  er  jum 
;Hei**trieß*miniftcr  ernannt.  Qx  mar  gugleid)  f.  t. 
gelbjeugmeifter  unb  ^nbaber  be*  Snfantoiflttfli* 
ment*  9lr.  84  unb  ftarb  22.  ^uli  1893  in  SBien. 

»Bauer,  ©eorg,  2Rineralog,  f.  Stgricola. 

»öaucr,  Caroline,  S*aufpielcrin,  geb.  29.  <Dtär) 
1807  in  £)eibe(berß  al*  Io*ter  eine*  :Kittmeifter*, 
ber  1809  bei  ?(*pern  fiel,  trat  im  Se».  1822  *u  Äarl*» 
rube  al*  üJtargareta  in  $)fflanb*  «öageftoläen»  auf 
unb  ging  1824  an*  ßönigftdbtif  Ae£beater  in  33erlin, 
trat  aber  balb  $um  öoftbeater  über.  1829  nerliefe  fie 
ba*  Sweater  unb  lebte  bi*  1831iu  geheimer  morßana> 
in"  *  er  (*  k  mit  $rin)  Seopolb  oon  (Soburg  al*  @rdftit 
^tontgomerp  in  Sonbon,  *^ari*  unb  auf  ibrem  Sanb: 
uhe  in  t5nalanp.  91l*£eopolb ben  belß.ibron  beftieg, 
teerte  fie  gur  33üb,ne  jurüd,  nab,m  eine  Änftellung 
in  vUeter*burg  an,  ma*te  1833—34 eine  rubmoolle 
.Uunftreife  bur*  Seutf*(anb  unb  Cfterrei*unb  trat 
1835  beim  Sre*bener^oftb.eater  ein.  1844  Jd?ieb  fie 
oon  ber  33übne  unb  beiratete  ben  poln.  Emigranten 
@raf  2abi*lau*  üon  33roel=<|5later  (1806— 89).  Seit* 
bem  lebte  fte  in  ber  3d>tr<eij  unb  ftarb  18.  Ctt.  1877 
auf  ib. rer  3H(ia  33roelberg  bei , üri* .  Sie  geiAnete 
f»A  in  f  Aallbaften,  pitanren  unb  totetten  Stollen  be* 
ftonoerfation*ftüd*  unb  Suftfpiel*  au*;  boA  auA 
in  ber  $ragobie  leiftete  fte  SreffliAe*.  ;\bvc  oon 
Jl.  Tellmer  berau*gegebenen  SAriften  «Mu*  mei» 
nem  33übnenleben»  (33erl.  1872;  2.  3luft.  2  33be., 
1876—77)  unb  «Äomßbiantenfabrten»  (ebb.  1875) 
ftnb  mertoolle  33eitrdge  jur  beutfAen  Jbeaterge» 
iAiAte  be*  19. 3abrb.  9taA  ibrem  Jobe  behauptete 
©elimer,  ber  eigentliAe  93erfaf)er  biefer  33üAer  ju 
fein,  unb  oeröffentliAte  no A  u.  b.  %.  «Äu*  bem  Sehen 
einer  33erftorbenen.  9ierf Aollene  £erjen*gei*i*ten» 
(4  33be.,  33erl.  1878—80)  angehliAe  ÜJtemoiren  unb 
flüAtiß  gefAriebene  33riefe  ber  33.,  bie  oiel  Sdrm, 
auA  einen  erfolglofen  Erfahprojef?  2Bellmer*  gegen 
®raf  SSroel-lUater  oevanlafeten. 

$taneir,  Hlara,  Siomanf Ariftftellerin  unter  bem 

tfeubonpm  Äarl  Setlef,  geb.  23.  3uni  1836  )u 
roinemünbe,  ging  1860  al*  Älaoierlebrerin  naA 
$cter*burg,  mo  fie  auA  in  33i*mard*  4>au*  oerf ehrte, 
lebte  einiße  ^ahre  im  Innern  9tu|Ianb,  tebrte  1864j 
naA  SeutfAlanb  jurüd  unb  lief^  fiA  in  Sre*ben 
nieber.  tyjxe  erften  9tooellen:  «Unlö*liAe  33anbe» 
(Stuttß.  1869;  3.  Hüft  1877)  unb  «33i*  in  bie 
Steppe»  (ebb.  1869  ;  2.  Mtifl.  1871)  bebanbeln 
(SißcntümliAfciten  be*  ruff.  Ceben*.  1872  bereifte 
fie  Italien ;  fie  ftarb  29.  3uni  1876  ju  S3re*lau. 
33on  ihren  fpdtern  Romanen  fmb  b^eroorjuheben: 
«9tora»  (2  33be.,  1871;  8.  Hüft.  1876),  «SAulb  unb 
Sühne»  (2  33be.,  1871 ;  2.  »ufl.  1874),  «Suf  (5apri» 
(2  33be.,  2.  Stuft.  1877),  «ÜRufttc  e*  fein?»  (2  33be., 
1873;  2.  Stuft.  1875),  «3»if*cn  3iater  unb  Sohn» 
(1873;3.?lufl.l878),«3iooeUen»(233be.,33raunfAm. 
1874),«(5inSofument»(433be.,1876;2.«uft.l878), 
«33enebitta»  (3  33be.,  33erl.  1876);  au*  bem  9taA= 
laffe  mürbe  berau*geßehcn:  «Sie  ßel?eimni*oelle 
Sdngerin»  (3.  Stuft- ,  Stuttß.  185>5)  unb  «SHuff. 
^bpllen.  sJiaAgeIo|fene  9iooellen»  (33re*l.  1878). 

>»aucr,  SlMlb.,  Ingenieur,  ßeb.  23.  Sej.  1822 
ju  Siüinßen,  erlernte  ba*  SreA*lerbanbmerf,  trat 
ju  WünAcn  in  ben  2Rilitdrbienjt  unb  mürbe  naA 
einißer  3eit  meßen  feiner  teAnifAen  33eßabung  al* 
Uuteroffijicr  jur  Strtillerie  perfeM.  Ser  SdnifAc 
Krieg  oon  1848  führte  33.  mit  bem  bapr.  »rmeeforp* 


Digitized  by  Google 


Sömter,  SBauenignt,  Sknernftanb 


48ö 


ii Li*  SAleSwig^jwliteiit,  wo  ihn  bie  ccbuhtofirtffit 
ber  ffüften  auf  bie^bee  braAte,  bie  fernblieben  SAitfe 
burA  Sranber  ju  vemiAten.  (*r  tonftruierte  einen 
•SranbtauAcr»,  wcIAer  inbe*  au«  9)tangel  an  Wit- 
tein nur  ungenügenb  ausgeführt  werben  tonnte  unb 
bei  bein  erften  SerfuAe  int  Kieler  dafen  1.  ftebr. 
1851  verunglüdte.  & ro&bem  fe&te  n,  von  ber  ÜJtö> 
liAfeit  ber  unterfeetfAen  SAiffabrt  unb  bem  hoben 
2Derte  ber  (frfinbung  überjeugt,  fortan  all  fein 
Streben  an  bie  Ausführung  berfelben.  sJlaAbetn 
er  in  feiner  bapr.  deimat  2)tobelle  tu  JauAerf  Aiffen 
berfleftcllt,  manbte  er  fidj  la^  naA  CfteneiA,  bann 
naA  ^ranlreiA»  fpdtn  na*  Gnglaub,  vermoAte 
jeboA  nirgenb*  bie  SJtittel  jur  3tu*fübrung  feiner 
entwürfe  ju  erlangen.  Seffern  Erfolg  hatten  feine 
Semübungen  in  iHufjlano ,  wo  er  1855  ben  SAuj? 
bc*  ©rofcfürften=8lbmiral  Honftantin  gewann,  ber 
itn  auf  Hoften  be*  Staate*  einen  SranbtauAcr 
ßenau  naA  feinen  ^Idnen  bauen  liefe,  welAer  fiA 
auA  bei  öfter  wieberbolten  SerfuAen  im  allgemei- 
nen  bewährte.  1858  f  ehrte  SB.  naA  SDtünAen  ju- 
rücf,  naAbem  er  injwif Aen  bie  Erftnbung  ber  unter 
feeifAen  «Äamele»  unb  ber  «JauAerfammer»  ge* 
mad?t  hatte.  S er  Untergang  bc*bapr.^oftbampfer* 
Submig  clUdrj  1861)  im  Sobenjee  gab  ibm  ©clegem 
bat,  mit  feinen  «Kamelen»  bie  erften  prattijAen 
SerfuAe  anjufteüen,  inbem  er  bie  Hebung  bieje* 
SAiff*  unternahm,  bie  jeboA  erft  naA  tiberwuv 
bung  mannigfaAer  dinberniife  im  1863  ge= 
lang.  Er  ging  hierauf  naA  Sremen ,  um  von  bort 
au*  fär  feine  Erfinbung  ju  Witten.  Ted'  mürben 
feine  Slbi'ntten  burA  ben  Hu*bruA  be*  Tcutfd- 
SdttifAen  Kriege*  abcrmal*  vereitelt.  Sagegen 
führten  ihn  bie  triegerif  Aen  Ereigniffe  auf  ba*  v$ro= 
jelt  bcvdcrftellung  von  «Hüftenbranbern»,  für  beffen 
MuefübnmßfiAl864juS2eipjißcin«erein(ffii(belm 
Saun*Seretn)  bilbete.  Später  lebte  JB.  ju  SPlünAen 
von  einer  ^enfion,  bie  ibm  König  Submig  II.  be^ 
willigt  hatte,  unb  ftorb  bafelbft  20.  3uni  1875. 

Sauer,  «aucrnßut,  iBauernftanb.  Sie 
felbftdnbißen  Sanbwirte  jerfallen  in  brei  Klaffen. 
Sie  erfte  beftebt  au*  ben  Seft&cro  ßrofier  ©üter, 
befonber*  folAer,  welAe  früher  bevoncAtet  waren, 
itamentliA  ba*  JReAt  ber  SanbftanbfAaft,  ber 
Steuerfreiheit,  ber  eigenen  ©criAt*;  unb  $olijei= 
verwaltunß  befafeen.  Siefen,  welAe  al*  9titterflut*: 
befitjer  ben  Sanbabel  bilbeten  unb  bie  |ur  ©eßen« 
wart  großenteils  bem  bobeu  unb  niebern  Äbel  an» 
ßebören,  fAlie&en  int  bie  SdAtcr  ber  Staat*- 
bomdneu  unb  ßrofier  ©üter  an.  Eine  jweite,  jabl= 
reiAere  klaffe  umfaßt  alle  biejeniaen,  welAe  }war 
ebenfalls  für  eigene  dteAnunß  auf  eißenem  ©runb 
unb  iBoben  bie  SanbwirtfAaft  betreiben,  aber  nur 
Heinere,  boA  für  ben  Sebeneunterbalt  auereiAenbe 
©fiter  innebaben.  Siefen  Itcben  bie  felbftdnbißen 
^äAtcr  mittlerer  ©üter  nat>e.  ßnbliA  jur  britten 
Klaffe  geb&ren  alle  biejenigen,  bie  gan}  Heine  @üter 
eigentümliA  ober  paAtweife  befi^en  unb  fiA  auf 
benfelben  fdrgliA  fortbringen  ober  auA  auf  Sieben^ 
gewerbc  ober  Arbeit  für  anbere  angewiefen  ftnb. 
Sie  ©lieber  ber  beiben  legten  Klaffen  pflegt  man 
gewöbnliA  JBauem  ju  nennen.  3"»  engern  Sinne 
linb  inbee  Sauern  nur  bie  Söeft&er  ganjer  ^öfe  unb 
minbeftene  folAer  ©üter,  bie  ben  SBefitieTDolIftänbig 
|u  erndbren  »ermögen  unb  ©efpanne  ju  halten  ge- 
Jtatten.  JJad'  ber  9lu*bc hnung  M  Sefititume  nuten 
f Aieb  man  früher  unb  untcrfAeibet  man  in  manAen 
©egenben  noA  heute  SBollhauern  (Sollerben, 
Sollfpdnner,  fcufner)  unb  A>albbauern 


(Öalbipänner,  Joalbhufner),  bie  nur  eine 
I  halbe  £>ufe  heften,  unb  ftcllt  biefen  al«  ^liAtbaurrn 
bie  Hoffdteu  (mit  £>äu$Aeu  unb  fleiner  ?ldcr= 
wirtfAaft),  bie  Süb.tcr  ober  feduöler  (tleine 
j  ©runbeigentümer,  bie  auf  Xagelohn  ober  ©ewerbe* 
betrieb  angewiefen  fiub)  unb  bie  niAtanfdffigeu 
I  ßinlieger  gegenüber.  (5.  1'anbwirtfAaftliAe  i'l  v 
j  beiter.)  über  bie  3lrt  ber  3lnftebelung  ber  IdnbliAen 
|  Scoöllerung  f.  Sorffpftem  unb  öof jpftem. 

©efAiAtltA  verbinbet  fiA  mit  ben  Segriffen 
Sauer  unb  Sauerngut  auA  bie  Erinnerung  an 
mannigfaltige  Jormen  ber  Unfreiheit  unb?lbbdngig* 
|  (eit.  Qi  hat  jwar  auA  im  äRittclalter  ftetd  freie 
Sauern  gegeben;  aber  niAt  nur  wuAe  mehr  unb 
mehr  bie  3«hl  ber  jeuigen,  bie  al*  Unfreie,  £önge 
ober  BmSpfUAUge  baö  »on  ihnen  bebaute  fianb 
niAt  in  vollem  Eigentum  befafieu,  auA  bie  grofac 
3)taffc  ber  freien  geriet  allmdhliA  in  Slbbdngtgteit 
oonben©runbberren,  fo  baft  fAliefeliAber8tu«brud 
Sauer  einen  niAt  mehr  Soll  freien  bejeiAnete.  Seit 
bem  fpdtcrn  Mittelalter  entwictelte  fiA  in  Seutf  Alanb 
unb  ben  Dftfceprouinjen  bie  bduerliAe  Unfreiheit 
ju  einer  mehr  ober  weniger  frrengen  £eibeigen: 
fAaft  (f.  b.),  bie  ftA  bi*  in*  19.  ?ahrh.  hinein  er« 
hielt  unb  in  ^rcufien  erft  burA  bie  Reformen  ber 
Stein *£>arbenbergfAeit  3«»l  (1807),  in  anbem 
Staaten  aber  noA!  fpdter  ßanj  befeitißt  worben  ift. 
(S.  Bauernbefreiung,  Sb.  17.)  Sie  «bbdngigfeit 
be*  unfreien  Sauern  gegenüber  feinem  ©runb- 
berrn  jeigte  fiA  in  feiner  ScrpfliAtunß  )u  ?pon-- 
bienften  (f.  b.),  jur  EntriAtung  oon  fieib*  ober  Hopfs 
)in*,  in  bem  ©cfinbejwang,  vermbge  beffen  bie  Kin? 
ber  be«  leibeigenen  unentgeltliA  ober  gegen  Sohn 
eine  3«»*  la»ß  ©efmbebienfte  thun  mußten,  in  ber 
ejcffelunß  be*  fieibeigenen  unb  ©ut«beb6rißen  an 
bie  SAolle  (glebae  adscriptio),  fo  ba|  er  nur  mit 
bem  ©ute  vertauft  werben  tonnte,  in  ber  Unterwer» 
funß  unter  ein  «mäftige*  3üAtigung*reAt»,  in  ber 
sJtotwenbig(eit  einer  £)eirat*eT(aubni«  von  feiten 
be*  ^enn  unb  anbernSef  Ardnhmgen.  ferner  ging 
niAt  nur  au*  ber  SeibeigenfAaft,  fonbern  vielfach 
auch  au*  anbern  >>  o  f  unb  SAutiOttbdltniüen  bie 
ScrpfliAtung  hervor,  ba|  bie  ©rben  eine*  Sauern 
von  feinem  ^laAlaffe  einen  gewiffen  Jeil  an  ben 
denn  entriAtcu  ober  biefem  bie  3Babl  eine*  beweg* 
UAen  Sermögen*ftüd*  überlaffen  mufjten  (Seft* 
baupt,  Sutteil,  Saulebung,  SRortuarium, 
Xetc  danb  u.  f.  tu. i.  Sie  ©üter  ber  niAt  voll* 
freien  Säumt  ftanben  auA  niAt  im  vollen  diaem 
tum  berfelben,  fonbern  e*  batten  ftA  für  fte  febr 
mannigfaltige  unb  eigentümliAe  Seftfcverbdltniüe 
gebilbet.  Mbgefeben  von  ben  burAau*  wibenufliA, 
nur  auf  denengunft  verliehenen  ©ütern  gab  e* 
foIAe,  bie  auf  £eben*)eit  ober  jwei  ober  bret  Sehen 
verliehen  waren  (£obbeftdnbe,  SAupf:  ober 
galllehne,  Seibgebinggüter,  Sebanbi: 
guug*güter  u.  f.  w.),  au^nbem  erbliAe  Molo- 
nate,  nnlebe  jum  ieil  au*  ben  Serleibungen 
ber  lefttem  Slrt  hervorßeßanaen  waren  (2Jt  ei  er» 
güter,  SAilling*gflter,  Säten:  oberdob*» 
güter  u.  f.  w.),  jowie  anbere  erbpaAtartige  Ser« 
hdltniffe  (ßrbtethe,  (Srbheftdnbe,  Srbjin*: 
güter).  $IuA  ftnbet  man  Sauerngüter  in  einem 
bem  etgenttiAeu  Sehn  naAßehilbeten  Serbanbe 
(Sauernlebne,  SAuljenlehne). 

3u  ben  völlig  freien  Sauemgütem  gehörten  bie 
Sattelbofe  (Sebelhöfe),  welAe  SejeiAnung 
auA  für  gewiffe  iRittergüter  vortommt,  bie  lub- 
eigenen  ©üter  in  Sapern,  bie  $rei)in*güter 


Digitized  by  Google 


48G 


Söauerbadj  —  SauernemQiicijjatton 


im  erfurtifd; en  u.  f.  W.  3"  biefer  klaffe  finb  aud) 
nocb  bicjentgen  ju  redmcn,  bie  mit  unter  einet  Sog* 
tei,  einer  Sdju&fycrrfcbaft  ftanben  unb  einen  Sogt» 
jin*  unb  aud1  wobl  nod)  anbete  Saften  tragen 
mußten,  wie  bie  ©üter  ber  Setter  freien  in 
C*nabtfi(f,  bie  erbereu  im  Sremifcben,  bie  6rb« 
bbfe  in  Süneburg  u.  f.  m.  Öm  allgemeinen  oer= 
(nüpfte  ftcb  bemnad)  bi*  in  bie  neuefte  3«t  mit  bem 
SluSbrud  Bauerngut  ber  Segriff  eine«  ©ute*,  ba* 
aufecr  ben  allgemeinen  äff  entheben  nod)  befonbere 
fog.  bäuerliche  Saften  ju  tragen  ^atte.  35ie  Refor- 
men be*  18.  unb  19. 3abrb.  aber  liefen  in  2)cutfaV 
lanb  barauf  binau*,  ben  Sauern  niebt  nur  bie  per 
fftnlttpe  ^reipeü,  fonbern  aud)  ba*  befeffene  Sanb 
Dollftänbtg  ober  )u  einem  Seile  al*  üollc*  eigem 
tum  jujufpredjen  fomic  bie  überfommenen  Sci- 
ftungen  ber  Bauerngüter  in  ablösbare  Reallafteu 
umiumaubeln.  (o.  ©runbeigentum ,  ©runblaftcu, 
Slgtargeietjgebung.)  Bon  einer  befonbern  RedjtS 
fteUung,  b.  i).  redjtlidjcn  3urüctfefeung  be*  Bauern 
ftanbc*  als  folgen  tarnt  tn  Teutnt Laut  (eine  Siebe 
mebr  fein.  3n  Rufelanb  bilben  bie  Sauern  aud? 
nad)  ber  äufbebung  ber  2eibeigenfd?aft  einen  bc-- 
fonbern  Stanb,  unb  »mar  ben  unterften,  neben  bem 
bie  übrigen  bex>orred?tct  erfdjeinen. 

9Bo  beute  ber  Sauer  ausnahm --welk  in  ber  freien 
Verfügung  über  fein  Befifetum  gefefelid)  befcbrfintt 
ift .  bat  bie*  meiften*  nur  nod?  Bebeutung  für  baS 
Crbred?t  (f.  tinerbe  unb  6öfered?t),  bisweilen  aud) 
fir  ba*  ebelidje  @ttterred?t.  (S.  aud?  3nterim*mirt: 
d?aft.)  3n  wreinjelten  ©egenben  ift  au«  mirtfdja^ 
idjen  erwagungen  bie  gefc&Ucbe  ©efcbloffenbctt, 
b.  b-  ber  3lu*fcbluft  ber  freien  Jeilbarfeit,  ber  glcid? 
bem  Serbot  ber  Bereinigung  mebrerer  Bauerngüter 
in  einer  §anb  al*  felbftr>crftänblid)er  Slueflup  ber 
alten  ©ebunbenpeit  früber  allgemein  galt,  aufredjt 
erbalten  worben.  9Bo  bie«  ber  ^all  ift,  gilt  bie  Sc: 

{djränfung  in  ber  Siegel  für  alle  gröfjern  lanbwirt 
(baftlicben  Seft&ungen,  nidbt  blofj  für  bas  Bauern^ 
lanb.  daneben  fuebt  man  in  neuerer  $c'\\  bureb 
innere  Äolonifation  (f.  b.)  mebr  Heinere  unb  mitt* 
lere  bäuerliche  Bedungen  ju  fdjaffen.  Reuerbinge 
wirb  in  ber  preufi.  RentengutSgefe&gebung  (f.  Ren: 
tengut)  niebt  nur  eine  Bcnncbrung  ber  Bauerngüter 
bureb  Aufteilung  grö&ern  ©runbbefiljeS ,  fonbern 
juakid?  aud)  eine  erbaltung  ber  neu  begrünbeten 
Stellen  burd?  gefetilidje  *D(afiregeln,  weldje  ibre 
3erteilung  unb  ibre  SerfdjmeUung  mit  anbern 
lanbmirticfcaftlidpen  Setrieben  uerpinbern  f  ollen,  mit 
erfolg  erftrebt.  —  Sgl.  »on  SJlaurer,  ©cicbi*te  ber 
ftronpöfe,  ber  Bauernhöfe  unb  ber  öofuerfaffung 
in  $cutfcblanb  (4  Sbe.,  erlangen  1862—63);  berf., 
©ef*i*teber$orfmfailungin$eutfd?lanb(2Sbe., 
ebb.  1865—66);  ^robpn,  Systems  of  Land  Tcnure 
in  various  countries  (Sonb.  1881);  Sonncmcre, 
Histoire  des  paysans  (2.  »ufl.,  2  Sbe.,  ^ar.  1874); 
Bauerlitbc  3uftfinbe  in  Deutfcblanb  (in  ben  «Scbrif; 
ten  beSScrein*  fürSocialpolitif»,  Sb.22— 24,  Spj. 
1883);  Starnberger,  55ie  ©efdiidMc  bc*  Sauern= 
ftanbc*  (£injl891);  Mrtitel  Sauer,  Sauerngut  unb 
Saucrnftanb  fomie  Bauernbefreiung  im  «6anb- 
mörterbud)ber6taatSroiffenf(baften»<Sb.2(2.?lufl., 
3ena  1899);  Sattel*,  Ter  Sauer  in  ber  beutfdjen 
Sergangenbeit  (?p».  1900). 

SBatterbadj,  Bfarrborf  mit  Rittergut  im  fireiS 
QJleiningen  beö  öerjogtum*  Sacbfen^einingen, 
bat  (1900)  347  meift  eoang.  (?.  (43  3«racliten,  bie 
früber  fdmtlid)  in  einem  eigenen  Sende,  «^uben* 
bau«,  wobnten).  ftier  lebte  ScbilleT  na*  feiner  ^lu*t 


au*  Stuttgart  al*  Dr.  Ritter  auf  bem  ©ute  ber  ^rau 
tton  2BoljogenoonI>ej.  1782  bi*  Juli  1783  in  ftrcng< 
fler  Rurüdgejogenbeit.  üollenbete  bie  «Serfdimörung 
bc*  (Vie^co»,  ftbrieb  «Kabale  unb  Siebe»  unb  entwarf 
ben  ^ilan  3um  «3)on  Sarlo*».  2)a*  Sdjilletjimmer 
ift  nod)  in  feinem  bamaligen  3uftanbe. 

^äucr le,  Äbolf,  Jbeaterbidjtcr  unb  9ioman« 
fcfcriftfteUer,  geb.  9.  «pril  1786  ju  5öien,  trat  1802 
mit  einem  SHitterroman  al*  Sdjriftfteller  auf  unb 
war  1809— 38Sefretör  am  SeopolbjtdbteT  Jbeater. 
(St  ftarb  19./20.  Sept.  1859  ut  Safel.  S.  mib- 
mete  fid?  mit  oielem  ©lüd  bem  ©iener  SollStbeatet 
unb  ber  fiolalpoffe.  Gr  braebte  in  ben  «Sürgern  in 
SBien»  (1813)  bie  gißur  be*  «Staberl»  auf,  unb 
»on  feinen  iablrcidjen  Stüden  (nur  »um  Jeil  als 
«Äomifcbe«  Jbeatet»,  6  Sbe.,  Beft  1820—26,  g^ 
fammelt)  mürben  «5)er2copolb*tag»(1818),«25o!tor 
gauft*  iDiantel»  (1820),  ««line»  (1826)  unb  einige 
anbere  aud)  aufeerbalb  ©ien*  mit  üielem  Seifall  ge- 
geben. S.  bleibt  meift  in  ber  niebetn  Äomit  fteden 
unb  oertieft  feine  einfädln  Stoffe  unb  tSbarattete 
nirgenb*,  ift  aber  reid)  an  Cingebungcn  unbefangen 
ner  fiuftigleit.  S)ie  t?on  ibm  1806  begrünbete  «xBie= 
net  ^beaterjeitung»,  bie  nad)  feinem  Jcte  einging, 
mar  1820  —  47  ba*  oerbreitetfte  Slatt  bet  öfterT. 
9Ronard?ie.  Son  feinen  Romanen  baben  nur  bic 
unter  bem  Sfcubonpm  Ctto  öorn  erfebienenen 
«Jbercfe  Srone*»  (5  Sbe.,  SBien  1854—55)  unb 
«fterbinanb  Raimunb»  (3  Sbe.,  ebb.  1855),  bte  ben. 
jmiidjen  emft  unb  Scperj  fd?mantenben  Liener 
Colalroman  einführen,  »egen  ber  %ülle  be*  Ber 
fönlicben  unb  mienerifd)  ?lncfbotifd?en  ein  grö&ere* 
^ntcreffe.—  Sgl.  S.*  Memoiren,  Sb.  1  (©ien  1858). 

«au  er  miete,  f.  Sebemunb. 

^aucritnffcfuran^cn,  in  Cftettetd)  bie  Örtlicb 
befditänlten  lleinen  {5euerDerfjd?erung*oeteine.  2)et 
ältefte  aller  berartigen  Sereine  ift  ber  1710  ju 
Jfrem*münfter  begrünbete.  2)ie  S.,  meldjc  in  ge 
miffer  ®eife  ben  Hub  gilben  (f.  Siebuerftcbcrung) 
unb  anbem  tleinen  SerftdjerungSanftalten  dbnlid) 
finb,  fteben  in  wrrid)erung*ted)niid)eT6infid)t  bintet 
ben  gropen  Serftcbcrungganftalten,  bie  bie  ©efabt 
übet  gtö&cte  ©ebiete  verteilen,  jurfld. 

Bauernbefreiung,  f.  Sb.  17. 

Bauern « Brucgbcl ,  Ü)laler,  f.  Sruegbel. 

Baucrubunb,  j.  2anbmirtf*aftlid?e  Seteiue. 

Bauernbttrg,  f.  Sutg. 

Bauernbamm,  f.  v^flaftcrung. 

Bituerncmancipation,  im  allgemeinen  bie 
Befreiung  beS  Sauern  oon  ber  perfönlicben  Unfrei» 
beit ,  bie  fid)  in  ber  form  ber  Ceibeigeufcbaft  (f.  b.) 
ober  erbuntertbönigteit  bi*  in  bie  neuere  3«»*  n'- 
baltcn  batte.  (3.  Slgrargefeftgebung.)  Bonug*meife 
ift  biefer  HuSbtud  gebtdud?lid>  für  bie  Befreiung 
ber  rul).  Sauern,  bie  burd)  ba*  üJtanifeft  2lleran= 
ber*  II.  üom  19.  gebr.  (3. 9Jtftrj)  1861  öolhogen  »or 
ben  ift.  Riebt  weniger  al*  23  SJKfl.  Seibeigene  et= 
gelten  bierburd)  ibre  perfönlidje  ^reibeit,  wenn  fte 
aud)  nod)  mAbtenb  einet  übetgang*ieit  in  einet 
jeitmeiligen  Sflidjtigfeit  üetbliebeu.  Sinnen  2  lob- 
ten f ollten  bie  ©tunbbetten  ibnen  ibre  £dufet  nebft 
angemeffenen  Sanbantcilen  gegen  3'"*  "bet  Sr: 
beit*leiftungen  jur  Ru&nicfmng  übermeifen,  unt 
e*  mar  ben  Befreiten  bann  bie  üftöglicbtcit  geboten, 
bie  ödufer  nebft  3ubebör,  foroie  unter  3uftimmung 
ber  ©ut*beft&er  aud)  ba*  Sanb  al*  eigentum  ju  er 
werben,  ^ie  Slblofung  erfolgte  in  ber  Söeife,  bafe 
bie  Seiftungen  be*  Bauern  nad)  bem  3»n*fufe  Don 
6  Broj.  fapttalifiert  würben  unb  uon  bet  fo  bete* 


Digitized  by  Google 


©auernfäuger 

neten  Summe  20  proj.  fofort  an  ben  ©runb&errn  ju 
be jablen  waren,  »dfjrcnb  bie  Steßterung  bemfelben 
bei»  iHeft  oon  80  Proj.  in  fünfprojentigen  Sd)a& 
fdjeinen  ober  SoSlaufScertififateii  abtruß  unb  oon 
ben  Säuern  bieten  93orfd)uj$  im  Saufe  oon  49  3ai> 
ren  in  ©eftalt  einer  ,«Jinä  unb  Slmortifation  bar= 
ftellenben  uuote  oon  6  Proj.  beSfelben  einjoß.  SUS 
Käufer  tonnten  fowobl  Ginjelne  unb  ©enoffenfebaf» 
ten  wie  aud),  im  Sin  fd)  Infi  an  baS  in  !Hufrtanb  weit« 
oerbreitete  Spftem  beS  ©cmeinbebefi&eS  (f.  OJiir), 
bie  93aueritßemeinben  auftreten,  beren  OJtitaliebcr 
bann  folibarifd)  für  bie  SoStaufSfumme  nie  für  bie 
übrißen  Slbaaben  bafteten.  %m  ßamen  mürbe  unae- 
fdbr  ein  Drittel  beS  abliaen  ©runbbefiheS,  ndmlicb 
35779014  Defftatincn  (390886  qkm)  an  9795163 
dauern  überwiefen.  So  unabweisbar  bie  93.  in 
9lufrtanb  auch  aeworben  war,  fo  tonnte  Tie  boeb,  als 
tiefer  eingriff  in  baS  beftebenbe  9Dirtid?aftdfpftcm, 
aud)  nicht  opne  manage  mifrticpen  folgen  bleiben, 
beren  Jraßmeite  burd)  ben  geringen  93ilbungSftanb 
unb  bie  junepmenbe  äruntfuebt  bcr93auern,  oiel= 
fad;  aud)  burd)  baS  mit  laubmirtfdjaftlicpem  {jort- 
fdjritt  nid1 1  oereinbarte  Spftem  ber  ftelbgemeim 
fepaft  oergröfeert  mürbe.  SBdbrenb  halb  nad)  ber 
emaneipation  ber  93obeupreiS  in  einigen  ©ouDcrne.- 
mentS  50  unb  mebr  Projent  boiuu-  ftanb  als  ber  3lb= 
löfungSprei*  oon  1861,  mar  er  in  anbern  SanbeS* 
teilen  mebr  ober  weniger  erbeblid)  unter  ben  Untern 
jurüdgegangen.  eine  amtlidbc  Unterfucbung  ber 
lanbwirtfcbaftlidjen  Serbältniffe  feit  ber  93.  würbe 
1872  burd)  eine  ftommiffion  oeranftaltct,  bie  einen 
ausführlichen  SBericfot  mit  Dielen  Vlnkia.cn  (5  93be., 
Petcvib.  1873;  ruffifd))  oeröffentlicbt  pat.  einen 
turjen  Überblid  beSfelben  ßiebt  Söalder:  «Die  ruff. 
Hgrarfraße»  (93erl.  1874).  —  93ßl.  ^artp aufen,  Die 
ldnblid?e  Serfafiunß  5Hu|lanbS  (Spj.  1866).  3n 
betreff  ber  93.  im  allßemeinen  Dßl.  Suaenbetm, 
©efebiebte  ber  Stufbebuug  ber  Seibeißenfcpaft  unb 
£>frißtcit  in  Europa  (peterSb.  1861). 

ttanernfänger,  ©auncr,  bie  unerfahrenen  ^Jcr- 
fonen  auflauern  unb  fid>  an  fie  beranbränßen ,  um 
ib,nen  ©clb  im  Spiel  abjunebmen. 

©auernfeinb,  Karl  3Jtarimilian  oon,  ©eobät 
unb  Ingenieur,  ßeb.  18.  31oP.  1818  ju  Straberg  in 
Cbertranten,  loibmete  fid)  1836—41  ju  Starnberg 
unb  2Ründ?en  tedjnifdjen  Stubicn ,  mar  bis  1844 
an  ber  93aulcitung  fflr  bie  3id)telgebirgSbabn  bc 
teilißt  unb  lourbe  bierauf  als  Hilfslehrer  an  bie 
^ngenicurfdmle  ju  3Jlünd)en  berufen,  öier  würbe 
er  1846  aufeerorb.,  1851  orb.  profeffor  ber  ©co= 
bdfie  unb  3nßenieurwiifenjd?aften.  93on  1858  bis 
1868  war  93.  aujjerbem  als  93aurat  unb  Referent 
im  bapr.  SKinifterium  beS  Innern  tpdtig,  1868 
würbe  er  »um  Direttor  ber  naep  feinem  Plane 
auS  ber  SRüncbener  polptccbnifcben  Säurte  umge- 
fepaffenen  Jedjnifdjen  öod)fd)ule  ernannt,  weid?e£ 
5lmt  er  bis  1874  unb  wieber  1880—83  belleibcte. 
Seit  1865  3JMßlieb  ber  töniglid?  bapr.  Sltabemie 
ber  SBifienfdjaften  unb  ber  europ.  ©rafcmeffung, 
würbe  er  1873  oom  Äönig  oon  93apem  in  ben 
perfönli*en  HbelSftanb  eTboben.  Gr  trat  1890  in 
ben  IKurjeftanb  unb  ftarb  2. 2lug.  1894  in  Üflüncpen. 
3u  93.S  ßeobfitifdjen  Sdjriften  ßebört:  «Ibeorie 
unb  ©ebraud)  beS  ^riSmentreujeS»  (SJlünd).  1851). 
2>ie  »Irfinbunß  biefeS  allßemein  anßcwenbeten 
^nftrumenteS  berubt  auf  ber  dntbedunß  beS  93er! 
faficrS,  ba|  burd)  totale  5Reflerion  breifeitißer 
©laSpriSmen  oon  beftimmter  ©eftalt  einfallenbe 
Sicbtftrablen  um  fonftante  Söinfel  oon  beftimmter 


—  »auernfelb  487 

©röfje  abßelentt  werben.  2Rit  biefer  Gntbedunß 
war  aud)  baS  jum  Miellen  oon  Untfernuiißen  bie- 
nenbe  93auernfeinbfd)e  ?)iftan)priSma  cv 
funben.  hierauf  folßte  93.S  ^auptwerl:  *Glemente 
ber  93crmef)unßSlunbe»  (9  93be.,  Stutta.  1856—68; 
7.  Mufl.  1890).  2>urd)  feine  «93eobad)tunßen  unb 
Unterfucbunßen  über  bie  ©enauißleit  barometri^ 
fdber  JDöbeumejfunßen»  (SDiüncfc.  1862)  wirtte  93. 
babubreebenb  in  ber  oielumftrittenen  Araße  über 
ben  9Bert  ber  93arometermeffunßen,  inbem  er  jeißte, 
bafi  unb  warum  bie  auf  biefem  9Beße  ^efunbenen 
\>ol'on  eine  tdßlicbe  s13eriobe  haben,  alfo  oon  ben 
burd)  Jlioellieren  erbaltenen  nad)  beftimmten  Ke^ 
ßeln  abweichen.  XninQpfenb  an  biefe  Slrbeit  liefert 
bie  Slbbanbluna  über  "Tic  atmofvbdrifcbe  Strab- 
lenbrccbunfj  u.  f.  w.»  (2  9lbfd)n.,  2«ünd).  1864—67) 
eine  üpeorte  biefer  @rfd)einunß.  $Jn  ben  « ©rßeb= 
niffen  auS  93eobad)tunßen  ber  teneftrifd)en  :Hc ira!- 
tion»  (3  ^efte,  3Jlünd).  1880—88)  wirb  jum  erften= 
mal  nad)ßewiefen,  baf^  bie  trißonometrifd)  beftimm: 
ten  $>obeu  eine  tdßlicpe  ^eriobe  haben.  Slnbere 
Sd)riften  fmb :  «93eobad)tunßen  unb  Unterfud)unßen 
über  bie  Gißenfcbaften  unb  praltifdje  93eTWertuiiß 
ber  9laubetfcben  Slneroibbarometer»  (SDlfutcb.  1874), 
«2>aS  bapr.  ^rdcifionSnioellement»  (8  6efte,  ebb. 
1870—90),  a$aS  ^rdciftonSnioellement  in  93apern 
lwbt  ■:■  beS  ^beinS»  (enbßültiß  bearbeitet  oon  Certel, 
ebb.  1893).  93on  ben  ittßenieurmiffenfd)afttid)en  :'l  r 
beiten  93.S  finb  anjufübren:  «93eitraß  jur  ibeorie 
ber  93rüdeiißewölbe«>  (1846),  «93orleßebldtter  jur 
33rüdenbaufunbe>»  (3.  Äufl.,  2  93be.,  Stuttß.  1876), 
«93orleßeblätter  jur  Strafienj  unb  Gifenbabnbau= 
tunbe«  (3Jcünd).  1856),  «^orleßebldtter  jur  Baffer: 
baulunbe  mit  erldutembem  $ert»  (ebb.  1866), 
«•©runbrii  ber  93or(efuitßen  über  (i  rD  unb  Strafen: 
bau»  (ebb.  1875).  eine  1856  oerfafete,  nid)t  ße^ 
brudte  3)enlf«brift  über  eiferne  93rüden  ßab  SJer^ 
anlaffunß  jur  SluSbilbunß  unb  Patentierung  be* 
<|Saulifd)en  33rüdenfpftemS. 

löaucrnf clb,  Gbuarb  oon,  Suftfpielbicbter,  aeb. 
13. 3an.  1802  ju  ffiien,  ftubievte  bafelbft  bie  9ied)te, 
mürbe  1826  fionjeptsprattifant  bei  ber  nieberöfterr. 
iKeßierunß ,  erhielt  1830  eine  Stelle  bei  ber  >>ot- 
tammer  unb  1843  bei  ber  fiotteriebirettion;  fpäter 
würbe  er  Leiter  be«  CottoßefdUS.  eine  Steife  burd) 
Sübbeuti(hlaiib  nad)  Paris  unbfionbon  (1845)  oer* 
leibete  ihm  bie  oormärjlicpen  93erbdltniffe  ufter: 
reicpS,  bie  er  fepon  oorber  in  feinen  als  Petition 
ßeßen  bie  Genfur  einßereid)ten  «Pia  desideria  eineS 
öfterr.  ScbriftjtellerS»  (1842)  tritifiert  hatte;  1848 
oerlicn  er  ben  StaatSbienft ,  um  fid)  ßanj  ber  Sit: 
teratur  ju  wibmen.  £t  würbe  fpdter  geabelt  unb 
lebte  bis  ju  feinem  lobe,  9. 3htß\  1890,  nirudße* 
joßen  in  feiner  93aterftabt.  9tod)  etnißen  mi^ßlüdten 
bramat.  93erfudjen  fepluaen  «Seichtfinn  auS  Siebe« 
(1831)  unb  befonberS  «XaS  Sicbeöprototoll»  (1831) 
burd).  93on  feinen  Suftfpielen  haben  bann  namentlich. 
«2)ie93etenntniffe»(1834),«93ürßerlich  unb  romaiv 
tifd)»  (1835)  unb  bie  älleßoric  ber  StaatSjuftdnbc 
«©rofjjäbria»  (1846)  bauernben  33übnencrfolß  ße: 
habt.  Wacbftbem  finb  beroorju beben:  «2)aS  laße 
bud)»  (1836),  «Der  litterar.  Salon»  (1837),  «Der 
fatcßorifdje  3»"P«atio»  (1851),  «Ärifen»  (1851), 
«$ata  iWorßana>»  (1855),  «Die  9Jirtuofen»  (1855), 
«GrceUenj»  (1865),  «SluS  ber  ©efcllfcpaft»  (1867), 
«ÜJieberne  ^ußenb»  (1869),  baS  biftor.  Suftfpiel  in 
93erfen  « Sanbfrieben »  (1870),  «Die  9Jerlaffenen» 
!  (1878)  unb  «üRdbcbenracbe,  ober  bie  Stubenten  oon 
I  Salamanca»  (1881).  3m  Suftfpiel,  jumal  imSalon« 


Digitized  by  Google 


488 


Boutrngttben  —  £3auenif)au8 


ftüd,  ließt  58.«  Stärle,  roäbrenb  allerlei  pbantaftifdje  1 
Tid)tungen  unb  emfte  Dramen  «Gin  beutfcber  \ 
Äricger»  (1844),  «^ronj  oon  Sidingen«  (1&5G), 
«Hllibtabe«»  (1889)  abfielen.  93.«  Salonftüde  finb 
wahrhafte  gefellfdjaftlidie  ©emälbe,  bie  ba«  moberne 
fieben  felbft ,  n  i  *  t  b  [  e  f;  ba«  befd>ränlte  bürgerlicher 
^amilienlreife,  unb  bie  geiftige  93eroegung  ber  >}eit 
roiberfpiegeln.  Tie  Gbaraftere  finb  lebenbig  gejeicb» 
net,  bie  Situationen  gefdridt  unb  tbeatraltfd)  roirl» 
[am  burd?gefübrt.  Tie  ©eipräd?*fubrung  ift  duf.crft 
geroanbt  unb  Wufter  be*  flonoerfation*ton«,  geift» 
II,  elegant  unb  oon  ungejroungenem  2öi&,  ber 
aud)  in  93.*  Gpigrammen  «3abme  Jenien» 
brud  fanb.  9(uf  9(eid)tum  ber  Grfinbimg  unb  lunft- 
vollen  Slufbau  legt  93.  roenig  ©eroidjt.  Gr  oer» 

BfUe  aiut  einige  Sibretti,  fo  )u  ftranj  Säubert« 
per  «Ter  ©raf  oon  ©leiten»,  ferner  «®ebid?te» 
(£pi.  1852  ;  2.  Kuß.  1856),  unter  benen  aber  nur 
bie  fatirifdjen  93ead)tung  oerbienen,  unb  ein  «^oeti» 
lebe*  Jagebud)»  oon  1820  bi*  1886  (93erl.  1887). 
93.«  bramat.  Arbeiten  fmb  in  feinen  «©cfammelten 
Sdjriften»  (12  93be.,  Sien  1871—73)  Dereinigt  (ber 
12.  93anb  bietet  au*  bie  Memoiren  ■  ,'l u«  Sit-  unb 
5Reu»Sicn»),  tnebrere  eridjienen  aud)  in  iReclam* 
«Unioerfalbibliotbel».  Ten  «Tramal.  9tod>lafe» 
gab  oon  Saar  berau*  (Stuttg.  1893);  Ä.  ©loff« 
gab  berau«:  «?(u*  Sagcbücbern»  (93b.  1—2, 
Sien  189*)-%).  93.«  edjt  roienerifebe*  Sefen  jei= 
tigte  «Siener  Ginfdlle  unb  $lu*fälle»  (1852)  unb 
« Gin  93ud)  oon  uns  Sicncrn  in  luftig»gemütli(ben 
Weimlein  oon  SRufticocampiu*»  (1858).  Ter  polit.» 
boltrinäre  9ioman  «Tie  $reigelaffenen.  93ilbung*= 
gefdndrte  au*  Cfterreicb«  (2  93be.,  93erl.  1875)  be= 
(tebt  im  »efcntlidjen  aus  2lpbori*men;  &rüd?te 
feine«  Älter*  roaren  ba*  fatir.  ©ebiebt  «3lu*  ber 
Wappe  be*  alten  gabuliften»  (Sien  1879)  unb  fein 
«Sooellenlranj»  (ebb.  1884).  —  9$gl.  Stern,  95.  Wit 
perfönlid>en  Grinnerungen  (3. 3lufl.,  Cpj.  1891) ;  oon 
©ottfrtall  G.  oon  03.  (in  «Unferer  3eit»,  1890,  II); 
Horner,  93auernfelb  (l'pj.  1900). 

«aucrngclbcu,  93auerngülben,  93argtl» 
ben,  93tergelben  ober  ©ültebauern,  im 
Wittelalter  «yrei«  in  Wittelbeutfd)lanb,  roeldje  aber 
bem  Cberberm  ober  iHntter  jfibrlid)«  3mfm  (@ül» 
ten)  entridbten  mußten. 

»öaucrngcndjtc ,  im  Wittelalter  in  einigen 
©egenben  auf  bem  Canbe  ©eriebte,  meldte  oon  einem 
93aucrnrid)ter  (©ograf)  al*  93orft&enbem,  fünf 
bi«  fed)*  93auerngenoffen  al«  ©eifthern  unb 
einem  ©ericfctefdjretber  abgehalten  rourben;  bie» 
felben  entfdncben  Ober  geringfügige  Streitigleiten, 
befonbere  ben  93efthftanb  betreff enb,  unbebeutenbe 
Vergeben  u.  f.  ro.  Ta*  Verfahren  mar  fummarifdj, 
bie  Gntfcbeibung  bieft  93auernfprad)e. 

)tf  auerngr  of  rfjctt,  eine  um  1350  in  ®o«lar  ge- 
prägte Silbermünje,  auf  beten  9)üdfeite  bie  Jlpoftel 
Simon  unb  3uba«,  bie  Sdju^beiligen  ber  Stabt, 
in  ganzer  ftigur  bargeftellt  ftnb.  Ter  gemeine  Wann 
fab  bie  ?lpo)tel  mit  ipren  Stdben  für  93auern  mit 
Knütteln  an  unb  nannte  baber  bie  Wün)e  93. 
«aucrngülbcn,  f.  93auerngelben. 
©auerngut,  f.93auer,93auerngut,93auernftaiib. 
^auernhaue*.   9iad>  ben  oerfdjiebenen  ©e> 
roobnbeiten  be«  2ant>e$  bat  ba*  93.  unb  bie  e*  um» 
gebenbe  fiofftätte  febr  oerfdjicbene  ©eftalt  ange» 
nommen.  3°  neuerer  Seil  bat  man  ber  (Srf  orfdnmg 
biefer  beroorragenbe  ylufmerlfamfeit  jugeroenbet, 
toeil  man  bie  luUurgefd?id?tlid)e  93ebeutung  ber  ,"jort« 
rntmidlimg  bc«  bcnti*en  unb  germanifeben  9^.,  na» 


mentlid)  aud?  ipre  93ebeutung  für  bie  93eurteilung  ber 
Stamme*eigenarten  erlaunt  bat.  hierbei  ging  man 
oon  ber  93eobad)tung  au«,  ba^  bie  Aufteilung  ber 
Sidcr  an  eine  ©emeinbe  eine  jener  (ünrieptungen  ift, 
bie  bem  Sanbel  toenig  unterliegen, bafj  man  alf o  au« 
ber  Torfanlage  unb  ber  ftluranorbnung  ertennen 
tann,  roelcbe  Nation,  meiner  Stamm  urfprünglid) 
am  betreffenben  Orte  anfäfftg  geroefen  ift.  Selbft 
bei  fpdtern  Gimoanberungen  bebieltcn  bie  neuen 
93cfifter  meift  bie  urfprünglidjc  ^ideroerteilung  bei. 
Tie  frfinf.  TBrfer,  namentlid)  am  üRbein,  bilben  ju* 
meift  einen  ungeorbneten  Raufen  (ba*  Sort  Torf 
bat  gleiten  Stamm  mit  bein  lat.  tnrba,  Raufen), 
in  »elcbent  jeber  93etoobner  T«b  na<b  Silltür  auf 
einem  ber  ibm  geberigen,  nad?  «Huren  geteilten 
©runbftüde  fo  anficbelt,  tan  bie  4?dufer  bid)t  an* 
einanber  rüden.  Ta*  fdd^f.  &au*  ftebt  meift  ge< 
fonbert  inmitten  be*  gefd^Ioffenen  Slder*,  fo  bafe 
eine  Torfbilbung  gar  nidjt  erftrebt  »irb,  in  flaw. 
Slnfiebelungen  finb  bie  ©runbftüde  f  onjentrifd)  auf 
einen  $lafe  )u  gerietet  unb  fteben  bie  £>dufer  im 
greife  ring*  um  biefen,  ben  «9ttng».  Ten  Stamme*» 
eigentümlidjfeiten  entfpredjenb  b,aben  fidj  nun  aud) 
bie  cinjelnen  formen  be*  93.  entmidelt.  Tie  Ur< 
formen  feftjuftellen ,  ift  bi*b<r  nur  oermutung*» 
toeife  möglid;  geroefen.  Tic  altgerman.  93aurocife  ift 
ba*  3immcrn.  93ei  ber  oerbfiltni*md^ig  geringen 
Siberftanb*fraft  be*  ipolje*  gegen  ba*  Verfaulen 
unb  gegen  93ranb  ftnb  93.  au*  älterer  3*it  roic  bem 
16.  3at>rb.  nidjt  mehr  oorbanben,  ober  boeb  nidjt 
nadjroei*bar.  3m  allgemeinen  tann  man  aber  er» 
leimen,  bafj  ni*t  ber  93lodbau,  fonbern  ber  Stdn* 
berbau  ben  meiften  german.  Käufern  eigenartig 
roar.  ^moieroeit  ba*  altgried).  unb  altital.  £>au* 
(f.  6au«)  in  9?ergleid>  ju  )ieben  ift,  ba*  urfprflnglid) 
aud)  ein  ^oljbau«  roar,  muft  nodj  genauem  Unter* 
fuebungen  oorbcbalten  roerben. 

31m  toeiteften oerbreitet  in  Teutf  d?lanb  ift  ba« 
fränlifd)  =  tbüringifd)c  93.  (f.  Jafel:  93auern* 
bduf er  I,  %\a.  1  u.2).  Seine  ©renje  gegen  91.  jiebt 
ftd?  oon  ber  Waa*  bei  93enlo  bi*  jur  ftubrmunbung, 
bie  Wubr  binauf  bi«  jur  roeftfäl.  ©reiue,  läng«  be* 
Saume*  be*  üHotbaargcbirgc*  bi*  iübli*  oon  Clpe 
unb  n5rblid)  roeiter  bi«  nad?  Dfterburg,  roenbet  fid) 
bann  nörblid)  be*  öabid>t*roalbe*  über  3i<«nbeTfl 
nacb  Wflnben  an  ber  Sefer  unb  £>ilbe«bcim  unb 
trifft  bie  Glbe  bei  Jangermflnbe.  ©eiterbin  wirb  bie 
©reme,  bie  f  onft  ftd)  jiemlid?  genau  mit  jener  jroifcbcn 
mittel»  unb  nieberbeutfeben  Tialelten  bedt,  immer 
ungenauer.  Ta*  fräntifcb=tbüringifd)e  93.  feidmet 
ftd)  iundcbft  baburdb  au«,  bau  e«  einen  Zeil  einer  gc- 
jd) loffenen  öofftätte  bilbet.  6*  ftebt  mit  ber  Stbmal» 
feite  gegen  bie  Strafse  ju;  an  erftere  legt  ftd>  ein 
Toppcltbor  für  Sttfigdnger  unb  Sagen,  roeiterbin 
bie  ?lu*jüglenoobnung.  Tem  93.  gegenüber  befinbet 
ftd)  ein  geionberte*  Stallgcbäubc,  bem  i  bor  gegen» 
über  bie  Sdjeune.  Witten  im  $>ofc  befinbet  ftd)  bie 
Tungjtättc  unb  ber93runnen,  binter  ber  Sd>cune 
ber  Cbft»  unb  ©emüfegarten.  Ta*  93.  felbft  ift  in 
brei  Seile  geteilt:  in  ber  Witte  befinbet  ftd?  bie 
ftücbe  (ber  alte  öerbraum),  oon  ber  jumeift  oorn 
ein  Jeil  al*  glur  ((SrcnJ  abgetrennt  ift.  93on  biet 
gelangt  man  nad)  bem  Stall  unb  nad)  ber  Stube. 
Urfprünglid?  bürfte  ber  ganje  93au  in  f>oh  au*» 
gerührt  geroefen  fein,  früh  begann  man  Rücbc  unb 
Stall,  fpäter  ba«  ganje  Grbgefd)of}  in  Stein  au*» 
mfübren.  Sin  ber  Stube  behielt  man  ber  Särme 
roegen  lange  ben  93lodbau  jroifd?en  Stänbern. 
Tagegen  blieb  ba*  Cbergef*ofi  bi*  in  bie  neuefte 


Digitized  by  Google 


BAUERNHÄUSER.  I. 


1  Fränkisch  •  thüringisches  Bauernhaus.  4.  Längsschnitt  zu  Fig.  3. 


6.  Schwarzwälder  Haus.  7.  Längsschnitt  7.11  Flg.  6. 


Brockhau»'  Konrcr«atii>m- Lexikon.    14.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


BAUERNHÄUSER.  U. 


1.  Holsteinischen  Haus. 


n 

f 

9 

h 

k 

m 

l 

Grundrifs  zu  Fig.  1. 


6.  Hesslsrhes  Haus 


C3 

6.  Grundrifs  za  Fl*,  f». 


7.  Westfälische!«  Haus.  Querschnitt. 


10 


J  '  \ 

a 

1  "i 

10.  11  Nordlsr  he« 
Hsus.  Grundrisse. 


8.  Hlnterpommersches  Hriih. 


9.  Grundrifs  zu  Elf,  8. 


Bruckhaui'  KonTeraatiunt  -  Lexikon.    U.  Autl. 


Digitized  by  Google 


4*9 


3cit  hinein  meiit  &oIjbau  unb  j»ar  hier  in  ber 
neuem  93auf  orm  bc*  9licgel»crt$.  Die  Stube,  ba* 
bei&t  ber  Cfcnraum  (vom  neulat.  stufa,  ber  Ofen), 
jeigt  bie  tppijite  Sonn  aller  beutfefaen  93auernftuben. 
3n  ber  (*dc,  in  »elcbcr  fid)  nad)  bet  Strafe«  unb 
nad)  bem  ftof  ju  ftenfter  befinben,  ftebt  bic  33ant 
(ber  öoffifc),  baoor  ber  Jifcb,  gegenüber  ber  Ofen 
unb  bie  93etten.  iDenn  ba*  $>au*  größere  93erbält- 
niffe  annimmt,  »irb  ber  Weltraum  bur 4  eine  2Banb 
abgetrennt  unb  erf  cbeint  f  omit  a  1 e  bef  onberc  Kammer. 

Da*  Scbmeijcr  95.  (ftig.  3,  4  u.  5)  ift  auf 
benfelben  Jppu*  juriidjufübren  »ie  ba*  fräntifebc. 
9tur  finb  ber  SUmmirtfcbaft  entfprccbcnb  bie  >>  0  f 
anlagen  anber*  geftaltet,  finb  vor  allem  bie  Ställe 
in  SEBcßfall  getommen.  G*  beftcht  ber  bargeftelltc 
©runbrifj  bc  mit  ad)  nur  au--  bem  £>erbrauin  b  mit 
bem  über  bem  f>crbe  fid)  aufbauenben  (trogen  ÜHaud): 
mantel  unb  ber  turnt  eine  Klappe  ©erfcblicfsbarcn 
Gffe  unb  einem  gefonberten  floebberb.  93om  £>crb; 
räum  ift  bie  flammer  e  abgetrennt;  ju  ibm  filljrt  ein 
fl  berbcetter  ©ang  ( 2  a  u  b  e )  a.  Die  3 :  u  b  e  c  »igt  bic 
Acnfterbanl  in  verlängerter  Sonn,  ben  Jifcb  unb 
Ofen  fo»te  lint*  am  Eingang  einen  Jellerfcbrant; 
auch  biet  ift  eine  flammer  d  abgetrennt,  SÜäbrenb 
beim  frdntifd)»tbüringifd)cn  93.  ba*  Dbcrgefcbofs 
aufgebaut  erfebeint,  ift  e*  bier  burd)  eine  »agereebte 
leilung  au*  bem  urfprflnglicb  einheitlichen  5Raum 
entftanben  unb  »irb  ©aben  genannt.  Die  Ohe 
»ärmung  bc*  obern  ©efeboffe*  gefebiebt  bann  aud) 
bureb  bie  Dli&en  ber  33oblenbede  bc«  untern. 

Slbnlid?  ift  ba*  alamannifebe  ÜB.  geftaltet 
fgift.  6,  7  u.  8).  2) od?  würbe  im  worliegenben 
93cifpiele  ber  Qttn  a  ju  ©unften  ber  Stube  b  bc- 
fcbrdntt,  ebenfo  »ie  ber  »erträum  d  eine  größere 
$lu*bebnung  auf  floften  ber  flammer  c  erhielt. 
Tie  Obergeich  off  e  fmb  ebenfo  Wie  im  3  d)»c ijerbau s 
von  ben  untern  abgetrennt,  ber  »ort räum  allein 
bat  bie  öolle  Stod»ert*böbe.  Tie  Sidume  e  f  g 
»erben  in  gleicher  Söeife  »ie  im  'Jranfenbau*  ju 
Ställen  unb  9$irtfd>aft*rdumen  benutit.  Der 
Sd)»eineftall  b,  ber  fleller  i,  ber  ftbort  k  unb  ber 
93runncn  1  bagegen  finb  außerhalb  be*  öaufe*  an 
georbnet.  Da*  bejeidjnenbe  Wertmal  ber  anläge 
ift  bie  Anlehnung  an  einen  f>ügel,  berart,  baft  ber 
93obcnraum  über  eine  93rflde  x>on  ber  SHfldfeüe  be* 
Öaufe*,  in  arofien  93.  mit  bem  Grnteroagen,  be* 
jabren  unb  al*  Speicher  benuht  »erben  (ann.  6* 
tft  alfo  hier  ba*  gameöau*»efen  be*  93auern  unter 
ein  Dach  gebracht.  Urfprüngüd)  feblt  bem £>erb bie 
(Sffe  unb  jiebt  ber  9iaucb  burd)  ben  Speicher  unb 
burd)  bie  IHi&en  ber  Dadjbedung  ab. 

Da«  Ällgducr  93.  (ftig.  9)  jeiflt  eine  »eitere 
Sluegeftaltung  ber  fr  an  f.  Einlage  unb  mag  alä 
93eifpiel  für  bie  gröfeern  93.  in  biefer  93auf  onn  gelten. 

Söäbrcnb  allen  biefen  b.  od)beutfd)en  6au$formrn 
bie  Cuerteilung  eigen  mar,  ift  bad  bejcid>ncnbe 
Werlmal  für  ba*  fddjfifdje  93.  unb  für  bie  au« 
biefen  entmidclten  jppen  bie  ballenförmige  fidnge» 
teilung,  »ie  Tie  ber  Ouerfd)nitt  be«  meftffil.  £>aufe* 
(f.  Jaf.  II,  ftig.  7)  wrbeutlidjt.  2)er  ftlurraum  ift 
bie  Diele,  meldte  urfprünglid)  ben  ganjen  93au 
burd?jiebt,foba^  ber  ßrntemagen  biefen  burdjfabren 
Kann,  ob,ne  gemenbet  ober  jurüdgefeboben  »erben  i\\ 
müffen.  3n  ben  Ülebenrdumen  Rnben  fid)  bie  Stdlle 
unb  93orrateräume,  »eldje  gleicbfalld  oielfad)  burd) 
öinfdiieben  einer  »ageredjten  Jeilung  in  i»ei  ©e: 
fd?oficjerlegt  »erben,  beren  oberer  meift  ßille  Reifet. 
3)er  Jöerb  befanb  fid)  urfprünglid)  an  einer  Seiten* 
»anb  ber  Diele,  bie  ©rnte  »trb  in  bem  Speicher 


'  unter  bem  Dadi  untergebracht,  ber  iHaud)  biirdjjiebt 
1  »ieber  ebne  (?fjc auffteigenb  ben Dad)raum unb  judpt 
fid)  feinen  3lu*»eg.  §m  t'aufe  ber  3eit  fanb  ba« 
fddjfifdje  93.  üielfadje  llmgeftaltung.  3«ndd;ft  »urbe 
ein«  ber  Sborc  in  ber  3ld)fe  burd)  ben  i>erb  uerfefet 
unb  ein  bef onberer  fbc rbraum  (ba«  gleet)  gefebaf' 
fen,  »elcber  mit  ben  'Jlebcnrdumen  für  ben  Mufcnt' 
balt  ber  (vamilie  (ber  Utlucbt)  unb  für  bie  bau*  lut  e 
vBirtfd)aft  beftimmt  mar.  Jln  ba«  genfter  ber  Ut» 
lucfot  rüdte  man  aud)  bie  93an(  unb  ben  in 
üblicher  Slnorbnung.  3«  weiterer  eitt»idlung  er* 
gaben  fid) £au*f ormen,  oon  »eichen  ba«  bitbrnar: 
|  fifche  öau«  (f.  7af.  II,  $ig.  3  u.  4)  al«  93etfpicl 
bienen  foll.  Sn  bie  »orbere  fiälfte  ber  2)iele  k  legt 
ftd)  bie  Stallanlage  11,  linl*  ber  Stall  für  ba« 
Mnbmeh,  recht«  für  ^ferbe,  je  mit  einem  9Birt= 
fd)aft«gange  mm  unb  einer  (leinen  ibür  jur  ^lb= 
fuhr  be«  Wifte«.  Da«  93ieb  ift  ftet«  fo  geftellt, 
bafe  bic  fiöpfe  in  bie  Diele  fdjauen.  Än  bie  Stdlle 
fcblie^t  fid)  bie  ©efmbeftube  d  mit  ben  feftftebenben 
93etten  (93ud)ten)  e  e.  Die  Utludbt  ift  jur  Äflcbe  g 
ge»orben,  an  bie  fid)  bie  Speifetammer  h  anfchlie^t, 
ber  %)irtfcbaft«raum  gegenüber  »urbe  al«  tiefer  ge* 
[  legter  Wollereiteller  c  au«gebilbet.  93on  ber  Diele  ift 
;  ein  großer  dtaum  a  abgetrennt,  ber  tßief  el,  $ef  el 
[  ober  $öfel  (neulat.  pisalis;  mittel bochbeutfeh  phie- 
|  sei,  »obl  von  giso,  ftampfen,  »eil  mit  Gftrid)  »er= 
fehen),  an  ben  nd)  bie  Stube  f  unb  bie  für  bie  3lu*- 
yügler  beftimmten  s3tebenrdume  b  b  b  anfcblie^en. 
^5n  ücrfchiebenen  fdchf.  ©egenben  entmidelt  fid)  ber 
Wiefel  mit  feinen  9lebenrdumen  }u  einem  felbftänbü 
gen  ©rbdube  üon  »ecbfelnben  formen. 

Da*  bolfteinifche  93.  (ftig.  1  u.  2)  entftanb 
in  feiner  bef onbern  $orm  baburch ,  baft  ber  ^erb 
nicht  an  bie  öintermanb,  f  onbern  an  eine  Seite  ber 
Diele  1  gerüdt  »urbe,  baburch  »urbe  ber  SHaum 
d  jur  flüebe  unb  c  jur  Stube,  an  »eich  letttere  fid) 
bie  flammer  b  unb  ber  Woltereiteller  a  anfdjliefien. 
Die  Speifetammer  e  fdbUefet  biefe  9ldume  gegen  ben 
s^ferbeftall  k  ab.  Huf  ber  anbem  Seite  liegt  bie  05c - 
finbeftube  h,  bie  93adftube  g  unb  ber  flornfpeieber  f, 
ben  ^ferbeftdUen  gegenüber  ber  flubftall  i  mit  bem 
©dnfeftall  m.  Diefe  6au«formen  finb  reijooll  burd) 
bie  SBeiträumigleit,  Uberfi*tlid?Ieit  unb  trauliche 
93ereinigung  oon  Jberrn,  ©eftnbe  unb  93ieb. 

(Sine  Übcrgang*ftufe  r>om  fdchf.  »um  frdnt.  ^au* 
hübet  ba«  bef  üf che  93.  (ftig.  5  u.  6).  Die  Diele  a 
ift  in  ber  93reite  oeTlümmert,  burchfehneibet  aber 
immer  nod)  bie  beiben  Stodmerle  ber  9lcbenrdume, 
oon  »eldjen  b  bie  Stube,  c  bic  flüebe,  d  bie  Speife= 
ammer  unb  e  bie  j»eite  flammer,  f  eine  31u«jügler= 
tube  ober  einen  9iorrat«raum,  g  ben  Stall  mit  bent 
eitlicben  Slu«gang  in  ben  £>of  bilbet.  9Jielfad)  »irr 
an  ber  93orberfeite  auch  bie  Diele  in  )»ei  ©efchoffc 
jcrlegt,  fo  tat,  über  bem  Jbore  eine  ddngeftubc 
erfcheint.  3n>if<hen  bie  altfdd)f.  6au*anlage  unb 
ba*  Dad?  »irb  vielfach  noch  ein  bef onbere*  ©efebof; 
eingebaut,  fo  ba|  ba*  93.  nad?  aufeen  breigefd)offig 
eridieint,  »ie  ^ig.  5  jeigt. 

Die  Witte  }»iicben  bem  beff-  unb  bem  bolftein. 
<5au«  nimmt  ba*  »eftfdlifcbe  93. '  aui.  7)  binfuftt 
lid)  ber  noch  bebeutenb  ent»idelten  Diele  ein;  boeb 
ift  bier  bie  &illc  fchon  burd)  bie  ganje  ©ebdubeldnge 
burchgefübrt.  ©runbfäftlich  anberer  Hnorbnung  cr- 
Jdjcint  ba*  norbifche  93.,  beffen  urfprünglichftc 
ijorm  (%'\a.  10)  bie  in  93lodbau  abgeführte  rechte 
»intlige  »alle  c  mit  bem  £crbc  d  unb  ber  für  bic 
ftrenge  flälte  nötigen  93orballe  a  ift.  3«  »eiterer 
«u*bilfung  (^ig.  11)  »irb  bie  .ftalle  in  ben  ^lur  a 


Digitized  by  Google 


490 


atouernfjof  —  23auernfrieg 


unb  bie  53orrat«fammer  b  »erteilt,  übet  biefen  23au; 
teil  aber  ein  Dbcrgefcbofe  (Ramloftftube)  errich* 
tet.  Die  Stube  c  enthält  br n  Cfen,  bie  53anl  unb  ben 
2\\A:  fowie  ba«  iBctt  glcid?  ber  bcutfdjen  Sauern: 
[tube.  Eine  ^ortentroidlung  bieder  f>au«f orm  ift  ba« 
pinterpommerf  d>e  33.  (Jig.  8  u.  9),  in  beffen 
©tube  g  ber  33adofcn  h,  bcr  6crb  i,  ber  Sommer: 
fam in  k,  ber  Radjofen  m,  ber  uon  ber  Sdule  1  ge* 
ftü&te  Raudjmantel  bie  oerfcfciebenen  gönnen  für 
ben  urfprünglichen  öerb  barftcllen.  Da«  Spülfafe  q, 
ba«  Spinb  r,  bie  Bant  unb  ber  Jifdj  p  unb  bie  23eb 
ten  n  unb  o  djarafterifteren  bie  Stube  juglcicb  al« 
Slrbeit«--  unb  Wohnraum.  Die  norbifcbe  liorballe  c 
ift  jum  glur  geworben,  »on  bem  bie  Öciter  d  in  ba« 
Obergeich  oft  führt.  Unter  ibr  ftebt  ba«  ©efinbcbett  e ; 
f  ift  ber  6tein  jum  ©etreibefd?roten.  S3or  bem  $lur 
ift  eine  neue  iBorballc  b  gegen  bie  Strafte  a  gebaut. 
Die  Kammer  s  unb  ber  Stall  t  oollenben  bie  ©c= 
famtanlage  be«  2Hodbaue«. 

3n  neuerer  3eit  »erf  dp  winben  bie  alten  formen  be« 
93.  nie  bv  unb  mehr,  woburdj  viel  von  ber  eigenartigen 
Schönheit  unferer  Dörfer  unb  uon  bcr  Stamme«art 
verloren  gebt.  Da  aber  bie  formen  au«  Seben«* 
gemobnbett  unb  93ebürfni«  entftanben  ftnb,  fo  ball 
fieb  ber  moberne  93au  oon  93.  noeb  Dielfad)  in  ben 
alten  33abuen,  wenngleich  manebe  wichtige  unb  reij- 
Dolle  Eigentümlicbfetten  febon  febr  feiten  ju  »erben 
beginnen.  —  3$gl.  @iUo,6anbbud)  bcr  Sanbbautunft 
(3  Sie.,  33crl.,  93raunfd>m.  u.  Salle  1797—1811); 
Engel,  &anbbucb  be«  lanbroirtf  d>af  Hieben  23auwef  ene 
(8.  «ufl.,  53ert.  1895);  ÜKeitjen,  Der  23obcn  unb  bie 
lanbwirtfcbaftlicbcn  9$erbältniffe  be«prcufe.  Staate« 
(4  93be.  mit  Sltla«,  ebb.  1873;  5.  53b.  1894);  fcofi 
mann,  Über  lanbmtrtfcbaftU^e  Jiefbautcn  (ebb. 
1867);  ^«nning,  Da«  beutfebe  £>au«  in  feiner  biftor. 
Entwidlung  (Stra&b.  1882);  Steigen,  Da«  beutfebe 
S>au«  in  feinen  Dell«tflmlicben  formen  (93erl.  1883) ; 
©labbacb,  Der  febweij.  fcoljftil  (Darmft.  1884—86) ; 
iDieringer,  Stubien  jur  german.  2$oir«funbe.  Da«  23. 
unb  bedien  Einrichtungen  (Sien  1892);  Reumetfter 
unb  f)äberle,  93.  unb  Heine  gewerbliche  Anlagen 
(Stuttg.  1895);  9Heüjen,  Änbau  unb  ?lararrecbt 
ber  ißölfer  Europa«  nörblicb  ber  Sllpen .  Abteil.  1 
(3  5*be.,  93erl.  1896) ;  SJceiborg,  Da«  93.  im  äerjog* 
tum  Sd)le«wig  unb  ba«  fiebenbe«  fehle*  wig.  Stauern* 
ftanbc«  im  16.— 18.3ahrh.  (beutiche  9lu«g.,  Sd?le«w. 
1896);  Deininger,  Da«  93.  in  Jirol  unb  3Jorarlberg 
(Söien  1896);  Dacbler,  Da«  93.  in  Rieberöfterrcicb 
(ebb.  1897)  ;  93unter,  Da«  93.  in  ber  öftl.  SRittelfteier* 
mar!  unb  in  benachbarten  ©ebieten  (ebb.  1897); 
Sutfd),  teuere  Veröffentlichungen  über  ba«  93.  in 
Deutfdjlanb,  CfterreiaVUngarn  unb  in  ber  Scbweij 
(33erl.  1897);  hielte ,  Die  93.  in  ber  2Jcarf  (ebb. 
1899);  Aufleger,  93.  au«  Cberbapcrn  unb  angren* 
jenben  ©ebieten  2irol«  (ÜJlüncb.  1900);  öunjifer, 
Da«  Scbwekerbau«  (?larau  1900). 

»auernbof,  f.  £anb»irtfd?aftlicbe  93auten  unb 
93auernb.au«. 

«aucrnfricfl,  im  ©egenfa^  ju  Ucinern  frübern 
Erhebungen  »erroanbter  art  befonber«  93enennung 
ber  großen  SHeüolution  vom  ^.  1525,  bie  fid) 
faft  über  ba«  ganje  obere  unb  mittlere  Deutfcblanb 
erftredte,  nidjt  blofe  bie  93auernfcbaft,  fonbern  autb 
bie  bürgerlicbe  9Jeüölterung  unb  jum  Jeil  ben  3lbel 
ergriff  unb  einige  IRenatc  binbureb  ba«  ganje  iHeicb 
in  djaotift+e  Semirruna  ftürjte.  Sd)on  cor  unb 
njdbrenbberbuffitifdjeni&enjegungmaren  jumal  im 
fübl.  Deutfdjlanb  Kleinere  agrarifdje  Erhebungen  t»ors 
gefommen;  1476  trat  im  Stifte  SBürjburg  ein  ^irte, 


ber  Pfeifer  oon  9^ üla« b auf en,  unter  un= 
gebeuerm  3u(auf  mit  bem  tommuniftifeben  trean 
gelium  unb  ber  $rebigt  gegen  ben  Drud  be«  geift* 
Udjen  Staube«  auf;  er  roarb  feftgenommen  unb  ale 
Äefter  »erbrannt.  1492  erboben  fid)  bie  5teuem  be« 
9lbt«  Don  Kempten  unb  bie  nieberldnb.  fldfe» 
bröber  (fo  genannt,  »eil  fie  al«  3eid?*n  iferer 
Slrmut  Mau'  unb  93rot  in  tbrer  Aabne  führten);  im 
Elfafe  warb  1493  eine  SJerfdjtoörung  entbedt;  1502 
bracb  am  Cberrbein  ber  9lufftanb  be«  93unbfd?ub« 
(f.  b.)  au«;  ferner  entftanb  1514  in  Württemberg 
gegen  öenog  Ulrid?  (f.  b.)  ber  93unb  be«  ärmen 
ttonrab«.  »ucb.  in  ben  Stlpenlänbern,  namentlidy  in 
Ädrnten,  batte  fid)  ber  9}unbf<bul)  eingeniftet  unb 
ju  einer  5Reibe  »on  blutigen  31  ufftfinben  (1478, 1503, 
1513, 1515)  geführt.  Sociale Urfadjen  waren  in  erfter 
iReibe  für  bie  (irtjebung  beftimmenb;  fte  richtete  fidb> 
gegen  «$faf[en  unb  Sbel»  unb  bie  ltrd>li(b=feubale 
Crbnung.  Der  Drud  ber  bauerlidjen  Jronbienfte 
unb  Abgaben  mar  jebenfad«  lofal  i ehr  r crfdjieben, 
mürbe  aber,  jumal  bie  $trren  oielfad)  bemüht 
»aren ,  auch  bie  redjtlidje  Stellung  ber  93auern  ju 
»crfcblechtern,  faft  allgemein  al«  ein  Unretbt  era= 
pfunben  unb  mar  ber  ftdrffte  ^ebel  ju  ber  Empö- 
rung. Der  bierburd)  erzeugte  >>af,  mar  feit  langem 
burd)  eine  aufregenbe,  grofeenteil«  aftrologifche  unb 
prophcHfche  9^olt«litteratur  gefebürt  morben,  al« 
bie  Deformation  mit  ihrer  pemidytenben  Äritif  ber 
6ierard>ie  unb  ihrer  jBwbigt  oon  ber  eoang.  grei« 
heit  ben  Sturm  entfeffelte. 

^aebbem  fid)  fdjon  im  3uni  1524  bie  93auem 
ber  i'anbgraffdjaft  Stühlingen  (bei  3 djaft häufen) 
erboben  hatten,  perbreitete  ftd)  mdbrenb  be«  SBinter« 
bie  Empörung  burd)  ganj  Dberfchmaben,  »o  aud) 
(unter  ÜJlitwirlung  ber  9)(emminger  Sieformatoren) 
ihr  berühmte«,  halb  allgemein  angenommene«  ^ro^ 
gramm,  bie  3»ölf  Strtilel,  entftanben  ift  (OTdrj 
1525).  Sreioeit  ber  3agb,  be«  ftifdbfang«,  ber 
J&oljung,  Aufhebung  ber  Seibeigenfdbaft  unb  be« 
Heinen  3ehnten,  Wahlrecht  eoang.  ^rebiger  waren 
bie  fiauptforberungen.  SBdbrcnb  aber  auf  bem  ur= 
fprünglichen  Scbauplal  ber  Sieoolution  bie  Streit' 
trdfte  be«  SdhmAbifdjen  93unbe«  unter  ®eorg  Zrui)- 
feft  nabc  baran  »aren,  ber  93e»egung  ein  3iel  ju 
(e^en,  »udjfen  überall,  oom  Elfafe  bi«  nad>  Steier* 
marf,  t»om  9)obenfee  bi«  nach  Öeffen  unb  iturfaebfen 
bie  « evangelifeben  Raufen»  ber  93auern  au«  bem 
3toben;  an  ba«  Rlofterf türmen  reihte  fid)  balb  genug 
bie  3erftörung  ber  »bel«fcblöffer.  93ielfacb  fcblofe  fid? 
bie  ftdbtifcbe  Demolratie  ber  93e»egung  an;  fo  ;u 
Rothenburg  ob  ber  Jauber,  SBürjburg,  Wüblbaufen 
in  Thüringen,  »o  2homa«  2)tünjer  (f.  b.)  feinen 
Iommuniftifcben®otte«ftaat  einrichtete.  "Manche  com 
3lbel  traten  aej»ungen,  manche,  trofe  be«  93lut* 
geriet«  in  $Öein«berg,  »o  ©raf  öelfenftein  mit 
feinen  Rittern  burdj  bie  Spiefte  gejagt  »urbe,  frei- 
willig in  bie  Reihen  ber  Empörer;  unter  ben  $übr 
rem  erjeheint  ©ö&  Don  93erlicbingen  (f.  b.)  unb  ber 
ritterliche  Demotrat  Florian  ©eper  (f.b.).  E#  fehlte 
nicht  an  mehr  ober  weniger  focialiftifcben  Reform^ 
projelten,  wie  fie  namentlich  in  bem  merrwürbigen, 
au«  fronten  ftammenben  Entwurf  einer  febr  cen- 
traliftifchen  Reicb«werfaffung  unb  in  ber  Sanbe«* 
orbnung  be«  Jiroler«  ©aifemaper  erhalten  fmb. 
3lber  faft  ebenfo  rafd)  wie  bie  3lu«breitung  erfolgte 
bie  grünblicbe  Rieberwerfung  ber  Resolution,  fobalb 
bie  geiftlicben  unb  weltlichen  Herren,  beren  manebe  be« 
reit«  förmliche  Verträge  mit  ben93auernheeren  einge^ 
gangen  waren,  fid?  von  ihrem  Sebreden  ju  erholen 


Digitized  by  Google 


Qaiutnfegen  — 

anfingen.  Stitber*  mächtige  2 timtue,  btc  urfprünjv 
lid>  beiben  Seilen  ihr  Unrecht  vorgehalten  hatte,  er« 
b ob  ftcb  in  erbarmuna*lofer  Schärfe  gegen  ben  fteg* 
reicb  vorbringenben  Aufruhr.  Am  12.  ifltai  ftegte  ber 
jrudjief;  bei  Sehlingen,  15.  SWai  Sanbgraf  ilbilipp, 
©eorg  oon  Sacbfen  unb ^einrieb  von  SBraunfcbmeig 
bei&rantenbaufen  über  SWünjer,  aml7.$erjogAti' 
ton  von  totbrtngen  bei  tflfafuabern;  2.  unb  4. 3>uni 
erlagen  bie  fränl.  Raufen  bei  Jlönig*bofen  unb  Sulj: 
borf  bem  Srudhfefi  unb  bem  SJJfäljer  urf  Qrften  fiub= 
«riß,  ber  auf  bem  äetmwea  bie  pfdlj.  Empörer 
(28.  Suni)  bei  SBfcbber*beim  fdblug;  bei  ber  Unter« 
werfung  Cberfcbwaben*  unb  ber  @ebirg*bauern 
balf  ber  berühmte  grunb«berg  (f.  b.)  mit.  3)te 
iRacbe  ber  fterren  war  entfefclid) ;  Jiriefl  unb  (frefu-- 
tionen  follen  über  lOOOOO  SWenfcbenleben  gefoftet 
babm.  Tie  ndcbften  folgen  ber  Revolution  waren 
bie  völlige  Serftellung  ber  bi*herigen  bäuerlichen  Ab; 
bdngigteit*oerbältnific  unb  bie  Abfehr  ber  grofeeu 
SWane  bc*  ?anbvoll*  von  ber  Reformation. 

SBgl.  Simmermann,  Allgemeine  ©efebiebte  be* 
großen  35.  (3  SBbe.,  Sturtg.  184 1  fg. ;  2.  Aufl.,  2  33bc, 
18545;  neu  bg.  von  SBilhelm  SBlo«,  ebb.  1891) ;  3örg, 
2)eutfd)lanb  in  ber  5Revolution*periobe  von  1522  bi* 
1526  (#reiburg  1851),  teubenjiö*;  Ouellenpublifa- 
tionen  von  Naumann :  Duellen  jur  ©eidnebte  be«  ty. 
au«  Cberfcbwaben  (Süb.  1877)  unb  Cuellen  jur  @e= 
fcbidjte  bc*  SB.  au*  Rothenburg  (ebb.  1878);  2or. 
Arie«,  ©efebiebte  be*  SB.  in  Oftfranten  (®ünb.  1876 
—78);  Sebdifer  unb  Stern,  über  bie  jroön  Artifel 
ber  SBauern  (Cpj.1868);  Sßogt,  £ie  bapr.  spolitit  im 
SB.  (Rörbl  1883);  fcartfelber,  3ur  ©efd)id?te  be*  SB. 
in  öuDweftbeuticblanb  (Stuttg.  1884) ;  SBaumann, 
3>ie  jmölf  Artifel  (flempten  1896). 

*  rt  tt  entlegen,  bie  (Sinjiebung  von  SBauernb,  Öfen 
burd?  bie  ritterfcbaftlidje  ©utebenfebaft,  um  ba* 
eingebogene  SBauemgut  bem  eigenen  ©runbbeft|(  ju 
in! orvorieren,  im  16.  unb  17. 3aPrh-  in  großem  Ilm« 
fang  in  ÜJledlcnburg,  Bommern  u.  f.  m.  ausgeübt  ; 
fpäter  fdjritt  bie  £anbe*gefe&gebuna  jur  Erhaltung 
be*  SBauernftanbc*  ein,  bie  bäuerlichen  Saften  wür- 
ben auf  ein  fefte*  :'Ji  an  jurüdgefübrt,  bie  (Sinjicbung 
beimgefallener  ober  von  ben  SBauern  verlaffener 
©flter  mürbe  unterfaßt,  vielmehr  jur  Grbaltung  bc* 
SBauernftanbe*  bie  lofortige  ©ieberverleihung  an 
einen  anbern  SBauern  }ur  Sßflidjt  gemacht,  i  vdter 
mürbe  jum  größten  Seil  bie  Örblicbteit  geftdiert  unb 
Ablö«barfeitber  gut«berrlicben  Caften  gewähr  letftet. 

tBaueruleier,  3Jlufifinftruinent,  f.  Trehleier  unb 
Safel:  9Rufifinftrumcnte  II,  ftig.  11  (SBb.  17). 

©auerttmieie  (SBauermtete),  i.  SBebemunb. 

Wauernmufit  (Conus  bebraeus  L.),  tropifebe 
Art  ber  ftegelfcbneden (f. b.)  mit  meiner  Schale,  mit 
fcbwarjbraunen  Ouerbinben  unb  bajmifcbcn  ftehen= 
ben  ebenfold>eu  vieredigen  ftledchen. 

»auernpraftif ,  f.  SJJraltil. 

hattet  nrcgcl  n,  bte  oft  gereimten,  int  auf  2Bit= 
terung  unb  aufCanbmirtfdjaft  bejiebenben  Sprüche 
be*  SBolf  * ,  bie  ftd)  teil«  auf  Aberglauben,  teil« 
aud)  auf  SBeobachtnng  grflnben;  man  finbet  fte  be» 
jonber«  in  üalenberu  angeführt  (f.  £o«tage). 

»Fauernreitc»,  SB  au  ernten  nen,  Sffiettrennen  1 
3 u  SBferbe,  bie  von  ber  ldnblid>en  SBevölterung  in 
Ylnfd?lun  an  ba«  Jöenenreiten  auf  großen  9lenm 
Plänen  bisweilen  abgehalten  werben.  Sie  bieneu  nur 
jur  SBeluftigung  ber^ufdjauer;  man  fleht  baher 
gewöbnlid)  von  einer  ®ewidjt«au«gleid)ung  ab;  bie 
Sterbe  finb  meift  untrainiert  unb  bie  Sleiter  ungeübt. 

«fBUcrnrierifcT,  i.  'oauemgena^TC. 


söauernöcreine  491 

SBaucrdfäge,  f.  Sägen . 

iPauernfenf,  f.  Ibens. 

iBauernfplcle,  !öe?eidjnung  für  bie  mittel 
a!terlid>en  Sdjaufpiele,  bte,  unter  ben  SBauern  Sübr 
beutfcblanb«,  befonber«  ber  Alpenlänber,  bi«  in« 
18.  ^abrb.  febr  verbreitet,  in  unfern  Sagen  bi«  auf 
wentge  dtefte  untergegangen  ftnb.  3)ie  »uffübrun« 
ten  ber  ^ircbenfcbaufpiele,  namentlid;  ber  ^affton«-- 
piele  (f.  b.),  bie  al«  gotte«bienftUd>e  f\eier  galten, 
latten  bie  Sanbleute  }ttr  92ad)abmung  gereijt. 
Schon  im  15.  3ahrh.  würben  unter  ihnen  foldje 
Spiele  gehalten,  teil«  al«  blofee  Sechfclreben  bei 
^rojeffionen.  teil«  mit  theatraliichet  ^urfifiuna  auf 
bem2)orftirchhofe.  5)ie  anfange  febr  etnfacbenSerte 
waren  von  (9eiftlid>en  ober  Kantoren  verfaßt  ober 
nach  ältern  eingerichtet.  Sine  berartige  Aufführung, 
in  bie  (Sulenfpiegel  fein  Untraut  fäet,  erjählt  ba« 
SUolt«bud)  von  ibm.  SDie  Hutten  begünftigten  bie 
SB.  unb  jetgten  ftcb,  um  Tie  ju  erhalten,  bem  volf«tüm= 
lieb  börflichen  ©efebmad  allju  wiUfährig  (f.  9Jcvfte= 
rien).  SDaburcb  gerieten  bie  Aufführungen  f cbliefilicb 
in  argen  SBerfall  unb  grobe  Auftbfiigteit,  wie  A.  von 
SBucber«  «Spottfptele  oon  ber  Sünbflut»  unb  Seb. 
Sailer«  garce  «Abatn«  unb  @ven«  Grfdjaffung  unb 
Sünbenfall»  (1783)  jeigen.  3«  Zivol  unb  Ober« 
bapern,  wo  bte  SB.  mit  bef onberer  Ceibenfcbaft  berrie= 
ben  würben,  befchränfte  man  ftcb  balb  nicht  mehr 
auf  biblifdje  Spiele,  fonbetn  führte  alle  Sonntage 
in  ben  6d?enten  ^eiltgengefd?id>ten  unb  9litter= 
lomöbien  auf.  ^eute  bähen  ftcb  von  ben  unjdhliaen 
3) orffchauf pielen,  bie  in  ber  Sdiweij,  Strol  (an  fefebe 
lehnen  ftd?  t'echleitner«  «Siroler  SB.»,  (Hfr nach  1890, 
jum  Seil  an),  Saljburg,  Steiermart,  Cberbapern 
unb  Schwaben  förmlich  eingeteilt  waren,  nur  febr 
wenige  erhalten;  ba«  berübmtefte  ift  ba«  SjJaffton«« 
fpiel  in  Dberammcrgau  (f.  b.).  Sleuerbing«  erneuere 
ten  aud)  SBrirlegg,  .«crii;  unbfiiefutg  bäuerliche  ^af 
fton«fptele.  SBrofane  SB.  blühen  nod>  heute  in  Kiefer«; 
felben  (Dberbaoern),  neuerbing«  audb  in  Scblierfee, 
ähnliche  gefchichtliche,  bod)  neuern  Urfprung«,  in 
Rothenburg  (f.  b.)  ob  ber  Sauber.  9iur  haben  btefe 
SB.  burd;  Spetulatton  auf  bie  «vremben  unb  ©aft 
reifen  (Sdjlterfee)  an  naiver  Urfprünglichleit  erbeb; 
lieb  eingebüßt.  —  SBgl.  ^icbleT,  «ber  ba«  3)rama  be* 
^.Mittelalter*  in  Sirol  (3nn*br.  1850);  ffieintwlb, 
^eibnad>t*fpiele  au«  SübbeutfoManb  unb  Scble 
Tten  (©raj  1853);  Sartmann,  Söoltefchaufpiele.  3n 
Tawern  unb  Cfterreidj  Ungarn  gefammelt  (ßpj. 
1880);  ScMoffar,  $eutfebe  SBol!*fd)aufpiele  unb 
'-Bauerntomtibien  (2  SBbe.,  Salle  1891);  ^cUingbau*, 
«9lieberbeuttche  SBauerntomöbien»  (Stuttg.  1880). 

«auernfprarbe,  f.  SBauerngeridjte. 

^aucntftötib,  f.  SBauer,  SBauemgut,  SBauern: 

Stauerntbran,  f.  Seberthran.  fftanb. 

spaucntvcrciiic ,  Vereine  bäuerlicher  ©runb= 
befther,  bie  für  bie  Erhaltung  unb  unliebe  unb 
materielle  Hebung  ihre*  Stanbe«  }u  Wirten  beftrebt 
ftnb.  3m  ©egenfat)  )u  ben  lanbwirtfchaftlicheit  Ver- 
einen richten  fte  [ich  mehr  unmittelbar  auf  vvaf- 
ttfebe  3roede,  bie  vielfach  aud)  auf  ba«  polit.  ©ebiet 
überführen.  —  Am  erfolgreichsten  bat  ftd)  In-ber 
ber  1860  gegrünbete  SBeftfälifcbe  SBauernver-- 
ein  entwidclt.  Denn  aud)  bie  2)litglieber  be*felben 
wobl  grb^teuteil«  ber  Sentrumepartei  angehören, 
fo  läfit  er  bod)  nad)  feinen  Statuten  (revibiert  1873) 
auebrüdlid)  Angehörige  ber  beiben  cbriftl.  Konfef« 
ftonen  ju,  bie  einen  tircblicben,  moralifdjen  unb 
nüiternen  Ceben*wanbel  führen.  3m  allgemeinen 
fönen  bieSRitalieber  felbftänbigen©runbbefih  haben 


Digitized  by  Google 


402 


»aiicntroefeer  —  ©augenoffenfdjaften 


unb  Sanbmirtfcbaft  betreiben,  bocb  löunen  aud> 
Pächter,  ©utsucrwaltcr  unb  anbere  Canbwirte  auf: 
aenommen  werben.  Sie  93eftrebungen  beS  SJercinS 
jielen  auf  Sbwenbung  von  ccfcätcn  für  ben  ©runb 
befih,  93efeitigung  »on  ilUinlräudicn.  fcblecbten  ®t- 
wobnbcitcn  unb  Viime,  auf  Verbreitung  ber  bem 
53auernftanbe  nü&licben  flenntniffe,  auf  Scblicb» 
tung  von  Streitigfeiten,  auf  ©rünbung  unb  jjör 
berung  gemeinnütziger  iünftalten  jum  vorteil  ber 
i'anbmirtfcbaft,  inSbefonbere  von  firebitanftalten 
unb  gemeinsamen  93erficberungen,  enblicb  aufb  auf 
93ef  örberung  lefctwilliger  Verfügungen  ober  entfpre- 
&' eub er  Verträge  unter  SJebenben,  roobureb  bie  bäuer- 
lichen Wuter  ungeteilt  unb,  foweit  eS  bie  beftebenben 
©efefce  ermöglichen,  obne  ;u  febwere  93elaftung  mit 
Slbfinbungen  auf  e  i  n  Äinb  ober  einen  Sierroanbten 
übertragen  werben.  Ter  2Beftfdlifcbe  93auernr>ercin 
bat  oorjugSweife  feine  praftifeben  $wedc  im  Hugc 
bebalten  unb  burd>  nützliche  Schöpfungen  unb  Q\n- 
riebtungen  bie  Sntereffen  be*  93aueruftanbcS  wirl= 
lieb  geförbert.  »nbere  bebeutenbe  93.  fmb  ber  UUjev 
nifebe,  öeffifdje,  SBeftpreufeifcbe,  Scblefifcbe  u.  f.  n>. 
93auernr>erein.  ßinjelne  ©ereine  geben  eigene  Cr= 
gane  berau*.—  über  bie  »flauernbünbe  f.  2ant>- 
wirtfdjajtlicbc  Vereine. 

>öaucrnrucfjcl,  3iegenpeter  ober  ÜHump* 
(Parotitis),  bie  entjünblicbe  Änfdjwellung  ber  Obr= 
fpeicbelbrfife  unb  be*  biefelbe  umgebenben  ;kllne- 
webe*.  Sie  tritt  meift  epibemifcb,  Seltner  fporabtfcb 
auf  unb  bilbet  juerft  eine  3lnfd>mellung  ber  CbV 
fpeidjelbrüfe,  bie  aber  bei  junebmenber  3ntenfität 
ber  (frfranfung  aueb  ba*  benachbarte  3ellgemebe  unb 
bef  onber*  ftarf  bie  am  öalfe  gelegenen  l'pmpbbrflfen 
ergreift,  fo  bafe  bie  ganje  betroffene  ©eficblSbälftc 
geschwollen  erfebeint;  boppelfeitige*  53efallenfcin  ift 
leiten.  IKäfeigeS  lieber  ift  in  ber  iHegel  Dorbanben, 
niebt  feiten  gebt  es  fogar  bis  ju  41  .  3n  10—14 
lagen  erfolgt  burchweg  Teilung;  SluSgang  in  Gitc= 
rung  ober  Verhärtung  ift  febr  feiten.  (Sine  unan= 
genebme  Scomplitation  ift  bei  ÜJtännern  ahite  >>pfo:i 
entgünbung,  bei  grauen  Gntjünbung  ber  Prüfte  unb 
Gierftödc.  Sie  Parotitis  ift  eine  infeftiöfe  Qvlxan 
lung.  Scr  SlnftedungSftoff,  ben  roir  jur  Seit  aber 
noeb  ntebt  fennen,  haftet  am  Speichel  unb  wirb  mit 
biefem  bureb  Söftel,  ©läfer  u.  f.  m.  ücrfcbleppt.  Sie 
93ebanblung  beftebt  in  iHeinigen  ber  iDlunbböble 
bureb  ©urgelungen,  Siät.  ©atteeinpadungen  ober 
warme  Umfcbldge,  bei  Giterung  wirb  Eröffnung 
bureb  ben  Schnitt  uotwenbig.  ;  \u  unterfebeiben  von 
ber  epibemifdjen  ift  bie  f og.  m  e  t  a  ft  a  t  i  f  ob  c  U  a  r  o « 
titiS,  bie  ftcb  im  ©efolge  »ieler  ^nfettionslranf: 
beiten,  wie  jüpbuS,3Jtafern,  ccbarlacb,  einheilt  unb 
faft  ftetS  jur(?tterung  führt.  ^sbrUrfprungift  jurüd- 
jufübren  auf  eine  ^nfettion  ber  Srüfe  mit  Citer= 
tolfen  Dom  3Jtunbe  au*  bureb  ben  Speicbelgang.  Sie 
93ebanblung  biefer  beftebt  in  Scbneibcn,  fobalb  ficber 
tfiter  nadigeroiefen  werben  fann.  —  Sßgl.  fieiebten^ 
ftem,  %it  Parotitis  epidemica  (in  @erbarbtei  v  ai:  t> 
bueb  ber  üinberCrantbeiten»,  53b.  2,  Jüb.  1877). 

©auern^roang  ober  2)ienft  jroang,  bad  Stecht 
be#  ©uteberrn,  ben  roiberfpenftigen  ober  im  2)ienft 
nacbläffigen  Ceibeigenen  ju  ftrafen  ober  wegen  niebt 
bezahlter  Abgaben  ju  pfdnbcn. 

iöaucrtuit?,  poln.  93abaroro,  Stabt  im  Hreie 
fieobfebü^  beö  preufe.  9leg.«93ej.  Oppeln,  linfg  an  ber 
lurDber  gebenben  3inna,  an  ber  fiinieiHatibor'Ceob-- 
febüh  ber  ^Jreufe.  totaatdbabnen,  6ih  eine*  81mtd= 
geriebt*  (^anbgeriebt  SHatibor),  bat  (18i»5)  2718  6., 
barunter  53  ftatbolifen  unb  23  3«raclikn,  (1WK>) 


2705G.,  $oft,7elegrapb,  I  atr/.ftird?e;  Sampfmüblcn , 
©etreibehanbel.  früher  )um  ^ürftentum  ^[dgemborf 
gehörig,  lam  93.  1742  ju  $reuben.  93abnbof  unb 
Wittergut  93.  gehören  jum  9lmt*be}irt  Bernau, 
wo  Heb  eine  3uder«  unb  (£ement[abrit  befinbet. 

»öaufludjt,  53auflucbtlinie,  glucbtlinte, 
bie  im  93ebauuna*plane  einer  6tabt  feftgeftellte 
£inie,  in  ber  bie  Üßorberfront  ber  ^dufer  ju  fteben 
bat.  Sie  Slufftellung  folcber  93.  bat  ftcb  überall  als 
53ebürfni*  berau*geftellt,  um  eine  gleicbm&fiige 
93reite  ber  ©tra&e  ju  febaffen.  2)od?  bot  man  meift 
Heine  SJorbauten  geftattet,  bamit  bie  fcäuferfront 
nicht  ;,u  eintönig  erfebeine.  Ober  bie  Anlage  folcber 
entfebeibet  bie  53aupoli£ei  nach  ben  Ort*ftatuten,  bie 
manchmal  für  einjelne  ibauptflrafeen  bef onbere  Äu$* 
bilbung  erhalten,  um  in  biefen  eine  lünftlerifcb  eigen« 
artige  ©eftaltung  ber  .r3au*fronten ju  ermöglichen. 

Bauführer,  bie  ©ebilfcn  be*  93aumeifter*  bei 
ben  93auau»fübnmgen.  tynen  wirb  gewöhnlich  ein 
cinjelner  9)au  jur  Surcbfübrung  nacb  ÜÄapregeln 
ber  93aujeid?nungen,  ber  Aoftenanfd)ldge  unb  ber 
Verträge  mit  ben  einzelnen  ßanbwcrfern  überwiefen. 
Sie  baben  ben  93auplag  ju  oermeffen,  bie  >>öben- 
anlage  be*  ©ebdube*  einjuwiegen ,  bie  9lu£mafie 
fdmtlicber  Arbeiten  fcftjuftcllcn,  bie  93auftoffe  abiu- 
nebmen ,  bie  Wecbnungen  )u  prüfen ,  überhaupt  alle 
auf  ben  93au  bejüglicben  ©efcbdfte  unter  Seitung 
be*  93aumeifter*  abjumideln  unb  bie  Arbeiten  ber 
einjclnen  6anbwert*}Weige  ju  überwachen.  i.)tegic 
rungebaufübrer  ift  ein  bureb  ba*  6d)lufieramen  an 
einer  Jecpnifeben  ^odjfcbule  erlangter  StUel.  (S. 
93aubeamter  unb  Sccbnifcbe  Staatsprüfungen.) 

syaufübrung,  f.  93auleitung. 

«anfttft,  2llafe,  f.  Aufe. 

©auge,  f.  Slrmbdnber  unb  iHing. 

KPaugc  (fpr.  bofebeb)-  1)  Krronbtffemeitt  im 
franj.  Separt.  SWaine-et^fioire,  bat  1395,«»  qkm, 
(18%)  70607  6.,  67  ©emeinben  unb  jerfdllt  in  bie 
6  Kantone  93.,  93eaufort,  Surtal,  2ongu<,  Wopant 
unb  Seiche*. —  2)  $auptftabt  be*  ^irronbtffement* 
im  franj.  Separt.  vJiaine-et=Uoire,  am  rechten  Ufer 
be*  (Eoue*non,  an  ben  Sinien  Sa$Ucbe<Saumur  ber 
DTle"an*babn  unb  ?lnger*=3(opant-'9)teon  ber  fiolah 
babn  rton  Stnjou,  36  km  im  D^ID.  »on  Mngcr*.  bat 
(1896)  3029 ,  als  ©emeinbe  3344  6.,  $oft  unb  iele= 
grapb,  ©eriebtsbof  erfter  ^nftanj,  ein  College,  meb: 
rere  öofpitdlcr,  Rirdje  au*  bem  11.  unb  12.3abrb\; 
2öoll'  unb  fieinenfabrilation,  93udjbruderei,  Jdrbe- 
rei,  Sobgcrberei,  93ieb:  unb  ^ol}hanbel.  Sa*  §lüp= 
d?en  3Utr<fe  »erliert  fid?  bei  93.  unb  ergiept  ftcb  unter» 
irbifcb  in  ben  GoucSnon.  —  £ier  befugte  1421  ber 
f ran \.  3narfcball  be  (a  $apettc  bie  Gngldnber.  Jollo 
»on  Wcra  grünbete  im  lO.^abrb.  ba*  nabe  gelegene 
Se93ieih93auge^(l430  e.),  unweit  baoon  erbaute 
im  15. 3abrb.  fiönig  9ien<  ein  Scblop  (beute  SRairie), 
um  ba*  fid?  halb  bie  beutige  Stabt  erheb. 

ifnugcf  angene,  früher  93e^eid?nung  für  alle  )u 
fchwerer  3wang*arbeit  oerurteilten  Strdflinge,  üv 
fofern  pe  entweber  nacb  93eftimmung  be*  ©efetjeS 
(wo  eine  befonberc  Strafe  ber  93augefangen< 
f  djaf  t  unter  eigenem  Xitel  beftanb)  ober  nach  bem 
Grmeffen  ber  Verwaltung  mit  93auten  befchdftigt 
würben.  Ser  Xitel  ber  93augefangenfcbaft  ift  aus 
ben  neuen  Strafgefeften  t>erf chrounben ;  bocb  (önnen 
auch  beute  noep  Strdflinge  mit  Bauarbeiten  im 
freien  befdjdftigt  werben.  3"  ^reupen  ift  bie  93e^ 
Kräftigung  ber  Strafgefangenen  außerhalb  ber  fln« 
ftalt  bureb  baS  ©efep  oom  11.  april  1854  geregelt. 

»augenoffenferjaften,  f.  93augefellfd?aften. 


Digitized  by  Googl 


iÖaugerüfte  —  23aiujcfeU)cf)rtften 


493 


«Baugcräfic,  f.  ©crüfte. 

Sauget»  ober  Seauge«,2es  (fpr.  lä  bcl?id))„ 
ein  int  Ärronoiffement  Gbambe'rp  be«  franj.  Deport. 
Savopen  gelegene« ,  mit  Mannen  unb  Suchen  be« 
roadjfene«  Kallplateau  ,  jwifcben  3f*re  unb  ben 
Seen  von  Annecp  unb  Sc  Sourget,  burchfloffeii 
vom  obern  ©heran.  6«  ift  35  km  lang  unb  25  km 
breit,  im  9ttittel  1000  m  hoch,  erntet  feine  bebeu« 
tenbfte  £öbe  im  2186  m  pobcn  ZxAot  bei  2t  Gbäte« 
larb  unb  im  ©ebirge  von  3  am  hm  (2656  m).  Stuf 
ihm  liegen  14  ©emeinben,  früher  eine  Art  ftöbera« 
tivrepublit  unb  eine  Sreiftdtte  wegen  ihrer  jteilen 
Serge  unb  fdjlimmen  Söefle.  Die  Sewobner  fmb 
trdftige  Birten,  welche  Käfe  unb  im  hinter  vor 
allem  Jboljaefäfce  verfertigen. 

©ttuöefellfctiflfte«  unb  ©augenoffenfefcaf« 
reit.  3u  ben  «Kitteln,  bie  namentlich  in  neuem 
©rofjftäbten  ju  beobadjtenbc,  nicht  nur  für  bie  un« 
tem.  fonbern  auch  für  bic  mittlem  Klaffen  brüdenbe 
SöopnungSnot  (f.  Sobnungsf  rage)  ju  betämpfen,  ge« 
Ii  ort  ber  '-bau  neuer  Käufer  burcp  eigene  Unterneb: 
mungen  ober  burd)  Cinfübrung  ber  genoffenfcbaft« 
li(pen  Selbftpilfe.  Grftere,  bie  S  a  u  g  e  f  e  1 1  f  <p  a  f  t  e  n , 
lönnen  entwcber  al«  rein  gefdjäftlidje  ober  mehr  al« 
gemeinnütsigc  Untemebmungen  in«  Scben  treten, 
wobei  ficb  bie  ©efellfcbafter  (Altionäre)  mit  einer 
geringen  Dioibenbe  begnügen.  Sie  beanfprucbcn 
alfo  auch  bann  jwar  eine  Serjinfung  ibre«  Rapt« 
tal«,  aber  nur  )u  einem  icbr  mäßigen  cauc,  ihre 
Verwaltung  bringt  manche«  Opfer  an  Qtit  unb 
s]Jcübe  obne  alle  Vergütung,  unb  fie  verliebten  frei' 
willig  auf  ben  befonbern,  au«  bem  feteigen  ber 
©runbftüdepreife  fiep  crgebenben  ©cwinn,  ber 
unter  ben  obwaltenben  Umfiänben  vielleicht  leicbt 
ju  erzielen  wäre.  Aud)  haben  bie  Saugefell« 
fdjaften  biefer  ©atruna,  meiften«  ben  wobltbätigen 
unb  gefellfcpaftlid)  gebeibli(bcn  3»ved,  für  bie 
Hebung  ber  arbeitenben  Klaffen  ju  Wirten,  inbem 
fie  von  ber  richtigen  Ginfid?t  au«gehen,  bafj  eine 
Scrbeficrung  ber  aBobnung«verbältnifie  ber  Ar« 
beiter  eine  ber  wiebtigften  Sorbebingungen  ju 
anbem  gefunbbeitlicben,  materiellen  unb  fittlicben 
Reformen  bilbet.  Sefonber«  ift  e«  al«  ein  großer 
©ewinn  in  wirtfebaftlicber  Sejiebung  anjufeben, 
wenn,  wie  bie«  in  Gnglanb  fdjon  in  großem  11m- 
fange  ber  Sali  ift,  ben  beffer  geftellten  Arbeitern 
burd;  angemrffene  Organisationen  ber  Anlauf  eige« 
ner  Heiner  Käufer  möglich  gemaebt  wirb,  Die 
dltefte  beutfdje  ©efellfcbaft  biefer  Art  ift  bic  1848 
gegrünbete  ©cmeinuüftige  Scrliner  33auaefellfd>aftr 
beren  Seifpiel  feitbem  in  vielen  anbem  Stäbten 
Nachfolge  gefunben  bat.  §n  einer  etwa«  anbern 
Siicbtuno  wirft  in  §raufreid)  bie  Society  francaise 
des  habitations  ä  bou  marche.  Sie  unternimmt 
Weber  ©runbanldufe  noeb  £)äuf  erbauten,  fonbern 
bejwcdt  private,  Snbuftrielle  unb  Sereine  jur  6er« 
ftellung  gefunber  unb  billiger  SBopnungen  ju  er« 
muntern,  ftellt  Wäne,  2)tiet«vertrdge  jur  Ser« 
fügung,  erteilt  Audlünfte  u.  f.  w. 

AnSer«  liegen  bie  Serbdltniffe ,  wenn  in  einem 
^nbuftrie«  ober  Serawerl«orte  bie  Arbeitgeber  »er« 
einjelt  ober  in  Vereinen  bic  öerftclluna  oon  Sir« 
beitermofonungen  übemebmen.  Äud?  in  biefen  fällen 
ift  oft  eine  woblwollenbe  unb  gemeinnühige  Slbfidjt 
oorbanben,  jugleid?  aber  wirft  bie  äbfiept  mit, 
gröfeerii  Ouiflui;  auf  bie  Arbeiter  jju  erlangen  unb 
namentlid?  einen  feften  Stamm  bei  ber  Sabril  an« 
fdfüg  ju  erhalten.  3)er  Anlauf  ber  ödufer  jum 
Höfte npreife  wirb  ben  Arbeitern  oft  burd)  befenbere 


^ugeftdnbniffe  ober  Sdjcufungen  erleichtert ;  bod) 
giebt  c«  aud?  Arbeitgeber,  bie  bie  f>äufer  gmnbfäl» 
lieb  nur  oermieten  unb  nur  .öcrabfrtmng  ber  3Hiete 
al«  ^rdmie  gewähren.  Tie  befanntefte  biefer  inbu« 
ftriellcn  ^Baugefellfcbaften  ift  bie  ber  «Cite  ouvriere» 
in  SRülbaufcn  im  Gliafs,  bie  1853  non  12  Attio« 
ndren  mit  einem  Kapital  non  300000  Jrö.  gegrünbet 
Würbe  unb  üon  Napoleon  IU.  einen  ciuiduip  von 
aleidjem  betrage  erhielt.  3b"  Ödufer  werben  an 
Arbeiter  »erfauft,  nur  au«napm«weife  vermietet. 
Seiber  Würben  im  Saufe  ber  Reiten  Diele  biefer 
Käufer  ibrem  eigenllicben  Bwede  entfrembet. 

Die  gcnoffeuf(t;aftlid;en  33augefellfcb af« 
ten  berlangeu  feinerlei  SBeibilfe,  fonbern  wollen 
teil«  burd?  eigene  Littel,  teil«  mit  $ilfe  ibre« 
Krebit«  entwebet  felbft  i^dufer  jum  Verlauf  ober 
iur  SJermictung  an  ipre  üMitglicber  bauen  ober  bie 
letitern  bureb.  langfam  ju  tilgeube  Marleben  in  ben 
Stanb  fetien ,  ibrerfeit«  ju  bauen.  Siadjbem  fdjou 
früber  in  Scbottlanb  unter  ber  fieitung  Sorb  Sellirf« 
dbnlid>e  Verfucpe  gemalt  worben  waren,  begann 
in  ben  breiiger  ^abren  in  Gnglanb  eine  rafdjere 
(Sntwidlung  ber  v3augenoffenfcbafteu  in  eigentüm« 
lieben  gormen.  Sie  werben  jwar  lienefit-building 
Societies  genannt,  berufen  jebod)  lebifllid)  auf 
Selbftbilfe.  Urfprüngliep  traten  fie  meift  al«  fog. 
terminable©efellfcbaften  auf,  nämlid)  mit  einer  feft« 
begrenzten  Dauer  unb  einer  aefdjloff enen  8abl  von 
iDHtgliebcm.  2)ie  lefetem  »crpflicbteten  ficb,  in  mo« 
natlidben  dtaten  beftimmte  3apre«beitrdge  ^u  jablen, 
unb  erhielten  bafür  ba«  Anredet  auf  eine  bei  ber  Auf« 
löfuna  ber  ©efellfcbaft  »ablbare  Summe  (böcbften« 
150  $fb.  St.),  weldje  bie  ©efamtbeit  ibrer  SBeiträae 
mit  3in«  unb  3infe«jin«  barftellte.  3ebe«  ÜJlitglieb 
fonnte  aber  aud)  oorber  ben  gegenwärtigen  ffiert 
feiner  fünftigen  ^Beiträge  al«  SJorfcbufj  mm  3wcde 
be«  Sauen«  erbaUen,  wobei  bie  ©efellfcbaft  burd) 
ba«  öau«  felbft  ^ppotbefarifdie  Sicberbeit  erhielt. 
Aufeerbem  tonnte  bem  IDtitgliebe  ber  jur  3«t  feer 
Vorfd?ufenabme  bereit«  angehäufte  betrag  feiner 
einlagen  nebft  ätnftn  au«bcjablt  werben.  Jbatfäcb« 
lieb  entfcbloffen  ficb  niebt  alle  ÜlRitglicber  wirflicb 
jum  Sauen ,  viele  blieben  nur  al«  Einleger  bei  ber 
©efellfcbaft,  bie  für  fie  nur  bie  SJebeutung  einer 
gute  3infc"  flebenben  Sparfaffe  hatte.  Allmählich 
gingen  bie  ©efellfcbaften  ba^u  über,  non  'JUcbtmit« 
gliebern  Darleben  unb  fogar  nad)  Art  ber  ÜBanten 
ter}in«licbe  Depofiten  mit  furjer  ÄünbiflungSfrift 
anjunebmen.  Qi  eutftanben  bann  SBaugefcllicpaften 
von  uubegrenjter  Dauer,  bie  aber  mehr  unb  mebr 
bic  urfprünfllicbe  Gigcnart  ber  Ginricbtung  verloren 
unb  einfacb  w  Krebitanftalteu  würben,  bureb,  bie 
((eine  Ginleaer  Sorgern  au«  ben  3JlittelfIaffen  groge 
unb  jiemlicb  bod>  veninfte  ^PPotbefarbarleben  ge« 
wdbrten.  Soweit  bie  Saugef ellfcbaf ten  wirtlicb  baju 
bienen  follen,  bem  Arbeiterben  Grwerb  eine«  f  leinen 
Öaufe«  ju  ermöglicben,  fmb  fie  in  ber  Siegel  berart 
eingerichtet,  baft  bie«  in  13 '  2  fahren  bureb  wddjent« 
liebe  Gntridjtung  einer  Summe  gefebiebt,  bie  ben 
Setrag  be«  ÜRietjinfe«,  ben  er  anbernfall«  ju  be» 
jablen  bättc,  nicht  überragt.  Gnbe  1896  wiefen  2635 
Building  Societies,  über  Welcbe  Scripte  vorliegen 
(im  ganjen  giebt  e«  3072),  an  eingezahlten  Anteilen 
ein  Kapital  von  34,»4  SWill.  ^fb.  St.  auf  ;  $PPo« 
tbcten  hatten  fie  auäaelieben  43,3  il'Iiil.  -l«fb.  St. 
©eringere  Sebeutung  haben  bie  erft  fpdter  aufgc« 
tommenen  Land  and  Building  Societies,  bie  nicht 
wie  bie  oorber  genannten  blofe  Darleben  jum  Gr= 
werb  eine«  fcaufe«  gewähren,  fonbern  felbft  l'aub 


Digitized  by  Google 


494 


^auaciuerbe  —  iBauaetuerfenfcfutlen 


laufen  unb  Käufer  bäum,  um  ihren  2)titgliebern 
beren  (f  rrcerb  ju  erleichtern.  ©rofce  Verbreitung  bat 
auch  in  9lorbamerila  baä  erftere  Softem ,  roonacb 
bie  Saugenoff  enfd?aften  nidjt  fetbft  bauen;  1893 
tfblte  man  »«  ben  bereinigten  Staaten  5838  ber» 
artioe  ©efellfcbaften  mit  l3/4  SM.  SMtgliebern. 

3n  S  e  u  t  f  cb  l  a  n  b  ijt  bie  3abl  ber  nad)  ben  o  I  runb  > 
fäften  oon  Scbulie=$eli&fcb  gebilbeten  Saugenoffem 
idjaften  längere  3«»t  btnburd)  niebrig  geblieben. 
3m  3. 1869  gab  e*  erft  2,  1872  50, 1877  aber  192 
Saugenojfenjcbaften.  freilich  berichteten  an  ben 
Serbanb  nur  31,  fo  bafe  man  über  ibre  Sebeutung 
lein  fieberet  Urteil  baben  lanu.  Sie  31  beridjtcnben 
©enoffenfebaften  hatten  nidjt  mebr  alä  82  f>dufer 
für  1875713  9R.  erbaut.  Scgünjtigcnb  tiurfen  bie 
feilend  ber  Snoalibitätä «  unb  SllterSoerfidjerungä: 
anftalten  ben  Saugcnofjenfcbaften  gemährten  Sar* 
leben  ju  oorteilhaften  Sebingungen.  6ie  beliefen 
ftdj  ©nbe  1897  auf  21411639  3«.  Sie  Slgitation 
ber  $au*=  unb  ©runbbefiberoereine  gegen  bieje  ge* 
meinnügigen  Anftalten  ift  fehr  bebauerlicb.  Sie 
c  p  a  r  -■  unb  Sauoereine,  bie  in  ^Nachahmung  beä 
1889  gegrünbeten  öannöoerfchen  Spar=  unb  Sau= 
oereind  entftanben  fmb,  fteUen  leine  principiell  ab= 
roeicheuben  ober  oöllig  neue  Organifationen  bar. 
Sie  fmb  ©enoffenfebaften  mit  befdjrclntter  &aft< 
Pflicht.  3»ifdjen  ibnen  unb  ben  Saugenoffenfcbaf  ten 
befteben  genüffe  ©egenfci&e,  bie  leiberjur  Trennung 
geführt  baben.  Sie  äberbaupt  noch  nicht  gelöfte 
Streitfrage  ipifst  fieb  babiu  ju,  ob  bic  ©enofienfehaft 
ihre  3)iitglicber  ju  Eigentümern  machen  ober  ibnen 
unlünbbare  SHietSioonnungen  liefern  foll.  Sie  Sau* 
genoffenfehaften,  bie  ba*  letztere  bejrocden  unb  bie 
Sobenbefthfraa e  im  allgemeinen  löfen  wollen,  baben 
einen  Sonberoerbanb  aegrünbet  neben  bem  altern 
Serbanbe,  ber  alle  Saugenoffenfchaftäarten  \u- 
fammenfafit. 

3n  neuerer  3<U  bat  ee  eine  Weibe  oon  Staaten 
unternommen,  bie  Bereinigungen  ju  fflrbern,  bie 
ben  Qtetd  baben,  Verfonen  ber  mittlem  ober  untern 
Stänbe  wohlfeile  2ßobnungen  ju  befdjajien  ober  bie 
Grioerbung  eines  eigenen  fceimS  ju  ermöglichen. 
So  Belgien  burch  ba$  ©efett  r>om  9.  äug.  1889, 
ßfteneid)  burch  ba$  ©cht,  oom  9.  §cbr.  1892,  ba* 
Steuerbegünftigungen  für  Neubauten  mit  Arbeiter: 
Wohnungen  vorfielt.  3n  ftranfreieb.  fudrt  baä  ©efefc 
oom  30.  3loo.  lb94  bte  £>erftellung  oon  wohlfeilen 
ÜÖobnungen  burd)  Steuerbegünftigungen  für  ge>- 
eignetc  ©efellfcbaften  u.  f. ».  au  begünjtigen.  Sa* 
Ergebnis  ift  redjt  bürftig,  inbem  1898  erft  36  @e= 
fcllfdjaften  ibre  Statuten  jur  ©enehmigung  unter= 
breitet  hatten;  aufeerbem  11  ibaugenoflcnfdjaften. 
3n  Italien  beftanben  1893  87  «augenoffcnfdjaften, 
beren  ©efdjäiteergebniffe  leiber  nidjt  betanut  finb. 

3igl.  ß.  oon  Liener,  6ngl.  *3augcnoffenf(baften 
(fflien  1873);  öd?all,  2)a*  3lrbciterquartier  in 
üJlülbaufen  i.  6.  (2.  3tuft.,  $erl.  187 7J;  S*riften 
be«  herein«  für  Socialpolitil,  XXX  unb  XXXI 
(ebb.  1886);  dieiebarbt,  ©runbjüge  ber  Arbeiter* 
loobiuutgäifTage  (ebb.  1885);  Slrtitel  Saugenoff en: 
idjaf ten  im  2.  banbe  bed  u^anbm&rterbucb«  ber 
Staat*n)iffenfdjaften»(2.äufL,3ena  1891);  S*rif: 
ten  ber  Sentralfteüe  für  3lrbeitertooblfabrtecinria> 
tungen,  3ir.  5  (Serl.  1894);  Grüger,  SJer  beutige 
Staub  beS  beutfdjen  ©cnoifcnfdbaft*rocfen-*  (ebb. 
1898);  Hlbvedbt,  günf  ^al?re  praltifcb  ■  focialev 
iljÄtigfeit  (ebb.  1898);  Äampffmeper,  Sie  vflau 
genoffenfdjaften  im  JHabmen  eine*  nationalen  Sob- 
nung*refcrmplaneg  (©6tt.  1900). 


^nugeroerbe,  im  allgemeinen  ber  Inbegriff 
aller  bie  Hu^fü^rung  oon  Sauten  bejioedenben 
Sbdtigteiten,  mbgen  fie  mittelbar  ober  unmittelbar 
babei  beteiligt  fein.  Qi  gebort  Herker  bie  ©eroin< 
nung  unb  Cieferung  ber  iKobftoffe,  bie  Bearbeitung 
unb  Verbinbung  berfelben,  bie  feerftellung  fünft' 
lieber  Sauftoffe,  bie  Unternehmung,  ^ludfüb.rung 
unb  Leitung  oon  Sauten  ober  einjelner  Sauarbeit 
ten  u.  f.  lo.  ^m  befonbem  oerftebt  man  unter  8.  bie 
Sluäübung  nnti  Semfd,  ber  mit  ber  3lu£fübrung 
oon  Sauten  in  Scrbinbung  ftebt  (f.  Sau^anbrncrfer 
unb  Jlrdjitett).  Sei  bem  oielfeitigen  €baralter  ber 
Sauten  geht  natürlid)  ba$S.  oftmals  mit  bem  Run]:- 
gemerbc  £>anb  in  £>anb  unb  ba$  niebere  öanbtoert 
in  bie  eigentliche  Saulunft  über.  Sa  oon  ber  £>alt: 
barteit  ber  oon  bem  S.  gefertigten  Arbeiten  fieben 
unb  ©efunbheit  oieler  abhdngt,  fo  hat  man  ftd?  in 
neuerer  Seit  bemüht,  toie  überall  fo  auch  im  S. 
burch  ba«  Sereindmefen  Serbcfferungen  unb  Ser= 
oolitommnungen  herbeijuführen.  £ocb  bleibt  auf 
bem  ©ebiete  bc*  Cebrlingeroefenv ,  ber  Sobiu  unb 
jlrbeit$}eitoerb&ltmjfe,  ber  Verhütung  oon  iDlaffen- 
3lrbeU£evnftellungen  (Strei(S),  ber  (Sinführung  oon 
Ginigungöämtern,  Schiebdgericbten  u.  a.  m.  noch 
manebeä  ju  thun  übrig,  toae  burch  bm  SBeg  ber 
Sereinigung  ju  erftreben  unb  ju  regeln  ift.  ,WoLh 
ber  23eutfd?en  ©eloerbeorbnung  oom  21. 3»ni  1869, 
roclche  jmar  bie  beftebenben  Innungen  nid)t  auf« 
hob,  aber  eine  freie  Äonlurrenj  im  S.  uilicfe ,  trat 
neben  einer  frifebern  Seloegung  im  S.  manAer 
Sluetoucbd,  tn*befonbere  baä  auf  geminnfücbtige 
Spelulation  auSgehcnbeUntemebmerroefen  ju$age 
(©rünberperiobe).  9ieuerbinge  ift  man  »ieber  bc= 
ftrebt,  burd?  fd}drfere  &anbbabung  be*  Üehrlinge- 
roefend,  Grridjtung  oon  Saugeioerfenfchulen  unb 
SBiebereinführung^  ber  2Jteifterprüfungen  im  Sau= 
gemerbe  eine  Seiierung  ber  Serhältniffe  bcvba;u 
fübren  unb  baä  Slnfeben  ber  Saugemerte  ju  heb«"- 

^augeroerf e,  j.  Saubanbtoerfer. 

Stau  ejetoerf  cnfdjulctt  (S  a  uaew  e  rl)'ch  u  l  e  n), 
jjachfdnilcn  jur  äuäbilbung  oon  SDlaurcri  unb  3»m= 
mermeifteru ,  auch  Volieren  unb  Saubanbioertern. 
Ta-J  Saugeioerbe  bat  oon  alters  ber  neben  ber 
prattifcheu  üuäbilbung  eine  gereifte  theoretifebe 
Schulung,  namentlich  in  geometrifchen  Henntniffm 
unb  in  ber  3«cbenfertigleit  forbem  müffen;  bie 
Saubüttm  (f.  b.)  be»  ÜIHttelalter*  überlieferten  fol« 
che«  SBiffcn  im  Ärcifc  ber  .^anbmerfägenoffen.  3ödb! 
renb  ben  Lehrlingen  anberer  ©ewerbe  nur  ber  91benb 
unb  Sonntag  für  bie  ©eiterbilbung  frei  blieb,  ge- 
ftattete  bie  bem  Saugetoerbc  auferlegte  Untcr= 
bredjung'ber  praltifd^en  Slrbeit  loäbrenb  beä  ÜBin-- 
terä  einen  }ufammenbdngenben,  ausfübrlichem 
terriebt  ju  erteöen.  Unter  ben  in  2>  e  u  t  f  ch  l  a  n  b  be= 
ftebenbm  S.  ift  bie  ältefte  bie  1823  ju  Staufen 
errichtete;  ihr  folgten  1831  öoljminben,  1837—40 
bie  fünf  löniglicben  S.  Sacbfenä  ju  $re*ben,  2e\x>- 
,ig,  Sbemniti,  Zittau  unb  "Ulanen  (ju  benen  1893 
nod>  bie  ftäOtifd?e  Saugeioertenkbule  in  iHof<ioein. 
1894  bie  prioatc  Sauidjule  in  Säbeln  (am,  abgc* 
feben  oon  ben  #achfchulen  ber  Sauinnungen  in 
CfrtaU  unb  vjBur^en),  1845  Stuttgart.  1895  br 
ftanben  in  Teutidjlanb  45  Stnftalten  biefer  Ülrt, 
meift  ftaatlicbe  ober  ftaatlich  untcvjtniue  unb  beaufs- 
ichtigte Schulen,  jum  leil  mit  etma*  abroeichmben 
Kamen  ( S  a  u  f  d>  u  l  e) ,  |um  Jeil  in  Serbinbung  mit 
anberu  i'ehranftalten.  Serbdltniämä^ig  gering  i|t 
nodb  immer  bie  3abl  ber  S.  in  Vreufeen,  baä  bicieu 
»Inftaltcn  erft  feit  etwa  1880  umfaffeubere  ftaatlid?e 


Digitized  by  Google 


$augetoerfa*Serufggenoffenfäaften  —  Saugt 


49f> 


«ufmerlfamleit  unb  Untcrftühuna.  jurteroenbet  bat. 
33on  ben  45  beutidien  33.  fommcn  15  auf  tlreuften, 
wovon  5  Staatsanwälten  finb.  Tie  erfte  tbniali* 
»reu».  SBauflewerleti)*ulo  war  bie  1866  ton  jr>an= 
nooer  übernommene  tu  'Jiienbuva. 

Slufserbalb  be*  Teutleben  jHcicb*  nnben  fid)  bie 
33.  nur  leiten  in  ielbitänbiaer  (5utioidluna:  meift 
fmb  fie  mit  anbern  Aacbf  cbulen  oerbunben,  j.  33.  ein 
33eftanbteil  vieler  (ctaatöfleroerbcicbulen  tftcrrcicbö 
(f.  33aufdjulen  unb  Staatecjciüerbefduileu). 

Tie  33.  fe^en  allgemeine  33üll*fdmlbilbu«»J  oor 
au£,  finb  audj  nidjt  auf  -vörberuua  einer  über  bas 
^aebbebürfnis  binau^ureifenben  allgemeinen  33U: 
bunfl  acriebtet.  Jibr  Unterriebtsplanumfafit  bie  33au- 
funbe  mit  ibren  einzelnen  „^weißen,  ferner  3)aufon- 
ftrultiouen  unb  33auformenlebre,  ©eiebiebte  ter  3<au; 
fünft,  in  berrorraaenber  3l'eife  ^eidnien  unb  tfnt< 
werfen,  ^rojeltiouolcbre,  iorr-ie  niebere  ÜHatbematif, 
^bofit  unb  i'iecbauif,  aueb  roobl  ,velbmeffen,  ÜJtobel* 
lieren,  beutfebe  Hufiähe  unb  33mtbalten.  iJraltifcbe 
33autbätigfeit  muH  in  ber  Jteael  bem  Unterriebt  oor= 
anaeben  unb  begleitet  ibn  geroöbnlicb  in  ber  3tfeiie, 
baß  mebrere  ^abre  binbureb  Sommerprari?  unb 
5lMnterfcbule  abroed'fcln;  einzelne  33.  jmb  mit  i'ebr; 


l'eivjia,3n.Mdau,l£bemuih,33aut»en,«cra.  7)ibQ» 
rinaifebe  für  ben  :Heg.*33e»..  Arfurt  obne  0)eiell, 
für  8acbfen:©eimar,  Behlingen,  ^Ulenburg,  -lEo^ 
buro-Öotba,  5cbrtur*biirg=Sonbere-baufcii  unb  oHu= 
bclftabt.  Sih  ift  Grfurt;  Sin  ber  -l  Seitionen:  $$t'v 
mar,  ttltenburg,  Öotba,  Arfurt.  8)  .v>  e f  f  c n  =  3i  a ^ 
fauijcbc  für  ©efien  =  9laff au ,  Reffen,  3i?albcd  obne 
ttprment  unb  Hinteln.  Sih  ift  jranlfurt  a.  sJ)l.; 
Sih  ber  7  Seitionen:  granlfurt  a.  ÜN.,  Tarmftabt, 
3i.iie*baben ,  lUainj,  Gaffel,  Wieden,  Slrolfcn. 
9)  iH  b e i n  i f  cb  ■- 3i3 e ft  f ä  l  i  f  cb  e  für  bie  "JJrorin j  3Ucft= 
falen  obne  ben  :Heg.=33ej.  ÜMinbcn  unb  bie  Mbein; 
propinj  mit  3nrlenfelb.  Sih  iit  Glberfclb;  5ih  bev 
H  Seitionen:  lUüufter  i.  313.,  Tortmunb,  (jlberfelb, 
Tüfielborf,  Köln  a. 'Hb.,  Raiten,  Hoblenj,  Saar- 
brüden. 10)  3lJ  ü  r  1 1  c  mb  e  r  cii  f  cb  e  mit  bem  Sih  in 
Stuttgart,  ebne  Seltienebiltmng.  11)  33aprifcbc 
mit  bem  Sih  in  ÜJlflncbcn,  obne  Seltion-bil^ 
bung.  12)  S  ü  b  tu  c  ft  l  i  cb  e  für  33aben,  beibe  j>oben= 
jollcrn  unb  bie  9leid)3lanbe.  Sih  ift  Strasburg 
t.  (§.;  Sih  ber  6  Seftionen:  IHannbcim,  Marie* 
rube,  ,\reiburg  i.  33r.,  Strafeburg  i.  Q.,  ÜJlülbaufcn 
i.  6.,  Hieh. 

Tas  (Skfcbäfttfjabr  1899  ergiebt  folgcnbe  3aplcn: 


«T. 

«irtrifb* 

CrrfiüVrtf 

Itnrfd)imnj4- 
fitjiflf  Uihtif 

Vi. 

i'obn 
pro  8opf 

Dt. 

Citnnaljntfn 
TO. 

WL 

«ffrrtffonb« 
Hab«  1897 

TO. 

1 

I<mi1.; 

54  828 

39  70.'»  054 

734,20 

799  960 

666  257 

1  "-17 

3 

18  093 

177  47» 

l'J4  030  615 

710,10 

3  514  706 

2  638  340 

5  482  017 

3 

7  519 

100  737 

54  096  336 

537,05 

633  139 

835  715 

1  746  458 

4 

15  ATI 

87  739 

58  763  H26 

669,70 

778  081 

768  785 

1  539  838 

5 

5  67« 

46  963 

3  t  505  857 

670,85 

338  410 

373  857 

i  ieim 

« 

13  307 

141037 

3'J  513  188 

634,70 

1  140  317 

1  079  141 

3  319  543 

T 

UM 

39  776 

■Jl  i»M  57" 

605,35 

290  005 

304  603 

608  176 

8 

Kl  663 

73  584 

51  ti>3  976 

694,50 

604  363 

67»  025 

1443  515 

9 

31  305 

190  818 

139  712  143 

733,10 

1  344  147 

1  5J4  439 

3  110  338 

10 

8  337 

47  01» 

2.;  123  607 

555,85 

410  553 

410  284 

883  550 

1 1 

14  3**5 

109  896 

71  153  860 

647,45 

1  538  7GI 

1  638  078 

2  777  514 

13 

714,40 

',47  0*9 

60»  14)) 

1  '.'7'.'  091 

ÜU\.  \      143  163 

1  l.W  33h 

7G7  y.'J  34'.* 

07 

10  93'*  4:s'J 

11  51s  ls»; 

24  366  -31 

tvertftdtten  oerfeben.  Tie  Slbfotoierung.  einer  33au« 
flemertenfcbule  ift  aewöbnlid)  bie  33orbebinaunfl  für 
bie  $rüfuna  aU  SBauflereertdmeifter.  3n  ^Jreufeen 
gilt  bie  an  einer  ftaatlicb  beaufftebtigten  $auae: 
mertenfcbule  beftanbene  Üteifeprüfuna  aU  »iffen» 
fdjaftlicber  leil  ber  ^nnungÄmeifterprüfuna.  ^ 

aueb  Jadjfcbulen  unb  JecbnifcbeS  Unterridbt^tDeien.) 
©auaettjer  f  et  i  *cr  «f  e<C(cn  off  enfdiaf  tcn.  1) 

ßamburotfebe  für  öamburej,  SQbed,  6d)leäri>igs 
Öolftein  unb  bie  beiben  Dtedlenburej.  Sih  ift  3>am= 
bürg;  @i|  ber 5  Seitionen:  öambura,,  fiflbed,  Kiel, 
^Flensburg,  Sdbtoerin.  2)  9lorböjtlicbe  für  bie 
^roüinjen  33ranbenburfl  mit  33erlin,  Bommern, 
Oft»  unb  3öcfrpreufeen.  Sih  ift  33erlin;  Sih  ber 
5  Seitionen:  9erlin,  Botebam,  Stettin ,  Tanjia, 
flöniaebera  i.  «r.  3)  6d>lefifd)^ofenfd>e  für 
bie  ^rooinien  Scblefien  unb  'ajofen.  Sih  ift  33re3> 
lau;  6i|  ber  5  Settionen:  33reslau,  Sieanih,  Cv- 

t\»eln,  ^ofen,  ®nefen.  4)  ftannooerfebe  für  bie 
tyroüin»  öannooer,  Wea.«JBej.  SWinben,  für  Olben^ 
burej,  löraunftbroeia,  Sippe,  Sd?aumbura= Sippe, 
Ormont,  (Sraff  ttaf  t  Scbaumburg^inteln,  3)remen. 
ik  iftfeannooer;  Sil  ber  4  Seitionen:  f>annooer, 
ÜHinben,  93raunfd)ttJeifl,  33remen.  5)2Raabebur: 
a  t  f  cb  e  für  bie  5Reö.«lBej.  üHacjbebura  unb  iDterfebura 
unb  bag  ^eriogtum  9tnbalt.  Si|  ift  üRaabcbura. ; 
Si|  ber  8  Seitionen:  flJlaabebura,  fealle  a.  S., 
Teffau.  6)  Sddjfifdje  für  ba«  ßöniflreid)  SaAfen 
unb  bie  £ürftentümer  i)leufe  mit  ber  (Snllaoe  Gefell. 
Sil  ift  fcreSben;  Si|  ber  6  Seittonen :  Treiben, 


entfdjabißte  UnfflUe: 


«ntto&bigte 

Dorunti 

c  Unfälle 

<8r*ablte 

UnfdQr 

mit 

»r. 

übet- 

auf looo 

IBM. 

DoUft  HT> 

«er« 

flu! 

rorrblun» 

«Dabigungrn» 

(«uyt 

fidjfrtf 

flang 

fabigtrtt 

TO. 

1 

353 

6.43 

39 

7 

538778~ 

3 

1631 

9,19 

173 

43 

2  208  841 

3 

834 

8,18 

88 

I 

707  SM 

4 

488 

5,56 

53 

R 

620  526 

3 

349 

3.34 

37 

1 

310  484 

6 

886 

6.28 

91 

13 

873  995 

7 

314 

7,89 

43 

1 

237  958 

8 

500 

«.'9 

53 

3 

547  46« 

9 

1386 

7.3«; 

218 

16 

1  329  907 

10 

467 

9,93 

46 

345  620 

11 

1430 

13,93 

120 

47 

1  480  983 

12 

541 

8,02 

48 

5 

515  792 

$Kl\    9058    |      8,11        1006    |       158      |     9  717  504 
•  (tinfeDItrfilitt)  bfrÄfiitfn  für  Unfall*  an«  früfjrrn  3ahrcn. 

iUit  @infcbluf}  biefer  9058  enrfcb&biaten  cjelana= 
ten  überbaupt  41  124  UnfdUe  (36,84  auf  1000  oer= 
fieberte  Prionen)  jur  3lnjeiae,  barunter  alfo  bie 
größere  ,^abl  leiebter  unb  leiebtefter  Ärt. 

Mufierbem  befteben  uacb  §.  17,  3lbf.  ii  be«  33au= 
UnfaUoerrtcberunfl*flefe|e*  oom  IL  3ult  1887  nod> 
befonbere  33erficbeTuna$anftalten,  roeldje  ben  12 
33auaen>erl*flenoffenfd?aften  unterfteben  unb  1899 
an  i3auf*betrdflen  49639  SM.  an  biefe  ablieferten. 
(S.  33eruf*flenoffenfebaft.) 

'■öaufji,  na*  ber  Snorra  Gbba  ein  JHieie,  ju  bem 
Dbin  fam,  ald  er  ben  Ticbtermet  roiebererlanaeu 


Digitized  by  Google 


49Ü 


SBaugrunb  —  93aitl)0la 


wollte,  ben  Suttung,  93.  S  trüber,  befaß.  9ia$bem 
Dbin  bcn  Sommer  über  Die  Arbeit  oon  neun  HncdV 
ten  verrietet  hatte,  oerlangte  et  oon  93.  ben  als 
üobn  bebungenen  <3)cet.  S5a  Suttung  tbn  nicht  her 
ausgab,  bemächtigte  er  ftd)  fetner  bureb  Üift ,  wo- 
bei 95.  bem  fieb  9Jöloerfr  nennenben  Dbin  tjalf. 

itfaugrunb,  ber  natürliche  Untergrunb,  auf 
bem  ein  ©ebäube  ftebt.  6t  foll  oon  folget  93e» 
febaffenhrit  fein,  baß  er  bie  £aft  be*  ©ebdubeS  mit 
Sicherheit  ju  tragen  oermag  unb  fieb  baS  Untere 
bemjufolae  niebt  ober  nut  wenig,  aber  gleichmäßig, 
fefct.  (£ä  bebarf  einer  forgfältigen  Unterf uerjung  bee 
93.,  ebe  ein  93au  beginnt.  2)ie)e  gefebiebt  entweber 
bureb  baS  ßinfübten  oon  ßrbbobtern  ober  bureb  baS 
Abteufen  oon  Scbäcbten  an  oerfepiebenen  Stellen  beS 
93.  SllS  guter  93.  ift  ju  betrauten:  Reifen  (ber  frei- 
lieb  Äelleranlagen  febr  erfdjwert),  äieö  unb  Sanb- 
boben,  wenn  er  nut  t  auf  f (trägem  Untergrunb  lagert 
unb  Somit  Steigung  hat  feitlich  auSjuweicben.  93e* 
benllicber  ift  febon  $bon,  Sebm,  ^Sflaitjenerbe.  2>iefe 
geben  bei  großer  SJlädj tigteit  ber  Schichten  einen  93o= 
ben,  bot  fieb  gleiebmäßigfe&t  unb  baber  febr  wobl 
Knuut  roetben  laust.  äBedrfeln  aber  oetfdjiebene 
Schiebten  miteinanbet,  ift  alfo  baS  feittiepe  ?luä- 
weieben  ju  befürebten,  fo  ftntt  ber  9Bett  beS  93.  be= 
beutenb.  fetten,  erweiebten  2bon*,  fiepm*  unb 
Söiefenboben,  Jorf,  SWoraft,  ftlugfanb  foü  man  als 
93.  oermeiben.  (S.  ©runbbau.) 

SBaub,,  Selbmaß,  f.  93ouw. 

Rauh.,  bei  naturoifienfdpaftlicben  93ejeidmun-- 
gen  Sblünung  für  Äafpar  93aubin  (f.  b.). 

"-Haltbaren,  ber  93auort  eines  SdjiffeS. 

fBaaqanbtoerfer,  93auge  werte,  93e  jeidmung 
f  ür  bie  3Maurer,Steinmeften,  Bimmerleute  unb$ad? 
beder ;  im  weitem  Sinne  aueb  alle  anbern  beim  93au 
eines  äaufeS  befcbdftigten  £>anbwerter,  als  Jifcbler, 
Scbloffer,  Sebmtebc,  Klempner,  ©lafer  u.  f.  m. 

Bauherr,  bei  93auten  unb  in  ben  Knauf  bejüg« 
lieben  Scbriftftüden,  »ie  Honttaften,93auanfcblägen, 
NedmungSabfcblüficn  u.  f.  w.,  bie  93ejeicbnung  beS- 
jenigen,  auf  beffen  Äoften  ber  93au  ausgeführt  wirb. 
—  3rt  93remcn  beißen  93.  bie  SRitglieber  ber  ftirebcit= 
oorjtänbe,  meldten  bie  Verwaltung  beS  Hircbenoer: 
mögend  unb  bie  recbtlicbe  93ertretuug  ber  ©emeinben 
naep  außen  bin  obliegt.  Sie  follen  roomögltcb  au« 
ben  aJcitgliebem  beS  Senats  gewählt  werben. 

Täubin  (fpr.  beäng),  Äafpar,  febweij.  Slnatom 
unb  93otaniIer,  geb.  17.  San.  1560  in  93afel,ftubierte 
in  93afel,  s$abua  unb  SDcontpellieT,  mürbe  in  feiner 
3iaterftabt  1588  ^rofeffor  ber  Anatomie  unb  93o= 
tanit  unb  1614  erftet  ^rofeffor  ber  ÜJcebijin  unb 
oberftet  ^borifuS  unb  ftarb  bafelbft  5.  2>ej.  1624. 
Unter  feinen  anatom.  SBerten  giebt  baS  «Tlieatrum 
anatomicum»  (<$rantf.  1605;  oermebrte  Stufl.  1621) 
eine  genaue  überftdjt  über  ben  bamaltgen  Staub 
ber  Snatomie.  2lußcrbem  febrieb  er:  «Phvtopinax» 
(93afel  159«)),  ein  SBerjeicbnt«  oon  2460"^flanjen, 
rooöon  ieboeb  nur  ber  erfte  Icil  erfebien;  «l'rodro- 
mus  theatri  botauici»  Kvvantf.  1620;  2.  ;Hsit[., 
93afel  1671)  unb  «l'inax  theatri  boUuici»  (93afcl 
1623),  fein  berübmtefte*  ©er!,  ba*  1671  unb  1735 
neu  aufgelegt  mürbe.  2)a$  erfte  93ucb  feine« 
uTheatrum  botanicum»  mürbe  Don  feinem  Sobne 
3obannee  Äafpar  93.  (93afel  1658)  betauege* 
geben,  ber  ebenfalls  l^rofeffor  ber  Stöebijin  unb 
oberfter  ^bpftlu*  in  93afel  mar.  —  93gl.6eß,  ftafvar 
93.«  Sehen  unb  ^batalter  (93afel  1860). 

Bauhlnla  L.,^flctnjengattung  au«  ber  Aainilie 
ber  i'eguminofen  (f.  b.),  Abteilung  ber  ©äfalpitttaceen, 


benannt  nach  Äafpar  93aubin.  i'lan  tennt  gegen 
130  Hrten,  fämtlidb  in  ben  Iropen.  Ce  ftnb  93dume 
ober  Sträucbet,  bie  teils  aufredete,  teils  flott  mite, 
jum  Seil  ftacblige  Stämme  Kilon  unb  in  ber  SSegeta •• 
tion  a  llet  Jtopenldnbet  eine  gtoßeJHollefpielen.  25  ie 
93aubinien,  unter  benen  ti  prächtig  blübenbe  2lrten 
giebt,  gebeiben  im  mittlem  (hiropa  nur  im  9Barm: 
paufer  wofelbft  fie  üiel  SBärme,  reicblicbe93cmäif  enrng 
unb  einen  aus  lebmiger  J&etbeerb«  beftebenben  93oben 
üerlangen.  9Han  oermepTt  fie  bureb  Äbleger.  3)ie 
93aftfafern  mebrerer  ju  ber  Gattung  B.  gep&renben 
Slrten  merben  in  ^nbien  feit  langer  3«t  jur  t>a-. 
ftellung  oon  Sauen,  $ifcberne|en  unb  oerfd}iebenen 
©emeben  benuttt;  fie  jeiebnen  n*  bureb  eine  gan} 
hebeutenbe^eftigteit  auS  unb  ftnb  febt  miberftanb«: 
fähig  gegen  9üaffer.  3n  ben  europ.  Sanbel  fd?ei= 
nen  ieboeb  biefe  93aubiniaf afern  (Hpta,  SKaloo, 
i'iabiral,  93un>rai)  noep  feinen  dingang  ge: 
funben  ju  baben.  2)iefenigen  Birten,  rcelebe  be* 
fonberS  jur  Oewinnung  oon  93aftfafern  btenen, 
ftnb  B.  tomentosa  L.,  B.  racemosa  Lam.,  B.  scan- 
dens  L.,  B.  reticulata  DC.  93on  einigen  Birten 
mirb  au*  baS  &o(j  megen  feiner  großen  $drte 
jur  öerftellung  von  SDaffen,  Scbeiben,  ^ant- 
griffen  u.  f.  to.  benu^t,  bauptfäcblicb  oon  B.  acu- 
minata  L.  unb  B.  tomentosa  L. 

^aufitnfctje  Rlappc  (Valvula  Bauhini),  bie 
oon  bem  Anatomen  Äafpar  93aubin  (f.  b.)  juerft  be* 
ftbriebene  tlappenfbrmige  Sdjleimbautfalte,  bie  ben 
Tief  t  arm  oon  bem  I  fmn  fr  arm  trennt  (f.  Darm). 

ttattfjolj,  alle  biejenigen  Strien  ^olj,  welche- 
beim  93auen  9}ettoenbung  finben.  ?a-?  93.  muß 
frei  oon  fauligen  Stellen,  fdjroarjen  äften,  großen 
ÜMiffen,  beim  Änfcblag  oon  bellem  Älang,  im  3Bin« 
ter  gefällt,  gut  getroernet  fein.  3>er  5DuebS  muß 
bei  9(abelbolj  fcblanl  unb  getabe,  bei  Caubbolj  ter* 
nig  unb  gebrungen  fein.  Sehr  ;u  beachten  ift,  ob 
baS  6ol»  niebt  burd)  SBurmfraß  gelitten  bat.  ^eud)* 
teS  öol^,  b.  b-  folcbeS,  in  bem  noeb  ber  Saft  ftodt, 
fault  leicbt  unb  bringt  ben  gan}en  93au  in  (Gefahr, 
eS  fdnnufret ,  b.  b.  oertürjt  fieb  in  ber  93reitenricb-- 
tung,  wirft  fteb,  b.  b.  Irümmt  fieb  in  ber  SUcbtung 
oom  Herne  abfeitS,  unb  reißt,  b.  b.  jeigt  Stifje  in  ber 
Säng^ritbtung.  l^can  bat  baber  eigene  iroden-- 
apparate  für  baS  6ol)  eingeriebtet ,  bie  barauf 
auegeben,  ben  Saft  teils  bureb  2>ampf ,  teils  burdj 
©affer  aus  ben  ©emebejellen  betauSmpreffen. 
Siele  SluSlaugung  gefebiebt  aueb  beim  flößen  beS 
93auboljeS  bureb  baS  Strontwaffer,  fo  baß  gloßbolj 
ju  ben  gut  getrodneten  Jböljern  gebört.  ©efteigert 
wirb  aueb  bie  3)auerbaftigieit  beS  93.  burd) 
prägnieren  (f.  ^oljionferoierung).  311S  93.  werbe» 
für  ben  Hochbau  oon  ben  einbeimiieben  ^abelböl' 
jern  fiiefer,  Siebte,  (Jbeltanne,  Särcbe,  «on  ben 
auSlänbticben  bie  febmeb.  Ätefer,  bie  amerit.  ober 
canab.  ^eebttefer,  baS  fog.  ^itebpittebol),  unb  bie 
talif orn.  Hie  er,  ba*  fog.  ?)eUowpinebolj,  oerwenbet, 
oon  ben  e  nbeimifeben  bdTtern  2aubböljeru  bie 
Steineiebe,  Stieleiche,  SRotbuebe,  Ulme  unb  Grle, 
wäbrenb  bie  weiebern  Saubboljartcn,  wie  93irle, 
öfebe,  Söeißbuebe,  Rappel,  fiinbe,  Slborn,  .Haftanie, 

eifro  unb  bie  Öbftbäume,  nur  feiten  \u  eiaoui  int on 
Bauarbeiten  i^erwenbung  finben.  aueb  bie  au*= 
länbifeben  Saubböljer,  wie  ital.  unb  amerif.  ")?uß« 
bäum,  ßbenbolj,  ßebernbol},  SWabogoni»,  ^ali: 
fanber-  unb  Ämarantbol} ,  iowie  baS  inb.  (Sieben^ 
bolj  (fog.  Jeatbolj),  bienen  mehr  ju  2ifd>ler<  unb 
DreebSlerarbeiten ,  wäbftttb  baS  argentin.  Cuc^ 
braeboholj  unb  bfl^  auftral.  Jallow  woob  in  ber 


Digitized  by  Google 


93auf)oriäOiit  —  *8aut)üttcn 


497 


5leujeit  mit  Grfolfl  ju  öoljpflafterungen  vertvenbet 
»orben  ift. 

Bezüglich  be*  $  reift*  ber  B.  finb  je  nach,  ber 
$errid)tung*»eife  brei  tflaffen  ju  unterfcbeiben: 
l)  vollfantig  befdjnittene,  2)  voll  tan  t  iß  bepauene, 
8)  befcblagene,  mit  Baumtanten  unb  Giften.  Ferner 
ift  ber  Ginbeit*prei*,  ber  ffir  1  cbm  gilt,  abhängig 
üon  ber  Stärte  unb  2änge  ber  ftöljcr  foroie  von 
ber  ©egenb,  von  ber  fie  ftammen  unb  in  ber  fie  ge* 
brauet  »erben.  So  toftet  1897: 

1  cbm  gefebnittene*  tieferne*  B.  von  "/«  bi* 
»*/„  cm  Stdrte  42—55  2R. 

1  cbm  gefebnittene*  tieferne*  93.  für  Dachver* 
banb  86—40  SR. 

1  cbm  eichene*  33.  in  ben  erforberiieben  Dirnen* 
fionen  100—150  M. 

Cebion  unb  Bretter  beredetet  man  gewöhnlich 
na A  bem  Ouabratmeter,  unb  j»ar  toften : 

1  am  lieferne  Stammboblen  8  cm  ftart  4,w— 
6,oo  M. 

1  am  lieferne  Stammboblen  6  cm  ftart  3,50— 
4,60  Ü». 

1  qm  tiefem  ©rettet  4  cm  ftart  3,50— 4rv>  2«. 

1    »        »  »       3,85  »       »    2,10—2,75  » 

1    »         ■  »       2,.'»   »       »     1,85—2,00  » 

fiitteratur.  Gb^anbier  unb  9Bcrtbeim,  Me- 
moire sur  les  proprietes  mecaniques  du  bois  (^Sar. 
1848;  überfefct  von  (Srner,  SBien  1871);  Dupont 
unb  Bouquet  be  la  ©rpe,  Les  bois  indigenes  et 
Prangers  (%av.  1875);  ©ottgetreu,  $|fflmd}C  unb 
cbem.  Befdjaffenbeit  ber  Baumaterialien  (2  Bbe., 
3.  »ufl.,  Bcrl.  1880—81);  Älaupredjt,  Die  6oU= 
mefetunjt  (2.  äufl.,  Jtarlär.  1846);  Sange,  &olj  al* 
Baumaterial  (2  «be.,  öoljminben  1879—80);  Sp* 
tpta,  Da*6oUWrag  1882);  ©linjer, Äurjgefa&te* 
eebrbudj  ber  Bauftofftunbe  (Drc*b.  1893). 

«auborijont,  im  Hufrife  von  Befestigungen 
bie  natürliche  Grboberflddje;  oon  biefer  mit  ±  0 
bejeidjneten  fiinie  »erben  alle  Hu*fd)ad)tunßen  al* 
liefen  mit  —  unb  alle  Slnfdjüttungen  al*  £öben 
mit  +  beaeidjnet. 

gtottfltttteit,  £  teinm  c\\  hü  1 1  en,  Baulogen, 
9tamc  ber  flörperfebaften  ber  Stcinmetien  im  Mit* 
tetalter.  Die  Baulunft,  bie  Ȋbrenb  ber  erften 
Hälfte  be*  Mittelalter*  in  ben  fcdnben  ber  ©ci|t= 
lieben  unbfiaienbrüber  mar,  ging  feit  bem  13.3abrb. 
in  bie  £dnbe  »eltlidjer  ÜTletfter  über,  teil«  infolge 
be*  »a&fenben  Umfang*  ber  Arbeiten,  teil*  infolge 
ber  emadjenben  Selbftdnbiflteit  ber  Stabtgemein; 
ben.  Diefe  »eltlidjen  Meifter  organifierten  fid)  in 
ben  B.,  beren  tarnen  fie  oon  ben  an  grofsen  Bauten 
eingerichteten  SBertftdtten  (Ratten)  entlehnten. 
3»ed  berB.  mar  bieBcrteibiaungberSonberredjte 
unb  bie  Stdrtung  be*  Stanbe*  burd)  Belehrung  ber 
Mitglieber,  burd»  §ürforge  für  beren  Sluäbilbung 
unb  Sittlich! fit ,  burd)  S8u*übung  von Berbietung** 
redeten  gegen  Wdjtmitgliebcr.  ^m  frübern  Wittel- 
alter  baben  bie  Kütten  fid)  al*  totale  ober  »anbernbe 
freie  ©emeinfebaften  au*aebilbet,  fpäter  fieb  jünftig 
abgefcbl  offen.  Seit  1459  beginnen  bie  Bestrebungen, 
eine  alle  beutfd>en  B.  verrinigenbe  ©emcinfdjaft  ju 
grünben.  3n  9iegen*burg  mürbe  eine  Orbnung 
(Steinmefeorbnung)  au*gearbeitet,  bie  1498  fiaifer 
Marimilian  nad)  einigen  Slbdnberungen  beftdtigte. 
1501  tbatbie*aud)berfyapft.  3U*6auptortc»urben 
Strasburg,  Äöln,  SBien  unb  Bern  bejeiefcnet.  I)od) 
haben  ücfc  bie  mittelbeutfcben  Kütten  ber  Orbnung 
roobl  nie  untermorfen,  ia  e*  entftanben  getrennte, 
ber  etrafeburger  ©aupthütte  feinblidje  6üttent»ereine 

ihn.  u.  nun.  «.».  n. 


(1464  in  Joraau).  3ahtretd?e  Streitigteitcn  riefen 
bie  totalen  Berfchiebeuheiten  im  Sehrlingemefen 
unb  bie  Beteiligung  oon  Bilbbauem  an  Bauten 
(1518  Sinnaberger  ^üttenftreit )  beroor,  melcbe 
ba&  bie  Beftrebungen  ;ur  (Hniaung  niebt 
überall  Entlang  fanben.  3Repr  ©emalt  al*  bie 
Crbnungen  übte  bauemb  ba*  £>ertommliche.  ÜRei= 
fter,  polier,  ©efelle  unb  Sebrling  hatten  ibre  be; 
ftimmten  3Red?te  unb  ^tlid)ten  unb  ein  befonbere* 
(Eeremoniell.  1563  mürbe  )u  Strasburg  eine  neue 
SRebattion  ber  Crbnung  beraten,  bie  al*  Steinme&: 
xtdft  ober  Bruberbucb  gebrudt  marb;  bodb  fanb 
biefe  SBiberfprud)  bei  ben  9leich*fürften.  Äurfürft 
Jluguft  oon  Sad?fen  verbot  bamal*  ben  Baubanb» 
»erlern  in  feinen  Sanben,  ben  von  Strasburg  an 
fie  ergebenben  3lufforberungen  $olge  iu  leiften, 
ba  nur  ihm  allein  bie  @erid?t*barteit  im  Äurfür* 
ftentum  juftehe.  Strafeburg*  So*reifeung  vom 
Seutfdjen  Dteich  hatte  1707  einen  9teidj*tag*be* 
fd?lufe  aur  tJolße,  ber  bie  beutfdien  Bauleute  von 
biefer  öauptbütte  trennte.  9iod)  bi*  in*  19.  %a\)xi>. 
beftanben  aber  ju  ÄÖln,  Bafel,  3ö"ch,  Hamburg 
unb  5)anjig  Stcinme&brüberfdjaften,  »eldje  bie 
Orbnung  von  1563  aufrecht  erhielten.  Die  3"t 
ibre*  ßntfteben*  unb  ihre*  Aufhören*  fallt  mit  ber 
OJefcbid?te  ber  übriaen  3ünfte  jufammen.  —  Die  nodj 
tcine*»ea*  völlig  Ilaren  gcfdjicbtlicben  5Rad?rid)ten 
über  bie  B.  ftnb  von  ben  9iomantitern  vielfach  mitV 
verftanben  unb  von  ben  Freimaurern  »eiter  ver= 
»irrt  »orben.  6*  fcheint  unj»eifelhaft,  ba&  bie 
moberne  Freimaurerei  ihre  gönnen  von  ben  junft* 
mdfügen  Bereinigungen  ber  engl.  Söertmaurer  ent- 
lehnt pat.  Den  ^nhalt  ber  philanthropifcben  Behren 
ber  Freimaurerei  finbet  man  aber  in  ben  echten 
Urtunben  jener  gunftmdfiigen  Bereine  nirgenb*, 
unb  bie  fog.  $orter  Äonftitution  von  926,  bie  (*b* 
topn  feinen  Schüblingen  gegeben  haben  foü,  ift  enU 
»neber  ganj  unecht  ober  bodb  verfdlfdjt.  9Pa*  in 
ben  echten  ©efetjen  ber  B.  an  freimaurerif*e  2eh= 
ren  erinnert,  ift  ber  Sluebrud  be*  allgemeinen  reli- 
giöfen  ©efühl*,  ba*  ^ier  nur  ftdrter  hervortritt, 
»eil  ber  3<wd,  ber  bie  ©emeinfd>aft  vereinigte,  für 
heiliger  galt  al*  bie  3»fde  ber  übrigen  3ünfte. 

3n  neuerer  3«t  hat  fidb  bie  Slufmertfamteit  auf 
bie  B.  »ieber  gerichtet,  feitbem  man  bem  Stein« 
mefejeicben  erhöhte  Beachtung  »umenbet.  ÜJlan 
bat  beobad)tet,  bafe  ieber  Stein  fo»ohl  in  vielen 
Bauriffen  al*  an  jahlreidben  Bauten,  namentlich  im 
15. 3ahrb.,  ein  aeometr.  3<id>en  trdgt,  burd)  »riebe* 
ber  ©efelle  benfelben  al*  fein  ©ert  fo»ohl  für  bie 
fiobnberecbnung  al*  aud)  al*  3nfd)rift  beurtunbete. 
Diefe  3*id)en  mürben  bem  Steinme^  von  ber  Bau= 
bütte  verlieben,  berart,  bafe  man  roabrfd)einlicb  am 
3eicben  ertennen  tonnte,  welcher  Bauhütte  ber  ©efell 
urfprünglid)  angehört  habe.  Die  9)ieiftcr  brachten 
ihre  3ridjen  an  bervorragenben  Stellen  be*  Baue* 
an.  3e  mehr  e*  nun  gelingt,  bie  tarnen  ber  ÜJieifter 
unb  beren  3richen  ju  ermitteln,  befto  tiarer  »irb  ba* 
Bilb  ber  Baugefd?icbte  be*  Mittelalter*. 

Bgl.  Scbnaafe,  ©efebichte  ber  bilbenben  Äünfte, 
Bb.  4  (2.  Aufl.,  Düffelb.  1872);  3anner,  Die  B. 
be*  beutfeben  Mittelalter*  (Cpj.  1876);  Älemm, 
aßürttemb.  Baumeifter  (Stutta.  1882);  Miba, 
Stubifn  über  Steinmet(jeid?en  (SBien  1883);  wu= 
»irtb.  Die  Safeungen  be*  5Hegen*burger  Stein* 
metjentage*  (ebb.  1888  unb  1896);  ©urlitt,  Äunft 
unb  Äünftler  am  Borabenb  ber  Information  (öallc 
1890);  fieller,  3ur  ©eidjicbte  berB.  unb  ber  .f>ütten= 
geheimniffe  (Berl.  1898). 

32 


Digitized  by  Google 


498 


Saimtgemeunüiffeiijcfyaften  —  SJmtfunft 


»auiuftcnicuriuiff cnf djrtftcn,  f.  >genieur 
wiffenfdjaften. 

«autufpcftor,  f.  93aubeamter. 

löaufau,  toeftfäl.  fianbgemeinbe,  i.  93b.  17. 

Sauft*  (Söauci^),  f.      leinen  nur  93auciS. 

©nufunf  cnS,  bie  aefefelicb.  überall  crforoetliitc 
polijeiliebe  ©enebmigung  etne-f-  93auc3  (f.  93au» 
polhei,  93auorbnung,  Säurest). 

vÖaufoftcn,  f.  93auanfd?lag. 

«auft  an  fett  raffen,  f.  93b.  17. 

«taufunbe, f.  93auwiijenid?aft. 

»Baufunft,  »rebitettur,  im  weitem  Sinne 
bie  ftunft,  bie  baS  gante  weite  ©ebiet  bee  Sauend 
begreift,  [oweit  e->  niept  bem  einfadjften  3>»ed  in 
anfprudjSlofer  Söeife  bient.  2)ie  93.  umfaßt  bem» 
na*  mcfrt  nur  tünftlerifd;  ausgeftattete  93auwerfe, 
wie  Jempel,  Hirdjen,  SWufeen,  $aläfte,  fonbern  «u 
ibr  gebören  aueb  bie  ber»orragenbern  bürgerlichen 
Webau  te  fomie  bie  RriegS  unb  jtotungebauten, 
bie  Strafen-,  93rüden»,  2öafjer-,  Sdjinä«  unb 
SJcafdnnenbauten.  §m  engern  Sinne  »erftebt  man 
unter  95.  bie  Summe  ber  93aufttle  ber  »erfdjiebe» 
nen  SBötfer.  3»f olge  ber  23erfdjiebenbeit  ber  93ebürf» 
niffc,  beS  HlimaS,  ber  Baumaterialien,  nod)  mebr 
aber  infolge  ber  burd>  3««  «nb  SolfSart  bebingten 
»erf  dnebenen Sluf fafiung  ber  ibealen  demente  unter* 
fdjeibet  man  jabjreiebe  93auftile,  in  benen  fid)  ber 
geiftige  Äulturjuftanb  ber  33ölfcr  treu  abfpiegelt. 

Unfdjeinbare  Anfänge  einer  93.  finben  fieb  iebon 
in  älteften  unb  nod)  in  jüngften  Betten  bei  unfulti«  I 
vierten  93öllern.  9Jon  einer  Wirflirben  93.  fannjeboeb 
nur  ba  bie  Siebe  fein,  wo  eine  böttcr  cntwidelte  Kultur  : 
böbere  Aufgaben  ftellt.  2>ie  älteften  SPerle  ber  93.  ! 
fmb  Altäre  unb  ©rabbenlmäler.  auf  ber  niebrigften 
Stufe  ber  Kultur  erfüllen  ben  beabfidjtigten  Rwtd  i 
in  einfadjfter  SBeife  aufgeridjtete  Steine,  Steinfreife 
unb  aufgeworfene  &ügel  (SJlenbir,  $olmen,  Stone» 
benge),mie  fieb  foldjc  in  Sfanbinaoien,  Gngfanb  unb 
Slorbfranfreteb  finben.  Gtwa£  mebr  auSgebilbet  ftnb 
febon  jene  in  Amerifa.  2)ie  älteften  $enfmäler 
einer  mirtliden  9).  finben  fieb  in  ben  Weberungen 
be$  SRilS,  beä  Gupbrat  unb  SigriS,  alfo  in  ilgpp» 
ten  (f.  ügppten,  Hunft)  unb  SDeftaften,  wo  bie 
affprtfdje  unb  babplonifdje  (f.  93abplonien, 
Kultur)  wie  bie  perj ifdie  93.  ftd)  ald  geiftig  »er* 
wanbt  unb  bie  pböntjifd?  =  bebräifcbe  93.  fieb  als 
ein  Übergang  tur  ägpptifrben  erweifen.  S3on  biefer 
»ielfacb  beeinflußt  »eigt  fid)  bie  dltefte  93.  in  ©rie* 
cbenlanb  (p  e  l  a  3  g  i  f  d)  e  93.)  unb  Italien  (e  t  r  u  r  i  f  d>  e 
93.),  au«  weldjer  bie  g  r  i  e  cb  i  f  d)  e  93.  mit  ibren  Unter« 
ftufen  beä  bor.,  ion.  unb  lorintb-  Stils  unb  bie 
römifdje  93.  ber»orgeben.  ©egen  Gnbe  be«  röm. 
Haiferreicbs  »erfiel  bie  93.  ber  ä  n  t  i  l  e  mebr  unb  mebr ; 
bafür  bilbete  ftcb  mit  ber  Ausbreitung  beS  Gbriften» 
tum«  langfam  bie  altcbriftli<be  93.  (f.  2tltd?rift= 
liebe  Hunft)  beraub,  meldpe  in  ^talien,  bem  oftröm. 
9ieid)  (f.  93pjantinifd>e  Hunft),  £eutf<blanb  u.  f.  w. 
weiter  gebieb.  $n  ben  »om  &lam  eroberten  Cän* 
bern  errou*«  glcicbfalia  aud  antifen  tieften  bie 
idlamitif  cbe  Runft,  bie  ftd)  in  Worbafrita,  m\U 
aften  unb  Spanien  als  arabifdje  ober  maurifd^e 
Jtunft  (f.  Slrabiidje  Hunft),  ferner  in^nbien,  Werften 
unb  im  türf.  SReid?  in  »ielgeftaltiger  SBcife  ©eltung 
berfdjaffte.  Sieberübrtebie  borberganj  gefonberten 
Äunftroeifen  uon  6b» na  unb  ^apan. 

$ie  (brift  liebe  93.  bei  31  benblanbe*  nimmt  balb 
bei  ben  perfdjiebenen  Stationen  einen  oerfebiebenen 
ßbaratter  an ;  bod)  berrfien  glci(btt»obl  gemiffe  inter» 
national »gemeinfame  Stilformen.  So  junädjft  im 


romanifeben  Stil,  bann  in  ber  uterft  in  i'Icvb- 
franfreidj  audgebilbeten  ©  o  tü,  bie  ibren  feöbepunlt 
im  13.  3<>brb-  erlangte.  Italien,  tveldjed  fd?on  vor 
bem  dintreten  ber  ©otit  fi<b  ber  antifen  93autoeife, 
oon  ber  überall  tiefte  erbalten  waren,  ju  erinnern 
begann,  liefe  juerft  im  15.  3abtb-  biefe  «wieberge» 
boren»  werben  (9i e  n  a i  f  f  a  n  c  e)  unb  ftellte  fie  ber  balb 
ali  barbarifd)  unb  beutlet?  neraebteten  (baber  gotifeb 

genannten)  altem  ftunft  entgegen.  I&ii  etwa  1550 
atten  alle  früber  gotifeb  bauenben  Söller  bie  9U* 
uaiffanee  aufgenommen  (»rübrenaif fanee);  feit» 
bem  begann  überall  bie  formal  ftrengere  I nrcbbib 
bung  ber  antifen  formen  (6  o eb r e n a i f  fa n c e),  bie, 
immer  mebr  gesteigert,  fcbliefjlicb  ben  93arodftil 
(f.93arod)  berbeifübrte.  Sieben  biefem  ging  mit  medj= 
felnbem  drfolge  ber  Älaffici^mu*  b*t,  ber  na« 
mentlieb  in  öollanb,  (5nglanb  unb  ^ranfreid)  feine 
Stüfepunlte  fanb,  wäbrenb  Italien,  2)eutfeb(anb, 
Belgien  unb  Spanien  bem  93arodftii  borgugäweife 
bulbigten.  9Jlit  ber  Siegierunggjeit  fiubwigS  XIV. 
fam  bie  franj.  Hunftan|cbauung  jum  allgemeinen 
Siege,  welcbe  eine  Serquidung  be«  Hlafficidmud  im 
'ilufeern  mit  bem  oerfeinerten  unb  Perfrbnörtelten 
93arod,  bem  91  o !  o !  o  (f.  b.)  im  Innern  barfteüt  Seit 
ber  9»itte  be#  18. 3abrb.  beginnt  bie  3«t  be*  Klaffu 
cisJmu«,  ber,  beruorgerufen  bur<b  bie  2ebren  ^Jalla- 
bio£  über  bie  Slntite  ($allabiani*mud),  über» 
all,  julefet  in  Ü)eutfeb(anb,  bie  überbanb  belam  unb 
jwar  unter  ber  fieitung  6nglanb«,  welebed  gleicb» 
zeitig  infolge  feiner  fentimentalen  ©eiftedftrbmung 
unb  ber  9luinenf(bwärmerei  bie  bort  nie  äanj  »er» 
geffene  ©  o  t  i  I  wieber  aufleben  lä&t.  3)er  tyallabia» 
nidmu« äußert  fieb  in  §ranfreieb al«  SJlef f iborftil 
unb  tha  p  i  r  e  unb  »erbreitet  fidj  neben  ber  r  o  m  a  n » 
tif eben  93.  »on  bier  über  gan^  Europa,  in  ben  ein» 
jelnen  fiänbern  »erfebiebenarttg  fieb  abfpielenbe  ftt» 
liftifdje  Kämpfe  b«t»orrufenb.  Stadlern  in  le^ter 
3eit  ber  Hlajftciämuä  im  Hellenismus  (93erlin), 
in  ber  öellenifeben  Kenaiffance  (SBien)  unb 
im  fteogreeque  (^ariS)  eine  leftte  93lüte  gebabt 
batte,  Wieb  er  einer  »weiten  JRenaiffance.  bie 
Ad?  in  ben  »erfdjiebenen  Cänbern  an  ben  beimifeben 
formen  beranbilbete,  uigleieb  aber  überall  auf  bie 
ital.  fwebrenaifianee  gurüdgriff.  3n  ben  »ierjiger 
^iabren  in  granfreieb  unb  tn  ben  adliger  fahren 
in  2)eutfcb(anb  trat  aud)  ber  93aro<I  unb  baS 
SRolofo  neu  wieber  auf. 

Tic  bergrierf>ii<ben  ftirebe  anbängenben 
93ölter,  bie  Slawen,  befonberS  bie  Siuffen,  hatten 
in^wifeben  ben  bpjant.  Stil  in  mäßigen  Um» 
bilbungen  fortgeführt  unb  meift  erft  ]eit  bem 
18.  oabvb.  fid?  ber  europ.  93ewegung  angcfcbloffeu. 

3n  neuefter  3eit  bat  fid)  in  fötglanb  unb  Amerita, 
weniger  in  ^rantreid?  unb  Seutjeblanb  ber  ©egen« 
fa|j  )wifcben  ben  einzelnen  Stilen  )u  ©unften  etner 
freien  93erwenbung  aller  auf  ©runb  einer  mobernen 
3)urebbi(bung  iljrer  formen  entwidelt.  Soldje  93er* 
fuebe,  SieueS  ui  febanen,  ftnb  oielfacb  in  etwas  ge» 
waltfamer  SPeife  gemaebt  worben.  Sie  »oltyeben  fteb 
am  beften  bei  ben  mit  minber  Iunftgefcbid)tlidjem 
93allaft  behafteten  flinerilanern  unb  dnglänbern 
(Queen  Victoria  Style).  (S.  bie  Ärtüel  über  bie 
Hunft  ber  einzelnen  fiänber  unb  einjelnen  Stile.) 

3)aS  93eftreben,  bie  ©eidjicite  ber  Hunft  naeb 
allen  diiebtungen  bin  fennen  tu  lernen,  bie  SBert* 
febä^ung  ber  93auben(mdler  aller  $erioben  unb  ber 
SBunfcb,  biefe  in  mürbiger  SBeife  ber  3utunft  }u 
erbalten,  bat  )u  einer  grünblidjen  Grforfebung  ber* 
felben  unb  be*  Siefen«  ber  93.  aller  3eiten  gefübrt. 


Digitized  by  Google 


SBaitfanb  —  ©aufettung 


499 


Heftaurationabauten  unb  «ollenbungebauten  (tnb 
überall  im  ©ange.  daneben  entfteben  bann  mit 
neuen  Aufgaben,  wie  fte  bie  ©rofeinbuftrie,  bie  Sluä= 
Stellungen,  bie  ffranlenpflege,  bie  Slufftellung  »on 
Sammlungen  für  Äunft  unb  3öiffenfcbaft,  Ävrcben« 
bauten  u.  a.  ftellen,  mit  neuen  Äonftrultionen,  unter 
flnwenbung  »on  (Sifen  unb  ©lag,  auaj  arcbitelto- 
nifdje  Anlagen  ganj  neuer  §orm,  benen  eine  be= 
beutenbe  Gntwictlung  nocb  be»orftebt.  §n  neuefter 
Seit  nrirb  bie  39.  nocb  namentlich  burd?  ba3  ^öerfab- 
ren,  grofee  bauliche  Aufgaben  burd)  Äonfurrenj« 
arbeiten  ju  löfen,  peförbert.  über  bie  jur  3luö« 
übung  ber  39.  erforberlidicn  Henntniffe  f.  «auroiffen» 
iebaft.  —  Ter  Jrdger  ber  33.  ift  ber  »rdjiteft  (f.  b.). 

Strafrechtlich  fommt  bie  39.  infofem  in  33e> 
:raefct,  aÜ  bei  3Hifiaebtung  berfelben  bie  ©etbeifüb= 
rung  einer  allgemeinen  ©efabr  für  ÜJlenfeben  ober 
Sachen  möglich  ift.  TaS  To nt fdj t  Strafgefefcbudj 
ftraft  a.  al*  «ergeben  mit  ©elb  bis  ju  900  3».  ober 
mit  ©efdngniS  bi*  )u  einem  >ibre,  wenn  »iber 
bie  allgemein  anertanuten  Regeln  ber  39.  fo  gebam 
belt  tmrb,  tan  Heran-?  für  anbere  ©efabr  entftebt 
(§.  330;  mftänbig  Straffammer);  b.  ali  über: 
tretung  mit  ©elb  b'xi  ju  150  SR.  ober  mit  6aft, 
wenn  ©infturj  brobeube  ©ebdube  troti  polijeilidjer 
nufforberung  nidjt  auSgebeffert  ober  niebergeriffen 
»erben,  unb  wenn  gebaut  nrirb  obne  Änwenbung 
Der  angeorbneten  ober  fonft  erforberlieben  Siebe; 
rungämafjrcgeln,  ober  obne  bie  erforberlicbc  polü 
jeilid?e  ©enebmigung,  ober  mit  Abweichung  »on 
bem  genehmigten  39auplan  (§.  367,  91r.  13— 15; 
Schöffengericht;  äbnlicb  ba«  Cfterr.  Strafgefelj»on 
1852,  §§.  380—386).  3n  (Mterreid)  ift  Ausübung 
beS  Baugewerbes  »on  einem  39efäbigungSnad>wei* 
abhängig,  in  Teutfdjlanb  niebt. 

Über  bie  ©efdncbte  ber  39.  im  allgemeinen  »gl. 
Angler,  ©efdncbte  ber  33.  (39b.  1—3,  Stutta.  1854 
-59;  fortgelegt  »on  39urdbavbt,  fiübfe  unb  ©urlitt, 
39b.  4—8,  ebb.  1867—89);  «übte,  ©efdncbte  ber 
Arcbiteftur  (6. Aufl.,  2  39be.,  8»j.  1884);  berf.,  Abrife 
ber  ©efdncbte  ber  39auftile  (4.  Aufl.,  ebb.  1878); 
Namee,  Histoire  de  Tarchitecture  («ar.  1868); 
($erguff on,  History  of  Architecture  (3  39be.,  £onb. 
1865-70);  Ubbe,  Tie  «rdjitetturformen  beS  Kafji« 
feben  Altertums  (33erl.  1896).  93on  Sebrbüdjern 
fmb  |H  nennen:  TeutfcbeS39aubanbbucb(39erl.  1874 
—83;  neue  Bearbeitung  u.  b.  X.  $anbbucbber39au 
tunbe,  ebb.  1887 fg.;  baju  als  2.  Abteil.:  «auhmbc 
be*  Arcbitetten,  4.  Aufl.,  ebb.  1895  fg.);  öanbbud« 
ber  Arcbiteftur,  bg.  »on  Turm,  dnbe  u.  a.  (Tarmft. 
1881  fg.;  2.  Aufl.,  ebb.  1895  fg.;  baju  als  Qx 
gänjungSbefte  bie  «ftortfebritte  auf  bem  ©ebiet  ber 
«rdntettur»,  ebb.  1894  fg.);  Stabe,  Tie  Schule  beS 
«autedmitcrS  (2»j.  18%  fg.) ;  flaemmerer,  .Kompen^ 
bium  beS  .ftocbbaueS  (Jöalle  1899);  »on  Ceirner, 
Sebrbucb  ber  33auftile  (39b.  1,  SBicn  1900);  ÜJlotbeS, 
^UuftriertcS  39auleri!on  (4.  Aufl.,  4  39be.,  l'pj. 
1884);  »on  Saden,  HatecbiSmuS  ber  39aufti(e  (12. 
Aufl.,  ebb.  1896).  «on  Jafelmerten  fmb  ber»or* 
;ubeben:  Tenfmäler  ber  39.  («erl.  1872  fg.);  Siebt, 
ilrcbiteltur  2)euti*lanbd  (ebb.  1879—82);  39ifcbof, 
flrdnteltonifdje  Stil»roben  (C»j.  1900);  5)ie99.  bg. 
»on  39orrmann  unb  ©raul  (39erl.  1897  fg.) ;  SWeifter- 
roerle  ber  39.  unb  be*  ÄunftgcroerbeS  aller  Reiten 
unb  Ödnber,  bg.  »on  Hubert  3ol»  (2»j.  1899  fg.); 
V».  ßiebt,  ilrcbiteltur  ber  ©egenroart  (39erl.  1886  fg.). 
Über  3<»tfcbrif ten  f.  39aujeitungen. 

«aulanb,  ba«  getreibereiebe  öügellanb  an  ber 
lauber  im  norböftliAften  Jeil  »on  39aben. 


«aulrtft,  tirdiliitc,  bie  «Redjt*öflidjt,  bie 
Uir  baulieben  llnterbaltuug  ber  Hirdjengebäube  er- 
forberlidn'n  Littel  aufiuoriugen.  2)aö  Teutfdjc 
39ürgerl.  ©efetjbucb  (Öinfübrung«gefcl|  ?lrt.  132) 
läfet  bierfür  Sanbeeredit  fortgelten.  $as  fircblicbe 
«ermögen  »urbc  urfprünglid)  einbeitlid)  in  ber 
Xiöceie  »om  «iidiof  »errcaltet  unb  febon  jiemlicb 
früb  eine  Quote  (ein  Viertel  ober  ein  drittel)  für 
bie  Bcftreitung  ber  fircblidien  39.  au^gefdneben 
Ifubrica occlesiiip,  Hircbenf abrif).  Honjil 
von  Jrient  (Sess.  XXI)  febreibt  »or,  obne  inbefien 
luoblbcflrünbete*  .'nerlommen  unb  »artifulare*  Oiecbt 
>u  befeiti^en,  bafi  bci^farrlirdien  unb  «farrbäufern 
bie  39.  }uu'idbft  be»  ßinlünften  (niebt  bem  ©runbftod) 
ber  Kirdienfabrif,  fubftbiär  allen,  rccldje  »on  ber  be-- 
treffenben  Hircbe  Ginlünfle  begeben,  alfo  aud)  bem 
Pfarrer,  cnbltcbben  «arcdjianen  obliegt;  boeb  gebt 
tiefen  bei  «atronat^lircbcn  ber  «atron  tnf  ofern  »or, 
al^cr  bei  Weigerung  bej  «atronat^reebtö  »erluftig 
wirb.  Saffcn  fid)  bie  eiforberli*cn33etrdge  au*  bureb 
bie  öemeinbe  nicht  aufbringen,  fo  barf  bie  itird)e 
auf^er  ©ebraueb  gefeht  ober  abgebrochen,  aber  nie 
ju  profanen  ^weden  »erroeubet  werben.  3"  ber 
eoang.  «irebe  liegt  bie  39aulaft  ber  Jabrif  ob,  bem 
«atron  ober  ber  ©emeinbe.  ^umeift  gilt  übrigen« 
weber  fatb.  noeb  evang.,  fonbern  ftaatlidje-J  Mecbt. 
«ad?  «reufi.  Sanbredit  II,  1 1,  §§.  712  fg.,  fmb  in 
erfter  Sinie  maftgebenb  alte^  ftertommen ,  «ertrdge 
u.bgl.,  in  jweiter  Cinie  bie«ro»injialvcdite,  in  britter 
ba*  Saubrccbt.  Tiefe*  »erbietet  bie  «erwenbung 
ber  Subftam  be»J  «ermögend  für  firdjlicbe «.  unbe> 
biugt  unb  forbert  bei  Sanbtirdien  in  icbem  Jalle 
!paub:  unb  Spaunbicnfte  »on  ben  «aroebianen. 
(Eventuell  fmb  «atron  unb  «arodnanen  ( letztere 
auf  bem  Sanbc  jundebft  nad?  ©runb=  unb  ©ebdube , 
im  übrigen  nacb  ©emeinbefteuer  fcblecbtbin)  bau-- 
laftpflicbfig  unb  jwar  bei  Sanbfircben  erfterer  ju 
jwei  Xrittclu,  ledere  ju  einem  Xrittel,  bei  £tabt= 
tireben  umgetebrt.  «on  ber  «.  für  Hircbböfe  ift 
ber  «atron  in  ber  Megcl  frei.  Kleine  «aufälle  an 
ben  «farrgebäuben  bat  ber  «farrer  felbft  ju  tragen. 
x\m  ©ebiet  bee  franj.  «ecbtd  fmb  bie  bürgerlichen 
©emeinben  baulaftpfliebtig,  in  bem  preufe.  ©ebiet  bee 
Code  civil  jeboeb  nur  für  bie  «farrgebdube,  für  bie 
Hinten  ift  bie  «.  bor  Hird>engemeinbe  überwiefen 
(©efeh  »om  14.  TM  1880).  ^n  Cfterreicb  ift  bie «. 
für  bie  fatb.  .Kirche  neu  geregelt  bureb  Sanbcdgefeiie 
in  ©alijien,  ©ör^  unb  ©rabidca,  ^ftrien,  Hdrnten, 
Krain,  Diahren,  cteiermarf,  «orarlberg.  .vSiernad) 
bat  ber  «atron,  wenn  bie  Cintünf te  ber  Mircbcnfabril 
nitbt  audreieben,  ein  drittel  (Hrain  ein  fünftel, 
©alijien  ein  Sediftcl)  ju  jablen.  ^nben  übrigen 
flronlanbern  bat  er  alle  baren  Sluelagen,  bie  «a 
roebianen  haben  immer  bie  übrigen Hoften  unbftanb- 
unb  Spannbienfte  m  leiften.  —  «gl.  «ermaneber, 
Tie  tintlicbe «.  (3.  «ufl..  Wün*.  18!h»);  Ariebberg, 
Vebrbu*  be-5  Hirchenrccht«  (4.  «ufl.,  Spj.  1895), 
B.  181 ,  unb  Hrtifel  Mircbenbaulaft  im  «Cftcrreichi 
leben  Staatdwörtcrbucb»,  «b.  2  iMtn  189»;). 

^nulc,  cavanneulanbfchaft  in  ber  franj.  Kolonie 
eifenbeintüfte  (f.  b.). 

fttaulcbun g,  f.  «auer,  «auerngut,  «auernftanb 
unb  Sctc  öanb. 

Bauleitung  ober  39aufübrung,  bie  3ln- 
ftellitng  unb  üoerwadning  ber  «auhanbwerfer,  bie 
«eurteilung  unb  «caufücDtigung  ber  ju  fertigenben 
Arbeiten,  bie  39eftimmung  über«eginn  unb  Tauer 
ber  cinjclncn  «aubetriebe  unb  bie  Siegelung  ber  ^ab-- 
hingen  auf  einem  «au.  Tie «.  unterftebt  im  ganien 

32* 


Digitized  by  Google 


500  üöoulogcn  - 

bem  Saufübrer,  für  ben  einjelnen  £)anbwerl<>  betrieb 
bent  polier.  2>er  erftere  bat  ucrfdjiebcne  Sflcber  ju 
fübren  (GingangSjournal,  Cobnbucb  u.  f.  w.).  Sei 
gröfeern  Sauten  wirb  ftcb  ein  Saufcbretbcr  unb  bie 
Saujeicbner  nötig  machen ,  ba  jur  S.  auch  bie  An> 
fertiguna  ber  nötigen  SBerlriffe  nach  ben  Plänen 
beS  Ärcbitetten  gehört.  35ie  oberfte  S.  übertragt 
man  am  heften  einem  erfabrenen  Ärcbitetten.  — 
Sgl.Sufcb.  S>ie  Saufübrung  (2.  Aufl.,  fipj.  1875); 
2olfmitt,Sauaufficbt  unb  Saufübrung  (Serl.  1899). 

«aulogcn,  f.  Saubütten. 

©dum,  Sejeicbnung  berjenigen  &ol|gewäcbfe, 
welche  einen  einfachen  Stamm  mtt  einer  Krone  Don 
Slften  befttjen.  2)urcb  baS  Wertmal  beS  einfachen 
Stammet  unterfdjeiben  ftd)  bie  S.  allein  Don  ben 
Sträucbern ,  unter  benen  man  folebe  öoljgewäcbfe 
Derftebt,  beren  Stamm  Jjd?  »on  ber  SBurjel  an  in 
mehrere  ftarfe  41fte,  welche  als  (Sinjelftämme  etitbei- 
nen,  teilt.  2)emgemä{»  untertreibet  man  bei  ben 
öoljgemäcbfen  ben  bäum*  unb  ftrauebartigen  SBucbS. 
Seibe  formen  beröoljgewäd?fe  geben  häufig  inein- 
anber  über,  b.  b.  eine  Saumart  tann  unter  Ümftäiv 
ben  als  Strauch,  eine  Straucbart  als  SB.  auftreten. 
3n  allen  3on«i  ber  «3rbe  finb  bie  S.,  befonberS  bie 
walbbilbenben,  bieienigen  ©ewdcbfc,  welche  ben  dfa 
ratter  ber  Vegetation,  folglich  auch  ben  ber  2anb; 

giaft  beftimmen.  äflan  tann  tnerftauptformen  öon 
.  unterfebeiben:  bie  Saumfarne,  bie  monototplen 
S.,  bie  9labelboljbäume  unb  bie  £aubboljbäume. 

$ie  Saumfarne  finben  fi(b  nur  in  ben  iropen= 
gegenben,  wo  fie  ju  ben  fdjönften  ßierben  ber  25>äl= 
ber  gehören.  3br  fdjlanter,  einfacher  Stamm  trägt 
eine  luftige  Krone  grojjer,  jartaefteberter  Sldtter 
(SBebel),  toeldje  beim  leifeften  fiuftbaucb  bin  unb 
ber  f  dj  wanlcn.  Unter  ben  m  o n  o  t  o  t  p l  e n  S.  jeiebnet 
ficb  oor  allen  bie  grofee  ©ruppe  ber  Halmen  auS. 
Auf  oft  febr  hebern,  meift  unoerjmeigtem  Stamme 
prangt  hier  etne  ftolje  Krone  riefiger  gefieberter  ober 
fddjerförmiger  Slätter  mit  boliigem  Stiel  unb  bar= 
tem,  immergrünem  2aub.  An  biefe  gorm  feblicfscn 
fich  bieÜilienbäumc(wieDracaena)  an,  mit  einfaAem 
Stamm  unb  einer  Ärone  langer,  ungeteilter  Sldtter, 
mdbrenb  bie  ^anbanen  mit  ihren  gabelförmig  x>et- 
jweigten  Stämmen  gewiffermaften  ben  Übergang  ju 
ben  Vau  bbol;baumen  vermitteln.  (Sine palmenartige 
©eftalt  haben  auch  bie  mit  einer  Ärone  gefieberter, 
boljiger,  immergrüner  Sldtter  Derfebenen  gpeabeen, 
welche  mit  benSRabelhöljern  |ur$flanjengruppe 
bei  naeftfamigen  ©ewäcbfe  ober  ©pmnofpermen 

8 cbören.  Tie  tn  ber  groben  Abteilung  ber  bitotplen 
Jewäcbfe  »ortommenben  Saumarten  fmb  fämtlid) 
foa.  fiaubboljbäume.  Sie  jerfallen  nach  ber 
SebenSbauer  ihrer  Sldtter  in  blattwecbfelnbe  unb 
immergrüne.  3u  erftern  gehören  bie  bei  »eitern 
meiften  £aubboljbäume  ber  tältem  gemäfügten  unb 
talten  3one,ju  lefctem  unter  anbern  bie  Orangen; 
bdumc,  bie  SDtprten,  bie  immergrünen  (Sieben  (j.  S. 
bie  Äorteicpe),  bieCorbeerbäume  u.f.w.  Siecbarat- 
terifieren  bie  wärmere  gemäßigte  unb  fubtropifebe 
3one  beiber  f>emifpbären.  SücStruttur*  unb  ffiadbS* 
tumSüerhältniffe  biefer  Bier  ©nippen  finb  febr  »er» 
febieben.  3)aS  Sehen  ber  S.  ift  t>on  langer  Tauer, 
boch  fmb  bie  für  eine  jebe  Saumart  angenom= 
menen  ÄlterSjablen  nur  TuraMcbnittSjablen.  S. 
alfo,  benen  ein  100»  ober  200iäbrigcS  Alter  ju= 
acfdjrieben  wirb,  tönnen  unter  befonberS  günftigen 
StanbortS»erbältnificn  »iel  dlter  werben,  ja  ein 
Sabrtaufenb  unb  länger  f  ortuegetieren ,  währenb 
unter  ungünftigen  Scrbdltniffen  ein  foIdjeT  S. 


-  gtaumattn 

febon  nach  50  unb  weniger  fahren  bae  (Snbe  feine* 
CcbenS  erreidjt  haben  tann.  3>ie  älteften  betannten 
S.  fmb  r>erfd?iebcne  31ffenbrotbäume  (Adansonia) 
"ffieftafritaS ,  benen  ein  etwa  6000jäbrige$  Älter 
juge)d?rieben  wirb.  Sin  biefe  fcblieben  fich  bie  merit. 
(Eeber  (Taxodium  distichum  L.)  bei  Cazaca  in 
ÜRerito  unb  bie  in  neuefter  3eit  berühmt  gewor» 
benen,  ebenfalls  ju  ben  SRabelbÖlsern  gehörigen 
Wammuthdume  Kaliforniens  (Wellingtonia  gigan- 
tea  Lindl),  beren  Sllter  jwifefaen  3000  unb  4000 
^abje  betragen  mag.  ©in  200iäbrigeS  unb  höheres 
Älter  erreichen  bie  Geber,  ber  gemeine  (Sibenbaum 
(Taxus  baccata  L.)  unb  Perfchiebene  (Sieben ,  beS: 
gleichen  ber  Clbaum.  Stucb  tennt  man  lobojährige 
mannen,  giebten  unb  Vmbcn. 

2)te  S.  fmb  für  bie  fianbfebaft  unb  alle  ©arten« 
anlagen  oon  bopem  3Bcrt.  ybre  ©auptwirtung  bv 
rubt  in  berSilbung  ihrer  Kronen,  äfte,  Stämme 
unb  Selauhung.  ÜJtan  unterfebeibet  binficbtlid)  ber 
Jtronenform:  Munbtronen,  fiangtronen  unb  Spitt= 
tronen  ober  ^}pramibenbäume;  eine  Abnormität 
bilben  bie  Srauerbdume  (f.  b.).  Äufeer  ber  Äronen^ 
form  ift  bie  Stamm*  unb  Slftbilbung  f owie  bie  -uir 
bung  bcrfclben,  ferner  bie  gönn  unb  Färbung  ber 
Selaubung »on arofeer Sebeumng.  —  über  Äranl  = 
beiten  ber  S.  f.  ^fjanjenlrantpciten. 

Sitteratur  f.  beim  Ärtitel  ^enbroloaie. 

Staunt,  im  9Rafcbinenwefen  fooiel  wie  (böl 
mne)  5öklle;  in  ber  Weberei  eine  ÜBalje,  bie  jur 
Leitung  ober  Äufwidlung  ber  Mette  (Metten- 
baum),  beS  ©anieS  (©arnbaum)  ober  beS  ferti= 
gen  3^ugeS  (3cugbaum)  bient. 

©aumagamen,  f.  Ägamen. 

Öaumaittt,  Äleranber,  dichter,  geb.  7.  #ebr. 
1814  |u  Wftn,  trat  in  ben  StaatSbienft,  warb  1856 
ÄrAiüoffijial  beS  ÜReicb^ratS  unb  ftarb  26.  $ej. 
1857  ju  ©ra).  Qx  gab  bctauS:  «Seiträge  für  baS 
beutfdje  Jbeater»  {Wien  1849),  Cuftfpiele  mit  ge= 
fcfcidter  SituationStomit,  «Singfpiete  aus  ben 
öfterr.  Sergen«  (ebb.  1850),  barunter  baS  anbauernb 
beliebte  «Serfpred?en  hinterm  £>erb»  unb  bie  Samm- 
lungen nieberöfterr.  2)ialettaebichte :  « (Sbrenbufcbn 
für  b'  öfterreicher  Slrmee  in  Italien»  (2.  StufL,  ebb. 
1854),  ..©ebirgSbleameln»  (8  ßefte),  «HuS  ber  f>ei= 
mat.  lieber  unb  ©ebiebte  in  ber  öfterr.  SJlunbart » 
(Serl.  1857),  teilmeife  oon  ihm  felbft  tomponiert. 

Naumann,  DSfar,  ^orfcbungSreifenber,  geb. 
25.  Sunt  1864  in  Sien,  befugte  ^ealichule  unb 
©pmnafium  bafelbft,  hörte geographifche  unb  natura 
biftor.  Kollegien  an  ber  Unioerfttdt  unb  ftubierte 
Jerrainaufnabme  am  2RilitdrifäV@eograpbifd)en 
3nftitut.  (Sr  bereifte  1883  SRontenegro  unb  tv- 
forfebte  bie  3)urmitorgruppe.  StlS  ©eograpb  ber 
ßfterreiebifeben  Äongo:(Srpebition  trat  er  1885  feine 
erfte  IHeife  nach  Jtfrita  an,  wo  er  bie  erften  genauem 
Aufnahmen  beS  untern  unb  obern  Kongo  ausführte. 
An  ben  Stanlep^dllen  muftte  er  trantbeitehalber 
umtehren;  auf  ber  öeimreife  befudttte  er  bie  ^nfel 
^ernanbo  <JJo.  1888  aing  er  mit  £>anS  Weper  nad? 
Citafrita,  erforfdjte  ufambara,  wobei  er  in  bie 
£>änbe  beS  SlraberfübrerS  Sufcbiri  geriet,  in  Ketten 

Selegt  unb  erft  gegen  göfegelb  befreit  würbe.  1889 
egab  er  fich  abermals  nach  SRontenegro  jum  ,^ir ede 
ber  tartogr.  Aufnahme  beS  centralen  ©ebirgSftodcS. 
SJm  Januar  1890  »ollenbete  er  im  Auftrage  ber 
&eutfcb:Oftafritamfd>en@efellf(baft  bie  drforichung 
UfambaraS  unb  bereifte  bann  baS  ^Jaregebirge  bis 
jum  Äilima  ^bfdjoro  unbSIorbufeguba;  auch  machte 
er  Sorftubien  ju  her  projeftierteu  (»ifenbahn  Janga= 


Digitized  by  Google 


«Qumonn8f)ö^e  —  SSaumbad) 


501 


Äorogwe.  $m  S)ej.  1890  na*  Guropa  jurüdgetebrt, 
begab  er  fi*  1891  mieber  nacp  Cftafrifa  im  Auftrag 
be*  Hntiftlaoerei'KomiteeS.  8m  17.  Jan.  1892  bra* 
er  ton  XatiQa  auf,  joa  bur*  sUare  unb  bie  SWafiai' 
fteppe,  entbcdte  ben  3)lanjara>  unb  Gjaffifee  unb  ge> 
langte  jum3Hcioria»91janfa,  erforfcbte  bie  ßftl.  Ufcr^ 
lauter  be3  See>> ,  jog  bann  na*  iHuanba,  barauf 
bur*  Urunbi  juin  Jangauifa,  wobei  er  bie  Duelle  bes 
Kagera  erreichte,  unb  tebrte  über  Jabora  25.  ftebr. 
1893  jur  Hüfte  jurüd,  (vorauf  er  fi*  na*  Europa 
einf*iffte.  1895  bereifte  er  im  Auftrag  be$  3uder= 
fpnbitat*  für  Cftafrita  ben  Unterlauf  bei  ^angani 
unb  nahm  ben  jlufc  bis  }u  ben  5yällen  auf,  bann 
erforf*te  er  bie  beutf  *  =  oftafrit.  3nfeln,  in*befon= 
bere  9Hafia.  $m  ftebr.  18%  würbe  er  öfterr.  Konful 
in  Sanfibar.  Gr  lehrte  «nfang  1899  f*mer  ertranft 
na*  Europa  jurüd  unb  ftarb  12.  Ott.  1899  ju  W\en. 
SB.  oerÖffentli*te  «Beiträge  jur  Sonographie  be# 
Kongo»  (SBUn  1887),  «gernanbo  <ßo  unb  bie  SJube» 
(ebb.  1888),  a3n2>euti*:Cftafrita»dbrenb  beS  Sluf* 
ftanbe«»  (ebb.  1890),  «Ufambara»  (SBerl.1891), 
«Karte  bcS  norböftl.  2)eutf*-Cftafrifa«  (ebb.  1893), 
■  Tmd>  «Dtafiailanb  jur  SUlquelle»  (ebb.  1894),  «$ie 
!artograpbii*en  Grgebuifie  ber  aJlafiai=(5rpebition  » 
(GrgdnjungSpcit  111  oon  a^etermannS  iDlitteüun» 


gen»,  ©otba  1894),  «Ter  Sanfibar$ir*ipel»  (3£ef  te, 
Spj.  1896-99),  «afrif.  Stijjen»  (SBerl.  1900). 
«öaumonntfpöplc,  eineoiel  befu*te  Iropfftein« 


nein  gcouoeie  tftguren  uno  eaui 
fdönfte  bie  21/,  m  bobe  fog.  Kli 
$ie  JB.  war  f*on  im  16.  3abrb. 
SBaumannäboll  befannt  unb 


böble  im  fibcrgangSfalifteine  te?  Unterharles,  im 
Kreis  SBlantenburg  beS  &erjogtumS  SBraunf*meig, 
am  linten  Ufer  ber  SBobe,  8  km  fübtoeftli*  oon 
Sülanlenburg,  im  X  orte  diübelanb.  Sie  tft  280  ra 
lang  unb  befielt  auS  7  fiaupt*  unb  mebrern  t lei- 
nen Abteilungen.  Ter  Eingang  liegt  44  m  über 
ber  Sople  beS  SBobetbalS.  yn  allen  $öblen,  na» 
mentli*  aber  in  ber  britten  ftnbet  man  oon  Jropf* 
jtein  gebilbete  Figuren  unb  Säulen,  oon  beuen  bie 
m  hobt  fog.  Klingenbe  6dule  ift. 

unier  oern  jiamen 
nutet  ft*  bereit* 
1588  in  ber  fwurjflora  oon  JballiuS  erwähnt  unb 
1654  in  ÜJleriane  «Topographie  oon  SBraunf*weig* 
Lüneburg »  bef*rieben.  3n  ber  9tdl>e  f'nb  au*  bte 
SBielSböblc  (f.  b.)  unb  bie  j&ermannSböble  (f.b.).  — 
»öl.  tfeibrod,  $ie  SB.  (SBlantenb.  1863). 

Baumaterialien,  ÜBauftoffe,  alle  jur  SluS= 
fübrung  eines  SBaueS  notwenbigen  Stoffe.  3br 
grofceS  ©«biet  gUebert  man  meijt  in  RonftruftionS: 
unb  Ausbaumaterialien,  ober  in  &aupt>,  Serbin« 
bungS*  unb  Webenmaterialien.  3"  ben  erften  re*nct 
man  alle  ju  ben  J&auptteilen  ber  ©ebäube  oermem 
beten  Stonc,  wie  Steine,  f>öljer,  Gifen,  mdbrenb 
ju  ben  jroeiten  ober  SJinbemitteln  bie  2uft«  unb 
ffiaffermörtel  (f.  Hörtel),  Kitte,  2eim  u.  f.  »o.  (f.  bie 
betreffenben  2lrtilel),  unb  ju  ben  legten  alle  übrigen 
Stoffe  gejdblt  werben.  3)ie  Steine  werben  wieber 
in  natürlt*e  unb  tünftli*e  unterf*ieben;  erftere  je 
na*  irren  $auptbeftanbteüen  in  tiefet-,  tben-  unb 
laltartige  ©efteine  ober  je  na*  ibver  ,\orm  in  JBru*: 
fteine  unb  ÜBerf ftüde,  (entere  in  geformte,  gegoffene, 
gebrannte  u.  f.  w.  Steine,  eingetetlt.  (S.  au*  Stein- 
maffe.)  S3on  ben  |)ßljern  werben  bauprfd*li*  bie 
9iabelb6lier  ( At*te,  lanne,  Kiefer)  ju  ÄonftrultionS' 
fowie  ju  «uSbauarbeiten  oerwenbet.  (S.  6oI|  unb 
SBaubolj.)  3)ie  Prüfung  ber  SB.  auf  ^eftigleit  erfolgt 
in  befonbern  ^rüfungäanftalten  (f.b.).  Ober  bie 


greife  ber  SB.  f.  bie  einjelnen  Mrtifel,  wteSBaubolj, 
SBru*|teine,  ÜJtaurerarbeiten,  fowie  bie  oon  ben  übn= 
gen  Bauarbeiten  banbelnben  Hrtitel,  bie  unter  SBau» 


anf*lag  genannt  ünb.  —  3Jgl.  öottgetteiL  SJJbpj\f*e 
unb  *em.  SBef*affenpeit  ber  ©.  (3.  Äuft.,  2  »te., 
SBerl.  1880—81) ;  Roller,  Künftli*e  SB.  föranlf.  a.  3R. 
1894);  S*mib,  35ie  natürlidjen  SBau»  unb  3)eIora= 
tionftgefteine  (Sien  1896) ;  i'ange,  ftate*i£mud  ber 
SBauftoRlebre  (Spj.  1898);  Krüger,  fcanbbu*  ber 
Söauftofflebre  (2  SBbe.,  Sffiien  1898);  3abn,  SBau= 
materialienlcbre  (Karlör.  1898);  ©linier,  Kurjge= 
fafeleS  i'ebrbu*  ber  SBauftofffunbe  (2.  »ufl.,  3)re«b. 
1899).  —  3«tf*rift :  SBaumaterialienfunbe.  Organ 
bei  3ni«fnat'onalen  SBerbanbe*  für  bie  aJlaterial» 
Prüfung  ber  Jc*nil  (Stuttg.  18%  fg.). 

gtaumattfter,  f.  Stuftet. 

©aumbarri,  Karl  Slbolf,  ^olirifer,  geb.  9.  Aebr. 
1844  ju  aHeininaen,  ftubierte  in  §ena,  öeibelberg, 
feipjig  unb  SBcrlin  yuriäpruberij,  trat  Dann  in  ben 
3u)tiibienft  bei  öerjogtum*  *Keiningen  unb  war 
1878—%  Sianbrat  in  ©onneberg.  3m  fcerbft  i89() 
würbe  er  Cberbürgermeifter  oon  3)anjig.  Seit  1880 
oertrat  er  juerft  ÜDteiningen  1, 1884—93  ben  fünften 
SBerliner  Sablfreig  im  iHei*ätage.  piex  fwlofe  er 
fi*  juerft  ber  nationalliberalen  Partei  an,  beteiligte 
fi*  an  ber  Scceffion,  würbe  bann  SWitglieb  ber 
t>eutf*freifinnigen  Partei,  jule|t  ber  fretfinnigen 
iüollöpartei.  1890—93  war  er  jweiter  SBiceprdftbent 
bei  9iei*dtagd  unb  würbe  1891  al*  Vertreter  3)an« 
jig*  in  baS  preu&.  6erret*auÄ  berufen.  @r  ftarb 
21.  3an.  1896  in  ©anjia.  93on  SB.*  gröfeern  Mr» 
beiten  ift  ju  erwäbnen:  «StaatSlerilon»  (Cpj.1882), 
«Ter  3)eutf*e  «ei*gtag«  (SBreSl.  18%). 

©aurnbae^,  aJtoriti  oon,  geb.  23.  gfebr.  1789  ju 
vl!laaftri*t,  war  1831  bei  ber  ©infübrung  ber  turbef). 
s^erfaffung  SWitglieb  be*  Cberappellation«geri*W. 
6r  begann  feine  öffentliche  Süöirtfamleit  als  ?lbgeorb« 
neter  ber  3litterf*aft  jum  erften  oerfaffungÄmd^i: 
aen  ftmbtage  (April  1831  bi«  ^uli  1832),  wo  er 
iüiccprdfibent ,  bann  ^rdfibent  würbe  unb  fi*  als 
treuer  Änbdnger  ber  SBerfaffung  jeigte.  iüi  ber 
fianbtag  1832  bur*  öaffenpflug  aufgelöft  würbe, 
oerblieb  SB.  in  bem  ftdnbif*en  Audf*uffe,  ber  ebne 
Grfolg  eine  SlnUage  gegen  ^affenpflug  einleitete. 
Älä  SB.  abermals  jum  SanbtagSabgeorbneten  ge= 
wdblt  würbe,  oerfagte  ibm  ^affenpflug  ben  Urlaub 
unb  oerfc&te  ipn  1834  als  Dbergeridbtibireftor  na* 
Hinteln.  6rft  1839  geftattete  man  ibm  wieber  ben 
Eintritt  in  ben  Sanbtag,  bef  ihn  auf*  neue  jum  ^rd> 
fibenten  wdt> Ite.  3m  5)iärj  1848  würbe  ibm  baä 
^ufrijminifterium  übertragen.  Gine  9ieibe  wi*tiger 
©efe^e  bejei*neten  fein  SÖirten,  bi«  23.  Jebr.  1850 
Öafienpflug  bie  oberfte  Leitung  be*  turbelf.  Staate« 
wieber  in  bte  $anb  napm.  Xurdi  ibti  erhielt  SB.  eine 
Stellung  ali  Obergeri*t«prd)lbent  ju  Harburg, 
nafjtn  aber  balb  mit  33erji*t  auf  alleö  Ginfommen 
feinen  SKbf*ieb,  ba  er  ben  oon  &aff  eupfiug  ocrfu*ten 
Umfturj  ber  (urbeff.  SBerfaffung  ni*t  anjuertennen 
oermo*te.  Qx  ftarb  15.  3uni  1871  ju  Caffd 

tfaumbactj,  :Hubolf,  3)i*ter,  SBruber  oon  Karl 
«bolf  SB.,  geb.  28.  Sept.  1840  ju  Krani*felb  in 
Sa*fen'3)teimngen,  ftubierte  in  Seipjig,  vBürjburg, 
Öeibelberg  unb  ^reiburg  i.  SBr.  9laturwiffenf*aften. 
Seit  1865  war  er  mehrere  $apre  in  oerf*iebenen 
Stdbten  £>fterrei*3.  ju(e|t  in  Irieft  aii  Seferer, 
fpäter  al«  SAriftfteller  tbdtig;  feit  1885  lebt  er  in 
OTeiningen.  Seme  ©erfe  jei*nen  fi*  bur*  Sorm« 
oollenbung  unb  5rif*e  au«;  beliebt  finb  namentli* 
feine  Cieber.  SJon  ibm  erf*ienen:  «3latorog.  Gine 
(flowenif*e)  Sllpenfage»  (Spj.  1875;  50.  Aufl.  1893), 
fein  na*  %oxm  unb  Äuffajung  bebeutenbftea 
größere*  ?üerf,  «Jrug»©olb.  Grjdblung  auö  bem 


Digitized  by  Google 


502 


©aumbcinber  —  Saumenten 


17.  3abrb.»  (©erl.  1878,  unter  bem  $feubonpm 
$aul  93ad>;  11.  Stuft.  1898;  Solt«au«g.,2.Stufl., 
ebb.  1897),  ba«£>elbenlieb«£oranb  unbfcilbe»  (Cpj. 
1879 ;  neue  oeränberte  Stu«g.,  10.  Stuft.  1892),  «We= 
ber  eine«  fabrenben  ©efellen»  (ebb.  1878;  29.  Stufl. 
1893),  «grau  öolbe»  (ebb.  1880;  25.  »Infi.  1892), 
•Sommermdrcben»  («bb.  1881;  2G.  Stuft.  1892), 
«SHein  grübiabr.  ©efammelte  ©ebidjteau«  'Gmian, 
ein  ©aubeamu«  für  SBergfteiger'»  (ebb.1882 ;  1 2.Stufl . 

1892)  ,  «Spielmann«lieber»  (ebb.1882;  15.  Stufl. 
1891),  «SJonJier  ganbftrafie.  2ieber»(ebb.  1882; 
13.  Stufl.  1893),  «SBanberlieber  au«  ben  Sllpen»  (ebb. 
1883),  «31  benteuer  unb  Sdjmänte,  alten  SDteiftern 
nad?erjäblt»  (ebb.  1883;  13.  Stufl.  1893),  «Der 
$ate  be«  lobe*.  Didjtung»  (ebb.  1884;  10.  Kofi. 

1893)  ,  «Grjäblungen  unb  ÜJtärdjen»  (ebb.  1885; 
10.  Stuft.  1891),  «Ärug  unb  2intenfafc»  (ebb.  1887 ; 
12.  Stuft.  1893),  «Äaifer  2Jtar  unb  feine  34ger»  (ebb. 
1888;  11.  Stuft.  1893),  «6*  fear  einmal.  ÜJtdrcben» 
(ebb.  1889;  10.  Stuft.  1890),  «Jbüringer  2ieber»(ebb. 
1891  u.  ö.),  «9teue  ÜJtärcben»  (ebb.  1894),  «Stu«  ber 
3ugenbjeit»(ebb.  1895),  «SBunte  SMätter.  ©elegen: 
bcü*gebid)te»  (ebb.  1897). 

söauntbäubcr ,  5 um  Stnbinben  be«  Saum«  an 
ben  Ht abl  bienenbe  Sidnber.  2Ran  benufet  Strob= 
bänber,  SUeiben,  5toto*f  aferftride,  beffer  nodj  $anf* 
gurte  ober  fieberftreifen.  frür  einen  fonft  normal 
gejogenen  SJaum  fmb  2—3  SJänber  nötig,  weldje 
etwa«  über  ber  Saft«  be«  Stamme«,  in  ber  ÜJtitte  be«= 
felben  unb  unmittelbar  unter  ber  fltone  angelegt 
werben,  inbem  man  Tie  in  ftorm  einer  8  jnüfebeii 
Stamm  unb  i'f ab!  binburebtübrt  unb  bann  auf  ber 
runter  jäte  be«  SJfabl«  mit  9tägeln  befeftigt. 

teäumdjcnfdjncrfcn,  f.  fnntertiemer. 

Baume  (fr}.,  fpr.  bobm),  Salfam. 

©aum*  (fpr.  bomeb),  Slntoine,  Gbemiter,  geb. 
26.  $ebr.  1728  ju  6enli«,  bilbete  fieb  jum  Stpo- 
tbeter  au«,  mürbe  1752  ^rofeffor  an  ber  <Bbarma= 
ceutiieben  Scbute  ju  Hari«  unb  legte  eine  jjabrit 
für  Gbemilalien  an.  Seit  1796  war  er  ÜJcitglieb  ber 
Stfabemie  ber  SBiffenfcbaften.  (Srftarb  15.  Ott.  1804. 
SB.  bat  bie  tecbnifdje  Gbemie  mit  vielen  nfi&lid?en  G nt 
bedungen  bereichert.  25a«  nad)  ibm  benannte  Slrdo* 
m  et  er  üt  noeb  gegenwärtig  in  ©ebraueb.  Seine6aupt: 
Werte  finb:  «Manuel  de  chimie»  (i'ar.  1763  u.  6.), 
bie  Kli'mcnts  de  pharmacie»  (ebb.  1762  u.  6.),  bie 
«Chimie  expe>imentale  et  raisonuöe»  (3  SBbe.,  ebb. 
1773  u. b.;  beutfd)  oon  ©ebta,  gpj.  1775—76). 

ttaumcdjcmif,  f.  JJccdjanit. 

«onmeibcebfen,  i.  Slgameu. 

löaumciftcr,  f.  Strcbttett  unb  Saubeamter  fo= 
wie  Jedjnifcbe  Staatsprüfungen. 

©attmetfter,SBcrnb^,Scbaufpieler,geb.28.Sept. 
1828  ju  ^Jofen,  tarn  1847  al«  Gborift  in  Sdjwerin 
)um  ^beater,  1849  an«  bannoo.,  1850  an«  olbenb. 
Öoftbeater  unb  trat  1852  beim  SBurgtbeater  ein,  an 
bem  er  feitbem  wirtt.  SBdbrenb  SB.  fröber  ba«  #acb 
ber  SBonoir-ant«  unb  3taturburf*cn  beberrfdUe,  gab 
er  fpäter  meift  ältere  launige  Wollen,  am  beften  fröb 
liebe  Lebemänner  unb  bebaglidje  Sparattere.  SB.  ift 
aueb  al«  Cebrer  be«SBiener  Konf  err>atorium«  oerbient. 

SBilbelmSB.,  SBruber  be«  Dorigen,  geb.  17.9ioo. 
1815  ju  Stalin,  war  preufe.  Cfnjier  unb  bat  tut 
auf  ber  SBübne  al«  SBonoioant,  bann  al«  £>clbenlieb= 
baeer  bcwdbrt.  6r  gebörte  nadjeinanber  oerf(biebe: 
neu  grofeen  «übnen  an,  war  185G/57  Cberregiffeur 
in  gäfiel  unb  ging  1857  an«  berliner  öoftbeater 
für  emfte  unb  tomtfdje  S^dter.  1870  entfagte  er  ber 
fcübne  unb  ftarb  6.  «pril  1875  ju  ©örliu. 


öeiber  Sd?wefter  iDtarie,  geb.  1.  3ebr.  1820  §u 
Berlin,  fpieltefrflb  in  5)anjig^unb  9tiga  unb  gldnjte 
in  fieipjig  unb  öannooer  al«  fcalonlicobaberin.  Seit 
1856  Watt  in  be«  £beaterbire(tor«  £>offmann,  trat 
fie  erft  1875,  nad>  beffen  Jobe,  wieber  in  OTannbeim 
unb  Hamburg  auf  unb  ftarb  4.  ÜRai  1887. 

«aumeifter,  \\ob.  ©ilb.,  Sierarjt,  3nd?tun«#* 
lebrer  unb  Siermafer,  geb.  27.  Slpril  1804  ju  Äug«* 
bürg,  wo  fein  Hat  er  Miniaturmaler  unb  3eid)en> 
lebrer  war,  bilbete  fia>  unter  beffen  Leitung  unb 
fpäter  in  3lug«burg  unb  3Jtün<ben  jum  liermalet 
au«.  Qx  bejog  1825  bie  ^ierarjneifcbule  )u  3 tu tt- 
gart,  liefe  fid;  1827  in  ©münb  al«  ^ierarjt  nieber, 
würbe  1831  Sebrer  am  Ianbmirtfd)aftlid)en  ^nftitut 
JÖobenbeim,  1839  $rofcff or  unb  $auptlebrer  an  bei 
^ierarjneifcbule  ju  Stuttgart,  wo  er  3.  #ebr.  1846 
ftarb.  Unter  9).«  Sdjriften,  bie  er  felbft  mit  tonet 
ten,  lebtreicben  unb  genial  aufgefaßten  3cid>nungen 
üerjab,  ift  namentlich,  betüorju beben:  «5)a«  f>anb* 
buep  ber  lanbwirtfd^aftlicbcn  ^iertunbe  unb  iier 
judjt»  (mit  ^oljfdjnitten,  3  Söbe.,  4.  Stuft.,  Stuttg. 
1863).  (Sinjelne  Seile  biefe«  öanbbud)«  fmb  aueb 
befonber«  erfebienen,  fo  bie  Einleitung  jur  ftenntni« 
be«  «ufeem be« $ferbe«>  (ebb.  1845;  7. Stuft.,  bear- 
beitet oon  flnapp,  1891),  «Stuleitung  jum  ^Betrieb  ber 
stiferbejud)t»  (ebb.  1845  ;  4.  Stuft.,  bearbeitet  Don 
Wueff ,  1874),  «2>ie  Herärjtlidje  ©eburt«bilfe»  (ebb. 
1844;  6.  Stufl.,  bearbeitet  »onftueff,  1878).  Die 
beften  tünftlerifcben  ^robufte  von  finb  bie  1846  in 
Stuttgart  erfdjienenen  Stabierungen. 

©aumc--leÖ=Xamc«(fpr.bomläbam).  liflrron. 
biffenent  im  franj.  Depart.  2)oub«,  bat  1473^0 
qkm,  (1896)  54162  (S.,  186  ®emeinben  unb  jer^ 
fällt  in  bie  7  Äantone  S).,  gleroal,  £'3«le*fur=le-- 
Doub«,  ^ierrefontaine,  Stougemont,  Stoulan«, 
Stotel.  —  2)  ^auptftabt  be«  Strronbiffement«  S. 
im  franj.  Deport.  3)oub«,  269  m  boeb,  am  redjten 
Ufer  be«  Doub«,  am  bein-3tbbnc=flanal  unb  an 
ber  fiinie  58elfort=5)iion  ber  Jranj.  3Äittelmcerbabn, 
35  km  norbbftlid?  oon  Sefan^on,  bat  (1896)  2332, 
a(«@emeinbe2991  Q.,  Holt  unbSelegrapb,  einjri» 
bunal  erfter  3"ftanj,  ein  ÄommunaWGoUege ,  eine 
SMbliotbet  »on  3000  Sänben,  ein  äofpital,  aßarmor» 
unb  ®ip«brü(be,  Werberei ,  Ubrcn«  unbClfabritation. 
Den  tarnen  bat  S).  uon  einer  763  gegrünbeten  Heue  - 
bittinerinnenabtei,  beren  einft  febr  reicbe  Rirdje,  Wäb= 
renb  ber  Steootution  «er  jt  ort,  je  tu  al«  @erreibeballe 
bient.  7  km  oon  H.  eine  große  Statattitengrotte. 

^örtutne  lcc<  ^Diefftcurd  (fpr.  bom  lä  luemcb», 
Drt  im  Äanton  93oiteur,  Strronbiffement  Lon«ste« 
Saunier  be«  franj.  Deport  ^ura,  in  bem  oon  280  bi« 
500  m  boben  Sergen  bebenfebten  engen  a beilc  ber 
in  bie  Saöne  fjicßenben  Seilte,  bat  (1896)  493  6., 
eine  angeblid)  oon  Kolumban  im  7. 3abrb.  gegrün= 
bete,  gut  erbaltene  Stbtei  SB.,  oon  ber  au«  Glunp  gc» 
grünbet  würbe,  mit  intereffanter  Äird?e,  ©ip«brücbe 
unb  Stalattitcugrotten  an  ben  Seiliequellen. 

«aumclfd)ub,  f.  Hegelfpiel. 

Oanmclfter  (Deudrocitta  Gvuld),  Sögel  oon 
I  ber  <9rbfte  unb  bem  Slu«feben  unferer  (Slfter  unb 
I  Scrtreter  berfelben  in  3nbien  unb  auf  ben  benaaV 
1  barten  Unfein.  3Jon  ben  10  Strten  biefer  ©attung  ift 
bie  SBanbe  reift  er  (Dendrocitta  rufa  Hartl.)  bie 
betanntefte.  Diefelbe  finbet  man  aueb  juweilen  in 
unfern  Tiergärten,  wo  fie  mit  SBeidjfutter,  bem  oiel 
gebadtc«  Jleifcb  jugefelit  ift,  ernäbrt  wirb.  Der 
^rci«  ftcllt  ftd)  auf  etwa  30  3». 

Oauutentett  (Dendrocvgna  Ars.),  eine  bureb  bie 
1  langen  Steine  djaratterifierte  ©ruppe  jierlidjer  @n» 


Digitized  by  Google 


83aume$;(If)aube8  —  gtaumgarten  (9tfid)ael) 


503 


tot ,  bie  in  10  Birten  über  ade  Grbteile.  Europa 
auggenommen,  oerbreitet  finb.  Webrere  Birten  ber: 
felben  bäumen  auf  unb  legen  aud>  ibre  Hefter  in 
Räumen  an  —  baber  bei  Warne  SB.  — ,  mdbrenb 
anbere  ftet*  auf  ber  Grbe  bleiben.  SBon  ben  SB.  ftnb 
bie  92onnenente  (Dendrocygna  viduata  L.)  unb 
bie  fierbftente  (Dendrocygna autumnalis L.)  au* 
Sübameritd  in  europ.  Jiergdrten  iu  feben,  wo  fte 
mit  ©erfte  unb  ©rünem  gefüttert  werben.  $er  fyväi 
für  ba*  $aar  fdjmanlt  jwifcfcen  60  unb  80  W. 

©««»««=<? f>aube«  (fpr.  bom  fdjobb),  eine  Diel 
verjweigte  900  ra  lange  Iropffteinböble  im  franj. 
Tepart.  Sojere,  am  redjten  Ufer  be*  Jarn  800  m 
ü.  b.  W.  gelegen,  rotebtia  burd>  einen  grofeen,  1878 

fiemacbten  gunb  menfdjlidjer  Sielette  au*  ber  neo* 
it  büchen  geriete.  Sie  beftebt  au«  vielen  ©ängen 
unb  brei  (f tagen  unb  hat  in  einer  liefe  von  90  m 
einen  fleinen  See.  $er  SBefucb  berfelben  ift  nidjt 
obne  ©efabr  unb  nur  mit  Stridleitern  inöglidj. 
Saume*  edmcUfluft,  f.  glufimittel. 
©aumfnlf  „  j.  fallen, 
©aumfäilmafdiine,  f.  Sdgemafdjinen. 
©aumfäHung,  f.  öoljfdllung. 
©aumfarne,  j  game  unb  SBaum. 
©aumf  elbtoirtfcöafi,  eine  Unterart  be*  2Balb* 
felbbaubetriebe*  (f.  b.).  $5te  SB.  unterfdjeibet  fwb  von 
biefem  im  engern  Sinne  aber  baburd),  bafe  bie 
lanbroirtfdjaftltcbe  Sflenutmng  be*  lobend  nidjt  nur 
einige  ^abre,  f onbem  lange  3eit  fortgefefct  »erben 

{oll.  $ie  Sünpflanjung  ber  glddje  mit  Sßdumen  er* 
olgt  beäbalb  febr  weitläufig  in  Reiben,  bie  4— 
20  m  voneinanber  entfernt  ftnb,  ber  Stbftanb  ber 
Sßflanjen  in  ben  Reiben  betrdgt  1— 1,5  m.  3)ie  SB. 
würbe  Anfang  be*  19.  3abrt).  von  (Sotta  em< 
pfoblen.  bat  aber  eine  gröfeere  Verbreitung  mit 
Wed)t  nid?t  gefunben.  SBgJ.  Sotta,  Sic  Sßerbinbung 
be*  gelbbaue*  mit  bem  ©albbau  ober  bie  SB.  (mit 
3  gortfefeungen;  $re*b.  1819—22).  JlufeeTforftlid) 
bejeidmet  man  bie  Sßerbinbung  be*  Cbftbauet  mit 
bem  gelbbau,  wie  fte  nielfad)  mit  SUotteil  in  SBöbmen, 
Sübbeutfd)lanb  u.  f.  m.  angewenbet  wirb,  al*  IB. 

»Baumfrevel,  bie  SBefcbäbigung  von  Baumen. 
Ter  SB.  toirb  entweber  al*  SaAbcfcbabigung  (f.  b.) 
ober  al*  gelb  =  ober  gorftpolijeiübertretung  be= 
ftraft.  2>ie  bdrtern  Strafen  ber  Sadbbefcbäbigung 
treten  jebenfall«  ein,  wenn  e* ftd)  um  SBdume  ban= 
belt,  meldje  jum  öffentlidjen  9luhen  ober  jur  2kr= 
fdjönerung  eifeut lieber  ©ege,  Sßläfce  ober  anlagen 
bienen.  SBejüglidb  anberer  SBäume  untertreiben  bie 
verfdnebenen  ©efefcgebungen  verfdjieben  unb  neb5 
men  je  nad)  ber  &öbe  be*  Scbaben*  ober  bem  Wotiv 
be*  £bdter3  (9tad>e,  SBo*bett,  Wutwille)  Sad?befd>ä= 
bigung  ober  gelbfrevel  an.  3)a*  preuft.  ©efefc  vom 
1.  Äpril  1880  fepeibet  nad?  ber  6obe  be*  Sdjaben* 
unb  ftraft  unbefugte*  Caubpflüden,  3weigebred?en, 
SBefdjdbigung  alÄgorft'Obertyclbpoltjeiflbertretung^ 
rcenn  ber  Scbaben  10  9JI.  nidjt  überfteigt. 

fttaumfrofebf  f.  Hylaplcsüdae  unb  $afe(: 
^vröfd)e  unb  Äröten  l,  ivig.  4,  beim  drittel 
^rofdjlurdje,  forrie  Polyuedatidae. 

Baumg.,  bei  botan.  Tanten  SHbtürjung  f ür  3  o 5 
bann  Sbriftian  ©ottlob  SBaumgarten,  geb. 
7.  Hpril  1765  ju  £udau,  geft.  al*  SUbbfttu*  in 
ödxSfcburg  in  Siebenbürgen  29.  3)ej.  1843. 

üöautrtflartcn,  Jtleranber  ©ottlteb,  ^biloiciMv, 
SBmber  oou  Siegmunb  Jafob  SB.,  geb.  17. 3uli  1714 
\u  SBerlin,  ftubiwte  ju  ^alle  unb  mürbe,  nad?bem  er 
eine  3«it  lang  an  ber  bortiaen  Untwrfttdt  gelebrt, 
1740  orb.  ^rofeffor  ber  1?bilofopbie  ju  grant* 


furt  a.  D.,  mo  er  26.  3»ai  1762  ftarb.  dr  ift  ber 
Söf ^rünber  ber  ilftbetil  (f.  b.).  2)ie  ^bee  einer  folgen 
SIBinenfdjaft  ftellte  er  jiterft  auf  in  ber  Sdjrift  «De 
nonnullis  ad  poema  pertinentibus » (<5alle  1735). 
21u*  feinen  3)iltaten  entftanben  ®.  Weier*  «SSn= 
fang*grfmbe  aller  fdjöncn  Sififitfcbaften»  (3  SBbe., 
JÖalle  1754—59),  worauf  er  fclbft  feine  «Aesthetica 
acroamatica"  (2  SBbe. ,  grantf.  a.  D.  1750—58)  er^ 
icb  einen  lu-fi,  berenSBollenbung  aber  fein  Sobnerbin5 
berte.  übngen*  hatte  er  faft  überall  bei  Sflufftellung 
feiner  iHegelnblofebiefog.rebenbenflflnftenorSlugen. 
Sein  2Bert  «Metaphvsica»  ({»alle  1739;  7.  ÄufL 
1779;  beutfd?  von  ©.  g.  Weier,  1783)  ift  nod)  je|jt 
ein  gute*  SBud)  für  ba*  Stubium  ber  Wetapbbftt 
ber  Slßolf  feben  SAule.  —  Sßgl.  @.  j.  Weier,  S3eben  58.* 
(Öalle  1763);  Sd?mibt,  i'etbnii  unb  SB.  (ebb.  1875). 

iBaamgartett,  ^erm.,  jnftoriier,  geb.  28.SHpnl 
1825  in  Ccffe  im  SBraunfdjmeigücben,  ftubierte 
1812—48  in  3ena,  öalle,  fieipjig,  Sonn  unb  ©öt^ 
ringen  Slibilologie  unb  ©efd?id)tc,  rebigierte  feit 
1848  einige  ^abre  bie  «3)eutfd?e  9teicbsJ|citung" 
in  SBraunfcbrocig,  hielt  ftd)  bann  biftor.  Stubien 
halber  in  ^eibclberg,  Wüncben  unb  SBerlin  auf  unb 
mürbe  1861  $rofef|or  ber  ©efcbjdbte  unb  Vit tevatuv 
am  Sßolpted^nitum  in  Jtar(*rube,  1872  an  ber  Uni: 
nerfitdt  ju  Strasburg;  1889  legte  er  feine  Sßrofeffur 
nieber,  um  fttb  ganj  ber  SBollenbung  feine*  6aupt= 
wert*:  «®efd?id)te  Äarl*  V.»  (SBb.  1  —  3,  Stuttg. 
1885—92),  ju  »ibmen.  Cr  ftarb  19.  3uni  1893  in 
Strasburg.  SBon  feinen  biftor.  Arbeiten  ftnb  aufeer= 
bem  }ti  ermdbnen :  «©efdiicbte Spanien*  jur  Mit  ber 
granjöftfcben  SKeuolution»  (Söerl.  1861),  «©efdjidjte 
Spanien*  oom  Säu*brud)  ber  ftranjöftfcben  9te» 
nolution  bi*  auf  unfere  Sage»  (3  SBbe.,  Vy«.  1865 
—71),  «3)ie  religtöfe  entroidlung  Spanien*» 
(Strafeb.  1875),  «3atob  Sturm»  (ebb.  1876),  ««ber 
Sleiban*  Seben  unb  SBriefmecbfel»  (ebb.  1878),  «Sßor 
ber  SBartbolomdu*nadjt»  (ebb.  1882),  «Äarl  V.  unb 
bie  beutidje  Deformation»  (öalle  1889).  gerner  ner= 
öffentliche  er:  «©ermnu*  unb  feine  polit.  überjeu= 
gungen»  (anonpm,  S^pj.  1853),  «3ur  SBerftdnbtgung 
iroiid?enSiibunb3lorb»(3lörbI.  1859),  «Sßartei  ober 
?iaterlanb?»  (granlf.  1866),  «55erbeutfdje«beralie= 
tnu*  (iöerl.  1 867) ,  «SÜMe  wir  roieber  ein  ol  l  geworben 
ftnb  ■  (fip).  1870) ,  « von  i  toi n\h  t e->  beutf dje  ©e= 
fdjicbte»  (Strafeb.  1883),  «Staatemini)*ter  0»Uo» 
(mit  2.  von  ^ollp,  lüb.  1897).  Seine  «jSiftor.  unb 
poltt.  :KeDen  unb  jluffätie»  würben  mit  einer  biogr. 
Einleitung  von  Ward*  berau*gegeben  (ebb.  1894). 

>öa  um  garten,  Widjael,  prot.  Jbeolog,  geb. 
25.  Wdrj  1812  ju  öafelborf  in  feolftetn,  ftubierte 
feit  1832  in  fliel,  babilitierte  ftd?  bafelb»t  1839, 
würbe  1846  SjJaftor  ju  S*le*wig,  1850  orb.  SJJro^ 
feffor  in  iHoftod.  iDbwobl  felbft  auf  bem  SBoben  be* 
pofttiven  Cutbertum*  ftebenb,  geriet  SB.,  aöem  bier« 
ard)ifcben  Siefen  feinb,  ta\b  balb  in  oWtefpalt  mit 
bem  medlenb.  Obertircbenrat  unb  würbe  1856  au* 
ber  tbeol.  SlJrüfung*tommiffion  entlaffen ,  1858 
einer  ^rofeffur  entboben.  Sie  auf  biefen  Äon= 
ift  bejügli*en  Scbriften:  «Gine  ürdjlidje  Ärin* 
in  Wedlenburg»  ( SBraunfAm.  1858),  «$er  tircb= 
liebe  ^otftanb  in  Wedlenburg»  (£pj.  1861),  «SHn 
bie  greunbe  au*  bem  ©efdngni*»  (SBerl.  1862), 
trugen  ihm  jweimalige  SBerurteilungen  ju  ©efflng- 
ni*:  unb  ©elbftrafe  wegen  treuergeben  ein.  Seit< 
bem  wirtte  er  burd?  toebriften  unb  SBortrdge  für 
eine  ^eugeftaltuna  ber  enang.  Kirdje.  SB.  nabm 
trot»  feine«  geftbatten*  am  lutb.  SBelenntni*  1865 
an  ber  ©rflnbung  be*  Seutfdjen  ^roteftantenner- 


'  tr 


Digitized  by  Google 


504 


Söaumgarten  (Otto)  —  ^Baumgartner  (Älejanber) 


ein«  teil,  aus  bem  et  1877  austrat.  93qI.  SB.ä 
cajriftcn:  «Der  Deutfcbe  ^roteftantenücrein,  ein 
teil.  «Panier  im  neuen  Dcutfcben  Neid)»  (SBetl.  1871) 
unb  «Sine  HrifiS  innerhalb  beS  Deutfdjen  $roteftan< 
tenöereinS»  (Noft.  1876).  95.  rourbe  1874,  1877  unb 
1878  in  ben  SHeidjStag  gerodblt,  roo  er  bor  gort« 
fcbrittspartei,  fpdter  ber  ©ruppc  Cßroe  angebSrte. 
Gr  ftarb  21.3uli  1889  in  IHoft  od.  93on  feinen  Scbrif  ten 
fmb  nod)  ju  nennen:  ><Ibeol.  Kommentar  jum  Eliten 
Jeftament»(93b.  1,  Hiel  1843—44).  «Slpoftelgefcbidjtc 
ober  Gntroidlungsgang  ber  Hitcbe  üon  3crufalem 
bis  Nom»  (2  93be.,  2.  äufi.,  »raunfajro.  1859), 
«Nadjtgeficbte  SadjarjaS»  (neue  ÄuSg.,  ebb.  1858), 
«Die  ©ejdjicbte  3efu»  (ebb.  1859),  «3roölf  tir<ben= 
acf  djtdjtltdje  93or  träge  jur  93elcud)tung  ber  tirdjlidjen 
©egenroart»  (93rem.  1869),  «Kirdjlidje  3eitfragcn  in 
Vorträgen»  (Noft.  1874h  «Lutherus  redivivas  ober 
bie  KrdjlicbeNeattion»  (tfrantf.a.STO.  1878),«Dottor 
Martin  ?utber,  ein  93oltSbudj»  izHoft.  1883),  «DaS 
fiutljerfeft  unb  bie  medlenb.=fd>roerin.  8anbe Stird) c » 
(Noft.  1883).  »uS  feinem  Nacblafj  erftbien:  «Cueiu« 
SlnnduS  Seneca  unb  baS  Gbriftentum»  (Noft.  1895). 
—  Sgl.  Stubt,  SNicbael  93.  (2  93be.,  Hiel  1891)  ; 
Werdäbagen,  DUdjael  93.  (93erl.  1894). 

ftaumgartc«,  Otto,  prot.  Jpeolog,  f.  53b.  17. 

iPaumgartcu,  Siegmunb  3al.,  prot.  Geolog, 
53ruber  oon  »lex.  ©ottlieb  93.,  geb.  14.  3Jtärj  1706 
»u  Wolmirftebt,  ftubierte  in  £alle,  roo  er  ftd?  1728 
habilitierte,  1730  aufeerorb.,  1743  orb.  $rofeffor 
rourbe  unb  4.  JJuli  1757  ftarb.  3n  ber  Sdjule  beS 
^JietiSmuS  gebilbet.  aber  jugleidb  oon  ber  2BoIf= 
fdjen  $bilofopbie  (f.  Wolf)  beeinflußt,  ift  93.,  ob» 

Sind)  felbft  nod)  auf  bem  93oben  ber  ortboboren 
.int  enlebve  ftebenb,  n>ie  feine  «Gt>angelifd?e  ©lau* 
benSlebre»  (3  93be.,  öalle  1759  fg.)  bejeugt,  unb 
ber  93bilofopi)ie  nur  formale  Slnroenbung  juge^ 
ftebenb,  ber  Vorläufer  beS  Nationalismus  (f.  b.). 
(fr  jdjrieb  «SluSjug  ber  ftirdjengefdjicbte»  (4  93be., 
Salle  1743—62),  »Primae  lineae  breviarii  anti- 

Suitatum  ckristianarum»  (ebb.  1747)  unb  «@e» 
bidjte  ber  NeligionSparteien»  (ebb.  1760).  Stufcer: 
bem  üeröffentlicpte  er  «Nadjricbten  uon  einer  balli= 
fdben  93ibliotbet » (893be.,  ebb.  1748— 51)  unb  «Nacb-- 
ridjt  üon  merrroürbigen  93üdjern»  (12  93be.,  ebb. 
1752—57)  u.  a.  9lud)  leitete  er  biebeutfd?e93earbei= 
tung  ber  engl.  «Allgemeinen  Weltbiftorie».  93io* 
grapbie  93.«  üon  Semler  (£alle  1758). 

Baumgactcn-Gtufiu* ,  ßubro.  ftriebr.  Otto, 
Prot.  Speolog,  geb.  31.  3uli  1788  ju  ÜJterfeburg, 

Errte  feit  1805  ju  Üeipjig,  habilitierte  neb  ba« 
1809  an  ber  pbilof.  ftafultdt,  mürbe  1810 
alaureuS  ber  Jbeologie  unb  UnioerfitdtS* 
prebiger,  1812  aufeerorb.  $rofeffor  in  $ena,  roo 
er,  feit  1817  orb.  $rofefior,  31.  3Jtai  1843  ftarb. 
Gin  2liibdngcr  Sd)leiermad>er&,  tdmpfte  93.  gegen 
ben  uulgdren  Nationalismus  in  jablreicben  Scbrif: 
ten,  aber  aud)  gegen  Miau*  öarmS  (f.  b.)  in  ben 
«Theses  theologicae  XCV  coutra  superstitiouem 
et  profauitatemi)  ($ena  1819).  3lufeerbem  fmb  ber« 
uorjubeben:«Cebrbud)ber3)ogmengef(bicbte»(2Jle., 
ebb.  1831—32),  «Hompenbium  ber  2)ogmenge» 
icbidjte»  (bg.  bon  Safe,  2  93be.,  Cp|.  1840—46), 
«Ginleitung  in  ba3  8tubium  ber  Dogmatil»  (ebb. 
1820),  «tfebrbud)  ber  djriftl.  Sittenlebre»  (ebb.  1827), 
«örunbjüge  ber  biblifeben  Sbeologie»  (3ena  1828), 
»@ruubri|  ber  ei>ang.<ürd>(i(ben  Dogmati!»  (ebb. 
1830),  «über  6djleiermadjer ,  feine  Dentart  unb 
fein  i>erbienft»  (ebb.  1834).  Gine  Sammlung  feiner 
tleinern  Schriften  entbalten  bie  «Opuscula  theolo- 


'  gica»  (ebb.  1836);  feine  « Gcegetifdben  @<briften 
jum  »Reuen  Jeftament»  (3  93be,,  ebb.  1842—48) 
mürben  aud  feinem  «Racblal  berau&gegeben. 

©  aumgarrner  ( 93  a  u  m  g  d  r  t  n  e  r ) ,  HugSburger 
$atriciergefd>le<r)t,  befonberä  angefeben  in  ber  inc- 
formation^eit,  roo  e«  ber  taiferl. 'Partei  juneigte. 

■  Gin  Daoib  93.  roar  fpdter  in  bie  ©rumbeubfeben 

■  ödnbel  oerftridt  unb  »urbe  1567  nadb  ber  Gin= 
nabme  ©otbao  bura>  Aurfürft  3luguft  oon  Sacbien 
entbauptet.  2luguftin  93.  oertrat  93apem  1562 
auf  bem  £ribentiuer  Konjil,  roo  er  bureb  freimütige 
Sieben  bei  ben  pdpftl.  Legaten  Änftofe  erregte. 

6icronpmu*93.,  au*  einem  Nürnberger  3rocige 
ber  gamilic,  geb.  9.  ÜJldrj  1498  ju  Nürnberg,  roar 
einer  ber  angefebenften  Vertreter  ber  'Politif  feiner 
Stobt  unter  Karl  V.  3lnfang$  in  ^ngolftabt,  bann 
in  Wittenberg  (feit  1518)  gebilbet,  rourbe  er  bier  oon 
ben  3been  ^utber«  unb  ^elancbtbone  burebbrun» 
gen  unb  blieb  aiut  fpdter  befonber^  mit  ü'ieiand:- 
tbon  in  reger  Aorrefponbenj.  3 eben  1525  jum 
Senator  in  feiner  Stoterftabt  erboben,  erbtelt  93. 
fpdter  beren  boebfte  «Hinter  unb  oertrat  fie  auf 
einer  SReibe  von  iHeidb^tagen  unb  auf  bem  iaae  ju 
Sdjmalfalbeu  1636.  3m  X  1544  geriet  er  in  bie 
©efangenfdjaft  be#  NitterdSllbred)t  oon  iHofenberg, 
ber  für  einen  alten  3roift  mit  Nürnberg  @enug* 
tbuung  erlangen  rooute  unb  ibn  erft  im  Sommer 
1545  gegen  Cöfegelb  entliefe,  än  ber  Deformation 
Nürnberg«  bat  lö.  großen  Anteil;  bie  ©rünbung 
tti  bortigen  ©cmnaftumft  unb  ber  Stabtbibliotbei 
roar  roefentlicb  fein  9Bert.  Sutber«  nacbmalige®at: 
tin,  Hatbarina  üon  93ora,  roar  urfprünglicb  ibm  be» 
ftimmt.  33.  ftarb  8.  Dej.  1565  ju  Nürnberg. 

Baumgartner,  -'[leranber ,  jefuitifd^er  cebrift» 
ik' II  er,  geb.  27.  ^uni  1841  iu  St.  ©allen,  Sob.n  be« 
febroei  j.  Staatsmannes  ©alluS  ^atob  93.,  trat  1860 in 
ben  ^efuitenorben,  ftubierte  ju  fünfter  unb  Hitarkv 
2aa<b,  rourbe  1872  jum  Urteilet  geroeibt  unb  ging  f o- 
gleitb  infolge  ber  ^efuitenaudroetfung  nad)  Gnglanb. 
6ier  begann  er  feine  fiebrtbätigteU,  bie  er  in  ^elblircb 
fortfeute,  roibmete  ft<b  aber  balb  ber  SdjriftiteUerei, 
inebefonbere  feit  1874  an  ben  «Stimmen  au«  iUaria; 
Saacb».  beren  3Witleitung  er  übemabm.  Gr  roo^nte 
nun  bei  93rüffet,  öon  1880  an  in  ben  Nieberlanben, 
unb  jroar  feit  1886  in  Graeten  bei  Noermonb;  boeb 
fübrteu  ibn  Stubien>  unb  3Riffion£reifen  oft  nacb 
Deutfcblanb,  ja  bis  na<b  Nufelanb  unb  . V? lau b .  93.9 
litterarbiftor.  Scbriften  über  bie  beutfd^en  Älaffifer 
fueben  biefe  }um  J  eil  in  ber  &ffentlicben  Slcbtung  bor  - 
abjufefeen,  fo:  «©oetbeS  0«g«nb»($reib.  i.  93r.  1879), 
«©oetbe  unb  ScbiUem  (ebb.  1886),  «Der  Sllte  »on 
Weimar»  (ebb.  1886;  biefe  Werte  in  2.  Slufl.  u.  b.  Z. 
«©oetbe.  Sein  2eben  unb  feine  Werte»,  3  93be.,  1885 
—86),  benen  «ßeffing*  religiöf  er  Gntroidlungegang» 
(ebb.  1877)  »orauSgmg.  Gr  firieb  ferner  unter  an^ 
berm  «CongfeüoroSDidjtungen»  (ebb.  1878  ;  2.Äufl. 
1887),  «3ooft  »an  ben  93onbel,  fein  Seben  unb  feine 
Werte»  (ebb.l882;boUdnbifcbooirillberbingMbijm, 
Stmfterb.  1886),  «Die  fiilie.  ©ebiebt  bes  ilugufti^ 
ner*  Gpftein  ?lSgrimSfon.  8luS  bem  Stlti&ldnbijiben, 
mit  litteraturgefd)ifbtli(b.  er  Ginlettung»  (greib.  t.  93r. 
1884),  «Neiiebilber  auS  Sdjottlanb»  (2.  Slufl.,  ebb. 
1895),  «Galberon.  geftfpiel,  mit  biogr.  Ginleitung» 
(ebb.  1881;  fpanifd)  ÜJlabr.  1882),  «Die  fiaureta* 
nifd?e  fiitanei.  Sonette»  föreib.  i.  93r.  1883;  2.  «ufl. 
1886;  boüdnbifdj  oonNoermonb,  1889),  «Norbifdje 
Sabrten»  (2  93be.,  ebb.  1889—90),  «©allu«  3atob 
Baumgartner»  (ebb.  1892),  «Da«  Ndmdpana  unb 
bie  Ndma  Citteratur  ber  ^nber»  (ebb.  1894).  Gine 


Digitized  by  Google 


SÖQiimgartTicr  («nbreo«,  ftreifjerr  oon)  —  ©aumgärtner  (Äarl  #einr.)  505 


auf  6  53änbe  angelegte  «©efcbidjte  ber  SBeltlittera-- 
tur»  erfdjemt  feit  1897  in  greiburg  i.  93r. 

Baumgartner,  Stnbrea«,  »yrejbcrr  oon,  ftfterr. 
StaaWmann  unb  ©elebrter,  geb.  23. $00.  1793  )u 
griebberg  in  Pehmen,  wibmete  tut  feit  1810 auf 
ber  Uuioerfitdt  ju  SEBien  ooräug«meifc  ben  matbem. 
SBiffenfdjaften  unb  warb  1823  vBrofeff  or  ber  SJbPfif 
an  ber  Unioerfität  ju  SBien.  ßin  partnddige«  öal«= 
übel  bemog  ihn,  ba«  fiebramt  an  ber  Unioerfität  auf* 
juaeben.  Gr  warb  bafür  1833  jum  2>ireltor  ber 
1. 1.  SJorjellanfabri!  ernannt,  1842£ofrat  unb  (Jbef 
fdmtlicber  Jabalfabritcn;  1846  fibertrug  man  ibm 
bie  Grricbtung  ber  clcltrijcbeu  Jelegrapben,  1847 
würbe  er  jum  £>ofrat  ber  SUlgemeinen  i>offammer 
ernannt  unb  mit  ber  oberften  Seitung  be«  (Sifenbabm 
baue*  betraut.  9lad)  ben  ÜHärjereigniffen  oon  1848 
übernahm  er  unter  NBillcr«borf  ba«  iDlinifterium  be« 
Skrgmefen«  unb  ber  öffentlichen  93auten,  ba«  er 
ieboeb  mit  Eintritt  be«SUinifterium«$oblboff  nieber* 
legte.  Seitbem  mar  er  al«  gbef  einer  ber  Elbteilum 
gen  im  ftinanjminifterium  tbdtig.  9cad)  bem  :Hücf= 
tritte  93rud«  übemabm  93.  23.  SRai  1851  ba«  m-- 
nifterium  für  fmnbel,  ©ewerbe  unb  öffentliche 
Sauten  unb  noeb  in  bemfclben  3apre  (26.  $ej.)  aud) 
ba«  ginanjmimftcrium.  1854  würbe  er  in  ben  %ttu 
berrenftanb  erhoben.  3m  3)ldrj  1855  fuchte  er  um 
feine  Gntlaffung  aud  bem  Staat«bienfte  nach  unb 
behielt  nur  ba«  Slnit  be«  SJräftbenten  ber  äfabemie 
ber  2Biffenfdjaften  bei.  1861  warb  er  in  ba«  Herren; 
bau«  be«  9ieid)«rat«  berufen.  Gr  ftarb  30.  3uli  1865 
in  öiefcing  bei  SBien.  ^n  feinem  93eradcbtni«  be« 
ftimmte  er  ber  2lfabemie  ber  SBiifenfdjaften  bie 
Summe  oon  10000  ftl.  (93aumgartner'vBrei«* 
ftiftung)  jur  SJrämiierung  oon  matbematifäV 
naturwiffenfcbaftlichen2lrbeiten.  93.fcbrieb:  «Slräo* 
merrie»  (SBien  1820),  «$ie  SJtccbamt  in  ihrer  Sn= 
wenbuna  auf  Künfte  unb  ©ewerbe»  (2.  EluflL,  ebb. 
1823),  uScaturlebre»  (ebb.  1823;  8.Sufl.  1844—45), 
welche«  SBcrt  Diel  jur  SJooularificrung  ber  3latux- 
wiffenfehaften  beitrug;  «31nfang«grünbe  bers3iatup 
lehre»  (ebb.  1837;  6.  Slufl.  1855),  «Einleitung  jum 
£>eijen  ber  $ampffeffel»  (ebb.  1841).  Jtufjerbem 
f örberte  er  bie  Slaturwifienfcbaften  bureb  bie  « 
fchrift  für  vBbpfit  unb  SDcatbematil»,  bie  er  erft  mit 
Gttingbaufen  (10  93be.,  SBien  1826—32),  bann 
allein  al»  u.^citfcbrift  für  "Bbpfit  unb  oerwanbte 
SBifienfcbaften»  (4  S3be.,  ebb.  1832-35),  fobann 
in  Skrbinbung  mit  öolgcr  berau«gab.  —  93gl.  oon 
Sd?rdtter,  Slnbrca«  Reiben  oon  95.  (SBien  1866). 

Baumgartner,  ©allu«  3a'-»  fdjweij.  Staat«: 
mann,  geb.  18.  Cft.  1797  ju  Slltftätten,  ftubierte 
bie  9Ud)te  ju  Syburg  »•  SAweij  unb  in  SBien, 
nahm  1817  eine  £>audlehrerftelle  in  Ungarn  an, 
würbe  1819  al«  Üeilnebmer  einer  ^rioatgefellfdjaft 
oon  Schweibern  politifcb  oerbdchtigt,  oerbaftet  unb 
1820  au«  SBien  aufgewiesen,  Gr  trat  1823  al« 
Slrchioar  in  ben  St.  ©allijchen  Staat«bienft,  ge« 
langte  1825  in  ben  ©rofeen  :Uat  unb  würbe  1826 
erfter  Staatgfchreiber.  3tn  ber  93earbeitung  ber 
fortfchrittlidien  Herfaffung  oon  1831  nah^m  er  in 
heroorragenbfter  SBeife  teil  unb  ging  auf  ber  93e> 
megung  alö  Sanbammann  oon  St.  ©allen  unb  al£ 
benen  erfter  ©efanbter  an  bie  Xaafa&una  heroor. 
Sluch  in  eibgenöffifchen  Slngelegenoeiten  fpielte  93. 
eine  leitenb«  SRoUe  ald  einer  ber  Rubrer  ber  rabi< 
lalen  gartet  Um  fo  mehr  erregte  e*  S3erwunberung 
unb  Unwillen,  als  er  1841  bie  liberale  Seite  oerliefe, 
feine  Stelle  in  ber  Regierung  oon  St.  ©allen  auf« 
gab  unb,  auß  Jrot»  gegen  bie  Jüngern  SRabifalen,  bie 


feinen  Sinflufe  mrüdbrdngten,  im  SCargauifcbeu 
Älofterftreit  (f.  Slargau)  für  ^erftcllung  ber  Älöfter 
eintrat.  1848  gelangte  93.  mit  öilfe  ber  tleritalen 
Partei  wieber  in  ben  Hieinen  9lat  unb  auf  ben  Canb* 
ammannäftuhl  unb  behauptete  feinen  3 1  n  bii  1847, 
wo  ihn  bie  Stürme  ber  Sonberbunbd}eit  au&  ber 
Regierung  unb  au«  bem  Sanbe  pertrieben.  3m 
»jrül) jähr  1848  febrte  er  wieber  in  ben  St.  ©allifcben 
©rofeen  .-Hat  gurüd,  würbe  1857—60 ali  Stdnberat 
in  bie  93unbe$oerfammlung  gefanbt  unb  1859  fo- 
gar  wieber  in  bie  Regierung  unb  jum  Sanbammanu 
gewählt.  (?rft  1864  gelang  ei  ber  rabifalen  Partei, 
ibn  wieber  au«  ber  oberften  S3ebörbe  }u  oerbrdngen. 
93.  ftarb  12.  3uli  1869  in  St.  ©allen.  Qx  fdjrieb 
unter  anberm :  «ßrlebniffe  auf  bem  gelbe  ber  Siolitif» 
( Schaff b.  1846),  -Tie  Schwei)  in  ihren  Kämpfen 
unb  Umgeftaltungen  oon  1830  bi«  1850»  (4  93be., 
3ür.  1853—66),  «®efcrjid?te  be«  feb,  weij.  greiftaat« 
unb  Kanton«  St.  ©allen»  (2  33be.,  3ür.  unb  Stuttg. 
1868  ;  3.  93b.,  bg,  oon  feinem  Sohn  Stier.  93.,  (Sin; 
ficbeln  1890).  —  S3gl.@mür,  Sanbammann  93.  (£uj. 
1869);  Jlley.  93.,  ©aUu*  3at.  93.  unb  bie  neuere 
Staat«entwidlung  ber  Schweij  (greib.  i.93r.  1892). 

Baumgartner,  Harl  &einr.,  ÜJiebijiner,  geb. 
21.  Oft.  1798  w  S3forjbeim,  ftubierte  ju  Bübingen 
unb  i>eibelberg,  warb  1820  SRegiment«arjt  ju  ma.' 
ftatt,  1824  SJrofeffor  ber  mebij.  Hlinit  ju  greiburg 
unb  trat  1862  in  benSRubeftanb.  Gr  ftarb  11. 3)ej. 
1886  in  53abem93aben.  Seine  Schriften  finb  teil« 
Obpfiol.,  teil«  pathol.'therapeutifchen  Inhalt«.  3" 
lentern  gehören  «über  bie  9iatur  unb  93ehanblunA 
ber  gieber»  (^ranlf.  1827),  «2)ualiitifcbe«  Softem 
ber  aftebijin»  (2  tle.,  Stuttg.  1835—37),  ba«  au« 
«©runbulge  jur  Sibpftologie  unb  jur  allgemeinen 
Rrantbeit«.  unbfcälungälehre»  (1837 ;  2.2tufl.  1842) 
unb  «fcanbbucb  ber  fpeciellen  Hranfbeit««  unb  J&ei- 
lung«lebre»  (2  93be.,  1835;  4.  Slufl.  1848)  beftebt  ; 
ferner  «Kranlenpbpfiognomi!»  (2.  81up.,  Stuttg. 
1842,  mit  Sttla«  oon  72  illuminierten  Porträten), 
«3(eue  Unterfucbungen  in  ben  ©ebieten  ber  sBbpfio: 
logie  unb  prattifeben  ^eilfunbe»  (^reiburg  1845), 
«9leuc  S3ebanblung«meife  ber  i'ungenentjünbung » 
(ctuttg.  1850).  S3orjug«weife  Obpfiol.  Unterfudjun- 
gen  gemibmet  finb  bte  «S3eobacbtungen  über  bie 
Heroen  unb  ba«  93(ut«  (greiburg  1830)  unb  ba« 
«Sebrbudj  bei  'Bbofiologie»  (Stuttg.  1853,  mit  Jltla«). 
S3cf  onbere  SJerbienfte  bat  Heb  93.  burtb  feine  93eobacb= 
tungen  über  bie  @ntwid(ung«gcfchicbte  ber  Jiere 
erworben.  Schon  1830  fudbte  er  barjuthun,  bafe  n± 
ba«  Gibotter  in  tugelige  Staffen  fpaltet,  au«  benen 
ficb  bie  ßinwlteile  be«  Jiet«  entwideln ,  unb  er  be* 
fd?rieb  bie  ftufeitweife  Umwanblung  foleber  Äugeln 
ju  SJlutlöiferchen.  !tiefe  S3ilbung«tugeltbeorie  war 
fonacb  ber  93orldufer  »u  ber  oon  Schwann  aufge« 
(teilten  3ellentheorie.  Später  bat  93.  bie  le&tere  aueb 
mr  Grlduterung  ber  Scböpfung«atte  ber  organif  eben 
'Jiatur  anjuwenben  oerf ud)t,  wte  unter  anberm  in  ben 
Schriften :  «9täbere  93egrünbung  ber  Vchve  oon  ber 
Gmbrponalanlage  burcp  Aeimfpaltungen»  (Stuttg. 
1854)  unb  «Slnfänge  }U  einer  pbpftol.  Schöpfung«: 
gefdbiebte»  (ebb.  1855),  «Scböofung«gebanlcn»  (Elb: 
teil.  1:  «2)er  ÜJlenfcb».  greiburg  1856 ;  Slbteil.  2: 
«93lide  in  ba«  Sili»,  ebb.  1859).  93ei  feinem  :Hüd= 
tritte  oon  ber  %x ofeffur  oer öff entlichte  er  «Skrmdcbt« 
niffe  eine«  Kliniler«»  (Sreiburg  1862).  Elufeerbem 
febrieb  er:  «3)ie  9caturreligion»  (Cpj.  1862;  2.  Slufl. 
18*J8),  «üramat.  Schriften  unb  Stubien  über  ba« 
Sehen»  (3  S3be.,  ebb.  1865-66),  «Statur  unb  ©Ott» 
(ebb.  1870),  «Tic  SBeltjellen»  (ebb.  1875). 


Digitized  by  Google 


506 


SBcmmgärtnerS  93ud)l)aiibhmg  —  23aumf)acfer 


43autnßärtncr0  iBucbbanblung ,  BerlagS: 
biktbanMuna  in  Seimig,  im  Bcfi&  von  Dr.  jur. 
3uhuS  AIpbonS  Baumgdrtner,  geb.  1848. 
Sie  nmrbe  1792  Dom  Dr.  phil.  et  jur.  ^riebrid) 
© ott bei f  Baumgdrtner,  geb.  1758  tn  Sd)nce= 
berg,  gegrünbet,  ber  fpdter  preuß.  ©eneralfonful 
unb  @eb-  ioofrat  in  fieipjig  »Dar  unb  unter  anberm 
(anonvm)  febrieb:  «3bcen  über  baS  polit.  ©leidjge* 
nriebt  in  Guropa»  unb  «3been  über  bie  Bilbung  eines 
freien  german.  StaatenbunbeS».  ©r  ftarb  1843. 
Bon  ibm  übernabm  baS  @efd?dft  1825  fein  Sobn 
3uliuS  Aleranber  Baumgärtner,  geb.  1793, 
geft.  1855.  3"  ben  %  1855—76  tourbe  eS  Don  ber 
ÄMtmebeSlefetern,  Bert  ba  Baumgdrtner,  gebo» 
rene  2ebmann,feit  1860  mit  Unterftü&ung  ibreS 
ten  GbemannS,  beS  Somberrn  Dr.  ©.  frrieberici, 
gefübrt  unb  ging  bann  an  3uliu3  AIpbonS  Baum* 
gdrtner,  ben  Sobn  Don  ,\uliuc-  Aleranber,  über. 
$)er  ältere,  iefet  größtenteils  an  anbere  firmen  ab- 
gegebene Bcrlag  umfaßte  mebu.,  lanb  =  unb  forft= 
trirtfcbaftlit^e,  tbeol.  unb  ppilof.  ffierte,  wie  9tofcn* 
müücrS  «Mitgäbe  für«  fieben»  (24. Aufl.),  $bilipp= 
fonS  «3Srael.  Bibel»;  femer  aCorpus  juris  civilis», 
bg.  von  A.  unb  SR  Äriegel  (16.  Stereotbpaufl.), 
3ugenbjd)riften,  baS  Jafcbenbucb  « Bielliebd)en » 
(34  3<»9tg.,  1828—61),  bie  «Allgemeine  9Roben= 
jeitung»,  bi*  1866,  «Allgemeine  bomöopatbifebe 
Leitung»  (1832—88),  «allgemeine  Leitung  beS 
3ubentumS»  (1836—88).  3n  neuefter  3eit  bat  fid) 
bie  BerlaaStbätigfeit  ber  tjirma  auSfdilteßlid)  ber 
Jecbni!  OJJhfcbinenfunbe,  Sngenieurmefen,  Ardn-- 
teftur)  jugewenbet.  Sabin  gepören  bie«Bolpd)romen 
ÜDteiftermerfe  ber  monumentalen  Äunft  in  Italien», 
bg.  Don  Köbler  (12  Blatt),  fceinjerting,  «Brüden 
ber  ©egenwart»  (4  Abteil.),  Älaien,  «©runbrißvor- 
bilber  von  ©ebäuben  aller  Art»  (Abteil.  I  — XV), 
Sürre,  «Anlage  unb  Betrieb  Don  ©ifenbütten» 
(3  Bbe.),  SBerfe  Don  Stüblmann,  Äarmarfcb  $if(bcr, 
3B.  6.  Ublanb,  Sedlenbura,  «Ritter,  SRepe,  3W0UeT= 
Breslau,  Solpert,  Sdjaebler,  ^efdjfa  u.  a. 

©a  um  g  reu  je,  in  pflanjcngeogr.  Join|ld?t  bie 
burd)  baS  Älima  bebingte  ©renjfcbeibe  beS  auf= 
regten,  bodjftdmmigcn  BaumwudMeS  gegen  nieber* 
geftrcdtcS  Bufd)roert  (Ärummbolj)  unb  öoljpflanjen 
von  ftraud)tgem  ober  balbftraud)artigem  2öud)S. 
Siefe  ©renjtdjeibe  bebt  bie  polaren  Mlimate  Don 
ben  gemäßigten  ab,  ebenfo  grenjt  fte  bie  obern 
«Regionen  genügenb  bober  ©ebirge  ab.  ©injelne 
Doraef  ebobene  Bäume  an  bef  onberS  gfinftigen  Stellen 
fpiclen  babei  eine  unter georbnete  iRolle;  eS  fommt 
auf  bie  ©renje  ber  siBälber  ober  jerftreuten  £aine 
an,  in  benen  baS  SurcbfdjnittSthma  jur  ©eltung 
gelangt.  (S.  Äarte:  Bf lanjengcograpbie  I.) 

Sie  Beftimmung  tor  ftöbengre  n w-  für  baSBaunt: 
leben  gebort  ju  einem  ber  midjtigftcn  Himatifd)-- 
biologildjen  Gbaraltere  jebeS  ©ebirge«;  Bulfane, 
»ueld?e  ba«  Baumleben  bureb  anbere  als  flimatifdje 
Momente  auf  niebere  JRegioncn  bcfdjränfen,  be= 
fitjen  im  pflanjengeogr.  ©inne  überhaupt  feine 
B.  2)ie  B.  beginnt  in  ben  polaren  Säubern  in 
üJteereSböbe  unb  fteigt  mit  abnebmenber  Breite 
immer  mebr  an,  erreicht  jebod)  nid)t  unter  bem 
Äquator  ba«  böcfcftc  SJlaß  ibrer  Erhebung,  fonbern 
in  ben  bem  nörbl.  ©enbelreife  nabe  gelegenen  Kon= 
tinentalgebieten  3""frc'f'f1,S  ""b  3torbamerifaS. 
3n  6od>tibet  fteigen  an  einjelnen  ©teilen  —  beim 
jufammenbängenbe  SBälber  fehlen  ben  innern  Äet« 
ten  be3  Himalaja  —  Rappeln  (Populus  euphratica 
Oliv.)  bi*  ju  4000  m  £>Bbe,  ja  ber  aftat.  ffia^ob 


ber  (Juniperus  foetidisBima  Willd.)  bU  4400  m, 
unb  bi«  ju  ber  gleiten  >>öbc  geben  hier  aud;  bie 
allerböcbftcrt  Beftcbelunaen.  Aber  bieT  erreidjt  aueb 
bie  Sdmeelime  tbre  größte  >:eber  unb  im  Bergleicb 
mit  ben  )ufammenbdngenben  SBalbbcftänben  am 
Jbian:fd?an,  am  f  übt.  Himalaja  u.  f.  m.  fteigt  le^tere 
Diel  ftärter  als  bie  SBalblinte.  Dtnn  <i  berrfebt 
fein  $aralleliSmu«  jn?ifd>en  B.,  §irn:  unb  ©letf  a>er« 
grenje,  ba  jebe  berfelben  außer  üon  ben  3Birfungen 
eine«  allgemeinen  ©efcfteS  aueb  noeb  von  örtlid?en 
Urjacben  abbängt.  Bei  ber  B.  im  Bergleicb  mit 
Sdmee  unb  6iS  fommt  nod;  \)'u\i\i,  baß  ben  bc* 
ftänbigen  ^emperaturbebingungen  ber  K-utcrn  febT 
t)eränberlid>e  ^igenfdjaften  oon  Dielen  oerfdbiebenen 
Bäumen  gegenüberfteben,  rcelebe  über  bie  Grbe  |er= 
ftreut  bie  obere  ©renje  in  ben  ©ebirgen  bilben;  ja 
man  fann  bieUeicbt  bte  geringere  Jnöpe,  rcelebe  baS 
Baumleben  in  tropifd)en  unb  fübl.  Breiten  erfteigt, 
auf  ben  SRangel  fo  gut  organifterter  Cebeformen 
jurüdfübren,  wie  fte  in  ben  norbifdjen  Stabelböljern 
unb  ^ä^cbenbäumen  bie  ©ebirge  ber  nörbl.  &tm\* 
fpbdre  beftfecn,  wo  noeb  oiclfacb  ©ermanbte  Arten 
biefer  Bäume  uon  ftraudjigem  2öud?S  in  bie  nddjfh 
böbere  Jfrummboljregion  eintreten. 

Bon  bebeutenbem  geogr.  3ntereffe  ift  bie  polare 
B.  auf  ber  nörbl.  ßalbfugel,  roeldje  burd)  febr 
genaue  ©njelforfdjungen  ftatiftifd)  feftgcftellt  ift; 
biologifd)  »irb  fie  bonÄiblman  als  bura?  ben  auS' 
trodnenben  Einfluß  minterlidjer  Stürme  bebingt 
erfldrt.  ©rönlanb  ift  faft  baumlos,  ber  Sflben 
biefer  3«fel  befi&t  Birf cnbeftdnbe ;  ebenfo  ^Slanb, 
mo  bie  Birten  burd)  menfdjlidje  Anfiebelung  faft 

1  Dcrnid)tet  finb  unb  nun  nidjt  mieber  auftommen 
wollen.  Puropa  ift  bis  )um  9torbfap  lvalb|übrenb 
(Birfe),  bie  Birfcn^renje  läuft  bann  burd)  bie  Jpalb* 
infelflolajumSScißenaJleer.  3m  mittlem  Sibirien 
unb  in  Bntifd)-9torbamerifa  am  IRadcn jic  fteigt  bie 

|  B.  febr  bodj  nad?  Horben;  Birten,  Bappeln,  Särcben 
unb  ftidjten  finb  bier  bie  nörblicbften  Bäume;  febr 
tief  ftnlt  bie  B.  in  Dftfibirien  im  ©ebiet  beS  Jfdjuf ■■ 

1  tfdjcnlanbeS  bis  jum  DdjotSfifdjen  9Äeere  unb  in 

j  ben  Jbubfonbailänbern;  im  Eurdjfdmitt  balten 
ftd)  baber  bie  Salbbeftdnbe  füblid)  uom  9lorbpolar» 

!  freife.  Auf  ber  fübl.  fcalbfugcl  ift  bie  B.  Diel 
fd)n>dcber  entmidelt,  inbem  an  ben  für  Baum* 
wud)S  ungünftigften  Stellen  bicfelbcn  Arten  im 

'  oceanifd>en  ßUma  nod;  in  Straud?form  nieber- 

I  gebrüdt  meiter  mad^fen.  So  befonberS  in  Bata= 

Sonien  unb  auf  ben  ^euerlanbSinfeln,  in  fcbrod= 
>erm  9Raße  auf  ben  g«^lanbSinfeln.  Sic  Aud= 
|  lanbinfeln  baben  nod?  niebern  Söalb,  bie  6ampbell= 
|  infein  unter  53°  fübl.  Br.  nod)  niebereS  ©ebüfd) 
aus  gleidjen  Arten;  bie  ÜJtacquarie*,  Äerguelen«, 
6rojet=  unb  ^rinj:6buarb:^nfeln,  Sübgeorgien 
unb  alle  füblid)  biefer  fiinie  hegenben  3nfeln  finb 
baumlos,  fo  baß  alfo  bie  füblidje  B.  um  ben  50.° 
fübl.  Br.  fd?»anlt  unb  nur  in  wenig  beb««  polare 
Breiten  Dorbringt. 
iBauntbaar,  f.  Tillandsia. 
<ö  aum  b  a  rf  er  (DendrocolaptiDae),  Unterfamilie 
fübamerif.  Singvogel  mit  14  ©attungen  unb  59 
Arten  Don  unfidjerer  fpftematifdjcr  Stellung,  Diel» 
leidjt  unfern  Baumläufern  Derroanbt,  mit  bünnem 
gerabem  ober  gefrümmtem  mittellangem  bis  langem 
Sdjnabel ;  ber  Sdjmanj  ift  lang  unb  fteif,  bie  Steuer« 
f cbem,  äbnlid)  wie  bei  ben  Specbtcn,  mit  nadten,  bar« 
tcn,elaftifd)enSdiäften.  J)ie  Färbung  ift  im  allge« 
meinen  bräunlid),  fleble  unb  Bruft  finb  öfters  weiß. 
Sic  flörperlänge  fd?roanft  jmifeben  20—30  cm.  Sie 


Digitized  by  Google 


93aumf)u)el  —  gfoitinffguane 


507 


brüten  in  Saumldcpem  unb  legen ,  fomeit  betannt, 
einfarbig  roripe  Our. 

ttaumqafrl,  f.  Hafelnupftraueb. 

»oumbeibe,  Wlanjenart,  f.  Erica. 

©aunitjolbcr,  Statt  im  KreiS  St.  ©enbel 
bes*  preufi.  9teg.  =  Sej.  Jrier,  Sit)  eine*  Ämt3« 
gericptS  (Öanbgericbt  Saarbrflden),  bat  (1900)  IGOi 
6.,  bamnter  etwa  250  5f  atp  olilen  unb  HO  3*faeliten, 
s#oft,  Jelegrapb,  eoang.  unb  latp.  Kirepe;  3afpiä», 
unb  Sebroerfpatbrücbe,  Sieferbau,  Siepjucpt. 
3)ie  1880  bureb  geuer  jerftörte  StaPt  ift  neu  aufge= 
baut  morben.  Tabei  Surg  Sickenberg  (f.  b.). 

iHaumpöpfc  (Irrisoridae) ,  eine  au«  einer 
©attung  unb  12  SKrteu  beftepenbe,  aufflfrifa  be< 
febränfte  Unterfamilie  ber  Kududäoögel  (f.  bO,  obne 
Seberbufd)  auf  bem  Kopf,  mit  12  langen  Steuer 
febern  unb  meiit  metallifcper  Särbung. 

»öaunipüpticr  (Odontophorinae  Gray),  eine 
Unterfamilie  ber9taud>fuf»bubner(f.  b.),toeld>e  Stute; 
ri!a  beroobnt  unb  oon  benen  bie  einen  burd)  tbw 
£eben$roeife  ben  europ.  Hafelbubncrn,  bie  anbem 
ben  Stebbübnern  dbnlicb  fmb,  fid)  burd?  unter  einer 
Scbuppe  gelegene  SRafenlödjer,  ben  turjen,  febr 
boben,  feitlidj  jufammengebrüdten  unb  meift  mit 
2  ädbnen  oerfebenen  Scpnabel  unb  ben  boben, 
fpomlofen  Jufi  mit  langen  3*b«n  auäjeidmen.  ,\u 
bet  ©eftalt  gleiten  f«  mebr  ben  ©acbteln,  fmb  aber 
fdjöner  gefdrbt,  dufierft  fünf  unb  geioanbt  unb 
toegenibreS^leifebe« in iprer  Heimat  gefcbä&t;  fieer* 
ftreden  fut  m  6  (Gattungen  unb  einigen  40  Strien 
befouber«  über  2Rittclamerifa  unb  auf  ber  ©eftfeite 
ber  Seifengebirge  bis  nad)  Kalifornien,  vi e t  ber  ge= 
bören baä  Drafilianif <pe 3a bnpubn,  (Sapuere 
(Odcmtophorus  dentatus  Tan.),  oon  ber  ©röfte  unb 
Öcbenäart  be*  Hafelbul)  n« ,  bieoirgtntfd)e©ad)' 
tel,  Saummacptel,  6olinbubn  (Ortyx  viriri- 
niauus  L.),  bie  gern  bäumt,  fonft  aber  bem  iHebbupn 
in  ber  CebenSart  äbnelt,  bie  a>  e  1  m  -  unbScpopf: 
»oaepteln  (f.  b.)  mit  nieblidjem  geberbufdj.  Stile 
tiefe  fog.  ©acbteln  »erben  in  Tiergärten  gejücbtct. 
Ta«  $aar  loftet  15—20  9Ji. 

'■öaumfänguru  ( Deudrolagus ) ,  ©attung  ber 
Kdnguru  (f.  b.),  mit  Hinterbeinen,  bie  nur  menig 
länger  fmb  al*  bie  Sorberbeine.  Ta*  S.  flcttert 
auf  Säumen.  3mei  Strien,  barunter  baä  60  cm 
lange  Sären-Saumtänguru  (Dendrolagus  ur- 
sinus  S.  Müll.),  leben  auf  Neuguinea. 

^aumfantc,  f.  halfen  unb  Hantbolj. 

jPaumfattttfl  bcfrtilcigcn,  f.  Seroalbrecpten. 

üöaumf auj,  f.  ©albfauj. 

SBäumfer,  ©Up.,  anufitfcbriftfteller,  f.  Sb.  17. 

Köaumfitr,  Saummörtel,  eine  Mafie,  »eldje 
bei  Cbftbdumen  jur  Stu&füllung  ftarl  vertiefter 
©unben  ober  fonftiger  Höblungen  im  Stamm  bient. 
Cr  toirb  immer  frifeb  bereitet,  inbem  man  fetten  Xifon 
ober  tbonpaltige  Grbe  mit  ftroblofem  Dtinbermift 
unter  3ufa|t  oon  Holjafcbe  ober  gelöfdjtem  Kalt  unb 
©äffet  )u  einem  bieten  Srei  burebeinanber  mengt. 
2>et  S.  wirb  aueb  oielfad)  beim  Umpfropfen  dlterer 
unfrudjtbarer  Cbftbdume  benuht. 

©oumf leber,  bie  üaubfröfebe  (f.  b.). 

«aumileiber,  f.  Spedjtmeife. 

©aumfol)!  (9iicfentobll,  f.  Brassica  unb 
2afel:  Suttcrpflansen  II,  Stg.  16. 

iöauntfrauf beitcu,  f.  ^flanjentrantpeiten. 

iöaumfraljcr,  f.  ©artengeräte. 

*aumfuct)cn,  ein  poper,  mit  unregelmdfjigen 
3aden  werfebener  Äucben,  mirb  bergeftellt,  inbem 
man  ben  jiemlid?  flflfrigen  Jeig  auf  eine  Jorm  pon 


partem  Hol),  bie  beftdnbig  über  bem  $<uer  gebrebt 
mirb,  fepiebtenroeife  aufgießt  unb  baden  ld|t. 

Saumrulru#f  in  ber  3)tptpo(ogie  bieler  %Pl< 
ter,  namentlieb  ber  inbogerman.  Stämme,  bie  3Jer= 
ebrung  ber  SJäumc  ald  perfönlicfcer  ©efen  ober  ali 
StufcntbaltSort  ber  Seelen  Stbgefdjiebencr.  5)a# 
Ic^tcre  ift  bie  urfprünglidje  mptbifepe  Siorftcllung; 
erft  mit  ber  3eit  faMe  man  bie  SBdume  felbft  ali 
perfönliebe  ©efen  auf.  So  finbet  man  biefen  ©laus 
ben  unb  Kult  bei  allen  roilben  Golfern,  bie  mebr 
ober  meniger  unter  inb.  (Sinfluffe  ftepen.  ©ei  ben 
Sajat  auf  SBorneo  geben  bie  Seelen  ber  ©uten  in 
fruebttragenbe  iiäume  ein;  bei  benfiinbu  patten  bie 
Seelen  noep  im  17.  ^abrb.  ibren  Sifc  in  ben  ©urjeln 
Per  Säume.  (?in  gleiebet  ©laube  finbet  fid)  bei  allen 
inbogerman.  Woltem.  s}toc&gried).Sageenttt)eicbt  bie 
Seele  bee  Stttiä  in  eine  fiepte,  in  ben  Säumen  toobnen 
bie  5hjmpben,  bie  Seelen  Verstorbener, a  ;t  ba£  Sebeu 
be*  Saume«  ift  ibt  Ceben  gel nflpft.  3"  Italien  lebten 
in  ben  Hainen  bie  Sitoane,  gaune  unb  anbete  ©efen. 
3ablreieb  finb  bie  SRptben  r>on  Saum>  unb  ©alb? 
geiftetn  auep  bei  ben  getman.  unb  flam.  Söltem. 
einem  großen  Jeilc  Cber^  unb  3)tittelbeutfeblanbd 
beiden  fie  ©ilbleute,  Ho(}:  ober  SRooäfrdulein,  in 
lirol  ^anggen,  Salige,  in  grantreid?  Dames  vertes 
ober  Dames  blanches,  bei  beuSebn7ebenäkogsmau 
unb  Skogsnufva,  bei  ben  Muffen  Ljeschje.  3)ie 
^bantafte  bat  biefen  ©eftalten  bie  mannigfaebften 
Gigenfcbaften  beigelegt,  ©ie  aber  bie  Seele  bed 
loten  in  ben  Saum  fahrt,  fo  tommt  fte  auep  bei  ber 
©eburt  eine«  ÜÄenf eben  au«  ibm.  Hierauf  crllärcn 
i  Heb  bie  SRptpen  vieler  Sölfer,  baft  bie  Wenf eben 
oon  Säumen  ftammen.  So  ift  Pet  Saum  ald  Sitt 
ber  menf d?lid>en  Seele  etwa«  Heilige«:  Saumfrcoler 
»erben  beftraft,  Äranle  bureb  einen  poblen  Saum 
[  gejogen,  Pamit  ber  ©eift  bie  Krautpeit  nebme;  um 
I  ba«  ©eböfte  an  ber  ÜUalftätte  unb  anbern  Drten 
fteben  Säume,  in  benen  bet  Sepudgeift  Pet  Familie, 
Ped  3>iugt?erbanPc3  u.  bgl.  mobnt,  benen  man  baber 
aueb.  Cpfer  unP  SpenPe  Parbringt.  ©ie  man  in 
©riecbenlanb  unb  3tom,  bei  Werfern  unb  ^nbern 
bie©urjel  bet  Säume  mit  sJ)lileb  begoft,  biegte 
febmüdte,  fo  fepüttet  man  noeb  peute  in  Cfterreteb 
©eibnadjt^enen  unter  bie  Cb|"tbäume,  inSfanbina-- 
üien  Sier  ober  SWilcb,  bei  ben  (fftben  5Wilebgrütte, 
ober  fpenbet  ibnen  lieropfer,  ©cii?nad?tdbrote,  3ics 
rat,  ja  fogar@elb.—Sgl.Sötticber,2)eTS.beT  Helle: 
neu  (Serl.  1856);  Äoberftein,  über  bie  Sorftellung 
oon  bem  Sortleben  menf  cplieber  Seelen  in  ber  ^Pan= 
jeinoelt  (9iaumb.  1849);  SRannbarbt,  3)et  S.  ber 
©ermanen  unb  ibrer  9?ad)barftämme  (Serl.  1875). 
«aumfunbe,  f.  Tenbroloaie. 
©a umläuf er  (Certhiidae),  Saumrutfdpet, 
eine  wenig  artenreiepe  Samilie  tleiner  Singoögel  mit 
langem,  feptoad)  naep  unten  gelrämmtem,  tun 
nem  Sepnabel,  fteifem  Scbwanje  mit  fpitjen  S<ber« 
fdjäften  unb  mit  langen  Krallen  an  ben  3ep<«-  Sie 
(lettem  an  Saumftämmen  unb  Giften,  felbft  an  beren 
unterer  Slädje,  an  Seifen  unb  flauem  umper,  f  ueben 
emfig  3nfcit«n  unb  bauen  ibr  9ieft  in  Saumfpalten. 
Dtx  gemeine  S.  ober  Saumftetget  (Certhia 
familiaris  L.)  unb  ber  Sllpenmauerlduf er 
(f.  Mauerläufer)  fmb  erfteret  um  feinet 9?üMi*feit 
unb  Unterer  um  feinet  Scbönbeit  toillen  gefebä^t. 
6ruäbrung  mit  9{acbtigallfutter  unb  3uaabe  oon  oie; 
len  lebenben  Kerbtieren,  ^rcid  für  ben  fllpenmauer^ 
läufer  80  5W.,  für  ben  nur  gelegentlieb  im  Sögel' 
banbel  oorfommenben  S.  etroa  6  W.  ba^ 
-©aumlcfluane,  f.  Ceguanc. 


Digitized  by  Google 


508 


SBauinlcrdje  —  &aumfrf).Dälbdjcn 


f.  Sitrd' e 

©auwllefte  (Halcyon  SwX  eine  etma  708trten 
umfaffenbe  Sogelgattuna,  melcgebie  Jropenldnber 
ber  öftf.  öalblugel  bewopnt  unb  beren  betanntefter 
Sertr  eter  ber  aus  Sübauftralien  [tammenbe  3  ä  fl  e  * : 
l i e ft,  SHefeneiSoogel  ober  Wiefenfifcber (Da- 
celo  s.  Halcyon  giganteus  Lath.)  ift.  uJlan  finbet 
ihn  faft  in  jebetn  joolog.  ©arten,  mo  er  burd)  feine 
Haltung  unb  mehr  nod)  burd)  feine  Stimme,  bie  ib. m 
ben  Warnen  £ad)enber  6anS  eingebrad?t  bat,  auf« 
fallt.  2>aS  Stüd  wirb  gewöhnlich  mit  25  3W.  bejablt. 
©aummarber,  f.  Harber  nebft  £af.  I,  $ig.  1. 
©aummeffer,  f.  2>enbrometer. 
©aummörtcl,  f.  Saumfitt. 
©aumnadittgalt  (Sylvia  galactodes  Tan.), 
£  e  d  e  n  f  ä  n  g  e  r ,  ein  ju  ben  Wobrf  ängern  gehöriger, 
bie  fiänber  um  baS  ÜHittelmeer  bewobnenber  Sing« 
oogel  oon  ber  ©röpe  ber  fcaubcnlerdbe,  mit  brofiel: 
artigem  fcabituS,  troll  feiner  beutfeben  Senennung 
ein  fd)led>ter,  wenn  auch  eifriger  Sänger, 
©aumnelf«,  f.  Welte, 
©auinöi,  f.  JDlioenol  unb  Schmiermittel, 
©aumpaonie,  f.  Päonie, 
©flumpfärilc ,  Stügen  au«  Richten«  ober  Hie: 
fernbol3,  bie  man  jungen  Säumen  giebt,  teils  um 
ein  gerabeS  2Bad)Stum  beS  Stammes  ju  erzielen, 
teils  um  fte  bor  bem  Umbiegen  ober  Slbbredjen 
burd)  Stürme  ju  fdjügen.  GS  genügt  bimu  ein 
2)urdjmeffer  bon  8—10  cm  unten  unb  4—6  cm  oben. 
Wacbbem  ber  Wapl  O^o — 0,eo  m  rief  in  ben  ©oben 
getrieben  ift,  foll  er  bis  an  bie  unterften  Hronenäfte 
beSSaumSbinanreicben.  Wacbteilig  ift  eS,  wennbaS 
obere  Gnbe  beS  ^fablS  in  bie  Ätone  b meinreid?t  unb 
Sefcfcäbigungen  ber  Äronenäfte  üerurfadjt. 

©  au  mpiep  er,  f.  $ieper  unb  2afel:  ÜRittel« 
europäische  Singoögel  EI,  <yig-6,  bcimÄrtitel 
©aumrartc,  f.  Specbtmeife.  [Singoögel. 
©aumreire,  f.  Cbft. 
©aumref  cbft,  f.  Reseda, 
©autnroben,  f.  öoljfdllung. 
©aumrotf  ditoanj,  f.  ©artenrotfd^wänjcben. 
©aumrutfdjer ,  f.  Saumläufer, 
©öuinfage,  f.  ©artengerdte  nebft  Safel,  tfig.8 
©autnfcilj,  f.  Serpflanjen.  [bis  5. 

©aumf  djnrr  e,  f.  ©artengeräte. 
©öumfd)cre,f.©artengeräte  nebft  iafel,$ig.23. 
©aumfdjläfcr  (Myoxus  dryas  Schrcb.),  ein 
Heiner,  bem  Sieben»  unb  ©artenfdjläfer  »erwanbter 
Wager  aus  Mitteleuropa.  SBie  b  efe  »erbringt  er  in 
ber  ©efangenfebaft  ben  Jag  f*  afenb.  SllS  Wab= 
runa  nimmt  er  SWaiS ,  Mafer ,  Srot  unb  3Burjeln. 
"lkei*  2—3  ÜH.  für  bas  Stüd. 

©aumf d)Lag,  in  ber  Waiur  Sejeidm  una  für  bie 
Sage  ber  Scrjwetgungen  ber  Säume  mit  ihrem  Sldt* 
terwert,  bementfpretbenb  in  beneiebnenben  Äunft  bie 
Darstellung  bei  SaubwerfS.  Wcan  unterfd>eibet  rea« 
liftifcfce  unb  ibealiftifebe  3)arftellungSweife  beS  S., 
infofern  ber  95.  entweber  ber  Watur  entfpredjenb 
nad)  ber  drarafteriftif  du*  n  Serfcbiebenp  eit  ber  Säume 
ober  nur  in  feiner  ibealen  Grf  cbeinung,  fo  ba&  eine  be« 
ftimmte  Saumart  nidbt  ertennbar  ift,  gegeben  wirb. 

©autnfdiiongcn,  Senennunq  üerfd}iebener 
Scblangenfamilien.  Tic  Dendropbidae,eine  Familie 
ber  Wattern,  baben  einen  fdjlanfen,  bünnen  Körper, 
fcbmalen,  flauen,  gegen  ben  bünnen  öalä  ftarl  ab« 
gefegten  Hopf.  3He  todjnauje  fpringt  jiemlid;  meit 
Dor,  unb  ba*  9Jiaul  ift  tief  gefpalten.  SWan  fennt 
7  ©attungen  unb  35  Ärten.  roelcbe  bie  tropifeben 
©egenben  ber  Gilten  unb  Weiten  v3Delt  beioobnen. 


ülbnlidj  gebaut  finb  bie  aud)  SB.  ober  Waa>tbaum> 
fcblangen  genannten,  ebenfalls  tropifd?en  Dipsa- 
didae,  oon  näcbtlidjen  £ebenSgen?ob]nb.eiten.  sllle 
93.  llettcrn  auSgcjeidjnet  unb  leben  oon  ^nfelten, 
jungen  Sögeln,  Giern  u.  f.  to. 

©aumfdjlcppnctj,  1  rarol  ober  Hurre,  engl, 
trawl  ober  beamtrawl, ein  Jif  cfcereigerät,  baS  auf  ben 
reidjen  'Aifdjgrünben  ber  Worbfee  eine  febr  auSge^ 
bebnte  2lmoenbung  finbet  (f.  Jafel:  We&füdjerei 
I,  3).  Qi  ift  eine  Slrt  c &  lopv non  unb  mirb  jum 
«yangeber  auf  bem  ÜiReereSboben  lebenben  ftif  dje,  j.93. 
ber  Sd?ellfifd)e,  Scholien  unb  Seejungen  u.  f.  m. 
verroenbet.  GS  beftebt  auS  einem  triebterffirmigen, 
am  bintern  Gnbe  oft  mit  (Sinterungen  »erfebenen 
Wcttfad  oon  15  bis  38  m  Adlige  unb  8  bis  17  m 
Stfeite.  ^ie  oorbere  Cffnung  beSfelben  toirb  burd> 
einen  langen  unb  biden  böljernen  Saum  aufgefperrt ; 
biefer  trägt  ben  obem  Wanb  ber  Wegöffnung  unb 
uibt  auf  fd^littcntufenartigen  Gifenftüden,  ben  fog. 
Hlauen  ober  Sügeln,  bie  auf  bem  SKeereSboben  bin« 
fcbleifen  unb  ben  Saum  ettva  1 ,25  m  über  ben  ©runb 
balten.  Ter  untere  $eil  beS  WegeS  ift  türjer  als 
ber  obere  unb  oorn  an  einem  biden  lau,  bem  >yu&= 
tau  ober  ©runbtau,  befeftigt.  25er  gang  mit  bem 
S.  finbet  in  ber  SBeife  ftatt,  bafi  baS  auf  bem  Soben 
binfdjleppenbe  ©runbtau,  baS  einen  tiefen, nad?  com 
offenen  Sogen  bilbet,  bie  fttf&t  auffdjeuebt;  biefe 
fueben  nad)  oorn  unb  oben  ju  entflieben,  fto|en  aber 
babeian  ben  obern,  am  Saum  bef  eftigten  Wegteil,  ber 
über  baS  ©runbtau  meit  oorragt,  unb  tönnen  nun 
i'.uf  t  mebr  entrinnen,  ^m  ganjen  betreiben  jegt 
ctroa  3—4000  Segelf abrjeuge  (meift  fog.  smacks, 
f.  lafet:  Wegf if  djerei  II,  gig.  1)  unb  etwa  1000 
Tampfer  bie  Jrarolfif&erei  in  ber  Worbfee,  au« 
Xcutfdjlanb  ungefähr  200  Gioer  unb  Äutter  unb 
120  Dampfer,  ungeredjnet  bie  jablreidjen  tleinern 
,)abrjeuge,  melcbe  in  ben  Hüftengcioäifcrn  mit  ber 
Wune  fifdjen.  2>ie  (Jifcfecrci  mit  bem  S.  ift  auger* 
orbentlid)  ertragreid?,  bod?  Hebtet  eS  namentlich  in 
ber  Wäbe  ber  Hüften  bureb  bie  Semicbtung  jabl« 
reieber  junger  Jifd?e  Schaben  an.  3n  neuerer  3eit 
fijcben  nur  noCb  bie  Segelfab.qcuge  mit  bem  S., 
mäbrenb  alle  Dampfer  jum  Setriebe  mit  bem  Sd)er= 
bretterneg  (f.  b.,  Sb.  17)  übergegangen  finb. 

©au  mf(tj  lüpf  er  (Synallaxiuae),  Unterfamilic 
fübamerit.  Singvögel,  mit  12  ©attungen  unb  18 
|  nrten,  mit  mittellangem  jartem,  leidet  gebogenem 
Sdmabcl,  turjen  klügeln,  langen  fteifen,  par  jum 
Stemmen  eingeridpteten,  aber  am  (Snbe  ntd?t  nadt= 
I  tieligen  Scfcmanjfebcm.  sJWand)e  bauen  tunftreidje, 
I  beuteiförmige  ftängenefteT,  anbere  brüten  in  ftöb* 
lung,  alle  legen  bläultdjroei^e  Gier.  3)ie  meiften 
1  baben  etma  gintengröfie,  aber  einen  planten  .f>abi« 
tuS.  ^bre  fpftemattfebe  Stellung  ift  mept  gan)  fid>er, 
bod>  fdjeinen  fte  mie  bie  Saumbader  (f.  b.),  benen  fte 
I  aud)  einigermaßen  in  ber  gärbung  beS  ©efieberS 
I  gleichen,  unfern  Saumläufem  üermanbt  ju  fein. 

©numf d)itcrf c,  f.  Sdmirfelfdmeden  unb  lafel: 
2P  c  i  d)  t  i  e  r  e  II ,  giß-  9.  (abbilbung). 

© aumf  dir ü tcr,  ber  öirfötäfer  (f.  b.  nebft  Jert« 

©aumfdjule,  f.  ©arten  unb  Dbftbaumutcbt. 

©aumfdiunförbc,  bflnne  cplinbrifdje ,  bei 
Stärte  ber  Säume  entfpredjenbe  grobe  ©cflecbte 
pon  angemeffener  ^öbe  aus  SBeiben  ober  3)ra&t, 
ober  auch  aus  ^oljlatten,  ia  felbft  auS  Gifenftäben 
gefertigt,  welche  ben  Saum  oor  Sefcbäbigung  burd) 
Jiere  (Silb)  ober  ÜJlenfcben  fchügen  follen. 

©aumfdirtJfilbdicu  l)iMi(lioclielidon),Saum 
fegler,  eine  aus  5  «rten  befte^enbe  ©attung  ber 


Digitized  by  Google 


93aumfegler  - 

Segler  (f.  b.),  roelcbe  ^nbien,  bteSunba-.^nfeln  unb  I 
Hiolulfcn  bi*  ?Reugumea  beroobnt.  25ic  93.  haben 
febr  lange  fcbmale  ftlflgel  unb  einen  n>ie  bei  ben 
Scbmalben  au*gcfcbnittenen  seproanj.  Cberfeite 
meift  fcbwarjgrün,  Unterfeite  grau,  bäufia.  babenfie 
ein«  geberb aube  auf  bem  Scheitel.  2)ic  Sieftc r  bei  33. 
fmb  auf  f  allenb  Kein,  eben  gr  of»  genug,  um  ba*  ein  jige 
peüblaugrüne  (Si  aufjunebmen,  unb  fmb  an  ber  Seite 
üon  93aumäften  angebracht,  n?ie  bie  Steftet  unferer 
Sdjroalben  an  2ödnben.  93eim  93rüten  ftt»t  ber  93o« 
ad  r/auptfäcblicb  auf  bem  3roeig.  befanntefte 
Art  heint  Älecpc  (f.  b.). 

©aumfeglcr,  f.  93aumfcbrü<!ilbcpen. 

©anmfpcrling,  berlJelbfperling,  f.  Sperling 
unbJafel:  SRitteleuropäifcpe  SingPögel  I, 
tVia.  9,  beim  Sirtitel  Singübgel. 

&aumftarf)clbccrc,  f.  Averrhoa. 

gtaumfrarf,  Slnton,  $pilolog,  geb.  14.  Spril 
1800  \u  Sinjbeim  in  93aben,  rourbe  1826  Seprer 
in  greibuta  unb  183*5  orb.  ^Jrofeff or  ber'iJJbiloIogie 
bafelbft.  6nbe  be*  1871  befcblofe  er  feine  ata* 
bemifepe  Scbrtbttigteit  unb  ftarb  28.  SWdn  1876. 
Slufjer  mebrern  Keinem  Schriften  wröffentUdjte  er 
bie  bem  3Jtarimu*  ^lanubeä  ;mgef<priebene  grieeb. 
tiberfe&ung  von  Gaiar*  SBert  über  ben  ©allifdjen 
Äriea  (Jreiburg  1834),  eine  fommentierte  3tu*gabe 
be*  Galar  (ebb.  1832),  eine  liberfe&ung  be*  ßäiar 
(3.  Aufl.,  Stuttg.  1854),  eine  3lu*gabe  be*  Gurtiu* 
Mufu*  (3  93be.,  ebb.  1829),  ««Blüten  ber  grieep.  Siebt* 
fünft  in  beutfeper  9lacbbilbung»  (6  93be.,  «arl*r. 

1840)  ,  «93lüten  ber  röm.  Sicbtfunft»  (4  93be.,  ebb. 

1841)  ,  einen  Kommentar  ju  Jöoraj  (2  93be.,  ftreiburg 
1841)  unb  ba*  für  bie  altbeutfcbe  33erfaffung*= 
gefcbicbte  wie  für  Grlläruna  ber  «©ermania»  be* 
Jaatu*  bebeutenbeSSerf:  «Urbeutfcbe  Staat*alter= 
tümer»  (93erl.  1873).  hieran  fcplofc  ficb  eine:  «9lu** 
füprlicpe  (Srlauterunß  be*  allgemeinen  Jeil*  ber 
©ermania  be*  Jacitu*»  (2p».  1875),  ferner  eine 
fommentierte  9u*ßabe  ber  «©ermania«  für  Stu* 
bierenbe  (ebb.  1876),  eine  beutfdje  überfe&ung  ber* 
felben  Scbrift  (greiburg  1876)  unb  eine  «Sluefüpr- 
licpe  Grlfiuterung  be*  befonbern  Dölfcrfcbaftlicben 
Seil*  ber  ©ermania  be*  Jacitu*»  (£pj.  1880).  fter* 
ner  feprieb  er:  «3ur  Sieuacftaltuna  be*  bab.Scpul: 
roefen*»  (ebb.  1862)  unb  «fttiebr.  Sfug.SBolf  unb  bie 
©eleprtenfcpule»  (ebb.  1864).  Unter  bem  ^feubonpm 
$ermannPom93ufcpc»eröffcntlicbteer:  «griebr. 
Äarl  t>on  2Jtofer>  (Stutta.  1846),  «Xie  freie  religiöl'e 
Huftldrung»  (2  93be.,  Sarmft.  1846),  «populäre* 
Staat*leriton»  (Stuttg.  1847—51).  Seine  «fiebene-- 
gefdjicpte,  »on  ipm  felbft  wrfafet»  gab  feinSopn 
Wetnbolb  58.  berau*  (ftreiburg  1876). 

«oumftarf,  ßbuarb,  Scationalötonom,  SBruber 
be*  uorigen,  ßeb.  28.  OTfirj  1807  »u  ©injbeim  in 
33aben,  kubierte  ju  ipeibelbcrß  ^urieprubenj  unb 
flameralnuffcnfdjafien,  habilitierte  fict>  1829  bafelbft 
aU  $rivatbocent  unb  ßinß  1838  atä  augerorb. 
5ßrofeffor  ber  9jolt$--  unb  StaatSroirtfAatt  nadb. 
©reif^njalb.  Hucb,  übernahm  er  bie  tlufficpt  über 
bie  ftaatfc  unb  lanbmirtfd)aft(i4)e  9lfabemie  ut  QU 
bena,  rourbc  1842  »um  orb.  $rofeffor  unb  1843 
jum  2)ireftor  ber  3lfabemie  ernannt.  1848  würbe  er 
in  bie  preuf).  Stationaloerfammlung,  1849  in  bie 
Grfte  Äammer  gcrofiblt,  »o  er  feinen  $la£  im  linfen 
Zentrum  nabm  unb  jum  93iceprdfibenten  ertpdblt 
mürbe.  93on  ber  Grften  flammet  1850  in  ba3 
Staatenbau*  nadj  Grfurt  entfenbet,  ftimmte  er  jjier 
für  bie  Jlnnabme  ber  UnionSmfaffung  im  ganjen. 
Unter  bem  iDtinifterium  6ob.enjollcrn'?luer#malb 


-  »oumftarf  509 

erfolgte  fein  eintritt  in  baö  i>errenbaus,  mo  er 
xur  fiinfen  geborte.  211$  Vertreter  be«  ffiablfreifeü 
@reif$roalb:@rimmen  im  jfonftituierenben  9teid)?= 
taße  be*  Dtorbbeutf (pen  SBunbe*  fdjlo&  ft<p  33.  ber 
nationalliberalen  Partei  an.  Grftarb8.»pril  1889. 
Unter  feinen  roiffenfcfaaftlicben  arbeiten  fmb  au* 
früberer  3«t  «Staatäroiilenfdjaftlicbe  93erfud?e  über 
Staatelrebit»  (fieibelb.  1833)  unb  bie  «flameralifti: 
febe  Cncpflopäbie»  (ebb.  ia35)  beroorjuljeben.  3u 
iHicarbo*  « @runbßefct»e  ber  ^elf*roirtfd)aft»,  bie 
er  in*  $eutfd?e  (Cp|.  1837;  2.  Slufl.,  93b.  1,  1877) 
übertrug,  hat  er  «93olf *rt»irtfd>af tlidjeGrläuterungen» 
(ebb.  1838)  wrbmntliept.  Später  (1848)  begrün= 
bete  er  bie  «^a^rbfldier  ber  i'taat*-  unb  lanbmirt: 
febaf tlid>en  Mfabcmie  Clbeua»,  für  roeld?c  er  Söei- 
trdge  lieferte,  unter  benen  ber  aueb,  befonber*  er* 
f*ienene  «3ur  einfommeuftcuerfrage »  (®reif*m. 
1849)  üon  praftifebem  Qtnflmfi  mürbe.  Stufeerbem 
fdjrtcb  er  noeb:  «3ut  ©efabiepte  ber  arbeitenben 
Älaffe»  (ebb.  1853)  unb  «Einleitung  in  ba*  »iifen- 
f  cbaitli(pe  Stubium  ber  l'anbmirtfcbaft»  (93erl.  1858). 
3)tit  oon  ©albbrübl  (3wccalmaalio)  »eröffentlidjte 
er  «93arbale.  Sammlung  au*erlcfener  93oll*lieber 
ber  terfd)iebenen  ißblfcr  ber  ©rbe»  (fipj.1836). 
Seine  Slnftcbten  über  3Rufit  hat  er  in  ber  ©cbäd?t: 
ni*fd)rift«3l.gr.^.Jbiibaut«)(ebb.l841)nieberßelegt. 

nöaumftarf,  Jieinbolb,  «ßolitifer  unb  Scprift* 
fteüer,  Sob,n  ton  ffnton  93.,  geb.  24.  2lug.  1831 
in  greiburg  i.  93r.,  ftubierte  bafelbft,  tourbe  1857 
5lmt*rid>ter  unb  1864  Ärei*gerid)t*rat  in  Äon= 
ftanj,  trat  1878  lranlbcit*balber  in  ben  SRupeftanb, 
fpätcr  aber  al*  Cberamt*rid>ter  in  Slcbern  in  ben 
otaatebienft  jurüd,  »urbe  1884  2anbgeri(pt*rat  in 
greiburg,  1889  £anbgertcbt*bireftor  in  SRannbeim 
unbbarauf  in  greiburg,  1895  2anbgerid)t*pr<sribent 
in  2Balb*but.  Gr  ftarb  29. 3an.  1900  in  SRannbeim. 
Skd?  Sieröffentlicbung  ber  «©ebanfen  eine*  ^Jrote 
ftanten  über  bie  päpftl.  (Sinlabung  jur  SBieberwer: 
einigung  mit  ber  rÖm.=fatb.  Äir^e»  (iHegen*b.  1868) 
trat  er  1869  jum  fiatbolici*mu*  über.  £ie  2lnfedj= 
tungen  feiten*  be*  Ultramontani*mu*  e  v,;a  h  1 1  er  in 
«Plus  ultra.  Scpicffale  eine*  beutf$en  Aatboliten 
1869-82»  (Sttafeb.  1883  ;  2.  Slufl.  1885).  93on 
1869  bi*  lur  9leubegrünbung  be*  3>eutfcben  iReia^* 
mar  93.  ÜJUtglieb  ber  ultramontan  :grofebeutf eben 
Partei  in  ber  bab.  Äammer;  1879  »ieber  in  ben 
2anbtag  berufen,  iog  er  fiep  burcp  feine  ^cmubun- 
gen  um  ben  firdjlidjen  ^rieben  bie  fteinbfd>aft  feiner 
frübern  <jiartcigeno|jcn  ju.  (93al.  feine  Schrift  «3)ie 
ÜlUeberberftellung  ber  fatp.  ©eelforge  im  ©rofc 
berjogtum  93aben»,  5reib.i.93r.l880.)  93on  feinen 
tirct/enpoUt.  Scpriften  fmb  noep  )u  nennen:  «5)ie 
fatb.  93olf*partei  in  93aben  unb  ibr  Serbdltni*  im 
Sriege  gegen  ^ranfreieb»  (1 .  u.  2.  Slufl.,  5reib.  i.  93r. 
1870),  «^er  erfte  $eutfd?e  5Heicb*tag  unb  bie  3nter= 
ejfen  ber  fatb.  Äircfje»  (ebb.  1871),  «Unfere  feege 
uir  fatp.  Äirdbe»  (ebb.  1871 ;  aemeinfam  mit  feinem 
93ruber  Hermann,  geft.  2.  gebr.  1876  in  ßincin* 
nati),  « $ie  tirebenpolit.  ©efefee  unb  93erorbnungen 
für  bie  röm.-latb.Äircpe  im  ©rofeberiogtum  93aben 
Pon  1860 bi*  1888»  (anonpm,  ebb.  1888).  93on  feinen 
»eitern  Scbriften  fmb  ju  nennen:  «Sötern  3lu*flug 
nacb  Spanien»  (3leaen*b.  1868;  2.  Jlufl.  1869), 
«$on  'Jranci*co  be  Dueoebo»  (greib.  i.  93r.  1871), 
«gegfeuergefprdepe»»  (anonpm;  1.  bi*  5.  3lufl.,  ebb. 
1871;  9leue  golge  1876),  «Äaifer  Ceopolb  I.»  (ebb. 
1873),  «©olumbu*»  (2Rünftcr  1874),  «geruante*» 
(^reib.  i.93r.  1875),  «typilipp  II.»  (ebb.  1874),  «Sie 
fpan.  Wationallitteratur  im  Sfitalter  ber  bab*burg. 


Digitized  by  Google 


510 


Staumfteiger  —  Sauimrjoüe 


fißnigen(Mnl877),«Sboma*Woru*»(Sreib.i.Wr. 
1879),  «3obn  ftifber,  Wifcbof  von  Mocbeftet»  (ebb. 
1879),  «Wartbolomäu*  be  la*  Gafa*»  (ebb.  1879). 

»öaumftcigcr,  Sögel,  f.  Waumläufcr. 

^aumt>eild)cn,  f.  Viola. 

^oumücttjau,  f.  Verbau. 

*aunittjatf)c<,  eine  tlebrige  Waffe  von  verfdne* 
bener  Äonfiftcnj,  roelebe  »um  Webeden  Heiner  Wauim 
munben  foroie  jum  Weltreichen  bet  Werebelungen, 
außer  beim  Cfulieren  unb  pfropfen,  bient.  §ür  bie 
yeben*bauer  ber  Cbft=  unb  3ierbäume  ift  e*  von 
viöicbtigteit ,  baß  alle  burcb  9lu*putjen  ober  burcb, 
ein  Ungefähr  entflanbcnen  SOunben,  nacbbem  fie 
mittels  eine*  fcbarfen  Wcffcr*  geglättet  morben, 
burcb  Webedung  mit  W.  gegen  bie  Gnnwirtung  ber 
Wtmofpbärilicn,  in*befonbere  gegen  bie  au*trod= 
nenbe  £uft  geiebüfct  werben,  ioierbureb  roirb  tu* 
gleich  biewttberwallung»,  b.  b.  ber  natürliche  Schluß 
ber  SBunbe  burcb  Wilbung  neuer  Scllgewebemaffcn 
von  ber  Ütinbe  ber  geförbert.  Wan  unterfdjeibet 
warim  unb  taltflüffigc*  W. 

Um  warmf  lüf  f  ige*  ober  gewöhnliche* 
W.  y.i  bereiten,  läßt  man  2  Seile  gelbe*  3Bad)*, 
1  Seil  weiße*  ^ecb  unb  '/•  Seil  Schweinefett 
über  gelinbem  Kohlen  feuer  jergeben  unb  fefet 
aläbann  unter  beftdnbigem  Umrühren  1  Seil  biden 
Serpentin  ju.  Wan  gießt  bie  flüffige  klaffe  in  tal- 
te*  Saffer  unb  formt  fte,  wenn  fie  etwa*  erhärtet 
ift,  ju  Stangen.  Siefe*  W.  muß  cor  feiner  Slnmem 
bung  erwärmt  unb,  wenn  e*  pfiffig  geworben  ift, 
unter  beftdnbigem  Söarmbalten  in  einer  Pfanne, 
mittel«  eine«  Worftenpinfcl*  entmeber  birett  auf  bie 
ilöimben  ober  auf  fefteS  Rapier  geftrieben  werben, 
welche*  man  fpdter  in  beliebig  lange  unb  1  \,  cm 
breite  Streifen  febneibet.  9Jtit  le&tcrn  würben  früber 
bie  beim  Wercbcln  entftanbenen  SBunben  bebedt. 

Raltflüffige*  W.,  ba«  über  bie  ffiunben  m- 
ftridjen  wirb,  bereitet  man,  inbemman  '/<  kgweißc* 
"4Jecb  fcbmeljt  unb  bann  vorfiebtig  50—80  g  2Bcin= 
geift  jufeht.  Wan  bewahrt  biefe  Wifcbung  in  gut 
verfehl  offenen  Wlccbbücbien  an  einem  fühlen  Drte  auf. 
Sollte  fie  mit  ber  3eit  bider  werben,  fo  wirb  fie  er* 
wdtmt  unb  mieber  mit  etwas  Söeingeift  verfefet. 

«Itere  unb  große  SDunben,  bie  mebr  al*  etn  ftabr 
braueben,  um  )u  Derbeilen,  febütjt  man  gegen  ?lu#- 
trodnung  unb  ba*  (Einbringen  ber  ^euebtigteit  burcb 
ii  bestreichen  mit  bidflüffigem  Stemtoblenteer. 

«ountiüae^tcl,  f.  Waumbfilmer. 

©ciumtuanjc  (Pentatoma  rufipes  L),  eine  12 
— 15  mm  lange,  oben  braun sbronjcfcbimmernbe, 
unten  rote  Scbilbwanje  mit  roten  Süblern  unb 
Weinen.  Sie  lebt  raupenvertilgenb  auf  Wäumen. 

^oumhJcitf)fcI,  f.  Äirfcbe. 

gtaumtoeiftling  ober  i&edenmeißling  (Pie- 
ris  crataegi  L.),  ein  in  manchen  fahren  febr  bäufig 
auftretenber  Sagfcbmetterling  au*  ber  Familie  ber 
".Weißlinge  (f.  b.),  ber  befonber*  in  frühem  fahren  oft 
r>erbeerenb  für  ben  Cbfibau  würbe.  Seit  Cnbe  ber 
iwanjiger  3abre  ift  ber  W.  aber  entfdjicben  feltcner 
geworben.  HUe  4  ftlflgel  be*  55—63  mm  fpanuem 
ben  Schmetterling*  finb  weiß  unb  von  febwarjen 
kippen  burcbjogeu,  welche  in  ben  fcbwärjlicbcn 
Slügelfaum  au*münben.  Seine  $auptfh:cueit  fällt 
jwifdjen  Witte  3uni  unb  Witte  3uli.  Söäbrenb 
biefer  3eit  legt  ba*  3öeibd?en  bi*  200  6ier  biebt 
nebeneinanber  auf  bie  Wlätter  ber  3lpfel-,  Winv  unb 
Bwetfcbenbilume,  auch  be*  20eife=  unb  bc*  Schwär^ 
born*.  5)ie  &nbe  Jluguft  au*fommenbe  iRaupe  ift 
ott?gewad)fen  an  . (topf  unb  Weinen  febwarj,  fonft 


bleigrau,  oben  mit  weiblichen  Worftenbaaren  befe^t 
unb  mit  brei  fa)warjen  unb  bajwifcben  jwei  rot 
braunen  Sdng*ftreifen  gejeiebnet.  Tie  iHdupcben 
halten  fid?  jufammen  unb  überwintern,  nacbbem  fte 
ba*  ihnen  jundebft  liegenbe  Saub  aufgejebrt,  in 
einem  gemetnfcbaftlicb  angefertigten  ©efpinfte,  ba* 
nach  bem  Laubfall  wegen  ber  miteingefponnenen 
Wlätter  fdjon  oon  weitem  ficbtbar  ift.  3m  5rüb: 
jabre  weihen  fie  bie  benachbarten  Änofpen  ab  unb 
jerftreuen  ftcb  nach  ber  britten  ddutung.  T  ie  er: 
waebfene  9iaupe  ift  feift  unb  gldnjeub,  jiemlicb  ftart 
behaart  unb  hat  auf  bem  iWüden  febwarje  unb  rote 
^dng*ftreifen.  Tie  $uppe  bdugt  an  ber  ^inter= 
leib*fpi(ie  unb  mitten  um  ben  Selb  burefy  einen  %a* 
ben  feftgebalten  aufrecht  an  3>veigen  tn  Zäunen, 
an  Waumftämmen,  ©dnben  u.  f.  w.  unb  ift  gelb 
unb  regelmäßig  f*warj  punftiert.  2>ie  ©efpinfte 
ber  W.  nennt  man  jum  Unterfd>iebe  von  benen  be* 
©olbafter*  (f.  b.)  tieine  SRaupennefter.  Wan 
bertiigt  biefe  Cbftbaumfchdbiger  babureb,  baß  man 
imöerbft  bie9iefter  mit  ber  SRaupenfcbere  abfebneibet 
ober  fie  im  ^rübiabr,  folange  bie  Staupen  noch  bei' 
fammen  leben,  mittel*  ber  SHaupenfadel  oerbrennt 

©aumrooßblau,  VI  c  n  b  l  a  i;  ,  Welbola* 
Wlau,  ein  1879  entbedter,  )u  ben  Orajinen  ge= 
börenber  §arbftoff,  ber  au*  Scirrofobinietl'pls 
anilin  unb  9tapbtbol  gewonnen  wirb.  6*  färbt 
bie  mit  ©erbfäure  unb  Wrccbwciiiftein  gcbeijte 
Waiimwolle  blau. 

flBaumtooUe  (fr*,  coton;  engl,  cotton).  Xie  W. 
beftcbi  au*  ben  Samenbaarenberfcbiebener  Urteil  bet 
©attung  GoMypium,  gamilie  ber  Watoaceen,  bie 
in  ben  Sropenlänbern  p^imifcb  unb  bort  angebaut 
finb.  Gossypium  herbaceum  L.  (bie  in  2  auf 
Safel:  (Solumniferen  abgebilbet  ift)  unb  Gossy- 
pium arboreum  L.  finb  bie  ©runbformen  aller  im 
tropifeben  Elften,  Cftinbien  unb  Stfrita  wilb  waebfen: 
ben  Slrten,  Wäbrenb  Gossypium  barbadense  L.  al* 
in  Jlmerita  einbeimifd?  betrachtet  werben  muß;  eine 
befonbere  3lrt  ift  bie  Gossypium  religiosum,  bie 
namentlich  in  China  unb  Dftinbien  gebaut  wirb 
unb  beren  rötlicbgelbe  Safer  |tt  ben  echten  9tanting: 
ftoffen  verarbeitet  wirb.  6*  finb  ein*  ober  mehr* 
jährige  !raut=  ober  ftaubenartige  ©ewäcbfe  üon 
0,6  bi*  1,5  m  feöbe,  mit  äftigem,  behaartem  Stengel, 
breis  bi*  fünflappigen  Wlättern,  großen,  blaßgelben, 
fünf  blätterigen  Wlumen,  bie  etnjeln  in  ben  Wlatt* 
winfeln  fteben  unb  von  einer  cingefebnittenen,  ge* 
fägten  Helcbbfllle  umgeben  finb.  Sie  fapfelartifle 
gruebt  ift  eiförmig,  etwa  von  ber  ©röße  einer  ©al= 
nuß.  Wei  ber  Weife  fpringt  fie  breis  bi*  fünftlappig 
auf,  unb  bie  langen,  weißen,  elaftifcben  Samern 
haare,  welche  bie  einzelnen  Samen  biebt  einhüllen, 
quellen  hervor.  2)ie  Waumwollpflamen  werben  au* 
Samen  gejogen.  2>ie  nach  12—14  Sagen  über  ber 
(Erbe  erfcheinenben  "JJflänjcben  werben  beijeiten  unb 
wieberbolt  verftuM»  bamit  fie  immer  neue  Schöß- 
linge treiben,  ba  biefe  bie  beften  Füchte  anfetien. 
5)ie  Wlüten  tommen  nach  8—9  Wonatcn.  9tacb  ber 
Crnte  werben  bie  Stämme  furj  über  bem  Woben 
abgefdmitten  hehuf*  erjcitgung  neuer  Sriebe,  bie 
jeboeb  mertlich  wentger  (rrtrag  liefern  al*  im  erften 

?;abre;  baber  benuht  man  biefelbe  ^flanje  nur  2, 
Öcbftcn*  3  ffabre,  fo  baß  fortwäbrenb  neue  ^flarn 
jungen  angelegt  werben  müff  en.  Sie  Saaten  gebeiben 
in  geringwertigem  Woben,  verlangen  aber  etwa* 
Sanb.  Wi*  lux  ^yruchtreife  ift  ihnen  Stegen  unb 
tünftlicbc  Wewäffcrunci  juträglicb,  infofem  babureb 
eine  lange  Safer  (f.  ©efpinftfafern)  erjeugt  Wirb. 


Digitized  by  Google 


8<unmiM>(k 


511 


Ten  aufgefprungenen  Äapfeln  ift  jebo*  SRegen 
f*dbli*,  ba  er  bie  Safer  ocrtirbt.  Ter  Soben  wirb 
bur*  mebrjfibrige  $flanjuna,en  balb  toertloä,  man 
gebt  bafoer  ju  immer  neuen  ©trieben  über,  weshalb 
Sie  ganje  iflaumioollfulrur  einen  nomabentjaften 
gbaratter  befiftt.  MeucrbtngS  oerfu*t  man,  burdj 
Tüngung  ben  alten  Stoben  »riebet  ertragfdbig  ju 
ma*en.  —  9la*bem  bie  Jtapfeln  fi*  ju  offnen  be* 
gönnen  baben,  werben  bie  Samenbaare  gepflüdt, 
intern  man  fie  famt  ben  Kernen  au*  ber  Äapfel 
berauSlöft.  Ta  ba$  Suffpringen  ber  Äapfeln  an 
oerf*iebenen  Tagen  ber  Grntcjeit  erfolgt  unb  ein 
längeres  ©ertoeilen  ber  SBoüe  in  ben  aufgefprun? 
genen  Äapfeln  ibr  f*4blid)  ift,  erforbert  ba$  Gin- 
fammeln  gtofeeSlufmcrffamteit  unb  eine  grofje  3abl 
»rbeiter  (ein  Arbeiter  fammelt  b&4ften$  26  kg 
pro  Sag).  SDtan  bat  baber,  namentlid)  in  9torb= 
amerita,  verfugt,  ba$  Ginfammeln  bur*  9Jtaf*incn 
ju  oerbilligen,  toa*  feboeb  oon  oornberein  probier 
matif*  erfebeint,  ba  alle  me*an.  3*orri*tungen  ba$ 
Ginernten  ni*t  anberä  als  me*anif*  beforgen  fen- 
nen,  b.  b.  unreife,  reife  unb  überreife  SBolle  glei*: 
mfiftig  einfammeln.  Tie  robe  58.  wirb  einige  Jage 
tum  Irodnen  ber  Sonne  auSgefefet  unb  bann  mit» 
eis  befonberer  3Jtaf*inen  egreniert,  b.  b.  oon  ben 
Samenfernen  befreit.  (S.  99aumtoollfpinnerei.)  Tie 
banbelsmä|tge  SJerpadung  ift  ocrf*ieben;  getoöpju 
Ii*  wirb  bie  5J.  bureb  3ufammenpreffen  ftarl  oer= 


Worbamcrifa: 

«eorgia,  ejrtralange,  ober  Sea  3«lanb 

(JJeorgta,  länge   

üouifiana,  lange  

Vouifiana,  grroobnlicbe.  Georgia,  "Heu  \ 
otleant,  Alabama.  34»rtba.  9tüf1f- 1 
fippi,  SRobile.Sirginia.Satoiiiia  ober  [ 
Uplanb,  Irjra»,  flrfanfa*,  XrnnriW/ 

Werifo:  Wolino«  


Caromarce,  SRrnboja  

TOaranon  obrr  Waranham  

Srara.  Uara.  Waceio  

$arabbba,  Santo»  .   

SWtna*  nooa*,  6ertaro,SRnto«  (Brrae« 
Surinam,  Xentcra<ti  ... 

Canrnne,  langt  .   

tfagenne,  turje,  (Sfleauibo  

»erbice 


gelblirfi  (seife 
gelblictiroeife 
weife 

aelbliAroeife  ober  gam 
roeife 

gelblid) 


bi*tet  unb  in  Stallen  jufammengef*nürt,  in  sJtorb: 
amerita  mit  Stanbeifen.  i'coantif*e  Si  tommt  in 
Säden  oon  fcaartu*  in  ben  ftanbel. 

Die  P)üte  ber  febr  oerf  (biebenen  ö  a  nbtlf  f  orten 
beurteilt  man  nad>  ber  Monge  ber  ^afer  (lang- 
ober furjftaplig),  ber  ftarbe,  geftigfett,  Jcinbeit, 
^eid)beit  unb  bem  Wlanj;  au*  tommt  babei  in 
SJctra*t,  ob  bie  Jvojer  frei  von  ttnfrt*en  (Rinnen) 
ift.  Skjügli*  ber  ^arbe  ftnb  bie  farblcieften  Sor 
ten  bie  gefcbä&teften,  bann  folgen  bie  bläulieben, 
rötli*en  unb  juleht  bie  gelbli*en  unb  braunli*en. 
flu*  ber  Wrab  ber  Feinheit  fpielt  eine  Molle  bei  ber 
^i'ertbeftimmung,  ba  t*le*t  gereinigte  Sorten  eine 
DiaAreinigung  erforbern,  bei  ber  ft*  bi*  ju  2ö  ^roj. 
Slbfall  ergiebt.  Tic  .i>anbeUiorten  tragen  ben  Fla- 
men ber  .V)erfunft  bee  "JJrobulte*  unb  werben  nadj 
ihrer  au*  obigen  vJtertmalen  beurteilten  Wüte  in 
mehrere  Klaffen  ober  Warten  eingeteilt  ;  in  ßnglanb 
uuterfdjcibet  man  gewöbnlidj:  tine,  good,  good  fair, 
iniddling  fair,  good  middling.  good  ordinary,  or- 
dinarv.  inferior.  Mamburg  bejeiebnet:  A.  AB,  B, 
BC,  0,  CD,  D,  DE,  E,  Er.  einen  llberblid  über 
bie  Gigcnfcfeaftcn  ber  allgemein  betannten  £>anbel«-- 
I orten  jeigt  folgenbe  Tabelle,  in  ber  bie  oerfebiebenen 
Sorten  na*  ihrer  "jSertunft  in  einzelne  (Gruppen 
geteilt  fmb;  bieie  finb  na*  ihrer  bur*f*nittli*en 
Wüte  georbnet;  innerhalb  einer  ©nippe  folgen  bie 
Sorten  ebenfalls  na*  ihrer  Wüte  aufeinanber. 


«allfn= 
gmidit 

llfttO 


210 

210 
160 


flf IMtd|»f iji.  man  ajfln»«nb 
flflblidjiDfiB.mattglSnjf^ 

) 


ftbr  rfln,  finnrnfrrt 
{fbr  rnn,  finnrnfrri 
jr^r  rrin.  ftnnrnfrfi 
fbif  rrflrrn  rrtbt  rrin,  bif^ 
Icjlcrn  nifftg  unb  mit  l 


unb  Scbalfn  Hex 
\  unrrtiitflt 
bunflf  Jlorfru  ball.. 


titr  I 
finnig 


glinjrnb 


*  matt 


,  ttatara«,  £a  (Vuatra,  j 


a,  ^iiiura 

Sartagrna  

Sima,  "tatita,  $iara  .... 
Uniguap,  faraguati  it.  f.  id. 


Weftinbien  nnb  (fentralontcrifa: 

Ißortotifo  

iomingo,  ^aiti,  TOarttniquf,  <J»uabf;  \ 
loupt,  (Huaoaiiina.dofta  »icait  j.w.  ; 
öuba,  St.  »tnrrnt   

«frtfa: 

hgbptUdjr;  TOato  obfr  Snmfl  ... 
©ourbon,  9i^unton  u.  f.  n>.  ..... 

Italien: 

SaftrDaminarr,  langr  


glan^rnb  grtblidjrcrift 
glänjrnb  gflblicbionfe 
glaiurnb  gdbltcbrofife 

(Amupiggflb 
gflbüdjronfe,  rin^rlnr 
buntlfir  giodni 

fl'h.,i«'5fÄÄ,,'e ) 

Dlinilfif  ttloufn  ; 

grauweiS  ob.  fcftmu^igionH 

■  itifiifti»  iii 
gr  lonajror  ir 

9«IbI.d)iof.8 
tufife  o\S  nanliug 


gflbli* 


ffaflfllamniarf,  Tiir^r.  Taranto 
Ürcrr,  Wart  11.  f  to  


> 


gliitjrnbnjrin 
glanjrnb  rötlirtt'  ober 


ffbr  rein,  ohttf  ftinnrn 
enthalt  Säalrn  unb  im 

reiff  ft!o<ffn 
/  fnlbält  Stbalrn  u.  un  \ 
l       rrife  fflocfrn  I 

tofnig«  rfin 

mfift  ftrca*  murin 
rftn 

mit  Samen  gentifttjt 
unreifr  dleefen  baltenb 
Samen  unb  unreife  glotfei 
Ijaltenb 

|*mu»iger  ali  obigr 

iitmußiger  ali  obige 
reiner  al«  folumbiidje 
jinnlifft  trin 
feljr  rftn 


S5— 4S 
25—  35 
•II—  33 
erflerr 
IH-25 
lefttere 

i6—  n 

18-J5 


l7»- )l»0 


27-S« 


iefjr  rdn 
f  roeniger  gut  gereinigt,  \ 
[         finnenfrn  / 
toeniger  gut  gereinigt, 
firtitc  nfrti 

gelbe  unreife  Dorfen  rntb. 

jiemlid)  rein 


rttua*  gelbe,  unreife  Prloffe  n 
ii.  Heine  SAalrn  baltenb 
ctro  gelbe,  unreife  Dioden  l 
Ii.  «eine  S Aalen  baltenb/ 


»1-J7 

85-30 
30—35 
20—15 
20-25 

tl-»7 


20-25 

22-  30 

23-  30 


35—40 
J5-30 

24-28 
32—38 

21^28 

24-30 
18-22 


tot 

«a — '100 

>z> 

io  m 


50 
75 

ICO 


>-;*> 


'■so 


Vm-'m 


120 


2ifl 


475 
170 


Digitized  by  Google 


512 


StoiimrooHe 


QkteAenlanb  nitb  lürfei: 

ffitaieu«  a.  f.  w  

Sabagia  ob«  €oubou|fac,  lano  .  . 

»  »        xoaU  .  . 


»  ■ 

Salonifi,  fbenfaü*  3  Caalttatfn 
Irajjrjiint,  Xarbanfllfn,  SBolo,  Cata  i 
ri«b,*apIul,Iatiu«,(l»aaipoUu-f.n).  / 

dppfrn  

Htmira  

Bbana  

»Jjrragatftf)  

Werften  

Oftiitbien  unb  G&itta: 

«barotlcb  (»roa*),  $ine. 
Umrotoultt  ober  Umra 


fllanKnbiofiB 
fdjmupin  gflbltd) 
Wfift,  man  alSn.»«nb 
alanjlo« 


ronft 

njrife,  (ebmad)  glanjenb 
rorife,  f4n>a<f)  gtanjfnb 


ftwa«flfrina(ral«  Satmgi 


ntr  Saiontr. 


Xbotrra  

Wabra»,  lang    .  .  .  .  .  . 

9Rabra#,  fnrjf,  *öf ftrm  unb  Wörtern 

lirunrlmeli  (itnnr&cUp)  

flotanaba  

«fracal  

Sfngal,  Dfrjdjifbfnf  Qualitäten  .  .  . 
Sinbb,  Mangan,  ftorfto   i 


«alfatla 
ttomptab 
ftaratjrbi 


^vinoa 


aeKHUinrtft 


artbltcb  bUtofife  fllinKi'b 
gclbiifft  bü  tonB  glainfiib 

grlblid)  biänmfe  glanjfnb 
oflblirt) 
gflblid)  b;*  nanfing 
grlb::ttiruciB 
no  11 T  i  n  g 
grlblicb 
gflblid)  obfr  rStlirh 

Kam  ob«  rttm 

gdbltd) 
grlblirti  obfr  rori« 
grlbli*  obfr  ronj 
Idjnta&iggiib 


rtn>aafcfimu&igfr  al»  obiaf 
i'aab.  Staub  n.  Sanirnbalt. 
»ifmlid)  tftn 
jirmlicb  rein 

jttmlid)  rdn.  finnig 
(ffcr  rnn 
ctreal  ttrraiirftnigt  mit 
Maab.  Sdjalfn 


finnig,  ionft  rr in 
finnig,  Ionft  rrin 
finnig,  fonft  rrin 
atnrn  anb  gclbm 


30-25 
20-25 


1C-20 


li-is 
15-18 
13-18 

15-18 


jifmttrfc  rfin 
mit  JJaub,  eainrn  u.  Staub 
ofrmifrfjt,  lfid)t  (u innigen 
f($mn&igfr  alt  obigf 
jirmltrb  rrin 
idiimiBig 
fittbüt  Sann-n  anb  ftinnfn 
oirl  totf  Rlotffn 
jirmltd)  fdjmnfltg 
mrift  frfimuRig 
\  Santfn  n.  grlbe  Dioden  i 


c 


%r-Hm 


baltruD 


I 


ffbr  icbmuKtg 
frrea#  rrinfr 
jicmtirb  rrin 
fdjmiibigfr 
ffbr  jfbmnnig 


17—» 

15—  35 
31-27 

13-  30  | 

u;  -20 

20  24 

20  'J4 
«-1« 

10-1« 

12-16 

14-  13 
14-18 

16-  23 
12— IS 

6-12 


'lo-'ito 

*>.  ■» 

Jf»~'J70 

jwr-  '[80 
'U —  HO 

V40-V7, 


84S 
175 
175 

IT« 
310 

180 
190 
310 

150 


SRad)  ben  für  bie  SBeltinbufrrie  eimgermafeen  naäV 
»eiäbaren  Duellen  betrug  bie  gef  amte  93  a  u  m  n  0 1 1 1 

aewinnunp  1876  etroa  1450,  1880:  1840,  1885 
nfolfle  bet  Werten  amerit.  &rnte):  1850, 1888: 
2680, 1890: 2800, 1895 : 2900, 1900 : 3050  2)till.  kg. 

2>er  ^auptanteil  fällt  auf  bie  $er einigten 
Staaten  von  Slmcrifa.  infolge  Ui  amerif. 
Seccffton^Inefle«  trat  in  ben  3- 1862—67  empfind 
Iid>er  Langel  an  93.  für  ben  Söcltmarlt  ein,  unb 
burd>  grofie  flnpflanjungen  in  Oftinbicn  mu^le 
Gtjafc  für  bie  amerifanifd?e  93.  ju  fdbaffen  »er» 
\\xd)t  roetben.  9tad)  93eenbiaunß  beÄ  ©eceffiong« 
triefle«  r>ob  fid)  inbeftea  bie  Siaumiuollerjeuflung  in 
«Rorbamerifa  febr  rafd)  toieber,  unb  »on  1871  ab 
nehmen  bie  ^reinigten  Staaten  in  bet  (^rjeuaung 
oon  93.  roieber  ben  etftcn  Wang  ein.  35ie  3lnbauflä*e 
betrug  188990:  64917,53  qkm  ober  15683  qkm 
(31^5  $roj.)  me^r  al$  im  Grntcjabr  1879/80.  ®e= 
roonnen  »urben  1876/77:  1041,  1880/81 :  1598, 
1883  84:  1379,  1885  86:  1702,  189091:  2124, 
1894/95:  1912, 18991900:  2067  2Win.  kg. 

93iS  etwa  um  baä  3.  iaöO  ruurbe  nafreju  ber  ganje 
93aumn»ollcrtrag  au#gcfflbrt,  ba  ba3  Canb  leine 
eigene  93aumn?oUinbuftrie  befafe.  93on  biefer  3eit  ab 
fing  man ieboer;  an,  roenn  au*  anfangt  feb^r  langfam, 
bie  einbeimifrte  93.  rceiter  ju  ©erarbeiten,  unb  bereite 
187 1  rourben  27,6  ^Jroj.  ber  norbamerilanif*en  93.  im 
Sanbe  felbft  tpeiteroeTarbeitet,  1885  f*on31,i,  1890 
38,ö  unb  1899:  35,8  ^roj.  Stach,  anbem  93ercd)» 
nungen,  bie  mit  ben  obigen  eingaben  annd^ernb  Aber* 
einftimmen,  betrug  ber  9Bert  ber  8u8fubr  von  SHcb- 
baummoUe  1830 : 29674883, 1840 : 63  870307, 1850 : 
71984616,  1860:  191806555,  1870  :  227027624, 


-^Z  SS 

'92,  1895. 


180 
180 
ISO 
180 
145 
135 

180 

170 
180 
170 
170 
170 


1880  :  211535905,  1890  :  250  968 
201 536926, 1899:  211 278 139  2)oQ. 

6auptjäd>lid>  roirb  bie  93.  gebaut  in  ben  Staaten 
Alabama,  Slrtanfad,  ^(ortba,  Georgia,  Souifiana, 
3RüfifftVPt,  91orb-  unb  Silbcarolina,  Jenneffee. 

3n  93ritifeb»3nbien  »urben  1858  erft  111, p, 
1872  bereite  528  mü.  kg  geroonnen.  $on  ba  trat 
ein  9tildfd)lag  ein,  unb  1880  rourben  nur  etwa  360 
l'iill.  kg  erjeugt;  1883  ift  bie  Okroinnung  icbod) 
roieber  auf  456  Still,  kg  geftiegen,  erreichte  1895: 
640, 1899/1900  jeboA  nur  870  ÜJttU.  kg.  Neroon 
üerbraucfct  ba«  fianb  felbft  etroa  320  aJhll.  kg,  fo 
baf?  1900  etma  nur  50  iUUl.  kg  für  bie  Sluvf ubr  )ur 
Verfügung  ftanben, 

ägppten  b,at  feiner  93aumrDolllultur  in  ben  leg- 
ten 30  fahren  meb^r  Äufmerlfainleit  jugewenbet ;  ber 
9öcblftanb  be*  Sanbeä  bdngt  Neroon  wefentlicb  ab. 
Ter  einfceimifdje  93erbrau<b  ift  gering,  unb  bie  Ernten 
t&nnen  na*  ben  3iff«m  ber  Jluefu^r  abgefebfiht  roer- 
ben  1871  auf  etwa  106,8, 1875:  132,  1880:  150^, 
1889:  189,6, 1893:  245,  1899  :  310  Üflill.  kg. 

3n  93  r  a  f  i  l  i  e  n  f  ollen  1 872 : 78,5  Will,  kg  33.  au«» 
geführt  roorben  fem,  rodljrenb  1880  nur  noeb  12,7 
SRiU.  kg  aufeer  Canbe«  gingen.  2)ie  norbamerif. 
Äonlurrenj  mar  fAroer  ju  befteben,  n>e«halb  in  einer 
ftnjahl  von  93ejirlcn  bie  93aumroollIultur  entroeber 
aanj  aufgegeben  ober  auf  ben  eigenen  93ebarf  bes 
fcbränlt  rourbe.  Seit  1881  ift  jebo*  bie  ?luefuhr 
roieber  geftiegen;  fie  betrug  1882  :  21,9,  1888  :  25,6, 
1893:  28,4,  1899:  37  Will.  kg. 

äurjerbem  lommen  für  bie  Gkroinnung  ton  93. 
noeb  bie  2ürfei  mit  ihren  fleinafiat.  2>iftrilten  mit 
11  SHiU.  kg,  bie  2Beftiubifchen  ^nfeln  mit 


Digitized  by  Google 


23aumtt>olienboben  —  ©aurnnjoHinbuftrie 


513 


etwa  2  3RiO.  kg,  «Beru  mit  1,5  2RUI.  kg,  fobann 
no*  Columbia  unb  Surinam  in  ftrage.  $n  Sapan 
bat  bie  Slnpflanjung  r>on  SBaumwolljtauben  erbeb- 
liebefiortfebritte  gemadjt,  ba«  Canb  führte  1899  über 
3,5  üffill.  9R.  an  SBaummollwaren  au«.  3"  Äfrita 
finb  außer  ägppten  an  ben  oerfebiebenften  Nuntien 
febr  bead)ten«werte  SBerfudje  mit  ber  ©ewinnung 
Don  SB.  gemaept  werben,  barunter  aud)  in  ben 
beutfeben  SBefifcungen.  Tie  (ftfotfle  finb  ermutigenb, 
für  ben  SBeltbanbel  fdllt  inbeffen  bie  (frjeugung 
jundd)ft  menig  in«  ©emid)t.  Ta«felbe  gilt  für  ben 
Süben  x>on  Spanien  unb  Italien  foroie  für  ba« 
ruff.  ßentralafien  unb  für  Jurfeftan.  6eit  einigen 
fahren  ©erarbeiten  inbeffen  bie  ruff.  Spinnereien 
bie  SB.  au«  SRittclafien  anfd)rinenb  erf  olgreid). 

Tie  Äu^fu^r  au«  ben  genannten  ildnbern  ging 
früher  etwa  jur  Hälfte  nad)  (!nglanb.  1885  bejog 
ßnglanb  nur  nod)  etwa  40,  1900  etwa  30  $roj. 
ber  im  ®eltbanbel  befinblidjen  58. 

Tie  3eitf*rift  «Gotton»  berechnet  ben  Wöchent- 
lichen SBebarf  an  SB.  in  »allen: 


fidnber 

1898,99 

1899/1900 

93rrrinigt<  Gtaairn  »on  Vnrrita 

6«  337 

74  148 

67  654 

67  654 

93  000 

88  000 

34  949 

31  338 

&  ::::::::::: 

13  067 
1918 

13  000 
3141 

675 

353 

«abetr  fiinbtr  

700 

700 

369  183 

266  534 

To«  ergiebt  einen  3abre«oerbraud)  von  SB.  auf 
ber  (5rbe  Don  (1899/1900)  13869768  unb  (1898/99) 
13997516  SBallen. 

5m  (Srnteiabre  1899/1900  mürben  in  ben  SBer» 
einigten  Staaten  uon  Slmcrifa  9 137000  SBallen  JB. 
(500  ^fb.  englifd?)  gewonnen,  5 950092  «allen  au«= 
gefügt.  Ter  einbeimifebe  SBebarf  oerfügte  über 
3186908  SBallen,  b.i.  etwa  8,5  kg  pro  Kopf. 

Tie  Ginfubr  r>on  rober  SB.  betrug  1899  in  TeutfdV 
Ianb  330728  t  im  Sffierte  oon  219,»  «Will.  3R.,  in 
Cfterreicb-Ungarn  129259  t  (SBert  88,*  2Rill.  2R.), 
in  (Großbritannien  748304  t  (553,4  2Rill.  Tl.),  in 
jyranfreid)  202862 1  (133  2Rill.  SR.),  in  SBelgien  32,3, 
in  ber  Sdbweij  17,»,  in  Spanien  75,»  3RUI.  2R.,  in 
Italien  130851 1,  in  Bußlanb  201302 1  Sßon  ber 
beutfdben  einfuhr  tarnen  258506 1  au«  Slorbamerila, 
43565  au«  SBritifa>Dftinbien,  23377  au«$igppten ; 
mieber  ausgeführt  würben  36 134 1.  f>auptbanbel«= 
plafc  für  Teutfdjlanb  ift  SBremen  (f.  b.).  25er  tyxeii 
ber  SB.  ift  felbftoerftdnblid)  je  nach  ber  ööbe  ber  (rr 
jeugung  wie  be«  SBerbraudb«  febr  f  dbwanf  enb  aewefen. 
1848  würben  in  Gnglanb  3'/,  d  für  ba«  engl.^funb 
mibbling  Orlean«  gejault,  ein  $rei«,  ber  fo  niebrig 
notb  nicht  bagewefen  war.  1850—90  fdjwanfte  ber 
^Jrciä  jwifd>en4— 8d,  fanl  inbeffen  Anfang  1892 
infolge  einer  febr  reichen  @mte  auf  3%— 4  d  unb 
ftieg  im  Ott  1900  auf  68/4— 7  d.  über  bie  SBerarbei* 
tungberrobenSB.f.SBaumrooUfpinnereiunbSeberet; 
über  SBefcbaffenbeit  ber  SBaumwollfafer  f.  ©efpinfts 
fafern ;  über  ©efcbicbtlicbe«  unb  Statiftifcbe«  f.SBaunv 
woüinbuftrie.  —  Sßgl.  Kuhn,  Tie  SB.,  it>re  Kultur, 
Strultur  unb  Sßerbreitung  (3öien  1892). 

3n  ber  ö«  ilfunbe  bient  bie  SB.  unb  bie  au«  ibr 
bereitete  Üüatte  al*  einbüllenber,  wdrmenber  Stoff 
f owie  ali  SBerbanbmittel.  3"  Unterer  6inficb.t  b,at 
n  c  infolge  ber  mobemen  Xntifeptit  bie  Sbarpie  t>oü* 
jtänbig  verbrdngt.  ©ereinigte  SB.  ift  alo  Gossypium 
depuratura  offijinell.  2luct?  oerwenbet  man  fie  }ur 

9Jto(f(aii('  ffonDrrfattonf'firiiton.   14.  flufl.   fL  IL  II. 


Öerftellung  ber  SDtora  (f.  b.).  —  Slufeerbem  gebraucht 
man  bie  SB.  jur  öerftellung  ber  Sfbiefebaummolle 
(f.  b.)  unb  bed  jloUobiumd  (1  b.). 

^aumtuollciibobcii,  iRegur,  bem  !lfcberno> 
fem  (f.  b.)  almlidje  l&feartige  »ilbung  im  füboftl. 
SBorberinbien. 

»anmtooainbttfttic.  l)  ©efdjidjtüdjetf.  Sie 
3nbien  bie  Heimat  ber  SBaumwode  war,  fo  ift 
ti  auch  bad  £anb,  in  bem  biefe  ©«fpinftpfllanje 
juer|t  unb  in  bii  je&t  unübertroffener  Reinheit  txr* 
arbeitet  würbe.  Sa>on  in  ben  dlteften  fan^tritifeben 
Schriften  werben  SBaummolIgewebe  erwähnt,  ju 
Öerobot«  §e\ttn  waren  SBaummolIgewebe  bie  aQgc« 
meine  Äleibung  ber  Ginroobner,  unb  bie  Orient, 
dichter  nennen  ben  feinen  inb.  üRuffelin  «gewebten 
9öinb».  SBon^nbien  Derbreitete  fid>  mit  bem  Slnbau 
aud)  bie  Verarbeitung  ber  SBaummolle  nad)  Sbina, 
SBorberafien  unb  Ügqpten,  burd)  i'böimier  unb 
Aartbager  nad;  ©riecbenlanb,  3Ralta,  Sicilien  unb 
Spanien.  2)ie  SBerbreüung  ber  SBaumwollmanufal» 
tur  in  (Sbina  mar  wohl  bie  $Ql%t  ber  Eroberung 
biefe«  JHeidjd  burd)  bie  Sataren.  SBorber  bolten  bie 
©binefen  ihre  ©ewebe  au«fd)lief(lidb  aud  3n^ien, 
wie  fie  biefelben  benn  aud?  mit  bem  inb.  Söorte 
tat  tun  benannten;  t>on  bort  bejogen  fie  aud)  bie 
ürjern  unb  ftdrfern  Sorten  be*  5Robftoff«,  bi«  fie 
elbft  im  9.  oabr b.  ben  Hnbau  begannen.  Tie  $er< 
er,  2Reber  unb  SBabplonier  empfingen  gleichfalls 
öon  ^nbien  au«  i^re  itenntni«  ber  SBaummolle  wie 
beren  Verarbeitung.  3Iad)  Ärrian  brachten  arab. 
.Kauf [cute  bie  inb.  SBaummolle  nach  3lbu(e am  bieten 
5Dleer,  wohin  Äattun,  SRujfelin  u.  a.  au«  ^Jatala  am 
3nbu«,  Slriale  unb  Sarpgaja  an  ber  ^erbubba  av 
langten.  Tie  SBaummollmanufafturen  oon  Diafalia 
(iltaiulipatnam)  waren  berühmt,  aber  bie  feinften 
UJlufi eline  (amen  au«  bem  (Gebiete  be«  ©ange«,  ba ber 
fie  »on  ben  ©rieben  gangfitikoi  genannt  würben. 
Tie  ©rieben  würben  mit  ber  SBaummolle  burd> 
Mleranber«  fit Ibjitg  befannt  gemacht,  unb  bie  3>nfel 
Äo«  jeidjnete  fid)  balb  oor  allen  anbern  bureb  ibre 
oorjüglicben  a)lanufalturen  au«.  9kcb  Walto  mar 
bie  Kultur  ber  SBaummoUpflanje  wabrfcbeinlicb  jebon 
bureb  bie  ^ hon iv.fr  gebracht  worben;  bier  emd)te< 
tenbie  Äart  hager  bebeutenbeSDlanufalturen,  in  benen 
bie  burdb  geinbeit  unb  9Beichb«it  aufgezeichneten 
©ewdnber  bergefteüt  würben,  welche  bie  ^bönigier 
al«  widbtigfte  Sisare  ben  afrit.  SBftltcrfchaften  ju« 
führten.  $n  ögbpten  würbe  bie  SBaumwollftaube 
wohl  febon  oon  alter«  ber  gebaut;  $Uniu«  erjfiblt 
von  ihrer  Kultur  in  Cberdgttpten.  9Beiter  fübltcb 
ift  fte  burd)  aan j  Stfrila  verbreitet  unb  wirb  bort 
aud)  verarbeitet.  Tie  tigppter  fd)d^ten  ©cwdnber 
au«  SBaumwolle  boeb,  Wie  wir  au«  bem  biblifcben 
^Berichte  über  ben  Äufentbalt  ber  3«ben  in  «gppten 
wifjen.  3ofept>  erhielt  ein  baumwollene«  Älcib  al« 
©eicbenl  r>on  bem  bamaligen  $b.arao.  ^sm  Oft« 
inbifeben  2lrd?ipel  ift  bieSBermenbung  berSBaumwoU! 
t/aare  jur  Anfertigung  »on  ©ewdnbern  eine  uralte. 

Ten  SBewobnern  non  %  m  e  r  i !  a  war  bie  Kultur  ber 
SBaummolle  unb  ihre  SBerarbeitung  jur  3eit  ber  QnU 
bedung  bereit«  befannt.  Unter  ben  ©efebenten,  bie 
Solumbu«  von  ben  Sinmo^nern  von  ©uanabani 
erhielt,  befanb  fich  aud)  SBaummolle;  bie  SBemobner 
be«  Innern  oon  difpaniola  mußten  i bin  alle  brei 
OTonate  25  $fb.  al«  Tribut  liefern,  unb  auf  €uba 
fanb  man  große  SBorrdte  oon  sJKobftoff  unb  allerlei 
^abrilatcn.  §n  Sübamerila  beftanben  bie  bunten 
Kopftücher  unb  Sd)ür}en  ber  wilben  ^nbianer  au« 
SBaumwolle,  bie  SBrafilianer  fertigten  itire  43amal« 

33 


Digitized  by  Google 


514 


SaumtooCinbuftrie 


unb  3agbgarne  barau«,  bie  Peruaner  ibre  ärmet« 
lofen  Joemben  unb  SDtäntcl.  93ei  bcn  Kenianern 
mar  bie  Vaumwolle  faft  ba«  einjige  93ctleibung«> 
material.  Unter  ben  ©efcbenfen,  bie  sJKontejuma 
bem  Sortejbot,  befanben  ftd)  30  ber  feinften  bäum* 
wollenen  SRdntel,  aufeer  2eppid?en  u.  f.  m.,  von 
benen  Sorte)  einige  bem  Kaifer  Karl  V.  fanbte, 
an  beffen  öofe  biefe  SReubeiten  feie  größte  93ewum 
berung  meßten,  auf  weifcen  baumwollenen  3eu« 
oeu  entwarfen  au*  bie  ÜRaler,  bie  fid)  unter  ben 
©efanbten  !l)lonteuima«  an  Gortej  befanben,  fy\<b* 
nungen  aller  ber  ÜJlerfmfirbigf  eilen,  bie  fte  bei  ben 
Spaniern  gefehen  hatten,  3n  ba«  nÖrW.  Ämerila 
ijt  bie  Kultur  unb  Verarbeitung  ber  93aumwoUe 
aber  erft  burd)  Guropder  eingeführt  worben. 

Sie  bie  äraber  ben  Slnbau  ber  VaummoUe  nach 
Guropa  brachten,  fo  fingen  fie  aud)  juerft  an,  bie» 
felbe  ju  verarbeiten,  inbem  fie  VaumrooUmanufa!: 
turen  in  Spanien  grünbeten.  Slbu  lUbtallab  fanbte 
an  Karl  b.  ©r.  aÖ  ©efdjent  baumwollene  tfeuge, 
bie  in  Spanien  verfertigt  worben  waren.  Unter 
Slbbarrbaman  entmidclte  ftd)  biefe  ^nbuftrie  noeb 
weiter  unb  gelangte  im  12.  ^ahrh.  )u  hoher  93lüte ; 
im  14.  3afrb.  würbe  fie  in  ©ranaba  fdjwungbaft 
betrieben.  Sie  Gbriften  aber  batten  febon  im 

13.  oahrh.  bebeutenbe  Vaummolimanufatturcn  in 
Barcelona.  Sicilien  verbantt  bie  Ginfüljrung biefer 
Snbuftrie  im  12.  3abr h.  gleid)fall«  ben  Sarajenen. 
yn  3tallf"  führte  Venebig  juerft  bie  Vaumwoll: 
manufafrur  ein;  hier  blüfete  fie  im  Mnfang  be« 

14.  h-  unb  verbreitete  fid)  balb  über  bie  benacb« 
barten  ital.  Stdbte.  ftloretu  gldnjt  um  biefe  3eit 
burd)  feine  au«gejeid)ncte  SBeberei,  Sppretur  unb 
^ärberei.  Von  Italien  tarn  bie  93.  balb  nad)  ber 
tssdjweij,  unb  iwar  bauptfddjlid)  nad)  Bünd),  wo 
im  14.  unb  15.  oafu h.  ber  jjaubcl  mit  Vaummollc 
unb  baumwollenen  3<ugen  ein  feb.r  lebbafter  war. 
Um  biefelbe  3ctt  gelangte  bie  93aummolIe  von  Vc« 
nebig  nacb  Äug«burg;  burd)  ben  regen  f>anbel3» 
verfebr  jwifdjen  biefen  beiben  Stäbten  fing  $ugS« 
bürg  balb  an,  fchv  betrdd)tlid)e  1U  engen  von  ©e» 
weben  nad)  ben  Slieberlanbcn  auSjufübren,  von 
wo  e«  fpfiter  ben  Slobftofi  bejog.  SDenn  ben  Slieber* 
lanben  wie  Gnglanb  würbe  jwar  fdjon  im  änfang 
be«  14.  oahvh.  Vaummolle  burd)  ©enuefen  unb 
Venetianer  jugefübrt,  inbc«  verwanbte  man  bie* 
felbe,  foweit  betannt,  nur  ;u  £id)t*  unb  fiampen* 
bod)ten.  T ie  £olldnber  fallen  aber  juerft  in  Guropa 
Kattun,  wie  ben  inbiieben,  angefertigt  haben,  eine 
Kunft,  bie  Wol)l  iu  Slnfang  be«  16.  Sabrb.  nad? 
Gnglanb  überftebelte.  ^Srot.  §lütbtlinge  brachten  bie 
Vaummollfpinnerei  unb  9Beberei  hierher,  unter  f>ein: 
rid)  VIII.  begann  bie  Verarbeitung  ber  SBaumwolle 
infiancafbire,  unb  eine  VarlamcntSalteGbuarb«  VI. 
fpridjt  fd)on  von  93aummoUwarcn  von  2Jlancbefter, 
fiancafbire  unb  6bcfb.ire.  SRancbefter  würbe  ber 
Joauptplafc  ber  ftabritation  baumwollener  ©ewebe 
(Kaneva«,  93ard)ent,  ftuftian,  2>imitp  u.  a.)  unb 
lieferte  balb  baumwollene  Sammete  unb  Velvetin«. 
21bcr  erft  burd)  bie  Ginfübrung  bei  ftattunbrudS 
unb  bie  gefeglicbe  Vefcbrdnlung  ber  dinfubr  oftinb. 
3euge  1700  unb  1721  gelangte  bie  englifd)e  95. 
}u  ftdrlerer  Entfaltung,  unb  feit  Grfmbuna  ber 
6pinnmafd)inen,  namentlid)  in  ben  )Wei  UHten 
3ab.rje^nten  beS  18. 3abrb.,  ift  fte  mit  wefenfdSrit-- 
ten  vorwärts  geeilt,  fo  bafe  fie  bie  aller  anbern  2än-- 
ber  GuropaS  überflügelt  bat.  $cr  ©rfinbung^geift 
unb  bie  Gnergie  be3  angelfdcbf.  Stammet  lieferten 
in  einem  balben  ^abrbunbert  unenblid)  viel  raebr 


al«  aüe  9Bei«t«it  beä  Drientä  in  3a^rtaufenben. 
S)en  Gngldnbern  folgten  bie  Sramofen,  Sd)W«ijer 
unb  T  eutfien  balb  nad).  on  5i)eutfcblanb  war 
6ad)fen  eins  ber  erften  fidnber,  unb  flauen  bie  erfte 
Stabt,  wo  Äattunfabtüen  im  großen  angelegt  wür- 
ben, unb  nod)  immer  ift  ©aepfen  bai  JrSauptlanb 
für  bie  beutfebe  93.  3u  biefen  europ.  ©ebieten  finb 
m  neuefter  3«tt  SRorbamerila,  93ritifd)=Dftinbien  unb 
3apan  binjugetreten,  fo  bafe  eine  3«»eiteilung  Gu= 
ropae  in  ©ro^britannien  unb  ben  Kontinent  vorauf: 
gefegt,  vier  verfebiebene  Stiftungen  ju  unterfebeiben 
finb,  nad'  benen  fid)  ber  auf  ber  Grbe  probujierte  SHob* 
ftoff  verteilt,  um  fabritmäfng  verarbeitet  }u  werben. 

©egenwdrtig  nimmt  bie  SBaumwollfpinnerci 
unb  93aumwollweberei,  toai  Umfang  ber  Gtablijfe« 
ment«,  Verbraud)  be«  SHobmaterial«,  3abl  ber  be= 
fAäftigten  |>finbe  unb  Slnwenbung  mafdjineller 
Hilfsmittel  anlangt,  unter  allen  3<veiaen  ber  lertil- 
inbuftrie  bie  erfte  Stelle  ein.  Sie  juerft  bat  von  bcn 
Grfinbungen  ber  neuern  3eit  im  0acbe  be«  2Wafd)i- 
nenwefend  ©ebraud)  gemaebt;  bie  Spinnmafdjinc, 
bermed)an.  Sßcbftubl  fanben  in  ber  93.  juerft  tln= 
wenbung,  ja  verbanfen  ibr  Grfinbung  unb  lonftrul^ 
tive  Gntwidlung;  $rud*  unb  Slpprcturmafcbinen 
nahmen  von  ibr  ben  2öcg  in  anbere  ©ebiete  ber 
tjaferftofftcdjnif.  ^n  ibrem  Stobftoff  faft  voUftänbig 
von  au&ercurop.  ©ebieten  abhängig,  tritt  in  ber  33. 
baä  Übergewicht  europ.  Anteiligen?  unb  europ.  Ka- 
pital« auf  ba«  gldnjenblte  ui  Zaqt  unb  Idfet  fte  al« 
ein«  ber  lebrreichften  93eifpiele  unferer  tedjnifcbeti 
unb  wirtf*aftlid)ctt  Grfolge  erfdbeinen. 

2)  Statiftifdieö.  Von  bem  gewaltigen  Slufblüben 
ber  93.  in  Guropa  felbft  giebt  junddjft  ber  iäbr^ 
lid)e  Verbrauch  GuropaS  von  Vaumwolle  3luf^ 
fcblufe-,  berfelbe  belicf  ft<v  im  Surcbfcbnitt:  184t; 
-50  auf  518  Will.  kc.  1851—55  auf  704  9RUL  kg, 
1856—60  auf  871  SRill.  kg,  1861—65  auf  665 
ÜRill.  kg,  1866—70  auf  1040  SRtU.  kg,  1871—72 
auf  1018  ÜRiU.  kg,  1881—82  auf  1156  3Jtill.  kg 
unb  1900  auf  über  2000  iDliO.  kg.  2)ie  Änja^l  fämt-- 
Iicber  Spinbein  Guropa«  belicf  ftd)  1832  auf  11,» 
9Jtill.,  1880  mar  fte  auf  58,6  5DlilI.  geftiegen.  Gnbe 
1900  wirb  bie  Hnjaljl  fdmtlidjer  93aumwolIfpinbeltt 
ber  Grbe  auf  etwa  101  SMill.  itt  veranfchlagen  fein, 
ber  ©efamtverbraud)  be«  %a\>xei  1900  bürfte  300o 
3Hill.  kg  überftiegen  ^aben.  —      betrieb  waren: 


t'änber 


Wronbritannten  

$rrriitigt<  Stnatcn  Bon  flmfrifa  . 

TruM<tjlan&  

ftrantrrid)  

Siiifitaiib  

Cftin&ien  

Cflcrrci*  Ungarn  

«paitirn  

Schrorn  

^talscn  

«ftgtfti  

^iifbfrt.iiiBf  

rdm-ciru  

»tafiUfii  

Olrif«nt!ai:o  

^apaii  

Uoraia   

Wfrtto  


Oatir 

Spin- 
betn 
in 

WM. 

©fb. 

mit 

j  1900 

46.00 

64000O 

1900 

18,Ä9 

313000 

1900 

6,40 

135  OOo 

1900 

s.ao 

9500n 

1S9S 

105  OOo 

1900 

4,40 

70  OOO 

1*98 

3,10 

65000 

1*97 

3rW 

4000O 

1900 

2,10 

35000 

1*98 

3,00 

33000 

1899 

1,10 

• 

1898 

0,40 

• 

1898 

0,40 

189& 

0,40 

«000 

1896 

0,15 

1000 

1900 

1,50 

• 

1900 

0,64 

1900 

0,4« 

^ufamtarn  |  iuo,54  |  l  537000 

3)ie  3ablen  für  bie  SBebftüble  ftnb  nicht  ganj 
fieber,  aud)  ift  nicht  ju  überieljen,  ba§  3Md?inen» 
unb  Hanbwebftüblc  nicht  überall  getrennt  finb. 


Digitized  by  Google 


SaiumooUtnbuftrie 


515 


Tioif  beutlicber  tritt  bie  ooli«»irtfcbaftlicb  frer« 
oorraßenbe  33ebeutung  ber  93aum»olIe  beroor,  fa|t 
man  bie  gu  ihrer  Verarbeitung  nötigen  Slnlagen 
in«?  2luge.  33er e et; ue t  man  bie  burebf ebnit tlicben  2in= 
lageloften  ber  83aum»ollfpinbel  nur  mit  ie  35  SR., 
fo  eraiebt  fid?  ein  änlagelapital  Don  mebr  als 
3,5  ÜJtiUiarben  ÜR.,  unb  fcbldgt  man  bie  Slnlage- 
toften  pro  SBebftubl  auf  runb  900  SDt.  an,  fo  erhalt 
man  für  etwa  l,-.  SJcill.  SDebftü^te  eine  Summe 
oon  1350  9JUU.  2R.  3)er  idbriieb  oerarbeitete  9iob,  ftofi 
(teilt  an  ben  93erbraucbsftdtten  (allerbinßS  bei  ben 
im  3«  1900  hoben  greifen)  einen  SBert  oon  über 
2000  KUX  ÜJJ.  bar.  SBeranfcbtoßt  man  ben  Köhlen 
tonjum  pro  Spinbel  unb  3<ü?r  nur  auf  60$fb.  Stein; 
t o  bie,  ben  pro  ©ebftubl  auf  30  (Str.  burcbfcbnittlicb, 
fo  baben  bie  Äoblen»erle  ben  $aum»ollfpinnercien 
unb  ©ebereien  m brlid)  105  i'i ill .  Str. ftoblen  ju  lie- 
fern. Gin  ßanjeS  f>eer  oon  Arbeitern  ift  erforber: 
lid>,  um  mit  ben  äJtai'djinen  bie  ungeheure  Slrbeit  ju 
bewältigen.  9iimmt  man  nur  8  «rbeiter  auf  1000 
Spinbeln  unb  2  Arbeiter  auf  3  9Bebftüble  an,  fo  er; 
giebt  fieb  eine  Hrbeiterjabl  oon  1 800000  $erfonen. 
SaS  gefamte  Mnlage:  unb  33etriebStapital  wirb  min- 
beftenS  12  9Jtiüiarben  9JI.  erreichen,  ebenfo  bodj  ift 
etwa  ber  2Dert  ber  jährlich  erjeußten  fealb-  unb 
©anjfabrifate. 

T aber  bat  ftd)  bie  Wenge  beS  erjeußten  Saums 
iv o l Kiar ii*  meit  bebeutenber  vermehrt,  als  bie  Stei- 
acrunß  ber  SBertfummen  ertennen  läfet.  Senn  bie 
greife  Don  33aumrooli»aren  finb  fort»dbrenb  nie» 
brißere  geworben.  GS  foftete: 


1791 
6th. 


1840  18SI  1894 
Ssh.  aVjtb.  l 1 4  »Ii 


l  Ufl>.  ««urawoOflorn  Kr.  100 

1  •  »  .  40  5«/jih  l«b-  löd.  6>i 
lf)orb«oIi!o   l.h.   J'/jd.     ?d.  ld. 

Sie  1900  eingetretene  erhebliche  Steigerung  roirb 
taum  anbauern. 

SWan  bat  eben  gelernt,  immer  fparfamer  ;,u  fein 
unb  bureb  SerooUfommnuna  ber  iUantinen  auS 
oerbdltniSmdftig  ßerinßerm  SRohftoff  guteS  ©arn 
ju  erzeugen.  So  »urben  in  ben  franj.  Spinnereien 
oerbrau  cht  bei  J&erftellung  beT  ©arnnummern  9lr.  15: 
30,i  k  g  Van  mir  o  lle,  von  Ur.40: 9,75  kg,  von  Ht.  100: 
2,3  kg  unb  oon  5lr.  150:  l,i»kg.  3"  ©efpinften  über 
9lr.  40  »erben  meift  bie  beften  ameril.,  dßopt.  unb 
leoantin.  Warfen  oerarbeitet. 

Gnglanb,  baS  ÜRutterlanb  ber  33.,  behauptet  in 
verleiben ,  befonberS  hnnut  tlicb  ihrer  SluSbebnung, 
noeb  immer  ben  erften  Diana.  3ßennßleid>  bie  £öbne 
bort  böber  fmb,  fo  bot  boep  Gnglanb  noeb  fo  viele 
unb  ßrofje  Vorteile  voran  * ,  tar  ihm  ber  Vklth  an- 
bei in  ben  93aum»ollcrjeugniffen  nid)t  fo  leid)t  ftrei= 
tia  gemacht  »erben  lann.  25er  bebeutenbe  Stampfl 
fcbinSoertebr  mit  ben  grofcen  Kolonien,  ber  bie  riefißc 
Ginfubr  ber  Vaunuvoile  vermittelt  unb  bie  fertigen 
Voaren  mit  ben  ßerinßften  Soften  ihren  Veit  im 
mungSorten  jufübrt,  fobann  bie  3idbc  beS  gröfjteu 
93aum»ollmarfteS  bei  ben  ÜJtanufalturbejirten,  baS 
auSgebebnte  l?i  jenbahnnei;,  ber  grofie  olonialbeft  jt, 
bie  feit  ^abnebnten  befteb.enben  @efcb.äftäi>erbin 
bungen  unb  nbfaligebiete,  en flieh  bie  grofje  ü)ta 
febineninbuftrie,  bie  unabldfftg  beftrebt  i|t,  bie  tvirt- 
famften  Hilfsmittel  für  Spinnerei,  SBeberei  unb 
S)ruderei  ju  liefern:  fie  fmb  bie  »id>tißftcn  gal- 
toren  fürbaß  Über ge»id)t ber  englifdyen©.  ^brcCnt 
»idlung  ift  feit  1850  eine  aufierorbentlidje  ge»efcn ; 
1850  beitanben  1932  Spinnereien  mit  20,977  2Jtill. 
Spinbeln,  1878  bagegen  2G74  (Stabliffement^, 
38,5*7  SWili.  Spinbeln,  514  911  aRafd>inenfrfible 


unb  482903  Arbeiter;  1885  »aren  biefclbcn  auf 
2635  Gtabliifement«,  Ua*sW\ü. Spinbeln,  560955 
2Jlat'djinenftüble  unb  504  069  Arbeiter  geftiegen.  ^Ür 
1900  fmb  et»a  46  2ÄiU.  Spinbeln  unb  640000  2Bcb= 
ftüb.  le  anwnebmen.  2>en  Sert  aller  in  Gnglanb  er= 
jeugten  5öaum»oll»aren  bercdjnet  GUifon  für  1875 
—78  auf  jdbrlid)  1880  üJlill.  9Ji.  Siebt  man  ald  ffiert 
M  eingeführten  9tobftoff«  770  Kitt.  2R.  ab,  fo  Der 
blieben  für  3m$,  2b\)ne,  fonftige  Äoften  unb  5Rufeen 
1110  SDliQ.  2R.  93on  bem  probujierten  Quantum 
üerfenbet  ®rof;britannien  burcbfainittlid?  für  1200 
9RUL  ÜJt.  X'it  beften  3lbnebmer  fmb  nod)  immer 
93ritifcb=Dftinbien  (30—32  $ro|.)  unb  Sluftralien, 
bann  ÜÄittel *  unb  Sübamerita  unb  bie  3ürlei 
nebft  Slfrifa.  Xic  Hälfte  aller  ©arne  gebt  bagegen 
naeb  bem  cur c  v.  Kontinent.  Gnglanb  bermag  @arn 
bis  ju  ben  feinften  ÜRummern  (9Ir.  600  engl.)  ju 
liefern;  man  bat  eä  r>icr  audj  fo  »eit  ßebradjt,  bureb 
Ginfübrunß  ber  SWule'Selbftfpinner  bie  3abl  ber 
in  ben  Spinnereien  oer»cnbeten]ierfonen  auf  6  auf 
1000  Spinbeln  ju  Perminbcrn.  2)er  ße»altißc  51uf ■■ 
febrounß  biefer  ^nbuftrie  ift  ben  arbeitfparenben 
Irin  uöungen  oon  ßargrea  ve  ö  ,  älri»rigbt,  Grompton 
inSbefonbere)Uiufd)reiben;  ber  ©efamtoerbraueb  an 
Vau  nur  olle,  ber  1775  eTft2,i62Rül.kg  betrug,  ftieg 
1800  auf  23,818,  1850  auf  315, 1881  auf  650, 1894 
auf  870,  enblid)  1900  auf  et»a  900  2Rid.  kg. 

9?dtbft  Gnglanb  lommcnbie  93  ereinißtenStaa= 
tenbonMmerira,bie  1832  erft  1,8  2JltlI.  Spinbeln 
befaf»cn,  uon  1861  bi*  1880  aber  ibre  Spinbcljabl 
üon  5335  727  auf  10653435,  bi$  1892auf  15,88  9Jiill. 
vermehrt  baben.  ^m  %  1900  betrug  bie  Spinbeljabl 
18,59  ÜJiill.,  bie  verarbeitete  33aum»olle  et»a  920 
Vitil.  kg.  ^m  Verlraitd)  ber  9lobbaum»olle  bat 
92orbamerita  Gnßlanb  fdbon  u hei  holt ,  toai  fid)  je- 
boeb  baraud  erlldrt,  bafi  9lorbamerita  t>or»iegen,t) 
probe,  Gnglanb  oiel  feine  Öarne  fpinnt.  Silier  3Öabr 
idjeinüdjteit  nad?  »erben  inbeffen  bie  ^Bereinigten 
3taaten  Gnglanb  aud)  barin  erreichen  unb  bann  in 
ber  95.  ber  Grbe  ben  erften  Slang  einnehmen.  Xie 
3abl  ber  Sßebftüble  (1900:  312000)  ift  fortbauernb 
geftiegen.  ,mu-  bie  33.  beftehen  Spinnereien  febon 
in  28  Staaten,  »eitauö  bie  meiften  (über  ein 
drittel)  in  SDlaffaebufett«,  nddjftbem  in  9lbobe:3*: 
lanb,  Gonnecticut,  9k»-6ampibire  unb  ben  übrigen 
Staaten  ber  Üiorbofttüfte.  ^nbeffen  reichen  für  bie 
feinern  ©efpinfte  unb  ©ewebe  ihre  Seiftungen  nicht 
aui;  ed  finbet  baber  trofr  hoher  3öUe  eine  anfehn= 
liebe  Ginfuhr  ftatt,  bie  feit  Ginfübruna  ber  Viac- 
firnlep'33ill  freilich  bebeutenb  ßd'unlen  ift. 

2)  ie  Ginfuhr  oon  33aumrooll»aren  belief  fidj  1890 
auf  153,4,  bie  Ausfuhr  auf  t>7,«  9Jlill.  9JI. 

3)  eutjchlanb  nimmt  ben  brüten  SRanß  ein.  Sie 
mccban.#aumrooUfpinnereiunb2i3eberei»urbeGnbe 
beS  18. 3abrh.  bureb  einige  Gtabliffementö  in  :)t h ein 
lanb,  weftfalen,  Sachfen,  Scbleften  unb  Vaixru 
beßrünbet;  bie  iunße  ^nbuftrie  hatte  aber  ßeßen 
bie  enßl.  Konfurren)  einen  fehr  fcb,»ieriaen  Staub. 
Grft  oon  et»a  1840  ab  enmndette  fie  fich  oeffer.  Sie 
Aabl  ber  99aumroolIfpinbeln,  1846  erft  750298, 
betrug  1861  bereits  2235195;  1871  tarn  Glfafe- 
Lothringen  binju.  baö  bamalS  Viill.  Spinbeln 
adblte.  vlaä)  ber  Sä hlung  oon  1875  »aren  im  2  e ut  ■ 
feben  9deicb  befd?dftigt  4200811  Spinbeln,  baoon 
3  533  278  jeinjpinbcln,  504  891  Saterfpinbcln  unb 
162642  3»irnfpinbeln.  Sie  ©efamtjahl  ber  befebdf 
tigten  $erfonen  betruß  66675.  §ür  baS  3.  1900 
finb  6^  5)KU.  Spinbeln  mit  etwa  90000 Arbeitern  an» 
junebmen.  9iach  ben  1897  anßeftellten  ^robultion« •■ 

33* 


Digitized  by  Google 


516  Saumtoc 

erhebungen  mürben  in  Seutfcblanb  232599080  kg 
Baumwollgarne  (mit  Sluefdjluß  ber  baumwollenen 
Streichgarne)  im  ©erte  oon  315  unb  93aumwoll« 
Webwaren  im  SBerte  von  448,4,  jufammen  763,* 
SWiU.  SW.,  hergeftellt. 

Ser  Söert  bet  eingeführten  ©ante  belief  ftcb  1899 
auf  55,6  Will.,  ber  abgeführten  auf  22,9  i'iill.  2Jt. 
T  ic  eingeführten  Warne  ftnb  größtenteils  engl  unb 
febwei».  gabrifat  von  höbern  <$einheit*nummern. 
Xie  Jöaumwollwareninbufrrie  hatte  einen  ebenfo 
cbmerenÄampf  ju  befteben  als  bie  Spinnerei;  iefct 
enbet  fte  aber  ihre  ^robutte  nach,  allen  Cdnbern. 
Tie  einfuhr  tommt  jum  größten  Seil  auS  englanb, 
jeigt  aber  in  jüngfter  3eit  einen  erheblichen  :Hu d 
gang.  93on  baumwollenen ©aren  würben  eingeführt 
1860:  543, 1870:  1300, 1880:  1386,  1890:  1478, 
1896:  2977 1;  ausgeführt  1860:8310, 1870:  8840, 
1880: 15152,  1890  :  28190, 1899  :  35708  t.  Sur 
93aum  wollwaren  belief  ftcb  ber  SDert  ber  einfuhr  auf 
30,8  2Jtiü\,  ber  ber  SluSfubr  auf  199,t  3JUU.  2R.  3m 
fj.  1899  fefcte  ftch  bie  HuSfubr  jufammen  au*  20 1 29 1 
3eugwaren,  9877  t  Strumpfwaren,  2949  t  tyofa 
menten  unb  1753 1  ©arbinen,  Spi&cn  u.  bgl.;  bei 
bem  le&ten  Soften  ift  aber  bie  einfuhr  oon  annäbernb 
gleicher  Starte.  Sei  ber  Saumwollweberei  bat  bie 
mechan.  2Bcberet  bie  fmnbweberei  faft  völlig  ver= 
bringt.  Nad?  ber  ©ewerbcjäblung  von  1875  waren 
nur  8198  öanbftüble,  aber  80465  3Rafcbmenweb= 
ftüble  oorbonben  unb  203489  "Jierfonen  in  ber  2öe» 
berei  befchdftigt.  Saju  lamen  noch  bie  Bleichereien, 
ftärbereten  unb  Srudereten  mit  20277  ÜJtenfdjen, 
fo  baß  ftcb  ba*  ganje  in  ber  93.  t banne  Slrbeiterbcer 
auf  290111  (für  1897  etwa  430000)  beziffert,  gür 
1 900  ftnb  (mit  einfebluß  ber  Spinnerei)  etwa  600000 
Hrbeitslräfte  anzunehmen.  SÜa*  bie  lolale  Berbret« 
tung  anlangt,  fo  ftnb  bie  beiben  £>auvtgebiete  ba* 
eifaß  unb  ba*  Äönigreicb  Sachfen.  Sacbfen  über- 
trifft in  (frjeugung  unb  MuSfuhr  ber  fehr  wertvollen 
baumwollenen  Strumpfwaren  alle  3nbuftrielänber, 
wie  auch  feine  gabrifation  von  ^Tofamenten  unb 
©arbinen  fehr  bebeutenb  ift  Söeiter  ftnb  wichtige 
ftabrifationSgebiete  ffiürttemberg  unb  33abcn;  m 
93aoern:  Schwaben,  Neuburg  unb  Cberfranlen;  in 
Greußen:  Wbeinlanb,  Sthlefien, Hannover;  in  Sb> 
ringen:  ©era,  ©reij  u.  a. 

Sie  93.  ftrantreieb*  hat  burd?  bie  2o*tren« 
nung  von  eifaß«2othringen  einen  fehr  fchweren 
aierluft  erlitten,  ber  jeboch  bt*  1900  jtemlicb  au*« 
geglichen  ift.  ^ranlretch  ift  gegenroärtia.  mit  etwa 
5,2  9RUL  Spinbein  auf  feine  Spinnereien  vnber  Nor« 
manbie  (Nouen  unb  Umgegenb)  für  orbindre  ©arne 
unb  auf  bie  geinfpinnereten  in  fiille,  Slmien*  unb 
St  Ouentin  angemiefen.  Sie  93aumwoUweberei 
unb  --2 ruderei  ift  in  ber  Normanbie  in  jiemlicber 
HuSbebnung  vertreten.  Unübertroffen  ift  bie  Söe« 
berei  unbichter  Stoffe  in  Sarare  unb  Umgegenb,  bie 
an  50000  Arbeiter  befdjäftigt.  ftür  1900  ift  bie 
3ahl  ber  in  gTanlreicb  vorbanbenen  SBebftüble  für 
&  mit  etwa  95000,  bie  in  ber  33.  befcbdftigten  Sr« 
beiter  etwa  450000  anzunehmen.  1899  würben  ein« 
ac führt  rohe  Baumwolle  für  133,  ©arne  für  6,i, 
Webwaren  für  32,7  SWill.  3Ji.;  aufgeführt  ©arne 
für  4,7,  Webwaren  für  169,«  SDcill.  SR. 

Sie  93.  ber  Sdjweij  ift  burch  ben  gleiß  unb 
Untemehmungfgeift  ihrer  33ewobner  unb  burch  ba* 
genaue  Stubium  ber  93ebürfnifie  frember  fidnber  ju 
einer  StuSbebnung  unb  Bollenbung  gelangt,  bie  fte 
ben  größten  3nbuftrieftaaten  ebenbürtig  an  bie  Seite 
ftellt  unb  fte  auf  ben  meiften  überfeeifeben  SNdrlten 


eine  erfolgreiche  Äonfurrenj  aufnehmen  Idßt.  ftür 
1900  ftnb  etwa  2,i  STOill.  Spinbein,  35000  SBebftüble 
unb  70000  Arbeiter  anjunehmen.  Sie  mit  großer 
Anteiligen)  unb  mächtigen  ©elbfrdften  bernebene 
Spinnerei,  bie  ftd)  früher  vorjugSweife  in  ben 
Hummern  60—100  au*  dgvpt.  93aumwolle  unb  ben 
feinern  Sorten  au*  Sea«j5*lanb  bewegte,  erjrredt 
fich  ich t  auch  auf  gröbere  Sorten  unb  Strumpfgarn 
von  befonber*  guten  Dualitäten.  Gin  großer  Seil 
ber  ©arne  wirb  nach  ßfterreich,  ftranfreich,  ^eutfeb5 
lanb  unb  Italien  aufgeführt,  wdhrenb  ein  anberer 
Seil  im  Sanbe  felbft  verwebt  wirb.  Unter  ben  &r= 
jeugniffen  ber  SBeberei  nehmen  bie  für  Cftafien 
befttmmten  fog.  «Sarong*»,  eine  Nachahmung  inb. 
©ewebe,  eine  bemerfen*werte  Stelle  ein,  weil  e*  bei 
benfelben  auf  bie  möglichft  getreue  Nachahmung 
aller  9Beb>  unb  T  nid  fehl  er  antommt.  Tie  3)la- 
fchinenftiderei  befchdftigt  über  12000  SWafcbinen 
unb  etwa  20000  Arbeiter.  1899  würben  eingeführt : 
rohe  93aumwolle  für  18,  ©arne5,i,  Süebmaren  23,8 
ÜRiU.Ü«.;  aufgeführt  ©arne  für  19,3,  ©ebwaren 
30,4  2MÜ.  ÜR.,  außerbem  baumwollene  ^lattfttcfc= 
fttdereien  für  67,8  3R\Ü.  5R. 

Ter  Scbwerpuntt  ber  be (gif  che n  Sertilinbuftrie 
liegt  in  Seinen  unb  SEBoüe,  boch  ift,  )umal  wenn 
man  bie  3lu«behnung  unb  3ioll*}ahl  erwägt,  au  *  bie 
93.  recht  beachtenswert.  3>a*  fianb  oerfügt  über  runb 
1  SRitt.  93aumwollfpinbeln,  bejieht  aber  noeb  ©arne 
au*  Snglanb  (1899  für  8,8  IRill.  -IM).  Sie  Ginfubr 
von  baumwollenen  Webwaren  belief  ftch  in  bemfeh 
ben  Sahre  auf  24,3,  bie  !lu*fuhr  auf  20,s  WM.  W. 

Sluch  bie 93. 0 ft err e i ch *  ((SiSleübanien*)  nimmt 
eine  bervorragenbe  Stellung  ein;  ihre  ©efebiebte 
reicht  bi*  in*  18.  3°hrh.  jurüd,  unb  fdjon  im  Än« 
fang  be*  19.3<xh*b.  würben  bebeutenbe  Spinnereien 
in  93öhmen  unb  Scieberöfterreich  errichtet.  Siefe  ae» 
werbliche  Sbätigleit  befcbdftigte  1896  über  3  3)hll. 
geinfpinbeln  unb  war  in  93öhmen  (dleicbenberg)  mit 
970000.  in  Nieberöfterreich  mit  480000,  in  SJorarl* 
berg  mit  270000,  in  Cberöfterreich  mit  180000 
Spinbein  lonjentriert.  Sonft  ftnben  ftcb  dtabliffe: 
ment*  in  Steiermart,  ©örj,  jRähren  unb  Ärain. 
93eim  mechan.  93ctrieb  waren  48000  Äraftftüble  oor- 
hanben,  bavon  34400  in  93öhmcn  (iHeichenberg).  Sie 
fianbwebeTei  verfügtfaum  nocbüber2— 3000Stüble 
gewerbsmäßig.  Sie  Spinnereien  Ungarn*  unter« 
halten  etwa  60000  Spinbein.  Cfterrrtcb  beliebt  feine 
Wobbaummolle  jum  größten  Seile  Über  Srieft ;  e*  wirb 
meift  oftinbifche  unb  ägpptifcbe  verfponnen.  iUan 
führt  ©arne  aber  immer  noeb  ftar!  ein  (1899 :  ßinfubr 
7290 1  für  17,6,  »u*fuhr  3887 1  für  5,c  3WiU.  2R.) ; 
ba  gegen  ift  bie  9lu*fubr  von  93aumwollwaren  be« 
trächtlicb  (1899:  einfuhr  1218  t  für  9,e,  flu*fuhr 
3577  t  für  12,8  OHO.  TL\ 

Sie  Spinnereien  unb  9Bebereien  91  uß lanb* 
vermehren  unb  vergrößern  ftch  unter  ben  boh<n 
eingangfjöllen  gewaltig.  Sie  Spinnereien  ftam« 
men  au*  ben  vieniger,  bte  2Bebereien  au*  ben  fünf« 
jiger  fahren.  3h«"  ^ife  hat  bie  $nbufrrie 
namentlicb  in  ben  ©ouvemement*  Petersburg, 
3JloS!au,  9Blabimir,  Swer  fowie  in  ben  balt.  unb 
poln.  ©ouvemement*  (2obj).  3)>Ian  ^dt»lte  1877  febon 
67  Spinnereien  mit  2  796  283  Spinbcln  unb  48G72 
Arbeitern  unb  106  SBebereien  mit  54566  2Beb> 
ftüblen  unb  62567  »rbeitern,  1890  bereit*  über 
4200000  Spinbein,  ftür  1900  ift  bie  3abJ  ber 
Spinbein  su  5'/4  2Jliü.,  bie  ber  9Bebftühle  ju  etwa* 
über  100000  anzunehmen,  ungerechnet  bte  vielen 
Öanbf^flhle  ber  ruff.  93auern,  bie  meift  für  ben  £au*» 


Digitized  by  Google 


Üöaumrootlfamenfudien  —  fflaumrooUfatnenmefil 


517 


bebarf  arbeiten,  ©eine  ^Rohbaumwolle  (250000 1) 
begebt  SRufelanb  »orwiegenb  au-?  Surteftan  unb 
2ran«taufaften,  alfo  meift  au«  eigenem  Sanbe.  Sie 
früberfchrbebeutenbeGinfubrnonSJaumwollgarnen 
betrug  18ü9  nur  nod)  4800 1,  bie  bet  33aumwollge: 
n>ebel268 1.  93eieid?nenb  ift,  bafo  JHufclanb  fdjon  feit 
einigen  3abren  33aummollwaren  auefübrt,  obidjon 
nur  nad)  foldjen  9tad)barlänbern  (JJJerfien,  jUein« 
afien),  bie  bem  wefteurop.  Grport  weniger  bequem 
liegen.  1899  würben  nabeju  700  t  aufgeführt. 

S)ie  Grjeugniffie  ber  fpanifd?en,  italienifdjen 
unb  bolldnbifd?en3).  finb  meift  nur  für  ben  beimi« 
fcben  SJebarf  berechnete  ffiare  n,  unb  bicfe  Cänber  ftnb 
teine«weg«  reif  jur  Honfurrenj  auf  bem  2Mtmarlt; 
e«  Idpt  fid)  inbe«  ein  wefentlid?cr  ftuffcbwung  feit 
10  oaincn  nicht  nerfennen.  Jludj  bie  f tanbinani* 
fcbenSdnber  baben  nod) eine j ebr geringfügige 3)., 
obfdbon  bort  bie  ^Regierung  ernftlidj  bemüht  ift,  eine 
[olebe  biird?  Stbufcjölle  in«  Ceben  ju  rufen.  IWebemeb 
»Ii«  3krfucbe,  etwa*  Sibnlicbe«  für  «gppten  ju 
tbun,  fmb  infolge  grober  SDliftwirtfcbaft  feblgeicbla* 
gen.  dagegen  bat  ficb  bie  33.  33ritif  d>s3nbien« 
in  ber  neueften  3«»*  auberorbentlicb  geboben.  Sie 
beschäftigte  1869  erft  390000  Spinbein,  1875—76 
in  47  Gtabliffement«  fdjon  1 100 112  Spinbein  unb 
9139  Sebftüble,  1900  etwa  4,*  ÜRill.  Spinbeln  unb 
70000  ©ebftüblc  meift  für  graue  ungebleichte  Stoffe. 
6autMfi&  ber  33.  ift  3)ombap.  1899/1900  betrug  bie 
Ginfitbrnon  SiaummoUgarn  29,4,  »on  baumwollenen 
Webwaren  31 U  2HiU.  !l)i.,  bie  2lu«fubr  »on  33aum« 
woUe  119,8,  ©amen  83,i,  Webwaren  14,8  9RUI.9R. 

$Jra  legten  ^abrjebnt  bat  ficb  in  3apan  bie  93. 
in  febr  bemertenöwerter  3öeife  entwidelt,  unb  e« 
liegt  bie  33efür<htung  nabe,  tat;  »on  bort  au«  ju* 
nddjft  in  ben  oftafiat.  fidnbern  ber  europ.  ?lu«|"ubr 
eine  ftarte  ftonturren}  erwäcbft.  Sud)  Sa  na  ba  unb 
9Rerif  o  leiften  neuerbing«  33eacbten«werte«,  wenn 
au*  nur  erft  in  ber  33eriorgung  be«  Jnlanbe«. 

Gin  überftcbtlicbe«  33ilb  über  bie  ÜKoÜe,  welcbe  bie 
JB.  im  Grport  fpielt,  lugleicb  über  ibre  33ebeutung 
in  ben  betreffenben  Sidnbern,  giebt  bie  folgenbe  Ja* 
belle  ber  31u*fubr  in  Millionen  flRart: 


($ar.  1863);  Kilian,  Fabrication  desetoffes  (ebb. 
1864) ;  Site«,  Sie  33aumwotlf»innerei  in  allen  ihren 
teilen  (SSeim.  1868;  2.  Shifl.  1885);  Seigb,  Science 
of  modern  cotton  spinning  (2.  Slufl.,  2  33be.,  öonb. 
1873);  9lie«,  Ser  ftübrer  be«  S3aummoUfpinner« 
(2.  Slufl.,  Seim.  1874);  $obaro,  Relazione  sulla 
coltura  dei  cotoni  in  Italia  (mitSltla«,  Neapel 
1878);  9tid?arb,  Tie  (Gewinnung  ber  ©cfpinftfafern 
(3Jraunfa?W.  1880);  Sana,  Cotton  from  seed  to 
loom  (Jleuporl  1878);  Sannafcb,  Sie  europ.  33aum= 
wollen  ■  3nbuftrie  (33erl.  1882);  6(bulje:@drjerni|(, 
2)er  ©rofebetrieb  ein  wirtfd?aftlicber  unb  focialer 
§ortfd)ritt.  eineStubie  auf  bem©ebiete  ber5).(Cpj. 
1892);  Demutb  unb  3uft,  2afd?enbucb  über  ein= 
facbe  Jbeorie  unb  s^rari«  ber  Saumwollf  pinner  ei 
(SHcitbenberg  1896);  5ri|>,  $ie  praltifd>e  unb  tbeo= 
retifdje  3'übrung  ber  3)aumwollfpinnerei  (3.  Aufl., 
6bur  1900);  Slrtitel  JBaumwollinbuftrie  im  «^anb> 
wörterbudbberStaatäwiüenfcbaften»,5Bb.2(2.31ufl., 
,V-na  1899);  König,  Sie  fdcbfif<be  9.  am  6nbe  be§ 
norigen  ^abrbunbert*  unb  wdbrenb  ber  Äontinen« 
talfpeae  (2pj.  1899). 

»yaunMuoUfanicnfuffjcn,  bie  bei  ber  ©ewin< 
nung  be«  SBaumwollfamenöl«  (f.  b.)  nerbleibenben 
Küdftdnbe.  Jc^tere  mürben  früber  weggeworfen, 
fpdter  ali  T  ünger  bciv.ua ,  unb  feit  etwa  1860  bil- 
ben  ba«  CA  unb  bie  IB.  &anbel£artitel.  Sie  93. 
fmb  ein  febr  gute«  Siebfutter,  ba$  reid)  an  6iwei6 
unb  ^boepbaten  ift.  9Jlan  unterfd?cibct  5).  oon  un  = 
gefdjdlten  unb  von  gef djdlten  ©amen;  erftrre 
finb  drmer  an  9täbrftoffen  unb  eignen  fid?  aueb  weni« 
ger  jur  Serfüttemng  wegen  ber  ibnen  nod?  anbaf ten» 
ben  fleinen  &aare u  bie  ju  ftarlen  9teijungen  ber 
6cbleimbdute  ber  Xiere  SBeranlaffung  geben;  man 
oerwenbet  biefe  Sorte  baber  baufig  nur  aI->  Sünge* 
mittel.  Siefe  ungefcbdlten  IB.,  auep  w o Iii g e  JB.  ge» 
nannt,  !ommen  meift  au«  ägppten,  Sicilien  unb 
Sprien,  bie  au«  lefcterm  S2anbe  ftnb  bie  fdjlecbteften, 
non  bunlelbrauner  garbe.  Sie  gefdjälten  3).  werben 
namentlicb  von  ben  bereinigten  Staaten  unb  Lmuv 
lanb  oerfenbet,  fte  beftfeen  eine  gelbe  {|arbe;  in  Gng- 
lanb  f  owie  au<b  in  Seutfd?lanb  wirb  niel  SöaumwoU^ 


Sdnber 

1  SM 

1892 

1996 

1*99 

1886 

1888 

1892 

1899 

281.5 

29€,7 

251,2 

204,8 

250,1 

li»'.«5,5 

lU'.'.'J 

1067,9 

1186,6 

1190,2 

18,J 

17,5 

30,9 

IM 

23,9 

183,5 

186,1 

156,3 

173,4 

199.1 

3,5 

3,« 

«,7 

85,5 

84,8 

76,4 

105,4 

169,2 

«frfinifltf  6taottn  »on  «mtrita  . 

M 

Iß 

8,3 

3,3 

3.4 

56,3 

37,7 

43,4 

54,5 

97,6 

2,0 

2,1 

3,7 

3,1 

5,« 

13,3 

IM 

13,1 

13,0 

13,8 

16,5 

18,6 

14,4 

12,0 

19,3 

110,4 

108,1 

88,1 

96,4 

98,2 

Sklgirn  

3,4 

3,* 

3,1 

3,0 

2,7 

13,5 

16,4 

13,3 

19,8 

20,2 

über  Jedjnifdje«  f.  bie  Ärtifel  SBaumwollfpim 
nerei,  Spinnerei  unb  SBeberei;  über  fpecielle  SBe« 
febaffenbeit  ber  JBaumwoUfafcr  f.  ©efpinftfafern; 
über  SSnbau  unb  @rnte  ber  JBaumwolle  fowie  über 
bie  £>anbcl«forten,  bie  ^robultion,  §lu«:  unb  Gin: 
fubr  ber  9lobbaumWolle  f.  93aumwolle. 

»u«  ber  febt  umfangreidjen  fiitteratur  über 
bie  3).  finb  beroorjubeben:  33aine«,  History  of 
cotton  manufacture  in  Qreat  Britain  (Conb.  1835; 
beutidj  »on  33emouUi,  Stuttg.  1836);  5Rople,  The 
fibrous  plants  of  India  (fionb.  1855);  Gngel,  Sie 
33.  im  Äönigrcid?  Sacbfen  (Sre«b.l856);  GUifon, 
Handbook  of  tbe  cotton-trade  (£onb.  1858;  beutfeb 
non  9l«xft  al«  i3anbbud)  ber  33aumwolllultur  unb 
*3nbuftne,  2.?lu«g.,  33rcm.  1869);  iWacöenrp,  The 
cotton-trade  (fionb.  1863);  fteobaub,  Le  coton, 
son  regime,  ses  problemes,  son  influence  en  Earope 


famen&l  au«  importiertem  Samen  unb  jumeijt  burd) 
ba«  JUrefeoerfabren  gewonnen.  Sa  wo  ba«  SBauw 
wollfamenöl  burd)  Grtrattion  gewonnm  wirb,  wie 
»JB.  in  ftnmfreid),  nerfenbet  man  ben  Siüdftanb  in 
iDteblform  (93aumwollfamenmeb l,  Grtrat- 
tion«mebl).  Siefe  Sorte  ift  drmer  an  fettem  Cl 
al«  bie  burdb  treffen  gewonnenen  Sorten,  bie  oft 
nod;  13  sJkoj.  banon  entbaltm.  Ser  ©cbalt  ber 
au«  gefcbdlten  Samen  burd)  ^reffen  gewonnenen 
33.  an  Giweifefubftanjen  fdjwantt  jwifeben  38  unb 
47  ^Jroj.  Sie  jur  Fütterung  beftimmten  33.  bürfen 
Weber  fauer  reagieren,  noch  bumpfig  riechen,  aud? 
münen  fie  frei  non  %UiliWu(berungen  fein.  Sie  2Barc 
wirb  in  Sddcn  nerfenbet  unb  tojtet  7  ÜR.  10  $f.  bi« 
7  SR.  70  $f.  pro  Gentner. 

«aumtooUfamcnmchr,  f.  33aumwoüfamen= 
ludien. 


Digitized  by  Google 


518  Saunttootlfamenöl  - 

©aurnrnollfamenöl,  (5  c  t  ton  Öl,  baS  fette  Cl 
bet  beim  Gnttörnen  ober  Egrenieren  oon  ber  rohen 
Saumwolle  abgefonberten  Samen,  bie  man  ent* 
roeber  auspreßt  ober  mit  Sdwefelfoblenftoff  ertra* 
biert.  Hobe«  S.  ift  toicfflöffifl,  trübe  unb  rötlid?* 
braun,  raffinierte«  hellgelb  oon  angenehm  milbem, 
nußartigem  ©efa^mad  unb  einem  fpec.  ©emiebt 
oon  0,922  bi«  0,9so.  GS  wirb  in  curop.  unb  amerit. 
Sabrifcn  gegenwärtig  in  großem  uRaßftabe  bar* 
geftellt  unb  bient  als  Speifeöl,  Srennöl  fowie 
als  Serfdlid)ung3mittel  für  Olioenöl,  Sd?meinc* 
fdjmalj  unb  SWargarinbutter.  Seim  SluSpreffen 
bleibt  Saumwollfamentud?en  (f.  b.)  unb  beim  Grtra* 
gieren  SaummoUfamenmehl  jurüd. 

OaumrooOfpittnerei*  T  ie  Saumwotle  (f.  b. 
unb  ©efpinftfafern)  ift  einer  bet  roidjtigften  9tob- 
ftoffc  ber  Sertilinbuftrie  (f.  b.).  6ie  bilbet  bie  6a* 
menbülle  ber  Saumroollpflanjc  (f.  Jafel:  (Selum* 
niferen,  %\q.2).  $iefe  Samenhüllen  werben  nad? 
bem  Ginfammeln  fortiert,  an  ber  fiuft  getrodnet  unb 
am  ©ewinnungSorte  felbft  bem  fog.  Ggrenteren 
(Gntfernen)  unterrootfen,  woburd?  bie  gafern  freb  oon 
ben  Samenfömern  unb  bennod)  anbängenben  2  eilen 
ber  Äapfeln  trennen.  Son  ben  bierju  bienenben  Sor* 
rieptungen  bat  man  namentlich  jwei  arten: 

1)  5)ie  Sägen*Ggreniermafd)ine  (f.  Jafel: 
Saummollfpinneret,  ftig.3).  $)erGplinberaift 
abweep  felnb  aus  ÄreiSjägen  unb  böljernen  Scheiben 
jufammengefefct;  burch  letztere  werben  bie  Sägen  in 
einer  Entfernung  oon  18  mm  auSeinanber  gebalten, 
unb  ba  ihr  25urcbmeffer  Heiner  als  ber  ber  Sägeblätter 
ift,  treten  bie  3äbne  beroor.  über  bem  Sägecplinber 
ift  ein  auS  gebogenen  flachen  Gifenftangcnbeftebenber 
JHoft  c  c  berart  angebracht,  bafi  bie  3äbne  ber  Sägen 
burd)  bie  engen  3wifd)enrdume  ber  Stäbe  binburaV 
greifen.  2>ie|er  SRoft  ift  einerfeitS  bei  o  um  Scbarniere 
brepbar  bef  eftigt,  anbererfeitS  bei  d  burd)  Stellfdjrau* 
ben  e  nacb  belieben  böber  ober  tiefer  ju  ftellen ,  je 
nadjbem  bie  3äbne  mebr  ober  weniger  beroortreten 
follen.  liefern  Soft  toirb  bie  ju  earenierenbe  Saum: 
wolle  regelmäßig  jugefübrt;  bie  3äbne  beS  rotieren* 
ben  SdgecplinberS  erfaffen  bie  'fitftrn  unb  liehen  fie 
burd?  ben  iHoft  binburd?,  unb  ba  bie  Körner  nicht 
folgen  fönnen,  wirb  bie  fflolle  oon  ihnen  abgeriffen. 
hinter  bem  Sägecplinber  ift  bie  mitfiaarbüf  djeln  fciebt 
befefcte  Sürftenwalje  b  gelagert,  bie  baju  bient,  bie 
an  ben  3äbnen  ber  Säge  filjenbe  Saumwolle  ab* 
juftreifen  unb  in  ber  Siicbtung  ber  Pfeile  2, 3  über 
bie  platte  t  auS  ber  2Jtafd)ine  fortjufübren,  wäb* 
renb  bie  oon  ben  Däfern  abgelöften  Börner  burd) 
ben  Sdjlitj  bei  k  über  bie  platte  d  herausfallen. 
Sie  bureb  eine  Sdpcibewanb  getrennten  SKäume 
unterhalb  ber  beiben  SDaljen  bienen  jur  Slufnapme 
ber  Sdjrnuö*  unb  Staubteile,  bie,  fdjwercr  als  bie 
Saumwolle,  nacb  unten  fallen.  (Sine  berartige  SMa* 
ebine  mit  80  Sägeblättern  auf  bem  ßplinber  Iie* 
ert,  burd)  25ampf  betrieben,  in  10  Stunben  etwa 
625—675  kg  egrenierte  SBolle  oon  etwa  2500  kg 
9iobwolle;  ba  fie  aber  Diele  Däfern  jerreißt,  roirb  fie 
nur  bei  geringem,  furjfaferigen  Sorten  angewenbet. 

2)  SBeit  mebr  wirb  bie  $afer  burch  bie  Kamm* 
Ggreniermafd)ine  oon  üttacartpp  ($iß.  1)  ge* 
fepont.  A  ift  eine  mit  meiebem  Süffellcber  über* 
jogene  ©alje,  bie  in  ber  JHicbtung  beS  Pfeils  ro* 
tiert,  bierbet  bie  ^afern  ber  ibr  jugefüprten  Saum* 
roolle  erfaßt  unb  mit  fieb  fübrt,  wäbrenb  baS  ibrem 
Umfange  möglich  It  nahe  geftellte  SDlcfjcr  a  bie  Sa* 
mentörner  »urüdpdlt,  bie  burd)  iwei  fcpnell  auf 
unb  nieber  febwingenbe  SJceffer  bb7  oon  ben  ftafer* 


—  S^QuntluolIfDiitncrci 

I  büfcbeln  abgeriffen  werben,  um  jwifdjen  ben  Stäben 
beS  Softes  i  unten  perauSjufaÜen;  bie  9Reffer  bb' 
fiucn  an  ben  @nben  ber  J&ebel  c  unb  er  lullen  ibre 
Semegung  von  einer  im  untern  Seile  beS  SRafdrinen* 
gefteUS  gelagerten  SBelle  auS  mittels  gweier  Eicen* 
ter  unb  ber  Ercenterftangen  d  d'.  %\t  robe  SDollc 
wirb  auf  einem  £attentucb  ausgebreitet,  baS  über 
jwei  Spannwaljen  r  gelegt  ift  unb  burd)  biefe  eine 
umlaufenbe  ^Bewegung  erhält;  fie  gebt  unter  ber 
ÜKiffclwalje  h  burd)  unb  wirb  r>on  einer  Stapel* 
walje  s  in  ben  % roa  H  geworfen,  um  enbli(b  burd) 
ben  febwingenben  Hamm  J  periobifcb  gegen  bie 
Sebcrwalje  A  gefd)oben  ju  werben.  2)ie  fd)neQ  ro* 
tierenbe  Siiffelnjalje  G  entfernt  bie  egrenierte  SDolle 
r>on  ber  ^Balje  A  unb  läßt  fie  in  bie  ju  ihrer  9uf* 
nabme  beftimmten  ©ebälter  fallen.  2)ie  SWafdjine, 
wie  fte  oon  $latt  SBrotberS  &  6omp.  in  Clbbam  ge* 
baut  wirb ,  ergiebt  eine  fieiftung  oon  25  bis  50  kg 
gereinigter  ©aumwolle  in  ber  Stunbe. 

Epe  bie  fo  egrenierte,  inftarl  gepreßtem  3uftanbe 
in  ben  öanbel  tommenbe  ^Baumwolle  ju  ©am  oer: 
arbeitet  werben  lann,  muß  biefelbe  )undd)ft  au  ige* 
lodert  unb  oon  allen  nocbanbaftenbenllnreinigleiten 
befreit  werben.  3"  ben  biefe  Ärbeit  oerridjtenben 
Wafdjinen  gehört  ber  Älopf  Wolf  ober  Söhipoer 
(5ig.  5),  bei  bem  innerhalb  eineS  pöljernen  ©e* 
bdufeS  jweimitSd)lagarmenoerfeb<^#  borijontale 
Denen  in  fdmclier  Umbrebung  fid)  befinben.  2)ie 
Scblagarme  finb  fo  geftellt,  baß  biejenigen  ber  einen 
SDelle  jwifeben  benen  ber  anbem  9BeUe  binburd)* 
geben ;  ben  3wif(benräumen  beiber  entf  pred)en  außer* 
bem  im  Innern  beS  ©ebäuf  es  in  jwei  Reiben  angeorfc* 
nete  feftftebenbe  Stäbe.  SUirb  nun  bie  iBaumwolle 
mittels  eines  enblofen  2attentud)3  unb  j Weier  Speife* 
waljen  in  baS  ^nnere  beS  ©ebäufeS  geführt,  (o  er« 
folgt  eine  energifcpe  Jlufloderung  berfelben,  inbem 
bie  auS  bem  Sailen  entnommenen  Dickten  Sollbau* 
fen  jerfcblagen  unb  fo  in  fleinere  Söüfdhel  oerwanbelt 
werben.  Gm  Älopfwolf  braudjt  3—5  ^ferbeftärfen 
SctriebSfraft.^g.8jeigteine2lufloderungSmafd)ine 
anberer  Slrt,  ben  fog.Cf  fner  (opener),  bei  bem  bie 
Bearbeitung  ber  Saumwolle  burch  oier  mit  bau* 
menf  ßrmigen  Grböbungen  (3äbnen)  oerfebene  Srom* 
mein  erfolgt,  bie  bie  Saumwolle  oon  einem  3ufü> 
rungSapparat  empfangen  unb  wieberpolt  gegen  eine 
feftftehenbe  Dteibc  ähnlicher  3ähne  werfen;  unter* 
halb  biefer  Scblagtrommcln  ift  ein  auS  bünnen 
Gifenftäbenjufammengcfe^ter5Hoft  angebracht,  burd) 
ben  alle  frembartigen  Körper  (Sanb,  fiaub,  Samen* 
lörper)  h n Durchfallen.  $ie  auf  folebe  ©eife  auf* 

Seloderte  unb  oon  groben  Serunreinigungen  be* 
reite  Saumwolle  pafjiert  hierauf  nod)  }wei  mit  fein* 
mafebigem  Srahtgewebe  überjogene  trommeln,  auS 
beren  ynnerm  burd&  ein  Scblcubergebläfe  bie  fiuft 
abgefaugt  wirb.  $notm  fid)  bie  SaumwoOe  an  ben 
Umfang  biefer  Siebe  anlegt,  wirb  fie  burd)  bie 
burdjbringenbe  fiuft  oon  ben  fetnften  Staubteilen 
fowie  oon  ben  allju  funen  Härchen  befreit. 

Gine  ber  wiebtigften  SorbereitungSmafd)inen  ber 
8.,  in  ber  9öir!ung  ben  oben  befd?riebenen  äbn« 
Hdj,  ift  bie  Scplagmafcbine  (Satteur),  bie  )ur 
weitern  Reinigung  unb  äuflöfung  ber  oon  bem 
©biPPer  ober  Cffner  geloderten  SaumwoÜe  bient. 
^ig.  2  {teilt  eineSdjlag*  unb  SBidelmafdjine 
mit  Siebtrommel  bar.  Die  SaumwoQe  wirb 
hier,  auf  einem  fiattentuebe  ausgebreitet, burch  Äiffrl* 
waljen  bem  im  3«nem  beS  ©ebäufeS  a  fdjnell  rotie» 
rentoen  Scblagflügel  jugefübrt;  bie  brei  mit  ber 
«lebfe  parallelen  Sdjienen  biefeS  ^IflgelS  foüen  auf 


Digitized  by  Google 


Saurnipottftaube  —  ©aupolijci,  Sauorbnung,  ©auredjt 


519 


Die  j»if<pen  ben  Speifc»aljen  beroortretenbe  3ßo0e 
in  rafitcr  Slufeinanberfolge  fdjlagenb  »irfen  unb 
f  o  bie  nodj  oorpanbenen  büfd?el»eifen  SInpdufungen 
auflöten.  Unterhalb  be*  Sdlagflügel*  tft  ein  JHoft 
angebradjt,  burd)  bellen  Spalten  bie  gtöbern  lln* 
reinigteiten  ent»eid?en.  3He  93aum»olle  pafftert 
ben  fog.  tfluaraum  b  unb  oereinigt  fiep  auf  bem 
Umfang  ber  Siebtrommel  c,  au*  beren  ^nnertn  bie 
Üuft  burd)  ein  Sinbrab  beftdnbig  entfernt  »irb, 
ju  einet  bünnen  SBatte,  bie  von  bem  2BaI jenpaar  d 
abgelöft,  jroifdben  ben  sJBaljen  e  f  g  h  oerbi&tct  unb 
auf  einet  grofeen  öoljfpule  i  ju  einem  9Bidel  ge« 
formt  »irb.  5)amit  bie  Stblöfung  bet  93aum»olIe 
oon  bet  Siebtrommel  leidjtet  oon  ftatten  gebt,  ift 
im  Innern  betfelben  ein  Sdjirm  1  angebradjt,  bet 
ben  2Binbftrom  an  bet  betteffenben  totelle  unter« 
bricht,  inbem  et  mittel*  be*  Sirme*  m  unb  eine* 
boblen  3apfen*  auf  bet  rotterenben  £rommel»elle 
mu  unb  turnt  ba*  @egenge»idjt  n  in  foorijontaler 
i'age  gehalten  »irb.  7  jeigt  eine  einfadje 
ödjlag«  unbSBidelmafdnne  in  perfpettipifcbet 
Mnfidrt.  3)amit  füt  furje  gaiern  bie  »irtenbe  Äante 
be*  Sd)lagflügel*  bet  Stelle  möglidjft  naiv  oebracpt 
»erben  tann,  an  »eltper  bie  ©olle  s»if<pen  ben 
■Reihen  beroortritt,  hat  man  bie  3ufüljrung*»al}en 
mit  Ötfolg  butdj  eine  Slrt  SDiulbc  a  (gig.  4)  unb  eme  | 
übet  biefet  gelagerte  Stadjelroalje  b  erfe&t.  Um  bie 
menf  cbltcp  e9lrbeit*traftentbebrltd)iunuupen,  bie  jut 
Überführung  bei  93aum»olIe  oon  einet  Sluflode* 
rung*mafdnne  jut  anbetn  erfotbetlidj  ift,  t;at  man 
neuerbing*  mebtete  betfelben  in  folget  tLxt  ju  einem 
@anjenoemnigt,bafebet!ttan*portbe*leicbtbe»eg= 
lieben  ftafetftofr*  oon  einet  jut  anbetn  mittel«  eine* 
©inbfttom*  in  einet  SRoferleitung  etfolgt.  So  ftellt 
Jtg.  6  eine  f  otepe  oon  fiotb  93totpet*  in  lobmotben 
abgeführte  tombinierte  93or bereitung*« 
maf  diinc  al*  Bereinigung  eine*  Stippet*  A  mit 
einem  fog.  Saugöffnet  C  unb  einet  Scblag*  unb 
Sidclmafdnne  D  bat.  2)ie  Überführung  bet  Däfern 
oon  A  nadj  C  etfogt  in  einem  33letprobjr  B  butep 
einen  faugenben  SÖinbfttom,  bet  ton  einem  jum 
Cffnet  C  gehörigen  träftigen  3Binbrab  erjeugt  »irb; 
bie  93aum»olle  gelangt  hierbei  oon  bem  etften  Ober* 
gefcb c n  be*  ©ebdube*  in  ba*  erbgefd) ofc,  »obei  fid> 
in  einet  Abteilung  B'  bet  ^Rohrleitung  petmöge  einet 
biet  ooThanbenen  Ouerfd)nitt*er»eiterung  ©elegen« 
beit  aitbt,  notp  etwa  oorbanbene  ftrembtörper  au*« 
uifcbeiben;  bie  Entfernung  pon  Staub  unb  turnen 
^afern  erfolgt  mittel*  ber  in  ber  Scplagmafdjtne 
oorbanbenen  Siebtrommeln,  beren  Qnnenraum  mit 
ben  Saugöffnungen  eine*  befonbetn  SBentilator*  in 
tßerbinbung  ftebt.  —  2)ie  nun  folgenben  Strbciten 
fmb  im  Slttilel  Spinnerei  bebanbelt.  —  übet ©e« 
f  cpiditlicbe* ,  Statiftifdje*  unb  Sittetatut  f.  5öaum= 
roollinbuftrie. 

©aumnjoll (taube,  f.  üBaumtoolIe. 

»öaumtuoUtrtff et,  f.  Aammertudp. 

«aumtDUtibcn,  alle  burd?  gemaltfame  6in»ip 
lungen  entftanbenen,  mit  3erreifeun  g  ber  iRinben  unb 
obern  öoljfdjicbten  oerbunbenen  S3efcbdbigungen  ber 
iBdume.  Sie  müffen  mit  fdjarfen  3nftrumenten  bt* 
auf  bie  gefunben  teile  au*gef<bnitten unb  bierauf  mit 
«aummad)*  (f.  b.)  oberSBaumlitt  au*gef  üllt  ober  oer» 
bunben  roerben.  (S.  aud)  ^o^lroerben  ber  JBdume.) 

Oaumtaiüraer,  f.  Celastrus. 

©ounad),  iRarttfleden  im  Ü8ejirf*amt  ßbern  be* 
bapr.  iReg.»9)ea.  Unterfranlen,red?t*  oom  R  l  u  f  f  e  S. , 
ber  bei  33.  t>on  redjt*  bie  toie  er  felbft  auf  ben  öafe» 
bergen  entfpringenbeSauter  aufnimmt  unb  balb  bar= 


auf  in  ben  SDtain  münbet,  an  ber  Nebenlinie  93reiten* 
gjlfjbadi;3)iarolb*n>eifad)  ber33apr.  Staat*babnen, 
Big  eine*  9(mt*gerid;t*  (SanbgericbJ  ^Bamberg), 
bat  (1900)  1154  C  baruntet  24  (toangelifdje,  ^oft, 
Jelegrapp;  öopfenbau.  3n  ber  Näb^e  bie  SHuinen 
be*  einft  ben  &erjögen  »on  ÜHcran  gebörigen,  1552 
jerftörten  Scbloffe*  Stufen b er g  unb  bie  SDall» 
Tabrt*lapelle  St.  SKaria  ajlagbalena. 

tfatiufct)ctbH$inu$,  f.  2üupunftur. 

Bauplan,  f.  Saujeidmung. 

>örtupoli,ict,  iörtuorbtiung,  ©anrerfit.  Tie 
33aupoÜ3ei  begreift  alle  biejenigen  r  c  lijeilidjeu  93er« 
anftaltungen,  toelcbe  bejmeden,  tan  tuufc  93auan< 
lagen  Sid^erbeit,  SSequemlidjteit  unb  Drbnung  ge< 
förbert  unb  bie  au*  folgen  etma  entfteb.enben  ©e< 
fahren  abgemenbet  merben.  2)ie  Slu*fü^rung  grö* 
feerer  93auanlagen  ober  bebeutenber  33auöeränbe- 
rungen  unb  Sieparaturen  mirb  in  ber  Siegel  pon  ber 
Dorperigen  obrigfeitlidjen  Prüfung  unb  ®enebmi= 
gung  be*  $lan*  abpdngig  gemadjt.  Ginroenbungen 
gegen  einen  93au,  n>eld;e  auf  $rir>atred)t  beruben, 
bat  ber  (Süntridjter  ju  entfepeiben.  9(m  oollftdnbig: 
ften  oermag  bie  93aupolijei  ibren  93erpflid}tungen 
bei  ber  ©cflnbung  oon  neuen  Ortfd)aften  geredet  }u 
merben,  roo  e*  jtd)  )undd)ft  um  9lu*mittelung  einer 
gefunben  Sage  panbelt,  toelcpe  ber  jutänftigen  6in< 
roopnerfebaft  möglicbft  oiele  natürlidje  93orteile,  roie 
33e*  unb  ©ntroäfferung  ber  ©runbftüde,  ^robulten« 
rei(ptum  unb  bequeme  flommuni(ation*mittel,  bie« 
tet.  ferner  ift  b i a-,  mie  aud)  bann,  menn  e*  ficb  um 
33ergröfeerung  fdjon  beftebenbet  Crte  ober  um  9Bie« 
berperftellung  berfelben  nad)  einer  3erftörung  pan« 
belt,  ein  S3ebauung*plan  (f.b.)  aufuiftellen unb 
babei  ben  2lnfprüd?en  ber  öffen t litten  ©efunbfyeit** 
pflege,  be*  SJerlepr*  unb  be*  guten  ©efdjmad* 
illecpnung  ju  tragen.  93ei  ber  2lu*fübrung  einjelnet 
bauten  ift  barilber  ;,u  madjen ,  bafi  fieben  unb  @e« 
funbpeit  bet  Stbeitet,  bet  iiorübergeb.  enben  unb  bet 
fpdtern  93e»opner  nidjt  gefäbrbet,  unb  bafe  nament« 
lid)  bie  fettigen  ©ebdube  niept  ju  ÜBrutftätten  oon 
Äranlpeitcn ,  ,u  gerben  pon  S«ner*brünften  »erben. 
Tie  93aupoli)ei  mu|  bemnad)  barauf  befteben,  tap 
bie  ©aufteilen  genügenb  abgefperrt,  bie  Lüftungen 
tüdjtig  au*gefüprt,  bie  93orfd)riften  übetöefdjaffen* 
^eitbe*93aumatetial*,über2ninbeftftdrlebc*9)lauet« 
unb  33altentoetl*,  übet  ^euerftdtten,  9taud?fänge, 
Katrinen  u.  f.  f.  beobaätet  »erben.  2)ie  in  biejer 
.^miutt  nötigen  allgemeinften  Slnorbnungen  ju  er« 
lauen  ift  Aufgabe  ber  Regierung  (allgemeine 
93auorbnung),tn Cfteneicb  ber  Jtronldnber;  eine 
Steigerung  ber  Slnfprücpe  bleibt,  befonber*  in 
gröfeem Stdbten,  ben fiotalbauorbnungen oor« 
behalten.  ;"\n ^reuften  beruht  »egen  ber gro|en 33er« 
febiebenpeit  ber  evt litten,  in*befonbere  ber  tlimati« 
fdjen  33erbältniffeba*  93aupolijeire(pt  f  aft  au*fd?lie£« 
lid)  auf  totalen  93auorbnungen,  in  SBürttemberg, 
Sadjfen,  93apem  gelten  allgemeine  93auorbnungen; 
babnbred?enb  »ar  bie  »ürttembergifd>e  oom  6.  Ott. 
1872.  3)ie  örtlidjen  33auorbnungen  fepreiben  j.  93. 
bie  äu^erfte  *Döpe  bet  ©ebdube  in  93ejug  auf  bie 
Strafecnbreite,  bie  geringfte  6&P«  ber  Limmer,  bie 
93auatt  bet  Xteppen  u.  f. ».  oot;  ©ebdube  ober 
Anlagen,  in  benen  Idtmenbe,  gefunbbeit*fcpdblid;e 
ober  fonft  gefdprlidpe  ©e»erbe  betrieben  »erben 
f  ollen,  bebürfen  noep  einer  bef  onbern  ©enebmigung. 
(8aL  ©ewerbeorbn.  §§.  16, 18;  ferner  Steidjsitrar* 
acfcHb.  §§.  367,  3- 12-15;  368,  k  3, 4;  369,  $.  3.) 
Taßfelbe  ift  aud)  mit  $ampfteffeln  unb  bergleidjen 
Anlagen  ber  5all  (©e»erbeorbn.  §.  24;  f.  2>ampf* 


Digitized  by  Google 


620  Stouprämien  —  ©am: 

teffelgefcfee).  $n  jüngfter  3eit  ift  man  von  feiten  be* 
©erbanbe*  bet  $eutf  djenSlrcbitetten:  unb  ^Ingenieur* 
vereine bet 2lu*f übrung bet $bee einer  :H e  i dj  ->  b  au  < 
o  c  b  nu  n  ^  näher  getreten  unb  bat  vorläufig  ben  Gnt- 
ttmrf  ;u  einer  Sformalbauorbnung  aufgehellt.  3)ie 
gemeingültigen  unb  er t lieben  ©eftimmungen  für  bie 
fcanbbabung  ber  ©aupoliici  bilben  nur  einen  ©e* 
ftanbteil  be*  fog.  ©aureept*  ober  be*  Snbegrin* 
fdmtlicberaufbaä^auiDefenbeiüglicber'^orfcbnften. 
.v>ter &u  gebären  aud)  ^nftitute  be«  ©rivatreebt*,  wie 
ba*  Scadjbar?,  genfter*  unb  Jraufrecbt,  ba*  Mit- 
eigentum an  gemeinfdjaftlicben  Mauern,  bie  ftäbti* 
febeu  Servituten,  bie  ©runbfdfee  über  Miete  unb 
Stccorb  bei  ©auunternebmungen.  2)iefclben  finb 
»um  Zeil  im  $eutf$en  ©üraerl.  ©efefcbud)  cntbalten 
(§§.  907,  908  [brobenber  Gtnfturj],  912  lüberbau], 
1012[(5rbbaured)t],  1021  l©altenred)t],  648[Sid)e= 
rung*bppotbet  be*  ©auuntetnebmet*]),  melcbe* 
weiter  gebenbe©efcbräntungen  iu©unftenvonv)lad>= 
bargrunbftüden  bem  £anbe*red>t  überlast  (6infüt>= 
rung*gefefc  Slrt.124).  —  ©gl.  Ceutbolb  in  Stengel* 
«Süörterbud)  be*  beutfdjen  ©erwaltunaörecbt*», 
©b.  1  (greib.  i.  ©r.  1889);  von  Ce*felb,  Sie  <Red>t*= 
gtunbfäfce  in  preufe.  ©aufaßen  (©reel.  1887);  SKau, 
Sic  ©aupolijei  (Worjb. 1892);  Ärtifel  ©aupolijei 
im  «£>anb»örterbucb  ber  Staat*roiffenjcbaften», 
©b.  2  (2.  »uR.,  3ena  1897);  ©eorg  Meoer,  £ebr= 
buo>  be*  beutfdjcn  ©erroaltungsrecbt*.  ZI.  1  (2.  Hup., 
Cpj.  1893);  Hrtifel  öod>bauten  im  «Cfterr.  Staat*: 
mörterbud)»,  SBb.  2  (ffiien  1896);  SBeinanb,  $reu&. 
©augefefce  unb  »©erorbnungen  (Sieulvieb  1896; 
Suppl.  1901);  Säubert,  flompenbium  be*  ©au* 
reebt*  unb  ber  ©aupolijei  (i»pj.  1897) ;  ©alt»,  $reufe. 
©aupolijeiredjt  (2.  Ktqt,  ©crl.  1900);  $id,  $a* 
©aureebt  im  neuen  ©ürgcrl.  ©efehbudj  (Äöln  1900). 

*aupr  am  t  cn  für  Sdnffe,  f.  SdMfabrtsprdmien. 

©nur,  Ulbert,  ^iftorienmaler,  geb.  13.3uli  1835 
ju  2tad?en,  bilbete  fut  feit  1854  in  Süffelborf  unter 
Sobn  unb  tfebren,  bann  bei  Scbwinb  in  Mfindjen. 
1861  nad)  Sünelborf  »urüdactebrt,  gewann  er  ben 
von  bet  ©erbinbung  für  t^iftor.  Kunjt  au*gefcbrie: 
benen  ©rei*  mit  feinem  großen  ©emälbe:  Kaifer 
Otto*  III.  Seiche  rvirb  au*  Italien  nadj  2>eutfcb= 
lanb  gebradjt.  1864—67  arbeitete  et  an  einem 
grofsen  28anbgemdlbe  im  Scbmurgeri(bt*faale  ju 
tflberfelb,  ba*  ^üngfte  ©eridjt  barftellenb.  $a* 
©ilb :  Gbriften  tragen  ben  2eid>nam  einer  Märtprerin 
au*  bem  Girtu*  (1870;  Äunftballe  ju  Süffelborf), 
meldte*  fid?  eine*  ungemöbnlidjen  ©eifaU*  erfreute, 
lenfte  ibn  für  längere  3eit  auf  frübdjriftl.  Sar* 
ftellungcn,  wie:  ©aulu*  ptebigt  in  SHom  vor  ben 
©orftebern  ber  Subengemetnbe  (1876),  $ie  ©er= 
fiegelung  be*  ©rabeä  Gbrifti  (1879)  unb  2)ie  Jooster 
be*  Märtyrer*  (1886).  @benfall*  nod?  bem  vornan: 
tifeben  ©ebiete  entnommen  ift :  Otto  I.  an  ber  Seicbe 
ferne*  ©ruber*  Sbantmar  (1874;  ftäbtifebe  ©alerie 
ju  ©armen).  Stuf  ba*  lieben*würbige  ©ilb:  Ter 
röm.  gedjter  (1880)  liefe  er  bann  einen  grofeen 
©anbflcmälbccvtlu*  im  Jertilmufeum  bet  lönigl. 
s^3ebcf*ule  ui  Hrefelb  folgen,  in  »eldjcm  er  bie 
©cid)id)te  ber  Seibeninbuftrie  in  (hirova  jur  3)ar« 
ftelluna  braebte.  ?lucb  ben  SRatbau*faa(  in  2w\\d- 
borf  fd)müdtc  er  (1896)  mit  ffianbgemälben  bil'tot. 
unb  allegorifdjen  3nbalt*.  3tt»ifdben  1872  unb 
1876  roirtte  ©.  al*  ^rofefjor  in  Weimar,  febrte 
aber  bann  mieber  nacb  ^)üffelborf  jurüd. 

nur,  gerbinanb  Gbriftian,  vrot.  Jbeolog,  geb. 
21. 3uni  1792  ju  Sdjmiben  bei  (jannftatt,  ftubierte 
1809—14  im  2übinger  Stift  unb  würbe,  nadjbem 


(Jerbinanb  Gfjriftian) 

et  an  verfdjiebenen  Ctten  al*  $fattvitat,  julefet 
al*  JRepetent  in  Bübingen  tbätig  gewefen,  1817 
tytofeffot  am  tbeoL  Semtnat  ju  ©laubeuten,  1826 
otb.  $rofeffor  bet  Kiteben*  unb  Ü/ogmengefcbidjte 
in  Bübingen,  wo  et  bi*  ju  feinem  xobe,  2.  2>ej. 
1860,  mirfte.  $a*  öauvtvetbienft  ©.*  um  bie  £beo* 
logie  ift,  bafe  et  eine  mabtbaft  gefd)id?tlid>e  »uf» 
f a||'ung  be*  (Ebriftentum*  von  feinen  erften  Anfängen 
an  butd)  bie  j>auvtftabien  feinet  @nttvidlung  bin« 
butd)  begtünbet  bat.  ©.*  epod>emad?enbe  i'eiftungen 
liegen  auf  ben  Gebieten  ber  2>ogmengefd)id)te,  bet 
tircblicbenSpmbolil  unbnamenthebbetneuteftament« 
lidjen  Rritil  unb  ber  ©efd?i<btc  Urdjriftentum*. 

SBdbrenb  ©.*  (hftling*h)ert : «  Spmbolit  unb  Mp* 
tbologie  ober  bie  9iaturreligion  be*  Slltertum*» 
(2  ©be.,  Sturtg.  1824  —  25),  nod)  beutlid)  bie  «b* 
bängigteit  be*  ©erfaffer*  von  bem  Stanbpuntt 
Scbleiermacber*  verrät,  jeigen  feine  Sdjriften  übet 
«S)a*  manidjdifdje  iHeligion*fpftem»  (tüb.  1831) 
unb  «2)ie  d?riftL  @nofi*  ober  bie  djriftl.  Religion** 
pbilofopbie  in  iprer  gefd>id)tli(ben  ^ntroidlung*  (ebb. 
1835)  fdjon  beutlid)  ben  ßinflufj  bet  öegelfd>en 
Sd?ule,  bet  et  fottan  treu  geblieben  ift.  Setnet  ge-- 
famten  ©ebanblung  bet  Hitd?en*  unb  5)ogmen-- 
gefebiebte  böften  infolgebeffen  bie  ©orjüge  unb 
Sa>n>äcben  bet  6egelfd>en  Wcfcbiditeauf fallung  an. 
Seine  bebeutenbften  bogmengefdiicbtlidjen  SBerte 
finb:  *1>\t  dn'ijil.  vebre  von  ber  ©erföbnung  in 
ibrer  gefcbicbtlicben  (!ntmidlung «  (2 üb.  1838)  unb 
"  X  io  cbriftl.  vebre  von  ber  2)reietnigteit  unb  Menfd)< 
Werbung  ©orte*»  (3  ©be.,  ebb.  1841—43).  benen 
fid?  ba*  «Cebrbud?  ber  djriftl.  2)ogmengefd>icbtc» 
(Stuttg.  1&47;  3.  Slu*g.,  £pj.  1867)  unb  bie  au*= 
fübrlicpern  «©orlefungen  über  bie  djriftL  Dogmen* 
gefd)id?te»  (3  ©be.,  £pj.  1865—67)  anfcblie&en. 
iceine  firdjengefcbidjtlidjen  Arbeiten  ttmrben  einge^ 
leitet  burd)  bte  Scbrift  «@pod>en  ber  lircblidjen  ©e^ 
fdjidjtfcbreibung»  (Züb.  1852),  ber  «'Sa*  (ihnitou- 
tum  unb  bie  djriftl.  Äirdje  ber  brei  erften  ^abrbun= 
berte»  (ebb.  1853;  3.  3Ju*g.  1863),  «Sie  d>riftL 
Hixa)t  von  Anfang  be*  4.  bi*  jum  6nbe  be* 
6.  Sabrb.»  (ebb.  1859;  2.  Su*g.  1863),  «Sie  (priftl. 
Kircbe  be*  Mittelalter*»  (ebb.  1861;  2.  ftufl.,  üpji. 
1869),  «Äird)engefd)i(bte  be*  19.  3abrb.»  (2üb. 
18<i2;  2.  Äufl.,  fipi.  1877)  unb  «Sie  Äirdjenge* 
|d)i<bte  ber  neuern  Bett»  (Xüb.  1863)  folgten,  bie 
[entern  brei  von  ©.*  Sob,n  gerbinanb  griebrid) 
unb  von  Beller  b«wu*gegeben.  Muf  bem  ©ebiete 
ber  Spmbolit  ift  ©.*  Scbrift:  «Ser  ©egenfati  be* 
Katbolici*mu*  unb  $roteftanti*mu*»  (2  üb.  1834; 
2.  sJl ufi.  1836),  in  bet  et  ben  Sebrbegriff  ber  evang. 
Äircbe  gegen  Möbler*  (f.  b.)  «Spmbolit»  verteibigte, 
betvorragenb;  eine  Grgdnjung  ju  ibt  ift  bie  «@r- 
iviberung  auf  Möbler*  neuefte$olemi(»  (ebb.  1831). 

©on  ganj  bef  onbetet  ©ebeutung  »aten  ©.*  gor* 
febungen  auf  bem  ©ebiete  ber  neuteftamentlicben 
Jtritit  unb  bet  cbtiftl.  Urgefcbicbte.  SJdbrenb  man 
früber  im  Urcbriftentum  nur  h  i n be i t  unb  Harmonie 
iu  feben  gewobnt  mat,  fud)t  ©.  in  bemfelben  oer* 
fdjiebene,  einanbet  betämpfenbc  9iidrtungen  nacb* 
juroeifen:  ba*  jubaiftifcb*gefe&iid)e  yubendjriftens 
tum  ber  Urapoftel  unb  ba*  bie  ftonjequenjen  ber 
fiebte  3efu  jiebenbe,  ba*  Gnbe  be*  ©efefce*  prebi* 
genbe,  unioerfaliftifd^e  äeibenebriftentum  be*  ^au* 
tu*.  ^[u*bcr3(u*einanberfe^ung,tn  bet  biefe ©egen < 
i'ane  anbertbalb  ^abrbunberte  begriffen  waren,  fei 
burd)  allmäblitbe*  betberfeitige*  3{acbgeben  al*  eine 
2(rt  von  Union  bie  tatb.  ÄirAe  entitanben.  Siefe 
ben  bi*berigen  SUnftdjten  völlig  »iberfpredienbe 


Digitized  by  vjOOQIc 


©aur  (grana  Don)  —  öaur  (SBiHj.) 


521 


Suffaffun«  bei  Urcbriftentum«  granbete  93.  auf 
feine  Äritil  ber  neuteftamentlicben  Sdmften,  bie 
er  mit  ber  Äbljanblung  über  «Die  SljriftuSpartei 
tn  ber  torintlj.  ©emeinbc,  ber  ©egenfafc  be*  bau» 
linifdjen  unb  petrinifdjen  gljriftentum*»  (in  ber 
«2übmger3eitfcpriftfür  Jbeologie»,  1831)  unb  ber 
Stbrift  «Die  fog.  <ßaftoralbriefe  beS  SIpofteld  tyau-- 
lu*»  (Stuttg.  1835)  eröffnete.  Die  auf  bie  Mpoftel* 

S'ittut  tc  unb  biepaulinifdjen  Briefe  fid)  bejiebenben 
nterfucbunaen  ftnb  jufammengefajjt  in  «3iaulu3, 
ber  »poftel  ^efu  Gbrifti,  fein  Sieben  unbSBirlen, 
feine  SBriefe  unb  feine  £ebre»  (Stuttg.  1845 ;  2.  »ufl., 
pg.  ton  3<Uer,  2  33be.,  Spj.  1867),  bie  auf  bie  eoang. 
Überlieferung  bejüglid?en  Stubien  in  ben  «Äritifdjen 
Unterfudjungen  über  bie  tanonij'djen  Gvangelien, 
ibr  93erbdltni3  nieinanber,  ihren  ßbaratter  unb 
Urfprung»  (lüb.  1847),  ju  benen  «Da«  SDlarfu«« 
euangelium  na*  feinem  Urfprung  unb  (Sbarafter» 
(ebb.  1851)  einen  flaebtrag  bilbet.  IB.  betradjtet  bie 
neuteftamentlidjcn  Schriften  ali  bie  litterar.  Dent= 
mäler  jencS  tirdjenbi  Ibenben  s#rojejfe«;  berStanb' 
punlt,t>on  bem  au*  fie  beriebten  unb  beurteilen,  fei 
benimmt  burcp  bie  jene  3eit  bemegenben  Jenbenjen, 
paulinifche,  jubaifttfdpe,  unionifttfebe,  in  ihren  Der« 
fdpiebenen  Ausprägungen  unb  äbftufungen  (baber 
bie  33ejeidmung  «Jenbenjlritil»  für  bie  93aurfcbe 
Slnfidbt).  33or  bem  3abre  70  feien  von  ben  neu» 
teftainentlidjen  Schriften  nur  bie  mer  großen  pau= 
Itnifcben  SBriefe  (Öalater,  Äorintper,  Börner)  unb 
bie  Cffenbarung  ^obanni*  entftanben,  bie  SJlehr« 
jabl  überbaupt  erft  im  2.  ^abrb.  3»n  £<»uf< 
»eitern  j$orjd)ungeu  ftnb  bie  Iritifdben  9lnficbten 
93.0,  jum  Ztxl  Don  feinen  eigenen  Schülern,  öielf  ad) 
berichtigt  ober  gemäfciat  werben.  31b«r  gerabe  einige 
ber  am  meiften  angefochtenen  'Vuntte  feiner  Äritit, 
inSbefonbere  feine  Beurteilung  ber  jobanueifdjen 
Sitteratur,  fmb  burcp  bie  neuem  gorfdjungen  nur 
immer  allfeitiger  beftdtigt  worben  (f.  Evangelien  unb 
Cvanflelientritil). 

Die  ganje  JHicbtung  bejeidmet  man  mit  bem  91a* 
men  ber  Tübinger  Schule;  als  ibr  Organ  er« 
f  djienen  1842— 57  biet>on3e(lerbegrünbeten«$beol. 
Sahrbflcper».  (93gl.93.SSdmrt:DieJübingerScbule 
unb  ihre  Stellung  jur  ©egenwart,$üb.l859 ;  2.  Slufl . 
1860.)  Gine  ausführliche  Darftellung  ber  Seiftungen 
33.S  finbet  ftcb  in  «Unferer  3eit»,  93b. 6  (£pj.  1862); 
»gl.  nod)  SUeijfäder,  gerb,  ©brift.  93.  (6tuttg.  1892). 

i&aur,  granjuon,  gorftmann,  93ruberr>on  ©uft. 
?lbolf  2ubm.  33.  unb  Söilb.  93.,  geb.  10.  aJtdrj  1830 
jußinbenfclS,  ftubierte  in  ©iefeen,  würbe  1855  vl$ro= 
feffor  an  ber  gorftlehranftalt  SBeifswaffer  in  93öb= 
men,  1860  Dberförfter  ju  9Jtittelbid  bei  Dannftabt, 
1864  ^rofefi  or  an  ber  lanb«  unb  forftwirtfebaftlicben 
Slfabemie  Bobenheim  in  ffiürttembeTg ,  1878  $ro= 
feffor  ber  gorftwiifenfcbaft  an  ber  Uniuerfität  3)lün« 
d>en  unb  ftarb  bafelbjt  2.  3an.  1897.  Gr  feprieb: 
«fiebrbuep  ber  niebern  ©eobdfie»  (5öien  1858; 
5.  »ufl.,  93<rl.  1895),  «»nleituna  jur  aufnähme 
ber33dume  unb  53eftdnbe  nad?  ÜJlajfe,  bitter  unb 
3uroad?4»  (SBien  1861;  4.»ufl.  u.  b.  «Die 
^olimefetunbe»,  ebb.  1892),  «über  forftlitbe  33cp 
fudrtftationen.  Gin  3öed«  unb  aUabnruf»  (ctuttg. 
1868),  «tforftatabemie  ober  allgemeine  ^ocbfdbule» 
(ebb.  1875),  «über  bie  33erecbnung  ber  y<  leijtenben 
(hitfd)äbigungen  für  bie  Abtretung  »on  3öalb  *u 
ßfientlidKrt  3»c<*en»  (ffiien  1869),  «Die  §id)te  m 
33eiug  auf  ©rtrag,  3u»adj«  unb  gorm»  (93erl.  1876), 
«Unterfudjungen  über  ben  Jeftgebalt  unb  ba$  ©e-- 
toidjt  bc«  6d>idjt^olje4  unb  ber  ftinbe"  (3lug*b. 


1879),  «Die  SRotbudpe  in  93cjua  auf  Grtrag,  3u« 
»ad?«  unbftorm»  (23erl.  1881),  «öanbbudj  ber®alb- 
roertberedjnung »  (ebb.  1886),  «gormjablen  un^ 
il«ancntafeln  für  bie  ftidjte»  (ebb.  1890).  Kufeerbem 
rebigierte  93.  feit  1866  bie  «SHonatafdjrift  für  gorft= 
unb  ^agbmefen»,  roel(b,e  feit  1879  u.  b.  %.  «tforft* 
njifjenfcbaftlidje«  Sentralblatt»  in  33erlin  erfepeint. 

»anr,  ©uft.Mbolf  fiubro.,  euang.  Jbeolog,  93ru* 
ber  beg  oorigen,  geb.  14. 3uni  1816  juöammelbad) 
im  Cbenroalb,  ftubierte  in  ©iefeen,  babilitierte  fid) 
bafelbft  1841  unb  Würbe  1847  aufeerorb.,  1849  orb. 
«Profeffor ;  1861  »urbe  er  £>auptpaftov  an  ber  Satobi» 
gemeinbe  )u  Hamburg,  1870  33rofeffor  unb  erfter 
UnioerfitdtÄprebiger  in  Seipjig,  wo  er22.3Rai  1889 
ftarb.  3n  feinen  tpeol.  »nfepauungen  ift  33.  üon 
©djleiermadjer  ausgegangen.  93on  feinen  ©ebriften 
inb  ^eroorju^eben :  «©runbjüge  ber  ßomiletil» 
©iefi.  1848),  «©runbjüge  ber  Gr}iebuna#lebre» 
4.  »ufl.,  ebb.  1887),  «®efdjid)te  ber  altteftament^ 
iepen  3üei*faaung»  (93b.  1,  ebb.  1861),  «33oetiu* 
unb  Dante»  (Süpj.  1874),  «M.  fiempffer*  6elbftbio^ 
flrapbiebg.»  (ebb.  1880),  «Die  ©ordjriftl.  ßrjiebung» 
(Stuttg.  1884,  in  fta.6d>miM  «©efdjitbte  ber  Gr« 
jiebung»,  1 . 93b.).  gerner erf djienenuon  il>m s^rebigt = 
Sammlungen  u.  b.  Z.  «33rebigten»  (©tefe.  1858), 
«^jJrebigten  über  bie  epiftolif(ben  ^erifopen»  (2  93be., 
Öamb.  1862),  «Die  5t?atfad?en  be#  feeil*»  (ebb. 
1861),  «Durcb  Äampf  jum  giüeben»  (2pj.  1870). 

ttaur,  Jrjan«,  33ilbbauer,  geb.  26.  gebr.  1829  $u 
Aonftaii),  trat  1846  beim  93ilbbauer  C(b*lin  in 
6cbaffbaufen  in  bie  Ccbre  unb  bejog  1851  bie  Äunft^ 
atabemie  ju  SDiündjen.  1856  erhielt  er  ben  Stuf traa, 
jrnei  lebendgroBeStatuen :  St.GonrabuS  unb  3t.  $e= 
lagiud,  für  ben  Dom  ju  Äonftan ;  in  Sanbftein  auv- 
Sufübren,  benen  fpdter  nod?  i»ei  »eitere,  bie  bee 
iWarlgrafcn  93embarb  r>on  93aben  unb  beä  93ifd>of« 
©ebbarb  von  ftonftanj,  folgten.  9lad?  einigen  f u n jt- 
getoerbltcbeu  Arbeiten  unb  33üften  mobeüierte  er 
bie  floloffalfigur  bed  SHbeinftrom«  für  bie  Äebler 
9l^einbrüde,  foloie  bie  beiben  €anbfteinftatuen, 
feerjoa  93ertbolb  uon  3^pringen  unb  ©roffterjog 
l'eopolb  ron  33aben,  für  bie  9t beinbrüde  ju  flonftanj. 
1873  uollenbete  er  bai  mit  einer  3>ictoria  gef  cbmüdte 
6iegcdbenlmal  ui  ftonftan)  unb  ben  33iertaifer- 
brunnen  ebenbafclbft.  legten  3«brjcbnt  entftan- 
ben  bag  Dentmal  be*Homponiften  ßreutjer  für  2Hefe- 
lirdb  unb  bie  Statue  be*  ^ürften  ^obann  ©eorg  I 
von  £»open}o(lern:6igmanngen  für  bie  Statt  6ig= 
maringen.  33.  ftarb  13.  ;V.mi  1897  in  Ronftani. 

Säur,  SSilb.,  coang.ibeoloß,  93ruberr?on  ©uft. 
»bolf  2ubro.  33.,  geb.  16.  ÜHdrj  1826  ju  fiinbenfel* 
im  Cbenmalb,  befuebte  1844—48  bie  Unicerfitdt 
(Siefen  unb  ba$  ^irebigerfeminar  ju  griebberg,  würbe 
1855  Pfarrer  in  6tting*baufen  bei  2id),  1862  in 
Ruppertsburg  bei  Üaubadj,  1865  ^aftor  ju  Hamburg 
unb  Seiter  ber  bortigen  Stabtmiinon,  1872  froh 
unb  Domprebiger  ju  33erlin,  1879  Dbertonfiftorial« 
rat,  1881  ^ropft  be*  Stifts  jum  heiligen  ©rabe, 
1883  ©eneralfuperintenbent  ber  SRbeinpromnj  unb 
war  OHitgliebbeä  (SentralauSfcbuffeSfür  innere  W\i 
fion.  Gr  ftarb  18.  «prit  1897  in  ftoblenj.  33.  gehörte 
ber  ©ruppe  ber  pofitioen  Union  an.  SIU  ©eiftlicbev 
ridstete  er  fein  ?luaenmerl  auf  voltstümlicbe  ^Jrebi^t, 
33elebung  beS  geiftlid?en  3?oltSliebe#  unb  ber  cpri)tl. 
93olt*fejte;  r>on  feinen  Sdjriften  gehören  babin  ba* 
«33eid)t5  unb  flommunionbud?»  (5.  3lufl.,  ©otba 
1886)  unb  «CajaruS  oon  33etbanien  unb  feine  Sdm>e^ 
er»  (2.»ufl.,  ©iefe.  1869).  Seine  HJrebigtart  jeigt 
*  in  bem  Jahrgang  «^Jrebigten  über  freie  lerte»: 


6 


Digitized  by  Google 


522 


Saurat  —  JBaufö  unb  Sogen 


«Gbriftu*  unb  bie  ©emeinbe»  (35rem.  1889).  2>er 
Neubelebung  ehr tftl.  pat rioti f die t  ©efmnung  bienen 
cor  allem  bte  «©efebiebt*»  unb  £eben*bilber  au*  ber 
Erneuerung  be*  religiöfen  Sehen*  in  ben  beutfeben 
33efreiung*friegen»  (5. 2lufl.,  ßamb.  1893)  unb  «Da« 
beutfepe  eoang.  SPfarrbau*»  (4.XttfL  35rem.l896); 
ferner  «$a*  Sehen  be*^eiberrnoomStein»{4:.31ufl., 
35erl.  1895),  «griebridj  (Sbriftopb  Gerthe*»  (2.Sufl., 
»arm.  1879),  «e.2R.2lrnbt*  Sehen»  (5.3lufl.,  6amb. 
1883),  «Seben*bilber  au*  ber  @efd)id)te  ber  Äirdje 
unb  be*  Süateclanbe*»  (©rem.  1887)  unb  «SBrinjefe 
©ilpclm  oon  SBreu&en»  (2.  Hufl. ,  £amb.  1888). 
Seine  ©efamtanfebauung  flieht  ba*  SBucb:  «SBon 
ber  Siebe,  ein  3tugni*  für  lebenbige*  (ibvijtcntinn  •> 
(3. 3lufl.,  Stuttg.  1887).  9JIU  Kögel  unb <jrommel  gab 
er  bie  «Neue  ßhriftoterpe»  b«au*.  Seine  «©efarn« 
melten  Schriften»  erfahrnen  feit  1898  in  SBremen. 

©aurat,  entweber  ein  amtlicher  3)ienfttitel 
(f.  SBaubcamter)  ober  aud)  ein  $ttcl ,  ber  an  beroor« 
ragenbe  SBrioatardjitelten,  Jtommunaltedwifer  al* 
befonbere  3lu*jeid)nung,  ben  ftaatlicben  35auinfoef; 
toren  gemöbnlid)  nad)  einem  gewiffen  3)ienftalter 
oerliebcn  toirb.  f>öbere  SBerbienfte  werben  burd)  bie 
im  SHange  höher  ftebenben  Jitel  @eb.  Saurat, 
in  Cfterrei*  Dberbaurat  geehrt.  Sud)  Sehrern 
ber  Srdjitcttur  unb  ber  ^ngenieurwifienfebaften 
wirb  ber  Sitel  35.  »erlieben. 

©aute,  Snbianerftamm,  f.  Mmerifanifcbe  Nafle. 

©au™e$t,f.93aupolisei,SBauorbmmg,35aurecbt. 

©aurccbcrct,  f.  SJteeberei. 

©aurente,  bie  diente,  bie  von  bem  burch  bas 
6au*  bargeftellten  Kapitale  herrührt,  im  Unter» 
febiebe  oon  ber  eigentlichen  ©runb*  unb  SBobenrente. 

©äurtfdi  Söerf,  f.  35offenwcrt. 

«rato^nfef,  f.  San  Sbriftobal. 

©«iifanb,  ber  iur  aJlörtelbereitung  beftimmte 
Sanb.  2Wan  unterfdjeibet  oerfdjiebene  ?trten ,  ben 
©  r  u  b  e  n  f  a  n  b ,  ber  in  ben  SUlumat*  unb  $iluoialab» 
lagerungen  in  ber  Sßraunlob.  lenformation,  im  flauen 
Sanbe  unb  f onft  gefunben  wirb,  ben  $luf>fanb  an 
ben  Ufern  unb  in  ben  35etten  ber  ftlüffe  unb  ben 
ÜJteere*fanb.  3ur  SRörtelbereitung  ift  berjenige 
33.  torjuäiebcn,  ber  frei  oon  Saljen,  %\>on  unb 
SBflanjenftoffen,  febarffantig  unb  feinlörnig  ift.  Un= 
remer  Sanb  lann  burd)  2ßafd?en,  ungleichmäßiger 
burd)  Sieben  oerbeffert  toerben.  ftttnftlieben  93.  er* 
jeuat  man  burd)  Soeben  oon  Sanbftetnabfällen. 

©auSbärfdiett,  Sbüringer,  f.  Sanbbubn. 

©aufcfic,  f.  Äompreffe. 

©äufctjcl,  in  ßfterreieb  ber  ©efamtname  für 
ÜJlildj,  Stögen  unb  35ünbel  (©ebärme)  oomÄarpfcn, 
worau*  man  eine  febr  gute  Saftenfuppe  berfteüt. 

©aufetigebübren,  ].  ©ebüpren. 

©auf  ctjtnger,  Johann,  ÜRatb,ematifer  unb  35au= 
tecbniler,  geb.  11. 3»«vi  1834  ju  Starnberg,  rourbe 
1866  SBrofcfforam9icalgpmna|lumin9Jtüncpen,  1868 
orb.SBrofefior  für  tecbnifdpe  3Recbanil  unb  grapbifebe 
Statit  an  ber  Stedmifdjen  £od)fd)ule  in  ÜJtüncpen 
unb  Sßcrftanb  ber  mit  berfelben  oerbunbenen  meeba» 
nifch=tecbnifcben  SBerjud)*anftalt  für  35aumateria* 
lien.  3"  lebterer  6igenjd?aft  b.  at  SB.  eine  febr  er- 
folgreiche Jbdtigleit  entfaltet.  Qt  mar  einberufer 
ber  erften  1885  iu  SWüncben  oeranftalteten  Sßer» 
fammlung  jur  Huffteüung  oon  Vereinbarungen  unb 
einbeitlicben  ^rüfungSmetboben  unb  ^ßräfibent  ber 
1890  in  Serlin  ju  bemfelbcn  3n>ed  tagenben  inter= 
nationalen  flonferenj.  Qt  ftarb  25.  9loo.  1893  in 
iölüncben.  3ablwi*e  Serfucbe,  Neuerungen  an  8lp* 
paraten,  h>ie  ber  naebibm  benannte  Spiegelasparot 


jurScftimmung  ber  Cängenänberungen  unter  3"9S 
unb  SDrudbeanfprucbung,  rubren  oon  ibm  ber. 
einen  anbern  SJaufdjinflerfdben  Apparat  jeigt^afel: 
9)1  a  t  e  r  i  a  l  p  r  ü  f  u  n  g ,  §ig.  1, 35b.  17.  SB.  rjeröff ent* 
lid)te:  «3nbilaton>erfud)e  an  ßofomotirjcn»  (Spj. 
1869),  «Elemente  ber  grapbifajen  Statit»  (3Rüncb. 
1871;  2.  Mufl.  1880);  « 3Hitteilungen  au*  bem 
mcd?an.  *  teebnifdjen  Saboratorium  ber  Jedmifdjen 
Öocbfdjule  in  ÜJlündjen»  (23  fcefte,  ebb.  1873—95). 

»önufcticiffcjinmtcr ,  im  preufc.  Mbgeorbneten= 
baufe  1896  in  SBorfcblag  gebrachte  ©emeinbebebbr-- 
ben,  bie  vormiegenb  au*  SBaubanbmertern  al*  SBei- 
fi^ern  (SBaufcbbffen)  gebilbet  merben  j ollen,  um 
vor  ber  polizeilichen  ©enebmigung  eine*  35aue*  bie 
3ahlung*fäljiafeit  be*  Unternehmer*  ju  prüfen  unb 
eoentuell  bie  Stellung  einer  Sicherheit  für  gorbe* 
rungen  ber  SBaubanbroerler  u.  f.  ».  )u  beantragen. 

«finfctit,  f.  Rapier  (gabritation). 

iöaufdiulen,  bie  }ur  Ülu^bilbung  tn  ber  SBau* 
fünft  unb  SBautriffenfcbaft  errichteten  Sebranftalten. 
Soldje  beftanben  bereit*  im  frühen  SJlittclalter  in 
ben  äloftem.  SBerQbmt  toaren  bie  35.  oon  Glunp, 
^ulba,  St  ©allen.  SBei  ben  Steinme^en  ber  fpdtern 
3eit  beftanb  eine  unmittelbare  Übertragung  be* 
Siffen*  ber  Sfleifter  auf  ben  ©cfellen  in  ben  35au= 
bütten  (f.  b.).  35urd)  biefe  fönnen  bie  2)ombauten  al* 
33.  betrachtet  toerben.  SBerübmt  rearen  im  15.  §at>rb. 
bie  Swngberrcn  oon  ^rag  al*  Sebrer  ber  SBaulunft. 
eine  35aufd)ule  in  mobernem  Sinne  febeint  }uerft 
oon  SBernarbo  SBuontalenti  (geb.  1536,  geft.  1608) 
in  gloren»  gegrßnbet  toorben  }u  fein.  SBon  beroor-- 
ragenber  35ebeutung  toar  bie  ©rünbung  einer  SBau  = 
alabemie  burd)  ben  ÜRinifter  Volbert  }u  S(Jari* 
(1660),  beren  erfter  Seiter  ^ranc,oi*  Sßlonbel  (1617 
—86)  würbe.  2)ie*  SBeifpiel  fanb  halb  mehrfache 
Nachahmung.  So  entftanb  in  SBerlin  an  ber  S»Ha= 
bemie  ber  Äünfte  eine  SÖauf djule  unter  fieitung  oon 
SÄnbrea*  Schlüter.  Seit  1799  beftanb  femer  bort 
eine  SBauatabemie,  bie  feit  1835  ein  beroorragenbee, 
oon  Sd)inlel  errichtete*  ©ebdube  innehatte  unb  1879 
mit  ber  ©etoerbealabemie  jur  Sccbnifcben  ^odjfcbule 
oereinigt  tourbe.  SBon  großem  einflu^  auf  bie  SBih 
bung  ber  ®efcbmad*rid)tung  nmrbe  namentlich  bie 
SBaufcbule  an  ber  3)re*bener  »labemie.  3u  «nfang 
be*  1 9. 3abr  bunbert*  begann  man  mit  ber  ©rünbung 
nieberer  SB.  oorjugeben.  G*  entftanben  bie  SBau* 
getoerlenfdjulen  (f.  b.),  beren  3»<d  Ut,  6anb= 
mert*meifter  für  ba*  SBaufad)  oorjubilben.  ^eute 
fmb  berflleicfcen  9tnftalten  im  ganzen  SReicb  oerteilt. 
1  ic  hohem  35.  lehren  bagegen  bie  SBaulunft  unb  bie 
SBaun»iffenfd)aften  in  allen  ihren  leiten.  (S.  3>d>= 
nifdje  £>od)fd)ule.)  Sie  finben  eine  6rgfinjung  in 
ben  namentlich  in  ftrantreid),  aber  auep  in  SBien, 
35erlin,  3)re*ben  oorbanbenen  SWeifteratelier*  unb 
ben  beutfeben  35aualabemien,  bie  bem  oorgebilbeten 
jungen  Staffle  ©elegenbcit  bieten,  fid)  in  ber  fünft» 
ierifd)en  Seite  feine*  gache*  weiter  au*jubilben. 
lUucb  bie  ©ewerbefcbulen  (f.  b.)  fmb  jum  Seil  33. 

©auf 4  unb  ©ogen,  eine  SBortoerbinbung, 
bie  nur  in  ber  SReben*art:  3"  35aufcb  unb  35ogen, 
b.  h-  fooiel  Wie  im  ganjen,  ohne  9tüdftd)tnabme 
auf  ©injelbeiten,  oorfommt.  ©in  Kauf  in  35.  u.  93. 
(en  bloc)  ift  ein  foldjer,  ber  fid)  über  einen  ganjen 
Vorrat  einer  SBare  erftredt.  Sbenfo  fann  bie  See» 
fraebt  in  35.  u.  35.,  b.  b.  in  einer  runben  Summe  für 
ba*  ganje  ©cbiR  ober  einen  Jeil  be*felben  bebungen 
werben,  ©ntfprecbenbift  ber  ebenfall*  beimSeefradjt» 
wefen  übliche  Silu*crud:  in  ber  SRufe  (« 
entier),  ba*  Schiff  für  eine  <yabrt  ganj 


Digitized  by  Google 


Saufe  —  Sautaje 


523 


fe,  f.  Baufe. 
^auf  c,  ^ob.  triebt.,  ffupferftedjer,  geb.  5.  §an. 
1738  ju  fealle,  war  Brofeffor  an  bei  flunftatabemie 
iu  fieipjig  unb  ftatb  3.3an.l814  ju  Söeimar.  Seine 
mftor.  Bldtter  unb  oorjüglid)  fetne  Bilbmffe  nad) 
©raff  unb  ßfer  finb  gefdjdfct.  Sein  ganje«  Äupfer* 
fticfcwert  entölt  übet  200  Blätter.  —  Bgl.  Äeil, 
Katalog  bes*  tfupferftidjWerf«  von  B.  (SpJ.  1849). 
»auöf ,  tum.  c tat t ,  f.  Bau«te. 
^au^fatiun,  f.  Bau«leinwanb. 
©aiiSfe  (53 au«!),  Stabt  im  Ärei«  3Jlitau  be« 
rufi.  ©ouoernement«  Äurlanb,  45  km  füböjtUA  üon 
üJhtau,am3ufammenfluffeber2),lemelunbberü)tufec, 
bie  biet  bcnftluft  »a  büben,  bat  (1897)  65436.,  Boft, 
eine  gried).  Capelle,  eine  luth.flircie,  2  6pnagogen; 
Seberfabrif,  Branntweinbrennerei,  3iegelei  unb 
Cbftbau.  i'a-j  S & lofi  B.,  1456  gegrünbet,  würbe 
1625  oon  ben  Schweben  genommen.  1812  war  bier 
ein  ©efeebt  jwifAen  ?)ord  unb  ben  Muffen.  —  Sgl. 
e*mibt,Tieed)löffer5B.unbÜnefoten(3Witaul890). 

**aue<lcinhmnb,  f&aüSpapitz,  f.  Bauelein« 
manb,  Bau«papier. 
kaufte  in,  f.  Brudjfteine,  SDlauerfteine,  Guaber. 
»SanfHl,  bie  eigenartige  bautünftlerifcbe  Äu«- 
brud«weife,  b.  b-  bie  formen  ber  Ärdjiteltur,  eine« 
Soll«  unb  einer  3eit,  rvie  fie  fidj  au«  ber  Sitte, 
ber  SHeligion,  bem  Bebürfni«  unb  iugleid)  au«  bem 
jur  Verfügung  ftebenben  Baumaterial  ju  einer  in 
ftebfertigen  Jorm  cntmidelt  (f.  Bautunft). 
«aufroffe,  f.  Baumaterialien. 
Santai»  (fpr.  botfing),  Soui«  Eugene  üRarie, 
franj.Bbilofopb  unb  Sbeolog,  geb.  17.  ftebr.  1796  ju 
Bari«,  erbielt  feine  Bilbung  auf  ber  Wormalfcbule, 
war  feit  1816  Brofeflor  am  ©pmnafium,  bann  an 
ber  Umoerfität  }u  Strasburg,  würbe  aber  wegen 
feine«  Sreifinn«  1822  fufpenbierr.  1828  würbe  er 
Briefter,  fpdter  5)omberr  bc«  üHünfterftift«  unb 
Borfteber  be«  Äleinen  Seminar«  in  Strafiburg.  Da 
er  münblidj  unb  fcfcriftlicb  lehrte,  bafe  bie  göttliche 
Offenbarung  al«  einjige  Quelle  unb  Bermittlerin 
aller  ©emijsbeit  über  religiöse  unb  fittlidje  2Babr- 
betten  ju  betrauten  unb  bei  beren  Ännabme  jebe 
ÜJlitwirfung  ber  Bernunfttbätigteit  au«gefd)l  offen 
fei,  fo  geriet  er  mit  feinem  Bifcbof  in  Streit.  91od) 
fdjärfern  Singriffen  fe&te  er  fid)  au«,  al«  er  in  «De 
l'enseignement  de  la  philosophie  en  France  au 
XlX^siecle»  (Strafft.  1833),  ergänjt  bureb  fein 
9ladblaferoert,  «De  l'education  publique  en  France 
au  JO*  siecle»  (Bar.  1876),  bie  fd)olaftifd)e  ÜJte* 
tbobe  be«  pbilof.  Unterridjt«  oerwarf,  unb  al«  ba* 
ilöert  «Philosophie  du  christianisme,  correspon- 
dauce9  religieuses  de  Mr.  Louis  B.»  (2  Bbe.,  ebb. 
1835)  oon  feinem  Sdjfller  Äbbe"  Bonnecbofe  beraub 
gegeben  würbe.  B.  ging  1838  nad)  SRom,  lief-,  fid? 
1840  )u  einem  3Biberruf  («Lettre  a  Msgr.  de  Tre- 
Tern,  eveque  de  Strasbourg »)  beftimmen  unb  lebte 
bann  in  Bari«  al«  Diel  befuebter  Brebiger  unb  Sebrer. 
1848  würbe  er  Obertritar  ber  Barifer  Stocefe,  1853 
s43rofeffor  ber  üDtoraltbeologie  an  ber  Sorbonne  unb 
ftarb  18.  Dtt.  1867  tu  Bari«.  Bon  B.«  Sdjriften, 
bie  einen  religiÖ«»pbilof.ene!tiri«mu«au«2luguftin, 
Blato,  ftantu.f.m.  barftellen,  ftnb  nod)  ju  nennen: 
•  Psychologie  experimentale»  (2  Bbe.,  Straub. 
1839;  beutfd)  bon  Salboff,  üJiünft.  1853;  al« 
•L'esprit  humain  et  ses  facultes»,  Bar.  1859),  «La 
Philosophie  morale»  (2  Bbe.,  Bar.  1840;  beutfd) 
von  Qatfjer,  Jüb.  1855),  «La  liberte  et  la  religion 
considerees  dans  leurs  rapports»  (Bat.  1848; 
beutfd)  6d)affb.l851),  eine  Sammlung  feiner Barifer 


Aanjeloorrrfige,  unb  «La  morale  de  r£vangilecom- 
parcp  aux  divers  systemes  de  morale»  (Bar.  1855; 
beutfd)  Jüb.  1856),  Borlefungen  an  ber  Sorbonne; 
enblid)  Bücber  erbaulieben  3nbalt«,  wie  «Conseils 
spirituels*,  «La  chretienne  de  nos  jours»  u.  a. 

SBaurafteine,  in  Sfanbinabien  hobt*,  ganj  un» 
bearbeitete  unb  infdjrif tlofe  Steine,  bie  einjeln  ober 
aud)  in  @ruppen  fteben  unb  auf  ober  neben  ben 
©rabbügeln  al«  ©ebenlfteine  bienten.  Bereinjelt 
nutet  man  fie  aud)  in  @rdbern,  ab  unb  \u  mit  fpm* 
bolifeben  3eid?en.  Mn  Stelle  ber  B.  traten  mit  bem 
6.  Sabtb-  bie  JKunenfteine.  —  Bgl.  6ngelbarbt  in 
«3Iarbeger  for  norb.  Dlbtpnbigbeb»  (1876). 

»öauta^c,  bie  SIbfdjätmng  be«  gegenwärtigen 
SBerte«  eine«  ©ebdube«.  3)enfelben  lann  man  uon 
)Wei  bcrfd)icbenen  ©eftd)t«pun(ten  au«  beurteilen. 

a.  Tlan  betrachte t  ben  aefudjten  @ebdubewert  W 
al«  ein  Kapital,  beffen  3»uffu  burd)  ben  jäbrlicben 
Steinerrrag  be«  @ebdube«  bargeftellt  werben,  wobei 
al«  ^Reinertrag  bie  iäbrlid)en  6innabmen  (21Uete) 
abjüglid)  ber  idbrlid?en  8lu«gaben  (Abgaben,  Ber» 
ftd?erung«beitrdge,2trbeitßlbbne,Berwaltung«=unb 
Unterbaltungefoften  u.  f.  w.)  iu  berfteben  fmb.  3)er 
; I'.nviuü  Wirb  babei  gewöbnlicb  }u5Broj.angenom: 
men,  f  o  bafi  ber  gefugte  ©ebdubewert  W  ba«  20fa$e 
be«  jäbrlid)en  9*teinertraae«  au«mad?t. 

b.  Wlan  bered)net  auf  Örunb  eine«  Bauanfcblag« 
(f.b.),  unb  }War  begnügt  man  ficb  in  ber  Siegel  mit 
einem  generellen,  ben  Neuwert  N  be«  ®cbdube« 
unb  }iebt  baoon  bie  burd)  Älter  unb  Mbnufcung  be» 
bingte  (f ntwertung  E  ab.  Bei  ber  Berechnung  biefer 
Entwertung,  bie  mit  bem  Sllter  A  junimmt,  gebt  man 
von  ber  gefamten  oorau«ftd)tlid)en  £eben«bauet  D 
be«  ©ebdube«  au«,  für  bie  unter  normalen  Berbdlt* 
niffen  folgenbe  erfabrung«mäfeige  3ablen  gelten: 


Bauart  unb  3wed  be«  ©ebäube« 


D 

in  3abrrn 


SBobnbau«  mit  gewölbtem  fleller, 
au«gebautem  3)ad),  mafftöen  Um» 
faffungen  unb  mafftben  Scbeibe* 
wdnben  

2Bobnbau«  mit  gewölbtem  Äcller, 
au«gebautem  Sad),  mafftben  Um-- 
faffungen,  Scbeibewdnben  au«  %aär- 
wert  

ÜEBobnbauä,  nur  teilwei« unterfellert 
ober  mit  Baltenteller,  unau«gebau> 
tem  2)ad)  unb  Sd)eibewänben  au« 
3ad)Wert  

©obnbau«  mit  ?fad)wert«umfaffum 
gen  

2Bertftdtte,Brennerei,BTauerei, 
ium  Jeil  gewölbt  

2)ergleid)en  in  ^adjwert  

ÜJtagajine  mit  maffioen  SHauern  .  . 

Scheunen,  Schuppen,  Stdllemit 
maffioen  SDlauern,  Baltenbeden  .  . 

Stdlle,  gewölbt  

Beim  Gnbe  ber  Sebenebauer  D  tommt  bie  6nt< 

Wertung  E  bem  Neuwert  N  gleid).  SWan  bered)» 

net  E  nad)  einer  ber  folgenben  brei  jur  3«i*  fl«s 

brdudbUcben  Wormeln.  1)  E  =  ^  2)  E  - 


250 


180 


160 

109 

100 
70 
170 


100 
150 


A(A+D)-N 

3)E  =  . 


(jormel  1  nimmt  an,  bab 

bie  Entwertung  bem  Älter  proportional  fei,  wdbrenb 
fie  bei  Formel  2  bem  Cuabrat  be«  Älter«  propor= 


Digitized  by  Google 


524  öautfö  - 

tional  gefegt  ift;  bie  britte  gormel  liefert  ©erte,  bie 

Senau  ba*  aritbmetifdje  Littel  ber  au*  1  unb  2 
ereebn den  barfteUen.  Alle  brei  Wormeln  entbebren 
ber  tbeoretifdjen  JBegrünbung,  ba  bie  Abnu&ung 
eines  ©ebäube*  von  ju  Dielen,  jum  grofjen  Seil 
gan»  gefefclojen  gaftoren  abbängt.  (Sine  Hauptrolle 
fpielt  pierbei  bie  3lrt  ber  3nftanbbaltung;  ift  bie* 
leibe  eine  mittelgute,  fo  fdjeint  nad)  ben  bisherigen 
Grfabnmgen  bie  §ormel  3  am  meiften  ber  SöirthaV 
feit  ju  entfpredjen,  wdbrenb  bei  einer  febr  nad)« 
läffigcn  ^nftanbbaltung  mebr  bie  gormel  1  unb  bei 
einer  febr  forgfdltigen  bie  »weite  gormel  beffer  ge* 
eignet  fdjeint. 

5)ie  beiben  SBeredjnunßSarten  a  unb  b  für  ben 
©ebdubewert  baben  einen  verfebiebenen  Sinn. 
SBfibrenb  a  ben  9lufcung*wert  barfteUt,  erbdlt 
man  bureb  bie  JÖerecbnungewetfe  b  ben  Realwert. 
25a  e*  nun  benlbar  ift  unb  in  ber  2 bat  bei  @c* 
fdpäft*bäufern  vortommt,  bafe  ein  fcblccbt  gebaute* 
Hau*,  ba*  alfo  einen  geringen  SRealwert  bat,  güm 
ftiger  @efdjäft*Iage  ober  irgenb  weld>er  tobnenber 
betriebe  wegen  bebe  SDHetjinfe  trägt,  fo  ift  e*  er* 
llärlicb,  bafe  bie  au*  a  unb  b  berechneten  Silerte  febr 
vonemanber  abweichen  lönnen;  anbererfeit*  ift  bei 
normalen  SJerbältnificn ,  namentlich  bei  SBobn- 
bdufern,  eine  gewijf  e  übereinftimmung  beiber  SÖerte 
be*ba(b  iu  entarten,  weil  beffer  gebaute  Käufer 
aueb  entfprecbenb  liebere  bieten  bringen.  ÜJtan 
benutzt  baljer  in  ben  meiften  Valien  betbe  Söerecb* 
nung*arten,  unb  jwar  entweber  nur  jur  gegen« 
fettigen  Kontrolle,  ober  man  nimmt  aueb  ba*  aritb' 
metifdje  Wittel  au*  ibjren  (SnbWeTten. 

6*  ift  iebod)  nidjt  }u  veTgefien,  bafe  ficb  bie  99«* 
reebnung*  weif  e  aueb  nad)  bem  ,S  ired  ber  iaxe  rietet. 
SBirb  ;,.  58.  eine  2are  bebuf*  ßntfdjäbigung  für 
eine  Grpropriation  vorgenommen,  fo  werben  bebe 
9iu|$ung*werte  febr  Wohl  berüdftcbtiflt,  unb  ber 
^Realwert  lommt  nur  bann  in  SBetracbt,  wenn  er 
ben  9(ut)ung*wert  Oberfteigt.  ©et  ("feuerperfiebe: 
rung*taren  hingegen  ift  allein  ber  Realwert  mafe; 
gebenb,  ba  nur  btefer  bureb  geuerfebaben  jerftört 
werben  fann,  wdbrenb  ber  <Rubung*wert  für  baS 
neu  ju  erriebtenbe  ©ebäube  erhalten  bleibt.  Hanbelt 
e*  fidj  um  ben  Realwert,  fo  ift  ber  3»«d  ber  2are 
audb  auf  ihren  Umfang  beftimmenb;  wdbrenb  ndm* 
lieb  bei  SBertdufen  auch  ber  SBert  be*  ©runb  unb 
93oben*  mit  berechnet  Wirb,  bleibt  bcrfelbe  bei 
geuerverficbeTung*taien  unerwäbnt;  bei  le|tem 
werben  im  Koftenanjcblag  fogar  alle  in  ber  ©rbe 
lieaenben  ©ebdubeteüe,  wie  Keller,  ^unbamente 
u.  f.  w.  weggelaffen,  ba  fte  bureb  ba*  fteuer  niebt 
leiben.  ^flr  Seuerfdjäbentaren  ^aücn  einjelnen 
®efellf(baften  »crfdjiebene  Statuten;  ju  bemerten 
ift,  bafe  bei  einer  Gntfcbdbigung  gewöhnlich  nur  ber 
gegenwärtige  3uftanb  be*  ©ebäube*  in  iHedmung 
gejogen  wirb,  unb  nur  pon  einigen  ©efellfcbaften, 
wie }.  95.  von  ber33erliner  Stäbtif eben  geuer-Socie« 
tdt,  wirb  bie  Gntfcbäoigung  f o  bemeffen,  ba?  bavon 
bie  ^euberftellung  beftritten  werben  fann. 

5)ie  Xarationc n  bebufg  fteueroerfidjerungen  wer= 
ben  von  obriglcitlicben  (beeibigten)  3d?ät»ern  Vor- 
genommen; bad  Honorar  beträgt  im  Teutleben 
9ieid?,  je  nacb  ber  ©röfee  beö  Scbähuna^wertcS, 
4—12  SW.,  wobei  nod)  3"f*läge  bi«  ju  3  SW.  für 
genauere  93efd?reibunaen,Unterfud>ungen  auf  Jeuer» 
gefäbrlidjleit,  Anfertigung  von  Ouerf*nitten  bin« 
julommen  lönnen;  für  S(bä^unflen  in  öppotbefem, 
erbfd?afta*,3;eilungS=unba3erlauf#angelegenbeitenf 
wo  in  ber  Segel  auSfübrlicber  vorgegangen  wirb 


-  ÖQUfjcn 

(Sermeffung  ber  ©ebäube,  ©inbolung  ber  Äatafter« 
auöjüge  unb  Hanbjeicbnungen,  Ermittelung  ber 
SJlietSer träge,  ber  etwaigen  Urfadjen  für  mti)x- 
ober  aJlinberwerte,  Anfertigung  eine*  6ituation3- 
planes«),  Werben  nad)  Vereinbarung  30—150  3Ä. 
(für  33au  werte  von 30 000-500 000 ÜJl.)  veranicblagt. 

—  3Jgl.©olff,  3:e<bnifd?e  ©ntwidlung  ber  ©runb; 
fä^e  jur  «bfd^üuna  von  Stabtgebäuben  (2.  Ruft, 
93erl.  1861);  lRo&,  Scitfaben  für  bie  (Srmittelung  be§ 
S3auwerte#  von  ©ebäuben  (6.  Aufl.,  Hannov.  1894). 

«autfefj,  ejeaj.  BudisoT,  6tabt  im  @erid)t«= 
bejirf  Siebau  ber  öfterr.  33ejirl«bauptmannfcbaft 
Sternberg  in  Sftäbren,  nape  ber  mäbr.:fd)lef. 
©renje,  an  ber  Nebenlinie  3aud)tl«93.  (38,»  km) 
ber  flaifer=<yerbinanb§-9torbbabn,  bat  (1890)  4018 
beutfebe  6.,  <lioft,  Jelegrapb;  Aderbau  unb  93ieb= 
ju*t.  2)ie  ebemal*  bebeutenbe  Ceineninbtiftrie  ift 
jurüdge^angen.  Gin  grofeer  Zeil  ber  93ewob,ner 
arbeitet  an  ber  ftaatlicben  ^abalfabrit. 

u t f rf) i ,  üöolobolo,  eine Sanbftbaft  in  31  or o - 
weftafrifa,  jwifd?cn  Sototo  unb  bem  93inue  (f. 
Karte:  Kamerun  u.  f.  w  ).  ibr  liegt  ba* 
©ora:  unb  6aranbagebtrge,  weld?ed,  fcblucb- 
tenreid?,  von  unburdjbnnglidben  ©älbern  bebedt, 
nur  auf  Saumpfaben  über  ^Jdffe  von  1000  bt$ 
1500  m  ju  überfdjreiten  ift,  ficb  ju  Höben  von 
1300  big  2135  m  erbebt  (f.  Hauff aftaaten)  unb  bie 
Duellen  be£  nacb  Often  fliehenden  ©ongola  (@abt, 
©abfebem)  unb  be*  füblicb  ftrömenben  Rabberaent-- 
bdlt.  Xai  berrlidje  Klima  in  biefem  Hocblanb  er 
innerte  bie  9ieifenben  an  Sübitalien;  alle  fübeurop. 
^flanjen  würben  bier  üppig  gebeiben.  3ablreid) 
ftreifen  in  ben  Kälbern  umber  Glefanten,  9ta3-- 
börner  unb  $antber,  in  ben  Ibalebenen  93üffel. 
Tie  einbeimifrbe  SBevblferung  ift  eine  febr  fletne, 
aber  ftdmmige  erbte  Negerraffe.  Tie  SRflnner  tragen 
ein  £rburjfell ,  bie  SBeiber  geben  faft  volltommen 
nadt,  mit  Armfpangen  von  Silber,  Kupfer  unb 
(Sifen  gefebmüdt.  9taeb  bartnddiger  ißertetbigung 
erlag  ba*  Sanb  ben  mopammeb.  §ulbe  im  Anfang 
be*  19.  3abrbUnbert*  unb  ift  jefct  bem  Sultan  von 
9Bumo  in  Sofoto  tributpflidjtig.  2)ie  ^ulbe  grün« 
beten  bieHauptftabt3aloba(@aro=n  =  33autfd)i, 
1000  m  ü.  b.  9Ä.)  mitten  im  ©ebirge,  unb  ba  fte  biefe 
al*  ^reiftdtte  für  alle  entlaufenen  Stlaven  au*  ben 
Nad?barreid)en  erflärten,  mudp*  fie  balb  ju  einem 
ber  größten  Orte  ber  Hauffalänber  unb  umfaßte  in« 
nerbalb  einer  20  km  im  Umfang  betragenben  5Ölauer 
gegen  150000  6.  (Siegel  iebodj  fanb  1881,  bafe  bie 
6inwobnerjablnid?tmepr  al*  50000  betrug,  ^atoba 
ift  ein  widriger  i^arft^  unb  Hanbel*pla^  geworben. 

OavIien.DKreid^auvtmattnf^oftrfrüberKrei*' 
bireltion  be*  Königretcb*  Sacbfen,  bilbet  ben  öftl. 
teil  be*  Sanbe*,  bedt  tut  faft  gan}  mit  ber  fäd)j. 
CberlaufiU  (f.  Sauftfe)  unb  grengt  im  3t.  unb  910. 
an  bie  preufj.  ^rovinj  Sd»lefien,  im  S.,  SO.  unb 
SSB.  an  ba*  Königreich  93öbmcn  (f.  Karte:  Sacbfen 
IKönigreicb]  II.  Cftlicber  Seil).  Haurtflüne 
fmb  bie  Glbncbcnflüffe  Scbwarje  elfter,  $ul*« 
nifr,  ba*  Scbwarjwaffer  unb  bie  Spree  mit  bem 
fiöbauer  SBaffcr  fowie  bie  bem  Dberaebiet  angebö^ 
renbe  9leiffe  mit  ber  üJlanbau  unb  $liefmiti.  $m 
nörbl.  Sieflanbe  befd?ränten  Sanb«  unb  Heibeboben 
fowie  Kiefernwalb  ben  Aderbau  (nur  93ucbwei)en), 
ber  in  ben  etwa*  böber  gelegenen  fübl.  ©eaenben 
ergiebiger  ift.  35er  Sergbau  liefert  Srauntoblen, 
©ranit,  ^orpbpr,  33afalt  unb  Sanbftein.  S)ie  3n* 
buftrie  erftredt  ficb  auf  Seinen*  unb  33aumwoU= 
Weberei  fowie  Jucbfabrifation.  S)er  mittlere  Znl 


Digitized  by  Googl 


Saufcen 


525 


ifk  faft  ganj  roenbifd),  bie  Stabt  93.  üorroiegenb 
beutfcfc.  DieKreisbauptmannfcbaft  bat  2469,75  qkm, 
(1895)  385  080  (184837  mdnnl.,  200243  »eibl.)  £, 
13  Stabtgemeinben  mit  134,w  qkm,  91306  (45919 
mdnnl.,  45387  rceibl.)  6.  unb  530  fianbgemeinben 
mit  2335,4*  qkm,  293774(138918  mdnnl.,  154856 
roeibL)  <$.,  84182  §amilienbau«&altungen  mit 
369970  J3au«baltung«mitgliebern,  Slftermietern, 
Sdjlafleuten  unb  93efud)«fremben ,  7324  einjeln 
lebenbc  ^etfonen  mit  eigener  $au«roirtfcbaft  unb 
342  Hnftaltcn  für  gemeinfamen  Aufenthalt  mit 
7786  ^nfaffen.  Unter  ber  ortäanroefenben  S8ct»öl^ 
ferung  finb  347770  (h>angelifd)>ihitberifd)e,  259 
9teformierte,  34892  Katpoliten ,  1868  fonftige 
Gbriften,  278  3*taeliten;  4823  ümiitdrperfonen. 
»m  1.  Dej.  1900  mürben  gejdblt  405092  (195594 
mdnnl.,  209498  roeibL)  Q.,  b.  i.  eine  3unabme  feit 
1895  oon  20012  6.  21m  L  SDKai  1899  roaren  bor- 
banben  2010  gabrilanlagen ,  barunter  762  mit 
Dampfbetrieb,  805  mit  fonftigen  elementaren  ober 
tierifcben  unb  443  ohne  SDlotoren;  am  1. 3an.  1896 
waren  vorbanben  986  feftftebenbe  DampftefH  1060 
Dampfmafd)inen  mit  21 302  burcbfcbnittlicb  geübten 
Werbeftdrlen.  Die  3abl  ber  befdjdftigten  gabriL 
arbeiter  betrug  1899: 57  228  (34729  mdnnl.,  22499 
roeibL),  barunter  unter  14  &  alt  180  (122  mannt., 
58  roeibL),  über  14  bi«  16  3.  3285  (1986  mdnnl., 
1299  roeibL).  Die  Äret«bauptmannf djaft  jerfdUt  in 
folgenbe  3lmt«bauptmannfdjaften: 


qkm 

Oiiu 
mofjnfr 
1895 

Uten 

Htm 

«in. 

rooljrtfr 
1900 

«tauften  . 

üöbau   .  . 
3ittau  . 

836,49 
695,94 
533,10 
424,30 

113736 
64  454 
99  730 

107 170 

103  711 
57  603 
96198 
91511 

10  373 
6  836 
9  476 

15  307 

70 
5 
39 
164 

119917 
69548 
103185 
113443 

2)  Hmtd^attptmanntoaftinberÄrei«bauptmanm 

febaft  93.,  bat  (1900)  119917  (58529  mdnnl.,  61388 
roeibL)  <S.,  3  Stdbte,  253  fianbgemeinben  unb 
125  @ut«bejirte. 

3)  33.,  roenb.  Budysin,  bi«  1868  amt  lid)  93  u  b  i  f  f  i  n 
t,  $aaptftabt  ber  .Um<v  unb  2lmt«baupt* 

mannfdjaft  93.  unb  be«  fdebf. 
SRartgrafentum«  Oberlaufs, 
liegt  in  202  m£>öhe,  auf  einer 
nach  ©eften  fteil  abfallenben 
Slnböbe,  recht*  an  ber  Spree, 
an  ben  fiinien  Dre*ben©renje« 
©örlil»,  ».«Sleuftabt  (36,*s  km) 
unb  ber  Nebenlinie  93.--König«: 
roartba  (19,9  km)  ber  Sddjf. 
Staat*babnen unb bel)errfd)t  eine  toeite,  meift  ebene, 
nur  f  üblich  oon  größern  ^ergenfSubetenauäldufern) 
begrenjte  ©egenb.  @*  beftebt  au*  ber  oon  liberreften 
alter  dauern  unb  Jürme  umgebenen  Stabt  unb 
iroei  burd)  bie  an  Stelle  ber  frühem  SBdlle  unb  @rd* 
ben  angelegten  <Promenaben  getrennten  93orftäbten, 
rodbrenb  ba«  Dorf  Seibau  (f.  b.,  93b.  17)  nörblid)  am 
anbern  glußufer  liegt,  unb  bat  (1895)  23  678  ( 12  448 
mdnnl.,  11 230  roeibL)  Q.,  barunter  2633  Äatbolifen 
unb  60  $\«raeliten,  (1900)  260256.,  in  ©arnifon  ba« 
103.  Infanterieregiment,  ^oftamt  erfter  Klaffe  mit 
3roeigftelle.  93.  ift  Sit»  ber  Krei«=  unb  3lmt*baupt* 
mannfdKift,  be*  lanbftdnbifcben  Direltorium*,  eine« 
Sanbgeridn*  (Dberlanbe*gerid>t  Dre*ben)  mit  17 
?lmt*gerid)ten  (93.,  93ernftabt,  93ifd?of«roerba,  6berö= 
bad),  ©rofefdjönau,  f>errnbut,  Kamenj,  Königöbrüd, 
fiöbau,  Sleufalja,  Sieuftabt  bei  Stolpen,  Cftrih, 


$ul*ni&,  Sd)irgi*roalbe,  Sebnifc,  Stolpen,  3»ttau) 
unb  einer  Kammer  für  £)anbel«jad)en,  eine*  tatb. 
Domftift*  (1213  bon  93ifd)of  93runo  oon  ÜJleißen 
gegrünbet)  mit  10  Domherren,  5  Süitaren,  einer 
Sdjule  unb  40  Dörfern,  eine*  fatb.  Konfiftorium*, 
eines  tatb,.  Decbanten  ictu  gewöhnlich,  ein  SBcib= 
bifdjof  in  partibus  infidelium)  unb  eine*  lutb. 
tropfte«  (ein  Meißener  Domherr,  ba  St.^Jetri  Kol* 
legiatftift  Don  SReiben  ift),  eineä  .nauptfteuers  unb 
3ollamted,  einer  @eroerbeinjpettion  für  bie  Hxtii* 
bauptmannfdjaft  93.,  9teid)Sbantnebenftelle  unb 
eine«  93ejirl4tommanbo*. 

33on  ben  6  flirdjen  roirb  bie  frübgot.  St.  $etri<, 
Stiftö'  ober  Domlirdje  am  ^(eifdjmarft  (1213  ge* 
grünbet,  1441—97  ausgebaut),  ein  unregelmäßiger 
^allenbau  mit  Znxm  (94 m),  5  großen  Wieden  unb 
loftbaren  ÄirAengeffißen,  feit  1635  pon  Stange 
Hieben  unb  äatbolifen  gemeinfd?aft(ta)  benuttt  unb 
ift  burd)  ein  eiferneä  (Sitter  in  jroci  Abteilungen 
getrennt;  anbere  Äirdjen  fmb  bie  St.  3Raria=  unb 
ÜWartbaliraVe,  bie  eoang.  Dreifaltigleit^»  ober  2au^ 
d?erlirdje,  bie  roenbifdV-prot.  St.  SWid)aeliÄlird>e 
unb  bie  roenbifaV-latb.  Äirdje  Unferer  Sieben  grau. 

93on  ben  ;ablreicben ,  jum  Seil  febt  altertüm^ 
lieben  roeltlicben  ©ebduben  fmb  errodbnenä: 
roert  t>ai  auf  bem  bedien  fünfte  gelegene  Sd?loß 
Ortenburg  (958  gegrünbet  unb  nad)  roieberbolter 
^erftörung  burd)  acuct  1486  Don  König  3)lattbiad 
^oroinud  neu  erbaut),  urfprüng(id)  Dorotbeenburg 
unb  bdufig  9leftbenj  ber  böbm.  Könige,  mit  leben*» 

gofcem  Steinbilb  be*  SJtattbiaS  am  lurm,  ietjt 
ih  ber  meiften  lönigl.  93ebörben;  bie  beiben  2anb» 
febafte-bduier,  bas  fdböne  Ülatbau*  am  lUarft  mit 
fd)lanlem  £urm  unb  ben  93i(bern  fdmtlicber  93ürger< 
meiftcr  feit  400  fahren,  unb  tai  neue  ftattlid)e  Wc= 
roanbhauS  (Kaufbau§,  feit  1284  beftebenb);  bie 
Ded)anei  (Kapitelbaud),  bie  alte  ftaferne  nad» 
nen  pon  Semper,  ba«  ©pmnafium,  Seminar,  Stabt* 
tbeater,  Stabtlrantenbau*  foroie  bie  9luinen  ber 
1634  abgebrannten  SHfolaw  unb  ber  9Jlönd)«lird)e. 
Auf  bem  glfiftbmartt  ftebt  ba«  Denlmal  be«  Äur» 
fürften  3obann  ®eorg  L  (93runnenügur,  1867  er» 
riebtet)  unb  an  ber  Dftfeite  be«  3Reid)enturm«  ba« 
Kai  kr  ftubolf«  IL  (1611). 

Unterrid)t«>  unb  9Bobltbdtigleit«anftal* 
ten.  93.  bat  ein  tönigl.  ©pmnafium  mit  ftdbtifcbem 
Kompatronat,  1527  gegrünbet,  eine  ftdbtifd)e  iüeaU 
fd)ule,  ein  $rcbigerlollegium,  eoang.  unb  tatb.  (ba« 
einjige  in  Sad)fen)  Sebrerfeminar,  böbere  Didbcbcn- 
unb  Knabenfd)ule,  5  93olt«<  unb  1  roenb.  Sd)ule, 
fianbroirtfdbaft««,  ynbuftrie»  unb  ©eroerbe=,  b*bere 
.sSanbcrefdtulc,  Stieber^iRufeum  (geftiftet  Dom  Ü icc - 
prdfibenten  Stieber)  im  ©eroanbbau«,  mit  Älter« 
tümern  unb  93ilbern,  9Benbifdje«  aHufeum,  2  öffent« 
liebe  93ibliotb.eten ,  Sanbftdnbifd>e  93an(,  Sparfaffe, 
Stabtlranlem,  SBaifen?,  König^llbert^Siecbenb  au«, 
Armenbau«  mit  Äorreltion«anftalt,  1  OTdnner«  unb 
3  9Beiberbofpitdler  foroie  eine  Freimaurerloge  (3ur 
golbenen  ÜDlauer). 

Die  3nbuftrie  umfaßt  bie  gabrifation  pon 
3Bollroaren  (feit  bem  17.  3abrfc.).  43anbfdjuben, 
^aden,  ludjen,  Zigarren,  Stridmafd)inen,  ihiluer, 
Sprit,  SBagen,  fiebere  unb  ibonroaren,  Stiletten; 
ferner  Sifengicrjerei  unb  SHafcbinenbau,  meeban. 
Spinnerei  unb  9BebeTei,  fiitbograpbie,  3»ffl«lbren* 
nerei;  e«  befteben  ein  Kupferhammer,  Kunftmüblen 
unb  3  ^apierfabrilen  (jefet  oereinigt  al«  bereinigte 
93autjencr  ^apierfabriten,  f.  b.)..  ®.  ift  Sil  ber 
5.  Seition  ber  -  ad  i.  93au( 


Digitized  by  Google 


526 


2tou*Unfaflüerftcfjerung 


fcfaaft.  3>er  £  anbei  erftrcdt  ftcb  auf  bie  @r§eugnifie 
bet  ftdbtifcpen  Jnbuftrie  fowie  auf  betreibe  unb 
£anbe«probulte,  ftladjS,  ©arn,  Ceinwanb  unb 
SBolle.  Ter  früher  bebeutenbe  ©ollmarlt  (1869 
eingebracht  91374  kg,  1889  :  2561kg,  baoon  rxv 
lauft  631  kg)  ift  aufgehoben;  jd&rlup  finben  brei 
Äram «  unb  93iebmärfte  ftatt. 

Xie  Umgegenb  bietet  namentlich  nach,  SO.,  S. 
unb  S3B.  bin  üiele  romantifebe  fünfte,  bei  entere- 
ben  etwa  8 km  entfernten 93erg  ßjornebob  (558  m) 
mit  MuSficbtsturm,  einen  ehemale  fceibn.  Opfer 
plafc  (Corny  B6h,  b.  i.  fdjwarjer  ©ort),  fottüe  fübliä) 
ben  SKönajä  Walberberg  (456  m),  ben  ^ alle r. 
berg  (606  m),  beibe  mit  SluSfidjtsturm.  etwa 
3  km  norbweftlidj  bie  £>crrnhuterlolonie  Slein  = 
roella  (587  £).  —  8aL  Rubrer  burd)  93.  unb  Um= 
aebung  (93aufcen  1891);  3. «.  rwn  SBagner,  95.  unb 
feine  Umgebung  (Treäb.  1871). 

©  e )  d:i  i  dj  1 1  i  dj  c  e .  U t )  v  vu  iui  1  ich  eine  alte  Sanbet* 
fefte  ber  flam.  3Jtiljener,  behauptete  93.  auch  unter 
bet  im  10.  3abrp.  begrünbeten  beutfdjen  Jöerrfcfcait 
tiefe  93ebeurung  unb  tritt  bafcer  feit  1002  juerft  iii 
ben  Äämpfen  ber  3>eutfcben  gegen  93oleflam  (£brobrp 
oon  $olen  mehrfach  benwr.  2)a$  Sdjlofe  Orten= 
bürg  mar  feitbem  berSi&  eined  93urggrafen,  fpdter 
unter  branbenb.  wie  unter  böbm.  öerrfer/aft  bee 
üanboogtd  ber  gefamten  Cbcrlaufiti.  ©ine  beutfebe 
Stabtgemeinbe  erwuchs  erft  ju  Anfang  be$  13.3abrb. 

urfprünglicbe  lanbeSfÜrftl.&rbgeridjt  ging  1310 
an  bie  Stabt  über  unb  bebnte  1374  feine  3uftdnbig; 
feit  aua>  auf  bie  allmdblid)  erworbenen  ftäbtifeben 
Dörfer  (bi*  1547  fepon  28)  au«,  mdbrenb  bie  ©e» 
ricbtsbarleit  im  übrigen  Söeicbbilbe  bem  fianbrogte 
verblieb,  *öanbel  Unb  ©ewerbe  blühten  rafcb  auf, 
namentlich  infolge  ber  bureb  flanbr.  (frief.)  6anb= 
roerfer  eingeführten  Judjwebcrei,  unb  bie  polit. 
Selbftdnbigtcit  ber  Stabt  würbe  1346  burd)  93eitritt 
uim  Sed?*ftäbtebunb  gefiebert.  Streitigfeiten  be* 
3Rate3  mit  ben  Innungen  führten  1405  jum  Sturj 
-beä  Kate-:-  unb  »ur  Ginfe&ung  eine*  neuen  au$  ben 
Jucbmachem  geoilbeten.  8luf  perfönliche*(Sinfcfarei; 
ten  ftönig  9Benjel8  1408  mürben  fämtlidje  ÜJtit 
«lieber  bed  neuen  SRate«  enthauptet  unb  bie  Bünfte 
fortan  unter  bie  ftrengfte  Sufftdjt  be*  SRateS  gefteüt. 
3m  Jöuffttenlriege  würbe  93.  1429  unb  1431  ofcne 
Erfolg  belagert.  2>ie  ^faalirche  ju  St.  «jfctri  würbe 
1221  iurÄollegiat:(3)omOÄirche  erhoben.  SMeSRe: 

£ Ration  fafete  1523  in  93.  ftufe.  Jn  ber  lirdplicpen 
ge  lam  1560  ein  HuSgleicb  ju  ftanbe,  ber  ben 
tanb  beS  ffapitelä  rettete  unb  bie  ^etrilircbe  in 
«ine  Simultanlirdje  oerwanbelte.  3m  Sreifetg: 
jdbrigen  Äriege  würbe  93.  1620  oon  ben  Sadjfeu 
genommen,  1633  rwn  SBaüenftein  erobert,  1634  ©on 
ben  Sachfen  wieber  genommen,  wobei  auch  ba* 
Sdjlofe  in  flammen  aufging,  1639  oon  ben  Sdjwe: 
ben  erobert.  97acr>  bem  Kriege  liefe  flurfürft  Johann 
<9eorg  I.  ba3  Schloß  in  feiner  peutigen@eftalt  wieber= 
berftcUen.  3n  neuerer  Seit  erlangte  93.  biftor.  93c= 
beutung  bureb  bie  »on  ben  ^reufeen  unb  SRuffcn 
«egen  Napoleon  L  am  20.  unb  21.  2Jtai  1813  ge= 
lieferte  Schlacht  bei  93.  (auch  Sdjlacbt  bei  2Bur: 
feben  genannt).  2)ie  SSerbünbeten  hatten  (tcb  nach 
ber  Scplacb.t  bei  @rofig6rfcben  ober  ÖüHen  (2.  3Rai) 
•auf  ba$  rechte  ©Ibufer  jurüelgejogen.  (S.  SRuffifcb 
2)eutfch-5ranjöfifcher  Ärieg  oon  1812  bis  1815.) 
Diapoleon  liefe  9lep  über  Jorgau  gegen  93erlin  uor= 
«eben,  »äbrenb  2aurifton  unb  SRetmier  bie  ^reufeen 
unb  er  felbft  bieDluffcn  oerf  olgten.  Unterbcffen  waren 
iöarclap  be  %oüp  unb  ©eneral  ton  Äleift  mit  ipren 


Gruppen  beim  oerbünbeten  öeere  eingetroffen,  ba§ 
nun  aegen  95000  SWann  iählte.  Slapoleon  befahl 
bem  ÜKarfcball  9lep,  feine  Bewegung  auf  ©erlin 
einjuftellen  unb  über  £>oper$werba  gegen  bie  rechte 
0lanle  ber  9)erbünbeten  gu  operieren,  unb  begab 
fid)  oon  Bresben  18.  9Äai  jur  ärmee,  nadjbem  er 
bie  I  ivmen  i'on  }ur  93erbinbung  mit  9lep  entfenbet 
hatte.  93on  feiten  ber  93erbünbeten  würben  93arclar 
mit  feinen  frifchen  Gruppen,  eine  ruf),  ©renabier^ 
bioifion  unb  ba$  ?)ordfch,e  Äorp«  abgefefeidt,  um 
bie  93erbinbung  mit  Napoleon  ju  uerbinbem. 
93arclap  vernichtete  jwar  am  19.  größtenteils  bie 
5)imfion  $eri,  2)ordT  bagegen  traf  bei  SBetfeig  auf 
fiaurifton«  überlegene  ÜJlacht,  unb  beibe  eilten  in  bie 
Stellung  oon  93. 3urüd.  3n  her  £>auptftellung  D(T 
9Jerbünbeten  auf  ben  ^erraffen  beg  rechten  Spree= 
ufere»  hatte  93ariiap  ben  redeten  ^lügel,  Qov- 
tfcbalow  ben  linfen  ^lügel ,  93lüdjer  unb  g)ord  bie 
ÜJlitte  befeht;  ©rofefiirft  Äonftantin  mitben©arben 
ftanb  in  iHeferüe.  2lm  20.  früh  begann  bieSdjlacbt; 
85000  9Rann  93erbünbete  ftanben  163000  Jranjofen 
gegenüber.  9cadj  bem  Übergange  oberhalb  unb  bei  93. 
liefe  Napoleon  feine  orpä  aufmarfepieren,  Cnbinot 
auf  bem  rechten  ^lügel,  bann  vJ)lacbonalb,  -J'u-.r- 
mont,  93ertranb;  ali  Sleferoe  bie  ©arben  unter 
2Rortier  unb  §wei  flauallerieforpä.  S)ie  Slngrine 
Cubinotö  auf  bie  Jobben  oon  Jöod?lircb  fdjeiterten, 
im  Zentrum  war  bie  Spreelinie  genommen,  auf  bem 
linlen  ^lügel  nahm  bie  93orbut I  e  v  v  ben  Übergang 
bei  Alir,  opne  ihn  jebod;  )u  überfebjeiten.  Slapoleon 
hatte  fein  Hauptquartier  in  93.,  bie  oerbünbeten 
SJlonardjen  in  Söurfchen.  8lm  21.  war  bie  £>aupt: 
fchladjt.  Cubinot  ftürmte  Wieberum  unter  grofeem 
93erlufte  gegen  bie  Höhen;  ber  Man' er  oerfagte  ihm 
Untcrftüjjung,  weil  bie  (Sntfcheibung  burcp  bie  brei 
.Hort;-  oon  Slep  auf  bem  linlen  ^lügel  gegeben  Wer- 
ben f  oQte.  93iS  bat>in  würbe  im  Eentrum  nur  ein  2lr* 
tillerielampf  geführt,  äl*  9lep  enblich  eintraf,  griff 
er  fofort  93arclap  in  ber  redeten  ^lanfe  an;  er  nahm 
^reitife  unb  bie  5&ben  r>on  ©lema.  9lapoleon  liefe 
je^t  bie  5rredWitier  öö&en  im  Zentrum,  ben  Scblüjfel 
ber  Stellung  93lücber3,  ftürmen.  9ladh  furchtbarem 
Äampfe  würben  biefclben  genommen.  5lep  feiner« 
leite  bebrohte  bie  rechte  plante  bermafeen ,  bafe  ber 
iRüdsug  ber  9ierbünbcten  notmenbig  würbe;  ber* 
felbe  würbe  meifterhaft  aufgeführt.  $cr  93erluft 
ber  ^ranjofen  wirb  auf  20000  SDlann,  ber  ber  See« 
bünbeten  auf  12—13000  2Jtann  unb  5  ©efebü^e 
angegeben.  —  Such  nach  1815  blieb  93.  öauptftabt 
ber  fdebf.  Cbcrlauft|»  unb  würbe  1835  Sifc  einer 
Äreiabireltion;  augleid)  würbe  feine  93erfaffung  nach 
ber  Stfibteorbnung  oon  1832  umgeftaltet.  —  93gl. 
93öhlanb,  3>ie  merlwürbigftcn  Schtdfale  ber  Dberlau« 
fi|  unb  ihrer  Jöauptftabt  93.  (93aut»en  1831) ;  G.SBUle, 
Shronit  ber  Stabt  93.  (ebb.  1843);  sJ)teerbeimb,  lie 
Scbladjten  bei  93.  am  20.  unb  21. 3Rai  1813  (93erl. 
1873);  tfnotbe,  UrtunMntc  ©runblagen  ju  einer 
JRed?t8gcfcbi4te  ber  Cberlaufik  bi«  in3  16.  Jahrb. 
(©örlife  1877);  ^oucart,  B.  Une  bataille  de  denx 
joure  20—21  Mai  1813  (9lancp  1897). 

$3 au  ainfrtllu er firtjerung.  2)ie  Unfaliuer^ 
ficberung  ber  Bauarbeiter  ift  in  t>erfd)iebener  9Beife 

Seorbnet.  $ür  bie  grofeen  gewerblichen  v>  o  d1  b  a  u  * 
etriebe  (SWaurer,  3immerer,  2)ad)beder)  befteben 
auf  ©runb  hei  UnfaUoerftcr;erung3gefc|ie8  oom 
6.3ul»  1884  biefog.  12  93augewerlS'93eruJ$  = 
genoffenfd?aften  (f.  b.);  benfelben fmb  im  aUge^ 
meinen  auch  bie 93etrieDe  ber  lleinern  93aubanbmerlcr 
(93aullempner,  93autifdbler,  93aufd?loffer  u.  f.  w.i 


Digitized  by  Googl 


öauroiffenföaft  —  Sa 

angefcblofien  morben,  foweit  ficb  ber  ©ewerbc* 
betrieb  biefer  Hanbroerter  auf  bie  Sludfübrung  pon 
Arbeiten  bei  Bauten  erftredt.  Sie  einbejiebung 
biefer  Baubetriebe  bat  ber  BunbeSrat  auf  ©runb 
ber  ibm  adchlicb  eingerdumten  Befugni«  burcb 
oerfcbicbene  SBcfdjlüfT«  angeorbnet.  Sie  9tecbt«lage 
biefer  Meinem  Baubanbwerf er  war  früher  bie,  bafe 
fie,  foroett  bei  ibnen  bie  Sluafübrung  oon  Sau« 
arbeiten  alleiniger  ober  Hauptbetrieb  ift,  unter  ba« 
Unfalloerficberung3gefe&  fielen  unb  bann  aud>  einen 
als  9tebenbetrieb  beftebenben  ©erfftattbetrieb  (9Jtö« 
beltifcblerei  u.  f.  n>.)  mit  in  bie  UnfaUoerficberung 
bineinjogen;  baf»  fie  baa.ea.en,  foweit  ein  foleber 
er! ft at t b etri cb  ben  Hauptbetrieb  bilbet,  nur  mit 
ben  nebenher  betriebenen  Bauarbeiten,  nicbt  aber 
mit  bem  ©erlftattbctriebe  in  bie  UnfaUoerficberung 
fielen.  Siefer  unbefriebigenbe  3uftanb  ift  burcb  bie 
9tooelle  oom  30. 3uni  1900  befeitigt  werben.  Siefe 
bat  alle  Betrieb«,  bie  fta?  auf  bie  31u«fübrung 
oon  oerfi<perung«pflicbtigen  Bauarbeiten  erftreden, 
ibrem  gangen  Umfange  nad?  ber  Berftcbcrung  unter» 
(teilt  (fc.  1  be«  @ewerDeunfallDerficbeTung«gefe&eS), 
f  o  bau  ba«  ©efefc  nunmebr  auf  fämtlidje  in  folgen 
Betrieben  befdjdftißte  Arbeiter  unb  Betrieb«beamte 
Wnmenbung  finbet,  aud>  wenn  fte  perfönlicb  nidjt 
bei  ben  Bauarbeiten  bejcr)dftigt  finb.  Sie  gciverb- 
lidjen  Jiefbaubetriebe,  inäbefonbere  Kanalbau, 
2Bafferbau,  Segebau,  finb  burcb  ba«  fog.  Bau-- 
Unf  alloerficberungggefefc  vom  11.  3uli  1887 
ber  UnfaUoerficberung  unterworfen  worben;  für  bie- 
felbe  beftebt  bie  ba«  gange  9teicb«gebiet  umfaffenbe 
2;iefbau«Berufagenoffenfcbaft  (f.  b.),  welcbe 
im©egenfa&  jumUmlageoerfabren(f.b.)  beranbem 
©enonenfd)aftenba«Äapitalbedung«oerfabren(f.b.) 
bat.  Sieienigen  Bauarbeiten,  welcbe  ber  Bauberr 
obneBermittelung  eine«  Baugewerbetreibenben  für 
eigene  Rechnung  burcb  birelt  angenommene  'Bauar- 
beiter ausführen  läfet  (9t  e  g i e  b  a u  t  e  n),  fallen  gleich 
falls  unter  bie  UnfaUoerficberung.  Soweit  fie  vom 
Reidje  ober  Bunbeöftaate  ober  einem  für  leiftungä« 
fdbig  erlldrten  Äommunaloerbanbe  ausgeführt 
werben,  wirb  bie  UnfaUoerficberung  burcb  Slue= 
fübrungSbebörben  (f.  b.)  biefer  Betriebe  ober  Ber= 
waltungen  burebgefübrt;  inbeffen  tann  in  i'luo  - 
nabmefdllen  ein  »nfeblufe  an  bie  Beruf «genoffen-- 
fdjaften  erfolgen.  Regiebauten  ber  Brioat«Gifen= 
babnoerwaltungen  fallen  auf  ©runb  be«  $luä« 
bebnungSgefe&e«  unter  bie  betreffenben  Gifenbabn« 
Beruf  3genoffenfd>aften;  9tegiebauten  in  lanb«  unb 
forftwirtfebaf Hieben  Betrieben  (laufenbe  9tepara« 
turen  an  ©ebäuben,  Bobenfultur«,  SBege«  unb 
©rabenarbeiten  u.  f.  W.)  geboren  in  bie  lanbs  unb 
forftwirtfebaf  Hiebe  Beruf «genoffenfdjaft;  in  Regie 
unternommene  Reparaturen  an  Sabrifgehäuben 
geboren  nad)  einer  Auslegung  be«  lKcicbör»erfid>c- 
rungäatnu :  in  bie  inbuftriellen  BerufSgenoffen« 
fdjaften.  au r  anbere  9tegiebauten  befteben  bei  ben 
einzelnen  Baugewerf««Beruf«genoffenfcbaften  auf 
©runb  Co-  Bau«UnfaUoerftcberung«gefe!je«  befon« 
berc  Berf  icberungdanftalten,  in  benen bieUn« 
ternebmer  oon  Regiebauarbeiten  (Bauherren),  bei 
tleinen  (weniger  aU  6  Jage  wäbrenben)  Arbeiten 
aber  bie©emetnben,  bie  befaSdftigtenSlrbeiter  gegen 
eine  üon  ber  BerufSgenoffenfcbaft  f  eftgefefcte  Brdmic 
oerficbernmüflen.  Siefe  BerficberungSanftalten  finb 
3ubebör  ber  Beruf«genonenfcbaften  unb  werben  für 
beren  9tift(o  perwaltet;  bie  Bertreter  ber  Arbeiter 
ber  BerufSgenoffenfcbaften  fungieren  auch  für  bie 
Berfid>erung«anftalt;  bie  Beruf  Sgenoffenfcbaft  fann 


imffenföaftlic^e  Sßereinc  527 

UnfaUoerbütunflSoorfcbriften  für  Regiebauten  er« 
laffen  unb  burcb  ib*e  Beauftragten  beren  Erfüllung 
tontroUteren.  —  Bgl.  Gbrjegcinffi ,  Bau  «Unfalb 
oerficberungSgefefc  oom  30.  3uni  1900  (3.  »ufl., 
Berl.  1900). 

gtoattfiffetifdjaft,  ber  Inbegriff  aller  @rfabrun« 
gen  unb  9tegeln,  jtonftruftionen  unb  Berechnungen 
bejüglicb  ber  Sarftellung,  ©eftaltung  unb  Sluöfüb« 
rung  t?on  Bauwerfen.  $5ie  B.  umfaßt  tbeoretifebe 
wie  prathfdje  Äenntniffe  unb  greift  jufolge  ibrer 
Bielfeitigteit  in  bie  Perfcbiebenften  üßiffenfcbaften, 
wie  lötatbematif,  SDletbanit,  ©eognofie,  Bbpfit  unb 
©bemie,  aieebnologie,  gormenlebre,  6tiltunbe,  ffunft« 
gefebiebte  u.  f.  w.,  ein.  9Jian  bejeicbnet  fte  amt  mit 
bem  9tamen  Bautunbe  unb  unterfcheibet  fie  in 
Öodb«  unb  fianbbaufunbe,  in  Söaffer«,  Strafen«  unb 
eifenbabnbaufunbe,  in  Berg«,  Sdjiff«=  unb  9Jtafd}i= 
nenbautunbe.  ^nbefjen  fafet  man  gewöbnlicb  alle 
übrigen  S^eifle  ber  B.,  aufeer  bem  ©oebbau,  unter 
bem  9tamen  yngenieurwiffenfebaften  (f.  b.) 
jufammen  unb  bejeiebnet  bie  auf  ben  Bau  r?on  ®e= 
bduben  (Hodjbauten)  bejüglicbcn  SBijfenfcbaften  al* 
Hod>bautunbe  (f.b.).  m$ bie tbeoretifebe Haupt= 
aufgäbe  ber  gefamten  B.  ift  gu  betradjten,  einerfeit« 
bie  geftigfeitöbebingungen  }u  erörtern,  bie  bem 
fiebern  Befteben  ber  Bauwerfe  ju  ©runbe  liegen,  unb 
anbererfeita  bie  ©efefte  ju  ermitteln,  nad?  benen  eine 
unnötige  DJtaterialoerfdjwenbung  »ermieben  wirb. 
2)iefe  beiben  fidj  treujenben  Mnforberungen:  gcftig= 
feit  unb  Billigfeit  in  ber  riebtigen  Seife  abguwägen, 
ift  nur  mit  Hilfe  gebiegener  Aenntnijfe  in  6tatit, 
eiafticitdtS«  unb  geftigteit*lej?re  mbglicb,  welcbe 
gddjer  wieberum  nur  unter  »nwenbung  ber  böbem 
iUcatbematÜBöllig  »erftanben  werben  fönnen,  fo  bafe 
für  (srlangung  Wirflid)  brauchbarer  bauwiffenfd)aft= 
lieber  Äennrnilfe  ein  ©tubium  auf  einer  Jecbnifdjen 
Hocbfdbule  (f.  b.)  erforbcrlicb  ift  3n  nieberer  Jorm 
wirb  bie  B.  in  ben  Baufdjulen  (f.  b.)  gelebrf.  fiitte« 
ratur  f.  unter  Bautunft. 

©auttJiffenfrbaftlicbeSBcretne.  SBdbrenb  im 
üJtittelalter  bie  Baubütten  (f.  b.)  unb  günftigen 
Baugewerfe  in  ben  f  og.  9iegeln  ber  flunft  ben  ganjen 
2d\w\  ibrer  Srfaprungen  auf  bem  ©ebiete  bes> 
Bauwefen«  jufammenfafeten,  ift  bie  9teujeit  an  ber 
Hanb  ber  naturwiffenfcpaftlidjen  ßrtenntni«  unb 
ber  Snatbematit  jur  Begrünbung  bauwiffenfebaft« 
lieber  Sebren  fortgefebritten,  benen  im  praftifeben 
fieben  bieB.  B.  inüielenBerjweigungcnentfprecben. 
3n  allen  Äulturldnbern  baben  fid)  bie  BauPer« 
ftdnbigen  ju  Bereinigungen  aneinanber  gefdjloffen, 
beren  Bebeutung  für  tai  ^adtileben  fowobl  ali  in 
ber  Öfientlicbleit  burcb  bie  wiffenfdjaftlidje  unb, 
ba  bie  SIrcbitetten  auf  berfelben  bauwiffenfebaft^ 
lidjen  ©runblage  fteben,  aueb  burcb  bie  fünfte 
(erifebe  unb  bie  oon  beiben  mitbebingte  gefeQfcbaft 
liebe  Stellung  ibrer  ÜJtitglieber  beftimmt  wirb. 
Sie  SIrcbitetten  oerbinben  fteb  meiften«  mit  ben 
B  auingenieuren,  ben  Straften«,  Brü  den«  unb  ®  aff  er* 
bautedjnitern  ju  SIrcbitetten«  unb  3ngenieurt>er« 
einen,  bie  in  Seutfcblanb  nebft  einigen  befonbern 
«rdjitettenoereinen  (f.  b.)  einen  gemeinfamen  Bcr= 
banb  bitben  unb  im  Berbanbäoorftanbc  mit  einer 
nad)  gewiffen  ©runbfcl^en  jugemeffenen  Slnjabl 
oon  Stimmen  oertreten  finb.  5) er  Berein  beutfeber 
Ingenieure,  bauptfäcblicb  SJtafebinenbautecbniter 
umfaffenb,  beftebt  bagegen  au«  unmittelbaren  9Jtit« 
gliebern,  bie  ficb  gum  größten  Seil  wieber  in  Ort«« 
oereinen  jufammentbun.  Siefe  beiben  Hauptoereini« 
gungen  bilben  bie  9)tittelpunfte  ber  SDtebrjabl  beut« 


Digitized  by  Google 


528 


93ouj  — 


fcber  SB.  93.,  befonbets  in  ben  na*  beftimmten  3eit» 
abfdmitten  roicberfcbrenben,  oon  Ort  }u  Drt  roan« 
beruhen  ^auproeriammlungen,  t\t  ^on  Dielen  bcr- 
oorragenben  Fachleuten  befudpt  )u  »erben  pflegen. 
2)ie  SBearbeitung  ted>nif£ber  unb  fünftlerifcber 
fragen,  bie  3kröffentUct>ung  oon  SBaumertstppen,  bie 
ihi\ ftellung  einet  öonorarnorm,  ber  Profiltabcllen 
für  Gtfcntrdger  u.  f.  ro.  finb  roefentlid?e  ^rüchte  ibrer 
Jbätigfeit.  wben  tiefen  £auptlörperfd?aften  blüben 
nod)  iablreicbe  öonberoereine,  roie  ber  SBerein  für 
Gifenbabnfunbe  in  SBerlin,  ber  Toni]'* c  SBetein  oon 
®afr  unb  Süafierfacbmdnnern,  ber  SBerein  für  Qk> 
funbbeitstecbnif,  ber  SBerein  für  Glettrotecbnif.  Slucb 
ber  t eutfdje  SBerein  für  öffentliche  ©enmbbeitspflege 
greift  »ielfacb  ins  SBaufad)  über.  Umgetebrt  be< 
rfibren  ber  SBerein  gur  SBeförberung  bes  ©eroerb» 
fletfied  in  Sßreu&en,  bie  Polütccbnifcbe  ©efellfcbaft 
m  SBerlin  unb  ber  Sentraloercin  für  Hebung  ber 
§lu&*  unb  Kanalfebiffabrt  weitere  tedjnifcbe,  ge* 
roerblidje  unb  oollsroirtfdjaftlicbe  fragen.  Tic  Gr« 
jeugungber  sJRobbauftoff  e  ju  veroolltommnen,  ftreben 
berÜBerein beutfeber  Gementfabrifanten,  b er  Teutf &■  e 
herein  für  <$abrifation  von  3<egeln,  Jbonroaren 
u.  f.  ro.,  ber  SBerein  beutfcbeT  Gifenbüttenlcutc  an. 

Sud)  bie  ©ebilfen  ber  SBaudmter,  SBauatelieTS 
unb  SBaugcfcbdfte  fudjen  im  Teutfdjen  Jedmiler* 
oerbanbe,  befien  bebeutenbfter  Ortsocretn  ber  SBer* 
liner  Jccbniieroerein  ift,  eine  Stüge  jur  ftörberung 
ibrer  Angelegenheiten.  %m  ©cgenfafce  jum  freien 
SBereinsroefen  ber  SlrcbUeiten  unb  Ingenieure  glie* 
bert  [ich  bas  SBaubanbroerl  neuerbings  roieber  viel  - 
fad)  in  Innungen  ^bie  freilieb  ein  etwas  anberes 
Susfeben  baben  als  bie  frühem  3ö"?te,  ba  ibre 
9)iitglieber  jum  £eil  roeitblidenbe,  in  großen  Unter» 
nebmungen  erfahrene  ©efchdftsmänner  ftnb.  ?lls 
geroidjtigfte  Innung  fei  hier  ber  SBunb  ber  SBau«, 
ÜJiaurcT'  unb  3immcrmeifter  in  SBerlin  genannt. 

Ähnliche  Körperfdjaften  tote  ber  Sßerbanb  beut* 
feber  3(r (titelten:  unb  3ngenieuroereine  ftellen  in 
ben  beutfeben  9iacbbaridnbern  ber  Cfterreicbifcbe 
itrcbitelten*  unb  ^ngenieuroerein  in  9Bien  unb  ber 
Gibgenöffifcbe  Slrcbitclten*  unb  ^ngenieuroerein  in 
bcrScbroeigbar.  2)ieSocietadegli  Ingegneri  e  degli 
Architetti  Italiani  ju  :H cm  hatte  beabftebtigt,  fdmt« 
liebe  ^«bleute  Italiens  jufanrmenjufaffen  in  ber 
Vlvt ,  roie  bas  bie  Societe  des  Ingenieurs  civils  ju 
Paris  tbut.  3>iefcs  3iel  ift  bis  j eh t  jebod)  nur  um 
Dolllommen  erreiebt  roorben,  inbem  dbnlicbe  SBer« 
eine  in  Bielen  anbern  Orten  oölltg  unabhängig  t?on 
bem  röm.  SBerein  befteben.  Gs  »erben  jroei  Slawen 
oon  SRitgliebern  unterfebieben,  roirllicbe  iDiitglieber, 
Soci  effetivi,  unb  ©ömter,  AzionUti  d  incoraggia- 
meuto  S)ie  ital.  SBereine  oeranftalten  gemeinfame 
SEBanberoerfammlungen,  ju  benen  aud?  2lu8ldnbern 
3utritt  geroäbrt  roirb.  (Sine  »eitwerjroeigte  ©liebe« 
rung  befilt  bie  «Rufftfc^e  Secbnifdje  ©efeüfcbaft, 
aegrünbet  1866,  fett  1874  Äaiferlicb  SRuffifdje 
ied?nif(be  ©efellfd?aft  in  6t.  «Beter«burg  jur  %bx-. 
beruna  ber  Jecbnil  unb  ber  tedjnifd)en  ©eroerb«» 
tbdtigteit,  bie  vier  Slbteilunaen  bat  unb  in  ben 
meiften  großen  Stätten  be£  Steides  Filialen  befitit. 
Slufeerbrm  ift  in  Petersburg  nod)  eine  SBolüted?* 
mjehe  ©efellfcbaft  thätto.  Ter  SBerein  ber  iföege* 
bau -Ingenieure  ebentafelbft ,  roeldjer  uorroiegenb 
aug  SBaubeamten  bes  SBerfebreminifterium«  beftebt, 
unterhält  eine  ledjnifdje  9lusftellung  foroie  ein 
JedjnifctieS  SBureau,  bag  foroobl  bie  Prüfung  oon 
SBaumaterialien  als  aueb  GnttDürfe  für  Strafeeni 
bauten  u.  f.  ro.  nad)  Auftrag  übemimmt. 


SIbtoeidjenb  oon  ben  meiflen  feftldnbifdjen  SBer* 
einen  fmb  bie  SB.  SB.  in  (Snglanb  unb  nad)  bem  SBor« 
bilbe  bcrfelben  bie  norbamerif.  SBereine  gegliebert  in 
mehrere  Klaffen,  ähnlich  roie  in  ber  eben  angeführten 
Äaiferlicb  iHuffn'cben  2ed)nifd>en®efeUfcbaft.  Sieben 
bem  aübelannten  Royal  Institute  of  British  Archi- 
tects  in  £onbon,  bei  SBejeichnung  entgegen  feine 
lönigl.  Snftalt,  jeichnet  ftcb  6nglanb  burco  bie  In- 
stitution of  Civil  Engineers  in  ü  ort  ton,  bad  Iron 
and  Steel  Institute  unb  bie  British  Association, 
eine  roiffenfchaftlicheSöanberoeriammlung.au«.  35aa 
American  Institute  of  Architects  rourbe  1857  in 
9leuoorl  begrüntet,  teils  mit  unmittelbaren  3Ritglie* 
bern,  teils  mit  Ortsoereinen,  Chapters.  daneben 
giebtesabernod^mebrerefelbftdnbigeSBereinigungen 
oon  ärebüeften,  beren  größte  bie  Western  Associa- 
tion of  Architects  in  Chicago  ift.  ^eboch  roirb  eine 
3ufammenfaffung  fdmtlidjer  SBereine  }u  einem  SBer« 
banbe  unter  bem  9lamen  bes  erftgenannten  3"* 
ftituts  erftrebt  mit  bemÜHedjte  ber  ßinjelabftimmung 
für  jebes  SWitglieb  jebes  SBerbanbsoereins.  «Die 
American  Society  of  Civil  Engineers  in  9teunort 
hejroedt  auf  Sanberoerfammlungen  ben  Sustaufcb 
oon  ßrfabrungen,  bie  SBefpredjung  »iffenfcbaftlicber 
unb  technifcher  fragen,  bie  Pflege  gefeüiger  Öe« 
jiebungen.  3)er  SBerein  ber  ffiagenbaumeifter  mit 
227  SDiitgliebern  befchdftigt  fi*  mit  SBerbefferungen 
unb  Sßereinbeit  Hebungen  in  bem  SBau,  ber  Unter« 
haltung  unb  SBenu^ung  ber  ©ifenbabnroagen. 

6ine  reich  entrctdelte  ftaebpreffe  bient  ben  Hb« 
Ttchten  ber  SB.  SB.,  bie  teils  »bnen  nabe  ftebenbe  SBldt« 
ter  unterftüfcen,  teils  felbft  bebeutfame  3eitfcbriften 
herausgeben  (f.  SBau}eitungen). 

©a«r,  £es  (vor.  Id  bob),  Stabt  im  Aanton  6t 
JRemp ,  arronbiilement  »rles  bes  franj.  Deport. 
SBouieS5bu«yihöneinberprooence,22kmnorb6ftlich 
oon  zlrles  in  reijenber  Sage  am  ftufee  eines  311  m 
hoben  SBerges,  bat  (18%)  105,  als  ©emeinbe  338  Q., 
Steinbrüche  unb  Gifengruben.  —  SB.,  einft  eine  blü» 
benbe  Statt  oon  4000  beiaf;  ein  großes  prdcbti« 
ges  Schlofe  aus  bem  11.  $abrb.,  bas  ju  ben  fd)önften 
ber  Prooence  gehörte ,  ie^t  aber  in  9iuinen  liegt. 
Die  ftirebe  ftammt  aus  bem  12.  $abrb.  on  ber 
Umgegenb  eine  200  m  tiefe  ©rotte  unb  oon  einem 
Reifen  eine  benlicbe  Susficbt  über  bie  Srau,  bie 
^nfcl  ©amargue  unb  bas  SReer.  3>ie  ebemaligen 
SeigneursbeSB.,  Surften  oon  Orange,  finb  bie 
6tammodter  bes  oran.  öaufeS. 

»yaujrit,  Scannt  ober  Socbeinit,  ein  in 
runblicben  oolithifdjen  Körnern  ober  als  berbe 
erbige  Wlafit  oortommenbes  fcbmuttiggelbes  ober 
braunes  bolusdhnlicbes  Mineral,  bas  hauptfdd)« 
lieb  aus  ©i[enorpb,  Jbonerbe,  etmas  Kiefelidure, 
Kalt  unb  oiel  ©ajter,  aber  in  febr  oerichiebenen 
Kerbdltniffen  beftebt;  ber  Gifengebalt  fcbroanlt  oon 
25  bis  60,  ber  Z h onert eaehait  von  20  bis  58  pro). 
Gs  finbet  ftcb  namentlich  }u  SBaui  bei  Slries  unb  bat 
hier  eine  oielfeitige  SBerroenbung;  man  bereitet  bar* 
aud  febr  feuerfefte  6<bmeljtiegel;  bie  ei i eure i eben 
Abarten  roerben  als  Gifenerje  oerfcbmoljcn,  auch 
bient  es  jur  55arfteüung  oon  Aluminium  unb  in* 
birelt  oon  SHluminiumbronje.  tihnlidje  SRaflcn 
tommen  auf  ber  grieeb.  v>uiel  llgina  unb  in  ber 
irif  eben  ©raf  f  djaf  t  Slntrim  oor. — SBgl.  Öubroig  iRotb, 
T  er  SB.  unb  feine  SBerroenbung  uir  £>erjtellung  oon 
dement  aus  ^ocbofenfchlade  (s£3eMar  1882). 

Oattjeirbitung,  bie  jum  3>oede  genauer  9us* 
führung  nötige  3)arftellung  ber  ©ebdube.  3lls  3)ar* 
ftellungsmetbobe  eignet  ftdj  am  heften  bie  ortbogo« 


Digitized  by  Google 


SBauaeitungert  —  öarjaria 


529 


nale  Baraflelprojeition,  inbem  Tie  über  ©eftalt,  ©röfce 
unb  ßufammcnfc&ung  be*  ©anjen  ben  beften  9Iuf- 
fcblufj  giebL  Aufeer  biefet  Brojeltion  lommt  noch 
bie  perfpeitioifcbe  Brojettion  jur  Anwenbung,  bie 
e*  nur  mit  bet  ©eftalt  allein  ober  mit  bcr  male 
nuten  Darftellung  tu  tbun  bat,  jebo*  meift  nur 
bem  3»ede  ber  Borfteüung,  nicht  ber  Au*fübrung 
bient.  Gin  pollftänbtger  Bauplan  befteht  au* 
ben  ©runbriffen  (öorijontalburdHchnitten)  ber  per» 
iebiebenen  Stodwerte  (f.  ©runbrifj),  au*  ben  (Ber= 
titalO  Durcbfdmitten  ober  Profilen  unb  au*  ben 
Anflehten  ober  ftac.aben.  31  Ue  Bcrtifalfdmitte  unb 
bie  Borberfac,abe  nennt  man  auch  Aufrif}  (f.  b.).  Der 
Bearbeitung  be*  eigentlichen  Bauplan*  aeljt  in  ber 
ÜRegcl  eine  Stijje  porau* ,  b.  b.  eine  ftüd?tige  ober 
allgemeine  Darvtellung  be*  ©cbäube*  in  Reinem 
Dtafeftabe.  3«t  ßrlangung  ber  in  ben  meiften  fallen 
erforberlicben  baupohjeiltcben  ©enebmigung  bient 
ber  in  hoppelten  ßremplaren  anjufcrtigenbe  fog. 
BoUjeirife.  3ur  roirtlicben  Ausführung  aber  ftnb 
genau  unb  Pouftdnbig  bearbeitete  Bau:  ober3trbeit#- 
riife  nötig  fowie  3eidmungcn  ein  seiner  Bauteile,  wie 
©efimfe,  Profile,  Ornamente  u.  f.  tt>.  in  natürlicher 
©röfce  (Detatljeidjmmgen).  §ür  bie  allgemeine  An« 
läge  be*  ©cbäube*  in  Bejug  auf  feine  Umgebung 
tmrb  ein  Situaüon*plan  (Cageplan)  auggearbeitet, 
fjn  befonbem  fällen  machen  ficb  üftobclle  gur  Ber« 
fuinlidbung  ober  Brüfung  febwieriger  Konftrultionen 
nötig.  Auf  ©runb  be*  aufgearbeiteten  Bauplan* 
erfolgt  bie  Anfertigung  eine*  Koftcnanfdjlag*,  b.  b. 
bie  Berecbnun<}unb3ufammenfteÜungaUermr  Aus- 
führung be*  Baue*  nötigen  Materialien,  arbeiten 
unb  Koften  berfelben.  (S.  Bauanfcblag.) 

gtatsjcttungeti.  Da*  Bauwefcn  beft&t  einebor» 
treffliche,  fid>  mebr  unb  mebr  entwidelnbe  foebpreffe, 
bie  fic^  burcp  bie  Äoftbarfeit  ihrer  Abbilbungen  unb 
ben  wiltenfcbaftlicbcn  wie  tünftlerifcben  SBert  ihre* 
Inhalt*  au^jeiebnet.  3>n  Deuifdblanbfinb  ju  nennen : 
«3eitfchrift  für  Bauwefen»  (Berlin,  1851  begrünbet, 
enthält  grofje  treffliche  Kupfertafeln,  meift  Berliner 
Bauroerle);  «Deutfcbc  Baujeitung»  (ebb.  1868  u.fg. 
fouerft  1867  al*  «SBocbenblatt  für  Architekten  unb 
Ingenieure»],  portreff  lieh  oon  K.  Q.  0.  ftri&f<b 
geleitet,  ba*  ftauptorgan.  in  bem  ficb  ba*  Öeben  ber 
beutfeben  Baumelt  wiberfpiegelt);  «Gentralblatt  ber 
K  önigl.  Breufi.  Bauoerwaltung»  (ebb.,  1881  begrün» 
bet,  offijielle*  Blatt,  bem  porhergebenben  perwanbt). 
Kleinere Bldtter ftnb:  «3eitfcbriftfürprattifcbeBau« 
fünft»  (1841  pon  Momberg  begrünbet,  feit  1882 
u.b.J.  «Deutfcbe*  BaugewerfSblatt»);  i&aarmann* 
«3eiticbrift  für  Baubanbmertcr»  (1857  al*  Drgan 
ber  Baugewerlfdwle  »u  fwljminben  entftanben); 
«Baugcmertäjeitung»  (Berlin,  begrünbet  1869),  Cr* 
gan  be*Berbanbe*  beutfcberBaugewerl*meifter  unb 
Baugemertdgenon'enfcbaften,  rebigiert  pon  ^elifcb. 
Die  miffenfcbaftlicbe  Seite  be*  Bauroefen*  pertreten: 
«Annalen  für  ©eroerbe  unb  Bauroefen»  (Berlin, 
1877  begrünbet);  «Der  Gioilingenteur»  (^reiberg, 
1854  begrünbet,  ie&t  in  Ccipjig);  «3eitfcbrift  be* 
Arcbitcften«  unb  yngenieuroerein*  ju  ftannooer» 
(1855  begrünbet,  feit  1897  u.  b.  %  «Seitfcbrift  für 
Ardntettur  unb  ^ngenieurroefen»)*,  «$eitfcbrift  be* 
Bercin*  beutfeber  Sngeni  eure »  (Berlin) ;  «  Bau» 
ingenieur=3eitung»  (ebb.,  feit  1900).  $n  Cfterreich 
finb  bie  beiben  öauptbldtter :  «Xic  Allgemeine  Bau» 
jeitung»  (SBien,  1836  oon  fiubroig  ^örfter  begrün= 
bet.ba*  Borbilb  ber  «3eitfdjrift  f  ür  Bauroefen»)  unb 
«3«iii<hnft  be*  öfterr.  Ingenieur«  unb  Slrcbiteltcn= 
ücrein*»  (ebb.,  1849  begrünbet,  feit  1885  u.  b.  J. 

Brodau*'  Roncftfarion««£rfiton.   14.  Stuft.  ». «.  II. 


«©ochenfehrift  be*  öfterr.  Ingenieur*  unb  Hrchi« 
teftenoerein*»).  Bon  ben  franjöfifchen  B.  ift  her» 
oorjuheben:  «Revue  gdu^rale  de  l'architecture » 
(Bari*,  1840  begrünbet);  «Annales  des  ponts  et 
chaussdes»  (ebb.,  1831  begrünbet);  «G6nie  civil» 
(je&t  «Annales  du  G6nie  civil»,  ebb.,  1862  begrün« 
bet);  «Portefeuille  economique  des  machines» 
(ebb.,  1856  begrünbet).  3"  Gnglanb  unb  »merifa: 
,  <.TheAmericanBuilder»OJleuport,  1865 begrünbet); 
j  «The  Architect»  (Sonbon,  1866  begrünbet)  ;  «The 
Builder»  (ba*  engl,  ^auprblatt  mit  jablreidjen 
trefflichen  ^Uuftrationen ,  ebb.,  1843  begrünbet); 
«Engineering»  (ebenfo,  für  teebnifebe*  Bauroefen, 
ebb.,  1864  begrünbet)  unb  jablreiche  anbere  mehr. 

iBou^infen/  3>nfen,  bie  von  Slttiengefellfcbaften 
ben  Slftionären  oor  bem  Beginn  be*  wollen  Be* 
triebe*  be*  Unternehmen*  gerodbrt  werben  (Deut» 
fcbe*6anbel*gefet3bucb  §.215).  S^er  ©runbfafc,  ba| 
roegen  ber  notroenbigen  Erhaltung  be*  ©runb» 
fapital*  bei  einem  tUtienuntcruebmen  bie  Slttiondrc 
tetne  feften  Bejüge,  fonbern  nur  ben  ficb  ergeben« 
ben  Sieingeroinn  erhalten  Dürfen,  mürbe  batnn  füh« 
ren,  bafi  bei  Unternehmungen,  bei  benen  e*  für  ben 
Beginn  be*  Betriebe*  längerer  Borbereitung  bebarf, 
in*befonbere  bei  Anlagen,  bie  erft  mit  bem  Altien« 
tapital  gebaut  werben  f  ollen,  bie  Hftionäre  aufbahre 
binau*  ihr  ©elb  ertraglo*  gewähren  müßten.  Da 
ficb  ba*  Kapital  bierju  nicht  bereit  finben  läfet,  fo 
gilt,  um  Unternehmungen  mit  erft  )u  erriebtenben 
Einlagen  nicht  unmöglich  ju  machen,  bereit*  feit 
ber  3eit  be*  beginnenben  ^ifenbahnbaue*  unb  bureb 
bie  berjeitige  ©efe^gebung  aufrecht  erhalten,  »on 
bem  ©runbfafte  für  Altiengefellfcbaften  unb  für 
Altienfommanbitgeiellfchaften  bie  ?lu*nahme,  ba| 
für  einen  im  ©efellfcbaft*oertrage  behuf*  her  Bor« 
bereitung  be*  Unternehmen*  bi*  jum  Anfange  be* 
wollen  Betriebe*  beftimmt  angegebenen  3eitraum 
ben  Attionären  3infen  von  beftimmter  6öbe  juge« 
fagt  werben  bürfen.  2)iefe  3i"f<"  werben  gemetn» 
bin,  weil  bie  Borbereitung  meift  in  einem  Bau  be« 
fteben  wirb,  al*  B.  bezeichnet.  Brincipiell  erfebeint 
biefe*  3ugeftänbni*  ber  ©efetjgebung  ungereebtfer« 
tigt,  benn  e*  hanbclt  ftch  um  belbfttäufcpung  unb 
Berfcbleierung  be*  Sachverhalt*.  5)er  Alttonär 
giebt  felbft  bie  Summe  ber  ©efcllfcbaft  hin,  bie  ihm 
al*  3tnfen  in  ber  folge  wiebergegeben  werben  f  oll. 
Aber  bie  Brari*  beharrt  auf  ber  Unentbebrlichfeit 
biefe*  3ugeftänbniffe*,  weil  fich  bie  burch  biefe*  Opfer 
«Derjin*ltch»  gemachte  Attie  günftiger  weiter  wer» 
tauft,  al*  e*  für  bie  unner)in*hche;  unter  Grfparung 
biefe*  Opfer*  erlangte  ber  $all  fetn  würbe. 

^auai,  franj.  Stabt,  f.  Baoap. 

^nuarb  (frj.,  fpr.  -wahr),  Schwäger;  Bauar« 
b  a  g  e  (fpr.-warbahf  ch),  B  a  p  a  r  b  e  r  i  e  (fpr.  -warb'rih) 
ober  Baoarbife  (fpr.  -warbibf),  ©efchwätj. 

^aurtria,  3tamc  be*  301.  Blanetoiben. 

«Batiarla,  lat.  9iame  für  Bapern;  banach  auch 
für  ba*  Bapern  perf onifijieTenbe,  auf  Beranlafjung 
König  fiubmig*  t  auf  ber  Jberefienwiefe  bei  sl)cün« 
eben  errichtete  Äoloffalftanbbilb,  entworfen  unb  mo» 
belliert  von  2.  Pon  Scbwantbaler;  e*  würbe  pon 
^erbinanb  9Jliller  1844  —  50  in  Grj  gegoffen  unb 
9.  Ott.  1850  enthüllt.  Die  weibliche  ftigur  ift  20,6  m, 
ba*  Biebertal  9,5  m  hoch.  Die  Stärte  be*  Metall* 
ift  an  ben  untern  Stüden  l,s  cm,  an  ben  obern 
1,8  cm.  Da*  Grj,  im  ganjen87360  kg,  lieferten 
türf.  unb  norweg.  Kanonen.  (5ine  Jreppe  mit 
66  Stufen  führt  bureb  ba*  Jyufigeftcll  in  bie  gigur, 
bie  bi*  etwa  jur  6öhe  ber  Stäben  ausgemauert  ift; 

34 


Digitized  by  Google 


530 


Jöaoaroife  —  iöajtertamStnuS 


eine  »»eile  »on  58  Stufen  führt  »eiler  burcp  ben 
£al«  §um  Äopfe  empor,  »o  j»ei  33dnle  au«  6r» 
angebradjt  finb  unb  ctroa  8  ^erfonen  %Ua&  baben. 
Seit  bem  SHbobifcben  x olofj  (f.  ftoloft)  hatte  e£  bid 
bab.  in,  »a«  bie  ©röfsennerbältniffe  anbelangt,  in  ber 
Grjgiefcerlunft  niebtö  «bnlicbeä  gegeben. 

iöot)arotf c  (fr».,  fpr.  baroaröabf ),  »arme«  ©e- 
trdnt  au«  2Bafier,  Stpee  ober  audj  SDttldj  iBavaroiae 
au  lait),  bie  auf  geläuterten  3uderfirup  mit  Orange: 
blüten»afier  gegoffen  »erben;  aud)  ein  talter  ge* 
ftürjter  Creme  au«  SRabmfdmec  unb  grudjten. 

*öa»ar»  (93a  »at,  fpr.  ba»db),  öauptftabt  be« 
flanton«  99.  (127,i8  qkm,  18  ©emeinben,  17780  6.) 
im  ärronbiff  ement  3lw«ne«  be«  f  ran».  SDepart.  9torb, 
24  km  im  9f9t3B.  »on  3löe«ne«,  an  ber  Sinie  33alen: 
rienne«:2flaubeugesj&irfon  ber  ftranj.  Storbbabn, 
nabe  bem  »ur  Scheibe  gebenben  £ogneau,  bat  (1896) 
1789.  al«  ©emeinbe  1960  G.,  eifern  unb  Äupfer= 
inbuftrie,  3uderfabril  unb  SRarmorbrüdje.  —  33., 
ba«  alte  Bag&cum,  bie  öauptftabt  ber  Servier,  eine 
ber  »icbtigften  Stdbte  be«  93clgifd>en  ©allien«  in 
ber  röm.  Haiferjeit,  entbdlt  nod)  ^nfebriften,  SRefte 
»on  93dbern,  Ütqudbulten  unb  eine«  Stempel*. 

«oücüa  (ital.),  beutfdj  söafel  (j.  b.),  Hbfaü\ 
Jlod:,  glorettfeibe  (f.  Seibe);  aud?  HuSfd?up. 

fBaftcno,  Rieden  im  ffrei«  'tßallanja  ber  ital. 
$romm  Stooara,  am  »cftl.  Ufer  be«  Sago  SJlaggiore, 
gegenüber  ben  33orromeifd?en  3nfcln,  ÄuSgang«: 
punlt  ber  Simplonftrafce ,  bat  (1881)  725,  als  ©c= 
meinbe  2274  G.,  $oft,  Stelegrapp,  ein  fdjöne«  Sdblofe 
be«  Gngldnber«  ^enfrep,  ©ranitbrudje  (fdböne  ^elb- 
fpatfrpjtalle) ,  ©ewinnung  oon  ißor»ellant hon  unb 
Jtupferer»  f o»ie  febr  ftarlen  ftrembenoertebr. 

gto&ter,  Simon,  febweij.  Ingenieur  unb  Staat«: 
mann,  geb.  16.  Sept.  1825  in  (Spur,  befudjte  bie  polp: 
tedmifqen  Sdjulen  oon  SiarlSrube  unb  Stuttgart 
unb  »ar  1845—78  al«  Ingenieur  bei  vielerlei  93au= 
ten,  namentlid?  ber  graubünbnerifdjen  ©ebirg«: 
ftrafeen,  aud)  einigen  Gifenbabnen  tbdtig.  daneben 
»ar  er  öfter«  ÜRitglieb  be«  ©rofjen  Wate«  unb  ber 
Stanbe«tommiffion  »on  ©raubünben.  1863—78 
»ertrai  er  feinen  Manien  al«  9iationalrat  in  ber 
99unbeöoerfammlung.  1876—77  »urbe  er  als  eib= 

8enöffijd)erÄommiffarnad?bem»onbeftigem  ^Jartei= 
impf  bewegten  Äanton  Steffin  abgeorbnet,  »o  eS 
ibm  gelang,  9iube  unb  Drbnung  obne  2Bafienge»alt 
»ieberberjuftellen.  $jm  $e».  1878  »urbe  er  3)iit= 
glieb  be«  fdjroeij.  93unbe«rate«  unb  belteibcte  1882 
bie  Stelle  eine«  93unbe«prdfibenten.  1883—95  »irlte 
er  al«  fd)»eij.  ©efanbter  in  9lom.  Gr  ftarb  28.3an. 
1896  tn  33afel.  99.  fdjrieb:  «Sie  Strafen  ber 
Sd?»ei»»  (3ür.  1878). 

itfauiu<<,  Marcus,  unb  fein  ©eiftesuerroanbter 
9Jtd»iu«  (richtiger  3He»iu«),  j»ei  röm.  JBidjter« 
linge  unb  anmafeenbc  93crtleinerer  be«  öoraj  unb 
93irgil.  (9Jgl.  ©eifert,  De  Q.  Horatii  obtrectato- 
ribus,  in  ben  «Poetarum  latinorum  reliquiae»,  £pj. 
1830.)  93.  ift  »um  SEppu«  eine«  fdjlecbten  unb  an= 
magenben  SDidbter«  gemorben. 

>y  a  t>  o  et)  c  (frj.,  fpr.  ba»öfd)),  unfauberer  Slbbrud 
eine«  fiupferfticbS;  bauoebieren,  unfauber  ab= 
bruden.  [S)amenbüten). 
»attolet  (fr».,  fpr.  -»olleb),  9taden)d)leier  (an 
SBatoean,  3nfel  im  ^ieberldnbifdjen  Oftinbien, 
unter  5°  51'  18"  fübl  93r.  unb  112°  38'  52//  öftl.  £. 
»on  @recn»id> ,  in  ber  3a»afce  j»ifd>en  3a»a  unb 
93omeo  (f. bie 9lebenlartc  jur  Harte:  ÜJlalaiifdjer 
31rd;ipel),  18,5  km  lang,  11km  breit  unb  165  qkm 
grofe,  mit  66  Sfcorffcbaften  (jaoanifd?  flampong), 


bilbet  in  abmimfrratiDer  i>infid?t  einen,  unter  einen 
,  ?lfftftentrefibenten  gefteUten  Siftrüt  ber  3tefibent« 
fcfcaft  Surabaja  auf  Saoa.  SDie  SJewepner,  etwa 
|  30000,  finb  Ijjaoanen.  SDer  ßauptort  ift  Sang  las 
pura.  SDieim  allgemeinen  bugelige  fXnfel  ijt  niett 
unfruchtbar.  $ie  99obenerjeugnif|e  fmb  bie  »on 
3at>a.  93.  befiM  eine  eigentümlid>e ,  nirgenbmo 
anber«  im  3ubifd>en  Strd)ipel  »orlommenbe  ^irul- 
art,  Cerrus  Kuhlü,  fotoie  eine  Saffe  »on  ^Jferben, 
bie  fo  flein  finb,  bafe  fie  nur  »on  Äinbern  geritten 
»erben  fönnen.  SDuttb  ju  ftarte  SuSfubt  baben 
biefelben  in  legtet  3eit  jebod?  febr  abgenommen  unb 
broben  gam  auSjufterben. 

^atoerf,  93 ßb»  »on,  f.  93&bm  »on  93a»ert. 

$tagter  ober  3Rai^u|ja,  bebeutenber  plu^ 
an  ber  brit.  Sübläfte  »on  Neuguinea,  »abrfdVein: 
li*  ber  »eftl.  2Rünbung«arm  be«  ^iu  :KaH'r,  ift 
}»ar  burdj  JRiffe  unb  Sanbbdnte  an  feiner  üiüu 
bung  fcb»er  }ugdnglicb,  jebod;  »eiter  auf»drt«  fär 
3d)iffe  oon  500  t  fabrbar.  Cr  »urbe  1875  »om 
ÜJtifftonar  OTacJarlane  entbedt  unb  »um  Steil  1890 
»on  Sir  95).  ÜJtac©regor  auf«  neue  erforfdjt. 

«agter,  Wicbarb,  engl.  Stbeolog,  geb.  12.  92o». 
1615  -fu  9lo»ton  in  Spropfbire,  »ar  ^rebiger 
in  Äibberminfter,  1642  —  49  5>lblaplan  eine« 
inbepenbentifd^en  Regiment«  unb  tebrte  bann  }u 
feiner  frübern  ©emeinbe  »urfld.  »I«  1662  bie  Uni= 
formitdtSatte  erfd)ien.  mu^te  93.  [ein  9mt  »er: 
laffen  unb  gog  fia)  naep  Slcton  in  ÜKibblefer  jurüd. 
SDie  3nbulgenjerlldrung  »on  1672  gemattete  ibm 
»ieber  offen  Hieb  ju  prebigen;  er  ging  nad)  Sonbon, 
»arb  aber  1685  auf  ©runb  einiger  Stellen  feiner 
«^arapbrafe  be«  9leuen  Steftament«»  mit  ©elb:  unb 
©efdngni«ftrafe  belegt.  (Srft  bie  mit  bem  SRegie: 
rung«antritte9Bilbelm«lII.  burdjaefübrte  SDulbuna 
aller  prot.  Parteien  braebte  aud>  93.  iHube.  Qx  ftarb 
8.  2)ej.  1691.  Seine  93ebeutung  beftept  »um  Steil 
barin,  bap  burcp  ibn  in  ber  engl.  Stpeologie  ein  im 
Sinne  Slmpraut«  (f.  b.)  gemilberter  6aloini«mu« 
begrünbet  »arb,  nad)  ipm  93arteriani«mu«  ge: 
nannt,  »or  aUem  aber  in  feiner  9Birtfamleit  al« 
v ratuf eher  ©eiftlicber  unb  erbaulid)er  Sd)riftfteller. 
~)l  o  rf1  b^ute  »erben  »on  feinen  Scpriften  »iel  gelefen : 
«Reibrmed  Pastor»  (1656)  unb  »Tbe  Saints  ever- 
lasting  rest»  (öonb.  1653  u.  ö. ;  beutfd)  »on  ©erladj, 
6.  Slufl.,  fip».  1874;  in  abgefürjter  ©eftalt  »on 
93eder,3.3lu|t.,  <Dermann«burg  1878).  Seine  SBerfe, 
bg.  »on  Drme,  mit  93iograppie,  erfdjienen  in  23 
93dnben  (Öonb.  1827— 30l ,  au«ge»dplte  gei)tlid>e 
Sdjriften  in  beutfdjer  Überfettung  »on  ©erlad) 
(3.  3lufl.r  5  ©be.,  neu  bearb.  »on  Slau«,  Äarl«r. 
1884),  feine  Selbftbiograpbie,  bg.  »on  Sploefter,  al« 
aReliquiaeBaxterianae»  (Üonb.1696 ;  2.aufL  1713). 
—  93gl.  9Beingarten,  SDie  9ieoolution«tird?en  dng^ 
lanb«  (93erl.  1868);  93ople,  9tid>.  33.  (2onb.  1883); 
St)a»ie«,  B.,  preacher  and  prisoner  (ebb.  1887). 

iBaster,  iRobert  SDublep,  engl.  Stationalöfonom, 
geb.  1827  »u  SDoncafter  in  9)orffbire#  »irfte  al« 
sJln»alt  in  Sonbon  unb  »eiepnete  fut  burd}  eine 
bleibe  beadjten«»ertcr  »oU«»irtfd)aftlid?:ftatift.  Ux* 
beiten  au«.  Gr  ftarb  17.  9Jlai  1875.  93on  feinen 
Sdjriften  fmb  b«»or»ubeben:  «The  Budget  and 
Income  Tax»  (1860),  «llailway  Extension  and  Re- 
salts»  (1866),  «Taxation  of  the  United  Eingdom» 
(1869),  «History  of  English  Parties  and  Conser- 
ratism»  (1870),  «National  Debts  of  the  various 
States  of  the  World»  (1871),  «Political  Progresa 
of  the  working  classes»  (1871). 

©agteriattiemuS,  f.  33arter,  Äicbarb. 


Digitized  by  Google 


©at)  —  93a$er  (3o|.) 


531 


«an  (enßl.,  fpr.  beb),  SBucbt,  93ai  (f.  b.).  Uber 
bte  f  jortäbnlidxn  SB.  in  Srlanb  f.  Sita«, 
be,  ta\\).  Jbeolog,  f.  SBaju«. 

iöot)flbcrcn,  f.  SBajaberen. 

»anal,  3nfel,  f.  SBatan. 

©fttiamo,  Stabt  im  SO.  ber  ^nfel  Guba,  ncrt ■ 
(id)  ber  Siena  SWaeftra,  an  einem  fübl.  3ufl"lie 
be«  9tio  ßauto  unb  am  gleichnamigen  Äanale  ge* 
legen,  bat  (1887)  17  676  G.,  barunter  7575  Sdjmarje. 

iöatjarb  (fpr.  baiabr),  3ean  ftranfoi«  Älfreb, 
franj.  Jljeaterbidjter,  geb.  17.  3JMrj  17%  ju 
Gbarolle«im$epart.Sa6n^et:8oire,gabba«$Red}t«' 
ftubium  auf,  um  SBübnenbicbter  }u  werten ,  erntete 
aber  erft  mit  bem  1828  aufßefübrten  SBaubePille 
«La  reine  de  seize  ans»  SBetfall.  SB.  roibmete  fid> 
nun  befonber*  bem  SBaubetrille  unb  febrieb,  teil* 
allein,  teil«  mit  Scribe,  2Jce1e«pille,  3>umanoir, 
SBanberburcb ,  2)upert  u.  a.  bi«  ju  feinem  Tete 
225  Stüde  für  bie  $arifer  2beater.  Gr  ftarb 
19.  (Jebr.  1853  ju  SJJari«.  öerporjubeben  fmb  nodj: 
«Marie  Mignot»  (1829),  «Ma  place  et  ma  femme» 
(1830),  «La  grande  dame»  (1831),  «La  rille  de 
l'avare»  (1835),  «Le  gamin  de  Paris»  (1836;  in 
3>eutfd>lanb  al«  «Der  ^Sarifcr  laußenicbt«»  ein  be* 
liebte«  SHepertotreftfid),  «Moirond  et  Compagnie» 
(1836),  «Les  premieres  armes  de  Richelieu»  (1839), 
«Les  enfants  de  troupe»  (1840),  «Le  mari  a  la 
campagne»  (1844),  «Madame  de  Cerigny»  (1845), 
«Un  chateau  de  cartes»  (1848),  «Un  fils  de  famille» 
<1853).  2)ie  deinen  Stüde  SB.«  fmb  Poll  2Bife  unb 
(iebenätDürbioer  Saune,  au«ße$eicbnet  bureb  raffen 
<5ang  ber  £anblung,  aeiftretebe  Sdjürjung  unb 
fibfung  be-3  Jtnotens.  JB.*  «Theatre»  erfebien  mit 
Söorroort  Scribe«  in  $ari«  1855—59  (12  SBbe.). 

©atj«rb(ipr.bajabr),Spierrebu£errail,Seigneur 
be,  genannt  berlHttter  ebne  ,\utd)t  unb$a  = 
bei  (Chevalier  Bans  peur  et  sans  reproche),  geb. 
1476  auf  Sdjlofc  SBaparb  bei  ©renoble,  mürbe  burd> 
feinen  Dbeim,  ben  SBifdjof  ©eorge  bu  Imail,  er= 
sogen,  bann  $age  beim  iöerjog  pon  Sapopen  unb 
meßte  bie  Hufmerffamfeit  König  Karl«  VIII.,  ber 
tbn  tn  feinen  $ienft  nab.m.  ^n  beffen  unb  feiner 
jroei  9tacbfolger  langjährigen  Kriegen  fanb  SB.  un= 
unterbrochen  ©elegenbett,  feine  SBermegenljeit  unb 
TttterlidHtolje  91atur  ju  betbdtigcn.  So  »erfolgte 
er  1499  por  ÜJtatlanb  bie  fliebenben  geinbe  mit  fo 
blinbem  Ungeftüm,  tat';  er  mit  ibjten  jugleicb  in  bie 
Stabt  einbrang  unb  gefangen  mürbe,  dum  Öobn 
feine«  $elbenmut«  entließ  ign  Cubopico  uftoro  o^ne 
i'öfegelb.  SBerfibmt  fmb  feine  Sljaten  1509  por 
iBabua  unb  JBrefcia,  mo  er  eine  fdjmere  SBunbe 
empfing.  1513  tbat  er  in  ber  «Sporenfdjladjt»  bei 
(ühtinegate  2öunber  ber  Japferleit.  2>amal«  mar 
««,  fo  erjäblt  man,  mo  SB.,  von  Steinten  umftellt, 
auf  einen  pornebmen  Gngldnber  emfprenßte,  ibm 
ba«  Scbroert  auf  bie  SBruft  feftte  unb  ben  Pöllig 
flberrafebten  utr  Grgebung  jmang,  morauf  er  ibm 
fein  eißene«  SAroert  mit  ben  Sorten  überreizte: 
«3d>  bin  SB.  unb  Cuer  ©efangener,  »ie  3b.r  ber 
meinige.»  Ter  tede  Streid),  peiftt  e«,  babe  ib^m 
oudj  ljier  SBefreiunß  obne  Ööfeaelb  ßebraebt.  Unter 
axm\s  I.,  ber  ibn  jum  Stattbalte r  ber  Tauvbtne 
«bob,  eröffnete  SB.  ben  neuen  Ginfall  in  Italien 
ßlorreiä  mit  bem  Buge  tur.t  bieSHlpen,  auf  bem  er 
Srotoei  Golonna  (f.  b.)  ßefanßen  nabm.  Tanad? 
«dmpftc  er  au  be«  Äönig«  Seite  bei  2Jtarignano 
mit  foldier  Sapferfeit,  caf;  ber  ritterliche  junge 
^Dlonard)  nadb  bem  Siege  fid>  felbft  Don  ibm  al« 
bem  größten  SHitter  ber  Nation  ben  5Ritterfd*lag  er» 


teilen  liefe.  (SBerübmte«  Dedengemilbe  t>on  jjraao  = 
narb  im  Souorefaal.)  9<odj  größere  Qfyxt  bradjte 
SB.  1521  bie  belbenmütige  SBerteibigung  ton  sJJl^ 
jiere«  gegen  Äarl  V.  $n  bem  für  bie  tjramofen 
unßlüdlidben  §elbjuae  ßeßen  Äarl  V.  in  ber  2om= 
barbei  tourbe  er  auf  bem  diüdjuße  bei  ®attinara 
burd?  eine  Äugel  töblidj  oermunbet  (30.  ?Ipril  1524). 
Seine  Cetebe  fiel  in  bie^dnbe  ber  fiaiferlidjen,  toarb 
aber  Don  biefen  ben  Jranjofen  au«geliefert  unb  in 
einem  3Rinoritentlofter  bei  ©renoble  beigefeltt.  3" 
SB.  erfdbeint  am  3Iu«gang  be«  9Jlittelalter«,  ©iellei*t 
mit  mantber  legenbarifeben  3lu«idjmüdung,  nod) 
einmal  eine  ©cjtalt,  melcbe  bie  ^beale  ber  {Veuba-- 
litdt,  ftürmifd?e  unb  tod)  formoolle  Japferfeit, 
Iörperlia>e  Sdjönb,eit,  Äraft  unb  ©emanbtbeit,  Gbr= 
liebe,  ©rofemut  gegen  bie  SBefiegten,  Jreue  gegen 
ben  2eljn«ljerrn  unb  bie  ^reunbe  unb  jartfinntge 
©alanterie  gegen  ba«  feböne  ©efd?(ed?t  tn  fidb  Per^ 
einiat.  3n  9){^jiere«  mürbe  ibm  1893  ein  Stanbbilb 
errieptet.  —  SBßl.  La  tres  joyeuse,  plaisante  et  re- 
creatiue hystoire,  composee  parle  loyal  seruiteur, 
des  faiz,  gestes,  triumphes  et  prouesses  du  bon 
cheualier  sans  paour  et  sans  reprouche,  le  gentil 
seigneur  de  Bayart  (^ßar.  1527;  in  fielen  neuen 
3(u*ßaben,  unter  anberm  pon  Vornan,  ebb.  1878); 
6b,ampier,  Les  gestes,  ensemble  la  uie  du  preulx 
du  cheualier  B.  (ebb.  1525;  neue  8u«gabe  1872), 
bereit*  biftor.  SRoman;  Delanbine  be  l'G«prit,  His- 
toire  de  B.  (ebb.  1842);  $oirier,  Vie  de  B.  (ebb. 

©ööaroeber,  f.  ©eberpößel.  [1889). 

®at)ö*et,  f.  SBajafib. 

*at)  <>  itn  (fpr.  beb  feittt),  JÖauptftabt  be*Sountp 
SBap  im  norbamerif.  Staate  sülid?ißan,  an  ber  vJJlün= 
bunß  be«  Saßinaro  in  ben  öuronfee,  SBeft:SBap<Gitp 
(f.  b.)  ßeßenüber,  ift  1836  ßeßrünbet,  batte  18G0: 
1583, 1880:  20693  unb  1890:  27  839  eine  %n- 
jab.1  fdjöner  Dffentlicber  ©ebfiube  unb  gute  Siöajjer-- 
roerfe.  ßanbel  unb  j^nbuftrie  Ttnb  lebhaft  unb  beruben 
bauvtiäitlidj  auf  Saljgeroinnung  unb  öoljfdgerei. 

Oa^cumttiurxel^  bie  au«  Sübamerifa  in  ben 
3)roguen^anbel  gebrachte  SBurjel  ber  ju  ben  fluni 
bagineen  gebörtgen  Statice  brasiliensis  Boisn. 
Tie  SB3are  leitebt  au«  0,s — 2  cm  biden,  (nolligeu 
Stüden,  mit  febroar^er,  gemunbener,  rifftger  SHinbc. 
Slufser  im  Cuerfdjnittc  erfebeint  bie  SIBunel  bunteh 
braun,  gldnjenb  unb  Idfit  eine  bcutlicbe  rabiale 
Änorbnung  ber  ©effifobünbel  erfennen.  5Wan  U- 
nutit  bie  SB.  in  Jtnu  vifa  mit  au«ge)eicbnetem  Grfolg 
al«  SBerubigung«mittel  bei  vJRenftruation*fcbmerjen. 

»arjetttbaf,  ^abritort,  ju  Köln  a.  :Hb.  gehörig. 

üöarjcr,  iöieronpmu«  >b.  faul  pon,  9iecbt«: 
lebrer,  geb.  21.  Sept.  1792  ju  9iauri«  im  Saljbur» 
gifdjen,  rourbe  1818  Sßripatbocent  ber  9ted?te  an  ber 
UniperfttdtSanb«but,  1819  unter  gleicbjeitigerS?tuf' 
nabme  in«  Sprucblollegium  aufeeror».,  1822  orb. 
Shrofeffor;  1826  ftebelte  er  mit  ber  Uniuerfitdt  pon 
Sanb*but  nacb  üDJüncben  über.  1853  mürbe  er  jum 
bapr.«eid?«rat  ernannt.  SB.  ftarb  13.3ult  1876  in 
2llündjen.  Gr  fdjrieb:  «über  bieilnberung  be«Älag= 
HbelI«»(2anb«l?.18l9)/«SBortrageüber  benbeutieben 
gemeinen  orbentlidjen  Gtoilpr  o  jefe»  (10.21  ufl. ,  5)1  und). 
1869),  «Jbeorie  ber  fummarifcben^roaefje»  (7.Äufl., 
ebb.  1859),  «Übeorie  be«  Honfur^projelK«  nach  ge* 
meinem  iHedbte»  (4.  äufl.,  ebb.  1850;  2.»bbr.  1868). 

QtatKr,  3ob.,  «ftronom,  geb.  1572  m  9iain  in 
SBapern,  geft.  1660  al«  iMed)t*anroalt  in  3lug*burg, 
lieferte  in  feiner  «Uranometria»  (2Iug«b.  1603;  Ulm 
1607  u.  1635)  auf  51  SBldttern  bie  erften  PoUftdnbigen 
unb  jroedmafeig  angelegten  $>immel*!arten,  bie  er 

34* 


Digitized  by  Google 


532  ©Qijcr  (fort  Robert  ©i 

bann  in  ber  «Explicatio  caracterum  aeneis  tabulis 
insculptoram»  ( 3lug3  b  •  1654)  erlduterte.  93.  bat  burch 
feine  Karten  mehr  Orbnung  unb  geftigteit  in  bie 
21  ftrognofie  gebracht,  inbem  er  bie©tenjenbcr  Stern= 
bilber  genauer  bestimmte  unb  bie  T»orjüfltxd>ften 
6terne  nicht  mehr  burdj  tarnen  au*  bemÖriednfdjcn 
unb  Slrabifcben,  fonbern  burd)  bie  93ucbjtaben  be* 

! riech,  unb  röm.  2llpbabet*  fo  bejeichnete,  baß  bie 
eüften  6terne  jebe*  Sternhilbe*  immer  bie  erften 
htcbftaben  be*  3llph abet*  erhielten.  3)iefe  ©cjeid?- 
nung  ift  bi*  auf  bie  neuefte  ;\cü  beibehalten  roorben. 

tHancr ,  Karl  Stöbert  Gmmericb,  SRomanfcbrift' 
fteüer  unter  bem  ^feubonom  JRobert  93or,  geb. 
15.  Äpril  1835  ju  33regenj,  rourbe  in  ber  SPtutrax* 
atabemie  ju  2öiener*9teuftabt  erjogen,  1852  &uja* 
renleutnant  in  SRailanb,  1859  Sttttmeifter  unb  im 
ital.  $elbjuge  ©eneral)tab«offijier,  nabm  1862  ben 
3lb)"cbieb  unb  lebt  feitbem  al*  Scbriftfteller  in  feiner 
9Jaterftabt.  Ginigen  militär.  Schriften  folgten  jahl-' 
reiche  Romane,  unter  anberm  «Gin  beutfebe*  ©rafeiv 
bau«»  (3  löbe.,  93erl.  1866),  «3)er  Kampf  um*  $a* 
fein»  (5  93be.,  3ena  1869;  2.8up.  1872),  «Sphinr» 
(3  93be.,  93erl.  1870).  «Sluf  abtöüffiger  Jöabn» 
(4  23be.,  ebb.  1872),  «Öaroen»  (3  93be.,  £pj.  1876), 
«@ita»  (493be.,  ebb.  1877),  «Sine  geheime  3)eDefcbc» 
(3  93be.,  3ena  1880),  «Sefam»  (2  93be.,  Stuttg. 
1881),  «Unoerföhnlia>(393be.,  3enal882),  «2pbia» 
(Stuttg.  1883;  2.  »ufl.  1885),  «Snbor»  (3  93be., 
3ena  1883),  «Soll  icb>  (2  93be.,  ebb.  1884),  «Gaftell 
Urfani»  (3  53be.,  ebb.  1885),  «$ora»  (2  93be.,  ebb. 
1886),  «Sttlla  üJliraflor»  (ebb.  1886),  «3rrroifd>e» 
(8  93be.,  ebb.  1887),  «©albibpll»  (Stuttg.  1889), 
«$cr  ©eg  jum  ©lüd»  (3  93be.,  ebb.  1890),  «SBoju?» 
(2  93be.,  ebb.  1891),  «ein  ftolje*  öerj»  (3ena  1891), 
«ffiaijenmäbdjenbaar»  (2  93be.,  93erl.  1891),  «Slqua: 
rellc»  (2  93be.,  ^cna  1892),  «iHutfcbepeter»  (2  33be., 
Stuttg.  1892),  «3)er  Güenrourm»  (2  93be.,  ebb.  1894), 
«Sternfcbnuppen»  (2  93be.,  3ena  1897).  »ei  ben 
Eingriffen  Jbebrid)*  auf  feinen  Sdjroager  Sllfreb 
SReißner  (f.  b.)  trat  93.  für  ben  lefctern  ein. 

**ancr,  Konrab,  Scbacbfpteler,  geb.  10.  9ioo. 
1828,  iHedjtäanioalt  in  Olmüfc  unb  Setretär  ber 
bortigen  £>anbel*:  unb  ©eroerbelammer,  förberte  bie 
^roblemfunft  burd)  oorjüglicbe  Kompositionen,  von 
benen  Diele  bei  ^rei*au$)cbreibungen  bic  erften  3Jrfi= 
mien  errangen.  93.  bat  im  ganjen  etwa  900  Probleme 
lomponiert.  Gr  ftarb  20. 6ept.  1897. 

tttacqer,  Sbolf  oon,  Gbemifer,  Sobn  oon  3o* 
bann  $atob  93.,  geb.  31.  Ott.  1835  ju  33erlin,  ftu* 
bierte  in  93erlin,  öeibelberg  unb  ©ent  vHbof»t  unb 
Gbemie,  habilitierte  [ich  1860  in  93erlin,  mürbe  bar: 
auf  Cebrer  ber  organifeben  Gbemie  an  ber  93erliner 
©eroerbeafabemie,  1866  außerorb.  «ßrofeffor,  1869 
Vebrer  ber  Gbemie  an  ber  Kriegsatabemie,  1872  orb. 
^Jrofeffor  ber  Gbemie  in  Strafeburg;  1875  fiebelte 
er  al«  Wadjf olger  iMebig*  nad)  3Ründ)en  über,  roo 
unter  feiner  Leitung  ein  neue*  großartige*  Sabora- 
torium  erriebtet  rourbe.  1885  rourbe  er  r>on  ftönig 
^ubmig  11.  in  ben  erblid>en  3lbel*ftanb  erhoben.  93. 
bat  f»(b  burth  mehrere  midjtige  Sntbedungen  auf 
bem  ©ebiete  ber  organifeben  (themie  einen  bebeu* 
tenben  tarnen  gemacht  unb  gilt  mit  Siecht  für  ben 
bebeutenbften  lebenben  Jörbcrcr  ber  ehem.  Spnthefe. 
Seine  93efcbäftigung  mit  ben  flonbenfation*pro; 
butten,  bie  burdb  Ginmirfung  »ou  3llbchpben  auf 
Moblenmafferftoffe  unb  Phenole  unb  hefonber*  oen 
^btbaliÄureiSlnbpbrib  auf  Phenol«  unb  Drppbenole 
entfichen,  führte  jur  Gntbedung  eine*  grünen  5jarb= 
ftoff«,  be*  Göruletn*,  unb  eine*  frönen  roten  tjart* 


meric$)  —  93a9cr=S8ürcf 

ftoff*,  be*  Gofin*.  ferner  gelang  ihm  bie  fünftliche 
Spntbefe  be*  ^nbigoblau*,  unb  jmar  in  folcher 
Acxm,  baß  fte  praftifcb  im  großen  ausgeführt  »er* 
ben  lann.  93ei  ber  Slebultion  oon  3«biöo  burch 
8inlftaub  entbedte  93.  ba*  Snbol.  »uch  tourbe  in 
93.*  öaboratorium  1868  oon  ©raebe  unb  2ieber» 
mann  bie  (ünftliche  ü)arfteUung  be*  Arapprot*  au* 
Steinfohlenteer  unb  1877  oon  Otto  fttfeber  ba* 
93ittcrmanbelölgrün  entbedt.  3«  neuefter  3cit  ifl 
93.  auf  bem  ©ebiete  ber  Stercodpemte  tbfltig. 

^aener,  Johann  >ilcb,  preuß.  ©eneralleut* 
nant  unb  ©eobät,  geb.  5.  SRoo.  1794  ju  aHüggel*» 
heim  bei  ©öpenid,  befuchte  ba*  3oad)imstbalfcbe 
©pmnajium  ju  93erlin,  trat  1813  al*  freiwilliger 
Säget  heim  3.  Dftpreuß.  3nfantcrieregiment  ein 
unb  nahm  an  ben  gclbjügen  oon  1813  unb  1814  teiL 
Siach  bem  ^rieben  jum  ©pmnanum  iurüdgelehrt, 
trat  er  hei  9Bieberau*hruch  be*  Kriege*  1815  oon 
neuem  in  bie  SIrmee,  mürbe  al*  Selonbeleutnant 
bem4.9(hetn.Sanbmehrregimcut  jugeteiltr  blieb  nun 
Solbat  unb  befuchte  bie  oon  ©neifenau  tn  Robleni 
eingerichtete  Kriegsfdjule.  93.  rourbe  1821  burch 
©eneral  oon  SDlüffling  »ur  SHenftleiftung  bei  bem 
topogr.  IBureau  be*  ©eneralftab*  (ommanbiert 
unb  blieb  feitbem  im  ©eneralftab,  roo  er  1823 
jum  ^remierleutnant,  1826  jum  Hauptmann  be* 
förbert  rourbe.  311*  1829  auf  Anregung  Äußlanb* 
bie  9lu*fübrung  einer  Triangulation  in  Oftpreußen 
jur  93erbinbung  ber  preuß.  unb  ruff.  5)reied*fctten 
befchloffen  rourbe,  nahm  93.,  unter  ber  Oberleitung 
be*  3lftronomen  93effe(,  al*  93eaufrragter  be*  ©ene* 
ralftab*  1831—36  an  biefen  Arbeiten  teil.  2)a* 
Grgebni*  ber  beiberfeitigen  Arbeiten  ift  niebergclegt 
in  bem  SBerfe  «©rabmeffung  in  Oftpreußen  unb 
ihre  Serbinbung  mit  preuß.  unb  ruft.  SDreied** 
retten;  ausgeführt  oon  JBeffel  unb  93.»  (93erl  1838). 
1836  rourbe  93.  ÜJlajor  unb  erhielt  1843  bie  fieitung 
ber  trigonometr.  Abteilung  be*  ©eneralftab*.  1845 
rüdte  er  jum  Oberleutnant,  1848  jum  Dbeijt, 
1852  jum  ©eneralmajor  auf.  93on  ben  miffenfehaft* 
liehen  Arbeiten  ber  triaonometr.  Abteilung  ftnb  au* 
jener  3eit  heroorjuheben:  oS)a*  Slioellement  «oi* 
fdjen  Sroinemünbe  unb  93erlin»  (1840),  »2>ie  ftüften-- 
oermeffung  unb  ihre  9krbinbung  mit  ber  93erUner 
©runblinic»  (93erl.  1849),  «2)ie  9Jerbinbungen  ber 
preuß.  unb  ruff.  2)reied*lcttcn»  (ebb.  1857).  1858 
unter  Ernennung  jum  ©eneralleutnant  }ur  2 i;-po- 
fition  geftellt.  roibmete  fid?  93.  auch  fernerhin  roiflen* 
fcbaftlichen  Arbeiten  unb  fchrieb  unter  anberm: 
«Über  bie  Strahlenbrechung  in  ber  9ltmofpbdre» 
(^JeterSb.  1860),  «über  bie  ©rdße  unb  Äigur  ber 
Grbe»  (93erl.  1861),  «3>a*  ÜWeffen  auf  ber  fpbäroibi' 
fchen  (Srboberfläche»  (ebb.  1862).  3n  berfelben  Seit 
fanb  ber  oon  93.  gefaßte  $lan  einer  ganj  SRittel- 
europa  umfaffenben  ©rabmeffung  bie  ftaatliche  3u* 
ftimmung,unb  auf  Ginlabung  Greußen*  traten  1862 
bie  meiften  mitteleurop.  Staaten  bem  Unternehmen 
hei,  ba*  fich  f<hon  1867  }u  einer  europ.  ©rabmeffung 
errociterte.  33.  rourbe  1865  jum  ^Jräfibenten  be*  in 
93erlin  gebilbeten  «Gentralburcau*  ber  europ.  ©rab= 
meffung»  ernannt.  3»"  roeitern  3lu*bau  bc*fclben 
rourbe  1869  ba*  «©eobätifche  3nftitut»  }U  93erlin 
errichtet  unb  93.  ju  beffen  s^räfibcnten  ernannt.  93. 
ftarb  11.  Sept.  1885.  —  93gl.  »ftron.  91achricbten, 
93b.  112  (Kiel  1885);  3cttfchrift  für  9krmefiung** 
rcefen,  93b.  14  (otuttg.  1885). 

'■Hauer  ^üref,  SJtarie,  Schaufpielerin,  geb. 
30.  Ott.  1820  ju  ^Jrag,  Sodjter  be*  Schaufpicler* 
jriebr.  93aoer  an  ber  bortigen  93ühne,  gehörte  ber* 


Digitized  by  Goo 


Digitized  by  Google 


(ER  N  I. 


F.  A.Bmckhjtiu'  Gmgiv  «rtlit.  Aa*t*Jt,I,*tp*ig. 


©agerbie&en  —  Samern  (Oberfläcf>engeftaltung) 


533 


f elben  1836  —39  glcidjfall*  an,  tarn  bann  an«  f  önigl. 
jb< ater  ju  äannouer,  1841  an  ba*  ju  2>re*ben,  roo 
fte  1849  ben  Sdjriftfteller  Dr.  »ug.  SBürd  beiratete. 
Seit  1863  ift  fte  ©attin  bei  Oberftleutnant*  von 
galtenftein.  $n  oen  erften^abren  berSaubefdjen  Si« 
reftion  war  fte  regelmäßig  ©afl  be*  Siurgtbeater* ; 
ibre  fcero  gewann  biet  1851  ©rillparjer*  a2De* 
Ojleere*  unb  ber  Siebe  Söellen»  bem  ^Repertoire. 
Saube  vübmtc  ihr  vor  allem  ba*  Sbenmafe  nad). 
Slnmut,  3"nißteit,  oft  mdbcbenbafte  9laioetät,  eine 
fanfte,  roobllautenbe  Stimme,  mafjoolle  Sarftel« 
lung*»eife  verfdjafften  ihr  al*3ulia  in  «Womeo  unb 
3ultan,(i)retd}en,üuifeinaÄabaleunbi'iebe»,Ceonore 
in  «STaflo»,  Marianne  in  «Sie  ©efdnuifter»,  (tmilia 
©alottiunbtnäbnlid)eniHolIengrofie(5rfolge.Spdter 
trat  fte  in*  Ältere  ©batalterfad)  über,  roo  fte  in  tiefem 
ftrauendjaratteren  bei  feinen  Suft*  unb  bürgerlidjen 
Sdjaufpiel*  glänjte.  [f.  Siefeen,  3Jb.  17. 

©nticrbicwcu,  Dlarftfleden  in  Dberbapern, 

>ört ocrlc,  gul.,  iHlbbauer,  geb.  1826  in  7:: -vi 
borf ,  befudue  bie  bortige  SUabemie  unb  bilbete  ftd) 
unter  ©eert*  in  Söwen  weiter  au*.  6r  unternabm 
hierauf  Stubienreifen  unb  leptte  bann  nad)  Süfjel« 
borf  jurüd,  roo  er  feit  1849  ftd)  Sdjaboro  anfdjlofe. 
3unäd?ft  uollenbete  er  eine  5Heipe  uon  SBerten  reli« 
giöfen  3npalt*,  fo  eine  Sreujigungägruppe  für 
3Befel,  o'luDtuv  unb  bie  Slpoftel  für  Krefelb,  eine 
Iii  ab  onn  a  für  Sigmaringen.  'Tu-  fpätern  Seiftungen 
be*  äünftler*  waren  metft  6tanbbilber  unb  i'ionu 
mentalflulpturen  für  35aulid)teiten.  öeruorragenb 
ift  ba«  Monument  be*  Äurfürften  -\ob.  Sigi*munb 
füt  ßleoe  (1861)  unb  ba«  für  bie  Stabt  ÜNül« 
beim  a.b.jRubt  au*gefügrteSiege*bentmal(1873). 
93.  ftarb  8.  2lug.  1873  ju  Süffelborf. 

©aucrn  (bierju  bie Äarten:  dauern  [gefd)id)t« 
lid)e  entnndlung]  unb  33apern  I,  II.  6.  aud) 
bie  Karte:  (»IfafpSotbringen  unb  53aprifd)e 
9ibeinpfalj),  Äönigreid),  ber  jmeitgröfete  6taat 
be*  Seutftben  iHeid)*,  bat  einen  ©efamtflädjen- 
inbalt  pon  75864,65  qkm  unb  jerfällt  in  jwei  räum= 
lieb  weit  getrennte  unb  an  ©röfee  fer>t  perfdjiebene 
Sanbe*teile,  ba*  Sanb  imCften,  ben  toeitau*  großem 
2  eil  (ÜB.  redjt*  com  9tpein),  unb  bie  $faU,  Unfd  Pom 
Sipein  (aud>  9ibeinbapern  genannt).  Sa*  &aupt= 
lanb  bebnt  ftd?  au*  alö  ein  in  norbtocftl.  iHicbtung 
(anggeftredte* ,  nacb  ben  Seiten  uorfpringenbe* 
SSiered  jimfcben  47°  16'  unb  50°  33'  nörbl.  Sir.  unb 
iroifdjen  8°  59'  unb  13°  50'  öftl.  2.  pon  ©reenroid) 
unb  ift  69927,6?  qkm  grofe.  Sie  $falj  liegt 
iuüfdjen  48°  58'  unb  49°  49'  nörbl.  33r.  unb  7°  4' 
bi*  8°  30'  öftl.  2.  pon  ©reenloid)  unb  ift  5937,oe  qkm 
grofe.  Sa*  vtauptlanb  grenjt  im  91.  an  ba*  flönig* 
teid)  SadMcn,  tfürftentum  SHeufe,  Sad)fen=Goburg« 
<$otba,  SadMetv-DJeining/n,  £ad?fen  Weimar  unb 
an  bie  preufe.  ^Jrooinj  öeffemStofiau,  im  SB.  an 
Jöeften,  33aben  unb  SBürttemberg,  ift  im  D.  unb  im 
6.  uollftdnbig  von  Cfterreid?  umfaßt,  mäbrenb  bie 
^Jfalj  im  s)l.  »on  Reffen,  im  2ß.  »on  Wbetnpreufeen, 
im  6.  oon  GlfafcSotbringen  umgeben  unb  im  D. 
burd)  ben  SRbein  oon  Öaben  gcfdjteben  mirb.  Sie 
(Srenjen  werben  fteUenmetf  e  burd)  natürlidc  Scbeibc; 
(inien  gebilbet,  fo  beim  öauptlanbe  im  S^l*.  burd? 
bie  3ller,  im  S.  burd)  ben  SJobenfee  unb  bie  SUpen, 
im  0.  burd?  bie  Saljacb,  ben  ^nn  unb  $öbmer  SBalb, 
im  31.  teilmeife  burd)  ba*  ^idbtelgebirge  unb  ben 
5ranlcnn?alb;  im  bilben  iHbön ,  Speffart  unb 
^antenböbe  teiltoeife  örenjgebirge. 

3n>ifd?en  bem  nörblidpften  Crte  glabungen  unb 
ber  Salbentoanger  Sllpe  bei  Dberftborf  im  S.  ift 


ein  Slbftanb  von  340  km,  roäprenb  bie  ßntfernung 
uon  Äabl  in  Unterfranfen  im  38.  pon  ber  dufcerften 
Oftgrenje  unlueit  2Begfd?eib  in  9lieberbapern  330  km 
betrdgt.  3)ie  3*itbiffeTens  |roifd)en  0.  unb  20. 
be*6auptlanbe*  beträgt  17  9)tinuten  186efunben, 
jnjiftben  D.  be*  ^auptlanbc*  unb  SB.  ber  ^Jfalj 
24  ÜJKnuten  16  Selunben. 

Oberflddjeitaeftaltunfl.  ^m  S.  erbeben  ftd)  bie 
legten  2lu*läufer  ber  nörbl.  Äalfalpen  (f.  Oft- 
alpen C)  mit  ber  äugfpiM  (2968  m),  bem  pöcbften 
Sierge  2>eutid)lanb*.  3m  91.  berfelben  breitet  ftd) 
bie  6d)mäbifd):33aprifd)e  (Oberbeutf d)e) 
öodjebene  au*,  burd)  Saljad)  unb  3nn  com  öfterr. 
etufenlanb  abgefdjloffen.  Üluf  ibr  lafen  ftd)  3  3onen 
unterfd)eiben:  bie  Ü)l  ordnen«  ober  Seelanbfdpaft,  bie 
ftd)  unmittelbar  am  ftufce  ber  2Hpen,teilroeifejn)tfd)en 
beren  3»«iflc  bineingreifenb,  lagert,  650—975  m 
bod;  ift  unb  bie  Äefiel  uon  Cberftborf:6ontbofeu 
unb  ber  obem  SBertad),  bie  (Ebene  pon  Hüffen, 
Sd)ongau,  bie  pon  Simmer «  unb  SBürmfee  auf« 
lodrt*  bi*  jum  Staffel«  unb  Äodjelfee,  bie  Gbene 
be*  3nn  um  Siofenbeim,  bie  be*  Sbiemfee  unb  ben 
Saljburgcr  Jbalfeffcl  umfaßt.  3)ie  parallelen  3üge 
ber  Snbmordne  bilben  bie  nörbl.  (Brenge  gegen  bte 
mittlere3one.  2)iefe  oft  tt>u,nberfd)ön  geformte, jebod) 
»um  Ztil  ifnf  ruebtbare  Serraff  enlanbf  djaf  t,  4—600 m 
pod),  entbdlt  bie  6bene  von  Flemmingen,  ba*  Scd)« 
felb,  bie  Gbenen  pon  3Jlüblborf,  ÜKfindien,  Braunau 
unb  $oding.  Sie  britte  3°n*  fle^t  bi*  jur  Sonau 
unb  umfaßt  imSB.bie  großen  Sonauriebeunb  ü)ioor« 
ftreden,  im  D.  einen  dufeerft  fruebtbaren  2eil  9lieber» 
bapern*.  bie  Jtornfammer  be*  Sanbe*. 

$urd)  bie  SWitte  9lorbbapem*  siebt  ber  $rän« 
fifd)e  ourar  bi*  an  bie  SBörnifemünbung  pin  bie 
Sonau  begleitenb  unb  pon  ba  erft  in  norböftl. 
vJlid)tung  bi*  9tegen*burg ,  bann  norbmeftl.  )Ki<b-- 
tung  )n)ifcben  9tebni|  unb  9Iaab  bi*  jum  ll'iaiu 
jiebenb.  ,\cn»cu  be*  3Rain*,  nörblid)  Pom  ouro, 
erbebt  ftd)  ber  ©ebirg*ftod  be*  ?fid)telgebirge« 
mit  Sd?neeberg  (1051  m)  unb  Dd)fen!opf  (1023  m). 
33on  biefem  ftnoten  »iebt  ftd)  burd)  bie  öftl.  Ober« 
pfalj  unb  ben  nörbl.  Steil  91ieberbapern*  in  füb« 
öftl.  Stiftung  bi*  an  bie  Sonau  ber  3)öbmer 
3üalb  (f.  b.),  füblid)  vom  Kegentbal  »aprifAer 
Süalb  genannt,  mit  bem  Slrber  (1458  m).  $m 
31SB.  be*  ^icbtelgebirge*  frreidjt  ba*  ^ocbplateau 
be*  Atantc nmalbcs  bem  Düringer  SBalb  ju, 
nid)t  über  800  m  bod).  $n  ber  nörblicbften  6de 
erbebt  ftd)  bie  £obe  Wbön,  grö&ernteil*  33.  an« 
gehörig,  mit  ber  OJrofien  SBajferluppe  (950  m)  unb 
bem  Kreutberg  (930  m).  Süblid)  pon  ber  iHbön,  jen« 
feit  ber  Sinn  in  ber  legten  fübl.  Äu*biegung  be* 
Diain*  ift  ber  roalbreiebe  Speffart  eingebettet, 
mit  bem  ®eier*berg  (585  m).  Sinl*  Pom  sJ)tain 
bat  3).  mit  bem  ©ebiete  oon  SKmorbad)  nod)  Anteil 
am  Dbenroalb.  2ln  berSBeftgrenjeiDlittelfranfen* 
bilbet  bie  (jrantenböbe  bie  ^ortfefcung  be*  fdjon 
in  SBürttemberg  beginnenben  iDöbenjug*,  ber  am 
Urfprunge  ber  sauber  unb  SBörnitt  feine  böd>ften 
lirbebungen  (bi*543m)  bat,  bi*  jur  3lifcb;  jenfeit 
biefer  erbebt  ftd)  ber  Steiger malb  in  fanfter  iUn 
fteigung  (bi*  500  m)  bi*  jum  Wlaxn  bin;  nörblid) 
be*felben  bilben  bie  Mar,  berge  bi*  jur  ^rdntifcben 
Saale  bie  letiten  91bfd)ttitte  biefe*  ööbenjua*.  3n 
ber$faliftreid)t  burd)  bie  ganje Sänge  ba»  garbt« 
g  e b  i  r  g  e ,  f djroff  von  ber  ^Ibeinebene  auf fteigenb  mit 
bem  ©rofeen  Halmit  (681  m)  unb  Äleinen  fialmit. 
Nörblid)  »on  ber  &axot  erbebt  ftd)  ber  ©ebirgeftod 
be*  Sonner*  berge*  mit  bemftönig*ftubl(700  m). 


Digitized  by  Google 


534 


Stovern  (®eologifcf>e3.  ©eroäfferuncj) 


(Eigentliche *  I in lanb  bat  33.  nur  in  ber  iRbctnebene 
ber  Pfalj,  toäbrenb  bie  taum  untet  300  m  9Jleeres* 
höbe  berabfmfenbcn  glufet^äler  bes  öauptlanbes 
als  9lieberungen  $u  bezeichnen  fmb. 

©eotogtfdjed.  Die  geolog.  93cfcbaffen(>eit  bes 
öauptlanbes  ift  oerbdltnismdpig  einfach.  2aö  ganze 
Sanb  von  ben  Oliven  bis  jut  Donau  ift  gebilbet aus 
3*1* teu  tertiärer  (fntftebung  (2Rolaffe),  bie  aber 
großenteils  oon  biluoialer  9(agclflub,  alluoialen 
©efcbicben  unb  SWoor*  unb  Storf  lagern  überbedt 
fmb.  Urgeftein  (©neis  unb  feiten  ©ranit)  bilbet  ben 
ÜBöbmer  unb  Söaprifdjcn  SDalb,  baS  fticbtelgebirge, 
ben  Dbenwalb  unb  ben  ©cften  bes  Speffart.  3m 
j^ranlcnroalb  finb  paläoioifdje  ©Übungen  (Sthon« 
Idjtefer,  ©rauwaden,  Silur  unb  Deoon)  üorberrs 
fdjenb.  Steinloblen  finben  fid)  nur  bei  6todbeim 
unb  SReit (dj  im  »hantenroalb  unb  bei  (hbenborf  im 
fticbtelgebirge.  Der  ganjc  ftriinlifdje  3ura  ift  ju» 
fammengefe&t  aus  juraffifcben  Schiebten.  3»»fd?cn 
ibm  unb  ber  Uraefteinjone  bes  Schmarzmalbes, 
ObentoalbeS  unb  Speffart  breitet  fich  bie  JriaS  au«, 
unb  jroar  ücupcr  befonbers  in  ÜRittelfranlen,  bem 
Stcigcrioalb  unb  ben  Haßbergen,  in  fcbmalem 
Streifen  auch  längs  beS  Sommer  SBalbeS  unb  Jidjteb 
aebirges.  9Jtufd>eltalt  nimmt  ben  größten  'Zeil  von 
Unterfranlen  ein,  toäbrenb  ber  33untfanbftetn  im 
Speffart  unb  ben  baran  anfchliefeenben  Steilen  oon 
Unterfranfen  große  ©ebiete  bebedt.  3un0<tuptioe 
©efteine  bilben  bie  ©runblage  beS  MhöngebirgeS, 
treten  aber  fonft  nur  ganz  vereinzelt  im  f>aupt» 
lanbe  auf,  j.  93.  in  ber  söai'alttuppe  bes  Kulm. 

Die  9tyemebene  ber  Pfalz  ift  als  eine  Jertiär» 
bilbung  sit  betrachten.  Ten  öauptbeftanbteil  bes 
£>arbtgebirges  bilbet  SJuntfanbftein,  ber  in  ben  in 
bie  (Sbene  abfallenben  33ergen  infolge  oon  Su«- 
laugungen  eine  toei&licbgelbe  ^arbe  bat.  9tur  im 
Oueidjtbale  bei  ÄlberStoeilcr  tritt  eine  mächtige 
©neisfdjolle  ju  Jage,  oon  9JMapbprgängen  burdV 
fefct.  3m  Sübtoeften  ftetlt  baS  Steinfoblengebirge 
fidj  ein.  loäljrenb  ita d>  Horben  bin  bas  ganze Pfälzer 
&interlanb  von  9totliegenbem  eingenommen  wirb. 
3m  ©ebiete  biefer  Scpid)  ten  brechen  bie  gewaltigen 
porpbijrmafien  beS  DonnersbergeS  beroor,  unb  m 
jabllofen  ©fingen  ober  Sägern  fdneben  ficb.  Gruptio: 
mafjen  ber  9Jtelapborgruppe  ein. 

Öemäfferung.  Die  Seen  laffen  ftcb  in  ©ebtrgS= 
feen,  ftanbfeen  (am  gufee  ber  SUpen  liegenb)  unb 
3Jorlanbfeen  febeiben.  Der  febönfte  unter  ben  @e- 
birgsfeen  ift  ber  Äönigsfee  (f.  b.),  ringsum  oon 
bodj  aufftarrenbergeleumn>aUungumfd)loffen.  Der 
3Balcbenf  ee  (f.b.),  inmitten  bunfler  Stannentoälber 
unb  fpdrlid)  umioobnt,  bat  ein  büfteres  unb  unbeim* 
liebes  SluSfehen.  Der  jegernfee,  ein  ldnglicbes 
Siiered,  ift  nacb.  S.  bjn  oon  SBeraen  mit  mdfeiger 
Ööbe  umrab.mt.  S)erecblierfee  bilbet  ein  oon  91. 
nacb  6.  gerichtetes  Girunb,  im  S.  üon  Sergen  um» 
rabmt.  $er  größte  ber  iHanbfeen  ift  ber  ©oben » 
fee  (f.  b.),  nur  jum  Ileinftcn  Jcile  S.  anae^örig. 
3n  einem  J^ale  »eftlicb  oon  3mmenftabt  hegt  ber 
^llpfee,  ber  Söeifeenfee  roejtlicb  üon  ^üfien,  ber 
SUpfee  bei  dob.enfd)toangau,  ber  Sannmalbfee 
norböftlicb  c  cm  vorigen  unb  ber  anmutige  S  t  a  f  f  e  l  = 
fee  (f.  b.)  meftlicb  »on  2Rurnau  mit  7  3nfeln;  Oft« 
lid)  oon  iWeutte  liegt  ber  ernfte  *pianf  ee  (f.  b.)  unb 
am  ftuüe  ber  3ugfpi&e  ber  mertttürbige  ©ibfee 
(f.  b.);  im  3lufjgcbiet  ber  Soifad)  ber  Kodjelfee 
(f.  b.),  iüblid)  oon  bem  1757  m  ijofeen  ^enogenftanb 
unb  bem  öeimgarten  eingefaßt,  im  %  oerjiacben  ftdj 
feine  Ufer  unb  geljt  fein  unterer  leil  in  ben  fog. 


iHobrue  über,  ber  roeit  Aber  feinen  tiefen  {$el3* 
leff ei  binauö  baS  Sanb  burebtodff eTt.  3)er  gröfete  See 
ift  ber  gbiemfee  (f.  b.)  mit  feinen  brei  (Silanben. 
Stbon  ganj  in  ber  dbene  liegen  ber  Sttmmerfee 
(f.  b.),  mefti  unb  oftrodrts  oon  fanften  i»öb^n  um= 
fafet,  unb  ber  Söürmfee  ober  Starnberger  See 
(f.  b.),  ein  IanggeftredtcS  ooales  33eden.  S)m  nörbl. 
%  eile  ragt  aus  ibin  bie  9iofeninfel  Ijeroor,  nne  ftunb* 
ftdtte  oon  Pfahlbauten  unb  german.  ©rabftdtten. 

SRroti  grofee  Sßafferabern,  2>onauunb2Rain, 
iefeen  burd)  ba«  i>auptlanb  in  entgegengefe&tcr 
liebtung,  bie  Ten  au  nach  0.,  ber  2Rain  nad> 
90.  3n  ihrem  Saufe  bureb  95.  (387  km)  nimmt  bie 
Donau  oon  Dl  her  bie  3Börni|,  ftltmübl,  Schmarje 
Saber,  9Jaab,  Segen  unb  bie  3U  auf,  rodhrenb  oon 
S.  her  aus  ben  Sllpen  ihr  3H«,  ©önj,  2Jttnbel, 
3ufam,  Sdjmuttcr,  Sech,  ?ldb,  Paar,  3lm,  ©rofee 
unb  kleine  Saber,  3far,  93ilS  unb  3nn  juRiefeen. 
55er  9Jtain  (Ödnge  in  33. 490  km)  lommt  oom  gid?tel= 
gehirge  unb  nimmt  oon  S.  9tegnit}  unb  Zauber,  oon 
9f.  Mobach,  3&,  93auna*,  3Bern,  grdnlifdje  Saale 
unb  2obr  auf.  9Jlit  ber  Donau  ift  er  bureb  ben  fiub* 
migSfDonau'SDtainsÄanal  (f.  b.)  oerbunben. 
3n  ber  9lorboftede  fliegen  6ger  unb  j^ürinaer  Saale, 
auf  bem  ^-icbtelgebirge  entfpringenb,  )ur  LM be  ab. 

Die  PfaU  fenbet  ihre  ©eroäffer  jum  Steil  un» 
mittelbar  bem  Mhein  (Sange  in  33. 86  km)  &u  (Sautcr, 
Queich,  Speperbad»,  3fenacb),  rodhrenb  bic  fübmeftl. 
SiSafferläufe  jur  33üe*  }ufammcnflic^en  unb  mit 
biefer  burch  bie  Saar  unb  bie  9ttofcl  außerhalb  beS 
bapr.  ©ebiete«  in  ben  9tyein  münben.  §m  9i®.  ber 
Pf alj  fammelt  bie  9?abe  bie  ©etodffer  ber  ©lan,  ber 
Sauter  unb  ber  SUfeng  unb  führt  ftc  bei  33ingen  in 
ben  W)e'\n.  Den  (Vucbsbadj oerbinbet bergtanlen» 
tbaler  Äanal  (6  km  lang)  mit  bem  9tbein. 

33.  nimmt  fonacb  an  ben  3  Stromgebieten  ber 
Donau,  beS  SRheins  unb  ber  Glbe  teil;  loeitaus  ber 
gröfete  Steil  gehört  ju  bem  Donau >  unb  9ibein-- 
gebiete,  bie  ganje  fchrodbifdj'baor.  Hochebene  ju 
bem  ©ebiet  ber  Donau  mit  SHusnabme  beS  füb« 
weftlicbcn  gegen  ben  SJobenfee  oorfpringenben  llei* 
nen  ©ebietsteileS,  beffen  ©eroäffcr  uim  93obenfee 
geben.  3m  9t  greift  bas  ©ebiet  ber  Donau  in  baS 
beS9)lainS  über.  DieSBafferfdheibe  toirb  gebilbet 
burd)  bie  ^yrantenhöh«  unb  eine  Sinie  oon  ber  ^rdn« 
lifeben  9ic)at  unb  i'ütnuibl  jum  ^rdntifchen  3ura, 
9Jiain  unb  ^ichtelgebirge ,  bas  mit  bem  granten* 
malb  zugleich  bie  Sdheibe  gegen  bas  Gibegebiet  bilbet. 

3Bic  bie  Seen,  fo  finb  Sübbaoern  auch  bie  aus* 
gebebnten  9Jloorftreden  eigentümlich,;  im  Staate 
ber  Donau  bas  Ulmer  SRieb  unb  Donaurieb  fowie 
baS  Donaumoos,  an  ber  3far  unb  ber  ?lmper  baS 
ßrbtnger  unb  Dachauer  9Jloo3  unb  nahe  ben  Sllpen 
baS  ^aielmooS  nörblicb  oom  Äochelfee,  baS  91ofen= 
heimer  (jilj  unb  bie  ÜJiöfer  füblich  unb  norbioeftlicb 
oom  €biemfee;  auch  auf  ben  ©ipfeln  beS  33öbmer 
halbes  finben  fidj  oft  8—9  m  mächtige  Torfmoore, 
^ili  genannt,  fomie  auf  ber  5Rt>ön  bas  mdebtige 
Dammersfelb  mit  feinen  großen  OTooren.  kleine 
Sumpf  ftreden  treten  aud?  im  S.ber  9tl)eincbene  auf. 

%n  SRineralquellen  ift  33.  febr  reich.  Unter 
ben  Gifem  unb  Stablquellcn  finb  bas  SUcranbcrebab 
bei  SÜunftebel,  93odlet,  33rüdenau,  Stehen,  9Jlurnau, 
Jtoblgrub  bei  i)lurnau,i?ellberg  bei  Paffau,Dttobab 
bei  3oiefau  unb  Sthbad)  bie  bebeutenbften.  3ob:  unb 
Schwefelquellen befi&enöeilbrunn  bei  J cl ;.  Mannen : 
bab  bei  ©armifdj,  ftreuth  bei  Stegernfee,  ?lbbad>  bei 
rtelbeim,  ÜBtlbbab  bei  9(eumarlt,  SubwigSbab  bei 
2Piplelb,1|öafefurt, Faulenbach  bei  pfiffen,  Suljbnmn 


Digitized  by  Google 


B  A  Y  E 


RN     II  . 


12*  30'  13*  30' 


S3at)cr«  (fllima.  SKincralrcic^) 


535 


bei  Äempten,  S<pa<pen  bei  Stnbau,  Xiefenbad)  unb 
Dberborf  bei  Sonthofen.  Salzquellen  haben  JBeräV 
teSgaben,  Gmpftng  bei  £raunftein,  ftranfenbeil  bei 
Jölj  (audp  3obbab),  ftteutp  bei  Jegernfee,  sJiei(b.  en= 
lau,  Äiffmgen,  9teupau8  bei  Sicuftabt  a.  S.  Unter 
ben  3Roor=  unb€olb<5bem  fmb  befonberS  ber»orju* 
beben:  Sbelboljen, 2libltng,  9letd?enI?alI,9lofcnbeim, 
Sraunftein,  Sieben,  SlleranberSbab  bei  SBunftebel, 
iBrüdenau,  flijfvngen,  WeubauS  bei  Steuftabt  a.  S. 
Slufeerbem  fmb  al893öbernod>  ju  eroälwen:  SBerned 
fftidptennabelbab),  ©rett'cnberg  (9Jlineralbab),  &afc 
furt,  Sobentljal  foroie  3Jluggenborf  (Suftlurort). 
Surd)  SBafierheilanftalten  jinb  befannt:  SÖöri$= 
bofen,  ibaüirdjen  unb  Srunntfcal  bei  ÜJlüncpen, 
9tofenfjetm  unb  SUeranberSbab  bei  SBunftebel.  Suft= 
furorte  fvnb  ©leiöröciler  (jugleicp  für  Wolfen'  unb 
iraubenfuren),  SBergjabern,  Sonnersberg  unb  3lnn= 
weilet,  alle  in  bet^Bfalj,  bad  reijenbeJbal  Ölfaroa  in 
Unterfranten.Streitberg  unbWuggenborf  fomie  ba§ 
oiel  befugte  Dberftborf,  öinbelang  unb  Staufen. 

Klima.  SaS  flltma  ift  im  allgemeinen  gemäßigt 
unb  gefunb,  inbe«  etroaS  Idlter  als  bad  anberer 
beutfcper  Sänber  infolge  bet  bcbon  Sage  beä  San: 
beä  unb  bei  mannigfaltigen  Slbroedtfelung  ber  @e= 
bitgSäüge  unb  Hochebenen. 

iemperatur*  unb  9}ieberfdjlag3»erhältniffe  1894: 


0 

lemperatur 

iad}  C. 

** 

a 

ff- 

S 

«* 

flbfo 

[utel 

-  5 

W  c 

2  3 

Drte 

j» 

■o 

*■» 
%0 

lere 

TOini' 
mum 
unter 

TOar> 
nium 
Ober 

a  ff 

M 

f  i 

SM 
5  ** 

%* 

0» 

0° 

- 

CO 

s* 

Bt(Wt  .... 

105 

9,5 

UlAaffenburfl  . 
«Bürjburg  .  .  . 

136 

9,3 

15,1 

36,5 

153 

11 

674 

179 

8,7 

16,3 

36,0 

159 

13 

598 

»Üfinßfit    .  .  . 

309 

8,0 

16,0 

35,9 

167 

33 

719 

JfoiierÄlauterii  . 

343 

8,3 

15,9 

32,9 

183 

17 

689 

Samberg    .  .  . 

388 

8,1 

17,2 

34,4 

184 

30 

635 

Jiüniberfl   .  .  . 

309 

7,9 

17,0 

33,5 

168 

37 

968 

31» 

8.4 

16,6 

35,2 

200 

34 

654 

ftrscniburs   .  . 

358 

8,3 

19,8 

33,5 

141 

25 

625 

Baqreutb,    .  .  . 

359 

7,3 

17,9 

36,3 

165 

44 

561 

Sanb«but    .  .  . 

395 

7,8 

19,0 

.11, 2 

19S 

31 

800 

MiUbad)  .... 

414 

7,6 

18,5 

35,4 

176 

28 

650 

Kei&tnburfl  .  . 

437 

7,6 

31,9 

33,8 

145 

30 

695 

Hug«burg  .  .  . 
TOund)fn    .  .  . 

500 

7.7 

30,0 

33,6 

157 

31 

834 

536 

7,6 

31,0 

33,8 

IS 

51 

983 

994 

i,8 

33,9 

29,9 

60 

943 

Sie  Slußnieberungen,  unter  ipnen  in  erfter  Sinie 
bie  bed  9lb,ein3  (9—10°),  bann  be$  SJtainS  unb  ber 
Sonau  foroie  baS  Ufergelänbe  beS  SBobenfeeS  (8— 
9°)  binnen  bie  böcpfte,  ba8  2Upen»orlanb,  ber  gran - 
fenjura,  ba3  ftidjtelgebirge,  bet  SBaprifcpe  unb  ber 
^Böhmer  ©alb  (unter  7*)  bie  tieffte  Temperatur.  3" 
ben  übrigen  Seilen  fcproantt  bie  mittlere  3abreätem= 
peratur  jtuijdjen  +  7°  unb  +  8°.  S)ie  Sllpen,  ber 
"Ö6bmer  Söalb,  tai  %\A)tclQt birge,  bie  9lljön  unb  ber 
Speflart  jinb  bureb,  lang  anbauemben,  ftrengen®in= 
ter  unb  tiefen  Schneefall  befannt.  3uli  unb  31uguft 
ftnb  bie  mdmiften,  5>ejember  unb  Januar  bie  !dl= 
teften  3Jtonate.  3)ie  gröfete  Jemperaturbifferenj 
jroifa^en  bem  rofirmften  unb  bem  fälteften  SRonat 
beä  Sabre«  beträgt  im  Wittel  für  ganj  JB.  19,»",  unb 
jroar  in  ber  JHljempfal}  im  2öeftrid>  18,2 in  ber 
«orberpfalj  19,6°,  ^ranten  19,7°,  Dberpfalj  20,i°, 
3)onaugebiet  20,7°  unb  ber  fdjroäbifd)  =  bapr.  ijod)« 
ebene  20,3°.  2)ie  Sonaunieberung  »eift  bie  gröfe: 
ten,  bie ffieftpfahbie geringsten Sajrcanfungen auf. 

S)ie  geringfte  9iieberf*laggmenge  (600mm) 
baben  bie  ^falj  auf  ber  fieefeite  ber  fiarbt  unb 
beä  ^unSrücfä,  ber  Sübcn  ber  Dberpfalj  auf  ber 


Seefeite  be$  Aränlifcben  3urae;  in  ber  $fal3  roäcbft 
jebc*  bie  Wenge  gegen  9D.  unb  SSB.  rafeft  biö 
ju  900  mm.  ein  ebenfo  [teilet  ©cfdUe  finbet 
man  in  ber  Umgebung  bcö  Spcjfartö  unb  Siebtel' 
gebirge^  unb  im  Öcbiet  bcö  ÜKegcnfluffe^.  .frier 
Itcigen  jtt?ifd?cn  Cham  (600  mm)  unb  ^ufcbelberg 
(1500  mm)  bie  -RicberfdjUlge  auf  mehr  al»  ba<5 
doppelte.  ÜJlitteliranfen,Cbcrfranfen,Untcrfrantcn 
unD  ber  übrige  £cil  ber  sJJfalj  haben  eine  buref): 
l'cbntttlicbc  9iegenmengc  pon  700— 1000  mm.  Sie 
fcbrcäbifaV  bapr.  .froebebene  biijcriert  ur-ifeben  800 
unb  1100  mm.  i*on  ber  2onau  au-?  nimmt  bie 
WcberfäMagSböbe  ftetig  ju  bii  jur  Sflbgrenje  unb 
fteigt  bort,  j.  JB.  in  flreutb,  über  2000  mm. 

Sie  Wcberfdjlagamengcn  »erteilen  fidj  in  ^ro= 
jenten  nai)  3ab,rcö3citen  reie  folgt : 


©ebiete 

«Bin» 
ter 

8TÜb- 
lino 

Som- 
mer 

Oerbfl 

«fali  

19.7 

16,1 

30,6 

3.1,7 

granfen  (ob,ne  Worboftvonb) . 

19,0 

18,7 

33,3 

39,0 

Dbervfolj    unb  9lorboPronb 

19,6 

17,9 

35,9 

«6,5 

17,7 

17,8 

38,0 

36,5 

14,4 

10,'J 

37,6 

27,1 

(Dan*  ittatjevn 

17,6 

18,6 

35,1 

28,6 

$a$  9ticberfd)lagsmtnimum  füllt  in  ber  ^falj  unb 
ÜRorbbapern  in  ben  ^rübling ,  in  ber  Sonauniebe« 
rung  in  ben  Srübjing  unb  fflinter,  in  Sübbapern 
in  ben  JBinter.  Sie  Slniabl  ber  9tieberf<r>lag«= 
tage  (in  ^Brojenten  aller  ^abreätage  audgebrfldt) 
febwantt  jroifAen  60  (53apreutp)  unb  42  (öoben* 
Peißenberg).  Sonöagelfdjldgcn  »erben am ij du* 
figften  Sdpmaben,  Dberbapern  unb  SKittelfranfen 
beimgeiuebt, am menigften bie^f al j.  $om 92 orbranbe 
33.3  bis  jum^llpentamm  gegen  Suben  fortfcb,reitenb 
»erboppelt  fidj  bie  ftaufigfeit  ber  ©e  mit  ter,  jebod? 
in  berffieife,  bafe  biefe3unab.me  »on  ber  9brbgrenje 
bid  jum  3Rain  ctmad  fteigt,  »on  Her  b\i  gegen  bte 
Sllpen  bin  jiemHd)  gleicb,  bleibt  unb  erft  im  alpen* 
gebiete  felbft  rapib  anr»äd?ft;  fie  »erpdlt  fitb,  in 
5)torb=,  9jlittel=,  Sübbapern  unb  bem  ?llpenlanb  roie 
18^ :  22,6 : 23,s :  38^.  Sie  b.  errf (penben  2ö  i  n  b  e  fmb 
für  5).  bie  Söefttoinbe  unb  ber  97orboftroinb  mit  einem 
fefunbdren  SBorroalten  ber  Dftroinbe  auf  ber  \ä)to&- 
bifd)=ba»r.  Ajocpebene,  melcpe  baS  Älima  ber  Gbene 
a\$  raup  erfepeinen  laffen.  So  beträgt  in  Diüncben 
ber  Dftroinb  21  vJ[roj.  aller  5Dinbridjtungen.  9lid)t 
feiten  tritt  im  {abliefen  JB.  ber  a  o  b  n  auf,  jener  trodne 
Sübwinb,  ber  in  58.  befonberä  am  JBobenfee,  ßbiem« 
fee  unb  Itodpelfee  mit  großer  öeftigleit  roütet.  Sie 
3abl  bet  meteorolog.  Stationen  betrug  1894:  406. 

SRinetalreiitj.  ©rofe  ift  bet  JReiajtum  an  (Sifen« 
etjen,  bie  in  bebeutenben  Sägern  im  ftidjtclgcbirge, 
am  9brbfu|  ber  Sllpen  bei  Jeifenborf  unb  Sont* 
bofen,  im  $ura  bei  Imberg  unb  Suljbad?,  in  bet 
%\ al j  um  St.  Ingbert,  im  Speff art  bei  Slfdjaff  enburg 
unb  au$  im  iBaprifd;en  SQalb  abgebaut  roerben. 
Stein»  unb  ^edjloblen,  58raunfob,lcn  tommen  »or 
in  Dberbapern  bei  SRieäbad?,  ^ßenjberg  unb  Reißen: 
berg,  in  bctDbetpfalj,  in  Unterfranfen,  in  ber  Waly 
bei  St.  Jngbert  unb  Jöerbadj,  foroie  im  grantcnroalbe 
unb  in  Scproaben;  SBIei «  unb  3inlerje  im  JBöbmer 
2Dalb;  Äupfercrje  in  Unterfranfen  unb  bet  ^Bfalj; 
Antimon  im  gicbtelgebitge;  iUlanganerje  in  bet 
Dberpfalj  unb  Unterfranfen;  Steinfalj  in  Dber* 
bapern;  Sdjroefelficd  bei  JBobenmatä.  Torf  finbet 
fiep  in  bem  Grbinger  unb  Sadpauet  Wlooi,  im 
SonaumooS  unb  am  §uße  bet  Sllpen,  auf  bet 


Digitized  by  Google 


536      Sägern  (Seüötferunfl.  SoltSftämme.  Sanbtoirtfc^oft  unb  Sie^uc^t) 


fcoben  SRbÖn,  im  fticbtelgebirge  unb  im  93obmer 
2Balb,  ©rapbit  in  9ticberbapern  bei  ^affau,  ferner 
Cder=  unb  §arbcrbe,  ^orjellanerbe,  bauptfdcbUcb  in 
ber  DberpfaU  unb  Dberfranten,  Jbonerbe  in  ganj 
JB.;  enblid) Spedftein,  ^ufr  unb Säwerfpat,  §elb= 
fpat,  (Sementmergel,  ©U>3,  Äaltftein,  Sanbftein  unb 
93afalt ;  bebcutenb  ift  bie  ©ewinnung  von  ©ranit, 
in  ber  $falj  ton  ÜJtetapbpr ;  berühmt  fmb  bie  2itbo= 
grapbicfteine  üon  Solnbofen;  Ouarjfanb  wirb  in 
Dberfranten,  ber  Dberpfalj  unb  %iah  gewonnen, 
93obenbelegfteine  unb  Dachplatten  in  SRittelfranten, 
Salj  in  ben  »icr  Salinen  Jraunftein,  SHofenbeim, 
SRciaSenball ,  93ercbteggaben.  2>ie  beiben  erftern  er* 
halten  bie  Sole  in  einer  Seitung  (105  km  lang)  mit 
12  Jj>ebewerfen  rwn  93erd?te$gaben  unb  SHeicbenball. 

Beüölfernng.  93.  batte  1818  :  3707966,  1880: 
5284778,  1885:  5420199,  1890:  5594982,  1895: 
5818544  (2846687  mfinnl.,  2971857  Weibl.)  G., 
b.  i.  eine  3unabmc  feit  1890  um  223562  $erfonen 
ober  4  "Jkoj.,  1900:  6 168  392  G. 

SemiHeligionsbetenntnUnacb  waren  1895: 
4112623  Äatboliten,  2955  Slttatbolilen,  1640133 
Goangelifcbe,  2215  SKcformierte,  83  Änglitaner, 
ferner  304  ©riednfcb*Katbolifcbe,  40  Sroingianer, 
3249  Üttennoniten,  98  Söiebertäufer,  851  97tctbo- 
biften,  1149  ftreireligiöfe ,  651  übrige  Ghnftcn, 
53750  3«raeliten,  35  fonftige  93etenncr,  408  9teli= 
giondlofe  unb  ebne  Eingabe;  bem  Gioilftanb  nad) 
3569641  fiebige,  1907356  Verheiratete,  337438 
SJerwitwete  unb  4109  ©efebiebene;  ber  ©ebürtig  = 
leit  nach  5575032  93apern,  163113  übrige  9teicb*= 
angebörige,  80399  Studlänber.  2)te  ;\M  ber  @e* 
burten  betrug  1899  :  230  969  (118736  mdnnl., 
112233  weibl.),  barunter  30203  (14  $roj.) 
unebelicbe  unb  6805  (3788  mdnnl.,  3017  weibl.) 
totgeborene,  ferner  tarnen  2776  3roiUing£:  unb 
32  ©riUingSgeburten  tor.  Gben  würben  gefcbloften 
50  783,  barunter  45  807  tonfefftonell  ungemifrtte, 
4976  gemifdjte.  2ln  Sterbefällen,  auSUbliefjlicb 
ber  Totgeburten,  ereigneten  fidp  147360  (76  276 
mfinnl.,  71  084  weibl.),  b.  i.  24,i  auf  1000  G.  1899 
wanberten  ein  65332  gkrfonen,  barunter  672 
überfeeijcb,  auÄ  40204  tyerfonen,  barunter  1057 
überfeeiid). 

Xai  ftönigreid}  wirb  in  folgenbc  8  ^Regierung«; 
bejirle  eingeteilt: 


Segen  0,s$roj.),  auf  ben  93ergbau,ba8  £üttenwefen, 
nbuftrie  unb  Saugemerbe  1793541  (31  gegen 
28,3  $roj.),  auf  fcanbel  unb  33erlebr  564585  (9,8 
gegen  8^roj.),  auf  SDtilitdry £of*,  bürgerlichen  unb 
tircblicben  3)ienft  fowie  bie  fog.  freien  93eruf$arten 
294955  (5,i  gegen  4,et  $roj.),  auf  häuslichen  S)ienft 
unb  fiobnarbeit  wecbfelnber  ärt  45329  (0,8  gegen 
0,7*  $roj.);  obne  93eruf  unb  53eruf*angabe  waren 
433101  (7,5  gegen  7,i  $roj.).  35te  GrwerbStbätü 
gen  im  Hauptberufe  überhaupt  iäblten  2609113 
(45,i  gegen  46,6  $ro».),  bie  häuslichen  2)ienftboten 
138935  (2,4  gegen  7$roj.);  bie  gamilienangeböri» 
gen,  welche  ntdjt  ober  nur  nebenfäcblicb  erwerbt 
tbfitig  waren,  2713816  (47  gegen  46,4  $roj.).  93on 
ber  bamaligen  ©eiamtbeD&lterung  (5779176  G.) 
waren  845993  $erfonen  (14,6  ynL)  felbftdnbig 
unb  1 763120  «perfonen  (30,5  sl>roj.)  ©ebilfcn. 

Solföftämme.  Schon  gegen  Gnbe  be$  6.  Sabrb. 
waren  auf  bapr.  33obcn  bie  (stämme  fefibaft,  bie  tut 
bis  beute  im  93cfifce  bed  SanbeS  erbalten  haben,  im 
bapr.  Flußgebiete  ber  2)enau  öftlicb  com  Sed)  unb 
ber  SDBdrnitJ  in  Cber-  unb  Webcrbapern  fomie  in  ber 
Cberpfalj  bie  kapern  (93oioarcn),  weftlid)  nom  Secb 
unb  von  ber  Scrnti;  bie  Schwaben,  enblicb  im  ®e« 
biete  be3  ÜJlaini  unb  Stbeind.  in  Dber-,  ÜJlittel»  unb 
Unterfranlen  unb  in  ber  Walj  bie  Sranlen  (Cft- 
franlen).  3)ie  unter  ben  granten,  jwifien  iBamberg 
unb  93apreutb,  in  ber  5rdnlif*en  Scbweij,  an  ber 
Slifd?  unb  9iebnift  jerftreut  anfdffigcn  Söenben  fmb 
»oUfommen  germaniftert.  9mmerifd)  fmb  bie  §ran« 
fen  am  ftfirtjttn  r>erlreten;  fie  jfiblen  2620754,  bie 
Öapern  2305912,  bie  Schwaben  G68316. 

fiaitbuurrfdiaft  unb  »ic^iirfjt.  Von  ber  lanb« 
wirtf*aftlid)  benufeten  §ldd;e  (1893:  4  635314  ha 
inll.  ©einberge)  entfielen  auf  2lder«  unb  ©arten= 
länbereien  3057  775  ha  (65^  Vroj.),  auf  Söiefen 
1 284462  ha  (27,69  ^Sroj.),  auf  ©eiben  unbfmtungen 
2G9285  ha  (5,8i  $roj.),  auf  ©cinberge  23792  ha, 
auf  £au3*  unb  Obftgdrten  73 184  ha  (2,4  $ro).), 
Aorften  unb  öoljungen  2508088  ha  (33,i  $roj.), 
Cb-  unb  Unlanb  151264  ha  (2  $ro).),  HauS^  unb 
«Öofräume  46171ha  (0,«  Vroj.),  Süegelanb  unb 
©ewäffer  245628  ha  (3  sJJroj.).  Angebaut  waren 
1898/99: 317743hamit©eijen,77561ha  mitSpclj 
unb  Gmmer,  550215  ha  mit  SRoggen,  357864  ha 
mit©erfte,  16920  ha  mit  3Jtengegetreibe,467002  ha 


SRegierungSbejirte 

(jkra 

Vitt* 

roobner 

1895 

Sinn, 
auf 
1  qkm 

Ulm 

$ixat  i 
litra 

fttt 
Salvent 

9Jid)t- 
bat)<rit 

flu«* 
lattbrr 

(tin< 
tuo&tirr 

190U 

16  725,05 

1  186  950 

71 

1  103  394 

74  499 

27411 

1  117  809 

35  460 

33  692 

1  319  985 

ÜMirbrcbaqem  .... 

10  756,61 

673  523 

63 

667  633 

5  450 

240 

658  543 

2  202 

12  778 

«77  973 

5  927,96 

765  991 

128 

333  260 

418015 

10  423 

720  513 

42  573 

2  905 

BIO  948 

9  661,74 

546  834 

57 

499  990 

45  133 

1  486 

534  851 

3  125 

8  858 

555  204 

Obrrfranttn  

6  998,77 

586  061 

84 

247  433 

334  817 

3  516 

572  567 

10  171 

3  323 

607  308 

Wittrlfranttn  .... 

7  573,85 

737  181 

97 

171433 

551  284 

12391 

713  005 

19  406 

4  768 

814  394 

Untcrftanlen  .... 
6d)»fll>fn  

8  401,37 

632  588 

75 

504  020 

113  894 

14  157 

610  962 

19971 

1  655 

6S0  624 

'.1  »1  •!,•(.{ 

689  416 

71 

586  461 

9  7  041 

4  22« 

646  783 

30  203 

12  430 

712  056 

«ßtttgteid)  |  73  864,63  |  5  818  544  1     77      j  4  112 

©roMtäbte  (über  100000  (5.)  finb  bie  f>aupt=  unb 
Refitauftabt  SDcflncben  (407307  6.)  unb  Dürnberg 
(162 38ü  C);  ferner  bat  93. 14  aJhttclftäbte  (über 
20000  e.)  mit  520505  (S.,  52  fileinftdbte  (5000— 
20000  (J.)  mit  450 162  Q.  unb  91  fianbftfibtc  (unter 
5000  6.)  mit  283721  Q. 

Stach  ber  93cruf«jäbluna  vom  14. 3uni  1895  ent« 
fielen  con  ben  hauptberuflich  Jhdtigen  mit  Hnge-- 
börigen  unb  3)ienenbcn  auf  Canbwirtfdjaft  2585858 
(44,7  Vroj.,  gegen  50,i  im  %  1882),  auf  ©drtnerei, 
iierjudjt,  gorftwirtichaft  unb  ftifcherei  61807  (l,i 


mit  Safer,  22401  ha  mit  fonftigem  ©etreioe  unb 
iöülfenfrüchten,  322162  ha  mit  Kartoffeln;  auf  bie 
übrigen  ftadfrücbte  unb©emüfe  entfallen  144 191  ha. 
i'cr  ^opfenbau  umfaßte  24861  ha;  oon  anbern 
Sanbelepffanjen,  :Kar->  unb  9tübfen  2152ha,  Sabal 
25 10  ha.  lUtit  Äutterpflamcn  (Älee,  Cujerne.  Qipax- 
fette,  Serrabella,  Spörgel,  Timotheus--,  dtapgraö 
unb  anbere  ©raefaat)  waren  336702  ha  beftellt. 

Ser  ©efamtertrag  an  SBeijen  mar  1898/99: 
486487 1,  an  Spelj  unb  Gmmer  118591 1,  an  tHog« 
gen  770 145  t,  an  ©erfte  550093  t,  an  SMenae« 


Digitized  by 


Samern  (5orfttüirtfd)aft  unb  3agb) 


537 


getreibe  24031 t,  an  Safer  724450  t,  an  93ud>n>ei|en 
1230 t,  an  ©rbfen  10879 t,  an  »derbobncn  4266 t, 
an  ffiMden  7667 1,  an  aJlifcfjfrudjt  4694  t,  an  Rax- 
toffcln  3352096  t,  an  iHunfelrüben  1343  7%  t,  an 
•Juderrüben  103927  t,  an  Üflöbren  50867  t,  an 
siBeifcen  SRüben  340779  t,  an  Koblrüben  180626  t, 
an  JKap«  unb  9*übfen  2879 t,  an  öopfen  13104  t, 
an  Klee  (Samen)  1570 1,  an  Klee  (f>eu)  1560726 1, 
an  Sujerne  28770  t,  an  Gfparfette  44749  t,  an 
Serrabella  2384 t,  an  ü)iai«  60298 1,  an  ©raäfaat 
aller  Slrt  60814  t,  an  £eu  unb  ©rummet  (Cbmb) 
6  779  378 1,  an  Sabal  4666 1.  Ser  Weinbau  (1898/99 
würben  auf  21182  ha  SBeinlanb  292  441  hl  2Bein= 
moft  im  Sikrte  pon  8,u*  9JMII.  9)1.  gewonnen)  ift 
am  auägebebnteften  in  ber^falj  (12690ha)  an  ber 
läng«  bec  öftl.  mi\\<*  ber  frarbt  n*  binjiebenben 
Öügelregion  unb  auf  ben  Slanbböben  ber  f>arbt 
f clbft  unb  in  Unterkonten  bei  Scbweinfurt  big 
Söürjburg  unb  SUAaffenburg,  au±  an  ber  v$rantU 
fcben  Saale.  Sei  Seibe*beim,  SBacbenbeim  unb 
Sürlpeim  gebeiben  bie  heften  ^Jfäljer  SBeine.  93on 
ben ftranfenwemen  jeidmet  tut  ber  üeiftenwein  au«. 
3lucb  in  Diittelfranlen,  in  Sdjwaben  (um  fiinbau) 
ftnbet  ficb  SBeinbau,  an  ber  Sonau  bei  Siegendbure 
unb  Sonauftauf.  —  Slm  1. Sej.  1897  würben  ge= 
läblt  376757  Sterbe,  3419  421  Stüd  SHinbtMcb, 
905916  Sdjafe,  1412579  Sd>weine,  1892:  268471 
3ieaen  unb  272040  33ienenftöde;  ber  SBerlaufäwert 
beriMerbe  betrug  1892: 189262579,  beä  JHinboieb« 
665519702,  ber  8d>afe  15381569,  ber  Steine 
41281653  unb  ber  3iegen  3855686  SW. 

Sie  <ßferbejud)t  ift  auf  ber  bapr.  Jjodjebene, 
b.  1\  in  ben  Areifen  Oberbapern,  9lieberbapern  unb 
seproaben  von  iöebeutung;  nur  ift  ba«  "IMcrb  ber 
3)löfer  Heiner  als  in  ben  fruditbaren  Stridjen  ber 
iöodjcbene;  in  tcr  i'ialj  ift  bie  ^ferbc^uebt  befonber« 
in  ber  ©egenb  oon  ßtoeibrüden  wiebtig,  febr  gering 
bagegen  in  ben  frönt  53ejirfen  unb  in  ber  l  ber 
pfal.v  Qi  beftepen50cftüt«anftaltenunb2Stamm= 

Scftüte;  aufcerbem  ^rivatgeftüte  ju  ftentmeineborf, 
)ennenlobe ,  Steppberg ,  33ornba<fo ,  6t.  ©illa  unb 
s^u*bof.  Sie  eigentliche  ©runblage  ber  üanbwirt-- 
fd?aft  ift  bie  Winboicbjudjt.  93.  übertrifft  bierin  aUe 
anbern  beutfeben  Staaten  mit  3tusnabme  iöürttem= 
berge.  2}on  bober  @üte  ift  ba«  Stinbpieb  in  ber 
©egenb  non  Slnebadj  unb  93apreutp;  auf  ber  fübl. 
£ocbebcne  unb  in  ben  Sllpengebieten  ragen  berüor 
bie  aJlieöbadier  unb  «lllgäuer  SRaffe,  in  ber  $falj 
ift  ba«  23ciirl«amt  flufel  unb  ba«  ©ebiet  am  ©lan 
unb  am  Sonneräberg  ber  üJtittelpuntt  einer  be= 
rübmten  Sicbjudp  t.  Sie  Sdjaf judtf  ift  unbebeutenb. 
(5«  finbet  fut  meift  ba«  grobroollige  Sdjaf  (3aupel= 
id?af)  unb  ba«  bcutfdje  ober  fränl.  Sdjaf.  Öröfeere 
unb  beffere  3u(btfd)äfereien  für  Merino«  unb  gein= 
baftarbe  befteben  auf  gröfeern  ©ütern,  bann  in 
Seibenfkpban  unb  S&leiftbeim,  für  engl.  ftUifö- 
fdjafe  in  UHarbofen  (Meberbapern),  für  iRaub* 
baftarb]ud)t  in  SJtittelfranlcn.  Sie  Sdjweinejucbt 
finbet  )td)  bauptfäcblid)  in  Slieberbapern.  3<tg«n 
werben  befonberd  in  fronten  unb  in  ber  s5faU  ge= 
balten.  öauptfift  bef  33ienenjud)t  finb  ba$ 
unb  3fargebiet  unb  Oberfdjwaben. 

gorftmirtfeboft  unb  (Jagb.  Sie  Sorften  be§ 
Königrcicbv  umfafeten  1893  :  2508088,2«  ha,  b.i. 
33,i  $roj.  ber  ©efamtflädje  bed  Sanbed.  Sie  öaupt; 
gruppe  bilben  bie  'SPripatforften  mit  1231428  ha 
(49  ^roj.);  baran  fdjliefeen  fid)  bie  Staatsforften  mit 
854  056  ha  (34  $roj.) ;  bie  ©emeinbeforften  betrugen 
316752  ha  (12,6  ^roj.);  bie  ©enoffenfdjaftdforften 


44078  ha  (l,s$roj.);  bie  Stiftuna«forften  43569  ha 
(1,7  $roj.)  unb  bie  6taat#anteilforften  18206  ha. 
Sie  ertragfähigen  9DalbfId(ben  (2  459  361  ha) 
baben  einen  ^ert  pon  runb  1000  i'üil.  3R.,  ab« 
jüglid)  beä  Kapitalwertcg  ber  auf  ben  SBalbungen 
rubenben  Selaftungen  im  jdbrlidjen  Mnfdjlage  pon 
2240  000  m. 
Sie  ©efamtflddje  ber  ertragfähigen  ©albungen : 


u>rmetiibr>, 

Regierung« 
bejirte 

ftfdjf 

Staat». 

forften 

Stiftung*' 
tt.<Brnof!rn' 
ftbaft«» 
forften 

SJrioat. 
torfien 

hi 

ha 

h. 

ha 

Cbrrbaorrn  .  .  . 

J43  25S 

230  987 

1  

30110 

282  158 

9}icbriba^rrn  .  . 

S37  994 

66  519 

10  560 

260  844 

233  790 

114  586 

88  328 

99  877 

Cbfrofolj  .    .  . 
Dbrnrantrn  •  •  • 

353  417 

108  218 

20  098 

325  101 

241  629 

93  978 

19  292 

128  359 

Wttelfrantfn  .  . 

2S3  017 

83  227 

44  4S7 

125  357 

UntrTfrantrn  .  . 

313  7&1 

102  435 

134  708 

75  607 

ödjioabrn  .... 

233  241 

73  241 

56  876 

1 1*4  125 

Kdnigrcid) 

2  503  US» 

»72  261 

404  399 

1  231 428 

SJlit  Caubböljern  (53ucbe,  Gidje)  roaren  578988  ha 
(23,i  %xoi.),  mit  9labclböljern  (gidjte,  Kiefer,  lanne) 
1929101  ha  (76,9  ^roj.)  beftanben.  Sie  größten 
guiammenbängenben  Söalbmaffen  bed  ÄÖmgreicbd 
bilbet  ba»  bapr.  ijodigebürge  mit  ben  MUgduer  »1= 
Pen,  ber  33aprifdje  3Balb,  ba«  ^fdljer  ©ebirge,  ber 
Spejfart  unb  ba*  ^idjtelgebirge. 

Scr  jäbrlidje  Ertrag  an  gorftbauptnu^ungen 
(A3olj)  beträgt  bei  ben  Staatsforften  3567200  Ster 
(cbm)  imkert  Pon  242240003)1.  (bie  Ginnabme  au« 
ber  Staateforft',  3flgb5  unb  Irifroerroaltung  be= 
trug  1891:  32749395  SM.),  bei  ben  ©emeinbe-, 
Stiftung«^  unb  Horporationäroalbungen  1271140 
unb  ben  ^ripatroalbungen  3946  240  cbm,  }ufammen 
im  5öert  pon  34616000  ■}){.,  ift  fomit  mdgefamt 
auf  8784580  cbm  (58840000  2R.)  anjunebmen, 
b.  i.  3,6  cbm  (24,i9  9K.)  auf  1  ha.  Ser  Polle  ©elb 
wert  ber  ^"faebennu&ungen  aller  Slrt  (©rag, 
SBeibe,  Steine.  X  orf,  Streu,  ininben,  Sämerei,  &axi 
unb  fonftige  Lüftungen)  beträgt  einfcbliefelid)  ber 
^or)trccbteunbs4ieaünftiflungÄgenüffefürbieStaatg 
lorften  1601500  SR.  unb  für  bie  übrigen  ©alburv 
gen  4427200  ÜJl.,-fonad>  ©efamtertrag  ber  ©ab 
bungen  runb  65  <Dlill.  TL 

Ser  SÖilbftanb  bat  Hd)  febr  aeminbert.  5Bon 
nutibarem  Silb  ift  ber  4>afe  faft  überall  )u  treffen, 
ber  dbelbirfdb  nur  in  ben  Sllpengegenben,  bann  im 
3'icbtelgebirge,  im  Speffart  unb  in  einigen  SBälbern 
ber  Dberpfalj,  im  9]clbenfteiner  gorft  unb  im  @c= 
meinberoalb  33urgbcmbeim  in  febnmeben  93eftänben. 
Ser  Sambirfcb  lommt  nur  nod)  in  ©ilbparfen  por. 
Sie  9iebc  finb  neben  ben&afen  roobl am  ;a Mt c  utften. 
Sie  ©emje  ift  jablrcid?  nur  in  ben  lönigl.  fieibgc^ 
begen  oon  93eraSte«gaben,  Sobenfdbtoangau,  Kreutb 
unb  93orberrie«;  ftanind?en  giebt  ei  in  ber  ^faU 
siBilbf(broeine  finben  fid)  in  ber  ^Jfalj  bier  unb  ba 
noeb  al«  SBcdielroilb  unb  im  Speffart,  fonft  nur  in 
©ebegen.  Saä  Murmeltier  lebt  in  ben  Sllpen  bei 
Nöcrd)tciigaben  unb  ^mmenftabt.  93iber  giebt  ei 
boebften«  nod)  in  ben  Saljacbauen.  Sie  milbe  Hafce 
unb  ber  gud)<J  lommcn  überall  Por,  aueb  ber  lHarber, 
SBicfel  unb  ^tijfe,  in  ben  ©ewäffem  ber  ^ifdjotter 
unb  ba  unb  bort  noch  ein  Sad>3.  93on  wilbem  ®e- 
flügel  ift  am  bäufigften  ba«  'jlcbbubn ;  gute  Huer; 
babnbeftänbe  giebt  ei  noeb  im  Nürnberger  JReid)«» 
roalbe,  im  Saprifdjen  Söalb  unb  im  ^idjtelgebirge, 
Speffart,  ber  9tbön  unb  in  ben  Sllpen;  bafelbft 


Digitized  by  Google 


538  Samern  («Bergbau.  Snbufti 

tommt  au  et  ba«  Bir!»  unb  Jpafelbubn  oor;  ba« 
Sdjneebubn  gebört  ben  3llpen  an.  ©ine  natur» 
gefdjiefctlidje  Ülerfwürbigleit  in  bet  $ffiljet  Bogel* 
weit  ift  ber  ©ägler,  Bdbemer  genannt;  berfelbe,  ein 
Hcrbifcber  3ugoogel,  erftbeint  im  fierbft  bei  JBetfl* 
jabern  in  ungebeuren  Scbaren.  ©rötere  ükub* 
oögel  borften  nur  in  oen  Sllpen. 

Bergbau.  1899  beftanben  173  Bergbau*,  6ali* 
nens  unb  öüttenbetriebe,  nämlid)  6  Bergmerte  auf 
©rje  (aufgenommen  ©ifenerje);  85  ©ifenengruben, 
I026üttenbetriebe,  1  Saljbergwerf  unb  5  Salinen; 
15  6tein>  unb  ^Bedjtoblenwerf  e,  8  Braun!  ob  U  n  ir  t  rl  e, 
ferner  84  ©etoerte  auf  ©ewinnung  oon  ©rapbit.  3"» 
3.  1899  würben  gewonnen:  181981  t  ©ifenerje 
(SDert  777  392  9Jt.),  1 004  421 1  Stein»  unb  $ed)loblen 
(105931052Jt.),35736tBrauntoblen(1329122Jt.), 
2516  t  Sefewefeltiefc  (30755  9R.),  5196  t  ©rapbit, 
9287  t  Oder»  unb  Sarberbe,  25822  t  B°nellan* 
erbe,  271792  t  feuerfefte  Sbonerbe,  2197  t  Sped* 

E,  3631  1  <jlufsipat,  6215  t  Sdjwerfpat,  287  t 
foar,  2067 1  Dadj*  unb  Jafelfcbiefer,  220716 1 
entmergel,  400  t  6d)tnirgel,  29727  t  ©ip«, 
267180  t  Äaltfteine,  315786  t  Sanbfteine,  81 1 
Sc Ufteine,  317761  i  Bafalt,  181876  t  ©ranit, 
308836  t  ÜJMapbur,  20195  t  Bofccnbelegfteine, 
11962  t  SitbograpbUjteine,  39922  t  Ouarjfanb, 
802  t  6teinfalj,  41207  t  Kodfalj,  900  t  Bitriol, 
1570 1  ©lauberfalj,  123  273 1  SAwefelifiure;  ferner 
83821 1  JRobeifen  in  ©änjen  (ffiert  4076738  3Jt.), 
92455  t  ©ufewaren  auf  iHobeifen  (18495967  9JU, 
61416 1  Stabeifen  (8409968  3R.),  1 12 1  ©ifenbrabt 
(13489  9H.),  134007 1  Stab(  (15592502  351.).  3>ic 
©efamtprobultion  be«  Bergbaue« ,  mit  3lu«fd?lufj 
ber  im  Berggefefce  nicht  oorbebaltenen  SPtineralfub* 
ftanjen,  betrug  1899  (1898)  in  65  (77)  Betrieben 
mit  7311  (7222)  »rbeitern  1225456  (1 178301)  t 
im  SBerte  öon  11560604  (10686230)  SR.,  ber 
Salinen  41207  (39717)  t  im  SBerte  Don  1690566 
(1878515)  3R.,  5  (6)  Betriebe  mit  215  (279)  Hrbri* 
tern,  in  ben  ^üttenwerlen  497556  (454358)  t  im 
ffierte  oon  51668110  (45248823)  ÜR.  bei  103  (102) 
Betrieben  mit  10363  (9406)  »rbeitern. 

3nb*frrie.  Da«  Brauereigemerbe  ftebt  in  bober 
Blüte;  1898  beftanben  im  ganjen  Kßnigreid)  4960 
Braunbierbrauereien  mit  7,5  flRill.  hl  DRaljoer* 
braud)  unb  einer  <Brobuftion  oon  17260281  hl  Bier 
(1897:  16787758  hl);  1455  ffieifcbierbrauereien 
mit  45787  hl  ÜRahoerbraud)  unb  einer  ^Jrobuftion 
oon  185793  hl;  Äjereien  Waren  241  im  Betrieb. 
Die  ©infubr  an  Bier  au«  beutfeben  Staaten  betrug 
1898  :  61648  hl,  au«  anbern  Staaten  7512  hl,  im 
ganjen  69160  hl  (gegen  48775  hl  i.$.  1891);  bie 
Sluefubr  2643301  hl  (1891:  2197055  hl);  1899: 
2768000  hl,  b.  i.  etma  16  $roj.  ber  gefamten  Bier» 
erjeugung  B.«.  Der  Biertonfum  betrug  1898: 
14871932  hl,  o.  i.  248 1  auf  ben  .Hopf  ber  BeDölte* 
rung.  Da«  gefamteBrauereigewerbe  umfafete  1895: 
4041  Betriebe,  barunter  67  Hltiengefellfdtaften ;  oon 
1077  3Rotorenbetrieben  würben  bie  3)laf*inen  in 
80  burd)  Söaffer,  892  burd)  Dampf,  95  burd)  @a«, 
15  burd)  ©lettricitat  bewegt;  11  Betriebe  benu&ten 
ie  einen  Dampf feffel  unb  12  je  eine  Solomobile. 
1895  gab  e«  8793  ©etreibe»,  9Rabl*  unb  Sd>fil= 
müblen;  18  Starte«  unb  Stärfefirupfabrifen;  285 
jabrifen  tünftlidjer  SDtineralmdffer;  126  Schaum* 
unb  Dbftweinfabrifen.  Unter  ben  (1899)  6405 
Branntweinbrennereien  waren  2078  lanbwirtf*aft= 
liebe.  Verarbeitet  würben  99233  t  Kartoffeln, 
14780  t  ©etreibe,  14762  t  3Rai«,  5349  hl  ©ein 


e.  $embel  unb  ©elbroejen) 

unb  Söetnbefe,  57874  hl  Dbft,  113246  hl  Braue* 
reiabfaUe  unb  fonftige  Stoffe;  eneugt  würben 
191660  hl  retner  Stltobol.  Die  Jabalfabrifation 
jäblte  1895  :  446,  bie  Dampf mafchinen«  unb  2ofo* 
motioenfabrifation  5,  bie£>erftcllung  »on  lanbmirt* 
fcbaftlidjen  2JWd)inen  unb  ©erfiten  124,  oon  9Ra= 
fdjinen  unb  SBerfjeugen  anberer  Ärt  676,  oon 
Nfibmafcbinen  15;  bie  fcertUinbuftrie  21252,  ®\a$- 
fabrüation  unb  »Berebelung  516,  Jöpferei  unb 
Berfertigung  oon  Übontoaten  2154,  ^aoence=  unb 
^orjcllanfabrifation  109,  Baugewerbe  2263  Be- 
riebe. Die  dem.  ©rofeinbuftrie  jäblt  31 ,  bie  f on* 
tige  cbem.  ^nbuftrie,  wie  öerftellung  oon  §ar- 
>en,  Blei»  unb  ^aftenftiften  unb  «reiben,  Jeer, 
erplofto»  unb  Bünbftoffc  u.  f.  w. ,  1351  Betriebe, 
aufeerbem  1  Änilinfabrif,  im  ganjen  1355;  parier ■ 
u.  f.  w.  ^abrifen  236,  ©erberei,  gexbrifation  oon 
gefärbtem  unb  lädiertem  2eber  unb  Pergament 
1325,  5Sad>$:  unb  Sebertucb,  Treibriemen,  ©ummü 
unb  ©uttaper dawaren  104,  Bud)binberei*  unb 
flartonnagenfabrifarion  1719,  Berfertigung  uon 
SRiemer»,  Sattler;  unb  Japejiererarbeiten  4793; 
3nbuftrie  in  ßol^  unb  Sd?ni^ftoffen  (aud>  Äorb^ 
madjerei,  SBeberet  unb  ^ledjterei)  40116;  bie  polo« 
grapbifdjen  ©ewerbe  1598,  tünftlerif<be  Betriebe 
für  gewerblidje  3wede  2006,  Berarbeitung  ebler 
ÜJtetalle,  ©olb»  unb  Silberfdlfigerei  748,  3nbuftrie 
in  5hipfer,  Blei,  3>nl  unb  3inn  2075;  6ifengtefee= 
reien  116,  Sdjwarj*  unb  ©eifebledfabrifen  1,  flfib; 
unb  Stednabelfabrifen  8.  3w  Betrieböjabre  1898 
würben  neu  aufgeftellt  1000  Dampffefiel,  unb  am 
Sd?luffe  be«  3abre3  waren  oorbanben  7413  f eft- 
ftebcnbe,  2797  bewegliebe  Dampftcjfel,  68  6dnff$» 
fefjel  unb  inSgefamt  9072  Dampfmafdjinen. 

$anbe(  «nb  ©elbwejen.  3ur  ftorberung  unb 
Bcrtrctung  ber  3titereffen  beä  öaubeU  unb  ber 
©ewerbe  ift  in  jebemSRegierungäbejirt  eine^anbel«» 
unb  ©cwerbelainmer  crridjtet.  ^ür  Drte  ober  Be: 
urfe  mit  crbeblidem  gewerbliebem  Bcrtebr  lönnen 
fog.  Bejirtfgremien  (^anbel«:,  Sabril«  ober  ©e= 
Werberäte)  gebilbet  werben.  1898  beftanben  aufser 
ben  8  fcanbelS*  unb  ©ewerbefammern  nod»  55  Be» 
jirlfgremien,  baoon  15  in  ber  ^Jfalj.  gür  jebc 
Kammer  ernennt  bie  jheidregierung  einen  tönigl. 
Äommijfar.  6in  ßanbel«  •  unb  Sdjiebfgcricbt  bt- 
ftebt  (al«  BermittelungSamt)  nur  in  9Iürnberg  für 
ben  Stabtbejirf.  2anbe£tonfulate  bürfen  in  ben  Be= 
«rten  ber  ÜRcidjSfonfuln  nidjt  errid)tet  werben.  B. 
bat  ©enerallonfuln  in  Hamburg,  granlfurt  a.  9R., 
Drefben,  fieipjig  unb  Stuttgart;  Äonfuln  in  Rarl«= 
rube,  Bremen  unb  £übed.  Bei  ber  bapr.  Regierung 
finb  oon  auölfinbifden  Staaten  51  Äonfuln,  Bicc= 
fonfuln  unb  Sonfularagenten  aecrebitiert. 

Die  3ollgefc&gebung  ftebt  bem  Steidje,  bie  Berwal» 
tung  ber  3ölle  ben  ©in jelftaatcn  ju.  gür  bie  ©rbebung 
unb  Berwaltung  ber  3ölle  unb  BerbraudjSfteuern 
beftebt  bie  ©eneralbircftion  ber  3ölle  unb  inbiretten 
Steuern  mit  öauptjollämtem,  3icbenjollfimteTn  unb 
3ollerpofituren.  Die  ©inbaltung  be«  gefefelid?en 
Berfabrcn«  wirb  burd)  SReid?$beamte,  SReicbebeoolls 
mfid)tigte  bei  ben  Direltiobeborbcn  unb  Station«: 
lontrolleure  bei  ben  3ollfiwtern  überwadjt. 

gür  bie  ©elboperationen  be«  Staate«  beftebt  bie 
Äöniglidje  Banl  in  Dürnberg  mit  13  auf  bie  übri- 
gen Stdbte  oerteilten  Banffilialen.  Die  9md>«banf 
bat  in  B.  1  öauptfteUe  (München),  2  SteUcn 
(?lug«burg,  Dürnberg)  unb  14  9iebenfteüen.  »I« 
?lftiengefellfd)aften  finb  23  Banlen  lonftituiert 
mit  etnem  Kapitale  oon  150242  714  Tl.  Sin 


'8' 


Sofern  08 

gr&feern  ^rioatbanten  unb  Ärebitinftituten  befteben 
11,  barunter  bie  SBaprifdje  öppotbefen«  unb  Wecbf  el« 
bant  (f.  b.},  bie  gröfete  berartige  93ant  in  3)cutfcb« 
Ianb,  bie  93aprifcbe  »ereinSbant,  SBaprifdbe  Woten« 
bant  (f.  b.),  bie  Sübbeurfdjc  93obentrebitbanl,  S8ap= 
rifcbe  f>anbel*bant  unb  ganbmirtfdjaft^banf,  fdmt« 
lid)  in  SRündjen;  93erein*bant  m  Dürnberg,  bie 
SBfatjifdje  f>ppotbetenbant  unb  ^ffiljifcbe  93ant  in 
l'ubmiggbafen  a.  9tbv  bie  SBaprifcbe  93obentrebit« 
anftalt  in  Würjburg:  aufeerbem  befteben  1564  ein» 
getrageneÄrebitgenoff  enf  cbaf  ten  unb  335  Spartaffen. 

äRünjmefen.  SDie  Regelung  beä  ÜJtünjmefenä 
fleht  bemfleicbe  ju.  Seit  1.3cm.  1876  batbie$cutf<be 
yteidjärodbrung  aucb  in  93.  ©cltung.  3)ie  neuere  SHege« 
luug  beS  ÜJlünjmefenS  in  33.  batteibren  SufJgangg: 
punft  in  bem  Überträge  mit  Oftctreidb  oom  21.  Sept. 
1753,  ber  ben  3roanjiggulben«  ober  Äonoentionefuf* 
fdbuf.  infolge  ber  ©rünbung  be$  3)eutfd?en  3oll= 
oereind  fd?loften  bie  ffibbeutfdbcn  3oUoereineftaaten 
unterm  25.  Äug.  1837  jmei  Verträge  über  bie 
£>aupt«  unb  Scbeibemünjen.  2)anacb  mürbe  ber  im 
Süben  febon  beftebenbe  Äronentbalcrfufe,  jebod) 
unter  Ginbaltung  beS  24  V«  ©ulbenfu&eS,  <>(*  SJtünj« 
fu \\  angenommen  mit  ben  öauptmünjen  beä  @ul« 
ben  unb  halben  ©ulben  ju  60  unb  30  ät.  J&ieran 
reibte  fieb  ber  Wiener  ÜJtünjoertrag  oom  24.  3an. 
1857  jmifeben  biefen  Staaten  unb  £)ft  erreich  unb 
iJtecbtenftein,  ber  an  ber  reinen  Silberrodbrung 
feftbielt.  MnSteUebed24,/i  ©ulbenfuMtratin». 
ber  52'/«  ©ulbcnfufc,  ber  bte  jur  (Sinfübrung  ber 
9tcid?ägolbmdbrung  blieb.  Tic  JJ1  ünje  in  ÜHfincben 
ODtünjjeidjen  D)  ift  an  ber  SluSprägung  ber  9teicb> 
mflnjen  mit  13,6  $roj.  beteiligt. 

9Jiafc  unb  ©eroiebt  waren  bis  jur  ©rünbung 
be3  Teut) eben  DteicbS  niebt  einheitlich,  fär  ba§  ganje 
Sanb  geregelt.  §fir  bie  TecbtSrbetn.  fianbeäteile 
aalt  bie  »erorbnung  oom  28.  $tbr.  1809.  $ür  ben 
»olljug  ber  3Jta&«  unb  ©emtcbtSorbnung  beftebt 
bie  bapr.  91ormalaicbungßtommiffion,  96  Slicbdmter 
fflr  ÜJfafi  unb  ©emiebt,  16  $kdeifion$aicbdmter, 
15  ©aSaicbanftalten  unb  92  felbftänbig  organifterte 
gcmeinblicbe  gafwicbanftalten. 

Berfe^rawefen.  2)em  ScbiffSoerfebr  bienten 
1898:  547  Scbiffe  mit  76307 1  Jragfflbigfcit,  bar« 
unter  37  Sampffdnffe  mit  3233  t  Jragfdbigfeit. 
Eigentum  be$  Staate*  ftnb  bie  auf  bem  söobenfee 
oertebrenben  bapr.  Scbiffe  (6  Sampfboote,  1 $>ampf« 
dbre,  5  Sd)leppfdbne  unb  3  Jrajetttdbne  im  31n« 
<baffung$roerte  oon  1 581 408  9)t.  unb  mit  einer  @e« 
amttraglraft  oon  1895  t);  ferner  7  Segelfcbiffe  auf 
ber-Satyacb,  9  auf  bemann,  47  auf  ber$onau,  15 
auf  bem  ÜJtain,  92  auf  bem  3ibcin  unb  je  1  ^er« 
fonenbampfer  auf  JHbcin  unb  SDtain. 

3m  3.  1899  finb  auf  bem  3Rain  bei  Würjburg 
ju93erg  burebgegangen  919Segelfd?iffe  mit  12213  t 
©ütern,  ju  2bal  burebgegangen  1000  Segclfdnffe 
mit  21 696 1  ©ütern.  Hngetommen  finb  ju  »erg  19 
Segelfcbiffe  mit  1100 1  ©ütern,  ju  Sbal  149  Segel« 
fcbilfe.  3lbgcgauacn  *u2krg 39 Segelf ebiffe mit  185t 
unb  ui  Jbal  32  Segelfcbüfe  mit  1247 1  ©ütern.  Sluf 
ber  2)onau  ftnb  in  ^ffau  angefommen  ju  93erg 
226  iterfonen--,  331  Sd)lepp=,  558  ©üterbampf« 
icbine  mit  95055 1  ©ütern.  Qu  Jbal  tarnen  an  93 
3d?lepp-,  100  ©ütcrbampifcbiife  mit  354 1  ©ütern 
unb  15  Segelf  ebiffe  mit  611  t  ©ütern.  3u  Jbal 
gingen  ab  226  4Jerfonem,  164  Scblepp»,  207  ©üter« 
bampfiebiffe  mit  7144  t  ©ütern  nebft  84  Segel« 
iebifien  mit  3599  t  ©ütern;  ui  93erg  69  Sd)lepp= 
unb  81  ©üterbampffebiffe  mit  855  t  ©ütern.  3n 


fe^rgtuefen)  539 

?ubnngSbafen  am  Wbein  tarnen  1899  an  ju  Serg 
704  $erfonenbampjfduffe,  1377  Scblepp«  unb  527 
©üterbampffebiffe  nebft  3597  Segelfduffen  mit 
1133750  t  ©ütern,  ju  Iba!  tarnen  an  14  ©üter« 
bampffebiffe  mit  107t,  1544  Segelf  ebiffe  mit  593611 
©ütern.  3u  93erg  gingen  ab  81  Scbleppbampf« 
febiffe,  5  ©üterbampffebiffe  unb  1625  Segelfdjiffe 
mit  13018 1  ©ütern,  ju  2bal  702  ^erfonenbampf« 
febiffe,  1293  Scblepp«,  533  ©üterbampffebiffe  nebft 
3461  Segelfcbiffen  mit  241074 1  ©fitem.  3luf  bem 
93obenfee  tarnen  1899  in  Sinbau  an  9834  *Uerfonen», 
426  Scblepp«,  2467  ©üter«  unb  443  Segelfcbiffe  mit 
44917  t  ©Ütern;  ab  gingen  9831  «ßerfonen«,  422 
Scblepp«,  2443  ©üter«  unb  443  Segelfcbiffe  mit 
123311  t  ©ütern.  $en  2ubnngS*$onau« aRain» 
tfanat  befubren  im  ganjen  1445  belabene  unb  842 
leere  Scbtffe,  bauon  in  ber  Stiftung  nacb  bem  iU am 
906  belabene  Scbiffe  mit  106034 1  ©ütern  unb  195 
leere,  in  ber  9iicbtung  nacb  ber  3)onau  539  belabene 
Scbiffe  mit  29244 1  ©ütern  unb  647  leere.  2)ic  Gin» 
nabmen  betrugen  1897:  131381  Dt.,  bie  HuSgaben 
191514  3Jt.  Muf  bem  ftrantentbaler  banale  "amen 
1899  an  ju  öerg  8  Segelfcbiffe  mit  831 1  ©ütern, 
ju  ZW  612  Segelfcbiffe  mit  30447 1  ©ütern.  Hb« 
gegangen  finb  ju  Sera  612  leere  Segelfcbiffe,  )U 
Stbal  12  Segelfcbiffe  mtt  994 1  ©ütern. 

über  bie  (s i  f  e  n  b  a  b  n  e  n  f  .SBawif  dje  Öifenbabnen. 
oft.  Tie  grunbfä&licben  3)eftimmungen  über 
bie  rechtlichen  äJerbdltniffe  xroifctcn  ber  *(Joft  unb 
bem  Bublifum,  bie  ^rioilegien  ber  $oft,  ba#  ^oft« 
ta^mefen  finb  bureb  bie  aud)  in  $3.  gcltenben  9ieid}S< 
gefetje  geregelt,  daneben  befteben  für  bie  »om 
iMeicb  unabhängige  innere  ^ofroermaltung  noeb 
lanbe$gefe&lid>e  5)eftimmungen ,  inSbefonbere  bie 
^oftorbnung.  Gnbe  1899  jäblte  bie  $oft  in  3232 
Orten  3441  ^oftanftalten  unb  583  ÜRartenoertauf*« 
ftellen;  einfcblieblid)  ber  Jelcgrapbenbeamten  »aren 
oorbanben  789  pragmatifebe  ÜBeamte,  ferner  3552 
ftatuämd^ige  Beamte,  7115  ftatudmä^ige  Sebien« 
ftete,  6409  nid)t  ftatuömäftige  Beamte  unb.  93ebien« 
ftete.  9Jon  ber  ©efamtjabl  (17865)  maren  1125  Söc« 
amte  unb  360  93ebienftete  au^fcblieMid)  im  Xele» 
grapben«  unb  Xelepbonbienft  befcbdftigt.  SBon  ben 
13603  aufgeftellten53rieftäften  maren  6647  in  Orten 
mit  ^oftanftalten,  4300  an  foldjen  obne  «Poftanftal« 
ten  unb  2656  an  ^abrjeugen  angebracht;  ferner 
jdblte  man  691  ^ofthaltereieu  (460  felbftdnbige 
unb  231  mit  bem  (Sjpebition&bienft  Dereinigte),  8 
9telai*ftäUe,  1426^oftiUonc  unb  3138  <ßferbe,  2517 
©agen,  702  ^oftfcblitten.  93eförbert  mürben  1899: 
337,4  ÜJtill.  iöriefe,  $oftf arten,  35ructfacben  unb 
Warenproben,  barunter  145,8  ÜJtill.  im  innern  93er« 
lebr  unb  4,7  9Jtill.  eingefebriebene.  Q$  gingen  ein 
4S7030  «Jioftauftrdge,  aufgegeben  mürben  514903. 
2ln  3eitung£nummern  tt?urben  237,7  2Rill.Stftct  be« 
f6rbert.  §ür  12282953  ^Joftanmeifungen  mürben 
757882288  2R.  einjablungen  unb  für  11568925 
Stflct  mürben  714118538  9)1.  »u^jahlungcn  ge< 
leiftet.  Ratete  obne  Wertangabe  mürben  beförbert 
22808  677  Stüd,  mit  Wertangabe  633  841  im  Werte 
oon  701907430  9)t.  unb  »riefe  unb  Ääftd?en  mit 
Wertangabe  1387799  im  Werte  oon  1423,5  2)tiU. 
2Jt.;  an  ^oftuachnabmefenbungen  im  innern  93er= 
tebr  681440  »riefe  unb  763340  Ratete  im  betrage 
oon  15769410  Dt.,  im  ganjen  1175450  »riefe, 
1 493 240 Ratete  im 93etrage oon  345796505)1.  Dtit 
ben  gabrpoften  mürben  984  546  ^erfonen  beförbert. 

Qi  befteben  (1899)  2440  bapr.  Staatätelegrapbem 
ftationen,  oon  benen  8  Slnftalten  außerhalb  93.« 


Digitized  by  Google 


540 


Samern  (Serfaffung) 


liegen,  unb  jtoar  5  felbftänbige  mit  3  3» ei gan jt al - 
ten  (baruntcr  1799  mit  bem  ?JJoft*  unb  645  mit 
bem  eiienbabnbienft  »ereinigte),  unb  185  SBabntele« 
grapbenanftalten  (151  bei  ben  'JJfälj.  Gifenbabnen, 
27  bei  ben  fiolalbabncn,  7  bei  ben  |>reufj.  Staats* 
bahnen),  inSgefamt  2625  Stationen,  baoon  8  aufeer 
SB.  gelegen.  SBet  ben  Staatetelegrapbenämtern  finb 
375lTclegrapbenapparate(546ugl?eSj,3668  üNorfe* 
unb  9  Rlopferapparate)  im  SBerriebe;  bie  ©efamt* 
länge  ber  »on  ber  StaatStelegrapbenoertDaltung  gu 
unterljattenben  Telegraphen*  unb  T elepbonlinien  be« 
trägt  19233  km  mit  82897  km  Srabtleitungen; 
Sänge  bet  Tclegrapbenlinien  mit  Habel  352  km; 
baju  lommt  baS  Kabel  »on  SBerlin  bis  SDlüncben  (auf 
bapr.  ©ebiete  »on  ber  ©renje  bei  Ubjifc  bis  9Jlün±en 
328  km  mit  2296  km  ficitungen).  %m  innern  SBer- 
febr  gingen  1532860  Seiegramme  ab,  ©efamtuer 
leb>  4702901  Telegramme. 

eine  Siobrpofteinridjtung  befteht  nur  in  SKüncbcn 
für  ben  innern  i)ienft. 

Sie  Sänge  ber  fternfprecblinien  (ber  Stabttele= 
pbonleitung)  betrug  1899: 39984  km,  bie  Sänge  ber 
GtäbtembtnbungSleitungen  15042  km. 

Sie  einnahmen  ber  $oft*  unb  Telegrapl?ent>er= 
»oaltung  betrugen  1899  :  34113275  SR.,  bie  SluS= 
gaben  29263684  SR.  Sie  obere  fieitung  ber  Soften 
unb  Telegraphen  ift  Sadje  ber  töniglicb  bapr.©cnc-- 
Talbireltion  ber  Soften  unb  Telegrappen  als  6en= 
tralftelle  mit  einem  Sireltor  als  93orftanb.  35er  Si* 
reltion  unterfteben  als  duftere  SBolljugS*  unb  ttuf- 
fidjtSorgane  7  Oberpoftdmter  mit  \t  einem  Cberpcft; 
meifter  als  Sßorftanb  in  SlugSburg,  Samberg,  SDlün= 
eben,  Dürnberg,  SRegenSburg,  Spepcr,  Söünburg. 
liefen  Ämtern  untergeorbnet  finb  alle  $oftanftalten 
ifcreS  SkjirlS,  auSgefdjicben  nad?  Umfang  unb  3k: 
beutung  beSSBerlebrS  in'$oftämter(4  mit  bemSBalnv 
bienft  Bereinigt),  felbftänbige  unb  mit  bem  SBabn* 
bienft  Bereinigte  $oft»erh>altungen,  ftatuemäfeige, 
auf  Sienft»ertrag  beftebenbe  unb  mit  bem  53abn= 
bienft  Dereinigte  ßrpebitionen  unb  <ßoftablagen. 

»erfaffuna.  JB.  ift  eine  lonftituttonclle  (Srbmom 
ardjie  (SJerfaffungSurfunbe  com  26.  SJtai  1818, 
mobifijicrt  1848  unb  burd)  bie  iHcicbe»erfafjung  Dorn 
16.  Hpril  1871).  Sie  Krone  ift  erblich  im  »JWann** 
ftamm  beS  £>aufeS  SBittelSbad)  nach,  bem  iRed)te  ber 
Grftgeburt  unb  ber  agnatifd)en  fiinearerbfolge  mit 
ÄuSfcblufi  ber  ir>eiblidjen  Ülacblommen ,  folange 
noch  ein  fueceffionSfäbiger  Sgnat  auS  ebenbürtiger, 
mit  SBeroilligung  beS  Königs  gciAloffener  6bc  ober 
ein  burd?  Grb»erbTuberung  jur  Thronfolge  berede 
tigter  $rinj  »or&anben  ift.  23eim  drlöfdjen  beS 
SDtannSftamnieS  unb  bei  DJlangcl  einer  Grb»eTbrfi; 
berung  mit  einem  anbern  beutfeben  ftürftenljauS 
gebt  bie  Thronfolge  nad;  ber  für  ben  SötannSftamm 
leftgefetiten  Drbnung  auf  bie  loeiblicbe  SNacblommen* 
fdjaft  über,  in  ber  wieber  baS  mdnnlidje  ©efcblecbt 
»or  bem  weiblichen  ben  Sßorjug  bat.  Sie  orbcntlicbe 
9tcgentfd?aft  burd)  ben  nädiften  regierungsfähigen 
Agnaten  tritt  bei  SRinberjäbrigteit  beS  Königs  ein, 
bie  aufjcrorbentliobe  SHetcbeDcrtoefung ,  »enn  ber 
bebinbertc  König  (einen  Stell»ertreter  eingelegt  bat, 
unb  menn  vorher  bie  Wotroenbiglcit  ber  SBcrroefung 
auf  XJcrfaffungSmäftigcm  SPege  anertannt  ift.  König 
»on  SB.  ift  feit  13.  ^uni  1886  Otto  I.,  beS  König* 
reicbS  JB.  JBcrroefer  $rinj  Suitpolb  (^rin}--9tegent). 
9.  bat  ftcb  bei  9ieugcftaltung  beS  Seutfd^en  9iei(bS 
alS9iefcroatred?te»orbebaIten:  eS  regelt  felbftänbig 
bie  &cimats=  unb  9UcberlaffungSr>erbältniffe,  ins* 
befonbere  bleiben  in  3V  bie  polijeilicben  9)efd)rän= 


fungen  ber  6befd)lie&ungen  aufredjt  erhalten;  SB. 
bat  eine  eigene  SUilitäroerwaltung  unter  ber  9Jlilitär= 
hoheit  unb  bem  iöefebl  beS  Königs  im  Rieben;  bie 
vJttobümad)ung  beS  öeerS  orbnet  ber  jtönig  oon  SB. 
an;  SB.  behält  bie  freie  unb  felbftänbige  Sierroaltung 
feines  $oft;  unb  TelegraphenmefenS  be)Üglid)  beS 
innern  SßerlebrS  unb  feines  difenbabnroefenS;  bie 
^efteuerung  beS  SBierS  unb  SBrannttoeinS  für  feine 
Haffe  (bejügltd)  beS  93ranntn>einS  bat  eS  jeboeb  feit 
1.  Oft.  1887  fein  9icd)t  aufgegeben).  3m  beutfeben 
'öunbeSrat  ift  93.  mit  6  Stimmen  Derrreten ,  in  ben 
NJicid?Stag  entfenbet  eS  48  Hbgeorbncte.  ©efanbt« 
ichaften  hält  JB.  noch  in  SBürttemberg,  öeffen,  ^Breu* 
f»en,  6ad?fen,  JBelgien,  Sranlreid),  Italien,  öfters 
reid),  beim  päpftl.  Stuhle,  in  SHufelanb  foroie  in 
ber  Sdjroeij,  aufeer  biefen  Staaten  bat  aud)  ©ro^ 
Lritannien  eine  ©efanbtfdjaft  in  SB. 

5)er  ßanbtag  beftebt  auS  gtoei  Äammem,  einet 
?lbgeorbnetenfammer  unb  ber  ber  JReidjSräte.  Sed- 
iere fettt  ftcb  (1897)  jufammen  aus  ben  9  oolljäbri: 
gen  $rin)en  beS  lönigl.  Kaufes,  3  Äronbeamten 
beS  fiönigreidjS,  2  erjbifcböffn ,  ben  18  »äuptem 
ber  ehemaligen  reid)Sjtdnbifcben  fürftl.  unb  gräfl. 
Käufer,  einem  üom  König  auf  fieben^jeit  ernannten 
5}tf(hof,  bem  ^räftbenten  beS  prot.  Dbertonfifto= 
riumS,  23  erblichen  unb  16  anbern  vom  Känig  auf 
SebenSjeit  ernannten  iKciif  c-räten.  Sie  auf  SebenS; 
jeit  ernannten  bürfen  ben  britten  Teil  ber  erblichen 
unb  ber  ben  erblichen  gleich  geachteten  Witglieber 
nicht  überfteigen.  2)er  erfte  ^räfibent  ber  Äammer 
ber  9leicbSrdte  toirb  oom  König  für  bie  SifeungS-- 
»eriobe  ernannt,  ber  jtoeite  H$räfibent  »on  ber 
Kammer  felbft  getoäbjt.  Sie  Slbgeorbnetenfammer, 
auS  159  3)titgltebcrn  beftebenb,  ge^t  auS  allgemein 
nen  inbirelten  Sailen  b,  eroor.  SaS  SBabJrecbt  fteb.  t 
jebem  volljährigen  Staatsangehörigen  )u,  ber  eine 
birelte  StaatSfteuer  feit  minbeftenS  6  OTouaten  ent-- 
riebtet,  ben  SBcrf äff ungSeib  geleiftet  unb  feinen  3Bobn: 
fi|  im  Sanbe  Kit  unb  nicht  roegen  Jlkrhrecben  ober 
gemeiner  SBergefoen  »erurteilt  »orben  ift.  3ur  ©ablj 
fähigleit  bei  ber  Urmahl  gehört  ein  Älter  oon  21, 
jur  Simblbarlcit  als  SBahlmann  »on  25,  }urSäbl= 
barleit  als  Slbgcorbneter  »on  30  3öl)Ten.  Jluf  je 
500  6.  mirb  ein  SIBahlmann,  auf  ie  31 500  ein  SUb- 
^eorbneter  gemählt.  Sie  äBa^l  finbet  auf  6  ^ahrc 
tatt.  Sie  ftänbigen  Urmä^lerliften  merben  alle  i  al 
?en  b vc  einer  Surchftcht  untertoorfen  unb  banacb 
berichtigt.  Sie3lbgeorbnetentammer,bie  ibre  beiben 
liräfibenten  f elber  mählt,  fejjt  ftcb  (^uli  1899)  }u= 
fammen  auS  83  Kleritalen,  45  Siberalen,  13  SBaueT^ 
bünblern,  11  Socialbemotraten,  4  Konfer»atioen, 
1  Semolraten  unb23BUben.  Dbne3uftimmung  beS 
SanbtagS  lann  fein  bie  Jreibeit  ber  ^erfonen  ober 
baSßigentum  ber^Jri»aten,  bie  ^eftfe^ung  ber  bircl= 
ten  unb  bie  (frbebung,  Erhöhung  ober  SBeränberung 
ber  inbirelten  Steuern  betreffendes  ©efeh  crlaffen 
»erben.  SiefeS  ©ebiet  feiner  Thärtgteit  ift  jeboeb 
burd)  bie  duftdnbigfeit  beS  SteichS  bebeutenb  gc= 
f cbmälert.  Ghenfo  ift  bie  3uftimmung  beS  J2anbtagS 
nötig  3ur  Gingehung  neuer  Staatsfcbuloen,  infolge 
beren  eine  SOtehtbelaftung  beS  Staates  fei  eS  an 
Kapital  ober  an  3infen  eintritt.  3ur  ©ültiglcit  »on 
iöefd?lüff«n,  bie  eine  JUerfajfungSänberung  in  fieb 
fdjliefecn,  ift  eine  2Jlcbjbeit  »on  j»ei  Sritteln  ber 
abgegebenen  Stimmen  erforberltcb,  unb  itoax  müffen 
minbeftenS  brei  SBiertel  ber  SDtitglieber  jeber  Kam= 
mer  bei  ber  betreffenben  Sübftimmung  anroefenb  fein, 
ferner  hat  ber  SanbtagbaS  Siecht  ber  ÜJcmtfteranllage 
unb  ber  ©efeUeSinitiati»e  mit  WuSnabme  eines  Teils 


Digitized  by  Google 


SBagern  (S 

beS  3?crfanunvv>rcd't^r  wo  fic  oom  flöniß  ausgeben 
mufe.  6eit  1868  toirb  baS  Vubßet  auf  jnxi  yabrc 
feftgcftellt.  Sie  Kammern  muffen  minbeftcns  alle 
bret  3ab«  berufen  »erben.  3:batfd*lia?  crfolßt 
bie  emberufung  alle  »loei  ^apre  infolße  bcr  jioeü 
jäbrißen  ftinanjpertobe. 

Über  bie  :H  cict  St  aß*  te  ab  l  fr  et  f  e  f.  bie  «rtitel 
ber  einjetnen  SieaimtnaSbejirte. 

Berwattung.  V.  bat  j ctbs  SW  i  n  i  ft  e  r  i  e  n :  baS  beS 
l&nißl.£airt'eeunbbeS«uf$ern,bcr3ufti»,beS3nnern 
mit  einer  befonbern  ?lbteilunß  für  Jtanbhrirtfcbaft, 
©eroerbe  unb  fjanbel,  txd  Innern  für  Äirdjen*  unb 
Scbulangelegenbeiten,  ber  ginanjen  mit  brei  Slbtei- 
lungen  (für  tjorftmefen ,  ber  Äronantodlte  unb  ber 
j&auptfinanjbuAbaltung)  unb  beS  Krieges.  Vor- 
ftdnbe  finb  bie  föntgl.  StaatSminifter,  benen  in  un- 
mittelbarer Unterorbnung  unter  baS  StaatSober= 
baupt  bie  Seituitß  beftimmter  leite  oon  StaatS= 
ßefcbdftcn  unter  perfönliober  Verantwortung  ju^c- 
roiefen  ift.  SaS  ©efamtftaatSminifterium  bilbet  ben 
ÜRinifterrat  beS  KönißS,  im  ftalle  ber  SReicbSoer= 
toefunß  ben  SReßentjcbaf  tSrat.  Stdnbißer  Hronrat  ift 
ber  Staatsrat  (12  Staatsräte  im  orbentlicben  unb 
16  im  aufeerorbentlicbcn  Sienft),  in  unb  mit  tocldjem 
ber  Äönifl  bie  »oicbtißern  StaatSanßeleßcnbciten  in 
(Sriodgung  jiebt.  Unmittelbar  unter  ben  ÜRtnifterien 
fteben  bie  Gentralftellen  unb  jloar  unter  bem  l'tuü- 
jterium  bcS  lönigl.  öaufeS  unb  beS  ilufeern  baS  ße« 
beime  £>auS*  unb  geheime  StaatSarcbio,  bie  ©ene« 
ralbireltionen  bertöniglicb.  bapr.  StaatSeifenbabnen 
fomie  ber  töniglid)  bapr.  Soften  unb  Selearapben; 
aufeerbem  bat  baefelbe  bie  fieitunß  bcS  ©ejanbt* 
fdjaftS*  unb  HonfulariocfenS;  unter  bem  ÜJimiftc: 
rium  ber  Sufti^baS  oberfte  SanbeSßericbt  (9Rüncben) 
mit  bem  Sieciplinarbof  unb  bem  ©ericbtSbof  für 
Hompetcnjtonflitte;  unter  bem  SRinifterium  beS 
Innern  ber  VerroaltunßSßericbtSbof ,  baS  fianbeS* 
oerficberunßSamt  (ÜRüncben),  baS  allgemeine  SHeicbS: 
a reb io,  baS  Dberberßamt,  bie  oberfte  ©aubepörbe ,  bie 
yanbeefulturrententommifrton.bie^tormalaicbungSä 
fommiffion,  bie  VcrficherunßSan[talt,  bie  fianbge: 
ftütSoerroaltuna,  ber  CbermebijmalauSfcbufe,  bie 
Gentralimpfanftalt,  bie  ftatift.  Gentraltommifflon 
mit  bem  ftatift.  Vureau,  bie  glurbereinißunßStom= 
miffton;  unter  bem  ÜRiniftcrium  beS  Innern  für 
Kirdjem  unb  Scbulangelegenbeiten  ber  oberfte 
Scbulrat,  bie  beiben  ISrjbifcbdfe  unb  6  ©ifeböfe, 
baS  prot.  Obertonfiftorium  unb  bie  ©entralanftalten 
für  SBijfcnfcbaft,  Äunft  unb  Unterridjt;  unter  bem 
ber  frinanjen  bie  ßentralftaatstaffe ,  ber  oberfte 
SRecbnungebcf  unb  bie  SlecbnungSfammer ,  baS 
Öauptmünjamt ,  bie  Staatsid)ulbentilßunßSfonv 
miffton,  baS  Hatafterbureau ,  bie  ©eneralbirettion 
ber  3oÜ<  unb  inbirelten  Steuern,  bie  ©encralbcrg: 
ircrtc--  unb  Salincnabminiftration,  bie  fönigl.  Vanl 
in  9lflmberß  unb  bie  ßcntralforftlebranftalt  in 
•ftfebaffenburg;  unter  bem  ÄriegSminifterium  ber 
©eneTalftab  ber  Strmee,  mit  bem  topoßr.  Vureau 
unb  bem  f>aupttonferoatorium  berÄrmee,  bieÜJlilü 
tdrfonb*tommiffton,  Sftemonteinfpettton,  9RiUtdr 
bilbunß*anftalten  u.  f.  ». 

Sie  Ginteilunß  beS  CanbeS  erfolgte  1808  in  15, 
1809  in  9,  1817  in  8  Äreife,  bie  na*  Hüffen  be- 
nannt maren.  Sie  Söencnnunß  SReßierunflebejirie 
erbielten  biefe  Äreife  1837,  ibre  jefeiße  ©renjbeftim= 
munß  1879. 

Sie  SteßierunßSbejirfe  jerfaüen  in  33ern>altunß3= 
biftrifte,  für  beren  jeben  ein  Skjirfeamt  in  Unter= 
orbnunß  unter  bie  ÄreiSreßierunß  beftebt. 


irtoaftung)  541 

@runb(egenb  für  bie  Craanifarion  ber  3krmal> 
tunßSbebörbeit  ift  bie  foß.  ^ormationSocrorbnunß 
oon  1825.  £iemad>  beftebt  in  jebem  Uteßierunß«* 
bejirt  eine  KreiSreßierunß  für  bie  innere  UkrrcaU 
tunß  ald  SoUjußSorflan  ber  SUnifterien.  Sie  Ärei«* 
reßierunß  jerfdllt  in  jmei  Kammern,  bie  be«  Innern 
unb  bie  ber  ^inanjen  mit  je  einem  Sirettor  ali  ^or= 
ftanb.  Ser  Hammer  beä  ^nnern  äuficrlicb  anßeßlie* 
bert  ift  ber  KreiSmebijinalauefdpu^  unb  ber  ftm#> 
tierar ^t,  ber  ber  ^inan^en  eine  v^orftabteilunß.  ©e* 
meinfamer  $orftanb  ift  bcr  9ießicrunßSprdfibent, 
unter  beffen  perf önlidjer  SBerantmortunß  alle  Megie* 
runßSbanblunßen  eTßeben.  3cber  WeßierunßSbejirt 
bilbet  jußleid)  eine  ÄreiSaemeinbe,  beffen  Hertre' 
tunßdorßan  ber  i'anbrat  ift.  Serfelbe  beftebt  au& 
ben  Vertretern  ber  SiftrittSßemeinben  beS  iHeßie« 
runßdbcjirt«,  ben  Äbßeorbneten  ber  unmittelbaren 
Stdbte,  iBertretern  ber  ©rofjßrunbbeft&er,  au*  brei 
SWitßliebem  beT  toirllicben  felbftänbißen  Pfarrer  unb 
einem  Vertreter  ber  Unioerfität,  falls  eine  foldje  im 
Sejirt  ibren  Sife  bat.  Sie  iöUtßlieber  beS  fianbrats 
toerben  auf  6  3abre  ßetodblt  unb  treten  einmal  "im 
3abre  am  Sil  ber  HreiSreßieruna  }ufammen,  um 
inSbef  onbere  bei  ^eftfteüunß  beS  ÄTeiSbubßctS  mit» 
iutoirfen.  Sur*  SJerorbnunß  oom  24.  3tbr.  1862 
erf olßte  bie  Urennunß  ber  3uftij  unb  ber  SJerroaltunß 
in  ber  unterften  ^nftanj,  bie  jebod?  in  ber  Vfalj 
f*on  Iänßft  bura>gefübrt  mar.  Ser  ÄreiSreßierunß 
ftnb  unmittelbar  unterßeorbnet  bie  Vetfrtädinter 
(151),  bie  unmittelbaren  ÜJtaßifrrate  (38),  bie  «ent» 
dmter  (216),  bieSorftämter(376)fonriebie93audmter 
(48),  aufeerbem  fdmtlia)e  Mnftalten  für  Unterridjt, 
&c\ unbbeit,  2Bobltbdtiatcit  u.  f. «.  Sie  VejirlSdmter 
(StftriftSoermaltungSbebörben)  umfaffen  in  ber 
Siegel  lbi339lmt8ßerid)t$bejirte.MnbcrSpi&e  eines 
ieben  SBejirtSamteS  ftebt  ber  5kjirfsamtmann  als 
Vorftanb.  3«ber  »mtSbejirl  einer  SiftrittSocriral« 
tunßSbebörbe  bilbet  eine  ober  jim,  in  bcr  ff  ali 
jeber  Hanton  eine  SiftriftSßemetnbe,  bie  bureb  ben 
SiftriftSrat  (Vorftanb  bcr  SöejirlSamtmann)  oertre» 
ten  »irb.  Siefer  beftebt  aus  ben  Vertretern  ber 
ju  bem  VerroaltunßSbejirt  ßebftrißen  CrtSßemeins 
ben,  auS  ben  Gißentümern  bcS  ©runbbcfiticS,  oon 
bem  bie  böcbfte  ©runbftcucr  im  Siftritt  entrichtet 
wirb,  auS  ben  Vertretern  bcr  näcbften  fünfjiß  böcbft: 
befteuerten  @runbbcf>t»er  bcS  SiftriftS  unb  nötigen» 
falls  auS  einem  Vertreter  bcS  StaatSdrarS.  V9et 
Veratunßen  über  bie  SiftriftSarmenppteße  ftnb  bie 
VejirtSftrjtc  unb  jroei  felbftdnbige  Vfarrer  juju* 
}ieben.  dincr  SiftriftSgcmeinbe  gleid)  gelten  bie 
unmittelbaren  Stdbte,  bie  birett  unter  ber  #reiS< 
reßierunß  fteben.  fyt  Untcrorbnung  unter  bie  Ve< 
iirtSämter  üben  bie  Vorftänbe  ber  tlcinern  Stabt< 
unb  Sanbßemeinben  bie  CrtSpolijei  auS.  ,u'ir  bie 
©emeinben  ift  ma^ßebenb  bie  ©emeinbeorbnunß 
Pom  29.  Slpril  1869,  bie  Vfal}  bat  eine  eißene  oom 
gleirtcn  Sage,  beibe  abgednbert  burd)  ©efefc  oom 
19.  3an.  1872  foroie  burd>  fpdtere  ©efc^e  be}üglid) 
einjelner  3lrtitel.  Sie  Vfal»  bat  nur  eine  ftorm 
ber  ©emeinbeoerfaffung ,  lodbrenb  baS  jftauptlanb 
ftdbtifcbe  unb  Sanbgemeinbcocrfaffung  feunt.  Sie 
Stdbte  felbft  mieber  fdjeiben  ficb  in  mittelbare  unb 
unmittelbare,  b.  b>  ber  SiftrittSpolijeibebörbe  ober 
ÄreiSrcßicrung  untergeorbnete.  Sic  ftdbtifcbcn  ©e* 
meinben  toerben  burd?  einen  ÜRagiftrat  oeTtreten, 
ber  auS  einem  Vürgermeiftcr,  recbtstunbißcn  9td> 
ten,  bürgerlichen  ÜHaßiftratSrdten  unb  aus  ben 
nötißen  teebnifeben  Vcamten  beftebt.  Sie  bürgen 
Hoben  2)iagiftratSrdte  unb  nicht  reebtsfunbigen 


Digitized  by  Google 


542  SBatjevn  (ftecfjWpflege.  ^iuanjrocfcn.  ©efunbljeitSioefen,  ©ofjltfjätigfeitfanft.) 


Vürgermeifter  werben  auf  6  Safere  gewdblt,  bie 
©emeinbebeoollmdcbtigien  auf  9  3at>re;  ber  recht«; 
tunbige  Vflrgermeifter  unb  bie  reeptetunbigen 
iHätc  werben  nach  3  Saferen,  im  Salle  ber  SBieber 
wabl,  auf  SebenSjeit  gewdblt.  Vertreter  ber  fianb* 
flemeinben  ift  ber  ©emeinbeau«fcbuf»,  ber  au« 
einem  Vflrgermeifter,  einem  VcigeorPneten  unb  au« 
4  bi«  24  ©emcinbebeoollmdcbtigten  beftebt  (alle  auf 
6  3apre  0ctrjAr;lt).  Vertreter  ber  ©emeinPen  in  ber 
Vfalj  ift  ber  ©emeinberat,  beftebenP  aue  einem 
Vflrgermeifter ,  einem  ober  jwei  ftbiuntten  unb 
6  bi«  24  ©emeinberdten  (alle  auf  5  Jap«  gewdblt). 
SaS  ©eiamtoermögen  (rentierenbee,  ob.  ne  ben  Kapt= 
calwert  ber  rentierenben  SHeebte,  bie  bieber  nidjt  jur 
Grbebung  (amen,  unb  nid)t  rcntierenbe«)  ber  8021 
©emetnben  betrug  (1897)  834082000  ÜJt.,  bem  ein 
©efamtfcbulbenftanb  pon  304952000  ÜJt.  gegen* 
fiberftanb.  Tu-  Meute  Dorn ganjen  rentierenben  Ver* 
mögen  betrdgt  24008000,  b.  L  4,06  ÜJt.  auf  ben 
Kopf  ber  Vcoölterung. 

JRedjtSöfleae.  iöejüfllitr)  ber  (Siotlgefefegebung 
oerblieb  e«  bei  ben  Kobififationen  oon  ber  Witte 
be«  18.  unb  Änfang  bee  19.  ,Vibrl\  43  oerfebie ■ 
bene  Vrioarrecbte  giebt  ee  berjeit.  Gine  regere 
tpdtigfeit  jeigte  ftd>  im  ©ebiete  bee  öanbel«red>t«, 
ber  mobemen  ©efeUfdjaftSformen,  be«  öffentlichen 
unb  Strafred)t«.  Sa«  Seutfcbe  £>anbel«gefe&bucb 
gelangte  1861  jur  Ginfübnmg.  Hn  Stelle  be«  1813 
eingeführten  3trafgeie&bucbe  für  baerecbtSrbeinifcpe 
V.(Vcrfaficr:  fteuerbad»  trat  1861  einneueeStraf- 
unb  Volijeiftrafgefe&bucb,  bureb  bie  auch  ber  bisher 
in  ber  Vfali  gültige  Code  pcnal  au&er  Kraft  trat. 
Surcb  Ginfüprung  be«  Strafgefe&bucbS  für  Pae 
Seutfdje  üteiep  unb  ber  Srrafprojefiorbnung  wür- 
ben biefe  bapr.  ©efe&e  aufgehoben. 

Gin  £anbgerid?t  wirb  gebilbet  oon  6  bie  15?lmt#= 
Gerichten ;  fianbgeriebte  giebt  ee  im  ganjen  22,  ba= 
oon  16  mit  Kammern  für  £anbel«iacpen.  Sem 
Sanbgericttt  ÜJtüncben  I  ftnb  nur  bie  Amtegerichte 
ÜJtüncben  I  unb  ÜJtüncben  II  unterftcllt.  4  bie  7 
£anbgeridbte  bilben  ein  OberlanPe«gerid)t  :'l:i.v 
bürg,  Starnberg,  ÜJtüncben,  Dürnberg,  3weibrüden, 
i  biefe  Sirtitel).  ^Sertobifcbe  Schwurgerichte  befteben 
bei  ben  ^anbaeriebten  Ilmberg,  ?lug*burg,  Vapreutp, 
4Bür$burg,  ÜJtüncben  I,  Dürnberg,  Straubing  unb 
3weibrücfen.  Sie 3uftdnbigleit  ber  ©eriebte  bemif>t 
fid>  nad)  bem  ÜteicbegcricbtsoerfaffungSgefefe.  ?lb* 
weiebenb  bierpon  ftnb  Verbrechen  unb  Vergeben,  bie 
fcurd?  bie  ^reffe  begangen  werben,  ben  Stpwurgericb* 
ten  überwiefen.  Vejüglicb  ber  freiwilligen  @ericbt«= 
batteit  gelten  bie  lanbeägefe&licben  Ütormen.  £>ier= 
nacb  gehört  cor  bie  Amtegerichte  Pae  £ppotbeten:, 
Vflegl  cbaf  te*  unP  Verlafienfdjaf  tsmefen ;  in  ber  Vf  al j 
beftepen  eigene  öppotbefcndmter  (bie  6ppotbe!enbe= 
wahrer,  eine  jjinanjbeb&rbe).  Sie  Dberlanbeegeridjte 
ftnb  juftdnbtg  für  tfibeflommi&facben,  für  bie  bing* 
lieben  unb  benfelben  gleicbgeaebteten  Klagen,  Wenn 
biefelben  Eigentum  Per  ÜJtitglieber  bee  töntgl.  Saufe« 
betreffen,  unb  jugleicb  SJormunbfcbaft^bebörben  für 
bie  StanbeSberren.  (Sin  oberfte*  Öanbeegericbt  ent= 
febetbet  über  bie  weitern  5)efd)werben  in  oacben  ber 
niept  ftreitigen  Wecbtepflege  naep  ÜJlafegabe  Per  Slrt. 
62—67  PeS  bapr.  3lu9fübrung#gefe&ce  jur  SHetcb^^ 
€icilprojc6orbnung.  Xurcb  ©efe&  oom  8.?lug.l878 
würbe  in  ber  böcbfteu  3nftanj  Verwaltung  unb  Wer- 
waltungäredjtfprecbung  getrennt  unP  leijtere  bem 
S}erwaltung$gericbt$bofc  übertragen. 

3ür  ben  Siolljug  ber  geftungäpaft  ift  bie  geftc 
CberfeauS  beftimmt.  «apern  pal  7  3u<ptbdufer, 


barunter  2  für  grauen ,  1  $e Dengefdngni«  (5lürn* 
berg),  6  @ef angenanftalten  (Stieberlengenf elb  nur  für 
iug/nblicbe  mdnnlicbe  ^erfonen).  Sie  3apl  ber  ^n» 
fallen  war  1898:  7437  (6617  mdnnlicpe,  820  treib 
liebe),  barunter  2895  3ucbtbau«gefangene  unb  4542 
Öefdngnieftrdflinge  (einfcblie&lid)  423  iugenblicbe). 

Jinanjwefen.  Ta->  Shtbget  1900/1  icb liefet  in 
Ginnapme  unb  91  us? gäbe  mit  432919989  ÜM.  ab; 
bapon  (ommen  auf  Pie  (hpebung  unb  Verwal« 
hing  200944  749  2«.,  auf  bie  6raat*au£.gaben 
231975240  St  Sie  3«atrirularbeitrdge  für  9teidb«= 
2Wede  bejiffern  ftcb  auf  59,m  l'iill.  9R. 

Sie  birelten  Steuern  betragen  36 689000  2R.,  bie 
Grbfdjaftdfteuern  2300000  ÜJi.,  (Sebübren,  Stempel 
abgaben  unb  Strafen  25148200  3)t.,  bie  3öUe  unb 
inPirelten  Steuern  49265950  9R.,  Pie  SBergwerfe^, 
Kütten»  unb  SalinengefdUe  8580071 9R.,  bie  3Wünj 
anftalt  400957  SR.,  bie  ilrarialrente  oon  ber  tönigl. 
Sßanlin  Dürnberg  700000  ÜJt.,  bie  6taat#eifen= 
babnen  169047580  951.,  bie  $oft«  unb  Jelegrapben= 
«erwaltung  36665726  9W.,  bie  S3obenfeebampf= 
febiffabrt  457310  3R.  ,bie  StaatSforftv  3agb^  unb 
JriftgefdUe  34206000  bie  Ctonomien  unb  ®e- 
werbe  2319005  2R.,  bie  ©runbgefdlle  6046  700 
bie  3infe n,  Kenten  unb  befonPern  ?lbgaben  u.  f.  w. 
1063230  ÜJt.,  fieiftungen  ber  pfdlj.  Gifenbabnen 
500000  SR.  unb  fonftige  Ginnabmen  347251  3R. 

Von  ben  in  Staatifregie  betriebenen  Ctonomien 
unb  (bewerben  ift  ju  nennen  ba$  £tofbraubaud 
in  SRüncben,  tai  Weingut  in  Unter  »raufen  unb 
bie  öoffifeberei  auf  bem  Gbiemfee.  Sie  Ginnabmen 
au8  benfelben  unb  au«  ber  Verpadjtung  unb 
Vermietung  oon  fonftigen  StaatSrealitdteu  unb 
©ewerben  betragen  2319005  3)1.,  bie  HuSgaben 
1605209  3)1. 

Sen  Ginnafemen  flehen  folgenbe  Äu*aabepoften 
gegenüber:  Gtat  be$  lönigl.  £>aufe«  (Gioillifte,  91  pa 
nagen  u.  f.  w.)  5402  683  9».,  Gtat  ber  Staat* 
fdjulb  49394200  2».,  Gtat  ber  £anbtag3Derfamm= 
lung  618  240  3R. ,  Gtat  ber  tönigl.  Staateminifterien 
unb  )war:  bed  tönigl.  &auieä  unb  bed  ilu|ern 
673418  2R.,  ber  ^uftij  20 154  473  Dt.,  be*  Innern 
28811460  ÜJt.,  für  Kirchen«  unb  Scbulangclegen; 
beiten  30473116  2R.,  ber  ginanjen  4986990  lt., 
ber  Ausgaben  für  9teicb$iWecte  69061 704  ÜJt.,  Ven= 
fionen  unb  Unterftü Hungen  Per  StaatftPiener  unP 
Peren  Hinterbliebenen  17911848  ÜJt.,  Steferoe  für 
unoorbergefebene  Aufgaben  1387 108  ÜJt.,  für  fon= 
ftige  Staat« bebürfniffe  3 100000  ÜJt.  Slm  Scblufje 
Pe8  3.  1898  betrug  bie  Staatefcbulb  1435395776 
9Jt.,  wooon  1090441943  ÜJt.  Gifenbabnfcbulb  unb 
138145345  ÜJt.  ©runbrentenfdjulb,  SJanbeSfultur« 
rentenfchulP  3275300  ÜJt.  Siefer  großen  Staate- 
fcbulb ftebt  aberbebeutenbeeStaateoermögen  gegen' 
über.  ?tn  inbiretten  Steuern  erbebt  V.  nur  ben  üJtalj- 
auffdjlag,  ber  jdbrlicb  runb  40  ÜJtill.  ÜJt.  eintrdgt, 
moton  jeboeb  7  ÜJtill.  IMuefubroergütung  wieber 
abgeben.  SaS  ©ebflbrenwejen  ift  geregelt  burd? 
bae  ©efe^  über  ©ebübrenwefen  oon  1890  unb  eine 
Ütooelle  bierju  oom  26.  ÜJtai  1892.  Sie  du&ere 
^inanjbehörben  jur  Grbebung  unb  Verrechnung 
ber  Steuern  unb  ©cbübren  befteben  unter  anberm 
216  Ütentdmter,  in  ber  Vfalj  unter  ben  SHentämtern 
aud)  bie  ©emeinbeeinnebmereien. 

©efnnbpeitewefen .  föopltpatiflfeiteanfiaUtB. 
?lle  Vebörben  be«  ©efunbbeitSmefene  unb  ber  ge^ 
riebtlicben  ipeiltunbe  befteben  bei  bem  ÜJtinifterium 
bce  Innern  ber  Dbermebijinalauef d)ufe ;  ber  Canbee» 
ticrant  für  bae  Veterindrwefen ;  bei  ben  Äreie« 


Digitized  by  Google 


Samern  (öerfidjerung 

regierungen  je  ein  faeiämebijinalauäfdjufi  unb 
ÄreiStierarjt;  für  ben  dufeern  ärjtlidjen  2)ienft  finb 
bei  ben  öcmbgeridjten  ein  Sanbgericbtearit,  bei  ben 
Vejirtsämtern  Vejirt*  firjte  unb  Vejirfetierärjte  auf  - 
geftellt,  fdmtlid)  Dom  König  ernannt.  $ür  jeben 
Jtreiä  begebt  eine  flreiSirrenanftalt,  in  Oberbeuern 
unb  Schwaben  jet-ceb  ie  jtoei.  2)ie  Armenpflege  ift 
eine  Angelegenheit  ber  Ort«',  2)iftrilt3»  unb  Ärei$= 
gemeinben.  2>a$  Armenredjt  ift  geregelt  burd?  ba3 
©efefc  Dom  29.  April  1869  mit  Abdnberung  Dom 
3. gebr.  1888.  3"  \^>n ©fmeinbe  bcücbt  ein  Ärmen= 
pflegfcpafterat,  beffen  Vorftanb  ber  bienftdltefte 
Pfarrer  ift.  3m  %  1898  würben  Don  ber  gemeinb- 
lidjen  Armenpflege  195  708  Verfonen,  barunter 
bauemb  114336,  unterftü&t.  £ie  3aW  ber  eigent^ 
lut  verarmten  Unterftü&ten  beträgt  64871 
fönen,  b.  i.  l,oe  Vro§.  ber  VeDölferung.  2>ie  ®e- 
famteinnapmen  betrugen  11059587  9H.,  barunter 
HuvtiüiK  auS  Staat*  unb  anbem  Haften  594264 
2R.,  bie  »umgaben  10403318,  baä  rentierenbe Ver- 
mögen 22,8*4  «Will.  SR.  Serner  Würben  4005530 
5W.  für  565  gemeinblid?e  Anftalten  unb  einrieb 
hingen,  beren  rentierenbeä  Vermögen  18,79i  sJDlill. 
2R.  betrug,  unb  Don  3655  unter  gemeinblid?er  Ver= 
maltung  ftebenben  Stiftungen  (rentierenbeä  Ver= 
mögen  73,776  9Rill.  3Jt.)  für  74516  unterftüfcte  Ver* 
fönen  3  522 167  2R.  ausgegeben.  2>ie  5)iftritt$=  unb 
jfreiöarmenpflege  erforberte  einen  Aufwanb  Don 
2497210  bej.  1903053  3R.  An  5BobltbätigleitS= 
anftalten  ber  öffentlichen  Armenpflege  waren  Dor-- 
banben:  356  flrantenhaufer,  289  ^frünbenbäufer 
unb  ArmenDerforgungSanftalten,  73  äöaifen*  unb 
ginbelbdufer,  247  flleintinberbemabr=,  Säugling« - 
u.  f.  id.  Anftalten,  9  SRettunaS*  unb  65  Armenbe» 
fdjdftigung**  unb  Suppenanftalten.  Aufjerbem  be* 
fteben  509  VriDatmobltbätigteitäDercine  (6755827 
2R.  rentierenbe«  Vermögen;  1898  »urben  68391 
<Berfonen  unterftütjt  unb  1302641  IUI.  Derauägabt). 
3n  356  «riDatiDobltbatigleitganftalten  f  anben  1898 : 
73468  ^erfonen  Unter  ftüfcung. 

»eriirfiermioönicfcii.  oiu  3«  1897  Waren  50 
Sebents  unb  11  SRentenDerficberungSgefcUfcfeaften 
in  V.  jugel äffen,  bei  benen  124927  unb  4534  Ver* 
fönen  oerfiebert  waren.  Qi  beftanben  5  öagefoer: 
fidjerungSanftalten,  barunter  1  ftaatlidje;  bie  äftty 
ber  Verficperungönebmer  betrug  146022  mit  einer 
Verficberungäfumme  Don  241 118000  9)t.  Vieler 
fidperungSDereine  giebt  e3 1008,  ViepDerficperungS: 
gelellfcpaften  finb  8  jugelafien,  bei  le&tern  waren 
Derfidpert  3,i  $ro$.  be«  Vferbe*,  0,i  Vroj.  beä  SRinb* 
üiebbeftanbed.  T  ic  3mmobiliar-VranbDerfi<perung 
ift  ftaatlidp ,  Mobiliar « VranbDerfid)erung$gefell5 
haften  finb  26  jugelaffen,  bie  (1897)  798629  i*o-- 
icen  jdblten  unb  5348,7  SJhll.  SR.  Derfidjert  hatten. 

3ur  Veaufficptigung  ber  VerufSgenoffenfcpaften 
für  UnfaÜDerftcberung  beftebt  ein  fianbeSDerfKbc: 
rungSamt  für  auäfdjliefslidj  bapr.  VerufSgcnoffen* 
f  chatten.  3bm  unterfteben  bie  8  2anb=  unb  forftwirt- 
fdbaftlicben  Verufägenoffcnf  (haften  (f.  b.),  bie  Vap= 
rifdje  Vaugewerfä  =  VerufSgenoffenfchaft  (f.  Vau= 
gewerte  ^VerutegenoffenfAaften)  unb  bie  Vaprifcpe 
öoljinbuftrie*  VerufSaenojfenfcbaft  (f.  Joo^Vcruf^ 
aenoffenfdjaften),  welcpe  beiben  le&tern  fiep  gam  über 
V.  erftreden;  bie  jur  felbftänbigen  Durchführung 
ber  3nDalibität3*  unb  AlterSDerficperung  für  (Sifen- 
bahn:£ilf£bebienftete  unb  -Arbeiter  gebilbete  «Sir« 
beiterpenfionSlaffe  ber  löniglid)  baor.  Staat*eifen» 
bab^noerwaltung »  nur  nad)  §.  94  be-s  ^noalibUdtd: 
unb  aiter#Derfi(berung#gefe^eS;  bie  8  Älter«:  unb 


roefen.  ^cermejen)  543 

3nDalibitdt*Derfwberungeanftalten,  letjtere  aber  nur 
in  finanziellen  Angelegenheiten ,  bei  ber  (frlaffung 
ftatutarifdjer  Veftimmungen,  bei  Strafoerfügungen 
DonOrganenberVerfid)erung«anftaltenOöefd)werbe 
juläffig)  fowie  nad)  ben  §§.  131  unb  134  be*  %nva-- 
Ubitat*»  unb  SllteraDerficbeTungSgefeiie*.  Bugleicb 
bilbet  baSfelbe  bie  lelte^nftanj  über  bie ©efeb werben 
gegen  Verfügungen  unb  Gntfcbeibungen  ber  Scbiebä  ■■ 
geriebte;  für  je  eine  beT  8  Verufdgenoffenfdjaften 
beftebt  ein  S  cbicbggeridjt.  (Siner  Veruf  «genoff  enfciaf  t 
nid)t  angefcbloffen  fmb  1)  bie  Verriebe  ber  &cere§= 
Derwaltung,  2)  ber  Vetrieb  ber  StaatSeifenbabnen, 
be«2ubwig=5)onau--lllain'Äanal«,berVobenfee5unb 
5Rbeinbampffd)iffabrt,  3)  ber  Verrieb  ber  Voft=  unb 
ÜelegrapbenDerwaltung,  4)  ber  Staat^forftbetriebe. 
5)  bte  Stabtgemeinben  iU uneben,  Dürnberg  unb 
2l*ür$burg  bejüglicb  ber  in  eigener  5Regic  au«gefübr^ 
ten  Arbeiten.  2)ie  Stelle  ber  Verufägenofienfcbaf-- 
ten  bierfür  alä  Äu«fübrung«bebörben  oertreten  hier 

1)  bie  beiben  Aorpämtenbanturen,  2)  bie  @eneral 
bireltion  ber  Äöniglid)  Vapr.  StaatSeifenbabnen, 
3)  bie  ©eneralbireltion  ber  Äöniglid)  Vapr.  Voften 
unb  Jelegrapben ,  4)  bie  8  SRegierungSfinamfam: 
mern,  gorftabteilungen,  5)  bie  betreff enben  ÜJtagi: 
ftratc.  1898  waren  im  flönigreid)  jum  Scpufe  gegen 
Sranlbeit  41 26  ©emeinberranlenDcrfid)erungölajf  en, 
629  Ort*:,  Verrieb*«,  Vau*  unb  3nnung«franlen= 
(äffen,  14  eingefdyriebene  unb  10  lanbeeredjtlicbc 
6ilf*Iaffen  mit  einer  ©efamtmitglieberjabl  Don 
815  328  ^erfonen  tbätig.  3)ie  Ginnabmen  betrugen 
14229784  SH.,  bie  »umgaben  13159303  3JI.  1896 
beftanben  ferner  470  Sterbefaffen ,  95  2Bitwen* 
unb  Söaifenfafien,  704  gemifdjte  ^ilfgtaffen,  483n= 
Dalibitdt^faffen  unb  VenfionSDereine  unb  540  Äran* 
lenunterftüftungölaffen. 

^eenvefen.  %oA  bapr.  6eer  bilbet  einen  felb* 
ftdnbigen  Veftanbteil  be*  SdeiA^beer«  mit  eigener 
Verwaltung  unter  ber  SJtilitfirbobeit  be$  Äönig« 
Don  V.,  im  Äriegefall  jeboep  unter  bem  Dberbefebl 
be«  2)eu  tf  d>en  Kaif  er«.  (!$  umf  afet  ( 1  .Dlt.  1901)  3  Hr* 
meeforp*  (©eneralfommanbo*  in  2Ründ)cn,  Söürj: 
bürg,  9lümberg)  unb  6  3)iDifionen  (ftommanbod  in 
IRüncben  ,  Augsburg,  SBürjburg,  fianbau,  9türn= 
berg,  üRegenäburg)  mit  ie  2  Infanterie*  unb  einer 
flaDaUertes(aufeer  ber  6. 5)iDifion)Vrigabe.  Seber 

2)  iDirion  ift  eine  Selbartilleriebrigabe  jugeteilt.  <§i 
befteben  24  3nfanterieregimenter  (baS  Seibregiment 
unb  5tr.  1—23),  2  Sdgerbataiüone,  lOÄaDallerie* 
regimenter  (2  fdpwcre  üHeiter»,  6  (SbeDaulegerS«,  2 
Ulanenregimenter),  12  gelb*  unb  2  gufmrtillcrie: 
regimenter,  3  Vionier^,  1  (üfenbabn»,  3  JrainbataiW 
lone,  1  2uftfd>ifferabteilung,  1  ßompagnie  Jele= 
grapbentruppen  mit  ftaDallerie«3:elegrapbenfdjule. 
5)aju  fommen  nod>  bie  ©eneralinfpeltion  ber  Ar» 
mee,  unter  ber  bie  3nfmtf*ms  unb  ÄaDaUcrie= 
Veratungslommiffion  fteben,  unb  ber  ©eneralftab 
mit  bem  topogr.  Vureau,  baä  öauptlonferDatonum 
ber  Armee,  baä  Armeemufeum,  bae  ^[nDalibenbauS, 
bie  feit  1875  beftepenben  ^albinDalibenabteilungen 
ju  SBafferbura  unb  2öürjburgunb  tai  @enbarmeric= 
lorp«.  2)ie  etat#ftdrle  für  1900/1  betrügt:  2644 
C frisiere,  8928  Unteroffiziere ,  54662  ©emeine, 
247  «Dlilitdrdrjte,  118  ^ablmeifter,  69  SRofeärjte, 
122  öanbwertämeifter.  üRilitdrbilbungSanftalten 
finb  bie  jtriegSafabcmie,  Artillerie*  unb  Ingenieur*, 
UJilitfirtelegrapben*,  ArtilleriefcbiefV,  Ärieqefcbule, 
@quitation«anftalt,  ba«  Kabettentorp*  in  !>{ muten 
fowie  bie  Unteroffi3ierfcbule  (mit  Vorfdjule)  in  %üt- 
ftenfelbbrucf.  geftungen  fmb  Sngolftabt  unb  @er= 


Digitized  by  Google 


544  Sagern  (örben. 

meräbeim;  Cb  er  haue  bei  Slaffau  ift  militär.  Straf« 
anftalt.  9Jdbere$  f.  Deuticbeä  Joeermefen. 

iBon  ben  (1895)  60207  ®efteUungSpflicbtiacn 
haben  ftd)  68742  tuirllid?  oorgeftellt;  bation  mürben 
30601  für  taugltcb,  6967  bebingt  tauglicb  unb  4368 
bauemb  untauglich,  6372  jetttg  untauglich  unb 
10434  nur  jum  fianbfturm  1.  Aufgebotes  taufllicb 
befurrben.  3>te  oberfte  Skbörbe  fflt  bie  aitilitdrr>er« 
maltung  ift  baS  ÄriegSminifterium  mit  6  Hbteihm« 
gen:  1)  ßentralabteilung,  2)  für  petfönlidje  ^Ingc 
legenbeiten,  3)  für  allgemeine  ilrmeeangclegenbeiten, 
4)  SJtilitdruerroaltungSabteilung,  5)  für  baS  %woa- 
libenroefen,  6)  SJlebijinalabteüung.  Über  ba«  2Rili« 
tdrftrafoerfabren  f.  b.  Slm  5. Sept.  1886  mürbe  bie 
$UI  elbaube  (f.  6elm)  für  aUe  ©äffen,  22. 9Rdrj  1897 
bie  fd)marj=meifc=rote  Äolarbe  (über  ber  fianbeS« 
folarbc  ju  tragen)  eingefübrt. 

Orben.  Diefe  fmb  teil*  Zitters  teil«  Damen« 
orben.  3u  benerftern  gebären:  ber  i&ubertuSorben 
(f.  b.),  bet  ©eotgSorben  (f.  b.,  1,  unb  Jafel:  Die 
miebtigften  Orben  II,  §ig.  3),  ber  3ttar«3ofepb« 
Drben  (f.  b.  unb  £af.  I,  fttg.  17).  ber  Äronenorben 
(f.b.,  L  unb£af.  I,ftig.  2),  berü)ticbaelgorben(f.b.), 
bet  ÜJtarimilianäorben  (f.  b.  unb  2af.  I,  §ig.  87) 
f  ür  ftunft  unb  Sötff  enf  cbaf  t,  ber  aniUtänoerbienft  orben 
(f.b.,2)unb  ber  fönigl.2ubmig£Sorben(f.b.,l)  für  fünf- 
jigjdbrige  Dienftjeit,  baSSkrbienftlreuj  für  1870/71. 
Bu  ben  Damenorben  gehören:  ber  2perej\enorben 
(f.  b.),  ber  Glifabetborben  (f.  b.),  ber  St.  Ännaorben 
be«  Damenftifts  ju  Dt  ün  eben  (geftiftet  1784)  unb 
ber  6t.  ännaorben  be8  Damen|hftS  ju  SBürjburg 
(geftiftet  1803;  bie  beiben  legten  unb  bet  2berefien« 
orben  fmb  mit  einer  jährlichen  ^räbenbe  terbunben). 
Dam  tommen  noeb  10  ßbren-  unb  SJerbicnftjeidjen, 
7  Dentjeicben  unb  3  DienftalterSauSjeicbnungen. 
DaS  lönigl.  SB  ap  p  e  n  beftebt  aus  einem  fcauptf cbilb, 
melcbeS  bte  Söappenjeicben  oon  ber  $falj,  $ranlen, 
Schwaben  unb  Selben)  enthält,  unb  einem  £erv 
fcbilbe,  roeltbe«  42  teils  filberne,  teil«  ajurne,  biago= 
nal  von  ber  SRecbten  jur  fiinlen  auffteigeube  bauten 
jetgt.  68  ftebt  auf  einem  marmornen  Södel,  ift  mit 
ber  ftönigätrone  bebeeft  unb  von  ben  f>auäorben 
umbangen.  Scbilbbalter  fmb  jmei  golbene  fiömen. 
Da*  ®anje  ift  oon  einem  getrönten  Söappenjeltc 
umgeben  (f.  Itafei:  Sappen  ber  miebtigften 
Aulturftaaten,  ftig.  4).  Die  fianbeSfarben 
fmb  Seil  unb  Sölau. 

©eiftige  Kultur.  Unterricbtsroef en.  SB.  be- 
ftfct  3  Unwerfitäten  (München,  SBürjburg,  Gr« 
langen)  mit  360  fiebrlrdften  unb  (SBinterfemefter 
1899  )  6746  Stubierenben;  7  fioeeen  für  bae  pbUof. 
unb  lath.'tbeol.  Stubium  (SlugSburg,  Samberg, 
Millingen,  (Sicbftdtt,  «freifmg,  $affau  unbSlegenS« 
bürg)  mit  780  Schülern;  eine  ledjnifdje  fcocbjcbule 
(München)  mit  (Sommer  1897)  1378  Stubierenben, 
83  f>örern  unb  250  ^ofpitanten ;  eine  Sierdrjtlicbe 
Öocbfcbule  (ÜDlüncben)  mit  289  Stubierenben  unb 
19  öörem;  eine  tforftlicbe  öocbfcbule  ( 2lf dbaffen- 
burg)mit  132  Stubierenben;  ferner  (1897)  40  buma: 
niftifdje  ©pmnafien  mit  1054  fiebrern  unb  16194 
Schülern;  4  SRealgpmnaficn  mit  71  fiebrern  unb  752 
Sd)ülern,  46  ^rogpmnafien  unb  Sateinfcbulcn  mit 
503  fiebrern  unb  35^5  Sdjülern ;  ein  flabettenlorpö 
mit  18  fiebrlrdften  unb  210  SAülcrn;  58  sJleal= 
f*ulen  mit  1003  fiebrern  unb  13313  Scbülern; 
3  3nbuftriefcbulen  unb  593augemcrli<bulen  mit  156 
iSeprcrn  unb  2560  Scbülern;  8  imnbelsfcbulen  mit 
115  fiebrern  unb  1196  Scbülern;  2  fiunftgemerbe-- 
fcbulcn  }u  3Hflncbcn  mit  {Jacbfcbulc  für  Äcramif  unb 


^eifrige  ffultur) 

iu  Dürnberg  mit  41  männlichen  unb  2  meiblicben 
Öebrem  unb  410  Scbülern  unb  Scbülerinnen ;  46 
"Jkdparanbcn  («innen)  -Scbulcn  mit  253  fiebrlrdften 
unb  2004  Scbüler (-innen);  24  Seminarien  mit  218 
fiebrlrdften  unb  1336  Sdbüler (-innen);  1  Unter* 
ricbtgfurS  für  Saubftummen--  unb  Spracbtranlen« 
lebtet  in  iRüncben:  1  6entralturnlebrerbilbungS- 
anftalt  (ÜKüncben)  mit  434  Sdjülem  (181  meibltcbe) ; 
14  ÜHufiifcbulen  mit  706  Scbülern,  845  Scbülerinnen 
unb  510  öofpitanten;  f^nigl.  Sllabemie  für  fianb« 
mirtfebaft  unb  53rauerei  (Söeibenftepban)  mit  20  fieb1 
rem  unb  96  Scbülern,  fretölanbroirtfcbaftäfcbuie 
(fiicbtenbof)mit  13fiebrem  unb  83  Scbülern,  4  ÄreiS« 
aderbaufcbulen  unb  lanbmirrfebaft liebe  Söinterfcbu: 
len  mit  43  fiebretn  unb  194  Scbülern ;  134  böbere 
ftdbcbenfdjulen  mit  615  fiebretn  unb  1183  fiebretm« 
nen,  14026  Scbülerinnen  unb  1536ofpitantinnen; 
38  ^rauenarbeitsfcbulen  unb  6  MrbeitSlebrcrinnen* 
fcminare  mit  28  fiebrern  unb  152  fiebrerinnen  unb 
3535  Scbülerinnen.  Sonftige  gacb»  unb  SRittel-- 
fcbulen  befteben  49  mit  138  fiebrlrdften  unb  3123 
Scbülern.  Die  SJolfSfcbulen  jerfallen  in  Serl« 
tag««  unb  ijciertaggfcbulen;  1897  beftanben  7317 
Serltageifcbulen  (barunter  54pribate)  mit  25099 
fiebrlrdften  (18411  mdnnlicbe  unb  6688  meib(icbe) 
unb  829280  Scbullinbern  (406473  mdnnlicbe  unb 
422807  roeiblidpe);  am  Sitre  iebet  Serltag*«  ift 
audj  eine  fteiertagSfcbule  (288042  Scbüler,  126229 
mdnnlicbe  unb  161813  toeibliebe);  an  ^ortbilbungS* 
fcbulcn  beftanben  263  gemerblicbe  unb  467  lanb« 
roirtfcbaftlicbe  mit  2451  fiebretn  unb  39892  Scbü= 
lern;  an  ftacbfcbulen  5  Salbbaufcbulen mit  25  fieb« 
rem  unb  256  Scbülern,  lönigl.  jurnanftalt  (vJRün« 
eben)  mit  13  fiebrem  unb  1232  Scbülern,  4  öeb« 
ammenfcbulcn.  SBeitere  öffentlicbe  gacbfdjulen  ftnto 
(1899) :  9  3eicbenfcbulen  (4  mit  Scbni&unterricbt),  ie 
1  Sing«  unb  ©eigenbaufcbule,  Jöpferfcbule ,  Äorb« 
flecbterfcbule,  1  S3aummdrtettur«,  4  meeban.  fiebr- 
mertftdtten,  2  SejirtSobfts  unb  SBeinbaufcbulen,  3 
SBcber«  unb  1  bobereflunftfcbule;  ptioate:  14  3Mal« 
unb  3eicbenfcbulen,  1  SBrcbitettur«,  2  öoljfcbnitt«, 
1  prattifet/e  S5au«,  2  S3rauerfcbulen,  3  Sing«  unb 
Sborgefangfcbulm,  1  Äinbergdrmerinnenfemmar, 
7  ^ufbefcblaglebranftalten  unb  5  öaugbattungg-- 
fcbulen.  SrjiebungSanftalten  fmb  ba«  lönigl. 
sJJ(arimiliancum  in  Iii  uneben,  9  5tlerital«  unb  12 
eqbtfcböfl.  unb  bifcböfl.  Änabenfeminate,  16  tönigl. 
Stubienfeminare  unb  Sllumneen,  56  ^iriüaterjie' 
bungSanftaltm,  17  Jaubftummen«,  5  33linben«  unb 
7  Äretinenanftalten,  5  Snftalten  für  Unheilbare,  1 
Gentralanftalt  für  ßTjiebung  unb  Silbung  trüppel« 
bafter  Äinber,  109  9lettungSanftaltcn  für  uermabr« 
lofte  Äinber  foroie  SBaifen«  unb  ^inbelbdufer,  217 
illeinlinberbemabranftaltcn,  10  Rnaben«  unb  3Jtdb« 
cbenborte  unb  62  Äinbergdrten. 

JB.  jdblt  24  öffentlicbe  iöibliotbelen,  banmter 
bie  lönigl.  4>of«  unb  StaatSbtbliotbel  in  ÜKüncben 
mit  mebr  al*  1  SJliU.  S3dnbc,  bie  gröfete  S)ibliotb«t 
Deutf  cblanb« ;  bann  SMbliotbelen  mit  mebr  ober  min« 
ber  beicbrdnlter  Cffentlicbfeit,  bamnter  bie  SRün- 
cbmer  Uniocrfitdtsbibliotbel  (400000  23dnbe,  2000 
Öanbfcbriften,  700  Äartm  u.  f.  m.).  Sluberbem  be* 
l'tebcn  in  allen  gröfeern  Stäbten  fog.  9Joll*biblio« 
tbelen.  Slufeer  bcn9leal«  unb  ifolietten  fiatcinfcbulen, 
bie  Ärei««  unb  Oemeinbeanftalten  fmb  (Staateju« 
iebufe  1899:  10979  SM.),  fmb  fdmtlidje  2Rittel«  unb 
$ocbfcbulen  StaatSanftalten. 

Sin  miffenfd)aftlicben  Snfututen  befteben  bie 
lönigl.  Sllabemie  ber  33iffenfd?af ten ,  bie  lönigl. 


Digitized  by  Google 


Sägern  (Sirtctatur .  gur  ©eogra^^tc  unb  Statiftif.  Aorten) 


545 


mcteotolog.  genttalftarton  2Jttmcben  (unter  ifer  36 
SRormalftationen)  unb  ba*  ©eneraltonfetoatorium 
ber  mifienfd)aftlia)en  Sammlungen  be*  Staate*. 

Sie  Äünfte  haben  fid)  belonber*  feit  Äönig 
Cubroig  I.  einet  ganj  befonbetn  ftürforge  bon  feiten 
bet  Staat*regierungju  erfreuen,  anftalten  iur 
,5örberung  fmb  bie  »tabemie  bcr  Äünfte  (22  &br* 
frdfte  unb  381 Scbüler),  bie  berühmten  ©aterien,  ba* 
bapr.  9totionalmufeum  unb  bie  lönigl.  (Srjgiefeerei, 
f  ämtlicb  ju  SDlüncben.  Safelbft  beftebt  aucb  ein  Äon= 
feroatortum  ber  äftufil.  Stepenbe  jpeater  giebt  e* 
im  ganjen  17,  unter  benen  ba*  6of»  unb  National» 
tbeater  ju  üJcündjen  ben  erften  SRang  einnimmt. 

3eitung*roefen.  3"  ®«  bienen  ber  SBifien* 
idjaft  30  3eitfcbriften,  für  Sdbulmefen  13,  für  £eiU 
funbe  13;  lanbroittfcpaftlicpe  unb  geroerblicbe  ^ai>- 
unb  3eitfd>riften  gtebt  e*  65,  3eitfdjriften  mit  reli* 
giöfem  3ni?alt  40,  anbere  3eitungen  555  (barunter 
21  iUuftrierte  3eitfcbriften  unb  134  3«ihmgen  mit 
illustrierten  Unterhaltung**  unb  ftamilienblättern, 
9  iüuftrierte  Sportblatter),  baju  fommen  nocp  108 
ilmtäblätter. 

flircbenwefen.  Sa*  bapr.  Staat*recbt  unter: 
icbeibet  5ff entließe  unb  pri»ate9teligion*gefell: 
fdjaften.  Sie  erftern  fmb  bie  falb. ,  prot.  ( lutb. 
unb  «form.,  in  ber  ''JJfalj  bie  unierte)  unb  grieeb. 
Äircbe.  Siefe  mit  ber  (Sigenfdjaft  einer  iurift.  ^er= 
fönlicbfeit  baben  ba*  SRccpt  ungeftörter  öffentlicher 
Ausübung  be*  ©otte*bienfte*,  unb  ibre  Liener  ge* 
niefeen  bie  SHecbte  unb  ba*  »nfeben  öffentlicpet 
SBeamten.  Sie  Leitung  ber  innern  »ngelegenbeiten 
ber  fatb.  Äircbe  ftebt  ben  beiben  (Srjbifcrjöfen  in 
Diüncben  unb  Samberg  unb  ben  ipnen  unterteilten 
Suffraganen,  ben  Söifctjöfen  oon  2lug*burg,  SRegengs 
bürg  unb  ^affau  bei.  Gicbftätt,  Speper  unb  SBürj* 
bürg  ju.  flollegiatftifte  fmb  7  oorbanben,  Sela« 
nate  211,  $farreien  2996,  Äutatien  382.  Die 
3abl  ber  Stift*lapitulate  betragt  147,  ber  ^fartet 
2945,  ber  SeelfotgebilfSpriefter  1736,  fonftiger 

auf 


©eiftlid?er  883,  ber  Äleritalfeminariften  854.  Huf 
714  Q.  trifft  1  Seelforggetftlicber.  5Jn  ber  prot. 
ßirebe  ift  für  ba*  ftauptlanb  oberfte  ^ebbrte  ba* 
Cberfonfiftorium  in  SDtündjcn;  unter  biefem  ftepen 
bie  Äonfiftorien  oon  nnäbad)  unb  SBapreutb;  ba* 
Äonfiftorium  in  Speper  leitet  felbftänbig  bie  Sin» 
gelegenbeiten  ber  unierten  flirdbe  ber  ^falj.  Unter 
ben  Äonfiftorien  ftepen  bie  Setanate  (ba*  SRüncbe: 
ner  jeboeb  birelt  unter  bem  Oberlonfiftorium).  Sie 
3ab(  ber  prot.  Setanate  beträgt  80,  ber  Pfarreien 
1030,  ber  Pfarrer,  barunter  $ilf*geiftlicbe  unb 
itanbige  iBifare,  1300.  Sie  3*ed?töoerpdltniffe  ber 
JJrioattircbengefeUfcbaften,  al*  »elcbe  bie  Wernau 
fdjaften  beibrachten,  2Rennoniten,  3rbingianer, 
»nglüaner  unb  feit  1890  bie  ber  nlttatboliten  }u 
gelten  baben,  finb  naep  bem  jeweiligen  ttufnabme* 
oertrag  ju  beurteilen;  fte  Dürfen  jicb  bcr  äufeern 
ilbjeicben  ber  öffentlichen  flirdjengefellfcbaften,  ttic 
Züxme,  ©loden  u.  f. ».,  niebt  bebienen;  ibre  Siener 
finb  <Brioatbcamte.  Sa*  flirebenbermögen  einer 
ieben  $arocbie  roirb  einer  befonbern  Äircbenoertual» 
tung,  mit  bem  Wärter  al*  Sßorftanb,  anbcrtraut. 
flu«  ben  SRenten  be*  ^frünbejunbÄircbenDermögeni 
unb  fonftigen  (Sinnabmen  fmb  bie  ©efolbungen  ber 
(Seiitlicben  unb  niebern  Äircbenbiener,  bie  (Stbauung 
unb  ^nftanbbaltung  bet  iur  c  unb  bee  ^farrbaufcd 
ju  beftreiten,  fofern  bierm  niebt  ber  tfirebenpatron 
obet  bet  3ebntnu^niefeet  oerpflicbtet  finb.  yn  ber 
,)inanjperiobe  1898/99  betrug  ber  jabrlicbe  3ufcbufe 
beä  6taate4 4375835  m. für  ben  fatb.,  2327  747  2». 
Brotffot«»'  leonBtrfoHom-fifrlton.  14.  «ufL  8». «.  IL 


für  ben  Prot,  unb  14000  3R.  für  ben  iSrael.  Äultu« 
unb  aufjerbem  1269409  HR.  für  fonftige  ftvcdt  beä 
Kultuö  (Kircbenbau  u.  f.  ».).  aüt  Aultu^jmedc 
befteben  9873  Stiftungen  mit  einem  Vermögen 
bon  174446938  SW.,  baoon  8603  Stiftungen  mit 
153796843  9R.jür  ben  fatp.  unb  1201  Stiftungen 
mit  19944952  W.  füt  ben  prot.  flultuä,  au&erbcm 
fonftige  Rultudftiftungen  69  mit  einem  ©efamtber» 
mögen  oon  704143  Tl.  Sin  geiftlicben  Drben  be» 
ftepen  87  9Jlännettlöfter  mit  7  Filialen  unb  1577 
Drbenamitgliebern.  Sie  roeiblicpen  ^tauenotben 
paben  65  ftlöftet  mit  910  Filialen  unb  9888  Dn 
benämitgliebern. 

Seretndmefen.  befteben  im  Aönigreicb 
76  roifienfcbaftlicpe  SBereine,  für  SBolfä*  unb  all- 
Gemeine  Silbung  344,  für  ßniebung  unb  Silbung 
ber  3ugenb,  ftttlicbe  unb  religtöfe  iöilbung  188,  für 
pflege  bcr  Jtunft  unb  jmar  i>Junt  675  unb  für 
bilbenbe  flunft  11,  ferner  94  Stenograpbenoereme 
unb  1357  Vereine  für  lörpetlicbe  Äuöbilbung;  baju 
tommen  etroa  70  Sltbletenoereine;  ber  2anbroirt= 
fcbaftlicpe  SJerein  patte  (1896)  233  lanbroittfcpaft^ 
liebe  93ejirlgoereine  unb  58ejirt$tomiteeS  mit  71113 
aRitgliebem  (bie  SBejirtSDereine  eine*  5Hegierungg= 
bejirtd  bilben  ie  einen  fianbroirtfebaftlicben  Äret«- 
uerein);  fernet  giebt  e*  4332  lanbroirtfcbaftlicbe 
Specialoereine  mit  329876  9Jlitgliebem;  inSbcfon= 
bere  33  «Pferbe-,  489  SRinboiep  ■.,  323  35ienenjucbt= 
neteine,  430  Dbft*  unb  @attenbauoeteine,  431 
Stefcbmafcpinengenoffenfcbaften,  649  ^ieboerficbe- 
rung#oereine,  1344  Ärebit«,  Spat*  unb  SJotfcbufjs 
oeteme  u.  f.  f.  55a*  Oefamroermögen  ber  lanbtoirt: 
fdjaftlicben  Specialbereine  beträgt  6064409  SW. 
1886  beftanben  199  teebnifdb  gemerblicbe  Vereine 
mit  23000  SDIitgliebern  unb  1066000  SK.  5Ber= 
mögen  (barunter  ber  JBaptifcbe  i>anb»er!erbunb 
mit  63  Vereinen). 

fiUleratnrsnr^eogtapqiennb  Statiftif.  ftarte*. 
iBeitTdae  jur  Statifti!  be3  Äönigteicb*  JB.  (1.  bid 
61.6eft,  aJtÜncb.  1850—97);  Stumpf,  IB.;  ein 
aeogt.'ftatift'biftot.  fianbbueb  (ebb.  1852  —  53); 
3. 6.  peper,  8.  unb  feine  SBemobner  (ebb.  1855); 
iöaoarta,  fianbe«»  unb  «olfäfunbe  be*  Hönigreicbö 
JB.  (5  SBbe.,  ebb.  1860—68);  ©ümbel,  ©eognoft. 
JBefcbreibung  be*  Aönigteicb*  SB.  (1.  bi*  3.  «bteil., 
©otba  1861 —79;  4.  »bteil.,  6aff.  1891);  Urfprung, 
2opogt.  Seyifon  be«  ftönigteieb*  93.  (3öürjb.  1863); 
3eitfcbrift  bed  fönigl.  bapr.  Statiftifcben  JBureau* 
(ÜRüncb.  1868  fg.);  JBöbm,  Sa3  bapr.  SBoltßjcbub 
toeien  (9lötbl.  1874) ;  oon  "JSofcbmger,  iöanfgef epiebte 
beS  flönigteieb*  93.  (Gtlang.  1874—76);  <Cöjl,l?cbr- 
bueb  bed  bapr.  JBerfaffungSreebt*  (5.  nufl.,  9J(üncb. 

1877)  ;  JBeihrage  jur  nntbropologie  unb  Urgejcbicbte 
SB.*,  Organ  ber  ÜRüncbener  ©efellicbaft  füt  »ntbto= 
pologie,  ßtbnologie  unb  Urgefcbidbte,  b.g.  oon  2B. 
©ümbel,  %  Möllmann,  Dblenfcplaget ,  3.  SRanle 
u.  f.  ro.  (12  SBbe.,  ebb.  1877—97);  ©eiftbed,  Sa* 
Aönigreicb  93.  in  geogr.'ftatift.  93e}iebung  (ebb. 

1878)  ;  Sfflenj,  93ol!*lunbe  oon  93.  (4  93be„  «ürnb. 
1879—84);  beitrage  jur  üanbeähmbe  93.«  (Wüncb. 
1884,  bie  oollftänbigften  S^itteratumacbtoeife  eut- 
Ijaltenb);  6.  3Jtaüer,  Sie  Äircbenbobeit*tecbte  be* 
Honig*  oon  93.  ©eftönte  $tei*fcbrift  (ebb.  1884); 
©ümbel,  ©eologie  oon  93.  (2  ZU.,  Caff.  1884—94); 
Sa*  Äönigreiaj  93.,  feine  Sentroürbigfeiten  unb 
Gcbönbeiten,  bg.  bon  oon  Scbmib  (3.  Slu*g., 
SJlüncb.  1885);  ©eognoft  3abre*befte,  bg.  bon  ber 
geognoft.  Abteilung  be*  lönigl.  bapr.  Dbetbetgamt* 
iUtüncpen  (8  ^aptgange,  Soff.  1888-95) ;  Sie  2anb* 


Digitized  by  Google 


546 


Samern  (altere  ©efdjtdjte) 


roirtfebajt  in  IB.,  Senficbrift  nach  amtlichen  Duellen 
bearbeitet  (ÜRüncb.  1890);  pon  SBejolb  unb  SMiebl, 
Sie  Kunftbenfmale  be*  Königreich*  23.  (23b.  1,  ebb. 
1900) ;  ©ö&,  ©eogr.=bi|'tor.  ftanbbucb  oon  93.  (2  93be., 
ebb.  1895—98);  ©rubel,  Statift.  Drt*lerifon  be* 
Königreich*  93.  (3.  »ufl.,  Sn*b.  1895/9G);  flöftler, 
£>anbbucb  jur  ©ebiet**  unb  Ort*funbe  be*  «önig; 
veieb*  23.  (Slbfcbnitt  1, 223be.,  ebb.  1895—96);  23ed, 
23.«  ©rofnnbuftrie  unb  ©rofobanbel  ($1. 1,  9lürnb. 
1895);  Scpbel,  93apr.  Staatsrecht  (2.  StttfU  4  93be., 
Tvreib.  i.  93r.  1896);  ©emeinbcperjeidmi*  für  ba* 
JtöniflTcicb  93.  (bg.  Pom  fönigl  3  tatiftifchcn  23ureau, 
Dtüudj.  1897);  Äartenroerfe:  Üopogr. Stla* oon 
93.  (bapr.  ©eneralftabefarte,  1:50000,  112  93latt, 
sJJlünd>.  1812—91);  Sübroeftbeuticblanb  bi*  ju  ben 
3llpen  (1 : 250000  ,  25  93latt,  feit  1867);  £>npfome-- 
rrifdje  «arte  (1:250000,  16  93latt,  noch  unooll* 
enbet) ;  Cro=bpbrogr.  überficbt*farte  be*  Königreich* 
93.  reit*  be*  SHbein*  (1 : 750000,  bg.Pon  ber  tönißl. 
Cbcrften  93aubebörbe  im  Staat*minifterium  be* 
Innern,  SJlüncp.  1888);  Siöcefantarte  be*  Äönig* 
reich*  93.  nebft  feiner  neuen  ©eriebt**  unb  23erroal= 
tung*einteilung  Pom  l.OIt.  1879,  in  4  93lättcrn  unb 
1  fceft  ftatift.  Angaben  (1:400000.  bearbeitet  pon 

2.  »Iflermiffen  En  Äöln  a.  SRb.);  ©ümbcl,  ©colog. 
Uberfitftefarte  pon  93.  (1 : 1 000000,  Ga\\.  1896). 

Okf rtjirijte.  ((Jine  Stammtafel  ber  iefeigen  fönigl. 
unb  ber  berjogl.  ^yamilic  f.  23apern,  93b.  17.) 

1)  Altere  ©efebiebte  bi*  jum  Übergang 
ber  6erjog*roürbe  an  bie  2Bittel*bacber 
1180.  oui  3.  15  p.  Gbr.  begannen  unb  vollen  beton 
bie  beiben  Stiefföbne  be*  3luguftu*,  Jiberiu*  unb 
Srufu*,  bie  Unterwerfung  ber  Sllpenpölfer.  Äeltifcbe 
unb  rbätifebe  Stämme  batten  ftcb  in  bem  ©ebiete 
jroifcben  Donau  unb  Sllpen  nicbergelaffcn.  Sa*  er: 
oberte  2anb  rourbe  röm.  <JJropinj,  ba*  93oll  roma* 
nifiert.  $n  ben  Sllpenlänbern  pcroollftänbigten  bie 
neuen  23erroaltung*besirfe  pon  iHbätien  unb  9iori= 
cum  bie  ©renken  be*  ylömifdjen  :Hei**  gegen  "Rot- 
ben.  93inbelinen  mürbe  mit  :Kbätien  ju  einer  %xo* 
pinj  pereinigt.  Cftlicb  fcplofe  ftcb  bie  ^rooinj  9iori' 
cum  an,  bie  im  Horben  Pom  Sonauftrom  begrenjt 
mürbe.  9Bäbrenb  ftcb  bier  bie  röm.  öerrfebaft  be= 
f eftigte,  gelangten  im  Horben  be*  Strom*  bie  ger= 
man.  23ö(terftdinme  ju  engem  93erbänben  unb  pct= 
moebten  fo  ben  3erie&ung*projefe  be*  röm.  Staat*: 
roefen*  ju  befcbleunigen.  2lu*  ber  Sefenfipe  traten 
bie  ©ermanen  jur  Cffenftpe  über.  Stamentlitb  bie 
febon  ju  äuguftu*'  3eiten  beffer  organifterten  War: 
tomannen,  bann  fpdter  bie  öermunburen  unb  Qua= 
ben  fdjienen  berufen,  ben  übrigen  german.  93ölfcr= 
ftämmen  einen  feftern  SHüdbalt  ju  gewähren.  Sod) 
auch  fie  mürben  pon  ber  §lut  ber  2>öllerroanberung 
unb  namentlicb  bem  öunnenfturm  erfaßt,  aufgelöst 
unb  jerfc&t,  unb  au*  einem  Seile  alfo  namenlo*  ac 
roorbener  2Jölfcrrefte,  bie  nacb  9krbrängung  ber 
Börner  bureb  Sllamannen  unb  Sbüringer  (um  480) 
ftcb  in  bie  oeröbeten  ©ebiete  füblicb  ber  Sonau  er= 
goflen,  erroueb*  ba*  93olt  ber  93apern. 

2)  ie  93apern  treten  unter  flögen  auf.  3n  ber 
jmeiten  öälfte  be*  6.  Sabrb.  wirb  ber  ?lgilcljinger 
©aribalb  (f.b.),  etma  560— f)90,  al*  öerjog  (ftönig) 
ber  93apern  genannt.  Dbmobl  febon  bamal*  eine  316= 
bängigleit  pon  fränf.  Jöobeit  beftanben  baben  mufj, 
tarn  93.  ju  mirtlicber  Ülbbdngigteit  erft  nacb  bem 
Sturje  be*  ?angobarbenreicb*  in  Stalten  burd)  Sari 
b.  ©r.  9ion  Mgilolfingern  merben  ferner  genannt 
um  592  Safftlo  L,  um  612  ©aribalb  II.,  ber  gegen 
bie  Slaroen  unb  ?loaren  im  Cften  23.*  tampfte. 


Unter  Jbeobo  (690—717)  erfebeinen  bie  23ap«rn 
felbftfinbig.  3"  biefer  3«t  fanb  aueb  ba*  Gbriften= 
tum  Eingang  in  23.  Sil*  frdnl.  ÜJlifftonare  treten 
namentlid?  üKupertu*,  Emmeram  unb  Sorbinianu* 
in  23.  auf.  $lu*  ben  Krümmern  be*  alten  ?uuv. 
pum  erbob  ftcb  bureb  9lupertu*  ba*  neue  Saljburg. 
Jbeobo  ernannte  feine  Söbne  Jbeobebcrt,  ©rimoalb 
unb  Safftlo  II.  u:  ^Hrregenten.  ©rimoalb*  Stre= 
ben  nacb  Sllleinberrfcbaft  in  23.  ftanb  ber  fränf. 
vJDliffion  im  2Bege,  mäbrenb  bie  röm.  Äircbc  in  bem 
Slgilolfinger  einen  JHüdbalt  gegen  bie  übermaebt  ber 
i'angobarben  unb  ber  nun  mit  ibnen  perbünbeten 
fronten  fuebte.  725  fielen  Äarl  9)tartell  unb  ber 
£angobarbentönig  Siutpranb  über  93.  ber.  3>rei 
^abre  fpäter  mieberbolte  Karl  feinen  3u6  gegen  23., 
bureb  ben  ©rimoalb  feinen  Untergang  fanb.  Unter 
frdnl.  Oberbobeit  fübrte  f>ugbert,  ein  Sobn  2beobe= 
bert*,  bann  feit  737  Dartlo,  ein  anbercr  Pnlel 
Jbeobo*,  bie  6errfd>aft  in 23.  Unter  ibm  teilte  23oni: 
faciu*  bie  bapr.  tfirebe  in  bie  pier  23i*tümer  3al; 
bürg,  ^Jaffau,  9legen*burg  unb  ^reiftna,  ju  benen 
743  (ücbftätt  binjulam.  3ablreicbe  Älöfter  mürben 
errichtet,  unb  ebenfo  febemt  bie  Einrichtung  ber  tlci 
nern  tireblicben  23ejirle  unb  Pfarreien  bamal*  poII= 
sogen  morben  ju  fein,  ©cgen  Aarl  Kartell*  Söbne, 
Harlmann  unb  Pippin  ben  «leinen,  ftrebte  Catilc 
nacb  Unabbfingigteit.  743  aber  brangen  biefe  über 
ben  2ecb  unb  brachten  ben  23apcrn  eine  pollftdnbige 
Weberlage  bei.  t>ai  fianb  reurbe  frfinf.  'vropinj, 
boeb  nacb  Catilo*  Unterrcerfung  unter  beffen  ber- 
jogi.  Seitung.  23i*  jum  Sobe  Catilo*  748  blieb  bie 
«übe  erhalten,  ©in  i&albbruber  Pippin*,  ©rippo, 
fuebte  bann  bie  bapr.  f>errfcbaft  ju  geroinnen,  ^ip^ 
pin  bejroang  ibn,  unb  fo  folgte  im  £>crjc<gtum  Dati= 
lo*  unmünbiger  Sobn,  Saffi'.o  III.,  ber  le|>te  Sgilol- 
ftnger.  5)urch  ben  Sturj  feine*  Scbroiegerpater* 
5)eftberiu*  perlor  er  ben  einigen  23unbe*genoficn, 
ber  ibm  auf  bie  Sauer  gegen  bie  Übermaebt  ber 
ftranten  roirlfamen  23eiftanb  bätte  leiften  lönnen. 
ffftv  23.  ift  iafftlo*  ^errfebaft  infofern  pon  93ebeu= 
tung,  al*  unter  ibm  bie  fiufeere  $oRtit  jum  erften= 
mal  energtfeh  geführt  rourbe.  788  rourbe  Jafftlo 
auf  bem  iReid)*tag  ju  Sngclbchn  abc^efetst  unb  itt 
ein  «lofter  gefperrt;  794  mufete  er  feierlich  auf  23. 
pentebten.  Sein  ©efcblecbt  erlofcb. 

Sie  «arolinger  nahmen  nun  bie^olitif  ber  5lgi^ 
lolfinger  auf,  boeb  rourbe  23.,  obgleich  e*  feine  ®e= 
fctie  behielt,  nicht  mehr  al*  $>enogtum,  fonbern  al« 
Jeil  be*  grofeen  ^ranfenreieb*  bebanbelt.  2Jon  ben 
erften  Äarolingern  tritt  in  23.  feiner  befonber*  her 
por,  jeboeb  roaren  bie  Sieg^e  «arl*  b.  ®r.  über  bie 
Sparen,  »eiche  bie  5haft  biefe*  23olt*  brachen,  für 
23.  pon  grofeer  Sicbtigteit.  Solange  ba*  Üleicb 
Äarl*  b.  @r.  beftanb,  trat  23.  jurüd.  SDttl  ber  3er= 
fefcung  be*  Sleicb*  aber  beginnt  auch  bi«  roieber 
ein  felbftänbigere*  Sehen,  fo  bafe  unter  Cubroig  bem 
Seutfchcn  23.  bie  Rührung  ber  oftfränl.  Stämme  ge= 
mann  unb  al*  ba*  Äernlanb  ber  oftfränf.  Spna|tic 
angefeben  »erben  mufe.  9Jlit  Energie  traten  bie 
Dftfranfen  offcnfip  gegen  Cften  auf.  Slber  in  bieiem 
Vorbringen  gegen  Cften  »arb23.  mehrfach  burch  bie 
Gntroidlung  be*  2Beften*  geftört  unb  jule^t  ganj 
aufgebalten.  3»cimal  perfuebte  2ub»ig  ber  Seutfcbe 
pon  23.  au*  auch  bie  ßrone  be*  2Beftreicb*  »ieber^ 
jugewinnen.  3la<b  feinem  Sobe  ge»ann  fein  Sohn 
«arlmann  (876—880)  bie  ßerrfebaft  in  23.,  nach  ihm 
Subroig  III.  (880—882),  bann  «arl  ber  Side.  Cr 
rourbe  887  abgefeut,  unb  an  feine  Stelle  trat  in  Oft» 
tränten  Srnulf,  ber  natürliche  Sohn  «arlmann*, 


Digitized  by  Google 


23agent  (mittlere  ©ejdjtdjte) 


547 


bei  b i v Im  tote  lärntncrifcpe  üRart  oerwaltet  unb  biet 
ben  ©runb  ju  einer  gefonberten  Gntwidlung  gelegt 
hatte.  2lrnulf  ftarb  899.  ^h"1  f otflte  fein  unmün= 
biger  Sohn  fiubwig  ba*  flinb  bi*  911.  Unter  ibm 
gewannen  GgoiSmu*  unb  pfäffiftbcr  iwcpmut  bie 
#übrung  in  SJeutfchlanb  oolUommen  unb  bie  5rei ■■ 
beit  be*  93olt*  ging  in  krümmer;  al*  bie  dufeern 
Seinbe,  namentlich  bie  Normannen  unb  EDtagparen, 
in  immer  tüpnern  Anläufen  bie  fteicpSgrenjen  über* 
fcbmemmten,  überlief ber  frdnt.£of  ba*  ben  Ungarn 
am  meiften  au*gefejtte  bapr.  2anb  feinem  Scbictml. 
907  führte  fiiutpolb,  ber  Stammoater  be*  ®e- 
fcblecbt*,  ba*  noch  beute  in  93.  to«rfcr?t,  bie  53lüte 
be*  bapr.  Slbel*  gegen  bie  SJiagparen.  Gine  furcht- 
bare SRieberlage,  bei  ber  er  ielbft  fiel,  mar  bie  erfte 
Urfacpe  baoon,  bafe  93.  ben  ÜJtttbewerb  um  bie  &e$c- 
monie  in  $eutfcblanb  oerlor. 

äDdbrenb  ber  Stamm  ber  fronten  in  Doller  2luf- 
löfuna  begriffen  mar,  verfugte  int  bei  ben  anbem 
beutfcpen  Stämmen,  Schwaben,  93apern,  Sacpfen, 
ba*  StammeSberjogtum  in  ber  ©eroalt  ;u  befeftigen 
unb  bie  erfcbütterte  lönigl.  Wlaäjt  ut  crfefcen.  3"  ÜB. 
ftanben  an  ber  Spilje  bie  fiiutpolbinger;  fiiutpolb* 
Sohn  Slmulf  (907—937)  führte  ein  monardnfebe*, 
oon  ben  ftranfen  unabhängige*  Regiment,  unb  al* 
Heinrich  I.  beutfdjer  König  würbe,  ertannte  ihn  2lr- 
nulf  an,  ohne  feiner  SDlacbtfülle  etwa*  ju  vergeben. 
'.'Iber  eine  fterige  auswärtige  Volitit  oermoebte  er  IB. 
nidjt  wieberjugeben.  3nbeffen  war  e*  Heinrich  I. 
gelungen,  burd)  einen  angriff  auf  bie  öftl.  SReub*- 
feinbe  feine  *Dtacpt  iu  begrünben,  unb  al*  Slrnulf 
'.»37  ftarb  unb  fein  Sopn  Gberbarb  Ctto  b.  ©r.  bie 
Öulbigung  oerfagte,  rourbe  er  abgefegt.  2)ie  Selb- 
ftänbigteit  ber  <r3erjog*geroalten  mürbe  von  Ctto  I. 
gebrochen,  ihr  Gparatter  be*  9teicb*amte*  wieber* 
bergeftellt.  Gin  anberer  Sohn  ärnulf«,  93erd)tolb, 
folgte  938—945.  3m  3.  947  erhielt  Otto*  I.  93ru= 
ber,  Heinrich,  ber  bie  Siutpolbtngerin  3ubitp  ge= 
beiratet  hatte,  ba*  bapr.  öerjogtum.  3m  engften 
2lnfcplufe  an  ba*  SReid)  fuchte  er  in  93.  feine  £err= 
| cpaft  ju  begrünben  unb  bie  feit  907  oerlaffene  bapr. 
^olitif  wieber  aufzunehmen.  Gr  ftarb  aber  fchon 
955.  3bm  folgte  fein  Sohn  ^einrieb  II.  (f.  b.),  ber 
.Sänfer,  für  ben  feine  tWutter  3ubitb  bie  oormunb* 
ichaftlicheiHegierung  fübrte.  2lber  anftatt  gleich  bem 
Vater  nach  Cften  unb  Süben  feine  Kraft  ju  lenlen, 
fudjte  er  feinem  Setter  Kaifer  Otto  IL  im  Weiche 
ielbft  3Biberftanb  ju  bereiten.  Schwaben  unb  felbft 
Vurgunb  ftrebte  er  ju  unterwerfen.  Statt  befien 
warb  er  976  abgefetjt,  bie  bapr.Cftmart  warb  wie 
bie  9lorbmart  ielbftdnbiger  gemacht,  Kärnten  unb  bie 
itaL  Warfen  rourben  bem  ßerjogtum  entriffen. 

93.3  flacht  mar  gebrochen.  G*  rourbe  mit  bem 
febwäb.  Joerjogtum  oereinigt.  9?ad?  bem  Jobe  Otto* 
oon  Schwaben  (976—982)  unb  Kaifer  Otto«  II. 
(983)  gelang  e«  jroar  Heinrich  IL  93.  wieberju* 
gewinnen,  allein  Kärnten  blieb  unter  bem  2iut-- 
oolbinger  Heinrich  III.  (983—985)  oon  93.  getrennt, 
^od)  einmal  febien  für  93.  eine  fleit  ber  Meltau* 
ration  ut  nahen,  ab  &erjog  Heinrich  IV.,  6ein« 
rieh*  II-,  bc*  3änter3,  Sohn,  1002  ben  beutfefaen 
Königsthron  al*  Heinrich  IL  (f.  b.)  beftieg.  &och 
behielten  bie  öftl.  iJrooinjen  ihre  Selbftänbigteit, 
93.  blieben  hier  im  Süboften  bie  Shore  oerfchlofien, 
unb  flaifer  Heinrich  führte  bie  bapr.  ^olitit  bem 
heften  unb  Horben  ju.  Ginen  Sühclburger,  öein- 
rieh  V.,  gab  er  bann  ben  93apern  1004  jumöerjog. 
tiefer  würbe  jwar  1009  abgefegt,  erlangte  aber 
1018  bie  perjogl.  9Bürbe  wieber.  Hl*  er  1026 


ftarb,  waren  im  9leid?e  bie  Salier  jur  öerrfefeaft 
gelangt,  unb  biefe  oerfolgten  betreff»  93.*  eine  ben 
Sacbfen  oolltommen  entgegengefefetc  ^olitit.  öatten 
biefe  oerfucht,  93.  unb  Sadjfen  einanber  ut  nähern, 
fo  warb  ie&t  93.  al*  Äronlanb  mit  bem  9Beftcn  oer= 
bunben  unb  geriet  mit  Sacbfen  in  G»egenfati.  Sie 
König«)  öbne  erhielten  meift  felbft  bie  berjogl.  9Bürbc 
in  93.,  fo  ^einrieb  III.  (al*  fierjog  VI.,  1027—42). 
Gr  übertrug  bann  ba*  6er|0gtum  bem  lothringer 
ioeinrid)  VII. ,  ber  1047  ftarb.  ßeinrich  HL  be= 
hielt  ba*  ßerjogtum  bi*  1049,  oerlieh  e*  bann  bem 
lothringer  Äonrab  (f.  b.)  oon  3ütpben,  ben  er  jebodi 
jehon  1053  wieber  abfeljen  mu|te.  93on  ba  ab  blieb 
ba*  ßerjoatum  bei  ber  Königgfamilie,  bi*  1061 
Kaiserin  Slgne*  burch  Verleihung  be*felben  an 
Otto  oon  Ulorbbeim  (f.  Heinrich  IV.,  Äaifer)  ftd)  bie 
Saufen  ju  gewinnen  fuchte.  ^Doch  ber  öerjog  ftrebte, 
93.  jum  ffiiberftanb  gegen  flaifer  Heinrich  IV.  |u 
jiehen ,  aber  ber  falifchc  Ginflu^  bebauptete  fein  über: 
gewicht,  unb  in  ben  furchtbaren  93ürgertriegen  unter 
saifer  Heinrich  IV.  blieb  93.  ba*  Äemlanb  ber  fali- 
fd?en  Köntgemacht.  Grft  in  ben  letjtcn  3eiten  &ä\v 
rieh*  IV.  würbe  ber  Ginflufe  be*  Cften*  auch  in  93. 
wieber  oorwiegenb.  5Rorbgauifdp e  ©rojse  waren  e*, 
bie,  oereint  mit  ben  Sadjfen,  Heinrich  V.  uim  Siege 
über  ben  9iater  oerhalfen.  Sluf  Ctto  oon  iftorbbeim, 
ber  1070  abgefegt  würbe,  folgte  3öelf  I.  (f.  SBelfen, 
1070—77).  auch  er  würbe  abgefegt,  unb  ber  Kaiier 
behielt  ba*  fterjogtum  bi*  1096  in  eigener  93erwal= 
tung.  2)ann  erhielt  e*  ©elf  L  jurüd  bi*  ju  feinem 
lobe  1101.  3bm  folgte  9Üelf  U.  (1101—20),  biefem 
Heinrich  IX.  (f.  b.,  1120—26).  Unter  ben  erften 
©elfen  fehle  ftd?  juerft  bie  Grblicbteit  ber  herjogL 
ißürbc  feft.  2)urd)  bie  Ghe  ^einrieb*  IX.  mit  5Bulf • 
bilbe,  ber  93iUungerin,  bann  namentlich  feine*  Sob= 
ne*,  Heinrich*  X.  (Lb.),  be*  Stoßen,  mit  ©ertrub, 
ber  ii\ttcr  Kaifer  Sothar*,  warb  noch  einmal  eine 
Vereinigung  ber  öftlicben  nationalen  Cppofttion** 
politit  gegen  bie  rocftltcbe,  unter  roman.  Ginflufe 
arbeitenbe  oerfudjt.  2)er  Kampf  ber  9Belfen  unb 
Staufer  nahm  feinen  Anfang,  al*  nach  bem  Jobe 
Sotbar*  Konrab  III.  jum  König  gewählt  würbe  unb 
Heinrich  X.,  jugleicb  Öerjog  in  9i.  unb  Sacbfen,  fidj 
in  feinen  Hoffnungen  betrogen  fab-  ^einriep  X. 
würbe  1138  abgefegt  unb  bie  öerjog*würbe  in  93. 
fam  an  bie  93abenberger  Ceopolb  (1139—41)  unb 
beffen93rubcr  Heinrich  XL  3afomirgott  (1143—56). 
93on  Äaifer  3riebrid)  L  würbe  bann  öeinrid)  (f.  b.) 
ber  Söwe  wieber  sunt  6er jog  in  93.  eingefeftt;  allein 
bie  Oftmart  würbe,  wie  früher  Kärnten,  oon  93. 
|  losgetrennt  unb  jum  eigenen  derjogtum  Cfterreid> 
I  erhoben ,  ba*  ben  93abenbergern  erblich  oerliehen 
würbe.  93.  würbe  oon  allen  Seiten  eingefchnürt  unb 
fo  in  feiner  ftetigen  gortentwidlung  gehinbert. 

2) Mittlere  ©efchichte93apern*.  ^a*^er< 
jogtum  unter  ben  3Bittel*badjern  bi*  jur 
Ginführung  be*  Grftgeburtörecpt*  unter 
Wibrecht  IV.  1180—1506.  91ad)  bem  Sturje 
öeinrieb*  be*  fiöwen  übertrug  Haifer  ftriebrieb 
93arbaroffa  bem  Vfaljgrafen  Ctto  I.  (f.  b.)  ba* 
bapr.  $erjogtum,  hoch  würbe  feine  lefete  fflart  im 
Cften,  Steiermar!,  felbftänbigc*  öerjogtura.  Otto 
ftarb  bereit*  1183  unb  bin ter liefe  ba*  £>cr jogtum 
feinem  unmünbigen  Sohn  Subwig  L  (1183—1231). 
G*  jeigte  fid),  bafe  bie  Gntwidlung  jur  territorialen 
Wacht  nicht  auf  bie  6crjog*treife  befepräntt  blieb. 
Sie  brang  weiter  hinab  ju  ben  93ifcböfen  unb  ©rafen, 
unb  ba*  Streben  ber  Stäbte  nach  Autonomie  ift  in 
gleichem  Sinne  aufjufaffen.  Sem  tonnte  nur  Gin» 

35* 


Digitized  by  Google 


I 

548  Samern  (neuere  ®ej 

halt  geboten  »erben,  trenn  e«  bem  Her;  ca.  gelang, 
feine  perfönlicbe  Ü)lad)t  ju  einer  alle  anbern  über* 
ragenben  ju  gcftalten.  Ctto  I.  bereitete  bie«  oor 
burd)  ba«  bamal«  beliebte  Wittel  ber  heiraten.  Sein 
Sobn  2ub»ig  folgte  auf  biejem  Söege.  SBor  allem 
aber  fam  bem  öersog  ba«  äu«fterben  ber  ©rafem 
gefcbledjter  babei  ju  £>ilfe.  Sdjon  ben  brei  erften 
Sittel«bacbern  errnudj«  au«  biefer  unb  anbern  ibat 
f  acben  bieder  breifadjung  ibre«  urfprünglidjenftau«' 
beft&c«.  $ie  »idjtigft  e  (Srrungenf  cbaf  t  unter  2ub»tgl. 
»ar  bie  Erwerbung  ber  Dibemifdjen  *Bfalj  (f.  ^falj) 
1214.  SUein  fdjon  unter  Dtto  II.  (1231—53)  jeia= 
ten  fid)  ftdjere  3«»d)en  be«  9ierfall«.  3"  bem  Kampfe 
um  bie  erlebigten  J&erjogtümer  Cfterreid)  unb  Steierl 
mart  jog  Ctto  II.  gegen  9)öbmen  ben  lünem.  3iadj 
feinem  Stöbe  1253  teilten  feine  eckte  2ub»ig  II. 
(1253—94)  unb  öeinrid)  XIII.  ba«  2anb  unter  fid? 
( 1255),  f o  bafs  2ub»ig  II.  Dberbapern  mit  ber  SRbein- 
pfal)  unb  ber  Äur»flrbe,  ^einrieb  ütieberbapern  er» 
bielt.  5>er  Sd)»erpuntt  ber  Ennoidtung  9).«  liegt 
für  bie  nädjften  3abrbunberte  in  bem  felbftänbigen 
Eingreifen  ber  Stänbe,  unb  öerjog  Dtto  HI.  oon 
ftteberbapern  (1290—1312)  erteilte  benfelben  in  ber 
fog.  Dttonifcben  fmnbfeftc  bie  niebere  ©erid)t«bar- 
feit  (1311).  ynbeffen  mar  ben  Sittel«bad)ern  ein 
neuer  SRioal  im  f>aufe  Sababurg  erftanben.  SDtc 
3»ictrad)t  ber  93rüber  2ub»ig  II.  unb  öeinrid)  XIII. 
batte  ju  bem  Emporlommen  biefe«  ©efdjlecbt«  am 
meiften  beigetragen.  Cfterreid)  ging  bauernb  in  ben 
9iefi&  Sababurg«  über,  unb  jefct  ftrebte  biefe«  @e* 
fd)led)t  jugleid)  mit  93.  nacb  ber  beutfdpen  König«* 
frone,  ^riebria)  ber  Sd)öne  oon  Cfterreid;  unb  2ub* 
»ig  IV.  oon  Dberbaoern  (1302—47)  »urben  1314 
aletcpjeitig  ju  Königen  gc»äblt  (f.  2ub»ig  IV.,  ber 
iöaper).  1328  erlangte  2ub»ig  bie  Äaiferfrone. 
Seine  Regierung  ift  eine  für  Seutfcblanb  ungünftige 
gewefen  unb  für  95.  brachte  fte  leinen  bauenden 
Vorteil,  Säbrenb  er  feine  Kraft  nad)  allen  Seiten 
«rfplttterte,  gelang  e«  ibm  nidjt,  bie  ndcbftliegenben 
3nteref|en  genügenb  »abrjunebmen.  1329  fdjlofe  er 
mitfeinen  9leffen,beneöbnen9iubolf*(1294— 1319), 
ju  <jjaoia  einen  SeTtrag,  »onad)  biefe  bie  JRbeinpfatj 
unb  einen  £eil  ber  Dberpfalj  erbielten.  3)ie  Kur* 
»ürbe  follte  unter  beiben  Linien  ab»ed)feln.  1324 
übertrug  ber  Kaifer  bie  erlebigte  3Jtarl  23ranbenburg 
an  feinen  Sobn  2ub»ig,  bod)  mufete  biefer  bei  bem 
Jcbe  ^einrieb«  Don  Kärnten  1335  auf  beffen  Sanbe 
oenidjten.  Cfterreid)  nabm  Kärnten  unb  Ärain, 
iööbnien  nabm  lirol.  1340  ftarb  bie  nieberbapr. 
fiinie  au«,  unb  Kaifer  2ub»ig  Dereinigte  alfo  SB. 
»ieber  in  feiner  öanb.  3"»  Öcrbft  1342  oermäblte 
er  feinen  Sobn  2ub»ig  bon  93ranbenburgmit9)tar- 
aarete  üHaultafd)  (f.  b.)  unb  bemäebtigte  fid)  ibre« 
Erbe«  lirol.  134G  jog  er  bie  erlebigten  ^rooinjen 
Öollanb  unb  fcennegau  ein,  »äbrenb  fein  Sobn 
Stepban  in  Sdjmaben  für  93egrünbung  ber  Sittel«» 
baebfepen  OTacbt  tbätig  mar.  3)a  ftarb  2ub»ig  plöhlid) 
im  Oft.  1347.  Sittcl«bad>«  Kraft  »ar  nad)  allen  Sei* 
ten  jerfplittert,  b  a  ö  ganje  .Hei  *  ftanb  ibm  alä  Gegner 
gegenüber  unb  fiel  bem  glüdlidjern  2uremburger, 
bem  Äönig  Äarl  oon  93öbmcn  (Äarl  IV.)  ju. 

3n  ba«  14.  ftabrb.  fällt  bie  Slu*bilbung  einer 
lanbftdnbifd)en  33erfaffung  in  93.,  inbem  ber  Slbel 
unb  bie  6tdbte  bie  93er(egenbciten  ber  dürften  jur 
(hlangung  oon  9led)ten  unb  ^eibeiten  benuftten 
unb  bie  Söefitjer  geiftlicber  .^erriebaften  unb  (Sütcr 
fid)  an  fie  anfcblotlen.  2  ie  Stdnbe  ($rd(aten,  Witter 
unb  6tdbte)  traten  jufammen,  fo  oft  ti  ibnen  be< 
liebte,  unb  jtoar  entmeber  al«  «gemeine  2anbfd)aft» 


jt(f)te  1508—1806) 

(bereinigte  Stdnbe)  ober  oli  einjelne  otdnbe,  beren 
ieber  einen  93unb  für  fid)  bilbete.  Tie  SBlüte  ber 
tanbftdnbifd)en  Wad)t  fdllt  in  biefelbe  äeit,  ba  bie 
berjogL  3Rad)t  burd)  bie  beftdnbigen  Teilungen  fort' 
tvdprenb  gefd)R>dd)t  tourbe.  %ai  Einbringen  be* 
rem.  9led)tfl  unb  bamit  ba«  Eintreten  gelebrtcr 
3uriften  |undd)ft  in  bie  Dbergeridjte  (nad)  ber  Witte 
be«  15. 3abrb.)  arbeitete  an  ber  langfamen  ©ntträf» 
tung  ber  beimifdjen  93erfaffung,  unb  mit  ßilfeÄaifer 
ÜJtorimilian«  I.  gelang  e«  bann  3llbred)t  IV.  (f.  b., 
1465—1508),  bem  Übel  burd)  Einführung  ber  Grft= 
geburt«orbnung  1506  abjubelfen.  93.  batte  in  ber 
3n>ifd)enjeit  bielfadje  Teilungen  über  ftd)  ergeben 
laffen  müffen.  2)te  fed)«  Söbne  Äaifer  Subtoig«  be« 
93apem  teilten  1349  ba«  Sanb  in  ^ieberbapern  mit 
ben  boddnb.  $robin}en  unb  Oberbapern  mit  X irol, 
33ranbenburg  unb  Caufifc.  3"  9lieberbapem  erfolgte 
1353  eine  »eitere  leilung  in  5lieberbapern=£anb«but 
unb  Stieberbapem « Straubing.  1363  fam  Dber* 
bapern  an  9lieberbapern«2anb«but.  1392  erfolgte 
eine  neue  Teilung  in  93ar>em<3ngolftabt,  93apern: 
2anb«but,  93apern'9Jlünd)en.  Än  btefe  brei  »urbe 
1429  93apem » Straubing  oerteilt.  93apern < 3ngol» 
ftabt  fiel  1447  an  2anb«but,  biefe«  1504  an  33apern-- 

uneben,  n>eld)e«  ben  Stamm  fortpflanze  unb 
ben  Teilungen  ein  6nbe  mad)te.  —  2)ie  au«»dr= 
tigen  33efifeungen  »aren  Idngft  ©erloren.  1363  ftarb 
1U ein  bare  von  2irot,  ber  3cbn  Subtoig«  be« 
33ranbenburger«  (1324  —  61)  unb  ber  Margarete 
Waultafd).  $iefe  übertrug Sirol  an  f>ab«burg.  1373 
iroang  Haifer  Äarl  IV.  ben  2öittcl«bad)er  Dtto  im 
33ertrag  ju  gürftenmalbe  iur  Abtretung  93ranben« 
bürg«  an  ba«  Sau«  £uremburg.  1433  jroang  ebenfo 
Wlipp  ber  @ute  oon  93urgunb  Satobda  (f.  b.),  bie 
Jodjter  SBilbelm*  U.  oon  93.,  jur  3lufgabe  ber 
nieberldnb.  ^rooinjen,  beren  fid)  bann  aud)  balb  bie 
Habsburger  bemächtigten.  Tamit  toaren  bie  Qx-- 
rungenfebaften  Äaifer  2ubmig«  ade  toieberum  ba< 
bin,  unb  felbft  bie  Kurftimme  batte  93.  oerloren,  bie 
in  ber  ®olbenen  93ulle  Äarl«  IV.  enbgültig  93öbmen 
}ugefpro<ben  »urbe,  todbrenb  bie  pfdl|.  Sinie  ber 
vJötttel«bad)er  im  Slllcinbefttt  ibrer  Äurfrimme  blieb. 
Ter  f  ocialen  unb  religiöfen  Unuodljung  marf  neb  93. 
an  ber  Seite  öab«burg«  entgegen,  ein  Sdjritt,  ber 
für  bie  folgenbe  ^eriobe  ber  bapr.  ®efd)id)te  oon 
toeittragenber  93ebeutung  fein  follte. 

3)  Steuere  @ejd)ia)te  93apern«  feit  1508 
bi«  ju  feiner  (srbeoung  ju  einem  Äönig; 
reid)  1806.  »lbred)t«  IV.  dltefter  Sobn,  3Btb 
beim  IV.,  übernabm  nad)  bem  Jobe  be«  93ater«  1508 
bie  SRegierung.  3"  »pm  «eigte  fid)  ber  ©eift  ber  neuen 
Seit,  unb  bie  otdnbe,  nant  entliefe  ber  3lbel,  fürd)teten 
balb  für  ibre  Selbftänbigleit.  3«an  trieb  SMlbelm« 
93ruber  fiubmig  an,  bie  «ölirregierung  für  fid)  ju 
forbern.  Grft  bie  immer  beutlicber  »erbenben  3lk 
fid)ten  Äaifer  SRarimilian«,  ben  3»ift  ber  Sittel«-- 
bacber  für  ^ab«burg  au«junu&en,  rote  ibm  bie«  im 
2anb«buter  (Srbfolgclrieg  (f.  b.,  1503—5)  mit  Äuf« 
jtein  gelungen  mar,  trieb  bie  93rüber  jur  ©inigung. 
93on  1515  oi«  jum  lobe  2ubtoig«  1545  fübrten  fie 
ein  gemctnfdjaftlidje«  Regiment.  Unfang«  ber  2ebre 
2utber«  leine«»eg«  abgeneigt,  ju  beren  »ufnabme 
fid)  ba«  bapr.  93olt  allen t halben  anfebidte,  fd)lugen 
bie  J5n2&ge  balb  einen  anbern  Seg  ein,  al«  fte  be- 
merlten,  bafe  biefe  2ebre  fid)  nidjt  auf  ba«  religiöfe 
©«biet  befd)rdn(te.  Sa  93.  ebne  Äurftimme  trar 
unb  bei  ber  Beratung  über  ba«  sJteid)«regiment 
(3an.  1521)  bie  93eforgni«  auftauchte,  bie  ihn- 
fürften  »ürben  bie  ganje  5Reid)«regierung  in  ibre 


Digitized  by  Google 


GESCHICHTLICHE  EN 


fku  Ära/«  au  Untrem  qrtirrrndr  '.,!., et  hat  Hackern  ftirbt  n«M  der»  BrtvLtrrr 
«aAMaM  rwm  lht  Rmmdfmwltr  haben  dir  Gebiete  die  IIT7  wüttUhaehirk 
teuren  und  knete  ntrAt  tu  Xmym  frkann  Dir  wtthttftttn  Jft  m  w  iunjfert  teufar 
wxttrlibmcn  Linien  rm  I3t9  I  Vttr  r  Ära  >  bu  Itlf  find  dmrrk  gOuetarn  du 
Srm  ri^unefefnkrtM  brjr-ictlnrt  Ihr  Znt  der  rpmteren 

sieh  dneeA  dm  Itrytrirn  trat  dtr  Xtbenkartr 

Bayern  1*7? 


 LKrv-rrbuii-fr-n  KS»  1777 

l  iKurpf»!»  1777 

LjgJPfal*  Zwrtbruckwi  1777 

J  J  Bayern  1778 

1      I       Baven-  IW 


OeigUiche  Gebiete 

k*    in  ff  tmgit-m-y    A   A  A«i»/r.iA/*m 
H»  -  *  BJmimtm  y    X  •  #  <  Ärmh  Mmmm 
M.A.  JTZfftmMM       Ä  •  j(  OHßbeureft 
*.i  .   •*  A  KicAetmdt    Kr  A  Ke^rnburm 
Fr-*  *  ^IV*My  1  t'.'/mln 
Pv  ■  -  A\F*ldm       W.  -A  IMMMM 
/  •>».  /mw           w,,  ntkWif.r. 
D  O  Drmiedur  »dm  .  f. 


Rrocldi«uK  Kuirv-r-»  alltnia  -La-dkon.  IV  Aufl . 


niniti7C»H 


>y  Google 


WICKELUNG  BAYERNS. 


Bayern  strit  IfidT 

ha*  kernte  mm  Rayer*  «Unnit  Gehtet  hei  rimrkmm/mr*» 
uM  der  Zeil  der  pIMM  «ri/  jm  Veriertme  Gebiete  Kemme 
die  entsprechende  Aeevd/krte  mmd  die  JmhreeemÄl  d-  Verbatet 

Bayern  1800  I'  '  ~J K rwirbun^oi  1806 

Erwerbungen  1803    [        )  •  1810 

1805    fl      I  *      1815  iä 


/'.  .  •  JHnAeithuhl 
Seher  ■  Scfm-nn.'u ri 
m~Kj  •  WrtMeeethury 
Wt.  ■  Wüidthmuet 
Die  mmwiAkemrm.eMeMMtiemr*e 
1:5000000. 


11  östLLftjig*  ran  Urwnwirh  12 


T-  H  Trttnanq 

mAJmmmeJtVt  AntbaeA  Bayreuth 
rjfc~3  Gr  feute« 
l  y>   I  Futjqr 

L-ftfr    H.  r.infrnsieui  <  n  Batten.' 
*  Kirc/thtim    eu  jrejem.  I 
Gr  KöniqtecA    Rothen  feje 

-  Inningen. 
Lemberi/   eu  Beeten  f>tLrmet  | 
A'.i  Ottuujm 
Gr  Orirnbuty 
TltieKe-rtitrnrhnftl  Gebiete 
hl  JUtmtemdtel 
P  -  Papperthnm 
H- SüJunqen 
1    Mi     Retpoldekirrhrn   'tu  Yseeikmra 
tthrinqr-nf.sr/inft 
Schill Oigt  füret  e-Fe  Srhenlohei 
r*t.  .frA mrarmeexber q 
Or.  Sperkfrld 

1  Tft  I  Traitee\bera  >t*  O  H'aldlmry)  I 
w  .   Cr  Wrrthttm 

rer  Hetdentme 


Y.A.  Rrorkhaua '  Oogr.-  «rtl»t .  Ali  «Uli.  Leipxitf . 


Digitized  by  Google 


Magern  (neuere  ©efcf)td)te  1508—1806) 


549 


Qknatt  tu  bringen  fueben,  roarb  23.  ton  felbft  in 
Die  Cppofition  gegen  l>ic  flurfürften  unb  gum  3ln* 
fdjlune  an  Äaifer  ftarl  V.  abrängt.  Samit  war 
fünftiger  politit  ttoh  aller  JHioalität  mit  £>ab$: 
bürg  bie  93abn  torgejeidmet.  91  m  5.  Ü)tärj  1522 
veröffentlichte  USilbclm  IV.  baS  tfbift  ton  Moxmi 
unb  verbot  bie  lutb.  Sebrc.  31U  Lohmen  1526  er: 
lebigt  rourbe,  ftanb  Sababurg  P.  im  2v)cgc,  unb  alle 
Csntriguen  beä  AanglerS  l'coubarb  ton  Gel  roaren 
untt  im  ftanbe,  33.  au*  bicier  unglüdlicbeu  3witter: 
ftellung  berau*jureificn.  üftoeb  f efter  mürbe  biefeä 
3tbbängiglcit*itcrbältni3  bureb  bie  Berufung  ber 
^cfuiten  na*  ^ngolftabt  (1549).  Stuf  fterjog  3M-- 
beim  IV.  folgte  iein  Sohn  Wibrecht  V.  (f.  b.),  ber 
0)ro&mfttigc  ( 1550  —  79 ).  Unter  ihm  verloren  bie 
l'anbftänbe,  bie  ibren  Gtjaratter  einer  iÖolteoertrc^ 
hing  läugft  eingebüßt  batten,  aud?  ihre Wadit.  £a* 
abfolute  Regiment  mürbe  angebahnt.  Pon  feinen 
brei  Söhnen  folgte  ibm  Söilbclm  V.,  ber  fromme 
(1579—97;  geft.  1626).  Sie  Scfuiten  beberrfebten 
ibu  tollfommen,  boeb  terfiegte  aud?  unter  ibm  bad 
fünftlerifcbe  hieben  in  P.*  jnauf  tftabt  nicht  gang.  %n 
«yinang-,  (9erid>t$:  unb  i)ieligionefad?en  bagegen 
berrfebte  eine  arge  PUferoirtfcbaft.  £a  banttc  Wil- 
helm V.  ju  ©unften  feinet  Söhnet  Plarimiliau  ab, 
bem  er  eine  Staat£fd?ulb  ton  5  Ptill. jjt.  hinterließ. 
Unter  Wilhelm  V.  tarn  baSGrjbiätum  flöln  an  feinen 
trüber  6rnft,  ber  an  bie  Stelle  be3  caloinifd)  ge: 
loorbenen  ©ebbarb,2:rucbfeficn  ton  PJalbburg,  erho- 
ben mürbe.  Scitbcm  blieb  flurtöln  faft  jroci  ^abr-- 
bunberte  bei  bem  »aufe  2£ittel*bacb,  bem  halb  eine 
britte  flurftimme  jufalleu  follte. 

fterjog  Dfarimilian  I.  (f.  b.)  regierte  in  XeutfaV 
lanb*  unglüdlidjfter  3«it  (1597— 1G51).  ©croobn= 
beit,  Grjicbung  unb  Religion  miefen  aud)  ihn,  einen 
ber  begabtesten  Staatemänner  feiner  ^cit ,  an  bie 
Seite  ftabeburgS.  2ll>3  Rubrer  ber  ton  ihm  gegen 
bie  prot.  Union  t*£  i'eben  gerufenen  ifiga  (f.  b., 
1G09)  mar  er  guglcicb  bas  angefebenfte  .foaupt  ber 
fatb.  Partei  roäbrcnb  be*  £reif$igiäbrigen  «riege«. 
Maifcr  Aerbinanb  U.  übertrug  ibm  1023  bie  pfälj. 
.sturftimmc  unb  bie  Cberpfali  al3  Unterpfanb  für 
bie  itriegeloften.  Aür  fein  l'anb  raftloö  beforgt, 
tonnte  SWarimilian  ibm  boeb  bie  furchtbarften  Kriegt 
nötc  infolge  feiner  polit.  Parteinahme  nicht  crfpa: 
ren.  2er  i&eftfälifcbe  griebe  betätigte  ibm  bie  erb- 
liebe  Kurmürbe  (24.  Cft.  1G48)  mitbem6tgttuchfcfc= 
amte,  bie  Cbctpfalj  unb  bie  ©raffeftaft  ISbam;  bie 
llntcrpfalj  fiel  an  bie  pfälj.  Sinie  gurüd,  für  bie  ju= 
gleich  eine  a*te  fluv  errietet  mürbe.  Piarimilian 
Harb  27.  Sept.  1651  in  ^ngolftabt  nad>  55jäbriger 
iKcgicrung.  Sein  XmMomjk  mar  Aerbinanb  Ptaria 
(i.b.,  1651—79).  Unter  ihm  erholte  ftdj  baS  £anb 
allmäblid)  mieber,  unb  baf>  er  troft  aller  Vodungcn 
Aranlreicb^  gegen  ^abeburg  ben  ^rieben  mahrte, 
bleibt  fein  33erbienft.  2ic  i'aubftänbe  maren  fcfccn 
unter  Hiarimilian  I.  niebt  mehr  berufen  morben. 
Aerbinanb  iDlaria  berief  fie  nur  noch  einmal.  6t 
Itarb  26. 5Dtai  1679 in  Schlcinbcim.  Sein  ^cadn'olget 
mar  llcarimilian  D.  Cmanucl  (f.  b.,  1679—1726), 
ber  23.  mieber  bem  beutftben  Horben  naher  in  bringen 
fuebte  burd)  SBetbung  um  bie  öanb  einer  Tochter  be5 
Prot,  öerjogö  .(lans  Weorg  ron  Sad>fen--6ifenad?. 
2oä)  Papft  unb  ^efuiten  vereitelten  biefen  Plan. 
9lnfang$  für  Sababurg,  entfdlofi  fid)  Tlai  6manuel 
im  Spanifdjen  Crrbfolgcfricg  gur  Parteinahme  für 
Arantreid).  Taburd)  bradue  er  namenlofe-j  Cleub 
über  fein  Vanb,  baä  ton  ben  Cftcrreid?ern  nad)  ihrem 
Siege  bei  £ö*ft5bt,  13.  9lug.  17CV4,  al«  eroberte* 


fianb  befe^t  unb  bebanbelt  rourbe.  3>te  93ebr ftdungen 
burd)  bie  öftert.  ßommiffare  tüttelten  baSfelbe  gum 
erftenmal  gemaltfam  auf.  Seitbem  erftartte  aUmä> 
lieb  biefe  Stimmung  gegen  ßfterreieb  unb  führte 
einen  langfamen  SEßanbel  ber  S5inge  berbei.  3m 
^rieben  ju  93aben  (in  ber  Sdjroeig)  1714  mutbe 
bie  1706  übet  l'tar  dmanuel  oetb^dngte  Hebt  mieber 
aufgehoben,  unb  et  erhielt  flurmürbe  unb  Sdnber 
jurüd.  9cut  bie  ingmifd^en  ausgeübte  Statthalter: 
fd)aft  bet  Sliebetlanbe  ging  miebet  terloren.  93ei 
feinem  51  bieten,  26.^ebt.  1726,  hinterließ  et  feinem 
älteften  Sobnc  unb  Nachfolget  flarl  9Ubred>t  (f. 
Äatl  VII.)  eine  Sdhulbenlaft  ton  30  2MU.  SL  SBei 
feinem  WegierungSanttitt  gab  biefer  fidj  Stühe,  bie 
troftlofe  ^manglage  gu  befiern.  Slbet  füt  böfifdjen 
Prunt  unb  Vergnügungen  lic|  er  fid?  gu  3(u3gaben 
verleiten ,  bie  mit  ben  Ginlünften  in  feinem  S3«r* 
bdltni§  ftanbeu,  unb  et  fpatte  nut  am  SRiütdtetat. 
So  fehlte  c«  füt  alle  feine  hochfliegenben  pidne  an 
bet  tealen  Untetlage.  23ei  bem  Ableben  Kaifer 
flarl«  VI.  1740  tetmatf  flarl  9Ubredjt  bie  Pragma^ 
tifebe  Sanltion  unb  erhob  9lnfprüd>e  auf  bie  öftett. 
Grblanbe.  infolge  baoon  toutbe  et  in  ben  Cftettei* 
a?if djen  (Stbfolgettieg  1741—48  petmidelt.  6t  ftüfete 
feine  Stnfprüchc  auf  feine  Slbftammung  ton  9Xnna, 
bet  Socbter  Haifet  ejetbinanbä  I.  unb  ©emahlir. 
Öcrgog9llbrecht§  V.  unb  ein  ju  ©unften  ibtet  9la<b-- 
(ommen  uon  jenem  Hälfet  errichtetes  Seftament. 
SIber  in  SerfailleS  mar  man  teine^meg«  gefonnen, 
an  bie  Stelle  beS  ftaufe«  fcabäbutg  ba«  ^au« 
2Dittel*bad>  gu  feUcu,  unb  ie  höhet  flarl  9llbred;tS 
Pläne  ftiegen,  um  fo  tiefet  geriet  er  inbie^bhängig« 
teit  oon  fttanfreieb  unb  anbern  Wächten,  ^m  Sept. 
1741  hatte  et  ben  (jelbgug  eröffnet;  Sing  toutbe  ge; 
nommen,  Dbetöftertekb  fiel  ben  53aperngu.  SBien  lag 
offen  unb  unoetteibigt  tot  ihm.  £a  brängten  ihn 
bie  (jtangofen  Dorn  2Öege  ab  noibroätta  gegen  93öh: 
men.  Sohl  fiel  Ptag,  unb  19.  25eg.  1741  hulbigte 
ber  böhm.  Slbel;  allein  bet  fttategifdje  fehlet,  SDien 
nicht  bef  ejjt  gu  haben,  roat  nicht  mieber  gut  gu  machen. 
Ularia  2bcrcfia  erlangte  bie  &üfe  ber  Ungarn,  unb 
mährenb  flarl  mit  öilfe  be*  flurf ürften  ton  ber  Pfah, 
Jyrantreichä  unb  PteufjeniS  24.  $an.  1742  in  grant^ 
furt  gum  flaifet  gewählt  unb  12.  ftebt.  ali  flatl  VII. 
getrönt  mutbe,  mutbe  93.  unb  Söhnten  ton  öftetr. 
Gruppen  befe&t.  2>a8  Weich  gemährte  teine  i>ilfc, 
Preußen  mar  unfchlüffig  gerootben,  bie  Ohnmacht 
(jtantt  eich*  unb  bet  taf  che  Serfall  feinet  ÜRadjt  traten 
immer  beutlichet  gu  Jage.  SDUt  mechfelnbem  ©lüd 

mutbenoch  einige  3»ahrefortge!ämpft,mobei93.  burd? 
bie  mehrfadtc  93efeftung  bureb  bie  Öitertcichet  Un= 
fäglicbeS  litt.  Nach  9)tüncben  ^utüdgetehtt,  hatte 
Marl  VII.  bei  einem  abermaligen  Jlnmarfch  bet 
Cfterreicber  nodjmaU  fliehen  müffen.  2>a  traf  ihn 
20.  3an.  1745  ein  $>etgfcblag.  S)er  2taum  bet 
ffiitteläbachet,  in  3)eutfchlanb  bie  Hegemonie  gu 
geroinnen,  »tat  terflogen. 

33er  junge  flurfürft  SDtatbnUian  III.  3°fepb  (f-b., 
1745—77)  fd>lo|  mit  Cfteneich  ben  gtieben  ju 
Hüffen  22. 9Iptil  1745,  motin  et  auf  alle  9lnfptücpe 
an  bie  öftett.  6tbfd>aft  tetgiebtete.  6t  mibmete  ftch 
mit  tteuet  Sotgfalt  bem  SBohle  feine*  Sanbc*, 
befonbet*  bet  fyibuftrie  unb  bem  Sanbbau,  ebenfo 
bet  JHedjtäpflege,  untetftü&tton  tüchtigen  ÜJlännetn, 
roic  flteittmapt  (f.  b.)  unb  Sdftabt.  2lm  28.  Wätg 
1759  ftiftete  3Jtoi  $Jofeph  bie  3J(ünd?enet  9llabemie 
bet  Sinenfchafteii  unb  entgog  biefelbe  bem  6influft 
bet  od uiten.  Sltö  bie  9lufbcb'ung  be*  Otben*  1773 
terfügt  mutbe,  tarn  9Ra?  3«>fepP  biefet  93etfügung 


Digitized  by  Google 


550 


Samern  (neuere  ©efd)tcf)te  1806—25) 


fofott  nad)  unb  beftimmte  blc  Ginfünfte  beS  OrbenS 
jur  »uSftattung  bet  Sdjulen.  Sie  Gbe  beS  nur- 
türften  blieb  tinbcrloS.  Sen  öfterr.  glätten  juoors 
julommen,  fdjlofj  er  auf  ©runb  bet  alten  Satiungen 
oon  %ama  1766  einen  neuen  6auSoertrag  mit  Karl 
Tbcobor,  Kurfürften  oon  ber  Walj,  ju  bem  1774 
aud)  Karl  2lu  guft von  ^fal^Strcibrürfon,  alSnäd)fter 
GrbebeS  linberlofenKarlTbeobor,  eingelaben  würbe. 
lOlay  Sofepb  ftarb  an  ben  ©lattern  30.  Se».  1777. 
ÜJtit  ibm  erlofd)  bie  bapr.  fitnie  ber  SBittelSbadjer. 

Karl  Tbeobor  (1777—99)  roarb  f>err  oon  ^pfalj- 
Sapern,  unb  aflüneben  bie  öauptftabt  ber  roieber  Ger- 
einigten fianbe.  Sie  Slnfprüdje  Kaifer  Sofepbä  n. 
auf  Heile  oon  S.  erfannte  er  an,  aber  griebridj  n. 
oon  ^Jreufcen  roar  entftploffen,  bie  oerbrieften  SRcdjte 
ber  3»«brüdener  SJinie  gegen  öabSburg  ju  oertei* 
bigen.  So  entbrannte  ber  Saprifdje  Grbfolgefricg 
(f.  b.),  ber  mit  bem  Tefcbener  grieben  (13. 9flai  1779) 
fein  @nbe  fanb.  9)lit  SluSnabme  beS  SmwtertelS 
ff.  3jin),  baS  an  Cfterreidj  tarn,  blieb  ganj  5).  mit 
ber  waU  oereinigt.  Sie  adbteKurroürbe  erlofd).  Sie 
fernere  JHegierungSjeit  Äarl  TljeoborS  gerodbrt  ein 
trübes  Silb.  Sie  Regungen  neuen  SebenS  unter 
War  m.3ofepb  erftarben  abermals  unter  bem  immer 
befpotifdjer  fid)  geftaltenben  Regiment  beS  oon  reli» 
giöfen  unb  polit.  ganatitern  unb  Suntelmdnnern 
umgebenen  J&crjogS.  Ginem  abermaligen  Aufleben 
beS  s}ManS, 58.  gegen  bie9Meberlanbe  auSjutaufdjen, 
trat  griebrid)  b.  ©r.  1785  mit  ber  erridjtung  beS 
gürftenbunbeS  entgegen.  2US  mit  Äarl  TpeoborS 
Tobe,  16.  gebr.  1799,  bie  9teiburg*Suljbad)er  Sinie 
ber  SBittelSbacber  erlofd),  atmete  93.  auf.  GS  folgte 
als  Kurfürft  Warimilian  IV.  3ofepb  »on  $falj: 
3«oeibrüo?en  (1799—1825). 

3n  bem  SeftjjergreifungSpatent  oom  16.  gebr. 

1799  beftdtigte  War  3°febb  bem  2anbe  bie  alten  ber-- 
gebraAten  9ied)te,  tjrreibeiten  unb  ^rioilegien.  Wit 
Unterftfi&ung  beS  ibm  oerrrauenben  Solls  madjte 
er  ber  bisherigen  HUifuwirtfcbaft  ein  Gnbe.  ©teilen? 
tauf  unb  3tnroartfd?aften  rourben  beteiligt,  tüdjtige 
Wdnner  jur  fieitung  ber  ©efdjdfte  berufen,  bie  93c= 
börben  oereinfaebt,  ber  öffentlidje  Unterridjt  burd? 
alle  Stufen  geförbert.  Sulbung  in  @(aubenSfad)en 
war  baS  erfte  ©ebot,  ©eroerbe  unb  Hderbau  rour- 
ben gehoben,  ber  Serfebr  erleid)tert,  Grpreffungen 
abgefdjafft,  baS  £eerroef  en  reformiert,  unb  bie*  alles 
tu  einer  3eit,  ba  bem  ganjen  Staate  oon  geinbeS* 
panb  ber  Untergang  brobte.  Ser  jtoette  KoalitionS= 
trieg  gegen  grantreid)  1798— 1802  »og  35.  in  ernftc 
Witleibenfdjaft.  ©eneral  Krap,  ber  §üprer  ber  S8er= 
bünbeten,  toidj  »or  ben  granjofen  jurüd,  bie  27. 3uni 

1800  SJlündjen  befe|»ten,  7.  $uli  SanbSbut  erftürm= 
ten  unb  in  ber  Sd?lad?t  bei  öobenlinben  3.  Sej. 
ben  legten  SBiberftanb  nieberroarfen.  3lm  9.  gebr. 

1801  tarn  e3  ^um  griebenSfd)lu&  in  Sune"oilIe,  in 
roeldjem  S5.  bie  fd?on  befehten  pfdlj.  fianbe  an 
jjrantreid)  abtreten  mufete.  $onCfteueid?Sgreunb= 
fetjaft  roar  nidbtS  ja  boffen,  alles  aber  oon  feinen 
©elüften  nadj  bapr.  ©ebieteju  färbten,  rodbrenb 
fidj  fein  Scbufc  als  trügerifd)  erroieS.  6o  lentte  S. 
ein  unb  fdjlofe  24.  Uua.  1801  mit  grantreiaj  einen 
^brretungSs  unb  GntfdjäbigungSoertrag,  rooburdj 
eS  im  JReid?SbeputationSbauptfcpluffe  oom  25.  gebr. 
1803  für  bie  oerlorenen  fiänber  erbielt:  bic  öod)' 
ftiftcr  SBürjburg,  Samberg,  grcifing,  3lugSburg, 
-teile  oonHaffau  unb  Gidjftätt,  biesl}ropftci  Äcmpten, 
jro&lf  Slbteien,  oiele  geiftlidje  Statte  unb  ßintünfte 
in  älugSburg  unb  17  9ieicpSftdbte  unb  Wut*- 
börfer,  barunter  Ulm,  Börtlingen,  iKemmingen, 


Äempten,  6djroeinfurt  (etwa  290  Ouabratmeilen 
mit  854  000  Seelen).  25er  ©runb  ju  einem  neuen 
StaatSroefen  roar  gelegt,  ba  bie  beiben  $aupt* 
urfaa)en,  bie  Stdbtearmut  beS  SanbeS  unb  bie 
Selbftdnbigteit  ber  tird)lid)en  Territorien,  teilroeifc 
b.inroeggerdumt  roaren,  rooran  einft  bie  9teugrfln* 
bung  beS  üöittelsbadjfdjen  Staates  unter  Subroigl. 
unb  Otto  H.  gefAeitert  roar.  —  »IS  1805  ber  Äriefl 
jroifdjen  Cfterreicp  unb  Napoleon  roieber  auSbra*. 
■  ]d?roanfte  iDfar  3»fcpb  bis  jum  legten  2lugenblid, 
|  gab  bem  gflrften  Sdjroarjenberg  SÜlitte  September 
bie  3ufage  beS  Beitritts  jur  Koalition;  als  aber 
bann  SOZontgelaS  (f.  b.)  bem  entgegentrat  unb  um 
feine  ©ntlaffung  bat,  oerlieft  3Jtar  3°fepb  PlöMid? 
i'iüntbcn,  eilte  nad)  Sßfirjburg  unb  erfüllte  alfo  ben 
fdton  24.  5lug.  1805  mit  granfreidj  abgefdjl offenen 
■JUlianjoertrag.  Sie  bapr.  Truppen  oereinigten 
fid)  in  granfen  mit  ber  franj.  ärmee,  mit  ber  fie 
bann  fiegreid)  gegen  öfterretd)  fdmpften.  Sdjon 
26.  Sej.  erjroang  Napoleon  ben  grieben  $u  $refe= 
bürg,  bura>  ben  9.  bie  AönigSroürbe  mit  ooller 
Souoerdnitdt  erbielt  unb  gegen  Abtretung  beS 
gürftentumS  ffiürjburg  bie  gefürftete  ©raffdjaft 
Tirol  mit  ben  Bistümern  99riren  unb  Trient,  Vor- 
arlberg, bie  ©raff*aft  SSurgau,  Teile  oon  (Sicbftdtt 
unb  ^Jaffau,  bie  WeicbSftdbte  Augsburg  unb  fiinbau, 
bie  ©raffdjaften  6ob,enemS  unb  ÄönigSegg,  bie 
£errfdbaf ten  Tettnang  unb  3lrgen. 

4)  Sapern  als  Äönigreid»  unter  SRarimi' 
lian  3ofepp  1806—25.  »ml.  3an.  1806  nabm 
ber  fturfürft  ben  ÄönigStitel  an.  Surd?  ben  Sertrafl 
^reu^enS  mit  Napoleon  v.t  Sd;5nbrunn  15.  Sej. 
1805  tarn  bie  Sflarfgrafidjaft  SlnSbad)  an  S.  Bapo^ 
leon  roollte  ein  ftarteSS.,  um  eS  für  feine  $ldnc 
gebrauten  ju  lönnen.  Sa  fab  fid)  3)lontgelaS  ge= 
upungen,  bie  $olitit  ber  freien  6anb  aufjugeben ; 
S.  mufete  bem  9tyeinbunbe  beitreten  (12.  ^uli  1806). 
Sur*  biedlbeinbunbSalte  erbielt  S.  bie  SteidbSftabt 
Dürnberg  mit  ©ebiet  foroie  bie  Seftt)ungen  einer 
•grofsen  Suijabl  reia>Sftänbifd>er  gürften  unb  ©rafen, 
'bann  ber  iHeidpSritterfdjaft  in  gTanfen  unb  Sdjroa« 
ben  innerbalb  feiner  neuen  ©renjen  unb  übernahm 
bafür  bie  Serpfüdptung,  bem  franj.  Äaifer  in  ftriegS? 
fdlleu  ein  Kontingent  oon  30000  3Jlann  ju  fteQen. 
3m  Äriege  ^reufeenS  gegen  Napoleon  1806—7 
folgten  bie  bapr.  Truppen  ben  franj.  ©efeblen,  unb 
äronprin)  fiubroig  (Öubroig  1.)  füprte  baS  bapr. 
Kontingent  felbft  in  ber  Sdjladjt  bei  <=Purtuet26.  Sej 
gegen  bie  mit  ^Breufeen  oerbünbeten  SHuffen. 

yn  biefer  3eit  batte  IDlontgelaS  aber  bie  Drbnung 
im  3nnem  nid)t  aus  ben  Slugen  gelaffen.  Trog 
ber  maffenbaften  GituiebunQ  ber  Äirdjengütcr  batte 
fid?  baS  furdjtbare  Sefiät  infolge  ber  Kriege  fort- 
rodbrenb  oermebrt.  Ser  Stanb  ber  StaatSfcbulb 
err ei* t e  bie  v c bc  oon faft  100  Will. gl.  2RontgelaS 
begab  fid)  tro^bem  an  bie  Arbeit,  auf  allen  ©e= 
bieten  naajjubolen,  roaS  feit  faft  200  Sabren  oer« 
fdumt  roorben  roar.  Sm  l.  flftai  1808  rourbe  eine 
neue  StaatSoerfaffung  eingefübrt,  bie  in  ibrem  gan* 
jen  2öe|en  ben  bureauhatifdjen  Urfprung  oerriet. 
SaS  JReid)  rourbe  in  15  möglicbft  gleicbförmige  Äreif e 
geteilt,  Seibeigenfcbaft,  Steuerbefreiung  beS  MbelS 
unb  Konfiäfdtionen  rourben  abgefdjafft,  Unabbdn- 
aigleit  ber  ©eridjte  jugefidjcrt,  ©eroiffenSj  unb 
^refefreibeit  oerfünbigt  unb  »ur  Cntfdjeibunß  oon 
fiompctenjlonflitten  foroie  alS  oberfte  beratenbe 
Sebörbe  em©ebeimer  9iat  bcftellt.  6in  bem  Könige 
oerantroortlidjeS,  fünfgliebrigeS  3)linifterium  lei* 
tete  ben  Staat;  an  ber  Spifce  eines  KreifeS  ftanb 


Digitized  by  Google 


fttyon  (neuere  Gfeföidjte  1806—25) 


551 


ein  ©eneralrretStommiffat  unb  ein  tDireltor  mit 
3—5  RteiStdten,  für  feie  ^tnanjwetwaltung  würben 
RreiSfinanjbirettionen  mit  einem  Sireltor  unb  meb-- 
rem  Näten  oorgefeben.  2lud>  füt  eine  SJoltSoertre-- 
tung  follte  geformt  «erben.  Jetnet  würbe  eine  neue 
3ufti,torgantfatton  burcp  Gbitt  Dom  24.  3uü  1808 
eingeführt:  ein  Cbcrappe  llation<Ja,ciutt  in  iJiüncben, 
neun  RreiSgericpte  unb  eine  Dertjdltnidmdpifle  3<*bl 
von  Siabt=  unb  2anbgertd)ten.  2>ie  Rriminaljuftij 
mürbe  ben  SJatrimonialgcridjten  entjoaen  unb  ben 
i'anbgericbten  bie  Unterfudnmg,  ben  AppellationS; 
gerieten  bie  Gntfdjeibung  übertrafen.  Sin  bet  Gin* 
rüfjtuna  beS  Code  civil  nwrbe  gearbeitet,  aber  biefe 
Arbeit  blieb  unooüenbct.  Stuf  ben  peftigften  SBiber 
fprud)  ftieft  ÜJtontgelaS,  als  et  23.  auS  mönebüepem 
CuictiSmuS  auf  eine  bet  23tlbung  unb  bem  ©eifte  beS 
^abrbunbertS  entfpreaVnbe  ööbe  ju  beben  oerfuebte. 
SieS  jeigte  fteb.  namentlid?,  als  1809  bie  Stroler  ftd> 
für  C|terrc id)  erbeben  unb  bort  bet  Slufftanb  gegen 
bie  NeligionSräubcr  von  bet  flanjel  herab  geprebigt 
mürbe.  VI  tu  9.  April  ttaf  bie  RriegSertldrung  Cfter; 
reidjS  in  ÜRündjen  ein.  Jim  16.  April  erjwangen  bie 
Cjterteidjer  bei  fianbSbut  ben  Übergang  übet  bie 
,V  ar ,  unb  am  ndmlidjen  Jage  mutbe  Dl ündjen  befe&t. 
Napoleon  eilte  betbei.  3"  ben  treffen  bei  Saufen 
unb  3)injling,  Abensberg,  SanbSbut,  ©ggmübl  unb 
:HegenSburg  mürben  in  ben  Jagen  Dom  19.  bie 
23.  April  bie  Cfterteidjer  jurüdfleworfen,  bie  nacb 
23öbmen  abjogen.  (S.  ftranjöfifd?  ■■  Cfterreicbifdjcr 
Rrieg  oon  1809.)  Aud)  bet  Stroler  Aufftanb  würbe 
enblicb  niebetgef djlagen,  nadjbem  baS  S3ol!  burd) 
Cfterreid)  bem  Sieger  preisgegeben  morben  war. 
Surcp  ben  SBiener  tjriebenl4.Dlt.  1809  erhielt  23.alS 
23elobnungbaS  tfürftentum  NegenSburg,  bie  ÜJtarf: 
grafjdjaft  23apreutb,  Salzburg  unb  23erd)teSgaben, 
baS  3nn*  unb  einen  Jeil  beSJoauSrudniertelS.  33a= 
gegen  trat  eS  Sübtirol  an  Italien,  Ulm  an  Söürttenu 
berg,  einen  Jeil  ftrantenS  mit  Scpweinfurt  an  baS 
©rofsberjogtum  SBürjburg  ab;  im  ganjen  gewann 
eS  ungefdbr  140  Ouabrarmeilen  mit  etwa  300000 
Seelen.  Seine  Jinanjnot  aber  »erfcblimmerte  ftcb 
burd?  biefen  3uwad)S  nur,  benn  auf  ben  gewonnenen 
©ebieten  lafteten  beträchtliche  Scbulben,  fo  baf$  ftd) 
bie  Staatsfcbulb  abermals  von  76  .Uiiü.  M.  bis 
über  102  SJlill.  vermehrte,  üttan  begann  enbfid)  bie 
Schwere  beS  franj.  «Scpu|teS»  ju  füblen.  2)ie  An* 
bänger  beS  Rronprimen  Öubwig,  bem  bie  franj. 
©ewaltbertf  djaf  t  in  tief ftet  Seele  üerbafet  wat,  mehr* 
ten  ftd),  wenngleid;  SJfontgelaS  an  bem  23unbe  mit 
Napoleon  feftbielt.  Als  1812  ber  ruff.  Rrieg  auS* 
braep,  ftellte  23.  noch  einmalfeine  30000  SRann  unter 
SBrebe  (f.  b.).  Nur  wenige  faben  bie  öeimat  wieber. 
Jro&bcm  folgte  SJtar  3ofepb  ber  Aufforberung  Na- 
poleons ju  weitem  Lüftungen  füt  ben  Äticg  1813. 
Allein  bie  febwierige  üage  beS  RaiferS  würbe  balb 
offenbar,  unb  eS  jeigte  ftd),  ba§  berfelbe  aufeer  ftanbe 
war,  ber  übernommenen  3krpflid)tung,  in  ©ürjburg 
unter  2tugereauein«DbferoationSlorpSoon  kapern» 
jufammenjujieben  jur  2)edung  ber  bapr.  Dftgrenje 
aegen  Cfterreid),  nacbjulommen.  Da  gelang  eS  bem 
©eneral  Jtimont  7.  Ott.  1813  ben  Äönig  jut  Untet; 
jcidmung  beS  iRiebet  Beitrags  ju  bewegen,  bet  be= 
reit*  am  folgenben  Jage  abaetd)(offen  würbe.  9. 
trat  bamit  auf  bie  Seite  ber  SÖcrbütibeten  übet  unb 
entfagte  bem  Slbeinbunbe.  211S  ßntfdjdbigung  füt 
bie  Butüdgabe  »on  litol,  SBotatlbetg,  Saljburg, 
bem  ^nn»  unb  feauSrudüicrtel  erhielt  eS  bie  3"; 
fidjerung  beS  SefttjeS  üon  3Bürjburg,  3lfcbaffenburg 
unb  einem  ®ebiet  auf  bem  Unten  3Rbeinufer,  baS  in 


unmittelbaren  ßufammenbang  mit  ben  redjtSrhein. 
JBefitjungen  gebracht  werben  follte.  Slufeerbem  er= 
langte  eS  bie  ©arantie  ber  «Souveränität».  5)urcb 
biefeS  Gntgegentommen  warb  3).  für  bie  ndcbfte  3ett 
»um  feften  Slnfcblufe  an  Cfterreid)  gebrad)t.  (Sin 
bapr.=öfterr.  öeer  rüdte  unter  bem  Äommanbo  beS 
üöcarfdjallS  Srebe  oom  3nn  an  ben  3Kain  oor,  nahm 
SÖürjburg,  würbe  aber  bei  öanau  »on  Napoleon 
gejebfagen.  3m  Selbjuge  1814  in  Jf antreid)  mit  ber 
arofjen  öauptarmec  unter  Stbwar  jenberg  »ereinigt, 
lämpften  bie  bapr.  Gruppen  mit  in  ben  Schlachten 
von  £a  iHotbiere  (l.^ebr.),  an  beren  glüdlicben  Qx. 
folg  bie  bapr.  heiteret  bebeutenben  Slnteil  hatte,  bei 
9kr:iur=3lube  unb  2lrciS=fur=3lube  (20.  Wdrj),  wo 
Napoleon  SBrebe  baS  Scbladjtfelb  ühetlaffcn  mufete. 
2lm  31.  2Rdn  1814  hielten  bte  Skrbünbeten  ihren 
einjug  in  ^JariS.  2JUt  SBrebe  fcbloft  9Retternid) 
3.3uni  einen  geheimen  53ettrag  jur  Ausführung  ber 
SHtebet  SJerabrcbungen.  ^jüt  bte  Slbtretungen  an 
Cfterreid)  follte  23.  bttreh  bte  Seftung  imain)  unb  auf 
bem  Unten  JRhcinufer  entfdjdbigt  werben.  25iefcr 
Vertrag  war  bitett  gegen  Siteupen  gerichtet.  3>ie 
Slnweintng  auf  bie  bab.  $falj  follte  noch  mehrfad) 
tu  unliebfamen  Erörterungen  3lnla|  geben,  bod) 
blieb  bet  3ufommenhang  jwifchen  ben  tecbtS*  unb 
UntStbein.  ©ebieten  jerriffen,  ba  ber  SJerfucp  einer 
(Srwerbung  beS  nörbl.  Stoben  fcheitertc.  »uep  1815 
sogen  bie  Skpern  mit  nad?  Jrantrcid),  fanben  jeboeb 
leineÖelegenhci^ftd)  bef onberS auSut jeiepnen.  2)em 
Seutfdben  SJunbe  trat  53.  auf  bem  SBtenet  fiongtef; 
bei,  nach  bem  man  ihm  feine  Souoetdnitdt  jugeftchert 
hatte.  Nad)  bem  »weiten  ^Barifer  ^rieben,  20.  Nov. 
1815,  bilbete  23.  einen  Staat  von  1380  Quabratmeilen 
unb  3V9  3«iU.G.  Scpon  1808  hatte  SWontgelaS  ben 
23erfud>  gemadjt,  bie  neu  jufammengewürfelten  @e= 
j  biete  unb  9Renfd)en  burcp  ein  grofeeS  3nterejfe  ju 
oerbinben.  Sa  er  aber  von  bei  Änfdjauung  auS^ 
ging,  ba&  nut  bet  23eamtenftanb  bie  Nation  ieprä= 
rentiere  unb  bem  «Soll»  ju  mißtrauen  fei,  ba&  man 
eine  23oltSoetttetung  nur  als  «Spieljeug»  gemdpren 
bürfe,  fo  üen  ftch  bie  beabftebtigte  Sentralifahon 
nicht  bur6fübren.  3lber  bie  Umftdnbe  brdngten, 
unb  fo  warb  17.  Sept.  1814  butch  lönigL  Neftript 
eine  Hommiffton  jur  ßrgdnjung  ber  HonftituUon 
vom  3- 1808  berufen,  bie  aber  nidjtS  Nennenswertes 
leiftete.  3)ie  Sifeungen  wdbrten  vom  20.  Oft.  1814 
bis  »um  26. 3an.  1815. 3m  gebruar  erftattete3uftij= 
minifter  ©raf  NeigerSbcrg  bem  ÜJionardjen  in  SBien 
23crid)t.  2)er  Gntmurf  würbe  auf  SJeranlaff ung  beS 
flronprinjen  im  ÜJldrj  x>om  fl6nige  abgelehnt.  3)aS 
3Jlemoranbum  beS  Hronprinjen,  in  bem  ganj  an= 
bere  ©runblagen  für  baS  SBer!  gegeben  waren,  ar= 
beitete  bem  'iBlane  beS  NlinifterS  entgegen.  5)a  würbe 
üDtontgelaS  plöftlicb  2.§ebr.  1817  aller  feinet  Erntet 
enthoben,  ein  Söert  beS  Ätonptinjen  unb  beS  gütften 
SBrebe.  Nun  übernahm  Nechberg  bie  Leitung  ber  aus- 
wärtigen Angelegenheiten,  Sbürbeim  baS  3«nere, 
fierdjenfelb  bie  ^inanjen.  ÖS  erfolgte  lundcpft  eine 
Einteilung  beS  RönigteichS  in  acht  Kteife.  Auch  bie 
S^erfaffungSberatung  würbe  wteber  aufgenommen, 
ba  bie  injwifchen  eingeleiteten  Unterbanblungen  mit 
ber  Kurie  wegen  eines  bapr.  RontorbatS  biefen  SBect 
als  notwenbtg  erfdjeinen  liefen.  23ifcpof  Jödffelin 
legte  im  £>erbft  1816  einen  RontorbatSentwurf  oor, 
welcher  ber  Rurie  alle  ftotoerungen  jugeftanb  unb 
felbft  bie  ©leicpberccbtigung  ber  Siroteftanten  auf- 
pob.  öäffelin  fanb  im  SJltnifterium  leinen  feften 
Wurth  alt,  ließ  ftcb  vollftdnbig  »urüdbrängen  unb 
unterjeiepnete  5.  3uni  1817  einen  RonlorbatSent* 


Digitized  by  Google 


552 


Samern  (neuere  ©eföicfjte  1825—48) 


murf,  ber  feinen  SJnfttuftionen  polltommen  juwibers 
lief.  StedwergS  SörubeT  ging  nadj  SHom,  oermodjte 
inbeS  niept  mebr  viel  ju  änbern ,  unb  f  o  warb  baS 
Kontorbat  vom  Könige  24.  Ott.  genehmigt.  Um 
einen  teuem  $rei3  batte  33.  feine  $TanbeStird)e  mit 
jmei  Grjbifdjöfen  unb  fed)S  33ifd)öfen,  von  benen  bet 
König  brei  unbebingt,  bie  fünf  antern  auf  ©runb 
einet  Kanbibatenlifte  ernennen  burfte,  ertauft.  3m 
Sejember  oeröffentlicbte  ber  93atitan  einfeitig  baS 
Kontorbat,  unb  ber  Sturm  einerfcitS,  ber  ;$ubcl 
anbererfeitS  bradj  loS.  9tad)  bem  Strt.  18  beS  Kon* 
torbat*  follte  baSfelbe  als  StaatSgefefc  pertünbigt 
»erben.  Sarin  lag  ein  JRettungSmittel,  benn  an 
StaatSgefe&en  batte  bie  Kurie  nid)t  mitzuarbeiten, 
beren  Sinberung  unterftanb  allein  bem  Könige.  2lm 
11.  Sebr.  1818  ftellte  ©eneralbirettor  ton  Rentner 
im  ÜJtinifterium  ben  Antrag,  ber  Sierfaffung  ein 
Gbitt  über  bie  «RedjtSüerbdltnifie  ber  cbriftl.  "Mi- 
gion8gemeinfd)aften  beizulegen.  Sie  SBerfaffungS* 
arbeit,  ju  ber  aud)  bie  ftvnanjnot  trieb,  mürbe  wie* 
ber  aufgenommen,  unb  enblid)  26. 9Jtai  1818  er« 
folgte  bte  SBerleibung  ber  im  wefentlid)en  nod)  be= 
ftebenben  Serfaffung.  3bt  oorber  ging  ein  Gbttt 
über  bie  ©cmeinbeperfafiung  (pom  17.  SDcai),  in  wcl 
(bem  ber  ©runbfafe  ber  tommunaten  Selbftperwak 
tung  anertannt  würbe.  Sie  SBerfaffung  berubt  auf 
bem  3tDeif  ammerfrftem  (Kammer  ber  9teid)Srdte  unb 
i'lbgeorbnetentammer).  Sie  beftimmte  eine  fedjS« 
jdbrige  93ubgetperiobe  unb  ftanb  auf  einer  für  bie 
bamalige  3«u  freifinnigen  ©runblage.  3br  toß  baS 
Kontorbat  als  Beilage  beS  9ieligionSebittS  bei.  31m 
4.  gebr.  1819  traten  bie  Stdnbe  juerft  jufammen. 
Sie  Slbgeorbnetentammer  »erbanbelte  öffentlich. 
Scbon  in  bem  erften  Sanbtag  ton  1819  getqte  fid> 
in  ibr  {Vrcimut  unb  S3efdbigung,  namentlicb  jeidjnetc 
fid)  93epr  als  ftübrer  ber  freien  SHidjtung  aus.  Sie 
5inanjfragebilbetebenbaubtfdcblid)ften55eratung8= 
gegenftanb.  üDiar  Sofepb  ftarb  13.  Ott.  1825. 

5)  Unter  Submig  I.  1825—48.  üJlit  Submig  I. 
tarn  eine  neue  ©cifte£rid)tung  jur  $errfd)aft.  Gr 
»urbe  ein  tönigL  33efd)U&er  ber  Künfte,  auS  feiner 
KabinettStaffe  allein  bat  er  über  18  3MII.  %l  für 
bauten  unb  Kunftwerfe  ausgegeben,  abgefeben  von 
ben  3ufd)üffen  beS  Staates,  ber  Wem  einten  unb 
Vereine.  9lod)  beute  »erbantt  SWündjen  feinen  {Ruf 
als  Kunpftabt  in  erfter  £inie  ibm.  ftreubig  begrüfjte 
man  feine  Jbronbefteiaung.  Slm  19.  Ott.  leiftete  et 
ben  Gib  auf  bie  SBerfaffung.  Seine  erften  Stnorb* 
nunaen  betrafen  bie  ftinanjen;  febon  am  24.  unb 
25.  Ott.  würben  imei  Kommiifionen  niebergefefet  jut 
33etatung  übet  Gtfparungen  im  Gioil*  unb  2Rilitdr* 
etat.  Ser  33efolbungSetat  »urbe  geregelt,  über- 
flüffige  Stellen  eingesogen,  unb  mit  aller  Gnergie 
griff  fiubmig  in  biefer  93ejiebung  burd),  fo  bafe 
bereits  1827  in  ben  jdbrlid)cn  Ginnabmen  unb 
Ausgaben  baS  @leid)gemid)t  bergeftellt  mar.  3n 
SlrmanSperg  gewann  fiubwig  nad)  bem  Slbganae 
&rcbcnfelbS  einen  ftinanjminifter,  wie  fein  bureb: 
greifenber  SBille  ibn  brauebte.  Stm  24.  9lo».  1825 
erfolgte  bie  2luf bebung  beS  Genfurebittä,  baS  ben 
«arlöbaber  Sefdjlüffen  feine  ßntftebung  uerbantte. 
25er  tatb.  Äirdje  gegenüber  mar  fiubrüig  beftrebt, 
an  ben  SBeftimmungen  t>ti  ^ontorbats  fcjtjubalten. 
%ii  9tomantiter,  mdjt  als  3dotenfreunb,  befabl  et 
bie  ©ieberbcrftellung  einiger  geiftlidjer  Orben.  2)ie 
3efuiten  blieben  roegen  ibrer  SiaterlanbSlofigteitton 
*3.  auSgefdploffen.  Slm  3.  Ott.  1826  mürbe  bie  SBer* 
legung  ber  Unioerfttdt  cen  SanbSbut  nadj  Ü7tünd>en 
befohlen.  2)ie  3ltabemie  würbe  mit  bet  $»o*fd)ule 


in  engen  ßufammenbang  gebraebt,  für  bie  ©pmna* 
fien  arbeitete  Jbierfd?  einen  UnterridjtSplan  au*, 
ber  trofe  feinet  9}otttefflid>teit  niebt  ooUtommen  }ut 
^erroirtlidjung  gelangte.  Sluf  bem  fianbtage  1827 
erbielt  93.  burdj  bie  Ginfübrung  be*  in  bet  Sfah 
reit*  beftebenben  ^nftitutä  ber  Canbräte  eine  $ro= 
oinjialoerroaltung.  Unter  bem  üülinifterium  ©buarb* 
üonScbenl,eineS©cfinnungSgenoffcn2ubmigS,nab,m 
bie  fiiebbabereifürSBieberberftellung  bet  Älöjiter  einen 
namentlich  bie ^toteftanten  beunrupigenben 6barat= 
ter  an.  J  er  gleidpen  tomantifd)en  ©efinnung  be* 
SönigS  entflop  feine  93egeiftetung  füt  bie  33efreiunfl 
ber  ®ried)en  oon  türt.  ©eroaltberrfdjaft,  benen  et 
in  feinem  jmeiten  Sobne  Otto  mit  Buftimmung  ber 
©rofemäd?te  (7.  SWai  1832)  einen  König  gab.  3>ie 
Gnttdufdjung  blieb  nidjt  au8.  3)aS  unglüdli6fte 
bolit.  Streben  SubmigS  aber  mar,  fid>  in  ben  SJefifc 
ber  bab.  9tb«nbfalj  ju  fe&en,  bie  ibm  als  öeimat- 
lanb  feines  Wentlcdn*  cor  allem  ans  .\Ser-,  gemacb- 
fen  mar.  überbaupt  entbebrten  feine  polit.  $läne 
vielfach  ber  realen  Unterlage;  mebr  grojj  gebad)t, 
als  mirtlicb  burdjf  übrbar,  terurfadjten  fie  ipm  mand?e 
berbe  Gnttäuf  d>ung.  So  erfüllte  aud?  ber  erfte  beutf  dbe 
3pUücrtrag,  über  ben  Submig  im  Slpril  1827  mit 
ffiürttemberg  verbanbelte  unb  ber  bann  aud)  18.3an. 
1828  ju  ftanbe  tarn,  bie  Srmartungen  nid)t,  bie  man 
anfangs  auf  ihn  gefegt  batte.  9Rit  feiner  bab.  $oli- 
tit  batte  Submig  bemfelben  baS  fd)n>erfte  ^inberniS 
in  ben  ©eg  aelegt.  3)ocb  eine  erfte  3ufammen* 
faffung  mar  erfolgt,  meld?e  bann  aud)  im  üftai  1829 
burd?  einen  Vertrag  mit  bem  preufe.  3olloercin  bie 
©runblage  bilben  palf,  auS  ber  fpdter  bie  polit. 
Einigung  2)eutfd)lanbS  ermadpfen  follte.  $eS  Äö= 
nigS  Kunftbegeifterung,  mie  fem  GntbufiaSmuS  füt 
baS  ^ellenentum  fanben  im  33olte  nut  wenig  33er: 
ftänbniS,  unb  als  nun  im  Tt-,.  1830  in  daneben 
einige  Unruben  auSbracben,  griff  bie  Regierung  mit 
aller  JÖärte  ein.  Sie  ^reffe  geriet  baburd)  nod)  mehr 
in  Aufregung,  als  fie  f  d)on  oorber  war.  unb  28. 3an. 
1831  erfdjien  eine  33erorbnung,  welcpe  bie  periobi: 
fd)en  Sd?riften  einer  ftrengen  Genfur  unterwarf.  3n 
biefe  3"t  fielen  bie  neuen  SanbtagSwablen.  T  ie 
Oppofttion  gewann  bie  Stimmenmeprbeit,  unb  nacb 
ber  (höffnung  1.  3Jldrj  1831  tarn  eS  gu  erregten 
Sifeungen ,  ba  bie  üHegierung  von  ibrem  nominellen 
9tedjte,  ben  gewdblten  ^Beamten  ben  Urlaub  ju  r>tt' 
jagen,  ©ebraud?  matte.  ÜDiinifterialrat  (Slofen,  ein 
perporragenbeS  SPHtglieb  ber  liberalen  ^rattion,  legte 
baber  fein  :'lmt  nieber,  boeb  tarn  ber  Kampf  bamit 
nidpt  jum  Stillftanb.  2)ie  ^Bre^oerorbnung  würbe 
beraten,  aber  oon  ber  Stegierung  nid)t  aufaeboben. 
Jiircblicbc  93erbanblungen  tarnen  baju,  f o  tan  bie  <?r- 
bitterung  ftieg  unb  bie  (Sntfrembung  gwifeben  Regie- 
rung unb  ajoltsoertretung  Dollftänbig  würbe.  Gin 
iDtinifterwed)fel  »olljog  fid):  baS  %nntxt  übemabm 
an  Sebents  Stelle  uon  Cttingen^iöallcrftein,  Sir* 
manSperg  würbe  burd)  ©irf  ebing  erfe&t,  (Biefe  würbe 
aJlinifter  beS  äufeern,  3u^Jlbein  ber  Suftij,  3Beint 
rid)  beS  Krieges.  Sie  Sieattion,  in  bie  Üubwig  bin« 
eingetaten  wat,  befeftigte  fid),  unb  bie  Gtbitterung 
fteigerte  fidb  nod?  mebr.  Slm  29. 2>ej.  warb  ber  fianb* 
tag  gefdjloffen.  Sie  Sierfolgungen  begannen. 

3undd)ft  warenbiefelben  gegen  bie  treffe  gerietet, 
fo  tafe  tein  OppofttionSblatt  mebr  befteben  tonnte. 
3n  ber  <Bfalj  bilbete  Tid)  ein  SBerein  jur  Unterftüftung 
ber  freien  treffe.  33ei  bem  ioambadjer  ^eft  (f.  öaw 
bad?)  im  ü)tai  1832  mad>te  fid?  bie  Unjufriebenbeit  in 
tübnen  hieben  ?uft.  Unruben  in  ber  ^fah  unb  in 
.  granten  tolgten,  unb  £ür (t  2örebe  brad?  mit  Gruppen 


Digitized  by  Google 


Sötern  (neuere  ©efdjidjte  1825—48) 


553 


nacb  ber  ^falj  auf.  Söalb  mar  bic  Stube  wiebeiber» 
aeftcllt,  boeb  erfebwerte  ba*  Vorgefallene  bic  Stet» 
lung  be*  König*,  berin  bem  jiellofen  treiben  einen 
ünf cblag  auf  feinen  2bron  unb  fogar  auf  fein  Veben 
argwöhnte,  bem  S8unbc*tag  gegenüber  ungeheuer. 
Den  beginnenben  Verfolgungen  entzogen  ficb  Pielc 
rreifmntge  ÜJtänner  bureb  bie  ftlucbt,  fo  ber  ^Jfäl» 
;er  Schüler,  ein  rabifaler,  aber  feinfinniger  Kopf, 
Clen  unb  Scbönlein.  sBebr  unb  Gifenmann  ieboeb 
würben  in  Unterfucbung  gezogen  unb  auf  fie  bie 
harten  S8eftimmuna.cn  be*  ton  Beuerbach  entwor» 
renen  Strafgcfcjibucbe*  pon  1813  angewenbet.  Stuf 
bem  i'anbtagc  pon  1834  perftummte  bie  Cppofition. 
Die  Gipilliitc,  bie  in  ber  legten  i,anbtag*fittung  fo 
harte  Eingriffe  erfabren  hatte,  mürbe  nun  in  eine 
permanente  umgewanbelt.  Die  ©efehc  über  bie  21m 
läge  be*  DonamllflaimKanalS,  ebenfall*  eine  Frucht 
ber  romantifeben  ©cfinnung  be*  König*,  wie  Aber 
bie  Grricbtung  ber  .f>ppott?et=  unb  Secbfetbant  wur» 
ben  genehmigt,  ^njwifchen  mar  SB.  unb  s&ürttem» 
berg  1833  bem  preuB.  ^ollocvein  beigetreten.  1835 
würbe  bie  erfte  beutfebe  (?ifenbabn  jwifrben  Dürn- 
berg unb  ftürtb  eröffnet.  1837  würbe  S8.  in  acht  s.Hc» 
gierung*bczirte  geteilt,  bei  benen  bie  alten  Vanbe*= 
uamen  eingeführt  unb  auf  bie  natürliche  iöcgrenjung 
ber  Stämme  möglicbft  SHüdficbt  genommen  würbe. 
Stuf  bem  l'anbtage  be*  ^abre*  tarn  c*  uir  I chatte 
über  bie  Crbcn,  von  benen  l'ubwig  fut  für  religiöfe, 
wiffcnfcbaftlicbc,  wohlthdtige  unb  finanzielle  ^wecte 
febr  fiel  perfpracb.  Die  febmanfenbe  Haltung  be> 
dürften  tttingemSHMetfteiu  bei  biefer  Schatte  fc.; 
wie  fein  Vroteft  im  ftinanjminifterium  gegen  bic 
Verwenbung  ber  «Grübrigunacn»  Würben  zur  Ur- 
fache  feiner  Gntlaffung  2ö.  Oft.  1837.  ?tn  feine 
stelle  tarn  ber  bisherige  Dtinifterialrat  2lbel,  ber 
feine  SBeförberung  ber  ultramontanen  Partei  per» 
bantte  unb  ihr  nun  bafür  im  dußerften  Umfange 
biente.  Der  Kölner  !8ifdiof*ftreit  entfaebte  bie  ultra» 
montane  Kampfbegicr  auf  ba*  beftigfte  unb  mirttc 
aueb  auf  bic  Haltung  ber  baur.  Regierung  »irüd. 
Sie  Krantbeit  ber  $eit  fpicgclte  ficb  bei  bem  Könige 
wiber  in  bem  übertriebenen  s8ewufjtfein  Pon  feiner 
fönigl.  2Bürbe,  wie  in  ben  SBeftrcbungen  Stbel*.  bco 
bapr.  Sol!  Pon  bem  gemeinfamen  beutfeben  Heben 
abjufcfaliefecn.   25er  itrotcjtantiemit*  hatte  über 
febmere  SBebrüdung  ju  Ilagen,  ba  bic  Gntwtdlung 
ber  prot.  ©emeinben  gehemmt,  bie  Cffentlicbfeit  bc* 
(9otte*bienfte*  erfebwert ,  ber  Ohiftaü-l'lbolf-ikrcin 
üeTboten  würbe,  unb  felhft  bei  ber  iimtcrbeferumg 
bie  ürcblicbc  £>altuna  in  Arage  laut.  Taut  würbe 
bie  ßenfur  febr  einicitig  gebanbbaht.  Stuf*  böcbftc 
aber  ftieg  bie  Crbitterung ,  al*  bureb  Verorbnung 
vom  14.  SHug.  1838  ben  haur.  3: nippen,  Pon  beneu 
ein  Drittel  proteftantifeb  war,  befohlen  würbe,  auf 
Der  Sffiacbe  unb  beim  ©ottc*bienfte  tor  bem  Sanc» 
tiffimum  nieberjutnien.  Slucb  gegen  bicUniDerfttäten 
burfte  Slbel  ben  Aelbjug  beginnen.  8wang*tollegien 
würben  eingeführt,  ber  Stubtenplan  ftreng  georbnet, 
bam  tarn  bie  oftmal*  äufserft  bürftiacSBcfolbuna  ber 
Üebrer  unb  Vrotcfforen ,  unb  alle*  bic*  peranfafete 
piele,  anber*wo  ibre  fteimitätte  aufjuicblagen.  Stuf 
bem  l'anbtage  pon  1840  tarnen  bie  «tfrübrigungen» 
Zur  iterbanbluug ,  bie  in  ben  fahren  1836—38  ficb 
auf  23  Ttill.  angefammelt  hatten.  Die  Pom  Jtönig 
allentbalben  geforberte  3parfamtcit  hatte  jur  )\olge, 
bafe  in  ben  einzelnen  (rtat*  pielfacb  bewilligte  ©elbcr 
nidjt  ober  nicht  ganj  jur  Verausgabung  gelangten. 
XietHegierung  forberte  für  bic  Krone  uneingefebränt.- 
te*  SBerfügung«recbt  über  biefc  Summen.  Aürft 


SDalterftein  protefttette  im  9teicb$rate  bagegen,  boeb 
obne  viel  ju  erreichen.  Slbel  war  abfoluter  \>evv, 
unb  immer  ungebärbiger  würbe  bai  2öefen  ber 
pon  ihm  befcbü&ten  Uttramontanen.  ?tm  Sanbtage 
1842—43  jeigte  ftcb  bie  Dppofition  Jcbon  beberj= 
ter.  Die  Kniebeugungdfrage  tarn  jur  Verbanblung, 
f übrte  aber  leinen  Sefcblu^  herbei.  Die  Neuwahlen 

Ciianbtag  fanben  1845  ftatt.  3n  ber  9leicb*tat*i 
mer  jeigte  ficb  biedmat  bie  Oppofitiom  9Ba> 
tenb  SBrebe  SJtinifteroerantwortticbteit  pertangte, 
jog  SDallerftein  gegen  bie  befürchtete  ^Berufung  ber 
yejuiten  ins  gelb.  Da  würbe  ber  Sanbtag  im  ÜJtai 
1846  plö^licb  gefcbloffen.  Der  König  fab,  bafe  Stbel 
unmöglicb  würbe,  entiog  itjm  baber  im  Dejember 
bie  Stbteilung  für  5htitud  unb  Unterriebt  unb  er< 
nannte  Pon  Scbrenct  jum  KuttuSminifter.  DenSturj 
be*  «Dlinifter«  aber  f^brte  enbUdj  im  §ebr.l847  ein 
Äonflitt  über  fiubmig«  ©eliebte,  bie  «fpanifebe» 
Dänjerin SolaüJtontej  (f.b.),  berbei.  £ubwig  war  ge» 
fonnen,  ibrem  2Bunfa?  nacb  &rb*bung  in  ben  2tbelsf= 
ftanb  >u  entfpreeben,  fanb  aber  bei  ben  Utinijteru 
SDibcTUanb.  8lm  17.  %ebt.  erbiett  baS  sJDtiniftmum 
feine  Gntlaffung,  an  beffen  (Stelle  bad  SKinifterium 
3u=vJtbein=5Öiaurer  trat.  Da*  3efuitenregiment  hatte 
ein  Gnbe.  Jßerwaltung  unb  Juftij  mürben  getrennt, 
bie  93egnabigung  föfenmannS  unb  SBebrd  würbe 
nunmehr  (nacb  löjfibtiger  6aft)  Pom  Könige  bewit« 
ligt,  gegen  bic  SBertreter  be*  Ultramontaniämu*  an 
ber  Üniperfttdt  mit  $enfiomerung  ober  ^erfe^ung 
porgegangen.  SU*  ber  König  ben  au^erorbenttieben 
Sanbtag  berief,  um  bie  ^Bewilligung  eine*  Gifem 
bahnanlehn*  )u  erhalten,  tonnte  bie  Regierung 
e*  niebt  Perbinbern,  bafe  aueb  anbere  Singelegen» 
beiten  (^refefreiheit)  jur  Spradbe  tarnen.  Der  2anb= 
tag*abfd)ieb  Pom  30. 9top.  1847  bejeiebnete  bie*  at* 
einen  übergrijf,  unb  ba*  3Hinifterium  würbe  ent« 
[äffen.  Sin  feine  SteÜe  trat  ba*  jog.  «£ola*Ü)tini' 
fterium»:  SBallerftein,  5ki*ler,  ^ere*  unb  SJerl*. 
Slm  16.  De).  1847  mürbe  bureb  eine  SBerorbnung 
bie  Senfur  gemilbert,  ber  Uniperfitdt  warb  eine 
freiftnnigeSrubienorbnung  gewährt,  berKebemptos 
riftenorben  aufgehoben.  Xrohbem  begegnete  man 
bem  neuen  2Rimfterium  mit  iütifetrauen.  Die  Qpxa- 
paganjen  Cola«,  ber  nunmehrigen  ©räfin  fianb*« 
tt-lt,  ba*  £eicbenbcgdngni*  be*  alten  ©örre*,  bie 
Umtriebe  ber  Ultramontanen  unb  bie  Stanbalfucht 
ber  «beffernn  ©efellfcbaft  Perurfachten  in  3Jlüncben 
einen  Auflauf  9.  §ebr.  1848,  bei  bem  jundebft  6tu« 
benten  beteiligt  waren.  £ola  würbe  miübanbe  1 1 ,  ber 
König  befa)impft,  worauf  bie  Schließung  ber  Uni« 
perfttdt  erfolgte.  «Sine  Deputation  pon  SBürgem, 
unterftüfct  pon  einer  taufenbtöpfigen  9Henge,  for= 
berte  3"tücfnabme  ber  SDtafiregel  gegen  bie  6oay- 
fcbulc.  Der  König  bewilligte  bief  elbe  unb  gab  gleich' 
Zeitig  ben  SBefebl  zur  Slbreife  ber  ©räfin  ftmbefelb. 
Die  Unruhen  aber  erhoben  ficb  von  neuem,  al*  nun 
bie  beutfebe  ^Bewegung  in  SB.  Gingang  fanb  unb 
bie  Hunte  pon  ber  $arifer  ^ebruarrepolution  nach 
aJtünchen  tarn.  Sofortige  SBerufung  ber  fianbftänbe 
würbe  geforbert,  unb  al*  ein  GrlaB  Pom  1.  3Jtäri 
antünbigte,  baß  bie  Stänbe  31.  3Rai  jufammen: 
treten  follten,  febien  ba*  ber  JBepölterung  ju  lang. 
vJJtan  bemonftrierte,  unb  al*  bagegen  Militär  ein» 
febritt,  perfebanzte  man  ftcb  hinter  SBarritaben.  3n» 
folge  einer  Slbreffe  an  ben  König  würbe  IBert*  ent« 
taffen  unb  bie  SBerufung  ber  Stänbe  zu  ©nbe  3Jtärz 
perfprochen.  Brögbern  ftieg  bie  Unrube,  unb  al* 
SBrebe  oor  ber  9tefibem  Kanonen  auffahren  ließ, 
ftürmte  bie  Wenge  ba*  ^eughau*.  Da  enblicb  gab 


Digitized  by  Google 


554 


Samern  (neuere  ©efcf)icf)te  1848—64) 


ber  5lönig  nach;  bie  -  tau  Do  foQten  gum  16.  ÜUdrg 
berufen  werben,  SBrebe  ÜWüncben  verlaffen.  Am 
6.9Jtdrg  erfepien  eine  Vroflamation  be*  König*,  bie 
auf  bie  Söünfcpe  Pe*  Volt*  einging:  3Jliniftert>ct- 
antmortlicbteit,  ^refjfreibeit,  SBerbefferungber  ÜÜJaljl- 
orbnung,  Vereibigung  be*öeer*  auf  bie  Verfaffung 
unb  fon|tige3ftaMg«n  würben  verfproepen.  Salier* 
ftein  würbe  entlaffen,  unb  £bons2>ittmer,  ber  frei* 
finnige  Abgeorbnete  für  Regen*burg,  übernahm 
8.  SWärg  ba*  3)tinifterium  be*  Snnern.  AI*  trog 
biefer  3ugeftdnbnifie  nod)  »eitere  ftorberungen  laut 
tourben,  ba  erwarte  Submig*  Selbftgefflbl  von 
neuem.  Der  ©eift  ber  anbreepenben  3«it  wibep 
fpracP  feiner  tiefen  Überzeugung  üon  lönigl.  ÜJtacpt 
unb  SBfirbe.  Am  20. Sölärg  bantte  er  plö&lich  ab  unb 
batte  feinen  3opn  3Rarimilian  }um  Racpfolger. 

6)  Unter  ajlarimtlian  II.  1848  —  64.  Am 
21.  2Rdrg  leiftete  3Jtarimilian  II.  (f.  b.)  ben  Gib 
auf  bie  Verfaffung;  Anfcpldge  uertünbeten  bem 
Volte,  bat;  ber  neue  König  bemüht  fein  wolle,  ubiefer 
3«t  ©ebot  )u  verfteben  unb  ju  vollbringen».  I  ai 
neue  sJRinifterium  beftanb  au*  populären  Verföm 
Iidjfeitcn:  von  !£bon*2)ittmcr  blieb  ÜJlinifter  be* 
Innern,  von  SerdjenfelP  erhielt  bieftinangen,  ber 
^Sfälger  Vfin;  bie  3uftig,  von  Vei*(er  ben  Kul- 
tu«,  von  2öei*baupt  ba*  SWilitärroefen  unb  ©raf 
Vrap  ba*  Auswärtige.  Am  22.  «Dtärg  trat  ber  2anb* 
tag  gufammen.  Gin  Seil  ber  Regierungsvorlagen 
würbe  gleich  in  ber  anberaumten  Si&ung  gu  ©efehen 
erhoben.  So  erhielt  ber  Sanbtag  ba*  Recpt  ber  ftän* 
bifepen  «Initiative» ;  bie  ÜRinifteroerantwortlid^feit 
würbe  eingeführt,  bie  Orbnung  ber  Sanbtagdwabl 
neu  geregelt,  f  o  baf»  bie  Abgeorbneten  au*  ber  freien 
5Babl  be*  ganjen  Volt*  \)tro orgingen.  $ie  ftan= 
be*berrlid)e  unb  gut*berrlicbe  @erid>t*barteit  würbe 
aufgehoben,  ftronbienft  unb  3«bnten  abgefepafft,  bie 
Rechtspflege  oon  ber  Verwaltung  in  ben  unterften 
Vefjörben  getrennt,  ber  ©runbfafc  einer  allgemein 
nen  progreffiven  Sintommenftcuer  ausgesprochen, 
Schwurgerichte  würben  eingeführt  unb  mit  ihnen  bie 
Cffentlicpfeit  unb  SJtünbliCpteit  im  Strafverfahren, 
bie  Freiheit  ber  Vreffe  unb  be*  SBucbbanbel*  würbe 
beftdtigt.  ©ine  grage  inbe*  lähmte  bie  Sbdtigteit 
ber  Regierung.  AI*  am  18.  i>lai  ba*  ftrantfurter 
Parlament  eröffnet  werben  war,  geigte  fiep  bei  ber 
Regierung  bie  Veforgni*,  V.  fönne  mebiatifiert 
werben.  "Jim  4.  fyim  würbe  ber  Sanbtag  gefcbloffen, 
naepbem  er  ber  Regierung  noch  bie  Aufbringung 
eine*  freiwilligen  Anlebn*  oon  7  SJtiU.  $1.  bewil- 
ligt hatte.  Am  1.  Aug.  erlannte  König  Rtarimi: 
lian  ben  von  ber  Rationalverfammlung  gewählten 
ReicpSverwefer,  (!rjb«gog  Johann  oon  Dfterreicb, 
an.  Auf  ba*  ©erüebt  bin,  bie  Krone  wolle  ben 
StaatSfcbatj  unb  bie  SittelSbadnfcben  Familien: 
tleinobe  im  AuSlanb  in  Sicherheit  bringen,  brachen 
21.  Aug.  Unruben  au*,  bie  gu  blutigem  3uf«ntmen- 
uef,  mit  ben  Sruppen  führten.  9m  1.  2)eg.  1848 
febieben  von  3;hon=Xittmer  unb  VeiSler  au*  bem 
ÜJtinifterium,  Serdjenfelb  übernahm  ba*  innere  unb 
ben  Kultu*,  trat  jeboep  fchon  20.  ? r,.  wieber  gurüd, 
unb  ber  unpopuläre,  fog.  «2ola*2Rmifter»  Vei*ler 
folgte  ibm.  3>er  Sanbtag  be*  3-  1849,  nach  ber 
neuen  SOablorbnung  gewählt,  Würbe  am  22.  3an. 
feierlich  eröffnet.  2)ie  31n*onrebe  ging  über  bie  beut* 
iepe  $rage  hinweg  unb  gebaepte  ber  ^Rationalber- 
fammlun^  unb  ber  ©runbredjte  mit  feinem  ©orte, 
ia  eine  minifterielle  ©rtlärung  wie*  bie  (Sinmifcpung 
ber  9leich*gefe^gebung  in  bie  baprifche  gurücf.  ^n^ 
folgebeffen  mudj*  bie  Cppofition,  unb  bie  rabitalc 


unb  rein  beutf  d)e  ^artei  brang  mit  72  gegen  62  stim- 
men für  bie  ©ültigteit  ber  9ieicb*gefe&e  burd).  Am 

8.  ftebr.  erllärten  bie  Sölinifter,  bap  fie  um  ihre  Gnt^ 
laffung  gebeten  hätten;  bod)  führten  fie  bie©efchäftc 
prooifonfcp  fort  unb  fuebten  bie  Sache  ber  hinten 
gu  fchwdcpen,  inbem  fie  einen  ©efe^entwurf  wegen 
Aufbringung  ber  3Jlatrirularbeiträge  für  bie  beut= 
fche  ßentralgewalt  in  ber  J&öbe  Don  1622000  ^. 
borlegten.  AI*  barauf  ber  Abgeorbnete  üolb  bie 
Serfung  biefer  Aorbcrung  burd?  3"rüderftattung 
be*  fog.  gried?.  Anlehn*  beantragte,  würbe  bie  Skr= 
tagung  ber  Kammer  ©erfügt.  2)ie  sBahl  be*  preufc. 
König*  Biebrich  Söilbelm  IV.  jum  3)eut(chen  Grb= 
taifer  (28.  SJldrg  1849)  »erfcblimmerte  bie  ©egen^ 
fätie.  3)er  neue  iDlinifter  be*  Au*märtigen,  ton  ber 
"^forbten,  ertlärte  ben  beutf epen  Regierungen,  Pap 
bie  bapr.  Regierung  eine  unbebingte  ©ültigteit  ber 
Rcid)*oerfaffung  nicht  anerfenne,  bie  Kaiferwahl  ab= 
lehne,  gegen  ben  Au*fd>lu&  Cfterreid)*,  wie  gegen 
ben  Don  ber  Rationalberf  ammlung  angeftrebten  Cr  m 
heit*ftaat  proteftiere.  $rotlamationen  ergingen  an 
ba*  bapr.SJolf;  ba  brach  in  ber  $falg  ber  Aufftanb 
au*.  2)er  bapr.  Regierung  warb  ber  ©ehorfam  ber= 
weigert  unb  ein  £anbe*t?erteibigung*au*fchu&  cm- 
gefegt.  6in  Reid?*tommiffar  fuepte  vergeben*  gu 
nermitteln.  Sie  Aufregung  ergriff  ^Beamte  unb 
J&eer.  Am  17.  SJlai  Derwanbelte  fiep  ber  üanbe*: 
au*f  chu^  in  eine  probtforif  che  Regierung,  bere*  aber 
ebenfowenig  gelang,  bie  revolutionären  Kräfte  ;u 
organifieren.  Jrog  biefer  Semonfrrationen  mi* 
ba*  neue  SRinifterium  oon  feinem  Programm  nicht 
ab.  Am  19.  iLUai  gab  e*  oor  bem  wieber  eröffneten 
Sanbtag  bie  alten  Srllärun^en  gegen  bie  Reid)*' 
uerfaffung,  wa*  erft  recht  bie  Cppofition  waepnef. 
Man  uerweigerte  gu  biefem  Programm  iebe  Unter- 
ftüljung  unb  forberte  bom  König  bie  ßntlaffung  beo 
iDtinifterium*.  3)a*  gefepab  nicht,  fonbern  con  ber 
$forbten  bouuhte  bie  Rebolution  in  ber  $falg,  ficb 
eine  Kammermehrheit  gu  berf «Paffen,  inPem  er  ben 
pfälg.  Abgeorbneten  ba*  Recpt  abfpracb,  bi*  auf 
weitere*  an  ben  Kammerfigungen  teilgunehmen.  T  c  : 
Kammerpräfibent  ipegnenberg^ur  ftanb  bem  3Äini* 
fter  bei  unb  oerfuepte  biefen  $lan  eigenmächtig  au?  - 
gufüpren.  2)arauf  verliefen  alle  Jreifmnigen  ben 
Si^ung*faal  —  bie  Kammer  mar  befcplufeunfäbig. 
Am  lO.^uni  1849  würbe  bann  bieKammer  aufgelöft. 
3ur  Rieberwerfung  be*  Aufftanbe*  in  ber  $falg 
hatte  ficb  an  $reufien  um  ^ilfe  gewenbet;  fepon 
20. 3uni  war  ber  $ring  von  ^reu^en  mit  ber  $falg 
fertig,  unb  ©encralftürft  Jari*  befegte  biefelbe  mit 
bapr.  Gruppen.  35er  Krieg*guftanb  würbe  über  ba* 
2anb  verhängt,  unb  bie  ©eridjtc  fepritten  mit  ber 
äufeerften  Strenge  ein. 

t)em  Dreilönig*bünbni*  vom  26.  2Rai  war  SB. 
nicht  beigetreten.  @*  bebarrte  auf  ber  Ablehnung 
ieber  Reicp*verfaffung  mit  monarrpifeper  Spige,  Pa 

9.  boppeltöpfige*  $3unbc*präfibium  (Cfterreicp  unb 
$reu|en)  wollte  unb  aufeerbem  bie  (iberweifung  ber 
gangen  Regierung*gewalt  an  ba*  ^ürftentollegium 
beanfpruchte.  AI*  im  September  $reuf>en  unb 
bfterreid)  bie  interimiftifche  Seitung  be*  SJunbe* 
übernahmen,  faben  ficb  bie  SWittelftaaten  barauf 
befcpränU,  neue  Entwürfe  gu  einer  SunPe*oerfaf= 
fung  gu  fepmieben.  ^m  %an.  1850  machte  von  ber 
Worbten  bie  ©runbgüge  einer  foleben  betarrnt, 
an  welcher  Sacfafen,  Hannover  unb  fflürttemberg 
mitgeholfen  hotten.  Cfterreid)  ftanb  wieber  hinter 
biefem  2)unbe,  beffen  Spifee  fut  gegen  $rtu|en  rid)< 
tete.  Am  27. 3ebr.  1850  warb  ber  Vertrag  ber  vier 


Digitized  by  Google 


Samern  (neuere  ©efdjidjtc  1848—64) 


555 


Könige  unterzeichnet  unb  tote  3roeiteilung  Seutfdv 
lanb*  burd)  bie  Mittelmächte  bamit  angebahnt.  Ser 
alte  Seutfcbe  SJunb  lebte  roieber  auf,  Seutfcplanb 
lieferte  Schle*roig;£>olftein  an  Sdnemart  au«,  unb 
im  Stpril  roar  man  bereit*  fo  roeit  mit  her  «3öie* 
bcrberftellung  be*  Shmbe*»  gefommen,  bap  man 
gegeneinanber  ju  rüften  begann.  Äm  11.  Ott.  rourbe 
bei  einer  3ufammen(unft  ber  Monarchen  unb  leiten? 
ben  Minifter  tfterreid?*,  5J.*  unb  Württemberg*  in 
SJregenj  ba*  SBünbni*  gegen  ^reufeen  gefchloffen.  3n 
ber  Dlmü&er  sUunttation  gab  ^Jreufeen  nadj.  Sie 
Sresbener  Konferenjen  mürben  23. Sej.  eröffnet  unb 
ftellten  ben  alten  SJunbc*tag  roieber  her,  roäbrcnb  bie 
beutfebe  ftrage  einer  fpätern  Gntfcpeibung  oorbebal: 
ten  blieb.  $Jn  bem  ©leicbgeroicpte  jroifcben  ^ßreuften 
unb  Cftenetcb  faben  Marimilian  II.  unb  oon  ber 
^forbten  ba*  J&eil  für  $}.,  leiber  roaren  fie  nidjt  im 
ftanbe,  biefe*  ©leicbgemicpt  ju  erhalten. 

3n  ber  3eit,  al*  bte  Semotratie  ihre  entfdjeiben 
ben  Slieberlagen  erlitt  (3uli  1849),  fanben  in  9J.  bie 
neuen  SBablen  jum  Sanbtage  ftatt.  Sie  3abl  ber 
^reifinnigen  februmpfte  hierbei  auf  ein  drittel  ju= 
lammen,  wäbrenb  pa*  Minifterium  über  jroei  drit- 
tel gebot.  Ser  am  10.  Sept.  1849  roieber  eröffnete 
ßanbtag  hatte  fub  bauptfächlicb  mit  ber  beutfehen 
,yrage  unb  ben  tfinanjen  ju  befdjdftigen.  Sa«  ©e= 
K|»  über  bie  Verantroortlidjteit  ber  Minifter  rourbe 
babin  abgednbert,  ba§  für  eine  Minifterantlage 
nunmehr  bie  übereinftimmung  beiber  Kammern  ge= 
forbert  rourbe.  6in  ©efe&entrourf  roegen  bürgere 
lieber  unb  polit.  ©leicbftellung  ber  3uhcn  fiel  burch, 
ein  febr  mdfeige*  Smneftiegefetj,  ein  ©efeij  über 
mehrere  entebrenbe  Strafen,  ein  ©efefc  über  ben 
Militärtrebit ,  ©efette  gegen  treffe  unb  Slufrubr 
fanben  Einnahme.  Slm  15.  ^uli  1850  rourbe  ber 
Sanbtag  roieber  gefchloffen.  Sie  9leattion  ging  im- 
mer entfcbloffener  voran.  Surdj  ein  einige*  urteil 
be*  pfdl y  äppellbofe*  rourben,  tro&  ber  ©orange* 
gangenen  Stmneftie,  333  ^erfonen  roegen  «6od)= 
oerrat«»  cor  ein  Specialgericht  oerroiefen  unb  alle 
mit  ber  £obe*ftrafe  oermittelft  ber  ©uillotine  be= 
Droht.  3lm  8.  gebr.  1851  trat  ein  neuer  aufeer* 
orbentlicper  l'anbtag  jufammen,  ber  bie  <Bolitit 
be*  Minifterinm*  billigte.  Sod)  allmdblidj  erlaltete 
Da*  roechfeljeitige  üUerbaltni*  be*  Gentrum*  unb 
ber  Regierung,  unb  ju  93erfaifung*dnberungen,  roie 
fie  bie  Minifter  oerlangten,  roarb  bie  Mehrheit  ber 
Stimmen  nicht  gewonnen.  Gbenfo  rourbe  eine  Are* 
bitforbeTung  oon  4  Mill.  %l  jur  Sedung  »on  3lu*= 
gaben  für  bie  turheff.  Grpebition  jurüdgemiefen. 
2lm  28.  Mai  1852  rourbe  ber  Üanbtag  gefchloffen. 

3njroifd>en  roar  aud)  oon  anberer  Seite  ber 
Sturm  auf  bie  3Jerfaffung  infeeniert  roorben.  Vom 
L  bis  20.  Ott.  1850  tagten  in  §reifing  bie  bapr. 
*Hcböfe  unter  Sorfttt  be*  ©rafen  Meifacb,  be* 
Grjbifcbof*  oon  München  Jyrcifing.  Sa*  SRejultat 
ber  Konfereuj  roar  eine  Senfjcfcrift  an  ben  König 
(2.  9too.)  um  SBefeitiaunfl  be*  iKeligion*ebitt*  unb 
be*  $lacet*  (f.b.).  Ser  König  tarn  ben  Katboliten 
fo  weit  e*  anging  entgegen,  roie*  aber  alle  über: 
triebenen  ftorberungen  jurüd. 

Sa*  Minifterium  be*  Snnern  roarb  in  biefer  3eit 
bem  ©rafen  5Heiger*berg  übertragen,  beffen  Volitit 
mit  bet  oon  ber  Sforbten*  übereinftimmte.  21m 
26. 9coo.  1853  rourbe  ein  aufterorbentlicbcr  Sanbtag 
berufen  roegen  ber  Erneuerung  ber  3*>Uoerein*oer-- 
trdge.  3lm  1.  >li  1853  roar  33.  bem  Seutfch^Cfter« 
reichif  eben  ^oftoereine  beigetreten,  aber  bie  ajerbanb= 
lungen  über  eine3oüoereinigung  mit  Cfterreicb  führ= 


ten  ju  (einem  SRefultat.  Sie  öftere.  SBerbünbeten  er= 
neuerten  1853  ben  3"Uoerrrag  mit  ^Jreufeen.  ?CI* 
bie  Opposition  be*  bapr.  ^anbtag*  roudb*,  rourbe 
berfelbe  am  4.  gebr.  1854  oertagt,  aber  16.  Olt. 
roieber  einberufen.  Sa*  SBablgefetj  foüte  im  Sinne 
ber  Serfaffung  oon  1818  umgeänbert,  alfo  roieber 
nach  Stänben  geroäblt  roerben.  Sie  beiben  am 
bem  Vorlagen  betrafen  bie  j$amilienfibe't'fommiffe 
unb  bie  (Einführung  bduerlidjer  Grbgüter.  5Rur 
bie  (e^te  ging  burd>;  ba*  Wahlgefe^  rourbe  oer 
roorfen.    -ik\  ber  Subgetberatung  rourbe  eine 
Slbreffe  an  ben  König  beantragt ,  roorin  oor  allem 
bie  oerbeifjene  Trennung  bet  vJled)t*pflege  oon  ber 
Skrroaltung  unb  türjere  Sinanjperioben  gef orber t 
rourben.  21m  25.  Mär j  1855  erfolgte  barum  bie  Stuf ■ 
löfung  ber  Kammer ,  bodj  bie  ©rgebniffe  ber  9teu- 
roablen  waren  für  ba*  Minifterium  nicht  günftiger. 
Sie  ^Regierung  oerftanb  ftch  )u  einigen  oöllig  unju- 
reichenben  änberungen  im  ©erichtswefen,  roorüber 
enblich  eine  Vereinbarung  erjielt  rourbe.  Sa*  33ub= 
get  tarn  ebenfall*  ju  ftanbe,  hoch  rourbe  nament- 
lich ber  Militdretat  befebräntt.  Um  3.  3uli  185G 
erfolgte  ber  Scblu!  be*  Sanbtag* ;  auf  ben  25.  Sept. 
1858  rourbe  er  roieber  berufen,  jebod)  fdjon  am 
30.  Sept.  aufgelöft,  ba  ber  in  Ungnabe  gefallene 
Dr.  Sei*  jum  jroeiten  l^r äfiben ten  gewählt  roorben 
roar.  Von  f djärfern  Maßregeln  gegen  bie  Kammern 
abjufteben,  rourbe  bie  Regierung  burch  ben  bamal* 
erfolgenben  liberalen  Umformung  in  ^reu^en  be 
ftimmt.  3uw  15.  %cm.  1859  rourbe  ber  neue  2anb 
tag  einberufen  unb  26.  .>m.  oon  $rin}  Suitpolb 
eröffnet.  SBei*  rourbe  roieber  jum  jroeiten  BrAft« 
beuten  errodbU.  Sa*  Minifterium  roollte  einlen= 
ten,  aber  nun  hatte  bie  Opposition  bie  Cberhanb. 
heftige  Angriffe  erfolgten  auf  ba*  Minifterium. 
3n  bem  beoorftebenben  Kriege  SRapoleon*  unb  Sar-- 
binten*  gegen  tfterreidj  nahm  JB.  für  fcfterretd? 
Partei,  unb  bie  Kammer  bewilligte  ben  geforber- 
ten  Militdrtrebit  oon  8  Mill.  Ser  Sanbtag  rourbe 
am  26.  Män  1859  gefchloffen.  »m  f olgenben  Sage 
bat  ba*  Mtnifterium  um  feine  Gntlaffung.  Sie 
rourbe  beroilligt  unb  ein  neue*  Minifterium  gebil- 
det:  oon  Sdjrend  übernahm  ba*  Minifterium  bee 
tönigl.  Saufe*  unb  be*  Supern,  oon  9leumaper 
ba*5n"we,  oon  Muljer  bie  3ufttj,  oonslifcufer 
ba*  Ainanjroefen,  oon  2über  ba*  Militärroefen, 
oon  $met)l  behielt  ben  Kultu*.  Ser  Sanbtag  tagte 
oom  14.  3uli  bi*  9.  Äug.  abermal*.  Sie  Stim- 
mung Sübbeutfcblanb*  gegen  ^reufeen,  ba*  man 
befchulbigte,  Cfterreicb  im  Stich  gelaffen  tu  haben, 
roar  febr  erregt.  König  Marimilian  machte  e*  ficb 
jur  Aufgabe,  bie  beiben  ©ro&ftaaten  ju  oerföhnen. 
yn  5Baben=58aben  tarn  ein  Seil  ber  beutfepen  dürften 
im  3u«i  1860  jufammen.  Sie  oon  Marimilian  oer 
anlafete  3ufammentunft  be*  ^JrinjsSRegenten  oon 
^reujjen  unb  Kaifer  Jjranj  ?>ofeph*  im  ?>uli  juleplih 
befeitigte  bie  ©egenfdge  nicht.  Sud)  m  ^ejug  auf 
(Jinbeit  lieh  teil  be*  ^eimat*geje|e*,  be*  dm\U  unb 
Kriminalredjt*  unb  ber  ©eroerbegefe&gebung  in  gan  j 
Seutfchlanb  roar  Marimilian  thätig.  2lm  18. 2lug. 
1860  rourbe  bie  Gifcnbabn  Müncpen--5Bien  eröffnet. 
2lm  3. 3an.  1861  rourben  bie  Kammerft^ungen  roie 
ber  eröffnet.  Sie  ©ubgetentroürfe  ber  Regierung 
rourben  genehmigt,  bie  Slbfcbaffung  be*  Sotto*  be 
fcbloffen,  namentlid;  aber  tarnen  ba*  ©efeh  über 
bie  ©erid)t*oerfaffung,  ba*  Strafgef ctjbud)  unb  ba* 
$olijeiftrafgefe&bucb  ju  ftanbe.  Jim  1.  3uli  1862 
foüten  bie  ©efetje  in  Kraft  treten.  Ser  Sanbtag 
rourbe  am  12.  9loo.  gefAlojfen.  3n  bem  gleichen 


Digitized  by  Google 


556 


Sägern  (neuere  ©efdndjte  1864—71) 


3abre  würben  bie  Ronferenjen  ber  ^nürnberger 
Rommiffion,  bie  1856  auf  anregung  be*  itönig« 
oom  ibunbe*tage  jur  93eratung  eine*  allgemeinen 
Teutleben  6anbel*gefe&bucb*  ernannt  morben  mar, 
gefcploffen,  unb  ba*  J&anbel*gefefebuch  trat  in  2Birl» 
famteit.  ärn  28.  ftebr.  1863  mürbe  bie  Rammer 
aufgelöft,  unb  ber  neue  fianbtag  am  15.  3uni  1863 
einberufen,  aber  30.  Sept.  auf  unbeftimmte  3«ü 
oertagt.  2)erfelbe  biOigte  mit  großer  ÜJlebrheit  bie 
Haltung  be*  Üttinifterium*  in  her  3olIfrage,  forberte 
aber  oergeblicb  abtürjung  ber  ftinanjperioben. 

Söalb  nach,  ber  Vertagung  be*  fianbtag*  erlang* 
ten  bie  fcble*m.«I>olftem.  unb  bie  beutfehe  fjrage 
eine  neue  ©eftalt.  2)ie  Gattung  ber  Regierung  mar 
eine  ben  J&erjogtümern  entf Rieben  günfttge,  unb 
oon  allen  Seiten  3>eutfcblanb*  richtete  man  bie 
93lide  auf  99.  unb  feinen  Koma.  Allein  fein  Gin* 
treten  für  ben  Sluguftenburger  brachte  ben  Ronflilt 
mit  ben  ©rofemäebten,  bie  nun  über  ben  Sunbe** 
tag  b. inmeg  bie  Seitung  ber  beutfdjen  unb  bän.  an= 
gelegenbeit  in  bie  £anb  nehmen  ju  mollen  erlldrten. 
Xer  Rampf  be*  ©eroiffen*  mit  ber  ibm  gegenüber* 
itebenben  Übermacht  jerftörte  ben  legten  9ieft  ber 
mantenben  ©efunbpeit  be«  Rönig*.  Gr  ftarb  mitten 
in  ben  biplomat.93erfyanblungen  am  10.  ÜRdn  1864. 

7)  Unter  fiubmtgll.  bt*  jur  Grricbtung 
be«  2>eutfchen  SReid)*.  1864—71.  SWarimi* 
lian*  II.  Soljn  Submig  n.  mar  bei  bem  Sobe  be* 
Sater«  18 V«  3.  alt,  fomit  oolljd&rig.  Scharfe 
^affung*gabe  unb  rafebe  Gntfcbtubtraft  paarte  er 
mit  burebau*  jelbftdnbigem,  ibealem  Streben,  aber 
ben  polit.  ©ejchdften  mar  er  fremb.  Tic  banbel** 
polit.  unb  bie  fcble*m.*l)olftein.  SBerljanblungen 
mürben  immer  bringenber.  ^reufeen  »erlangte  Gut* 
fcbribunginberangelegenheitbe*f>anbel*oertrag*, 
ben  e*  1862  mit  <$rantreicb  gefcbloffen.  3n  3Jtünchen 
jögerte  man.  2lm  2. 2Hai  1864  fehlten  bie  ©efanbten 
oon  93.,  Württemberg,  6effen*2)armftabt  unb  ftaffau 
bei  ber  Üöiebereröffnung  ber  93erliner  Bolltonferenj. 
Mm  21. 3Kai  lieb  S.  in  9Bien  megen  eine*  fübbeut* 
feben  3oltoerein8  oerljanbeln,  tarn  aber  ju  feinem 
iHefuItat.  25a  befahl  Rönig  fiubmig  bem  flHinifter 
Scprend,  in  Sßerlin  ben  ^Beitritt  »um  3olloerein  an' 
jujeigen.  2)ie*  gefdjafc  am  28.  Sept.,  brei  Sage  bor 
bem  (eftten  Termin.  Die  Rammern  genehmigten 
bie  neuen  3oUöerein*oertrdge  im  april  1865.  Mm 
9.  9loo.  1865  erttdrte  93.  bie  «nerfennung  be* 
Rönigreid?*  3talien  unb  unterjeiebnete  fchon  am 
31. 2)eg.  in  Berlin  ben  ital.  $anbel*oertrag  jugleid) 
mit  fämtlidjen  3oUoerein*regierungen. 

93ergeben*  batte  JB.  1864  ben  Antrag  auf  2tner* 
fennung  be*  $rinjen  oon  auguftenburg  alö  £>erjog 
oon  öolftein  beim  93unbe  geftellt.  Cfterreidj  unb 
^reufeen  mollten,  ba  fie  ben  Rricg  in  2)änemart 
allein  führten,  benGinfprudb  be*  öunbe*tag*  gegen 
ihre  STCafmabmen  nicht  gelten  laften. 

31m  30.  9Jtdrj  1865  trat  ber  iianbtag  mieber  ju* 
fammen,  ber  bezüglich  ber  öerjogtümer  mit  ber 
Regierung  bie  gleichen  änfebauungen  oertrat.  Gin 
©efe|entmurf  für  jmeiidhrige  Jinanjperioben  mürbe 
angenommen.  2>en  Rammern  gegenüber  gab  oon 
ber  ^forbten,  aig  bie  Slu*meijung  be*  Muguften* 
burger*  befannt  mürbe,  bieGrtldrung  ab,  baf},  menn 
ba*  JBunbe*rea>t  in  Sd)le*mig^olftein  nia>t  ge* 
achtet  toürbe,  93.  nidbt  mehr  3)(itglieb  be*  SBunbe* 
bleiben  forme  3m  Sluguft  tarn  e*  in  ©aftein 
jroiftben  Cfterreicb  unb  $reufeen  ju  bem  ©ertrag 
betrefi*  her  prooiforifcben  93ermaltung  ber  6erjog= 
tümer.  3^  3*hr.  1866  mar  e*  mit  ber  preufe.* 


öfterr.  Slllian)  ju  Gnbe.  9]on  ber  <ßforbten  mar 
meber  für  Cfteneich  noeb  für  ^reu^en ;  am  8. 3Jtdr$ 
1866  machte  er  in  einer  Sepefche  an  Sachfen,  9Bürt* 
temberg,  Sahen,  ^cfieiuDarmftabt  unb  9taffau  ben 
Sorfchlag,  bap,  menn  Cfkrveui:  unb  $reu^en  ihre 
Streitigteiten  mit  Umgebung  be*  SBunbe*  au*= 
machen  moüten,  bie  übrigen  Staaten  fieb  jeher 
Teilnahme  enthalten  mflfeten ;  bajj  aber,  menn  ber 
Sunb  oon  einem  ber  ftreitenben  Seile  angerufen 
mürbe,  fein  93unbe*glieb  jurüdbleiben bürfe.  Schon 
am  16.  Stödrj  forberte  eine  oertraulicb,e  öfterr.  6ir« 
tularbepefebe  für  ben  ^all,  baf)  93i*marct  eine  au*^ 
»eichenbe  Sintmort  auf  bie  ^rrage,  ob  <ßreufien  ben 
Sunbe*frieben  geroaltfam  }u  ftören  beabficbtige, 
gdbe,  bie  3Wobilmachung  be*  ganjen  5Bunbe*peer* 
gegen  ^reufjen.  3lm  24.  Wl&xi  fragte  s$reuben  in 
gleicher  Seife  an,  ob  e*,  im  Saue  bie  öfterr.  Siüftun* 
gen  jum  Rriegc  führten,  auf  SBeiftanb  ber  93unbe*= 
aenonen  jdhlen  lönne.  35iefer  S)epefche  lagen  für 
3).  3tu*cinanberfe&ungen  Si*marcf*  über  bie  oon 
Sßreufeen  beabfichtigte  SBunbe*reform  unb  bie  bamit 
oerbunbene  93erufung  eine*  beutfdjen  Parlament* 
bei  2)  od?  »on  ber  ^ßforbten  glaubte  93.«  3"t«effe 
ju  oertreten,  »enn  er  imiichen  beiben  aJWchten  oer^ 
mittelte.  93on  ber  ^forbten*  93erbefierung*pldne 
tarnen  benen  93i*mard*  fe^r  nahe:  brei  ©ruppen, 
ndmlich  Cfteneich,  9iorbbeutfch.lanb  unter  preu= 
^ifchem/Sübbeutfchtanbunterbapr.öeerbefeble.  9lux 
inberMu*führung*n)eifemiberfprachenricbbie%ldne 
beiher  Staat*männer:  93i*mard  mollte  äu*fcblie- 
feung  Cfterreicb*,  93.  forberte  S3erbanblung  mit 
Cfterreicb  unb  bemjufolgc  ebenfo  3ulaRung  öfterr. 
31  bgeor bneter  )um beut  f  eben  Parlament.  Mm 9.  Hpril 
brachte  ^reufeen  feinen  Antrag,  ein  Parlament  )u 
berufen,  beim  93unbe*tage  ein.  93on  ber  $forbten 
forgte  bafür,  bafi  er  nicht  birett  abgemiefen,  fonbem 
einem  2lu*|chub  jur  Beratung  übergeben  mürbe. 
2)och  fcfaon  patte  auch.  S.  feine  Diüftungen  begonnen ; 
am  9.  »pril  oerfügte  Rönig  Cubmig  bie  SUlobil- 
machung.  äm  14.  ÜHai  na^m  oon  ber  ^iforbten  an 
berRonferenj  ber  mittelftaatlicpen  2Rini|ter  in  SBam= 
berg  teiL  3)ie  Stimmung  mar  gegen  ^reufeen.  aud> 
oon  ber  $forbten  mar  burch  bie  Gröffnuna  Öfter* 
reich.*,  bie  fchle*io.^olftein.  Sache  an  ben  93unbe*- 
tag  ju  bringen,  nun  ganj  für  Cfterreicb  gemonnen. 
2)er  Sanbtag  rourbe  jum  23.  Wlai  einberufen.  Sn 
bemfelben  Jage  mürbe  ber  greife  $rinj  Rarl,  ©ruber 
£ubmig*  I.,  )um  Dberbefchl*haber ,  unb  ©eneral 
oon  ber  Sann  )u  feinem  ©eneralftab*cb,ef  ernannt. 
Xer  lBunbe*tag  ftimmte  24. 3Rai  bem  ju  93amberg 
bef djloffenen  antrage  ber  SJcittelftaaten  bei,  bafe  eine 
allgemeine  abrüftung  erfolgen  tolle,  am  10.  3uni 
ging  ©eneral  oon  ber  Sann  ju93enebet  naep  Clmüu. 
ben  gemeinfamen  Rrieg*p(an  ju  beraten,  benn  febon 
bie  sttimmung  ber  Rammern  unb  be*  3$oll*  gegen 
'JJreufsen  hdtte  ber  diegierung  jebe  aubere  Stellung 
unmöglich  gemacht.  ,Sirar  jögerte  oon  ber  ^forbten 
immer  nod?  mit  einer  biretten  Grtldrung  unb  ge^ 
ftanb  bem  preujj.  ©efanbten  nur,  93.  lönne  nicht  in 
einen  93unb  mit  nur  einer  Stimme  ber  beiben  ©rofp 
mächte  eintreten,  ba  bie*  feiner  Sftebiahfierung 
gleichldme,  ja  menn  s$reufjen  au*  bem  93unbe  au*= 
treten  toolle,  mürbe  93.  ba*  gleiche  tbun.  am 
14. 3uni  fiel  in  grantfurt  bie  Gntfcbeibung.  Mm 
vileicben  Sage,  mo  in  Aianfmrt  bie  3KobUmachunti 
oe*  SJunbeöheer*  bejchloffen  morben  mar,  b^itteSB. 
mit  Cfteneich  ben  «ertrag  oon  Dlmüfc  gefcbloffen, 
laut  melchem  bie  baor.  Mrmee  in  93erbinbung  mit 
ben  anbem  fübbeutfehen  Rontingenten  unter  bem 


Digitized  by  Google 


Samern  (neuere  ©efäidfte  1864—71) 


557 


Dberbefebl  be*  ^rinjen  Stall  bon  93.  eine  felbftdn« 
bige  Stellung  einnehmen,  bon  ßfterreid)  aber  ibre 
Seifungen  empfangen  follte. 

Ter  üanbtag  irutte  auf  ben  23.  3Rai  einbe* 
rufen.  Gin  aufcerorbentlicber  2Rilitärtrebit  bon 
31512000  St  mürbe  am  18. 3uni  bewilligt  Trofc 
be*  Oberbefehl*  be*  ^rinjen  Karl  banbelte  ba* 
8.  Korp*  unter  bem  Vnnjen  bon  Reffen  meift  nacb 
beffen  2lbfid?ten  unb  erleichterte  fo  ben  Vreufeen 
ibre  Aufgabe.  3lm  3.  Suli  fiel  bei  Königgräfe  bie 
@ntfd)eibung.  (3.  Teutfcber  Kriegbon  1866.)  ©nbe 
3ulilag  33.  ungefcfcü&t  einer  preufj.  Snbafion  offen. 

Stach  ber  Schlacht  oon  Königgräfc  bot  93i»mard 
ben  fübbeutieben  Staaten  ^rieben  unb  93ünbni*  an. 
Slm  21. 3uli  wrieten  bie  fübbeutjeben  SJtinifter  über 
ben  ©efamtrüdtritt  bon  bem  Sünbni*  mit  ßfter* 
rcidt>.  Tie  Stimmung  im  fianbe  mar  in  boüftet  93er» 
roirrung.  Ta  tarn  bie  Kunbe,  bafe  93erbanblungen 
in  SRitolSburg  begonnen  feien.  93on  ber  ^forbten 
eilte  fofllcicb  nacb  9tttol*burg.  Tie  Singe  lagen 
febr  ungünftig  für  93.,  boeb  erlangte  e*  am  28. 3uli 
ben  Gintritt  in  ben  ©affenftiUftanb.  Terfelbe  trat 
am  2.  Äug.  in  9Birtfamleit  unb  führte  am  22. 3lug. 
uim  Rieben.  Tie  93cbingungen  Vreufjen*  hatten 
neb  geänbert  in  bem  3lua.enblid ,  ba  93t*mard  bie 
93ereitmilligteit  93.3  ju  einem  Schüfe»  unb  Trufc* 
bünbni*  erfannte.  93on  ber  Vforbten  berfprach 
al*  Teutfcber  9Baffenhilfe  aeaen  bie  auswärtigen 
Aeinbeförantreicb).  Ter  ftbfdnufj  biefe*93ünbnificS 
fam  erft  im  ÜRdrj  1867  jur  Kenntnis  be*  tfanbe*. 

$n  bem  ^rieben  trat  93.  an  Vreufien  10  Ouabrat* 
meüen  feine*  ©ebiete*,  bie  im  Spefiart  unb  5Rbön* 
gebirge  gelegenen  93ejirte  Orb  unb  ©erSfelb  foroie 
bie  enllat>e  (SaulSborf  an  ber  Saale,  mit  32976  G. 
ab  unb  beripracb  bie  Bablung  bon  30  ÜRill.  ftL 
KriegSentfcbäbigung.  3m  Kriegsfälle  follten  bie 
bapr.  Truppen  unter  preufs.  Oberbefebl  fteben.  3lm 
27.  2lug.  trat  ber  Sanbtag  mieber  jufammen  unb 
genehmigte  ben  griebenSbertrag.  Tie  3,weite  aam- 
mer  fefcte  Inn  ju,  bie  SRegierung  möge  «bie  Einigung 
Teutfdblanb*  unter  ÜDUtwirtung  eine*  freigewäplten 
unb  mit  ben  erforberlicben  93efugniff  en  au*geftatteten 
Parlaments«  erftreben.  Tie  mobile  Jlrmee  mürbe 
am  2.  Sept.  aufgelöst,  oon  ber  Vforbten  reichte  am 
10. Tej.  feine  Gntlafiung  ein,  bie  er  am  29.  erhielt. 
2ln  bie  Stelle  ^Sfiftermeifter*  trat  ber  frübere  Kabi* 
nettsfefretär  unb  3lppellation*gerid)t*rat  2u&  al* 
Sbef  in  ba*  tönigl.  Kabinett,  ^reiben  bon  VeaV 
mann  übernahm  ba*  ÜRinifterium  be*  3nnem, 
*ranj  bon  ©refier  ba*  be*  Kultu*  unb  ©uftao 
Sdblör  ba*  be*  »anbei*.  311*  SERinifter  be*  3luS* 
märtigen  unb  be*  tönigl.  öaufe*  trat  am  31.  Tej. 
Jürft  ©blobroig  ju  <Dobenlobe*Sd)illingSfürft  ein. 
ischon  in  ber  drjten  Kammer  batte  ftcb  Hohenlohe 
für  ben  3lnfcblu6  93.*  an  'Jkeufien  entfdneben  au*= 
gefproeben,  boep  fab  aud?  er  ficb  als  Dlinifter  o,c- 
jwungen,  ber  ©cgenftrömung  nacbjugeben. 

Stm  18. 3an.  1867  trat  ber  Sanbtag  toieber  ju» 
fammen.  Tie  banr.  (jortfebrittspartei  braebte  fof ort 
einen  Eintrag  auf  31nfchlu|  93.*  an  ben  ÜRorbbeut* 
feben  93unb  ein.  Hohenlohe  gab  bagegen  am  19. 
unb  23.  3>an.  eine  Grtlärung  ab  be*  3"halt«,  bafe 
93.  feinem  ftaatltcben  93unbe  unter  bem  ^roteftorate 
einer  fremben  ü)(aa)t  {^rantreieb*  ober  Cfterreid?*) 
beitreten  merbe,  bie  Regierung  erftrebe  aber  ein 
93ünbni*  mit  ^reufcen,  welche*  93.  gegen  beftimmte 
©arantie  ber  Souberdnitdt  be*  König*  für  ben 
AaU  eine*  Kriege*  gegen  ba*  SluSlanb  ber  Rührung 
fyreufeen*  untetftelle.  Katürlid)  bebürfe  e*  baju 


ber  ßrböbung  unb  Crganifation  bet  SDebrtraft. 
Jim  12.  gebr.  würbe  ein  bierauf  bejüglicber  6nt^ 
Wurf  borgelegt,  unb  am  13.  (teilte  bieSweite  Kammer 
ben  Slntrag  auf  Vorlage  eine*  freifinnigen  Schul' 
gefe&e*.  2lm  23.  ÜHdrj  würbe  ber  Sanbtag  Per» 
tagt.  Anfang  gebruar  fanben  in  Stuttgart  auf 
Anregung  Hohenlohe*  Konferenjen  ber  fübbeut» 
(eben  ^Regierungen  ftatt,  welche  bie  Grböbung  ber 
fflebrlrdfte  unter  einer  ben  ^rineipien  ber  preufe. 
naebgebilbeten  9Bebrberfaffung  befcbloffen.  Stil« 
gemeine  Sßebrpflicht ,  Stuf  bebung  ber  Stellbertre» 
hing,  ßinteilung  in  aftibe*  öeer,  ineferbe  unb  2anb» 
wehr  war  ba*  Programm.  3lm  27.  Slpril  trat  fiufe 
al*  3uftijminifter  an  bon  93ombarb*  Stelle.  Tic 
üJtiniftertonferenien,  bie  3. 3«ni  1867  in  93erliu  er* 
öffnet  Würben,  follten  ber  933ieberberftellung  be* 
3ollberein*  ibre  Arbeit  wibmen.  93i*mard  fchlug 
bor,  ein  gemeinfdjaf Hiebe*  Draan  ber  beteiligten 
JRegierunaen  für  bie  3oligefefegeoung  ju  bilben  unb 
bemgemdf)  fübbeutfd?e  Vertreter  jum  3ollbunbe*rat 
unb  5lorbbeutf eben  Parlament  ju  fenben.  £>oben= 
lobe  behielt  f«d>  ferne  öntfcbliefiung  bor.  ©raf 
Tauflircpen  ging  am  14. 3imi  nacb  93erlin,  um  für 
93.  beffere  93ebingungen  ju  erlangen.  Ta*  liberum 
Veto,  b.  b..  ba*  5Red>t  bet  Verwerfung  unange= 
nebmer  93efcblüffe,  würbe  ihm  nicht  jugeftanben, 
wobl  aber  fecb*  Stimmen  ftatt  ber  anfänglichen  bier 
im  3ollbunbe*rat  unb  jur  Vertretung  be*  beutfeben 
93o«*  ein  felbftdnbige*  3oUparlament.  3lm8.5uli 
würben  bie  neuen  3olloerein*bertrdge  untenetebnet. 
Äm  28.  Sept.  1867  berfammelte  ftcb  ber  Sanbtag 
wieber,  unb  am  8.  Ott.  legte  &  obenlobe  ben  neuen 
3olloertrag  bor.  Tie  3*»eite  Kammer  genehmigte 
bie  3oUberein*uerträge  22.  Oft.  1867,  in  ber  Weichs* 
ratStammer  aber  befdblofi  ber  SluSfcbufe  erft  am 
31.  Ott.  bie  bebingunadlofe  ©enehmigung  ber  93er; 
träge.  Ter  Söebrgeje&entwurjf  unb  ein  Teil  ber 
Socialgefefee  (©ewerhegefefe)  gingen  burdj,  bei  bem 
borgelegten  Scbulgefefee  aber  (am  e*  bon  ultra« 
montaner  Seite  ju  heftiger  Bewegung.  Tie  1867 
bon  ftrantreieb  angeregte  luremb.  ^raae  erregte  bie 
©emüter  in  Sübbeutfcblanb.  Hohenlohe  febidte  ben 
©rafen  Tauftircben  nacb  9Bien,  um  ju  fonbieren, 
wie  ficb  bie  öfter: .  ^Regierung  ju  einem  preufj.zfranj. 
Kriege  ftellen  würbe.  Sud)  93i*marcf  gab  feine  ©e« 
neigtbeit  ju  ertennen,  mit  Cfterreicb  in  Slllianj  )U 
treten.  Ta*  aber  warb  bon  93euft  abgelehnt,  unb 
fo  blieb  bie  bapr.  93ermittetung  refultatlo*. 

93ei  ben  erften3olIparlament*wablen  1868  gelang 
e*  ben  Ultramontanen  in  26  SDabltreifen  bon  48 
burcbjubringen.  Tie  neue  6eere*formation  würbe 
in  biefem  $abre  burchgefübrt:  jmei  Slrmeetorp*  uon 
je  jwei  Tioifionen  mit  bem  Kommanbo  in  SRüncben 
unb  9Bünburg.  Ta*  Scbulgefefc  würbe  in  ber 

8 weiten  Kammer  angenommen,  fiel  aber  in  ber 
rften,  ba  bie  in  tleritalem  Sinne  borgefebtagenen 
63  «93erbefferungen»  bon  ber  3»>eiten  Kammer 

Sö&tenteil*  abgelebnt  Würben.  Tie  freifinnige 
emeinbegefe&gebung  würbe  bollenbet,  eine  neue 
(Sioilprojeßorbnung  mit  Cffentlid^teit  unb  ÜRünb* 
licbteit  unb  eine  neue  Drbnung  be*  aRilitdrftraf» 
recht*  unb  be*  Strafverfahren*  eingeführt.  Jim 
28.  Slpril  würbe  ber  Öanbtag  gefdjloffen  unb  jum 
ÜRai  Neuwahlen  angeorbnet. 

3n  SRom  rüftete  man  jum  Konjil.  gürft  »oben« 
lobe,  ber  93.  nicht  jum  obeutfeben  Kircbenftaat»  ge* 
matbt  feben  wollte,  fragte  in  einer  6irtularbepefdje 
bom  9.  Jlpril  1869  bei  ben  berfebiebenen  europ. 
sJRäd)ten  an,  ob  man  nicht  gemeinfcbaftlicb  ju  einer 


igm, 


ed  by  Google 


558 


Samern  (neuere  ©efäidjte  1871—86) 


Verwahrung  ober^roteftation  fdjreiten  wolle.  Sie 
oorgefdjlagenc  Konferenj  lehnten  bie  europ.  9tegie* 
rangen  ab.  Gbenfowenig  fanb  Hohenlohe  bei  Den 
fübbeutfdjen  Staaten  unb  Vrcufeen  Slnflang.  3«s 
lefct  liefe  er  fia)  oon  ben  frafultäten  bet  Unioerfitäten 
2Jlün(ben  unb  SBürjburg  ©utadjten  über  gewiffe 
fircbenrecbtlicbe  unb  bogmatifdje  fragen  einfenben 
unb  übergab  biefe  ber  Cffentlicbtett.  Saburcb  aber 
batte  er  ei  bei  ben  Ultramontanen,  bie  fid)  bann 
au*  balb  Patrioten  nannten,  oollfommen  vet- 
borben.  So  gefdjab  ei,  bafe  bei  ben  SReumablcn 
80  Ultramontane  gegen  74  liberale  erfdjienen. 
Sagi  barauf,  am  26.  91oo.  1869,  bot  bai  9Jtini= 
fterium  feine  (Sntlafjung  an.  Subwig  gewährte  fte 
nur  ben  ÜJHniftern  bei  ^nnern  unb  bei  Kultui, 
Hörmann  unb@reffer;  bai  ÜJiinifterium  bei  Innern 
übernahm  SBraun,  bai  bei  Kultui  Sufc  ju  feinem 
Ouftijminifterium.  Ser  neue  Sanbtag,  am  17.  $an. 
1870  eröffnet,  jeigte  balb,  bafe  feine  SBerföbnung 

Serjielen  fei.  Ste  SReidjiratitammer  brütfte  ibr 
ifetrauen  gegen  bai  3Jcmifterium  in  offener  SBeife 
aui  unb  maebte  ihn  SBormürfe  wegen  feiner  Hin« 
ueigung  jum  ?torbbeutfd)en  93unb.  Sieben  an* 
mejenbe  N^rinjen,  barunter  bie  Obeime  bei  Königi, 
Suitpolb  unb  Sfbalbert,  ^rinjOtto,  ber  ©ruber 
bei  Königi,  ftimmten  biefem  Slbrefeentwurfc  >u. 
Ter  König  aber  liefe  bem  ^rdfibenten  bei  SRctcpS« 
rati  melben,  er  »erbe  meber  eine  Seputation  eim 
pfangen,  noa)  bie  Slbreffe  annebmen.  Ser  Zweiten 
Kammer  erging  ei  ähnlich  Sarauf  gab  Hopenlobe 
am  15.  §cbr.  feine  Gntlaffung  ein ,  unb  ber  König 
genehmigte  bai  ©efud)  am  7.  9Jcän  in  ber  anep 
tennenbften  <\orm.  SRacbfolger  Hobenlobei  warb 
©raf  93rap.  »m  30.  2Jlärj  entmidelte  er  fein  $ro= 
gramm,  bai  eigentlich  teini  mar:  Haltung  ber  93er* 
träge  unb  5Babrung  ber  Unabbdngigfeit  unb  freien 
Selbftbeftimmung  93.i.  3ene  ftanben  biefer  im 
Söege.  Gr  wollte  bie  augenblidlidje  Sage  93.i  unb 
Seutfcblanbi  feftbalten  unb  oerlegte  93.  mit  biefem 
s4Mane  ben  3Beg  gebeiblicber  ftortentwidlung. 

Mli  in  bie  erregten  Kammeroerbanblungen  über 
bie  SRebuttion  ber  Stuigaben  für  bai  £eer  bie 
fram.  Kriegierflärun^  bineinpla&te,  beantragte 
ber  ffuifdjufe  ber  3weiten  Kammer  unter  ber  Süb* 
ning  $örgi,  ben  oom  Kriegiminifter  geforberten 
Krebit  nur  für  bewaffnete  Neutralität  ju  bewilligen. 
Sai  bebeutetc  93rud)  ber  Verträge.  Sdjon  am 
10.  3uli  batte  bie  ^Regierung  ber  franj.  Regierung 
bie  Mitteilung  jufommen  lajjen,  SB.  werbe  fid>  oon 
bem  übrigen  Seuticblanb  nicht  trennen.  SÄm  16. 3uli 
gab  ber  König  ben  93efebl  jur  ÜHobilmacbung  ber 
Ürmee.  Stm  17.  ehrte  bai  SBolf  biefen  ©ntfcblufe 
feinei  Herrfcberi  bureb  eine  grofeartige  Hulbigung. 
2lm  19.  mürbe  jener  Eintrag  ton  bem  Kammer« 
auifebufe  mit  89  gegen  58  Stimmen  oerworfen  unb 
ber  Krebit  jutn  Kriege  bewilligt.  Tiefer  93efd?lufe 
mürbe  am  20. 3uli  oon  ber  Kammer  ber  Meicbiräte 
cinftimmig  angenommen.  Sin  bemfelben  20.  $uli 
nod)  Würbe  in  ^Berlin  ber  ^Beitritt  93.i  jum  Kriege 
gegen  (jvantreid?  mitgeteilt,  unb  bie  Slntmort  Köntg 
Silpelmi  enthielt  nebft  freubigem  Sant  bie  91ad>» 
riebt,  bafe  bie  bapr.  jruppen  ber  dritten  SIrmee 
unter  ber  §übrung  feinei  Sobnei,  bei  Kronprinjen 
Sriebrid?,  jugeteilt  feien.  3lm  27.  mürbe  ber  Krön« 
prinj  in  lihlncbcn  mit  allgemeinem  Gntbufiaimui 
empfangen.  %m  Deutfcb^ratr^&fricben  Kriege  (f.  b.) 
feblugen  fi*  bie  kapern  in  ben  Kämpfen  beiSeifecn» 
bürg  unb  Söörtb,  bei  SBajeille  unb  Seban,  t?or 
$ani  unb  Drle"ani  mit  grofeeT  Japferfeit. 


2)er  Krieg  mufete  über  SB.i  fünftige  Stellung  3um 
^orbbeutfdjen  SBunbe  entfebeiben,  unb  noeb  mäprenb 
beifelben  würben  bieSBerbanblungenbarübcr  begon^ 
nen.  Sie  bapr.  Regierung  ftellte  barauf  bezügliche 
Slnträae  in  SBerlin  unb  bat,  einen  SeooUmächtigten 
nad?  üftündjen  3U  fdjiden.  Selbrüd,  ber  ^räfibent 
bei  SBunbeifanjleramtei,  reifte  oon  SBerfatUes  über 
VJ.K uneben  nad)  Berlin.  9lud>  bieimal  hielt  SBiimard 
an  ber  biiberigen  $olitif  feft,  bie  Snttiatioe  SB.  ju 
überlallen.  SBrap,  2uh  unb  "Vvandh  reiften  am  20.  Dtt 
naa)  SBerfaillei.  Sic  35erbanblungen  mit  SBaben  unb 
."Öeffen  tarnen  mm  Slbfcblufe,  aud)  ifDürttemberg  ftanb 
auf  bem  fünfte  abjuf  djlicfeen.  95.  bielt  Sürttemberg 
nod)  gurüd,  unb  cnblicb  am  23. 9lop.  fdjloffen  beibc 
Staaten  gleichfalls  ab.  93.  referoierte  fi  *  in  ber  $c 
troffenen  Vereinbarung  feine  eigene  Siplomatie,  bie 
SBcrroaltung  bei  ^eermefeni,  ber  $oft,  Jclegrapben 
unb  SBabnen,  feine  bef  onbere  93ier=  unb  SBranntmein^ 
fteuer  unb  blieb  pon  ben  IBeftimmungen  ber  neuen 
beutfeben  $8unbeiperfaffung  über  $eimati*  unb 
9lieberlajfungiperbältniffe  unberübtt;  im  5Bunbei= 
rat  »urbe  ein  biplomaL  Stuifdjufe  aui  ben  SBeooll« 
mächtigten  ber  Königreiche  93.,  Sadjfen  unb  2Bürt= 
temberg  unter  bem  SBorfit»  93.i  gebilbet,  unb  bai  9kto 
oon  14  Stimmen  (bie  Slnjabl  biefer  brei  Staaten) 
|  ollte  genügen,  jebeSSerfafiungiänberungju  binbern. 
Ser  IKeidjitaq  genehmigte  trofc  ber  pielfad)  be^ 
flagten  Sluinabmebeftimmungen  biefen  Vertrag  am 
9.  Se&.  mit  195  gegen  32  Stimmen. 

Sdjon  am  30. 9too.  1870  richtete  König  Submig  II. 
an  fdmtlidje  beutfebe  dürften  unb  bie  Senate  ber 
brei  freien  Stäbte  ein  Schreiben  mit  ber  Anfrage, 
ob  fie  einperftanben  wären,  »enn  mit  ber  ^räfibial: 
maebt  bei  93unbei  ber  2itel  einei  Seutfcben  Kaiferi 
perbunben  »ürbe.  ®leia>jeitig  liefe  er  bureb  ben 
v^rinjen  Cuitpolb  im  Hauptquartier  ju  93erfaillei 
bem  Könige  oon  ^reufeen  ein  Sdjreiben  überreichen, 
worin  er  ben9Bunfd)  auifpradj,  bafe  bie  bem  93unbei: 
präfibium  juftebenben  5Hed)te  burd)  ©ieberber: 
itellung  einei  Seutfcben  JRcidji  unb  ber  Seutfcben 
Kaiferwürbe  auigeübt  werben  follte.  9Bie  febr  93. 
jwifeben  jwei  Stimmungen  bin  unb  ber  geworfen 
würbe,  jeigte  ftch  in  ben  jebntägigen  SBerbanblungen 
ber  3weiten  Kammer  über  bie  Überträge  oon  5$er= 
faillei.  Jrotibem  bie  SHeicbiratilammer  biefelben 
bereiti  am  31.  Sej.  mit  37  gegen  3  Stimmen  ge= 
nebmigt  hatte,  fteüte  ber  Sluifcbufe  ber  3»eiten 
Kammer  einen  ©egenantrag,  ber  iebod)  am  21. 3cm. 
oon  102  gegen  48  Stimmen  (3»eibrittclmehrbeit 
»ar  erforberlidj)  ocr»orfen  »urbe.  Sie  SUnifter 
oon  2u^  unb  oon  ^randb  reiften  nad?  93crlin,  »o 
am  29.  3an.  1871  bie  Verträge  über  ben  93citritt 
93.i  jum  Seutfdjen  Dieidie  im  93unbeitanjleramt 
ratifiziert  »urben.  Ser  üNilitärfrebit  oon  41  W\ü. 
ging  mit  146  gegen  4  Stimmen  burd).  Sie  2anb- 
tagifeffion  fcblofe  am  18.  gebr.  1871.  93ei  ber  Kaifer- 
protlamation  in  SBcrfaillci  18. 5Xan.  »ar  93.  burd) 
bie  s5rinjen  Otto,  Cuitpolb  unb  «opolb  oerrreten. 

8)  SBapern  ali  ©lieb  bei  Seutfcben  Äeidji 
unter  2ub»ig  II.  1871—86.  3um  3. 5Diärj  1871 
»aren  bie  ÜBablen  jum  erften  Sfcicbitag  angefe^t. 
Sie  Klerifalen  erlangten  babei  nur  18  Stimmen 
gegen  30  fiiberale.  Slucb  auf  religiöfem  ©ebicte 
tarn  ei  bamali  ju  Kämpfen,  bie  beutlid)  bejeugten, 
bafe  ein  anberer  ©eift  im  baor.  9iolfe  nad)  ©en» 
febaft  rang.  Sod)  aud)  hier  erfodbten  fid)  bie  «^Ja« 
trioten»  ihre  9ieferoatrcd)te.  Sie  93efcblüffc  bei 
SBatitanifdjen  Konjili  oom  18.  3uli  1870  gaben 
ben  »nftofe  ju  biefem  Kampfe.  3lm  19.  3an.  1870 


Digitized  by  Google 


Samern  (neuere  ©efcf>id)te  1871—86) 


559 


hatte  Söllinger  ftd)  bereits  gegen  ba«  Unfehlbar» 
teit«bogma  &ffentlid>  auSgej proeben,  am  24.  ^u(i 
ertldrten  ficb  44  ^rofeiforen  unb  S)ocenten  bet 
lRünebener  Univerr»tdt  gegen  baSfelbe;  am  9. 21ug. 
erliefe  bie9kgierungbaSwbotberSeröffentlicbung 
ber^on)il^befa>lQffeobnevoTberige@inbolungftaat: 
lieber  ©enebmigung.  $ie  Sifcböfe  tümmerten  ficb 
um  ba«  Verbot  nicht,  fte  protegierten  bagegen,  unb 
ber  Gnbifcbof  von  Samberg  bebrobte,  al«  ibm  bie 
naebgefuebte  Grlaubni«  jur  Veröffentlichung  ver* 
weigert  würbe,  bie  öegner  ber  HonjilSbefcblüffe 
mit  bem  Äirdjenbann.  Son  ben  tbeol.  ^rofcjforen 
berUniverfitdt  ©erlangte  ber  Grjbifcbof  von  2Rüncben 
bie  Unter jeiebnung  etne«  JReverfe«,  worin  fie  fid> 
für  Slnerfennung  ber  Äonjilsbefdjlütle  au«fprecben 
füllten.  Sech«  gehorchten,  brei  verweigerten  bie 
Unterfcbrift:  25öllinger,  frriebrieb,  6ilbernagel. 
2)er  alabemifebe  Senat  gab  ben  fech«  einen  Serwei« 
unb  proteftierte  gegen  ba«  Sorgeben  be«  Grjbifcbof«. 
Sieier  verfuebte  inbe«  5)öUinger  auf  feine  Seite  ju 
Sieben.  $a«  gelang  nicht,  unb  fo  würben  3)oUingcr 
unb  §nebrid>  am  17.  3tpril  1871  mit  bem  ©rofeen 
Sanne  belegt.  3Me  Univerfttdt  crwdblte  barauf 
2>öllinger  jum  SReltor  unb  nabm  5"ebrid>  in  ben 
Senat  auf.  2U«  am  5. 2Jlai  eine  Slbreffe  mit  12000 
Unterfcbriften  ben  $önig  bat,  bem  Unfehlbar* 
teit«bogma  mit  allen  Mitteln  entgegenzuarbeiten, 
febien  bei  Subwig  II.  bereit«  ein  Umfcblag  ber  an« 
fang«  begeifterten  Stimmung  für  ba«  Sorgehen 
TöUinger«  eingetreten  )u  fein.  $te  ^Regierung 
trat  ben  Sifchöfen  niebt  entgegen,  bie  immer  tübner 
ba«  £aupt  erhoben.  Grft  als  bamit  auch  bie  SBar* 
nungen  be«  SRinifter«  von  fiut»  immer  mebr  Soben 
fanben,  nabm  ©raf  Srap,  ber  bie  Sifcböfe  möglicbft 
ungcftBrt  walten  lafien  wollte,  am  22.  3uli  feine 
(fntlafiung.  $>a«  9Rinifterium  fefcte  ficb  neu  ju* 
lammen:  ©raf  öegnenberg ■■  5)ur  übernahm  ba« 
3Rinifterium  be«  tönigl.  £>aufe«  unb  beS  2(uSwdr* 
tigen,  baju  ben  Sorft&  im  SRinifterrat,  Sfeufer  baS 
innere,  ÜJitnifterialrat  ftduftle  bie  3uftij;  üufc  be- 
hielt ben  ßultu«,  Srandb  ben  ftrieg  unb  Sfre&fcb1 
ner  bie  ^inanjen;  ba«  6anbel«minifterium  würbe 
aufgelöft.  Som  22.  bt«  24.  Sept.  taate  ber  erfte 
SUtfatboUtentongrefe  in  SDlündjen.  Toch  mürbe 
immer  beutlicber,  bafe  man  in  S.  bie  Initiative 
aufgab  unb  ficb  ber  flirehe  gegenüber  auf  befenfive 
:!Raferegeln  befcbrdntte.  $er  Sorfcfalag,  ba«  2Jer- 
bdltni«  jmifeben  Sirdje  unb  Staat  gefetjlicb  neu  ju 
regeln,  fanb  feinen  Slntlang.  Gbenfo  faben  Heb  bie 
SUttatboliten  in  ber  Hoffnung  biretter  UnterftüHung 
burdj  bie  Regierung  getdufebt.  %\t  Sitte  um  über* 
laffung  einer  ber  Stabttircben  würbe  com  ftultu«* 
miniftcr  abgefcblagcn,  Sifcbof  Steinten«  nicht  al« 
Siicbof  für  S.  anertannt. 

3m  Sept.  1871  trat  ber  Sanbtag  mieber  ju* 
fammen.  3Iuf  bie  Interpellation  an  ba«  ©efamt* 
minifterium  betreff«  feiner  Stellung  ju  ber  tireblicben 
§rage  antwortete  von  Sutj  14.  Oft.,  bafe  er  im  Äon* 
forbate  von  1818  teine  Scbrante  ber  ©efe&gebung 
erblide  unb  allen  tatb.  Staatsangehörigen,  bie  ba« 
Unfcblbarteit«bogmanicbtanerfennen  wollten,  ftaat* 
liehen  Schul»  wriprecbe,  namentlich  ba«  religiöfe 
&r}iehung«recbt  ber  Altern  biefem  Sogma  gegen* 
über  anertennen  unb  alle  Eingriffe  in  bie  iHcchte  be« 
Staate«  mit  ben  tjerfaifungemfifeigen  2Ritteln  ab* 
wehren  werbe.  <yür  bie  Slbänberung  ber  tireblicben 
©efettgebung,  auf  bie  2u&  bingewtefen  batte,  fanb 
er  in  5).  leinen  Soben,  unb  fo  appellierte  er  benn 
an  ben  *Reich«tag.  3lm  29.  ?lpril  ging  ber  ?anbtag 


au«einanber,  nachbem  er  bie  ©efanbtfdjaftSfrage 
erlebigt  hatte.  «Rur  in  Petersburg,  SBien,  5Hom,  im 
Satitan,  in  Sern,  Stuttgart  unb  5)re«ben  feilten 
fortan  noch  bapr.  ©efanbtfcbaften  beibehalten  wer* 
ben.  ^nbeffen  war  im  9ieicb«tag  am  28.  9lov.  auf 
bie  fyutiatvDC  be«  ORinifter«  oon  Muw  ber  f  og.  ßanjel* 
Paragraph  angenommen  worben,  infotgebefjen  ben 
©eiftlicben  bie  Agitation  oon  ber  flamel  herab  ge* 
gen  StaatSgefehc  unterfagt  würbe.  Slm  2.  ^uni 
1872  ftarb  ber  3}Jinifterprö|lbent  ©raf  J&egnenberg* 
Tur,  24.  Sept.  übernahm  ^inanjmimfter  von 
^frehfehner  ba«  SluSwfirtige  unb  ba«  ^raTibium, 
von  Serr  erhielt  bie  ftinanjen,  bie  übrigen  üRinifter 
blieben  in  ihrem  Slmte. 

2>a«  DieicfaSgefe^  wegen  3luSweifung  ber  Sefuiten 
(6.  Sept.  1872)  unb  ber  SRebemptoriften  (3uni  1873) 
würbe  von  S.  genehmigt.  2!cm  SHcich«gefetj  über 
Einführung  ber  obligatorifcbcn  Zivilehe  unb  Seur* 
tunbung  be«  ^erfonenftanbe«  vom  %  1875  ftimmte 
JOlinifter  ^äuftlc  im  Sunbc«rat  gleichfall«  ju. 
3(nbere  febon  beftchenbe  JReichSgefehc  nahm  3).  mit 
Slufgabe  feiner  Sieferoatftellung  gleich  in  ber  erften 
Seffion  be«  SReidjStagS  an,  fo:  ba«  ©efetj  über 
^vreijügigteit,  über  (»rmerbung  unb  SBerluft  ber 
StaatSangcbörigteit,  über  Ginführung  ber  ?lllge* 
meinen  Seutfcben  ffiechfelorbnung,  über  gegenfeitige 
©ewdbrung  ber  ^Rechtshilfe  unb  ba«  Strafgefchbuch 
be«  9torbbcutfcben  Sunbe«;  fobann  1872  ba«  ©efefc 
über  beutfdjc  ©ewerbeorbnung,  1873  ba«  ©efeji 
über  bie  privatrechtlichc  Stellung  ber  Grwerb«* 
unb  9Birtfchaft«genoffenfcbaften,  1875  ba«  beutfehe 
Quartiergefeft.  »udj  bie  Schulreform,  bie  feit  1869 
geruht  hatte,  würbe  wieber  in  Angriff  genommen, 
^aebmeinnifeh  gebilbete  flreis*  unb  Sejirt«fchul* 
infpettoren  würben  burch  bie  Sanbrdte  in  ben  ein* 
jelnen  Äreifen  eingeführt.  3n»  Sept.  1873  erfchien 
eine  Serorbnung  über  Vermehrung  ber  Soll«* 
fchulen  unb  Umwanblung  ber  tonfeiftonell  ge* 
trennten  in  tonfefftonell  gemifchte  ^oltsfchulen. 
Statt  bie  Äammer  ju  befragen,  jollten  bie  ©entern* 
ben  über  SerwirtlichungbieferlRaferegelcntfchciben. 
3llle@T2iebungSanftalten,aucb  bieSeminarien,  wur* 
ben  unter  ftaatliche  Oberaufftcht  geftellt  unb  fo  für 
eine  belfere  unb  freiere  3"tunft  norgeforgt.  Sei 
ben  McichStagSwahlen  vom  10.  3<m.  1074  fiepten 
bie  Aleritalen  in  32,  bie  liberalen  nur  in  16  SBabl* 
bejirten;  boch  cntftanb  balb  3wiefpalt  in  ber  ^atrio* 
tenpartei  felbft.  Jim  4. 9ioo.  1873  war  ber  Canbtag 
wieber  eröfinet  worben.  5)er  Slntrag,  bafe  ba«  JHcich 
auf  bem  gamen  ©ebietc  be«  bürgerlichen  Siecht«  )u* 
ftdnbig  fem  folle,  auch  in  ben  ßinjelftaaten,  würbe 
am  8.  iRov.  angenommen,  ber  ber  iReicb«gefe^gebung 
in  S.  Eingang  verfebaffte.  Ter  Anteil  S.«  an  ben 
itricgStontributionSgelbern  betrug  157323921 
lO1/«  Är.  2)er  gröfete  Seil  würbe  auf  Tilgung  von 
Anleihen  verwenbet,  von  ben  übrigen  27  üRilL  for* 
berte  ber  ÄriegSminifter  von  ^randh  24  9RilI.  für 
militdr.  Straf 0.  SU«  bie  Cammer  barauf  nicht  ein* 
ging,  nahm  von  $randh  feine  Gntlafiung;  an  feine 
Stelle  trat  am  24.  ÜRdrj  1875  von  2Railliuger,  ber 
Äommanbant  be«  2.  Slrmcetorp«.  Ter  Schluß  be« 
Sanbtag«  erfolgte  16.  Slpril  1875. 

3u  ben  neuen  Sanbtag«wahleu  erliefe  bie  SRe* 
gierung  eine  neue  SBabltreiSeinteilung  unb  erhöhte 
bie  3abl  ber  Slbgeorbneten  von  154  auf  156.  Zto% 
aller  Agitation  erlangten  bie  Ultramontanen  am 
24.  3uh  1875  nur  eine  ÜRebrbeit  von  2  Stimmen, 
79  gegen  77  ßiberale.  Hm  28.  Sept.  würben  bie 
Si&ungen  ohne  Sbronrebe  eröffnet  unb  ber  fleritale 


Digitized  by  Google 


500 


Sägern  (neuere  ©ejcfjidjte  1871—86) 


.vreibevr  oon  Ovo  jum  ^Jrdfibenten  gefehlt,  ©leid) 
bei  ber  ^Beratung  ber  Slbreffe  an  ben  Rönig  fielen 
fo  heftige  Sieben  unb  Singriffe,  bafc  ba*  tfltnifte* 
tium  nad)  Mnnabme  be*  Gntrourf*  burd)  bie  ÜJtebr* 
beit  bet  Rammer  fut  oeranlafet  »ah,  in*gefamt  ein 
6ntlaffung*gefucb  einjureidjen.  fiubtoig  II.  aber 
oerweigette  bie  Slnnabme  ber  Rammerabreife,  fprad? 
bem  Minifterium  in  einem  §anbfd}reiben  fein  Skr* 
trauen  unb  feine  3ufriebenbeit  au*  unb  orbnete 
21.  Oft.  bie  Sertagung  ber  Rammer  an.  3Im23.<yebr. 
1876  trat  ber  fianbtag  »Dieber  jufammen.  Sil«  bie 
Ultramontanen  e*  burdjfctncn,  Dar.  eine  SRetbe  oon 
freifinnigen  SBablen  für  ungültig  erfldrt  tourbe, 
tourben  alle  liberalen  Slbgeorbneten  mit  großer 
nftajorttdt  toiebergetodblt.  Sei  ben  9teicb*tag*: 
roablen  oom  10.  3an.  1877  errangen  bie  Rleritalen 
31,  bie  liberalen  17  Sifce.  83om  2.  bi*  14.  3uli 
fanb  eine  Si&ung  be*  fianbtag*  ftatt,  ber  bann  am 
28.  Sept.  toieber  eröffnet  tourbe.  Ser  liberale  3in= 
trag  auf  Aufhebung  ber  aufjerbeutfd>en  ©efanbt= 
l  cbaften  tourbe  oon  ben  Rleritalen  toieber  abgelebnt. 
Sin  bie  Stelle  be*  oon  ben  Ultramontanen  fort 
rodbrenb  gehemmten  $inanjmintfter*  oon  93err 
trat  am  26.  9loo.  2Jttniftertalbirettor  oon  SRiebel. 
Slm  31. 3an.  1878  tourbe  bet  ©efefcenttoutf  über  ßr- 
ridjtung  eine*  !8erroaltung*gerid>t*bof*  genebmigt. 
Slm  21.  gebr.  tourbe  ber  fianbtag  oertagt. 

Stadjbem  3Jiu*  IX.  geftorben  unb  ber  Siuntiu* 
SBiancbi  burd)  oon  SRafeUa  erfefet  toorben  toax,  (am 
e*  1878  jur  SBieberbefetjung  ber  erlebigten  9Ji*= 
tümer:  Dr.  Stein  tourbe  SBtfdjof  oon  2Bürjburg, 
Somprebiger  ©brler  iöifdjof  oon  Speper,  Sompropft 
Dr.  Steidjele  in  Slug*burg  Gtjbifd)of  oon  9Jcüncben= 
ftreifing.  fieo  XKI.  beftätigte  bie  Ernennung  ber^ 
felben.  »ei  ber  SReidtftagStoabl  oom  30. 3ult  1878 
mürben  31  Rleritale  unb  17  liberale  getodblt. 
OJtüncben -  c  tat  t  ging  ben  liberalen  oerloren.  Slud» 
bei  ben  @emeinberat*toablen  jeigte  ftd>  ba*  Sin: 
toadjfen  bet  flertfalen  SJladjt.  ^um  1.  Ott.  1871» 
tourben  bie  dtetcbdjuftijgefe^e  tn  93.  eingefübrt. 
3m  Juli  1879  tourbe  ber  fianbtag  toieber  eröffnet 
unb  jut  OJtinberung  be*  deficit«  oon  25  2Riü.  bie 
Grböbung  ber  SJlaljfteuer  oon  5  auf  6  SR.  pro 
£>eltolitet  bi*  1.       1882  befcfeloffen. 

Sie  am  20. 3uli  1879  etöffnete  3nternattonale 
Runftau*ftellung  in  lUüncben  jeigte,  bafe  man  bem 
innern  Seben  unb  ben  ibealen  (Gütern  toieber  größere 
Slufmertfamteit  jutoenbete.  1880  tagte  bet  fianb* 
tag  oom  7.  3an.  bi*  21.  gebr.  unb  oom  13.  3uli 
bi*  2.  Stug.  Set  etat  beberrfdjte  bie  SJerbanb.- 
lungen.  21  m  4. 1U  ix  j  1880  trat  an  bie  Stelle  be* 
frdntlicben  üRinifterd  oon  SJfretjfcbner  ftreiperr  oon 
Graildbeim ;  ben  sBorfift  im  Staat*minijterium  über: 
nabm  Hultuäminifter  oonfiufc.  Slm  24.unb25.Mug. 
tourbe  ba«  fteft  jur  Seier  bet  700jfibtigen  Regierung 
ber  2DitteUbad?er  begangen. 

Ser  am  20.  tym.  1881  toieber  eröffnete  fianbtag 
genehmigte  bie  ©efe&e  übet  Gintommenfteuer,  über 
©runb*  unb  &aue)'teuer  unb  über  ©etoerbefteuer. 
parallel  mit  ber  Agitation  be*  Sentrumä  im  ÜHeidje 
auf  SBiebereroberung  ber  Scbule  für  bie  Kirche  tourbe 
trotj  be«  20iberfprucb*  be*  iDtinifter*  oon  fiutj  ber 
Antrag  auf  öefeitigung  be*  fiebenten  S(buljabr* 
am  6.  Storil  in  ber  Hammer  angenommen.  Sdjon 
am  8.  HJidr)  toar  ein  neue*  Sablgefetj  ju  ftanbe 
gelommen,  ba*  bie  gebeime  2lbftimmung  cinfübrte, 
ba*  v^erbdltni*  oon  einem  Mbgeorbneten  auf  31500 
Seelen  feftfetjte,  ba*  inbirette  3Bablioftem  beibehielt 
unb  bie  3abi  ber  3Babltreife  oon  47  auf  63  erböbte. 


»ei  ben  ^eutoablen  oom  21.3uli  er  hielten  bieRleri« 
lalen  87  (aud)  sJRün(ben-'Stabt),bieÄonferoatioen3, 
bie  fiiberalen  69  Sitje.  Äm  24. 3uni  toar  an  ^feu= 
fet*  Stelle  bet  SHeg ietung*präftbent  oon  Cberbaper  n, 
^reiberr  oon  Aciliufib,  al*  Winiftet  be*  3nnetn 
getteten.  2lm  8.  3Wai  ftarb  Reiben:  oon  Staujfen= 
oerg.  ber  ^rdfibent  be*  3ieid>*rat*,  unb  an  feine 
Stelle  erbeb  ber  König  ben  «yteibettn  oon  ;uancf tn- 
ftein,  einen  Rubrer  be*  Zentrum*.  -Ter  Sanbtag 
würbe  am  28.  Seot.  eröffnet,  ^reibert  oon  Dto 
blieb  $rdftbent  ber  3toeiten  Äammer.  3)ie  tletilale 
Rammermebrbeit  Janb  in  ber  9ieid}*rat*lammer  ein 
©egengetoiebt.  >Mer  tourben  bie  bort  angenommen 
nen  älntrdge  auf  Mufbebung  ber  6imultanfd;ulen 
unb  ber  obligatorifd?en  Sioilebe  fotoie  ber  Eintrag 
Sd>el*  gegen  Ginfübrung  be*  £abal*monoOol*  im 
2)ej.  1881,  San.,  DJldr j,  »pril  1882  abgelebnt.  3lud> 
lebnte  ber  9ieid)*rat  ben  toieber  cinaebraebten  2ln» 
trag  auf  9lufbebung  be*  fiebenten  Scbuliabr*  unb 
ben  bie  legernfeer  (hlldrung  betreffenben  am 
18.  Slpril  ab.  (Durd)  bie  Jegemfeer  Grlldrung  oom 
15.  Sept.  1821  tourbe  bie  ©eltung  be*  Rontorbat* 
al*  Staat*gefe^,  toie  febon  im  9letigion*ebitt,  an 
erlannt  unb  ben  »ebörben  aufgetragen,  ftd)  nacb  ben 
Seftimmungen  be*felben  ju  rieten.)  am  29.  Wpx\l 
fdjlofe  Bniy  fiuitpolb  ben  fianbtag. 

3)w  fletifale  2Rebrbeit  be*  ÜRflnajener  3Jlagiftrat* 
ridbtete  ihren  Singriff  gegen  bieSllttatboliten  unb  bie 
Simultanfcbulen.  Örftem  tourbe  bie  feit  1871  ein* 
geräumte  9ZiloIairtrd?e  am  30. 3uni  1882  entjogen. 
ÜJtit  ©intoilligung  be*  Rultu*minifter*  tourben 
jrcei  ber  nodb  beftebenben  oier  Simultanfdbulen  in 
(atb-  Sdbulen  oettoanbelt.  ihn  4.  Slbril  1883  trat 
bet  fianbtag  toiebet  jufammen.  3n  ben  ^inangen 
jeigte  ftd)  ftatt  be*  frübern  Sefint*  ein  überfebufs 
oon  4  SDlill.  ÜJt.  2)ie  Subgetoerbanblungen  be= 
fdbdftigten  faft  au*fcbliet)lid)  ben  fianbtag.  Rönig 
fiubtoig  ertoie*  feine  Huftimniung  ju  bet  ffiolitit 
be*  3Jliniftet*  fiufe  butd)  (Srbebung  be*felben  tn  ben 
er  blieben  ^reiberrenjtanb  28.  2  e  j.  1883. 

Sie  reattiondre  Strömung  jeigte  ficb  im  fianb^ 
tage  offen  in  bem  Eintrag  Regler*  auf  ÜHeoifton  bet 
©efe^e  übet  Heimat,  »erebelidbung  unb  Aufenthalt , 
in  bem  Slntrag  Mittler*  betreff*  Urriebtung  einet 
fatb.  ©efd)icbt*ptofeffut,  in  bem  ir eitern  Slntrag, 
ben  ©efcbid}t*unterricbt  an  ©pmnafien  nadj  Ron= 
fefftonen  ju  trennen;  jene  beiben  tourben  im  91eicb*= 
rat  genebmigt,  ber  Ietjtere  abgelebnt.  Sie  Grbßbung 
be*  37taljauffd)lag*  tourbe  aud)  für  biefe  Sinanj« 

§ enebe  betoilligt,  bie  dieotganifation  be*  baot. 
iotfttoefen*  genebmigt,  ebenfo  ba*  Sinanjgefefc, 
tocldbe*  bie  Einnahmen  unb  9u*gaben  auf 
234462573  2JI.  feftfteUte.  «m  8.«0tü  1884  tourbe 
bet  fianbtag  gefcb  ojfen.  Sie  9ieid)*tag*toabl  oom 
28.  Ott.  gab  ben  Rlcrilalen  34,  ben  3{arionalliben 
ralen  9,  ben  Seutfcbfreifinnigen  3,  ben  Socialbemo* 
traten  2  Sit)e.  Jim  10.  April  1885  trat  Rrieg*< 
minifter  oon  SWaillinger  jurüd  unb  tourbe  burd> 
©eneralleutnant  oon  &einletb  erfekt. 

3m  3*  1^  tourbe  toenige  Sage  nad)  bem 
Sdjluffe  be*  ßanbtag*  (26.  üJlai)  ba*  fianb  butd> 
ba*  ttagifdbe  Snbe  Rönig  fiubtoig*  II.  in  furchtbare 
Aufregung  oerfetjt.  Sie  Rabinett*laffe  toar  mit  einer 
Sajulb  oon  lS'/t  ÜJliU.  3R.  belajtet.  Sie  »gnaten 
be*  lönigl.  ^aufe*  unb  oerfdnebene  au*todrtige 
dürften  weigerten  Tid),  au*  ibrem  Vermögen  6ilfe 
ju  bringen.  Sie  ©Idubiger  tourben  ungebulbig,  unb 
e*  mebrten  ficb  bie  Riagen  gegen  bie  tömgl.  (Siotllifte. 
3lm  17.  2lpril  hatte  fiubtotg  IL  feine  Minifter  auf» 


Digitized  by  Google 


Magern  (neuere  ®efcf)i$te  feit  1886) 


561 


gef  orbert,  jur  ilnberung  ber  SBerljdltniffe  ber  Kabi= 
nettätaffe  bem  Sanbtage  eine  Vorlage  ju  machen. 
3er  König,  beflen  ©ei(te«leben  bereit«  gefrört  war, 
geriet  in  bie  furdjtbarfte  Vage.  Stuf  ba«  ©utaepten 
be«  Cbermebijinalrate«  ©ubben,  bafe  ber  König 
an  SBcrrüdtbeit  leibe,  befcblofi  7.3uni  ber  ÜRinifter: 
rat  bie  Ginfeftung  einer  9lcicp«vermefcrfdjaft,  bie  bem 
sJßrinjcn  i'uitpolb  al«  bem  ndcbi'ten  Agnaten,  ba 
Subwig«  n.  «ruber,  tyrinj  Otto,  feit  1875  ber 
ndmlidjen  Krantpeit  verfallen  roar  unb  im  Sdplofje 
ftürftenrieb  unter  ber  SBepanblung  ber  3"endrjte 
ftanb,  übertragen  roerben  müffe.  Ter  König  rourbc 
von  Sdjwanftein  na*  Scblofe  öerg  gebraut,  wo  er 
am  ^Jfingftfonntag,  ben  13.  3uni,  im  Starnberger 
6ee  mit  ©ubben  ben  Job  fanb.  (S.  Subwig  IL) 

9)  Unter  ber  Sftegentfcbeut  be«  Printen 
fiuitpolb  feit  1886.  2lm  14.  Sunt  1886  erliefe 
^rinj=SRegent  Suitpolb  im  9iamen  be«  König«  Otto 
ein  Thronfolge «  unb  Megentjd)aft«patent,  worin 
er  erhärte,  bafe  er  an  Ctto«  Stelle  bie  Heid)«* 
verwefung  übernehme.  35ie  »ertagten  Kammern 
traten  roieber  jufammen.  Die  Hammer  ber  Weid)«* 
rdte  mürbe  am  15.  3uni,  bie  ber  ilbgeorbneten 
am  17.  3uni  eröffnet.  Sie  nötigen  $luffd>lüf)e 
würben  auf  ben  SBorfdjlag  be«  SRimfter«  von  £u& 
in  gepeimer  Kommiffion«fttutng  gegeben.  SRcicb*- 
rat  unb  Slbgeorbnetenbau«  ftimmten  ber  Sin* 
feftung  ber  iHegentfdjaft  einftimmig  ju  unb  ge: 
neb  mieten  bie  Dotation«vorlage  von  342857  Wl. 
für  ben  Regenten,  worauf  ber  ^Brinj'SRegent  am 
28.  3uni  ben  Gib  auf  bie  SBerfafiung  leiftete.  Der 
Sanbtag  würbe  am  1.  3uli  gefdjloifen.  2lm  5. 3uli 
reidjte  ba«  ©efamtminiftenum  fein  Gntlaffung«: 
gefud)  ein.  Um  30.  3uli  pob  bet  ^rinviHegent 
ba«  Kabinett«fetretariat,  ba«  ben  SSertebr  be« 
König«  mit  ben  flJUniftern  vermittelt  batte,  auf. 
2lm  1.  9lov.  würbe  üRinifter  von  £ufc  jum  leben«* 
Idnglicpen  9ieid>«rat  ernannt.  Sinanjminifter  vt>n 
iMiebcl  vermittelte  jmifepen  ben  Kuratoren  ber  tönigl. 
Givillifte  unb  ben  @(dubigem  König  Subwig«. 

Seacn  Ablehnung  be«  Septennat«  war  ber 
9leicb«tag  am  14. 3an.  1887  aufgelöft  morben.  Mm 
21.  ftebr.  fanben  bie  neuen  ffiablen  ftatt.  3fcr  ©r- 
gebni«  war  für  9).,  bafe  33  6entrum«mitgÜebcr, 
13  9iationalliberale,  1  Deutfcpfreifmniger  unb  1  So= 
cialbemotrat  gewdblt  würben.  31  m  17.  2lpril  ftarb 
in  iülündjen  Suftijminifter  von  gduftle.  Sein 
9tod?f  olger  würbe  24.  Slpril  greifen  von  Seonrob, 
2anbe«gericpt«präfibent  in  uRüiupen.  3m 
wefen  mürben  bie  pöpern  KommanbofteUen  neu 
befettf.  SBei  ben  Sanbtag«watilen  von  1887  würben 
75  Ülitglieber  ber  (£entrum«partei,  7  SJlitglieber  ber 
u  Arcicti  Bereinigung »  (gemdfeigtjfattwUfdp),  70  £i> 
bcrale,  5  Konfervative  unb  1  Demotrat  gewdblt.  ülm 
14. Sept.  würbe  ber  Sanbtag  eröffnet.  Jim  22.  unb 
26.  Sept.  ging  ber  ©efefcentmurf  über  ben  (Eintritt 
IB.«  in  bie  3kanntwcinfteuergcmeinfd)aft  in  beiben 
Kammern  burdj,  unb  28.  Sept.  würbe  eine  taiferl 
UJcrorbnung  über  bie  93ranntweinbefteuerung  in  5). 
veröfientlidjt.  Der  aDlaltauffdjlag  würbe  m  ber 
Ööbe  von  6  ÜR.  vom  öettoliter  iÜialj  auf  2  3at>re 
bewilligt,  ebenfo  ber  ©efeljcntwurf  über  ben  jwei« 
gleifigen  2lu«bau  meprercr  Sabnftreden  genehmigt. 
Ter  Sttilitäretat  würbe  am  19.  Ott.  in  ber  &öbe 
von  58362105  3Jt.  bewilligt,  unb  ein  ©efefcent: 
wurf  über  eine  flnberung  ber  Skrfafiung,  wonaep 
bie  wdprenb  ber  9lcgentfdjaft  anjuftellenben  %v 
amten  nad>  breijdtriger  2>ienftjeit  ben  befinitivSln« 
geftelltcn  gleid^geftellt  unb  bie  Serdufeerung  von 

»roefftau*'  «onDrrfaHott»>£frilO!i.   14.  Wuft.  S  «.  II. 


Kron<  unb  Staatsgut  juldfftg  fein  follte,  ange- 
nommen. 2tm  19. 2)ej.  vertagte  fid>  bie  Kammer. 

Sie  bapr.  Slbgeorbnctenfammer  nabm  11.  3an. 
1888  itjre  Sifeungen  wieber  auf.  35er  ©efeljentwurf 
über  bie  3(u«fü^rung  be«  ÜReid?«gefetie«  von  1886 
über  bie  Unfall  unb  Kranfenverfia)erung  ber  im 
lanb*  unb  forftmirtfdjaftlidjen  betriebe  befdjäftigj 
ten  ißerfonen  würbe  angenommen.  35er  ßtat  würbe 
in  ber  Joöpe  von  260037121  ÜJt.  in  einnahmen 
unb  2lu«gaben  genehmigt.  Slm  21.2lprU  mürbe  ber 
fianbtag  vertagt.  3m  3uni  nebteten  bie  in  ftreifing 
verjammelten  oapr.  & ofe  eine  Eingabe  an  ben 
^rinj: Regenten,  worin  fie  vielfache  Syünfdje  unb 
Sbeübwerben ,  namentlid)  wegen  ber  Simultan« 
fcpulcn,  SlnfteQung  ungläubiger  Lehrer,  9iid?tbe< 
adjtung  be«  fatb.  S^aralter«  ber  Untverfttdten 

üiut c n  unb  2Bür jburg  unb  bie 2Biebert;erftellung 
ber  tönigl.  Serorbnung  von  1852,  bie  feit  1873 
aufeer  Sffiirffamteit  getreten  war,  vorbradjten.  2Pei' 
ter  fdjritt  bie  ultramontane  Bewegung  in  ÜJIündjen 
bureb  ben  Hirtenbrief  be«  <Sr)bifd)of«  von  cteid>ele, 
ber  fid?  übet  bie  Üliii*cb, en  auefprad;  unb  fo  ba« 
Prot.  Dberfonfiftorium  »u  einer  ©egenbemonftra-- 
tion  veranlagte.  Tie  ^Beantwortung  be«  bifdjöfl. 
ÜRcmoranbum«  vom  14.  3uni  1888  erhielt  am 
24. 2Jtdrj  1889  bieJBeftätigung  be«  ^rinj^egenten. 
35icfe  Stntwort  enthielt  fepr  viele  unb  fet?r  widjtige 
ßugeftänbniife:  bie  Ginpolung  ber  bifd)öfl.  Jlnftmt 
bei  SBefefcung  ber  fiebrftellen  an  Spceen,  an  !atp. 
LAafultäten,  an  Sd)ulleb]rerfeminarien  u.  f.  m.,  bie 
wiebereinfü^rung  ber  9teligion«prüfungen  beim 
SIbgang  ber  Scpüler  von  ©pmnaften  unb  ;)(eal- 
fdjulen,  bie  ^Befreiung  ber  ftubierenben  Klerifcr  von 
ber  Slbleiftung  ber  3Deb.rpflid)t.  Der  Serjicbt  ba< 
gegen  auf  ba«  Placetum  regium,  ba«  tönigl.  ©e* 
nebmigung«red)t  für  bie  2krfünbigung  ber  örlaffe 
ber  tird)lid;en  Oberbeb.  örben,  tonnte  unter  teinen 
Umjtdnben  jugeftanben  werben. 

Tie  Kleritalen  baepten  inert  baran,  bie  ^orbe- 
rungen  be«  bifdjöfl.  SKemoranbum«  bem  minifte» 
riellen  (Srlafe  »um  Opfer  ju  brinaen.  Stm  22.  3uni 
befdjlofe  eine  Katbolitenverfammlung  in  5Dtündjen, 
nod)  vor  bem  3ufammenrritt  be«  vanbtag«  einen 
bapr.  Kattjolitentag  in  Wündicn  m  veranftalten  unb 
biefem  bie  3)entfd>rift  ber  S8ifd?öfc,  bie  Antwort  be« 
SKinifterium«,  ba«Sd?reiben  be«  Zapfte«,  bie  foage 
ber  meltlicben  öerrjdjaft  be«  Zapfte«  unb  bie  Slbpal^ 
tung  ber  ^Bruno^cier  al«  ^untte  ber  £age«orbnung 
vorjulegen.  Slm  23.  unb  24.  Sept.  würbe  ber  m  a  t  b  o 
litentag  von  etwa  5000  ^erfonen  gepalten  unter 
Sorfa  be«  dürften  Karl  ju  Söwcnftein. 

Stnfang  Ott.  1889  trat  ber  fianbtag  wieber  ju* 

S*  mmen.  3)a«  Zentrum  brad)te  feine  tircpenpolit. 
ntrdge  ein:  $(acet,  SUttatbolitenfrage,  diebempto^ 
riften.  ^Betreff«  be«  $tacet  beparrte  bie  Regierung 
auf  iprem  Stanbpuntt ,  worauf  ba«  Zentrum  eine 
drtldrung  abgab ,  wonaep  e«  ben  von  ihm  geleifte; 
ten  SBerfaffung«eib  nid>t  al«  gefdjworen  anertenne. 
3)er  Stntrag  auf  3urüdberufung  ber  iHebemptoriften 
würbe  angenommen.  $lucp  napm  ba«3tbgeorbneten" 
bau«  ba«  9leicp«genoffenf(paft«gefeti,  ba«  Tlalia\x\= 
idjlaggefe^  unb  bie  SJorlage  über  2lu«füprung^be« 
Hilter«*  unb  3nvalibität«gefeHe«  an.  Slm  10.  iDiärj 
1890  maebte  ba«  Kapitularvitariat  in  ^Hüncpen  eine 
Vorlage, in  ber  einfeitig  feftgefe^t  würbe,  bafe  toicSIIt- 
tatl^olitcn  teine  Katbohten  mebr  feien.  Die  Staat«= 
regierung  tarn  aud)  picr  ben  Sünfd)en  ber  Katljoliten 
entgegen  unb  verbot  ben  SUttatboliten  bie  3(u«übung 
be«  öffentlichen  @otte«bienfte«.  %m  2.  Stpril  1890 

36 


502 


Sägern  (fittteratur  gut  ©efcf)id)tc) 


bewilligte  ihnen  ber  Brinj^egent  bic  Rechte  einet 
Brioatfiräengefellfchaft  gemctfc  ben  Bestimmungen 
be*  :Hcligion*ebift$.  Slm  30.  Ctt.  1891  oeriagte  Die 
Staatercgicrung  befinitit)  bie  Slnerfennung  ber  %IU 
fatbolifen  al«  öffentliche  Korporation.  2)a*  Bor» 
geben  ber  ultramontanen  Slbgeorbneten  bei  ber  Be- 
ratung beä  Kultuäetat«  unb  ibre  Streichung  von 
t^orberungen  für  ©iffenfebaft  unb  Kunft  rief  all-- 
gemeine  Gntrflftung  roacb.  Bon  ben  geforberten 
120000  3Jc.  »urben  nur  60000  beroilligt,  hoch  bier 
trat  Brinj  Cubroig  in  ber  Reieb*rat*lammer  für 
bie  oom  Referenten  beantragte  Grböbung  ber  au«: 
geworfenen  Summe  oon  6()<KX)  <Di.  ein.  Der  f>au$= 
balt*etat  fa>lo&  mit  20  ÜMU.  3«.  mehr  al*  ber 
oorige  ab,  aber  trofebem  traten  noch  bebeutenbe 
Grübrigungen  oorbanben  Slm  3. OJtat  1890  tourbe 
ber  Vanbtag  gefaMoficn. 

Die  innere  Bewegung,  bie  burdj  ba*  fianb  ging, 
jeigte  fieb  ebenf o  bei  ben  ReicbStagawablen  20.  ftebr. 
1890.  Huf  allen  ©ebieten  jeigte  fieb  ba$  Beftrcben 
na*  einem  Umfcbmung  ju  freierer  Gntfaltung  ber 
geiftigen  unb  materiellen  Kräfte.  Dafe  ber  Brinj* 
Regent  Öu'tpolb  biefc  grieben#arbeit  niebt  geftört 
feben  wollte  burcp  ultramontane  Begebungen,  be- 
wies er  bureb,  fein  ßanbfcbreiben  oom  10.  2Jlai  an 
ben  Grjbifcbof  Jboma.  ^nfolgebcifcn  mürbe  be= 
fcbloffen,  ben  Deutfcben  Katholikentag  nicht  in  SO?ün= 
eben  ju  oeranftalten. 

Sin  bie  Stelle  be*  am  22.  3an.  1890  oerftorhe= 
nen  Jreiberro  oon  (jrandenftein  mürbe  27. 3an.  ber 
erbliche  Reid)«rat  ©raf  Sörring  *  fyttenbad)  jum 
Bräfibentcn  ber  Reicb*rat*fammer  ernannt.  Sin  bie 
Stelle  be«  Krieggminifterä  oon  ipeinletb  trat  am 
6. 2Rai  ber  ©eneralleutnant  uon  Safferling  unb  an 
bie  be$  Kultu$minifter8  oon  Vuli,  ber  am  31.  ÜWai 
fein  Gntlaüungägefucb,  einreihte ,  ber  Bolijeipräft« 
bent  oon  2Rüller.  Staatdminifter  oon  GrailSbeim 
rourbe  jum  Borfifcenben  im  üJlinifterrate  ernannt. 
Rachbem  ber  Sanbtag  aufeer  anbern  Vorlagen  nod) 
40  Wü.  9Ji.  jur  iöeritetlung  oon  Doopclgleifen  unb 
Befdjatrung  oon  Jabrmaterial,  aueb  eine  Slufbetfe« 
rung  ber  ©ebälter  ber  Staatsbeamten  unb  Sebrer 
bewilligt  batte,  fcblofc  am  28.  Wai  1892  bie  lefete 
Sefüon  ber  SPablpcriobe  1887—93. 

3n  ben  Gentrumetreifen  be$  Canbe*  berrfebte 
febon  feit  einiger  3eit  Uniufriebenbeit  mit  bem  Ber 
halten  ber  ?[raftion  im  Canbtag,  beren  Mattieren 
mit  ber  Regierung  («©efebäftStatboPciamu«»)  unb 
jablreicbe  Bewilligungen  man  mifebilligte.  Dicfe 
iJlifeftimmung  machte  fieb  namentlich  in  ben  Kretjen 
be*  bapr.  BauernbunbeS  geltenb,  mo  man  etne 
fräitigere  ©abrung  beS  3nterejfe*  ber  Steuerzahler 
münfdMe  unb  bei  ben  tünjrigen  SBablen  eigene 
Kanbibaten  auf;uftellen  befcblof».  35er  Grf  olg  jeigte 
fieb  fchon  bei  ben  Rcieb^taaewablen  vom  15.  ^uni 
1«93.  mo  bereit«  4  Bauernbiinbler  gemäblt  mürben. 
Bei  ben  £anbtag$roablen  am  12.  ^uli  perlor  ba« 
Gentrtim  oon  82  "INanbaten  8  an  bie  Bauernbünb- 
ler  unb  bamit  bie  Mehrheit,  aber  auch  bie  liberalen 
büfeten  6  Sitie  (oon  73)  ein,  unb  jum  erftenmal 
joa/n  bie  Socialbemofraten  mit  5  üJJann  in  ba*  Slb« 
georbnetenbaud  ein.  Slufterbem  mürben  3  ftonfer* 
oatioe  unb  1  3>emofrat  unb  fpfiter  nod)  l  Bauern^ 
bünMer  gemdblt.  5>er  am  2H.  Sept.  eröTTnete  neue 
£anbtag  bemilligte  eine  21  uf belferung  bed  ßintom: 
mens  ber  tatb.  unb  prot.  ©eiiilicbfeit  fomie  ber  ©e-- 
halte  beT  niebem  Beamten,  ferner  Summen  für 
bie  Morrcltion  be«  »JJtainS  oon  SlicbaffeubUM  bi* 
Hit?inaen  unb  Ginriebtung  einer  fiettenicbleppicbiff! 


fahrt  auf  bieier  Strcde.  Slber  ba*  ^rojelt  bee  Um 
baue«  bei  Donau^auvflanalS  lehnte  bie  Kammer 
ber  Slbgeorbneten  entgegen  ber  ber  9teicbSrate  ab. 
(Sin  Slntrag  auf  Ginfübrung  einer  progreifiocn  Gin= 
lommenftcuer  unb  Reform  ber  Kapitalrentenfteuer 
mürbe  oon  ber  3ro«iten  Kammer  22.  <Dlai  1894 
einitimmig  angenommen.  Xo<b  tarn  bie  frage  ber 
Steuerreform  tn  ber  MeicbSratStammer  nicht  mebr 
jur  (Srlebiguna.  Slm  24.  OTfirj  1895  ftarb  ber  Kuh 
tuSminifter  oon  Wüller  unb  an  feine  Stelle  trat 
ber  bisherige  Bunbe«rat*beooümdd»t  gte  oon  i'anb? 
mann.  Ser  am  28.  Sept.  1895  roieber  iufammen: 
getretene  Canbtag  genehmigte  bie  &rrid»tung  einer 
ftaatlicben  OTobiliaroerficberung^anftalt,  beantragte 
bie  ©rünbung  einer  genofienfcbaitlidjen  2anbe^= 
bQPothetenbant  unter  ftaatlieber  vJRitmtrlung  unb 
ermdehtigte  bie  9ieg;erung  jur  Ummanblung  ber 
Iprojentigen  Staateichulb  in  eine  31/,  projentiae. 
Siefe  Äonoerfton  rourbe  im  Slug.  1896  eingeleitet. 
"Nach  bem  2obe  be$  Grjbifchof«  2boma  (24. 9loo. 
1897)  rourbe  ber  Bifcbof  oon  ©firjburg,  5ranj 
>fepb  Pon  Stein,  jum  erjbifchof  oon  «Ucüncben: 
/Vreifiiifl  ernannt.  1898  rourbe  ein  Gntrourf  jur  3b 
änberungbeeBerein«gefette«  angenommen,  ber  Slu^ 
f*lufeberaJiinberjabngen,3ulai)ungberfrauenunb 
Slufbebung  be«  Slffiliation«oerbotd  beftiinmt. 
einer  aufserorbentlicben  Seffion  be«  Sanbtag«  un 
5'übiabr  1899  rourben  bie  SluSfÜbrungägefeue  jum 
Bürgcrl.  ©efetjbuche  genehmigt  unb  bie  Kapital 
renten=,  ßinfommen*  unb  ©emerbefteuer  angenom« 
men,  baju  aueb  bie  ?lblö»ung  ber  Steuer^,  3oll'  unb 
Umlagenfreibeit  ber  Stanbeeberren.  Die  9leuroablen 
3um  Sanbtagc,  17.  ^uli,  roobei  ßentrum  unb  Social« 
bemotraten  ein  fBablbünbni«  für  ÜJtöncfaen  unb  bie 
Bfalj  fchloffen,  brauten  bem  Gentrum  83,  ben  täbv 
ralen  45,  bem  Bauernbunbe  13,  ben  Socialbemo- 
fraten 11  Dlanbate,  ben  $emof raten  ein«.  2lm 
28.  Sept.  rourbe  ber  neue  Sanbtag  eröffnet. 

t'ittcrcmir  zur  ©ef*i(^te.  Monument«  Boica, 
Bb.  1—45  («Ölünch.  1*48—99);  »Dentin,  Sfimt= 
liebe  ffierle  (neue  SluSg.,  5  Bbe.,  ebb.  1880-86); 
Buchner,  ©efchidjte  oon  B.  (10  Jle.,  9teaen*b.  unb 
aRflnch.  1820  —  55);  3id)otte,  Sech*  *ü*et  ber 
Öefcbicfaten  be*  bapr.  Boll»  (2.  Slufl.,  4  Bbe..  Jlarau 
1821);^reger>eebrbucbberbapr.©eid)tchte(13.Slufl( 
?pj.  181»5);  Riejler,  ©efehiebte  B.«  (4  Bbe.,  ©otba 
1878—88);  Schwann,  ^llul'trierte  ©efdjicbte  oon  B. 
(8  Bbe.,  Stuttg.  1890—94);  Schreiber,  ©eiebiebte 
B.«  in  Berbinbuna  mit  ber  beutieben  ©eiebiebte 
(2  Bbe.,  ftreib.  t.  Br.  1889—91;  fatb.  2enbenj); 
iHubbart,  ©efebidbte  ber  Öanbftänbe  in  B.  (2.  ftn|L, 
2  Bbe.,  SJlttucb.  1819);  Diahinger,  §orfd)ungen  jur 
bapr.  ©eiebiebte  (Kempten  1»98).  —  3ur  ältern  (k> 
feb.ebte:  Rubbart,  iiltejte  ©efebiebte  9.1  (i>amb. 
1841);  Sl.  Duimnann,  t)ie  ältefte  ©efdjicbte  ber  B. 
bi«  jum  ?.9ll  (Braunfcbro.  1873);  berf.,  Uie  dltefte 
Reebt*oerfaifung  ber  Bairoaren  (ROrnb.  1866); 
Öeigel  unb  Riejler,  2)a«  ^erjogtum  B.  jur  Seit 
^einrieb*  be*  l'öroen  unb  Cttod  oon  ©ittekbacb 
(dUüneb.  1867).  —  3ur  neuern  ©efebiebte:  »eigel, 
Die  -iiMtteUbaeber  (2Rflnd).  1880);  berf.,  flu*  Drei 
^abrbunberten  ("Bien  1881);  berf.,  ftcue  biitor. 
Borträge  unb  SluffäRe  (Dtünd).  1883);  berf.,  Cueh 
len  unb  Slbbanblungcn  (ebb.  1884;  9ceue  Aolae 
1890);  berf. (6ütor.  Borträge  unb  Stubien,  3.  .\As\t 
(ebb.  1887);  berf.,  Der  öüerr.  Grbfolgeftreit  («orcL 
1877);  berf.,  Jubroigl.,  HönigoonB.(2.ilutl..  Vpj. 
1888);  Sepp,  l'ubroig  Sluguitu*  (Sebatfb.  1««;!'); 
Scrcbenfelb,  ©efebiebte  B.#  unter  König  üJcarimilian 


Digitized  by  Googl 


Sanerroalb 

3ofepb  L  fSBerl.  1854);  3>u  SRoulin  gdart,  93.  unter 
bem  üRinifterium  sJJtontgela«  1799—1817  (93b.  1, 
ÜJlünd?.  1894);  Sienanj  SRüller,  2Jkrimilian  IL, 
Rönig  oon  33.  (<Regen*b.  1864). 

Wane rtualb,  f.  33öbmer  2ßalb. 

{Battens  (fpr.  baiöb).  1)  Slrronbiffement  im  franj. 
Separt.  Saloabo«,  bat  948^.  qkm,  (1896)  66412  G., 
136  ©emeinben  unb  jerffillt  in  bie  6  Äantone  S3al« 
lerop,  33.,  Gaumont,  ^fignp,  töpe«  unb  Jreniere  *.  — 
2)  ftauptftaM  be«  Slrronbiffement«  33.  im  franj. 
Separt.  Galoabo*  in  bet  Slormanbie,  im  fru&t« 
baren  Jbale  ber  Slure,  8  km  vom  ÜJteere,  an  b« 
Vinte  'K.ari««Gberbourg  ber  ©eftbabn,  tft  alters 
tümlid)  unb,  aufeer  ber  >>anr;urane ,  fcblecbt  ge« 
baut.  Sie  Äatbebrale,  bie  Dom  33ifd>of  Robert  be« 
Slbleige*  (geft.  1231)  angefangen,  fpäter  mebrmal* 
wrfebönert  mürbe,  jeidmet  ftcb  burdj  ibre  benlicben 
portale  unb  ihre  brei  ©lodentürme  oon  übeuafeben« 
ber  Kühnheit  au*.  33.  ift  ber  Si&  eine«  33ifcbof*, 
eine«  Gioil«  unb  J&anbel*gertd)t«,  einer  £>anbel*= 
tammer,  bat  ein  grofee*  unb  ein  Heine«  Seminar, 
ftommunal'Gollege,  ÜJlufeum,  öffentliche  33ibliotbef 
von  2500U  33änben,  ©efellfchaften  für  Äunft, 
3Biftenf*aft ,  fiitteratur  unb  Slderbau,  2  3eitungen 
unb  1  tbeater,  1  3)lönd>*«  unb  6  WonnenM öfter. 
Sie  Stabt  bat  mit  ibren  oier  33orftäbten  (1896) 
6874,  a(*  ©emeinbe  7912  <S.,  anfebnlidje  vBor« 
Man-,  Spieen:  unb  <Wü&enfabriten,  33aummoü« 
fpinnereien  unb  (ebbaften  Jpanoel  mit  3 d  lod  tou-b 
unb  üferben,  mit  33utter,  ©etreibe,  ©eflügel  unb 
flpfeln  jowiemitGiberunbSBein.  $n  ber  öffentlichen 
33ibliotbel  wirb  bie  im  18.  $abrb.  mieber  aufge« 
funbene  berühmte  Japifferie  be  33.  aufbewahrt, 
eine  au*gejeidmete,  50  cm  in  ber  £>öbe,  70,3  m 
in  ber  Sange  meffenbe  Stiderei  auf  feiner  weifeer 
fieinwanb,  bie  in  meifterhafter  Slnorbnung  unb  mit 
lat.  Grlduterungen  perieben,  in  58  ©nippen  bie 
£auptereignifie  ber  Groberung  Gnglanb*  bur*  3JMI« 
beim  ben  Gröberer  barftellt.  Tk  Slrbeit  foll  von 
OTatbtlbe,  ber  ©emabtin  3Bilbelm*,  gefertigt  fein; 
gemife  ift  nur,  bafe  fie  bem  11.  3abrb.  angehört. 
Sa*  nitht  nur  in  fünftlerifcher,  fonbern  aueb  ge« 
fdncbtlicber  33euebung  bebeutenbe  3Berf  mürbe  von 
2bierrp  in  bellen  «Histnire  de  la  conquete  de 
l'Angleterre»  (33b.  1)  bef(hrieben  unb  feitbem  mehr* 
fad)  in  Stablfticb  unb  187!»  von  ;\Gomtetn  79S3lät« 
tem  pbotogracbüd)  neroielfiSltigt. 

33.,  bie  alte  öauptjtabt  ber  gallifcben  33aiocafie«, 
war  in  ber  Mömerjeit  als  Augustomagus,  roie  iHeftc 
einer  3Pafierleitung  unb  eine*  ©oinnofium«  be« 
weifen,  eine  bebeutenbe  Stabt.  $m  frühem  Littel« 
alter  33aiocafft*  unb  33aiocd  (33aiocumj,  würbe  e* 
feit  etwa  360  33iiaVf«fift  <33aioca)  unb  £>aut>tort 
einer  frant.  ©aupraffebaft,  33aiocafftnu«,  ber  fpd* 
tem  fianbfebaft  33effin,  be*  Litus  äaxonicum,  wo 
Äarl  b.  @r.  überwunbene  SaAfen  angepöbelt 
hatte.  3m  9.  Sabrb.  mürbe  e*  von  bem  "Jlormannen 
SHollo  erftürmt  unb  bielt  ftd)  al*  SJtittelpuntt  ber 
normann.  &errfd>aft  am  Idnpften  frei  oon  franj. 
Slrt  unb  Sitte.  §m  engl.  Kriege  mürbe  bie  Stabt 
1346  oon  Gbuarb  Hl.,  1417  oon  «öeinrid)  V.,  1450 
von  Dxmo'xi  erobert,  16.  3abrb.  litt  fie  Diel 
burd)  bie  £>ugenottenlriege ,  erlebte  unter  $uo-- 
wig  XIIL  bie  blutige  33ettrafung  ber  rebelliithen 
«Va-nu-pieds»,  unter  Subwig  XIV.  bie  grauiame 
SJerfolgung  ber  vJJroteftanten.  ?^n  ber  ^roolutiv-u«: 
jeit  bielt  fie  mit  ibrer  jablreid?en  ©ei|"tlid)leit  treu 
3U  ben  33ourbonen.  —  93gl.  g.  ^luguet,  Essai 
historique  sur  B.  (1830). 


—  fflagle  563 

iöap  Unfein,  f.  93ai^nfeln. 

OaQlc  (fpr.  bdbl),  ^itene,  franj.  ^reibentcr  unb 
Sialettiler,  geb.  18.  Wov.  1647  iu  fie  Garla  in  ber 
©raffd)aft  5oir,  empfing  ben  erften  Unterriebt  oon 
feinem  3iater,  einem  reform,  ©eiftlidien,  befuchte 
bann  bie  Sd)ule  ju  33up-fiauren£,  wo  anbaltenbe 
Stubien  feine  ©efunbbeit  für  immer  febmädnen,  unb 
ftubierte  ju  Jouloufe  ^bilofopbie  bei  ben  ^efittten. 
6ier  würbe  er  bewogen,  tum  Äatboliciämue  über: 
\v. treten;  aber  feine  ,\amilie  tbat  alle«,  ihn  wieber 
für  bie  reform.  Äirtbe  }u  gewinnen,  unb  fo  tebrte 
er  nacb  17  Monaten  ju  ibr  jurüd.  hierauf  ftubieTte 
er  in  ©enf  unb  Soppet  bie  ^bilofoobie  be«  'Se«» 
carte«.  9iacb  einigen  ^abren  tebrte  33.  nad)  ^ranf-- 
reieb  jurüd,  liefe  ftd)  juerft  in  tKouen  nieber  unb 
lebte  bann  in  ^ari«,  wo  er  Unterriebt  erteilte,  bi« 
er  1675  ben  pbilof.  fiebrftubl  iu  Seban  erhielt,  auf 
welchem  er  mit  3luä}ei(bnung  bi«  jur  Aufhebung 
biefer  Slfabemie,  1681,  lehrte,  hierauf  warb  er  auf 
ben  pbilof.  fiebrftubl  nad)  dtotterbam  berufen.  ?n: 
folae  feiner  freifinnigen  Slnftchten  namentlich  vom 
^heoloßen  ^urieu  heftig  angegriffen,  würbe  er  1693 
feine«  &mte«  entfetit  unb  ihm  felbft  bie  drteilnitg 
oon  <(JrtDatunterricht  »erboten,  ^o^ährenbe  Sin« 
griffe  unb  Streitigteiten  oerbitterten  feine  legten 
fieben«jabre.  6r  ftarb  28.  $ej.  1706. 

SJeranlafet  burd)  bie  ßrfdjeinung  eine«  Äometen 
16H0,  gab  er  feine  «Pensees  diverses  ecrites  k  un 
docteur  de  Sorbonne,  k  l'occasion  de  la  comöte 
qni  parut  au  mois  de  decembre  1680»  (!}iotterb. 
1682  u.  5.;  nebft  «Addition»  (1694]  unb  «Conti- 
nnation»  f233be.,  17051;  in  5.  Stuft,  oereinigt,  4  33be., 
1721)  beraub,  ein  SBert  Doli  ©elebrfamleit,  in 
welchem  oiele  ©egenftänbe  au«  ber  SRetapbpfif, 
ÜJtoral,  Rheologie,  ©efehiebte  unb  ^olitit  abgehan« 
belt  werben,  liefern  folgte  bie  »Critique  geueralo 
de  Thistoire  du  Calvinisme  de  Mr.  Maimbourg« 
(4  33be.,  33illefrancbe  1684).  S)ie  in  ftoüanb  berr« 
fd>enbe^refifreibeit  oeranlafeteibn,  mehrere  in  3ranf* 
reich  unterbrudte  33ü*eT  berauejugeben,  fo  einige 
fid>  auf  Tes^carte«  bejiebenbe  Schriften,  (sr  unter« 
nahm  1684  mit  33ernarb,  fia  5Hoque  u.  a.  eine  perio« 
bifebe  Schrift:  «Nouvelles  de  la  repiibliqiie  des 
lettres»  (56  33be.,  Slmfterb.  1684—1718).  Sie  91* 
ligion*oerfolgungen  in  $rantreid)  gaben  ihm  3>cr« 
anlaffung  ju  bem  angeblich  au*  bem  6nglifd>en 
ii  ber  festen  «Commentaire  philosophique  sur  ces 
paroles  de  Jesus  Christ:  Contrains-Ies  d'entrer» 
(3  33be.,  Ganterburp  1686),  ber  eine  fräftige  derlei: 
bigung  ber  ©runbfdtie  ber  2oleran}  entt  ält.  Sein 
«I>ictinnnaire  historique  et  critiqne«  (juerft233be., 
Motterb.  1695  u.  1697;  neuere  Slufl.  1702;  am  noll« 
ftanbnrften  oon  De^maiieaur,  4  33be„  Slmfterb.  unb 
Üeib.  1740;  neuefte  Slu*g.,  16  33be.,  3iar.  1x20—24; 
beutfdi  oon  ©ottfeheb,  4  33be.,  fip}.  1741—44)  mar 
ba?  erfte  3öert,  ba*  unter  feinem  Stamen  erfdnen. 
Sie«  SBert  brachte  ihn  mit  bem  Moni; 'turtum  in 
ftonflilt,  unb  neue  fteinbe  erwedte  ihm  (eine  «Re- 
ponse  aux  questions  d'un  proviueial»  (5  33r>e., 
yijtterb.  1704)  unb  bie  ^ortfettung  ber  «Pentes 
sur  la  coraete»  in  ^acquelot  unb  Cederc,  bie  beibe 
feine  religi öfen  SOifkt'ten  anoriffen.  Seine  »Gvuvres 
diverses«  futb  im  .^aaa  (4  33be.,  1727—31  u.  1737) 
erfebienen.  Gmile  ©iga*  gab  berau«:  «Ch<«ix  de  la 
corre»pondance  inedite  de  Pierre  B.  167ü— 17(Mi 
d'apres  les  originanx  ennserve»  ä  la  liiblioth6que 
royale  de  Cnpeiihagne»  (Jtopenb.  18iH)). 

33.  ftebt  an  ber  coifte  ber  neuen  Tialeftitcr  unb 
Sleptiter.  SBenn  oor  ibm  bie  ©nieuerun^en  ber 

36» 


Digitized  by  Google 


564 


83o9lcn  —  Söagonne  (in  graufretd)) 


antiten  Stepfi«  fldb  mit  mebr  ober  toeniget  2luf- 
tidjtigteit  in  ben  Sienft  bet  lirdjlidjcn  Dogmatil 
ßcfteUt  batten,  fo  nabm  bct  Stcptici«mu*  in  ibm 
burd)  bie  SBenbung  auf  ba*  rcligiöfe  Söiffen  eine 
Stiftung,  Permöge  beten  et  in  erftcr  Öinie  ben  Kampf 
bei  Sluftlärung  gegen  bie  Äitdjc  eröffnete,  (h 
tdmpfte  gleidjmäfng  gegen  bie  tbeol.  Sdjolaftit  roie 
gegen  bie  9ietfucpe  einet  pbilof.  SBetnunftieligion 
unb  galt  beäbalb  ben  einen  al«  Refcet,  ben  anbetn 
al*  Suntelmann.  3"  ibm  felbft  abet  batte  ienet 
Sttbetfprucb  jroifcben  ©lauben  unb  Siffen  fo  menig 
9Jcrf  öbnung  gefunben,  ba&  man  j.  93.  au«  bem  «Dic- 
tionnaire»  ben  ßinbtud  getoinnt,  al*  babe  bie  Strtitel 
fein  ©laube,  bie  Dioten  fein  SBiffen  unb  feine  bialef* 
tiidje  Äritit  gefdjtieben.  Slbet  getabe  biefe  Dtoten 
gewannen  petmöge  ipre«  lampfgeipanbtcn ,  lebend: 
oollen  unb  allgemein  petftänblidjen  S tilä  in  33et; 
binbung  mit  bem  beifpiello*  umfaffenben  geleb.  tten 
2Bil)en,  ba*  batin  niebetgelegt  mar,  eine  gemaltige 
OJiacbt  übet  bie  ftam.  ©eifter,  unb  Pon  feinem  «Dic- 
tionnaire»  au«  petbteitete  fid)  bei  ben  gtanjofen 
fo  nabelicgenbe  Slcpttctömu*  al*  bie  allgemeine 
$entatt  bet  aufgeteilten  93ilbung  in  bie  roeiteften 
flieifc.  2Benn  abet  im  allgemeinen  93.  meit  be« 
beutenbet  in  bet  Snalpfe  ftembet  Srrtümet  al*  in 
bet  Stufftellung  eigenet  Sähe  mat,  fo  gebt  bodj 
butcb  all  fein  Kenten  eine  pofitipc  überjeugung  pin 
burdj:  bie  f ortrodprenbe 93etonung  bet Unabbdngigs 
(eit  be*  moralifdjen  öanbelnS  unb  be*  moralifcbcn 
ffiert*  ton  bet  teligiöfen  Überzeugung,  eine  füt  bie 
Joleranj  be*  3tuftlärung*jettalter*  entfdjcibenbe 
l'cbte,  »eldje  93.  auf  ben  perfdjiebenften  3Begen  po* 
fitio  unb  negatip  ju  etbätten  fuebte,  unb  meieret  et 
namentlich  ben  fpätet  pielfadp  angefochtenen  'Jluo- 
btutf  gab,  et  tönne  fid)  feb/t  roobl  einen  gut  geotb= 
ueten  Staat  ton  Sltpetften  benfen.  Stllcin  e*  »at 
ielbftpetftdnblid),  bafi  in  bemgeiftigen  Stange  bet 
3eit  aus;  ben  Scptiften  be«  3Jtannc«  fid)  mepr  bie 
negatipen  Seiten  berau«bobcn,  unb  fo  ift  et  in  bet 
Ctinnetung  bet  iDienfdjen  immet  mepr  al«  bet  bia* 
lettif*e  Steptiter  fteben  geblieben,  por  beffen  Äritit 
bie  2)ogmen  feinet  Religion,  teinerÄonfeffion  ftanb= 
bielten.  —  3igl.  2)e«maifeaur,  La  vie  de  Pierre  B. 
(2  93be.,  Jöaag  1722—32;  beutfeb  PonÄobl,  £>amb. 
1731);  2.  Seuetbad),  gierte  93.  («neb.  1838;  2.3lufl., 
2p3. 1848);  Ä.  tfiicper,  ft*.  93acon  unb  feine  Wati- 
folget  (2  3lufl.,  Vpj.  1875);  93ctj,  gierte  93.  unb  bie 
«Nouvelles  de  la  republique  des  lettres»,  1684 
—87  (3üi.  18116). 

Sailen  r^ailen),  Stabt  in  bet  fpan.  ^ropinj 
3aen,  ipeftlid)  Pon  Sinare*,  in  olioenreiebem  &ügcl* 
lanbe,  am  fübl.  ftufse  bet  Sierra  iDtorena  unb  an 
bet  $lnbaluf.  ßifcnbabn  3aen--£inare«,  ift  ftitotfft 
puntt  bet  Stta^en  nacb  ©tanaba,  Sevilla  unb 
sJJlabrib,  bat  (1897)  7595  Q.,  Diele  ©aftböfe,  @la§:, 
Seifen:  unb  3i<fl<ifabtiten,  Seinenmcbeteicn  unb 
Clmüblen.  ^iftotifd?  betübmt  ift  93.  butd?  bie  fiapi» 
tulation  be$  ftanj.  ©enetald  Tiupont  be  TGtang, 
bei  fid)  bi«  22.  Juli  1808  mit  17000  2»ann  ben 
Spanieni  untet  (Saftano^  etgab.  9iad)  ben  Hümpf en 
bei  Slnbüjat  sog  et  fid?  nad?  93.  jutüd,  fanb  bicS 
jeboeb  febon  ton  ben  (Spaniern  untet  Biebing  beje&t, 
bet  ihn  umgangen  unb  Don  93cbel  unb  Xufout  ab* 
gefcfcnitten  patte.  Supontä  9}etfud)e,  19.  3uü  bie 
l!infd?liepung  ju  butdjbtedjen,  mißlangen;  22.  $uli 
mußten  bie  btei  ftanj.  ©enetale  tapitulieten.  Sie 
Spaniet  btadjen  jeboep  ben  93etttag  unb  fdjafften 
fdmtlidje  ^yranjofen  auf  bie  Pontons  Don  (Sabij. 
infolge  tiefer  Mebetlage  bet  gtanjofen  na^m  bie 


|  fpan.  Snfurteftion  großen  äuffdjmung.  Gaftano* 
routbc  jum  Serjog  pon  93.  etboben. 

^atilc»,  i>etjog  Don,  f.  Gaftafto«. 

K  a  n  in ,  sH*a  (*Ucn,  engl.  Scptif  tftellet  in,  f.  93b.  1 7. 

®at)ttcd  (fpt.  bebn^),  Sbonta*  Spcncet,  enaL 
SdjtiftftcUet,  geb.  24.  ÜJlätj  1823  ju  ©eUington  in 
Sometfet,mutbe  im  Bristol  College  unb  an  bet  Uni: 
Detfität  dbinbutgp  gebilbet  unb  ma6te  fid)  burd? 
«Ad  essay  on  the  new  analytic  of  logical  forms» 
(ia50)  unb  feine  Überfettung  unb  Gtliutetung  ton 
Slnt.  Slrnaulbd  «The  Port  Royal  Logic»  (1851; 
7.  Sufl.  1874)  belannt  1851— 55  mar  et  Stffifteiit 
be*  ^bilofopbieptofeffotd  Sit  ÜBilliam  Hamilton 
in  ßbinbutgb,  1857  —  63  SRebacteut  bet  «Daily 
News»  unb  (framinatot  in  fiogit  unb  $fpd?ologie 
an  bet  Sonbonet  Unioetfitdt;  1864  ttmtbe  et  i;rc- 
feffot  bet  Sogit,  9lb<tori!  unb  SJlctapbofif  an  Per 
Unipetfitdt  St.  anbtem«,  mo  et  30.  ÜJtai  1887  ftarb. 
Seine  f>auptleiftung  ift  bie  Leitung  bet  9. 2(u*aabe 
bet  « Encyclopffidia  Britauaica»  (feit  1873).  Gr 
veröffentlichte  nod)  «The  Somersetshire  dialecf. 
its  prominciation»  (1861)  unb  mit  2.  tfampbcU 
«Speculum  Universitatis  (St.  Andrews).  Alma 
Mater's  Mirror»  (1887),  93ctfe  unb  $tofa. 

^auntonfrijc  (^iurotcf  hing,  ein  nad)  bem  eng* 
U)d?en  ätjte  93apnton  (18. 3abtb-)  benanntet  6cft= 
pflafteroerbanb  bei  fcblecbt  peilenben  Unterfcbcntel- 
gefebmüren. 

«an  tM,  53ap=5Rumöl  (fpr.beb),  ätberif*e3 
Cl  au*  ben  93ldttetn  bet  »efttnb.  Pimenu  acris  W. 
et  .-im.;  cv  mitb  in  einigen  Stdbten  9totbametifaö 
aus  ben  frifd?  bejogenen  93lättern  beftilliert,  roeldje 
etrca  2,5  ^roj.  baoon  liefern.  S)a«  93.  bat  einen  ge» 
münbaften  ©erud?  unb  ein  fpec.  ©enriebt  von  1,040 
(nad?  anbern  Angaben  ©on  0,970  bei  15°  C);  man 
perroenbet    gur  ^etftellung  bed  93ap-iKumö  (f.  b.). 

$Battonnc  (fpt.  baiönn).  1)  Hrronbiffemeut  im 
ftans.  Sepatt.  93affed=sUptene'eg,  b«t  1054,ss  qkm, 
(1896)  109556  53  ©emeinben  unb  jetfdllt  in  bie 
9  Äantone  93.--9totb  =  eft,  93. = Stoib  =  C lieft,  93iatrili, 
93ibadje,  (^fpelette,  öafparten,  fiabaftibedlairence, 
St.  3ean=bc-2uj  unb  Uftarttd.  —  2)  $auptftabt  be* 
Slnonbiffementö  93.  im  franj.  Separt.  93affe*^prds 
niti,  teid>e  .t>afen*  unb  6anbel*ftabt  unb  3cftung 
elften  Stange«,  am  3"f«"nmenfluffe  bct  9tirx  unb 
be*  Stbout,  6  km  »on  bet  93ai  non  93i*capa,  an  ben 
fiinien  93otbcaux--93.'3ntn,  2ouloufe*93..  93.=Cfie* 
(41  km,  (jottfctiung  nad)  St.  ^ean^ieb* betört 
[12  kml  unb  St.  (Jtienne  be  93atgotrp  [10  km])  unb 
ber  3»eiglinie  93.*93iarriti  ber  Sübbabn,  bat  (1896) 
22278,  alö  ©emeinbe  26918  (E.,  unb  in  ©arnifon 
ba*  48.  Infanterieregiment  unb  ba*  14. 5eftunge= 
artillericbataillon.  2)urd>  9iir>e  unb  5»^our  roirb 
bie  Stabt  in  brei  Seile  geteilt:  bie  grofie  Stabt  mit 
bem  alten  Scblofj  am  Unten  Ufer  ber  Siiw,  bie  (leine 
Stabt  mit  bem  neuen  Scblofj  jroifd?en  Stipe  unP 
Stbour,  unb  bie  feit  1851  bureb  eine  fd?ßne  Stcin= 
brüde  pon  fiebcn  93ogen  mit  legterer  Pcrbunbeiu 
93orftabt  St.  Gfprit,  am  reebten  Ufer  be«  Slbour, 
roelcbe,  meift  pon  fpan.  unb  port.  3nben  betoobnt, 
1857  mit  ber  ©emeinbe  93.  pereinigt  »utbc.  ßine 
Gitabelle  mit  Pier  93aftionen,  auf  einer  Slnböbe  ber 
iBorftabt,  beftteiebt  ben  ioafcn  unb  bie  Stabt  unb 
ttdgt,  ba  fie  niemal«  etobert  »orben  ift,  am  Gin» 
gange  bic^nfebrift:  «Nunquam  polluta»  («niemal* 
entebrt»).  2)ie  fdbönfte  fiirdje,  am  ßnbe  ber  $>aupt= 
per!ebr*aber  (ber  5Hue  SBtctor  ^ugo)  gelegen,  ift  bie 
1213  angefangene  Äatbebrale,  an  bcrenSJollcnbung 
feit  1847  roieber  gearbeitet  ttitb.  93.  ift  Si&  eine* 


Digitized  by  Google 


Stogonne  (in  SKorbamerifa)  —  iöatjreutt) 


565 


JBifcbof«,  eine*  f>anbel«geri(bt« ,  einer  $anbel«* 
lammer,  be«  Stabe«  ber  36.  ^nfantericbioifton, 
einer  Filiale  ber  58ant  oon  Atantreicb,  bat  ein«  ber 
iebönften  Slrfenale  granlreidj«,  ÜDiihtarbofpital  mit 
800  Letten,  iBibliotbet  Don  10000  JBfinben,  tbeol. 
Seminar,  Seemann«fd?ule,  Sirlu«  für  Stiergefecbte 
(alljährlich  im  September),  ein  J  fceatcr  fowie  »ra*t- 
oolle  Guai«  unb  fdjöne  5jJromenaben.  Ter  fiafen 
fann  Sdnfie  oon  5  bis  6  m  Jiefgang  aufnehmen, 
bat  aber  wegen  ber  SBarrc  be«  Äbour  unb  ber  ftarlen 
58ranbung  einen  Anwerft  febwietigen  3ugang,  an 
beffen  JBerbefferung  man  lange  3<it  oergeblid)  ge« 
arbeitet  bat.  Statt  ber  alten  Stcinmolen  bat  man 
jeht  ÜÄolen  au?  gegoffenen  Gifenröbrcn,  bie  mit 
Ü)törtel  gefüllt  fmb  unb  anben  äufeern  Gnben  ba« 
freie  3)urd)fluten  be«  ülöaffer«  erlauben;  baburd) 
wirb  ba«  Slnmadjfen  ber  SBarrc  oerbütet,  aber  bod) 
ber  febwere  branbenbe  Seegang  gebrochen.  3!rei 
l'eucptfeuer  beleuchten  bie  Ginfaprt.  ©rofee  SAiffc 
madjen  im  f^lufie  an  ben  Sanbungäbrüdeu  in  ber 
Stabt  £>alt;  ein  Irodcnbod  ift  oorbanben.  58.  treibt 
beträdjtlicben  fcanbel  mit  Spanien,  Portugal  unb 
Sübamerita  (mit  welchen  Vänbern  e«  in  Sampf= 
idjiftoerbinbung  ftebt)  fowie  mit  granfreid  felbft. 
3)ie  früher  bebeutenbere  Seefdjiffaprt  ift  pauptfäaV 
lid>  auf  Scbellfiicb*  unb  SBalfifcbfang  geridbtet.  2)er 
Specialbanbel  (©in  •  tunb  »u«fubr)  betrug  1893: 
30,5,  1898: 27,9  3Kill.gr«.  2)taftbäume  unb  anbere« 
Scpiffbau&olj  au«  ben  Brenden  werben  nach.  5Breft 
unb  mebrern  öäfeu  grantreid)«  au«gefübrt,  oor* 
treffliche  2ikine  unb  üdjololabe  in«  weftl.  Guropa. 
58erübmt  ftnb  bie  58aponner  Sdjinfen.  Slufecrbem 
wirb  betrieben  Branntwein»,  SÖeinftein*,  Cebcr*, 
i'einwanbfabritation  unb  3uderraffinerie,  ©la«= 
fabritation,  5Änterfd>mteberei  unb  Schiffbau.  3ft 
Jracpt  unb  Sitten  erinnert  bie  5Beoölferung  vielfad) 
an  ba«  benaebbarte  Spanien ,  namentlich  ift  in  ber 
niebern  58oli«tlaffe  ba«  ba«l.  ©epräge  cbenfo  Wie 
bie  ba«f.  Sprache  oorberrfepenb.  Äonfulate  baben 
in  JB.:  Argentinien,  SBelgien,  JBolioia,  ßbile,  3)äne* 
marf ,  SDlerito,  9tiebcrlanbe,  Nicaragua,  3>araguaö, 
Ikru,  Portugal,  Saloabor,  Spanien,  bie  Surfet, 
Uruguay  unb  SSenejuela. 

58.,  ba«  alte  Lapurdum  im  l'anbe  ber  £ar  belli, 
war  fdjon  im  3.  ^abrb.  ^eftung  unb  &anbel«plaft, 
feit  bem  4.  3aprb.  5Biid>of«fi&  unb  ftanb  abmedjfelnb 
unter  ben  Wörnern,  ffieftgoten,  iBaelen,  granfen 
unb  Normannen.  Tie  öerjöge  oon©a«cogne,  burtp 
bie  980  bie  Normannen  oertrieben  würben,  begün» 
ftigten  ben  Ort  burdj  5Urioilegien.  JB.  fiel  1153  nebft 
©upenne  an  Gnglanb ,  unter  beffen  &errfd?aft  fidb 
feine  greibeiten  unb  fein  SBoblftanb  aufjerorbentlid? 
mebrtcn.  Seit  ber(froberungburcb3)unoi«21.!ilug. 
1451  blieb  bie  Stabt  bei  granlreicp.  £ier  fanb  1565 
bie  JBaponner 3ufammenlunft  (f.  b.)  ftatt.  Seit  1674 
würbe  bie  Stabt,  al«  Scblüffel  m  ben  $dffen  ber 
ffieftporenäen ,  nadj  JBauban«  3)lan  neu  befeftigt. 
iffiie  fd)on  am  Gnbe  be«  15. Sabrb.,  trat  aud)  1684 
eine  JBerfanbung  ber  Ülbourmünbung  ein,  bie  über 
40  3abre  lang  ben  Seeoertebr  ftörte.  Grft  al«  1784 
58.  jum  greibafen  erflärt  unb  jum  ^anbel  nad) 
Amerifa  autorifiert  worben,  blübte  e«  wieber  auf. 
3m  »pril  unb  SJiai  1808  fanben  im  Sdiloffc  aJlarrac 
jwifdien  Napoleon  unb  ber  fpan.  Äönig«familie  jene 
3ufammenlünfte  ftatt,  in  welchen  leitete  jur  58er* 
jicbtleiftung  auf  bie  fpan.  Krone  überrebet  unb  ge» 
swungen  würbe,  ©leiebjeitig  warb  bier  10. 9Jlai  1808 
bie  58aponner  Äonoention  iwifdjenbem  ©rofc 
berjogtum  5fi)arfd>au  unb  granfreid)  unterjeidmet. 


1814  würbe  58.  nad?  bem  diüdjuge  Soult«  vergeb» 
lid)  oon  ben  ©nglänbern  eingefcbloffen.  JIBfibrenb 
ber  fpan.  58ürgerfriege  war  58.  feit  1833  ber  ftete 
3uflud)t«ort  fpan.  Gmigranten.  §n  5B.  foll  1640 
ba«  nad)  ber  Stabt  benannte  ^Bajonett  (f.  b.)  erfun^ 
ben  worben  fein.  —  58gl.5Bala«que  unb  3)ulauren«, 
Emdes  historiqaes  sur  la  ville  de  B.  (3  5Bbe., 
iBaponne  1802—75);  2)ucere\  B.  bistorique  et  pit- 
toresque  (ebb.  1893);  berf.,  Histoire  maritime  de 
B.  (ebb.  1895). 

4Jarjoiwe(fpr.baj6nn),  Stabtim  ßountpöubfon 
be«norbamerif.  Staate«  9leujerfep,  jwifdben  ber9ieu= 
uorlbai  unb  ber  9tewar(bai,  gegenüber  3  taaten  ■  ,V:-  ■■ 
lanb,  nabe  bei  ^erf  ep  6itp,  pat  (1890)  19033  6.,  djem. 
gabrilen  unb  *8etroleumrafnnerien.  [Stabt). 
i^arionner  JTonöcntiön,  f.  JBaponne  (franj. 
4»a\i pnncr  ,({uf ammenf unf t,  eine JBegegnung 
ftatbarina*  oon  HJlebici  (f.  b.)  mit  ibrer  2 od)ter  Ölt» 
fabetb  oon  Spanien,  ©emablin  ^ßbilipp^  Ö.,  unb 
bem  öerjoge  oon  Sllba  im  ^unx  unb  ^[uli  1565. 
Katharina  unb  Alba  foUten  hier  gemetnfam  3(n* 
fobldge  gegen  bie  ^roteftanten,  nad?  managen  fogar 
bie  58artf)olomäu«nacbt  oon  1572  oerabrebet  baben ; 
bod}  batte  Katharina  nur  ihr  Slnfebcn  burcp  bie 
oon  ibjr  gefud)te  ÄonfcTenj  ftdrfen  unb  ibre  greunb» 
fdjaft  mü  Spanien  befeftigen  wollen;  aber  ber  fo 
erwedte  Slrgwo^n  ber  prot.  SBelt  jog  fic  wiber 
SiOen  in  neue  innere  5Bewegungen  pinetn,  unb 
bie  58. 3-r  anftatt  grieben  unb  Sioberbeit  ju  ftiften, 
entjünbete  ben  SBelttrieg.  —  58gl.  Vlaxdi,  2)ie  3u-- 
fammenfunftoon5Baponne(Strafeb.  1889);  billiger, 
Äatbarina  oon  OJlebici  unb  bie  3ufammen!unft  in 
iBaoonne  (im  «öiftorifdjen  Iafcb.enbueb. »,  2p§.  1891). 
^atjonnet,  f.  5Bajonctt. 
©atiou  (fpr.  baiu),  in  ben  fübl.  Staaten  oon 
^orbametila  JBejcitbnung  eine«  nid?t  fdjiffbaren 
Webenarm«  eine«  gluffe«. 
«arjpnr  (5Bepur),  inb.  Stabt,  f.  3»alabar. 
^anreutn-  1)  8eüirf«oiiit  im  bapr.  Weg.=58ej. 
Dberfranten,  bat  (1895  )  27  760  (13501  mannl., 
14259  meibl.)6.,  70  ©emeinben  mit  374  Crtfdjaften. 
—  2)  Unmittelbare  Stabt  unb  feauptftabt  be«  bapr. 

JReg.--58ej.Cberf  ranlen.be«  58e- 
jirl«amte«  58.  unb  be«  frühem 
/Yürftentum«  58. ,  am  Wotcn 
IDtain,  an  ben  fiinien  5B3eibcn-- 
3leuenmartt  unb  5B.-S(pnaj 
belwaib  (18,so  km)  fowie  ber 
Nebenlinie  58. « Söarmenftci« 
na*  (22,9  km)  ber  58apr. 
Staat«bab^nen ,  ift  Si^  ber 
l&nigl.  Krci«regierung,  eine«  prot  ftonfiftorium«, 
eine«  Sanbgeria^t«  (Oberlanbe«geri(pt  Bamberg)  mit 
einerÄammer  für  6anbel«fatben  unb  102lmt«geridb= 
ten(SB.,58erned,^oUfclb,Äulmbad?,^egni^('iBottenJ 
ftein,  Stabtfteinad),  human ,  JSkibenberg,  Sei«: 
main),  be«  58e}irl«amte«,  eine«  5Be}irt«bergamtc«, 
Sanbbauamte«,Stra^en<unbglu^bauamte«,^aupt> 
£oll*  unb  Wentamte«,  JUidjamte«,  einer  58ranboer* 
)icperung«infpeltion  fowie  be«  Stabe«  ber  lO.^nfan: 
teriebrigabe  unb  eine«  5Be)irt«(ommanbo«,  bat  breite, 
regelmäßige  Straften  unb  mit  ©infdjlufe  ber  58or« 
ftabt  St.  ©eorgen  (1900)  29384  (14740  mdnnl., 
14  644  weibl.)  6.,  barunter  5199  Äatboliten  unb 
375  3«raeliten,  in  ©arnifon  ba«  7.  Infanterie« 
regiment  i!ruu  J3eopolb  fowie  ba«  6.  ßbeoaulegcr: 
regiment«  3irin3  8llbred)t  oon  Greußen  (aufeer  ber 
5.  (f«labron),  ferner  1 5Bürgermeifter,  2  red>t«lum 
bige  unb  12  bürgerliche  3Ragiftrat«räte,  1 58aurat 


Digitized  by  Google 


566 


Jöa^reutger  Jüttriol  —  löütyryotfer 


II 


unb  36  ©emeinbcbeDoUmädjtigte.  2He  Stabt  per* 
banft  tbrr  beutige  ©eftalt  glanjliebenben  dürften, 
bef  onberS  ben  iPtartgrafen  ßbriftian,  ©eorg&Mlbelm 
unb  #rie brid),  bem  ©emabl  ber  Sdjroefter  tfriebricbS 
b.  @r.  Unter  (e|term  ift  bie  2Rebrjabl  ber  für  bie 
bamalige  Rtit  febr  anfebnlidsen  33au»er!e  ent* 
ftanben.  9sor  bem  Alten  Scblofe,  1454  erbaut, 
1594—99  umgebaut,  nad>  bem  93ranbe  1758  neu 
aufgebaut  unb  je|t  von  93eb&rben  benutzt,  mit 
(NHcdtaem  Jurm  (1603),  bejfen  91}enbeltreppe  bis 
jur  Sinne  fabrbar  ift,  erbebt  fid>  feit  30. 3«nt  1860 
baS  eberne  Stanbbilb  beS  flcmigS  2Jcarimilian  II. 
von  93rugger.  3)aS  9teue  6cblofe,  ein  langes  ©e* 
bdube  mit  klügeln,  Don  ÜJlartgraf  fttiebricb  1753 
aufgeführt,  ift  *ur  fönigl.  SDobnung  eingerichtet. 
9Jor  bemfelben  ein  93runnen  (1700)  mtt  bemSHeiter* 
ftanbbilbe  beS  ÜJtartgrafen  Gbrifttan  (Srnft  (gen. 
1712).  3n  ber  prot.  totabrpfarrlircbe,  1439 — 46  in 
,ot.  €til  erbaut,  ftnb  Silber  beS  flRaterS  SRiebel 
in  93.  geboren),  in  ber  Jürftengruft  bie  ©rdber  ber 
mciftenlJcartgrafenbeS  17.  bis  SJtitte  beS  18.3abrb. 
3n  ber  OrbenSlircbe  ju  6t.  ©eorgen ,  1705—18  er» 
baut,  mürben  bie  9Jerfammlungen  beS  iRoten  Ablers 
orbenS  abgebalten.  ,Su  beu  v$rad>tbauten  beS  Dcarf= 
grafen  ftriebricb  gehört  auch  baS  1747  aufgeführte 
OpernbauS;  je&t  fa%t  eS  nodj  1000  $erionen,  wirb 
aber  roegen  ber  fajlecbten  J&etjbarfeit  nur  im  <5rüb= 
jabr  unb  fcerbft  benu&t.  2)aS  SdmuipielbauS  in 
ber  9ieitcrtafeme  bient  i  c  tu  als  Wilitfirjeugfam- 
mer.  9Jor  bem  ©pmnafium  feit  14.  3Hox>.  1841  baS 
6tanbbilb  beS  in  93.  1825  geftorbenen  3ean  $aul 
oon  Sdjmantbaler.  $n  ber9ii(bQrb:2öagner=6trafee 
ftcbt  baS  iHid?arb:3Bagner=6au$  «SBabnfrieb»,  1872 
non  SBMfel  erbaut;  barüber  ein  Sgraffito  («S)aS 
flunftroert  ber  3ufunft»),  ®otan  als  SÖanberer,  mm 
Äraufee  in  Bresben;  im  ©arten  binter  bem  58obn« 
baufe  fflagnerS  ©rab.  Auf  bem  paritdtiicben  grieb= 
bof  ift  baS©rabgranj2ifjtS.  Auf  einem  i)üge(  nörb* 
lieb  Pon  ber  Stabt  in  380  m  irjobe  baS  « Wational; 
tbeater»,  melcbeS  Mdmrb  ©agner,  ber  uon  1872  bis 
iu  feinem  Jobe  1883  in  93.  lebte,  jur  Aufführung 
jeiner  "JJcufitbramen  unter  feiner  Leitung  burcb  93au= 
meifter  9Bötfel  errichten  liefe.  3m  Aug.  1876  fanben 
hier  bie  erftcn  Aufführungen  ber  «sJcibelungentrilo= 
gie»,  1882  beS  «$arfifal»  ftatt.  Aud>  nach  ®ag= 
nerS  2 ob  finben  bie  «93übnenfeftfpiele»  ftatt.  Cligl. 
Gbamberlain,  1876—96.  $ie  erften  20  ^abre  ber 
93apreutber  v3übnenfeftfpiele,  93apr.  1896;  SBcüv 
aartner,  93. 1876—96, 93erl.  1897.)  $n  ber  93orftabt 
6t.©eorgen  befinbet  ftd>  baS  ehemalige  ÄapitelbauS 
beS  iHoten  ÄblerorbenS  (je^t  2Jlilitdrfpital),  baS 
►JuAtbauS  6t.  ©eorgen  mit  93efferungSanftalt  für 
Srauen  unb  baS  ÖanbgeridjtegefängniS,  nörblidj  ber 
ttabt  bie  ÄreiSirrenanftalt  für  Oberfranfen. 

93.  bat  ein  lönigli*  prot.  ©pmnanum,  1664  ge« 
grüntet,  tönigl.  RreiSrealfcbule,  paritdtiiebe  höhere 
ÜJtdbaVnicbulc,  fiebrerfeminar,  1  prot.,  2  6imu(tan> 
oolteicbulen ,  prot.  Jaubftummenanftalt,  geroerb-- 
ltcbe  unb  (auf mdnnifd>e  "^ortbilbungSfdbule,  9Baif en« 
unb  ^inbelbauS,  9iettungSanftalt  jur  (Sr^iebung 
uerroabrlofter  Äinber,  Jlan}lcibib(iotbef,  ÄreiSnatu* 
ralienfabinett,  6ammlung  beutidjer  Altertümer 
beS  öiftorifeben  9kreinS  für  Oberfranfen,  <fJoftamt 
erfter  Älaffe  mit  3weigftelle,  2elcgrapb,  ^ern» 
fpreebeinrichtung,  ÄreiStaffe,  Jilialbanl.  93etrteben 
roirb  beionbers  meeban.  93aumroollipinnerei,  3uder» 
raffinerie,  Jöeritellung  oon  "JldhinaiaSinen,  lanbroirt» 
fd)aftlid>en  'i)tafd)inen,  mufifaliidjen  ^nftrumenten, 
fieber,  93rauerei,  6pirituSbereitung,3^flelbrennerei 


unb  ©ranitidileiferei.  93.  ift  6ilj  ber  Ianb:  unb  f orfte 
roirtftbaftlicben  93erufSgenoilenid)aft  für  ben  iHen.* 
93ej.  Oberfranten  unb  ber  26.  6rftion  Per  iVubr- 
roerlS'93erufSgenoffenfd)aft  3n  beT  Umgebung  bie 
2uftfd>l6ffer  (Sremitage  unb  ^antaiiie  (früher 
Eigentum  beS  28.  Ott  1881  geftorbenen  ftenoad 
Aleranberoon  ©ürttemberg).  —  «gl  93.  6in  3£tQ 
»eiier  (5.  Aufl.,  93apr.  1891);  (5br.  SJleper,  CueUen 
jur  ©efd)id)te  ber  6tabt  93.  (ebb.  1893);  Moefer,  93., 
bie  ÜJtarfgrafen--  unb  SBagnerftabt  (ebb.  1897). 

3>ie  ©efdjiAte  beS  gürftentumS  93.  (früher 
ftulmbad),  f.Karte:  ©efAicbtlicbe  6nt»idlurtfl 
93apernS,  beim  Artitel  93apern)  ift  in  ber  altern 
3eit  mit  ber  uon  Anebad)  (f.  b.)  oerfebmoljen.  AIS 
natb  bem  2obe  beS  (inberlofen  ^larlgrafcn  ©eorg 
jjriebrid)  oon  AnSbad)  (1603)  bie  iog.  ^rdnriicben 
(Türftentümer  an  bie  branbenb.  fturltnie,  unb  jroar 
an  bie  jüngem  6fibne  beS  ilurfürften  Johann  ©eorg 
fielen,  erhielt  ©on  ben  lefrtern  ^oaabiin  ©mft  (aeft. 
1625)  baS  gürftentum  Anebad),  bellen  93ruber  Gtnrv 
ftian  (geft.  1655)  baS  ftüTftentum  93.  fieltterer  oer- 
legte  bie  iKefibenj  oon  flulmbad)  nach  93.,  baS  unter 
feinen  9Jad>folgern  aufblühte  unb  unter  bem  ^art; 
gTafen  ^riebriep  ben  bbcbften  ©lani  erreichte,  tfrieb» 
rieb  mar  1735  feinem  9Jater  ©eorg  §riebrid)  Äarl  ge^ 
folgt  unb  ftarb  26.  gebr.  1763  ohne  männliche  SJacb* 
lommen;  ibm  folgte  fein  Obeim  Jriebricb  ßhrifrian, 
ber  1769  ebenfalls  ohne  mdnnlicbe  ^ad>lommen 
ftarb.  2)aS  Obere  £anb  ober  baS  gürftentum  93. 
mürbe  je|t  nod)  einmal  mit  Ansbach  unter  einem 
dürften  wreinigt,  bis  SWarlgraf  Äarl  Aleranbcr 
beibe  a  unten  tum  er  1791  gegen  ein  3abrgelb  an 
^reufeen  abtrat.  1806  fielen  bie  Sdnber  an  bie  35er= 
»altung  Napoleons,  ber  AnSbad?  1H06,  93.  1810 
an  93apern  überliefe.  —  93gl.  Sang,  9Ieue  ©eiebiebte 
beS  gürfUntumS  93.  (2  93be.,  ©ßtt.  1798-18»H); 
Silenfcber,  ßebrbud)  ber  2anbeSgefd)icbte  beS  %üx- 
ftentumS  93.  (««ümb.  1808). 

töarjrcutbcr  il» irrtol,  f.  5)oppeloirrioL 
onr  b  o  ff  er,  Marl  Ibeob.,^bilof  opb  unb  $ubli< 
»ift ,  geb.  1812  ju  Harburg,  ftubierte  feit  1829  in 
ÜJlarburg  unb  J&eibelberg  erft  bie  Siechte,  bann 
^bilofopbie,  habilitierte  Ticb  1834  )u  Harburg  unb 
marb  bafelbft  1838  aufeerorb.,  1845  orb.  ^rofeffor 
ber  ^bilofopbie.  ^n  feinen  frühem  fpelulatioen 
Arbeiten,  mie  «©runbprobleme  ber  2Retat>böfit'» 
(ÜJIarb.1835),  «Jbee  beS  dbriftentumS»  (ebb.  1836), 
«93egriff  ber  organifeben  öeilung  beS  SDtenf  d>en»(ebb. 
1837),namentlid)  aberinber«3beeunb©efcbicbtebeT 
^bilofopbie»  (Sp).  1838),  jeigt  fid)  93.  als  entiaMe* 
bener  ^cgfiianer,  rodbrenb  er  in  ben  «93eiträgen 
jur  ^iaturphilofophie»  (ebb.  1839 — 40),  in  benen  er 
bie  Jbeorie  mit  ber  Empirie  ju  ©erföbnen  fud>te, 
pon  feiner  frübern  Anfcpauung  abroid).  vublijiftifcb 
mar  93.  namentlich  feit  ber  (Sntftehung  ber  beuticb; 
tatbolifdben,  licbtfreunblicben  unb  freien  ©emetn- 
ben  tbdtig.  $\n  einer  9ieibe  Schriften,  »ie  «über  ben 
2>euticbiatboliciSmuS»  (2.  Aufl.,  SWarb.  184.5),  «$er 
prattif cbe  93erftanb  unb  bie  iDlarburger  Jidjtfreunbe» 
(Darmft.  1847)  u.  f.  ».,  jeigte  er  fid>  als  5ior* 
tdmpfei  biefer  SRicbtungen.  3)ie  ©runbjüge  feiner 
Anfcbauungen  entroidelte  er  in  ben  «Unterlucbungen 
über  ffiefen,  ©efdndjte  unb  Äritil  ber  Religion»  (in 
ben  «^abrbüdjcrn  für  9BilKnfcbaft  unb  Sehen», 
Xarmft.  1849).  9Begen  einer  am  ©eburtstage  beS 
Äurfürften  ju  ©unften  beS  2)eutfcbfatboliciSmuS 
gehaltenen  afabemiieben  iRebe  mürbe  93.  1846  uon 
feiner  "IJrofefiur  fufpenbiert.  Seit  Uioo.  1848  2Rit= 
glieb  beS  furbeff.  SanbtagS,  fdjlofe  er  fi*  ber  ratü 


Digitized  by  Google 


©agrifdjbiau  —  ©a^rifäer  fcrbfolgefrieg 


567 


talen  gartet  an.  SEBäbrenb  ber  Seffion  pom  26.  2Iug. 
bis  2. Sept.  1850  mar  er  ^ränbent  ber  flammer. 
Späterging  er  na*  Shnerila,  wo  er  bid  1866  in 
©reemGountp  in  S$M«confm  al«  Farmer  unb  bann 
roefentlicb  oon  fcbrtftftellerifcben  »rbeiten  lebte,  ©r 
jtarb  3.  gebr.  18H8  »u  $orban  in  v2M«confin. 

SBat)rifcf)blau,  f.  Sipbenplaminblau. 

©ooriffhe  Sllpcn,  f.  Cflalpcn  C. 

»aftrifdie  ©augetoerf I  ■  ©eruf «geHoffen* 
fdiaft,  f.  <Bauaen)ertö=93eruföaenoiienicbaften  11. 

«aprifcpc  @ ifcnbabncn.  »Bon ben  in  Sapern 
belegmennormalfpurigenCifenbabnen(1.3an.l899: 
6462  km)  entfallen  5523  km  auf  bapr.,  8,ie  km  auf 
roürttemb.  unb  bab.Staat«babnen,5,Mkm  auf  mei» 
nina.  Bahnen,  926,»  km  auf  Srioatbabnen  in  eige* 
ner  Seroaltung.  Son  ben  82,6i  km  Scbmalipurbap* 
nen  gehören  35,«*  km  bem  bapr.  Staate.  Slufierbem 
fmb  etroa  640  km  Snicblufobabncn  für  nicht  öffent* 
lieben  Sertebr  porbanben.  Sie  Staat«babnen 
(1. 3an.  1899:  5613  km)  fteben  unter  ber  ©eneral* 
birettion  ber  föniglicb  Sapr.  Staat«eiienbabnen  ju 
ÜJiüncben  unb  umfafjen  bie  Linien  im  Ttanau; 
unb  3Jiaingebiet.  Sie  Stammbahn  £>of*  Sichten* 
fel«*Samberg=5iümberg:}}örblingen*Sonautoörtb= 
3lug«bura=flempten=üinbau  (564,*okm)  rouTbe  1844 
—53  eröffnet.  Sie  7. Sej.  1835  eröffnete  Cubroia«: 
babn  9lürnberg«gürtb  (6,o*  km)  ift  bie  dltefte  Solo* 
motipbabn  Seutfcblanb«.  Sie  Cinien  ber  frühem 
Bapr.  Oftbabnen  (452,5skm)  pon  München  über 
9iegen«burg  nach  9ifirnbera,  pon  ©eifdböring  über 
Straubing  naa>  ^affau  (öanbe«grenje)  unb  pon 
Scbroanborf  über  (Sbam  bi«  jur  Ö|terr.  ©renje  fmb 
oom  Staate  bereit«  1875  erroerben  roorben.  Sie 
Sinicn  in  ber  JRbeinpfalj  (f.  Wäljifcbe  ©iienbabnen), 
688,»  km,  ftnb  noch  fdmtlidb  Sripatbabnen.  (S. 
Scuticbe  eifmbabnm.)  —  Sgl.  3Jlargaraff,  Sie 
fönifllicb  Sapr.  Staat«eifenbabnen  (Wündj.  1894). 

«aprifdjc  ^oljinbuftric  ^crufÖgenoffcn= 
fdjaft,  f.  $olj:Seruf«genofienfd>aften. 

©arjr if  die  £q*>0tbcfcn=  unb  Oöcdjf cl banf, 
bie  dltefte  öppotbetenbanl  auf  Ättien,  mit  bem 
Sitie  in  München,  einer  Subbireftion  in  Berlin  unb 
einer  giüale  in  £anb«but.  Sie  erbiett  ihre  Äom 
jeiüon  18.  3uni  1835  auf  99  ^abre;  ibr  je&ige* 
Statut  rourbe  uon  ber  ©cneraloerfammlung  Pom 
18.  Se*.  1899  genehmigt.  Sa«  SUtieniapital  betrug 
junäcbft  10  ÜM.  51.  füöb.  (7  gl.  =  12  2Jt.) ;  e«  mürbe 
1851  auf  20  SHill.  gl.  =  34285714  3«.  30  Uf.  in 
Slltien  ju  500gl.  -  857'/t  2«.  unb  1893  unb  1897  je 
um  »eitere  5  miü.  2R.  (je  5000  »ttien  ju  tOOO  SR.) 
erbebt.  Sie  befafe  früher  auch ba«  9lotenpripileg, trat 
biefe«  aber  infolge  be«  Santgefefie«  Pom  14.  ÜJiärj 
1875  an  bie  Saprifdje  Jlotenbanl  (f.b.)  ab;  e«  per* 
blieben  ibr  bcrSobentrebit.bie  Ceben«*  unb  Pie  geuer« 
oerficbcnmg  unb  bie  fonftigen  Santgefcbäfte,  mit 
Slueidjluf»  ber  Beit»,  Urämien*  unb  3öarengefcbäfte, 
bie  fie  für  eigene  Stecbnung  überhaupt  nicht,  unb  für 
frembe  nur  bann  machen  tan ,  trenn  bamit  teine 
Ärebitgeroäbrung  perbunben  ift.  Saju  tarn  1896 
bie  fog.  ßppotbef  ar--2eben«oerficberung  unb  1897  bie 
Unfall:  unb  öaftpflicbtperftdierung.  $en  S3oben= 
frcbitpflegtbie93antinnerbalbbedl)eutfd)ensJteia>d; 
fie  barf  20mal  fopiel  "Cfanbbriefe  ju  biefem  3«>ede 
begeben,  aU  ibr  SUtienfapital  unb  bie  Speciah 
referue  beä  ^fanbbriefgefcbdft«  jufammen  beträgt; 
bie  Wanbbriefe  tragen  teil«  4  i'iro}.,  teil«  3\,  vliroj., 
fmb  in  kapern  al«  pupillarifcb  lieber  anerfannt  unt> 
werben  pon  ber  9tcicb«bant  lombarbiert;  (Jnbe  1899 
gab  e«  für  61848400  vDi.  ju  4,  für 559698600  «Di. 


|u  31/,  ^roj.;  19.  «pril  1900  erbielt  fie  bie  ©e* 
nebmigung  }ur  9u«gabe  einer  neuen  Serie  4pro; 
jentiger  perlo«barer  Jöppotbetenpfanbbriefe  im  Söe* 
trage  pon  10  ÜÄiU.  3)ie  2>iuibenben  ber  JBanf» 
altien  betrugm  1865—72  :  8%,  81/«,  1%  8, 8«/„ 
84/»,  9'/,,  9«i»;  1873—87  jroifdjen  10  unb  11  "Vroj.; 
1888—90:  11,38,  11,67,  12,on;  1891— 96  je  12^67, 
1897—99  je  12,95  ^roj. 

«arjrifcär  ftrone,  IBerbienftorben,  f.  Äronen- 
orben  unb  Jafel:  5)ie  roid)tigften  Drben  I, 
gig.  2.  (lian«babn. 

©arjrifcbe  SRaritniliandbabn,  f.  «JJiarimi» 

iöanrifcric  9totcnbanf,  6.3lug.  1875(— 1910) 
tonjeffionierte«  ^antinftitut  in  «Diüncben;  Slltien» 
Capital  15  iliill.  i'i.  in 30000 «ttien  ju 500 ÜJi.,  mov 
auf  50  $roj.  =  250  2R.  auf  ba«  Stüct,  b.  i.  Ifi  lUiill- 
99t«  eingejablt  fmb.  6«  giebt  19500  3nterim«fd>cine 
über  ie  1  Kttie,  Lit.  A,  unb  1050  3nterim«id?eine  ju 
ie  lOÄttien,  Lit  B  genannt;  pon  ben  30000  ilttien 
übernahm  ber  bapr.  Staat  5000  Stücf.  Sie  Sani 
beüht  6  gitialen  unb  51  Agenturen  in  "dauern.  Sie 
barf  biß  70  i'i  ül.  SM.  9ioten  in  Umlauf  kiumi  ,  top* 
pon  32  ÜJiiU.  SR.  bureb  Sarporrat  nicht  gebedt  ju 
fein  brauchen;  biefe  Sloten  toerbm  in  93apern  auch 
oon  ben  Staat«laffen  in  3ablung  genommen.  1883 
führte  bie  33ant  einen  per)in«(icpen  ©irooertebr  bei 
ber  Sentralftede,  ihren  giüaten  unb  Agenturen  ein. 
Sie  'JtentabtUtdt  ber  mittlen  betrug  1876—99:  8, 8, 
9,  9,  10,  10, 10, 10, 10,  9Vt,  7,  7,  7,  7,  9,  9,  7,  7, 
6,  6,  7,  74/t,  8,  10  $roj.  ©ebanbelt  nxrben  fie 
in  sJ)iüncben. 

«aörifdje  $f«lg,  f.  ^falj  unb  JRbeinpfalj. 

9at#rifd)er(£rbfolqefrieg,  berjroifdjcn^reu* 
Ben  unb  Sacbfen  einerfeit«  unb  Cfterreidj  anberer' 
feit«  über  bie  grage  ber  Erbfolge  in  Sapern  Pon  1778 
bi«  1779  geführte  flrieg.  81«  mit  bem  $obe  be«  Kur= 
f ürften  vJ)larimilian  III.  ^ofepb  uon  Sapem,  30.  Sej. 
1777,  bie  bapr.  (ÜBilbe(minifd>e)  Sinie  ber  Sittel«: 
bacber  au«ftarb,  gingen  bie  iRecbte  auf  Sapern  an 
bie  ^Jfdljer  (JRubolfinifcbe)  fiinie  über,  roclcber  ber 
perftorbene  Äurfürft  )d?on  1774  bureb  einen  ge» 
bei men  Vertrag  ben  «Diitbeftg  be«  £anbe«  übertragen 
hatte,  fiurfürft  Karl  Sheobor  pon  ber  sUfalj,  bem 
fo  bie  Erbfolge  in  Säuern  juftanb,  hatte  (eine  legi* 
timen  9iad)tommen.  Um  feinen  }ab(reicben  natür* 
lieben  Äinbern  pom  Äaifer  ^Rangerhöhungen  unb 
anbere  Sorteile  ,ni  uerfchaffen,  mtfehlob  er  ficb,  mit 
^ofepb  II.  im  3an.  1778  einen  Vertrag  ju  unter» 
jeidhnen,  toonacb  neben  einigen  fleinem  ©ebietm 
gan)  9iieberbapem  an  Cfterreich  abgetreten  toerben 
follte.  (Sine  folebe  $ergröBemng  ber  bab«burg. 
tlliacbt,  bie  ba«  [übl.  Seutfchlanb  gdnjlicb  an  ba« 
Kaiferhau«  ju  fefjeln  brohte,  roollte  griePricb  b.  ©r. 
nicht  julaffen,  jumal  ba  Sreufeen«  6rbanfprücbe 
auf  un«bacb  unb  Sapreutb  gefdhrbet  erfebienen. 
»I«  fein  ©efanbter,  ©raf  ©örh,  beim  Äurf ürften 
nicht«  au«jurid)ten  permoebte,  beftimmte  ber  Äönig 
ben  ndchften  erbberechtigten  Agnaten  ber  turfürftl. 
gamilie,  ^erjog  Marl  pon3>wibrüden,  gegen  bie 
Teilung  «Sapem«  Sinfpmcb  ju  erheben.  3uglei<b 
liefe  griebrid)  in  ffiien  barauf  bringen,  bah  Cfter* 
reich  feine  Hnfprücbe  bem  JHVid?«tage  jur  Prüfung 
oorlege  unb  bi«  jur  Sntfcbeibung  bie  fepon  befebten 
teile  «Sapem«  rdume.  Äaiier  $ofcpb  mar  geroillt, 
ficb  mit  Sßaffengeroalt  in  bem  Sefit»  3iieberbapern« 
}u  behaupten,  mdbrenb  iUaria  ^berefta,  bie  felbft  bie 
öfterr.  Slnfprücbe  für  «peridbrt  unb  roenig  bemtefen» 
erlldrte,  ben  Ärieg  ju  permeiben  roünicbte.  Sodj  bie 
Unterbanblungm  mit  $reufccn  jerfchlugen  fidj;  Sin* 


Digitized  by  Google 


568 


fang  3uli  1778  rüdten  bie  preufj.  Sruppcn  unter 
iltmig  ftricbricb  unb  ^rinj  ^einrieb  in  33öbmen  ein. 
Sbnen  Kblofe  fid?  ber  Äurfürft  von  SaAfcn  an,  ber 
als  Sobn  ber  etnjigen  J odjter  SDiarimilian  3°fePbS 
auf  bie  SlUobialbintcrlaffenfdjaft  ftorberungen  er* 
bob.  5)ie  geinbfeli  gleiten  bcfdjränften  ftd)  im  93er= 
laufe  bcS  5- 1778  auf  ftrategiidjc  93etvegungcn  unb 
unbebeutenbe  ^länlcleicn,  unb  ber  eintritt  beS  9öm* 
terS  unterbracb  vollenbS  biefc  «bemaffnetc  Unterband 
lung»,  inbem  bie  preuft.  Gruppen  93öbmen  Verliefjen 
unb  ficb  nacb  Sacpfen  unb  Sdjlefien  in  bie  SBinter* 
quartiere  jurüdjogen.  Äurfürft  Äarl  % beobor  flaute 
alle  bem  fajt  trirnabmloS  ju.  Xic  9ierbanblungen 
vor  bem  SKeid)Stage  unb  in  Sien  blieben  lange  er= 
folgloS.  (?rft  als  bie  Äaiferin  Äatljarina  von  SRufi= 
lanb  im  2>ej.  1778  ibre  93eteiligung  am  Äriege 
gegen  Cfterrcicb  in  2luSfid)t  ftellte,  jeigte  ficb  ÜJlana 
SEberefta  einer  93ermitte(ung  geneigt.  iyriebrieb  H., 
bamit  einverftanben ,  f orberte  für  ficb  nur  bie  Sin* 
ertennung  feines  GrrbanfprucbS  auf  2lnSbad>  unb 
23apreutb,  unb  fo  lam  13.  üDiai  1779  in  Reichen  ein 
griebcnSfcblufe  juftanbe,  beffenöauptbeftimmungcn 
au|er  ber  Hncrfennung  iener  preufc.  gorberung  fol- 
genbe  maren :  Karl  3  beobor  erbielt  ganj  kapern  mit 
WuSnabmc  beS  3nnviertelS,  baS  an  Cfterreicb  fiel; 
bie  Slnfprüaje  Sad)fenS  würben  burd)  Mnertennung 
feiner  fianbeSbobeit  über  bie  ScbBnburgfcben  £err: 
iebaften  unb  0  9RilL$l.,  bie  von  Äarl  Sbeobor  ju 
jabjen  tvaren,  abgelauft;  3Jlcdlenburg  erhielt  ftatt 
ber  beanfpruebten  Sanbgraffcbaft  £eudjtenberg  baS 
unbefcbränlte  Privilegium  de  non  appellando.  3tuS= 
brüdlid)  marb  feftgefefet,  bafj  bie  nädjfte  erbberech- 
tigte fiinie  bie  beS  $enogS  Äarl  von  flroeibrüden 
(et,  roobureb  bie  33ergroperungSplänc  CfterreicbS  in 
kapern  auf  alle  <yfille  befeitigt  fepienen.  $er  triebe 
von  lefeben  mürbe  von  Muplanb  unb  ftranfrei* 
garantiert.  —  Sgl.  SReimann,  ©efdriebte  beS  93.  6. 
(Spj.  1869);  berf.,  teuere  ©efd)id?te  beS  preufe. 
Staates,  93b.  2  (©otba  1888);  Hrnetb,  ©efcbidjte 
ilflaria  SberefiaS,  93b.  10  (SBien  1879). 

«aprifrfic  iHrjctnfcfalj,  f.  JHbeinpfalj. 

©aprifdjer  Wiefel,  eigentlicb  2JtattbiaSÄlo  = 
ftermeier,  ein  üHäuberanfübrer,  geb.  1738  gu 
Äiffing  bei  SUtgSburg,  erwarb  fid)  anfdnglidj  als  ge* 
f  ürdjteter  9Bilbfd)üh  feinen  SebenSunterbalt,  bis  er 
fd?licf?lid?  jum  gemeinen  ÜHdubcr  marb.  1771  mürbe 
er  mit  einem  Seile  feiner  üöanbe  cingefangen  unb  in 
Millingen  bingeriebtet.  3>eS  93.  £>.  abenteuerliches 
Ceben  ift  in  vielen  vollStümlul  e:i  Scbilbenmgen 
feiner  $eit  befdirieben  »orben.  —  33gl.  ben  SReuen 
^itaoal,  Nene  Serie,  $b.  6  (i'pj.  1871). 

!öm)ri!ri)cr  flt(idf  einer  von  ben  10  flreifen, 
in  bie  baS  ehemalige  2)eutf(bc  :Heid)  geteilt  mar. 
Qt  umfa&tc  jule^t  bie  lurbaor. ,  pfaljneuburg.  unb 
leudjtenberg.  Öanbe,  bie  SiStümer  unb  Stifter  Salj= 
bürg,  Reifing,  JRcgenSburg,  ^affau,  öerdjteSgaben 
unbmcbrere©raff(r>aften,micSternftein,Crtenburg, 
Stauf: GbrcnfclS.  8un*  gröfeern  Jcil  geboren  biefc 
©ebiete  ju  93apern,  Saljburg  ;,u  Cfterreicb. 

JÖanrifdKr  ftronenorbcit,  f.  Äroncnorben 
unb  Safel:  2)ie  midjtigftcn  Drben  I,  ^vig.  2. 

©at)rifd)cc  iHtjcinfrci«,  f.  Mbcinpfalj. 

««atjrifcticc  Walb,  f.  Söbmer  ®alb. 

^at)rifd)ee<  -^ccrjurfcit ,  f.  Martern. 

^aririfdicci  SWcer,  f.  ISbicmfee. 

©atjrifdjcö  f&olt#rcd)t  (Lex  Baiuvariorum), 
mabrfd?einlid)  unter  öerjog  Cbilo  jroifd?en  743  unb 
748  unter  Ginmirtung  bee  frdnf.  Königtums  ju 
ftanbe  gelommcne  MccbtSaufecidmung.  3n  2lnorb= 


nung  unb  3nfalt  tritt  bie  »orbilblidje  ftarle 
nutjung  ber  Lex  AlamanDorum  bercor ,  »ibrenö 
einige  i  itei  auch  eine  iBeeinflufiung  bur6  baS  3Beft= 
gotenredjt  (f og.  Antiqua)  perTatcn.  3ufattflcfei|f  jur 
LexBaiiirariorum  fmb  bie  foo..  DecretaTassilonis, 
vom  letiten  iBapernberjog  Safttlo  III.  auf  ben  Sanb- 
tagen  ju  5)ingolfing  772  unb  "Jieucbing  774  ober  775 
crlaffen;  ferner  bie  von  Äarl  b.  ©r.  jmtfeben  801  unb 
813  erlaffcncn  Capitula  ad  legem  Baiuvariorum. 
.v>erau$gcgeben  bat  bie  Lex  BaiuTariorum  ÜPtcrtcl 
in  ben  «Monumenta  Germaniae»,  Leges  Iii. 

©an  >Mum  (fpr.  beb),  ein  in  ben  rodrmern  £dn» 
bern  von  Slmerita  allgemein  bcnu&teS,  erfriidjenbc* 
3öafcbmittel :  eS  f  oll  bie  burd)  6itJ«  unb  Snftrengunfl 
ermübeten  ©lieber  erquiden  unb  ben  Sdjweifegcrudj 
entfernen.  Sm  bejten  mirb  ber  93.  auf  St.  2  boma* 
unb  3amaita  bereitet;  man  bcmtltt  bierju  bie  fri* 
jeben  Blätter  unb  S3eeren  beS  ^apbeerenbau^ 
me  S  (Pimenta  acris  W.  et  Am.),  bie  man  mit  feinem 
9lum  beftilliert.  3n  ben  SBcrcinigtcn  Staaten  fertiflt 
man  baS  Präparat  gemöbnlidj  aus  33aP--ßl  (f.  b.) 

iBat)fal.^  f.  Salj.  funb  9him. 

©apfc,  SRebenflufc  ber  ©aronnc,  f.  93atfe. 

Oaja  (Basti  ber  di&mer),  Siubab  unb  33ejirlS: 
ftabt  in  ber  fpan.  $romn$  ©ranaba  in  Stnbaluftcn, 
unmeit  beS  (jlufie^  93.,  in  870  m  i>öbe,  jroifdjen 
ber  metallreidjcn  Sierra  be  93.  unb  ber  Sierra  b« 
3awaIeon,  in  ber  von  Cbftbäumen  bidtf  bebedten 
unb  mitten  in  einer  oben  Steppe  liegenben  $opa 
be  93.  93.  liegt  an  ber  ßifenbalm  älmanjora=93., 
bie  nad)  ©ranaba  fortgefe&t  mirb,  bat  eine  grö&tcn: 
teils  auS  Jööblen  beftebenbe  93orftabt,  obrere 
l'tattlicbe  Äird>en  unb  ftlofter,  eine  fd)öne  ^lameba 
(promenabc)  unb  (1897)  11992  6.  3ur2Rauren* 
jeit  eine  gro&e,  blübenbe  unb  reidje  ^anbelSftabt 
(Basatha)  von  50000  6.,  mürbe  fie  vom  ©eft= 
gotentonig  Seumigilb  ben  93p;tantinern  unb  711 
von  ben  vJ)tauren  ben  ©oten  entriffen.  3n  bcr®otert« 
jeit  mar  fte  93ifd)ofSfitj.  3)ie  SWauren  verloren  fte 
erft  9.  5)ej.  1489  nacb  ftebenmonatiger  93erteibi* 
gung  an  bie  (Ebriften  unter  perfönlicber  gübrung 
^fabellaS.  Ülm  10.  Slug.  1810  ftegten  auf  ber  Gbene 
von  93.  bie  granjofen  unter  Soult  über  20  000 
Spanier,  bie  nacb  ÜKurcia  gemorfen  mürben.  Sie  oft 
nad>  93.  benannten  beiden  Oucllen  fmb  bie  bei  bem 
naben  Stäbtdjen  3 u i ar  (93iUa  von  4404 G.)  befinb-- 
lidjen  Duellen  von  93enjamela,  falinifd)  *  erbige, 
febr  gaSreicbe  Sdjroefeltbermen  von  41°  C. 

ftajatne  (fpr.  bafäpn),  grancoiS  ?lcbiile,  franj. 
<marid>all,  geb.  13.  gebr.  1811  ju  »erfailleS,  trat 
1831  als  AreiirnluuT  in  baS  37.  fiinienregiment, 
tarn  }ur  (yrembenlegion  nacb  Algerien  unb  mürbe 
1833  Unterleutnant.  1835  Leutnant,  trat  er  mit 
ber  franj.  ivrcmbenlegion  in  ben  SDienft  ber  Äönigin 
Ütegentin  von  Spanien,  ßbriftine,  unb  fdmpf  te  gegen 
bie  Äarliften.  91acbbem  2.3uni  1837  bie  grembens 
legion  in  ber  Scblacbt  von  93arbaftro  bei  pamplona 
faft  vernidjtet  rc  orben  mar,  tebrte  93.  nacb  ^ranfreieb 
jurüd  unb  trat  als  ßapitdn  inS  4.  Sinienregiment,  mit 
bem  er  ficb  auf  ben  Grpebitionen  gegen  fiabplien, 
^arotfo  unb  vor  ÜJttlianab  auSjeicbncte.  93.  mürbe 
bierauf  in  ben  Burcaux  arabes  vermenbet,  ftieg  1844 
jum  StabSoffi(ücr  auf  unb  mürbe  1850  Cberft.  1854 
führte  er  als  93rigabegeneral  bie  beiben  <yremben= 
regimentcr  vorSemaftopol  unb  rourbe  nacb  bem  Salle 
ber  Reitling  platdommanbant  bcrfelben.  1855 mürbe 
er  S)iviHouSgeneral  unb  befebligte  bie  Grpebition 
gegen  bie  Beftung  Äinburn.  ^nt  Jtalienifcben  Kriege 
von  1859  nabm  93.  bervorragenben  SntcU  am 


Digitized  by  Google 


Jöajancourt 


f>69 


Sturme  auf  SDlelegnano  (8.  3nni)  unb  auf  ben  j 
Kirchhof  oon  Solferino  (24.  3uni). 

Sie  merif.  ©rpebition  von  1862  bi*  1864  »er»  ! 
Raffte  5».  wirlltcben  militär.  9tuf.  Anfänglich  war 
et  Hommanbant  von  JBeracruj,  bann  führte  er  bic  | 
1.  Siviüon  unter  ©eneral  ftorep.  ?lm  8.  SDtai  1863 
fdjlug  er  ben  juariftifd>en  ©eneral  ßomonfort  bei 
San  Sercnjo  unb  bewirfte  babureb  18.  3Hai  bie 
Übergabe  s£ucbla*.  3lad)  ber  Abberufung  ftorcp* 
übemabm  JB.  1.  Ctt.  1863  ben  Cberbefcbl  über  bie 
franj.  Armee  in  aJterito.  3unäcbft  fudtfe  18.  bie 
»dupter  ber  liberalen  Partei,  ben  ©eneral  Sonalbo 
unb  ben  (Srprdfibenten  Gomonfort,  an  für  ju  jieben. 
Später  fuebte  er  bie  SJtafjregeln  be*  Kaif  er*  SRarimi* 
lian  ju  vereiteln  (f.  SDterilo).  Aua?  vermählte  ftd) 
JB.  mit  einer  reichen  SWeritanerin,  beren  $amilie  KU 
ben  entiebiebenften  (jeinben  be*  neuen  Kaiferreicb* 

Sebörte.  Sein  JBerbdltni*  jum  Kaifer  JUtarimilian 
lieb  bi*  jum  Abjug  ber  frranjofen  ein  fehrgefpann« 
te*,  unb  biefer  erbat  be*balb  mieberholt,  jeboeb  er* 
folglo*,  bie  Abberufung  JB.*.  Anfang  1867  begann 
ber  Abjug  ber  jpranjofen;  am  12.  ÜWfirj  fdjiffte  fid) 
JB.  mit  bem  9teft  ber  Jruppen  ju  JBeracruj  ein. 

Surcb  Seiret  vom  5.  Sept.  1864  mar  JB.  jum 
Wlaxidbail  von  granlrcicb  erboben  wotben.  Rad) 
tjranlreid)  jurüdgelebrt,  befehligte  er  ba*  3.  Armee* 
torp*  (Rancp),  bt*  er  1869  al*  Oberbefehlshaber 
ber  Kaiiergarbe  nach  Jßari*  berufen  »urbe.  1870 
übernabm  JB.  ba*  Kommanbo  be*  3.  Armeelorp* 
ber  f og.  Rbeinarmee.  3m  Auguft  jum  Oberbefehle 
baber  ber  Rbeinarmee  ernannt,  versammelte  er  alle 
Korp*  bei  ÜRefr.  mobin  er  aueb  ben  gröfeten  Seil 
be*  6.  Rorpä  (ÜJIarfdjall  (Sanrobert)  von  Gbälon* 
her  beranjog.  JB.  erlannte  bie  Unmöglichkeit,  bie 
HJcofcllinie  ju  halten ,  unb  wollte  ba*  fieer  hinter 
bie  ÜJlaa*  führen,  um  ftd>  bei  Gbälon*  mit  ber 
Armee  be*  vi)laricball*  2}cac  =  9Jlahon  ju  vereini« 
gen.  Surd)  bie  Schlachten  bei  Golombep=Rouillp 
(14.  Aug.)  unb  27lar*  t [a « Sour=J!5tonville  (16.  Aug.) 
verjögcrte  fieb  iebod)  ber  Abmarfcb  feine*  f>eer*, 
ba*  bei  ©ravelotte  (18.  Aug.)  gefcblagen  unb  nach 
Dletj  hineingeworfen  mürbe.  Qxn  Zeil  ber  beut« 
leben  Streitlräfte  fdjlofe  bie  Rbeinarmee  JB.*  im 
Sager  von  2){c&  ein.  JB.  verfuebte  mebrmal*,  be= 
ionbet*  am  31. Aug.  unb  1.  6ept.  (Schlacht  von 
Roifieville),  ben  ihn  umgebenben  eifernen  Ring  ju 
burebbreeben.  Sie  Nachricht  Dorn  Sturje  Napoleon* 
veranlagte  JB.  junächft,  von  gröfeern  Untemeh» 
mungen  Abftanb  ju  nehmen.  Sa  iebod)  feit  ber 
Kapitulation  von  <Seban  bie  lettte  Hoffnung  auf 
Gntfat»  geicbtvunben  mar,  überbie*  SRangel  an 
Sebenämitteln,  Ärantheiten  unb  allgemeine  öilf- 
lofigteit  beT  Gruppen  bie  Sage  au  einer  verjmeifel: 
ten  machten,  fo  blieb  JB.  nicht*  übrig,  al*  {ich  27.  Ott. 
1870  mit  173000  statin  unb  bem  gefamten  Krieg*« 
material  bem  ^irinjen  ^riebrich  Äari  ju  ergeben 
(i.  9Jlefe).  3luf  ©runb  ber  Kapitulation  ging  er  mit 
feiner  ganien  Slrmee  in  Krieg*gefangenfchaft  nach 
Seutfcplanb;  er  felbft  würbe  iu  Gaffel  interniert. 

JBon  fram.  Seite  »urbe  gegen  JB.  ber  JBorrourf 
erhoben,  er  pabe  feine  9lu*fdlle  niebt  mit  gehöriger 
Gnergic  ausgeführt,  weil  er  bie  Slrmee  bem  ?Rapo» 
leoniicben  Haifertum  in  Hoffnung  auf  beffen  Jiyie= 
berherftellung  habe  erhalten  wollen,  ßin  iUianifcft 
©ambetta*  befAulbigte  JB.  fogar  offen  be*  515er* 
rat*.  Siefe  JHnllagen  aber  waren  nicht  gerecht« 
fertigt.  9?ach  ?lbfcblufe  be*  ^räliminarfrieben*,  ber 
ihm  jeine  Freiheit  wiebergab,  fiebelte  JB.  mit  feinet 
^amtlie  nach  ©enf  über;  fpäter  f ehrte  er  nacb 


[  graniteich  jurüd,  würbe  junfichft  unbeldftigt  ge« 
laffen,  im  ÜJcai  1872  aber  be*  JBerrat*  angellaat 
!  unb  verhaftet.  Jflm  6.  Clt.  1873  begannen  bie 
öffentlichen  vUerbanblungen  be*  Kriegsgericht*  unter 
üorfih  be*  feerjog*  von  Slumale.  G*  mürben 
<  272  3.cugen  vorgelaben,  bereit  9lu*fagen  inbe*  ben 
objcltioen  Jhatbcftanb  ber  Ülnllage  nicht  feftftellten. 
itm  10.  Sej.  würbe  JB.  mit  Sttmmeneinhelligfeit 
jum  Sobe  unb  gur  Segrabation  u.  f.  w.  verurteilt, 
inbefien  12.  Sei.  vom  Jßrdftbenten  ber  JKepublit, 
ÜHac-lHabon ,  unter  JBeftätigung  ber  Segrabation, 
ju  20jdbriger  geftung*haft  beanabigt.  33.  würbe 
26.  Sej.  1873  in  ba*  Äort  ber  Jnfel  Ste.  9Jiargue* 
rite  bei  Sanne*  gebracht,  begleitet  von  feinem  treu 
ergebenen  ^bjutanten,  Dberft  Jöillette;  auch  feine 
©attin  unb  fein  Sohn  erhielten  bie  (hlaubni*,  bort 
ju  wohnen.  3"  bar  9iad?t  vom  9.  jum  10.  äug.  1874 
gelang  e*  jeboeb  ber  ©attin  JB.*,  ben  SDtarfcbaU  au* 
ber  i>aft  ju  befreien  unb  an  JBorb  eine*  genuef. 
Sampfer*  ju  bringen.  JB.  reifte  burch  bie  Scpweij 
übet  Köln  nach  JBelgien,  wo  et  jundchft  blieb.  Jän-- 
fang  1875  vetlegte  et  feinen  Söobnfitt  nach  3Rabrib 
unb  hielt  fich  feitbem  von  iebet  polit.^hdtiglcit  fetn. 
6t  ftatb  vetlaffen  von  feinet  jytau  in  drmlicben  JBer- 
bdltnifien  23.  Sept.  1888  ju  iWabrib.  JB.  fchtieb: 
«Rapport  sommaire  sur  les  Operations  de  Tarmee 
du  Rhin  du  13  Aoüt  au  29  Octobre  1870»  (JBerl.  unb 
©enf  1871;  beutfd)  von  2Rel*,  JBerl.  1871),  «Ba- 
taille  de  Rezonville,  le  16  Aoüt  1870.  Rapport  du 
mar£chal»  (JBrüff.  1870),  «L'armee  du  Rhin  depuis 
le  12  Aoüt  jusqu'au  29 Octobre  1870»  ($ar.  1872; 
beutfd)  Spj.  1872).  ^n  SJlabrib  veröffentlichte  er 
noch  ju  feiner  Rechtfertigung:  «Episodes  de  la 
guerre  de  1870  et  le  blocus  de  Metz »  (SRabrib 
1883;  beutfd?  von  5Bever*,  JBerl.  1884).  —  Jßgl. 
von  ftannelen,  3)]arfd?all  JB.  unb  bie  Kapitulation 
von  3Jte$  (Sarmft.  unb  Spj.  1873);  Sefaure,  Proces 
du  marlchal  B.  Audiences  du  premier  conseil 
de  guerre  etc.  (^Jar.  1874);  2a  JBrugere,  L'affaire 
B.,  compte-rendu  officiel  (ebb.  1874);  Ser  JJJrojefe 
JB.  (JBerl.  1874);  Set  «Reue  «Pitaval,  9teue  Serie, 
JBb.  9  (Spj.  1874);  ^fard-i,  La  verite  sur  Tcvasion 
de  B.  r!\u.  1883);  ©raf  b^riffon,  La  Legende 
de  Metz  (ebb.  1888),  eine  JBerteibigung  JB.*;  Kunj, 
Konnte  gjlarfcball  JB.  im  3. 1870  (yranlrcicb  retten? 
(JBerl.  1896). 

SBaftancourt  (fpt.  bafangtuht),  ^far  S^cat, 
SBaron  be,  franj.  SchriftfteUer,  geb.  1810,  geft. 
25.  ^an.  1865,  war  unter  Subwig  Jßbilipp  lönigl. 
Jöibliotbetar  im  Schloß  von  Sompi^gne.  Sdbrenb 
be*  Drienthriege*  würbe  er  1855  von  ber  Regierung 
nach  ber  Krim  gefenbet ,  um  über  bie  Sage  JBericbte 
ju  erftatten,  bie  al*  «Cinq  mois  au  camp  devant 
Sebastopol»  (1855)  erfebienen.  3n  ber  Krim  fam« 
melte  er  auch  ba*  SRaterial  ju  bem  intereffanten 
JBerte  «L'exp^dition  de  Crimee  jusqu'a  la  prise 
de  Sewastopol»  (2  JBbe.,  1856;  neue  äu*g.  1860; 
beutfd),  2  JBbe.,  JUMen  1856).  JB.  »urbe  1859  von 
Napoleon  III.  nach  Italien  beorbert  für  ein  JBerl 
«La  campagne  d'Italie  de  1859»  (2  JBbe.,  1859; 
3.  Stufl.  1862;  beutfd)  von  6 erbt,  2  Jtle.,  Raumb. 
1860).  JBor  biefer  Jhdtigfeit  hatte  fid)  JB.  burd)  einige 
Salonromane betannt  gemacht:  «L'escadron volunt 
de  la  reine»  (2  JBbe.,  1836),  «Un  dernier  souvenir» 
(2  JBbe.,  1840),  «A  cöte  du  bonheur»  (1845),  «Lo 
comte  de  Rienny»  (2  JBbe.,  1845),  «Georges  le 
Montagnard»  (5  JBbe.,  1851),  «Noblesse  oblige» 
(1851),  «Laprincesse  Pallianci»  (5  JBbe.,  1852)  u.a. 
?lucb  febrieb  er  eine  «Histoire  de  Sicile  sous  la 


570 


©ajar  —  B.  C. 


domination  des  Normands»  (2  93be.,  1846),  bie$at» 
ftellung  au*  ber  @ef  cbidjte  ber  ftedjttunft « Lessecret» 
derepee»(1862)unDbtejeitfleJd)id)tlid)en2öerte«Le8 
expedi tious  de  Chine  et  de  Cochinchiae»  (2  93be., 
1861  — 62)  unb  «Le  Mexique  contemporain»  (1862). 

H  a  mr  (fpr.  bafabr,  ein  urfprünglid)  perftifbeS, 
aber  über  ben  gamen  mosslem.  Orient  oerbreiteteä 
©ort),  bei  ben  Sfflorgenldnbem  9tome  beä  (offe* 
nen  ober  bcbecften)  ÜJlarltpla&eS.  2)ort  finbet  man 
alle  ftanbeleartitel  junt  Verlauf  auSgcftellt;  aucb 
oeriammeln  ftd)  bort  bie  Kaufleute  rote  auf  ben 
£>anbelebörfen  in  Guropa.  §m  abenblänb.  Spracb- 
gebraud)  nennt  man  SB.  ©cbäube  mit  jablrcidjen 
t'dben,  in  benen  alle  Arten  &anbel$artitcl,  oonüg« 
lid)  fiurue^eaenftänbe,  in  großer  2Iu£roabl  jum  Ver- 
lauf fteben.  $ie  neuerbingä  beliebten  Aufteilungen 
oon  unentgeltlich  gef  penbeten  Kunjt«  ober  ©ebraud)$: 
gegenftdnben,  bie  ju  roobltbdtigen  3roeden  oertauft 
roerben,  nennt  man  ebenfalls  93. 

43a&ar,  illuftrierte  tarnen«  unb  SJiobenjeitung, 
erfdjeint  im  Verlag  ber  93aiar=&ttiengefeUfd>aft  in 
33erlin  viermal  monatlid)  in  ©rofefoltoformat  unb 
bringt  aufeer  folorierten  Stablfticbmobebilbern  jabl= 
reiche  in  ben  iert  gebrudte  ,]Jlobebilber,f)anbaTbeit«» 
vorlagen  unb  Scbnittmufterbogen,  foroie  neben  ben 
SRobeartiteln  unb  ben  Anleitungen  jur  Selbftanfer« 
tigung  ber  ©arberobe,  ©äfdbe  unb  roeibltd)en  <öanb« 
arbeiten  aller  Art  aucb  Unterbaltenbes  unb  93elebs 
renbeä  mit  tünftlerifd?  ausgeführten  ^Uuftrationen. 
3ugleid)  mit  ber  beutfcben  erf  cbeinen  jebn  frembfpra« 
aSige  2lu*gaben:  eine  fran^önfdje  in  \jkiriä,  eine  eng« 
lifcbe  in  Bonbon,  eine  italienifdje  in  9)tailanb,  eine 
fpanifcoe  in  ÜRabrib,  eine  boliänbifdje  in  Seiben,  eine 
polniicbe  in  fflarfdjau,  eine  ungariidje  in  33ubapeft, 
eine  cjecbifdbe  in  ^rag,  eine  rufftfdje  in  ^eteraburg, 
eine  ameritantfdje  in  sJleuporl  2)er  58.  rourbe  1855 
pon  Voui-j  Schäfer  in  Berlin  gegrünbet  unb  tarn  bid 
jum  3.  Jahrgang  nur  jroeimal  monatlich  in  Cttao« 
tormat  berau*.  Gr  roar  bie  erftc  SDtobenjeitung, 
bie  bie  SRobebilber  in  eingebrudten  iooljfcbnitten 
unb  in  größerer  Anjabl  brachte,  unb  errang  ba> 
burd)  einen  foldjen  Grfolg,  bafe  nadj  achtjährigem 
Sefteben  bie  beutfdje  Ausgabe  fcpon  in  100 000 
Gremplaren  perbreitet  roar.  1871  ging  bie  3«»t« 
fcbrift  in  ben  93eft&  einer  Attiengefeufcbaft  über. 

i&ajarb  (fpr.  bafabr),  Saint=Amanb,  ©rflnber 
bc$  GarbonariemuS  in  üranlreid)  unb  Apoftel  bcd 
Saint-SimoniemuS,  geb.  19.  Sept.  1791  ju  >Pari8. 
Gr  roibmete  ficb  nad)  ber  SHeftauration  ber  republi« 
tanifd)en  treffe,  ftiftete  bann  unter  bem  'Sedmantel 
ber  Freimaurerei  bie  republitanifdje  ©efellfcbaft  ber 
•Amis  de  la  veritti»  unb  grünbete  1820  mit  feinen 
tjreunben  $)ugieb  unb  3»ubert,  roelcbe  bie  Statuten 
besS  GarbonanamuS  aud  Neapel  bracbten,  eine  abn- 
lid?c  93erbinbung  für  {jranireicb,  bie  fcbon  im  folgen« 
ben  Sab»  über  200000  ÜJUtglieber  jäblte.  ffiegen 
feiner  Beteiligung  an  einem  ^utfd)  tn  Golmar  unb 
Seifert  in  contumaciam  jum  Üobe  oerurteilt,  lebte 
er  meift  im  Verborgenen  unb  febrieb,  naebbem  er 

fiep  1825  ben  Satnt^imoniftcnangefcbloffen,Arttfel 
ür  ben  «Producteur»,  bae"  Organ  bieier  Sduile, 
unter  bem  ^feubonpm  SaintsAmanb.  3Jlit  Gnfan« 
tin  (f.b.)  unternabm  er  bie  Slu&bilbung  ber  Jbeorie 
Saint«Simond  unb  eröffnete  1828  ju  tyaxiä  Vor« 
lefungen  barüber.  Sud  biefer  SDirffamfeit  ging 
aucb  bad  ^auptroert  ber  Scbule :  «L'cxposition  de 
la  doctriue  Saint-Simonienne»  (2  SBbe.,  1828—30; 
neue  Sludg.,  'tüar.  1854)  beroor,  benen  2.  Seil  bie 
neue  fociale  Religion  entbält.  mt  nad)  ber  3uli» 


reoolution  pon  1830  bie  Sd)ule  eine  freiere  SBeroe* 
gung  nebmen  burfte,  brang  Gnf antin  barauf,  feinet 
ütbeorie  oon  ber  Gmancipation  be&  ^Beibed  eine  ich: 
roeite  prattifebe  Slnroenbung  ju  geben,  bem  V.  jebod) 
roiberftrebte.  3)ie  Sdjule  geriet  barüber  im  3lo». 
1831  in  Spaltung,  wobei  ftd?  93.  für  immer  oon 
ibr  loäfaate.  Gr  ftarb  29.  $uli  1832  ju  Gourtrv 
bei  9Jlontfermeil.  (S.  Saint  «Simonifimud.) 

«a^arbiif,  bulaar.  Stabt,  f.  Vafarbfdjif. 

SBajame  (fr}.,  fpr.  bafdm),  ein  in  ber  .Kak  pon 
93ermcnton  erbauter  guter  roter  Vurgunberroein. 

ac<  (fpr.  bafd^).  1)  Krronbifferaeat  im  fran). 
Separt.  ©ironbe,  bat  1494^»  qkm,  (1896)  51 529  G., 
71  ©emeinben  unb  jerfdllt  in  bie  7  Kantone  fturo*, 
93.,  Gaptieur,  ©rigno!  ? ,  Yangon,  St.  Spmpborien 
unb  Villanbraut.  —  2)  ^auptftabt  bed  SlrtonbiiV- 
ment«  S3.  im  franj.  2)epart.  ©ironbe  (Cossium, 
Cossio  ober  Vasatae  ber  Üiömer) ,  52  km  oon  5Bor« 
beaur,  auf  einem  fteilen  Reifen  (79  m),  an  bem  bie 
93euoe  oorbei  utr  ©aronne  flie|t,  liegt  an  ber  3toÜ0: 
linie  Sangon:93.  (20  km)  ber  §ran).  Sübbabn,  bat 
(1896)  2401,  a(3  ©emeinbe  4806  G.,  $oft  unb  lAc- 
grapb ;  ©erberei,  $utmad)erei  unb  93ierbrauerei  fönte 
j&olj«  unb  ©etreibebanbel.  33.  bat  ein  Jribunal  erftet 
^nftanj,  ein  geiftlidje*  jtolleg  unb  eine  bebeutenbe  Ra« 
tbcbrale  aud  bem  13.  ?abrb.  mit  retdjen  Stulpturen. 

^n^ctUcö  (fpr.  baftfi),  5)orf  im  ärronbiffement 
unb  Äanton  Seban  bed  franj.  2>epart.  ?lrbenned, 
1  km  redu v  pon  ber  i'iaa-j,  am  3ufammenfluffe  bei 
Gbierd  unb  ber  ©ioonne  unb  an  ber  Sinie  "3U iüxti- 
Xeutide  ©renje  ($ontoQ)  ber  /yratu.  Oftbabn.  Set 
Ort  (1413  G.)  rourbe  burd)  bie  Sd)lad?t  bei  Seban 
h  Sept.  1870  belannt.  2)a2  1.  bapr.  Ärmceforpä 
(oon  Der  Sann)  griff  ba$  oon  fran}.  ÜRarineinfan« 
terie  befeate  93.  an  biefem  Jage  febon  morgen« 
4 1„  Ubr  an  unb  bemdebtigte  ftd)  bcefelben  nad)  fertig 
itünbigem  Kampfe,  jule^t  nod?  burd)  ba&  2.  bapT. 
nrmeetorpS  unterftüfet.  infolge  eineS  erbitterten 
^dufertampfed  rourbe  93.  faft  oollftdnbig  }erft5rt 

iBa^iäd  (fpr.  bdftabfd?),  Slnftebelung  im  ungar. 
Komitat  ftrap«S}6re'np,  in  ber  Trübem  SerbiidV 
93anatifd)en  ÜDttlitdrgrenje,  linf-j  oon  ber  Sonau, 
füblid)  oon  ©eifetireben,  an  ber  fiinie  2emedodr-93. 
(119,6  km)  ber  Unaar.  Staatsbabnen,  bat  (1*90} 
513  meift  beutfdje  G.,  ein  alte«  Klofter  unb  erbielt 
in  neuerer  Seit  93ebeutuna  al£  Koblenftation  für 
bie  Sonaubampfer.  &ier  beginnt  bie  I  onau  au# 
ber  Gbene  in  bie  Gngpdife  ber  Sübtarpaten  (be* 
Gifernen  Sboreä)  einjutreten. 

©  ajin  (fpr.  baftn),  ungar.  Tu\mc  oon  935ftng  (f.b.). 

ttoaodjc  (fpr.  baföfcb),  f.  33afodbe. 

«a^ra,  Stabt  im  fübl.  Sprien,  f.  93osra. 

Oojtäit,  93alle  be,  f.  93ibaffoa. 

©ajii,  ital.  SRaler,  f.  Soboma. 

«o  vuui,  Slntonio,  ital  Üflufifer,  f.  93b.  17. 

B  B  ( Bb),  auf  frübern  franj.  ü«ünien,  f.  93. 

b  b ,  3lbtünung  für  bene  bene  (tat.,  b.  i.  optime, 
febr  gut).  —  3"  ber  iDiuftl  ift  ed  bie  boppelte,  alfo 
um  einen  ganjen  Jon  erniebrigenbe  SBorjeidinung. 

BB,  3lb!ürjung  für  p«atXti<  ßaauf«-»  ^*cr.- 
B 

Xc6fa»  ßaoiXcCot  (basileus  basileön  basileuön  bast- 
leusi,  Konig  ber  Könige,  berrfebenb  über  Könige), 
Site!  ber  bpjant.  Kaifer. 

B  O,  in  ber  Munt  Slbtürjung  für  Basso  con- 
tinuo  (i.  ©eneralbafe). 

B.  0.,  ftubentiiebe  Stbtürjung  für  93urf<benton-- 
oent,  f.  Konoent. 


Digitized  by  Google 


Bche.  —  ©eaconSftelb 


571 


Bchi.,  al*  Äbtürjung  bei  botan.  tarnen  foüiel 
tote  33oudj<  (f.  b.). 

Bchst.,  bei  naturwiffenfthaftlicben  tarnen  %\>- 
fürjuna  für  3ob.  SRattbäu«  33ed>ftein  (f.  b.). 

B.  C.  I*.,  $lb  für  jung  für  Bachelor  of  Civil  Law, 
ber  unterfte  ©rab  ber  iurift.  gafultdt  in  (htglanb. 

Boo.,  Slbtürjung  für  33anco  (f.  b.). 

B.  D. ,  Hblflrjung  für  Bachelor  of  Divioity, 
in  Gnglanb  etwa  fomel  wie  Äanbibat  ber  Sbeologie. 

B.  B.  O.,  Slbtürjung  für  33inger  deputierten» 
fonoent. 

«bctiatömie  (grcb.),  ein  r>on  %  SBeer  in  33erlin 
angegebenes  Verfahren,  bei  bem  ber  33lutegel,  noch, 
wäbrenb  er  faugt,  an  feinem  bintern  ©nbe  ange* 
fcbnitten  wirb,  um  bierburcb  ben  Slbflufe  be«  von 
ihn  eingefogenen  93Iute^  ;u  bewirten,  wäbrenb  er 
unau«gefeüt  fortfaugt;  man  gewinnt  frierburcb  eine 
reichlichere  33lutentjiebung. 

i&beUium,  ein  früber  alo  Heilmittel  gebrauch' 
te«,  ber  ÜJtprrbe  ähnlich  riecbenbe«,  bitter  fcbmeden= 
be«  ©ummibarj,  »on  Balsamodendron  africanum 
Arnott  berrübrenb,  ba«  nicht  feiten  in  läuf  lieber 
3Rprrbe  unb  im  Senegalgummi  gefunben  wirb.  öS 
wirb  au«  Arabien  eingeführt.  Sine  anbere  Sorte 
tommt  au«  Sinbb  in  Cftinbien  unb  33elutfcbtftan 
unb  ftammt  reu  Balsamodendron  Mukal  Hook. 
3>a*  afritanifebe  33.  enthält  bi«  70  $roj.  öarj,  ba« 
in  Kali  unlöslich  ift.  3Da«  93.  ift  oollftdnbig  auS 
bem  §anbcl  oerfdjwunben. 

©bcllomcrer  (grd?.),  f.  Blutegel  (tflnftlicber). 

B-dur  (ital.  be-maggiore;  fr},  be-mi;  engl,  b  flat 
major),  Tonleiter  b,  c,  d,  es,  f,  g,  a,  b;  ?  reif  lärm 
b  d  f;  33orjricbnung  jroei  b  (für  Ii  unbe);  bieparaf* 
lele  ÜRolltonart  ift  G-moll  (f.  Jon). 

Be,  cbem.  3«*en  für  33erpllium  (f.  b.). 

**carfi  (fpr.  bibtfcb),  6ir  SKichael  £id«,  engl. 
$olititet,  geb.  1837  in  fionbon,  mürbe  in  6ton  unb 
Crforb  erjogen,  1864  al«  torpiftiieber  Kanbibat  für 
Gaft:©louce|teTibire  inSUnterbau«  gewäblt  unb  f  anb, 
ba  er  fieb  burch  Kenntnijje  unb  Webetalent  bemert: 
bar  machte,  febon  1868  eine  Slnftellung  als  Setretär 
für ba«  iUrmenmefen  im  erften  SJcinifterium  $i«raeli 
(33eaconSfielb).  3n  beffen  jmeitem  Ütinifterium 
würbe  er  im  <jebr.  1874£>auptfetretdr  für  ^rlanb  unb 
erbielt  1877  einen  Si&  im  Kabinett.  3m  £ebr.  1878 
mürbe  JB.  Kolonialminifter,  unb  biefe«  Hmt  Der* 
mattete  et  unter  febwierigen  Skrbältniifen  ()'.  ©roft* 
britannien  unb  3rlanb)  mit  ©efebid  unb  Energie 
bis  jum  6 tun  be«  SHinifterium«  33eacon«fielb  tm 
»pril  1880.  3m  erften  Kabinett  Salieburp  (3uni 
1885  bid  Sehr.  1886)  mar  er  Kamler  ber  Schate 
Tammer  unb  ftübrer  be«  Unterbauje«,  im  jmeiten 
(1886—92)  erft  ©eneralfetretär  für^rlanb,  bann 
(feit  gebr.  1888)  slkäfibent  beS  fcanbelsamte«.  3m 
brüten  aJlinifterium  Sali«burp,  feit  3uni  1895, 
übernabm  er  ba«  Scbatitanjleramt. 

©cfld)t)**eab  (fpr.  bibtfcbi  bebb),  SBorgehirge 
an  ber  6üblüfte  Gnglanb«,  SuSläufcr  ber  Soutb; 
2)ownS,  jroifd>en  Sfrigbton  unb  £>a|'ting«,  befannt 
burch  einen  Seefieg  ber  §ranjofen  unter  Äbmiral 
Jouroille  über  ba«  engbbolldnb.  ©efebmaber  unter 
bem  engl.  Jlbmiral  fierbeTt  Corb  lorrington  10. 3uli 
1690,  in  bem  fog.  )tr>eiten  ftoaliticmdlriege  gegen 
Subroig  XIV.  oon  granrreidj. 

ttcacon*ficlb  (fpr.  b<cTn«fiblb  ober  hibl'n«» 
fiblb),  ÜJcarttftabt  in  ber  engl,  ©raffebaft  33uding» 
bam,  36  km  meftuorbroeftlicb  uon  fionbon,  bat 
(1891)  1773  G.  33.  war  2iebling«aufentbalt  be« 
SidjteTÄ  G.  9BaUer  unb  2Bobnfi&  (Sbmunb  33ur!eö, 


bie  beibe  biet  ftarben  unb  begraben  liegen.  Wach 
biefem  Orte  erbielt  ^Benjamin  Dieraeli  bei  feiner  (h< 
bebung  in  bie  $eetage  (1876)  ben  Jitel  (Sari  of  33. 

«cacouCficlb  (fpr.  btf'nSfiblb  obet  bibrn«- 
fiblb),  Stabt  in  ber  Äaptolonie,  unmittelbar  bftlicb 
von  Äimberlep,  früber  du  Joitfpan  genannt, 
feauptort  im  diamantminenbiftrilt,  jäplt  (1891) 
10478  e. 

*cacon?nclb  (fpr.  btfnSfiblb  ober  bib.rn«* 
fiblb),  S3enjamin  didraeli,  feit  1876  ©raf  t>on33., 
engl.  Staatsmann  unb  Scbriftfteller,  geb.  21. 5)ej. 
1804  ju  fionbon,  ftammte  au«  einer  jübifeben,  ur: 
fprünglich  in  Spanien  angefeffenen  Familie,  bie 
Gnbe  be«  15. 3abrb.  cor  ber  ^nquifition  nach  Sienc 
big  geflüchtet  unb  uon  bort,  SRitte  be«  18.  3abrb., 
in  (fnglanb  eingewanbert  war.  In  würbe  mit 
feinem  SJater  3faat  2)i«raeli  (f.  b.)  31.  3uli  1817 
getauft.  2)ie  erfte  Grjiebung  erbielt  33.  burch 
$riöatunterricbt,  arbeitete  feit  1821  mehrere  $abre 
bei  einem  Sonboner  Sachwalter,  gab  aber  biefen 
33eruf  1831  enbgültig  auf ,  al«  fetn  erfter  Vornan 
«Vivian  Grey»  (5  33be.,  8onb.  1825—27)  mit  feiner 
Dortrefflicben  Sdjilberung  be«  böbern  engl,  ©efell* 
|cbaft«leben«  einen  gldnjenben  6rf olg  errang  unb 
tbn  plbftlicb,  jum  berühmten  Schriftjteller  machte. 
1828—31  unternahm  et  eine  Steife  nach  Spanien, 
ot alien  unb  bem  Crient,  bie  auf  feine  Slnfchauungen 
ma^gebenben  Ginflufe  übte  unb  ftcb  )eigte  befon* 
ber«  in  feinem  91oman  «The  wondrous  tale  of  Da- 
vid Alroy»  (1833);  Dor  bemfelben  war  erfebienen 
eine  Swift  naebgebilbete  Satire  «The  adventures 
of  Popanilla»  (1828)  unb  bie  üftomane  «The  young 
Duke»  (3  33be.,  Sonb.  1830)  unb  ber  bebeutenbete 
«Contarini  Fleming,  a  psychological  autobio- 
graphy»  (4  33be.,  ebb.  1882);  fpdter  uerf afite  er  nod) 
bie  'Jiomane  «Henrietta  Temple»  (1836)  unb  «Ve- 
netia»  (1837).  ^acb  ber  JHüdtebr  oon  feiner  SHeife 
ftürjte  33.  ftcb  mit  ©ifer  in  ba«  polit.  8eben,  welche« 
bamal«  ganj  oon  bem  Äampf  um  bie  Parlament«: 
reform  beberrfebt  war.  3n  einer  33rofcbüre  «What 
is  he?»  (1832)  legte  et  ein  oan)  bemotratifebe« 
©laubenSbetenntniS  ab  unb  gab  ein  bie  Revolution 
üerberrlicbenbe«  «Revolutionary  epic»  (fionb.  1834; 
neue  Äufl.  1864)  berau«.  Seine  gleicbieitige  33e« 
Werbung  um  einen  ^arlament«fi&  feblug  fehl,  unb 
e«  folgte  bei  ibm  eine  Slnndberung  an  bie  Äonfer- 
uatioen,  fo  bap  er  enblich  1837  al«  ftnbdnger  ^eel« 
in  ba«  Unterbau«  gewdblt  würbe.  6t  würbe  aber 
bei  feinem  erften  Auftreten  burch  ba«  Idrmenbe  ©e- 
Idcbtet  ber  8ub6rer  }um  Slbbrecben  feiner  Aebe  ge= 
}Wungen.  T^urcb  feine  Beirat  mit  ^r«.  vIDbnbbam 
&emi«,  einer  bermbgenben  3Bitwe,  31ug.  1839,  würbe 
er  äußerlich  unabhängig.  33.  grünbete  )u  Hnfang 
ber  vierjiger  ,Vibre  mtt  Sorb  Banner«,  ©eorge 
Smotbe  u.  a.  bie  Partei  be«  jungen  @nglanb«  (f.  b.). 
@r  f orberte  eine  uerfüngte  X orppar i  ei ,  bie  mit  bemo< 
hatifeben  ©runbfdnen  für  ba«  3iolt  einträte,  bar* 
über  aber  ein  ftarle«  unb  populäres  Königtum;  auf 
Kirche,  Monarchie  unb  Holt  follte  biefe  Partei  »ich 
ftütien.  Sine  Scbilberung  be«  «jungen  Gnglanb«» 
gab  er  in  einem  feiner  beften  iRomane  «Coningsby, 
or  the  new  generation»  (3  33be.,  Von t .  1844).  ^ hm 
folgten  mit  ähnlichen  polit.  3been  «Sybil,  or  the  two 
natioas»  (3  33be.,  ebb.  1845)  unb  «Tancred,  or  the 
uew  Crusade»  (3  33be.,  ebb.  1847). 

3JMt  feiner  waebfenben  litterar.  wuch«  auch  feine 
polit.  33ebeutung.  9lacbbem  er  ^eel  juerft  unter» 
|tft|t  batte.  ftanb  er  1846  »u  beffen  febdrfften 
fcbu^jöllnenfchen  ©egnern.  6r  griff  ibn  mit  allen 


Digitized  by  Google 


572  93eact 

SJtitteln  feiner  gewanbten  Sialcttit,  feine«  fchnei» 
benben  SOifce«  unb  feiner  bittern  §xome  an  unb 
rettete,  obgleid  er  bie  annähme  ber  3ollaufhebung 
niebt  oerbinbern  tonnte,  bod)  feine  Partei  oor  gfinj= 
lieber  3crfprengung.  3iad?  bem  Sobe  JBentind« 
1848,  bem  er  in  «Lord  George  Bentinck.  A  bio- 
gr&phy»  (2onb.  1851)  ein  treffliche«  litterar.  25ent: 
mal  ichte,  mußten  feine  torpiftifepen  Jßarteigenoffen, 
bie  bisher  ben  jüb.  ©mportömmling  mit  gewiifer 
3urüdbaltung  bebanbelt  batten,  ihn  in  aller  jjorm 
al«  ihren  gübter  im  Unterbau«  anertennen.  $m 
gebr.  1852  ernannte  ibn  ©raf  Serbp  jum  Sd)a$»: 
lanjler;  JB.  lieft  au«  taltifcben  ©rünben  ba«  fcbu&: 
jöllnerifcbe  Spftem  fallen,  batte  aber  mit  feiner 
Üinanjoermaltung  wenig  ©lüd;  bie  JBerwerfung 
feine«,  oornebmlich  oon  ©labftone  betämpften  JBub» 
aet«  führte  fepon  17.  $ej.  1852  ben  Sturj  be« 
ÜJlinifterium«  herbei.  Grft  im  gebr.  ia58  gelang 
e«  ben  Hone«,  fidh  wieber  ber  iRegierung  ju  be» 
mäcptigen,  worauf  JB.  im  jweiten  9Jtinifterium 
Serbp  wirber  feinen  Soften  al«  Scbatitanjler  ein« 
nahm.  Seine  finanjiellen  2Jtaferegeln  batten  bie«* 
mal  beffern  Grf  olg,  aber  ber  Siberftanb  gegen  bie 
oon  ibm  24.  2)tdrj  1859  eingebrachte  SReformbill 
unb  bie  einer  ^arlament«auflöfung  folgenbe  9leu» 
wabl  nötigten  ba«  Kabinett  febon  17.  yuni  1859 
jum  SRüdtritt.  ©egenüber  bem  neuen  ^remier- 
minifter  ^salmerfton  hielt  ftdj  bie  Oppofition  in  ben 
näcbftcn  fahren  jurüd,  3)i«raeli  forberte  nur  grö» 
ftere  Energie  im  auftreten  nach  aufeen.  91ad>  Siorb 
^almerfton«  2ob  1865  begann  eine  neue  (Epoche 
für  JB.;  er  belämpfte,  oon  einem  Jeil  abtrünniger 
Ciberaler,  ben  fog.  abullamiten,  untcrftüfct,  bie 
SHeformbill  be«  uRinifterium«  JHuffell  -  ©labftone 
unb  babnte  fich  bureb  beffen  9tieberlage,  18.  3uni 
1866,  in  bem  britten  üJiiniücrium  Xcrbn  oon  neuem 
benSBeg  in«  Hmt.  9cun  fuebte  er  feinerfeit«  fowobl 
feine  eigenen  frflbern  wie  bie  legten  liberalen  JBor: 
febläge  für  *ßarlamcnt«rcform  burd)  einen  in  ber 
(Erweiterung  be«  viBablrcct>tö  noch  rabilalern  Hntrag 
ju  überbieten.  SJtit  ganj  heroorragenbem  ©efdnd 
erreichte  er  beffen  annähme  auch  bei  ber  eigenen 
Partei,  unb  al«  jugleid)  ©raf  Scrbp  au«  ©efunb: 
beit«rütffid>tcn  jurüdtrat,  übernahm  JB.  im  gebr. 
1868  bie  fieitung  ber  «Regierung.  Gr  fünbigte  in 
feiner  2lntritt«rebe  «eine  wahrhaft  freifinnige  ^Soli: 
rit»  an,  ftanb  aber  balb  einer  oppofitionellen  Übe: 
ralen  9Rehrbeit  im  Unterbau«  gegenüber.  Srotibem 
blieb  er  im  2lmt  unb  lieft  e«  auf  ben  Gntfdjcib  ber 
Neuwahlen  antommen.  $11«  biefe  gegen  ibn  au«: 
fielen,  fab  er  fich  genötigt,  nodj  oor  bem  3ufammen: 
tritt  be«  neuen  Parlament«  jurüdjutreten  (3.  2>ej. 
1868).  Sie  oon  ber  Königin  ibm  angebotene  tymi- 
würbe  nabm  er  für  feine  ©emablin  an,  bie  jur 
Jüi«counteft  oon  JBeacon«fielb  erhoben  würbe,  wäb: 
renb  er  feine  leitenbe  Stellung  im  Unterbau«  bei: 
behielt  9tad>  ©raf  Serbp«  Job  23.  Ctt.  1869 
würbe  er  ber  alleinige  tfübrer  ber  tonferoatioen 
Partei  unb  blieb  e«  bi«  ju  feinem  Üobe. 

3unäd>ft  befcbrdntte  er  ftd)  auf  bartnddige  Oppo= 
fttion  gegen  ©labftone,  oor  allem  gegen  beffen  au«= 
wdrtige  H$olitit;  aber  au(p  bie  Gntftaatlidmng  ber 
irifd)cn  Kird)e,  bie  irif  d?e  Sanbbill,  bie  2lrmecref  orm, 
bie  (Srjiebung«bill,  bie  93allotbill  würben  mit  meljr 
ober  weniger  ^eftigteit  oon  ibm  betämpft. 
jmifdjen  begann  im  Hol!  bie  SHeattion  gegen  ba« 
übermaft  unb  bie  Überftürjung  ber  gablreidjen 
Reformen  ©labftone«,  unb  al«  ba«  Parlament  im 
mn  1873  ber  Regierung  mit  ber  irifefcen  Uni-- 


oerfitdt«biü  eine  Stteberlage  bereitete,  übernahm 
S)i«raeli  bie  fieitung  ber  ©efd^äfte,  naebbem  ihm  bie 
allgemeinen  9ieuwap(en  im  ^an.  1874  eine  große 
Ü)iebrheit  gebradbt  batten.  M\  ^ebruar  (ünbigte  er 
al«  fein  Programm  oorjüghd)  bie  iBerbeiferung  ber 
öffentlichen  ©efunbheit«pflege  unb  ber  gefcllfcbaft- 
lidben 3uftdnbe  ber  arbeitenben Klaffen  an;  jugleid) 
würbe  angebeutet,  baft  in  JBesug  auf  auswärtige 
"^olitit  ein  entfdnebenere«  Sluftreten  ba«  bur6  bte 
liberalen  eingebüftte  Slnfeben  Gnglanb«  im  2lu«= 
lanbe  jurüderobern  folle.  JB.  brachte  eine  Weihe  fo< 
cialer  iRef ormmaftregeln  burtb,  »or  allem  jeidmete 
er  fid>  gegenüber  feinem  Vorgänger  burd)  eine  Ilare 
unb  gef  djidte  au«mdrtige  sBolitif  au«.  1874  gefebab 
bie  (finoerleibung  ber  (jib|dn=f$nfeln,  1875  ber  Hn< 
lauf  ber  Sue«lanalaftien,  im  »pril  1876  bie  Qtbc- 
bung  ber  Königin  SBictoria  jurKaiferin  oon^nbien, 
wdbrenb  bureb  ©atborne  imrbp  eine  3lrmeereorga= 
nifation  burebgeführt  würbe.  3)er  ©egenfa>  gegen 
Nuftlanb  unb  beffen  Su«behnung«gelüfte  in  «um 
wie  am  SWittelmecr  leitete  SB.  oor  allem  tn  ber  ruft.» 
türl.  JBerwidlung.  3»«  hielt  er  fich  im  Kriege 
neutral,  nahm  aber  nad)  bem  Siege  dluftlanb«  eine 
brobenbe  Haltung  an,  oerfammelte  Gruppen  unb 
ödjiffe  im  3an.  unb  äpril  1878  im  OJtittelmeer,  bi« 
:Huftlanb  in  bie  ^Berufung  eine«  europ.  Kongreffe« 
nach  ^Berlin  einwilligte.  93ei  feiner  SHüdfehr  oon  bem 
berliner  Kongrefe,  auf  bem  ergroftedrfolge  errungen 
batte,  3uli  1878,  würbe  JB.  mit  groften  Ghrcn  oon 
Königin  unb  JBolt  empfangen,  überhaupt  ftanb  er 
um  biefe  3eit  auf  ber  vebe  feiner  3Jiadbt  unb  feine« 
JHuhm«.  löereit«  Porper  hatte  er  wegen  feine«  cor* 
gerüdten  Sllter«,  in  welchem  er  ben  aufgaben  be« 
Unterbau«führer«  nicht  mehr  genügen  tonnte,  ftdb 
al«  JBi«count  6ugbenben  unb  ©raf  oon  JB.  in« 
Oberhau«  erbeben  (äffen.  Sdlmdhlicp  aber  madrte 
ficb  ein  SRüdfdblag  bei  biefer  in  ibrer  ©röfee  jugleid? 
toftfpieligen  ^olitit  fühlbar.  JBcreit«  wfiprenb  be« 
:KuMnd)='iüriifd?en  Kriege«  hatte  ihn  bie  gefchidt 
geleitete  Oppofition  ©labftone«  )um  sJHafthalten  ge« 
jmungen;  ber  nun  folgenbe  Krieg  mit  Sfgbaniftan 
war  jwar  erfolgreich,  forberte  aber  grofee  Opfer,  ber 
Hrieg  gegen  bie  3ulutaffern,  ber  fchlieftlidh  mit 
vollem  6ieg  enbete,  hatte  unglüdlicb  begonnen.  S)ie 
oon  ber  Oppofition  genfibrte  3Jciftftimmung  war 
ftärler,  al«  JB.  felbft  ahnte;  in  ber  Hoffnung  auf  eine 
neue  Mehrheit  löfte  er  ba«  'ißarlament  im  5Difirj  1880 
ooncitig  auf;  aber  bie  Neuwahlen  brachten  eine 
grofte  liberale  3Jlebrbeit,  unb  JB.  reichte  infolgebeffen 
18.  Slpril  feine  Gntlaffung  ein.  6r  beteiligte  fich 
ieboch  noch  ferner  an  öffentlichen  fragen,  betämpfte 
©labftone«  afghan.  ^Jolitit,  ertrantte  aber  im  Stüh* 
iabr  1881  unbftarbl9.2lprill881.  Gr  würbe  an  ber 
Seite  feiner  ©emablin  auf  feinem  Sanbfifee  t>ugben= 
ben  in  JBudingbamfbire  beftattet;  auf  ftntrag  ©lab: 
ftone«  befcbloft  ba«  Parlament  bie  Grriditung  eine« 
Xentmal«  in  ber  SBeftminfterabtei.  Sa«  vJtonument 
in  ber  $farrtircbe  oon  ^ughenben  würbe  ibm  oon 
ber  Königin  gewibmet.  Sie  Jßeer«würbe  erlofcb  mit 
ibm,  jum  ©rben  feine«  Vermögen«  hatte  er  feinen 
9!effen  6oning«bp  Si«raeli  eingefeftt. 

^ln  feinen  fpäteni  fahren  batte  JB.  nodb  fchrift» 
fteUerifchen  Grfolg  mit  feinen  Siomanen  «Lothair» 
(3  JBbe.,  Sonb.  1870)  unb  «Endymion»  (3  JBbe., 
ebb.  1881;  beutfeh  oon  JBöttger,  3  JBbe.,  2p».  1881) 
errungen.  JB.  war  mehr  ein  fcblagfertiger  ©ort» 
tdmpfer  al«  ein  tunftooüer  dtebner.  Seinen  JBe» 
wunberern  ift  er  ein  wahrhaft  grofter  Staat«» 
mann,  feinen  ©egnern  nur  ein  böcbft  gefebidter 


Digitized  by  Google 


JBeagle  —  93ear*9?iocr 


573 


flomöbtant.  Gt  batte  grofje  leitenbe  3been,  bie  et 
mit  Älarbett  unb  Gncrgie.burcbfübrte,  mar  aber 
nicht  immer  feblerlo*  in  bet  SDabl  feiner  Littel. 

Seine  Weben  finb  gebammelt  in:  «Church  and 
Queen,  five  Speeches  delivered  1860 — 64»  (Conb. 
1865),  «Constitutional  refonn,  five  Speeches  1859 
— 65»  (ebb.  1866),  «Parliamcntary  refonn,  series  of 
speeches  1848— 66»  (2.3tufl.,ebb.l867),  «Speeches 
on  conservative  policy  of  the  last  30  years»  febb. 
1870),  «Selected  speeches«  (bg.  nontfebbel,  23}be., 
ebb.  1882);  feine  SJriefe  in:  «Home  letters,  writteu 
by  the  late  Earl  of  B.  1830—31»  (ebb.  1885), 
«Correspondence  with  his  Bister»  (ebb.  1886). 

Sgl.  ÜHiU,  Disraeli  the  autbor,  orator  and 
statesman(Üonb.  1863);  SBranbe*,  fiorbSB.  GinGba; 
ralterbilb  (Setl.  1879) ;  äitdjman,  The  public  life  of 
the  Earl  of  B.  (3.  gttfL,  Sonb.  1885);  Gucbenal« 
(Slarignp,  Lord  B.  et  son  temps  (Sar.  1880) ;  Groalb, 
The  Kight  Hon.  Benj.  D.  Earl  of  B.  and  his  times 
(2  Sbe.,  2onb.  1882);  ältbau*  in  «Gngl.  Gbaralter« 
bilber»  (2Sbe.,Serl.l870)  unb  inufteuen  Siutareb», 
Söb.  9  (2pj.  1882);  3.  Ä.  ftroube,  The  Earl  of  B. 
(Sionb.  1891);  ©orft,  The  earl  of  B.  (ebb.  1899). 

tfcaglc  (fpt.  bibgl),  engl.  SBtade,  f.  6unbe. 

tfcaglc  Kanal  (fpr.  bibgl),  f.  ^euerlanb. 

iöcamtuftcr  (ipr.  bibmtn-),  SNarltfleden  in  ber 
engl,  ©raffdjaft  Sorfct,  mitten  in  einet  lanbroirt« 
idjaftlid)  teieben  ©egenb,  bat  (1891)  3020  6.,  6ad; 
leinroanb«  unb  Jöpfermarenfabrifation. 

Beamte,  f.  ämt  unb  Staatöbicnft. 

i^camtcttocrcinc,  Bereinigungen  jur  36t« 
beruna  ber  Jntereffen  be*  SBeamtenftanbe*  nad) 
bem  ©runbiafce  ber  ©egenfeitigtett  unb  6elbftbilfe. 
Jbre  SBirtiamteit  jur  Grreidjung  btefe*  .Srocd* 
crjtredt  fid)  noruebmlid)  auf  ben  betrieb  bet  3n: 
nalibitdt*«,  ftranfen«  unb  £eben*Derfid)crung  ju 
©unften  ihrer  3)litglieber,  auf  ©erodbrung  non 
Marleben  an  bie  lefctern  unb  auf  SBeförbenmg  bet 
6parfamfeit  unter  benfelbcn.  *Rebftbem  btlben 
bumanitdre  3»ede  ibre  Stuf  gäbe.  Sie  bebeutenbften 
biefer  Seteine  finb:  ber  Grfte  allgemeine  Seamten« 
netein  bet  £jteneid)ifd)«Ungariid)en  ÜJlonarcbie  in 
SBJicn,  gegtünbet  1864,  feinet  Gntroidlung  nad)  bet 
bebcutenbfte  unb  jugleid)  93orbilb  für  bie  fpdtet  ent« 
jtanbenen.  Ser  Serein  etbaute  in  SBäbring  beiffiien, 
in  ©ta)  unb  in  SBubapeft  SBitroen«  unb  SBaifen« 
bdufer,  giebt  ein  2öod)enblatt,  bie  « Seamten «£ei« 
tung»,  unb  ein  litterar.  ^abTbud),  bie  «Sto*furen» 
(feit  1871),  berau*.  Ser  Sreufiifd>e  Seamtenoerctn 
in  Hannover,  gegrilnbet  1875,  giebt  bie  «2Jconat*: 
febrift  für  Seutfdje  Seamte»  (@rünb.  1877  fg.)  ber« 
au*.  3u  '«©taoenbage  in  ben  Stiebetlanben  befteln 
ein  Setein  De  Vereenigung  «Eigen  Hulp»,  ber  eine 
fflocbenidjfif t  in  öaarlcm  berau*giebt.  —  über  ba* 
SBarenbau*  für  beutfdje  Beamte,  für  Slrmee  unb 
vJ)tarine  forote  über  ben  SeutfAen  Srinat=Seamten: 
herein  f.  biefe  Sirtitel. 

Beamtrawl  (engl.,  fpr.  bilmttrabl),  Saum^ 
fcbleppne*  (f.  b.). 

üBcänuä  (neulat.,  mobl  von  franj.  bec  jaune,  be- 
jaune,  ©elbfcbnabel),  ftübet  SBcseidjnung  füt  einen 
neu  angelommenen  Stubenten,  [yud)*;  bann  aueb 
foniel  wie  bummbteiftet  ÜJtenfd);  SBeanitdt  ober 
£Beani*mu*,  ba*  SBcnebmen eine*  SB. 

Bear  (engl.,  fpt.  bdbr),  £Borfenau*brud,  f.SBatffe. 

•Starb  (fpt.  bibtb),  ©eotge  SDlillet,  ametit. 
Ärjt,  geb.  8.  3Rai  1839  ;u  aRonhriUe  (Connec- 
ticut), praltijierte  feit  1865  ju  fteuporf,  reo  er  feit 
1868  am  College  of  physicians  and 


Sorlefungcn  über  9teuropatbologie  unb  Gleftro- 
tberapie  hielt.  Gr  ftarb  bafclbft  23.  Jan.  1883. 
SÖ.*  Arbeiten  betreffen  »orroiegenb  Glclttotberapie 
foroie  9(erocnä  unb  ©cifteäfranlbeiten.  Unter  feinen 
6d?riften  finb  bfruorjubcben:  «Our  home  phv- 
sician»  (1869),  «Eating  and  drinking»  (1871), 
«Stimulants  and  narcotics»  (1871),  «Mcdical  and 
surgical  uses  of  electricity»  (1871;  2.Mufl.  1875), 
«The  scientific  basis  of  dehisions»  (1877),  «The 
psychology  of  Spiritism»  (1878),  «Nervous  ex- 
haustion,  neurasthenia»  (1880;  beutfd)  nacb  ber 
2.»ufl.  fipj.  1881),  «Problems  of  insanity»  (1880), 
»American  nervousness  with  its  causes  and  cou- 
sequences»  (1881),  «Seasickness,  its  Symptoms, 
nature  and  treatment»  (1881),  «The  case  of 
Guiteau,  a  psychological  study»  (1882),  «Sexual 
neurasthenia»  (1884;  beutfeb  ÜÖien  1885). 
cot  l'afc  (fpt.  bdbt  lebl),  f.  $dtenflufs. 

%Mavn,  fübl.  ©renjlanbfcbaf t  ^rantreieb*,  ungc< 
fäbr  4500  qkm  gro&,  bic  bem  öftl.  Jeile  be*  2>epart. 
Söaneg-^ipre'ne'e«  entfptid?t  unb  ba*  Öanb  j»iid?cn 
bem  £)ocbgebitge  unb  bem  ©ane  be  $au  einnimmt 
(f.  tfarte:  Wittel«  unb  Sübfrantreicb,  beim 
Slrtilcl  ^ranfreid),  Sb.  17).  Sa*  Älima  ift  gefunb. 
6*  blübt  tteffliebe  Sieb«,  befonbet*  ^Jfetbejucbt. 
Sie  ^erraffen  bet  fteilen  3;bälet  unb  öügel  fmb 
mit  Sieben  gefebmüdt;  in  ben  Gbenen  aebeibt  *Diaid, 
auf  ben  93ergftrid?en  ift  bet  §ladj*bau  meit  net= 
bteitet.  Set  &eatnet  betreibt  eifrig  ben  Setgbau 
(Gifen),  Siebjucbt  unb  £cinn>anbmanufa(tut.  3Qbl! 
reid}  manbert  bie  SBen&lterung  allidbtlid)  in  bie  Um« 
gegenb,  nad)  9lanatta  unb  Gatalonien,  um  Hrbeit 
,;u  uidicn.  Sie  £anbe*fpracbe  ift,  feitbem  ftdj  bicr 
tm  6.  3ö^tb.  bie  Sa*conen  feftgefe|(t  hatten,  bie 
baattfdje,  feit  bet  SHeoolution  1789  alletbing*  im« 
met  mebt  nom  ^tanjöfifd?en  netbtängt.  Sie  Jöaupt« 
ftabt  ift  Sau  (f.  b.).  —  Untct  ben  2Reton>ingetu 
geborte  SB.  )ut  ©a*cogne,  bann  niste  Subroig  bet 
«Vtomme819  eigene  Sicomte*  ein,  bie  getnöbnlicb 
Gentullu*  obci  ©afton  bi«P<n.  Untet  ihnen  jeieb« 
nete  Tub  ©afton  Y.  (1088—1180)  au«,  einet  bet 
£>clben  bc*  etften  Kteu^ug*,  bet  bann  nad)  feinet 
fltüdtebt  im  Sienfte  tUfonJ1 1.  non  Sltagon  6ata= 
gofia  erroatb.  9iad)bem  1134  bet  vJD(ann*itamm  bei 
alten  Sicomte*  etlofcben  loat,  lief  ba*  Sanb  ©e« 
fahr,  bie  Unabbdngigteit  ju  netlieten,  inbem  ÜRaric, 
bie  %od>ttx  be*  legten,  1170  SUf  on*  II.  non  Aragon 
}um  £ebn*betm  ertldrte.  Sie  empörten  Se'amet 
»iberfegten  ficb  unb  wählten  nad)  manchen  3n>ifd)en« 
fdllen  einen  Sobn  ber  nertriebenen  vJJtarie,  ber  al* 
©afton  VII.  bi*  1215  ttefflid?  bie  Regierung  fübttc. 
Sein  Gntel  ©afton  VIII.  beafebte  bi*  1290;  bureb 
feine  fochtet  ^Margarete,  bie  mit  9ioaet  VII.  nou 
jjoit  nctmdblt  roat,  fam  S.  an  bie  ©tafen  non  <yoir. 
feitbem  gehörte  ba*  £anb  mitjtoir  unb  9ia»arra 
nacbeinauber  ben  ödufern  $oir,  ©taillp  unb  Sllbrct. 
Jobanna  non  Gilbtet,  bie  Gtbin  ibre*  Jöaufc*,  bei« 
ratete  1548  Slnton  non  Soutbon  unb  bintetlie» 
1572  al*  Gtben  ibren  Sobn,  ben  fpdtern  6cin« 
rieb  IV.  non  eytantteieb.  Sutd)  biefen,  fpottweife 
betSlatnet  genannt,  tamS.  an  ^tantteieb,  mit 
beffen  Jirone  e*  1620  neteinigt  tnutbe.  Seitbem 
begann  auch  bie  Untetbtüdung  be*  Stoteftanti*« 
mu*,  bet  fett  1560  in  SB.  berrfcfcenb  mar.  —  Sgl. 
Sotbenane,  Histoire  de  B.  et  Navarre  (bg.  non 
9lapmonb,  Sar.  1873);  SBourbeau,  Ancicnne  Gas- 
cogne  et  B.  (2  Sbe.,  1861—62) ;  Stinarej,  Chansons 
et  airs  populaires  de  B.  (Sar.  1844). 

©cnr=OHbcr  (fpr.  bäbr  ritrm'r),  f.  «öärenflufi. 


Digitized  by  Google 


574 


Beata  —  SBcottie 


Beata  (Femininum  Pom  lat.  beatus,  glüdielig), 
eine  weibliche  ^crfon,  bic,  ohne  dornte  ju  fein,  wie 
eine  folcbe  lebt,  iöetfd^rocfter ;  audb  eine  Pom  Ivivü 
Seliggesprochene;  B.  ober  Beatissima  Virgo,  feiige 
(allcrieligfte)  Jungfrau,  93ejeid?nuna  ber  Jungfrau 
SJtaria;  Beatae  memoriae,  feligcn  Hnbenten«. 

träten  (vom  lat.  beatus),  franj.  Beates,  Devotes 
ober  Sceurs  converses,  93efebrte  Scbmeftern, 
Jertiarierinnen  mehrerer  religtöfer  Drben. 

^catenberfl,  Sanft,  f.  «sanft  93eatenberg. 

^eatcnbergbatin,  f.  Sanft  93eatenberg  unb 
Scbroeijerifcbc  Gifenbabnen. 

Beaten  -?»anbtcap  i  [pr.  biht'n  bdnnbifdpp), 
Wettrennen  (f.  b.)  mit  ®ewicbt«au«gleid}ung  für 
^f erbe ,  bie  gelaufen  ftnb .  aber  gefd)lagen  mürben. 

«catiflffltiott  (lat.),  f.  Seligfprecbung. 

»cötifum  (lat.),  fopiel  mie  9jiatifum  (f.  b.). 

Beati  poBBidentes,  tat.  6prid>wort:  «glüd= 
lieb,  wer  tm  93efi&  tft»;  au*  jurift.  ftormel  bafür, 
bafe  ber,  weldjer  im  tbatfddjlicben  93efi&  einer  Sache 
ift,  nicht  gelungen  werben  fann,  bte  Siecbtmdfeigs 
feit  biefe*  93eft&es  ju  beroeifen,  bafe  alfo  ein  anberer, 
ber  auf  biefelbe  SaAe  Hnfpradj  bat,  für  biefen  Hn* 
fprueb  bie  93emei«laft  ju  tragen  bat.  G«  ift  ba«  ein 
grofee«  3Jorred>t  be«  tbatfäd>licben  93efi&er«,  ba  bie 
erforberlicben  93eweife  oft  febwer  ju  führen  ftnb. 

Beatttudo  (lat.),  6e(igfeit,  ©lüdieligteit;  B. 
vestra,  Gm.  Seligfeit,  fonft  (fbrentitel  ber  93ifcböfe 
unb  aud>  weltlicher  ^erfonen,  je&t  nur  bem  Zapfte 
jufommenb. 

fBearoti  (fpr.  bibt'n  ober  bebt'n)  ober  33et&une, 
Saptb,  Aarbi na l- ©rj btf db of  pon  6t.  Slnbrem«  in 
Sdjottlanb,  geb.  1494,  entftammte  einer  franj.,  nad) 
Scbottlanb  übergeftebelten  <yamilte.  frrübjritig 
würbe  er  ju  biplomat.  Senbungen  unb  jur  9Jer* 
tretung  Scbottlanb«  in  Sranfreid)  benutit  unb  bat 
bauernb  für  eine  #rantreid>  freunblicbe  unb  Gnglanb 
feiubtiebe  fmltung  Sdjottlanb«  gearbeitet.  1528 
würbe  er  unter  $af  obV.  ©ebcimfiegelbemabrer,  1538 
Äarbinal  unb  1539  Gnbiicbof  pon  6t.  Snbrew«.  Gr 
permittelte  bie  beiben  franj.  Gben  ^afob«  V.,  hinter* 
trieb  1541  bie  ännäberung«periu*e  f>einrid>«  VIII. 
unb  rief  ben  mit  ber  Weber  läge  bei  Solmap  flJtofe 
enbenben  Ärieg  berpor.  (6. Scbottlanb.)  9iad>  3a« 
lobe»  Job  (1542)  beanfprud)te  er  angeblich  nach  bem 
Hillen  be«  perftorbenen  Jtönig«  bie  jHegentfcbaft; 
biefe  würbe  bem  (trafen  Srran  übertragen,  93.  per« 
haftet  unb  Scbottlanb  mit  Gnglanb  ausgeföbnt,  bid 
er  im  SBunbe  mit  ber  Königinmutter  "äJcaria  pon 
©uife  wieber  jur  3Racbt  tarn  unb  bie  Abmachungen 
für  eine  ©be  ber  jungen  SJtoria  Stuart  mit  &c'\n-. 
rieb«  VIII.  6obn  Gbuarb  burdjfreujte.  vJHit  be» 
fonberer  Energie  unb  blutiger  Strenge  perfolgte  er 
alle  Prot.  93eitrebungen.  911«  er  por  feinen  Slugen 
2.  9Jtdrj  1546  ben  prot.  «ßrebiger  ©eorge  SBiibart 
perbrennen  liefe,  fd?moren  beffen  iyrcunbe  ibm  Mache, 
unb  93.  mürbe  Pon  $obn  Ce«lic  in  bem  Scbloffe 
pon  St.  'Jlnbrew«  29.  3Jlai  1546  ermorbet. 

* catrtec  (fpr.bidtrri&),  frxuptftabt  be«  Gountp 
©age  im  füböftl.  Steile  be«  norbamerif.  Staate« 
sJlebra«fa,  am  93lueOHiper,  Änotenpunft  mehrerer 
Sahnen,  hat  (1890)  13836  (5.,  einige  ^nbuftrie, 
9jicbjud>t  unb  Steinbrüche  in  ber  Umgebung. 

^catrtec  ffpr.  -trihtiche),  f.  ©ante, 
cntrtciuö,  f.  93eatrijet. 

«cärrtR,  ber  83.  Wanetoib. 

fBcarrijct  (fpr.  -trifeb),  Nicola«,  auch  ©ca tri» 
ciu«,  93eautrijet  genannt,  franj.  fiupferfteaVr, 
geft.  um  1570,  hielt  fid>  bauptfficblicb  in  Italien  auf. 


[  93on  1540  biä  1565  fd>eint  er  in  SRom  gelebt  )u 
haben.  Qx  bilbete  ftcb  nach  Ägoftino  ÜKenejiano  unb 

|  3)iarc  SInton  dlaimonbi  unb  lieferte  unter  anberm 
gute  Stiebe  nad)  SJcicbelangelo  (^ertünbigung,  $5e» 
Üebrung  ^iauli,  OünflM  ®erid?t)  unb  nach  Maffacl 
(3ofepb,  feinen  ©rübem  bie  2rdume  auelegenö). 

iBeatfon  (fpr.  bibtf'n),  Jller.,  engl,  ©eneral  unb 
Sanbmirt,  nahm  1799  al*  SBellingtone  Mbjutant 
an  bem  Äriege  gegen  Jipu  Sabib  in  ^nbien  teil 
unb  febrieb  «  A  view  of  the  origin  and  conduet  of 
the  war  against  Tippoo  Sultaun»  (Öonb.  1800). 
1808—13  war  er  ©oupemeur  pon  St.  öelena, 
worauf  er  nach  ©nglanb  jurüdfebrte  unb  jum 
©eneralleutnant  ernannt  würbe.  6r  30g  ftcb  auf 
feine  33eünung  flnole=5arm  in  Suffer  jurüd,  wo 
er  ficb  eifrig  ber  ^anbwirtfebaft  wibmete  unb  14.  ^uli 
1833  ftarb.  93.  febrieb  «A  new  systern  of  cultiva- 
tion  withoot  liroe  or  dang  or  euramer-fallows» 
(Sonb.  1820;  beutf <b  pon  Naumann  u.  b.  X. :  «^euc« 
Sldcrbaufpftem  ohne  Sünger,  IJflug  unb  93ra*e«. 
SBeim.  1841).  3)iefeS  Spftem  beftanb  barin,  bafe 
ber  fAmcre  jbonboben,  junetebft  in  ber  genannten 
©raffdmft,  nicht  mehr  mit  ^flug,  Düngung  unb 
93ra*baltung  fultipiert,  fonbem  nur  mittel«  einer 
befonbern,  pon  93.  fclbft  tonftruierten  6gge  bearbei« 
tet  unb  ftatt  ber  93rad>e  unb  Düngung  ein  ratio* 
neller  grudjtmecbfel  mit  gleicbjeitigem  ©rennen  be* 
93ot>en«  eingeführt  mürbe.  93.  erriclte  mit  biefem 
Spftem  auf  feiner  ^arm  au*gejeid)nete  Grfolge, 
wenn  biefe  auch,  wie  fiiebig  nad>gewiefen  hat,  mehr 
ber  momentanen  pbofit.  93erbef)erung  be«  93oben«, 
al«  einer  bauemben  ©rbaltung  ber  $rud)tbarteit,  bie 
bei  93.«  Spftem  nicht  möglich,  }u  Perbanfen  waren. 

iBeartic  (fpr.  bibtt  ober  bebt!),  3ame«,  fchott. 
$pilofoPb  unb  Siebter,  geb.  25.  Oft.  1735  ju  Cam» 
rencehrt  tn  Äincarbine,  war  anfang«  Jbeolog,  feit 
1760  ^rofeffor  ber  3Roralpbilofopbte  am  ÜJtarifbal 
College  ju  überbeen  unb  ftarb  bafelbft  18.  Slug. 
1803.  Gr  erregte  Sluffeben  burd?  ben  «Essay  on 
the  nature  and  immutability  of  truth»  (Gbinb. 
1770  u.  1776;  8onb.  1848;  beutfd)  Pon  ©erftem 
berg,  ftopenb.  1772),  worin  er  £>ume«  Sfepticiimu« 
bureb  93erufung  auf  ben  gefunben  9Jerftanb  unb 
bie  natürlidje  bittltifeit  bcfdmpfte,  obne  jenem 
gewaebfen  ju  fein.  9BertP0Üer  finb  « Dissertations 
moral  and  critical»(2onb.  1783;beutfd)Pon©rofee, 
3  93be.,  @btt.  1789—91)  unb  «Elements  ofmoral 
science»  (2  93be.,  2onb.  1790  —  93;  beutfd»  x?on 
SR  ritt,  93erl.  1790),  welch  le|tere  bemerteneroerte 
dftbetifebe  Erörterungen  enthalten.  An  ber  piel 
gelefenen  Sdjrift  Evidences  of  the  ebristian  reli- 
gion»  (2  93be.,  fionb.  1786)  betennt  er  ftd)  ju  einem 
gemäßigten  Jbel«mu«.  3n  ber  ^oefie  begrünbete 
93.  feinen  iHuf  burd?  «The  minstrel,  or  the  pro- 
gress  of  genius»  (2  Sie.,  Conb.  1771—74).  ^feuc 
ilu«pabcn  biefe«  «in  Spenfer«  Stil  unb  Stande1» 
aeidiaffenen  ©ebiebt«  eriebienen  1777  (Gbinb.  1854; 
Sonb.  1871)  in  ©ilfillan«  «Library  edition  of  the 
British  poets»,  mit  ^lluftrationen  von  93irtet  #  öfter 
(Conb.  1861).  Slufeerbem  peröffentlidjte  er:  «On 
poetry  and  masic»  (3.  91u«g.  1779),  «Original 
poems  and  translations»  (Conb.  1761),  «On  laugh- 
ter  and  ludicrous  composition»  (1764),  «Thejudg- 
ment  of  Paris»  (1775),  mehr  moralifterenb  al«  bidb« 
terifcb,  «Theory  of  language»  (2.  Slufl.  1788),  aud> 
(leine  ?lbbanblungen,  wie  «On  memory  aud  imagi* 
nation»,  «On  the  Utility  of  classical  learning», 
«A  list  of  Scotticisms»  (1779).  Gine  Sammlung 
ber  ©ebiebte  erfebien  1799  (2  33be.).  Sic  befte  mo* 


Digitized  by  Google 


Beatus  —  Jöcaufort  (in  ©übafrifa) 


575 


Perne  Au*gabe  i)'t  bie  üon  Aler.  Dpce  in  ber  «  Aldine 
Series»  1830,  1854,  1866.  —  33gl.  bie  S3iograpbie 
oon  Ä.  33oro«r  (iJonb.  1804) ;  Sö.  $orbe*,  An  account 
of  the  life  and  writings  of  J.  B.,  with  many  of  his 
letters  (233be.,Gbinb.  1806;  2.  Aufl.  1812);  2)toUct, 
Sur  la  Tie  et  les  ecrits  de  J.  B.  (in  ben  «Comptes 
rendus»  ber  Afabemie,  1863).  [ebener.  ; 

Beatus  (lat.),  feiig,  ein  nom  ^apft  Seliggejpro= 

Beatus  ille  qul  proeul  negotiis,  «glfld- 
Udj  ber,  ber  fern  »on  ©eid)dften»  (b.  b.  fem  üon 
bem  lauten  treiben  ber  Stabt,  bem  gefdiäftlicben 
unb  polit.  Ceben),  Stelle  au*  i>oraj'  «Gpobenn  (2,  i). 

*ö co tu&  ttbenanuS,  eigentlid)  33ilb  (Kbena* 
tut*  nad)  Mbeinau,  ber  fjeimat  be*  SJater*),  beut* 
feber  öumanift,  geb.  1485  ju  SaMettftabt,  ftubierte 
tn  "Jkiri*,  lebte  feit  1507  in  Stra&burg,  33afel  unb 
SaMettftabt,  roo  er  1526  bauernben  SBohnfift  nahm. 
Stuf  einer  Weife  ftarb  er  20.  §u\i  1547  in  Strafe* 
bürg.  SB.  SR.  mar  ein  au*ge}eicbneter  Ärittfer  unb 
£>erau*geber.  SJelleju*  ^aterculu*  bat  er  uterft  vn-- 
öffentlich  (33af.  152U).  Seine  jablreicben  Auegaben 
lat.  fyrofailer,  namentlid)  ber  3Berte  be*  Jacitu*, 
jeiebnete  glänjenbe  Konietturaltritit  au*.  Sein 
©eidnd>t*rocrt  «Rerum  Germanicarum  libri  tres» 
(33ai.  1531)  befiBt  neben  feiner  patriotifAen  Wärme 
aueb  roifienfcbaftlicben  3Bert.  33ejiebungen  jum  95a« 
jeler  unb  StrafebuToer  33ucbbrud  ermöglichten  e* 
tbm,  ben  Xruot  tuicbti^er  Schriften,  namentlid} 
ber  feine«  (Vreunbe*  Gra*mu*,  ju  Übermaßen.  — 
9Jgl.£oramt»i,33.:R.0HMcn  1872);  93.3t.'  33riefroecbfel 
gaben  öoraroifc  unb  &artfclbcr  (£pj.  1886)  beraub. 

«Beancatre  (fpr.  bofdbr;  lat.  Ugernum),  £>aupt* 
ftabt  be*  Kanton*  33.  (192,ss  qkm,  4  ©emeinben, 
14277  G.)  im  Arronbiffement  Kirne*  be*  franj. 
Deport,  ©arb,  ließt  24  km  öftlid)  »on  Kirne«" ,  am 
rechten  Ufer  ber  Kböne,  2ara*con  gegenüber,  mit 
bem  e*  burd)  eine  520  m  lange  ßängebrüde  unb 
einen  597  m  langen,  auf  acht  93ogen  rubenben  93ias 
butt  in  93erbinbung  ftebt,  an  ben  Sinien  J  ara-;-c  cm 
Kirne*  unb  Dara*con  ■  Ujt*  ber  SERittelmeerbabn 
unb  ftebt  burd)  ben  47  km  langen  Aanal  von  Aigue** 
morte*  mit  bem  sJJtittelmeer,  unb  mit  bem  Ganal 
bu  ii(iti  unb  aufterbem  burd)  Dampfidnffabrt  auf 
ber  SRböne  mit  Vpon  in  9jerbinbung.  Die  Stabt 
bat  enge  Strafen,  sfyHodnallird)e,  ein  3  Ihm t er,  niebt 
unbebeutenbe  ©erocrbtbdtigteit,  mich  ti  gen  Durch* 

8ang*banbel,  (1896)  7511,  al*  ©emeinbe  9020  G. 
Iber  bem  9Jlefspla&  an  ber  Kbcme  erbeben  fid)  bie 
SHutnen  eine*  tfelfenfcbloffe*  (Bellum  Quadrum), 
einft  ber  ©renjpoften  gegen  bie  s^ronence.  Die  alt* 
berühmte  3Ragbalenenmeffe  Don  33.,  angeblid) 
1217  com  ©rafen  Kaimunb  VI.  oon  iouloufe  ge« 
ftiftet,  urlunblidj  1315  ermähnt,  bauert  ©om  21.  bi* 
28.  3,uli-  3t  frübern  Seiten  üon  ßaufleuten  unb 
jVabrifanten  au*  allen  fiänbern  (Suropa*,  au*  ber 
öeoante  unb  felbft  au*  fernen  unb  «rmenien  be= 
fuebt,  ©emngerte  ftd)  febon  im  17.  ^abrb.  ihre  S3e- 
beutung  burd?  bie  Aufhebung  ber  ^Ibgabenfreibett 
feit  1632,  bie  Äriegc  mit  bem  3lu*Ianbe  fomie  bie 
SBarenlager  ju  üHarfeille,  öpon  u.  f.  ro.  Seit  ber 
SReoolution  beiebränft  ftd)  ber  danbel  auf  Seibe 
unb  Seibenfabritate,  KimeÄ^Sbarol*,  Seinen,  2udb, 
ßeter,  ©olle  unb  SBaumrooUe,  5Bein,  93ranntroein, 
Dlioenöl,  Sübfrüdjte,  Spe^ereien,  ^arfümerien  unb 
aHaterialroaren.  ^mmerbm  mirb  bie  OTeffe  nod) 
»on  etroa  50000  "^erfonen  befudit,  unb  ber  ©arem 
umfas  beläuft  ftd?  auf  20  ÜJtill.  Jr*. 

33.  batte  unter  ben  Wörnern  al*  Gaftrum  unb  Sta* 
tiondort  an  ber  (1731  entbedten)  grofeen  Strafe  oon 


9temaufu*  (Kirne*)  nacb  Statten  SBebeutung,  mie  bie 
aufgefunbenen  Altertümer  bezeugen.  ;^m  12.  ,\abrb. 
fpielt  bie  fd?on  anfcbnlidje  otaM  in  ben  Sd>riften 
ber  $roubabour*  eine  Wolle.  12 15  mürbe  fte  Simon 
üon  «Ulontfort  übergeben,  aber  1216  nom  ©rafen 
Dlaimunb  VI.  genommen,  meltber  bie  Bürger  für 
ibre  ireue  mit  Vermehrung  ihrer  ^rioilegien  be» 
lohnte.  Seit  ber  Eroberung  bureb  fiubroig  VllL 
1226  mar  fie  bi*  jur  Weoolution  Sift  eine*  Sene» 
fdjallat*  mit  roeitem  ©ebiete;  1576  rourbe  fie  einer 
ber  Sidjerbeit*orte  ber  ßroteftanten.  §n  ben  öuge» 
nottentriegen  hatte  93.  niel  *u  leiben. 

iBeauce  (fpr.  bobfe),  eine  Sanbfdbaft  im  Süb« 
meiten  oon  ^ari*  (f.  Karte  :9torböftlid5e*5rant  = 
reich,  beim  Mrtitel  ^ranlreitb).  W\t  (Sbartre*  al* 
dauptftabt  bebnt  fie  ftcb  nörblicb  bi*  Xrcur,  füb* 
lieb  bi*  93onneoal  au*  unb  gehört  ;u  ben  Xevart. 
(Sure -et-üoir,  Seine'etDife.öoiret  unb  Soirjet^dber. 
D'xt  33.  ift  eine  bügellofe,  etma  3300  qkm  umfaffenbe 
(Sbene  tertiärer  33ilbung  unb  oon  foleber  iyrud>tbars 
teil,  bafe  ba*  Deport.  (hire=et'Soir  breimal  mehr  ©e« 
treibe  erzeugt  al*  im  DurAfcbrtitt  bie  übrigen  frang. 
Departement*.  3lucb  ©emüfe,  Wunfelrüben,  Krapp, 
$>anf,  Jlacb*  bauen  bie  33eauceron*  (33eroobner 
ber  33.),  bie  aueb  bebeutenbe  iHinber«  unb  Scbaf* 
jud)t  treiben.  —  3igl.  Slrbouin=2)umajet,  Voyage  en 
France.  16.  Serie:  De  Vendee  en  B.  (^iar.  unb 
Kamp  1898).  [f.  ©arroid. 

«eourtiamp  (fpr.  bibtf  ehern),  engl.  ?lhel?familie, 

üBcaurtmmp  (fpr.  bofcbdng),  Alpbonfe  he/  fran). 
©efd)id)tfd)reiber  unb  ^ublijift,  geb.  1767  tn  'JJto* 
naco,  roo  fein  3iater  ^laotommanbant  mar,  erhielt 
feine  Grjiebung  in  ^kiri*,  trat  in  farhin.  Xienfte, 
banfte  aber  betm  SIu*brud?e  be*  Kriege*  mit  <yrant« 
reich  ab  unb  mürbe,  be*halb  oerbädjtig,  auf  bie 
^eftung  gebradjt.  Kad)  ber  ^reilaffung  ging  er  nad) 
(jranfreid),  mürbe  bei  ber  9ßarifer  -HA\\<\  angeitellt 
unb  erregte  burd)  bie  im  bourboniftifepen  Sinne  ge^ 
febriebene  «Histoire  de  la  guerre  de  la  Vemlee  et 
des  Cbouans,  ou  tableau  des  guerre»  civile>  de 
l'ouest»  (3  33be.,  <ßar.  1806;  4.  »ufl.  1820)  Die  Un« 
jufriebenbeit  ber  Regierung.  Gr  mürbe  nad)  .heim* 
mjent ,  aber  jurüdberufen,  unb  fanb  bi*  1K14  hei 
ber  Gtnnabme  ber  inbiretten  Abgaben  eine  titvuu 
lung.  Später  erhielt  er  non  Cubmig  XVIII.  eine 
"^enfion.  Gr  ftarb  l.^uni  1832in^ari*.  3<.  febvieb 
lange  3<it  für  ben  «Moniteur»,  bie  «Gazette»  unb 
bie  legitimiftifdje  «Biographie  universelle»  ibg.  oon 
WiAaub).  Seine  jabli  eichen  ©efebiebtoroet  fe  fmb 
parteiifd).  Die  «Histoire  de  la  conquete  et  des 
r^volutions  du  Peruu»  (2  33be.,  ^ar.  18u8)  unb 
«Histoire  du  Bräsil»  (3  93bev  ebb.  1815)  tonnten 
meniger  feine  polit.  Anficht  hervortreten  laffen.  Sonft 
nerbienen  Grmäbnung:  «Histoire  des  cam|iagues 
de  1814  et  de  1815»  (4  33be.,  far.  1817),  Die  gegen 
be  la  Kofa  gerid)tcte  «Histoire  de  la  revoluiiou  «lu 
Piemont»  (2  33be.,  ebb.  1821  u.  1*23)  unb  «Vie  <le 
Louis  XVIU»  (ebb.  1821;  3.  Aufl.,  2  3'be.,  W»h 

Oeauconrt  (fpr.  botubr),  prot.  'Bfairboif  im 
Kanton  Delle  be*  franj.  lenitoire  be  3teltori  tin 
500  m  ööbe),  an  ber  fiinie  ÜJiontb^liavr-  DtU*  Der 
ftranj.  ÜJtittelmeerbabn,  bat  (1896)  3«  15,  al* 
meinbe  453«  G.,  IMt  unb  Jabrilation  oon  II  en 
(2()00  Arbeiter),  Schrauben,  lanbmirtiAaitiicbep 
iKaicbinen  unb  elettrifcben  Sampen. 

^coufort  (fpr.  bobf'rt),  jmei  Dioifionen  unb 
DrtfAaften  in  ber  brit.  Kaplelonie  in  Subanri  a 
(f.  Karte:  Kaptolonien).  I)  33eauf  ort  =  Wen . 
Dinifion  ber  3Wiblanb=^rot)inj,  in  ber  ©renen 


Digitized  by  Google 


570 


93eaufort  (in  9iorDamerifa)  —  beauftrag  tc 


Karroo,  bat  16503  qkm  imb  (1891)  9171  G.,  bar= 
unter  3854  28eipe.  $ie  Hauptjtabt  93.  (in  893  m 
Höbe),  1820  gegrünbet  unb  bureb  eineGifcnbabn  mit 
ber  Kapflabt  oerbunben,  bat  2725  G.,  barunter  1260 
3Beif>e,  93ibliotbcf,  Stabtbau*,  oier  Kirchen  unb  ein 
grofceö  SBafferrefcrooir,  ba*  auch,  in  ber  trodenften 
:jabre*jeit  nicht  oerfiegt.  —  2)  93caufort=Gaft 
ober  5 ort  33.,  SMoifion  ber  SRorboftprooin»,  ju  roel» 
djer  aufcer  fiatt  33.  unb  Slbelaibe  auch  33lintroater, 
Koonap,2Binterberg  unbKroomie  geb&ren,bat(l891) 
2227  qkm  unb  14676  <S.,  barunter  3136  SBeifee. 
35er  Hauptort,  frort  33.,  am  Katflufj,  über  ben  eine 
fteinerne  33rüde  führt,  »äblt  im  Stabtbejirt  1007  G. 
(barunter  663  SBeifie),  in  ben  Idnblicben  33ejirfcn 
4265  6.  (barunter  32  ffieifce),  »ufammen  5272  G. 
Hier  befiegten  3.  ^an.  1851  bie  Gngldnber  bie  Kaf» 
fem  unb  aufitdnbifcben  Hottentotten. 

Ocaufotrt  (fpr.  bobfrt),  9lame  mehrerer  Drte 
in  ben  SJereinigten  Staaten  oon  Slmerifa;  barunter 
1)  Haupt  ftabt  be*  ßountp  Marteret  in  Slorbcaro* 
Kita ,  an  ber  SWünbung  be*  Steroport  in  ben  Silbe» 
marlcjunb,  mit  (1890)  2007  G.,  gutem  Hafen  unb 
Küftcnbanbel.  —  2)  Hauptftabt  be*  Gountp  33. 
in  Sübcarolina,  am  ^ort^oual^lufi,  3Jtittelpuntt 
ber  ©croinnung  von  ftlufepbo*p  baten  in  Sübcaro» 
lina,  ift  Schiffen  bi«  »u  4  m  »ugdnglicb.  bat  (1890) 
3587  G.  unb  betxäcrjtficbe  3luefubr  oon$bo*pbaten 
unb  33aubolj.  3n  ber  9?dbc  liegt  <Port--9topal  mit 
etroa  400  G. 

cauf ort  (fpr.  b cbt'rt'i ,  ber  oon  einem  Scblofj 
in  Slnjou  hergenommene  5Rame  eineil  von  ben<ßlan= 
tageiiet  (f.  b.)  ftammenben  ©efd?lcd>t*,  beffen  erfte* 
©lieb  3obn  93.  (geft.  1409)  »ar,  ber  dltefte  Sobn 
^obn«  oon  ©aunt,  Herjog*  oon  gancafter,  Sohne* 
König  Gbuarb*  III.  au*  bem  Konlubinat  mitKatba* 
rina  Sropnforb.  Tic  Slacbtoinmcnfcbaft  au*  biefer 
Skrbinbung  tourbe  oon  SttAarb  II.  legitimiert,  unb 
3obn  »um  ©rafen,  fein  Sobn  3obn  (geft.  1444) 
»um  Herjog  von  6omerfet  (f.  b.)  ernannt  2>e« 
lehtoru  ioebter  unb  einjige  Grbin  iDtoraarete  mar 
bie  iötutter  Heinrich*  VII.  Jubor.  mit  feinem 
heften  3°bn  erlofcb  1471  bie  ber»ogl.  fiinie,  ein 
natürlicher  Sohn  oon  Heinrich,  D€m  trüber  biefe* 
iüngften  3objt,  nabm  ben  tarnen  Somerfet  al* 
ftamtliennamen  an.  SJiefer  Gbarle*  Somerfet 
mürbe  1514  »um  ©rafen  oon  SBorcefter,  ber 
fünfte  ©raf  ÜBorcefter  »um  SPlarqui*,  unb  beffen 
Gnlfl  Henrp  1682  oon  Karl  II.  »um  Herjog  oon 
93.  ernannt.  3)iefe*  oon  einet  Seitenlinie  ber  33.* 
ftammenbe  berjogl.  Hau*  6omerfct  befteht  noch 
beute,  ber  jefeige  Sräger  be*  9lamen*  ift  Henrp 
Somerf  et, neunter  &  er  jog  oon33.,geb.l9.9Jcai 
1847.  93on  anbern  ©liebem  ber  ftamilie  Somerfet 
matten  fid)  einen  9tamen  ber  cor  Semaftopol  1855 
geftorbene  ^elbmarfcball  £orb  ^Raglan  unb  beffen 
zlleffe,  Sorb  ©ranoille  Sbarle*  Henrp  i  e 
m  e r  f  e  t  (g*ft.-1848),  Staatsmann  unb  ,\r e unb  $eel*. 

3)er  }meite  Sohn  ^ohn*  oon  ©aunt  unb  ber 
Katharina  Sftpnforb  mar  Henrp  93.,  93ifd)ofm>n 
SBindjefter,  fett  1403  breimal  Sorbtanjler,  mit  Hein- 
rich V.  oorübergehenb  in  3>vift,  meil  biefer  ihm  bie 
Slnnabme  bc*  Äarbinalöbuteä  »erbot,  °er  $He= 
geutfebaft  für  Heinrich  VI.  ftanb  er  in  fdjrofiem 
©egenfa^  »u  bem  Herjog  oon  ©loucefter.  1417 
nahm  er  am  Konftanjer  Aon»il  teil,  mo  er  für  $apft 
ÜJlartin  V.  ftimmte,  rourbe  1426  jum  Karbinal  tx- 
hoben  unb  organifierte  impdpftl.  Sluftragin  S)eutja> 
lanb  ben  Krieg  gegen  bie  Huffiten.  1431  frönte  er 
Heinrieb  VI.  in  ^ari*  jum  König  ton  ^ranfreich  unb 


feblug  mit  33eiftanb  be*  Parlaments  einen  $eriud> 
©loucefter*  jurüd,  ihn  rodbrenb  feiner  SIbmeienbcit 
oon  (Jnglanb  ju  ftürjen.  ^olitiidb  ging  er  mit  33ebs 
forb  jufammen;  nach  beffen  Job  (1435)  arbeitete  er 
eifrig  für  ben  ^rieben  mit  granfreid?,  in  allem  griim 
mig  angefeinbet  oon  ©loucefter,  an  beffen  gebcimntä: 
»ollem  Z cb  er  leinen  Anteil  gehabt  haben  tann.  Qx 
felbft  ftarb  einige  SBodien  fpäter  11.  SIpril  1447. 

Sie  Herlöge  t>on  93.  in  rvrantreieb  ftammen 
oon  ber  ©cliebten  Hcinrid;*  IV.,  ©abrieUe  b'eftre'ea 
(i.  b.),  inbem  ber  König  au«  Siebe  ju  biefer  bie  tieine 
Stabt  Stauf  ort  in  ber  Champagne,  bie  ihrer  Familie 
gehörte,  1597  »um  Herjogtum  erhob.  33elannt  ift 
befonber*  $tanc,oi«  be  3}enböme  (f.  b.),  .üerjog 
oon  33.,  ber  dnlet  ©abrielle*  unb  Heinrieb*  IV. 

Slnbere  ©rafen  unb  Herzöge  oon  33.  ober  33eauf: 
fort,  bie  in  33elgien  beimifcb  finb,  entlehnten  ihren 
sJ{amen  einem  »ur  ©raffebaft  SRamur  gehörigen 
Schlöffe.  3m  13.  Sctbrb.  ^atte  fid)  ba*  Hau*  in 
oier3»cige,  33.  be  ©one*,  33.  begallai*,  93.  be 
Seile*  unb  33.  be  Spontin,  gefpalten,  oon  benen 
fid?  nammtlicb  bie  ©lieber  be*  letztem  au*ieid?s 
neten.  Karl  Sllbrecht  oon  93.,  laiferlicber  2i>irtL 
©ebeimrat  unb  Kämmerer,  erhielt  16.  ^ebr.  1746  bie 
93eftätigung  ber  gräfl.  2öürbe  unb  bie  ©mennung 
»um  SDlarqui*  mit  fürftl.  SRang.  Sein  Sohn  grieb  = 
rieh  Äuguft  »leranber  rourbe  1782  »um  Her« 
jog  oon  33.  ernannt  unb  1814  oon  ben  alliierten 
»um  ©eneralgouoemeur  oon  33elgien  eingefetit.  Qx 
[tarb  22.  Hpnl  1817  ju  93rüffel  al*  Cbfritböfmar« 
fcball  be*  König*  ber  9?teberlanbe.  Sein  Sobn 
unb  6rbe  be*  Her»og*titel*  roar  $riebria>  £ub< 
roig  Sabi*lau*,  geb.  1809,  ber  10.  9loo.  1834 
tinbcrlo*  ftarb;  ihm  folgte  fein  33ruber  Stlfreb 
(geb.  16.3uni  1816,  geft.  20.3uli  1888)  al*  Herpg, 
beffen  Sohn  ^riebrid)  (geb.  8.  3""i  1843)  feit 
1888  Srdgcr  be*  Jitel*  ift. 

^enufort  en  VSaüic  (fpr.  bofobr  ang  roaücb), 
Hauptftabt  be«  Kanton*  33.  (151,93  qkm,  7  ©emein» 
ben,  12 601 6.)  im  Slrronbiffement  i^tuae  be*  nar, ; . 
^epart.  2Jcaine:et-Soire  (Slnjou),  30  km  öftlid»  oon 
Singer*,  nahe  ber  SBeftbabn,  bat  $oft  unb  Jele^ 
grapb,  ein  Kolleg,  2  Krantenbäuier,  (1896)  2182, 
al*  ©emeinbe  4278  6.  Segeltucbfabritdtion  foroie 
Hanbel  mit  ©etreibe,  Hanf,  Hüffen,  gebörrten 
Pflaumen  unb  9Bein.  —  König  Nrni  laufte  33. 
1469;  1842  rourbe  hier  feiner  ©emablin,  Jeanne 
be  Saoal,  eine  Statue  errichtet. 

«Beaufortffala  (fpr.  bobf'rt-),  f.  SBinbftalen. 

©caurfcblaguttfl,  bei  SDaffermotoren  bie  Slrt 
unb2Beifeber3ufübmngbe*93etrieb*roaffer*(3luf' 
fchlagroaffer*).  So  unterfcheibet  man  bei  Tur- 
binen ooll  beauffcblagte  unb  teilroeife  beauffdjlagte, 
ie  nachbem  ba*  33etrieb*roaffer  fdmtlicben  ober  nur 
einem  Seile  ber  Öaufrabfcbaufeln  jugefübrt  roirb. 

i^cauf fiefntquufl,  f.  SIufftd)t. 

^Beauftragte,  auch  sJtcoifion*ingenieure 
genannt,  in  Xeutfcblanb  unb  Cfterreicb  oon  ben 
UniaU«33emfSgenoffenfd?aften  angeftellte  bejablte 
33eamte  jur  Kontrolle  ber  Unfalloerbütungäuors 
fd)rifteu  unb  ber  Crfüllung  ber  für  5)urcbfübnmg 
ber  Unfallocrficbemng  ben  Unternehmern  auferleg» 
ten  SJerpfliditungen,  oft  mit  ber  Stellung  al*  i*er« 
traucnSmann  (f.  b.)  oerbunben.  2>ie  33.  finb  auf 
3krfdroiegcnbcit  ju  beeibigen;  fte  bürfen  bie  33e« 
trieb*ftdtten  rodbrenb  ber  33etrieb«jeit  betreten  unb 
an  Crt  unb  Stelle  fid)  au*  giften  unb  93üd?ern  über 
3aljl  ber  bcfdjdf tigtm  Hrbcitcr  unb  Höhe  ber  üöbne 
I  unterrichten;  fie  lönnen  bei  geftftcllung  ber  Un» 


Digitized  by  Google 


^Beauftragter  9tidjter  —  Söeau^arnai« 


577 


fallentfcbdbi gung  jugejogen  werben  unb  haben  ben 
^abrilinfpettoren,  mit  benen  jte  fianb  in  feanb 

Sben  f ollen,  auf  ßrf orbern  über  tbre  Überroadmng* * 
ätiglcit  Mitteilung  §u  maAen  (Eeutfd?  ti  Unfall* 
verficberung«geie&  vom  6.  3"K  1884/  §§•  82  fg.; 
Cfterreidnirte«  Dorn  28.2)e».  1887,  S§.  23,  24,  31). 
—  Über  &  im  ^rioatrcdbt  f.  Auftrag. 

Beauftragter  ÜHidjtcr,  im  Sinne  ber  3)eut* 
fd^en  unb  ©fterr.  ßivil*  unb  Strafprojeßorbnung 
ein  Mttglieb  be«  ertennenben  floUegialaeriebt*, 
mcldbe«  von  biefem  mit  ber  93ornabme  aeroivfer  ^Jro- 
jeßbanblungen  außerhalb  ber  münblidpen  93erbanb* 
hing,  namentüdj  mit  93enjei*aufnabmen  unb  33er» 
nepmungen,  betraut  wirb.  Gr  fiept  im  ©egenfafc 
einerfeit*  jum  ertennenben,  anbererfeit«  jum  er* 
fudjten  SHidjter.  Seine  9ied)t*ftellung  ift  in  ben 
^rojeßgefetjen  abgegrenzt.  SBgl.  $eutfd)e  dxv'xl 
pro3eßorbn.  §§.  165, 188,  229,  2%,  329,  348,  355, 
361,  365,  366,  370,  372,  875,  389,  398, 400,  402, 
405,  434,  479,  492,  619,  671 ;  Teutfcbe  Strafpro* 
jeßorbn.  §§.  50,  69  ,  222  ,  232  ,  331,  409;  Cfterr. 
ßivilprojeßorbn.  §§.  239  unb  282.  Defterr.  Strafe 
prrneßorbn.  §§.  254  u.  f.  w. 

löcaugcnctj  (fpr.  bofAangßih),  fcauptftabt  be« 
flanton«  93.  (145,04qkm,  7  ©emcinben,  10  696  <*.) 
im  Arronbiffement  Orleans  be*  fram.  Deport.  Soirct, 
26  km  im  S3B.  von  Drlean* ,  in  fd?öner  Sage  am 
redeten  Ufer  ber  fioire,  über  welche  pier  eine  alte, 
440  m  lange  Stembrüde  in  39  93ogen  fübrt,  unb 
an  ber  Vinte  ißari*:  i eure-  ■■  93orbeaux  ber  Drlfan*-- 
babn,  bie  bier  einen  ÜBiabutt  »on  25  33ogen  über: 
fdbreitet.  Sie  Stabt  bat  eine  (alte  Mineralquelle 
unb  (189*5)  3305,  al*  ©emeinbe  3994  <*.,  $oft  unb 
Selegrapb,  Brauerei,  93rennerei  unb  fiobgerberei 
iomie  franbel  mit  ©eineffig ,  ©etretbe  unb  Gifen, 
bef onber*  mit  ben  gefcbäMen  ©einen  ber  Umgegenb 
«Jlo«  be  ©uigne«).  Äußer  bem  1520—25  Pon  bem 
berübmten  Arcbitelten  9Mart  erbauten,  1893  reftau* 
rierten  Stabtbau«  (f.  Xafel:  Jrranjßfif  epe 
fiunft  II.  $ig.  9),  bem  Xurm  St.  Pirmin  (SReft 
einer  Äirdje),  bem  alten  Schloß  (jefct  Armenpau*) 
bat  bie  Stabt  noch  einen  ber  dlteften  SBarttürme 
(Tour  de  Cesar  .  einen  SReft  ib. rer  au«  bem  10. 3aprb. 
Itammenben  Sefejtigung,  unb  in  ber  SRdpe  ein 
großartige«  SDrmbenbenFmal.  —  Seit  bem  7. 3abrb. 
batte  58.  eigene  93arone  unb  eine  ^falj  (Balgen- 
tiacus)  ber  Karolinger.  1104  unb  1151  fanben 
bier  Äonjtle  ftatt.  1163—65  Aufenthaltsort  $apft 
Aleranber«  III.,  ging  e«  1291  burd>  Äauf  an 
^bilipp  IV.  über.  3n  ben  Äriegen  jwifdjen  Gng« 
länbern  unb  ^ranjofen  wieberpolt  erobert,  ge* 
langte  93.  fpdter  an  3>unoi«  unb  beffen  9iadi= 
tommen  unb  1498  wieber  an  bie  frone,  dein* 
rieb  IV.  fcbenlte  e*  feiner  ©eliebten  Henriette  von 
löaUac,  fpdter  tarn  e«  in  ben  93efi&  ber  Familie 
Orttan*.  3m  $eutfd>=^ranjöfifd)en  Ärieae  fälug 
8.  2>ej.  1870  ber  ©roßperjoa  von  Medienburg* 
Schwerin  beim  SJorrüden  auf  3vur«  bie  jwifden 
93.  unb  bem  fDalbe  von  Marcbenoir  ftebenbe  jweite 
£oire-Armee  be«  ©eneral«  Gpamo  unb  warf  fie  in 
ber  JHicptung  auf  2e  Man*  jurüd. 

«cauparnaiö  (fpr.  boamdb),  Hleranbre,  93i' 
comte  be  93.,  geb.  28.  sJRai  1760  auf  Martinique, 
jeidjnete  ftcb  im  ameriL  §reibeit*triege  unter  Qte> 
neral  SRocbambeau  au*.  93eim  Au*brucb  ber  Sto 
Solution  von  bem  Abel  gu  93loi*  ;u  ben  ©eneral< 
ftaaten  abgeorbnet,  mar  er  einer  ber  erften,  bie  mit 
bem  britten  Stanbe  ftimmten.  3«  b«  9tacbt  com 
4.  Hug.  ertlfirte  er  fid>  für  Sbfdjaffung  ber  $rioi* 

14.  lulL  R.K.  U. 


legien,  für  3ulaffung  aller  93ürger  ju  ben  Staat** 
Ämtern  unb  für  bie  ©leiebbeit  por  ©erid)t.  5Rad> 
bem  blutig  unterbrüdten  Aufftanbe  )u  9tancp  ucr 
teibigte  er  ben  ©erteral  93ouiU<  (f.  b.),  moburd)  er 
Heb  bie  9iolt*gunft  verfeberite.  91*  21.  3uni  1791 
bie  9tationaloerfammlung  bie  gludjt  be*  Äönig* 
erfubr,  titelt  er  burd)  feine  93efonnenbeit  bie  95er* 
fammlung  oon  übereilten  Maßregeln  jurüd.  3" 
Anfang  be*  Auguft  trat  er  au*  ber  97ationaloer* 
fammlung,  beren  «ßraftbent  et  jmeimal  geroefen 
mar,  ging  al*  ©eneralabjutant  jur  5lorbarmee, 
fdmpfte  unter  ©eneral  ßuftine  bet  Sotffon*,  »ei« 
gerte  ftcb  jeboeb  1793  ba*  itrieg«minifterium  gu 
übernebmen  unb  reidjte  fogar  al*  Cbergeneral  ber 
ftbemarmee  feine  Abbanturta  ein,  toeil  man  ben 
Abel  au*  ber  Armee  fließ.  Unter  ber  Sdjrcden*« 
berrfdjaft  rourbe  er  von  ber  ©renje  in  ba*  %nntxt 
frranfretd?*  verir-iefen  unb  begab  ftd?  auf  fein  fianb« 
gut  ju  5crt<=3ntbault.  Seine  Seinbe  perbreiteten 
ba«  ©erüebt,  baß  er  )ur  Übergabe  pon  Main)  bei* 

getragen  babe,  er  Würbe  be*balb  nadj  ?3ari«  ge» 
radjt.oomJleoolutionÄtribunaliumJobeDerurteilt 
unb  am  23.  3uli  1794  hingerietet,  über  feine 
SMtrce,  fpütere  ®emab,lin  Napoleon*  I.,  f.  3°^* 
pbine;  über  beiber  Äinber,  f.  Seudjtenberg ,  öerjog 
von,  unb  öortenfe. 

©cautjarnatö  (fpr.  boaradb),  5an"b»  ©omteffe 
be,  geborene  Marie  Anne  graneoife  M  o  u  d) a r  b , 
geb.  1738  ju  v^ari*,  toar  feit  1753  mit  bem  See* 
offijier  ©rafen  Slaube  93.,  Obeim  von  Jtancoi* 
unb  Aleranbre  93.,  permäbit;  bod)  trennte  fie'fid) 
halb  mieber  oon  ibrem  ©atten  unb  lebte  feitbem  ju 
$ari*  ibrer  Steigung  für  bie  Citterarur.  Sie  ftarb 
2. 3uli  1813.  Unter  bem  tarnen  ^annp  fdprieb  fie 
i  c  in  veraltete  3)id?tungen,  rote  «Les  Melange»  de 
poesies  fugitives  et  de  prose  sans  conse^quence» 
{Vax.  1772),  ben  Vornan  «Les  Lettre«  de  Stephanie» 
(1773),  «La  fausse  inconstance»  (Suftfpiel,  1787), 
«La  Marmotte  philosoph ique»  (1811). 

3br  Sobn  glaube,  ©raf  von  93.,  geb. 29.  Sept. 
1756,  war  unter  Napoleon  I.  Senator  unb  marb 
1810  Gbrenrittet  ber  Äaiferin  Maria  fiouife.  1814 
jum  $air  ernannt,  behielt  er  audb  fpdter  biefe 
9Bürbe,  ba  er  rodprenb  ber  öunbert  jage  fein  Amt 
angenommen  batte.  Gr  ftarb  10.  3an.  1819  )u 
^ari*.  über  feine  lodjter  au*  erfter  Gbc  mit  ber 
©räfin  Mam<jia,  f.  Stephanie. 

©eaubarnaiS  (fpr.  boamäb),  Arancoi«,  Mar* 
qui*  be  93.,  93ruber  von  Aleranbre  33.,  geb.  12.  Aug. 
1756  gu  Öa  Siocbelle,  ftammte  au*  einem  alten  franj. 
Abcligefdjlecbte,  beffen  Ahnherr,  ©uillaume  93., 
Seigneur  be  Miramion  unb  be  la  (£baufi<e,  am  (Snbe 
be*  14.  3aprp.  ermdhnt  mitb.  (Sr  hielt  fid>  in  ber 
97ationalverfammlung  1789  jur  Partei  be*  Abel*. 
Ör  entwarf  1792  mit  b'äerviüp,  be  93rtge*  unb 
be  9iiome ntl  einen  neuen  $(an  jur  Sntroeicbung  ber 
fr  mal.  a  Emilie  unb  ging,  al*  biefer  üt  eiterte,  gur 
Armee  be*  bringen  (Sonbe*,  mo  er  ©eneralmajor 
mürbe.  9iad)  bem  18. 93rumairef dprieb  er  93onaparte 
al*  Grftem  Honful  einen  93ricf,  er  möge  ben  einjigen 
Mubm,  ber  ihm  noep  fehle,  erwerben,  inbem  er  ben 
93ourbonen  ba«  Scepter  von  jjrantreid)  jurüdgebe. 
Öbfd)on  93onaparte  burd?  bie«  Anftnnen  verlebt 
fdjicn,  burfte  boep  93.  infolge  ber  93ermdhlung  feiner 
Jodjter  Emilie  Souife  mit  i'avalette,  bem  Abjutan* 
ten  be*  ftaifer«,  1804  nad>  ^rantreid)  gurüdtebren. 
(St  verfdbmdbte  ieut  niebt,  au«  ben  £>dnben  9tapo* 
leon«  1805  ben  ©efanbtfcbaft*poften  am  .öofe  von 
Gtrurien  unb  1807  ben  ju  Mabrib  »u  üt 

37 


Digitized  by  Google 


578 


SÖeaujeu  —  ^Beaumarchais 


frier  lieft  er  fieb,  im  äBiberiprucb  mit  ber  ^olitit 
Napoleon*,  in  Serbinbung  mit  bem  Crimen  oon 
äfturien,  nochmaligem  ön  ige  (jerb  inanb  VII.,  gegen 
ben  Jrieben*fflrfteil  Hlcubia  ein,  lue -:-b alt  ber  Malier 
ihn  vurüdrief  unb nacb  Sologne  verbannte.  Grft  nacb 
ber  ÜReftauration  feinte  er  nacb  intri*  jutrüd.  mürbe 
1814  jum  $air  erboben  unb  ftarb  1823  ju  s$ari*. 

tteanien  (fpr.  boirbobi,  ^auptftabt  be*  Mauton? 
SB.  (216,7i  qkm,  18  ©ememben,  19014  G.)  im  31rTon» 
biffement  93illefrand>e  be*  fron}.  2>epart.  !)tböne, 
50  km  im  t>on  2pon,  20  km  oon  ^illefrandje, 
liegt  an  ber  i'Ubiac  unb  am  #ufte  eine*  2)erg*,  befjen 
©ipfel  bie  SRuinen  eine*  uralten,  1601  gefcbleiften 
Scfcloffc*  frönen,  unb  an  ber  .Stretch nie  SBelle* 
nille -y}\.  ber  granj.  2Jtittelmeerbabn,  bat  (1896) 
2273,  al8  ©emeinbe  3387  G.,  %o\t  unb  2elegrapb, 
Rapier  »ab  vi  tation,  2obgerberei  unb  £>anbel  mit  ©e« 
treibe,  ÜWebl,  Gifen,  2eber,  33ieb  unb  namentlich  mit 
jelbftgebauten  Seinen  Sie  mar  bie  Altere  fcaupt« 
ftabt  ber  fruchtbaren  2anbfd>aft  33eaujo(ai*, 
bie  eine  ber  berübmtcften  33aronien  5-rantreicb* 
bilbete.  Shird)  93ermdcbtm*  be*  legten  Maroni 
lam  biefelbe  1400  an  ben  öergog  2ubmig  IL  von 
33ourbon,  1531  burdb  Sranj  I.  an  bie  ftrone  unb 
umfaßte  ben  n5rb(.  Seil  be*  ©ouuernement*  2pon* 
nai*.  2)en  Jöauprreicbtum  be*  Canbe*  bilbet  SSeiii 
(93eaujolai*roein),  ber  nebft  benen  ber  nörblicb 
angreiijcnben  2anbfdjaft  ÜJiäconnai*  im  Jöanbel 
allgemein  unter  bem  tarnen  SPtaconmein  be» 
lannt,  geroöbnlicb  ju  ben  33urgunbcr  Seinen  gerecb« 
net  mirb ,  aber  feit  1883  bureb.  ba*  (Einbringen  ber 
SReblau*  bet rdcbtltd)  gelitten  bat.  ajlittelpunlt  für 
bie  ftabritation  ber  au*  Seinen  unb  33aummolIe 
befteljenben  Stoffe  (33eauiolaife*)  ift  ba*  $orf 
Gour*  (f.  b.J,  nabe  bei  33.  [f.  33eaujeu. 

©coujolatö  (fpr.  bofcbolläb),  franj.  2anbfcbaft, 

Seoul  iett  (fpr.  boliöb),  Ortsname  in  grantreid? ; 
barunter  33eaulieu  •  für  Wl inoix t,  f>aupt= 
ftabt  bee  Kanton-?  33.  (122,5*  qkm,  13  ©emeinben, 
9489  G.)  im  Slrronbiffement  33rtDe  be*  franj.  $e* 
pari,  Gorreie,  an  ber  2>orbogne  (baber  aueb  S3eau: 
iieu«fur«3)orbogne  genannt),  unterhalb  ber 
ÜJiünbunfl  ber  Üftenoire,  in  feböner  Umgebung,  bat 
(1896)  1775,  al*  ©emeinbe  2236  G.,  $oft  unb  ick 
arapb,  eine  roman.  Äircbe  au*  bem  12.  ftabrb.  mit 
toftbarer,  filbemer  6tatue  ber  heiligen  yungfrau; 
2)i  eff erf fbmieben,  2acb*fang,  eine  33leiminc,  200  m 
lange  £>anaebrude  unb  ein  Schloß.  3n  ber  ehe» 
mafigen  Slbtei  (Bellas  locus)  mürbe  ba*  in  ber 
©eidiicbtc  ber  Jbugenottcnfriege  berübmte  ^aeifv 
latiori*ebift  Dom  6.  9tai  1576  erlagen. 

«caultcu  (fpr.  bolföb),  Scan  $ierre,  ftreibm 
Don,  öfterr.  ©eneral,  geb.  26.  Oft  1725  ju  9iamur, 
trat  1743  in  öfterr.  Ärieg*bicnftc  unb  jeiebnete  fuf)  im 
Siebenjährigen  Kriege  mcbrfacb  unter  Staun  au*. 
sJto&  bem  ^rieben  mibmete  er  fid)  ber  j?unft  unb  ben 
SBifienfdjaften,  erbtelt  1768  ben  Dberftenrang  unb 
eine  Stellung  in  ben  SUeberlanben,  mürbe  1789  ©ene* 
ralquartiermeifter  bei  ben  gegen  bie  belg.  ^nf  urgenten 
jufainmengejogenen  Gruppen  unb  ftieg  infolge  glüd-- 
lieper  unb  umftdbtiger  Operationen  fcbnell  jum  @ene^ 
ralmaj  or  unb  Jjelbjeugmeifter.  3m  tyelbjuge  oon  1 792 
beteiligte  er  fid>  beroonagenb  an  ber  c dia*t  bei 
Semappes.  1796  erbtelt  er  ben  Oberbefehl  über  bie 
ital.  3lrmec  gegen  SBonaparte,  foebt  aber  febr  uns 
glüdlid;  unb  legte  nacb  bem  treffen  bei  2obi  unb 
bem  33erlufte  ber  üombarbei  ba8  Äommanbo  nieber. 
Scitbem  lebte  er  in  Swrfldgejogenbeit  auf  feinem 
©ute  bei  2inj,  roo  er  22.  Tej.  1819  ftarb. 


)BeattUett<!Dtatcoiiii(it)  (fpr.  boltöb  marton- 
ndb),  Äarl  Dlioier,  gteiberr  Don,  beutfeber  Diplomat 
unb  Äulturbi[torifer,  geb.  5.  Sept.  1811  iniHinben, 
ftubierte  in  &ctbelberg,  %t\\a  unb  ©öttingen  bie 
Necbte  unb  trat  1834  in  ben  olbenburg.  StaatdbienfL 
SU  »mtSaubitor  in  3eDtr  (1835—39)  mürbe  er 
bureb  eine  Diera! tige  ?ragi(omöbie  in  93erfen  belannt, 
bie  einen  33organg  aud  bem  93entindf(ben  6rbf cbaft*= 
projeffe  bebanbelte;  fit  blieb,  in  Jaufenben  Don  Hb- 
fünften  Derbreitet,  ungebrudt.  1843  trat  33.  als*  ©eb. 
Meferenbar  in*  faaMemmeimar.  3Jlinifterium,  rourbe 
^uftisminifter,  nabm  infolge  ber  Greigniffe  Don  1849 
feine  Gntlaffung  unb  mürbe  bitrauf  ^ofmarfcball, 
1853  Dberbofmctfter  ber  ©roftberjogin.  ßine  raft* 
lofe  Jbätigfeit  entfaltete  33. 1851—57  al*  Jntenbant 
be*  iöoftbeater*  ju  Seimar.  92ad)bem  ftcb  33.  in  ber 
^olge  an  ber  ^örberung  jablreid^er  gemeinnü^iger 
Vereine  unb  nnftalten  beteiligt  unb  biplomat.  Setv 
bungen  au*gefüprt  hatte,  mürbe  er  im  oiilt  1864 
33unbe*tag^aefanbter  ber  berjoglicb  fdebf.  :Hegierun: 
gen.  9(aa)  nufldfung  be*  33unbe*tag*  1866  nabm 
er  al*  ^rioatmann  in  5)re*ben  äufentbalt,  mo  er 
8.  9pril  1889  ftarb.  Gr  fdjrieb:  «33iograpbie  be* 
fAcbf.  ÜJtinifter*  ^boma*  oon  ^rihfcb»  (im  «SrcbiD 
für  ldd>f.  ©efebiebte»,  IX,  1870),  «Xer  fiubertu*bur' 
ger  triebe»  (2pj.  1871),  «Gmft  Jluguft,  £>erjog  Don 
toaAfen:3Beimar  =  Gifenacb»  (ebb.  1872),  «ilnna 
Slmalia,  Karl  Sluguft  unb  ber  SJMnifter  Don  iuihid?" 
(Söeim.  1874),  «jfarl  Don  Balberg  unb  feine  3«t» 
(2  93be.,  ebb.  1879),  feine  bebcutenbfte  2eiftung; 
aueb  gab  er  Slpolloniu*  dou  sJDtalti^'  «äu*gemablte 
©ebidbte»  (ebb.  1873,  mit  33iograpr)ie)  betau*  unb 
DerbeutfdMe  jum  erftenmal  33occaccio*  «Filostrato» 
al*  elroilu*  unb  flreffiba»  (33erl.  1884). 

©caamunoir  (fpr.  bomanoapr),  WÜPP  Don, 
ftam.Xidjtetunb  9lc(bt*gelebrt  er,  einer  Slbelefamilie 
ber  Bretagne  entftammenb,  geb.  um  1250,  befleibete 
oon  1279  bi*  ju  feinem  jobe  Derfdjiebene  3tid)ter= 
(teilen,  juerft  im  Sienfte  be*  ©rafen  Don  Slermont, 
bann  in  bem  be*  Äönig*  Philipp  n.,  ging  1289  al* 
©efanbter  nacb  9iom  jur  Sabrung  ber  Äronretfcte 
unb  ftarb  7.  $an.  1296.  Gr  febrieb  neben  jablreicben 
Xicbtungen  (bg.  Don  Sucbier,  2  33be.,  ?Jar.  1884)  ba« 
für  bie  Kenntnis  be*  alt  fr  an  j.  9iecbt*  mistige  Sert 
aCoutume8  de  Beauvoisis»  (bg.  juertt  mit  9coten 
unb  ©loffar  Don  2a  Ibaumafüere,  ebb.  1690;  neueT^ 
bing*  Don  ©raf  33eugnot,  2  33be.,  ebb.  1842).  —  2>gl. 
«orbier,  Philippe  de  Remi,  Sire  de  B.  War.  1869). 

>ö caumat ett a t ü  (fpr.  bomarfebfib),  Pierre  Sugu= 
ftinGar  on  be,  franj.®ramatifer,geb.24.3an.  1732 
;u  $ari*  al*  Sobn  eine*  Ubimacber*  Garon, 
folgte  mibermillig  bem  33eruf  be*  33ater*;  gleicp- 
roobl  errang  er  bureb  Grfinbung  einer  neuen  $em: 
mung  frübjeitig  öftentlicbe  2lnertennung  unb  oor« 
überget/enb  ben  33eifall  be*  5ofe*.  Tann  aber  gab 
er  fem  föanbroert  auf,  nabm  mit  einem  tleinen 
Öofamt  1755  ben  tarnen  be  39.  an  unb  beiratete 
1756  bie  rooblbabenbe  fflitme  be*  Ärieg*lontrolleur* 
Avatuuet ;  boeb  Derlor  er  Ai  au  unb  Grbfdbaft  nacb 
10  Monaten.  Seine  bejaubernbe  ^erfönlicbleit  unb 
feine  Unterbaltung*gabe  madjten  ibn  in  oornebmen 
.nduiem  beliebt,  unb  ab  au*gejeid?neter  Warfen« 
fpieler  mürbe  er  2ebrer  ber  Jöcbter  Submia*  XV. 
3n  biefer  Stellung  mufete  er  burd)  erf olgreiebe  33er« 
menbung  ben  ^inanjmann  $ari*  Xuoernep  fieb  .ui 
Derpflicbten,  ber  fid?  banfbar  33.' annabm,  ibntn 
fein  Vertrauen  jog  unb  ibm  Ärebit  unb  ©elb  ge« 
loäbrte.  Unter  bem  33ormanbe,  feine  Scbmefter  an 
ibrem  ungetreuen  2icbbabcr  GlaDijo  (f.  b.)  $u  rädjen, 


Digitized  by  Googl 


©eaumarte  —  Seaumont  (Ortsname) 


579 


fttrta  99.  mit  großen  (Sejdjfif t«plänen  unb  v cht.  Slm 
dalägen  na*  üJtabrib  (1764);  biefe  fdjlugen  febl, 
bod)  getane  e«  ibm,  ßlaoijo  empfinblidj  ju  jüdjtigen. 
$icfe  ßpijobe  bat  93.  10  Sabre  fpdter  mit  bidjteri- 
fd?er  2lu«fd>müdung  in  feinet  üierten  2>entfd)rift  in 
6ad)en  ©oegmann«  bargeftcllt  («Fragment  sur  mon 
voyoge  en  Lspagne»).  $5urd>  bie  Beirat  mit  ber  reis 
eben  W\  tme  2eoe«que,  bie  er  balb  burd)  bcn  Job  uerlov 
(1770),  oerbefferte  er  feine  93ermftgen«oerbältnifjc- 
Kurg  oorber  trat  er,  mitten  unter  ftinangfpetulatio* 
nen,  mit  bem  6ä)aufpiel  «Eugenie»  (1767)  beroor, 
ba«  eine  StooeUe  im  @il  93la«  gu  einem  b4u«ud)en 
SHübrftfid  in  ber  Spanier  QDiberot«  »erarbeitet.  3)er 
©rfolg  war  unbebeutenb,  aber  aröfecr  al«  ber  be« 
folgenben  2>rama«  «Les  deux  amis»  (1770).  3"s 
gleidj  regelte  2).  feine  93egiebungen  gu  Suoernep,  ber 
ein  ©utpaben  93.*  oon  15000  fiiore«  anertannte. 
35uoernep  ftarb  2  3Jionate  fpdter  (3uli  1770),  fein 
(Srbe  ©raf  üa  33lad>e  beftritt  bie  ftorberung  SB.*.  6« 
tarn  gur  Klage:  93.  gewann  in  erfter  Snftang,  in 
gweiter  (beim  Parlament  ÜJtaupeou)  oerlor  er.  Äufs 
gcbrad)t,  oerfebroieg  er  niefct,  bafe  er,  um  Weher  bei 
bem  93rogefireferenten  SRat  ©oegmann  ju  erlangen, 
beffen  jjrau  100  SouiÄbor^  eine  Hin-  mit  brillanten 
unb  15  ©olbftüdc  für  ben  €;d)reiber  batte  überreifen 
laffen.  311«  ba«  Urteil  ungünftig  aulfiel,  batte  93. 
alle«,  nurnidjt  bie  15  ©olbftüdc,  gurüderbalten. 
©oegmann  fab  fid)  gegmungen,  gegen 93.  wegen  93et 
(eumbung  unb  93eftea)ung«oerfu(b  Klage  gu  erbeben ; 
feine  Srau  leugnete,  etwa«  oon  ben  15  iioui«  gu 
roiffen.  ?lber  33.  gewann  mit  einem  Sdjlage  bie 
Cfientlicbleit ,  inbem  er  bie  Abneigung  gegen  ba* 
Parlament  iDtaupeou  auelbeutete,  ftcb  in  oier  2ent- 
febriften  («Memoire«»,  1774;  neue  «u«g.oon  Ste.= 
93euoe  1878 ;  baju  fpdter  «Suite  de  Memoires»,  1778 ; 
neu  pg.  5  99be.,  1867;  oon  Ste-ibeuoc  1873)  gldngenb 
oerteibigte  unb  mit  Söitj  unb  Saune  bie  Septime  unb 
Unlautcrteiten  feiner  ©egner  unb  gugleiä)  al«  Sin: 
walt  ber  Kation  bie  33erf  ommenbeit  ber  9ied)t«pflegc 
aufbedte  (vgl.  be  SMoper,  Etüde  sar  les  memoires 
de  B.,  $ar.  1872;  93arberot,  B.  avocat,  SHjon 
1886).  33.  würbe  alkrbing«  gur  93ldmc  (f.  b.) 
oerurteilt,  aber  oor  ber  öffentlichen  Meinung  batte 
er  ben  ^rogefc  gewonnen,  oon  ber  Stenge,  oon  ben 
Slriftotraten,  oon  SjJring  Gonti  würbe  er  al«  3Bobl< 
tbater  be«  SJaterlanbe«  gefeiert.  Subwig  XV.  unb 
fein  9todjf  olger  oerwenbeten  ibn  al«  gebeimen  21gen= 
ten  in  Sonbon  unb  in  SBten.  >>ier  fuebte  er  äRaria 
Überefia  .uir  Unterbrüdung  einer  gegen  3Rarie  Stntoü 
nette  gendjteten  Sdjmäbfdbrift  gu  beftimmen;  boep 
febidte  ibn  ftauniü  balb  peim,  unb  nun  eut nudelte 
58.  feine  fmdjtbarfte  unb  gewinnbringenbftc  Jbätig: 
feit  ali  IKeebcr  unb  Kaufmann,  indem  er,  beimlicb 
von  ber  frang.  ^Regierung  unterftituc ,  ben  auf! tau 
bifdjen  Kotbamerilanern  Rriegdbebürfnine  jufübrte. 
3nmitten  biefer  ©efebäfte  bradjte  ba*  Theatre  fran- 
cai8  «Le  Barbier  de  Seville»  (^ebr.  1775),  ber, 
febon  1772  angenommen  unb  urfprünglid)  ©pieloper 
gewefen,  nun  al3  fiuftfpiel  (beutfd)  oon  HoeSling  in 
Sieclamä  «Unioerfalbibliotbet»)  burd)  feine  natür= 
lidbe  ^eiterteit  einen  großen  6rfolg  bavontrug.  1776 
würbe  ba«  wiber  99.  im  $rojefe  ©oejmann  ergangene 
Urteil  aufgehoben ;aud)  gewann  er(^H1778)fetnen 
vor  baö  Parlament  oon  mx  gur  dtemfton  gewiefenen 
^rogefe  gegen  Öa  iöladje.  dagegen  würbe  bie  gleidj' 
geitig  begonnene,  in  Sebl  gebrudte  3Joltaire*3lu*= 
gäbe,  gr ofiartig  angelegt,  aber  oerf eblt  in  ber  Hu«f üb= 
vung,  ein  vJDtifeerfolg,  ber  ibm  faft  eine  Million  toftete. 
Xtr  gröpte  ?riumpb  feine«  Sebent,  bie  «uffübrung 


von  aLe  mariage  de  Figaro»  (beutfd)  oon  ftoeöling 
in  fteclamd  «Unioerfalbibliotbel»),  27.  Spril  1784, 
tonnte  ibn  entfebdbigen.  6ieben  3abrc  batte  ber 
flamof  gegen  ß&niß  unb  SebörDon  gewdbrt,  bis  er 
baä  Stüdauf  bie  bübne  bringen  burfte.  ddwarmebr 
ali  ein  oon  ©eift,  sJBift  unb  Seben  überfprubelnbeä 
luftigee  6piel,  e*  war  ein  polit.  ©elegenbeitsftüd, 
bae  burd)  feine  eigenen  ©eftalten  unb  Situationen 
fa>on  wirrte,  aber  in  bem  gugleicb  ber  jßlebejer  §igaro 
ftdb  luftig  machen  burfte  über  alle  3)tifjbräucbe  ber 
©ünftlingewirtfcpaft.  über  bie  geiftige  Sebrüdung, 
bie^iUf  ürberrfdjaf  t  inSlmt  unb  ©eridpt  beä  «Aucicu 
regime».  SDlit  bem  Söelterfolg  be«  «Figaro»  war 

auf  ben  ©ipfel  feine«  ©lüd«  gelangt.  2)ie  Oper 
«Tarare»,  gu  ber  Salieri  bie  ÜÄufit  tomponiertl 
Würbe  mit  allen  fünften  ber  SRellame  auf  bie  Sübne 
aebrad)t  (3uni  1785),  maebte  aber  nuroorübergebeub 
»uff eben;  in  feinen  3)entfd}riften  gegen  Kornmann 
(1787),  bie  er  für  beffen  treulofe  ©attin  fdjrieb.  gog 
er  gegen  Vergaffe  ben  türgem.  9iad>  21u«brudj  ber 
iHeoolution  tarn  er  burd)  feinen  IHeicbtum  unb  palaft' 
artigen  Sobnftti  am  Souleoarb  6t.  Slntoine  (jettt 
S3.)  oielfad)  in  ©efabr  unb  Ungelegenbeiten.  |Jn 
feiner  1792  gef  pielten  rübrf  eligen  a  o  v  t  f  e  k  u  nc\  be«  «Fi- 
garo», «La  Mere  coupable»  (beutfd)  oon  wöttinger 
tn  Sieclam«  «Unioerfalbibliotbet»),  ift  ber  ^nbabet 
biefe«  Kamen«  ein  wi&lofer  ÜJloralift  geworben.  95. 
boffte  bamal«  ein  glängenbe«  ©efebäft  mit  ber  SHe^ 
gierung  bura)  einen  ^lintenantauf  in  ^ollanb  gu 
macben,  aber  man  traute  ibm  nut  t  red)t,  unb  er  ge* 
riet  oon  einer  6cbwierigfeit  in  bie  anberc,  würbe 
unter  ber  93efd)ulbigung,  bie  9iepublit  überoorteilt 
gu  baben,  oerbaftet,  enthob  naefc  Bonbon  unb  tebrte 
gurüd,  um  fid)  in  «Memoires,  ou  mes  six  äpoques» 
(1793)  gu  redjtfertigen.  SUlangogbieMnflagegurüd, 
balb  aber  mufite  er  wieber  fliehen,  tarn  na*  £>am: 
bürg  unb  lebte  in  größter  l)ürftigteit,  bi«  er  1796 
gurüdfebren  burfte.  3n  ben  le&ten  Seben«iabren  faft 
gang  taub,  ftarb  er  19.  <Diai  1799  gu  $ari«.  93; 
SBerfe  gaben  ©ubin  be  la  93renellerie  (7  93be.,  ^Jar. 
1809),  ÜJtolanb  (1874),  goumier  (1876)  berau«,  bie 
brei  jigaroftüde  al«  «(Euvres  choisies»  Saoib 
(1884).  fein  «Theatre»  ete.*93euoe  (1866)  unb 
b'öeplli  unb  9Jtare«cot  (4  »be.,  $ar.  1869—75), 
eine  «Bibliographie  des  oeuvres  de  B.»  (Sorbier 
(1883).  SBerbeutidjungen  ber  «J&odjgeü  be«  gigato» 
(f.<Kogart)  lieferten  unter anberm  $ingelftebt(1865) 
unb  Koe«ling  (in  Kcclam«  «Unioerfalbibliotbet»). 
—  93gl.  fiome^nie,  B.  et  son  temps  (3.  silufl., 
^ar.  1873);  öuot,  B.  ea  Allemagne  (ebb.  1869)  ; 
«ettelbeim,  »eaumardjai«  («yrantf.  1886);  93onne= 
fon,  Beaumarchais  (mit  ©riefen  unb  Dotumenlen, 
<ßar.  1887);  fiintilbac,  B.  et  ses  oeuvres  (ebb.  1888); 
©ubin  be  la  SBreneUerie  Histoire  de  B.  (bg.  oon 
Journeur,  ebb.  1888). 

*  c  au  mar  ie*  (fpr.  bomfibrip)  ober  2)  e  w  m  o  r  r  i « , 
Öauotftabt  oon  änglefeo  (f.  b.). 

Be&u  monde  (frg.,  fpr.  bob  mongb),  bie  fd)öne 
SBelt,  b.  b-  bie  oomebme,  feine  ©efeüfdjaft. 

tteaumont  (fpr.  bomöng;  (at.  Bellus  mons  ober 
Belmontium,  b.  i.  6d)Önberg),  bduhger  Ort«namc 
in  A-ranfreicb.  1)  93eaumont*be<$omagne  (fpr. 
-manj),  fiauptftabt  be«  fianton«  3).  (229,70  qkm, 
18  ©emeinben,  9946  6.)  im  Ärronbifjement  ©aftel« 
janafin  be«  5)epart.  Xarn=et^©aronne ,  28  km  im 
2öS®.  oon  ÜJlontauban,  135  m  boeb  am  Unten  Ufer 
ber  ©imone,  in  einem  frudrtbaren,  Oberau«  anmuti- 
gen Ibale  unb  regelmdfeig  gebaut,  bat  (1896)  2965, 
als  ©emeinbe  3859  (5.,  $oft  unb  Jelegrapb;  Judj» 

37» 


580  Jöeaumoiü  (3-amiüe)  —  SJeaumont  (Ghtftaüe  «lugufte  be  la  Sonmmete  be) 


fabritation,  ©etbcrei  unb  ftapencebrennetei  foroie 
£>anbel  mit  SBein,  £>olj,  Gifen  unb  (betreibe.  — 
2)  S8eaumontsen=9ltgonne  (fpr.  angnargönn), 
Stabt  im  Äanton  ÜRoujon,  Mrronbiffement  äeban 
be«  franj.  Depart.  Ärbenne« ,  am  Unten  Ufet  bet 
ÜJtaa«,  auf  252  m  bobem  öfigel,  26  km  fübfüböft» 
lieb  Don  ©eban,  bat  M  un*>  Selegtapb,  (189*5) 
906,  al«  ©emeinbe  948  G.  unb  licet  2  km  im  60. 
ber  Station  fiitanne»».  an  bet  fiinie  «etbun» 
©eban  bet  Dftbapn.  —  $et  Ott  ift  gcfd?icbtli<b  be* 
merfengtpcrt  jundebft  wegen  bet  biet  26.  Hpril  1794 
erfolgten  ^Bereinigung  bet  franj.  Sttbennen»  mit  bet 
9corbarmee  unb  bet  Grftürmung  bet  £>öbcn  Don 
SöofTut  butd)  bie  Cftetteidjet.  «ei  58.  tourbe  30.  Stug. 
W70  bet  OTarfcball  Ü)lac--ÜRabon  auf  bem  ÜÄatfdje 
Don  G pälon«  nacb  9Re|&  von  bet  beutf(ben  STtaad- 
atmee  untet  bem  ÄronprinjenDon  ©aebfen  flbettaf(bt 
unb  jur  6  cb  l  a  cb  t  ße jroungen.  2  a«  5.  franj.  Äorp« 
untet  be  $aiüp  liefe  fidj  im  Saßet  füblidj  Dor  «. 
fort  bem  4.  preufrifeben  übctfallen  unb  mufjte  ficb 
auf  bie  ööben  pon  «.  jurüdjieben.  «alb  batauf 
n>utbe  bie  ©tabt  pon  ben  üßreufien  erftürmt,  ba« 
4.  Äorp«  oetttteb  mit  150  ©efdjüijen  ben  geinb  au« 
bei  Stellung  jroifcben  öarnoterie » $erme  unb  fie 
•Jap*  nötbltd)  von  «.  unb  nabm  ben  Söalb  Pon 
©ioobeau  nad)  blutigem  ©efedjt.  ©egen  Gnbe  bet 
©djladbt  griffen  nod>  bapr.  Gruppen  Don  bet  beut* 
f(ben  dritten  Himee  (Äronprinj  Don  $reufeen)  mit 
gutem  Grfolge  auf  bem  Unten  $lflgel  in  ben  Äampf 
ein.  3>er  tyeinb  würbe  untet  «erluft  Pon  1800 
Soten,  3000  ©efangenen  unb  42  Äanonen  übet  bie 
2Raa«  gebrängt  unb  begann  am  folgenben  9Rotgen 
ben tlbmarfd?  na*  3c tan  (f.  t.'t.  2\e  3)eutfdben  bat« 
ten  3500  3)tann  Derloren.  («al.  ö.  Don  fcopff  ßarten* 
$etbler ,  Die  6  *ladjt  bei».,  »et  L1897.)  -  3) « e  a  u* 
mont*le*9ioger  (fpt.  rofebeb),  $ou»tftabt  be* 
Äanton*  93.  (213,so  qkm,  22  ©emeinben,  9833  G.) 
im  Ärronbiffement  «ernap  be«  Deport.  Gute,  am 
Unten  Ufet  bet  Stille  unb  bei  fiinie  GDreur=Gaen 
bet  SBeftbabn,  bat  (18%)  1314,  al*  ©emeinbe 
1895  G.,  «oft  unb  Selegtapb;  fieinmanb:,  3Jtebl:, 
Ck  ©la«*  unb  iuebfabtitation  unb  «iebmärtte.  — 
4)  «eaumonhfur'Dtfe  (fpt.  feür  öabf),  ©tabt 
im  Äanton  1  '^«IcSlbam,  Srronbiffement  $ontoife 
be«  Deport.  ©eine=etOife,  47  km  im  9t.  pon  «ari«, 
an  bet  Dife  unb  ben  fiinien  «ari«  »Grmont«  Greil, 
«ari*  •  «eauoai*  i  ttmien«  unb  bet  3weiglinie 
6erme*-«erfam«.  (32  km)  bet  Wotbbabn,  bat  (1896) 
3310,  al«  ©emeinbe  3433  G.,  «oft  unb  Selegtapb; 
Sofantcntiet*.  Glfenbeim,  fiebet:  unb  ©la«inbuftrie, 
^anbel  mit  ©etteibe,  6(blad)tpieb  unb  ©cflügcl, 
unb (jluftl'djiffetei.  —  .r>!  ^ caumont -für ■■  3ar$ bc 
(fpt.  |üt  iatt)  obet5Beaumont4e=3}icomte(fpt. 
mitöngt),  $anptftobt  be*  Äanton«  33.  (164,89  qkm, 
15  ©emeinben,  11711  G.)  im  Slttonbiffement  "$\a-. 
met*  bc*  35epatt.  6attbe,  in  70  m  Mchc  ampbitbea: 
ttalifcb  am  Slbbange  eine«  &ügel*  an  bet  3 avtbc, 
Station  SBiooin:©.  bet  Gifcnbabn£eanan*-2llencon, 
bat  (1896)  1538,  al*  ©emeinbe  1908  G.,  $oft  ünb 
Selegtapb,  tiefte  eine*  alten  (Scbloffe«;  Seinmebetci 
unb  &anbel  mit  ©etteibe  unb  ©eflflgel. 

Oranmoitt  (fpr.  bömönnt),  anglomotmann.  $a= 
milie,  f.  ffianwid. 

©caumont,  Glie  be,  f.  Glie  be  93eaumont. 

«cattmont  (fpt.  bömönnt),  Stanci«,  unb  $tc-- 
tr^er  (fpt.  flctfdit) ,  3»bn,  engl.  35tamatiferpaat. 
33eaumont,  geb.  (naibctCrfotbetWatritcl)  1584 
auf  bem  ©tammgute  feinet  Familie  @taces$icu 
(Ceiccfter),  ftubiette  ju  Drfotb  unb  Conbon  bie<Red)te 


unb  ftatb  6.  2R4tj  1616.  ^letdiet,  bet  Sobn  von 
Dtidjatb  ^letdjet,  fpfitetm  93ifd?of  uon  Conbon  unD 
©ünftling  bet  Glifabetb,  g^eb.  im  2ej.  1579  ju  9tpe  in 
©uffef,  lebte  einige  3*it  in  Gambtibge  unb  toat  ein 
Detter  bet  ihrer  .Seit  al«  fipritet  boeb  aentafcten  (Milcö 
unb  $binea«  ^letcbcr.  Gt  ftatb  28.  8lug.  1625  in 
Soutbroattanbet^eft.  2)ie  3Jetbinbung  beibet  be« 
gann  um  1606.  SPon  ben  52  ihnen  iugeirbriebenen 
Stüden  ftnb  ungefäbt  18  aemeinfam  oerfafet,  pon 
ben  übrigen  pon  ftletcber  allein  übet  20.  lie  über« 
liefetung  fagt,  baß  oon  %k  tcbet  Gtfinbung  unb  poet. 
©eftaltung,  Don  33eaumont  !ttnorbnung  unb  Aufbau 
bettübten.  9?acb  33eaumont«  iebc  babe  ^letcbet 
Sbitlep,  SJlaffinget,  9B.  9lomtep  ,u  State  gebogen. 
Sbatefpeate,  bet  an  §lddjct*  «The  two  noble  kias- 
men»  (1634)  mitgeatbeitet  baben  foll,  biente  ben 
Jteunben  al«  SDlu|tct ,  bef  onbet  *  im  ©ccbfel  con  gr  o  &  * 
artigem  ^atbo«  unb  betbet  Äomit.  Cbn?obl  fie \b m 
teine«meg«  an  Siefe  bet  fieibenfdjaft  unb  Ätaft  bed 
31u«brud«  gleicbfommen,  erroarben,  namentlicb  bei 
bet  2Jlaffe  be«  33olf«,  ibte  Slrbciten,  flacb,  naturali* 
ftifebfinnlid),leicbtfafibatunbbabctim3citv3efcbma<f, 
babei  taffintett  in  Jedmil  unb  Gbatalteriftit,  »eit 
arofeere  ©unft  al«  bie  ©batefpeate«.  2)ie  ßuftfpiele, 
Itellenioeife  ooll  \r';iu  unb  Saune,  fteben  übet  ben 
Jtagöbien.  2)ie  Wei benfolge  bet  ©rüde  Iat;  t  ficb  ni  *  t 
mebt  beftimmen,  ba  fie  meift  niebt  oot  bet  ©cfamt* 
au*gabe  Don  1647  etfebienen.  ©eitbem  routben  fte 
mebrfacb  berau«gegeben  Don  Ibcobalb,  ©emarb 
unb  ©pmpfon  ( 10  «be.,  fionb.  1750),  SBebet  (14  93be., 
Gbinb.  1812),  $arlep  (2  33be.,  £onb.  1839;  neue 
■.'luil.  1880),  am  beften  Pon  3)pce  in  mobernem 
Gnfllifcb  (11  93be.,  ebb.  1843—46);  neuefte  »u3* 
gaben  Don  Fullen  in  ben  «En^lish  Dramatiste» 
(1885  fg.)  unb  Don  ©ttacbep  tn  bet  «Mermaid 
Series»  (1887).  Gine  DoUftdnbige  Setbeutfcbung 
feblt ;  mebtetc*  gab  Äannegiefeer  in  «SBcaumont*  unb 
^letcber* btamat.©ctfen>  (293be.,33etl.  1808);  ©et^ 
ftenbetgüberfc?te«5)ie93raut'>(Äopenb.l765),f)ubet 
«King  and  no  king»  al*  «Gtbcltoolf,  ober  ber  Äönia 
(ein  König»  ($ef)au  1785),  bie*  and)  ©elbde  nebft 
«Die  beiben  eblen  Settern»  in  «Die  engl.  Sübne  )u 
©batefpeate*  3eit»  (ßpj.  1890),93aubifftn«.5)ef  fpan. 
^faaet»  unb  «Set  ältere  93tubet»  in  «93en  3onf on 
unb  feine  ©dmle»  (ebb.  1836) ;  «^J^ilafter  ober  bie 
Ciebe  blutet»  (Don93eaumont  allein)  unb  «©eift  ob,nc 
Selb»  Derbeutfcbte  ©eubett  (ebb.  1879  unb  1882,  in 
dieclam*  «UniDerfalbibliotbet»);  ©ebröber«  Suftfpiel 
«Stille  ©äffet  ftnb  tief»  (in  beffen  «QJcptrag  »ut 
beutfeben  ©cbaubübne»,  1786—90,  Sit.  6)  ift  eine 
freie  ^Bearbeitung  Don  Jletdjet*  «Rule  a  wife  and 
have  a  wife».  —  vgl.  9tapp,  ©tubien  übet  ba«  engl. 
Jbeatet  (Jüb.  1862);  üH^iete*,  Contemporains  et 
successeurs  de  Shakspere  ($ar.  1881);  @.  G.  iDia» 
caulap,  F.  Beaumont  (Sonb.  1883). 

caumont  (fpr.  bomöng),  ©uftane  Suguj^e  be 
la  ÜBonniniere  be,  franj.  SubÜjtft,  geb.  16.  jebr. 
1802  ju  «caumont «lasGbartre  (©artpe),  Gnfel 
Safapettc*,  war  1824—30  ©ubfritut  be*  tönigl. 
v^rotuMtor*  am  Cbertribunal  ber  ©eine  unb  er' 
biclt  1831  Don  ber  SHcgierung^  ben  Auftrag,  mit 
Jocqueüille  ba«  ©cffinani*roc|cn  ber  bereinigten 
Staaten  ju  ftubieren.  Gr  trat  1840  in  bie  Äammer 
unb  gehörte  nur  Cppofition.  fRacb  ber  SebruarreDo« 
lution  Don  1848  für  fein  @cburt*bepartement  in 
bie  Äonftituierenbe  toie  in  bie  ©efebgebenbe  «et» 
fammlung  geroabtt,  jeigte  et  fidj  al«  gemd^igtet 
i)iepublitaner.  Unter  Gaoaignac  mar  er  Okfanbtcr 
in  Üonbon.  91acb  bet  Sffiabl  Subroig  Napoleon*  ttat 


Digitized  by  Google 


93eaumoitt*®etDef}r  - 

er  jurüd,  übernahm  ober  unter  beffen  erftem  2Jlinifte* 
rium  bie  ©efanbtfcbaft  in  SPicn,  bie  er  nach  bem 
Sali  De*  ÜJlinifterium*  aufgab,  Stach  bem  Staats» 
Itreicbe  lebte  er  auf  feinem  Stammgute  unb  nahm 
nur  noch  an  ben  Arbeiten  bcä  Snftitut*  teil,  in  bem 
er  feit  1841  ber  Slfabemic  ber  moralifdjen  unb  polit. 
SBüienicbaften  angehörte.  Gr  ftarb  6.  $ebr.  1866  ju 
2our*.  »I*  Scbnftfteller  maajte  ibn  ber  «Traite  du 
Systeme  penitentiaire  aux  Etats -Unis  et  de  son 
application  ä  la  France»  (mit  Jocqueoille,  1833; 
3.  Mufl.  1845;  beutfcb  SBerl.  1833)  befannt.  3n 
«Marie,  ou  l'esclavage  aux  Etats-Unis»  (2  23bc., 
$ar.  1835;  5.  Stufl.  1842;  beutfcb  ©eint.  1836) 
trat  er  mit  SÖMrme  für  bie  Aufhebung  ber  Sllanerei 
ein.  tiefem  SBerte  folgte  «I/Irlande  sociale,  poli- 
ti  que  et  religieuse»  (2  Söbe.,  SBar.  1839—42;  7.  Aufl. 
1863;  beutfcb  non  SBrindmcier,  Sßraunfcbm.  1840). 

itfeaumout  Wcrocrjt  (fpr.  bomöng),  ein  von 
betn  ©affenfabrilanten  beSfleaumont  in  SDtaaftridjt 
angegebene*  unb  1871  im  tfönigreid)  ber  SRteber» 
lanbe  eingeführte*  ©cwcbr,  Ginjellaber,  Kaliber 
1 1  mm  (f.  öanbfeuerwaffen). 

>y  eaumont^trifu  (fpr.  bomöng  waffib),  Gbou« 
arb  fterbinanb  be  la  SBonniniere,  SBicomte  be,  franj. 
Sdmf  tftelier,  Detter  von  ©uftaoe  be  SBeaumont,  geb. 
1816  auf  2a  2)cotbe*Soujap  (3nbre»et»2oire),  »er» 
fucbte  ftdj  juerft  in  JRomanen  unb  beröffentlicbte 
«Une  marquise  d'autrefois»  (1838),  «Don  Luis» 
(1839)  u.  f.  w.  Siefen  folgte  ba*  gef  chatte  biftor. 
©eil  «Les  Suedois  depuis  Charles  Ml  jusqu'ä 
Oscar  I»  (2  »be.,  1841;  3.  Aufl.  1847).  Aufecr» 
bem  fd) neb  er  polit.  SBrofchüren  gegen  bie  SHeoolu» 
tion  fowic  eine  Ilistoire  des  Etats  europeens  de- 
puis le  congres  de  Vienne»  (6  Sßbe.,  1843—53)  unb 
«Ilistoire  de  raon  temps»  (4  SBbe.,  1855 — 68),  eine 
geb Affige  Sdnlberung  ber  3ulimonard?ie  unb  ber 
iHepublit.  eifriger  Anhänger  ber  tonfen>atib*mon> 
ardjifdjen  gartet,  war  SB.  1851—53  ^räfeft  in 
fiaon.  1859  erhielt  er  wegen  f  cbroinbclbafter  3rinanj» 
fpetulationen  2  3abre  ©effingni«.  Später  febrieb 
er:  «Les  salons  de  Paris  et  la  societe  parisienne 
sous  Louis-Philippe  I»  (1866),  «Une  intrigue  dans 
le  grand  roonde»  (1867),  «Les  salons  de  Paris  et 
la  societe  parisienne  sous  Napoleon  III»  (1868), 
«Ilistoire  authentique  de  la  Commune»  (1871), 
«Ilistoire  intime  du  second  Empire»  (1874),  «Pa- 
piers curieux  d'un  homme  de  cour,  1770 — 1870» 
(1875).  SB.  ftarb  25.  3uli  1875  ju  $ari*. 

Scanne  (fpr.  bobn).  1) Arroubiffement im  franj. 
Deport.  Götc^Dr,  bat  2152,u  qkm,  (1896)  110599 
G.,  199  ©emeinben  unb  jerfäüt  in  bie  10  Kantone 
Arnap'le*3)uc,  SB.  (florb),  SB.  (Sub),  SBligmtfur» 
Cucbc,  2iernat*,  Wolap,  SRuit*»St.  ©eorge*, 
$ouillp»en»Auroi*, 6t.  3<an»be»2o*ne  unb  Seurre. 
—  2)  $anptftabt  be*  Arroubiffement*  53.  im  franj. 
5)epart.  Gote^b'Or  im  ehemaligen  £erjogtum  SBur» 
gunb,  unweit  ber  Ouelle  ber  SBoujoife  unb  an 
ber  fiinie  Sari*«2oon»2Rarfeille«9Iijja  ber  ftranj. 
ÜJtittelmeerbahn  f  oroie  ben  Seitenlinien  nad)  Arnab» 
(e*$uc  unb  nad?  Alleren,  ift  gut  gebaut  unb  jählt 
(18%)  11808,  al*  ©emeinbe  13726  G.,  hat  in 
(SJarnifon  ba*  16.  (Sbaffeurregiment ,  ein  grofa 
artige«,  1443  gegrüubete*  &ofpital,  bie  fdiöne 
Kirche  9cotre*£ame  au*  bem  12.  unb  13.  3abrb., 
ein  Kommunal « College,  SBibliotbct  bon  50000 
Stauben,  üRufeum,  ein  Sbeater,  jwei  3«itu»aen 
unb  eine  IBron^eftatue  be$  hier  geborenen  9)(atbe» 
matiler*  ®.  iWouge  (1849)  oon  91ube,  unb  ift  Si& 
eine»  ©erid?t«bof«  erfter  3nftanj  unb  eine*  $anbel* = 


-  öeaunc«lQ*9loIoubc  581 

geridjt«,  einer  ©anbeUlammer  unb  mehrerer  gelehr 
ten  ©efellfchaften.  SB.  bat  2)eftilIation,  SBöttdjerei, 
gabrifation  bon  2ud>,  Serge*  unb  Gifig.  Dbenan 
ftebt  bie  JRebenfultur  unb  ber  öanbel  mit  SJur» 
gunber  Söein.  Sie  ganje  2anbfd?aft  (Söeaunoiä) 
>  bilbet  ben  burd?  feine  »ortreff  lieben  meinen  unb  roten 
SSeine  berüb,mteften2aubftrid)93urgunb8.  Siebeften 
unbgefcbfi&teften  ©ewdcbfe  F»nb  bie  oon  SMelbft,  bon 
sJ)tontrachet  unb  9Jteurfault,  bon  9lolap,  $ommarb, 
SUolnap,  Gorton,  6abiguQ,  Gbaffagne,  Slurep  unb 
Santenap.  —  SB.  mar  febon  im  7.  ^abrfc.  ein  be» 
feftigter  Ort  (Belna)  mit  einem  feften  Schloß.  3)urd) 
^amilienoertrag  fam  bie  2aubfcbaft  mit  ber  @tabt 
an  König  Heinrich  I.,  mürbe  aber  1227  mit  bem 
>>erjontum  SBurgunb  bereinigt.  %li  biefed  nad> 
bem  iobe  Äarl*  be*  Kübnen  (1477)  ber  Ärone 
(yrantreid)  jufiel,  hielt  bie  Stabt  SB.  ju  beffen  Grb» 
toebter  3Jtaria,  würbe  aber  1478  bon  2ubwig  XL 
erobert  unb  mufete  ftd?  berpflicbten,  ihre  SBeine  nad? 
^ari*  ju  »erlaufen.  SBor  ber  Slufpebung  be*  Gbift* 
bon  9tante*  1685  befdidftigten  200  prot.  Familien 
über  2000  Arbeiter  in  SDlanufafturen  aller  »rt;  feit» 
bem  geriet  bie  Stabt  in  SUerfall  unb  bat  fid)  nie  wie* 
ber  ju  ihrer  frühem  ßöh«  erhoben. 

®eatttie(fpr.bohn),^lorimonbbe,3),latbematiIeT, 
geb.  1601  ju  SBloi*,  biente  in  iüiigern  fahren  heim 
Militär  unb  taufte  fid?  fpäter  eine  i«at*ftelle  hei  bem 
tönigl.  ©erid?t  in  feiner  SBaterftabt,  Wo  er  1652  ftarb. 
SB.  war  ein  ^ugenbfreunb  bon  2)e*carte*  unb  bat  itt 
beffen  ©eometrie  eine  9ieibe  9Ioten  berfafet,  wclcbc 
bon  Sobooten  in  feine  äu*gabe  ber  3)e*cartc*fdjen 
©eometrie  aufgenommen  worben  fvnb.  SBetannter 
ifterbureb.  bie  fog.  SBeaunefebe  Hufgahe,  bie 
in  De*carte*'  SBricfen  erwähnt  wirb:  SBeftimmung 
einer  trummen  2inie  au*  einer  Gigenfcbaft  ihrer 
Jangente.  Sie  tonnte  erft  mit  feilfe  ber  integral» 
reebnung  oon  ^ob.  SBernoulli  1693  gelöft  werben. 

«eaunc  la  ^olanbc  (fpr.  boh^n  la  rolangb), 
Sauptftabt  be*  Äanton*  SB.  (244^1  qkm,  19  ©e* 
meinben,  12837  Q.)  im  ?lrronbif}ement  Sßitbibier* 
be*  franj.  3)epart.  2oiret,  liegt  an  ben  2inien  ^ari« » 
ÜJlontargi*  (über  Gorbeil)  ber  Wittelmeerbabn, 
SBourge*»SB.  (135  km)  ber  CrUanifbabn,  bat  (1896) 
979,  al*  ©emeinbe  1733  G.,  Safran»  unb  ©etreibe» 
banbel.  —  6ter  fjegte  28.  9lo».  1870  ba*  preufe. 
10.  »rmeeforp*  (©eneral  oon  Sßoigt*»9lh«^)  Pon 
ber  ?trmee  be*  SJJrinjen  ^riebrid?  Karl,  unterftüfct 
bon  ber  5.  ?;nfanteriebibifion,  L  ÄabaUeriebiotfton 
unb  tleinern  Abteilungen  ber  6.  Sioifion,  über  ba* 
18.  unb  20.  SUrmeetorp«  (70000  9Jtann)  ber  franj. 
2oire»Armee  unter  ©eneral  Groujat.  Xk  ^ranjofen 
waren  angriff*weife  gegen  ba*  10.  beutfepe  9trmee* 
torp*  borgegangen,  um  bie  SBereiniguna  her  preuh. 
3weiten  SJrmee  mit  ben  Iruppen  be8  ©roftberjog* 
bon  3fledlenburg  ju  binbern.  2)a*  10.  Äorp*  hatte 
nad?  mebrern  ©efedjten  am  28.  9lo».  SB.  erreicht 
unb  fidj  auf  einer  2  SWeilen  langen  Stellung  au*» 
breiten  muffen,  um  bon  ber  franj.  Übermacht  nicht 
Überflügelt  tu  werben.  2)a*  Korp*  jiiblte  nad) 
mehrfachen  Abtrennungen  nur  17  SBataiüone,  ll'/i 
Sßatterien,  10  G*tabron*,  bie  Infanterie  war  auf 
8500  SIRann  jufammengefd?mofjen.  6  ^Bataillone 
waren  al*  9teferbe  nach  bem  linten  Flügel  gejogen. 
So  war  bie  SBerteibigung  ber  ganjen  $ront  faft 
au*icbli<Micb  auf  ben  S&iberftanb  einer  bünnen 
2inie  bafiert.  2)ie  ?yranjofen  griffen  mit  großem 
Ungeftüm  an.  S)ie  Stabt  SB.  würbe  bei  ben  wieber* 
holten  SBori'töfjen  ganjeemiert  unb  geriet  in  SBranb. 
$ro|jbem  unb  troft  OTunition*mangel*  hielt  bie 


Digitized  by  Google 


582  Söectintoir  —  JBeaurjaiS  (Ärronbtffement  unb  ©tobt) 

fcbwadje  SBefalung  au*.  G*  würbe  mit  gro&er  Gr»  I  am  Kriege  ber  Union  gegen  SWerito  teil  unb  würbe 


bitterung  in  bet  Umgürtung  oon  93.  unb  ben 
93arritabcn  im  Orte  mit  bem  Bajonett  gefocbten. 
©egen  Ülbenb  umfaßte  bie  preuji.  5.  $>ioifion 
ben  linlen  franj.  ftlügel  unb  befreite  bie  93c- 
fafcung  oon  93.  $>aburcp  würbe  ber  franj.  ©eneral  | 
Groujat  jum  iHüdjuge  gezwungen.  T a*  18.  unb 
20.  franj.  Jlorp*  hatten  fofcbe  93erlufte  (etwa  8000 
ajtann),  Pap  fte  erft  nacb  4  ©ocben  wieber  oerwen* 
bung*fdbig  würben.  3)er  9Serluft  auf  beutfcber  Seite 
betrug  82  Dffijiere,  919  sJ)lann.  —  Sgl.  oon  Sdjerff, 
$ie  Scblacbt  bei  33.  (93er(.  1872);  ^reiben  oon  ber 
©oll»,  Operationen  ber  3*»eiten  Hrmee  (ebb.  1875). 

Seaunoir  (fpr.  bonöapr),  »leranbre  Storni  93er= 
tranb, eigentlich  sJtobineau,  franj.  fiuftjptelbidSter, 
geb.  4.  Stpril  1746  ju  Sari*,  geft.  ebenba  5.  »ua. 
1823.  jftfir  ben  <Hid?terftanb  beftimmt,  wanbte  er 
ficb  ber  ipeologic  ju,  mufete  aber  Wegen  be*  Stüde* 
«L'Amour  queteur»  1777  ba*  geiftlicbe  Äleib  ab- 
legen. Kunmcbr  wibmete  er  fid)  au*fcblieplicb  bem 
Jpeater.  1793  ging  er  nad>  9lufelanb,  wo  er  oon 
17%  bi«  1798  bie  faiferl.  Jbeater  in  Seter*burg 
leitete.  Später  würbe  er  Sorlcfer  ber  Königin  Cuifc 
oon  Sreufeen  unb  tebrte  1804  nad?  ^ranlreidj  ju= 
rüd.  SBäbrenb  ber  SReftauration  bertetbetc  er  eine 
Stelle  in  ber  litterar.  Abteilung  be*  Solijeiminü 
fterium*.  Seine  Cuftfptele,  beren  er  ungefähr  200 
oerfafete,  ftnb  oielfad?  fcblflpfrig,  obgleich  man  tbnen 
©ei jt  unb  $>umor  ntdt>t  abfpreeben  tann.  2)ie  beften 
ftnb:  «Venus  pelerine»  (1778),  «Jeannette  ou  les 
battus  ne  payent  pas  tougours  1' amen  Je»  (1780), 
«Jeröme  pointu»  (1781),  «Fanfan  et  Colas»  (1784), 
«Eustache  pointu»  (1784);  Grwrtbnung  oerbient 
noch  fein  biftor. 5Roman «Attila» (2 93be.,$ar.  1823). 

«eatmol*  (fpr.  bonöd),  £anbfd)aft,  f.  33eaune. 

©cauplan  (fpr.  bopldng),  Sictor  Slrtbur  9touf= 
feau  be,  franj.  2>ramatiter,  geb.  3uni  1823  ju  Saris1, 
Sobn  be«  Äomponiftcn  Um(oi  be  93.,  wanbte  ficb 
feit  1848  bem  Spater  ju.  1871—78  war  93.  3lb= 
teilung*birettor  im  SJtintfterium  ber  fdjönen  Äünfte ; 
feitbem  jog  er  fid)  in*  Srioatleben  jurüd  unb  ftarb  j 
11.  9Kai  1890  in  Sari*.  93.  batungcfdbr  30  Stüde 
beT  oerfebiebenften  Gattung,  teil*  allein,  teil*  mit 
anbem  jufammen  gefebrieben,  oon  benen  ju  nennen 
finb:  «La  poupee  de  Nuremberg»  (1852),  «Le  Iis 
dans  la  vallee»  (1853),  «Elisa  ou  an  cbapitre  de 
l'oncle  Tom»  (1853),  «Boccace»  (1853),  «Un  no- 
taire  ä  marier»  (1853),  «Un  feu  de  cheminee» 
(1853),  «To  be  or  not  to  be»  (1854),  «Les  pieges 
dor£s»  (1856)  unb  «L'ecole  des  menages»  (1858). 

©caupreau  (fpr.  bopreob),  Öauptftabt  be*  Ran- 
ton*  93.  (28G,ioqkm,  13  ©emeinben,  19324  6.) 
imSlrronbiilcmentGbolet  be*  franj.  25epart2)taine* 
et'Soirc,  19  km  im  WB.  oonGbolet,  am  redeten 
Ufer  ber  Gore,  an  ber  93abn  Soffonniere*9tante*, 
bat  (1896)  2447,  al*  ©emeinbe  3884  8.,  Soft  unb 
Helegrapb,  eine  prdebttge  neue  Hu  de,  ein  geiftlicbe« 
College,  etn  öofpital,  auf  einem  öügel  ein  feböne* 
ediof,  mit  San unb  eifenbaltiger Duelle;  betrieben 
wirb  iöoll*  unb  Seinenfabritation  (Gbol*tftoffe)  unb 
beträcbtlicber  Siebbanbel. 

©cauregarb  (fpr.  bobri-),  Bieter  ©uftao,  mdb= 
renb  be*  amerit.  93ürgerfriege*  ©eneral  ber  fom 
foberierten  Staaten,  bet|t  eigentlicb  $outant  unb 
nabm  ben  Flamen  93.  oon  einer  feinem  9iater  ge« 
börenben  ^lantage  an.  Gr  würbe  1818  in  ber 
9iäbe  oon  Weuorlean*  geboren,  auf  ber  ÜJlilitdr; 
fdjule  ju  ©eftpoint,  bie  er  1838  al*  Strtillerio 


1847  Kapitän.  9tad)  bem  ^rieben  übertrug  ihn  bie 
Regierung  bie  Leitung  ber  93efeftigung*arbeiten  in 
Souiftana,  fpdtcr  würbe  er  jum  3)ircltor  ber  9JWUdr* 
alabemte  ju  SBeftpoint  unb  jum  Cberft  ernannt, 
nabm  aber  im  3an.  1861  feinen  Hbfcpieb  unb  wuTbe 
al*  einer  ber  erften,  bie  ficb  an  ber  Grbebung  ber 
Sübftaaten  beteiligten,  im  Jebr.  1861  jinn  93rigabc 
aeneral  ernannt.  93.  jmang  14.  Hpril  1861  ba* 
Aort  Sumter  jur  Kapitulation,  erhielt  im  ^uni  ben 
Söefcbl  über  bie  in  9Jirgtnien  gefammelte  Ärmce, 
gewann  21.  3uli  bie  Scblacbt  am  93ull*3Hun  unb 
mürbe  jum  ©eneral  ernannt.  3m  3an.  1862  warb 
er  na<b  bem  iDlifftifippi  beorbert,  wo  er  bureb  bie 
Scblacbt  oon  Sbilob  (6.  unb  7.  Slpril)  feinen  9iuf 
al*  Selbberr  oerlor.  3m  ?lpril  1864  warb  er  jur 
Serteibigung  ÜHicbmonb*  berufen.  Gr  bielt  e*  bt* 
jur  Slnfunft  be*  ©eneral*  See  unb  übernabm  7.  DU. 
1864  ben  9Jefebl  über  bie  Jruppen  in  ben  ©olfftaaten, 
fonnte  aber  ben  3Rarfcb  Sberman*  an*  SWeer  niebt 
mebr  oerbinbern.  1865  würbe  er  ^rdfibent  einer 
Gifenbabngefellfcbaft  in  9{euor(ean*  unb  1878  jum 
Adj utant-general  oon  fiouifiana  ernannt.  Gr  ftarb 
21.  ftebr.  1893  in  9Ieuorlean*. 
©canrepaire,  f.  Due*nap  be  93eaurepaire. 
Beau  sex«  (frj.,  fpr  bo  ^ed§),  ba*  fdjöne  ©e^ 
fcblccbt,  bie  grauen. 

Beant*  (frj.,  fpr.  boteb),  Scbönbeit,  fdböne  5rau; 
B.  du  diable  (fpr.  bü  biabbl,  «Scbönbeit  be*  Teufel*»), 
b.  b.  3ugenbfiifcbe,  3"Ö«nl>"U/  n?obl  nacb  bem 
Sprichwort:  Le  diable  6tait  beau  quand  il  6tait 
jeune  («ber  Jeufel  war  febön,  al*  er  jung  war»). 

»Beantrijer  (fpr.  botrifeb),  franj.  Äupferftecber, 
f.  93eatrijet. 

Beauv.,  bei  naturwiffcnfcbaftlicbcn  tarnen  Äb^ 
türjung  für  Mmbr.  SW.  ^.3.  <Balifot  be  »eau.- 
oax*  (fpr.  -feob  W  bowdb,  geb.  1755  ju  Slrra*,  geft. 
1820  ju  $ari*),  febrieb:  «Flore  d^Oware  et  de 
Benin»  (2  ©be.,  1804—20)  unb  «Insectes  recueillis 
eu  Afrique  et  en  Amerique»  (1805 — 21). 

©cauüatü  (fpr.  bowdb).  1)  Vrrnibiffeweat  im 
franj.  Deport.  Dife,  bat  1942,m  qkm,  (1896) 
125149  G.,  242  ©emeinben  unb  jerfdllt  in  bie  12 
Äantone  Suneuil,  93eauoai*^orb:Gft,  93eauoai*: 
Sub»Dueft,  ©baumont,  2e  6oubrap  --St.  ©ermer, 
Jormerie,  ©ranboillier* ,  aJlarfeille,  ÜReru,  9ti 
oillcr*,  SRoaille*  unb  Songeon*.  —  2)  $anpt> 
ftobt  be*  franj.  Deport.  Oife  unb  be«  Slrronbiffc 
ment*  93.,  in  ber  alten  9frooinj  S^'be'^ance 
unb  ber  fianbfebaft  93.,  im  Xbal  be*  Diie* 
jufluffe*  Jb^rain  gelegen,  wo  ficb  biefer  mit  bem 
Horton  oereinigt,  unb  an  ben  fiinien  6reil>93.= 
©ournao,  93.»©ifor«,  93.«6lermont»(5ompiegne, 
$ari*--9).=?lmicn*  ber  9lorbbabn,  88  km  norbweft= 
lieb  oon  <Uari*,  umgeben  oon  bewalbeten  feßben, 
ift  Si&  ber  2)epartement*bcbörben  unb  eine*  ^i^ 
febof*,  eine*  ©ericbt*bof*,  ^anbel*gericbt*,  einer 
©ewerbefammer  unb  be*  Stabe*  ber  6. 3nfanteric: 
brigabe  unb  bat  (1896)  16371,  al*  ©emeinbe 

19  906  G.,  in  ©arnifon  ba*  51.  Infanterieregiment, 
eine  litterarifebe,  eine  ölonomifcbe  unb  anbere  ©e= 
feUfcbaften,  SWufeum,  öffentliche  Söibliotbel  oon  über 

20  000  93dnben  fowie  ein  Äommunal^Gollege,  tbeoL 
Seminar,  (Sioil<unb2Rilitdrboipita[,bret3citungen 
unb  ein  neue*  Jbeater.  3)ie  altertümlicb  unb  fcblecbt 
gebaute  Stabt  befifct  eine  grofeartige,  aber  unoolU 
enbete  got.  Äatbebrale,  1225  begonnen,  mit  13 
fdjön  gefebmüdten  ÄapeQen  unb  pracbtoollem  6bor, 

letitnant  oerliep,  erjbgen,  nabm  mit  »u*jcicbnung  I  bie  Äircbe  St.  Gtienne  mit  ©la*malereien  unb  bie 


Digitized  by  Google 


Scauoat«  (^alifot  be)  —  SÖebauungSpIan 


583 


ftircbe  ber  33ane»CeuDre(  ein«  ber  dlteften  unb  mtxb 
würbigften  ©ebfiube  5rantreid)S.  $er  alte3)ifcbof$: 
palaft  Don  1500  ift  je&t  Suftijpalaft,  unb  bie  Stabt* 
»Alle  finb  in  fd)öne,  f  cbattige  33romenaben  Derman: 
belt  SB.  ift  eine  bebeutenbe  Sabril:  unb  fianbelS* 
ftabt.  Sie  ben  tu  eine  grofie,  1664  Don  Volbert  be: 
grünbete  Japctem  (©obelinSOtfabrit ,  Gabrilen  für 
ffioll»  unb  S3aummolIwaren  auer  Art,jür  Änöpfe 
unb  33ürften,  aufeerbem  Spinnereien,  fÖollfämme: 
reien,  33leicben,  gärbereien,  Diele  Töpfereien  unb 
Steingutfabriten.  2>er  J&anbel  ift  febr  lebbaft,  be= 
fonberS  in  ©etreibe,  2öcin  unb  Manufatturen.  3n 
ber  SRdp«  ber  Stabt  fmb  groei  falte  Mineralquellen. 
—  83.,  eine  febr  alte  Stabt  ber  33elloDaler  in  Gallia 
Belgica ,  bief;  bei  ben  SRömern  Caesaromagus, 
bann  Belloyacum  unb  im  Mittelalter  33elDa: 
cu*  unb  SJelloaca;  845,  1034, 1114, 1119  ober 
1120, 1124  unb  1161  wurben  bier  Äongtle  gebalten. 
3n  ber  Umgcgenb  oon  33.  brad)  im  Märg  1358  ber 
33auernfrieg  (^acquerie)  au*.  1433  mürbe  es  Don 
ben  Gnglänbcrn ,  1472  Don  Äarl  bem  Äübnen  Don 
33urgunb  belauert,  eS  rourbe  guerft  gerettet  burd?  bic 
belbenmütige  Aufopferung  beS  5ean  fiignüre,  baS 
i wei t c  Mal  burd)  bie  ^Bürgerinnen  unter  ber  öelbin 
yeanne  J&ad?ette  (f.  b.;  1851  »arb  ibr  in  33.  eine 
33rongeftatue  errietet),  benen  jit  ßbren  nod?  ieht  all: 
jdbrlid)  ein  geft  gefeiert  »irb.  -  93flL  Sabanbe, 
Histoire  de  B.  et  de  ses  Institution?  communales 
(^ax.  1892). 

ttc<tut>at0,  $alif  ot  be,  f.  Baute. 

©eauuoir  (fpr.  bowöapr),  bäufiger  Ortsname 
in  ftranfreid).  3kauDoir:fur:Mer,  fcauptitabt 
beS  RantonS  33.  (137^0  qkm,  4  ©emeinben,  8079  6.) 
im  Arronbifiement  SableSsb'Dlonnc  be*  fang. 
Deport.  SJenbee,  bat  (1896)  766,  als  ©emeinbe 
2534  6.,  einen  tleinen  öafen,  ein  ©eftut,  Saig* 
gewinnung  f omie öolgpanbel.  3n  ber  Dldlje  ftnb  alte 
©rabpügel  unb  Ruinen  eine*  SdjloffeS.  93.  lag 
früber  unmittelbar  am  Meere,  ber  3nfcl  !Roic- 
mouticr  gegenüber,  jjejjt  4  km  baoon  entfernt,  am 
ßnbpuntte  beö  gum  Meere  fübrenben  Kanals  be  la 
Gapouctte,  ber  Sajifie  Don  80 1  ©ebalt  trägt 

«caurjr,  Mineral,  f.  33aurit. 

©rotier  (engl.,  fpr.  bibw'r),  ©ewebe,  f.  33iber. 

©eatjer  tfaüs  (fpr.  bibw'r  fa^lS),  Stabt  im 
Gountp  33eaDer  be«  norbamerif.  Staates  v$ennfp> 
Danien,norbweftlid)  Don  ^ittSburgb  am  93eaDerfluft, 
9ie»:33rigbton  gegenüber,  bat  (1890)  9735  6.,  gabri« 
ten  ber  Giien»  unb  Stabl*,  ©laS:  unb  djem.  ^nbuftric. 

©eao er  )H io er  (fpr.  bibw'r  riww'r),  f. (£burd)tll. 

«caüerreeu  (engl.,  fpr.  bibw'rtibn),  ein  gang 
aud  33aummolIe  beftebenber,  febr  biebt  unb  feft  ge- 
webter, gefdrbter,  rauber  33ardjent. 

»Pcbauungöplan,  bie  geid)nerifd)e  2 arftellung 
einer  Stabt,  eines  StabtteileS  obereingelner  Straften* 
anlagen,  nacb  wclcber  bie  ©renglinien  (3) au» 
flucpten)  unb  bie33auart  neuer  ©ebäube  oorber 
feftgefteUt  ober  ber  Umbau  alter  Straften  fpftematifd) 
geregelt  wirb.  93eim  Gntwurf  eines  33.  ftnb  fowobl 
praltifdje  als  tünftlerifdje  ©runbfd^e  mafigcbenb. 
vJRad)  ber  praltifcben  Seite  ift  gunäcbft  barauf  \u 
aebten,  bajj  ber  33.  ben  örtlidjen  93erfebreDerbälts 
nifjen  entfpridjt.  müfjen  alfo  bie  ©runbjüge 
aller  beftebenben  33erfebr3lmien  feftgelegt  »erben 
(Strafen,  Straftenbabnen,  Gifenbabnen,  handle), 
»ugleicb  aber  bie  in  3ulunft  binjulommenben  t^un» 
liAft  in  33etrad)t  gejogen  »rerben.  3)ie  fid)  fomit 
ergebenbc  ©runbgeftalt  be«  93.  mufe  burd) B»ifcben« 
frrafeen  weiter  geteilt  werben,  bis  jur  93ebauung 


geeignete  33aublbde  entfteb.en,  bie  ifererfeits 
wieber  in  einjelne  ©runbftüde  ju  gerlegen  fmb. 
SDie  33rcite  ber  Strafte  wirb  ftd)  naa>  bem  ju  er« 
wartenben  3jerle^r  }u  riebten  haben,  ^m  allge« 
meinen  }icbt  man  bei  mobernen  33.  gerabe  Straften 
Dor,  weil  biefe  recbtwintlige  33aublöde  bieten  unb 
bie  türjefte  Sinie  jwifeben  jwei  ^unlten  barftellcn. 
^br  9Iad)teil  ift,  baft  fie  wegen  beS  Staubtreibens 
unb  fd)arfer  3Binbe  ungefunb  ftnb,  unb  baft  fte  fünft* 
leriid?  unfd?ön  wirfen.  SBä^renb  im  18.  Saprb.  eine 
allgemeine  93orliebe  für  gerabe  Straften  beftanb, 
unb  biefe  in  unferm  ^abrbunbert  gur  faft  allein 
berrfdjenben  änlageform  geworben  ftnb,  mebren  ftd) 
je^t  bie  Stimmen  für  Irumme  Straften,  bie  bem 
&uge  ein  wecbfelnbeS  33ilb  bieten,  wo{mli(ber  unb 
gefünber  finb.  Ser  angenehme  3lnblid  alter  Stdbte 
unb  Stabtteile  berubt  im  wefentlidjen  auf  ben 
wecbfelnben  33iegungen  ber  Straften.  93efonbcre 
SiMdjtigteit  für  ben  93.  baben  bie  Straftenfreujungen, 
bei  benen  bie  mübelofe  Slbwidlung  beS  3ierlebrS 
cinerfeitS,  anbcrcrfeitS  bie  fünftlcrtfdje  3Birlung  be-- 
fonbcrS  in  33etrad)t  fommt,  ebenfo  bie  v4iia|je,  beren 
©eftalt  unb  ©röfte  na<b  bem  jeweiligen  93cbürfniS 
m  bemeffen  ift.  Xonn  fte  bienen  entweber  gur  33er: 
befiemng  ber  2uft  (burd)  Springbntnnen,  ©arten: 
anlagen)  ober  jur  ©rleicbterung  beS  33erfcl)rS  (als 
erweiterte  Straftenlrcujungen)  ober  als  33erfamnt: 
(ungSftdttcn  (für  Mdrlte,  $romcnaben,  feftlicbe 
Slufgüge)  ober  enblid)  als  33orraunt  für  Monu> 
mente  (33auten,  5)enlmale  u.  f.  w.).  ^n  allen  fidnbern 
mit  ftarlcm  SBacbStum  ber  Stdbte  pat  ftd)  bie  2lu^ 
ftellung  Don  33.  nötig  gemarbt.  SQdbrenb  früber  bte 
mid)ternc  Aufteilung  beS  33aulanbeS  in  9iecbtede 
(wie  in  Mannbeim,  33erlin,  9ieuport  unb  Dielen 
amen  f.  Stdbten)  baS  übliebe  war,  bat  man  er» 
lannt,  baft  bieS  nid)t  nur  unpraltifd)  fei  (wegen 
beS  gepleuS  ber  S)iagona(en),  fonbern  baft  eS  im 
böcbften  ©rabe  ermübenb  für  ben  53enu&er  wirle. 
Man  ift  bab.er  immer  mehr  ^u  gemifebten  Spftemen 
übergegangen,  bei  benen  bte  gef durfte  StuSnut^ung 
örtlicber  llnregelmdftigleiten  ju  malcriid: er  3üirfung 
ftcb  als  befonberS  oorteilbaft  erwicS.  Gbenfo  i(t 
man  oon  gu  langen  Straften  abgefommen  unb  bat 
ertannt,  baft  eS  gur  Scbaffung  eines  reichen  Stabt: 
bilbes  uöticj  fei,  ben  geraben  Straften  ein  beuttieb 
ficbtbareS  3«l  ju  geben.  3*&*nf«Us  ift  bemnad)  bei 
Anlage  eines  33.  gu  erwägen,  baft  für  Monumental: 
bauten,  3)cnfmalc,  Hirdpen  u.  bgl.,  felbit  wenn  lur 
3eit  ein  33ebürfniS  nod)  niept  Dorlieat,  Dorforalid) 
geeignete  $läge  aufgefpart  werben,  yn  biefer  utid): 
tung  ftnb  bie  ^arifer  Straftenanlagen  maftgebenb 
aewefen.  —  Slufter  biefer  Planung  in  ber  (sbene 
Iommen  nod>  bie  SteigungSDeri)ältniffe  in  grage, 
ba  ber  33.  alSbalb  bie  6ntwdfferung  ber  Straften, 
bie  Hanalifation  unb  bie  Entfernung  ber  gdfalien, 
ferner  bie  33eleud)tung,  bie  Anlage  Don  33ebÜrfniS: 
anftalten  in  33etrad)t  ju  gieben  pat.  Aud)  bie  An: 
läge  ber  gabrbabnen,  ^flafterungcn,  Reitwege,  )Juft: 
wege  ift  alSbalb  gu  erwdaen.  Mit  ber  ^erftelfung 
eine?  unterirbifeben  RanalfpftemS,  um  Stegen:  unb 
SBirtfcpaftSwaner  abgufüpren,  fowie  mit  ber  3"s 
leitung  Don  reinem  3Baffer  ift  in  ben  33.  entweber 
fofort  oorgugel)en  ober  weni^ftenS  bafür  Sorge  gu 
tragen,  baft  b erartigen  dinricbtungen  fpdter  leine 
I  feinberniffe  entgegenjteben.  Auf  aröftere  Scpwierig« 
leiten  ftöftt  bie  33efcitigung  Don  Ubelftänben,  bie  in 
[  ber  ^lanloftgfeit  dlterer  Stdbteanlagen  ipren  ©runb 
i  bähen,  bafern  nid)t  gur  $urd)fübruna  eines  ftdbti« 
fcfcen  GrpropriationSgefe^eS  unb  gur  'Jlieberreiftunfl 


Digitized  by  Google 


584 


SBebe  —  58«bel  («ug.) 


oanjer  Straßen  außerorbentlicbe  Nüttel  oerfügbar 
finb,  wie  in  93ari«  unter  Napoleon  III.  unb  ber 
brüten  Wepublit  (Anlage  ber  tflue  be  ftiooli,  ber 
33oulcoarb«  be  S<baftopol,  6t.  ©ermain  unb  ber 
äußern  93ouleoarb«,  ber  Aoenue  be  l'Dpera  unb 
anberer  großen  Strafen),  in  Sonbon  (bie  großartigen 
Embankment  genannten  Uferftraßen  an  ber$bemfe, 
bie  Straßenüberführung  öolbom'Stabuft  unb  Diele 
anbere),  in  3öien  (Anlage  ber  JHingftraße,  Straßen» 
burdbrücbe  in  ber  innern  Stabt),  in  93erlin  (Äaifer» 
SBilbelm» Straße,  Weue  JriebriAjtrafee),  in  Dre«ben 
(flönig»3obann»Straße),  in  Strasburg,  öannooet 
u.  a.  beutfAen  Stäbten,  befonber«  großartig  aber 
in  Italien:  fo  in  iHom  (iBia  Nationale,  Durcbbrud? 
oom  ©orfo  jur  Gngel«burg,  Jiberregulierung),  in 
glorenj  (Abbrud;  be«  Mercato  vecchio),  in  SDiai» 
lanb  (greilegung  be«  Dome«),  Neapel  (Abbrud?  ber 
oon  ber  ßbolera  betroffenen  Stabtteile).  3n  ben 
meiften  %&ütn  wirb  man  fid)  bei  Anlage  oon  53. 
für  alte  Stabtteile  bamtt  begnügen  müffen,  bie 
33auflud>tcn  feftjufteüen  unb  bei  Neubauten  beren 
(Sinbaltung  anjuorbnen.  9iad?  unb  nacb  fann  auf 
biefem  SBege  eine  beilere  93auorbnung  eingeführt 
werben  (Äärntner  Straße  in  9Sien,  £obe  Straße  in 
5?öln  u.  a.  i.  Die  Auf  fte Uung  eine«  93.  lann  nur  in 
ben  feltenften  fällen  bureb  einen  $rioarmann  ge< 
iaVben.  9)teift  ift  fte  Sacbe  ber  ©emeinben,  bie  tm 
Ginoemebmen  mit  bem  Staate  bie  Straßen  anlegen 
unb  bie  93auorbnungen  aufftellcn.  93on  großem 
ffierte  ift,  baß  fte  bann  aud>  im  99eft|i  ber  an« 
üegenben  33augrunbftüde  fmb,  beren  fteigenber 
Jöert  bie  Äoften  ber  9teuanlagen  oielfacb  bedt. 
Die«  ift  namentlich  ber  ^all,  wo  bureb  Auflaffung 
oon  tjeftung«ringen  Stabterweiterungen  (f.b.)  ftatt- 
futben  (SÜien,  ÜJtagbeburg,  Straßburg,  2)tainj,Äöln 
u.  a.).  Den  93eftfeern  ber  einjelnen  ©runbftüde  »erben 
bann  im  allgemeinen  Sntereffe  beftimmte  99ef<brän> 
fungen  auferlegt,  bie  oft  bureb  befonbere  Üofal» 
itatute  oerfebärft  werben,  um  neuen  Straßen  gewiffe 
SBorrecbte  ju  ft<bent,  wie  95orgdrten,  nidjt  ju  bobe 
j&flufer  u.  f.  w.  —  9igl.  %  SBaumeifter,  Stabt» 
ertpeiterungen  (33erl.  1876);  <J.  Sitte,  Der  Stäbtc» 
bau  nadj  feinen  lünjtlcrifcben  ©runbfdhen  (2Bicn 
1889);  3.  Stübben,  Der  Stdbtebau  (im«6anbbucb 
ber  Ardnteftur»,  ZI  4,  Damit.  1890). 

totbi  (frj.),  Heine«  Jtinb,  $uppe. 

©cbcctin,  f.  93ebeerurinbe. 

*  c  b  cc  r  ur  i  nb  c,  93  i  b  i  r  u  r  in  b  e  (Cortex  Bibiru, 
engl.  Greenheart-Bark),  barte,  gerucblofe,  bitter» 
f  cbmedenbe  SRinbe  oon  jimmetbrauner  garbe,  ftammt 
oon  Nectandra  Rodiei  Schomb.,  einem  in  93rttifcb» 
©uapana  beimifd?en  93aum  au«  ber  Familie  ber 
Sauraceen,  ber  ba«  ©rünbolj  (f.b.)  liefert.  3n 
ber  99.  finbet  ftd?  ein  amorpbe«,  gerucblofe«,  febr 
bitter  fdjmedenbe«  Allaloib,  ba«  93ebeerin  ober 
SBebirin,  C^H^NO,,  meldte«  al«  Crfa^mittel 
be«  ßbtnin«  empfohlen  morben  ift. 

©cbef  (im  Altertum  Chelai),  Crtfcbaft  am 
europ.  Ufer  be«  93o«poru«,  10  km  von  Äonjtan» 
tinopel,  an  einer  gefdjühten,  aber  flippenreteben 
93ud>t,  oon  ©riechen  unb  Armeniern  bewohnt  unb 
beliebter  Sommeraufentbalt  ber  granlen.  Mm  Ufer 
ein  laiierl.  Äio«t,  t)umajun»?lbab,  berühmt  burd) 
bie  gebtimen  fionferenjen,  njeldjc  hier  bie  Sultane 
unb  ©roßtreftre  mit  europ.  ©eianbten  abhielten. 

©cbel,  iftug.,  einer  ber  Führer  ber  focialbemo-- 
fratifden  Partei  in  Deutidlanb,  geb.  22.  "gebr.  1840 
ju  Jtöln,  erhielt  in  ber  Dorfidnile  be«  nahe  ge- 
legenen ^Braumeiler,  bann  in  ber  Wirgcrfdmle  ju 


2Bc hlar  feinen  3ugenbunterrid)t,  erlernte  naebber 
ba«  Dredb«lerbanbn)erl,  tarn  1860  nacb  Seipjig  unb 
ließ  fid)  1864  bort  al«  2)recb«lermeifter  nieber.  Seit 
1861  batte  fid)  99.  mit  großem  ßifer  ber  beutidw 
3lrbeiterbe»egung  angcfcbloffen  ,  bie  feit  Cafialle« 
Auftreten  einen  mefentlicb  focialiftifeben  ßharattet 
angenommen  batte.  93.  leitete  fpäter  in  biefem  Sinne 
ben  SJeipjiger  «rbeiterbilbung«Derein,  beffen  ^räTv 
bent  er  feit  1865  mar.  Slucb  al«  ÜDiitglieb  be«  ftdn* 
bigen  2lu«fcbuffe«  ber  beutfeben  3trbeiten>ereine  unb 
(feit  1867)  93orfiüenber  biefe«  93erbanbe«  übte  er  in 
iocialbemohatii cbem  Sinne  Einfluß.  93.  ift  einer  ber 
©rünber  ber  focialbemofratifcben  Arbeiterpartei,  bie 
fid?  1869  in  ßifenad?  lonftituierte.  25er  17.  9Babl= 
Iret«  be«  Äftnigreidj«  Sacbfen  (©laiicbau^ÜHeerane) 
wählte  ibn  1867  in  ben  SHorbbeutfcben  Sfteidjötag, 
in«  3cüparlament  unb  1871  in  ben  Deutfcben 
>Jleid?«tag.  f>ier  fotoobl  wie  in  ber  treffe  jeigte  ftcb 
33.  al«  einer  ber  begabteften  Rubrer  fetner  $artet, 
bie  ftcb  int  Unterfcbiebe  oon  ber  fog.  SaffaUefcben, 
national  gefinnten,  bi«  1875  bie  (Sifenacbcr  %x- 
beiterpartei  nannte,  unb  bie  mit  ber  oon  2Rarr  in 
Conbon  geleiteten  internationalen  lörbeiteraffocia: 
tion  in  engerer  93ejiebung  ftanb.  1872  ber  SBor 
bereit uiia  be«  öodboerrat«  gegen  ba«  Deutfcbe  9teid> 
angellagt,  rourbe  er  nebft  iJiebtned?t  )u  jtoei  §abxtn 
^cftung«baft  unb  wegen  93eleibigung  be«  S)eutid?en 
Äaifer«  ju  neunmonatiger  @efdngni«ftrafe  oerur= 
teilt.  Da«  ihm  gleidbjeitig  abertannte  'Jteicbetage 
manbat  erhielt  er  bei  einer  9leuwabl  im  3an.  1873 
oon  feinem  alten  Söablhreife  wieber.  1877  nabm  er 
ein  Manbat  für  Dre«ben  an,  unb  1881  tourbe  er 
oon  £eipjig;£anb  aueb  in  ben  f  debf .  Sanbtag  gewählt. 
93ei  ber  5Heicb«taa«wabl  biefe«  yabre«  unterlag  er 
oiermal  in  ber  Stichwahl,  erhielt  aber  1883  in  einer 
Nachwahl  ba«  SRanbat  für  ben  erften  Hamburger 
Sablfrei«,  ben  er  bi«  1893  oertrat ;  1893  hoppelt  ge» 
wählt,  nabm  er  ba«  SRanbat  für  Straßburg  (Stabt) 
an.  Seit  1898  oertritt  er  wieber  Hamburg.  Äuf 
©runb  be«  Socialiftengefetie«  au«  £eipjig  au«ge» 
wiefen,  nahm  93.  feinen  Aufenthalt  in  flauen  bei 
Dre«ben.  1886  mürbe  er  nebft  anbern  focialiftifeben 
Aübrern  wegen  ©ebeimbünbelei  ju  neun  SDlonaten 
©efdngni«oerurteilt.  9ladjGrlöfcbenbc«Socialiitcn: 
gefefte«  (1.  Dft.  1890)  Rebelte  er  nacb  93erlin  über, 
tnfolgebeffen  er  fein  fdepf.  5Janbtag«manbat  nieber» 
legte  (Sept.  1891),  beteiligte  ftcb  bort  an  ber  die* 
baftion  be«  focialiftifeben  £>auptorgan«,  be«  «SJor» 
wdrt«»,  unb  gehört  bem  ^iarteioorftanb  (feit  1892 
neben  Singer  al«  Siorfiftenber)  an.  93ei  ber  9leu» 
organifation  ber  Partei  im  £erbfte  1890  trat  er  für 
bie  ©irlfamleit  ber  Partei  auf  gefe&licbem  93oben, 
in«befonbere  bureb  93eteiligung  am  iBarlamentari«» 
mu*,ein.  Huf  ben  internationalen  Arbeiterionarefien 
ioielte  er  eine  beroorragenbe  9toUe.  Slud>  in  agita» 
tion«f<briften  unb  größern  litterar.  Arbeiten  bat  93. 
für  feine  focialiftifeben  Anfdjauungen  gewirtt:  «Un» 
lere  .^iele»,  «Der  beutfebe  93auernfrieg»>  (93raunf(fcw. 
1876),  «Die  parlamentarifcbe  J batiateit  be«  Deut» 
feben  iReicb«tag«  unb  ber  fianbtage»  (33erl.  1876), 
«Gbriftentum  unb  Sociali«mu«»,  «Die  grau  in  ber 
Vergangenheit,  ©egenmart  unb3ulunft»(3ür.  1883; 
fpdter  u.  b.  X.  «Die  grau  unb  ber  6octali«mu« », 
27.Aufl.,Stuttg.l8%),«Diemobammeb.*arab.Äul» 
turoeriobe  im  Orient  unb  Spanien»  (Stuttg.  1884; 
2.  Aufl.  1889),  «Gbarle«  Courier»  (ebb.  1888),  «Die 
Sonntag«arbeit»  (ebb.  1888),  «Rur  Cage  ber  Arbeiter 
in  ben  93ddereien»  (ebb.l  890),  «Die  Socialbemofratie 
unb  ba«  allgemeine  ©ablrecbt»  Werl.  1896)  u.  a. 


Digitized  by  Googl« 


öebel  ($einr.)  —  93eccoria  (ßefare  93onefano  be) 


585 


©ebel,  Heiur.,  immanift,  geb.  1472  als*  6obn 
eine«  armen  Säuern  ju  ^neftettcn  bei  3uftingen, 
ftubierte  in  Ärafau  unb93alel,  würbe  1497  fyrofefior 
ber  33erebfamleit  unb  Hoeftc  in  Sübingen,  n>o  er 
bi«  »um  Sobe  (nacb  1518)  lehrte;  1501  frönte  ibn 
ßaifer  flJlarimilian  jum  Dichter.  Slufeer  gram* 
matifcben  unb  metrifcben  Cebrbüdjern  fcbrieb  er  viele 
polit.*piftor.  Sieben,  ©ebicbte  unb  Slbbanblungen, 
bie  ben  flaifer  unb  ba«  beutfcbe  flaifertum  feiern 
unb  33.  in  patriotischen  Streit  mit  ital.  ©eletjrtcn 
venvidelten.  Tie  Siebe  )um  93olt«leben,  bie  ibn 
au«jeidmet ,  veranlagte  ibn  SpridjivBrter  ju  fam* 
mein  («Proverbia  Germanica»,  9teuau«g.  von  Su* 
ringar,  fieib.  1879)  unb  ba«  SBolfclieb  «34  ftanb 
an  einem  SRorgen»  («Vulgaris  Cautio»,  1507)  in« 
fiateinifcbe  ju  übertragen.  Su«  bem  9jolt«munbe 
Hammen  grofjenteil«  93.2  viel  gelefene  «Facetiae» 
(1508  u.  Ö.),  eine  Sammlung  von  meift  berbcn 
Sdjmänfen,  änetboten  unb  Scberjen,  bie  ihre  Spi&e 
gern  gegen  bie  ©eiftlicbteit  richten.  Sein  «Trium- 
phus  Veneria»  (6  33ücber  in  Herametern,  1509) 
führt  aüe  Stdnbe  von  $apft  bi*  i?anb«tnecbt  al« 
Stlaven  ber  93enu«  oor.  Äudj  eine  tleine  vatw 
gogifdje  Scbultomöbie,  «Comoedia  Tel  potius  dia- 
logus  de  optimo  studio  scholasticorum»  (1504), 
bat  99.  verfaßt.  —  Sßal.  3apf,  H- 95.  (3lttg«b.  1802). 

©cbcnbaufen,  Icii  im  Cberamt  Bübingen  be« 
mürttcmb.  S&rcarjmalbfreife«,  7  km  norbroeftlicb 
von  Bübingen,  bat  (1900)  293  evang.  Q.  $oft  unb 
Sclegrapb.  Da«  ebemalige  (Siftercicnfertlofter 
33.,  um  1185  vom  ^Jfaljgrafen  Mubolf  von  Sübingen 
aejtiftet,  feit  1560  mit  evang.  9bt  unb  Älofterfcbule, 
feit  1807  tönigl.  3agbfcblo&,  gebört  ju  ben  fdjönften 
99aubenlmälern  ffiürttemberg«.  5)ie  urfprflnglicb 
romanifcbe,  fpdter  teilmeife  m  got.  Stil  erneuerte 
Äirdjc  bat  einen  prdcbtigen  Surm  (1409);  au*  ba« 
S ommerref eltorium  (1335)  unb  ber  Äreu jgana  (1471 
—96)  finb  im  reinften  got.  Stile  gehalten.  9lad>  & 
toirb  aucb  bie  1.870  von  Württemberg  mit  Greußen 
abgefdjloffene  Militärlonoention  (f.  b.)  genannt.  — 
Sgl.  Pölich,  3)o«  ftlofteriö.  (Süb.  1873);  $aulu«, 
Die  ßiftercienferabtei  93.  (Stuttg.  1886). 

iBcberberf ,  Homert  im  Sret«  Hofgeismar  be« 
preuß.  5Rcg.'5Bej.  Gaffel,  im  9teinbarb«walb  an  ber 
Holjape,  bat  (1900)  254  evana.  G.  unb  ba«  5riebrid)= 
3Bttbelnv@eftüt  (f.  b.).  Cftlid?  bavon  ba«  bajugebö* 
rige  93orroert  Sababurg  unb  bie  93urgruine  Saba> 
bürg  mit  Tiergarten.  —  9*gl.  sHaaljotv,Da«  Haupt* 
aeftüt  33.  unter  preuß.  SBenualtung  (33erl.  1885). 

©ebirtn,  f.  33ebeerurinbe. 

©cüro,  Ter»  im  Ärei«  Rotenburg  be«  preuß. 
SHeg.=95eji.  Gaffel,  an  ben  jur  jjulba  fließenben 
53äcben  33.  unb  Solj  unb  ben  Sinien  ftranf  furt:33.« 
Böttingen  (246,73  km)  unb  Grfurt»6affel  ber  $reuf . 
Staatsbabnen,  bat  (1895)  2570  G.,  baruntcr  128 
Äatbolitenunb  1203«raeliten,  (19<k»  2740Ö.,^oft» 
amt  erfter  Älaffe,  Sclegrapb,  evang.  flirebe  unb 

©ebung,  f.  Sremulant.  [Rlacbfcbau. 

Beo  (frj.,  fpr.  bed),  Scbnabel;  fdjnabelförmige 
Öertorraaung,  ©aebrenner  u.  f.  to. 

»öccaffuien,  Sumpf  <  ober  SKoorfdjnepfen 
(Gallinago),  bie  ottnepfentogel,  melobe  Heb  nur 
in  Sumpf  unb  l'toor,  nie  im  xBalbe  aufhalten  unb 
Ticb  burd?  einige  untergeorbnete  Äenmeicben,  »ie 
unten  aanj  nadte  Schienbeine,  gdnjlidj  getrennte, 
lange  wichen,  verlängerten  Hagel  ber  turjen  Hinter: 
jebe  unb  febr  langen,  an  ber  Spitte  etma«  fladi- 
gebrüdten  Scbnabel,  von  Ven  3Ba(bfcbnepfen  unter« 
faeit-en.  Sie  fommen  all  ecfcte  Zugvögel  im  ^rüb^ 


jabr  unb  sieben  im  &erbft  naa)  Sflben.  Sta  3)eutfdj: 
lanb  tennt  man  brei Ülrten:  bie  grofee  Secaffinc 
ober  ÜRittelfcbnepfe  (Gallinago  major  Omel.), 
von  ber  ®röfee  einer  Surteltaube,  nur  einjeln  lebenb, 
lommt  (5nbe  Slpril  unb  gebt  Änfang  äuguft.  3)ie 
gemeine  33ecaf iinc  ober  Heerf djnepfe  (Galli- 
nago scolopacina  Bonap.),  von  ber  ©röfee  eine« 
Ärammetäoogel« ,  überall  verbreitet,  fommt  im 
i'iar.v  gebt  im  Oltober  unb  mirb  toegen  be«  modern  - 
ben  Zoni,  ben  fte  bureb  ba«  Sa)toinen  ber  Scbroanj; 
febern  b^orbringt,  aucb  öimmeUuege  ge- 
nannt. Sie  ift  dufeerft  febrver  ju  fcbiet?en  toegen 
ibre«  jidjadförmigen  $lwg«  beim  Üluffteigen.  3>ie 
tleine  33ecaffine  (Galliuago  gallinula  L.),  von 
ber  ©röbe  einer  £erd)e,  tommt  unb  gebt  mit  ber 
vorigen,  ift  aber  meit  feltener.  :1l!e  brei  Birten  ndb: 
ren  fieb  von  2Bürmern,  fiarven  unb  Scbneden  unb 
liefern  ein  febr  gefcbäfcte«  Silbbret.  SWan  fängt  fie 
in  Schlingen  unb  fd)ie|t  fie  vor  bem  $unbe. 

Beec.,  bei  botan.  9tamen  Stbfürjung  für  Dbo* 
arbo  93eccari  (f.  bJ. 

©cecafumi,  2)omenico  bi  $ace,  genannt  31 
üJleccberino,  ÜJcaler  ber  Sienefer  Schule,  geh. 
1486  bei  Siena,  aeft.  bafelbft  18.  SRai  1551.  3lad> 
einem  Stubienaufentbalt  in  9lom  arbeitete  er  neben 
Soboma,  ber  ibn  beeinflußte,  an  ben  ^re«!en  im 
Oratorium  von  San  33ernarbino;  ebenfo  mie  in 
biefen  enttvidelte  93.  aucb  in  anbern  SBerlen,  33. 
einer  Heiligen  Äatbarina  in  ber  Slfabemie  von  Siena, 
eine  cble,  einfache  Ülnmut.  Später  roenbete  er  Ticb 
bem  Stile  ber  Florentiner  ,;u,  ieboeb  niebt  ju  feinem 
Vorteile.  9cacb  feinen  3cid)ftungen  fmb  viele  ber 
mofaitartigen  2)arftellungen  auf  bem  ^ußboben  be« 
Domebor«  in  Siena.  91«  93ilbbauer  fertigte  33. 
ad?t  33ronjeengel  für  ben  2)om  von  Siena. 

Oeccäri,  Oboarbo,  ital.  33otaniter  unb  §or* 
fdjung«reifenber,  geb.  19.  9tov.  1843  in  ^lorenj, 
unternahm  nach  beenbigten  Stubien  auf  ber  Um« 
verfitdt  iUia  1865  mit  bem  ÜRarcbeje  loria  eine 
Steife  nach  33orneo,  in  beffen  nörbl.  Seilen  er  fid) 
bi«  1868  aufhielt.  «Räch  3talien  jurüdgetebrt, 
grünbete  er  ba«  «Nuovo  giornale  botanico  ita- 
liano»,  in  beffen  erften  93dnben  (1869—71)  ein 
Seil  feiner  botan.  (Sntbedungen  au«  33omeo  br- 
tannt  gemacht  ift;  aber  febon  1870  verbanb  er  fut 
mit  ÜDlarcbefe  Hntinori  unb  'ißrofeffor  3Ji«l  ju  einer 
@rpebitionnad)bemlRoten  i'ioore,  too  bie  2lffabbai, 
ber  Sablatarcbipel  fotuie  ba«  93ogo«  unb  93arta= 
lanb  im  9lorben  von  Slbeitinien  befucht  tvurben 
(vgl.  3ffcl,  Viaggio  nel  Mar  Rosso  e  tra  i  Bogos, 
Maxi  1872),  unb  nach  einjährigem  Aufenthalte  in 
3talien  trat  er  ülov.  1871  mit  5)^lberti«  eineMeifc 
nach  Neuguinea  an.  1876  fobrte  er  nach  ^olien 
uivurf.  Seine  <vorfchungen  unb  93ericbte  über  bie 
^euguineareife  finb  enthalten  im  «Bollettino  della 
Societa  geografica  italiaua»  (1872—76)  unb  in 
ben  «Xuova  Antologia  di  Scienze  ed  Artin  (33b.  22 
—27;  2.  Serie,  93b.  2  unb  3).  Sufeer  biefen  33e« 
richten  veröffentlichte  er  noch  «Malesia»  (2  S3be., 
glor.  1884—85).  —  Sigl. Viaggio  dei  Signori  Anti- 
nori,  B.  ed  Issel  (Sur.  1874);  doxa,  Spedixione 
italiana  alla  Nuova  Guinea  (Slom  1872). 

©ecenrfa,  defare  93onefano  be,  pbilantbrc 
pifeber  SchriftfteUer,  geb.  15.  ÜJidrj  1738  ju  3Jcai= 
lanb,  au«  ber  gamilie  ber  ^Dcardjefi  von  33.,  be= 
rühmt  bureb  bie  Schrift  «Dei  delitti  e  delle  pene» 
(anonpm,  üJlonaco  1764  u.  ö.;  befte  ?lu«gaben  ^ar. 
1780, 3irc«cia  1807,  OHaiL  1812).  Die  Schrift  rourbe 
in  22  Sprachen  flbcrfc&t,  beutfeb  J.  33.  von  ftlatpf, 


Digitized  by  Google 


586 


«eccario  (©iotmrmi  ©attifta)  —  93ecf)er 


mit  3Inmerlungen  von  Jöommel  (93re6I.  1788—89), 
93ergt  (2pj.  1798)  unb  ©lafer  (2.  »ufl.,  SBien  1876). 
6ie  trat  gegen  Die  gärten  bcr  Jfaiminaljufti»  auf 
unb  befdmpfte  mit  ber  93erebfamfeit  beS  ©effiblö 
Tortur  unb  SobeSftrafe.  SBenngleta?  93.«  Staate 
unbStraftbeorien  veraltet  maren,  bctoirlte  fein  QJudj 
redb,  ta  vi  ber  Slbftbeu  gegen  unmenfcblicbe  Stra* 
fen  allgemeiner  »erbreitet  unb  für  milbere  ©efefce 
bet  2Beg  gebahnt  mürbe.  Gr  tft  noch  burd)  eine 
pbilof.  Sprach*  unb  Stillehrc,  «Ricerche  intorno 
alla  natura  delto  Stile»  (II.  1,  Wlaxl  1770;  voll- 
ftdnbig  in  2  Z\n.  1822),  unb  mehrere  Stbbanblungcn 
über  ben  6til  unb  nationalölonomifcbe  §Tagen  in 
bet  mit  feinen  ^reunben  SMSconti,  93eri  u.  a.  herauf 
gegebenen  3eitfchrift  «II  Caffe»  in  Italien  betannt. 
93.  war  feit  1768  Sebrer  ber  StaatSmirtfcbaft  ju 
SDcailanb  unb  ftarb  bafelbft  28.  ftov.  1794.  ^n  fei* 
nerSJaterftabt  warb  ibm  1872  ein  2)enlmal  erriebtet. 
Gine  ©eiamtauSgabe  feiner  SDerfe  erfebten  3Jtailanb 
1821  —  22  unb,  bg.  von  Kilian,  ftlorenj  la^ 
(293bc).  —  Sgl.  G.  Gantü,  B.  e  il  diritto  penale 
(ftlor.  1862);  SRtnalbini,  JB.,  biogr.  Stij*e  nach 
Gantü  (3Bien  1865);  »mati,  Vita  cd  opere  di  C.  B. 
(in  bem  Sammelmert  «C.  B.  e  V  abolizione  della 

Jena  di  morte»,  9Jtoil.  1872);  ^httelli,  B.  e  lapena 
i  morte  (Ubine  1878). 

SBtcraria,  ©iovanni  93attifta,  ital.  üftatbema* 
tilcr  unb  <Pbpr«ter,  geb.  3.  Cft.  1716  ju  3Jtonbovi, 
trat  in  ben  Crben  ber  frommen  Schule  unb  mar 
erft  ;u  SRom,  bann  ju  Palermo  als  Üebrer  ber  SRhc* 
toril  unb  ^bilofopbie  tbätig.  Gr  erhielt  1748  bie 
tyrofeffur  ber  ^bpftt  ju  2urin,  roo  er  27.  9Jtai  1781 
ftarb.  granflinS  unb  anberer  9}crfud>c  in  ber  ^hnftl 
veranlagten  99.  *u  bcr  Schrift  « Dell'  elettricismo 
naturale  ed  artinsiale»  (Zur.  1753),  bie  ungemein 
ne3  Äuffeben  erregte.  3 eine  miebtigfte  Schrift  Aber 
biefen  ©egenftanb  ift  jebodj  «Dell1  elettricismo 
artifiziale»  (Jur.  1771),  bie  burd)  5ranllin  in£  Gug: 
lifebe  überfe&t  mürbe.  93.  erhielt  1759  vom  flönig 
von  Sarbinten  ben  Auftrag,  einen  ©rab  beS  Wien- 
bianS  in  ^iemont  ju  meffen.  Gr  unternahm  biefe 
SJlcffung  1760  gemeinfcbaftlicb  mit  Ganonica  unb 
machte  ba8  Slcfultat  in  bem  «Gradtis  Taurinensis» 
(lur.  1774)  betannt.  Segen  bie  Smeifel  GaffiniS 
an  ber  ©enauigteit  feiner  SReffung  febrich  er  «Let- 
tere  d'  un  Italiano  ad  u»  Parigino»,  morin  er  ben 
Cinflufj  ber  »Ipen  auf  bie  ^broetebung  be§  $en= 
bels  nadmieS. 

»eccle«  (fpr.  bedl's),  Stabt  In  ber  engl.  ©raf; 
fdjaft  Suffolt,  14  km  im  S2B.  von  Jomeftoft,  am 
redeten  Ufer  be8  SUavenep,  ber  hier  febiffbar  wirb, 
30  km  von  ber  florbfee,  bat  (1891)  6669  G.,  fchöne 
got.  Äird?e,  2ateinifcbe  Schule,  tleinen&afen;  SJlalj* 
fahrilation  unb  Steintoblenbanbcl. 

©ecb,  ftebor,  ©ermanift,  geb.  30.  TOärj  1821 
ju  JRettgenftctt  bei  Gölleba,  jtubierte  in  Salle,  rourbe 
©pmnanallebrer  in  falber  tabt,  OTagbeburg,  1853 
—81  tn3etfr,  mo  er  6. Ott.  1900  ftarb.  93.3  Arbeiten 
galten  ber  lerifalifdjen  2)urd>forfcbung  be«  3Htttcl= 
bod)beutfd?en,  befonber«  be*  9JlittelDeutfcben.  öart: 
mann  von  Slue  gab  er  mit  Erläuterungen  herauf 
(3.  «ufl.,  3  99be.,  £pj.  1888— 93V. 

iPcctiamcl  (fpr.  befcbanuUl),  93e*cbamelfauce, 
eine  mit  ©eflügclbrüb«  unb  fä&em  Dlabm  bereitete 
Hwiebelfauce,  nad)  ihrem  (Srfinber,  bem  SHarquiS 
be  93.,  bem  ßau«bofmeifter  SubmigS  XIV.,  genannt; 
bie  magere  ober  5aften«93d(bamelfauce  mivb 
ohne  3>'tbat  von  ©cflOgelbrüpe  bereitet. 

©eebe,  6ir  f*nrp  I Borna«  bc  la,  f.  <2>t  2a  93ccbe. 


Beche  de  mer  (fr*.,  fpr.  Kibfch  bc  mdbr), 
Bicbe  de  mer.  f.  £>o(otburien. 

*  cdjclar  cn,  im  sJ(ibelungenlieb  ?came  ber  6tabt 
^Jccblam  (f.  b.)  in  Slieberöfterreicb. 

ferner,  2rintgefd|  in  Gplinber«  ober  abp 
ftumpfter,  umgetehrter  flegelform  mit  plattem  93o« 
ben  (f.  nadjftebenbe  g-ig.  1  u.  3).  2)a«  urfprünglia>e 


Material  mar  2b ober  &oh,  fpdter  muTbe  aud) 
Elfenbein,  3^"»  ebleS  OTetall,  baruntcr  fdjon  feit 
ben  3eiten  ber  SRömer  befonber«  Silber,  bann  feit 
bem  16.  oahrh.  ©lad  funfrooU  baju  perarbei  et. 
918  befonbere  Hrten  mürben  im  Altertum  unter 
anberm  gebraucht  ber  b.  obe  £>enfelbecber,  flant^arue 
(%\q.  2).  (S.  auep  Jrinlfcbale,  ^ofal.) 

93.  heifet  aueb  ber  Schalltrichter  am  $om  (j.  p.). 

»Berber  (Crater),  SRame  eine*  Sternbilbe«  am 
fub(.$immel  (f.  bie  Sternlarte  be$  fflblicben 
<D  im  meld,  beim  tlrtitel  Stern(arten). 

»öceber,  ^ol\  Joachim,  Sbemiter  unb  National ■- 
öfonom,  geb.  1635  ju  Speper,  ftubierte  ald  3luto= 
bibatt  SJiebijin,  unb  Gbemie  foroie  Staates 

mirtfdaftdlebre,  mürbe  1666  Sebrer  ber  3Rebi«n  in 
OTainj  unb  Seibargt  be8  Äurfürften,  inbemfelbcn 
3abre  flommerjienrat  in  9Bien,  bann  lurbapT.  ^eib= 
arjt  unb  6bemifer  in  üJcannbemt.  Später  lebte  er 
in  £>o(lanb  unb  Englanb  unb  ftarb  im  Ott.  1682  in 
Üonbon.  3ft  feiner  «Physica  subterranea»  (§rantf . 
1669  u.  6.)  lebrte  er,  bä^  alle  unterirbifchen  uner 
ganifdjen  Subftanjen  aud  bret  einfachen  erbigeu 
^rineipien  befteben,  ber  r»crgla$baren,  ber  brenne 
baren  unb  ber  merfurialifchen  (Jrbe.  3Rit  ©affer 
oerbunben  bilben  fte  Saljc  unb  auch  bie  Urfdure, 
roeld?e  in  allen  Sduren  ber  mefentlicbe  93cftanbteil 
fei.  9Bcnn  Äörper  verbrannt  ober  Metalle  vertalft 
merben,  f  o  entweicht  aus  ibnen  bie  terra  pinguis 
(bie  brennbare  6rbe).  hierin  lag  ber  Äeim  von 
Stahl«  phlogiftifcber  Theorie.  Seine  oolferoirt» 
febaftlichen  Schriften  finb  heute  nod)  beadjtenös 
mert;  bie  »icbtigfte  ift  ber  «^olit.  $i$tur«  von  ben 
Urfacben  beS  2luf'  unb  HbnehmcnS  ber  Stäbte  unb 
Sdnber»  (1667  ;  neue  «uSg.,  2pj.  1754).  »ud?  tr 
warb  fieb  93.  93erbienfte  um  bie  Ginführung  beS 
ÄartoffelbaueS  fomie  um  bie  SBerfotung  ber  Stein« 
fehlen  unb  ©eminnung  beS  SteinloblenteerS.  — 
ßine  93iograpbie  93.S  febrieb  93ucber  ßturnb.  1722) ; 
vgl.  auch  »on  Grbberg^rcjenciem^i,  3©b.  3oacb.  im 
53.  (3ena  1896). 

Sedier,  Siegfricb,  Bftcrr.  Statiftifer  unb  9ta= 
tional5fonom.  geb.  28.  frebr.  1806  ju  %\<m  in 
93öbmen,  ftubierte  in  ^rag  unb  SBien,  trat  1831  in 
Pen  StaatSbienft  unb  mürbe  1835  ^irofeffor  bcr  ®e< 


Digitized  by  Google 


SBcc^cropporatc  —  öct^ftein  (3of|.  SRattfjäuS) 


587 


|d)icbte  unb  <&eograpbie  am  tote  et  muten  3nftitu1 
ju  S)ten.  Toneben  mar  er  aud)  bei  ber  Sabal« unb 
Stempelbirettion,  bann  bei  ber  oberften  'jjJoftüer» 
waltung  tbdrtg.  «lö  Toblboft  im  3Wai  1848  fcam 
belSminifter  würbe,  übertrug  ibm  biej [et  jum  Seil 
bie  DrgantfierungSarbeiten  unb  erbob  ibn  im  Juni 
jum  ©eneralfetretdr.  3m  Sept.  1848  jum  SJlinifte* 
rialrat  ernannt,  bef orgte  er  wdbrenb  ber  ftürmifeben 
$eit  De«  Ottober  unb  im  9loocmber  in  Slbwefenbeit 
eines  öanbelSminifterS  bie  laufenben  ©efdjdfte  unb 
übeTgab  biefe  im  Dejember  an  ben  neu  ernannten 
fcanbelSminifter  IBrud.  Seit  ÜDtai  1852  in  ben  iHur;c- 
jtanb  ©erfefct,  roirtte  er  feitbem  mebrfad)  bei  grbfiern 
tnbuftriellen  unb  taufmdnnifcben  Unternehmungen 
mit.  Gr  ftarb  4.  2Äärj  1873.  93.  febrieb:  «DaS 
öfterr.SWflnjwefen  oon  1524  bis  1838»(223be.,2Bien 
1838),  «Statift.  überftebt  beS  fmnbels  ber  Cfterrei- 
ebtjeben  ilttonarebie  mit  bem  SluSlanbe  wdbrenb  ber 
3. 1829—38»  (Sruttg.  u.  Jöb.  184 1).  aStatift.  übcr= 
fid)t  ber53eoölferung  ber  Cfterreid)ifcben  ÜDionardjic 
na*  ben  ergebnifien  ber  %  1834—40»  (ebb.  1841). 
«^Beiträge  }ur  ftfterr.  ftanbelS*  unb  3<>Uftatiftit  auf 
©runblagc  ber  ofpjiellen  Studtvcife  uon  1831  bis 
1842»  (Stuttß.  1844),  «Die  33et.ölterungSuerbdlt: 
nifT«  ber  Cfterretdufcben  ajconardjie  von  1819  bis 
1843»(3Dien  1846),  «Die  beutfeben  3olb  unb  6an= 
beldtter^altniffe  jur  Anbahnung  ber  öfterr.=beutfd)en 
Roü-  unb  JoanbelSeinigung»  (Spi.  1850),  «Drgani- 
fation  beS  @ewerb*wefenS»  (Söien  1851).  «Die 
Söolfssroirtf^aft»  (ebb.  1853). 

»Bcdjcrapparatc  ober  33ecberwerfe,  Qhx>a- 
toren  (f.  b.)  mit  becherförmigen  6cbegefdfeen. 
©ceberbafV,  f.  93a(eu. 
«cdKr ülumc,  f.  Fritillaria  unb  Poterium. 
djereifen,  ein  bei  ben  .Kupier*  unb  ©olb* 
Emleben  gebräuchlicher  Keiner Slmbofj  mit  runbem 
Doppelborn  (einem  an  einem  aufredet  ftebenben 
eiien  befeftigten  runben  Ouereifen),  ber  jum  <äu\- 
jieben  gewölbter  SBlecbe  ober  jum  Treiben  bed)er- 
artiger  formen  bient.  [ten  II,  ftig.  8. 

©ecfjcrflcdite,  f.  Cladonia  unb  Tafel:  tfleaV 
WcrfKrrörtmgc  Crgrinc,  in  ber  Oberbaut  ucr= 
febiebeuer,  namentlich  im  Gaffer,  aber  aud)  an  feud): 
ten  Orten  auf  bem  fianbe  Ubenber  Tiere  fieb  finbenbe 
Organe,  ßs  ftnb  ©nippen  fpinbclförmiger  gellen,  bie 
einen  feinen  Stadjel  ober  baarartigen  Sortfafc  am 
freien  dnbe  tragen,  ber  bisweilen  (öaut  uon  9iingel= 
roürmern)  jurüdjiebbar  ift.  es  finb  Sinnesorgane, 
weldje  wabrftbeinlid)  jum  Taften,  tuelleicbt  aud? 
jum  fodjmeden  bienen. 
©erberf  ertc,  f.  ^aternofterwert.  [ftig.  3. 
jerpilj,  f.  Peziza  unb  Tafel:  $ilje  IV, 
Krauallen,  f.  Ouaüen  nebft  Tafel,  tftg.  5. 
jerftatucn,  f.  Steinbilbfdulen. 
jerrotrf c,  \.  eieoatoren. 
fttitüeu,  gewiffe  epttbeljellen  von  priS= 
matifdper,  cplinbrifeber  ober  flafcbenförmiger  @e= 
ftalt,  metebe  am  freien  Snbe  offen  ftnb.  Sie  jinben 
fid)  in  ber  Maut  unb  ber  Darmoberflddje  bei  vielen 
roirbel lofen  Sieren,  Sjfdjen  unb  Ämpbibien.  Sud) 
im  Darmepitbel  beS  iDtenfdjen  (ommen  fie  vor. 
üflcdjtcum  (grd).),  SRittel  gegen  ben  Ruften, 
«crrjtn,  cjed).  Bechyne,  Stabt  in  ber  öfterr. 
QJejirtdbauptmannfcbaft  ÜJlüblbaufen  in  Söbmen, 
recbtS  an  ber  Sufdbnitj,  in  416  ra  .ööbe,  Sifc  eines 
93ejirfSgeri(bt«  (230  qkm,  14084  <&.),  bat  (1800) 
2118  cjed).  (I.,  Defanatürcbe,  Sdjlob  ber  fürftl.  Fa- 
milie oon  ^aar  auS  bem  14.  Jabrb.  mit »  üobialberr- 
icbnft  (53,7«  qkm)  unb  grofiem  Tiergarten,  StaatS= 


facbftbule  für  Jboninbuftrie,  eifenbaltige  i'Imeral= 
quelle ;  2  ^Brauereien,  2  Runftmüblen,  eine  Ofen»  unb 
Tbonroarenfabrif,  anfebnlicben  ®etreibes  unb  6olsv 
banbel  unb  ift  ein  viel  befuebter  SBallfabrtSort.  Die 
®allfabrtSfirdje  ÜJtariä  £)immelfabrt  rourbe  1281 
im  altgot.  Stile  erbaut.  —  3n  ber  Ouibe  bie  ge< 
wältigen  33ed)iner  Steine,  gro|e  Reifen. 

«erfimanu,  ©eorg  Äarl  »ug.  uon,  Surift,  geb. 
16.  Slug.  1834  ju  Dürnberg,  ftubierte  bie  ÜRedjtc 
ju  ÜJlüncben  unb  Berlin,  KibUitierte  nd?  1861  an 
ber  Unioerfitdt  ffiünburg,  Würbe  1862  orb.  ^ro= 
feffor  ber  9ted)te  in  Siafel,  1864  in  Harburg,  nod? 
in  bemfelben  3abte  in  Äiel,  1870  in  erlangen,  1880 
in  JBonn,  1888  in  SJtündjen,  wo  er  im  3uü  1891 
lum  lebenSIdnglidben  ;Hvid"c«rat  ernannt  würbe.  6r 
lebrieb:  «über  bie  usucapio  ex  causa  judicati» 
ßlürnb.  1860) ,  «Ober  ben  3nbalt  unb  Umfang 
ber  ^erfonalferuitut  be£  usus  nad)  röm.  iHecfjt» 
(ebb.  1861),  «DaS  rbm.  2  etat  recht«  (2  33be.,  Ge- 
langen 1864—67),  «3ur  Sebre  uom  Eigentums.- 
erwerb  burd)  Äcceffion»  (Kiel  1867),  «DaS  Jus  post- 
liminii  unb  bie  Lex  Cornelia»  (Erlangen  1872), 
«Der  Äauf  narb  gemeinem  ÜHed?t»  (2  Tie.,  ebb.  1876 
—84),  «Stubie  im  ©ebiete  ber  legis  actio  sacra- 
menti  in  rem»  (Wünd).  1889),  «»Der  lurbapr.  Äanjler 
SlloiS  oon  .Uvcittmapr»  (ebb.  1896). 

Sechst.,  bei  naturwiffenfdwftlicben  93ejeidmun-- 
gen  ?lbrürjung  für  3ob-  2)iattb.  95ed?ftcin  (f.  b.). 

©cd?ftcin,Äarl,s^ianoiortcfabrifant,geb.  l.^uni 
1826  ju  Wotba,  grünbete  1854  in  ^Berlin  eine  $iano- 
fortefabrit,  bie  eine  ber  größten  Europas  geworben 
ift.  6r  ftarb  6.  SWdrj  1900  in  »erlin.  33.  bat  fid) 
bauptfdcblicb  mit  bem  SBau  von  ^lügeln  befd)dftigt 
unb  jablreidje  erfinbungen  unb  ißeroeiferungen  ge» 
madjt.  Seine  Snftrumente  jcidjnen  ftdb  burd)  ge= 
biegenen  33au,  fd)önen  Ton  unb  uorjüglicbe  Spiel= 
ort  auS.  Die  SBecbfteinfcben  Gabrilen  liefern  jdbr: 
lid?  an  4000  3nftrumente  nad)  allen  Sdnbern.  §ür 
ben  Vertrieb  nad)  ©nglanb  unb  bellen  Kolonien  be« 
ftebt  ein  eigene*  6au*  in  i'onbon.  3<Mger  $nbaber 
ift  ßbwin  53. 

«cdiftcin,  >h.  2)iattbduS,  belannt  als  Cnti- 
tbolog  unb  ^orftwann,  geb.  11. 3uli  1757  ju  Sah 
terSbauien  im  öerjogtum  ©otba,  befudjte  baS 
©pmnafium  ju  Wct Im,  ftubierte  Tbeologie  ju  §ena 
unb  würbe  1785  £ebrer  am  Saljmannfcben  3": 
ftitut  in  Scbnepfentbal  1795  grünbete  er  eine  2ebr- 
anftalt  für  ^orftwirtfebaft  auf  bem  5reigute  «emnote 
bei  SBaltcrSbaufen  unb  ftiftetebie  Societdt  fürgorff^ 
unb  ^agblunbe,  uon  welcber  bie  «3lnnalen»  unb  bie 
3eitfcbrift  «Diana»  ausgingen.  1800  folgte  er  einem 
Dtufe  als  Direttor  ber  ju  grünbenben  meinina.  ^orft= 
atabemie  Dreiftigader.  öier  ftarb  er  als  ©eb.  Kam= 
mers  unb  goiftrat  23.  ^ebr.  1822.  Seine  >>aux>t 
ftdrte  lag  in  Ornitbologte,  Entomologie  unb  93ota* 
nif,  unb  feine  litterar.  Arbeiten  auf  biefen  ©ebieten 
baben  jum  Teil  nojb  ietjt  2öert.  Seine  ftauptmerfe 
finb:  «©emeinnüfiige  9taturgefcbi(bte  DeutfcblanbS 
nad)  allen  brei  S^eidjen  ber  Statur»  (4  33be..  fipj. 
1789—95;  2.  Äufl.  1801—9;  2.  btS  4.  iL  aud) 
u.  b.  T.:  «9laturgefd)id)te  ber  Sögel  DeutfcblanbS», 
2.  Sufl.  1804—9),  «5«aturaefd)id)te  ber  Stuben- 
uögel»  (@otba  1792;  5.  Stuft,  von  6.  53erge,  fipj. 
1«70),  «SoUftdrtbige  iRaturgefcbicbte  ber  fcbdblidjen 
§orftinfetten,  nebft  einem  9tad)trage  ber  fd)onenS= 
werten  ^nfetten,  welcbe  bie  fd)dblid)en  vertilgen  b<l: 
[en»  (3  Tie.,  fipj.  1804  u.  1805),  «Die  ^orft«  unb 
jbwijfenfcbaft  nad)  allen  ibren  Teilen»,  bauon: 
1:  «?rorftbotanif»  (erfurt  1810;  5.  Hufl.  oon 


Digitized  by  Google 


588 


Sedjftein  (fiubw.)  —  Serf  (grriebrid),  ^reifjerr  öon) 


33cMen,  ebb.  1842);  31.4,  Abteil.  1:  «2)ie3Balb« 
befd)ü&ung*lebrc»(©otba  1818),  Abteil.  2:  «tjorft* 
infettologie  ober  9laturgefd)icbte  ber  fflr  ben  9Balb 
fdjdblicbcn  unb  nüfclidjen  Einfetten»  (ebb.  1818; 
bauon  93b.  1  neu  oon  Q.  SRüUer,  1829);  21.  5: 
«Sie  ©albbenu&ung»  (ebb.  1821);  2t  10:  «3agb* 
wiifenfdjaft»  (4  33be.,  ebb.  1820-22;  ber  4.  93b. 
oon  2aurop). 

©cctiftcin,  2ubw.,  Siebter  unb  Scfcriftfteller, 
D^effc  oon  3ob.  3Hattbäu$  93.,  geb.  24.  9toi>.  1801 
in  SBeimar,  mibmete  ftd)  bet  ^barmacie.  Stuf  feine 
«Sonettenlrdnje»  (Slrnft.  1828)  bin  feftte  ibn  öerjog 
93ernbarb  »on  3Jleiningen  in  ben  6tanb,  1829—30 
in  Ceipjig  unb  SDlündben  $b<lofopbie,  Sitteratur  unb 
©cjdiidue  ju  jtubieren  unb  ernannte  ibn  1831  }um 
RabinettSbibliotbelar  unb  jweiten  93ibliotbetar  ber 
berjogl.  öffentlichen  «ibliotbef  ju  2Jieininqen.  1832 
grünbete  93.  ben  AltertumSfori'cbenben  verein  für 
oenneberg.  Seit  1833  erfter  93ibliotbefar,  ftarb  er 
14.  SKai  1860  ju  ÜReiningen  Seine  epifdjen  2>iaV 
hingen  bebanbetn  in  fdjUdjter  fllarbeit,  aber  obne 
Sdjmung  unb  ebne  romantifebe  Stimmung  fagen: 
bafte  Stoffe,  fo  «Sie  &aimon$linber»  (2pj.  1830), 
«2>er  2otentanj»  (ebb.  1831),  «ftauftuS»  (ebb.  1833) 
unb  baS  nadjgclaffene  Gpod  « Jbüringenä  Äönigä: 
baue«  (ebb.  1865).  Hm  belannteften  t>on  93.0  jabl- 
reidjen,  meift  biftor.  [Romanen  unb  Novellen  mürben 
bie  «ftabrten  eineä  ÜDtufifanten»  (3  93be.,  Sdjleuf. 
1836-37;  2.  Aufl.,2S3be.,Sranlf.  1854).  ©rc-feere* 
93erbienft  erwarb  jid)  93.  bureb  feine  oerbreiteten 
Sagen*  unb  üJlärtbenfammlungen,  barunter  «3)er 
Sagenfcbafc  unb  bie  Sagentreife  bed  J  büringer  San* 
be$»  (4  93be„  SKeining.  1835—38),  «SeutfcbeS  Wl&v 
d?enbud>»  (Öpj.  1845;  45.  Aufl.  1896),  «3leueä  beut: 
febeä  ÜJlärAcnbud?»  (SDien  1856;  64.  Aufl.  1895), 
«Sbüring.  Sagenbudb«  (2  93be.,  ebb.  1858;  3.  Aufl. 
1898).  5)ie  Siebe  jur  tbüring.  J&cimat,  bie  ftd)  aueb  in 
feinen  »SBanberungen  burd)  Sbüringen»  (ßpj.  1838) 
oerrdt,  veranlagte  93.  }u  antiquarifeben  unb  biftor. 
gorfdbungen,  beren  SBert  allerbingä  nidjt  grofe  ift; 
barunter  bic  ^radjtauSgabe  CttoS  von  93oten* 
tauben  (ebb.  1845).  —  9igl.  SR.  93ecbftein,  2.  93.  in 
feinem  mifienfcbaftlicben  Söirfen  (üNeining.  1882). 

löcdjftcin,  üReinbolb,  ©ermanift,  Sobn  bei 
oorigen,  geb.  12.  Oft.  1833  in  2Jleiningen,  ftubierte 
in  fietpjig,  9Rüncben,  ^ena  unb  93crtin,  mar  1858 
—59  am  Arcbib  beS  ©ermanifdjen  ÜJlufeumä  be< 
fdjäftigt,  mürbe  1866  ^rioatbocent  in  3cna,  1869 
aufeerorb.^ßrofeifor  ebenba,  1871  orb.  <JJrofejfor  ber 
beutfeben  unb  roman.  s$biIologie  ju  SRoftod,  mo  er 
5.  Ott.  1894  ftarb.  Gr  gab  kraue-:  «^einrieb  unb 
äunegunbe»  Don  Gbernanb  von  Arfurt  (Oueblinb. 
1861),  «AUbeutfrte  2flärcben,  Sagen  unb  üegenben» 
(2.  Aufl.,  8P».  1877),  «©ottfricbS  »on  Strafeburg 
Jriftan»  (3.  AufL,  ebb.  1890  —  91),  ^einrieb*  Don 
tfreiberg  «Jriftan»  (ebb.  1877),  Ulridb  Don  Siedeten* 
jtein*  «grauenbienft»  (2  93be.,  ebb.  1888)  u.  a.  unb 
febrieb  über  bai  Don  feinem  93ater  herausgegebene 
«Spiel  von  ben  jebn  Jungfrauen»  (oena  1866  unb 
SRoft  1872),  «Sriftan  unb  3folt  in  beutfdjen  2)id)= 
tungen  ber  Steujeü»  (fipj.  1876)  u.  f.  m. 

«cr^tel,  ^riebr.,  SpradjforfAer,  f.  93b.  17. 

Oed)tel(i0)tag,  93erd)tolbdtag  ober  ba3 
93ed)tle,  in  ©eaenben  mit  alamann.  93eüölfcrunff, 
namentlicb  im  (Slfaf;  unb  in  ber  Sd)mei^,  ein  nod? 
jtkl  gefeierter  Jag  im  3abre.  Gr  fdUt  in  ben  Der: 
fdüebenen  ©egenben  balb  früber,  balb  fpdter  nad) 
93eainn  bed  ^abreif.  ^n  cinjclnen  ©auen  ift  ba? 
5eft  nur  noeb  Äinberfeft.  SLtielleicbt  ift  autb  bicfcS 


geft,  an  bem  ©aben  gefammelt  unb  an  dtmere  Seute 
vergeben  merben,  eine  Erinnerung  an  bag  altbeutf  dje 
Cpferfeft  im  Januar.  (yraglia>  ift,  ob  ber  93.  etroaä 
mit  ber  ©ötrin  93erd>ta  (f.  b.)  }u  tbun  bat,  menn 
aud?  biefe  im  alamann.  ©ebiete  »erebrt  würbe. 

»ccfiaano,  f.  9ietfcbuanenlanb. 

»öcef,  93ernbarb  Ottao  Don,  Gbirurg,  geb. 
27.  Oft.  1821  ju  frreiburg  <•  93r.,  ftubierte  in  Jrei» 
bürg  unb  ^eibelberg  unb  babilitterte  ficb  1844  an 
ber  greiburger  ©ocbl'cbule.  Sladjbem  93.  feit  1848 
bie  ^elbjüge  in  Italien,  &olftein  unb  93aben  mit« 
gemaebt  hatte ,  wirtte  er  {undd^ft  ak-  ^ofpital«  unb 
iruppenarjt  m  ber  93unbe9fejtung  iHaftatt,  fpdter 
in  ?h:eiburg  t.  93r.,  jugleid)  um  93erbefferung  Ui 
aJlititdDSanitätgwefenS  bemübt.  %n  Ie|terer  93e= 
mbung  feftte  er  befonber*  ba8  93lefnertentrdacr: 
^nftitut  burd?  fomie  eine  buTdjaus  feinen  »n« 
febauungen  entfprecbenbe  Sanität^  Kompagnie, 
»ueb  grünbete  er  eine  befonbere  Sanit&täfdmle  für 
ba£  niebere  $erf  onal  unb  fa&te  einen  Seitfaben  jum 
Unterridbte  beleihen  ab.  Sdbrenb  be«  Äriege«  »on 
186Ü  mar  93.  fieiter  be3  d)irurg.  Sanitdtßbienfte*  bei 
ber  bab.  2>hrifion,  wdbrenb  bei  Seutfdb^anjöfi: 
fdjen  ßrieged  bon  1870  unb  1871  §elbla»arettbtrel» 
tor  unb  tonfultierenber  Gbirurg  bet  berfelben.  2lla<b 
Mbfdiluft  ber  Ulilitdrlonoention  jwifeben  93aben  unb 
^kcitfsen  würbe  er  uim  ©eneralarjt  be$  neu  gebib 
beten  14.  Slrmeetorpä  in  Aarlerube  ernannt  sRacb- 
bem  ibm  1884  ber  erbliAe  Slbelftanb  oerlieben  mor: 
ben  war,  nabm  er  1888  feinen  ilbidjieb  unb  jog  ficb 
nad)  ^«P«Tg  i.  93r.  jurüd,  wo  er  10.  Sept.  1894 
ftarb.  Unter  feinen  wiffenfaSaftlidben  Arbeiten  ftnb 
}u  nennen :  ÄriegScbirurg.  Grfabrungen ,  wdbrenb 
beä  ^elbjugd  1866  in  SübbeutfaManb  gefammelt» 
((yreiburg  1867);  «Gbimrgie  ber  Sd}ufet>erletiungen» 
(ebb.  1872);  «{Iber  bie  ffiirtung  moberner  ©eroebr^ 
projeftile,  inebefonbere  ber  Sorenjfcben  uerfdjmol: 
jenen  ^anjergefeboffe,  auf  ben  tierifeben  Äörper» 
(fipj.  1885). 

lBect,  Gbriftian  Daniel,  fiitterarbiftoriter  unb 
^bilolog,  geb.  22.  ^an.  1757  ju  fieipjig,  wo  er  feit 
1775  ftubierte  unb  1779  fidj  babilitierte,  1782au&er* 
orb.  unb  1785  orb.  ^rofeffor  ber  grieeb.  unb  tat. 
Spradje  würbe.  Sie  Don  ibm  1785  geftiftete  s$bi? 
loloaifcbe  ©efcllfd?aft  mürbe  1809  ju  einem  $bilo= 
logijcben  Seminar  erboben,  bai  er  bi$  ju  feinem 
Jobe,  13.  25ej.  1832,  leitete.  Äu«  ber  SÖlenge  feü 
ner  Scbriften  fmb  beroorjubeben:  bie  Slu^gaben 
alter  Älaffiler,  ».  93.  be*  ^Jinbar,  «riftopbane«, 
Guripibeä,  StpolloniuS  SRbobiud,  $(ato,  Gicero, 
Galpumiuä ;  bie  «Acta  seminarii  philologici  Lip- 
siensis»  (2  93be.,  fipj.  1811 — 13)  unb  «Commen- 
Utiones  societatisphilologicae  Lipsiensis»  (5  93be., 
j£»of  1801—5),  u?lnleitung  jur  ÄenntniS  ber  aüge' 
meinen  2Mt:  unb  9]öllergefdjid)te»  (4  93be.,  ebb. 
1787—1807),  «©runbril  ber  Hrd)dologie,  ober  »n« 
leitung  jur  ÄenntniS  ber  ©efdjidjte  ber  alten  Äunft», 
HbteiL  1  (i>pj.  1816),  «CommenUrii  historici  decre- 
torum  religionis  christianae  et  formal ac  Luthera- 
nae»  (ebb.  1801).  93on  1789  an  rebigierte  er  bie 
«bleuen  aelebrten  fieipjiger  Snjeigen»,  bie  1819 
jum  «Allgemeinen  Mcpcrtorium  ber  neueften  in: 
unb  auelänbifdjen  fiitteratur»  umgeftaltct  mürben. 
—  93gL  4»obbe«,  Vita  Cur.  D.  Beckii  (£p|.  1837). 

iBctf,  Sriebrid),  ^reiberr  oon,  gelbjeugmeifter 
unb  Gbef  bc§  ©encralftabe*  ber  ftfterr. » ungar. 
Armee,  geb.  21.  SWärj  1830  ju  ^reiburg  u  33r.,  trat 
1846  alfcÄabett  in  bie  Armee,  biente  alSfieutnant 
unb  Oberleutnant  bei  ber  Infanterie,  ben  ?Jio* 


Digitized  by  Google 


iöecf  ($einr.)  —  öecfen  (amitomifcf)) 


589 


nieren  unb  bcm  ehemaligen  ©eneralquartiermeifters 
ftabe  unb  nabm  auch  1848  unb  1849  an  ben  ©e« 
fechten  in  Ungarn  foroie  an  bcr  Grftürmung  Don 
SBreäcia  teil.  1854  jum  Hauptmann  ernannt,  tear 
er  1859  ©encralftabäctef  bcr  Xiüifion  iHeifdjacb, 
jeidmete  ficb  alä  foleber  1859  in  Italien  befonber* 
m  ben  ©efedjten  bei  ßanbia  unb  in  ber  Schlacht  bei 
SDtagenta  aui,  reo  er  febroer  oemnmbet  mürbe.  1861 
ananeterte  SB.  )um  2)2aior  unb  mar  bis*  18G4  Jlfigel« 
abjutant  bed  gelbmarfcballa  ftreiberrn  Don  yicf.; 
bann  bid  1867  «Major,  Dberftleutuant  unb  Obcrft 
bei  ber  ©eneralabjutantur  bee  KaiferS,  Don  bem  er 
in  bem  Jelbjuge  von  1866  unb  fpäter  bei  ber  Occu* 
pation  oon  SBoänien  (1878)  mehrmals  in  Special^ 
mifjionen  naep  bem  Äriegefcbaupla&e  entienbet 
txmrbe,  h>ad  iht  juerft  in  weitem  Areifen  betannt 
machte.  1867  jum  Sßorftanbe  ber  2)tilitdrtanjlei, 
1874 jum  ©eneralabjutant  be*  ßaifer-  unb  aud) 
jum  ©ebeimrat  ernannt,  aoancierte  SB.  1878  jum 
tyelbmarfdjallleutnant  unb  mürbe  in  ben  ftreiber-- 
renjtanb  erhoben.  1881  tcurbc  er  jum  ßpef  be3 
©eneralftabeS,  1882  jum  Dberfttnbaber  beä  $n« 
fanterieregimentä  9lt.  47  unb  1888  jum  ftelbjeug« 
meiner  ernannt,  1885  au*  in  ba$  fjerrenpauä  be* 
9teid)3rate$  berufen.  1867  nabm  SB.  in  peroor' 
ragenber  Seife  an  ben  Beratungen  über  bie  9teu= 
organiiation  ber  lönigl.  ungar.  ©onDe'barmee  teil. 
1893  erhielt  er  ben  preufe.  Sdjroarjen  Slblerorben. 

©erf,  fjeinr.,  Scbaufpieler,  geb.  1760  in  ©otba, 
aing  1777  jur  bortigen  SBübne,  bie  unter  Gfbofa 
Öeitung  ftanb.  Nach  befien  2obe  ftebelte  er  mit  ben 
meiften  ©otbaer  ftflnftlern  and  3Jlannbeimer  Statio* 
naltbeater  über.  Seine  ftTeunbfdjaft  mit  SBeil  unb 
Stfflanb  förbertebie  Stiftungen  ber  gebiegenen  3d)au= 
foielgefellfcbaft  ungemein.  SBdbrenb  fieb  Sdnller  in 
ÜJtannbeim  aufhielt,  trat  SB.  ju  ihn  in  ein  n  eun  tu 
fdjaftlicbea  ^erbältnid.  Stlä  Sfjlanb  1796  3Jtann» 
peim  ©erlief ,  mürbe  IB.  Don  feinen  Äunftgenoffen 
»um  SRadjfolger  ermdplt  2er  fiurfürft  Don  SBapern 
berief  ipn  1800  atö  ftegiffeur  nach  SHüncben,  tvo  er 
6. 3Rai  1803  ftarb.  SB.  fpielte  Selben,  fiiebbaber  unb 
SBonoiDantS.  Sßon  feinen  5>ramen  erhielten  fiep  bie 
fiufifpiele  «$ie  Scbacbmafcbme»  (SBerl.  1798),  «$ie 
Oufilgeifter»  (frrantf.  1802)  unb  «3)ad  Äamfiteon» 
ffimntf.  1803;  am  längften.  —  IB.«  erfte  ©attin  mar 
Caroline  geborene  3iegler,  eine  hochbegabte, 
namentlid)  oon  Schiller  berounberte  Scbaufpieleriu, 
geb.  3.  San.  1766  ju  Mannheim,  geft.  24.  3uli 
1784  bafelbft. 

©cef,  Sob.  Nepomut,  SBaritonift,  geb.  5.  3Jtai 
1828  ju  $eft,  befuebte  baä  SBtariftengpmnafium 
feiner  SBaterftabt  unb  bebütierte  1846  ale>  Opern« 
fdnger  mit  ßrfolo  auf  bem  5)eutfcben  3;  beater  ju  In  »t . 
9tacbbem  er  ju  SüHen  feine  tünftleriicbe  Slusbilbung 
Dollenbet  hatte,  folgte  er  einem  Stufe  nach  Hamburg, 
ging  1848  nach  ^Bremen  unb  mar  hierauf  uacbeinan* 
ber  in  Äöln,  SWainj,  Üöürjburg,  STOieäbaben  unb  feit 
1851  in  tfranffurt  engagiert.  1853  mürbe  SB.  eTfter 
SBariton  an  ber  laiferl.  Cper  in  SBien,  1862  ftam: 
merfdnger;  1885  trat  er  in  ben  iHubeftanb ;  er  ftarb  im 
©ept.  1893  in  SIDien.  SB.  befafj  eine  nmnbcrbar  f d)5ne, 
gewaltige  unb  biegfame  6timme  unb  ein  au&er= 
orbentHcpeä  Jalent  für  leibenfdjaftlidje  Partien. 

©ecf,  ^ob.  Sobiad,  eDang.  Zbeolog,  geb. 
22.  ftebr.  1804  ju  ^Balingen  in  SEßürttemberg,  ftu» 
bierte  feit  1822  in  Bübingen,  tourbe  1827  Pfarrer  ju 
©albtbann  bei  Gratldbeim,  1829  Stabtpfarrer  jiu 
ÜJlergentheim,  1836  aufeeTorb.  «Brofeffor  in  SBafcl, 
1843  orb.  ^rofeffor  in  Bübingen ,  »o  er  28.  £cj. 


1878  ftarb.  ©egenüber  ber  tritifcb  <  fpehilatioen 
6d)ule  Sßaur*  (f.  b.)  begrünbete  sB.  eine  eigene, 
oft  ai«  fpecififd)  mürttembergifd)  bejeichnete,  reali« 
ftifeb  biblifebe  unb  tbeofopbifcbe  Dichtung;  auf  tirdV 
licp'prattifcbem  ©ebiete  ift  feine  ©eringfcbdtiung 
aller  tirdjlidbcn  3lnftalten  unb  be$  ÜJliffiondroefenÄ 
djarafteriftifd).  Unter  feinen  Sdjriften  f»nb  bie  be« 
beutenbften:  «Einleitung  in  baä  £pftem  ber  djriftl. 
Öcbre»  (tttuttg.  1838  ;  2.  Hufl.  1870),  «3)ie  (briftL 
SiebrtDincnfcbaft  naep  ben  biblifchen  Urfunben» 
ftt  1,  ebb.  1841;  2.  2lufl.  1875),  «Umrife  ber 
biblifdben  Seelenlebre»  (ebb.  1843;  3.  äufl.  1872), 
«©ebanten  aui  unb  nach  ber  Schrift»  (^ranff.  1859; 
4.  Silufl.,  ©üterdlob  1899),  «Seitfaben  ber  djriftl. 
©iaubenälebre»  (8tuttg.  1862;  2.  »ufl.  1869), 
«Sie  djriftl.  Siebedlehre»  (Jortfe&ung  bed  Dorigen; 
2  Abteil.,  ebb.  1872  u.  1874);  feine  «dbriftl.  Stehen» 
fmb  gefammelt  (6  SBbe.,  ebb.  1833—70)  erfdnenen. 
%ui  feinem ^lad>lafe  erfdnenen:  «ür Harting berjmei 
SBriefe $auli an  J im c t h: u t ■■■■  (©üterdlob  1879), u%a- 
ftorallchren  bed  91euen  Seftamentd » (2.  Stuft.,  ebb. 
1895),  aSBorlefungen  über  cbriftl.  L*thit»  (3  s-8oe.,  ebb. 
1882-83).  «©rtldrung  be*  SBrief«  SBauli  an  bie 
Börner»  (2  SBhe.,  ebb.  1884),  «drtldrung  ber  Offen» 
barung  ^oh.annid»  (ebb.  1884),  «SBriefe,  Slnfpracben 
unb  Üernaudfprüdje»  (ebb.  1885),  «Sßorlefungen  über 
d)riftl.©laubendlebre»  (2  SBbe.,  ebb.  1886—87),  «Die 
SBollenbung  bed  Sieichd  ©otted»  (ebb.  1887),  «Gr* 
tldrung  bed  SBriefS  S^auli  an  bie  Gphcfer»  (ebb. 
1891),  «ertlfirung  ber  SBriefe  SBetri»  (ebb.  1896).  — 
SQgL  Dliggenbad),  %  Z.  SB.  (SBaf.  1888). 

©ecf,  Herl,  Siebter,  geb.  1.  SKai  1817  in  ber 
ungar.  @tabt  SBaja  ali  6ohn  jüb.  (Sltern,  aber  ber 
reform.  Äirdje  angebbrig,  ftebelte  mit  ihnen  naeb 
^ieft  über  unb  ftubierte  in  SBien  aÄebijin.  1833 
©erliefe  er  frantbeitSbalber  bie  UniDerfttdt,  um 
ftdp  bem  ©efchdft  fetned  SBaterd  ju  roibmen,  gab 
fch.r  balb  biefen  Sßlan  auf  unb  fe^te  bie  Stubten 
in  Sieipjig  fort  1841  ging  er  nach.  Styft,  1843  natp 
SBien,  roo  er  in  innigen  iBerfebr  mit  Senau  trat, 
1844  nach  SBerlin,  nacb  Sluäbrud)  ber  SBemegung 
Don  1848  mieber  nacb  SBien  unb  nabm  hier,  nacb 
mehrjährigem  SEBanberleben,  bleibenben  Slufentbalt 
aii  {jeuilletonrebacteur  bed  minifteriellen  «iHopb». 
Gr  ftarb  10. 3lpril  1879  ut  ©dbring  bei  sfflien. 
erftem,  mit  Dielem  SBeifall  aufgenommenen  SEBerte 
«Scddjte.  ©epanjerte  Siebet»  (Spj.  1838)  folgten 
«2)er  fabrenbe  SJioet»  (ebb.  1838),  «Stille  fiieber» 
(ebb.  1839),  bad  tron  aller  "Jkadjt  ber  Sprache 
unbramat.  Jrauerfpiel  «Saul»  (ebb.  1841),  ein 
Vornan  in  Herfen:  «^anlo,  ber  ungar.  iRofsbirt» 
(ebb.  1842;  3.  Slufl.  1870),  «©efammelte  ©ebichtc» 
(Söerl.  1844  ;  9.  Slufl.  1869),  «fiieber  Dom  armen 
ÜJtanne»  (ehb.  1846  ;  4.  Mufl.  1861),  «SÄu*  ber  Jöei* 
mat»  (SreSb.  1852;  4.  Slufl.  1862),  «Mater  dolo- 
rosa« (Nomon,  SBerl.  1853  ;  2.  Stuft  1854),  «3ab* 
roiga»  (Spj.1863),  Grjdblungin  SBerfen,  «Still  unb 
beroegt,  jroette  Sammlung  ber  ©ebichte»  (SBerl. 
1870).  SB.«  ©ebidjte  fptegeln  bie  leibenfebaftliche 
Grregbarleit  feiner  fianbäleute  unb  bie  eigentümlicbe 
Natur  feiner  £>eimat  in  Hangreichen  formDollenbeten 
SBerfen  unb  lebenSDoUen,  oft  jebod?  überlabenen  SBiU 
bern  »ieber.  Namentlid)  in  «Santo»  tritt  fein  bidj» 
terifched  Jalent  glflnjenb  herDor. 

<8ecf,  fiubwig,  leebnolog,  f.  SBb.  17.  [S. 

©ecf,  Cdtar,  f.  SBedfcbe  SBerlagdhudhbanblung, 

©eefen  (Pelvis),  in  ber  Stnatomie  bie  am 
untern  Seile  bei  Stumpfe*  befinbliche  tnödherne, 
oben  unb  unten  offene  £öbje,  toeldje  einen  umge» 


Digitized  by  Google 


590  Söecfcn  (geograpf)ifdj)  - 

festen,  abgestumpften,  von  Dorn  nad?  hinten  su* 
jammengebrüdten  Äegel  barftellt,  bellen  bie  fcüftcn 
bilbenbe  SBaft*  nad?  oben  ließt.  6*  wirb  au*  vier 
burd?  gafertnorpel  unb  SBänber  vereinigten  flno» 
d?en,  ben  beiben  öuftfnodjen  (Ossa  innominata 
s.  coxae),  bemÄreujbein  (Os  sacrura),  roelcbe* 
bie  SBirbclfäule  trägt,  unb  bem  Steißbeine  (Os 
coccygis)  gebübet,  ^cto-j  Jpüftbein  jerfällt  in  brei, 
roäbrenb  be*  2Bad?*tum*  voneinanber  getrennte, 
erft  mäbvenb  ber  ^ubertät  miteinanber  oerfcbmeW 
jenbe  Änod?ctt,  in  ein  oberem  fdjaufelförmige*  Stüd, 
ba*  Darmbein  (Os  ilei),  ein  unteres  Stüd,  ba* 
Sifcbein  (Os  ischii),  uub  ein  vorbcre*  Stüd,  ba* 
Sd?am«  ober Sd?oßbcin  (Ospubis).  SUnberSBen 
einigung  tiefer  Seile  im  nad?  unten  bie  Pfanne, 
roeldSe  jur  SJtufnabme  be*  Äopfe*  be*  Cberfd?enlel* 
beftimmt  ift.  9Zad?  einroärt*  von  ber  Pfanne  liegt 
ba*  fog.  eirunbe  2od?  ober  öüftlod?  (foraraen 
obturatorium),  roeld?c«  burd?  bie  Ufte be*  2  in-  unb 
Sdjambein*  umgeben  unb  burd)  eine  fibröfc  &aut 
(membrana  obturatorial  fo  ocrfcbloffen  wirb,  baß 
nur  an  feinem  obem  Äußern  SBMntcl  eine  fdjräg  ver* 
laufenbe,  au*  ber  Keinen  SBcdenböble  fübrcnbe  Süde 
(canalisobturatorius) offenbleibt.  Ten oberndionb 
be*  öüf tbetn*  nennt  man  ben  ö  ü  f  t  b  e  i  n  t  a  m  m ,  ben 
untern,  l?err>orragenben  SBinfel  be*  Si&bein*  ben 
S  i  | ! n  o r  r e  n.  T  tc  Sereinigung  ber  beiben  £d?am* 
betne  nacb  vorn  bilbet  ben  Sd?  am  bogen;  ben  in 
ber  i'iittc  (iegenben,  burd?  Knorpel  unb  ein  furje*, 
fefte*  SBanb  vermittelten  SBereinigung*puntt  ber- 
[elben  nennt  man  Sd?ambeinfuge.  (S.  Safel: 
Sa*  Sfelett  be*  ÜJlenfdjen.)  ©ine  faft  in  ber 
Witte  be*  innern  SB.  beroonragenbe  üuerlinie  teilt 
biefe*  in  jmei  ööbjen,  von  benen  bie  obere  ba* 
große,  bte  untere  ba*  fleine  SB.  genannt  roirb. 
Sie  obere  SBedenöffnung  beißt  ber  SBedenein: 
gang,  bie  untere  ber  S8edenau*gang;  jwifdjen  I 
beiben  liegt  bie  eigentliche  SBcdenböble.  Sa*  SB. 
ift  außen  oon  träftigen  Würfeln  umgeben,  h>eld?e 
bie  ^Bewegungen  be*  Cberfdjentel*,  jum  Seil  aud? 
be*  Unterf  d?entel*  vermitteln ;  e*  begrenzt  bicSBaud?: 
böble  von  unten  ber  unb  enthält  einen  Seil  ber  bün« 
nen@ebärmc  unb  ben  ÜJtaftbarm,  bie£arnblafe,  bie 
SBcdengefdße  unb  SBedennerocn,  beim  Sfikibc  bie  ®t- 
bärmutter  unb  bie  ßierftöde.  (S.  bie  Safein:  Sie 
üBaudjeingeroeibe  be*  <Dtcufd?en  I  u.  II,  beim 
Ülrtitel  SBaud?.)  SBebuf*  Cmpfängni*  unb  3lu*bil= 
bungber  $rud?t  ift  ba*  weibliche  SB.  in  allen  fei- 
nen Simenfionen  größer  al*  ba*  mäunlidbe,  wenn 
man  bie  £öbc  aufnimmt  ;  ba*  liegt  befouber*  an  ber 
größern  breite  be*  ftreujbein*,  wäbrenb  feine  Äürjc 
au«  ber  geringem  Säuge  be*  ci^bein*  folgt.  Iw 
ber  bat  bie  $rau  aud?  breitere  haften,  benn  bie 
SBieite  be*  SB.  beträgt  bei  ibr  gewötjnlid)  28,  beim 
SDiannc  nur  25  cm.  gür  bie  ©eburt*bilfe  ift  bie 
genaue  Äcnntni*  be*  weiblichen  SB.,  befonber*  bic 
leiner  Simenfionen  t)on  ber  größten  SBidjtiglcit,  ba 
bie  Sed)nit  ber  median,  dilfelcifiungen  bei  fd?n>eren 
©eburten  in  erfter  Cinie  burdj  bic  räumlichen  SBer- 
bältiüfje  biefe*  tnöcberueu  :Htu,u-->  benimmt  wirb. 
Saber  fudjt  man  bic  Surdjmefier  be«felben,  oon 
benen  ber  gerabe,  vom  Jtreujbein  jur  OJlitte  ber 
Sdjambeinfuge  gezogene,  bie  Äonjugata  genannt 
mirb,  aud)  burd?  befonbere  ^nftrumentc,  meube  man 
SBedenmeffer  (^e(vimeter)  genannt  hat,  ge- 
nauer ju  ermitteln.  SBerunftaltungeu  unb  <yorm< 
ueränberungen  ber  SBedentnocben,  oefonber*  burd) 
fflbacbtti«  bciuirlt,  geben  oft  bie  febroeriten  0eburte= 
binbernific  ab.  (6.  ©eburt  unb  @eburt*b.ilfe.)  - 


Skcfen  (SKuftfinftrumcut) 

iBgl.  3Ba(be9er,  Sa*  9.  (Sonn  1898);  '3 reue  unb 
ftoli*to(Siepatbolog.iBedcnformen(2Bienl899fa.): 
Scllbcim,  Sopogr.  Sltla«  jur  normalen  unb  patbc 
log.  «natomie  be*  lociblidjen  ».  (Spj.  1900). 

löcrfcn,  in  ber  ©eograpbie  eine  breite  $ex» 
tiefung  ber  Grboberfläcbe,  roeldjc  fid)  cnttDeber  unter 
ba*  normale  üRiveau  einfentt  unb  bann  in  ber 
iHeflcl  al*  Sanbfee  ober  2)teere*beden  mit  Gaffer 
lefullt  ift ,  ober  n>eld)e  baburd)  gebilbet  mirb ,  tan 
te  von  ©ebirgen  ober  »enigften*  ööbenjügen  um« 
d)loffen  ift.  Sie  fianbbeden  baben  mei|t  einen 
tefen  ßinfebnitt  in  ibrem  9ianbc,  burd)  »eltfccn 
ba*  Sßaifev  abfließen  tann,  finb  bann  mit  einem 
(jlußlauf  verbunben  unb  bilben  oft  nur  große  Gr» 
Weiterungen  eine*  gluß*  ober  otromtbal*,  nad)  bem 
man  fic  bäufig  ju  benennen  pflegt.  Slber  mehrere 
bergleidjen  SB.  tönnen  an  bemfclben  glußlauf  hinter^ 
einanber  liegen;  aud)  tann  ein  SB.  groei  ober  brei 
Slueflüffe,  ober  eine  febt  breite  Cffnung  nad)  bem 
itlacblanbc  ober  nad)  bem  SWeere  baben,  in  rocldjem 
^allc  c*  bann  eigentlid)  nur  ein  halbe*  9.  ober  eine 
£anbbud)tift.  So  laifenftd)  im  Flußgebiet  ber  Sonau 
5  große  *B.  unterfd)eiben:  1)  ba*  JBaprifdje  bi*  ^Jaf= 
f  au,  2)  ba*  SBiener  bi*^ainburg,  3)  ba*  von  fiomorn, 
4)  ba*  Sbeißbeden  unb  5)  ba*  9.  ber  SBalacbei, 
»eld)c*  vom  Sdjtoanen  9Reere  burd)  bie  Hochebene 
ber  Sobrubfdja  abgefd)loficn  mirb.  Sie  obern  So- 
naubeden  finb  fämtlid)  burd)  Sbalengen,  meld)e  ©c* 
birg*tetteu  quer  burebbreeben,  voneinanber  getrennt, 
©in  febr  abgefdbloffene*  ift  ba*  iBöbrnifcbe  Sud) 
ber  3ibein  burdbftrömt  jroei  große  unb  febr  beutlicbe 
SB. ,  von  benen  ba*  obere  größtenteil*  vom  Sotcn 
fee  ausgefüllt  ift,  mdbrenb  fid)  ba*  untere  von  $afe( 
bi*  ^Bingen  au*bebnt.  Winber  d)ara{teri|'tifd)  unb 
abgefd)loffen  ift  ba*  Sbflringer  JB.,  mctd?e*  eigentlid) 
nur  eine  breite  3Jtulbe  jroifdjen  bemSbütinger^alb 
unb  bem  .§arj  barftellt,  au*  n>eld)er  bie  ©etoäfjer 
nad)  jmei  Seiten  abfließen,  ©ewaltig  ift  ba*  SBcden 
be*  ÜHiffifftppitbal*  in  91orbamcrifa.  —  Seltener 
fmb  bic  a  b  f  l  u  ß  l  o  f  e n  iB.,  bte  in  ihren  tief ften Seilen 
regelmäßig  Saljfe'cn  (f.  Seen)  cntbalten. 

Sie  geologifeben  SB.  ober  SBaffin*  fallen 
jroar  bäufig,  aber  nid)t  immer  mit  ben  geograpbv 
tdjen  jufammen.  Sie  befielen  au*  fdjüffelartig  in^ 
einanberfttsenben  Sd)id)ten  unb  Sd)id}tentompleren, 
beren  9länber  alle  nad)  einem  gemeinfamen  lltitteb 
puntte  ju  einfAießen,  wobei  bie  Neigung  ber  Sdbid)s 
ten  nad?  ber  ÜJtitte  ju  immer  geringer  wirb  unb  ju* 
let'.t  in  borijontale  Sage  übergebt.  Sie  Urfad?en 
fold?cr  Sagerung*oerbältnifie  finb  febr  verfd)ieben> 
artig.  SBei  febt  fladjcn  SB.  ift  bie  befprodjene  Sage« 
rung*f  orm  bie  urf  prünglidjc,  bereit*  burd?  bie  bedeu< 
förmige  ©eftaltung  be*  Untergrunbe*,  auf  n>cld?em 
fid?  ba*  Sd?id?tenmaterial  abgelagert  bat,  bebtngte, 
in  anbern  fällen  bat  eine  lolale  Senlung  be*  Unter» 
gnmbe*  einer  horizontal  abgelagerten  Sd?id?ten'- 
reibe  unb  fomit  ein  9tad?finten  unb  SBiegen  ber 
Sd?id)ten  ftattgefunben.  Hud?  feitltd?er  3ufammen> 
fd?ub  tann  eine  SBedenbilbung  oerurfacbeu.  ; Jn'b: 
fid)  ba*  SB.  mehr  in  bie  Sänge,  fo  entftebt  eine 
2Rulbc.  SB.  finb  namentlid)  häufig  im  ©ebiete 
ber  Stcintoblenformation  unb  be*  Sertiär*.  Sa* 
"ÜHufter  eine*  geologifdjen  SB.  ift  ba*  ^arifet  »eden 
(f.  b.),  an  bellen  SUufbau  bie  Sd)id)ten  be*  v\ura->, 
ber  Äreibe  unb  be*  Sertiär*  tcilnebmen. 

Herfen,  Ginellen,  tnrlifcbe  Seiler  (ital. 
piatti) .  ba*  uorgüglid)  bei  ber  ^anitfd?aren:  ober 
türf.  SWufit  gebräuchliche  Sd?laginftrument  au* 
jwei  runben  Scheiben  ober  Seilern  i?on  SERetoll 


Digitized  by  Google 


Sectatgürtel  —  53e<fer  (Gfjriftiane  Üuifc  Amalie) 


591 


(Hompofttion)  mit  einer  tjalbrunben,  bedenartigen 
Vertiefung  in  ber  SHitte.  An  ber  Au&enfeitc  bet 
Scheiben  ift  je  ein  ©rifi  uon  Sehet  befefttgt,  wr» 
mittelft  bellen  fte  mit  ben  &dnben  gehalten  unb 
ftreifenb  aneinanbergefcblagen  »erben.  Die  93. 
geben  einen  bellen  fcbmirrenben  Klang  von  unbe» 
jtimmter  Jontjöbe  unb  bienen  nebft  ber  grofien 
Trommel  jur  fdjdrfern  Dtartierung  be*  9U}Ptbmu*. 
Die  9lotierung  für  ba*  93.  gefcbiebt  auf  einer  be» 
liebigen  2inie  be*  9cotcnfpftem*  ober  blofe  auf  einer 
einjigen  Cinie,  mit  SJorfe&ung  eine*  Biotin-  ober 
93af5icblüfiel*.  ürivrünglid}  nur  bei  9JUlitdrntuftt 
uermenbet,  fmb  bie  93.  nebft  ben  übrigen  Schlag* 
inftrumenten  naa>  unb  nach,  au*  in  bie  Kontert* 
unb  Jbeaterorcbefter  gelommen  unb  tonnen  hier, 
bei  nid)t  mifebräuaMidjer  Ükrmenbung,  in  Stüdeit 
gldiuenben  unb  fcftlidjcn  6baralter*  oon  bebeuten» 
ber  Sirtung  fein,  wie  j.93.  in  ©lud*  «Jpbigenie  in 
Sauri*»  imScptbencbor  be*  erftcn  Alt*,  einen  um 
heimlich,  gellenben  Alang  geben  fic  beim  Schlage 
mit  einem  Klöppel;  in  Kennjeidmung  be*  Gntfe&en* 
übertrifft  fie  nur  ba*  Jamtam  (f.  b.). 

»öccfcngürtcl,  ber  im  Stumpf  gelegene  Abfdjnitt 
ber  ^intern  Grtremitdten  ber  Wirbeltiere.  @r  fefct 
(ich  jufammen  au*  jeberfeitigem  Darm*,  Si|*  unb 
Schambein;  aud>  ein  Abfdmitt  ber  SBirbelfdule 
IKreujbein)  lann  an  feiner  93ilbung  teilnebmen. 
93ei  Beuteltieren  unb  SRonotremen  fommen  nodj 
bie  93eutcllnod)cn  (f.  b.)  binju. 

ittecf  cnbam  (fpr.  btoendmm),  93orort  Sonbon* 
(f.  b.  nebft  sJMan:  Jnner:£onbon),  jubefien^o» 
lijeibejirf  gehörig,  an  ber  93abn  nach  ISbatbam,  in 
ber  ©rafidjaft  Kent,  im  Jtorboften  von  groobon, 
bat  (1891)  20705  Q.  (gegen  13045  im  3. 1881). 

©etf cnbaubc,  f.  $elm  unb  Keffelbaube. 

©etf enbötjle,  *8ccf cnmcff er,  f.  93eden  (in  ber 
Anatomie). 

»ecfenrteb,  febroeij.  Üuftturort,  f.  93uocb*. 

«ccf  er,  Albert,  Komponift,  geb.  13.  Juni  1834 

S,  üuebltnburg,  ftubierte  in  93etlin  bei  »au pt  unb 
ebn  Konttapuntt.  1855  febrieb  er  feine  erfte 
Sinfonie;  bie  jloeite  (in  G-moll)  errang  1861  bei 
ber  ©efellfcbaft  ber  ÜJtufitfreunbe  in  9Bien  ben  erften 
$rei*.  1875—76  tomponierte  93.  eine  britte  Sin= 
fonie  unb  feine  grofee  B-moll*9Reffe,  bie  juerft  1879 
Dorn  Stiebel ■ Sierein  in  fieipjig  aufgeführt  rourbe. 
1881  mürbe  er  ^tofeffot,  1889  Direftor  be*  töninl. 
Domebor*  in  ©erlin,  mo  er  10.  Jan.  1899  ftarb. 
9$on  ihm  erfaSienen  ferner  mehrere  i>efte  fiieber 

Sr  eine  Singftimme,  mehrere  ^falmen  (barunter 
falm  23  benjorragenb),  Motetten ,  Hammermufti, 
Drflelftüdte  unb  ftugen,  Hantaten  für  Solo,  Gbor 
unb  Drcbeftet  («Müller*  Suft  unb  £eib»),  eine  9te» 
formation*tantate  u.  a.  Oft  aufgeführt  roitb  fein 
Oratorium  «Selig  au*  ©nahen»  (1891).  eine  Cper 
«fiurlep»  «otlenbete  er  1896.  33.*  93ebeutung  lag 
im  ©ebtet  ber  Kircbenmuftt. 

Werfer,  Aleranber,  Kupferftecber,  geb.  21.  Dej. 
1828  in  93crlin,  geft.  bafelbft  6.  gebr.  1877,  bilbete 
ftd)  auf  ber  bortigen  Sltabemie  anfangs  al*  üUlaler, 
bann  ald  Steuer  au*.  So  bat  er  unter  anberm 
Sic  leiten  läugenblide  ^nhui  CSäfarö ,  »on  ^Ji= 
lotp,  geftoeben.  3lud?  od^ahfunftbldtter  bat  er  gc= 
fdjaffen.  —  Sein  JBruber  Karl  95.,  ßeb.  31.  5lua. 
1827  in  »erlin,  geft.  bafelbft  26.  »pril  1891,  Schüler 
«'(anbei*,  »erfolgte  biefelbeflicbtuna.  er  ftacbj.©.: 
Sbriftu*  auf  bem  ^Reere,  nach  %  Siebter;  (Sbriftu* 
auf  bem  Sege  naa)  emmau*,  nach  '^locfhorft;  ba* 
Öetligc  Slbcnbmabl,  nach  Seonarbo  ba  Sinei. 


ttetf  er,  iluguft,  £anbjchaft«maler,  geb.  27.  $an. 
1821  ju  Darmftabt,  befuebte  ba*  ^olptedmilum 
bafelbft  unb  trat  1837  in  ba*  Sltelier  be*  äoftbtater< 
maier*  Sdjilbadj  in  Darmftabt.  9la<b  mebrem  Stu« 
bienreifen  Dur*  ba*  bapr.  öocblanb,  bie  Schioeij 
unb  9(orroegeu  liebelte  93. 1852  nad)  Düffelborf  über, 
mo  er  ftch  mit  ftuguft  Seu  au*  H5nig*berg  ju  län- 
gem  Stubienfahrten  in  9toroegen  foroie  tn  ben 
$iroler  unb  Sdjroeuer  3llpen  Derbanb.  1864—69 
hielt  ftd?  93-  al*  ©aft  ber  Königin  oon  Gnglanb  in 
3klmoral  auf  unb  bielt  bie  einbrüde  ber  febott. 
©ebirg*natur  in  jroei  ßpllen  üon  Canbfdiaften  feft, 
roelcbe  ftch  im  93eft|  ber  engl.  König*familie  unb 
be*  König*  Karl  oon  Siumdnien  befinben.  hierauf 
folgte  ein  Aufenthalt  be*  Künftler*  am  öobenjol' 
lemfehen  Sofe  in  ber  Stauben  Alb,  eine  Stubiem 
reife  in  ber  öftl.  Sdweij  unb  1876  mit  bem©rafen 
Anbrdffo  eine  erpebition  bureb  bie  Karpaten  unb 
ba*  Üatraaebirge.  9ion  feinen  ©emdlbeu  beftftt  bie 
©alerie  in  .f>annot>er:  ein  2Hittemacbt*bilb  au*  bem 
Horben  (1847),  bie  Jungfrau  im  93emer  Cberlanbe 
(1853),  ben  fearbangerfjorb  in  SRorroegen  (1854); 
bie  ©alerie  in  Sarmftabt:  Scormegifcbe*  Hochgebirge 
(1863).  93.  ftarb  19.  $t§.  1887  tn  3)üffelborf. 

«ccf er,  Aug.,  SdjriftfteUer,  geb.  27.  »pril  1828 
ju  Klingenmünfter  in  ber  Sibeinpfalj,  ftubierte  1847 
—50  ju  i'iinuf  cn  ^büofopbie  unb  ©efebichte  unb 
trat  in  bie  Sitteratur  mit  ber  $rei*uor>elle  «Die 
^eitjungfrau»  unb  einem  oolt*tümlicben  Iprifcben 
epo*  «^lung= «yriebel,  ber  Spielmann »  (Stuttg. 
1854)  ein,  ba*  93ilber  au*  bem  16.  Jahrb.  mit  ein» 
geftreuten  lorifcben  Stüden  enthdlt  unb  günftiae 
Aufnahme  al*  ©egenftüd  ju  5Hebmi|'  «Amarantb» 
fanb.  Seit  1855  UJlitarbeiter  ber  «AUgemeinen 
3eitung»,  leitete  er  1859 — 64  bie  «Jfar^ettung» 
ftrofsbeutfaVliberal  unb  ging  bann  jur  93elletriftil 
über.  Sein  Wernau  «SJerfebint»  (4  93be.,  93erl.  1868) 
jog  93.  Angriffe  ju,  »eil  er  in  ihm  s^erfönlidjleiten 
be*  bapr.  oof*  gefchilbert  haben  follte.  Seit  Jan. 
1868  lebte  er  in  6ifenacb,  »o  er  23.  SJcdrj  1891 
ftarb.  9ion  feinen  )um  i cU  lulturhiftor.  Romanen 
unb  Slooellen  ftnb  ju  nennen:  «De*  9tabbi  S3er- 
mdcbtni*»  (6  93be.,  93erl.  1866—67 ;  neue  Aufl.,  fipj. 
1884),  «öeb»ig»(293be.,  33erl.  1868;  2.  Aufl.  1896), 
«Der  WrennfAer»  (2  93be.,  ebb.  1871),  «Da*  2urm* 
tdtberlein»  (4  93be.,  2pi.  1872),  «ÜJieine  Sd)»efter» 
(4  93be.,  2Di*m.  1876),  »orin  ba*  treiben  ber  2ola 
vl){onte)  unb  bie  1848er  93e»eguna  in  93aoern  bar: 
gefteUt  ift,  «Wahr  Scbönbart»  (3.  Aufl.,  Gaffel  1878), 
«Auf  23alb»egen»  unb  «Da*  alte  93ilb»  (Stutta. 
1881),  «ÜJlignon*  eiertanj»  (2pj.  1882),  «eine 
Stimme»  (3.  Aufl.,  3  93be.,  Dre*b.  1888),  «Die 
Sconnenfufel»  (3  93be.,  Jena  1886),  «Der  Hüftcr  uott 
öorft»  (2  93be.,  ebb.  1889),  «Die  araue  Jette»  (ebb. 
1890).  93.  fdjrieb  teebnifeb  gemanbt  unb  fpannenb, 
ohne  effettbafeberei.  Die  neuem  ÜRomane  fpielen 
in  9torbbeutfcblanb,  «Die  graue  Jette»  unb  feine 
leMen  heiben  erjäblungen  «93or  hunbert  Jabren» 

;  (Stuttg.  1891)  in  ber  Jlbeinpfalji. 

Werter,  ebriftiane  Suife  Amalie,  Schaufpielerin, 

i  geb.  15.  Deji.  1778  ju  Groffen  al*  £od)ter  be*  Scbaiu 
ipieler*  Job.  (Sbriftian  We  u  mann,  trat  juerft  1787 

I  inSBeimarauf.  Durch  ©orona  Schröter  au*gebilbet, 
war  fte  mit  15  Jabren  erfte  2iebbaberin.  1793  bei' 

I  ratete  fte  ben  Scbaufpieler  &eiur.  93.  t  eigentlich 
oon  93lutnentbal,  ftarb  aber  fchon  22.  Sept. 

:  1797  ju  SBeimar.  Sie  mar  wegen  ihrer  sJiatürlicbfeit 
unb  poet.  Art  beliebt  unb  bemuitbert,  namentlich  von 

,  ©oetbc  ((Regie  «eupbrofpne»),  audj  oon  Schiller 


Digitized  by  Google 


592 


Seder  ($crnt.  §ctnr.)  —  Söecfer  (Äarl) 


unb  ffiiclanb.  SortrefilicbeS  leiftete  fte  als  Emilia 
©alotti,  iDtinua  ton  Sarnbelm,  SDcarianne  («@e« 
fdjwifter»),  Slmalie,  Äldrcben,  Opbelia. 

Detter,  jfcerm.  f>einr.,  preuß.  tyolititer,  geb. 
15.  Sept.  1820  ju  Elberfelb,  ftubierte  ju  £>eibcl« 
berg,  Sonn  unb  Serlin  SHecbta«  unb  Staatewiffen« 
fAaft,  würbe  bann  ÄuStultator  unb  iHeferenbar 
unb  lief;  fid?  in  le&terer  Eigenfdjaft  1847  nad)  Mo  In 
oerfefcen.  £ier  beteiligte  er  fid)  an  benreoolutionären 
{Bewegungen  beS  3. 1848  als  polit.  Slgitator  unb 
^oumalift  (baber  ber  «rote»  58.  genannt);  er  würbe 
feined  SlmteS  entfeftt  unb  ju  mebrjäbriger  fteftungS« 
paft  oerurteilt  9lad)  Serbüßung  berfelben  arbeitete 
er  einige  3abtc  in  einem  £>anblungSbaufe  ju  Dort« 
munb,  wobei  er  fiep  bielfad)  mit  t>olI*tx>irtfdbaft= 
lidjen  unb  gefebiebtlicben  Stubien  befcbäftiflte.  Üftadj« 
bem  ibn  ber  ©abltreiS  Socbum«Dortmunb  im 
ffiinter  1861—62  in  baS  preuß.  SlbgeorbnetenbauS 
gewählt  patte,  gab  er  feine  taufmännifebe  Sbdtig« 
teit  auf.  .:Uni!cut  erhielt  er  baS  21mt  eine*  Stabt« 
oerorbneten  in  Dortmunb  unb  würbe  1871  jum 
Obcrbürgermeifter  biefer  etabt  erwach  Der  Kreis 
Dortmunb  übertrug  ipm  1867  ein  SJlanbat  für  ben 
Storbbeutfcben  JReicbStag  unb  1871  für  ben  erften 
Teutleben  Sletcbdtag,  bem  er  bis  1874  angebörte. 
Er  febloß  ficb  ber  <$ortfcbrittSpartei  an  unb  trat 
namentlich  bei  tommunalen  unb  mirtjcbaftlicben 
Angelegenheiten  beroor.  1872  würbe  S.  als  Ober» 
bürgermeifter  Don  Tortmunb  m;<  fierrenbauS  bc- 
rufen;  1875  beriefen  ibn  gleid>jeitig  Königsberg  unb 
Köln  an  bie  Spi&e  ibrer  ©emcinbeoerwaltung;  er 
folgte  bem  lefetern  Stufe  unb  würbe  aud)  im  Jöerreiv 
baufe  Sertretcr  oon  Köln.  SBci  ber  Erneuerung  beS 
Staatsrates  würbe  S.  1884  in  bcnfclben  berufen. 
Gr  ftarb  9. Dej.  1885  in  Köln.  —  Sgl.  Rodenberg, 
Der  rote  93.  (Spj.  1899). 

©eef et,  3af.,  ©enremaler,  aeb.  15.  2Rärj  1810 
in  Dittelsheim  bei  SöormS,  erhielt  feit  1838  feine 
atabemifdbe  ÄuSbilbung  in  Düffelborf,  wo  Scbabow 
ibn  befonberS  beeinflußte.  3nbeS  oertaufdjte  et, 
befonberS  feit  er  1840  als  ^rofefior  an  baS  Std« 
belfcbe  3nftitut  nacb  <jrantfurt  a.  5R.  übergefiebelt 
war,  bie  romantifebe  Stiftung  ber  Dünelborfer 
Schule  mit  bem  SRealiSmuS  beS  ooltstümlicben 
©enreS.  Sornebmlicb  wußte  er  baS  fieben  bes 
beutfd>en  SanbmannS  mit  (ebenbiger  ftrifebe  ju  be« 
banbeln.  3n  feinen  ©eftalten  unb  lanbfcbaftlicben 
Kompofitionen  ift  baSpoet.  Element  beS  SolfSlebenS 
glüdlicb  jur  ©eltung  gebradjt.  Seine  beften  5öertc 
unb:  Die  oom  ©ewitter  ereilten  fianbleute  (1840; 
9cationalgalerie  ju  SBerlin) ,  Der  vom  Slifc  er« 
fcblagene  Sd?dfer  (1844;  Stäbelf AcS  3nftitut  ju 
ftranlfurt  a.  2Jc.).  Sein  Erfolg  Derminberte  ficb  bei 
feinen  fpätern  fieiftungen:  fiiebeSantracj  (Kunftballe 
|u  Karlsruhe),  Die  6d>moUenben,  Die  SBeinprobe, 
Die  rriegSfliicbtigenDorfberoobner;  gleicbwobl  blieb 
ibnen  bte  folibe  unb  feine  3eicbnung  eigen.  @r 
ftarb  22.  Dej.  1872  in  grantfurt  a.  3)t. 

©cefer,  ^ean,  ^ßtolinfpieler,  geb.  ll.SJlai  1883  ju 
SDlannbeim,  würbe  bab.  flammercirtuoö,  ging  1854 
nad>  ^ariS^  um  feine  Stubien  unter  Sllarb  abju« 
fd^ließen.  toeit  1857  madjte  er  größere  flunftreifen 
in  faft  allen  i'dnbern  Europas.  Später  lebte  er 
längere  3«t  in  SJorenj,  tcilö  mit  ber  Leitung  ber 
bortigen,  oon  3)afevi  gegrünbeten  Societit  del  Quar- 
tetto,  teils  mit  ber  Silbuna  cineö  eigenen  Strcicbs 
quartettS  befebäftigt,  baS,  feit  1866  auS  9.  fclbft, 
ben  Italienern  9Raf  i  unb  Sbioftri  (Violine  unb 
iBiola)  unb  bem  S<bweijer£ilpett(SBiolonccll)  bc= 


ftebenb,  }u  boper  SSolItommenbeit  gelangte  unb  al£ 
Florentiner  Quartett  erfol^reid)  Europa  be= 
reifte.  3J.  ftarb  10.  Clt  1884  in  'JJlannbeim. 

Metfor,  Äarl,  ÜJtaler,  geb.  18.  De^.  1820  ju 
^Berlin,  erbielt  feine  erfte  tünftlerifd^e  'dilbung  auf 
ber  bortigen  3ltabemie  unb  trat  bann  in  baS  Atelier 
91.  von  ÄlßbcrS.  1843  ging  er  nad)  sIRüncben  unb 
erlernte  bier  unter  ipefi  bie  ^re^tomalerei,  barauf 
als  Stipenbiat  ber  ^Berliner  ätabemie  nad?  ^kitis 
unb  9tam,  wo  er  ftcb  1845 — 47  aufhielt  unb  ficb  ne» 
ben  bem  Stubium  von  Sanb  unb  3Jolt  bauptfdcblid? 
mit  ber  SluSfübrung  mptbolog.  Silber  befebäftigte. 
Seine  SDanbgcmälbe  im  Wobibenfaale  be*  fteuen 
SDlufeumS  ju  Berlin,  ebenfo  wie  fein  SBelifar  (3Ku-. 
feum  in  itannooer)  ließen  fübl;  erft  feine  ©enre- 
bilber,  meift  uenet.  Olnbalt«  (^uweleubdnbler  beim 
Senator,  1855;  Oiawne'fdje  Sammlung  ju  SBerlin), 
begrünbeten  feinen  Stuf.  Es  folgten:  sBefud)  beS 
Senators,  Sifeung  beS  ©ebeimen  9iatS,  Aarneoal 
von^enebig,  SBenettanif d)e  Sallonfcene ,  ©naben« 
gefud)  beim  Dogen  bon  5Benebig  (1862),  ftarl  V.  bei 
2ijian,  Dürer  bei  Sijian,  Dürer  in  95enebig.  Äultur= 
biftor.  Sreue,  eine  fräftiae  Färbung,  ein  nowaifti' 
febet  .S  i !  p  in  bem  oft  febt  einf adjen  Vorgänge  geidmen 
alle  biefe  Silber  fomobl  wie  aud)  jene  auS,  beren 
Stoffe  ber  beutfdjen  Sienaiffance  entnommen  fmb; 
io  Sefud)  HarlS  V.  bei  ftugger  (1866;  national* 
galerie  ju  ^Berlin),  Scene  auS  «®ö^  oon  Ser> 
lid^ingen»,  ©eburtSta^  beS  :Hateberrn  (viJ(ufeum 
)u  Königsberg),  21bfd)ieb  beS  §ran»  oom  iBifdjof 
oon  Samberg,  auS  «©öt;  oon  Serliwingen».  3li<t>\ 
minber  alüdlicb  war  er  in  einigen  Stototoftüden: 
3n  ber  ©emälbegalerie  (1860)  unb  Sartolo  befennt 
ficb  als  Sater  (au«  o§igaro«  ^odjjeit»,  1874). 
yn  feinen  fpätern  SBerten  empfinbet  man  bereits 
bie  finlenbe  tünftleriiAe  Kraft;  fo  in  bem  Grjäblcn= 
ben  Ctbello  (1880;  3Äufeum  ju  Breslau),  im  Kar* 
neoal  beim  Dogen  oon  Senebig  (1884;  National 
galerie),  CtbeQo  unb  Srabantio  (1886),  $apft 
UuS  n.  unb  ber  «pollo  oon  Seloebere  (1887),  2a« 
d?enbe  Erben  (1889  oom  Deutfcben  Äaifer  getauft), 
Don  Juan  b'Äuftria  oor  feinem  Sater  Äarl  V.  in  St. 
3uft  (1891 ;  Äunftoerein  ju  Sarmen).  S.  war  fyrofef« 
for  an  ber  Serliner  Kunftafabemie  unb  bis  Cft.  1895 
beren  ^räfibent;  er  ftarb  20.  Dej.  1900  in  Serlin. 

«erf  er ,  Karl,  StaHftiter.  geb.  2.  Ott  1823  ju 
Strobaufen  in  Clbenburg,  oefuebte  feit  1838  bie 
ÜJiilitdrfdbule  ju  Clbenburg,  würbe  1842  jum  Dffi« 
ücr  ernannt,  mobnte  im  olbenb.  Kontingent  ben 
gclbjügen  oon  1848  unb  1849  gegen  Dänemart  bei, 
trat  1850  als  Hauptmann  unb  (^ompagnieobef  in 
bie  fcbleSm.'bolftein.  Srmee  unb  nabm  als  fola>ei 
au  bem  Jelbjuge  oon  1850  teil.  Kadj  Muflöfung  ber 
3lrmee  im  §rübiabr  1851  ftubierte  S.  Soltsmirt« 
fdbaft  unb  Statiftit  an  ben  Umoerfitdten  ©öttingen 
unb  Serlin,  organifierte  nacb  ^Iblegung  beS  Staate 
eramenS  baS  ju  Anfang  1855  errieptete  ©roßber» 
jbglicb  olbenburgifebe  ftatift  Sureau  unb  würbe 
als  beffen  Sorftanb  1861  jum  3Rinifterialrat  er« 
nannt.  Unter  feiner  Seitung  eriduenen  «Statift. 
9ladiri(bten  über  baS  ©roßberjogtum  Dlbenburß» 
(lSfeefte,  Clbenb.  1857—72)  unb  bie  «Statiftit  ber 
JHecbts'pfiege  im  ©roßberjogtum  Clbenburg»;  aud) 
beteiligte  ficb  S.  als  oerannoortlicber  9)titrebacteur 
an  bem  «ÜRaoaun  für  bie  Staats«  unb  ©emeinbe« 
oenoaltunfl  im  ©roßberjogtum  Clbenburg»  (9Sbe., 
1860 — 69)  unb  nabm  an  ben  Konferenzen  teil, 
wclcbe  bie  amtlicben  Sertrcter  ber  Statiftit  j»m 
3mede  einer  einbeitlieben  unb  in  ber  3Äetbobeüer« 


Digitized  by  Google 


»ecfer  (Barl  gerb.)  —  Secfer  (OSfarJ 


593 


belferten  Sarftellung,  ber  nationalen  unb  ftaatlicfcen 
33 er b ältnifi e Seutf cblanbS wieberbolt abgelten,  8U3 
2beoretiler  erwarb  er  fiep  um  bie  riebtiße  matbem. 
Sluffaffunß  ber  SBeoöllcrunßSbcwegung  wefentlicbe 
iBcrbienfte.  9US  1872  baS  StaliuMdjc  5lmt  beS 
Seutf  eben  SReicbS  errietet  mürbe,  trat  er  als  Sirel* 
tor  beSfelben  in  ben  9teicbSbicnit.  Seit  1891  im 
iHubeftanb,  ftarb  er  20.3um  18%  in  Gbarlotten« 
bürg.  Unter  feiner  Seitung  ftnb  au&er  ben  «SMer* 
teljabrSbeften»  (1873  —  76),  fpätet  « 2RonatSbcf te 
gur  Statiftil  beS  Scutfcben  SHeicbS»  (1877  fg.),  an 
120  SBänbe  «Statiftit  beS  Teutleben  «Reichs»  erfebie* 
nen.  SBon  anbern  litterar.  Arbeiten  ift  befonbcrS 
eine  Slbbanblung  «3ur  SBerccbnung  pon  Sterbe» 
tafeln  an  bie  SBeoöllerungSftatiftit  gu  ftellenbe  Sin* 
f  orberungen»  (SBerl.  1874)  gu  nennen,  tporin  er  eine 
elementare  Sarftellung  ber  von  ibm  mit  angebabn* 
ten  neuern  SRetbobe  ber  SterblicbtcitSftatiftil  giebt. 

©eefer,Äarl  gerb.,  Spracpforf  eher,  geb.  14.2lpril 
1775  gu  Siefer  an  ber  ÜDiofel,  bejudjte  baS  $rieftcr« 
feminar  gu  iulbcSbeim,  rourbe  bter  1794  Sehr«  am 
^ofepbinum,  ftubierte  feit  1799  in  ©öttingen  9Rebi* 
gin,  toirtte  feit  1803  als  8lrgt  ju  Wörter,  würbe  1810 
UnteTbireltor  ber  Zubers  unb  Salpeterbercitung 
im  weftfäl.  Separt.  ber  Seine  unb  beS  £argcS,  1814 
^orftanb  mebrerer  ÄrießSbofpttdler,  1815  SCrjt  in 
Offenbad),  wo  er  1823  eine  GrgiebunaSanftalt  be» 
grünbeie  unb  6.  Sept.  1849  ftarb.  Surdj  natur* 
wiffenicbaftlicbe  unb  pbilof.  SBilbung  unterftfiljt, 
betrachtete  SB.,  als  er  fiep  in  porgerüdten  ;vsabren 
ber  Grforfcbung  ber  Sprache  wibmete,  biefe  als 
einen  nach  ftreng  loßifdjen  ©efefcen  ßeorbneten 
CrßamSmuS ;  er  glaubte  bureb  9tocbmeiS  ber  Senl* 
formen  unb  ibrer  Slnwcnbuna  in  ber  8prad>e  eine 
aemeinßültiae  ©rammatil  gu  febaffen,  ba  bie  Unter« 
fdjiebc  ber  Sprachen  nad)  ibm  nur  auf  ibrer  leib« 
lieben,  b.  b.  lautlichen  Seite  beruhten.  Seine  ftor- 
icbunßen  trußen  für  bie  beutfebe  Spntar  unb  Stiliitil 
reiebe  5rucpt,  wenn  fie  fleh  aueb  mit  ben  Grßebniiien 
ber  biftor.  unb  Derglcicbcnben  ©rammatil,  bie  SB. 
fern  (aß,  nur  gum  Seil  beden.  IB.  gewann  in  einer 
ber  pbilof.  Spracbforicbung  febr  ßeneißten  Seit 
ßrofeen  Ginflufe.  Stuf  «Seutfcbe  SBortbilbung  • 
(Aranlf.  1824)  folgte  «CrganiSmuS  ber  Sprache» 
als  erfter  Seil  einer  «Seutfcpen  Sprachlehre»  (ebb. 
1827),  beren  gweitcr  bie  «Seuticbe  ©rammatit» 
(ebb.  1829)  ift;  eine  Grwcitentng  beiber  erfebien  als 
«Slusfübrlicbe  beutfebe  ©rammatil»  (3  Slbteil.,  ebb. 
1836—39  ;  2.  Slufl. ,  2  SBbe.,  ^Jraß  1870).  Sagu 
traten  aufjer  pielbenufeten  Schulbüchern  namentlich 
«SaS  SBort  in  feiner  oraanifchen  Söerwanblung» 
(Sranlf.  1833)  unb  fein  treuliches  33ucb  «Ser  beutfebe 
Stil»  (ebb.  1848;  3.2lufL  neu  bearbeitet  pon  Spon, 
Spg.  1884).  —  SBgl.  öelmebörfer,  SB.  ber  ©ram= 
matiter  (grantf.  1854). 

S-Bccf  er,  ßarl  fterb.,  Crßanift  unb  mufilalifcher 
Schriftfteller,  ßeb.  17.  3uli  1804  gu  Seipgig,  würbe 
bort  1825Drßani)'t  an  ber  ^etcrSlirdje,  1837  an  ber 
9Utolaitird?e  unb  1843  an  bem  neugearünbeten  ßon- 
feroatorium  SebrerbeSCrgelfpielS.  allgemeine  SBer* 
bienfte  erwarb  fiä)  SB.  ali  Sammler  unb  Statiftiler. 
3u  nennen  finb  in  biefer  Sßegiebung:  «Sammlunß 
pon  (Sborälen  aui  bem  16.  unb  17.  3abrb.n  (Spg. 
1831),  «66  oierftimmiae  dboralmelobien  gu  Spittaä 
'Cfalter  unb  ^arfc»  (ebb.  1841),  beäßleidjen  gu  ben 
fJmtlichen  ßeiftlichen  Siebern  pon  %  ©erbarbt  (ebb. 
1813),  unb  bie  Gboräle  oon  3-  S.  Sach  in  Partitur 
(ebb.  1844);  femer:  «Spftematifch--cbronol.  3)ar» 
ftellunß  ber  mufifalifchen  Sitteratur»  (2.  Abteil,  ebb. 

©ro«f6au«•  ÄonBrr1ation«.fi<riton.  14.  Bull.  «. «.  U. 


1836;  9lachtraß  1839),  «Sie  ^auemufit  in  Tontnt  = 
lanb  in  bem  16.,  17.  unb  18.  ^abrb.»  (ebb.  1840), 
«Sie  Jonwerfe  beg  16.  unb  17.  gahrh.»  (ebb.  1847). 
58.  ßab  1854  feine  Stellen  auf  unb  ftarb  26.  Clt. 
1877  in  Seipgiß.  Seine  muftfalifebe  Sibliotbel  hatte 
er  ber  Scipgißer  Stabtbibliotbel  permacht,  ber  fie  ali 
muftlalifche  Mbteilunß  unter  bem  tarnen  95eder# 
Stiftung  einverleibt  würbe. 

«cefer,  Äarl  ftriebr.,  ©efebiebtfehreiber,  geb. 
1777  in  Berlin,  ftubierte  in  JpaUe  ^bilofopbie  unb 
©efdriebte  unb  war  eine  3eit  lang  6au«lebrcr  in 
Sottbu*,  bann  1798—1800  9Äitglieb  bei  Seminar« 
für  gelehrte  Schulen  in  ©erlin.  Seine  fcbwdcblicbe 
©efunbheit  nötigte  ibn  ieboeb,  biefer  Sbätigteit  gu 
entfagen;  er  befchäftigte  ficb  feitbem  mit  gefchiebt» 
liehen  Arbeiten  unb  ftarb  15.  9)lärj  1806.  Slufeer 
einer  icia  pergeffenen  Schrift:  «Sie  Sicbttunft  aui 
bem  ©eficbtSpunlte  be«  ipiftorilerS»  (5Jerl.  1803), 
erfebien  uon  ihm  «Sie  ©eltgcfchichte  für  Äinber 
unb  flinberlehrer»  (10  JBbe.,  ebb.  1801—9),  ein 
2Derf,  bad  burch  gwedentfprecbenbe  3ludwahl  unb 
Sarftellung  gu  grober  ^Berühmtheit  unb  Serbrei' 
tunß  ßelanate.  Sie  ^ortfeger  unb  Umarbeiter  bed 
SDerle«:  aBoltmann.  31.  Klengel  (1824),  «bolf 
Sebmibt  (18  23be.,  93erl.  1860—64),  oon  Socbell, 
G.  Slrnb  (22  93be.,  bi«  1871),  93uUe  (bi«  1877  er« 
gängt,  Spg.  1874—79)  unb  neuerbing*  SB.  Ü)lüUer 
12  5Bbe.,  Stuttg.  1884  —  86  ;  4.  Slufl.  1900  fg.), 
haben  bem  populären  ©efcbicbt$werte  mehr  willen: 
fchaftliehe  ©ebiegenheit  oerlieben,  aber  freilich  auch 
baä  urjprüngliche  ©eprdge  unb  ben  :Heig  ber  Skder* 
fchen  Sarftellung  cerwifcht.  3»  gleichem  ©eifte 
fdbrieb  93.  auch  bie  «Grgählungen  aui  ber  Hlten 
Stfclt»  (3  93be.,  &a\lt  1801—3;  18.  2lufl.  pon 
SDlafiu«,  ebb.  1890),  welche  ©ünther  burch  «Sie 
^erfcrlriege»  (ebb.  1842;  3.  »ufl.  1861)  unb  ©.  5. 
<r>er&berg  burch  bie  «©efebiebte  ber  3)ieffenifchen 
Kriege»  (8,9lrfL  ebb.  1875)  felbftdnbig  oermehrten. 

©ecfet,9lilol.,ber  Siebter  bcg«3ibemliebe*»,geb. 
8.  3an.  1809  gu  JBonn,  ftubierte  bafclbit  bie  fechte 
unb  warb  1838  Sluefultator.  *öier  biebtete  er  1840 
unter  ben  Ginbrüden,  bie  ber  SBaffenruf  ber  nach  bem 
linlen  iMbeinufer  tradjtenbcn  frang.  jtrieggpartei  auf 
ben  beutfehen  ^atriotiömu«  hrrPorbrad;te,  ba$  Sieb 
«Sie  foüen  ihn  nicht  haben,  ben  freien  beutfehen 
Nbein»,  ba$  bureb  gang  Seutfeblanb  raufebenben 
SBeifaO  fanb,  SB.  berühmt  madjtc  unb  ipm  eine 
Stelle  ald  lönigl.  Sriebenögeriehtöfebreibcr  eintrug. 
9lud>  bie  SJtufil  bemächtigte  fut  bei  Siebes :  über 
70  ilompofitionen  erfebienen,  pon  benen  jeboeh  leine 
wirllieh  coltstümlicb  würbe.  81.  be  DJluffet  antwor» 
tete  1841  mit  bem  übermütigen  «Nous  l'avons  tu, 
votre  Rhin  allemand»;  perfdhnlieher  war  Samar-- 
tineS  «griebenemarfeiUaife»  (1841).  S.  ftarb  gu 
£mnebo»en  =  ©eilenKreben  28.  8lug.  1845.  Seine 
u@cbid?te»  (Köln  1841)  enttdufebten  febr.  —  9Jgl. 
SöaeleS,  9UlolauS  SB.  (5Jonn  1896). 

Werfer ,  C  :  !ar,  betannt  bureb  fein  Sittentat  auf 
flönig  Söilhelm  oon  ^reufcen,  würbe  18.  ^uni  1839 
ju  Cbeffa  geboren  als  Sohn  beS  SoceumSbireftorS 
JB.,  ftubierte  feit  Dftern  1859  in  Seipgig  9tccht*= 
unb  Staatsmiffenf cbaften.  1861  reifte  er  nadj  SBa« 
ben=^öaben,  wo  fiep  ber  jlöniggur  Hur  aufhielt,  unb 
iebofi  am  Ü)lorgen  beS  14.  $uli  auf  ipn  in  ber 
Siebtentbaler  Slllee.  Ser  ftönig  erlitt  inbeS  nur  eine 
gang  leichte  SBerle^ung  am  Jbalie.  SB.  erlldrte  als 
fein  SWotio:  ber  Äönig  fei  ben  Umftdnbcn  nidjt  ge« 
wachfen,  bie  GinigungSeutfchlanbi  berbeigufübren. 
^aehbem  bie  ßericptlicbe  SBorunterfuehunß  ieben  SBer» 

38 


Digitized  by  Google 


594 


Eecfer  (Otto)  —  ©ecfcratf)  (#erm.  öim) 


bad>t  einet  SWitwifienfcfcaft  anberer  Prionen  bcfei-- 
tigt,  würbe  93.  ju  20  ^abren  3ud>tbau8  verurteilt. 
Stuf  früriPtaAe  beS  flönigS  oon  ^reufsert  würbe  er 
1866  aus  bcr  ftaft  entlaffen,  worauf  er  über  93elg.ien 
nacb 9torbamerita  ging;  bann  befucbte  er  ben  Orient 
unb  ftarb  16.  $uli  1868  in  Aleranbria. 

Keffer,  Otto,  Augenarjt,  geb.  3.  ÜJlai  1828  auf 
bem  T  omhef  bei  ^Haneburg  in  Wcdlenburg'Streliti, 
ftubierte  1847  in  erlangen  Sbeologie  unb  ^bilos 
logie,  1848—51  SJtatbcmatil  unb  9laturmiifenfd?af= 
ten  in  93erlin.  33.  tarn  1851  als  $>ofmeiftcr  nad? 
ffiien,  ftubierte  bort  1854—59  SWebijin,  trat  bann 
als  Setunbätarjt  in  ben  Sienft  beS  Allgemeinen 
JtrantcnbaufcS  in  SBicn,  würbe  1862  erft  <jJrioat: 
afnftent,  bann  tliniicber  Affiftent  bei  <ßrofeffor  oon 
Arlt,  habilitierte  fid)  1867  »Vir  Augenbeiltunbe  unb 
würbe  1868  als  orb.  $rofeffor  ber  Augenpeiltunbc 
nad)  $eibelberg  berufen,  wo  er  7.  %tbx.  1890  ftarb. 
Orr  fa>ricb  «AtlaS  ber  patfcol.  Jopograpbie  beS 
AugeS»  (3  Sfgn.,  9Bien  1874—78),  «^atbologie  unb 
Therapie  beS  CinfenfpftemS»  in  ©räfe  *  SfimifaV 
«&anbbud>  ber  Augenbeiltunbe»,  «3ur  Anatomie 
ber  gefunben  unb  tränten  Sinfe»  f3öie*b.  1883),  «2)ie 
UnioerfitätS'Augentlinit  in  öeibelberg»  (ebb.  1888). 

©erfer,  9tub.  3a*ar.,  päbagegifdjcr  9)oltS* 
fcbriftfteüer,  geb.  9.  April  1752  ju  Grfurt,  ftubierte 
in  3«na  Jbeologie  unb  würbe  i&ofmeiftct  bei  r>on 
Xadberöbcn,  fpdterm  SAmiegeroater  SBilp.  oon 
ftumbolbtS ,  &u  (frf  urt.  An  bie  ©rjiebungSanftalt 
ju  35cffau  berufen,  frtrieb  er  1782—83  bie  «$)eftaui« 
fd?e  3««tunfl  für  bie  Juaenb  unb  itjre  greunbe»,  bie 
er,  nad)  ©otba  übcrgefiebelt,  1788  als  «3)eutfd?e 
3eitung  für  ©rwadjfene»  umbilbete  unb  feit  1796 
als  «ftationaljeitung  ber  Teutleben»  fortführte.  93on 
feinem  «üRot»  unb  f>ilfsbüd?lein  für  93auerleute 
ober  lebrreiAe  Sreuben*  unb  Jtauergcfcbicbte  beS 
5)orfcS  ÜWilbbeim»  (2  93be.,  ©otba  1787—98)  wur» 
ben  in  wenden  %a\)xen  über  eine  balbe  2>tillion 
©remplarc  in  beutieber  unb  au*  in  fremben  Spra= 
djen  »erbreitet.  Sieben  ber  «Deutfdjen  3eitung»  be= 
grünbete  93.  1791  ben  «Anjeiger»,  ber  1792  mm 
■  SHeidjSanjeiger»  erboben  unb  1806  in  ben  t  Allge= 
meinen  Anjeiger  ber  Teutleben»  pcrwanbclt  würbe. 
Aud)  flrünbete  er  1. 9to».  1795  bie  Skderfdje  93uaV 
banbluna,  bie  noeb  beftebt  (feit  1857)  unter  ber 
(jirma  <5.  %.  Sbienemann  in  ©otba.  Ter  Seilt 
nabme  an  geheimen  3krbinbungen  gegen  Napoleon 
üerbäcbtigt,  warb  93.  Pon  3lox>.  1811  biS  April  1813 
in  SRagbeburg  gefangen  gehalten;  «93.S  Ceiben  unb 
^reuben  in  17monatifler  franj.  ©cfangenf  djaft » 
(1814)  ift  jeitgefcbidtlicb  mertwürbig.  93.  ftarb 
28.  SRdrj  1822.  -  SBgt.  93urbad),  Äub.  3adj.  93. 
(©otba  1895). 

Sein  Sobn,  ^riebtieb  ©ottlieb  JB.,  geb. 
9.  9tou.  1792  ju  ©otba,  ftubierte  in  fieipjig  unb 
©öttingenSptacbtunbc  unb  ©efdjicbte  unb  nabm  feit 
1814  an  ben  Unternehmungen  beS  93atcrS  teil,  6t 
vereinigte  1830  bie  «9tationaljeitung  ber  Teutfcbcn» 
unb  ben  «Allgemeinen  Anjeiget»  in  ein  Jageblatt: 
•Allgemeiner  Anzeiger  unb  9cationaljcirung  ber 
S)eutfd)en»  unb  ließ  ti  1849  ali  «9tei*Sanjeiger 
ber  Teutfdjen»  erfdjeinen,  ber  Qnt>e  ^uni  1850  ein- 
ging. 1848  würbe  93.  üon  ©otba  in  bie  2)eutfd?e 
9?ationaloerfammlung  gewdbtt,  wo  er  jm  ben  fpäter 
fog.  ©otbanern  geb&rte,  war  bann  $)ireltor  ber 
geuerxjcrficbcrung  ju  ©otba  unb  ftarb  24. 3uli  1865. 

©cefer,  Valentin  Gbuarb,  ©efangetomponift, 
geb.  20.  3lov.  1814  ju  SBürjburg,  geft.  25.  3an. 
1890bafelbft  ali  6tabttdmmerer  unb  Dirigent  etne£ 


©efangoercinS.  3n  SBürjburg  würbe  tbm  1895  ein 
2)enfmal  eniditet.  93on  feinen  vDtännerd)ören  ift  am 
belannteften  «3)a«(  Äircblein»;  aufeerbem  fdjrieb  93. 
SDteffcn,  Ouoerturen,  Opern  unb  ein  prctegetrönteS 
Quintett  für  6treid?inftrumente  unb  Klarinette. 

Werfer,  5Bilb.  Hbolf,  JlltertumSforfajer,  6obn 
be*  folgenben,  geb.  17%  ju  Bresben,  ftubierte  feit 
1816  in  Seipjig  Jbeologie,  vorjugdweife  aber  ^bi- 
(oloaie.  würbe  1822  Konrettot  an  ber  öaupticbule 
ju  3etbft,  1828  tyrofeflor  an  ber  fanbe§fdjute  ju 
•Buftm,  1836  aufeerorb.  $rofef)or  ber  tlaffifd?en 
ärd?(5ologie  unb  1842  orb.  $rofeffor  bcr  3Htertum§= 
tunbe  an  bcr  Unioerfitdt  ju  Seipjig.  6t  ftarb  ju 
iDteifeen  30.  Sept.  1846.  9jon  feinen  6d>riften  ftnb 
ju  nennen:  »©alluS,  ober  röm.  6cenen  aui  ber 
3eit  SlufliiftS»  (2  93bc,  2pj.  1838;  neu  bearbeitet 
oon  3ß.  sJiein,  ebb.  1863,  unb  üon  f>erm.  ©öll, 
3  93be.,  93etl.  1880—82)  unb  «SpantleS,  ober  23il» 
ber  altgriedj.  Sitte»  (2  93be.,  fipj.  1810;  neu  be* 
arbeitet  üon  6.  <yr.  öftmann,  ebb.  1854,  unb  pon 
6erm.  ©ftü,  3  93be.,  93erl.  1877—78).  Seine  »b= 
banblung  «De  comicis  Rornsnorura  fabulis*  (ßpj. 
1837)  liefert  einen  fdjdftbaren  93eitrag  jur  ©efd)i*te 
ber  bramat.  $oefie  ber  dtdmer,  namentlia>  bet3Bette 
be£  ^(autu§.  Sein  ^auptwert  jebod)  bilbet  bae 
«ibanbbueb  ber  röm.  Altertümer»  (teil  1  u.  2, 
Abteil.  1  u.2,  £pj.  1843— 46),  baS  ton  SWaiquatbt 
unb      aJtommfen  fortgefübrt  würbe. 

Werfer,  SBilb.  ©ottheb,  SdpriftfteOet  unb  ftr» 
cbfiolog,  aeb.  4.  9loo.  1753  ju  Obertallenbetg  in 
Sacbfen,  ftubierte  1773—76  in  fieipjig  unb  wutbe 
1777  Sebtet  am  ^ßbilantbropin  in  ^effau.  2)araut 
bereifte  er  bie  Scpmeij,  (Vranrreid)  unb  Oberitalirn 
unb  tarn  1782  ali  ^rofeffor  an  bie  Diittcratabemie 
ju  Xreäben,  erbielt  1795  bie  Aufftdjt  über  bie  An= 
titengaletie  unb  ba£  9Jtünjfabinett  bafelbft,  1805 
aud)  bie  übet  baS  ©rüne  ©emftlbe.  Qx  ftatb  3.  ^uni 
1813.  93.  Petöffentlicfcte  eine  iHeibe  Pon  Jaftfeem 
büdjcrn.bie.berbele^renbenUntcrbaltunggeroibmet, 
ein  grofeeS  tyublifum  fanben.  ©inen  5Huf  ali  Hunfr 
fdjrtftftelUr  oetf<baffte  ü-  m  fein  «Augufteum,  2)teS« 
benS  antite  $entmdlet  entbaltenb»  (2  93be.,  2xtit. 
1805—9;  2.  Aufl.,  2pj.  1832—37,  mit  162Äupfet-- 
tafeln).  Aucb  gab  et  nad>  ben  im  TteSbenet  <Dtünj: 
tabinett  ootbanbenen  Otiginalen  «3weipunbett  fei» 
tene  ÜHünjcn  be«  9JtittelaltetS»  (epj.  1813)  betau*. 

^erf cratb,  feerm.  üon,  beuti*cr  ^olititer,  geb. 
13.  2>ej.  1801  ju  Ärefelb,  etablierte  fid>  bafelbft  al* 
93anlicr  unb  erwarb  fieb  ein  bebcutenbeS  93ermbgen. 
Seit  1843  war  er  3Ritglieb  ber  rbein.  Sanbtage  unb 
nabm  1847  als  Vertreter  pon  Ärefelb  am  ^Bereinig/ 
ten  Canbtage  teil;  er  war  ber  SJcrfafier  ber  Abrede 
auf  bie  2bronrebe  x>om  11.  April.  3m  ^rübjabr 
1848  in  Ärefelb  jum  Abgeorbneten  in  bie  2!eurf*e 
9tationaloerfammlung  geiodblt,  gebbrte  er  in  biefer 
jur  ^rattion  be$  reebten  Zentrums  unb  übte  auf 
biefe  burd?  feine  93erebfamteit  einen  großen  ©infhifs. 
Am  9.  Aug.  trat  er  als  ^inanjminifter  in  bae 
9leid)Sminiftetium.  3"f"lge  bet  tonfervatioen  unb 
vermittclnben  Siicbtung,  bie  er  in  ^rantfurt  an  ben 
Jag  legte,  würbe  93.  im  September  oon  ^riebrid) 
9lMlbclm  IV.  berufen,  um  bie  93ilbung  eine«  neuen 
flabinettS  ju  übernebmen.  3)aS  oon  93.  entworfene 
Urogramm,  welcpeS  eine  weitgebenbe  tonftitutionelle 
^olitit  unb  eine  fionjef  jion  an  ben  Antrag  bet  9?a> 
tionalwrfammlung  wegen  eine«  ©rlaffeS  an  bie 
Armee  forberte,  fanb  jebodj  nidjt  ben  93eifall  be§ 

önigS.  93.  begab  fidj  bemnad)  naa>  tjtanlf urt  jurüd. 
ÜHit  ben  übrigen  9tetd3Sminiftcrn  nabm  er,  als  baS 


Digitized  by  Googl 


öecferau)  (2Jiorifc  öon)  —  Secfet 


595 


Parlament  burdb  33erroerf  ung  beS  SBaffenftillftanbeS 
von  SHalmö  ben  33ru<h  mit  ^reufeen  volljog,  5.  Sept. 
feine  (ättlaffung,  trat  aber  mit  feinen  Stollegen  mie* 
oer  in  baS  üDtinifterium  ein ,  nacbbem  baS  llar la- 
ment  IB.  Sept.  ben  2Jtalmöcr  SBaffenftillftanb  rati« 
ftjiert  batte.  3m  Slpril  1849  beteiligte  er  ftd?  an 
ber  Kaiferbeputation  nadj  93erlin,  nacbbem  er  fcfcou 
vorder  persönlich  auf  ben  König,  ber  ihm  ejroftce 
Vertrauen  fd>enlte,  einjumirten  verfucbt  batte.  Da 
er  in  ber  ?lnftct)t  über  baS  »eitere  Verhalten  ber 
iRationalverfammtung  bon  feinen  polit.  ftreunben 
abroicb,  legte  er  Anfang  SDtat  1849  fein  SDcanbat  als 
SIbgeorbneter  nieber  unb  trat  auS  bcm  9iei<pSmini« 
fterium.  ftür  93reu&cnS  UuionSpolitit  trat  er  fo-- 
mobl  im  Erfurter  Parlament  wie  in  ber  preufs. 
ätveiten  Cammer  feit  1849  ein.  1852  legte  93.  fein 
Wanbat  für  bie  Kammer  nieber,  in  ber  er  erft  1859 
tvieber  auf  lurje  3eit  erfcbicn;  1862  trat  er  noch  ein* 
mal  auf  bem  HanbelStage  in  3ftüncben  für  ^reufseu 
ein.  6r  ftarb  12.  Sölai  1870  ju  Krefclb.  —  93gl.  Kop* 
ftabt,  Hermann  tum  JB.  (33raunfcbm.  1875). 

^ctfcratt),  SDiorifc  »on,  Hiftortenmaler,  aeb. 
1838  in  Ärefelb,  geft.  17.  Sept.  1896  in  «Dlünfter, 
mar  feit  1857  Schüler  KehrenS  an  ber  Düfielborfer 
SItabemie  unb  ging  1859  nach  Etüncbcn,  reo  er  meift 
bei  Scbminb  ftubierte.  SBenigcr  o  1  Q  d  ( i  <f  in  ber  «yarbe 
(flucht  9iapo(eonS  auS  2){oStau,  u bietung  ber 
beutfdjen  Kaifertrone  burd)  König  2ubmig  II.  von 
33apern),  mar  er  befonberS  im  Karton  bebeutenb; 
fo  im  Sßittetinb,  Gimbernfampf,  33eftattung  5lla= 
ricbS  im  33ufento  (SDifindjen,  ©alerie  Sdmd),  mie 
in  feinem  IBrunhilbeeplluS.  IB.  bat  aud?  bie  Sgraf* 
fitomalereien  im  2id) 1 b er  ber  Jecbnifcben  Hocbicbulc 
ju  G  bar  (Ottenburg  aufgeführt  (1884). 

©etfctii,  ein  uubur&fiditigeä  lehmfarbigeS  fof* 
fUeSHarj,  roelcheS  als  Seltenheit  mit  bem  Sern: 
ftetn  jufammen  im  oftpreufe.  tertiär  vortommt;  bie 
d)em.Mnalpfe  giebt  wenig  Sluffcblujj  über  baSfelbe; 
nad>  feiner  5Befdjaffenb.eit  febeint  eS  ber  lebenben 
©uttapereba  nabe  tu  ftchen.  @S  enthält  fetr  häufig 
Slbbrüde  monofotoleboner  Früchte. 

«erfer«,  £>ubert,  Piniol  oph,  geb.  4. 5Rov.  1806 
in  München,  ftubierte  in  feiner  Saterftabt  unb 
habilitierte  ftd?  bort  1831  als  <Privatbocent  ber 
sJM?ilof ophie.  9cacbbem  er  feit  bem  folgenben  $abrc 
in  Millingen  am  fipeeum  bie  98bilofophie  gelehrt 
batte,  rourbe  er  1847  als  orb.  ^rofejior  nach  9)lün« 
djen  jurüdberufen,  1853  lUitglieb  ber  bapr.  SHfa* 
bemie  her  SDiiienfdjaften.  ist  Harb  11.  iDcärj  1889 
ju  «Wünchen.  Seine  philof.  Arbeiten  fteben  fämtlicb 
auf  bem  »oben  ber  fpätern  Schellingfdjen  t'chre. 
93efannt  mürbe  er  juerft  bureb  bie  überfefcung  eines 
Goufmfchen  Fragments  « über  fron»,  unb  beutidje 
Philof  ophie»  (Stuttg.  1834),  moju  Scheüing  felbft 
eine  Ginleitung  fchrieb;  fobann  burd)  bie  *W\t* 
teilungen  aus  ben  merlmürbigen  Schriften  ber  »er* 
floifenen  ^ahrhunberte  über  ben  fluftanb  ber  Seele 
nad)  bem  ?obe»  (2  £efte,  Kug^b.  1835  u.  1836). 
SBeiter  veröffentlichte  er:  «dtepertorium  ber  im  unb 
au«ldnbiid)en  fiitteratur  ber  gefamten  iUhilofopbie» 
(2  Jahrgänge,  1839  u.  1840),  «$entrebe  auf  Schelk 
ling»  (ÜJtünch.  1855),  «(Iber  bie  neaatioe  unbpofitioe 
lihilofopbie  Scbelling«»  (1855),  «Uber  Schilling  unb 
fein  83erbdltni3  jur  ©egenmart»  (1857),  «Über  bie 
Sebeutung  ber  Schellingfchen  ajcetaphpftl"  (ÜJlüncb. 
1861),  «über  bie  mahre  unb  bleibenbe  JBebeutung 
ber  9(aturphilofophie  Scbellingä»  (ebb.  1864),  Tic 
UnfterblichlettdlehreS(heUing3«»(ebb.l865),  «Scbel* 
ling«  ©eiftefentroidlung»  (ebb.  1875);  anonpmenb: 


lieh  «3)a3  geiftige  Doppelleben»  (Sp3. 1856).  Sluch 
hat  er  eine  Sammlung  pon  geiftlichen  Siebern  ali 
«Cantica  spiritualia»  (2  Ouartbänbe,  ?ltig§b.  1845 
—47)  heraufgegehen  unb  fidj  felbft  als  DidJter:  jlom^ 
ponift  eine*  «3>eutfcben  JHeichäliebef »  («^ireid  bir, 
o25eutfcbe$9teicb»)  betannt  gemacht,  reeldjed  bei  Gin= 
meibung  beS  ^ieberroalbbentmal«  gefungen  mürbe. 

Wertet,  £boma£  a,  ber  heilige  ihomaf  oon 
Canterburp,  Ädmpfer  für  bie  pdpftl.  Hierarchie 
in  Cnglanb,  geb.  1117  ju  ©heapfibe  (fionbon),  Sohn 
einef  au3  ber  9lormanbie  eingemanberten  Stauf* 
mann*,  ftubierte  ju  fyaxii  Rheologie,  }u  Bologna 
bie  Siechte,  mürbe  Pon  Jheobalb,  &rjbtfchof  oon 
ßanterburp ,  mit  bem  Slrchibiatonat  ju  Cantcrburt) 
unb  ber  ijßropftei  Söeucrlep  betraut  unb  1155  oon 
fi&nig  Heinrich  II.  jum  Kanjler  ernannt,  ^n  biefer 
Stellung  unterftüfete  er  be*  König«  monardufebe  v^o-- 
Iitit  gegenüber  ben  «nfprüdjen  ber  Kirche  unb  ge= 
mann  Heinrichs  Vertrauen  in  folchem  ©rabe,  ba| 
biefer  1162  ,;u  ©anterburp  SB.«  SBahl  jum  Qxy- 
bifchof  unb  $rima*  beS  Dieich«  crjroang;  1163  er» 
folgte  bie  pdpftl.  ibeftätigung.  3lber  nun  trat  eine 
©anblung  ein :  als  Gnbifchof  fannte  SB.  fein  höheres 
3iel,  als  bie  im  ^apfte  gipfelnbe  hierardnfehe  Kle* 
ritaltircbe  gegen  jeben  Eingriff  ber  Staatsgewalt 
inti'i-  ju  ftellen;  ererftrebte  völlige  Gremtion  beS 
KleruS  Don  aller  bürgerlichen  ©ericbtSbarlcit  unb 
©rmerhung  eines  felbttdnbigen  KirchenüermögenS. 
Dagegen  berief  Heinrich  II.  30.  3an.  1164  eine 
Skrfammlung  geiftlicber  unb  meltli(per  ©rofeen  nach 
Slarenbon,  bereit  JBefchlüffe  in  ben  «Jtonftitutionen 
von  Slarenbon»  bie  energifche  ^Behauptung  ftaat: 
liehet  Hoheit  gegenüber  ber  Kirche  barftellten.  IB. 
mar  gejmungen  juiuftimmen ,  roiberrief  aber  halb 
barauf.  3>or  beS  Königs  ©erid)t  ju  9corthampton 
gelabeu,  floh  er  nach  'ivrantreidt,  von  roo  auS  er, 
von  ^jiapft  Slleranber  III.  unb  bem  franj.  König 
fiubrotg  VII.  gefchü^t,  ben  Äampf  gegen  Heinrich 
fortfe^te.  Grft  im  Sommer  1170  lam  eine  fdjeinbare 
^Bereinigung  ui  ftanbe,  auf  ©runb  bereu  $3.  nach 
dnglanb  jurüdfebrte.  Slber  ber  alte  Kampf  Probte 
von  neuem  auszubrechen,  als  93. 29.  35ej.  1170  Qf 
folge  eines  verhängnisvollen  3ßorteS  beS  erbitterten 
Königs  von  vier  Gbelleuten  auf  ben  Stufen  beS 
SlltarS  erfcblagen  toarb.  Der  Grmorbcte  erfebien 
bem  Üolfe  als  ein  SWärtprer,  man  glaubte  an  3ei« 
chen  unb  SBunber,  bie  an  feinem  ©rabc  gefdjahen, 
ber  König  felbft  mufete  fuh  jur  33ufee  am  ©rabe  bei 
»um  Heiligen  erhobenen  !lh°maS  bemütigen,  ber 
halb  ber  9lationalheilige  GnglanbS  mürbe.  Hein» 
rieh  III.  lie&  1221  bie  ©ebeine  33.S  in  eine  eigene 
Kapelle  bringen,  roohin  ©Idubige  in  grofter  ?(n-- 
jahl  fBallfahrten  machten,  beren  3lnbcnfen  6hfl"f<t 
tn  feinen  «Cauterbary  tales»  aufberoabrt  hat.  %&hr- 
lich  marb  ein  großes  fit\i  unb  alle  50  o^bve  ein 
Jubiläum  gefetert,  bis  Heinrich  VIII.  nach  feiner 
Trennung  von  ber  röm.  Kirche  ftch  beS  reichen,  in 
33.S  Kapelle  aufgehäuften  SdjatjeS  bemädbtigte,  ben 
Heiligen  vor  fernen  ©eriebtsbof  laben  unb,  ba  er 
ausblieb,  als  Verräter  unb  SRajeftdtSverbrecher 
verurteilen  liefe.  Sein  9came  marb  aus  bem  Kaien* 
ber  geftrieben,  bie  §eier  feine*  §<fteS  unterfagt, 
feine  ©ebeine  mürben  verbrannt.  —  93gl.  ©ilcS, 
Life  and  letters  of  Thomas  a  B.  (2  33be.,  Conb. 
1846) ;  33ufe,  Der  heil.  JhomaS  CDtainj  1856) ;  Wor» 
riS,  The  life  and  martyrdom  of  St.  Th.  B.  (2.  Slufl., 
fionb.  1885);  SReuter,  ©efchüte  StlcranberS  III. 
unb  ber  flirebe  feiner  3ett  (3  33be.,  £pj.  1860—64); 
Wobertfon,  Materials  for  the  history  of  Th.  B. 

38* 


Digitized  by  Google 


596  ©cdforb  - 

(7  93be.,  fionb.  1876—86) ;  S'^uillier/Saint  -Thomas 
de  Canterbery  ($ar.  1892);  Slbbet ,  St.  Thomas  of 
Canterbury,  bis  death  and  miracles  (2  93be.(  Gbinb. 
1898).  Nooelliftifd)  ift  93.*  fiebcn  bebanbelt  in  Äonr. 
gerb.  9)teper,  $er  heilige  (1880). 

©crf forb,  William,  einburd)  iHeicptum,  litterar. 
Stalent  unb  überfpanntbeiten  belannter  Gnglänber, 
geb.  1759  ju  ftontbill  in  Silt*  al*  Sobn  Sillliam 
SB.«,  fpdtcrn  fiorb=ÜRapor*  »on  fionbon,  ber  1770 
Harb  unb  ibm  grölen  ftolonialbefife  fotoie  eine 
3abre*rente  »on  100000  $fb.  bintediefe.  Unter 
Sluffidjt  Gbatbam*  f  orgfältig  erjogen,  jeigte  93.  früb 
ungcwöbnlidje  Anlagen  unb  oeröffentlicbte  1780 
anonpm  bie  Satire  «Biographicalmemoirs  ofextra- 
ordinary  painters»,  bie  bie  engl.  Aünftter  feiner 
3eit  oerfpottete,  1783  «Dreams,  waking  thoughts 
and  iacideuts».  hierauf  unternabm  er  längere 
Steifen  burdj  Italien,  Spanien  unb  Portugal  (ogl. 
33.*  anonpme  Sdjriften  «Italy,  with  Sketches  of 
Spain  and  Portugal»,  2  93be.,  fionb.  1834,  unb 
«Kecollections  of  an  excursion  to  the  monasteries 
of  Alcoba^a  and  Batalha»,  ebb.  1835,  feffelnbe 
9teifebcrid?te;  eine*Reuau*gabeoon93.*  «European 
travels»  ebb.  1891).  3laa>  Gngjanb  1796  jurüd= 
gelebtt,  liefe  er  auf  feinem ®ute  ftontbill  unb  anbei' •■ 
rodrt*  fo  teure  Sdjlöffer  erbauen,  bafj  bie  Soften 
fein  aufeerorbentlicbe*  93erm6gen  übcrftiegcn.  1822 
liefe  er  fid\  nad)  bem  Verlauf  von  7) ontbill,  in  iöatb 
nieber,  wo  er  2.  SDlai  1844  einfam  ftarb.  Sitte: 
rarifdj  würbe  er  befonber*  burd)  ben  Orient.  JRoman 
«The  history  of  Caliph  Vathek »  belannt,  ben  er 
juerft  franjBfiidj  (Saufanne  1787)  berau*gab  (Neu* 
brud,  bg-  Pon  iRallarme*,  $ar.  1876),  nadjbem  be* 
reit*  (fionb.  1786)  eine  engl,  überfefcung  (Pon  Sam. 
Öenlep)  al*  «An  Arabian  tale»  ofcne  fein  9}ormiffen 
erfcbicnen  mar  (neue  engl.  Äu*g.  nad)  93.d  eigener 
überfcfcung,  fionb.  1868  u.  1891;  bie  Hu*g.  fionb. 
1849  mit  lurjem  Memoir  über  93.  Pon  9tortb).  Stuf 
93pron  batte  bie  feltfain  pbantaftifd?e  Schöpfung  33.* 
grofeen  Ginflufe.  —  93gl.  Memoirs  of  W.  B.,  feg.  Pon 
iHebbing  (2  33be„  fionb.  1859). 

ftccfmaun,  ftriebrid),  Äomiler,  geb.  13.  3an. 
1803  ju  93re*lau,  entmidelte  fcfcon  feit  1820  im 
ober  be*  bortigen  Jljeater*  ungemöbnlidje Einlagen 
für  ba*  lomifcpe  <jad)  unb  (am  1824  and  Äönig* 
ftäbtifdje  Jbeater  ju  93erlin.  93.  jeidmete  ficb  burd) 
mi&igj  Ginfälle,  9totürlid)teit  unb  HU'an  au*.  $n 
bem  otüd«6denfteber  Plante  im  93erb&r»  (neu  bg.tn 
iReclam*  «Unioerfalbibliotbel»),  ju  beffen  ?lbfafiung 
ibn  ber  «Gdenfteber»  in  £oltei*  «Gin  jrauerfpiel  in 
93erlin»oeranlafete,  fdjuf  er  eine  ^Berliner  Sota Ijigur, 
bie  mit  bem  Staberl  unb  anbern  Siener  lomifcben 
Ü){a*len  »etteifern  tonnte.  1845  würbe  er  erfter  Ho* 
miter  am  93urgtbeater.  in  er  pflegte  er  aud)  bie  tfiw 
ratterlomit  mit  Grfolg;  namentlid)  fpielte  er  93äter* 
rollen  im  mobernen  fiuftfpiel  meifterbaft.  Gr  ftarb 
7.  Sept.  1866.  Seit  1838  war  93.  mit  ber  befon* 
berä  all  ^aubeoillefdngerin  rflbmlicbft  betannten 
Sdjaufpielcrin  2lbele  ÜJlunarelli  (geb.  4.  3uni 
1816  ju  93enebig)  oermdblt,  bie  3. 9Roo.  1885  in  93a» 
tignolleä  ftarb.  ^br  grofied  93ermögen  beftimmte 
fie  jur  Grricbtung  einer  5riebri(r/«93edmann» 
Stiftung  in  Sien,  bie  Unterftüfcung  bilf^bebürf^ 
tiger  beutfier  Sdjaufpieler  u.  f. ».  bejroedt.  —  sßgl. 
5mbeifen,  griebrid)  93.«  fiebenSbilb  (Sien  1866); 
itaifer,  griebrid?  93.  Erinnerungen  (ebb.  1866). 

iBedf mann,  fianbmirt  unb  ^ecbnolog,  geb. 
4.  ,Vki:i  1739  ju  &opa,  ftubierte  in  @&ttingen  juerft 
2beologie,  manbte  fid?  aber  bann  bem  Stubium  ber 


»eefmeffer 

Siaturmiifenfdjaftäu.  Gr  »ar  pon  1763  bidl  765  $ro* 
feff or  am  prot.  ® pmnafium  ui  ^eteräburg  unb  unter* 
nabm  bann  eine  Steife  nad;  Scbmeben,  um  fid?  genaue 
ftenntmä  ber  bortigen  93ergroerle  unb  beren  93ctrieb8i 
weife  }u  oerfd?affen.  1766  erbielt93.  in@fittingen  eine 
^rofeffur  ber  ^bilofopbie,  bann  1770  bie  ber  Cfono* 
mie.  Gr  ftarb  4.  gebr.  181 1.  ;>  n  feinen  «@runbfd|ert 
ber  beutfeben  fianbioirtfdjaft»  (©ött.  1769;  6.  »ufl. 
1806 )  bat  93.  bie  fianbmirtfd?aft  jum  erftenmal  in 
n)iffenfcbaftlid?cT  gorm  bearbeitet.  93on  feinen  jabl- 
reidjen  anbern  SaSriften  maren  bie  «Anleitung  jur 
Sedjnologie»  (6. 5(uft.,  ©ött.  1808),  bie  «Slnleituno 
jur  öanblung#wiiienfd}aft»  (ebb.  1789)  unb  bie«93or> 
bereitung  jur  ^^arentunbe»  (2  93be.,  ebb.  1795 — 
1800),  bie  «^bPHt-'otonomifd)e93ibliotbe!»  (23  93be., 
ebb.  1770—1808)  unb  bie  «Beiträge  jur  Clonomie, 
Jedjnologie,  ^olijei*  unb  Äamcralmiffenfcbaft » 
(12  93be.,  ebb.  1779—91)  für  ibre  3eit  oou  großer 
93ebeutung.  Seine  «23eitrdge  jur  ©efdncbte  ber  ör* 
finbungen»  (5  93be.,  fipj.  1780—1805)  Tmb  nod?  jefet 
oen  Sert.  —  %L  Grner,  Job.  93.,  93egrünber  ber 
tedjnologifdjen  Siffenfdjaft  (Sien  1878). 

tterfmana,  ^ob.  ©ottlicb,  <yorftmann,  geb.  um 
1700,  jjorftinfpettor  Iii  Solfenburg  in  Äurfacbfett, 
geft.  1777,  ermarb  fiep  93erbienfte  bureb  Ginfübrung 
einer  geregelten  ftabliaMagtoirtfcbaft  in  93erbinbutifl 
mit  j&oljfaat.  Gr  fdjrieb:  «93erfucbe  unb  Grfabrun* 
gen  oon  ber  ju  unfern  Seiten  böepft  nötigen  f>olj* 
faat»  (Sbemn.  1756;  4.1ufl.  1777),  «»nmeifun» 
ju  einer  pfleglid?en  gorftwirtfdjaft»  (ebb.  1759;  aU 
2.  %l  ber  «93erfud?e  oon  ber  öoljfaat»,  3.  2lufi. 
1784),  loorin  bie  Sd;i(berung  eines  neuen  Verfah- 
ren* ber  Salbertragiregelung  entbalten  ift,  bie  33. 
juerft  auf  ÜJtaffen*  unb  3un>a<b*red;nungen  ju 
ftütten  fudpte;  er  legte  bierbureb  ben  @runb  ju  bem 
fpätern  9)taffenfadjmert(f.2)iaf)enmetboben);  ferner 
«Beiträge  jur  93erbefferung  ber  ^orftroiifenfd>aft» 
(Gbemn.  1763;  ali  3.  iL  ber  i>9iei-fu(be  oon  ber 
boljfaat»,  2.  Jlufl.  1769).  Gine  neue  Stufiage  aller 
3  Seile  erfdjien  1785—87  (1.  unb  2.  21.  mit  Sin* 
mertungen  oon  Saurop).  2lud)  oeröifeittlidjtc  er 
ben  erften  «gorftlalenber»  (2pj.  1765-68). 

«ctfmann,  Öubro.,  SJlaler,  geb.  21.  gebr.  1822 
in  öannooer,  erft  im  93erufe  feine*  93atere, 
eine*  Sagenfabritanten,  tbdtig,  unb  jmar  mit 
foldjem  Grfolg,  bafe  er  ein  «SbeoretifaVpraltifdje* 
Manbbucb  be*  Sagner*  unb  Sbaifenfabritanten* 
(Seim.  1845;  4.  ftufl  1865)  berau*gab.  93.  trat 
1852  ganj  jur  Kunft  über,  befugte  aber  bie  Sltabcmie 
pon  Süffelborf  nur  lurje  Stit.  Spdter  bereifte  er 
Scbottlanb,  reo  er  eifrig  Stubien  maebte.  93.*  Cl« 
bilber  finb  (eben*toabrc  3 Filterungen  meift  milb» 
bewegter  3agbfcenen,  Sauberen,  2iertämpfe  u.  f.  to. 
93.  bat  fid>  aud)  al*  ^Uuftrator  unb  £>umorift  auf 
litterar.  ©ebietemit  ©lüdoerfud)t ;  f  o  im  «Idiotismus 
venatorius»  (unter  bem  ^Jfeubonpm:  fi.  feolfter, 
3?üffelb.  1855)  unb  im  «Steinte  §ucb*»  (ebb.  1856). 

©erf  mann,Silbelm,6iftorienmaler,  geb.  3.  Cft. 
1852  ju  55üffelborf ,  tarn  1869  auf  bie  bortige  Sita* 
bemie  unb  mürbe  1872  Scbüler  93enbemann*.  2>urd> 
feine  ^uffiten  oor  ber  Sd)lad)t  ba*  Slbenbmabl  nebs 
menb  (1874)  al*  talentvoller  ÜRacbfolger  feine* 
2flei{ter*  ficb  befunbenb,  ftrebt  er  in  feinen  Serten, 
wie  Übergabe  ber  gefte  «ofenberg  (1880),  fiutber  in 
Sorm*  (1884)  unb  Sluffinbung  ber  fieidje  ^riebrieb 
93arbarojfa*  (1886),  mebr  nad)  realiftifd?er  Haltung. 

*crf nteif er,  Sirtu«,  Nürnberger  JUieiiterfmaer 
be*  16.  3abrbv  t>on  91.  Sagner  in  ber  Dper  «$ie 
2)lcijterfuiger  oon  Nürnberg»  rerwenbet. 


Digitized  by  Google 


33ecffd)e  JBu^anbfung 

*ccffrf)c  *ud) fjanblung,  6.  in  9törb> 
lingen,  gegrünbct  1763  oon  Karl  ©otttob  S3ed, 
geb.  1732  in  ^obanngeorgenftabt,  geft.  1802,  oer> 
bunben  mit  93ud)bruderei  unb  bem  SJcrla^e  be« 
«Wörblinger  Söocbenblatt«»  (gegrünbet  1750).  Sin 
(Tutel,  Karl  93ed,  geb.  1817,  geft.  1852.  feit  1836 
93eftfcer,  fügte  baju  ein  Antiquariat.  Set  93erlag 
erlangte  grö&ere  93ebeutung  unter  Seitung  be«  9lacbs 
folger«,  be«  fpätern  ©cmabl«  ber  SBitroe  Karl«, 
Grnftdtobmeri  geft.  23.  Aug.  1897).  1878  mürben 
»n>ei  Söbne  Karl«  teilbaber,  beren  einer,  D«tar 
53  ed,  1884  alleiniger  Söefifter  be«  ©efebäft«  mürbe. 
1889  erfolgte  eine  Trennung:  ber  Verlag  unb  bie 
93ud)bruderei  blieben  im  93efth  0«far«,  unb  ber 
erftere  mürbe  unter  ber  ginna  «6.  6.  Söedfdjc  93er« 
lag«bud)banblung»  (f.b.)  naoVDt  ündjen  oerlegt,  ma> 
renb  E  .!.-.:  •  53rubcr  Karl  33 ed  unb  Setter  3u< 
liu«  93  ed  ba«  Sortiment,  Antiquarium  (befonber« 
!atb.  unb  »rot.  2bcologie,  Philologie,  ©efdjiaMe, 
litterar.  Seltenheiten),  bie  «93ienenjeitung»  (feit 
1845)  ti.  a.  in  9?örblingen  unter  ber  6tammjirma 
ortfübrten.  35a«  Antiquariat  ging  1894  an  ®  o  1 1 •■ 
ieb  ©eiger  in  Stuttgart  über.  2)iein9l5rblingen 
f  ortbeftebenbe  ß.  £>.  93edfd)e  93udjbruderei  bat  Öa«= 
motor,  4  treffen,  50  perfonen,  Krantenunter« 
jtükung««.  Sterbe^  unb  Snoalibenfafie. 

5öcdfd)c  .ücrlagc<bucf)r>oublunfl,  <£.  in 
ÜJtüncben,  im  93efi£oon  Kommcrjienrat  0«tar 
SBed,  geb.  18.9too.  1850in<Rörblingen,9Jorftanb«* 
mitgliebbe«!$eutid}en  5Jerlegeroeretn«unbbi«  1891 
be«  93aorif*en  93ud)banblcroerein«.  $er93erlagent» 
flammt  ber  6.  6.93edfd?cn  93ucbbanblung(f.  bj  unb 
nmrbe  1889  na  et  Dl  uneben  oerlegt.  Qx  umfaßt  prot.« 
tbeol.  SBerle  oon  3-  ßbr.  K.  oon  fiofmann,  X'öbe, 
2bierfdj ,  Rödler  («öanbbud)  ber  tbeol.  5öiffenfcbaf« 
ten»,  «Kommentar  jur  heiligen  Sdjrift»);  au«  ber 
Haffijcben  Philologie:  Stterte  oon  ßbrift,  ütotb,  Ur= 
lieb*,  ^roan  Füller  («öanbbudj  be«  t  la  i  fif  t  e  n  Alter« 
tum$»);  au«  ber  JHed)t«roifienfcbaft:  Aufgaben  oon 
©efefcen,  Kommentare,  Gntfcbeibungen,  jurift.  Sehr« 
bfieber,  bie  «2>eutfcbe  9lotariat«jeitung»  feit  1872, 
«Söldtter  für  abminütratioe  Prärie  unb  Polijci« 
gcri(bt«pflcge»  feit  1851;  au«  ber  ©efdjicbte:  SBcrfe 
oon  Söllinger,  griebrid?,  Kludbobn,  Scbultbefc' 
«Gurop.  ©efdjicptelalenber»  (25  3abrg.,  1860—85; 
Sieue  golge  1886  fg.,  bg.  oon  6.  Selbrüd,  feit 
1895  r-on  ©.  iHoloff),  93erid)te  oon  ÜJlitfämpfern 
über  ben  $eutfcb«<yran}öftf  eben  Krieg  oon  1870  unb 
1871  (ettoa  20  93be.)  u.  a. 

tterf  um.  1)  Ärei«  im  preufe.  9teg.«93ej.  fünfter, 
bat  686,8  qkm,  (1895  )  46939,  (1900)  52590  Q., 
4  Stäbte  unb  19  Üanbgemcinben.  —  2)  «reiSftabt 
im  Krei«  93.,  an  ber  9Berie  unb  ber  fiinie  ©an* 
nooer«£amm  (93abnbof  93.«6nnigerlob)  ber  Preufe. 
Staatebabnen  unb  ber  Nebenlinie  Öiopftabt  *  93.« 
Gnnigerlob«93.  (34,5  km)  ber  SBeftfäl.  Slanbe«» 
eijenbahi,  cm  eine-  Amt«geri<bt«  (fianbgeriebt 
sJJlünfter=2iVftfalen),  bat  (1899)  5229  G.,  barunter 
457  Coangclifdie  unb  64  3«raeltten,  (1900)  6523  <$., 
poftamt  jrociter  Klaffe,  Jelegrapb»  3»U'  unb  Steuer» 
amt,  :Kcfto rat ■:••>!' nie,  KrantenKiuo ;  Semcntfabrila« 
tion,  Kall«  unb  93ranntmeinbrennereien,  Tamvf- 
müblen,  Strontianitgruben.  2)abei  Kircbfpiel  93. 
(2238  Q.).  Auf  bem  öörberg  ein  SluSfufctSturm. 

©ccf g,  Peter  Job.,  Jefuitengeneral,  geb.  8. 5f br. 
1795  )u  Sia)em  bei  Dörnen  in  93elgien,  trat  1819  )u 
£ilbedbeim  in  ben  Jefuitenorben,  mürbe  na*  bem 
Übertritt  be*  ^rjoad  ^erbinanb  griebrieb  oon  ?ln« 
balt«6ötben  jur  fatb.  Kirdje  beffen  93eid;toater,  fie« 


C.      —  Sccquercl  597 

belte  mit  beffen  ffiitme,  ber  öer  jogin  ^ulie,  na*  9Bien 
über  unb  mürbe  1847  jum  Profuvator  ber  Orbena» 
prooim  Cfterreid?  errofiblt.  infolge  ber  Vertreibung 
ber  Jefuiten  auS  Cftervei  t  begab  er  fnt  1848  nad> 
93elgien  aU^Keltor  bed  Kollegium^  in  Dörnen,  mürbe 
nad)  ber  3urüdberufung  be^  Drben«  nad)  Cfterreid) 
Superior  für  Ungarn,  bann  Prooinjial  für  öfter: 
reieb  unb  gemann  grofeen  Ginflufe  auf  bie  innere 
Politit  be*  Kaiferftaate«.  3)ie  erneute  Ginbürge» 
rung  be*  Crben*  in  Ungarn  unter  bem  Prima* 
Karbinal  Sjcitomfto  gefdjab  unter  feinem  Gin« 
flufe.  3lm  2.  3uli  1853  mürbe  93.  in  Diom  nacb  bem 
£obe  ÜiootbanS  jum  Drben^general  ertoäblt.  Unter 
feiner  gefebidten  Leitung  bat  ber  Orbcn  eine  große 
JHegfamfeit  entfaltet  unb  wadjfenben  ßinflufe  gemon« 
nen.  1884  legte  er  hoben  Alter?  megen  fein  Amt  nieber 
unb  ftarb  4.  ÜDiär}  1887  in  :Kom.  93.  febrieb  ein  in 
mebrere  Spraken  überfegted  ^rbauungebud):  «IRo» 
nat  ajtariä»  (ffiien  1843;  16.  Aufl.,  Breiburg  1896). 
—  93gl.  SHartin,  2!a«  Seben  be«  botbtourbigrn 
Petrud  3ob*.  93.  (iRaoen«burg  1896). 

*Becque,  feenri,  frani.  2)ramatiler,  f.  93b.  17. 

tBccqitet  (fpr.  belfer),  ©uftaoo  Abolfo,  fpan. 
Siebter,  geb.  17.  ftebr.  1836  in  Seoilla,  Sobn  be* 
anbaluf.  ©enremaleri  ^oaquin  93.  (geft.  1841),  auä 
einer  unter  Karl  V.  eingeroanberten  beu  tfdjen  gamilie. 
Brüb  oermaift,  fam  er  1854  nacb  ÜRabrib  unb  ftarb 
bort  22.  2)c$.  1870,  mentge  9)tonate  nacb  feinem 
93ruber  93alerian  93.,  ber  Talent  unb  Kunftmeife 
be«  93ater«  geerbt  ^atte.  93.«  fd?merinütig=fcbön 
beit^oolle  ©ebiebte  erinnern  in  ftorm  m\,  ©ebanlen 
an  mand>e  £ieber  &.  ^einc«.  9ion  ben  Siooellen 
unb  fiegenben  gehören  «La  venta  de  los  gatos» 
unb  «Carlas  desde  mi  celda»  ju  ben  beften  Qx- 
jeugniffen  ber  Profalitteratur.  Seine  gefammelten 
Söerfe  erfebienen  in  «Dtabrib  18&5  (3  93be.),  mit 
biogr.  (Einleitung  oon  (Sorrea.  «Auägerodblte  Ve 
genben  unb  ©ebiebte  93.«»  (2pj.  1880)  gab  ÜJlein= 
barbt,  «Spanifd?e  Sieber»  beutfd;  5R.  3orban  ($>aüe 
1897)  berau«. 

^ccquer cl  (fpr.  becfr^Q),  Antoine  6e"iar,  franj. 
phonier,  geb.  8.  W&xi  1788  ju  (£batiUon--fur»Soing 
im  ^epart.  Soiret,  befuebte  ticpclptccbniicbc  Schule 
ju  Pari«  unb  trat  1808  al«  ©enieoffijier  in  bie 
Armee.  Qx  iretmte  ben  ,vcl t uiae n  oon  1810 bi«  1812 
in  Spanien  bei ,  leiftete  bei  oerfdjiebenen  93elage« 
rungen,  namentlich  ber  oon  2arragona,  au«gejcid>: 
nete  z  tenue  unb  aoancierte  jum  Kapitdn.  wacb 
feiner  ftüdtebr  rourbe  er  Stubieninfpeltor  an  ber 
Polptecbnifdjen  Sdjule,  nabm  icbod)  1815  al«  93a« 
taiUon«cbef  feine  dntlaifung,  um  ftcb  fortan  au«« 
j etilienlut  ben  Naturmijfenfcbaften  )u  mibmen.  Qx 
ftarb  18.  San.  1878  ju  pari«.  Die  örgebniffc  fei« 
ner  pbpftt.  unb  cbem.  Unterfucbungen  oeröfjcntlicbte 
er  feit  1819  in  ben  «Annales  de  physique  et  de 
chimie*  fomie  feit  1829  in  ben  »Memoires»  unb 
«Comptes  rendus  ber  Atabemie  ber  9Bi)fenfcbaf« 
ten,  na  ei' tem  er  1829  iDiitglieb  bieler  Körperf(baft 
gemorben  mar.  SDMt  oorjüglimem  Erfolge  befdiäf« 
tigte  er  ftdj  mit  Unterfucbungen  über  (tleltricität 
unb  S)tagneti«mu«,  beren  dlefultate  er  in  ben  Berten 
nieberlegte:  «Traite  experimental  de  Telectricitt' 
et  du  magnetisme»  (7  93be.,  Par.  1834—40;  neue 
93earbeitung,  3  93be.,  ebb.  1855—56),  «felements 
d'electrochimie»  (ebb.  1843;  beutfd)  Grf.  1845;  jum 
Seil  in  ©emeinfebaft  mit  feinem  SobnGbmonb), 
«Traite  complet  de  magnetisme»  (par.  1845),  «Re- 
sume  de  l'histoire  de  l'electricite  et  da  magui- 
tisme»  (1858).  93on  feinen  übrigen  miffenfcbaftlidben 


! 


Digitized  by  Google 


598 


Sccqucrclitra^en  —  ©cba 


Arbeiten  ftnb  tet  «TraitS  de  physique  dans  ses  rap- 
porta  avec  la  chimie»  (2  93be.,  $ar.  1842—44)  unb 
u£l6ments  de  physique  terrestre  et  de  m^teoro- 
logie»  (ebb.  1847)  beroorjubeben.  93efannt  ftnb  93.« 
fietftungen  in  bet  (Stforfcbung  ber  eletttiicben  Gigen» 
fdjaften  be«  Surmalin«,  in  93ejug  auf  bie  Unter» 
fudjungen  übet  ba«  2eitung«t>ermögen  bet  üJletalle 
u.  a.  m.  Gx  tonftruierte  juetft  ein  tonftante«  gal* 
oanifepe«  Clement,  ba«  bem  ju  gleitet  Seit  ©on 
Saniell  tonftruierten  febr  ähnlich  mar.  —  STfll.  Sar- 
ral ,  Eloge  biographique  de  A.  C.  B.  ($üt.  1879). 

Sein  Sohn  Äleranbre  ßbmonb  93.,  geb. 
24.  3Rärj  1820  »u  $ari«.  mar  |uetft  Hffiftent  am 
naturmiffenfcbaftlicpen  3Jtufeum  ju  $ari«,  feit  1853 
^Jrofeffor  bet  %bvul  amConservatoire  national  des 
arts  et  mckiers  bafelbft  unb  ftatb  13.  9Rai  1891 
ju  ^iari«.  Gr  bat  fidj  butd)  Unterftidjungen  übet 
cleftrifdjeö  Sicht ,  ben  pbotogt.  ^tojefj  unb  anbete 
phpfit.' cbem.  ©egenftänbe  betannt  gemacht.  3HU 
£>üfe  feine«  ^boäpbotoftop«  beroted  et,  bafc  bie 
$bo*Pbore«cem  eine  ganj  allgemeine  Grfcbeinung, 
unb  ba«  ^)o*pbore«cemlicbt  nur  eine  SHüdftrablung 
be«  »on  ben  fraglichen  Körpern  Potbet  abforbierten 
l'tcbtc«  fei.  9$on  feinen  Sdjriften  fmb  ju  ermähnen: 
uMemoires  sur  les  lois  qai  president  ä  la  decom- 
position  electro-chimique  des  corps»  0$ar.  1849), 
»Kecherches  sur  les  effets  electriques»  (ebb.  1852 
— 55),  «Et iitk-s  sur  l'exposition  de  Londres»  (ebb. 
1 862), « La  1  umiere,  ses  causes  et  ses  effets»  (2  93be., 
ebb.  1867—68),  «Des  forces  pbysico-chimiques 
et  de  leur  Intervention  dans  la  produetion  des 
phenomenes  naturels»  (1875,  mit  iStla«), 

iPccqucrcIftrablcn,  f.  93b.  17. 

©cc$  (fpt.  bebtfd?),  ungat.  unb  fübflam.  ttame 
bet  Stabt  Sßien. 

©eefe,  fübflam.  Bece  (fpt.  betfebe),  9tame  ©on 
jtoci  wichtigen  .fcanbel«plä&en  in  Ungarn.  1)  211 1* 
obet  Serbifcb«93ecfe,  ungat.  ß«93ecfe  ober 
6  i  e  t  b  1 93  e  c  f  e ,  @r  of?>©einetBbe  im  Komitat  33dc«, 
40  km  notböftlidb  Pon  Sleufah,  recht«  »on  bet 
J  reui,  nötblicb  ©on  bet  Ginmünbung  be«  ^ranjen«-- 
tanal*  in  biete,  unb  an  bet  fiinie  Sjabablas93. 
(76,?9  km)  im  betriebe  bet  Ungat.  Staat«babnen, 
ift  Sampferftation  groifeben  Sjegebin  unb  2  emiin 
unb  bat  (1890)  16  965  meift  maapat.  <i.  (5827  Set« 
ben,  415  2>eutfd?e),  tatb.  unb  grieaVorient.  Kirche, 
eine  Spnagoge  unb  ftarten  ©etreibebanbel.  25er  Ott 
tvm bc  1520  unb  1551  oon  ben  Surfen  etobett.  — 
2)9leu:  obet  Sürtifcb'93ecfe,  ungat.  Ui*  obet 
Söröt:33ecfe,  ©roj?.Q)eraeinbe  im  Komitat  So* 
rontdl,  linl«  an  ber  S beift,  7,5  km  unterhalb  ©on  2ltt« 
33ecfc,  an  bei  Cinie  @ro&=Kiltnbas©ro&:93ec«feret  bet 
Ungat.  Staat«babnen,  ift  Stampf  erftation  unb  bat 
mit  bet  unmittelbat  anftofeenben  @rop  =  @emeinbe 
Slrac«  (1890)  14826  meift  magpar.  Q.  (7841  Ser* 
ben,  312  Seutfdje),  93ejirf«gcricbt,  ein  berrfebaft* 
liebe«  Sd?lo&,  eine  tatb.  unb  eine  griedb.:  Orient. 
Kirche  mit  hoben  Sürmen;  grofte  ©etreibefpeieber, 
bebeutenben  ftelbbau,  unb  ift  einer  bet  größten 
@etreibemdttte  bet  2Ronatcbie. 

Jöccdfcrcf  (fpt.  betftbtJret),  jtoet  Drtfd?aften  in 
Ungarn.  1)  ©tob'33ecäletet,  ungat.  Slagp« 
93ec^tetet,  Statt  mit  georbnetem  SDlagifttat  unb 
Öauptftabt  be*  Sotontdlet  Äomitatg,  an  bet 
iöega  unb  beten  flanal,  mit  2eme«odt  butcb  ^et-- 
fonenbampfet  oetbunben,  an  ben  ßinien  Orofc» 
.Uilinba  =  ©top'33.  (71  km)  unb  ©rofe=SB.*J5a|vfelb 
(95  km)  bet  Ungat.  Staatäbabnen  foroie  ©rob=93.= 
^anefoma  (74  km)  bet  Sotontdlet  (Sifenbabn,  6i^ 


eines  6tublri(bteramte$  unb  93e)irt^gerid)td,  bat 
(1890)  21972  (10790  männl.,  11182  tneibl.)  Q., 
baruntet  7874  3)eutf(be,  7969  Setben,  5116  Tla 
gpaten,  417  cl erraten,  382  dlumdnen  unb  33ul* 
gaten,  in  ©arnifon  1  Bataillon  bei  29.  ungar.  3>t* 
fanterieregimentä,  je  jroei  tatb-,  gtied?.« Orient,  unb 
ptot.  Kiteben,  eine  6pnagoge,  Komitatdgebdube, 
6tabtbaud,  atted  €cbloft  unb  eine  f cböne  93rüde  übet 
bie  Sega;  ein  Kommunal =Obetgumnafium  unter 
Seitung  ber  «Uiariften  (feit  1846),  Sürgerfcbule, 
böbere  ÜJidbdjenftbuIe  bet  Sdjulfdjmeftem ,  ©ieber* 
bolungefebuten  füt  bie  £anbel£=  unb  @en?erbe= 
juaenb  unb  eine  ©ebfcbule;  Rommunal=,  2anbe«s 
bofpital;  3  JBucbbrudereien,  fdjönei  Sbwtet,  Sta- 
ftno;  eine  ^iliale  bet  ö|'ten.=ungat.  Stationalbanf, 
3  SBanten,  eine  epatlaffe.  betrieben  »itb  bef onberd 
Slder-  unb  ©einbau,  iDlaulbeerbaum-  unb  6eiben* 
judjt,  Jifcbfang  unb  i»anbel,  namcntlidt  mit  ©etreibc 
i?tu8fubr  ju  Sdjiff  unb  per  33abn  etwa  2  9)lill. 
Xoppelcentnet)  unbSiinbnieb;  5  grofse  ^[abrmdrfte. 
—  2)Älein*33ec*terel,ungar.Äiä*33ec«teret, 
©rop  ©emeinbe  im  Romitat  Sterne«,  15  km  im  Si®. 
non  Semc^Bdr,  bat  (1890)  3687  meift  tatb-  beu tf  d?e  <*. 
(403  Rumänen,  562  Serben). 

©ecsfa  (fpr.  betfdjta,  «Sonne»,  «3a|»),  ältere« 
Jlüffigfeitlmafe  in  SRuf fn'cb  ^olen  ton  100  Kmart 
»ccjroo,  Slufe,  f.  93etfd?»a.  [=  1  hL 

töcba,  Kircbenbiftotitet,  genannt  Venerabiiis, 
b.  b-  ber  Gbrmürbige,  geb.  674  »abrfcbeinlicb  im 
Jledcn  ÜJlontton  in  9tortbumberIaub,  erbielt  feine 
toiffenf(baftli(be  93ilbung  in  bem  nahe  gelegenen 
Klofter  Seremoutb  OBearmoutb).  691  begab  er  ftd> 
in  bae  Klofter  ^arro»,  »o  er  im  19.  3«bte  2)iato^ 
nu«  unb  702  ^reSbptet  mürbe.  &\tx  entfaltete  et 
eine  teid)e  fcbrtftftcUerifdie  Sbfitigteit  unb  fammelte 
ali  fiebrer  ber  Kloiterfd>ule  jablreidje  Schüler  um 
fteb.  Qx  ftarb  26.  Ü)lai  735  unb  »urbe  im  Kkfter 
3arroro  begraben;  fpdter  bradjte  man  feine  ©ebeine 
nad)  T nrhaiu.  93.  b«t  febr  oiele  Kommentare  über 
bie  öeilige  Scbrift,  au|erbem^omilien,£eben  einiger 
\vuliaen,  v>p innen ,  Epigramme,  & ron cl .  unb  gram* 
matifebe  SÖerte  »erfafet.  ®efamtau«gaben  berfelben 
erfebienen  \u  %\m  (1544  unb  1554),  33a fei  (1563) 
unb  Köln  (1612  unb  1688).  Sein  hefte«  SBert  ift  bie 
«Historia  ecclesiastica  gentis  Anglorum»  in  fünf 
Suchern,  eine  »ertoolle,  ben  Duellen  gewiffenbaft 
unb  unparteiifcb  entnommene  ©efcbid?te  (^nglanb« 
bi«  jum  %  731.  Sie  erfte  llusgabe  erfebien  in 
Strasburg  1500;  oorjüglicber  finb  bie  oon  &  Smitb 
(ßambr.  1722),  Ste»en|on  (2onb.  1838),  3)tobetlep 
(ebb.  1869),  J&olbet  (%xeib.  i.  93t.  1882;  2.  3lu«g. 
1890)  unb  $lumnet  (2  93be.,  Orf.  1891).  Sa«  3. 
unb  4.  33ud)  »utbe  ©on  SMapot  unb  fiumbp  ber« 
abgegeben  (6ambt.  1878).  Sllfteb  b.©i.  überfe^te 
biefe«  9öert  in«  8tnaelfächfifd>e  (bg.  uon  Sdjippet, 
8pj.  1897—1900).  eine  beutfebe  überfehung  beffel* 
ben  lieferte  ©üben  (Sdjaffb- 1866).  93.«  (bronolog. 
2Dcrl  «De  sex  aetatibus  mnndi»  mürbe  nach 
ber  oon  ibm  juerft  eingefübrten  3eitted?nung  be« 
Sionpfiu«  bie  ©runblage  ber  meiften  UnioerfaU 
chroniten  be«  «Wittelalter«.  5>cr  Sert  fdmtlicber 
SBctte  mit  einer  engl,  ttberfefcung  ber  biftot.  Schrif- 
ten erfebien  non  ©ile«  (6  93be.,  Sonb.  1843—44),  ber 
auch  eine  befonbere  engl.  Überfettung  bet  «Historia 
ecclesiastica»  (ebb.  1840)  oeranftaltete;  femer  in 
ÜJligne«  «Patrologia»  (6  93be.,  ^iar.  1858).  —  »gl. 
©eble,  Disputatio  histor.-theol.  de  Bedae  Venera- 
biiis Tita  et  scrintis  (Seib.  1838) ;  K.  ©etnet ,  93.  ber 
Cbrmürbigc  (2.  3luf!.,  3iHcn  1881). 


Digitized  by  Googl 


SÖebodjter  —  ©ebedung  (aftronomtfcf)) 


599 


©cbarfjicr,  benenige,  ioeld)er  infolge  einet  Ich t= 
toilligen  Verfügung  etioaS  credit  (33ürgerl.  ©efefcb. 
6.  2087);  5).  tft  alfo  ber  als  Grbe  S3erufene,  ber 
«ermädjtniSnebmer,  bec  auS  einer  einem  anbern 
58.  gemalten  Sluflagje  58ered)tigte.  33iSioeilen  roirb 
baS  ÜBort  nur  im  Sinn  oon  5ücrmäd)tniSnebmcr 
gebraudjt.  3n  ber  filtern  5Hed?tSfprad)e  nennt  man 
ben  58.  in  ber  JKegel  ben  honorierten. 

ttcbaQ,  Marl ,  ^^armaceut,  geb.  20. 3an.  1827  ju 
Stabtefdjenbad)  in  berOberpfalj,  ftubierte  inMün» 
eben,  »o  er  1864  bie  Mobrenapotbele  übernahm. 
58.  mar  bann  12  3abre  lang  33orftet>er  beS  ilpo* 
tbeferoremiumS  oon  Dberbapern  unb  ift  feit  1875 
ÜiitftUeb  ber  törüfungSlommiffion  für  Slpotbeter 
an  ber  Unioerjität  München  fomie  ber  Prüfung«: 
lommiffton  für  Slpotb. eferlebrlinge.  Gr  fdbrieb  Über 
tfuffoblüte  unb  Äoftn,  giebt  eine  bapr.  Supplement* 
ilrjneitaxeunb  eine  «Joanboerf  aufspare»  (5.2lufl., 
Münd?.  1894)  berauS. 

itf  cbarf «jüfle,  f.  Gifenbabnjüge. 

^ebarteug  (fpr.-iöb),  fcauptftabt  beS  Man  ton* 
58.  (152,69qkm,  8  ©emeinben,  12267  G.)  im  Sirrom 
biffement  5BejierS  beS  franj.  Scpart.  ioerault,  37  km 
ii  ort  lieb  oon  ÜBe'jicrS,  am  Union  Ufer  beS  Crb  unb  an 
ren  fiinien  SeiterS=58.*St.  Seoerac=9lobej,  GaftreS* 
Montpellier  unb  58.=0raifieffac  (11  km)  ber  Süb* 
babn,  bat  (1896)  5459,  als  ©emeinbe  5968  G.,  $oft 
unbjelegrapb,  ein  GolMge,  öofpital;  Jabrifation 
oon  üud),  Äattun,  Cebcr,  Va.n,  Rapier,  ißren* 
nerei,  Gifen*  unb  ititpfergiefjcrei  unb  £anbel  mit 
iüauboh,  ©ein  unb  (betreibe. 

©cbbutbtjcf,  ©emeinbe  in  Stbcinlanb,  f. 58b.  17. 
cbüurg,  Stabt  im  SretS  5Bergbeim beS  preufe. 
5ileg.'33ej.  ftöln,  an  ber  Grft  unb  ber  Sinie  3ieu|* 
Cu*lirdjenber^rcufe.6taatebabnen,mitfileinbabn 
nacb  öla&betm  (25,4  km),  bat  (1900)  2138  G.,  bar* 
unter  149  Goangelifcbe  unb  703$raeliten,$oft,  Jele* 
grapb, tatb.^farrlircbe,  tatb.  911  ein..  9litteratabemie 
(©omnafium)  im  Sdjlofc  Spd  beS  Surften  Salm* 
jleifferfdjeibt:  gro|c  SBoUtocberei,  SBollfpinnerei, 
Äunitroollefabrif,  Slotgerberei,  JBronje*  unb  Metall* 
roaren*  foroie  3uderfabrit. 

©ebboeS  (fpr.  MbbobS),  SbomaSfiooell,  engl. 
Siebter,  Sobn  beS  SlrjtcS  unb  DJaturforicberäSbo* 
mag  33.  (aeb.  15.  Jlpril  1760,  geft.  24.  Sej.  1806), 

Seb.  20.  oii Ii  1803  in  Glifton,  (am  1817  auf  bie 
barterboufe  *  Scbule  in  fionbon,  bejog  1820  bie 
llnioerfttdt  Orforb  unb  oeröffentlidjte  1821  anonpm 
«The  improvisatore» ,  ©ebiepte,  bie  er  fpdter  burd) 
21  n  lauf  aller  jugdnglicben  Gjemplare  ber  58erbrei* 
tung  entjog.  1822  erfd)ien  baS  Srama  «The  bride's 
tragedy».  Um  Mebijin  ju  ftubieren,  gina  er  1825 
nad)  ©Öttingen,  1829  nad)  5H3ürjburg.  ym  SÖcfitj 
eines  bebeutenben  iUcrmögenS,  fübrte  33.  feit  1831 
ein  planlofeS  SBanberlcben,  lebte  1833—41  meift 
in  Strasburg  unb  3ürid),  1841 — 45  in  58aben, 
(jranlfurt  unb  Berlin,  bann  in  Gnglanb.  1846—48 
nabin  er,  meift  »on  ^tanlfurt  aus,  burdj  ^üerfebr 
mit  ben  'sjJarteifübrem  unb  3eitungSauffä|(e  lebbaft 
an  ber  beutfd?en  bemotratifd?en  Söemegung  teil,  fo 
t>af>  er  »ieberbolt  auSgemiefen  rourbe.  6r  ftarb 
26.  ^\an.  1849  ju  «afel.  3n  9).'  flacblafe  fanb  ftd? 
ca-.-  Drama  «Death's  jest-book,  or  the  fool's  tra- 
gedy» (1850)  nebft  Itmfcfcen  unb  bramat.  SBrud?* 
itüden.  Sief«  jeigen  ^ülle  ber  ^Jbantafie  unb  große 
Sclbjtdnbigleit  beS  SenfcnS,  aber  baä  ©epräge 
eines  unfteten,  büftern  ©eifteS.  KelfaU  gab  «The 
posthumoas  and  collected  poems  ot  T.  L.  B.» 
(2  5J3be.,  2onb.  1851)  mit  93iograpbie  unb  »riefen, 


6.  ©offe  «The  poetical  works  of  T.  L.  B.»  (2  93be., 
ebb.  1890)  mit  Memoir  berauS. 

©ebe  (ober  33  e  t  e ,  nieberbeutfd?,  f  obiel  wie  39it  le, 
toeiterbin  ©ebot,  Abgabe;  lat.  petitio,  precaria, 
tallia  u.  f.  to.)t  bie  im  Mittelalter  übliebe  33ejeicbnung 
für  bie  auS  einer  urfprünglicb  freiwilligen  Unter* 
ftü&ung  ber  SJögte,  ©rafen  unb  Jöerren  betuorge* 
gangene  dltefte  beutfdje  birette  Steuer,  bie  traft 
5ffentlid)en  9iecbtS,  ndmlid)  traft  ber  grdfl.  ©ericbtS* 
barleit  oon  ben  ^nfaffen  ber  ©eridjtSbejirfe  in  frübe* 
rer,  unb  Iraft  ber  lanbeSberrlidjen  ©emalt  in  fpdterer 
3eit  erboben  mürbe  unb  bis  }u  einem  gemiffen  ©rabe 
als  öeerfteuer  für  bie  übernabme  ber  CanbeSbeTtei- 
bigung  burd)  ben  SanbeSberrn  anjufeben  ift.  Sie 
IB.,  anfangs  in  Naturalien,  fpdter  (feit  bem  13. 3abtb. 
übermtegenb)  in  ©clb  entrichtet,  ift  eine  ?lrt  ©runb* 
unb  ©ebäubefteuer  unb  laftete  auf  ben  ©emeinben, 
bie  ibrerfeitS  ben  ibnen  auferlegten  ^Betrag  auf  bie 
bebepfliebtigen  ^erfonen  ib"S  SJejirfS  »erteilten. 
Sie  ntterlidien  iÖefi^ungen  hm  rat  gan),  bie  geift* 
lieben  teilmeife  oon  ber  33.  befreit.  Sen  Stdbten 
lourbe  eine  gemiffe  23eoor}ugung  eingeräumt, 
mandjen  ©ebieten,  namentlich  imOften,  ging  bie 
33.  ben  üanbeSbenen  febon  friibjeitig  oerloren,  fodb* 
renb  fie  in  anbem  bis  in  ben  Slnfang  beS  19.  yabrb. 
hinein  erbalten  blieb.  —  2Jgl.  3eumer,  Sie  beutfdjen 
Stdbtefteuem,  iuSbefonbere  bie  ftdbtifcben  3leicpS* 
fteuern  im  12.  unb  13. 3abrb. 1 U1  Sd^mollerS  «<5or* 
fchungen».  1,2,  £pj.  1878);  Slrtilel  50.  im  «Joanb* 
iüörterbud)berStaatSioifienfd?aften»,9Jb.2(2.äufl., 
3ena  1899) ;  Scfcröber  ,Sebrbucb  ber  bcutfdjen  9ted)tS* 
gefachte  (3.  Slufl.,  fipj.  1898). 

©cbe  fpr.  bibb),  eutbbert,  ^feubonpm  für  (S. 
SBrabtep  (j.  b.). 

Gebert cn,  f.  Seden  (^ägeripr.). 

fiBcbccf tc&  Wclänbc,  ein  ©cldnbe,  auf  bem  tut 
©egenftdnbe  befinben,  bie  bie  freie  Umficbt  unb 
iüJaffemoirtuna ,  in  gemiffem  ©rabe  aueb  bie  33e* 
roegung  binbeni,  |.  3J.  3Bdlber,  Drtfcbaften,  gruebt* 
fclber,  Kütten,  SBeingdrten  u.  bgl. 

iBcbecftfamige  i^flan^cn,  f.  Slngiofpcrmen. 

©ebeefuna  ober  Occultation,  in  ber  Slftro* 
nomie  baS  UnftcttbarweTben  eines  fiimmelslör* 
perS  burd)  baS  Vortreten  eines  anbern ,  ber  Orte 
ndber  ftebenben,  baburd),  ba^  legerer  fo  jmifdjen 
bie  Grbe  unb  ben  entferntem  £immelstörper  tritt, 
bafe  er  in  gcraber  fiinie  jreifdjen  beiben  ftebt.  ?lm 
bdufigften  (ommen  9.  oon  ^irfternen  burd)  ben 
Monb  (Sternbebedungen)  als  ben  näcbften 
aller  ähnmelstörper  oor;  ebenfo  lönnen  audj  ^Jla* 
neten  oom  Monb  bebedt  »erben.  Sie  Sonnen* 
finfternis  ift  eine  33.  ber  Sonne  burd)  ben  Monb. 
Seltener  lommen  58.  oon  SMternen  ober  Planeten 
burd)  einen  Planeten,  nod)  feltener  bie  3).  eines  $ir* 
fternS  burd)  einen  ^upitermonb  oor,  febr  bdufig  ba* 
gegen  bie  beS  Jupiters  unb  feiner  Monbe  gegen* 
{eitig  (nid  t  va  oermecbfeln  mit  ben  ^Berfinfterunaen 
ber  yupitermonbe  burd)  ben  3upiterfd)atten).  Man 
unterfebeibet  bei  ber Seobad)tungberSternbebedun* 
gen  jwei  Momente,  ben  beS  GtntrittS  (Anfang) 
unbbeS  SluStrittS  (Gnbe).  Ser  Gintritt  ift  ber 
Hugenblid  beS  3}erf  djtoinbenS  beS  S  temS  am  iHanbc 
beS  bebedenben  öimmelSlörperS,  ber  Austritt  ba* 
SDiebererfcbeinen  beSfelben  am  anbern  iRanbe.  SPei 
33.  oon  '^irfternen  burd)  ben  Monb  finben  Gin*  unb 
3lu$tritt  oollftdnbig  momentan  ftatt.  GS  ift  bieS  ein 
33erceiS  bafür,  bafe  ber  Monb  jebenfallS  leine  mert= 
bare  Htmofpbdre  bat,  ba  biefe  fonft  baS  Sternlid>t 
fd>todd)en  unb  ten  Stern  beim  Gintritt  allmfibl'd) 


600  öebccfung  (mtlitirifö) 

oerfcbwtnben,  beim  Austritt  allmählich,  wieber  auf» 
leuchten  laffen  würbe.  Sei  93.  ton  Planeten  ift  bie 
Süauer  beS  Gin»  unb  Austritts  oon  ber  ©röjse  ibreS 
fcbeinbaren  TurcbmefferS  abhängig.  5)ie  93eobacbs 
tunken  ber  Sternbebcdungen  fmb  rotten  ber  großen 
Schärfe,  mit  ber  fie  erlangt  werben  tönnen,  wichtig 
jur  93eftimmung  ber  Gntfernung  unb  beS  Tuvdv 
meffer v  beS  SDlonbeS  unb  jur  93eftimmung  ber  geogr. 
Sänge  bes  93eobacbtungSorteS. 

©cbcrfung,  beim  ÜJtilitär  eine  größere  ober  Hei- 
nere Truppenabteilung  jur  Sidjeruna  einjelner  $er- 
f onen  (retognoScierenber  Cf fijiere,  Kuriere  u.  bgl.), 
betacbierter  Artillerie  ober  foldber  Abteilungen,  bie 
wie  MunitionSlolonnen,  Transporte  aller  Art,  fia» 
Barette  fampfunfäbjg  fmb.  93.  oon  @efangenen= 
tranSporten  baben  gleichzeitig  beren  93emacbung  ju 
beforgen.  §ür  93.  fmb  aud?  bie  AuSbrüde  (f Störte 
unb  Konvoi  (f.  b.)  gebräuchlich. 

*  cbcgunr,  f.  Öallwefpen  unb  SHofe. 

Öcbcl,  ein  in  fämtlicr>c  iSlamit.  Sprachen  über« 
gegangene«  arab.  5öort,  fooiel  roie  Ausgleich,  Gr-- 
fafe.  B.  askjeri,  ber  9Jtilitdrerfa&,  ift  eine  ©elb= 
abgäbe,  burdj  bie  bie  chriftl.  Nationen  ber  Pforte  oon 
ber  ibnen  nach  Aufbebung  ber  Äopffteuer  (1856)  auf* 
erlegten  militdr.  2)ienftpflid?t  befreit  werben. 

iöcbcmimb,  93cttemunb  (oom  altbeutfcben 
mund  in  ber  93cbcutung  oon  Sdniti,  ©ewalt),  aud) 
93umebe,  93auermiete,93unjengrofcbcn, 
Scbürjengelb,  grauenjinS  u.  f.  w.,  bie  93uße, 
bie  für  au&erebelidje  Schwängerung  einer  2eibeige= 
nen  ju  jablen  war;  aud)  bie  GrlaubniSgebübr  für 
bie  Sßerbeiratung  Seibeigener,  meiftenS  nur  oon  ber 
93raut  gefd?ulbet.  $ie  öeirat  ebne  Ginwilligung 
mad)te  bie  Gbe  nid)t  ungültig. 

Beben,  f.  93ebe. 

SBcbcnf sc i t,  bie  ftrift,  bie  iemanb  gegeben  wirb, 
um  eine  Gntfcbltefmng  ju  faffen.  ftür  baS  $HecbtS= 
gebiet  fmb  folebe  Triften  teils  vom  ©efefc  georbnet, 
teils  tönnen  fte  oon  einer  53cbörbe  (iHicbter)  gefefct 
fein,  teils  beruben  fie  auf  prioatred)tlidjer  93er« 
f ügung.  Auf  ©efefc  beruben  unter  anberm  bie  Über* 
legungSfrift  (f.  b.)  beS  als  Grben  93erufenen  (Xeut- 
fd?eS  93firgcrl.  ©efefcb.  §.  1944),  ob  er  bie  Grbfcbaft 
antreten  ober  auSfdjlagen  will;  bie  Triften,  welche 
für  bie  (Anlegung  oon  SKed>tSmitteln  gegttt  riebter* 
lid?e  ober  oerwaltungSgericbtlicbe  Gntfdmbung  ober 
für  93efd)rcitung  beS  StecptSwegS  nach  Gntfcbeibung 
ber  9JerwaltungSbebörben  geftcllt  fmb.  93eim  93er» 
tragSfdjlufe  behalten  ftcb  Parteien  wobl  ben  SRüct- 
tritt  innerhalb  beftimmter  tfrift  oor,  ober  umgetebrt 
wie  beim  Kauf  auf  93robe  bie  Grtlärung  über  ben 
Abfcblufc.  Sonft  pflegen,  namentlich  im  fjanbels= 
terfebr,  eigentliche  93ebenlfriftcn  ganj  fortzufallen; 
aud)  wenn  bie  93ertragfd)liefcenben  fid)  an  »erfcbie= 
benen  Drten  befinben ,  ift  ber  Offerent  an  fein  Am 
gebot  gefetjlid)  nur  bis  ju  bem  3eitpuntt  gebunben, 
an  welchem  er  ben  Gingang  ber  Antwort  bei  orb= 
nungSgemdfeer,  recbtjeitiger  Abfenbung  berfelben  er» 
«arten  burf  te  (roie  jettt  bet  allen  93ertrdgen ;  93ürgerL 
©efefcb.  §.  147).  Soll  ber  Offerent  Idnger  gebunben 
fein,  fo  mu|  bieS  entroeber  oon  beiben  Teilen  auS* 
brüdlicb  oereinbart  ober  rocnigftenS  oom  Offerenten 
bei  Abgabe  feiner  Grtlärung  einfeitig  funbgegeben 
fein,  roaS  bei  Käufen  bureb  öinjuf ügung  geroifier 

Klaufein,  j.  93.  «feft  angeftellt  bis  jum  »,  auS= 

gebrüdt  ju  werben  pflegt. 

4*cbertana,  Äaftell,  f.  2>arbaner. 

^eberfefa,  gleden  im  HreiS  Sehe  beS  preufe. 
JReg.^fj.  «Stabe,  am  See  oon  93.,  auS  bem  bie  fpäter 


—  JBcbforb  (Äa|)foIonic) 

ÜJtebem  genannte  Aue  na*  31.  gur  Clbe  unb  nacb 
S.  ein  fianal  }ur  SBefer  unb  ©eefte  f  ubrt ,  unb  an 
ber  Nebenlinie  93.s®eeftemünbe  (24,5  km)  ber  $reu<0. 
StaatSbabnen,  Sig  eines  StcueramteS,  bat  (1900) 
1616  meift  eoang.  (f.,  ^ioft,  Telegraph,  Cberf  örfterei, 
aot.  Rirdje,  JRefte  einer  alten  SHitterburg  (1460  oon 
93remen  erbaut  unb  1654  oon  ©eneral  HönicjiSmart 
jerftört),  Cebrerfeminar  mit  Internat  (30  3öglinae) ; 
ferner  fianbwirtfebaft,  @erberei,  93rauerei  unb 
^Branntweinbrennerei.  —  93gl.  SRuete,  Sieben  Qa\fX' 
b^unberte  aus  ber  (Scfcbicbte  93.S  (Stabe  1877). 

ft?cbcu#,  ?»ofepb,  Öbler  oon  Scbarberg,  frifto* 
riler,  aeb.  2.  0ebr.  1783  ju  öermannftabt,  ftubierte 
bafelbit  unb  tn  fllaufenburg  bie  Wed?te,  !am  1827 
jur  ficbenbürg.  öoffanjlei  nach  9Bien  unb  f obrte 
1837  als  OberlanbeSlommiffar  nad>  Siebenbürgen 
jurüct.  ßier  nabm  er  am  öffentlicbeu  fieben  ben 
regften  Anteil  unb  erwarb  fid)  in  fdjwieriger 
bie  Achtung  aller  Parteien.  6r  ftarb  6.  April  1858 
ju  ßermannftabt.  93.  oeröffentlicbte:  «Abbilbung 
oon  jwei  alten  SRofaiten»  (anonpm;  dermannft. 
1825),  «£iftorifcb:genealogifcr/sgeogr.  Atla*  jur 
überfielt  ber  @efcbid>te  beS  ungar.  Geichs»  (ebb. 
1845—53),  «1-DaS  Lucrum  Camerae  in  Ungarn  unb 
Siebenbürgen»  (Äronft.  1838),  «2He  ©appen  unb 
Siegel  ber  dürften  oon  Siebenbürgen  unb  einjel-- 
ner  ftdnbifcbcr  Stationen  biefeS  SanbeS»  (öermannft. 
1838),  «2)ie  93erfaffung  beS  ©ro&fürftentumS  Sie* 
benbürgen»  (9Bien  1844).  Gr  hinterließ  im  OTanu» 
ffript  eine  autobiograpbifebe  o©efd?id)te  meine« 
üebcnS  unb  ber  mich  berübrenben  3fttereigniife».  — 
1  93gl.  g-riebenfelS,  3ofepb  93.  oon  Sdjarberg  (2  93bc., 
9öien  1876—77). 

«cbforb  (fpr.  bftbförrb).  1)  OJraffdiaft  im 
6outh»3)«blanb=3)ifrrittGnglanbS  (f.  Harte:  Gng* 
lanb  unb  SBaleS),  im  SO.  mit  ben  unfruchtba- 
ren fireibebügeln  ber  6biltern»6illS  unb  einem  ihnen 
parallellaufenben,  auS  ©rünftein  gebilbeten  £>&beiv 
juge,  ber  Safjerfcbeibe  jwifepen  Themfe  unb  Cufe, 
erfüllt,  bat  1193,7i  qkm  unb  (1891)  160  729  Q. 
unb  ift  mit  88  93roj.  Ader-  unb  SBeibeftdcbe  bie 
beftangebaute  ©raffebaft.  £>auptfluß  ift  bie  Cufe  mit 
bem  >el.  Außer  ben  ^robutten  beS  Ader-  unb 
©emfifebaueS  (um  93.  unb  93iggleSwabe)  unb  benen 
ber  beträchtlichen  SMebjucbt  gehören  ju  ben  tor= 
jüglicbften  mehrere Äalnorten  unb  SBalfererbe.  Sie 
^nbuftrie  beftebt  befonberS  in  Anfertigung  oon 
Spigen  unb  Strohflecbterei.  93.  jerfdllt  in  bie^orb» 
ober  93iggle3mabe:$ioifion  unb  bie  6üb<  ober 
CutomÜJioifion  mit  je  einem  ^iarlamentSmitglieb. 
Öauptorte  finb  93.,  2)unftable,  2uton  unb  93iggIeS« 
wabe.  —  2)  ßauptftabt  ber  ©raffdjaft  93.,  an  ber 
ton  hier  ab  fdjiffbaren  Dufe,  hat  (1891)  28023  (*., 
St.  «UeterStircbe  ( 14. 3ahrb.),  St  93aulStirdje  (1879), 
bie  Shitehall  (1753),  eine  100  m  lange  Steinbrüde 
(1811).  bie  eiferne  93rüde  (1883),  bie  Statuen 
3obn  93unpanS,  ber  biet  12  Iftabre  gefangen  fafe, 
unb  3obn  SowarbS;  fowie  ^abrifation  oon  Ader» 
baugerdtfebaften,  Spijjcnllöppelei,  Strohhut»  unb 
Sdjubfabrifation,  feanbel  mit  ©etreibe  unb  93ieb  unb 
gute  Sdmlen.  Sir  SB.  öarpur  (fleft.  1574),  £orb- 
SWapor  »on  Öonbon,  oermaebte  93.  einige  ©runbftüde 
in  Conbon,  unb  auS  benGintünften  berfelben  werben 
eine  Sateinifcbe  Schule,  eine  neuere  Schule  unb  eine 
ßlementarfchule  für  Knaben  unb  ähnliche  Sdjulcn 
für  ÜDtäbdjen  fowie  Armenhdufer  erpalten. 

®ebfotb  (fpr.  be"bbf örrb),  2)i«ifton  in  ber  5Rorb« 
oftprooin j  ber  brit. Äaplolonie  (f-  Warte :  ft  ap  l  o  l  o ■ 
nien),  hat  (1891)  3173  qkm  unb  11671  G.,  bar« 


Digitized  by  Googd 


Scbforb  (^erjogStitet)  —  Sebtngung 


601 


unter  2295  2Bci&c,  unb  umfaßt  bie  anmutigen  unb 
fruchtbaren  Ibdier  in  ben  Kaga*,  ©rofewinter*  unb 
flrommebergen.  $te  öauptftabt  93.  bat  (1891) 
1159  G.,  barunter  460  "JÖeifee. 

«ebforb  (fpr.  be"bbfÖrrb),  3obn  Vlantagenet, 
JÖerjog  oon  93.,  ber  britte  Sobn  Äönig  öeinrieb«  IV. 
oonGnglanb,  würbe  1389  geboren  unb  erbielt  1414 
oon  feinem  Vruber,  ÄÖnig  ^einrieb  V.,  ben  Jitel 
Äjerjog  oon  93.  Gr  war  Statthalter  Gnglanb«  wäb« 
renb  be«  König«  Slbwefenbeit  in  tJranfreid)  unb 
würbe  oon  bem  fterbenben  ^einrieb  V.  (1422)  jum 
Regenten  grantreid)«  unb  ber  Mormanbie  ernannt. 
Gr  führte  ben  franj.  flrieg  gegen  Äarl  VII.  mit  gros 
fjem  militär.  unb  biplomat.  ©efebid  weiter,  wufete  bie 
roertooüe  Vunbc«genofienfd)af  t  be«  öerjog«  Vbilipp 
be«  ©ütigen  uon  Vurgunb  ju  gewinnen  unb  erfocht 
1424  einen  glänjenben  Siea  bei  Verneuil.  Slber  oer* 
geblid)  fudjte  er  ben  Umtrieben  feinet  felbftiücbtigen 
33ruber«  fienog  £umpbrep  oon  ©loucefter  ju  oe» 
gegnen,  ber  Söurgunb  ju  entfremben  unb  bie  Ärieg* 
fübrung  ju  bemmen  wufjte.  Sobann  erfolgte  ber 
grofse  Umfcbwung  in  bem  ftrieg«glüd  burd)  ba« 
auftreten  ber  Jungfrau  oon  Drlrfan«,  unb  aueb  nacb 
ibrer  £inrid)tung,  bie  bauptfdd)lid)  auf  93.3  93e» 
treiben  erfolgte,  ging  e«  mit  ber  engl.  DJlacbt  in 
^ranfreid)  beftänbig  rüdwärt«.  93.  ftarb  11.  Sept. 
1435.  —  SBorübergebenb  erbielt  ben  Xitel  eine« 
&erjog3  oon  93. 1469  ber  Meffe  be«  ©rafen  SBar* 
roid  (i.  b.),  ©eorge  Meoille,  fobann  oerlieb  ihn 
JDetnticr)  VII.  feinem  Cbeim  3a«perütubor,  @ra: 
fen  oon  Vembrole,  ber  ihn  er)ogen  hatte  unb  einer 
feiner  treueften  Reifer  bei  ber  Groberung  be«  engl. 
Sbrone«  gewefen  war.  ÜRit  ipm  crlofdj  1495  bie 
£erjog«würbe  unb  würbe  erft  nad)  jwei  3abrbun= 
berten  wieber  erneuert. 

3)enJitel  eine«  ©rafen  Oon  93.  erbielt  1550 
ber  unter  fcetnrid)  VIII.,  Gbuarb  VI.  unb  3Jiaria 
eine  bebeutenbe  Wolle  fpielenbe  fiorb  3  o  bn  ütu  f  f  el  l 
(f.  b.).  3)effen  etnjiger  Sobn  ftranci«  JHuffcll,  jweb 
ter©rafoon  93.,  geft.  1585,  war  unter  Glifabetb 
einflußreiche«  üflüglieb  be«  ©ebeimen  üiat«.  3Bil* 
Harn  SRuff  eil,  fünfter  ©raf  oon  93.,  geft.  1700, 
würbe  11. 9Äai  1694  jum  ÜHarqui«  oon  J  aoiftodunb 
6er  jog  oon  93.  erhoben.  — 3  obnStuf  feil,  oier* 
tcr  fxrjog  oon  93.,  geb.  1710,  ein  burd)  bie  21m 
grine  ber  Vriefebe«3«niu«belannter  Staatemann, 
id)lofc  1762  al«@efanbter  unter  93ute«  9Jliniftcrium 
ju  <jontainebleau  ben  Vrälimtnarfricben  mit  fixanV 
reidj,  bem  1763  ber  enbgültige  ^riebe  *u  Vart«  folgte, 
burd)  ben  ftriebrieb  b.  @r.  preisgegeben  würbe.  Gr 
ftarb  15. 3an.  1771.  Seine  oon  öorb  3obn  SHuffell 
herausgegebene  «Corrcspondence»  (3  93be.,  ßonb. 
1842  —  46)  ift  wichtig  für  bie  3eitgefd)id>te.  — 
granci«  Muffel l.  fieb  enter  ©erjog  oon  93., 
geb.  13.  9Jtat  1788,  bis  ju  feine«  Vater«  2ob  al« 
üflarqui«  oon  Jaoiftod  betannt,  war  eifriger 
SBbig  unb  oerbient  burd)  bie  Veförberung  eine« 
rationellen  Äderbaue«  auf  feinen  ©ütern.  Gr  ftarb 
14.  fsuni  1861.  —  ©egenwdrtiger  Jrdger  be«  Sitel« 
ift3lrtburf  elfteröerjog  oon93., geb.l9.$ebr. 
1858,  ber  tn  feinem  83ud)  «A  great  agricultural 
estate»  (fionb.  1897)  ein  intereffante«  Vilb  oon  ber 
i?age  be«  engl,  ©rofegrunbbefifce«  entwarf.  6r  folgte 
1893  feinem  93ruber  granci«,  ift  fiorbleutnant  oon 
anibblcüer,  matfcte  1882  ben  tyelbjug  in  «gppten 
mit  unb  war  1884—88  Slbiuntt  be«  ©encralgou» 
oerneur«  ton  Cftinbien.  (S.  aueb  Munell.) 

©ebiblif ,  dltere  figppt.  ©olbmünje  (feit  1839) 
oon  100  ^iaftem  =  20,889  3R. 


©ebtwg*«*«,  Saucrfdjaft  in  ber  SRbeinprooinj, 
f.  33b.  17. 

33cbingtc  ^egnabigung,  f.  Verurteilung. 

^ebiugteet  Urteil,  nad)  ber  $eutfa>en  Sioil< 
projefjorbnung  (§§.  460,  462,  477)  ein,  ber  ßfterr. 
ßimlprojeftorbnung  oom  1.  V(ug.  1895  unbetann* 
te«,  Qnt>-  ober  3<oifd)enurteil  (f.  b.),  ba«  bie  6nb; 
entfd)eibung  oon  ber  Seiftung  ober  9Ud)tleiftung 
eine«  jugcfdjobenen  ober  rid)terlid)en  Gibe«  (f.  Gib) 
feiten«  einer  Partei  abhängig  mad)t,  unb  ba«  c.v 
ber,  fofern  e«  9ied)t«traft  erlangt,  nod)  ein  9!ad)° 
oerfabren  jur  (Srbebung  be«  erfannten  Gibc«  unb  jur 
enbgültigen^eftieftung  ber  folgen  erforberlid)mad)t. 

Vcbiugtc  Verurteilung,  f.  Verurteilung. 

Sebinguug,  ba«jenige,  wo^u  ein  Slnbcre« 
(ba«  93ebingte)  in  einem  Verbältnt«  ber  Mbbdngig» 
leit  ftebt,  ober  weldje«  oorau«  gegeben  fein  mufe, 
wofern  ba«  Slnbere  foll  ftatt^nben  tönnen  (f. 
Öppotbefe).  55a«  9Jcrbdltni«  oon  93.  unb  93ebing= 
tem  ftnbet  cbcnfowobl  Slnwenbung  auf  blo&  ©e= 
bad)te«  wie  auf  ein  Sein  unb  ©efebrben.  3" 
terer  93ejicbung  beiden  93.  einer  Jbatfadje  fdmtlidic 
Umftdnbe,  oon  beneu  ber  (Eintritt  ber  Xbatfadbe  ab: 
bdngt.  2>od)  wirb  unter  biefen  meift  irgenb  eine 
peroorragenbe  al«  bie  eigentlidje  Urfadje  au«gejeid>= 
net,  unb  bann  unter  93.  nur  f oldje  fernere  Umftdnbe 
oerftanben,  weldje  gur  Urfadje  nod;  mitwirfenb  bin' 
jutreten  müffen,  um  ben  (frfolg  juwege  }u  bringen; 
in«befonbere  bou  Conditio  sine  qua  non  eine  un- 
erldf}lid)e,  burd)  feine  anbere  ju  erfefcenbe93.  $Jn  ber 
@rtenntni«tbeorie  bat  93.  oorjug«wcife  bie 93c- 
beutung  beffen,  wa«  jur  Grfenntni«  eine«  ©egeiw 
ftanbe«  überhaupt  bte  unerläßliche  93orau«fe^ung 
bilbet.  formale  93.  nennt  Äant  bie  allgemeinen, 
gefefcarttgen  93orau«fe|»ungen  ber  gegenftdnblidjen 
Grfenntm«,  im  Unterfd)ieb  von  iprer  materialeu 
93ebingtheit  bureb  ben  gegebenen  Stoff  ber  Sinne«; 
einbrüde.  Normale  93.  jur  «2){öglicbteit  ber  Qx-- 
fabrung»  ftnb  bie  ©runbgefe^e  ber  Sinnlicbfeit 
(iRaum  unb  3cit)  unb  be«  Verftanbe«  (bie  Hatego-. 
rien).  2>ie  93ebingtbeit  unferer  ftnnlicben  ober  Gr: 
fabrung«er!enntni«,  oermöge  ihrer  burcbgdngtgcn 
jlbbängigteit  oon  Siaum  unb  3«'t  in  ber  ©rcnjeiv 
lofigleit  ihrer  Delationen  (f.  9lelation  unb  JHelatio), 
ift  feit  alter  3«»*  ©egenftanb  tieffinniger  philof. 
Untcrfudjung  gewefen.  9>on  Vlato  bereit«  erfannt, 
ift  fte  burd)  bie  ©eftaltung  ber  9Biffenfd)aft  feit  ben 
Anfängen  ber  9lemeit  immer  llarer  bcrau«geftellt 
unb  oon  Kant  auf  entfdjeibenbe  SBeife  fcftgcftellt 
worbrn.  ©egenüber  ber  grcnjenlofeu  93ebingtbeit 
ber  Grfabntng  halten  wir  bennod)  bie  ^orberuug 
be«  Unbebingten  feft.  9Bie  bie  93ebingtbeit  ber 
Melatioitdt,  fo  entfpridjt  bie  Sortierung  be«  Unbe> 
biugten  ber  be«  Slbfoluten  (f.  b.). 

3n  ber  9t  e  d)  t « f  p  r  a  d)  c  ba  1 93.  brei  93ebeutungen : 
1 )  2)ie  oben  angegebene,  infofern  man  aud)  im  9ted)t 
93.  einer  Sbatfadje  fämtlid)e  Umftdnbe  nennt,  oon 
benen  ber  Gintritt  ber  £batfa<he  abhängt,  ober  mit 
anbern  9Borten:  93.  ftnb  bie  93orau«fe^ungen  eine« 
Grfolg«.  9Benn  irgenb  ein  Grfolg  eintritt,  ber  oon 
cioilred)t(id)er  ober  ftrafrecbtlicber  93ebeutung  ift,  fo 
lommt  e«  barauf  an,  feft}uftellcn,  wer  ben  Grfolg 
oerurfad)t  hat.  Sil«  Urfacbe  wirb  nun  irgenb  eine 
ber  oerfdjiebenen  93.  bejeiebnet,  welche,  betruber  ift 
man  in  ber  9ied)t«wiffenfd)af t  nicht  einig.  (Vgl.  ben 
2lrtitel  Haufalitdt,  2lbi.  2.)  —  2)  Sie  Urbeber  eine« 
SHecbt«gc)d)äft«,  einer  Sdjenlung.  eine«  flauf«,  einer 
Unwilligen  Verfügung  u.  f.  w.  lönnen  ba«,  wa«  fte 
mit  bem  SRed?t«gefd)äft  wollen,  abhängig  machen  oon 


Digitized  by  Google 


602  SBebia  - 

bem  ßintritt  eine*  julünf  tigen  ereigniife*,  j.  33.  wenn 
mein  Sohn  8lmt*ricbter  in  SJerlin  wirb,  foll  er  mein 
borttge*  öau*  ale  ein  ©efdjent  baben.  $a*  ift  eine 
3J.  Des  iJlccbtögefchäft*.  Siefe  33.  fann  aufiebie* 
b  e  n  b  (f.  Sluffdjicbcnbc  33ebinaung)  ober  a  u  f  1 6  f  e  n  b 
(f.  Suflöfenbe  33ebingung)  fein.  2)ie  33.  tann  ferner 
{ein  affirmatio  ober  negativ,  je  naebbem  fte  ba* 
bin  lautet,  bafj  etwa*  gejebehe  ober  bat,  etwa*  nid}t 
gefebehe.  $n  SRücfftd?t  auf  bie  für  ben  eintritt  ber  33. 
thdtigen  Kräfte  Reifet  bie  33.  Will lür lieb  (pote* 
ftatio),  toenn  ber  eintritt  ber  Jbatfacbe  oon  einer 
freien  öanblung  be*  bebtngt  SJercchtigten  ober  fonft 
bei  ber  Sache  beteiligten  abhängt,  |ufällig(ta« 
juell),  toenn  fte  oon  einjlüffen  abfängt,  bie  nicht 
beliebig  h*roorgerufen  »erben  lönnen.  ©ei  ber  6r» 
füllung  «gemi{cpter »  33.  roirfen  SBiUfür  unb  Sur  all 
jufammen.  5Die  3).  fdjroebt,  folange  ba*  enbergeb» 
ni*  ungewiß  bleibt,  fällt  au*  mit  ber  ©cioi&beit 
ibreä  ^Nichteintreten*  unb  wirb  erfüllt  mit  biefem 
Eintritte.  9tccbtliche  erllärungen,  bie  unter  einer 
auffebiebenben  33.  abgegeben  ftnb,  treten  erft  in 
Kraft,  toenn  bie  33.  rtdjocroirf  liebt;  ber  eintritt  ber 
33.,  j.  3).  ber  erwerb  be*  Siechte* ,  wirb  auf  bie 
3eit  be*  Slbfcbluffe*  be*  Mecbtögefcbäft*  nur  jurüd ■■ 
belogen,  wenn  e*  [i*  nacb  «uälegung  au*  bem 
3nbalt  be*  <Heebt*gefcbäft*  ergiebt  (33ürgerl.  ©e* 
feftb.  §.159).  33ei  eintritt  einer  auflöfenben  33.  mufe 
ber  Inhaber  bie  erbaltene  Sache  in  ber  urfprüng* 
lieben  3kfd)affenbeit  mit  aDen  babon  gewonnenen 
Früchten  jurüdgeben  (f.  158);  e*  tritt  ber  frühere 
jiecbtSjuftanb  roieber  ein,  Verbotene  (j.  33.  Crlafs 
ber  Haftung  für  SJorfah,  §.  276),  unfittlicbe  i  Dteli« 
gion  äitbern),  unmögliche  unb  wiberfprticb*oolIe 
33.  machen  bie  von  ihnen  abhängig  gemachte  33e* 
ftimmung  oon  oornberetn  unmirlfam  (§§.  134, 138). 
3üirb  ber  Gintritt  ber  33.  oon  ber  Partei,  ;u  beren 
Nachteil  er  gereichen  mürbe,  miber  Jlreu  unb  ©lau: 
ben  »erb.  inbert ,  fo  gilt  bie  33.  al*  eingetreten 
(§.162).  SBirb  bei  Lefet  billigen  ©erfügun- 
gen  bie  3u)°£nbung  an  bie  33.  einer  Seiftung  ge« 
fnüpft,  j.  33.  «wenn  A  bem  B  3000  SM.  japlt,  foll 
A  mein  x>au£  erhalten» ,  f o  untertreibet  man  biete 
in  ber  33.  enthaltene  3umenbung  (an  B)  als  mortis 
causa  capio  oon  einem  3tarmäcbtm*.  3m  Sioü« 
»rojefc  wirb  ber  einwanb  be*  33ellagten,  bafe  ber 
Stnfprud)  be*  Kläger*  nur  ein  bebingter  gewefen 
fei  unb  ftd)  ie  nacb  ber  Slrt  ber  33.  burd)  beren  ein- 
tritt ober  bliebt  eintritt  erlebigt  habe,  menn  e*  ftd) 
um  eine  auffebiebenbe  33.  hanbclt,  al*  ein  üeug* 
nen  be*  Klaggrunbe*  angefeben  unb  baber  bem 
Kläger  ber  3kmei*  auferlegt,  baft  er  unbebingt  be- 
rechtigt fei  (f.  33ewei*laft).  SDie  «frage,  inwieweit 
eine  oor  ©eriebt  erfolgte  cinräumenbe  erilärung, 
welcher  ein  eintoanb  tm  obigen  Sinne  beigefügt 
ift,  ungeachtet  biefe*  3ufa&e*  al*  ©eftänbm*  an» 
jufeben,  beftimmt  ftd;  laut  §.  289  ber  3>eutfchen 
Siütlprojefeorbnung  nach  £age  be*  einzelnen  tfalle*. 
—  Über  bie  Skhanblung  bebtngter  ^orberungen  im 
Äonlurfe  f.  Sorberungen  unter  einer  auftrieben: 
ben  ober  auflöfenben  33ebingung.  —  3)  3n  einem 
anbern  Sinn  toerben  bie  einjclnrn  nähern  33eftim' 
mungen  eine*  abgefchl offenen  Vertrag*,  j.  33.  über 
bie  3eit  ber  Übergabe  einer  oerfauften  Sache,  bie 
Serjtnfung  bc*  Kattfpreifc*  u.  bgl.  33.  genannt, 
eine  befonbere  3Did)tigfeit  haben  bie  allgemei« 
nen  33..  ba*  ftnb  berartige  nähere  33eftimmungen, 
welche  für  eine  aanje  Klaffe  oon  SHecht*gefchäftcn 
im  oorau*  aufgeftellt  merben.  ^eber,  welcher  einen 
Vertrag  mit  einem  ^nftitut  fcbltefet,  ba*  folebe  all=  | 


Scbfc^a 

gemeine  33.  über  Serträge  ber  %tt  »erbffentlicbt 
hat,  ober  für  welche*  oon  maftgebenber  Stelle  folebe 
allgemeine  33.  veröffentlicht  fuib,  wirb  fo  angefeben, 
al*  habe  er  ftch  ben  allgemeinen  3).  unterworfen. 
T ieu Iben  gelten  al*  Xtxl  be*  Vertrag*  (lex  con- 
tractus),  fomeit  ihre  Slnwcnbung  nicht  befonber* 
au*grfchloffcn  ift.  Solche  allgemeine  33.  ftnb  für 
ba*  Sran*portgefcbäft  in  ben  3krfehr*orbnungett 
ber  eifenbahnen,  für  ba*  33erftcherung*gefchäft  in 
ben  allgemeinen  Seeuerftcherungebebingungen,  ben 
allgemeinen  33.  ober  ben  Statuten  ber  2eben*> 
Seuers,  öagel«,  UnfalIoerftcherung*gefellfcbaften, 
für  bie  33örfengefd?äfte  in  ben  33&r[enbebingungen 
ober  ©örfenufancen  ber  einjelncn  ^lä(te  enthalten, 
©ebia  (fpr.  bebfeba),  3?oll*ftamm,  f.  33ifcharin, 
tBeblam  (fpr.  be*bblämm),  amtlich  33eth(ent, 
Ählürjung  im  engl.  9Jolt*munbe  für  Bethlehem, 
ein  ^rrenbau*  in  fionbon,  bellen  s3iame  fprichwört« 
lieh  für  2olIbau*  überhaupt  geworben  ift;  baher 
33eb(amit  fomel  wie  ^ollhäu*(er.  6*  war  ur< 
fprünglich  eine  1247  geftiftete  Priorei  in  33ifhop*- 
gate,  won  ber  Kirche  St.  SDiaria  oon  3Jetblebetn  ab* 
bängig;  Jocinrich  VIII.  fchenlte  ba*  fiofpij  1547  ber 
(£itp,  bie  e*  jur  3luf nähme  oon  50  bi*  60  ®eifte*= 
Iranten  bestimmte.  S5a*  f>ofpi}  würbe  1676  nach 
llioorfielb*,  1814  nach  feiner  je&igen  Stelle  in 
St.  ©eorge'*  ^ielb*  in  fiambeth  oerlegt.  33.  fann 
iettt  300  Patienten  aufnehmen.  1\c  ^ahre*ein< 
nahmen  betragen  40000  $fb.  St 
«cblfltntt,  f.  33eblam. 

löcblington  (fpr.  Icbblingt'n),  Stabt  in  ber 
engl,  ©raffebaft  9tortbumberlanb,  Uni*  am  %l\iftt 
3Jlpth,  hat  (1891)  16996  C.,  Koblengruben,  Gifen-- 
werle  unb  Ketten=  unb  9?ägelfabritation. 

©ebli«,  Stabt  in  Jürltfch^lrmenicn,  f.  33ttli*. 

^cb  'Vaf  Xala  ober  u  ngerwüfte  (ruf).  Go- 
lodoaja  stepj),  ein  öber  Sanbftricb  im  rufftfeb  cem 
tralaftat.  ©ebiet  8»molin*f,  im  ©.  be*  33alcbafch= 
fee*,  begrenzt  im  S.  ba*  ©ebiet  ber  ftbir.  Kirgiien, 
ift  über  450  km  lang  unb  70—100  km  breit  (f.  Karte: 
Muff ifd?!6cntralafien  u.  f.  w.). 

fBebr,  3i  e  b  r  6  o  n  e  i  n ,  llcine  Stabt  im  f>ebt  cba^ 
in  Arabien,  in  einem  fruchtbaren  mafferreieben  Stbal* 
grunbe  an  ber  weftl.  ^ilgerftrafee  jwtfcben  3Rebina 
unb  ÜJtetfa  gelegen.  S)ei  33.  erfocht  ÜRohammeb 
624  n.  ehr.  feinen  erften  grofeen  Sieg  über  bie 
Kureifcbiten;  bie  Umgegenb  oon  33.  wirb  beebalb 
in  ber  arab.  $oefte  hoch  gefeiert. 

«ebretto,  3$al,  £>ocbtbal  im  febmeij.  Kanton 
Jefftn,  bie  oberfte  iha'ftufe  be*  licino,  oom  Sln-- 
fenenpaffe  bi*  Stirolo  20  km  lang.  $a*  Jbal  ift 
raub  unb  wilb,  infolge  ber  fortgefetiten  eutmalbung 
ber  fteilen  Shalwänbe  häufigen  unb  gefdbrltcben 
Sawinen  au*gefettt,  bie  ».  3).  7.  gebr.  1749  ba* 
S)orf  Ofiafca  mit  13,  7.  3an.  1863  bie  Hälfte  be* 
Sorfe*  3).  mit  28  ^erfonen  begruben.  3m  ^* 
wirb  e*  oon  ber  ©ottbarbgruppe,  im  S.  oon  ben 
Jefftncr  Jllpen  eingefaßt;  ber  Saumweg  über  ben 
9iufcnenpa&,  2441  m,  oerbinbet  ba*felbe  mit  bem 
Cberwalli*;  nach  S.  führen  ber  ^Jaffo  bi  9laret, 
2443  m,  in*  3$al  fiaoijjara  unb  bie  gorcla  bi  €ri? 
ftaüina,  2583  m,  in*  35al  S3aoona.  »n  feinem 
untern  6nbe  wirb  ba*  Xbal  oon  ber  ©ottbarbftrafee 
unb  <33ahn  berührt.  $n  5  Dörfern  iäblt  e*  254 
3$iebjucht  treibenbe  einwohner. 

©ebt  «oucin,  Stabt  in  Arabien,  f.  33ebr. 

©rbriöcnmr  f.  33o^olo. 

©ebrofauna*  f.  Drohung. 

©cbf clia,  sircitÄftamm,  f.  33ii<harin. 


Sebföaöur 

©ebfchctpur,  frübereS  mopammeb.  Jlönigrcicp 
in  Dftinbien,  f.  93ibfcpapur. 

iö  cb  umcn  (entftanben  aus  bem arab. 93cbwi ober 
23ebawi,  $lur.  93ebäwi,  b.  i.  99ewobner  beS  flauen 
fianbe*  ober  bet2Büfte),33ejeitbnung  für  alle  bieient' 
gen  arab.  Stämme  unb  3iölterfcbaften,  bie  in  ben 
©üftenlanbfcpaften  Sirabiend  unb  ber  benachbarten 
iMnbcrgebiete  fowie  im  Innern  oon  Storbafrita  ein 
patriarcpalifcpeS  Ritten»  unb  Slduberleben  fübren. 
Sie  wobnen  ftammmcife  in  3*lten  ober  Kütten  ju« 
fammen;  bie  Turfa-  fteben  unter  ScpeidjS,  ein 
Stamm  oon  40  bis  50  3eltbörfcrn  unter  einem  Äabi, 
ber  gleichzeitig  Siicptcr  unb  .freerfüpret  ift.  Sie  58. 
fübren  bte  lange  t'anje,  Flinte  unb  ben  an  ber 
innern  Seite  gefcpärften  Irummen  ?)atagan,  ftnb 
flute  Weiter,  tapfer,  aber  milb  unb  ungeftüm;  auf 
ibren  5Haubjügen  nebmen  fie  für  mebrcre  SBocpen 
Mcbl  unb  gerottetes  ©ctreibe  auf  bem  ^fcrbe  mit. 
Mnfänglicp  würbe  ber9lame93.  nur  ben  nomabifte 
renben  93ewobnern  ber  arab.  SBüftcn  juerteilt,  im 
©egenfatje  ui  ben  Sieferbau  ober  £>anbel  treibenben 
i3cwobnernberStdbte(ben£>abari).  2>ocbfcbon  im 
Altertum  verbreiteten  fid)  wanbernbe  Sorben  arabi« 
feber  SB.  unb  mit  ihnen  ber  SRame  über  bie  fpr.  unb 
ägppt.9Büfte,  fpäter,  nacb  bem  Untergänge  ber  alten 
ftultur,  in  Serien,  SJtefopotamien  unb  Gbalbäa,  ju> 
le&t  mit  ber  (froberung  SlfrifaS  bureb  bie  moelemit. 
Slraber  im  7.  Qafyrb.  auep  über  biefeS  unb  bie 
grofee  SBüfte  bom  üRoten  bis  jum  2ltlantifcben  SJteere. 
15S  haben  fomit  93ebuinenftdmme  arab.  UrforungS 
ein  ©ebiet  eingenommen,  baS  oon  ber  ffieftgrenje 
Serital!  bis  Ulm  2ttlantifd?cn  Ccean  unb  oon  ben 
©ebirgen  KurbiftanS  bis  ju  ben  Äulturftaatcn  ber 
Dlegcroöller  beS  Suban  reicht.  3)o<p  werben,  na* 
mentlid)  tn&frifa,  biele  nomabifierenbe  Stämme 
unter  bem  tarnen  93.  jufammengefafet,  bie  feine*« 
wegS  arab.,  fonbern  pamttifepen  UrfprungS  fmb, 
obfepon  biefelben  teilmeife  im  Saufe  ber  3eit  bie 
arab.  Spracpe  angenommen  baben  unb  fiep  felbft 
für  eajte,  auS  Arabien  ftammenbe  JB.  ffilfeplid)  aus= 
jugeben  pflegen,  über  Stämme,  SebcnSart  unb 
Sitte  ber  arabifeben  95.  f.  Arabien  (33eoölterung). 

ft^bjtit  ober  93e,b3pn  (fpr.  benbfm),  Stabt  in 
9tufftid?=$olcn,  f.  93cnbin. 

Öeecber  (fpr.  bibtfcp'r),  öenrp  2Barb,  ameri!. 
Äanjelrcbner,  Sobn  beS  folgenben,  geb.  24.  3uni 
1813  ju  ßitcbfielb  (Gonneeticut),  warb  1837  $rebi= 
ger  einer  $reSbpterianergemcinbc  ju  fiamrenceburg 
mfjnbiana,  1839  in  ^nbianapoliS,  1847  $aftor 
ju  ÜBroollpn  ßteuporf),  wo  er  all  Mitarbeiter  unb 
oorübergepenb  als  Herausgeber  ber  oielgelefenen 
s4Decbenfd?rift  «The  Independent»  1851—63  eine 
rege  Jbätigteit  entwicfelte.  Unter  ben  Agitatoren 
ber  Slbolitiontften  ragt  93.  beroor.  311*  Webner  jei<p* 
neten  ihn  berber  SHealiSmuS,  febarfe  ^Beobachtung 
ber  menf  rtlicpen  Statur  unb  warme  Gmpfinbung  auS. 
93.S  ^rebigten  mürben  ftenograpbifcp  naebgefebrie^ 
ben  unb  erfdnenen  jahrelang  wöchentlich  als  «The 
Plymouth  Pulpit»  (10  93be.,  1859—72).  1863  be* 
fuebte  er  Gnglanb  unb  trug  bort  burdj  feine  Sieben 
viel  jur  Umftimmung  ber  öffentlichen  Meinung  ju 
©unften  ber  Worbftaaten  bei;  feinein  ßnglanb  gebah 
tenenWebenerf(bicnenl887(«PatrioticAddresaes»). 
Seit  1870  gab  er  «The  Christian  Union»  berauä 
unb  »ollte  barin,  »ie  in  feinen  ^rebigten,  ba* 
Sbnftentum  mit  ber  mobemen  3Biffenf(baft  oereini: 
gen.  6in  Sfanbalprojeft  wegen  Gbebrucb«  mit  ber 
tjrau  feines  SreunbeS  Jilton  (4.  ^an.  bis  2.  3uli 
1875  in  33roonpn)  fcpäbigte  fein  Slnfeben  ftarf.  1884 


—  Scct^eQ  603 

befämpfte  93.  energifd)  baS  einfettige  Regiment 
ber  republifanifcpen  gartet  unb  trat  für  ben  bemo; 
Iratifcpen  ^räfibcntfchaftSfanbibaten  Sleoelanb  ein. 
Qx  ftarb  8.  SWärj  1887  iu  33rootlpn.  9ion  feinen 
}ablreicpen  Scpriften  ftnb  y.i  nennen:  «Lectures 
to  young  men»  (1844,  1850  u.  ö.),  «The  Star 
Papers»  (1,1855;  II,  1858),  93.S  Beiträge  auS 
«The  Independent»  entbaltenb;  «Life  thoughts» 
(1858),  «Sermons»  (1858),  «Eyes  and  Ears»  (1864), 
«Norwood»  (1867,  JRoman),  «Life  of  Jesus  the 
Christ:  Earlier  Scenes»  (1871),  «Yale Lectures  on 
Preaching»  (1872  fg.),  «Evolution  and  Religion» 
(1885);  «Religion  and  Duty,  Sunday  Readings» 
(Öonb.  1887;  beutfep  non  ficoni,  Stuttg.  1889), 
«Last  Sermons»  (Öonb.  1887);  «Bible  studies» 
(bg.  oon  öoroarb,  1893);  beutfepe  SluStrabl  auS  ber 
^rebigtfammlung  «The  Plymouth  Pulpit»  (1859— 
75  umfaffenb)  oon  Jollin  (93erl.  1870)  unb  Äanne= 
giefcer  (ebb.  1873).  —  93fll.  fipman  äbbott,  H.  W. 
B.  (fionb.  1883);  3.  %.  Slopb,  H.  W.  B.,  bis  life 
and  work  (ebb.  1887);  Beecher- Memorial  (ebb. 
1887);  ftoroarb,  H.  SV.  B.,  a  study  of  bis  persona- 
lity,  carcer  and  influence  (9teuporl  189l|.  Seine 
Schmefter  »ar  fruriet  Söeecper»Ston)e  (f.  Stome). 

^cerher  (fpr.  bibtfaVr),  2pman,  amerif.  Ibeolog, 
geb.  12.  Clt.  1775  ju  3le»iJ5aoen,  tourbe  1798  ^re- 
biger  ju  (5<tft-öampton  auf  fiong^^Slanb,  1810  ju 
Üitcpfielb ,  1826  ju  JBofton  unb  1832  9}orftanb  beS 
Lane  Seminary  für  Jbeologen  ;:i  sJBalnut^iUS  bei 
Sincinnati.  Seit  1852  prioatifierte  er  ju  33ofton, 
fpdter  ju  93rootlpn,  mo  er  10. 3an.  1863  ftarb.  93. 
war  einer  ber  bcrübmteften  ^Jrebiger  feiner  3«t 
unb  aJUtbcgrünber  ber  «DUifionSgefellfchaft  in  (£on= 
necticut,beramerif.93ibelgefellfcbaftunb9jorfämpfer 
ber  3)tä^igteitSbewegung  («Sermons  on  Tempe- 
rance»).  Seine  SBerte  («Sermons  on  various  occa- 
sions»)  erfepienen  1852—53  (3  93be.,  93ofton),  feine 
«Antobiography  and  Correspondence»  1864. 

itf  cccfccr  £tott»c,  darrtet,  f.  Stowe. 

»eerbet)  (fpr.  bibtfd?«),  tyreberid  9Biüiam,  engl. 
Seemann  unb  Steif enber,  Sobn  beS  felgcnben,  geb. 
17.  $ebr.  1796  in  gonbon,  machte  als  Offizier  1818 
auf  bem  Jrent  mit  granHin  bie  ßrpebitton  nach 
Spi&bergen  mit,  nabm  1819  an  einer  jmetten  arfti= 
fchen  6rpebitton  unter  ^Jarrp  auf  bem  Schiffe  J&ecla 
teil  unb  unternahm  alSbann  1821  eine  Steife  nacb 
ber  Storbtüfte  SlfritaS  jur  ßrforfepung  ber  Örofeen 
Sprte  unb  ÄprcnaitaS.  3"m  Gommanbcur  erhoben, 
erpielt  er  ben  Sluftrag,  1825  mit  ber  Sloop93loffom 
naep  bem  Stillen  Ocean  unb  ber  Storbwefttüfte 
vilmcritaS  y.\  fegein,  um  ftep  womöglicp  über  ben 
Äo&ebuefunb  mit  bem  oom  Öanbe  b«  oorbringen^ 
ben  Avaut'iiu  ju  oereinigen.  T a  er  baS  niept  er: 
reichte,  tebrte  er  im  Ctt.  1828  naep  6nglanb  (SDoob 
wich)  jurücf.  93on  1837  ab  war  er  mit  bpbrogr. 
Arbeiten  im  3rif<Pen  Äanal  befebäftigt  unb  erhielt 
1847  bie  Seitung  beS  2)torinebepartementS  im  6an» 
belSminifterium ,  bie  er  bis  ju  feinem  Jobe  führte. 
Stacbbem  er  1854  ftonterabmiral  unb  1855  ^räft= 
bent  ber©cograpbifcbcn  ©efellfcpaft  geworben,  ftarb 
er  29.  Stoo.  1856  ju  fionbon.  Gr  oeröffentlicbte: 
«Voyage  of  discovery  towards  the  North  Pole 
1818»  (2onb.  1843),  «Proceedings  of  the  expedition 
to  explore  the  northern  coast  of  Africa»  (ebb. 
1827),  «Narrative  of  a  voyage  to  the  Pacific  and 
Behrings  Strait»  (2  93be..  ebb.  1831). 

fteecibcti  (fpr.  bibtfeh«),  Sir  Silliam,  engl. 
Porträtmaler,  geb.  12.  2)ej.  1753  ju  93urforb  tn 
ber  ©raffdjaft  Djforb,  würbe  1772  Bogüng,  1793 


604  Secdje^Snfefrt  - 

SJHtglieb  ber  SHldbemie,  unb  roat  ßieblin abmalet 
bet  ootnebmen  SBelt  unb  £of  malet.  1797  roibet* 
fubt  ihm  als  erftcm  Äünftlet  SnglanbS  nadb  Sir 
3offc>ua  SRepnolbS  bie  ©bre  beS  9Utterfd?lagS.  93. 
ftarb  28.  $an.  1839  }u  öampfteab.  eine  Gruppen» 
fdjau  ©coro*  III.  im  £>pbeparl  ju  fionbon  (1798;  in 
bet  ©alerie  ju  ftampton  Sourt)  gilt  für  fein  befteS 
2Berf.  Sie  nteiften  feiner  93ilbnifie  leiben  an  ut 
roftgem  Kolorit  unb  an  unnatürlichem  ftaltcnrourf. 

©ccrfjcti  ^nf cl tt  (fpr.  bibtfcb*), f.93onin«3nfeln. 

©ccrt)tuorttj  (fpr.  bibtfcbrüörrtb ) ,  Stabt  im 
ÜJlurrap=Siftrift  ber  brit.-auftral.  Kolonie  Victoria, 
270  km  norböftlicb  Don  Melbourne,  mit  bem  eS  eine 
©ifenbabn  terbinbet,  ift  gut  gebaut  unb  bat  (1891) 
2528  Q.,  barunter  viele  Gbmefen.  Ser  33ejirl  93.  pat 
reute  ©olbf elber,  SBeinbetge  unb  Jabalbau. 

®ee<f  bei  ftubrort.  1)  ©emeinbe  im  Kreis 
Wubrort  beS  preufe.  9ieg.:93cj.  Süffclborf,  3  km 
r.  ertlich  oon  SHubrort,  an  ber  ßmfeber  unb  ber  Kleina 
babn  SRubrort^Srudbaufen,  bat  (1900  )  20495 
(11103  männl.,  9392  roeibl.)  Q.,  barunter  7964 
Cxjangelifdje  unb  46  Israeliten,  $oft,  Selcgrapb, 
eoang.  ^farrtirebe;  Sießelct,  93rauerei  unb  ©rannt: 
roeinbrenncrei.  3ur  ©emeinbe  93.  a  e  b  ö  v t  n  bic  93auer= 
fdjaften  üaar  (f.  b.)  unb  93rudbaufen  (f.  b.).  — 
2)  23.  im  93ejirl  »acben,  $*rf,  f.  58b.  17. 

® ceber mann ,  93 e e b er ro  a n b ,  f .  93eibcrroanb. 

Beef  (engl.,  fpr.  bibf ),  JRinbflcifcb;  Beefeater 
(fpr.  bibf'ibter,  «Stinbfleifcbcffer»),  fdjerjbafte  93e= 
jeiebnung  ber  militär.  2Bä<bter  beS  Joroer. 

Beeft ea (engl. , fpr. bi'bftib) .  a  1  e  p  cb  t  b  e  e , febr 
ftarfe,  au*  lleingefdmittenem  $Uifd)  bwgeftelltc 
öleifdjbrübe,  für  Kranfe  ober  ©enefenbe. 

©eeibigung,  f.  Gib.  [bfebapur. 

©cejapoor,  frübcrcS  inb.  Königreich,  f.  93U 

itPccli tj,  2 tab t  im  Jlreid  3auäV93eljig  beS  preuft. 
9leg.=93ej.  sliotöbam,  an  ber  9Heplifc  unb  ber  Cinie 
23erlin=@üften  (93abnbof  5  km  entfernt)  ber  ^reufe. 
StaatSbabnen,  3  i  ti  eines  2lmtSaerid>tS  (Canbgeridrt 
UotSbam),  bot  (1895)  einfdjliefelicb  ber  93orone 
KrobSbof  unb  ftriebricbsbof  3156  6.,  barunter 
14  Katbolifen  unb  27  Israeliten,  (1900)  3403  Q., 
i>oft,  Jelearapb. 

©eel  £cbub,  b  ebr .  93aal  =  Sebub,ber  9i  a  m  e  beS 
93aal  oon  Gfron,  einer  ber  fünf  pbiliftäifdjen  Stäbte, 
beffen  Dralel  unter  ber  Spnaflie  OmriS  aud)  r>on 
Israeliten  befragt  rourbe.  3n  ber  neuteftament; 
lidjen  ,Seit  biente  ber  iKamc  biefeS  ©otteS ,  in  ber 
93ebeutung  jroeifelbaft  unb  geroöbnlicb  §liegenbaal 
(greb.  Myiafrros)  überlebt,  als  23ejeicbnung  beS  6a» 
tanS,  beS  Cberften  aller  Jeufel,  roie  man  überbaupt 
bamals  bie  ©öttet  ber  Reiben  für  bämonifebe  ÜHäcbte 
anfab.  Sieben  bem  9iamen  93.  etfdjeint  in  ber  banb= 
fcbriftlidjen  Überlieferung  beS  ^euen  JeftamentS 
aueb  bie  $orm  93eel)ebul  («6ert  ber  ©obnung,»); 
fte  bürfte  eine  bewußte  Umbiegung  fein,  um  ben 
irirtlicben  tarnen  niebt  auSfpred>en  vi  müffen. 

©ecmftcr ,  «Uolber  (f.  b.)  in  ber  meberldnb.  tyxo-- 
finj  9iorbbollanb,  ebemalS  ein  See  (im  11.  3<*brb. 
93ameftra),  ber  1608 — 12  troden  gelegt  tourbe, 
rooburd?  7214  ha  frudjtbaren  9JobenS  geroonnen 
mürben.  Sic  ©emeinbe  93.  umfafjt  bie  oier  leile 
be«  ganjen  ^olberS  unb  bat  (1899)  4408  G.,  SBieb= 
jud)tunbKäieberfitung(Gbamcrfifife).  3nberülJiitte 
beS  «BolberS  liegt  baS  55orf  9)libbel  =  93eemfter, 
mit  bem  9tatbaufe,  ber  prot.  Kirde  unb  ^o|'t. 

^ccitliafc,  f.  93öbnbafe. 

©eer,  Slbolf,  öfterr.  feiftorilet,  geb.  27.  gebr. 
1831  ju  vUro&nih  in  2)täbren,  ftubierte  in  93erlin, 


-  93ecr  (ÜRt(f)Qcl) 

^eibelberg,  $rag  unb  SBien  ©efcbi<bte,  ^3t>iIoü>gte 
unb  93ollSroirtfcbaft  unb  rourbe  1853  ©pmnafiaU 
lebrer  in  SjernoroilJ,  bann  in  SBien,  fpdter  in  $rag, 
1856  aufeerorb.  ^rofeff  or  ber  öfterr.  ©efdjidjte  an  bet 
MecbtSafabcmie  )u  ©rofemarbein,  1857  Stofeffot  an 
bet  ^anbelSalabemie  vi  SBien  unb  1868  in  g(eid>et 
Gigenfcbaft  an  bie  2ecbnifcbe  ^o(bfcbule  ut  Wien 
berufen.  211S  ÜJiitglicb  beS  UntertidjtSratS  beteiligte 
ficb  93.  an  ber  SHcform  bet  93ollS«  unb  9lealfd?uien 
roie  bet  tedjnifdjen  öocbfdmlen  CfterteidjS  in  bet^ 
Dortagenber  SBeife.  ^aebbem  et  1870  jut  aufeer* 
orbentlid>en  Sienftleiftung  inS  SRiniftetium  für  ßul* 
tu*  unb  Unterrid^t  bemfen  rootben  roat,  öetlieft  et 
mit  bem  .Sturje  beS  93ürgetminifterium#  biefen 
Soften,  um  |Up  ganj  ber  roifienfdjaftlidjen  unb 

g^riftftellerifcben  ^bdtigfeit  ut  roibmen.  1873  rourbe 
.  jum  9ieicbStatSabgeorbneten  gerodblt  unb  f  <x 
teibtgte  mit  drfolg  bie  Üieufcbule  gegen  bie  Kleri: 
lalen;  1897  rourbe  et  ins  Serienbaus  berufen. 
Unter  feinen  betoortagenben  biftor.  SBettcn  fmb 
)u  nennen:  «©efdidjte  beS  SöeltbanbelS » (5  93be., 
men  1860-84;  93b.  3,  »btetl.2,  au(p  u.b.  %. 
«©efdjidjte  beS  SBeltbanbelS  im  19.3abrb.»,  2  ^l^, 
ebb.  1884),  «Slufjeicbnungen  beS  ©rafen  93entind 
über  SJtaria  iberella»  (ebb.  1871),  «ßollanb  unb  bet 
Cfterreid?ifd)e  Erbfolge Irieg»  (ebb.  1871),  «Sie  erfte 
Teilung  ^olenS»  (3  93be.,  ebb.  1873  —74),  «3o* 
fet?b  tt,  Seopolb  II.  unb  fedunifc.  3br  93riefroecbfel» 
(ebb.  1873),  «griebrid)  II.  unb  oan  Sroieten» 
(Cpj.  1874),  «fieopolb  II.,  $tanj  II.  unb  flatba* 
rina.  3bre  fionefponben?.  Slebft  einer  Einleitung: 
3ur  ©efdjidte  ber  süolitir  fieopolbS  IL»  (ebb. 
1874),  «3ebn  3abre  öfterr.  ^olitil  1801—10»  (ebb. 
1877),  «Sieginanjen  CfterrcidjS  im  19.  3abrb.» 
(^irag  1877),  «Set  StaatSbauSbalt  CfterreiA» 
UngatnS  feit  1868»  (ebb.  1881),  «Sie  Orient.  %o* 
litit  Cfterteid;S  feit  1774»  (ebb.  1883),  «HuS  mu 
beim  üon  2egettboffs  Siacblafe»  (9Pien  1882),  «Sie 
öfterr.  SanbelSpolitil  im  19.  $abrb.»  (ebb.  1891). 
«Kübed  unb  IRetternidj.  Senl|d>riften  unb  93riefe» 
(ebb.  1897),  «Sie  öfterr.  fianbelspolitil  unter  sJÄaria 
2berefta  unb  3ofepb  II.»  (ebb.  1898).  2Rit  $>oi)-- 
egger  gab  er  «3ortfd>ritte  beS  Unterrid>tSrocfenS  in 
ben  Äulturftaaten  Europas  »,  93b  1  u.  2  (ebb.  1867 
—68)  berauS. 
(Beer,  3af.  Siebmann,  Äomponift,  f .  Dteperbeer. 
iittv,  ÜJlidjael,  Jrauerfpiclbidjter ,  93rubet 
WeperbeerS,  geb.  19.  Äug.  1800  ju  93etlin,  r>on 
jüb.  Slblunft,  roibmete  ficb  auf  ben  Unir>erfitäten 
ut  93erlin  unb  93onn  gefdjiajtlicben,  pbilof.  unb 
naturroijfenfdjaftlidjcit  Stubicn  unb  erweiterte  feine 
93ilbung  burdb  Sleifen  in  ^ranfreid)  unb  Italien. 
6pdter  lebte  er  aeroöbnlid)  in  iDlüncben,  am  :Hbein 
ober  in  ^3ariS,  feltener  in  93erlin  unb  ftarb  in  ÜHüm 
4en  22.  ÜJlärj  1833.  ^m  X 1819  lam  fein  Srauer* 
fpiel  «Klptämncftra»  in  93erlin  jur  nuffübrung 
unb  fanb  günftigeSlufnabme.  6S  folgten  bielrauer* 
fpiele  «Sie  93rfiute  r>on  äragonien»  unb  «Set 
i^aria»  (1823),  93.S  bebeutenbfteS  9Berf,  baS,  ein 
6d?mer}enSf<btci  übet  bie  Stellung  beS  3ubentumS, 
ben  Kampf  einet  eblen  9latut  gegen  etniebrigenbe 
Kulturjuftdnbe  bebanbelt  unb  r>on  ©oetbe  günftig 
beurteilt  rourbe.  3n  ^talien  fdjrieb  93. 1826  feine 
genuefifdjen  dlcgien,  in  9Rün<ben  baS  Iraucrftiel 
«Struenfee»  (Stuttg.  1829  u.  1847;  Sp».  1871; 
Sieubrud  mit  einleitung  in  KürfcbnerS  «Seutfdjcr 
9iationallitteratur«,  ©b.  136,  1889).  93.S  «Samt: 
Hebe  ©crle»  (2vh  1835)  begleitete  ber  Sidjtet  unb 
bapt.  2Jliniftet  6.  ton  Sdjenl,  bet  au*  93.S  «93rief* 


Digitized  by  vjOOQIC 


BEERENOBST. 


I  Kirsch]>>hnnmsbe«»r<*  <  1  4  nal  (jr  1     u  Hlüte  -nat  'ir>,  AFrurM<nat  Gr  >    IMJolMYiirhtißr».  ^lattsrhalu.'*- 
St.'irhrllircrr»  1  >?  11.1t  ÜT.)]  a   ßliito  t  nat    Gr.>.   3  Rotfrurhliw-    rauhtidiiilivv  Slartir^htteff1  (nal  OnK 
+  AmCTtkutischr  MimsUcrr»'  »Varcmiuni  marnvarpum  .t/V»  1  'i  naf  ün,  o  Kmem  'nal  Gr  >    !».  Wi'inbceiv. 
IMiirk  Hamburg  1  nal  Ol*.!    (>  WVinlraiil»*.  I'aj'ix'i-  Gtttftipl  1      nat  (tr  i,  a  Hecrf  ( nat  Gr.'    7  Wem 
Immt«',  Rot«*?  wtslail  Gatvdvl  uibI  Gr  1     8  MoBfhtlf  rdWf  rf  u»at   (ir  >     9  Mmiatsrniheiw-  'nat  (rr ' 

10  Alrgtniache  Erdbeote  <  Mt.  Gr.).  IX  GrolMruchtin  Omlf —nfhoorii  mal  (»r.l   IU.  Uünhitre  ''juat  Gn 

Ü  Srliwanr  Maulhrrr«*  I  ^  nat  <ir  ■     14  Itromhccrr  .  'j  nal  Grl  

fr,,  ,v  Lejihtn    /»  Au/1  tA  Hr,*kJ,,iuJ  tituyr  arttjli  AtiftnU ,  Lttjnl 


Digitized  by  Google 


« * 


.':  l. 


■  ; 


- . 


.  »  .  i 


*  * 


'  **■       .'*:.'»  ' 
••  •  ••■x ■•  .•.  • 
i      »  •.-...•!,,. 
'i        ■ '.  .'  i 
Ii.*    ■  •  ••    *  . 
:  Ii  •.. 


-  t     .    •   ■  .' 


* 

■  r  • 


•  •  ,  i      .  »  . 


'.r -Ii  •■»,; 

• 

1 

• 

t      *  • 
*  * 

■*.  .    t  - 

♦<**-,. 

i-.T  :» 

:» 

f»  . 

■f,  »  ■ 

.   -  i  .i 

• 

- 

..;  *- 

.           •     .  v  . 
■  .  ...<.« 

• 

.  1  .  . .  i  .  ,  . 

■ 

<u  i;  ;  •.  1 

• 

*  *• 

1 1  r  -  ■  i  » 

- 

,,»  | 

• 

- 

.;    >  i 

•    .  - 

-  ..•-•„ 

• 

■ 

•  •  •   *  ....  ;■ 

• 

• 

'                     '«.    r  •    1.'.'  • 

•  '■  > 

'         '  • 

■. 

• 

• 

• 

- 

• 

I 

\  • 


-  f 


.   ■  • 


I  <■ 


.  Vi 


N    •'•  .t  t.... 


. .  •  .  :  .Vi:- 


i  7    1  .  .   '•  *.  •        ••     .  •  ■  •  . 


•  - 


Digitized  by  Gpogle 


I  Kirwhjuh&nnitil  < 1 .,  n,i  i  <jr  •    a  Hluw-  •  n.i i  tjjv  A  FntHit  (nal  Or.i    2 .CtalhfrurtitkfB,  ^rlittisohahgr 

Stachelbeere   v  irr     «  II t n i •»  i  nai  lir-i    t  ItoifruHiiici-  niuhw>fajili|n>  Siarhfffieerr  ijmU  Or,l 

+  AiiKTik.uiisrlir  MimisImmt«  •  Viiim  in ni tu  in .1 1 tu«  : 1 1  [•■  M 1 1  , 1»/ i  1 1  •»  na I  (j>-  ,  »/  Kmclil  lädt  Gt.I  V  Wi'inbeen». 
lM;nk  H&mbttrtf  •  nttl  €»t*  •  Ii  WVinlmutw  Kiirwi»i  ImlwlH  M«j  im  t  (ir.ii  «  Hrrr«-  <nat  ( •  r .  •  7  W«?m- 
hrerr.  HotiT  MH»knl  fluti*i]*.*l  'iint  *ir  •  AlonHitutrrHht^rrc  »nnl  I Vr  <  MiMtaffMcdbaMW  '"Hl  (rri 
!•>  \'injriitis<h.' Ki iIIh  iti- •  ii.il  Iii ■•  II  tirofsfrwcliü^  G<tHpni<rtth«%'rt' ui.il  In  »  I».  Himbeere  < 'juat.Gr.i 
III  Srliw.i rtf  M.iulln'i'ri'  •  'i  n.i I  i'iri    M  llromhr.'iv  • 1  j  nat  l»r» 

Hnfhhauj  Aiimrrvu/ii'rijr  LeJClhtxx    fk  Au/1  t  A   Hrwk/i*ttu  iititfr  ..  i  '     '    I  i  .  .'.<  /./■//■er.. 


Digitized  by  C 


ÜBeer  (SBilf).) 

wedjfel»  mit  3mmermann  unb  Sd)en!  (ebb.  1837) 
berau*gab,  mit  einer  biogr.  Ginleitung. 

*ccr,  Sitb-,  ©antier  ju  ©erlin  «nb  Hftronom, 
©ruber  be«  vorigen,  geb.  4.  ^an.  1797,  tdmpfte 
1813—15  in  ben  Reiben  ber  freiwilligen,  »ertaufdjte 
bann  ben  SDUlitärbienft  mtt  bem  £anbel«ftanbe, 
benufcte  aber  feine  ÜDlußeftunben,  um  mit  feinem 
Areunbe  ÜJläbler  Slftronomie  ju  treiben.  3u  biefem 
3mcde  erbaute  er  fid)  eine  tieine  Sternwarte  im 
Tiergarten  bei  ©erlin  unb  beobacbtete  namentlid) 
ben  tölar«  unb  ben  9Ronb.  Gr  ftarb  27.  3Hdr  j  1850 
ju  ©erlin.  2)ie  äbbanblung,  in  ber  bie  ©eobad)* 
tungen  be«  3Rar«  niebergelegt  waren,  erfcfeien  1830 
unb  erregte  ^ntereffe,  in  noib  böberm  ©rabe  aber 
bie  1836  oollenbete  URonbfarte.  $bt  folgte  «Ter 
DJtonb  nad)  feinen  to£mifd)en  unb  inbioibuellen  ©er* 
bältniffen,  ober  allgemeine  wrgleidjenbe  Seleno* 
grapbie»(©erl.l837).  311«  sJ)litgliebber  preuß.Grften 
Mammer  oon  1849  fdjrieb  ©.:  «Sie  2>reitönigS* 
»erfaff  ung  in  ibrer  ©efabr  für  ©reußen»  (©erl.  1849). 

«cerberg  (©roßer ©.),  ber  böAfte  ©erg  (984  m) 
be«  S  büringer  2Balbe«,  im  $>erjogtum  Sad)fen*Go* 
burg*©otba, norböftlid)  oon  3ella ;  er ift  bi«  }u  feinem 
jiemlid)  flacben  ©ipfel  bidjt  bewalbet  unb  wirb,  ba 
er  leine  SluSficbt  gewäbrt,  wenig  beiucfct.  Seit  1884 
burd?bobrt  feinen  Slorbabbang  bie  Gifenbabnlinie 
©laue*JHitf  djenbauf  en  in  einem  3  km  laugen  lunnel. 

«ccrbQoom,  Eiftrift  in  Bengalen,  f.©irbbum. 

töccrtnantpögncr,  f.  ©eerweine. 

Jöccrbtgung,  f.  ©eftattung  ber  Zoten. 

flBeere  (Bacca),  in  ber  ©otanil  eine  mebr  ober 
minber  fleiftbige  unb  faftige,  im  3uftanbe  ber 
iHeife  in  ben  meiften  fällen  nidjt  auffpringenbe 
Arudjt,  beren  innere  Sdjidjten  fletfdjtg,  breiig  ober 
faftig  entwidelt  ftnb.  2>ie  JB.  fann  ein*  ober  mcbr* 
famig  unb,  je  nad)  ber  Slnjabl  ber  Säcber,  in  bencn 
bie  Samen  liegen,  ein*  unb  mebrfädjerig  fein. 

Bftftttgeli,  Sdjüttgelb,  eine  gelbe  ungiftige 
2ad*  unb  uflalerfarbe,  wirb  erbalten,  inbem  man 
eine  Slbfodjung  von  ©elbbeeren  (Arüdbten  xjcrfdjie* 
bener  iHbamnu«arten,  j.  JB.  oon  Sloignonlömem, 
oon  Rhamnus  infectoria  L.)  mit  Sllaunlöfung  Oer* 
je&t  unb  mit  Kreibe  bie  gelbe  Jbonerbeoerbinbung 
be«  *arbftoff«  ausfällt.  ©.  ift  aud?  in  ben  ©Idttern 
ber  ©irte  (i.  b.)  fomie  im  ©clbbolj  (f.  b.)  entbalten. 

tfecreugrün,  Saf  tgrün,  ©lafengrün,  eine 
buntelgrüne  Sßafferfarbe,  bie  au-  bem  Saft  ber  faft 
reifen,  aber  nod)  grünen  Kren  jbornboeren  (Rham- 
uus  cathartica  L.)  bargcftellt  wirb,  inbem  man  ben 
ausgepreßten  Saft  ber  freiwilligen  ©ärung  überläßt 
unb  bie  geflärtc  ^lüfftgteit  unter  3"fafe  oon  etwa» 
Sllaun  unb  ©ottafdje  bis  jum  Griralt  oerbampft; 
Untere*  Wirb  in  6d>wein$blafen  gefüllt  unb  im 
:Maud)fange  auägetrodnet,  wobei  e«  ju  einer  fdjwar  j* 
grünen,  auf  bem  ©rudje  gldnjenben  klaffe  wirb, 
bie  uim  färben  oon  Seber  unb  Rapier  bient. 

**ccrcninfcl,  f.  ©äreninfel. 

©cerenobft,  eine  Dbftabteilung,  ju  ber  alle 
edjten  ©eerenfrüdjte  (f.  ©eere  unb  Cbft),  fo  bie 
iüJein*,  3obannie*,  Stad>el*  unb  3Jloo*beeren  fowie 
bie  im  gewöbnlicben  SJeben  jwar  aud;  ©eeren  ge* 
nannten,  ibrer  äußern  Aorm  nad)  einer  ©eere  jwar 
äbnlicben,  aber  ibrem  ©au  unb  ibrer  (hitmidlung 
nad)  oon  biefen  »erfdjiebenen,  iufammengefetiten 
5\rücbte  (f.  grud)t),  Himbeeren,  üDiaulbeeren  unb 
^Brombeeren,  unb  bie  Bd^einfrücbte,  Srbbeeren  unb 
feigen,  geboren.  SlUebiefegrucbtarten  jeicbnenfid) 
burd?  ein  weidjes,  meift  faftige«  3rud?tflcifd)  au» 
unb  laffen  f»a>  nur  lurje  3eit  tn  frifd?em  3uftanbe  1 


—  Seerfeba  605 

aufbewabren.  3urlafel:  Seerenobft  f.bieMrtifel: 
^obanniebeere,  ©tadjelbeere,  Vaccinium,  ©ein, 
ßrbbeere,  Himbeere,  Morus,  ©rombecre.  —  ©gl. 
iDlaurer,  Sie  ©eerenftrdudjer,  ibre  Sln^ucbt  unb  ibr 
31nbau  (©erl.  1900). 

©ccrcnfcft,  f.  ©eerweine.  [Jig.  1. 

f& ecrentaug,  f. Sargassum  unb  Tafel :  21 1  g  e n  I, 

Jtfccrcnluanjc  (Pentatoma  baccarum  L.),  eine 
9—11  mm  lanae,  gelblidtbraune  Scbilbwanje,  bie 
gern  an  füfjen  §rüd)ten,  befonberö  Himbeeren  unb 
©rombeeren  faugt  unb  biefen  babet  SBanjengerud) 
unb  einen  wiberndjen  ©efcfcmad  mitteilt. 

UBeerentoeinr,  f.  ©eerweine. 

tteerfclben,  Stabt  im  Kreis  drbad)  ber  beff. 
$rooin)  Starlenburg,  im  Obenwalbe,  in  397  m 
Joöbe,  an  ber  Cuelle  ber  ÜHümling  unb  an  ber  fiinie 
$rantfurt*Gberba<b  (©abnbof  fic^bad)^©.  5  km 
entfernt)  ber  Sreufe.  Staatsbabnen ,  Sife  eine« 
Stmt«gerid?t*  (^anbgeridjt  Sarmftabt),  bat  (1895) 
2271  <§.,  barunter  50  Hatbolilen  unb  1443*raeliten, 
(1900)  2203  G.,  ©oft,  Selegrapb,  Steuerfommiffa* 
riat,  böbere  ©ürger«,  ©ol(«*  unb  i«rael.  6d)ule; 
Judjfabrifen.  ©on  ©.  jiebt  fid)  füblid?  ba«  enge 
unb  walbige  ©ammeUbadjer  ibal ,  in  bem  fut 
bie  ©urgruine  freien ft ein  befinbet,  jum  Kedar 
binab.  Öftlid)  baSgrfifl.  Grbad)*$ürftenaufd)e  3agb* 
fdjlofr  jtrdbenberg  (548  m),  unter  bem  ber  }mcit; 
größte  Gifenbabntunnel  (3,i  km  lang;  in  348  m 
^)öbe)  Seutfdilanb«  binwegfübrt;  an  beffen  Gin* 
gang  ber  großartige  vm mba cbe l oiabutt  (200  m 
lang,  44  m  bod)).  ©.  würbe  im  10.  , vi br b.  vom 
Äloftcr  Corfd)  ju  i'ebn  gegeben,  erbielt  1328  Stabt* 
rechte  unb  tarn  1806  üon  Grbad;  an  öeffen. 

^cernaert  (fpr.  -nabrt),  Slug.  SWarie  ^rancoi«, 
belg.  Staatsmann,  geb.  24.  $uU  1829  m  Dftenbe, 
ftubierte  bie  JRedjte,  würbe  im  Dlt.  1873  Ulinüter  ber 
öfientlicbcn  Sirbetten  im  tlerilalen  Kabinett  iltalou. 
3)1  it  biefem  trat  er  im  3uni  1878  jurüd  unb  wibmete 
fid>  wieber  ber  5Red)t«prari«,  bi«  er  nad)  bem  Siege 
ber  Kleritalen  im  3«ni  1884  SWinifter  be«  »der* 
baue»,6anbel«  unb  ber  Snbuftrie  würbe.  2ln  Stelle 
2Mou«  würbe  ©.  26.  Ott.  1884  «Dlinifterpräfibent 
unb  Jinanjminifter.  Gr  fübrte  1892  —  94  bie  ©er* 
faff ungSrcuifion  in  ber  J^auptfacbe  burd),  nabm  aber, 
al«  er  in  ber  frage  ber  proportionellen  ©ertretung 
von  einem  Zeil  feiner  ©arteigenoffen  im  Stid?  ge* 
laffen  würbe,  Gnbe  iUar,  1894  feine  Gntlafjung. 
3m  3an.  1895  würbe  er  jum  ©räfibenten  ber  vJle* 
präfentantenfammer  gewählt. 

^cerö,  3an  tan,  oldm.  2)id)ter,  geb.  22.  ^ebr. 
1821  ju  Slntmerpen,  bcfudjte  ba«  Seminar  ju 
i'icdioln,  würbe  1844  Unterbibliotbetar  in  Stntwer* 
pen,  1849  i'ebrer  an  ber  9iormalfd)ule  )u  Cier  unb 
1860  ©rofefjor  ber  »1dm.  Spradje  unb  fiitteratur 
am  '.'It  bona  um  oon  Antwerpen,  wo  er  14.  <Roo. 
1888  ftarb.  Gr  beröffentlid)te  «Jongelingsdroomen» 
(3lntw.  unb  3lmfterb.  1853  u.  ö.),  ©ebid?te,  bie  burd) 
SBoblflang  ber  ©erfe  unb  Sieinbeit  ber  ©efmnung 
balb  beliebt  würben,  wie  bie  fpdtern  burd?  Jorm* 
bollenbung  unb  tiefere  £eben«anfd)auungau«gejeid)* 
neten  ©ebidjte  «Levensbeelden»  (Slmiterb.  1858), 
«Gevoel  en  Leven»  (ebb.  1869),  «Kijzende  Blaren» 
(©ent  unb  Motterb.  1883).  Gine  ©ol(«au£gabe 
ber  ©ebiebte  erfdjien  ,ni  ©ent  unb  Motterbam  1884. 

—  ©gl.  ©ol  be  3)tont,  3.  oan  ©.  (öaarlem  1889). 
'-y ccrfd)ruamm,  f.  ^ramböfte. 

iö cür f  ebn ,  ebebem  eme  Stabt  an  ber  Sübgrenje 
be«  feft  beftebelten  ©ebiete«  oon  3«rael  (2  Sam. 
17,  n)  ober  üon  3uba  (2  Gbnm.  19,  4;  Meb.  11, 


Digitized  by  Google 


606  söeerroetnc  - 

j7-so),  mit  einer  uralten  otet  befucbten  Äultu«ftätte, 
bie  für  3«rael  al«  bereit«  burd)  bie  Grjüäter  ge* 
beiligt  galt.  3)er  91ame  baftet  nod)  an  ber  2rüm= 
merftätte  ßbirbct  93ir  e^Scba,  48  km  fübweftlid? 
oon  Hebron;  ftc  bat  nod)  brei  fidjtbare  Brunnen 
(bebr.  Beer,  arab.  Blr),  ton  benen  jwei  an  gutem 
SSafier  reid)  f»nb,  unb  au«gebebnte  JHuinen. 

©ccrtuctnc,  bie  burd)  ©ärung  reifer  93eerem 
früdjte  (ber  öeibelbeercn,  ^obanniäbeeren  unb 
Stadjelbeeren ,  Himbeeren,  Preiselbeeren,  93rom= 
beeren  fomte  ber  Crbbeeren)  erjeugten  weinartigen 
©etrdnfe.  3«  »brer  $arftellung  oerwenbet  man 
nur  oollf ommen  reife  93eerenfrücbte ;  t>on  uberreifen 
ober  jitm  Jeil  faulen  tjrfldbten  erbält  ber  SBein  meift 
einen  93eigefcbmad  unb  wirb  trübe.  2>ie  93ecren 
»erben  möglicbft  balb  nad)  ber  ©rnte  au«geprefet, 
unb  bem  Safte  je  nad)  bem  Säuregrabe,  ber  mit 
2lu«nabme  ber  ^Brombeere  gemöbnlid)  ju  boeb  ift, 
eine  entfprecbenbe  SDicnge  2Bafjer  unb  3uder  binju= 

Sfe&t.  fcäufifl  giebt  man  bor  ber  ©äruna.  auf  ben 
.eftoliter  einige  $futlb  jerftampfte  Wofmen  ober 
Gibeben  ju,  um  ben  ©efebmad  ju  oerbefiern.  Sei 
ber  ©ärung,  bie  am  beften  bei  18—20°  C.  üerläuft, 
bdlt  man  jur  93erbinberung  ber  Gffigbilbung  bie 
fiuf t  f orgfdltig  Pon  ber  Cberfldcbe  ab ,  inbem  mau 
bie  )u  neun  3?bntel  gefüllten  ijäffcr  perfpunbet  unb 
in  ben  Spunb  ein  @la«robr  emjeiu,  bellen  natb  ab= 
märt«  gebogene«  ©nbe  in  ein  ©efäfj  mit  9Baffer 
münbet.  Nacb  93eenbigung  ber  ©drung  (nad)  un= 
gefäbr  4—6  2Bod)en)  beginnt  ber  SBein  llar  ju  wer= 
ben  unb  wirb  nun  in  ein  gut  gereinigte«,  ^cbwad)  ge= 
fcbwefelte«  §a&  abgefüllt  unb  minbeften«  ein  3abr  ge= 
lagert.  3«  35arftellung  con  93eerenfett  (93eer« 
d>ampagner)  feftt  man  bem  vergorenen  Haren 
©ein  öor  bem  ©nfüllen  in  ftlafcben  16  g  3uder  auf 
ba«  fiiter  unb  eine  Spur  £efe  3U  unb  bebanbelt  ibn 
dbnlid)  wie  ed)ten  Gbampagner.  Mitunter  wirb  aud? 
ber  fertige  9öein  nur  mit  Hoblenfäure  imprägniert. 
Sorgfältig  bereitete  95.  gewinnen  bei  längerm  fiager 
erbeblid)  an  geiti bei t  unb  9Bürje  unb  werben  eebten 
Jraubenmeinen  febr  äbnlid);  fo  nebmen  j.  93.  ftarfe 
Q  o  banni «  b  eer :  unb  6  tacb  elbeer  meine  mit  ber 
£eit  faft  ben  Gbaratter  uon  Sübmeinen  pßortwein, 
öberrp  u.  bgl.)  an.  35ie  gabrttation  ber  93.  bat  in  ben 
legten  10  3abren  in  S)eutfcblanb  einen  großen  31uf- 
f  cbwung  genommen.  £>auptf  dd)lid)  ift  e«  ber  h  e  i  b  e  l  - 
beerwetn  (93eerwein  ober  Siotbeerwein  im 
engem  Sinne),  beffen  ftabrif  ation  auf  Slnregungbe« 
Pfarrer«  grant  im  Speffart  juerft  im  großen  9Jlafc 
ftabe  bon  ber  Jjirma  y.  ftromm  in  Jrantfurt  a.  SM. 
betrieben  mürbe  unb  jefct  aud>  in  Sacbfen  (fpeciell 
in  3)re«ben)  unb  Sbüringen  aufgenommen  ift  (jdbr= 
lid>e  ^robultion«menge  annäbernb  300000 1).  %xv- 
folge  feine«  ©ehalt«  an  ©erbfäure  finbet  berfelbe 
al«  t>erbauung«ftärfenb  93ermenbung.— 9Jgl.93artb, 
$te  Dbftweinbereitung  (4.  Suft.,  Stuttg.  1897); 
Üimm,  3) er  3obanni«beerwein  unb  bie  übrigen  Dbft* 
unb  93eercnweine  (3.  3lufl.,  ebb.  1896);  Sanft,  3o- 
banni«»  unb  Stad?elbeerroein  unb  bie  Bereitung  ber 
übrigen  93.  (2.  Stuft.  r  ebb.  1899).  —  93eermein  ift 
aud)  eine  Srt  ber  jraubenmeine  (f.  9Beinlefe). 

^ccfingc,  bie  Jöeibelbeere  ()  Vaccinium  unb 
Jafel:  93icornen,  Jig-  6). 

©ceefott>/Ärei«ftabtimÄrei«93ee«loro=5tortom 
be«  preufe.  SHeg.=93ej.  *l>ot«bam,  29  km  im  63S.  Don 
jjranlf  urt  a.D.,  linf«  an  ber  bier  f  d)iff  baren  Spree  unb 
ber  Nebenlinie  ©runom=Äönig«roufterbaufen  ber 
^reufj.  Staat«babnen.  Sil)  be«  l'anbrat«amte«  unb 
eine«  SImt«gerid)t«  (tanbgerid)t  ^franlfurt  a.  D.), 


bat  (1895)  4101  6.,  barunter  53  Jtatbolifen  unb 
55  3«raeliten,  (1900  )  4194  Q.  ^oft,  Selegrapb, 
fiiebfrauenfirdje  (13.  Sabrb.),  SRcfte  alter  93efcfti^ 
jungen;  bebeutenbe  Stärfefabrit,  3)ampfmabl=  unb 
fccbneibemüble.  2)ie  6errfd?aft  93.  mürbe  1368burcb 
Äarl  IV.  33öbmen  unterworfen  unb  !am  1558  an 
Äurbranbenburg. 

etcMoto  &tottoto,  Ärei«  impreufc.  5Reg.=33ci. 
«Bot«bam,  bat  1247 ,is  qkm,  (1895  )  43666,  (19(X)) 
44596  6.,  3  Stäbte,  117  üanbgemeinben  unb  62 
©ut«bejirfe.  Si^  be«  2anbrat«amte«  ift  93ee«toro 

®ect,  f.  93lumenbcet. 

fßectbnu  ober  93eetpf  lügen,  93ejeicbnung  für 
eine  SJearbeitung  be«  ^clbe«  mit  bem  93eetpfluge, 
meld?er  ein  feftftebenbe«  Streicbbrett  beft^t.  5)ie 
93eetc  werben  burd)  8lu«einanber:  ober  3ufammen^ 
pflügen  gefdjaffen,  unb  inbem  man  bamit  abtoecbfelt, 
läftt  fid)  bie  gleid>e  SBolbung  berfclben  erbaltcn. 
6d)male  93eete  werben  au«  4—8  fturdjen,  breite 
pon  10  bi«  20  unb  mebr  gurd)en  gebilbet.  Urfprün^s 
lid)  follten  bie  SBölbungen  ber  93eete  unb  bie  itx>'\- 
fd)cn  benfelben  befinblicpen  ^urd)en  )u  gro^e  9cäffc 
abgalten,  bie«  lafu  fid)  aber  fidjerer  burd)  Drainage 
erreieben.  Nacbteile  ber  93eete  fmb,  bar,  auf  ben 
93ectrüden  bie  fruebtbare  SIdertrume  allmäblid)  an-- 
gebäuft  wirb,  um  fo  mebr,  je  fd)mäler  fie  fmb. 

«ecie,  f.  JRote  «übe. 

itfcctboöcn,  fiubwig  oan,  2onbid)ter,  geb. 
16.2>cj.  1770  in  93onn,  wo  fein  ©roftuater  fiubroig 
pan  93.  (geft.  1773)  Äapellmeifter,  fein  93ater  3obanrt 
pan93.(geft.  1792)  lenorift  in  ber  lurfürftl.  Äapelle 
war.  93.  erbielt  feine  6d)ulbilbung  auf  bem  93onner 
Siroctnium.  Unter  feinen  erftenmuftfalifcbenSebrern 
ragt  ber  Operntomponift  6.  ©.  Neef o  beroor,  ber  bad 
grofee  Talent  be«  Änaben  aufserorbentlid)  f örberte. 
Surd)  ibn  Würbe  93.  bereit«  1783  (in  Gramer« 
3)tagajin)  ber  mufifaliid)en  9Belt  al«  jweiter  'JJi c-- 
jart  oorgeftellt,  auf  feine  iBeranlaffung  erbielt  er 
1785  fein  erfte«  3lmt  al«  jweiter  ^oforganift.  Nccfe 
»ermittelte  aueb  bie  6erau«gabe  feiner  Äompofuio- 
nen.  1787  ging  93.  nad)  SIMen,  um  3Kojart«  Sd)üler 
ju  werben.  Sie  Krantbeit  ber  i'ir.ttcr,  bie  balb  aud) 
ftarb,  rief  ibn  jurüd.  1792  febidte  ibn  ber  Äurfürft 
jum  jmeitenmal  nad)  ber  Äaiferftabt  unb  in  bie  Scbre 
ju  3-  Öapbn.  Slufeer  bei  J&apbn  fanb  93.  bei  Sebent, 
bem  Homponiften  be«  «3)orfbarbicr»,  Unterweifuug, 
aud)  maebte  er  nacb  ^apbn«  Stbreife  nad)  (Snglanb 
1794  bei  fllbred)t«berger  einen  tbeoretifeben  Aurfu« 
burd)  unb  erbielt  pon  Salieri  nod)  Anleitung  jur 
©c)'ang«lompofition.  Surd)  bie  (Smpfeblungen  be« 
Äurf örften  würbe  er  in  bie  ariftofratifeben  Kreifc  ein= 
gefübrt.  3)er  §ürft  ft.  Sicbnowfli  nabm  ibn  in  fein 
6aue,  ©raf  ftafumomfti  ftellte  i'rm  fein  Quartett, 
gürft  tobfowi^  feine  Kapelle  jur  Verfügung.  So 
würbe  93.  balb  beimifd)  in  9Bien,  ba«  er  mit  9lu«: 
nabmc  einer  SHeife  nad)  $rag  unb  33erlin  (1796)  unb 
einer  93abereife  nad)  Jeplitj  (1812)  niebt  wieber  r>cx-- 
Her,.  2)en  Sommer  brad)te  er  gewSbnlid)  in  ber 
Näbc  uon  9Bicn  auf  bem  i'anbe  ju,  wo  er  im  um 
geftörten  ©cnufe  ber  freien  Natur,  bie  er  Iribenftbaft' 
lid)  Hebte,  (hbolung  unb  Anregung  fanb. 

Satte  93.  balb  nad)  feiner  Slnfunft  in  9Bien  al« 
95irtuofe  ben  erften  ^lafc  eingenommen,  ben  er  aueb, 
namentlid)  burd)  fein  geniale«  freie«  $bantafiercn, 
behauptete,  folange  er  al«  Klacierfpieler  fid)  bören 
liefe,  fo  trat  er  gleid)  mit  bem  erften  gröfeern  9Öerfe, 
ba«  er  oeröffentlicbte,  brei  Hlaoiertrio«,  1795  eben* 
bürtig  unb  oollberecbtiat  in  bie  erfte  Dtcibe  ber  gro« 
|en  «omponiften.  93on  ba  an  gab  eine  lange  Neibe 


Digitized  by  Google 


ioeettjOuen 


607 


mannigfacher  Kompofitionen  3eugni*  von  ber  fteti« 

Sen,  nach  allen  6eitcn  vorbringenben,  in  gorm  unb 
Inhalt  gleichmäßig  fortfepreitenben,  burch  uner* 
fdjöpflicben  Reichtum  wahrhaft  neuer  Grfinbungen 
immer  wieber  überrafdbenben  Gntwidlung  feiner 
Scfcöpfertraft.  3n  einem  planmdfeigen  Gntwid= 
lung*gange  bemächtigte  fich  93.  juerft  ber  verfcbie= 
benen  formen  ber  Kammertnufif  Dom  Jrio  unb  von 
ber  Klavierionate,  bie  er  ut  ihrer  vollen  tünft= 
lenken  93ebeutung  au*bilbete  (vgl.  SHeinede,  Tic 
93.fcben  Klavierfonaten,  2p  j.  1895),  bi*  sunt  Streich* 
quartett,  bereit  er  17  gefebrieben  bat  (vgl.  Jb. 
£>elm,  93.*  Streichquartette,  2pj.  1885).  eine  ©e* 
famtau*gabe  ber  Kammermufitwerte  (93b.  1,  Sämt= 
liehe  Streichquartette,  revibiert  unb  mit  Anmer= 
tunken  von  $ugge)  erfcheint  feit  1895  in  2eipjig 
bei  G.  Gulenburg.  Sie  gefamte  ^njtrumentalmufit 
bilbete  93.  in  einem  neuen  grofeen  Stile  au*.  ÜJtit 
ftcherer  &anb  ergriff  er  alle  ÜJtittel  be*  mufifalifcben 
AuSbrud*,  welche  Sütojart  unb  öapbn  überliefert 
hatten,  unb  erweiterte  unb  bereicherte  fie,  inbem  er 
ihren  ©ehalt  vertiefte  unb  bie  architettoniieben  Sor= 
men  auabaute.  2)a*  innere  2eben  unb  bie  äußere 
Grfcbeinung  von  Sinfonie  unb  Sonate,  bie  gange 
3nftrumentalmufit  trat  fo  burch  99  auf  eine  neue, 
höhere  Stufe. 

sMit  ber  britten  Sinfonie,  ber  «Eroica»  (Es-dur, 
1804),  her  bie  erfte  in  C-dur  (1800),  bie  aweite  in 
D-dur  (1802)  vorangingen,  ift  biefe  Slidjtung  voll: 
ftänbig  entfdjieben.  §tt>e  neue  Sinfonie  bejeiebnet 
einen  ÜJlartftein  in  ber  Gntwidlung  be*  3Reiftcrö : 
bie  vierte  in  B-dur  (1806),  bie  fünfte  in  C-moll 
(1808),  bie  feebfte  OJJaftorale)  i"  F-dur  (1808),  bie 
ftebente  in  A-dar  (1812),  bie  achte  in  F-dur  (1812). 
2)en  Sinfonien  reihen  fich  bie  jwei  grofeen  2eonoren* 
Ouvertüren  in  C-dar  (1805  unb  1806;  heibe  ba* 
Op.  72  bilbenb),  bie  brei  ruff.  Streichquartette  (1806, 
©raf  üHaiumowili  gewibmet)  unb  bie  grofeen  Kom 
jerte  für  Klavier  unb  33ioline  an.  3tucb  auf  bem  ©e* 
biete  ber  ©cf  angämuftt  blieb  93.  nicht  uutbdtig.  hieben 
Siebem  unb  t leinern  Stüden  febrieb  er  1803  bie 
Kantate  «Gbjiftu*  am  ßlberg»,  1806  folgte  bie  Oper 
o^ibelio»,  welche  bamal*  unb  in  abgetürjter  <yorm 
1806  wenig  Grfolg  hatte,  aber  1814,  teilweife  um: 
gearbeitet,  93eifall  unb  von  ba  an  einen  bauernben 
sUla  h  auf  allen  beutjeben  93ühnen  errang.  G*  war 
bie  erfte  Seiftung  feit  i'iojart*  «3auberflÖten,  bie 
eine  weitere  Gntwidlung  anfünbigte.  3)oeb  tarn  93, 
tr cr  wieberholter  Anläufe  nicht  wieber  baju ,  eine 
Dperju  fchreiben.  9ßur  noch  jwei  Syeftfpiele,  bie  er 
jur  Gröffnung  be*  Sbeater*  in  $e)"t  1812  tom» 
ponierte:  «König  Stephan»  unb  T  i  o  Ruinen  von 
Althen»,  ferner  ba*  93allett  «2>ie  ©efchöpfe  be*  ^ro* 
metbeuä»  (1801),  bie  iHnnt  ju  ©oetbc*  «Ggmont» 
(1810)  unb  bie  Ouvertüre  ju  GolIinS  «Goriolan» 
(1807)  bilben  bie  weitem  bramat.  Arbeiten  93.*. 

AI*  1809  93.  al*  Kapellmeifter  be*  Königs  von 
fficftfalen  nach  Gaffel  berufen  würbe,  traten  ber 
Grjberjog  «Hubolf  (93.*  Schüler  unb  §wunb),  ftfirft 
V obtowi ii  unb  ©raf  Kinjtp  jufammen  unb  fieberten 
ihm  ein  ^ahraelb  von  4000  M.  gegen  bie  einige 
93ebingung,  Cit  erreich  nicht  ju  verlaffen.  3">ar 
fcbmdlerten  her  StaatSbanfrott  1811  unb  ber  halb 
barauf  eingetretene  Kontur*  be*  dürften  2obtomifc 
wie  her  Job  be*  ©rafen  Kinftp  biefe*  Gintommen, 
bod>  fidjerte  e*  bem  in  ber  93ollfraft  be*  Schaffen* 
ftehenben  KünftleT  eine  unabhängige  Stellung.  35a* 
Kongrefeiabr  1814  fanb  ihn  auf  ber  f>öbe  feine* 
iHubm«:  großartige  Aufführungen  feiner  fiebenten 


unb  achten  Sinfonie,  ber  Sinfonie  «Sie  Schlacht 
bei  93ittoria»  unb  einer  ©elegenheit*lantate  «3)cr 
glorreiche  Augenblid»,  bie  Söieberaufnabme  be* 
«gibclio»  hatten  ihn  »u  einer  93erühmtheit  9Bien* 
aemacht  Slllein  93.  war  nicht  im  ftanbe,  eine  folcbe 
&nertennung  voQIommen  )u  empfinben,  ba  ficb  eine 
fchon  früh  aufgetretene  $arthörigteit  feit  1802  ju 
hochgrabiger  Taubheit  gefieiaert  hatte.  2)a*  trotj 
aller  deitaerfuepe  immer  wachfenbe  Übel  verbüfterte 
feinen  von  Kinbheit  an  jur  iDlelancholie  ncigenben 
Sinn,  machte  ihn  mifetrauifcb  unb  liefe  ibn  verein» 
f  amen.  Gine  neue  Duelle  von  Sßibermärtigfeiten  unb 
Kümmerniffen  entftanb  1815,  al*  er  bie  Grjiebung 
be*  von  feinem  verstorbenen  93ruberKarl  hinterlaffe» 
nen  Sohne*  übernahm.  Seine  dufjern  93erhd(tnijfe 
verf  cblimmerten  ficb,  f  clbft  feine  Schaff  endtraft  ft  odte. 
Sie  Grnennung  be*  Grjherjog*  9tubolf  jum  Gr)' 
bifchof  von  0(mü&,  bie  1818  betannt  würbe,  erregte 
in  93.  ben  ©ebanten,  )u  beffen  ^nftallation  eine 
tiefte  ;u  fchreiben;  bie  mit  ber  hingehenbftcu  93e< 
geil'tcrung  ausgeführte  Kompofition  nahm  ihn  hi* 
1822  in  Slnfprucp.  Söäbmtb  eine  früher  für  ben 
dürften  Gfterhdjp  tomponierte  ÜJleffe  (1808)  im 
wefentlichen  ben  >>antn-- i'icur tuten  Gharatter  feft- 
hdlt,  ftnb  in  biefem  neuen  Söerfe,  ba*  nach  2lu*= 
behnung,  Mitteln  unb  Intentionen  bie  gewöbn» 
liehen  Simenftonen  überfchrcitet,  bie  religiöfen  Gm- 
pfinbungen  mit  Icibenfcpaftlicber  ^nbrunft  au*ge' 
fprochen.  Stach  93ollenbung  biefer  «Missa  solemnis» 
ging  93.  an  bie  Ausführung  eine*  lange  gehegten 
s4Han*,  einer  Sinfonie,  beren  (e^terSaft  mitGbören 
über  Schiller*  Sieb  an  bie  $reube  fcbliefit.  Anfang 
1824  war  auch  biefe  neunte  Sinfonie  (D-moll),  bie 
ebenfall*  burch  Au*bebnung  unb  teajnif che  Schwiep 
rigfeiten,  namentlich  in  ben  ©efang*partien,  unge= 
wohnte  Änfprüche  machte,  pollenbet.  3^  folgten, 
jum  Zt\\  unter  f chweren  törperlichen  Seiben  gef chrie* 
ben,  fünf  grofee  Ouartette,  bie  auch  heute  noch  mehr 
ein  ©egenftanb  be*  Stubium*  al*  be*  allgemeinen 
©enuife*  finb.  93.  ftarb  nach  Idngern  Reiben  26.  DJlärj 
1827  anSöafferfucht.  Sentmäler  von  93.  befinben  fich 
in  93onn  (Grjftatue  von  öähnel,  erriebtet  1845)  unb 
9Bien  (von  3umbufcfa,  1880).  S)ie  fämllicbcn  9öcrte 
93.S  erfdjienen  bei  33reittopf  &  ßärtel  (24  Serien, 
fipj.  1862—64).  Gin  djronol.  Serjeicbni*  ber  SBkrfe 
veröffentlichte  2haper  (93erl.  1865),  ein  thematische* 
mit  hiftor.  Scacbweifen  über  bie  Gntftebung  lieferte 
9cottebobm  (Cp).  1868  ;  2.  Aufl.  be*  93reittopf  & 
Öärtelfchen  93erjcichniffe*).    Gin  53eetboven-- 

u  f  e u  m  befinbet  fich  in 93.*  ©eburtshau*  ju  93onn. 

fiitteratur.  SBegeler  unb  9tie*,  93iograpljiid?e 
SRotijen  über  93.  (Kobl.  1838);  Schiubier,  93iogra= 
pbie  von  2.  van  93.  (SWünft.  1840 ;  4.  Aufl.  1881) ;  von 
fiettj,  93.,  eine  Kunftftubie  (5  He.,  Kaffel  unb  öamb. 
1855—60);  2Rarr,  2.  van  93.  Ceben  unb  Schaffen 
(93erl.  1859;  4.  Aufl.  1884);  Ulibifcheff,  B.,  ses 
critiques  et  ses  glossateurs  (2p).  1857;  beutfeb  von 
IBifcbofT,  ebb.  1859);  9tohI,  93.«  2eben  (3  93be.,  2öien 
unb2pi.l864— 77);berf.,93.,nacfabenSchilberungen 
feiner  #eitgenoffen  (Stuttg.  1877);  9iottebohm,  Gin 
Stijjenbudj  von  93.  (2pj.  1865) ;  berf.,93eethoveniana 
(ebb.  1872);  berf.,  93.*  Stubicn,  93b.  1  (ebb.  1873); 
berf.,  3»e»te  93eethoveniana  (ebb.  1886);  filier, 
2.  van  93.  (ebb.  1871);  Jbaper,  2ubmig  van  93.* 
Sehen  (beutfeb  von  £>•  Seitcr*,  2.  Aufl.,  93b.  1, 93erl. 
1900);  berf.,  Gin  tritifcher  93eitrag  jur  93eethovenj 
2itteratur  (ebb.  1877);  von  93reuning,  Au*  bem 
Scbwarjipanier häufe.  Grinnerungcn  an  93.  (Söien 
1874);  Sahn,  &  uan  3.  (2.  ^t  Glbinß  1875); 


Digitized  by  Google 


G08 


Scetpflug  —  ©efäbjgung8nacf)n>et8 


SBilber,  B. .  sa  vie  et  son  ceuvre  d'apres  les  docu- 
mcnts  authentiques  et  les  travaux  les  plusrecents 
flJar.  1883);  ftrimmel,  93.  unb  ©oetbe  (9Bien  1883); 
beri.,  9leue  93eetboocniana  (ebb.  1888;  Steuaugg. 
1890);  ber).,  93eetbooen  (93erl.  1901);  oon  9öafie: 
leroili,  2.  oan  33.  (2  93be.,  ebb.  1887);  ©rooe,  B. 
and  bis  nine  symphonies  (£onb.  18%);  9Beber, 
93.#  Missa  solemnis  (Hug«b.  1898).  (frlduterungen 
,;u  93.S  Sinfonien  bieten  Kre&icbmarS  «ftührer  burch 
ben  Honjertfaal»  (93b.  1)  unb  33ed?bolba  «üHuiiter 
unb  ihre  2Berle»,  93b.  1  (frranlf.  a.  2R.  1896). 

c  c  tp  flug,  ber  gewöhnliche  >Uflug  mit  feftem,  bie 
ßrbbaüen  ftetd  nach  ber  nämlichen  Slicbtung  um* 
legenbem  Streichbrett  (f.  $flug). 

S3  ccrpflügcn,  f.  93eetbau. 

©eet«,  9Mol„  pollänb.  Siebter  unb  Sdmftftel* 
ler ,  geb.  13.  '2  eot.  1814  ;u  f>aarlem,  ftubierte  ju 
Seiben  1833— 39  Jbeologie,  mar  1840—54  Pfarrer 
ju  öeemftebe  bei  öaarlem,  bann  in  Utrecht,  wo  er 
1874  orb.  ^rofeffor  ber  Sinologie  rourbe;  1884  jog 
er  fid?  au*  bem  öffentlichen  Sehen  jurüd.  Unter 
feinen  biebterifeben  (Srjeugniffen  finb  ju  ertodbnen 
bie  Chrjdblungen  «Jose»  (1834),  «De  masque- 
rade»  (1835),  «Kuser»  (1835),  «Guy  de  Vlaming» 
(1837),  «Ada  van  Holland»  (1840)  unb  ein  93anb 
oermiiebter  ©ebitpte  (1838).  ©röfjere  Weife  behinbet 
23.'  fpdtere  Sprit:  «Korenbloemen»  (1853),  «Nieuwe 
Gedichten»  (1857),  «De  Hinderen  der  Zee»  (1861), 
«Yerstrooide  Gedichten«  (2  93be.,  1862),  «Made- 
lieven»  (1869).  JDiefe  »oet.  ßrjeugniffe  würben 
gefammelt  (3  93be.,  2.  Slufl.  1878;  neue  oermehrte 
2lu*g.  1885).  Sbdter  erfebienen :  «Najaarsbladen» 
(1880),  «Nog  eens  Najaarsbladen»  (Seib.  1884), 
«Winterloof»  (ebb.  1887),  «Harptoonen»  CJUmro. 
1892).  3n  93.'  erfter  $eriobe  finbet  man  Slnflänge 
an  93pron,  oon  bem  er  aueb  mehrere*  in*:&olldnbif  che 
übertrug:  «Navolgingen  van  Lord  Byron»  (2  93be., 
1835-37,  neue  Stufl.  1873).  93on  feinen ^rofafebrif* 
ten  finb  namentlich  bie  mebrfacb  überfettfen  Sebent* 
bilber:  «Camera  obscura»  (13.  ?(ufl.,  1880;  beutfeb 
Don  ©lafer  in  «Stieberldnb.  Stooellcn»,  93raunfd?ro. 
1866)  beroorjubeben,  bie  er  unter  bem  ^feubonpm 
äilbeoranb berau*gab.  211$ Jtommentar baju oer* 
öffentlidjte  er  1887:  «NaöOjaar»  (2.Mufl.,S>aarlem 
1888).  3n  ba*  ©ebiet  ber  Sittcraturgefcbicbte  unb 
fiftbetifeben  Äritit  gehören:  «Leven  en  Karakter- 
schets  van  J.  H.  van  der  Palm»  (Seib.  1842),  «Ver- 
poozingen  op  Letterkundig  Gebied»  (Baadern 
1856;  2. Aufl.  1874),  «Verscheidenheden  meest  op 
Letterkundig  Gebied»  (6  fcefte,  ebb.  1858  -  73; 
2.  Vlufl.  1876),  n>ie  aueb  Aufgaben  ber  Siebtungen 
Staring*  (ebb.  1862),  93ogaer*  (ebb.  1871),  2lnna 
Biftteri  (Utr.  1881).  Jbeol.  ^npalt*  fmb:  «Paulus 
in  de  gewichtigste  oogenblikken  van  zijn  leven» 
(3.  Aufl.,  Amftcrb.  1858;  beutfeb  oon  ©rofi,  ©otba 
1857)  unb  «Stichtelijke  Uren»  (7  93be.,  Baadern 
1848—60;  neue  Aufl.,  8  53be.,  Amfterb.  1874  fg.; 
beutfeb  in  Au*roabl  oon  5Dicperingb,  93onn  1&58). 

©ee$,  9Bilb.  oon,  ^Jbpfifer,  geb.  27.  SDtdrj  1822 
ju  93crlin,  toar  nacb  oollenbeten  Stubien  erft  fyxi* 
oatbocent  in  S3erlin,  bann  ^rofeff or  am  ftabetten* 
lorp*  unb  an  ber  Artillerie*  unb  ^ngenieurfdjule 
bafclbft,  fpÄter  ^rofeffor  an  ben  UnioerjitÄtcn  93em 
(1855)  unb  erlangen  (1858);  1868  tourbe  er  $ro* 
feffor  an  ber  Jedmifcben  6od>fdwle  ,ui  ÜJlüncben; 
1874—77  »ar  er  2>ireftor  be*  ^olptecbnitumä  unb 
erhielt  187G  ben  »erf önlicben  »bei.  (Sr  ftarb  22.  $an. 
1886  in  Sflüncben.  93.  oeröffentlicbte  oorjuggrceife 
93eitrdge  jur  Glettricitdtllehre  in  ^oggenborff*  unb 


2Biebemann#  «Ännalen»,  im  «Äepertorium  für 
Crperimentalpbpfit»  unb  in  ben  « ^ortfebritten  ber 
^iboftt»;  ferner  febrieb  er  einen  «fieitfaben  ber 
$bDfit»  (ll.»ufL,  2pj.  1893)  unb  «©runbjüge  ber 
eicftricitdt#lebre»  (Stuttg.  1878). 

^ccöcnborf ,  Rieden  in  ber  Tronin»  Sachfen, 
f.  93b.  17. 

«cfäbtgungsnarhtucttf,  ber  !Racbrceig  genü^ 
genber  Slu^bilbung  ak<  93cbingung  eine-:-  felbftdn- 
bigen  ©ewerbebetnebed.  2er  93.  nmrbe  unter  ber 
Öerrfcbaft  ber  3unfa  h.)  auf  ©runb  einer  be» 
ftanbenen  IDleifterprflfung  (f.  b.),  Anfertigung  be* 
fog.  3)leifterftfld^ ,  oon  bem  ©efellen  oerlangt,  mit 
(Einführung  ber  ©en>erbefreiheit  aber  in  $reu^en 
1808—11,  in  ben  übrigen  beutfeben  Staaten  erft 
meift  nad)  1860,  in  granfreidj  1791  befeitigt. 

9tad?bcm  fobann  in  $reu|en  bureb  93erorbnung 
vom  9.  Acbr.  1849  ber  93.  toieber  eingeführt  toar, 
rourbe  burch  bie  ©eroerbeorbnung  beä  9lorbbeut= 
ichen  93unbe«  öom  21.  fymi  1869  ber  gerocrblicbe 
^rüfimg#jroang,  abgefeben  oon  ber  Seefchiffabrt 
(Schiffer,  Steuerleute,  Üßlafebiniften  u.  f.  to.)  unb 
ben  nicht  }u  ben  £>anbroerfern  geberenben  öeilge* 
hilfen  unb  Hebammen  befeitigt.  Surch  ©efeti  oom 
1.  yuli  1883  wirb  ben  ©imelftaaten  anheimgefteür, 
ben  93etricb  be£  öufbefd)Iaggen>erbe*  oon  93ei= 
bringung  eines  ^rüfungajcugnificä  abbdngig  ju 
machen,  roooon  v$reufecn  (feit  1884),  93apem,  Sach- 
ten, 9Bürttemberg  unb  93abcn  ©ebrauet»  machten. 
(Sbenfo  lann  nach  ben  Weiche  gelegen  oom  15.  Sunt 
1895  über  93innenfcbiffabrt  unb  ftlö&erei  33.  für 
Schiffer  unb  ^iafebiniften  unb  Jlofeführer  eingeführt 
roerben,  xoai  biehcr  für  bie  gröfeern  Ströme  febon 
lanbeSrechtlich  galt,  ^n  neuerer  B«it  ift  bie2Bieber= 
cinführung  bed  93.  feitenS  ber  Ronferoatioen  unb 
(£entrum3partei  im  Seutfchen  Wcich^tage  geforbert 
roorben  mit  ber  93egrünbung,  ber  J&anbiocrferftanb 
roerbe  infolge  ber  ÜlüHldnbe  in  ber  Grnebung  unb 
Sluebilbung  ber  fiebrlinge  unb  ©efellen  foroie  bureb 
ben  SRitberoerb  ber  «^Jfufcber»  feinem  Untergang 
entgegengefübrt.  3)emgemäfe  hat  ber  9leicb$tag 
20.  §clvl  1890  einen  Antrag  angenommen,  in  roel 
ebem  für  etroa  60  ber  gewöbnlidjftcn  ©eroerbe  bie 
felbftänbige  8lu§übung  oon  Slblegung  einer  Prü- 
fung oor  einer  flommiifion  abbdngig  gemacht  wirb. 
Siefen  ftorberungen  gegenüber  baben  fid)  bie  meiften 
93unbe£ftaatcn  ablebnenb  oerhalten.  x\n  berdirieb*- 
taggfit>ungoom24. 9Ioo.  1891  gaben  bie  SHegierunge; 
oertreter  (rrtlärungen  gegen  ben  93.  ab.  Jro&bcm 
erhob  ber  Sltlgemeine  beutfdje  6anbroerfer=  unb 
nung*tag  alle  %ai)tt  toieber  bie  gorberung  be«  93., 
obgleich  ber  93unbe$rat  bie  SBtebereinfübrung  bee-- 
fclben  im  3uni  1892  fogar  befeblufemäftig  uirürf 
wki.  »ud)  ber  9leid?#tag  nahm  23. 3an.  1895  einen 
Slntrag  ju  ©unften  beö  obligatorifchen  93.  an.  2)urcb 
ben  au*  ber  fog.  öanbrocrlemooeUe  oom  26.  ^uli 
1897  ftammenben  §.  133  ber  ©eroerbeorbnung,  bie 
1 .  Clt.1901  in Rraft tritt, ift  bie  Jübrang  beS  SReifter= 
titelt  in  93erbinbung  mit  ber  93ejeicpnung  eine> 
Öanbroerle  nur  foldjen  feanbroertern  geftattet,  bie 
in  ibrem  ©eroerbe  bie  93cfugni«yiur  Anleitung  oon 
Lehrlingen  erworben  unb  bie  SJtcifterorüfung  be= 
ftanben  baben. 

3n  Cft erreich  ift  burch  bie  ©eroerbenooeQe  oom 
15.  aJcärä  1883  ber  93.  in  beT  gorm  toieber  eingeführt, 
bafe  eine  beftimmte  fiebrlinge'  unb  ©efellenjeit  vor- 
gefebrieben  fmb;  bie  fiehrjeit  barf  nicht  roenigeT  ali 
2  unb  nicht  mehr  alg  4  3ahre  betragen.  3nner> 
halb  biefer  ©renjen  beftimmen  bie  ©enoffenfehafte- 


Digitized  by  Google 


«efarjren  Solf  — 

Derjammlungen  bie  Scbrjeit.  Tie  Serrornbung  al« 
©efelle  (©ebilfe)  muf»  minbeften«  2  3afcre  umfaff  en. 
Sin  Stelle  bet  über  bie  üiebrjeit  beijubringenben 
Stacbroeife  lann  ein  3?ugni«  über  ben  jurfldgclegten 
33efud)  einer  gerocrblidjen  Unterrid)t«anftalt  treten. 
3n  Au«nabmefdUen  tonn  bie  Sanbeebebörbe  von 
ber  Beibringung  be«  93.  bi«penfteren.  3)ie  ©eroerbc, 
für  roeldje  93.  allein  erforberlia?  unb  au«reicbenb  ift 
(fog.  banbrocrfe-mäpieie  ©eroerbc),  beftimmen  ber 
.<oanbel«minifter  unb  ber  SJtinifter  be«  Innern  juf  am* 
nten  (93erorbnung  uom  30. 3uni  1884  mit  9tad)trd= 
(jen).  G«  fmb47bi«je&t.  Aber  audj  für  mana>cfom 
3effton«pfU<btige  ©eroerbe,  j.  93.  93augeroerbe  (®efc h 
oom26.5)ej.  1893),  ift er  erforberli*.  3n  Ungarn 
roirb  bureb  ©efe&  von  1884  ebenfalls  ber  33.  (Ccbr* 
ling«jcugni«  unb  jrocijdbrige  ^adjaTbeit;  etroa 
60  ©eroerbe)  erf  orbert.  3n  öfterreid)  wirb  teil*  SJcr* 
fdjdrfung  (Anträge  Süedjtenftcinunb  ©enoffen),  teil« 
Aufbebung  be«  93.  geforbert.  31"  allgemeinen  bat 
bie  ßinfübrung  bie  Hoffnungen  nicfjt  erfüllt.  (5r  bat 
ni*t  böbere  tedbnifebe  9Jerr>olltommnung  unb  foiis 
bere  Arbeit,  roie  and)  nidbt  öerabminberung  ber 
ftonlurrenj  gebraut,  bie  brei  ©rünbe,  roomit  man 
bie  (Einführung  befürwortet  batte,  fonbern  im©egen= 
teil  eine  grofce  ,--? a b l  gewerblicher  93ebinberungen 
herbeigeführt.  2)ie  Abtrennung  be«  öanbroert«,  für 
ba«  allein  ber  93.  im  allgemeinen  gilt,  oon  f>au«< 
inbuftrie  unb  gabrifbetneb  ift  praftifd)  fdjroicrig. 
noch  fdjroieriger  aber  eine  genaue  Abgrenjung  ber 
einjelnen  franbroerte.  9totroenbiger  ift  Hebung  be« 
geroerblid)en  Untcrrid)t«roefen«,  ber  gewerblichen 
©enoffenfebaften  unb  Dermebrte  Sdjaffungüon  (Sen= 
tralftcllen  für  ©eroerbe.  —  9igl.  dampte,  5)er  93.  im 
JOanbroetf  uVua  1892);  ilietricr,  Tic  Aufbebung 
be«  93.  in  Dfterreicb  (8pj.  1894);  Stieba,  $er  93. 
(ebb.  1895);  Artifel  öanbroert  im  «öanbrodrterbucb 
ber  Staat«roiffenf (haften  »,  93b.  4  (2.  Aufl.,  ^ena 
1900);  Artitel  ©eroerbe  unb  Ungarn  im  aölterr. 
Staat«roörterbucb»,  bg.  bon  9Jtifd)ler  unb  Ulbrid?, 
93b.  1  unb  2  (ffiien  1895  unb  1896). 

*8cf  abreit  ©olf,  bie  Sd)iff«mannfcbaft ,  bic 
febon  grö&ere  6eereifen  gemadjt  bat. 

gefallen,  bie  bureb  iHoftpilje  beroorgerufene 
^Ujfranlbeit  be«  ©etreibe«,  f.  SRoft  unb  Urebineen. 

©cfana  (uerberbt  au«  Gpipbania),  in  ftlorenj 
unb  9lom  ber  heilige  3)rettönig«tag  (6. 3an.),  ba« 
an  biefem  übliebe  ©efebent  unb  jugleid?  eine  au« 
Gumpen  gemachte  93uppc  ( 93  e  f  a  n  a  p  u  p  p  e ) ,  bie  am 
93orabenb(bemeigentlid>en93cfanafefte)mitScbreien 
unb  Rubeln  burd)  bie Strafien  getragen  roirb.  Ter 
©ebraueb  ift  roobl  SReft  einer  mittelalterlidjen  Ttx)- 

Strienfeicr.  93.  bejeidjnet  au* ,  roie  unfer  Änecfct 
upreebt,  ^opanj  unb  im  9?olf«munbe  alte  bdfjlicbc 
Jikiber.  9Jerroanbt  ift  bie  beutfdje  93erfbta  (f.  b.). 

®cfangcnr)cit(ber  ©eriebtäperfonen,  Sadbr»er= 
ftdnbigen  u.  f.  ro.),  f.  Slblebnung  (be«  3lid>ter8). 

'•öef etil ,  im  allgemeinen  bie  Erteilung  eine«  bc= 
ftimmten  Auftrage«  an  einen  Untergebenen.  —  Scr 
militdrifd>e93.  mufe  lurj,  llar unb beftimmt,  aud? 
ber  <5affung«lraft  unb  bem  ©eficbtgircife  be«  Qm- 
pfänger«  angepaßt  fein;  er  mug  alle«  ba«,  aber 
aueb  nidjt  mebr,  enthalten,  roa«  ber  Untergebene 
jur  ßneiebung  be«  ibm  betannt  gegebenen  3roed« 
nidjt  felbftfinbig  anorbnen  lann.  93.  fönnen  rnünb* 
lid)  unb  fdjriftltif  gegeben  roerben.  Ter  itbcrmf  t 
licbleit  roegen  empfieblt  e«  fid),  längere  93.  in  nurne* 
rierte  Abfd^e  ju  teilen,  ba«  SBidjtige  boranjuftellen 
unb  ba«  bem  Sinne  nadj  3ufammengeböriae  unter 
berfelben  Stummer  jufammenjufaffen.  2)er  93.  eine« 

»rwröau«'  »on«ifrfotion*.fifriron.   14.  «ufL  «. «.  U. 


öefeftiöuitflftfunft  609 

93orgefe^ten  ift  oon  bem  Solbaten  au«jufübren, 
aufeer  roenn  ibm  betannt  ift,  caf»  ber  93.  eine  £>anb; 
luna  betrifft,  roeld)e  ein  bürgerlidje«  ober  militär. 
9jerDrccben  ober  93ergeben  bejroedte;  roenn  nur  eine 
Übertretung,  mufe  bei  3)ienftfarben  geborgt  roerben; 
boeb  trägt  bann  bie  ftrafrecbtlidje  Serantroortung 
allein  ber  93orgefefcte  ( ÜRilitärftrafgefe^b.  §.47). 
©eborfam«r>erroeigerung  ift  (Abfdbnitt  VI  be«  2)tili= 
tärftrafgefehbudj«)  mit  fdjroeren  Strafen  bebrobt. 
ffier  feine  93efebl«befugni«  überfdjrcitet  ober  fonft 
mifebraudjt,  roirb  auf  ©runb  ber  §§.  114  fg.  be« 
ümiitärftrafgefefcbucb«  beftraft. 

50lan  unterfebeibet  brei  Arten  oon  93.  S)a«  ftet« 
münbtid)  gegebene  Äommanbo  «erlangt  auf  ber 
Stelle  unb  unter  ben  Augen  be«  93orgefe&tcn  bic 
Au«fübrung  einer  im  Sieglement  genau  x>orgefd)ric: 
benen  .^anblung;  jroifdjen  bem  Äommanbo  unb 
feiner  Au«  f  ü  brung  ift  teine  93auf  e  ft  attbaf  t,  ber  Unten 
gebene  bat  ba«  flommanbo  einfad?  au« jufübren  obne 
irgenb  roeldje  Überlegung,  6rroägung  ober  Anfrage. 
Sine  befonbere  Abart  be«  Äommanbo«  bilbet  ba« 
Signal  (f.  b.).  $er  93.  im  engern  Sinne  t>er» 
pflidjtct  ben  Untergebenen  ju  einer  ganj  beftimmten 
.^anblung,  überlaut  ibm  aber  meift  innerhalb  ae-- 
roiner  ©renjen  bie  Art  unb  SBeife  ber  Au«fübrung; 
er  Idftt  bem  Untergebenen  meift  eine  geroiffe  3<«t 
jum  überlegen  unb  madjt  f  ogar  bfiufig  bie  äufeening 
uon  drroägungen  unb  Anfragen  möglidj.  55er  9). 
tann  foroobl  münblid)  roie  fdjriftlicb  gegeben  roerben. 
5)ie  faft  immer  fdjriftlid?  gegebene  55 irettioe  ober 
Seifung  betont  nurben3roed,  auf  ben  e«  am 
tommt,  überlädt  bie  Sabl  ber  DJlittcl  aber  bem  eige» 
nen  (hmeffen  be«  Untergebenen,  über  Dpera» 
tion«befeble  unb  Tageöbefcble  f.  b. 

*8ef  cftigteS  «ager,  f.  93erfd)anste«  Sager. 

©efcftigungöfunft,gortifitation,bieitunft 
ber  Umgeftaltung  be«  ©eldnbe«  jum  3roed  bc« 
flampfe« ,  fei  e«  jum  eigenen  ftufcen ,  fei  e«  jum 
Sdjaben  be«  geinbe«.  3)iefe  Umgeftaltung,  bejüg* 
lia?  >> erriet1  tuna  be«  ©eldnbe«  tann  fid)  belieben: 

1)  Auf  bie  Siube,  inbem  man  ben  Strcitlrdften 
unb  Streitmitteln  bie  jur  Grbaltung  be«  trieg«» 
tütbtigen  3uftanbe«  nötige  Untcrtunft  fdjafft  (öcr» 
ftellung  oon  Untertunft«rdumen  unb  Sagerbauten) ; 

2)  auf  ben  sJJtarfcb  ju  unb  auf  bem  Kampffelbe, 
inbem  man  bie  93eroegungen  ber  eigenen  Gruppen 
erleidjtert  unb  bie  be«  fteinbe«  crfdjroert  (Uleubau, 
Au«befferung,  3erftörung  t>on  93erfebr«roegcn); 

3)  auf  ba«Jveuergefecbt,  inbem  man  bie  9Btrtung 
ber  eigenen  SBaffen  vorteilhaft  jur  ©eltung  bringt 
unb  fid)  gegen  bie  fctnblicben  bedt  (@inricbten  bc« 
93orgeldnbe«,  Anlage  »on  bedungen); 

4)  auf  ben  Stabangriff  (Sturm),  inbem  man  fid) 
burd?  ober  über  bie  ben  ©egner  fcfcüfcenben  Anlagen 
einen  3Beg  babnt,  anbererfeit«  ben  ©egner  aufbdlt 
(93efeitigung,  Anlage  von  JDinberni))en). 

9tad>  bem  bauernben  ober  vorübergebenben  3rocd 
ber  93auten,  ber  jur  Äu«fübrung  oorbanbenen  3«>t 
unb  ben  terfügbaren  ÜJtitteln  unterfdjeibet  man: 

a.  permanente  ©efeftigung  (f.  b.); 

b.  $rooifori[d)e  93efefttgung  (f.  b.); 

c.  $elbbefefttgung(f.b.). 

über  bie  üerfdnebenen  93efefttgung«manie' 
ren  f.  ^eftungen  unb  bie  bort  genannten  Ginjcl* 
artitel. 

5)  ie  ©efamtbeit  aller  mit  ber  93.  in  3ufammcm 
bang  ftebenben  Ginridjtungen  in  93ejug  auf  ^Jerfo« 
nal  unb  SJtaterial  roirb  unter  bem  9tamen  ©e* 
nieroefen  sufammengefa&t.  Soldje  Jmppen,  bie 

39 


Digitized  by  Google 


610 


Jöcijajcn  —  Jöef  rucytung 


au»brüdlid?  jur  8lu*fübrung  von  SBcfeftigung** 
arbeiten  beftimmt  fmb,  beiden  teebnifd)  e  Grup- 
pen, aud)  ©enie*  ober  3ngenteurtruppen.— 
2?gl.  Stavcnbagcn,  ©runbrifj  ber  S8efcftigung*lebre 

«effrfieit,  f.  SBdffcben.  flSBerl.  1896). 

Beffroi  (fr}.,  fpr.  -r6d),  f.  SBergfricb. 

Bcförbcrung,  f.  slvanccment. 

Beförbcrunßäfdjein,  f.  Grprefcgut. 

J8cf  ör  ftcr  im  g ,  bie  jmang*weifeSBerwaltung  ber 
bemStaateniAt  gehörigen  Salbungen  burdjStaat*: 
f orftbeamte.  Sie  ift  (Jolge  einer  febr  meitgebenben 
ftaatlidjen  31  u  f  f id)  i  über  bieSalbungen  von  ©cmciiv 
ben,  Korporationen  unb  anbern  iurift.  v$erfonen. 
©anj  befonber*  tritt  bei  jeber  58.  ba*  Streben  ber« 
vor,  bem  Canbe  bie  Sobttbat  einer  georbneten  Sorft* 
mirtfebaft  ju  erbalten.  5)ie  ©efchgebung  ber  wer* 
iebiebenen  beutfdjen  Staaten  ift  in  biefer  SBejiebung 
eine  f  ebr  vertriebene.  Gegenüber  ben  ©  e  m  e  i  n  b  e  * 
unb  3nftitut£ttalbungen  beftebt  ).  SB.  ba* 
Spftem  ber  »ollen  SB.  in  einigen  2anbe*teilcn  ^reu= 
bcn*,nämlid)  l)inberS$rovinjöannoverimftürftem 
tum  £>ilbe»beim,  in  ben  SMtentümern  Galenberg, 
©öttingen  unb  ©rubenbagen;  2)  in  ber  SBrovinj 
$efiem9taffau  auf  ©runb  vieler  ©efefee  unb  SBerorb- 
nungen  au*  bem  18.  unb  19. 3abjr b.  (aufgenommen 
ftnb  bie  Salbungen  ber  Stabt  ftrantfurt);  3)  in 
öobenjollcrn.  Übrigen«  unterliegen  in  SJJreu&enbiefe 
Salbungen  nur  einer  mebr  ober  weniger  meitgebew 
ben  Cbcvauf fidjt  be*  Staate*.  SBollftdnbig  befördert 
werben  bie  ©emcinbemalbungen  femer  tn  SBaben, 
in  Seffen,  in  SBraunfdjwcig ,  in  Salbed,  in  ber 
Mbeinvfalj,  teilen  von  Unterfranlen,  Sdjwarjburg* 
9iubolftabt,  Sadjfm^&ltcnburg,  ftürftentum  Söir* 
fcnfclb,  Cübcd,  Glfa|*£otbringen,  in  StirohSBorarl= 
berg.  Giner  febr  meitgebenben  Dberauffidjt,  icbod) 
nicht  Dollen  SB.,  unterfteben  bie  ©emeinbemalbungcn 
in  Württemberg  (©efeb  oon  1875).  Much  in  ftranf: 
reid)  ift  bie  SB.  wenigften*  für  bie  gröfeern  ©emeinbe= 
malbungcn  eingeführt  (Code  foresticr) ,  dbnlid)  in 
sBclgien.  3n  Seutfcblanb  fteüen  bie  unter  SB.  fteben= 
ben  Salbungen  1 163000  ha  =  45$roj.ber  ganjen 
©emeinbewalbflddje  bar,  in  (yrantreid)  waren  e* 
1886:  1922137  ha.  3m  allgemeinen  ift  bei  SB. 
bie  SBetrieb**  unb  2luffid)t»vcrwaltung  Staat»f  orft= 
bcamten  übertragen  unb  bie  SSnftellung  be»  Sorft- 
fcbuftperfonal*  wirb  (burd)  SBeeibigung)  überwacht. 

SUrivatwalbungcn  unterliegen  in Seutf djlanb 
nidjt  mebr  einer  eigentlichen  SB.  G»  mar  bie«  früher 
ber  ftaü  in  Württemberg  auf  ©runb  einer  <yotft= 
orbnung  von  1614,  bie  aber  niemal*  ftreng  ange= 
wenbet  worben  ift;  nad)  bem  jeftt  gcltenben  ftorft* 
polijeigefefc  vom  8.  Sept.  1879  nnbet  nur  noch 
eine  jeitlicbe,  aber  meitgebenbe  SBefcbrdnfung  einer 
$rivatwalbwirtfcbaft  bann  ftatt,  wenn  Untere  ben 
£ortbeftanb  be»  Salbe»  gefdbrbet.  5lud)  in  SBaben 
fann  nad)  bem  jum  ftovftgefeUe  (1833)  erlaffenen 
Stadjtrage  vorn  27.  Slpril  1854  ein  <l$rivatmalb, 
befjen  SBefificr  niebt  ben  forftpolijicigefchlicben  4-Bc 
ftimmungen  entfvrecbcnb  wirtschaftet,  vielleicht  fo* 
gar  ben  Salb  jerftört  ober  gefdbrbet,  auf  minbc 
ften*  10  ^abre  unter  SB.  gcftellt  werben.  3m  alb 
gemeinen  bat  fidj  bie  neuere  ©efefegebung  mebr  ber 
©erodbrung  einer  gröfsern  ^reibeit  in  ber  iBemirt= 
fdjaftung  ber  "l>rioat:,  fclbft  audj  ber  ©emeinbe:  unb 
Korporation§rcalbungcn  zugeneigt,  inbem  fic  fidj 
barauf  befdjrdntt,  mit  mebr  ober  weniger  Strenge 
Salbjcritöruna  su  verbieten,  ben  Sicberaubau 
abgetriebener  5ldd?cn  (SBlöfeen)  311  gebieten,  Salb^ 
robungen  von  ber  Sikmilligung  ber  ^orftpolijeibe: 


börben  abbdngig  ju  mad)enr  Seilung  ber  Salbun« 
gen  ju  verbieten  ober  tvemgften*  ju  befcbrdnten, 
enblicb  bie  Scbubmalbungen  in  Vorgebirgen  burd» 
SBerbot  fabler  Abtriebe  u.  f.  n>.  ju  fd?üftcn.  So  SB. 
ba»  Cfterr.  gorftgefcb  vom  2.  2>ej.  1852,  ba*  Söab. 
^orftgcfcRVoml5.9Jov.l833unb9{ad?tragbajuvom 
27.  «pril  1854,  ba*  SBapr.  «rorftgefeh  vom  28.  üPUr  j 
1852  (neu  rebigiert  1896),  ba*  Surttemb.ftorftpolü 
,;eigefeh  vom  8.  Sept.  1879.  (S.  5<>rfrpoli$ci.)  — 
Sögl.  SMrtilel  Aorftpolitit  im  «Joanbrnörtcrbud?  ber 
3taat*roifienfd)aften»,  SBb.  3  (2.  äufl.,  ^ena  1900). 

«cfort,  franj.  Stabt  unb  geftung,  f.  SBelfort. 

Jöcfradjtcr,  im  Seefrad)tvertrage  berfenige, 
roelcber  enttveber  von  bem  S8erfrad}ter  (f.  b.)  bebuf * 
SBeförberung  von©ütern  ein  ganje*  Seefd?iR,  einen 
verbdltni»mäf(igen  Seil  ober  einen  beftimmten 
dlaum  b«*felben  mietet  ober  mit  bem  SBerfracbter 
über  bie  SBeförberung  einjelner  ©üter  (Stüdgüter) 
einen  SBertrag  f (bliefet.  S)d^  ber  SB.  felbft  bie  ju  bef ör= 
bernben  ©üter  bem  Sd>iffer  überliefert,  alf 0  mgleid» 
ber  Slblaber  ift,  ift  nidjt  erforberlid).  (S.  Stblaber.) 

Befreiung,  Orben  ber  af ritanif d>en, 
Drben  ber  9iepubli!  fiiberia.  Gr  tvurbe  13.  $an. 
1879  burd)  bie  ©efehgebenbe  SBerfammlung  für 
biplomat  SMenfte  unb  für  SBemübungen  um  Sbfdjaf  ■ 
tung  ber  Stlaverei  geftiftet  unb  beftebt  au»  einem 
fünffpibigen  Stern  mit  einem  Äreuj  im  9Hittelfelb, 
an  bem  ein  Slfrilaner  unb  eine  Mfrilanerin  entfeifelt 
fnien;  auf  bem  iRever*  ift  ba*  Sappen  Liberia*. 
(S.  Safel:  2)ie  tvicbtigften  Drben  U,  giß.  24.) 

«cfrciungÖbaUc,  f.  ftelbeim. 

iBefretungefricg,  3)eutfcber,  f.  Sfaffifö« 
3)eutfd)=5Yranjöfo"d)er  firieg^von  1812  bi*  1815. 

^efriebete  3adjcn ,  <sad?en,  »eld?e  unter  bc» 
fonbern  gefehlidjcn  S(buh  geftellt  fmb,  fo  ba|  5)ieb= 
ftabl  ober  SBerlehung  bdrter  beftraft  mirb  al*  bei 
anbern  Sadjen,  j.  SB.  bem  ®otte*bienft  getoibmete 
Sad)en,  meldte  au*  einem  jum  ©otte*birnft  bc= 
ftimmten  ©ebdube  geftoblen  merben  (9teid?*ftraf: 
gefefeb.  §.  243),  ©rdber,  ©rabmäler,  öffentlicbc 
SDcntmdlcr,  SBrüden  u.  f.  ».  (§§.  168,  304,  305); 
ober  fo  bafj  ein  SBermeilcn  miber  SBcrbot  in  ben  l\ 
friebeten  JRäumen  beftraft  wirb,  wie  e*  bei  Sob= 
nung  unb  ©cfd)dft*rdumen  ber  %aü  ift  (§.  123). 

^efronung  flat.  in  bannum missio),  im  Nüttel 
alter  bie  3roang*voUftrcdung  in  ©runbftüde,  menn 
ber  megen  ©elbfdmlb  i^crflagte  entiveber  ungebor« 
fam  au*blieb  ober  red)t*frdftig  verurteilt  mar.  Ur- 
fprünglid)  erfolgte  bie  SBefdjlagnabme  mit  ber  ÜUaj;- 
gabe,  bafj  ba*  ©runbftüd,  menn  c*  ber  Sdmlbner 
uiebt  binnen  oahv  unb  Sag  au*löfte,  tonfi*}ieTt 
mürbe.  Später  erfolgte  bie  3u>angc<vcrfteigeTung. 
2)a*  Sabrjeidjen  be»  SBannc»  mar  ein  Strob»vifd>, 
ein  aufgeftedter  £anbf<bub  ober  ein  itreua. 

Befruchtung,  in  ben  beiben  organifdjen Weichen 
bie  Grmedung  be*  meiblicben  Aeim*  )u  meitercr 
Hu*bilbung  burd)  Söermifd?ung  mit  bem  mdnn 
lieben  3cugung»ftoffe. 

1)  3nt  Si erreiche  ift  bie  gortpflansung  buTd? 
mit  mdnnlid?cm  Samen  befruebtete  Gier  bie  Siegel, 
iöebingungcn  ber  SB.  fmb:  bie  ©egenwart  jmeier 
verfebiebener  3*"gung»ftoffc,  Gier  unb  Samen, 
unb  bie  materielle  Bereinigung  beiber,  fei  e*  inner* 
halb,  fei  e»  aufeerbalb  be*  weiblicben  Drgani*mu*. 
2ie  demente  be*  Samen»  (f.  b.)  bringen  bi»  in 
ba»  Gi  fclbft  ein,  unb  ber  Gintritt  in  ba»felbe  ge* 
fd)iebt  entWeber  bureb  beffen  febwammige  <öülle, 
burd)  meldie  hd)  bie  Samenfäbcn  einbobren,  wie 
j.  SB.  bei  ben  >vrofcbeicrn,  ober  burd)  befonbere  Cff« 


Digitized  by  Google 


JoejTiiajtung 


611 


nungen  ber  äufcern  Gibüfle,  bie  man  SWirropplen 
genannt  pat  (^nfef  ten,  Gcbinobermen  u.  f.  m.). 
Äern  ber  reifen  ßijelle  (ba«  #cimblä«cben)  teilt 
ft<b  oot  bcr  9).  in  3»et  unaleid?  grofse  J&dlften;  bie 
gröficrc  tritt  mit  35otterfubftanj  jufammen  a\i 
!Hi<ptung3törpercben  ober  ^olgeile  au«  bem 
Gi.  $er  Heinere  leil  bleibt  al«  fog.  Gitern  ober 
^ronucleu«  im  Gi  jurüd.  2Rit  biefem  SReft  oer* 
Itbmiljt  ein  einige«  tfäbcben  be«  eingebrungenen 
männlichen  Samen«  unb  bilbet  f  o  einen  neuen  flern 
(<>urcbung*lcrn,  vJRetanucleu«),  ber  "^ronu* 
deu«  regeneriert  alfo  burcb  Slufnabme  be*  männ= 
lieben  3eugung«ftoffe«,  unb  oon  ipm  gebt  unter 
fXei(ung«erfcbeinung  bie  gurebung  be«  befristeten 
Gie«  au«.  93eoor  ber  nacb  bem  Ginbringen  )u  einem 
runben  Äörpcr  oerfinberte  6amcnfaben  mit  bem 
^ronuclcu«  wrfebmitst,  bilbet  fid)  in  ber  $ottcr* 
maffe  eine  fog.StrablenfiguT(f..3elle,II).  3)ie  Gier 
reifen  bei  allen  Jieren  unabhängig  oon  ber  93.,  tritt 
aber  bicfelbe  nicht jur  rechten  3«it  ein,  f o  entmidelt 
fid)  ba«  Gi  in  ber  JHegel  nidjt  weiter,  f  onbern  gebt  ju 
©runbe.  ©ei  benjenigen  Bieren,  bei  »eldben  bie  93. 
im^nnern  be«  reeiblicben  Crgani«mu«  vor  fttib  gebt, 
finb  befonbere93egattung«organeDorbanbcn,  häufig 
uon  febr  tjermideltem  93au;  bei  benen,  mo  bie  93. 
erft  nacb  ber  Äusftofwng  ber  Gier  ftattfinbet,  fehlen 
biefelbcn  gewöhnlich  ganj.  83ei  »ielen  im  SBafier 
tebenben  Sicreu,  j.  93. 9Wufdbeln,  ifl  bie  93.  bem  3u* 
falle  überlaffen.  $ie  männlichen  Siere  ftoften  ibren 
Samen  in  ba«  9Baffer  au«,  ber  burcb.  bie  Strömun- 
gen }u  ben  Gtern  gelangt.  Stiebt  minber  grope  93er* 
fdjiebenbeiten  berridjen  binfidjtlid)  ber  3«t,  ju  ber 
bie  93.  ftattfinben  fann.  SJcancpe  l iere,  wie  3. 93.  viele 
^nfetten,  befteben  in  Dolltommenem  3uftanbe  nur 
für  bie  93.,  fie  nebmen  feine  Nahrung  ju  fid),  unb 
ibre  2eben«bauer  ift  febr  turj.  93ei  anbem  entroideln 
ficb  bie  93efrucbrung«ftoffe  nur  }u  beftimmten  3«* 
ten;  anbere  finb  ftet«  »äfcrenb  eine«  ge»iffen  Älter« 
Sur  93egattung  befäbigt. 

93ei  Bieren,  bei  melden  äufterlicbe  93.  ftattfinbet, 
»ie  3.  93.  bei  ben  meiften  Rieben,  bat  man  neuer* 
bing«  3U  3üd)tung«3»cdcn  bie  fünft  liebe  93.  ange< 
roenbet  (f.  ftifd^uebt).  93et  Amphibien  OJröfcben), 
felbft  bei  Säugetieren  l?atte  (burcb  Ginfpri&ung  be« 
männlichen  3«"gung«ft°fft«  in  bie  weiblichen  ©e= 
fd)lccbt«tcile)  febon  Spallansani  fünfilicbe  93.  be= 
rocrfftelligt.  —  SRacb  ber  fiel)«  bcr  Doiften  follte 
ba«  Gi,  nadj  ber  Sichre  ber  Spermatifer  ber 
Samen  ober  ber  Samenfaben  bie  materielle  ©runb= 
(age  be«  ficb  entwidelnben  Gmbrpo«  bilben.  Tie 
Bereinigten  jeilcben  beiber  Gltcrn  imjVurdnmg«* 
fern  finb  nacb  Stnficbt  oet  mobemen  ©iffenfebaft 
bie  materiellen  Sräger  ber  gemiiebten  Vererbung 
ber  Gbarattere  beiber  Gitern  auf  bie  9fad)tommen. 

2)3m'?Jflan3enrcicbc  beruht ber 93organg  ber 
93.  ebenfo  mie  im  2ierreicbe  im  allgemeinen  barauf, 
tafc  ficb  ber  3"palt  einer  mannliaVn  3elle  mit  bem 
einet  meiblicpen  3eUe,  ber  fog.  ßijelle,  entroeber 
bireft  ober  burcb  Sioämofe  »ermifebt.  2>a*  lefetere 
finbet  bei  ffimtlicben  9Jbaneroaamen  ftatt,  mo  bie 
SortpflanjungSscllen  bei  ber  93.  gefcbloffene  Wem-- 
branen  befitien ;  bie  birefte  93ermengung  bagegen  ift 
nur  bann  m5glicb,  n?enn  bie  männlicben  unb  treib 
lid?cn  93efrucbtung53cllen  nidjt  mit  3<Umembranen 
umfleben  fmb  ober  wenn  biefe  Membranen  wor  bem 
93cfrucbtung$aftc  burcb  3f"ci^n  ober  3luflöfen 
entfernt  »erben.  S)iefe  Slrt  ber  93.  ift  bei  ben  mei* 
ften  ftrpptogamen  »or^anben,  bei  benen  überhaupt 
<ine  Serualität  genau  befannt  ift. 


93ei  ben  9J^aneroaamen  »erben  bie  Rollen* 
förner,  bie  in  ben Staubfdben  gebilbet  »erben, 
als  bie  männlicben,  bie  Samenfnofpen  (f.  b.),  bie  tr\U 
»eber  »te  bei  ben  Slngiofpermen  (f.  b.)  von  einem 
Jrudjtlnoten  umhüllt  finb  ober  »ie  bei  ben  ©pmno* 
fpermen  ([.  b.)  feine  berartige  Umhüllung  beft^en, 
als  bie  roeiblicben  Organe  hejeiebnet  (f.  ©eneration9< 
roecbfel).  3"nerl?alb  ber  Samenlnofpc.  am  Scbeitcl 
be*  Gifern*,  entftebt  ber  Gmbrpofact  in  ber  9öeife, 
bafe  ficb  eine  3eUc  bc*  Gifcmgcroebe*  bebeutenb  Der» 
gröfeert.  fjn  bem  Gmbrnofad  bilbet  ficb  f obann  burcb 
fog.  freie  3eQb»l&ung  ((•  3«Uf»  I)  *>ie  »ciblicbe  ^oxt> 
pflan3ung8jelle,  bie  Gijelle.  Su^cr  bcr  Gijelle 
bilben  ficb  im  Gmbrpofad  ebenfall«  burcb  freie  3«Ubil= 
bung  noeb  einige  anbere  3cUen,  3»ei  amScbcitel,nc* 
ben  ober  über  bcr  Gi3clle  liegenb,unb  3»ei  am©runbe 
bcifclbcn ;  bie  er(tern  führen,  »eil  fie  bei  bem  93ef rueb-- 
tungSafte  mitmirfen,  ben  tarnen  Spncrgiben 
ober  ©ebilfinnen,  bie  beiben  lehtern  »erben  gc»öftn» 
lieb  nacb  ibrer  Stellung  al«  3lntipoben  bcjcicrjnet, 
Tie  fpielen  bei  ber  93.  felbft  feine  JKoüe. 

S)er  eigentliche  Vorgang  ber  93.  ift  folgenber: 
5Racbbcm  ber  in  ben  Slntberen  ober  Staubbeuteln 
gebilbete  Rollen  feine  SReife  erlangt  bat,  fpringen 
bie  erftern  auf,  unb  bie  ^ollenförner  fönnen  burcb 
Siermittelung  äufeerer  Ginmirfungen,  3.  93.  burcb 
ben  9Binb,  bur6  ^infeften,  auep  burcp  bie  ^anb  be« 
.Wenfcbcn  (f.  93eftäubung),  auf  bie  Farben  bct 
bie  Samenfnofpen  einfcbliefjenben  3hrucbtfnotcn  ge» 
langen.  £>icr  leimen  fie  unter  bem  Ginflufe  bcr 
oon  ber  9iarbe  abgefonberten  suderbaltigen  $cucbs 
tigleit,  inbem  bie  innere  ßaut  burcb  Offnungen  bct 
äufeem  (f.  Rollen)  in  ^orm  von  sarten  pla«ma* 
reichen  Schläuchen  beraudtritt;  bie  fo  gebilbeten 
^oUenfcbläucbe  bringen  in  bie  91arbe  ein  unb  von 
ba  burcb  ba«  ©c»cbc  be«  ©riffel«  ^inburch  bi«  in  bie 
ftrucbtfnotenhoblung;  bicr  angelangt,  »aepfen  fte 
in  bie  9Rifropple 

hinein  unb  legen  — .  ^—^^ 

fid?  an  ben  Scbei*  i^!^^'lra^^ 
tel  be«  Cmbrpo* ,  ^  ^ 
fadc«an(f.ncben: 
ftebcnbe  (Jigur, 
m  2)Utropple, 
eGmbrpofad). 

2)  urd)  biefe*  Sns 
legen  »irb  bie 
93.  bewirft,  inbem 
ber  3nbalt  be« 
SßollcnfcblaucbS 
oermutlicb  burcb 

3)  io*mofe  fid?  mit 
bemjenigen  ber 
(Sijeüe,  unb  3War 
burcb  SJcrmitte« 
lung  bcrSpner* 
aiben,  r>crmifcbt. 
5tacbber93.wäcbft 
bie  Gi3clle  all 
mäblicb  3um  Gm* 
brpo(f.b.)  heran. 
93ei  ben  ©pmno-- 
ipermen  ift  bcr 
Vorgang  ber  93.  infofern  ein  anberer,  a\i  bie^odcii« 
lömcr  bireft  auf  bie  Samenfnofpen  3U  liegen  tonv 
men  unb  bicr  nur  einen  titi^cn  Sd)laitd;  bi«  311m 
Gmbrpofacf  treiben.  Sufecrbem  ift  noeb  bie  Stu«* 
bilbung  be«  GmbrpofadcS  unb  ber  hier  311  mebrern 
oorbanbenen  (Sijellen,  bie  in  93erbinbung  mit  ihren 

39* 


Digitized  by  Google 


612 


SBeg  —  Segas 


Spnergiben  GorpuScula  ober,  wegen  ihrer  Ahn* 
HcMat  mit  ben  weiblichen  Organen  bcr  bcbcr:x 
Krpptogamen,  auch  Strdjegonien  genannt  wer- 
ben, eine  wesentlich  anbete  als  bei  ben  Slngio* 
fpermen.  (S.  ©pmnofpermen.) 

©ei  ben  Krpptogamen  führen  bie  weiblichen 
Sellen  ebenfalls  ben  tarnen  Gi  jellen,  bie  männlichen 
bagegen  beiden  Spermatojoiben.  2)ie  Gijellen 
liegen  bei  ben  böbem  Krpptogamen,  ben  tjarn- 
fräutern,  Schachtelhalmen  u.  \.  m.  unb  bei  ben 
UDioofen  im  Innern  oon  befonbern  äelltörpern,  bie 
man  als  Slrcbegonien  hejeicpnet.  2>ie  6permato= 
oiben  »erben  ebenfalls  in  beftimmten  3ellen  ober 
dlförpem  gebilbet,  au*  benen  fte  bei  ber  Steife  auS* 
cblüpfen,  um  fobann  oermittelft  einer  ober  mehrerer 
aaräpnlicber  ©cbilbe,  ber  Gilien,  äufccrft  lebbaft 
im  SBaffer  berumjufcbwärmen.  -Utcb  bie  Strebe* 
gonien  öffnen  fid)  bei  ber  Steife  unb  geftatten  fo 
ben  Spermatojoiben  bireft  bid  jur  Spelle  ju  ge- 
langen unb  fiep  mit  berfelben  ju  oermifcben.  3He 
93.  biefer  ©flanjen  tann  nur  bei  3ugegenfein  von 
SBaffer  in  tropfbar  flüffiger  gorm  oor  ficb.  geben. 
Das  Stefultat  ber  ©.  ift  eine  mehrfache  Seilung  ber 
Gijelle  unb  ihr  SluSwacbfcn  ju  einem  Gmbrpo. 

©ei  ben  niebern  Krpptogamen,  ben  Stlgen  unb 
©iljen,  fmb  bie  ©orgänge  bei  ber  ©.  im  wefent* 
lieben  biefelben  wie  bei  ben  böbem  Krpptogamen. 
Slucb  hier  finbet  eine  birette  ©ermifepung  ber  in 
Äntberibien  gebilbeten  Spermatojoiben  unb  ber  in 
ben  Cogonien  ober  auch  Karpogonien  oorban- 
benen  (gellen  ftatt.  Gine  Ausnahme  hiervon  macht 
blofe  bic  Familie  ber  Stbobopbpceen  (f.  b.),  inbem 
pier  bie  Spermatojoiben  nid'  t  mit  ber  Gijelle  in  un= 
mittelbare  ©erübrung  tommen,  fonbern  bie  ©.  bureb 
©ermittelung  einer  ober  mebrerer  anbem  3ellen  bc* 
Wirten  müffen.  ©ei  ben  übrigen  Sllgen  unb  bei  ben 
©iljen,  foweit  fie  überpaupt Sey ualttdt  haben,  fmb 
bie  ©cfcplecbtSorgane  je  naep  ben  ^anritten  jebr 
verfepiebenartig  gebaut.  3)ie  Dogomen  unb  Kap 
pogonien  umfduiefeen  bie  Gijetlen,  bei  ber  SReife  ber 
lehtern  öffnen  fie  ficb,  um  ben  Spermatoj oiben  baS 
Ginbringen  in  bie  Gsellen  ju  ermöglichen,  ober  baS 
Stntberibium  legt  fiep  an  baS  weibliche  Organ  an, 
burdbbobrt  bie  SJlembran  beSjelben  unb  entläßt  nun 
bie  Spermatojoiben  bireft  in  baS  3"nerc.  2taS 
Stefultat  ber  ©.  ift  pier  ftetS  bie  ©ilbung  einer  ober 
mehrerer  Sporen,  aus  benen  bei  ber  Reimung  wie* 
ber  ein  neue*  Jnbioibuum  hervorgeht. 

©gl.  Knutb,  £>anbbud)  ber  ©lütenbiologie  (©b.  1 
u.  2,  Spj.  1898—99);  ©ölicbe,  55a*  fiiebeSleben  in 
ber  Statur  fölor.  1898);  öäder,  ©rariS  unb  Sbeorie 
bcr  RcOetli  unb  ©efrucbtungSlebre  (Jena  1899). 

®«g,  ©cj,  ©ei  (b.  b.  Öerr),  bei  ben  Surfen 
ein  bem  tarnen  angehängter  2itcl,  ber  ben  S  e  bnen 
ber  ©afcfjas  unb  Gioil:  wie  SJtilitärbeamten  oon 
Cbcrftenrang,  bann  aber  aueb  angefebenen  21 
Idnbcrn  beigelegt  wirb;  bem  Stange  nach  ftept  ber 
Sitel  ©.  jwifdjen  Gfenbi  unb  ©afdja. 

©eglerbeg  (b.  b-  &err  bcr  Herren)  ift  eine  nur 
nod)  wenig  gebräuchliche  böbere  Stangbejeichnung 
eine*  ©rooinjialftattbalterS,  bem  mehrere  üitritt- 
d?ef*  unteTgeorbnet  finb. 

©C0a»  jlufe  unb  Kanal  in  Sübungarn.  2)ie  ©. 
entfpnngt  an  ber  Dftgrenje  bc*  Krafföer  Äomitat*, 
(liefet  erjt  nörblid),  bann  bi$  Seme*odr  toeftlid), 
oon  pier  fübmeftlich  bi*  ftlet,  wo  baS  alte  glufebctt 
mit  bem  Kanal  jufammentrifft,  ber  1777  begonnen 
tourbe  unb  ficb  von  ^ac*et  über  SemeSodr  bi*  Klei 
nftredt.  ©on  SacSet  bi*  Jeme*odr  bient  ber  Kanal 


)ur£o(}fcbn)emme  unb  ale  Siegutator  für  bie  leinet  ; 
oon  JemeSodr  abrodrtÄ  ift  er  fdjiffbar  unb  roirb 
felbft  mit  fleinern  Stampfern  befahren.  Slufeer  bem 
eigentlichen  ©eg atonal  mürbe  1833—37 ba*  alte 
©ett  ber  ©.  bureb  einen  Kanal  oon  ©obba  bis  §an- 
tabib  oertürjt.  3)ie  ©.  münbet  nad)  einem  Sauf  oon 
250  km  jtoifcben  ©erla*  unb  Xitel  in  bie  2bcir- 

*ega,  Gorneli*  Bieter*),  boüdnb.  SJtaler  unb 
Kupferstecher,  geb.  1620  )u  ^aartem  at*  Sohn  be& 
öoljbilbhauer*  ©etet  ©cgpn,  geft.  bafclbft  an  bcr 
$eft  27.  »ug.  1664.  ©.  lernte  bei  Slbnaen  oan 
Oftabe  unb  malte  gleich  tiefem  ©enrebilber,  toclcbc 
6cenen  be*  niebern  ©oltsleben*  jum  ©egenftanbe 
haben.  Seine  34  Stabierungen  fteUen  ©auemgefells 
fdjaften,  Srinfer,  Staucher,  bdjentfeenen  u.  bgL  bar. 

söcgafanal,  f.  ©ega. 

iBegarcUt  Antonio,  itat.  ©itbhauer,  geb.  1498, 
geft.  28. 2>ej.  1565  in  SJtobena,  mar  ein  Schüler  be* 
©uibo  2Jtajjoni  unb  fchuf  rtie  biefer  mit  ©orliebe 
au*  2erracotta  lebenSgrofee  ©ruppen.  ©ebeutenb 

Stb:  2)ie  Kteujabnabme  in  San  ^ranceSco,  S)ie 
emeinung  Ghrifti  in  San  ©ierro  unb  bet  gleiche 
©egenftanb  in  San  2(goftino  }u  SRobena. 

Öcgaci,  berühmte  Künftlerfamilie.  3bten  Sluf 
begrünbete  Karl  ©.,  geb.  30.  Sept.  1794  ju  6ein*= 
berg  bei  Slachen.  Gr  befuchte  baS  fipeeum  ju  ©onn. 
wo  er  ben  erften  Unterriebt  in  ber  Ölmalerei  bei 
©bilippart  erhielt  unb  im  Hilter  oon  15  %  bureb 
eine  Kopie  beS  Slaffaelfchen  Johannes  aufleben 
machte.  3"  (einer  weitem  SuSbÜbung  als  fötaler 
ging  er  1813  nach  ©ariS,  »o  er  einige  3eit  ba* 
atelier  beS  SJlalerS  ©roS  befuchte.  2)er  König  oon 
©reufeen  laufte  eine  SimmelStönigin  (je^t  in  ber 
©alerie  ©elleoue),  ^iob  mit  feinen  <yreunben  (1816) 
unb  baS  ©ilb  GbrvftuS  am  Clberge  (1818 ;  ©arnif  on= 
furche  in  ©ertin)  unb  beauftragte  ihn  1820  mit 
ber  SluSführung  einer  SluSgiefeung  beS  heiligen 
©eifteS  für  ben  3)om  ut  ©erlin,  nach  beren  ©oll^ 
enbung  (1821)  ihm  fein  fönigl.  ©Bnner  bittet  ju 
einem  Äufenthalt  in  Julien  gemdbtte,  bet  ihn 
in  bie  Wethen  ber  ©rärafiaeliten  führte.  35ice 
jeigt  bie  in  Stom  gemalte  Xaufe  Ghrifti  (©otSbamer 
©arnifonfirche) ,  wie  baS  ©ilb:  JobiaS  unb  ber 
Grjengel  (1826;  ©erliner  9tationalgalerie).  3" 
bleibenbem  Aufenthalt  1824  nach  ©erlin  }urüd- 
gelebrt,  malte  er  bann  jundchft  bie  Sluferftebuna 
Ghrifti  (1827;  Söerberfche  Kirdje  in  ©erlin),  womit 
er  wieber  bie  ©abn  beS  ÜDlobellftubiumS  betrat, 
welcher  er  auch  in  feinen  folgenben  ffierfen  tirchlichen 
Inhalts  treu  blieb.  311  freSco  führte  er  in  ber  Kirdje 
ju  Sacrow  bei  ©otSbam  GpriftuS  unb  bie  vier 
Goangeliften, umgeben  oon  einem  Gbcr  oon  Gngcln. 
aus.  3m  ©efchicptSbilb  leiftete  er  in  bem  «Ganoffa» 
ju  Sdjlofe  Slheined  Süchtige*.  Sil*  ©orträtmalcr 
oeremigte  ©.  alle  feine  berühmten  3eitgenoffen  unb 
oerbantte  biefer  Shätigleit  mobl  ben  gröfeten  2eil 
feiner  ©opularit&t.  Sun  erfreulichften  wirft  er  in 
leinen  ©enrebilbcrn,  wie  Sorelei  (1834,  geftochen  oon 
iDtanbel)  unb  bic  2Jtobrenwdfcbe  (1843;  Stational» 
galerie  )u  ©erlin  unb  Siaoene'fche  Sammlung  ba= 
felbft).  Gr  ftarb  als  preufe.  Hofmaler  unb  SJtitglieb 
ber  ©erliner  «tabemie  ber  Künfte  24.  Sloo.  1854. 

©on  feinen  oier  Söhnen  haben  ftch jwei  eben* 
fall*  mit  Grfolg  ber  SJtalerei  gemibmet:  0*tar  ©., 
geb.  31.  $uli  1828,  errang  fiep  ben  grofeen  atabemi» 
\i)tn  ©reis  für  Slom.  Sein  bort  1853  gemalte* 
©enrebilb  (©lauberftunbe)  beftnbet  ftch  in  ber  ©e^ 
liner  ÜJtationatgalcrie.  ©on  feinen  gröfeern  ©ilbern 
fmb  befonberS  ju  nennen:  eine  Kreujabnahme  unb 


Digitized  by  Google 


©egaffe  —  SBegefjtungSüermögen 


C13 


vier  Kompofitionen  aui  ber  ©efdjidjte  Don  SImor 
unb  SJfpdje,  ftriebricb  b.  @r.  in  ber  Sdjlofefapellc  ju 
Gbarlottenburg(1868;  9Jtufeum  ju33reSlau).  Socb 
finb  fein«  betoratvoen  SBanbmalereien  föeftfaal  im 
berliner  SRatbaufe)  erfolgreidjer  gemefen.  3"meift 
war  er  mit  Sagblanbfdjaften  unb  ^ortrdten  be» 
frbdftigt.  Gr  ftarb  10.  SRoü.  1883  in  33ertin.  — 
«b albert  93.,  geb.  5.  2Jidrj  1836  in  33erlin, 
ftubierte  an  ber  bortigen  Sllabemie  bie  Tupfer« 
ftedjtunft  unb  begab  fieb  1800  nad)  ^ariS.  wo  er 
ebenfo  wie  fpdter  in  SBeimar  unter  33ödlin  unb 
fdjliefelicb  roieber  in  33erlin  fcurd?  gelungene  Kopien 
berübmter  9Jleiftermerfe  fid;  einen  9tomen  madjte. 
1863  fegte  er  in  9tom  feine  Stubien  na*  Sijian, 
v4$orbenone  unb  anbern  SJleiftern  fort,  ©ein  Origi» 
nalwerf,  9Jlutter  unb  Kinb  (1864;  berliner  National' 
galcrie),  unb  wetblicbe  33ilbnifje  machten  it>m  einen 
Warnen.  33.  ftarb  21.  $an.  1888  ju  iütentone. 

Sie  beiben  anbern  Söbne  finb  tiortreff liebe  33üb« 
bauer:  Weinbolb  33.,  geb.  15.  3uli  1831,  war  ein 
Scbüler  ÜlUcbmannS  unb  9laud;S  unb  trat  juerft 
mit  ber  üHarmorgruppc  £>agar  unb  3ämael,  bann 
mit  ber  Slijje:  ^fpd?e,  ben  fdjlafenben  2lmor  be« 
laufebenb,  bervor.  1855  ging  er  na*  IHom,  wo 
baS  Stubium  äJUebelangeloS  feinem  Talent  eine 
naturali)tifd>e  SHicbtung  gab.  3"  9*°m  führte  er 
bie  2lmor>  unb  ^Mpdjegruppe  in  SMarmor  auS  unb 
einen  $an,  ber  bie  $fpd)e  tröftet,  womit  er  ben 
erften  Sieg  in  feiner  realiftifd)  »  malerifcpen  91icb» 
tung  errang.  SRadb  S3erlin  jurüdgefebrt,  Dollen» 
bete  er  jundebft  eine  gaunenfamilie,  fowie  Porträt» 
büften  unb  bie  tjfacabenflfubPe  neuen  33örfe  in 
Berlin:  33oruffta,'£)anbel,  2lderbau  unb  3»tbuftrie 
befebügenb.  3m  ftrübjabr  1861  folgte  er  einem 
Siufe  als  ^rofeff  or  an  bie  Kunftfcbule  nad)  SBeimar, 
legte  aber  biefe  Stelle  im  Jöerbft  1862  nieber,  lebte 
fpdtcr  in  9iom,  bis  er  1866  bauernb  nad)  33erlin 
jurfldlebrte.  ^njwifcben  batte  er  in  ber  Konfurrenj 
um  baS  Senfmal  griebrid)  2Bill>elmS  III.  für  Köln 
)toar  ben  erften  ^SreiS  gewonnen,  aber  bie  StuSfüb» 
rung  ntebt  crbalten,  bafür  aber  warb  ibm  für  bie 
in  SBerlin  iu  erriebtenbe  SdrilleT»  Statue  ber  erfte 
^reiS  unb  bie  SKarmorauSfübrung  ju  teil  (1863 
—71).  Sonft  ftnb  oon  feinen  SBcrfen  bertwrjubeben: 
üöenuS  tröftet  ben  üon  einer  33iene  geftodjenen  Slmor 
(1864),  eine  Skbenbe,  weld?e  fid)  trodnet  (1865), 
ein  <$an,  ber  einen  Knaben  im  ftlötenfpiel  unter» 
rietet,  Sufanna  (1872),  bie  33ronjegruppe  9laub 
ber  Sabinerin  (1876),  ÜJterfur  bie  Sfpdje  entfüp* 
renb  (1878;  9tationalgalerie  ju  S3erlin),  Äentaur, 
ber  eine  9ipmpbe  auf  feinen  IRüden  bebt  (1881). 
ftür  bie  9lubmeSbaUe  ju  33erlin  febuf  er  1885  eine 
Koloffalftatue  ber  93oruffia  unb  jmei  röm.  Krieger 
auf  ben  Jreppenwangcn  aus  9)tarmor.  Ser  lolofiale 
9leptunbrunnen  in33ronje,  auf  bem33erlinerSd)lofe= 
plag,  mit  ben  @eftalten  beroier preuft. Ströme  (1891 ), 
baS  Ion! mal  von  £>umbolbtS  in  iBerlin,  ber 
Sarlopbag  Haifcr  5riebrid>S  III.  in  beffen  SKaufo« 
leum  ju  ^Jotebam  (1892),  bie  auf  bem  neuen  Steidjs- 
tagSgebdube  befinblidbe  tolojfale  OmcI  clgruppe(®er-- 
mama  vi  $ferb)  unb  jabtreiebe  belorattve  Arbeiten 
jeigenbie  &ielfeitigteit  bcS  KfinftlerS;  ebenfo  eine 
gro^e  flabl  won  Silbniebüftcn,  roic  Slbolf  SWcnjelS 
(1876)  unb  DJloltle*  (1881)  für  bie5Berlmer9totional= 
galerie,  Kaifcr  9Bilbelms  L  (9Jlufeum  ju  93reSlau), 
i^rofefior  WlommfenS,  bcS  Hronprinjen  griebrid; 
ffiilbelm  (SHubmeSbaUe)  u.  a.  1892  rourbe  ibm  na* 
engerm  Söettberoerb  bie  Sluäfübrung  beS  9lational= 
benfmalS  für  Kaif er  SBilbelm  L  in  ©erlin  übertra* 


gen,  ba«  22.Wdrj  1897  entbüHt  rourbe  (f.  Safel: 
Seutfdje  Äunft  V,gig.  11).  1901  »ollenbete  er 
baS  6,5  m  bobe  SöiSmard^Stanbbilb  »or  bem  9tei(fc> 
tagSgebdube  in  JBerlin.  JB.  ftebt  feit  1876  einem 
sJüteifteratelier  an  ber  ^Berliner  31fabemie  oor  unb  ift 
Witglieb  be«  Senats.  (93gl.  Sllfr.  Süleper,  9teinbolb 
»ielef.  1897.)  —  Karl  geb.  23. 9cor>.  1845 
ju  SBerlin,  lernte  im  Sltelier  feineä  33ruberS  ÜHeinbolb 
unb  oerDolllommnete  ficr)  bura)  einen  Idngem  ^uf= 
enthalt  in  Italien,  ^ier  entftanb  bie  ^igur  beS  Silen 
mit  bem  Süacdjuöfnaben  auf  bem  Scbofee,  unb  bie 
Kinbcrgruppe:  Sie  ©efdjmifter  (1878;  ^Berliner  9b» 
tionalga(erie).  9Jla|t«oll  unb  ebcl  rote  biefe  ftnb  au  * 
bie  Statuen  beS  Slrcbitetten  KnobelSborff  in  ber  JBor» 
balle  beS  berliner  9WufeumS  (1886),  beS  SolumbuS 
unb  SlriftoteleS  in  ber  Kieler  Unioerfttät,  wie  feine 
lüften  beS  DJcalerS  von  <Ware"eS  (1878;  ^Berliner 
9lationalgalerie)  unb  Kaifer  SBilbelinö  L  (Oaleric  ju 
iSaffel).  9leuerbtng«  fd)uf  er  baS  JRubmeSbmlmal 
für  1871  in  Gaffel  (1898)  foroie  jroci  ©ruppen,  ÜJlart» 
graf  Otto IV.  unb  ftriebrid?  SBtlbelml  V.,  für  bie  33er» 

Oegaffe,  f.  JBagaffe.  Iiiner  SiegeSallee. 

Begattung,  f .  *efrua?tung  unb  3'ugung. 

^Begebest,  in  JBejug  auf  einen  $Bea)fel  fo» 
oicl,  als  benfelben  burdj  3"boffieren  auf  einen  an» 
bern  ^nbaber  übertragen.  Sie  (leinen  SBanten  unb 
SBanlierS  begeben  bie  »on  ibnen  biStontierten  SBed?» 
fei  wielfad)  mieber  an  größere  »eiter,  inbem  fie  bura> 
tbre  Unterfcbrift  mit  ©arantie  leiften,  unb  fte  ae» 
toinnen  babei  aufeer  ber  ^iropifton  and?  bie  Sitte» 
renj  beS  SiStontoS.  Sie  9totenban(en  fegen  metft 
bie  weit  umlauffdbigern  9loten  an  bie  Stelle  ber 
Btafyfd  unb  ballen  bie  legtern  als  Sedung  eines 
JeilS  ber  erftem  jurüd.  3n  ber  93örfenfpraa>e 
nennt  man  93.  aueb  baS  Ausgeben  neuer  Slnleiben, 
befonberS  bie  9ierteilung  auf  bie  erften  Slbnebmer. 

^cgcguungi<gcf ettjt,  ©efeebt,  baS  fid?  auS  ber 
Jiefe  ber  9)laricblolonnen  gegen  einen  meift  felbft 
noeb  im  »ufmarfd?  begriffenen  ©egner  entmidelt. 
Sie  Ginleitung  beS  ©efcdjtS  ift  Sadjc  ber  äoant» 
garbe  (f.  b.).  gür  ben  ^übwr  ber  3loantgarbe  tommt 
eS  bierbei  barauf  an,  bem  ^einbe  in  ber  Gntwidlung 
ben  Siorfprung  abzugewinnen,  babei  aber  ben  Äb* 
fidjten  ber  böbern  Sübrung  nidjt  oorjugreifen.  Sie 
Surcbfübrung  beS  Eingriffs  Bon  feiten  beS  ©roS  barf 
burdj  bie  Gntwidlung  fo  wenig  als  möglid)  aufge» 
balten  werben;  oorauSgebenbc  Gntwidlung  auf  ber 
©runblinie  würbe  nur  ju  3«ttDerluft  fübren.  Gin 
gemeinfamer  SlngriffSbefebl,  bie  Slufgaben  ber  ein« 
jelnen  jeile  juf ammenf affenber  93ef ebl  ift  bei  93.  jwar 
anjuftreben,  aber  feiten  möglid};  meift  müffen,  bem 
Slnmarf  cb  ber  Gruppen  unb  ben  über  ben  Seinb  ein« 
gebenben  9Jlelbungenentfpred>enb,  bie  oerfebiebenen 
iüefeble  nadjeinanber  gegeben  werben. 

8rgebrung£tierinogett,  ein  SluSbrud  ber  dl» 
tem  $iQd?ologte,  ber  bie  Grfcbeinungen  gufammen» 
t  a  ü  t ,  meldje  fid)  auf  ein  Streben  aus  ber  ©egen« 
wart  in  bie  3«tunft  bejieben,  bie  93egebrungen  unb 
23crabfd?euungen,  Neigungen  unb  Abneigungen, 
bann  aueb  bie  Überlegungen,  Gntfdjliefeungen  unb 
SüillenSalte.  GS  würbe  eincrfeitS  vom  GrtenntniS» 
uermögen,  anbererfeitS  r>om  ©efüblSuermögen  ge« 
fonbert.  IDlan  unterfdjieb  aufeerbem  ein  unteres 
ober  niebereS  unb  ein  oberes  ober  böbtteS  33.,  in» 
bem  man  ju  jenem  bie  Äußerungen  ber  ftnnlidjen 
Jriebe,  beS  inftinftmdfeigen  SöolIenS,  ebenfo  bie 
9leigungen  unb  üeibenfdjaften ,  ju  biefem  baS  Der» 
ftdnbige,  überlegte,  vernünftige  ftttlidje  3Bollen 
reebnete.  3n  ber  legtern  93ejtebung  fegte  Kant  bie 


614  Scgeiftcrung 

praltifcbe,  fittlidj  gefefcgebenbe  Vernunft  bem  obctn 
SB.  gleidb.  3)te  Qan$e  Vlnfic^t  vom  geiftigen  Ceben 
jebod),  in  weldjer  bie  SKnnabme  eine«  beionbern  IB. 
wurjelt,  bat  fid)  al«  unjureidjenb  jur  ßrtldrung 
ber  pfncbifdjen  SBorgdnge  erroiefen,  unb  bie  ^ipd)o: 
logie  pat  e«  al«  ipre  SHufgabe  ertannt,  bie  ©erfcpie« 
benen  Slrten  be«  SBegebren«  (©unfcp,  SBegierbe, 
Strieb,  Neigung,  fieibcnfdbaft,  ffiille)  in  ibret  inbi« 
»ibueUen  SBcftimmtpeit  unb  SBeränberlicbleit  au« 
elementaren  ßrfcpeinungen  unb  allgemeinen  ©e* 
fetjcn  abjuleiten. 

©cgciftcrung,  ftarle,  freubige  Grregung,  in 
bet  man  alle  Scclenlrdfte  gefteigert  füblt.  6ie  tritt 
bann  ein,  wenn  etwa«  9ieue«  unb  bisher  noeb  nidjt 
©cwobnte«,  babei  abet  inncrlidj  SBertoolle«  mit 
unverhofftem  ©lad  hervorgebracht  unb  bemirlt 
wirb,  fei  e«  in  ©ebanten,  ©cfüblcn,  SBeftrebungen 
ober  &anblungen.  Taher  verfefct  alle«  ba«jcnigc 
in  JB.,  »aS  neue,  bi«bcr  fdjlummernbe  Ärdfte  in 
und  in  i  Im 1 1 o fett  unb  unfer  innere«  Seben  für  neue 
3beale  in  SBewegung  fefet,  j.  SB.  Jtrdfte  jur  SBertei* 
bigung  be«  SBaterlanbc«,  jur  Grforidjung  ber  ÜDabr-- 
beit,  jur  (Erwerbung  von  SJtup m  unb  Q\)vt. 

iöcgemcbcr,  f.  SDembca. 

ftScgga,  bie  heilige,  Softer  Pippins  von  San« 
ben,  vermählt  mit  SHnfegt«,  bem  Sohne  be«  Sßifdwf« 
Jlrnulf  (f.  b.)  von  Sülefc,  mar  bie  Sölutter  Pippin* 
von  öenitall  unb  Urgroßmutter  Pippin«  be«  fllei» 
neu.  Sie  grünbetc  um  G80  ein  ^rauentlofter  ju 
Slnbane  an  ber  SUlaa«,  ba«  al«  ba«  Stammbau« 
ber  SBeghinen  (f.  b.)  galt,  fo  baß  biefer  Warne  fdifaV 
Ud)  »on  SB.  abgeleitet  mürbe.  Um  698  ftarb  fie  unb 
würbe  tanonifiert.  3br  ©cbdd)tni«tag  ift  ber  17.5>cj. 

«cgfitnticb  (SBcdcnrieb),  fcfcroeij.  fiuftfur 
ort,  f.  iöuocb«. 

Beggiatöa  Traf.,  SJJihgattung  au«  ber  ©nippe 
ber  Sdjijompceten  ober  topaltpilje  (f.  SBaftericn). 
2Ran  lennt  nur  roenige  Slrten,  bie  fepr  bdufig  al« 
fet)  leimige  ober  gallertartige  Staffen  folvopl  in  füßen 
roie  fälligen  ©ewdffern  vorfommen.  G«  fmb  fabem 
förmige  $ilje,  bie  eine  ganj  ähnliche  penbelartigeSBe* 
megung  jeigen  wie  bie  C«cillarien  unter  ben  Sllgen. 
3)ie  jiemlid)  langen  gdben  fmb  anfang«  einjellig 
ober  nur  burd)  wenige  Guerwänbc  an  einem  (*nbe 
gef ddjert,  fpdter  jerfallen  fie  jum  Seil  burd?  nabe 
aufeinanberfolgenbe  Cuerwdnbe  in  eine  größere 
Snjahl  von  Sellen  (f.  Safel :  $  i  l  j  e  III,  gig.  1  a,  c). 
Ödufig  teilen  fid)  bie  <$dben  aud)  in  fcpraubenlinige 
Partien  (<jig.  lb),  bie  wie  bie  Spirillen  lebhafte 
Sdjwärmbcwcgungen  mittel«  Silien  au«füh  ren.  §aft 
in  allen  gellen  befinben  fiep  ah  heute  buntle,  ftarf 
licbtbrccbenbe  itörpereben,  bie  au«  Schwefel  beftepen 
unb  für  bie  SBeggiatoen  djaralteriftifd)  fmb,  obwohl 
aud?  anberc  Spaltpiliformen  berartige  Scbirefclein» 
lagerungenbefi^en.  S)iefe«SBortommenoonSd)n>efel 
im  Innern  ber  gellen  ftept  offenbar  im  3ufammens 
bang  mit  ber  mertmürbigen  digenfdjaft  ber  SBeggia* 
toen,  gerciffe  Scbmefeloerbinbungen  }u  jetfe^cn  unb 
reid) lid)  Scpmefelmafferitoff  }u  bilben.  Se«balb  fin» 
ben  fidj  biefe  -X'.lw  aud?  immer  in  großen  Mengen  in 
ben  fcproefelbaltigen  Stbfallwdffern  oon  Gabrilen  fo: 
roie  In  fdjioefelbaltigen  »armen  Duellen  unb  Dielen 
aJiineralauellen,  bie  fdjroefelfaure  Salje  fübren. 
Sie  ftarte  ©ntwidlung  oon  Scbmefelwafierjtoff  in 
benccbioefeltbermen  i)tnad)  neuern  Unterfudjungen 
roobl  au«)d)licfUid)  auf  ba«  SBorpancenfein  biefer  | 
^ilje  jurüdiufüb.ren,  bie  felbft  bei  +65°  C.  unb 
mebj  noeb  üppige  Sßegetation  jeigen.  Sod)  lönnen  , 
bie)elben  Slrtcn,  bie  bei  biefer  boben  lemperatur  I 


—  Segtjinen 

n  od?  gebeiben,  aud)  in  von  (Ei«  überbedten  ©rdben, 
bie  21  bilufitr einer  au«  Gabrilen  fübren,  fid)  weiter 
entmideln.  5)ie  am  bdufigften  oorfommenbe  Slrt 
ift  B.  alba  Trev.,  foroobl  in  Sd^mefelauellen  roie 
aud)  in  fcplammigen  ©eroäffern,  Sbflüffen  oon  in-- 
tu  Knollen  Stnlagen  u.  f.  m.,  ben  mefenllicbften  9)c- 
ftanbteil  ber  unter  bem  tarnen  iBabefd)leim  be 
tannten  gallertigen  ober  fdjlammigen  9Jlaf)e  bilbenb. 

6ine  anbere  »rt,  B.  mirabilis  Cohn,  mit  etwa« 
bidern  gdben,  finbet  int  befonber«  al«  fd)leimiger 
übeniig  auf  bem  ©runbe  feidjten  SBradroaifer«  an 
ben  aJleere«füften;  au<p  in  Mauarien,  bie  mit  See* 
»aifer  gefüllt  fmb,  tritt  fte  auf  unb  tötet  bureb 
Gntmidlung  bon  Scpmefelmafferftoff  bdufig  bie 
barin  gezogenen  Stiere  unb  ^flanjen.  Soroopl  in 
füpen  mie  in  fähigen  ©ctodfiern  tommt  B.  roseo- 
persicina  Zopf  vor,  beren  §dben  fid)  burd)  toeifee. 
jebön  rofenrote  ober  oiolette  ^drbung  au«}eid)nen 
unb  dlmli*  roie  bie  ber  B.  alba  in  febraubenförmige 
Sdjrodrmcrforoie  inÄotlcn(5ig.  ld)  jerf  allen  fönnen. 
^auptfdd)lid)  in  ber  (entern  $orm  bilbet  biefer  l;i  1.^ 
umfangreiche  gallertige  Kolonien,  bie  auf  faulenben 
organiidjen  Äörpern  aller  ärt  oegetieren,  befonber« 
jroifdjen  abgeriffenen  unbjufammcngetriebenftiSet» 
gra«mai|cn  foroie  auf  bem  ©runbe  feidjtcr  Stellen 
an  ben  3Jleere«f üften.  Sie  bilbet  bier  ebenfo  roie  bie 
B.  alba  ben  fog.  toten  ©runb  be«  SWeer«,  roie 
ibn  bie  %\)a)tt  nennen,  roeil  an  biefen  Orten  wegen 
ber  reidjlicpen  Sd?roefelroafieritoffentroidluna  leine 
5if*e  fmb.  3n  fü&cn  ©erodffeni  tritt  biefe  »rt  oft 
ftarf  auf  unb  bewirft  lebbafte  rote  ftdrbung  be« 
Malier«,  bie  man,  roie  anbere  (jdrbuna«crfd?einunä 
gen  be«  ffiaffer«,  Sffiafferblüte  nennt. 

iBcg&arbcn,  f.  SBegbinen. 

QScg^incn  (Bepiinae,  Beguttae),  SBereine  r>on 
grauen  unb  SSungfrauen  3U  gemeiufamem  anbddb^ 
tigern  Ccben,  gegen  Gnb«  be«  12. 3<*prb.  in  ben  Üiie* 
berlanbcn  entftanben.  Sie  rourben  früb  SB.  ober 
SBegutten  genannt;  bod)  ftammt  ber  9laine  roeber 
oon  ber  beil.  SBegga  (f.  b.)  nod)  oon  bem  altfdd)f. 
9Borte  abeggen»,  ba«  in  ber  SBebeutuna  «beten»  niebt 
oortommt;  roabrfd)einlid)er  oon  bem  $rieftcr  2am« 
bertu«  be  SBigue«  ober  le  SBtgbe,  ber  1180  in 
Süttid)  einen  berartigen  SBercin  geftiftet  bei  ben  foll. 
ST  er  Warne  SBegutten  roirb  oon  ber  ftormcl  «bei  ©Ott» 
abgeleitet,  beren  fid)  bie  SB.  bebienten.  3cbenfall« 
roaren  biefe  Stamcn  urfprünglid)  eber  Spott«  unb 
Sd)eltnamen;  fie  felbft  nannten  fid)  einfad)  Sd?roc^ 
ftern  (ober  SBrüber).  Cbne  Aloftergelübbe  abzulegen 
ober  ber  Siegel  eine«  Drben«  ju  folgen,  vereinigten 
fid)  bie  SB.  unter  einer  frei  gerodblten  SBorfteberin 
iu  Übungen  ber  2lnbad)t  unb  3Bobltbdtigfeit;  bod? 
ftanb  ibnen  jeberjeit  ber  SRüdtritt  in«  SJJrioatlebcn 
ober  bieSBerbeiratung  frei.  Sieroobnten  jufammen  in 
SBegpinenpöfen,bie  urfprünglid)  außerhalb,  erft 
fpdter  in  ben  Stdbten,  j.  SB.  in  ©ent,  angelegt  roaren, 
beftebenb  au«  einzelnen  £)dufem  mit  Äird?e,  Äran« 
tenbau«  unb  Verberge.  SBalb  gewannen  fie  burd) 
Sd)entungen  unb  SBermäcbtniffe  SBermögen,  fo  baß 
mandje  ödufer  eintrdglicpe  SPfrünben  gewdbrten, 
wdbrenb  in  ben  drmern  bie  !B.  burd)  £>anbarbeit 
ibren  Unterhalt  oerbienten.  2lud)  ÜWdnnergefell-- 
fdiaften  biefe«  Warnen«,  meift  SBegparben  (Beg- 
hardi,  aud)  Beguini)  genannt,  traten  Slnfang  be« 
13.  %a\>Tb.  in  Seutfdjlanb,  ben  Wieberlanben  unb 
^rantreid)  auf  unb  verbreiteten  fid)  aud)  nad)  Ita- 
lien al«  SBijadji,  SBocafoti.  Obwobl  ®leid)e« 
beiwedenb  wie  jene  graucngefelljcbaften,  errangen 
fie  bennod)  bie  SÄdjtung  unb  Stürbe  ber  leHtern 


Digitized  by  Google 


©egiefjen  — 

nicht,  fonbern  würben  öfter*,  fd?on  gegen  Gnbe 
be*  13.  ^al?rl>.,  al*  fromme  ÜRüfciggängcr,  bons 
garcjous,  boni  pueri  ober  valetes,  gefd?olten. 

$bre  93lütejeit  hatten  bie  8.  im  13.  unb  14.  ^abrb-, 
wo  fie  in  Deutfdjlanb,  tfrantreicb,  Cberitalien,  tfter« 
reich,  bcn  Diebcrlanbch  unb  ber  3d)Wcij  weit  vcr« 
breitet  waren.  211*  ficb  aber  nad?  unb  nad?  Jteftcr 
allcr^rt,  wie  Mlbigcnfer,  ©albenfcr,  ftraticcllcu, 
trüber  unb  Scbwcitern  vom  freien  ®cifte  auf  fie 
al*  eine  gebulbcte  i>orm  balbgeiftlicber  i'aienfa?aft 
jurüdjoacn,  febritt  bie  ^nqmfitton  gegen  fie  ein, 
verurteilte  cicle  jur  Dcrbrcnnung  unb  Ginmauc« 
rung,  unb  (Siemen*  V.  verfügte  auf  bem  Konjil  ju 
*ienne(l3ll) ibreSluflöfung.  3lllcm3opann XXII. 
nabm  bie  rechtgläubigen  weiblidicn  !ü.  in  3*uU 
unb  verfprad)  burdj  eine  $ulle  vom  7.  sJ)lärj  131'.» 
allen  benen  0)nabe,  roeldje  bie  Degel  ber  tfranjift-- 
fancrlertiaricr  annebmen  »rollten.  1374  unb  1377 
befabl  Okcgor  XI.  aueb  bie  lIIdnnergefellfdMften  in 
Deutf&lanb  unb  ben  Diebcrlanbcn  ju  bulöen,  unb 
12.  §cbr.  1453  nabm  Difolau*  V.  bie  bamalö  uod) 
beftebenben  Konvente  in  bie  Kirche  auf,  inbem  er 
ihnen  bie  Dedte  ber  lertiaricr  verlieb.  Damit  ver- 
idjwinbcn  fie  nach  unb  nart;  am  längften  erhielten 
fie  ftd)  in  Dcutfcblanb,  wo  fie  ficb  meift  ber  Defor- 
mation anjcblofjen,  unb  in  ben  Diebcrlanbcn,  wo 
fie  fireblid)  organifiert  würben;  in  Belgien  belieben 
noeb  etwa  20  23egbincnbäufer  mit  lf>00  ^nfaffen,  fo 
befonber*  ju  ©ent,  wcfelbft  ber  grof.e  23cgbmenboi 
(mit  8u0  grauen)  einen  ctabtteil  für  ficb  bilbet,  unb 
ju  Brügge,  $n  Aranfreicb  tauchten  in  ber  neueften 
3eit  mpftifdje  Selten  unter  bem  Damen  von  93e 
guinenoeveinen  auf,  bie  wegen  Geheimhaltung  ihrer 
9ierfammlungcn,  in  i>erbinbung  mit  bem  ^erbad?te 
von  Slusfcbweifungcn,  einer  jucbtpolijcilicbcu  3Jcr= 
urteilung  unterlagen.— Sgl.  Dlosbeim,  De  Beginn  - 
es et  Beguinubus  (Üp$.  1790);  öallmann,  (3c- 
febiebte  be*  Urfprung*  ber  belgifdjcn  93.  (93crl. 
18-13);  Keller,  Die  Deformation  unb  bie  altern 
Deformparteien  (l'pj.  188,7). 

Begießen.  Da*  93.  ber  ^flanjen  bejwedt  ben 
bureb  iterbunftung  be*  in  ihrem  3cllengcwebe  ent^ 
baltenen  Malier*  entftanbenen  ^crluft  ju  erfchen, 
bie  im  93obeu  vorbanbenen  '"Vflanjennäbrftoffe  auf= 
julöfen  unb  ben  vl>flanjen  bureb  bie  Nutteln  juju« 
führen.  ?Ille  trifdj  gepflaujten  öcwäcbK  müficn 
uad)  bem  Verfetten  jtart  begoffen,  93dume  unb 
3träud?er  eingefcbldmmt  werben  (f.  (Sinfcblämmen). 
bereit*  angewaebfene  greilanbgcwäcbf  e  bebür* 
fen  bei  33.  nur  bei  anbauernbem  7ycnd?ti^leito- 
maugcl,  ber  naturgemäß  bei  flaibwurjelnbcu  ©c= 
wddjien  früher  eintritt  al*  bei  foldjen,  bereu  "Kw- 
jeln  tief  in  ben  9Joben  einbringen,  ^unge  3amen- 
pflanjeu  vertrodnen  leicht,  ne  münen  babet  öfter, 
bei  trodner  Witterung  täglich,  aber  ftet*  nur  mäfeig 
begofien  werben.  Dagegen  fiub  alle  33äumc,  Sträu« 
djer  unb  tiefwurjelnben  3 tauben  nur  feiten,  aber 
wenn  e>?  gcfdjieht,  jtarf  ju  begießen,  bamit  bie  ^eueb: 
tigleit  bio  ju  ben  in  ben  tiefern  iBobenfcbicbten  vor= 
banbenen  vJiUirjelipihen  bringt;  nur  biefe  fmb  jur 
'Jlufnabme  ber  Dabrungeftofjc  befibigt.  —  2opp 
acwidjfe  erforbem  etne  größere  Slufmcrlfamtcit 
beim  ba  befonber*  bie  in  bebedteu  Daumen  ge= 
baltenen  ^flanjen  eiujig  unb  allein  auf  eine  tunft 
lidje  iflcwdficrung  augewiefen  fmb.  vUfianien,  bie 
eine  mehr  ober  weniger  lange  Dubejeit  befihen,  wie 
bie  3n>iebcl:  unb  Jlnollengcwdcbfe,  bürfen  wäbreub 
biefer  nur  jebr  nnifng,  oft  fogar  längere  3eit  gar 
nidt  bcgoiien  werben,  ba  \\t  fonft  jur  Unjeit  ju 


^Beglaubigung  615 

treiben  beginnen  ober  oerfaulen  würben.  Snbere, 
weldje  frifdj  verfefct  fmb,  würben  faule  Üöurjeln 
hüben,  wenn  innren  )u  üiel  Söaffer  gereid?t  würbe. 
Star!  burdjwurjelte  slJflanjen  verlangen  bagegeu 
pielffiafjer.  %m  ©ad) *tum  befinblidjeippfpflanjeu 
werben  im  allgemeinen  begoffen,  wenn  bie  (Srbe 
einen  gewiffen  Grab  von  Jrodenbeit  errcidjt  bat. 
3ft  bie  Slotwenbigteit  be*  oorbanben,  fo  mufe 
ber  ^flanje  fo  viel  Saffer  gcreid)t  werben,  bafe  ber 
(hbballcn  oöllig  burdjtrdntt  wirb.  X opfpflanjen  in 
mit  ffiafier  gefüllte  Unterfätje  ju  fteUen,  tft  nur  bei 
6umpfpflan)en  anjuraten. 

2)a*  93.  ber  im  (freien  ftebenben@ewddjjc  gefdjicbt 
im  Sommer  am  wedmdfcigften  bed  Slbcnb*,  im 
Öerbft  unb  ^rübjabr  namentlid)  bei  tüblen  bebten 
be*  Vormittag*.  3tmm<ts  unb  @ewdd)*bau*pflan: 
jen  follten  ftet*  be*  borgen*  begoffen  werben.  SIm 
iuträglicbften  tft  ben  Sßflanjen  Degen«  ober  ftlufr 
waffer.  2öaffet  mit  bobem  Kaltgepalt  unb  taltc* 
s3runnenwaffer  ift  ihnen  frbdblicb,  erftere*  UlM  fub 
jebod;  bureb.  3ufaft  oon  s^ottafd)e,  1  entere*  bureb 
längere  Ginmirlung  ber  Üuft  jum93.  geeignet  madjen. 
Da*  ffiaffer  foll  beim  93.  nidjt  fdlter  lein  al*  ber 
Kulturraum;  jur  3<it  ber  trfiftigiten  95egetatiou 
fann  e*  fogar  6—8  wdrmer  fein  unb  förbert  bann 
ba*  3Sadb*tum  bebeutenb.  (3.  audj  93efpri^en.) 

Beglaubigung,  bei  l'erfonen  bie  urfunb» 
lidje  6rmödjtigung,  eine  anbere,  fei  e*  privat« 
perfon,  fei  c*  öffentliche  ^erfon  (Staat,  ftirebe,  @e< 
meinbe,  Korporation),  bei  gewitien  Ded?t*gcfd)dften 
ober  in  gewiffen  Decpt*verbfiltnifien  ju  oertreten. 
3n  biefem  Sinne  ift  ber  3Iu*brud  93.  gleidjbcbeu« 
tenb  mit  93ollmadjt.  —  3m  Völler redjt  ift  93. 
bie  6rmdd)tigung  eine*  ftdnbigen  ©efanbten  ober 
fonftigen  biplomat  93ertreter*  im  Wegeniahe  jur 
93ollmad}t  (plenipotentia)  für  eine  befttmmte  9jer« 
banblung  ober  ben  Slbfcblut)  eine*  einzelnen  Staat*« 
gefa)dft*.  Da*  93eglaubißung*f d) reibe n 
(Krebitiv,  lettres  de  creance)  wirb  gewöbnlid) 
nacb  oorgdngiger  oertraulicb,er  Mitteilung  in  feier» 
lieber  3lubicn)  überrciebt. 
3n93ejug  auf  urtunblidje  GrEldrungen  per« 
cht  man  unter  93.  bie  oon  einer  öffentlichen  93e« 
örbe  ober  einer  öffentlichen  Urhmb*perfon,  unter 
93eibrüduncj  be*  9mt*ftegel*,  au*geftellte  93efcb.eini< 

fiung,  ba^  bie  Urtunbe  oon  ber  perfon  unterjeidjnet 
ei,  beren  Unterschrift  fie  trägt.  Der  23.  ber  Unter« 
[ebrift  fteht  bie  93.  be*  ^anbjeieben*  einer  perfon 
(Kreuje  u.  bal.)  gleid).  (?ine  foldje  33efcheinigung 
(Segalifation)  wirb  gewöhnlich  unmittelbar  un« 
ter  bie  betreffenbe  Urtunbe  gefegt.  Diefelbe  liefert 
vollen  93ewei*  für  bie  Ircbtbeit  ber  in  ber  Urtunbe 
enthaltenen  (htldrung.  (Deutfcbe  Sioitproje^orbn. 
§.  41G,  Cfterreichifdje  §.2l>4.)  9Beldje  öffentlichen 
iöebörben  jur  3lu*ftellung  von  93.  befugt  fmb, 
unb  in  weither  §orm  biefelben  ju  gefebeben  haben, 
um  ber  Urtunbe  ben  £  baratter  einer  beglaubigten 
(oibimierten,  fibemUrten,  legalifierten) 
unb  namentlich  unter  Umftdnben  auch  jur  3>oang*< 
oollftreduug  geeigneten  ju  geben,  wirb  bureb  bie 
£anbe*oerfaf)ung  unb  bie  2anbc*gefefce  ndber  bes 
nimmt;  für  ben  beu tüten  Sioilproje^  ift  gericht* 
liehe  ober  notarielle  93.  erforberlicb. 

Öffentliche  inldnbifdje  Urtunbcn  bebürfen 
foldper  93.  nicht.  3ur  Sinnahme  ber  Cvtubeit  einer 
au*länbifa>en  öffentlichen  Urtunbe  genügt  für  ba* 
Deutfcbe  Deich  bie  fiegalifation  burch  einen  ©e« 
fanbten  ober  Konful  be*  Deich*  (Dcicb*gefe&  vom 
l.SWai  1878),  anertannt  in  einer  Deihe  oon  flom 


Digitized  by  Google 


616  ©eglettabreffe 

fulatwrttdaen.  Wad;  einem  SBertrag  jroifdjen  bem 
$eutfd>en  Weich  unb  Cfterreicb' Ungarn  bcbürfen 
bie  oon  flericbtlidjen  unb  von  ben  bßdjften  unb 
böbern  33erroaltungSbebÖrben  auSgeftellten  Urtun= 
ben  foroie  bie  Slkdjielprotcfte  bet  Wotare  unb  ®e* 
rid)tsoolljieber  (einer  93.,  um  im  anbern  Meid;  al« 
öfientlidje  Urtunben  ju  gelten;  fonft  bebürfen  bie 
notariellen  Urtunben  ber  gerichtlichen  93. 

Abfcbrtftcn  finb  beglaubigt,  roenn  bie  öffent: 
liebe  93ebörbe  bie  ttbereinftimmung  ber  Abfcbrift 
mit  bem  Original  ber  Urtunbe  urtunblicb  bejeugt 
bat.  25ie  beglaubigte  Abfcbrift  einer  öffentlichen 
Urtunbe,  welche  binftebtlicb  ber  33.  bie  (*rf orberniffe 
einer  öffentlichen  Urtunbe  an  fta>  trägt,  ftebt  ber 
öffentlicben  Urtunbe  gleicb. 

Bcglcitabrcffc.  ^eber  $atetfenbung,  bie  mit 
ber  93oft  beförbert  »erben  foll,  ift  eine  93.  ($of> 
p  a  l  e  t  a  b  r  e  f  f  e)  in  ber  oon  ber  v^of t  o  orgefdjriebenen 
§orm  beijugeben.  Formulare  baju  liefern  bie  ^oft= 
anjtalten.  $er  Abfdbnitt  ber  93.  lann  im  Steide 
po|tgebict  ju  febriftlicben  Mitteilungen  benuttt  totx- 
ben  unb  roirb  tom  Gmpfängcr  bet  Annahme  ber 
Scnbung  »urüdbeb  alten.  (S.  itoftpafetfenbungen.) 

begleiten,  in  ber  3Jtufit,  f.  Begleitung. 

Begleitpapiere,  tie93cgleitfd>eine  unb  93cglett: 
jettel  (i  biefe  Artifel).  2>er  Abjcnber  (f.  b.)  ift  w- 
pflichtet,  bem  graebtfübrer  (f.  b.)  bie  93.  ju  über 
geben,  welche  jur  Grfüllung  ber  3°U5»  Steuers 
ober  (§.427  beS  SanbclSgefebbucbe,  Art.  10  beS 
93erner  tibereinlommcnS,  §.  59  ber  93ertebrSorb-- 
nung)  93olijei»orfcbriften  cor  ber  Ablieferung  an 
ben  Empfänger  erforberlidj  ftnb.  Gr  baftet  bem 
ftracbtfübrer,  fofem  nicht  biefem  ein  9ieridj  ulben  jur 
Saft  fällt,  für  aüe  folgen,  roelcbe  aus  Langel,  Um 
julänglicbteit  ober  Itnricbtigieit  ber  93.  entfteben. 

»öcglcitfrtjcin,  ein  beutfcbeS  3°UabfertigungS- 
papier,  beffen  3^cd  ift,  entroeber  a.  ben  richtigen 
(Singang  ber  aue  bem  AuSlanbe  über  bie  ©renje 
eingegangenen  3Baren  am  inldnbifcb.cn  93eftim< 
mungSortc  ober  bie  SDieberauSfubr  foUber  SBaren 
ju  fidpern,  ober  b.  bie  drhebung  beS  burch  bef onbere 
Weoifton  (f.  b.)  ermittelten  3ollbetragS  einem  an= 
bem  Amte  gegen  SicberbeitSleiftung  ju  überroeifen. 
3u  bem  erften  3wcde  bient  93.  I,  ju  bem  jroeiten 
93.  IL  Stuf  Antrag  ber  93eteiligten  tönnen  aud> 
folebe  ffiaren  mit  93. 1  abgefertigt  werben,  bie  nach 
ber  2)ellaratton  (f.  b.)  jollfrci  finb.  93.  II  roirb  nur 
bann  auSgcitellt,  roenn  ber  ßingangSjoll  oon  ben 
2Barcn,  für  roelcbe  ber  93.  begebrt  roirb,  15  vJJc. 
ober  mebr  beträgt.  2>ie  ämter,  roelcbe  jur  Aus- 
fertigung unb  (hlebigung  oon  93. 1  unb  II  ermäefetigt 
finb,  unbbiebenfelben  in  biefer  öinfiebt  juftebenben 
93efugnifie  »erben  öffentlich  belannt  gemacht.  2>er 
93. 1  enthält  folgenbe  Angaben:  Warne,  ©efepäft 
ober  (jirma  unb  2Bobnort  bedienigen,  auf  beffen 
Antrag  ber  93. 1  ausgefertigt  roorben  ift,  unb  ber 
9Sarencmpfänger ;  3abl  ber  Stüde,  beren  93er« 
padungSart,  Beiden  unb  Wummern  foroie  bie 
Spenge  unb  ©attung  ber  üöarcn  nacb  5Kaf3gabe  ber 
Inhaltsangabe  ober  beS  WeoifionSbefunbcS;  Art 
beS  angelegten  amtlicben  93erfd?luffeS  ober  ber  etroa 
fonft  angeroenbeten  Üflafiregeln  jur  Sidjerftellung 
ber  ^bentität  (f.b.)  ber  2Baren;  Warnen  beS  Au^= 
fertigungd:  unb  dmpfang&amteS,  lag  ber  SbtS' 
ftellung  beS  93.,  Wummer,  unter  »eldjer  berfelbc  im 
93egleitfcbcins  AuÄfertigungSregiftereingcs 
tragen  ift;  grift  jur  Vorlage  beS  93.  bei  bem 
lfmpfangSamte  foroie  £>ertunft  ber  SBaren  unb,  im 
Salle  oorberiger  Lagerung  berfelben  in  Wieberlagen, 


—  ^Begleitung 

beren  Bcitbauer.  Saren,  bie  mit  93. 1  abgefertigt 
roerben  f  ollen,  roerben,  fofem  tollftänbige  bef  onbere 
Sellarationenbarüberoorliegen,  ber  Wegelnadj  nur 
allgemein,  b.  b.  nacb.  3*id?en,  Sierpadungdart 
unb  ©eroid^t  ber  Stüde  obne  beren  Eröffnung  reoi* 
biert.  Gntgegengefetitenfall*  tritt  fpeeielle  Weoifion 
ein,  b.  b.  ei  finbet  au^erbem  bie  @röff nung  ber  Stüde 
ftatt,  um  bie  ©attung  unb  ÜJlenge  ber  in  benfelben 
enthaltenen  SBaren  ju  ermitteln.  2  er  Ausfertigung 
eine«  93.11  hat  ftetd  eine  eingebenbe  3Barenreoinon 
unb  93crecbnung  be$  ju  überroeifenben  Bollbetrag» 
»oraudjugehen.  3)er  93.  II  enthält  bie  Angabe  ber 
üJlenge  unb  ©attung  ber  SBaren  nach  ben  Grgeb' 
niffen  ber  Prüfung,  be*  Warnen*  unb  SBobnorti 
beS  9BarenempfängerS,  beS  93errag$  foroie  beS  DrtS 
unb  ber  3eit  ber  (Intrid^tung  bed  geftunbeten  6in= 
gangSjollS,  beS  Dermins,  bis  juroeldjcm  bie  erfolgte 
3ollentri(hrung  bei  bem  AuSfertigungSamte  geführt 
roerben  mufe,  enblid»  ob  unb  roelche  Sicherheit  für 
ben  (SingangSjoll  geleiftet  roorben  ift.  derjenige, 
auf  beffen  Antrag  ein  93.  ausgefertigt  roirb,  beiftt 
93egleitfchein< ßrtrahent.  Serfelbe  hat  in*: 
befonbere  für  ben  GingangSjoll,  unb  jroar  bei  Spa- 
ren, beren  Art  burd)  eiugebcnbe  Weoifion  nicht  feft= 
geftellt  roorben  ift  ober  bie  nach  ber  2>ctlaration 
jollfrei  finb,  nach  bem  höcbften  GrhebungSfa^e  beS 
3olltarifS  ju  haften  unb  bafür  ber  Wegel  nach  Sicher 
beit  ju  leiften.  Uber  baS  bei  Ausfertigung  unb  dr- 
lebigung  ber  93.  ju  beobachtenbe  Verfahren  beftebt  ein 
befonbereS  reoibierte«  93egleitfchein •■  Wcgula* 
tiü  Dom  5.  3uli  1888.  93gl.  9kreinSjollgefc^  Dorn 
L  3uli  1869,  §§.  41—44,  51,  58. 

Begleitung  (ital.  aecompagnamento ;  franj.  ac- 
compagnement),  in  ber  Wlufil  bie  Unterftüfcung  ber 
Öauptftimmen  (IRelobie)  burch  Webenftimmen;  inS- 
befonbere  bebeutet  93.  baS  Spiel  ber  ^nftrumente, 
f oroeit  eS  ben  3rocd  hat,  ben  ©efang  barmonifd;  ju 
oerfdjönern.  3"  ber  mobemen  Jontunft  ift  e«  ge* 
bräuchlich,  alleS,  roaS  bie  ^nftrumente  ju  fpielen 
haben,  in  Woten  aufjufchreiben,  f  o  bafi  ber  93egleiter 
barauf  befcbrclnlt  ift,  biefe  auSbrudSooll  roieberju^ 
geben,  grüber  roar  feine  Aufgabe  eine  höh««-  Wid)t 
nur  geftatteten  ihm  bie  fpärlid)  mit  93orrragSbejeid)s 
nungen  verfehenen  93egleitftimmen  ber  Partituren 
eine  größere  $mbeit  ber  Weprobuttion,  fonbem  ein 
bebeutenber  Xt\\  jener  ültufit  ift  überhaupt  nicht  auf: 
gejeiebnet.  Qi  ift  biefeS  bie  eigentliche  aecorbliche 
Harmonie,  bie  ber  freien  drfinbung  beS  93cglcitcrS 
überlaffen  rourbe  unb  als  93egleitfpiel  für  Klavier 
unb  Orgel  auf  ©runb  eines  mehr  ober  roeniger  be= 
jifferten  93affeS  (f.  Basso  continuo)  in  ber  mufilali= 
leben  "i^rariS  beS  17.  unb  18. 3ahrb-  oon  ber  größten 
93cbeutung  roar.  Am  uolllommenften  ift  biefe  9Beife 
ber  Jlunft,  burch  bie  bie  93.  eine  lontraftierenbe, 
namentlich  in  ©efangSroerlen  bebeutfame  sJJlannig» 
faltigleit  erhält,  bei  4>änbel  auSgebilbet.  Ter  fog. 
©eneralbafe  (f.  b.)  bebeutet  urfprünglich  auch  nur 
bie  Sebre  oon  ber  Harmonie,  foroeit  fie  fich  auf  eine 
f olche  freie  93.  bejiebt.  2>ic  beften  ©eneralbafelebren 
tm  Sinne  biefer  93egleitfunft  ftnb  oon  ©aSparint, 
SJlattbef on,  ^einichen  unb  93h.  6. 93ach.  93 e g  1  e i t en 
(aecompagnieren)  beifet  hiemad),  ju  einer  vor* 
liegenben9)ielobieftimme  unb  ihrem  93afie bie  5Dlittel» 
glieber  ber  Harmonie  improDifierenb  erfinben,  unb 
jroar  f  o,  bafi  ber  ©efang  ober  baS  betreffenbe  Solo« 
tnftrument  (93ioline,  ejlbtc,  Oboe  u.  f.  ro.)  jene 
tonlid>e  i  ti.no  unb  auch  jugleid)  jene  (unftnolle 
Umfleibung  erbält,  bie  ber  3w<d  aller  mufitali« 
fdjen  93.  ift.  —  93.  nennt  man  auch  bie  frcifdjroeben» 


Digitized  by  Google 


eitungSbeamte  —  Begonia 


617 


bcn  Satten  einiger  Snfttumcnte  (Saute,  3itber) 
im  ©egenfat»  ju  ben  auf  bem  ©riffbrett  ltegcnben, 
3Jtelobte  fpielenben. 

«cglcitungcbcamtc,  Beamte,  welche  bie  3 oll ■ 
oerwaltung  tontrollpflicbtigen  ßifenbabnjflgen  ober 
Schiffen  für  bie  Stauet  einer  beftimmten  $abrt  bei» 
flieht.  3)er  2>ienft ,  ben  tiefe  93eamten  ju  leiften 
baten,  beifet  93egleitung«bienft. 

itfcglcitjcttcl,  irnjoll»  unb  tontrollpflicbtigen 
SBarenoeTtebr  biejenioen  amtlichen  Ausfertigungen, 
mittels  bereit  bie  au«  bem  Au«lanbe  eingegangenen 
unb  bei  bem  ©renjjollamte  mit  ßabung«oerjeicbni« 
(f.  b.)  angemeldeten  ßifenbabnwagen  bem  gewäbl» 
ten  A  bf  ertigung«amte  im  3nnern  be«  beutf  (ben  3oll» 
gebietet  überwiesen  werben.  2üe  93.  werben  bem  3ugs 
fübrer  ober  fonftigen  93eoollmddhtigtcn  ber  Gifen» 
babnoerwaltung  jur  Abgabe  an  bie  Abfertigung«  i 
ftelle  eingebdnbigt  unb  entbalten  aufeer  ber  befon» 
betn  93ejeicbnung  ber  eimeinen  Sagen  unb  ber  Art 
be«  angelegten  9Jerfcblufje«  (f.  SBarenoerfcfjIufe)  bie 
Angabe  ber  ftrift,  innerhalb  beren  bie  ©eftellung 
(f.  b.)  bei  bem  Abfertiaung«amte  ju  erfolgen  bat 
(®eftellung«frift).  Auch  »erben  ibnen  bie  unitate, 
b.  b-  bie  ben  Abfcbriften  ju  ©runbe  Uegenben  Ur» 
febriften  ber  £abung«oerjeicbnifie  mit  ben  bajuge» 
hörigen  Frachtbriefen  fomic  bieScblüffel  ju  ben  jum 
Sierfdjlujje  ber  SBagen  »erwenbeten  Scblöflern,  in 
2afd)enobeT6ouDert«amtli(beerfdjloffcn,bcigefagt. 
»gl.  Megulatio  über  bie  jollamtlicbe  93ebanblung  be« 
©üter»  unb  Gffeltentran«port«  auf  ben  Gifenbabnen, 
§§.  21,  22. 

ttcftlcrbea,  türt.  Jitel,  f.  93eg. 

99cflna  (93 arg na),  ber  widbtigftc OueQftrom ber 
5)Tammenelo  in  Norwegen,  entfpringt  auf  bem  £>ar» 
banger  ftjelb,  burebfliefet  in  f  übmeftl.  webtung  SBalb» 
re«  unb  flbalen,  bilbet  in  feinem  l'aufe  bie  bebeu» 
tenben  Seen  93ang«mjöfen,  Slibref  jorben,  Stranbe» 
fiorben  unb  Spirilen  unb  fällt  nad)  204  km  Sauf 
unb  nad>  Aufnahme  ber  iRanbelo  in  ben  Sr/rifjorb. 
Ta«  ftlufegebiet  betrdgt  etwa  4800  qkm. 

*8  cgna  bi  gu  ng ,  im  roeiteften  6inne  bie  gdnjlicbe 
ober  teilweife  Aufhebung  ftrafrecbtlicber  Nachteile. 
Sie  bat  ihren  ©runb  in  ber  Slotwenbigteit,  in  ein» 
jelnen  ftdllen  einen  Ausgleich  formeller  unb  mate 
Heller  ©eredjtigteit  bureb  93erüdftcbtigung  oon  gor« 
berungen  ber  Söilligleit  ju  fepaffen.  93.  tm  engern 
Sinne  ift  ber  oöllige  ober  teilroeife  (frlafe  ber  recht«; 
träftigertannten  Strafe.  6ie  beifet  Amneftte(f.b.), 
toenn  fte,  tmÖegenfah  }ur6in)elbegnabigung,  meb: 
rere,  perfönlid»  ober  faßlich  umgreinte  ©ebiete  um» 
fafet.  ^Jt  bie  93.  oor  bem  red)t«trdfttgen  Grtennt« 
nid  burcp  Stiebcrfdjlaguna  ber  febtoebenben  Untere 
fudbung  erfolgt,  fo  ift  fie  Abolition,  welche  burch 
bie  neuefte  3uiüjgefe&gebung  jwar  für  ba«  2)eutfdbc 
Sieid)  nidjt  eingeführt,  aber  burd)  biefelbe  ba,  wo 
fie  in  ben  ^artitularftaaten  (meift  »erfaffung«» 
mäfeig  befcbrdnlt)  beftanben  hatte,  aud)  nicht  auf: 
gehoben  ift.  SBeiter  al«  ba«  93egnabigung«rccbt 
gebt  ba«  ©nabenrecht.  (!«  ift  fcblecbtbin  offent» 
licbrechtlicbe  Liberalität  (}.  93.  93aubegnabigung 
f.  b.;  Steuererlaß  93ebingte  93.  (in  ben  meiften 
bfutfeben  Staaten  eingeführt)  ift  bei  im  ©nahen» 
wege  mit  Au«ficht  auf  93.  bei  SBobloerbalten  ge» 
währte  Straf  auf  febub.  Nähere«  f.  Skrurteilung. 

^nhaber  be«  93egnabigung«recbt«  ift  au«» 
fcbltefelicb  ber  Souoerdn;  in  2>eutfdjlanb  regeU 
mfifeig  bie  93unbe«fürften  unb  bie  Senate  oon  &<\m-- 
bürg,  93remen  unb  fiübed.  6«  ftebt  ihnen  audh 
in  Straf fdllen  ju,  welche,  roie  bie  93eleibigung  be« 


Äaifer«  ober  93unbe«rate«,  bie  Sntereffen  be«  9teid>« 
berühren.  Ter  itaifer  hat  93egnabigung«recht  nur 
in  ben  Sachen,  in  welchen  ba«  9(etcb«geri(bt ,  ein 
elfafr-lotbr.  ©eridjt,  ein  Aonfular»  ober  Sdjuhge- 
biet«gericbt  in  erfter  ^nftanj  ertannt  bat.  —  2jiel= 
fach  ift  ba«  Diecbt  jur  ©.  an  bie  ÜJtimfter  in  geringe 
fügigen  ^olijei»  unb  Steuerfachen  beleaiert.  ftür 
Glfafe:  Lothringen  fann  ber  Äaifer  bie  Au«übung 
bem  Statthalter  übertragen. 

Seinem  Inhalte  nach  tft  ba«  93egnabigung«red)t 
unbefcbr&nft;  e«  tann  ficb  auf  bie  ganje  Strafe  er» 
ftreden  ober  auf  einen  J eil  berfelhen  (9lebabtlitation 
ober  IHeftitution ,  wenn  @hrennebenftrafen  erlaffen 
ftnb).  6«  tonnen  auch  anbere  Strafen  an  bie  Stelle  ber 
urtcU«mfifngen  gefefct  werben ;  hoch  wirb  mehrfach 
(j.  93.  oon  93inbing)  angenommen,  bafe  ber  3n* 
baber  ber  ©nabenge  walt  an  bie  Straf  arten  be« 
©efefce«  unb  ihre  «ööcbft;  unb  3Äinbeft betröge  ge= 
bunben  fei.  Tie  93.  ift  unwiberruflitb  unb  wirb 
burd)  95erjidjt  be«  93egnabigten  nid)t  unwirtfam. 
,  3n  tonftitutionellen  Staaten  ift  $ur  93.  bie  Äontra» 
l'ignatur  be«  SJiinifter«  erforbcrlidj ,  benn  nur  von 
vJDlitwirtung  ber  9iolf«oertretung  ift  bie  93.  frei, 
aufeer  bei  9)linifterantlagen  (f.  ÜJcmiftenjerantwort: 
lichleit).  Sie  uolle  93.  erftredt  ficb  au*  auf  alle 
9iebenftrafen ,  bagegen  laut  jebe  93.  bie  prioat* 
rechtlichen  5°lgen  (j.  93.  Stecht  auf  93ufte)  unbe» 
rührt  unb  aueb  ber  Anfprucb  be«  gi«!u«  auf  bie 
ttoften  be«  93erfabren«  bebarf  bef  onbern  Crlaffe«.  — 
9Jgl.  (Slfa«,  Über  ba«  93egnabigung«recbt  (SRann^. 
1888);  Artifel  93.  in  Stengel«  «ÜBörterbud)  be« 
beutfd?en  9)erwaltung«recht«»,  93b.  1  (Jreib.  i.  93r. 
1890)  unb  im  tCfterr.  Staat«wörterbuch»,  93b.  1 
(fflien  1895). 

Begonia  L.,  artenreiche  Wanjengattung  au« 
ber  Familie  ber  93egoniaceen.  3)ic  93egonicn  ftnb  ber 
aUebrjahl  naefa  »erennierenbe,  nur  jumllcinften  Jeil 
einjährige  Kräuter  ber  Jropengegenben,  namentlich 
be«  tropifeben  Amerifa«,  letcbnen  ftd)  burch  Inotige, 
iaftige  Stengel,  oft  fehr  buntfarbige  Dbcrfeite  unb 
lebhaft  rot  geffirbte  Unterfeite  ber  93lätter,  fowie 
ungleiche  93aft«  berfelben  au«,  we«balb  fte  im  93olf«* 
munbe  Schiefblatt  heifeen. 

(?« finb  jum  2eil  prdebtige,  beliebte  93 1  a  t  tbf  l  an  ■ 
j  en ,  bie  in  ©ewdcb«hclufern  tultioiert  werben,  jeboch 
auch  mit  wenigen  Au«nabmen  im  Limmer  gebeiben. 
Unter  ben  Arten  mit  fdjöner  93lattfdrbung  ftnb  be» 
fonber«  beroorjubeben:  B.  rex  Putz.,  beren  grofee 
93ldtter  mit  breiter  ftlbergldnjenber  3one  umfdumt 
unb  mit  oielen  'ftltdtn  unb  ißuntten  gleicher  ftdr» 
bung  beftreut  ftnb.  3Hefe  Art  ift  bie  9Kutterpflanje 
ber  meiften  »ablreicben  buntbldtterigen  ©artenf or» 
men  (f.  bie  iafel:  ©lattpflanjen,  ^ig.  5):  B. 
metallicA  G.  Smith,  93ldtter  hellanni  unb  braun 
marmoriert;  B.  imperialis  Lern.,  nebft  ihrer  9krie» 
tdt  smaragdina ,  beibe  mit  fammetiger  93lattfldobe, 
erftere  hellgrün  mit  bunleln  Rieden,  l entere  rein 
fmaragbgrün ;  B.  argvrostigma  Grah.,  mit  rötlid?= 
grünen,  rein  weife  gefledten  93ldttem.  2>ie  Arten 
btefer  ©ruppe  laffen  ficb  ftbr  leicht  burd)  Stedlinge 
ober  93lattfprofte  oermebren.  fiefetere  werben  er* 
jeugt,  inbem  man  au«gewacbfene  93ldtter  com 
Stengel  befreit,  bie  ftdrlern  9iippen  auf  ber  Unter» 
feite  bc«  93latte«  einfehneibet  unb  bie  93(dtter  im 
93ermehrung«beet  platt  auf  fanbige  (Srbe  legt  unb 
feucht  hdlt.  Sehr  balb  werben  ftcb  an  ben  Schnitt» 
ftdeben  au*  Aboentiofnofpen  junge  üfldnjcben  ent» 
wideln,  bie,  wenn  fte  genügenb  erftartt  ftnb,  in 
Jöpfe  gepflanjt  unb  weiter  tultioiert  werben. 


Digitized  by  Google 


618 


S3egoniaceen  —  Öegriff 


Sil*  931  ütenp  flau  jen  finb  gefcbä&t:  B.discolor 
R.Br.,  mit  grofsen  rofenroten  93lumen,  jwiicben  ben 
SBlattachfeln  Heine  Knöllcbcn  tragenb,  bie  jur  23er: 
mebrung  benu&t  werben  lönnen;  B.  fuchsioides 
Hook.,  mit  blutroten,  in  enbftdnbigen  JRifpen  fteben« 
ben  33lumen;  B.  incarnata  Lk.  et  Otto,  mit  fleifd)« 
farbigen  93lüten,  unb  B.  diversifolia  Grah.,  mit 
tnolligem  SBurjelftoct  unb  wenigen,  aber  großen 
rosenroten  93lumen  an  blattminlelftänbigen  Stielen. 
(Sine  bei  entere  ©ruppe  bilben  bie  Knollen  bego« 
nien,  welche  jdbriieb  au*  ben  ttocten  im  ©ewäd?*« 
bau*  überwinterten  Knollen  neue  (Stengel  treiben, 
bie  im  fterbfte  wieber  abfterben.  2>ie  »rten  biefer 
©ruppe  jeidjnen  fich.  burd)  93lütenreicbtunt  unb 
febön  gefärbte  gro&e  93lumen  au*.  2)urcb  Kreu« 
jungen  ber  Stammarten  unb  SBeroolll  ommnung  ber 
gejücbteten  Jppbriben  ift  eine  grofje  $lnjabl  febö; 
net  formen,  namentlich  aud>  mit  gefüllten  33lu 
men  entftanben,  bie  fich  ebenfomobl  )ur  Kultur  im 
freien  Sanbe  al*  auch  jur  Jopflultur  für  3iwmer 
unb  ©ewächäpau*  eignen.  3>te  Stammarten  finb: 
B.  boliviensis  VC,  Veitchii  Hook.fil.,  Pearcei 
Hook,  unb  Froebelii  VC  3)ie  Knollenbegonien 
tragen  leicht  Samen  unb  laffen  fich  bureb  tiefen 
fcbnell  oermehren.  Sie  gelangen  bereit*  im  erften 
3abre  jur  53lüte. 

&cgontaceen,  ^flanjcnfamilie  au*  ber  L  rb- 
nung  ber  ^affiflorinen  (f.  b.),  mit  etwa  350  Strien, 
bie  oorjug*weife  im  tropifeben  Stmerita  unb  äfrila 
einheimifch  fmb.  Sie  gehören  mit  2lu*nah me  einer 
einzigen  fdmtlicb  jur  ©attung  Begonia  (f.  b.). 
cgrhbui»*,  f.  93eftattung  ber  loten. 

«egröbnietfaffen,  f.  Sterbcfafien. 

©cgrä'bttt$niün$citunbSterbcmünjen,bic 
auf  ben  Z&O  fürftlicber,  überhaupt  heroorragenber 
$erf  önüdjleiten  al*  3)entmünjen,  aber  auch  für  ben 
SBerlebr  geprägten  Stüde  (Sterbetbaler,  «(Bulben, 
«©rofd)en),  bie  entweber  burd?  Äuf fünften  einen 
Öinwei*  auf  ba*  bejüglidje  Greigni*  enthalten  ober 
benen  ber  SBoll*munb  biefe  93ejeid?nung,  meift  im 
bereebtigterweife,  beilegt;  j. SB.  biefog. Sterbetbaler 
ftrieorid)*  b.  @r.  mit  «17.  A.  86.»  (gebeutet  al* 
«17. 2lug.  178G»,  ftatt:  1786,  ÜJtünjftätte  A  =  93er« 
Iin)  unb  Äriebrid)  ffiilbelm*  IV.  oon  1861. 

©cgräbni^lä^c,  f.  SBeftattung  ber  Soten. 

©egren  junflbcef  Wrunbc  tgcntu  nu<,  f.QJrenje 
unb  Slbmarlung. 

©cgrtff,  nach  bem  SBortfmn  eine  3"föwmen= 
fafiung,  unb  jroar  bie  eine*  Mannigfaltigen  ber 
fmnlidjen  93orftellung  in  ber  Ginbeit  be*  geiftigen 
93lid*,  bie  febon  s#lato  ju  befdjreiben  wufete  unb 
roclcbe  Kant  Spntbeft*  0.  b.)  nennt.  G*  fei  eine 
Weibe  gleichartiger  oinneseinbriide,  j.  93.  ber  roten 
ftarbe,  ober  auch  ein  unb  berfelbe  Ginbrud  eine 
Steil?«  oon  3*itniomenten  b,inburd)  gegeben,  fo  ift 
biejenige  ^ufammenfaffung,  bureb.  bie  id)  in  bie* 
fen  räumlich  ober  jcitlicb  oerfchiebenen  Ginbrüden 
ber  Gincrleibeit  (Sbentität)  be*  Inhalt*  bcrfelben 
mir  bewußt  ju  werben  oermag,  ber  Urfprung  be*  93. 
Tod?  will  ber  93.  nicht  fowobl  biefe  Betrachtung 
unter  einem  ©eftcbt*puntt,  al*  ben  @eficbt*puntt 
fclbft  (fofern  fid?  barunter  ein  finnlicbc*  Mannig« 
faltiges  betrachten  läfet)  bebeuten;  bie  beftimmte  Sin« 
wenbung  be*ielben  auf  ein  fo  au  betraebtenbe*  ©c« 
gebene*  enthält  oiclmebr  febon  ben  Keim  be*  Urteil* 
ft.  93.:  bie*  ift  rot).  $arau*  ift  Mar,  bafe  93.  unb 
Urteil  fid?  genau  entfpredien.  ©ewöbnlidjer  aller« 
bing*  al*  an  jene  urfprünglidjfte  tjorm  ber  Spn» 
tbeji*  benlt  maabei  93.,  namentlich,  in  ber  trabitio« 


uellen  Sogif,  an  eine  (ompUjiertere  Slnwenbung  ber 
fontfyetifcpen  ^unftion:  an  bie  3ufaramenfaMund 
einer  :)ieihe  folcber  urfprünglicben  Sontbefen  ;u 
einer  neuen,  meift  weniger  ftreng  begrenjten  Ginbeit. 
Ta  ndmlid?  biefelbe  gegebene  Grfdjetnung  niebt  blofr 
unter  einem  eimigen,  fonbern  unter  einer  ganjen 
SReibe  pon  ®efi(pt*punlten  erwogen  werben  (ann, 
fo  liefert  iebe  folebe  93etracbtung  ein  befonbere£ 
il'ievfmat  biefe*  felben  (Begebenen,  welcbe*  alfa 
oollftdnbig  erft  bureb  bie  game  iHeibe  berfelben 
beftimmt  wdre.  Hu*  biefer  »uffaffung  be*  33.  al* 
eine*  Äomplere*  oon  Merlmalen  oerfteben  fitb  bie 
meiften  Unterfdjeibungen,  welche  bie  Sogit  unter 
ben  93.  mad^t. 

Grtenntni*tbeoretif(b  wichtig  ift  ba*  $er* 
bdltni*  be*  93.  mm  (Bcgenftanb.  9(ad?  Jtant*  ent* 
febeibenber  'Mtitellung  ift  e*  eigentlich  bie  Stiftung 
be*  93.,  ber  Grjdjeinung  ben  ©egenftanb  (in  f 


Ienntni*)iu  fefeen;@egen[tanb  ift  ba*ienige,  «in  beff  cn 
93.  ba*  Ünannigfaltige  einer  gegebenen  nnfebauurm 
oereinigt  ift».  $ie  Grfcheinung  ift  für  fid?,  blofj  al* 
©egebene*  ber  änfd>auung  (f.  b.),  nod?  unbeftimmt; 
iebe  93eftimmung,  wa*  ba*  in  ihr  Grfchcinenbe  «ift», 
b.  h-  be*  ©egenjtanbe*,  ber  erfdjeint,  beruht  auf  Der 
Spntbefi*  ber  93.  Taber  finb  93.  allgemein  nicht 
oon  oorau*gegebenen  ©egenftdnben  abjulernen, 
vielmehr  ftnb  fie  e*,  Welche  ben  ©egenftanb  (für 
un*,  in  ber  Grtenntni*)  erft  erjeugen.  3)a*  gilt 
nicht  minber  oon  fog.  empirifchen  wie  oon  «reinen» 
93.,  nur  bar,  bie  legtern  bie  Aimttion  ber  93.  in  ber 
Grlenntni*,  bie  Grfcheinung  jum  ©cgenftanbe  ;u 
geftalten  (fie  }u  objettioieren),  rein,  b.  b-  blofe  tn 
ihrer  allgemeinen  93ebeutung  al*  ©efel»  be*  ©r-- 
fennen*,  jum  Äu*brud  bringen  (3.  93.  ber  93.  ber 
©röfee),  wogegen  bie  empirifchen  bie  beftimmte  Sin« 
wenbung  foleber  allgemeinen  Munitionen  auf  ben 
gegebenen  Stoff  ber  Grfahrung  barftellen  (j.  93.  ber 
93.  ber  beftimmten  ©rö^e  eine*  gegebenen  @ea,en= 
ftanbe*).  Xa  fomit  empirifche  93.  ttet*  auf  reinen 
beruhen  unb  fie  in  ü<h  enthalten,  fo  ift  Itar,  roe*= 
halb  bie  lefctem  nicht  umgelehrt  oon  ben  erftern  ab« 
geleitet  fein  lönnen.  Sie  laffen  fid)  3War  ieber|cit 
burch  tlnalpfe  au*  benfelbcn  wieber  berau*lösen, 
aber  nur  barum,  weil  fie  in  ber  ursprünglich  fonthe« 
tifchen  Grjeugung  ber  Grfahrungöbegrine  oon  Dorn« 
herein  wirlfam  waren. 

Gin  Softem  ber  reinen  SBerftanbe*bcgriffe 
hat  Äant  in  feinen  Kategorien  (f.  b.)  aufgeteilt.  2)a 
ba*  ©runbgefefc  beT  33.  überhaupt  ba*  ©efe|  her 
3bentitdt  ift,  f  0  müff  en  auch  bie  reinen  ober  Stamm« 
begriffe  bie  ©runbformen  barftellen,  in  welche  fnt> 
bie  begriffliche  ^bentitdt,  in  Änwenbung  auf  ein 
©egebene*  in  SRaum  unb  3eit,  au*einanberlegt; 
fo  entfpringt  3. 93.  al*  erfter  unb  einfaebfter  Stamm« 
begriff  ber  SB.  ber  @röf»c  (f.  b.).  »uf  ber  Spntbcü* 
ber  93.  beruht  auch  bie  93ebeutung  be*  ©efetie*  in 
ber  Grlenntni*.  2)a*  ©efefj  ndmlid?  ftellt  auch  nur 
eine  fpnthetifche  Ginheit  ber  barunter  begrittenen 
Grfcheinungen  bar;  fo  befagt  ba*  ©efeti  be*  Jaü* 
nur  ba*,  wa*  in  allen  einjelnen  Grfdjeinungen  be* 
gall*  ber  Körper  auf  ibentifAe  3lrt  ftattfinbet.  ^en« 
noch  ift  ba*  ©efett  nicht  ein  bloßer  abgetürjter  Äu** 
brud  beffen,  wa*  in  ben  Ginjelerfchcinungen  bereit* 
oorau*  gegeben  unb  belannt  war,  fonbern  e*  bat 
ben  Gbaralter  einer  neuen  Ginficht,  bie  auch  nicht 
au*  ber  eralten  SBeobachtung  ber  Ginjclfälle  allein 
ju  gewinnen  war,  f  onbem  jugleich  immer  auf  f  olchen 
©runbbegriffen,  wie  bem  ber  ©röfee,  ber  Kau« 
falitdt  u.  f.  w.  beruht,  beren  Hnwenbung  auf  bie 


Digitized  by  Google 


öcgrifflid)  —  ©efjaim  (Martin) 


019 


beftimmten  ßrfebeinungen  erft  ba«  ©efefe  ergab. 
Daher  mar  in  ber  ©efdjicbte  ber  SSijfenfdbaften  bcr 
©ewinn  Harcr,  fcbarf  abgegrenjter  unb  tn  prinei» 
pieller  liefe  oerftanbener  ©runbbcgriffe  (j.  95.  bei 
©alilei)  immer  ba«  Enticbeibenbe,  mbem  auch  ber 
empirifcben  gorfcbung  baburcb  erft  ibre  wahren  ?luf  » 
gaben  oorgejcidjnet  mürben.  Da*  Weich  ift  bemnacb 
nur  bic  mifienfcbaftlicbe  Vollenbung  be«  V.  Auch 
bie  V.  ber  gemeinen  Grfabrung,  roie  fie  etwa  in  ben 
formen  unb  Sortbebeutungen  einer  Sprache  nie» 
bergelegt  ftn^  ftnb  Analoga  oon  ©efefcen;  in  ber 
ßinbeit  be«  2Dortfinn*  fucht  bie  Sprache  ber  ftor» 
berung  ber  ^bentität  be*  93.  in  etwa*  )u  genügen 
unb  genügt  ihr  wirtlich,  foweit  e«  ftcb  b  1  c ü  um  bie 
näcbften3wedebe«praltifcbcn  Seben«  banbelt.  Aber 
oon  witfenfebaft Ii  eben  93.  ftnb  fie  babureb  un> 
terfebieben,  bab  fie  nicht,  »ie  biefe,  ftrenge  ©efetic«» 
bebeutung  für  untere  Vorftellung  beanfprueben  fön* 
neu,  fonbem  oon  willtürlid)  begrenzen  ©efitbtßj 
puntten  ausgeben.  Der  @efe&e*cbaraftcT  willen» 
\laulut  er  V.  ift  C«,  »elcbcr  ihnen  bie  Vcbeutung 

be*  Cbjettiogültiaen  oerleibt;  »ie  ber  93.  überhaupt 
ben  ©egenftanb,  fo  fonftituiert  erft  ber  wiffenfebaft» 
licbe  93.  ben  roiffenfcbaf tlid>cn  ©egenftanb;  nur  tie- 
fer aber  bat  Anfprucb  barauf,  ben  ©egenftanb  ju 
bebeuten,  b.  b.  bie  cinjige,  ftrenggüttige  ©egenftanb» 
liebfeit  banuftellen.  (S.  aueb  s)ioumcnon). 

©cgriffltcfj,  auf  ben  93egriff  (f.  b.)  bejüglicb, 
bem  Söegriffc  nacb. 

©egriffabcftimmmig,  f.  Definition. 

«egtünbung,  f.  ©runb. 

Begrünungen,  f.  ©rufe. 

«cgucule  (fn.,  fpr.  -göbl),  eine,  bie  ficb  jicrt,  bie 
Spröbe  fpielt;  5J<gueuUrte,  3»ererei,  Vrübcrie. 

«egutnen  (Beguinae),  f.  Vegbinen. 

«cgum  (inb.),  Sürftin  (Sitcl). 

©cgünftiflung.  Der  93.  macht  fich  fdmlbig, 
mer  bem  Sdjulbigen  nach  begangener  2 bat  Vei» 
ftanb  leiftet,  um  ihn  entmeber  oor  93eftrafung  ju 
fiebern  (perf  Önlicbe  ober  eigentliche  93.) ,  ober  um 
ibm  bie  au*  ber  tbat  erlangten  Vorteile  ju  fiebern 
(fachliche  93.).  9iaä>  bem  Deutfeben  Strafgefe&bucb 
l  sj.  257)  wirb  nur  bie  ©.  eine*  Verbrechen«  ober 
eine«  Vergeben*,  niebt  bie  einer  Übertretung  be» 
ftraft  Doch  tönnen  93.  oon  Übertretungen  ber  burd) 
ba«  Strafgefe&bucb  aufrecht  erhaltenen  2anbe«ge» 
ie&e  unter  Strafe  geftellt  werben,  fo  ber  gelb«  unb 

^orftpolijeigefefce- 

Die  eigentliche  (perf  ftnliche)  93.  (ann  oor  er» 
gebenbem  Urteil  auf  Vereitelung  ber  Verurteilung 
unb  fie  fann  nach  ergangenem  Urteil  auf  Vereitelung 
c*er  VoUftredung  ber  ertannten  Strafe  gerichtet  fein, 
^m  entern  galle  tann  fie  erfolgen  in  Vorau«fidjt 
ber  (riminellen  Verfolgung  ber$bat,  ehe  oon  irgenb 
einer  Seite  Schritte  ju  biefem  3»ede  getban  unb. 
hierher  gehören:  Verwifebung  ber  Spuren  ber  $bat, 
Verbergen  ober  Verheimlichen  pon  Überführung*» 
ftflden ,  Verbergen  be«  ibaler«  unb  Veförberung 
ber  flucht,  wabrbeit*wibrige  Au«lafjung  in  ber 
wegen  ber  Jbat  geführten  Ünterfucbung,  fo  i.  V. 
einerfeit«  fälfebliche  Übernahme  ber  Scbutb  auf  ftch 
>e ihjt,  anbererfeit«  wiftentlieb  falfche  Anfdjulbigung 
eine*  anbern,  wabrbeit«wibrige  3eugenau«fage  (ift 
fie  eiblid)  abgegeben,  fo  greifen  bie  51Jceineib«ftrafen 
tMa&),  enblich  auch  (nimm türm  auf  anbere  Verfo» 
neu, }.  V.  Verfuch  ber  Verleitung  eine«  anbern  uir 
»abr beit«mibr igen  nicht  eiblichen  Au«[age.  §m 
jmeiten  $alle  ber  eigentlichen  V.  —  Vereitelung  ber 
erfannten  Strafe  —  (ommt  neben  Verbergen  unb 


ftlucbtbeförberung  in  Vetracbt  ber  Sali,  bajj  fich  ber 
Vegünftiger  ftatt  be*  Verurteilten  jum  Strafantritt 
ftellt  ober  bie  ©elbftrafe  unter  bem  Warnen  be«  Ver* 
urteilten  5 a hl t .  unb  bie  ©efangenenbefreiung. 

25ie  f  a  ch  l  i  ch  e  V.  hat  ben  3»ed,  bem  ^  h  a  t  e  r  ober 
Teilnehmer  bie  Vorteile  bed  Verbred>end  ober  Ver» 
gebend  ju  fiebern,  ©emeint  ift  ein  Vermögenäoor; 
|  teil  (V.  einer  Unterfcblagung  burch  Stufberoabrung 
be*  unterfchlagenen  ©eloeä),  unb  eS  mürbe  ).  V. 
fachliche  Veiftanbleiftung  bei  einer  }um  3wede  ber 
Unjucht  aufgeführten  Entführung,  wenn  auch  bie 
Sicherung  ber  ©ewaltberrfchaft  über  bie  Gntfübrte 
ju  bem  angefrrebten  3toede  ein  Vorteil  im  Sinne 
beä  Strafgefehed  wclre,  nicht  al3  V.,  fonbern  allen» 
fall*  alä  Veibilfe  ftrafbar  fein. 

Die  Straf  e  beiber  »rten  ber  V.  ift  ©elbftrafe 
bi«  )u  600  ÜJL  ober  ©efdngni«  bi*  ju  einem  fsabre. 
2öenn  aber  ber  Segünftiger  ben  Veiftanb  feine* 
Vorteil*  wegen  —  ber  hier  nicht  nur  Vermögen*« 
oorteil  ju  fem  braucht  —  leiftet,  fo  tritt  ©efdngni* 
bi*  &u  5  fahren  ein,  hoch  barf  bie  Strafe  nach  Slrt 
unb  Diafe  (eine  fchwerere  a(«  bie  auf  bieöanblung 
felbft  angebrobte  fein.  Diefe  (qualifizierte)  V.  bat 
iibnlicbteit  mit  ber  Hehlerei  (f.  b.).  Straflo*  bleibt 
bie  V.,  wenn  fie  bem  jbäter  ober  Teilnehmer  oon 
einem  Angehörigen  gemährt  wirb,  um  ihn  ber  Ve» 
ftrafung  ju  entgehen.  Da«  gilt  auch  bann,  wenn 
bie  V.  be*  eigenen  Vorteil*  wegen  gew&brt  war. 
3uftänbig  jur  Aburteilung  ift  bie  Straffammer, 
au*nabm*mcife  ba«  Schöffengericht. 

SBenn  bie  V.  oor  Vegepung  ber  2hat  jugefagt 
worben  ift,  fo  ift  fie  al«  Veibtlf e  (f.  b.)  ju  ftrafen, 
wa*  aueb  für  Angehörige  gilt. 

Da«  ßfterr.  Strafgefefc  oon  1852  (§§.  212  unb 
214)  (ennt  nur  bie  perfönlicbe  V.  al«  befonbere« 
Delitt  unb  febeibet  fie  in  bie  nach  unb  bie  oor  ooll* 
jogenem  Verbrechen.  Grftere,  bie  eigentliche  im 
Sinne  be«  öfterr.  Stecht«,  beifet  Verbeblung.  — 
Vgl.  ©retener,  93.  unb  Hehlerei  (9Jlünch.  1879). 

tBcguttett  (Beguttae),  f.  Vegbinen. 

Behaarung  btt  V flanken,  f.  ^aare  bcr 
$flan:,en. 

Bchacf cu,  ^elb»  unb  ©artenarbeit,  f.  Jöaden. 

Bctiaghel,  Otto,  ©ermanift,  geb.  3.  3Rai  1854 
in  flarl«rube,  würbe  1878  Vrioatbocent  in  $>eibel= 
berg,  1883  orb.  Vrofeffor  ber  bcutfd>en  Sprache  in 
Vajel,  1888  in  ©tefeeru  Gr  gab  bie  «dnetbe»  Sein« 
rieh«  oon  Vclbcle  (Joeilbr.  1882)  unb  ben  «ftdianb» 
(JÖalle  1882)  fowie  öebel«  2Berle(Stuttg.  1883)  unb 
Vriefe  (Äarl«r.  1883)  berau«,  fchrieb  ein  oorjüglicbe« 
gemeinoerftclnbliche«  Söertehen  über  «Die  beutfebe 
Sprache»  (Vrag  unb  i!pj.  1886)  fowie  «Schrift» 
fpradje  unb  3Runbart»  (©ieft.  1896),  «©efehiebte 
ber  beutfehen  Sprache»  (2.  Aufl.,  Strafjb.  1898), 
■Die  Sontar  be*  feelianb»  (9Bien  1897),  «Der  @c» 
brauch  ber  3eitf ormen  im  !onjunltiDifcben  9lebenfaft 
be«  Deutfcben»  (Vaberb.  1899)  unb  grünbete  1880 
mit  ft.  Tau  in  ann  ba«  «  Citteraturblatt  für  german. 
unb  roman.  Vbilologie».  1888—92  leitete  er  auch 
bie  3eiifcbrift  für  beutfehe  Altertum«funbc  «©er» 
mama». 

©ehaim,  Albert  oon,  f.  Albert  oon  Vebaim. 

^eftoim,  3Rartin,  Äo*mograph,  ftammte  au« 
einer  Nürnberger  tyitricierfamilie,  pie,  wabrfchein« 
lieh  au«  Vöbmen  eingewanbert  unb  feit  Witte  be« 
13.  ^abrb.  in  bcr  9tcicb*ftabt  anffiffig,  noch  je^t 
al*  rreiberrlicbe  (Vebaim  oon  Sehwarsbach) 
bort  blüht.  V.  würbe  um  1459  geboren,  war  jwifeben 
1471  unb  1475  ein  Schüler  be*  töegiomentanu*  unb 


Digitized  by  Google 


620 


93cf>atm  (W\ä)ad)  —  Se^orrungSöcnnögcn 


madrte  bellen  forgfdltig  gearbeitete  2l{rrotabien  pon 
SJteffing  unb  Gpbemeriben  in  Portugal  betannt  Gr 
ging,  anfangs  Kaufmann,  beS  JucbbanbelS  megen 
na*  bcn  Weberlanben.  93on  1480  bis  1484  bielt  et 
jicb  in  ben  Webedanben  unb  in  Portugal  auf  unb 
lernte  roabrfcbeinlicb  GolumbuS  tennen.  93on  1484 
bis  1486  begleitete  er  ben  Port ug.  Seefabrer  2 ic go 
(5 oäo  auf  einer  GntbedungSreife  entlang  ber  25Mt= 
füfte  2lfritaS  unb  gelangte  bis  nahe  an  baS  Aap 
ber  ©uten  Hoffnung.  SRacb  SHüdtebr  roarb  er  vom 
Könige  jum  Stüter  beS  (SljriftuSovbenS  gefdjlagcn. 
93.  ging  1486  nacb  $apal,  einer  ber  2ljorifd?en 

S,  roo  eine  vldm.  Kolonie  beftanb,  beren  Statt« 
er,  3obft  von  purter,  93.S  Sdjroiegervater  mürbe. 
1490  ©erliefe  er  %ax)a\,  befudjte  in  Grbfd?aftS* 
angelegenpeiten  Dürnberg  noeb'  einmal,  vermeilte 
bier  1491 — 93  unb  fertigte  einen  großen  ©lobuS,  ber 
fidj  nodj  iefct  im  Sefitte  ber  Familie  befinbet,  ber 
dltefte  erbaltene©lobuS  ift  unbein  volleS9öeltbilb  in 
Kugelgeftalt  jeigt  (f.  bie  Karten  :,ur  ©ef Siebte 
ber  ©eograpoie  I,  d,  beim  2lrtitel  ©eograpbie). 
(Sr  ftarb  29. 3uli  1507  ju  Cifiabon.  $ie  93erbienfte 
93.S  um  bie  Gntbedunaen  unb  um  bie  tyortfdjritteber 
Stautit  unb  ©eograpbie  bleiben  immer  noeb  grofe, 
au*  wenn  man  nacb  bcn  neueften  Unterfucbungen  ju= 

S'ebt,  bafj  meberGolumbuS  noeb  SDtagalbdcS  erft  auf 
.SSÖtittcilungen  ibvc  großen Gntbectungen gemadjt 
baben.  3n  Starnberg  mürbe  ibm  1890  ein  2>entmal 
gefct)t  —  SBgl.  31.  von  öumbolbtS  Kritifdje  Unter: 
judjungen  u.  f.  tv.  (beutfeb.  von  3beler,  93b.  1,  93erl. 
1836)  ;  ©biUanp,  ©efdjidjte  beS  Seefahrers  ÜRitter 
Martin  23.  (Stürnb.  1853) ;  21.  SteicbenbaA,  SJtartin 
18.  (SBunen  1889);  6.  ©üntbcv,  ÜRartin  93.  (in  ber 
«93aper.  33ibliotbel»,  93b.  13,  93amb.  1890). 

4*cfiatm,  SJlidjael ,  fabrenber  SJteifterfänger,  fei' 
neS  3eübenS  SBeber,  geb.  1416  ju  Süljbad)  in 
SBürttemberg,,  fübrte  nacb  bem  Zott  KonrabS  von 
Reinsberg,  feines  ©önnerS,  ein  elenbeS  SBanber: 
leben  an  verriebenen  ftürftenböfen,  baS  ibn  bis 
nacb  Ungarn  unb  Storroegen  fübrte,  bis  er  am  £ofe 
^riebridjS  pon  ber  $falj  eine  Statte  fanb.  <pier 
verfafete  er,  in  2tnlel>nung  an  eine  *|kofafd>rift 
beS  Kaplans  SJtattbiaS  von  Kemnat,  eine  gereimte 
«Gbronit  beS  ^faljgrafcn  ftriebrid)  L»,  eine  Vob= 
fdjrift  Poll  niebriger  Sdjmcidjelei  (bg.  von  K.  f>of* 
mann  in  ben  «Quellen  unb  Grörterungen  jur  bapr. 
unb  beutfeben  ©eidjidjte»,  93b.  3,  SJtancb.  1857).  93. 
mürbe  1474  als  Scpultbeife  (feit  1472)  feines  ©e= 
burtSortS  erfdjlagen.  «feein  «93ucb  von  ben  2Bie* 
nem»  (ba.  von  Karaian,  SBien  1843;  von  93ober= 
tag,  in  «Grjäblenbe  25id)tungen  beS  fpdtern  ÜRittel* 
alters»,  Stuttg.  1887)  erjäblt  bie  fclbitcrfcbte  93e» 
lagerung  beS  KaiferS  in  ber  SBiener  33urg  (1462). 
Gr  verfafjte  ferner  viele  Heine  geidjicbtlicbe  ©ebidrte, 
bie  bef onberS  ben  dürfen  unb  Ungarn  galten  (bg. 
von  Karaian,  «Duellen  unb  ^ondjungen  jur  ®e- 
fepiepte  ber  vaterldnbifdjen  fiitteratur»,  33b.  1,  ffiicn 
1848),  fog.  93ubllieber  unb  geiftlidbe  ©efdnge  in 
Stropbenform. 
»cbaim,  iDtaler,  f.  93ebam. 
^cpdltcuc  31tt  fünft,  ein  imSceverftdpcrungSs 
vertebr  vorfommenber  2luSbrud,  gleicpbebeutenb 
mit  moblbebaltener  21nhtnft.  SBer  in  bem  Salle, 
bafi  baS  ©elingen  einer  Seeunternebmung  burd) 
Unfälle  vereitelt  »erben  follte,  eine  gefcbäftlicbe  Gin: 
bufee  erleiben  mürbe,  tann  fid?  gegen  biefelbe  burd) 
9ierfi(perung  «für  93.  21.»  fiebern.  (Sine  folebe  tann 
auf  baS  Sdnff  unb  auf  bie  ©üter  genommen  rwrben. 
2>aS  verfidjertc  3nteref)e  ift  von  bem  GigentumS- 


intereffe  beS  GigentümerS  mefentlid)  verfdjieben. 
^er  Gigentümer  tann  an  ber  93.  21.  noeb  ein  be* 
fonberes  3«te«ll<  baben.  93eibe  ^nterefien  [tri* 
nebeneinanber  verfidjerbar  unb  im  SBerficberung*- 
fade  feparat  }u  bebanbeln.  93on  ber  93erftd}eruna 
für  93.  SC.  banbcln  2lrt.  850  beS  fceutfdpen  ßanbel*- 
gefe&budjS  unb  §.  102  ber  Allgemeinen  Seeverficrjc 
runaSbebingungen  von  1867. 

©  ctjam  ( 93  e  b  aim),  93artbel,  SRalet  unb  Kupfer^ 
fteeber,  geb.  1502  ju  Dürnberg,  abmte  ben  Stil  Sü* 
rerS  unb  teilroeife  aud)  ben  ber  ital.  9Jteifter  nacb. 
©emdlbe  von  ibm  befinben  ficb  in  ben  SWufeen  ju 
93erlin  (breiteilige  Xafet  mit  ^eiligen),  Diüucbcn 
(Kremauffinbung),  2lugSburg,  Dürnberg;  einedteibe 
von  Vortraten  bapr.  Surften,  im  2tuftrag  beS  ^er= 
}ogS  Silbelm  IV.  gemalt,  )u  Scbleifebetm.  93ebeu< 
tenber  mar  93.  als  Kupferftetber;  feine  93ldtter,  etwa 
85  an  3abt,  ftnb  fotrett  tn  ber  3*id?nung  unb  voll 
2tnmut.  Gr  ftarb  1540  auf  einer  üHeife  in  ytalien.— 
Sein  93ruber  JöanS  Sebalb93.,  ebenfalls  Tla-- 
ler  unb  Kupferftecber,  geb.  um  1500  in  Starnberg, 
mürbe  von  bier  ebenfo  mie  fein  93ruber  meaen  93cr= 
breitung  beiftifdjer  unb  f ocialiftifdjer  2tnftd)ten  per* 
bannt.  Gr  bielt  fi<b  in  3)tancben  auf,  fpdter  m 
^vrantfurt  a.  ÜR.,  »o  er  22.  Slop.  1550  ftarb.  2tu&cr 
Malereien  fertigte  er  rrefflicbe  SWiniaruren  foroie 
jabtreiebe  Kupferfticbe  unb  $oUf<pnitte;  auep  at* 
bettete  er  ornamentale  Stiebe  als  Vorlagen  für  ©olb- 
idjmiebe  unb  Spiettarten.  ©eiftvoll  unb  lebenbig 
in  feinen  Sd)Bpfungen,  erreiche  er  im  Stiebe  eine 
uotp  böbe«  Seinbeit  unb  5)urd)bilbung  ber  formen 
atS  fein  93ruber.  (S.  2afel:  5)eutf  epe  Kunft  VII, 
5ig.  6).  —  83gt.  Holenberg,  Sebalb  unb  93artbet  93. 
(Cpj.  1875);  SumüUer,  Les  petits  maUres  alle- 
mands.  I.  Barthelemy  et  Hans  Seb.  B.  ( ÜRünd?. 
1882);  Kötfdjau,  93artbel  33.  unb  ber  SWeifter  pon 
Utefetird)  (Strafcb.  1893). 

©ebottbiflang«flütcrf  f.  33auer,  33auemgut, 
iöauernftanb. 

© cbäuge,  bie  Obren  ber  ^agbbunbt. 

©cbar,  öanbelSgercidjt,  f.  23abar. 

JBcbar,  ^Jrovinj  in  93ritifa7=Dftinbicn,  f.  33ibar. 

Scharrl tcr»f ett ,  als  KunftauSbruct  ber  tboero 
tifeben  33bitofopbie  bie  Unjerftörbarteit  als  ein 
mefentliebeS  OTertmat  ber  Subftan»  (f.  b.);  im  prat' 
tifdjen  Sinne  bie  ^eftigteit  beS  GbaratterS,  ver^ 
möge  beren  man  bei  bem  einmal  gefaxten  Siorfat) 
verbarrt  unb  ficb  bureb  leinen  3Biberftanb  von  ber 
Verfolgung  feines  3»edS  abbringen  täfet. 

©charrungdifuttcr  ober  GrbaltungSfut* 
ter,  gegenüber  bem  33robuttionSfutter  baSjenige 
^utterquantum,  meld?eS  erforberlidj  ift,  bie  Üicre 
in  einem  mittlem  Grndbrung3}uftanbe  ju  erhalten, 
menn  leine  ^robuttion  von  lebenbiger  Kraft  ober 
tierifdjer  Subftanj  verlangt  mirb  (f.  ^juttcr). 

©cbarrungCvcnnögcn,  bie  GtgenfÄaft  ber 
Körper,  traft  roeldjer  Tie  in  bem  angenommenen 
33cmegungS}uftanbe  beharren,  bis  eine  äußere  Ur= 
fad>e  biefen  3uftanb  abdnbe^.  93ei  ungenauer  93c = 
obaebtung  tommt  man  leidet  ju  ber  Stnficbt,  bah 
bie  ©efebminbigteit  eines  etma  burd)  einen  Stofe  in 
93emegung  gefegten  Körpers  von  felbft  allmdblicb 
abnimmt.  $)ie  genauere  Unterfud^ung  lebrt  jebod?, 
bafe  ficb  ein  Körper  auf  einer  borigontaten  93abu 
befto  tdngcr  unb  gleicbmäfjiger  fortbewegt,  ie 
glatter  biefe  33abn  ift.  So  tann  ein  Körper  auf 
einer  GiSbabn  febr  lange  feine  ©efebminbigteit  bei: 
bcbalten,  ein  gut  gearbeiteter  Kreifel  auf  einer  Spihe 
eine  balbe  Stunbe  fort  rotieren.  93cmegt  man  bie 


Digitized  by  Google 


öet)at 

Körper  mit  lict  £>anb,  fo  empfinbct  man  ben  2Biter- 
ftanb  ber  53abn  al«  einen  $rud  berfclbcn  3(rt  wie 
berienige,  ber  bie  Körper  in  Bewegung  fcht.  Je 
fleincr  biefer  ©iberjtanb  (£rud)  ift,  befto  langer 
unb  gleicbmäftiger  bewegen  fidj  bie  itörper  fort. 
Xurd)  folebe  Überlegungen  erfannte  ©alilei  (1G.*J8), 
bafi  bie  Bewegung*gefcbwinbigleit  ber  Körper  nur 
btircb  gegenwirfenbc  Kräfte  oerminbert  wirb,  ebenfo 
wie  biefelbe  nur  bttreb  Kräfte  erjeugt  werben  lanu. 
3owic  eine  Kraft  nötig  ift,  ein  ©efebofi,  einen  &i)en- 
babnjug  in  Bewegung  ju  fetjen,  fo  fann  aueb  nur 
eine  Kraft  biefelben  aufbalten.  2)a  ba«  Söefen  einer 
Kraft  (f.  b.)  in  ber  unau«gefefetcn  Befdjleunigung 
ff.  b.)  ober  ©efcbwinbigfeit«änberung  im  cinne  ber 
Kraft  beüebt ,  wie  bie«  j.  B.  beim  §all  (f.  b.) 
be«  Körper«  beutlicb  beroortTitt,  fo  ift  Uar,  baf>, 
tro  feine  Kraft  wirlfam  ift,  audj  feine  ©efebwüv 
biglcite-dnberung  eintritt.  2)ie  Midjtung  einer  Se- 
wegung  fann  fiep  ebenfalls  nur  dnbern,  wenn  oon 
anberer  iHicbtung  eine  Kraft  wirft.  Cbne  bie  3Bir= 
fung  einer  Kraft  bebdlt  alfo  ein  bewegter  Körper 
feine  Sicbtung  unb  ©efcbwiubigfcit  ungednbert  bei. 
I5in  rubenber  Körper  bleibt  obne  Kraft  nad)  bem= 
ielben  ©efcjie  in  9üibe.  2)iefe«  bem  5Iuflenfcf?ein  fo 
febr  wiberfprccbenbe  ©efefc  ber  Ürägbcit  (Iner- 
tia)  ober  Beharrung  (oon  ©alilei  1638)  bilbet 
mit  bem  Kraftbegriff,  in  bem  e«  eigentlich  fdjon  ent; 
halten  ift,  bie  wiebtigfte  ©runblage  ber  ÜMccbanif; 
bie  flare  Grfenntni«  berfelben  bebeutet  einen  ber 
gröfeten  gortfdjritte.  —  Bgl. SJtacb,  Sie  SRecbani!  in 
ibrer  frttwidlung  (2.  Slufl.,  2Vh  1889):  Söoblmill. 
XieCntbeduna  bcsBebammgogcfc&e«  (m  ber  «3eit= 
fdjrift  für  Bölferpfncbologie»,  1884). 

©cbat  (engl,  für  Bibat),  fonft  Sfdjiblam 
(f.  b.),  ^lufe  im  s$anbfcbab  (f.  b.  unb  öübafpe«). 

»Behäufeln  ober  Slnbäufeln,  eine  Slrt  ber 
Bobcnlodcrung,  bie  augewenbet  wirb,  um  bejtimmte 
©ewdcbfe  jur  Bilbung  neuer  ©urjeln  anjuregen, 
Ihnen  feftern  £>alt  ju  geben  (tfrbfen,  Bohnen,  Kohl 
arten,  ÜUfai«),  baupodrfclicb  aber  um  bie  unterirbifeben 
Knollen  unb  fleifcbigen  ÜUurjeln  gewiner  iiflanjen 
»Kartoffeln,  Sellerie,  l'aucb)  mit  loderer  (frbc  ju  um 
aeben  unb  bierbureb  größere  unb  jartcr  au«gebilbctc 
Knollen  ju  gewinnen.  3"  biefer  Slrbeit  wirb  eine 
etwa*  breite  &ade  benutzt,  mit  ber  bie  (rrbe  entweber 
an  jebe  cinjelne  ^flanje  herangezogen  wirb,  fo  baf> 
Ue  biefelbe  fegclförmig  umgiebt,  ober  fo  bafc  ganje 
t'flanjenreiben  in  rüdenförmige  (yrböbungen  ju 
fteben  fommen.  £ctttcre  Bebaufelung«art  wirb  im 
(Großbetrieb,  namentlich  beim  Kartoffclbau,  mittel« 
Heiner  pflüge  ausgeführt  (f.  Safel:  ^anbmirt 
f  chaftlidje  ©eräte  unb  3Jtafcbinen  I,  Tyiß.  1). 

*chetm«echh>aribach,  9Har,  edjriftfteUcr, 
f.  Bb.  17.  laung. 

•-WcfjclföbefcftiflUttfl,  f.  ^romforifdje  Bcfefti- 

^ctjcmötf)  (r»om  fopt.  P-che-möut,  b.  i.  ber 
$)ailerocbfe),  ber  9!amc  eine«  Jicrungchcuer«,  ba« 
im  Buch  i>iob  (Kap.  40,  io-i<«)  befdmeben  ift  unb 
nur  ba«  3iilpferb  fein  fann.  Cb  biefe  Beitreibung 
Dem  iöueb  >>icb  in  feiner  urfprünglicben  ©eftalt  an= 
flebört,  ift  itreitig.  —  ^m  ialmub  ift  B.  ein  großer 
3tier,  ber  im  Anfange  gefebaffen  würbe. 

^chcnuüffc,  f.  Moringa. 

inticnüf,  ein  fette«,  niebt  treduenbe«  tl,  ba« 
burd?iUuopreffenber53ebennüffe  (f.  Moringa)  gewon- 
nen wirb.  Qi  ift  farblo«  ober  bellgelb,  gern*:  unb 
gefcfcmadloe,  erftarrt  bei  niebercr  Temperatur  wie 
Butter  unb  wirb  erft  bei  25°  flüffig,  lir»t  neb  wie 
Clipcnol  cerwenben.  C^«  cntbÄlt  auf,er  ben  Beftanb^ 


-  93cljn  621 

teilen  be«  Clioenöl«  noeb.  ba*  ©Ipcerib  ber  Sieben« 
fäure,  Cj.H^O, ,  eine  ber  toblenftoffreicbjten 
Sauren  ber  ^ettfäurereibe.  5B.  wirb  febr  febwer 
ran jig  unb  ift  be;- halb  febr  gefcbä&t. 

ebernq,  bie  norbweftliebfte^rooin}  kappten«, 
SWifdjen  bem  weftl.  Diünbungöarmc  be«  9iil«  unb 
bem  oon  9tofette,  mit  ber  öauptftabt  Samanbur, 
bat  10780  qkm,  barunter  2477  qkm  Kultur* 
boben,  unb  (1897)  631225  6.  $er  ^roDin» 
bören  an:  ber  ÜRariut«  unb  6blu=(£ee,  bet  ÜJZab- 
mubjeb»  unb  abu»5)ibab«ÄanaI  unb  bie  Gifenbabn 
oon  Sllcranbria  nacb  Kafr  cä'Saoar  am  (nacb 
lanta).  ^üv  bie  Sommerfultur  begebt  bie  ^rooinj 
ibr  ©affer  bauptfdcblicb  bureb  ein  groüe«  $ump: 
Werl  55  km  norbweftlicb  oon  Kairo,  ca ->  in  24  c t nn  -• 
ben  3  SRili.  cbm  SBaHer  2  m  bo*  au«  bem  weftl. 
üalavm  in  ben  Kanal  oon  Katatbe  beben  fann. 

«ebiftün  ober  Bebiftan,  JBerg,  f.  öifutun. 

«cblcn,  ©tepban,  ^orftmann,  geb.  5.  Slug. 
1784  iü  ftrihlar,  ftubierte  bei  ben  nacb  Hft&afftn« 
bürg  übergefiebelten  ^rofefioren  ber  aufgepobenen 
Unioerfität  Dtain»  ^nxa  unb  Sameralia,  würbe 
1803  2anbe«tommiffar  in  »febaffenburg,  1804  luv 
fürftl.  gorftfontrolleur,  1808  §orftmeifter  im  «mte 
2obr,  1819  im  gorftamt  Kotben,  1821  ^irofeffor  ber 
NJ]aturgefcbicbte  an  ber  gorftlebianftalt  iu  31fcbaffen= 
bürg,  1833  SReftor  ber  ©ewerbefcbule  bafelbft,  trat 
1835  in  ben  iHubcftanb  unb  ftarb  7.  Sebr.  1847  ju 
Stfcbaffcnburg.  Qx  fdjrieb:  «Xer  6pe|fart.  Sierfucb 
einer  Jopograpbie  biefer  SBalbgegenb»  (3  Sbe.,  ip|. 
1823—27),  «Cebrbucb  ber  gefamten  <yorft»  unb  ^agb= 
tiergefdjicbte»  (ebb.  1826),  «Cebrbud)  ber  Sagbwifiem 
fdjajt»  ßrantf.  1835  ;  2.  3Iufl.  1839),  «SKeal«  unb 
Berballeriton  ber  Sorfts  unb  3og^tunbe»  (7  3Jbe., 
ebb.  1840—46).  ÜHit  iaurop  gab  er  bie  «Söftema* 
tifebe  Sammlung  ber  gorft*  unb  ?Jagbgefe&e  ber 
beutfeben  3)unbe«ftaaten»  (3  ©be.,  SKannb-,  &aba* 
mar  unb  Karl«r.  1827—31)  berau«,  bie  er  in  bem 
«Slrcbio  ber  Jorft»  unb  3agbgefet»gebung  ber  beut; 
fdjen  58unbe«ftaaten»  (29  Söbe.,  greiburg,  bie  tetitert 
6  Söbe.  ^rantf.  1835—46)  fortfeftte.  Slucb  begrün» 
bete  er  1825  bie  «Allgemeine  gorft=  unb  ^oßbjeitung» 
unb  fübrte  SWaoer*  «3citfdjrift  für  ba«  gorft«  unb 
3agbwefcn  in  Bapem»  (bid  1847)  fort. 

«cbm,  Grnft,  geogr.  unb  ftatift.  Sebriftftellcr, 
geb.4.3an.  1830  in  ©otb,a,  ftubierte  in  3«na,  öcr« 
litt  unb  Sürjburg  unb  trat  1856  in  bie  geogr.  Än< 
ftalt  oon  3uftu«  ^ertbe«  in  ©otba  ein,  wo  er  eine 
reiebe  2bätigteit  in  ber  JHebattion  ber  «^etermann: 
feben  SJlittetlungen»  entfaltete.  9)efonbere  Slner= 
(ennung  fanb  ber  bereit«  1872  oon  33.  geführte 
will enfcbaf tlidje  9lacbwei«  pon  ber  übereinftimmung 
be«  oon  Sioingftone  entbedten  fiualaba  mit  bem 
Kongo.  1876  übernabm  58.  bie  :Heba  tt  iou  be«  ftatift. 
2eil«  be«  «©otbaifeben  öoftalenber«»  unb  erbielt 
1878  nacb  bem  lobe  Leiermann«  bie  Cbcrleitung 
ber  «ajeitteilungen».  1866  batte  93.  ba«  a@eogr. 
^abrbueb»  in«  Ceben  gerufen,  beffen  iHebattion  er 
1878  an  $erm.  9Bagner  abtrat.  Sßon  biefem  3Berte 
würbe  1872  ber  bcoöltcrung«ftatift.  Seil  abgefon« 
bert,  ber  unter  2Jcitrebattion  pon  $>.  SBagner  al« 
«6rgdnjung«befte  ju  ^etermann«  Mitteilungen: 
25ie  33eoölferung  ber  6rbe»  (bi*  1891  8  $eftc)  ex- 
febien.  33.  ftarb  15.  <D(dr)  1884  ju  Wotba. 

«ebn  (fpr.  benn),  91pb(a)ra,  engl.  ScbriftfteUerin, 
geb.  1640  in  Santerburp  ober  ju  ©pe  (Kent),  ging 
mit  ibrem  93ater,  ^obnfon,  ber  jum  ©ouoemeur  oon 
Surinam  ernannt  war,  aber  auf  ber  überfabrt  ftarb, 
nad)  Surinam.  Sort  wud>«  fie  bei  ibrer  Butter  auf 


Digitized  by  Google 


SeljoräungSredjt  —  Söefjr  (3of).  9tug.  #etnx  öon) 


unb  lernte  bcn  Sflegerprinjen  Droonof  o  f  ennen,  beficn 
tragijcpe  ©ef cbicbte  fte  in  ihrem,  für  bie  Stegeremam 
cipation  warm  eintretenben  heften  Wernau  «Oroo- 
uoko,  or  the  royal  slave»  (oon  2. 2)cublbacb  in  bem 
Vornan  «21.  93.»  bearbeitet),  ber  bie  Ouelle  von 
SoutbernS  gleichnamigem  ütrauerfpiel  ift,  crjäblt. 
93.,  burch  Saj&nbeit  unb  geiftige  93emeglicbieit  auS* 
ßejeidjnet,  beiratete  in  fionbon  ben  bejahrten,  reidjen 
bollanb.  Kaufmann  99.  (geft.  vor  1666).  1666  ging 
fie  auf  ffiunfch  Aarid  II.  als  Sgentin  na*  »nt« 
werpen,  wo  fie  ipre  93erebrer  in  ben  Stanb  festen, 
ber  engl.  Regierung  ^Nachricht  über  ben  beabfubtig; 
ten  Angriff  ber  öollänber  auf  bie  engl,  flotte  ju 
«eben.  93.  ftarb  16.  Slpril  1689  in  l'onbon.  6ic 
fdjrieb  (unter  bem  tarnen  Slftrea)  mehrere  Ro- 
mane, bie,  meift  93earbeitungen  nach  bem  ^anjftft: 
fcben,  tro&  fcblüpfrigen  Inhalts  febr  beliebt  waren. 
Such  gab  fie  «Poems»  (3  93be.,  Sonb.  1684  —  88) 
heraus,  jufammen  mit  ©ebicbten  3obn3ö.iHocbeftcrS 
(f.  b.),  EtberegeS  u.  a.  (worunter  oollStümlicfae  93aU 
laben  bie  heften),  ferner  «Histories  and  novels» 
(ebb.  16%).  8llS  bramat.  Tut terin  ift  fie  reebt 
mittelmäßig;  wie  in  ben  ftomanen,  fo  ft5ßt  in  ben 
17  Sramen  («Plays»,  fionb.  1702)  bie  Unftttlidjteit 
ab,  obwohl  fie  jum  Seil  burd)  ben  SJiobeton  ent« 
fdjulbigt  wirb;  eS  ragen  beroor  «The  Rover,  or  the 
banished  cavaliers»  (2  ZU.,  1677  u.  1681),  «The 
Roundheads»  unb  «The  Citv  Heiress»  (1682). 
3lud?  fdjrieb  fie  bie  einft  oiefberufenen  «Letter* 
between  a  nobleraan  and  his  sister»,  «Loveletters 
of  her  own  to  Lycidus»  fomie  eine  9iacbbicbrung 
von  CnoneS  93rief  an  VariS  aus  DoibS  «fceroiben» 
(in  ber  oon  Srpben  beoorworteten  Überfettung). 
Eine  neue  ausgäbe  if?rer  SBerle  erfchien  als  «Plays, 
histories  and  novels»  (6  93be.,  fionb.  1871). 

^cholsunflc*r crfjt  (Jus  lignandi),  baS  SRecbt, 
auS  bem  gemeinen  SBalbe  ober  auS  frembem  SBalbe 
fcolj  ju  begieben;  in  erfterm  galle  eine  in  bem  ®e= 
famtetgenrum  liegenbe  93efugniS,  in  lepterm  Balle 
Stenftbarfeit  ober  Sieallaft,  je  naebbem  ber  93eredj= 
tigte  baS  $olj  nad)  93ebürfniS  felbft,  gewöhnlich  auf 
Slnwcifung  beS  ftorftbeamten,  fcblagcn  barf  ober  ge= 
mtffe  Seputate  erbdlt.  Cft  ift  bannt  als  @egenlei= 
ftung  ein  ju  jablenber  gorftjmS  oerbunben. 

fBcbörfee,  baS  öffentliche  Amt,  b.  i.  ein  be* 
ftimmt  abgegrenjter  3weig  ftaatlicber  ©efdjäfte,  als 
bauembe  Einrichtung  (f.  Slmt  unb  StaatSbienft); 
mit  bem  Smt  ift  an  ftcb  ber  93egriff  beS  Sauernben 
nicht  notmenbig  oerbunben, ).  93.  bei  Schöffen,  ®e 
febworenen.  93.  hefteten  für  aOe  3>»eige  ber  ftaat-- 
lidjen  Jbätigteit:  yuftij*,  Verwaltung**,  Militär:, 
$oft*,  Gifenbabn-  u.  f.  to.  93ebörben.  25er  93egriff  ift 
fobann  jutreffenb  auf  bie  Einrichtungen  ber  Sclbft- 
oerwaltung  übertragen:  itäbtifebe,  Kreis-,  Tronin» 
sialbeborben.  dagegen  tragen  bie  gefcbäftlicben 
Einrichtungen  ton  vJJrioatpertonenunb  $rioatgefell= 
fdiaften  niemals  ben  Gbarafter  oon  93.  $ie  93.  ftnb 
entroeber  nad?  bem  Kollegialfpftem  (f.  93ureau)  ober 
nad)  bem  ^erfonalipftem  eingeridjtet ,  ibre  Crgani' 
fation  tann  auf  ©efeft  beruhen,  bod;  ift  bieS  fein  not: 
mcnbtgeS  ©rforbemid  beS  fonftitutioneüen  Staats* 
fpftcmS.  3lllcrbingS  mirb,  ba  für  bie  Ginridjtung 
üou93.  regelmäßig  ©clbmittcl  erforberlicb  fmb ,  Don 
bicier  Seite  ber  ein  Einfluß  ber  iöoltSDcrtretung  auf 
bie  Crganifation  ber  93.  in  ben  meiften  Fällen  geübt 
roerben  fönnen,  principiell  aber  ift  bie  Drganifation 
ber  93.  ebenfo  wie  bie  Ernennung  ber  93eamten  als 
monardjifdjc  ^rärogatiüc  ju  betradbten.  Sie  Cr* 
ganifation  bcrScricbtc  berubt  im  ganjen  Seutfdjen 


sJteid?e  auf  ben  93orf d)rif ten  beS  ©eridrtSuerfafiungS* 
gefet>eS  Pom  27.  3an.  1877  unb  ift  eine  einheitliche 
mit  nur  geringen  partitularreebtlicben  3)Iobififa- 
tionen  (j.  93.  baS  preufe.  Äammergericht,  bie  bacr. 
CberamtSricbter  als  aufftebtefübreube  dlicbter  bei 
ben  Amtsgerichten).  Sinbeitticp  ftnb  ferner  gcoTbnct : 
burch  nblterrcchtliche  93ertrdge  (9Biener  Reglement 
pon  1815,  Sachener  ^rotofoll  oon  1818)  bie  Crga= 
nifation  ber  biplomatifdjen  93.;  ferner  für  baS 
Seurfdje  9teich:  bie  ÜRilitdr=,  3Jc*arine*,  ^oft»  unb 
Ste(egrapbenbeb6rben,  bie  tonfularifcben  93.;  auf 
©runb  ber  6ntTOidlungbeSl>reu&ifcb»5)eutf  eben  8oU- 
üercinS  bie  3011'  unb  inbirclten  6tcuerberörben. 
,Vn  übrigen  heftest  eine  bunte  SRanmgfaltigteit  ber 
93ebörbenorganifation  in  ben  beutfeben  Einjelitaa 
ten,  inSbefonbere  für  baS  ©ebiet  ber  innem  9Jer= 
maltung  unb  ber  $oluei:  bie  Cberpräfibien  fmb 
eine  auSfcbliefjlicb  preuB-  Einrichtung,  roogrgen  bie 
Einrichtung  ber  93ejirlSregierungen  allen  gröfjern 
beutfeben  Einjelftaaten  gemeinfam  ift,  toenn  auch  im 
einzelnen  mit  weitgebenben  93erfcbiebenbeiten ;  auch 
bie  Einrichtung  ber  MreiSbebörben  ift  in  ibren  ©runb- 
lagen  gemeinfam,  bie  93e}eicbnungen  aber  frbr  ver 
fdjieben  (fianbrat,  93e}irtSamrmann,  SlmtSbaupt* 
mann,  Cberamtmann,  RreiSbireftor  u.  f.  n?.).  ^'\e 
4-M.  ber  einjelnen  93erroaltungSjn?eige  baben  ihre 
öpiBC  in  bem  bclrcffenben  Weffortminifterium,  für-5 
bleich  im  DieicfcSfanjler,  meldbem  bie  oberftentteiAS: 
ämter  (SuSmärtigeS  Ämt,  SHeiebSamt  beS  TMinern, 
:Heid)Smarineamt,  5Hei<hSiuftijamt ,  SHeicbSpoftamt, 
iHeichSamt  für  bie  93erroaltung  ber  9<eicbSeiffubal)= 
nen,  SieicbStchahamt)  untergeorbnet  fmb;  bie preuf». 
iDlinifterien  fteben  felbftänbig  nebeneinanber,  ber 
3Jlinifterpräfibent  ift  tynen  nur  formell  übergeorb- 
net  unb  baS  ÜRinifterium  als  Kollegium  bat  nur 
einjelne  ibm  befonberS  »ugcroiefene  $unlti  oucn. 
Sie  ©eriebte  Anb  in  ibrer  iKeAtfprechung  o  a  w,  \t\b-. 
ftänbig,  eine  »ufftcht  ber  Por^efeBten  93.  beftebt  nur 
in  äußern  Singen  unb  für  bte  perfönlicbe  Haltung 
ber  ^itglieber.  Sie  SiertoaltungSbebbrten  aller 
3meige  bagegen  fteben  in  einem  frrengen  Ijierar- 
ebifeben  3ulammenbang,  traft  beffen  jebe  üorgefe&te 
93.  als  »ufficbtsbepörbe  ber  ib.r  untergeorbneten 
93.  erfcheint  unb  in  beren  Jbätigteit  abänbernb,  er= 
gänjenb  eingreifen  fann.  Slnalog  wirb  oon  StaatS- 
bebörben  bie  2Iufficb.t  über  alle  93.  ber  6clbftrcr^ 
roaltung  gebanbbabt  93ielfad)  fmb  jeboch  hierüber 
neuere,  btefe  31  uf ficht  in  beftimmte  ©renjen  unb 
formen  einfepräntenbe  gefetilicbe  93orfchriften  cr= 
gangen,  unb  bie  befonberS  in  Greußen  erfolgte  f org= 
fältige  SluSbilbung  ber  93ern>altungSgericbtSbartett 
bat  in  meitem  Umfange  an  6telle  beS  abminiftra* 
ttoen  93eliebenS  ber  Slufficht  bie  frrengen  ©arantien 
beS  gerichtlichen  Verfahrens  gefeht.  SluSfcbliefelich 
als  «ufftcbtSbehörbe  Würbe  1875  baS  «ReicbSeuem 
babnamt  errichtet;  boeb  bat  bie  mangelhafte  Ent- 
widmung biefeSSlmteS  gejeigt,  baß  eine  wuf ficht  ebne 
Verwaltung  in  oberfter  ,ui  tanj  nicht  mtt  burch; 
greifenbem  Erfolg  möglich  ift.  Eine  ben  Gerichten 
analoge,  oon  iebem  abminiftratioen  Eingreifen  vor- 
gefeftter  unabhängige  Stellung  nehmen  mehrfach 
folefae  oberfte  ^inansbebörben  ein,  welche  jur  Kon- 
trolle ber  gefamten  Sinanjmirtfchaft  beS  Staates  in 
rechnerifeber  93ejiehung  berufen  finb;  93orbilb  hier 
für  ift  bie  preuß.  DberrechnungStammer  i  :HcichS 
recbnungShof)  geworben.  —  9ial.  Jlrtitel  93ebörbe 
im  «Cfterr.  StaatSwörterbudb»,  93b.  1  (9Bien  1895). 

©ebr,  ^ob.  ?lug.  ^»einr.  pon,  jdebf.  Staats» 
mann,  geb.  13.  9ioo.  1793  in  (jwiberg,  wibmet« 


Digitized  by  Google 


Seljr  (U(r.,  @raf  »ort)  —  93ef)t>>7tegenbant 


623 


fid)  naö)  ben  Stubienjabren  bortfetbft  unb  in  2eipjig 
bem  löniglicb  fädjf.  3uftijocrwaltung*bienfte  unb 
würbe  1847  ©eb.  fttnanjrat.  SU*  nacb  bet  18«' 
wdltigung  be«  9Jtataufftanbe«  1849  ba«  SJlinü 
fterium  unter  ber  fieitung  oon  Hfcr>inftp  neu  ge* 
{taltet  würbe,  übernabm  58.  bie  tftnanjen.  Später 
(1859),  wo  er  audj  geabelt  würbe,  übernabm  er  ba« 
jluftijminifterium.  3"  biefen  Stellungen  t;alf  er 
bie  Berwaltungereform  unb  bie  9leuge|taltung  be« 
3>uftijwefen*  oollenben  unb  batte  namentlich  an  bem 
trefflieben  Bürgerlichen  ©efe&budj  oon  1865  Snteil. 
1866  trat  er  in  ben  iHubeftanb.  Gr  ftarb  20.  $cbr. 
1871  in  $re«ben. 

SBcfcr,  Ulr.,  ©raf  oon,  f.  Bebr=9(egenbant. 

©e&r,  3Mb.  3W.,  ^ublijift,  geb.  26.  Muß.  1775 
ju  Suljbeim,  ftubierte  in  Süürjburg  unb  ©Otlingen 
bie  MeaSte,  hierauf  bie  93rari*  ber  beiten  Sleidjö- 
rribunale  in  ©ien  unb  SBetjlar,  war  oon  1799  bi$ 
1821  ^rofefior  be«  Staat«red)t«  an  ber  Unioerfitdt 
ju  Söürjburg.  Später  n>dr)(te  ibn  bie  6tabt  Sföfln* 
bürg  jum  Bürgermeiftcr.  Seiner  SBabl  |um  ab; 
(leorbneten  für  ben  fianbtag  oon  1831  warb  bie 
tönifll.  ©enebmigung  oerfagt.  SBegen  einiger  ber 
Regierung  mißfälliger  Sieben  würbe  er  bann  au« 
bem  Bflrgermetfteramte  cntlaffen,  1833  ju  Söürj« 
bürg  oerbaf  tet  unb  nad)  mehrjähriger  Unterf  udnmg*= 
baft  wegen  Teilnahme  an  bemagogifeben  Ilmtrieben 
unb  *Dtajeftät«beleibigung  1836  ju  unbeftimmter 
Seftungeftrafe  verurteilt  unb  nach  ber  ftefte  Ober: 
bau«  bei  ^affau  gebracht.  3m  %tbx.  1842  erbielt  er 
bie  Grlaubni«,  in  9iegen«Durg,  unter  befonberer 
polijeilidjer  Slufiicbt,  feinen  9Dopnfttj  ?u  nehmen,  bi* 
ibm  bie  rlmneftie  oom  6.  SDtärj  1848  bie  Freiheit 
oollftänbig  wiebergab.  3m  ^rübjabr  1848  nmrbe 
er  oon  bem  ©ablfrcife  flronad)  in  bie  5>eutjcbe 
Siationaloerfammlung  gewählt.  Seit  feiner  grei= 
laifung  lebte  B.  in  Starnberg,  wo  er  1.  Slug.  1851 
ftarb.  Unter  feinen  3ablreid?en  Schriften  finb  ber* 
oorjubeben:  «Berfucb  einer  allgemeinen  Beftim« 
mung  be«  rechtlichen  Unterfcbieb«  jwifeben  £cben= 
J&errlicbtcit  unb  2eben=6obeit»  (SBürjb.  1799),  «Sp* 
jtem  ber  Staatslehre»  (Bamb.  1804),  «Spftem  ber 
Staatatunft»  (3  Bbc.,  §rantf.  1810),  «Berfaffung 
unb  Bermaltung  be«  Staat*»  (2  Bbe.,  »Rürnb. 
1811  —  12),  «3)arftellung  ber  Bebürfniffe,  2Bünfcbe 
unb  Hoffnungen  beutfeber  Nation«  (Slfcbaffenb.1816), 
«Cebre  oon  ber  Sirtfcfeaft  be*  Staat*»  (fcpj.  1822), 
«Bon  ben  reebtlicben  ©renjen  ber  Ginwirlung  be* 
3)eutfd>en  Bunbc«  auf  bie  Berfaffung,  ©efehgebung 
unb  !He<bt*pflege  feiner  ©Iieberftaaten»  (2.  Slufl., 
Stuttg.  1820),  «Slnforbcrungcn  an  Bapern«  i'anb» 
tag  im  3-  1827  unb  Beurteilung  feiner  Berbanbs 
hingen»  (3  ©be.,  3Dürjb.  1827—28),  «Bebürfniffe 
unb  Sflnfcbc  ber  Bapern»  (Stuttg.  1830),  a»Uge= 
meine  ^olijei:9Biffenfcbaft*lebre»  (91ürnb.  1848), 
«Äurje  flnbeutung  ber  Aufgabe  ber  beoorftebenben 
tonftituieTenbcn  Bcrfammlung  ju  ^rantfurt»  (1848). 

«cfirenb,  ^afob  Jriebri*,  3ie*t*gelebrter,  geb. 
13.  Sept.  1833  ju  »erlin,  habilitierte  fieb  bafclbft 
1863  unb  würbe  1873  orb.  tyrofejfor  für  beutfAe«, 
preufeifdje*  unb  öanbel*red)t  in  ©reif*walb,  1884 
in  iBreflau,  1887  jum  *Reicb*gerid)terat  in  Ceipjig 
ernannt.  5J.  oerbffentlidjtc:  «^ie  lUagbeburger 
'fragen»  (Sßcrl.  1865),  «Gin  Stcnbaler  Urteil*bud?» 
(ebb.  1868),  «  3um  "Urojeh  ber  Lex  Salica»  (in  ben 
•  Jeftgaben  für  Ä.  ®.  Jöcffter»,  ebb.  1873),  eine  21u*: 
gäbe  ber  «Lex  Salica»  (ebb.  1874),  «Slneoang  unb 
tfrbengewerc»  (ebb.  1885).  Sein  öauptroert  ift  ba* 
•Sebrbucb  be«  ^anbelerecbt«»  (Berl.  1880  fg.). 


©ebrenö,  58ertba,  ^feubontjm  2B(ilbelmine) 
ßeimburg,  9loüelli|tin,  geb.  7.  Sept.  1850  ju  Zfyalt, 
oerlebte  ibre  ^ugenb  in  Oueblinburg,  ©logau  unb 
Saljwebel;  ibr  fpfiterer  2Öobnort  war  ^ranlfurt  a. 
971.,  bann  Slrnftabt,  feit  1882  5t6$f<benbroba,  jetjt 
Bresben 'vJtieberlö&niH.  ^bre  9?ot?ellcn  erfdjienen 
meift  juerft  in  ber  «©artenlaube».  Sie  fdjrieb  unter 
anberm:  «3lu*  bem  l'eben  meiner  alten  ftreunbin» 
(Wagbeb.  1878;  8.  «ufl.,  2pj.  1890),  «Sumpeiu 
müller*  £ie*(ben»  (2pj.  1879  u.  ö.),  «3pr  einiger 
■söruber  » (ebb.  1882  u.  B.),  bie  Sammlung  oon  Keinen 
(!rjäblungen  «ffialbblumen»  (ebb.  1882  u.  ö.),  «ßin 
arme«  3Jtäbd)en»  (ebb.  1884),  «5)ajumal.  8  9lo» 
uellen»  (2.  «ufl.,  ebb.  1887),  «Jrubdjen*  £>eirat» 
(ebb.  1884),  «Gine  unbebeutenbe  grau»  (2  58bc.,  ebb. 
1891),  «OJtamfell  Unnütj»  (ebb.  1893),  «Um  frembe 
S(bulb»  (ebb.  1895),  «bau*  $8ee&en»  (ebb.  1896), 
«Jrofeige  6«rjen»  (ebb.  1897),  «»nton*  Grben» 
(ebb.  1898).  Jlucb  Oollenbete  fte  1888  «Sa*  Vitien 
bau*»,  ben  naa^gelaff enen  iHoman  ber  OTarlitt.  Gine 
illuftrierte  31u*gabe  ibrer  «9iomane  unb  9tor>ellcn» 
crf(bien  1890-93  (10  5Jbe.,  2pj. ;  2.  «ufl.,  ebb.  1894 
—97;  Sleuc  ^olge,  ebb.  1896—98). 

^ebreneifebe  Säule,  f.  3ambonifcbe  Säule. 

©erring,  Gmil  »bolf  oon,  3Jlebijiner,  geb. 
15.  SDtdn  1854  ju  £an*borf  (©eftpreufeen),  ftubierte 
auf  ben  lönigl.  militärärjtlid^en  5Bilbung«anfta(tcn 
in  Berlin,  wirtte  feit  1880  al*  iDlilitärarjt  in  oer= 
iebiebenen  Stellungen  unb  war  feit  1891  jugleid) 
i'liftftent  am  Snftitut  für  3nfettion*frantbeiten,  feit 
1894  aufeerorb.  ^rofeffor  in  fealle.  1895  würbe  er 
orb.  ^rofeffor  unb  S)irettor  be*  öpgieinifcben  3«! 
[titut*  in  si)iarburg  unb  1901  in  ben  erblichen  ?lbel 
ftanb  erb  oben,  ©ro^en  SRuf  erlangte  93.  burd>  bie 
Gntbedung  be*  3Hpbtberieferum*  unb  bie  Äu*bil= 
bung  ber  iBlutferumtberapie.  (S.  Sdjutjimpfung.) 
9J  öauptfdjriften  finb:  «2)je  iBlutferumtberapie » 
(2%U.,  fipi».  1892),  «©efammclte  Stbbanblunaen  jur 
ätiolog.  Jberaoie  oon  anftedenben  firantbeiten» 
(ebb.  1893),  «2)ie  ©efd>idjte  ber  2)ipbtberie»  (ebb. 
1893),  «Befdmpfung  ber  3nfettion*trantbeiten» 
(ebb.  1894).  33.  giebt  «Beiträge  jur  e;perimentellen 
Jbetapie»  (ffiien  1900  fg.)  berau*. 

©cljrittö,  &crjriri0ittfcl ,  «ebringmeer 
u.  f.  tö.,  f.  Bering  u.  f.  w. 

»ct)rtferj,GrnjtSolfgang,(5Teunb©oetbc*,geb. 
im  (Jrübiabr  1738  auf  ©ut  flaunbof  unroeit  55re** 
ben,  Sobn  eine«  Hofrat* ,  ftubierte  in  2eipjig  unb 
lebte  feit  1765  bafelbft  al*  ©ofmeifter  eine*  ©rafen 
üinbenau.  3"  biefer  3eit  lernte  er  ©oetbe  fennen 
unb  trat  ibm  nape,  wie  «3)i<btung  unb  Sabrbcit«, 
VI  unbVlLfajilbert,  unb  Briefe  ©oetbe*  anB.(ffiei« 
marer  ©oetbeau«gabe,  «Briefe»,  Bb.  1)  betätigen, 
©oetbe*  brei  «Oben  an  B.»  finb  infolge  oon  B.' 
plöhlidjer  Gntlafiung  unb  Fortgang  oon  Seipjig 
im  Herbft  1767  entftanben.  B.  war  1767—73  in 
Sefiau  Grjieber  be*  ©rafen  slöalberfec,  feit  1773 
be*  Grbprinjen  ^tiebrid?.  Gr  wirtte  bier  aud)  für 
ba*  vübilantbropin  unb  al*  ©elegenbeit«bi*ter. 
^11*  öofrat  penftoniert,  ftarb  er  21.  Ott.  1809  ju 
Seifau.  —  Bgl.  fwfäu«,  G.  SB.  B.  (Teffau  18831. 

>ycnr -^cflcnt>aiif ,  Ulf.,  ©raf  oon,  preufe. 
Staat*mann,  geb.  9.  IDtai  1826  auf  bem  ^amiliem 
gute  Scmlow  bei  $ranjburg  in  ^ommern,  ftubierte 
in  fteibclbcrg,  ©cnf  unb  Berlin,  war  bi*  1851 
Cffijier  im  ©arbelüraffierregiment,  bereifte  barauf 
faft  aam  Guropa  unb  «gopten,  würbe  1861  in 
ben  ©rafenftanb  erboben,  1863  jum  Kammerberrn 
ernannt  unb  erbielt  1865  ba«  GrbtüAenmciftcramt 


Digitized  by  Google 


624  Sei  — 

beS  gürftentumS  Rügen  unb  beS  SanbcS  33artb. 
1867—69  mar  93. 2anbrat  beS  ÄreifeS  granjburg, 
1869—83  JHegierungeprdfibent  in  Stralfunb  unb 
bann  bis  1891  Dberpräfibent  oon  Bommern.  Seit* 
bem  lebt  er  mieber  auf  Semlom.  Seit  1868  öerrem 
bauSmttglieb,  mürbe  er  audj  1871  unb  1882/83  in 
ben  Seutfcpcn  Slcicbätag  gemdbjt. 

«ei,  türl.  Sitel,  f.  Söcq. 

©ctbrcdicn,  einbrechen,  Jagt  man  bei  3Jtine« 
ralien,  bie  [idj  in  einem  ©rubenfelbe  in  folebem 3u< 
fammenbange  mit  anbern  finben,  ba|  fie  mitge: 
monnen  werben  tonnen  ober  mü|)en. 

«eidjHnac*,  preufe.  Sorf,  f.  (Jölleba. 

© c i et) tb rief  ((at.  Litterae  dimissoriales,  Con- 
fessionale),  eine  oom  ^topfte  gemährte  ©nabe,  bie 
93eicbtodtern  bie  SJollmacbt  (facultas)  einräumt,  in 
gemiffen  $ällen  oon  ber  33eobacbtung  tanonifdjer 
iüorfcpriften  (j.  33.  über  baS  ftaften)  m  entbinben. 
Saljer  »erben  bie  Confessionalia  (}.  93.  mebrfacb  in 
polemifdjen  Schriften  CutberS)  gleidjjeirig  mit  93ut= 
terbriefen  (f.  b.)  ermähnt.  (S.  33eidjte.) 

©cid>tbficf|cr,  f.  XMaf  unb  33ufibfldber. 

©cietitc  (altt;od)beutfcb pigihti^b.  i.  33etenntntS; 
!at.  confessio),  baS  reumütige  SünbenbetenntniS 
beS  Gfcriften,  baS  oor  bem  ©eiftlidjen  abgelegt 
mirb,  um  ben  Jroft  ber  Sünbenoergebung  (f.  Ylbfo= 
lution)  ju  empfangen.  Sie  Gntftebung  ber  93.  Inüpf  t 
ficb  an  baö  öffentliche  93etenntniS  (confessio,  grieeb. 
exömolögesis)  ber  bÜnbe,  baS  feit  bem  3.  oabrb. 
bie  megen  gröberer  Sergeben  aud  ber  ÄircbeSluSge: 
ftofeenen  cor  ber  ©ieberaufnabme  abbiegen  batton. 
Sie  93.  mürbe  fo  erfter  SUt  ber  33ufee  (f.  b.).  Sieben 
bem  öffentlichen  SünbenbetenntniS  tarn  fdjon  im  3. 
unb  4.  %a\)xi).  juerft  in  ber  Orient.  Äirdje  megen  ber 
6drte  ber  erftern  gorberung  baS  93efenntniS  oor  bem 
93riefter  allein  (in  ben  Jllöftern  oor  bem  Slbte)  ober 
bie  $rioatbei(bte  auf.  93apft  2eo  b. @r. oermarf 
bie  (vorberung  eines  öffentlicben  SBefenntnifi  eS  febme^ 
rer  Sünben  gerabeju  als  unapoftolifd)  unb  empfabl 
bie  geheime  SB.  in  beS  oerfebroiegenen  33riefterS  Dbr 
als  ficperfteS  Littel,  viele  jur  33ufie  ju  bringen,  bie 
ficb.  bureb  Scpam  obeT  Jur  cb  t  oon  ber  öffentlicben  IB. 
abhalten  liefen  (459),  mobei  ihm  bie  priefterlicbc 
Slbfolution  nur  noep  als  Fürbitte,  aber  bereite  als 
einjigeS  Littel  galt,  bie  göttliche  Vergebung  ju  er* 
langen.  Schon  feit  bem  4. 3abrb.  mürbe  bie  3«*  ber 
40tdgigen  Saften  (quadragesima)  a(S  bie  für  bie  93. 
geeignetfte  erachtet.  Seit  bem  5.  3aprb.  mürbe  eS 
üblich,  ficb  )um  ©enujfe  beS  heiligen  StbenbmablS 
burdb  93.  unb  Slbfolution  oorjubereiten,  unb  feit 
bem  8.  Sabrb.  mürbe  am  Slfdjermittmocb  (fpäter  am 
©rünbonnerStag)  nad)  oorangegangener  GinjeW 
beichte  in  einem  öffentlicben  ©otteSbienfte  eine  Tür 
alle  gemeinfame  Söeichtformel  gefprodjen.  Seit  bem 
9.  ftobrb.  n<u  bie  93.  oor  bem  $riefter  aud)  für 
läfilicbe  Sünben  Siegel,  unb  im  3ufammenbange 
mit  ber  93orftellung,  bafi  ber  ©eiftlicbe  an  ©ottcS 
Statt  bem  93ufef«tigen  feine  Sünben  oergebe,  ge* 
ftaltete  ftd>  bie  93.  immer  mebr  ju  einem  fatra« 
mentalen  Sttt  (confessio  sacramentalis).  ^nno- 
ren)  III.  erbob  auf  ber  oierten  Sateranfpnobe  bie 
Dbrenbeidjte  (confessio  auricularis)  \um  Rix- 
djengefet».  3m  21.  flanon  mürbe  bier  beftimmt,  bafe 
jeber  (Sbrift,  ber  bie  reifen  3afyre  (anni  discre- 
tionis)  eaeiebt  bat,  menigftend  einmal  im  3abre 
bem  ^riefter  ein  geheimes  Söefenntmä  feiner  Sün- 
ben ablegen  folle.  33on  ben  ©eiftlicben  mürbe  früb. 
eine  öftere  SB.  geforbert,  oon  ben  Tonnen  feit  bem 
Sribentinifcben  Äonjil  eine  monatlicbe. 


iöetc^te 

2)ie  Sebre  ber  römifdHatp olifeben  Äirdje 
oon  ber  SB.  mürbe  namentlid;  burd)  Sbomad  oon 
Slquino  unb  Stlbert  b.  ©r.  au*gebilbet  unb  burd? 
ba*  Jribentinifdje  Äonjil  (in  bei  14.  Seffion)  in  bet 
ßauptfad)e  }um  iHbütinf-,  gebraebt.  £>icrnacb  hü- 
bet bie  SB.  oor  bem  Spriefter  ben  jmeiten  Seil  betf 
S3uf>fa!rament#.  3)er  ^riefter  oermanbelt  (raft 
Hrcbliccjer  3)cacbtooll!ommenb^eit  bie  in  ber  ?lufjdb= 
lung  ber  Sünben  beurlunbete  ungenügenbe  fteue 
in  etne  genüaenbe,  legt  bem  SBeicbtenben  eine  SBupc 
auf  unb  abfoloiert  ihn  barauf  an  ©otte*  Statt  (actus 
judicialis).  Unbebingt  jum  öeile  notmenbig  ift  in* 
beffen  nur  bie  Slufjdb^  lung  aller  fdjmeren  ober  £ob* 
fünben  (peccata  mortalia)  in  ©ebanfen,  SBorten 
unb  Jbaten;  bie  SB.  ber  Idfilidjen  Sünben  (peccata 
venialia)  mirb,  frrenggenommen,  nur  als  brilfam 
empfoblen.  ©in  allgemeines  SünbenbetenntniS  g<* 
nügt  nur  auf  bem  Sterbebett.  3)ie  Porgefcbriebene 
jährliche  SB.  bat  oor  bem  mgebörigen  ^riefter  ui 
erfolgen.  MuSnabmen  geftattet  nur  ein  bifcböfL 
SB  e i  i)  t  b  r  i  e  f  (f.  b.).  äufeer  ber  öfterlid>en  3«t  tonn 
aber  jeber  ©läubige  oor  einem  freigemfiblten  SB  e  i  d)  t  ■ 
oater  (f.  b.)  beidjten  fo  oft  er  miU;  inSbefonbcre 
bie  SBettelmöncbe  erhielten  9joQmad)t,  überall  SB.  ;u 
bören.  Sie  33.  erfolgt,  aufjer  in  töblid?er  Äranf beit, 
im£Beid?tftupl(f.bO.  3)ie33.ift@eneralbeicbt<, 
menn  fie  (mie  beim  eintritt  ine  älofter)  baS  ganje 
Seben  umfafct,  unb  mirb  nichtig ,  fobalb  eine  fd)n>e= 
rere  Sünbe  roiffentlicp  oerfeferoiegen  mirb.  3«  ber 
Siegel  foll  Tie perfönlicb  unb  münblicb  a eicheben .  S)aS 
beidjtpflicbtige  älter  beginnt  jmifeben  bem  7.  unb 
9.  3abr  (Äinberbeicbte). 

3n  ber  grieep if<p«orientalif eben Äirdje  gilt 
bie  iö.  als  ber  jmeite  Seil  beS  SBufefaframentS.  2>ie 
33.  bient  niept  grunbfdftlicb  als  SBorbereitung  jum 
Slbcnbmapl.  33.  )u  pören  ift  nur  ber  Geriefter 
als  Slacbf olger  ber  Slpoftel  bereeptigt,  bodj  mirb  bie 
SBefugniS  ^rieftem  übertragen.  3u  foleben  SBeicpt* 
odtern  roerben  meift  ^rieftermöndje  beftimmt.  3fber 
Drtbobore  foll  minbeftenS  oor  ben  großen  tftftm 
jur  33.  geben,  ben  9Jlöndjcn  mirb  SB.  nad?  jeber  bt-- 
roufeten  Sünbe  empfohlen,  abgefeben  oon  ber  3Jer= 
pflid)tung,  ieben  Slbenb  bem  öegumenoS  (f.  b.)  alle 
©ebanlen  ju  befennen.  Äufjdplung  aller  bemühten 
Sünben  mirb  allgemein  geforbert.  Anleitung  für 
93eid>toater  unb  SBeicbthnber  ift  baS  «Exoraologeta* 
rion»  beS  SlifobemoS  oon  1794  (7.  Slufl.  1854). 

Sie  eoangelifebe  Mir  che  bat  bie  Obrenbeicbte, 
bie  Stufjdblung  aller  einlebten  Sünben  unb  ben 
33eidjtjmang  oermorfen,  bagegen  mirb  bie  «heimliche 
33.»  ober  bie  ©emobnbeit,  baS  Saframent  nur 
benen  ju  reichen,  bie  Dom  ©eiftlicben  ringeln  oerbßrt 
unb  abfoloiert  ftnb,  oon  ben  lutb.  23elenntniSfcbrif* 
ten  aufrecht  erhalten  unb  empfohlen  (SlugSburgifcbe 
Äonfeffion,  Slrt.  11  u.  ö.).  Sutber  motlte  auet/  bifrauS 
fein  ©efefc  gemadjt  miffen,  empfabl  aber  bie  33.  als 
«geraten  unb  gut»,  unb  SJlclancbtbon  nannte  eS  in 
ber  «Apologie»  gottlos,  bie 33rioatbeidjteauf  jubeben. 
Sie  lurfdebf.  Slgenbe  oon  1580  liefe  ben  Äommuni« 
tanten  freie  SBabl  imifeben  ber  33rioatbeicbte  unb 
ber  allgemeinen  33.  on  ^urbranbenburg  gefebab 
ähnliches  infolge  beS  »EuftretenS  beS  33erliner  %'re* 
bigerS  Schabe,  eines  3lnbdngerS  oon  Spener  (1696). 
Seit  Sllitte  beS  18. 3<*brb.  trat  in  ber  lutb.  flirebe 
allmdblicb  bie  allgemeine  33.  an  bie  Stelle  ber 
^rioatbeiebte.  2luf  eine  3)orbereitungSanbacbt  folgt 
baS  oom  ©eiftlicben  im  Slamen  ber  ©emeinbe  gc* 
fproefaene  SünbenbetenntniS  unb  bie  oon  allen  Sin« 
mefenben  mit  «3a»  beantroortete  33eicbtfTage,  an 


Digitized  by  Googl 


SBeic$tger)eumti3 

bie  fiep  fofort  tote  Slbfolution  fdbliefit.  2)ie  tot« 
bergebenbe  perfonticbe  Slnmelbung  beim  Pfarrer  ift 
al*  Sitte  feftße^alten  worben.  SMe  reformierte 
Äircpe  toar  ©on  jeber  ber  allgemeinen  95.  geneigt. 
Sie  englifcbe  Gpiflopaltircbe  bat  aueb  biefe 
niept,  fonbern  »erbinbet  bie  allgemeine  IB.  unb 
Slbfolution  in  ib.  rem  «Book  of  common  prayer»  mit 
iebem  üJtorgen«  unb  SlbenbgottcSbienfte,  rodbrenb 
bie  ^re*bptcrialtircbe  unb  bie  Oudter  fie 
ööllig  Derwerfen.  Sie  ftrengere  Sluffafiung  bet  93. 
bat  bte  93rflbergemeine  fcftflet?alten,  in  bem  fog. 
Spreeben  jtoifdjen  ben  Gborbclfern  unb  bem  Horn* 
mumtanten  über  be*  lehtevn  £  eelen juftanb  aefetJ  age 
cot  ber  Äommunion,  ebenfo  bie  Uni  tarier,  bie  am 
Jage  cor  ber  Äommunion  bei  uerfcblofienen  Sbüren 
ben  Sünbenjuftanb  ber  jur  ^eier  ficb  Sorbereiten: 
ben  prüfen.  9ieuerbing*  ift  in  ber  lutb.  Äircbe  bie 
3rage  nacb  ber  ^rioatbeiebte  roieber  lebbaft  serbam 
belt  worben.  Sa*  9teulutbertum ,  ba*  bem  ©eift; 
Ii  die  ii  bie  SDcaept  jufebreibt,  an  ©otte*  Statt  Sünben 
ju  vergeben  unb  ju  bebalten ,  forbert  aueb  93cicbt: 
oerbör  unb  ^rioatabfolution  als  ein  9ted?t  be*  geift; 
lieben  Slmte* ,  wa*  auf  eine  Söieberberftellung  ber 
röm.  Objcnbeid)te  binau*liefe.  —  93gl.  Sldermann, 
Sie  93..  befonber*  bie  ^riuatbeifibte  (@otba  1852); 
Äliefotb,  Sie  93.  unb  Hbfolution,  93b.  2  ber  «Citurg. 
Slbbanblungen»  (Schwer.  1856);  Stei&,  Sa*  r&m. 
93uMatrament  CJrantf.  1854) ;  fiea,  History  of  anri- 
cular  confession  and  indulgences  in  the  latin 
church  (93b.  1  u.  2,  ^ßbilato.  1896).  Über  ben  Unter: 
febteb  be*  tatb.  unb  eoang.  93egriff*  ber  93.  »gL  Rlee 
(fatb.l,  Tie  93.,  eine  bin  er.  ••  tritifebe  Unterfucpung 
(rtrantf.  1828);  Stdublin  (prot.) ,  S3eleud)tung  be* 
93ucbe*:  'Sie  93.,  oon  £>.  Klee  (Üp».  1830). 

©cicntgcncimnitf  (93eidjtf  tegel,  lat.  Sigil- 
lam  confe^sionis),  bie  ftrenge  33erbinblicbteit  be* 
93eicptoater*,  über  ba*  ©ebeiebtete  93erjcbwiegenbcit 
gegen  jebermann,  felbft  gegen  bie  Obrigteit,  ju  be= 
obaAten.  G*  tarn  im  4.  unb  5.  '^abxh.  auf  unb  mürbe 
von  $nnoceng  III.  im  12.  v\ibr  b.  fanftioniert.  Saä 
tanomfebe  jRedjt  bebrobt  feine  93erlctmng  mit  $lmt*= 
entfe|iungunberftredtbie9ierbinbli(bfeit  be*  93.  felbft 
auf  ba*  ©cftdnbni*  nod)  ju  begebenber  SJerbredjen. 
^acb  geltenbem  beutfeben  unb  öfterr.  SReept  finb 
©cijtlicpebermttftotporation*Tecbten  auSgeftatteten 
9icligion*gefellicbaftcn,  nacb  ber  öfterr.  Sioilprojefc 
orbn.  §.  320  ©eiftlicbe  fcblecbtbin  frei  r>on  3«ugni*: 
pfliebt  bcjügliep  aller  bei  3lu*übung  ibve*  Slmte* 
ibnen  jur  Äenntni*  gelangter  Sbatiacben  foWobl  im 
QmU  wie  im  Srrafprojep  (Seutfcbe  Strafprojefo= 
orbn.  §.  521,  Cfterreicbifcbe  15';  Seutfcbe  (Siml= 
projefeorbn.  §§ .  348*,  350).  Sagegen  beftebt  bie  im 
Strafgeie^b.  §.  139  (CfteneicbifAea  §.  212)  aufge: 
ftellte  Slnjeigepflicbt  (f.  b.)  bejüglicb  ber  geplanten 
itobreeben  bc*  öoef?»  unb  ÖanbeäoerratS,  ber  2Tlünj- 
ffilfcbung,  beä  ÜJlorb«,  5Raub8,  9)tenicbenraubd  unb 
gemeingefdbrlicber  93erbrecbcn  aueb  für  ©eiftlicbe. 

©eie$ifjelb,S3eicptp  fennig,  Opferpfennig, 
93cicbtgrofcben  ober  Cftergrofcben,  ba$  ©e: 
febent,  bad  ber  93eitbtenbe  bem  93cid)toater  bei  ber 
93eidjte  ipenbet,  jetjt  in  ber  tatb.  Äircbe  b'xi  auf  ge: 
ringe  üRefte  (©ebübr  für  5lu«fertigung  bc$  93eicbt= 
jettel«)  uerfebtounben.  3"  &er  lutb.  Hirdje  bürgerte 
ti  ficb  mieber  ein;  in  ber  reform.  ÄirAe  febaffte  eS 
febon  Galüin  ab;  in  ber  preufe.  Canbcdlircbe  warb 
e*  bei  (Jinfübrung  ber  Union  (1817)  abgefebafft, 
cbenfo  in  ber  bab.  unb  in  einigen  Hentern  üanbeä» 
lireben,  roeldje  bie  Union  eingeführt  baben,  in  ben 
meiften  lutb.  fianbeölircbcn  2)eutfcblanbd  beftebt  eS 

Brodau«'  ftonnfrfaHon»--£rfiton.  U.  KulL   SR.  H.  II. 


—  Sciberroanb  625 

bagegen  noeb.  3n  ber  grieeb.  ßirebe  tommt  baS 
93.  nid)t  oor. 

tPcitfjtiger,  fomel  nrie  93eicbroater;  früber  Uber« 
febung  für  ba§  lat.  Confessor  (f.  b.). 

^cictitfinb,  f.  93cicbtr<atcr. 

iöcict) tpf cnutg,  f.  93eicbtgelb. 

«eiditregifter,  f.  93etcbtjcttel. 

iPcirfjtMcgcl ,  f.  93etcbtgebetmni#. 

*  c  i  rn  tf  p  i  c  g  c  I ,  ein  mei|t  in  ftragf  orm  abgefaßte* 
93erjeicbnie  b<5ufig  oorlommenber  Sünben  jum  ©e« 
braueb  für  bie  ficb  *ur  93eicbte  93orbereitcnben.  Solcbe 
5Hcgifter  waren  unter  uerfebiebenen  liteln  (aSpiegel 
be«  Sünbcr*»,  «$immel»ftrafee»,  «fiaienfpiegel», 
«Spiegel  be«  (Sbriftenmenfdjen »  u.  a.)  fdjon  im 
Mittelalter  ner breitet.  35aoon  ju  unterfebeiben  finb 
äbnlictje  9?cr  ;e  ieb  n  i  ii  e  f  ür  93eid)tDäter,  mie  bie  «Praxis 
confessarii  ad  bene  excipiendas  confessiones*  (von 
NlfonS  Siguori;  beutfeb  ^egenäb.  1844). 

Qeitbrfrubl,  in  ber  tatp.  .U trete  ber  metfi  brei« 
teilige,  auf  ber  einen  ober  auf  beiben  Seiten  mit 
einem  Pergitterten  genftereben  (Spredjgitter)  wr« 
(ebene  Stupl,  ber  für  bie  flbbaltung  ber  Obren» 
beiebte  bureb  ben  ©eiftlicben  beftimmt  ift.  S)te  93. 
fdjeinen  erft  feit  bem Sribentiner  Ron jil  in  ©ebraud) 
gefommen  gu  fein,  roäbrenb  früber  ber  ©eiftlicbe 
pintet  bem  Slltar  fafe  unb  ber  93eid)tenbe  üor  ibm 
tniete.  Slm  6nbe  be*  16. 3abrb.  ftnbet  man  ben  93. 
in  Italien,  too  1579  ba6  jtonjil  gu  Sofenja  unb 
1591  ba3  ju  ?lmalfi  93eftimmungen  barüber  erliefe. 
Slnfang  be*  17.  ^a&rb.  fanb  er  bei  ben  flatbolifen 
in  Ten  tut  laut  6mgang. 

■©cid) runter  (neulat.  Confessionarius),  ber 
beiebtebörenbe  unb  abfolpierenbe  ©eiftlicbe,  beffen 
93erbdltniä  jum  93eicbtenben  al«  ba«  eine«  geiftlicben 
93ater8  jum  Äinbe  (93eicb^ttinb)  aufgefaßt  ift.  3n 
ber  tatb.  Äircbe  ift  niebt  jeber  ^riefter  bereebtigt, 
93eid)te  ju  bören.  68  gebört  baju  eine  befonbere  ?lp= 
probation  bureb  ben  93ifcbof  ber  Siöcefe.  2>iefe  wirb 
ben  in  ber  Seelforge  beicbdftigten  ^Jrieftern  bi*  auf 
9Biberruf  ober  jebedmal  für  eine  beftimmte  $t\t  er« 
teilt,  ^n  ben  meiften  2>iöcefen  roirb  babei  bie  Co*« 
fpreebung  üon  einigen  febroeren  Sünben  bem93ifcbof 
oorbebalten  (9leferuatfdlle);  oon  biefen  tann  nur 
ber  Poenitentiarius  (f.  b.)  an  ber  Äatpebralfircbe 
lo^fprecben,  ein  geroöbnlicber  93.  bagegen  nur  auf 
©runb  einer  fpeciellen  Grmdcbttgung  burd)  ben  93i» 
febof  abfoloieren.  3)ie  SJlitglieber  einiger  SHöncbS« 
orben  b.  aben  ober  batten  menigften«  früber  ba*  ^Jri« 
oilegium,  überall  unb  aueb  oon  ben  fteferuatfdllen 
}u  abfoluieren.  Seinen  93.  nennt  ein  ßatbolit  in 
ber  Siegel  niebt  jeben  ^riefter,  bei  bem  er  einmal 
ober  gelegentlicb,  fonbem  benjenigen,  bei  bem  er 
regelmdfetg  beieptet  unb  ber  infolge  bapon  fein 
©eroinen^rat  ober  Seelenfübrer  ift. 

tteicbracttel,  in  ber  tatb..  äirdje  Pom  93eid)t« 
tatcr  au^geftellte  93cf<fceinigung,  bafe  jemanb  ^ur 
93eidjte  gegangen  ift.  hierüber  fübren  bie  ©eift-- 
lidjcn  eigene  93  e  i  cp  t  r  e  g  i  ft  e  r.  3n  ber  ©egenref or* 
mation,  oielfacb  aueb  fpdter,  mürbe  bie  3lu*übung 
polit.  unb  bürgerlicher  Mecbte  an  bie  93.  getnüpft. 

©eibertoanb,!Becberir«anb,53eebermann, 
nacb  93ecbcr  (93ibar),  5)iftritt*bauptftabt  in  2!etan, 
eigentlich  ein  grobe*,  gering>reitige*,  au*  jroeierlei 
tUJatcrial  (l'einen  unbfflolle)  bergeftellte*  leinroanb' 
binbige*  ,->cua.  je^t  geroöbnlicb  eine  :Hvt  dalbroollen« 
lama,  b.  b.  ein  in  ber  Äettc  au*  93aumroollgarn, 
im  6infcblagau*Streicbgam  beftebenber,  leinroanb: 
artig  geroebter,  jumeilen  aber  aud?  getöperter  Stoff, 
ber  nid)t  gewallt,  baber  aueb  niebt  geraubt,  fonbem 

40 


Digitized  by  Google 


626 


iöctorecyt  —  Joetjcren 


nur  glatt  gefcpert  unb  meift  ein*  ober  mehrfarbig 
geftreift  ober  tariert  in  ben  &anbel  gebracht  wirb. 

löcibrcrfit,  jebes  ungemufterte  ©ewebe,  bei 
meinem  auf  jeber  Seite  oon  bem  flett=  unb  Schuft 
fabenmatertal  gleich  biet  ftcbtbar  ift  Alle  leinwanb: 
binbigen  ©ewebe  ftnb  93. 

tScibrcbcn  ober  33eilegen,  bas  Schiff  bureb 
Stoppen  ber  SDlafcpine  ober  Purcp  93adbraffen  (f.  b.) 
jum  Stillliegen  bringen.  2kt  Stürmen  bebeutet  93  e  i ■ 
legen,  bafi  man  wegen  febmerer  See  niept  mehr 
feaeln  fann  unb  baS  Sdjiff  mit  bem  ffopfe  an  ben 
3Binb  legt.  $n  b"fcr  Sage  wirb  es  tureb  Heine 
Sturmfeael  unb  bie  Stellung  bes  Steuerrubers  er: 
litten.  SJtan  fagt  bann  «bas  Schiff  liegt  bei».  Qi 
fegelt  fo  niept  mehr  oorwärts,  fonbern  treibt  quer 
ab,  aldttet  mit  feinem  Körper  an  ber  SBinbfeite  bie 
SBafferfläcpe  unb  perbinbert  baburd),  bap  bie  heran-- 
rollenben  Sturjfeen  fiep  an  bem  Schiffe  f elbft  brechen 
unb  ibm  fd) afren.  93eim  93.  im  Sturme  mu&  man 

S'f>e  9}orficpt  anmenben.  Qi  ift  ndmlicp  eine,  auf 
terferenjerf  cp  einung  pon  SBellen  mit  oerf  djiebener 
fcpminbigleit  berupenbeSbatfacbe,  bap  bei  Sturm 
meift  mehrere  fAmere  Sturjfeen  aufeinanberf  olgen 
unb  bann  eine  $aufe  mit  perpdltnismäpig  glattem 
©affer  eintritt,  epe  bie  näcpften  Seen  anrollen.  3ft 
man  jum  33.  genötigt,  f o  mup  man  ben  93egtnn  ber 
%au}c  abwarten  unb  bann  möglicpft  fdjnell  Pas 
SJlanöoer  ausführen,  um  bor  ben  näcpften  Sturjfeen 
gefcfcüiu  gu  fein.  2Rufj  man  in  einer  ßptlone  bet- 
breben ,  fo  gilt  bie  Siegel,  ftd)  über  ben  jenigen  93ua 
(f.  b.)  ju  legen,  über  meieren  ber  Söinb  porausfid?tlicp 
räumt  (f.  Staunten);  man  mupf  omit  auf  ber  redeten 
Seite  ber  Gpflonenbabn  über  93adborbbug,  auf  ber 
Unten  über  Steuerborbbug  beibreben.  (S.  £cger- 
wall,  Semen  unb  DJlanöorieren  im  ffiirbelfturm.) 
»eiburtger,  f.  Jünger. 
(Beiern,  mit  bem  Älöpfel  an  bie  ©lode  fdjlagen. 
©cteröborf  b e i  SR  e u f  a l  j a ,  2)orf  in  ber  Amts* 
bauptmamtfepaft  Cöbau  ber  fdepf.  M rci i t>aup t mann : 
fdjaft  93aufcen,  an  ber  Siebenlinie  2)firrpenner$borf: 
Saubenheim  ber  Säcbf.  Staatsbahnen,  tat  (1900) 
1615  ebana.  G.,  ^Joft,  Selegrapb,  eoang.  flirepe, 
Rittergut ;  ÜNafdünenfabrit,  Seinen:  unb  93aummoll: 
weberei,  Steintnbuftrie.  [feben  jwei  Jurcpen. 

iöcifang  (SBif ang),  erster  Aderftretfen  jwü 
©eifitfi,  ^flanjenart,  f.  Artemisia. 
©c  ig  arten,  in  ber  yägerfpradje  ber  am  Sau-- 
fang  angebrachte,  mUäolj  bemaepfene,  umjäunte 
ÜHaum.  wo  gefangene  Sauen  eingefperrt  werben. 

tteige  (frj. ,  ipr.  bdbfcp) ,  ein  aus  ungefärbter 
2Bolle  gewebtes  3<wg.  febwarj,  braun  ober  grau, 
»eigefäfte,  f.  9Mhi|torifcpc  Stetngefä&e. 
SBeigeorbnctev,  nach  ben  preuf».  Stäbteorb* 
nungen  ber  jweite  Sflraermciftcr,  ber  auf  12  $a\)xc 
gewdblt,  üom  König  beftätigt  wirb  unb  ben  S3ürger= 
meifter  uertritt;  in  bapr.  Sanbgemcinben  ber  won 
ber  Oemetnbe  gewäblte  jweite  (Semcinbebeamte,  ber 
ben  33ürgcrmeifter  p?rtrttt.  —  93ei  ben  9ieid)3bant= 
bauptftcllen  ftnb  93.  93antanteiUcigncr,  Welche  jur 
fiontrolle  ber  ©efebäfte  Pom  93ejtrleau«sfcpufe  ge= 
wdblt  ober  pom  Sieicpsfanjler  ernannt  werben. 

®eif)Ufe,  bie  porfäglicbe  Unterftüttung  einer 
fremben  ftrafbaren  Jbat.  Sie  mufe  wdbrenb  ber 
93egebung  ber  öauptt^at  geleiftet  worben  fein ;  bie 
Rad)  ber  93oQenbung  geletftete  ^ilfe  ift  93egünfti: 
gung  (f.  b.),  weldjc  übrigen*  nacb.  pofttiper  ©efettes= 
porfeprift  aU  93.  geftraft  wirb,  wenn  fie  por  ber  93e* 
gebung  jugef agt  war.  Sic  Strafbarteit  ber  93.  fe&t 
bie  Strafbarteit  ber  öauptt^at  (93.  jur  Ib^at  eines 


©eiftestranten  ober  mm  —  ftraf  lofen  —  Selbftmorb 
iftftraflos),  aber  niajt  Strafbarteit  bes  2?bdters  (33. 
jur  2$at  be8  unt?erantmortlid>en  Sanbesperrn  ober 
be*  erterritorialen  fremben  ©efanbten,  Weidjen  ein 
perfbnlid>er  Straf  aus  i'cpliefmngfcgrunb  jur  Seite 
fte^t,  ift  ftraf  bar)  üorau«;  bodj  paftet  ber  ©ebilfe 
nur,  foweit  er  bie  Spat  gewollt  bat ,  alfo  niept  für 
febweren  SiebftabI,  wenn  er  überjeuat  war,  bafe  er 
feine  öilfe  nur  jum  einfachen  leifte  (Crcefe  bes  Jbd: 
ter*).  S)ie  93.  tann  in  oerfebiebener  9Beife  geleiftet 
werben:  porbereitenb  (j.  93.  burcp  92ad>mei3  ber 
Hebamme,  welcpe  bas  Slbtreibungsmittcl  oerfd>af= 
fen  fod),  erletcptemb  (burd)  Eingabe  eine*  ©egen 
ftanbe«,  weldjer  ben  Jb^dter  untenntlicb  machen  folii 
unb  üollenbenb;  wefentlid)  unb  unwefentlid)  (2)ar^ 
leiben  eines  9ta(pfcblüf)elS ,  beffen  93enut(ung  n  i  du 
jur  Eröffnung bes  Scbloffes  führte);  burtp  ÜHat  unb 
Spat;  burcp  pofttiues  lium  unb  burcp  Unterlagen, 
wo  ßanbeln  ViM t  war  (feitens  eine*  ÜUddbter* 
burcp  9iid?roerpinberung  be«  5)iebftapls,  ober  fei: 
tens  93ebtenfteter  beS  Eigentümers  bureb  S>ulbung 
ber  9Begnabme  pon  ipnen  jur  Arbeit  übergebenen 
Sacpen).  93.  (porfd^licpe)  ju  fabrldfftger  Spat  roirb 
als  mittelbar  begangene  porfdfelicpe  Spat,  meprfaepe 
93.  ju  einer  Spat  einmal,  eine  93.  ju  mebrfacper 
Spat  (Anfertigung  besfelben  ©inbruebämertjeugs) 
mebrfacp  beftraft,  b.  p.  fo  oft  als  bas  SBertjeug  mit 
2öiffen  unb  Süillen  bes  Änfertigers  jur  Ausführung 
pon  3)iebftdplen  benu|t  wirb.  Sbie  93.  ift  nacb 
pofttioer  93orf  eprift  bes  2)eutf  epen  Strafgefettbucpes 
(§.  49)  nur  ftraf  bar,  wenn  fie  jur  93egebung  eines 
9ierbredjens  ober  93ergepens,  niept  aber,  wenn  fte 
jur  93egehung  einer  Cibertrerung  geleiftet  ift.  2lu5= 
nabmc  maepen  bie  Specialgefe&e  betreffenb  ^ox\t- 
biebftabl,  Selb:  unb  Jorftrreoel.  2it  Strafe  PeS 
©elulfen  ift  naep  bemjenigen  ©efe&e  feftjufefeen, 
welches  auf  bie  J&anblung  Slnwenbung  finbet,  ju 
welcher  er  wiffentlicb  £)ilfe  geleiftet  hat,  jeboep  nacb 
ben  über  bie  93eftrafung  bes  93erfucps  (f.  b.)  auf: 
gefteUten  ©runbfd^en  ju  ermdfiigen.  Slusnabm«- 
weife  trifft  ben  ©ehüfeit  bie  Polle  Strafe  bes  Spd= 
ters  bei  Übertretungen  bes  JHeicbsftempelgefe^e« 
(iJörfenfteuer)  Pom  27.  Hpril  1894  (f.  3),  im  fraUe 
bes  §.  143besSrrafgefehbucb.es  (ßntjiehung  oonber 
©ehrpfliept  Purcp  Anwenbung  uon  auf  Sdufcpung 
beredjneten  Mitteln)  unP  bei  gorftbiebftäplen,  &orft= 
unb  irelbfreoeln  (nacb  ^reufe.  SanbreAt).  3Benn 
bas  ©efefc  bie  Strafbarteit  einer  £>anblung  nacb 
ben  perfbnlicpen  6igenfcpaften  ober  93erhdltnifKn 
besjenigen,  welcher  biefelbc  begangen  hat ,  erhöbt 
(j.  93.  ben  S otfcblag  bes  Slfcenbenten)  ober  permin= 
bert  (j.  93.  bie  Sötung  bes  unehelichen  Äinbeö).  fo 
ftnb  btefe  befonbem  Shatumftdnbe  bem  ©epilfen 
jumrecPnen,  Pei  welchem  fte  Porliegen.  6s  wirb 
alio  bie  SDtutter,  welche  ^ilfe  letftet  bei  ber  Sötung 
tbres  unehelichen  Hinbes,  nach  ben  milbern  ©runb; 
idhen,  ber  Sbdter  felbft  aber  als  gemeiner  Sot* 
icbldger  bebanbelt.  —  5)as  Cfterr.  Strafgefeh  ftraft 
im  allgemeinen  auch  bie  93.  (©ebilfenfcpaf t)  }u 
Übertretungen  (§§.  5, 239);  bei  ber  Straf abmenung 
gilt  fte  als  müoernber  Umftanb.  (S.  auep  3Jtit= 
tpäterfdjaft.) 

©eiieren,  Slbrapam  pan,  bolldnb.  SWaler,  geP. 
1620  ober  1621  im  öaag,  geft.  nach  1674  Wapn 
fcpeinlich  in  Altmaar,  war  tn  Seihen,  ftaag  unb 
Seift  tbdtig.  Gr  malte  porjugsmeife  Stillleben 
(tote  t^ifebe).  Paneben  auep  reiche,  farbenprächtige 
iyrübHüdstifdhe,  bie  ju  ben  fdj önften  Sarftellungen 
biefer  Art  gehören. 


Digitized  by  Google 


öetjerlanb 

©eijcrlanb,  Jnfel  in  bet  nieberldnb.  ^romnj 
Sübbollanb,  bilbet  ben  öftl.  Zeil  beS  öoelfdje  ©aarb 
(©erber)  unb  wirb  eingefdjloffen  Pon  ber  Oube 
(alten)  2RaaS,  ber  SDorbrecbter  jtil,  bem  &ollanbf(p 
2>iep  unb  bem  Spui  (f.  Äarte:  Nieberlanbe). 
5)er  SBoben  ift  frudjtbar  (meift  51a*«).  Unter  ben 
Crttöaften  bat  Dub:93etjerlanb  (1899)  5318,  Süb« 
«eiierlanb  2055  ©.  S5en  tarnen  »erbantt  JB.  bet 
Sabina  oon  Sapern,  ber  ©emablin  beS  ©rafen  uon 
Ggmont,  ber  1557  anfing  bie  $olber  einjubeiajen. 

löeifnofpett,  l  flnofpe. 

©eil,  ein  jum  Aertiflbaucn  ober  Sudformen  beS 
■fcol^eS  bienenbeS  f>anbwerlSjeug.  Q$  ift  oft  einf  eitig 
jugef  dpdrf  t,  fo  baß  bie  Sd>  neibe  mit  einer  Seitenfläche 
jufammenfällt ;  eS  ift  oon  ba  bis  j um  Stiele  türjer 
als  bie  Slrt,  feine  Sdjneibe  felbft  aber  üerbiltme^ 
mäßig  länger,  ber  Stiel  furj.  25«  9ii<ptung  ber 
Scpneibe  ift  bem  Stiele  ganj  ober  nabem  parallel. 
"Der  Stiel  ift  naep  ber  abgefcpdrften  öläcbe  beS 
SHatteS  gefrümmt,  um  ip n  gut  mit  ber  f>anb  faffen 
}u  Ibnnen ,  wenn  bie  Scbneibflddje  beS  93.  eben  am 
r>olj<  anliegt.  2>ie  JRüdfeite  beS  93.  wirb  gewftbn* 
lid)  als?  Jammer  benufet,  fte  ift  Deshalb  oerftäblt 
unb  juroeilen  feilenartig  aufgerauht.  Um  9lägel  ju 
entfernen,  bie  fidp  beim  Ginfdjlagen  oerbiegen,  tyat 
baS  931att  beS  93.  einen  fdjmalen,  langen  Gmfdmitt 
Einige  Slrten  von  93.  tommen  je  na*  ber  3ufd>ärfung 
als  reepte  ober  linfe93.  cor.  Jladj  ben  üerfdnebencn 
(Bewerben  lann  man  unterfepeiben:  A.  Sur  3 im« 
merleute:  1)  93reitbeil,  audb  3immer»  ober  3)ünn* 
bell;  2)£anbbeil.  B.ftürffi  agner:  1)  SRidjtbeil, 
<uup  Wunbbeil  ober  SRunbbade;  2)  Stodbeil  ober 
Stodpade;  3)  Spi&bade;  4)  tjelgenbeil.  C.  &ür 

ö  1 1  <pe# :  1)  93reitpade  ober  93inberbarte ;  2)  £anb* 
teil,  bentfdbeS  unb  englifcpeS;  3}  Segerj;  4)  Spifc 
bade;  5)  93inbermeffer.  D.  gür  tifcbler:  l)Iif<p* 
lerbeil  ober  Sdjreinerbeil;  2)  J&anbbeil  ober  2ifd>ler* 
bade.  E.  Sur  Seeleute:  baS  ßapp»  ober  Äernbeil 
(f.  Äappen).  (S.  bie  einjelnen  ärtüel  unb  Slrt.) 

©eilabung,  f.  Sibcitation. 

»öcilagcr ,  bie  93ollüebung  bet  @b.e  burdj  93e* 
ftetgung  beS  gemeinfdjaftlidien  SagerS,  meldjeS  ur< 
i prüngfup  öfjentlid)  vor  3*ugen  erfolgte  unb  erft  bie 
redjtlicben  Sirlungen  ber  dbe  begrünbete.  Slud) 
bie  Äinpe  betraebtete  im  fpätern  Mittelalter  niebt 
bie  Trauung,  fonbern  bie  ^olljiebung  beS  93.  als 
<5befd)licftungSalt.  Seit  bem  13.  3abrb.  wirb  ba* 
93.  als  Anfang  ber  StanbeSgemeinfdjaft  ber  Gbe» 
gatten  unb  in  ben  SHctpten  mit  ©ütergemeiniebaft 
alä  93eginn  biefeS  ©üterredjtS  anerfannt.  2)abcr 
Pie  WecbtSfpticbwörter:  «©enn  bie  2)ede  über  ben 
Äopf  ift,  fo  finb  bie  (^begatten  gleid?  reidj» ;  '-oft  ba* 
93ett  befebritten,  ift  ba§  i)ic*t  erftritten».  frärftlicpe 
"iierf  onen  liefeen  aud?  burdj  Slbgefanbte  an  ibrer  Statt 
mit  ber  Jrauung  bie  Zeremonie  beS  93.  abbalten. 

©cilän,  «ciläw»»afif,  |  Slleranbrette. 

»Beilaft,  f.  ^acotille. 

©eilbrief ,  in  ber  6cb»eij  eine  Urfunbe  über 
eine  auf  ein  ©runbftüd  eingetragene  Stpulb,  $PS 
potbetenfdbein  (f.  aud;  93ielbrief). 

(Beilegen,  Seemannäauäbrud,  f.  93eibreben. 

«cilngric^.  1)  «ejirfdaatt  im  bapr.  9ieg.<93ej. 
Cberpfal),  bat  637,?e  qkm,  (1895)  28991  (13862 
ttidnnL,  15129  tueibl.)  6.  in  101  ©emeinben,  bar> 
unter  3  Stäbte.  —  2)  »ejirWftabt  im  93ejir!  93., 
1  km  von  ber  9Wünbung  ber  Sulj  in  bie  ?lltmübl,  am 
i'ubaugätanal  unb  an  ber  Nebenlinie  9ieumarlt:93. 
<27  km)  ber  93apr.  Staatöbabnen,  Sife  be3  93ejirtd= 
amte«  unb  eine«  HmtSgericpt*  (Canbgeridjt 


-  Sein  627 

ftätt),  bat  (1900)  18200.,  barunter  29  e»angeüf<pe, 
$oft,  ielegrapb;  ©etreibebau,  93rauereien,  23rannt= 
meinbrennereien  unb  öoljbanbel.  Sluf  bem  naben 
feirfdjberg  ein  an  Stelle  be«  StammfcbloffeS  ber 
auSgeftorbenen  ©rafen  6irfd)berg  1762  erbaute* 

©eilftei«,  Mineral,  f.  9lepbrit.  J^agbfdjlof). 

»eilfrein,  Stabt  im  Dberamt  iDtarbad)  be« 
tDürttcmb.  NedartreifeS,  füböftlicp  oon  Mcil brenn, 
an  berjur  ÜHurr  gebenben  93ottmar  unb  ber  9teben= 
linie  aÄarbadj=93.  (14,4  km)  ber  Söürttemb.  Staat«» 
babnen,  bat  (1900)  1522  6.,  barunter  38  Katboliten, 
$oft,  Xelegrapb,  alte  roman.  äRagbalenentwpe, 
2ateinfd>ule;  ©einbau.  Stuf  einem  £ugel  Siuinen 
ber  93ura  93.  mit  Jurm  («Cangban*»). 

©etlftcin,  griebr.  Äonrab,  6b<miler,  geb. 
17.  Acbr.  1838  in  Petersburg,  ftubierte  in  £>eibel- 
berg,  ©öttingen  unb  SHüncben,  arbeitete  1858—59 
im  Saboratorium  t>on  9Burfe  in  ^iariS,  »urbe  bann 
Slfftftent  am  Saboratorium  beS  ^rofefforS  £onrig  in 
93re*lau  unb  1860  Slfftftent  ©öblerS  in  ©öttinaen. 
6ier  habilitierte  er  ftd?  1860;  1866  »urbe  er  ^ro» 
feffor  an  Per  2ecbnifcben  ^odSfd)ule  in  Petersburg, 
balP  barauf  aueb  Seprer  an  ber  SRilitär^ngenieur: 
atabemie  unb  €bemiter  beS  £>anbelS<  unb  Qbt- 
toerberatS  im  ruff.  ^inanjminifterium.  93.8  Arbeiten 
betreffen  größtenteils  Pie  organifebe  €bemie,  unb 
jmar  Dorroiegenb  bie  aromatifdjen  Sßerbinbungen, 
unb  bann  bie  analptifcfce  ßbemie.  Seine  JDaupftrerfe 
fmP:  «Anleitung  jur  qualitatioen  cbem.  Snalpfe» 
(2p).  1867;  7.  Slutl.  1892;  oielfad;  überfekt),  «Xie 
*em.  ©rofeinbuftrie  auf  Pet  SJeltauSfteliung  in 
©ien  1873»  (ebb.  1873),  «$anbbud>  p<t  organi: 
idben  Sbemie»  (öamb.  1880—83;  3.  »ufl.,  3  93be., 
1893  fg.). 

©eint  flfttnb  bte  Sage  eines  ScbiffS  fo 
nabe  am  ©inbe,  bafe  bie  fdjarf  nad;  einer  oPer  ber 
anbern  Seite  angebolten  Segel  nod)  gerabe  Doli 
fteben.  3)ieS  ift  bei  gr6|em  mit  JKaben  »erfepenen 
Sdjitjen  Purcbfdjnittlicb  nod)  ber  ftall,  roenn  bie 
fiielri&tung  berfelben  mit  ber  SBinbricbtung  einen 
©inlel  oon  67 Vt°  ottt  6  Äompa|ftrid?en  bilbet. 
93ei  biefen  33erbältniffen  tann  ein  ö<piff  bei  fegel* 
barem  ©inbe  unb  nut t  )u  bewegtem  ©affer  noo> 
uomdrtS  iegeln.  darüber  binauS  !ommen  bie  Se» 
gel  loS,  »eil  fieb  bie  Stäben  unb  mit  ihnen  bie  Se* 
gel  toegen  ber  (£vnrid>tung  ber  Satelage  nid? t  fetjar- 
fer  anbolen  laffen.  93ei  lleinern  SdbiRen,  bie  leine 
Naben,  fonbern  nur  ©affeln  ober  bergleicben  ba» 
ben,  läßt  fieb  tiefet  ©intel  bis  ju  fünf,  ja  aud)  oier 
Äompafjftricben  (56*/4  unb  45°)  oerlleinern,  mobureb 
biefelben  beim  ffreujen  gegen  ben  ©inb  fd^neller  jum 
3iele  lommen.  9ion  lehtem  fagt  man,  fte  liegen 
«böber  beim  ©inbe». 

*cin,  im  allgemeinen  93ejeicbnung  für  jeben  Hno- 
(pen  (wie  in  Pen  ©örtern  ©ebein,  93einbauS,  Glfen« 
bein),  befonberS  aber  für  bie  jum  ©eben  unb  Saufen 
bienenben  ©liebmaßen,  all'o  bei  ben  Säugetieren  alle 
oieT,  beim  3Jlenf epen  nur  Pie  beiben  untern  Crtremi« 
täten,  im  ©egenfatj  ju  ben  obem,  ben  Firmen.  2)aS 
93.,  melcpeS  eine  fefte  unP  Pennod;  betpeglidje  Xxaa-- 
ftü^e  für  baS  ©enudjt  beS  Stammes  bilbet,  beftebt 
aus  bemOberfd;entel,Unterfd)enlelunb(5uß. 
(!rfterer  bat  einen  einigen  Knocpen,  ben  längften  unb 
ft driften  beS  ganjen  SfclettÄ,  benCberfd?entel' 
Inodjen  (os  femoris),  lue I eher  Purd)  feinen  fuge- 
ligen.  übertnorpelten  Äopf  in  Pem  ^fannengelenf 
beS  93edenS  befeftigt  ift  unb  an  feinem  untern  (Snbe 
burdb  jwei  ftarfe  übertnorpelte  Knorren  im  itnie  mit 
ber  Äniefdjeibe  bie93erbinbung  mitbemUnterf<benlel 

40* 


Digitized  by  Google 


C28 


©cinonic  —  S3eira  (^roüinj) 


im  ftniegetenl  vermittelt-  Ter  U n  t  e  r  uf  e  n !  e  1  b c • 
ftebt  au*  jroei  langröbrigen  Änodjen,  bem  ftarten 
S  d?  i  e  n  b  e  i  n  (tibia)  unb  bem  Diel  bünnern  518  a  b  e  n  s 
b e in  (fibula),  Don  benen  jebc*  nad>  unten  in  einen 
ber  Knöchel  au«lduft,  roeldje  gabelförmig  ba*  ©elent 
Der  ftufmmrjel eng umfafjen.  Siefe,  meldte  ben  gröfe* 
ten  Veftanbteil,  unb  jroar  bie  ganje  hintere  J&dtfte  be* 
Aufeftelett*  hübet,  beftebt  au*fieben  lurjen  unbbiden 
Knodjen,  au*  bem  mit  bem  Unterfdjentel  artitulie: 
renben  »Sprungbein,  bem  Serfenbein,  Kahn* 
bein,  ben  brei  Heilbeinen  unb  bem  SBürfcl» 
bein,  roela>e  in  Verbinbung  mit  ben  fünf  ÜJiittel* 
fufitnoeben  ein  ©eroölbc  barftcUcu,  auf  beffen 
bödbftem  Vuntte  bie  Saft  bei  Körper«  rubt  unb 
roeldjc*  fid)  mit  nur  brei  Vuntten  auf  ben  Voben 
ftüttt:  mit  bem  $>öder  be*  gerfenbein*  foroie  mit 
bem  Köpfchen  bei  erften  unb  fünften  Söiittclfufß* 
fnoeben*.  (S.  Tafel:  Sa*  Stelett  bei  SUten* 
fdjen,  #ig.  1, 40-55;  2,  35-47.)  SicSBölbung  be* 
tfufjgelent*,  roelcbe  für  bie  Glafticität  be*  Sange* 
von  grofser  Vebeutung  ift,  rotrb  hauptiad- Inf  burd) 
bie  Spannung  eine»  Irdftigen  Vanbapparat*  erbat? 
ten;  nur  bei  tranfbafter  Grfcblaffung  bc«felben  giebt 
bie  ©ölbung  nad)  (ber  fog.  Vlattfufe,  f.  b.).  5Än  bie 
Ü)littelfu&lnocbenfcblief3enftd)bieeinjelnen3eb<n  an, 
bie  nicht  »ur  Unterftühung  be«  Körper*  Derroanbt 
werben,  aber  für  bie  Valancierfdbigtcit,  namentlid) 
beim  ©eben ,  febr  wichtig  finb.  (rntfprecbenb  feiner 
Vebeutung  al*  Veroegung*organ  befi&t  ba*  V. 
einen  mdebtig  entroidclten  9Ru*telapparat.  Vorn 
am  Dberfdbenfel  liegen  bie  ftarlen  Streder  bei 
Unterfcbenfel*,  roelcbe  ;n  einer  gemeinfamen,  au  ber 
Knicfcbeibc  beteiligten  Stredfebne  Derfdjmeljen;  an 
ber  innern  Seite  bie  fog.  ;  In  n  e  b  c  r ,  roelcbe  bie  bei» 
ben  V.  einanber  nfibern;  an  ber  luntern  Seite  bie 
Veuger  be*  Knieaelent*,  nad)  tun  ten  unb  aufecn 
enblid)  bie  ©efäj}mu*teln,  roelcbe  ben  Ober* 
fcbcnlel  teil*  im  J&üftgelenf  ftreden,  teil*  nad)  aufeen 
rollen.  Slm  Unterfcbenlel  fpringen  befonber*  bie 
frdftigen  5föabenmu*(eln  beruor,  roeldje  fi<b 
mittel*  einer  gemeinfamen  Sebne,  ber  Slcbille*« 
iebne,  am  fterfenbein  befejtigen  unb  ben  ftufc 
ftreden.  (S.  Safel:  Sie  2Ru*leln  be*  9Ren« 
ieben,  gig.  1, 35—45;  2,  36—49,  unb  Sie  Vänber 
be*  ÜRenfdjcn,  ftig.  2,  3,  4  unb  9.) 

Sie  Vul  *  aber  n  ber  SB.  ftammen  Don  ber  grofeen 
Sd>entclpul*aber  (arteria  femoralis),  mclcbe  unter 
bem  Mciftenbanb  an  ber  Dorbern  obem  <yläcbe  be* 
Oberfcbenlcl*  beutlidj  pulfterenb  ju  füllen  ift  unb 
fid?  unterhalb  ber  Knieteble  in  bie  oorbere  unb  bin* 
tere  Scbienbciupul*aber  teilt  (f.  Stafel:  Sic  Vlut» 
gefäfee  be*  SJlcnfcben,  gig.  1, 11—17;  2, 27—31), 
bie  Sicroen  bauptfddjlicb  Dom  großen  ^üftnercen 
(nervus  ischiadicus),  bem  breiteten  unb  ftdrlften 
9lcrDen  be*  menfeblicben  Körper*,  roelcbcr  burd)  ben 
großen  f>üftbcinau*fd)nitt  bie  SBedenböble  »erldfet, 
an  ber  öintericite  be*  Cberf  eben  fei*  Derläuft  unb 
ficb  gleidjfall*  in  ber  Knicfcble  in  feine  beiben  <3nb= 
dfte  teilt,  in  ben  SBabcnbcim  unb  ben  Sdjienbeim 
neroen.  3ln  ber  uorbern  %\&6}t  be*  Cberfdjenlel* 
verlauft  ber  Scbentclncn)  (nenus  cruralis»,  »reldjer 
r>erf (biebene  jr>aut-  unb  2Ru*fcldfte  unb  bie  innere 
©egenb  ber  5Pabe  abgiebt.  (B.  Jafel:  Sie  91  er« 
Den  be*  9Jlenfd>en,  ^ia.  3,  &— 17.)  Verlegungen 
ber  großen  S*enfelpul«aber  bureb  Stid)',  Scbnitt»  ] 
ober  Sebufirounben  lönnen  fcbncll  bureb  Verblutung 
j(um  Tobe  führen  unb  erheifeben  be*balb  bi*  jum  J 
Gintreffen  ärjtlid)er  i">ilfc  fofortige*  energifebe*  2luf*  I 
brflden  be*  Taumen*  auf  bie  ffiunbc  ober  feftc*  I 


Umfdbnüren  be* ©liebe*  oermittelft  2ü±cr,  IBinben 
ober  elaftifdber  ©urte  oberhalb  ber  verlernen  Stelle. 

Grumme  iö.  nennt  man  im  gemöbnlidKn  Sehen 
foroobl  bie  tranlbaften  Vcrtrümmungen  be*  Ober* 
fcbentel*  mie  ber  Unterfcbenfeltnodben  al*  aueb  bie 
abnorme  rointlige  Stellung  berfelben  ju  einanber. 
Sie  bäufigfte  Urfadje  berartiger  Vcrlrümmungen 
unb  ftnidungen  finb  fcblecbt  geheilte  jtnocbenbnlcbe 
(f.  b.)  fomie  bie  @nglif(be  Kraut  bat  (f.  b.),  Diel  fei* 
tener  ift  bie  mirllid)e  Hnotbenerrocifhung  (f.  Dfteo* 
malacie).  Sie  geroöbnlitbften  gönnen  ber  iter* 
Irümmung  fmb  ba*  fog.  X*3Mn  ober  SBfiderbein 
(genu  valgum)  fowie  ba*  O^SBein  ober  Säbelbein 
(genu  varam;  f.  SB&derbein). 

Beiname,  f.  ^erfonenname. 

©einarbeiten,  f.  flnoAenbearbeitung. 

©ciiibrcd),  ßrtlid?e  iöejeidjnung  für  geroiffe 
flalftuffe,  bie  burd?  ^ntruftation  Don  i^flanjen  ent* 
ftanben  unb  baber  retd)  an  ^flanjenabbrüdcn  finb. 

Wcinbrcrfi,  ^tlanjengattung,  f.  Nartbecinm. 

jöcinbruff),  f.  Kno*cnbrüebe. 

«etncrt»e«,  f.  ©ebirn  nebft  Jafel,  5ig.4, ». 

fBetnfänle,  f.  Änocbenfraf3. 

©cingcfdjttiftte,  f.  Hrampfabet 

»cinglatf,  f.^ilcbgla* 

©einbaut,  f.  Hnodjcn.  [bung. 

©cinbautent^ünbung ,  f.  Hnoebenbautent}ün> 

©cinbctl,  f.  Narthecium;  aud>  foüiel  »ie  95ein* 

©cinbol^,  f.Lonicera.    (»eil  (f.  Symphytum). 

©cinflcibcr,  f.  f>ofen. 

©etnore,  f.  ^nterim*note. 

©cinfcfjicncn,  Seil  ber  Lüftung  (f.b.),im9llter> 
tum  }um  Scbul  be*  Schienbein*  Dom  Kncd-el  bi* 
jum  Knie.  Sie  dtömer  iebühten  nur  ba*  Vein,  xotb 
d?e*  im  Kampfe  üorgefetjt  rourbe:  bei  ben  Surffpiefc-- 
n>erf  ern  unb  93ogenfd)ütjen  ba*  linf  e,  bei  bem  SaSroer» 
beroaffneten  ba*  rechte.  3m  ^Mittelalter  beftanb  ber 
Schul  be*  IBcine*  au*  ben  eigentlichen  8.,  au&er* 
bem  au*  ben  Änieftüden  unb  au*  ben  Sielin: 
gen  (Sdjentelfcbicncn).  Sie  Stüde  waren  anfang* 
au*  Üeber,  fpäter  au«  ©ifenbled?. 

©einfrfjujrtr^  ober  6lfenbeinfcbmaTi,  feim 
gepuloerte  Hnodienloble,  toie  fte  bei  ber  £>erftellung 
ber  in  ber  3u^eThereitung  gebraud)ten  förnigen 
Änodjenfoble  als  Abfall  erhalten  roirb.  9)ian  br 
nujjt  ba*  JB.  befonber*  bei  ber  Bereitung  ber  6tie» 
felroicbfe.  Sa*  im  greife  bebeutenb  höher  ftcbenbe 
eefote  (Elfenbein)  ebrear;,  burd)  Verlobten  Don 
Glfenbeinabfdllcn  unb  feine«  SKablcn  erhalten,  roirb 
nur  al*  Malerfarbe  benu^t. 

©ei tt türt ie*,  f.  Sürti* unb (Sbelfteinimitationcn. 

©cimuell,  iBeinrourj,  Vflanjcnart,  f.  Sym- 
phvtum. 

©eipnr  (Sepur),  inb.  Stabt,  f.  2«alabar. 

©c  t  r  a ,  frühere  ^rooinj  Vortugat*  jroiidicn  Spa= 
nien  unb  bem  3ltlantifd?en  Ocean  im  m,  Souro 
im  %,  Jajo  im  S.  gelegen  (f.  Karte:  Portugal, 
SBb.  17),  batte  23943  q^km  unb  (1890)  1461 834  Q. 
V.  jerfdllt  gegcnrodrttg  in  bie  5  Verroaltung«: 
bejirfe:  Goimbra,  Sloeiro,  Vijeu,  ©uarba  unb  &a* 
ftclto  SBranco.  Sa*  Volt  unterfa>eibet  aber  nach 
wie  Dor:  1)  58.  Sllta  ober  Dber*Veira  (Vijeu 
unb  ©uarba),  2)  V.  Vaira  ober  Unter-Veira 
(Gaftello  Vranco)  unb  3)  V.  ÜJtar,  ben  flachen 
5tüftenftrich  ((Eoimbra  unb  Sloeiro).  V.  Vaira  ift 
tormiegenb  bügelig;  V.  Sllta  fcbliefit  fid?  an  bie 
Öod)fUl(he  Don  Salamanca  an ,  fteigt  Dom  Souro 
terraHcnförmtg  bi*  ju  einer  mittlem  Crbebung  Don 
700  m  empor  unb  trdgt  mehrere  Äetten ,  Dor  allem 


Digitized  by  Google 


93ciro  (Stabt)  —  Scirut 


629 


bie  €ma  D'ßitreUafbenMons  Herminius  bereiten). 
Tide,  Dorwiegenb  au*  ©ranit,  bilbet  auf  60  km 
bat  ©renjwall  jwifeben  ben  Jbälern  be*  ÜHonbego 
unb  3<J«e»  entpdlt  bie  böd?fte  Erhebung  Portugal« 
(1993  m)  unb  entfenbet  nad;  63D.  bie  Serra  be 
fcoufa  unb  niebrige,  au*  3ura  unb  Kreibefdjidjten 
beftebenbe  Ketten  unb  julc&t  bie  granitene  Serta  be 
€intra nacb  ©itremabura.  !)lacb VJ15B.  reiben  ficb  bie 
Sma  be  SBuffaco  (547  m),  be  Garamuüo  (1070  m) 
unb  met>r  Öftlicb  bie  Serta  be  £apa  (998  m)  an. 
(Degen  ben  $ouro  fällt  SB.  JUta  in  Serratien  ab 
unb  bilbet  biet  mit  SUto^ouro  ju  beiben  Seiten 
be«  (jluftcS  ba*  mit  2öeinreben,  SDbfthainen,  2aub= 
geb&ljen  unb  @ut*gebäuben  bebedte  öügellanb.  SB. 
wirb  Dom  SDtonbego  unb  3^ere,  Dom  SBouga,  vom 
Goa  u.  a.  3uflüifen  be*  $ouro  burcbjdmitten.  2>er 
SBoben  bet  ^rooinj  ift  fanbig  unb  felftg.  Sie  ©e= 
birge  fmb  meift  tabl.  2>agegen  wirb  in  ben  un= 
aebeuern  Sttanbfümpfen  um  Sloeiro  fowie  an  ber 
iRünbung  be«  SJlonbego  febr  Diel  Seefalj  gewonnen. 
Studj  flieht  e«  Diele  vJJlineralqueUen,  Don  benen 
manche  ju  SBäbern  (Banhos)  benuftt  werben.  Sie 
©auptprobutte  be«  Slderbaue«  fmb  ÜRai«,  ©emüfe 
unb  ©artenfrüebte  aller  2lrt,  ©ein,  61,  Cbft  unb 
Kaftanicn,  im  Seften  audj  Orangen.  Wäcbft  bem 
Slderbau  bilben  an  ber  Küfte  Sifd?fang  unb  Sßicb: 
$ud?t  bie  6aupterwerb*jmeige.  3)ie  früher  berühmte 
Scbafmdjt  ift  ftar!  gefunten.  2)od)  jüdjtet  Ober* 
SBeira  immer  nod>  bie  meiften  unb  burdj  ihre  Solle 
au*gejeidmeten  SBeirafdjafe  in  Portugal.  iHiub 
Stinber,  3i*flen  unD  Sdjweine  finb  ja^lrcid),  lefctere 
namentlich  um  2amego,  Don  wo  bie  beften  Sdnnfen 
Portugal«  (iJiffaboner  Schinten)  tommen.  ^nbuftrie 
unb  £anbel  fmb  unbebeutenb,  ba  ei  nod)  an  SBer» 
f  ebt*megen fehlt,  llnx  ein  tleiner  I ei l  ber SBege !ann 
mit  Aarren  befahren  werben,  Gbaufi  een  giebt  ei  nur 
roenige ;  oon  Cifenbabnen  burebf  djneiben  SB.bie  fiinien 
SHfiabonHSoimora^CportounbGoimbrasSalamanca. 
üjauptftabt  unb  wiebtigfter  Sßlafe  ift  Goimbra  (f.  b.). 
—  Seit  3obann  V.  führt  ber  dltefte  Sobn  be*  Krom 
trinken  Don  Portugal  ben  Jitel  ^tinj  Don  SB. 

Weira,  rafcb  cmporblübenbe  portua.  imfenftabt 
an  ber  Dfttüfte  Don  Sübaf  rtla,  an  ber  sJ)cunbung  be* 
^hingme,  norbnorböftlidj  oon  Sofala,  (inbe  1899: 
4132  G.  (baoon  1469  Europäer),  ift  ?lu*gang*punft 
ber  SBeirababn,  bie  feit  L  ÜJiai  1899  Don  bier  über 
ftonte«Dilla  unb  Umtali  bi*  Sali*burp  (Ütafd>ona 
(anb)  im  betrieb  ift.  Tie  ?lu*fubr  (Kautfdmt,  Glfen» 
Dein,  ©a**,  &dute,  ©rbuüffe)  wertete  (181)8)  3 1 106, 
bie  (Sinfubr  911 163,  bie  durchfuhr  (nach  Mbotefia) 
176606  $fb.  £t.  270  Sdjiffe  Dcrfebrtcn  in  $J.  mit 
434684  91egifterton* ,  baoon  129  englifdje  mit 
157  430  SHegifterton*. 

etiv&m,  türt.  Scft,  f.  SBairäm. 

iöd  r  a  "Dl  ar,  JB  e  i  r  a  m  a  r ,  f.  5Jeira  unb  i'UgarDe. 

Beiräte,  f.  (üfenbabnbeirdte. 

üöcirciv^  @ottfr.  6briftopb,ein  gelehrter  £onber= 
ling,  geb.  2.  ÜHarj  1730  ju  ORüblbaufcn  i.  Jb.,  fttu 
bierte  in  iHed?t*=  unb  ^aturroiffenid?aften, 
maebte  bann  größere  Reifen,  wanbte  ud>  1756  in 
Öelmftebt  ber  ilJlebijin  )u  unb  nmrbe  bafelbft  1759 
orb.  ^rofeffor  ber  s45bpfif,  fpäter  ber  3ttebijin,  1803 
Seibarit  be*  ^erjog«  Karl  Söilbelm  ^erbinanb  Don 
^Braunfdjweig.  SB.  ftarb  12.  Sept.  1809  in  öclmftcbt. 
Qx  batte  17  Derfcbiebcne  tsammlungen  oon  ®cgen= 
ttdnben  ber  tfunft,  ©iffenfebaft,  3{atur,  Wecbanit 
u.  f.  id.,  bie  nad>  feinem  lobe  gröMenteil*  oerftei- 
©ert  würben.  SBefonbere  Äenntniffe,  bie  er  prattifcb 
ju  oerroerten  roufete,  batte  et  in  ber  ßbemie.  Uber 


einen  SBefud?  ©oetbed  bei  ihm  1805  berietet  jener 
in  ben  «iageä*  unb  3obteab.eften».  Seine  pbpfiol. 
Sdmften  fmb  unbebeutenb.  —  SBgl.  ©elfter,  Scadj« 
richten  über  CJottfricb  Gbrtffopl?  2).  (SBerl.  1860). 

^Beirut  oberiBairüt,  ^>auptftabt  eine*  afiat.« 
tür!.  SHlajetS  (30500  nkm  mit  533600  Q.)  in  Sp« 
rien  unb  in  neuerer  »Jeit  bie  wiebtigfte  Seeftabt 
biefer  ^toDin3,  liegt  auf  einem  ilüftenDorfprunge 
jroifcben  Saiba  (Sibon)  unb  Jarabuluä  (Iripoli«) 
unb  wirb  febon  Don  Slbulfeba  ali  ber  £)afen  Don 
r ama-:-!i!o  bejeid^net,  mit  bem  ei  bureb  eine  6ifen= 
ba^n  (145  km)  in  SBerbinbung  üebt,  welcpe  Don 
bort  bis  ei*9Jtuferib  weiter  führt,  ßine  weitere 
Stnie  nach  9Ueppo  unb  SBirebfcbit  am  (fupbtat  ift 
in  Vorbereitung,  Don  ber  i'ibanon'Dampfftra^en; 
bahn  (Saiba--2ripoliä)  ift  feit  1898  bie  Strede  SB., 
$fdmnic  (21  km)  im  SBetrieb. 

Anlage,  ©ebdube  unb  Stnftalten.  2)ie 
Stabt  in- bt  am  SUbbange  eine*  ^ügel*,  gewdb.rt  bie 
8tu*fid)t  aufben  fiibanon  unb  gilt,  jumal  feit  SBoll-- 
enbung  ber  SDafferleitung  (1875),  al*  ber  gefünbefte 
Ort  ber  fpr.  Äüfte.  Sic  Slltftabt  bat  meift  enge, 
fcblecbt  gepflafterte  Strafen,  ift  abet  oon  einer 
9Jlenge  Don  SBorftäbten  mit  fdjöncn  fedufern  (fiotel*) 
unb  Härten  umgeben.  Keine  türt.  Crtfcb,aft  bat  in 
neuerer  Seit  einen  Ähnlichen  31uffd?wung  genommen 
wie  SB.,  ba*  feit  1888  ©aebeleudjtung  hat.  2>ie  Gin= 
wobnerjahl  beträgt  etwa  120000,  barunter  etwa 
4300  ßuropder,  unter  benen  bie  franj.  Sprache  Dor= 
benfdjt.  Qi  befinben  fid?  in  SB.  eine  Quarantäne,  ein 
Sollamt,  beutfdje,  engl.,  franj.,  tu  ff.,  öfterr.  unb  türt. 
s^oftanftalten,  europ.  3inte,eine3lpotbefenacb  preufe. 
i'inuer,  ein  beutfdje*  S&aifenbau*  mit  S^enftonat 
unb ptot. Kapelle, ..:  .•  •.:!  ;.  •  .  ::>ftationmitftir(bc, 
5efuitenfd)ule,jablreid)eSrudereien  unb3eitungen, 
eine^ochfchule  mit  mebi).  ^alultdt,  theol.  ceminar, 
Sßrdparanbenfcbule  unb  aftron.  CbferDatorium,  ein 
prot.  Änabeninftitut,  Sndbd^cnfcminar,  franj.  fflat' 
fenhau*  mit  Schule  unb  ^cnftonat  (2000  5öcdbd;en), 
6  iDofbitälcr,  barunter  ba*  ^obanniter^  unb  bas 
Sajariftenfpital,  ^ran)i*(ancrtlofter ,  Kapuiiner- 
llofter  unb  Diele  Schulen  aller  Äonfeffionen.  95.  ift 
Sitj  eine*  ^afeba*,  eine*  grieeb.  SBifcbof*,  eine*  ma= 
ronit.  6rjbifcbof*  unb  eine«  pdpftl.  Delegaten.  6* 
giebt  23  2Hofd?een  unb  38  djriftl.  (eoang.,  flrietb.- 
otthobope,  atmenifd) s grieeb.. suniette)  Kirchen.  3)ie 
©auptmofdjee  oon  SB.  ift  eine  ehemalige  cbriftl.  ßirdje 
au*  bet  Kteujfahtetjeit.  Äufeetbem  ift  bie  Stabt  ber 
alteSammelpla^  ber  nacb  sJDtelta  gebenbenKarawa^ 
nen,  beren  3ab4  piet  feit  ßtöffnung  be«  Sue«tanal« 
alletbing«  abgenommen  bat,  unb  bet  anu ebninte 
£anbung«pumt  allet  9teifenben  nacb  Sptten  unb  %a> 
Idftina  mit  junehmenbem  internationalem  ©eprdge. 

3nbuftrie,  öanbel  unb  SBertehr.  Sieben 
ftarter  Sciben^  unb  SBaumwollweberei  wirb  ©olb= 
unb  Silberbrabtfabrilation  betrieben.  Hufeetbem 
oerfertigt  man  pier  bie  in  ganj  Sprien  unb  Jlgppten 
betübmten,  mit  Nägeln  Derjierten  bunten  Koffer 
für  Siemenjeug ,  bie  namentlid?  ju  SBrautgefcbenten 
bienen.  X\e  Umgegenb  gewinnt  au«ge2ei(pncte 
Seibe,  SBaumwolle  unb  Dortrefilidjen  Jabaf.  ^ür 
biefe  $robulte  nnben  aud?  bie  Brufen  in  SB.  i&ren 
©auDtabfa^marlt.  SBiel  ftärfer  ift  bie  Einfuhr,  Dor 
allem  in  SBelleibung«gegenftdnben,  Jiabrung*mit« 
teln,  3«d*et,  SBaubolj,  Jabat  unb  2uru*artifeln. 
1898  wettete  bie  Ginfubt  1403000,  bie  äuefuht 
724  000  Sjjfb.  St.  2>ie  3>npetial'Cttoman:SBan!  be» 
Üftt  bietfeit  1865  eine  bebeutenbe  Filiale.  1893  wutbe 
bet  neue  tieine  tmfen  eröffnet;  bie  Schiffe  bleiben 


Digitized  by  Google 


630  ©eifa  - 

metft  auf  bet  SReebe  ob«  in  bcn  Derfchiebenen  93u** 
ten  ber  gegen  Oft  ort  ft*  au«bebnenben  St.  ©eorg«» 
bai,  in  bie  t)on  6übcn  bet  bet  9tabr  93.  (3Jtagora« 
ber  Mlten)  unb  10  km  im  Siorboftcn  bet  Stobr  tb 
Äclb  (bei  ben  SMten  i*pf o«)  münben,  an  bcffcn 
mdnben  ft*  berühmte  Slulpturen  mit  perf.  Heil' 
inf*riften  unb  ägppt.  öieroglppben  fomie  au*  atab. 
S)nfdjtiften  befinben.  93on  ben  jablrei*en  dampfet' 
Unten  na*  93.  fmb  bie  be«  Cftemi*if*:Ungarif*en 
Sloob  unb  ber  Messageries  Maritimes  fowte  bet 
engl.  Hnott'd'Vrtneesilinie  bie  wi*tigften.  Sem 
lebhaften  KüftenDcrlebr  bienen  türt.  SeglcT.  3"  93. 
fmb  bur*  Äonfulate  wtttcten:  Vereinigte  Staaten 
Don  Slmerila,  Belgien,  Sdnemart,  Seutf*c«  SWeid?, 
Sranfteicb,  ©rie*enlanb,  ©tofchtttannicn,  3tfllicn' 
9tiebetlanbe,  Cftcrrei*:Ungarn,  Verften,  Portugal, 
SHufelanb  unb  Spanien. 

@ef*t*tli*e«.  Sie  uralte  pböni}.  fcafenftabt 
93erijto«  würbe  vom  Stirer  Sioboto«  Jrppbon 
140  d.  6b.  r.  jcrftört,  unter  Saifet  Sluguftu«  bur* 
Ägrippa  wieberbergefteüt  unb  ju  einer  röm.  Kolonie 
mit  ital.  5Hc*te  unb  bem  tarnen  Julia  Augusta  Felix 
erbeben.  Unter  Garacalla  ctbielt  fie  ben  93einamen 
Antoniniana.  Spdtct  $ei*nete  fi*  93.  bur*  feine 
fcohe  Sdjule  füt  ftbetortl,  Voetil  unb  bef  onber«  für 
9le*t«tunbe  au«.  Scr  oftröm.  Kaifcr  Ibeoboftu«  II. 
erhob  93.  ju  einer  ÜJtetropoli«.  S*on  349  bur* 
Erbbeben  Derwüftet,  nnitbe  ftc  20.  3Jcat  529  bur* 
ein  f oI*e«  Döllig  jerftört.  3ur  3eit  ber  flreuuüge 
bob  fie  fieb  wieber.  König  33albuin  I.  oon  3eruialcm 
eroberte  93.  na*  jmeimonatiget  Velagerung  27.  Stpril 
1110.  3m  3. 1187  mürbe  fte  Don  Salabin,  1197  oon 
ben  Kreujfabrern  eingenommen,  1291  Don  ben  ftraiv 
fen  gerdumt.  3"  fpdterer  3eit  mar  fie  lange  im  93e^ 
ft&e  bet  Srufcn;  ber  Srufenfürft  ftadjt  cb=bin  (1595 
—1634)  fu*te  eutop.  Äultut  m  93.  ju  Betbreiten. 
Sur*  betrat  tarn  bie  Stabt  1763  in  bie  £dnbc  ber 
lürfen.  Eine  ruff.  Flottille  bef*ofe,  ctoberte  unb 
plünbette  fte  1772.  3n  bet  otient.  Angelegenheit 
oon  1840  fpielte  93.  eine  mi*tige  Slolle;  mit  bem 
93ombatbement  bet  Stabt  Dom  10.  bi«  14.  Sept.  be- 
gannen bie  geinbfeligtciten  bet  cngl.:öftcrr.*türt. 
tflotte  gegen  bie  dgppt.  ÜJta*t  in  Sprien.  ©rö&ten= 
teil«  jerftört,  mürbe  93.  erft  9.  Oft.  oon  ben  Jruppcn 
ber  Verbünbeten  befe^t.  3nfolge  berGbfiftenmetjclei 
in  Samaslu«  1860  ftebelten  ft*  jabltei*e  3lii*t- 
linge  in  93.  an,  unb  oon  biefer  3«it  batiert  ber 
2lufi*mung  ber  Stabt. 

©etfa  (öryx  beisa  Rüpp.),  eine  Don  bem  ftranf; 
fürtet  $otf*ung«teifenben  Büppel  in  91orboftafrita 
entbedte  Antilope  mit  faft  meterlangen  geraben 
Römern,  bie  am  ®runbe  geringelt  fmb  unb  oon 
ben  Eingeborenen  als  Jansen  Dcrwanbt  metben. 
Sie  93.  ift  eine  bet  f*önften  Antilopen,  bie  mit  in 
ben  joolog.  ©firten  baben,  reo  fie  fi*  gut  bdlt  unb 
au*  uetmepit.  Sa«  Vaat  foftet  etma  1600  21*. 

43cifait,  SRuinen  unb  Sotf,  f.  93etb  Scan. 

SBcifaffen,  f.  ©cmcinbcbeifaffcn  unb  Scbu&Dcr- 
roanbte. 

fttetftQ,  eine  ber  brei  <yotmcn,  in  rocl*en  bei 
Suflöfung  be«  ebelicben  ©üterftanbe*  ber  allgemein 
nen  @ütergemcinf*aft  bur*  2ob  eine«  ©atten  bic 
®ütergemeinf*aft  }mif*en  bem  überlebenbcn  Gbes 
gatten  unb  ben  gemeinfamen  Slbfömmlingen  fort* 
gefegt  mirb.  Sa«  (Scfaintgut  ber  Ehegatten  wirb 
hier  na*  bem  Stanb  (9i<ctt),  ben  ed  hei  Sluflöfung 
bet  Ehe  hatte,  jrcif*en  bem  iihctlcheitbcn  unb  ben 
gemeinf*aftli*en  ^Ibfömmlingen  geteilt,  ahet  bet 
Ehegatte  bat  bie  anbetn  Jcile  ni*t  foiett  \)txa\xi- 


jugehen,  fonbem  an  ben  Erbteilen  ber  ülblbmm- 
linge  ba«  :Hc*t  beö  93.,  b.  h>  ein  fpdteftend  mit 
Selbftänbigleit  bet  Äinbet  enbigenbeS  9luHung?= 
unb  93etroaltung«te*t  (2lbteilung  mit  93eifm).  Set 
ibätet e  Erwerb  beä  Überlehenben  Ehegatten  fdllt  bem 
^rineip  be8  93.  gemdfe  ni*t  in  bie  ©emeinfd)aft. 
Slu^crbcm  fommt  93.  bei  errungenf*aft3gemein* 
f*aft  oor.  Sie  Verbreitung  ift  rttept  bdufig.  93. 
fommt  in  Dft*  unb  SBeftpteufcen  unb  ^ofen  Der 
Cliteufe.  »Ug.  Sanbt.  II,  1 ,  §§.  637,  639  ,  653;  II, 
18,  §§.  412,  414).  —  9ia*  bet  SKehtjabl  ber  in 
93etta*t  fommenben  9)e*te  lann  ber  überlebenbe 
EJatte  jeberjeit  freiwillig  abteilen;  ehenfo  mufe  er 
abteilen,  wenn  er  f*le*t  roirtf*aftet  ober  in  ©er* 
mßgenSDerfaU  gerdt,  nad>  fajt  allen  au*,  menn  er 
roieber  heiratet.  —  Sic  jroei  anbem  formen  ber 
fortgefe|»tcn  ©Ötergemeinf*aft  im  weitem  Sinn 
fmb  bas  Sllleinerbre*t  be$  übcrlehenben  leili  unb 
bie  fortgefc&tc  ©atergemeinf*aft  im  engem  Sinn 
(f.  ©ütcrgemeinf*aft).  Siefem  Spftem  folgt  ba$ 
Seutf*c  93ürgetl.  ©efefebu*  füt  bie  allgemeine 
©ütetgemeinf*aft  (§§.  1483  fg.);  93.  !ann  au*  bei 
Errungenf*aft£gemeinf*aft  nur  mebt  but*  Ehe* 
Detttag  begrunbet  wetben  (§§.  1432  unb  1433). 
s3ia*  Code  civil  1467  fg.  gilt  Abteilung  (glei*  bei 
Ehcauflöfung)  ohne  93. 

Sieben  bem  Dotbe)cid)neten  93.  fommt  in  einer 
SInjahl  Don  9tc*ten  ein  93.  beibet  Eltern  an  bem 
ganjen  HinbeSDCtmögen,  alfo  au*  bem  ben  Rinbern 
Don  anbem  Seiten  jufallenben  93etmögen,  ali  :'lue= 
flujj  bet  (elterlichen)  ©ewalt  (f.  Eltern)  Dor.  ©in 
fol*er  elterlicher  93.  finbet  fi*  j.  93.  in  einigen  Jeilen 
S*le«wig-öolftein«.  Sie  Sonbcrung  erfolgt  im 
^alle  ber  9Biebcrheirat  ober  auf  Verlangen  ber  Äin* 
ber  mit  beren  93olljdhrigleit  ober  öeirat,  Don  feiten 
be«  Vater«  bur*  fog.  Slu«fage,  Don  feiten  ber 
SJtuttcr  bur*  fog.  Abteilung.  9ta*  najfauif d?er 
Vcrorbnung  Don  1816  ftcht  femer  ber  URutter  nacb 
bem  % obe  be«  Vater«  ein  93.  genannte«  Verwaltung«« 
rc*t  unbsJliefehrau*«rc*t  an  bem  SonberDermögen 
ber  Äinber  ju.  3"  dhnli*er  Seife  fennen  mehrere 
bapr.  9ie*te  (oon  Kempten,  Slug«hurg  u.  f.  w.)  ein 
93.  genannte«  9iutiung«rc*t  an  bem  Vermögen  ber 
Kinber.  Sa«  Vürgerl.  ©efchhu*  fennt  bie«  mit 
(§§.  1651  unb  1686)  unb  befeitigt  e«.  —  Vgl.  ftotb, 
Spftem  bc«  Seutf*en  Vtioatte*t«  (3  Vbe.,  Jüb. 
1880-86),  §§.  110,  162. 

«dfttjer,  im  ©egen[a|j  jum  gef*dft?leitenben 
Votfiticnben  (bem  ^tdftbenten,  Sirigentcn)  bie 
übrigen  ftimmfübrenben  vJDUtglicbet  einet  tollegialm 
Vehörbe,  j.  93.  bet  Scbieb«gcri*te  bet  atheiter» 
Detfi*emng.  3"  ben  neuen  beutf*cn  3ufti}gefet»en 
witb  bet  2Iu«btud  nicht  gebtau*t.  xlu*  biefeen 
mituntet  fo  bie  Utfunb«pcrfonen,  welche  na*  ben 
frühem  ©efehen  bei  wi*tigcn  Untcrfu*ung«banb= 
lungen  (wie  j.93.  einer  2ei(t?cnfdjau)jujujiehen  waren. 

veifpiel  (mittclho*beutf*  blspel,  Don  spei, 
JRebe,  Erjdhlung),  in  ber  mittelbo*bcutf*cn  Sitte» 
ratur  ber  9iame  für  fürjere  allegorif*e  unb  para* 
bo!if*c  2ebrbi*ttmgen,  für  fabeln  unb  ©let*niffe 
aller  3lrt.  Sie  altbcutuben  93.  (hg.  Den  Wcifter  in 
bet  «3citf*tift  füt  beutf*c«  «lltcttum»,  Vb.  7),  in 
9ieimpaaten  abgefaßt,  fmb  teil«  iietfabeln,  teil« 
Etjdhlungen  mit  einer  beftimmteu ,  oft  breit  au«= 
gefühften  l'cotal.  Einjclne  V.  finben  ft*  femer 
m  bet  Cpril  bc«  12.  unb  13.  3abib.,  fo  bei  Sper- 
Dogel.  JReinmar  oon  3roetct,  tarnet  unb  Kontab 
Don  Sürjhurg;  anbere  finb  gröfeern  Si*tungen  * 
einverleibt,  wie  ber  nJ?aifcr*ronif»,  bem  «9?elf*cn 


Digitized  by  Google 


93eifanid)gred)t  —  Setfcfe 


631 


Gaft»,  JfreibanfS  «*SBefd?eiben^eit»  unb  bem  «Stern 
ner».  (fine  beträchtliche  Anjabl  Don  SB.  in  Sleim* 
paaren  fafete  33onerS  (f.b.)  «(Sbelftein»  jufammen; 
au*  bet  Strider,  äerranb  üon  Söilbonje  u.  a. 
fdbufen  93.,  unb  in  bet  Cebrbicbtung  beS  15.  unb 
16.  3abrf>.  lebt  baS  93.  (bei  >>.  Sachs,  AlberuS, 
ilitelbiS  u.  f.  ».)  in  alter  tjrifcbe  fort.  3ra  Steubocb' 
btutfdben  bat  93.  bie  93ebeutung  beS  (at.  exemplum 
angenommen  unb  bejeicbnet  leben  beftimmten  ein* 
feinen,  auS  ber  drfabrung  entlehnten  ober  erbicbteten 
tfall,  inf ofem  er  einen  allgemeinen  33egriff  ober  Sa& 
belegen  foll  unb  tonn. 

cifprucficirccfct,  f.  betraft. 

itfctfebccrc,  ^flanjenart,  f.  Capsicam. 

©rifter,  bie  in  Sübbeutfdjlanb  unb  fifterrcid) 
übliche  33cjeicbnung  für  öebeifen  (f.  b.). 

«Bcifffobl,  ^flanjenart,  f.  Bet«. 

©eifr$ange,  i.  Hneifjange. 

*  cif  tn  nb,  eine^erfon,  »eldje  jemanb  bei  ge»iffen 
©eicbdften,  bie  er  für  fid?  allein  Dorjunebmen  nach 
befonbern  gefetjlicben  S5orfd?rift«n  nicht  fdbig  ift, 
ober  bie  erfalcbergeftalt  Dorjunebmen  fidj  nicht  ge> 
traut,  ju  Jöilfe  nimmt.  ßterber  gehören  nach  $reu&. 
SlUg.  i'anbr.  §.  51  }.  93.  93linbe  ober  beftdnbig 
n  raufe,  Jaubftumme,  »eiche  eines  93ormunbeS  nicht 
bebürfen,  $erf  onen,  »elepe  nitbt  ober  GefdmebeneS 
nicht  (efen  ober  nicht  felbft  fchreiben  tönnen.  93gl.  auch. 
II,  1,  §.  441  bezüglich  ber  Gbefrau  bei  Ab fdj lufi  beS 
(hboertragS.  25aS  franj.-bab.  Stecht  lennt  eine  be» 
fcbränlteGntmünbigungGeifte*fd)»ad)er  (Code  civil 
Art.  499),  »eiche  jur  ftolge  hat,  bafe  ein  93.  beftellt 
roirb.  2>aS  2)eutfd?e  93iirgerl.  Gefe&bucb  !ennt  biefe 
93.  nicht  unb  beftimmt  (©infübrungSgefeli  Art.  211) 
iür  baS  bab.=franj.  Stecht,  bafe  bie  33eftellung  eines 
folchen  33. 1.  3uli  1900  unmirlfam  »irb.  dagegen 
giebt  e$  nad>  f  ranj.  93orbilb  (Code  civil  Art.  39 1 , 392) 
bem  Sßater  bie  33efugniS,  burcb.  le&t»illige  Sjerffr 
gung  bie  93eftellung  eine*  93.  für  bie  SJtutter  in 
Ausübung  ihrer  elterlichen  (demalt  nacb  feinem 
£obe  mit  ber  2Birtung  anjuorbnen,  bafc  baS  "iiot' 
munbfcbaftsgeridjt  ibn  beftellen  mufi.  ferner  bat 
eS  einen  folchen  ju  beftellen,  wenn  bie  SJtutter  es 
beantragt  ober  es  bem  Geriebt  aus  befonbern  Grün= 
ben  (Umfang  ober  Sdmnerigfeit  ber  Vermögens» 
Denoaltung,  Gefäbrbung  ber  Verfon  ober  beS  93er« 
mÖgenS  bee  ÄinbeS  u.  f.  ro.)  nötig  erscheint  (§.  1687). 
(fr  bat  im  allgemeinen  bicfelbe  Stellung  nie  ein 
Gegenoormunb  (§.  1792)  gegenüber  bem  33ormunt>. 
Seine  äuftimmung  ift  regelmäßig  ba  erforberlich, 
»o  ein  3Jormunb  ber  Genehmigung  beS  GegenDor» 
munbeS  ober  beS  93ormunbfdJaftSgerid>tS  bebarf 
<§.  1690).  —  tiefem  Gebanten  entfpricbt  ber  nach 
anbern  Siechten  ber  Butter,  »eiche  bie  33ormunb- 
fcbaft  führt,  ju  beftellenbe  SJtit  Dorm  unb,  j.  93. 
33aDrifcbeS  Sanbr.  1, 7,  §.  6,  Cfterr.  93ürgerl.  Gefehb. 
§§.  211  fg.,  im  Anbang  §.  168  ju  Allg.  i»anbr.  II,  18, 
§.  689,  (fbrenuormunb  genannt  (aud?  bem  93ater 
jur  Seite  ju  fetten,  menn  ba^  (Berich t  ei  aui  hefon^ 
bem  Orünben  für  nötig  bdlt),  hier  aber  burcb  bie 
33ormunbfcbaf  tsorbnung  uom  5. 3uli  1875  befeitigt. 
—  9Jgl.  9totb,  Softem  bei  3)eutfchen  ^ritjatrecht^ 
(3  93be.,  Jüb.  1880—86),  §§.  212  fg. 

3m  gioilprojefe  lann,  foroeit  eine  93er= 
tretung  burcb  Slnmdlte  nicht  geboten  ift  (f.  2ln* 
roalt^proMr  ,  eine  Partei  mit  ieber  projeftfdbigen 
"Berfon  al*  93.,  b.  b.  jur  Unterftü^ung  in  ber  münb: 
lidjen  93erbanblung,  erfcheinen.  2)ad  oon  bem  93. 
Vorgetragene  gilt  ali  von  ber  Partei  oorgebracht, 
infomeit  ei  nicht  oon  biefer  fofort  miberrufen  ober 


berichtigt  »irb.  3)ie«  gilt  audj  oon  ®eftdnbniffen. 
(3)eutfche  ßinilprojeBorbn.  §§.  90, 288.)  5Ra*  Cften. 
(Siüilproiefeorbn.  §.  29  fmb  Sümfelfcbreiber  niefot  ju» 
gelaffen.  —  %m  Straf  pro  je  6  ift  ber  (F&emann 
einer  Slngetlagten  in  ber  icmuproerbanblung  alä  93. 
berfelben  jujulaff en  unb  auf  fein  93erlangen : u  boren ; 
ba^felbe  gilt  t>om  93ater,  äboptiouatcr  ober  93or» 
munb  eine8  minberidbrigen  ilngcllagten  (§.  149). 

«eit  ober  33et,  arab.  Bort,  f.  93etb.. 

&tlt  ober  93ft  el--*£ati  (b.  b.  daui  bei  @e< 
lehrten),  eine  burd?  ein  §ort  gebeerte  Stabt  im  türl» 
arab.  ffiilajet  öobeiba  (bidber  fernen),  30  km  von 
ber  Äüftc  füböftlidj  Don  .öobeiba  unb  15  km  meftlich 
Dom  Äaffeegebirge,  bat  8000  (i.  33.,  in  ber  Glitte 
bei  18. 3abrh.  ber  gröjjte  Kaffeemarlt  ber  ganjen 
Qxbe,  litt  burcb  bie  9Babbäbiten  unb  nod)  mehr  burd) 
beren  93eficger  3Re^emeb  9li  oon  ilgppten.  Gleich: 
mobl  batte  bie  Stabt  unter  Ic&term  noch  30000(5. 
2lucfa  je&t  führt  fie  nod)  etma  12  ÜJtill.  ^Jfb.  Itaffee 
jdbrlich  auc\  fotrie  3Beibrauch,  perlen  unb  Gummi. 

iöettöne,  f.  C  bertöne. 

©eiitöfl$iafat,  nad)  bem  3nDalibitdt«>  unb 
MlterSDerficberungSgefeh  Dom  22.3uni  1889,  §.  17, 
ein  3citraum  oon  47  93eitrag$rDod)en  (f.  b.),  bie  nicht 
in  baäfelbe  ^alenberjabr  \u  fallen  brauchten.  3)a* 
3nDalibenDerfi*erungögefe|$  Dom  13.  $uli  1899  bat 
ben  33egriff  93.  ganj  fallen  (äffen. 

Rcirrag^marten,  f.  Quittungälarte. 

®cttrdg«Sttioff)c,  in  ber  3m>aUbitdtä>  unb 
aitcrgDerfidjerung  jebe  Äalenbernjocbe,  in  ber  ber 
SBerfidjerte  in  einem  bie  33wftcberuna$pfltcbt  be* 
grünbenben  arbeite  ober  2)ienftDerhdltnid  geftan« 
ben  ober  Don  bem  Siecht  ber  SclbftDerftcbeTung 
Gebrauch  gemacht  hat.  2ie  33.  beginnt  mit  bem 
sJ)tontag  einer  jeben  Äalenbcrroocbe  (§.  30  be$  3n» 
DalibenDcrficherunQÄgefcheS  Dom  13.  3id»  1899). 
Anr  jebe  3Bod)e,  innerhalb  toelcber  eine  bie  %ev 
|tcherung§pflid)t  begrünbenbe  33efd?dftigung  ftatt= 
gefunben  bat,  mufc  oon  bem  Slrbeitgeber  ein  93ei> 
trag  entrichtet  werben;  fanb  bie  93efd)dftigung  mdb5 
renb  berfelben  SDocbe  bei  Derfdjiebenen  Arbeitgebern 
itatt,  fo  hat  ben  33eitragber  ju  entrichten,  welcher 
ben  93erftcherten  in  ber  3Boche  juerft  bef6dftigt  hat 
(§.  140).  Stach  ber  3ahl  ber  93.  richtet  ftch  bie  £ftbe 
ber  ^noalibem  unb  Altersrente;  beibe  erf orbern  bie 
3urüdlegung  einer  Sartejeit  (f.  b.),  bie  bei  ber  §n* 
Dalibenrente  500,  unter  Umftdnben  aber  nur  200, 
bei  ber  Altersrente  1200  33.  beträgt.  Reiten  militdr. 
3)ienftleiftungen  unb  bef  djeinigter ,  mit  jeittoeif  er  Qx- 
merbSunfäbigteit  Derbunbener  Hrantbeiten  »erben 
unter  gewiffen  33orau3fetningen  als  33.  in  Anretb= 
nung  gebracht,  ohne  baf»  33eitrdgc  für  fie  entrichtet 
3U  »eröen  brauchen. 

Oeirretbung,  f.  SlequifitionSfpftem. 

©ct^f c ,  j&einr.,  ^olititer  unb  Gefcbichtfchreiber, 
geb.  15.  £ebr.  1798  in  SJcuttnn  in  ^ommem,  trat 
tm  ftrübjabr  1815  als  freimilliger  §&Qex  in  baS 
preup.  öeer  unb  nahm  am  gelbjuge  gegen  ^ranfs 
reich  teil.  Stach  bem  %riebenSfcbluiie  befudjte  bie 
KriegSfchulen  }u  Kcblcnj  unb  SJtain),  »urbe  1818 
Offiiier  unb  bemnddrft  jur  Allgemeinen ÄriegSfchule 
nach  33erlin  fo»ie  1823—26  jur  topogr.  Abteilung 
beS  GeneralftabS  fommanbiert.  1828  tarn  er  als 
Sehrer  ber  Geographie  an  bie  SioifionSfcbule  &u 
Stargarb,  lehrte  1836  jum  Slegiment  nach  Itolberg 
jurücf  unb  »urbe  Anfang  1839  Gompagniecbef. 
^Jegen  anhaltenberfiränllichleit  nahm  er  Gnbe  1845 
als  SJtajor  feinen  Abfchieb  unb  lebte  ü- übern,  mit 
fd?riftftellerifchen  Arbeiten  bcfchdftigt,  in  ÄöSlin. 


Digitized  by  Google 


632  Söcinjort 

Seit  9loo.  1858  bem  pteufe.  Slbgeotbnetenpaufe  an» 
gebörenb,  bat  53.  al-J  SÜtttglieb  bet  gortfcbrittdpattei, 
namentlicb  in  ben  3$etbanblungcn  übet  bie  £>ectcd- 
reotganifation,  im  Sinne  feiner  SjJartei  Ginflufi 
geübt  6t  ftatb  10.  «Dtai  1867  ju  Berlin.  93.d 
Jjauptroett  ift  bie  « ©efdjicbte  bei  beutfdjen  gtei» 
beitetriege  in  ben  1813  unb  1814»  (3  93be., 
93erl.  1855;  4. 3lufl.,neu  bcatb.  Don  %  ©olbfcbmibt, 
53rem.  1882),  ein  93ucb,  roel*ed  fadmiännifcped  llr* 
teil  mit  polit.  gteifinn  unb  Daterlänbifdier  ©cfin» 
nung  Dereinigt  unb  in  ben  roettefteu  Jtreifcn  bed 
beutjeben  SBoltd  günftig  aufgenommen  rourbe. 
Slufeerbem  fcptieb93.:  "©efebiebte  bes  raff,  jtriegd 
im  3.  1812»  (93ctl.  1856),  «©efdndjte  bed  ^abted 
1815»  (2  33be.,  ebb.  1865)  unb  « 35ad  preufe.  fteet 
w>t  unb  nacb  bet  JHcotganifation »  (ebb.  1867). 
»lucb,  flab  et  betaut:  «öinterlaffene  Sdjriften  be* 
©cncralaubitord  Dr.  Kail  gricciud,  nebft  einet 
l'ebcndflijje  bedfelben»  (93erl.  1866). 
löciiuort,  f.  SlbjeltiD. 

©eijc  (93aije),  ein  3agbbetrieb,  bei  bem  mit 
teld  abgeti<btetcr  iRaubDÖgel,  Dorjüglid?  fallen, 
i>abid)te  unb  Sperbet,  Derfdjiebcne  Sitten  Don  gebet» 
unb  &aarroilb  erlegt  werben,  übet  bie  Sbricptung 
bietet  IMaubDögel  f.  galten  unb  geberfptel.  2)iefc 
3aflb  bilbete  im  lUMttclaltet  unb  bid  ju  Slnfang  bed 
18.  3nptp.  ein*  bet  Dotnepmften  tittetlicben  93er» 
gnügen,  bem  aud?  bie  Gbelfrauen  mit  Vorliebe  bul» 
bigten.  93.  ift  eine  bet  dltejten  Sagbarten,  fie  routbc 
nad?roeidiidj  juerft  Don  mittelafiat.  9tomabenftäm» 
men  bettieben  unb  ftebt  bei  ihnen  bid  auf  bie  ©c» 
genroart  in  bor;cm  Slnfcben.  3"  Gbjna  unb  Safari 
foll  bie  SB.  fepon  in  Dort/iftot.  Bett  bettieben  rootben 
fein;  pofitioe  9Iad)rid?ten  bietübet  finb  abet  bid 
je&t  niebt  belannt.  91ad>  2Jtittelcuropa  fdjeint  bie 
18.  mit  bet  93öltetroanbetung  gclommen  ju  fein; 
bie  ©efe&bücpet  bet  Detfdjiebenen  getman.  Stimme 
aud  bem  5.  bis  7.  $abrb.  fefcen  febroete  Sttafen 
auf  Gntroenbung  obet  93efcpäbigung  bet  93cijDögel. 
2>urd?  bie  Kreujjüge  fanb  bie  95.  etft  allgemeine 
SJerbreitung,  roar  abet,  in  S)eutfd>lanb  wenig» 
ftend,  faft  ftctd  ein  ^riDilegium  bed  Stbeld.  3clbft 
in  bie  ftird>c  toutben  bie  galten  mitgenommen. 
Ginet  bet  leibenf<fcaftlia?flen  Sicbbabct  bet  93.  roat 
UJtarlgraf  SBilbclm  griebrid?  oon  Slnebad?,  bet 
in  jroei  9tevtcren  1730—55  1763  SWilane,  4174 
Reibet,  4857  ftrApen,  1647  Glftctn,  14087  9teb» 
bübnet,  985  gafanen,  398  SDilbcnten  unb  959  &a» 
fen  beijte.  Sad  allmähliche  Gtlöfdjen  bet  feubalen 
Üiorrccpte  unb  bie  9Jerbefierung  bet  geuerroaffen, 
bie  fortfepteitenbe  Äultur  überhaupt,  brdngten  in 
Guropa  bie  9).  gänjlicb  in  ben  inntetgtunb  f  Unb 
gegenwdttig  jäljlt  fie  bei  und  nut  nod?  ju  ben  allcr= 
jcltenften  ^agboetgnügen.  3n  Slfien,  indbefonbete 
in  v4$etjien,  tmtb  fie  pingegen  nodj  bäufig  ausgeübt, 
ebenfo  im  Suban.  Säbtenb  in  Gutopa  mtt  ben 
Skijüögeln  faft  nut  auf  Reibet,  fltanidje,  Guten, 

telbfeüpnet ,  8d?  tt>äne,  3öilbtauben,  Ät  «Sben,  SKaben, 
anineben  unb  i>afen  gejagt  nmtbe ,  metben  fie  in 
Slfien  bauptfÄdjlid)  jut  %aat>  auf  Öajellen,  felbft 
Slntilopcn  benu^t.  Itc  Slngtiffe  bet  93eijto6gcl 
roetben  bott  butd?  9Binbbunbc  untetftäbt,  im  Suban 
but<p  fpt.  unb  tunef.  gangbunbe.  3«  Seuticblanb 
btaud)te  man  bie  93cijbunbc  nut  jum  2luffpüten 
bce  9Bilbee,  bie  biefelbcn  Sienftc  tbun  mußten  roie 
unfete  iüovftcbbunbc.  —  SBgl.  ^tdtottu*,  Rcliqua 
librorum  Frederici  II  imperatoris  de  arte  venandi 
cum  avibus:  cum  Manfredi  regis  additionibus 
ex  membranis  vetustis  nunc  primum  edita,  ücr= 


—  Seiten 

fapt  im  13.  $abib.  (ffiien  obet  »ugeb.  15%;  mit 
uoei  anbetn  Sdjtiften  übet  bie  gallnetei  bg.  uon 
3.  ©.  Sdjneibet,  2  93bc.,  2pg.  1788);  Setftet  t>an 
^Juloetbotft  unb  Stiegel,  Traite  de  faueonnerie 
(Jitodjtroetl;  fieiben  unb  Süfjelb.  1844—53);  üon 
Xombtorofli,  ©efdjidjte  bet  93cijjagb  (Sien  1886). 

©ci^c,  in  bet  Technologie  £öfungen  fauret, 
faljiget  obet  fonft  febatfet  unb  dBenbet  Stoffe,  mit 
benen  man  gcroiffe  fefte  Subftamen  bene^t  obet 
trdnlt,  um  benfelben  babutep  geroiffe  Gigenfcbaften 
bet  gfitbung,  bet  Sttultut,  Dberfldcbenbefdjaffen-- 
beit  u.  f.  ro.  ju  erteilen,  obet  um  fte  ju  fpdtern  djem. 
Arbeiten  ootjubereiten.  93.  nennt  man  j.  93.  bie  jum 
G  i  n  p  ö  t  e  l  n  von  <vleifa>  angemenbete  £öfung ;  in  ber 
(Serben:  beifit 93. bie fauteSobbrfibe obetbiebuta) 
©drang  won  Äleie  unb  SÖaffer  entftanbene  faute  Jlüf= 
figleit.  Äud)  bie  jum  2>eiapieten  (f.  b.)  unb  93iünie-- 
ren  (f.  b.)  bienenben  glüffigtciten  Reißen  93.,  ebenfo 
bie  jut  Gtjeugung bet ^ocpd|>ung  (f.  b.).  ^aate,  £otn 
unb  äpnlidje  Körper  färbt  man  bureb  93.,  bie  nament- 
lid?  aud  £öfungen  oon  Metallen  (93lei,  Silber)  bc 
fteben.  6ol}bei)en  ftnb  Slblocbungen  von  %arb- 
böljetn  (f.  b.).  3n  bei  gät betei  unb  bem  3«ug: 
btuef  fpielt  bie  93.  (gero&bnlid)  SIR  otbant  genannt) 
eine  grofee  SHolle ;  in  Dielen  ftällen  läuft  piet  ipte  9Bit- 
fung  batauf  binaud,  ba^  fie  bie  garbftoffe  aud  ib^ren 
£bfungen  auf  bie  ©efpinftfafetn  niebetfa>lägt,  inbtm 
ibre  93eftanbteile  unlöeiUd?c  93erbinbungen  mit  ben 
garbftoften  eingeben.  35ie  ©eroebc  roetben  entroebet 
in  bie  Skijlöfung  cingetaudjt  obet  mit  berfelben  ge* 
fodjt.  3n  einigen  ^SlÜ( n  (j.  93.  bei  ben  Gijenoppbul* 
beiden)  roirb  bte  93.  auf  bet  mit  ipt  imprägnierten 
<$afet  burcp  «Rängen»  an  bet  Suft  otpbiert;  in  an- 
betn  fällen  roirb  |ie  burtb  ; Ujht h  Don  Saljlöfungen 
(girier mittel)  auf  bet  gafet  unlödlitb  abgefebie: 
ben;  bie  iDietljobc  bed  kämpfend  beftebt  batin, 
baf}  ein  ©emenge  Don  polpgcnetifcpemgatbftoff  unb 
Ü)tetallfal2bei)e  auf  bad  ©croebe  aufgebrudt  unb  bie= 
fed  naep  bem  Jrodncn  in  einem  gefcplofjencn  Haften 
bem  Ginfluß  Don  kämpfen  audgefe^t  roirb,  roobutcb 
bad  butcb3eTfe^ung  entftanbene  bafifd^c  Salj  gleicb« 
I  teitig  mit  bem  gatbftoff  auf  ber  gafer  firiert  roirb. 
'Marx  unterfepeibet  $bonerbe=,  Glien»,  Gbfomr,3tmv, 
93lei=,  ÜRanaan-,  Tannin:  unb  Clbeijcn.  Über  ent  = 
färbenbe93.  ober Gnlcoagen  f.b.  —  95gl.Stüb= 
ling,  Xie  53eij*  unb  gärbelunft  (93crl.  1898). 

*ct^ctrrjcu,  tieine  9Dappenbilbet,  roie  Turnier» 
(ragen,  iRinge,  Sterne,  bie  einjelne  Sinien  bedfelben 
©cldilccbtd  bem  gemeinfamen  Stammroappen  jut 
Unterfcbeibung  ber  ©efcblecptdlinien  beifügten. 

SU- Reifen,  Steinme&rocrljeug  (f.  b.). 

* c i^cn,  bad  Ülnloden  bed  SBMbed  mit  bem flöber 
ober  bad  öetbeibringen  bedfelben  burd?  ben  $agb= 
(93eij=) galten  (f.  93eijc). 

söcijcn,  eine  93ebanblung  bed  ©etteibcd,  bie  ben 
3roed  bat,  bie  an  bem  Saattotn  bet  ©tamineen,  na- 
mentlicb  bed  SUeijend,  bed  dtoggend,  bet  ©etfte  unb 
bed  £>afetd  befinblicpen  ^iljfpoten,  unb  jroat  befou; 
betd  bie  Spoten  bed  Stein»  obet  Stinlbtanbed,  Til- 
letia,  unb  bie  jenigen  bed  Staub--  ober  glugbtanbed, 
Ustilago,  ju  jetftßten.  ©egen  bie  ctftetn  bat  fut 
bie  Jlnrocnbung  bed  ÄupferDittiold  (fdjroefclfauted 
.Hupfet)  audgejeidiuct  beroäbtt.  Ttan  nimmt  auf 
3  hl  Saat  0^  kg  StupfetDittiol,  löft  badfelbe  in 
Gaffer  unb  giebt  bierju  in  einem  93ottid?e  fo  Diel 
Salier,  ba$  bie  Saat  Dollftänbig  Don  le^tetm  bc= 
bedt  ift.  vJlad)  24ftünbigem  biegen  in  biefet  fiöfung 
ift  bie  Keimltaft  aller  ^Jiljfpoten  getötet,  rodbtenb 
bic  ©etreibetörnet  felbft  Döllig  unterjebtt  geblieben 


* 


Digitized  by  Google 


Eeiafalf  -  Öefe 


633 


fmb  unb  nach  bem  Srodncn  ohne  weitere*  jum 
2lu*fdeu  benufet  werben  tönnen.  SBeim  SB.  beä 
florn*  flehen  ben  Staubbranb  verfährt  man  ebenfo, 
nur  mit  bem  Unterfcbieb,  bafe  man  auf  100  kg 
2Ba)ler  1,5  kg  engl.  Scbwefelfdure  oon  66"  SBeaum* 
oerwenbet  unb  ba*  iB.  nur  10  Stunben  lang  dot* 
nimmt.  früher  würbe  jum  SB.  meiften*  bünnHitiii* 
ger  Ü  titalC  angewenbet,  wober  ber  2lu*brud  5t  a  1 1  e  n 
be*  ©etreibe*  für  iB.  ftammt.  —  iBgl.  Äübn,  Sie 
jfrantbeiten  ber  ÄulturgeWdcbfe  (iBerl.  1859). 

löci.if dlf,  ber  jur  galtcnbeije  (f.  iBeije)  benu&te 
Saite,  ber  Söanbcrfalle  (Falco  peregrinus  Cr»»*.).  * 

«e  ,  türt.  Sitel,  f.iBeg. 

i&c  a  (fpr.  beb nta ,  bie  Fax  Julia  ber  9lömer), 
ßaupttabtbe*  Siftritt*  iB.  (10871  qkm,  1608996.) 
in  ber  portug.  ißroDinj  Sllemtejo,  in  fruchtbarer,  aber 
baumlofer  Umgebung,  an  ber  Sübbabn  fiiffaboiv 
garo  unb  ber  «süboftbabn  iB.^ia*,  ift  iBifcbof*fiti 
unb  bat  (1890)  9779  Q.,  überrefte  einer  röm.  2Baffer= 
Ieitung,  ftaftell,  alte  Äat  bebrale  unb  3  anbere  Äircben, 
iwfpital  unb  idl?Tlid>  2  Steffen;  Sieferbau  unb  iBieb* 
sucht,  (Serberei  unb  Sapenccfabrifation. 

JBcjapoor,  iBejapore,  f.  iBibfcbapur. 

«Bcjar  (fpr.  beebabr  ,  befeftigte  5Bejirt*ftabt  in 
ber  fpan.  Tronin)  Salamanca,  auf  einem  fteil  ab- 
fallenben  Plateau  am  (Suerpo  be  öombre  unb  an  ber 
eifenbabn  ^lajencia^itorga,  bat  (1897)  9857  (*., 
alte  verfallene  iliauern,  Snbuftriefcbule,  mebrerc 
tfireben,  Ruinen  ber  Stammburg  ber  f>erjöge  von 
JB.;  (Serbereien,  Söollbanbel  unb  Judjfabritation, 
bie  etwa  8000  SJccnfcben  befebäftigt.  «onSB.tommen 
bie  beften  ber  in  ganj  Spanien  berübmten  Scbinten 
oon  (Sftremabura.  iBci  iB.  mürben  1813  bie  «Jran* 
seien  Don  ben (Snglänbern  gefdjlagen,  unb  1868  trug 
e*  bureb  feine  belbenmütige  SJertetbigung  gegen  bie 
lönigl.  Struppen  jum  ©elinaen  ber  iHeoolution  bei. 
Sin  beruhe  liegt  bieScbwefcltberme  SBano*  be  iB. 
(i.  öafto*). 

Bojarla,  ^flanjengattung,  f.  ißb.  17. 

üBefaä,  verberbt  au*  SBiafc  (im  San*trit  Wi- 
pasa),  ftlufi  be*  tymbfcbab  (f.  b.  unb  öpbafpe*). 

i^cidfi,  Söeiafiten,  Derberbte  2luöipracbe  für 
3bäbbiten  (f.  b.). 

«eio«.iitmilif,  türt.  ÜJtünje,  f.  3irmilit 

>öcia^  jüc<!if,  türt.  3)lünje,  f.  SBcfcblit. 

«efaa  (ßhSBetaa),  f.  Gölefprien. 

^öcfanntniad)ung,  amtlicbe.  Sie  amtliche  iB. 
bureb  ben  Srud  ift  beutjutage  baö  einfacbjte  Glittet, 
bureb  ba*0efc&e,(5rlaffe,2lnorbnungen  ber  Cbrigteit, 
ju  iB.  beftimmte  richterliche  Urteile  betannt  werben. 
Siefe  »rt  ber  Veröffentlichung  ift  be*halb  Dielfacb 
reidj*gefei3lid)  unb  lanbe*gefetilicb  vorgefebrieben; 
Sache  be*  ißublitum*  ift  e*,  ftcb  mit  bem,  ma*  auf 
biefem  slöege  veröffentlicht  ift,  betannt  ju  machen: 
bergeftalt,  bafe  ber  dinjelne  mit  ber  Gntfcpulbigung, 
eine  amtliche  iB.  fei  ibm  unbetannt  geblieben,  ent* 
weber  überhaupt  nicht  ober  nur  unter  befonbem 
Umftänben  gehört  wirb,  ißorgefebrieben  ift  all; 
gemein  bie  3J.  für  iReicb**  unb  üanbcögefefce  in 
befonbem  ©cfehbldttern,  fo  bafe  ein  ©efe&  (f.  b.J  erft 
von  ba  ab  gilt,  wo  e*  betannt  gemaebt  ift.  Sie 
öffentlichen  5B.  ber  iBebörben  erfolgen  in  öffentlichen 
iBldttern,  über  beren  2lu*wabl  befonbere  iBeftim* 
mungen  befteben.  sJead?  §.11  be*  ißre&gcfe&e*  vom 
7. 3)tai  1874  ift  ber  Derantmortlicbe  iKcbacteur  einer 
periobifeben  Srudidjrif  t,  »eldje  Slnjeiaen  aufnimmt, 
verpflichtet,  bie  ibm  von  öffentlichen  iöebörben  mit- 
geteilten iB.  auf  beren  Serlangen  gegen  iBejablung  in 
eine  ber  beiben  ndchften  Hummern  be*  ißlatte*  auf  ju= 


nehmen,  tveiteften  Umfang  vorgefebrieben  fmb  bie 
iB.ber  din  tr  aaungen  in  ba*  6  a  n  b  e  1 1 >r  e  g  i  ft  e  r  bureb 
ba*  ©erieht  ^ft  bie  iB.  einer  tinberung  nicht  erfolgt, 
fo  tann  ber,  bei  melchem  iene  5 ba tjadien  eingetreten 
finb,  biefelben  einem  dritten  nur  entgegenfei>en, 
menn  er  bemeift,  bafe  fie  bemfelben  betannt  waren. 
Umgetehrt  muf,  ein  dritter  bie  betannt  gemachte 
^inberung  ober  ba*  (Srlöfcbcn  gegen  fich  gelten  laffen, 
fofern  nicht  bie  Umftdnbe  bie  Ännabme  begrünben, 
bafe  er  bie  Ibatfacheu  nicht  getannt  habe  ober  niebt 
habe  tennen  müifen  f^anbel*gefeHbuch  §.  15).  6nt< 
fprechenbe*  gilt  für  (üntrdge  in  ba*  ©eno fienfebaft*; 
regifter .  in  bie  Cintrag*rolle  für  gemiffe  techrift^ 
werte  (§.  39  be*  ©efetje*  Dom  11.  *juli  1870),  in 
bie  3ci<benrolle  für  Ü^arenjeichen,  in  bie  patent- 
rolle,  in  bie  Stolle  für  (Sebraucb*mufter f  tn  ba* 
^Börfenregifter,  SJerein*regifter  (SBürgerL  ®efetjb. 
§.  74),  Scbiff *regifter  u.  f.  w.  Stufterbem  wenbet  ftcb 
bie  öffentliche  95.  ber  iBehörbe  an  unbetannte  t^v- 
f onen  bei  ä  u  f  g  e  b  o  t  e  n  ( f .  b. ) ,  an  betannte  sl>  ev 
fönen,  beren  mifentbalt  unbetannt  ift,  in  öffent- 
lichen 3uftellungen  unb  fiabungen.  Serartige  iB. 
erfolgen  auch  bureb  Sl  n  f  ch  l  a  g  (f.  b. ).  §m  allge- 
meinen ^ntereffe  werben  betannt  gemacht  Gntmüm 
bigungen  unb  Aontur*eröffnungen,  wie  ber  9lamc 
eine*  ernannten  itontur*verwa(ter* ,  SSermögen*' 
befchlagnabmcn,  bie  Serfebr*befchrdntungen  wegen 
Seuchen.  Cffentlich  betannt  gemaebt  wirb  bie  <Sr= 
nennung  von  iBeamten.  Sie  iBeröffentlicbung  von 
gerichtlichen  Urteilen  in  Straffachen  erfolgt  jur 
Warnung  ober  -,ur  ©enugthuung,  namentlich  in 
öbrentrdntung*iacben.  Sie  Dorgefcbriebenen  JB.  doii 
Sluttionen  unb  Subhaftationen  Derfolgen  u.  a.  auch 
ben  3wed  Don  Annoncen  (f.  b.).  iBiclfache  Miov 
fchriften  über  iB.  ber  Slttiengefellichaften  finben  fich 
in  bem  6anbel*gefe&bucb,  für  bie  i3eruf*genofien= 
febaften,  i'lltevc  unb  ^nDalibildteoerftcberung,  Iii: 
f aU*Derficberuug  in  ben  neuern  focialpolit.  ©efet^en. 

^m  Rouf uv-verfahren  haben  bie  Don  ber 
Seutfchen  Montur*orbnung  (§.  76)  Dorgefcbriebe- 
nen mancherlei  iB.  bureb  minbeiten*  einmalige  Q'm- 
rüdung  in  ba*jenige  iBlatt  )u  erfolgen,  ba*  jur  üBer= 
öffenthehunfl  amtlicher  58.  be*  ©ericht*  beftimmt 
ift.  Sa*  Honfur*gericbt  tann  jebod)  weitere  iB.  an= 
orbnen.  Sie  öffentliche  iBetanntmachung  gilt  auch 
bann  als  Aufteilung  an  alle  iBeteiligte,  wenn  baä 
©efek)  neben  berfelbeu  eine  befonbere  Aufteilung 
vorfebreibt.  Meutere  tann  nach  77  burch  Aufgabe 
jur  ^ioft  (f.  Aufteilung)  bewirft  werben.  9laeb"ber 
Cfterr.  Hontur*orbnung  (§.  254)  bat  bie  im  9Bege 
ber  iBeröffentlicbung  Dorgefchriebene  «ißerftdnbi' 
aung  ber  ^Beteiligten»  in  ber  :Hegel  burch  einmalige 
(^inrüdung  ber  Verfügung  in  bie  ju  gerichtlichen 
SB.  bestimmten  Aeitung*bldtter  ju  erfolgen,  welche 
auch  genügt,  wenn  iBerftänbigung  ber  einjelnen 
iBeteiligten  Dorgefcbrieben  ift.  Ifinen. 
«cfafHHctt,  ©attung  ber  Schnepfen,  f.  !Becaf= 
iBef  e  (fpr.  biht),  (£barlc*  lilftone,  engl.  Dteifenber 
unb  ©eograpb,  geb.  10. Ott.  1800  ju  Bonbon,  war  ju* 
erft  Kaufmann,  trat  nachher  al*  Stuben t  ber  iRechte 
in  Lincolu's  Inn  ein,  roanbte  fid)  aber  ich v  balb  Dor- 
jug*weife  biftor.,  etbnogr.  unb  philol.  Stubicn  ju, 
als  beren  gtucht  er  bie  «Origines  biblicae,  or  re- 
searches  iu  prinieval  history»  (iBb.  1,  Vonb.  1834) 
veröffentlichte.  Sa  biefe*  Dom  Stanbpuntte  ber 
ftrengften  iBuehftabengldubigteit  au*  Derfafete  ÜBert 
namentlich  in  Seutfcblanb  fcharfe  Ärititen  erfuhr, 
fo  fdjrieb  iB.  in  fieipjig,  wo  er  1837  unb  1838  bie 
©efcbdfte  be*  engl.  Honfulat*  Dertrat,  feine  «iBer= 


Digitized  by  Google 


634 


93efeljrte  ©djroeftent  —  SBeff 


teibigung  gegen  Dr.  $auluS»  (Cpj.  1836).  3m 
^rü^jabr  1837  reifte  et  mit  üttoore  nacb  ^aldftina 
unb  machte  bie  erften  DJteffungen  über  bie  &n- 
fenfung  be$  Soten  QJtecrS,  1840—43  ging  et  non 
Jebfcbura  nach  Scboa  in  Sübabeffmien,  hielt  ftcb 
ein  gabt  in  ber  ^roxrinj  ©obfcbam  auf  unb  reifte 
über  2Jlaf)aua  jurüd.  Tie  SRefultate  feiner  $ox- 
fcbungen  »äbrenb  biefet  gtofeen  SReife  »urben  in 
bem  «Journal  of  the  Geographical  Society»,  bem 
«Bulletin  de  la  Societe  de  göographie»  unb  ber 
Schritt  «Abyssinia.  A  statement  of  facta»  (Conb. 
1846)  »eröffentlid)t.  9tocbbem  er  con  feinet  Steife 
jurüdgetebrt  »ar,  erregte  95.  unter  anbernt  burd? 
bie  Schriften  «Essay  on  the  Nile  aud  its  tributa- 
rie$»  (Conb.  1847),  «On  tho  sources  of  tbe  Nile 
in  the  Mountains  of  the  Moon»  (ebb.  1848),  «On 
the  sources  of  the  Nile»  (ebb.  1849)  fo»ie  burcb 
fein  «Memoire  justificatif  en  rehabilitation  des 
peres  Paez  et  Lobo  »  ($ar.  1848)  unter  ben  ®eo- 
graphen  Huffehen.  2Rtt  Slntoine  b'Sbbabie  würbe 
er  in  einen  Streit  uerfcidelt,  inbem  er  in  ben 
Schriften  «A  letter  to  M.  Daussy»  (fionb.  1850) 
unb  «An  inqniry  into  A.  dAbbadie's  journey  to 
Kaffa»  (ebb.  1851)  ben  93e»eiS  ju  führen  fucbte, 
bafc  bie  Weife  beS  lebtetn  jur  ßntbedung  ber  91U» 
quellen  (1843—44)  erbietet  fei.  S)od)  l^at  fieb  93.S 
93cfcbulbigung  nicht  als  richtig  er»iefen.  Stuftet 
anbern  oerbienftoollen  Slbbanblungen  ift  noch  feine 
Arbeit  «On  the  geographical  distribution  of  Ian- 
guages  in  Abyssinia»  (ßbinb.  1849)  anjufübten. 

ben  •  Sources  of  the  Nile,  with  the  history  of 
Niiotic  discoTery»  (2onb.  1860)  ftellte  er  bie  <5rgeb= 
niffe  feinet  Untersuchungen  übet  biefen  ©egenftanb 

Sifammen,  naebbem  et  1848  eine  (*rpebition  untcT 
ialloblofcti  über  6anfibat  nad)  ben  Solquellen 
auSgefcbich  batte,  bie  abet  in  6anfibat  fdjeiterte. 
_  93on  1849  big  1853  beileibe tc  93.  bie  Stelle  eine« 
£  e  Ire  t  Ar-?  bei  ber  National  Association  for  the  pro- 
tection of  British  industry  and  capital,  gab  W&b-- 
renb  biefer  3«t  unter  anberm  ©errit  $e  93eerS 
«True  description  of  three  voyages  by  the  North- 
East  towards  Cathay  and  China,  undertaken  by 
the  Dutch  in  the  years  1594, 1595  and  1596»  für 
bie  Hakluyt  Society  heran -5  (Conb.  1853),  lebte 
bann  längere  3«t  auf  ber  3nfel  ÜRauritiuS,  reifte 
1861  mit  feiner  ©attin  nad)  3)amaSluS,  fucbte  in 
ber  Umgegenb  baS  £arran  ber  Patriarchen  auf  unb 
nerfolgte  ben  9Beg,  ben  Satob  auf  ber  flucht  ton 
bort  nach  bem  ©elobten  Canbe  eingeschlagen  haben 
foll.  (Sin  93ua>  übet  biefe  Steife,  «Jacob's  flight» 
(Conb.  1864),  febrieb  feine  ©attin;  er  felbft  gab  nur 
einen  langem  93ericbt  in  bem  Journal  ber  Conboner 
©eograpbifcben  ©efelli'cbaft  f&b.  32, 1862).  Stach 
Stilbruch  beS  RonflittS  mit  Slbefftnien  1865  erbot 
er  f\dj  jur  93efreiung  ber  ©efangenen,  reifte  auch 
nach  bem  SRoten  ÜJIeer,  bie  engl.  Regierung  nahm 
aber  feine  Sienfte  nicht  an.  3)te3  gab  bie  93eran' 
laffung  ju  feinem  93uch  «The  British  captives  in 
Abvssinia»  (Conb.  1867).  Später  hefuebte  er  noch  ben 
$fchcbel  en*9tur  im  Cften  beS  ©olfs  t>on  Stabab, 
ben  er  irrtümlich  für  ben  6inai  ber  Israeliten  hielt 
(«A  few  words  with  Bishop  Colenso  on  the  subject 
of  the  exodus  of  the  Israelites,  and  the  position 
of  Mount  Sinai»,  Conb.  1862;  «Discoveries  of  Sinai 
in  Arabia  and  of  Midian»,  ebb.  1878).  93.  ftarb 
31.  $uli  1874  in  Conbon. 
©ef  ehrte  «rfitucftcrn ,  f.  93eaten. 
©efehrung,  bie  entfebiebene  Ülbrccnbung  non 
einer  uorher  befolgten  vJtid?tfchnur  beS  6anbclnS, 


inSbefonbere  bie  ^utoenbung  ju  einem  anbern  reli* 
giöfen  ©lauben;  im  tbeol.  Sinne  ber  burcb  echten 
©lauben  beroirlte  Umfcb»ung  ber  ©efmnung. 

©ef enner,  f.  Confessor. 

©efenuet  bc*  «iehtö,  f.  Cuäter.  [lenntni*. 

©efenntnt«,  f.  ©eftdnbni«  unb  ©laubenÄbe» 

©efenntni^freihett,  f.  ©lauhenÄfreibeit. 

©efcutttuiiSfrhriftett,  f.  6pmbolifche  93üd>er. 

»erennrntöruechfel,  f.  «u3rrittauaber5Krcbe. 

4^cf  cnntni«3^roang,  bie  Verpflichtung  auf  reli* 
aiöfe93etenntni*fchriften(Spmhole).  2>ie  fatb.Hir*e 
■forbert  oon  einem  jeben  2lmt3tr«Sger  beim  :»Imt-: 
antritt  bie  Mblegung  beä  Jribentinifaien  ©lauben^» 
betenntniffe«,  ieht  mit  einem  bie  93efdjlüiie  tti 
9]ati!anifcb.en  Äonjile  betreffenben  3ufati,  in  eib* 
lieber  ^orm.  Äudj  vn  ber  eoang.  Äirche  würbe  früher 
faft  allenthalben  eibliche  93erpflichtuna  auf  bie 
93etenntni»fcbriften  geforbert.  ^e|jt  ift  bieg  in 
Seutfcbjanb  befeitigt;  eine  Verpflichtung  auf  bie 
93etenntni«fdjriften  erfolgt  teils  überhaupt  nicht 
mehr,  teiU  fotneit  (quatenus),  teil*  »eil  (quia)  fie 
mit  ber  Seifigen  Schrift  übereinfrimmen.  5?ie  über; 
einftimmung  mit  bem93etenntnid  ber  Äird*  mu|  bei 
iebem  ©eiftlichen  als  2Jorauäfe|ung  ber  93etleibung 
eine«  Smte«  betrachtet  »erben;  ein  93.  aber  in  bem 
f ormaljurift.  Sinne  ber  lath.  Äirche  »iberfpricht  bem 
eüang.  ©runbprineip  ber  freien  Schriftforfcbung. 

©efe«  (fnr.  bebtehfd».  1)  ftomitat  in  Ungarn, 
(f.  Karte:  Ungarn  unb  ©aluien),  grenjt  im 
919B.  an  ©rofelumaniensSjolnof,  im  StO.  an93i« 
bar,  im  SD.  an  Strab,  im  6.  an  ^fandb,  im 
SB.  an  Gfongrdb,  hat  3558  qkm,  (1890  )  258386 
meift  ettang.  Q.  (188781  2)iagparen,  56876  Slo* 
»afen),  barunter  58867  Sömtfcb:ftatbolifd)e,  7477 
©riechifch'Drientalifche,  92327  fiutherifche,  91 889 
5Hef ormierte  unb  7189  Israeliten,  unb  jerfällt  auftet 
ber  Stabt  93<id«=©Dula  in  bie  7  Stublbejirfe:  93., 
93«««(5faba,  «Bete* = (Sputa ,  ©poma,  SDroSbdja, 
SjanxiS  unb  Sjeghalom.  S)a£  Komitat  »irb  oft 
oon  überfebroemmungen  ber  9Beifeen,  Schwarjen 
unb  Schnellen  KörÖS  heimgefuebt.  £»auptftabt  ijt 
©pula.  Slderbau  unb  9iieb)ucht  hüben  ben  öaupt* 
nahrung*j»eig  ber  (!in»opner.  —  2)  ®r»§»öe- 
meinbe  tm  Komitat  93.,  eine  ber  dlteften  ungar.  @e* 
meinben,  am  3ufammenflu^  ber  Seifeen  unb  ber 
Sa>»arjen  Koro«,  an  bet  Nebenlinie  93.-5olbi?ar:93. 
ber  Ungar.  Staatebahnen,  hat  (1890)  25087  meift  rc* 
form,  magpar.  (?.,  Äaftell.  reform.  Untergpmnafium"; 
grofee  ^5uf  stenroirtf  d>aft,sißetjen-,  ^TOein  %  fycubi-  unb 
©emüfehau,  ACbernichj  unb  bebeutenbe  9iienenjucbt. 

mU8  $Uba  (fnr.  hehlehfdj),  ©roh  =  ©emeinbe 
in  Ungarn,  f.  ßfaba.  [f.  ©pula. 

©  cf  Cef  Wtj  ulo  (fpr.  bebfebfeb),  Stabt  in  Ungarn, 

©efjareit,  ein  bem  arabifeben  entlehnte*  türt. 
SSort,  foniel  »ie  ^unggefelle,  bann  Sölbner.  SU 
im  18. 3abrb.  bie  ftaatlidje  Crganifation  ber  Pforte 
erfchlaffte,  bilbeten  fid?  in  ben  93a(fanldnbem  93an« 
ben  non  93efitt(ofen,  bie  halb  com  Staube  lebten,  balb 
fieb  bem  SJieiftbietenben  oerbangen  unb  allgemein 
gefürchtet  »aren.  Surch  bie  türf.  iperrfchaft  in  Süb» 
Ungarn  nerbreitete  )\<b  biefe  $(age  auch  bortbin, 
unb  eS  ift  bort  bei*  fübfla».  93et  jar  noch  beute  im 
Sinne  beS  beutfeben  ©orteS  Strömet  in  ©ebrauch. 

©eff ,  ?ob.93apt.,  bab.  Staatsmann,  geb.29.Ctt. 
1797  ju  iriberg  im  bab.  Scb»arj»albe,  ftubierte  in 
Jreihurg  1816—20  bie  Siechte,  »urbe  1822  Mbnofat 
ju  ÜHeerSburg,  1826  in  ^reiburg,  1829  Slffeffor  bei 
bem  bortigen  iöofgericbt,  1832  "Hat  im  aitinifterium 
beS  Innern  unb  1837  9iicetanjler  heim  oherften  ®e« 


Digitized  by  Google 


Jöeffcr  — 

rid>t«hoJt(Cberpof0erid)t)  juSWannpeim.  6eitl83l  I 
war  er  2Jlitglieb  ber  3tt>etten  Äammer,  in  ber  er  fidj  ; 
raf  cb  eine  geachtete  Stellung  ficb  erte,  1 842—45  hmrbe 
er  jum  ^räfibenten  berfelben  getoäblt.  Wadjbem  1845 
sJtebeniu«  (f.  b.)  nrieber  an  bie  Spifce  be«  SRinifte* 
rium«  getreten  n>ar,  tourbe  JB.  im  9Jtärj  1846  al« 
Staatsrat  ebne  Portefeuille  jur  bödmen  JRermal: 
tung  berufen  unb  15. 5)ej.  be«felben  Sabre« 
3Rtnijter  be«  %nntxn  ernannt.  JBeim  2lu«brucb  ber 
SReoolution  von  1848  ergdnjte  JB.  ba«  Üflinifterium 
bureb  gleichgefinnte  flollegen  unb  uerfudjte,  im 
Gintlange  mit  ber  liberalen  Partei,  bie  frieblicbc 
Reorganisation  ber  Staat«orbnung  burd)  eine  JReihe 
tiefgreifenber  legi«latorifcber  Gnttrürfe  burcbju' 
führen.  5Jladj  bem  3lu«brud>e  ber  bab.  SRaireoolutton 
erbielt  JB.  1.  $uli  1849  feine  Gntlaffung.  1850 
trdbltc  man  ipn  in  ba«  Grfurter  Parlament  unb  in 
ben  bab.  Sanbtag ,  wo  er  toieber  jum  JBorfiteenben 
berufen  rourbe.  3lm  5.  Oft.  1851  trat  er  al«  $rän* 
bent  be«  J&ofgericht«  ju  JBruchfal  lieber  in  eine 
ritterliche  Stellung.  Gr  ftarb  22.  ÜJtdrj  1855  ju 
JBrucpfal.  JB.  &eröfTentlid?te:  «über  bie  binglicben 
^tcdjte  an  fiiegenfehaften  »  (ÄarlSr.  1831),  «2>ic 
JBeroegung  in  JBaben»  (33knnb- 1850),  roeldje  Schrift 
er  in  einem  «Nachtrag»  (ebb.  1851)  gegen  ben  bit» 
tern  Singriff  2Inblan>»JBir«ed«  (f.  b.)  »erteibigen 
mufete;  1832  begrünbete  er  bie  «Duellen  ber  grofe* 
berjoglicb  bab.  (Berichte»,  bie  er  bi*  1844  rebigierte. 

*cf  f  er,  »ug.  Immanuel,  $bilolog,  geb.21.  OTai 
1785  ju  JBerl  tn,  ftubierte  oon  1803  bi«  1 807  in  fcalle, 
»o  er  namentlich,  <y. «.  38olf  pörte.  1810  würbe  er 
jum  aufeerorb.,  1811  jum  orb.  JJJrofeffor  ber  Jßpilo: 
logie  an  ber  Uniuerfitdt  tu  JBerlin  ernannt.  $ie  I 
berliner  Sllabemie  ber  JfiMffenfdjaften  nabm  ihn 
1815  auf  unb  fanbte  ifrn  nach  Jßari«,  um  für  ba« 
«Corpus  inscriptionum  graecarum»  bie  Rapiere 
gourmont«  ju  benufcen.  3»«  3afe"  fPdta  ging 
er  nacb  galten,  um  in  ben  bortigen  JBibliotbeten 
Öanbfcbriften  ju  Dergleichen,  unb  befugte  auf  ber 
Wüdreife  1819 jum  brittenmal  Jßari«,  im  Sommer 
1820  Orforb,  Gambribge  unb  Conbon,  1839  aber: 
mal«  Italien,  juleht  Ceiben  unb  fteibelberg.  JB.  ftarb 
7.$uni  1871  ju  JBerlin.  $en  gleifr,  mit  weldjem  er 
an  allen  Crten  gcfammclt,  betunben  feine  «Anec- 
dota  graeca»  (3  JBbe.,  JBerl.  1814—21)  unb  feine 
Jertrecenfionen,  bie  unabhängig  t?on  frübern  2lu«* 
gaben  allein  au«  ftanbfdjriften  gefeböpft  finb.  3>ie* 
leiben  begreifen:  $lato  (10  JBbe.,  JBerl.  1814—21), 
bie  Sttifcben  «Rebner  (7  JBbe.,  Off.  1823;  4  JBbe., 
JBerl.),  »riftotele«  (4  JBbe.,  JBerl.  1831— 36),  Sertu« 
tfmpiricu«  (ebb.  1842),  Stbucpbibe«  (3  JBbe.,  Crf. 
1821;  in  einem  JBanbe,  ebb.  1824  unb  JBerl.  1832 
unb  1868),  Jbeogni«  (£pj.  1815),  Slriftopbane« 
(3  JBbe.,  Sonb.  1829),  ^hottu«'  JBibliotbet  (2  JBbe., 
JBerl.  1824),  bie  Scholien  jur  fÜia«  (3  JBbe.,  ebb. 
1825—27),  £>arpolration  unb  ÜJtöri«  (ebb.  1833), 
JUollux  (ebb.  1846).  Äritifcbe  $ertau«gaben  bat  JB. 
geliefert  t»on  JMpollobor,  JÄppolloniu« ,  JHppian, 
JJlratu«  (mit  ben  Scholien),  Täo  Gaffiu«,  lieber, 
JÖeliobor,  öerobian,  £>erobot,  3ofepbu3,  Sudan, 
^aufaniaä,  Jßlutarch«  parallelen,  JßolobiuS,  £iu 
ba* ;  auch  Don  Siüiud  unb  lacitu*  f oroie  »on  »er» 
fehiebenen  Schriften  beä  «riftotele«  unb  einigen 
ÜReben  beä  2)emofthene«.  3?em  Horner  gab  er  in  ber 
jtt?eiten,  «Carmina  Homerica»  betitelten  Studgabe 
(2  JBbe.,  JBonn  1858)  ba«  JBigamma  roieber.  Sein 
Anteil  an  bem  Bonner  «Corpus  scriptorum  historiae 
Byzantinae»  beträgt  »olle  24  JBdnbe.  3"  b«n  Äb« 
hanblungen  ber  berliner  »fabemie  bat  er  üiel  iRoma= 


Sefltibung  635 

nifcb,e«  publtjiert;  probencalifa^  ben  ^ierabra«,  alt» 
franjbftfcp  «La  rie  de  S.Thomas  le  martir»,  bie  'Mo 
mane  von  3(3premont  unb  von  «ylore  unb  JBlanaVflo* 
(le^tern  auet)  neugriechifch)  unb  «Li  contes  d'Erec» 
von  <Shte*tien  be  iroieS.  :}n  ben  «^onat^berid^ten 
ber  ttlabemie»  (ttug.  1850  bid  Slpril  1851)  vtu 
öffentlid)te  er  bie  a(tr>enet.  «Vulgaria»,  in  ben 
«Öomerifcben  JBlfittern»  (JBonn  1863  unb  1872,  bie 
SluSgabe  be«  2.  JBanbe«  nach  be«  JÖerfaffer«  Jobe 
bureb  feercher  beforgt),  roa«  er  junt  Horner  beutfeh 
gefebrieben.  —  JBgl.  Sauppe,  3ut  ©rinnerung  an 
sjJteinefe  unb  JB.  (in  ben  «Äbbanblungen  ber  f önigl. 
Oefellfchaft  bet  SDiffenfcbaftcn  »u  ©öttingen», 
JBb.  16,  1872);  G.  3.  JBeffer,  3ur  Grinnerung 
an  meinen  JBater  (in  ben  «sJ5reujj.  ^aljrbüdjern», 
JBb.  29,  JBerl.  1872). 

©eff  er,  eiifabetb,  bolldnb.  Sdjriftfteüerin,  geb. 
24.  3uli  1738  ju  JBlieffingen,  mar  mit  bem  reform, 
prebiger  9lbrtan  2Dolf f  terbeiratet.  9tacb  beffen 
5tobe,  1777,  lebte  fie  in  innigfter  ^reunbfehoft  mit 
ber  geiftreichen  9lgatb,e  ?  den  (f.  b.),  mit  ber  i\x- 
fammen  fie  i^re  »tcbtigften  SBerfe  fdjncb,auch  rodb-- 
renb  bc«  fog.  (Jnglifchen  Äriege«  nad)  tyranfreich  jog 
unb  f'ut  ju  SxcDour  nieberhe^.  SRit  ibr  teerte  fte 
1798  jurüd  unb  lebte  im £>aag,  Wo  fie  5.  ftoo.  1801 
ftarb.  ^bredtomane  «Historie  ran  Willem  Levend» 
(8  JBbe.,  Jflmfterb.  1785;  beutfeb  bon  SWüUer'3ftehoe, 
4  JBbe.,  JBerl.  1798-1802),  «Historie  van  Sara 
Burgerhart»  (2  JBbe.,  neue  Xufl.  1886;  beutieb, 
2  Sie.,  fipj.  1788),  «Abraham  Blankaart»  (3  JBbe., 
illmftcrb.  1787)  unb  «Cornelia  Wildschut»  (6  JBbe., 
ebb.  1793—96;  beutfeb  oon  2RüUer«3|eboe  al« 
I  «Äldrcben  ÜDilbfcbütt",  2  JBbe.,  JBerl.  1800)  gelten 
al«  tlafftfd).  —  JUgl.  oan  JBloten,  E.  Wolff,  geb.  B. 
Levens-  en  Karakterbeeld  eener  groote  vader- 
landsche  vrouwenschrijfster  (öaarlem  1880)  unb 
Losse  proza-stukken  en  brieven  (ebb.  1866). 

©effer,  Gmft  Immanuel,  3urift,  Sobn  »on 
3lug.  Immanuel  JB.,  geb.  16. 3lug.  1827  ju  SBerlin, 
ftubierte  bie  SHecbte,  war  1849—52  Dffijter,  babili* 
tierte  fuh  bann  ju  &alle  unb  mürbe  bort  au^er- 
orb.  JJJrofeffor.  1857  rourbe  er  orb.  Jßrofcffor  bei 
tHechte  in  @reif«»alb,  1874  in  ^eibelberg.  JB. 
febrieb:  «2)te  proieffualiiche  Honfumption  im  flaf* 
fifchen  röm.  SRecht»  (JBerl.  1858),  «Iheorie  be«  l?eu« 
tigen  Strafrecbt«»  (JBb.  1,  2pj.  1857—59),  «$ie 
•Jlltionen  be«  r&m.  Jprioatrecht«»  (2  JBbe.,  JBerl. 
1871  —  73),  «JDa«  üiecht  be«  SBefifee«  bei  ben 
Wörnern»  (ßpj.  1880),  «über  bie  ßoupon«projefie 
ber  öfterr.  GifenbaljngefeUfcbaften»  (SDeim.  1881), 
«Softem  be«  beutigen  ^anbeltenredjt«»  (JBb.  1—2, 
ebb.  1886—89),  «Uber  ben  Streit  ber  biftor.  unb 
pbilof.  9ted)t«icbulc»  (öeibelb.  1886),  «Gmft  unb 
Scberj  über  unfere  ©iffenfehaft»  (8pj.  1892).  1857 
—63  gab  er  mit  lllutber  unb  Stobbe  ein  «Jahrbuch 
be«  gemeinen  beutfeben  iMedjt«»  betau«,  fpäter  mit 
s^bjl  einige  $abtgänge  oer  «Äritifchen  sBierteljabr«- 
febrift  für  ©efehgebung  unb  JRedjt«tt)ifienfchaft». 
JB.  ift  ferner  JBerf äffet  »ieler  JUbhanblungcn ,  aud> 
be«  anonpmen  «sBon  btutfeben  ^ochfcbulen.  SUerU» 
ma«  ba  ift  unb  loa«  ba  fein  follte»  (JBerl.  1869). 
über  «Spftem  unb  Sprache  be«  Gntnmrf«  eine« 
JBürgerlidjen  ©efefebueb«  für  ba«  3)eutfa>e  Sieicb» 
fdjrieb  er  in  ben  oon  ihm  unb  0.  ftifebet  betau«- 
gegebenen  «JBciträgen  jur  Grlduterung  unb  S8eur= 
teilung»  biefe«  Gntrourf«,  fceft  2  (JBerl.  1888). 
^eflciben  (oon  SWaucrroerf ),  f.  Jöerblenben. 
«cflcibung,  fooiel  wie  Äleibung  (f.  b.).  $ie 
militdrifcbe  JB.,  früher  Kontur  (fr3.)oberüRon  = 


Digitized  by  Google 


630 


©cfletbungSamt  —  SBeflemmung 


tierung  genannt,  nutfite  ber  Solbat  bis  in  bas 
I7.3abrb.,  gleid)  ber  Ausrüftung  unb  ©ewaffnung, 
1'elbft  beschaffen;  feit  GinriAtung  ber  fteb,  enben  Jöeere 
forgt  ber  Staat  bafür.  2>a  bicfe  93.  gleichförmig 
gef  cbab,  nannte  man  fie  f^ätcr  Uniform.— ©egem 
mdrtig  unterf  djeibet  man  im  beutfeben  öeere :  @  r  o  B ; 
tmb  KleinbetleibungS'  (früher  aRontierungS-) 
ftfide.  3"  1*  fitem  gehören  öemb  unb  Scbubjeug, 
wofür  Unteroffijicre  unb  ftabnenjunter  aud)  eine 
<5}elbentfcbdbigung  begeben  (önnen;  ju  erftern  SHod, 
Hantel,  f>ofe,  äalsbinbe,  Srillidjjade,  Unterböte, 
Sitetofa.  über  Anfertigung  ber  ©.  f.  ©cUeibungs* 
wirtfobaft. 

Aucb  in  ben  Uniformen  tomrnt  niebt  nur  Das 
militdr.  ©ebürfnis,  fonbern  ebenfo  febjc  bieiewei* 
<ige  SRobe  fowie  ber  ®efamtd>arafter  einer  3eit» 
periobe  unb  eine«  ©olt*  jum  Ausbrud.  daneben 
i'ucfc  te  man  melfad)  bas  Vorteilhafte  ober  ©efdUigc 
gewiffer  9iattonaltrad)tcn  für  bie  Uniformierung 
beftimmter  Truppenlörper  ausjunufcen  (jjufaren, 
Ulanen,  ©erfaglieri,  febott.  JHegimenter,  3uaoen, 
Turlos  u.  f. ».).  3«  frühem  Beiten  mar  aufeerbem 
bas  ©eftreben  majjgebcnb,  ben  Solbaten  burd)  feine 
itletbung  jugleid)  gegen  feinblidjeSaffenjufdjü&en. 
3bren  £>öbepuntt  erreichte  biefe  9tid)tung  in  ben 
mittelalterlichen  SRitterrüftungen.  3n  bem  üfiafec 
wie  bie  Feuerwaffen  allgemeiner  mürben  unb  fid) 
vervoUfommneteit,  üerlorcn  bie  Scbu&roaffen  an 
©ebeutung;  überbleibfel  berfelben  aber  baben  ftd) 
bis  jum  beutigen  Jage  in  einjelnen  ©eftanbteilen 
ber  Uniformen  erbalten  (fo  im  Hürafe,  Selm,  in  ben 
<5pauletten,  fteifen  &al£tragen,  Knöpfen  an  ben 
flrmelauffcblägen  u.  f.  id.).  3n  aUen  Armeen  geb,  t 
bas  ©eftreben  babin,  bie  ©.  von  unnütjem  3ierat  ju 
befreien,  namentlich,  fofern  er  eine  <3emid)tSDermeb* 
Tung  bebingt  ober  bem  QJegner  hefonbers  auffällt. 

3n  ber  ©efeftigungstunft  nennt  man  ©.  bas 
belegen  Don  ©öfebungen,  bie  fteilere  als  ganje  An-- 
<age  baben,  mit  (frbe,  Siafen,  Straucbmert,  $afcbi= 
nen,  Sdjanjlörben,  Sanbfdden  ober  &olj.  Sie  IB. 
mit  (hbe  erfolgt,  inbem  man  eine  Sanbböfdjung 
mit  einer  etwa  fufjbiden  Scbidjt  Sebmboben  belegt 
unb  biefe  fcftftampft  (Vladage).  ©ei  ber  8.  mit 
IHafen  unterfebeibet  man  Kopfrafen  (toenn  aus= 
^eftoebene  Stafenftüde  mager  echt  fo  übereinanber  ge* 
febiebtet  werben,  bafc  ihre  Köpfe  bie  äufcern  gläcben 
bilben)  unb  Sedrafen  (wenn  man  eine  flache  ©ö= 
fdjung  mit  gröfeern  SRafenftüden  belegt).  SrrauaV 
toert  unb  ftlecbtwert,  ebenfo  ftnfcbinen  unb  Scbanj= 
(örbe  werben  bureb  fpi&e  Vfäble  bei  ber  ©öfebung 
befeftigt,  b.  b-  »eranfert.  öoljbelleibung  ift  wegen 
ber  Splitter  nur  bei  fteilen,  bem  feinblidjen  (jeuer 
nicht  auSgefe&ten  ©öfebungen  anwenbbar. 

« c f  1  c t b u ug c< a mt,  f onft KorpSbetleibungS* 
Amt  genannt,  eine  ^kbörbe  }ur  Verwaltung  ber 
^ueboorrdte  bed  Slrmeetorpd  unb  uir  ©efdbatfung 
ber  $ud)e  unb  2ö<Sf  d?e  für  ben  Hafernem  unb  i'a  jarett; 
baufbalt  fowie  für  üebrinftitute.  $ür  bie  Gruppen 
übernimmt  ba*  93.  auf  ber  HorpSwerfftatt  autb  bie 
fterftellung  üon  SJelleibung,  namentlid)  oon  6djubs 
seug.  3"  iebem  beutidjen  Ülrmeelorp«  gebört  ein 
tö.,  welches  ft*,  oom  3.  (Spanbau),  7.(2)ünelborf), 
<J.  (Hamburg)  3lrmec!orpd  abgefeben,  am  Si&e  bea 
^enerallommanbo«  befinbet.  Sie  9).  beim  18.,  19. 
<2.  fädjf.j  unb  3.  baor.  9(rmeetorpd  fmb  (Anfang 
1901)  noeb  ntdjt  errichtet.  Sin  ber  Spitt e  ftebt  ein 
Stabsoffizier liut  bem  Stange  eines  9iegimcnt»com: 
manbeurs  als  S3orftanb,  bem  eine  Slnjabl  Stabs- 
«Fmicre  unb  &auptlcute,  mebrere  Ober«  unb  Unter» 


beamte  fowie  eine£anbmerferabtei(ung  Don80Cb« 
nomiebaubmerfern  unb  3  SanbwerlSmeiftern  unter« 
fteüt  fmb.  oin  Kriegsfälle  baben  bie  SB.  belfenb  etn- 
jugreifen  unb  werben  baber  anfebnlid)  verftdrtt. 

Jöcflctbungöinbuftric  <  löcrufdgcnoffcn^ 
fdmft,  für  bas  ©ebiet  bes  25eutfdjen  iReidjS,  obne 
Settionsbilbung,  bat  ibren  ciu  in  ^Berlin.  1899 
beftanben  4620  ©«triebe  mit  173224  t>erfid?erten 
s^erfonen,  beren  anredjnungsfabige  3abre^lob«« 
110450730  Uli.  betrugen.  Sie  ^abreseinnabmrn 
beliefen  fid)  auf  379764  SR.,  bie  Ausgaben  auf 
358962  m.,  ber  SKeferoefonbs  (Snbe  1899  auf 
505070  3».  Gntfcbäbigt  würben  417  UnfdUe  (2m 
auf  1000  nerfidjerte  ^erfonen),  barunter  12  UnfdUe 
mit  töblid?em  SluSgana.  Sie  Summe  ber  gejablten 
Gntfcbäbigungen  cinfdjliefelicb  ber  Kenten  für  Un= 
fdlle  aus  frübern  3abren  betrug  300968  3K.  (S. 
©erufSgenoffenfobart.) 

»öcflcibungoffommifrtoncn,  ®cfletbung<?= 
orbnuna,  [.  ©elleibungewirtfcbaft. 

»öcflcibung^roirtfrtjaft.  ^eber  Truppenteil 
bes  beutfeben  JDeers  (Regiment  ober  felbftdnbiges 
Bataillon)  bat  feine  eigene  bie  bie  ^riebens:  unb 
Kriegsformationen  mtt  ben  erforbcrlidjen  SBeflei- 
bungSs  unb  31usrüftungsftüden  ju  »erleben  bat. 
'mix  bie  erfte  Slusftatrung  werben  jebem  Truppen^ 
teil  bie  nad?  ben  GtatSpreifen  ber  einjelnen  Stüde 
bemeffenen  Littel  ober  bie  Stüde  in  Statur  über; 
wiefen.  2>iefelben  bilben  ben  etf  ernen  SBeftanb, 
ber  jeberjeit  in  fertigen  felbbraudjbaren  Stüden  be* 
reit  liegen  mufj.  mi  Sntfcbdbigung  für  bie  2lb- 
nu|(ung  wirb  allidl?rlid>  eine  Gtelbabfinbung  ge> 
wäbrt,  beren  jwedmdfjige  9krwenbung  Sacbe  ber  93. 
ift.  fichterc  f oll  uiv  Scbonung  bes  eifernen  ©eftanbes 
bie  ©ilbung  oon  OebraudjSgarnituren  ermöglidjen. 
—  Sin  ber  Spi&e  ber  ©.  ftebt  ber  Gommanbeur  beS 
betreffenben  Truppenteils.  Sein  Organ  ift  bie  93  e  = 
tleibungstommifiion  (Dffiiiere  bes  Truppen« 
teils  unb  ber  3ablmeifter).  3br  liegt  ob  bie  93er 
waltung  ber  Sötrtfdjaftsfonbs,  Slusfübrung  ber  ©e= 
febaffungen,  älufbewabjrung  unb  Sidberung  fowie 
Sluffrifcbung  ber  no<b  ungebrauebten  ©eftänbe,  bie 
iäbrlid?e  Slbfinbung  ber  ©ataillone  u.  f.  w.  Se&tcre 
baben  jur  Verwaltung  ber  Kriegs beftdnbe  unb  :Hb  - 
f)nbung  ber  6o»npagnien  u.f.  w.  gleidSfalls  ibre  ©c- 
fleibungsfommiffionen.  3)ie  jäb.rlidjen  ©efdjanun« 
gen  unb  Anfertigungen  (^abresfontingente)  erfolgen 
nacb;  einem  von  ber  ©etleibungslommiffton  aufju- 
ftellenben  ffiirtfdjaftsplanc.  Soweit  ber  Truppen^ 
teil  biefe  nia?t  felbft  ausführen  will  ober  tann,  bat 
erbieUnterftügungbes©elleibungsamtes(f.b.) 
feines  StrmeelorpS  in  Slnfprud}  ;u  nepmen.  —  2)ie 
©.  ber  Truppen  wirb  burd)  bie  ©etleibungsorbnung 
(1.  Tl.  vom  26. 3Jtorj  1888, 2.  Tl.  öom  12.  $ej.  1895) 
geregelt,  bie  ©efchaffungen  erfolgen  nach  ber  3ier= 
bingungsnorfdjrift  öom  30.  C!t.  1889.  5)iefe  Selbft- 
bewirtfdjaftung  ber  Truppen  finbet  ftcb  nur  beim 
beutfeben  öeere.  9Jei  ben  übrigen  grö^em  Armeen  er* 
folgt  bie  Ausgabe  ber  ©elletbung  unb  Ausrüstung 
meift  aus  SDepots,  beren  Füllung  ber  ^eeresocrwaU 
tung  obliegt.  Tie  beutf  <be  ©.  bat  ben  ©orjug  größerer 
>öcf lemmrerht,  f.  (irbpaebt.  [ 3panaiufeit. 
©cf icmmuufl,  baS  ©efübl  bes  erfebwevten  unt> 
beeinträchtigten  AtmenS,  tritt  auf,  fobalb  bie  dr« 
Weiterung  unb  Verengerung  ber  ©mftböble  beim 
Aus*  unb  (ünatmen  befdjrdnrt  ift  Sie  wirb  be» 
bingt  burd)  med)an.  ©erengerung  ber  ©ruftböble, 
burd)  Krompf  (Aftbma),  burd)  fidbmung  fowie  burd) 
ber  ©ruftmusteln  ober  burd)  Qnt* 


Digitized  by  Google 


93efrönung  —  ©ctogerungSartiacric 


637 


jünbung  unb  Kongeftion  ber  Sungen ,  bureb  Slnfül*  i 
lunfl  ber  itfruftböble  mit  ©äffet,  93lut  ober  fiuft, 
bureb  organifebe  gebier  beS&erjen*  fowie  bei  ftarter 
Slnfüllung  be*  üTlagcn«  unt>  übermä&iger  ®a*an* 
fammlung  im  2)armfanal.  ferner  entitebt  bie  93. 
bann,  wenn  bie  cinjuatmenbc  2uft  entweber  ju  febr 
wrbünnt  (j.  93.  auf  febr  boben  93ergen)  ober  auch  burtb 
Kompreffion  ju  febr  oerbidjtet  (j.9J.  in  berJaucber* 
glocfe)  ift.  93i*weilcn  wirb  ba*  ©efübl  ber  5Ö.  auch  I 
burd)  eine  pfpcbifcbe  Slffcltion,  in*befonbere  bureb 
beprimicrenbc  ©emütsbemegungen  rcranlafrt.  2)ie 
SBirfungen  ber  93.  befteben  in  bem  ©efübl  grofeer 
Stngft,  in  33ebinberung  ber  tfunttion  ber  Stimm» 
uno  Spracbwerfjcuge,  in  Störung  be*  93lutum= 
tauf*  u.  bfll. 

ittcfrönung,  21  uff  ah,  in  ber  93aulunft  ber 
obere  Slbfcbluft  cincS  93auglicbcS  ober  eine*  ganjen 
93aue*  bur<b  ©efimfc,  ©iebcl,  Slttifa  ober  93aluftrabc. 
Sie  33.  über  Spüren  f  genftern  unb  Diifdjen  nennt 
man,  falls  fie  in  ©iebelform  gehalten  ftnb,  9icr* 
baebung  (f.  b.). 

^effice*  (fpr.  belfcbitfcb),  ©uftatj,  ungar.  $ublh 
*ift  unb  -Bolitirrr,  geb.  9.  gebr.  1847  ju  ©ama*  im 
Komitat  Somogp,  war  1884—94  ÜJtitglieb  be*  $ar» 
lamentS,  n>o  er  ber  liberalen  Partei  angebörte.  93on 
feinen  ©erfen  (in  ungar.  Sprache)  frnb  ju  nennen : 
«©efebiebte  be*  SualiSmuS»  <93ubapeft  1892),  «Sic 
Ausbreitung  ber  ungar.  5)laffe  unb  ibre  nationale 
Konfolibation»  (ebb.  1896). 

©eftäfefci  (türt.),  Scrwifcborbcn  (f.  Serwifcb). 

üöcfummcrn  (uon  Kummer,  b.  i.  Slrreft),  mit 
3Mcblag  belegen.  2>crSlu*brud  wirb  nicht  mebr  ge« 

©cl,  babplon.  ©ottbeit,  f.  93aal.  [brauet. 

tBtt,  'JDlattbiaS,  ungar.  ©cfd?ia?tf Treiber,  geb. 
24.  SWfirj  1684  ju  Dcfooa  im  Komitat  Sohl,  ftu= 
bierte  feit  1704  in  Salle  unb  würbe  bafelbft  fiebrer 
am  SBaifenbaufe,  tarn  1714  al*  euang.  ^rebiger 
nacb  9leufobl  unb  »on  ba  1719  als  5Hcf  tor  be*  eüang. 
SpceumS  nad)  ^reftburg,  wo  er  bi*  ju  feinem 
29.  Stug.  1749  erfolgten  lobe  wirtte.  93.  war  SDlit» 
glieb  ber  Sttabemien  con  9Jeter*burg,  fionbon 
unb  93erlin.  Seine  fiauptmcrlc,  bie  fid)  bureb  ihren 
Reichtum  an  Stoff  auSjeicbncn,  finb:  «Hungariae 
antiquae  et  novae  prodromus»  f-Jiürnb.  1723), 
«Adparatus  ad  historiam  Hungariae»  OBrefjb. 
1735 — 46)  unb  a  Notitia  Hupgariae  novae  histo- 
rico-geograpbica»  {4  93be.,  SBien  1735—42,  uns 
ooUcnbet).  Slucb  bie  unter  ÜJkliböi*  tarnen  er- 
febienene  Schrift  «2)er  ungar.Spracbmeifter»  (v$ref$b. 
1729;  13.  Äufl.  1829)  ift  Don  18.  »erfafet. 

©d,  Karl  Jlnbr.,  öiftorifer,  Sobn  be*  torigen, 
geb.  13. 3uli  1717  in  <jjrefeburg,  ftubierte  in  Slltorf. 
$ena  unb  Strafeburg,  würbe  1743  aufeerorb.,  1757 
orb.  ^rofeffor  ber  xicbtlunft  in  Seipjig ,  wo  er  bie 
«Acta  Eruditorum»  rebigierte  unb  1753  —  81  bic 
«fie ipjiget  gelehrte  3eitung»  berau*gab.  Gr  nabm 
fid)  5.  april  1782  in  einem  Einfall  Don  Schwermut 
felbft  ba*  Beben.  Sein  ftauptmert  ift:  «De  vera 
origine  et  epoeba  Hunnorum,  Avarorum,  Hunga- 
rorum  in  Pannon: ;  (2pj.  1757). 

<8d . . . ,  in  flow.  Manien,  f.  93jcl  — 

Bei.,  bintcr  lat.  Siemamen  Slbfürjiing  für 
Pierre  93elon  (fpr.-I6ng),  einen  franj.  3lcifenbcn 
unb  Zoologen,  geb.  1517  ju  Souletit^rc  in  iUlaine, 
geft.  1564.  Ct  febrieb  eine  «llistoire  naturelle  des 
estranges  poissons  marins,  etc.»  (sl$ar.  1551)  unb 
«I/histoire  de  la  natnre  des  oyseaux»  (ebb.  1555). 

*B*Iä,  häufiger  Ortsname  in  Ungarn.  2?er  bc 
beutenbfte  Crt  barunter  ift  bie  ©rofp©cmcinbe 


93.,  ungar.  SjepeS-Ma,  in  ber  3»P*  Unf*  vom. 
^ioprdb,  an  ber  2inie  vl>erräb  •  Aolla  •  Ücbolin  ber 
Hafd^au -Dberberger  Gif enbabn,  mit  (1890)  2225- 
meift  beutfeben  G.  (542  Slomafen),  lebhafter  Klein* 
inbuftric,  gladjSbau,  Seinwanbweberei  unb  SBacboh 
berbranntwein«93Tennerei.  3) er  Ort  wirb  in  neuefter 
Reit  uon  Sommergfiften  befudjt.  3"  ber  9tflbe  eine 
Stropffteinböble,  1881  entbedt  unb  auf  3  km  ju- 
gfinglid?. 

©cla,  Titanic  von  vier  ungar.  Königen  au*  ber 
«rpdbifajen  Spnaftie.  53.  I.  (1060—63)  ftürjte- 
feinen  33ruber  Stnbrea*  I.  uom  Jbrone,  ftarb  aber 
fdjon  1063,  al*  eben  ein  beutfdje*  |>eer  bie  ©ren3t 
überfebritten  hatte,  um  bem  ^rinjen  Salomo,  be* 
Mnbrcaä  Sohne,  ju  feinem  3Rcd?te  ju  verhelfen.  — 
93.  U.,  ber  33linbe  (1131—41),  hatte  mehridhtige- 
Rdmpfe  mit  bem  ^irdtenbenten  93oric*,  einem  Sohne 
feine*  Cheim*  Koloman,  jii  he[teben,  fdjeint  aber 
bann  bie  Oberhoheit  über  33o*men  unb  bie  nörbl. 
Öerjegowina  (Stoma)  gewonnen  ju  haben.  —  93.  III. 
(1173 — 96),  in  Konftantinopel  erjogen,  führte  nadr 
bpjant.  SKufter  namentlich  im  Kanjleimcfen  manche 
Reformen  ein  unb  benufcte  bie  ©irren  im  Oft« 
römifchen  SReiche,  um  bie  ueriorenen  rroat.:balmat. 
©ebiete  wieber  an  ftd)  ju  bringen.  —  93.  IV.  (1235- 
—70),  Sobn  jene*  Slnbrea*  IL,  bem  ber  Sbel  bie 
©olbene  93ulle  (Ungarn*  SRagna  Gbarta)  ahge« 
brungen  hatte,  fud)te  bureb  iflicberbaltung  be*> 
Stbel*  ba*  alte  lönigl.  Slnfeljen  mieberber^uftellen 
unb  erregte  baburd?  allgemeine  UnjufriebenbeiL 
Sl*  1239  bie  Kumancn  cor  ben  anbringenben 
SJlongolen  nach  Ungarn  flüchteten,  nahm  93.  beren* 
dürften  auf  unb  wie*  ben  ftremblingen  SBobn* 
plfihe  an.  !55ie*  hatte  jur  ftolge,  bafe  bie  2)con» 
golen  1241  in  Ungarn  anfielen  unb  ben  Khnig  am 
Sajöfluffe  in  bie  flucht  fchlugen.  93.  fanb  ein  ?lfpl 
in  ßfterreich,  aber  erft  naebbem  er  bem  öerjoge 
^riebrich  II.  feine  Scbäjje  ausgeliefert  unb  brei 
Komitate  abgetreten  hatte.  SU*  bie  Mongolen  1242 
auf  bie  Nachricht  »om  2obe  ihre*  Ghan*  Ungarn 
wieber  oerliefeen,  lehrte  93.  in  ba*  Sanb  jurüd  unb 
lief  e*  iefct  feine  Sorge  fein,  bureb  Söieberaufbau  her 
jerftörten  Orte  unb  öerbeiruf ung  neuer  Slnficbler  bie 
Spuren  her  bureb  bie  ^Mongolen  angerichteten  93ers 
beerungen  ju  üerwifdjcn.  i^on  feinen  jablreicbcn 
fpätern  Kriegen  waren  bie  um  ben  93efifc  eine*  2eile* 
ber  i'Änber  webrid)*  non  Cfterreicb  ganj  erfolglos. 
?lucb  bie  üoer  bie  fübl.  9tad?barlänbcr  erworbene 
Oherbobeit  blieb  eine  unficbere  unb  nur  bie  £>err' 
fchaft  über  93o*nicn  unb  baS  nörbl.  Serbien  (ba* 
DJtacbower  23anat)  würbe  behauptet.  93.  ftarb  1270,. 
naebbem  noch  bie  Gmpörung*t«rfuehe  feine*  Sohne* 
Stephan  ihm  bic  lebten  üebcnSiabre  ©erbittert  hatten. 

«telä,  c^ceh.  5came  be*  ftluffe*  93iela  (f.  b.). 

©tlÄ,  Stabt  in  Böhmen,  f.  SBeiftwaffer. 

«cläbjarab.,  Plural  »on  93eleb),  richtiger  93i« 
lab,  f  omcl  al*  Canbgebict,  93ejirl,  f  ommt  oft  in  arab.* 
geogr.  Hainen  i>or,  wie:  93eläbs93efeharab,  eine 
großenteil*  von  Brufen  hewobntc©ebirgS(anbfebaft 
im  afiat.stürt.  2Bilajct  2>amaofu*  (Spnen);  93.  e** 
Subctn,  fooiel  wie  Suban;  93.  el'Jalrür  (b.  b. 
Canb  ber  jum  ^Starn  93elebrtcn,  im  ©egenfab  su 
93.  el  =  2Jiabfchu*,  ben  fübl.  $>eibenldnbern)  ift 
Slaebfuban  ober  9tigriticn  (f.  Suban). 

^efabung,  f.  i'abung  (fecreehtlieb). 

Belagerung,  f.  görmlicher  angriff. 

*el ngcrinig^artill er ic.  Sic  9i.  wirb  nad?  33e* 
barf  au*  ben  Truppenteilen  ber  ftufeartillcrie  ge* 
hübet,  unb  jwar  fowobl  au*  benen,  bic  als  «febwere 


Digitized  by  Google 


638  üöelagerungSgejdjüfce  - 

Artillerie  bc«  f>eere«»  orgamftert  fmb,  wie  au«  ben 
übrigen;  aud)  tann  ftelbartillerie  baju  herangezogen 
werben.  Sa«  Nähere  f.  Artillerie  unb  3eftung*trieg. 

Jöclogeruiifltjtflcfrfjütjc,  ©efcbü&e  aller  Art, 
fcie  bei  ber  üBelagerung  von  geftungen  benujjt 
werben  (f.  Artillerie,  ArttUeriebelagerungStratn 
unb  ÖefAüj» i. 

©elagcruugtjmafdrincn,  f.  Hrieg«maf(hinen. 

itf  clagcrungctmünjcn,  Dtotmfinjen  (f.  b.),  bie 
in  belagerten  flauen  bergeftellt  mürben,  um  3ab= 
lung«mittel,  meift  zur  ÜBefolbung  ber  Gruppen,  ju 
f  cbaffen;  fte  fmb  oft  unvolltommen  geprägt  unb  bei 
Langel  an  geeignetem  2Jtetall  fogar  au*  wertlofem 
SJtaterial  (2eber,\Bappeu.bgl.)  gefertigt  roorben.  60 
würben  wdbrenb  ber  Belagerung  von  3ülicp  1610 
burch  ben  Äommanbanten  >h.  von  9taufd>enberg 
ÜBrucbftüde  be«  filbernen  2afelgefd)irr«  mit  Sert 
Rempeln  verfeben  unb  al«  1— 10=®ulbenftüde  ver* 
au«gabt,  in  ähnlicher  Söeife  wdbrenb  berS8elage= 
rung  Dolberg*  1807^appftüde  mit  Äommanbantur= 
ftempel  al«  2,  4  unb  8  ©rofepen.  —  Sgl.  3Rai(let, 
Catalogue  descriptif  des  monnaies  obsidionales 
«t  de  necessite  (2  ÜBbe.  u.  -.Ulla*,  SBrüff.  1866—73); 
Traufe,  gelb»,  9tot--  unb  üBelagerungSmünzen  (üBerl. 
1897).  [unb  ^ngenieurbelagerungäparf . 

©clöfleniitg*toatf,i.ArtiUeriebelageTung*parl 

SBclagenmgäftanb,  f.  üBclagerungSjuftanb. 

«elagerungcitratn,  f.  ÄrtiUeriebelagerung*» 
train  unb  3ngenieurbelagerung«tratn. 

»elagerungdauftanb  ober  Sielagerung«* 
ftanb  (fa.  6tat  de  siege),  in  erfter  SHnie  berjenige 
feiner  9(aiur  nad)  immer  vorübergehenbe  äuftanb, 
ber  traft  einer  befonbem  öffentlichen  ÜBertünbigung 
bei  oberften  örtlicpen  2)tilttärautorität  eintritt,  wenn 
t>er  $lat)  von  ber  ÜBefafeuna  gegen  ben  Singriff  be* 
geinbe«  gehalten  werben  f oll  unb  bie  müitär.  Btoede 
unb  SBebürfniife  alle  fonftigen  SHüdfubten  berart 
beberrfeben,  bap  auch  für  bie  Sioilbevöllerung  bie 
9)(ilttdra.ewalt ,  bie  ÄriegSgefe&e  (SRarrialgeiefre) 
unb  Äneg«gericbte  ganj  ober  teiliveife  an  Stelle 
fcer  bürgerlichen  ©efefce  unb  ber  normalen  richten 
lidjen  wie  ÜBerwaltungSbebörben  treten.  ÜBirb  ein 
^anjer  ÜBejirt  in  ÜB.  verfe&t,  wa«  in«befonbere 
bann  »u  gef (beben  pflegt,  wenn  man  wegen  ber 
ungültigen  ©efmnung  ber  üBevölferung  naebtei» 
iige  6injtüiie  auf  bie  Gruppen  unb  bie  militdr. 
Operationen  fürchtet,  fo  fpriebt  man  von  Krieg«; 
ftanb  (militärifcher  5).).  Auch  in  gällen  eine« 
brobenben  ober  auSgebrocbcnen  ÜBoltSaufftanbe« 
lag  e«  nahe,  oon  feiten  ber  9tegierung  bie  Analogie 
Pe*  Kriege*  in  Anmenbung  ju  bringen  unb  bie  le 
treffenben  Orte  ober  ©egenben  unter  Sufpenfion  ber 
normalen  Autoritäten  unb  ©efefce  in  ben  ÜB.  ober 
Krieg*ftanb  ju  verfemen  (fog.  poiitif eher  [bürger- 
licher] 9.  ober  Krieg*ftanb).  ^n  biefem  Sinne 
gehört  ber  ÜB.  unter  ben  allgemeinen  SÖegriff  ber 
freibeitSbefdjräntenben  Au*nabmemajjregeln,  wie 
AuSnabmegefe&e  (f.  b.),  Ausnahmegerichte  (f.  b.), 
SBertünbigung  ber  Aufrubratte,  ÜBertünbigung  be* 
Stanbrecpt*  (f.b.),  ift  aber  umfaffenber  unb  brüdem 
ber  al*  biefe.  Sa  ber  ÜB.  bie  ©arantie  einer  geord- 
neten SRedjtSpflege  oerminbert,  biegreilieit  berüBür* 
ger  hinbert,  ben  SBertehr  ftört  unb  lahmt,  flberbie* 
leicht  ju  üBarteizmeden  mißbraucht  werben  fann,  fo 
würben  in  ben  meiften  Staaten  eigene  ©efefee  er= 
Caffen,  we(d)e  iBorau^fe^ungen,  formen,  äBirtungen 
unb  Sauer  bed  ÜB.  genauer  beftimmen,  juerft  in 
jvrantreich  in  ber  DteoolutionSjeit  (19.  gruetibor  V). 
<yür  ^reufeen  gefdjah  bie*  bureb  ©efeh  00m  4.  $uni 


—  5Sefagcrung*juftQnb 

1851 ,  »eiche*  «u&er  in  Stavern  gemd^  9teich«oer: 
faffung«rt.68oorldufig  ald  5Heid)3gefe&  gilt.  Waa> 
lefeterm  Slrtifel  tann  nur  berKaifer  unb  nur,  wenn 
bie  öffentliche  Sicherheit  bebroht  ift,  ben  ÜB.  in  jebem 
Seile  be*  JKeich*gebiete*  wrhdngen.  Slufeerbem  lann 
e*  nur  berÄönifl  oonüBapern,  bem  e*  für  (^rieben** 
jeiten  auch  bleibt,  wenn  ein  wirtliche*  ÜReid?*gefeti 
über  ben  ÜB.,  bem  auch  üBaoern  unterworfen  wäre, 
erejinge.  2)er  ÜB.  ift,  naepbem  bie  taiferL  SBer- 
orbnung  oertünbet  ift,  ohne  ÜBerjug  in  ben  0e= 
meinben  in  feierlicher  üZBeife  (unter  jrommel=  ober 
Srombetenfcpall)  ju  allgemeiner  ßenntni«  }u  t nu 
gen;  baraufpin  geht  bte  gefamte  oolljiebenbe  ©e- 
walt  auf  bie  3J(tIit4rbebörben  über.  3Ke  6i»U= 
Verwaltung*'  unb  ©emeinbebehörben  haben  ben 
ittnorbnungen  unb  ütfufträgen  ber  SDcilitfirbefebl*= 
baber  golge  }u  leiften.  gür  ihre  Jlnorbnungen  fmb 
biefe  perfönltdj  oerantwortlid?.  ßinjelne  ÜBerbrecben 
(§§.81,88,90,307,311,312,315, 322—324  SReid?*' 
ftrafgefe^bud})  werben  im  üBereicpe  be*  ÜB.  härter 
beftraft.  SHe  SJcilitärperfonen  ftehen  wdbrenb  be* 
ÜB.  unter  ben  #rieg*gefe&en.  2He  einfcbränlenben 
ÜUorfchriften  über  ba*  üßerfammlung*:  unb  ÜBerein*: 
recht  unb  über  ba*  (Sinfchreiten  ber  bewaffneten 
Wacht  tönnen  f  ufpenbiert  werben.  Schließlich  werben 
itrieg*^erichte  eingefet(t,  bie  au*  fünf  i'iüa liebem, 
jwei  9tt(ptern  unb  brei  Dffijieren  hefteten.  ÜBor  biefe 
gehört  bie  Unterfuchung  unb  Aburteilung  ber  iBer* 
brechen  be*  6odj-  unb  2anbe*oerrat*,  be*  SWorbe*, 
be«  Aufruhr«,  ber  thdtUajen  SBiberfe&ung,  ber  3er- 
ftörung  oon  ©ifenbahnen  unb  Üelegrapben,  ber  ©e= 
fangenenbefreiung,  ber  SJteuterei,  be«  Staube«,  ber 
lUünberung,  ber  erpreffuna,  ber  Skrleitung  ber 
Solbaten  jur  Untreue.  2)a« jummarifepe  SBerf abren 
vor  tiefen  Kriegsgerichten  ift  münblid)  unb  öffent* 
Udj.  9techt*mtttel  finben  nicht  ftatt.  JobeSurteile 
unterliegen  ber  üßeftätigung  burch  ben  JBefebldhaber 
ber  ÜBefa^ung,  in  ftriebenSjeiten  burd)  ben  lomman= 
bierenben  ©eneral.  5>ie  Strafe  wirb  innerhalb 
24  Stunben  nach  ber  Urteil*oertünbigung  ober  nad) 
SBetanntmacbung  ber  ÜBeftätigung  be«  2obc«urteiI* 
an  ben  Angefcbulbigten  volljogen.  5)ie  iobe*ftrafe 
wirb  burdj  Grfchicpen  oollftredt;  ift  bie«  bei  Auf= 
bebung  be«  ÜB.  noch  nicht  gefdjeben ,  fo  wirb  bie 
Strafe  burch  ba«  orbcntüdje  ©erichtin  bie  gewöbn= 
liehe  Strafe  umgewanbelt — 2)a«  b  a  p  r  i  f  d>  e  9t  e  4 1 
unterfcheibet  jwifchen  Stanbred?t  unb  bem  militäri« 
fchenSB.  2>a«  erftere  finbet  Anwenbung  beibochver= 
räterifeben  Unternehmungen  u.f.  10.  unb  beroirtt,  bap 
für  bie  SBejirte  unb  bie  ÜBerbrecpcn,  für  welche  e«  r>er* 
tünbet  ijt,  an  bie  Stelle  ber  orbentlidjen  ©ericht*' 
barteit  bieienige  ber  Stanbgerichte  (brei  Butter,  jwei 
Dffiüere),  unb  an  Stelle  ber  orbentlidjen  Strafen 
bie  totrafe  be«  ßrfchießen«  tritt.  Sa«  militdr.  Stanb; 
recht  berührt  im  wefentlichen  nur  bie  SJUlitdriuftU. 
—  gür  6lfafe:£othtingen  würben  burch  ©efet» 
oom  30.  9Jtai  1892  befonbere  üBeftimmungen  ge* 
troffen,  wonach  im  gall  eine«  Kriege«  ober  eine* 
bropenben  feinblichen  Angriff«  jeber  minbeften«  in 
ber  Stellung  eine«  Stab«offijier«  ftehenbe  oberfte 
Wilitdrbefcpldhabcr  in  bem  ihm  unterteilten  Ort 
ober  SanbeSteil  vorläufig,  bi«  ju  ber  unveriüglicb 
einjuholenben  Gntfcbeibung  be*  Äaifer*  über  bie 
üBerpängung  be*  Ärieg«juftanbe«,  bie  Ausübung 
ber  voüjiehenben  ©ewalt  übernehmen  tann. 

Uneigen tlicb  bezeichnete  man  al«  t leinen  ÜB.  bie 
auf  ©runb  be*  Socialiftengefe&e*  vom  21.  Ctt.  1878 
(erlofdjen  30.  Sept.  1890)  über  gewiffe  93ejirfe  ver* 
bänaten  AuSnabmemafereaeln. 


Digitized  by  Google 


©elani  - 

3n  öfter  r  et  dj  ivirb  Slu*nabm*juftanb,  b.  i.  jeit« 
Ud;e  unb  örtliche  Stu&ertraftfe &ung  von  (jreibeit** 
rechten,  unb  39.  unterfcbieben.  fie&terer  entbehrt  be* 
fonberer  gefefelicher  ^Regelung,  ba*  DRilitfir  bebarf 
alio  ber  93enmttelung  ber  ^olijei.  —  93gL  Sirtitel  33. 
im  «Cfterr.  Staat*mörterbua>,  99b.  1  (2Bien  1895). 

>Bcla  n  i,  6. 31.,  $f  eubonpm be* Slomanfcprift: 
fteller*  Äarl  fiubm.  fcfibcrlin  (f.  b.). 

©elaften,f.  lebet. 

«claftunflctfilomcter,  j.  Gifenbabnftatiftif. 

©clbcfl,  öauptort  ber  93roninj  Sdjarfieb  in 
Unterfigppten,  48km  im  9tsJtD.  von  Äairo,  am  SRanbe 
bet  SBüfte,  an  ber  grofien  Äarawanenfrrafee  nacb 
Sprien  unb  an  ber  Gtfenbabn  ton  Rairo  nacb  Sue*, 
war  ebemal*  bebeutenb  unb  bat  etwa  8000  G. 
6tma  15  km  im  919t®.  ber  6tabt  bie  9tuinen  Seil 
99aftab  ber  berühmten  Stabt  93ubafti*  (i.  b.). 

ttelburf ,  2>orf  im  Ärei*  ©reifenberg  be*  preup. 
SRefl.*99ej.  Stettin,  bei  Treptow  an  ber  SRega,  bat 
(1900)  127  evang.  6.  5>a*  früper  unweit  bavon 
gelegene,  1170  Don  Äaftmir  I.  gegrünbete  Älofter, 
ba*  halb  febr  reict)  unb  mfiebtig  würbe,  nabm  fepon 
1520  unter  beut  Stbt  3ob.  «olbeman  fiutber*  fiebre 
an  unb  tbat  viel  jur  Verbreitung  berfelben.  Sie 
©fiter  würben  1527  von  99ogiflaw  X.  eingejogen. 

«clcaftcl  (fpr.  -taftcH),  «ean  93apt.  ©afton 
©abriet  Cout*  be  Cacofte  von,  franj.  $olititer,  ^eb. 
26.  DIt.  1821  juUouloufe,  war  ^Ögling  ber  ^efuiten 
von  3teugirarb  unb  ftubierte  bte  SRecpte  in  $ari*. 
Grft  1871  begann  er  fiep  an  ber  3Mitit  ui  beteiligen 
unb  trat  al*  »bgeorbneter  in  bie  9cationalverfamm« 
lung.  C5r  maebte  fieb  bureb  feinen  religtöfen  unb 
monarebifeben  (Sifer  bemertbar,  war  ber  einjige,  ber 
gegen  Ibier*  al*  ©jef  ber  Grefutive  ftimmte.  1873 
ie »te  er  eine  SBallfaprt  nacb,  ^arapde^JRonial  in 
6cene,  wo  auf  feine  Anregung  ber  93efcbluf}  jur  Gr* 
rtebtung  ber  Sübnefirepe  auf  bem  Montmartre  reifte. 
1875  ftimmte  er  gegen  9Jlac*2Rabon  unb  bie  33er? 
fafiungägejefce,  würbe  1876  Senator  unb  ftimmte 
1877  für  nufldfung  ber  flammer.  33ei  ben  SBablen 
pon  1879  fiel  er  bura?  unb  jog  fidj  vom  polit.  i'eben 
jurüd.  Gr  ftarb  im  San.  1890.  Unter  feinen  Sebrif= 
ten  ftnb  ju  nennen:  «lies  Canaries  et  la  vallee 
d'Orotowa»  (1862),  «Question  romaine  au  point  de 
vue  de  la  liberte  du  moude»  ( louloufe  1867)  u.  a. 

4»  eich,  f.  33erg  (33obenerbebung). 

©el  ctjen  (frj.  33  a  1 1  o  n ),  beut  jebe  33ejeid?nung  für 
einjelne  böbere  99erge  ber  SUogejen  im  Cberelfaf»  unb 
be*  Scbmarjwalbe*.  2)er  33.  im  Scbwarjwalbe  ift 
ber  jweitböcbfte  33erg  biefe*  ©ebirge*,  ein  1415  m 
bober,  febroff  anfteigenber  Äegel,  mit  herrlicher 
ficbt  über  Scbwarjroalb  unb  Diaube  Sllb  unb  nacb 
SJogefen  unb  Älpen.  Gr  liegt  im  3Imt  Schönau  be* 
bab.  Äreije*  fiörracb,  am  5Hu*gange  be*  ÜRünfter* 
tbal*,  20  km  fübweftlid)  vom  tjclbbcrg.  5)er  1119  m 
bobe  93elcbenpafe  führt  au*  bem  Üflünftertbale  in 
ba*  SBiefenthal.  über  bie  33.  im  Gliafe  f.  33aUon. 

© cl ctj cnf tt,  2  a c  93  a  u  b  a  n ,  See  in  ben  93ogef en, 
jmifeben  bem  Suljcr  33elcben  unb  bem  Stordjenlopf, 
liegt  in  einem  tiefen  flefiel  »on  254  m  boben  Söan= 
ben  umgeben,  986  m  ü.  b.  ÜJt.,  mit  Harem,  foreUcn= 
reichem  aBaifer.  Gr  ift  Ifi  ha  groh,  23  m  tief  unb 
ftebt  bureb  einen  3  m  tiefen  Kanal  mit  ber  Saucb  in 
9ierbinbung.  1740  unb  1778  fanben  bebeutenbe 
9Bailerau*brücbe  ftatt,  bie  ben  Crtfdjaften  ©eb= 
weiler  unb  3fenbetm  großen  Schaben  jufügten. 

^clrfjcr  (fpr.  belltfcbfr),  Sir  Gbwarb,  engl. 
Seefabrer,  geb.  1799,  machte,  1825  bem  Äapitdn 
33eecbep  (f.  b.)  beigegeben,  befien  «Reife  nach  ber 


-  »elebej  639 

33eringftrafte  mit,  mürbe  1836  an  99eecbep&  Stelle 
93efebl*baber  ber  Schiffe  Sulpbur  unb  Starling,  mit 
benen  er  bi*  1842  eine  «Keife  um  bie  9Belt  au«fübrte. 
3B4hrenb  berfelben  beteiligte  er  fiep  auep  an  ben 
Unternebmungen  gegen  bie  Gbinefen.  7wi  biefe  Q$- 
Petition  erhielt  er  bie  JRittermürb«  unb  ben  9iana 
ali  93ofttapitdn.  93alb  barauf  würbe  er  jur  9tuf- 
nabme  ber  ftüften  von  93orneo  bii  §apan  aui-- 
gefebidt.  Sie  lefete  Gjpebition  ffl.S  würbe  1852 
mit  fünf  Sdjiffen  §ur  Sluffinbung  frranflina  unter» 
nommen,  unb  wenn  biefelbe  aueb  in  33e)ug  auf 
^rantlin  obne  Grfolg  blieb,  fo  würben  boep  be< 
beutenbe  Gntbedungen  im  arftifeben  2lrd)ipel  jwi* 
fdjen  74  unb  78°nörbL  93r.  unb  89  unb  125°  weftlfi. 
t»on  ©reenwieb  gemaebt.  1854  lehrte  er  mit93erluft 
oon  mebrern  Schiffen  nacb  ber£>eimat}urüd.  Xe$= 
halb  vor  ein  ftriegggericbt  geftellt,  würbe  er  frei« 
gefproepen  unb  oertetbigte  ftcb  fpdter  in  ber  Scprift 
uTbe  last  of  tbe  Arctic  voyages»  (2  33be. ,  V out. 
1855).  Gr  würbe  1864  Äonterabmirai  ber  roten 
flagge  unb  1866  93iceabmiral  unb  ftarb  18.  ÜJeflrj 
1877  ju  Üonbon.  33.  febrieb  «Narrative  of a  voyage 
round  the  world»  (2  33be.,  fionb.  1843),  «Voyage 
of  the  Samarang  to  the  Easter  Archipelago» 
(2  39be.,  ebb.  1816),  «The  great  equatorial  current, 
misnamed  Gulf-Stream»  (1871). 

totUbltt  (fpr.  -tfchibte),  99ejirt*ftabt  in  ber  fpan. 
^rocinj  Saragoffa  in  Stragonien,  linfe  von  bem 
jum  Gbro  gehonten  ^lujfe  Slgua^vivad ,  in  465  m 
66p*,  bat  (1897  )  3409  G.  ÜDlarfcbaU  Suchet  er^ 
ftürmte  bier  16.  bii  18. 3uni  1809 baS  befestigte  Säger 
ber  Spanier  unter  99lafe.  [93b.  17. 

iöetetforuffi ,  Slbam,  poln.  Sitterarbiftoriler,  f. 
«ekrebt,  alte«,  urfprünglicb  oberital.  SlbelÄ« 
gejchlecbt,  jent  in  i!  Iah  reu  unb  Scplefien  begütert. 
2)er  Gbef  bti  Kaufes  ift  SRicbarb,  ©raf  pon  39., 
geb.  12.  gebr.  1823,  ber  1861  jum  Seitcr  ber  Sanbe*» 
beb  ort  e  in  2  ±  le  ne  n ,  1862  jumCanbeScbef  von  3  ein"  e  ■- 
neu,  1863  jum  93iceprctfibenten  ber  böbtu.  Statthat 
teret,  1864  )um  ©eh.  ÜHat  unb  Statthalter  von  39ob: 
men  ernannt  würbe.  1860  in  ben  böbm.  fianbtag 
unb  von  biefem  in  baS  3lbgeorbnetcnbauä  gewdblt, 
wohnte  er  ber  erjten  9icicb§ratdfeffion  1861  unb 
1862  bei.  Mm  27. 3uli  1865  Würbe  99.  jum  Staate 
miniger  unb  ÜR  inifterprdfibenten  ernannt,  bilbete  bad 
fog.  a)reigrafenlabinett  unb  ftftierte  im  Sept.  1865 
bie  93erfauung  (ofrei  ift  bie  33abn!»).  S)er  von  93. 
geplante  aufierorbentlicbe  SReicbörat  fam  niept  ju 
Itanbe,  unb  93.  erhielt  infolge  ber  Dppofttion  ber 
verfaffungötreuen  fianbtaae  unb  be8  unglüdlidjen 
Kriege*  von  1866  am  7.  %tbt.  1867  feine  Gntlaffung. 
)lai>  faft  lSjähriger  3"rüdgejoßenbeit  mürbe  93. 
im  Sept.  1881  jum  Wibenten  Ui  93erwaltung*' 
geriebtebofd  ernannt.  S^m  2lug.  1895  trat  er  von 
bieiem  Soften  jurüd.  Seit  1881  ift  99.  Ieben8läng= 
liebe*  ÜRitglieb  be*  öften.  i>errenbaufe*.  —  Sein 
filterer  99rubcr  Ggbert,@rafvon93.,  geb.  2.  Sept. 
1816,  war  wieberholt  al*  Vertreter  be*  feubaten 
©ro^grunbhefi^e*  SRitglieb  be*  mäbr.  Sanbtag*. 
2)er  fianbgemembenbejtrl  Sörünn»9Bifcbau  wfiblte 
ihn  1873  in  ben  9tcicfa*rat,  bem  er  al*  «2>ellarant» 
fern  blieb;  1879  würbe  er  au*  ber  fiurie  be*  mfibr. 
©ro^grunbbefitie*  in  ben  SRei(p*rat  gewfiblt.  Gr 
ftarb  11.  ZU.  1894. 

Cetebe j.  1)  ftrti*  im  9B.  be*  ruff.  ©ouverne* 
ment*  Ufa,  bat  22162^  qkm  mit  435369  G. 
(65,7  93roj.  39afcbtiren  unb  nur  15,7  95n>J.  SRuffcn). 
—  2)  «reiöftabt  im  Ärei*  99.,  an  ber  iöclcbcjla, 
11  km  von  ber  Station  33.<9ttfa!owo  ber  Gifenbabn 


Digitized  by  Google 


G40 


83elebung$üerfiid)e  —  Scleibigung 


Samaradlfa,  bat  (1897)  5848  G.,  2  griecb.  Kirchen, 
1  iütofdjce;  Sderbau,  33icncnjucbt. 

^clcbunflc<t)crfurtK,  f.  Grbroffelung ,  Grfrie» 
rung,  Grftidung,  Grrrinten,  ©ift,  öibjcblag,  Köhlen* 
orobgaSoergiftumi,  Obnma<bt  unb  Sdjeintob. 

©elctf e,  Steden  im  preufe.  !Reg.=93ej.  unb  Kreis 
SlrnSberg,  an  bet  bei  Neheim  oon  rechts  in  bie  SRubr 
fliefienbcn  2)lobn«»  <*n  ben  Nebenlinien  Starftcim 
Sippftabt  unb  33rilon*Soeft  ber  SBeftfäl.  SanbeS^ 
eifenbapn,  bat  (1900)  1241  G.,  barunter  14  Goam 
gelifdje,  33oft,  jelegrapb ;  ^ubblingS»  unb  55rabt= 
roaljmert  nebft  3)rabtjiebcrei ,  öornfteinbrüdje, 
93ergroerte,  ferner  eine  befudjte  Solbabeanftalt. 

«elebfdjtf,  Stabt,  f.  93irebfcbir. 

ttelebugu,  ©ebiet  beS  ÜJianbingoreidjS  9anv 
bara  in  9torbafrifa,  nötblid)  oom  9liget,  feit  1891 
franjöfifd?,  gehört  jefct  jur  Kolonie  Scnegambien. 

Belege,  ©er  Stodmung  (f.  b.)  ,;u  legen  bot,  mufe 
aueb,  foroeit  bieg  gefcbdftSübücb  unb  möglich  ift,  für 
feine  Ginnabmen  unb  Ausgaben  bem  ©efcbdftSberrn 
50.  oorlegen,  bantit  ber  ©efdjäf  tsberr  überfeben  fann, 
loaS,  »oofür,  mann,  oon  wem  unb  an  wen  ber  9jer« 
maltet  eingenommen  unb  ausgegeben  bat,  baf»  bie 
Ginnabme  oollitdnbtg  eingetragen  unb  bafj  bie  9hiS: 
gäbe  in  biefer  ööbe  tbatiäaMid)  gemadjt  ift.  2>er 
©efcbäftSberr  ift  niebt  gejmungen,  fidj  auf  einen  ibm 
com  SJctroalter,  Beauftragten  u.  f.  m.  übet  eine 
nid?t  belegte  2luSgabe  jugefdjobenen  Gib  einjulaff  en, 
er  braucht  biefelbe  ntd)t  anjuerfennen,  roenn  bet 
ifiecbnungSpflicbtige  feinen  93emeiS  erbringt. 

üöclcafdjaft,  f.  Bergmann. 

Zeichnung,  ouoeftitur  nad)  Sebnrecbt, 
ber  feierliche  vor  bem  fiebnSbofe  ju  oolljiebenbe 
Sltt,  burch  melden  baS  SebnSocrbältniS  binglidj 
(fieibe)  unb  perfönlid?  (öulbigung)  begrünbet 
(constitutio  feudi)  ober  bei  einem  SBecbfef  in  ber 
^Jerfon  beS  SebnSberrn  ober  beS  9jafallen  als  fort» 
beftebenb  beftätigt  mirb  (renovatio  feudi),  darüber 
wirb  ein  fiebnbnef  ausgefertigt,  93efonbere  ©eftal* 
tungen  fmb  Goentualbelebnung  (für  ben  ^all, 
bafe  ber  jefcige  Sefi&er  unb  feine  Sinie  unb  bie  feiner 
Agnaten  auSfterben),  SRitbelebnung  (jur  ge^ 
famten  £anb  ober  ;u  93rucbteilen),  2tf  terbeleb* 
nung.  ©egenrodrtig  ift  bie  IReuerricbtung  ein« 
feblietmcb  ber  Söieberoerlcibung  bcimgefallener 
Seben  faft  für  alle  ©ebiete  beS  $cutfcbcn  9iei*s 
auSgefdjloffen.  3*bocb  fmb  übermiegenb  bie  foge» 
nannten  Staats«  ober  Sbronleben  oon  ber  SbloS-- 
barteit  unb  bem  Verbote  ber  Stcucrridjtung  auS 
polit.  9tüdftcbten  ausgenommen.  3Jcan  wollte  fidj 
für  geroiffc  Jälle,  3.  93.  ©ewäbrung  ton  National« 
belopnungen,  Verleihung  mancher  Slmter  unb  sJSüx- 
ben,  für  Gnticbdbigungen  oon  febr  erbeblidjem  Ums 
fange  (Voft)  bie  33enulumg  ber  SebnSform  mit  bem 
fechte  beS  £>eimfallS  an  ben  Staat  oorbebaltcn. 
£as  moberne  ©runbbudjredjt  »erlangt  Eintragung 
beS  mit  ber  93.  entftebenben  SHecbtS  beS  Vafallcn 
unb  ber  Vefcbränhmg  biefeS  als  Gigcntum  einju= 
tragenben  SiedjtS  in  baS  Örunbbud).  —  über  bie 
58.  ber  & c  i  ft  l i  d?  e  n  mit  iHiug  unb  Stab  unb  Scepter 
f.  ftRVeftttiK  unb  ^nueftituritrcit. 

löclcljrunflcfdiicncii,  f.  SAiebcn. 

^clcibiguiig ,  iebe  ©orfählicbe,  bie  tfrdnfung 
ber  Gbre  eines  anbern  entbaltenbc ,  redjtSroibrige 
ftunbgebung.  SDenn  fte  in  bem  miber  bcffereS  Vitien 
erfolgten  Ükbauptcn  ober  Verbreiten  fon  terfiAtlicb 
madjenben  ober  berabmürbigenben  unmabren  Jbat= 
fadicn  beftebt,  fo  ift  fie  Serie umbung  (f.  b.)  in 
ibren üerfduebenen formen;  beftebt  bieÄunbgebung 


1  in  einem  ehrenrührigen  Urteile,  fo  ift  fie  93.  im  engem 
Sinne,  ©cldjen  Ginbrud  bie  93.  auf  ben  iöerroffenen 
ma± t,  ift  gleicbgüttig.  Ser  93e(eibigte  brauebt  nicht 
einmal  Kenntnis  oon  ber  93.  ju  baben;  fie  gilt  j.  ©. 
fdjon  als  oollenbet,  wenn  ber  93rieftrdger  Kenntnis 
nimmt  uon  bem  beleibigenbcn  ^nbalte  einer  ^oft= 
tarte.  2)er  93egriff  ber  Gbre  ift  tetn  abfolutcr;  neben 
ber  allgemein  menfd)licben  unb  bürgerlidben  tommt 
in  93etrad?t  bie  befonbere,  nad)  ber  ^nbioibualitdt 
unb  ber  Stellung  im  bffentlicbcn  fieben  )u  be^ 
meffenbe  Gbre,  j.  93.  beS  93eamten,  beS  ©efd?äfts= 
manneS  (»elcber  als  foleber  bureb  ben  93orrourf, 
er  entjiebe  fnp  feinen  ßablungScerbinblicbteiten, 
beleibigt  merben  fann).  Tie  ftunbgcbung  fann 
in  ben  berfdjiebenften  formen  erfolgen:  mörtlicb, 
f djriftlicb,  fpmbolifcb  (bureb  äluSftellung  eines  93ilt>- 
merfS),  burd)  ©ebdrben,  aud)  burdj  Sbätlitbteiten 
(in  roelcbem  fyxüt  bie  dkgelfrrafe  ton  b5d?ftenS 
GOO  2R.  ober  öaft  bis  6  SBocbcn  ober  ©efdngniS  bi« 
1  3abr  auf  1600  3t.  unb  2  3abre  erböbt  »irb ; 
2)eutf*eS  StrafgefeHb.  §.  185).  Sie  tann  ftd>  ri(b= 
ten  gegen  eine  einjelne  ^Jerfon  (beren  Slambaft* 
maebung  übrigens  babei  nid)t  erforberlid)  ift)  f oroie 
gegen  mehrere,  unter  einer  ©efamtbejeidpnung  ju- 
fammengefafete  93<tfonen  (CffijierforpS  einer  ©ar- 
nifon  u.  f.  tt>.),  aber  im  allgemeinen  nidbt  gegen 
^erfoneneinbeiten  als  fold?e,  öanbelSgefeUfd?aften, 
Konfunvoereine.  9Bobl  aber  aud?  gegen  biefe  in  ber 
ftorm  berleumberifcber  ßrcbitgefaorbung  (§.  187». 
Sonft  bat  baS  $eutf<be  Strafgefe^bud?  nur  bie 
ÜKajeftätäbeleibigung  (f.  b.)  unb  bie  93.  »on  33e= 
bbrben  unb  poltt.  Äörperf djaften  für  frrafbar  er- 
tldrt  (§§.  196,  197).  2>er  93eleibigenbe  mufe  baS 
93emu|tfein  oon  bem  ebrentrdntenben  Gba^ 
ratter  unb  Pon  ber  IKecbtSmibrigteit  ber  Äunb= 
gebung  baben.  Giner  bef onbern  Jl  b  f  i  dj  t  ju  beleih 
bigen,  in  bem  Sinne,  baf^  bie  93.  ber  Gnbjmed  fei: 
neS  öanbelnS  fei,  bebarf  eS  regelmäßig  nid?t.  GS 
fommen  aber  bdufig  Jäüe  cor,  in  melAcn  bem 
£>anbelnben  ein  9ted)t  jur  Sornabme  berjenigen 
ftanbluna,  bie  fui:  duberlid)  als  eine  ftrdntung  ber 
Gbre  barftcllt,  jur  Seite  ftebt,  unb  eS  mirb  bann 
mit  befonberer  93orficbt  ju  prüfen  fein,  ob  er  bie 
©renjen  feiner 93ered?tigung  innegehalten  ober  nacb 
Inhalt  ober  fioxm  überfdjritten  bat.  2)aS  fmb 
bie  Jälle  beS§.  193  beS^eutfdjcn  Straf  gefe&bu*e*: 
tabelnbe  Urteile  über  »iffenfdbaftlicbe,  lünftlerifcbe 
ober  gemerblitbe  Seiftungen,  tiuf^eruugen  jur  %ui- 
fübrung  ober  93erteibigung  oon  9ied?ten  ober  jur 
SBabrnebmung  berechtigter  3ntereffen,  93orbaltun» 
gen  unb  Wimen  ber  93orgefe^ten  gegen  ihre  Unter? 
gebenen,  bienftlidje  Anjetgcn  ober  Urteile  oon  feiten 
eines  93eamten  unb  dbnlid?e  ^  Alle.  Unter  ber  SJor- 
auS*et»ung,  bafe  bie  burd?  bie  93ered)tigung  311  ber 
an  fi<b  oerletjenben  Äußerung  gejogenen  ©renjen 
nicht  überfdjritten  ftnb,  bleiben  biernacb  ftrafloS: 
Krititen,  Buredjtrocifungen  oon  2)ienftboten  »egen 
grober  Tienftocrnacbläffigungen,  iöcfcbroerben  über 
oermeintlid)  erlittenes  Unredpt,  9Äitteilungen  ber 
f og.  Sd?uhgenoffenf(baften  an  ihre  3Ritglieber  über 
japlungSunfäbige  Scbulbner  u.  a.  93eftrafung  tritt 
m  allen  biefen  JdUen  bann  ein,  wenn  auS  ber 
gorm  ber  'ituüerung  ober  aus  ben  Umftdnben 
erfid?tlicb  ift,  baf.  ber  äiufeernbe  bie  ©renjen  feiner 
Berechtigung  bemufitermafeen  überfdjritten,  wenn 
eS  ibm  gar  nicht  ernftlicb  um  bie  SBabrnebmung 
berechtigter  ^ntereffen  ju  tbun,  f onbern  ber  wirf 
liebe  ^rced  bie  93.  mar.  SHefe  ©runbfdtje  finben 
auch  auf  bie  9?erleumbung  Slnmenbung.  2>ie  93.  üt 


Digitized  by  Google 


Seleifjeu  — 

2lntragäbelitt  (f.  b.).  T  ic  3urüdnatjme  beS3lntrag$ 
ift  juläfftg;  er  tann  auch  von  bem  Gbemanne,  bc  in 
SJater  beS  in  väterlicher  Gewalt  befinblichen  SinbeS 
unb  com  33orgefetiten  eines  SJeamten,  sJteligionS= 
bienerS  ober  SMitgliebeS  ber  bewaffneten  Wacht  ge= 
ftellt  »erben,  wenn  fie  im  SBeruf  ober  in  33ejiebung 
auf  benfelben  beteibigt  fmb.  33.  con  polit.  itörper 
fdjaften  bebürfcn  31t  tbrer  Verfolgung  ber  drmäaV 
tum  na  burcb  biefe.  33ei  »ecbf  elfeitiaen  3J.  gilt: 
Serben  33.  auf  ber  Stelle  erroibert,  fo  rönnen  beibe 
33eleibiger  ober  einer  für  ftraffrei  ertldrt  »erben. 
Sic  auf  Strafe  lautenben  Urteile  »egen  öffentlicher 
33.  tönnen  öffentlich  befannt  gemacht  »erben,  nadv 
bem  ber  Siebter  bie  3)efugntS  bierju  jugefproeben 
bat  (§§.  194—200).  3uftfinbig  jur  Aburteilung  ber 
33.  tft  bie  Straftaminer,  roc(ct>e  bie  (FutiAeibung  bem 
Schöffengericht  überweifen  tann.  SiefeS  ift  ton 
oornberein  jujtdnbig ,  »enn  bie  33.  burcb,  ^rir»at= 
finge  (f.  b.)  ge  tenb  gemacht  »irb. 

Sie  58.  ift  baäjenige  Selitt,  »elcbeS  neben  Sieb« 
ftab,  l  unb  Äörperoerle&ung  am  bdufigften  r»rf  ommt. 
(?S  »urben  1890—97  in  Seutfcblanb  im  Sabre  t>et= 
urteilt  »egen  3*.  im  »eitern  Sinne  (§§.  185-187, 
189)  45351,  44809,  46458,  50424,52721,  53192, 
53  952  unb  54 139  ^erfonen.  Sie  33.  ift  aud)  baS  Se= 
litt,  »eld)eS  r>on  jeher  befonbere  ftraf  rechtliche  33e= 
banblung  erfubr,  freilief)  bei  r>erfd)iebencn  33ölfem 
unb  ju  cerfdnebenen  3<iten  eine  oerfdnebene.  Sßäb- 
renb  baS  röm.  5Redjt,  bem  ber  german.  ßbjrbegriff 
fremb  blieb,  neben  ber  33eftrafung  uon  tedmtdl)1 
fdmften  bauptfddjlid)  nur  eine  Wage  auf  ©elbent 
fdjdbigung  tannte,  »urbe  nach  bcutfcfjem  SRed) t,  ent 
fpredjenb  ber  in  33ejug  auf  bie  6^re  ftarfen  Gm 
pftnblidjteit  ber  (Sermanen ,  anbere  ©enugtbmmg 
gewäbrt:  Abbitte  (f.  b.),  Sßiberruf,  G&renerlläruna., 
unb  fo»eit  baS  ©efeft  nicht  geuügenb  febien  (aud) 
bie  ^eintidie  ©eridjtSorbnung  [Carolina]  bebrobt 
nur  bie  Scbmdbjcbrifteit  mit  peinlicher  Strafe), 
maebte  ftch  bie  jebbe  geltenb,  als  beren  le&ter$luS= 
Linter  nod)  heute  ber  3»ritampf  in  Übung  ift. 

SaS  Cfterr.  Strafgefefc  oon  1852,  »eldieS  jur 
3cit  nod)  in  ©eltung  ijt,  beftraft  bie  ungegrftnbete 
33efcbulbtgung  »egen  emeS3ierbrecbenS,  Vergehens 
ober  einer  Übertretung  unb  »egen  anbercr  un= 
ehrenhafter  ober  unfittltdjer  öanblungeu,  ingleicben 
bie  Veröffentlichung  von  ebrenrübrigen,  »enn  aud? 
roabrcnJbatfadjen  beS  Vripat=  unb  Familienlebens, 
anbere  öffentliche  Sdjmdbungen,  öffentliche  33e- 
[drimpfungen  unb  33orȟrfe  wegen  einer  auSge^ 
ftanbenen  ober  erlaffenen  Strafe,  auf  Antrag  regeb 
mdfua  unb  (abgefeben  uon  befonbern  (hfd)»erungS: 
unb  UUtlberungSgvünben)  mit  Slrreft  rwn  einem  bis 
ju  fecbS  SDIonaten  (§.  493). 

Sgl.  $ep,  Gbre  unb  ».  beS  §.  185  (Spj.  1891); 
33inbing,  Cbrc  unb  ihre  2krlc&bartcit  (ebb.  1892); 
Arauft,  Certefeunfl  ber  Hbrc  unb  §.  193  (ÜRünd\ 
1893) ;  Spiefcr,  Beiträge  jur  öebre  üon  ber  33.  (8pJ. 
1895);  Crtloft,  3ur  Üebre  »on  ber  33.  (Jena  1897). 

JBeleibttt,  einen  2Bertgegenftanb  ale  %}|fanb  für 
ein  ©elbbarlebn  nehmen;  befonbere>  fpriebt  man 
com  53.  rwn  SDertpapieren  (f.  Combarbgefdjclft). 

©elcm  (fpr.  -Ifina).  1)  3>orftabt  t?on  üiffabon 
(f.  b.).  —  2)  53.,  oollftänbig  91 0  f  f  a  S  e  n  b  0  r  a  b  e  33., 
ofüjicller  9iame  ber  ^auptftabt  be^  Immt  Staate* 
15ara(f.b.). 

«clcmniicu,  faltige,  fpi^tonifebe,  oft  fingen 
förmig  ober  3apfenartig  gefaltete  unb  b«4balb  00m 
33olfe  al«  Sonnerfeile  ober  leufelSfinaer  be= 
*eid?nete  SHefte  gewiffer,  je&t  au^geftorbener  2inten= 

«rodl)«B«'  ftonofrffltione  Srjilcn.   14.  «uff.  S.  «.  II. 


Beleuchtung  G41 

fifdje.  (54  futb  unfern  Sepienfcfeulpen  analoge  Äalf = 
audfcbeibungeu  innerpalb  beS  Mantels»  ber  genann 
ten  SDteere^bewobner.  Slbgefeben  r>on  ibrer  auffdl- 
ligen  ©eftalt,  ift  ibre  rabialftrablige  3ufammen= 
ffflltto  au#  lauter  redjtwintlig  auf  ber  t^^^^ 
Ödngenacbfe  ftebenben  Jtaltfafent  ein  ■ 
untrüglid)eei  Äenmeidjen  für  biefe  cn=  r  . 
ganifdjen  Wefte.  SBdbrenb  baä  untere  1L__^B 
Snbe  bcrfelben  in  eine  epifte  auälfluft,   1_  'mm 
ift  ba$  obere  abgeftumpft  unb  trdat    n  M 
meift  eine  fpi&tonifdje  Vertiefung  (bie  fL^M 
^lüeolarböblc),  in  ber  eine  tegelförmige  H 
SRöbre  (bie  Slloeole)  ftedt,  bie  burd)  ubr=  1TM 
gla«fib,nlid)e  Scbeibewänbe  in  eine  Jln«     \  m 
jabl  jladjcplinbrifcber  ßuftfammern  ge^      ,  m 
teilt  tft.  Um  biefe  Stlueole  legt  fid?  ein      V  ■ 
nur  in  feltenen  ^dUen  err?alfcne*  jar»      !  || 
te$  33latt  unb  breitet  ftd?  nad?  oben  ju      i  [f 
bem  eigentlichen  bornigen  Sdjttlp  ani,  1 
wie  ibn  in  ät)nlid)er  Tjoxm  ber  lebenbc  I 
l'oligo  befiftt.  33eiftet)eube  ?lbbi(bung  | 
jeigt  ben  Belemnites  hastatus;  anbere  i| 
Strien  fmb  auf  ben  Safein:  ^etrefat»  1 
ten  ber  SJtefojotfcben  ^orma«      /  m 
tione^gruppe  II,  gig.  5,  DI,  ^ig.  4,      [  I 
unb  IV,  gig.4u.12,  beim  Slrtifel  iOle^     f  {§ 
fo3oifcbe  5ormatione»gruppe ,  abgebil*     j  fl 
bet.   Sie  JBelemnitentiere  lebten     \  jl 
wäbrcnb  ber  Jura:  unb  Jtreibepcriobc.     \  \m 

>ö  cl  c  n,  bie  Sprache  ber  33ogo§  (f.  b.).      \  W 

©eUnbe«  (fpr.  b<lleljniefcb),  ©roft*  \f 
©emeinbe  im ungar. ftomitat  93ib^ar, in 
197  m  &öbe,  in  einem  »ebenen  Jb,ale  an  ber  Sd?war 
3en  (getete)  flöröS,  an  ber  fiinie  ©ro^warbeimSe- 
lencje:33.'33a3töb  ber  Ungar.  Staatdbabucu,  bat 
mit  Ki3  =  33eumqe3  (1890)  3682  (?.,  Sölagnarcn  unb 
Siumäncn,  von  benen  erftcre  fieb  jur  reform.,  leH= 
tere  teils  jur  grieaVlatb-,  teil«  jur  griecb.^orient. 
fiircbe  befennen,  s$o)t,  tönigl.  ©cridjtäbof,  33ejirt?= 
geridjt,  iMefte  eine«  alten  Sdjloffeö  am  9)larfte,  ein 
rumänifebee»  griecb.=fatb.  Obcrgpmnarium ;  bebeu= 
tenben  Dbftbau  unb  Siebmärfte.  5(n  ber  9ldhe 
5tupfer%  difeu-  unb  33leigruben. 

Bel-esprit  (frj.,  fpr.  bell  e^prib),  Sdjöngeift. 

Bel-6ta^e  (frj.,  fpr.  bell  etabieb),  foüicl  wie 
iöauptflefd?op,  baö  erfte  Stod»crt  über  bem  ^Sar= 
tene  als  vorneb.mftes>  ©efcbofi.  Sa«  SDort  ätage 
ift  im  jtranjöfifdjen  mdnnlicb.  »irb  aber  nacb  beut" 
febem  bpradjejebraucb  »eiblicp  angewenbet.  Sanier 
bat  bie  in  Seutfd)lanb  üblichere  gorm  $)  eile  tage 
eine  gemiffe  33eredjtijnun(t. 

43e(eucbrttno.  Sie  (Sinfühning  üon  Cid?t  in 
33aulicbfeiten  tann  als  natürliche  unb  als  f  ünft- 
licbe  3V  erfolgen.  Sie  erftcre  ftebt  in  enger  2Jer= 
binbung  mit  ber  Zuführung  uon  2uft  unb  Sonnen: 
»drme,  bilbet  alfo  einS  ber  midjtigften  Probleme 
ber  33aufunft  unb  baher  auch  «in  »auptgebict  ber 
3Jauorbnungen.  Sirette  3J.  eine«  iHaumeS  nennt 
man  bie,  »eiche  bureb  fünfter  (f.  b.)  gefebiebt.  3Dieift 
fmb  biefe  an  ben  SBMnben,  oft  aud)  an  ber  Sede  an; 
gebracht.  Sie  richtige  ©röfee  ber  genfter  für  einen 
feobnraum  ift  bebingt  üon  ber  Sage  beS  ioaufe«1 
(ob  freiftehenb,  eingebaut,  in  enfler  Strafee,  ob  nacb 
Horben  flclegcn) ,  oon  ber  ©rö^e  beS  JHaumeS  unt 
ton  ber  3?errocnbung  besfelben.  Stuch  bie  Caae  ber 
genfter  ift  »on  33ebeutung:  hod)  an  ber  Süanb  ge= 
legene  erleuchten  mehr  bie  hintern ,  tief  gelegene  bie 
oorbern  Jeile  beS  ÄaumeS.  ^n  ber  iHegel  foll  bie 
lichte  SBcite  ber  ufter  ein  fünftel  bis  ein  Siebentel 

41 


Digitized  by  Google 


642 


Söeleudjturtg 


bcr  ©runbfladje  bc*  ju  crleud?tcnben  iHaumeS  be= 
traaen,  bcd?  trivb  namcntlicb  an  3in*bfi"fern  biefer 
Slnfah  übeifcbrtttett ,  ba  mcbrfenftcriße  3immer  ge= 
roöbnli*  höhere  Slietergebnifie  bringen,  iöci  Schulen 
red?net man 0,i— 0,2 qra  Jenjtcröffnung pro  flopf.  $n 
vielen  9iäumcn,  namentlicb  jur  Slrbeit  beftimmten, 
wirb  Cberlicbt  (f.  b.)  von  iöcbeutung  fein.  3n 
bireltcö  (mittelbare*)  2id)t  nennt  man  folttefi', 
welches  erft  auS  einem  Staunte  mit  bireftem  ttdjt 
in  einen  {weiten  fällt,  ober  aud?  fold?cfi,  weldje* 
auS  engen  .v>öfen  CL'icfctfcbadjtcn)  entnommen  wirb. 
Tiefe  fmb  bei  einer  ©ruiibflficbe  von  2  bis  5  qm  in 
böbern  bauten  faft  nur  als  ikntilationsrol?re  ju 
betrachten  unb  al*  Siditquellc  felbft  für  untergeorb= 
nete  SKdumc  mocilid>ft  ju  vermeiben.  —  Sebr  widjtifl 
ift  bie  58.  in  für  öffentliche  Sammlungen  (namentlich 
folebe  für  Äunittocrte)  beftimmten  ©ebauben  unb  in 
Mtelicre  (f.  b.).  lommt  bierbei  barauf  an,  bafe 
bie  Sonne  nid?t  birelt  burd?  bie  genftcr  ober  Cber= 
lidjter  in  ben  «Raum  fdjeint  ober  burd?  ^orbdnac 
u.  bgl.  abgehalten  werben  tarnt,  bafe  baS  Sicht  ftart, 
glcicpmfifiig  unb  frei  üon  farbigen  ÜKeflcxeu  ift. 

3ur  fünft  lieben  58.  freier  ober  gcfcbloffener 
Nfiurnc  finb  gegenwärtig  für  ben  bauernben  betrieb 
folgenbe  58clcud?tungSartcn  in  ©ebraud?:  a.  burd? 
.Ucrjcn,  b.  bureb  Cle  (vegetabilifebe  unb  minera^ 
lifcbc),  c  burd)  ©as,  d.  burd?  eleltrifd?eS  fiiebt. 
tfine  5Hcrgleid?ung  biefer  58clcud?tunßSartcn  in  ölo 
nomiidjer  unb  bpgieinifcber  SSejicbung  giebt  bie 
umftebenbc  Tabelle,  ju  bereu  Grtlärung  golgenbe* 
voraus  gefebidt  fei.  (Sine  iö.  ift  um  fo  vorteilhafter: 
1)  je  billiger  fic  ift,  2)  je  weniger  fie  bie  2uft  vtx- 
filedjtcrt,  3)  je  weniger  fcucrgeffibrlid?  fte  ift,  4)  je 
leichter  unb  einfacher  ber  betrieb  ift.  SBebufö  St  oftcn= 
vcrglcicbung  finb  in  ber  Tabelle  für  jebe  SBelcudV 
tungSart  bie  jur  Grjcugimg  einer  yid)tmengc  von 
1000  9iormalfcrjcn  crforberlidicn  58ctrfige  ange 
geben.  3»  gefunbbcitlicbcr  58e{iebung  baben 
alle  flammen  ber  ilcrjcn^Cb  unb  ©asbcleucbtung 
bie  ßigcnfdjaft,  ber  2uft  Saucrftefi,  bcr  für  unfere 
Vltmung  notmenbig  ift,  ju  cntjicbcn  unb  bafür 
fd?  Abliebe  Ikrbrcnnungeprobulte  ju  liefern.  Slufccr 
event.  iKur.bilbunvt,  bie  aber  burd)  ridjtt^e  iöebaub= 
hing  ber  SBrcnner  immer  ju  vermeiben  ift,  werben 
bauptfädilid?  Jfoblcuifiure  unb  vJDal)crbampf  erjeugt. 
2>ie  babei  vcrbraud?tcn  Saucrftofimcugen  laffen  fid> 
leicht  bereebnen,  ba  1  cbm  tioblenffiure  1440  g  unb 
1  kg  ©affer  890  g  Sauerftcfi  ju  ihrer  S8ilbung  er 
orbern.  2)ic  ÜJcrfdjlcebterung  bcr  Üuft  burd)  Sauer 
toffcntjicbung  ift  gering  gegen  bie  burdi  Kohlen 
durccntwidlung.  diu  cinjiacr  ©aSfdmittbrcnner 
probujicrt  fo  viel  itoblcnfäurc  wie  7—8  erwaebfeue 
vJJlenfd?en  burd?  ib«  Ausatmungen.  GS  ift  baber 
böcbft  vorteilhaft,  bie  58erbrennungSprobuftc  bunt 
Olohre  nad)  auf.en  ju  führen,  nne  bic^  beim  SHe^ 
c^enerativbrenncr  ber  Jall  ift,  ber  beäbalb  in  huaieini: 
idj  er  Söejieb,  unej  mit  bem  elettrifdxn  Siebt  tonturriert, 
bei  roeldjem,  unb  jtvar  beim  ©lüblicht  c^ar  feine, 
beim  iöoaenlidjt  febr  unbebeutenbe  Dicnaen  ücr- 
brcnnuncjvprobufte  unb  jivar  nur  Koblenfäurc  cnt: 
iridclt  merben.  Tai?  ©a*alüblicbt,  roelcbcS  neuer 
einflS  bie  anbern  ©aebrenuer  faft  ßänilid)  ver 
brfinat  bat,  cutnüdclt  jeboeb  nur  ben  fünften  Jcil 
bcr  Hoblenfdurc  geflenüber  bem  Sdjnittbrenner. 
Ter  neben  «cblcnfaure  bei  ben  genannten  5k 
leudjtunfl*artcn  fid)  bilbenbe  beifse  "ätfafierbampr 
macht  bie  Suft  fdjroül.  $a3  ©a^ßlühlid)t  ift  aud) 
in  biefer  Sbejiefyunß  ben  dltern  ©aebrennern  bc« 
beutenb  ftberleßen,  ba  ei  ebenfalls  nur  etwa  ben 


fünften  Zeil  SBafferbampf  im  SJcrßleicb  mit  bem 
Sdjnittbrcnner  liefert.  Seitcre  fdjdblidje  Stobren* 
nungSprobuIte  ftnb:  bad  giftige  ?<eblcnorpb,  baS 
bei  ju  (lein  als  aud)  bei  ju  gro|  brennenden  (rau- 
fdjenben)  ©asflammcn  auftritt,  bei  voUftfinbißer 
iBerbrennunß  aber  fowie  beim  ©aSßlübltcbt  völiiß 
vermieben  wirb;  fcbwefliße  6dure,  bie  bei^Berbren^ 
nunß  von  jcbwefelbaltißen  Clen  unb  ©aSarten  ent- 

{lebt,  für  bie  Sttmunß  ßtftiß  wirft  unb  6ilberwaren 
d)War)  anlaufen  läßt;  ein  $cil  ber  fcbwcfligen 
6&ure  bilbet  fid?,  mit SBafferbampf  jufammentTe- 
tenb,  ju  Scbwcfelffiure  um,  wcldje  ©arbinen,  Wo- 
bei- unb  Älciberftoffe  lerfrifet,  bie  von  febmefliacr 
6dure  allein  nur  ßebleidbt  werben;  febr  fcfcdblicb 
für  bie  Sltmuitß  fmb  an*  Slfrolclnbdmpfe,  bie  fid) 
bei  fd)led)t  brennenben  Cllampen  unb  glimmen = 
ben  25od)ten  bilben.  —  3)ic  von  einet  fiuttqucüe 
cntwidclte28drme  wirb  in  berdleael  ebenfalls  al£ 
unanßcnebme  Seißabc  betrad)tet.  JTeTjen:,  unb 
©aSflammen  (au^er  ben  iHcflencrativbrennern)  er-- 
bi^en  bie  £uft  bireft  burd)  ihre  licir.cn  SBerbren= 
nuiißSprobulte  unb  liefern  au^erbem  noeb  ftrablenbe 
SBdrme,  bie  allerbinßS  beim  ©a£ßlüblid)t  febr  ge- 
ring ift.  3lod)  weniger  ©firme- liefert  baS  eleftTifdje 
Cidjt.  ^ettenfofer  fanb  im  ÜKündjener  fcoftbcater. 
baf;  bei  leerem  ^aufe  unb  ©aebcleucbtung  mit  fix- 
panbbrennern  unb  offenen  flammen  bie  Temperatur 
im  britten  SRang  im  ganzen  um  9,s°,  bei  elcfrrifcbem 
£id)t  nur  um  0,9°  ftteg;  bei  vollem  &aufe  flieg  fie 
bei  ©aS  um  7,4°,  bei  elelttifcbem  Cidjt  um  4,8°.  3>er 
Koblcnfäuregebalt  ftieg  bei  befeuern  feaufe  unb  ©aS 
von  0,4  Promille  bis  2^  Promille,  bei  ele!trifd)em 
2id)t  von  0,4  Promille  auf  l,»  Promille;  bei  leerem 
Mamc  unb  ©a«belcud)tung  von  0,4  Promille  auf 
2,o  ^romiüe,  bei  eleltrifd)cm  Siebt  ergab  ficb  leine 
3unabme.  3)iefer  grofee  Unterfd)ieb  jwifeben  ben 
filtern  ©a*brennem  unb  bem  elettriidjcn  2id)t  in 
SBejug  auf  bie  entwidelte  Särme  bat  fid)  jeboeb 
burd)  bie  faft  burcbgfinßige  Ginfübrung  beS  ©aS- 
ßlüblui  1;  bebeuteub  verminbert,  wie  aus  ber  Za- 
belle  auf  ber  folßenben  Seite  1  crooraebt.  5)a  bie 
ftrablenbe  SDfirme  bef  onberS  aud)  bei  mbeitslampen 
läftiß  ift,  fo  ift  mit  ßinfübruna  beS  ©aSßlüblicbt* 
in  biefer  Schiebung  ein  erheblicher  ,vcrtid?ritt  ju 
verzeichnen. 

SctreftS  Scucrgef äbrlicbleit  ift  bic  ©aS= 
bclcudjtung  wegen  bcr  Gjrplobicrbarfcit  beS  auS  be* 
feiten  Leitungen  entweiebenben  ©afeS  febeinbar  febr 
geffibrlicb;  bod)  lommen  folebe  (frplofioncn  feiten 
vor,  ba  fid)  baS  ©aS  burd)  feinen  ftarlen  ©erud) 
bemerfbar  mad)t;  3)Uneral6llampen  Itanen  eben« 
falls  crplobiercn,  gegenwartig  jebod)  weniger  Icicbt, 
ba  alle  jur  33cleucbtung  benu^ten  ßrbble  amtlicb  auf 
ibren  GntflammunaSpunlt  geprüft  werben  (f.  Sbel- 
fdjerSlpparat  unb  Petroleum) ;  in  jweitetSiniefinb 
alle  frei  brennenben  flammen  feucrgcffibrlicb ,  ba 
fid)  breunbare  Äörpcr  an  ibnen  entjünben  fbnnen, 
maS  bei  cleftrifcbem  £id)t  auSgefd)lofien  ift.  Xa-- 
gegen  fmb  Sränbe  infolge  2)efeftwcrbenS  eleltrifcber 
2citunßen  nad)  neuem  Statiitifen  nidjt  feiten. 

SBejüßlid)  ber  5Bebienung  fmb  am  unbequem« 
ften  bie  Cllampen  wegen  bcr  notwenbiaen  ßftern 
iHeinigunß,  beS  2lufßie|enS  von  Cl,  beS  (finiiebenS 
neuer  I  i\t tc  unb  beS  unbequemen  SlnftcdenS  unb 
3luSlöfcbcnS.  2)em  gcßenübcr  ift  bie  2cid)tigfeit  ber 
Sebienutiß  von  ©asbrennern  belannt;  nur  dleßene« 
rativbrenner  unb  ©aSßlflbÜcbt  erforbern  einißc^luf  1 
mcrlfamfeit.  SBei  elcltrifd?em2id)t  gefd)iebt  baS  Sin« 
jünben  unb  Sluölöfdjcn  einfad)  baburd),  ba^  bcr 


Digitized  by  Google 


Beleuchtung 


643 


OMiAe 

BUK» 
ftärtf 

6rQnbti4rt  Bcrbrautb 

Soften 

fdure 
bri 
1000 
Ärrjnt 
cbm 

«Bärmr 

IUI  oir  *.uqi> 

ft&rte 

für 

(UV 

looo  ftrrjrn 

für  bt<  (finbrit  bri 

JCKCiiniions  ucj.  oci 
(Energie 

Bf 

für 

1  J  »AI  i 

Rrrjrn 
W. 

bri 

1000 
Äfrjf  ii 

CfaTorif  n 

J\  uluk  II  1  » 

Seucbtga*:  ©lüblicbt  .  .  . 

70 

120  1 

l,7i  cbm 

20  für  1  cbm 

0,34 

0,9 

»  Scbnittbrenner 

IG 

148  » 

9,25  » 

20  »  l  p 

1,86 

4,8 

41535 

CO 

36  ■ 

0,60  » 

200  •>  1  » 

1,20 

2,0 

8400 

30 

0,u  » 

3,87  1 

20  »  11 

0,73 

4,8 

36000 

<*lettri)cbe*  Sogenlicbt  .  . 

400 

2,w  H.  W.* 

6,45  H.  W. 

ß  »  IE  W. 

0,39 

830 

Ö lu bliebt .  .  . 

16 

0,48  »  » 

30,00  »  » 

6  »  1  »  » 

1,80 

2450 

•  H.  w.  =  Qcltoroattflunbcn 

«Strom  in  bie  betreffenbe  Seitung  ein-  unb  au8* 
gefcbaltet  wirb,  wa*  tu r  viele  Sampen  jugleicb  von 
einet  Gentralftelle  aua  gefebefcen  fann.  «ufcerbem 
Idfit  jicb  gemöbnlicb  iebe  Sampe  für  ftcb  ein*  unb 
auefcbalten  unb  jmar  t  unt  einen  unweit  bet  Sampe 
felbft  angebrachten  Scbaltmirbel,  bem  man  ©cftalt 
unb  Sewegungsart  ber  @a*bäbne  gegeben  t»at,  um 
bie  im^ublifum  betonnteSebienungemeife  be«  @as= 
liebt«  auf  ba*  eleltrifcbe  ©lüblicbt  ju  übertragen. 

2)ie  ben  verjebiebenen  Seleucbtungsarten  ange* 
börenben  fiidjtqueUen  b.aben  vetfcbiebene  fiittt» 
ftdrle,  bie  ficb  bei  iebem  Seucbtftoff  bureb  geeig< 
nete  Äonfttuftion  ber  Srenner  unb  Sampen  regu: 
lieren  unb  ju  einem  9Jlatimum  fteigern  laju.  ym 
dtbötrunbbrennet  wirb  mit  berfclben  Clmenge  brei» 
mal  foviel  Siebt  erzeugt  als  im  (hbölflacbbrenner. 
9tocb  gröber  fmb  bie  Unterfcbiebe  beim  ©a&licbt, 
inbem  ba*  im  ©lüblicbtbrenner  verbrannte  ©a* 
etwa  fünfmal  f  oviel  Siebt  fpenbet  als  ba»  im  Scbnitt^ 
brennet  verbrannte.  SDie  SJtefiung  ber  SicbtftäTte 
gefebiebj  mittels  be«  ^botometers  (f.  b.)  bureb  Ser* 
gleicfmng  mit  einet  9tormallerje  (f.  b.). 

Stebujiett  man  bie  Koftrn  auf  16  Äerjen  pro 
Stunbe,  fo  erbält  man  f  olgenbc  greife  in  Pfennigen : 


««rtolfumlamtw   rrwa      2,0  $f. 

üruefttfla*  im  «rganbbrrnnrr                     •  2,5  • 

(#a*fllut)lid)t                                          »  0,5—0,7  » 

6|»iritu#ftlilbli4t                                    »  1,2—2,5  • 

tflfftriitbfl  OJiab!i*t   3.0  . 

»ogrnlittit                             •  0,5  « 

im  Hrgtntratiobrrniifr ...    »  1,2-2,0  . 


Semerfenswert  ift  neben  ber  Sieb,  tftdrte  aueb  bet 
® lanj  beä  Siebte?,  b.  i.  bie  von  bet  #ld<benembeit 
bet  Sicbtdiielle  ausgefenbete  Sicbtmcnge.  1  qcm 
fenbet  au«  bei 


ffinlodjbrrnnfrn   rtroa 

Ärganbbrrnnrrn   • 

flrtnrn  «rgrurratiobrennrrn  • 

fltojjfn              •  • 

«a4nl»bli4t   - 

fltftttldjcn  «lüblomprit  .  .  > 

•       Sogrnlamprn .  .  • 


0,06  Sormaltcrjrn 

0,30  • 

0,38  > 

0,60  • 

5,00  > 

40,00  • 

484,00  • 


2>en  ©lanj  bes  Sonnenlicbts  fanb  3$omfon  |u 
53000  Hetjen.  —  2)ie  ^elligteit  einer  beleucbteten 
bliebe  toirb  bureb  ÜJteterterjen  (SDIK)  au^ge= 
brüett;  1  3)tK  ift  bie  öclUgleit  einer  roeifeen  Slficbe, 
bie  von  1 9tormalter}e  au o  ber  Entfernung  von  1  m 
bei  fenfreebt  auffallenben  Strablen  belcucbtet  mirb. 
Sei  gett>öbnlicbcm  Jageslicbt  ^at  beim  Sefcn  eine 
^5uebfl4ebc  etwa  50  9JIH;  bie  geringfte  öelligteit, 
bie  ein  »rbeitsplaft  baben  barf,  ift  10  3Jttf.  Sei 
6tra^cnbeleuebtung  reebnet  man  für  £>auptftraf>en 
etwa  1  3»Ä,  für  9(ebenftrafeen  »/io 

3n  neuerer  3eit  »erben  öör:  unb  ßeidjenfdle 
ber  Sebranftatten,  ferner  ftabrifräume,  bie  eine  febr 
gute  93.  verlangen,  j.33.  in  Spinnereien,  SBebereien 
u.  f.       mit  ©leiebftrombogcnlampen  berart  bt* 


(euebtet,  bab  bie  Sicbtftrabjen  niebt,  mie  üblieb,  naeb 
unten,  fonbem  nacb  oben  gegen  bie  $eete  gemorfen 
»erben  (inbirette  33.);  baju  ift  nötig,  bafe  bie 
Beeten  unb  ffidnbe  bell 
geftrieben  fmb.  2)ieSam= 
pen  werben  in  verfebie* 
benen  Ärten  verroenbet. 
l)$ie  poruioeÄoble  be* 
finbet  fieb,  entgegenge* 
fefet  ber  Ablieben  »norb» 
nung,  unten,  fo  tan  bie 
Sicbtftrablen  ebne  weite 
tti  )um  grdfeten  j  a  l  nacb 
oben  gemorfen  »erben  (i. 
nebenitebenbe  ftig.  1); 
ber  untere  9ieflettor  au* 
emailliertem  difen  ent< 
üebt  ben  Siebtbogen  bem 
sluge  unb  fängt  bie  ab' 
gebrannten  RobJenteU' 
eben  auf.  2)  2Ke  pofttive 
Mcblc  fifet,  »ie  üblieb, 
oben  unb  bae  Siebt  fällt 
jundebft  nacb  unten,  »irb 
aber  bureb  Spiegel  an  bie  $ede  geworfen  (f.  5»g.  2). 
3)  5)ie  Sampe  »irb  »ie  bei  2  angeorbnet,  aber  ber 
Wefleltor  beftebt  niebt  au«  Spiegeln,  fonbem  aue 
balbburebficbtiflcm  2)Wcbßla*,  fo  bab  ein  Jeil  be» 


Siebt»  birett  nacb  unten  fällt,  »äbrenb  ber  anbere 
Seil  an  bie  Sccte  geworfen  »irb.  Sei  allen  brei  Se= 
leuebtungdarten  verteilt  ein  Sdjirm  au«  überfang- 
glaö  bie  Sicbtftrablen  m5glicbft  g(eid>mä6ig  über  bte 
gan3e  2)ede.  $ic  Sorteile  biefer  Seleuebtung«arten 
fmb  für  bie  oben  angegebenen  ÜKäume  febr  mef  entlieb: 
bie  S.  ift  febr  gleidjmäfeig,  febarfe  Seblagfebatten  fmb 

41* 


Digitized  by  Google 


644 


SSeleurfftuHijSappQrQte 


bermieben,  feie  £id>tquellc  ift  bem  2lugc  entzogen 
unb  blenbet  nicht.  Irofcbcm  burch  bic  Wcflerion  be» 
beutenbe  Siebtverlufte  entfteben,  tommt  man  mit 
berfelben  Sicptmcnge  au*  rote  bei  biretter  B.,  »eil  bei 
febr  gleicpmdfeifjcr  Stcbtberteilung  ba*  ?luge  eine  ge- 
ringere 3>urdjf  cbnitt*belltgfeit  beanfpruept,  al*  roenn 
ei  burdj  bie  biretten  ilicbtftrablen  geblenbct  roirb. 

Cine  immer  fteigenbe  Berroenbung  finbtt  ba* 
@a*glübltdjt  namentlich  infolge  femer  Billigteit 
unb  feiner  hoben  Leucbttraft.  9i  bat  fid?  in*be= 
t'onbere  auch  für  Straßenbeleuchtung  berodbrt,  nach5 
bem  e*  gelungen  ift,  ten  ©lübtörpern  eine  größere 
Bcftänbtgteit  gegen  (Mdjütterungen  }tt  üerleipcn. 
(habere*  f.  ©a*glüblicbt.)  3lucb  ba*  Spiritu*= 
glüblubt,  obtoobl  nicht  fo  borteilbaft  roic  0a*= 
glüblicbt,  bot  ftd)  in  bie  $rari£  eingefübrt  unb  roirb 
bort,  roo  ©a*anftaltcn  fehlen,  tac  ©a*glübltcbt  ju 
erfeljen permögen.  Beri uebe mit  B  c  t  r  o  l  e  u  m  g  l  ü  b : 
liebt  unb Benjingl Abliebt  finb  jroar  oondrfolg 
geroefen,  boeb  haben  biefe  le&tern  Beleucbtung*artcn 
eine  allgemeinere  Berrocnbung  bis  jefet  niebt  gefun- 
ben.  Sic  leiben,  roie  aueb  ba*  Spiritu*glüplicbt, 
an  bem  Übelftanb,  bafi  bie  ftlüiftgteiten,  roelebe  ben 
©lübtörper  jum  Leuditcn  bringen,  erft  in  ga*för= 
migen  3uftanb  gebraebt  roerben  müffen.  Jöierburcb 
roirb  bie  Bebanblung  foleber  Vampen  umftänblicb 
unb , j.  B.  bei  Bcnjiu,  aueb  gefäbrlicb. 

über  Ginjclbeiten  f.  Ccucbtftoffe,  Lampen,  Qfrai- 
beleuebtung,  Bogcnlicfet,  ©lüblicbt,  @a*glüblicbt, 
(5lcttricitat*roerfc.  —  Bgl.  Scbroarfce,  Äatea?i*mu* 
ber £ei jung,  B.  unb  Ventilation  (2.  Stufl.,  Öpj.  1897) ; 
iöcrtog  unb  Selbmann,  öanbbueb  ber  eleltrifeben  B. 
(Oed.  unb  Sföüncb.  3eitfebrift  für  Bclcucb' 
tungöroefen  (Berl.  1895  fg.) ;  «2  a*  Sicht»,  3eitfcbrift 
für  ba*  Beleud?tung*rocfeu  (3ür.  1898  fg.);  3)a* 
mobernc  Bcleucbtung*roeicn  OBien  1900). 

« c  1  c ud? tung ifapp a v a t c ,  m  e  b  i  j  t  n  i  f  cb  e. 
Seitbem  bieStugenbeiltunbe  bant  ber  epocbemacben= 
ben  Grfinbung  be*  Slugenfpicgel*  bureb  öelmboln 
(1851)  einen  früher  ungeabuten iluffcbnmng  genom- 
men unb  weiterhin  aueb  bie  Grtenntni*  unb  Be* 
banblung  ber  fleblfopf--  unb  SJafcutrantbeiten  mit 
£>ilfe  be*  üon  Züxd  unb  3ob.  (Sjermat  (1858)  em= 
pfoljlcneu  Äcbltopffpiegcl*  erftaunlicbe  Wortfcpritte 
gemaebt  bat,  roar  ba*  Beftrcben  ber  SRebhin  un- 
au*gcfefet  barauf  geriebtet,  aueb  bie  tiefer  gelegenen 
Organe  unb  Äörpciböblcn  ber  biretten  Beleuchtung 
unb  Beficbtiguug  jugfinglieb  ju  maeben.  Xod)  febei- 
terten  alle  hierauf  bejüglicbcn  Berfucbe,  j  olange  man 
getroungen  roar,  eine  außerhalb  be*  Körper«  befind 
Itcfcc  Lichtquelle  (Campe)  ju  benutzen,  »eil  bie  jur 
3lnroenbung  tommenben  Spiegel  niebt  ju  gleicher 
3eit  mebrfaeb  gebrochene*  Siebt  tn  bie  liefe  ju  roerfen 
unb  Bilber  au*  ber  liefe  ju  remitieren  tm  ftanbe 
finb.  Grft  mit  bcreinfüb>ungbc*elettrifcbcn©lüb' 
liebt«  erfebien  e*  möglich,  bie  Lichtquelle  fclbft  birett 
in  bie  Moi pcrböble  ju  bringen  unb  bad  iötlD  bureb 
Linien  unb  ^riSmcn  nacb  aufeen  ju  toerfen. 

2>en  erften  berartigen  BeleucbtungSapparat,  baS 
%  o  l  p  f  l  o  p ,  tonftruierte  Croupe"  in  %ox\$>  ( 1 870) ;  ber* 
clbe  beftebt  an-:  einer  Jlccumulatorenbatterie,  bureb 
)cren  (onftanten  Strom  feine,  oermtttelft  tatbeter» 
örmiger  ^nftrumente  in  bie  fiörpcrböblcn  einge- 
übrte  s^latinbrfibte  jum  Seudjtcn  gebracht  roerben. 
Inglcicb  vollfommener  fmb  bie  pon  bem  Liener  %\v 
ftrumentenmacber  Ceiter  auf  3Ji^c*  Anregung  ton« 
jtruierten  c  l  e  1 1  r  o = e  u  b  o  f  l o  p  i  \  cb  e  n  ^nftrumente, 
bei  roelebe u  glciebfall*  bureb  ben  Strom  einer  gal: 
panifeben  Batterie  eine  permittelft  geeigneter  ^n- 


ftrumente  in  bie  ;,u  unterfuebenbe  ^öipevb&ble  ein» 
gefübrte  ^latinfptrale  jum  ©lüben  gebraebt  unb  bic 
2Bdrme  bureb  einen  permanenten  Strom  falten  3Dai= 
fers  uufebäblieb  gemacht  roirb.  ^n  naebftebcnbtr 
fehematifeber  ftig.  1,  roelebe  ein  2)iapbanof top, 
einen  Apparat  jur  ^urchleucbtung  ber  BlafeuroanP 
(Spfto:  ober  Äpftof topie)  barftellt,  finb  a  unb 
b  jroei  bünnroanbige  fon^entrifcb  ineinauPer  ge- 
fügte, nacb  unten  bureb  etne  ftapfcl  abgefdjloffcue 

flldferne  Splinber;  bureb  ben  3n)i- 
cbenraum  jroifeben  beiben  fliegt  fort' 
roäbrenb  aud  bem  hoebftebenben  ©e- 
fdfe  c  bureb  ben  ©ummifeblaueb  d 
taltc*  SBaffer  iu  unb  bureb  ba«  Äb' 
flufn-obr  e  ab.  3»  bem  innern,  mögs 
liebft  luftleeren 
©ladeplinber  ift 
bie$latinfpiralc 
g  angebracht, 
bte  bureb  Äupf  er« 
brdbte  mit  ber 
galoan.  Satte» 
rie  h  in  Serbin« 
bung  ftebt  unb 
ie  tut  Vit?  benelet» 
trifdjen  Strom 
leicht  jum©eijj: 
glübeu  gebracht 

roerben  tann. 
35a*  bierburd) 

entftebenbe, 
böchft  intenficc 

Siebt  leuchtet 
bureb  beibc@la$* 
cpliuber  unb  bie 

SBafterfcbicht 
binbureb,  ohne 
£>ifce  febdblidj  werben ,  ba 
ber  permanente  2Baffcrftrom 
eine  hinlängliche  Sbtüblung 
be*Slpparat*  beroirft.  Ter  ur» 
fprünglieb  beabfiebtigte  3wce! 
be*3)iapbauoftop*,bte3)urcb: 
leuehtung  ber  Blaf enroanb  unb  ber  Baua^bcden,  ift 
jroar  noch  nicht  erreicht  roorben,  bagegen  permag 
baS  ^nftrument  in  ÜBerbinbung  mit  einem  ent= 
fpreebenben  optifehen  Jlpparat  in  ber  £>anb  be* 
Äunbigen  einen  febr  bolltommeitcn  llberblicf  über 
bie  gefamte  Blafenfebleimbaut  ju  gcrodbien. 

t^tg.  2  erläutert 
an  einem  febentati; 
fd?en  2>urd?febnitt 
bie^nroenbungbe* 
i'citcrfebenfiarpn» 
goftop*  jur  Um 

terfuebung  beS 
Jtcbltopfe«  foroie 
ber  9iajen=  unb5Ha= 
chenbople;  man  ep 
blidt  ben  Stiel  a 
parallel  bem  3""' 
genrüden  einge 
führt  unb  an  bem 

©aumenfegel 
fdjnlg  nadj  ab» 
rodrt*  geneigt  ben 
Spiegel  b,  beffen 
untere*  Gnbe  bie  eleltrifebe  Siebtgucfle  enthält  unb 
bie  ganje  Äeblfopfboble  auficrorbcntliA  bell  er« 


Digitized  by  Google 


Mfof)  —  Seifort 


G45 


leuchtet.  Bor  bem  gewöhnlichen  fobUoPffpiegel  (f.b.) 
bat  bei  eleftro^nboftopifcbe  ben  grofeen  Borteil,  bafc 
ba«  Siebt  nicht  erft  oon  aufwn  oermittelft  eine* 
Detlef!  ovo.  auf  ben  ^lanfpiegel  unb  von  biefem  bureb 
nochmalige  Brechung  auf  bie  ju  unterfuebenbe  Stelle 
geworfen  werben  muf$,  fonbern  bar,  ti  nur  einet 
geringen  Berfcbiebung  bebarf,  um  jebe  beliebige 
«stelle  mit  intenfinem  birettem  Sicht  ju  beleuchten, 
fo  bafe  bie  Grtennung  trantbafter  Berdnberungen 
bi«  in  ba«  tleinfte  detail  ermöglicht  ift. 

Stach  bem  gleichen  Brinrip  bat  Seiter  clettro»cnbo» 
ftopifdje  3nftnimente  jur  Unterfucbung  be*  ©ebör» 
organä  (Dtoftop),  ber  Scheibe  (Baginoftop), 
be«  SRaftbarmS  (Otettof  top),  ber  untern  2)arm» 
Partien  (ßnteroftop),  ber  Speiferöbre  (ßfo* 
pbagoftop)  unD  be-5  IJlagenS  (©aftroftop)  ton« 
ftruiert.  35a*  ©  a  ft r  o  f !  o p  beftebt  au*  einem  fünft» 
Doli  geglieberten  9lobr,  welche*  in  feinem  Innern  bie 
gatoamjebe  Leitung,  bie  oben  befdjriebcne  2Baffer» 
leitung  fowie  ein  tunftoolleS  Spftem  »on  fiinfen  unb 
BriSmen,  an  feinem  untern  Gnbe  ben  fiicbttrdger 
entbdtt;  e«  wirb  nach  2lrt  ber  SJlagenfonben  bureb 
bie  Speiferöbre  in  ben  üPlagen  eingeführt.  Obwohl 
fi<b  baä  ©aftroftop  in  einzelnen  fallen  als  brauch« 
bar  erwiefen  unb  manage  intereifantc  Beobachtung 
ermöglicbt  bat,  fo  fttben  feiner  allgemeinen  Slnroem 
bung  boeb  noeb  maneberlei  läftige  Umftdnbe  bin: 
bernb  entgegen.  —  Bgl.  Seiter,  Gleftro»enboftopifd?e 
^nftrumente  (mit  82  öolifdjnitten,  SBien  1880); 
M*e,  Sebrbucb  ber  (Spftoftopie  (SBieSb.  1889).  — 
Bgl.  aueb  2lrtitel  öarnblafe. 

üBclf aft,  BarlamentS»  unb  SJtunicipalborougb, 
fcauptftabt  ber  irifeben  ©raffebaft  Slntrim,  jum  Seil 
aber  aueb  in  ber  ©raffebaft  2>own,  im  Innern  ber 
(£anidferguS»Bai  ober  Belfaft»2ougb  gelegen  unb 
im  9WB.  von  einer  .\Siigelfette  (3)imS,  475  m)  um» 
rahmt,  nabe  ber  lUünbung  beS  febiffbaren  Sagau, 
19  km  oon  ber  Brüchen  See,  ift  ber  bebeutenbftc 
/rabritort  unb  naa>  Dublin  bie  erfte  öanbelSftabt 
grlanbS.  B.  bat  gefunbeS  ßlima  unb  troti  ber 
vielen  Sahnten  mit  feinen  weiten  fauberu  Straften 
unb  ftattlicben  ©ebduben  ein  freunblicbeS  SluSfeben. 
Jluf  reiben  Seiten  beS  viermal  überbrüdten  Sogan 
hieben  fid)  OuaiS,  2)odS  (inSgefamt  39  ha)  unb 
fflerfte  bin;  ftatt  ber  verfanbeten  «Dtünbung  wirb 


ieftt  ber  tünftlicbe  Bictoria=(£bannel  von  «duften  bis 
7  m  Siefgang  benuftt.  ©roftartige  fcafenbauten  finb 
in  SluSftcbt  genommen.  2luf  bem  reebten  Ufer  lie= 


gen  bieBorftäbteBallpmacarret  unbBalpna 
f  eigb,  im  6.  bie  Borftabt  9Jialone  unb  ringsum 
mebrere  Barts.  B.,  eme  ©rünbung  fajott.  s4$ree>: 
bpterianer,  ift  in  feiner  Gntwictlung  nurmitamerif. 
Stdbten  uergleicbbar.  1757  belief  fid>  bie  Beuölte-- 
rung  auf  8549, 1831  auf  53287,  1851  auf  87062, 
1881  auf  208122  unb  1891  auf  255950  ©.  Sie 
6tabt  ift  Sit»  eine«  tatb.  BifcbofS,  bat  ald  Littel» 
punlt  be«  irifeben  ^koteftantidmuä  33  pre^bpterian., 
20anglitan.,  15  metbobift.  unb  nur  6  latb.Hirdben 
unb  fenbet  4  Slbgeorbnete  in«  Parlament.  2)ie 
gablreicben  öffentlichen  ©ebäube,  mie  ba«  1871 
erbaute  Stabtbau«,  bie  Ulftcr»öall,  ba«  Royal 
Theatre,  ba$  Zollamt  am  Sonegall^Duai,  ber  Ubr= 
türm  mit  bem  JUbcrt^^entmal  foroie  bie  änftalten 
für  toobltbätige  unb  fommcräicllc  3»cde  finb  meift 
jüngern  lUfprung*.  @cfd?i*tlidi  bemerlen^roerte 
SBanten  feblen.  Unter  ben  2<ilbung8anftalten  finb 
oai  1845  gegrflnbete  Queen's  College,  mit  26  $ro* 
fefforen,  in  einem  pracbtoollenSebdube,  ba«  Pres- 
byterian  College,  ein  2Retbobiften=Goüege,  bie  1786 


gegrünbete  Belfast  Academy  (tat.  6d)ule),  brei 
öffentliche  93ibliotbe!en,  ber  botan.  ©arten  bie  »icb» 
tieften.  Sefonbcr«  )u  ertofibnen  ift  bie  1785  er= 
baute  Linen  Hall,  bie  £einenb6rfe. 

33.  ift  öauptfitj  ber  irifeben  £innenfabritation 
unb  bat  bebeutenben  Scbiff^bau,  djem.  Sabriten, 
Wafd)inenbau,  Gifengiefeerci,  Sllabaftcrfcbleifcret, 
Cl»  unb  93arillemüblen,  Seilerei,  Segeltucbfabri» 
lation,  Brauereien,  93rennereien  u.  f.  ro.,  »fibrenb 
bie  S3aumn>oüfabrifation  junldgebt.  öauptgegen-- 
[tanb  ber  Sluöfubr  fmb  Spirituofcn.  2)ie  n>id?tig- 
jten  Slrtilel  ber  Ginfubr  fmb  {vlaeb*,  ©etreibe,  £ei= 
nengarn,  3uder,  ßol»,  Petroleum,  J&anf,  CWunb 
Seinfaat.  2)em  Serfebr  im  Innern  ber  Stabt  bient 
bieSramtoap;  bie  Gifcnbabnoerbinbung  reiebtun» 
mittelbar  vom  $afen  nacb  allen  Seilen  orlünt ■>. 
2)er  £>anbcl  beftebt  bauptfdcblicb  in  Äüftenterfebr. 

3n  33.  baben  Aonftiln:  Argentinien ,  Belgien, 
5)dnemarf,  Steutfdjeö  JHeieb,  ^aiti,  Hawaii,  SKerilo, 
^araguau,  <ßeru,  Uruguap,  S3ene)uela,  bie  Ben 
einigten  Staaten  vonStmerifa;  Sicetonfulu :  dbile» 
^rantreieb,  öriecbenlanb, Italien C?lgcnt).9ücber» 
lanbe,  Cfterreicb »Ungarn,  Portugal,  9tuManb, 
Scbiveben  unb  Norwegen,  Spanien  unb  bieSürtei. 

©elf  aftf  ^auptftabt  be$  Sountp  9Balbo  im  norb» 
amerif.  Staate  SWaine,  in  ber  ftorbtoeftede  ber 
^enobfcotbai  febön  gelegen,  mit  gutem  £>afen,  bat 
(1890)  5294  (?.,  gijcberei  unb  Scbiffabrt,  ©ranit= 
unb  9Jlarmorbrücbe. 

©clfaft,  jet»t  93ort»3airw,  Seebafen  berbrit.» 
auftrat.  Kolonie  Bictoria,  an  ber  9}{iinbung  beö 
üJiopne,  etwa  300  km  »eftlicb  von  ÜJlelbourne,  unb 
bureb  ©ifenbabn  mit  ibmt>erbunben,ber6auptbafen 
oti  »eftl.  SiftriftS  ber  Äolonie,  Seebab,  bat  etrra 
1800  Q.,  bebeutenben  Jöanbel  in  Äorn  unb  Söolle. 

©elf Ott  (aueb  Sofort,  fpr.  befobr).  1)  Ta* 
Srronbiffcment  ober  SerritoirebeS.  ober  bie 
Partie  francaise  du  Haut-Rhin  ift  gebilbet  au$  bem 
5Hefte  be*  frühem  S)epart.  Oberrbein  (f.  b.)  unb  bat 
624,6i  qkm,  (1896)  88047  (?.,  106  ©emeinben  unb 
xerfdllt  in  bie  6  Kantone  S9.,  Tannemarie,  3)elle, 
(jontaine,  ©iromagnp  unb  SJlaffeoaur.  —  2)  $aupt 
ftabt  be8  Slrronbiffementd  B. 
unb  tyeftung,  an  berSaooureufe 
unb  am  ^u|e  faltiger &ügel, \a 
fdllt  in  einen  altenStabtteil  unb 
ben  gaubourg  be  ^rance,  ift 
Sit>  bed^rdfeften,  etneJSribu: 
nal$  erfter  ^nftan),  eines  &&n- 
belägericbtö  unb  bat  (1896) 
20943,  als  ©emeinbe  28  715  8., 
ein  Spceum,  eine  Spnagoge, 
}Wei3eitungen,  ein  Sbeatcr,  jwei  35entmdler  jur 
Erinnerung  an  bie  93crteibigung  1870—71,  meb» 
rere  Jöofpitdler,  eine  Filiale  ber  SBanl  »on  STant- 
reieb;  ©erbereien,  Brauereien  unb  »erfebiebene  an= 
bete  ©ewerbe.  B.  ift  Kreujpuntt  von  6  Straften, 
liegt  an  ben  fiinien  B.=5)ijon  ber  SDiittelmeerbabn, 
^ari«»S)eutfcbe  ©renje  (bei  ^etit  ßroir)  unb  B.= 
9J(ort)illiar*  (=2)elle)  ber  granj.  Dftbabn  unb  ift 
4>auptftapelplajj  für  ben  £anbcl  (Burgunber  5Beine, 
dbampagner)  nacb  Teutfcblanb  unb  ber  Sd?»eij, 
befi^t  grofee  ftrategifebe  SBicbtigfeit  burd>  feine  Sage 
in  "ber  etwa  22  km  breiten,  ju  allen  ^abreSjeiten  für 
größere  öeercSmaffen  gangbaren  Senfung  (Trouee 
de  B.)  jroifcben  bem  Sübabbange  ber  Bogefcn  unb 
ben  nörbl.  Stufen  beä  ^nrai,  unb  uerbinbert  Cffen= 
finoperationen  aud  bem  Sunbgau  nacb  bem  Sbale 
be«  2>oub3  unb  ber  Saene.  GS  ift  jetrt  Sih  bc* 


Digitized  by  Google 


646 


Setfort 


Stabe«  bet  28. 3nfanteriebtigabe  unb  ©atnif  on  be* 
35.,  42.  unb  151.  Infanterie*  unb  be*  11.  £>ufatcn* 
regiment*  unb  be*  9.  5eftung*artilIeriebatailIon*. 

2)ie  93efeftigungen  oon  33.,  juerft  oon  Sau: 
ban  ange legt ,  ftnb  fpdter  mebtfad?  oetdnbett  toot* 
ben.  3ut  3*»t  bet  Belagerung  im  Ätiege  1870—71 
beftanbcn  bie  33efeftigungen  au*  bet  eigentlichen 
StabtumrcaUung,  einem  baftionterten  Sünfecf,  bet 
füböftlid?  berfelben  auf  einem  Seifen  gelegenen, 
bie  Stabt  bebeutenb  übetböbcnben  Gitabetfe,  2e 
(ibäteau  obet  2a  iHocbe  genannt,  unb  einet  Jlnjabl 
oorgefdjobener  Sort*:  nad?  Stotboften  bin,  ju  beiben 
Seiten  betSttafce  nad?  2Jtülbaufen,  auf  langgeftted- 
tem  Sel*rüden  bie  Sort*  2a  SJtiotte  unb  2a  yuftice, 
burd?  SJtauern  unteteinanbet  unb  mit  bet  Stabt 
uetbunben;  im  SBeften  an  bet  Gifenbabn  tJort  be* 
Batte*  (Äromr-ert  mit  btei  93aftionen)  unb  gort 
33elleoue;  im  Horben  ba*  öornioeti  l'Gipetance; 
im  Süben  auf  bem  bie  Gitabelle  nod?  übetböbenben 
33etgrüdcn  2>e*  Cetebe*  bie  beiben  S°rt*  fcaute*-- 
i<erd?e*  unb  93affe$  Cetebe*. 

Stad?  bem  Ätiege  1870—71  ttmtbe  93.  untet  93ei* 
bebalt  bet  oetgtöfeetten  unb  petftdttten  Stabtuim 
roallung  butcb  Anlage  au*gebebntet,  loeit  (bi*  9  km) 
oorgefdjobenet  neuet  SBetfe  ju  einem  ©affenplatj 
etften  Stange«  umgefdjaffen,  bet  ben  teebten  ^lüQtl 
bet  gegen  £eutfd?lanb  gerichteten  etften  93etteibi* 
gung*lmie  bübet.  3m9totben  bet  Stabt,  auf  einet  bie 
ganjc  ©egenb  übettagenben  bcn>albeten£öi?e  (3Balb 
von  ?lrfot),  liegt  ba§  gtofee  Sott  Stoppe,  bie  näcbfte 
Befestigung  an  bet  beutfcfcftanj.  ©tenje.  ?luf  bet» 
reiben  £6pe  ift  jut  Itnterfrü&ung  be*  fyxtZ  no(b 
eine  Sßattetic  angelegt,  bie  mit  bem  Sott  bie  Sttafee 
oon  33.  übet  ßerenep  nad?  SJtülbaufen  beberrfd?t. 

3»oifd?en  ^ott  Stoppe  unb  bet  Stabtumroallung 
liegen  bie  beiben  alten  gottS  ÜHiotte  unb  3uftic<; 
oor  benfelben  fmb  neue  gleichnamige  93attetien 
ctbaut,  n>eld?e  bie  fübl.  £ängc  bet  £>öt?c  oon  Sltfot 
fotoie  bie  nad?  SMbaufen  fübtenbe  Sttafje  in  bet 
Stiftung  auf  ba*  bid?t  an  bot  ©tenje  liegenbe  2a 
(Sbapelle  beftreieben. 

Stuf  bet  ftecbfläcfre  oon  Cetebe*  ftnb  üot  ben 
beiben  alten  %oxt$  frauteS^crcbe*  unb  93afie*: 
v#ercbe£  btei  neue  93atterien  uir  93eftreid?ung  bet 
übet  SJtontteur  na*  SJtülbaufen  fübtenben  Gifen- 
babn  angelegt:  53attetie  ^et  oufe  füblid?  oon  biefem 
Totfe,  33attcrie  .frautJailli*  in  bem  gleidwamigen 
(^ebölj,  Batterie  tfbeoremont  nfib«t  an  bet  93abn. 

3m  SD.  bet  Stabt,  füblid?  Pon  '2  anj  out  in,  liegt 
auf  einet  bebeutenben  £öbe  Sott  93o*mont,  n>eld?e« 
mit  ben  ootgefdjobenen  Batterien  jjougetai*  unb 
OTetour  bie  übet  ©tanboillar*  nad?  2)eUe  füb: 
tenbe  Strafie  fpettt.  Siod?  weitet  füblid?  liegt  Sott 
Bejcloi*  jut  Sicbetung  bet  (Siienbabn  nad?  2>elle. 
Sie  nad?  S.  getiebteten  93efeftigungen  liegen  auf  bet 
0 oefcebene  Pon  93t#cilliet ^ :  bie  iöattetien  ioaut  93oi?, 
93tomont  unb  ba^  an  Stelle  bet  fntbetn  93attetie 
33etmont  etbaute  Sott  93ote  b'Dpe.  3Beitete  33at- 
tetien  bei  Seuenan^,  $oian3  unb  33otanS  be= 
ftteieben  bie  Sttafce  nacb  2Jlontbe"liatb,  bie  Gifen* 
babn  nad)  93efan(on  unb  ba$  Jbal  bet  Saoouteufe.  I  Ä 
5)iefe  fübl.  Sefeftigung^anlagen  fteben  in  Set« 
binbung  mit  bem  $oi t  2a  Gbaujr,  ba«  im  910.  oon 
ÜJtontbeliatb  auf  einet  nad?  allen  Seiten  fteil  ab« 
fallcnben  ööbenfuppe  liegt  unb  ba#  breite  $bal 
beö  St.  Nicolas » bluffe«  mit  bem  9lbein « SRbone» 
Äanal  bebettfdjt. 

3mS9B.x>on  93.,  auf  bem  boben  93ergfegel  ÜWont= 
93auboi«,  nötbli*  tom  T'otfe^eticoutt,  ift  ein  gleiäV 


namigeä  Sott  etbaut,  »eldjeS  bie  gtofeen  f«b  biet 
Peteinigenben  Sttafeen  nacb  Sbampaanep,  2ute, 
Sefoul  unb  93efancon  beberrfebt.  Smföen  biefem 
Sott  unb  bem  jut  alten  93efeftigung  geb6tenben^ott 
93elleoue  mefthd)  oom  Sauboutg  be  gtance  liegen  bie 
neuen  93attetien  %\ t im,  Utcetp  unb  Sbätelet,  nxlcbe 
bie  ^oebebene  uoifcben  3Ranbtet>illat«  unb  15 bal cn : 
DtUard  untet  (jeuet  balten.  2)ie  ftart  bemalbete 
6öbe  im  9I9B.,  bet  3Ront  be  Salbert,  ift  mit  einem 
Sott  geftönt,  melcbed  in  9?etbinbung  mit  einigen 
oenaebbatten  3Rebouten  ba«  93otgeldnbe  auf  »eitc 
Gntfemungen  bebertfd?t,  namenthd?  aud)  bie  oon  33. 
übet  (Sbampagnep,  2ute  unb  SBefoul  nad?  2angte# 
fübtenbe  Gifenbabn  unb  bie  am  %vl$  bed  3lont 
be  Setpance  entlang  fübtenbe  Swigbabn  pon  2ure 
nad?  (Spinal.  3ut  »eitern  SJetftdtfung  biefet9totb= 
ftont  finb  1895  jwifeben  ben  33ofitionen  Don  Sal= 
bett  unb  Stoppe  neue9Betfe  angelegt  »otben,  ndm; 
lid?  bet  3<fifd)enpoften  ?üiton  2agace  mtt  mebtern 
uotgefebobenen  2öerfen,  bei  bet 'ijjofition  oon  Stoppe 
jinm  ffietfe,  eine«  am  (Slang  9teuf ,  baä  anbete  bei 
2)ennep,  bei  bet  ©tuppe  bc3  93tont  =  Salbert  oiet 
neue  SBerte,  bie  bauptfäcblid)  nad?  SBeften  fdjlagen. 
3m  übtigen  fmb  nod?  10  SBette  ettiitet  »otben, 
»on  benen  SJtonceau  unb  la  6öte  b'(Sffett  al*  felb^ 
ftdnbige,  bie  anbetn  aU  untetgeotbnete  Soften  an= 
jufeben  fmb;  fte  ettoeitetn  bie  Sottlinie  bi$  nacb 
öeticoutt.  Qtna  10  km  nötblid)  von  93.,  an  Per 
Ätemung  bet  Sttafeenjüge  pon  2ute,  6bampagnep 
unb  Stougemont,  im  obetn  Jbal  bet  Saoouteufe. 
liegt  ba8  gtofee  $ort  ©iromagnp  mit  ber  93atterie 
Zitt  be  ^landSe«,  butd?  meldjeS,  fotoie  »eitetbin 
butd?  bie  ^oxt$  93allon  be  Seroance,  (ibäteau  i'anv 
bat,  Stupt,  Stemitemont  unb  ^lr*cv,  im  obem 
ÜJtofclt^ial,  ba§  ©etfebanite  2aget  ton  93.  mit  bem= 
jenigen  oon  (Spinal  in  93etbinbung  ftebt.  Süblicb 
oon  33.,  28  km  entfernt,  liegt  nabe  bet  SdjmeijfT 
©tenje  bet  6bbfn>ug  beS  2omont  (f.  b.)  mit  ftatfen 
93efeftigungen ,  bte  gegen  einen  oon  bet  Scbroeij 
bet  geführten  Eingriff  getidjtet  fmb  unb  bie  S3etbin= 
bung  mit  93efancton/  bem  ted>ten  Slügel  bet  jtoeiten 
Setteibigung^linie  f  berftellen.  5)ie  Stellung  be$ 
2omont  ift  neuetbmg«  butdj  ein  SBett  bei  3Jont 
be  Stoibe  ettteitett  rootben. 

©cfcbidjtlicbe*.  ^ie  &ettf*aft  S.  im  Sunb= 
gau  tarn  im  14.  3flbtb.  an  bie  ©taffebaft  l'nrt 
(^errette),  »atb  1648  mit  biefet  oon  Cftettcicb  an 
fttanfteieb  abgetteten,  1659  oon  2ubtoig  XIV.  bem 
Katbinal  2)tajatin  oettieben  unb  1781  oon  bem 
6etjog  oon  SBalentinoi«  ertootben ,  bei  fie  bis  jut 
Steoolution  al*  ©taffebaft  befafe.  33.  ift  erft  oon 
93auban  befeftigt  »otben;  ti  toatb  im  Stoo.  1633 
oom  6et}og  oon  Setia  etobett,  10.  STOdrj  1634 
oom  Stbemgtafen  Otto  ben  Äaiierlicben  enttiffen. 
?lm  28.  SJtai  1635  fdjluaen  biet  bie  ^Tamofen  unb 
Scbmebcn  untet  bem  SJtatfcball  be  la  $otce  ben 


fterjog  oon  2otbtingen. 

3m  fltiege  oon  1870—71  ift  93.  butcb  feine  lange 
93ettcibigung  benibmt  geiootben.  (öietjueineÄarte: 
I  io  33elagetung  oon  33elfott  unb  bie 
ftdmpfc  an  bet  2ifaine  1871.)  SBdbtenb 
Sdjlettftabt  unb  Steubteifacb  belagert  routben, 
fanbte  ©enetal  oon  3Betbet  bie  5)ioi|ton  2te«dorc» 
aegen  93.,  ba§  oon  20000  SJtann  unter  Cben't 
S)enfett=9to(beteau  befeht  mat.  3lm  3.  Stoo.  1870 
rcat  33.  eingefdjloffen,  fomeit  bie*  bei  bem  jum  5eit 
toalbigen  Jettain  mit  nut  10000  Wann  gefdjepen 
Tonnte.  3ur  2)edung  bet  (Sinfcbliefeung  wutbe 
I  9.  Stoo.  SJtömpelgatb  (SJtontbeliatb)  befe|t.  »m 


Digitized  by  Google 


DIE  BELAGERUNG  VON  BELFORT  UND  DIE  KÄMPFE  AN  DER  LISAINE  1871. 


torw&mvm'  Kememtlaaa-lallun.  Ii.  Aufl.  P.A-Brodtfcun  G*e(r  -  »rü»l  AntaK.tviptlg, 


Seifrieb  —  Selgaon(g) 


G47 


20.  9foo.  oerfügte  man  beutfdjerfeit*  oor  93.  übet 
16000  Wann  Infanterie,  1100  Weiter  unb  30  @e« 
fdjütie;  28.  91oo.  würbe  ber  walbbebedte  ÜRont  bu 
Valbert  norbweftlicb  oon  93.  genommen.  9?ad?bem 
ber  33elagerung*part  eingetroffen  roax,  begann  bie 
33efd?iefeunß  3. Tej.,  unb  jmar  oon  3Beften  per  au* 
27  @efd?ü&en  bei  Gifert  unb  33aoillier*,  iebodp  olme 
genügende  SBirlung;  aueb  wufite  ber  Kommanbant 
bie  Belagerung  burd)  SludfdUe  unb  gefebidt  gelei- 
tete* ©efcbü&feuet  aufjubalten.  33apr.,  mürttemb. 
unb  bab.  33elageruna*gefdjü&e  ocrftärlten  ben  s#arl, 
unb  (General  oon  :Jrc*dom  richtete  ben  Änatiff 
nunmehr  ßeßen  bie  ftort*  be*  ^erepe*.  Jim  8.  $an. 
1871  würbe  ba*  Torf  Tanjoutin  am  ©cftabbanße 
ber  ööben  oon  ^crebe*  erftürmt  unb  am  9.  ba* 
<jeuer  ßeßen  bie  <jort*  eröffnet.  Km  16.  $an.  trafen 
SÖerftärlungen  ein ,  burdj  bie  ba*  33clagerung*bee t 
auf  25  930  SDcann  ftieß,  barunter  2fi00  Kranfe; 
22. 3<»u-  würbe  aud?  ba*  Torf  SjJeroufe  am  Cftab; 
banße  ber  ^crdje*  ßenommen  unb  am  26.  beim 
Ginbrud)  ber  Tuntel  fceit  ein  gewaltfamer  Angriff 
auf  bie  tjort*  oerfuept.  Tiefer  mifeglücfte  unb  bie 
laßerer  muf»ten  oor  bem  mörberifepen  fteuer  mit  be- 
tricptlidjem  93erlufte  jurüclweicpen.  Ter  am  8.  gebr. 
bei  bell  cm  Jage  wieberljolte  Sturm  ßlädte;  beibe 
<$ort*  würben  faft  obne  2Biberftanb  ßenommen 
unb,  troft  be*  heftigen  <jeucr*  oom  Sdjloffe,  aud? 
behauptet.  2Rit  grofscr  SHühe  mürbe  fdjwere*  @e= 
id>ü&  nadj  ben  <Oerd>e*  gebracht  jur  93cfdnefumg  beT 
Gitabclle,  al*  93.  fid)  erßab.  Ter  Kommanbant,  ber 
mebrere  nufforberungen,  felbft  unter  33ewilligung 
freien  Jlbjug*,  abgelehnt  batte,  mar  jeht  oon  bem 
franj.  SJlinifter  be*  ?lu*m<lrttßen.  3ule*  <jaore,baju 
veranlagt  morben.  Hm  16.  Sehr.  1871  mürbe  bie 
Kapitulation  abgefaMoffen  unb  ber  93efa&ung,  372 
Cffijiere  unb  17  332  2Rann,  in  Slnerfennunß  ibrer 
Slusoauer  freier  9lb)iiß  mit  allen  lriegerifd?en  Gbren 
bcwillißt,  unb  18.  5ebr.  rfldten  bie  Teutftpen  ein. 
93.  mürbe  beim  tyrieben*fcplufj  an  <jrantreid>  jurüd 
ßegeben.  3Bäbrenb  ber  Tauer  ber  beutfdven  Cccu- 
pation  blieb  e*  oon  beutfdjen  Gruppen  befefct.  — 
93ßl.  9Bolff,  ©efdjidjte  ber  33elagerung  oon  33. 
1870/71  (33erl.  1875);  Gaftenpolj,  Tie  93elaßerunß 
oon  33.  1870/71  (4  33be.,  ebb.  1875—78). 

über  bie  breitägigen  Kampfe,  bie  15.  bi*  17. San. 
1871  meftlid?  oon  93.  jwifepen  bem  14.  beutfdjen 
2lrmeelorp*  unter  SRkrber  unb  ber  franj.  Oftarmee 
unter  33ourbati  ftattfanben,  f.  fiifaine. 

«elfricb,  f.  93erßfrieb. 

$3clqam,  f.  93e(ßaon(ß). 

tBrlgaoitta),  inbifd)  aud?  93elßam  (urfprüng; 
lia>  lanarefifd)  ©ennugrama,  «33ambu*!Torf 
ober  "Statt»,  engl.  93elßaum).  1)  Tiftrift  in  ber 
Sübbioifion  ber  inbobrit.  ^räfibentfd?aft  93ombap, 
$wifd?en  15°  22*  btd  16°  56'  nörbl.  33r.  unb  74°  4'  bi§ 
75"  35'  öftl.  St.,  ßremt  im  91.  an  bie  Staaten  ÜJtirabfdj 
unb  Tfcbatb,  im  S3JC.  an  ben  Tiftrift  Äalabßi,  im  D. 
an  bie  Staaten  Tfd>amfbanbi  unb  SRubbol,  im 
6.  unb  SO.  an  bie  Tiftrilte  Tb.ar»ar  unb  9lorb: 
Äanara  unb  ben  Staat  Kolapur,  im  S3D.  an  ba$ 
portuß.  (gebiet  oon  ©oa,  im  91».  an  bie  Staaten 
Samantroari  unb  Äolapur  (oiele  Grflaoen  in  ben 
ßenannten  9}aiallenftaaten ,  unb  oiele  Gnllaoen 
biefer  im  Tiitriltc  93.),  unb  bat  120t;i  qkm,  (1891) 
1013261  (5.  (barunter  873051  feinbu,  80484  Wo-- 
bammebaner,  51811  Tfdjain,  7617  (Sbriftcn,  207 
93ubbbiften,  61  ^irfei).  Tie  meiften  93emobner  finb 
i'anbbebauer,  ein  berrdcfctlicber  2eil  9Beber;  bie  rei= 
(fcen  Ceute  fmb  faft  alle  ünärroari  ober  93rabmanen, 


in  ber  Stabt  33.  aud;  einige  SRobammebaner.  ®t- 
fprocfcen  toirb  QRabrattifd),  ^inbuftani  unbKanare? 
fifcb,  le|»tere3  aud)  al#  amtlidjeSprad?e;  bie  v#ärfji 
fpredjen  ©ubfd^rati.  Tie  bebeutenbem  Stflbte  finb: 
93.  (f.  unter  2),  @ofat  (12106  G.),  9üpani  (11728 
6.),  «tbni  (10416  Q.)  unb  Saunbatti  =  3ellama 
(8930  6.).  3n  33.  ließt  ber  berübmte  &inbU'3BaU« 
fabrtsbcrß  ber  ©5ttin  ^elläma;  bier  merben  beim 
93oUmonb  be^  ?lpril*  unb  9looember*  ßrof»e  %a.t)x- 
märlte  abßebalten,  »u  benen  15  —  40000  Pilger 
jufammenftrömen.  Ter  Tiftrift  bilbet  eine  ßrofie 
Gbene  mit  einjelnen,  meift  mit  bidjtem  Unterboli, 
jum  £eil  audj  mit  ßut  tuttioierten  gorften  beftan^ 
benen  ^üßelreiben  unb  mit  böpern  (!in}elbergcn, 
bie  öfter*  mit  (leinen,  gut  ßebauten  ach«  ßetrönt 
rmb.  93om  t;öd)ftlieaenben  Seile  im  Stoßen  unb 
Süben,  l&nai  ber  SBeftßb^at,  fenlt  fid)  bie  Gbene 
laum  merllid)  nad;  Cften;  im  Horben  unb  Cften  ift 
fie  offen  unb  ßut  bebaut  unb ,  abgefeben  oon  ben 
ßenannten  33erßen  unb  öfißelreitjen,  obne  jeglid?e 
Grbebunß  ober  Senfunß.  Tie  öauptflflffe  fmb: 
ßiftna  im  Horben,  ®batprabpa  in  ber  Glitte,  WA* 
prabba  im  Sflben.  ?[n  ber  beiden  5|abre$jeit  trod= 
nen  fie,  aufeer  bem  Hiftna,  aro^enteiB  au^;  leiner 
ift  innerhalb  bcS  93ejirf<J  faSiffbar.  Ta*  £aub  ße^ 
bört  ber  Jrapp«  ober  öornfelgformation  an,  bie 
mit  SatcritgeröUc  bebedt  ift,  boeb  finben  fid?  aud) 
Sanbftein=  unb  Ouarjfelfen,  ßrauer  ©ranit,  ©lim= 
merfa>iefer  unb  Satent  in  ßrofeen  OTenßcn ,  {teilen* 
meife  foßar  Gifen.  Tie  umfangreidjen  9Balbge* 
biete  finb  burd)  bie  9taubn)irtfd?aft  ber  Gingebore- 
nen (Mderbobengeminnung  burd??lbbrennunß  eine« 
Stild«  5Balb)  ftart  gcli*tet;  jet»t  mirb  biefem  übet 
nad)  Ärfiften  gefteuert.  93on  milben  2ieTen  lommen 
oor:  Antilopen,  ^öilbfdjmeine,  öpönen,  s^antber, 
im  Sflben  unb  Sflbmeften  aua>  Jigcr.  Tie  93üfffl 
im  9torben  unb  bie  au*  sJJlaifur  eingeführten  SHirt* 
ber  finb  gut  unb  geben  oiel  SDlild?;  ba$  übrige  ein» 
beimifdje  9Jieb  ift  oon  fcbledjter  SRafie.  Ta«  Klima 
ift  im  allgemeinen  ßefunb,  obmobl  im  ?lpril  unb 
slRai  bie  öi&e  febr  ßrofe  ift  unb  am  Gnbe  ber  3legen- 
jeit  gieber  Wufig  fmb.  Ter  SRegenfall  beträgt  ifibr* 
lid>  etwa  90—100  cm.  Ter  Slderbau  ift  bebeutenb; 
befonber*  frudjtbar  fmb  bie  SHeiSfelber  unb  ©drten. 
©ebaut  merben  ©etreibe,J&ülfenfrüd)te,Clfamen  unb 
iex tilpflan jen.  Ter  Sufienbanbel  ift  bei  bem  ÜJtangel 
an  Gifenbabnen  unb  fdjiffbaren  Staffen  oon  geringer 
33ebeutung;  6auptau#fubrartifcl  ift  93aumroolle; 
europ.  SBaren  merben  Aber  93ombap  bejogrn.  Tie 
Öanbftubltoeberei  ift  ber  midjtigfte  ©erocrbjroeig, 
femer  ^drberei  unb  ©erberei;  bie  ^nbuftrieerjeuß' 
niffe  bleiben  faft  fämtlicb  im  Sanbe.  Tie  ttabt 
©ofat  batte  früher  berübmte  jvdrbereien ;  jeht  wer- 
ben biet  faft  nur  nod?  grobe*  Rapier  in  klaffen  unb 
6olV,  Stein»  unb  Grbpßürd?en  anßefertigt.  93. 
bilbet  einen  3>il  be*  unter  bem  tarnen  T  bar  war 
oom  SRabratten^efdjwa  im  3uni  1818  an  bie 
Gnglänber  abgetretenen  ©ebietcö;  1836  würbe  ber 
jetzige  Tiftrilt  33.  oon  Tparwar  al*  felbftdnbiger 
iterwaltung*bejirl  abgetrennt.  —  2)  #auptftabt 
be*  Tiftrilt*  33.,  15u  51%'  nörbl.  33r.,  74°  34'  öftl. 
2.,  in  760  m  ööbe,  in  faft  lrei*förmiger  Gllipfe  auf 
einer  oon  3Balb  umgebenen  Sateriterbcbung  jwifdjcn 
einem  ftort  unb  bem  ÜJlilitärlantonnement,  ift  oon 
93ambu*bdumen  umgeben,  baber  ibr  9?ame,  unb  bat 
(1881)  23115,  (1891)  einfdjliefelid)  be*  Kantonne« 
ment*  40737  G.,  baruntcr  27210  i^inbu,  8645 
«ölobammebaner,  1613  Tfdjain,  3184  Gbriften  unb 
55  $ärfei.  Seit  ber  33efitiergreifung  burd?  bie  Gng> 


Digitized  by  Google 


G48 


Söelgarb  —  Zeigten  (Cbcrflä^cngcftaltung) 


Idnbcr  (1818)  bat  33.  an  53eüölterung  unb  2Bobl' 
ftanb  bcbeutenb  jugcnommen.  Stuf  3009Bcbfifibleu 
werben  93aumwolljcuge  angefertigt. 

«clgarb.  1)  ftrei«  im  preufe.  tHefl.=iöcj.  JiöSlin, 
bat  1126,74  qkm,  (1895)  46260,  (1900)  47093  6., 
2  Stäbte,  68  Sanbgemeinben  unb  93  @ut«bejir!c. 
—  2)  93.  (ehemals  53ialigrob,  b.  b.  weijje  93urg), 
»rci«ftabt  im  tfrei«  93.,  an  ber  ÜJcünbung  ber  Seit» 
nit)  in  bic  $erfante  unb  ben 
/J\^  Üinicn  Stargarb:Stolp:3op: 
zj^/V>  pot  unb  93. 'Äolberg  (35,»o 
km)  bcr  $reu&.  Staat«bab= 
nen,  £  i  u  bc«  2anbrat«amte«, 
eine«  $lmt«gericbt«  (fianbge» 
riebt  ßö«liu),3oü :  unbSteuer: 
amte« ,  93ejtrf«ibmmanbo« 
unb  einer  Weicb«bantncbcn: 
ftelle,  bat  (1895)  7386  IS., 
barunter  92  tfatboliten  unb  152  3«raeliten,  (1900) 
8045  (*.,  in  ©arniion  bie  Weiteube  äbteilung  be« 
1.  $omm.  jjelbartillericregimcnt«  Wr.  2,  l'on, 
Selegrapb,  em  Scblofe,  brei  eüang.  fiircben,  ftdbtu 
febe«  ©pmnafium,  bösere  üfldbaVnfcbule  mit  Se« 
le(ta,ßran(enbau^;6ifen0ie^erei,^oljbearbcitung^- 
rabrit,^U(b.fabri(,}n>ci^ampf)a^neibemü^lcn,Sanb- 
mirtfdjaft  unb  brei  grofie  ^ferbemdrfte.  93.  mar  f  dwn 
fBclgaum,  f.  93elgaon(g).  [1125  6tabt. 

«eigen  (Belgae),  Warne  ber  ben  nörbl.  leil 
©aUien«  bewoljncnben,  erft  burd)  (Sdfar«  (^elbjüae 
ben  Wörnern  befannt  geworbenen  93öl!er ;  nacb  ben  93. 
würbe  feit  Üluguftu«  bie  nörblicbftc  oalltfcbe  s^ro»inj 
(Belgica, f.  Harte:  ©ermanien  u.  f.  m.)  genannt. 
Tie  grofcc  SDiaffe  ber  93611er  üon  «93elgium»  (bie 
Flamen  ber  93.  treten  im  SUtertura  aud?  in  53ri* 
tannieu  unb  Urlaub  auf)  war  jebenfall«  feit.  3Ib= 
fünft.  iHllerbing«  behauptet  Gdfar, ber anfebnlicbfte 
Seil  ber  93.  fei  au«  ©ermanien  eingewanbert;  bajj 
aber  be«balb  nur  eine  überficbelung  vom  redeten 
Wbeinufer  nacb  bem  Unten,  nicht  eine  etbn oat .  ;1k- 
faminengebörigfeit  ber  93.  mit  ben  ©ermanen  an- 
genommen  werben  barf,  bat  aHüllcnboff  («TeutfAe 
Slltertum«tuubc»,  93b.  2, 93erl.  1887)  enbgültig  naa> 
gewiefen.  Tie  bauptfädjlicbften  Stdmnre  in  bem 
Sanbe,  weld>c«f  üblich  bureb  lUarne  unb  Seine,  weft- 
lid)  burd)  ba«  ÜJlcer,  nörblicb  unb  öftlicb  burd?  ben 
Wbein,  füböftlidb  burd)  ba«  Sttofclgebict  begrenzt 
würbe,  waren  bie  53ellotiater  (bei  53eauüai«),  bie 
Suefiionen  (bei  Soiffon«),  bie  Werner  (bei 
Weim«),  bie  93ir  omanbuer  (bei  93ermanboi«),  bie 
Wmbianer  (bei  3lmien«j;  bann  mebr  nörblicb  in 
Slrtoi*  bic  Sltrebaten,  unb  an  ber  fiüfte  bie 
SR  0  rittet  unb  ÜMenapier.  äu«  ©ermanien 
eingewanbert  ju  fein,  rühmten  ficb  bie  WcrDicr 
an  ber  Sambre  (im  ftennegau  unb  Wamur),  bie  an- 
geblid)  oon  ben  liimbern  ftammenben  Slbuatuter 
(jmifeben  3d?clDc  unb  sDiaa«)  unb  bie(?buronen 
(jroiidxn  'Waat  unb  Wbcin).  Tie  bclg.  23ölter,  wie 
fie  Gdfar  lernten  lernte,  waren  oon  ben  Helten  be« 
innem  ©allicn«  in  ibrer  Sprache  nur  bialeftifd?  r>er= 
febieben;  fonft  ftanben  fie  binter  ihnen  an  (£ioilifa= 
tion  noch  weit  jurüd,  übertrafen  fie  aber  an  jdber 
Sapfcrfcit.  Tiefe  9>ölfer  erfannten  nur  im  ftriege 
einen  gemcinid)aftlid?cn  Rubrer  an  unb  madjten, 
ai*  (iäfar  feit  57  ü.  tfbr.  fte  angriff,  ben  Wörnern 
bie  Unterwerfung  üorjugSweife  febwer.  IUI  ber 
Jtaifer  Jlu.n=|tu->  ba«  gaüifcbe  Sanb  jmifd;en  l>crc- 
nden  unb  Wbein  27  v».  6br.  organifierte,  wies  er 
bie8übweftbdlfte9Jelgien3  ber  s^roüiuj  Belgica,  bie 
^orbeftbdlftc  bcr  sBrot?inj  Wiebergermanien  ju.  — 


93.  b.  icf;  aud?  ein  brit.  93oI!  mit  ben  Stdbten  3Ragnu« 
i' or t ui  ( jeht  s4>ort^mcutb!.  93rige (93rigb. ton) u. f.  to. 

©elflcrn,  6tabt  im  Mreiv  £orgau  bei  preuit. 
Weg.:23ej.9)lerfeburg,bt*  jurWeformation  bem  Stift 
SSurjen  gehörig,  lint«  an  ber  ßlbe,  Si&  eine?  ^mtfi= 
geriAt«  (fianbgeridjt  ToTgau),  S^s  u»b  6teueT 
amtev,  hat  (1900)  2892  6.,  barunter  36  ^atboliten, 
SofL  Telegraph,  3oll=  unb£teueramt ;  Jbongruben, 
Töpferei,  Slderbau,  $ifd?erei,  ©etreibehanbel  unb 
Seinbau.  93.  roar  fd?on  1083  Stabt.  —  93gl.  Ber- 
tram, Shronit  ber  Stabt  93.  (Xorgau  1861). 

Belgrloa,  f.  93elgen  unb  ©aliien. 

Zeigten  (fran).  La  Belgique;  l-iani  Harte: 
93elgicn  unb  fiuzemburg),  einet  ber  jüngften 
europ.  Staaten,  ift  aui  bem  fübl.  Seile  be$  burd)  ben 
Siener  Äongrcft  gefdjaffenen  Hönigreidj«  ber  Wie 
berlanbe  entftanben  unb  bat  feinen  Warnen  erhalten 
in  (Erinnerung  an  bie  Provincia  Belgica  ber  röm. 
Wricbacinteilung,  ;u  beren  ©ebiet  eS  bem  größten 
Seile  nach  gehörte.  Qi  umfafit  etwa  bie  ehemaligen 
öfterr.Wicberlanbe  mit  Äu^nahme  bei  je&igen©ref^ 
berjogtumd  Suremburg  fotoie  bai  ehemalige  ^ürft 
bi«tum  Süttich.  53.  liegt  jroifd>en  49°  30'  unb  51°  307 
uörbL  93r.  unb  2°  32'  unb  6°  7'  öftl.  £.  von  ®reen= 
wich  unb  prenjt  im  W.  an  £)oüanb,  im  C.  an  &c\- 
IdnbifaV&mburg,  Wheinpreufaenunb  an^uremburg. 
gegen  S.  unb  S9Ö.  an  5fanlrei*,  im  W23.  an  bic 
Worbfee.  Tie  gröfete  i?dngenau*behnung  (290  km) 
bat  ed  com  SHeere  (bei  ^Ibmterte)  im2B.  nach  :'lüu:%- 
bei  Strlon  im  SC  in  ber  Wicbtung  oon  S.  nach  W. 
Don  9iirton  nach  93ar  ■■  le « Tue  (220  km)  Ter  ©e^ 
famtfldchenraum  beträgt  29457,is  qkm. 

Oberfläd)en0eftalruug.  93.  ift  oorwiegenb  $lad> 
unb  öügellanb,  bie  mittlere  >>ck  iü  m  163  ra,  oon 
anbern  auf  148  m  berechnet  morben;  boch  greift  in 
ben  füböftl.  Seil,  ber  bureb  bie  STlaaö  unb  Sambre 
abgefebnitten  wirb,  ber  Scftflügel  bed  Hrbennen 
plateau«  (höchfter  ^Junlt  678  m)  ein,  für  bai  infu 
frrielie  üeben  ein  Umftanb  »on  93ebeutung.  Tie 
Ibonfchiefer:  unb  ©rauwadenmaffen  ber  Srbennen 
finb  oon  Streifen  ©rauwadenlallftein  burchfe^t, 
unb  mdebtige  Gifen-  unb  Steinfohlenlager  begleiten 
bie  Ufer  ber  ÜJtaaS,  beoor  bie  Scrtiäncbicbten  beo 
.Öcnnegau«  unb  Sübbrabant«  ;  u  bem  9tliuoialboben 
ber  flanbr.  Gbenen  übergehen  unb  hi<t  }u  foleber 
iiefc  abfallen,  bau  lünftlid;e  Teiche  bort,  wo  bie 
natürlichen  Scputjwebren  ber  Tünen  Süden  laffen, 
baä  Einbrechen  ber  9JleereSwelIcn  in  bie  fog.  ^olber 
abwehren  müffen.  2)iit  ben  öeibeftreden  ber Äempen 
(Campiae),  norböftl.  ton  Antwerpen,  beginnt  >war 
eine  o°n(  unfruaptbaren  Sanbe« ,  bod?  mcnfchlichc« 
Eingreifen  brdngt  ba^felbe  in  immer  engere  ©renjen 
jurüd.  Tie  Teiche  93ewdfferung  bti  Öanbei  wirb, 
mit  Jlu^nabme  be*  ©ebicte«  ber  bei  Wieuport  in* 
ÜJleer  münbenben  ?)fcr  (unb  ?)perlee),  bureb  bie 
Sd>clbe  unb  Ü)caa*  bewtrtt,  weldje  beibe  glüffe 
febiubar  von  ^ranlreicb  ani  ini  2anb  eintreten  unb 
außerhalb  be^felben,  in  öollanb,  bai  ÜJfter  er 
veidjen.  Tie  iöauptjuflüffe  ^er  bei  Slntwerpcn  700  m 
breiten  unb  10  m  tiefen  S*elbe  hei$en:  linl«  $x>i. 
recht«  Tcuber  unb  Wupcl  (le^teret  au«  Wethe  unb 
Tple  gebilbet);  bie  bcr  3)iaa«:  lint«  Sambre,  red?t« 
Semoi«,  Cefje,  Curthe  mit  93e«bre.  Tie  günfrigen 
bpbrogr.  93crhdltniffc  finb  jum  Seil  feit  ^abrhunler-- 
ten  )u  Kanalanlagen  benujit  worben,  f o  bafe  93rüv]el 
unb  Söwen  burd)  ben  Wupel  mit  Slntwerpen,  93rüijcl 
mit  6barleroi,s!D(on«  mit  (Sonbl,Oftenbeimt93rügge 
ttnb  ©ent  unb  biefe«  mit  Semeujen  in  Serbinbung 
fteben.  Seit  1859  ift  aud?  ber  93erbinbung«fanal 


Digitized  by  Google 


BELGIEN  UNE 


'Kgr.Bf'lgJun 
1 1 ; r»  i  I  n  l\ /.- 1 . i  ix < •  Ii 1 1  >'l' 

nlmlurT  »UhltfhrU  der  Oru 

•  Mm  /     .  Fmn     I  l+l*.,       ?  l—uiuturm 


4»i      /V  • 


»  KonwrsiHiion* 


IHAuH. 


Sei  giert  (Älima.  Zkxc  Ii.  ^flansert.  SKineralien.  ©coölfcrung.  £anb*  u.  gorftroirtjdjaft)  649 


sroijdben  Scbelbe  unb  2Jlaal  bunt  bal  fletnpenlanb, 
mit  äbjmeigung  nad)  Surnbout,  oollenbet,  wo= 
burdj  bie  Urbarmachung  jenel  ©ebietel  erbeblicb 
geförbert  wuTbe.  Slufjerbem  oerbinbet  feit  1850  ein 
parallel  uir  2Raal  laufenber  Aanal  bie  Stäbte  2üt- 
tid?  unb  ultaaftricfet.  Sie  fdnfibare  ©efamtftrede  bet 
aIüüc  unb  Kanäle  betragt  2190,445  km. 

7  al  Klima  trägt  in  ber  bem  ÜJleere  benacbbarten 
ßbene  faft  oceaniicben  libaralter  unb  jeicbnet  fi(b 
burdj  OJiilbe  unb  ©Icicbmfifrigleit  oor  ben  \)bbexn 
Sanbelgcgenben  im  SD.  aul,  wo  beigere  Sommer 
unb  foltere  5ßinter  fcerrfdjen.  Sie  mittlere  3abrel« 
temperatur  ber  ©tgenben  oon  0  bis  100  m  j&öbe 
beträgt  et  um  10°  C;  lanbeinmärtl  nebmen  bie 
Sdjwanfungen  ber  extremen  9)lonate  311,  ebenfo  bie 
■Regenmengen,  bie  in  Oftenbe  700,  in  SBrüffel  730, 
in  fcütticb  770,  in  Staoelot  (in  ben  »rbennen) 
965  mm  erreichen. 

lier«  «Hb  $ftansen»eli.  Sie  Siermelt  bei 
£anbel  bietet  wenig  93efonberel  unb  unterfebeibet 
fieb  oon  ber  bei  norbweftl.  Seutfcblanbl  nur  burd) 
bal  fteblcn  oerfdjiebencr  Birten.  2lucb  bie  Jauna 
bei  ÜDleerel  ijt  infolge  ber  fanbigen  unb  fcb.  lammigen, 
nirgenbl  felfigen  Hüfte  arm.  3n  intern  pflanj* 
lieben  0  bavalt er  {(blieben  fid)  ftlanbern,  Slntwerpen 
unb  Himburg  an  bie  Diieberlanbe  unb  Slorbweft» 
beutfcblanb  an,  öennegau  unb  üüttid)  bagegen  an 
bie  rbeinifd)«  ftlora.  9l*eite  öetbeix  fmbet  man  in 
ben  Slrbennen;  ein  häufiger  Sdjmud  ber  2Mber 
ift  bie  Stechpalme  (Hex). 

3n  93ejug  auf  bal  SRiaeralretd)  liefert  93.  be» 
tracbtlicbe  ÜMengen  von  33lei,  Äupfer,  3inf,  ©almei, 
?tlaun,  Z orf,  fdionem  ÜJtarmor,  ber  glanjenbfAmarj 
bei  93if<  unb  2beur  gefunben  wirb,  italfftein  unb 
8d>iefer  unb  birgt,  nädit  tfnglanb,  bie  mcrroolljten 
SAä&e  an  ßifen  unb  Stein! oblen.  Sie  36  im  ©ange 
befinblichen  &od>öfen  unb  17  (Sifenbütten  lieferten 
(1898)  979755  t  Cifen  im  Uikrte  oon  57,s»i  SPttU. 
<yrl.  ( 1850  nur  1 1  %  SD1 ill.).  55er  Stetnloljlenreicbtum 
lagert  in  ben  brei  öauptbaf  jinl  oon  93ergen  (SJlonl), 
vuttut  unb  Gbarleroi  (inlgefamt  138728  ha),  welche 
1895  in  220  ©ruben  22,ors  »KU.  t  Stein!oblen  im 
^erte  oon  242,893  OJtill.  $rl.  lieferten.  Unter  ben 
Mineralquellen  finb  bie  totablqucllen  )u  Spa  bie 
berübmteften  unb  jicben ,  rote  audj  bie  Seebdber 
Cftenbe,  93lan!enbergbe,  i>epft  unb  Stteuport ,  eine 
bebeutenbe  Slnjabl  ton  (yremben  inl  £anb. 


übet  100000  ,  20  mit  je  25—100000,  8  mit  20— 
25000,  14  mit  15—20000,  87  mit  10— 15000 unb 
133  mit  5  —  10000  G.  Sie  3abl  ber  bewobnten 
unb  unbewohnten  ödufer  betrug  (1890)  1 198058 
mit  1332  796  öaulbaltungen.  Sie  (Sinwanbe* 
runa  betrug  1885:  18302,  1892  :  21774,  1895: 
23476,  1899:  26364;  bie  Sfulwanberung  13277, 
22532, 18617  unb  22957  ^erfonen.  Sie  ÜJlebrjaW 
ber  23coölterung  betennt  fid)  jur  latr».  Äir*e.  Sie 
3abl  ber  ^roteftanten  jcbd&t  man  auf  10000,  bie 
ber  Slraeliten  auf  4000.  Sie  Äatbolifen  werben 
burd?  ben  Grjbifcbof  oon  SHccbeln  unb  bie  fünf  Sift* 
cefanbifcböf  e  311  SJnlgge,  Öent,  Journai,  9lamur  unb 
fiütticb  geleitet.  Sie  deinen,  in  ben  bebeutenbern 
Staaten  unb  Sorfgemeinben  befinblicben  prot.  ®o 
meinben  teilen  fidj  in  anglüanifebe  unb  reformierte, 
bie  uom  Staatlbubgct,  unb  in  fotetc,  bie,  meift  aul 
!atb.  Äonoertiten  entftanben,  uon  ber  in  93rüfjel  be* 
ftebenben  eoang.  ©efellfdjaft  unterbalten  werben. 

Sie  93etJöl!erung  »erteilte  fidj  Sej.  1899  auf  bie 
9  ^romnjen  folgenbermafeen: 


3><nal)Bir 


1894 


flutrorrprn  . 
Trabant  .  . 
ffifftflanbmi 
CftflanBfrti  . 
firnurgau 
Üütttd)  .  .  . 
L'imburg  .  . 
S.'u;«mburg  . 
Wamui  .  .  . 


2  831,80 

3  282,90 
3  234,81 
3  I  

3  721,6« 
2  894,85 

2  412,30 

4  418,3« 

3  66o,24 


825  156 
1  2*0  90'.» 

81044* 
1  033  031 
1  133  672 
S43  391 
242  434 
221  220 
352  27 1 


291 
390 
251 
345 
305 
292 
101 
50 
96 


116,39 
108,64 
25,76 
32,10 
76,54 
112,79 
43,16 
32,97 
60,30 


fläniflrei*      29  457,12        6  744  532        228  67,52 

ÜJtcbr  all  terboppelt  bat  fid>  bie  Ginmobnerjabl 
aljo  in  3lnttvcrpeu,  i'üttid?  unb  Trabant. 

Sie  93eoölterung  beftebt  teill  aul  Germanen 
(3Uamingen,  f.  SJldmcn),  teill  aul  Romanen  {¥*al- 
Ionen,  f.  b.).  ?lll  Spradje  bei  Umgangl  ber  gebil' 
beten  Stdnbe  fomie  ber  Staatlbebbrben  unb  bei 
böbern  unb  mittlem  Unterridjtl  bat  bal^ranjöfiidje 
bie  Cberbenf  cbaf  t  behalten,  bod;  finb  neuerbingl  ber 
fog.o(dmif(ben93en)egung  bebeutenbe  3ugeftdnbniffe 
gemacht  toorben(f.3.Udmif(beSprad)eunbäitteTatuT). 

£dfit  man  bie  tfinber  unter  2  $abren  unbe< 
rüdfidjtigt,  fo  ergeben  bie  Spracbcnoerbdltniffe  im 
einjelncn  (1890)  folgcnbel  93ilb;  el  fprad?en: 


^rotoinjen 


ftntrorrprn 
iPrabont  . 


4?f  nnroau 

ilujffmburfl 


9     9  9 
mm* 
a     •      ■  * 


Kur 
fronjdftid» 

9iur 
ttl&mtfd» 

Wut      1  JJnmj.  unb 
bruti*  »(dmtfd) 

5ron*.  unb 
brutto 

«14 m.  unb 
brutto 

HOr       ftrine  bei 
SSproajrn  3  6pr<torn 

1t  716 

592  193 

2118 

78  890 

1  319 

3  526 

»213 

744 

274  459 

504  166 

2  318 

299  992 

7  335 

1  430 

14  074 

2164 

27  373 

604  320 

70 

103  752 

175 

151 

1  827 

773 

9  084 

828  722 

130 

107  100 

233 

395 

3  509 

453 

• 

99«  602 

11303 

246 

36  94« 

2  348 

«O 

85» 

18» 

6il  098 

17  743 

11217 

43  286 

27  530 

1032 

4  313 

493 

8  744 

134  883 

113 

26  930 

170 

413 

1491 

36 

176947 

54 

13  704 

788 

17  654 

28 

310 

26 

329  047 

885 

88 

3  313 

162« 

23 

387 

102 

ftfinigrrid)  {    2  485U72    ,    2  744  271    ,     32  206 

Betriff  eräug.  Sie  93eobllerung  betrug  (dnbe  1899) 
6741532  (3363436  mfinnl.,  3381096  »eibl.)  6., 
b.  i.  229  auf  1  qkm;  93.  ift  alfo  ber  am  biditeften  be* 
polterte  Staat  Ifuropal.  $on  1831  bil  1840  ftieg 
bie  93eoöl!erung  um  7,r.9^roj.,  oon  1841  bil  1850 
um  8,«7,  »on  1850  bil  1860  um  nabeju  10,  oon  1860 
bil  1880  um  10  $roj.  Seit  1841  beträgt  ber 
jdbrlidje  3uroad>!  burdjfdsnittlicb  0,»o  ^Jroj.  Sie 
flniabl  ber  ©emeitiben  betrug  (1899)  2610,  baruntcr 
4  (Druffel,  «Introerpcn,  ©ent  unb  Süttitf)  mit  je 


|    700  997 


5*  590 


7  tr.'S 


36  133     |      4  972 


3r»rfiwirtfd)0(t.  ©dbrenb  bie  Sir« 
bennenroalbungen  £>olj  im  Überfluß  liefern,  bietet 
bie  dbene  ©etreibe  aller  ?Irt,  öülfenfrüdjte,  Stav 
toffeln,  Clgemäd>fe,  iöanf,  Älad?l  (befonberl  febön 
in  glanbem),  Jaba!  (in  ©ejtflanbern  unb  im  Jbale 
ber  Semoil),  oiel  ijopfen,  ftarbefräuter  unb  6idtto= 
rien.  Sod>  genügt  ber  reiebe  drtrag  bei  93oben!  an 
©etreibe  bem  JBebarf  ber  93eoölferung  nid?t,  fo  bafe 
93rotlorn  unb  2Äel)l  in  groner  Hienge  eingeführt 
werben  mufe.  Sal  angebaute  fcanb  umf aftt  85,s  ^ro j. 


Digitized  by  Google 


650 


Scfgien  (Snbuftrie.  £anbel  unb  93erfef)r3tt>e[en) 


ber  ©efamtfldcbe,  bapon  jinb  49(s  $roj.  Slderlanb, 
4  $roj.  ©arten*  unb  SBctnlanb,  17  ^Sroj.  Siefen» 
unb  Süeibelanb,  15  $roj.  Salbungen,  unb  jtoat  in 
3Beftflanbern  nur  3,4,  m  Suremburg  bctßeßen  34,»o 
$toj.  Sem  Weinbau  ftnb  Idnß*  ber  3)taa$  l,fl« qkm 
aewibmet.  Sie  Slrbennen  ftnb  teid)  an  SBilb  per« 
fd)iebenfter  Slrt.  Sie  ?lbbdnße  unb  Sbdler  be*  23erß= 
lanbe*  unb  bie  fetten  Siefen  be*  ftlacblanbe*  be= 
günftigtft  bie  SUnbpieb*,  Scbaf*  unb  ^ferbejuebt, 
unb  btc  Multen  be*  ÜWeere*  bieten  bem  ftifebfang 
reichen  Grtrag.  9Jad?  ber  3äblung  pon  1895  batte 
95.  271527  s$ferbe  (9  auf  1  qkm),  bapon  Simburg 
14310,  ßenneejau  52963;  1420976  Stüd  5Kinb= 
Dieb  (50  auf  1  qkm),  bapon  Simburß  105217,93™* 
bant  188751;  235722  (1866  :  586097)  Hammel 
(8  auf  1  qkm),  baüon  ©eftflanbcrn  16419,  fiureim 
bürg  33006;  1 163133  Schweine  (40  auf  1  qkm), 
bapon  Antwerpen  9 1 399,  Dftflanbern  208  679.  Sie 
3abl  ber  ftifAerboote  betruß  (1898)  398  mit  9413 1 
Sraßfdbtßfcit  unb  1934  üJtann  93eia&ung.  3n  ftlan- 
bern  ift  bie  Äanind?enjucbt  bebeutenb.  (Martens  unb 
Sldcrbau  fowie  Äimitgdrtnerei  blflben.  93ienenjud?t 
wirb  in  ben  Äempen,  9iiebiud>t  allgemein  betrieben, 
namentlicb  in  ftlanbern  unb  im  Stmburgifdjen ,  wo 
man  ben  weit  perbreiteten  Simburger  fldfe  erjeugt. 

Ofnbnftrie.  fcauptinbuftriejweige  ftnb  Seinen 
9£olU,  93aumwoll*,  2eber=  unb  l'idallwarenfabri: 
tation,  fowie  ber  ßoblenbau.  Sie  bureb  93erbreitung 
be*  meeban.  ©cfpinfte*  gefunlene  Seinenmanufatrur 
bat  ftd)  feit  1850  burd)  jwedmä&igere  Organisation 
emporgefebwungen,  namentlicb  in  ben  beiben  flanbr. 
"JSroüinjen.  1880  beftanben  1863  bicebejügl.  Qia- 
blifiement*  mit  33048  Arbeitern.  Sie  Söeberei  Wirb 
porjößlieb  in  ben  beiben  tflanbern,  in  einißen  Orten 
93rabant*,  be*  ftennegau*  unb  ber  ^Srotnnj  Änt 
werpen  betrieben.  Sie  3aM  ber  Süebercien  betruß 
(1880)  236  mit  11940  Arbeitern;  bie  Muifubv 
(1895:  16010954  5r*.)  ift  im  Sinfen.  Sa*  beiß. 
JÖanbgefpinft,  fcauptfdcblid)  Pon  ben  Sirmen  inglan 
bern  geliefert,  tonnte  bie  Äonfurrenj  mit  ben  ÜJta 
ebinen  nietjt  aushalten.  Sie  93rabanter  ober  93rüf 
eler  Spieen  werben  am  beften  in  unb  um  93rüffel 
oroie  in  ÜJtecbeln  geflöppelt.  Sen  öauptjtwig  ber 
Spitteninbuftrie,  bie  ßeßen  140000  2!Icnfcben  bc= 
febaf tißt,  bilben  bie  f oß.  3)alencienne*,  bie  am  weiften 
m  2Beftflanbern  perfertißt  werben  (?(u*fubr  1895: 
2201 371  gr*.).  gürbie9BollmanufafturiftS}erpier* 
unb  Umgebung  ber  wiebtigfte  Ort.  Sie  Söcllfpin 
nereien  fertißten  (1880  )  7391246  kg  im  Sertc 
pon  41513  785  $r*.  (Hu*fubr  1898:  38,22c  SDWI. 
gr*.),  bie  Sttollwebereien  12816653  m  im  SBerte 
pon  61320  785  gr*.  (5lu*fubr  1898:  15,5ii  2Rill. 

©rofte  Seppicbfabrilen  befteben  ju  93rüffel, 
Jeebel  n ,  ^nßelmünfter  unb  Journai.  Siiele  Strümpfe 
unbStridmaren  »erben  infieuje,  ^eruroelj,  Journai 
unb  Slclft  (Slloft)  ßeroebt.  Sie  porjüßliaMten  33aunv 
rooümanufalturen  befinben  ftcb  in  ©ent,  äelft,  flor 
triff,  33rflffcl  unb  bellen  33orftabt  änberlecbt  unb 
Sournai  (?lu*fttbr  1898: 23,253  2Mtl.  ftr*.).  93cbeu= 
tenb  ift  bie  Scberwarenfabrifation  in  Sütricb,  iöun, 
«amur,  Sinant,  St.  Hubert  unb  befonber*  in 
Stapclot.  Sie  ftanbfcbubperfertißunß  bat  nament= 
Heb  in  33riiffel  einen  ßrofien  Suffcbttjunß  ßenommen 
(»usfubr  1895  :  8782645  »«.).  Sie  §JietaUfabris 
fation  roirb  bureb  ben  ÜHcicbtum  an  Slobmaterialien 
in  bobem  ©rabe  unterftü^t.  Sie  Ptelen  4>od)ßfen 
(f.  oben  unter  ÜJtineralreicb )  in  unb  um  Sütticb, 
9lamur,  (ibarleroi  unb  ?a  Soupiire  beßrfinben  eine 
feb,r  Iebbafte  (Jifeninbuftrie  unb  ßeben  roeltberubm: 


ten  (Sifenßiefeereien ,  SDteffer^  feilen*  unb  anbern 
C^ifen*  unb  6tablfabrifen  retcbUcb«  SJefcbdftigung. 
©rofte  Stüdßiefec  reien  unb  berübmte  ©eipebrfabrifen 
befteben  ju  2üttid>,  ßrofeartiße  SJcafcfcinenfabriten 
in  unb  um  Cütticb  (Seraina),  Lienen  (^irlemont), 
93räffel,  ©ent  u.  f.  9laßelfcbmieben  ju  %on* 
taine  l'(5p^ue,  Slccbbäinmer  unb  Saljwerfe  bei 
Öfltticb  unb  im  feenneaau,  Srabt=  unb  SDteffinßbfltten 
bei  5tamur,  3>n^s  (s-8ieiQe=a){ontagne)  unb  3>nt; 
roarenfabriten ju  fiütticb,  33leiröbren»  unb  6cbrot= 
»erlftätten  ;u  ©ent,  unb  Sltelier«  ponüßlicber©olb= 
unb  6ilber»aren  ju  93rflnel  unb  ©ent  (^tuefubr 
1898  rober  unb  bearbeiteter  Stab!  für  57701000, 
Gifenmaren  für  81329000  <yr*.).  ©rofee  Äoblen- 
aruben  befinben  ücb  in  unb  um  fiQtticb,  HÄon*. 
Sbarleroi,  im  Sentre  unb  in  9?amur  (antbracitartiße 
Hoble).  Sie  ©efamtf örberunß  belicf  ftcb  im  3- 1898  in 
114  im  ©anße  befinblicben  ©ruben  auf  22068335 1 
im  SBerte  pon  242893000  5r#.  ©earbeitet  würbe 
mit  122846  Arbeitern  unb  2177  Sampfmafcbinen 
(139061  ^ferbeftärten.)  —  Slufeer  biefen  öaupt= 
jroeißen  ber  belg.  3nbuftrie  fmb  ferner  ju  ermär/nen 
bie  ©trobbutfabrifen  in  ber  ^ropinj  fiütticb;  bie 
•ißapierfabrifen  in  ben  ^JroPinjen  9tamur,  Sütticb 
unb  SBrabant;  bie  ©la««  unb  ©pießelfabrifen  im 
Öenneßau,  9iamur,  Sütticb  unb  33rabant;  bie  ^Jor^ 
jellan«  unb  Steinßutfabrifen  ju  lournai,  93rüffel, 
sjUmo,  Sa  Soupiere  unb  ©ent  ;  bie  SBaßenfabrifen  in 
93rüffel;  bie  3>'d'erftebercien  in  Sutroerpen,  Lienen, 
?)pern,  ©ent,  SBanje  bei  6up  unb  ©emblour;  bie 
lädierten  £>olj»aren  ton  Spa  u.  f.  w.  Sie  3abl  ber 
Sampfmafcbinen  belicf  ficb  1861  auf  4672,  1879 
auf  13586,  1890  auf  17663,  1898  auf  21556  mit 
1249813  ^ferbefraften. 

$anbel  nnb  ^crfefjrcrocfen.  Sie  ©efebiebte  bef 
beiß,  öanbel*  nennt  au*  dlterer  3fit  jmei  33lüte= 
penoben:  im  14.  unb  15.  3abrb.  blübte  SBrüßac 
bureb  feinen  inanbel  mit  3taüf«»  m  16«  ^iabrK 
3lnrröerpen  im  Sßerfebr  mit  ber  ßanjen  9öelt,  befon= 
ber*  aber  mit  Slmerifa ;  unter  ber  fpan.  6«rrf cbaft 
unb  roäbrenb  ber  nieberldnb. 5reib^eit*Idmpfe  würbe 
aber  ber  feanbel  biefer  6tabt  Pölliß  jerrüttet  unb 
1648  bureb  bie  Sperrung  ber  Scbelbemünbung  pon 
feiten  doÜanb*  auf*  neue  unterbunben.  ^nfolße 
ber  Eroberung  ber  9lieberlanbe  burd)  biegranjofen 
würbe  bie  Sd?clbefdSiffabrt  mieber  frei  unb  ^nt= 
werpen*  öafen  pon  Napoleon  wieberbergeftellt  unb 
pergrö^ert,  jußleieb  aber  aud)  jum  Ärieß*bafen  ße- 
maebt.  -}k\t  frdftißer  für  ba*  Sieberaufblüben  be* 
Öanbel*  wirfte  bie  Bereinigung  93.*  mit  £>ollanb 
burd?  ben  SBiener  Äongrefe.  Socb  bie  Spaltung 
pon  1830  brobte  mit  neuen  Stacbtcilen.  Surdj  ben 
Sonboner  Jraltat  Pom  19.  Spril  1839  würbe  bie 
für  ben  i&anbel  entfebeibenbe  Scbelbefrage  infofem 
ju  ©unften  £oü"anb*  gelöft,  al*  ba*fclbe  pon  jebem 
3d)iffe  Vit  $1-  für  bie  £onne  3oll  erbeben  burfte. 
Siefer  febwere  Iribut,  ber  ftcb  julefet  auf  l'/t  8HU. 
Jr*.  belief,  würbe  erft  1863  burd)  JNüdtauf  unb 
unter  93eteilißunß  ber  uerfebiebenen  mit  Antwerpen 
pertebrenben  Seeftaaten  befeitißt.  »ueb  waren  feit 
ber  Jrennunß  pon  1830  bie  Sinnenaewduer  jwifoben 
Scbelbc  unb  9ibein  für  bie  beiß.  Scbiffabrt  fo  gut 
wie  gefdjloffen.  Äber  fd>on  bei  ©nbtrattat  mit  ben 
Wicbcrlanben  Pom  5.  9top.  1842  bob  in  biefer  &in* 
ftebt  iebe  ^cfcbrdntung  auf.  Qim  überftebt  über  bie 
Scbiffabrt&ftrafeen  93.*  giebt  bieflarte:  S  i  e  S  d)  i  f  V 
fabrt*ftrafeen  pon  ^ranfretcb  unb  ben  an- 
renjenben  ©ebieten  (beim  «rtifel  5ranfreid\ 
b.  17). 


Digitized  by  Google 


Belgien  (SBcrfaffung  unb  SBertoaltung) 
Ter  ©efamtroert  bcS  &anbels  betrug  (in  3JMH.  <fr8.): 


651 


«infufjr 

«luifutr 

$ur$fu&r 

1840 

205,6 

139,6 

43,9 

18G0 

516,5 

469,4 

408,8 

1880 

1680,9 

1216,7 

1008,4 

1890 

1672,i 

1437,o 

1511,1 

1898 

i  2044,7 

1787,o 

1232,9 

Sie  Gin--  unb  SuSfubr  ©erteilte  fid)  1898  folgen-- 
bermaften  auf  bie  3nbuftriearoeige: 


SDaren 


«infuftr 


üScltrU'f  

«oöftofff  ber  Ifjliliubuflrir 
S&rmifatifn  unb  Drogurn  . 

Oarj  unb  %cä>  

9Rüieraltrn  

(ütmtbe  

Clbolriflf  Samnt  

Softe  $&utt  

8<bcnbf  Zirre  

ftofilf  unb  »oft  

Hnimaltfdjt  «tcbuttf  .  .  .  , 

BJoicbinen  

Sniirnf  unb  «arne  .  .  .  . 

$m   

fSlctyl,  Rlrir,  Stdrlc    .  .  .  , 


in  SRiQ.  St«. 

383,4 

109,0 

191,7 

113,6 

103,3 

70,6 

94,6 

30,3 

90,8 

59,3 

63,4 

69,6 

63,3 

37,5 

«4,7 

49,7 
34,9 

44,2 

41,3 
40,6 

94,9 

65,8 

30,8 

89,0 

39,9 

101,0 

19,1 
16,5 

34,3 

37,9 

4,3 

15,1 

Sluficrbem  rourben  eingeführt:  HRetatle  (im 
Seite  »on  108,3  miü.),  Saubolj  (70,1 SWiU.  $rS.), 
ffaffec  (46,3  2Jtiü\),  SBein  (25,7  <Utiü\),  Sabal  (14,9 
5Nill.),  «Butter  (1U  3Ri(I.)  u.}. ». — 5Z3id?tifle  31  u  1 1 
fubrgcgenftänbe  finb  nod>:  Gifen  (83,9  W\ü.  ?yci.), 
&\aimaxa\  (80,6  ÜJHU.),  Stabl  unb  Stablroaren 
(57,7  2RiU.),  JRobjinl  (54,o  ÜRiU.),  SHob=  unb  raffi* 
nietter  3"der  (45,2  3Jltü\),  garbftoffe  unb  Sarben 
(28,5  SDlill.)  it.  a. 

Sie  öcteiligungber  hüdjtigftcn  Staaten  jeigt 
fotgenbe  Tabelle  (STOerte  in  2Jtill.  %Ti.y 


>-• 

«e» 

M 

«o- 

1898 

3L 

2. 
m 

1898 

! 

ö 

st 

s 

SS 

Ifranfrfidi  .... 

311 

JL"J 

»ritif<$»Dfiinbi«i 

93 

18 

«min.  6t0fltfii  . 

303 

52 

Wumanirn  .... 

80 

10 

284 

306 

Scbnifben  un&9ior- 

Ifuticblanb   .  .  . 

245 

454 

rorgtn  

54 

31 

92ieb«clanbr  .  .  . 

165 

2U3 

Spanien  .... 

37 

23 

iKu&lanb  

126 

41 

Italien  ..... 

34 

33 

Brgentinifn      .  . 

100 

31 

Sdjrodj  .... 

6 

35 

ytmimcu         .    .     luv  ,    .1  ....  g  j  U 

S8on  ben  .«auptroaren  famen  (1894)  in  ^ro= 


jenten  auf 


Söarengattung 

|  Sinfu&r 

Sfofjrung»»  unb  (Mrtiuftmittrl  -  . 

I  35,8 

20,0 

3,3 

«obftoff,.-  

44,0 

37,4 

17,3 

40,3 

$öie  fttb  ba$  sbilb  beä  bclg.  JoanbelS  mit  SeutfaV 
lanb  (mit  Ginfdjlufi  von  Cremen  unb  Hamburg)  ge- 
haltet ,  jeigt  bie  umftebcnbe  Tabelle. 

3u  ben  Grleiditentngen  eineä  erweiterten  öan-- 
beläoerfcbra  gefeilte  ftdji  bie  6orge  ber  Regierung 
für  ben  2lbfd?lufj  üon  öanbeteoertrdgen,  befonberä 
1892  mit  Seu  tf  cblanb  unb  öfterrcieb,  bie  Gntroidlung 
be«  KonfulatäroefenS,  bie  ftetig  fortfdjreitenbe  Gr» 
mäfngung  beä  Soütarif^,  bie  regelmäßige  93eTbin« 
bung  mit  überfeeifdjen  Staaten  unb  ba3  IBcftreben, 
befonberS  erftebtlicb  in  ber  Grricbtung  beä  Kongo« 

Saateä,  benSJcrluft  be$  Äolonialoerfebrä  ju  erfe&en. 
[m  Gnbe  be$  3. 1850  jdblte  bie  belg.  DieebeTei  161 


Kauffabrteifcbiffe;  aber  biefe  Gntroidlung  einer  ein* 
beimifdjen  fjanbelsmarine  \)<xt  fieb  niebt  gebalten, 
unb  1898  beftanb  bicfelbe  au*  nur  66  Riffen 
(barunter  60  Kämpfer)  mit  einem  ©ebalt  ton 
90971  StegiftertonS.  eingelaufen  roaren  1898: 8325 
Sdriffe  mit  8233700  9tegifterton3 ;  ausgelaufen: 
8370  Sdjiffe  mit  8283910  SRegiftertonä ;  beröaupt* 
uerfebr  gebt  über  Hntroerpen,  bann  lommt  Dftenbe. 

Sin  ber  tofci&e  ber  Söanten  be«  SanbeS  ftebt  bie 
bureb  ba«  ©efetj  Dom  5.  OTai  1850  gegrünbete, 
1872  auf  30  3abre  oerlängerte,  allein  jur  »umgäbe 
uon  SBanfnoten  berechtigte  iltationalbanf.  ^brKapi: 
tal  beträgt  WJRfUJW.,  beftebenb  in  50000  »Itien 
ju  1000  vi  •.  X'xe  National banl  madjt  aiidfcbliefj- 
lid)  SJepofiten;,  ®iro'  unb  55i§fontogefd?dfte  unb 
ift  aufserbem  mit  ber  unentgeltlicben  ^übrung  ber 
StaatSfafie  beauftragt  15  ^Jroj.  be$  6  $roj. 
vom  eingejablten  Kapital  überfteigenben  9ieinge< 
minn*  wirb  }umsJiefervefonbd  geicblagen,  ein  Sed)^* 
teil  bem  Staate  jugefefarieben.  5)ie  dltefte  ber  jabl- 
reid?en  Ärcbit-  unb  33an!anftalten  SB.§  ift  bie  So- 
eilte  generale  pour  favoriser  l'industrie  nationale. 
Mufterbem  giebt  ti  inebrere  SB&rfen  (bie  roidjtigfte 
in  Slnrroerpen),  £»anbel3--  unb  SaDrilfammern. 

über  6ifenbabnen  f.  SBelgifcbe  Gifenbabnen. 
5)ie  fidnge  ber  Gbaufieen  betrug  1898  :  9231  km. 
$ie  $oft  beförberte  (1899)  burd)  1054  ^ureau^ 
151  Witt.  93riefe,  57  ÜDHII.  Wtarten,  3a5  Ritt. 
$rudfad?en  unb  äeitungen,  5  SRttL  Ratete.  3bre 
Ginnabmen  betrugen  19,2  3Wiü.,  bie  Sludgaben  10,5 
3RUI.  <yr^.  3)er  1851  eingefübrte  Üelegrapbenbienft 
umfafete  1899  7559  km  Sinien  (36340  km  Srabt) 
mit  1058  Stationen.  Oanj  3).  ift  mit  einem  febr 
cntroidelten  Jeleplionnel»  oerfeben;  bie  Slnjabl  ber 
Abonnenten  beträgt  12343,  bie  Sänge  ber  Sinien 
31575  km. 

8crf affnng  unb  »ermaltnng.  Sie  1892—94  reoi- 
bierte  monardjifcb  ■  fonftitutionelle  93erfaffung  uom 
7.  gebr.  1831  erfennt  bie  ©leidjbeit  aller  Sielgier 
üor  bem  ©efett  an,  bie  3luf bebung  jcbeS  Stänbe» 
unterfebiebed,  bad  9)ed?t  ber  Bereinigung  unb  SBer* 
fammlung,  bie  Sreibeit  ber  3Ji*einungMu&erung  unb 
be3  Unterridjtd.  5<tner  ift  bie  'Jmbcit  \tvti  xtl'i 
giöfen  Äultuö  ge»äbrlei|'tet,  fo  bafe  ber  Staat  lein 
Weit  ber  Ginmifdning  bat  in  bie  ßruennung  ber 
5)iener  irgenb  eincä  JtultuS,  in  Den  3krfcbr  be6 
Sleruä  mit  feinen  getftlicben  Cbern  unb  binftebtlicb 
ber  SBefanntmadjung  ber  religiöfen  5üerorbnungen. 
2)aS  Königtum  ift  cvliiA  nad)  bem  9lcd?te  teT  ^ri= 
mogenitur,  jebod)  mit  beftdnbiger  9ludfd?lieiung  ber 
grauen  unb  ibrer  ^acbfommenfdjaft.  Uritt  ber  fiall 
ein,  bafe  leine  inännlid?en  9?acbtommen  norbanben 
fmb,  fo  bat  ber  König  baä  SRedjt,  feinen  9?adbfolger 
\u  ernennen  ;  bie  Grncnnung  bebarf  jebod)  ber  3ns 
ftimmung  beiber  Kammern  unb  sroar  mit  3ffei= 
brittelmebrbcit.  Sem  König,  ber  an  ber  Spi&e  ber 
»olljiebenben  ©eroalt  ftebt  unb  baS  Wedjt  bat,  bie 
beiben  Kammern  aufjulöfen,  tommt  im  herein  mit 
biefeu  bie  gefet^gebenbe  ©croalt  )u.  Sie  auf  vier 
^abre  geroäblten,  alle  jroei  ^abre  utr  Hälfte  ;u  er* 
neuernben,  minbeften*  25  3>  flHen  ilKitglieber  ber 
Üiepräfcntantcnfammer,  jeftt  152  an  ber  3abl  (1  auf 
40000  Ginroobner),  werben  termittelft  be^  ^ilural- 
roablfoftem^  (f.  b.)  r»on  allen  25  3.  alten,  minbeften* 
ein  §a\fx  in  berfelben  ©emeinbe  anfälligen  Staats^ 
bürgern  bireft  geroäblt.  9Der  @runb=  ober  dienten* 
befift  im  SWinbcftroert  non  2000  %x*.  bat,  ober  roer 
35  3-  alt,  terbeiratet  ober  ©itroer  mit  Kinbern  ift 
unb  minbeftenS  5  5r^.  ^Jerfonalfteuer  jablt,  bat  eine 


Digitized  by  Google 


052 


©efgien  (ftinanjen) 
Belgien*  Raubet  mit  Seutfftyattb  1805  unb  1899: 


i&auptartilel  ber  beutfdjen  Gin* 
fuhr  na*  SBelgien 


stia.  8r#. 

1899 


Steinreb^  

«ifenerje,  tfifen«  unb  6tabJfeiHt>ane 
flaute,  roh.  unb  »erarbeitet  ... 

Cbnnifd)e  ^vo&iiTtc  

OaummongftprlT  

«Joi^intu  

»0uj)0l|  

«utjtoaren  uub  CuineatHerien    .  . 

«Bollnif  OJetorbe  

ftarbfloffr  unb  Sorben  

Sebenbe  Jierr  

«Betreibe  

Jtaffee  

Äleibuna,  

Düngrr 


IM 
IM 

11,5 
9,5 
9,1 
9,1 
8,0 

7,5 
6,H 
5,3 
5,1 
4,1 
3,8 
3,6 
3,4 


ftauptartitel  ber  belgifcben  21  ue 
fubr  nadj  Seutfdjlanb 


öarj  unb  $rdi  I  .'«,3 

Stapf,  roh  

Uapter   

«UBntfit   

«ier  

Drrguen  

JBS". ::::::::::::::: 


3,3 
3,» 
3,1 
1,6 
1,7 

1.0 
2,1 
2,1 


32,6 
18,1 
17,5 
20,5 
9,2 
14,9 
8,1 
8,6 

M 

7,5 
4,5 
2,6 
1.5 
6,7 
»,5 
3,3 
4,» 
2,4 
9,5 
2,4 
3,1 
10,7 
3,1 
4.0 
1.7 


jroeite  Söatjljtimme;  teer  atabemifdj  gebilbet  ober 
«ine  bösere  öfientlicbe  Stelle  betleibet,  bat  btei 
Stimmen.  3eber  2Däb>r  mu&  an  ber  2Babl  teil; 
nebmen.  fybcrSeputierte  erbdlt  iäbrlid)  4000  ftr*. 
unb  freie  ftabrt  jmifdjen  feinem  SBobnort  unb  bem 
Sife  bes  Parlaments.  93on  ben  102  auf  8  %afct 
ernannten  unb  alle  4  3&bre  jur  £>älfte  ju  erneuern; 
ben,  minbeitens  40  ^.  alten  Senatoren  roerben  7G 
burdj  bicfelben  Saxler  berufen;  fic  muffen  aber 
ttenigftens  1200  ftrS.  birelte  StaatSfteucrn  jablcn 
ober  Immobilien  im  2Bert  von  12000  gr*.  befitsen; 
bie  üorigen  26  «erben  obne  GenfuS  burd)  bic  $ro 
oinjialrdtc  gemäht.  3n  «Jinanj*  unb  SDHUtärfragen 
bat  bic  Scputiertcnfammer  baS  93on>erbanblungS- 
redjt.  Soll  bic  Sßerfaffung  geänbert  merben,  fo  bc 
barf  es  junddbft  einer  3uftimmung  t?on  feiten  ber 
Senatoren  unb  b<r  Slbgeorbncten,  rcorauf  bic  6to< 
berufung  neuer  Äammern  erfolgen  mufe.  Gin  »er 
antroortlidieS  2Jtinijterium  ftebt  unter  bem  35orfi^c 
bes  .Königs  an  ber  Spi&e  ber  Skrroaltung.  J5a$ 
aJtinifterium  ift  jufammengefefct  au*  ben  2lbtci- 
lungen  bcS  Innern  unb  beS  Unterrid?tS ,  ber  aus- 
wärtigen Angelegenheiten,  ber  ginanjen,  ber  3uftij, 
be*  StriegcS,  ber  Abteilung  für  3tdcrbau,  3nbuftne 
unb  öffcntlidje  Arbeiten  unb  ber  für  ßifenbapnen, 
^oft  unb  lelcgrapb. .  Sie  neun  belg.  frommen  finb 
auSfdjliefdicb  SBerroaltungabcjirfe.  Sic  ajromnjial: 
oermaltung  roirb  von  einem  oom  fiönig  ernannten 
©ouwrneur,  einem  akommialrat  unb  einem  ftäm 
bigen  Ausfdjufj  geleitet.  Sie  flJromnjen  finb  in 
ArronbiffemcntS  eingeteilt,  beren  jebcS  feinen  5tr= 
ronbiffementSlommiffar  bat.  —  3ln  politifd>en  $ar= 
teien  giebt  cd  bic  iilerilalen  (aud)  Katbolilen),  bic 
gemäßigten  unb  bie  fortfd?rittlid)en  liberalen,  bic 
Sociali)"ten.  Seit  1884  finb  erftcre  an  ber  9tegie= 
rung.  —  5ur  ba*  ©erid?teroefen  ift  58.  eingeteilt  in 
215  Äantens:  jeber  Äanton  b.at  feinen  ^riebenS; 
ridjter,  ber  über  ^olijeiwbredjcn  unb  GtmlfaaVn 
bis  ju  300  <>rS.  entfdjeibet;  meiter  in  26  Slrronbific= 
mentS,  bic  ron  ben  SBerroaltungsarronbiffementö 
üerfdjiebcn  finb;  jebes  arronbiffement  bat  ein  @e= 
rtd)t  erfter  ^nftanj  (bis  ju  2500  ^rs.  unb  loxxeb 
tionclle  ©cridjtsbartcit).  ©erid>te  m  erfter  Snftanj 
fmb  aud?  bic  14  £>anbel*gerid)te.  ^riebensriebter 


»rtrribr  . 

t&utr,  rob 
ftrbf  unb  mtltn 

Slfüd,  

CUaat  

SBoQrn*  unb  Birgen 
libfmifdjf  $tobutte 
bat}  unb  $rd)  .  .  . 
Wiurralifcbe  Wobflofff 
Xiünan 
arbltofl 

tcinfoftlf  unb"»riquttlf* 


tofff  unb  Horben 


Zieritöe  {Jette 

Seinengarn  

ttoli  

Droaueu  

Iterifdje  »otjftoffe  .  . 

^ttrolcum  

ftupfer  unb  »itfer,  rob 
3»affen  ....... 

«BoUe,  toi) 
«autitfiuf 
[e 
« 


Vumpe 


mm.  st». 

1895   I  1899 


37,8 
28,7 
21.3 

5.0 
15,0 
14.G 
14,1 
13,1 
10,2 

9,0 

M 

8,6 
7,5 
7  2 
6,1 
6,5 
6,3 
4.7 
4,5 
2,9 
1,3 
1.0 
2.0 
4.3 
5,9 


63.2 
36.3 
21.9 
3,H 
21,9 
16,2 
10,9 
17.6 
11.1 
12.5 
12.7 
13,2 
10,2 
13,0 
8,7 
11.4 
M 
3,7 
6,1 
4,6 
59,1 
10,0 
5.7 
5,9 
13.6 


unb  SRidjtcr  in  erfter  3>»ftan$  merben  üom  fiönig  cr= 
nannt.  <&$  giebt  3  Slppellationsgeridptsböfe  (örüficl, 
©ent  unb  l'ütridj).  Sie  3Ulitglieber  bcrfelbcn  tperben 
com  Ä6nige  aus  je  einer  Sifte  biefeT  ©cridütsböfe 
unb  ber  ^rooinjialrdte  beftimmt.  ^jür  Äritninab 
iadjen,  politifaV  unb  ^re^oergeben  gtebt  eS  in  ieber 
^roüinjial^auptftabt  einen  Sdpn?urgcrid)tSbof(cour 
d'assises).  2)aS  ©erid)tSüerfabren  ift  öffentlid?. 
Sür  ganj  SB.  beftebt  ein  Äaffatiousbof,  ber  über 
tformfebler  unb  in  SKinifterprojeffen  entfdjeibct  unb 
beffen  5DUtglieber  Dom  Könige  auS  einer  oom  Senat 
unb  flaffationsljofc  gebilbeten  £i)"te  ernannt  roer; 
ben.  3)er  Code  Napoleon  bilbet  bie  ©runblage  ber 
3uflijgefefee.  ber  Code  penal  mürbe  1807  »efcntli* 
gemilbert.  SB.  gehört  ber  (1865  gegrünbeten)  £atci= 
nifeben  3Rünjfonpention  (f.  b.)  an. 

über  baS  £>eer  f.  SBelgifcbcs  i3eern>efen.  S)as 
Wappen  (f.  beifteknbe  (jigur)  ift  ber  golbene 

ftebenbe  SBrabam 
tcr  2bme  mit  aus* 
geftredter  roter 

3unge  auf 
fdjroarjem  ©run« 
be ,  mit  ber  Tt- 

ttiie  oL'uuiou 
faitlaforce».  Sie 
jarbenbes  San« 
bcSftnb(feitl831) 
^lot,  ©elb  unb 
Sobmar^  fenlrecbt 
nebencinanber 
(f.  Safel:  flaggen  ber  Seeftaaten,  beim  Ütrtüel 
Alaggen).  SBonDrbcn  beftebt  ber  ScopolbSorben 
(f.  b.  unb  2afcl:  Sie  toidHigften  Drben  I. 
tfig.  10)  unb  ber  Crben  für  Sbilocrbicnfte  (croix 
civique)  (i.  23crbienftorben). 

^uiaii,^cu.  Sie  Staatseinnahmen  betrugen 
(18U7)  4U0,ci3,  bie  SuSgaben  51  Mos  9Hill.  5rS.. 
unb  }tcar  verteilen  fid)  bie  (Sinnabmeu  auf  birelte 
Steuern  (®runb',^crfonals,@ett>erbeftcucT)  mit  53^ 
SWiU.,  inbirelte  Steuern  160,6  SWill.  (baruntcr  Gin- 
gang£}ölle  37,8,  KonfumtionSabgaben  68,7  9Mill.), 
«ertebrSanftalten  188,o  SWilL  (eiienbabnen  164,;» 
2JKU.,  ^oft  13,1,  Jelegrapb  7,i  9WiO.)(  Somänen, 


Digitized  by  Google 


©elgien  (@eiftige  Äuttur) 


gorften,  flautionen  u.  f.  ro.)  14,j  ÜRiü.  $r*.  Die 
Aufgaben  jerfallen  in  Staatafcbulb  (3tnfen  unb 
Kenten)  123,309  2JUIL,  Dotationen  für  ben  Jlönig, 
ben  ©rafen  von  ftlanbem,  bic  Senatoren  unb  bte 
Abgeorbneten  4,mc  ÜJtill.,  ^uftijminifterium  22,695, 
SRimftetittffl  be*  Innern  unb  be*  Unterricht*  25,763, 
be*  Aderbauc*  unb  bet  öffentl.  Arbeiten  26,96*,  ber 
(fiienbabnen ,  ^Joft  unb  Jelegrapb  127,679,  be« 
Äriege*  65,670,  bet  ^iüanjen  20,372,  be*  iluficm 
2,mb.  bet  ^nbuftrie  unb  Arbeit  2,936  Will  #r*.  Der 
.Kapttalwert  ber  lonfolibierten  Scbulb  betrug  am 
L  San.  1899:  2603,7«  üWiU.  $r*. 

Wciftiqc  ftnftnr.  Die  geiftige  Silbung  be*  belg. 
9?olf*  ftebt  bellen  Gntwidlung  auf  inbuftriellem  unb 
mettantilem  ©ebiete  noch  nach,  abet  aud)  bierin  seigt 
fidS  ein  ftetiget  (5ortidjritt.  JDauptbinberniffe  ber 
intelleftuellen  (fntmidlung  waren  bie  $erfcbieben= 
beit  ber  Sprachen ,  bie  namentlich,  eine  felbftänblge 
nationale  fiittcratur  nicht  auftommen  liefe ,  fomtc 
bie  burd?  bie  polit.  Skrbältniffe  be*  fianbe*  be= 
bingte  Uubeftdnbigfeit  in  ber  Gntwidlung  be*  Unter- 
ricbt*wefen*.  Doch  baben  bie  Dielen  vom  Staate, 
vom  König,  von  privaten  unb  wiifenfcbaftlicben  @e: 
iellfcbaften  veranftaltetcn  v?rei«bewerbungen  eine 
überaus  rege  miffenfcbaftlicbe  Jbdtigfeit  gewedt. 

Unter n cb  t  *  toef  e n.  Die&inrichtung  be* Schul: 
weien*  war  bei  bet  burcb  bie  Äenftitution  gewflbr= 
leifteten  Scbrfreibeit  unb  bem  übermächtigen  6influf$ 
ber  ©eiftlicblcit  von  Anfang  an  für  ben  neu  errief 
teten  belg.  Staat  eine  böcpft  fcbmierige  Aufgabe. 
Da*  »uerft  abgefaßte  Unterrid?t*gefe&  (Sept.  1834) 
betraf  ba*  höhere  Scbulwefen,  barauf  folgte  (Sept. 
1842)  ein  ©efefc  übetba*  3olf*fcbulwefeu ,  \v.lm 
(^ebr.  1850)  ein«  über  ben  mittlem  Unterricht. 
Selbftvcrftänblicb  ift  feitbem  von  ber  urfprünglicben 
Drganifation  ieber  biefer  Unterricbt*äiveige  in  bet 
mannigfaebften  s2öeife  abgewichen  wotben. 

3ki  bet  Crganifation  be*  b  ö  b  e  r  n  U  n  t  e  r  r  i  cb  t  *  * 
wefen*(1834)  erhielten  bie  Univerfitäten  Sütticb 
unb  ©ent  ben  (jbaralter  von  (wallonifcbcn  unb  vlfi= 
mifeben)  Staat*univerfitdtcn.  Sofort  benutzte  bie 
tatb.  ©eiftlicbfcit  bie  grunbgefe&licbe  Sebrfreibrit 
jut  Grtidjtung  einet  «fatt?.  Univerfitdt»  in  Wiecheln 
(4.  *Nov.  1834  ),  bet  von  libetalet  Seite  febt  balb 
(20.  5lov.  1834)  bie  «freie  Universität»  in  Sküflcl 
gegenüberge)tellt  mürbe;  bie  latb.  Univerfität  würbe 
alsbalb  nach  ber  alten  Unioerfitfit*ftabt  l'ömen  oer 
levit.  flvx  leitete  bat  eine  tbeol.  ^alultät;  bie 
übrigen  baben  nut  viet  ftatultäten.  Doch  fteben 
mit  bet  ©entcr  unb  Sütticber  Univerfitdt  aufeer  bcn 
mit  ihnen  verbunbenen Lebrerfeminaren noeb  gemifie 
tedjnifcbe  Specialfdjulen  unb  ^ngenieuratabemien 
in  33erbinbimg.  Sütticb  bat  eine  SBergfcbuIe,  eine 
^Uolvtedmtfcbe  Schule,  eine  Schule  für  med}an.£ecb: 
nologen  unb  (3letrricität«tngenieure,  ©ent  ebenfalle 
eine  *olptechnii<rie  Schule  unbSdjule  für  Ingenieure 
unb  »rd)itelteu.  Salb  finb  aud)  5)rüifel  mit  einem 
^olutcd)nilum,2öwen  mit  tecbntfd?enSpecialfdjuleu 
nacbgefolgt.  Die  1894  in  33rüffcl(gegrünbete  (focia= 
liftifdje)  Universit6  Notivelle  (ftcole  Hbre  d'en- 
scignemeut  sup^rieur  unb  Institut  des  liautes 
itudes)  beitebt  ali  foldje  nidbt  mebt,  nut  ba§ 
Institut  etc.  lebt  uodj.  äfabemifdje  ©tabe  werben 
erworben  nad)  beftanbenet  Prüfung  entweber  an  ber 
UnioerfUdt  felbft  ober  bor  einer  centralen  Staate 
fommiffton,  an  weldjer  fub  bie  ^rofefforen  ber 
oerfdnebenen  Unioerfitäten  beteiligen ,  ein  Spftem, 
womit  man  bie  mannigfaebften  5jerfud?e  gemaebt 
bat.  im®)  batte  ©ent  736,  Süttid?  1489,  «rüffcl 


975,  26wen  1892  Stubietenbe,  gegen  396,  331, 
279,  490  im  3. 1840. 

Det  belg.  mittletc  Untetriebt  ift  mit  bem 
beutfdben  icbmer  oergleicfcbar.  Tlan  unterfebeibet 
ben  mittlem  Unterred  t  obem  unb  untern  ©rabe£. 
Die  Sdnilcn  ber  erften  ©attung  ftnb  an  erfter  Stelle 
Ibnigl.  Atbeneen.  Diefe  baben  eine  Abteilung  für 
$umanioia  (fteben  aber  an  ©ebiegenbeü  ber  naffU 
fdjen  3)ilbung  bcn  beutfdjen  ©pmnaften  weit  nadj) 
unb  eine  Abteilung,  weldje  eine  iöilbung  bcjwedt, 
bie  für  anbere  böbere  58eruf£artcn  al*  bie  eigentlich 
ajlebrtenbefdbigt,inberen2ebrpr  ortramm  bie  neuem 
Sprachen  unb  bie  eralteu  SDöiffenfcfcaftcn  eine  her 
oorragenbe  Stelle  einnehmen.  3i«'«lid>  gleichartig 
mit  ben  Atbeneen,  aber  nia?t  »om  Staate,  fonbern 
t?on  ben  ©emeinben  unterhalten,  finb  bie  fog.  Col- 
leges communaux  unb  bie  fog.  patronierten ,  b.  b. 
von  ber  tatb-  ©eiftlidbteit  unterftütiten  privaten  Col- 
leges. Der  mittlere  Unterricht  untern  ©rabcä  um= 
faf-.t  ftaatlicbe,  tommunalc  unb  patrouierte  ftnaben- 
mittelfdntlen  unb,  feit  bem  ©efcH  uon  1881,  ftaat- 
lidje  unb  (ommunale  Wdbcbenmittelfcbulen,  mit 
einem  geringem,  mehr  unmittelbar  für  ba*  prat^ 
tifebe  fieben  verwenbbaren  fiebrjiel. 

Die  Ginteilung  unb  ftrequenj  b^fer  verfd>iebenen 
Schulen  erbellt  au*  folgenber  Nabelte: 


Schulen 

£4.i. 
Im 

2(6  fl- 
irr 

5  diu 
Ifn 

Sdju 
Irr 

1860 

IS'.H 

10 

2SS9 

M 

5  734 

ttoOffli-s  bec  (Bfrarinbrn    .  .  . 

u 

1133 

7 

643 

II 

? 

| 

1063 

6taat(.  Knabcnmittr|i*n[r:t   .  . 

50 

6962 

78 

13  640 

Rommunalf        »  ... 

3 

888 

5 

157S 

!ßQtronirrtf       •  ... 

6 

? 

1 

666 

1881 

6taott.  ffliab^fninittftf^ulcn  . 
Rommunalf        »            .  . 

'S 

3427 

3* 

5  4SO 

1 

151« 

§ür  bie  5Mlbung  von  i'ebrem  für  ben  mittlem 
Unterricht  untern  ©rabe*  giebt  e*  ein  Seminar  }ii 
9livelle*  unb  eine  fog.  Scction  uorniale  ju  ©ent, 
erftere*  1885  mit  15,  1899  mit  27,  letztere  1885 
mit  20, 1899  mit  28  Schülern. 

§ür  bcn  obem  Unterricht  gab  e*  bi^  1890  in 
Süttich  ein  Seminar  für  Sprachen  (1882  mit  52, 
1889  mit  12  Schülern),  in  ©ent  ein  Seminar  für 
eralte  2Diifenfchaften  (1882  mit  29, 1889  mit  5  Sdnb 
lern).  Seminare  für  Lehrerinnen  giebt  e*  in  Süttid) 
(1885  mit  22, 1899  mit  59Scbülerinnen)  unb  SJrüfiel 
(1885  mit  17,  1899  mit  37  Schülerinnen). 

Da*  belg.  UJollaf  (pulwejen  umfabt  flinber» 
gdrten,  eigentliche  ^rimdrfchulen ,  Sdnilen  für  Gr^ 
wad)fenc  (1869  organinert)  unb  Sebrcrfeminare. 

]  SJom  Staate  völlig  unabbdngige  Schulen  giebt  c* 
jetst  nur  febr  wenige;  am  }ablreichften  finb  bie  von 
ben  ©emeinben  errichteten  unb  unterhaltenen  Schu- 
len, welche  aber  feit  bem  ©efefc  vom  20.  Sept. 
1884  vielfach  unter  ftarfem  (Jinflujj  ber  ©eiftlidv 

I  feit  fteben.  3uglrid>  aber  tönnen  ^rivatfcbulen, 

.  faft  auefd?liefelid)  Schulen  bet  ©eiftlidbfeit,  von  ber 
©emeinbe  aboptiert  werben,  wa*  feit  jenem  @e- 
fefte  wegen  ber  ©eftimmung,  bafe  Aboptierung 

|  von  ^rivatfchulen  jur  Aufbebung  beftebenber  Äom- 
munalfdjulen  berechtige,  namentlich  in  Meinen  ©c- 
meinben  bäufig  gefchiebt. 

Cffcntlichc  Hinbergärten  beftanben  im  3abre 
1845:  101  mit  9405  fiinbern,  1885:  876  mit 
85483  Äinbern,  1898  :  2065  mit  194807  flinbern. 


Digitized  by  Google 


654 


öelgieu  (Bettungen  unb  3eitjc^riften) 


Sie  3al)I  ber  fieser  unb  Schüler  an  ben  eigent« 
lidjen  ÜJolfSfcbulen  betrug: 


3m 
Sabre 

(&rmrinbt> 
fd)ulrn 
Srbrrr|  Süjülft 

»boptirrte 
6d)uUn 

8c$r«|  Stüter 

0Jffamtja$I 
8cttM  |  Stüter 

1845 
186» 
1885 
1898 

—  1218054 
5799  1424  349 
7941  422150 
»867  [475  173 

- 
1308 
2726 
6013 

108  559 
69  036 
166  654 
299  817 



7  107 
10  667 
15  880 

326  613 
493  385 
588  804 
774  989 

Xit  2lnjabl  ber  ©emeinbe-'  unb  aboptierten  Sehn 
(en  betrug  1869:  3730  unb  530,  1885  :  4004  unb 
1465,  1898:  4354  unb  2340. 

Sie  3al>t  ber  Schüler  in  ben  Spulen  für  Qx- 
maebfene  betrug: 


3m  Sabre 

$rmrinbr> 
fcfeulrn 

BbopHrrtt 
Sdjulf« 

Sufamraen 

IS45 

6  385 

31765 

38150 

1869 

67  668 

6497 

74165 

1885 

61759 

2537 

64  296 

1898 

67926 

34605 

102531 

Sie  Seminare  für  Cebrer  unb  Sebrerinnen  fmb 
teil«  Staat«inftitute,  teil«  non  ^Jromnjen,  ©emein- 
ben  unb  Privatleuten  einrichtet  unb  vom  Staate  an  - 
ertannt  morben;  aufier  bitfen  Seminaren  gab  c« 
noch  vom  Staate  unterhaltene  Heinere  Slnftaltcn 
für  benfelben  Smtd,  fo0-  Sections  normales ;  Tie  ftnb 
1896  Seminare  geworben.  Seitbem  bie  «Regierung 
tlerifal  ift,  ift  bte  SReprjaM  ber  Schüler  non  ben 
Staat«inftituten  in  bie  unter  bem  ßinflufe  ber  &t'\\\ 
lidjteit  ftebenben  fog.  anertannten  Seminare  über* 
gegangen,  ©ine  ttberficpt  ber  Seminare  giebt  fol* 
genbe  Tabelle: 


3ur  ftörberung  minenfcbafüicher  Xbdtigfeit  fmb 
Dom  Staate  für  ba«  ©ebiet  ber  eralten  unb  fepönen 
2öifTcnf<fcaf ten  »erfebiebene  ftünf  ■  ober  Srei  jabr«- 
preife  errietet  morben,  moju  fieb  feit  1874  bie  burd? 
ben  Äönig  erfolßte  Stiftung  eine«  3abrc«prcife« 
üon  25000  gr«.  gefeilt. 

3eitunge«  unb  3citfdjriften.  1605  gab  rlbrabam 
9SerboeDen,ber  erfte3ournaltft,  ju?lntmerpen  in  un= 
beftimmten3tt>ücbenräumen  eine  illuftrierte  5trteg«= 
jeitung  u.  b.  %.  «Nieuwe  tydinghen»  (feit  1637 
«Posttydingen»)  berau«;  ihre  9tad)folgcrin  mar  bie 
erft  1827  eingegangene  «Gazette  van  Antwerpen». 
Unter  ber  fpan.  unb  öfterr.  £>errfcbaft  befafe  iebe 
bebeutenbere  Stabtgemeinbe  ihre  privilegierte  3ei= 
tung,  jeboep  opne  poliL  Jcnbenj.  3u  erwähnen  finb 
unter  benfelben  ber  1649  auftaudjenbe  «Courrier 
veritable  des  Pays-Bas»,  ber  mit  ber  einigen  Unter' 
breebung  bon  1746  bi«  1749  unb  unter  oerf  cfcicbenen 
Sitein  f  wUm  «Gazette  des  Pays-Bas»)  ftch  bi« 
1794  erhielt,  ba«  «Journal  de  Liege»  (1764)  unb 
bie  1667  gegrünbete  «Gazette  van  Gent  ,  bie  beibe 
nod?  beute  befteben.  Unter  ber  franj.  &errf djaft  fmb 
neben  ber  Unjabl  ber  fram.,  Porf(r/rift«mä&ig  ein- 
geriebteten  Separtementäblätter  non  biftor.  Söcrt: 
«Le  Compilateur»  (1798 — 1810),  «Le  vrai  Bra- 
bancon»  mit  fatb.jöfterr.  gdrbung  (1790 — 92),  ba« 
«Journal  de  la  Societe  des  amis  de  la  liberte  et 
de  l'egalite»  (1792—93)  nebft  bem  «Reptiblicain  du 
Nord»,  ftreng  t>anjöftfd>*republilanifcb.  311«  £age= 
blatt  erhielt  ücb  ba*  «Oracle»  (1800—27).  Unter 
ber  nicbcrldnb.  SHegierung  toaren  bie  Skftimmungen 
be«  ^refegefette«  Pom  20.  Slpril  1815  febr  febarf, 
fo  bafj  bte  «jjrefjproseife  ftart  junabmen.  Stufen 


3m 
Sahvc 

gür  Sebrer 

gür  fieprertnnen 

Staat«( 
«njal 

rminare 
»1  b« 
Stüter 

ßcctioi 

Dt 

Anja 
6<*u!fn 

■  Hör- 
les 

>I  b« 
Sftflttr 

flnrrtann 
na 

«njal 

tf  Semi» 
re 

»l  bei 

6taatlf 
Änja 
64ulm 

tminarf 
)l  ba 

emt> 

rinnrn 

Sectioi 
mu 

ttnjal 

is  nor> 
le« 

)t  bei 
Sdiült- 
rinnni 

Harrtan 

B 

Vnja 

nie  6tmu 
are 

e^tttf. 

rinne« 

1845  1  2 
1875  !  2 
1885  i  6 
1898  7 

103 
235 
643 
362 

5 
3 

321 

325 

8 

8 

365 
643 
689 
1152 

1 
4 

6 

77 
450 
364 

5 

505 

_ 

22 
23 
23 



1139 

960 
1819 

Otdbere«  über  ba«  Sdjulmefen  im  alljdbrlid)  er* 
febetnenben  «Annuaire  statistique  de  la  Belgique». 

Xie  Pflege  ber  fdjßnen  SÖiffenfdjaften  in 
franj.  Spraye  mirb  burd)  bie  Überflutung  ber  au« 
Arantreicb  einbringenben  ^roburtionen  tn  bobem 
ÜJtafee  beeinflußt,  ttber  auep  ba«  eigene  Schaffen  ift 
l'tart  unb  in  ftetem  gortf ebritt  begriffen  unb  3ablreid?c 
sJ(amen  baben  ftdj,  menigften«  im  ^nlanbe,  SHuf  unb 
^Infeben  erroorben.  Wetdjer  ift  bie  fdjöne  fiitteratur 
ber  widmen.  (S.  ißlämifcbe  Spracbe  unb  Sitteratur.) 

Sic  bilbenben  Äünfte,  befonber«  9)ialerei  unb 
53autunft,  oerbantten  fdjon  bem  5Reid?tum  ber  flanbr. 
Stdbte  unb  bem  @lan3e  be«  burgunb.  i3ofe«  eine 
fd?öne  $lüte}eit;  aber  e«  trat  auep  bierin  nacb  ber 
»orübergebenben  ©lanjperiobe  JHuben«'  unb  feiner 
Sdjüler  ein  langer  Sdjlummer  ein,  bi«  bie  Ärdfte 
neuerbing«  roieber  m  fdjöpferifcber  ibdtigteit  ermedt 
:v uv ten.  6ine«  hoben  9iuf«  geniefet  ba«  grofsenteil* 
oom  Staat  unterhaltene,  feit$cti«'S;obeüon©e©aert 
geleitete  flonfernatorium  ju  JBrüffel,  neben  melAem 
noch  ein  gleite«  ^nftitut  in  fiüttid)  f oroie  ocr'düe- 
bene  OTufitfdjulen  hefteben.  3)a«  belg.  Jhcater  mar 
bagegen  bi«her  ohne  allen  nationalen  6b«a!ter. 


ber  amtlichen  «Gazette  des  Pays-Bas»  unb  bem 
farblofen  «Journal  de  la  Belgique»  ftnb  hervorju- 
beben  ber  «Nain  jaune  rtfugi6»,  ein  Spott  blatt 
gegen  bie  bourbon.  gamilie,  beffen  iHebacteure  1818 
be«  fianbe«  oerroiefen  mürben;  ber  «Vrai  Liberal», 
ber  1816  au«  ber  Bereinigung  be«  «Mercarc  sur- 
veillant»  unb  be«  «Nain  jaune»  entftanb,  au«  bem 
ftch  1821  ber  burd?  feine  erbitterte  Dppofirion  b^ 
rühmt  geworbene  «Courrier  des  Pays-Bas»  herau«' 
hilbete.  Saueben  galten  al«  bie  miebtigften  Cppc? 
fition«hldtter  vom  ultramontanen  Stanbpuntte  ber 
1820  begrünbete  «Courrier  de  la  Meuse»,  ber  1841 
nach  ©rüffel  überfiebelte  unb  |um  jebigen  «Journal 
de  Bruxelles»  umgeftaltet  mürbe;  in  Srüffel  ber 
geiftnoli  uon  Tevaur ,  Vebeau  unb  SRogicr  geleitete 
«Mathieu  Laensberg»,  ber,  1824  begrünbet,  feit 
1828  «Politique»,  feit  1841  «Tribüne»  biefc,  aber 
1849  unter  Unterer  SJenennung  ftch  jum  Organ  be« 
9tepublifani«mu«  an  ber  Stelle  be«  ultraltberaUn 
«Liberal  liegeois»  (1845—49)  umroanbelte;  ber 
•Catholique  des  Pays-Bas»,  ba«  nachmalige  «Jour- 
nal des  Flandres»  ju  ©ent;  ba«  lath.  «Journal 
d'Anvers»,  feit  1811,  unb  ba«  «Journal  de  l'oppo- 


Digitized  by  Google 


Belgien  (fiitterotur) 


G55 


Bition»,  baS  1827—30  ju  ÜJkaitrtcbt  crfd>ien.  SJtini» 
ftericUe  SBlätter  waren  in  SBrüffel  ber  au*  ber  9teoo= 
lution  oon  1830  betonnte  «National»  unb  baS 
«Journal  de  Gand»  (feit  1831  «Messager  de  ( -  and»), 
btd  auf  bie  neuefte  Seit  orangiftifd?. 

2>ie  oerbreitetften  Leitungen  tragen  franj.  ®e» 
prdae.  6eit  ber  am  25. 2Rai  1848  befdjloffenen  2lb* 
febarfung  beS  Stempels,  nod)  mehr  feit öerabfefcung 
beS  ^JoftportoS  bat  udi  ihre  3abl  bebeutenb  oer* 
mebrt.  Unter  ben  SBlättern  ber  liberalen  SHidrtung 
ift  baS  bebeutenbfte  bie«lndependancebelge»(f.b.), 
gegenwärtig  bie  im  SluSlanbe  am  meisten  oerbreitete 
ber  bela.  3«itungen.  Sie  ift  nach  aufjeit  gemäßigt 
unb  hält  \\6)  in  ber  innern  ^olitit  auf  ber  Sutten. 
9lacb  bem  Untergange  beS  «Observateur»  (1835 
—60)  fmb  unter  ben  Organen  beS  Liberalismus 
weiter  ju  erwähnen :  baS  bis  1878  von  2.  6pmanS 
geleitete  SBlatt  «Echo  du  Parlement»  (gegrünbet 
1857),  feit  1887  burd?  bie  «Kation»  erfefct;  bie 
SBrüffeler  «Etoile  beige«  (anfänglich  orleaniftifd?, 
fpäter  entfebiebener  ©egner  beS  SBonapartiSmuS 
fomie  ber  preufe.  folitit),  baS  oerbreitetfte  Sölatt ; 
feit  1871  bie  SBrfifielcr  «Gazette»;  bie  oldmifdpen 
^dgcSbldtter  «Laatste  Nieuws»  unb  «Vlaamsche 
Gazet»;  ber  «Precurseur»  ju  Antwerpen  (feit  1835), 
ber  namentlich  bie  öanbetsintereffen  berüdftdjtigt; 
baS  «Journal  de  Liöge»  unb  bie  «Meuse»  in  Süttid? ; 
baS  «Journal  de  Gand» ;  bie  1874  in  Beut  gegrün» 
bete  «Flandre  liberale»  unb  baS  «Journal  de  Ver- 
viers».  2US  Organe  ber  parlamentartfdben  Stechten 
(b.  i.  ber  Klerttalen)  befteben,  nach  Eingeben  ber 
«Emancipation»  (in  Druffel  21.  Olt.  1830  begrün; 
bet),  baS  gemäfngte  «Journal  de  Bruxelles»,  in  un» 
mittelbarer  SBerbtnbuug  mit  bem  (Spiftopat  unb  als 
halbamtliches  Organ  ber  tatb.  Regierung  betrachtet, 
im  ©egenfafc  }um  fanatifcb  lirdjlidj  gefmnten  «Cour- 
rier  de  Bruxelles»;  ber  «Patriote»  (JBoltSblatt),  bie 
«  Gazette  de  Liege»,  ber  «Bien  public»  in  dient 
(völlig  ultramontan),  bie  «Patrie»  in  SBrügge  unb 
ber  «Ami  de  l'ordre»  }u  9tamur.  $emotratifcben 
SBcftrebungen  bulbigen  mit  nerfdjiebenen  Scbattic» 
rungen,  aber  mit  grofeem  Snbang,  bie  SBrüffcler 
«Reforme»  (Organ  ber  ÜRabitalen),  in  SBrüffel  ber 
«Peuple»  unb  in  ©ent  baS  oldm.  «Vooruit», 
beibe  ber  focialiitifcben  Arbeiterbewegung  baS  SBort 
rebenb.  2)er  berübmte,  1831  gegrünbete  unb  ber 
Satire  geroibmete  « Mephistopheles »  ging  1858 
roieber  ein.  Gin  aud)  als  liberales  Organ  bebeuten* 
beS  SBocbenblatt  ift  feit  1858  bie  SBrüffcler  «Office 
de  publicite».  ©rofren  SBeifalle  erfreuen  mt  bie  )u 
?lnfang  ber  ficbjiger  $abre  in  SBrüffel  entftanbenen 
unb  innere  Angelegenheiten  frei  befpredjenben  Jage» 
bldtter  ju  5  (£ent. :  «Chronique»  unb  «Gazette».  2>er 
von  JHufslanb  beeinflußte  «Nord»  ift  1.  ftebr.  1892 
eingegangen.  StaatSanjeigcr  beftebt  feit  1831 
ber  «Moniteur  beige». 

3n  SBcjug  auf  eigentlich  Utterar.  ^eitfebriften 
jebrt  SB.  oon  ben  Grjeugniffen  beS  ^arifer  SBücber» 
marttS.  SBor  ber  Slbicbafiung  beS  SRacbbrudS  (1854) 
tonnte  iid?  taum  eine  inlänbifcbc  ;]c\ tfebrift  erhalten. 
-Iber  felbft  icht  nodb  bat  ber  f onft  weit  oorgefebrittene 
6taat  in  biefem  fünfte  nidbt  bie  £>öbe  erreiebt,  auf 
ber  er  ftanb,  als  Dlouffeau  (oon  Jouloufe)  unb 
beffen  9Ui<bfolgeT  in  i'üttid;  unb  fpdter  in  Bouillon 
(1756  —  93)  bem  berühmten  «Journal  cncyclope- 
dique»  norftanben  unb  ber  ^Ibbe*  be  Goftcr  jufiüttid) 
1772  ben  bis  1818  fortgeführten  «Esprit  des  jour- 
naux»,  ber  ^efuit  geller  ju  Suremburg,  bann  feit 
1788  ju  S?flttt*,  fpdter  ju  3Waa|trid?t  baS  «Journal 


I  historique  et  litteraire»  berauSgaben.  Sie  «Revue 
beige»  (1835—43),  an  ber  alle  Utterar.  ©röfeen  bc* 
SanbeS  teilnahmen,  bradjte  eS  troft  öffentlidjer 
Unterftü^ung  taum  auf  600  Hbnebmer.  IBeffer  be« 
ftanb  roegen  feines  mehr  biftor.^ardjdol.  ©baralterS 
ber  «Messager  des  sciences  historiques»  (feit  1833 
|u  ©ent)  foroie  bie  oon  ben  ^rofefforen  ber  Unioer» 
fitdt  Söroen  geleitete  «Rerue  catholique»,  ber  1842 
eine  Trebbe  mit  bem  oon  üerften  ju  Süttidb  (1834 
— G9)  trefflieb  geleiteten  ortboboren  «Journal  histo- 
rique et  litteraire»  baS  Gntfteben  gab.  föleid>faU$ 
tatb-  3w«te  ©erfolgt  bie  in  SBrüffel  erfebeinenbe  «Re- 
vue generale».  f\n  entgegcngefeHtcriHicbtung  wirtte 
feit  1854  su  SBrüffel  bie  oon  oan  SBemmel  mit  oielem 
Erfolg  herausgegebene  «Revue  trimestrielle»,  nach 
bereit  Untergang  1868  bie  oon  be  Saoelepe,  ©raf 
©oblet,  ^otoin  u.  a.  geleitete  «Revue  de  Belgiquc» 
entftanben  ift.  2>ie  oldm.  ^ntcreffen  mürben  früber 
am  toürbigften  burch  baS  «Belgisch  Museum» 
(1837  —  45)  unter  SHUemS,  feitbem  aber,  nacb 
bem  Aufhören  oon  SßolfS  «  Broederhand  »  (1846), 
burd)  ben  Slntmerpener  «Taalverbond»  oertreten, 
feit  1874  burd}  bie  ©enter  « Ncderlandsch  Mu- 
seum» unb  «Het  Beifort»,  feit  1879  burd)  ben 
«Vlaamsche  Kunstbode»  unb  «De  Vlaamsche 
School»  in  Hntioerpen,  feit  1897  burd)  bie  SBrüffelcr 
balb  oldmifcfac,  balb  beutfebe  SDtonatSfd?rift  «Ger- 
mania». Stüter  ben  Schriften  ber  gablreicben  ge» 
lehrten  itorpcrfd?aften  oerbienen  als  oortrefjlidje« 
Specialblatt  noaS  befonberer  (hrodhnung  bie  «An- 
nales des  travaux  publics»  (feit  1843).  Sehr  oc 
fdjdht  fmb  als  Kunft bldtter  feit  1858  baS  «Journal 
des  beaux-arts»  (rebigiert  oon  Siret)  unb  feit  1878 
bie  in  31ntroerpen  erfebeinenbe  «Revue  artistique». 
Sonft  oerbienen  nod)  (Frrodhnung:  oan  £>outte« 
«Flore  des  serres»  (in  ©ent),  « Illustration  horti- 
cole»  (in  ©ent,  rebigiert  oon  Semairc),  für  bie 
Slnnee  baS  «Journal  militaire»  unb  bie  «Belgique 
militaire»,  für  SRebijm  baS  «Journal  de  medecine» 
(feit  1842)  unb  bie  « Annales  de  medecine  vetcri- 
naire»  (feit  1852),  für  StoatSmirtfdjaft  unb  S^uriS» 
pruben)  «Belgique  judiciaire»,  «Moniteur  du  no- 
tariat»  unb  «L'Economiste»  (oon  ÜDiolinari). 

9lad)ftebenbe  3lufiäblung  giebt  »uStunft  über 
Hnjahl  unb  2lrt  ber  ju  Hnfang  1897  eriebeinenben 
3eitungen  unb  ^eitf Triften :  540  ffir  lotale^nter» 
effen,  284  polittfebe,  barunter  73  tdglid?,  08  in» 
buftrielle  unb  tedmologifdje,  65  religiöfe,  65  mebi» 
jinifebe  unb  ähnliche,  63  finanjielle,  58  für  Sport, 
51  pdbagogifebe,  50  für  £>anbel,  49  focialiftifebe, 
41  toifjenfcbaftlicbe,  40  für  ©arten»  unb  Slderbau, 
33  iuriftifebe,  29  für  Sitteratur  unb  Kunft,  29  für 
Theater,  23  für  Jaubenjudjt,  22  bumoriftifebe,  22 
bibliograpbifd>e,  19  Kommunal»  unb  $rooin)ial» 
oeröjfentlichungen,  17  für  bie  fcbßnen  Künfte,  15 
Stubentcnjcitungen,  14  illuftrierte,  12  mufitalifd?e, 
10  für  2Jioben,  8  für  SBriefmarten,  7  beutfebe,  3  eng- 
lifcbe  unb  einige  für  StntialtoboliSmuS,  Kriegs» 
roifienfebaft  u.  f.  to. 

j)aS  SBacbfen  beS  oldm.  Clements  }eigt  ud?  in 
ber  bebeutenben  Zunahme  ber  oldm.  Bettungen  unb 
3eitfd)riften.  2)iefelben  boben  ftd)  fett  1860  (90) 
faft  oeroierfaebt. 

fiitteratnr.  Höften,  SBldmifd>»SBelgien  (2  «be., 
SBrcm.  1847) ;  fioujcau,  Essai  d'unegeographie  phy- 
sique  de  la  Belgique  (SBrüff.  1854);  ijorn,  iBeoölle» 
rungSroijfenfcbaftlicbc  ctubien  auS  SB.,  58b.  1  (i*p|. 
1854);  oan  SBrttQffel,  Histoire  du  commerce  et  de 
la  marine  cn  Belgique  (3  3Jbe.,  SBrüff.  1861—64); 


Digitized  by  Google 


G5C 


Belgien  (ältere  ©efdjidjte  bis  1830) 


9Jleuleman«,  La  Belgique,  ses  ressources  agricoles, 
industrielles  et  comraerciales  (®ent  1865) ;  ^owx- 
bain,  Dictionnaire  de  geographio  historique  du 
royaumede  Bclgique  (33rüff.  1868—69);  t>an93rupf= 
fei,  I/industrie  et  le  commerce  en  Belgique  (ebb. 
1868);  Temalgue,  Description  g£ologique  de  la 
Belgique  (1868);  Patria  Belgica,  bß.  Don  Q.  van 
93emmcl  (3  93be.,  93ruff.  1873-75);  van  Semmel, 
Belgique  illustree  (2  93be.,  ebb.  1878— 82);  ©enon- 
ce  aur,  I  <a  Belgique  pbysique,  politique.  industrielle 
et  commerciale  (ebb.  1878) ;  JDpntan«,  La  Belgique 
contemporaine  (iUon«  1880);  JHobenberg,  93.  unb 
bie93elgier  (93erl.  1881);  fcocbftcpn,  Dictionnaire 
geographique  beige  (SBrüfT.  1882);  SBauter«,  La 
Bclgique  ancienne  et  moderne  (ebb.  1882  fg.); 
fieron,  Geographie  generale  de  la  Belgique  (s)tamur 
1889);  $end,  Ta«  Königreich  93.  (in  Äircbboffs 
« Cänberfunbe  non  Europa»,  33b.  2,  2Bien  1889); 
9Jautbier,  Ta«  Staat*recbt  be«  Hönigreicb«  93. 
(^reib.  i.  93r.  1891);  Joanne,  Bclgique  et  grand- 
duebe  de  Luxembourg  (^3ar.  1894);  ftennequin, 
Notes  et  documents  ä  consulter  dans  Petude  car- 
tographique  et  statistique  des  limites  des  langues 
nationales  partes  en  Belgiquc  (93rilff.  1895); 
fturtb,  La  frontiero  linguistique  en  Belgique  et 
dans  le  Nord  de  la  France  (33b.  1,  ebb.  1896);  93. 
au«  ber  93ogelicbau  (ßaftaigne«  Neifebucber,  ebb. 
1896);  93aebeter,  93.  «nb  öollanb  (22.  Hüft.,  2pj. 
1900);  ©rieben*  iHeifebücber:  93.  unb  tfollanb 
(8.  Aufl.,  93erl.  1901);  Annuaire  statistique  de  la 
Belgique  (amtlicb,  erfdjeint  id^rltcb). 

©efdndjte.  1)  ältere  ©efebiebte  bt«  jur 
Sebruarreuolution  1830.  An  ber  ©renje 
von  ©aUten  unb  ©ermanien  bilbeten  jur  JKömer 
jeit  bie  fübl.  9iieberlanbc,  unter  bem  tarnen  Gallia 
belgica,  einen  Jeil  ©allien*.  ^t}xe  93coölterung 
mar  au«  telt.  unb  einigen  german.  Stämmen  gc- 
mifebt;  wäbjrenb  bie  ber  nörbl.  Dlieberlanbe  aus* 
fdjliefjficb  germanifcb  war.  Unter  ber  frfint.  £err: 
fdjaft  warb  ba«  german.  (Clement  im  5.  unb  6. 3abrb. 
audj  in  ben  fübl.  ©ebieten  ©orberriebenb.  $m  93ets 
trage  ven  93crbun  (843)  fiel  ba«  fpdtere  Söeftflan: 
bem  unb  Artoi*  an  Äarl  ben  tfablen,  bie  übrigen 
nieberlänb.  ©ebicte  bagegen  au  ba«  iHeicb  Cotbar«. 
Aueb  fiotbar  teilte  ba«  iRcidj  unter  feine  Söbne. 
9tad?  bem  Ausgange  eine*  berfelben,  Öotbar«  U., 
tarn  bellen  Neid?  ( Volbringen  unb  'Jrieelanb),  melcbe« 
ben  gröfjten  Teil  ber  fpfitern  Ütieberlanbe  umfaßte, 
infolge  be*  Vertrag«  tjon  Werfen  (870)  an  TeutfaV 
lanb  unb  blieb  babei  mit  Au«nabme  ber  Seit  bon 
911  bi*  924.  Seit  ber  Auflösung  be«  faroungifdjen 
9teid>«  breitete  fieb  bi«  (*nbe  be*  11.  $Ubrb.  ba* 
Sebnroefen  immer  mehr  au*.  Sie  einzelnen  fübl. 

frouinjen  mürben  öerjogtümtr  ober  ©raffdjaften. 
ie  ©raffebaft  £jlanbern,  bie  vox  allen  burd)  ©e^ 
werbe  unb  »anbei  an  Ü)tad?t  unb  Mcicbtum  junabm, 
uerteibigte  in  langem  Stampfe  ihre  Selbftänbigttit 
gegen  bie  3krfd?meljung  mit  ftranfreid).  Sie  tarn 
nadb  bem  Aueftcrben  be«  iDtanneftammc*  ber  flanbr. 
©rafen  (1384)  an  ba*  £>au«  «urgunb,  ba*  1406— 
73  burd?  öcirat,  ©rbfebaft,  Kauf  unb  93ertrap  audj 
faft  alle  anbern  nieberlfinb.  93rofinjen  Bereinigte, 
nadjbem  febon  1288  bie  brabant.  .frcrjöge  bureb  bie 
Bereinigung  Himburg*  mit  93rabant  ben  ©runb  $u 
einer  au*gebebntcrn  £»crricbaft  gelegt  hatten.  Tie 
burgunb.  iHegenten  Derfolflten  ben  s^lan  ber  ©tüuj 
bung  eine*  mädjtigen  8irifd»enftaate«  jroifcben 
Scutfcblanb  unb  ivrantreid)  unb  betfimpften  im 
Innern  ben  bemetratifeben  ©eift  ber  rafd?  aufblühen^ 


ben  6tfibte.  ^btlipp*  Sobn,  Äarl  ber  Äübne. 
unterlag  aber  in  ben  flfimpfen  mit  Scbroeijem  unb 
iiotbrinflern.  9tadj  feinem  Jobe  1477  verlor  feine 
Jodjter  A'iaria  53uraunbien  an  Avantreid),  bie 
übrigen  burgunb.  93ef(t»tümeT,  barunter  bie  9iieber: 
lanbe,  tarnen  bureb  ibw  »eirat  mit  3)tarimilian  I.  an 
ba*  $au*  Cfterreid).  IDiarimilian*  GnM,  Hart  V., 
erreidjte,  roa*  bie  93urgunber  angeftrebt  batten; 
glanbem  unb  »rtoi*  würben  berDberlebn*berrti(b: 
feit  ^rantreieb«  entboben  unb  1548  mit  ben  übrigen 
9iieberlanbtn  ju  bem  fog.  93urgunbifd)en  Aret«  ter 
einigt,  ber  nur  in  febr  loderm  3ufammenbang  mit 
bem  Teutfdjen  9tei<be  blieb.  (6.  9tieberlanbe.) 

ÜJtit  ber  $bronentfaguna  Jtarl*  V.  (1555)  fielen 
ifimtli$e  9^ieberlanbe  an  ^bilipp  II.  unb  tollten 
fortan  nad)  9Jrimogeniturrecbt  mit  Spanien  wx- 
einigt  bleiben.  Äaum  batte  ber  Stiebe  oon  6ateau= 
(Sambre'fi*  1559  ben  Angriffen  i\Tantreicb*  ein  8icl 
gefegt,  al*  bie  religiöfen  Bewegungen  ber  iHefer= 
matton  unb  bie  be)potifcben  dinarijfe  ^biUpp«  in 
bie  ÜHecbte  ber  Stdnbc  unb  ^rooinjen  ben  langen 
93ürgerfrieg  entjiünbeten,  ber  mit  ber  Unabbfingig 
teit  ber  nörbl.  sJtieberlanbe  enbete,  wfibrenb  in  ben 
füblicben,  in  93.,  mit  ber  £frrfd>aft  Spanien*  aueb 
bie  be«  ftatboliri*mu*  bebauptet  unb  befefttgt  würbe. 
Aür  furje  Seit  warb  93.  burd) bie  Geffion  ^JbtliPP«  II. 
1598  an  feine  Üedjter  ;Mabella  unb  beten  ©emabl, 
^jberjog  aibredjt,  ein  felbftänbige*  SWeicb.  6*  ge 
fd?ab  mandje«  unter  biefet  Regierung  für  bie  Ctb- 
nung  ber  innem  3uftdnbe,  wie  j.  93.  burd?  bie 
Sammlung  ber  bie  ^uftijpflcge  berrefienben  93er: 
orbnungen  in  bem  1611  publizierten  Edit  perpt- 
tuel,  fowie  für  Hebung  ber  burd?  bie  ^Jolitit  i^bi= 
lipp«  II.  jerrütteten  ^nbuftrie.  3)ie  Qbc  s2llbrecbt* 
blieb  tinberlo«,  unb  io  fiel  93.  nadj  2Ubred?t*  Tobe 
(1621)  an  Spanien  jjurüd,  würbe  in  ben  Serfaü 
biefer  37lonard)ie  binetngeriifen  unb  in  ben  Kriegen 
gegen  ivrantreicb  unb  »ollanb  ben  ersten  iÄngriffen 
blofegeftellt.  iDteiit  auf  93.«  ftoften  warb  ber  triebe 
erfauft.  3m  ^prcnäifdjcn  Arieben  oon  1659  unter 
Philipp  IV.  tarnen  bie  ©raffebaft  »rtoi*,  Tieben 
bofen  unb  anbere  ©ebiete  an  ftrantreid?.  9teue  &r 
oberungen  ber  ^ranjofen,  anertannt  burdj  ben  ^rie- 
ben von  Slacben  bon  1668,  riffen  SiUe,  Gbarleroi, 
Cubenaarbe,  Hortrijt,  Tournai  ab,  bie  mar  teil 
weife  im  ^imwegener  Rieben  (1679)  an  93.  jurücf 
fielen,  wogegen  biefe*  aber  anbere  ©ebieteteile  mit 
93alencienne*,  9?ieuport,(Sambrai,St.Dmer,  ?)pcm, 
ßbarlemont  nerlor  unb  im  9tp*wijter  ^rieben  Don 
1697  nur  teilwetfe  wiebererbielt.  9lacb  bem  ab 
fdbluffe  biefe«  93ertrag*  fuebte  bie  Regierung  bem 
gefuntenen  9Boblftanbe  burdb  eine  neue  ^oUgefelc 
gebung  fowie  auf  anbere  9Beife  aufjubelfen  unb 
namentlicb  bem  9lacbteile  ber  im  ^nterene  £>ollanbe> 
bcfcbloffenen  S&liefeung  ber  Scbelbe  bunb  Anlage 
oon  Kanälen  }u  begegnen.  Allein  biefe  vi  er- 
rungen blieben  infolge  be*  langwierigen  Spanifd>eu 
(hbtolgetriege*  obne  ©rfolg.  Turd)  ben  Urrecbter 
trieben  1713  tarn  93.  an  Clterreid?,  ba*  jeboeb  im 
foa.  93arrieretrattat  (f.  b.)  1715  ben  bollfinb.  ©ene-- 
ralitaaten  ein  93efa^una*rcd)t  in  ben  wiebtigften 
Leitungen  an  ber  franj.  ©renje  nebft  anbern  93efug- 
niffen  einräumte,  namentlicb  aueb  bie  fortwäbrenbc 
S(blieftung  ber  Scbelbe  anertannte.  &ud>  bie  1722 
oon  Karl  VI.  gegrüubete  f>anbel«gefellid>aft  ju 
Cftenbe  würbe  1731  bem  bollänb.  (finfluffe  wieber 
geopfert.  Tie  dinfeftung  ber  öftere.  93erwaltung 
ging  nidjt  obne  Scbwienglcitcn  vox  ftcb,  unb  ber 
wiberftaub  ber  «röffeler  fünfte  gegen  bie 


Digitized  by  Google 


Belgien  (ältere  ©ejtydjte  bi*  1830) 


verorbnungen  bei  ÜJcarqui*  be  'ijkie',  ber  im  Staunen 
bei"  Stattt>alterä  ^rinjen  (Fugen  von  Savopen  in 
V.  an  ber  Spitze  ber  Regierung  ftanb,  mürbe  nur 
bureb  gewaltfame  Rlaßregeln  gebrochen.  Tie  .ftin: 
riebtuug  bei  3unftmciiteri  Anneeffeni  (20.  Sept. 
1719),  melcber  ber  unerbittlichen  Strenge  VtiCi  juni 
Cpfcr  fiel,  bilbet  eine  büftcre  (Jptfobe  ber  öfterr. 
.Öerrfcbaft.  Citerreicb.iicb.cn  (Frbfolgclricge  er 
cberten  bie  tyranjofen  unter  bem  iDtaricball  von 
Saufen  faft  bai  ganjc  i'anb  (Sdjlacbt  bei  gon* 
tenop),  bai  erft  bureb  ben  Aadjcncr  trieben  (1748) 
trieber  in  ben  Vefih  titerreiebi  gelangte. 

3n  ber  langen  AriebenipeTtobe  feit  bem  ^rieben 
von  Stachen  hob  fiep  ber  Söoblftanb  unter  ber  milben 
efterr.  Regierung.  Qi  würbe  176-1  eine  Scbörbe 
»ur  Aufrccbtbaltung  einer  orbnungimäßigen  ftnan- 
jieüen  Verwaltung  eingefeßt,  bie  log.  Jointe  des 
administrations  et  affaires  de  subsides.  Statt; 
baltet  war  in  biefer  3eit  Vrinj  Karl  oon  Sotbringcn 
(geft.  1780).  iDlaria  Jberefia  grunbete  1772  bie 
belg.  Afabcmie  ber  ^inenfepaften.  Tie  Regierung 
3ofepbi  II.  begann  unter  ^wiftigteiten  mit  $ob 
lanb,  bai  fieb  jur  Aufhebung  bei  Varrieretraltate 
verftanb  (1781) ,  worauf  mehrere  ber  miebtigften 
Aeftungen  gefcblcift  mürben.  Tagegeu  fdjetterten 
3ofepb$  Verfucbc,  bie  Freiheit  ber  Scheibe  ju  er= 
zwingen  (1785).  Roch  folgenreicher  mürben  feine 
Diißgriffe  auf  bem  Gebiete  ber  innern  Volitif.  T  urd? 
ieine  Reuerungen  verlebte  er  fomobl  bie  rcligiöfen 
Spmpathicn  bei  Volfi  ali  bie  ftänbijcbcn  (9crcdjt^ 
fame,  beren  von  ihm  angelobte  Aufrccbtbaltung 
bie  In  ber  Joyeuse  entree  für  Trabant,  Himburg 
unb  Antmcrpcn  auibrüdlid?  feftgefeßte  Vcbingung 
bei  (Scbcrfami  mar.  Tie  ÜBcmcgung  fing  unter 
ben  Stubiercnben  ber  ftreug  latb.  Untverfität 
t'öwen  an,  mo  Sofepb  (Iß.  Clt.  1786)  bie  Cr 
riebtung  einei  von  bem  Staate  abhängigen  Gene 
ralfeminari  für  Gctftlicbc  verorbnet  hatte,  darauf 
verweigerten  bie  Staaten  Vrabanti  10.  April  1787 
hü  auf  bie  SDteberberftcllung  ber  Joyeusc  entr£e  bie 
fog.  Äontinuation  ber  orbentlichen  Steuern.  Ciner 
ber  bervorragenbftcn  Rubrer  ber  Mißvergnügten 
war  ber  Abvofat  ran  ber  Root  (geft.  1827).  3»« 
^an.  17.88  fing  bie  Regierung  au  gemaltfam  einju 
iebreiten  unb  marb  ber  Bewegung  einigermaßen 
.vjerr.  Viele  manberten  am  unb  organiiierten  fich 
militärisch  im  Süttichfcben  unb  in  öollanb.  3bnen 
mar  ei  günftig,  baß  gcrabc  bamali  (jnglanb,  ißreu: 
f.en  unb  ftollanb  fich  mit  ,Vepb  wegen  feiner  Orient. 
t>olitit  im  türf.  Kriege  (1787—92)  ernftlicb  über 
morfen  hatten.  Cine  gemaltige  Aufregung  rief 
barauf  in  Belgien  bie  Nachricht  von  ber  tfrftürmung 
ber  Stoftille  in  Varii  (14.  3uli  1789)  hervor.  Tie 
Auigcmanberten  fielen  in  V.  ein.  Überrumpelten 
ntebrere  ftorti  unb  brachten  ben  CftcrTeichcrn  hei 
iiimbout  eine  Ricberlage  bei.  Am  11.  Tej.  1789 
hracb  in  Vrüffcl  fclbft  ber  Aufftanb  aui,  unb  bie 
efterr-  ©aruifon  marb  bureb  Kapitulation  jurRdu: 
mung  gejmungen.  Am  26.  Tej.  crtlärten  fid?  bie 
^Hrabanter  Stdnbe  für  unabhängig.  Tie  übrigen 
Urotinjcn  folgten,  fonftituierten  ftd)  11.  ^an.  1790 
ali  «oereinted  5^.»  ju  einem  eigenen  Staate  unb 
Hellten  einen  Kongreß  an  bie  Srihe  ber  öffentlichen 
Angelegenheiten,  ber  bie  von  Citcrreich  gemachten 
^orfcbldge  jur  Sluiföbnung  junidrciei.  5hir  l'urem' 
bürg,  mo  fich  bie  efterr.  Gruppen  jufammcngejogeu 
hatten,  mürbe  im  (^eborfam  gehalten.  k)iadj 
fcpbi  II.  Jcbe  erließ  ücopolb  II.  am  3.  2>iärj  1790 
eine  ßrlldrung,  morin  er  bie  öcri'tcllung  unb  (Sa^ 

•rcifTiau?'  «cncfrfot)on«-2<-jir»«.   U.  «uff.  «.  Ä.  U. 


657 

rantie  ber  frühem  ißcrfaffuugen  verhieß.  Sein 
Antrag  mürbe  vermorfen.  Tod?  lähmten  innere 
3erroürfniifc  bie  Kraft  ber  3nf urgenten.  Cine  mehr 
bemolratiiche  Partei  (i>ond,  van  ber  iüceerfch),  meldje 
fich  für  bie  <vrcihcit£ibeen  ber  eben  auigebrod?enen 
granjöfifcben  Revolution  begeiiterte,  mürbe  von  ber 
ariftolratifaV  ultramontanen  Dlehrheit,  roelcbe  bie 
alten  Staubcevorrechte  unb  bie  Unahbängigleit  ber 
geiftlicbcn  i'ladjt  aufrecht  halten  wollten,  gcrabeju 
verfolgt;  ei  fam  fogar  ju  offenem  iöürgertrieg. 
Tarauf  gelang  ei  ben  öfterr.  Xruppen,  aueb  bie 
^rovinj  Himburg  mieber  31»  befe^en.  3U0W4  wer-- 
ftänbigte  Seopolb  fich  mieber  mit  Gnglaub,  Greußen 
unb  .i>ollaub.  Ciu  Kongreß  im  öaag  garantierte 
t'copolb  ben  SBcfiß  33.i  (10.  Sej.  1790).  Tai  ver-- 
ftärlte  öfterr.  Armeeforpi  fiel  gegen  Gnbc  bei  9iov. 
1790  in  5?.  ein  unb  unterwarf  biefe?.  Tic  ftaat;>= 
redjtlicben  3uitänbc  ju  Cnbe  ber  IHcgierung  Waria 
Jhereftai  würben  bcrgcftcllt,  eine  Amneftie  ver= 
füubigt  unb  ber  abermalige  2lMberftanb  ber  Stäube 
burch  ftrenge  Maßregeln  gebroeben. 

Aber  bie  furje  <vri)t  ber  iHube  ging  fdjon  mit  bem 
Aufbruche  ber  franj.  iHevolutionifricge  ju  Gnbe. 
Tic  Sd?la*t  von  ^emappei  (6.  s)]ov.  1792)  machte 
bic  /jranjofen  \u  Herren  bei  Canbc«  fowie  bei  gürft^ 
bi^tumi  Süttich.  Stvax  mürben  bie  granjofen  nadi 
Tumouriei'  Ricberlage  bei  Üieerwinben  (18.  ÜJlärj 
1793)  wieber  jurüdgebrängt ,  unb  Grjber^og  Karl 
übernahm  ali  faifcrl.  Öencralftatthalter  bie  ytegic; 
rung;  aber  bie  Schlacht  von  gleurui  fetzte  enblid) 
ber  öfterr.  .sSerrfchaft  für  immer  ein  ^iel,  unb  ^id?c; 
gm  ;,og  9.  3»li  1794  in  «rüffcl  ein.  SBalb  barauf 
würbe in  Jranfreidj  einverleibt  unb  in  neun  Tc= 
partementi  eingeteilt.  Ter  ivricbcnifchluß  von 
(vampo^Aormio  unb  fpätcr  her  von  Üunevillc  beftä- 
tigten  bic  Eroberung.  2^.  teilte  biernacb  alle  Sdjid^ 
fale  ber  granjöfifchcu  :Mepublif  unb  bei  Maiferreicb*, 
erhielt  ben  Code  Napoleon  unb  marb  in  öinücht 
ber  ganjen  Verwaltung  auf  franj.  Auß  organifiert. 
Ter  Stur,  Napoleon*  unb  ber  erfte  ^arifer  griebc 
vom  30. 50lai  1814  brachten  öollanb  unb  )&.,  nach 
mehrmonatiger  Vermaltung  bei  letjtem  bureb  einen 
öfterr.  ©eneralgouvemcur  (Varon  Vincent),  unter 
bie  öenfcbaft  bei  Vrinjcu  Wilhelm  A"ebricb  von 
Dranien=9iaffau,  ber  23.  ÜJtärj  1815  ben  5itcl  eine^ 
König»  ber  9iiebcrlanbe  annahm,  worauf  ber  2om 
boner  Vertrag  vom  19.  i'iai  1815  unb  fpätcr  bie 
Vcichlüiie  bei  Siener  Kongreffci  vom  31.  ÜJiai  unb 
bie  Sdilußalte  vom  9.  3uni  1815  bie  Verbältniffe 
bei  neuen  Königreicbi  regelten,  ftiernacb  würben 
iCütticb  unb  einige  Gebietsteile  an  ber  l'toai  mit  5*. 
vereinigt,  wäbjcnb  Üuremburg,  ali  befonberei  0roß^ 
berjogtum,  jum  Teutleben  Vunbe  fam.  Ter  jmeite 
Variier  Aviebe  von  1815  vcrftärlte  bie  Sübgrenjc 
ber  Rieberlaube  burdj  einige  neu  binjugefommene 
Vejirfe  mit  ben  Leitungen  Vhilippeville,  iDlaricii' 
bourg  unb  bem  .öerjogtum  Vouillou. 

Am  24.  Aug.  1815  Würbe  bie  neue  uieberlänb. 
Konftitution  verlünbtgt  unb  König  SlUlbelm  I. 
21.  Sept.  auf  bem  Königiplatse  ju  Vrüffel  barauf 
vereibigt.  Tie  fdjwcr  verföbnlidpen  ©egenfähe  in 
Rationalität,  Spradje,  (Slauben  unb  l'cben*weife 
üWifcben  bem  reformierten  hollänb.  £>anbcl*volfc 
uub  ben  ftreug  fatbolifdien,  Aderhau  unb  Gewerbe 
tretbenben  Belgiern,  bereu  parlamentarifcbe  Spradje 
bai  von  ben  gebilbeten  Klaffen  gefproebene  jyran- 
SÖfifdj  war,  madjte  eine  bauerhafte  Vereintgung 
beiberCanbe  faft  unmöglich,  f  Auvführlichcrei  über 
biefe  3eit  f.  Rieberlanbe.)  Tie  Regierung  hatte  fo* 

42 


Digitized  by  Google 


658 


Belgien  (©efäidjte  1830—65) 


mobj  eine  liberale  wie  eine  ultramontane  Cppofition 
ut  befämpfen.  Uli  biefe  1828  ftcb  Dereinigten,  würbe 
bie  Sage  äußerft  fdjwierig.  (Bewältig  wud>«  bie 
Agitation  im  Canbe;  bie  Cppofitien  in  ber  ^weiten 
Rammer  erreidjte  faft  bie  SJtebrbeit  ber  Stimmen. 
fßi  einer  ber  Hauptagitatoren ,  be  Dotter,  wegen 
eine§  Ärtitel*  in  bem  Dppofitioneblatte  «Courrier 
des  Payß-Bas»,  19.  Sej.  1828,  ju  einer  18mona= 
tigen  ©efanaenfdpaft  »erurteilt  mürbe ,  Farn  e*  in 
Trüffel  ju  einer  aufrübrerifd?en  Bewegung;  bem 
Winifter  »an  SWaanen  würben  bie  5«nft«  feinet 
Haufe*  eingeworfen,  Hnfang  1829  würbe  al*  Mgü 
tation*mtttel  eine  gewaltige  Slbrefiebemegung  an 
bie  ©eneralftaaten  oeranftaltet.  Sa*  lOjäbrige 
'-Bubget  würbe  im  9Hai  1829  Don  ber  3»«t<n  Äanv 
mer  verworfen,  ßnblid)  glaubte  bie  '.Regierung  trfif = 
tiger  einfdjreiten  ju  müffen.  Gine  lönigl.  SBotfdpaft 
würbe  in  ber  Kammer  Derlefen,  11.  Sej.  1829,  worin 
ber  Äönig  in  ftrengem  Jone  für  feine  lönigl.  Wed?tc 
eintrat  unb  ba*  Soll  gegen  feine  Serfübrer  }u 
beut ii neu  Derfpracb;  bie  Soticbaft  begleitete  etn 
ftrenger  ^refegefe&entwurf.  2Birllid)  würbe  bie 
Opposition  einigermaßen  ewgefdpücbtert.  1\<  Sflub- 
get*  gingen  burd>,  ba*  jdbrlidje  für  1830  freilid? 
nur  mit  ber  2Jlebrbeit  einer  Stimme.  Sarauf  mürben 
alle  Sbgeorbneten,  welche  6taat*dmter  belleibeten, 
joweit  fie  gegen  bie  Regierung  geftimmt  batten, 
ibrer  Ämter  entfefct,  ebenfo  aud?  anbere  93eamtc, 
auf  beren  Jreue  man  fid?  nidjt  Derlaffen  ju  tönnen 
meinte.  Sl*  be  Dotter,  gieleman*  unb  ©artbcl* 
einen  großen  nationalen  herein  gu  Dppofitions= 
jweden  ju  grünben  beabfidjtigten,  würben  fie  dot 
©eriebt  gefteüt  unb  wegen  SJerfcbwörung  gegen 
ba*  SDopl  be«  Staate«  be*  £anbc«  »erwiefen, 
30.  Hpril  1830.  Später  folgte  bie  SBeröffentlicbung 
ibrer  com  ©eriebt  mit  Scfcblag  belegten,  für  fie 
bödjft  fompromittierenben  SBriefe.  §m  SWai  1830 
mürbe  ba*  neue  "Jkeßgefetj  angenommen.  Gin  jwer 
ter  ^etition«fturm  richtete  niebt*  au«.  Serett*  feit 
1829  batteaber  bie  JHegierung  bebeutenbcÄonjeffio: 
nen  gemadjt.  Ser  obligatorifax  5Bcf  ud>  be*  ftaatlicben 
Seminar*  für  tünftige  ©eiftlidje,  Collegium  philo- 
sophicutn  ju  £ömen,  warb  aufgehoben,  bie  Derbaßte 
SJtablfteuer  unb  Serorbnungen  gegen  ben  ©ebraueb 
ber  franj.  Spradje  abgefebafft.  2) od?  blieb  eine  tiefe 
lUißftimmung  überall  berrfdjenb.  93cfonbere«$irger: 
ni*  erregte  e«,  baß  bie  Regierung  ibre  Sadje  in 
ibren  ^Blättern  burdj  böcbft  unmürbige  ^erfonen, 
wie  2ibrp=93agnano,  Dcrteibigen  ließ. 

2)  @efd?id)te  feit  1830  bi*  jum  Sobe 
fieopolb*  I.  1865.  Sei  biefer  Sage  ber  Singe 
bradj  bie  $ulire»olution  in  ftrantreid)  au*.  3abl: 
rcidje  Gmi||are  fanben  fidj  au*  $ari*  in  SBrüffcl 
ein,  welcbe  auf  eine  reDolutiondre  Bewegung  bim 
wirlten.  Mm  24.  Äug.  1830  follte  ber  @eburt*tag 
be*  Äönig«  bureb  Illumination  unb  fteuermerl 
gefeiert  werben ,  aber  beibe*  unterblieb.  Sie  äuf= 
fübrung  ber  Oper  «Sie  Stumme  Don  ^ortici»  gab 
25.  äug.  ben  ndcbftcn  Anlaß  ju  einer  ernftlicbern 
Bewegung.  Starte  SJollebaufcn  jertrümmerten  bie 
Sruderei  be*  miniftCTicllen  Journal*  «National», 
jerftörten  unb  Derbranntcn  ober  Dcrwflftcten  bie 
Hdujer  be*  oerbaßten  ^ournaliften  £ibrp=53agnano, 
ben  yufttjpalaft,  ba*  Hau«  be*  ^uftijminiftcr*  r*an 
OTaanen  unb  ba*  be*^olijcibireftor*.  9?ad?  mebrem 
lagen  ber  Unorbnung  würbe  bie  injwifdjcn  organü 
fierte  Sürgeraarbe  33lcifter  be*  Äufftanbe*,  nadjbem 
bie  lönigL  SÖappen  abgerifien  unb  bie  brabant. 
^abnen  aufgcpflanjt  werben  waren.  Jlbnlidje  Sluf^ 


tritt«,  in  beren  golqe  fidj  überall  bie  ^Bürger  bewaff • 
neten  unb  Sicberbeit*fommiffionen  erridjteten,  fan= 
ben  in  Sütticb,  Serrner*,  SBrüage,  Vetren  unb  anbem 
größern  belg.  Drten  ftatt  Äu*  Srüffel  ging  eine 
Deputation  uon  vJtotabeln  nacb  bem  ftaag  ab,  redete 
al*  «treue  Untertbanen»  beim  Äönig  auf  bie  Ent- 
ladung be*  Winifter*  van  SRaancn  unb  Sufainm-::: 
rufung  ber  ©eneralftaaten  antragen  follte.  3n  be- 
treff be*  erftern  wollte  ber  Äönig  leine  3ufage 
maien,  ju  bem  »weiten  b^tte  er  bereit*  felbft  ben 
Gntfdjluß  gefaßt.  3n}nrifd)en  batten  Tidj  bie  Söbne 
be*  Äönia*  mit  5—6000  5tRann  Jruppen  nad>  Sil 
oorbe  (2  Stunben  r*on  Srüffel)  begeben,  wo  fie  ibr 
Hauptquartier  auffdjlugen.  Suf  bie  SHtte  einer  De- 
putation bon  9iotabeln  erfdjien  ber  perfönlid?  febr 
beliebte  $rinj  Don  Dranien,  nur  Don  einigen  Dffi- 
jieren  begleitet,  in  ber  aufrüljrerifcben  Stabt  mitten 
unter  ben  Sarritaben;  einen  Slugenblid  warb  ber 
3ufammenbrdngenbe  Söbel  ibm  gcfabrlicb;  er  wußte 
aber  nadj  feinem  Salaft  burcbjubredjen,  wo  er  ftefc 
mit  mebrern  "3t ot abcin  beriet.  Der  allgemeine  ©unfd) 
ging  bamal*  in  S.  nur  auf  eine  abminiftratioe  Jren^ 
nung  beiber  fianbe  unb  biefer  würbe  Don  ben  3lo 
tabeln  bem  ^irinjen  Dorgetragcn.  Äudj  b«  Äönig 
war  bafür  geftimmt  unb  bradpte  bie  Sad?e  Dor  bie 
13.  Sept.  Derfammelten  ©eneralftaaten,  weldje 
29.  Sept.  ftd?  in  bemfelben  Sinne  au*fprad)en. 
Ungeacbtet  ber  Sorftellungen  be*  ju  großer  9?acb 
giebigteit  geneigten  Srinjen  Don  Dramen  entfd?lof. 
ftdj  ber  Äönig,  jur  3Biebcrberftellung  ber  gefe|lid?en 
Drbnung  militfirifcb  einfdjreiten  |u  laffen.  3n 
Srüffel  pcrrfdjte  große  ©drung;  bie  Sürgerwebr 
warb  20.  Sept.  fo  gut  wie  aufgclöft;  ber  f>errfcbaf t 
be«  Röbels  ftanb  niebt*  mebr  im  Segc.  Einige 
Bürger  Srüffel*  luben  ben  ^rinjen  ^riebridj,  ber 
jmifeben  3Jled?elit  unb  Siloorbe  eine  größere  2rup 
penmad)t  jufammenge jogen  batte,  ju  ber  al«  letebt 
au*fübrbar  gefdjilberten  SSefet?ung  ber  Stabt  ein. 
Sarauf  erließ,  21.  Sept.,  Srinj  griebrid?  eine  ^rolla: 
mation,  in  ber  er  antünbtgte,  baß  er  auf  Verlangen 
ber  beffern  Sürger  feine  2ruppen  in  bie  Stabt  füpre, 
nid)t  al*  (Jcinbc,  fonbern  al*  ftreunbe  unb  Mitbürger 
}ur  ftufreobtbaltung  ber  Orbnung;  aueb  Derfpracb 
er  Scgnabiguug  mit  Slu*nabme  ber  Urbeber  ber 
allju  oerbreAerifcben  ^anblungen.  Äm  23.  Sept. 
erfolgte  ber  angriff  mit  etwa  10  000  sJ)tann  unb 
26  ©efdjüfeen.  Scr  Srinj  brang  in  bie  Stabt  ein, 
itieß  aber  auf  großen  ffiiberftanb.  Sen  3nfurgen= 
ten  in  Jßrüffel,  mit  benen  Tidj  eine  Sebar  fiütticber 
untcv  ber  änfübrung  be*  fpdtern  9flini)terpräfiben: 
ten  Siogier  Dereinigt  batte  unb  bie  an  bem  fpan. 
Alüdbtltnge  3uan  Dan  öalen  unb  bem  franj.  ©eneral 
i'tcllinet  tüd^tige  «jübrer  gefunben  batten,  lam  au« 
ber  ^adjbarfcbaf t  m&brenb  be*  ©efcd?t«  immer  mebr 
Hilfe  )u,  f o  baß  na&  Diertdgigem  Äampf e  ber  $rinj 
genöttgt  war,  fid?  mit  febr  ftartem  Serlufte  nacb 
J^edbeln  jurüdjujieben.  !Rad?  biefem  Siege,  ber 
gegen  600  belg.  freiwilligen  ba*  fieben  geloftet 
patte,  breitete  fid?  ber  Sluf  jtanb  rafd>  über  ganj  )&. 
au*.  9tm  24.  Sept.  batte  ftcb  eine  jundebft  au*  )Ho- 
gier,  b'Hoogboorft,  Äommanbanten  ber  SJürger* 
gjirbe,  3ollp,  ebemaligem  ©enieoffijier,  unb  ben 
c elvi tdii n  Sanberlinben  unb  be  (Soppin  beftebenbe 
proDiforifabe  iMcgierung  im  Srüffeler  9iatbau*  ao 
bilbet,  ber  fidj  am  26.  ©raf  ^elir  be  2Rerobe,  ©en* 
bebien,  Dan  be  SBeper,  Nicolai  (al*  Selretdr),  bann 
am  28.  ber  eben  im  Üriumpbuige  au*  franlreid) 
jurüdgelebrte  be  Dotter  bcigcfcllten.  äm  4.  Ott. 
crfldrtc  biefc  Slegicrung  bie  Unabbdngiglcit  ber  belg. 


Google 


»efgicn  (®ejd)ic$te  1830—65) 


C59 


^rooinjen  unb  tünbigte  bte  3tu«arbeitung  eine* 
93erfaffung«entmurf«  f  owie  bic  3ufammenberufung 
eines  Nattonalfongreffe«  oon  200  deputierten  an. 

3e$t  trat  ba«  33anb  jmifcben  öollanb  unb  93.  jcr- 
rillen,  unb  erfolglos  blieb  bet  9ierfucb  be«  ^rinjen 
oon  Dranien,  93.  baburcb  feinem  ßaufe  ju  etbalten, 
bafe  et  fid?  bereit  erflärte,  e«  al«unabbängtge«9ictcb 
ju  regieren  unb  ficb  an  bie  Sptftc  ber  93eroegung  ju 
ftellen  (16.  Dtt.).  3>er  König  oon  fcotlanb  felbft  er* 
fldrte  biefen  Scbritt  be«  ^rinjen  für  ungültig  unb 
bie  prooiforifdje  Regierung  antwortete  (19.  Dtt.)  in 
einer  <ßroflamation,  bafj  bte  Unabbdngiglett  ber 
Nation,  burd?  bie  SBaffen  erlämpft,  feiner  Änerfen* 
nung  mebr  bebürfe.  3nbeften  rüdten  (27.  Oft.)  beiß. 
Iruppen  in  Slntmerpen  ein  unb  bradjen  bie  früher 
mit  bem  Kommanbanten  ber  Gitabelle,  ©eneral 
Gbaife",  abgefcblofiene  Kapitulation,  worauf  biefer 
bie  Stabt  bombarbieren  liefe.  S)ie«  erweiterte  bie 
Kluft  jmifcben  93.  unb  öollanb  nocb  mebr  unb  rief 
ugleid)  lebhafte  ftetlamationen  ber  beteiligten  Rauf- 
eute be«  Su«lanbe«  gegen  ßollanb  b«n>or.  $n  «• 
elbft  lam  e«  bier  unb  ba  ju  anarebifeben  ^öbelfcenen. 
$od>  erhielt  allmäblicb  bie  für  bie  Ginfübrung.  einer 
imabbftngigenfonftitutionellenaÄonardjiegeftimmte 
ÜRebrbeit  be«  Kleru«,  be«  Slbel«,  ber  reiben  ©runb* 
befi&er  unb  Kaufleute  ba*  Übergewicht,  f o  bafj  eben* 
fowobl  bie  republilantfcbe  Partei,  mit  be  Rottet  an 
ber  Spi&e,  al«  bie  einer  3Jcretniaung  33.«  mit  ftrant» 
reieb  ©eneigten  in  ben  öintergrunb  traten.  3)er 
10.  9loo.  oerfammelte  unb  oon  be  Rotier  eröffnete 
Slartonaltongrefe  proflamierte  abermal«  bie  Unab? 
bdngigteit  93.«,  mit  93otbebalt  ber  wegen  Sutern* 
bürg«  mit  bem  3)eutfdjen  93unbe  einjugebenben  93c- 
»ebungen,  unb,  unter  Stu«fcplief$ung  be«  J&aufe« 
Dranien  oom  belg.  Jerone,  bie  lonftitutionelle  3Jton= 
arebie  nacb  bem3»eifammerfpftem.  Unter  187  Stirn* 
men  lauteten  nur  13  für  republilanifcbe  93erfaffung. 

3>njwifcben  fonftituierte  ficb  in  Conbon  eine  Kon* 
ferenjber  ©rofjmäcbte,  entwarf  4. 9loo.  1830  in  einem 
elften  ^rotololl  ben  oon  beiben  teilen  angenommen 
nen  2BaffenftiUftanb,  unb  erlannte  20. 5)ej.  bie  Suf* 
I6fung  be«  bidperigen  Köniaretd)«  ber  bereinigten 
sJlieberlanbe  an.  ©eitere  Ssrotoloüe  oom  20.  unb 
27.  San.  1831  fefcten  bie  allgemeinen  93ebtngungen 
ber  nu«einanberfe&ung  f eft ;  aber  biefe  com  £aager 
Kabinettangenommenen$tennung«grunblagen(un* 
gef  äbr  bie  ©renjoerbältniff  e  au«  ber  3rit  ber  SHepubli  l 
unb  ber  öfterr.  öerrf dbaf t  mit  93elaffung  fiuremburg« 
unter  bolldnb.Scepterunb  im  93erbanbe  mit  2)eutfcb* 
lanb;  bie  größere  ^dlfte  ber  9cationalfcbulb  be« 
Königreicb«  ber  9iteberlanbe  würbe  SB.  aufgebürbet) 
würben  oom  belg.  ftationallongrefe  x>ermorfen  unb 
hieran f  oon  ber  Äonferenj  ju  ©unften  93.«  bebeutenb 
mobipjiert.  3n  biefer  oerdnberten  ©eftalt  fmb  fte 
unter  bem  tarnen  ber  18  Slrtifel  belannt  geworben. 
3m  belg.  Kongreß  würbe  3.  ftebr.  jur  5Öabl  eine« 
König«  gefebritten,  bei  welcber  ber  &erjoa  oon  9lt* 
mour«  mit  97  Stimmen  unter  192  ben  Sieg  über 
bteKanbtbatur  be«  öerjoa«  oonSeucbtenberg  baoon* 
trug;  aber  Cubrotg  ^biltpp  lebnte  entfebieben  bie 
^öabl  feine«  Sobne«  ab,  unb  fepon  7.  %tbt.  ertldrte 
bie  Konferenj  ju  fionbon,  bafe  aueb  ber  ßerjog  wen 
^euebtenberg  niemal«  oon  ben  ©rofemäebten  mürbe 
anerfannt  werben.  3Me«  oeranlafete  bie  Grnennung 
be«  ^rdftbenten  be«  Äongreffe«,  93aron  Surlet  be 
ISboher,  jum  promforifAen  SRegenten  be«  2anbe« 
(24.  5<bT.),  an  Stelle  ber  bi«beriaen  prooiforifcben 
SHegierung.  3)ie  Äonftitution  trar  feit  bem  7.  $ebr. 
|um  Mbfcblul  gebradjt.  Stuf  ßmpfeblung  ©nglanb« 


trat  ba«  belg.  2Jlinifterium  mit  bem  Crimen  £eo- 
polb  oon  Sacbfen  Coburg  wegen  ttbemapm«  ber 
Ärone  in  Unterbanblung,  unb  4.  3"ni  würbe  er 
mit  152  unter  196  Stimmen  oom  Äongrefe  al«  fieo* 
polb  I.  (f.  b.)  jum  Abnig  ber  IBelgier  erwd^lt  Ter 
^Jrinj  willigte  ein  unter  ber  JBebingung  einer  SSLn= 
nabme  iener  18  Slrtifel  bureb  ben  belg.  flongrefj, 
unb  al«  biefe  Annahme  9.  oitU  1831  erfolgt  war, 
bielt  er  am  21.  feinen  (Hnjugin  SSrüHel  unb  leiftete 
ben  Gib  auf  bie  Serfaffung.  3efet  oerwarf  aber  £>ol< 
lanb  bie  18  «rtifel  unb  liefe  ju  Slnfang  be«  Hug. 
1831  eine  ärmee  unter  bem  Crimen  oon  Dranien 
in  93.  einrüefen,  weldje  bie  nodj  bürftig  organifterten 
belg.  Jruppen  bei  Raffelt  unb  fiöwen  feblug  unb 
jerfprengte.  Selbft  bie  ©roberung  93rüffel«  würbe 
nur  burcp  ba«  febneüe  ©nrücfen  einer  franj.  £Uf«: 
arme«  unter  SWarfd?alI  ©e"rarb  oerbinbert,  worauf 
fteb. ,  auf  Anbringen  ber  ©efanbten  ©nglanb«  unb 
A-ranfreictv,  bie  boHdnb.  Sruppen  wieber  übet  bie 
©tenje  }urücl}oaen.  9kcb  neuen  Untetbanblungen 
erbielt  jtoar  ^ollanb  oiel  ootteilbaf  tere  93ebingungen 
burd)  bie  nun  oon  ber  Äonferenj  (6.  Dlt.)  befcblofie= 
nen  unb  für  unumftöfelicb  er  Härten  24  Slrtitel,  nacb 
welchen  Suremburg  unb  Simburg  teilweife  ju  93., 
teilweife  ju  ßoüanb  gefcblagen  würben,  unb  93. 
idbrlicb  8400000  M.  al«  3infen  feine«  »nteil«  an 
ber  boUdnb.Staat«fcbulbbejablcnfolIte;  au*  würbe 
bie  Neutralität  93.«  feftgefefet.  I  a  ieboeb  ^ollanb 
biefe  93eftimmungen  gleicbfall«  »urüclwie«,  wdbrenb 
93.  fie  annabm,  erfolgte  oon  feiten  ©nglanb«  unb 
granlreicb«  ber  93efdplujj  oon  3*"ang«ma|regcln 
gegen  £)ollanb,Gmbargo  auf  bie  nieberldnb.  öanbel«-- 
fcbiffe,93lo(Iabebernieberlänb.flQfteburcbeineengl.* 
franj.  ftlotte,  f owic  ba«  abermalige  Ginrüden  eine« 
franj.  feeer«  (lö.Noo.  1832)  unter  SWarf  djall  ©erarb. 
2>a«felbe  eroberte  nacb  24tdgiger  93elagerung  bie 
oon  ben  SoUdnbern  nodj  befe^te  Gitabelle  oon  tlnt- 
merpen,  bie  93.  23.  35ej.  1832  übergeben  würbe. 
Gin  ^rdliminaroertrag  oom  21. 2Rai  1833  jwifdjen 
Gnglanb,  ^tanfreid)  unb  ßollanb  maebte  f  obann  ben 
SmangSmaferegeln  ein  Gnbe.  93i«  jum  2>efimtio* 
traltat  follte  öollanb  im  einzeiligen  93eFi&e  ber  bie 
odjelbe  beberrfebenbenftort«  fiiüo  unb  £ieffen«boe!, 
93.  in  bem  oon  fiuremburg  unb  ßimburg,  aufter  ben 
Öauptftdbten  fiuremburg  unb  nNaaftriept,  bleiben. 

äm  9.  äug.  1832  batte  ftcb  Äonig  öeopolb  mit  ber 
dlteften  Jocbter  fiubrotg  ^bilipp«,  ber  ^rimeffm 
2uifeoonDrle'an«,oermäblt.  2>cr  crftgcborcneSobn 
au«  biefer  Gbe  ftarb,  boeb  bte  fpdtcre  ©eburt  jtoeier 
"Jirinjen  (1835  unb  1^7)  fieberte  ber  Coburg.  7)x>- 
naftie  bie  Succeffton  auf  bem  belg.  iptone.  3)urcb 
bie  93erbeiratung  be«  König«  war  bie  Stellung  be« 
neu  gegrünbeten  Köniareicbe  im  europ.  Staaten- 
fpfteme  noeb  mebr  befeftigt  worben.  Um  fo  leiebter 
tonnte  nacb  ber  Übergabe  ber  Gitabclle  oon  Hnt< 
roerpen  (23.  3)ej.  1832)  bie  auf  ben  ©ieberbeginn 
be«  Kriege«  gegen  ^ollanb  bringenbe  Partei  nteber- 
gebalten  metben.  Scbon  nacb  Äuflöfung  ber  iHe= 
prdfentantentammer  im  »pril  1833  jeigte  fiep  bie 
OTebrpeit  berfelben  bem  {5rieben«foftem  ber  SHegie» 
runa  geneigter.  G«  folgte  eine  3rit  ber  JRube,  in 
roelcber  bie  ^nbuftrie  einen  raf  cb«n  nuf  f  cb  wuna  nabm. 

Sofort  arbeitete  93.  unter  ber  umficptigen  Öeitung 
feine«  König«  mit  gutem  ©efebid  an  beT93olIenbung 
[einer  nationalen  DTganifation  unb  Hebung  feine« 
JBoblftanbe«.  93ereit«  l.  Sülai  1834  würbe  ein 
Gifenbabngefefe  oerfünbigt.  S)ie  SHegierung,  befon= 
ber«  ber  ÜKinifter  SRogier,  erlannte  febon  bamal«, 
bafe  bie«  nodj  neue  Sertebr«mittel  93.  einen  betrdebt« 

42* 


Digitized  by  Google 


660 


Belgien  (©efäictye  1830— 6ö) 


lieben  icü  bed  btd  ic|5t  ben  ftlünen  unb  Wandten 
Öollanbö  f  olgenben  Xranfitoerfebr»  jufi  ehern  müfste. 
©rofee  lUübc  machte  bie  Organisation  be*  Unter: 
ricbtSwefene;  man  befebräntte  ftcb  füre  erfteauf  bie 
bed  böbern  Unterriebt*.  2Iuf  ©runb  ber  von  ber 
Serfaffung  gewährleisten  Jreibeit  bei-  Unterrichte 
mar  1834  bereite  eine  latb.  Unipcrfität  ju  ilftecbeln 
(balb  nacb  Soweit  oerlegt),  eine  liberale  ju  93rüfiel 
eröffnet  werben.  Ta*  ©efel»  »om  27.  Sept.  1835 
perorbnetc,  ba&  bie  Prüfungen  vor  einer  Staate* 
tommiffion  beftanben  werben  feilten.  3lm  30. SJtdrj 
unb  30. Slpril  1836  tarnen  bie  wichtigen  ©efehe  über 
©emeinbewefen  unb  ^romnjialoerfaifung  ju  ftanbe. 

^ünf  3abre  bauerte  ber  Statuöquo  vom  SNai 
1833  infolge  bed  fog.  «Spftemd  bed  iöebarrens»  be» 
Wönigö  ber  Nieberlanbe.  Crft  18.  ?lua.  1836  gab 
ber  2)eutfcbe  3)unb  feine  Suftimmung  311  ber  in  Pen 
24  Slrtileln  feftgefejjten  Gintaufcbung  oon  Stmburg 
gegen  einen  Steil  bei»  fiuremburgifeben  unter  ber  33e: 
btngung,  ba&  in  biefem  (entern  von  beiß,  teite  leine 
©efeftigungen  angelegt  würben.  &on  ber  öfient- 
lieben  #leinung  be>S  bollänb.  $\o\U  unb  feiner  Wtx- 
treter  gebrflna.t,  muftte  bad  £aager  Kabinett  fid? 
14.  sJJiärj  1838  jur  befiniticcn  «nnabme  ber  24  2tr= 
titel  bereit  crtlären.  Xie  näcbfte  iyolge  ibrer  iüoll- 
ftredung  mufete  t>on  belg.  Seite  bie  Ndumung  von 
Himburg  unb  eine«  Xt'\l*  bed  fiuremburgtfcben  fein, 
wogegen  nun  in  *8.  lebhafte  Ncllamationen  erhoben 
würben.  35ie  i'ouboner  Wonferenj  aber  entfebieb 
üd?  im  ^Jrotofoll  »om  6.  2ej.  1838  für  Slufredjt: 
baltung  ber  bie  ©renje  beiber  Staaten  betreffenben 
tfeftimmungen  ber  24  ätrtilel;  nur  bieoon».  idbr: 
lieb  ju  jablenben  ^infen  ber  Staatefdwlb  würben 
auf  5  SütiÜ.  at*.  bcrabgeiejit.  3n  berrfebte  eine 
triegerifebe  Stimmung;  e£  würbe  gerüftet  unb  ber 
cbemalige  poln.  ©cncral  Sfrjtmccli  jum  Sioifione: 
gencral  ernannt,  ©egen  biefe  Ernennung  rellamier= 
ten  bie  ©cfanPtenOfterreicbd  unb  ^reufeen*,  welcbe 
fogar  SBrüffcl  für  einige  ,^eit  Bftiieficn.  $er  Gin: 
mütigfeit  ber  ©rofemdebte  gegenüber  gab  flönig 
l'eopolb  balb  nacb.  Slrjpnccli  tarn  aufcer  SUtitität 
unb  bie  beiben  triegerifeb  gefilmten  i'linifter  Gruft 
unb  b'j&uart  nahmen  ihre  Gntlafiung;  nacb  heftigen 
Debatten  erllärten  aueb  bie  16.  ejebr.  18^39  berufe: 
neu  Wammern  ibre  3uftimmung  jum  ^Ibfcbluffe  bee 
Vertrag?,  hierauf  erfolgte  beffen  Unterjeicbnung 
MK  2lpril  von  feiten  unb  ber  übrigen  ÜJidcbte, 
Harbern  bie*  iwn  Vwllanb  febon  4.  ftebr.  gcfcbcbcn 
war.  drft  5.  Noi>.  1*42  tarn  ber  Vertrag  mit  ijwllanb 
jur  enbgültigen  Atrtcrung  bcö  Dölterrcdnlicben  sHer- 
baltniffeö  beiber  l'anbe  ju  ftanbe. 

2lld  bie  Lüftungen  ftranfreiebd  infolge  ber  Orien: 
talifeben  $rage  Europa  1840  mit  einem  Wricge 
bebrobten,  gab  58.  eine  energifebe  irrllärung  feiner 
Neutralität  ab  unb  rüftete,  um  erfovberlicbcnfall* 
biefelbe  mit  ben  ©äffen  aufrecht  ju  halten.  Slucb 
ging  e*  auf  ben  Antrag  ^ranlreicb^  ju  einer  engen 
Zollunion  nicht  ein.  j)er  bclg.  Staat  war  wefent^ 
lieb  biircb  bie  Union  t>on  Watbolifen  unb  liberalen 
1828  ju  ftanbe  gelommen.  2)ocb  tonnte  bie  natio= 
nale  3bee  foldie  @egenfäl}e  unmöglicb  ausgleichen, 
bereits  bei  ben  erften  Beratungen  über  bas  Schub 
wefen  traten  biefelben  beutli*  beruor.  3iocb  bi* 
1846  berrfebte  bie  3Jorftellung,  bafe  bie  Regier  ihm 
bie  Einheit  ber  Nation  ju  »ertreten  unb  über  alle 
wiche  Unterfcbicbc  ftcb  binwcgjufetten  babc.  S)ie 
Wabinette  waren  niebt  au^feblieülicb  tlerifal  ober 
liberal;  am  wenigjten  wollten  fie  al3  folebe  gelten, 
loch  überwog  met|ten*  ber  llcrifale  (Finflufi  wie  in 


Pen  flammern  fo  aueb  in  ber  Negieruna.  %u\  Päd 
»orwieaenb  liberale  Wabinett  ©oblet  logier  war 
Päd  mehr  dentale  Pe  :i  heu r  iUuelenaere  gefolgt  1834 
— 40.  Parauf  fune  3«t  Päd  liberale  Sebeau^Jiogier 
Spril  1840  bU  Wpnl  1841;  bann  bii  ,Vam  1845 
ein  flabinett  Notbomb,  bad  befonberd  ald  Vertreter 
ber  Union  gelten  wollte,  wir  (lieb  aueb  liberale  üK- 
mente  aufnahm,  aber  boeb  bauptfäcblicb  bem  den 
talen  ^uge  folgte.  Seit  1834  war  Pie  Unterricbtö- 
frage  febwebenb  geblieben.  Gd  gelang  Pem  flabinett 
Notbomb,  23.  Sept.  1842  ein  ®efe&  über  ben  9Srv 
marunterridjt  Purcfyufübren  unb  jp»ar  mit  über: 

Srofcer  SWajoritdt;  tn  ben  Orten,  wo  niebt  bureb 
reie,  b.  b.  meiftend  pon  ber  ®eiftlicbteit  errichtete 
Schulen  binlänglicb  für  ben  Unterricht  geforgt  fei, 
füllten  Pie  ©emeinPen  Glementarfcbulen  erriebten, 
welcbe  ebcnfalld  unter  einer  gewiffen  Dberaufficbt 
Per  ©eiftlicbleit  fteben  follten. 

3njmifcben  wurPe  eine  orangifrifebe  5Berfcbw5rung 
entbedt,  an  bereu  6pi|e  ©eneral  Dan  Per  I'ceer  unP 
Grgeneral  pan  ber  Smiffen  ftanPen.  3n  bem  28.  ^<br . 
1842  cor  Pen  ©rüffeler  Slffifen  eröffneten  $rojefc 
ertannte  bie  $Jurp  gegen  mehrere  beteiligte  auf 
JoPedftrafe,  bie  »om  flönig  in  20jdbrige  £>aft  r>er: 
wanPelt  wurPe,  ber  fid)  Pan  ber  Smifien  im  No». 
1842  bureb  bie  Muti t  entjog,  Worauf  im  Af  br.  1843 
aueb  t-cm  Per  iK'eer ,  unter  Pem  Serfprecben,  nacb 
Slmerita  lu  geben,  nebft  einigen  anPern  freigelaffen 
würbe,  ym  bejonbern  ^ntereffe  ber  flanbr.  3nbu= 
ftrie  tarn  1842  ein  16.  ^uli  ju  ^iarid  unterjeiebneter, 
1845  auf  4  Sabre  oerldnaerter  ^anPeldtxrrrag 
)U  ftanPe,  wo  nacb  bie  beig.  deinen  waren  bei  ihrem 
Gingange  in  ^ranlreicb  von  Per  tun  }upot  ange 
orPneten  geller  ho  hung  befreit  bleiben,  bagegen  aueb 
eine  33erminPerung  Per  belg.  Gingangdgebübren  auf 
franj.  ©eine,  Seibenwaren  unb  Salj  ftattbaben 
follte.  Gin  »efcblufe  com  28.  äug.  Pedfelben  Sabred 
Pebnte  Pie  ^rantreieb  jugeftanbenen  3oürePuttionen, 
in  Grwartung  Ped  Nefultatd  ber  mit  bem  S)eutfcben 
Solloerein  eröffneten  UnterhanPlungen,  prooif  orifefa 
aud)  auf  beutfebc  ©eine  unb  Seibenwaren  aud. 
Gnbltcb  trat  1.  Sept.  1844  ein  £anPeldt>ertrag  mit 
Pem  $eutfcben  3oUoerein  ind  fieben,  ber  bie  <oan: 
beldlage  SB.d  fepr  perbefferte,  wenn  aueb  ber  belg. 
Gifeninbu ftrie  mancher  Gintrag  gefebah-  tiefem 
Vertrag  folgten  anbere  mit  ben  vereinigten  Staaten 
(10.  Noo.  1845)  unb  mit  >>oUanb  (29.  ^uli  1846), 
welche  bem  1844  mühfam  ju  Haube  gebrachten 
Differentialjollgefe^e  gewaltige  Niffe  oerfeljten. 

Noch  im  »pnl  1841  hatte  bad  liberale  flabinett 
£ebeau=Nogier  auf  eine  SlPreffe  PedSenatd  (17.  SNärj 
1841)  feine  Gntlaffung  nehmen  müffen.  '2  iev  hatte 
bereits  lebhafte  ^jjrotefte  im  fianPe  hervorgerufen. 
SeitPem  organifterte  ftcb  bie  liberale  Partei  ftetf 
fefter,  woju  befonberd  Pie  treffe,  an  erfter  Stelle 
Pie  Pon  Xepaux  geleitete  «Rente  nationale»,  Diel 
beitrug.  3)ie  grofjen  fragen  betrafen  bie  lote  $anb, 
Pie  ffiahlreform,  ben  Unterriebt;  benn  noch  immer 
war  ber  mittlere  Unterricht  nicht  geie|licb  geregelt 
worben.  3mmer  heftiger  warb  bie  Wahlagitation . 
iebroffer  ber  ©egeniafe  ber  Parteien.  Nothomb  mo= 
bifijierte  bad  flabinett  16.  »prU  1843  in  mebr 
liberalem  Sinne.  2)ie  ©ablen  non  1843  unb  184f> 
permebrten  bie  3abl  ber  liberalen  in  Pen  Äammem, 
unP  bad  flabinett  Nothomb  mu&te  fid?  nidjt  ju  bal 
ten.  San  be  ©eper  non  Per  liberalen  Partei  trat 
im  3uU  1845  an  bie  Spi&e  ber  Serwaltung  unP 
perfuchte  noch  einmal  Pie  Union  ju  befeftigen.  2>ocb 
ald  er  in  ber  tfrage  bed  mittlem  Unterricbtd  bie 


Digitized  by  Google 


Belgien  (©eföidjte  1830-65) 


G61 


vUrdrogatioe  ber  cioilen  Staat«ge»alt  mit  Gntfdjie* 
benbeit  geltenb  machte,  jernel  er  mit  feinen  oon  ber 
^riefterpartet  beherrschten  *tmt«genofien,  befonber« 
üJtalou  unb  25ed?amp«,  unb  lehrte  auf  feinen  biplos 
niat.  Soften  nacb.  Sonbon  jurüd.  60  entftanb  im 
üKärj  1846  eine  rein  fall».  SBerwaltung  unter  ber 
i'eitung  oon  be  Jbeur.  $er  ©ebanle  ber  Union  mar 
aufgegeben.  3ur  ^Beratung  einheitlichen  £>anbeln« 
bei  ben  SBablen  für  1847  trat  15. 3uli  1846  ein  Korn 
grefc  ber  liberalen  in  93rüff el  jufammen,  an  bem  ber 
fpdtere  SÖHnifter  Jlboolat  jrere  au«  fiütticb.  fi*  be= 
f onber«  beteiligte.  3u  berfelben  3«t  feierte  man  in 
«ütttcb  mit  allem  STuftoanb  lireblicben  $omp«  ben 
»iOOjäbrigen  3abre«tag  ber  Ginfübruna  ber  ftron: 
leiebnamöprojeffion  burd)  bie  beil.  ^ulia.  5)ie  Oer-- 
iammelten  in«  unb  au«Idnbifcben  iöifdjöfc  batten 
hierbei  ©elegenpeit,  bie  neue,  ©eftaltung  ber  2}er; 
bfiltniffe  ju  befpreepen  unb  neue  SWittel  jur  Gut« 
fernung  ber  brobenben  Sdjtoierigteiten  ju  beraten. 

Tie  Labien  brachen  ben  £iberalen  eine,  »enn 
auch  nicht  fepr  bebeutenbe,  SJtaioritdt  in  ber  Slbge? 
orbnetenlammer.  Gin  liberale«  Kabinett,  in  bem 
:Hogier  unb  (jrire=Crban  bie  bebeutenbften  3Jtit= 
^lieber  »aren,  tarn  12. Äug.  1847  an*  Stuber.  Kaum 
batte  bieg  mit  ber  3lu«fübrung  be«  liberalen  9ßro* 
aramm«  begonnen,  al«  1848  bie  ftebruarreoolu: 
tion  über  Guropa  hereinbrach.  9lud)  93.  batte  SRi§« 
oeTgnügte,  bie  ber  9lube  be«  Staate«  gefährlich 
werben  lonnten.  55er  König  erllärte  im  jJcinifter: 
rat,  bafj  er  bereit  fei,  bie  frone  ber  Station  )ttr  $er: 
fügung  ju  {teilen.  211«  bie«  befannt  mürbe,  folgten 
überall  laute  unb  aufriebtiae  5)emonftrationen  ju 
(fünften  ber  2)lonarcbie.  W\i  grofrer  (Energie  wur= 
ben  barauf  oon  ben  SDtiniftern  jablreicbe  :>{cfcv- 
inen  oorgenommen.  Unter  bem  Ginbrud,  ben  bie 
Damaligen  9lcoolution*ftürme  Europa«  beroor» 
riefen,  mürben  bie  eingebrachten  ©efe&enrroürfe  alle 
in  bem  einen  neonat  itftärj  oon  einer  grojjen  Wla-- 
ioritdt  angenommen.  2)ie  »icbtigften  maren  bie 
.Öerabfefcung  be«  SKtablcenfu«  auf  ba«  Minimum 
oon  20  <jfr*.,  bie  Grlldrung  ber  Unoertrdglicbfeit  be« 
Staat«amte#  mit  bem  Kammermanbat  unb  bie  3luf= 
bebung  ber  3eitung«ftempel. 

infolge  ber  neuen  3Hablgefe&e  »urbe  bie  Kam= 
mer  aufgelöft,  unb  cS  trat  etne  neue  jufammen,  in 
ber  ba«  liberal  jfonftitutionelle  Clement  bei  »eitern 
bie  Dberbanb  batte.  %m  herein  mit  biefem  neuen 
Parlament  oermoebte  ba«  3Jtinifterium  nun  in  ben 
udebften  fahren  fein  Programm  mit  Gntfcbtcbenbett 
turtbjufübren,  obfebon  bie  ©egenpartei  mandjen 
bifeigen  Kampf  oeranlafete.  Söie  immer  erbitterte  fiep 
bie  ultra  montane  Partei  am  meinen  Aber  bie  ä)taft= 
regeln  im  Unterri(pt«»efen.  $a«  ©efefc  ooin  20. 3uli 
1849  oerorbnetc,  bafe  bie  ^rüfung«lommiffton  für 
bie  Unioerfitdten  nicht  mehr  tote  bi«  ient  grofeen= 
teil«  oon  ben  Kammern,  wobei  immer  polit.  9iüd= 
Hebten  obmalteten ,  fonbern  oon  ber  ^Regierung  er  > 
nannt  »erben  follte.  3«  ber  6ifeung  oon  1850 
warb  enblicb  bie  ^rage  »egen  Crgamfierung  bee 
mittlem  Unterriebt«  erlebigt;  bie  mittlere  6d?ule 
follte  Staat«fcbule  fein;  bie  ©eiftlicbleit  batte  nur 
Zutritt ium«Heligion«unterri*t.  SU«  1851  bie  Slebu* 
jterung  be«  VtilitdrbubQet«  oerbanbelt  »urbe,  trat 
M«  2)Unifterium  ber  Änftdbt  ber  SRajoritdtefraltion 
bei,  bie  3Jlilitdrau«gaben  auf  25  2Jlill.  %ri.  ju  be^ 
f cfcränfen.  3u  benberoorragenbften  SDtafmabmen  be« 
Kabinett«  sJtogier-($Tere  gebörten  nodj  Äuf bebung  ber 
®e»erbefteuer  für  einjelne  niebrige  Äategorien  oon 
$e»erfen,  J&erabfetjung  ber  93rieftare  tm  Innern 


( 10  unb  20Sent.),  ©rünbung  ber  ?Rationalbanf,  Mab 
ftellung  einer  Steuergebübr  auf  Grbfcbaften  in  birel' 
ter  fiinie,  ju  beren  ©er»ir!licbung  bie  Ärone  fid> 
1861  iur3lufl5funa  be«  Senat«  cntfcbliefeen  mufete. 
Stud)  folgte  ba«  Mabmett  ber  oon  Gnglanb  au«gegan= 
genen  jvreibanbel«be»eciung.  Sereit«  ba«  ©efeh 
00m  6.  »ug.  1849  erleidjterte  ben  2ranfttbanbel.  6« 
folgten  mehrere  ©efefte  jur  2lufbebuna  ober  £erab= 
jetiung  oon  ßinfubr^  unb  Stu«fubrjöllen;  bie  Sluf= 
bebung  ber  6d)ut»3ölle  »urbe  oorbereitet.  SKit  ©ng= 
lanb,  ben  Siieberlanben  unb  bem  3olloerein  »urben 
neue  öanbel«DertTäfle  abgefcbloffen. 

3Jtit  bem  6taat«ftreid>  Napoleon«  00m  2.  $ej. 
1851,  ber  eine  grofie  Slnjabl  franj.  ^lücbtlinge  auf 
belg.öoben  »arf,  traten  erbeblicbc  ©efapren  ein  für 
bie^ortbauer  berfreunblicben  Sejiebungen  jum  f  übt. 
Sladjbarftaate,  in«befonbere  infolge  ber  ©rünbung 
mehrerer  oon  glüd?tlingen  geleiteter  antibonaparti= 
ftijcber  Journale.  Napoleon  III.  »ar  bem  liberalen 
belg.  Kabinett  febv  übelgefmnt.  Tie  Unterbaut- 
hingen  über  einen  neuen  &anbel«oertrag  batten 
vf  leihen  Fortgang,  obgleia>  vh.  ba«  3uge)tdnbni« 
einer  ftonoention  ba«  litterar.  6igenrum«recbt  be- 
treffenb  macfcte,  »onadj  iflücbemacbbrud  oerboten 
»urbe  (22.  8ug.  1852).  infolge  biefer  Ronoention 
trat  ber  ÜÄinifter  SrireCrban  »urüd,  bem  ba«  ganje 
Kabinett  balb  folgte,  ftud?  im  £anbe  felbft  batte 
fidj  gegen  ba«felbe  eine  ftarle  Dppofition  gebilbet. 
JÖeinricb.  be  SJroudere  trat  nun  an  bie  6pifce  einer 
neuen,  au«  gemdfeigt  liberalen  unb  meift  nicht  ber 
Kammer  angeb&rigen  Elementen  beftebenben  Wer- 
»altung.  2)ie  Hauptaufgabe  berfelben  »ar  bie 
SBieberoerftellung  be«  guten  ßinoernebmen«  mit 
granlreid?.  3br  erfter  polit.  2Ut  beftanb  benn  aud> 
in  ber  Vorlage  eine«  ©efefte^,  bie  ©eftraf ung  ber  JBe- 
leibigungen  frember  SWacbtbabcr  betreffenb,  »eldje* 
■jo.  Ii-;.  1852  angenommen  »arb.  darauf  tarn  aueb 
ber  neue  Hanbel«oertrag  ju  ftanbc  (20.  ftebr.  1854). 

Snfolge  berSBablen  oon  1854  berief  bie  Krone 
im  SHärj  1855  ein  lleritale«,  »enn  aud?  au«  febc 
gemäßigten  SJldnnem  jufammengefe&te«  Kabinett, 
an  beffen  Spifee  bie  perf önlid)  beliebten  deputierten 
be  2  e der  (^nnere«)  unb  ©raf  SBilain  XIIII 1  ülu? ■■ 
»Artige«)  ftanben.  2)ie«  ermunterte  bie  Klerilalen 
unb  bie  ©eiftlicbfeit  )u  neuen  ■Angriffen  auf  ben 
öffentlichen  b&b«rn  Unterriebt.  5Jer  9Hiniftet  be 
Deder,  »enn  aud)  nidjt  bie  abfolute  fiebrfreibeit  ber 
Staat«profefforen  anerfennenb,  oerjuebte  bodj  bem 
bi^igen  Gifer  feiner  ^arteigenoffen  Ginbalt  ju  tbun. 
Später  (1.  SJlai  1857)  »urbe  ba«  @efe&  angenom« 
men,  »eldje«  bie  «nfprüdje  für  bie  Staat«prüfun» 
gen  herab iehte.  1856  »urbe  (21.  unter  ber 
aügemeinften  Jeilnabme  ba«  25idbrtge5Hegierunge= 
jubiläum  König  Ceopolb«  feftlicb  begangen.  S)er 
leibenfdjaftlidjfte  Kampf  ber  Parteien  entfpann  ftcb, 
al«  Snfang  1857  ber  ©efetjentrcurf  be«  3uftijmini= 
fter«  ?Upb.  9totbomb  über  Organisierung  be«  Stif= 
tung«»efen«  unb  ber  Sobltb4tigleit«pflege  |ur  $Jer= 
banblung  gelangte,  »elcber  faft  jebe  €taat«auffid>t 
über  geistliche  Stiftungen  unb  ibre  finanzielle  s^er : 
»altung  aufhob.  Qi  erfolgten  tumultuarifebe  2luf- 
tritte  in  Srüffel  unb  mebrern  anbern  Orten,  bie 
militdr.  Ginfeh  rei  ten  unb  ba«  Aufbieten  ber  93ürgcr> 
garbe  nötig  machten,  fyifolgcbeffen  »urben,  noeb 
beoor  bie  ^Beratung  ju  Gnbc  geführt  »ar,  auf  ©ebein 
be«  König«  bie  Kammern  gefcbloffen,  unb  ba«  Tlinx- 
fterium  trat  nacb  ben  ndcbjten  ©emeinberat«»ablen, 
bie  einen  ^roteft  be«  Solle  gegen  ba«  fog.  Klofter^ 
gefett  bebeuteten,  30.  Dlt.  1857  jurüd. 


Digitized  by  Google 


Belgien  (@ef<$ic$te  feit  1865) 


Taä  nun  gebilbete  liberale  Habinett,  abermals 
mit  SRogier  unb  ftrere*Drban  an  t>er  Spifce,  febritt 
f of ort  jur  äuflöfung  ber  3meiten  Wammer  (10. 3>ej.), 
infolge  beTen  ba«  Serbdltni«  ber  liberalen  ju  ben 
Hatbolifen  von  45  ju  63  auf  70  ju  38  abgednbert 
würbe.  3Ji«  1870  hielt  bie  liberale  ^Regierung  au«. 
3n  ber  erften  Seit  ibrer  Skrwallung  bereitete  bie 
tjftage  ber  91  eubef  eftigung  äntwerpen«  grofee  Scb  wte= 
rigleiten;  am  meiften  »on  ber  Seite  berStabt  2lnt= 
merpen,  weldje  ibre  beionbem  3ntereffen  baburd) 
gefdbrbet  btett  9tad)bem  ein  erfter  Antrag  tuv 
morfen  mar,  würbe  ein  jweiter  eingebradjt,  welcher 
bie  Don  ben  äntwerpencr  deputierten  gewünfdjte 
grofje  Gnceinte  fomel  wie  möglicb  berüdftebttgte  unb 
nad)  ftürmifeber  Debatte  (23.  äug.  1859)  mit  57 
gegen  42  Stimmen  unb  7  Stimmentbaltungen  an- 
genommen mürbe.  Sod)  mar  biefe«  ©efefc  wegen  ber 
fortrodbrenben  Dppofttion  fd?wierig  au«}ufübren. 

Sine  ber  wicbttgftett,  r>om  tfinanjminijter  {jrere 
bemertftelligten  ^Reformen  mar  bie  äufbebung  ber 
fog.  Octrois  communaux  ober  Stabtjölle  (©efefe 
oom  18.  3uli  1860).  Ser  baburd)  für  bie  ftäbru 
feben  Einnahmen  erroad)fenbe  äusfall  mürbe  bunt 
©rünbung  eine«  Hommunalfonb«  gebedt,  ju  beffen 
Unterbaltung  ftaatlicbe  ÜJlittel  bewilligt  mürben, 
ilud)  rourbe  1863  ber  burd?  ben  ftrieben«f<blu&  mit 
Öollanb  ju  ©unften  be«  le&tern  fttpulierte  Sdjelbe- 
ioll  abgelöft.  J8. übernabm bie 3ablung eine«  ;n: 
tel«  ber  bafür  mit  ipollanb  oereinbarten  6ummc 
(36278566  fo«.),  bie  übrigen  feefabrenben  Staaten 
ben9teft.  $rö£bem  lonnte  boeb  bae  SRinifterium  fid) 
rübmen,bieStaat«fcbulbinnerbalbberle&ten63abre 
nur  um  45  SlRill.  rjermebrt,  bie  Steuern  unb  äb= 
gaben  faft  unoeränbert  gelaffen  ju  haben.  Sa« 
©efefc  r>om  4.  3uni  1861,  welche«  bem  f ran j.  ©olbe 
ben  gefefclicben  Hur«  einräumte  unb  ba«  oon  ber 
3nitiatit>e  ber  Hammer  ausgegangen  mar,  hatte 
ben  ^inanjminifter  %xixe  bewogen,  feine  ßntlaffung 
einjureidjen.  Sod)  tebrte  er  27.  Ort.  1861  auf  fei= 
nen  Soften  jurüd.  3"  gleidjer  3*it  trat  auch  für  ben 
augperfönlicbenJKüdficbtenaudgefjfciebenenSDUnifter 
be«  äußern,  93aron  be  SJriire,  ber  bi«bmge  3Rinifter 
be«  Innern,  SRogier,  ein,  beT  feinerfeit«  burd) ä.  Sam 
benpeereboom  erfefct  würbe. 

äud?  Honflitte  mit  ber  ©eiftlidjfeit  tonnten  biefer 
liberalen  Stegierung  nidjt  eripart  bleiben.  ©rofje 
äufregung  »erurf  ad)te  in  ben  ultramontanen  Hreif  en 
bie  änertennung  be«  Hönigrcicb«  Stalien  1861,  nod) 
mebr  ber  ©efefeentmurf  berreffenb  bie  Verwaltung 
ber  Stubienftiftungen,  bie  )u  (fünften  ber  feit  1835 
aufgebobenen  Staat«uniwrfttät  -'otren  (an  bereu 
Stelle  eine  private  tatbolifebe  getommen  mar)  er» 
laffen  waren;  biefe  follten  unter  Dberaufficbt  be« 
Staate«  geftellt  werben.  3uglrid)  ttat  bamal«  be= 
reit«  bie  Partei  ber  rabitalern  fiiberalen  auf  unb 
gewann  bie  flamlänb.  Bewegung,  weldje  für  bie 
'.Rechte  ber  nieberldnb.  Spracbe  eintrat  unb  litte; 
rarifd)  fid)  eng  an  bie  norbl.  9lieberlanbe  anfd^lo^, 
bebeutenben  Ginfltif;.  SDte  Labien  von  1861  Heften 
bem  Kabinett  nod)  eine  ajtajorität  oon  18  Stimmen 
übrig;  bie  oon  1863,  infolge  be«  Abfall«  oon  Snt= 
merpen  megen  be«  ^eftungdbaue«,  brüdten  fte  auf 
6  berab.  nl«  eine  3leumabl  in  93rügge  nod)  weitere 
4ierlufte  ergab,  reid)ten  bie  SWiniftcr  16. 3an.  1864 
ibre  Öntlaffung  ein,  bie  jebod)  ber  flönig  nid)t  an: 
nabm.  93ei  ©iebereröffnung  bn  Seffion  31.  3Kai 
beantragte  ber  3lbgeorbnete  9iotbomb  ein  9CRiB- 
trauen«Dotum  gegen  bie  vJHinifter,  ba«  18.  ^unimit 
57  gegen  56  Stimmen  »erworfen  mürbe.  311«  jebod) 


30.  3uni  ber  liberale  Slbgeorbnete  Ort«  einen  @e» 
feftentwurf  etnbrad)tc,  ber  eine  neue,  ber  SBermeb* 
rung  ber  5BeDöllerung«jabl  entfpTed)enbe  Serftdr- 
tung  ber  93olt«rjertretung  txrlangte,  brad)  ber 
Sturm  lo«.  3)ie  faft  fdjon  in  ben  JBefig  ber  Tla- 
joritdt  gelangte  fleritale  Cppofttion  fab  in  bem 
trage  mit  iRed)t  bie  au«brüdlid)e  Jlbfidjt  einer  üBer- 
ftdrtung  ibrer  ©egner  unb  ertldrte,  fid)  an  ben  3Jer- 
banblungen  nicht  Idnger  beteiligen  )u  wollen,  wenn 
bie  Regierung  jenen  CrntwuTf  unterftü^e.  5)a  bie« 
bennod)  acut  ah ,  )og  fid)  bie  fechte  jurüd,  fo  bafi 
bie  Hammer  befcblu|unfdbig  würbe.  9m  13.  ^uH 
erfolgte  bie  Stuflöfungber  Hammer.  Ter  Senat 
batte  turj  oorber  bem  SUlinifterium  ein  3Jertrauen«- 
Dotum  mit  29  gegen  22  Stimmen  erteilt  Sie 
SBablen  (11.  äug.)  ergaben  eine  SRajoritdt  uon 
12  Stimmen  für  bie  liberale  Regierung. 

3n  ber  neuen,  auf  ben  23.  äug.  1864  ju  auler^ 
orbentlicber  Si^ung  berufenen  Hammer  würbe  bie 
Hrebitforberung  won  51/»  SRill.  5r«.  jur  93oOenbung 
be«  §eftung«baue«  in  äntwerpen  nur  mit  54  Stirn-- 
men  gegen  48  bewilligt  ßrft  jctit  nad)  febweren 
parlamentarischen  änftrengungen  tonnte  ba«  ©efeh, 
berreffenb  bie  Stubienftiftungen ,  bie  fog.  «Loi  de 
spoliation»  burd)gebradjt  werben  (19.  £ej.  1864), 
beffen  äu«fübrung  balb  bem  entfd)iebenften  ©egner 
be«  Hlcrifali«mu«,  äbootat  Sara,  deputierten  och 
Journai ,  übertragen  warb,  ber  an  ber  Stelle  be« 
freiwillig  audgefchiefcenen  3uftijminifter«  2efd)  in« 
Habinett  trat  (12.  Utou.  1865).  3«folgebeffen  wer» 
warf  bann  bie  9tcd)te  (6.  5)ej.)  ba«  5Bubget  be* 
neuen  Habinett«mitgliebc«. 

3)  Unter  fieopolb  II.  feit  1865.  äm  10.  Sej. 
1865  ftarb  fieopolb  I.,  beffen  untüchtiger  *ctaat*= 
fübrung  9.  feine  polit  unb  materielle  (Sntwidlung 
nun  großen  Seil  t>erbantte.  ^sbm  folgte  fein  dltefter 
Sobn,  fieopolb  IL  (f.  b.),  ber  am  17. 2)«.  ben  Cib  auf 
bieSerfaffung  ablegte.  25effeneinjiger  Sobn  fieopolb 
ftarb  22. 3an.  1869.  eventueller  Jbronfolger  ift  ba= 
bn  ber  ©ruber  be«  Honig«,  Philipp,  ©raf  oon  ^lan^ 
bem  fieopolb  II.  lieft  bieJWiniftcr  in  ibren  Ämtern, 
unb  balb  entbrannte  ber  Streit  beT  Parteien  mieber, 
wobei  bie  tonferoatiü: liberalen  SRinifter  e«  nicht 
nur  mit  ber  SRedjten,  fonbern  aueb  mit  jener  immer 
bringen  ber  merbenben  äufeerften  fiinten  ber  jungen 
fiiberalen ju  tbun  batten.  fiehtere  betrieb  mit  juneb- 
menbem  (fifer  ibre  Seftrebungen  auf  Reform  ber 
SBablgefefce  (wobei  bie  Hatbolifen  fte  au«  tatrifdjen 
^Hüdficbtcn  untersten),  ferner  auf  äbfebaffung 
be«  &olt«fd)ulgefebe9  oon  1842,  namentlich  aber 
auf  Serminberung  ber  3Rilitdrau«gaben.  äber  ber 
2)eutfcbe  Hrieg  oon  1866  geigte  bte  9totwenbigteit 
eingreifenber  Neuerungen  in  ber  Bewaffnung  unb 
ber  Serfaffung  be«ü)eer«  unb  fomit  erbbbter  Hrieg«« 
au«gaben.  3"t  Beratung  über  bie  erforberlicben 
6eere«reformen  würbe  im  3)ej.  1866  r>om  Hriege= 
minifter  ©eneral  ©oetbal«  eine  befonbere,  au«  Cffi= 
jieren  unb  SPlitgliebem  ber  beiben  Hämmern  De» 
ftebenbe  Hommiffton  eingefefct  äl«  ba«  Habinett 
bie  SBefdjlufmabmen  berfelben  nur  teilweife  geneb» 
migte,  trat  ber  Hrieg«minifter  jurüd;  fein  StadV 
folger  mar  ber  ©eneral  9tenarb.  Siefer  brad)te  ein 
©eiefc  ein,  beffen  wiebtigfte  öeftimmungen  waren, 
bafs  bie  ^rdfcn;,;eit  27  SRonate  bauern  (bie  Horn- 
miffton  wollte  30  Monate)  unb  ba«3abre«tonttngent 
anftatt  10000  SRann  12000  (bie  Hommiffton  W 
berte  13000)  betragen  follte.  Sie«  warb  uon  beiben 
Hämmern  (äpril  1868)  angenommen,  ß«  fam  nid?t 
jur  Einführung  ber  allgemeinen  Sienftpflidjt;  nur 


Digitized  by  Google 


öelgten  (Gefegte  feit  1865) 


663 


mürbe  Dur*  ein  Haid  ©efefc  (5.  $mi  1870)  bie 
Stelloertretung  in  bet  Jlrmee  fdjmieriger  gemalt. 
55a*  auf  ©runb  tiefet  ©efefeed  aufstellte  Krieg«* 
bubaet  belief  fteb  auf  naheju  37  9JtiU.  $r«. 

»ueb  bie  33cftrebungcn  ber  tabilalen  Partei,  ba« 
(?lemcntarfchulgefe£  oon  1842  einer  Neoifton  ju 
unterziehen  unb  bie  bureb  baifelbe  bem  Flenid  ac 
wäbrieiftete  9Jcitwirhmg  an  ber  fieitungbe«  93oll«= 
fdnilunterriebt«  auf  ba«  notwenbiafte  :\Uan  jutücT- 
,uf ubren,  fanben  anfangt  bei  bem  Üftinifterium  nur 
wenig  Snllang.  Selbft  bie  oom  ÜJtinifter  93anben= 
peereboom  eingerichteten  WolU faulen  für  GrwaäV 
jene  follten  ben  93eftimmungen  be«  allgemeinen 
Scbulgefefce«,  fomit  ebenfall«  ber  Stuf  fiept  be«  Kle= 
ru«  unterworfen  werben.  Sie  ÜJlifeliebigfeit  biefer 
:B(af»regel  braute  jeboeb  llneinigteit  in«  Kabinett 
unb  beftimmte  fowobl  93anbenpeereboom  wie  ben 
<£t)ef  be«  Kabinetts  logier  jum  Nüdtritt.  Sefct 
warb  gtcresDrban  ber  aus|fdt?licfeUdje  fieiter  be«-- 
ielben.  93anbcnpeercboom«  Nachfolger  ^Jirmej  oer* 
fügte,  baft  bie  aenannten  S  dm  Ion  je  nach  bem  25a= 
iürpalten  ber  ©emeinbebebörben  ber  2nttwirhmg 
ber  ©eiftlicbteit  unterworfen  ober  entjogen  werben 
iolleu.  ilucp  in  betreff  ber  Söahlreform  würbe  oom 
lUcinifterium  nur  wenig  211  ftanbe  gebraut.  G« 
erfldrte  fiep  öffentlich  gegen  ba«  allgemeine  ©ab> 
recht,  ba«  au*  in  ben  Kammern  nur  wenig  Stnllang 
farib.  Stuftet  jwei  ©efehen  gegen  betrügerifcpeSBahl-' 
Umtriebe  würbe  30.  iJcärj  1870  ein  ©efefc  anac 
nommen,  wonach  in  betreff  ber  9Baplen  für  tyxo- 
vinjial-  unb  ©emeinberäte  (benn  für  bie  Kammern 
war  im  ©runbgefefc  auffcplieftlicp  ber  3öaplcenfu« 
oorgefeprieben)  bie  Steuerquote  auf  15  Ar-:-,  berab= 
gefegt  würbe  für  biejenigen,  welche  ficr)  über  ben  brei= 
idprigen  93efuch  einer  Snittelfcpule  au«weifeu  tönn« 
ten.  Siefe«  ©efefc  aber  (am  niemal«  jur  2lu«fübrung. 

Ser  belg.  llnabbängigfeit  breiten  1866,  wie  erft 
1870  au«  ben  ßnthüllungen  33i«mard«  oollftdnbig 
dar  geworben  ift,  von  ber  Seite  Jyranfreicp«  ernft: 
licpe  ©efapren.  §m  folgenben  3apre,  al«  bie  fog. 
ifuremburger  grage  heroortrat,  hatte  auch  95.,  wel= 
cbe«biehinftcptlid)^uremburg«  abjudnbeTnbenStal* 
täte  oon  1839  untcrjeicb.net  hatte,  an  ber  Konferenj 
bet  3Jtdd?te  teiljunebmcn.  Söäprenb  burcp  ben  £rat= 
tat  00m  11.  ÜÄai  1867  fdmtlicbe  unterjeiebnetc 
lUdcbte  fk  et?  )ur  ©arantie  ber  Neutralität  2urem= 
bürg«  oerpfltcptcten,  blieb  33.  al«  neutraler  Staat 
oon  biefer  93eftimmung  au«gefcbloffen.  (Sinen  ern- 
jtetn  (Sbaralter  ^atte  ber  jmifeben  93.  unb  granfreiep 
im  gebr.  1869  aufgebrochene  fog.  Cifenbapnfon: 
flift.  Gin  oon  ber  Regierung  eingebrachte«  ©efett 
oetfügte,  baft  fünftighin  Gifenbalmlonjefftonen 
nur  mit  Ermächtigung  ber  Regierung  abgetreten 
werben  bürfen,  unb  hatte  ben  unmittelbaren  3n*d, 
bie  ©efellfcpaft  be«  ©ranb*£urembourg  ju  oep 
pinbern,  einem  bereit«  oereinbarten  Kontralt  ge* 
mäjj  ibvc  93apn  an  bie  Compagnie  de  l'Est  fran- 
cjais  abzugeben.  2)ad  ©efet)  fanb  in  beiben  Kam- 
mern willige  Einnahme,  üeranlaftte  aber  eine  be^ 
benllicbe  Spannung  }wifd?en  ben  beiben  Plegie; 
rungen.  Stuf  ©runb  perionlicber  Unterbanblungen 
jwifd>en  ber  fram.  Regierung  unb  bem  belg.  - Yv.mw 
minifter  ^rere-Crban  würbe  bie  Satte  bureb  ein 
lirotololl  Dorn  27.  »»ril  oor  eine  oon  beiben  Seilen 
beiebidte  5)onferen)  oerwiefen.  T ieie  brachte  Witte 
,^uli  bie  Slngelegenbeitburcb  bie  ßerftellung  eine«  ge» 
regelten,  auf  embeitlidje  Sariffd^e  §urüdgefübrten 
öifenbabnbienfte«  jwifdjen  bet  Sdjweijer  unb  ber 
nieberldnb.  ©renje  über  93.  ju  gütlichem  3tuf  glei*. 


2)ie  Jtnftrengungen  ber  Äatholiten  unb  beren  93er-- 
binbung  mit  ben  tabilalen,  fowie  bie  Ungufriebem 
beit  oielet  Sibetalen  mit  ber  Stbneigung  be«  ^lim- 
ftetium«  gegen  mancherlei  ^Reformen  bewirften  enb' 
lieb,  nach  faft  13jdbrigem  93efteben,  ben  ftall  be« 
OJUnifterium«  Jrere-Drban.  2)ie  ^uniwablen  oon 
1870  rebujierten  feine  l'Jajcrität  faft  auf  Null  unb 
nötigten  e*  jum  JRüdtritt.  3tm  2. 3"U  trat  ein  rein 
tath.  Äabinett  an  feine  Stelle  unter  33orfifc  be« 
93aron«  b'Stnetban.  2)er  erfte  Schritt  ber  neuen 
Regierung  war  bie  Stuflofung  ber  beiben  Äammem 
unb  bie  Slnorbnung  neuer  Sablen  (2.  Stug.).  2)utcb 
bie^e  SBahlen  erwarb  fte  eine  SRaioritdt  oon  73  gegen 
51  in  ber  3weiten  unb  oon  33  gegen  29  in  ber  (rrften 
Kammer.  9lid)t  wenig  )u  biefem  faft  unoerbofften 
diefultat  trug  ber  wenige  Sage  nach  ber  93ilbung 
be«  neuen  Kabinett«  aufgebrochene  übeutfdv^ram 
ä&fifcbc  Krieg  bei.  Sie  polit.  ^rattion,  )u  welcher 
idp  bie  neuen  ÜDliniftet  bi«h«t  gehalten  hatten,  er* 
trebte  jwar  möglicbft  ftarle  93erminberung  ber  SDli* 
itdrau«gaben;  aber  ber  Xxud  ber  Umftänbe  nötigte 
fie,  hittoon  oorldufig  abjufehen,  unb  ihre  erfte  3or< 
berung  an  bie  8. 9lug.  1870  eröffneten  Kammern  war 
ein  Krebit  oon  15  ÜJtiÜ.  5t«.  für  bie  burdb  bie  2Jlo= 
bilmachung  ber  Slrrnee  entftanbenen  93ebürfniffe. 
©leieb  beim  Stuöbrud?  be«  Kriege«  hatte  93.  ben  bei: 
ben  (riegfübrenben  dächten  bie  Mitteilung  gemacht, 
bau  e«  bie  Neutralität  feine«  ©ebiete«  mit  allen 
Kräften  ju  fchütien  gefonnen  fei,  unb  bagegen  oon 
jeber  berfelben  bie  9jerftcherung  erhalten,  bafe  auch 
fte  biefe  Neutralität  fo  lange  achten  werbe,  al«  fte 
oon  ber  ©egenpartei  nicht  oerlefet  würbe,  überbie« 
nahm  ©nglanb  93.  noch  in  feinen  befonbetn  Schutt, 
inbem  e«  butcb  einen  mit  Seutfchlanb  unb  %vanl 
reieh  abgefchlofienen  Vertrag  oom  9. 2tug.  ber  Stuf* 
rechthaltung  ber  belg.  Neutralität  eine  neue  ©arantie 
gab.  s©dbrenb  be«  Kriege«  hat  93.  bie  «fliehten  ber 
Neutralität  in  looaler  Seife  beobachtet.  Gtwa 
80  000  2)tann  belg.  Gruppen  ftanben  an  ben  ©renken 
unb  entwa^neten  fofort  alle  ftanj.  Flüchtlinge, 
bie  barauf  in  93.  interniert  würben ;  bie  2lu«fubr 
oon  ©äffen  unb  Krieg« material  würbe  oerboten. 

$inftcbtlich  ber  innern  «olitit  ftellte  bie  neue 
Negierung  juoörberft  an  ber  Stelle  be«  noch  nicht 
aufgeführten  ©efe&e«  oom  30.  SRärj  1870  einen 
©efe&entwurf  übet  bie  9Bahlreform  auf,  wonacb 
hauptfdehlich  ber  Senfu«  für  bie  Kommunalwahlen 
burdbgdngig  auf  10,  für  bie  93rooin;ialwablen  auf 
20  $r«.  herabgefefet  würbe;  12.  Suli  1871  würbe 
ber  ©ntwurf  jum  ©efett.  5)ie  Grnennung  be«  bei 
ben  Sangranbfchen  93antinftituten  tompromtttier< 
ten  Grmtnifter«  be  Seder  jum  ©ouoemeur  oon 
Cimburg  brachte  ba«  Kabinett  b'Änethan  ju  galle. 
Stuf  ftümtifche  Sebatten,  welche  biefelbe  in  ber 
Kammerftfcung  oom  23.  Noo.  1871  peroorgerufen 
hatte,  folgten  in  33rüff  el  tumultuarif  che  Strafeenlunb« 
gebungen,  welche  mehrere  Sage  bauerten  unb  nt  lief-  = 
lieh,  al«  auch  ber  freiwillige  Nüdtritt  be  Sederf 
nidjt«  fruchtete,  ben  König  oeranla^ten,  feine  9Hi« 
nifter  ju  entlaffen.  Qi  folgte  nun  (7.  Sej.)  ba« 
Kabinett  be  2bcur=2Ralou  (ber  Gonfeilprdftbent 
©raf  be  3beur  (tarb  aber  1874),  Welche«  oorjugf; 
weife  bemüht  war,  allen  aufregenben  «arteifragen 
au«juweicben  unb  namentlich  bie  freunbfdjaftlicben 
internationalen  93ejiebungen  aufrecht  ju  halten, 
welche  burch  bie  Kunbgebungen  ihrer  eigenen  Partei 
gegen  Italien  unb  bie  bamaltge  lircblicbe  «olitil93i«= 
mard«  gefäbjrbet  würben,  ^n  ber  aJiilitärorganifte= 
rung*frage  jeigte  ftd)  ba«  2Rinifterium  2Ralou  ber 


Digitized  by  Google 


664 


Belgien  (®eföicf)te  fett  1865) 


Ginführung  ber  perfönlichen  unb  allgemeinen  ©ehr= 
pfliept  nicht  minber  abgeneigt  al*  bie  liberale  SBer« 
roaltung  irrere* ;  ber  Krteg*tmnifter  ©uillaume  nah  m 
be*balb  feine  (?ntlaffung(2)ej.l872).  Sein  Nachfolger 
£bicbaulb  bejmedte  sunächft  ba->  3 tellDcrtre tung*= 
fpftem  fo  unfcbäblicb,  al*  möglich  ju  machen,  inbem 
bie  SSefd) affung  ber  ßinfteher  ber  ^rioatfpetulation 
abgenommen  unb  ber  Regierung  felbft  übergeben 
mürbe  (©efett  oom  18.  Sept.  1873).  ©in  traurige? 
Seifpiel  ber  Aufregung ,  melche  im  Solle  burch  bie 
heftige  Sprache  ber  Söifd?öfe  unb  ultramontanen 
grelle  oeranlafct  roarb,  gat »ber  Keffelfchmieb  3)u- 
ebesne  in  Seren  nn ,  melier  an  ben  (hjbifcpof  oon 
^ari*  ba*  SlncTbieten  richtete,  ben  beutfehen  9teich*: 
tanjler  ju  ermorben  (^ebr.  1871).  Sie*  gab  ju 
einem  SRotenroecbfel  jnufeben  ber  beutfehen  unb  ber 
belg.  Regierung  Slnlafe,  melier  Untere  oeranlafite, 
jur  Grgdnjung  einer  fiüde  in  ber  Strafgcfe&gebung, 
ba*  ©efefe  vom  7. \ Juli  1875  einzubringen,  moburd) 
Strafbeftimmungen  gegen  ba*  anerbieten,  ein  mit 
Xobe*ftrafe  ober  Zwangsarbeit  belegte*  Verbrechen 
ju  begeben,  erlaffcn  mürben.  3)ic  immer  traffer  um 
fiep  greifenbe  Söablforruption  ber  Kleritalen  nötigte 
üWalou,  berfelben  burch  eine  ©efefce*Porlage  ju  j 
fteuern,  roelche,  naebbem  ein  bie  Seeinfluffung  ber 
®ablen  im  Seichtftubl  für  juläfftg  erllärenber  $ara= 
graph  barau*  geftrichen  morben  mar,  in  ber^meiten 
Kammer  mit  jtarter  SRajorität  gur  Stnnabmc  gc 
langte.  3«  &en  michtigften  Hlten  be*  Kabinette 
gehörte  au*  bie  ^Regulierung  be*  ©ebraueb*  ber 
oläm.  Sprache  im  ^rojefeperfapren  por  ber  Krimi; 
nah  unb  Korreftionaljuftiä,  ma*  ein  bebeutenbe* 
Sugeftänbni*  an  bie  flamlänb.  Steroegung  war. 
i&äbrenb  ba*  Kabinett  SJialou  mafepoll  unb  Por= 
ftchtig  feine  3icle  perfolgte,  fammelten  fid)  alle 
Jraftioncn  be*  2iberali*mu*  ju  einer  fämtlicbe  33e= 
jirle  be*  fianbe*  umfaffenben  Serbinbung,  bie  ficb 
bie  Solreifjung  be*  öffentlichen  33olf*unterricbt* 
oon  jeglicher  slufftcht  unb  ÜJutroirfUna  ber  geift: 
lieben  Sflehörbe  jur  Aufgabe  maebte.  Konfeifton*= 
lofigfeit  ober  Neutralität  ber  offiziellen  Schule, 
lautete  fortan  ba*  £ofung*mort  ber  liberalen. 

3)te  SBablen  oom  11.  guni  1878  fielen  für  bie 
liberalen  günftig  au*,  unb  bereit«  19.  Stint  trat 
ein  neues  Kabinett  ^ere^Orban  in*  Sunt.  55ic 
iöilbung  eine*  befonbem  üJcinifterium*  be*  Unter; 
rieht*  befunbete  oon  pornperein  bie  Sbficht  be* 
neuen  Kabinett*,  bie  Reform  be*  Unterricbt*ir>efen* 
mit 6ntfd)iebenpeit burcbjuf Ohren.  :'l m  1.  \\u\\  1879 
mürbe  unter  bem  ffiiberfpruch  ber  gefamten  SRechten 
ein  neue*  ©efe&  angenommen,  nach  melchem  alle 
©emetnben  5ffentlicpe  ^rimärfchulen  unterhalten 
i  eilten,  meldte  fonfeffion*lo*,  bafjerieber  9tuffid?t 
ber  ©eiftlicbfeit  entjogenfein  follten,  obgleid)  ber= 
felben  jur  Erteilung  be*  iReligion*unterrid)t*  por 
unb  naep  ben  Sdntlftunben  bie  6<pullotale  über: 
lafjen  mürben.  Tie  Slufreijuna  ber  ultramontanen 
treffe  beroirfte  bie  offene  SBtberfpenftig!eit  pon  fed?* 
ber  neun  befte^enben  ^rooinjiabermaltungen  unb 
iöunberten  uon@emeinberäten.  SieüRegierung  nabm 
mit  Energie  bie  25urd)fübrung  ibre*  Serf*  in  ?ln= 
griff,  trat  ber  ©iberfe&Ucqleit  ber  feinblicben  SBür* 
germeifter  unb  ^roptmialbebövben  mit  Scpärfe  ent= 
gegen  unb  fuebte  ba*  Cber^aupt  ber  Kird^e  }u  vor. 
anlaufen,  ben  Siberftanb  be*  6piflopat*  mo  niebt 
ju  breepen,  bodj  in  ben  Sd?ranlen  ber  ®efetdid>leit 
unb  be*  ?lnftanb*  jurüdjub,alten.  $er  v4iapft  jeigte 
ficb  miliig,  ba*  Stuftreten  berSBifct/öfe ^ju  gügeln,  unb 
mifebilligte  bie  Pon  ben  1. 3lug.  ju  ^lecpeln  oerfam»  ! 


melten  Sifcpöfen  gegen  bie  2tu*f übjuna  be*  ©efe^e* 
befcp  loffenen  HUafjna  bmen ;  ber  fanatifepe  Sifcbof  oon 
Xournai  mürbe  f  ogar  jur  9iicberlegung  feine*  Slmte* 
gejmungen.  211*  jebod)  im  Serlauf  ber  Unterband 
lungen  e*  fid;  perau*ftellte,  baf;  bie  Kurie  fatfdpes 
Spiet  getrieben  unb  bie  Stuflebnung  be*  Kleru* 
gegen  bie  Schulreform  nid)t*  meniger  al*  ui  bdmpfen 
gefuept  habe,  brach  bie  Regierung  bie  biptomat. 
Sejiebungen  jum  Satifan  ab,  rief  ibren  @efanbten 
au*  9tom  jurüd  (5.  3uni  1880)  unb  ftellte  bem 
pdpftl.  5Runtiu*  SJanutelli  feine  ^dffe  ju. 

Jlufeer  ber  iReform  be*  ^rimdrfcbulmeferi*  nabm 
ba*  Kabinett  tyrihre^Etban  aueb.  bie  be*  mittlem 
Unterrieb, t*  Por,  uermebrte  bureb,  ba*  (?kfe&  Dom 
15.  3"ni  1881  bie  Stnjahl  ber  Pom  Staate  unter 
baltenen  ©pmnaften  (Ath^n^es)  unb  sJKittelfer;ulen 
in  erpeblid)er  2Beife  unb  befdilofe  bie  (frridjtuna  von 
50  lonfeffionSlofen  Jöebterfebuien.  Sebr  gefdbrlieb 
mürbe  bem  Kabinett  feit  Juli  1881  ba*  Ordneten  ber 
unter  ^üprung  be*  Stbgeorbneten^anfon  ftepenben 
dtabitalen  auf  umfaffenbe  SSaplreform.  S5ie  dtegie- 
rung  gab  nur  teilmeife  nad\  9(m  3.  ^iim  1883 
bracht e  fie  eine  (SefetiPoriage  ein,  gufolge  ber  für  bie 
@emeinbe:  unb  $roPtn)ialrat*mablen,  auler  ben 
bureb,  ben  Genfu*  qualifijierten,  auep  alle  3"baber 
beftimmter  midptigerer  zimter  unb  alle  jolepe,  melcbe 
eine  befonber*  bafür  perorbnete  Prüfung  (examen 
electoral)  in  ben  gemöbuliefcen  eicmentartenntnifien 
mürben  beftanben  haben,  o^ntmeiterc*  al*  ©äbler 
gelten  follten  (electeurs  capacitaires).  !Raepbem  Per 
antrag  pon  feeb,*  ©rüffeler  Äbgeorbneten  auf  Ser^ 
faff  ung*remfion  bebuf  *  ßinfüfyrung  be*  allgemeinen 
Stimmrecht*  abgelehnt  mar,  mürbe  ber  minifterielle 
(*ntmurf  angenommen.  Stucb  bie  Klagen  fror  J'la 
mingen  über  Spracppergemaltigung  fanben  @ebör, 
inbem  burcp  ba*  ©efefe  Dom  15.  3uni  1883  für  bic 
oldm.  ©ejirfe  ba*  SBlämifctie  al*  *olt*unterricbt*: 
fpracb,e  in  ben  Dorbereiteuben  Klaffen  ber  3Jlittel- 
icpulen  fomic  für  ben  Unterricht  be*  (fnalifdjen  unb 
3)eutfcb,  en  Dorgefcbrieben  marb.  SJie'JBablen  be*  3uni 
1884  brachten  an  bie  Stelle  einer  liberalen  üftehrheit 
oon  18  eine  tleritale  pon  20  Stimmen.  So  über- 
rafehenb  biefer  Umfchmung  auch  ^av-  f» lliav  er  bod» 
bei  ber  gemaltigen  Cppofition,  auf  melche  bie  neue 
Schulorbnung  überall  geftofeen  mar,  unb  ber  tiefen 
(intrüftung,  melche  ber  Sruch  mit  bem^eiligen  Stuhl 
bei  ber  im  ©runbe  ftreng  falb.  Sevöllerung  heruorge= 
rufen  hatte,  leiebt  ertlärlicb.  2)aju  tarn,  bafe  nach  einer 
oom  t^inanjminifter  erlaffenen  Slnlünbigung  ba* 
orbentliche  Staat*bubget  mit  einem  Stu*fall  oon  9ß, 
ba*  aufeerorbentlicbe  mit  einem  folchen  oon  41  3Rin. 
abfchlofe  unb  ba|  bie  ^abre*au*aabe  für  ben  öffent^ 
lieben  Unterricht  allein  über  22  9ftill.  %xi.  erf  orberte. 

2ln  bie  Stelle  be*  Kabinett*  gtere-Drban  trat 
16. 3uni  ein  oon  SRalou  gebilbete*,  au*  rein  tatb. 
(ilemcnten  beftebenbe*  jufammen.  ^a*  2)eparte: 
ment  be*  öffentlichen  Unterricht*  mürbe  nicht  tino 
ber  befettt  unb,  mie  früher,  ju  einer  bloßen  Äbtei: 
lung  be*  Departement*  be*  Innern  umgemanbelt. 
Den  Senat  Iöfte  SRalou  auf  unb  lief,  s.  ,>uli  Oicu- 
mahlen  peranftalten ,  moburcp  bie  Klentalen  im 
Senat  eine  SDtehrheit  pon  17  Stimmen  erhielten. 
3)a*  SJeiniiterium  betrachtete  e*  al*  feine  $aupt; 
aufgäbe,  bie  oon  ben  Siberalen  in*  fieben  gerufene 
^olt*fchuleinrichtung  unb  ma*  bamit  jufammen^ 
bing  oon  @runb  au*  ui  gerftören.  ©leich  beim  ©e^ 
ginn  ber  parlamentari|chen  Seffion  trat  e*  mit  einer 
bejügliefoen  @efeUe*oorlage  peroor.  tiefer  gerndfi 
follten  bie  ®emeinben  ber  3krpflichtung ,  felbjt 


Digitized  by  Google 


«elgien  (©efdjidjte  feit  1865) 


065 


3  Aulen  ju  unterhalten,  enthoben  fein,  infoweit  fte 
anftatt  biefer  freie,  b.  b.  bie  oon  ber  ©einlief? teit 
errichteten,  Schulen  aboptierten,  b.  b.  al«  öffentlictjc 
anertannten.  infolge  biefe«  bon  ben  Kammern  an* 
genommenen  Scbulgefetie«  com  20.  Sept.  1884  wur-- 
ben  in  ben  folgenben  fahren  eine  g,rofje  Weihe  ber 
beftebenben  Spulen  beseitigt  unb  zahlreiche  Sebjer 
entlafien,  bagegen  mde  Klofterfchulen  eingerichtet. 

Xie  jmeite  Sorge  be«  üRimfterium«  mar  bie 
©ieberberftellung  ber  biplomat.  ©ejiebungen  »um 
Mömifcben  6tubl.  9tad>  wenigen  SBocben  befanb 
ficb  wieber  ein  päpftl.  9hmtiu*  in  JBrüffel.  tiefer 
Umfcbwung  ber  polit.  fiage,  befonber«  ba«  Schul« 
gefe&,  rief  im  liberalen  Vager  eine  gewaltige  Grs 
regung  beroor.  Giner  SDemonftration  ber  liberalen 
Vereine,  bie  31.  Aug.  in  ben  ©trafen  JBrüffel« 
ftattfanb,  folgte  atbt  Sage  barauf  eine  ©egem 
bemonfrration  ber  Katboliten,  wobei  e«  zu  Kon* 
fiitten  tarn.  3)ie  Aufregung,  bie  biefe  Ereigntne 
überall  beroorgerufen,  bie  Erbitterung  namentlich, 
welche  ba«  allzu  übermütige  ©ebaren  ber  SHinifter 
3aco>b«  unb  SBoefte  fclbft  bei  gemüßigten  Katholiten 
erreflt  batte,  unb  ber  Umftanb,  baft  bie  ©emetnbe: 
rat«roablen  »om  19.  DU.  zu  ©unften  ber  liberalen 
ausfielen,  oeranlafeten  ben  König,  bie  genannten 
Winifter  unb,  auf  beffen  eigenen  2Bunfcb,  ben 
Kabinett«cbef  sJMou  ju  entlaffen.  SJom  16.  Ott. 
ab  waren  bie  oerfebiebenen  Portefeuille«  alfo  Oers 
teilt:  2Rinifterpräfxbtum  unb  ginanjen  SJeernaert, 
inneres  Sboniffeu,  auswärtige«  ftürft  bon  Gara= 
man'Sbimap,  3"ftij  be  SSolber,  Aderbau,  ©emerbc 
unb  öffentliche  Arbeiten  be  ÜRoreau,  Gifenbabnen 
u.  f.  w.  SBanbenpeereboom,  Krieg  ©eneral  pontu«. 

$)te  legt«latioe  Jbättgleit  mäbrenb  ber  beiben 
Sit»ung«perioben  1884/85  unb  1885/86  bot  wenig 
Erhebliche«  bar.  öeroorjubeben  ift  bie  einstimmige 
31nnabme  ber  ©eneralatte  ber  berliner  Afritanifcbcn 
Konferenz  fowie  ber  SBefchlufr  ber  Kammern  1885, 
bem  ÄBmg  Seopolb  II.  bie  gewünfebte  Ermächtigung 
jur  Annahme  be«  Sitel«  «Souoerän  be«  Kongo= 
Staate« »  ju  erteilen,  &opolb  ernannte  ben  Afrila= 
reifenben  Stanlep  }um  ©ouoerneur  biefe«  Staate« 
unb  fe&te  ein  befonbere«  SJlinifterium  für  benfelben 
ein,  ba«  feinen  Si&  in  SBrüffel  hatte  unb  unter  bem 
"Jkäfibium  be«  Cberjten  Strauch  ftanb. 

$m  ÜJtärj  1886  (am  e«  unter  bem  Ginflufe  foria* 
lijttfcber  Agitationen  unb  infolge  einer  bureb  bie 
ungünftigen  tfeitumftänbe  oerurf  achten  £>erabfe&ung 
be«  itobne«  in  ben  inbuftriellen  Zentren  be«  üanbe«, 
i'üttich,  (5  bar  ler  m'  u.  i.  W. ,  u  Kunbgebungen  ber 
arbeitenben  Klaffe  gegen  He  Arbeitgeber,  welche 
mehrfach  ju  sJMfinberungen  unb  äerftörung  oon 
Eigentum  führten,  unb  obgleich  bie  viuhe  militdrtfdb 
wieberbergeiteUt  würbe,  fo  fanb  bie  Regierung  jid) 
boch  einer  Arbeiterfrage  gegenüberstellt,  welche 
ftcb  nicht  mehr  einfach  ignorieren  lief».  6eit  ben  Um 
ruhen  oon  1886  lehrten  bie  6treit«  unb  aufrühreri- 
f  eben  Bewegungen  unter  ben  Arbeitern  unaufhörlich 
wieber.  Schon  14.  3uni  1886  würbe  in  IBrüffel  ein 
Arbeitertongref*  abgehalten;  15.  Aug.  fanb  bafelbft 
ein  großer,  ruhiger  Umzug  ber  Socialiften  ftatt  3n* 
t>efien  hatte  bie  Regierung  febon  16.  April  eine  tönigl. 
Unterfucbungetommiinon  etnaefcht,  welche  fiel)  auf 
ba«  genaueftc  über  bie  focialen  Serbältniffe,  bie 
^efehwerbeu  unb  Erörterungen  ber  Arbeiter  unter: 
richten  follte.  Auch  brachte  bie  Regierung  bereit«  im 
vJÄai  1886  ©efehentroürfe  ein  über  bejiere  SBeaufficb» 
tigung  ber  tjabritation,  über  Verlauf  unb  SBerfem 
bung  oon  Grplofion«ftoffen  unb  über  Gntfcbäbigung 


ber  burch  bie  Unruhen  SBenacbteilten  mit  1 9ÄilI.  5r«. 
inmitten  aller  biefer  fflinen  machte  bie  oläm.  93^ 
wegung,  ber  e«  ju  gute  fam,  bafe  ba«  Kabinett  ber 
Stü&e  ber  fjanbr.  Klerifalen  nicht  entbehren  lonnte, 
wieberum  eine  friebliche  Groberung:  8.  3unl  1886 
würbe  eine  töniglicbe  Pläm.  Atabemie  für  Sprache 
unb  fiitteratur  errichtet. 

9(achbem  bie  Regierung  burch  bie  Neuwahlen  Pom 
3uni  1886  wieber  geftärtt  worben  war,  trat  fte  bei 
ber  Eröffnung  ber  Kammern  9. 9loo.  auf  ©runb  ber 
burch  bie  Unterfuchung«tommiffion  oermvttelten 
Grtunbigungen  mit  einem  ganjen  ^roaramm  focial: 
polit.  ©efe^gebung  auf.  $nbem  bie  ibronrebe  bie« 
oeTfünbigte,  ftellte  fie  jugleich  binfichtlich  ber  wegen 
ber  Unruhen  oerurteilten  Arbeiter  fönigl.  ©nahen: 
alte  in  Au«ficbt,  wie  benn  auch  wirtlich  468  Ver- 
urteilte begnabigt  worben  finb.  9tocb  in  berfelben 
Äammerftltung  brachte  ber  Abgeorbnete  ©raf  b'Dub 
tremont  einen  ©efetientmurf  )ur  GinfübrunQ  ber 
allgemeinen  Wehrpflicht  ein,  unb  bie  Üiotmenbigteit 
einer  tüchtigen  ^eere«oerfaffung  machte  fich  auch  für 
SB.  ftatt  fühlbar,  a(«  im  grübjabr  1887  ein  Krieg 
jwifchen  Teutfchlanb  unb  §ranlreich  emftlich  brohte, 
tn  welchen  9).  leicht  mit  bineingeriffen  werben  fonnte. 
Schon  im  §ebr.  1887  faf>te  bic  SHegieruna  ben  ^lan 

Sir  99efeftigung  ber  9Jlaa«linie,  wa«  iebod)  einen 
ruch  mit  bem  bisherigen  Spitem  ber  auf  Ant- 
werpen fich  tonjentrierenben  £anbe«oerteibigung 
mit  einfchlofe  unb  befonber«  oon  ben  liberalen  leb= 
haft  belämpft  würbe.  2)ocb  würben  im  %in\  1887  bie 
erforberlichen  Hrebite  bewilligt;  14. 3uli  würbe  jwar 
ber  Antrag  be«  ©rafen  b'Oulrremont  oerworfen, 
boch  erlannte  bie  Regierung  bie  9Iotwenbigteit  einer 
6eere«ref orm  an.  ©rofee  Aufregung  rief  noch  ber 
al«  £ungergefefc  (Loi  famine)  bejeidmete  @efeh: 
entwurf  jur  Erhebung  einer  Einfuhrfteuer  auf  ^leif* 
unb  Sieh  tymox,  welcher  bennoch  angenommen  unb 
18.  3uli  vom  Könige  beitätigt  würbe. 

$Jn  betreff  ber  Arbeiterfrage  würben  im  Aug.  1887 
bret©efe&e  burcbfiebracbt,  ein«,  welche«  Schieb«^ 
gerichte  »ur  Siermtttelung  jwifchen  Arbeitern  unb 
Arbeitgebern  ä uferte,  ein«,  welche«  bie  Sohnjalv 
lung  regulierte  unb  befonber«  bie  3<>blung  in  ©clb 
oerorbnete,  ein«,  burch  welche«  ba«  iHecbt,  ben  Cohn 
mit  Söefchlag  ju  belegen,  eingefchräntt  würbe.  3U: 
gleich  würbe  ein  ©efet»  gegen  Aufreizung  anberer  ju 
oerbrecherifchen  Jhaten  angenommen.  Am  24.  DU. 

1887  trat  bet  9Jlinifter  be«  3""«tn,  2honiffen,  |U< 
rücl;  an  feine  Stelle  trat  ber  ^uftijminifter  be  iBoU 
ber  (für  ben  im  3uli  1891  be  Söurlet  eintrat),  3uftij: 
minifter  würbe  Sejeune.  SJieberum  im  3nteref[e  ber 
Arbeiter  mürbe  5.  SJlai  1888  ein  ©efet)  angenommen 
jut  Scrfchärfung  ber  91egicrung«aufftcht  über  ge* 
fährliche,  unaefunbe  unb  unpaff enbe  SBertftätten, 
unb  auch  bie  ivlamlänber  thaten  einen  neuen  Schritt 
ju  ihrem  Siel ,  al«  in  einem  ©efett  oom  6.  SRai 

1888  über  bie  ©eförberung  jum  Dffijier«rang  unb 
übet  ben  SWilitäninterricht  oerorbnet  mürbe,  bafe 
oom  1.  ^an.  1892  an  bei  ben  Prüfungen  bet  Dffi= 
jier«afpiranten  bie  elementare  unb  prattifche  Kennte 
ni«  be«  9Ueberlänbifchen  ebenfo  iebr  in  Betracht 
fommen  foll  wie  bie  Kenntni«  be«  ^ranjöftfchen. 

JBei  ben  Neuwahlen  im  ;V.mi  1888  erhielt  bie  :H e 
gierung  in  ber  Abgeorbnetentammer  eine  9Rebtheit 
oon  97  Stimmen  gegen  41  liberale,  im  Senat  eine 
oon  50  gegen  19.  91ach  langen  ^Beratungen  würbe 
30.  3)ea.  ein  ©efefcentwurf  be«  Antwerpener  «b^ 
georbneten  Eooremaru)  ju  einem  weniger  befchrau! 
ten  ©ebraueb  be«  SBlämifchen  al«  ©ericht«fprache 


Digitized  by  Google 


666 


©clgien  (®efctyd,te  feit  1865) 


angenommen.  Sei  ber  Einleitung  eine  ?  umfaffen* 
ben  (beruft vDcr»abven 3  gegen  jablreidje  Stufroteater 
ber  Arbeiterbebölferung  ergab  fut,  baß  ber  Sid>er: 
beit«bienft  ficb  jroeier  agents  provocateure  bebient 
hatte,  unb  einer  berfelben,  Vourbair,  ertldrte  f  ogar, 
in  ber  engften  Vejtebung  ju  bem  iDcinifterium  ge- 
ftanben  gu  haben,  darüber  (am  e«  in  ber  Abge^ 
orbnetenfammer  roiebcrbolt  ("Max  unb  3ult  1889)  ju 
heftigen  6cenen  jroifcben  bem  aJiiniiterium  unb  ber 
Oppofition,  unb  al«  infolge  ber  Verurteilung  jener 
Agenten  ber  Gbef  be«  Sidjerbeit«bienfte«  entlaffen 
rourbe,  befajulbigte  bie  Dppofition  bie  Regierung, 
baß  fie  biefen  für  ihre  eigenen  Vergeben  al«  toünbcn= 
büßer  eintreten  ließe. 

Am  16.3an.  1890  mürbe  ein  ©efefcentrourf  einge= 
bracht,  melier  2  Wxü.fici.  au«  ber  Staat«taffe  an= 
roeift  jur  ©rünbung  eine«  Verficberung«fonb«  für 
Ungltidäfdlle  bei  ber  Arbeit,  geftiftet  au«  Anlaß  be« 
25jäbrigenRegierung«jubilaum8König2eopolb«II. 
Set  König  felbft  batte  biefe  ftorm  ber  nationalen 
(Sbrenbejeigung  oorgefcblagcn;  im  $uli  1890  mürbe 
ber  ©efefcentrourf  genehmigt,  ba«  »e|t  begangen.  Am 
18.  Roo.  1889  mar  in  Vrüffel  ein  internationaler 
Kongreß  gegen  bieSllaberei  iufammengerreten.  Auf 
ibm  rourbe  im  ,\uli  1890  ber  Kongoftaat  ermäßigt, 
mit  Abänberung  ber  berliner  <©tiftung«atte  öom 
26.  gebr.  1888,  bureb  bie  abfoluter  ftreibanbcl  ftipu* 
liert  rourbe,  burdj  Ginfubrjölle  fieb  bie  nötigen  «Wittel 
jur  Unterbrüclung  ber  Stlaüerci  im  Kongogebiete  ju 
oerfebaffen.  Sange  aber  harte  man  mit  bem  ®iber= 
ftanb  f>ollanb«  ju  tdmpfen,  roeldje«  in  ienem  @e- 
biete  bei  «eitern  ben  ausgebreiteten  ftanbel  bat. 
AI«  biefe«  aber  bei  feiner  ber  übrigen  SWdcbtc  Unter= 
ftüfcung  fanb,  trat  e«  L  3an.  1891  ber  neuen  Kon^ 
oention  bei.  Untcrbe«  mar  audj  ber  belg.  Staat 
birelt  jum  Kongoftaate  in  JBejiebung  getreten.  3*»' 
folge  be«  ©efefte«  oom  3uli  1890  machte  V.  jenem 
Staate  eine  }in«freie  Anleihe  von  25  SRilL  ftr«., 
bon  benen  5  ÜJlill.  fofort  unb  bann  10  3abre  lang 
jäbrltcb  2  9RUL  borgeftredt  meTben  follten.  Rad? 
ßrfüUung  biefe*  Jermin«  ift  V.  berechtigt,  ben 
Kongoftaat  ju  annettieren. 

\\n jroi | eben  hatten  audb  im  3uni 1890 ReuWablen 
für  Kammer  unb  Senat  ftattgefunben,  unter  um 
günftigen  Vorjeicben  für  bie  Regierung  roegen  ber 
bödjft  tompromittierenben  (Sntbüllungen  eine«  cnt  = 
laffenen  Vcamten  be«  3Jttnifterium«  be«  äußern, 
©eorge«  Bieter,  tiefer,  uerllagt  megen  betrüglicbcT 
iSntjiebung  midjtiger  Ardnoftüdc,  batte  ficb  nacb 
Vari«  geflüchtet  unb  machte  oon  bort  au«  befannt, 
baß  für  bie  belg.  Armee  böcbft  tompromittierenbe  Ar 
lilel  an  ba«s#arifer «Journal  desDebats»  oonibm  auf 
Vefebl  be«  ÜJcinifter«  be«  «ußern,  dürften  bon  da-- 
ramam&bimap,  geschrieben  unb  eingefanbt  morben 
mären,  um  baburcp  bie  Dppofition  gegen  bie  6r= 
böbung  be«  Krieg«bubget«  ju  befdmncbtigen.  3He 
Regierung,  in  ber  Hammer  bart  bebrdngt,  tonnte 
niebt  alle«  leugnen;  boeb  mürbe  am  90.  3uli  ber 
^rojefe  infolge  ridjtei  li*en  Urteil«  niebergefdjlagen. 

Dennoch  mürbe  bic  Stellung  be«  tleritalen  Kabi- 
nett« bureb  bie  ©ablen  nodj  befefttgt.  2>iefer  3lu«= 
gang  ber  3ßabl«n  mad^te  fofort  mieber  ben  alten  ®e- 
oanfen  an  Üöablreform  rege,  Äug.  1890  fanb 
in  Vrüffel  eine  großartige  lülaffenbemonftration  für 
ba«  allgemeine  2Bablrcd?t  ftatt.  3m  9toP.  1890 
brachte  ber  rabitale  Äbgeorbnete  oanj cn  in  btefem 
6innc  einen  ©efefcentmurf  ein;  er  rourbe  bem  cen* 
tralen  3lu«fcbup  überroiefen.  Seine  Veratungen 
jogen  ficb  bi«  1892  bin»  ba  außer  bem  unbefdjrdnf: 


ten  Wahlrecht  bie 
Vorfcblag  tarnen. 

3njroi)d)en  rourben  bie  mit  2)eutfdjlanb  unb  Cfter- 
reid)  gcfdjloffenen  ^anbel«bertrüge  30. 3an.  1892 
in  beiben  Kammern  angenommen.  2lm  3.  §ebr. 
brachte  nun  bie  Regierung  i^TCtfeitd  einen  <3ei"eiv 
entrourf  jur  V«rfafiung«reüifion  ein,  ber  ficb  niebt 
auf  eine  ©rroeiterung  be«  SBablredjt«  befdjrdnfte, 
fonbern  nod;  anbere  Verfaffung«beftimmungen  be- 
traf unb  namentlich  bie  Einführung  eine«  tönigl. 
Steferenbum«  ©orfeblug,  b.  b-  be«  Stedbt«  be«  Könige, 
übet  roidjtige  ®efe|entroürfe  eine  btrette  8©lt*= 
abftimmung  anjuorbnen.  3)ie  meiften  SBeftimmun* 
gen  nahm  bie  Kammer  10.  ÜJtai  an,  t  och  hatten  biefe 
rlbftimmungen  bloß  bie  Vebeutung  einer  (Srtlärung 
übet  bie  9(ebifion«bebütftigteit ,  ba  übet  9kr= 
faffung«änberungen  enbgültig  nur  neu  }u  roäb- 
lenbe  tonftituierenbe  Kammern  befcbließen  tonnten. 

SRad;  »uflöfung  ber  Kammern  (23.  2Rai)  fanben 
14. 3uni  bie  9Ieuroablen  ftatt,  bei  benen  bie  Kleri= 
talen  er hehlicbe  Verlufte  erlitten,  unb  12.  ^uli  mur- 
ben  bie  tonftituierenben  Kammern  eröffnet  öieroibb 
ten  jur  Veratung  ber  Verfaffung«remfion  aroei  ge* 
f onberte  permanente  Hu«fd>üjf e.  6rft  28.  (jebt.  1893 
begannen  in  beiben  Kammern  bie  X chatten  über  bie 
Verfaffung«dnberung.  91«  iL  Hpril  bie  fdmtlicben 
©ablref ormoorfcbldge  abgelehnt  rourben,  fanben  in 
VrüjfelunbmebrernynbuftrieortenStraßenunruben 
ftatt,  bie  mit  ©eroalt  unter  cht  dt  ir  erben  mußten. 
Unter  bem  (finbrud  biefer  Veroegung  tarn  nun 
al«balb  eine  Einigung  auf  einen  Antrag  9lpffen« 
ju  ftanbe,  ber  ba«  allgemeine,  erft  mit  bem  r  oll  - 
en beten  25.  2eben«jabr  beginnenbe  2Bablred)t  mit 
bem  aJtebrfttmmenfpftem  oerbanb.  Diefer  Antrag 
rourbe  mit  großer  lUehrheit  18.  April  in  ber  Kam- 
mer, 27.  April  im  Senat  angenommen.  35abur* 
rourbe  bie  Sabt  ber  SBdbler  von  etroa  130000  auf 
Übet  1 200000  erhebt.  (?«  rourbe  banacb  nod?  'iL« ab l 
3roang  beftbloffen.  2er  Senfu«  ber  Senatorroablen 
roarb  etroa«  berabgefetit  unb  eine  neue  Kategorie 
oon  burd)  bie  ^rooinjialrdte  gerodblten  Senatoren 
eingeführt.  Am  6.  Sept.  unterzeichnete  ber  König 
biefe  neuen  Verfaffung«beftimmungen.  2Hai)  turjer 
Vertagung  traten  bie  Kammern  17.  Ott.  roiebet  ju= 
iammen,  unb  bie  Regierung  legte  nun  ba«  neue 
SBablgefcfc  bor.  AI«  bie  oon  ber  Regierung  befür^ 
»ortete  Vertretung  aud»  ber  SÄinberbeiten  oon  einem 
Seil  ber  Regierungspartei,  bet  erttem  tleritalen 
®ruppe  unter  Rührung  SBoefte«  abgelehnt  rourbe, 
nabm  ber  2Rinifterpräfibent  Veernaert  feine  Gntlaf = 
fung,  worauf  bet  bi«berige  SWinifter  be«  3nnfT"» 
be  Vurtet,  26.  SRdr)  1894  HabinettSaV  rourbe. 
5tun  tarn  enblid)  ba«  ©ablgefe^  in  ber  Kammer 
ju  ftanbe;  mit  ber  Annabme  be«felben  im  Senat 
27.  ^hini  war  bie  Verfaffung«rebifion  abgeicbloffen. 
2)te  ©ablen  nad)  ben  neuen  gefefetidjen  Veftimmuiv 
gen  fanben  14.  Ott.  ftatt  unbjertrümmerten  faft  bie 
liberale  Vartei,  rodbrenb  bie  oorialiften  in  unetroar- 
tetcr  Stdrle  ibren  «Sinzug  in  bie  Repräfentanteiv 
tammer  hielten  unb  auch  bie  Kleritalen  ihre  Df au 
bäte  t  er  m  e  b  r  t  e  u .  ^  m  April  1895  rourbe  in  ber  Kam  - 
mer  unb  im  Senat  ber  erfte  Seil  eine«  3Bablgefe$e« 
für  bie  ©emeinberäte  angenommen,  unb  iroar  im  all= 
gemeinen  nacb  ben  ©runbfd^en  be«  ffiablgefetje«  für 
ben  Senat  (V(uralroahlred)t  unb  oerbdltni«mdßigc 
Vertretung).  3m  Sinne  ber  Vrotettioniften  rourben 
bureb  ©efefc  oom  12.3uli  1895  uerfdjiebene  -Sinfubr- 
; olle  bebeutenb  erhobt,  ©eroaltige  Aufregung  erregte 
ein  neue«  S<fculgefe&,  roonadj  ber  9ieltgion«unter-- 


Digitized  by  Google 


SBetgter  —  iöelgtojofo 


667 


rid)t  in  ber  öffentlichen  Schule  ber  ©eiiilicbtett  unter* 
ftetlt  unb  in  ber  SBeije  für  alle  Stüter  ocvpfliditent 
gemacht  würbe,  bafc  biefe  nur  auf  einen  förmigen 
Stntrag  ber  Gltem  banon  enthoben  werten  tönnten. 
2>iefeS  ©efefc  würbe  17.  Sept.  1895  publiziert.  3)er 
jweite  Jeil  beS  ©efefceS  für  bie  ©emeiiibewabjen, 
12.  Sept.  1895,  macht  ben  Verfucb  mit  einer  ge* 
miffen  Srt  proportioneller  Vertretung,  wonach  tm 
Salle,  wo  feine  abfolute  Stimmenmehrheit  erreicht 
wirb,  anftatt  non  9iachmablen  bie  näcbjt  größten 
Stimmenjablen  bie  (Jntfcheibung  geben.  3)ie  erften 
©emeinberatSmablen  nach  bem  neuen  ©efefc,  17. <Rotf. 

1895,  brachten  ben  liberalen  wieberum  eine  Stteber« 
läge.  SluS  ©efunbbeitSrfldficbten  trat  ber  Kabinetts* 
cbef  be  Vurlet  jurfld ;  fein  9(a*f olger  würbe  ber  bis- 
herige ftinanjminifter  be  Smet^be^aper,  26.  gebr. 

1896.  2)ic  lange  geplante  unb  namentlich  com 
König  geforberte  »neereSreform,  bie  bie  Stellnertre* 
tung  abfebaffen  unb  bie  perf  önlicbe  28et>rpflictt  ein= 
führen  folltc,  würbe,  ba  biefe  fünfte  bei  ben  Kleri; 
falen  auf©iberftanbftie&en,üom^iniiterrat7.fton. 
1896  Wieberum  vertagt,  anftatt  beffen  würbe  im 
Äug.  1897  eine  fteuorganifatton  ber  SBürgcrwebr 
hefchloffen,  kie  uir  Unterjtügung  beS  ftebenben 
<öeereS  bienen  foll,  aber  bei  ber  furjen  übungSjeit 
ihren  3wed  nur  fef>r  unnollfommen  erfüllen  bürfte. 
Nichtiger  war  ber  Sieg,  ben  bie  Vldmen  nach  faft 
TOjabrtgcmKampf  errangen,  inbem  fie  im  Sprit  1898 
bie  ©leicbftellunq  ibrer  Sprache  mit  ber  franjöft: 
f  ct.  oh  für  alle  ©eiefee  unb  Verorbnungcu  burchiejUen. 
Sei  ben9leuroablen  jur  Hammer  im  2Hdrj  1898  be= 
haupteten  bie Kleritalcn  wider  ibr  Übergewicht:  eS 
würben  gewählt  112  Kltritale,  28  Socialijten,  GfiüV 
rale  unb  6  SHabifale.  Die»  legte  ben  liberalen  ben 
©ebanten  eines  V-ünbniiieS  mit  Den  Socialbemofra 
ten  nahe,  unb  um  biefe  ©efabr  abjuwenben,  befür 
roortete  ber  König  eine  ben  gorberungen  ber  2ibc 
ralen  entfprechenbe  2öablreform.  $ierburch  geriet  er 
aber  in  einen  Konftift  mit  einem  Seil  beS  Uiinifie 
riumS.  3) er  SMinifterpräftbent  be  Smet^be^auei 
trat^an.1899  jurfla,unb  an  feiner  Stelle  übernapm 
ber  bisherige  Krieg«'  unb  ?lrbeU3minifter  Vanben 
peereboom  ben  Vorfift.  Der  (rntwurf  einer  ganz 
»u  ©unften  ber  herrfdienben  «lerifalen  abgefaßten 
^Dablreform,  ben  bie  iHegierung  im  SJpril  ben  Kam; 
mern  »orlegte,  würbe  non  ben  Oppositionsparteien 
auf*  heftigste  belämpft,  ja  eS  tarn  fogar ju  Straften; 
unruhen  unb  blutigen  ,Sufaminen)tö|en  mit  ber  Vo* 
lijei,  fo  bafe  ficb.  bie  iHegierung  ueranlafet  fah,  ein- 
sulenlen  unb  ibre  Vorlage  ju  mobileren.  $a  je« 
boch  bie  jur  Prüfung  ber  abgeanberten  Vorlage  ge= 
wählte  flommif  jion  biefe  ebenfalls  ablebnte,  fo  reichte 
baS  9Hinifterium  1.  Slug.  feine  ßntlafiung  ein,  wor- 
auf be  Smet=be^a»er  abermals  bie  fieitung  über* 
napm.  SDiefer  legte  alShalb  eine  neue  sBablreform= 
vorläge  cor,  bie  baS  Vroportionalwablfpftem  auch 
auf  bie  Deputiertentammer  auSbebnte,  unb  bie, 
nadbbem  fie  non  beiben  Kammern  angenommen  war, 
27. 3)ej.©efe&  würbe.  (Näheres  f.  unter Verfaffung.) 
Xit  fwffnung  ber  Cppofition,  fdjon  hei  ben  erften 
nach  bem  neuen  ©efefe  am  27.  !U  ai  1900  oorgenom» 
menen  ©ablen  bie  öerrfebaft  ber  Kleritalen  ju  bxt- 
eben,  erfüllte  ft<h  junaebft  noch  nicht,  boch  gelang  eS, 
ipre  Stimmen.iabl  auf  85  \n  befdjranfen  unb  ben 
liberalen,  bie  faft  gan}  aus  ber  Xeputiertenlammer 
»erfchwunben  waren,  wiebet  81  Sifre  ju  erringen, 
roäbrenb  bie  Socialiften  33,  bie  9tabüalen  2  unb  bie 
äbriftlüb'Socialen  l  baoontrugen. —  ßine  Stamm« 
tafel  ba  jefcigen  öerrfcherfamifie  f.  Belgien,  Vb.  1 7. 


üitterorur  *ur  6*rfd,irt)te.  1)  ©efamtbarftel* 
lungen:  $tamiä)t,  Cours  cThistoire  nationale 
(29  »be.,  fiöwen  1853—92);  ©atti  be  ©amonb, 
Histoire  de  Belgique  (3.  »ufl.,  93rüff.  1880);  2Äole, 
Histoire  de  Belgique  (7.  Stuft.,  fortgefefct  non  @.  ßu= 
bert,  ebb.  1881);  ^oullet,  Histoire  politique  interne 
de  la  Belgique  (2.»ufl.,  8bWen  1882) ;  3ufte,Histoire 
de  Belgique  (5.  Stuft.,  3»be.,  örüff.  1894);  Ver= 
camer,  Histoire  du  peuple  beige  et  de  ses  institu- 
tions  (ebb.  1880;  2.  »uff.  1894) ;  Sirenne,  ©efchichte 
S.S,  Sb.  1  (©otba  1899);  D'SlwanS  unbfiameere, 
Histoire  de  Belgique  (Vrüff.  1900  fg.).  Ginjel» 
barfteltungen:  non  3eiftberg,  3n>ci  ^abre  belg. 
©efebichte,  1791,  1792  (fflien  1891);  berf.,  ®.  unter 
ber  Stattfalterfchaft  &rjberjog  Karls  1793,  1794 
(ZI  1—3,  ebb.  1893—94);  «anjac  be  fiaborie,  La 
domination  franc,aise  en  Belgique  1795 — 1814 
(Var.  1895);  S3alau,  La  Belgique  sous  Tempire  et 
la  defaite  de  Waterloo  1804—15  (  2  Sbe.,  ebb. 
1894);  berf.,  Soixante-dix  ans  d'histoire  contem- 
porainede  Belgiquo  1815—84  (4.  Stufl.,  fiöwen 
1894);  Kuranba,  5».  feit  feiner  SRebolution  (2pj. 
1846);  3ufte,  Lea  fondatcura  de  la  monarchie 
beige  (93b.  1—27,  SBrüff.  1866—82);  berf.,  La  re- 
volution  beige  de  1830  d'apres  des  documenU 
inddits  (2  93be.,  ebb.  1872);  Slotbomb,  Essai  histo- 
rique  et  politique  sur  la  revolution  beige  (4.  Stufl., 

2  Vbe.,  ebb.  1876;  beutfeh  Stuttg.  1836) ;  Jboniffen, 
La  Belgique  sous  le  regne  de  Leopold  I  (2.  Stufl, 

3  Vbe.,  fiöwen  1862);  ^ufte,  Histoire  du  congres 
national  de  Belgique  (2»be.,  $rüff.  1850;  neue 
Bearbeitung,  ebb.  1880;  beutfeh  ebb.  1850);  2.  6ü- 
manS,  Histoire  parlementaire  de  la  Belgique 
1831-80  (5  S3be.,  ebb.  1878-80;  fortgefefct  non 
%  JöpmanS  unb  5)elcroi|,  ebb.  1881  fg.);  fyrenne, 
Bibliographie  de  rhistoiredeBelgique(®tntl893); 
3eitfchrift  «Archives  beiges»  (fiüttich  1899  fg.). 

»f  lgier,Vf  erberaffe,  f  .Sf  erb  unb  Jaf  el :  <p  f  e  r  b  e  ■■ 
raffen,  5ig.4. 

»Belgier,  f.  ©elgien  (Veoöllerung)  unb  Kelten. 

«elgiojofo  (fpr.  belbfcho-),  Stabt  in  ber  ital. 
$romnj  unb  bem  Kreis  $aoia,  jwifchen  bem  $o 
unb  ber  untern  Olona,  an  ber  fiinie  VaDia'ßremona 
be«  Slbriatifcben  «Rc^eS,  bat  (1881)  3168,  als  ©e= 
meinbe  4557  6.,  einen  non  öerjog  ©aleajjo  H.  non 
sJDcailanb  gegen  1460  errichteten  Stqudbutt  unb  einen 
93alaft  (non  ©arbiano  b'ßfte  erbaut),  fe|t  ber  fürftl. 
Jamilie  ©.  »on  SWailanb  gehörig.  &itv  würbe 
Jranj  L  1525  gefangen  gehalten. 

©elgi  oi  öf  o  ( ipr.  belbfcho-),  Sriftina,$ürftin  non, 
ital.Schrif  titellerin  unb  $arrio  tin,  geb.  28. 3uni  1808 
in  SRailanb,  auS  bem  ©efchlccht  2rinul}io  (f.  b.), 
würbe  1824  mit  (Smitio  Varbioni  93.  nermdblt, 
trennte  fid>  aber  halb  non  ibm,  tebte  bann  juerft  in 
SDcailanb,  wo  fie  ben  non  Ofterreich  oerfolgten  ^Ja-- 
trioten  Sd)u^  unb  dtüdhalt  gew&brte,  barauf  in 
$ariS,  non  wo  auS  fie  burch  bie  3t'tf<hriften  «Ga- 
zetta  Italiana»  unb  «Ausonia»  für  3tatienö  Grbc= 
bung  §u  Wirten  fuchte.  1842—43  gab  fie  (anonpm) 
ben  «Essai  sur  la  fonnation  du  dogme  catholique» 
heraus.  !Radh  ^iuS'  IX.  Regierungsantritt  errichtete 
^e  auf  eigene  Koften  ein  «reitornS;  nach  ber  ßin= 
nähme  9tomS  burch  bie  jjranjofen  1849  ging  fie 
nach  bem  Orient,  bis  ihr  1855  bie  SRüdtcbr  in  bie 
Heimat  geftattet  mürbe.  3)ie  Füchte  biefeS  Stufent^ 
baltS  ftnb :  «Souvenirs  d'exil»  (juerft  im  «National* 
neröRentlicht),  «Emina.  Recits  turco-asiatiques« 
(2  93be.,  $ar.  1856),  «Asie-Mineure  et  Syrie» 
War.  1856).  Seit  1858  nerwitwet,  trat  fie  1859 


Digitized  by  Google 


668 


Jöelgifäe  ©ifenboljnen 


nodjmalS  im  r c I i t .  fieben  Italien*  I;etcor ,  inbem 
fie  für  ben  Slnfdjlufe  an  bie  Saoooer  mirfte,  in 
lucidum  ©eifte  ftc  aud)  bie  3«tungen  eltalia»  unb 
« Perseveranza»  grünbete.  Seit  1860  lebte  fte  in 
ÜJtaiianb.  Sie  ftarb  bort  5.  3uli  1871. 

©elgifcfie  (?ifcnbot)ncn.  3n  Belgien,  »oelcbeS 
unter  ben  Sänbern  GurobaS  »uerft  StaatSbabnen 
baute  unb  betrieb,  betrug  bie  £dnge  be3  Gifenbabn-- 
nefceS  1.  San.  1899:  4630  km,  einfdjliefelid)  ber 
Streden  ber  Nationalen  9lebenbabngefellfd)a}t  ie* 
bod)  (1.  Slpril  1899)  6840  km,  fo  bafe  auf  100  qkm 
23,« unb  auf  10000  Q.  10,3  km  entfielen.  SBelgien )tebt 
in  üßejug  auf  ba3  23erbfiltni8  ber  Gifenbabnen  jutu 
^Idcbeninbalt  allen  £änbem  ber  Grbe  ooran.  2)ic 
erfte  Gifenbabn  mar  bie  »om  Staate  auf  ©runb  beä 
©efc&eS  oom  1.  ÜJtat  1834  erbaute  unb  betriebene 
Ütabn  oon  ÜJiedjeln  na*  SSeroierä  mit  Mbjmeigungen 
nad?  ©rüffcl,  Slntroerpen  unb  Dftenbe,  beren  Heil* 
l'trede  ü)ledjeln  =  S8rüfiel,  bie  erfte  ßifenbabn  auf 
oem  europ.  ?veftlanbe  unb  bie  erfte  Staatäbabn 
Guropaä,  bereit« 5.  lUiai  1835  eröffnet  »urbe.  £ urä) 
©efefc  »om  26. 9Rai  1837  mürbe  ber  SBau  einer  S8abn 

A. 


oon  ©ent  nad?  ber  franj.  ©renje  mit  einer  3lbjtoei= 
gung  nad)  J ournai  unb  3n>eiglinien  nad)  Stamur, 
Himburg  unb  fiuremburg  genebmigt.  %m  ÜJfai  1840 
hatte  baä  belg.  StaatSbabnnefc  febon  eine  Slue- 
bebnung  oon  323  km.  SJon  1842  ab  »urbe  ber 
Gifenbabnbau  aud>  ber  ^rioatunternebmung  über 
laffen;  inbeS  mürben  bie  roiebtigften  fiinien  jpäter 
roieber  oom  Staate  erworben;  1897  ift  bie  SBerftaat* 
lid)ung  oon  Sßrioatbabnen  aufgenommen  tvorben, 
junädjft  ber  Okofaen  93elg.  Gcntralbabn,  ber  Sütticb: 
Üimburger,  ber  £üttid}'3Raaftricbter  unb  ber  8lnt= 
merpen  ■  ©enter  Gifenbabn,  aufeeTbem  ber  Strede 
©cnt^Gecloo  ber  ©ent  *  ©rügger  ©afrn.  2>ie  in 
Öollanb  belegenen  Streden  biefer  IBabnen  geben 
an  ftollanb  unb  bie  in  $reufsen  belegenen  ber  t>on 
ber  ©rofeen  SBelg.  ßenrralbabn  betriebenen  2la*en= 
iDlaaftricbter  Gifenbabn  an  $reu|en  über.  Slm 
1.  3an.  1899  tourbe  bie  $abn  J&affelt  s  ÜJlaafeijt 
oerftaatlidjt.  2>a3  Staatäbabnnefc  umfaßte  l.^an. 
1899:  4014  km,  bie  9  $rix>atbabnen  616  km.  3n 
ben  beiben  überfielen  A  unb  B  unb  bie  SB.  G.  unb 
ibre  SBetriebSergebniffe  für  1898  jufammengefteUt. 


3  3s  i 


93c$eid)nung  ber  55 ab  neu 


£flnge 
km 


Bcmerfungen 


I  Staatöbabnen  unb 

betriebe ne  Sahnen. 

1  !  SJom  Staate  birelt  erbaute  Streden  .... 

2  Mx SRedjnung  beä  Staate«  bergeftellte  Linien 
8  Müom  Staate  »urüdgelaufte  ©abnen*.  .  .  . 
4  [  SBom  Staate  betriebene  SBabnen  

Summe  I 

1)  Stretfen:  Brüfid  ^iitrotrpe n,  TOedje In^XcnbrrmoiibrQJf nt« 

Brügge  Eftrnbe,  BrüRrI-£örofn,  9Wetf)etn'£air>en=Xienen* 
£anben>£üttid|=«rrn»e.  BrüRel-£uttre,  BrüflrLIubife» 
5otßnifHRon*,löraineUttomif--eb«rl(couKamucn.f.w. 

2)  Streifen:  Dienen « Xif fl « SRoD ,  Baftognr  ■  ®oii»t)  unb 

*a(laflnf  «rrnjf  (fBilft),  »ratimont-tfbtmat).  laminf«« 
i£rmf ton  *  Hitt)ff ,  «oom  •  He nbfrmoubf  (lermonbf), 
iHoom^obotm,  OfmrUe>8iod)rfort  u.  f.  to. 

3)  etrftftn:  iBrainc  le  Gomtc<<8ctrUbfrgrn  (Orammont)' 

<»fnt,  Iournai--3urbiff ,  Jfcrlbai)««  unb  ttonbrojbabn 

(vutqrn)  ■■  Hrinofrptn 


6i»  btt  lucttion:  BrüRd. 

•  gär  bie  Zamtne«<Sanbrn<Siienba4n  (Zcmiiut» 
Sonbrn  39  km,  KamiQii-«  --  lirnrn  31  km)  gablt  brt 
bf  lg.  6taat  eint  f  rflr  iäbdio^f  Wrntr  »on  7000  gr«.  pm 
Rtlometet.— «nloflf tÄpltot:  24  901  artien  *  soo  ftt«.  — 
19430300,  43943  3|)ro)rntigr  Obligationen  k  30u^r« 
mj  {^ri.,  jufammrn  33  423  000  Qrt*-  *inf 


=s  W975 
Diuibenbe 
ivc  i'tlcs. 


Jjobfn  bie  HtHen  nie  rrtjaUrn;  fie 


ne 
finb 


«erfaßt« 


rbife,  4>e#bot)e«  unb  ttonbroibabn 
xw«£urnnburg,ifdbe  »renie,  «renje 
t,  4>>(1dt  =  i3«nben,  Xurntout.ZU- 


bürg, 
u.  i.  to. 

4)  Streden:  SKoni-SWanage,  2uremburg.i|o>e  ©abn:  Brüffel- 
rj>enii§  («tenie)  mit^Äbjmfigungfn 

"iain,  Antwerpen  «oom! 
Wonoge^SBoDern,  Denberleeun»«»ortriif=«onffe  (»euaif) 
u.  f.  fernet  $epinfter'Spoa;  *lnt»erj>en.»renje 
i5o|d)fn);  £tfr<2urnbout;  gtonbri?cbe8abnen:  5)ennjf. 
fiicbteroelbe» Qeume » Qkenje .  £ofercn«TOoerbeIe=f»af i. 
tfecloo.naae»,  »irnuiben-Wieuport,  anfegb*ia»3nBel. 
ntünftec  u.  f.  to. 


3iamur«»rlon-Stcrpfnid)  («ret 
(SKarloie  refp.  9Rai(pe<£uttid)  u 
xamnu?  xanoen,  went-tot.  u»qt» 


Jöejeidjnung  ber  SJabnen 


II.  ^riöatbal)ttcn. 

Chemius  de  fer  Nord-Beiges  

Sbimap=33abn  

©anb  (®ent):3;erneujen  

^affelt^aafeiit  

£üttid)=3Raaftrid)t  

DJlecbcln-St.  5licola«=Ierneujen  

Societe  anonyme  des  chemins  de  fer  de  la 

Flandre  occidentale  

Iamerg=Gmbrefin  (fiolalbabn)  

2)enbermonbe  (Iermonbe)=St.  Nicola«  .  .  . 

Summe  II 

1)  8i|  bei  Xiieftion:  «aril. 

etterfen:  TOonJ-DueoB,  Üutticb  Kamur  mit  8»t'flb<»bn 
nac5  Slemane,  »omur^aicet.  «l)arteroi.(lTquflinnel. 

2)  Sit  bet  Direftion:  «tjimap. 

Streifen:  ^aftiere-SKarienbourg  <Dtomignie*  Änor. 

3)  Si(  ber  Suettion:  ttent. 


1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 

8 

ü 


£Ange 
km 


ftob' 

einnabrae 


Betrieb*» 
Sri. 


»r« 


169  IG  774281  1  6148130  !  10626151 


60 
41 
41 

29 
67 

179 
9 
21 


616 


598670 ,  420282 
647632  320707 


179305 
1389500 
1373745 

3582884 
38460 
251226 


173117 
773265 
815545 

2029866  j 
266481 
119582i 


178388 
326925 
6188 
616235 
558200 

1553018 
11812 
131644 


«rrbiltni» 
berl 


36,C3 
70,50 
49,5« 

96,55 

55,« 

59,37 

56,45 

69,29 

47,co 


4)  Si|  ber-Znreftion:  ^aHelt. 

5)  " 


Sic  ber  «deWrbaft :  UütH*. 

£tretffn:£üttid)^andt^inbbooen(SRieberIflnbe),SfltH4. 


24835703  1 10827142  1 14008561  |  43^» 

JJHematle.  Hm  L  3<m.  1899  berfiaatIio)t  unb  i»  ben 

«Je trieb  ber  belgi($en  be*.  nieberl4nbi|o>cn  6taat#babn 

übergegangen. 
f<)  SO»  ber  tirettion:  6t.  Kicolal. 
I)  Sie  ber  Xireftiort:  Brügge. 

Streden:  Brügge . »ortrijf  KetjnAe.Xbielt-Ongdmünfler, 

ttortrtjt^aAebrout,  «ouflflaere'Dpern. 
S)  6i»  brr  Direftion:  »mbreftn. 


Digitized  by  Google 


S3dgijd)e8  3rtftung$foftem  —  SBelgtjcfjeS  #eertoefen 

B. 


669 


Setriebfcrgebnifte  im  %a\)it  1898 


betriebe  ne 
Cfifenbabnen 


^Q^niange  am  Sabresfdjluffe 
Mittlere  93etrieb£länge  .  .  .  . 
Xoppelßleifige  Streden  .  .  .  . 
äetricbSanlaflelapital .  .  .  .  . 

SctriebSmittel: 
Sotomotinen  


km 
» 


3)ampfmagen  

iJJerfonentDagen  

ÖJepdoV  unb  ®üterwagen  

05e  eiftcte  3ugW°meter  km 

^eförberte  5Jerfonen  Jlnjabl 

$e  örberte  ftradjtgüter  t 

«erriebSeinnabme  frei. 

$etrieb«au$gabe   • 

überfcbufj   » 

^erbdltniä  berSIuäg.     Ginnabme  $roj. 
inimabme  für  1  IBernebätilometer  3frd. 
äuSgabe  für  1  SBetriebStilometer  » 
"IJerfonal: 

SBeamte  unb  KngefteUtc  

Untcrbcamtc  unb  Arbeiter  

^erfonal  ju^ammen 


4013,5' 
4003,9 
1462 
1835787085» 

2571 
59« 
4892 
61073 
51426352 
101957734 
33502956 
186244045 
112902679 
73341366 
59,is 
49397 
29411 

10565 
47592 


58157 


616,«* 

616,6 

165 


300 
10 
451 
6537 
5965610 
14524644 
12090071 
24835703 
10827142 
14008561 
43,5 
40280 
17560 

1369 
4299 


5668 


4630,t 
4620,5 
1627 


2871 
69 
5343 
67610 
57391962 
116482378 
45593027 
211079742 
123729821 
87349921 
58,61 
45683 
26779 

11934 
51831 


I  Spürte eite 
a  1,50  m, 

5  Huf  frembrm 
Staotlflfbifte 
liegen  6T  km. 

3  Xabon  auf 
Keubauftreienjc. 
'.'5  355537. 

*  $aruntet  4 
tMtx. 


Tic  ßntroidlung  beo  belg.  StaatSbabnneheS: 


3**t 

Wintere 
Betrieb* 
länge 

km 

einnab>f 

«etrieb*-. 
an«aabe 

Uberfcfinft 

«frbfittniä 
ber  Hu*aabe 
jiirßiniiabme 
*toj. 

in  Xoufenb  ftranfen 

im 

13,4 

369 

169 

100 

53,68 

1840 

334,7 

5  356 

3078 

3  378 

37,47 

1845 

559,8 

19431 

6306 

6115 

60,77 

1855 

652,4 

34  634 

13038 

11566 

51,69 

1865 

749,2 

38  433 

19  761 

18  669 

51,2:, 

1870 

868,7 

43  375 

25  631 

19  744 

56,49 
65,15 

1875 

1966,5 

89  396 

58407 

30  889 

1880 

3784,0 

113  874 

68190 

63684 

59,88 

1885 

3173,1 

119  774 

70055 

49719 

58^35 

1890 

3948,6 

141  359 

84  046 

57906 

59,50 

1894 

3388,6 

153  975 

86538 

66437 

56,57 

1895 

3398,8 

154  467 

90436 

64  031 

58,57 

1896 

3390,4 

160  435 

90757 

69678 

56,59 

1897 

3340/) 

170  413 

103083 

68381 

59,91 

1S98 

4003,9 

191  584 

112903 

78  681 

58,93 

©elgien  bejiht  ein  auSgebebnte«  Sieben«  unb  H  (<  in : 
babnnefc,  roelcbeä  bureb  bie  auf  ©runb  be3  ©cfefceS 
vom  24. 3uni  1885  gebilbete  Societe  nationale  des 
cbemins  de  fer  vicinaux  unter  Beteiligung  ber  ©c« 
meinten,  ber  ^Jroninjen,  beo  Staates  unb  non  $ri« 
naten  erbaut  ift  unb  betrieben wirb.  Slm  15. ',  ui I 1 1885 
unb  15.  Slufl.  beäfelbcn  ^abreä  mürben  bie  erften 
^icbenbabnen  Dftenbe«sJtteuport«5Beurne  (fturneS) 
unb  &ntmerj>en«33oogfrraeten«£urnbout  bereits 
leilweife  eröffnet;  1.  Slpril  1899  maren  97  Sinien 
rjenebmigt.  §ür  »eitere  90  fiinien  ift  baä  fiapital 
fidbergefteUt,  fo  bafe  baä  StebenbabnneH  187  Sinien 
mit  ungefäbr  3755  km  umfaffen  mtrb.  2a-  Jlnlage« 
lapital  für  bie  97  Sinien  (2207  km),  bie  bereits 
1.  Steril  1899  eröffnet  unb  im  SJau  begriffen  maren, 
berechnet  fid?  auf  runb  110593000  frei.,  wovon  ber 
Staat  32,3,  bie  ^Jromnjen  28,8,  bie  ©emetnben  36,2 
unb  ^ribate  2,6  $roj.  übernommen  baben.  2>ie 
Spurmeite  ber  beiß,  SRebenbabnen  beträat  größten: 
teild  1  m  (1828  km),  356  km  1,067  m  unb  23  km 
l , i:r,  m  (normal).  Ter  Betrieb  ift  an  Unternehmer 
t>crpad?tet.  XieSetriebSeinnabmen  betrugen  1898  bei 
einer  mittlem  »etriebSlfinge  »on  1644  km  7  890830, 


bie  «SluSgaben  5296804  frei.  —  SJgl.  Sonnen« 
febein,  2>te  Drganifation  beS  belg.  Webenbabn« 
»efenä;  »rdjio  für  ©ifenbabnmefen  (»erl.  1896): 
üHöll,  GncpUopdbie  beS  gefamten  Gifenbabnmefen*, 
93b.  1  (SBicn  1890);  3eitfd?rift  für  Slleinbabnen 
(SBerl.  1899);  Rapport  present6  aux  Chambres 
legisl.:  Chemins  de  fer  etc.  1898  (Brüll.  1899). 

ttelgifrbe*  »cfhtwg^fttftem,  f.  SRaaSbefeftt« 
gungen. 

©elgifcbeö  £ecrtocfen.  Sie  bela.  »Irmee  ift 
grunbfa&licp  »ur  Berteibigung  beS  belfl.  ©ebieteS 
gegen  f einblidpe  Singriffe  unb  jur  3lufreüSterbaltung 
ber  Neutralität  be«  SanbeS  beftimmt,  bie  Belgien 
bureb  bie  feine  Unabbfingiglcit  nerbürgenben  iDläcbte 
auferlegt  mürbe.  $aä  ®efefe  bom3.3uni  1870nebft 
ßrgfinpjngen  t>om  18.  Sept.  1873,  19.  3Jtai  1880, 
3.  Suli  1881,  29. 2tug.  1883, 19. 2)e?.  unb  27. 2>e$. 
1890  regelt  bie  SRefrutierung.  2)ie  Slrmee  ergänjt 
fid)  bureb  freimilligen  Eintritt  unb  buvd>  j&btlicbc 
^(udbebungen  (Studlofung  eines  iäbrlicb  bureb  ©c- 
fefe  berart  feftgelegten  58eftanbe§,  bafe  bie  Hrmec 
eine  Störte  non  ungefabt  100000  URann  erbdlt). 
3iom  20.  Sebendfabre  an  ift  jeber  JBelgier  geftcllungs» 
pfliebtig,  boeb  beforgt  ber  Staat  Steilüertreter  für 
bötbftensJ  1000 3)ie  Sienftpflidjt  bauert  83abre 
im  ftebenben  ^eere  unb  5  3<»bre  in  ber  Kefcrne.  Sie 
iRannfdjaften  werben  auf  unbegreniten  Urlaub  ent= 
laifen  nad?  einer  attiüen  Sienft  jeit  oon :  28  ÜJtonaten 
im  Saufe  ber  erften  3  Sab«  bei  ber  Sinieninfanterie, 
ben  ^dgern  ju  $ufe  unb  bem  Srain,  36  üftonaten 
im  Saufe  ber  erften  oter  ,Vibre  bei  ben  @renabieren 
unb  ÄarabinierS,  3  $alfxen  bei  ber  fteftungSartil* 
lerie,  ben  Specialcompagnien  ber  Slrtillerie,  bem 
®enie«  unb  SBermaltungSbataUlon ,  4  3abren  bei 
ber  gelbartillerie  unb  itaDallerie.  ^m  grieben 
befteben  an  1)  3nfanterie:  4  Sininonen  (®ent, 
Stntroerpen,  Süttidj,  SBrüffel)  mit  je  2  JBrigaben; 
bie  9.  ©rigabe  ift  leiner  $itnfion  jugeteilt.  3<be 
Jörigabe  bat  2  Infanterie«,  bie  7.  jroet  Säger,  bie 
8.  je  ein  3dger=,  ©renabier«  unb  Äarabinierregi^ 


Digitized  by  Google 


67U 


Selgorob  —  93elgrab  (©tabt  in  ©er&ien) 


ment;  jujammen  19  Regimenter  mit  58  altioen 
unb  39  Referoebataiuonen  (232  atttoe,  136  SRe- 
feroe-',  19  Depotcompagnien).  Stätte:  1745  Dfn= 
jiere,  27900  Mann  unb  254  Dienftpferbe.  2)  Äa* 
o aller ic:  2  Dioiftonen  (Brüfjel,  ©ent)  mit  je 
2  Angaben;  bie  1.  bat  2  ©uiben«,  bie  3.  jtoei  3äger=, 
bie  2.  unb  4.  je  j»ei  2ancierregimenter,  jufammen 
8  Regimenter  mit  40  aftioen  unb  8  Depote3ta= 
bronS,  304  Dffijieren,  5762  SWann  unb  5528 
Dienftpferben.  3)  «rtillerie:  4  grelbartilleric: 
regimenter  mit  12  fabrenben  unb  2  reitenben  äb* 
teuungen,  jufammen  30  attioe,  10  Referoe*,  4  reu 
tenbe  unb  4  Depotbatterien;  5  fteftungSartillerie; 
regimenter  (5.  unb  7.  mit  12,  6.  mit  14,  8.  mit  11, 
9.  mit  9  Stotterten)  mit  58  altioen,  7  Referoe*  unb 
5  Depotbatterien;  au&erbem  4  Sirtilleric  =  Special^ 
compagnien,  nämlid)  1  $ontonier*,  1  ^euerroerfer-, 

1  iltbeiter- ,  1  Büdjfenmadjercompagme,  jufammen 
r>44  Dffijtere,  8214  SWann  unb  2582  Dienftpferbe 
fonüc  204  ©efdjüfcc.  4)  ©  enie:  1  Regiment  ju  3 
altioen  unb  1  Referoebataiüon,  jufammen  12  attioe, 
4  Referoe»  unb  1  Depotcompagnie;  ferner  5  @enie= 
Speäalcompagnien,  nämlich  1  ^elbtelegrap^ens  1 
geftungätelegrapfjen*  unb  {JeuenoerlS:,  1  ©fen= 
balm«,  1  fteftungSpontonier:  unb  1  Srbeitercom* 
pagnie,  jufammen  146  Dffijiere,  1703  SDlann  unb 
39  Dienftpferbe.  5)  2rain:  1  Regiment  mit  7  6om= 
pagnien  unb  1 Depotcompagnie,  jufammen  29  Offi- 
ziere, 455  ÜJtann  unb  331  ^jerbe.  Der  ©eneralftab, 
oanität3=  unb  BerwaltungSbienft  umfaßt  639Dffv 
jiere  unb  963  SJlann  mit  309  gerben,  bie  @en 
barmerie  64  Dffijiere,  2819  SJlann  mit  1815  $fer= 
ben,  bie  griebengarmee  3471  Dffijiere,  47816  2Jtann 
mit  10858  Werten  unb  204  ©efdjü&en. 

Sluf  Ä  r  i  e  g  S  f  u  fj  formiert  bie belg.  Ärmee 4  Slrmee= 
bioifionen.  3"m  ©rojien  Hauptquartier  treten  bie 
tfifenbabneompaanie,  bie  (Eompagnie  ftelbponto* 
niere,  1  Settion  tfelbtelegrapbiften,  1  2rainbetad?e* 
ment,  1  Sanitätöbetacbement  unb  1  BertoaltungS: 
betadjement.  DieSlrmeebioifionen  befteben  jebeauS 

2  ^nfanteriebrigaben  unb  jäblen,  bie  erfte  lue-  britte 
je  4  fiinieninfanterieregimenter  (12  Bataillone)  unb 
1  Äarabinierbataiüon,  bie  eierte  8  3äger*  unb  1 
©renabierregiment  fotoie  1  Äarabinierbataillon,  ju- 
iammen  52  Bataillone,  än  Äaoallerie  roerben  jeber 
$rmeebioifion  2  @Slabron8,  an  gelbartiOerie  1  Res 
giment,  an  ©enie:  unb  Jraintruppen  je  1  Sompagnie 
zugeteilt.  Slu&erbem  gebören  ju  jeber  Diotfion  nodj 
1  BcrroaltungScompagnie,  1  3"g  Sdbtelegrapbie, 

1  Berpflegunaäabteilung,  2  Artillerie*,  2  Snfanterie' 
HUunition^lolonnen,  1  ftublJatt,  1  Abteilung  ©enie» 
part  unb  1  Sanität8folonne,  2  fliegenbe  $elblaja= 
rette,  2  ^ßrooianttolonnen.  Die  ntebt  ben  9lrmec= 
bioifionen  überroiefenen  32  ßSlabronS  (2  ©uiben-, 

2  3äger*  unb  4  Sancierregimenter  ju  je  4  Q*ta 
bronS)  treten  mit  4  reitenben  Batterien  ju  ben 
mobilen  2  Äaoalleriebioifionen,  oon  benen  jebe2 
Briaaben  enthält ;  aufeerbem  wirb  jeber  ÄaoaUerie» 
bioifion  1  Srainbetadjement,  1  Artillerie  >  9Huni= 
tionStblonne,  1  BertoaltungS*  unb  1  tamtät3= 
betacbement  jugeteilt.  geftungStruppen:  jur  mobi* 
len  Berteibigung  »on  »ntroerpen  1  Diotfion  (5.), 
toeldje,  aufcer  benoerfdnebeuen  6perialbienften  jeber 
Armeebioifion,  auS  2  3nfanteriebrigaben  (4  Refer»e= 
Snfanterieregimenter  mit  9  Referoebataillonen),  4 
«SfabronS  Kavallerie  unb  6  fabrenben  Batterien 
ftelbartillerie  beftebt.  ftür  Sütticb  unb  für  Ramur 
1  aftiweS  Infanterie re giment  ju  3  Bataillonen,  2 
fabronS  Äaoallerie  unb  bie  erforberlidjen  Special» 


bienfte.  <5ierju  fommen  nod;  an  eigentlioben  ac- 
ftunggtruppen  15Referoe=3nfanterieregimenter  mit 
jufammen  30  Bataillonen,  5  ^eftungSartiUerieregi 
menter  unb  12  ©eniecompagnten ;  ferner  1  o  eitung*- 
telegrapben»,  1  ^euertoerlSs,  1  ^ontonier;  unb  eine 
halbe  Slrbeitercompagnie  unb  bie  Specialbienfte. 
Die  Grfa&truppen  umfaffen  19  Infanterie-,  8  Ra- 
oanerie»,  4  $elbartillerie= ,  4  geTtungSartiUerie:,  1 
Zxain-  unb  1  ©enie-Srfa^abteilung.  Die  ~ 
l'tdrte  fteUt  f»d?  (18%)  folgenberma&en: 


Beftimmung 

SRann 

Dbntommanbo,0rncral' 
fiab,  H<f  rroaltungi»  unb 
6anitSt<tmpprn  *  .  . 

^nfantfrie  

Hrtillertf  

«tni<  

Xtaln  

SM 
2010 
344 
695 
IM 
80 

sm 

M41t 
8SJS 

»14t 
1409 
5370 

TT» 
40S 
8  901 
8  514 
1» 
7  48V 

41^3 

138  06« 

26  807 

*  8U  Srrtoaltunfli«  unb  6anüätlrnq>Ben  ar^ätrn: 
3nt^n^antur„Sablm^iftfr,l8fT»Qltun84rrupp^,li^otbfffT^l^jff 
unb  ertrnnärbirnß.  —  Tie  yabl  brt  •rfd)ü»c  beträgt  340. 

DaS  Tiebrlate^etrebr  M  89  (7,6.-,  mm),  Softem 
Käufer,  ift  feit  1895  eingeführt,  au|erbem  ein 
Reooloer  OTobell  Raaant;  bie  gelbartillerie  fübn 
Äruppfdje  ©ufeftablgeid)ü|e  (b"  fabrenben  ©arte» 
rien  »on  87  mm,  bie  reitenben  oon  75  mm  Äaliber). 

3ur  Heranbilbuna  oon  Dffijieren  unb  Unteroffi- 
üeren,  für  bie  HuSbilbung  ber  Gruppen,  bie  &er- 
ftellung  oon  ÄriegSmatertal  u.  f.  ro.  befteben  eine 
böbere  unb  niebere  ffricgMdjule ,  «n«  Äabetten= 
febule  (1897  eröffnet),  Qnfanterielebrfdjule,  £el^ 
pionierbienftfdjule ,  bie  ^upidenfcbule  für  ämber 
oon  3Jlilitärperjonen,  Äaoalleriefdjule ,  ftedjtfdjuie, 
Sd?iefefd)ulen,  eine  %tmt\ß-  unb  eine  ©ejd>ü$f abril. 
Da*  f>eere*bubget  betrug  1895:  47211718  gr*. 
50Sent.  —  SJgC  Rouen,  L'armee  beige  ;  erpose 
historique  de  son  Organisation  (Brüff.  1896);  ^eria, 
La  Belgique  militaire  ($ar.  1900). 
©clgorob,  f.  Bjelgorob. 
föelgrftfe,  ferb.  Beograd  (fttoeifee  Burg»),  türf. 
Dar  ul-  Dschihad  («Stätte  beä  Religion«tnege*»), 
ungar.  Nandor  Fejervar,  ^aupt*  unb  Reftbenj» 
ftabt  bcS  Äönigreicb*  Serbien,  liegt  unmittelbar  am 
Cinflufe  ber  400  m  breiten 
Saoe  in  bie  bi«  750  m  breite 
Donau,  auf  bem  rechten  Ufer 
beiber  ^lüffc  unb  bat  febr  rer* 
änberlicbe*  Älima  mit  fdjrof^ 
fen  Übergängen,  im  Sommer 
bis  40°  C,  im  Sinter  bis 
— 20°  C.  Da«  SBeidjbilb  wm 
fafet  10,«  (im  engern  Sinne  4) 
qkm  mit  6328  Käufern.  Die 
Beoöllcrung  nimmt  ftart  ju  unb  betrug  1884: 
26651,  1890:54458, 1895: 69115  (34455  männl., 
24660  toeibl.)  6.,  barunter  49220  @ried?ifaV,  5843 
RBmifaVJtatbolifdbc  unb  3097  3Sraeliten,  1898: 
59259  6.  Die  2!tebrjabl  fmb  Serben,  baneben 
Serbo^lacebonier,  ©rtedSen,  3injaren  unb  roenig« 
Deutfd)e,  6jed>en  unb  Ungarn.  B.  beftebt  au* 
Leitung  unb  Stabt. 

Die  geftung  jerfdQt  in  jtoei  %t\\t,  bie  obere 
auf  einem  gegen  bie  Donau  fanft,  gegen  bie  Saoe 
febroff  (47  m)  abfallenben  Bergrüden  gelegen,  bat 
eine  alte  Ummallung  mit  ©räben  unbSPtauern  gegen 
2B.  unb  S3B.,  ein  bafrionierteS  ^orntoerl  mit  Ra= 
oelinS,  gegen  S.  3nfanterielafemen,  bie  1862  er» 


Digitized  by  Google 


ödgrab  (©tabt  in 

baute  Äommanbantur,  93ertt>altung«gebdube,  flafe* 
matten  für  5—600  Sträflinge,  einen  93runnen  mit 
300  eteinfrufen  unb  ba«  ©rabbcntmal  be«  1683  biet 
erbrofielten  ©rofew e \\ xi  Äara  Muftapba.  lI  ie  untere 
ftung  beftreicbt  beibe  ftlüjfe,  entbdlt  eine  Kaferne, 
agajine  unb  bie  6t.  Stofatienlirebc  am  Hufftieg 
jut  obern  ^eftuna. 

$ie  Stabt  jerfdQt  in  6  93ejirte  (Äoart«): 
1)  Shmapftt  Äoart  (türt.  Dortiol),  ber  ftcftung  ju= 
näcbft  auf  ber  5)onaufeite,  epemal«  Stflrtenftabt, 
3ubemriertel  unb  SBobnplafc  ber2)onaufif(ber,  je&l 
ganj  neu  bebaut,  mit  fdjönen,  breiten  Strafen,  unter 
ibnen  bie  Shifcbanftrafee,  mit  bem  fiebrerfeminar 
St.  Saoa,  ben  ©ebduben  mebrerer  ©efanbtfcbaf' 
ten  unb  be«  9toten  ftreu)e«,  grofeen  3)ampfbäbern 
unb  bem  einjigen,  gut  erhaltenen  türt.  93etbau$ 
< Dzamija).  2)  93aro«ti  ilvaxt  enthalt  bie  1842  er< 
baute  Wetropolttantatbebrale  mit  bem  1882  reno= 
vierten  $auptaltar  unb  ber  ©ruft  ber  Familie  Dbre- 
nottntf db ,  bie  prot. ßirdje  unb  Sebule,  bie  öodjfcbule 
am  gro&en  $lalj,  ba«  (Srjbenrmal  be«  prften 
JNicbael,  ba«  Ibeater,  bie  $oft,  bie  Hationalbant, 
grofce  0efcbdft«bäufer,  Äaufldben  unb  Getelo. 
3)  ©aofti  Äoart  (im  93olle  Savamala  genannt)  am 
Sat>eufer,  mit  bem  £ampferlanbung«pla&e,  bem 
&auptjollamt ,  bem  93abnbofe,  ber  Äönigl.  2;abat* 
f abrit  unb  ben  ^etroleumlagern  be«  dürften  ©aga* 
riru  4)  Jerajifti  Äoart  auf  bem  93ergrücten,  ift  breit 
angelegt,  entbdlt  ba$  fönigl.  Malaie,  bie  meiften 
Mmifterien  unb  bie  ©arnifontirebe.  5)  93rafarfli 
Ät>art  mit  bem  neuen  Stabtteile  unb  6nglcjooac 
(engl.  6tabtteil),  natb  einem  ©ngldnbet  genannt, 
ber  bie  meiften  öäufet  bort  gebaut  unb  fpdter  per* 
tauft  bat,  entbdlt  ba«  Jinanj*  unb  ba?  33auten* 
minifterium,  jab. treibe  Militäranftalten,  mehrere 
©efanbtfcbaft«botel«  unboiele  oillenartige  ©ebdube 
mit  großen  ©artenanlagen.  6)  9Jalilulfli  Äoart 
mit  ber  dlteften  Äird)e  ber  6tabt,  6t.  SKareu«, 
^riebbofen,  Äafernen,  ben  tönigl.  3ud)tftallungen, 
bem  SJürgerfpital  unb  ber  !atb.  (öfterr.)  6<bule. 

93ertoaltung.  93.  wirb  bureb  einen  Bürgers 
meifter  (©ebalt  10000  ftr«.),  7  ©emeinberdte,  5  Se> 
tretdre  unb  32  unbefolbete  ©emeinberdte  unb  8b* 
georbnete  »ermattet,  ftür  bie  6icberbeit  forgen  80 
8cfcuhleute  unb  120  (Beroölberoäcbter.  Tic  ^euer* 
mehr  jählt  25  Sprifcen  unb  SBagen,  50  anaeftellte 
unb  80  freiwillige  fteuenoebrleute.  2>ie  neue  2Baff  er- 
leitung  unb  bie  elettrifcbe  93eleucbtung  fmb  vollen* 
bet.  2)ie  6tabt  bat  1 2JUU.  $r«.  6<bulben;  bie  Gin» 
nabmen  beftepen  in  6teueT}ufcbldgen  unb  9?erjeb* 
rungäabgaoen. 

SBebörben.  93.  ift fteftbenj be«  Äönig«  unb  Sifc 
ber  bödjften  SRegterungäbebörben  unb  ©eriebte  be« 
ganbe«,  eine«  ©rjbif  d>of  «,  be«  Sßrdfetten  mit  6  Unter* 
prdfetten  unb  250  ©enbarmen,  eine«  fteftung«*  unb 
3)voifion«tommanbo«,  anberer.  militär.  93eb&rben 
unb  ber  Vertreter  aller  fremben  1H Ad? t c. 

93ilbung«<  unb  93erein«toefen.  93.  hat  eine 
fönial.  öodtfcbule  in  einem  1861  ton  Äapetan  Wxia 
flnaftafijeoif,  einem  reiben  Äaufmanne,  gefd>entten 
(Bebdube,  mit  pbilof jurift.  unb  teebnifeber  ^afultät 
(46  ^rofefjoren,  480  6örer)f  3  ©pmnaften,  1  9deal= 
idnile,  1  iebrer*  unb  1  geiftlicbe«  6eminar,  eine 
'JJlilitdra!abemie,  eine  höhere  9Rdbd?enfcbule  foroie 
6  Änaben»  unb  6  9Wdbcfccnfcbulen.  ?lucb  befteben 
bie  »tabemie  ber  5Biffenfd>aften  (feit  1886),  bie  ©e* 
lebrte  ©efeUfdjaft  (feit  1842),  bie  ^ationalbibliotbel 
(80000  5bdnbe),  ba«  ^ationalmufeum  mit  jablrei« 
d>en  f  erb.  unb  ungar.  Ältertumern  unb  ba«  National« 


Ungarn)  —  ©diät  671 

tbeater (850  &  v> c ) .  ?l u  e  r Zum-  unb 6d>ü|engef eD ■ 
fdjaften  mirten  »obltbdtige  Vereine  (3Rote«  Rreuj) 
unb  eine  Sreimaurerloge.  Än  3titungen  erfajeinen 
10  politifcbe.  8  tianbel«*  unb  meiere  ^ac^blfitter 
forote  4  für  fiitteratur  unb  Äunft. 

fjnbuftrie  unb  fjanbel.  3)ie  ^nbuftrie  ift 
uidn  bebeutenb.  Q$  giebt  4^Dampfmüblen;  1  fieber< 
f abrit,  1  2ud)f abrit,  10  3)nt(tereien,  6  3i«flfl««n, 
2  6piritu«brennereicn,  2  Brauereien,  1  ©ie^erei, 
l^utfabrit.  S5eri>anbel  ift  lebhaft;  ertermittelt 
oie  einfubr  öfterr.  (Srjeugniffe  unb  bie  3tu«fubr 
ber  Stobprobutte  für  ba«  ganje  £anb.  6«  giebt 
5  93anfen,  Filialen  oon  3  9krfid>erung«gefeQf<baf» 
ten  unb  1  fianbel«*  unb  ©eroerbetammer. 

Sertebr«mefen.  93. liegt  an  ber fiinic  93.*9tti dj 
(244  km)  ber  c erb.  Sifenbapn  mit  2lnjd?lufe  an  bie 
Cinie  ykibavejt^  Jhereüovel:  3 emiin  ber  Ungar. 
6taat«bapnen.  ^m  Innern  ber  6tabt  bienen  320 
diäter,  eine  Ererbe  bahn  unb  eine  elettrifd)e  93abn 
bem  i'crfebr,  2!elepbonoerbinbung  bejteht  nur  )mi* 
f  eben  ben  93eb  ßrben.  3)er  6d)iff  «oertebr  auf  ber  6aoe 
unb  3)onau  ift  lebbaft.  «Reben  ber  $onaubampf* 
fd?iffabrt^gcfeUfd>aft  entftebt  ein  f  erb.  Unternehmen. 

Umgebung  unb  93ergnügung«orte.  93e* 
liebte  ^romenaben  bilben  ber  6tabtpart  (Kali 
megdan)  unb  5  km  im  696.  ber  tßnigl.  $art 
Joptfdjiber  (Slrtillerietbal),  ju  bem  bie  elettrifcbe 
ctrafccnbalm  führt,  mit  bem  Vanbbauie  be«  erften 
dürften  3)Jilofcb,  einem  Dbcliglen  jur  Erinnerung  an 
bie  öOjdbrige  93efreiung«feier  1865  unb  einem  üer* 
garten,  in  bem  1868  gürft  SKicbael  ermorbet  »urbe. 

@  e  f  d?  i  cb  t  e.  6cb  on  )ur  rem.  3eit  tu  a  r  bie  6tabt, 
bamal«  Singidtmum  genannt  unb  jur  $rooinj 
Obermbften  gebörenb,  6tanbauartier  einer  Segion. 
3m  Mittelalter  mirb  fie  Alba  graeca  (beut] d?  «©rie= 
dpif cb'SÖeifeenburg»)  genannt.  93om  7.  bi«  9.  Sabri). 
gebörte  fie  ben  3loaren ,  im  10.  ben  Bulgaren \.  im 
11.  unb  12.  3abrb.  ftanb  fie  mieber  unter  ber  htxx- 
febaft  be«  bpjant.  ftaifer«  unb  litt  1241  unb  1242 
febr  unter  ben  93ermüftungen  ber  Mongolen.  %m 
14. 3abrb.  mar  93.  im  93efi*  ber  Serben.  »I«  ungar. 
©renjfefte  (feit  1433)  ging  fie  nacb  meb,rfad)en  glüd= 
lieben  Serteibigungen  29.  aug.  1521  an  bie  Jürten 
unter  Suleiman  IL  oerloren,  benen  bie  3)eutfcben 
unb  ßfterreidjer  Tie  oorübergebenb  1688  unter  6ma= 
nuel  Pon  93apern  unb  1717  uacb  bem  6iege,  ben 
^Jrinj  Gugen  bei  93.  mit  40000  Mann  über  ba« 
breimal  fo  ftarte  türt.  ©ntfafeb«^  erfoebt,  mieber 
abnabmen.  tyboä)  fdjon  in  bem  18.  Sept.  1739  )u 
93.  abgefcblojfenen  ^rieben  fiel  93.  felbft  mit  einem 
grofeen  Seil  Serbien«  »ieber  an  bie  Sürtei  jurüd ; 
1789  mürbe  e«  noeb  einmal  pon  ben  Cfterreicbem 
unter  fiaubon  erobert.  3"foIfle  ber  ferb.  (hbebung 
(f.  Serbien,  ©efebiebte)  im  anfange  be«  19.  ifabrb. 
rourbe  93.  J&auptftabt  beö  neu  begrünbeten  3ürften= 
tum«,  mähre  n  b  bie  ^eftung  in  ben  6dnben  ber  93f  orte 
blieb,  bi«  lektere  1867  auf  biplomat  SBege  ge* 
nötigt  würbe,  aud)  biefe  aufzugeben,  naebbem  1862 
ein  türt  Äommanbant  jum  6<bu|e  einer  türt.  S?o« 
lonie  bie  offene  Stabt  bombarbiert  batte. 

iöclgrab,  Stabt  in  Ungarn,  f.  5tarl«burg. 

©clgrano,  nörbl.  9Jorftabt  oon  93ueno«*Jlire5 
(f.  b.). 

©elgrautö  (fpr.  -ßrebmia),  oornebmer  Stabtteil 
ConbonS,  im  SBejtenb,  jmifeben  6obepart,93rompton, 
SBeftminfter  unb  Gbeliea  (f.  $lan:  3nner*£on> 
bon,  beim  Slrtitel  fionbon). 

©eltal  (bebr.,  «9Iicbt3roürbigleit»,  «93erberben»), 
in  2  Äor.  6, 15  (93eliar)  flame  be«  Teufel«. 


S 


Digitized  by  Google 


672 


93elice  —  ©eH  («ctort) 


©elice  (fpr.  -lil?tfc^c;  im  ältertum  6ppfaS), 
3lup  im  toeftt.  Seit  oon  Sicilien ,  entfprtngt  auf 
Den  Kerpen  ju  blieb  oon  Palermo,  Riefet  in  fübfüb; 
meftl.  'Hut  tu  im  na*  82  km  langem  Saufe  füböftlid? 
von  ajiajjara  in  baS  HJlittellanbifcbe  ÜJletr. 

^cltcjaQ  (fpr.  bflijat),  %ul  oon,  ungar.  Rom- 
ponift,  geb.  10.  äug.  1835  in  flomorn,  mar  ux- 
fprüngltd?  3"fl<nie"1^  toanbte  fiA.  früb  ber  SJtufif 
;:t,  ftubierte  1868  —  70  in  SBien  unb  ging  1871 
nad)  33ubapeft,  mo  et  fid)  bet  ©unft  fiifjtS  erfreute. 

1888  mürbe  er  ^rofeffot  ber  ÄompofttionSlebre  an 
ber  Rönigl.  2Rufitatabemie  unb  ftarb  1.  9Rai  1893 
in  33ubapeft.  Seine  flompofitionen  umfaffen  Äam= 
metmufitroetle,  eine  SWejfe,  fiieber,  fllaoterftüde, 
eine  Suite  de  Bai  unb  jmei  Sinfonien  (D-moll  1891, 
A-dur  1892).  Sud;  fdjrieb  er:  «Elmäleti  es  gyakor- 
lati  zene  szerzes-tan»  (JbeoretifoVprattifdje  Horn- 
pofitionSlebre,  93b.  1,  93ubapeft  1891;  auf  5  53be. 
beredjnet). 

SBeli  Xinfa,  f.  2Jhiefatellermeine. 

*8  cl  ibur,  33ernarb  <joreft  be,  franj.^ngenieur  unb 
©eneral,  geb.  1698  in  Katalonien  als  Sobn  eine« 
franj.  DfpjierS,  ftubierte  2Hatbematil  unb  »urbe 
an  ber  neu  erridjteten  Ärtillericfcbule  ju  2a  ^ire  $ro= 
fcjfor;  er  ift  ber  93egrünber  beS  mobemen  Seinen» 
friegeS.  Siadjbem  er  feine  Sßrofeffur  aufgegeben 
batte,  mad)te  er  als  Cffijier  mehrere  Selbjüae  mit, 
mar  1744  mit  bem  ^rinjen  pon  Gonti  in  Italien 
unb  1745  in  ben  Stieberlanben,  »o  er  megen  feiner 
Uerbienfte  bei  ben  Groberungen  oon  (ibarlcroi  jum 
Dberft  beförbert  mürbe.  SRadjbcm  er  1758  Sirettor 
beS  SlrfenalS  unb  balbbarauf  33rigabier  unb  ©eneral* 
tnfpeltor  ber  SRinierer  geworben  mar,  ftarb  er  ju 
L'arU  8.  Sept.  1761.  93on  feinen  ÜBerten  ftnb  hev 
uorjubeben:  aCours  demathematique  a  l'usage  de 
rartillerie»  (1725),  «La  science  des  ingenieurs» 
(1729),  «Le  bombardier  francais»  (1731),  «Traite 
des  fortifications»  (2  S3be.,  $ar.  1735),  «Arcbitec- 
ture  hydraulique»  (4  33be.,  ebb.  1737—51).  83er= 
mtfdjte  ®er!e  33.*  über  bie  33efeftigungäfunft  unb 
Artillerie  ftnb  oon  Sdjneller  inS  2>eutfd?e  über: 
tragen  (33raunfd)m.  1769). 

SBcltmarfotottfcf),  Sooan,  ferb.  ©eneral,  geb. 
1828  in  33elgrab,  erbielt  eine  ärünbltd)e  militdr. 
3$orbilbung,  tum  Seil  im  preuf}.  öeere,  mar  $rc 
feffor  an  ber  93elgraber  flriegSfdnile,  bann  SDlajor 
beS  ©eneralftabeS  unb  1868—73  ÄriegSminifter; 
tiefe  Stellung  foll  et  eigennü&ig  ausgebeutet  baben, 
roaS  ibm  eine  xlnllage  oon  bet  Stupfd?tina  smog; 
jebod?  erfannte  eine  ad  hoc  eingefefcte  ncttcrlicDc 
tfommiffion  auf  feine  ^reifpredjung.  $n  ben  Kriegen 
1876—78  jeidjnete  ftcb  93.  als  ©eneral  befonber* 
bei  bet  Cinnabme  oon  9Ufd)  aus,  ©erliefe  1880  als 
liberaler  aus  Unjufriebenbeit  mit  bem  Regime  ber 
^ortfdjrittspartei  ben  attioen  Sicnft,  mürbe  aber 

1889  bei  ber  Slbbanluna  beS  ÄönigS  2Jttlan  oon 
tiefem  neben  SfUfttf  unb  qkotic'  jumyleid>Sregcnten 
für  ben  minberjdbrioen  fiönig  Slleranberl.  ernannt, 
jeboeb  13.  »pril  1893  burd)  ben  StaatSfrreid? 
AleranberS  feine«  Slmtc«  entfefct. 

©elitiffiL  ruf}.  Äritifer,  f.  93ielinftvj. 

Öelifono,  ber  178.  ^lanetoib. 

tteltfar,  Hibben  be«  bpjant.  Kaifer«  3ufti-- 
nian  I.,  Don  unbefannter  f>erfunft,  geb.  um  505 
n.  Sbr.,  biente  anfangs  in  ^uftinianS  £eibmad>e 
unb  marb  nad?  feinen  erften  9Baffentbaten  im  perf. 
Äriege  jum  gelbberrn  be«  DftenS  erboben.  211$ 
f oldjer  befdmpfte  er  Äönig  Hbo«"»  L  mit  ©lüd,  bis 
ein  am&erfolg  93.8  ben  ftetS  miBtrauifdjen  Äaifet 


beftimmte,  93.  gegen  (Snbe  beS  ^.  531  nad)  93p$anj 
»urüdjurufen.  öier  rettete  er  532  bei  bemStifaauf- 
ftanbc  (f.  b.)  bem  Aaifer  Sbton  unb  Seben.  Satauf 
nad)  Jlfrila  gegen  bie  93anbalen  gefanbt,  lanbete  33. 
bafelbft  533  mit  15000 SRann,  befiegte ben  Honig  ®c 
limet  534  unb  nabm  ihn  gefangen.  536  feftte  et  \uv 
Gtoberung  beS  Dftgotifd?en  SleidjS  nad)  Untetitalten 
über,  eroberte  Neapel  unb  gemann  2)e  j.536  aud)  9iom . 
6ier  oon  ben  ©oten  eingef d?loffen,  hielt  et  fid)  ein 
Jabt  lang,  bi«  jene  felbft  bie  93elagerung  auf boben. 
B^iftigletten,  bte  jmifdpen  ibm  unb  bem  im  Juni  538 
mit  einem  .üUfc-becr  naa)  Italien  gefanbten  Warfes 
(f.  b.)  ausbradpen,  oerbinberten  bte  ßntfegung  beS 
ju  93pjanj  übergetretenen  3RailanbS,  baS  Hnfang 
589  oon  ben  ©oten  erobert  unb  jerftört  mürbe;  auf 
fein  betreiben  mürbe  bann  9tarfeS  abberufen.  SllS 
bie  in  JRaoenna  (539)  bart  bebrängten  ©oten  93.  bie 
Öettfdjaft  über  Italien  anboten,  ging  er  fdjeinbar 
barauf  ein,  bemdebtigte  fi*  )u  Slnfana  beS  ^.  540 
ber  Stabt  unb  nabm  fte  für  ben  .Haner  in  33efiB- 
9lod)  ebe  et  jebodj  bie  feinblidjen  Sdjaren  in  Dberita^ 
lienbefi  egen  Ionnte,marber  »on^uftinian  abberufen 
unb  f  du- 1  e,  ben  ©otenlönig  33itigeS  unb  bie  Dorne bm 
ften  ©oten  fonie  ben  lönigl.  cebah  mit  ftd)  füptenb. 
nad)  Konftantinopel  jurüd.  hierauf  joa  er  541 
gegen  bie  Werfer,  bie  nadj  ber  Eroberung  2lntiod)iac> 
^erufalem  bebrobten.  2c<b  an*  aus  bie  fem  Kriege 
marb  er  Don  bem  miptrauif eben  ^uftinian  Qnbe  542 
jurüdberufen  unb  megen  ber  ^ntriguen  feinet  eiae= 
nen  ©attin,  Slntonina  (f.  b.),  bart  bebanbelt.  »I* 
bie  ©oten  untet£otilaä  fut  Italien«  Don  neuem  be- 
mächtigt batten,  mutbe  33.  544  miebet  gegen  tiefe 
gejanbt.  Jrofe  feiner  geringen  Streitfrdfte  mupte  er 
ficb  5  oabre  lang  gegen  biefelben  ju  balten,  ja  e* 
gelang  ibm  fogar,  neb  547  9lomS  ju  bemd(ptigen. 
S)a  ibm  treu  aller  33itten  ber  Jtaifer  feine  >?ilfe 
fanbte,  ©erlangte  er  dnbe  548  feine  3urüdberufuna, 
unb  Warfes  marb  fein  9lacbfolger.  559  rettete  33. 
noeb  einmal  baS  iHcicb,  inbem  et  bie  öunnen,  meldbe 
bie  3)onau  überffbritten  unb  felbft  bie  £auptftabt 
bebrobten,  mutig  jurüdbrängte. 

Jrop  feiner  93erbienfte  mürbe  33.  im  2>ej.  562 
ber  Jeilnabme  an  einer  93erfd)mörung  befdjulbigt 
unb  feiner  fflürben  unb  ber  ^reibeit  beraubt.  3»«r 
erlangte  er  im  $ul\  563  leine  g"ibeit  roteber, 
ftarb  aber  balb  barauf  13.  9Rfir}  565.  Sage  unb 
&id)tung  baben  bie  ©efd?icbte  33.S  fpdtet  Dielfadb 
entftellt.  91ad?  SjeheS,  einem  bpjant.  Scbriftftellet 
be«  12. 3abtb.,  foll  33.  Dom  ©efdngniS  aus  bie 
9Jorübergebenben  angcfproa>en  baben:  «@ebt  bem 
33.,  ben  bie  Üugenb  erboben,  ber  5Reib  unterbrach 
bat,  einen  DboluS.»  Gbcnfo  ftellen  mittelgried?. 
33ol(Sbicbtungen  feit  bem  15.  ,Vibrb.  93.  als  einen 
blinben  33ettler  bar.  So  erfd)eint  et  aud)  bei 
3Karmontel  in  feinem  Sloman  «Belisaire».  So* 
gebeult  biefer  llmftjnbe  lein  gleidjjeitiger  ©efd)icbt= 
{ebreiber.  Sie  franj.  SRalerfcbule  betebäftigte  fid> 
öfters  mit  biefem  Sb«n»a/  J-  33.  Saoib  unb  bellen 
Sdjülcr  ©Cratb  lieferten  einen  33linben  33.  33.* 
©efAicbte  mutbe  uon  (?.  oon  Sdjenl  ju  einem 
Jrauerfpiel,  oon  Sonijettiju  einet  Dpet  benu&t. 

»eliäe  (fpt.  belltbS),  f.  93ritif4^onbutaS. 

^cljaf ,  flomen.  9lame  ber  Stabt  33illa<fc  (f.  b.). 

»elta  (el:93elta),  Sanbfcbaft  $aldftinaS  (f. 
Äarte :  $  a  1  ä  ft  i  n  a )  im  Dften  beS  3orbanS,  jmif  eben 
ben  Slüffen  9labr  ej'3«^  (3abbol)  unb  9öabi  eh 
WobfAib  (Simon),  ^auptort  ift  Salt  (f.  b.).  Cftlicb 
baoon  eine  6o*ebene,  bie  trefflidien  SBeijen  trdgt 

^öcll,  Slcton,  [,  93ronte. 


Digitized  by  Google 


«eU  (SUeyanber  &xai)am)  —  iöeü  (Robert) 


673 


©eil,  Slleranber  ©rabam,  $t>pfiotoß, 
3.3Jldrj  1847  in  Gbinburßb,  ftubierte  bafelbft,  ßinß 
1870  nad?  Ganaba  unb  würbe  bann  9Jrofe|for  ber 
^bofioloßie  bet  öpradjwerfjeuße  in  93ofton.  93. 
bemübte  ftcb  feit  1872  ein  fpredjenbe*  2elepbon 
(f.  b.)  berjuitellcn.  6ein  erfteS  patent  in  Slmerita 
batiert  Dom  6.  SlprU  1875.  93.  erf  anb  1880  im  93erein 
mit  Sumnet  Saintet  aud?  ba*  $b.  otopbon  (f.  b.). 

©cD,  Slnbtew,  fdjott.  ^dbaßoß,  ßeb.  1753  ju 
6t.  Slnbrew*,  ßinß  al-:-  ©eiftlidjet  ber  >> c d  tirdj  e  erft 
nad)  bem  brit.  Slmcrila,  fpdter  nad?  ÜJlabra*  in 
Cftinbien,  wo  er,  feit  1789  al*  Äaplan  gu Jftort 
St.  ©eorße  unb  ^rebiaet  bei  bet  JHrcbe  6t.  ÜJtarp 
anaeftellt,  ben  Unterriebt  in  bem  Stfpl  ber  Militär: 
waifenlnaben  übernahm.  Jener  fanb  er  93eranlaffunß, 
bie  bereit*  in  ben  febülerreieben  SPlifftonsfcbulen  für 
flinber  ber  GinbeimifAen  angewanbte  SDletfcobe  be* 
fleßenfcitißen  Unterriebt*  (f.  ©eil  *  Sancafterfcbe* 
Unterriefct*fpftem)  fennen  ju  lernen  unb  weiter  au** 
jubilben.  9)om  1.  3uni  1795  an  würbe  bie  6cbule 
ju  ÜJIabra*  eingiß  von  Scbülern  felbft  ßebalten.  2)a 
er  nach  feiner  SHüdfebr  bie$offnunß,  tue  :Keßieruna 
für  ba*  «Unterrieb  t*fü|"tem  »on  2Jlabra*»  ju  interef« 
fteren,  jundebft  niebt  tn  Grfüllunß  ßeb.en  fab,  joß 
er  fieb  auf  ba*  fianb  jurüd,  übernabm  aber  fpdter 
bie  Grridjtunß  unb  üeitunß  jablreidjer  6cbulen  feine* 
Spftein*.  93on  1796  an  betleibete  er  eine  cintrdß» 
lidje  s$frünbe  in  ber  SGBeftminfterabtei.  Gr  ftarb 
27.  San.  1832  ju  Gbeltenbam  unb  nermadjte  von 
feinem  Sermbaen  120000  $fb.  6t.  an  National* 
inftitute  unb  98obltbdtißfeit*anftalten.  93.  fteüte 
feinSpftem  juerft  in  ber  Scbnft  «An  experiraent 
in  education  made  in  tbc  asylum  of  Madras» 
bar  (fionb.  1797;  neue  2lu*ß.,  ebb.  1812,  u.  b.  X. 
«Elements  of  tuition»).  Slufeerbem  ßab  er  ber= 
au*:  «Instructions  for  condueting  schoolsthrough 
the  agencv  of  the  schoolers  themselves»  (Sonb. 
1789;  6.  «ufl.  1817)  unb  «The  wrongs  of  chil- 
dren»  (ebb.  1819).  —  SBßl.  Soutbeö  Life  of  An- 
drew B.  (3  93be.,  Sonb.  1844). 

©eil,  6ir  Gbarle*,  SBunbarjt  unb  Slnatom, 
ber  jünßfte  93ruber  be*  vorißen,  ßeb.  1774  ju 
Gbinburßl?,  erhielt  bafelbft  feine  imlounß  unb 
febrieb  nod)  bor  ber  Slufnabme  in  ba*  Gbinburßber 
College  of  Surgeons  ein  «  System  of  dissections» 
(2  Jle.,  Gbinb.  1799—1801).  93alb  erwarb  er  ftd)  ben 
tHuf  eine*  ßefdjidten  Operateur*  unb  ßinß  1806  nad? 
Bonbon,  wo  er  in  fmnter*  UJlebijiuifdjer  Sdpule 
über  Slnatomie  unb  ©unbarjneitunbe  3Jorlefunßen 
biclt  unb  ein  «System  of  operative  surgery»  (Sonb. 
1807)  berau*ßab.  Se&tere*  erfdjien  fpdter  untßear; 
beitet  al*  «A  system  of  operative  surgery  founded 
on  anatomy»  (2  93be.,  2onb.  1814;  beutfeb  von 
Äo*malp,  2  93be.,  93erl.  1815).  gerner  beröffent-- 
liebte  er  «Essays  on  the  anatomy  of  expression  in 
painting»  (fionb.  1806),  bie  fpdter  u.  b.  Z.  «The 
anatomy  and  philosophy  of  expression  as  con- 
nected with  the  fine  arts»  (ebb.  1847)  neu  er* 
fdjienen;  «ün  the  diseases  of  the  Urethra»  (ebb. 
1810;  2.  Slufl.  1822),  «Idea  of  a  new  anatomy  of 
the  brain»  (ebb.  1811)  unb  «Engravings  from 
speeimens  of  the  morbid  parts»  (ebb.  1813,  mit 
3cicbnunßen).  93.  würbe  1812  SRitßlieb  be*  Royal 
College  of  Surgeons  in  Conbon,  balb  barauf  SBunb» 
arjt  am  SKibblefe^ioofpital  unb  93rofeffor  an  ber 
tlinifdjen  6djule  be*fclben.  3n  ben  «Surgical  ob- 
servations»  (2  $be.,  üonb.  1816—18)  erftattete  er 
über  bie  im  aftibbleferöofpital  nortommenben  in» 
tereffanteften  gdlle  33eridjt.  6eine  6aupt»erle  aber, 

Brodau.'  «DnöfrfottonS.fifiiroii.  14.  HufU  »  «.  n. 


bie  iljm  einen  curop.  SRuf  nerfdjafften,  waren  «An 
exposition  of  the  natural  system  of  the  nerves 
of  the  human  hody»  (Venb.  1824)  unb  beffen  neue 
33earbcitunß  «The  nen-ous  system  of  the  human 
body»  (ebb.  1830;  3.  Slufl.,  Gbinb.  1844;  beutfd) 
uon  SRombcrß.  S3crl.  1832),  worin  er  feine  micbtißc 
Gntbedunß  (^Bellfcber  £ebrfafe)  mitteilte,  bafe 
bie  oorbere  2Bunel  ber  9tüdenmart*nernen  au* 
motoriidjen,  bie  pintere  au*  fenfiblen  fernen  bt- 
Jteb.  t.  23on  Hßniß  SBilbelm  IV.  erbielt  er  1832  bie 
jRittermürbe;  1836  würbe  er  ^rofeffor  ber  ©binirßie 
an  ber  6binburßb,er  Uninerfitdt.  @r  febrieb  nod? 
«The  human  hand»  (£onb.l834;  beutfd?  6tuttß. 
1836),  «Institutes  of  surgery»  (2  93be.,  Gbinb. 
1838)  unb  «Practical  essays»  (ebb.  1841).  93.  ftarb 
28.  Slpril  1842  in  9Borcefterfbire.  —  93ßl.  $id?ot, 
Vie  et  travaux  de  Sir  Charles  B.  $tor.  1858). 
©cD,  (Surrer  unb  Glli*,  f.  93ronte. 
©eil,  3>c-bn»  enßl.  Slnatom  unb  Uöunbarjt,  93rus 
ber  bon  änbrew  unb  Gbarle*  93.,  ßeb.  12.  üKai  1763 
in  Gbinburßb,  wibmete  fid)  bafelbft  bemStubium  ber 
üllebigin  unb  eröffnete  1790  auf  feinem  anatom. 
$rivattbeater  oielbefucbte  93orlefunßen.  lUit  feinet 
erften  f djriftftellerifdben  Slrbeit,  bem  «System  of  the 
anatomy  of  the  human  body»  (2  93be.,  Gbinb. 
1793—98;  7.  Sufl.  1831;  beutfeb  2  93be.,  £pj. 
1806—7),  erfdjienen  ßleidjjeitiß  bie  «Discourses 
on  the  nature  and  eure  of  wounds»  (2  93be.,  Gbinb. 
1793—95;  beutfd?  2pj.  1798),  benen  bie  «Princip- 
les  of  surgery»  (3  93be.,  Gbinb.  1801;  neue  Slufl. 
non  Gbarle*  93.,  1826)  f olßten.  93.  ftarb  auf  einer 
JHeife  bureb  3talien  15.  Slpril  1820  ju  9tom. 

©cH,  ^obn,  ameril.  6taat*mann,  ßeb.  15.  gebr. 
1797  bei  Staffroille  (Jenneffee),  ftubierte  bie  9led)te, 
Würbe  fdjon  1817  in  ben  6enat  üon  Jenneffee  ße» 
wdblt  unb  war  1827—41  2Hitßlieb  be*  Meprdfen* 
tantenbaufe*,  wo  er  Slnbdnßer  Galboun*  (f.bj  war. 
2)ie93antfraßeneranla^te  ibn,  ftd?  non  feinen  Partei* 
ßenoffen  lo*jufaßen  unb  ju  ben2Bbiß*  überiußeben. 
Unter  tyräfibent  öarrifon  war  et  1841  eine  lurje 
3eit  Äricß*fefretdr.  1847  unb  1853  würbe  er  tn 
ben  Senat  ber  bereinigten  Staaten  ßewäblt  unb 
1860  Don  bet  fonftitutionellen  Union*pattei  aeaen 
Sincoln  al*  $rdfibentfcbaft*fanbibat  aufßefteUt; 
boeb  erbielt  er  nur  ba*  9jotum  breiet  Staaten. 
Gt  ftatb  10.  Sept.  1869  in  feinem  ©eburtgort. 

©cO,  iHobert,  enßl.  Scbriftfteller,  ßeb.  10.  $Jan. 
1800  ju  Gort  in  3*lanb,  fdjrieb  früb  Sdjaufptele, 
uon  benen  «The  double  disguise»  unb  «Comic  lec- 
tures»  jur  Sluffübrunß  tarnen,  rief  ben  «Dublin 
Inquisitor»  neu  in*  fieben  unb  ßinß  nad?  Sonbon, 
wo  er  «Reminiscenses»  im  «New  Monthly  Maga- 
zine» veröffentliche  unb  ba*  polit.  *  belletriftifdje 
SBocbenblatt  «Atlas»  vortrefflid?  leitete.  %üx  i'arb» 
ner*  «Cabinet  Cyclopsedia»  fd?rieb  et  «A  history 
of  Russia»  (3  93be.,  £onb.  1836—38),  femer  «Lives 
of  the  English  poets»  (2  93be.,  ebb.  1839),  «Lives 
of  the  English  dramatists»  (2  93be.,  ebb.  1837)  unb 
ben  legten  93anb  bon  Soutliep*  «Naval  history  of 
England»  (ebb.  1837).  Um  1840  ßrünbete  er  mit 
93ulwer  unb  £arbner  bie  «Monthly  Chronicle», 
beren  Gißentümer  et  nadjmal*  würbe.  Gt  ftatb  ju 
«onbon  19.  Slpril  1867.  93.  febrieb  mit  93eifaU  auf» 
ßenommene  Suftfpiele:  «Marriage»  (Sonb.  1842), 
«Mothers  and  daughters»  (ebb.  1843)  unb  aTemper» 
(ebb.  1847),  ben  Vornan  «The  ladder  of  gold» 
(3  93be.,  ebb.  1850)  unb  mebrere  biftor.  ffierfe: 
«Outliues  of  China»  (ebb.  1845),  «Life  of  George 
Canning»  (ebb.  1846),  paneßprifcb  ßebalten,  u.  a. 

43 


Digitized  by  Google 


674 


23ctl  (Storno*)  —  «cUoirc 


Slufcerbcm  gab  er  mit  ©.  33.  Sobnfon  «Memorials  ' 
of  the  civil  war  :  the  correspondeuce  of  the  Fair-  j 
fax  family»  (2onb.  1849),  eine  «Annotated  edition 
of  the  British  poets»  (24  93be.,  ebb.  1854—57), 
Slntbologicn  enfll.  2>id)tungcn,  «Golden  leaves 
from  the  works  of  the  poets  and  painters»  (ebb. 
1863;  neue  Slufl.  1872)  unb  «Art  and  song»  (ebb. 
1867),  mebrere  engl,  filafftfer,  j.  93.  Cbaucer, 
©reen,  ÜJtarlom  unb  Sonfon,  Butler  unb  Swwarb, 
enblid?«WaysidepicturesthroughFrance.Belgium 
and  Holland » (1849)  berau*.  3u93obn*  «Library» 
erfebien  von  ibm  eine  Sammlung  biftor.  93allaben: 
«Early  ballads  illustrative  of  history,  traditions 
and  customs»  (1846). 

»eH,  Jboma*.  enfll.  «Raturforfcber,  fleb.  IL  Oft. 
1792  ju  ^Jcole  in  $orfctfbire,  ftubierte  bie  £eil= 
funbe  in  Sonbon  unb  mürbe  1815  9Jtitglicb  be* 
Royal  College  of  Surgeons.  Gr  begann  1816  feine 
9Jorlcfungen  in  Guy1»  Hospital,  m  benen  er  ficb 
namentlich  mit  ben  Sahntrantbciten  befebfiftigte, 
unb  bie  er  bis  1860  fortfefcte.  9$orjug*weiie  aber 
wibmete  er  ficb  naturmiffenfebaftlicben  ftorfebungen 
unb  erhielt  1832  ben  tfcbtftupl  ber  3oolegie  am 
King's  College  in  Bonbon.  93on  1848  bi*  1853 
war  er  Sclrctär  ber  Royal  Society  unb  warb  bann 
jum  93räfibeuten  ber  Linnean  Society  erwählt, 
welche*  2lmt  et  1861  nieberleflte.  Gr  ftafb  13. «War? 
188«.  SBon  feinen  9Berten  fmb  bie  «Natural  history 
of  the  British  quadrupeds»  (2onb.  1837;  2.  Slufl". 
1874)  unb  «Natural  history  of  British  reptiles» 
(ebb.  1839)  ju  ermahnen,  femer  «Monograph  of  the 
testudinata»  (ebb.  1836)  unb  «History  of  the  British 
stalkeyed  crustacea»  (ebb.  1853).  Stud)  befotflte  er 
1862  eine  neue  3lu*gabe  bon  SBbüe*  «Natural 
historv  and  antiquities  of  Seiborne». 

©eU,  William  Slbrabam,  enfll.  Staturf  orfdjer  unb 
9teifenber,ftubierte  ju  Gambribge  9Jtebi  jin  unb  f  cblofs 
ficb  1867  einer  Grpebition  berflanfaa^aciftt'Gifcn* 
babngefcllicbaft  unter  Seitung  2B.  %  Dalmers  an, 
bie  ben  31kg  für  eine  fübl.  33abnftrede  nach  ber 
flüfte  be*  Stillen  Dcean*  finben  follte.  93.  bereifte 
non  6t.  v oui  ■  au*  eine  faft  noch  ganj  unbelannte 
Strede  von  8000  km  jmifdjen  ben  ibälcrn  unb  3u« 
flüfien  be*  9tio  ©ranbe  unb  Golorabo.  6cine  be* 
fonber*  in  botan.  unb  etbnogr.  öinfiebt  midjtige 
üHcife  befebrieb  er  in  «New  tracks  in  North-Ame- 
rica»  (Sonb.  1869;  2.  Slufl.  1870). 

83cUo  (ital.),  bie  Schöne;  aueb  Saufname. 

£3  c  II  n ,  Rieden  im  Jtrei*  9Jtclfi  ber  ital.  s^ro»inj 
93otenja,  10  km  t?on  ber  Station  93ella:9Jturo  ber 
Üinie  Neapel  ^otenja  bc*  SJtittelmeerncfcc* ,  bat 
(1881)  5558  G.,  ^Joft  unb  Selegrapb.  $a*  ftarle 
Grbbcben  1857  bat  in  biefem  ©ebiete  £ügcl  geebnet 
unb  Jbäler  entfteben  laffen. 

*c Un,  Stefano  bella,  fram.  SJtaler  unb  3Habte- 
rer,  geb.  17.  ÜRai  1610  in  ftlorenj,  aeft.  bafelbft 
22.  3uli  1664,  abmte  mit  grofeem  ©efebid  bie  9ta= 
bicrungen  Gallot*  nadj.  35a«  mit  17  fahren  an* 
gefertigte  grofie  93latt:  93anfett  einer  3agbgcfcll* 
idjaft,  gewann  ibm  bie  93roteltion  be*  dürften  So-- 
renjo,  9mibcr*  be*  ©roftberjofl*  üon  Jo*cana,  ber 
ibn  in  9tom  ficb  weiter  aushüben  liefe.  Gr  fertigte 
nornebmlicb  ^cftlicbteiten,  ^aflben  u.  a.,  bie  auch 
funftgeidjicbtlicb  bebeutfam  finb.  1637  nach  Jvlorenj 
jurädgelebrt,  rabierte  er:  SeicbenbeflÄngni«  bc* 
Kotier*  ftcrbinanb  IL  unb  JiSocbjeit  be*  ©rofeberiog* 
<yerbinanb  II.  1640  ging  er  mit  bem  florentin. 
©cfanbten  nach  33ariS,  wo  er  ton  9tid?elieu  ben 
Auftrag  jur  Anfertigung  non  Äriegeplänen  erhielt, 


unb  fonft  aueb  Sdjladjtenbilber  fertigte.  1651  r»cr= 
liefe  er  tyranlreicb  unb  unternahm  1651—54  eine 
Steife  nach  9tom,  wo  er  eine  SReibe  feböner  2ant- 
fcfaaftcn  febuf.  Ginen  fiatalog  feiner  mebr  als  100») 
Sblätter  ftellte  Sombert  ("^ar.  1772)  jufaminen. 

ft)cOa:bclta,  ^nbianerftamm,  f.  Stmerifanifcbe 
9Raiie  I. 

«clloc  (fpr.  -lad).  1)  «rtpnbiffemeitt  be*  franj. 
2epart.  6aute=23ienne,  bat  1765,»  qkm,  (1896) 
83  576  G.,  65  ©emeinben  unb  jer f dllt  in  bie  8  Äantone 
93.,  93efftne8,  Gbätcauponfac,  2t  Sorat,  3Jtagnac^a^ 
»al,  sJ)(e"jiere«,  9lantiat,  St.  SulpicedeS-^euille«.  — 
2)  ^»auplftab»  bc£3lrronbiffement$  93.  im  franj.  2c- 
part.  ßaute:5>iennc,  39  km  im  913120.  oon  fiimoge*, 
an  ber  fiinie  2imogeS:2e  Sorat  ber  DrWanSbabn, 
in  242  m  6öbc  auf  bem  Slbbange  eine*  öügcl*  bei 
ber  93ereinigung  ber  93ar»ne  unb  be«  93incou,  bat 
(1896)  2939,  afe  ©emeinbe  4771  G.,  in  ©arnifon 
baä  138.  Infanterieregiment,  %o\t  unb  Jelegrapb, 
ein  Tribunal  erfter  3nitam;  gifcbjücbterei,  <$abri- 
fation  t>on  2ucb,  Beelen,  i'einen  unb  fiüten,  lanb- 
wirtfcbaftlicben  sIRafa>ineft,  f owie  ^anbel  mit  9Bein, 
93ieb,  6olj  unb  Äaftanien.  3n  hergäbe  ein  Sruiben- 
bcnfmal.  [Jafel,  Jyig.  11. 

Kella  coola,  f.  Hmeritanifcbe  Stoffe  I  nebft 

©cUobonnfl,bic3:ollfirfcbc,f.AtropaunbJüfel: 
©iftpflanjcn  II,  gig.l. 

©eil  ob  onnaertrort  ( Extractum  Belladonnae), 
buntelbraune«,  in  9Bafier  tlar  lö^licbe«  Grtralt,  be* 
reitet  au*  ben  frifeben  oberirbifeben  Seilen  ber  blü- 
benben  Sollfirfcbe  (f.  Atropa),  bie  ausgepreßt  unb 
bann  mit  SBaffer  auägejogen  werben.  5)ie  abge* 
preßten  5lüfftgleiten  werben  jufammen  burebgefeibt, 
eingebampft  unb  mit  3Bcingetft  nermifebt 

«cllobonnt«,  ein  »Italoib,  ba*  al*  9teben= 
probutt  bei  ber  Sltropinbarftellung  gewonnen  wirb, 
aber  nod?  wenig  betannt  ift;  oieüeicbt  ift  e*  eine 
amorpbe  9Jtobififation  be*  2ltropin*. 

Bella  gerant  alll!  tu,  fellx  Auatria, 
nube!  («Kriege  mögen  anbere  führen!  7u,  clüd 
liebe*  Cfterreicb,  beirate»),  ber  oft  citierte  iSera^ 
meter  eine*  3Mftid?on*,  beffen  "Pentameter  lautet: 
«Nam  quae  Mars  aliis,  dat  tibi  regna  Venus» 
(«Denn  bir  ocrleibt  93enu*  iReicbe,  welche  anbem 
9Jtar*  fcbenlt»).  Hl*  93erfaffer  bc*  Difticbon*,  ba* 
fid>  auf  bie  bureb  heiraten  erworbenen  fidnber  be* 
öfterr.  öerrfAerbaufe*  bejiebt,  wirb  in  9öilliam 
Stirling*  «Äloftcrlebcn  Äaifer  flarl*  V.»  ÄÖnig 
9Jtattbia*  Goroinu*  genannt,  bem  jebe'hfall*  ber 
93er*  «Bella  gerant  alii!  Protesilaus  amet»  in 
Crib*  «öeroiben»  (13,  m)  norfebwebte. 

«cUflogio  ober93ellagio(fpr.-dbfcbo),  Ort  in 
ber  ital.  'vromnj  unb  bem  ftrei*  Gomo,  in  216  m 
fiöbe  an  ber  f  djönften  Stelle  bc*  Gomer  See*  gelegen, 
wo  ficb  bcrfclbe  am  93orgcbirge  93.  (Sßunta  bi  93.) 
in  jmei  Slrme  (fübweftlicb  See  Don  Gomo,  füböftlicb 
See  »on  Secco)  teilt,  bat  (1881)  849,  al*  ©emeinbe 
3254  G.,  ^oft  unb  Telegraph,  jablreicben  5remben= 
oertebr,  »tele  Jöotel*,  palaftartige  93illen,  baruntcr 
bie  93illa  SJtcliii,  unmittelbar  am  See  (Gigentum  ber 
berjogl.  Jamilie  glcid)en  9tamen*,  mit  oielen  Äunft= 
werten  unb  berrlidien  "JJarfanlagen),  bie  93illa  Ser- 
belloni  (jetit  öotel  unb  "Pennon),  bie  9>illa  ©iulia 
(bem  ©rafen  93lome  gehörig),  bie  SBilla  93clmonte, 
bie  8tQa  Srijjoni  (ieht  ßotel  93.)  u.  f.  w.  3luf  bem 
weftl.  Ufer  bc*  See*,  93.  gegenüber,  bei  Gobenabbia 
(f.  b.),  bie  berühmte  93illa  Garlotta. 

>9cOaire  (ipr.  -Idbr),  Stobt  im  Gounro  93elmont 
bc*  norbamerit.Staate*  C^io,  am  Dbio,8km  unter» 


Digitized  by  Google 


©eUanüj 

baU>  2B&eeling,  bat  (1890)  9934  G.,  beträchtliche 
©laSroerle,  eine  9iagel=  unb  anbere  Gabrilen,  bie 
jum  Seil  natürliches  ©aS  brennen.  2he  Umgebung 
liefert  Köhlen,  Kall  unb  feuerfeite  Steine. 

©cllämrj,  Gbroarb,  amerit.  Sdbriftftcller,  geb. 
26.  3Rdrj  1850  ju  Gbtcopee  Sali*  (ÜRaffacbufettS), 
ftubierte  tmjUnion  College  unb  in  SJeutfcblanb, 
nmrbe  barauf  SBarrifter  in  9ceuporl  unb  entroidelte 
als  ^ournalift  eine  ausgebreitete  Sbätigleit  fär 
bie«Evening  Post«  (Dleuborl)  unb  bie  «Union» 
(Sprinßficlb,  2)taff.).  Seine  Lobelien  «Six  to  one, 
a  Nantucket  Idvl»  (1877),  «Dr.  Heidenhoffa  Pro- 
cess»  (1884;  beutfd)  Don  Sultom,  SJerl.  1890,  unb 
3a(ber  in  sJieclamS  «UniDcrfalbibliotbel»),  «Miss 
Ludington'8  Sister»  (1884;  beutfeb  Don  Steinig, 
2.  Sinti.,  Scrl.  1891,  unb  SWöllenboff  in  «ReclamS 
«UniDerfalbibliotbet»)  fanben  gröfeern  SBeifall  erft, 
als  «Looking  backirard»  (1888;  Derbeuticbt  Don 
SJialloroftD:  «SlUeS  Derftaatlidjt»,  SBerl.  1889;  Don 
(Sijüdi  u.  b.  2.  «Diüdblid  au«  Dem  3.  2000»  in 
SteclamS  «Unioerfalbibliotbet»;  Don  ©eorg,  f>alle 
1890;  Don^leifdjmann,  2pj.l890;  Don^oopS,  ebb. 
1891)  ihn  mit  einem  Schlage  ju  einem  ber  erfolg: 
reicbjtcn  Schriftsteller  machte.  3>er  9ioman  ftebt  als 
Äurrfnoerl  niebrig,  aber  als  «nattonaliftifdjeS»  tyros 
gramm  ift  er  berettS  Don  grofeer  SBebeutung  geworben 
unb  bat  ju  ber  ©rünbung  ber  DiationaliftenllubS 
(f.  Diationaliften)  geführt,  bie  ftcb  über  ganjämerifa 
»erbreitet  baben.  93.  felbft  fpridjt  ftcb  über  fein 
3öert  auS:  «'Looking  back  ward'  bat  jtoar  bie 
ftorm  eines  pbantaftifeben  DlomanS,  ifl  aber  allen 
GrnfteS  als  $?orbilb  gemeint  für  bie  tommenbe 
Stufe  ber  inbuftriellen  unb  focialen  Gntroidlung 
beS  iDcenfcbcngefcblecbtS,  roenigftenS  in  Slmerila.» 
5Bon  ^arobien  feien  genannt:  G. Utüller,  «Gin  iHüd= 
blid  au«  bem  %  2037  auf  baS  %  2000»  (3.  Stift, 
öerl.  1891);  6.  Sßilbranbt,  «2)eS  Joerrn  ^rieb= 
rid)  Cft  Grlebniffe  in  ber  2Belt  99.S»  (10.  Saufenb, 
©t*m.  1891).  1897  erüien  «Equality»  (2onb.; 
beutfd),  2.  Slufl.,  Stuttg.  1898).  SB.  ftarb  22.  ÜRat 
1898  in  Gbicopee  gallS  ODtafiachufetiS).  —  Sgl. 
ftränlel,  ©egen  5B.  (12.  Slufl.,  ilöürjb.  1891);  Grb* 
mannebörffer,  Gin  $bantafteftaat  (flpg.  ig9i). 

«cuamt),  SatobuS.  nieberldnb.  Siebter,  geb. 
12.  5Rod.  1757  ju  Oeffingen,  tarn  ju  einem  SBädcr 
in  bie  Sebre,  ftubierte  bann,  Don  ©önneru  unter: 
ftüftt,  feit  1782  in  Utrecbt  Geologie,  roo  er 
11.  ÜJtdrj  1786  ftarb.  Gr  üeröffcntlid?te  1782  ju 
Slmfterbam  unter  bem  tarnen  3elanbuS  bie  fentü 
mentalen  unb  anafreontifeben  «Gezangen  mijner 
jeugd » (2.  Dermebrte  Slufl. ,  unter  bem  9iamen  £B., 
Öaarlem  1790).  Tiefen  folgten  (ebenfalls  oon  «3e* 
lanbuS»)  bie  begeifterten « Vaderlandsche  gezangen» 
(2.  Slufl.  1785)  unb  eine  britte  Sammlung  «Gezan- 
gen" (1785).  Gine  ©efamtauSgabe  ber  ©ebidrte  be» 
borgte  fiooSjeS  (3.  Slufl.,  fcaarlem  1842).  Seine  be* 
Tübmtefte  $id>tung,  bie  poet.  Grjäblung  «Roosje», 
erfebien  in  «l'roeven  voor  het  verstand,  den  smaak 
en  het  hart»  (Utr.  1784;  beutfd)  Don  3<»nfjen,  Gm» 
merid)  1834).  iB.  mar  eS  oorjugSroeife,  ber  mit  unb 
neben  Dan  Slipben  bie  nieberldnb.  fiitteratur  aus 
tiefem  Verfalle  erbob.  SllS  Wunfttcnncr  unb  ^rofaift 
Derf ud>te  er  ficb  im  «Poetischen Spectator»  (Slmfterb. 
1784),  ber  feine  bid?terifcbe  !fbeorie  entroidelte. 
«Twec  nagelatene  leerredenen»  Oühejf.  1790)  gab 
ÄuiperS  berauS.  —  9gL  DderfeS  unb  ftlepnS  Ge- 
«lenkznil  op  het  graf  van  J.  B.  (£aarlem  1822). 

4*  c  Hange  (fpr.  -angfd)eb),  feippolpte,  franj. 
Sdjlacbtenmaler,  geb.  16.  3an.  1800  ju  ^JariS,  er« 


-  Seaar^  G75 

bielt  feine  lünftlerifdie  StuSbilbung  unter  Seitung 
Don  ©roS,  fdilofe  fidb  iebod)  fpfiter  ber  9iid?tung  Don 
Öorace  kernet  an.  Gr  begann  mit  ber  Sitbograpbie, 
malte  bann  ©enrebilber  auS  bem  öeben  ber  Solbaten 
unb  SBauern  unb  bebütierte  enblid)  im  Salon  Don 
1834  mit  Napoleons  I.  JRüdlebr  Don  Glba  (ÜJiufeum 
in  SlmienS).  Gr  ftellte  meift  Gpifoben  auS  ben 
Napoleonifdben  Kriegen  bar.  Slu^cr  bem  Saupttter t, 
ber  Sd)lacbt  bei  Söagram  (1837),  Tinb  ju  ermäbnen: 
Grftürmung  beS  Somo«SierrapaffeS,  S*lad>t  bei 
^anbeberg,  bei  ^(euruS,  an  ber  Sllma,  bei  Üllagenta, 
Übergang  über  ben  SDtincio,  bie  flürafftere  oon  Söas 
terloo  (bie  meiften  im  9)tufcum  oon  SÖerfaiüeS).  3« 
ben  ©cnrebilbern  jäblen:  Slbfdjieb  beS  Slclmtcn, 
"Jiüdlcbr  beS  Solbaten  (beibe  im  DJiufeum  oon  l'eip= 
3ig),  Gpifobe  aus  ber  SSelaacrung  oon  Sen)aftopol 
u.  a.  S3.S  25arftellungcn  jeidbnen  fidj  burd)  gute 
3eid?nung,  natürlicbcSluffanung  unb  genaue  Seob; 
adjtung  auS.  £3.  ftarb  10.  Hpril  1866  ju  ^iariS. 

—  SSgl.  Slbeline,  B.  et  son  ceuvre  (s^ar.  1881). 
ttcDarmiti,  9iob.,  gelebrter  3efuit,  beroor« 

ragenbfter  ^Jolemiler  ber  ©egenreformation,  geb. 
4.  Cft.  1542  ju  SRontepulciano,  trat  1560  in  ben 
^efuitenorben.  91ad)bem  er  in  <Uabua  Rheologie 
ftubiert  b,atte,  rourbe  er  1569  nad)  Söroen  gefdjidt, 
roo  er  in  ber  neu  eröffneten  2ebranftalt  über  bie 
«Summa»  beS  XbomaS  Don  Slqutno  laS  unb  eine 
bebr.  ©rammatit  fdjrteb.  1576  erhielt  er  Don 
©regor  XIII.  ben  Sluftrag,  ju  9tom  in  bem  neu 
gegrünbeten  Golleaium  9lomanum  über  bie  Äontro- 
oerfen  ju  lefen.  SluS  biefen  SBortrdgen  ging  fein 
berühmtes  polemifdjeS  SBer!  beroor:  «Disputatio- 
nes  de  coutroversiis  fidei  adversus  hujus  tempo- 
ris  haereticos»  (3  S3be.,  SRom  1581  u.  6.;  \\\.  Don 
Saufen,  9Jlainj  1842;  beutfd)  Don  ©umpofd), 
14  SBbc,  SlugSb.  1844-53).  Unter  GlemenS  VIU. 
rnurbe  er  1592  Dieltor  beS  Gollegium  Siomamim, 
1599  fiarbinal,  1602  Grjbif*of  Don  Gapua.  Unter 
^aul  V.  lebrte  er  als  <Broteltor  beS  GöleftinerorbenS 
unb  ^nfpeltor  beS  Gollegium  ©ermanicum  nad) 
9lom  jurüd.  3)ie  Streitigleiten  mit  Gnglanb  Der: 
anlasten  ibn  jur  Slbfaffung  beS  «Tractatus  de  po- 
testate  summi  pontiricis  in  rebus  temporalihus» 
(Äöln  1611).  Slufierbem  Derbient  Grmäbnung  fein 
allgemein  gebrauchter  unb  in  Diele  Sprachen  über- 
lebter &ated)iSmuS  «Christianae  doctrinae  appli- 
catio»  (9iom  1603).  SB.  ftarb  17.  Sept.  1621  ju 
9tom.  Seine  ©erle  erfdjienen  in  SJenebig  (7  Ü»be., 
1721—28),  in  Äöln  (7  SJbe.,  1719)  unb  in  sUariS 
(12  »be.,  1873—74);  fein  Sehen  befebrieb  ber  ^efuit 
^uligatti  (Slntrn.  1621;  9lom  1624);  feine  Selbft» 
biograpbie  erfdjien  ju  fjerrara  1761  unb  mürbe 
(SBonn  1887)  bureb  ^D6Uinger  unb  Steufd)  neu  ber: 
ausgegeben.  SB.S  «Tractatus»  rourbe  bureb  $apft 
StrtuS  V.  perboten,  roeil  er  fid)  über  bie  ^apftge= 
roalt  ju  mafeDoll  auSfDrad).  Urban  VII.  hob  baS 
Verbot  auf.  —  93al.  Gouberc,  Le  vcinörable  car- 
dinal  B.  (2  S3be.,  ^ar.  1893). 

©cßarl»  (fpr.  -Idbri,  richtiger  £3all)ari,  ur« 
fprüngliaViOalabari).  l)^tfrrift  inberinbobrit 
^rd|ibentfcbaf  1 1RabraS,grenjt  tm  %  unbDZSS.,  burd) 
ben .  s  L  i ",  Vi  lungabbabra  getrennt,  an  ^aibarabab  (baS 
©ebtet  beS  9üjam),  im  D.  an  bie  2)iftrilte  SInantapur 
unb  Aarnul,  tm  S.  an  ben  SHftrilt  ^fchitalbrug  im 
Staate  3Raifur,  im  W.,  burd)  bie  £ungabbabra  ge< 
trennt,  an  ben  5)tftrilt  2)barroar  ber  ^rdftbentfd?aft 
JBombap.  JB.  hatte  früher  28507  qkm,  je^t,  nach 
Slbtrennung  beS  neuen  2)iftrittS  SInantapur,  nur 
noeb  15291  qkm  unb  (1891)  mit  bem  llcincn  2Ja» 

43* 


Digitized  by  Google 


676  JBellaS  — 

fatlenftaate  Sanb  u  r  (10000G.)  900126  G.  (807597 
£inbu,  85  770  ÜJcotjammebaner,  5283  Gbriften 
u.  f.  tu.).  SaS  ©ebiet  ließt  auf  einem  öocblanbe, 
in  welches  ft*  ber  Cftabbanß  ber  SDeftßbat  (i. 
©bat)  unb  baS  Plateau  oon  UJcaifur  fortjetjcn.  Cb* 
fchon  oon  ber  Sunßabbabra,  ber  öaari  (2üeba< 
reati)  unb  bem  ^knnar  berofiffert,  jeidjnet  ficb  baS 
tflima  oon  JB.,  infolge  beS  äufeerft  aerinßen  Stoßen* 
falle*  bafelbft,  burcp  eine  aanj  befonbere  Groden* 
beit  au*.  $n  ber  öftl.  Hälfte  tft  baS  jelinga  ober  Zt- 
lugu,  in  ber  meftlidien  bie  Jtdnarafpracbe  Dor(?err« 
fAenb  (f.  Snbifcbe  Sprachen).  —  2)  ^»auptftobt  beS 
SiftriftS  18.  unb  Seftung  unter  15°  9'  nörbl.  93r.  unb 
76°57  V  öftl-  2.,  auf  einer  trodnen  Gbene,  in  480  m 
£>öbe,  an  ber  grofeen,  oon  93ombap  nach  üRabraS 
fübrenben  Gifenbahn,  mit  (1891)  einfcfcliefelicb  Mili- 
tär 59  467  G.,  baruntcr  37  217  fiinbu,  17  692  9Jco= 
bammebaner,  4314  Gbriften  unb  239  Sfcbain.  Sie 
Semperatur  beträgt  febon  im  Slpril  burcbfebnittlicb, 
34°  C.  unb  fteigert  fid)  bis  jum  3uni  ßanj  bebeu» 
tenb.  Sie  1  dbrlid  0  SRegenböbe  beträgt  nur  419  mm. 
SaS  fog.  obere  ftort  bafelbft  ift  ein  140  m  bob.er 
©ranitberg,  auf  befjen  abgeplatteter  £öbe  f»cb  baS 
eigentliche,  ieRt  al*  ©efdngniS  bienenbe  ?jrort  be* 
finbet.  Gin  jmeiteS  §ort,  baS  untere  ßenannt,  ent* 
palt  baS  3*ugbauS,  oerfebiebene  3)cagajine,  eine 
prot.  Äird?e,  bteSBobmmgen  ber  Gioilbeamten,  eini* 
aer  Dfftjiere  unb  anberer  Guropäer.  Süböjtlicb  oon 
le&term  ließt  ber  ?ßet  ober  bie  Stabt  ber  Ginßebore* 
nen,  mobin  biefe,  früher  innerhalb  ber  Stabt  mobn* 
baft,  1816  oerroiefen  mürben.  Sie  Stabt  ift  aut 

!iebaut  unb  befiHt  viele  fiinbutempel,  einige  3)co= 
cbeen,  eine  SDciffionS*  unb  93ibelßefeüfcbaft,  Scbu* 
en  u.  f.  w.;  38  km  im  5R2D.  oon  95.  ließen  bie 
Ruinen  oon  93 1 8  n  a  ß  ar  unb  75  km  im  0.  oon  ihm, 
an  ber  Gifenbabnftation,  bie  SWilitdrftation  ©uti 
(Surßa),  engl.  ©  0  0 1  p ,  eine  Änjabl  bef  eitigter^ügel, 
roeldje  ein  ftort  unb  eine  Stabt  mit  5500  G.  ein- 
fcbliefeen.  »n  ihrem  nörbl.  Gnbe  ließt  auf  einem 
unßebeuern,  ftd)  620  m  it.  b.  3JI.  erbebenben  ,vclc-= 
blöde  eine  jum  Aufenthalte  oon  Staatsgefangenen 
bienenbe  geftung.  Sie  Stabt  unb  ber  Siftritt  93. 
gelangten  1800  in  ben  93eftfc  ber  Gngldnber,  als 

tcb  biefe  unb  ber  ftifam  von  öaibarabab  nach  bem 
alle  oon  $tpu  Sabib  in  beffen  ©ebiet  teilten. 
»eUa«,  Stabt  im  portug.  Siftritt  Siffabon,  12km 
norbroeftlicb  oon  ber  i>auptftabt,  hat  (1890)  2565G., 
^oft, ein  Scblofe,  Diele  Hillen,  eifenbaltige  Quellen 
unb  ift  Sommerfrifdjc,  93abeort  unb  SKuSa.angS* 
punft  ber  berühmten  ffiafferleitung  nach  üiliabon, 
be*  Aqueducto  das  Aguas  Livres.  lOrion. 
*cllatrtr  (tat.,  «Hrtegerin»),  ber  Stern  y  im 
**cüot)  (ipr.  -Idb),  3oachim  bu,  franj.  Schrift* 
fteller,  neben  yionfarb  ber  bebeutenbfte  Vertreter  ber 
^lejabe  (f.  b.),  ßeb.  um  1524  ju  Sire"  inSlniou,  ßeft. 
1.  ^an.  1560  ju  %ari$.  93.  erhielt  nur  eine  unßes 
nügenbe  Grjiebunß,  holte  bief  elbe  aber  burd?  eifernen 
Alcift  nad)  unb  lernte  bureb  eiaene*  Stubium  bie 
flaffifchen  Sichter  unb  bie  ^ranfreich*  tennen.  Sein 
Öauptnert  ift  bie  «Defense  et  illustration  de  la 
langue  franc;aise»  (1549),  worin  er  ßeaen  bie  alten 
formen  ber  nationalen  3)icbtunß  eitert  unb  bie 
tlafftfcben  dichter  als  93orbilber  aufftcUt.  Seine 
f onftigen  Sichtungen  erfchienen  1560,  eä  fmb  Oben, 
Sonette  unb  tiberfehungen;  fie  jeigen  mebr  5Ratür= 
liebfeit  als  bie  ©ebiebte  SHonfarbd  unb  ber  meiften 
Siebter  ber  ^lejabe.  93.«  ffiertc  gab  heraus  üJlartö- 
i'aüeaur  (^ar.  1866—67);  einen  9?ei:brud  ber  «De- 
fense» G.  ^erfon  (ebb.  1882). 


iöeUegarbe 

I  ©eile  (fn.),  im  17.?[ahrh.  auS  Italien  nach  Ikaü 
gebrachtes  ^afarbfpiel.  GS  befteht  auS  einer  5iujm 
merntafel  mit  13  Reiben  ju  ie  8  dummem,  auf  bie 
gefefet  wirb,  unb  auS  einer  ßleicbcn  Stnjabl  Hummern 
in  einem  93cutel,  auS  benen  eine  ©eminnnummer 
gejogen  mirb.  93.,  <ylufe  unh  GinunbbreiMß, 
öafarbfpiel  mit  Äarten  in  brei  ütouren,  mit  gleich- 
zeitigem Ginfafc  für  jebe  Jour  in  brei  Seilern. 

stelle  ^Uinucc  (fpr.  bell  aUidngfc),  iWleicrbof 
im  Slrronbiffement  9ti»elleS  ber  beiß.  "iJrooin;  Süb« 
brabant,  liegt  ungefaßt  20  km  füböftlich  oon  93rüffel, 
eben  Waterloo  unb  ©enappe,  an  ber  Strafte  nach 
Gharlerot.  9tach  bemfelben  benannten  bie  ^reufeen 
bie  Schlacht  oon  2öaterloo  (f.  b.). 

©cllcau  (fpr.  beiloh),  JKemp,  franj.  Siebter, 
SJcitglieb  ber  $lejabe  (f.  b.),  geb.  1528  in  floaent  le 
Notrou,  ßeft.  16.  ÜRdrj  1577  }u  <ßariS.  Seinen 
iHuf  beßrünbete93.  namentlich  burch  treffliche  9catur« 
fchilberungen  fomie  burd)  feine  üherfe^unßen,  unter 
benen  ihm  bie  beS  Slnatreon  ben  93einamen  eines 
«franjöfifchen  Slnafreon»  eintruß.  93on  feinen  SÖer» 
ten  fmb  ju  nennen:  oPetites  inrentions»  (1557), 
«Amours  et  nouveaux  Behanges  des  pierres  pre- 
cieuses»  (1566),  baS  fich  an  bie  mittelalterliden 
Steinßebichte  anlehnt,  unb  bie  «Bei^erie»  (1565). 
Seine  tfomöbie  oReconnae»  mürbe  1565  aufge» 
führt.  Ausgaben  feiner  SBerfe  oon  ^atiffon  (sJJar. 
1578)  unb  ©ouoemeur  (in  ber  «Bibliotheque  elze- 
Tirienne»,  2  93be.,  1879). 

»ellebosttte  (ipr.  beUb6nn),  ©ebirgStettc  ber 
Saupbinfc 2llpen,  f.  SBeftalpen  B  7. 

fiBeUegarbe  (fpr.  bellgär b),  häufiger  Ortsname 
in  $ranfreieb.  Sarunter  1)  Rieden  im  Äanton  Gha^ 
tillonsbcjSDtidjaille,  Slrronbiffement  9lantua  beS 
Separt.  Slin,  an  ber  5Hbone,  bei  ber  SRünbung  ber 
SUalferine,  in  374  m  hat  (1896)  2274,  als  @e* 
meinbe  2494  G.  unb  ift  SlnfangSpunft  ber  Sdjiffabrt 
auf  ber  Mböne,  beren  mechan.  flraft  (10000  $ferbet 
ftärfen)  oerfchiebenegahrifen,  ^apieriunb  Scbneibe^ 
mühten  treibt,  ^ier,  bei  ber  f  og.  y  e  r  t  e  b  u  91  h  6  n  e , 
bie  nur  bei  niebrigem  SBaff erftanbe  fichthar  ift,  fcffnen 
fid?  malerifcbe  Schluchten,  beren  Idngfte,  bie  inerte 
be  la  93alfcrine,  etma  400 Schritt  miftt.  —  2)  .franof 
ftabt  beS  ßantonS  93.  (149,so  qkm,  12  ©emeinben, 
7256  G.)  im»rronbiffement3Jcontarcnö  beS  Separt. 
fioiret.  an  benum  fioing  gebenben  93e"jonbe  unb  an 
ben  fiinien  ürle"anSssJ)tontargiS  unb  93ourgeS- 
93eauneda>9lolanbe  ber  Drleanebabn,  liegt  in  121  m 
6öbe  unb  hat  1200,  als  ©emeinbe  1240  G.  unb 
6anbel  mit  Safran,  9BachS  unbfeol}.  —  3)  Scfhrag 
jioeiter  klaffe  in  ber  ©emeinbe  bu^ertbuS  im  fr^r.;. 
Separt.  s$ore'ne'eS<DrientaleS,  in  420  m  J&öbe,  be= 
herrfebt  bie^eerftrafeeoon^erpignan  nach  («guera*. 

»cUegarbe  (fpr.  bellgdrb),  franj.  9iame  be* 
febroeij.  DrtcS  3>aun  im  ^auntpal  (f.  b.). 

iBcUcgarbe  (fpr.  bellgdrb),  ^einr.,  ®raf  oon, 
ftfterr.  jyclbmarfcball  unb  StaatSminifter ,  geb. 
29. 2lug.  1756  ju  SrcSben,  trat  juerft  in  fdehf.,  bann 
in  bfterr.Äriegsbienfte,  lämpfte  mit^luSieiehnung  im 
Jürtenfrieße  (1788)  unb  mürbe  1792  ©eucralma  jor. 
3n  ben  erften  »yelbjügen  gegen  ^rantreich  mirfte  er 
befonbcrS  als  ©cneralftabScbef  9BurmferS  (f.  b.)  am 
Cberrbein;  1796  ^elbmarfchallleutnant,  folgte  er 
bem  Gnbenog  Äarl  1797  nach  ^yriaul,  roo  er  ben 
SBaffenftillitanb  oon  fieoben  abfchloft.  3m  Sej.  1797 
mürbe  er  mit  befonbem  3lufträßen  an  ben  Äonßrefe 
ju  Slaftatt  ßefanbt.  1799  führte  er  ben  93efebl  über 
baS  ÄorpS,  meleheS  bie  Serbinbunß  jröifcben  Grj= 
herjoß  Rarl  unb  Sumoroto  erhalten  follte,  behauptete 


Digitized  by  Google 


Meiste 

fid)  gegen  Secourbe  20. 2Jiärj  bei  ginftermünj,  unter« 
lag  aber  in  bec  Sdjladjt  bei  Gaftna  ©roffa  (20. ; ui n i ) 
gegen  iDloreau.  9lacb  bem  ftelbjuge  oon  1800  in  3ta= 
lien,  in  weitem  er  (£kr  beS  ©eneralftabeS  mar,  er» 
hielt  er  eine  Stelle  im  iioftriegSrat,  in  bem  er  feit 
1805,  nacb  bem  Slbgange  beS  GrjberjogS  Karl,  baS 
$rdfibtum  fübrte.  3m  tfelbjuge  oon  1805  befehligte 
IB.  in  ber  Sd)lad)t  oon  (Salbiero  ben  regten  Flügel 
ber  Cfterrcidjcr  unb  fungierte  als  ©eneralgouocr« 
neur  im  SSenetianifdjen.  ,\m  f  olgenben  3apre  Der: 
fab  et  benfelben  Soften  in  ©alijien  unb  würbe 
gelbmaridjall.  3m  ^tti>i\XQt  oon  1809  operierte  er 
mit  bem  1 .  unb  2.  2lrmeelorpS  auf  bem  linlen  Lonaus 
ufer  unb  nabm  an  ben  Scblacbten  rjon  JUpern  unb 
ffiagram  teil.  9?ad)  bem  Söiener  trieben  (14.  Clt. 
1809)  ging  et  mieberum  als  ©eneralgouoerneur  nad) 
©alijien,  bis  er  1813  abermals  jum  $rdfibium  beS 
j&oftrieaSratS  berufen  warb.  §m  öerbft  äbernabm 
er  jeboep  in  Italien  ben  93cfebl  über  bie  bfterr.  Streit« 
träfte,  brang  bis  ^Jiacenja  vor  unb  fdjlofi  16.  Stpril 
1814  mit  bem  SBicefönia  Gugen  9)eaubarnaiS  eine 
ORilitärf  onoention  ab.  9lad)  bem  erften  ^Sarifer  ftrie« 
ben  wirf  te  er  als  ©eneralgouoerneur  ber  öftert.  £än= 
ber  in  Italien  für  9Bieberberftellung  ber  alten  Orb: 
nung,  Yämpfte  1815  gegen  DJturat,  beffen  £eer  er 
wieberbolt  feplug.  1820  trat  IB.  an  Schwakenbergs 
Stelle  wieber  an  bie  Spifte  beS  ßoftriegSratS,  roel* 
djeS  3lmt  er  jugleid)  mit  ber  Söürbe  eines  Staats« 
unbKonferenjminifterS  bis  1825  bellet  tote.  Gr  ftarb 
22.£uli  1845  ju  Sien.  —  Sgl.Smola,  3)a«  fieben 
beS  ^elbmarfcballs  oon  93.  (Sien  1847). 

«cllc-SSle  (fpr.  bellibl,  93elle«3le«en«mer), 
eine  sum  franj.  2)epart.  SJtorbipan  gehörige  3nfel, 
bie  gröfete  unb  widnigfte  an  ber  Sübtüfte  ber 
^Bretagne  (f.  Karte:  tfranlreid)),  Vom  ^cftlanbc 
burd?  bie  $affe  b'Oueft  getrennt,  13  km  füblid) 
oon  bcr  £>albinfel  Ouiberon,  60  km  weftlid)  oon 
ber  Soiremünbung  gelegen.  3>ie  Snfel  bilbet  einen 
Kanton  beS  SlrronbiffemcntS  fiorient,  bat  eine  Sange 
üon  18  km,  eine  93reite  von  4  bis  10  km,  bebedt 
«2,5  gkm  unb  jdblt,  einfcbliefelid)  ber  ^nfeln  £>ouat 
unb  £>  a  e  b  i  c ,  9836  G.  in  ben  oier  ©emeinben  fie  $a« 
laiS,  SJangor,  Saujon  ober  $ort«^b»lippe  unb  Soc« 
maria,  oon  benen  bie  brei  erften  £)äfen  befitjen.  SDtan 
gewinnt  auf  ber  3nM  (Setreibe  unb  ftütter,  riebt 
breton.  ^ferbe,  Scbladjtoieb  unb  93ienen,  treibt  Sar« 
binen«  unb  ibunfifebfang  unb  bonbelt  mit  ^ifdjen 
unb  Seefalj.  33.  befiht  ungefäbr  64  fianbungS« 
plähe  unb  ift  mit  bem  geftlanbe  burd)  2  Kabel  oer« 
bunben ,  welche  in  9iantcS  ober  St.  9tajaire  bie 
Snfunft  bcr  Scefdjiffe  mclben.  $ie  J&auptftabt,  Oer 
Öafenort  Se  Calais,  ift  KriegSplafr  britter Waffe, 
bat  ein  3«Ucngef dnaniS  (Xouvelle  Force),  eine  1572 
begonnene  (SitabelTe  foroie  neue  Umroallung  unb 
(1896)  2427,  al«  ©emeinbe  4931  6.,  betrdcbtlidje 
(5ifd?crei  unb  SJampfbooroerbinbung  mit  9lanteS 
unb  fiorient.  —  2>ie  ^nfel  lam  1658  bureb  Üauf 
an  ben  ginanjintenbanten  ftouquet.  Subroig  XIV. 
liefi  bie  söefcfttgungSrceTfe  1687—92  burdp  93auban 
uollenben.  2)eraJlarfd?all58eUeisle,5ouguetsßnlel, 
trat  bie  ^nfcl  1719  für  bie  ®rafi<baft  ©iforS  unb  an= 
bere  2kfi&ungen  an  Cubmig  XV.  ab.  Siacbbem  bie 
(Sngldnber  unter  Carole  20. 9too.  1759  jnjiidpen  ber 
3n|cl  unb  Cuiberon  bem  franj.  3lbmiral  (SonflanS 
eine  dttebcrlage  beigebracht,  griffen  fte  biefelbe  unter 
Jlbmiral  Keppel  unb  ben  (Sencralcn  öobgfon  unb 
Lambert  mit  21000  3Rann  im  2lpril  1761  an  unb 
jmangen  bie  granjofen,  nacb  tapferer  ©egemrebr 
unter  bem  Gbcoalier  Sainte^Groir,  7. 3uni  jur  fiapi= 


-  ©eUeme  677 

tulation.  3m  ^rieben  oon  ^JariS  1763  fam  Tie  toieber 
an  ^-ranlreicb.  Napoleon  I.  begann  eine  neue  33e; 
feftiflung  bcr  3"fel#  bie  aber  nidjt  oollenbet  rourbe. 

©cUc^le(fpr.beU  eil),  Heine,  ju  5)ritifcb:^orb= 
amerila  geborenbe  %n\t\  mit  feafen  unb  StettungS-- 
ftation  für  6d;iffbrücbige  am  öftl.  (Singange  in  bie 
5Belles3^1esStrafee,  welche  bie öalbinf el 2abra= 
bor  oon  SReufunblanb  fd^eibet  unb  auf  ber  9torb- 
feite  9leuf  unblanbS  bie  SJerbinbung  j  wifeben  Sltlanti» 
fdjem  Dcean  unb  St.  £orem=®olf  bcrftellt  (f.  Karte: 
CftlicbeS  6anaba  u  f.  beim  Slrtifel  6a-- 
naba,  Öb.  17). 

vöcllciölc  (fpr.  bcdibl),  Cbarlcc  £ouiS  ^lugufte 
jjouquet,  ©raf,  bannßerjog  oon,  9)tarf4aU  oon 
(jranlicid) ,  Gnlel  beS  (^inan)intenbanten  ^ouquet 
U.  b.),  geb.  22.  Sept.  1684  ,ni  Sillefrancbe,  tourbe 
nad)  ber  iBelagerung  oon  fiille  1708  25rigabier.  3lm 
Gnbc  bcS  Spanifdjen  Grbf  olgctriegeS  ging  er  mit  bem 
SDtarfcbaU  3iiUarS  1714  nad)  Jlaftatt;  1719  beteiligte 
er  fid)  am  Jelbjuae  in  Spanien  unb  Würbe  9Jtar<Jcbal= 
be^Samp,  1732  ©eneralleutnant.  Unter  bem  !Kar: 
f  djall  Öcrroid  nabm  er  1734  Iriet  unb  Strarbad)  unb 
beteiligte  ftd)  mit  3luS}eid)nung  an  bet  ^Belagerung 
oon^bilippSburg.  2lnbemgriebentonl738(f.<ilJol= 
nifdjer  Jbronfolgelrieg)  batte  er  erbeblidjeS  ffier» 
bienft.  Submig  XV.  gab  tbm  baS  ©ouoernement 
oon  SDlcfe  unb  ber  brei  lotpr.  93iStümer,  baS  er  bis 
an  feinen  2ob  bebielt.  $n  bem  Cfterrcicbifcbcn  Grb» 
folgelriege  beroog  er,  unterftüjtt  oon  ber  öenogin 
oon  Gbateaurour,  jjlcurp  jum  Kriege  gegen  2)taria 
Iberefia;  im  Slnfang  ftanb  ber  jum  3Jtarfd?aU  er« 
bobene  SB.  neben  93roglie  an  ber  SpiHe  ber  franj. 
Slrmee,  eroberte  im  9loo.  1741  ^rag,  geriet  aber,  nad)« 
bem  ^Jreufien  ben  ^rieben  oon  58reÄlau  eingegangen 
mar,  in  grofie  SebrdngniS,  in  ber  er  3)ej.  1742,  mitten 
burd)  bie  Gruppen  beS  ^einbeS,  ben9(üd}ug  nad)  6ger 
antrat.  1744  mürbe  er  auf  einer  ©cfanbticbaftSretfe 
ju  ben  beutfeben  ^öfen  in  ^annooer  angebalten  unb 
als  ©efangencr  nacb  Gnglanb  gebracht;  erft  nad) 
einem  3abre  mürbe  er  freigegeben.  1746  würbe  er 
Dbergeneral  ber  3lrmec  gegen  Valien,  in  weldber 
Stelluna  er  bie  franj.  ©renje  mit  ©lüd  gegen  bie 
öfterreieber  unb  ben  König  oon  Sarbinien  oertei« 
bigte.  hierauf  erbob  ibn  1748  ber  König  jum  öer» 
;og  unb  $air;  1757  trat  er  aud)  an  bie  Spi&e  ber 
KrtcgSocrwaltung,  ber  er  bis  an  feinen  Job  (26.  $an. 
1761)  oorftanb.  —  SJgl.  Memoires  du  Duc  de  B. 
(Conb.  1760);  3obej,  La  France  sous  Louis  XV 
(6  öbe.,  %ax.  1864—73). 

©eliemc,irüber58clleSme(fpr.belIdbm),öaupt» 
ftabt  beS  Kantons  SB.  (172,»»qkm,  15  ©emeinben, 
9899  G.)  im  ärronbiffement  ültortagne  beS  franj. 
2)epart.  Drne,  nabe  ben  Oueüen  ber  Wlime,  40  km 
öftlid)  oonHlencon,  an  ber  fiinie  Wortagne^JÄamerS 
ber  Scftbabn,  Ift  gut  gebaut,  bat  ein  ebemalS  fepr 
feftes  edjlob,  (1896)2599  (f.,  $oft  unb  Selegrapb; 
Spi&en«, fiemen«,  ©laSfabrifation, Kalfbrennerei 
fowie  öanbel  mit  öolj,  ©etreibe,  Sein,  SBieb.  93.  ift 
ber  ©eburtSort  beS  ^ibilofopben  unb  ©efdjidjtfdirei« 
berS  Zb.  6.  OTartin  (geft.  1884).  Söor  ber  Stabt, 
im  febönen  2Balbe  oon  SB.,  einem  Überrefte  beS 
Saltus  Perticus,  befinben  fid)  SRiefenfteine  (!T olme) 
unb  gemauerte  untcrirbifebe  ©emäcber  fowie  eine 
Mineralquelle,  bie  Fontaine  be  la  >icrfe  mit 
röm.  3"f<brif ten.  —  93. ,  ein  febr  alter  Ort,  gab 
einem  berühmten  ©efdjledite  ben  tarnen.  üJltt 
bem  ^Jrinjen  Karl  11.  oon  SBaloiS ,  bcr  bie  ©raf« 
febaft  1322  erbielt,  begann  bie  ©cfd)id?te  beS  fpätern 
JöcrjogtumS  Sllencon.  3)er  jmeite  Sobn  SSilbelmS  L 


Digitized  by  Google 


678 


EeUena  —  Beiles  lettres 


Von  93. ,  2Darin ,  Würbe  ber  c  t am moater  ber  ©ra= 
fcn  von  ^Jerdjc  (f.  b.). 

©cllcng,  beutfd>er  9tame  von  93elIinjona  (f.  b.). 

JBcUcrmann,  Gbriftianftriebr.,  Jbeolog,Sobn 
von  3ob.  3oad?im  33.,  geb.  8.  3uli  1793  ju  Grfurt, 
ftubierte  ;u  93erün  unb  ©öttingen  Sbeologie,  war 
1818—25  Pfarrer  ber  beutfdjen  evan.v  ©emeinbe 
SU  Sifiabon,  1829—35  ^rebiger  ber  preufj.  ©efanbt= 
febaft  unb  ber  fdjweijerifcben  ebang.  ©emeinbe  ju 
Neapel.  Gr  würbe  bierauf  Pfarrer  ber  6t.  $auU* 
gemeinbe  in  33erlin,  trat  1858  in  ben  iRubcftanb  unb 
Harb  24.  üRdrj  1863  ju  Sonn.  Slufeer  mebrern 
tbeol.  Schriften  veröffentlichte  er:  «über  bie  ätteften 
djriftl.  93egrdbm£ftdtten,  unb  befonber*  bieKata* 
tomben  ju  Neapel»  (£amb.  1839),  «$ie  alten 
l'teberbücber  ber  $ortugiefen»  (33erl.  1840),  «^or* 
tug.  93oltälieber  unb  9lomanjen»  (2pj.  18G4),  «Gr- 
innerungen  aus  Sübeuropa»  (93erl.  1851). 

©eil  ermann,  ^erbinanb,  fianbfcbaf  t$  malcr,  geb. 
14.  2Jtdrj  1814  ju  Grfurt,  war  feit  1833  Sdjüler 
von  SB.  Sdjirmer  in  SBerlin  unb  begleitete  1839 
^relkT  auf  einer  Stubienreife  nacb  SHügen,  1840 
na*  93elgicn,  öollanb  unb  Norwegen.  SufOoc 
fcblag  31.  von  £>umbolbt3  erhielt  er  1842  ben  3tuf-- 
trag  ju  einer  Stubienreife  nacb  Sknejuela,  bon  tro 
er  Gnbe  1846  nad)  Guropa  jurüdfebrte.  ÜDiebrere 
bunbert  Stubien,  wcldbc  er  »on  biefer  91eife  beim* 
brachte,  befinben  ficb  in  ber  93erlincr  National» 
galerie,  ebenfo  n>ie  ba$  grofce  33ilb,  bie  ©uadiaro: 
böble  barftellenb,  wie  fte  1799  bon  öumbolbt  unb 
33onplanb  befudjt  wirb.  Slufjerbem  malte  er  ©er* 
febiebene  tropijcbc  t'anbfcbaften  für  ben  preufe.  £>of 
unb  für  bie  ftäbttfeben  ÜJtufeen  von  Königsberg, 
iDtagbeburg  unb  Grfurt;  femer  SPanbgemälbe  im 
berliner  bleuen  3Rufeum,  unter  anberm  Hünengrab 
unter  Gicben  unb  Dpfcrftcin  im  33ud>enwalbe  von 
Stubbcntammer.  (fr  lieferte  aueb  fUluftrationcn  für 
baS  SBert  «3ux  Erinnerung  an  bie  Steife  beS  ^Jrinjcn 
9Dalbcmar  bon  9*reufsen  nacb  3"bien»  (2  33be., 
Söerl.  1853)  unb  für  baS  SBert  bon  9t.  «öartmann, 
« Steife  beS  ftreifyerrn  Slbalbert  bon  93arnim  bureb 
9corboft=3lfrfta»(ebb.  1863).  9iad>bem  er  1853—54 
unb  1877  Italien  bereift  battc,  febuf  er  ital.  2anb- 
febaften.  33.  ftarb  IL  Slug.  1889  in  ©crlin. 

^cü ermann,  öeinr.,  SRufiter,  geb.  10.  2Rdrj 
1832  ju  93erlin,  ftubierte  unter  ©rell  unb  war 
1853—99 ©ef  angleprer  am  ©pmnafutm  jum  ©rauen 
Klofter  in  33erlin.  1861  würbe  er  f  önigl.  ÜJtufitbirc!* 
tor  unb  1866  aud)  aufjerorb.  93rofeffor  an  ber  33er* 
liner  Unibcrfitdt.  $urd>  feine  Schriften  «  S>ie  SJtcm 
furalnoten  unb  Jattjeicpen  be3  15.  unb  16.  ^abrb.» 
(9Jerl.  1858),  «2>crKontrapuntt»  (ebb.  1862;  3.5lufl. 
1887),  «Über  bie  Gntwidlung  ber  mebrftimmigen 
aJhifit»  (ebb.  1867),  «$ie  ©röfee  ber  mufifaltfdjcn 
^nteroalle«  (ebb.  1873)  bat  33.  ba3  Stubium  ber 
großen  33ofalperiobe  beS  16.  unb  17. 3ab*b.  roefent' 
lieb  geförbert.  93on  33.8  Kompofittonen  fjnb  aufge» 
fübrt  feine  sJJiufifen  ju  ben  Sopbofleifcbcn  JragÖJ 
bien  «Sljar»,  «König  ßbipu§»,  «CbipuS  auf  fiolo» 
noö»  unb  «Sntigone»,  ^falmen  unb  SDlotetten.  33. 
fdjricb  noeb  «äug.  ßb.  ©rell»  (33erl.  1899). 

©eflermann,  3ob.3oad)im,  Geolog  unb 9llter- 
tumäforfcfcer,  geb.  23.  Sept.  1754  ju  Grfurt,  ftui 
bierte  bort  unb  in  ©öttingen  unb  habilitierte  ficb 
1782  ju  Grfurt,  rourbe  bort  1784  vJkofetfor  am 
©bmnafium,  balb  aueb  an  ber  Unibcrfität,  1804 
2)irettor  be$  ©pmnaftuml  jum  ©rauen  filofter  in 
S3erlin,  fpdter  aueb  aufeerorb.  ^rofeffor  ber  Stbco-- 
logic  unb  Ronftftorialrat  bafelbft ;  1828  in  ben  Nube^ 


ftanb  getreten,  ftarb  et  25.  Cft  1842.  Gr  febrieb: 
«Öanbbucb  ber  biblifdjen  Sitteratur»  (4  33be.,  Grf . 
1787;  2.  Hufl.  1796—1804),  «®efcbia>tliebe  >Racb 
riebten  au«  bem  Slltertume  über  Gjfäer  unb  Ibera^ 
peuten»  (33erl.  1821),  «$ie  Urim  unb  Ibummim, 
bie  älteften  ©emmen»  (ebb.  1824),  «33emerfungen 
über  pbönij.  unb  punifebe  SKünjen»  (4  ^rogr.,  ebb. 
1812—16),  «Über  bie  ©emmen  ber  »Iten  mit  bem 
Slbraraebilbe»  (3  ^rogr.,  ebb.  1817—19)  u.  a. 

löcücröpbon,  nacb  ber  grieeb.  Sage  ber  Sobn 
be3  forintb.  König*  ©laufo8,  bei  SobneS  be* 
Sifppbo«  (ober  ber  Sobn  bei  ^ofeibon).  Seine 
Sage  roirb  bon  Horner  (31-  6, 159—105)  erjäblt  unb 
bon  fpätern  ergdnjt.  2)anadj  lam  33.,  tpegen  eined 
aJcorbeä  flüebtig,  ju  ^roitoi,  König  bon  ärgod. 
ber  ben  SBerreanbten  gaftfrcunblicb  aufnabm  unb 
f übnte.  i>ier  fafete  bie  Köniain  Slnteia,  nacb  anbern 
Stbeneboia,  eine  ftrdfliebe  iiiebe  ju  33.,  unb  al#  93. 
biefe  Neigung  niebt  emiberte,  bcrleumbete  f\e  ibn 
bei  ibrem  ©emabl,  bafe  er  fie  babe  berfübren  rooUen. 
^roitoiS  fdjidte  33.  ju  feinem  Scbroiegeroater  ^oba 
ted,  König  oon  Cplien,  mit  bem  in  gebeimen  3eicben 
abgefaßten  Auftrag,  ibn  ju  töten.  3<>bate£  befabl 
bem  93.  juerft,  bie  feucrfpeienbe ,  breigeftaltige 
Gbimaira  (f.  b.)  ju  erlegen,  welcbe  93.  aueb,  auf  bem 
geflügelten  "Cferbe^cgafodteitcnb,  tötete.  Sobann 
fanbte  ibn  3oba* 
teö  gegen  bie  So=  fe. 
Ipmer,  fpdter  ge^ 
gen  bie  Slmajo« 
nen;  als  er  audi 
biefe  beilegt  unb 
bielplifcbenKrie« 
gcr,  bie  ibn  aui 
einem  i&interbalt 
ermorben  foll» 
ten,  getötet  battc, 
gab  ibm  3obate3 

feine  Jocbter 

^bilonoe  jur 
©emablin,  bie  j 
ibm  ben  5fan»  V 
broS,  ötppoles  I 
d^oSunbbic  2ao- 
bameia  gebar. 
9iacb  GuripibeS 
rdebte  er  fiep  an 
Stbeneboia,  in» 
bem  er  fie  ju  fid)  auf  ben  ^egafoä  lodte  unb  bann  im 
3Jteer  ftürjte.  »Ucin  9).  warb  ben  ©öttern  btrbaBt 
unb  fcproermütig,unb21re8  tötete  3fanbroS,?lrtcmi<s 
bie  Saobameia.  3taeb  "^inbar  mollte  er  ficb  auf  bem 
93egafo£  jum  Clpmp  emporfebroingen,  würbe  aber 
bon  bem  iRofie  abgeworfen;  aud?  biefe  Sage  bat 
Guripibe*  bebanbelt.  93.  würbe  in  Korintb  unb 
Splien  göttlid)  berebrt.  9tad)  neuerer  Muffaffung  ift 
93.  ein  ©ewitterberoS,  unb  fein  Kampf  »om  s^ega 
f öS  mit  ber  Gbimaira  ba8  93ilb  be«  ©emitterS.  33on 
ber  antiten  Kunft  finb  bie  meiften  Sagen  von  33. 
vielfach  bargeftellt  worben;  fo  bie  von  ber  93dnbi 
gung  unb  Srdnlung  bei  'CcgafoS  (f.  vorftebenbe 
Atgur  ;  Relief  im  "i^alajjo  Spaba  ju  9tom),  von  ba 
Gtlegung  ber  Gbimaira  unb  bon  feinem  33crbdlt= 
niffe  ju  ^roitod  unb  Stbeneboia.  —  93gl.  Sifcber, 
33cllcropbon  (i'pj.  1851);  Gngelmann  in  ben  «An- 
nan» bc$  3lrcbdologifcben  fWtitutä  (Korn  1874); 
Scbreiber,5)icbellcniitifcbeniReliefbilber(ßpj.l894). 

Beiles  lettres  (frj.,  fpr.  bell  lettr),  feböne 
3Biffenfcbaftcn,  würben  früber  5)icbtfunft  unb  SRebe 


Digitized  by  Google 


SetleSme 

fünft  genannt,  »eil  fie  mehr  al*  bie  anbern  Äünfte  in 
ba*  ©cbiet  roiffenfcbaftlidjen  Kenten*  binübercagen. 

«eil cSme,  i.  33elieme. 

ttedetaae,  f.  Bel-etajre. 

fBeüerttfHf  («fcbönefiitteratur»,  com  frj.  belles- 
lettres),  biejenige  fittteratur,  bie  webet  religiöfen, 
noch  roiffenfcbaftlidjen,  nocb  prattifcben  3roeden 
bient,  ali  o  alle  bicbterifcben  Schöpfungen  in  Herfen 
ober  ^Brofa,  Unterbaltung*litteratur  aller  Slrt,  ba* 
Feuilleton ,  bie  äftbctifd?c  unb  litterar.  Äritit  um« 
fafer.  3)er  9iame  SBellcttift  für  bie  33erfaffer 
berartiger  Arbeiten  (ugl.  j.  33.  #r.  Sdbulj'  kW» 
manacb  ber  33ellerriften»,  Söerl.  1782),  ber  ben  ältern 
3lu*brud  Bei  esprit,  ««Schöner  ©eift»,  ««Sdjöngeift» 
oerbrängte,  ift  nun  auch  oeraltet. 

©eflet»i0e(fpr.bellroil),  febr  häufiger  Ortsname 
in  ftrantreicb;  bamnter:  ftauptftabt  be*  5lanton*33. 
(139,4*  qkra,  13  ©emeinben,  14348  G.)  im  »rron* 
biffement  Siillefrancbe  be*  franj.  2)epart.  9ib.öne, 
6 — 700  m  uom  redeten  Ufer  ber  Saöne  entfernt,  an 
ben  Sinien  *Bari**ÜJtäcon*2pon  unb  93.*93eauieu 
(13  km)  ber  SDtittelmeerbabn,  hat  (1896)  2272,  al* 
©emeinbe  2922  6.,  eine  roman.  Äircbe  au*  bem 
12.  f^abrb.;  Tertilinbuftrie,  SBeinbanbel. 

löcUcuiUc  (fpr.  bellioil),  früh«  33orftabtborf  im 
Slorboften  uon  $ari*,  nörblidj  com  griebbof  S^ixt- 
iJacbaife,  feit  1860  jur  öauptftabt  gejogen  (f.  $ari*). 

^cll  cuillc  (fpr.  bellroill),  feauptftabt  be*  Gountp 
St.  Glair  im  norbamerif.  Staate  yllinoi*,  22  km 
füböitlicb  oon  St.£oui*  in  einer  fruchtbaren  Gbene, 
jtnotcnpuntt  mehrerer  93abnen,  bat  (1890)  15361 6., 
Cfen*  unb  9tagelfabrifation,  ©iefeereien  unb  anbere 
Snbuftric  unb  ift  bauptiäcblicb  burch  ben  Steife  beut* 
fcber  Ginroanberer,  bie  ficb  feit  1830  anfiebelten  unb 
mit  ibren  9tacbfommen  ben  überroiegenben  Seil  ber 
33cr-ölterung  ausmachen,  rafrf;  emporgeblübt. 

©cUetiiac  (fpr.  bCUroiU),  Stabt  in  ber  ©raf* 
fdjaft  öaftingä  ber  l;rcvur,  Ontario  be*  Dominion 
of  Ganaba,  an  ber  SDtünbung  be^^Iuffe*  SDloira  in 
bie  f  jorbartige  93ap  of  Ouinte  be*  Cntariofee*,  Sta= 
tion  ber  Giicnbahnlinie  ÜJtontreat'Toronto,  ift  Sik 
ber  Albert  University  (1857),  bat  (1895)  10318  G., 
eine  Taubftummcnanftalt ;  bebeutenben  öanbelS* 
unb  Scbiff*uertebr  mit  ben  bereinigten  Staaten. 

tfeUcuuc  (frj.,  fpr.  bellroütj,  b.  i.  fcböne  äu** 
ficht,  roie  ba*  ital.  33eluebere,  f.  b.),  9tame  mehrerer 
fürftl.  Suftörter  unb  Scblöffer.  —  1)  Weitläufige* 
furfürftt.  Sdjlofe  in  Gauel  mit  grofecm  Wart  am 
«jriebricfestbor,  ba*  1811  —  13  bie  ÜHefibenj  be* 
ÄönigS  fronte  war,  fpdter  uon  ber  Äurfürftin 
Hugufte  (geft.  1841)  beroobnt  nnirbe,  gegenroärtig 
uom  ©eneraltommanbo  unb  ber  SUabemie  ber  bil* 
benben  fiünfte  einaenommen  ift.  —  2)  2)a*  tönigl. 
fiuftfcblofe  93.  mit  <Bart  nabe  bei  Berlin,  an  ber  Spree, 
an  ber  Korbfeite  be*  Tiergarten*,  erhielt  biefen  9ca» 
men  burcb  ben  ^Brinjen  suguft  fterbinanb,  ber  ben 
s^alaft  uon  jroei  klügeln  (1786—90)  baute,  auch  mit 
grofien  Äoften  ben  ©arten  fo  einri*ten  liefe,  mie  er 
roefentlid?  nod)  ietjt  bcfteht.  25a«  fcbon  »on  <yrieb= 
rut  b.  ©r.  erbaute  £anbhau3  bilbet  jettt  ben  fog. 
Spreeflügel.  Wach  bem  2bbe  Suguft  fterbinanbS 
erbte  unb  bemobnte  ba*  SaMofe  bcffen  Sohn  ^Brim 
Äuauft,  mit  beffen  Hbleben  e*  1843  an  Smbricb 
iLMlhelm  IV.  fiel.  2)ie  uon  ihm  hier  cröfinete  93ilber: 
galerie  neuerer  3Jtaler  ging  *um  Teil  an  bie  National* 
galerie  über.  —  3)3lm  berübmteiten  mürbe  baö  üuft: 
id?lüfe  33.  in  ber  Wabe  oon  ^ari*,  an  ber  ictügen 
2inf*ufer'Gifenbahnnad7  93erfaille*,  auf  bem33erg* 
rüden,  ber  ficb  Don  St.  (Sloub  nach  9Jteubon  jieht. 


—  ÜBeUi  679 

S^rau  oon  ^ompabour  liefe  e3  in  perbdltniemdfeig 
irjcr  %Seit  (30.  3uni  1748  bi*  20.  SRod.  1750)  mit 
grofeer bracht  unb  ungebeuerm  2luf »anbe  aufführen, 
unb  fiubmig  XV.  mar  oon  ber  fiage  unb  ber  Gin* 
ridjtung  fo  entjüdt ,  bafe  er  ti  für  iid)  taufte.  5)ie 
erften  itünftler  trugen  ju  feiner  93erfdjBnerung  bei, 
unb  e£  galt  atigemein  bamat«  für  baö  reijenbfte 
£uftfd)(o^  in  ganj  Ouropa.  Sdbrenb  ber  ÜHeoolu* 
tion  t>on  ber  Bande  noire  jerftört,  ift  e$  je&t  iHuine. 
3)er  le||te  ÜHeft,  bie  Siilla  33rimborion,  mar  ein  midj* 
tiger  ftrategifdber  'Buntt  roäbrenb  ber  Belagerung 
oon  ^Jari*  (1870 — 71).  1823  ttmrbe  bas  Serrain 
wrfauft  unb  parjeüiert.  GS  entftanb  eine  Stnjabl 
fchöner  Süllen  unb  anbercr  ödufer,  bie  je&t  ba«  jur 
Commune  3Jteubon  gehörige  2)orf  93.,  eine  ber 
anmutigsten  Ortfch.aften  in  ber  ndbem  Umgebung 
oon^anS,  bilben.  Stecht*  r.om93abn^of  befinbet 
fi*  bie  tieine  got.  Äapelle9totre*5)ame  be*  §lan>me*, 
errichtet  jum  ©ebäcbtni«  ber  1842  bei  einem  Gifen* 
babnunglüd  hier  umgetommenen  $erf onen.  —  4)  93. 
beifet  auch,  ba«  tteine  Sanbfchlofe  an  ber  Strafee  uon 
Seban  nad>  3)oncberp  (f.  b.),  mo  bie  Äapitutarion 
uon  Seban  unteneiebnet  mürbe. 

©cücti  (fpr.  -leb).  1)  Hrronbiffement  im  uairv 
3)epart.  2lin,  hat  1305,;o  qkm,  (1896)  78034  G., 
116  ©emeinben  unb  jerfdllt  in  bie  9  Äantone 
Slmbirieu,  93.,  Gbampagne,  fcauteüille,  fiagnieu, 
Cbui*,  St.  Stambcrt,  Sepffcl  unb  93irieu*le=©ranb.  — 
2)  $auptftabt  be*  Staonbifiement*  93.  im  frans. 
5)epart.  Hin,  278  m  t>ocb,  in  einem  überau«  an* 
mutigen,  Pom ^yuranb,  einem  rechten  Webcnfluffe ber 
Sthöne ,  burchfloffenen  fruchtbaren  33eden  groifeben 
jmei  Mügeln  an  ber  fiinie  93irieu=le*©ranb*St. 
Hnbre**(e*©a)  ber  3Rittelmeerbabn  gelegen,  bat 
1896)  3753,  al*  ©emeinbe  6070  G.,  $oft  unb  2e* 
egrapb,  in  ©amifon  ba*  133.  Infanterieregiment. 
93.  ift  Sitj  eine*  53ifd)of*  unb  eine*  Tribunal* 
erfter  ^nftanj,  bef^t  eine  got.  Äatbebrale  au*  bem 
15.3abrb.,  bifcböfl.  $alai*,  Äteine*  Seminar,  Gol= 
Uge,  3Ötünj*  unb  2lntiquitätenfabinett,  öffentliche 
93ibliotbet  (5600  93änbe)  unb  eine  Slderbaugefcll* 
febaft;  Seibenfpinnerei ,  3«bienne*  unb  ÜJtuffelin* 
fabritation,  fiobgerberci  fomie  betrdcbtlichen  .t>anbel 
mit  Seibe,  3Bein,  Trüffeln  unb  ©etreibe.  $n  ber 
lUabc  eine  talte  Mineralquelle  unb  ^unborte  ber 
beften  lithograpbifeben  Steine  5tanfreich*.  93.  mar 
Äauptftabt  ber  jmifchen  iRböne  unb  3lin  gelegenen 
fianbfdjaft  93ugep,  bie,  urfprüngtich  jum93urgun* 
bifeben  Dteicbe  gehörig,  an  bie©rafen  üonSauonen 
tarn  unb  1601  an  ^rantreich  abgetreten  mürbe.  53ie 
Sanbfcbaft  beftanb  au*  bem  eigentlichen  93ugep, 
93al  9tomep  unb  2a  Mebaille  unb  hatte  hi*  jur  9te* 
uolution  ibre  eigenen  Stänbe. 
»cU^eim,  T)orf  in  ber  «Bfalj,  f.  93b.  17. 
©eOi,  ©iufeppe  ©ioaebino,  röm.  93oll*bicbter, 
geb.  10.  Sept.  1791  ju  3Rom,  geft.  bafelbft  21.  2)ej. 
1863,  mar  ein  armer  Schreiber,  al*  ihm  1816  eine 
reiche  öeirat  gemattete ,  ficb  ber  Sitteratur  ju  »ib* 
mcn.  Gr  fdjrieb  uielc  ©ebichte  in  ber  Stbrif tfpraebe 
unb  mehr  al*  2000  Sonette  in  röm.  3Runbart,  bie  in 
anfebaulieben  garben  meift  fatir.  Scbilberungen  be* 
niebern  röm.  93olt*(eben*  bieten.  93alb  naa)  18!U 
gab  93.  bie  Angriffe  gegen  ba*  sBapfttum  auf,  in 
beffen  2)ienft  er  trat,  unb  fdjrieb  religiöfe  T)id)tuu= 
gen,  um  feine  3ugenbgebtcbte  ju  ucrbrdngen;  aber 
biefc  liefen  foanbfcbriftlicb  unb  münblicb  im  SBolfe 
um.  «Poesie  inedite»  (4  93be.,  9tom  1865  fg.)  liefe 
fein  So{m  Giro  93.  bruden,  eineHu*mahl  SRoranbi: 
«Ducento  sonetti  in  dialetto  romanesco»  (5lor. 


1 


Digitized  by  Google 


680  Mtarb  — 

1872);  voüftänbige  Sammlung  von  SRoranbi:  «I 
Sonett i  Romaneschi»  (6  33bc,  Gitta  bi  Gaftello 
1886—89).  —  SBal.  S*u*arbt,  33.  unb  bie  röm. 
eotite  («Romanif*eS  unb  Kelttf*eS»,  Dt,  33erl. 
1886);  ©noli,  G.  G.  B.  e  i  suoi  scritti  inediti  (in 
bet  «Nuova  Antologia»,  2sej.  1877);  S*ubmann, 
@.  ©.33.,  ein  röm.  53ialettbi*ter  (in  ben  «Htabemi- 
f*en  SJtonatSbeften»,  1890,  VI,  9). 

©eUtarb(fpr.^br),3Iuguftin2>aniel,@raf,franj. 
©eneralleutnant  unb  Diplomat,  geb.  25.  ÜJlärj  1769 
ju  tjontenap=le:Gomte  in  bcr  Sknbe'e,  trat  ju  5ln= 
fang  bcr  Revolution  als  gretwilliger  in  bie  franj. 
Slrmec,  mürbe  1791  von  ben  freiwilligen  bet  Strmee 
uim  Hauptmann  erwählt  unb  jeidinete  fi*  bei  ber 
Rorbarmee  als  äbiutant  3)umouriej' auS;  barauf 
abgefegt,  trat  er  als  ßhaffeur  a  *eoal  wieber  ein, 
unb  nadjbem  er  als  foldber  einen  gelbjug  mit: 
gemalt  hatte,  mürbe  er  roieber  in  feine  Charge  ein: 
gefcltf,  that  ftdj  als  ©eneralabjutant  6o*eS  pervor 
unb  ging  1 796  jur  ital.  Slrmee,  wo  er  unter  Napoleon 
fi*vielfa*  auSjei*neteunb  bei  Srcole  }um33rigabe= 
general  ernannt  rourbe.  33.  tdmpfte  bann  in  2irol 
unbägppten  (bei  öeliopoliS  befehligte  er  cincSivi: 
fion  unb  feblug  bie  fernbliebe  Kavallerie  jurüd)  unb 
mufctel801  in  Kairo  tapitulieren.  2llS©eneralftabS= 
cbef  ÜHuratS  ma*te  er  bieftelbjüge  1805, 1806  unb 
1807  mit  unb  warb  bann  ©ouverneur  von  9Jlabrib. 
StlS  aibe^majo^general  ber  Kavallerie  ber  ©rofien 
Slrmee  na hm  33.  am  ^elbjug  in  Rufclanb  teil,  seid): 
nete  fi*  befonberS  bei  93orobino  auS,  wo  eine  von 
ihm  errichtete  ^Batterie  ben  Rüdjug  ber  ruff.  ©arbe 
vor  91ep  wefentli*  herbeiführte.  §m  5)ej.  1812  jum 
©eneraloberft  ber  Küraffiere  ernannt,  mar  er  na* 
ber  Rüdtebr  aus  Rufelanb  auf  preufi.  ©ebiet  für 
bie  Reorganisation  ber  Kavallerie  tbdtig  unb  feblug 
bie  S*la*ten  bei  2>reSben  unb  £eipjig  mit;  in 
lefcterer  jerfd?metterte  ihm  eine  Kugel  etnen  2lrm. 
Kaum  genefen ,  mürbe  er  nad?  ber  S*la*t  bei 
Graonne  (7.  2Rärj  1814)  jum  33efeblebaber  ber 
Kavallerie  ernannt  unb  entmidelte  nun  bis  jur  2lb= 
banhing  Napoleons  eine  auf»erorbentli*e  tbdtig: 
feit.  Sobann  unterwarf  er  ft*  Öubmig  XVIII.  unb 
mürbe  von  biefem  jum  3Sair  von  Fhrantrei*  ernannt. 
1815  trat  er  wieber  auf  Seite  Napoleons ,  mürbe 
von  ihm  als  ©efanbter  nacb  Neapel  gef*icft,  !am 
iebod)  ju  fpät,  um  bie  fehler  SJluratS  mieber  gut 
madjen  ju  tonnen.  9la*  franfrei*  jurüdgccilt, 
um  baS  Kommanbo  ber  3.  unb  4.  9Jlilitärbivifion 
ju  übernehmen,  tarn  er  ni*t  mebr  ju  nennenswerter 
militdr.  Jbätigfeit.  91a*  ber  Reftauratton  fiel  er 
bei  fiubmig  XVIII.  in  Ungnabe,  mürbe  im  Rov. 
1815  gefangen  gefefct  unb  auS  ber  Sifte  ber  $airS 
geftrieben.  1816  mieber  freigclaffen,  erhielt  er  1819 
bie  ^airötoürbe  wteber  jurüd.  SllS  ©efanbter 
Submig  Philipps  in  33rüffel  mar  er  ber  Reorgani: 
fation  ber  bclg.  Slrmee  febr  förberli*  unb  ftarb 
28. 3an.  1832  in  33rüfiel,  mo  ihm  1836  ein  2)entmal 
(Rlarmorftanbbilb)  erriebtet  würbe.  —  33gl.  33.S  M6- 
moires  (icritspar  lui-m£me(333be.,93ar.  1842 — 43). 

*  düng,  SlHlbelm  Sebaft.  von,  preufc.  ©enera!* 
leutnant,  geb.  15.  gebr.  1719  ju  fymlSborf  in  Oft* 
preufeen,  auS  einer  altpomm.  Familie.  33on  23  2rfi: 
gern  biefeS  Samens,  bie  im  Siebenjdbrigcn  Kriege 
im  preufi.  Sicnft  maren,  fielen  20.  —  93.  tarn  1737 
auS  bem  KabettenforpS  wegen  feiner  Kleinheit  ju 
einem  ©arnifonbataillon,  mürbe  aber  von  ftriebrieb 
fflilhelm  I.,  bem  er  aufgefallen  mar,  1739  |« 
bem  litauifd?enöufarenregiment  verfemt.  33on  1741 
bis  1747  war  er  im  3ietenfd>en  frufarenregiment. 


GS  gelang  ibm  aber  erft  1757,  ftcr)  befonberS  auc-ju: 
zeichnen.  1758  mürbe  33.  Sommanbeur  eines  neu  er: 
ridjtctenfmfarenbataiUonS  (ber  febroarjen  öufaren), 
verbreitete  mit  biefem  in  ber  Dberpfalj  im  iHüden 
beS  JyeinbeS  weithin  Sdjreden  unb  nabm  1759  mit 
einem  Ueinen  Setadjement  jwei  taiferl.  Regimenter 
bei  93aSberg  gefangen.  35en  gröfcten  Ruhm  erwarb 
er  aber  in  ^ommem,  wo  er  mit  feinem  fdjmarjcn 
Sufarenregimcnt  unb  meniger  Infanterie  ber  oav. 
jen  fdjmeb.  3lrmee  bie  SpiHc  bot  unb  brei  glüdlid>e 
Jelbjüge  führte.  1762  tdmpfte  93.  unter  $rin;, 
Joeinrid)  in  ber  Schlacht  bei  §rciberg.  9iocb  im 
Siebenidhrigen  Kriege  jum  ©eneralmajor  befor 
bert,  würbe  33. 1776  ©eneralleutnant  unb  that  ftdb 
als  fold?er  im  93aprifdjen  erbfolgetriege  bei  ©abel 
1778  bervor.  9la<b  ber  dtüdtebr  aus  bem  ^elbjuge 
ftarb  93.  in  feiner  ©arnifon  Stolp  28. 9tov.  1779.  — 
S)urdj  33.  warb  33lQcber,  ber  als  fdjweb.  Kornett  1760 
beim  Kavelpal  in  SWecflenburg  gefangen  war,  be= 
wogen,  in  preufe.  25ienfte  ju  treten.  —  23gl.  ©raf 
üippc=3Bcifecnfelb,  |>ufarenbu*  f^otSb.  1863). 

üBcHtngrjaufcii,  f.  55cflnd?:33ellingbaufen. 

iBcUingrat^  Gmalb,  Ingenieur,  geb.  lS.Slpril 
1838  in  Sarmen,  befuchte  bie  polptecfanifchen 
Schulen  in  Sflttid),  Karlsruhe  unb  3ünd).  91a* 
mehrjähriger  S3etbätigung  in  ber  Stablinbuftrie 
wibmete  fi*  33.  (feit  1868)  bem  S*iffapTtSberriebe 
unb  begrünbete  1869,  na*bem  bie  Kctten)*iffabrt 
(feit  1866)  auf  lürjern  Streden  ber  GIbe  einge-- 
n*tet  worben  war,  eine  ©efellf*aft  in  SreSben, 
bie  ft*  jundröft  bie  Belegung  ber  6lbe  mit  einer 
von  33öhmen  bis  9Jlagbcburg  rei*enben  Kette  jum 
3iete  fefete  unb  1. 91ov.  1869  ben  33etrieb  eröffnete. 
9la*bem  bie  Kettenlegung  1874  auf  ber  ganjen 
beutf*en  (5Ibe  beenbet  mar,  würben  bie  {jra*tf*iffc. 
bie  bis  babin  faft  nur  auf  ben  ©ebrau*  ber  Segel 
angewiefen  waren  unb  nur  eine  Sragfdbigteit  von 
100  bis  150 1  errei*ten,  halb  bur*  fol*e  von  400 
bis  700 1  erfefet,  bie  fahrten  erfolgten  f*neüex  unb 
regelmäßiger,  bie  93erfebrSmenge  mürbe  in  weniger 
als  10  fahren  auf  baS  2reifa*e  gefteigert.  93.  als 
©eneralbirettor  ber  «Kette,  25eutf*e  Glbf*iffahrtS-' 
gefellf*aft»  in  2)reSben  benuttte  ben  gewonnenen 
ßinflufi,  um  au*  bur*  eine  beffere  Craanifation, 
dTri*tungvonS*ifferoerbänbcnunb33efra*tunaS= 
comptoiren,  bur*  Sieberbclebung  ber  9ieibenf*iff : 
fahrt,  wie  fie  unter  ben  frühern  S*iffergilben  be: 
ftanben  hatte,  bur*  33efferung  ber  fiabegebräu*e 
unb  inSbefonbere  ber33erfra*tungSbebinaungen  bie 
S*iffahrt  ju  heben.  Sie  über  let»tere  jwtf*en  33er: 
tretem  beS  JaanbelS  unb  ber  S*iffabrt  erhielten 
93ereinbarungen  tönnen  als  bie  praftif*en  ©runb: 
lagen  für  bie  Reform  beS  93innenf*iffabrtSre*teS 
angefeben  werben ;  1878  leitete  33.  ben  33au  unb  bie 
Ctflanifation  ber  Kettenf*iffahrt  auf  bem  Redar 
(von  9Jlannbeim  bis  fieilbronn),  1881  auf  bem  SMain 
(von9)lainä  biS2lf*affenburg).  93on  ihm  rührt  au* 
bie  Grfinbung  eines  KettengreifrabeS  (f.  Ketten: 
f*leppf*iffabrt)  her.  Gr  f*rieb  «Stubien  über  93au^ 
unb33etriebSweifeeineSbeutf*enRanalne|>eS»(33erl. 
1879),  «Reform  ber  9Jlainf*iffabrt»  (SrcSb.  1880). 

5»ctl ttiü tfimuf cu,  gabian  ©ottlich  von  (bei  ben 
Rufien  (jabbej  gabbejewitf*  33.),  ruff.  Sbmiral  unb 
Seefahrer,  geb.  9.  (20.)  Sept.  1778  auf  ber  3"fd 
£>fel,  tarn  mit  8  Sahren  in  baS  SeelabettcntorpS 
na*  Kronftabt  unb  1797  als  Dffuier  in  bie  bei 
Reoal  ftationierte  glottenabteilung.  33.  ma*tc  1803 
bic  erfte  ruff.  Söcltumfegelung  unter  Krufenftem 
(f.  b.)  mit  unb  freujte  1809  al«  Korvettenfapitän 


Digitized  by  Google 


©cUini  — 

gegen  bic  fcbroeb.  flotte.  3m  3uli  1819  trat  er  im 
«uftrag  ber  rufi.  Stegierung  eine  ßypebitton  in  bie 
6übpolargegenben  an,  auf  ir  cldjcr  er  im  2>ej.  1819 
bie  Jtaoerfao^nfeln  entbedte,  im  Slug.  1820  bi« 
}um  70.  Srettengrab  oorbrang  unb  bie  l^ter«* 
tniel  unb  8lleranbet«lanb  auffanb.  über  tHio  be 
Janeiro  unb  Üfiabon  tebrte  bie  Grpebition  nad) 
Ktonftabt  jutüd,  wo  fie  24.  Suli  (5.  2lua.)  1821 
antam.  Sie  Sef  djreibung  bief er  Steife  burd?  S.  in  ruf). 
SpraAe  erfdjien  in  Seter«burg  1831.  Stad)  feinet 
Siüdfebr  »urbe  SB.  jum  Kommanbanten  ber  Cftfee* 
flotte  ernannt,  unterftühte  1828  bie  Operationen 
ber  ruff.  Gruppen  gegen  Santa,  »ofür  er  jum  Sice* 
abmirat  beförbert  mürbe,  btodierte  »äbrcnb  be« 
poln.  Slufftanbe«  bie  Külte  oon  Kurlanb,  »urbe 
Herauf  Slbmiral,  1839  Krieg«gouoerneur  oon  Krön« 
ftabt  unb  Cbertommanbant  be«  £>afen«  unb  ftarb 
13.  (25.)  3an.  1852  in  Kronftabt,  mo  ihn  1869  eine 
Sronjeftatue  (oon  Sdjrftber  mobelliert)  erriebtet 
»urbe.  —  8m.  9tuß»urm,  9tad)rid)ten  übet  bie 
Familie  von  S.  (iReoal  1870). 

©clltni,  oenet.  SHalerfamitte.  Ser  dltefte  Künft* 
ler  biefe«  Stamen«,  Sacopo  JB.,  geft.  um  1464, 
»ar  ein  Sdjüler  be«  ©entile  ba  ftabriano  unb  lebte 
ju  aIoviu',,  Sabua,  Verona  unb  Senebig.  Sein 
bebeutenbfte«  ©erl  »ar  bie  für  ben  Som  in  Verona 
gemalte  Kreujigung.  Sie  j»ei  einjtgen  beglaubigten 
Silber  ftnb  in  ben  Sammlungen  ju  Senebig  unb 
thtua,  j»ei  intetejfante  Sfijjenbüdjet  oon  tt>m  in 
Bonbon  unb  Satt«.  —  Sgl.  SJlünh,  Jacopo  B.  et 
la  renaissance  dans  l'Italie  septentrionale  (in  ber 
«Gazette  des  Beaux-Arts»,  1884). 

Sein  dlteftet  Sobn  ©entile  58.  »at  1427  ober 
1428  geboren  unb  ftarb  22.  <jebr.  1507.  31ud>  oon 
ibm  ftnb  nur  einige  figurenretd>e  Silber  borbanben. 
Cr  ift  nod)  mefentlid)  in  ber  öfirte  ber  frül)Denet. 
ÜDialroeife  befangen,  fcodi  bebeutenber  al«  ber  Sater 
burd)  feinen  großartigen  biftor.  Stil.  Seine  ber= 
oorragenbften  ©cmälbe  finb:  in  ber  Srera  ju  3Jiai= 
lanb  bie  Srebigt  be«  beil.  Ularcu«,  in  ber  Suabemie 
ju  Stnebig  bie  Sarftellung  eine«  Kreujmiralel«; 
beibe  Silber  intereffant  burd)  bie  Srraßenanfid>ten 
unb  Koftüme  im  alten  Senebig.  Sud)  Sorrrdte  fdmf 
er;  ba«  be«  Sultan«  ÜRobammeb  U.  befinbet  fid)  in 
Urioatbefifc  ju  Senebig.  Gr  »ar  jugleid)  ala  Tic- 
baillcur  au«gejeid)net  unb  ging  in  biefer  ßigenfdjaft 
1479  nad)  Konftanttnopel.  Sort  leicbnetc  er  unter 
anberm  bie  Sielief«  ber  jbcoboiianifdjen  Gbrenfdule. 

Serübmter  ift  fein  Sruber  © i  o  ü a  n  n  i  S.  (®  i  a n  ■■ 
bellin  ober  Sambcllin),  geb.  nad)  1427,  geft. 
29. Sioo.  1516.  (hr  nabm  feinen  &u«gang  von  :Uünr 
tegna  unb  mürbe  ba«  öaupt  ber  dlternSenetianifdien 
Sdmle.  59ärme  ber  Staturauf  faffung,  feine  (Sbaral* 
teriftit,  großartige«  Sd)önbeit«gefübl,  Kraft  be« 
Kolorit«  ftnb  febon  in  bobem  ©rabe  bei  ihn  oor* 
banben.  Son  feinen  Sdjülcm  fmb  ©iorgione  unb 
Jijian  bie  berübmteften,  aueb  Sontfajio  Senejiano 
unb  Sebaftiano  bei  Siombo  oerbanlen  ibm  oielc«. 
Surdj  Slntonello  ba  SJteffina  angeregt,  bebiente  er 
ftd)  ber  bi«  babin  in  Italien  niefct  ange»anbten  Cl» 
farbentedjnit  unb  bilbete  biefelbe  au«.  SBon  feinen 
Serien  fmb  bervormbeben  bie  ÜWabonnenbilber 
in  San  Saccaria  ju  SJenebig,  in  ber  (Sbiefa  bei  »yrari 
bafelbft  ( f.  Jaf el :  3 1  a  l  i  e  n  i  f  dj  e  Ku  n  ft  VI,  ftig.  3), 
in  ber  ifltera  ju  ÜJlailanb,  in  ben  Uffijien  ju  ^lorenj, 
in  ber  Sonboner  ^lationalgalerie.  ferner:  Gbriftuö 
am  Ktcuj,  im  9Äufeum  ISorrer  ju  ÜJenebig;  Jaufe 
Sbrifti,  in  Santa  (Sorona  ju  SBicenja;  ^etru«  sJDlaT- 
tpr,  in  ber  9Iationalgalerie  ju  Bonbon;  ^eilige 


SÖeUinjona  681 

Familie,  im  Soubre.  —  Sgl.  5rp,  Giovanni  IJ. 
(2onb.  1899). 

OcQitti,  £orcnjo,  Anatom  unb  ^bpftolog,  geb. 
3.  Sept.  1643  ju  ^loreni,  feit  1663  ^rofefior  ber 
Slnatomie  ju  s^tfa,  febr  uerbient  burd)  feine  Unter* 
fudjungen  über  ben  Sau  unb  bie  Scrricbtungen  ber 
Bieren  unb  al«  (httbeder  ber  nad;  ibm  benannten 
geraben  öarnfanäleben  ber  Stieren  (tubuli  Belli- 
niani,  Sellinifdje  Siöbren).  2lud)  al«  Siebter, 
namentlich  burd)  feine  «Bucchereide»  (${or.  1729), 
ift  S.  betannt.  Gr  ftarb  8.  3an.  1704.  S.  fd)rieb: 
«  De  struetura  et  usu  renum»  (Jlor.1662;  Slmfterb. 
f  1665  u.  ö.)  u.  a.  Seine  «Opera  otnnia»  erfd)ienen 
ju  Senebig  1708  (2  Sbe.)  u.  ö. 

Wclltm,  Sincenjo,  ttal.  Dpemlomponift,  geb. 
3.  9toü.  1802  ju  ßatania  in  Sicilien,  erbielt  feine 
mufitalifd)e  Silbung  im  Konfcrvatorium  ;u  Neapel. 
Seine  Cper  «Bianca  e  Fernando»,  1826  im  San 
(Sarlo'Sbeater  ju  Stcapel  mit  Scifall  gegeben,  er= 
öffnete  ibm  bie  Pforten  ber  ital.  Sübnen.  1827 
fdbrieb  er  für  bie  Scala  in  SHailanb  «11  Pirata», 
1828  «La  Straniera».  «Zaira»,  1829  füt  $aima 
fomponiert,  batte  leinen  ßrfolg,  bagegen  entbufia«* 
mierten  »ieber  «I  Capuleti  ed  i  Montecchi»  (1830 
in  Senebig)  unb  «La  Sonnambula"  (1831  in  sMa\- 
lanb).  Gbenfaü«  1831  trat  et  mit  «Norma»  (für 
ÜJtailanb)  beroot,  einet  Sdjöpfung,  bie  feine  frübern 
Dpem  an  bramat.  fiebenbigteit  nod>  überragte,  ©e» 
ringern  Grfolg  batte  «Beatrice  di  Tenda»  (1832  in 
Ütailanb).  1833  ging  S.  nad>  ^ari«  unb  bann  nad) 
Bonbon,  »o  et  eine  gldnjenbc  5tufnabme  fanb,  lebt te 
abet  1834  nad)  Hari«  jurüd.  iqier  fdjrieb  er  füt 
bie  bortige  ital.  Sübne  bie  «Puritani»,  bie  um  fo 
mebr  Seifall  fanben,  al«  S.  in  biefem  5Berle  neben 
bem  Sinnlid)  «JHeijenben  feiner  sJ{clobicn  mebr  al« 
f ruber  auf  bramat.  Sabrbeit,  ge»dbHe  ^nftru* 
mentierung  unb  Sotgfamlcit  im  S(u«bau  bet  ein< 
leinen  SRufitftüdc  gead)tet  batte.  6t  ftatb  24.  Sept. 
1835  jji  ^uteaur  bei  Sari«.  S.  begann  in  9toffuu> 
fdjen  formen.  6r  ftebt  bintcr  biefem  Sorbilb  an 
iHeid)tum  ber  muiilalifcbcn  Grfinbung  jurüd,  be» 
reiefcerte  aber  bie  Cper  mit  neuen  unb  »ertoollen 
Elementen  be«  äu«brud«.  Seine  SDluftl  ift  eigen* 
artig  burd)  bie  9iatutlaute  innigen ©efüf)l«  unb  ebler 
Sentimentalität.  Sief  er  elegiid)e@runtyug  ift  bciS. 
felbft  ju»eilen,  bei  feinen  9lad)abmern  tn  ber  Siegel 
in«  Ungefunbe  au«geartet.  feiner  Sieinbeit  »at 
et  abet  oon  bobet  Sebcutung  unb  ctllät t  bie  gtofce 
SHad)t,  bie  S.«  »eniae  ffiette  auf  bie  Oper  feiner 
,Seit  au«übten.  ÜJlit  ftoffini  unbSonijetti  gemein-, 
fam  beberrfd)te  et  )»ei  ^abru'i'ntc  lang  ba«  :Uepcr- 
toire,  unb  ber  Siubm  aller  großen  Sdnger  unb  Sdn« 
gerinnen  »on  1830  bi«  1850  ift  mit  ben  S.fAen 
©eftalten  ber  Storma,  be«  Slomeo  unb  ber  Stacbt« 
»anblerin nerfnüpft.  Son feinenfianbaleuten  rourbe 
S.  al«  ber  «ficil.  Crpbeu«»  gefeiert.  1882  rourbe  ibm 
in  Satania  (oon  SDlonteoerbe) ,  1886  in  Neapel 
(oon  Saljico)  ein  Sentmal  errid?tct.  —  SgL  Sio» 
grapbien  oon  ©erarbi  (Stom  1835) ,  Sougin  (Sar. 
1868),  Slmore  (Gatania  1892) ;  %  6iUer,  Künftler* 
leben  (Köln  1880);  ^lorimo,  B.  Memorie  e  lettere 
(,3-lor.  1882). 

Rellin  joua  (Sellen}).  1)  8e&itf  im  fobroei». 
Kanton  2effm,  bat  (1888)  14910  Q.,  barunter 
280  eoangelifdje,  in  22  ©emeinben.  —  2)  *mtö' 
ftobt  im  Sejirt  S.  unb  öauptftabt  be«  Kanton« 
Steffin,  in  237  m  £>öbe,  in  romantifeber  ©egenb,  auf 
ber  linlen  Seite  be«  oom  Jicino  burdjfloffenen  Sii* 
oieratbal«  am  ^uße  breier  öügel,  oon  benen  bie 


Digitized  by  Google 


082 


Bellis  —  Seaman 


beiben  öftlicben  bie  iHuinen  ber  alten  93urgen  Gaftello 
bi  Mejjo  ober  bi  Svitto  (Scbwpj)  unb  Gorbario  ober 
(Sorbe  (458  m,  Unterwalben)  unb  ber  weftlidje  ba« 
(Jaftelio  ©ranbe  (Uti) ,  iefct  Strafanitalt  unb  3eufl: 
bau«  be«  ffanton«,  tragen,  bat  (1888  )  3290  £, 
barunter  173  Övangelifcbe.  Die  eng  gebaute  Stabt 
jeigt  ital.  Gbaralter;  ba«  anfebnlicbfte  ©ebdube  ift 
Die  $auvtlircbe  ju  6t.  $eter  unb  Stephan,  ein  Sau 
be«  16.  Sabrb.  mit  neuerer  Marmorfacabe.  Da«  eb> 
malige  »uguftinertlofter  ift  \m  6i(t  ber  Kanton«« 
regicrung.  Gin  700 m  langer  Tamm  idnm: bie Stabt 
vor  ben  überfebwemmungen  be«  Sicino,  über  ben  ficb 
hier  mit  14  9Jogen  eine  260  m  lange,  7  m  breite,  au« 
©ranitquabern  erbaute  ©rüde  fpannt.  :'([•>  Scblüffcl 
ber ©ottbarbftraße unb  --SJabu  ( v u jern  i"  bi af j o ; ,  von 
ber  biet  bie  3meiglinie  SB.^l'uino  (39,6  km)  unb  93.« 
Öocarno  (22  km)  unb  unweit  bie  Straße  über  ben 
San  SBernarbino  unb  bie  Monte«Gcncre«3*abn  ab: 
jweigen,  bat  93.  große  militdr.  33ebeutung  unb  be* 
ft^t  eine  bebeuteube  Kaierne  unb  einige  fteftung«« 
werfe,  bie  neuerbing«  an  ber  Stelle  ber  von  ben  9$i«« 
conti  im  Mittelalter  erbauten  wiebcrbergcftellt  fmb. 

Bellis  L.,  Uflanjengattung  au«  brr  Jamtlic 
ber  Kompofiten  (i.  b.)  mit  nur  8  Mrten,  bie  in  ber 
norblicbcn  gemäßigten  3one  ber  Slltcn  unb  bleuen 
SSelt  vorfommen.  (?«  fmb  nteift  rafenbilbcnbe  nie« 
brige  ©cmäcbie  mit  wurielftänbigen,  ganjiranbigen 
QMättern  unb  naeften  »lütenfebäften.  3»  Deutfcb« 
lanb  finbet  ficb  nur  eine  einjige  2lrt,  ba«  allbefannte 
©änfeblümeben  ober  Maßlieb (B.perennisi.), 
eine  überall  auf  SBicfen,  ©ra«pläften,  an  Segen 
u.  f.  m.  wadjfenbe  unb  faft  ba*  ganje  3abr  binbureb 
blübenbe  perennierenbe  ^flame,  weldjc  bureb  @ar« 
tenluitur  aud)  ju  einer  bübfdjen  lurpflanjc,  bem 
£aufcnbfd)&n  ober  Sammetrö«cben  geworben 
ift.  Die  Blumen  finb  weiß,  rofarot,  rot,  blutrot,  aueb 
geftreift  unb  balb  unvollfommen,  balb  biefat  gefüllt. 
Sehr  intereffant  ift  B.  perennis,  var.  prolifera,  ba* 
fproffcnbe  Maßlieb,  baburd)  au«gejeicbnet, 
baß  ftd)  im  Umfreife  be*  jiemlid)  großen  93lütentöpf« 
eben«  ein  Kranj  tleincrer  bilbet,  bie  ficb  nacb  unb 
nacb  entmideln.  Mau  vermehrt  biefe  ;lien?Tlanje, 
welche  am  beften  in  leidstem  93oben  gebeibt ,  burd? 
Samen  unb  Verteilung  ber  Stöde.  Se&tcre*  muß, 
roenn  bie  Blumen  in  ber  Füllung  nicht  jurüdgeben 
follen,  minbeften*  alle  jmei  ^abre  gefdjeben. 

©cüit,  ein  vom  febmeb.  Ingenieur  fiamm  1886 
erfunbener  Sprengftoff,  ber  au*  1  2eil  Dinitroben« 
jol  unb  4  bis  5  teilen  Slmmoniumnitrat  beftebt, 
bie  gepulvert  unb  unter  Erwärmung  bi*  100°  innig 
gemifebt  werben,  öierbureb  plafttfcb  geworben,  wirb 
bie  Maffe  in  $orm  von  Patronen  gepreßt.  Da* 
SB.  ift,  foweit  bi*  jetit  betannt,  fowobl  bei  ber  Sin« 
fertigung  als  aud)  bei  ber  Berwenbung  faft  unge« 
fäbrlid),  ba  e*  ftcb  Weber  burd)  Sleibung,  Scblag, 
(Srbi^ung,  nod)  felbft  burd)  erplobicrenbed  Scbicl« 
puber  entjünbet;  nur  ÄnallprÄparate  bringen  ti 
uir  (Srplofton,  bei  ber  cd  aufjcrorbcntlicb  wenig 
flamme  jeigt.  Q$  ift  aber  bpgroffopifd)  unb  wirb 
be^balb  beim  Slufbewabren  feudjt. 

^cll  ifmt rafterf d)cc<  Uli tcrriditc*fttftcm  ober 
ÜJictbobe  be§  gegenfeitigen  llnterridjtg, 
ba^jenige  fiebrfpftem,  nacb  welchem  r?orgerüdtere 
Schüler  unter  Cbcraufftcbt  eine*  Scbrerd  fdjwddjcre 
unterrichten.  2)urdjgcbilbet  unb  in  ein  Spftem 
gebracht  würbe  biefe  ÜJictbobe  burd)  bie  GnglÄnbcr 
Slnbrcw  Seil  ff.  b.)  unb  3of.  fiancaftcr  (f.  b.)  gegen 
(fnbe  be*  18.  ^abrb.  ^hrc  Untcrricbtöfpfteme  ftim- 
men  im  mefentlicbcn  miteinanber  übercin.  Man 


teilt  bie  Sdjüler  beim  gegenfeitigen  Unterriebt  in 
eine  3Renge  (leiner  Klaffen,  beren  jebe  burd)  einen 
fortgefebrittenern  Schüler  in  ben  nötigsten  fertig- 
feiten  fo  weit  geübt  wirb,  als  bieier  fie  iclbft  Dorber 
Pon  bem  Sebrmeiiter  erlernt  bat.  5>ie  Scbulgebilfen 
beißen  Monitor«  unb  haben  ibrefllaffe,  ungefdbr 
10  Scbüler,  auf  einer  $anf  ftttenb  ober  in  einem 
öalblrcife  ftebenb,  oor  ficb.  Sie  geübteften  un& 
moralifd)  juocrlaffigften  Schüler  führen  wieber  aU 
Chergebilten  bie  Stufftcbt  über  bie  Unterlcbrcr  unb 
beren  Klaffen.  Stnbere  ©ebilfen  halten  auf  bie  unftcr- 
liehe  Orbnung.  Qin  fireng  gebanbbahte*  Spfteat 
ber  Strafen  unb  93clobnungen  halt  bie  Maffe  ber 
flinbcr  in  3ud?t.  Unterrichtet  würbe  in  f  oldbcr  Beife 
in  Cefen,  Rechnen,  Schreiben  unb  dieligion. 

3ur  Verbreitung  ber  Sellfchcn  Unterricht^weife 
in  Gnglanb,  SBale«,  Schortlanb  unb  3rlanb  trug 
viel  ber  1811  von  ber  fircblitben  Partei  gegrün« 
bete "  fit  ticnalver  ein  }ur  93eförberung  ber  6r)iehung 
ber  Slrmen  na<b  ben  ©runbfdttcn  ber  benfebenben 
Äircbe»  bei.  55em  gegenüber  fanben  bie  feit  1798  »on 
bem  Gudler  fiancaftcr  eingerichteten  Schulen  unter 
ben  3)iff enterS  großen  nntlang;  ju  ihrer  Unter« 
ftütjung  würbe  1814  ber  «SdmlDerein  für  ©roß» 
britannien  unb  ba«  »uSlanb»  geftiftet.  SJon  Guglanb 
au«  verbreitete  ficb  ba«  üancafterfebe  Unteuicbt«: 
fnftem  in  außereurop.  Gxbteile  unb  nacb  ^anlreicb. 
iltufelanb,  £äiiemart,  Italien,  ber  Scbweij.  3n 
SMnemart,  namentlich  in  Schlc«wig«5olftein,  würbe 
e«,  bureb  eine  Kommiffton  wefentlicb  umgearbeitet, 
unter  bem  Flamen  wedbfelfeitige  Scbuletnricb« 
tung  infolge  einer  lönigl.  SBerorbnung  von  1822 
in  ben  dlemcntarf chulen  unb  gemifdjten  (eintlaf figen) 
93olt«icbulen  vielfach  eingeführt.  Da«  Militär« 
waifenbau«  in  Gdernförbe  würbe  jur  9corma(fcbule 
erhoben.  3"  2)eutfd?lanb  bat  e«  wenig  Eingang 
aefunben.  Unter  feinen  Slnbangern  ift  <L  (S.  ®. 
3errenner,  unter  ben  ©egnern  31.  Dicfterweg  hervor« 
jubeben.  ©egcnwdrtig  ift  bie  ^äbagogil  barüber 
einig,  baß  einen  wirtlichen  Unterricht  nur  ber  Sebrer 
erteilen  fann,  baß  alfo  in  Schulen  mit  febr  gefüllten 
Klaffen,  welche  Schüler  verfdjiebencr  ?lltcr«ftufen 
enthalten,  wobl  beffere Schüler  al«  6<lf  et  vermen« 
bet  werben,  aber  nie  ben  Sebrer  erfc&en  lönnen. 

fiitteratur.  Slußcr  ben  bei  ben  Ärtileln  93eü 
unb  Sancafter  angeführten  Schriften  vgl.:  Natorp, 
93ell  unb  Sancafter  (6ffen  1817);  ^arnifcb,  -'lu-> 
fübrlicbe  Darftellung  unb  Beurteilung  be«  BeU« 
fiancafterfeben  Scbulwefen«  in  (higlanb  unb  n [ 
reid)  ($>re«l.  1819);  Dicfterweg,  $emerfungen  unb 
SInftcbten  auf  einer  päbagogitdjcn  9leife  nach  ben 
bdn.  Staaten  im  Sommer  1836  (2)crl.  1836);  3«: 
renner,  über  ba«  Seien  unb  ben  9öert  ber  wccbfel= 
feitigen  SAulcinridjtung  (Magbeb.  1832);  berf.. 
Die  wecbfelfeitige  Scbuleinricbtung  nacb  ihrem  w* 
neru  unb  äußern  9Berte,  mit  ^ejiebung  auf  be« 
Seminarbireltor«  Dr.  Dieitcrmeg  Urteil  über  bie« 
ielbc  (ebb.  1837);  Stönnentamp,  ©eleucfatung  be* 
Dieiterwegfchen  Urteil«  (Altona  1837);  berf.,  ftc* 
flcrionen  unb  Spbori«mcn  über  ba«  ffiefen,  bie 
UJorjüge,  bie  9?ervolllommmmg  unb  ben  Fortgang 
ber  mecbfelfcitigen  Scbuleinridjtung  (ebb.  1840); 
©.».  5Hiede,2)ie  we*felfeitige  Scbuleinricbtung  unb 
ihre  Slnwenbung  auf  SBürttemberg  (Stuttg.  1846); 
ftarlter,  3"nere^  Seben  in  Scbulen  mit  mecbfel' 
feitigem  Unteiricbt  (Süb.  1842). 

^elluiau.  Garl  Michael,  febweb.  Dichter,  geb. 
4.  gebr.  1740  ju  Stodbolm,  trat  nacb  SJollenbung 
feiner  Stubien  bei  ber  3tonl  unb  heim  3oUmefcn  in 


Digitized  by  Google 


SBello  —  93eüot) 


683 


ctodbolm  ein  unb  30g  burd?  ©ebicbte  bie  Stufmerl - 
famteit  König  ©uftaoS  III.  auf  ftd),  ber  ihn  eine 
3lnftellung  bei  ber  gotterie  unb  1776  ben  Jitel  eines 
£>ofietretärS  oerliel?.  93.  bcfanb  jid>  ftetd  in  gebrüdter 
gage.  Gt  ftatb  11.  $ebt.  1795.  Seine  Sidrtungen 
roaten  oft  ^mprooifationen.  Slucb  bie  JJlelobieu 
fmb  großenteils  fein  eigenes  SBert;  jroar  fang  et 
aud)  nach  altern  SBeifen,  brüdte  aber  biefen  ftetS 
fein  eigentümliche*  Gepräge  auf.  Gr  biebiete  an: 
mutige  «Jtaturbilber,  Xxxnb  unb  giebcSlieber,  bumo= 
riftiid?cSd)ilberungen  beSStodbolmer3$oltSlebenS. 
93.S  gebaltoollfte  Sichtungen  fteben  in  ben  oon  ibm 
ielbft  ocranftalteten  Sammlungen  «Bacchanaliska 
Ordenskapitlets  handlingar»  (1767—92),  «Fred- 
man1»  epistlar»  (1790).  früher  religiös  geftimmt, 
bot  et  noch  1787  in  «Zions  högtid»  pfalmenartigc 
(itebanten  übet  bie  Goangelien.  Seine  btamat. 
Kleinigtetten  gingen  oorüber,  bie  Satire  «M&nan» 
blieb  unoollenbet.  33.,  butd)  eigenartige  Gmpfinbuug, 
rege  GinbilbungStraft  unb  ooltStümliaVnatürlicben 
VluSbrud  auSgejeicbnet,  ift  einet  bet  bcbeutcnbften 
unb  ooltStümlicbftcn  febroeb.  Siebter.  9tad?  33.S 
2obe  erfebienen  mehrere  2tuSgaben  feiner  «Samladc 
Skrifter»  (j.  33.  Stodb.  1878, 4  33be.),  oon  benen  bie 
Prachtausgabe  oon  Garlen  (3  33be.,  ebb.  1856—61, 
nebft  1  93b.  üRuftf)  beroorjubeben  ift.  eine  ?luS= 
matjl  ber  ©ebicbte  oerbeutfdjte  3öinterfelb  (33crl. 
1856),  beffer  Sßillafcen  (33rem.  1892).  1829  mürbe 
33.  im  Tiergarten  bei  Stodbolm  ein  T  euf  mal  (oon 
33pftröm),  1872  ein  Stanbbilb  (oon  iRpftröm)  erriaV 
tct.  —  3igl.  gjunggren,  B.  och  Fredmans  epistlar 
(gunb  1867)  unb  Fredman's  Sänger  (1791 );  93jort 
man,  Bellmansforskning  (Stodb.  1893);  Grbmann, 
Carl  Michael  B.  (ebb.  1900).  Ungünftig  über  33. 
febrieb  (^rprell  in  «Berattelser  ur  Svenska  Histo- 
rien» (33b.  45,  1878),  gegen  ibn  Gid?born  (1879). 

©cflo  (fpr.  belljo),  SlnbrcS,  f  pan.^amerit.  Sdjrift- 
ftcUcr,  geb.  29.  «Rod.  1781  in  GaracaS,  oertrat  1810 
—28  3Jenejuela  in  gonbon,  mar  feit  1829  33eamter 
beS§inanjminifteriumS,  feit  1834  StaatSfefretärbeS 
•tf  ufeern  oon  Gbile,  1842  ber  erfte  «Jlettor  ber  Unioerfi-- 
tat  Santiago  unb  ftarb  15.  Ott.  1865.  Gr  bateinefür 
i'Hle  febr  bebeutenbe  gebrtbdtigleit  entmidelt,  ber 
bie  ftanbhücber  «Principios  de  derecho  internacio- 
»al»  (1832;  julcfct  bg.  ÜJlabrib  1883)  unb  bie  «Gra- 
mätica  de  la  lengua  castcllana,  dedicada  al  uso 
de  los  Americanos »  (julctjt  bg.  oon  (Micro«:- ,  *#ar. 
1891)  bienen;  in  ber  lefctern  Sdjrift  führte  er  mehr: 
fache  ünberungen  ber  fpan.  Orthographie  ein(d?ilen. 
Crtbograpbie).  Slucb  um  baS  Giotlgeiefcbud)  oon 
Gbilebaterftcbfehroerbient  gemacht.  Seine  «Obras» 
(8  33be.,  Santiago  be  Ghile)  mürben  1881—85  auf 
StaatStoften  gebrudt  unb  neuerbingS  mieber  in  ber 
«Coleccion  de  escritores  castellanos»  OJJtabrib).  — 
Sein  geben  beschrieb  «JDtiguel  guiS  dlmunategui 
(Santiago  be  (5büc  1882). 

«ello,  ftranceSco,  itat  Sichtet,  f.  Gieco  ba 
,>crrara. 

^cllocqfctic  Möhre,  ein  Chirurg.  Snftrument 
»ur  Stillung  oon  33lutungen  aud  ben  «Jtafenböblen, 
benannt  nad)  feinem  Grfinber,  bem  franj.  Gbirurgen 
3ean  gouiS  33elIocq  (geb.  1730,  geft.  10.  Sept.  1807). 

tiBetto  -ftori.ton tc,  öauptftabt bed  brafd.  £ taa 
te«  Elinas  ©eraeS  (f.  b.). 

f&tüona,  ncbenberaltitaUid)en?ReriobieflriegSs 
göttin  ber  ^Horner,  ber  bie  gried).  Gnpo  entfpridjt. 
Sie  wirb  als  (3emablin  ober  Xodbter  beS  üöiars  be< 
jeidjnet.  33on  3lppiuS  ßlaubiuS  (EaecuS  mar  ibr 
296  ü.  6br.  ein  Jempcl  gelobt  unb  natbber  aud?  auf 


bem  SWatSfelbe  erriebtet  morben.  3u  unterfebeiben 
oon  biefet  altt ömifdjen  33.  ift  bie  aftat.  ®öttin,  bie 
untet  biefem  tarnen  aus  fiomana  in  Äappabocien 
jur  Reit  SullaS  nad?  9tom  eingeführt  marb.  Sie 
^riefter  biefer  ©6ttin,  bie  Bellonarii ,  oermunbeteu 
fid?  bei  ibren  Umjügen  unb  ^eftfeiern  ju  ßbren 
berfelben  an  genben,  Staden  unb  Slrmen.  —  33.  ift 
aud?  ber  9tame  beS  28.  ^lanetoiben. 

üBcIlonton,  f.  Slutomatifcbe  3)luritmerte. 

Octlotftra^e  (fpr.  bellob-),  ber  enge,  turjeÄanal 
im  arttifeben  9(orbamerita,  jmifdjcn  ber  33ootbias 
balbinfel  unb  SRorbfomerfet,  in  72°  nörbl.  33r.,  ber 
ben  33ootbiagolf  mit  ber  ^rantlinftrafse  oerbinbet. 
@t  ift  oon  feinem  Gntbedet,  bem  Kapitän  ftennebo, 
natb  bem  ftanj.  ÜÄarineleutnant  3"febb  9tene 
33ellot  (geb.  1826  in  3JariS)  benannt,  ber  flcb  1852 
ber  Grpebttion  ftennebpS  jur  3luffucbung  ^rantlinS 
angefcbloffen  batte,  1853  aud)  bie  3nglcnelb-Crpc* 
bition  begleitete  unb  babei  im  Gife  umtam. 

iöcüotto,  ital.  Waler,  f.  Ganaletto. 

löellotmfcr  (Belloväci),  ju  GdfarS  ;>oit  einer 
ber  mdd?tigften  belg.  Stamme  (f. 33clgen unb  Äartc: 
©ermanien  u.f.n>.),  ber  angeblid?  gegen  100000 
Krieger  aufbringen  tonnte,  ^bre&auptpldgc  toaren 
33ratufpantium  unb  64faromaguS  (Belloväcum, 
ieut  33eauoaiS). 

iBclIotod  (fpr.  -obS),  öenrp  SBbitnep,  amerif. 
©ciftlid?cr,  geb.  11. 3uni  1814  in  33ofton,  mürbe  1838 
Pfarrer  ber  ?Illerfeelentird)e  in  91euport,  mo  er  bis 
jum  2obc  (30. 3an.  1882)  lebte.  33.  mar  ein  iRcbner 
unb  Sdjriftfteller  oon  ungeroobnlid?cr  Scbätfe  ber 
3t uf  f äff ung  unb  geborte  ju  ben  liberalen  amerit.  2  beo » 
logen.  Gr  mar  33cgrünbcr  beS  «Christian  lnquirer» 
unb  oeroffentlid?te  aur.er  einigen  tbeol.  Sd?riften 
eine  Weibe  oon  33ortTdgen  u.  b.  X.  «Treatment  of 
social  diseases»  (1857) ,  oon  benen  ber  betanntefte 
«The  Relation  of  public  Amüsements  to  public 
Morality»  bebanbelt.  9teifeerinnerungenauS  Guropa 
legte  er  nieber  in  «The  old  world  in  its  new  face» 
(233be.,  9teuporl  1869).  9Bdbrenb  beS  33ürgertriegeS 
mar  er  ^rdfibent  ber  mirtfamen  United  States 
Sanitary  Commission  unb  mad?te  fieb  als  SRitglieb 
ber  Union  League  oerbient  um  ganb  unb  $eer. 

Wcüoto9-$aU8  (fpr.  -obS  fabtS),  Stromfdlle 
beS  Gonnecticut  im  Gountp  SBinbbam  beS  amerit. 
Staates  33ermont.  3)er  unroeit  oberhalb  berfelben 
über  100  m  breite  Strom  brängt  jkb  hier  burd?  eine 
jjelfcnf palte  oon  6  m.  Sie  33.  merben  burd)  einen 
in  ben  ft<U«i  gefprengten ,  für  tleine  SJampfboote 
fd)iffbarcn  Äanal  mit  neun  Sd?leufen  umganaen. 
2ln  ihm  liegt  bie  ^abrifftabt  33.  mit  (1890)  3092  G. 

iöcII otj  (fpr.  -loa),  HJierre  gaurent  33uijrettc  be, 
franj.  Sramatiter,  geb.  17. 5Roo.  1727  ju  St.  ftlour 
in  ber  Sluoergne,  fanb  nad)  feines  SJaterS  X obe  an 
einem  Dbeim,  einem  berühmten  Slbootaten,  eine 
Stütze  unb  mürbe  jum  ^Ked?tSgelebrten  beftimmt. 
$  och  trieb  ibn  eine  ftatfe  Steigung  jur  33übne ;  er  ent» 
mid?  unb  trat  unter  bem  sJtamen  Sormont  als  Sd?au= 
fpteler  im  SluSlanb  auf,  bef  onberS  in'BeterSburg,  mo 
ihn  Äaiferin  Glifabeth  begünftigte.  9iad)  5rflntreid) 
1758  jurüdgetebrt,  errang  er  einen  großen  Grfolg 
mit  ber  Jragöbie  «Le  siege  de  Calais»  (1765). 
Sarauf  fuhr  er  mit  geringem  ©lüd  fort,  mit  bc= 
fonberer  3tnlebnung  an  Gomeille  oaterldnbifdhe 
ober  mittelalterliche  gefd?icbtlicbe  Stoffe  ju  beban» 
beln:  «Gaston et Bayard» (1771), «Pierre  lcCruel» 
(1775),  «Gabrielle  de  Vergv »( aufgeführt  1777). 
Seit  1771  mar  33.  9Jtitglicb  ber  Jlfabemie;  er  ftarb 
5.  OTärj  1775  ju  «Paris.   Seine  «CKuvres»  gab 


Digitized  by  Google 


C84  jöcU^ocf 

©aiüarb  (6  SBbe.,  $ar.  1779),  eine  HuSroapl  3luger 
(2  SBbe.,  ebb.  1811)  bcrau*. 

Well  Norf  (b.i.  ©lodcnfcl«)  ober  3n<b»(Sape, 
bödjft  gefdbrlidje  ^clfenbanl  mit  fieudjtturm  (37  m) 
an  ber  Cfttüfte  bet  fdjott.  ©raffdjaft  $orfar,  7,s  km 
im  SO.  oon  «rbroatb,  ragt  nur  bei  mebrigfter  Gbbe 
über  bie  SJlecreefldcbe  beroor. 

tB  c  II  f rf )  c  Väbmung,  f.  ©eftcbtäldbmung. 
cllfdjcr  t'cbrfatf,  f.  SBell,  6ir  gbarleS. 

©cUfuub,  ftiorb  an  ber  SBeftfüftc  Spi&bergenS. 

Bellum  i Ku. i,  Krieg;  B.  omnlum  in  omnes  ober 
contra  omnes  («Krieg  aller  gegen  alle»),  ber  oon 
f>obbe*  oorauägefetite  Urjuftanb  ber  SWcnfc^ljeit, 
bem  9kdrt$iuftanbe  im  Staate  entgegengefefct. 

»cUurtcfcv  "Jllticn,  f.  Cftalpen. 

tBellutto.  1)  $ro»inj  in  Cbcritalien  (f,  Karte: 
Ober«  unb  9Jtittelitalien,  beim  3lrtitel  §t&-. 
lien),  ber  norbbftlid?fte  Steil  ber  fianbfebaft  SBenetien, 
grenjt  im  91.  unb  SB),  an  Sirol,  im  D.  an  bie 
ißrooinj  Ubine,  im  S.  an  Sreoifo  unb  SBkcnja, 
bat  .1349  (nad)  Strclbitftij  3347)  qkm,  1881: 
174140,  1899: 177344  C.  unb  jerfällt  m  bie  fiebcn 
Siftritte:  SÄgorbo.  Sturonjo,  SB.,  <yelrre,  ftonjafo, 
l'ongarone  unb  tyimc  bi  Gabore,  mit  juiammen 
66  ©emetnben.  5)a«  2anb,  jum  größten  Seile  ße* 
birgig,  liegt  ganj  im  SBereid)  ber  93erj»eigungen  ber 
roilben  fübtirol.  3)olomitalpcn  unb  roirb  burd)  ba£ 
Jbal  ber  ^iaoe  unb  ibrer  9tebenflüffe  SBoite,  9Jtae 
unb  (Sorbeoole  burcbfdjnitten.  S)er  ©etreibebau  ift 
febr  befd?ränlt,  beffer  bieSBkin*unbDbjtlultur,  auS; 
gejeiebnet  SBiebjucbt  unb  3llpenroirtfd?aft,  unterftütjt 
bureb  rrdftigeSBcrgroeibcn;  einen  äauptreidjtum  aber 
bilbet  ber  fdjöne  Stöalbbeftanb.  2)aö  SBaubolj  wirb 
teild  auf  ber  ^Jiaoe,  teils  auf  bem  mit  biefer  bureb 
ben  Kanal  von  Sapaba  r>erbunbenen  Sagliamento 
ocrflöfct.  SB.  ift  reid?  an  Mineralien,  bie  tebod)  nur 
in  geringem ©rabe  ausgebeutet  roerben  (Kupfer,  3inl, 
93let).  Süon  Gifenbabncn  gebt  nur  bie  £inie  von  ber 
ftauptftabt  SB.  nad?  s})abua  burd)  einen  Seil  ber  $ro: 
oinj.  —  2)  $anptftabt  ber  tyrooinj  unb  bc*  2)i= 
ftrittd  JB.  (46  337  (5.),  auf  einer  boben,  oon  ber 
HMaoe  unb  bem  bier  einmünbenben  &rbo  gebilbeten 
ßanbjunge,  in  416  m  £>&be,  an  ber  fiinie  SreDifo* 
SB.  (86  km)  be*  Slbriatifdjen  9iefce3,  ift  Si$t  eines 
SBifdjofS  unb  2)omlapitelS  mit  rei&er  SBibliotbet, 
batte  1881:  5766,  als  ©emeinbe  15660,  unb  1898 
18776  ß.,  in  ©arnifon  baS  1.  unb  9.  SBerfagUeri= 
bataillon,  14  Kircbcn,  barunter  bie  nad)  bem  9Jlo= 
bell  beS  isallabio  erbaute  Katbebrale,  jroei  Klöfter, 
eine  Sllabemie  für  Söiffenfdjaftcn  unb  Künfte,  jroct 
©pmnafien,  eine  $>anbelS--  unb  ©eroerbelammer,  ein 
feböne» X Ijeater  unb  eine merlroürbige, SB. mit  Harem 
©ebirgSroaffer  oerfebenbe  SHJaffcrleitung,  9Jiarmors 
f  ontdnen,  einen  1815  crridjtctcn  2riumpbbogcn ;  Sei« 
benfpinncrcicn.Strobflecbtercien,  ©erberei,  2öad?S* 
bleidjereien  unb  lebhaften  .franbel  mit  öolj,  Steinen 
unb  #rfiditen.  ,\n  ber'Jläbc  entfpringt  eine  natrons 
baltige  Sa)tocfelqucUe.  SB.  ift  ber  ©eburtäort  ©re> 
aorS  XVI.;  ber  franj.  ÜJtarfAall  SSictor  Herrin 
fubrtc  ben  Sitel  fterjog  von  SB.  9lad)bem  Cnbe  3uni 
unb  Ülnfang  3uli  1873  in  SB.  GrberiAüttcrunßen 
ftartgefunben  batten,  erlitt  bie  Stabt,  insbefonbere 
bie  Katbebrale,  8.  Sluß.  1873  burd)  ein  ftarle*  Grb« 
beben  bebeutenbe,  jettt  toieber  befeitißte  SBefdjdbu 
gungen.  —  SB.,  baS  rbätüdie  Bclunum,  fam  um  180 
u.  (Sbr.  unter  röm.  feerrfdiaft  unb  erbielt  88  v.  6br. 
röm.  SBürgcrred)t.  Später  bilbete  e«  ein  langobarb. 
Öerjogtum,  bann  eine  frdnf.  ©rafiebaft,  fam  1404 
unter  SBenebig^Cberbobeit,  1797  an  Cfterreidi,  18U5 


—  mod) 

an  ba«  Königreid)  ^talien,  1814—59  bilbete  SB.  einen 
Seil  be3  Kbnigreicbd  fiombarbo  ■  SBenetien.  iar)9 
rourbe  SB.  im  3üri4er  ^rieben  an  Italien  abgetre 
ten.  —  SBgl.  25oglioni,  Notizie  storiebe  e  geogra- 
fiche  della  citti  di  B.  e  della  sua  provincia  (!üclluno 
1816);  SWiari,  Compendio  storico  della  regia  citt* 
di  B.  (SBeneb.  1830). 

Wclluno,  ^erjog  r>on,  f.  SBictor^errin. 

ÖeUQe  (fpr.  bcllje),  Klein= ©emeinbe  im  ungar. 
Komitat  SBardnpa,  7  km  oon  (ffffß.  in  ber  2rau= 
ebene,  bei  Sarba  an  ber  SHoramcja,  bat  (!8fK)) 
1265  6.,  jur  X)dlfte  römifd^^atbolifd;,  jur  £>dlftc 
reformiert,  Sßoft,  ein  r>om  $rin}en  6ugen  oon  Sa: 
oopen  erbaute*  Sd?lofe,  jab^lreid?e  fonftiße  i>err= 
fdjaft^j  unb  SBirtfd}aftäßebdube  unb  ift  SUorort  einet 
großen  $rioatbertt$ung  beS  (STsberjogfit  Aricbridj,  ber 
bier  blübenbe  SWufternnrtfcbaftcn  befitjt. 

3*cl  aWartino,  ital.  91a  mc  für  Sd?ongauer  (f.  b.). 

Helmes ,  Stabt  in  ber  fpan.  1iror>inj  Gorboba, 
in  ber  Sierra  3J?orena,  jur  Sinten  beS  bem  ©uabal^ 
quioir  jufliefeenben  ©uabiato,  an  ber3»«gbabn 
Gorboba*3Umord)on  (Station  ber  fiinie  Söabaictv 
©iubab*9leal),  bat  (1897  )  8846  Q.,  9iefte  eine* 
maur.  Kaftelld,  (otoie  Gifen»,  Kupfers,  «Blei»  unb 
befonberd  Steinloblenbergbau. 

Wclmont  (fpr.  -mönnt),  Sorf  im  norbamerif. 
Staat  ÜHiffouri,  am  9Jlijfn'iippi,  ßolumbuS  gegen^ 
über,  ^ier  fiegte  7. 9loo.  1861  ©eneral  ©rant  über 
bie  Konföberierten  unter  ^Uolt  unb  v^illom. 

Welmontc,  Ort  in  Angola,  f.  SBibe. 

W  cl  m  ontc  t  (fpr.  -mongteb, ),  fioui«,  franj.  Siebter 
unb  ^ublijift,  geb.  26.  2)lärj  1799  in  2Jtontauban, 
öonitaLöerfunft,befud)teba*  fipeeum  ju  Joulouie, 
ftubierte  bajelbft  unb  mürbe  Slbootat.  'äii  er  in- 
f  olae  f  atir.  ©ebid)te  mit  bem  üDiagiftrat  oon  Soulouf  e 
in  aJlifjbeUigfetten  geriet,  ging  er  nad)  tyaxii,  »urbc 
bier  in  bem  romantifAen  Sicbterlreife  freunblicb 
aufgenommen  unb  erbielt  eine  fmuälebrerftclle.  ^n 
biefer  Stellung  wrfafjte  er  feine  ^auptmerle  «Les 
Tristes»  (1824),  eine  Sammlung  Plegien,  «Le 
souper  d' Auguste»  (1828),  ein  ßröfiereä  ©ebiebt, 
unb,  mit  Soumet,  alJne  feto  de  Neron»,  eine  Xxa- 
göbic,  bie  1829  im  Dbe'on  über  100  SBorftellungen  ev= 
lebte.  5nfolgeeine*2lufentbaltä  beii?lrenenberg,bem 
£anb^aufe  öortenfe*,  ber  ÜRutter  Napoleon*  III., 
mürbe  er  leibenfdjaftlia^er  SBonapartift.  6r  grünbete 
1830  ben  «Tribun  du  peuple»,  ein  SBocbeublatt,  in 
bem  er  bie  Kronrecbte  be«  K&nigd  »on  9iom  oertrat. 
Spdter  arbeitete  er  an  bem  bonapartiftifa>en  «  Le 
Capitole».  97ad)  ber  ^ebruaucuolution  »irfte  sy. 
für  SBiebcrbcrftcllung  hei  Kaiferrcicb«,  begleitete  ben 
^rdfibenten  Napoleon  auf  beffen  Slgitationereifen 
unb  rourbe  1852  in  ben  ©cfetjgebcnben  Körper  ße^ 
rodblt  Gr  ftarb  14.  Ott.  1879  ju  ^kiri*. 

Wcl mont in,  9iame  für  natürlid^ee',  im  ftapbtpa 
oon  SBirma  oorlommenbed  Paraffin  (f.  b.),  bad  im 
SBelmontquartier  ;u  £onbon  bureb  ^eftillation  a. 
roonnen  unb  jur  öerftcllunß  ber  SBelmontin  = 
terjen  oerroenbet  roirb. 

©elmonroUH.  f.  33b.  17. 

©clo . . in  flaro.  9tamen,  f.  SBjelo  — 

©cloctj,  %ul  Sllroin,  öiftorifer,  ßeb.  21.  3an. 
1854  in  91ieber»^etfdjlenborf,  Krct*  2üben  in 
Sdjlcfien,  feit  1879  ^rofeffor  ber  alten  ©efdjicbtc  an 
ber  Unioerfxtdt  9iom,  oeröffentlicbte:  «(^ampanien, 
©cfd>id)tc  unb  Sopograpbie  be*  antilen  Neapel  unb 
feiner  Umgebung»  (SBerl.  1879;  2.  Slufl.,  SBrcel. 
1890),  «$er  italifdje  SBunb  unter  SRom«  &eae; 
monie»  (2pj.  1880),  «2)ie  attifd?e  ^olitil  feit  $e* 


Digitized  by  Google 


Söelobon  —  Seit 


685 


ritte«»  (ebb.  1884),  «ötftor.  33eitrdge  jur  33e*ölfe' 
rung$lebre.  Seil  1:  $ic  33eoölferung  ber  gricdv 
röm.  SBelt»  (ebb.  1886),  aStoria  greca»  (2  Sie.,  JHom 
1891  ffl.;  bcutfdj:  «©riecb.  ©efcbidtfe»,  9  59bc, 
Strafrb.  1893—%),  «Studi  di  Storia  antica»,  £>eft  1 
(ebb.  1891;  Ärbeiten  feinet  Sd)ülcr  entbaltenb). 

stfclubon,  $Bfeil '  pifcenjabn  ,  ba$  dltefte  bi«= 
ber  bctannte  Krotobil  au«  bem  fd)h)äb.  Keuperfanb» 
itcin,  neuerbing«  aud)  in  ber  ametit.  Sria«  aufge* 
funben.  55er  Scbdbel  be«  93.  ift  faft  1  m  lang. 

itteloeü  (fpr.  bellöj),  2)orf  in  ber  belg.  <Bromnj 
<C>ennegau,9lrTonbiff  ement  Sttb,  an  ber  fiinie  33laton* 
fltb  ber  33elg.  Staat«babnen,  bat  (1899)  2749 
-I1  oft,  Selegrapb  unb  ein  burd)  feine  Kunfti<fcdt»e  unb 
"Uarfanlagen  berübmte«  6d>lo&  ber  <yürftcn  üon 
yiane;  ben  SMan  ju  ben  ©arten  entwarf  l'enötre 

^clonnung,  juriftifcb,  f.  Auslobung.  [1711. 

«elott  (fpr.  btbteut),  Stabt  im  Gountp  9tod  be« 
norbameril.  Staate«  3Bi«confin,  an  ber  Snbgrenje 
be«  Staate«,  auf  beiben  Seiten  be«  iRod^ioer,  ift 
Sit?  be«  fongregationaliftifcben  Beloit  College,  bat 
(1890)  6315  6.  unb  beträdtflicbe  ^nbuftrie. 

»efon  (fpr.  -öng),  Werte,  f.  Bd. 

Belöne  (grd).),  f.  öornbed)te. 

Oelontrc  (vom  gtd).  belöne,  «9tabel»),  feine  unb 
jarte,nabcl=  ober  pfriemenförmige,  farblofe  Krpftatls 
gebübe  oon  mirroftopifdjer  Rleinbeit,  bie  in  grofeer 
ÜJtenge  in  ben  natürliaSen  ©la«gefteincn,  mie  Dbfu 
bian,  33im«ftein,  ^ecbftein,  $erlit,  nottommen  unb 
bort  oft  ju  bicbtcn  Stbtrdrmen  ober  Strängen  »u* 
fammengefcbart  finb,  beren  gerounbener  Verlauf  ficb 
au«  ben  Strömungen  erlldrt,  bie  in  ber  nod)  nicbt 
oollenb«  erftarrten  Sdjmeljmaffe  erfolgten. 

)Belo£,  bie  in  ba«  ©ricdjifdjc  übertragene  9la= 
men«form  be«  33aal  (f.  b.).  »I*  König  33.  »et* 
menfd>lid)t  erfdjeint  et  al«  SBater  bet  2)ibo,  be« 
9tino«,  2ligppto«,  $anao«,  SJb»neu«,  Kepbeu«, 
$boinir,  Slgenor. 

©elot  (fpt.b'lob),  Äbolpbe,  franj.iRomanfdmft' 
fteller  unb  3)ramatiter,  geb.  6.  9?on.  1829  in  33ointe 
a  «Bitte  auf  ©uabeloupe,  geft.  19.  $ej.  1890  in 
SJati«,  lieft  fid)  in  9Jancp  al«  Slbüotat  nieber.  9tacb^ 
bem  feine  erftlinge,  ein  «Roman  «Chatiment»  (1855) 
unb  ein  Cuftfptel  «A  la  campagne»  (1857),  um 
beatbtet  geblieben  roaren,  fcbrteb  er  mit  3.Ullctarb 
«Le  t  es  tarnen  t  de  Cesar  Girodot»  (1859),  ein  »ihi- 
gc«  (Sbaratterluftfpiel  im  Stile  ÜJtoliere«  unb  9te- 
gnarb«,  ba«  aujierorbentUd)  beifällig  aufgenommen 
warb.  Seine  f  olgenben  Dramen  oLes  maris  a  Sys- 
teme» (1862),  «Le  pass6  de  M.  Jouannc»  (mit 
Grifafutli,  1865)  u.  a.  unb  ba«  ÜJlelobrama  «Le 
secret  de  famille»  (1870)  blieben  »eit  binter  biefem 
(Erfolge  jurüd.  S3crüd?tigt  ftnb  bie  JHomanc  «Made- 
moiselle  Giraud  ma  femme»  (1870),  «La  femme 
da  feu»  (1872)  unb  33.3  lefcte  SBerte :  «Les  boutons 
de  rose»  (1890)  unb  «Une  femme  du  monde  a  Saint- 
Lazare»  (1891).  SBeniger  bebentlid)  ftnb  «La  Venus 
de  Gordes»  (1867),  mit  $.  Daubet  uerf  afet,  «Le  drame 
de  la  Rue  de  la  Paix»  (1867),  «L'article  47»  (1870), 
«Les  baigneuses  de  Trouville»  nebft  Sortierungen 
(1875 — 76),  «Les  £trangleurs»  (1879),  «Le  roi  des 
Grecs»  (1881),  «Les  fugitives  de  Vienne»  (1882), 
«La  reine  de  beaute»  ( 1883),  «La princesse  Sophia» 
(1883),  «La  Couleuvre»  (1885),  «Une  affollee 
d'amour»(1885),  «Melinite»  (1889),  «Chere  adoree» 
( 1890)  u. a.  2)aDon  ftnb  Diele  aud)  inS  2)eutfd)e  uber= 
ici'.t.  33.  bat  fonobl  einen  Seil  feiner  eigenen  :Ho- 
mane  »nie  aud)  Saubetg  «Fromont  jeune  et  Risler 
atne»  (1876),  «Tartarin»  unb  «Sapho»  bramatifiert. 


»clo tto,  oenet.  5Kaler,  f.  ©analetto. 

^clooar,  Äönigl.  ftreiftabt  unb  feit  Sluflöiung 
ber  2Rilitdrgrenje  (1872)  f>auptftabt  be«  Äomitat* 
33eloodr=Rreuö  (f.b.),  in  135mJööbe  am  fübl.  Abfall 
bed  33ilogebirged,  an  ber  i'inie  Äöröö  33.  (33  km)  ber 
Ungar.StaatebabnenriftSi^beTAomitatdbebörben, 
eined  tönigl.  ©erid)tdbof«,  eine«  33ejvrlägerid)t3  unb 
bat  (1890)  3801  troat.  unb  ferb.  G.,  in  ©arnif  on  brei 
Bataillone  be*  16.  ungar.  (troat.)  «3Jlara*biner  3"' 
fanterieregimentd»,  ein  <Biariftentollegium,  Staat«' 
Stcaluntergpmnafium;  3Bein=,  Seiben*  unb  ©ctreibc- 
bau.  33.  mar  fruber  ber  öauptort  beS  St.  ©eorger 
unb  flreufcer  ©renjregimentS. 

^ clooär  «rcutt  ober  ^cloodr  =  Hßt6«,  Äo» 
mitat  im  ÄÖnigteid)  Äroatien  (f.  Äarte:  33o*nien 
u.  f.  m.),  burd)  Bereinigung  ber  ebemaligen  Somitate 
33eloodr  unb  Hreuft  entftanben,  grenjt  im  91®.  an 
33ara«bin,  im  9iO.  an  ba«  Komitat  Somogp,  im  D. 
an  33eröcje,  im  S.  an  $olega,  im  SB.  an  Agram,  ift 
vom 33ilogebirge  unb  ben  ÜJt oölanaftabetgen  (489  m) 
burebjogen  unb  roirb  non  ber  Iran  unb  ber  Ota3ma, 
einem3ufluffeberSanc,berodffert.  2)a8Äomitat  bat 
5047,73  qkm,  (1890)  266210meift  fatb.  ferbotroat. 
6.  (8424  Ungarn,  3683  Ueutfd?e),  barunter  41798 
©ricdnfdvDrtentaUfcbe  unb  1995  Israeliten,  unb 
3erfdllt  in  bie  tönigl.  ^reiftäbte  33e(oodr  unb  ^ivanic, 
bie  Stdbte  Rreut»  unb  Kopreinitt  unb  in  7  Stubl= 
bejirfe.  öauptftabt  ift  33eloodr  (f.  b.). 

^clotu,  ©eorg  von,  feiftoriter,  f.  33b.  17. 

•stf  clpaffo,  Rieden  in  ber  ital.  33rot)in}  unb  bem 
jtrei«  (tatania  auf  Sicilien,  auf  ber  Sübfeite  beä 
ätna,  5  km  nörblid)  von  ber  1669  burd)  einen  21u«= 
brud)  beS  ütna  jerftörten  dltent  Stabt  33.,  ift  febr 
regelmäßig  gebaut  unb  bat  (1881)  7704  Q.,  $oft, 
Selegrapb;  ©etreibe«,  SBein^  unb  ?ylad)«bau. 

»öclpcr,  früber  33eaupoire,  Stabt  in  ber 
engl.  ©raffd)aft  2)erbp,  11,5  km  nötblid)  non  T ;  v  h\ 
am  }um  Srent  gebenben  Ferment,  bat  (1891) 
10420  (*.,  33aum»ollipinnerei,  9tagelfd)mieben, 
Strumpffabrifation,  Söpferetunb  inber9idbeäabl= 
reidjc  Äoblengruben. 

tBclfaxar,  nad)  ben  fleilinfdjriften  33eLfd)ars 
ufur  (b.  t.  [3?cr  ©ott]  33el  fd)üfce  ben  König),  nad) 
ber  gletdjen  Quelle  ber  erftgeborene  Sobn  be$  neu= 
babplon.  König«  ^abonib.  Cb  er  je  jur  Regierung 

E-  mmen  ift ,  ift  nidjt  ju  erfeben.  9tad)  ber  33ibel 
d)  2)aniel)  mar  33.  einet  bet  legten  Könige  33abp= 
\,  ber  von  einem  getoiffen  Tavuiv  bem  Dfteber 
enttbront  toorben  ift.  (Et  Kitte  alle  ©tojien  feine« 
9Heid)«  ju  einem  ©elage  netfammelt,  ba  erjd)ien 
plöfelid)  auf  ber  SBanb  eine  £anb,  bie  bie  SBorte 
Meneh  meneh  tekel  upharsin  (f.  b.)  fd>rieb;  biefe 
beuteten  auf  ben  Untergang  be«  SReid)«.  3n  ber* 
felbcn  9tad?t  ftarb  33.  (Daniel,  Kap.  5). 

©elt  (im  Keltifcbeu  «SBaffet»  obet  «9Äeet»),  9tame 
bet  beiben  9Jteetengen,  meldbe  nebft  bem  Sunb  (f.  b.) 
bie  Oftfee  mit  bem  Kattegat  t>erbinben  (f.  Karte: 
5)änemart  ai.f.ro.).  £er©rofee  33.  (bdn.  Store 
33.)  trennt  bie  bdn.  3nfeln  Seelanb  unb  ^ünen, 
in  feiner  fübl.  33erldngerung,  bem  gangelanb«-- 
33elt,  aud)  bie  Unfein  ^aalanb  unb  ^angelanb. 
I  Cbne  lefetern  ift  er  von  $pn«boneb,  ber  9iorbfpihe 
1  günen«,  bi«  granteflint,  ber^orbfpihefiangelanbe, 
i  etwa  60  km  lang,  meiften«  gegen  30,  an  ber  fcbmaL 
ften  Stelle  jmifdben  Knubsboveb  unb  ^aletoo  nur 
16.«  km  breit.  $et  ©rope  33.  bat  ftarfe  nörbl.  unb 
fübl.  Strömungen  (tote  aud)  Sunb  unb  Kleiner  33.), 
burdb  meld)e  Kattegat  unbCftfee  ibre  ©ewdffer  aue= 
tpecbfeln;  von  ben  3nfeln  finb  ju  nennen  iRom«ö, 


Digitized  by  Google 


G8G 


mtti  -  «etutföiftan 


Sprogö,  SlgerSö  unb  Cmö.  Ser  Kleine  IB.  (bin. 
öillc  SB.),  jroif*en  $ünen  einerfeitS,  S*leSwig  unb 
ber  Süboftede  ^ütlanbS  anbererfeits,  ift  oon  #rtbe= 
ricia  fübwärt*  bis  jur  ^nfcl  Milien  52  km  lang, 
630  m  bis  15  km  unb  im  9t.  Don  SUfen  30  km 
breit,  9—26  m  tief  unb  wirb  wegen  ber  heftigen 
Strömungen  unb  Dielen  Krümmungen  nur  wenig 
benufet.  Ser  nörblubftc  2 eil,  aueb  SJtibbelfart* 
6 unb  genannt,  ift  febr  tief,  aber  f*mal  wie  ein 
5$lufe.  Am  fübl.  Seile  bat  er  ebenfalls  febr  ticfeS 
unb  breitere*  tfabrwaffer.  Sie  bemerfenSwerteften 
Unfein  finb  ftänö,  SBranbSö,  SBogö  unb  Slarö. 
itriegSgef*i*tli*  berfibmt  ift  ber  Übergang  beS 
S*mebenfönigS Karl  X.  über  baS GiSber  SB.  tiefer 
ging  30.  ^an.  1658  pon  &cil*,  einem  Sorfe  im  SD. 
»on  Kolbing,  na*  ber  ^nfel  SBranbSö,  »on  ba  jur 
L'anbfpifce  SBebclSborgbo»eb  auf  Jünen,  wo  eS  ju 
©efeebten  mit  ben  I  änen  tarn.  SBon  9tpborg  auf 
tjünen  wanbte  er  fi*  5.  bis  6.  ftebr.  über  baS  GiS 
beS  ©rohen  SB.  na*  Sangelanb,  »on  bort  über  Öaa- 
lanb  unb  Jalfter  na*  SBorbingborg  auf  Seelanb. 
©elH«,  f.  SBaal. 

ttclrrame,  @io»anni,  ital.  Spra*forf*er  unb 
Hfrilarcifcnber,  geb.  11. 9io».  1824  w,  SBaleagio  in 
Cberitalien.  Gr  ging  im  SHuftrag  einer  öfterr.  2Jtif: 
fionSa.cfellf*aft  als  iDtifftonar 1854  na*  Gbartum 
unb  ^afoll,  1858  mit  Knoble*cr  na*  ber  in  ber 
Stahe  »on  ©onboloro  neu  gegriinbeten  Station  öet* 
ligenlreuj  am  SRkifeen  9til,  bereifte  1859  ben  Sobat 
unb  tebrte  1862  in  bie  Heimat  jurüdt.  Gr  gab  eine 
«Grammatica  della  Hngua  Denka»  (ÜRom  1870; 
neue  2lufl.  1880)  unb  ein  «Vocabulario  Ital.-Denka 
c  Denka-Ital.»  (ebb.  1880)  berauS.  ferner  »eröffent- 
1i*te  er:  «11  Sennaar  e  lo  Sciangallah» (2  93be., 
Verona  unb  ^Jabua  1879) ,  « II  Fiume  bianco  e  i 
Denka»  (Verona  1882),  aln  Palestina»  (tflor.  1895). 

^cltrami,  Gugenio,  ital.  ÜJtatbcmatiter,  geb. 
16.  9to».  1835  *u  Gremona,  S*üler  »on  SBctri, 
SBrioS*i  unb  Gremona,  würbe  1856  Gifenbabm 
Ingenieur,  feit  1862  SJJrofeffor  an  ben  Uni»crfttäten 
SBologna,  s}Mfa,  sJtom  unb  sBa»ia,  bann  wieber  in 
Mom,  1898  ^räübent  ber  Slcabcmia  beittneei,  1899 
Senator,  unb  ftarb  18.  ftebr.  1900  in  SJtom.  SB. 
bat  ft*  in  ber  erften  ßdlfte  feincS  miffenf*aftli*cn 
i'ebenS  auSf*liefeli*  mit  Sifferentialaeomerric  bc? 
f*äftigt.  3"  feinen  «Ricerehe  di  analisi  applicata 
alla  Geometria»  (in  SBattagltniS  «Giornale  di  Mate- 
matiche»,  Sßb.  2,  3)  finben  fi*  juerft  bie  bei  ber 
Biegung  einer  ftldAe  un»crfinbert  bleibenben  «abs 
foluten  Munitionen»,  oon  benen  ©auf»  ein  erfteS 
SBciipiel,  baS  KrümmungSmafc,  gegeben  batte,  unb 
bie  fpfiter  Weingarten  als  «SBiegungSinparianten» 
bejei*ncte.  Sie  neuem  Arbeiten  »on  SB.  bejieben 
fi*  auf  mntbem.  ^bpfil. 

$lcltramt,  öiopanni,  ital.  Steinf*neiber,  geb. 
1779  ju  Gremona,  geft.bafelbft  1854,  fanb  an  Gugen 
SBcaubarnaiS  einen  ©önncr,  für  ben  er  unter  anbernt 
eine  Kette  »on  1 6  Kameen,  bie  9Jtptbe  ber  "^f»*e  bar= 
ftcllcnb,  arbeitete,  ^n  ben  3-  1820—26  mar  er  meift 
für  ben  ©raren  Sommarioa  befdififtigt.  Seine  bc= 
beutenbften  Kunftmcrle  finb :  ein  18  mm  grofeer Stein 
mit  etwa  20  iviguren  na*  bem  SBilbe  GbarlcS 
fiebrunS,  baS  $At  beS  Marius  baritcllenb,  unb  ein 
27  mm  grofeer  JopaS  mit  bem  Slbcnbmabl  na* 
Öeonarbo  ba  SBinci.  —  Sßgl.  SJtenegbclli,  L'  insigne 
glittografo  Giov.  B.  (q}abua  18.'19). 

'■W cltratno,  eine  tomif*e  'JJtastenftgur  berCom- 
media  dell'arte  (f.  b.),  ein  einfdltiger  SBebienter. 

»clubfdjifran,  f.  S8clutf*iftan. 


©cläßrt,  f.  2)elpbine.  SB.  ober  1B  i  c  l  u  g  a  ift  au6 
ber  ruf).  l)tame  beS  imufenS  (f.  b.). 

iBclügenftcittc,  opale,  roeifie  Konfretionen,  bic 
Ti*  in  ben  Jäantnjerfjeugeu  beS  iiaufenS  (Acipenser 
Jiuso  L.)  pnben,  bei  ben  Muffen  als  £au*mittel 
bienen  unb  meift  aus  pboSpborfaurem  Kalt  beftebeu. 

tBclu#,  iet»t3tabr  Sia'amen,  ein  Küftenflim 
SUaldftinaS,  ber  bie  ©erofiffer  beS  norbroeftl.  ©a= 
lilaas  fübli*  pon  Sllfa  ins  Mm  fübrt.  3ln  feinem 
fanbigen  Ufer  follen  bie  SJJböniüer  baS  ©laS  er= 
funben  baben.  5)er  9tame  SB.  (SBeloS,  f.  b.)  ift  bie 
grie*.  Slu&fpra*e  beS  femit.  ©otteS  SBaal. 

f&etu»,  Gbler  pon,  f.  SBaro^,  ©abriel. 

fBelutf(i)tffatt  (SBalutf*iftan,  au*  SBehc 
bf*iftan,  engl.  SBeloo*iftan),  baS  ©ebrof  ia 
ber  Ullten,  ift  baS  füböftli*fte  <yftrftenmmbcSöo*= 
lanbeS  »on  3*an,  begrenjt  im  31.  pon  Slfgbaniftan 
unb  S8ritif*:SBelutf*iftan,  im  D.  pon  ber  brit.=inb. 
Üanbfcbaft  Sinbb,  im  S.  Pom  SUrabifd^en  sJÄecre, 
im  Sffi.  pon  SUcrfien.  Sie  tttorbgrenje  folgt  im  all- 
gemeinen  bem  30.  SBreitengrabe,  bie  Dftgjenjc  bem 
Öalagebirge;  bie  Sßeftgrenje  gegen  fernen,  1870 
bur*  eine  engl.  Kommiffion  feftgefeftt,  läuft  an  ber 
SBu*t  pon  ©roabar  na*  9tC.,  bann  na*  91©.  bis 
jum  Kob=i^llialit  i-uiab  (SBerg  beS  SAwarjien  Hc 
nigS).  (S.Karte:  SSJeftafien II,beimttrtifcl'3lücn.) 

iBobeugeftalrnng.  Sie  ©ebirge  beS  öanbeö  ge 
bören  jum  Spftem  ber  iranif*en  ^anbgebirge,  beren 
füböftl.  G(fe  fie  bilben.  GS  finb  junge  gefaltete 
Kettengebirge,  bie  meift  aus  ber  jungtertiären  3«t 
ftammen  unb  bauptfä*li*  auS  ibippuritenlall, 
^Ipf*,  9tummuliten!alt  unb  mtoeänen  S*i*ten 
auf  ber  Unterlage  Pon  ©neiS  unb  altem  S*iefer- 
geftein  befteben.  Sie  Strei*ungSri*tung  ift  cnt= 
lang  ber  SWeereStüfte  roeftöitli*  unb  gebt  in  ber 
Süboftcrfe  in  einem  f*arfen  SBogen  in  eine  fübnörb: 
liebe,  parallel  bem  SnbuSbett,  über;  bie  nörbl.  ftort 
fehung  bierju  bilben  bie  Suleimanfettcn.  Sie  öft • 
li*fte  biefer  norbfübli*  ftrei*enben  Ketten,  baS 
ftalagebirge,  nimmt  an  ber  SBiegung  ni*t  teil, 
fonbern  perfm!t  am  Kap  SRumarit  (9Jton.O  ins 
9Jteer.  Gben  ift  nur  ber  norbroeftl.  Seil  beS  San: 
beS,  öftli*  Pom  Kob:is2RaliM:fijab ,  »el*cr  ber 
gro|en  perf .  •  afgban.  Sumpfnieberung  angebört. 
Sie  bb*fte  Grbebung  ift  ber  2f*ibiltänberg  nörb 
Ii*  pon  Kclat  (ctroa  4000  m).  9iabe  ber  Sur- 
tüftc  finben  fi*  einige  S*lamm»uUane.  Gine  bc= 
beutenbe  «ylufscntroicflung  bat  in  SB.  einesteils  Ire 
gen  ber  jablrei*en  ©ebirgSjüge,  bann  aber  wegen 
ber  auv>erorbcntli*en  Sürre  beSCanbeS  nicht  ftatt- 
tlnben  lönnen.  SBielc  SßJafferläufe  perfiegen  ober 
werben  bur*  58ewäfferungSeinri*tungen  Pöllig  auf 
gejebrt,  bepor  fie  baS  5Öleer  ober  ben  ^nbuS  er= 
rei*en.  Sic  bauptfä*li*en  glüffe  fmb:  im  %  ber 
SBolanunblDtula,  im  D.  ber  i>ab  unb  SJiurali,  im  S. 
ber  fnngol,  im  SEß.  ber  Sef*t  mit  bem  Stibing.  Sic 
Sur*bru*Stbäler  beS  SBolan  unb  9Jiula  bur*  bic 
öftl.  ©ebirge  finb  bie  Pforten  pon  ^nbien  na* 

Mlima,  Äffinnen  unb  Xicrtuclt.  SaS  Klima 
ift  in  perf*icbcncn  leilen  beS  SanbeS  ein  febr  per: 
f*iebcneS  unb  jeigt  au*  in  einjelncn  bie  f*roffftcn 
©cgenfähe.  3™  hinter  liegt  ber  S*nee  monate: 
lang  felbft  in  ben  Sbälern,  im  Sommer  ift  bieiMhc 
uncrträgli*.  Sie  ^elranfüfte  wetteifert  mit  bem 
in  Arabien  gegenüber  liegenben  Oman  um  ben  Stuf 
ber  beizeiten  ©eaenb  »üenS.  Sie  SBüfte  Gbaran, 
bie  0ebroüf*c  2Büfte  ber  Gilten,  Wo  ein  großer  Seil 
pon  9lleranberS  6cer  unterging,  ift  im  Sommer 
unpaffierbar.  Scr  SBoben ift  meift  fteinig.  ©olb,Sil: 


Digitized  by  Google 


Söelocbcrc  —  üBrfj 


687 


bei,  Äupfer,  SBlei,  ßifen,  3»nn,  äntimon,  SBimSftein, 
?Uaun,  ämmoniat,  Salpeter  unb  mehrere  Salje  ftn^ 
ben  fid).  —  $  f  l  a  n )  e  n  gebeiben  in  ben  gut  berodt|er= 
ten  Abdient,  beionber«  bie  Obftarten  ber  Mittel* 
meerflora:  äpritofen,  Sfirficbe,  Jrauben,  Man= 
b«ln,  Siftajien,  ftpfel,  Sirnen,  Pflaumen,  Hirfcbcn, 
Quitten,  Seigen,  (Granatäpfel,  Maulbeeren,  Sa: 
nanen  unb  bie  inb.  ©uaoa.  Sieben  ben  europ. 
treibearten  roirb  9tei*  unb  eine  f)ülfenfrucbt  Sfcboar, 
beSgleirten  Sabat  foroie  Saumroolle  unb  oorjflg= 
lieber  3»biflo  gebaut.  Ser  Sattelfultur  roirb  in  Me= 
Iran  oiel  Sorgfalt  jugeroanbt.  —  Sin  Sieren  finb 
2iger,  i'eoparben,  ftpänen,  ffiölfe,  Sdjatale,  Jiaer* 
la&en,  roilbe  ftunbe,  3'ücbfe,  ftafen,  3<bneumon*,  »n* 
tilopen,  oerfdiiebene  roilbe  Sd?af-  unb  3itgenatten, 
barunter  bie  Sejoarjiege  unb  ber  Steinbod  (Capra 
aegagrus  Gm.),  roilbe  Gfel  (Equus  onager  Schreb.) 
}u  errodbnen.  Sie  Sogelroelt  gleicht  ber  ^erfienS 
unb  Slfflbaniftan«. 

Ceoölf  enmcj.  S iefe,  etroa  500000  Seelen  auf  etroa 
435000  qkm  (eingefcbloffen  lÖritifcfo  33ehttfdr?iftan, 
f.  b.),  jerfdllt  in  Seluticben  unb  Srabui.  Sie 
Selutfcben  finb  ein  iranifeber,  ben  Jlfgbancn  in 
einjelnen  3ü$en  dbnelnbcr  Stamm.  Sie  f predjen 
einen  iran.  Sialett,  ba$  Selutfcbt  (f.  ^ranijcbe 
Sprachen).  Sie  Srabui  (f.  b.) ,  ein  roabrfcbeinlicb 
braoibifrtcr  Stamm,  haben  fpraeblid)  unb  etbnolo* 
gtfd)  foroie  aud?  im  bürgerlichen  i'eben  nicht«  mit 
ben  SBclutfcfrcn  gemein.  Sie  Srabui  finb  bie  berr- 
fdjenbe  Waffe;  aus  ihnen  geben  bie  £>errid)er  beroor. 
Seibe  Stdinme  fmb  funnitifebe  Mobammebaner. 
S.  im  engern  Sinne  ift  in  mehrere  Srooinjen  ge= 
teilt:  1)  Katfd)is©anbaroa  im  ?J0.,  2)  Sararoan 
unb  3)  Sfcbbalaroan  im  C .,  4)  Sud  (£a$)  im  SO., 
5)  Metran  im  S.,  6)  flelat  tm  91.  u.  a.  Sie  roiaV 
tigften  Stäbtc  ftnb  tfclat,  Maftung,  Sagb,  üa*  Sela, 
Sabar,  ©aubaroa,  9tufcbli,  Sera  Sugti  unb  Sun- 
miani.  Sie  Siftrifte  rodblen  ihre  Oberhäupter 
((ibane).  Ser  (Sban  oon  Äelat  übt  nominelle  Ober= 
bobeit  aus;  er  ftebt  unter  engl.  Sdntfce,  erbdlt  ein 
ftabreegebalt  unb  mufe  bie  Anlage  engl.  Militär; 
Nationen,  befonberS  ,uim  Scbufre  beS  SolanpaffeS, 
geftatten.  Gin  engl.  Slgent  bat  feinen  Si&  in  Äelat. 

öefdudjre.  Sie  erften  fiebern  9ta*riditen  über 
S.  geben  und  bie  ©efebiebtiebreiber  Slleranber« 
b.  @r.,  j.  S.  Slrrian.  ?m  8.  Sabrb.  rourbe  S. 
von  einem  fteere  ber  Gbalifen  oon  Sagbab  burdj-- 
»ogen.  2Üann  bie  Srabui  unb  bie  SelutfaVn  baS 
üanb  eingenommen  bähen,  ftebt  nidjt  feft.  GS 
fcheint,  als  ob  baS  oorbem  von  einer  $>inbubp* 
naftie  regierte  2anb  oon  ben  Srabui  erobert  roor* 
ben,  unb  als  ob  bie  Sbelutfdien  fpäter  hinjugeroans 
bert  feien.  Sie  SBelutfäen  behaupten  arab.  Urs 
fprungs  ju  fein  unb  aud  ber  ©eaenb  uon  öaleb 
iu  ftammen.  ^br  %übxex  habe  JfAälur  (jtäfur)  ge= 
heifeen.  Ser  s)lame  bed  SBrabui  Gband,  ber  juerft 
bad  2anb  erobert  haben  foll,  roar  flumbar.  Sein 
uierter  91ad)folger,  3thbullah  (Shan,  eroberte  Hatfetji= 
Oknbaroa,  roeld^ed  bamald  ju  Sinbb  geborte.  91  od? 
rcäbrenb  ber  .Kriege  ber  Kumbaräm  (9lad)folger 
Humbard)  fd  idte  "Dtabir  Sdbab,  ber  arofce  perf.  Qx-- 
oberer,  r*on  Äanbabar  (Frpcbittonai  iivi*  SB.  unb 
unterwarf  ti.  Sem  tapfern  SlbbullaG  Sban,  ber 
im  Kampfe  gegen  frie  3{an?roabi->  (.'labobd)  oon 
Sinbb  fiel,  folgte  fein  üerfcbroen^ertfcfcer  unb  tpran« 
niidber  dltefter  Sohn  ÜKubbat  Öban.  Sie  9Jtit3= 
reaierung  unb  iöebrüdung  biefed  (dürften  üeran= 
lafiten  feinen  iöruber  9iafeir  Gban,  einen  berodbrten 
Heerführer  im  (Befolge  SJiabir  Sdjabd,  nad)  Äelat  au 


I  eilen  unb,  ba  Söorftellungen  nidjtS  nützten,  feinen 
I  Grober  *,u  erfteeben.  9ta^ir  (Ehan,  nadjmalö  ber 
Cirofee  genannt,  rourbe  oon  sJIabir  Sdjab  ali  Jperrs 
fdjer  anerlanntium  1740).  Siaftiroerftanbed,  feine 
»errfdjaft  nad?  innen  unb  auften  ju  feftiaert.  9lad) 
9iabir  Sd>abd  £obe  (1747)  erlannte  Stafeir  jroar 
anfangt  Slhmab  Schab  Surrani  ali  Jtönig  oon 
Kabul  an,  ertlärte  fid)  aber  fpdter  unabhängig. 
Gin  fteer,  roeldjed  Slbmab  Sd?ab  gegen  ihn  fanbte, 
rourbe  gefdjlagen.  9tun  30g  Slbmab  Sdjab  felbft 
naa>  Sübcn,  fcblug  bie  iÖrabui  unb  fdjlofj  fie  in 
Äelat  ein.  Sa  er  aber  bie  Jeftung  nicht  bejroingen 
tonnte,  fdjlofe  er  einen  f$rieben$:  unb  (jreunbfchaftd: 
oertrag,  roonad)  Tu\\,k  nur  im  jrriegdfalle  ein 
.Öilfätorpö  gegen  @elbcntfd)äbigung  aufjubieten 
hatte.  9tafeir  ftarb  hodjbetagt  1795.  9ia&irll.,  ber 
1841  gur  ßcrrfdiaft  tarn,  liefe  fid)  1854  oon  ben 
©nglänbem  einen  Vertrag  aufnötigen,  roonad?  er 
unter  anbenn  bie  ^Belegung  helutfdjifdjerDrteburd) 
brit.  2  nippen  bulben  mufete  unb  ibm  ein  ^abrgelb  r»on 
100000  V1U.  jugefagt  rourbe;  ber  Vertrag  tarn  inbed 
nid?t  jur  Jludfübrung.  Sein  i)tad)folger  Gbubabäb 
(Eban  hatte  mit  Dielen  Unruhen  ju  tdmpfen  unb  muf>te 
fid)  roieber  ben  Gnglänbern  in  bie  Slrme  werfen,  bie 
bei  biefer  öelegenbeit  Cuetta  befehlen  unb  ti  fpäter 
einsogen.  Surd?  Slbmacbungen  oom  8.  Sej.  1876  unb 
8.  $uiü  1883  ift  ber  gegenwärtige  3uftanb  gcfd»affen 
roorben.  Seim  Surdjjug  ber  brit.  Gruppen  bur*S. 
bei  ©elegenbcit  bed  afghan.  Äricge»  1887  leiitete 
Sbubabäb  Sban  ben  (fngldnbern  Seiftanb.  Slld 
er  aber  1893  feinen  Minifter  unb  mehrere  anbere 
Untertbanen  hatte  ermorben  laffen,  würbe  er  oon 
dnglanb  }ur  Slbbanlung  gejwungen  unb  fein  Sohn 
9)tir  9)lubammeb  (Sban  an  feine  Stelle  gefegt.  — 
Sgl.  Smgbed,  The  country  of  Balocbistan  (i'onb. 
1877):  Ü)lac®regor,  Wanderinga  in  Balocbistan 
(ebb.  1882);  $loper,  Unexplored  Baluchistan  (ebb. 
1882). 

^clucbcrc  utal.,  gleicbbcbeutenb  mit  bem 
franj.  Selleoue  [f.  b.],  b.  b.  feböne  3ludfid)t).  Be- 
nennung für  Sunlte  mit  f ebbner  tJernficr^t ,  fpäter 
aber  auch  auf  bie  au  foleben  Suntten  erriebteten 
Saumerfc  mit  türm*  ober  tempelartigem  Gbarafter 
übertragen.  Slud)  ift  biefer  9iame  oerfebiebenen 
Cuftfdjlöffern,  bie  an  befonbers  fdjönen  Limiten 
liegen,  gegeben  worben,  j.  S.  einem  nad>  iUänen 
Srainante«  erbauten  Icile  beä  Satifaniicbcn  %a- 
lafted  ju  9iom,  in  bem  fid)  bie  berühmte  Statue  beö 
31  p  o  1 1  o  n  o  o  m  S.  (f.  Slpollon)  befinbet ;  ferner  bem 
1693  —  1724  oon  Jrnlbebranb  im  Auftrage  beä 
Srinjen  6ugen  oon  Saoooen  erbauten  £uftfd)loffe 
in  SBien  (in  bem  fid)  biß  Ott.  1891  bie  jeht  in  bad 
lunftbiftor.  Mufeum  übertragene  laiferl.  @emälbes 
fammlung  befanb),  l'uftfdjlöffcrn  bei  Söeimar,  97eus 
branbenburg  u.  a.  3m  Mittelalter  nannte  man  folebe 
Stellen  ober  bie  an  ihnen  errichteten  2flrme  meift 
fiugindlanb;  fo  j.S.  in  SlugSbura.  9?ürnberg.  — 
9lud)  9tame  mehrerer  ital.  Orte,  f.  Sb.  17. 

<Bet£,  Stabt  in  ber  öftcrr-^Beurlähauptmann« 
febaft  feolal  (im  ehemaligen  jjolticwer  Kreife)  in 
Cftgalijien,  an  ber  Unl$  jum  Sug  gebenben  Solo» 
lija  unb  an  ber  Üinie  3<n-o$lau:Sofal  ber  Cftcrr. 
Staatdbabnen,  Sih  eined  Scjirtdgerid)td  (374  qkm, 
27949  Q.)  unb  Steueramted,  bat  (1890)773,  al« 
©emeinbe  4960  meift  poln.  (5.,  »derbau,  Siebni*t, 
unb  mar  einft  ber  j&auptort  eine«  rui).  Jürftentumd, 
ba*  ber  Solcntönig  Hafimir  b.  ®r.  jugleid»  mit 
SRot  =  iHufelanb  eroberte  unb  bem  Mafoocrfürften 
Semooit  fcbenlte.   Unter  bem  3agellonen  Kafimir 


Digitized  by  Google 


688  öelaebub 

(14G2)  lam  e«  mit  bem  ftürftentum  3Jlaiot)ien  an 
ba«  Königreich  $o(en. 

'■öcUcbub,  f.  33eeljcbub. 

SBelftig,  Ärei^ftabt  im  Krei«  3au<b*33eljig  be« 
preufj.  Weg.*93ej.  <Uotebam,  am  nörbl.  gußc  be«  2W« 
ming«  unb  an  ber  Sinie  23erlin=©üften  bcr  "JJrcujB. 
Staat«babncn,Si&  be«  2anbrat«amte«,  eine«  Amt«* 
geriebt«  (fianbgericbt  ^Botöbam),  3oUs  unb  Steuer* 
amte«,  bat  (1900)  2895  G.,  barunter  11  Äatbolifen, 
(Boftamt  »Weiter  HIaffe ,  lelegrapb,  brei  Kirchen; 
Weberei,  93rauerei,  ©ollfpinnerei,  3'egriei,  Stdrte* 
fabrif,  »der--  unb  ©artenbau.  93.  ift  ©eburt«ftabt 
be«  3>id)ter«  Aug.  ©ottlob  Gbcrbarb  unb  be«  Kom* 
poniften  Weif  ftger.  Sie  Stabt  würbe  1 1 .  April  1635 
oon  ben  Schweben  geplünbert  unb  oerbrannt.  3n 
ber  Wdbe  ein  alte«  Sdjlofe,  Gifenbart  genannt; 
etwa  3,5  km  toeftlicb  oon  ber  Stabt  ba«  2)orf  unb 
ber  53erg  J&agelberg,  nad)  meldten  ba«  bebeutenbe 
©efedjt  aenannt  wirb,  in  bem  nad)  ber  Sd)lad)t 
oon  ©ropbeeren  27.  äug.  1813  ber  preufs.  ©eneral 
inrfcbfelb  mit  faum  12000  *J)cann  fianbwebr  unb 
600  Kofaten  unter  Sfcbernitfcbew  bie  ebenfo  ftartc 
franj.  SMmfton  ©irarb  oollftänbig  aufrieb.  3ur ' 
Grinnerung  bieran  würbe  unweit  öagelberg  ein  Ko* 
lon'alftanbbilb  ber  SBoruffta  in  Sanbftetn  errichtet. 

Jöclaont,  ©iooanni  93attifta,  jyorfdmngdreifen* 
ber  unb  Arcbdolog,  geb.  5.  Woo.  1778  ju  "Jktbua, 
rourbe  in  Wom  jum  geiftlicben  6tanbe  erjogen, 
wanbte  ftd)  jebod)  balb  ben  median.  Künften,  be* 
fonber«  ber  öpbraulit  ju.  93on  Wom  ging  er  1800 
nacb  öollanb,  oen  ba  1803  nad)  Gnglanb,  wo 
er  burd)  öffentliche  25arftellunaen  au«  ber  öpbrau* 
lit,  nadbper  burd)  atbletiidje  Sänfte  feinen  Unter* 
halt  ;,u  geninnen  fud)te.  1812  lam  er  nad)  itfffabon, 
fpdtcr  nad)  SUtabrib  unb  nad)  SDlalta.  ipier  warb 
er  1815  nad?  $!gppten  eingelaben,  um  eine  bpbrau* 
lifd)e  üJtafcbine  für  ben  "JJafcba  tu  bauen.  Wad)bem 
er  fid)  biefe«  Auftrag«  cntlebtgt  hatte ,  bewogen 
ibn93urdbarbt  unb  3  alt,  ftd)  ber  Grforfcbung  ägppt. 
Altertümer  ju  wibmen.  G«  gelang  ibm,  bie  iBüfte 
be«  fog.  iüngem  ÜWemnon  au«  ber  Wadjbarfcbaft 
oon  Üpeben  nad)  Aleranbria  ju  febaffen  unb  juerft 
in  ben  Tempel  oon  Abu  Simbel  einzubringen.  3w 
2bale  ber  König«grdber  (33iban  el*sl)toluf)  bei  2be* 
ben  entbedte  er  mebrere  midjtige  Katalomben  mit 
ÜJlumien.  Gr  eröffnete  aud)  unter  anberm  1817  ba* 
berübmte  König«grab  be«  ^fammetid)  ober  Wedjo, 
an.  welchem  er  ben  prdd)tigen  alabafternen  cavlo- 
pbag  f  ortfebaffte,  ber  je&t,  mit  ber  erwähnten  9Jtem* 
non«büfte  unb  ben  meiften  übrigen  von  ibm  nad) 
Guropa  mitgebrachten  ägppt.  Altertümern,  ba«  Sri* 
tifebe  iUcufeum  in  Bonbon  fd)müdt.  33.«  gldnjenbftc 
Unternehmung  mar  jebod)  bie  Gröffnung  ber  "^pra* 
mibe  be«  Gbepbrcn.  Gin  Anfcblag  auf  fein  2eben 
r-eranlafste  ibn,  «gppten  ju  üerlaffen.  3uoor  untere 
nabm  er  nod)  eine  Weife  nad)  ber  Äüfte  beä  Sioten 
sl'lecr8,  auf  ber  er  bie  ipmaragbgruben  com  2)fdjebel 
Sebara  unb  bic  Ubcrrefte  bes>  alten  iBcrenke  auffanb, 
unb  oon  bier  nad)  ber  Dafe  oiroab,  um  bie  2 rümmer 
be8  Slmmontempela  3U  unterfudien.  ^m  Sept.  1819 
fdjiffte  er  fid)  nad)  Guropa  ein.  2lie  Wefultate  feiner 
tforfdjungen  »eröffentlid?te  er  u.  b.  X.  «Narrative 
«f  the  Operations  and  recent  discoveries  etc.  in 
Egypt  and  Nubia»  {2onb.  1821,  nebft  einem  93anb 
mit  44  illum.  Äupfern).  ©egen  Gnbe  1822  roollte  er 
bie  Wigerquellen  unb  limbultu  auffud)en,  ftarb 
aber  3. 3)ej.  1823  ju  ©ato  in  Senin.  Sie  Criginal» 
jeidjnungen  be§  oon  ibm  eröffneten  dgtppt.  Äönig«* 
grabe«  würben  uon  feiner  ©attin  berauägegeben 


—  ©etn 

(2onb.  1829).  —  »gl.  SWenin,  Cenni  biografici 
CiNail.  1825). 

©ein,  %ou  poln.  ©eneral,  geb.  1791  ju  Ärarau 
aud  abiiger  Familie,  ftubierte  in  ftrafau  unb  trat 
1809  in  bie  Don  Napoleon  ju  Söarfcbau  gegrünbete 
Artilleriealabemic.  Sern ^elb^uge  oon  1812  wohnte 
er  alä  Leutnant  ber  rcitenben  Artillerie  bei,  tarn 
beim  SRüdjug  ber  «jranjofen  nad)  Sanjig  unb  febrtc 
nad)  ber  Ubergabe  ber  geftung  nad)  *|Jolen  jurüd, 
wo  er  in  bie  1815  reorgamfterte  Armee  eintrat  unb 
jugleid)  Sebrer  an  ber  9öarfd)auer  2)lilitdrfd)ule 
würbe,  1819  jum  Äapitdn  aufftieg  unb  tüdjtige 
Sd)riften  über  Crganifterung  ber  Artillerie,  über 
Gongreoefdie  Sranbrateten  (©eim.  1820),  ^uloet« 
erjeugung  u.  f.  w.  b<rau$gab.  ©egen  feiner  pa» 
trtotifeben  ©efinnung  erhielt  er  jebod)  1825  ben 
Abfcpieb  au?3  bem  ruff.  Sicnft,  worauf  er  r»d?  in 
Hemberg  mit  litterar.  unb  ted)nifd)en  Arbeiten  be* 
fdjdftiate.  Al3  1830  bie  poln.  9ieoolution  auäbrad), 
eilte  95.  nad)  ©arfd)au,  würbe  SHajor  einer  33at* 
terie,  jeidjnete  ftd)  befonber«  in  ben  6d)la<bten  bei 
^ganic  unb  Dftrolenla  au«  unb  ftieg  f dmell  bi«  jum 
©eneral  empor.  9?ad)  bem  aoü  oon  ©arfebau  trat 
er  mit  einem  Zeil  ber  poln.  Armee  auf  preup.  ©ebiet 
über,  lebte  einige  3eit  aii  fieiter  ber  Gmiaration  in 
Seutfdjlanb  unb  feit  1832  in  $ari$.  ©xffenfd?aft* 
Hd)e  Arbeiten,  bann  SHcifcn  in  Portugal,  Spanien, 
Belgien  unb  i->ollanb  füllten  bie  folgenben  3abre 
aue .  ou  ben  SHdrjtagen  1848  tarn 93.  nad)  £emberg,< 
14.  Ott.  nad)  ©ien,  wo  er  ftd)  in  benwrragenber 
©eife  an  ber  reoolutiondren  Grbebung  beteiligte 
unb  wdprenb  ber  Ginfcbliefeung  bcr  Stabt  r>er!leibet 
nad)  ^repburg  enttarn.  93on  bort  brad)  er  im  Auf  * 
trage  ber  ungar.  Regierung  an  ber  Spipe  eine«  f elb* 
ftänbig  gefebaffenen  Äörp«  uon  8000  2Rann  Gnbe 
1848  in  Siebenbürgen  ein,  lieferte  19. 2)ej.  bei  5)tii 
ben  Cfterreid)ern  ba«  erfte  ftegreid)e  @efed)t,  trieb  fei* 
nen  (jeinb  au«  bem  Horben  be«Sanbe«  in  bie$3uto* 
wina  unb  jog  bie  berbeiftrömenben  Sjefler  an  ftd?. 
hierauf  wanbte  er  ftd)  gegen  bie  öfterr.  ^auptmadt 
unter  ^ud>ner  unb  griff,  nad)bem  er  ibn  jum  "Md- 
»ug  nad)  Sermannftabt  genötigt  batte,  biefen  Ort 
21.  3an.  1849  an.  Gr  mürbe  jebod)  jurüdgefdlagen 
unb  erlitt  4.  ftebr.  oon ^ud?ner  ju  9>ijalna  eine  bebeu= 
tenbe  Slieberlage.  Sennod)  Wußte  er  ftd)  7.  Jebr. 
burd)}ufd)Iagen  unb  lieferte,  burd)  ungar.  Gruppen 
oerftdrlt ,  9.  ^ebr.  bie  blutige  Sd)lad)t  an  ber 
93rüde  ju  ^i«ti,  eroberte  11.  IIRdr)  ^ermannj'tabt, 
nabm  Äronftabt  unb  trieb  bie  ßfterreidjer  f owte  bie 
feit  bem  Februar  herbeigerufenen  ruff.  £rilf«truppen 
16.  SWdrj  burd)  ben  iHotenturmpafe  in  bie  ©aladet 
Auf  93efebl  ber  ungar.  Regierung  begab  er  ftd) 
hierauf  in«  93anat  unb  nötigte  ^hidmer  )ur  Wäu* 
mung  aud)  biefe«  ©ebiete«.  Sobann  lehrte  er  nad) 
Siebenbürgen  jurüd,  würbe  aber  31.  Juli  beiSdjdfe* 
bürg  uon  bem  breifad)  ftdrlern  ©egner  entfdjeibenb 
gefd)lagen.  Auf  bringenbe«  9ierlangen  Äoffutb« 
eilte  er  nacb  Ungarn,  wo  er  ftd)  an  ber  £  Macht  bei 
Jemc«odr  (9.  Aug.)  beteiligte.  9tad)  einem  oergeb* 
lieben  93erfud)  ju  Cugo«,  ben  Kampf  wieber  aufju« 
nehmen,  mufete  er  nad)  Siebenbürgen  jurüdweieben, 
wo  er  ftd)  bi«  jum  19.  Aug.  gegen  eine  erbrüdenbe 
übermaebt  biclt.  Gnblid)  rettete  aud)  er  ftd)  auf 
türf.  ©ebiet,  trat  bort  jum  Jdlam  über  unb  würbe 
unter  bem  Warnen  Amurat  sJ$afd)a  im  türf.  fecere 
angeftelll.  Auf  Cfterreid?«  unb  Wufelanb«  Gin* 
fpracbe  würbe  33. 1850  nad)  £>aleb  gefd)idt,  wo  er 
im  Wooember  an  ber  Spi^e  türf.  Iruppen  ben  blu* 
tigen  Aufftanb  ber  arab.  93eoöIlerung  gegen  bie 


Digitized  by  Google 


Scrna  — 

elften  nieberfdjlug.  Qx  ftarb  10.  $ej.  1850. 
1880  mürbe  ibm  in  2Raro«:SBdfdrbelp  ein  3)ent* 
mal  errtid?tet.  Slufeer  anbern  Scbriften  erfdjien  oon 
ipm  «Expose  general  de  la  methode  mnemouique 
polonaise  etc.»  OJSar.  unb  £pj.  1839).  —  Bai,  lijeft, 
SB.«  ftelbjug  in  Siebenbürgen  föamb.  1850) ;  sJtetatp, 
SS.  in  Siebenbürgen  (SJpj.  1850). 

©cm«  (grd?.),  in  ben  griecb.  flirdpen  ber  um- 
gitterte Naum  für  bie  Öciitlicbfeit  unb  befonber« 
ber  in  ibm  befinblidje  Si&  für  bcn  SBifdjof. 

tfcnibafcc,  f.  Sangmeolo. 

«crnbe,  glufe  in  Sübafrifa,  f.  Simpopo. 

Bembex  Latr.,  f.  SBaftarbmefpe. 

^cmbo,  ^ietro,  ital. ©elebrter,  geb.  20.  9Wai 
1470  ju  SBcnebig,  au«  oornebmer  gamilte,  ftubierte 
1492—94  ba«  ©riecbifdje  unter  ÄonftantinSa«tari* 
in  üHeffina,  oerweilte  1498—1500  in  gerrara,  wo 
er  bei  siucresio  SBorgia  in  ©unft  ftanb,  mar  bann  in 
SBenebig  ein«  ber  oorjfiglicbften  SJtitglieber  oon 
Sllbu«  SWanutiu«'  SUabemte  unb  beforgte  für  beffen 
"Sruderei  bie  3lu«gabe  ber  ital.  ©ebicbte  Petrarca« 
(1501)  unb  ber  «©öttlidjen  ßomobie»  (1502).  150G 
—12  lebte  er  am  ßofc  oon  Urbino,  ging  nacp  9tom 
unb  warb  1513  von  2eo  X.  mit  feinem  ftreunbe 
Saboleto  mm  pdpftl.  Sefretär  ernannt.  $n  5Hom 
lernte  SB.  leine  OK- liebte  SRoroftna  tennen,  bie  ibm 

}mei  Söbne  unb  eine  Sodjter  gebar.  Seit  1520 
ebte  er  in  sUabua,  wo  er  ftd)  eine  berrlicbeSBibliotbet 
unb  Slntiquitdtenfammlung  anlegte.  1530crbiclter 
vom  State  ber  ;y:\-n  ju  SBenebig  ben  Auftrag,  Sa* 
bellico«  «Sßenetianifcbe  ©efebiebte»  fortjufehen,  unb 
ba«  SibliotbefariatberSHartuSbibliotbel.  ^aullll. 
oerlieb  ibm  1539  ben  äarbinal«but,  1541  ba«  Si«= 
tum  ©ubbio  unb  1544  ba«  oon  Bergamo.  Gr 
blieb  aber  in  JRom,  Wo  er  18.  %an.  1547  ftarb. 
Seine  ital.  unb  lat.  SHcptungen  («Carmina»)  jeidj - 
net  weniger  Eigenart  al«  pobe  ftormooUenbung 
au«.  Sem  grofie«  SBcrbienft  war,  Dar,  er,  obgleid? 
eleganter  Satinift,  mit  feinem  grofjen  Ginflufie  für 
ba«  Stalienifcbe  in  ber  fiitteratur  eintrat  unb  ba« 
reine  2o«canifd>  jur  gemeinfamen  Sd)riftfprad?c 
ber  ganjen  ftalbinfel  erbob.  Unter  feinen  Serien 
finb  am  roirftfigften:  «Historiae  Venetae  libri  XII» 
(oon  1487  bi«  1513,  Sßeneb.  1551),  bie  er  felbft  in« 
^talienijdje  überfefcte  (ebb.  1552;  befte  ?lu«gabe  oon 
ÜJlorelli,  2  SBbe.,  ebb.  1790);  femer:  «Prose»  (ebb. 
1525  u.  ö.),  Dialoge,  bie  bie  Stegein  ber  to«can. 
1  pradje  auf  (teilen ;  «Gli  Asolani»  (ebb.  1505  u.  ö.), 
Xtaloge  über  bie  L'iebe,  Sucrejia  SBorgia  gewibmet; 
«Rime»  (ebb.  1530  u.  ö.),  eine  Sammlung  oon 
Sonetten  unb  Ganjonen;  Briefe,  fowobl  itahenifd) 
al«  lateinifd?  gefeprieben;  ©efamtau«gabe  SBenebig 
1729  (4  SBbe.)  unb  9)iailanb  1808  (12  SBbe.);  2lti«= 
mabl  oon  (Softero  (vJJtail.  1880).  —  Bat  3ambelli, 
Elogio  di  P.  B.  (SJeneb.  1822);  Gian,  Un  decennio 
della  viu  di  P.  B.,  1521—31  (Jurin  1885);  <£aftel= 
lani  in  ben  «Atti  del  R.  Istitato  Veneto»,  VII,  7. 
©emefcliS,  Ort  in  ^aldftina,  f.  SBetbome. 
tBemmel,  lUalerfamtlie,  bie  au«  Surgunb  wegen 
9ieligion«bebrüdung  nacb  Utred)t  au«gen)anbert 
roar.  §t)T  Stammoatcr  ift  9Bil  beim  oon  3}.,  geb. 
1630  in  Utrecbt.  Qx  lernte  bei  Saftleoen  bie  2anb= 
fiaftsfmalcrei  unb  trat  bann  auf  fed?«  ^abre  in  ben 
Sienft  be«  i?anbgrafen  oon  öeffen^affel,  für  ben  er 
tiele  Sanbfcbaften,  meift  SDlotioe  au«  Jiooli,  malte. 
Seit  1662  lebte  er  in  Würnberg,  »o  er  20.  Sej.  1708 
ftarb.  Seine  Silber  fmb  gut  gejeiebnet,  toabr  in 
ber  Äuffafiung,  etrca«  lübl  in  ber  §arbe.  Qx  mar 
aud)  Stabierer.  Xie  3)re«beneT  ©alerie  befifet  oon 

«rwftMiM«'  lh>n«>fTfotlon».2fjiron.  14.  ÄufL  «.  H.  IL 


©enore«  689 

ibm:  Stbenblanbfdjaft  mit  SBafferfall  (1660)  unb 
2)torgenlanbfd?aft  mit  SSergfee  (1661) ;  anbere  Silber 
oon  ibm  fmb  in  ^rantfutt  a.  St.,  ^Braunfdjmeig, 
33re«lau  u.  f. ». 

(Siner  feiner  Söbne,  tyt  t  e  r  o  o  n  93.,  geb.  1685  m 
Dürnberg,  geft.  1754  ju  vJtegen«burg,  tourbe  befon= 
ber«  oom  §ürftbif(bof  oon  ÜBamberg,  ?vranj  Äonrab 
oon  Stabion,  befdjdftigt,  beffen  Sd?löffer  er  mit  ©e* 
mälben  fdjmüdte.  Cr  mar  wie  ber  3iater  2anbfd?aft«= 
maier  unb  ift  ndcbft  biefem  ber  bebeutenbfte  flünftler 
aus*  ber  ttowilie  SB. ;  am  beften  gelangen  ibm  9wtt< 
ter»  unb  ©ewitterfeenen.  Silber  oon  ibm  fmb  in 
Sraunfdjmeig  unb  Samberg. 

«avl  Sebaftian  oon  SB.,  QnUl  be«  oorigen, 
geb.  1743  ju  Samberg,  geft.  26. 9ioo.  1796  ju  9türn» 
berg,  bilbete  fid?  in  ber  Sdjule  ber  Srüber  S?ang 
bafelbft  unb  fteüte  am  liebften  Seeftüde,  Stürme, 
»jeueröbrünfte,  SPtorgen^  unb  9ta<!btfcencn  bar;  feine 
£anbfcbaften  jeid;nen  ftd)  bureb  gute  ^erfpettioe 
unb  ^arurwaprbeit  au«. 

Bemol,  in  ber  üJtufil  ber  franj.  ^ame  für  ba« 
SBerfeftung«jeid)en  ?.  S)ie  ital.  5orm  ift  Bcmolle. 

©eil,  im  JoebraiftoenuSobn»  ;  e«  wirb  ju  näberer 
Sejcidjnung  ber  Nerton  tarnen  aud?  ber  be« 
Satcr«  beigefügt,  baber  SB.  in  foldjer  ikrbinbung 
«Sobn  be«  . . . .»  bejeidjnet,  t,  SB.  Saoib  SB.  Sa= 
lomo,  Olli  £>affan.  ^aber  bahn,  analog  ben 
beutfdjen  tarnen  auf  — fobn,  mandje  3«ben  neuerer 
3eit  au«  ber  3ufammenfet)ung  be«  SB.  unb  be« 
odterlidjen  9tamen«  neue  'Aamiliennamcn  gebilbet, 
j.  SB.  SBenarp  (=■  Üöwenfobn). 

9Bcn  (SBpein),  im  ©alifdjen  fooiel  wie  SBerg- 
gipfel,  bei  fd?ott.  SBergnamen  bdufig,  fo  SBen^eoi« 
(f.  b.),  SBen^ruacban,  SBen^Somonb,  SBen^üJiore. 

©enaeriri<fttiöung«voften,  f.  Sloertiffement. 

Benaoui  lacus,  röm.  9tame  be«  ©arbafee«. 

«cnabirfüftc,  f.  Somallanb. 

©cn  Ölfilm,  f.  miba. 

©cnnlufa,  ).  SBanjalufa. 

benannte        ,  f.  3ab(. 

©enatbe  (frj.),  ein $bürfd?(ot),  ba«  fid)  oon  bet- 
ten Seiten  fcbliefien  lä^t. 

tteaaree  (ober  SBanara«;  tm  San«frit  Värä- 
nasi).  1)  Diüti'iou  ber  Sieutenant:©ouoerneurfd}aft 
ber  ftorbweftprooinjen  be«  ^nbobritifeben  dteid)«, 
grenjt  im  sJt.  unb  D.  an  bie  Sioifion  ^atna  ber 
sJMfibentf<paft  SBengalen,  im  S.  an  tributpfltd?tige 
Staaten  (Sentralinbien«,  im  SB.  an  bie  2)ioiftonen 
3lllababab  unb  SJUratb  (engl.  2Weerut)  ber  9iorb= 
weftprooinjen,  bat  26971  qkm,  (1891)  5368774  Q., 
barunter  4  915  902  £>inbu,  449064  5)lobammebaner, 
2513  l£b"ften,  452  35fcbain,  391  Silp  u.  f.  w.,  unb 
5  Siftrilte:  SB.,  ÜKirfapur,  2)fdjaunpur,  ©bafipur 
unb  SBallia.  —  2)  ©auptftabt  ber  Siotfton  unb  be« 
Siftrilt«  SB.,  ba«  Stom  ber  öinbu,  bie  beiligfteStabt 
berfelbcn,  etwa  8km  lang,  unter  25"  18Vnörbl.SBr. 
unb  83°  3'  öftl.  fi.,  ampbitbeatralifdj  auf  bem  Unten 
Ufer  be«  ©ange«,  ber  bafelbft  eine  bafenförmige 
(!inbud)tung  in  ba«  &mb  bilbet  unb  eine  nacb  ber 
Jlabre«$eit  wedjfelnbe  SBreite  oon  550  bi«  850  m  bei 
einer  Jiefe  oon  25  bi«  30  in  befitit.  ßine  J&oljbrüde 
unb  eine  1888  oollenbete  (5ifcnbab.nbrüde  oermit= 
teln  ben  Sßerlcbr  mit  bem  reebten  Ufer.  $ie  am 
Ufer  liegenfce  Stabt  ber  öinbu  bilbet  ein  Sabprintb 
bunller,  feudjter,  febmu^iger  unb  fo  enger  Straften, 
bafe  taum  ber  ßlefant  allcntbalbcn  burd?tommen 
tann.  SBagen  fmb  in  ibnen  nid?t  m  braueben.  5)ie 
ijdufer,  beren3abl  fid)  1872  auf  35  741  belief,  ftnb 
breü,  bdufig  aber  fünf«  bi«  fed?«ftödig,  meift  mit 

44 


Digitized  by  Google 


G90  Smart)  — 

Crtern,  33allonen,  ©eldnbern,  ffuppeln  unb  runben 
ober  mebr  ppramibalifcben  2>omcn  gefcbmüdt  unb 
mit  93lumen,  Üier*,  SJtcnfcben:  unb  ©öttergeftalten 
febr  bunt  bemalt.  93.  ift  Mittelpuntt  ber  93erebruncj 
be*Scbim  ober  Sütababeo  (fan*trttifcb:  Schiwa  ober 
ÜRababewa),  unb  bic  $a\)l  ber  biefer  ©ottbeit  ge* 
weihten  :£empel(Sd)iwala)  bafelbft  foll  ftcb  auf  mcbr 
al*  1000  belaufen;  bie  meiften  ftnb  al*  93auwerte 
wenig  großartig.  2)er  bebeutcnbjte,  dltcfte,  geebr* 
teile  unb  befuditefte  ift  ber  be*  93iicbeäwar,  b.  b.  be* 
fierrn  ber  SBelt.  3n  allen  ftnb  aufregt  ftebenbe 
fiinga  au*  Stein  £auptgegenftanb  ber  Stnbetung. 
2)em  Sd)ima  geweihte  Stiere  laufen  allenthalben 
frei  in  ben  Straften  umher,  wäbrenb  bie  in  ben 
Sembein  ber  2)uraä  früber  jabllo*  berumfpriitgem 
ben  Slffen  je&t  auf  Serfügung  ber  engl.  Regierung 
faft  ganj  werfch  Wunben  ftnb.  93  on  ben  ber  Seite  ber 
2)fdiain  angebörenben  Jempeln  ftnb  befonber*  ber 
5Ran=Ü)lanbilfomie  ber  2)fa>ain=5Jlanbil  ober  Jempel 
ber  2>fd>ain,  wiewobl  fdjon  im  Verfalle ,  ibrer 
Slrdntettur  wegen  bemerten*wcrt.  6ocb  über  ben 
üJtan=ÜJlanbil  erbebt  ftd>  bie  1693  oon  9labfd)a 
^DfcbauSingb  errichtete  Stemmarte,  bie  mit  ihrem 
großartigen  0!nftrumentenfcbah  nod?  beute  in  @e= 
braud)  ift.  93on  ben  272  IDtofcfceen  ift  bie  oon 
Äurangfeb,  unweit  be*  ©ange*  auf  ber  Stelle  eine* 
mebergeriffeneu  £>inbutcmpel*  erbaut,  init3  ftup; 
Dein  unb  2  9Jlinaret*  eine  ber  großartigsten.  3"; 
tereffant  ift  ferner  ber  große  Salaft  be*  9tab)cbas 
»on  9tepal  (mit  Jempel),  ein  äußerft  malerifcber 
33autompler,  beffen  Stil  an  ben  d)inefifd)en  erinnert. 

2>ie  ÖeDÖlierung  betntg  1881,  etnf&Ueßlidi 
<3arnifon  (6675  Mann),  199700, 1891:  219467  <*. 
<3unabme:  llSroj.),  barunter  168691  6inbu,49405 
Mobammebaner,  1206  Gbriften,  mcd?felt  aber  febr 
wegen  ber  Menge  täglich  nad>  93.  ftrömenber  9BalU 
•fabrer  unb  anberer  Sremben,  bie  jur  3*itbe*SRam* 
2ila,  be*  größten,  unb  be*  $)imali,  be*  glänjcnbften 
.aller  juS.gefetertenreligiöfen^eftemebr  als  100000 
betragen.  Unter  ber  93eüölferung  befinben  ftd?  mehr 
ol c-  20000  93rabmanen,  eine  febr  große  Slnjabl  t>on 
IBettlern,  fianbftreidjern,  Müßiggängern  aller  ?lrt 
unb  von  Scbmufc  bebedten,  faft  nadten  Sattren.  Stber 
audb  viele  reiche  unb  vornehme  ftinbu  baltenftd)  jeib 
weilig  ober  wäbrenb  ber  lehten  2eben*iabre  in  93. 
auf,  teilmeife  um  bort  ju  fterben.  £tcbling*aufent= 
halt  ber  93evölterung  ftnb  bie  von  ben  Ouaien  ju  bem 
©ange*  binabfübrenben  ©bat  ober  Ufertrebben. 
Um  im  9lngefid)te  be*  ©ange*  ju  fterben,  laffen 
Jobfranfe  ftd)  bortbin  tragen,  wäbrenb  auf  einigen 
biefer  ©bat  auch  SeicbenDerbrennungen  ftattfinben. 
2)ie  beiligfteu  *JMä&c  ftnb  ber  2)aßafmamebb:@bat, 
Mani^Äaniiti*  93runncn  mit  2Bifd)nu*  Schweiß, 
ber  ©opahManbir  ober  ftrifcbnatempel  unb  vor  aU 
lern  ber  genannte  93tfcbeSwartempel.  93.  ift  nod? 
immer,  rote  in  alter  Seit,  ber  £>auptftfc  brabmanif  djer 
©elebrfamfeit  unb  Söiffenfdjaft,  obgleich  flaltutta 
in  neuerer  3eit,  namentlid)  mit  93ejug  auf  ba«  Stu= 
bium  inb.  Spraken,  mit  33.  roetteifert.  2)ic  93enare*= 
^anbit*  gelten  nodi  immer  in  allen  religiöfen  ftra= 
gen  al*  erftc  3lutoritfiten.  SBon  ben  jablreieben  Sebr- 
anftalten  ftnb  baS  ftinbulollegium  unb  ba*  1792 
get'tiftete  Sanslrittollegium  bie  bemerfenssroerteften. 
93eibe  genießen  bie  Unterftflttung  ber  engl.  SRegie^ 
rung.  yn  erfterm  roirb  Unterrid?t  im  Cefen,  Scbrei= 
ben  unb  9lecbncn,  bem  ©efe^e  ber  i3inbu,  in  bereu 
beiliger  üitteratur,  bem  San^Irit,  unb  ber  ?lftro= 
nomie  erteilt.  3n  bem  anbern  lebrt  man  bie  engl. 
Spradje,  ©efcbufcte  unb  fiitteratur,  ba#  SanSlrit, 


Scnaoentc 

ba*  ^inbi  unb  ^erftfdje  forote  2Ratbemati(,  Staate 
ölonomie  u.  f.  ro.  93.,  ba*  bureb  Gifenbabn  nacb  C. 
mit  tyttna  unb  Äalfutta,  nad)  3B.  unb  9tS.  mit  Wir- 
fapur,  Slllababab,  Äanpur,  iktlbnau,  ^tfebaroar 
uerbunben  ift,  ift  aud)  ber  Sit»  einer  blübenben 
?lnbuftrie  unb  a(*  $anbet£plati  t>on  großer 
93ebeutung.  93erübmt  ftnb  bie  bort  verfertigten 
SAmudfacben  Don  ebeln  Metallen,  bie  ©olb*  unb 
Silberbrolate,  Sammete,  feibenen  unb  baumwollen 
nen  Stoffe.  ,Su  SRarlte  iommt  bafelbft  alle*,  toat 
3nbien  unb  bie  5Rad?barIdnber  an  ebeln  unb  toft- 
baren  ßrjeugniffen  be*  Äunftfleiße«  fowie  an  3Iarur 
probutten  berborbringen,  jugleid)  mit  allen  nur 
benlbarcn  @r}eugniffen  ber  engl.  3nbuftrie.  93on 
ben  Äaufleuten  in  93.  jfiblen  einige  311  ben  rei*- 
ften  in  ganj  ^nbien. 

©ef  cbidjte.  93.  ift  eine  uralte  Stabt,  in  ben 
fan£trttifd)en  üDicbtungen  5lafd)i,  b.  i.  bie  ©Idm 
jenbe,  genannt  unb  al*  93rabmanenfd)ule  gefeiert. 
6ier  prebigte  ©autama  93ubbba  juerft;  an  800 
^abre  blieb  93.  bie  ^eilige  Stabt  ber  93ubbbiften. 
3n  Särnatb,  bem  dlteften  Seile  »on  93.,  befin- 
ben ftcb  noeb  bebeutenbe  bubbbiftifebe  Ruinen.  Sn 
jene  3«t  erinnert  nod?  ber  Öat^bairo,  eine  ge- 
broebene  Sfiule,  bie  oom  flönig  ?lßo!a  (im  3.  ^abtb. 
ü.  6br.)  errietet  worben  fein  fou.  1194  würbe  93.  »on 
Mobammeb  ©bori  erobert  unb  1529  uon  93abar  bein 
«eiche  t?on  Seblt  einüerleibt.  93ci  bem  93erfaUe  bes 
letttem  ju  Anfang  be*  17.  3abrb-  fdjwang  ft6  ber 
9tawwab= SBaftr  oon  Dubb  ( jürft  rwn  ©baftpur) 
jum  ©ebieter  über  bic  Stabt  unb  ba*  ©ebiet  »on 
93.  auf,  lam  1775  unter  bie  Dberberrlid)!eit  ber 
Gnglifd)-Cftinbifd»eit  ßompagnie,  würbe  aber  1781 
»on  leMerer  abgefegt  unb  oerlor  fein  ©ebiet.  — 
Sgl.  Sberring,  The  sacred  city  of  the  Hindus.  An 
aecount  of  Benares  in  ancient  and  modern  times 
(Conb.  1868);  berf.,  Hindu  tribes  and  castes,  as  re- 
presented  in  B.  (93enare*  1872). 

iycttnrn,  ßrnft,  ©drtner  unb  Samenjüd)tcr, 
geb.  10.  9toü.  1819  in  Gaffel,  erlernte  bie  ©drttterei 
in  Arfurt  unb  in  ben  bebeutenbften  ©drtnereien 
93elgien*,|iranlTei*S  unb(?nglanbSunb  begrünbetc 
1843  in  drfurt  ein  Gtablificmcnt  für  Samenju*t 
unb  Samenbanbel.  Sein  erfolgreiche*  Streben  nach 
93erooll!ommnung  unb  JHcinjüchtung  ber  oorban= 
benen  ©emüfe  unb  93lumen,  bie  3üd)tu"0  neuer 
»erbefferter  Sorten,  ferner  bie  erft  nad)  »orgenom= 
mener  forgfamfter  Prüfung  in  ben  9?erfud)*felbern 
ftattfinbenbe  ©infüprung  neuer  ins  unb  au*ldnbi 
fdjer  ©T3eugniffe  erböbten  ben  Stuf  ber  finita  immer 
mebr.  93on  ben  bcliebteften  ^lorblumen  gab  93. 
!ünftlerif6  ausgeführte,  tolerierte  Slbbilbungen 
berau*.  2)a*  «Sllbum  93.»,  ein  in  fiieferungen  im 
Sclbftoerlage  beö  93erfaffer*  crfd)ienene*  Söert, 
enthält  farbiae  Mbbilbungen  ber  »orjüglicbften  ®e= 
mflieforten.  9Jon  fonftigen  Schriften  ift  ju  nennen: 
«3)ie  Chrjiebung  ber  ^flanjen  au*  Samen»  (mit 
Säger,  £pj.  1887).  93.  ftarb  19-5ebr.l893in  Arfurt. 

v^cnnc<fluc  (fpr.  -näßte),  franj.93e*na*que,  bc 
feftigte  Stabt  in  ber  fpan.  ^rooinj  6ue*ca  (Jlra= 
gonten),  am  ©fera,  einer  ber  böd)ften  Crte  in  ben 
^prenäen,  hat  (1897)  1447  G.,Soft,  Selegrapb,  93lei- 
bergwerte  unb  lUtneralquellen.  SRörblid)  baoon  ber 
l  ^aßSuerto be93.,2417m,inba*Jb«lü»nSud)on. 

©cnatef,  f.  9teu=93cnatet. 

tPennucntc ,  93ejirt*ftabt  in  ber  fpan.  $roüinj 
3amora  im  ehemaligen  Äönigrei*  Seen,  jmifAen 
bem  G*la  unb  feinem  rechten  3ufluffe  Crbigo, 
liegt  in  fruchtbarer,  f*lc<bt  angebauter  öoehebene 


Digitized  by  Google 


Bench  —  93enba 


691 


700  m  bod>,  bat  (1897)  4931  G.,  $oft,  Sclegrapb, 
9  Kirchen  unb  etwas  $nbuft™-  ®.  »f»  feit  feiner 
Ölanggeit  im  16.  ?>abrb.  febr  gurfidgegangen. 

Bench  (engl.,  fpt.  bennfcb),  93ant,  f.  Court 

spcncfenborff ,  ein  3">eig  tilUX  branbenburg. 
ftamilie,  bet  im  16.  3abrb.  in  fiiotanb  etnmanbcrte 
unb  erft  um  bie  2Ritte  beS  18. Sabrb.  baS  lit»1  unb 
eftblänb.  ^nbigenat  erlangte.  (Ibtiftopb  oon  58., 
geb.  1749,  ftarb  1823  als  ©eneral  ber  Infanterie. 

äleranber  oon  93.,  ber  ältefte  Sobn,  geb. 
1783  in  iReoal,  erbielt  feine  ^ugenbbilbung  in 
2)eutf<planb  unb  trat,  nacb  Petersburg  gurüdge* 
febrt,  al$  ©arbeoffigier  in  bie  Slrmee,  nabm  an  ben 
Kriegen  in  $eutfd>lanb  unb  ^ranheidj  mit  Wu*- 
geidbnung  teil  unb  tourbe  1813  ©eneralmajor,  1815 
©eneral  ber  Kaoaüerie  unb  Hbjutant  beS  ©rofe; 
fürften  9tilolauS.  3ur  Unterbrüclung  ber  2Rilitär= 
reoolution  bei  5iifolauS'  Jbronbefteigung  trug  33. 
mefentlid)  bei  unb  gewann  bierburdj  bie  ^reunb^ 
fdjaft  beS  KaiferS.  3m  Suni  1826  würbe  er  6bcf 
ber  ©enbarmeric  unb  Kommanbant  beS  taiferl. 
Hauptquartiers.  Sein  Ginflufe  warb  beinabe  um 
b  eo  re  n ;  t ,  nacbbem  bie  «eigene  Kanglct  Sr.  SWaj.  beS 
KaiferS»  burcb  eine  britte,  unter  feiner  Settung 
ftebcnbe  Abteilung  erweitert  morben  war.  5)iefe 
Abteilung  bilbete  ben  üHtttelpunft  ieneS  oon  93.  ox- 
ganiüerten  ©cbcimpoligeifpftemS,  baS  nicht  nur  in 
iHufelanb  fclbft,  fonbern  aud?  in  gang  Guropa  feine 
Slgenten  bielt.  Äm  8.  (20.)  SRoo.  1832  würbe  93. 
in  ben  erblichen  ©rafenftanb  erhoben  unb  sunt  sM\t- 
glieb  beS  SReicbSratS  ernannt  om  (yrübiabr  1844 
unternahm  er  eine  93abereife  nacb  S)eutfcplanb  unb 
ftarb  auf  ber  Wüdreife  11.  (23.)  Sept.  1844. 

tfonftantin  von  IB.,  ber  jüngere  33ntber  beS 
oortgcn,  geb.  4.  tyn.  1784,  trat  1812  als  SJtajor  in 
bie  3lrmee.  8113  Rubrer  einer  Kofalenabteilung  war 
er  unter  ben  erften,  bie  bei  ber  Verfolgung  ber  franj. 
Ärmee  9iorbbeutfd;lanb  burcbftreiften.  93.  würbe 
1813  Cberft,  1814  ©eneralmajor  unb  1820  ©e* 
fanbter  in  Stuttgart.  SBieber  in  bie  attioe  Srmee 
eingetreten,  warb  er  im  perf.  ftelbjug  für  bie  93lodabe 
oon  Griman  unb  ein  glüdlicbeS  ©efecbt  gegen  bie 
Kurben  1827  gum  ©eneralleutnant  beförbert.  8ÜS 
©encralab  i  u  t  a  n  t  beS  KaiferS  folgte  er  biefem  in  ben 
Üürfentrieg,  na  bin  19.  ,uili  1828  Praoabi  ein  unb 
ftarb  oor  9tarna  6.  3(ug.  1828  am  Sleroenfteber. 

SJon  ben  jwei  Jöcbtem  GbriftopbS  oon  93.  war 
bie  altere  bie  in  ber  biplomat.  Seit  befonnte  gur- 
ftin  2>orotbea  oon  üieoen  (f.  b.). 

ftcncxur  (fpr.  benngur),  Julius,  ungar.  SJtaler, 
geb.  28.  San.  1844  in  9(piregpbdga,  fam  1848  auf 
bie  SWüncbener  3llabemie,  wo  er,  oon  öiltenfperger 
unb  Slnfcbüti  oorgebilbet,  1865  in  baS  Ätelier  oon 
piloto  eintrat.  Sein  erfted  93ilb,  J&unpabp  fidfglö 
oor  feiner  Einrichtung,  enrftanb  1867.  GS  folgten: 
2>er  Saooparbenfnabe  (1868),  2)ie  SSerbaftung  beS 
iyrang  Diatocgp  auf  ber  93urg  5RagpfdroS  (1869;  im 
33eftti  ber  Königin  oon  9iumdnien),  fiubwig  XV.  im 
SBouboir  ber  2)ubarrp  (1870),  2)te  Jaufe  be«  beil. 
6tcpban  (Hefter  3>lufeum),  fiubwig  XVI.  beim  Über: 
fall  oon  Verfailleä  (1871).  1875  ging  er  im  Vluf 
trag  Äönig  fiubwig^  II.  oon  93apern  nacb  Sontaine^ 
bleau,  1876  naa?  Cberitalien.  Gr  würbe  1880  s15ro= 
f  effor  an  ber  aRüncbeneTHfabemie  unb  wirft  feit  1883 
als  ^rofeffor  an  ber  Hefter  SUabemie.  1888  malte 
er  für  bie  Stabt  Subapeft  2>ie  SlüderoberungDfenS 
burcb  Äarl  oon  yotbringen.  Seine  ©efdjicbtöbilber 
ebenfo  wie  feine  93ilbniffc  geicbnenficb  burcb  gldngen^ 
Kolorit  unb  djaraltenftifde  ?(uffaffung  aue. 


spcnba,  beutfcbe  mufiferfamilie,  ftammt  oon 
bem  mufitalifd)  gebilbeten  Seinweber  ^  and  ©eorg 
93.  iu  ?lltbenate!  im  böbm.  33egir!  3«ngbunglau. 
Gr  hatte  oier  6&bne:  t^rang,  ©eorg,  Johann  unb 
^ofepb,  unb  eine  £o$ter  Änna  ^rangiela.  Ar  am 
93.,  ber  Stifter  einer  eigenen  93iolinfcbule  in  5)eutfd?j 
lanb,  geb.  25.  9ioo.  1709,  tarn  ali  Sborlnabe  au 
bie  9Utolailircbe  gu  $rag.  Später  trat  er  einer 
wanbernben  ÜJtuftftruppe  bei,  iu  ber  er  burd)  einen 
blinben^uben  Dlamen«  fiöbel  im  ©eigenfpiel  unter= 
riebtet  würbe.  3n  feinem  18.  tyhxe  ging  er  wieber 
nacb  $tag,  Herauf  natb  9Bien,  würbe  icapeUmeiftrr 
bei  bem  Staroften  Sganiawffi,  bis  ibn  1740  ber 
Äronpring  oon  9toufeeu  ( Ariebricb  IL)  berief.  3(u 
oob.  ©ottlieb  ©raund  Stelle  würbe  93. 1771  töntgl. 
Hongertmeifter  unb  ftarb  7. 9Jtdrg  1786  gu  s#ot$bam. 
93on  feinen  oielen  Rompofttionen  fmb  wenige  berauß= 
gegeben.  —  ©eorg  93.,  geb.  30. 3uni  1722,  würbe 
1742  in  ber  Kapelle  $riebrid)g  II.  al£  93iolinfpie(er 
angefteüt,  trat  1748  als  Kapcllmeifter  in  bie  2)ienftc 
beä  öergogS  griebrid)  HL  oon  ©otba,  ber  ibn  1765 
nad?  Italien  reifen  liefe.  Seit  1787  wirtte  er  al* 
ÜJtufttbirettor  am  Sdjröberfdjen  Jbeater  in  Soam- 
bürg  unb  lebte  bann  in  SDicn,  ©otba,  Cbrbruff, 
Ronneburg,  guleht  in  Köftrife,  wo  er  6. 91oo.  1795 
ftarb.  3bm  tft  bie  Ginfübrung  bc*  oon  9louffcau 
erfunbenen  3Relobramd  (f.  b.)  in  £eutfd?lanb  gu 
banlen.  Seine  «SIriabne  auf  5Raro*»,  fein  «v^ogma^ 
lion»  unb  feine  «ÜDtcbea»  waren  ein  balbeö  §abx-- 
bunbert  auf  ben  93übnen  beimifcb  unb  riefen  gabl* 
reiebe  Stadjabmungen  betbor.  Seine  Cpern,  oon 
benen  ebebem  «3)er  £»orfjabrmartt»,  «9Balber», 
«Diomeo  unb  3ul"\  öolgbauer»,  «2ufa§  unb 
93ärbcben»,  «1)a3  ^inbellinb»  febr  beliebt  waren, 
boben  bad  oon  Miller  begrünbete  beutfcbe  Singfpiel 
burcb  einen  reichen  bramat.  5ücuftfgei)t  unb  burcb  bie 
Verwenbung  größerer  ital.  formen  fofort  auf  eine 
höhere  Stufe.  Sie  oerbienen  noch  beute  93ead)tung 
unb  baben  gu  tbrer  Beit  anregenb  auf  !Dtogart  Qt- 
wirft.  —  3 o bann  93.,  geb.  1713,  geft.  1752  aU 
Jtammermufilud  gu  93erlin,  unb  $ofepb  93.,  geb. 
7.3Hdrg  1724,  feit  1786  Kongertmeifter  ebenbafelbft, 
geft.  22.  Sehr.  1804,  werben  als  93iolinfpieler  ge^ 
rübmt.  —  2)er  iüngere  Sobn  oon  ^rang,  Karl 
^einrieb  öermann  93.,  geb.2.9Äat  1748gu93ot*= 
bam,  geit.  15.  JDidrg  1836,  würbe  febr  jung  oon  $rieb= 
rieb  IL  feines  SJiolinfpiclS  wegen  unter  bie  flabl 
ber  Kammermufifer  aufgenommen  unb  erhielt  fpdter 
bie  Stellung  eines  Ibnigl.  KongertmeiftcrS.  Gr  (am 
feinem  93ater  im  Vortrag  bcS  Slbagio  am  ndcbften. 
—  Sein  älterer  93ruber,  |yriebricb  9Bilb«lm 
^einrieb  93.,  geb.  15. 3uli  1745  gu  ^ot&bam,  geft. 
19.3uni  1814  als  KammermufiluS  in  93crlin,  mar 
ein  guter  9iiolim  unb  Klaoicrfpielcr  unb  bat  fiep  als 
Komponift  oon  Kantaten  unb  Dpern  («CrpbeuS», 
«2)aS  93lumenmdbcbcn»  u.  f.  w.)  einen  Üiamen  er= 
morben.  — 3opann9Bilbelm  Otto  93.,Sobn  beS 
Umgenannten,  geb.  30.  Dlt.  1775,  geft.  28.  SJcärg 
1832  als  SRegierungSrat  gu  Oppeln,  ift  litterarifd) 
burcb  feine  Sbalefpcare--Überfehung  (19  93be.,  Cpg. 
1825—26)  betannt.  —  Slnna  $rangisla  93.,  geb. 
1726,  war  eine  ber  heften  Sängerinnen  ihrer  3eit- 
Sie  beiratete  ben  KammermufiluS  fcattaf  cb  in  ©otba 
unb  ftarb  bafelbft  1780. 

I  83enba,  iRobert  oon,  liberaler  Parlamentarier, 
geb.  18.  fcbx.  1816  in  fiiegnil»,  ftubierte  in  2Jtün= 

1  eben  unb  93erlin  bie  Äecbte  unb  war  feit  1843  als 
2l)]eifor  bei  ber  Regierung  in  ^otSbam  tbdtig, 

I  febieb  jeboeb  1849  auS  biefer  Stellung,  ba  er  wegen 

44' 


Digitized  by  Google 


692  Scnbarobba«  —  93enber 

feinet  polit.  Haltung  in  ber  Vcmegung  von  1848 
gea.en  feinen  Hillen  nad)  ©umbinnen  verfettt  mer= 
ben  feilte.  Gr  wibmete  fidy  nunmebr  ber  Vanbwirt- 
fdjaft,  erwarb  1853  ba*  Rittergut  SHubow  bei  Ver= 
lin  unb  gewann  biet  burrt  feine  Jbätiglcit  in  ber 
ftrei*verwaltung  balb  ba*  Vertrauen  feiner  3Kit- 
bürger  in  bem  alcafje,  bafi  er  1859  in  ba*  preufe. 
Abgeorbnetenbau*  unb  1867  in  ben  iHeirt*tag  ge? 
wfiblt  würbe,  wo  er  auf  beut  ©ebiete  ber  ftinanv 
fragen  eine  bcrvorragenbeSbätigleit  entwidelte.  99. 
war  im  ?anbtage  roie  im  9teirt*tage  ftfinbige*  sJJltt= 
glieb  ber  Vubgettommiffion.  Gr  gebörte  ber  ge- 
mfi&iflt  liberalen  Widmung  an,juerftal*9Jlitglieb  ber 
Staltton  Vinde=Srtwerin,  wäbrenb  ber  5tonflitt*= 
jeit  al*  Anbanger  be*  linfen  Gentrum*  unb  jpäter 
al*  3Hitglieb  ber  nationalliberalen  Partei,  bte  ibn 
balb  in  ujren  Vorftanb  berief.  1878—93  war  er 
VicepraTtbcnt  be*  Abgeorbnetcnbaufe*.  ©rofje  Vet* 
bienfte  bat  er  fid)  aurt  erworben  um  bie  töommunal» 
Verwaltung  fowie  um  bie  SHegulierung  ber  ©runb- 
fteuer  al*  Referent  nnb  Au*fübrung*tommiffar.  Gr 
ftarb  16.  Slua.  1899  auf  feinem  ©ute  9tubom. 

®cttbarabba£  (Venber*Abba*,b.  b.Abba** 
Öafen),  ftafenort  ber  perf.  Vrovinj  fterman,  nörblirt 
von  ber  jum  Verfifrtc«  ÜHeerbufcn  fflbrcnben  Strafe, 
ber  Jnjcl  Crmu*  gegenüber,  am  ftufse  be*  Verge* 
©enbale,  Au*flange>punlt  wirttiger  Strafsen  nad) 
Wcrman  unb  Scbtta*,  beftebt  au*  Kütten  unb 
wenigen  frtlertten  ödufern  mit  einer  voroicgenb 
arab.  Vevölfcrung  von  8000  flöpfcn  unter  einem 
arab.  6cbeirt  al*  perf.  £ebn*fürften.  SBdbrcnb  ber 
glübenben  Sonnenbifce  siebt  fid)  bie  Vevölferung 
in  ba*  3nnere  juriid.  3>er  $>anbel  unb  bie  Sieben 
tung  be*  Orte*  ift  febr  gefunfen.  1898  betrug  ber 
3Bert  ber  Ginfubr  449  379  Vfb.  6t.,  befonber* 
Vaumwollwaren,  Jbee,  Jurte  unb  3"der;  ber  3B«rt 
ber  Au*fubr  186652  Vfb.  St.,  befonber*  Opium, 
ifrürtte,  ©cmüfe,  Sabal,  Asa  foctida,  Jeppirte  unb 
robe2öolIe.  SB.  batSampffrtifrverbinbung  mit  Vorm 
bap,  Haratfrti,  Vufrtebr  unb  Va*ra.  5>ie  1898 
eingelaufenen  6dnffe  hielten  87430  iHegiftcrton*. 

3)ie  ^ortugiefen  Ratten  hier  von  Crmu*  au* 
1612ba*3ort  Jtomoran,  aucb©omrun  genannt, 
angelegt,  nad)  ibjer  Vertreibung  burd)  6d?ab  Ab= 
ba*  I.  unb  bie  Gngldnbcr  1623  blübte  ber  .fjafen 
baburrt  auf,  bafc  ber  Srtab  ben  öanbel  von  Dr= 
mu*  bierbcr  verlegte.  2>ort  frton  feit  bem  Gnbe 
be*  17.  Sabjb.  binberten  bie  Unruben  im  Sanbe 
ben  Verfebr ,  unb  bie  Sparen  mußten  bie  mebr  im 
Snnern  be*  Verfifrtcn  ©olf*  gelegenen  Jndfen,  be* 
fonber*  Vufrtebr  (f.  b.),  auffurten. 

«cubiiuib,  Cajaru*,  Vbilofopb  unb  ÜRatbema: 
ttfer,  geb.  18.  Oft.  1762  3u  93erlin  von  jüb.  Gltem, 
mürbe  ©la*fd?leifer,  mibmete  firt  aber  baneben 
miffenfrtaftlirten  Stubien,  namentlicb  ber  ÜJtatbe= 
matit.  Utartbem  er  in  Berlin  öffentlirt  matbem.  unb 
äftbetifrte  Berufungen  gebaltcn,  manbte  er  firt  1790 
nart  ©öttingen,  wo  er  unter  üirttenberg  unb  ©me^ 
lin  ^bpf»t  unb  Gbemie,  unter  ^Mand  Äirrtenge- 
irt'rtte  hörte,  ^njwiirten  von  ber  Hantfrten  ^bilo* 
iopbie  lebbaft  ergrifjen,  ging  er  nart  9iMen  unb 
bielt  bier  Worlefungen  über  bie  Iritifrte  ^^ilofopbie 
unb  flftbetü.  Gin  allgemeine*  Sierbot  gegen  bie 
>yremben  nötigte  ibn  1797  jur  JRüdfebr  nart  33er» 
lin,  wo  er  in  feinen  mflnblirten  Vorträgen  unb  frtrift« 
ftellerifrten  Arbeiten  fortfubr  unb  !J)irettor  ber  jüb. 
Jreifrtulc  würbe.  3ur  3«t  ber  Stanjofenberrfrtaft 
rcbißiertc  er  mit  groper  Umftrtt  bie  «öaube»  unb 
cpenerfrte  3eitung«.  Gr  ftarb  28.  SDiärj  1832. 


(5hei8  unb  Äreisftabt) 

Gr  f rtrieb  unter  anberm :  «Über  ^arallellinien»  (33erl. 
1786),  «Verfurt  einer  logifrten  jlu*einanberfeKung 
be*  matbem.  Unenblirten»  (ebb.  1796),  «Verf udj über 
ba*  Vergnügen»  (2  Vbe.,  Söien  1794),  «23orlefunflen 
über  bie  ftntit  ber  reinen  iBeruunft»  (ebb.  1795; 

2.  HufL,  Verl.  1802),  «Vorlefungen  über  bie  «ritil 
ber  prattifrten  Vernunft»  (SBien  1796),  «Vorlefungen 
über  bie  jtritit  ber  Urteil*lraft»  (ebb.  1796),  «Vet 
fürt  einer  ©efrtmadelebre»  (Verl.  1798),  «Verfurt 
einer  9iertt*lefere-.  (ebb.  1802)  unb  (mit  Vlod)  jwei 
$rei*frtriften  «Vbilotbeo*  ober  über  ben  Urfprung 
unferer  Grfenntni*»  (ebb.  1802). 

«rubel,  granj,  Äomponift,  f.  33b.  17. 
ttenbemann,  Gbuarb,  £>iftorienmaler,  geb. 

3.  5)ej.  1811  ju  33erlin,  wibmete  firt  feit  1828  in 
2>üffelborf  unter  SB.  6d?abow  ber  SWalerei ,  ging 
1830— 31  nart  Stalüm,  wo  er  fpäter  wicbcrbolt 
weilte,  ertön  in  feinen  Sugenbarbeiten,  j.  V.  in 
Voa*  unb  ÜRutb,  betunbete  er  ein  bebeutenbe*  Ta- 
lent, unb  bereit*  fein  1832  vollenbete*  grofte*  ©e* 
mfilbe,  2>ie  trauemben  ^uben  in  Vabplon  (ÜÄufeum 
ui  Kein;,  zeigte  ibn  auf  feiner  &öbe.  Gin  ; weite* 
größere*  Vilb,  3wet  aJtAbrtcn  am  Vrunncn  (1833), 
würbe  vom  dtbeinifrt:3Beftfälifrten  Äunftvcretn 
erworben.  Allgemeine  Vemunberung  erwedte  ba* 
1837entftanbene  grofee  ©emdlbe :  3ereww*  auf  ben 
Prummern  von  ^erufalem  (tönigl.  6rtlob  in 
nover).  kannte  fid?  33.  felbft  ben  3bpUenmalet  be* 
Alten  Jeftament*,  fo  iprart  firt  ber  ibpllifrte  G  l  a 
ralter  feiner  Äunft  noa?  beuthrter  au*  in  ber  Gmte, 
2)cr  .^irt  unb  bie  Jöirtin  (Sammlung  be*  ©rafen 
SHacjpnfli)  unb  2)ie  Jßrtter  be*  {erb.  fruriten, 
nacb  einem  ferb.  Volleliebe.  1838  al*  Vrofcnor 
ber  Äunftafabemic  nart  2)re*ben  berufen,  frtmüdte 
er  bort  im  tönigl.  6d?loffe  ben  ibvonfaal  iowie 
ben  Voll:  unb  Honjertfaal  mit  umfangreirten  ^Te*= 
ten.  Von  fonftigen  frlbilbem,  bie  V.  in  X>rc^ 
ben  malte,  fmb  nod)  bcnwmikfben:  ber  Raiier 
Sotbar  11.  für  ben  Mömer  ju  (jrranlfurt,  bie  Wawv 
faa  für  König  ^riebrirt  9Wlbelm  IV.,  Ulpffe*  unb 
Venelope  (ÜRufeum  ju  (Safiel).  1859  folgte  93.  bem 
SHufe  al*  'Sireltor  ber  Afabcmie  ju  Süfielborf,  legte 
biefe*  Ämt  jebort  1867  wieber  nteber.  Soxt  nort 
batte  et  1866  ben  grie*  für  bie  iKealfrtule  m  5>*jfd« 
borf  (SUegorien  unb  20  Vilbniife  großer  Scutfcbcr) 
gemalt;  feitbem  lieferte  er  al*  SBanbgemdlbe  im 
6rtwurgerid)t*8ebdube  ju  Naumburg  ben  Job  bc* 
Abel;  aufcerbem  bie  Vorträte  3Büb.  von  Srtabom*. 
be*  dürften  von  £>oben39lIern'€igmaringen  (ju 
Antwerpen)  unb  fein  Sclbfibilbni*;  cnblirt  1872 
ba*  grofee  Clgcmälbe:  SBegfübrung  berauben  in 
bie  Vabplonifrte@efangcnfrtaft  (v)tarionalgaleTie  in 
Verlin)  unb  1877  ba*  von  ber  Äntwerpener 
bemie  erworbene  Clgemälbe:  Venelope.  1880vollew 
bete  er  brei  größere  Vilber,  bie  bie  ^abrt  burcb  bie 
9Büfte  gleirtni*artia  barftellcn.  3n  V.*  Vilbern 
ift  ba*  Iprifrte,  jum  Seil  elegiirt«  SWoment,  bie  £ar 
ftellung  be*  ©emüt*)uftanbe*  im  ©egenfat»  jur 
bramatifrt  entwidelten  £)anblung,  verwiegend 
Sic  tragen  ba*  ©eprdge  forgfdltigfter  S)urrtbilbung 
unb  grajiöfet  JUaffiatdt;  im  Äolorit  verfurtte  ber 
Äünftler  erft  fpät  ben  füfelirten  3beali*mu*  ber 
Srtabowfrtule  mit  bem  mobernen  SRealismu*  ju 
vertaufrten.  V.  ftarb  27. 35ej.  1889  ju  ^üjfelbon. 
—  Vgl.  Scferattenbola,  Gbuarb  V.  (Süffelb.  1891). 

ttenbcmantt,  §elir,  Abmiral,  f.  Vb.  17. 
«enber  (perf.),  öafen. 

«c it ber.  1)  BttiS  im  6D.  be*  ruft,  ©ouverne: 
ment*  Veffarabien,  bat  6143,6  qkm,  febr  fruit' 


Digitized  by  Google 


©cnbcr  (SBilt).)  —  ©cnecfe  ((Srnft  SSirfj.) 


693 


baren  93oben  unb  192866  G.,  baTunter  piele  beutfcpe 
unb  bulßar.  Äoloniften,  bie  ficb  mit  Seibenbau  unb 
©ärtnerei  befcbäftißen.  —  2)  23.  (türl.,  ruf».  Ben- 
d6ry,  molbauifd)  Tigin),  ftreiSfrabt  beä  Äreife* 
23.,  t«d)td  pom  Snjeftr,  an  ben  fiinien  $Haäbjclnaja: 
£ira#pol=^rutp  unb23.'9leni  berSübweftbapn,  be* 
ftcbt  mit  ibren  met  23orftdbten  auS  einet  Steide 
nicbrifler  fcfiufer  unb  Kütten,  bie  weit  in  bie  Steppe 
pineinreicbcn,  unb  bat  (1897) 31 851  meift  Israel.  G., 
aufecrbem  Muffen,  Diumdnen,  Slrmenier,  Tataren, 
in  ©arnifon  ba$  55.  ^nfantericrcßiment;  3  ßried)., 
1  röm.Äird)e,4Spnafl0flen,  lSRoi'cbcc,  lÄreiflidjule, 
1  andbdjenßomnafium,  betrdd)tlid?en  ftanbcl  mit 
©ctreibe,  28cm,  SKinboieb.  unb  befonbcrS  $olj.  Sie 
fteftunß,  burd)  eine  Gbene  pon  ber  Stabt  ßetrennt, 
auf  ber  bet  foß.  Suworowfdje  Äurgan  ließt,  würbe 
1897  aufßeboben.  §m  12.  gafeb  batten  pier  bie 
©enuefen  eine  SJiebcrlaffunß,  bie  unter  23aia»et  II. 
in  bcn  23cfi&  ber  Surfen  ßelanßte,  ftart  befeftißt 
würbe  unb  ben  tarnen  23.  crbiclt.  3iacb  ber  Scpladjt 
bei  «Boltawa  (1709)  febluß  flarl  XII.  bei  93.  lein 
£aßer  auf  unb  perweilte  bafelbft  bi3  1711.  93. 
mürbe  breimal  pon  ben  SRuffen  erobert:  1770  von 
©eneral  ^anin,  1789  pon  93otcmtin,  1806  pon 
ÜJtcpenborff,  tarn  1812  im  ^rieben  pon  23ufareft  ju 
Mufelanb  unb  würbe  1818  Hreieitabt. 

«enber,  2LUlb.,  Prot.  Jbcoloß  unb  ^bilofopl), 
ßeb.  15.  ^cm.  1845  ju  üJlünjenberß  (©rojiberjoß* 
tum  ioeffen),  ftubierte  $tyilo)opl)ie  unb  übeoloßic 
in  ©öttmßen  unb  ©iefeen,  würbe  1868  ©pm= 
nafialleprcr  in  28ormS ,  1876  flirofeffor  ber  £p eo- 
loßte  in  93onn;  1888  trat  er  als  ^rofefior  in  bie 
ppilof.  tjafultdt  bafelbft  über.  9ion  feinen  frübern 
Sdjriftcn  finb  ju  nennen:  «Sd?leiermacberd  2beo- 
loßie»  (2  93be.,JKörbl.  1876—78),  «gr.  Sd)leier* 
macber  unb  bie  «vraße  nad)  bem  28efen  ber  üHeliaion» 
(23onn  1887),  «,30b.  fionr.  Hippel,  ber  <yreißei|t  au* 
bem  ^iietiämuä»  (ebb.  1882).  eine  ßrofee  SJcmeßunß 
in  ber  rb,ein.  Äird?e  rief  feine  am  400jäbrißen  &t- 
burtätaße  £utb,erd  ßeb,altene  ^eftrebe  percor:  «9le= 
formation  unb  Äircpentum»  (9.  Slufl.,  93onn  1884), 
bie  fid)  nod)  fteißerte,  ald  93.  feine  relißionäpbilof. 
Sbeoue  für  ein  ßröfjerca  94ublitum  entmidelte  in 
«Sai  SBcfcn  ber  iHclißion  unb  bic  ©runbßefe&e  ber 
irdjenbilbunß»  (4. 2lufl.,  ebb.  1888).  Gin  Sdjülcr 
9titfd)l*,  bat  ficb  93.  Pölliß  pon  beffen  Jbeoloaie  enfc 
f ernt  unb  in  ber  3  djrift  «Scr  flampf  um  bic  S  elißf  ei  t» 
(93onn  1888)  bie  relißiöfen  ^bänomene  unter  bem 
©cfidn*punttc  ber  GntmidlunßSlebje  auf  rein  natür= 
liepem  28cße  ju  crtldren  unternommen.  Gr  fdjricb 
nod)  «2)tptboloßic  unb  SJletapbpfit»  (Stuttß.  1899). 

löcttbcr  Slbbae«,  perf.  Crt,  f.  93enbarabba«. 

»enbcr=«ufcljcr)t,  perf.  Stabt,  f.  33ufa?el>r. 

©enbcr=(?reali,  türt.  Stabt,  f.  ßrcßli. 

©enbe^rn,  rufl.  Stabt,  f.  93enber. 

©cnbibccnfcft,  f.  50enbi*. 

Wcnbiflu,  Stabt  in  Sübauftralicn,  f.  Sanbburft. 

iycubiu,  93enbjin,  poln.  B^dziu  ober  B^lzyn. 
l)ÄreW  im2B.  be*  ruff.spoln.  QouDcrncmenti^etri: 
tau.bat  13tJ6,3<jkmmit243319G.,SteinIoblailaßer, 
C*ifcn-  unb  ^mlinbuftric. — 2)»reiÖftabt  im  ÄreU  23., 
an  ber  Scbwarjen  23rjemfja  unb  an  ber  Sinie  Sob-- 
lowijp:3o*nowi}p  ber  58arfd)au-5Bicncr  ßifenbabn, 
bat  (1897)  21190  6.  (über  bie  Hälfte  3«aeliten), 
2ioft,  5clcßrapb,  Stuincn  eine*  Sajloffed  au§  bem 
13.  ^abtb-,  1  tatb.  KirAc,  1  reform.  Kapelle,  1  Sp; 
naßoße,  6  jüb.  93etbciufcr,  eine  laifcrl.  3mtfabril 
(jabrlid?  100000  ^ub  3ml),  in  ber  9Iäbe  bie  reiebe 
ctcinfot»lenßrubc  .lauer.  $1  bcn  \}itx  1589  ab« 


acfcbloffenen  «galten  »on93.»  erfanntc  Cfterreid) 
SißiSmunb  IV.  al$  Höniß  von  <8olen  an,  unb  Grj« 
berjoß  ÜJlarimilian,  93ruber  Slubolfg  II.,  entfaßte 
feinen  5lnfprüd?cn  auf  bcn  2bron. 

*ö cnbit?,  eine  in  grauen  verehrte  @6ttm,  bie 
bureb  einen  orßiaftifcben  ©otteSbicnft  (wie  jlpbelc 
in  ^iprpßien)  oereb^rt  würbe.  Sie  würbe  uon  bcn 
3llten  ber  Strtemi«  ßleidjßeftellt  unb  ift  wobl  mit 
:Hedit  alä  SJtonbßöttin  ßebeutet  worben.  ohr  Kul- 
tur fam  in  ber  ^itte  bed  5.  %a\)il).  o.  6pr.  nad) 
^Itben ;  feitbem  würbe  ibr  m  Gbrcn  im^eiraieu»  jfibr- 
lid) ba*  93  c  n  b  i  b  e  e  n  f  c  ft  ßef eiert,  an  bem  namentlid) 
aud)  bie  in  SItbcn  wobnenben  Jbralcv  teilnabmen; 
c$  beftanb  in  einem  feierlicben  SIuf}Uß  am  Säße, 
in  einem  ^adellauf  am  SIbenb,  woran  fid)  nod) 
eine  näcbtlicbe  geier  fdjlofe. 

i^cnborf,  Stabt  (mit  Sanbßemeinbeorbnunß^ 
im  preufe.  9ieß.--93ej.  unb  CanblreiS  Äoblcnj,  7  km 
nftrblid?  »on  Äoblenj,  reebtö  Pom  9lbein  unb  au 
ber  Sink  SiieberlabnfteimÄöln  ber  'ißreuf?.  Staatö^ 
babnen,  pat  (1895)  5287  Q.,  barunter  1473  Goam 
ßelifcpe  unb  108  ^^raeliten,  (1900)  5G20  G.,  fpdt= 
roman. ftirepe unb  lux m auf  röm. Unterbau,  An r.ta 
mentc  röm.  ^ieberlaffunßcn,  bötu-rt-  93ürßcrfcbulc, 
pier  öcilanftalten  für  91crr>enleibenbe,  eine  SBaffer: 
betlanftalt,  Steuerlaffe,  jwei  ßenoffenfcbaftlidbe  Rrc- 
bitanftalten,9Bafferleitunß,©aeanftalt;28ollfpinnc: 
reien,  }Wei  Gicborien«  unb  brei  Gabrilen  für  feuerfefte 
Steine,  Gißanen:  unb  2)leiwei&f<ibrif,  bebeutenben 
93erßbau,  Cbft-  unb  28cinbau;  feolj:  unb  2Bcin= 
banbel.  *Habcbci  bic  Konlorbiabüttc  unb  jwei  firupp = 
febe  Gifenbüttcn  in  Sapn  unb  9){ülbofen,  bie  9iuinc 
ber  93urß  Sapn  unb  ba*  neue  Scplofi  Sapn. 

«cnb^in,  Stabt,  f.  93cnbin.        [ßütlid?  tpun. 

Bene  dat.),  ßut,  Wobl;  fid)  bene  tbun,  ftdi 

«enerfe,  93ertMb  »bolf ,  ^djtbpoloß,  aeb. 
27.  gebr.  1843  3U  Glbinß  in  SBeftprcufeen,  ftu« 
bierte  in  tfönißSberß  SKebijin,  war  anfanßd  3lrj»t, 
feit  1870  $rofeltor  ber  Anatomie  in  Könißsberß 
unb  feit  1877  ^rofeffor  ber  topoßr.  Hnatomie  ba- 
felbft, feit  1885  aud)  DJlitßlieb  ber  Üommiffion  jur 
wi)ienfcbaftlid?en  Grforfdmnß  ber  beutfdien  9Jlcerc. 
Sil«  Sdjriftfüijrer  bcÄ  Jiftbercioereind  in  Dft=  unb 
SBeftprcuficn  unb  aU  Sd)riftftellcr  entfaltete  er 
eine  ßrofee  2l)ätißfctt  im  ^ntereffe  ber  öebuna  ber 
tvifeberei,  namentlid)  ber  Seefifdjerci.  Gr  ftarb 
27.  tvebr.  1886  in  ftönißdbera.  Seine  bcbeutenbftcn 
Sdbrif ten  finb :  «ftifdje ,  ^ifeberei  unb  Jifdjjudjt  in 
Dft-  unb2Beftprcu|en»  (flöniaeb.  1881),  «Sie  Jeicfc« 
wirtfebaft»  (23erl.  1885;  3.  Slufl.  1894),  «J&anbbud) 
ber  gifcbiudjt  unb  gifdjerei»  (ebb.  1886,  mit  oon 
bem  Sonic  unb  Sallmcr  b,erauößCßcben). 

«cnccfc,  Grnft  28ilb-,  ©eoloß,  aeb.  16.  DJldrj 
1838  in  Serlin,  ftubierte  bic  ßeoloß.  Si«ciplinen  in 
>>alle,  SBür^buiß,  93crlin  unb  ioeibelberß,  arbeitete 
bann  unter  Cppeld  Seitunß  in  ben  paldontoloa. 
Sammlunßen  ju  ÜJlüncfcen  unb  mad)te  wicbcrbolt 

fjeoloß.  Stubien  in  bcn  Sübalpen.  9).  habilitierte 
id)  1866  in  6cibelberß,  würbe  bafelbft  1869  jum 
au^erorb.  23rofcfjor,  1872  jum  orb.  ^rofeffor  In 
Stra^burß  unb  balb  barauf  jum  ÜJtitßlicb  ber  Mnn 
miffion  für  bie  acoloß.  Untcrfud)unß  ber  Sicidjes 
lanbc  ernannt.  $ie  meiften  Arbeiten  93.d  betreffen 
bic  Jria*  ber  Sübalpen  unb  Sübbeutfdjlanbd. 
Slutserbem  ßab  er  eine  ßeoloß.  Äartc  ber  ©eßenb 
oon  £>eibelberß  (mit  Goben),  einen  •••  •Jlbrif»  ber 
©eoloßic  ©on  Glfafe^fiotbrinflen»  (Strafeb.  1878) 
unb  eine  a©eoloß.  Überficbtölartc  bon  Glfa^Sotb.  riu- 
ßcn»  (Stratib.  1892)  berau». 


Digitized  by  Google 


604 


©enecfe  (©eorge  tjtiebr.)  —  Benedicamus  Domino 


fBenette,  ©eorge  5rtcl>r. ,  ©ermanift,  geb. 
10.  3unt  1762  ju  2JJönd>«rotb  im  bapr.  Schwaben, 
rcarb  1780  ju  ©öttingen  fcepne«  Schüler,  1789  an 
bct  Uniberfitätebibliotbc!  angeftcllt,  1814  orb.  tyxo-- 
fcffor  bcr  sjjbUofopbic,  1829  CbcTbibliotbetar  unb 
ftarb  21.  Aug.  1844.  93.,  bcr  in  ©öttingen  ba« 
Gnglifdje  ju  »ertreten  t>atte,  rear  bet  crfte  ©elebrte, 
bcr  über  altbeutfcbe  2itteratur  atabemifcbc  33or* 
lefungcu  hielt;  ald  feiner  (Mldrermittelbocbbeutfeber 
Siebter,  namentlich  al«  genauefter  Kenner  ber  mittel* 
bocbbcutfcbcn  Sprache,  ftanb  er  ben  5rcunben 
,V  ©rimm  unb  Sacbmann  nicht  unebenbürttg  jur 
Seite.  Sortrcfflicr?  ftnb,  namcntlicb  in  ber  Auslegung, 
bie  Au«gaben  von  93oner«  «<?belftein»  (93crl.  1816) 
unb  W\xnti  von  ©rafenberg  «Söigalot«»  (ebb.  1819). 
"JJlit  l'adjmann  gab  er  öartmann«  ©on  Aueojroein'» 
(2.  Aufl.,  93crl.  1842)  mit  au«gejeicbneten  Anmer= 
Jungen  berau«,  bem  ein  mufterbafte«  «3öörterbucb 
ju  JDartmann«  3reein»  (©ött.  1833  ;  2.  Äufl.  von 
Silfen  1874)  folgte.  58.«  Vorarbeiten  ju  einem 
«3Wittelbo(bbeutfcben2Dörterbucb»  bilben  bic@runb- 
lage  für  ba«  »on  IB.  ÜDiüllcr  unb  3arnde  bearbeitete 
>&txt  (3  33be.,  2p}.  1854—66). 

Bentd.,  bei  joolog.  tarnen  Ablürjung  für 
$ierrc  $ofepb  »an  93eneben  (f.  b.).  [fen. 

ftenebeiett  (oom  tat.  benedicöre),  fegneu,  prei* 

*3encbcf,  2ubre.,  Stüter  bon,  öfterr.  ftelbjeug^ 
meifter,  geb.  14. 3uli  1804  ju  Cbenburg  in  Ungarn, 
Sobn  eine«  Arjte«,  erhielt  feine  Au«bilbung  in  ber 
ÜJlilitäratabemte  ju  SDiener^Sceuftabt,  au«  ber  er 
1822  al«  Adbnricb  austrat.  3»ei  Sabre  fpdter 
reurbe  er  Crftjier,  1835  Hauptmann,  1840  SJtajor 
unb  1846  Cbcrft.  9tocb  in  bemfelben  3abre  mürbe 
er  bureb  fein  energifebe«  Auftreten  gegen  bie  poln. 
^nfurgenten,  bie  er  bei  ©bore  unb  5Ö5ielkjfa  au«= 
einanberfprengte,  befannt.  Cr  tdmpfte  1848—49 
in  Italien,  reo  er  ftcb  in  ben  ©cf  echten  bei  Gurta= 
tone  unb  ©oito  foroie  bei  9iobara  unb  SJtortara 
beruortbat.  Grjberjog  Albrecbt,  58.«  3)iuifiondr, 
überreizte  ibm  al«  Anerfennung  feiner  33erbienftc 
ben  Segen  feine«  SBater«,  Grjberjog«  Karl,  be« 
Sieger«  von  Aspern.  811«  ©cneralmajor  unb  SBri^ 
gabier  nabm  93.  an  bem  3«lbjug  in  Ungarn,  bcfon= 
ber«  an  ben  ©efedjten,  bie  bem  (fntfatie  oon  Jeme«= 
vir  vorangingen,  teil.  9iacb  ©enefung  Don  ber 
bei  Sjönp  erhaltenen  98unbe  reurbe  33.  6b«f  be« 
©eneralftabe«  bei  ber  Armee  in  Italien,  1853  ^elb= 
marfdjalllcutnant  unb  erbielt  ba«  Mommanbo  be« 
4.  Armcetorp«  ber  Obfen>ation«armee,  bie  redb; 
renb  be«  Krimtriege«  in  ©alijien  aufgeftellt  roar. 
3m  (jrübjabr  1859  fam  er  al«  Kommanbant  be« 
8.  Armeef  orp«  nacb  Italien  unb  jetebnete  ficb  befom 
ber«  in  ber  3d)lad?t  von  Solferino  au«,  reo  er  bie 
'ßiemontefen  bei  San  2Jtartino  jurüdroarf.  31m 
27.  s3loo.  1859  jum  (jelbjeugmeifter  beförbert,  reurbe 
er  30.  3an.  1860  jum  (Sbef  be«  ©eneralquartier= 
meifterftabe«,  19.  April  1860  jum  Giuil=  unb  3Rüi« 
tdrgouoerncur  bon  Ungarn  unb  20.  Clt.  1860  jum 
Cberfommanbanten  ber  öfterr.  Armee  in  23rneticn 
unb  ben  Alpenldnbcrn  ernannt.  Gr  geborte  feit 
18.  April  1861  ju  ben  ÜJHtgltebern  be«  f>errcn= 
baufc«,  auf  2cbcn«bauer  ernannt,  blieb  aber  beffen 
»Beratungen  ftet«  fern.  3m  ÜJtai  1866  übernahm  33. 
ba«  Cberfommanbo  ber  gegen  ^reufien  in  93öbmen 
unb  3)idhren  aufgeftellten  ^orbarmee,  führte  jeboeb 
ben  Ärieg  fo  unglfldlicb,  bafc  nacb  ber  Schlacht  bei 
flöniggra&(3.3ulÜ866)  feine  Cntbebungr»om  Äom- 
manbo  notreenbig  reurbe.  3>er  oberftc  3Jiilitärjuftijj 
fenat  »erbfingte  über  ibn  bie  frieg«gericbtlicbe  Untere 


fuebung,  bie  aber  auf  23cfebl  be«  Äaifer«  (4.5)ej.  1866) 
eingeftellt  reurbe.  93.  lebte  feitbem  jurüdgejogen  in 
©raj,  reo  er  27.  »pril  1881  ftarb.  —  $gt.  93.«  na*= 
gelaifene  93apiere  (bg.  von  ftriebjung,  iipj.  1901). 

benebelt,  Pierre  3<MfPb  ban,  belg.  3oolog» 
geb.  19.  2)ej.  1809  ju  5Dtecbeln,  reurbe  1831  Äon» 
^eroator  am  naturreiffenfdbaftliaVn  vDtufeum  ju 
Soroen,  1835  <|3rofei|or  an  bcr  Uniuerfjtdt  ju  ©eut, 
1836  an  ber  latb.  Unit>erfität  ju  l'fireen.  Seit  1842 
».IRitgUeb  ber  belg.  Stfabemie  ber  SBiffenfcbaften, 
reurbe  er  1860  jum  Sircttor  ber  Classe  des  scieoces 
unb  1881  jum  ^rdftbenten  bcr  Stdbemie  geredblt. 
6r  ftarb  8. 3an.  1894  in  Cöreen.  93.  febrieb:  «Zoo- 
logie medicale»  (mit  ©err»ai«;  2  93be.,  %ax.  1859), 
«Iconographie  des  helminthes»(Söre.  1860),«Osteo- 
graphie  des  cetaces  vivants  et  fossiles»  (mit  ©er 
oai«;  <^ar.  1868—80),  «La  vie  anitnale  et  ses 
mysteres»  (93rüff.  1863),  «Les  fouilles  au  troii  des 
Nutons  de  Furforz»  (ebb.  1865),  «Les  Chauves- 
souris»  (2onb.  1871),  «Lea  commensaux  et  les 
parasites  dans  le  regne  animal»  (%\x.  1875;  beutfeb 
2pj.  1876).  —  Sgl.  Manifestation  en  l'honneur  de 
M.  le  professeur  van  B.  (®ent  1877). 

«eneberrt,  93incent,  ©raf  r»on,  franj.  Xiplo= 
mat ,  geb.  29.  Slpril  1817  »u  93aftia,  rear  unter 
Subreig  "ßbilipp  einige  3<>t  franj.  Äonful  in  ilftvv- 
ten.  3m  SWat  1848  reurbe  er  franj.  flonful  in  %a- 
lermo,  1851  2egation«fefretdr  in  Jlonftantinopel, 
1855  Tiroftcr  ber  polit.  Angelegenheiten  im  2Ri- 
nifterium  be«  9lu«reärttgen  unb  rear  1856  al«J oldjer 
Setretdr  auf  bem  ^arifer  5rieben«tongre^.  ftnfang 
1860  brachte  er  in  Surin  ben  Vertrag  über  bie  5Kb» 
tretung  non  Sabopen  unb  RijM  ju  ftanb«.  I»ar= 
auf  reurbe  93. 1861  au^erorbentlichcr  ©efanbter  unb 
beooUmdcbtigter  vJRinifter  in  Jurin ,  jog  fid)  aber 
1862  in«  Vrvnatleben  jurüd.  Sod?  fchon  1864  fam 
er  an  Stelle  r>on  JaUeüranb=1^rigorb  al«  93otfcbaf- 
ter  nach  93erlin.  5lai)  bem  ?lu«brucbe  be«  Kriege« 
jreifdjen  Vreufeeu  unb  Cfterrcid)  1866  erhielt  93.  ben 
Auftrag,  bei  ben  5rieben«oeTbanblungen  in  9WoI«= 
bürg  in  franj.  Sntereffe  ju  reirlen  unb  in  93erlin 
(im  Äuguft)  Rompcnfationen  für  ^rantreid)  ju  r>er= 
langen,  juerft  ^beinbapern,  Sbcinbeffen  unb  aNainj, 
bann  bie  ©renjen  oon  1814,  Annerion  bon  2urem= 
bürg  unb  93elgien.  SBeitere  93erbanblungcn  roegen 
93elgten«  unb  fiuremburg«  hatte  er  1867  ju  xxx 
mittein,  ohne  bei  93i«mard  ctrea«  au«jurid>ten.  AI« 
3lnfang  3uli  1870  Vrinj  ücopolb  von  feobenjoUern 
für  ben  fpan.  21jron  fanbibierte,  ftellte  93.  4.  $uli 
in  93eTlin  eine  Interpellation  unb  hatte  9.,  11.  unb 
13. 3uli  ju  Cm«  Unterrebungen  mit  König  2Dilbclm, 
bie  ba«  Vorfpiel  be«  $eutfdj=jvranjöfti'cben  Kriege« 
bitbeten.  Am  14.  3idi  reifte  93.  nacb  ^ari«  jurüd. 
Um  ba«  fdjon  feit  langem  betriebene  ^ntriguenfpiel 
$ranfreicb«  blofijulegen,  teilte  93i«mard  24.  3uli 
bem  engl,  ©efanbten,  2orb  2oftu«,  Tofumcnte  mit, 
bie  bereiefen,  bafe  fdjon  feit  3abwn  Jyrantreicb  bie 
Erwerbung  oon  93elgien  unb  2uremburg  beabfiefotigt 
unb  baju  bie  'ÜDlitreirtung  ^reu^en«  verlangt  batte. 
93.  fuebte  biefe«  in  ber  Schrift  «Ma  mission  en 
Prusse»  ($ar.  1871)  ju  reiberlegen.  Seit  bem  Sturze 
ber  faiferl.  Regierung  lebte  93.,  feit  1869  ©raf,  meift 
in  Italien.  Qx  ftarb  28.  9Jtärj  1900  in  1*ari«. 
wröffentlicbtc  u.  b.  Z.  «Kssais  diplomatiqaes»  (^>ar. 
189f);  neue  Serie,  ebb.  1896)  einige  junor  in  ber 
«Revue  des  Deux  Mondes«  erfdjiencne  Artifel  über 
bie  Greignifie  bon  1870  u.  a. 

Benedicämus  Domino  (tat.,  «lafet  un«  prei- 
fen  ben  öerm«),  eine  Formel  im  tatb-  ©otte«bienft, 


Digitized  by  Google 


Benedicite  —  Senebift  CPäpfte) 


G9Ö 


1 1  c  namentlich  am  5  &  ■tu);  ber  OJleffe  an  ben  Sagen, 
an  meldten  baS  Gloria  nicht  gefunden  roirb,  an 
Stelle  bei:  «Ite,  missa  est»  (f.  b.)  gebraucht  mirb. 

Benedloite  (tat,  «fpredyt  ben  Segen»),  Aufruf 
jum  Jifcbgebet  in  ben  Klöftern;  auch  ber  ©cfang  ber 
brei  ÜJidnner  im  fteuerofen  ($an.  3,  si),  ber  als 
Caaticum  trium  puerorum  in  baS  93reoier  aufpc= 

©cucbict ,  f.  93enebitt.  [nommen  tft. 

©enebicf,  Sir  PjuliuS,  ^Manift,  Komponift  unb 
Siriaent,  geb.  27. 9too.  1804  ju  Stuttgart,  Schüler 
von  v\.  Rummel  unb  K.  9Jt  oon  SBeber,  mürbe  1824 
jJtufitbircf tor  am  Kärntnertbortbeater  in  SBten  unb 
folgte  1825  einem  SHufe  nacb  Neapel  als  Kapell; 
meifter  an  ben  Sbeatern  San  Garlo  unb  $el  gonbo. 
JÖier  brachte  er  1827  feine  erfte  Oper  « Ernesto  e 
Giacinta»  jur  Aufführung;  1835  lieft  er  ficb  in  £on= 
bon  nieber.  Gr  mirfte  bier  als  Kapcllmeifter  an  ber 
ital.  unb  engl.  Oper,  biriaterte  feit  1845  SDhtfitfefte 
in  oerfdjiebenen  Stäbten  GuglanbS,  leitete  feit  185G 
bie  Yocal  Association  unb  begrünoete  1860  bie 
ÜDtonbap^opular^Konjerte.  Später  mar  er  Kapell- 
metfter  beS  Go»ent=@arben  unb  1876—80  Dirigent 
ber  s]$bilharmonifchen  ©efellfcbaft  in  Sioerpool.  5)ie 
Königin  Victoria  oerlieb  ihm  1870  bie  Mitterroürbc. 
Gr  ftarb  5.  Juni  1885  in  fionbon.  3113  ^ianift  ent* 
widelte  93.  neben  einer  burdjgebilbeten  £  ecbnit  fteuer 
unb  SluSbrud.  911S  Komponift  ift  ibm  manches  ge* 
lungen;  au&er  brei  italienifcben  fcbrieb  er  bie  engl. 
Opern  «The  gipsy's  warning»  (1838),  «The  brides 
of  Venice»  (1844),  «The  crusaders»  («2  er  Sllte  oom 
93ergc»,  1846),  «Undine»  (1860),  «The  Lily  of  KU 
larney»  (1861),  «Richard  Coeur-de-Lion»  (1863), 
«The  bride  of  song»  (1865);  aufeerbem  bie  Kantaten 
«Unbine»  (1860),  «Sticbarb  Sömenberj»  (1863)  unb 
«St  Gdcilia»  (1866),  baS  Oratorium  «St.  $eter» 
(1870),  jmei  Sinfonien,  KonjeTt*Duoerturen,  Kla= 
oierfachen,  fiieber  u.  f.  m. 

Benediotlne  (fpr.  -tibn),  f.  Krduterliaueur. 

Benedlotlonale  ober  Benedictionarlum  (lat.), 
ein  93ud>,  morin  bie  in  ber  f  a t b .  Kirche  äblicben  33enc: 
bittionen  (Segnungen,3öeihungen)  jufammengeftellt 
fmb,  bie  gro&cnteilS  auch  im  SRituale  (Stgenbc)  fteben. 

*öcncbicti<«,  3acobu8  be,  f.  ^acopone  oon  $obi. 

«cnebictoifon,  Victoria  ÜJlaria,  geborene  93ru= 
jeliuS,  fcbtoeb.  Scbriftftellerin,  als  folcbe  befannt 
unter  bem  tarnen  (Stnft  Silieren,  geb.  6.  ÜJlärj 
1850  aufkomme  bei  Srelleborg  (Schonen),  beiratete 
1871  Gbriftian  93.,  <Bofttneifter  in  äörbp,  mo  fie  feit- 
bem  roobnte.  55urd>  inneres  unb  äu&ercS  ficiben 
gebrochen,  machte  fie  22.  ^uli  1888  in  Hopenbagen 
ibrem  Ceben  ein  Gube.  SJlit  ber  9iooellenfammlung 
«Kran  Skane»  (Stodh.  1884),  ber  erjäblenben, 
fcbarf  fatir.Stubie  «Penningar»  («©elb»,  ebb.  1885; 
2.  Slufl.  1889),  bem  9toman  «Fru  Marianne»  (ebb. 
1887;  2.  Sufl.  1890),  mit  ben  Sammlungen  «Folk- 
lif  och  sma  berattelser»  (ebb.  1887)  unb  «Nerät- 
telser  och  utkast»  (ebb.  1888)  errang  3Jictoria  93. 
fcbnell  n>oi?loerbienten  iKubm.  SBeniger  bebeutenb 
fmb  bie  (jum  Seil  in  Stod^olm  aufgeführten) 
Dramen  «1  telefon»  (1887),  «Romeos  Julia»  (1888), 
«Final»  (1885,  mit  St.  Sunbegdrb)  unb  «Pyramus 
och  Thisbe»,  oollenbet  nach  93*.  Stöbe  r>on  Sunbe: 
gärb,mitbem  fte  noch  «Modern»  (Stodh.  1888)  oer= 
öffentliche.  Jh:  :•  ihren  nacbgelaffenen  Papieren  er: 
fcbien  «Efterekörd»  (ebb.  1890).  3hr  einfacber  Stil, 
ihre  treffliebe  Uharatterjcichnung,  ihre  lebenbige 
Situationdmalerei  maebte  93.  jur  bervonagenbften 
unter  ben  jungem  febmeb.  Scbriftftellerinnen.— 93gl. 
GUen  ftep,  Ernst  Ahlgren  (Stodb.  1889) ;  V.  B.  En 


sjelfiografi,  ur  href  och  anteckningar  (hg.  Pon 
».  fiunbegdrb,  ebb.  1890). 

Benedictas  (lat.,  «gebenebeit»),  ber  fiobgefang 
be$  oattaria*  (Canticum  Zachariae,  2uf.  1, 68— 79), 
in  ber  tath-  Äirdje  tfiglidj  im  93reoiergebete  gebetet 
unb  an  ftefUagen  im  ß^ore  gefungen. 

BenedictuB  Levlta,  f.  Kapitularien. 

©cn  ebif  t  (b.  h-  ber  ®ebenebeite,®efegnete),  9iame 
von  15  $äpften: 

93. 1.  (574—578)  mar  bemüht,  bie  butcb  bie  Ein- 
fälle ber  fiangobarben  peranla^te      ju  milbern. 

93.  II.  (683—685),  ein  aeborener  iHomer,  mürbe  erft 
ein  3«hr  nach  feiner  SBahlnom Äaif er  beftitigt,  erhielt 
Pom  Man'cr  ftonftantin  $ogonatod  ba*  3ugeftänb> 
nii,  bafe  ber  vom.  93ifchof  gleich  nach  ber  Sahl  ton\e- 
friert  »erben  bürfe,  ehe  bie  taiferl.  93eftätigung  einge» 
troffen  fei.  3)ie  röm.  Hircbe  jählt  ihn  ju  ben  heiligen. 

93.  III.  regierte  855—858;  unter  ihm  bilbete  f»d) 
in  Gnglanb  burd>  König  Gtbelmulf  bie  Sitte,  ben 
^äpften  ben  $eterdpfennig  (f.  b.)  gu  geben. 

93.  IV.  (900—903)  frönte  ben  König  Submig  Don 
9lieberburgunb  jum  röm.  Kaifer  (Cubroig  m.). 

93.  V.,  964  oon  ben  ^Hörnern  gewählt  als  öegen- 
papft  2eo«  VIII.,  »urbe  oon  Otto  I.  abgefe&t  unb 
naA  Hamburg  oermiefen,  mo  er  966  ftarb. 

93.  VI.,  oon  Otto  I.  972  anerfannt,  marb  vom 
Ufurpator  6re$centiu$  (f.  b.)  974  im  Kerter  erbr  offelt. 

93.  VU.  (974—983),  ©on  ber  faiferl.  «artet  na* 
ber  flucht  93onifaciu«'  VII.  jum  $ap]t  gemählt, 
mar  ein  eifriger  görberer  ber  fog.  clumacenfiichcn 
Reform  unb  erliefe  981  auf  einem  Konjil  3U  iHom 
Öefe^e  gegen  bie  Simonie. 

93.  VIII.  (1012—24),  Sobn  be8  ©rafenpon  Juä- 
culum,  rourbe  oon  feiner  eyan^ilie  auf  ben  päpftl. 
Stuhl  erhoben  unb  oon  Kaifer  .^einrieb  H  aner- 
fannt, mährenb  bie  Partei  be*  6re*ccntiuä  (f.  b.) 
ben  Slömer  ©regor  mählte.  1014  frönte  er  ^ein= 
rid>  II.,  entrife  Sarbinien  unb  Unteritalien  ben  Stra= 
bern  unb  ©riechen  unb  mirttc  auf  mebrem  Spnobcn 
für  bie  Sieformation  ber  Kircbe  im  ©eifte  Glunpd. 
Gr  ftarb  7.  »pril  1024.  —  9?gl.  SBappler,  *apft 
93.  VIII.  (SJpj.  1897). 

93.  IX.,  oorber  Sheophptoft,  5leffe  be«  oorü 
gen,  als  jehnjähriger  Knabe  oon  ber  tuSculanifdjen 
Partei  1033  jum  $apft  aemaebt,  mürbe  1038  megen 
fittenlofen  2cben*  oom  93olte  oertrieben,  bureb  Kon-- 
rab  II.  roieber  eingefel»t,  1044  burch  ben  ©egeupapft 
Sploefter  III.  förmlich  abgefegt,  nach  3  Sftonatcn 
aber  burch  ©elb  mieber  ali  $apft  angenommen. 
Gr  oertaufte  hierauf  feine  9Bürbe  an  ben  röm.  Gr,*-- 
priefter3ohanne8©ratianuä  (al*  ^apftöregorVI.), 
blieb  aber  trofebem  ^apft.  3ugtad>  mit  Sploefter 
unb  ©regor  burch  Kaifer  öetnnch  III.  auf  ber  Sp; 
nobe  ju  Sutri  1046  abgefeht,  gelangte  er  1047  bureb 
©elb  abermal*  auf  ben  päpftl.  Stuhl,  bis  er  1048 
burch  £eo  IX.  befeitigt  mürbe  unb  auf  feine  93urg 
JuSculum  jurüdtebrte,  mo  er  um  1055  ftarb.  —  23gl. 
©iooagnoli,  Benedetto  IX.  (9)toil.  1900). 

93.  X.,  oorher  Karbinalbifchof  Johannes  oon 
93elletri,  burdj  93eftechung  ber  toScan.  Partei  1058 
Uapft,  mufete  nach  9  Monaten  bem  Ginfluffe  ber 
Sonobe  ju  Siena  unb  namentlich  öilbebranbS  (bed 
fpätern  ©regor  VII.)  roeieben. 

93.  XI.  (1303—4),  oorher  9litolauS  93ocafini, 
OrbenSgeneral  ber  Sominitaner,  Karbinalbifchof 
oon  Dftia  unb  SMetri,  folgte  1303  auf  93onü 
faciuS  VIII.  (f.  b.)  unb  roufete  burch  3Hilbe  bie  ihm 
oon  feinem  Vorgänger  überfommenen  ^änbel  mit 
ben  ital.  Staaten  unb  mit  ^rantrei*  ju  fchlicbten. 


Digitized  by  Google 


896 


«encbtft  (oon  Äntane)  —  «enebiftiner  (attöndje) 


6r  föbnte  fid)  mit  König  Sbilipp  IV.  oon  ^yrantreid) 
au*  unb  nabm  alle  oon  Sonifaciu*  gegen  tiefen  er= 
taffenen  Detrete  surüct,  ftavb  aber  bereit*  7.$uli  1304, 
mabrfcbeinlid)  au  ©ift,  unb  lourbe  oon  ber  Kircpe 
als  Seliger  oerebrt.  Sein  Jag  ift  ber  7.  3>uli.  — 
Sgl.  ©ranbjean,  Le  registre  de  Benolt  XI  (Sar. 
1884  fg.);  ftunle,  Sapft  S.  XI.  (fünfter  1891). 

S.  XII.  (1334—42),  aus  £angueboc  gebürtig  unb 
oon  nieberer  öcrluuft,  ocrmodjtc  bem  franj.  Ginflufe 
gegenüber  bie  iHüd Ictjr  oon  2loignon  nad)  Sto m  nid)t 
Durdnuf i'  tun .  S.  toar  um  ftrengcre  3ud)t  ber  Klöfter 
unb  Ü)löncb*orben  bcmübt  unb  oon  :Jlepori*mu* 
burebau*  frei ;  nur  in  bem  Konflitt  mit  König  Submig 
bem  dauern  jmang  ihn  ber  fran  j.  Ginflufi  jum  Bibers 
ftanbe,  roelchcr  jur  frolgc  battc,  bafi  bie  beutfeben 
Kurfürften  auf  bem  Jage  ju  iHenfc  1338  ertldrten, 
ber  oon  ibnen  jum  röm.  König  (hrioäblte  bebürfc 
ber  pdpftl.  Seftätigung  nitbt.  —  Sgl.  Säumet,  Be- 
noit  XII.  Lettre«  closes.  patentes  et  curiales  se 
rapportant  ä  la  Fraucc  (Sar.  1899). 

5».  XIII.  beißen  jioei  ^dpfte.  2er  eine,  Seter 
be  üuna  au*  Slragonien,  warb  1394  mäbrenb  be* 
großen  Sd)i*ma*  in  2loignon  gewählt,  aber  1409 
oom  Konjil  ju  Sifa,  1417  com  Konjil  ju  Konftanj 
a(*  Sd)i*matiter  abgefeht,  boeb  lebte  er  bi*  1424 
auf  fetner  Sergfefte  Scni*cola  im  Königreich  Sa- 
lencia,  oon  oier  Karbmälen  umgeben,  al*  to&re  er 
red)tmdfeiger  Sapft.  »gl.  Saluje,  Vitac  Paparum 
Avenionensiura  I.  (Sar.  1693).  —  3er  anbere, 
Setru*  granji*tu*,  au*  bem  Saufe  Orftni» 
©raoina,  warb  al*  (jrjbifroof  oon  Seneoent  1724 
jum  Sapft  geroäblt.  DJlebr  ©elebrter  al*  Sxlititer, 
jeigte  er  toenig  ©efdüd,  bie  Slecbte  ber  Kirdje  ju 
loabreu.  (fr  ftarb  21.  *ebr.  1730.  —  Sgl.  «eben 
unb  Jbaten  93.*  XIII.  (Jrantf.  1731). 

S.  XIV.  (1740—58),  oorber  Srofpero  Sam-- 
ber t int,  geb.  1675  $u  Sologna,  marb  ju  ;Hem 
Jlonfiftorialabootat,  fpäter  Promotor  fidei,  1727 
Sifcbof  oon  9lncona,  1728  Karbinal,  1732  Qxi- 
bifdjof  oon  Sologna  unb  1740  Sapft.  Surd)  weife 
unb  majjoolle  Solitit  gelang  e*  ihm ,  nidrt  nur  bie 
tatf).,  fonbem  aud)  bie  Orot.  Surften  jufrieben  ju 
(teilen.  5)en  Streit  über  bie  «Monarchiii  Sicula», 
b.  b.  über  bie  Scfeftung  ber  ficil.  Sifd)of*ftüble, 
bradjte  93.  burd)  ba*  mit  Neapel  1740  gefdjlofiene 
Kontorbat  jum  2lbfd)luf$.  93.  ftiftete  Sltabemien  ju 
sJtom,  erböbte  bie  Slüte  ber  Sltabemie  ju  Bologna, 
liefe  einen  SReribiangrab  meiien,  bie  Kirche  St.5Dlar: 
cellin  nacb  einem  felbft  entworfenen  Slane  erbauen, 
bie  febönen  ©emdlbc  in  St.  ^Jetet  in  üftofait  au*: 
f Obren,  engl,  unb  franj.  9öerte  in*  ^talienifdje 
überfein,  aud)  ben  Srud  eine*  Serjeidjniffe*  ber 
oatitanifeben  ©anbfebriften  beginnen.  3en  ^efuiten 
mar  er  abgeneigt.  93.  ftarb  3.  3)tai  1758.  Seine 
roidjtigfte  teebrift  ift  bie  oon  ben  Spnoben  (libri 
octo  de  Synodo  dioecesana).  $lu*gabe  feiner  3Berte 
oon  be  Sljeoebo  (12  93be.,  9iom  1747—51 ;  15  93be., 
93eneb.  1767;  8  93be.,  JHoml853fg.).  —  93gl.  feine 
93riefe  an  ben  Kanonihi*  ftranc.  ^ieggi,  pa.  oon 
Krau*  (£reib.  i.93r.  1884;  2.  KttfL  1888);  93rofd>, 
öefcbidjte  be*  Kircbenftaate*,  93b.  2  (®otba  1882). 

iBenebift  oon  2lniänc,  eigcntlidj  Söitija, 
©raf  oon  lltagclone,  750  in  Sangueboc  geboren, 
mürbe  774  93enebiftiucrmönd)  unb  grünbete  779 
am  Stoffe  2lnianu*  auf  feinem  ofiterlidjen  &rbe  ein 
Mlofter,  beffen  ^Ibt  er  warb.  Sein  Jbauptbefrrcben 
mar,  bie  jerfallcnc  Kloftcrjucbt  bureb  eine  ftrengere 
Drbcn*regel  roicberberjuftellen,  bie  eine  35erbeffe= 
rung  berjenigen  93.*  oon  9turfia  mar.  Subtoig  ber 


fromme  raad)te  ibn  jum  Dberoorfteber  aller  frdnl. 
Klöfter  unb  lieg  817  auf  bem  9leicb*tag  ;u  ;'la..tcu 
feine  oerbeffertc  ÜHegel  für  alle  93enebittincrflöfteT 
oerbinblid)  ertldren.  93.  ftarb  821  unb  mürbe  feiig 
gefprodjen;  fein  Jag  ift  ber  12.  gebr.  Seine  roid?tig= 
ften  Stritten  finb:  «Codex  regularum»  (bg.  oon 
.Öolftein,  iKom  1666;  oerbeffert  oon  93rodie,  3Iug*b. 
1 759)  unb  uCoucordia  regularum»  (bg.  oon  iDtenarb, 
^Jar .  1638). — »gl.  ftofe,  93.  oon  »niane  (93erl.  1884) ; 
pudert,  Titiane  unb  ©ellone  (Öpj.  1899). 

üöenebift  o  o  n  31  u  r  f  i  a ,  ber  ©eilige,  geb.  um  480 
ju  9lurfia  (jettt  !Roräa).  ^n  9iom  mitjenfdmftlidien 
Stubieu  ergeben,  aber  abgefto&en  burdj  ba*  lafter= 
bafte  Sieben  feiner  ©enofien,  ging  er  fdjon  in  feinem 
14.  £eben*jabre  in  bie  6in)am(eit.  311*  ©eiliger 
unb  SDunbertbdter  oerebrt,  marb  er  510  oon  ben 
Diöndjen  be*  ©öblenflofter*  oon  93icooaro  3um 
3(bt  ermdblt,  meldie*  -Jlmt  er  jebod)  balb  mieber 
aufgab,  al*  ben  iDtöncben  feine  Strenge  nidjt  be= 
bagte.  9]ad?bem  er  in  bie  Ginfamteit  jurüdgefebrt 
mar,  fammelte  ftd>  um  ibn  eine  :>lmah!  oon 
ceteu,  melcbe  er  in  ©emeinfebaften  (Sönobicn)  oon 
je  12  ÜUiöndien  in  ber  Umgegenb  oon  Subiaco  an: 
ftebelte.  529  begrünbete  er  auf  bem  aJlonte:(Saffino 
bei  Neapel  nacb  einer  eigenen  oon  ibm  oerfafeten 
Crben*regel  (tritifcb  pg.  oon  SDölfflin,  £pj.  1895) 
ein  neue*  Kl  öfter,  ba*  ber  9lu*gang*punlt  be* 
93enebiftinerorben*  (f.  93enebittiner)  mürbe  unb  al* 
beffen  erfter  Slbt  er  21.  iUtdrj  543  ftarb.  93.*  Seben, 
ooll  oon  SBunberberidjten,  bat  ©regor  b.  ©r.  be= 
febrieben.  —  Sgl.  ©rüjjmacber,  2)ie  Sebcutung  93.* 
oon  Wurfia  unb  feiner  Segel  tn  ber  ©efdjicbte  be* 
'JDtöndjtuin*  (93erl.  1892);  bpreitienbofer,  5)ie  biftor. 
93orau*fe|tungen  ber  iHegel  be*  bnligcn  93.  oon 
Wurfia  (9öien  1895);  SBölfflin ,  93.  oon  Surfiaunb 
feine  3)lönob*regcl  (in  ben  «Sit>ung*bcrid)tcn»  ber 
vJJtüncbcner  Sltabemie,  1895);  iraube,  2crtgefd?icbte 
ber  Regula  S.  Benedict!  (vJJtüncb.  1898). 

Q3cncbtf  f  ücuern,  2)orf  im  93ejirf*amt  lölj  be* 
bapr.  9teg.»93ej.  Cberbaoem,  liegt  in  626  ra  ©öbe  am 
3lorbranbe  ber  Siroliicbsbaprifcben  älpen,  48  km 
oon  3Ründ;en,  unmeit  ber  Soifad),  bie  8  km  meiter 
aufrodrt*  au*  bem  Kodjelfee  tritt,  bat  (1900)  1028 
(*,  barunter  18  eoangelifdje.  2)ic  einft  berübmte, 
740  gegrünbete  unb  oom  beil.  93onifaciu*  einge^ 
nun  in  c  93enebiltinerabtei  bat  eine  prdd?tige ,  unter 
bem  2lbt  ^lacibu*  erbaute  unb  1686  eingemeibte 
Kird?e.  93ei  Jluf  bebung  ber  Klöfter  in  93apcrn  (1803) 
mürbe  93. 1805  an  Uftfcbneiber  oertauft,  ber  bafclbft 
1806  eine  Kunftgla*bütte  errtebtete.  Sil*  biefe  aber 
1819  nad)  üJtüncben  oerlegt  mürbe,  grünbete  bie 
bapr.  JHcgierung  bafelbft  einen  goblenbof ,  ber  jettt 
in  ein  iHcmontcbepot  umgeioanbclt  ift;  1869  mürbe 
aud?  bie  Sctcranenanftalt  oon  2>onaumörtb  bierber 
oerlegt.  $m  SD.  ber  Slbtei,  jroifAen  Kocbeliee  unb 
3far,  bie  fteile  93enebittenmanb  (1803  m),  bie 
oon  93.  au*  in  3 — 4  Stunbcn  erftiegen  mirb.  —  Sgl. 
^affner,  ©efd)id)te  be*  Klofter*  ».  (OTüncb.  1893). 

ftettebifrenfraur,  f.  Cnicus  unb  üeum. 

«cncbtfrcutuanb,  f.  Senebiftbeuern. 

ÜBencbifttncr,  biejenigen  üDiÖncbe,  bie  nad?  ber 
oon  bem  beil.  Senebitt  (f.  b.)  oon  flurfta  jundd;it 
für  ba*  oon  ibm  gegrünbete  Klofter  klonte  Gaf« 
nne  gegebenen  Siegel  leben.  Sie  Siegel  bdlt  fid? 
fem  oon  ber  übermäßigen  Strenge  ber  dltem  mor» 
genldnb.  Siegeln  unb  febreibt  aufeer  bem  ©ebete  aud» 
Slrbeit  oor.  Salb  »ibmeten  fid)  bie  S.  aud)  ber 
Seelforge  unb,  namentlid)  infolge  ber  Anregung  be* 
Gaffioboru*  (538),  bem  Stubium  unb  Unterrid?t. 


Digitized  by  Google 


Seuebiftiner  (Äfräut« 

9Jon  Der  SRitte  be«  6.  3abrb.  bi«  tief  in«  SWittel.- 
alter  war  ber  Drben  b«r  33.  bet  einjige  bebeutenbe 
Drben  be«  Abenblanbe«.  2urd)  ben  oon  ^Japft 
(Tregor  L,  ber  fclbft  bem  Drben  angehörte,  597  nad) 
Gnglanb  gefanbten  Auguftinu«  erpielt  er  bort  eine 
nette  Verbreitung,  burd)  33onifaciu«  unb  anbere 
engl.  ÜJliifionare  au*  in  Teutfcblanb  (Reichenau, 
ftulba,  öcr«fclb,  et.  ©allen  u.  f.  m.).  Tie  33.  haben 
fid?  um  bie  SJerbreitung  be«  Gbriftentum«  unb  ber 
Itultur  unb  um  bie  SBiffenfcfraft,  aud)  um  bie  Qx- 
balrung  ber  Sdpdfce  be«  tlafftfd)en  Altertum«  grofee 
93erbienfte  erworben.  Ter  junebmenbe  Reichtum 
unb  ber  fcbon  von  ben  Äarolingern  geübte  33raucb, 
bie  Abt«würbe  an  £aien  (Äommenbataräbte)  ju  oer» 
geben,  führten  einen  Verfall  berbei ,  bem  bie  Sief or* 
men  be«  33enebtft  (f.b.)  oonAniane,33erno  oonGlunp, 
2öilbelm  ton  .fjirfdjau  u.  a.  )u  Jteuern  fucpten. 

Ter  33enebittinerorben  unter)d)eibet  ftcb  oon  ben 
fpdtern  Drben  mefentlid)  baburcb,  bajj  jebe«  fllofter 
unter  feinem  Abt  felbftänbig  ift  unb  etne  einbeitlidje 
Spifce  (©eneTal)  unb  bie  Ölieberung  in  *Brooinjen 
fehlt  unb  bafi  ber  ÜJlönd)  einem  beftimmten  Slofter, 
tiicpt,  wie  in  ben  93ettelorben,  ber  slkooinj  ober,  wie 
bei  ben  ^efuiten,  bem  Orben  angehört.  Später  Oers 
einigten  fid)  aber  mehrfach  mehr  ober  weniger  jabl  - 
rctdjcHlöfter  jufl ongregati onen  unter  einem  gemein« 
famen  Dbern  (öeneralabt)  unb  befonbern  Statuten. 
So  entftanben  oerfdüebene  Zweige  be«  33enebittiners 
orben«:  (iluntacenfer  (f.  Slunp),  6iftercienfer(f.b.), 
Äamalbulenfer  (f.  b.),  Dlioetaner  (f.  b.),  ber  Drben 
oon  Haltombrofa  (f.  b.)  u.  a.  3m  Unterfdbiebe  oon 
biefen  Abzweigungen,  bie  teilweife  eine  anbere  Dp 
ben«tleibung  annahmen,  haften  bie  eigentlichen  33. 
im  üRittelalter  bie  Sdjwarjen  SDtöndje.  Später 
entftanbene  Kongregationen  finb  bie  S3ur«felber 
(f.  b.),  bie  oon  SHonte^affmo,  oon  St.  Sanne«  unb 
St.&ibulpbe  (1GOO),  oon  33aUabolib  u.  a.,  namenb 
lieb  bie  ber  ÜRauriner  (f.b.)  unb  ber  Irappiften  (f.b.). 
^m  3.  1889  ftnb  aud)  bie  19  nod)  bcftepcnben 
öfterr.  iBenebittinerabteicn  ODcelt,  Abmont,  Ö3ött= 
weig,  Braunau,  ba«  Scbottenftift  in  2öien  u.  f.  w.) 
ju  jwei  Äongregationen,  bie  eine  oon  ftrengercr, 
bie  anbere  oon  weniger  ftrenger  Dbferoanj,  »er* 
einigt  worben.  Sie  ©erwalten  etwa  200  ^fanreien 
unb  baben  meift  ©pmnafien.  ^n  ber  Scbweij  be* 
(leben  noch  bie  Abteien  Ginfiebeln,  Gngelberg  unb 
Tiffenti«.  ^n  33apern  fmb  unter  fiubwig  I.  meh5 
rere  33encbittinertlÖfter  errietet  worben  (3Ründ>en, 
Aug«burg,  ÜJtetten  u.  a.),  oon  Kletten  unb  ber 
Srbweij  au«  feit  1846  einige  in  SRorbamerila.  Ab* 
gefeben  oon  ben  Abjmeigungen  giebt  e«  etwa 
3000  JB.,  barunter  etwa  2000  ^riefter. 

ftTauenfl  öfter  nad)  ber  Regel  bc«  93enebilt  (95  e  n  e  ■ 
b  i  1 1  i  n  e  r  i  n  n  e  n )  gab  e«  feit  bem  7.  $abrb.  3n  oielen 
berielbcn  ocrnel  bie3ud>t;  manäe  würben  fcbliefr 
lid)  nur  3<erforgung«anftalten  für  abiige  Tarnen. 
€«  giebt  nod)  iettt  tfrauentlöfter  ber  33.  tn  Italien, 
Cfteireidi,  ber  Sdjweij  u.  f.  w.  Reformierte  Kongreß 
gationen  oon  33enebittinerinnen  fmb  unter  anberm 
bie  Kongregation  oon  Galoaria  (f.  b.)  unb  bie  oon 
ber  Anbetung  be«  beil.  Satrament«  (f.  b.).  —  93gl. 
sJDlabillon,  Annales  Ordinis  S.  Benedicti  (6  33fcc., 
$ar.  1703—39);  SJtontalembert,  Les  moines  d'Oc- 
cident  (7  SBbe.,  ebb.  1860—77);  Ärähingcr,  Ter 
SBenebittinerorben  unb  bie  Äultur  (£eibelb.  1876); 
«runner,  Gin  5^enebittinerbucb.  ©efebiebte  unb  93c* 
fcfcreibung  ber  93enebittinerftifte  (SBürjb.  1880). 

«enebifttner,  f.  Rrfiuterliqueur. 

iycncbif tittcriitucu ,  f.  95enebiftiner. 


liqueut)  —  Söenebif  G97 

Söcncbifttou  (tat.)  ober  Segnung,  biejenige 
gotte«bienftlicb.e  £>anblung,  burdb  weld)e  entweber 
auf  'iBerfonen  für  ibren  befonbern  93eruf  ober  für 
befonbere  2eben«oerbdltniffe  ber  göttliche  Segen 
berabgerufen  ober  öegenftfinbe  für  ben  gotte«bicnfts 
ltdjen  ©ebraud)  einaeweibt  werben,  j.  33.  ^riebböfe, 
Hircben,  Drgeln  u. ).  w.  3n  ber  (atp.  ftirdje  ac bor t 
jur  33.  au^er  ben  ©ebet«formeln  bie  33efprengung 
mit  SBeibwafier,  9ldud)erung,  Salbung  u.  f.  w.  Tie 
33.  wirb  in  ber  tatb.  ßird)e  oon  ber  ftonfetration  (f.b.) 
unterfd)ieben  unb  finbet  al«  Amt«weibe  ba  ftatt, 
wo  ba«?Imt,  wie  bei  bem  Abte,  feinen  beiloer« 
mittelnben,  fonbeni  nur  einen  !ird)enregimentlid)en 
Gbarafter  bat.  Aud;  bie  unter  bem  3^id)en  be« 
fireuje«  oon  $apft,  Aarbindlen,  33ifd)öfen  ober 
Nuntien  erteilte  Segnung  wirb  33.  genannt.  Ter 
^apft  giebt  breimal  im  3<»b«  feierliche  33.  für  ben 
ganzen  Grbfrei«  (urbi  et  orbi),  ndmlicb  am  ®rüu- 
bonner«tage,  am  Dfterfefte  unb  am  £>immelfabrt«= 
tage.  Tie  bureb  bie  33.  geweihten  «beiligen  Sacpen» 
finb  nad)  tanonifd)em  9ied)t  bem  33ertepr  entjogen. 
oit  Teutfcbjanb  tonnte  bie«  testete  s43rincip  md)t 
burebgefe^t  werben;  bod)  genießen  bie  jum  ©otte«- 
bienft  beftimmten  Sacpen  erböbten  ftrafredjtlicpen 
Scbuö  (9ieid)«ftrafgefe^b.  §§.  166,  243,  304, 306; 
öfterr.  Strafgefe&b.  §.  174:  Äirdjenbiebftabl),  unter= 
liegen  ben  crfdjwerenben  gemeinrecbtlicpen ,  oom 
Tcutfd?en  33ürgerl.  (Befeftb.  (§.  135)  nid)t  berührten 
33orfd)riften  über  33erdu|erung  unb  bürfen  niept  )u 
profanen  ,Saic,1cn  oerwenbet  werben,  au^er  mit 
©enetimigung  ber  oorgefeftten  tird)lid)en  33e^5rbe. 
Aud)  nid)tgotte«bienftlid)eSad)en  (6bebett,  £eben«> 
mittel  u.  f.  w.)  tönnen  bie  33.  empfangen,  obne  ba^ 
bie«  iurift.  33ebeutung  bätte. 

©ettebtj,9toberid),Siuftfpielbid)tcr,  geb.  21.3an. 
1811  ju  fieipjig,  erpielt  feine  33ilbung  auf  ber 
^ürftenfcpule  ju  (Srinrma,  bann  auf  ber  Jboma«' 
fdjule  ju  Seipjig,  wanbte  fiep  aber  1831  ber  S3übne 
ju.  Gr  fanb  eine  Aufteilung  bei  ber  33etbmannfd)cn 
Gruppe,  bie  in  Teffau,  Götpen,  33ernburg,  SReinin* 
gen  unb  JHubolftabt  fpielte,  unb  war  feit  1833 
ienorift  an  Jpeatern  3Beftfalcn«  unb  be«  Slbein: 
lanbe«.  AI«  SHegifieur  in  SBefel  bradjte  er  fein  Öuft: 
fpiet  «Ta«  bemoofte  öaupt»  (1841)  auf  bie  33übne, 
ba«  mit  bem  entfd)iebenften  33eifall  bie  9tunbe  über 
alle  Sbeater  Teutfcfclanb«  madpte.  33.  übernahm 
hierauf  ju  ffiefel  bie  Seitung  be«  «Sprecher«»,  einer 
33olt«ieitfcfarift.  1842  ftebclte  er  nach  flöln  über, 
leitete  im  Sinter  1844  —  45  ba«  neue  ütbeater  in 
eibcrfelb,  1847—48  al«  Dberregiffcur  ba«  Äölner 
Stabttbeater  unb  erhielt  1849  eine  Sebrerftelle  an 
ber  oon  filier  eingerichteten  üKbeinifchcn  Tlu\\b 
fchule.  1855  ging  er  al«  ^ntenbant  be«  Stabt* 
tbeater«  nach  grantfurt  a.  ü)t.,  wanbte  fiep  1858 
wieber  nach  Äöm,  1861  nach  Seipjig,  wo  er  26.  Sept. 
1873  ftarb.  ÜJtit  i'uftfpielen  bat  33.  gldnjenbe  Qx- 
folge  geemtet,  unb  oiele  gehören  noch  sunt  eifer 
nen  33eftanbe  be«  Repertoire«  namentlich  ber  tleü 
nern  iheatcr.  Auper  bem  «93emooften  .^aupt» 
fanben  ooruiglid)  33eifall:  «Tottor  3öefpe»,  «Ter 
Detter»,  «Tie  öod)jeit«reife»,  «Ta«  ©efängni«», 
«Ta«  fiügen»,  «6in  Cuftfpiel»,  «Ter  Störcnfrieb«, 
«Tie  Tienftboten»,  «Afcfaenbröbel»,  «Tie  jdrtlicbcn 
93erwanbten»,  «Ta«  Stiftung«feft»,  «Tie  relegier^ 
ten  Stubenten».  33.'  fiuftfpiele,  bie  ficb  mit  33or* 
liebe  in  ber  Spbdre  be«  böbern  33ürgerftanbe«  be» 
wegen,  charalterifteren  ficb  bureb  gefd)idte  Anlage, 
Ratürlidjteit  unb  33erftdnblid)teit,  gewanbte,  fpan« 
nenbe  Turdjführung  unb  erbeiternbe  SBirtung  ber 


Digitized  by  Google 


098 


iöencbijicrcn  —  Sencfe 


9lugenblid*fttuarion.  3)ie  Spraye  ift  juweilen  rru 
mal,  nie  flcijtooll  ober  Dornebm,  aber  meift  rein 
unb  ungefuebt.  G*  erschienen  non  33.  «©efammelte 
bramat.  SBerte»  (27  33be.,  £pj.  1846—74),  eine 
Au*»abl  al*  « SBolf*t^eater»  (20  33be.,  ebb.  1882; 
feitbem  jum  Seil  in  2.  Aufl.;  33b.  21  unb  22,  ebb. 
1894),  eine  Sammlung  deiner  ^uftfpiele  für  gefelline 
Jfreife  al*  «&au*tbeater>  (ebb.  1862;  10.  auf!., 
233be.,  1891).  Seine  SJoltefdmftcn  unb  Crjfibtun: 
gen,  bie  er  jum  Seil  in  bem  1836—42  non  ibm  Ge- 
leiteten «}licbmbeinifcben3}oU*falenbeT»  üeröffent 
liebte,  ftnb  Bergenen.  3)oll  frriidje  unb  fieben,  weil 
auf  eigener  (yrfabrung  berubenb,  ift  fein  Nomon 
«33ilber  au*  bem  Scbaufpielerleben»  (2  33be.,  2pj. 
1847  ;  2.  Aufl.  1851).  Sil*  2f?coretifer  erfebeint  er 
in  bem  ^Ucrt  «$er  mfinblicbe  Vortrag»  (3  33be., 
2pj.  1860;  7.  Aufl.  1893),  «Katecbtömu*  ber  9tebe= 
tunft»  (5.  Aufl.,  ebb.  1896),  «Katecbi*mu*  ber  beut 
feben  33er*funft»  (3.  Aufl.,  ebb.  1894)  unb  anbem 
ähnlichen  Schriften.  9lad)  feinem  2bbe  erfebien 
«3)ie  Sbafefpearomanie.  3ur  Abmebr»  (Stuttg. 
1874),  in  ber  33.  fieb  gegen  bie  übertriebene  S3e»un 
berung  be*  brit.  Shcbter«  roenbet.  —  33.'  Selbft: 
biograpbie  ftebt  in  ber  «Qartenlaube»,  1871. 

beliebigeren  (lat.),  fegnen. 

»enefäftor  (lat.),  ©obltbäter. 

«cncficcnj  (lat.),  Sobltbätigfeit. 

ttencftctäl  (lat.),  auf  ^frünben  bejflglicb. 

bcncfictalcrbc ,  f.  3tvoentarrecbt. 

«cncficialtucfcit,  fooiel  »ie  v<hi*»efen,  von 
Beneficium  (f.  b.). 

Beneficia  non  obtrudüntur,  f.  Beneficium. 

beuefteiönt,  f.  S3cnefij. 

<3cneftctat  (lat.),  33efiBer  einer  HJfrünbe. 

Setteftciar  (lat.),  33enefijempfdnger,  ^frünbner, 
Stipenbiat;  al*  Neutrum  au*  fooiel  mie^Jfrünbe. 

Beneficium  (lat.),  3öobltbat,  SJergünftigung. 
3m  röm.  Stecht  oerftebt  man  unter  B.  (B.juris, 
sJtecbt*»obltbat)  bef  onbere  iHecbte,  »elcbe  bie  ©efetje 
^erfonen  geroiffer  Klaffen  ober  jebem  SereAtigten 
ober  Verpachteten  einräumen.  SJon  biefem  B.  gilt 
ber  Sa|:  Beneficia  non  obtrnduntur  (iHecbte>»obl: 
tbaten  »erben  nicht  aufgenötigt),  b.  b.  bie  iRedjtä- 
roobltf^at  »irb  nur  bem  ge»äbrt,  ber  fie  fär  fieb  in 
Anfprucb  nimmt.  6olcbe  Beneficia  ftnb:  B.  absti- 
nendi  (33ergünftigung  ber  Ausschlagung,  f.  Grb= 
fcbaft*er»crb),  B.  cedendarnm  actionum  (f.  33ürg- 
febaft),  B.  competentiac  (f.  9iotbebarf),  B.  divisionis 
ober  excussionis  (f.  33ürgfcbaft),  B.  inventarii 
(f.  SnDfntarredjt),  B-  separationis  (f.  Abgefonberte 
33efriebigung).  ferner  ift  B.  in  ber  meroming.  unb 
taroling.  3eit  33ejeicbnung  für  Sehen.  Urfprünglicb 
gab  ba*  B.  tein  un»iberruflicbe*  unb  uererblicbc* 
iMedrt,  bodj  fiebt  man  au*  einer  SJerorbnung  Karl* 
be*  Kahlen  t>om  3-  877,  Pap  bie  3Bieben>erlcibung 
t'co  Hehns"  an  bie  Söhne  üblich  »ar. 

3m  Kircbenrecbt  ift  B.  ber  3nbegriff  uon  93er= 
mögen*red)ten ,  »elcbe  jur  33efolbung  eine*  ©eift: 
lidben  bauernb  beftimmt  ftnb.  G*  ftebt  belegen  in 
3Becbfelbejiebung  ju  bem  geiftlidjen  Amte,  fo  bafe 
fein  Amt  obne  B.,  (ein  B.  obne  Amt  oerlieben  »er 
Pen  foll.  Auch  bog  Amt  felbft  »irb  mit  bem  Au*: 
brude  B.  bejeidjnet.  2)ie  93enefijien  »erben  folgern 
berma|en  eingeteilt:  1)  in  böbere  33enefi)ien  (bene- 
ficia majora),  melAe  eine  leilnabme  am  Äirdjenregi- 
mente  (jurisdictio)  gemäbren  unb  meldje  aud)  $rd= 
laturen  genannt  »erben  (t*ap)t,  ^arriardjen,  ^Jri=  I 
maten,  (rrjbifdjöfe,  93ifd)ßfe  (praclati  principales] 
mit  felbftdnbiger  3uri*bitHon*ge»alt,  unb  ftarbi:  I 


ndle,  fiegaten,  Nuntien,  Drbenlgeneralc,  flbte, 
Stiftäpröpfte  (praelati  secundarii]  mit  einer  man- 
bierten ,  b.  b.  burd?  Auftrag  übertommenen  3uri*< 
bi(tion)  unb  niebere  93enefi)ien  (beneficia  minora), 
»elcbe  nur  jur  Ausübung  ber  Sepr«  unb  2Beibge»alt 
(potestas  ordinis)  befdbtgen ;  2)  in  beneficia  secu- 
laria  für  3Beltgeiftlid}e  unb  beneficia  regularia  für 
Crben^geiftlid^e;  3)  in  beneficia  simplicia,  »elcbe 
nur  ju  altar;  unb  (Sborbienft  oerpfliepten  (wnumU 
täte,  Kaplaneien)  unb  beneficia  duplicia,  mit  »el< 
d)en  »eitere  3ierpfli£btungen,  bejiebentlid?  93erecb: 
tigungen  ©erbunben  fmb;  ju  biefen  le^tern  gebörtn 
bie  Seelforgebenefijien  (qnae  enram  animarum  ba- 
bent  annexam),  bie  ^Jerfonate  (einjelne  (*brenftel= 
lungen  in  ben  Kapiteln  [Kantor,  Satriftan  u.f.».]), 
bie  3)ignitäten  (bie  SJorfteber  ber  Äapitel  l^ropft 
unb  3>ecbant])  mit  befebräntter  3uri«bittion;  4)  in 
beneficia  incompatibilia,  »eldje  iRefibenj  erf orbern, 
b.  b^.  bie  perfönlidje  ?ln»efenbeit  bc*  Sienefijiaten 
am  Orte  beä  Slmte«,  unb  bedbalb  nid?t  in  3)lebrjabl 
befeffen  »erben  tönnen,  unb  beneficia  compatibilia, 
»eldbe  in  üDtebrjabl  nebeneinanber  von  beniclben 
^erfonen  befeffen  »erben  (öunen,  }.  33.  »eil  ein* 
nid?t  genügenben  2eben«unterbalt  gewdbrt;  barum 
tritt  bei  Annahme  eine*  jtoeiten  B.  incompatibile 
ent»eber  obne  »eitere*  ber  Serluft  be*  erften  ein 
(beneficia  incompatibilia  primi  generis)  ober  e* 
»irb  ba*  }»eite  bureb,  dtid)terfprud;  aberkannt  (bene- 
ficia incompatibilia  secundi  generis).  3He  6r- 
rid?tung  eine*  B.  erfolgt  burd)  bie  juftdnbige  Kirchen: 
beborbc  (i^apft,  33ifchof),  hoch  haben  ftebbte  Staaten 
eine  vJDlit»irtung,  bejiebentlich  Genehmigung  ge= 
fiebert.  5)ie  Sknefijien  bören  auf  burd)  3krfügung 
be*  jur  £rricb,  tung  tompetenten  Kirchenobern,  bureb 
3tereiniguna  unb  öerfcbmeljung  mit  einem  anbem 
B.,  bie  auch  in  ber  SBeife  erfolgen  lann,  bafe  ba* 
eine  in  ein  ?lbbfingigfeit*»erbfiltni*  (Dlutter-I  ocb= 
ter)  ju  bem  anbem  tritt.  $ie  Aufhebung  unb  (5iu 
jiebung  eine*  B.  burd)  ben  Staat  nennt  man  Sä; 
tularifation.  —  3Jgl.  Stüh,  ®efd)id)te  be*  fachlichen 
«cnefijialroefen*  (33b.  1,  33erl.  1895). 

töcncftj  (lat.  beneficium),  33enefijnorftcl  = 
lung,  eine  tbeatralifche  ober  mufilalifcbe  auftüb: 
rung,  beren  (Jeih)Grtrag  einem  ÜJlitglieb  (33e= 
neficianten)  ber  Wcfellfcbaft,  bie  ba*  33.  giebt, 
ober  einem  »obltbdtigen  3»ede  ju  gute  (ommt. 

lücnefigtett,  f.  Beneficium. 

©e»efe,5riebr.(!buarb,^Jbilofopb,{geb.l7.5ebr. 
1798  ju  33eriin,  machte  1815  ben  #reibeit*trieg 
al*  freimilliger  3^gcr  mit  unb  ftubierte  bann  in 
jSalle  Rheologie,  \)'\aau\  in  33erlin  ^bUofopbie. 
1820  habilitierte  er  fich  an  ber  Umwrfttät  ju  33er: 
lin;  bod?  »urbe  ihm  1822  bie  (Tortfeftung  feiner 
33orlefungen,  angeblich  »egen  be*  in  ber  «®runb= 
legung  ber  ^bpfit  ber  Sitten»  (33erl.  1820)  wrrre 
tenen  6piturei*mu*,  unterfagt.  @r  ging  hierauf 
1824  al*  $rit>atbocent  nach  Böttingen,  erhielt  aber 
1827  bie  öhrlaubni*  ju  33orlefungen  an  ber  93erliner 
Unioerfität  »urüd  unb  »urbe  1832  aufeerorb.  ^ro^ 
feffor  ber  $hilofopb<e  bafelbft.  Seit  1853  oon 
fdjroeren  lörperlichen  Reiben  ergriffen,  Derfch»anb 
er  plöRlich  1.  SJlarj  1854  unb  fein  Leichnam  »urbe 
erft  nach  3abre*frift  im  Blaffet  gefunben.  Ter 
ÜJcittelpunlt  ber  pbilof.  Anficht  33.*  liegt  in  feiner 
überjeugung,  ba|  bie  »ab^re  33egrünbung  ber  $bi: 
lofopbie  nur  burch  ein  unbefangene*  unb  ftrenge* 
Anfcbliefien  an  bie  Jbatfacben  unfer*  Selbftbe»ufet: 
fein*  ju  ermöglichen  fei.  6*  ift  bemnacb  bie  empu 
rifche  'tPfpchologie,  »elcbe  er  al*  pbilof.  fcaupt*  unb 


Digitized  by  Google 


Bene  meritus  —  Öeneöent 


099 


©nmbwiÜenfdjaftauSjubilbentorjugSweifebemübt 
gewefen  ift.  äudj  bie  Gibt!  wirb  auf  gegebene  pfp-- 
djifche  ffiertoerböltniffe  bafiert,  wonach  moraliicb 
geforbert  wirb,  was  in  ber  objettioen  unb  fubjet= 
ttoen  SBertfcbatiung  unmittelbar  als  baS  "öödjfte 
erjcheint.  93on  feinen  Schriften  finb  Ijeroorjubeben: 
«GrfabrungSfeelenlebre,  als  ©runblage  alles  93if= 
ieuS,  in  ihren  fcauptjügen  bargcftellt»  (SBctl.  1820), 
«erfcnntniälebre  nach  bem  Skroufetfein  ber  reinen 
Vernunft,  in  ibren  ©runbjügen  bargelegt»  (Jena 
1820),  aDteue  ©runblegung  jur  3Jletapbofil»  (23erl. 
1822),  «s]Mpd)ologifcbe  Stijjen»  (2  93be.,  ©ött.  1825 
—27),  «über  baS  3krbaltniS  oon  Seele  unb  2eib» 
(ebb.  1826),  «ßebrbud)  ber  WDcbologie  als  flatus 
roiüenfdbaft»rBerl.l833:4.?tufl.l877)/<»erjiebuna«= 
unb  UnterricbtSlebre»  (2  33be.,  ebb.1835— 36 ;  4.Sufl., 
oon  Srefiler,  ebb.  1876),  «©runblinien  beS  natür 
lidjen  SpftcmS  ber  prattifd?en  ^pUofopbie»  (3  33be., 
ebb.  1837—41),  «Spftem  ber  SRetapppfit  unb  9teli= 
gionSpbilofopbie»  (ebb.  1840),  «Spftem  ber  SogrtalS 
Kunftlebre  beS  Senfeng»  (2  33be.,  ebb.  1842),  «^rag= 
matifebe  ^fpdjologie  ober  Seelenlebre  in  ber  Sn 


Sebre  oon  ben  Sierbältniffen  ber  SjorftellungSreiben 
unb  burd)  feine  auf  $erbart  bafterte  Äritit  ber  big: 
her  oon  ber  ^fpdjologie  als  mabr  angenommenen 
abftratten  Seeleuoermögen,  befonberS  für  bie  $äba= 
gogil,  erworben.  —  Bat  SRaue,  Sie  neue  Seelenlebre 
33.S  u.  f.  w.  (5.  ÄufL,  bearbeitet  oon  Srefeler,  3Rainj 
1876);  Kühn,  Sie  Sittenlehre  33.S  (33erl.  1892); 
33ranbt,  B.,  the  man  and  his  philosophy  (9leuport 
1895) ;  griebrieb,  griebrid)  Gbuarb  93.  (SüieSb.  1898). 

Bene  merltuii  (lat.),  mobloerbient, 

^encttuungcTtgnal,  f.  Signal 

Beneplaoito  (ttal.,  fpr. -plahtfdj-),  2öobIge* 
fallen.  33etieben;  a  beneplacito  (in  ber  3JlufU),  nad? 
Belieben ,  totnmt  feiten  oor;  in  ber  SHegel  wirb  gc= 
febrieben:  ad  lib.,  b.  b.  ad  libitum  (f.  b.). 

©encfrfiau.  liSejirMmtiptmannfthaftinSW 
men,  hat  899,ooqkm,  (1890)  69077  Q.,  8896 
fer,  14494  2Bobnparteien,  hatte  1880  unter  69  222 
(33317  männl. ,  35  905  loeibl.)  ©.  589(*oangelifcbc, 
66838  Katboliten  unb  1793  Israeliten;  105  ®e= 
meinben  mit  293  Crtfdjaften  unb  umfafjt  bie  ©e= 
rid)tsbejirre  33.,  ftemetlau  unb  SBtafcbim.  —  2)  33., 
cjed).  BencSoY,  Stabi  unb  Sit»  ber  33ejirfSbaupt: 
mannfebaft  fomie  eines  S3ejirtSgeri(btS  (310  qkm, 
27488  6.),  an  ben  fimien  lßrag'@münb  unb  33.= 
Stftafcbim  (23  km)  ber  fcfterr.  Staatsbahnen ,  hat 
(1890)  5589  qedj.  (5.,  in  ©arnifon  ein  33ataiUon  beS 
102.böbm.$nfanterieregimentS,  alteS  9latbauS,$ia: 
riftentollegium,  cjcdj.  Untcrgomnafium;  Scberfabri- 
lation,  Slftienmaljfabrif  mit  33rauerei,  eine  Sampf: 
müble  unb  |lderbau.  33.  mürbe  1420  oon  bem  &uj 
fitenfübrerSiSfa  erobert  unb  teilweife,  1646  oon  ben 
Scbweben  gänzlich  jerftört.  Unweit  Sorf  unb  Scblofe 
(424m)  Kon  op  Hebt  (391 6.,  als  ©emeinbe  759  6.) 
beS  ßr^bcrjoflS  tfranj  gerbinanb  oon  ßfterreieb* 
(ffte,  mit  alter  33urg,  58  m  hoher  3Barte,  33rauerei, 
Sampfbrcttfdge  unb  Tiergarten ,  unb  baS  Sorf 
33  r  o  b  e  h  mit  33aumw  ollfpinnerei. — 3)  33.,  S  e  u  t  f  cb  ■■ 
33enefd?au,  Stobt  (feit  1881)  im  ©erieptsbejirt 
©ratten  ber  6ften.  33ejirlsbauptmannid\iit  ftaplit) 
in  93öhmen,  in  668  m  $Bh*.  an  ber  Sdjroarjau, 
bat  (1890)  1450,  als  ©emeinbe  2215  beutfehe  6., 
Soft  Jelearaph,  eine  aus  bem  H.^abrh.  ftammenbc 
Hirdje  mitfehöncmJlltarbilbe^parlaffe-.^oljroollc- 


fabrif,  brei  ameril.  Äunftmüblen  unb  eine  33rettidae. 
3n  ber  9idbc  am  öafelbcra  (776  m)  bie  eifenhütten 
unb  öammermerle  «©abrielen  l^ifenroert». 

»BcnctJ^nt,  ital.  33eneoento.  1)  fjrooht}  in 
SDtittclitalien,  im  Storben  ber  Canbfcbaft  (iampanien 
(f.  Karte:  Unteritalien,  beim  Slrtifel  Italien), 
früher  mit  einem  Jeile  jum  Äirdjenftaate  gehörig, 
grenjt  im  3t.  an  bie  $rooin)  Sampobaffo,  im  0.  an 
Loggia,  im  6.  an  Hoellino,  im  SD.  an  Gaferta, 
hat  2118  (na*  Strelhitftij  2168)  qkm,  (1881) 
238425  6.  unb  jerfällt  in  bie  brei  Krcife  93. 
(104290  (?.),  (£erreto  Sannita  (75931  (!.),  San 
33artolommeo  in  ©albo  (58204  (?.)  mit  jufammen 
73  ©emeinben.  1899  würben  250501  (*.  beredmet. 
SaS  Van c  toirb  oom  Apennin  burchjogen  unb  ift  im 
33ereicbe  ber  meftl.  33orterraffen  fruchtbar;  eS  wirb 
oom  ßalore,  einem  9tebenfluj)  beS  33oltunio,  unb 
feinen  9?ebenflüffen  hetodffert  unb  bietet  jur  s2luS^ 
fuhr  Stinber,  ©etreibe,  Sein,  Cl,  Sübfrücbtc,  Za- 
bat  unb  SBilbbret.  Sie  ^rooinj  wirb  oon  2öeften 
nach  Dften  oon  einer  33ahnlinie  burchfAnitten,  bie 
Neapel  unb  (Saferta  mit  »riano  unb  ftoggia  oer^ 
binbet  unb  bie  ^rooinjialhauptftabt  33.  berührt.  — 
2)  fiauptftabt  ber  ^rooinj  33.,  auf  einem  J&ügcl 
jmijchen  ben  Slüffcn  Sabato  unb  (Salore,  an  ben 
Simen  6oncello=3loellino:33.  beS  SJlittelmeers  unb 
^oggia:9teapel  fomie  S3.=2termoli  beS  Slbriatifchen 
3teheS,  ift  Sife  eineS  %9  geftifteten  ßrjbiStumS  (mit 
ben  33iStümem  3llife,3(riano,  3lScoliunb  ßerignola, 
Sloellino,  33ojano,  33ooino,  fiarino,  fiueera,  San 
Seoero,  Sant'  3tgatabe'  ©oti,  Selefe  unb  Jcrmoli), 
hat  enge  Strapen,(1881)  18  242,  als  ©emeinbe  21 631 
(1898:  26118)  <*.,  einen  Som  auS  bem  12.  3abrb. 
mit  bronjenen  Ibüren  unb  fchönen  ©emölben,  oiele 
Kirchen  unb  Klöftcr,  fomie  dgopt.  CbeliSfen  auf 
oerfdbiebenen  ^lä&en,  mehrere  Sobrilen  für  golb-- 
unb  ftlberplattierte  9Baren,  Scher  unb  Pergament, 
beträdjtliciHn  ©etreibehanbel.  Unter  ben  Stetten 
beS  Altertums  in  33. ,  mo  beinahe  jebe  3Rauer  auS 
33ruchftüden  oon  Ältären,  ©rabmälern,  Säulen 
unb  ©ebdlfen  beftebt,  jeiebnet  fich  ber  toohlcrhal= 
tene,  114  n.  6hr.  erbaute  Triumphbogen  TrajanS 
(löVi  m  hodj)  auS,  jefct  unter  bem  9tamen  beS  ©ol- 
benen  %\)oxi  (Porta  aurea)  ein  Stabtthor  oon  33. 
Siefer  Triumphbogen  beftcht  auS  einem  einfachen 
unb  febr  wohl  erhaltenen  33ogen  oon  parifebem  3Jlar- 
mor  mit  einer  auf  beiben  Seiten  gleichen,  noch  lesf= 
baren  ^nfdjrift;  baneben  befinbenfuh  Sarftcllungen 
auS  TraianS  Sehen  in  balberhabener  Arbeit.  —  33., 
baS  MaleTentum  ber  Samniten,  erhielt  nach  bem 
hier  erfoebtenen  Siege  ber  Börner  über  ^BprrhuS 
275  o.  ehr.  wnb  naa>  6ntfenbung  einer  3HUUär= 
tolonie  269  ben  tarnen  Beneventum.  3n  ben 
vBunifd)en  Kriegen  hielt  33.  treu  ju  SRom,  mesbalb 
©annibal  eS  nach  feinem  Siege  bei  l£annä  (216) 
ber  Pünberung  preisgab.  Unter  Äaifer  SluguftuS 
Colooia  Julia  Augusta  Felix  genannt,  würbe  eS 
oon  TotilaS  545  jerftört,  oon  Warfes  wieber  auf* 
gebaut.  Unter  ber  ßangobarbenberrfebaft  war  eS 
bie  öauptftabt  eines  felbftdnbigen  öerjogtumS  (f. 
Öiftorifdje  Karten  oon  Italien,  1,  beim  Slr- 
tifel  ^tedün)»  baS  auch  nach  ScfiberiuS'  Sturj 
feine  Sclbftinbigfeit  gegenüber  ben  ©riechen  wie 
Karl  b.  ©r.  ju  wahren  wufete.  840  jerfiel 

baS  ^erjogtum  in  bie  gürfantünter  50. ,  Salcrno, 
Slcapel  unb  6apua  (f.  Karte  2,  ebb.),  ^n  ber 
^olgcjeit  rangen  Sarazenen  unb  ©riechen,  bie  &er= 
jöge  oon  Spoleto  unb  bie  ©rafen  oon  Gapua  um 
ben  S3efifc  oon  33.,  bis  ftcb  1049  «ßapft  2to  IX. 


Digitized  by  Google 


700 


Bene  vixit,  qui  bene  latuit  —  Bengalen 


feiner  bemddjtigtc,  JoaS  ihm  äaiier  Jöeinricfe  III. 
gegen  Abtretungen  in  fönten  beftätigte.  3rcar 
mufete  2eo  nad)  feiner  Slicbcrlage  gegen  bie  9lox- 
mannen  bei  ©ioitella  1053  5ßanbulf  VI.  als  £>er)0g 
oon  58.  einfetten;  aber  nad?  bemjobe  Don  beffen 
tinberlofem  Sobjt  jog  ©regor  VII.  eS  1077  nueber 
ein.  SBorübergebenb  mürbe  58.  bann  befetjt  oon  ben 
Normannen,  oon  frriebrid)  II.  unb  oon  SJlanfreb, 
ber  1266  unter  ben  2Jtauern  oon  JB.  SReid)  unb 
$?ebcu  oerlor.  SllfonS  V.  oon  Siragonien  rourbe 
1440  oon  (Fugen  IV.  jum  Sitar  über  58.  eingefefct, 
Slleranber  VI.  oerlieb  eS  als  Jöerjogtum  feinem  dlte= 
ften  Sobn^uan  58orgia.  S8on  ben  Spaniern  1527  bc* 
fet»t,  aber  ber  flirdje  jurüdgegeben,  mürbe  eS  fpdter 
noeb  mehrmals von 9leapef eingenommen.  9laa? ber 
Eroberung  bureb  bie  granjofen  1798  tourbe  95.  an 
Neapel  abgetreten,  bann  1806  oon  Slapoleon  bem 
Winifter  Sallcpranb  gefcbenlt,  ber  ben  Sitel  eine* 
dürften  oon  58.  annabm;  im  ^rieben  1815  tourbe 
eS  bemsJfcipft  jurfidgegeben.  $m  11.  unb  12.3abrb. 
mürben  hier  fünf  Äonjilien  gepalten.  —  Sgl.  £>.  2eo, 
Bur  ©cfdncbte  ber  Sfcrfaffung  in  ben  jum  lango= 
barb.  öerjogtum  58.  gehörigen  Sdnberu  568  — 
1268  (in  Meumont»  «ltalia»,  Söb.  1,  SJcrl.  1838); 
f)irfd?,  $aS  öerjogtum  58.  bis  jum  Untergang  beS 
langobarb.  Weichs  (2pj.  1871). 

Bene  vlxlt,  qui  bene  latüit  (lat.),  «gtüdlicb 
bat  gelebt,  mer  im  Serborgenen  lebte»,  b.  b.  baS 
ftille  Privatleben  ift  ber  öffentlichen  Jbdtiglcit  oor- 
iujieben  (na*  CoibS  «Tristia»  3, 4, 25). 

*cn  co  o  l  nt  t  (lat.),  tuoblrtjollenb  i^cneDoUns. 
baS  Söobltoollen. 

Benevölas  (lat.),  moblmollenb ,  lector  bene- 
völe  (Superlatio  benevolentisslme),  geneigter  (febr 
geneigter)  Ccfer. 

«cufclb,  fcauptftabt  be»  Danton*  58.  (129,»4 
qkm,  13  ©emeinben,  14360  ß.)  im  ÄreiS  ßrftein 
beS  JBcjirl*  Unterelf  afe,  26  km  fübfübmeftlid)  oon 
Strafjburg,  linlS  anber^U  unb  an  ber  i'inie  Strafe; 
burg-Golmar  ber  (f  lfafe=2otbring.  Gifcnbabncn,  Sit» 
eine«  Amtsgerichts  (Sanbgeridrt  Strafeburg),  Zoll- 
amtes, SteueramteS  unb  fatb.  35ctanatS,  bat  (1900) 
2390  (?.,  baruntcr  etwa  220  ßoangelifebe  unb  270 
^raeliten,  poftamt  jmeiter  Älaffe,  Telegraph,  ein 
Spital  (1625)  im  SRenaiffanccfhl ,  Stalttoafferbeil= 
anftalt;58aumroollfpinncrci,5Banbroeberci,ftärberei, 
Jabafs,  öopfen=  unb  Hanfbau.  Tabei  Kütten: 
b  c  i  m  ( 2092  G.)  mit  grofeer  5Baumroollfpinnerei,  unb 
ßbl,  baS  Helvetum  ber  Körner,  bis  ins  5.3abrb. 
eine  roidbtige  Stabt,  röm.  SBaffenfabrit  unb  Üjlünj: 
ftättc,  angeblich  5BegräbniSort  beS  beil.  3JlatcrnuS, 
beS  erften  Slpoftcl*  beS  GlfaifeS,  jeht  Sorort  oon  SB. 
—  58.,  baS  fcfaon  im  8.  ^abrb.  ermähnt  mirb,  ge- 
borte ben  58ifcböfcu  oon  Strafeburg. 

>y  cnf  ett,  Sbeob.,  Crientalift  unb  SpraAf  orfdjer, 
geb.  28. $an.  1809  ju  Störten,  ftubierte  in  ©öttingen 
unb  «München  ^bitologie  unb  babilitierte  fid)  1834 
in  ©öttingen,  too  er  1848  aufeerorb.,  1862  orb.  ^ro* 
fefior  tourbe.  Gr  ftarb  bafelbft  26.  3uni  1881.  58. 
«rar  namentlich  als  SanStritift  beroorragenb.  5Bon 
feinen  Arbeiten  feien  genannt:  «Über  bie  UJtonatS: 
namen  einiger  alter  SBölfer»  (mit  Stent,  SBetL  1836), 
«©ried?if*eS  SBunellcrifon»  (2  58bc.,  ebb.  1839— 
42),  ber  Sirtitel  «^nbien»  in  «Grfd>  unb  ©ruber* 
Gncptlopdbie»  (2pj.  1840),  «über  baS  SerbdltniS 
ber  ägnpt.  Spradje  jum  iemit.  Spracbftamm » 
(ebb.  1844),  «Sie  perf.  Heilinfdjriften  mit  tlber= 
fejjung  unb  ©loffar»  (ebb.  1847),  eine  mufterbafte 
SluSgabc  bcT  ^pmnen  beS  «Samaoeba«  (mit  über* 


fetjung  unb  ©loffar,  ebb.  1848),  bie  «SoUftdm 
bige  ©rammatit  ber  SanStritfpratbe»  (ebb.  1852), 
ber  fid)  eine  «ßbteftomatbie»  (mit  ©loffar,  2  ZU., 
ebb.  1853—54)  anfa^lofe,  «^urje  SanStritgramma: 
tit»  (ebb.  1855),  «A  practical  grammar  of  the  Sans- 
krit language»  (58erl.  1863;  2.  SluSg.,  üonb.  1868), 
«A  Sanskrit  -  English  Dictionary»  (£onb.  1866), 
<  ©efebiebte  ber  Spradjtoiifenfcbaft  unb  Orient.  sl>bi- 
lologie  in  2)eutfaManb  feit  Slnfang  be*  19. 3abjb.» 
(Ü)tün*.  1869),  «Sebica  unb  SertoanbteS»  (Strafeb. 
1877),  «58ebica  unb  fiinguiftica»  (ebb.  1880).  <Wit 
ben  Grlduterungen  ju  feiner  überfeftung  bes  «pam 
tfebatantra»  (2  iBbe.,  2pi.  1859)  begann  58.  eine 
Sieibe  eingebenber  Unter^ucbungen  über  ben  \lv- 
fprung  unb  bie  58erbreirung  ber  Orient.  2)tdrd?en: 
unb  ^abclftoffe  nad)  bem  SIbenblanbe,  bie  er  in 
jablreid)en  58eiträgen  ju  Beitfcbriften,  befonberS  in 
ben  «©öttinger  gelebrten  Slnjeigen»  unb  in  ber  oon 
ibm  felbft  herausgegebenen  3eiti'cfarift  «Drient  unb 
Cccibent»,  58b.  1  —  3  (@ött.  1863  —  65),  fortfefcte 
unb  moburd)  er  ju  oielen  äbnlid)en  ^orfdpungen 
ben  Slnftofe  gab.  Slud;  fd)rieb  58.  bie  Einleitung  ;u 
58idells  SluSgabc  unb  beutfdjer  überfetjiung  ber 
alten  fpr.  Serfton  oon  «5!alilag  unb  ^  amnag»  (^pj. 
1876).  ©ine  SluStoabl  oon  5B.S  tleinern  Schriften 
gab  58eijenbergcr  (2  5Bbe.,  58erl.  1890—91;  mit 
einer  5Biograpbie  5B.S  oon  beffen  Jodler). 

»eng,  f.  o.  ro.  5Bbang  (f.  b.). 

©cngölcii  (fanStrit.  Vangalam,  jeht  inb.  58an. 
gala,  englifd)  Bengal),  JBejeichnung  für  oier  oer= 
idjiebene  geogr.  SBegriffe.  I.  ^n  toeitefter  ©ort= 
bebeutung  umfafete  bie  $r&fibentfdiaft  58.  beS  ^nbo- 
britifchen  ;KcU  ->  folgenbe  5BermaltungSbe]irte,  bie 
oon  58.  aus  ibre  ©arnifonen  erhielten  unb  gröfeten« 
teils  auch  noch  erhalten,  unb  oon  benen  bie  unter 
4—9  genannten  unmittelbar  unter  bem  Sketönig 
oon  5BritifaV3nbien  fteben:  1)  9tieberbengalen  (f. 
unten  III),  2)  bie  fog.  Slorbroeftprooinjen  mit  Dubb, 
3)  baS  Sanbf  *ab,  4 )  bie  Gentralprooin  jen  (feit  1 86 1), 
5)  Äurg,  6)  58ritifd)=58irma  (f.  58irma),  7)  Slffam, 
8)  8Xbfd)mir=anern>ara,  9)  58erar,  10)  ÜÄaifur;  baju 
tarnen  1 1)  oerfebiebene  Sributdrftaaten.  9Kt  &in- 
roeglaffung  oon  SDiaifur,  baS  feit  1881  trieb« 
ielbftänbig  unter  eigenem  9tabfd?a  ift,  mürbe  bie 
prdübentfcfaaft  58.  in  biefem  meiteften  Sinne  auf 
2128400  qkm  (1891)  165703200  Q.  jäbten.  (S. 
Starte:  Dftinbien  L  Sorberinbien.)  —  II.  Seit 
1854  rechnet  man  aber  jur  eiflcntltdjcu  $räfibeat' 
fdjaf  t  (nur  noch  in  58ejug  auf  OTilitdr-,  nidjt  mehr 
in  ber  dioilocrmaltung)  nur  Slieberbengalen  (cin-- 
fchliefelicb  Hotfd);58ibar  unb  oerfebiebene  Heinere 
Sributärftaaten),  bie  fog.  SRorbmeftprooinjen  mit 
Oubh,  baS  ^anbfebab,  Slffam  unb  Slbfd?mir 
Ü)lermara,  jufammen  1091473  qkm  mit  (1891) 
145 138 1 1 0(1. , barunter  96 759499 öüibu,  42976673 
SKobammebaner,3264271untultioiertegeiitergläu- 
bige  *erg=  unb  ©albbetoobner,  1401985  Sitb  (im 
ganjen  übrigen  3"bicn  einfd^liefeli*  Birmas  giebt 
eS  aufeerbem  nur  n  od?  505848  S  i  tb),322 384  (Sbriften, 
203974  58ubbbiften,  159427  3)fd?ain,  38749  Strja 
(Slcform^inbu,  befonberS  in  ben  9iorb»eftprooin: 
jen  unb  im  Sanbfdjab) ,  2648  58rabmo  ( meift  in 
Bengalen),  1605  3uben,  1076  parfei.  Sie  ift  bie 
umfangreichfte ,  am  ftdrtften  beoölterte  unb  ivii- 
tigfte  ber  brei  ^rdfibentfehaften  beS  ^nbobriti- 
feben  Geichs  (f.  Cftinbien),  toeld)e  bie  ^lufefofteme 
beS  5Brabmaputra,  beS  ©angeS  unb  beS  jinbuS, 
alfo  (mit  Sluefcblufe  oon  iRabfd?putaiia  unb  ber 
unabhängigen  cenrralinb.  Staaten)  ganj  31  orb« 


Digitized  by  Google 


Bengalen 


701 


inbien  nörblicb  pom  SBinbbjagebirge  umfaßt.  Sin 
ber  Spifcc  b«rfelben  wie  ber  übngen  $räfibent* 
fdjaften  unb  ßommiffariate  ftebt  ber  93icetönig=©e= 
ncralgounermur  mit  bcm  3nbifd)cn  SRate  (Viceroy 
ober  Governor-General  in  Council).  —  III.  Seit 
1854  93.  im  engem  Sinne,  b.  b.  bie  gegenwärtige 
J*icntenout«®ouüerncnrfd|of*  93.  ober  ber  Untern 
^Sroninjen  (Lower  Provinces),  fefct  meift  lieber* 
bengalen  (Lower  Bengal)  genannt,  beftcbt  au* 
ben  9  Sioifionen :  1)  ^ränbentfdmft*-.Sinif»on  <thc 
Presidency  Division)  mit  Äaltutta,  ber  £>auptftabt 
be*  ganjen  ^nbobritifcben  SReid)*,  2)  93arbroan, 
3)Mabfd?f(bobi,4)5)bata,5)2;fd)ittaflonfl,G)'ipatna/ 
7)  93bag.alpur,  8)  Oriffa  unb  9)  $i£butia:9tagpur, 
bot  einfdjliefelid)  Äotfd)»93ibar,  93erg:£ripura  (f. 
Jripura)  unb  24  tlcinerer  Staaten  in  2fdbutia=9?ag: 
pur  unb  Driffa  485295  qkm  unb  (1891)  74  643  360 
(!.  (barunter  47  821468  £inbu,  23658  347  W\o> 
bammebaner,  2753061  geiftcrgldubige  93erg;  unb 
Salbbemobner,  194717  93ubbbüten,  192484  Gbnf= 
ten,  7270  Sfcbain,  2546  93rabmo,  1447  3uben, 
417  Sitb,  179  $arfji)  unb  ftebt  unter  einem  Vieute; 
nant--@oupemeur,  bem  ein  Parlament  beigegeben 
ift.  Seit  etwa  1888  ift  bie  Sofaloerwaltung  in  93. 
größtenteils  wählbaren  einbeimifd)en  ©emevnbe 
rdten  anvertraut ;  t  a  o  SBablrecbt  ift  burd)  ben  Steuer 
cenfu*  befdjränlt.  Studj  läfet  man  feit  biefer  3«* 
eingeborene  ton  9*ana  in  6inil*  unb  Kriminal; 
fachen  als  unbezahlte  ebrenriebter  fungieren.  Sie 
Einnahmen  betrugen  im  <yinanjjabre  1897/98: 
202  834  930,  bie  «u^aben  103241 050  Mupien. 
93.  bat  vier  Tronin  jen :  93ibar  (f .  b.),  Driffa,  (liebbota: 
ober)  £fcbutia--9tagpur  unb  ba*  fog. (IV.) etgcntlii^c 
93.  (Bengal  proper).  Sic  ^JSrooinj  Bengal  proper 
beftebt  au*  fünf  Sinifionen:  ber  ^räfibcnticbaft*: 
Sinifion,  93arbman,  Stabfdjf djabi ,  Sbata  unb 
2fdnttagong,  unb  jdblt  (1891)  auf  182689  qkm 
38277339  6. 

Bobengeftaltnng.  Sie  £ieutenant:©ouoerneur= 
fdjaft  93.  (III.),  non  ber  im  ftolgenben  allein  bic 
Siebe  ift,  beftcbt  mit  Slu*nabmc  tbre*  fübl.  2eil*, 
ber  Brooin3  2fd>utia:9tagpur,  einer  fieb  welleiv 
förmtß  bis  gegen  1000  m  it.  b.  3R.  erbebenben 
93ergebcne,  unb  be*  öftlid)  an  biefelbc  angrenjcn= 
ben  Seil*  Äataf  ber  ^rcimu  Oriffa  fomie  be*  im 
9torboftcn  bc§  93ufen*  non  93.  gelegenen  Siftritt* 
Sfcbittagong  faft  aanj  au*  einem  febr  niebrig  ge= 
legenen  ftlacblanbe.  Ser  öimalaja,  burd)  SRepal, 
Sittim  unb  93botan  pon  93.  getrennt,  erftredt  fid? 
in  letjtere*  taum  noch  mit  feinen  unterften  Stu: 
fen  binein.  Sie  SRieberung  pon  93.  bilbet  bie  un* 
tem  Stromgebiete  bc*  ©angeö  unb  be*  93rabma^ 
putra.  3roifdjeu  ben  por  ber  ÜJlünbung  bc*  au* 
ber  Bereinigung  beiber  beroorgebenben  SJlegbna 
gelegenen  JHabnabab^nfeln  unb  ber  por  ber  9)tün- 
bung  be*  weftlicbften,  £ugli  genannten  3lrme*  be* 
©ange*  liegenben  3nfel  Sagar  erftreden  ftcb  bie 
Sunbarban  (f.  b.).  Surcb  bie  Bereinigung  be* 
93rabmaputra  mit  bem  ©ange*,  bie  Pielen  unb 
mächtigen  Stebenflüffe  ju  beiben  Seiten  be*  lehtern, 
feine  jablreicbcn,  häufig  miteinanber  in  93erbinbung 
ftebenben  3Rünbung*arme  ift  93.  ein*  ber  am  beften 
bewäfferten  unb  an  9Bafferwegen  reid)ften  Sänber  ber 
Grbe.  6*  mar  baber,  bi*  e*  in  perfdnebenen  9lid)= 
tungen  non  ßifenbabnen  burd)joaen  mürbe,  febr  arm 
an  £anbtoegen,  unb  aller  Berfebt  gefdxib  unb  ge= 
febiebt  aud)  jeht  no*  bauptfddlicb  ju  SBafier.  9J0n 
ben  93abnen  finb  bie  roidrtigften  unb  dltcften  bie 
Sinien  non  Äalfutta  nacb  ^iatna  unb  naa)  Silißuri. 


«Itma.  93ei  ber  boben,  26,7°  C.  betragenben  rnitt* 
lern  3abre«temperatur,  »clebe  rcäbrenb  be*  tälteften 
ü)tonat*  (Januar)  nur  auf  18,7  finft,  in  bem  beifje* 
ften  Monate  (!SWai)  aber  bi*  auf  41°  C.  fteigt,  trägt 
ber  ©anae*  baburd?,  bafe  er  fortmdbrenb  eine  ap 
maltige  SPlaffe  Sd)lammc*  mit  ftd)  naa>  unten  füprt 
unb  biefen  auf  bie  oon  ibm  burcbftrBmten  9liebc-- 
rungen  abfegt,  fobalb  er  mäbrenb  ber  periobifdjen 
JHegenjeit  über  feine  Ufer  tritt,  in  bobem  Ü)tafic  ju 
ber  auüeTorbentlid;en  ^rud)tbarfeit  non  93.  bei. 
Siefe  idbrlidjen,  ftd?  weit  über  ba*  Sclta  binauf 
erftredenben  überfebroemmungen  fefeen  namentlicb 
ba*  jrDifcben  bem  ©ange*  unb  bem  93rabmaputra 
gelegene  ilanb  auf  ^unberte  Pon  Ouabratmeilen 
unter  SBaffeT.  Ser  ÜHegenfall  ift  ftarf,  jabrlid?  im 
3nlanb«  133,  an  ber  Küfte  bi*  ju  203  cm. 

^flora.  Jjxmpterjeugniffe  ber  ^flanjenrcelt 
finb  Kei*,  ba*  £>auptnal)nmg*mittel,  in  einer 3Äenge 
pon  Spielarten,  Seijen,  ©erfte,  mebrere  Slrten  non 
Sorgbumbirfe,  9Hai*,  nerfebiebene  Cl=  unb  $ülfen= 
(rüdjte,  bie  jHicinu*:  unb  Sefamppansc,  3ngmer 
unb  Spanifcber  Pfeffer,  bie  meiften  curop.  unb  oiele 
einbeimifdbe  ©cmüfeartcn.  Bon  ^tuditbtiumen  »er= 
ben  bauptfädjlicb  Mangobäume,  ber  ganjbldtterige 
93rotfrud)tbaum  (Artocarpus  integrifolia  L.),  niele 
Birten  non  (Zitronen:  unb  Orangenbäumen,  Xama* 
rinben,  Äofo*-,  Sattel-  unb  Slrccapalmen,  93ana= 
nen,  ©uapa^  unb  Üttaulbeerbäume  gejogen.  93or= 
jug*meife  &anbel*pflamcn  ftnb  93aunnoolle ,  3n= 
bigo,  Kaffee,  3utc,  Saflor,  6anf,glad)*,  Jabaf, 
3udcrrobr  unb  SJlobn  (Opium).  9tad>  bem  fog.  3Jto= 
nopolfpftem  ift  ber  Snbau  be*  OTobn*  nur  in  au*= 
gewählten  93e)irlen  93.*  geftattet  unb  aua^  bier  nur 
in  befdjränltem  3Jlafee.  Ser  iKobftoff  mirb  bann  in 
ben  beiben  Gabrilen  ju  ^Jatna  unb  ©bafipur  für 
ben  Warft  perarbeitet.  93.  liefert  brei  fünftel  ber 
inb.  Opiumreoenuen.  1898  99  würbe  für  43 181 480 
Rupien  Opium  au*gefübrt.  3lud)  bat  bie^bectultur 
neuerbing*  einen  großen  Sluffännmg  genommen; 
1897/98  waren  127900  Slcre*  mit  2bee  bcpflanjt. 

pfonna*  6*  tommen  Elefanten,  Sibinoceroffe, 
wilbe  Sdnoeine,  Slntilopen,  öirfdjc,  iHcbe,  »Übe 
93üffel  unb  milbc  Odjfen,  pon  9(taubticrcn  2iger, 
s4Jantbcr,  93ären,  Sölfe,  i'udrfe  unb  §ü(bfc  foroie 
mebrere  Birten  milber  $>unbe  por.  93on  Slffen  wim- 
melt e*  in  allen  ffiälbcrn.  9Jon  6au*tieren  finben 
ftdj,  au^er  bem  gejäbmten  Glefanten,  93üffcl,  Slinber, 
Sdjweine,  Scbafe  unb  3iegen.  Sie  ^ferbe  fmb 
teil*  au*  2lrabien  unb  ^erfien  eingeführt,  teil*  in 
93.  non  einbeimifeber  "M\)c  gejeugt.  Severe  ftebeu 
bebeutenb  hinter  ben  erftern  jurüd.  31n  ©eflflgel 
ift  Überfluß.  Seibenraupen  unb  93ienen,  lehtere  na^ 
mcntlid)  be*  ©ad)fe*  wegen,  werben  gejogen. 

Mineral ieti.  Stud?  an  mineralifd)en  $robultcn 
ift  93.  febr  reieb.  ^n  93arbwan  finb  floblen*.  Gifen= 
unb  Äupferbergwcrlc.  3"  Pielen  tommen  Sampf = 
mafdnnen  jur  93crwenbung.  Sal)  wirb  in  Wenge 
in  ben  Sunbarban  unb  im  Siftrift  Und  gewonnen. 

sycöölfcrunfl.  Sie  ungebeure  Sidjtigleit  ber  9Je- 
oöllcrung  in  einjelnen  ©egenben  (im  Surdjfdjnitt 
beträgt  fie  184,  im  eigentlichen  93engalen  fogar  210 
Seelen  auf  1  qkm)  ift  eine  ber  Urfacben  ber  in  93. 
trotj  feiner  übcrfcbwenglicbcn  Jrucbtbarleit  fo  bäufig 
oorlommenben  öunger*nbte.  SRod)  1866  unb  1873 
— 74  tarnen  babureb  niele  feunberttaufenbe  um  ba* 
Ceben.  ©twa  ein  Sritteil  ber  93enölferung  (32,m 
^Jroj.)  beftebt  au*  Wobammebanern,  63^8^0?. 
fmb  ^inbu,  ber  9teft  bauptfäcblicb  93ubbbiften, 
ISbtiften  unb  unfultioierte  Ureinwobner  (f.  oben). 


Digitized  by  Google 


702 


Bengali  —  93engaliid)e8  geuer 


Die  2Robammebaner  fmb  aber  nur  jum  ricinften 
leite  Wacbtommcn  ber  alten  mobammeb.  Gröberer 
oon  öinbuftan,  fonbern  bauptfächlieb  im  Saufe  bet 
3cit  jum  3«lam  übergetretene  &inbu  ber  niebngften 
Mafien.  Diefelbcn,  ungleich  ©erteilt,  leben  auch  fei= 
ne*meg«  oorjugäweifc  an  ben  frühem  öauptftfcen 
ber  mobammeb.  ÜDladjtbaber.  ^bre  3ahl  ift  aud) 
im  3unebmcn.  fcauptipracben  fmb  ba«  Sengali 
(f.  33engalifd»e  Spradje  unb  fiitteratur),  ba«  Uria 
(f.  b.)  unb  ba«  i>inbuftani  (f.  b.).  98  $roj.  bet 
$)eoölterung  ftnb  Sanbbauer;  im  ganjen  fmb  nur 
88  Stdbte  mit  mehr  al«  20000  G.  oorpanben. 

Die  inldnbifd?e  ^nbnjrrie  bat  burcp  bie  maffem 
hafte,  ftet«  junebmenbe  Ginfubr  aller  nur  benl= 
baren  engl.  2Wanufatte  außerorbentlicb  gelitten. 
Die  f rüber  berühmten,  ausbreiteten  SJtuffeUn» 
Webereien  in  Dbata  ftnb  gleich  ben  33aummoU* 
Webereien  )u.  33alafor  faft  gdmlid)  ju  ©runbe  qc- 
gangen.  $jn  unb  um  Äalfutta  befteben  jeboeb  noeb 
jiemlid)  bebeutenbe  Gabrilen  oon  groben  33aum* 
wollitoffen  unb  (1896/97)  9  33aummoüfpinnereien, 
Segcltucbwebereien,  Seilereien,  3urffrraffinerien, 
Wumbrenncreien  unb  (Serbereien ;  bie  ^uteinbuftrie 
fleht  in  bober  93lüte.  &ucb  aiebt  e8  Heinere  @la3-, 
£eifen=,  flamm;  unb  Streicbboljfabriten,  außerbem 
befonber«  $apierfabriten.  Die  Wobrjuderraffmc= 
Tien  leiben  ftarl  burd?  bie  Wübcnjudereinfuhr.  3u 
©baftpur,  auf  bem  Hnlen  fiugliufer,  befinbet  ftdb 
eine  Stüdgießcrei,  wo  jährlich  gegen  200  Äanonen= 
robre  oerferttgt  werben  tönnen. 

tymbcl  unb  SSerlcljrSwefen.  Die  Äuefubr  beftebt 
hauptsächlich  au«  $pee  (jährlich  burebfebuittlid)  für 
100  SRiU.  2R.),  Cpium  (1898/9'J  für  43181480  Wu^ 
pie»),  Wei«  (46  984  360),  ^nbigo  (18  705530),  Sä= 
mereien  (41 147  560),  33aumrooUe  (6  769920),  3Bei- 
jen  (16200150  Wupien),  Wum,  3uder,  Salpeter, 
fiad,  Seibe,  Äaffee  unb  Sabal,  bie  Ginfuhr  oor= 
jüglid)  in  engl.  33aummollmanufaften,  Salj,  Gifen, 
Tupfer,  Stahl  unb  Gifcnwaren.  Die  Sluefubr  unb 
einfuhr  finben  faft  au«fd>licßlid)  über  ffaltutta 
ftatt.  1898,99  belief  fich  bie  ©efamtaugfubr  auf 
467 132980,  bie  Einfuhr  auf  279490050  Wupien. 
i'anbmege  vermitteln  ben  SJertcbr  mit  Wepal ,  Stt= 
(im,  33botan  unb  2ibet.  Durch  Gijenbabnen  (@e= 
famtlänge  31.  2Jldrj  1899  :  36195  km)  ftebt  33.  mit 
allen  Seilen  ber  Siorberinbifcben  iöalbinfcl  in  53er= 
binbung  (Gajt--3nbian=33abn,  Gaftem=33engal:33abn 
u.  a.).  Die  Darbfd>iling--f>imalaja--33abn  gehört  ju 
ben  großartigften  ©ebirgebabnen  ber  SBelt.  (S. 
.Viimalajababn.) 

©eftfjtdjre.  SJon  ber  dlteften  ©efebiebte  oon  33. 
(mit  äu«nahme  etwa  oon  Driffa)  ift  nur  wenig  be* 
fannt,  unb  biete«  Söcnige  befteht  jum  großen  Seil 
in  halb  mptbifeben  fiegenben.  Grft  mit  ben  Gin* 
fällen  bet  SWopammebaner  in  3nbien  werben  bie 
Uberlieferungen  »uoerläffiger.  1203  würbe  pon 
letitem  33ibar  erobert,  unb  1225  ganj  33.  mit  bem 
Weiche  Debli  vereinigt.  Später,  1279,  oerfuchtc  e« 
ber  ©ouoerneur  oon  93.,  Stograb,  oergeben«,  fich  un^ 
abhängig  ju  machen.  Äudj  bie  fpätern  Statthalter 
mieberbolten  ben  SBerfudj,  fo  bafe  bie  ©efchidite  oon 
33.  währenb  bev  ^Mittelalter*  nur  in  Revolutionen 
unb  Usurpationen  für  türjere  ober  längere  "int 
beftanb.  SJon  1539  bt«  1576  ftanb  33.  unter  bet 
afgban.  Dpnai'tie,  bie  con  ihrem  Stifter,  bem  ber= 
»orragenben  feerrfeber  unb  Erbauer  großartiger  SJer^ 
f  ebrSwege,  Scher  Schab  ben  tarnen  trägt.  (*rft  bem 
©rofemogul  Sfbar  gelang  e«,  33.  wieber  mit  bem 
Weiche  »on  Debli  ju  oereinigen.  Seit  1585  würbe 


e*  r>on  «Subabar»,  b.  h.  ^roüinjinhabern  verwaltet 
"Mi  bie  ^nglänbcr  1634  bie  (Srlaubmö  erhalten 
hatten,  in  33.  öanbel  m  treiben,  errichteten  fie  ba- 
felhft  ^altoreien  unb  breiteten  ftdb  mehr  unb  mebr 
aui.  Unter  ihren  e^attoreien  waren  bie  ju  öugli 
unb  Duaßimbafar  bie  bebeutenbjten.  1698  erhielten 
fte  tai  9ted?t,  biefelben  ui  bef eftigen.  3$ier  !3abre 
fpäter  petlegtcn  fte  bie  ^attorei  oon  .vuali  nach 
bem  gegenwärtigen  Äalfutta,  nad?bem  fte  biefen  Drt 
fowie  &utanati  unb  Qtobinbpur  angetauft  hatten. 
1756  pertrieb  ber  Statthalter  oon  33.,  Sirabfd?- 
ub>baula,  ein  erbitterter  ^einb  ber  ßnglänber, 
biefelben  au«  Ouafeimbafar  unb  rüdte  oor  Hab 
(utta,  weld?e«  ftd)  nach  furjer  3Jerteibigung  ergeben 
mußte.  146  gefangene  Gnglänber  würben  in  ein 
unter  bem  Warnen  «black  hole»  (fd)marje  ööble) 
berüchtigt  geworbene«  ©cfängni«  geworfen,  wo  ber 
größte ieiloon ihnen  umfam.  Der  ©cneralgouoer= 
neur  Glioe  aber  nahm  1757  flallutta  wieber  ein. 
Der  triebe  würbe  gefchloffen;  aber  febr  halb  fam  e« 
ju  neuen  geinbfeligleitcn,  welche  ju  ber  bie  üJtacbt 
ber(*nglänber  in^nbien  begrünbenben  Sdjlacht  oon 
si*alafchi  (englifd)  ^lafio)  führten.  Sknige  ^Vtbre 
fpäter,  1765,  würben  oon  bem  ©rofemogul  Schab 

[ am  bie  $rooin$en  (Suba)  33.,  33ihar  unb  Driffa 
an  bie  ©nglifch-Dltinbifchc  Gompagnie  übertragen. 
Die  weitere  gefd^ichtlicbe  föttwidlung  33.«  fällt  mit 
ber  Dftinbien«  jufammen. 

fiitteratur.  33gl.  Dalton,  Descriptive  eüino- 
logy  of  Bengal  (Ralf.  1872);  23arton,  Bengal.  An 
aecount  of  the  country  front  the  earliest  times 
(£onb.  1874) ;  Runter,  Statistical  aecount  of  Ben- 
gal (5  33be.,  ehb.  1875)  ;  SJlurrao,  Handbook  of  the 
Bengal  Presidency  (ebb.  1882);  Agricultural  and 
administrative  reform  in  Bengal.  By  a  Bengal 
Civilian  (ebb.  1883);  Runter,  The  Imperial  Ga- 
zetteer  of  India  (2.  Äufl.,  14  33be.,  ebb.  1885—87). 

löcngnli,  Unterabteilung  ber^rad)tfin!en(f.b.). 

Bengali,  f.  33cngalifdje  Spradbe  unb  Sitteratur. 

©engahn,  garbjtoft,  f.  3"buline. 

©engalifeber  ®o!f ,  ber  3Jorber»  unb  f>inter= 
inbten  trennenbe  Seil  be«  ^nbifdjen  Dccan«  (f.  b. 
nehft  Äarte).  Gr  enthält  befonber«  an  ben  Äüftcn 
mehrere  ^nfelgruppen,  bilbet  außer  ben  ftlußmün= 
bungen  wenige  33udjten,  bat  baber  auch  wenige  gute 
t>äfen,  wirb  aber  oon  jablreidien  Schiffen  belebt,  ba 
an  feiner  Worbfüfte  ber  3Öeltmar!t  Äalfutta  liegt. 
Gr  liegt  im  @ebiet  ber  3Ronfune  (f.  b.). 

üöcngaltfrtier  «»auf,  i.  CroUlaria. 

Menget liferice*  t>cucr,  ein  in  ber  Suftfeucr; 
mer!creifebrgebräuchlicbcr5euerwer!«faö,bCT  wegen 
feine«  intenftoen  &d>t«  jur Beleuchtung  oon  arößem 
Wäumen,  ®ebäubcfaciaben,33aumpartienu.f.w.  be^ 
nufct  wirb.  Durch  3ujafe  gewiffer  Stoffe  lann  man 
bem  33.  beliebige  Färbungen  geben.  Gin  bem 
weißen  33.  %.  ähnlicher  Sa&  wirb  füt  ben  Ärieg«^ 
gebrauch  »n  ben  fieudjtfadeln  unb  in  ber  Sfcrfefcung 
ber  Wateten  oerwenbet.  3(ucb  bie  bunten  ^euer 
finben  in  Signalfeuern  mebrfeitige  33erwenbung. 
Der  Wejepte  jum  jjttftellcn  be«  93.  ft.  giebt  e* 
eine  Unjabl;  nachftehenb  einige  ber  gebräuchlich' 
ften:  SBeiße  glamme:  7  ©ewicbt«teilc  Salpeter, 
2  Sdjwefel,  1  Sdjwefelantimon;  ober  16  SalpeteT, 
6  Schwefel,  4  Sdjwefelantimon;  ober  12  Salpeter, 
4  Schwefel,  1  Schwefelantimon  unb  3  SWeblpuloer. 
©rüne  flamme:  3  äaliumcblorat,  18  33arpum 
nitrat,  6  Sdbellad.  33laue  flamme:  6  Kalium 
djlorat,  8  fdjwefelfaure«  Äupfcrorpb^mmoniat,  3 
Scbellad.    Gelbe  glamme:  16  Äalifalpeta,  3 


Digitized  by 


SBengaltfdje  ©pradje  unb  ßitteratur  —  Senget 


703 


Jiatronfalpeter,  6  Schwefel.  1  öoljfoble.  :Hotc 
flamme:  3  Kaliuiwblorat,  18  Strontiumnitrat, 
6  Sdjellad.  Sic  JBcftanbteile  »»erben  oorfidjtig,  am 
beften  unter  ^ufafc  Don  2lIfot?ol,  gemengt  unb  fo= 
bann  ein  memo,  oerbidjtet;  bie  ÜJlifcbungen,  weldje 
Kaliumd?(orat  enthalten,  bürfen  niept  im  ÜJlörfer 
gemifebt  werben,  ba  fie  burdj  Stofe  oberSReibung 
crplobieren.  ?U»  Sdjwef el  ift  puloerifierter  Stangen* 
jcbwefel  (feine  Scbwefelblumen)  ju  oerwenben. 

ttengalifrfce  Sprache  unb  ^ittcrarur.  3>ie 
bengal.  (bangal.)Spracpe,  ba«  Bengali  (JBan* 

Sah),  eine  ber  neuern  inb.  Spraken,  wirb  in 
lengalen,  jwifdjen  bem  öftl.  öimalaja,  ber  fianb* 
fcfcaft  Slflam,  bem  JBengalifcben  SDteerbufen  unb 
Crina  oon  30  Vi  9JUII.  SWenfcbcn  gejprodjen.  SaS 
Bengali  pat  mebr  als  feine  Scpwefterfprad)cn 
SanSfritwörter  in  fid)  aufgenommen,  bauptfäcblid? 
jur  SBiebergabe  ber  mobernen  europ.  JBegriife.  Sie 
Sprache  beS  JüoltS,  bie  in  mehrere  Sialette  «r* 
fdllt,  ift  aber  baoon  unberübrt  geblieben.  Sic 
benaal.  fiitteratur  gebört  brei  ^ertoben  an. 
$u  ber  erften,  Dom  14.  bis  16.  ^iabrb.,  beftanb 
fie  auS  Sitaneien  (katan)  auf  5fnfcbna  unb  ber 
Sdnlbcrung  feiner  Liebesabenteuer.  Tic  bebeu^ 
tenbften  Siebter  jener  3eit  ftnb  JBibjäpati  2  bäfur 
(14.  ^abxb.)  unb  SfcpanbibaS  (15. 3abrp.).  3n  ber 
jweiten  ^eriobe,  oom  IG.  bis  18.  Sabrb.,  tritt 
ber  SdjioafultuS  allmÄblid)  neben  ben  jfrifcbna: 
fultuS,  naebbem  Sfdjaitanja  ben  Jßerfud?  einer  :Hc- 
form  unb  JBcrgeiftigung  beS  JHMfcbnuiSmuS  gemacht 
hatte.  Sen  Übergang  bilbet  ÄirtibaS  (16.  $abrb.), 
ber  baSÜHamajana  inSSengalijcfce  überfehte.  Unter 
ben  folgenben  Siebtem  fmb  ORulunba  9iam,  be= 
(annter  unter  bem  tarnen  ftabi  Aantan,  unb  SBfcarat 
Sfcbanbra  9tai  bie  beroorragenbften.  3m  17.  Sabrb. 
überfe|te  ÄäfibäS  baS  aflababbarata  ins  Sflena.a- 
lifcbe.  —  Sic  britte  bengaL  Citteraturpertobe 
(19.3abrb.)  ift  bie  3eit  europ.  GinflufieS.  (?S  fteben 
fiep  ba  jwei  Älaffen  oon  Scbriftftellern  gegenüber, 
bie  man  als  bie  SanStritiften  unb  Hngliciften  be- 
zeichnet bat.  Sie  erftem  nehmen  ihre  Stoffe  auS  ber 
SanSfritlitteratur  unb  ibre  Sprache  ift  überlaben 
mit  Sebnwörtern  aus  bem  SanSfrit,  fcbwülftig  unb 
affeftiert.  Sie  Slngliciftcn  ober  bie  jünaere  Schule 
uebmen  ben  Stoff  ;u  ibren  ©ebiebten,  Sdjaufpielen 
unb  IWoocllcn  jum  großen  Seil  aus  bem  tdgliajen 
geben.  Sie  3abl  ibrer  28crfc  ift  feljr  bebeutenb, 
ber  2öert  berfelben  febr  oerfefneben.  3»  nennen 
fmb  befonberS  *piari  Jfdjanb  SRitra,  ber  unter 
bem  ^ieubonpm  Scltfcbanb^äfur  febreibt  unb 
bie  beftc  bengal.  91oocllc  «Alaler  gharcr  dulat» 
oerfafite,  bieu.bX«TheSpoiltBoy»  1882inSGng= 
lifdjc  überfefit  würbe.  (Sin  feb,  r  frud)tbarer  Sd?rift= 
fteller  ift  ferner  SJticbael  SJtabbufüban  Satt,  herunter 
anberm  ein  größeres  (fpoS,  baS  «Meghn&dbadh 
Kabja»  febrieb.  SluSgeieicbnet  bureb  fatir.  Schübe* 
rung  beS  CebenS  feiner  fianbeleutc  ift  Äaliprafanna 
Singb,  ber  unter  bem  ^feubonpm  tmtom  fdjreibt. 
3u  ertodbnen  fmb  nod)  Sinabanbbu  9Jtttra,  »on 
bem  befonberS  baS  Srama  «Nil  Darpan»  («^nbigo- 
Spicgel»,  eine  Sdjilberung  ber  ÜKifeftdnbe  auf  einer 
^nbigopflanjung)  befannt  unb  mit  einer  Ginleitung 
oon  3.  Song  oon  einem  ©inßeborenen  inS  enßlifcbc 
überfetjt  morben  ift  (Äalf.  1861),  unb  iöanlima 
2fa>anbra  Jfdjattopabbiaja,  beffen  SRowlle  «Diu- 
Rcssa  Naudini«  febr  oerbreitet  ift,  englifd)  oon 
Jfdjaru  Jfdjanbra  5«ooferiee  u.  b.  2.  «The  Chief- 
tains Daughter»  (Äalf.  1880).  $n  neuerer  3eit  bat 
man  au*  angefangen,  bie  t-oltStümliaVn  Sdjau* 


fpiele,  bie  Jatras,  »ieber  ju  beleben.  Sigl.  barüber 
3Ufttanta3;fd7attopabbiaia,3nb.Gf)apS(3ür.l883). 
über  bie  bengal.  fiitteratur  überhaupt  t>gl.  Calcatu 
Review,  3lpril  1871;  Sutt,  The  literature  of  Ben- 
gal (neue  SluSg.,  Kalf.  1895).  6ebr  jablretd)  finb 
bie  periobifeben  3eitfdjriften,  baruntcr  13  grofee 
3eitungen  n  Bengali,  roic  überhaupt  jdl^rlidj  eine 
febr  gro&e  3abl  »on  Srudf^riften  in  Bengali  er= 
fdjeint.  Gine  ©rammattf  beS  Sengalifcben  (1821) 
unb  ein  SEBörterbud?  (fionb.  1834)  oon  6augb.ton, 
(Srammatifcn  ferner  »on  f)ate$  (Stall  1847)  unb 
ftorbes  (Üonb.  1862),  bie  beftc  r»on  Sdjama  3;fd?a: 
ran  Sirfar  (2.Stufl.,  jfalf.  1861);  ferner  JöeameS, 
Grammar  of  the  Bengali  langtiage  (fionb.  1891; 
neue  SluSg.  1894);  5lidjollS,  Manual  of  Bengali 
language  (ebb.  1894).  [(f.  b.). 

©cngaliftcit,  Unterabteilung  ber  $rad)tfinfen 

fBeitgaüt,  3folationSmaterial,  f.  ©b.  17. 

«cngalrofe,  ebelrofenflaffe,  f.  5Hofe. 

«engaft  ( 58  e n = ©  b a  j  i ),  öauptftabt  oon  JBarfa 
unb  Ofttripolis  foroie  beS  türf.  ffiilajetS  JB.,  nfldjft 
Tripolis  ber  roidbtigfte  öafen  (1898:48773  t)  ber 
unmittelbaren  Sefitnmgen  ber  Pforte  in  3lfrifa,  liegt 
an  ber  Dftfüfte  ber  ©rotien  Sprte  auf  einer  V?anb- 
junge,  burd?  eine  Gtranblagune  oom  ^eftlanbe  ge- 
trennt. Stuf  ber  Spifce  ber  SanMunge  liegt  baS 
grofee,  aber  baufällige  fiafteü,  im  ^nnern  baS  9te= 
gierungSgebdubc,  bie  Äafeme  für  bte  93efa&ungr>on 
500  SJfann  unb  baS  neuerbingS  erbaute  ^raniiS^ 
fanerll  öfter  mit  ber  tatb.  Äird>e.  Sie  Srunnen  ber 
Stabt  haben  nur  bradigeS  Söaffer,  fo  bafi  bas  £rint= 
roaffer  aus  bem  Sorfe  Sauani  herbeigeholt  »erben 
mufi.  Ser  £>afen  ift  nur  nod>  Schiffen  oon  21/«  m 
Jiefgang  jugänglid?  unb  ©erfanbet  immer  me^r. 
Sie  Sctjölferung  hat  ftd)  infolge  beS  früber  leb' 
haften  ÄaratoanenoerfehrS  ftarl  mit  Siegern  gemif djt 
unb  beträgt  mit  Ginfdjlufr  ber  fdjon  feit  ben  3eiten 
ber  ^Jtolemäer  b,ier  fi&enben  Israeliten  (an  2500) 
etwa  15000  G. ,  baüon  (Suropder  (SDlaltefer,  3ta= 
Hener,  ®riedjen)  1200.  Sie  Stabt  ift  Si&  eines 
KaimatamS,  ber  an  bie  Pforte  eine  Ulbgabe  oon  4000 
deuteln  (etma  4  WxÜ.  %ti.)  jablt.  Sie  $a)are  ftnb 
jiemlid;  gut  oerfeben,  unb  ber  £>anbel,  obfd)on  feit 
ber  (Snnoertung  ber  Straut)enfebern  jurüdgegangen, 
}iemlicb  bebeutenb;  eingeführt  toerben  JBaumtoolb 
unb  Üüollwaren,  Gifentoaren,  Sroguen  unb  Cl,  auS= 
geführt  Elfenbein,  Jfrapp,  Strauftcnfebern  unb  oor 
allem  Sd?lacbtoieh  unb  Lebensmittel  nad>  Wlalta. 
SaS  umgebenbe  £anb  ift  fruchtbar  unb  toirb  oon  ben 
3)etoob.nern  bebaut.  JB.  ift  baS  alte  SBerenice  (f.  b.) 
in  Rprenaita,  oon  bem  nod)  tiefte  oorhanben  finb. 

&enge(,  Schlagroaffe,  f.  Ü)torgenftern;  Seil  ber 
&anbpref)e  (v^rctjbengel),  f.  93ud)binberei  unb 
JBucbbrudertunft. 

©enge!,  ^ob.Sllbr.,  prot.  3$  eolofl,  geb.  24. 3unt 
1687  ju  SDinnenben  in  Württemberg ,  ftubierte  in 
Bübingen,  warb  1707  SBitar  ju  Dietlingen  bei  Urach, 
1708  Repetent  am  Sübinger  Stift,  1713  ^rebiger 
unb  Älofterprdceptor,  b.  b.  ^rofe||or,  am  Seminar 
ju  Sentenborf,  1741  tropft  ju  öerbreebtingen,  1749 
tfonftftorialrat  unb  Prälat  ju  HlpirSbad).  6r  ftarh 
2.  9loo.  1752.  JB.  ift  SBegrünber  beS  biblifchen 
*H  e  a  l  i  S  m  u  S ,  ber  nicht  f  oioobl  ba3  auS  ber  per= 
fönlid^en  ©rfabrung^  beS  frommen  ©emütl  ober 
auS  ber  religiöfen  topetulation  getoonnene  Spftem 
burd>  einjelne  Sprüche  ber  Schrift  bewahrheiten, 
f onbern  erft  auS  ber  als  organifdjeS  ©anjeS  betrad?' 
teten  Schrift  ein  Spftem  unbebingt  aeltenl^r  reli-- 
giöfer  SBabrbeit  gewinnen  will.  JBon  feinen  Schrif-- 


Digitized  by  Google 


704  S8en.@f)aai  - 

ten  fmb  hemorjuheben:  «Ghrfldrte  Offenbarung  ^o- 
banni*»  (Stuttg.  1740;  SHeutl.  1856  u.  ö.),  «Ordo 
temporum  a  principio  per  periodos  oeconomiae 
divinae  historicus  atque  propheticus»  1 2  nb.  1741), 
bie  beibe  ba*  lOOOjäbrige  Neid?  ©tjrifti  auf  1836 
feftfcHten  (f.  GbUia*mu*),  bie  Iritifcbe  Au*aabe 
be*  Weuen  Jcftament*  (tüb.  1734),  ber  äu&erft 
Kare  Kommentar  oGnomon  Novi  Testamenti» 
(ebb.  1742  u.  ö.;  neu  hg.  von  Steubel,  5.  Aufl., 
2  23be.,  Stuttg.  1860;  beutfdj  ton  Söerner,  3. Aufl., 
53af .  1876 ;  neue  bcutfcbe  Bearbeitung  in  ber  «23tblio- 
t^et  tbeol.  Älaffifcr»,  23b.  49  —  54,  @ott?a  1894), 
ber  aber  fdjrofi  bie  3nfpiration  oertrat,  tote  auch 
«60  erbaulieb e  iHeben  über  bie  Offenbarung»  (Stuttg. 
1747)  unb  «23elrdfttgte*  3«ugnt*  ber  29abrheit» 
(ebb.  1748).  25er  «Abrife  ber  23rübergcmeine»  (ebb. 
1751)  menbet  fid)  gegen  beren  einfeitige  23lut=  unb 
2Bunbentbeologie.  —  ÜBgl.  23urt,  93.^  Sehen  unb 
SBirten  (6tuttg.  1831);  berf.,  23.«  litterar.  23rief= 
wedjfel  (ebb.  1836);  2Bdd>ter,  Johann  Albrcdjt  23. 
(ebb.  1865) ;  berf.,  23.  unb  Ctinger  ((3üter*loh  1886) ; 
«Reiff,  93.  unb  feine  Schule  (öeibelb.  1882);  Neftle, 
SB.  al*  (Mebrter  (Süb.  1893);  Ablquit,  Joh.  Albr. 
B.  En  Lifsbild  (Göteborg  1896). 

>tfcn  ;<96a&i,  Stabt,  f.  23engaft. 

Renaler,  eine  ftitteraefcllfcbaft  be*  rbein.  unb 
weftfäl.  Abel*  mr  23eldmpfung  be*  Sanbgrafen  6er= 
mann  uon  öefien  unb  be*  23i|d?of*  ton  $aberborn, 
Gnbe  be«  14.  ^abrb-,  benannt  nacb  ihrem  3<i4<n, 
einem  ftlbernen  Knüppel  (23engel),  ben  fie  auf  ber 
©ruft  trugen,  ferner  bie&enfo  bie  Flagellanten  (f.  b.). 

©eugu  eil a,  T 1 1 in  Et ,  Seebanbel*plah  unb  23abn= 
topfftation  in  ber  portua.  Kolonie  Angola  (f.  b.). 

tiBcngucllaftrom,  f.  iltlantifd?er  Dcean. 

«euba  ebttfal,  dgppt.  Stabt,  f.  23b.  17. 

©eiti,  23eni  ober  Udjapara,  Strom  in  ber 
fübameril.  JHepublil  23olima,  cntücbt  au«  mehrern 
Ouellflüffen  (beren  b^uptidcblicbftcr  ber  SRio  be  la 
$aj)  im  91orbmeften  ton  2a  sJ3a3  auf  ben  Dftab 
bangen  ber  Anben  ton  23olh)ia,  erhält  von  tiefen 
linl*  mehrere  wafferrciebe  9iebenflüffe,  fliefet  in  vor- 
wiegenb  nörbl.  JHidjtung  bureb.  ba«  Separt.  2a  "3aj, 
wenbet  fid?  im  2>epartamento  93.  nach  SJorboften 
unb  oereinigt  fid?  nad;  einem  Saufe  von  etwa 
1500  km  bei  einer  Üiefe  uon  juletst  55  m  mit  bem 
9Uo  SDlamore1,  ber  ton  bter  ab  ben  tarnen  SJia-- 
beira  annimmt,  bellen  maiierreicbfter  Ouellflufe  ber 
93.  ift.  —  2>a«  2)epartamento  dl  23eni,  ba* 
grofite  unb  nörblidjfte  ber  SRepublil  23olitia,  gren3t 
im  SB.  an  ^eru,  im  9t.  unb  0.  an  93rafilien,  im 
6.  an  bie  2>cpartamento*  i'a^aj,  ISocbabamba  unb 
Sta.  Gruj,  jäblt  auf  über  700000  qkm  aber  nur 
26750  (*.,  abgegeben  ton  ben  nomabifierenben 
roilben  3nbianern  (iDlojo  u.  a.).  35a*  jum  groficn 
Seile  nod?  unerforfdjte  Separtamento  jerfällt  in  bie 
oier  $rooin}en  (laupolican,  äJiofod,  9)uracarc$  unb 
©uarapoS  unb  ift  nur  im  6©.  gebirgig  (Siena 
ton  Slpolobamba  unb  anbere  3Iu*laufer  ber  (Sor: 
billeren),  im  übrigen  eben  unb  oon  fumpfigen  unb 
feercieben  Urmdlberu  faft  ganj  bebeett.  ^auptort 
unweit  be*  iHio  SOtamore'  ift  2  r  i  n  i  b  a  b  mit  6750  Q. 

Oeni  "21m er ,  ein  mobammebanifd)er,  ben  £a= 
mitenobllern  jugeböriger  Slomabenjtamm  im  Canbe 
93arata  (f.  b.  unb  Harte:  Slbeifinien  u.  f. 
93b.  1 7 )  unb  in  ber  n orböftli cb  bat  or  liegenben  Üüftem 
ebene  Söbel  ober  6abil.  5)ie  93. 21.,  beren  3abl  auf 
bbcbftend  200000  gefdpdgt  toirb,  reben  teil«  bie 
93ebjaf  (f.  93ifd?arin),  teil«  bie  ligrefpradje  unb  bc 
fte^en  au§  ben  unterworfenen  öaffa  unb  Sebaroi 


SBcni  9Kjab 

unb  ben  berrfefeenben  9tebtab  unb  93elu.  Cberftcr 
6err  ift  oai  Aamilienbaupt  ber  9iebtab,  icolel  r,c 
nannt;  bod?  roaren  fiebern  Sbebio  tributpflid?ttg, 
big  fte  in  bie  ^ntereffrafpbdre  ber  ital.  ftolomc 
(hptbrda  famen.  3bte  ^nbuftrie  befebränft  fid?  auf 
baä  Älecbten  Don  ^almenmatten  unb  Anfertigung 
von  fieberarbeiten.  —  9igl.  öeuglin,  Steife  in  3corb^ 
oftafrifa  (2  93be.,  93raunfd?m.  1877). 

^enicario,  Stabt  in  ber  fpan.  tyxovmi  &*s 
ftellon  be  la  93lana  im  ehemaligen  H5nigreid>  93a< 
lencia,  am  SDlittelmcere,  an  ber  fiinie  almanfa* 
Valencia -  Jarragona,  bat  (1897)  7160  6.,  «King* 
mauern,  ein  alteäftaftell  unb  eine  feböne  h ndw  311* 
93erfcbiffung*ort  bed  nacb  93.  benannten  febr  be= 
liebten  iHotmeind,  ber  in  ber  Umgebung  in  febr 
großer  a)lenge  gewonnen  wirb,  hat  bie  Stabt  in 
ber  9leuieit  gröfeere  93ebeutung  erlangt,  tiefer 
3Bein  gept  bauptfdcblicb  nad)  ijrantreuf  unb  (fug* 
lanb,  wo  man  ibn  jur  3Jerfdmeibung  be*  93orbeauy- 
roetn*  ober  ßlaret  ©errrenbet. 

^ciiinfn^a  j,f  a  (fpr.  -ni&K), ungar.  Xicbterin, 

©enianttöt(lat.),@üte.  [f.93aüa,^ofepb. 

iBenifjaffan,  2)orf  in  SRitteldgppten ,  auf  bem 
öftl.  Ufer  be*  9?ilS,  berühmt  burd)  feine  bod?  in 
ber  Jbalroanb  eingebauenen  gelfengräber  (f.  Safel: 
jlgpptifdje  ftunft  I,  4).  Xit  Anlage  ber 
©rdber  fdllt  in  bie  12.  ÜJlauethonifche  $pnaftie,  alf 0 
in  ba*  mittlere  Neid?  (etwa  2200—1900  v.  (ihr.). 
?ie  6tabt,  )u  ber  fie  geborten,  bat  feine  Ruinen 
jurüdgclaffen.  SQ3abrfä>einli(b  mürbe  fie  oon  ben 
JDplfo*,  bie  um  1700  v.  Gbr.  Mgppten  unteriotbten, 
jerftört.  2>ic  nörblidjften  ©rablammern  ber  %t\\<n- 
grdber  ftnb  bie  dlteften  unb  am  reiebften  au*geführ> 
ten.  Bit  enthalten  überau*  wichtige  2)arftellungen 
unb  ^nfdjriften  jut  polit.  unb  ftulturgefcbicbte  be« 
mittlem  iKeidb*.  —  6ine  befonbere  93erübmtbcit 
haben  bie  ®rdber  von  23.  noeb  burd?  bie  oerf  ebiebenen 
Arten  oon  Sd  ulen,  bie  in  ihnen  oerrreten  fmb,  er= 
halten.  Qi  finbet  ftcb  in  ihnen  bie  au«  bem  meredw 
gen  Pfeiler  bureb  Abfantung  ber  mer  fdjarfen  (rden 
entftanbene  aebtfeitige  Sdule  mit  93afi*  unb  Aba- 
cu*  (aber  ohne  Üapitdl),  ferner  bie  16|eitige  6dule, 
bie  au*  ber  aebtfeitigen  bureb  abermalige*  Abjcbla^ 
gen  ber  Kanten  entftanben  ift  unb  bei  ber  man  bann 
bie  einjelnen  Seiten  (eicht  audgeb&blt,  b.  b.  tanne^ 
liert  bat.  S)ie  lefttgenannte  Sdule  bat  eine  gewifie 
4ibnlid?teit  mit  ber  borifebm  unb  ift  be*balb  von 
Ghampollion  a(«  bie  protoborifebe  bejeiebnet  wot; 
ben.  2>ocb  beftebt  lein  innerer  3ufammcnbang  ber 
bor.  unb  protobor.  Säule.  Aud)  bie  bereit*  au* 
älterer  \ a  belannteSdulemttffnofpenlapitäl  finbet 
fich  in  93.  Sie  ftellt  4  £oto*ftenael  bar,  bie  fo  ju= 
fammengebunben  ftnb,  ba|  bie  Stengel  ben  Scbaft 
unb  bie  Knofpen  ba*  Äapttdl  ber  Sdule  bilben. 

©eni  SWfäb  (93eni  SR'jäb)  ober  aW'ja» 
biten,  ein  93erberftamm  am  Slanbe  ober  bereit« 
innerhalb  ber  Sahara  (f.  Äarte :  A  l  g  e  r  i  c  n  u.  f.  w.), 
ba*  füblidjfte  93olt,  ba*  bie  franj.  ^errfebaf t  in  Ab 
gerien  anerfennt,  einen  Jeil  be*  Territoire  de  com- 
mandement  im  Separt.  Algier  ( f.  Algerien ,  23er» 
fa||ung  unb  93ermaltung)  bilbet  unb  oier  Cafen  be» 
wohnt,  ton  benen  bie  be*  ©abüÜJtei'ab  bie  grefete 
ift.  Au^er  bem  ?fluj$  «Dlefab  hat  bie  Cafe  Diele 
23runnen  unb,  ba  iHegcn  nicht  mangelt,  audj  ®dr- 
ten  unb  itolmenpflanjungen.  2)a«  Plateau  felbit 
ift  entblöiteT  gel*,  wo  einige  ©rdfer  fpdrlidj  fort-- 
lommm.  Jroftbem  finben  bort  ba*  ÜÖiufflon  unb 
ba*  Ouineajdjmein  ihre  9Iahmng.  2)ie  23.  IN.  jdblen 
mit  Au*fd?luft  bet  3000  im  3>ü  anfdffigen  Häuf. 


Digitized  by  Google 


iöcniu  —  Benjamin  (©oljn  ZdoH) 


705 


Icutc  unb  Arbeiter  50—60000  Köpfe  unb  wohnen in  I 
neben  mit  ÜWauern  umgebeneu  Stätten,  ^n  Sllgc*  \ 
rien  gelten  fie  als  ber  rübrigfte  unb  banbeletbätigfte 
SBollSftamm.  SBielc  aJVjabitcn  wanbern  nadb  ber 
Stabt  SUIgier  unb  anbetn  öanbelSplätien  unD  ^n\,(n 
bort  ihren  Grwerb  als  SBabclncdjte  in  ben  maur. 
SBäbcrn,  in  SaMäcbtereien  unb  im  SJtüblenbetrieb 
ober  im  feanbet  für  bie  £>eimat,  inbem  fte  beren 
jfjauptprobutt,  bie  Datteln,  biet  »erlaufen  unb  bafür 
befonbcrS  ©ctreibe  einlaufen.  3Jleijt  lehren  fte  na<p 
einigen  fahren  mit  ben  Grfpamitien  in  ihre  Cafe 
jurüd.  Sie  SR'jabitcn  jählen  ju  feiner  ber  Pier 
orthoboren  ober  funnitifeben  Selten,  fonbern  bul= 
bigen  bemfelben  ©tauben  wie  bie  arab.  SEBabhäbiten 
unb  finb  auS  bem  fübl.  -Teile  von  ÜuniS  wegen  :'>U- 
ligionSoerfolgungen  nach  iptem  icfcigcn  Sßobnfifce 
gewanbert.  —  öauptftabt  unb  widjtigftcr  &aubelS= 
platt  beS  SanbeS  ift  ©barbapa  am  SDtefab  w»t 
(18%)  30324,  als  ©emeinbe  45G22  iwiidjen 
brei  SBergen,  etn>a  165  km  im  SSO.  Pon  Sagbuat 
unb  im  WfW.  Pon  ©arßla,  wo  jetjt  bie  Stammteile 
ber  neu  gegrfinbeten  Sabaratruppcn  liegen. 

sBcnm,  früber  ber  9tame  für  ben  ganjen  öftl. 
Seil  pon  Cberguinea  (f.  Karte:  ©uinea),  pon  ber 
Ecünbung  beS  SBolta  oftmärtS  über  baS  Selta  beS 
Siiflcr  binauS  bis  an  ben  :'iic  bei  iHep  im  innerften 
Seil  beS  SWeerbufenS  oon  ©uinea.  3>iefeS  auSge= 
bebnte  Küftengebiet,  in  roeldjem  baS  pielarmige 
91igerbelta  feewärtS  üorfpringt  unb  ben@olf  pon 
SB.  im  SB.  pon  bem  ©olf  pon  SBiafra  im  Ö.  febeibet, 
mar  bis  in  bie  SDlitte  beS  19.  ^abth.  ber  «auptfit*  beS 
SllapenbanbelS.  GS  lvurbebe^balbaucb  bie  6 Hä- 
ven lüfte  (f.  b.)  genannt,  melden  'Hamen  man  fpä- 
ter  auf  ben  weftl.  Jeil  befdjrdnlte.  7  urd)  bie  Qt* 
mübungen  ber  G  nglänber  ift  an  bie  Stelle  beS  SRau 
fcbenbanbclö  allmählich  ber  £anbcl  mit  $almöl  in 
grofeem  iJtaftftabe  getreten.  3m  engern  -sinne  per= 
üanb  man  früher  unter  58.  ein  befpotifcheS  SRegcr- 
reid),  baS  fiep  Pom  Oftenbe  ber  fiagune  Cffa,  an 
beren  SBefteingange  1'agoS  (f.  b.)  Hegt,  über  baS 
5iigerbelta  hinaus  bis  jurÜJlünbung  beS  Clb:(Sa= 
labar  erftredte.  ©olfe  be  SBcnin  mürbe  baS  Äüften 
gebietbcSPonbengranjofenerobertenTabome(f.b.) 
1893—94  offuiell  genannt. 

Gin  SR  e  i  <p  SB.  ober  ber  SB  e  n  in  *  9i  e  g  e  r  beft  ebt  noch, 
je&t  nörblidj  Pom  91igerbelta,  pon  ber  ÜJtünbung 
beS  JorcaboS  läng*  ber  SJleereStüfte  bis  jur  CagoSs 
lagune,  nacb  bem  Innern  bis  jum  feauptftrom 
c  e  i  Sliger  ficb  audbebnenb  unb  in  ber  Glitte  von  bem 
^lu^SBcninburd^fcbnitten.ber  burd;  bie  Bereinigung 
bed  SBani  (ober  obern  SBenin)  mit  bem  titlnepe 
flufe  eine  fd?iffbare  2Bafferftra^e  bilbet  unb  nalje 
ber  3Rünbung  ben  ©tooto  pon  Horben  aufnimmt. 
Xie  Küfte  von  SB.  ift  flad)  unb  pielfadj  jerriffen  bureb 
eine  SWenge  perfumpfenber  ^lu^arme,  im  3"nern 
fteigt  baä  fianb  aUmäblicb.  (m  2500  m)  an.  Hai 
Älima,  namentlich  an  ben  ftlufcmünbungen ,  ge= 
bort  ju  ben  perrufenften  ber  Stlapenlüfte.  5)er  SBo- 
ben  ift  frud>tbar  unb  erjeugt  Halmen,  "JleiS,  9)amä 
unb  überbaupt  alle  ^robufte  ©uineaä.  s-Bemopnt  ift 
-i).  pon  ben  triegerifepen  unb  .vanbd  treibenben  ,V!ri 
jmifeben  SBenin  unb  ^orcabod,  bie  1894  pon  ben 
(Sngldnbern  ;.u  friebltcbem  iBerb.alten  gezwungen 
würben ;  pon  ben  ilUabin  jroif tt cn  SBeniu  unb  ber 
2agodlagune  unb  pon  ben  Sobo  im  ^nnern,  jroi= 
fdjen  bem  5öani=  unb  6tt>iopeflufe,  bie  ttd)  ber  6tla= 
nenraubjüge  faum  ju  erroebren  oermögen.  3"  ®« 
berrf (pte  Gnbe  bed  16. unb  im  1 7. 3abrb.  grofee Hunit= 
fertigleit  in  Glfenbeinfcbniberci  unb  iBronjegufi. 

«roifftauV  ßonBfrfotion*.fiftitoii.  14.  WiifL  St.«.  IL 


£ie  öauptftabt  3J.  liegt  im  SBiitncnlaub,  40  km 
Dom  ©rooto  unb  24  kra  oom  SUani  entfernt;  f»c 
jablte  früber  gegen  15000  (f.  —  SB.  mürbe  1481 
non  bem  ^ortugiefen  Siogo  Gäo,  ben  ber  9lürn= 
berger  SRattin  SBcbaim  begleitete,  entbedt  unb  148<*> 
t?on  Sllfonfo  be  Slpeiro  befuebt;  1786  grünbeten 
^ranjofen  an  ber  ÜJlünbung  beS  bluffe*  lieber» 
laffungen,  bie  1792  pon  ben  ©ngldubern  jerftört 
mürben.  1885  erlldrteenglanb  feine  Scbu&berrfcbaft 
über  SB.,  bie  ei  ieboeb  nur  nominell  aueübte,  unb 
intorporierte  ci  bem  Diigerproteftorat.  ^in  ©moto 
unb  in  Sapele  am  2öani  mürben  militär.  Soften 
crridjtct.  35er  flönig  pon  SB.  aber  fdjlofe  fidj  bart^ 
uädia  gegen  bie  Europäer  ab.  Surdb  mafienbaftc 
'JJlenfcbenopfer  unb  Sllapenjagben,  unterftü^t  pon 
ben  getifdjpricftern,  bebauptete  er  feine  Sdjreden^ 
b,  errfebaft.  SIU  eine  frieblicpe  engl,  ©efanbtfcbaft 
nad)  ber öauptftabt  aufbrach,  lief-  er  biefe  4.  3an. 
1897,  jmei  Stunben  pon  SB.  entfernt,  nieberme^eln. 
Gine  brit.  Straferpebition  eroberte  18.  Jcbr.  bie 
Stabt  SB.  unb  fübrte  ben  König  gefangen  »eg.  3«i 
SB.  mürbe  bann  bie  brit.  SBermaltung  eingerichtet. 

Benlncasa  Sari,  ^flanjengattung  aui  ber 
Familie  ber  Cucurbitaceen  (f.  b.),  Pon  ber  eine  ein= 
jige  Srt,  bie  in  ben  Jropen  Slften«  einbeimifAe  B. 
cerifera  Savi,  befannt  ift.  Qi  ift  eine  einjdbrige 
^flame,  tried?enb  unb  mit  gelben  cinbduftgen  SBlü= 
ten.  2)ie  ^ruebt  ift  grofe,  fleifdjig,  entbdlt  febr  piele 
Samen  unb  trägt  auften  eine  jiemlicp  bide  ^«acb*- 
(rufte.  Hai  Kraut  rieebt  mofcbuSartig.  Ü)ie$flame 
wirb  foroobl  in  Dftinbien  ali  im  tropifdpen  Slfrifa 
unb  Slmerita  ber  efebaren  ftrüdjte  falber,  in  Europa 
bäung  ali  äierpflanje  tultipiert. 

©eni  ®ucf,  $ropin}  im  untern  Witteldgppten, 
pat  auf  1221  qkm  Kulturlanb  (1897)  314454  G., 
grenjt  tm  %  an  ©ifeb  unb  gajum,  im  S.  an  Stfo« 
jeb;  nad)  S.  reiebt  fie  b\i  an  baä  Slbu:©ebirge.  Tie 
erft  ber  neuern  ©efebiebte  angebörenbe  ^auptftabt 
SB.  S.,  28  m  boeb,  einer  ber  öauptbanbelaplätie  bti 
^anbeS,  tintd  Pom  unb  an  ber  6ifenbapn  Kairo: 
Siut,  liegt  in  fruchtbarer  ©egenb,  ift  ber  ^flfenpIaH 
für  ba$  (^ajum,  bat  et  um  10 000  6.  unb  eine  grofic 
StaatäbaumrooUmanufattur.  3"  ber  9li5be  wirb  ju 
Öb^en  bti  ^eiligen  Scbilfani  jebeä  ^rübialjr  eine 
ftart  befuebte  ÜNeffe  gehalten. 

©eniami«  (hebr.,  «Sohn  bei  ©lüds»,  richtiger: 
Sohn  ber  3Redjten,  mit  SBeiug  auf  bie  g*ogr.  Sage 
bei  Stammgebietes  ber  SBenjamimten  « rechts», 
b.  i.  füblicb  Pon  Gpbtaim),  na*  ber  bebr.  Sage  ber 
iünafte  Sohn  ^atobS  unb  ber  :Habel,  ber  etnjige 
leiblid^e  SBruber  ^ofeph.S.  T ev  nach  ihm  benannte 
Stamm  ber  SBenjaminiten  mar  jmar  menig  jahl-- 
reid),  aber,  mie  ed  fcheint,  febr  friegöluftig  unb 
hatte  fich  im  fübl.  Jetle  be*  ©ebirgeS  ©pproim  an= 
geftebelt.  fiauptorte  »aren:  Stoma,  ©ibea,  SWilhs 
maS,  3lnatot,  Stob  unb  ©ilgal.  Sie  Kultftätte  beS 
Stammes  mar  jur  filteften  Königs jeit  ©ilgal,  fpäter 
(am  baS  urfprünglicb  (anaanit.  ©ibeon  }u  -Jim eben. 
Die  SBlütejeit  beS  Stammes  fällt  unter  Saul,  ber 
ihm  angehörte.  SBei  ber  JReichS fpaltung  feblug  fid) 
ber  Stamm  bis  auf  wenige  por  ben  Thoren  ^erufa; 
lemS  lieaenbe  Drtfcbaften  3Uin  9torbreicp.  35te  30Jci= 
nung,  SB.  fei  beim  Saufe  25apibS  geblieben,  fpie- 
gelt  bie  Sßerbältniffe  ber  auSgebenben  KönigSjeit 
(7. 3^brh.)  wiber,  in  ber  eS,  im  »Jufammenbange  mit 
ber  Schwäche  beS  Perfallenben  Mffprifchen  9feicbx\ 
bem  König  ^ofia  gelungen  war,  feine  Autorität  in 
ja  über  bief  en  Stamm  hinaus,  gcltenb  ju  madjen. 
So  (am  es,  bafe  pon  ber  3erftörung  3erufalemS  unb 

45 


Digitized  by  Google 


700 


öenjamin  (auS  Subela)  —  Jöemtborf 


ber  Deportierung  ebenfowohl  jubäifchc  al*  benia» 
minitifcbe  gamilien  betroffen  mürben.  2lu*  beiben 
33eftanbteilen  bat  fid)  auch  bie  93evölterung  be*  naa> 
erilifdjen  3erufalemd  jufammengefebt. 

(Benjamin  au*  Jubela,  reifte  jwifcben  1159 
unb  1173  vonSaragofta  über  Italien  unb  ©riedjen: 
lonb  nach  Paläftina  unb  Perfien  unb  lehrte  über 
Stoppten  unb  Sicilien  beim.  Seine  fcbdfcbaren,  aber 
mit  93orfid)t  ju  gebraucbenbcn  Steifcnotijen  in  bebr. 
Sprache  würben  öfter*  gcbrudt  unb  überfefct.  Die 
SluSgabe  von  2lfber  («The  itinerary  of  Rabbi  B.», 
2  93bc.,  Conb.  1841)  enthält  ben  votalificrten  Sert 
uebft  engl,  überfeteung  unb  gelehrten  Stnmcrlungen. 

SBcn  ^onfon,  engl.  Dramatiter,  f.  Sonfon. 

Söcu j urof f i,  Abenteurer,  f. SBenporofatp. 

©enf,  Johanne*,  öfterr.  93ilbbauer,  geb.  29.  $um 
1844  in  ©icn,  bilbete  fid?  junddjft  auf  ber  bortigen 
3ltabemie,  bann  in  f>äbnel*  ätelier  in  Dre*ben. 
1871  liefe  er  fid)  in  feiner  SBaterftabt  nieber,  wo  er 
befonberä  für  bie  plaftifehe  SluSfcbmüdung  öffent: 
lieber  93auten  thfitig  ijt.  gür  ba*  Parlament«' 
aebdube  fdnif  er  bier  Doppeltarpatiben ,  für  ba* 
tunfthiftor.  unb  naturbiftor.  SJtufcum :  bie  piaftit, 
Slmor  unb  Pf§d?e  fowie  bie  93ronjeftgtiren  fttbene 
unb  £elio*.  Gbenfo  beteiligte  fid?  99.  in  bervorra* 
genbem  SJtafje  an  ber  plaftifdjen  SuSfcbmüdung  be§ 
neuen  $ofburgtheater* :  fed)*  ©nippen  für  bie  9ii< 
fd)en  be*  erften  Stodwerte ,  vier  Äentauren  an  ber 
ftacabe  be*  JreppenbaufcS,  bie  Perfonifitation  ber 
5Bci*beit,  Schönheit,  ©abrheit  unb  Dichtung  für 
ba*  Jreppenbau*  felbft,  ferner  bie  burd)  )ablreid>c 
Stacbbilbungen  betdnnte  SJtarmorftatue  ber  ßlvtia 
für  ben  flaifergaug,  enblid)  jwei@eniengruppen  auf 
bem  Dach  be*  93übnengebäube*. 

ftkufeuborf,  Familie,  f.  S3endenborff. 

«euferr,  flarl  SJtaria,  ScbriftfteUer,  f.  Jtertbcnp. 

(Bcnfoelett,  f.  33enrulen. 

ttenfooac  (fpr.  -wafc).  1)  ©eMrfÖbawptmanif 
fdjoft  in  Dalmatien,  bat  1581^8  qkm,  (1890)  32997 
G.,  6772  Käufer,  5226  SBobnparteien,  (1880)  31 003 
ferb.'troat.  (16111  männl.,  14892  meibl.)  G.,  bar: 
unter  12762  Äatboliten  unb  18240  ©riedn)"*: 
Crientalifcbe;  3  (Semeinben  mit  66  Drtfcbaften  unb 
umfafjt  bie  ©eriebtebejirf  e  93.,  fliftanje  unb  Dbrovaj. 
—  2)  SWarftfleefe«  unb  Si&  ber  93ejirt*bauptmann= 
febaft  93.  fowie  eine*  93ejirt*gerid)t*  (564  qkm; 
1  ©emeinbe,  39  Drtfdjaften,  12192  (I.).,  an  ber 
Strafte  von  3ara  nad)  flnin,  im  Innern  be*  2an- 
M,  bat  (1890)  341,  alö  ©emeinbe  12215  troat.  G. 
§n  ber  9idt?c  befinben  ftd?  ba*  alte  Scblofe  peruf  * 
fid)  fowie  Ruinen  einer  von  Plintu*  (III,  21)  unb 
ptolemdu*  erwähnten  röm.  Stabt  Slffefia  ober 
Hfferia  mit  1,»  km  Umfang  unb  dauern  Don 
2,5  m  Dide  unb  teilweife  8  m  ööbe. 

Senfulett,  ^olldnb.  93entoelen  (engt.  Wen- 
coolen),  in  ber  £anbe*fpracbe  93angla  Ulu. 
1)  Weberldnb.  »ertbentfdmft  auf  ber  eübroejtlüfte 
oon  Sumatra  (f.  Äarte:  SÖtalaiif  djer  Slrd?tpel), 
beftebt  in  einem  24  760  qkm  entbaltenben,  r.ert 
Li di  oon  bem  ©ouoernement  ber  95*eftfüfte  6uma< 
trag,  füblicb  t>on  ber  Sicfibentfdjaft  ber  Sampong: 
ftfcen  2)iftrilte  begrenjten,  teilrocife  jumpfiaen  unb 
ungefunben,  aber  frua)tbarcn  Uferftrcifen.  93.  batte 
Cnbe  1891,  bie^nfeiengano  (330 qkm,  6400 Q.) 
mitbegriffen,  158627  G.,  barunter  205  Guropder  unb 
589  Gbinefen,  1896  im  ganjen  160000  G.  2)ie 
Gingeborenen  finb  trdge,  babei  rad)fücbtigc  unb  um 
juoerläffige  3)ialaien.  9iieb)ucbt  unb  Sldcrbau  finb 
unbebeutenb.  £>aupterjeugniffe  finb  SRci*,  Pfeffer, 


Raffee  unb  Ü)tu*latnüffe.  Grfterer  mufj,  um  ba?  93e» 
bürfni§  ju  beden,  aud)  eingeführt  »erben.  3>ie 
93cmübungen  ber  nieberldnb.  Regierung,  bie  93e« 
t)5lfcrung  gu  gefteigerter  Slnpfjanjung  von  Kaffee 
unb  Pfeffer  gu  bemegen,  baben  wenig  genüht.  — 
2)^ouptftobtberiHenbentfd)aft  93.,  am  5lui)e93.,mit 
etwa  7000  G.,  ijt  6i|  be*  Steftbenten.  Die  Gngldm 
ber  breiteten  fiep  1685,  nacb  ibrer  Vertreibung  von 
93antam  auf  3ava  1682,  an  ber  üöeftfüfte  von  6u= 
matra  au*  unb  erhoben  93.  jum  ^auptorte.  Sie  tx- 
bauten  bafelbft  1714  ba*  nod>  1 1  tu  beftebenbe  groß- 
artige ^ort  Warlborough  unter  3°  48'  fübL  93r.  unb 
102°  16'  öftl.  2.  oon  ©reenwieb,  führten  bafelbft  au* 
ben  ÜMuftcn  ©ewürjnellen  unb  aihiefatnufebdume 
ein  unb  tbaten  befonber*  1818  —  24,  unter  £ir 
Stamforb  Raffle*,  »iel  für  ba*  Gmporlommen. 
1824  oon  Gnglanb  an  bie  Slieberlanbe  abgetreten, 
fant  18.  bmiptfädjlid)  infolge  ber  Serfanbung  ber 
9teebc  immer  mehr. 

Wcnü iure  n  (Sil,       fpan.  9Raler,  geb.  1855 
ju  93alencia,  ging  1869  nach  SDlabrib,  wo  er  fid) 
unter  Domingo*  Leitung  bilbete,  unb  ftebelte  1878 
nad)  Wem  über.  Gr  bebanbelt  in  feinen  93ilbern 
teil*  6cenen  au*  bem  fpan.  93olt*leben,  teil*  pban^ 
taftifd?e  Darftcllungen,  bie  ftd)burcb  feine  Gbarafte-- 
riftit  unb  gldngenbe*  Kolorit  au*}eid)nen.  Von 
©emdlben  erfterer  9lrt  finb  )u  nennen:  3Qarien> 
monat  in  93alencia  ( Stunden ,  9?eue  ^inatotbet ), 
fBeinprobe  (f.  2afel:  6panifd)e  Äunft  III, 
Wg.  5),  Söor  bem  6tiergefedjt,  Äarneoal  in  SRom, 
Ginjug  ber  Stierfcdjter;  con  lehtern:  Der  öeren-- 
fabbatb,  Gine  93ifton  im  Äoloffeum  (Wufeum  in  93a» 
©ett  Somottb,  33erg,  f.  2omonb.  [tencia). 
«Ben  »lacbui,  93erg,  f.  Wuicbbbui. 
flBenmore  (fpr.  -mob>),  Rap,  f.  gair^eab. 
Benn.p  bei  Xiernamen  Slbtürjung  für  Gbwarb 
2urner93cnnett,  einen  engl.  Zoologen. 

*  ennb  0  r  f ,  D  tto,  Slrcbdolog,  geb.  13.  Sept.  1838 
ju  ©reij ,  ftubierte  von  1857  bi*  1862  in  Grlam 
gen  unb  93onn  Philologie,  war  bann  1864—68  al* 
Stipenbiat  be*  DeutfcbenSlrchdologifchenSnftitut* 
auf  Weifen  in  Italien  unb  in  ©riedjcnlanb ,  babi* 
litierte  ftd)  1868  für  9trd?dologie  in  ©öttingen, 

|  würbe  1869  93rofeff or  in  3ürid>,  1871  in  9)tüncben, 
1872  in  präg  unb  1877  in  9öien,  wo  er  feit  1898 

i  Direltorbe*»r(bdologifcben^nftirutStft.  OTitiHi*. 
Schöne  jufammen  befchrieb  93.  «Die  antilen  93ilb^ 

,  werte  be*  lateranenfifdjcn  SDfufeume»  (2pj.  1867). 
Seena  veröffentlichte  er  «©ricd>.  unb  ficiL  93afen= 

\  bilber»  (93crl.  1869—83),  «Die  OTetopen  von  Seli= 

i  nunt»  (ebb.  1873),  «93eitrdge  jur  Äenntni*  be*  atbe= 
uifchen  JbeatcrÄ»  (2Dien  1875)  unb  ««ntile  ©efid?ts= 
bclme  unb  Sepulaalma^ten»  (ebb.  1878).  Äl*  Seil= 
nehmer  an  ber  arebäol.  Grpebition  nach  Samotbrate 
(1875)  gab  93.  mit  Gonje  unb  fiaufer  «Slrdäol. 
Untcrfuchungen  auf  Samotbrate»  (9Bien  1875)  unb 
«9leue  arebäol.  Unterfutbungrn  auf  Samotbrate» 
(ebb.  1880)  berau*.  1881  unb  1882  unternahm  er 
arcbdol.  Grpebitionen  nad)  ftleinafien  (Svcien  unb 
Rarien)  unb  brachte  bie  au*  bem  5.  3abrb.  0.  Gbr. 
ftammenbengrie*relief«be*6eroon*von®iölbafcbi^ 
Jrvfa  nad)  2öicn.  SRit  ben  arAitettonifden  Huf= 
nahmen  ©eorg  Sliemann*  veröffentlidjte  er  «Da* 
Neroon  von  ©jölbafcbi^rpfa«  (ffiien  1889),  wdh' 
renb  bie  fonftigen  Steif  eergebniffe  in  ben  Pradjtwerten 
«Steifen  im  filbweftl.  üleinafien»  (ebb.  1884)  unb 
«Steifen  in  Svtien  unb  Äarien»  (ebb.  1884)  jur  93er.- 
öffentlicbung  tarnen.  ^lnben«3S3iencr93orlegebldttern 
für  arcbdol.  ttbungen»  (ebb.  1888)  begann  er  eine 


ignii 


kJ  by  Google 


©ennecfenftein  —  öennctotfc  üon  ßoefen 


7U7 


biftorifdj  georbnete  Au«gabe  ber  ßtiecb.  Stofenge* 
mälbe  mit  ÜJteifterftgnaturen. 

tfcnnccfcnftein,  Stabt  im  firei«  ©raffchaft 
Hobenftcin  be« preufi. 9teg.'93ej.  Grfurt,  432  m  b od) , 
auf  beut  fübl.  Hochplateau  be«  Hatjeä ,  an  ber  Stapp: 
bobe  unb  bcr  9iorbfciufen-9£ernigerober  Gifenbalm 
(Harjquerbabn),  bilbet  mit  bem  Hüttenortc  Sorge 
eine  preufc.  Crrflaoe  im  braunicbm.  ©ebiet  unb  bat 
(1900)  2813  meift  eoang.  (5.,  ^oft,  Selegrapb,  gern= 
fpredjcinricbtung,  f cni al.  Oberförfterei,  fiaurentiu«* 
firdje,  SHatbau«,  SBafjeTleitung,  Spar»  unb  33or= 
fd?u&oerein;  (Sifenerjgruben,  Srreicfabolj',  91ägel= 
unb  fioljmarenfabriten  unb  Haufterbanbel. 

»öctutcr,  Henrp,  ©raf  Don  Arlington  (f.  b.). 

tBcttncti,  5ameS  ©orbon,  amerif.  «jjublijift, 
geb.  1. 6ept.  1795  in  ftero=2nill  (93anfffbirc,  Sd?ott= 
lanb),  ging  1819  nad)  Amerita  unb  grünbete,  nadj= 
bem  er  fajt  16  3abte  in  oerfcbicbenen  Orten  jour* 
ualiftifdj  tpätig  mar,  5.  2Rai  1835  ben  «New 
York  Herald«,  ben  er  bur*  ©eift,  gleifi  unb  93e* 
nufcung  aller  ted?nifd>en  Hilfsmittel  ju  einem  ber 
oerbreitetften  unb  reicbften  93lätter  ber  ÜBelt  empor^ 
bob.  3J.  führte  juerft  (1837)  ben  «©elbartifel»  (93ör= 
fenberidrt)  in  bie  amerif.  treffe  ein  unb  befd?affte 
ÜRacbridbten  auf  neuen  SBegen,  loie  burdb  ben  Jele= 
grapben  unb  befonber«  burdj  ben  antommenben 
Schiffen  entgegengefanbte  93oote.  6ein  SBlatt  toarf 
bi«  ju  33.«  iobc  (1.  3uni  1872  in  Steuport)  etwa 
750000  2' oll.  jährlichen  9tettogen>inn  ab.  —  Sgl. 
Memoire  of  J.  G.  B.  and  bis  Times,  by  a  Jour- 
nalist (9ieuporf  1855).  —  33.«  gleidjnamiger  Sohn 
(geb.  10.  3)iai  1841 ,  meift  in  $ari«  (ebenb)  führte 
ben  «New  York  Herald»  in  berfelben  9iid)tung 
weiter.  Qx  entfanbteStanlep  1871  jur  Auffudjung 
Sioingftone«  unb  1874  mit  bem  Conboner  «Daily 
Telegraph-)  ju  einer  Afritareife,  bie  ben  Kongolauf 
Hat  {teilte.  1879  rüftete  et  eine  unglüdlid)  oerlau= 
fene  Storbpolerpebition  au«  (f.  <De  Song). 

4*  cuuctf,  Sohn  Hugbe«,  engl,  Arjt,  geb.  31.  Aua, 
1812  in  fionbon,  ftubierte  in  ßbinburgb,  »o  er  1837 
mit  ber  Schrift  «Physiology  and  patbology  of  the 
brain»  promooiertc.  Später  brachte  er  jur  gort; 
fe&ung  feiner  Stubien  jmei  3abre  in  s$ari«  unb  j»ei 
3abre  in  Xeutf djlanb  ju.  Allgemeiner  belannt  mürbe 
er  (1841)  burcb  feine  Anempfehlung  be«  Sebertbran* 
al«  Heilmittel  für  Slrofeln,  Sdjroinbfudbt  unb  ver- 
roanbte  Kranlbeiten.  93.  mürbe  1843  al«  ^atholog 
in  bem  Royal  Infinnary  in  ßbinburgb  angettellt  unb 
1848  «Profeifor  ber  3)(ebijin  an  ber  bortigen  Uni* 
oerfitdt.  Hier  entbedte  er  bie  al«  Seufocutbämic  be= 
(annte  93luthanlbett,  bie  er  in  ber  Schrift  «Leuco- 
cythaemia  or  white  cell  blood»  (Gbinb.  1852)  be= 
f abrieb,  unb  oeröffentlidrte  mehrere  WtxU  über  Sun« 
gen-  unb  9ieroenfrantbeiten,  mie  «Pathological  and 
historical  researches  on  inflammation  of  the  ner- 
vous  centres»,  «Patbology  and  trcatmentof  mole- 
cular  cousumption»,  Treatment  of  pulmonary 
consumption»,  «Pneumonia»  u.  f.  to.,  bte  oerbiente 
'-öeacbtung  fanben.  6cin  Hauptroert  «Clinical  lec- 
tures  on  the  principles  and  practice  of  medicine» 
((Sbinb.  1850;  5.  Slufl.  1868)  »urbe  in  mehrne 
cpradcn  überfe^t.  Spdter  erfdjien  oon  ihm  «lle- 
scarches  into  the  action  of  mercury,  podophyllinc 
and  taraxacum  on  biliary  secretions»(6binb.  1869 ; 
2. 3lufl.  1874).  <h  ftarb  25.  Sept.  1876. 

0(nitctr/iOiUiamGor,cngl.Xi(btet,geb.l4.^ov. 
1820  in  ©teenmid?,  führte  nach  bem  frühen  £obe 
feine«  Siatet«,  eine«  Uhrmacher«,  bcffen  ©efdjdft  fort 
unb  ftarb  4.  3)larj  1895  in  Siladbeatb  bei  ßonbon. 


SRacbbem  et  1843  unb  1845  anonpm  ©ebicbte  her* 
au«aegeben  unb  ju  3^itfchriften  poet.  93eiträae 
geliefert  hatte,  erfcbienen  «Poems»  (fionb.  1850; 
2. 8lu8g.  1862),  «Verdicts»(ebb.  1852),  «War  songs» 
(ebb.  1855),  «Queen  Eleanor'B  vengeance,  and  other 
poems»  (ebb.  1857),  «Baby  May»  (ebb.  1859;  neue 
3lu«a.  1875),  «Songs  by  a  songwriter»  (ebb.  1859; 
2.  STufl.  1876),  «The  worn  wedding-ring»  (ebb. 
1861),  «Our  glory-roll»  (ebb.  1866),  «Songs  for 
sailors»  (ebb.  1872;  tarin  «A  fisher-wife's  song»), 
«Sea  songs»  (ebb.  1878),  «Songs  for  soldiers»  (1879), 
«The  lark:  songs,  ballads  and  recitations  for  the 
people»  (1885;  uorher  1883—84  al«  ÜÄonat«fd)rift 
erfcbienen).  3«  «Prometheus,  the  fire-giver»  (1877) 
fucbte  93.  ben  erften  (oerlorenen)  Jeil  ber  Ätilogie 
be«  Jlfchplu«  »iebetherjuftellen.  gerner  fchrieb  er: 
«Endowed  Parish  Schools  and  High  Church  Vicars. 
Roaus  School:  past,  present  and  future»  (®reen> 
»id)  1853)  unb  «Proposals  for  and  contributious 
to  a  Ballad  history  of  England  and  the  States 
sprung  from  her»  täonb.  1868;  2.  %u«g.  1879). 

©cnnctt ,  6ir  fflilliam  6ternbale,  engl  Äom* 
ponift  unb  $iani|~t,  geb.  13.  Slpril  1816  j  u  eheffielb, 
mutbe  Sdngetf  nahe  am  King's  College  ju  (Sambribge 
unb  fam  bann  nach  Sonbon  auf  bie  Royal  Academy 
of  Music.  1836  ging  er  ju  weitetet  Slu«bilbung  nach 
T cutnMant.  ?ui  Seipjig  tomponierte  et  bie  Ounet> 
tute  «Xie  SBalbnpmpbe»,  ein«  feinet  beften  SBette, 
ba«  1839  unter  grofjem  93eifall  aufgefühtt  ttmtbe. 
Kurj  barauf  lehrte  er  nach  Sonbon  jurüd,  ging  1842 
roieber  nach  2)eutfd)lanb,  arünbete  1849  in  fionbon 
bie  93ad}*6ocietp,  bie  et  bt«  1862  leitete,  mat  1856 
—67  Dirigent  ber  ^ihilharmonifdjenÄonjerte,  »utbe 
1856  von  bet  Unioetfitdt  Sambribge  }um  ^rofeff or 
ber  SJlufit  ernannt,  1868  jum  Principal  (Xireltor) 
ber  Royal  Academy  of  Music  etwdhR  unb  ethielt 
1870  oon  bet  fiönigtn  oon  @nglanb  bie  UHittermürbe. 
93.  ftarb  1.  gebt.  1875  }u  fionbon.  6ein  fieidjnam 
mutbe  in  bet  SBeftminftetabtei  }u  Sonbon  beigefetit. 
93.«  Hompofitionen.  oon  benen  übet  40  9öcrte  tm 
2)rud  erfcbienen,  fchlteBen  ftd)  an  2Jlenbel«fobn« 
Seife  an,  jeigen  ^einfinnigleit,  mitunter  auch  in* 
terejfante  barmoniicbe  ifombinationen  unb  teijenbe 
iUangmirtungen,  ftnb  aber  oft  monoton  unb  gcban 
fenarm.  Hernorjuheben  finb:  ba«  Oratorium  «The 
woman  of  Samaria»,  bie  in  Gnglanb  febt  beliebte 
fiantate  «The  may  c|ueen»,  eine  Sinfonie,  bie 
Ouoertuten  «5)ie  Slaiabc  ,  «Xie  SBalbnpmpbe », 
ju  ÜRoorc«  «^arabie«  unb  ^Jeti»  unb  93pton«  «*^Ja- 
vifma»,  oiet  Älawietfonjette,  Stüde  füt  Hlamer 
unb  oerfchiebene  Äammermufilfadjen,  einige  ©c- 
legenbcit«lantaten,  Siebet  u.  f.  m. 

*3ett--9)ct>i0  (fpr.  nemi«),  böchfter  93erg  ©rofp 
britannien«  in  ber  fd>ott.  ©raffd?aft  ^nuerne^,  oft  - 
i\d)  vom  gort  9BiUiam,  hat  eine  93aft«  oon  38  km 
Umfang  unb  auf  bem  ©ipfel  (1343  m)  feit  1883 
eine  meteorolog.  93eobadjtung«ftation. 

löcnnchrie,  Slftronom,  f.  Slpianu«. 

©enncroin  »on  t'oefeu,  Rarl,  Sanbfdjaft«- 
maler,  geb.  15.  9loo.  1826  ju  Jhorn,  ttat  1849  in 
ba«  Atelier  oon  9B.  Schirmet  in  93etlin  unb  bann 
in  ba«  oon  Alb.  3immetmann  in  München.  9tacb 
Steifen  in  Schottlanb,  Sitol  unb  Oberitalien  begann 
er  fianbfdjaften  ju  malen,  befonber«  3Jtotioe  au« 
ber  Storbbcutfdjen  Tiefebene,  9)tarf,  bem  Obetgebiet 
unb  bet  Oftfeelüfte.  Seine  93ilbet:  SBeiber  oor 
Sonnenaufgang,  iDMrlii'cber  grübling,  Hetbftnebel, 
9Balbfee  im  Spdtbetbft  u.  a.,  Ornaten  ein  feine« 
flaturgefübl.  33.  ftarb  L  Sept.  1895  in  Gutin. 

45* 


Digitized  by  Google 


708 


öennigfeu  (in  |wimoüer)  —  Sennigfen  (SRubolf  uon) 


»enntgfen,  bannoo.  $orf,  f.  95b.  17. 

©ennigfcit,  alte*  nieberfäd)f.  3lbel*gefcbled)t, 
ba*  fid)  roabrfdbeinlicb  am  (*nbe  be*  13.  $abrb.  von 
ber  nod)  blübenben  gamüie  von  3*infen  abjroeigte 
unb  ftd)  nad)  ber  von  ipr  erbauten  33urg  93.  bei 
bem2)orfe  93ennigfen  (f.b.,  33b.  17)  benannte,  .fcier 
erf  feinen  bie  93.  urfunblid)  juerft  1311  al*  93af  allen 
ber  ©rafen  von  Sd?aumburg.  DJlit  ben  Söbnen 
bann*  von  33.,  geft.  1618,  entftanben  bie  beiben  no* 
blübenben  Sinien  ju  33anteln  unb  ju  33.  2>er  (filtern) 
Sinie  ;,u  33anteln  gehörte  ber  1813  in  ben  ruff. 
©rafenftanb  erhobene  ruff.  ©eneral  Seoin  9lug. 
Ibeopbil  von  93ennigfen  (f.  b.)  an.  Sein  Soljn  ift 
©raf  Slleranber  Ceoin  von  33ennigfcn  (f.  b.).  3»r 
(iüngem)  2 i  n i e  j u  33.  gehören  ber  turfdepf .  ©eneral= 
leutnant  ©uftav  2lboIf  von  33.,  ber  im  33ap< 
rifd^en  Grbfolgelriege  bie  turfädjf.Slrmee  in  33öbmen 
bcfebligte,  ber  gegen rodrtiQe  93efifcer  be*  DUttergut* 
33.,  Stubolf  von  93enntgfen  (f.  b.),  foroie  ber 
3>oeig  ber  von  93ennigfen--5oerber. 

Sennißfcit,  Hleranber  fieoin,  ©raf  von,  ban- 
nov.  Staatsmann,  Sobn  be*  f  olgenbeu,  geb.  21 .  yuli 
1809  ju  3afret  bei  2Bilna,  fam  1818  nad)  fcannooer, 
ftubicrte  feit  1826  ju  ©Otlingen  3uri*prubenj,  trat 
bann  in  ben  StaatSbienft  unb  tourbe  1835  bem  3Jlü 
niftcrium  be*  Innern  jugetcilt,  nabm  aber  1840 
au*  ©efunbbeit*rüdftd)ten  feine  (*ntlaffung.  1841 
trat  er  in  bie  drfte  Kammer  ber  bannov.  Stdnbc= 
verfammlung  unb  nmrbe  in  bemfelben  %a\)x  jum 
ÜJiitalicbe  be*  Oberfteuerfollegium*  unb  ber  @c= 
ncralbireltion  ber  inbireften  Steuern  ernannt. 
1848  beauftragte  i&n  ber  König  mit  ber  93ilbung 
eine*  neuen  üHinifterium*,  in  bem  er  aufjer  bem 
Präftbium  ba*  Portefeuille  be*  3lu*roärtigen  unb 
be*  fönigl.  .fcaufe*  übernahm,  i'ii t  Stüoe  vertrat 
er  in  bemfelben  gemäßigt  liberale  Slnfdmuungen. 
(*nbe  tjebr.  1850  tourbe  93.  mit  einer  Senbung  nacb 
9Bien  tn  betreff  ber  beutfd?en  Angelegenheiten  be^ 
traut.  8fm  28.  Dft.  trat  ba*  ÜJtinijterium  jurüd. 
93.,  ber  bereit*  1849  won  ben  großem  ©runbbe= 
fi&crn  be*  9.  ©ablbejirf«  in  bie  Grfte  flammer  ge* 
tuäblt  njorben  war,  mürbe  1851  beren  Prdftbent ; 
1856  trat  er  für  0*nabrüd  in  bie  3>vette  flammer 
unb  mürbe  aud)  bier  jum  Präfibenten  gewählt. 
?lbcr  ba  er  mit  grofeer  Gncrgie  bie  ftänbifdjen  9led>te 
gegen  bie  realtionären  93cftrebungen  be*  SWinifte- 
dum*  93orrie*  oertrat,  oermeigerte  bie  {Regierung 
ibm  al*  penftonierten  Staat*minifter  ben  Urlaub 
jur  Seilnabme  an  ber  Stänbeoerfammlung.  ßrft 
1864  nabm  33.  al*  Vertreter  ber  ftauptftabt  toieber 
leinen  Sit}  in  ber  3n>eiten  flammer  ein,  bie  ibn  aber- 
mal*  jum  Präfibenten  todblte.  9tad)  ber  Sinnerion 
Hannover*  fdjlojj  ftd)  33.  ber  luelfifcben  Partei  an 
unb  toar  al*  9teid)*tag*mitglieb  (1881—83)  £ofpi= 
tant  ber  6enttum*partei.  (*r  ftarb  27.  Jebr.  1893 
in  93anteln  (9leg.=33ej.  £>ilbe*beim). 

^ctinigfcit,  i'eoin  «ug.  Sbeoplnl,  ©raf  von, 
ruff.  Sclbbcrr,  Sobn  be*  braunfdw.  Cberft  33.,  geb. 
10.  (fabr.  1745  ju  93raunfdjn?eig,  mürbe  1755  Page 
am  turbannoo.  öofe,  1759  Jydbnrid)  in  ber  bannoo. 
Juftgarbe  unb  rüdte  im  fiauf  be*  Siebenjdbrigeu 
Kriege*,  erft  17  ^X.  alt,  jum  Kapitän  auf,  nabm  aber 
fdjon  1764  ben  3lb|djieb.  1773  al*  premiermajor 
in  ber  ruff.  Slrmee  angeftellt,  fodjt  33.  1774  unter 
iHumjanjom  gegen  bie  Surfen,  1788  al*  Cberft 
unter  Qotcstttn  bei  bem  Sturm  von  Ctfdpafo».  Slle 
33rigabier  jcidjnete  er  ftd)  1792  in  Litauen  im  Meinen 
Kriege  au*.  3«  OttR  X>oU\.  Kriege  1793—94  fübrtc 
33.  ein  flommanbo  mit  fold>em  Erfolge,  bafe  ibm  bie 


bödjften  Drben  unb  ein  (?br«nfdbel  ju  teil  mürben. 
§n  bem  Kriege  gegen  perfien,  1796,  trug  er  mefent: 
hd?  jur  ©roberung  oon  2)erbcnt  bei.  Unter  Kaifer 
Paul  n>urbe  er  1798  ©eneratleutnant,  fiel  bann 
aber  in  Ungnabe  unb  beteiligte  ftd)  infolgebeffen  an 
ber  gegen  ba«  Ceben  be*  Kaifer*  geridjteten  $er* 
fdiroörung.  ©r  fübrte  in  ber  9kcbt  oom  23.  Ü.Üdrj 
1801  bie  33erfdHDorenen  in  ba*  Scblafjimmcr  bed 
Kaifer*  unb  trug  bureb  feine  Gnergie  ba*  meifte  jum 
©elingen  ber  ÜDtorbtbat  bei.  Älcranber  I.  ernannte 
ibn  1802  jum  ©eneral  ber  Kavallerie.  3"  ben  be* 
ginnenben  Kämpfen  mit  granfreidb  erbielt  33.  ba* 
flommanbo  ber  fog.  9torbarmee,  bie  aber  1805  nidjt 
jur  93erioenbutig  tarn;  1806  bilbete  biefe*  Äorp* 
roieber  unter  93.*  93efeblen  einen  Steil  ber  ?lrmee  in 
preufeen.  Hm  26.  5>ej.  1806  gelang  e*  93. ,  bei 
Pultuöt  bie  Singriffe  be*  SJJarfdjall*  ^anne*  juriid^ 
jufa>lagen.  Tuut  bie  blutige  eduadu  bei  Crvlau 
(f.  b.)  gewann  33.  ben  SRubm,  jum  erftenmal  ben 
3auber  ber  Unüberminblidifeit  3Japoleon*  gebrochen 
m  baben.  »m  14. 3uni  1807  erlitt  er  jebod)  bei  3rieb= 
taub  eineentfd»eibenbcs3lieberlage.  9iadj  bem  Iiifiter 
«vrieben  lebte  93.  einige  3abre  auf  feinen  ©ütern  in 
fiitauen;  1812  erfd?ien  er  obne  3lmt  »ieber  bei  ber 
Slrmee,  Ivo  er  ben  tfrdtigften  Slnteil  an  ben  ;"\n-- 
triguen  gegen  33arclap  (f.  b.)  nabm.  Unter  flutufoto 
tourbe  er  (Ibef  be*  ©eneralftabe«.  9(1«  foldber  f  cd  t 
er  7.  Sept.  in  ber  Sd)lad)t  bei  93orobino.  Jim  18.  Ölt. 
fämpfte  er  bei  Sarutino  mit  ©lild  gegen  ü)iurat.  93on 
Kutufow  nur  mangelbaft  unterftüljt,  tlagte  er  biefen 
bei  9lraltfd)ejem  unb  beim  Kaifer  an,  er  babe  Ü)?o«tau 
obne  alle  9totroenbigleit  bem  ^einbe  fiberlaffen  unb 
18.  Oft.  ben  Erfolg  abftdtflid)  bint«rtrieben.  35er 
Kaifer  fenbete93.*2>enunjiationenKutufo»ofelberju, 
unb  33.  erbielt  barauf  von  biefem  ben  33efebl ,  bie 
?(rmee  augenblidlid)  ju  verlaffen.  9?ad>  Kutufom* 
2obe  mufete  e*  aber  93.  roieber  babin  ju  bringen,  bafe 
er  ba*  Kommanbo  ber  in  polen  gebilbeten 
armee  erbielt.  9Rit  tiefer  fog.  polnifdjen  Srmee 
marfebierte  er  im  Hug.  1813  nad)  Söbmen  unb  von 
bort  mit  ber  öauptarmee  nad)  SaaMen.  %n  ber 
Sd?lad)t  bei  i'eipjig  fübrte  er  18.  Oft.  bie  britte 
.Oaupttolonne,  59000  SRann  ftarf,  fod)t  ftegreieb 
unb  tourbe  am  $lbenb  biefe*  Sage*  vom  Kaifer 
Slleranber  in  ben@rafenftanb  erhoben.  3)ann  rourbe 
ibm  bie  93elagerung  Hamburg*  aufgetragen,  ba* 
bie  Sranjofen  aber  erft  6nbe  SWai  1814  räumten. 
9iad)  bem  gtieben  erpielt  er  1815  ba*  Kommanbo 
ber  jtoeiten  Jlrmee  im  fübl.  üRujjlanb;  Kränflid»feit 
nötigte  ibn,  1815  feine  ©ntlaffung  ju  nebmen.  (fr 
ftarb  3.  Oft.  1826,  erblinbet,  auf  feinem  Stammgut 
93antein  bei  Hannover.  93.  ift  aud)  al*  militär. 
Sd)riftfteller  aufgetreten  in  «©ebanfen  über  einige 
Kenntntfie,  bie  einem  Dffijier  ber  Ieid)ten  Kavallerie 
nötig  fmb»  (9Bitna  1805).  Seine  banbfcbriftlicben 
Memoiren  fxnb  bi*  iettt  nid)t  veröffentlicbt. 

«3cnnt  gf  cn,  JHubolf  von,  Politifcr,  geb.  10. 3uli 
1824  ju  yüneburg,  reo  fein  93atcr,  ©eneralmajor 
Karl  von  33.,  in  ©amif  on  ftanb,  ftubierte  1842 — 45 
ju  ©öttingen  unb  Jöeibelberg  bie5Re*tc,  mürbe  1846 
*lmt*aubitor  in  2üd>oro,  fpdter  in  C*nabrüd,  1850 
^uftijlanjleiafjeffor  in  iturid)  unbC*nabrüd,  bann 
9jertreter  be*  Staat*an»alt*  beim  Dbergeridjt  in 
Hannover,  1854  Siebter  am  Obergcricbt  ju  @öttin= 
gen.  Sil*  ibm  1855  unb  1856  vom  SuftijminiHer 
ber  Urlaub  jur  Ausübung  eine*  9lbgeorbuctcn-- 
manbat*  vermeigert  mürbe,  trat  er  von  feiner  amu 
lieben  Stellung  juräd  unb  unterjeg  ftd)  ber  9<c= 
mirtfajaftung  feine*  väterlid?en  ©utc*  33.  33ci  ben 


Digitized  by  Google 


JBennington  —  öcnoit 


709 


Neuwahlen  oon  1856  würbe  er  oon  ©öttingen  in 
bie  Kammer  gewählt  unb  ftellte  ftd?  biet  an  bie 
Spifte  ber  wenigen  Dppofition*mitgliebcr.  911* 
1859  bie  beutfehe  <jraae  oon  neuem  in  ben  9Jorber: 
grunb  trat,  entwarf  Si.  mit  9fliquel  unb  anbern 
eine  oon  35  liberalen  $olititern  (14.  ju  ßan= 
nooet  untetjeiebnete  Grtlärung,  worin  ba*  93ebürf- 
ni*  eine«  beutfeben  Parlament«  f owie  einer  ftarfen 
(lentralgcwalt  unter  $reufeen*  j ui  Ith ng  betont  war. 
(Sine  o lei d\;ci t i a  ju  Gifenad)  tagenbe  SBctfammlung 
e rjtrebte  bicfelben  3iele,  ttnb  f  o  fanb  14. 31ug.  unter 
3).«  Seitung  eine  größere  9Jerfammlung  ju  difenacb 
ftatt,  bie  eine  93eremigung  ber  Konftitutionellen  unb 
Demctraten  ju  einer  einzigen  nationalen  Partei  al* 
«yorberuna  aufftellte.  Slm  15.  unb  16.  Sept.  mürbe 
in  (jranlfurt  a.  ÜÄ.  jur  Durchführung  jene*  Uro- 
gramm* ber  Deutfcbe  SRationaloerein  gegrünbet;  95. 
warb  jum  ^Jräfibenten  be*  gefd)äft*leitenben  ?lu*= 
febufi i i  gewählt  unb  entwickelte  in  biefer  Stellung 
eine  weitgreifenbe  Jbätigleit.  ;\u  feinem  engetn 
93ater(anbe  wirlte  er  al*  Slbgeorbneter  fort.  SKud) 
auj  baftäuftanbelommen  betSpnobal*  unb  ^tes>bD= 
tetialoerfaflung  ber  lutb.Kirdje  Hannooer«  übte  93. 
al«  SKitglieb  ber  33orfpnobe  mefentlicben  (Sinflufi. 
1863—66  Rubrer  ber  Kammermebtbeit,  machte  93. 
oor  bem  Su«brucbe  be«  Ariele«  Don  1866  mit  feinen 
polit.  #reunben  oergeblicb  ben  3Jerf  ueb,  bie  Leutra: 
lität  Hannover«  butcbjufelien.  9cacb  ber  Sinoerleu 
bung  Hannooer«  in  s$reufeen  btlbete  )ut  nod?  im 
Saufe  be«  %  1866  unter  93.«  Sübrung  bie  national* 
liberale  Partei  in  Hannooer.  gn  ben  SRotbbeut* 
itteu  9ieidi«tag  unb  in  ba«  preufe.  Jlbgeorbneten* 
bau«  burd)  ben  19.  bannoo.  Sßabllrei*  (ütternborf: 
9ieubau«)  gewählt,  nahm  93.  al«  93icepräfibent  biefer 
Körperschaften  unb  einer  ber  ftübrer  ber  national- 
liberalen  Partei  an  ber  parlamcntarifdjen  Jbätig; 
feit  lebbaften  Anteil,  (*nbe  1868  mürbe  er  oon  ben 
^rooinjialftänben  ber  %x oühi j  Hannooer  jum  San» 
be*bircttor  gemäblt.  $m  Dej. 1870  in  ba«  beutfebe 
Hauptquartier  na*  SkrfaiUe*  berufen,  nahm  er  an 
ben  Beratungen  mit  ben  93cttretetnSübbeutfcblanb* 
Aber  bie  Verträge  »wifeben  ben  fübbeutfeben  9tegie» 
rungen  unb  bem  9iorbbeutfcben  9junbe  teil.  Seit 
1871  oertrat  93.  ben  SBablfrei«  Ctternborf=9ceubau* 
aud>  im  Dcutfdjen  9lcicb*tage.  $m  Slbgeorbnetem 
baufe  mar  er  1873— 79  $räfibent,  im  jReicb*tage, 
iu  beffen  glänjenbften  9lcbnetn  er  gehörte,  ^übrer 
ber  nationalliberalen  Avaftion.  Sein  Eintritt  in 
ba*  preufr.  SWinifterium,  bebuf«  beffen  93i*mard 
Gnbe  1877  unb  Snfang  1878  Unterbanblungen  mit 
ibm  anfnüpfte,  fdjeitette  baran,  bar,  93.  bie  ajeieb- 
leitige  Berufung  einiget  ^arteifreunbe  in  ba«  Wv 
uifterium  forberte.  5)ie  baburd)  betüoraerufene 
6paunung  jwifdjen  93i«mard  unb  93.  muco«  noeb, 
al«  93.  ben  erften  ßntmurf  be*  6ocialiftengefe^e« 
befämpfte.  2roj»bfm  aber  ber  9Jeia>*fan|ler  nad? 
ben  9Bablen  oon  1878  fid)  ber  !onferoatio=llerilalen 
Majorität  bebiente,  um  feine  3Dirtfd)aft*politi! 
burdjiufflpren,  blieb  93.  bod;  feiner  gemd|i(jten  unb 
reflierunaafTeunblicben  £>altuna  treu,  aud?  al*  ein 
2eil  ber  nationalliberalcn  Partei  ftcb  1880  al* 
liberale  93ereiniauna  oon  ber  ^raftion  loSlöfte. 
3m  3uni  1883  leate  93.  bann  feine  2Ranbate  für 
beu  9ieid;*tacj  unb  ba*  Slbaeorbnetenbau*  nieber, 
weil  ibm  eine  erfolareid?e  J  l\itiaf eit  im  6inne  einer 
au*^lei*enben  ^oliti!  nidjt  mebr  ausführbar  er* 
fdjicn.  (?r  trat  erft  toieber  in  bie  polit.  fiaufbabn 
iitrüd,  al*  1887  bei  ber  Hufl&funa  be*  9ieid?*tafl* 
eine  ?lnnäbfruna  ber  nationallibrralen  Partei  an 


bie  Aonferoativen  eintrat.  93.  nabm  ein  9teid?*taa*: 
manbat  für  ben  18.  bannoo.SBabltrei«  (Stabe)  an, 
ba*  er  aueb  1890  unb  1893  behauptete,  unb  trat 
wieber  an  bie  Spi|>e  ber  nationalliberalen  Partei. 
s8t\  ben  SÖablcn  oon  1898  bewarb  er  fid>  niebt  wie-- 
ber  unb  30g  fid)  überhaupt  feine*  hoben  Hilter* 
wegen  00m  polit.  Sehen  .nirüd,  naebbem  er  aud) 
ba*  ibm  1888  übertragene  3lmt  be«  Oberprdfibenten 
ber  $rooinj  ^annooer  im  ^an.  1898  niebergelegt 
hatte.  —  Sgl.  Kiepert,  3um  70.  @eburt*tag  9t.  oon 
03.*  (öannoo.  1894);  Scbted,  9t.  oon  93.  (ebb.  1894). 

fBenttington  (fpr.  b<nningt'n),  Ort  im  Gounto 
93.  im  fübweftl.  Jeile  be*  norbamerit.  Staate*  93er« 
mont,  bat  (1890)  3971  Q.,  ^abriten  oon  Strid* 
waren  unb  anberc  ^nbufrrie.  Hier  fdjlug  ber  amerit. 
©cneral  Start  16. 2lug.  1777  bie  Gnglänber. 

Söcnuifdi  ober  33enfdj,  Stabt  in  ber  93eiirl«= 
bauptmannfd)aft(yreubentbalinCfteueicbif(b=Sd)lcj 
fien,  an  ber  fiinie  2roppau=93.  (31  km)  ber  Äaifer' 
^erbinanb*s9]orbbabn,  Sih  eine«  93ejirl«gerid)t* 
(196  qkm,  18  207  6.),  bat  (1890)  3256,  al*  ®e* 
meinbe  4442  beutfdje  G.,  ©ebfdjule  unb  «Iderbau. 

fBtnno,  ber  Heilige,  93ifdwf  oon  9Jleifeen,  geb. 
1010  al*  Sobn  be*  ©rafen  üöerner  oon  SBolbenberg, 
würbe  1028  Wind),  1035$ia!on,  1040  ^riefter, 
1051 5)omberr  »u  (9o*lar  unb  1066  burd?  Heinrieb  IV. 
93ifdjof  oon  ÜKti&en.  SBegen  beimlidjer  Teilnahme 
an  ber  93erfd?w6rung  ber  Sacbfen  würbe  93. 1075 
oon  Heinrich  IV.  gefangen  gefefet,  1076  nach  neuem 
©elöbni*  ber  Sreue  entlaffen,  aber  1085  feine*  93i*= 
tum*  entfeht.  Crft  nach  oölliger  Demütigung  erhielt 
er  ba«feloe  1087  jurüd  unb  wirtte  jeia  für  Hebung 
be*  ftrefolidben  Sehen*,  93etebrung  ber  beibn.  Sorben 
unb  beffern  ?(nbau  ber  ©egenb.  Qx  ftarb  16.  Simi 
1107  unb  würbe  1523  oon  Habrian  VI.  beilig  ge= 
fprodjen.  Dagegen  febrieb  Sutber  «9Biber  ben  neuen 
Slbgott  unb  alten  Jeufel,  ber  ju  ÜJleificn  foll  erhoben 
werben».  Seine  ©ebeine  würben  1576  nadj  DJlüncben 
gebracht,  wo  93.  al*  Patron  oeret/rt  wirb;  ein  Seil 
berfelben  würbe  oon  Äarl  VII.  ber  fatb.  ©emeinbe 
»u  2>re*ben  gefebenft.  —  93gl.  Gmfer*  fabelhafte 
Vita  Bennonis  (Spj.  1505)unb  Sepfartä  tritifebe* 
Ossilegium  S.  Bennonis  (9Hüncb.  1765). 

>öcnnonttcn,  geiftl. Drben,  f. 9tcbemptoriften. 

ü^ennftebt ,  Dorf  im  2ftan*felber  See!rei*  be* 
vreuf..  9)eg.'93ej.  SDlerfeburg,  10  km  weftlicb  oon 
Halle,  an  ber  Nebenlinie  Seutfcbentbal^Saljmünbe 
ber  «Ureufe.  Staatebabnen,  bat  (1900)  1449  eoang. 
6„  iHittergut,  93raunloblenlager,  HalffteinbrüAe 
unb  ©ruben  oon  ^Jorjellanerbe,  bie  befonber*  bie 
I5nigl.  $or)ellanmanufaltur  in  93erlin  oerarbeitet. 

SBenoit  (fpr.  benöd),  $eter,  belg.  anufiler,  geb. 
17.  äug.  1834  ju  Harlebetc  in  gianbern,  würbe  auf 
bemftonferoatorium  ;u  93rüffel  gebilbet,  erbieltl857 
für  bie  Kantate  «Die  Jbtung  Hbelö»  ein  ftaatlicbe* 
9leifeftipenbium,  ging  nach  Dcutfcblanb  unb  würbe 
SInbJnger  oon  SBagnet  unb  Sifjt.  1861  begab  et  ficb 
nach  $ari*;  in  fein  93ater(anb  jurüdgelebrt,  würbe 
er  ber  Seiter  ber  fog.  nationalen  ober  oldm.  93e* 
wegung  unb  1867—99  Ditettot  be*  neu  errichteten 
Äonfcroatorium*  in  äntwetpen.  6t  ftarb  8.  9Härj 
1901  in  Antwerpen.  93.  febrieb  Cpem,  Dtatorien 

(«SucifervDie6cbelbevDieftreitenbe,leibenbeunb 
triumpbierenbc  Jtircbe»)  unb  Äantaten  («Der  Ärieg»). 

ftenott  (be  Sainte^tore,  fpr.  Mnöd  t>l 
fjdngt  mobr),  franj.Irouoire,  gebürtig  au*  ber  J ou» 
raine,  febrieb  um  1160  für  bie  Königin  (ileonore  oon 
Gnglanb  ben  «Roman deTroie»  (bg. oon  ,\  0 1 1\  2  93be. , 
^ar.  1869—71)  in  ber  ftorm  einer  9teimcbroniF  nach 


Digitized  by  Google 


710  93enöl  — 

Dictp«  unb  Dare«  unb  mit  äknu&ung  anbetet  Duel* 
len,  unter  (Anfügung  felbfterfunbener  Gpif  oben.  Der 
Vornan  rourbe  oon  öetbot  t  »on  gri&lat  (f.  b.)  beutfcb. 
bearbeitet,  uon  ©uibo  oon  Golonna  in«  fiateinifcbe 
übertragen.  Sil«  gortfe&ung»erf  afite £B.ben«Ronian 
d'Eneas»  nad>  bet  ttneibe,  ber  no<b  im  12^al?f  b.  »on 
äeinrid?  oon&elbete  (f.  b.)  in  beutfdje  SBerfe  gebracht 
rourbe.  Slu&erbem  fdj rie b  et  im Auftrag öeintid)« II. 
»on  (Snglanb  bie  gereimte  «Chronique  des  ducs  de 
Normandie»  i  na*  (at.  Duellen),  bie  bi«  1137  reiebt 
(bg.  »on  9Rt<bel,  3  «be.,  $ar.  1837—44).  —  fBßL 
ffi.  ©reif,  SBenoit  be  Sainte^ore  (3Rarb.  1885). 

etnüU  fooiel  roie  »ebenöl  (f.  b.). 

SBcnratb,  Torf  im  preufe.  Reg.  Öej.  unb  2anb* 
frei«  Düffelborf,  mit  fecb«  anbetn  Ortfdbaften  ut 
einet  SBurgermeiftetet  »eteinigt,  unweit  be«  iRbein«, 
10  km  oberbalb  Düffclbotf,  an  bet  Sinie  Köln* 
Düffelborf  bet  $reufe.  Staat«babnen,  bat  (1900) 
14777  meift  !atp.  Q.,  $oft,  Jelegrapb;  flöbrem 
unb  SBledjroaljroert,  Sier  jinierei  unb  üReffingfabrif. 
Da«  1756-60  etbaute,  jefct  fönigl.  Sdjlofc  t,at 
einen  febönen  s#arf. 

Benrath,  Hart,  prot.  Ibcotop,  acb.  10.  3lug. 
1845  ju  Düren,  ftubierte  feit  1863  tn  i&onn,  «erlin 
unb  fceibelberg  unb  lehrte  feit  1867  an  bem  Neal« 
progpmnafium  feinet  SBaterftabt.  (ft  unternahm  1871 
eine  metmäbtige  roiffenf<baftli<be  «Reife  na<b  Italien 
unb  habilitierte  ftd)  1876  fät  flirdjengefdjicbte  au 
bet  Unioerfitdt  SBonn,  rourbe  1879  aufoerorb.  s$ro* 
feffor  bafelbft  unb  1890  otb.  $tofeffot  in  flönig«* 
berg.  Seine  Schriften  betreffen  »orjug«roeife  bie 
®e|d)id)te  ber  iReformation  in  Italien,  «ufeer  21b* 
banblung.cn  in  ©cljer«  «Htonat«blättctn»  unb  in 
bet  von  ihn  mitgegrünbeten  «Rivista  cristiana» 
»eiöff  entließe  SB.  «SBetnatbino  Ddjino  »on  Siena» 
(Spj.  1875;  2.  Suff.,  ©raunfdjro.  1892),  «®e; 
febiebte  bet  Deformation  in  Senebig»  (öalle  1887), 
«©efdridjte  be«  f>aupt»erein«  bet  ®ufta»  =  3lbolf: 
Stiftung  füt  Dftpreu&en»  (Äönig«b.  1894).  ferner 
ftnb  ju  nennen  bie  2lu«gaben  bet  «Summa  bet 
heiligen  Scbrift»  (£pj.  1880),  »on  fiutber«  Scbrift 
«»n  ben  d)riftl.»bel  beutfeber  Nation»  (f>aüe  1884), 
bet  6. Stufl.  »on  fragenbadj«  «Cebrbucb  bet  Dogmciu 
gefdjidjte»  (£pj.  1888),  foroie  bie  Unterfucbungeu 
«8ut  ©efd)id)te  bet  SDtatienoerebrung»  in  ben 
«Stubien  unb  ffritilen»  (1886). 

iöenöberg ,  Tort  im  flrei«  Mülheim  am  SRbetn 
be«  preu&.  9iea.«5Je».  Äöln,  15  km  öftlid)  »on  ftöln, 
amüHanbe  be«  SBerglanbe«,  unfern  be«  fiönig«f  orfte«, 
an  ber  Nebenlinie  Wfdbeim^^ramelepvel  ber  ^Jreufe. 
Staat«babnen,  Sift  eine«  ?lmt«g«ti4t«(iJanbgeri(lbt 
Köln),  8oU=  unb  Stcuetamte«,  einer  »ürgermeifterei 
unb  Oberförfterei,  bat  (1895)  10004  6.,  fcarunter 
570  evangelifdje,  ( 1900)  10414  (  5872  mdnnl., 
5042  roeibl.)  (S.,  $oft,  Jelegrapb,  latb.  unb  et-ang. 
fiirdje.  Da«  Sd?lo§,  1705  »om  Rurfürften  3ofeann 
ÄUlbclm  von  ber  s4if alj  im  to«can.  Stile  erbaut  unb 
feit  1840  Sife  einer  prruf..  Rabettenanftalt,  ift  1897 
abgebrannt.  3"  ber  9läbe  liegen  bebeutenbe  ßifen- 
<t|f»  3««'W^be--  unb  SSleigruben,  mooon  bie  ®rube 
Süberid)  bet  Sage  nad)  febon  m  bet  beibn.  ,\<\i 
ausgebeutet  rourbe.  —  SBgl.  Neubourg,  SB.  unb  fein 
Habettenbau«  (58etl.  1890). 

«ettfet),  öftett.  Stabt,  f.  »ennif*. 

ttettfd)e»  (9entfd)en),  31u«brud  be«  Auben« 
beutfd):  fegnen,  ben  Segen,  befonber«  ba«  (Debet 
na*  £ifd)  fpred?en,t>crberbt  au«  bem  lat.benedicere. 

iBenfen,  cjed).  Benesov  nad  Pulsnicf,  Stobt 
in  ber  23ciirf«bauptmann{*aft  3"ctfd?en  in  »öbmen, 


Öciitbdin 

am  ^ioljenfluffe  unb  ben  Sinien  SBobenbad)^33aru«' 
borf  unb  SB.  =  Söbn«ifdj-Öeipa  (21  km)  bet  SBbbm. 
9totbbabn,  Stjj  eine«  iBeiitt«gerid>t«  (138  qkm, 
22  ©emeinben,  39  Cttfdjaften,  22388  beutfebe  G.), 
bat  (1890)  2825,  al«  ©emeinbe  2939  beutfdje  Q., 
^oft,  2clegrapb,  i»ei  Sdjlöffet  unb  .t>etrfd?aften 
be«@rafenJbun(5ibeitommifeberrfd?aft,  13,»i  qkm) 
unb  bet  Stabtgemeinbe  (©ut  Sdjarfenftein) ; 
5  JBaumrooUfpinnereien ,  2  9BoUfpinneteien  unb 
Strumpfroarenfabritation.  S9.  ift  fett  bem  SSranbe 
uom  20.  lUai  1863  ganj  neu  aufgebaut. 

löcnörjcim.  1)  ftret«  in  bei  bef).  ^rooinj  Star= 
fenburg,  umfaßt  einige  $eüe  be«  »orbern  Cben-- 
roalbe«  foroie  ber  SRbeincbene  unb  bat  391,«;  qkm, 
(1895)  51985,  (1900)  56193  Q.  in  48  ©emeinten. 
—  2)  Jctei«f»«bt  im  Srci«  IB.,  in  102  m  £öbe,  an  ber 
©ergftrafee,  an  ber  Sauter  unb  ben  öinien  fttantfurt* 
Öeibelbetg  bet  2Rain=Nedar*  unb  3Borm«=$B.  (24,i 
km)  ber  $reu|.  unb  $cff .  6taat«babn,  Si^  be«  Ärei«- 
amte«,  eine«  3»Uamte«,  ßreiebaus  Hrei«gefunb= 
beit«»  unb  Ätei«ueterindramte«,  bat  (1895)  6665  (*., 
baruntet  etroa  1680  6r>angelifcbc  unb  150  3«rae* 
Uten.  (1900)  7259  Q.,  ^oftamt  erfter  Klaffe,  2ele* 
grapb»  »i«  tatt;.  unb  eine  prot.  ftirä>e,  ein  grofe= 
berjogj.  ©omnafmm  (1686  geftiftet),  ein  paritati; 
f  d)e«  5  do  u!  [  c  br  cri  o  m  i  tuu,  Xaubftummcnanftalt,  f  atb. 
böbere  3Rdba>enfcbule  im  Jjnftitut  ber  Gnglifdjen 
grdulein,  euang.  b&l>cte  aHdbdjenfdjule,  ©äffet' 
leitung;  ^abtitation  oon  Sebet,  $apiet,  Zabal  unb 
Äotfen,  »teinfdjleifeteien,  ©etbeteien,  j^elb^,  2öein= 
unb  labalbau.  —  SB.,  einer  ber  dlteften  ßtte  jroif  eben 
^Rbein,  iDtain  unb  «Redat,  roirb  bereit«  772  al« 
iöaf ine«b.  eim  (angeblid)  nad)  SBaftna, einer  frdnf. 
5t6nigin)  erwdbnt,  lam  bann  an  Kloftet  i'orfcb,  mit 
bem  e«  1232  bem  5rjftifte  sJDtainj  einverleibt  rourbe. 
infolge  be«  9leid)«beputation«bauptfd?luffe«  (1803) 
tarn  SB.  an  fceffen.  [«Bentbam  (f.  b.). 

Benth.,  bei  botan.  tarnen  ?lblürjung  fur@eorge 
üBcnttjont  (fpt.benntbimm),  ©eorge,  engl.  SBota= 
nifet,  geb.  22.  Sept.  1800  ju  Slote  bei  $lpmoutb,  fhn 
biettein2onbon3uri«prubem,roibmeteüd)aberbalb 
au«fd)lie&li(b  ber  SBotanif.  dt  routbe  1830  Selretar 
bet  @artenbaugefellf(baft  unb  fpdtet  ^tdfibent  bet 
Linnean  Society  in  vonbon.  @t  ftarb  10.  Sept.  1884 
infionbon.  Seine  bebeutenbftenSöetfefmb:  t Labia- 
tarum  generaetspecies»  (Sonb.  1832 — 36),  «Hand- 
book  of  the  British  Flora»  (1858  H.  1865),  «Flora 
Honkongensis»  (1861),  «Rora  Australieusis»  (mit 
gerb,  »on  «Dlüllet,  5  »be.,  1863—70)  unb  «Genera 
plantarum  ad  exemplaria  imprimis  iu  herbariis 
Kewensibus  servata  definita»  (mit  bootet,  1862 fg.). 

©entb)am(fpr.benntbJmm),3etemp,bet5Begtüu: 
ber  be«  Utilitari«mu«,  geb.  15.  gebr.  1748ju  Bonbon, 
bejog  fdpon  im  13.  Sabte  bie  Unioerfitdt  Orf  orb  unb 
promooierte  1764  al«  SBaccalaureu«.  6t  routbe  1772 
übr»olat;  abet  bie  3Rifebrducbe  ber  engl.  ©eri*t&- 
pflege  oerleibeten  ibm  ben  SBeruf,  fo  bafe  er  ibm 
entfagte.  Seitbem  roibmete  er  fui  bet  Aufgabe,  bie 
Ibeotie  einet  üernunftgemdfeen  ©efetjgebung  aue= 
juarbeiten  unb  für  beren  Sierroirflicbung  ju  f orgen. 
6r  ftarb  6.  $uni  1832.  Sil«  Scbriftfteller  trat  er 
juerft  mit  feinem  gegen SBladftonc  gerichteten  «Frag- 
ment on  Government»  (£onb.  1776)  auf,  bureb 
roeldbe«  er  bie  greunbfebaft  52orbSbelbutne«  erwarb, 
ber  ihn  mit  ben  öduptern  bet  Sbig«  in  BecMif 
bung  bradjte.  Qi  folgte  bie  «Introdnction  to  the 
principles  of  morals  and  legislation»  (fionb.  1780; 
neue  8lu«g.,  2  SBbe.,  1823).  Da  SB.  mit  einem  tolU 
!  enbeten Softem  ber  ©efe&gebung  nid?t  jum  SlbfcHufc 


Digitized  by  Google 


»entyciin  (Äreiä  unb  ÄTeiÄftobt)  —  Bentheim  (GJejdjledjt) 


711 


gelangen  tonnte,  fo  übernahm  e«  fein  Jreunb  unb 
filier,  ber  ©cnfer  Gtienne  Sumont,  auf  ©runb 
ber  jablreidjen  Schriften  unb  bct  oorbanbenen  2Jta* 
nuf f  ripte  93.«,  feine  fiebre  in  ein  Softem  ju  bringen, 
unb  gab  biefe«  ju  ©enf  1801  in  fran|.  Sprache 
berau«  i  ra.tr  de  la  legislation  civile  et  pönale 
precede  des  principes  g^neraux  de  legislation», 
2.  Muff.,  3  33be.,  1820),  ba«  fpdter  oon  93enele  u.  b.  I. 
*©runbfäfce  ber  Gioil*  unb  Äriminalgefc&gebung. 
3lu«  ben  Hanbfcbriften  3.  93.« »  (2  93be.,  93crl. 
1830)  in -3  2>eutfcbe  übertragen  rourbe.  9u«gebenb 
oon  ben  ©runbfä&en  ber  franj.  unb  engl.  Gm* 
piriftcn  (f.  Gmpiri«mu«),  bilbet  f»cb  95.  au«  bcrcn 
Spftemen  für  feine  ^roede  einen  eigentümlichen 
Senfua(i«mu«  (f.  Utilttariämu >).  Seine  93emübun* 
gen  in  93e  jug  auf  bie  ©cfehgebungSpolitit  fmb 
oon  bebeutenben  praftifdjen  folgen  aeroefen,  na* 
mentlid)  Im  ben  feine  Grläuterungcn  über  ba«  $rc 
jeßoerfabren,  über  bie  Drganifation  ber  ©eridjte, 
über  bie  93eroei«fübrung,  über  bie  Jattil  ber  ge* 
fetjgebenben  8ierfammlungen  u.  f.  ro.  einen  weit* 
rcidjenbcn  Ginfluß  ausgeübt.  33ielfeinge  93eadjtung 
fanb  93.  aud)  bureb  feine  Schrift  «Panopticon, 
or  the  inspection  house»  (2  93be.,  2onb.  1791), 
in  ber  er  ben  ^lan  ju  einem  ©efdngniffe  mitteilt, 
in  lue  lebe  in  ein  einziger  HDtann,  oon  einem  in  ber 
QJtitte  be«  runben  ©cbäube«  befinblidjen  Surme 
au«,  bie  Sluffidjt  über  alle  ©efangenen  jugleidj  füb* 
ren  fann.  3n  Gnglanb  felbft  rourbe  93.  oon  ber 
lorppartei  heftig  angefeinbet,  bie  ibn  befonber«  beS* 
halb  fürchtete,  roeil  er  al«  einer  ber  erften  auf  eine 
'ltarlament«reform  binroied,  bie  ©runbfdlse  be« 
<yreibanbel«  oerfodjt  unb  bie  Irennung  oon  Staat 
unb  ftirebe  befürwortete.  $n  bem  ftreibanbel«» 
fpftem  fab  er  ba«  größte  ©lüd  ber  3Jöller.  9Bie  er 
fieb  gegen  alle  3°ltf djranlen  roenbete ,  f o  belämpfte 
er  anbererfeit«  in  feiner  berübmten  Schrift  «De- 
fence  of  usury»  (1816)  bie  SSudjcrgcfefee  unb 
fpradj  ftdj  für  unbebingte  Freiheit  be«  ©elb-  unb 
itapitalmarlte«  au«.  Slllein  fein  aufrichtige«  Strc* 
ben,  ba«  ©lüd  ber  größten  3abl  ju  förbern,  fübrte 
ibn  bodj  roieber  ju  einer  beachtenswerten  »broei* 
ebung  com  reinen  SRancbeftertum,  inbem  er  bem 
Staate  bie  Aufgabe  antrieb ,  auf  eine  möglicbftc 
Hebung  ber  ©egenfätic  jroifdjen  reich  unb  arm  be* 
baebt  su  fein.  2>ie  1824  ju  fionbon  geftiftete  West- 
minster  Review»  roar  beftimmt,  feine  fiebren  in 
Gnglanb  ju  werbreiten.  3n  tSrantreicb,  gewann  93. 
Den  erften  unb  nacbbaltigften  Ginfluß.  Gr  febidte 
febon  ber  Honftiruierenben  93erfammlung  feine 
«"Jkincipien  ber  ©cfetjgcbung»  ein,  bie  oon  ibr  otet* 
fältig  benufct  rourben.  fiurg  oor  ber  ^(ulireioolutioii 
fanb  unter  ben  Hommunifteu  bie  ßebre  93.3  Snflang; 
man  ertldrte  ba«  9cu&licb!eitSprincip  für  bie  «veri- 
tablc  philosophie»  unb  grünbete  in  ihrem  ^[ntereffe 
1829  baä  Journal  «L'ütilitaire».  1821  nabm 
ber  Staat  IReupor!  ein  jum  leil  nach  93.3  Schriften 
ausgearbeitetes  ©efc&bucb  an,  roeldjem  93eifpiele 
1826  Sübcarolina  unb  1830  fiouifiana  folgten. 
Cine  ©efamtauSgabe  feiner  SÖerfe  mit  93iograpbie 
ccröffentlicbte  93ororing  (11  93be„  2onb.  1843).  — 
Hl  93irt3,  Modern  utilitarianism;  or  the  svstems 
of  Paley,  Uentham  and  Mill  (2onb.  1874);  9t  Pon 
i)tobl,  ©efebiebte  unb  fiitteratur  ber  Staateroiffen* 
idjaften,  Ul  (drlangen  1858). 

Bentheim.  1)  ©raf febaft  93en  tbeim,  »reil 
im  preuft.  9teg.=93ei.  DSnabrüd,  bat  915,60  qkm, 
(1895  )  33931,  (1900  )  36193  G.,  4  Stdbte,  73 
Sanbgemeinben  unb  3  ©utSbejirfe  unb  bilbet  bie 


ebemalige,  jefct  mebiatifierte  ©raffdjaft  93.,  roeldje 
(923  qkm)  in  bie  ilmter  93.  unb  KeuenbauS  jer* 
fällt.  Gin  2eil  be3  93oben3  beftebt  au3  ±nöox-- 
lanb  unb  bat  nur  9Mebroeiben  unb  Sorfgrdbereien ; 
ber  übrige  Seil  ift  fruchtbar  an  ©etreibe,  Jöülfcm 
früebten,  Jladj«  unb  i>olj.  früher  roar  93.  in  bie 
obere  unb  in  bie  untere  ©rafiebaft  geteilt,  non  ber 
jene  nebft  ber  fog.  £errli<bleit  Gmblidjbeim  ein 
JlcichSlebn  bilbete,  biefe  aber  oorjeiten  oon  bem 
93ifcbof  oon  Utrecht,  fpdter  oon  ber  ^rooinj  Dber» 
pffel  unb  bann,  infolge  ihrer  Abtretung,  oon  bem 
"lirinjen  ^affau^Dranien  ju  Cebn  getragen  rourbe. 
©eitere«  f.  93entbeim,  ©efcblecbt.  —  2)  ftreiöftobt 
im  Ärete  ©raffdjaft  93.  unb  fiauptort  ber  ftanbcS* 
herrlichen  ©raffebaft  be3  dürften  93entheim*  Stein* 
f  urt,  jroifchen  ber  fechte  unb  3)in!cl  unb  an  ber  2inie 
i)lbci"e*Clben}aal  ber  öolldnb.  Gifenbabn  unb  an 
ber  Nebenbahn  93.*3teuenbau3  (29  km;  93entbeimer 
Äreiöbabn),  Si|5  eine«  Slmt3gericht3  (Canbgericht 
0«nabrüd),  3oll>  unb  hieben joUamtc*,  bat  (1895) 
2443  G.,  barunter  633  Äatbolilen  unb  58  3«raeliten, 
(1900)  2565  G.,  $oft,  Telegraph,  reform.  unb  fath. 
Äirdje,  Sd)lo&  ber  dürften  93.,  beffen  dltefte3;eile  in* 
10.  3abtb-  iurüdrcichen  f ollen;  93aumroolIroeberei, 
Steinbrüche  unb  eine  falte  falinifcbe  Schroefelguelle 
gegen  ©iebt  unb  Nbeumatidmu«. 

Bentheim,  früher  gräfliche«,  jeht  fürftl.  ©e* 
icblecbt.  2ic  alten  ©rafen  oon  93.  au«  bem  Saufe 
ber  ©rafen  oon  Gleoe  erlofAen  febon  im  12. 3abrb., 
ihre  Grben,  bie  jroeiten  ©rafen  oon  93.,  ftarben  1421 
mit  93embarb  I.  au«.  $>er  Grbe  ber  ©raffebaft,  ber 
$pnaft  Gberropn  oon  ©üter«rop!  (1421—54),  ©rofe* 
neff e  93ernbarb«,  begrünbete  ben  britten  Stamm.  Gr 
erheiratete  burth  feine  erfte93ermählung  mit  3Äatbilbe 
oon  Steinfurt  bie  ©raffebaft  Steinfurt  (72  akm), 
burch  bie  fpdtere  mit  Slgne«  oon  93ronfborft  bie 
Solm«-Cttenfteinfcben  ©üter.  Seinllrurenlel  Gber* 
ropn  Ul.  (geft.  1562)  erwarb  bie  ©raffdjaft  bedien* 
bürg  unb  ytfjeba  nebft  SBeroelinghofen.  Xeäle^tem 
Sohn  Slrnolb  III.  (geft.  1606)  brachte  burdj  feine 
©emablin  Wagbalene  oon  Neuenahr  nodj  ^oben* 
limburg,  Sllpen  unb  öeppenborf  anjein  Sau«.  Gr 
hinterließ  fünf  Söhne,  bie  1609  ba«  Grbe  teilten  unb 
fünf  Cinien  ftif  teten,  oon  benen  brei  febon  in  ber  "licr* 
f  on  ber  Stifter  erlofdjen.  sJiur  bie  oon  5lbolf  unb  Slr- 
nolb begrünbeten  Linien  belieben  nodj. 

SDie  ältere  fiinie  ober  93entbeim*Jedlen-- 
burg*SRbeba,  geftiftet  oon  Sbolf  (geft.  1625),  befaf; 
Jedlenburg*5Rheba,  Hohenlimburg  u.  f.  ».,  bodj 
mußte  jein  Gnlel  ©raf  Johann  Hbolf  oon  93.  (geft. 
1701)  infolge  eine«  oom  £»aufe  Solm«*93raunfeU 
erhobenen  ^rojeffe«  brei  93iertel  oon  2erf(enburg 
unb  ein  93iertel  oon  ftfjeba  abtreten.  Sa«  Hau« 
Solm«-93raunfel«  überließ  hierauf  feine  Siechte  an 
Greußen,  ba«  1707  ganj  Jedlenburg  in  93efiti  nahm, 
bagegen  oon  bem  Stntcile  an  Sitjeba  abjab.  2)ic 
sJöiener  Äongreßalte  untcrftellte  9ibeba  ber  firone 
Greußen  al«  Stanbe«berrfcbaft  unb  überließ  audj 
Greußen  bie  Scbu&berrfdjaft  über  Hohenlimburg. 
93eibe  93ejihungen  roerben  auf  ©runb  f önigl.  Äabi= 
nett«orber  oom  19.  2)ej.  1816  al«  Stanbe«berr* 
fdjaf ten  betrachtet.  3tm  20.  ;Va jü  1817  roarb  ba«  ba 
maliae  Haupt  biefer  Sinie,  ©raf  Gmil  ^riebridj 
Äarl  Pon23.  (geb.  11.  2Wai  1765,  geft.  17.  9tpril 
1837),  in  ben  preuß.  grürftenftanb  erhoben.  5)em 
Sobne  be«  dürften  Gmil,  dürften  ^tanj  oon  93. 
(geb.  11.  Ott.  1800,  geft.  8.  $an.  1885),  ift  fein  9teffe, 
Jürft  ©uftao  (geb.  4.  Oft.  1849),  al«  ie&ige«  Haupt 
ber  ginie  gefolgt.  Gr  refibiert  ju  Hohenlimburg 


Digitized  by  Google 


712 


Skntfjeim  (^riiij  öon  $cntf;ciin4Bentf)eim)  —  Söentincf 


unb  bcfi^t  aujser  ben  StanbeSberricbaften  &obav 
limburg  unb  SJtyeba  aud)  bie  nid?t  itanbeSberr- 
licben  &errfcbaften  ©ronau  unb  ©eroelingbofen. 

Sie  jüngere  fiinie,  Ventbcitn:  Ventbeim 
unb  Ventbcim-Steinfurt,  begrünbetvon©raf 
Äruolb  von  58.  (geft.  1643),  erhielt  21.  San.  1817 
in  ber  Verfon  beS  ©rafen  fiubm.  ©üb.  Don  V.  (geft. 
20.  Äug.  1817)  ben  preufr.  ftiirftenftanb.  Gegen: 
rofirtigeS  öaupt  ber  fiinie  ift  ftürft  311er iS,  geb. 
17.  9iov.  1845,  Sobn  beS  gürften  fiubm  ig  von 
V.  (geb.  1.  Äug.  1812,  geft.  28.  Sept.  1890), 
erbliches  SDtttglieb  beS  preufj.  öerrenbaufeS.  — 
Sgl.  »toller,  ©efdncbte  ber  vormaligen  ©raffcbaft 
V.  (Singen  1879). 

»Bentfaeim,  griebrid)  SBilrjelin  VelgicuS,  ^rinj 
von  Ventbetm:Ventbeim,  öflcrr.  ftelbmarfd>alllcut= 
nant,  geb.  17.Äpril  1782  ju  Steinfurt  als  Sobn 
beS  fpätern  dürften  fiubmig  ©ilbeltn  von  Ventbeim: 
viteinfurt,  trat  1799  in  baS  öfterr.  $>eer  ein,  mürbe 
1809  auf  bem  Scblacbtfelbe  von  ÄSpcrn  »um  Cber= 
ften  ernannt  unb  tämpfte  ruhmvoll  in  ben  Schlade 
tcu  von  ©agram  (1809),  SreSben  unb  ttulm  (1813). 
Valb  barauf  tvurbe  er  ©encral,  erbielt  bann  ben 
Auftrag,  eine  beutfdje  fiegion  »u  errichten,  bie  gegen 
Gube  beS  franj.flriegeS  1814  tmfübl.ftranlrcicbnod) 
mcfeutlicbe  Sicnfte  leiftete.  Stach  bem  VariferSrieben 
mar  er  im  3ntcrcffc  ber  mebiatifierten  beutfcfcen 
dürften  als  beten  Vcvollmädjtigter  tbätig.  3nm 
&ccre  jurüdgetebrt,  mürbe  er  1827  SelbmatfAall1 
Ieutnant  unb  trug  1831  jur  Unterbrücfung  ber 
Vcroegung  im  flircpenftaate  bei.  :H!->  Gommanbeur 
beS  2.  ÄrmeetorpS  in  Stalten  ftarb  er  12.  Ott. 
1839  ju  Villafranca. 

© cnt in tf ,  ein ©efcbledjt,  ba$  fd)on  im  14.  Aabrb. 
in  ©elbern  anfäffig  mar,  fpäter  aucb  nacb  Gnglanb 
unb  Clbenburg  uerpflanjt  mürbe. 

1)  Sie  ältere  Slltte  marb  begrünbet  unb  nad) 
Gnglanb  übergef  übrt  burd)  2B  i  l  b  e  l  m  V.,  geb.  1649, 
ber  von  2ßillielm  III.  1689  »um  Varon  Girenceftcr, 
ViScount  Söoobftod  unb  ©rafen  von  Vorh 
lanb  erboben  rourbe  (f.  Vortlanb).  Sein  dltefter 
Sobn  ^einrieb  erbielt  1716  ben  Sitel  eines  6er: 
»ogS  ihm;  Vortlanb.  Sa  beS  lefetern  Sobn 
fflilbelm  fid)  mit  ber  Gtbin  ber  f>et»öge  von  9lem-- 
caftlc,  SDlargarete  Gavenbifb=&arlep  vermählte,  fo 
uabm  bie  ,vamilie  ben  beute  nod)  geführten  tarnen 
Gavcnbiibs2J«ntind  an. 

Set  jmeite  S  obn  beS  britten  ßerjogS  von  Vortlanb 
mar  Sorb  9Billiam  6a»enbifb=93entind,geb. 
14.  Sept.  1774.  Gr  flieg  fdjnell  in  ber  Ärmee  auf, 
mar  1803—7  ©ouvcrueur  von  SJlabraS,  mürbe 
aber  abgerufen,  meil  man  feinen  <Dlafsregeln  eine 
Wcvolte  ber  SepovS  jufdjrieb.  9tad)  biplomat.  unb 
militdr.  Vcrroenbung  in  Spanien  mürbe  et  1811 
als  engl.  Vertreter  unb  VefeljlSljaber  ber  engl, 
.vnlf  Struppen  gegen  Napoleon  nad)  Sicilien  ge: 
iebidt.  Gr  trat  picr  mit  hochmütigen  SettfcbaftS: 
anfptüdjen  auf,  »mang  ben  König,  bem  fianbe  eine 
Vcrfaffung  na*  engl.  jJtuftcr  »u  oerleiben,  unb  jog 
ftd)  bcfonberS  bie  ftctnbfcbaft  ber  Königin  Äaroline 
iDtarie  »u.  1813  leitete  er  eine  menig  erfolgreich 
(^rpebition  nad?  ber  fpan.  Cittüfte,  eine  glüdlid)cre 
1814  gegen  ©cnua.  9lad)  JBeenbigung  ber  9tapo: 
leonifdjen  Mriege  (1815)  lebte  er  mehrere  3abre  obne 
Slmt.  1827—35  mar  er  ©cncralgoutcnieur  ton 
Bengalen,  orbnetc  bie  inb.  Sinanjen,  nabm  ftd)  ber 
"Jiedjtöpflcgc  unb  ber  frriiebung  ber  Gingcboreneu 
an,  gab  ber  treffe  größere  ftreibeit  unb  ging  befon: 
ber->  ftreng  gegen  baS  Verbrennen  ber  TlMtmen  vor. 


1833  mürbe  et  bet  etfte  « ©enetalgoucemcut  von 
^inbien».  1835  legte  er  fein  &mt  niebet  unb  ging  nad) 
(rnglanb  jutüd,  Gt  ftarb  17.  3uni  1839  in  $nü. 
—  Vgl.  Voulger,  Lord  William  B.  (Drforb  1892). 

2orb  ©eorge  (Savenbifb^entind  (fBilL 
©eorge  Jreberid),  britter  Sobn  bcS  vierten  öerjogc« 
von  $ortlanb,  geb.  27.  gebr.  1802,  trat  1819  al* 
iiiornett  in  bie  armee,  mürbe  febon  1825  üJlaior, 
entfagte  aber  bem  altiven  Sienft  feit  feinem  eintritt 
in«  Unterbau«  1826.  Gr  mar  gemäßigter  Söbig, 
ein  IBemunberer  (SanningS,  trat  füt  bie  Katbolitcii 
befrei i: na  ein,  mobl  audb  für  VarlamentSreform. 
neigte  aber  babei  fdjon  ben  JorieS  ut  unb  verlief; 

1834  bie  Sbigs  ganj  unb  hielt  ju  Veel.  Gin 
rnimfterielled  -Jlmt  mieS  er  jeboch  mieberbolt  ab.  SBci 
^eelS  Übergang  jum  Arcihancel  mutbe  et  als 
scbu&jöllnet  befieu  ©egnet  unb  höhtet  bet 
teltiomftenpattei,  bie  in  bet  Oppofition  )tt  $eele 
Stun  1846  beitrug;  fein  SBetatet  in  biefet  3eit 
tvar  SiSraeli  (VeaconSfielb).  Gr  ftatb  21.  Sept. 
1848.  —  Vgl.  SiStaeli,  Lord  C.-B.,  a  political 
biography  (2onb.  1851;  beutfeb  Gaffel  1853). 

2)  Sie  jüngere  fiinie  ber  V.  roarb  begtünbet 
von  einem  jüngern  Sohn  bcS  obenermäbnten  ©rafen 
von  Vortlaub,  Wilhelm  von  V.  (geb.  17.  3tov. 
1704,  geft.  13.  Clt.  1773),  6ertn  ju  9iboou  unb 
Venbted)t,  Vrdfibcnt  ber  iHittcrfdjaft  in  ben  Staa= 
ten  von  öollanb  unb  3ßeftfticSlanb,  bet  2«.).  Se». 
1732  »um  9teid?Sgtafen  erboben  mürbe,  fidj  173.J 
mit  Gbarlotte  Sopbie,  ber  Grbtodjtcr  beS  leMcu 
©rafen  von  Sllbenbutg,  SlntonS  IL,  vetmdblte  unb 
babutcb  baS  gtäfl.  3llbenbutgifd?e  tvibeTfommiß,  bie 
freie  ftetrfdjaft  ftnipbaufen,  bie  Gbelherrfcbaft  Varel 
nebft  ©ütern  im  Clbenbutgifdjen  an  fein  £au* 
btaebte.  Set  9tcid?Sgtaf  2?ilbclm  von  9.  hinterlien 
jmeiSölme,  burdj  bie  ftd)  bie  jüngere  öauptlinie 
mieber  in  jmei  Steige  fpaltete,  Sbttftian  griebtidj 
31nton,  bet  Stiftet  bet  meftfdlifcben  fiinie ,  unb 
Johann  Gilbert,  geb.  29.  Sej.  1737,  bet  in  engl. 
Seebienftc  ttat,  babutcb  bet  Stiftet  einet  »weiten 
englifdjen  fiinie  matb  unb  23.  Sept.  1775  flatb. 

Ghtiftian  ^tiebtits  Slnton  (geb.  15.  Äug. 
1734,  geft.  1. 8lpril  1768)  hatte  miebet  jmri  Söbne, 
SBttbcum  ©uftav  ftriebrid)  unb  3obann  Äatl,  burd) 
bie  fid?  bie  meftf älifdje  fiinie  von  neuem  in  ben 
filtern  unb  jüngetn  3n>ng,  teilte.  Setetftete. 
Süilhelm  ©uftav  fyriebrid),  geb.  21.  ^uli 
1762  im  ^aag,  fam  1768  in  ben  93eft&  bet  %xtch 
fommifebcrrfd?aften  unb  mar  in  etftet  Gbe  mit 
einet  ftreiin  van  5Reebe  verheiratet,  bie  1799  ftarb 
unb  ihm  eine  Socbter  unb  einen  Sobn  hinterließ, 
melcber  1813  ftarb.  Sann  lebte  et  feit  1800  mit 
Satah  ÜRatgatete  ©erbes,  bet  Sod)tet  eines  olben= 
butg.  fianbmannS  in  Vodhotn,  in  einet  fog.  ©e= 
miifenSebe  bis  1816,  mo  et  fid)  fötmlid)  mit  ihr 
trauen  liefe.  Von  ihr  hatte  er  mebrete  Äinbet,  bat= 
untet  btei  Söbne,  ©ilbelm  lytiebrid?  (aeb.  1801, 
geft.  1867),  ©uftav  Stbotf  (geb.  1809,  geft.  5.  3Jlai 
1876)  unb  ftriebtid)  3lnton  (geb.  1812).  Sem  ältc: 
ften  trat  bet  Vatet  (bet  nad)  bet  ©icbetbetftellung 
beS  niebetlfinb.  Staates  1813  roieberum  in  bie 
Mittetfdpaft  öollanbS  aufgenommen  roat,  12.  ffafi. 
1814)  fdbon  1827  bie  3)Uttegentfd)aft  übet  bie  gibei: 
tommipbertfebaften  ab,  bie  roäbtenb  bet  ftanj. 
vafion  eine  3«t  lang  ju  öollanb,  bann  als  blofee 
Vrivatgütcr  »um  fran».  Äaiferteid?  gehört  hatten, 
1818  abet  untet  olbenburg.  öobett  gefommen 
roatcu  unb  julefct  butd)  baS  Vetlinet  Stblommen 
von  1825  als  mcbiatifictte  .<öerrfd)aften  mit  vielen 


Digitized  by  Google 


JBentintffdjer  Srbfolgcftr 

9led?tcn  unb  ^rioilcgien  ihrem  oormaligen  fianbe** 
berrn  jurüdgegcben  würben.  211*  jebod)  bcr  dltcfte 
Sobn  auf  bie  9iad?folge  in  allen  oäterli*en  ©ntern 
oerjidjtctc,  ftd>  nad?  iDlifiouri  in  ben  Sfcrciniflten 
Staaten  begab  ttub  ficb  bafetbft  anlaufte,  würbe 
feinem  jroeiten  SJruber  1834  bie  9Jlitreßentfdjaft 
ber  ftibeT  ( ommifebc  rrf  d?af  ten  oom  SJater  einßeräumt, 
bet  22.  Ott.  1835  ftarb.  —  2)er  Skuber  be*  lefctern, 
Johann  Harl,  aeb.  1763,  geft.  al*  brit.  ©enerab 
major  1.  $cj.  1833  in  fionbon,  hatte  ebenfall*  brei 
Söhne  binterlaffen ,  SMlbelm  tyriebrid?  Cbriftian, 
nieberlänb.  Kammcrberr  (geb.  15. 91oo.  1787,  geft. 
8.  Sunt  1855),  Äarl  Slnton  fterbinanb  (geb.  4.  si)tärj 
17'J2,  geft.  28.  Dlt.  1864)  unb  öeinrid?  3obann 
SBilbclm  (aeb.  8.  Sept.  1796,  grofcbrit.  ©eneral, 
geft.  20.  Sept.  1878). 

€d?en  bei  i'cbjcitcu  bei  ©rafen  SDilbelm  ©uftao 
ftriebrid?  hatte,  nadjbcnt  biefer  bie  ftibeifommifi- 
berrfd?aftcn  auf  feinen  Sobn  übertragen,  ber  IBru* 
ber  be*  erftern,  C^ob^ann  Äarl,  bie  Succeifion*fäbiß: 
leit  feinet  Neffen  beftritten,  bc*balb  Ginfprud?  bei 
ber  23unbc*oerfammlunß  erhoben  unb  1829  förm* 
Iicbe  Älaße  bei  bem  Dberappellationggcricbte  ;u 
DlbcnbuTß  eingereicht.  2)ie*  war  bet  Anfang  be* 
[oß.  2)entindfdjcn  @rbfolaeftreite*.  9tacb 
gobann  Marl«  unb  ©raf  Silbelm*  2obe  festen 
ibreSöbne  bcnfelben  fort;  e*  banbelte  fid?  babei 
um  bie  beiben  iöerrfdjaftcn  Änipbaufen  unb  SJarel. 
5Jie  Signalen  behaupteten  oornebmlid? :  ju  bem  grdfl. 
Sllbcnburgifd?en  <yibeitommi&  feien  blofc  leßitimc 
Sladjlommen  au*  ftanbe*mäftigfr  l?be  berufen,  ben 
SBellagten  ßebe  aber  tiefe  (Sißenfdjaft  ab,  ba  fie 
Söhne  einet  fieibeiaenen  unb  nur  burd?  nacbfolßenbe 
Cbe  leßitimiette  3Jlantellinber  Wären,  alfo  fd?ou 
na*  bem  (Gemeinen  5Hed?te  be*  beutfd?en  hoben 
Slbelä  nicht  fueeebieten  tönnten.  2)em  allem  warb 
von  ben  SBellagten  wiberfprodjcu  unb  bejonber* 
beftritten,  bafs  bie  ©rafen  oon  Stlbenburg,  für  weldje 
ba*  gibcUommi»  geftiftet  morben,  jum  boben  Slbel 
gehört  hatten ,  ba  fie  toeber  Anteil  an  einer  reicht 
ßräfl.  Äuriatftimme  auf  ben  5Hcid?stagen  nod?  Axtit- 
ftanbfd?aft  ßebabt  hatten.  gür  alle  jälle  ließe  aud) 
in  ber  Stiftung  be*$llbenburmid?en]ytbettommifie* 
bureb  Stnton  ©Dntber  ju  ©unften  feine«  nur  mittels 
9teftript*  legitimierten  Sobnc*  oon  oornberein  ein 
?luefd?lufs  alle«  Grbfolße:9tißori*mu*.  ftfir  bieÄld* 
aer  f  djrieben  Glau*  in  flranlfurt  unb  £>ejfter,  ferner 
2abor,  3LMlba,  'JJlublenbrucb  unb  .Sacbariä ;  ßeßen  fie 
.Ulübcr,  £ftd,  Ittenberg,  Ütticbaelü,  Saffcrfdjlcben, 
iBoben.  i'e.U  unb  3iluntfd?li  wollten  bie  cadjc  alt 
eine  j>taße  be<J  öffentlidjen  9ied?tä  ber  ßeridjtlid?cn 
5tompetenj  ßanj  entjoßen  wiffen.  %üt  bie  2?aucr  beo 
^rojeffe*  batte  bie  olbenburß.  JHcßierunß  ben  $öe= 
fihftanb  bed  ©rafen  ©uftao  Jlbolf  oorldufiß  an= 
ertannt,  ihm  jebotb  aufßeßeben,  nidjtd  oon  ben  ©ü* 
tern  ju  feinen  ©unften  ju  oerwenben.  ^aebbem  bcr 
Witlldßcr  ©raf  Äarl  Änton  gerbinanb  16.  Dlt.  183<> 
ben  ocrßeblidjcn  SJerfud?  ßemadjt  batte,  f>tb  mit  Cift 
unb  ©ewalt  in  ben  SBeftfc  ju  feften,  fiel  1842  ein  Urteil 
ber  Jluriftenfalultdt  in  $ena,  an  weldjc  bie  Sitten 
oerfenbet  worben,  für  bie  2kllaßten  au*;  allein 
bie  Äläßet  leßten  baßeßen  SBetufunß  ein,  über 
wcld>e  bie  ^uriftenfafultät  ju  ©ie^en  entfdjetben 
follte.  SBdbtcnb  ber  ^ahve,  weld>e  bie  übfaffunß 
ber  umfanßreidjen  6d?riften  jut  33eßrünbunß  unb 
©iberleßunß  bcS  ÜHe*t*mittel*  unb  bie  Gntfdjei: 
bunß  felbft  in  Stnfprud)  nabmen,  fudjten  bie  Äldßer 
ibre  6adbe  namentlid)  biplomarifdj  ju  förbem,  wc 
bei  ftc  In  ibren  ^ejiebunßen  jur  enßl.  unb  nieber^ 


it  —  Scntlet)  (^ic^arb)  713 

Idnb.  JRcßicnmß  ben  nötißen  Müdbalt  finben  moaV 
ten.  Sie  erlangten  12. 3um  1845  bei  ber  33unbee= 
ocrfammlunß  bie  Grllärunß.  bafi  ber  Familie  Jö. 
nacb  ifcrem  Stanbcooerbdltniife  jur  3e«t  be*  SJeut» 
fdjen  9icicbd  (wa*  noeb  ©eßenftanb  ßerid>tlicbcr  Qx- 
örterung  war)  bie  9ted)te  bc*  I-ehe u  Slbel* im  6inne 
beä  14.  ~Jlvt.  ber  üöunbeäatte  julämen.  hierauf 
traten  fte  23.  8luß.  1847  bei  bem  SBunbe  mit  bem 
Jlntraße  b«roor,  bem  ©rafen  ©uftao  Slbolf  bie 
SuccefiionSfdbißleit  abuijpre*en  unb  bie  oon  bie- 
fem  anßema^te  £anbe*bobeit  auf  bie  rcd)tmd^ißen 
sJJad?folßer  ju  übertragen,  erwirlten  aud?  bei  ber 
^rooiforifdjen  Gentralßewalt  8.  'Jloo.  1849  einen 
entfpreebenben  Jöefdjluft.  Ser  JBefiHer  proteftierte 
baßegen  unter  bem  10.  SWärj  1850  bei  ber  SJunbe*-- 
ccntrallomnuffion,  unb  ba  aud?  bie  olbenburg. 
^iegietung  barauf  beftanb,  bie  gerid?tlid?e  Gntfcbei: 
bung  abzuwarten,  fo  blieben  bie  weitem  6d>ritte 
ber  ftldaer  am  33unbe  ootbetbanb  oi?ne  (ftfolß. 
önblid?  febluß  Olbenburß  1854  einen  Serglcicb  oov, 
worin  e*  fid?  jum  Slnfauf  beö  lö.fAen  jyibettom- 
miffe*  um  einen  $rei*  oon  etwa  2  .Vi  Ul.  i  hlv a.  unb 
jur  ratenweifen  Serteilung  biefer  Summe  unter 
bie  ftreitenben  Seile  erbot.  25er  Sücrgleidj  warb  in 
ber  J  hat  oon  bem  Sellagten,  bem  ©rafen  ©uftao 
3tbolf,  unter  Slbttetung  feine*  iBefit^e*  angenont' 
men,  ebenf o  oon  bem  ©tafen  2Bilbelm  (geft.  8. 3uni 
1855  im  6aag)  uno  1855  oom  ©rafen  Karl  (geft. 
28.  Dlt.  1864  ju  Sergbeim  in  $)albed),  ber  ftd? 
aud?  200000  %\)lx.  auf  bie  Sergleidjfumme  oon 
D Ibenburg  jal?len  lie^.  5)cr  Sobn  be*  lehtern, 
©raf  SBilbelm,  geb.  28. 9too.  1848,  ift  gegenwdr= 
tig  öaupt  ber  Familie;  feine  Sicfibem  ift  Sdjlofe 
NJ)tibbad?ten  bei  Strnbeim.  —  Sgl.  Soben,  flu* 
itenntni*  unb  6f?aralteriftit  5)eutfd?lanb*  in  feinen 
;Hccbt#juftdnben  u.  f.  W.  (2.  «ufl.,  ijranlf.  1856); 
Sttaffcrf  cbleben,  ^urift.  5>lbbanblungen  (®ie|.  1856). 
£ine  oollitänbige  Angabe  ber  früber  übet  ben 
s-8.fd?en  Gtbfolgeftteit  erfdjienenen  6d?riften  bet 
obengenannten  9ied?t*gelcbtten  entbdlt  ba«  ebcn= 
faU*  oben  angefügte,  1842  gefällte  Urteil  bet 
^uriftenfatultdt  ju  3«na. 
©entitttffcficr  ©tbfolgcftreit,  f.  Sentinet 
»entlage,  td?lofe  bei  Stbeine  (f.  bj. 
®entlen  (fpr.  -H),  SHicbarb,  engl.  $b«lolog  unb 
Ärititet,  geb.  27.  ^an.  1662  ju  Dulton  bei  SBatefielb 
in  $ortf  l?ire,  ftubierte  feit  1676  ju  ßambtibge,  wutbe 
1683  fiebtet  $u  6palbing,  1684  ßrjiebet  beö  Sobnc* 
be*  Dr.  Stillinßfleet  (nad?malißen  33ifd?of*  oon 
ffiorcefter)  unb  begleitete  jenen  1689  nad?  Orforb, 
wo  ibm  bie  Söoblepaniidje  Sötbliotbet  ein  reieb»* 
(jclb  be*  Sammeln*  unb  Sd?affen*  eröffnete;  fpdtfr 
würbe  er  imuälaplan  bed  Dr.  Stillingfleet.  1694 
erhielt  er  bie  »uffid?t  über  bie  tönißl.  JBibliotbet  oon 
St.^ame*,  mürbe  1700  ÜNaftcr  be*  Trinity  College 
ju  ßambribae,  1701  3lrd?ibiatonu*  oon  Glp  unb 
1716  $rofe)|or  ber  iheoloak  )u  Sambribge.  iB. 
ftarb  14.  3uli  1742.  Seinen  Stuf  begrünbete 
!  1691  burd?  eine  ßpiftel  an  Dr.  3Rill,  worin  er  bie 
|  erften  groben  feiner  umfaffenben  ©cUbrfamtcit  unb 
|  feine*  tritifd?en  Sd?arf fmn*  in  ber  (Mldrung  febwie^ 
riget  Stellen  ber  alten  Älaffitet  ablegte,  Sluf« 
traße  ber  2)irettion  ber  oon  Sople  ßemaebten  Stif» 
tunß  lieferte  er  1692  in  «Eight  sennons»  eine  ßrünb» 
lid?e  unb  fd?arffmniße  SBiberleßung  be*  Htbciä* 
mu«.  9Rad?bem  JB.  bereit*  1697  bie  Uned?tbeit  ber 
«^Briefe»  be*  ^balari*  nad?gewicfen  batte,  begrün« 
bete  er  feine  Snficbt  nod?  eingebenber  in  ber  be* 
rühmten  «Dissertation  upon  the  cpistles  of  Pha- 


Digitized  by  Google 


714  SBentlerj  (3tob.) 

laris,  Themistocles,  Socrates,  Earipides  and  the 
fables  of  Aesop»  (1699  u.  ö.;  lateinifd)  in  93.S 
•Opuscula  philologica» ,  2pj.  1781;  beutfd)  von 
SB.  Nibbed,  ebb.  1857).  1710  batte  er  feine  friti« 

gjen  93emcrtungen  über  «HJIuto*»  unb  «Söollen»  beS 
riftop^aned  unb  unter  bem  tarnen  Phileleutherus 
Lipsiensis  feine  äkrbefferungen  ber  93rud)ftüde 
beS  SWenanber  unb  ^t^tlemon  erfdjeinen  lallen, 
liefen  Arbeiten  folgte  bie  Ausgabe  beS  £>oraj 
(Gambr.  1711;  öfter  toieberbolt,  fo  Amfterb.  1728; 
£pj.  1826;  93erl.  1869—70),  fein  ©orjüalicbfte* 
Dm:  ferner  bie  bei  Xerenj  unb  beS  $bäbruS 
(1726),  bie  von  ©are  in  einer  berühmten  «Epis- 
tola  critica»  fdyatf  getabelt  würbe,  unb  bie  beS 
SNanüiuS  (2onb.  1739).  Seine  Gmenbationen  ju 

tlautuS  gaben  berauS  Sdjröbcr  (ebb.  1880)  unb 
onnenfdjein  in  feiner  Ausgabe  von  TlautuS* 
«Captivi»  (gpj.  unb  Sonb.  1880) ;  bie  ju  StaüimadjuS 
finben  ftd?  in  ©raeviuS'  Ausgabe  (Utrecht  1697); 
t>ie  ju  Sucan  in  ber  ju  Stramberrö^ill  erfdjienenen 
(1760);  bie  ju  Sucres  bei  9Batefielb  (2onb.  1796); 
bie  ju  GiceroS  JuSculanen  bei  I aviS  (Ganterburp 
1709).  ber  Ausgabe  beS  «Paradise  lost»  von 
2Rilton  bat  93.  eigenmächtig  93eränberungen  vor: 
genommen.  (Sine  ©efamtauSgabe  ber  2öer!e  SB.d 
(93b.  1—3,  Conb.  1836—42)  »on  2>pce  blieb  unvoll= 
enbet;  bie  «Opuscula philologica»  1881)  finb 
nur  eine  AuStvabl.  93.3  Briefe  gab  am  voüftänbig: 
ften  SHorbStvortb  (2  93be.,  Gambr.  1842)  berauS. 
—  93fll.  Woni,  The  life  of  Richard  B.  (fionb. 
1830) ;  fr  81. SBolf  in  ben  «Citterar.  Analelten»,  93b.  1 
(93erl.  1816);  SKdblp,  Nid)arb93.(epj.l868);  3ebb, 
Life  of  Richard  B.  (beutfd)  93erl.  1885). 

iöc  titlet»  (fpr.  -Ii),  Mob.,  engl.  SBotanifer,  geb. 
25.  2Rärj  1821  inäitcbin,  ftubierte  in  ?onbon  SRebw 
jin  unb  33otantf,  tvurbe  1847  ÜJtitglieb  bes  Royal 
College  of  Surgeons,  tebrte  an  ben  mebij.  Schulen 
beS  fionbom,  Ü)tibblefer=  unb  6t.  9Jlarp-.6ofpitalS 
93otani!  unb  würbe  bann  ^rofeffor  an  King's  Col- 
lege, in  ber  Pharmaceutical  Society  of  Great-Bri- 
tain  unb  ber  London  Institution,  längere  8*0  war 
93.  aud)  einer  ber  Herausgeber  beS  «Pharmaceutical 
Journal».  Gr  ftarb  24.  Tej. 1893.  Heben  ber  ÜJtit* 
arbeit  an  ber  engl.  Ausgabe  von  ^ereiraS  «Materia 
medica  and  therapeutics»  (2onb.  1854  —  55)  ftnb 
feine  Jfrauptwerfe:  «a  manual  of  Botany»  (ebb.  1861 
u.  6.) ,  «Principal  plants  employed  in  medicine» 
(1875  fg.,  reid)  illuftriert),  «The  Student's  Guide  to 
structural,  morphological  and  physiological  bo- 
tany» (fionb.  1883),  «The  Student's  Guide  to  syste- 
matic  botany»  (ebb.  1884),  «A  Text  Book  of  or- 
ganic  materia  medica»  (ebb.  1887). 

©  entern  (fpr.  bennt'n),  JbomaSöart,  norbameril. 
Staatsmann,  aeb.  14. SKärj  1782  ju  <giUSborougb  ta 
Norbcarolina,  liefe  fid?  in  Scnneffee  als  NedjtSanwalt 
nieber  unb  tvurbe  IRitglieb  ber  StaatSpefehgebung. 
Am  Kriege  gegen  Gnglanb  1812  beteiligte  er  ftd) 
als  Oberft  eines  von  ibm  geworbenen  ^reitvilligen: 
regtmentS,  nahm  nad?  SBeenbigung  beS  Krieges  feine 
ibätigleit  als  WecbtSanwalt  1815  in  6t.  SouiS 
wieber  auf  unb  grünbete  bafelbft  bie  bemorratifebe 
3eitfd?rift  «Missouri  Argus».  1820  würbe  er  jum 
93unbeSfenator  für  ben  neuen  6taat  2Jliffouri  er* 
wäblt.  3)er  ©ebante  einer  Ausbreitung  ber  Givili' 
fation  über  bie  Sanbftrede  jwifdjen  bem  SJliffouri 
unb  bem  Stillen  3Jleere  würbe  bureb  feine  93erebfam> 
teit  in  baS  amerif.  93oIlSbeivufetfein  eingefübrt.  93. 
war  es  audj,  ber  juerft  bie  unentgeltlicbe  93erteilung 
beS  93unbeSbomaniallanbeS  an  Jlnftebler  vorfdjlug, 


—  SBeugotüfaty 

eine  SRaferegel,  bie,  von  ber  Sllavenbalterpartei  be* 
lämpft,  fieb  erft  fünf  3abre  nad)  feinem  3bbe  venvirt^ 
liebte.  ÄlS  Anhänger  ^adfonS  war  93.  ber  bitterfte 
Aeinb  ber  fdjon  bamalS  nad)  einer  ^erreifcung  ber 
Union  frrebenben  Salbounfd>en  ^raltion  ber  bemo* 
Iratifcben  gartet.  1850  gelang  eS  ber  leMern  in 
sJ)liffouri,  bie  SBiebererroäblung  93.S  jum  93unbeS= 
fenat  gu  verbinbern.  5)afür  nahm  er  1852  bie  2Babl 
xum  IRepräfentantenbaufe  an  unb  fanb  bicr  ®elegen= 
beit,  feinen  ganjen  (Sinflu^  gegen  bie  verfuebte  &n- 
fübrung  ber  6!la»erei  in  ÄanfaS  unb  HebraSfa 
gcltcnb  ju  madjen.  1854  unterlag  93.  feinen  r>er^ 
einigten  @egnem  bei  ber  9Bab(  jum  Aongrel.  Gr 
benufcte  nun  feine  SRufee  jur  Ausarbeitung  feiner 
Erinnerungen  («Thirty  years'  view  of  the  Senate», 
2  93be.,  Heuporl  1854—56)  unb  jur  Verausgabe 
aller  feit  6rrid?tung  ber  SRepublif  ftattgebabten 
Äongrefebebatten  in  gebrdngter  Raffung.  93.  ftarb 
10.  April  1858  ju  ©afbington.  —  Sgl.  vJtoofevelt, 
Thomas  Hart  B.  (93ofton  1887). 

löcntfcficn  (jüb.),  f.  93enfcben. 

»öentfehen,  6tabt  im  ftreiS  ÜMefcxit»  beS  preufe. 
Keg.s93ej.  ^Jofen,  70  km  im  S5S.  von  $ofen,  an 
ber  Dbra  unb  bem  93entf djener  See,  an  ben  firmen 
5ranrfurt:93.*$ofen  unb  93.'SottbuS  (137  km)  fotoie 
ben  Nebenlinien  93.'Siffa  (68^  km)  unb  93.  =  2anbS= 
berg  a.  9B.  (75  km)  ber  ^Jreufe.  StaatSbabnen,  Si| 
eine«  Amtsgerichts  (Sanbgeridjt  SReferih),  3oU^ 
unb  eteueramteS,  bat  (1895)  3358  G. ,  barunter 
1540  (h)angelifd)e  unb  147  Israeliten,  (1900)  3782 
G.,  'iJJoft,  Jelegrapb,  ein  ScbTofe;  6tdrfefabrif,  jmei 
5>ampf  f  djneibemüblen,  öopfenbau  unb  Jpopf  enmarf  t. 

«entjel Bernau,  f.  93enjel=Sternau. 

^cnfjon  (fpr.  bdngtföng),  Ib. ,  franj.  iHomanc 
fd)riftfteUerin,  mit  ibjem  eigentlidjen  3lamen  äRarie 
Z\)ixi{  e  93 1  a  n  c ,  geborene  beSolmS,geb.21.  Sept. 
1840ju  6eine^ort(Seine»et'3Warne),oer6nentltd>te 
ibren  erften  bemertenSrverten  9ioman  «Un  divorce» 
(1871)  im  «Journal  des  Debats»,  bann,  meift  in  ber 
«ReTue  des  Deux  Mondes»,  eine  SHeibe  anbfrer  Gr* 
jäblungen :  «La  vocation  de  Louise»  (1873),  «Le  vio- 
lon  de  Job»  (1875),  «Maxime»  (1876),  «Desir^e  Tur- 
pin»  (1877),  «Unremords»  (1878),  «Georgette» 
(1880),  «Le  veurage  d'Aline»  (1881),  «Tete  folle» 
(1883),  «Une  conversion»  (1884),  «Tony»  (1884), 
«Figure  etrange»  ( 1886),  «Emancipee»  (1887),  «Ma- 
nage de  Jack»  (1889),  «Yette»(1890),  «Constance» 
(1891),  «Le  parrain  d'Annette»  (1893),  «Jacque- 
line» (1893),  «Gencvieve  Delmas»  (1893),  «Une 
double  epreuve»  (1896),  «Nouvelle-France  et  Nou- 
velle-Angleterre,  notes  de  royage»  (1899)  u.a. 
Aud)  febrieb  fte  für  biefelbe  3«tfd)rift  tritifdje  Auf= 
fdge  über  engl.,beutfdje  unb  ameriLSRomanlvtteratur 
(«Littörature  et  meeurs  etrangeres»,  2  93be.,  1882; 
«Les  nouveaux  romanciers  am^ricains»,  1885; 
«Contes  de  tous  les  pays»,  2.  Aufl.  1890),  überfehte 
aud?  J.  93.  Novellen  von  Albrid)  (f.  b.).  1871  erhielt 
fte  ben  AlabemieprciS  93itetS.  —  93gl.  Nuova  Anto- 
logia,  aildrj  1879. 

«cnui*,  Nebenflufe  beS  Niger,  f.  93inue. 

«enoenuto  (ital.).  roilllommen;  aud)  93orname. 

«enoenuto  CTcllint,  f.  Gellini. 

ttentoeH  anb  ^cuhant,  engl.  Stabt,  f.  93b.  17. 

©ettgotofoft),  "THox.  Aug.,  ®raf  von,  Aben= 
teurer,  geb.  1741  (nid)t  1746)  ju  93erbö  im  Äomitat 
Neutra,  biente  als  faiierl.  fiVutnant  im  6ieben= 
iäbrigen  Kriege  bis  1758  unb  ging  bann  auf  SHeifen, 
»anbte  fid?  nad>  'iJJolcn,  trat  berKom'öberation  gegen 
bie  Nuffen  bei  unb  tvurbe  Dberft,  93efeblSbaber  ber 


Digitized  by  Google 


Senjalrfilorib  —  Sen^ibm 


715 


Kavallerie  unb  ©eneralquartiermeifter.  93on  ben 
töuffen  1769  gefangen,  tearb  er  1770  nacb  Karrt' 
tfdjatta  oerroiefen.  35.  oeranlafete  bafelbft  bie  (fr* 
bauung  eine*  öf[entltd)en  £ imlbaufeS,  madjte  ben 
93orf cblag,  mit  fein cn  ±U\ ro er b ann t en  bie  fübl.  fianb» 
ipifce  KamtfcbatfaS  anjubauen,  unb  erpielt  bafür 
feine  greibeit  f  oroie  bie  Jrjanb  ber  Jocbter  beS  Statt» 
palterS  Sliloro.  3njroifcben  batte  er  ben  $lan  ent* 
roorfen,  mit  meprern  SHitoerfcbroorenen  ]u  enb 
iiieben.  3«  93egleitung  feiner ©attin  Hfanaffija  Der» 
liefe  er  Kamtfcpatfa  im  3Jtai  1771  mit  %  ^erfonen, 
naebbem  eS  ihm  gelungen  mar,  baS  gegen  ihn  abgc= 
icbidteKommanbo  jurücfjufdjlagen,  fiep  ber  Seftung 
93olfcberje}t  unb  ber  b»«t  befinblicpen  Vlt  SJltll. 
l;i ai'tcr  ju  bemdebtigen.  Gr  fegelte  nad)  ftormofa, 
bann  naep  SDtacao,  mo  viele  von  feinen  Begleitern 
ftarben,  unter  ibnen  auep  Hfanaffija.  darauf  per* 
bang  er  Fun  auf  ein  franj.  Sdjiff,  tarn  fo  nacb 
■^ranfrei*,  erpielt  ein  Infanterieregiment  unb  bann 
ben  Auftrag,  auf  SllabagaSfar  eine  töieberlaffung 
ju  grflnben.  1774  begrünbete  er  bie  >u  ftoul^oint 
unb  roufete  jugleicb  baS  Vertrauen  oerfebiebener 
einbeimifeber  Stdmme  ju  geroinnen,  bie  ihn  177C 
ju  ibrem  König  ernannten.  581S  er,  nad)  Guropa 
jurüdgefebrt,  um  ber  Kolonie  neue  Unterftütntng 
ju  oerjebaffen,  auf  feiten  beS  fran3.  9WinijteriumS 
fein  entgegen tommen  fanb,  trat  er  roieber  in 
öfterr.  3)ienfte.  1783  fuebte  er  in  Gnglanb  unb  93al» 
timore  Unterftfttjung  für  eine  Grpebttion  nad?  iüa» 
bagaSfar  unb  reifte  im  Ott.  1784  rabin  ab.  SllS 
er  mbeS  pier  1785  geinbfeligteiten  gegen  bie  %ran* 
jofen  begann,  fdndte  bie  Regierung  oon  SDlauru 
tiuS  au*  Gruppen  gegen  ibn.  3«  «i"«m  ©efeebt  mit 
biefen,  23.  2Rai  1786,  marb  er  töblicp  oerroun* 
bct.  Seine  Autobiographie  gab  91icbolfon  heraus 
(2  93be.,  2onb.  1790;  franjörifdj  tyrr.1791),  beutfeb 
oon  gorfter  (233be.,  £pj.  1791)  unb  Gbeling  (2  93be., 
6amb.  1791),  ungarifcb  von  ÜJt.  3öfai  (93ubapeft 
1888).  Ko&ebue  pat  in  feiner  «93erfcbroörung  in 
5iamtf<batfa»  (1795)  58.  auf  bie  93übne  gebracht, 
\?uife  9Jcüblbacb  bat  ib.  n  »um  Reiben  eine*  Vornan* 
(4  93be.,  3ena  1865),  Sloroacli  ju  bem  eine«  GpoS 
(1841)  gemacht. 

«cnjalc^lonb,  C.H.CHCl,,  bie  Gbloroer» 
binbung  beS  SHabifaU  Senjal  ober  93enjpliben, 
(C,H, -CH:),  roirb  beim  Ginleiten  oon  Ii  hier  in 
nebenbei  Joluol  geroonnen.  ÜJlan  benufct  eS  jur 
Earftellung  oon  93enjalbebpb  ff.  93ittermanbelöl), 
inbem  man  eS  mit  Kalfmilcb  bebanbelt.  GS  ift  eine 
bei  206°  ftebenbe  <ylüfftg!eit. 

«enjalbctipb,  f.  93ittermanbelöl. 

«ensolgrän,  fooiel  rote  Malachitgrün  (f.  b.). 

»enjamcla,  f.  93aja. 

«enjanilib,  f.  93b.  17. 

9t«|fl  Zttxnau,  Karl  Gbnftian  Gruft,  ©raf 
ju,  Staatsmann  unb  Sd?riftfteller,  geb.  9.  Äpril 
1767  ju  ÜJlainj,  rourbe  1791  turfürftl.  mainjif(ber 
:Regierung*rat  ju  ©rfurt,  1804  ©eb.  Staatsrat, 
1806  Direltor  beS  bab.  aJlinifteriumS  beS  Innern, 
1812  Staat«-  unb  ftinanjminifter  be8  ©rofebet* 
iiogS  ton  granffurt.  Seit  1814  lebte  er  teil*  }u 
•JJtariabalben  am  ^ürtdjer  See,  teils  auf  feinem  ©ute 
GmritbSbofen  bei  ülfcbaffenburg,  trat  mit  feinem 
Söruber  ©ottfrieb  1827  jum  ^roteftantiSmuS  übet 
unb  ftarb  13.  ftug.  1849  }u  sDtariabalben.  Sluffeben 
erregten  fdjon  bie  «Slowllen  für  baS  6ers»  (2  3)be., 
JÖamb.  1795-%;  2.  Hu«.  1806);  aber  erft  -2)aS 
golbene  Kalb»  (4  93be.,  ©otba  1802—3;  2.  »ufl. 
1804)  erroarb  ibm  ben  Äubm  eine«  auSgejeia^neten 


Öumoriften  in  3ean  ^aulfdjer  Hrt.  3)iefeS  5Berf, 
1797—98  entftanben,  bilbet  ben  änfang  einer  9to« 
man--Ietralogie,  }U  ber  noep  «2)er  fteinerne  ©ait» 
(4  5Bbe.,  ©otba  1808),  «Set  alte  »bam»  (4  93be., 
ebb.  1819—20)  unb  «Ser  steiftet  com  Stuble»  (un« 
gebruett)  gebören.  98on  SB.S  übrigen  SAriften  fmb 
ju  erroäpnen:  «CebenSgeiftcr  auS  bem  Klarfelbf*en 
flrebioe»  (4  SBbe.,  ©otba  1804),  «Proteus»  (SiegenSb. 
1806),  «^igmäenbriefe»  (2  Sbe.,  ©otba  1808)  u.  a. 
1808—11  leitete  58.  bie  3eitf(prift  «3afon».  Seine 
bramat.  Arbeiten  )eigen  lebiglid)  fatir.  Anlage; 
am  glüdlicbften  fmb  bie  geiftreidjen  «epriefcroevt- 
fpiele»  in  bem  «öoftbeater  oon  SBarataria»  (4  93te., 
fipj.  1828).  5)ur(btDeg,  befonberS  in  ben  fatir.  JHo* 
manen,  befunbet  ftcb  als  febarfer,  felbftdnbiger 
Genfer,  ooll  Scbarfftnn,  2Bifc  unb  "ffielt»  unb  SDten: 
fcpenfenntniS ;  als  töcbtigen  $olititer  unb  2Jor» 
lämpfer  für  9ie<pt  unb  $reipeit  jeigen  ibn  feine 
oSBapernbriefe»  (4  Bbe.,  Stuttg.  1831—32).  «Broben 
pon  iB.S  S*riften  entbdlt  93b.  137  oon  KürfcbnerS 
«3)eutfcber  Wationallitteratur»  (ebb.  1886). 

Jöcn^euberg,  3ob.  fttiebr.,  ^Bbpfiter  unb 
^ublijift,  geb.  5.  3Rai  1777  in  SAöÜer  bei  Giber« 
felb,  ftubierte  in  Harburg  ^b^eologie,  bann  in 
©öttingen  ^bpftt  unb  OTatbematif.  2)er  Kurfürft 
oon  SBapern  ernannte  ipn  1805  jum  ^rofeffor  ber 
^bPfit  unb  Sftronomie  am  Spceum  ju  35flf|elborf ; 
auep  rourbe  ibm  bie  Leitung  ber  SanbeSoermeffung 
übertragen.  58.  grünbete  eine  eigene  S(pu(e  für 
Sanbmeffer,  für  bie  er  baS  a.<öanbbud)  ber  ange> 
roanbten  ©eometrie»  (393be.,  ^üffelb.  1815)  fdjrieb, 
unb  entroarf  eine  Sanbmefferorbnung.  ^nfolge  ber 
NegierungSoeränberung  im  58ergif  eben  ging  er  1810 
nadp  ber  Scbweij.  9tad)  bem  Stune  "JiapoleonS 
roanbte  er  jid>  nad)  $ariS,  fpdter  nacb  3)eutid>lanb 
jurfld.  Qx  oeröffentlicbte:  «9Bftnf<pe  unb  Hoff- 
nungen eines  v3ibeinldnberS»  (2.ilufl.,Dortm.  1815), 
«Uber  baS  Katafter»  (2  93be.,  93onn  1818),  «über 
Jöanbel  unb  ©eroerbe,  Steuern  unb  3büt*  (Glberf. 
1819),  «Über  s3roDinjialoerfaffung,  mit  befonberer 
flüdfidjt  auf  3üli(b,  Gleoe,  SBerg  unb  Warf«  (2  93be., 
Hamm  1819—22),  «Über  $reufienS  ©elbpauSbalt 
unb  neues  Steuerf pftem »  (£pj.  1820)  foroie  eine 
dleipe  polit.  ©elegenbeitsfdjriften ,  namentlicb  jroei 
über  gürft  öarbenberg  unb  König  Jriebricp  9öil- 
belm  Hl.  (ebb.  1821),  burd)  bie  er  mt  unb  beren 
Verleger  (93rodbauS  in  Seipjig)  bie  Üngunft  ber 
preufe.  Regierung  jujog.  Später  liefe  er  nod) 
mebrere  ptjQflt.  Sdjriften,  barunter  «SÖerfudje  über 
bie  Umbrebung  ber  Grbe»  (Ü)äffelb.  1845)  unb 
a3)ie  Sternfdjnuppen»  (Hamb.  1839),  erfebeinen.  6r 
ftarb  8.  3uni  1846  |»  SBitt  bei  2)uffclborf.  6ier 
batte  er  f»d>  1844  eine  Stenxroarte  erbaut,  bie  er  ber 
Stabt  fd>enlte. 

«enjert,  otabt  in  3:uniS,  ].  JBiferta. 

»cn^bam,  fopiel  roie  Stnilin  (f.  b.). 

©en^ibtn,  S)iparabiamibobippenpl, 
eine  organifdje  93afe  oon  ber  3ufammenfetiung 
rltH],Ns,  bie  Fut  auS  öpbrajobenjol  bei  ber  6in- 
roirtung  pon  (onjenrrierter  Saljfdure  burd;  Um< 
lagerung  nacb  folgenber  ©leicbung  bilbet: 

C,HBNHNH.CeH4  =  NH,.CiH4C.HfNH1. 

3)as  93.  Irpftallifiert  auS  beifeem  üüaffer  in  ftlbcr» 
gldnjenben  23ldttdpen,  fdjmiljt  bei  122°  unb  bilbet 
mit  Sduren  beftdnbige  Salje.  3)aS  Sulfat  ift  in 
Gaffer  [oft  unlöSlicb.  XaS  93.  ift  als  Ausgangs» 
material  ber  93enjibinanofarbftoffe  roert« 
ooll,  roelcpe  bie  Gigcnfcbaft  befifcen,  bie  Sflanjen« 
fafer  obne  93eijen  birett  feifenedjt  anjufdrben. 


Digitized  by  Google 


71Ü 


23enjibiitblau  —  öenjoc 


©cnjibinblnu,  ein  nur  nodj  wenig  gebrdudj* 
lieber  2eerfarb)toff,  ein  bronjcgldnjcnbe*  $ult>er, 
ba*  ficb  mit  Hauer  garbe  in  Salier  löft. 

«tfcnjigcr  &  (So.,  Verlag  fatb.  Süd?er  unb 
Silber,  Kunft*  unb  2)enotionalicnbanblung  ncbft 
lünftlerifcben  unb  tccbnifcben  3rocigeu  in  Ginnebeln 
(in  ber  Sdjroeij),  mit  Filiale  in  3Dalb*but  in  93aben 
(feit  1885).  Sa«  ©efcbfift  rourbe  ju  Ginjjebeln  1792 
von  bcm  £anbammann  Sofepb  fiatl  Senjiger, 
geb.  19.  9Hdrj  1762,  geft.  4.  ÜJtai  1841,  gcgrünbet 
unb  oon  feinen  beiben  Söbnen,bemÄantonslanbam= 
mann  3  o  f  e  p  b  #  a  r  1 93  c  n }  i  g  e  r ,  geb.  16.  Ott.  1 799 
in  gelbtircb,  geft.  4.  SDlai  1873,  unb  bem  93ejirl*; 
ftattbalter  9titolau*  93enjiger,  geb.  21.  vDiärj 
1808,  geft.  6.  $ej.  1864,  bie  e*  1833  übernahmen, 
bebeutcnb  errocitcrt.  2)ieftirma  «@ebr.  ftarl  &  DJito: 
lau*  93enjiger»  ging  1860  an  bie  Söbne  beiber  über, 
crbielt  1867  von  ^apft  "IMu*  IX.  ben  £itel  «Zopo* 
grapben  be*  ^eiligen  ©tuble*»,  1887  gelangte  fie 
(unter  ber  frirma  93enjigcr  &  So.)  an  brei  Urentel 
be*  93egrünber*,  mürbe  1888  jum  «^Jdpftlicben 
ftitut  für  cbriftl.  Äunft»  ernannt  unb  ging  1897  an 
cinefttticngefellfcbaft  über  (Airma:  «sBerlag*anftalt 
Senjiger  &  (So.,  ».-©.»).  $er  Scrlag  bejtcbt  au* 
einer  reiebtn  Au*roabl  üon  ©ebefc,  Grbauung**  unb 
2lnbacbt*büd)ern,  aueb  in  fremben  Spracben,  femer 
au*  tbeol.unb  lircbenmufUatifcben  Söertcn,  illuftrier= 
ten  (jamilien-,  93olt*-  unb  Sugmbfdjriftcn,  6cbul= 
bücfcern,  bem  alljäbrlicb  in  4  6prad  cu  erfebeinenben 
«Ginfiebler  Äalenber»  (feit  1840),  bem  illuftrierten 
^od>enblatt  «Site  unb  9teue  Seit»  (feit  1866), 
Mubn«  «Allgemeine  Äunftgefcbidjte»  (Lieferung  1— 
16,  1891—96).  2>aran  fdjlicfjcn  fieb  ein  Oberau* 
reidjbaltiger  SBerlag  religiöicr  Silber,  femer  eine 
6ortiment*budV  unb  ftunftlranblung  (feit  1842), 
A)anbel  mit  2)evotionalien,  Kirdjenomamenten,  $a= 
rainenten  unb  Hirdjenfdjmud.  Qux  J&erftcUung  aller 
biefer  ©cgenftdnbe  ftnb  tbdtig:  3eicbenatelicr,  Ro\o- 
ricranftalt,  Kupfer*  unb  SRotcnftcdjerei,  d)romolitbo= 
grapbif tbe*  unb  pbotogr.  Atelier,  3»nlograpbic, 
«Stereotypie,  ©aloanoplaftit  (mit  mebrern  2)9na= 
mo*,  bpbraulifeben  treffen  unb  jablreidjen  £nlf*; 
mafebinen),  2>rudcrei  (mit  21  93ucV  unb  19  Stein* 
brudprefi'cn),  tfupferbruderei,  fiitbograpbie,  $boto= 
grapbie  unb  anbem  93ervielfältigung*Dcrfabren, 
SuAbinberei,  medjan.  Söertftatt,  eigene  ©asfabrif 
(für  über  2000  flammen),  eigene*  eleltrifcbe*  £icbt. 
Sil*  9Jtotoren  roirlen  3  $ampfmaf<jbinen  mit  @a*= 
unb  ^Jetroleummotor,  ©afjerfraft,  jufammen  etroa 
75  $ferbeftärten.  9Jlit  Ginfcblufe  be*  3roeigatclicr* 
in  Gutbai  unb  ©rofi  unb  ber  A5au*inbuftrie  finb 
gegen  900  ^erfonen  befdjdftigt.  «n  ffiobltbfitig: 
feit*anftalten  finb  vorbanben :  einiloftbau*  für  etwa 
70  jüngere  AngefteUte  (feit  1873),  eme  gleicbe  An= 
ftalt  für  s])iäb*en  (feit  1885),  eine  «ranten*  unb 
Alterelaffe  (feit  1865)  unb  eine  UnfaUoerfidjeTung 
für  fdmtli(be  Angeftcllte  auf  Äoften  ber  Airma  (feit 
1885).  Sieben  bcm  Ginfiebler  ©efAäft  beftanben 
3meignieberlaffungen  (#irma:  «53«njigeT93rotber*») 
in  Uleuoorf  (feit  1853),  Gincinnati  (1860),  Gbicago 
(1886;  begrünbet  1875  in  6t.  fioui*),  im  93efifc 
von  SRifolau*  Äarl  93enjiger-Stoffel,  geb. 
5.  3uli  1859,  unb  fioui*  »enjiger^ddjlcr, 
geb.  28.  ÜDtai  1840.  2)icfe  Ajdufcr  verlegen  aud) 
engl,  ©ebetbüdjer  unb  amerif.  6(bulbü*er;  in  (£in= 
cinnati  erfd?eint  bie  SBodjenfdjrtft  «2)er  sBabrbcit«= 
freunb»  (gcgrünbet  1836). 

9iid)t  ju  üermedjfcln  mit  biefem  Gtabliffement  ift 
bie  ^irma  «Slbelricb  Senjiger  &  6ie.»  in  Ginfiebeln, 


bie  1885  »on  einem  cobne  9ti!olau*  SBenjigcr-j, 
«bclri*  Senjiger^ocb,  geb.  15.  9ior.  1833. 
geft.  9.  Clt.  1896, 1860—80  Scilbaber  be*  6tamm= 
baufe*,  gegrflnbet  mürbe  unb  jefet  oon  beffen  6obu 
8lbelrid>  Albert  9li!olaus  Senjiger  von 
Ölufe  betrieben  roirb. 

»öcnyl,  C14H100lf  ein  au*  bem  Söenjoin 
burdb  Crpbation  cntftebenbe*  aromatifebe*  2)ifeton, 
C«H4  •  CO  •  CO  •  C,H8.  G*  bübet  mit  fepbrorplamin 
brei  »enjilbiorime,  CaH,-C^0H>C(N0H)-C.H5, 
beren  3fomerie  t>on  thccrctu'duT  Sicbtigteit  ift. 

iöenjut,  ber früber  gebräucblid^e  jtame  für  Söen= 
jol  (f.  b.)  ober  Steinloblenteerbenjin.  öeute  bejei*= 
net  man  mit  93.  ein  ©emenge  »on  floblcnmancr^ 
ftoffen,  ba*  au*  bem  Petroleum  (^etroleumbeu 
iin)  genjonnen  roirb,  jroifdjen  70  unb  90°  ftebet  unb 
bauptfdeblid)  au*  ^eranen  unb  öeptanen  beftebt. 
G*  ift  eine  Ieicbt  beroeglicbe,  niebt  fluore*derenbc, 
roafferbelle  ^lüffigfeit  »on  dtberiftbem,  nid>t  unam 
genebmem  ©emeb,  »om  fpec.  ©eroiebt  0,04— 0,67, 
in  2Baffer  unlö*lid),  in  Stlfobol  löelid?  unb  leid?tcr 
al*  3Daffer.  3nfolge  feiner  gäc;ifltcit,  gette,  öarje, 
Äautfdjut  ju  löfen,  oerroenbet  man  e*  al*  Rieden 
roaffer,  al*  Jcrpcntinölerfa^  ju  Jyimiilm,  jum  Gnt^ 
fetten  ber  2öoUe.  G*  brennt  mit  ftart  leudjtcnber 
flamme  unb  bient  be«balb  aud;  jum  Garburieren 
be*  Seud)tgafe*.  Sil*  Benzinum  Petrolei  ift  e* 
offtjinell;  c*  roirb  inncrlicb  gegen  Grbrecben,  al* 
tflpftier  gegen  9)kbenroürmer,  äu&erlicb  gegen  t:  ar  a 
fiten  (2äufe,Ärdtimilben)angeroanbt.  6eine  Xdmpfc 
geben,  mit  atmofpbärifcber  fiuft  gemifebt,  ein  ti- 
plofiüe*  ©emenge,  ba*  jum  Setrieb  oon  Senjin* 
motoren  benu^t  roirb. 

üBcnjinboot,  f.  9iapbtbaboot. 

iöcn^itbroirfifc,  f.  Senjinroagm. 

»rnjinglüblid)!,  f.  Seleucbtung. 

»cnjinlöntpcticn,  f.  geuerjeug.        [Jig.  1. 

Benzinmotor,  f.  s}ktroleummotor  ncbft  2afcl, 

»rnjtndl,  f.  ÜJtineralöl. 

©enjintoagc«,  Senjinbrof<bfe,  ein  <$u\)x= 
roerf,  ba*  bureb  einen  Senjinmotor  (Iktroreum- 
motor,  f.  b.)  oorroärt*  beroegt  roirb.  G*  ift  für  ^kr- 
fonenDerlebr  auf  Strafen  beftiinmt.  2>cr  jroeievlin' 
brigcSWotor  treibt  eine  ÜRabacbfe  an;  feine  6trur* 
mng  gefd?iebt  vom  Si&e  be*  gabrenben  au*. 

'■»cn^motor,  f.  ©a*motor. 

*cnjod)inon,  f.  Gbinone. 

ttenfto?,  Senjoebarj  (Resiaa  benzoes,  Asa 
dulcis),  ein  ofjijinelle*  f>ari  unb  Srtifel  be*  2>ro: 
gumbanbel*,  bereit*  feit  bem  15. 3abrb.  in  Guropa 
befannt  5)ie  S.  ift  ber  erbdrtete  barjige  au*puf; 
üon  Styrax  benzoin  Dryand. ,  bcm  Senjoebaum, 
ber  in  f>interinbien  rodebft  unb  auf  ben  oftinb.  3toMn 
hiltioiert  roirb.  3m  fcanbcl  bat  man  je  nad>  ber  i»cr 
lunft  brei  fcaupt  f  orten :  1 )  3>ie  6  i  a  m  *  93  e  n  j  o  e ,  bie 
fcltenere  unb  baber  teure  6orte,  bie  aber  allein  offi 
jinell  ift;  fie  lommt  au*  Giam  (nad)  bem T)eutf eben 
Arjneibucb  ift  ibre  9Jluttcrpflanje  nod)  nidjt  \t\l 
geftcllt)  unb  roirb  über  93angfo!  verfanbt.  G*  fint 
fladbe,  mnblid?c,  gelblicbroci|c  bi*  braune  6tüdc, 
auf  bemSrucbe  opalartig^roeip  (Benzo€  inlacrimis), 
von  febr  angmebmem  ©crueb,  ober  aud>  mebr  ober 
minber  juf  ammmgefloff  cne  ober  jufammengcbadcr.c 
Slöde  (Benzoe  in  massa).  Slbfdtle,  au*  tleinctt, 
runblidjen  lofen  Äömem  beftebenb,  bilben  bu 
uBcnzoe  in  granis».  2)ie  6iam=Scnjoe  fdjmilät  bei 
etroa  75°  C.  unb  löft  fid)  bei  gelinbcr  ©ärme  in 
5  Zeilen  2öeingeift.  SBert  5—9  ÜÄ.  ba*  flilogramm. 
2)  5>ie  eumatra^Senjoe,  au*  6umatra  unb 


Digitized  by  Google 


©enaoeätfjer  —  öenaol 


717 


,\aoa  tommenb,  tft  bie  gcmöbnlidje  öanbeleware 
« ;cut  aber  oon  ber  ^armatopöe  nuit  mebr  »ugc 
laffen);  man  erbält  fie  ebenfalls  in  großen  Stfidcn, 
bie  auf  bem  ©rucbe  ein  porpbprartigcd  Äuäfcben 
jcigen,  inbem  milditueifee,  wacb$glänjcnbe  Körner 
in  einer  rötlicbgrauen  ©runbmaffe  eingebettet  finb 
l lUanbelbenjoe,  Benzoe  amygdaloides).  ©ei 
ben  beffcrn  Sorten  finb  biefc  Körner  grö&er  unb 
bie  ©runbmaffe  tritt  jurüd,  bie  fdjlecbteftcn  Sorten 
jetgen  faft  aar  feine  ÜWanbeln.  35er  ©erud)  ift  bei 
cumatra  =  ©enjoe  mebr  ftorarartig;  ber  Scbmelv 
punlt  liegt  erft  bei  85°  C.  Siefer  Sorte  nabeftebenb, 
aber  einen  mebr  glafigen  ©rucb  jcigenb,  fmb  3)  bie 
'.|Jenang«©enjoe  unb  bie  $alembang:©en: 
joe,  üöert  U— 2  2R.  baä  Kilogramm.  —  Sic  ©. 
entbält  brei  fid)  wenig  ooneinanber  unterfcbeibenbe 
.t>arje  unb  12—18  s$roj.  ©enjoefdure  (f.  b.),  »eiche 
(entere  bauptfdd)ltd)  in  ber  Sumatraforte  mebr  ober 
weniger  burdb  3immetfdure  erfe&t  ift.  3\an  pflegt 
tiicrnacb  bie  ©enjoef  orten  aud?  in  jimmetfdure= 
freie  unb  in  jimmetfdureb  altige  ©.einjuteilen, 
welche  lefetern  nur  tu  ^arfflmeriejweden  oerwenbct 
werben.  Ob  eine  ÜB.  jimmetfäurcbaltig  ift,  ertennt 
man  auf  folgenbe  Sffieife:  9Ran  puloert  bie  ©.  unb 
erbitjt  biefeä  $uloer  mit  etwas  Soba  unb  Söaffer, 
filtriert  unb  erbiet  baä  ftiltrat  mit  etmaä  tibcnr.au - 
ganfaurem Kalium;  tritt  hiev Ku  ber ©erud) nacb  ©it* 
termanbelöl  auf,  fo  mar  3immetfäure  oorbanben. 
©.  bient  pbarmaceutifd)  jur  ©ereitung  ber  ©enjoe» 
idurc,  bc3  ©enjoeicbmalieS  unb  ber  ©enjoctinttur; 
au&erbem  benu&t  man  bie©.  ju  f oSmetifcb.cn 3ioeden 
unb  al«  3"ja&  in  iRäucbermitteln. 

^öcn^Diftithcr,  ©enjoefäuredtbplefter, 
©enjoeotnefter,  benjoefaureä  Sltbplorpb 
(Aetber  beuzoicus),  CiHB0t-C,H5,  ftart  aro- 
matifebe,  im  oerbannten  3uftanbe  febr  angenebm 
rieebeube  ^lüffigteit  oon  1,m  fpec.  ©eroiebt  unb 
211°  Siebepuntt,  in  SBaffer  nur  wenig,  in  Alfobol 
leiebt  löslidj,  wirb  }ur  ©ereitung  tünftlicber  5ru tpl  - 
dtber,  namentlicb  beS  (frbbecrdtherS  oerwenbet. 
üllan  erbält  ben  ©.,  wenn  man  eine  SRifcbung  oon 
©enjoefdure,  Slltobol  unb  ftarfer  Saljfdure  einige 
Jage  lang  an  einem  mäfiig  warmen  Orte  ftefcen 
läßt,  bann  Saffer  jugiept  unb  mebreremat  mit 
einer  oerbünnten  Saljlöfuug  mäfebt;  burd)  nacb: 
folgenbe  Scftillation  erbdlt  man  bann  ben  ©.  rein. 

söenjoebaum ,  f.  st vrax. 

«cnjocblumcn,  f.  ©enjoefdure. 

«enjoöbarg,  f.  ©enjoe. 

^enjoefaure,  ©enjoeblumen,  bie  9JcDno= 
carbonfdure  beö  ©enjoU:  C,Hft  •  COOH.  Siefelbe 
fommt  febr  oerbreitet  in  ber  9tatur  cor,  in  einer 
großen  .  JaH  oon  öarjen  unb  dtberifeben  Clen,  in 
oielen  ^ftanjen,  im  Steintoblentecr,  ald  ©eftanbteil 
ber  fnppurfäure  im  £arne  ber  pflanjenfreffenben 
Siere,  am  rcidjlicbften  jebodjim  ©enjoeparj,  oon 
bem  fie  ibwn  Stomen  bat.  3ut  ©«»innung  im 
(leinen  (für  mebij.  3n>ede)  totrb  ©enjoebarj  auä 
einem  eifemen  Keffel  fublimicrt,  ber  mit  einer 
ipi&cu  ^aptertüte  bebedt  ift.  Sa8  fo  erhaltene 
'Brobuft  ift  ftetä  gelblicb  gefdrbt  unb  rieebt  infolge 
feiucS  ©ebaltS  an  flücbtigem  dtberi]'cr;em  Cle  unb  an 
emppreumatifeben  Subftanjen,  bie  mefentlicb  an 
ber  SBirlung  beteiligt  finb,  brenilid)=benjocartig. 
Cbcr  man  foebt  baS  jerfto^ene  £ar)  mit  KaKmilcb, 
fügt  ju  ber  filtrierten  l'öfung  bed  entftanbenen 
Kallfalied  ber  ©.  etwas  Gblorfalt  (jur  3erftörung 
ber  oerunreinigenbenjjarbftoffe)  unb  fdllt  bie  ©.  mit 
Saljfäure.  ©orteilbafter  gewinnt  man  bie  ©.  aus 


ber  burcp  dinbampfen  oon  ^ferbebarn  geroonnenen 
Öippurfdure,  inbem  man  biefelbe  burd)  fioeben  mit 
4  Seilen  lonjentriertcr  Saljfdurc  jerlcgt.  hierbei 
fpaltet  fid)  bie  feippurfdure  in  ©lotofoll  unb  ©., 
welcbe  Heb  beim  (Malten  ber  Söfung  auSf Reibet : 
COOH  •  CII,  -  NU  •  CO  •  CaH5  +  H,0 

£ippudäure 

=  COOH  •  CH4  •  NH,  +  C,  H6  •  COOH. 
«IqfofoU  e<n(orffiurr. 

9tuS  Soluol  entftebt  bie  ©.  bureb,  Drobation  mit 
einem  ©emifeb.  oon  ebromfaurem  Kalium  unb 
SdjrDefelfäure.  3)ie  für  tedmifebe  3»oedc  beftimmte 
Sdure  wirb  meift  bureb  3«f«fefn  oon  ©enjotricblorib 
aus  Joluol  mit  ©affer  unter  3>rud  bargeftellt. 

Stuf  fpntbetifcbem  ÜBege  fann  ©.  aus«  ©enjol 
bargeftellt  werben.  Sic  reine  ©.  bilbet  weifte  gldm 
jenbe  ©Idttcben  ober  «abeln,  fcbmiljt  bei  120°  unb 
beftilliert  bei  250°.  Unreine  Sdure  fdrbt  ftdj  leid?t 
gelblicb  unb  fcbmiljt  bei  einer  oiel  niebrigem  Zern-- 
peratur.  Sie  fublimicrt  ebne  ffaktoma,  ibre 
Sämpfe  reijen  beftig  jum  Ruften.  Wt\i  Üßaffcr' 
bdmpfen  ift  fte  febr  leidjt  flüdtttig.  3n  Ialtem  iBa)ier 
ift  fte  fd)wer  (öSlicb  (1  Seil  in  600  Seilen),  leidt 
löelicb  in  »Itobol  unb  4ltb.er.  Sie  ©afferftoffotome 
bed  ©enjoltern«,  C,HS,  finb  burd)  Diele  einmer* 
tige  9(tome  ober  ©nippen  oertretbar,  wobureb  eine 
gro&e  3abl  oon  Serioaten  ber  ©.  entfteben.  Sic 
©.  ftnbet  Slnwenbung  in  ber  ebem.  (jatbeninbuftric; 
in  ber  Dictum  ift  fie  al*  Acidum  benzoicum  offi= 
ünell  unb  wirb  hier  alz  audwurfbef&rbernbcS  unb 
belebenbeS  ÜJlittel  oertoenbet.  Scr  'ißreiS  ber  ©. 
febwanft  je  nacb  ber  Ärt  ber  Sarftellung  3Wif*cn 
4^o  3)t.  unb  14  8t  für  bad  Kilogramm. 

*cn jocfrturcfulfinib,  f.  Saccparin. 

Öengo^fr^mals  (Adeps  benzoatus),  eine 
löfung  oon  1  Seil  fublimierter  ©enjoefdure  in 
99  Seilen  im  ÜBaffcrbabc  gefebmoljenen  Scbtociuc-- 
fcbmalje^.  ©.  ift  offijincll.  (§£  wirb  aueb  bei 
längerer  Aufbewahrung  niebt  ranjig;  man  bcnuHt 
cd  K' v halb  ju  Salbe. 

©enjoirinf  tut  (Tinctura Benzoes),  eine  braune 
'^Iüfft gleit  oon  angenehm  benjoearttgem  ©erueb.  Sie 
ift  offisinell ,  wirb  bureb,  StuSjieben  oon  1  Seil  gc= 
puloertcr ©enjoe  mit  5  Seilen  Iföeingeift  erpalten  unb 
finbet  oiclf  ad)  3(nwenbung  aU  3.ufa|i  ,ui !  o  >met  ifeben 
Södfiern  u.  bgl.  9Rit  Gaffer  giebt  fte  mild>db,nlicbe 
ÜJliKpungen,  mit  iRofenwaffer  ^ungfcrnmild)  (f.  b.j. 

«cit^oin,  CMH1S0„  ein  aromatifd?er  Keton» 
allobol,  C6  H6  •  CO  •  CH  (OH)  •  C,  H6>  ber  burd)  Gin» 
mirfung  »on  (Jpantalium  auf  ©cnjalbebpb  entftebt 
unb  in  glänjenben,  bei  134°  fdjmeljenben  $ri«men 
frpftalli)iert.  Surd)  Drpbation  entftebt  ©enjil. 

BenzoYn  officinale.  ©  e  n  j  o  e  o  a  u  m,  f  .Styrax. 

iöctt^öl,  CaH«.  eine  wafferbclle,  leidjt  beweg' 
lid)e,  ftart  lid?tbred?enbe  ^lüfftgteit  oon  eigentflm» 
Ii*  dtberifdjem  ©erud?,  oom  fpec.  ©emiept  0,m  bei 
20°.  60  erftarrt  bei  etwa  0°  trpftaUinifcb,  fcbmiljt 
bei  +  8°  unb  fiebet  bei  80,5°.  3n  SDaffer  ift  e* 
nabc3u  unlöslid),  mit  Hlfobol  unb  Ütber  bagegen 
mifdjbar.  Qi  lö|t  3ob,  Sd?wefel,  ^b^ospbor  unb 
oicle  organifepe  Subftanjen,  aU  öarje,  §cttc  it.  a. 
auf.  Seine  Sdmpfe  finb  febr  leid)t  entjünblid)  unb 
brennen  mit  ftart  rufjenber  (ylamme.  Sa«  ©.  würbe 
1825  oon  garabap  unter  ben  ^robulten  ber  Seftil« 
lation  ber  fetten  Die  entbedt.  ift  im  Steintob' 
lenteer  bi$  ju  2  ^jiroj.  entbalten  unb  entftebt  burd) 
trodne  Seftillation  aller  ©enjolcarbonfduren,  bie 
am  ©enjollcrn  nur  COOH-©ruppen  entbalten.  ©om 
©.  leitet  fid)  bie  ungemein  grofie  3abl  ber  ?lroma; 


Digitized  by  Google 


718 


Sen$otyeracarbon|äure  —  Seötfjg 


tifcben  SBerbinbungen  (f.  b.)  ob.  3ur  ©eminnung 
be«  93.  trennt  man  au«  bem  gereinigten  Stein* 
loblenteeröl  bie  bei  80  —  85*  fiebenbe  graftion  ab, 
Idjjt  fie  in  ber  Malte  gefrieren  unb  prefet  ba«  fefte 
39.  in  ber  Halte  ab.  Um  ganj  reine«  93.  ju  er* 
halten,  befti liiert  man  ein  ©emenge  oon  Benjoe« 
iäurc  mit  Mal!.  Sa«  au«  bem  Steinfoblenteer 
ftammenbc  B.  enthält  ftet«  2biopben  unb  giebt  bie 
iHeattion  be«felben.  G«  tann  oon  ibm  bureb  Sd?ütteln 
mit  lonjentrierter  Scbwefelfäure  befreit  »erben,  bie 
ba«  Jbiopben  al«  Sulfofäure  löft.  Sa«  93.  be« 
j&anbel«,  wie  e«  in  ben  garbfabriten  oerwenbet 
wirb,  ift  ein  ©emenae  oon  93.  mit  Joluol  unb 
anbern  homologen  Äoplenwafferftoffen.  ßinB.,  ba« 
30— 40$roj.  B.  entbdlt,  eignet  fid)  für  bie  6er< 
ftellung  oon  Anilinrot,  reinere  90projentige  ^Jrfi^ 
parate  für  Blau  unb  Sdhwarj.  Au«  bem  B.  wirb 
t urdj  ein  ©emifch  von  Salpeterfäure  unb  Schwefel; 
Kiure  9citrobenjol,  unb  au«  biefem  Anilin  bereitet, 
ba«  al«  Au«gang«matcrial  für  bie  Anilinfarben 
bient.  %n  ber  öetltunbe  wirb  93.  innerlich  unb  al« 
Hlpftier  gegen  Gingeweibewürmer,  Sarmtricbinen, 
äu&erlid?  gegen  Hrä&e  benutjt.  —  grüber  biefe  ba« 
93.  audj  93enjin  (f.  b.). 

WetiäolbcsacarUonfäute,  f.  üNelliifäure. 

Wcnjolf  ern,  f.  Aromatifcbe  Serbinbungen. 

Wen  j ouapb th ol ,  Benjoejdure * ß  ■  9iapbtbpl= 
Äther,  wirb  in  ©aben  oon  0,*5  bi«  0,5  g  al«  Sarm* 
antifeptitum  benutjt. 

Wcn^cmitrtl,  Spanbenjol,  ift  ba«  Slitrtl  ber 
Benjocfdure:  C,H6-CN;  ein  bei  191°  [icbcnbe«, 
nach  Bittermanbelöl  rieebenbe«  El,  ba«  burd) 
Seftillatiou  oon  benjolfulfofaurem  Äalium  mit 
(Soanlalium  erhalte»  wirb. 

Wen^opbcnou,  f.  Bb.  17. 

Wcnjopurpunn,  SRame  für  einige  jur  ©ruppc 
ber  Benjibinasofarbftoffe  (f.  93en)ibin)  gehörigen 
Seerfarbftoffe;  fie  tommen  al«  in  2Ba|)er  lö«ltdje 
braune  ober  rote  ^uloer  in  ben  öanbel,  bie  Baum= 
wolle  im  Scifenbabe  f*ön  rot  färben. 

©ensoföl,  f.  93b.  17. 

©cnjortifblorib,  C,H6  •  CCL.,  eine  organifAc 
Berbinbung,  bie  fid)  bei  anbaltenbem  ßbloricren 
von  Joluol  in  ber  Siebebi&e  bilbet.  6«  ift  eine  bei 
213°  fiebenbe  <jlüffigteit,  bie  beim  Grbiben  mit 
Gaffer  in  Bemoefäure  übergebt 

W  cn j  o  n 1 ,  Bezeichnung  f  ürba«  einwertige  iRabital 
C,  HL  •  CO  - ,  ba«  im  Benjoplcplorib,  C.HS .  CO  •  Cl, 
ber  Bcnjoefäure,  C,H6-C00H,  bem  Benjoplglp: 
totoll  u.  f.  w.  oorlommt. 

©e«3ot)lomibocffigföitte,  f.  fcippurfäure. 

Wen  joölctjlonb ,  f.  Benjopl. 

Wcnjonlcrgouin,  f.  Cocain. 

Wen jonlgltjforoü,  f.  Suppurfdure. 

Wcnjoplgrün,  fooiel  wie  Ü)lalad)itgrün  (f.  b.). 

Wcn$n(,  Bezeichnung  für  bie  einwertige  Atom» 
gruppe  C„HS-CH,— ,  welche  ficb  oom  £oluol, 
C,  Hs  •  CH8 ,  bureb  ben  SJtinbergehalt  bon  einem 
2öa|)erftoffatom  unterfefaeibet.  Obwohl  ba«  93.  einen 
93enjolfern  entbdlt ,  gleicht  e«  in  feiner  9ieattion«< 
fdbigfeit  ben  ÜllfobolrabiÜalen  ber  Settreibe,  ©en' 
jplcpl orib,  C,  H8  •  CH, Cl,  ift  eine  glüffigleit,  bie 
fcureb  Sinwirtung  oon  dblor  auf  fiebenbe«  Soluol 
erhalten  wirb,  bei  176°  fiebet  unb  burd)  Äod?en  mit 
Söafier  unb  Söleinitrat  in  ©enjalbebpb  ober  Sitter» 
manbclöl  (f.  b.)  umgewanbelt  wirb. 

Weit -,tiibf iijoi,  f.  Sipbcnplmetban. 

Wcnsnldjlorib,  f.  Söenjpl. 

»enjrjlibcii,  f.  öenjaldjlorib. 


Wcn^niuiolctt,  ein  bem  9RetbpU>iotert  (f.  b.) 
febr  dbnlidjer  Jripbenplmetbanfarbftoff. 
Weo,  f.  6tare. 

Wcobarrjtung,  bie  erfte  Seiftung  wiffenfebaft- 
lidjer  ßrfenntni«,  wcld?e  |undd?ft  nur  barauf  au«= 
gebt,  bie  eimelne  Jbatfaite  in  ihrer  vollen  3te 
ftimmtbeit  aufjufaf)en  unb  feftjubalten,  nodj  nicht 
aber,  fie  ju  ertldren,  b.  b.  auf  ibr  %t\t%  }urüd}it' 
führen  {).  Sbeorie).  Sie  wirb  unterschieben  bom 
SBerfucb  ober  Grperiment,  welche«  nicht  barauf  war 
tet,  baß  bie  £batjacbe,  bie  wir  lennen  möchten,  fid) 
bon  fefbft  barbiete,  fonbern  burd)  lünftlicbe  öeran 
ftaltung  ben  ßntfebeib  auf  eine  beftimmte  ^ac«e 
berbeijufübren  fuebt.  S)ie  Darlegung  be«  Seobacb= 
teten  hei  in  Sefcbreibung  ( i.  b.).  Über  Beobachtung« - 
fehler  unb  beren  93ebanblung  f.  Approximation  unb 
Slu«gleichung«rechnun0.  —  Sgl.  Sjuber,  Jbeorie  ber 
«eobacbtung«feblet  (2pj.  1891);  Holl,  Sic  2bf  oric 
ber  93eobad?tung«fehler  (Berl.  1893). 

Wtobacfttungcforpc*,  f.  Cbfen>ation«armee. 

Wcobacti  tungeim  tuen,  6eeminen  (f.b.),  bie  mit 
einer  eleftrifcben  93atterie  in  SBerbinbung  ftebeu, 
bureb  welcbe  bie  Grplofion  im  geeigneten  Slugenblid 
»om  Sanbe  au«  bureb  Schliefen  be«  Strom«  b«bcv 
ae fuhrt  wirb;  bie3ünbung  beruht  bierbei  eturoeber 
auf  ber  @rjeugung  eleftrifcber  Junten  ober  auf  bem 
©lühen  eine«  ^latinbrabte«  unb  wirb  bureb  eine 
Patrone  aufgenommen.  Sieelcftri(cbe3ünbunfl  bc= 
bingt  eine  Leitung  burd?  unterfeeifebe  ober  unter 
irbifebe  Kabel,  beren  innemHern  ein  Hupferbrabt 
bilbet.  Sie  93.  bebürfen  befonberer  Apparate, 
um  ben  Eintritt  be«  Schiff«  in  ben  9Birtung«be- 
reieb  ber  ^line  |u  beftimmen.  Soll  bie  Beobachtung 
nur  oon  einer  Station  au«geben,  fo  bebient  man 
fid)  ber  Camera  obscura;  bei  jwei  Stationen  tele- 
üopifcher  Apparate.  93.  liegen  tiefer  unter  bem 
©afierfpicgcl  unb  ftnb  ftdrler  gelaben  al«  Stofe- 
minen;  fte  laffen  ben  Augenblid  ber  3&nbung  in 
ber  öanb  be«  Serteibiger«,  gew&bren  ben  eigenen 
unb,  foweit  e«  itocdmdfug  erscheint,  auch  ben  feinb= 
lieben  Schiffen  freien  unb  gefabrlofen  Surdjlafc,  ge^ 
ftatten  ieberjeit  eine  Prüfung  be«  3uftanbe«  ber 
^ünbung  unb  erleidjtcrn  bie  Bewadjung  gegen  Auf : 
njeben  ober  anbere  Befcbdbigungen;  bagegen  finb 
btefe  Seinen  febr  teuer  unb  fcpwer  mit  Leitungen  ju 
oerfeben,  namentlid)  in  ßinfabrten  mit  Gbbe  unb 
^lut.  Ser  eintritt  ber  fernblieben  Schiffe  in  ben 
s&trtung«bcreicb  mufi  genau  erfannt  unb  rafcb  bc- 
nu^t  werben;  e«  ift  bah  er  eine  ftete  Beobachtung  bc« 
jabrwauer«  nötig. 

Wcoliarr)tuugc<pofteu,  f.  Obferoation«poften. 

fBco  b  odjru  n  g  §  ma  one»,  m  e  t  e  o  r  o  l  o  g  i  f  cfa  e , 
f.  UJteteorologifcbe  Stationen;  über  Drnitbolo^ 

©eogrnb,  f.  Beigrab.  [gifdje  ®.  f.  b. 

Wcött»l|f  Siegmunb,  ungar.  Siebter,  f.  Bb.  17. 

Wcötljr)  (fpr.  böbti),  3oltdn,  ungar.  Siebter  unb 
ftftbetiter,  geb.  4.  Sept.  1848  in  Äomorn,  feit  1882 
^rofeffor  ber  üftbetit  an  ber  Unioerfrtdt  in  Buba= 
peft,  9Jiitglieb  ber  Atabemie  unb  ber  fli«falubo- 
©efellfcpaft.  Qx  oeröffentlichte  oBesze^lyek»,  9lo- 
oellen  (1871),  «A  n6vtelenek»  («Sie  9camenlofen», 
1875),  «Kalözdi  Bela»,  «Roman  (1875),  «Rajzok», 
Sfijjen  (1879),  « Raskai  Lea»,  poet.  Onablung 
(1881).  Seine  bramaturgifcbenStubien  unb  Hrititen 
fammelte  er  al«  «Szinmuirok  es  szineszek»  (Buba^ 
peft  1882)  unb  aSzinhazi  estek»  [ebb.  1895).  B.  ift 
auch  Bcrfaffer  eine«  großen  ©erlc«  «A  trugikum» 
(«überba«  jragifchp»,  1885),  einer  ungar.  Sitteratur* 
I  gcfchicfcte  unb  einer  (oon  ber  Ki«falubp;©efeUfchaft 


Digitized  by  Google 


Jöconiulf  - 

prci«getrönten)  ©efAiAte  ber  ungar.  ^>ro)acr$äb« 
lung,  «A  szep  prözai  elbeszeles» (2  33be.,  $eft  1886). 

flBeotoulf  (geTO&bnliA  burA  23ienenroolf,  t>.  t. 
Spedjt,  ertlärt),  ber  üftame  einer  nad>  ihrem  mp« 
tbifAen  öauptpelben  benannten  angelfäAf.  voll«» 
tümliAen  epifdjen  Sidjtung  in  Stabreimen.  Sie 
Siege  iö.S  über  ba«  Ungeheuer  ©renbel  unb  einen 
lanboerrnüftenbeu  SDraAen  bilben  ben  Hauptinhalt, 
jvoju  mebreTe  in  verroanbte  Sagentreife  übergrei« 
fenbe  (rpijoben  treten.  5)ic  Sagen  müffen  Ingeln 
unb  SaAfen  mit  in  bie  neue  öeimat  gebra«pt  baben. 
2)a«  ©ebiAt,  wie  e«  erbalten  ift ,  ging  »obl  balb 
na*  beginn  be«  8.  3abrb.  au«  ber  f>anb  feine« 
legten  (Ariftl.)  UmbiAtcr«  hervor.  6«  ift  ba«  älteftc 
iröftcre  2)enlmal  beutf  Aer  33olf«poefie  (im  »eitern 
Itnfange)  unb  fomit  für  bie  (httmidlung  ber  ge« 
amten  beutjAen  Spradje,  ^Joefie  unb  Kultur  von 
>6After  3Bid)tig(cit.  Cbfdbon  ba«  33eoTOulflieb  bie 
überlieferte  ©eftalt  unter  $riftl.  ßtnflufie  erhielt, 
war  biefer  noA  niAt  mäAtig  genug,  um  alle  beibn. 
3üge  v&Uig  ju  t>erroifd?en.  Slu«gaben  ber  einzigen 
ÖanbfArift  von  Jbortelin  (Kopenb.  1815),  Kemble 
12.  Sufl.,  2  33be.,  fionb.  1835),  ber  eine  engl.  Übcr= 
f e&ung  nebft  brauAbarem  ©loffar  (ebb.  1847)  folgen 
lief,,  Sborpc  (2.  Slufl.,  ebb.  1875),  ©rein  in  beffen 
«33ibliotbet  ber  angeljäAf.  s$oejie»  (neu  bg.  von 
Söülder,  Gaff.  1881)  unb  in  Sonberau«gabe  (1867), 
@runbtvig(Kopenp.l861),öepne(6.2lufl.vonSocin, 
<ttaberb.  1898),  öolber  (I.  SIbbrud  ber  öanbfArift, 
Areib.  i.  33r.  1882  ;  3.  Slup.  18!»4;  II.  33eriAtigter 
$ert,ebb.  1884;  2.3tufl.  1899;  IIb.  2BortfAa&,  ebb. 
1896),  imrrifon  unb  Sharp  (SJofton  1883).  3jon 
beutf  Aen  überfetmngcn  fmb  bie  »on  ©rein  (in  ben 
«Sichtungen  ber  SlngclfaAfen»,  I,  ©ött.  1857; 
6onberau«gabe,  2.  Slufl.  1883),  Simrod  (Stuttg*. 
1859),  Jöepne  (2.  Slufl.,  faberb.  1898)  bervorju« 
beben.  —  »gl.  Völler,  $a«  altengl.  33oll«epo« 
u.  f.  to.  (Kiel  1883);  ten  33rint,  33coroulf  (SrrafA. 
1888) ;  ©.  Sarrajin,  33eoivulf«Stubien  (33erl.  1888) ; 
DJiüllenboff,  Skooulf  (ebb.  1889). 

etplatttn,  in  ber  Strtillerieroifienf Aaft  ba«  Hb« 
f  AliduT.  ber  in  3üiü>ungen,  fieuAtfadeln  u.  f.  TO. 
enthaltenen  Sahfäulen  ober  Sauf dji Aten  vermittelft 
Sluftleben  ober  Stuflöten  von  platten  au«  Rapier, 
44iappe,  fieber,  33lecp. 

S3cpur,  inb.  Stabt,  f.  SDlalabar. 

©et,  abeifin.  Warne  bc«  Ü)(aria=2:beTefien«3:pa« 
ler«  (f.  bX 

W crabra,  afrif.  33oll«ftamm,  f.  93arabra. 

^ernnger  (fpr.  -angf  Aeb),  ^ierre  3ean  be,  f  ranj. 
fiieberbiAter,  geb.  19. »ug.  1780  ju  <Uari«  al«  Sobn 
eine«  armen  ftanbroerter«,  war  Kellner  ju  ftloricourt 
bei  gerönne,  bann  <2djriftfcger  in  einer  Sruderei 
biefer  Stabt,  naAbcr  ®ef  Aäf t«gebilfe  feine«  SJater«. 
ÜJtit  18  ^apren  entwarf  er  ein  epifAc«  ©ebiAt 
•Clovis» ,  au A  verfuAte  er  fiA  in  religiöfer  fiprit, 
aber  mit  geringem  Grfolg.  Spdter  fanb  er  einen 
©önner  an  fiueien  33onaparte,  unb  bie  Stenoem 
bung  pon  21.  Slmault  uerbalf  ibm  1809  ju  einer 
Slnftellung  al«  SAteiber  bei  ber  Umoerfität.  Um 
biefe  3«it  (1810—14)  biAtete  50.  feine  erften  fiieber, 
unb  1813,  al«  er  in  ba«  uCaveau»,  eine  fveblicbe 
©efellfAaft  unter  bcmSorfitHJonS^augier«  (f.b.), 
aufgenommen  war,  cntftanb  fein  « Roi  d'Yvetot», 
ben  man  fpdtcr  »obl  mit  UnreAt  al«  eine  Satire 
auf  monarAifAe  Siubmbegier  aufgefaßt  bat;  e« 
ftedt  uiel  freier  SAen,  aber  niAt«  "^olitifAe«  in 
33.«  erftcr  gieberfammlung,  bie  1815  u.b.2.  «Chan- 
sons moralcs  et  autres»  berau«tam  unb  ibm  einen 


JScrangcr  719 

ftrengen  SJertoei«  oon  feinem  93orgefe^ten  ju^og. 
Sil«  1821  feine  jmeitc  Siebcrfammlung  er)Aten, 
oer)iAtcte  er  auf  feine  Slnftellung.  Qint  bebeutenbe 
Sieränberung  toar  mit  bem  3>idjter  vorgegangen. 
(5«  evtlang  ein  fAdrferer  polit.  jon  in  ben  neuen 
l'iebern,  TOie  «Le  Marquis  de  Carabas»,  «Paillasse», 
«Monsieur  Judas»,  unb  hierzu  tarnen  oon  äjoltaire« 
fAem  ©eift  unb  Spott  erfüllte  ©ebiAte,  TOie  «Les 
Capucins»,  «Les  clefs  du  Paradis»,  <iLes  R6v6rcnds 
peres»  u.  f.  TO.  Jlnbere  fiieber,  TOie  «Le  Dieu  des 
bonnes  gens»,  «La  Sainte-Alliance  des  peuples», 
«Le  vieux  drapeau»,  «Le  5  Mai»,  fmb  pannlofer 
unb  pon  »armem  ^atrioti«mu«  unb  freifinniger 
sJ)tenfAenliebe  bcfeelt.  2>ie  Stimmung  ber  neuen, 
mit  werdnberten  Meinungen,  SBünfAen  unb  ein« 
riAtungen  aufgeroaAftnen  ©cneration  in  ArantreiA 
fanb  in  33.«  Ciebem  berebteften  2lu«brud.  Sic  atmen 
beftigfte  Erbitterung  gegen  bie  mit  Stanbe«»orur« 
teilen  unb  vermeintliA  unoerjdprten  -Xu ± ton  utrüd« 
gelommenc  2)pnaftie  unb  Slriftotratie,  fie  fmb  burd^« 
brunaen  ton  ben  ©efüblen,  bie  in  ber  breiten  SRoflc 
be«  33ol!«  gemedt  »urben  burA  bie  Unvernunft, 
mit  ber  iHopaliften  unb  Kleritale  ihre  lUacbt  au*= 
beuteten,  naAbem  Napoleon«  3efpoti«mu«  $ranb 
reiA  trftpöpft  hatte.  3n  ben  leiAtbef Aroingten  fing- 
baren Biebern  mirtte  bie  Kraft  unb  ©eTOanbtbeit  be« 
2öit»c«  unb  ber  Satire  untmberftepUA/  unboergebliA 
üerfuAte  bie  Regierung,  naAbem  11000  Ercmplare 
ber  Sammlung  befAlagnabmt  toaren,  burA  ©elb« 
unb  £aftftrafen  ben  Sänger  einjufAüAtern  ober 
ber  ißerbreitung  feiner  fiieber  einbalt  ju  gebieten. 
SAon  1825  erfAienen  «Chansons  nouvelles»,  unb 
eine  vierte  Sammlung,  «Chansons  inMites»  (1828), 
braAte  bem  3)iAter  TOieber  bie  33erurteilung  ju 
neunmonatiger  6aft  unb  10000  ftr«.  ©elbbu|e. 

9]aA  ber  3wli«volution  vereinigte  fiA  33.  mit 
feinen  ftreunben  fiaffitte,  fiafapette  u.  a.  ju  bem 
3»edc,  bie  Jbronfanbibatur  fiubtoig  Philipp«  bei 
bev  republitanif  Aen  Partei  bur  Ajufc  Uen ,  lebnte  aber 
aUe  (Sbrenftellen  unb  jKeiAtümer  ab,  bie  ibm  ange* 
boten  TOurben.  Seine  le&te  Sammlung,  «Chansons 
nouvelles  et  dernicres»  (1833),  enthielt  aufter  ben 
an  frühere  ©attungen  fiA  anf Aliefcenben  ©ebiAten 
einjelne  in  eine  neue  3beenri  Atung  eingepenbe  Stüde, 
TOie  «Les  contrehandiers » ,  «Jcanne  la  rousse», 
«Le  vieux  vagabond»,  «Les  fous»,  eine  Slrt  focia- 
liftif Aer  fiieber.  Seitbem  bat  er  feinem  fiicberfAaft 
niAt«  ffiertvoüe«  binjugefügt.  Sil«  er  naA  ber 
Februarrevolution  1848  vom  Scinebepartement  in 
bie  Wationalverfammlung  getodblt  TOurbe,  lehnte  er 
entf Aloffcn  ab.  33.  ftarb  16.  3uli  1857  in  $ari«. 
Segen  ba«  jiveite  KaiferreiA  hatte  fiA  33.  ablebnenb 
verhalten;  um  fo  mehr  tarn  Napoleon  III.  ber  öffenb 
Ii  Aen  *Üleinung  burA  ben  33efebl  entgegen,  ba« 
fieiAenbegängni«  be«  gefeierten  SiAter«  unter 
grofsem  Gepränge  auf  Staat«!often  ju  beftreiten. 
2)ie  33cerbigung  fanb  auf  bem  $riebpof  s^ere'£a= 
Aaife  ftatt.  Sein  1  c m final  auf  bem  Square  bu 
Semple  in  ^Jari«  würbe  14.  3uli  1885  enthüllt. 
3n  33.«  ©ebiAten  crreiAt  bie  6hanfon  ihre  voll« 
lommcnfte  fioxm,  ibre  pöAfte  geiftige  Erhebung 
unb  ihre  gröfete  33olt«tümliAteU.  Kein  fiieber« 
fänger  granfreiA«  ift  je  fo  allgemein  anerfannt 
TOorben,  fclbft  von  feiten  polit.  ©egner.  33.«  oft 
gerühmte  9iaivetät  ift  vielfaA  nur  feine  33ereA« 
nung  be«  grofeftäbtifAen  (Ibanfonnier  ober  eine 
au«  ber  33ef  Ardnttbeit  be«  ^iarifertum«  unb  ber  be« 
quemen  Ceben«»ei«heit  eine«  genügfamen  ©enufi« 
menfAcn  gemifAte  Unbefangenheit.  Seine  poct. 


Digitized  by  Google 


720 


iücrapp  —  Geratene  ftiubcr 


Sprache  folgt  ber  Haffifcpen  Überlieferung  ber  leidV 
ten  Did? tung  be«  18. 3al?rl?.,  fte  ift  flar,  ohne  t*eri= 
Pbrafen,  ober  nidjt  frei  von  atabemifeben  33lütcn. 
auf  feinem  litterar.  Nacblajj  erfdjiencn  «Ma  bio- 
graphic»  (1857),  «Dcrniercs  chansons  de  1834 
a  1851»  (1858)  unb  «(Euvres  posthumes»  (1874). 
Die  « CoiTespondance  de  B.»  (bg.  von  33oiteau, 
4  33bc.,  par.  1859—60)  veranlagte  eine  fcrjdrfere 
flritit  feine«  Sieben«  unb  feiner  fiieber.  Sapointe 
gab  lö.d  «Memoires,  Souvenirs,  confidences,  opi- 
nions,  aneedotes,  lettres»  (^ar.  1857),  Sepnabter 
«Memoires  authentiques  de  B.»  (ebb.  1858)  fcerau«. 
93.«  3Berfe  ftnb  häufig  neu  aufgelegt  toorben,  fo 
«.(Euvres  completes  de  B.»  (1835—36  u.  1846)  unb 
«(Euvres  de  B.»  (2  33be.,  s$ar.  1857).  @ine  beutfebe 
Bearbeitung  lieferten  Gbamifio  unb  ©aubn  (üpj. 
1838;  auch  in  Neclam«  «Univerialbibliotbet»), 
Überfettungen  ceeger  (2.  Stufl.,  Stuttg.  1859)  unb 
?aun  (33rem.  1869).  —  33gl.  93ernarb,  B.  et  ses 
chansons  («JJar.  1858);  93otteau,  Vie  de  B.  (ebb. 
1861);  Jlrnoulb,  Beranger  (2  33be.,  ebb.  1864); 
3anm,  B.  et  son  temps  (2  33bc.,  ebb.  1866);  23ri= 
voi« ,  Bibliographie  de  l'oeuvre  de  B.  (ebb.  1876) ; 
Üaporte,  Beranger  (ebb.  1884);  Nioalet,  Souvenirs 
historiques  et  etude  analytique  sur  B.  et  son 

ttcrapp,  f.  Sbputt.  [ceuvre  (ebb.  1892). 

©erar  (amtlich  The  Haidar&bad  Assigned 
Districts,  b.  b.  bie  Dom  Staate  §<vibarabab  [ben 
33riten]  angetviefenen  Dtftrifte),  £anbfd?aft  be« 
nörbl.  £  t  la  n  in  ber  ^Jrovinj  Gentralinbien  (f.  Harte : 
Oftinbien  I.  93 orbertnbien),  grenjt  im  N. 
an  Narbaba,  im  D.  an  Nagpur,  beibe«  Diviftonen 
ber  ßentralprovinjen,  im  S.  an  ba«  ©ebiet  be« 
Niiam  t)on  Jpaibarabab  unb  im  20.  an  ben  Di= 
ftrtlt  flbanbefcb  ber  präftbentfebaft  33ombap  unb 
nimmt  mit  45  712  qkm  einen  Seil  ber  fieb  jtpifeben 
bem  Satpuragebirge  im  N.  unb  bem  Sbfdjanta 
gebirge  im  S.  au«breitenben,  ftd?  von  400  bie 
1000  ra  über  bie  See  erbebenben  Jpocbebene  ein. 
33on  jablreicfcen  Nebenarmen  be«  pur  na,  eine« 
Nebenfluffe«  be«  Saptt,  burebftrömt,  ift  95.  gut  be= 
roäffert,  fruebtbar  unb  namentlich  für  bie  Äultur 
ber  53aumivotlpflaiije,  bie  35  ^Jroj.  ber  33obenfultur 
in  Slnfprucb  nimmt,  gan*  befonber«  geeignet.  Slucb 
9Bei}cn,  i>irfe,  Clfaatcn,  Sabal  unb Ntcinu«pflanjen 
werben  mit  großem  Erfolge  angebaut.  3n  ber  Nähe 
be«  SBarbtmfluffe«  im  9öun=93ejirte  fmb  Noblen* 
lager,  im  D.  reiche  Gifenabcrn.  93.  bat  (1891) 
2897491  6.,  baruntcr  2531 791  (ober  faft  88  $roj.) 
Öinbu,  207681  (7  <Broj.)  2Robammebaner,  18952 
Dfcbain,  1359  ebuften,  177  Silb  unb  412  $ar 
fen  fomie  unetvilifterte  8lngeb.örige  ureingeborener 
Stämme  (93bil,  ©onb,  Horm  u.  f.  tu.);  größtenteils 
ftnb  le&tere  vom  ftinbutum  aufgefogen  unb  jdblen 
alle«  in  allem  über  200000  Seelen.  2ie  3unabme 
ber  93eoöllerung  feit  1881  beträgt  8,4  ^Jroj.  3)ic 
3ab.l  ber  Scbulen  betrug  1890  tm  ganjen  1183, 
bie  ber  3öglinge  47000.  3m  nörbl.  Seile  ift 
bie  Spraaje  ein  ®emifcb  au«  6inbi,  bem  ©onb  unb 
bem  aJtafyramfdjen.  5)a«  letztere  wirb  im  ganjen 
itanbe,  unb  jroar  bauptfäcbltcb  in  ben  Stäbten  ge= 
fproeben,  roäbrenb  im  SD.  ba«  Jelugu  unb  im  C. 
ba«  Urija  üorberrfebt.  2)a*  ©onb,  weld)C«  feine 
Sdjriftjeicben  befiftt,  rcirb  oon  jebem  terftanben. 
Xie^romm93.  jerfäüt  in  bie  6  5)iftrilte:  Slfola, 
'Jiulbana,  93apim,  3lmraoti,  SVttfd'pur  unb  2öun. 
.v>auptftabt  ift  ba*  am  s5uma  gelegene  Jlitfcbpur 
If.  b.),  wo  bt«  1850  ein  91an?roab  feinen  Sift  Ijatte. 
$M*tiger  in  mertantiler  33ejiebung  unb  als  &aupt= 


ftapelplaft  für  bie  in  23.  in  fo  großer  ÜJtcnge  erjcu^ie 
üöaumnjolle  ift  ^Imraoti  an  bem  oon  93buparoal  nad) 
vJia{jpur  fübrenben  Zweige  ber  großen  (ftfenbabn 
jroifcbeu  33ombap  unb  illlababab.  33.  toirb  im 
Siamen  be«  93icetönig«  üon  93ritifd?:3«bien  burd) 
einen  Dberfommiffar,  ber  jugleidj  ^efibent  bei  bem 
9lifam  ift.  oerroaltet. 

©efcbicbte.  3ndlterer3eit(1351— 1529)  maebte 
93.  unter  ber  mobammeb.  ir>errfdjerfamilie  ^abmani 
einen  Seil  be«  dleicb«  Stefan  au«,  gelangte  fpdter 
jur  Selbftdnbigfeit,  n>urbe  aber  1596  von  'Slfbar 
bem  JReiaSe  2)ebli  unterroorfen.  93ei  bem  Verfall 
von  Tv'Mt  nacb  bem  Sobe  non  Sturangfeb  1707 
lam  33.  an  ben  Nifam  r»on  .fcaibarabab,  n?urbe  aber 
balb  naebber  r>on  ben  Wa^ratten  befefet.  HU  ficb 
ba«  3)tabrattenrcid)  1740  auflöfle,  geborte  33.  >um 
^leicbberöftl.ünabrattenmitberöauptftabtSkgpur. 
3)aber  rourbe  ber  Name  Nagpur  neben  bem  oou  33. 
für  biefe«  Seid?  gebrducblicb.  3)er  britte  §ürft  biefe* 
Nei*S,  Nagbubfcbi  IL,  lie^  ftd)  1803  mit  bem  slHab« 
rattenfürften  T  aalai  Nao  Sinbb^ia  in  eine  Koalition 
gegen  bie  ©nglänber  ein,  infolge  beren  er  bei  bem  ivrie: 
benSfcbluffe  von  1804  33.  an  ben  Ntfam  von  £>aiba= 
rabab  abtreten  mu^te.  Sein 9hcbf olger  Slpva=Sabib 
verbanb  ficb  mit  bem  $efd?iva  ber  vJ)labratten  gegen 
bie  Gnglänber  unb  mu^te,  bureb  bie  lefeteru  beilegt, 
biefen  bie  ödlfte  feine«  ©ebiete«  abtreten.  i'eHtcre« 
fiel  ben  (htglanbcm  ju,  al«  ber  Nabfcba  rHagbu« 
bfd)i  III.  11.  De).  1853  obne  männliche  Grben  ge^ 
ftorben  mar.  Der  größte  Seil  be«  frühem  iHeicte 
Nagpur,  mit  Sluänabme  be«  eigeutlicben  33.,  gebort 
gegenwärtig  ju  ben  ßentralprovinjen.  5)a«  eigene 
liebe  93.,  »eldje«  ber  Nabfdja  von  Nagpur  180:3  an 
ben  Nifam  von  ^aibarabab  Ijatte  abtreten  müffen, 
würbe  nebft  ben  Süfrrilten  Naitf(bur:S)oab  unb 
Dbarafeeo  von  bem  Nifam  1853  ben  Cfrtglänbern 
übermiefeu.  Taber  ber  jejiigc  ofmielle  Name  As- 
signed Districts  («angewiefenc  Diftrilte»). 

©etat  (33arat),  in  ba«  Sürlifdje  unb $erftftte 
aufgenommene«  arab.  9Bort,  bebeutet  Siplom, 
überhaupt  ein  namen«  be«  Souverän«  au«ge ftellte« 
Scbriftftüd,  ba«  feinem  3nbaber  geroiffe  Necbte  unb 
Privilegien  fict/ert.  So  mürben  früher  burd)  33. 
bevorjugten  cbriftl.  Untcrtbanen  ber  Pforte  (?rem* 
tionen  von  ber  Hlciberorbnung  unb  anbere  5yrei' 
beiten  gemährt;  bie  ^nbabet  biegen  33  erat  In.  :'hul> 
bie  fremben,  in  ber  Sürfei  acaebitierten  Aonfular 
beamten  roerben  abrocidjenb  von  ber  Negel  a»ner 
mit  bem  6requatur  mit  einem  internationaler  ©tU 
tung  entbebrenben  gro^berrlicben  33.  verfeben. 

fßttät,  bef eftigte  ^auptftabt  eine«  Sanbfcbal« 
im  europ.  :üi  f .  3Bilaiet  ^annina  in  Unteralbanien, 
am  Ofum,  romantifcb  )mifcben  Cliven:  unb  SBeiiu 
Pflanzungen  gelegen,  bat  12000  6.,  barunter  ein 
Drittel  ©riechen;  babei  ein  verfallene«  türt.ÄaftelL 

Geratene  tXi nber,  in  manchen, bureb  ba«  Deut« 
febe  3^flrgerl.  ©efetibud?  (Ginfüljrung«gefetj  Slrt.55) 
befeitigten  Necbten  33ejieid7nung  berjenigen  flinber, 
bie  bei  Vcbjeitcn  ber  Altern  burd)  eine  an  fte  erfolgte 
Seiftung  ( 33  e  r  a  t  u  n  g )  abgefunben  »erben  unb  be$* 
halb  fpäter  bie  Altern  nicht  mitbcerben.  Die  33era* 
tung  ift  bann  eine  iHrt  ber  (5rbteilung  im  voraus; 
fic  tommt  meift  nur  bort  vor,  tvo  Gbclcute  in  all» 
gemeiner  ©ütergemeinfcbaf t  leben.  Nacb  einigen  ber» 
ienigen  Nccbte,  welche  bie  allgemeine  ©ütergemein« 
febaft  regeln,  wirb  ba«  burd?  5?lbid)icbtung  von  bem 
flberlebenben  ber  (^begatten  abgefunbene  Äinb  aueb 
be«  Erbrecht«  gegenüber  bem  Slbiebicbtenbcn  vtx- 
luftig,  fog.  Sotteilung. 


Digitized  by  Google 


^Beratung 

Beratung  (cioil-  unb  ftrafproieffualifcb).  Sei 
Ricbterfollegicn  mufe  Der  ßntjcbeibung,  gleidjgül; 
tig  ob  fic  auf  münblicbc  Serbaubluug  ober  ohne 
folcbe  erfolgt,  eine  S.  vorangehen,  fo  furj  unb  form= 
loa  (im  unmittelbaren  31n)d?luH  an  bie  Berr/anb; 
lung)  biefclbe  ücb  aueb  bei  einfachen  fragen  gc= 
ftaltcn  mag.  Säbrenb  bie  ©ericbtiverbanblungen 
per  Regel  na*  öffentlich  iuib,  ift  bic  S.  nidrt  bffeut- 
lidb,  (unb  unterließt  bem  ©ebot  Der  2lmt*uericbmic: 
geubeit),  boeb  wirb  babureb  nicht  auegcfcbloffen,  bafj 
fte,  wenn  ein  ÜJleinungäaustaufcb  ungebört  ju  be= 
ivertftelligen  ift,  namentlich  bei  ber  ditfdmbung 
von  ^mifchenf allen,  im  Siriung*}immer  in  31  tu 
iv efeubeit  ber  Beteiligten  unb  bc-3  ^ublitumd  cr= 
folgt.  Xcn  bei  bcmfelben  ©eriebt  ju  ihrer  jurift. 
Ruötilbung  bcfdiäftigten  sJ>erfonen  faun  ber  Bor 
fineuoc  bic  3lnwefenbeit  bei  ber  S.  unb  Slbftinv 
muug  geftatten.  3lnbere  ^erfonen  bürfen  nach  ber 
burch  ta>5  Reid>£gefeft  vom  ">.  i'lpril  1888  vcränbcr= 
ten  Jyaffuna  bei  §.  195  be*  3cutfdicu  ©ericbt-3vcr= 
iauungägejetu'*  ntdjt  jugelaffcn  werben.  2>er  Sor= 
fihenbe  leitet  bie  S.,  ftellt  bie  fragen,  fammelt  bic 
Stimmen ;  er  felbft  ober  ber  von  ihm  ernannte  23cricbt- 
erftatter  (f.  Bericht)  trägt  Bericht  unb  (Gutachten  (f.  b. ; 
lat.  Votum)  münblicfa  oter  auf  ©runb  eineif  fdmft= 
lieben  ditwurfö  vor.  2lu  bie  S.  beleihen  fchliefu  ficb 
bie  3lbftimmung,  bei  welcher  ber  Scricbterftatter, 
in  beffen  dmangclung  ba4  bem  Dicnftraucj  nach 
jüiigite,  nach  öfterr.  Verfahren  (Strafprojeporbu. 
§.  r.<;  ^urieDiltionc«norm  vom  1.  3lug.  18!»5,  §.  10) 
baä  ältefte  DJitglieb  jucrit,  ber  Sorfi&enbe  julcht  feine 
Stimme  abgiebt.  Rad?  Cjterr.  ^uriöbiltioni-norm 
bat  im  dvilprojcfe  ber  faebmännifche  Laienrichter 
unmittelbar  nacb  bem  Sericbterftattcr  ju  ftimmen. 
2Bo  t>a$  ©efeh  nicht  etwas  anbcreS  beftimmt,  er* 
fortert  jeber  Befcblufe  abfohlte  Stimmenmehrheit, 
b.  b.  mehr  al?  bic  .vjalftc  fämtlicber  Stimmen;  fcoch 
ift  in  Straffachen  ju  einer  jebeu  bem  illngcUagten 
nachteiligen  diticbeibuug  ber  Sdjulbfrage  (f.  b.) 
nadi  §.  202  ber  Seutfchen  Strafprojcfeorbnung  eine 
Dcebrbcit  von  jwei  Xritteilen  ber  Stimmen  crfor= 
herlief).  Um  bei  mehr  aii  jivei  Meinungen  eine  ab-- 
folute  Stimmeiuuebrbeit  ber^uftcllcu,  werben  in 
■^traffacben,  von  ber  Sdwlbfrage  abgefeben,  bic 
bem  Scfcbulbigteu  nadbtciligften  Stimmen  ben  |B* 
ndthit  minber  nachteiligen  fo  lange  binjugerechnet, 
b'xi  ficb  eine  abfolutc  Stimmenmehrheit  ergiebt. 
Segen  ber  Sefcmmg  ber  eritnnenben  ©eriebte  mit 
einer  geraben  ,^abl  von  Richtern  ift  in  §.  90  ber 
Cfterr.  Strafprojefcorbnung  vorgefeben,  bafi  Stirn* 
menglcicbbeit  ju  (fünften  beö  SCngefcbulbigten  cnt= 
febeibet.  Silben  ficb  (in  bürgerlichen  Recbt*ftreitig= 
feiten)  in  Beziehung  auf  Summen  mehr  aii  jmei 
iDlcinungen  (will  j.  S.  ein  Richter  bem  Kläger 
1000,  einer  9000,  einer  4oOO  SR.  jufprech.cn),  fo 
werben  nach  bem  Seutfchen  ©eriebtöverfaffungö* 
gefet»  unb  ber  Cfterr.  3uri«biltion«norm  bie  für 
bie  größte  Summe  abgegebenen  Stimmen  oer  für 
bic  jundd)ft  geringere  abgegebenen  fo  lange  bin* 
itigercchnct,  bii  fuh  eine  ÜHchrbeit  ergiebt  (bic 
fid)  in  bem  gefegten  Seifpiel  alfo  für  2000  sJüi. 
ergeben  würbe),  übrigen  vermeiben  ei  bic  ©e= 
fche,  über  3lrt  unb  Reihenfolge  ber  SIbftimmung 
Regeln  aufstellen;  wenn  folchc  SRegeln  auch  aui 
ben  allgemeinen  Scnlgefeften  folgen,  fo  geftaltct 
nch  ihre  31nwcnbung  auf  ben  ßimelfall  hoch  oft 
fchwicrig.  ©ewiffe  Vorfragen,  j.  58.  über  bie  3u* 
ftänbigteit  (f.  b.)  beä  ©eriefct*,  über  ^uldiftgfeit  be* 
lUecht^mitteld  (f.  b.),  werben,  wie  bieä  in  §.  21  ber 

»rocHjanf  ftonpftfotiotH-fitfifon.   14  8ufl.  ».  «.  U. 


—  Scraun  721 

Cfterr.  Strafprojefcorbnung  auebrüdlidj  aefagt  ift, 
jWeifelloS  Porweg  ju  erlebigen  fein.  Sei  6nt= 
icbcitung  ber  fitauptfadie  ift  ber  in  ^iffenfebaft  unb 
i>rari«J  beftrittenfte  ^untt,  ob  nach  ©rünben  ober 
bem  C?nbrcfultat  abjuftimmcu  ift.  ^n  ben  meiften 
fallen  wirb  bie  3lbfttmmung  nach  ©rünben  ju  einer 
juverläfftgern  Gntfdjeibung  führen,  inebefonbere 
uberall  ba,  wo  bie  bei  ber  S.  bervorgetreteuen 
©rünbe  lieh  auf  bic  verfchiebenen  SBoraufffc&ungen 
(ikämiffen,  demente)  beo  Urteil»  bejicben.  Söenn 
alfo  j.  iö.  einige  Utitglicber  bic  Hlagetbatfadjen  nicht 
für  erwiefen  erachten,  anbere  fic  jwar  für  er= 
|  wiefen,  aber  nicht  für  geeignet  erachten,  ben  iilage= 
anfprud)  rechtlich  ju  begrünben,  wieber  anbere  ben 
Slnfpruch  an  fich  jwar  für  begrünbet  annehmen, 
aber  einen  benfelben  aufbebenben  diimaub  für 
burebgreifenb  halten,  wirb  erft  über  ben  iilagean= 
fprud) ,  bann  über  ben  Ginwanb  unb  bei  jebem  he= 
fonbev-3  über  bic  SewciS-  unb  Red)tefrage  abju= 
ftimmen  fein.  2)ie  Cfterr.  3uri*biftion$norm  ^.  12 
fagt  babcr^Grgeben  ficb  bei  ber  S.  Scbwicrigfeiten, 
bic  burch  Jcilung  ber  fragen  unb  ill>icberbolung 
ber  Umfragte  nidit  behoben  werben,  fo  bat  berSor-- 
fttjenbe  bie  bragc  in  bic  einjelncu,  erheblichen  fünfte 
aufjulbfen  unb  befoubere  3lbftimmungen  hierüber 
eiiijulciten.  Tie  Richter,  bie  bei  einer  frühem  $xa$c 
in  ber  i'ünbcrbeit  geblieben  finb,  bürfen  nad)  au^^ 
brüdlidier  v^orfd?rift  bic  ^Ibftimmung  über  eine  foU 
genbe  nicht  verweigern;  fic  weeben  |nh,  wenn  bie 
2tbftimmung  in  logifcher  ^ol^e  ftattgefunben  hat^ 
bei  Beantwortung  ber  fpdteru  Arageauf  ben  Stanb= 
punft  ber  ÜDcebrheit  in  ber  Sorfragc  ftellen.  dne 
fcheinbare  Kttina^nM  enthält  Cfterr.  Strafprozeß 
orbnung  §.  22.  hiernach  barf  ficb  ber  Richter,  ber 
ben  '.Ungetlagten  für  nicht  fdiulbig  befuuben,  ber 
3lbftimmung  über  ba*  Strafmafi  enthalten,  feine 
Stimme  wirO  aber  ber  bem  Ülngetlagten  günftigften 
SReimiHfl  beigeu'iblt.  llteinungdperfchiebenbeiten 
über  21rt,  Rethcntolgc  unb  dgcbni*  (nach  Cfterr. 
ouriöbiltion-jnorm  nur  lehtcre»)  ber  l'lbitimmung 
hat  ba->  Kollegium  ju  entfeheiben.  —  Sgl.  Seutfche* 
©cricht5verfa||ung*gefe|i  §§.  195  fg. 

über  S.  im  GrbrcdH  f.  Beratene  Kinber. 

«craubuna,  f.  Raub.  Xie  S.  ber  auf  bem 
ilamvfvlah  ©cfallencn,  ber  .Uranien,  Berwunbeten 
unb  .nrieg^gefangeucn  wirb  nach  bem  sI>iilitärftraf; 
aefet^buch  §.  134  mit  3ud)thau«,  in  minber  fehweren 
(jdllcn  mit  03efängnU  u.  f.  w.  beftraft. 

beraub,  ^ean,  franj.  iKalcr,  f.  Bb.  17. 

fttcraim ,  e;ecb.  Beronnka,  ber  gröfete  linfe 
Webcnflufe  ber  Wolf  au  in  Söbmen,  entfprinat  ale 
delebacb  im  iy.  vlmi  2adiau  im  Böhmer  2Balbe, 
beifet  von  2achau  (465  in)  an  Wiei  (cjech.  Mze), 
vereinigt  ftch  bei  Hilfen  (274  m)  mit  ber  Rabbufa, 
ber  3lngel  (csed\  Ouhlava,  auch  Bradlavka)  unb 
Uolama  unb  fuhrt  von  hier  an  ben  Rainen  S.  Sic 
nimmt  nun  bei  i'iblin  linfs  bie  Strela  (auch  Pubica 
genannt),  rechte  bic  wegen  ihrer  plotUidjen  3ln= 
fcfawellungen  gefürchtete  Sitawa  auf  unb  münbet 
na*  213  km  unterhalb  Jcönigfaal  in  bic  Dcolbau. 

fBcraun,  Sern,  cjed?.  Beroun,  lönigl.  Statt 
in  ber  öfterr.  SeurlSbauptmannicbaft  ftorowifc  in 
Söbmen,  30  km  iuriiH-ftlich  von  ^rag,  an  ber  Ser* 
einigung  ber  S.  unb  Sitama  unb  oen  Linien  s43rag- 
Bilfen:  (vurth  i.  Üü.  unb  Rafoniti^S.  (44  km)  ber 
Cfterr.  ctaatöbahnen,  8ih  etned  Sejirlc>gerichte 
(23»;qkm,  96994t.],  bat  (l«90)3351,ale  ©emeinbe 
7205  ejeeb.  d,  in  ©arniion  ein  Bataillon  bc$  88. 
böhm.  3nfantcrierefliment^,  2)etanatlirche  mit  wert= 

40 


Digitized  by  Google 


722 


fflerauföenbe  Littel  —  Berberis 


wollen  ©emdlben  (van  3)pdf) ;  eine  bebeutenbe  Spin* 
neret,  ^abritatton  von  93aumwoü»aren,  ^artetten 
unb  3uder,  Äunftmüblen,  93rauerei,  flalfbrenneret 
unb  in  ber  9tdbe  Steinbrüche,  fiodv  unb  Äalföfen. 
Äm  93erße  flru&nri  fcora  (Grjberß)  wirb  vorjüß« 
lieber  SHoteifenftein  gewonnen.  Sbxtx  beginnt  au<b 
bie  Äoblcnformation.  —  3nt  3-  708  ßearünbet, 
im  13.  3abtb-  an  einer  Stelle,  n>o  eine  #urt  an 
ber  5).  ftanb,  von  Seutfdjen  beftebelt,  etbielt  95. 
vom  ßtmige  SBenjel  II.  bie  SJlarltaeredjtigleit  unb 
nwrbe  fpäter  com  Äaifer  Äotl  IV.  jut  flretäftabt  er* 
boben.  3n  ber  öuffitenjeit  (1421 )  »urbe  SB.  von  ben 
Iranern  unb  Saboriten  unter  &\ila  belagert  unb 
nadj  verj»eif  elter  @egen»ebr  26.  SJtorj  erftürmt; 
1620  fiel  e«  betn  foß.^affaueTÄrieflSvoU  jur93eute. 

>y  c  r  a  u  f  rf)  c  nb  c  SM  irtel  (Inebriantia),  biejenißen 
bidtetifdjen  unb  pbarmaceut.  Littel,  »elcbe  ben 
unter  bem  tarnen  :Kaufd>  betannten  3uftanb 
ber  Graltation  unb  ttberreijunß  ber  fcirntbdtißfeit 
bervotjurufen  vermäßen,  gu  ibnen  ßebßren  vor 
ollen  ber  Sllfobol  unb  bie  altobolbaltißen  ©errdnfe, 
ber  iltber  unb  ßemtffe  Starfotita  (Dpium,  f>aid?ifcb, 
ftließcnfcb»amm  u.  a.);  aueb  bie  floblenfdure,  in 
arßfecrn  Klengen  bem  SDtaßen  einverleibt ,  »ermaß 
eine  leiajt  beraufdjenbe  Sirtung  »u  entfalten  (foß. 
Sörunnenrauf  *  beim  Srinfen  roblenfdurereidjer 
Quellen).  (5.  MlfoboliSmuS.) 

©erber,  f.  93erbern. 

Berber,  9  ar  33.,  Sanbfcbaft  in  ütubien,  feit  1898 
»ieber  mm  Stßpptifd?en  Suban  ßeböiig,  am  M 
unterbalb  ber  ÜHünbung  beä  »tbara.  2>er  £aupt* 
ort  am  93.,  bureb  93abn  mit  SBabibalfa  vertun* 
ben,  beftebt  au«  drmlicben  Grbbfitten,  ift  aber  ein 
nid)t  unwichtiger  $anbel*plafc  mit  Uber  10000  G. 
unb  i»ei  93ajaren;  von  bier  au8  fübrt  bie  verlcbr«* 
reiebfte,  420  km  lanße  5tara»anenftrafee  vom  3UI 
jum  JRoten  3Jteere  nad)  Suafin. 

Berbern,  fcafen»  unb  öanbelSplah  mit  20— 
25000  G.,  am  ©olf  ton  Slben  an  ber  flüftc  von 
93ritifcb=Somallanb,  270  km  füblicb  von  «ben,  ließt 
im  fnntergrunbe  einer  bureb  eine  fcbmale  Sanbmnge 
im  91.  gefduiftten  unb  ßeßen  93.  geöffneten,  7  km 
langen,  2  km  breiten,  20—25  m  tiefen  93udjt.  5)ie 

£ad?e  fianbjunße  enthalt  an  ber  93afi$  bie  über= 
uteten  Slefle  ber  verfallenen  9lieberlaffung  gellet» 
IbbaS.  vettere  »ar  »abrfdjeinlicb  auf  ben  Srüm* 
mern  be§  antiten  ÜJ1  alao  im  fianbe  93arbarica  erbaut, 
welcbeS  bie  ©riedjen  bureb  bie  £anbel§fabrten  ber 
<Utolcmder  (ennen  lernten  unb  bis  jum  Vorgebirge 
SKromata,  bem  je&igen  Aap  ©uarbafui,  aueb  baS 
9Dcibraui*lanb  nannten.  95.  ift  einer  ber  geräumige 
ften  unb  beften  $dfen  ber  ganjen  Somallüfte;  jdbr* 
lieb  im  Oftober  ftnbet  ein  großer  2Jtarft  ftatt,  an 
welchem  bie  93euölterung  auf  30—35000  anfteigt. 
Gin  anberer  &anbel*plah  ift  ba«  75  km  entfernte 
üBulbar  an  ber  Äüfte,  mit  6—7000  Q.  6ier  treffen 
von  6üb  unb  ÜDejt  bie  ftararoanen  ein,  von  Oftober 
bi*  Januar,  unb  bier  lommt  aud>  eine  gewaltige 
9Jicnße  von  ®efd?äft*luftigen  jufammen  (mit  ben 
Gintrobnern  10—12000).  Slufter  bem  treffli*en 
$>afcn  bietet  93.  ein  gefunbeä  Älima,  füfeeg  ©afjcr 
unb  fruebtbaren  33oben.  3iad?bem  93.  im  6ommcr 
1875  von  äßttpL  Jruppen  befetit  »orben  unb  audj 
bie  Stabt  3eila  unterworfen  »ar,  liefe  ber  Gbebio 
bie  umließenbe  Sanbfd?aft  ali  dgppt.  $rovin)  mit 
93.  als  j&auptort  organifieren.  31  ber  fa?on  1884 
nabm  Gnglanb  von  93.  unb  3«la  93eftfe,  unb  von 
biefer  Seit  batiert  ber  neue  «uffd)»ung  be*  bortigen 
£anbelS.  (3.  Somallanb.) 


©crber=»afd)t  («Dberbarbier»),  ber  litel  be* 
türt  öof^fbictiftcten,  bem  bie  Pflege  beS  93arte^ 
unb  £auptbaarä  be«  ©rofeberrn  obließt.  3>er  93. 
gebt,  »ie  alle  um  bie  ^erion  t>ti  Sultan*  bauemb 
bcfdjflftißten  mÄnnlidjen  Liener,  aui  bem  93agen* 
torp«  ber  SbaffCba  (ßrofeben:lid?e  9Bobnßem4cber) 
berpor  unb  nimmt  unter  ben  betreffenben  12Gbren» 
Ämtern  bie  10.  Stelle  ein.  ^bm  Poran  gebt  ber 
3:pmattfcbi:93af(bi,  ber  bie  9tdßel  be«  Sultan«  an 
^inßern  unb  3«ben  ;u  beforgen  bat. 

Gerberei,  bie  allgemeine  93ejeicbnunß  für  ben 
Por»ieaenb  von  93erbern  (f.  b.)  be»obnten  nerb= 
»eftl.  Seil  von  Stfrita,  3»if(ben  vJJUttelmeer  unb 
Sabara,  ber,  aufeer  im  0.,  Pom  Softem  beS  3tla4 
burd)}0ßen  »irb  unb  'l'iarolto,  Sllßerien,  7utti*, 
Jripoli*  umfafet.  3114  im  Saufe  be*  16.  ^abrb.  fid) 
bieCömanen  berOberberrfdjaft  aud?  in  biefem  teile 
9lorbafrifa*  bemÄdjtißt  unb  ben  Seeraub  vollftdn= 
big  orßaniftert  batten,  tarn  im  Slbenblanbe  bie 
9iamen«form  93arbarei  für  ba*  2anb  unb  93ar= 
bare4(en  für  bie  einjelnen  Staaten,  namentlich 
für  bie  foß.  SRaubftaaten  Algier,  Stunid  unb  %xi' 
poliS  auf,  inbem  man  babei  an  ben  barbarifd>en 
Defpoti^muS  ber  £>errf(ber  fo»ie  an  bie  graufame 
93cbanblung  ber  ßbriftenftlaven  badjte.  (S.  ÜJta= 
rollo,  Juni*.  Jripoli*.) 

fBcrbcrettaube  ober  93erbertaube, f. Orten: 
talifebe  Sauben  unb  ^nbianertaube. 

HPcrbcribccu  ( Berber id&ae),  SBffan}enfamiIie 
au  y  ber  Orbnung  ber  ^olpcarpen  (f.  b.)  mit  gegen 
100  SSrten  in  ben  gemfifeißten  3<>nen  ber  Sitten  unb 
Bleuen  Seit.  Qi  fmb  ftraud)-  ober  Irautarriße  ©c» 
»fiebfe  mit  einfachen  ober  ßefieberten  93lättern  unb 
urntterißen,  meift  (ebbaft  gefärbten,  anfebnlicben,  in 
Srauben  ober  5Hifpen,  feiten  cinjeln  ftebenben  93lüten. 
3)ie  (fruebt  ift  in  ber  iHcgel  eine  93eere. 

iPcrbcrtit,  CtoH1TN04,  ein  Slfaloib,  ba«  ftcb 
in  ber  SBurjel  von  Jatrorrhiza  calumba  li»rb.  (ber 
Golombo»urjel,  f.  b.),  ferner  in  ber  Söurjelrinbc 
von  Berberis  vulgaris  L.  unb  mebrern  anbern  SBur« 
geln  unb  ßoljarten  finbet.  Slud  ber  9Bur}el  von 
Berberis  vulgaris  ftellt  man  eo  bar,  inbem  man 
ba*  »eingeiftiae  Grtralt  bcrfelben  *ur  Sroclne  ver= 
bampft,  ben  Sftüdüanb  mit  Aaltmild)  au^Iocbt  unb 
baä  .vütrat  mit  überfcbüffiger  Saljfdure  vermifebt; 
ti  entftebt  babureb  fofort  ein  amorpber  91iebet= 
fcblag,  ber  burd?  Filtration  befeitigt  »irb,  moraui 
nadj  mebrtdßißem  Steben  faljfaure«  93.  in  gelb 
ßelbenÄrpftallen  anfdjiefet.  2;ie  ööfung  beÄ  Salje*, 
mit  93(eiorpbbobrat  bißeriert,  läpt  na*  bem  Gr 
falten  bie  freie  93aft4  frpftallifieren.  3)ie  febön  bell^ 
ßelb  ßefdrbten  5trpftallnabeln  verlieren  bei  100°  ibr 
Ärpftallrcaffer,  fmb  in  500  Seilen  faltem,  leiebt  in 
beifeem  Söaffer,  fdj»er  in  Hlfobol  lö^Iicp,  unlö§; 
lieb  in  <ltber,  Sdj»efelfobIenftoff ,  93etroleumdtber. 
5aä  93.  bilbet  mit  faft  allen  Sduren  febön  frpftaüi: 
üerenbe  Salje  unb  ift  ber  einjige  natürlicbe  ^arb« 
ftoff,  ber  fid?  nacb  Ärt  ber  bafifcben  3lnilinfarbjtoff; 
auf  ber  jjafer  firiert.  Sal}faure8  unb  ppo«< 
pborfaure*  93.bienen mebijinifcb al*  tonifebeunb 
maßcnftärtenbe  ÜJlittel,  f cb»ef elf aure4  93.  gegen 
ebronifdjen  Tarmfatarrb,  Malaria  unb  »ie  erfter; 
aueb  gegen  93lutunaen. 

Berberis  L.,  93erberihc  ober  Sauerborn, 
"Cflanjengattunß  auS  ber  Familie  ber  93erberibeen 
(f.b.).  Stile  3lrten  fmb  Srrducber  mit  gelben  93lüten, 
bie  einen  j»eireibißen,  fed?8bldttcrißen  Äeldj,  eine 
fcASblätteriße  93lumenrrone  unb  6  Staubgefdfee 
beftfecn,  beren  ^dben,  »enn  fie  am  ©runbe  berübrt 


Digitized  by  Google 


tv erben,  fidb  fdjneü  jum  Stempel  Einbiegen  unb  ba« 
burdj  HuSftreuen  be*  Rollen*  bewirten.  3)ie  93lüten 
fteben  in  pängenben  Srauben;  bie  $rud)t  ift  eine 
längliche,  jroei:  bi*  ad?tfamige,  faftige  93eere.  Xie 
meift  büfcbelförmig  gefteliten  93ldtter  {inb  einfach, 
ganj,  gewimpert*gejäbnt  ober  ganjranbig.  IBon  ben 
etwa  50  belannten  ärten,  bie  übet  bie  gemäßigten 
unb  fubtropifdjen  3onen  beibet  fcemifpbären  wer» 
frreut  ftnb,  ift  bie  belanntefte  bie  in  ganj  Gutopa 
unb  im  weftl.  Stfien  ein&eimifdje  gemeine  Set» 
berifce  obet  bei  gemeine  Sauetborn  (B.  vulgaris 
f.  Safel:  Sßolocarpen,  fjig.  3).  3bre  oval* 
länglidben,  bei  ber  dieife  lebhaft  roten,  febr  fauern 
33eeren,  93erberifcenbeeren  (aud)  ffieinndge* 
lein  obet  Gibfeie  genannt),  enthalten  oiel  freie 
ilprel:  unb  Gitronenfäute;  bodb  Wirb  audb  eine  Spiel* 
art  mit  füfeen  unb  eine  mit  ternlofen  Seeren  Cul- 
tioiert.  9)tebijinifdj  gebt  audjt  wirb  bie  SBurjelrinbe 
von  B.  Tulgaris  unb  B.  aquilegifolia  in  ber  jijorm 
be*  gluibertratte«  al*  Sonifum  unb  Sllteratioum. 
Slu*  ben  fauetn  93eeren  witb  Slpfelfäure  gewonnen ; 
aud)  ein  woblfcbmedenber  Sirup,  bc*gleicben  ©elee, 
»JJtarmelabe  unb  Q\i  (93etbcrifecnei*).  Hu*  bem 
99erberi|enfaft  bereitet  man  bie  93erberifcen» 
tütbel,  rote,  baibtunbe  8urfetfd?eib(ben  ton  an- 
genebm  fauerm,  lüblenbem  ©efebmad.  3)te  gelbe 
Söunel,  ootjüglidj  ber  93aft  berfelbcn,  wie  aui  ber 
be*  Stamme*  unb  ber  gifte,  bient}um  färben.  $aju 
bienen  aud)  einige  Birten  in  Sübamcrtta  unb  auf  ben 
Sübfee*3nieln-  ben  auf  ber  Unterfeite  ber 
»latter  häufigen  gelbtoten  Scpmarofeerpilj  (Aeci- 
dium  Berberidis)  f.  Pucciuia. 

©erber  ilje,  f. Berberis. 

SBcrberlotoe,  f.  2öme. 

*B  erbe tu  ober  93  er  ber,  bei  allgemeine  9tame 
für  bie  feit  bem  7.  3ab>b.  oon  ben  Slrabem  übet* 
flutete  unb  bem  3«lam  unterwotfene  Utbeoölferung 
be«  nötbl.  Sfrifa*  Pom  Beftranbe  ber  9lillänber 
über  bieSabata  unb  beten  Dafen  bi*  »um  Sltlantt« 
fdjen  JOcean  einerfett*  unb  oon  ben  9leget|taaten 
be*  Suban  bi*  jum  SWittcImccre  anbeterfeit*,  bie 
trofe  allet  93erjcbiebenbeiten  in  93ejug  auf  Sptaebe 
nie  auf  £eibe*aeftalt,  fmutfarbe  unb  «eficbtäbil* 
bung  bod)  jiemlid)  gletcbfötmig  ift  unb  bem  bami» 
tifeben  33öltet=  unb  Sptacbftamme  angehört  (f.  bie 
»öltettatte  oon  «Iftita,  beim  Sirtitel  Äfrifa). 
Unzweifelhaft  finb  bie  gegenwärtigen  93erberoölfet 
beeielbenStammeöwiebicimMltertumaufttetenben 
flauten  obet  üDtautetanier  unb  9iumibier,  ©dtuler 
unb  ^ibajanier,  9tafamonen  unb  Joamamiente*,  bie 
eigentlicben  i'tbper  um  ba*  Spttenmeer,  in  Jtpte* 
naifa  (93arfa),  3Jcarmarifa  unb  ben  binncnlänbi« 
feben  Oafen  Slubfcbila  unb  SImmonium  (Siwab). 
3)et  9iame  93.  ift  ben  meiften  oon  ben  Gutopdern  fo 
benannten  JBölferfcbaften  al*  9lame  in  biefem  allge» 
meinen  93egtiff  e  unberannt ;  wobl  abet  bi  Iben  bie  SÖe» 
rabet  (üJtcbrjabl  oon  93etbet)  einen  Seil  bet  autoeb» 
tbonen  93eoölf  erung  SDtarotf o«.  2)ie  widbtiaften  ©lie* 
ber  ber  93etberooller  fmb :  1 )  bie  Stämme  Äabplien* 
unb  oon  SBougie  f  oroie  bie  ©eni  3Jlenafeer  im  etgent= 
lieben  Slgetien  nebft  ben  flbamit  an  bet  tunefifeben 
fowie  ben  Söeni  Snu*  unb  ben  ©eni  ^*nafen  an  ber 
maroK.  ©tenge  »Igetien*;  2)  »ablteidje,  jum  ZtH 
reebt  jetfptengte  Stdmme  in  Xuncfien  unb  Jtipoli* 
(Utgbama,  ÜDiatmata,  U*lat  u.f . ».);  3)  bie  Slifpitaten 
an  bet  Wotblüftc  ÜKatotfo*;  4)  bie  Setabet  weiter 
nacb  Süben  unb  5)  bie  Scblub  (Sdjillub,  S(bcUab, 
€cbulub),  roeldj  leitetet  S)ialett  namentlt*  in 
Safettoalt,  3:arubant,  taplelt  unb  Suat  gefptodjen 


-  Söerccto  723 

wirb ;  6)  bie  Senaga  am  Senegal;  7)  Stdmme  im 
füblicbern  Seile  ber  Sabara,  tote  bieXuareg  (Slbaa; 
aat  unb  SUbfdjet),  bie  Äel-Ui  obet  Äel=D»i  (OaK 
alt),  bie  Setgu  unb  Slulemmiben  (bei  2imbuftu) 
u.  a. ,  bie  man  audb  als  ^mofebatb,  b.  b.  bie  Mcllf ax-- 
bigen  (fcbledjt:  Smajitgben),  bejeiebnet;  8)  Stdmme 
im  nötblicbetn  Seile  ber  Sabata,  wie  bie  oon  ©bat, 
©babame*,  bie  ÜJTjabiten  ober  Jßeni  SJlfab  (ju  ibnen 
bie  Seute  oon  SBatgla  unb  bem  9Dab  :K;ofi),  bie 
Stdmme  bc3  Jlute^gebitge*,  bet  Oafe  sJlubfd)ila, 
Siwab  u.  a.;  9)  enblid)  waren  aud>  bie  ©uaneben, 
bie  ebemaligen  ©ewobnet  ber  Sanatifcben  ^nfeln, 
iweifello8  99. — Säintlitbe93etberoölterunb33etber: 
Ipradjen  bilben  bie  libpfdje  ©ruppe  be*  bamitifdjen 
SBölfer*  unb  Sptadjftamme*.  —  93gl.  SHeife  ber 
öftert.  Fregatte  SRooata  um  bie  Grbe  (linguiftifebet 
Seil,  pon  ^r.  SMüUer,  SBien  1867);  gr.  501011«, 
Billgemeine  Gtbnograpbie  (2.  Stufl.,  ebb.  1879); 
91.  Steumann,  Ülotbaftila  nad?  fietobot  (2pj.  1892); 
<Cartfd>,  3)ie  33.  in  bet  2)id)tungbe*  (Sotippu^  (33te*l. 
1896).  ©tammatifebe  Arbeiten  übet  bie  Spraken 
ber  8.  lieferte  neben  fjanoteau,  2Jlouli<ta*  u.  a. 
namentlid)  bet  algiet.  ©elebf  te  Wene"  Siafiet.  —  ©gl. 
fernet  Stumme,  üftdtcben  bet  Seblub  oon  Sajetwalt 
(Cpj.  1895) ;  beif.,  3?icbtfunft  unb©cbidjte  bet  Scblub 
(ebb.  1895);  Ouebenfelbt,  Einteilung  unb  33etbtei« 
tung  ber  93erbetbeDölfetung  in  ÜÄatolto  (in  bet 
«3eitfcbtift  füt  etbnologie»,  1888  u.  1889);  ffiittin, 
Among  t he  Berbers  of  Algeria  (Sonb.  1900). 

sperbertaube  ober  33erbereitaube,  f.  Crien- 
talifcbe  Sauben. 

fBcrbice  (fpr.  b6rbtb|).  1)  $ie  bftlicbfte  ber  btei 
©rof  f  diaf  ten  be*  brit.  ©ouüernement  §  ©uapana,  am 
^luffe  93.,  jwifAen  ben  ©taffdjaften  ^emetata  unb 
Gfiequibo  im  21».  unb  bem  Sotentpne,  bem  ©tenj« 
flufe  gegen  ÜRieberlänbifcb^uaoana,  im  0.  gelegen, 
bat,  fomeit  fie  witllicb  Aolonialgebiet  unb  nut  t  jum 
fianbe  ber  unabhängigen  ^nbiancr  be*  3"ictn  gc 
bort,  etwa  4000  qkm  unb  (1891)  51 176  &  93.  ift 
eine  utfptünglicb  1626  oon  oan  $eere  begtünbete 
bollänb.  Kolonie.  %>uh  oorübergebenbet  ©efe^ung 
bureb  bie  Gngldnber  1781  wutbe  fie  im  ^rieben  oon 
1783  an  bie  SRiebetlänbet  iurücfgegeben,  aber  17% 
oon  ben  Gnglänbem  wiebet  genommen,  im  Stieben 
oon  Slmien*  1802  an  bie  93ataoifcbe  iKepublit  ab: 
getreten,  jeboeb  1803  abermal*  befefct  unb  nebft  3)e* 
metata  unb  eifequibo  butcb  bie  tu  fionbon  13.  Muß. 
1814  abgefd}loffene  unb  12.  Hug.  1815  oeroollftdn= 
bigte  Convention  an  ©rofibritannien  übetlaffen. 
93t«  ju  ber  neuen  93crfaffung  oom  21.  3uli  1831 
bilbete  93.  eine  abgefonberte  Kolonie,  feitbem  ift 
biefelbe  mit  jenen  beiben,  nun  in  jwei  ©taffdjaften 
gettennten  ©ebieten  ju  einer  ftotonie  (93ritif  cb* 
©uapana,  f.  ©uapana)  oereinigt.  —  2)  93.  obet 
9ieu:3lmftetbam,  0ta«  in  bet  @raffd>aft  83., 
ungefähr  3  km  bftlicb  oon  bet  üDlünbung  be«  gleich- 
namigen gluffe*,  ift  Sit»  eine*  bcutfdjen  Ron- 
fulatagenten  unb  bat  etwa  9000  ß.,  3  Äitchen, 
anfebnlidjc*  Regierung*:  unb  anbete  öffentliche 
©ebdubc,  barunter  ein  ootttefflicbe«  öofpital,  STOW» 
fton  für  Uteger,  bebeutenben  ßanbcl«oettebr.  93. 
rourbe  1796,  nad?  Slufgabe  bet  dltern,  80  km  weitet 
ftromaufwdtt«  gelegenen  Stabt  gegtünbet. 

SBerceau  (frj.,  fpt.  bärr^ob),  SBicge;  in  bet93au» 
tunft  ©ewölbbogen,  93ogen(aubc,  Saubengana. 

fBcrceto  (fpt.  -tfdjepto),  Crt  im  Ätei«  93otgO' 
tato  bet  ital.  tßroomj  ^iatma,  an  bet  Stta^e 
^arma^onttemoli,  bte  ben  3lpcnnin  in  1041  m 
feöbe  (2a  Gifa)  überfdjteitet,  unb  an  ber  fiinie 

46* 


Digitized  by  Google 


724  ©erceuje  — 

$arma--Spejta  beS  SRittelmeernebeS ,  bat  (1881) 
1291,  ol«  ©cmeinbe  6444  (*.,  $oft  unb  Selegrapb. 
SBerceufe  (fn.,  fpr.  bdrrfcöbf ),  ©iegenlieb;  aucp 
©crcfrU,  f.  »ergfrieb.  [SobaulelftubL 
Sßcrrficrn,  gcroerbfamer  SBorort  bon  Antwerpen 
(f.  b.),  mit  (1899)  21230  6.  unb  einem  gort. 

©crcficm ,  3War,  ©raf  oon,  Staatsmann,  geb. 
22.  Sept.  1841  in  ÜJtündjen,  ftubierte  bafelbft  unb 
in  Heselberg,  nabm  1866  als  Unterleutnant  im 
4.  bapr.  ^dgerbataillon  am  Äriege  teil,  mürbe  1867 
in  baS  bapr.  üUltnifterium  beS  tönigl.  HaufeS  unb 
beS  $lufeern  berufen,  im  <$tubiabr  1868  ber  bapr. 
©efanbtfcbaft  in  ©erlin  attackiert  unb  1869  jum 
3)liniftcr)cl!retär  ernannt.  1870  mürbe  er  jum©rofjen 
Hauptquartier  ber  Mrmee  als  Hauptmann  a  la  suite 
jur  polit.  unb  militdr.  SBericbterftattung  fommam 
biert  unb  »ermittelte  als  foleber  bis  jum  eintreffen 
ber  bapr.  2Rintfter  in  süerfailleS  bie  SBerbanb« 
hingen  beS  2Jiüna)ener  HofeS  mit  SBiSmard.  2(m 
ÜJtat  1871  ging  er  aus  bem  bapr.  StaatSbienft  in 
ben  biplomat.  $)ienft  beS  9ieicpS  fiber,  mürbe  5.  yuni 
1871  fiegationSfelretdr  bei  ber  SBotfcpaft  in  Meters* 
bürg,  Sept.  1873  bis  Hpril  1874  ©efcbdftstrd« 
Oer  m  Stodbolm,  bann  Hilfsarbeiter  im  SHuSrodrti« 
gen  Hmte,  9ioo.  1874  2egationSfetretdr  in  SDlabrib, 
Vlpril  1875  l'egationSrat,  1876  SBotfcbaftSrat  in 
Petersburg,  3io».  1878  nacb  2Bien  *erfe&t  unb  3Kai 
1883  jum  ©eneraltonful  in  SBubapeft  ernannt.  3m 
Acbr.  1885  erbielt  er  bie  fieitung  ber  panbelSpolit. 
Abteilung  beS  Slusrodrtigen  SlmteS,  mürbe  ^ebr. 
1886  in  ben  Staatsrat  berufen  unb  1.  SJlai  1886 
iura  UnterftaatSfelretdr  im  HuSmärtigen  SKmte  er» 
nannt.  3tacb  bem  SRüdtritt  SBtSmardS  mürbe  er 
6. 2Rai  1890  in  ben  einftweiligen  SRubeftanb  wrfefet 
unb  nabm  im  SOldr*  1894  feinen  SHbfdjieb. 
©er cli cm,  NifolaaS,  nieberldnb.  2RaIer,  f.  IBerg* 
©crencö,  Sabbatbrot,  f.  SBarcpeS.  Ipem. 
»er  rfj  c  t  (fpr.  -f<p<b),  @io»anni,  itaL  Siebter,  geb. 
1783  }u  SJlailanb,  mar  ein  Haupt  ber  romantifdjen 
Scpule  ber  Giovine  Italia,  »u  beren  Verbreitung  er 
bureb  bie  überfe&ung  »on  sBürgerS  «fienore»  unb 
anberer  SBallaben  mejentlicb  beitrug,  Gr  mar  1818 
—19  SWitarbeiter  beS  «Conciliatore»,  roeSbalb  er 
fiep  nacb  ber  Revolution  pon  1821  bureb  ,\lucbt  in« 
SluSlanb  retten  mupte.  SB.  lebte  bis  1829  als  SBuaV 
balter  in  Sonbon,  bann  als  ^Begleiter  beS  2Rarcbefe 
©iuf.  Slrconati  abroecbfelnb  in  gxanfreieb,  Belgien, 
Seutfcblanb  unb  ©rietbenlanb.  1848  feprte  er  beim 
unb  marb  »on  ber  promforifeben  Regierung  in  3Jtai* 
lanb  jum  !Dtinifter  beS  UnterricptS  ernannt.  5Rad> 
ber  Unterbrüdung  ber  JRepotution  begab  er  ftd)  nacb 
Jurin  unb  mürbe  in  bie  farbin.  3meite  Äammer  ge» 
irdblt,  mo  er  ftd)  jur  gemäßigten  Partei  hielt.  Gr 
ftarb  23. 3)ej.  1851.  Seine  poltt.  Oebicpte,  mie  «5>er 
Ginftebler  beS  ÜJtont=(£eniS»,  «Slariff  a»,  »2)ie  ftlücpt» 
linae  Don  sparaa»  («Poesie»,  »oll  ftdnbigftc  Muäaabe 
Vaftial848;  2onb.  1852  u.ö.),  itmrben  febr  beliebt. 
©cfamtau>iflabe  ber  Sßerfe  burcp6ufani(ajlail.l863). 
—  »gl.  ^affanift,  G.  B.  (Jur.  1888). 

©errt) ing,  Stabt  im  »ejirlSamt  SeilngrieS  beS 
bapr.  Sleg.'jBej.  Dberpfalj,  an  ber  Sulj  unb  bem 
l'ubwigstanal  foroic  an  ber  Nebenlinie  Reumartt-- 
öeilngrieS  ber  »apr.  StaatSbabnen,  bat  (1900)  1395 
tatb.  G.,  «Pofterpebition,  Jelearapb,  Yatp.  3)efanat, 
KranfenbauS,  93üraeripital;  ©etreibe»  unb  Dbftbau, 
•^icbjucbt.  Nahebei  bie  ÜRariabilflapelle. 

löcrrtita  (Verbta.  morauS  bie  iefrige  5orm 
JBertba,  altbocfcbeutfcb  $erbta,  b.  i.  bie  SBerbor» 
aene,  Unterirbifcbe),  eine  german.  ©ßttin,  mobl  nur 


Joercgtcsgaocn 

eine  GrfcbeinungSform  ber  (jriia=f>cl#  ber  ©emablin 
beS  altgerman.  üpimmelSgotteS  Zvckli,  beren  Namen 
fa>on  auf  bie  enge  Verbinbung  mit  biefem  binroeift. 
Unter  oerfebiebenen  Benennungen  (f.  SBeifee  grau) 
lebt  fte  noeb  um  als  geifterbafteS  Siefen  fort,  gerabe 
mie  Hulba,  grau  Holle.  35dbrenb  (entere  im  i>ollS= 
glauben  Norb*  unb  ITOittelbeutfdjlanbS  erfebeint, 
tritt  SB.  im  fübl.  Sbüringen,  IBapern,  Glfafe,  Scbma= 
ben,  Cfterrcicb,  SAraeij  auf.  3US  SBefcbü^erin  ber 
meiblicben  Arbeit  fuhrt  IB.  namentlicb  bie  Stuf ftept 
über  bie  Spinnerinnen.  ©aS  fie  an  bem  ibr  ge= 
meibten  legten  Jage  beS  3<*brcS  unabgefponnen 
finbet,  oerbirbt  fte.  3p*  Seft  mirb  bureb  ein  Iftapl, 
i>ieblfpeifen  unb  Sifdje,  begangen.  SSuf  ipre  iBer= 
ebrung  grünbet  fid?  baSnoo$üblicbe'iP(5B)erdjten= 
fpringen  unb  $(S)erdjtenlaufen  in  Saljburg 
unb  2irol,  ttielleicpt  aueb  ber  SBccbteltag  (f.  b.);  ber 
iBedjtelSberg  in  Reffen  (f.  SBlodSberg)  peifet  geroiB 
nacb  ibr.  &ucb  mag  manche  Sage  von  SB.  auf  bc? 
rübmte  grauen  biefeS  NamenS  übertragen  morben 

»crttjtcnlauf cn,  f.  SBercbta.  [fein. 

©crttitcögabcn  (in  Urlunben  beS  13.  unb 
14.  oabrh.  ^  t  r  t  h  er  -?  ca  rj  m  en  unb  ^  erb  t  h  er  i-  . 
gabem  genannt).  1)  fianbfepaft  unb  iBeftürfeamt 
im  bapr.  9teg.=33ej.  Dberbapern,  pat  630,8o  qkm 
unb  (1895)  18748  (9039  mdnnL,  9709  meibl.)  ß., 
24  ©emeinben  (©notfdjaften)  unb  99  Crtfcbaften, 
barunter  eine  Stabt,  unb  umfaßt  bie  91mtSgericbtS: 
bejirte  SB.  unb  :U  e  \&c  n  ha  II .  X  a  «  Sdnbcben  (f.  Karte: 
Saljburg  unb  Sal}tammergut,  beim  älrrifel 
Salzburg)  bilbet  eine  megen  iprer  Naturfcbßnbeiten 
oiel  befuebte  Sllpenlanbfcbaft  jroiicbcn  ben  Jbdlem 
ber  Saljacb  unb  Saalacb,  bte  ber  Formation  ber 
$riaS  angeb6rt.  @ine  SRenge  großer,  teils  fubt= 
foper,  teils  fdjarfgrdtiger  SBergformen  brdngen  ftd) 
io  an»  unb  ineinanber,  bafe  fte  einen  ungepeuern 
JelS»  unb  HocbgebirgSfranj  um  bie  Spalte  beS 
berübmten  SBartbolomduS*  ober  Ä6nigSfee  (602  m) 
ju  bilben  febeinen.  än  ber  fübl.  ©renje  breitet 
ftd)  bie  jertlüftete  9Rafie  beS  Steinernen  SWeerS 
(2500  m)  mit  ber  S<pönfelbfpige  (2651m)  auS. 
ißon  biefem  ^elfenmall  jieben  ftep  jmei  ftarre  %tli- 
grate  nbrblicp  in  baS  3"nere  beS  SdnbcbenS  (ber 
tübn  auffpringenbe  SDagmann  2714  m,  ber  fileine 
Sat^mann  2404  m  unb  ber  Hocbtalter  2629  m, 
beffen  Sübfpi^e,  baS  Äammerlingborn  2483  m,  einet 
ber  fcb&nften  $(u£ftcbt£puntte  in  ben  JUveu  ift)  unb 
umfcbltefjen  mit  bem  6ftL  unb  raeftL  ©renimall  bie 
bret  Haupttpdler  beS  SBerdjteSgabener  iBedenS:  ba* 
Hinterfees,  baS  Söimbacbtbal  unb  baS  ihal  bei 
^önigSfeeS,  bie  fid?  alle  brei  in  bem  grünen  Xbale 
ber  9tamfau  Dereinigen.  3)iefen  gegenüber  erbebt 
ftcb,  gegen  Norben,  ber  unmittelbar  in  bie  (Ibene 
abfallenbe  UnterSberg  1975  m,  berübmt  bureb  bie 
uralte  Sage  oon  Haifer  Äarl  b.  ®r.,  ber,  oon  SeTg-- 
mdnnlein  bebient,  im  SBerge  bie  ffiicberaufricbtung 
beS  2)eurfcben  ReicbS  ermartet.  Suler  bem  iHcicbtum 
an  Sal)  unb  Hol}  bietet  baS  fianb  üDtarmor ,  ©ipe 
unb  Sreibe.  2)ie  Hauptbefcbdftigungen  ber  SBcool= 
lerung  ftnb  S3iebjucbt,  2Balbarbeit,  Holjicbnitserei, 
Holj«  unb  üBeinbreberci,  iUtarmorfcpleiferei,  Arbeit 
in  ben  Sauber gmerlen  unb  Salinen.  —  2)  SWarft- 
fferfen  im  iBejirtSamt  SB.,  am  Sieben  ober  2Um,  bem 
SbRul  beS  «ÖniaSfeeS,  in  576  m  Höbe,  an  ber 
fiinie  iReid)enbaU=SB.  (18,»i  km)  ber  SBapr.  Staate 
babnen  gelegen,  Si^  beS  SejirtSamteS,  eines  ?lmtS* 
gericbtS  (ßanbgericbtiraunftein),  ftoU--,  ^orft-,  Stent' 
unb  HauptfaljamteS,  bat  (1900)  2633  ßv  barunter 
etma  90  Goangelifdje,  spoft,  Selegrapp,  !atb.  Stifte 


Digitized  by  Google 


SerdjteSgabener  Älpen  —  SBerbjanSf 


725 


lirebe  mit  fcbonem  roman.  ttreujgange,  sJJlarmor-- 
grabiteinen  bct  ©erd)te£gabener  Übte,  gefdmi&ten 
iSbotftüblcn  unb  anbern  WttTtümern,  eoang.  Mirale 
(1899),  ehemaliges  Stiftsgebäubc,  am  tfcleabbange, 
ieftt  fönigl.  £cblof;,  eine  1852  von  König  iliar  IL  an 
Per  Sübfcitc  erbaute  lönigl.  Scilla,  jablrcicbe  Hillen 
an  ben  3lbbana.cn  ringä  um  ben  Crt,  Stanbbilb  be* 
©rinj-;)legcnten  Vuitpolb  (1893  errichtet),  ein  £ofpij 
ber  Franjielaner,  tf\[\ak  ber  Sirmen  §ranjie>lane: 
rinnen,  gewerbliche  tfortbilbung^,  5)iftrittöjcidjcn= 
unb  Sdjnifcfdnile ,  Scblaebtbau«;  tfifigfabrit,  $>am= 
merwert,  si)lüblc,  Sägeiucrt  unb  wirb  wegen  feiner 
herrlichen  unb  felbft  im  Söinter  oor  rauben  i'uftftrß» 
iuuna.cn  gcfdri'itucn  £agc  al<*  Sommcrfrifcbc,  t'uftfur- 
ort  unb  Selbab  f  owie  wegen  ber  '}Jabc  be$  Monig*fce3 
(f.  P.)  von  iHcifcnbcn  viel  bcfuAt.  Mittlere  ^abre«» 
temperatur  7,r*u  C.  (hinter  1,34 ,  grübling  10,97, 
Pommer  U,.s5,  ftcrbft  3,7-).  ©.  ift  berühmt  bureb 
bic  hier  in  bober  ©ollenbung  gefertigten  £>oljfdmi&= 
waren.  Tie  Saljbcreitung  unb  ber  ^aljbanbel  wirb 
fdjon  feit  bem  tropft  Tietrieb  1174  betrieben.  Tie 
ani  ben  eiebewerten  im  Übcrfcbufe  erjeugte  Sole 
roirb  Purcb  gewaltige,  120  km  lange  Leitungen  über 
ba*  ©ebirge  hinweg  uad)  9tei*cnbaU  (f.  b.)  unb, 
mit  ber  bortigen  überfebüffigen  Cuellfolc  pereinigt, 
nacb  Irauujtcin  unb  iMoknbeim  geleitet, um  in  tiefen 
boljreicbeu  ©egenben  »erfüllen  ju  werben.  —  Tie 
l'anbfcbaft  ©.  eutftanb  au«  einer  um  1 122  gestifteten 
flbfterlid?eir)iicberlanung,beren^rbvfte  unter  Utari-- 
milian  I.  mit  ber  :)tcicb?unmtttelbarfeit  bc«  2ttU* 
cbeu*  (f.  bic  Karte :  ©  c  i  cb  i  d?  1 1  i  *  e  u  t  w  i  d  l  u  n  g 
© ap er ns*,  beim  ülrtilel  kapern),  bae  etwa  ben 
Umfang  bc«  jetzigen  3lmt«gericbt'?bcjirtd  befaß, 
Siti  unb  Stimme  auf  ber  Jjürftcnbant  erlangten. 
Tie  gefürftete  ©ropjtei  würbe  1K03  fdtulariftert 
unb  bem  neu  errid>tcten  Jhtrfürftentum  Salzburg 
einverleibt,  mit  bem  ftc  1810  an  kapern  lam.  — 
©gl.  KoäVSternfclb,  ©efcbidjte  be*  ^ürftentume 
©.  (3©be.,  aJlün*.  181:*));  berf.,  Tie  ©rünbung 
unb  bie  wiebtigern  gcidnditlidien  Momente  be$  ebe^ 
maligen  fflrftl.  Weiebeftiftv  unb  beutigen  *ürften= 
tum«  ©.  (ebb.  1861);  Führer  bureb  ba«  ©crd>tc«= 
gabener  l'anb,  bg.  von  ber  3eltion  ©.  bee  TcutfaV 
Cftcrreicbifcben  ÜUpcnpercin*  (7.  Sttifl.  1889);  i)ieu= 
rer,  Jllciner  illuftrierter  Führer  bureb  Sahburg  unb 
Pa*  ©crebtcvgabener  Man*  (2.  Vlufl.,  2üien  1897); 
Aübrcr  bunt  Salzburg,  ©.,  »ab  iMcid?enbaU  (13. 
ftufl.  von  ©urtfcbcller,  6aljb.  1898). 

**crrt|tei<  gaben  er  tilgen,  f.  Oftalpcn. 

®errf)teägaPener  »ober  1  hrou,  ber  an  ber 
Cfttante  gelegene  ©ipfel  bc*  Untermbergs  (f.  b.). 

*crditolbe<ttifl,  f.  ©ed>tel(i3)tag. 

<&er(tjrolt#baar,  f.  ©aar. 

iBerrf  rjcpbc,  ©ebrüber  ^cb  unb  ©errit,  nieber 
Idnb.  SJtaler.  Ter dlterc,  ^  o  b ,  geb.  1630 ju  ftaarlcm, 
geft.  bafclbft  1693,  war  ein  Scbüler  beo  (^ran«  .v>al* 
unb  malte  lanbfepaftliaV  Dozfteflungen  befonbere 
ber  iHbeingcgcnbcn,  baö  ^nncre  oon  Äudjen,  Stdbte= 
auflebten  unb  Porträte,  ^s"  ber  iKHebergabe  maleri= 
feben  ^inuenlicbt«  bat  er  wenige  feinesgleid?en.  6r 
unterriebtete  feinen  jün gern  ©ruber  ©errit,  geb. 
16.'J8,  geft.  1698,  ber  ibn  nacb  «ein  unb  fteibelberg 
in  ben  Ticnft  bed  Rurfflrftenton  ber  iM^lj  begleitete. 
Tie  ©rüber  malten  bort  twffefte,  3agben,  2uft« 
Partien  u.  f.  w.,  tarnen  febr  in  03unft  unb  lehrten 
na*  einigen  ^abren,  mit  ©elobnungen  übcrbfiuft, 
in  ibre  ©aterftabt  jurüd.  (Gerrit  lann  befonber«  ald 
3lrcbitctturmaler  ein  guter  9iad?abmer  von  3an  van 
t(x  Jacoben  genannt  werben. 


©cref  für  Wlcv  (fpr.  feür  mdbr),  iöafenort  unb 
Seebab  im  Strronbiifement  unb  Danton  OTontreuil 
t>e$  franj.  Tepart.  ©am ■■  fcc =t5alai^ ,  luut er  ben  Tüntn 
unweit  be y  Kanals ,  an  einer  Cucrbabn  ber  üinte 
©ari*s(5alai*,  bat  (1896  )  5787,  al*  ©emeinbe 
7039  ß.;  ein  t>on  ber  Stabt  ©ari«  ßeflrünbete* 
Öofpital  für  600  ffrofulöfe  5ünber  unb  ein  £ofpital 
iHotbfcbilb ;  betrieben  wirb  befonberä  Schiffbau, 
Seaeltudjfabritation  unb  ^ifdjbanbel. 

UBerct)  (fpr.  bdrrfeib),  früber  groficS  SDorf  mit 
15000  Q.  im  frang.  ^epart.  Seine,  unmittelbar  im 
Dften  »or  ben  2boren  Don  ©ari«,  am  redeten  Ufer 
ber  biet  »on  einer  Äertenbrüde  überspannten  Seine, 
ift  feit  1859  mit  ©arid  vereinigt  unb  liegt  innerhalb 
Per  ^eftungdmauer  unb  ber  @ürtelbabn  unb  bilbet 
einen  Steil  be«  12.  arronbiffement».  C*  befifet  ©tele 
©rennereien,  Gabrilen  für  Gffta  unb  djem.  ©ro* 
Putte,  3uderraffinerien  unb  ift  befonberä  wiebtig  aU 
$auptnieber(aa,e  bed  für  ©arid  beftimmten  9Bcin£ 
unb  ©ranntwetn«,  bie  biet  in  ungebeuern  Sölengen 
aufgefpeirpert  liegen. 

Serba» <®ctuefjr  (fpr.  börben),  ein  von  bem 
norbamerit.  ©eneral  ©erban  (geft.  1893)  angegebe- 
ne«, 1871  in  9Uif»lanb  eingeführte*)  ©ewebr,  aud) 
©erban  9h.  2  genannt,  im  OJegenfat;  }u  einer  Altern 
Ronfrruttion  bedfelben  SrftnPerd.  ©.  bat  ein 
ftaliber  von  lo,r,r,  mm,  ift  (^ngellaPer  unP  liebt  in 
Per  Sdjufeleiftung  nid?t  met/r  auf  ber  6obe  ber  Seit. 
Sein  (hiafc  burcp  ba$  5Dtet=2inien=©emebr  (f.  Muf= 
fifebe«  £>eermefen)  ift  im  ©ange.  [©arPeta. 

41  er  ber  a,  Stabt  in  ^talienifcb-SomallanP,  f. 

©erPtrfdjcr»  (©erbpejew).  1)  »reiö  im 
tei  ruff.  ©ouDernement«  iRiew,  bat  3411, i  qkm  mit 
280302  G.  —  2)  «reiöftubt  im  ÄretS  ©.,  am  ©ni= 
lopjat  unb  an  ben  (Hfenbabnen  Äie»=©.'©reft  unb 
Scbitomit^Äalinowfa,  bat  (1897)  53728  G.,  Pan 
unter  gegen  40000  ^eraeliten,  in  ©arnifon  bie 
32.  ^elbartilleriebrigaPe  unb  Pa2  4.  -Jvam.CIabre- 
bataiUon,  3  ruff.,  2  Unb.,  1  eoang.  Aircbe,  5  5  n  na  ge- 
gen, 62  jüb.  ©etbdufer,  1  cbriftl.  unP  1  jüP.  K  raufen : 
bau-:-,  6  Spulen;  Färbereien,  Ronfett«,  ©anb=,  Ja» 
batfabriten,  Gifengiefeerei,  ^abrmärtte.  Tie  öaupt-- 

Segenftänbe  tti  feanbeU  finb  ©etreibe,  ©ieb,©ferbe. 
|m  ebcmaligen  Rarmeliterllofter  (1627—1864)  finP 
bie  ©eriebte  untergebraebt.  —  ©.  würbe  1320  uon  ©c= 
Ppmin  bem  litauifcben  dürften  Stpf jtieroiej  gefdjenft. 
1647  murPe  PaS  Älofter  mm  GbmelnigHj  geplün= 
bert;  1768  mußten  fid)  bicr  Pie  Äonfbberiertcn  von 
©ar  nacb  25tdgiger  ©elagerung  ergeben.  1793  tarn 
©.  )u  MlanP  unb  ift  feit  1845  jtreieftaPt.  Tie 
Stabt  »ar  feit  Hnfang  Pe«  18.  3abrb-  im  ©efi(i 
ber  Familie  Sawifcba,  tarn  bann  an  bie  dürften 
iRabjiwill  unb  gebort  jefct  Pen  ©rafen  Tpfjtiewk}. 
©.  ift  gcgenwdrtig  Per  Slittelpuntt  ber  jüP.  Sctte 
Per  febaftbim  (f.  b.). 

©erbieinöf .  1)  ßreid  im  0.  PcS  ruff-  ©ouoerne' 
ment*  iaurien,  pat  8868,»  qkm  mit  305936  G., 
Paruntcr  gegen  50  000  beutf  d?e  Äoloniften,  bie  äder= 
bau,  Lbjtbau,  Seiben judn,  ^ifebfang  unb  regen 
ßanbel  treiben.  —  2)  »retdftobt  im  Kreis  ©.  fowte 
feafen»  unb  f)anbelSftabt  an  ber  ^lorbwefttüfte  be* 
Slfowfcben  ÜJicerg,  am  ©erbianftiidben  iiiman,  an 
ber  ©ai'i'?  bet  Sanbjunge  von  ©.  (21  km  lang),  um 
weit  ber  ÜHünbung  ber  ©erbianta  ini  SUleer,  unb  an 
ber  Giicnbabn  Stfcpaplino«©.,  ift  Sitt  eine*  öiterr.^ 
ungar.  ilonfularagenten,  unb  bat  (1897)  27247  G., 
2  ruff.  Äirdjen,  je  1  lutb.,  jüb.  unb  taratmtfebe*  ©et-- 
baue,  ©pmnafium,  Cebrerfeminar.  Ter  feafen  ift 
Per  befte  am  Kf owf eben  3«eere.  G«  liefen  ein  ( 1899) : 


Digitized  by  Google 


726  93erbmfoto  —  93ereitf)eru 

90  Sd)iffe  mit  88000  $ub  Baten,  auS:  90  Scbiffc 
mit  8234000  $ub  Söaren.  $ie  feauptgegenftänbe 
6«  SluSfubr  ftnb  ©etreibe,  2Bolle,  fcdute,  öalj. 

«erbnifotu,  3ato»,  ruft,  ©elebrter,  geb.  1793 
in  Petersburg,  geft.  bafelbjt  24.  9tot>.  1854,  napm 
teil  an  bet  ardjäol.  Grpebition  StrojewS,  beren  ge< 
fammelte  Urlunben  er  berauSgab. 

©erbur  arti,  SJollSftamm  in  äfgbaniftan  (f.  b.). 

©crbrjcjehJ,  ruft.  Stabt,  f.  «erbitfdjem. 

ttcrecgf  (fpr.  berrefcf),  Sredu,  Stabt  mit 
eigenem  Statut  im  ungat.  Komitat  Jödromfje'l  in 
Siebenbürgen,  unweit  ber  molbauifdjen  ©renje, 
oberbalb  beS  ^affeS  von  Cjtoj  (586  m),  bat  (1890) 
2929  magpar.  unb  rumän.  G.  $n  ber  9iäb<  $erg= 
teerquellen  unb  ein  ©ipSbrud). 

©crecifer  ©ebirge,  f.  Karpaten. 

üBcrcbfamfcit,  im  weitem  Sinne  bie  jjäbigs 
feit,  Tufe  ridjrig,  fltefeenb  unb  einbringlid)  in  ©orten 
auSjubrüden,  im  engern  bieKunft,  in  mänblid>er 
35arftellung  auf  Überzeugung  unb  Hillen  anberer 
ju  Wirten  unb  gewiife  ©eftnnungen  in  ihnen  ju 
erweden  (f.  Diebefunft).  Sie  tann  als  Übetrcbung8= 
fünft  glänjen,  bie  wahre  93.  aber  tri  11  überzeugen, 
i'um  teilt  bie  93.  ein  in  geiftlidpe  (f.  fwmiletif)  unb 
weltlidje,  lefetete  »ieber  wefentlid)  in  gerid)tlidje 
unb  politif<pe  93.,  auf  welche  beibe  Slrten  ftd)  bie 
iHbetorit  (f.  b.)  ber  Sitten  üorjüglid)  bejog. 

Oerrg,  ungar.  Komitat,  grenjt  im  9t.  an  ©a» 
lijien,  im  0.  an  baS  SJtarmarofet,  im  S.  an  baS 
Ugoefaer  unb  Sjatmdrer,  im  2B.  an  baS  Sjabolcfet 
unb  Ungvdrer  Komitat  (f.  Karle:  Ungarn  unb 
©alijien)  unb  bat  3724,«  qkm,  (1890)  179455 
G.,  baruntcr  81907  Stutbenen.  76051  SDtagparen, 
19418  5)eutfd)e  unb  1223  Slomalen.  2>er  Kon» 
feffton  nad)  fmb  16367  SHömifaV,  88575  ©riccfch'aV 
KatbolifaV,  49048  Reformierte  unb  243583Sraeli» 
ten.  §m  9t.  ift  baS  Äomitat  grö&tenteilS  gebirgig 
unb  talt,  bod)  an  Dbft  febr  retd).  Ginige  fübl. 
93erge  liefern  einen  9Bein,  ber  bem  Jotajer  nur 
roemg  naefc u e h t .  Tie  frauptprobulte  beS  SlderbaueS 
finb :  3BeHen,  Soggen,  i&afer,  ©erfte  unb  Kartoffeln, 
ferner  Üabat,  6anf  unb  ftladjS  fowie  93renn»  unb 
•  :  ibolj.  35ic  JJiebjudj t  liefert  namentlid)  Scpweine 
unb  feornmer/.  25ie  Karpatenwälber  ftnb  nod)  immer 
ein  reicpeS  ^agbgebiet:  SBdren,  9tebe,3üd>fe,3Bölfe, 
Silbfd)weine,  aud)  Sluerwilb  u.  bgl.  Sie  glüffe, 
inSbefonbere  bieJbeife  mit  ibren  3uflüffen  93orfapa 
unb  Catoreja,  unb  bie  Sümpfe  ftnb  reid)  an  ftifdjen 
unb  SBaffernögeln.  3rüt)er  lieferten  bie  93etgwette 
©olb,  jefct  nur  Gif enerje ,  ^or jeüanerbe  unb  bef  on» 
berS  Sllaun,  ber  bier  in  grofjen  Gabrilen  verarbeitet 
wirb.  2)aS  Komitat  jerfällt  aufter  benStdbten  mit 
geregeltem  SRagifrrat  93eregfidf|  unb  2JtuntdcS  in 
bie  5  Stublbejirle:  Dberlanb  (jeloibe'ti  jdrdS)  mit 
bem  3tmtSftg  SloSna,  SJtejÖ  Kdfjonp,  ÜJtunfdcS, 
Sjolpwt,  jb,eifetb,aler  SBe.ür!  (iifjabdti  idrd«)  mit 
bem2lmt3fi&93eregndfj.  Sih  berflomitat^bebörben 
ift  bie  Stabt  aJtunfacS  (f.  b.). 

©***$fjÄfa  (fpr.  -feab&),  cbebem  Sampert«» 
bau  -3  (eine  beutfd)e  ©rünbung),  Stabt  mit  georb-- 
netem  SDlagiftrat  im  ungar.  Komitat  Sereg,  am 
frifee  einer  einjelnen,  au8  ber  Gbene  fid)  erbebenben 
unb  mit  20ein  bepflanjten  ©ebirgdfette  aui  ua-i-v- 
tifdjen  ©efteinen  unb  an  ber  fiinie  2Rarmaro)8= 
Sjiget  ■  Sjerenc«  ber  Ungar.  Staat^babnen,  bat 
(1890)  8078  meift  magpar.  G.,  berühmte  2llaun= 
gewinnung  unb  3)lübl)teinbrüd}e. 

©cretdicrung unb<3etctet)crttnfl$Flagc.  hc- 

reid)erung«nage  ift  bie  fflage  auf  f>erau#gabe  ber 


g  unb  ©eretf^erungSflügc 

SBeTmögenSDermetrung ,  bie  bem  3Jeflagten  auf 
Heften  bed  ßldgerd  jugeftoften  ift,  obne  ba^  ein  re* t  -- 
lieber  ©runb  beftebt,  roeldjer  biefe  iöereieberung  redjt» 
fertigt.  3-  ^- :  A  ^at  etmad  gejd>entt  erhalten  ober  in 
einer  Grbfcb.aftoorgefunben,bad  er  nun  fürfeinGigem 
tum  halten  Durfte ;  er  bat  ti  verlauft  unb  ben  %xi\i 
erbalten.  ^efet  finbet  ftd) ,  bafe  ber  Sd?enlgcber  ober 
Grblajfer  nt* t  Gigentümer  war;  ber nnrtlid)e Gigen= 
t inner  tann  bie  3  acte  oom  Kdufer  nad)  mandjen  ©e= 
fe|en  nur  abf orbern,  »enn  et  ipm  ben  gejablten 
^Brei«  erftattet;  ober  bet  Gigentümer  finbet  ben 
Adufer  nutt;  r>on  A  fann  er  bie  Saa)e  nicht  mebr 
abf  orbern,  benn  er  hat  fte  nicht  mehr.  Soll  A  ben 
Ureid  bebalten  bürfen,  ben  er,  wenn  aud>  in  gutem 
©laubeu,  bod)  au£  frembem  Vermögen  gewonnen 
bat v  Gin  anbereä  iBeifpiel:  A  hat  eine  arme  Bet: 
wanbte  auägeftattet,  bamit  fte  heiraten  fann.  5lun 
ftirbt  ibr  Bräutigam,  ©egeben  b,at  A  bie  äuSftat* 
tung,  aber  nur  als  »uäftattung,  für  bie  3we<f e  ber 
Gbe.  ferner:  A  bat  ©elb  gejablt,  aber  fein  @ldu= 
biger  war,  ob,ne  bafe  er  etwa«  baoon  erfabren  0at, 
entmünbigt;  A  ift  alfo  Pon  feiner  3  eh  nie  nicht  be* 
freit  tf  ür  $dlle  tiefer  unb  ähnlicher  Slrt  bat  ber 
Grfinbung?  get ft  ber  5tömer  bie  St  o  n  b  i  f  t  i  o  n  e  n  ein» 
geführt.  Site  einjelne  ärten  berfelben  »erben  ge* 
nannt:  Condictio  causa  data  causa  non  secuta, 
Slüdf  orbetung  be«  unter  einer  bem  Rehmer  erfldrten, 
aber  nid)t  jutreffenben  (Glj e  tommt  nicht  m  ftanbe), 
ober  fpdtet  weggefaQenen  (eine  Sd)enfung  wirb 
wiberrufen)  SBorauiSfefeung  ©egebenen  (Sürgerl. 
©eiehbueb  §.  812);  Condictio  indebiti,  ftüdforbe; 
rung  beffen,  wa«  in  ber  irrtümlichen  Annahme,  bet 
©eber  f  djulbe,  gegeben  ift  (ebenba  §.  814) ;  Condictio 
ob  turpem  causam,  SRüdforberung  beffen,  toai  Ml 
einem  unftttlidjen 3 wed  gegeben  ift  (§.8 1 7 )  ;  Condictio 
ex  injusta  causa,  JRüdf orbetung  beffen,  road  bet 
9lebmer  burdj  unerlaubte  öanblung  erworben  bat 
(§.  817);  bie  fubftbidre  Condictio  sine  causa  gebt  auf 
bie  33ereid)erung,  welche  ber  Seflagte  an*  bem  fldge= 
ri)'iten  Vermögen  erhalten  hat  unb  ohne  recbrfetti= 
genben  ©runb  bebdlt  (§.  812).  3)ie  beutfdbe  v$rariö 
begnügte  ftd)  babei  nidjt;  fte  fübrte  eine  weitete 
Klage  aud  nfiRluter  IBerwenbung  ein,  fte  ift 
befonberd  praftifd),  wenn  jemanb,  ber  ftd)  ali  jab* 
lung^unfdb^ig  erweift,  oon  mir  gefauft  ober  fonft 
mit  mir  in  eigenem  tarnen,  aber  für  frembe  5Hed)= 
nung  (ontrat/iette.  9Bad  er  von  mir  erhielt,  ift  in 
bem  Sht&en  beä  anbem  nermenbet,  oljne  bafe  biefet 
Wiebcr  oom  l'i ittelmann  taufte.  3«  ®.  bet  Gpemann 
tauft  unb  netwenbet  bie  SBare  im  9iu^en  bet  allein 
jablungSfäbißfn  Gbeftau.  feiet  batf  id),  wa*  bet 
uJlann yu  jablen  hat ,  non  bet  Avau  auö  bet  nütt= 
lidjen  35etwenbung  fotbetn,  foweit  biefe  beteid>ert 
tft.  3)a3  Sürgerl.  ©efehbud)  §.  812  gebt  nod)  weiter: 
wer  auf  irgenb  eine  3öeife  (aud)  burd)  9iaturgewalt) 
auf  Koften  eine?  anbem  etwas  obne  red) tliaVn  ©runb 
erlangt,  ift  ihm  )ur  Verausgabe  verpflichtet.  GS  ift 
nid)t  erforberlid),  bafe  baS  «etwas»  aus  bem  2Jet« 
mögen  beS  anbern  ftammt. 

Gut  wid)tiger  jtall  ber  SBereicberungSflage  iit 
burd)  bie  2)eutf  dje  iÖ)ed)felorbnung  (2lrt.  83)  gegeben. 
3Uenn  ein  SBedjfel  burd)  SJerjdbrung  ober  $rdiubi« 
jierung  (Unterlassung  ber  red)tjeitigen  ^Jrotefterbe» 
bung)  bie  2öed)felfraft  verloren  pat,  fo  fann  ber  legi» 
timierte  ^nbaber  beS  SBedjfelS,  bem  ein  Slnfprucb 
aus  bem  SBedjfel  jugeftanben  pdtte,  wenn  er  nid)t 
nerjdbrt  ober  präjubijiert  wdre,  ben  StuefteUer  ober 
ben  Slcceptanten  auf  ben  ^Betrag  in  Slnfprud)  neh 
men,  um  ben  fte  fid)  mit  bem  Sobaben  beS  3n» 


Digitized  by  Google 


93ereibef)  - 

baberS  bereitem  mürben.  Auefteller  unb  Accep= 
tauten  follen  ciucti  bie  93eridbrung  ober  fonftige 
3Jerfäumnis  nichts  geroinnen,  roaS  ihnen  nach  bem 
materiellen  üHecbt  nicht  gebührt.  So  liegt  bie  Sache 
}.  95.,  wenn  A  bem  B  ein  2)arlebn  gegeben,  B  bar* 
über  einen  eigenen  SBecbfel  auSgeftellt  bat  unb  ber 
ÜBccbfel  oeriäbrt  ift ;  babureb  ift  baS  Sarlebn  nid)t 
verloren,  ßbenfo  roenn  ber  eigene  3Bed)fel  über  ben 
Kaufpreis  von  3Bare  auSgeftellt  ift,  ober  menn  ber 
iluSfteller  ben  2Becbiel  über  ben  33etrag  einer  tf"1 
berung  an  ben  93ejogenen  gejogen  bat  unb  ber 
9Becbfel  in  feiner  £>anb  verjährt,  ebenfo  aber  auch, 
menn  in  biefem  galle  ber  AuSfteller  ben  2Bed>fel  be- 
geben ,  bie  Valuta  erhalten  hat  unb  ber  SBecbfel  in 
ben  ödnben  eine«  britten  Inhabers  jeinc  ©echfeltraf  t 
verloren  bat.  2>er  Acceptant  ift  pier  feine  Scpulb 
ohne  (Entgelt  bureb  ©rlöfcben  beS  AnfprucbS  auS  bem 
ifikdbfel  (od  gemorben;  ber  AuSfteller  ift  bereichert, 
roenn  er  niept  burd)  Annahme  beS  AcceptS  feine 
^orberung  an  ben  Acceptanten  verlor. 

«er ci bch,  Stabt  im  SHeicpe  ber  SBabpabiten 
im  mittlem  Arabien,  nörblid)  von  Anefe  nahe  ber 
©renje  oon  Sdjammar,  foll  10—24000  G.  paben. 

®ereirfd)aft#ficauitg,  biejenige  Stellung,  in 
welcher  ber  Serteibiger  bie  nähere  Auftldrung  über 
bie  Anmarfd)rid>tung  beS  Angreifers  abwartet,  um 
bemgemäfc  bie  roirtttebe  9fcttetbigungSftellung  ein» 
nehmen  ju  fönnen  (f.  9$erteibigungSgeTecbt).  ßine 
93.  beucht  barin ,  bafi  bie  öauptmaffe  ber  Struppen 
ocrfammelt  binter  ber  vorauSficbtlidjen  SBertei* 
bigungSftellung  möglicbft  in  ber  3idbe  guter  ffiege» 
oerbinbunaen  ruht ,  rodbrenb  Heine  Abteilungen  bie 
wichtigen  i)auptftil&punlte  ber  Stellung  betest  bal- 
len unb  bie  Kavallerie  naep  vorwärts  auftldrt. 

Berengar  I.,  SHarfgraf  oon  frriaul,  König  oon 
^talien  (888—924),  Kaiier  feit  916,  oon  tarolingi* 
fchcr  Abftammung,  rourbe  nad)  Karls  beS  2)iden 
lob  (888)  oon  ben  Sombarben  jum  König  oon  3ta* 
lien  erhoben,  fah  fiep  aber  bureb  feinen  ©egner  ©uibo 
(f.  b.)  oon  Spoleto  auf  ben  töorboften  befcbrdntt. 
fftad)  Arnulfs  Abjug  auS  Italien,  bem  er  ftd)  als 
Unterlönig  unterworfen,  verftänbigtecrfidjmitCam» 
bert,  ©uiboS  Sohn,  über  bie  öerriebaft  in  Ober* 
unb  iDlittelitalien.  9lad)  Lamberts  rlctUtcpem  lob 
(898)  gewann  er  AuSfuit  auf  93eherrfcbung  oon  ganj 
Italien;  als  er  aber  899  oon  ben  Ungarn  gefdjlagen 
rourbe,  übertrug  ber  lombarb.  Abel  bie  Krone  3ta* 
lienS  auf  Cubroig  III.  oon  9lieberburgunb.  2)iefen 
vertrieb  33.,  worauf  3obann  X.  SB.  916  frönte.  2)ocb 
würbe  er  924  von  JRubolf  II.  von  J&odjburgunb  ge= 
icblagen  unb  verbrdngt ;  er  enbetcburdp  ÜJteucbelmorb 
in  Verona  (924).  —  93gl.  Tümmler,  GestaBeren- 
garii  imperatoris(&alle  1871);  Sflautenberg,  99.  von 
orriaul,  König  in  Italien  888—915  (93etl.  1871). 

«erengar  XX.,  König  oon  Italien  (950—964), 
Gnfel  beS  vorigen  bureb  feine  3Jlutter  ©ifela,  folgte 
925  feinem  3jatet  als  Sftarfgraf  von  Svrea.  9*or 
ben  91acbftellungen  beS  DtjeimS  feiner  ©attin  SBilla, 
.vmgo  oon  Weberburgunb,  floh  er  940  ju  Kaifer 
Cito  L,  unter  beffen  Scbu&e  er  bann  fmgo  Unb 
befien  Sobn  Cotbar  in  Otalien  ju  ftünen  fuebte. 
AI*  Cot  bar  950plö&lid>  ftarb,  roollte93.  bellen  9Bitroe 
Abelheib  jur  (Sbemit  feinem  Sobn  Abalbert  jroingen, 
um  aud)  bie  burgunb.  Partei  ju  gewinnen.  Abel-- 
beib  aber  rief  Otto  L  jut  £ilfe  berbei,  unb  93.  mufite 
952  nacb  Abtretung  oon  Verona  unb  frriaul  baS 
Köniareicp  Italien,  ju  beffen  König  er  fiep  unb 
Abalbert  950  b^atte  frönen  laften,  als  beutfcbeS  2ebn 
nebmen.  ©egen  feine  93eTfucbe,  ganj  SHittelitalien  ju 


-  93erengcr  727 

gewinnen,  rief  oohann  XII.  ben  Kaifer  jum  )Weitem 
mal  nacb^talien  (%1),  ber 33 . 964  gefangen  nadj  33am* 
berg  füpren  lieft ,  wo  er  966  ftarb.  —  Sgl.  Köpfe« 
Tümmler,  Kaifer  Dtto  b.  ©r.  (2pj.  1876);  ©immer, 
£eben  ber  Kaiferin  Abel^eib  HeaenSb.  1889). 

Oerengar  oon  XourS,  Scbolaftifer,  geb.  um 
1000  ju  2ourS,  mürbe  in  ber  Schule  beS  33ifcpofS 
^Ulbert  oon  (£^artreS  gebilbet,  1031  33orftel?eT  bet 
Scbule  von  2 cur*,  1040  Ardjibiafon  oon  AngerS. 
AuSgejeicbnet  bur<p  bialettifcbe  ©ewanbtpeit,  i|t  S-B. 
einer  ber  eriten  unb  bebeutenbften  93ertretet  ver* 
ftdnbiger  Auftldrung  innerhalb  ber  Scbolaftit.  Tie 
Anwenbuna  feine*  rationellen  Teufen*  auf  bie 
Abenbmablelebre  braebte  ibn  in  ferneren  Konflift 
mit  ber  tirdjlidjcn  ©ewalt.  ©egenüber  ber  allgemein 
berrfcb.enb  geworbenen  93erwanblungSle^re  beS 
33afcbaftuS  StabbertuS  verteibigte  er  bie  Anfdjauung 
beS  ÜHatramnuS,  wonad)  93rot  unb  2Bein  im  Abenb< 
mahle  unoerdnbert  bleiben,  aber  für  ben  ©Idubigen 
Seib  unb  33lut  Gbrifti  in  ihnen  gegenwärtig  ftnb. 
Tiefe  Anficbt,  jundebft  nur  vertraulich  in  einem 
33riefe  an  feinen  ^reunb  Canfranc  von  33ec  auSge« 
fproeben,  warb  an  bie  Cffentlicbfeit  gebracht  unb  auf 
ben  Spnoben  ju  SRom  unb  93ercelli  1050  oerbammt; 
33.  felbft  würbe  einige  3"t  gefangen  gefegt.  Silbe« 
branb  (fpdter  ©regor  VII.)  vemüpte  ftdb,  ib,m  burd) 
Aufstellung  einer  unbeftimmten  ^ormel  auf  bet 
Spnobe  von  JourS  1054  9lut>e  ju  oerfd?affen.  Aber 
als  93.  im  SJerrrauen  auf  ben  Scpufi  .OilbebranbS  auf 
einer  Spnobe  ju  5Rom  1059  feine  Anfidjten  vertei» 
bigte,  mürbe  er  jum  ©iberruf  gejmungen,  ben  er  aber 
fofort  nacb  feiner  sJiüdtet)r  von  :Hcm  wieber  )urüd« 
nabm.  Dieue  3Jerbammungen  folgten,  julejt  in  :Hom 
(1079),  wo  er  abermals  wiberrtef  unb  Sdjweigen 

Selobte.  ^Darauf  jog  er  ftd)  auf  bie  3njel  St.  SoSme 
ei  Tour*  jurüd unb  lebte  hier  unter  t irdjlidjer  Auf» 
fuf  t  bis  ju  feinem  Jobe,  1088.  T>ie  öauptfeprif t  beS 
33.  gegen  Canfranc,  «De  coena»,  f  anb  Cef  fing  auf  ber 
Solfenbütteler  93ibliotbef  ;  er  nahm  fup  beS  33.  in 
bet  Sdprift  «Berengarius  Turonensis»  (Sraunfdiw. 
1770)  an.  33.S  Sd)rif ten  gaben  A.  §.  unb  J.  5Tb.  33i« 
fd)er  (SBerL  1834),  eine  Sammlung  ipn  betreffenbet 
33riefe  Subenborf  («Berengarius  Turonensis», 
©otba  1850)  heraus.  —  33gT.  Schwabe,  Stubien 
jur  ©efebiebte  beS  »weiten  AbenbmablSftreiteS  (Cpj. 
1887);  Schnifeer.  33.  oon  lourS  (Stuttg.  1890). 

«crenger  (fpr.  beranafcheb),  Alpbonfe  SDlarie 
2Jtarcellin2poma*,  fran».  ^urift,  geb.  31. 3)lai  1785 
ui  33alence,  war  bort  Abootat,  trat  1815  in  bie 
Kammer,  legte  aber  baS  9Jknbat  balb  nieber,  b>lt 
in  3jariS  33orlefungen  über  öffentliches  9led)t,  würbe 
1828  wieber  in  bie  Kammer  gewählt  unb  war  1831 
ein  £>auptbegrünber  beS  $eputiertenperetnS  in  bet 
Srrafee  yliooli,  ber  liberale  ©runbfä&e  oertrat,  ohne 
ber  ^Regierung  fpftematifd)  ju  opponieren.  93.  Würbe 
1831 5Hat  am  KaffationSbof,  1839  s2air  unb  ftarb  im 
3Rdrj  1866  )U  $ariS.  Aufter  bem  £>auptmert  «De  la 
justice  criminelle  en  France»  (j^ar.1818)  febrieb  er 
«De  la  repression  penale»  (2  93be.,  ebb.  1855). 

ttereuger,  %o)ep\)  Wlaxia  Abolf  oon,  ^orft* 
mann,  aeo.  28.Jjebr.  1815  in  Wüncpen,  ftubierte 
Gameralta  unb  93otanit  in  SRüncben,  trat  fpdter  in 
ben  öfterr.  jorftbienft  in  Cberitalien,  mürbe  1859 
Abjunft  beS  ©eneralforftinfpeftorS  in  3Treoifo,  1866 
©eneralforftinfpeftor  unb  1867  als  ftorftrat  im 
üJlinifterium  bet  fianbwirtfehaft,  beS  öanbelS  unb 
ber  ^nbuftrte  nad)  glorenj  berufen.  1869  würbe 
er  SHrettor  beS  ^orftinftitutS  33allombrofa  unb  1872 
penftoniert.  93etannt  würbe  93.  burd)  feine  aus» 


Digitized  by  Google 


728  93erenf)orft  - 

gejeicbnete  gorftgefcbicbte  3talien«:  «Archeologia 
forestale,  ossia  dell'  aotica  storia  e  giurispru- 
denza  forestale  in  Italia»  (Jremfo  unb  93eneb.  1859 
—63),  bteTju  ein  burd)  3ufä&e  bereicherter  Slu*jug 
«Saggio  storicodella  legislazione  Veneta  forestale 
dal  secolo  VII  al  XIX»  (93eneb.  1863)  unb  1867  ein 
Snbaltioerjeicbnis.  3lufjerbem  fdjneb  er  namcnt*  i 
heb.:  «II  Beccume  del gelso  (chraenosis  mori)  col-  j 
l'esposizione  di  una  nuova  teoria  dell'entofiteusi» 
(^abua  1847),  «II  dinamismo  della  vegetazione » 
(Verona  1853),  «Paradossi  forestali  esaminati  e 
discussi»  ( l-ratc  1869),  «Nuovo  metodo  di  tassare 
la  consistenza  ed  assestare  V  economiadei  boschi» 
rftorli  1871;  beutfeb  im  «Sbaranber  Jahrbuch», 
99b.  25),  «Guida  per  il  coltivatore  di  viral 
boschivi»  (1.  u.  2.  Stuft.,  glor.  unb  9tom  1880),  «Re- 
lazione  sul  pineto  di  Ravenna»  (1880),  «Selvi- 
coltura»  ffleap.  1887). 

©crennorft  ,  ©eorg  £>einr.  Pon,  ÜJlilitdrfdjrift: 
fteOer,  geb.  26.  DU.  1733  ju  Sanber«leben  in 
anmalt,  n>ar  ein  natürlicher  Sohn  be*  Surften 
fieopolb  Don  3lnbalt<2>effau.  «I«  fieutnant  trat 
er  1748  bei  bem  3"fanicrieregiment  oon  3lnbalt 
in  preuft.  2>ienfte.  Schon  1757  warb  er  93rigabe= 
major  im  ©eneralftabe  be»  Crimen  ^einrieb  oon 
$reuften  unb  1759  «bjutant  tfriebridj*  b.  @r. 
9cadj  bem  Siebenjährigen  Kriege  lebte  er  am  J&ofe 
be»  5urfttn  Don  3lnbalt=2)effau  unb  ging  mit  bie* 
fem,  fpäter  mit  bem  ^ßrinjen  Johann  ©eorg,  auf 
iHeifen  nach  ftranfreieb,  Italien  unb  Gnglanb.  35. 
belleibetc  mehrere  Ämter  am  £tofe,  würbe  1780 
Dberbofmeifter  be»  Gtbprinjen  unb  legte  1790  feine 
Amter  nieber.  Cr  ftarb  30.  Cft.  1814.  6ein  be- 
rühmtes ffiert  «Betrachtungen  Aber  bie  Kriegslunft, 
i^re  ftortfepritte,  ibre  Söiberfprücbe  unb  ihre  Rvcotx- 
Ififftgfcit»  (£pj. 1797—99  ;  3.  3lufl.  1827)  ift  eine 
bittere  Kritit  be«  bamaltgen  Krieg»foftem*.  Jm 
Keime  finbet  man  hierin  bte  Jbeen  ber  9iolt*bewaff- 
nung,  be»  Xicnftcc*  im  £>eere  als  Grjiebung  be* 
93olt»,  felbft  bie  ber  an  leine  ÜJtagajine  gebunbenen 
Kriegführung  Napoleon*;  ein  neue«  Softem  bat  er 
inbcuen  nicbtaufgeftellt.  3lud?  feine  «Spboriemen» 
(anonpm,  £pj.  1805)  fomie  «Slu*  93.»  Nacblap» 
(Slbteil.  1,  SDeffau  1845)  oerbienen  GrwÄtmung. 

»cremte  (93erentfe),  oerfcbiebeneStdbtebe* 
3lltertum*.  2He miebtigfie,  93.  amftotenSWeere, 
unter  bem  24."  nörbl.  93r.,  in  ber  9Mbe  be*  heutigen 
iRa«  93enafe,  mürbe  von  ^tolemdud  II.  93bilabelpbu« 
gegrünbet  unb  nach  beffen  üJtutter  93.  genannt.  $er 
heutige  9lame  be»  Orte»,  mit  einer  Stmpelruine 
au«  grieeb.  -röm.  $eit,  ift  Siletat  el--Kebir. 
2)iefe»  93.  mar  berühmt  al»  einer  ber  bebeutenbftcn 
$äfen,  ju  welchem  eine  alte  Station*ftrafje  ton 
Kopto»  (beim  heutigen  Kennet?)  bureb  bie  9Büfte 
führte.  2He  Stationen  »erben  ton  ^liniu*  unb 
im  Jtinerarium  3lntonini  angegeben  unb  ftnb  oon 
SH.  G.  Golfton  roieber  aufgefunben  worben. 

93.  in  Kprenaila,  nach  ber  Äönigin  93ere= 
nice  II.  genannt,  mar  bie  roeftlichfte  unter  ben  bie 

tentapoli*  bilbenben  Stäbten;  früher  Hof;  bie 
tabt  fjefperi».  3"  ber  röm.  Kaijerjeit  mar  93. 
meift  oon  yuben  bewohnt,  unter  Kaifer  Juftinian 
würbe  e*  neu  befeftigt  unb  mit  93dbern  oeriehen. 
9la<b  93.  würbe  ganj  Rprenaila  bichterifch  93ere  = 
nicie  genannt,  überrefte  ber  Stabt  finbenfichnoch 
bei  bem  heutigen  93engafi  (f.  b.). 

üBetemce  (93erentte;  mittellat.  93er onica; 
macebon.  für  93berenife,  b.  i.  Siegbringerin), 
9lame  mehrerer  «ptolemflerinnen. 


-  Sercöforb 

93. 1.,  Sodjter  be*  5agu«,  war  früher  mit  einem 
ÜJtacebonier  »Pbilippu*  »ermäplt  unb  gebar  bem 
^tolemfiu*  Sotcr  ben  ^tolemdu*  II.  ^bilabel» 
PbuM.,bie2lrfinocII.,ben3lrgau3unbbie$bUoteTCL 
93.11.,  Socbterbe*^tolemau*n.  ^Jbilabelphu«  L 
unb  ber  Slrfinoel.,  ber  Jochter  be«  Cpfimacbu«, 
(  würbe  mit  Slntiocbu»  II.  oon  Sprien  permclblt 
j  unb  nach  beffen  % obe  oon  Saobice,  feiner  erften  ®e* 
mablin,  ermorbet. 

93.  ÖL,  ©emahlin  be«  «ptolemiu*  III.  Quer- 
getee  I.,  mar  bie  Jocbter  bee  5Diagae,  fiönig«  ton 
Hprene,  bes  Sohne*  ber  93.  L  oon  Philippus'  6ie 
liefe  ihren  erften  93rdutigam,  ben  febönen  ^emetriu«, 
weil  er  ein  ehebredjerifche*  93erbciltnie  mit  ihrer 
Htutter  angetnüpft  batte,  ermorben.  311«  SBeibge- 
ichcnl  für  bie  arofien  Siege  ihte* ©emahl«  in  3lfien 
brachte  [\t  berHpprobite  tbrfchöneÄÖauptbaarbar, 
ba»  Äallimacho«  unb  Gatullu*  befungen  haben.  311« 
ba«  {»aar  am  anbern  üJlorgen  aus  bemJempel  oer= 
fchwunben  war,  erllärte  ber  Slftronom  ^onon  oon 
Samo*,  e«  fei  oon  ben  ©öttem  al«  Stembilb  an 
ben  Gimmel  terfefct  worben.  hiernach  würbe  eine 
Stemgruppe  in  ber  9Mhe  be«  Söwen  93erenice§ 
Haupthaar  (Coma  Berenices)  genannt.  93.  über- 
lebte tbren  ©emahl  unb  warb  oon  einem  ©ünftling 
ihre*  Sohne*  ^tolemdu*  ^Jhilopator  I.  ermorbet. 
93.1V.,@emahlin  be*  ^tolemäu*  IV.  3Ileranber  I. 
93.  V.,  Jocbter  be*  93tolemdu*  XIII.  »ulete*. 
93.  VI.,  ©cmahlin  be»  SWithribate«,  warb,  al* 
SucuUu*  biefen  72  o.  6hr-  befiegt  hatte,  ebenfo 
wie  benen  anbere  ©emahlin  SDlonime  unb  beffen 
Scbmeftero  JHorane  unb  Statira,  getötet,  bamit  fie 
nicht  in  bie  ©cwalt  ber  9iömer  fielen. 

2>er  5Rame  93.  ift  ferner  in  ber  gamilie  i&erobe»' 
be*  ©roten  bäuftfl,  beffen  Sohn  3lriftobulti*  bie 
93.,  Jodjter  feiner  Itante  Salome,  ber  Scbwefter  be* 
Öerobe«,  beiratete.  Slu*  biefer  Che  ftammte  3lgrippa, 
beffen  2od)ter  93.  feinen  93ruber  Aerobe«,  ^em'cbcr 
oon  Shalci«  in  Sprien,  heiratete  unb  fpdter  ©e= 
liebte  be»  Äaifer*  Jitu*  würbe.  2)e*  Sgrippa  an 
bere  Tochter  3)iariamne  batte  oom  3ul.  Slrcbelau* 
wieberum  eine  93.  jur  iochter.  [nice  III. 

»öercniccc*  ^auptbaar,  Sternbilb,  f.  93ere= 
flBetend,  ^lufe,  f.  Seoern  (in  Stmerita). 
iBerent.  1)  RreiS  im  preufe.  9leg.«93ej.  2>anjig, 
bat  1237,54  qkm,  (1895)  47496,  (1900)  49808  (?., 
2  Stdbte,  105  fianbgemeinben  unb  64  ©ut*bejirfe. 
—  2)  ftrei«ftabt  im  Ärei*  93. ,  am  Urfprung  ber 
frerfe,  an  ber  Nebenlinie  6obenft<in=93.  (53  km) 
ber  $reufe.  Staat»bahnen ,  Sit»  be*  fianbrat*' 
amte*.  eine*  ^olh  unb  Steueramte*  erfter  Älaffe, 
eine*  3tmt«gencht«  (Canbgericfct2)anjig),  bat  (189.">) 
4544  G.,  barunter  143H  Gpangelifdje  unb  363 
raeliten,  (1900)  4914  G\,  93oftamt  jweiter  ftlafie, 
Jelegraph,  latb.  Kirche  unb  93egrfibni*tapeUe, 
eoang.  Kirche,  Spnagoge,  lönigl.  93rogpmnafium. 
tönigl.  tath.  Schullehrerfeminar,  latb.  böbere  IHiXi 
cbenfcbulen  im  93incentinerinnenlonr>ent  unb  9)la= 
tientift,  eoang.  iDläbcbenfcbule,  Äonfumoerein; 
ccbnupftabal>  unb  Gfftgfabril,  93raueret. 

©cre«fotb(fpr.berrc*förrb),9ßiUiam6an,93i5^ 
count,  brit.  ©enetal,  natürlicher  Sohn  be*  ©eorge  be 
la  ^Joer,  erften  9)larqui*  oon9öaterforb, geb.2.ült. 
1 768,  trat  1 785  al»  fWbnncb  in  bie  brit.  Slrmee,  biente 
in  Dieufchottlanb  bi*  1790,  wo  er  bei  einet  3agb 
ein  Sluge  oerlor,  war  bei  ber  Grpebition  gegen 
Joulon,  bann  auf  Gorfica,  1795  in  sBeftinbien, 
1799  inDftinbien,  ISOODberft  in  §xlant>.  9iom 
Kap  ber  ©uten  Hoffnung,  an  beffen  Groberung  et 


Digitized  by  Google 


Scrcfin  — 

1805  teilnahm,  warb  er  mit  bem  iRange  eine«  JBri»  ] 
gabegeneral«  nach  SBuenoisSlire«  gefanbt,  nahm 
bie  Stabt,  mufcte  aber  balb  tapitulieren,  blieb  fecb« 
SRonate  in  ©efangcnfcbaft,  entmin  aber  bann  unb 
tarn  1807  in  (Snglanb  an.  Gr  erhielt  ba«  Horn« 
manbo  ber  fianbtruppen  bei  ber  Grpebition  nad) 
97cabeira  unb  würbe  nad?  ber  Eroberung  ber  Snfel 
gum  ©ouoerneur  ernannt,  iebod)  fdjon  1808  nad? 
Portugal  abberufen,  begleitete  hierauf  Sir^obn 
JRoore  nach  Spanien,  n>o  er  ber  Scbladjt  von  6o= 
rufia  beim  ob  nie  unb  bie  Gtnfdjiffung  ber  fliebenben 
Üruppen  bedte.  3*n  3Rdt|  1809  würbe  er  gum  <5relb* 
marfdjall  unb  ©eneralifftmu«  ber  portug.  Armee 
ernannt,  in  welcher  Stellung  er  ftd)  um  bie  JRe* 
oraanifation  ber  Gruppen  feb,r  oerbtent  machte. 
3Wit  12000  ÜRann  fchlug.  er  am  obern  $ouro  ba* 
frang.  Jtorp«  unter  Soüon.  3n  ber  Schlacht  bei 
Sllbuera,  16. 2Rai  1811,  seilte  er  wenig  ftelbberrem 
talent,  aber  grofee  perionlicbe  Japferteit.  $n  h«" 
3.  1812  unb  1813  hatte  er  in  ber  Armee  SUellina- 
ton«  ba«  ßommanbo  über  brei  engl.  3)ioifionen  be« 
(Zentrums  unb  geidmete  ftcb  namenüid)  bei  3ala= 
manca,  JBittoria,  JBaponne  unb  Jouloufe  au«.  2)ie 
portug.  ^Regierung  oerlieb  ihm  bie  £ergog«würbe 
(oon  Gloa«).  2)ie  brit.  SRegterung  übertrug  ihm 
nad?  JBeenbigung  bei  Äriege«  mehrere  polit.  6en- 
bungen  nad)  JBrafilien,  oon  benen  IB.  ftet«  wieber 
auf  feinen  militdr.  $often  nad?  Portugal  gurüd= 
(ehrte.  I ie  ÜHeoolution  entfernte  ihn  1820  au«  bem 
attioen  Sienfte,  unb  1823  mürbe  er  als  Anhänger 
3)om  SRiguel«  oerbannt.  Seit  1810  repräfentierte 
JB.  feine  ©eburt«graffcbaft  ÜDaterforb  im  engl. 
Unterbaute,  wo  er  fieb  gu  ben  Sorie«  hielt.  1814 
unter  bem  Jitel  JBaron  JB.  gum  $eer  oon  Gnglanb 
erhoben,  nahm  er  feinen  Si&  im  überhäufe.  Slufeer* 
bem  warb  JB.  1823  gum  ÜJiicount,  1825  gum  brit. 
©eneral  unb  1828  jum  ©eneraUftelbgeugmeifter  er= 
nannt,  von  meldjem  Amte  er  1830  beim  Stur}  bei 
SRinijterium«  Wellington  gurüdtreten  mufete.  1826 
ging  er  nochmal«  an  ber  Spi£e  brit.  f>ilf«truppen 
nad?  Portugal,  tarn  jebod)  niebt  mebr  gur  $bätig= 
(eit  gegen  ben  Aufitanb.  Gr  ftarb  8.  San.  1854  auf 
feinem  x.' anbaute  JBebgeburp'^arf  in  Äent. 

*crc?tn,  3lja  9htolaiewitfcb ,  ruf).  SRetfenbcr 
unb  Orientalist,  geb.  19.  3uli  1818  im  ©ouoerne= 
ment  ^erm,  ftubterte  auf  ber  Unioerfitdt  )u  Hafan 
orient.  Philologie,  machte  1842—45  im  Auftrage 
ber  tuff.  ^Regierung  eine  miffenfdmftlidje  iReife  burd) 
Werften,  Hleinaften,  Sprien,  SDcefopotarmen  unb 
iHgpptcn,  würbe  1846  gum  ^rofeffor  ber  türt. 
6prad)e  an  ber  Unioerfitdt  gu  flafan  ernannt  unb 
trat  1848  jum  3wede  linguiftifdjer  unb  ethnogr. 
Stubien  eine  gröbere  iHeifc  nad)  Sibirien  an.  Seit 
1855  ^rofeffor  für  türt.  Spradbe  unb  Citteratur  an 
ber  Petersburger  Unioerfitdt,  ftarb  er  3. April  1896. 
Jlion  feinen  meift  in  raff.  Sprache  gefaSriebenen 
Derlen  ftnb  gu  nennen:  ein  Supplement  gu  Käfern* 
JBeg«  türf.  ©rammatit  (petereb.  1846;  beutfd)  oon 
genfer,  fipg.  1848),  «JBibliotbel  orient.  feiftorifer» 
<3  iöbe.,  ftafan  1849—51),  «Steife  nadj  Shageftan 
unb  Jran«Iau!aften»  (2.  »ufl.,  ebb.  1850),  «©ram^ 
matif  ber  perf.  Sprache»  (ebb.  1853),  «Recherche» 
sur  les  di&lectes  musulmans»  (2  93be.,  ebb.  1848 
—53),  «Steife  in  bai  nörbl.  Werften»  (ebb.  1852), 
«Vulgär  an  ber  SÖolga»  (ebb.  iar>3),  «3)ie  ^noafion 
ber  ÜJlongolen  in  9iufelanb»  (2  Sbe.,  PeterSb.  1852 
—54),  «3)ie  SpriÄworter  be«  türf.  Stamme« » 
(1857).  <St  gab  berau«  Diafcbib  eb^bin«  «©efebiebte 
ber  SRongolen»  (5Bb.  1-3,  $eter*b.  1858-66),  in 


-  «ereftna  729 

I  perf.  2ert  mit  ruft,  aberfelung,  unb  ba«  «SRuffifdje 
!  encptlopdb.  SBörterbuch»  (16  S3be.,  1872—79). 

>8cr tfina,  aIu )•  im  ruft,  ©ouoemement  i'iiiu- f , 
einer  ber  bcbcutenbften  ^ebenflüffe  be«  5)njepr, 
entfpringt  im  Ärei«  löoriff ow  unb  erreicht,  nachbem 
er  feine  Uiichtung  oon  0.  nad)  S.  oerdnbert,  nach 
einem  Saufe  oon  535  km  ben  2)njepr,  27  km  ober- 
halb SHetfcbija.  5)ie  JB.  ift  ein  9tteberung«flu&,  febr 
waffemid)  unb  fdjon  50  km  unterhalb  ber  Ouelle 
febiffbar;  ba«  oon  ihr  beberrfd)te  ©ebiet  ift  fumpfig 
unb  fchwer  jugdnglich.  Tut*  ba«  JBerefinifcbe Ra< 
nalfpftem  (f.  b.)  ift  bie  JB.  mit  ber  55üna  oerbunben. 

JBerübmt  würbe  bie  JB.  burd)  ben  Übergang  bc« 
franj.  £>eer«  auf  bem  9iürf}uge  oon  3Ho«(au  26. 
bi«  29.  9(oo.  1812,  bie  fog.  Schlacht  an  ber  JB. 
Uon  Äutufow  nur  faumfelig  ©erfolgt,  aber  oon 
SLMttgenftein  in  ber  glanfe  bebrobt  unb  in  ©efabr, 
burd)  £fd)itfd)agom  abgefd)nitten  gu  werben,  mu|te 
Napoleon  1.  feinen  9tüdjug  befd)leunigen,  fomeit  e« 
bie  Unorbnung,  ber  Langel  an  Pferben  unb  ber 
ftroft  erlaubten,  äm  22. 3lov.  ndberte  fi*  ba«  £>eer 
ber  JB.,  bod)  hatte  tag«  juoor  bie  SDioifton  2am-- 
bert  be«  $fcbitfd)agowfd)en  Äorp«  JBoriffow  befeHt. 
Dubinot  überfiel  23.  9loo.  JBoriffow  unb  trieb  bie 
Sioifton  Lambert  über  ben  ftlufr,  bod)  mürbe  tym 
bei  bie  JBerefmabrüde  jerftört.  Napoleon  hatte 
unterbeffen  25.  9ioo.  bei  Stubianfa  heimlich  ben 
JBau  jweicr  JBrüdcn  beginnen  lajen.  Gine  JBereini» 
gung  oon  Jfcbitfchagow  unb  ffiittgenftein  würbe 
bie  franj.  ärmee,  bie  nur  nod)  30000  Streitfdbige 
}äblte,  oernichtet  haben;  aber  9Bittgenftein  blieb 
nad)  ber  ©rftürmung  oon  JBoriffow  unthdtig,  unb 
f  o  würben  unter  großer  Änftrengung  burd)  bie  franj. 
Artillerie  26.  9loo.  bie  beiben  JBrüden  oollenbet 
Über  bie  erftere  ging  ba«  2.  Hrmeetorp«  (Dubinot), 
über  bie  zweite  juerft  bie  ©arbeartillerie,  worauf 
ba«  9iepfd)e  ftorp«  unb  am  27.  Napoleon  mit  ben 
©arben  folgte.  Tie  übrigen  ftorp«  f  ollten  nad)rüden, 
ba«  9.  (Victor)  bie  Nachhut  hüben.  Slber  febon 
brängten  aud)  bie  Unbewaffneten  nad)  ben  JBrücfen, 
unb  balb  entftanb  eine  grauenhafte  Verwirrung, 
bei  ber  eine  ungeheure  Stnjahl  3)(enf^en  ben  Zot 
fanben.  Unterbeffen  hatte  bie  SMoinon  Partou* 
neaur  in  JBoriffow  oor  ^Bittgenftein«  Übermacht  bie 
xiöaffen  frreden  müffen.  sJD{arfd)aU  Jöictor  bedte  ben 
Übergang  noch  mdhrenb  be«  gangen  28.  9loo.  mit 
feinem  anfang«  nur  1700  3Rann  ftarlen,  bann  aber 
burd)  eine  oon  Napoleon  wieber  auf  ba«  linte  Ufer 
gefdjidte  2)ioif»on  auf  4000  3Wann  gebrachten  Horp« 
gegen  bie  faft  fünffache  Überzahl.  Aber  bie  ruff- 
Artillerie  fing  nun  an,  bie  JBrüden  wirtfam  gu  be« 
idjiefeen,  unb  oermebrte  baburd?  bie  JBerwirrung. 
2Mbrenb  JHUttgenftein  gegen  Jöictor  bei  Stubianla 
tdmpfte,  griff  2f  d)itfd)agom  ba«  Oubinotfd)e  ttorp«, 
bem  Napoleon  bie  ©arben  gur  JReferoe  geftellt  hatte, 
bei  Stadjom  an,  würbe  icbod)  abgefcblagen.  JUbcnb« 
9  Ubr  begann  JBictor  feinen  Äbjug;  bi«  gegen  1  Ubr 
nad)t«  üoerfdjritt  ba«  9.  Äorp«,  mit  3urüdlaffung 
einer  lleinen  9iad>but,  bie  JBrüden.  9t od)  in  ber  sjtad)t 
gum  29.  9too.  gingen  2  frang.  JBatterien  ungeftört 
über  ben  Mv.)\.  6ine  Waffe  oon  6rfd)&pften,  s\uv.\ 
ten  unb  JBerwunbeten  blieb  gurüd  unb  benuhte  nur 
ium  fleinften  Seile  bie  nun  oöllig  frei  geworbenen 
'-Brüden,  bie  enblicb  abgebrannt  werben  mußten. 
Jöalb  barauf  erf  djienen  bie  itofaten  unb  machten  au^er 
15000  ©efangenen  eine  unermefelicbe  JBcute.  9tur 
ftutufom«  fehler  retteten  ba«  frang.  $eer  auf  feinem 
weitem  Stüdguge.  —  JBgl.  oon  Sinbenau,  3)er  JBere« 
finaübergang  be«  Äaifer«  Stapoleon  (JBerl.  1896). 


Digitized  by  Google 


730  SereftnifdjeS  Äanalfofi 

üBcrcfintfdicc*  Kanalfttftcm ,  bie  feit  1797  in 
ben  ruff .  ©ouvernement*  iRin*!  unb  2Biteb*t  ange* 
legten  Kanäle  jur  3Jerbinbung  be*  Sdjmarjen  ÜJteer* 
mit  ber  Eftfee.  SBon  ber  93crefina  (f.  b.)  fuhrt  ber 
11km  lange  Sergutfcpe  Kanal  ju  ihrem  9teben= 
flufe  S et | u  t ,  von  biefem  jum  See  6 p  l a t  j  a ,  bann 
folgt  ber  9  km  lange  Q3eref  inifdje  Kanal,  ferner 
ber  See  93erefd)to,  au*  bem  bie  93erefcbta  ent= 
fpringt:  biefe  ift  burd)  ben  3  km  langen  SB  er  eb  = 
feben  Kanal  mit  ber  ßff a  verbunben,  bie  in  ben 
gepelfcpen  See  münbet.  -Hu-:-  lettferm  fliegt  bie 
Ulla  in  bie  Süna.  2er  Saffermcg  von  ber  93ere= 
üna  jur  Süna  beträgt  158,  vom  93altifcben  SJteer 
bi*  jum  3niepr:£iman  1950  km.  Sa*  93.  K.  bient 
Ijauptfdcblid)  311m  3lbflöfecn  von  yolj. 

iBtttQna,  Stabt  im  ruff.  ©ouvernement  unb 
Krei*  Jfcbernigom,  an  ber  93ercffa  ("Jlebenflufe  ber 
Se*na)  unb  an  ber  Strafe  nad)  Soänija,  bat  (1897) 
9921  (5.,  4  ruff.  Äircpen,  1  iüb.  93etid?ule,  2  Kerjem 
fabrifen,  4  3iegc(cien  unb  äderbau. 

»öeref otv.  l)  8e*tr!  im St.  be*  ruff.=fibir.  ©ou* 
vernement*  Sobolst,  bat  690  789  qkm  unb  20644  G. 
2tn  ben  Küften  be*  (Si*meer*  rotrb  93ernftein  ge= 
funben.  —  2)  »ejirfSftabt  im  »ejirt  93.,  an  ber 
So*roa,  42  km  vor  iprer  SJtünbung  in  ben  Ob,  in 
lalter  (Sbene,  gröfetenteil*  Sunbra,  unter  63°  55' 
nörbl.  93r.,  pat  (1897)  1073  <S.,  $oft  unb  Sele^ 
arapp;  2  Kirdpen,  Krei*fcbule,  £ofpital  unb  ©e 
fängni*,  bebeutenben  £>anbel  mit  ^Jeljroert,  gehöre 
ten  unb  eingefallen  2Hfd?en.  93.  mürbe  1593  ge* 
grünbet,  um  barin  ben  §aftal  (f.  b.)  ju  erpeben; 
feit  SJtittc  be*  18.  3abrp.  mar  e*  3Jerbannung*ort 
von  Staatsverbrechern,  wie  SJtenfcbiforo,  gürft  Sol= 
goruftj.  1782  mürbe  e*  93e}irteitabt. 

©crcfotofctjc  <&olbbergtoerfe,  f.  93erefomftii 
Saroob. 

^crefotoffii  2 am 6b,  Rieden  im  Krei*  3efa= 
terinburg  be*  ruff.  ©ouvernement*  $erm,  im  Ural, 
17  km  norböftlid)  von  ^efaterinburg,  Ijat  10000  6., 
3  Kird>en  unb  ift  SJtittelpunft  ber  Öeref omfepen 
©olbbergmerte  jroifcben  ben  glü||  cn  iJvf  bma^ff  et 
unb  93crefomfa  (1754  eröffnet,  56  qkm  grofe).  Ser 
golbfübrenbe  ©ebirg*rüden  ift  7,5  km  lang,  4,s  km 
breit;  bie  ©olbau*beute  bat  abgenommen,  ba  man 
Idng*  be*  Ufer*  ber  93eref omfa  ©olblager  gefunben 
pat;  1887  roaren  nur  noep  fünf  93ergmerfe  in  93etrieb. 

ttcrctbalom,  ungar. Stame  ber  @rofe=©cmeinbe 
93irtbelm  in  Siebenbürgen. 

«crettim,  ^Jietro,  ital.  SWaler,  f.  Gortona. 

«crctrtio,  Mu\\  in  Ungarn,  entfpringt  auf  bem 
Dftabbange  be*  Kupferberg*  (9t*jbegp)  im  93ibap 
gebirge,  roenbet  int  beim  Eintritt  in  ba*  ungar. 
Xieflanb  gegen  SBeften,  bilbet  mit  ber  Sdmellen 
Körö*  ben  ÜÖtoraft  Sdne"t  unb  münbet  nad?  einem 
Sauf  von  360  km  unterhalb  3JtaB  Jür  in  bie  Äörd*, 
boeb  ift  fein  alte*  «yluibett  infolge  ber  Kanalifte^ 
rungen  unb  Slbbdmmungen  im  Unterlaufe  großen« 
teil*  roafferteer.  Tic  93erettp6:Sümpfe  werben 
bauptfädjlid)  burd)  ba*  3uf<"nmenflie^en  ber  ©e^ 
mdffer  be*  untern  93.  mit  benen  ber  bei  ©rofetoar; 
bein  au*fd)eibenben  Kleinen  Kör6*  (^bsmeigung 
ber  Scbneüen  Körö*)  erjeugt. 

©erettt>6 « U^fal«  (b.  i.  93erettpö  1  ^euborf ), 
@ro^:©emeinbe  tm  ungar.  Komitat  93ibar,  am  93. 
unb  an  ber  SJinie  ^üSpöt^abanp-Klaufenburg  ber 
Ungar.  Staat*babnen,  Sit>  eine*  93ejirr*gendjt*, 
bat  (1890)  6913(5.,  meift  reform.  vIRagparen,9Dei}en= 
unb  ÜJkisbau  unb  93iebiud)t. 

»öcrcjtjna,  poln.  Sdjreibmeife  für  93erefina. 


n  —  Serg  (^er^ogtum) 

Oerg,  Sejeicbnung  für  eine  perbdltni*md^ia 
roenig  au*gebebnte,  entroeber  einjeln  ftebenbe  ober 
bureb  6inf (bnitte  Don  benad)barten  $5pen  getrennte 
93obenerbebung  in  einer  relativen  Jobbe  oon  mint ■< 
ften*  200  m.  fiebrigere  Grpebungen  werben  Jöügel 
genannt,  boeb  bdlt  fid?  ber  Spracbgebraud;  niebt 
immer  an  biefe  ©renje.  Tlan  unteq cbeibet  am  93. 
brei  Jeile,  einen  unterften,  ben  §ufe,  einen  oberften, 
ben  ©ipfel  ober  Stbeitel,  unb  ben  bajmifcpen  lie* 
genben  Stumpf.  2er  au\\  bebt  fid>  feiten  beutlicb 
Pom  Södel  ab,  meift  ift  er  Don  Snböben  umlagert, 
iv Ai± e  in  ber  Siegel  au*  com  93.  berabgefallenem 
9Jtaterial  befteben.  Sie  ©eftalt  be*  93.  bdngt  von 
ber  3lrt  be*  2Haterial*  unb  bem  ©rabe  ber  33eT= 
toitterung  (f.  b.)  ab.  $lad>erc  ©ipfel  nennt  man 
platten,  einen  93.  mit  borijontaler  platte,  Za\tl- 
berg,  bei  größerer  Steigung  Vehnberg;  ift  ber  Sdjei 
tel  fanft  geroölbt,  fo  gebrautfct  man  bie  Slu*-- 
brüdeKopf,  Kuppe,  Koppe,  Kulm,  93elcb,  93allon; 
bei  allindhli*  }ulaufenber  Spifce  £>utberg,  Sadb 
ober  Krone,  föne  eigenartige  ©eftalt  haben  bie  m:l 
lanifdjen  93.  (f.  Juliane).  0orm  unb  93enennung 
ber  bie  Sßafferfdjeibe  bilbenben  §irft=  ober  Stüdens 
linie  fmb  im  fleinen  biefelben  mie  bei  ben  ©ebirgen 
(f.  b.).  93eim  Slumpf  ift  midjtig  bie  Steigung  ober 
93öfd?ung,  bie  nadj  ©raben  be*  ®infel*  gemeffen 
mirb,  ber  bie  936f<bung*f!ddpe  jur  öoruontalen 
bilbet.  Sie  ift  geroöbnlid)  geringer  al*  45°;  ift  bie 
Steigung  grober,  fo  fpri(pt  man  oon  einer  9Banb. 
Oft  ift  bie  93öfcbung  nid>t  gleidjförmig,  fonbem 
unterbrochen  burd)  ebene  Äbfdlje,  Stuf*"  eher  2er' 
raffen.  Sie  9teigung*üerbdltntffc  eine*  93.  merben 
am  Harften  bargeftellt  burd?  ba*  Profil  (f.  b.).  3n- 
folge  ber  ©rofion  (f.  b.)  fmb  bie  planten  be*  93. 
jerriffen  burd)  Jbäler,  Sdjlucbten,  tepalten,  Klüfte 
u.  f.  m.  93ei  Angabe  ber  öol?e  eine*  93.  ift  ju  um 
terfd?eiben  jmifeben  ber  abfoluten  unb  ber  relativen; 
erftere  rft  ber  Sbftanb  ber  Spihe  uom  ÜJteere*-- 
nioeau,  letttere  ber  00m  ^ufee  be*  93.  (Sine  Tabelle 
ber  b&djften  unb  betannteften  93erge  f.93erg,  93b.  17.) 
über  bie  ÜJtetbobe  ber  SJteffung  f.  iööbenmcffung. 
eine  ÜJtebnabl  von  ber  ßntftebung  nacb  jufammen^ 
gehörigen  93.  ift  ein  ©ebirge  (f.  b.). 

©erg,  polit.  Partei,  f.  Bergpartei. 

*erg,  oormal*  ein  felbftdnbige*  Jäerjogtum 
(Ducatus  Montensia),  jefct  ein  leilberpreufe.  Dtbein« 
proüinj,  mirb  im  58.  burd)  ben  9U?ein  oon  bem  ebe= 
maligen  drjftift  Köln  gef (hieben  unb  grenjt  im  S. 
an  bie  ©raffd?aft  Sapn.  3m  0.  grenjt  e*  an  Staff au= 
Siegen  ober  ben  je|tigen  Siegener  Krei* ,  an  ba* 
Öerjogtum  ©eftfalen  unb  an  bie  ©raffdjaft  SJtarf ; 
im  3t.  an  ba*  5erjogtum  (Jleoe,  unb  ber  Slbein 
trennt  e*  ©on  bem  ftürftentum  <Dißr*.  6*  ift  ba* 
roidjtigfte  Sabritlanb  35eutfd?lanb*,  unb  namentlich 
ba*  9Buppertpal  mit  Clberfelb  unb  93armen  jeiebnet 
fich  burd)  feine  inbuftriellc  Jhfitiateit  au*.  Seit 
bem  Snfang  be*  11.  ^ahr^.  tritt  foer  ein  ©efd)led)t 
ber  »öerren  unb  ©rafen  uon  93.  auf,  roeldje  al* 
93ögte  ber  Klöfter  ©erben,  $eu&  unb  Siegbura  ein 
nicht  unbebeutenbe*Jerritoriumjufammenbradbten. 
Sie  Söbne  be*  ©rafen  Äbolf  IV.  Don  93.  teilten  e* 
um  1 180;  (Sngelbert  erhielt  93.  unb  Gberbarb  Hltena. 
Surd)  Beirat  tarn  ba*  Sanb  hierauf,  nad?  bem  @r» 
löicbenbe*  grdfiid)  berg.  SJtanneftamm*,  1219  w 
erft  an  ben  iöerjog  ©einrid)  IV.  oon  Himburg,  beffen 
Sohn  al*  ©raf  «bolf  VI.  eine  1348  au*geftorbene 
Stebenlinie  hier  begrünbete;  burd)  Beirat  erbte  e* 
nun  ©erharb,  ©raf  von  3ulid),  beffen  Sot)n  BS« 
beim  L  1380  für  93.  bie  J5fri«>a*roürbe  erhielt.  Te* 


Digitized  by  Google 


öerg  (SBorftabt  unb  3)orf)  —  ©erg  (ftriebr.  SBilfj.  fflembert,  @raf)  731 


lefetern  So&n  öerjog  äbolf  L  erbte  na<p  bem  £obe 
6fT3oa  «Reinbolb«  IV.  oon  3ülid)  Leibern  (1423) 
aud?  5ült*.  1511  erbte  3obann  III.  oon  Gleoe  bie 
6erjogtümer  3ülid>  unb  58.  »lä  1609  na*  bem  Sobe 
be*  ttnberlofen  fcerjogä  Johann  SBilbelm  Äaifer 
SRubolf  II.  9Wiene  madjte,  ben  jülioVcleoiicben  @e* 
famtbefifc  als  erlebigte«  fteiebäleben  für  Sababurg 
ju  belegen,  gelang  e3  mit  &ilfe  einer  grofjen  europ. 
5*oalitionbennad)ftbered)tigten@rben,33ranbenburg 
unb  ^falj^JJeuburg,  ftd)  im  Canbe  feftjufe&en.  Salb 
oermanbelte  fid)  i^re  6intrad)t  burdj  ben  Slnfprueb 
iebeS  $rdtenbenten  auf  baä  (Sange  unb  ben  über= 
tritt  be$  9Jeuburger3  jum  Hatboliciämu«  in  ben 
bitterften  öaber.  Surcb  ben  oorläufigen  33ergleid) 
von  .lauten  1614  fiel  93.  unb  3ülid)  an  Weuburg 
(f.  flarte:  ©eidjicbtlidje  entmidlung  33apern«, 
beim  Ütrtilel  93apern).  Sie«  würbe  befinitio  bureb 
ben  Sortmunber  ©ertrag  von  1666  beftätigt.  3tacb 
bem  Grlöfdjen  berneuburgifdjen  (1685  jur  Jturmürbe 
ber  ^falj  gelangenben)  fiinie  1742  lam  JB.  an  ben 
Äurfürften  Äarl  ^bilipp  Jpeobor  oon  ber  fuljbacbi: 
fdjen  fiinie  unb  nad)  beffen  2obe  1799  nebft  ben 
anbern  Cänbern  an  ben  J&erjog  ÜJlarimilian  3«WPb 
von  $falj«3weibrüden.  Sie  Verfolgungen  ber  93roj 
teftanten  unter  fiubwig  XIV.  führten  Diele  geweTb* 
tbätige  Hnftebler  nad)  33.,  bie  bort  ben  franj.  ©e* 
fdpmad  in  Scibe  unb  33aumwolle,  im  33leid)en,  in 
Spifcen,  feinen  Seinen  u.  f.  ».  beimifd)  madjten. 

^m  3- 1806  rourbe  93.  an  ftrantreid)  abgetreten. 
Napoleon  bilbete  nun  au&  bem  eigentliaVn  99.,  baS 
opne  bie  enllaoierten  £errf  djaf  ten  54—55 0.= ÜJteilen 
mit  295  000  Q.  umfafjte,  bem  redjtSrbein.  Gleoe  unb 
anbern  ©ebieten  ba«  ©  r  0  fe  b  t  r  1 0  g  t  u  m  33.  (bamalä 
98  O.»  teilen  mit  374235  6.)  für  feinen  Stbwa; 
ger  3oad)im  SJturat,  ber  eS  naep  feiner  Berufung 
auf  ben  neapolit.  2bron  1808  an  Napoleon  abtrat. 
Diefer  überlief  baä  2anb  3.  ÜRdrj  1809,  unter  ©or« 
behalt  ber  oormunbfdjaftlidjen  Regierung,  bem nod) 
unmftnbigen  dlteften  Soljne  Äönig  fiubmigS  oon 
JÖollanb,  fiubwig  Napoleon  (bem  93ruber  Napo- 
leon« III.),  unb  gwar  nad)  einer  febon  1808  erfolg= 
ten  fo  beträcbtlicben  Erweiterung  (burd)  baä  dürften' 
tum  OJlünfter,  bie  ©raffebaften  iDtar!,  33cntbcim= 
Üedlcnburg  unb  fiingen,  bie  Slbteien  ölten,  djfen 
unb  Sterben),  bap  e«  ein  »real  oon  315  €L*2Reilen 
mit  878 157  @.  umfaßte.  Qi  patte  jtur  äauptftabt 
Suifelborf  unb  jerfiel  in  bie  oier  jiepartementä: 
beä  9ibein*  (mit  ben  2Irronbiffement«  Süffelborf, 
trlberfelb.  2)lülbelm  a.  ftb.  unb  (üfen),  ber  Sieg 
(Slrronbifiementä  3)illenburg  unb  Siegen),  ber  Dtubr 
(Slrronbiffement*  Sortmunb,  Sagen  unb  £amm, 
Stäbte  2)ui«(burg,  9lubrort  unb  35tn$lalen)  unb  ber 
Qmi  (ftrronbiffement*  fünfter,  Äoesfelb  unb  fiin= 
gen).  &nbe  1810  jebod?  mu^te  ber  grbpte  5  eil  ber 
neuen  Grroerbungen  an  ber  Qmi  unb  nörblid)  Don 
ber  Sippe  an  faantreid)  abgetreten  werben.  1813 
befe&ten  bie  alliierten  baa  fianb  unb  erriepteten 
ein  ©eneralgouvernemcnt  bed  9iieberTb/in$  unter 
3uftu«  ©runeriS  Ceitung,  worauf  e«  1815  burcp 
ben  ffiiener  Äongrefe  ^reufien  jugeteilt  würbe.  — 
©gl.  ©öde,  2)a$  ©rofeberjogtum  33.  1806—13 
(Höln  1877);  fiarlefe,  33eiträge  üur  Äenntni«  ber 
Vergangcnbeit  beS  33ergifcben  Öanbe«  (2)fiifclb. 
1890);  Öanbtagäaften  Don  3fllid)=93erg,  bg.  Don  ©. 
oon  33elow  (93b.  1,  ebb.  1895);  SdbönneSböfer,  ©e» 
\d?id)te  be*  iflergifeben  SanbesS  (ölberf.  1895) ;  ftüprer 
burdj  tai  93ergifdje  £anb  (4.  Äufl.,  S3arm.  1895); 
.Öengftenberg,$a«ebemalige£erjogtum  33.  unb  feine 
nddjfte  Umgebung  (2.Hufl.,  ßlberf.  1897);  3«i* 


feprift  tti  33eTfli?d)en  ©efdjidjt^üercind  (93b.  1 — 34, 
33onn,  jpdter  (Slberf .  1863—99). 
©e*0.  1)  ^rüb«  2>orf,  jetit  SorflaM  ©on  Stutt* 

Sart,  mit  bem  ti  burd)  elettrifcpe  Strafeenbabn  oer^ 
unben  ift,  im  9tedarlrei£,  lintd  am  9ted(tC ,  jwifdjen 
(£ann(tatt  unb  Stuttgart,  bat  (1890)  4324  (f.,  9Joft= 
iweigjtcUe,  eine  1853—55  r>cn  ©aab  erbaute  got. 
Äirdje  unb  eine  1846— 53r>on  fieinS  im  JRenaijfance= 
ftil  erbaute  tönigl.  33iUa  (33eftMn$CTjogin9Bera); 
3Hafd)inenfabrilen  unb  Kunftmüblen,  ferner  Sledar» 
unb  sJRineralbdber  (eifenpaltige  unb  loblenfaure 
Oueüen  t>on  15  bi*  17"  C.)  mit  jmei  93abeanftalten; 
enbli*  feit  1882  ein  Süafierwert  für  Stuttgart.  3n 
ber9ldbebie  fönigl.  9iiUa  JRofenftein,  1824—29 
im  röm.  Stil  oon  Salucci  erbaut,  mit  berrliaVn  ©e= 
mälben,  5rc3ten  unb  Statuen.  —  2)  $erf  im  33e« 
jirf«amt  3Jlünd>en  be«  bapr.  JReg.«33ej.  Cberbapem, 
am  öftl.  Ufer  be$  Starnberger  Seed,  9Jergnügung8' 
ort  betSRüncbener,  pat  (1900)  348  tatb.  &,  fönigl. 
S(b(o6  unb  war  Sommerfi&  Aönig  Subwigd  II.,  ber 
bier  13. 3uni  1 886  im  Starnberger  See  ben  Job  f  anb. 
5Än  biefer  Stelle  ftebt  im  Scblofeparf  eine  Spenitfdule 
mit  jtreu).  Sie  bem  9tnbenten  Subwig  II.  im  S<plof;= 
garten  erriditete  93otit?lapelle  würbe  yuni  1900  ein» 
geweibt. — 93gl.  3»idb,  6errend)iemf  ee,  91eufd)wan= 
ftein,  fiinberbof  unb  33.  (3.  »ufl.,  »ugisb.  1888). 

©erg,  ßbriften  ^Joulfen,  bdn.  *ßolitifer,  geb. 
18.  $ej.  1829  a\i  Sobn  eined  93auern  )u  ^jaltring 
bei  Semoig,  erhielt  nad)  abf oloiertem  Seminarturfud 
eine  Slnftellung  an  bex  93ürgerfd)ule  }u  Kolbing, 
bann  (1861—74)  an  ber  93oll$bo<bfdmle  unb  ber 
prtoaten  3taütgation3fd)ule  ju  33ogö.  1865  begann 
er  al*  älbgeorbneter  für  Kolbing  feine  Parlamentär 
rifdpe  Saufbabn.  Seit  1870  war  er  einer  ber  (jrübrer 
ber  hinten  unb  naep  bem  äugeinanbergepen  biefer 
Partei  (1877)  Gbef  ber  rabifalen  Dppofitton,  für  bie 
er  feit  1881  al*  Üiebacteur  bti  «Worgenblabet»  ax- 
beitete.  1883  würbe  er  uim  $rdfibenten  bed  gölte* 
tingd  gewdblt.  1884  bilbete  er  im  Verein  mit 
%  93ojfen  (6bef  ber  frübern  gemäßigten  fiinlen)  bie 
fog.  «bdnifd>e  £in!e»;  immer  fdjärfer  gegen  baS  W\- 
nifterium  Gftrup  auftretenb,  rief  er  bie  Sprengung 
beä  ginaniigefeied  im  l'i ar,  1885  beroor.  Sin  ber 
folgenben  »gitation  nabm  er  lebbaft  teil  unb  }og 
ftep  1886  eine  halbjährige  ©efdngniöftrafe  ui .  9kd> 
feiner  ^«igebung  erlannte  ibn  bie  gefamte  Oppo< 
jition  al«  pbrer  an.  1887  geriet  er  in  Streit  mit 
feinen  IRitfübrern,  bie  mit  bem  ÜJtinifterium  uer* 
banbeln  wollten.  3m  SWdrj  1887  trat  er  00m  %x&- 
ftbentenpoften  )urüd  unb  feftte  ald  Rubrer  einer 
lleinen  ©ruppe  im  golfeting  feine « Vroteftpolitil» 
fort.  6r  ftarb  28.  9ioü.  1891  in  Äopenbagen.  — 
33gl.  93eptrup,  (Sbriften  33.  (Äopenb.  1896). 

»Berg,  ftranjiäfa,  Sdjaufpielerin,  geb.  L  $Jan- 
1813  ju  ÜJlannbeim,  wo  fte  feit  1828  al«  ßbonftin 
unb  SJertreterin  «einer  »ollen  wirtte,  ging  1829 
nad)  üBürjburg  unb  geborte  feit  1831  bem  SreSbener 
doftbeater  an.  Scpon  1839  ging  fte  in  bie  dltern 
jRollenfdcber  ber  Jragöbie,  balb  aud)  beä  fiuftfpiel* 
über.  1889  trat  fte  oon  ber  33übne  jurüd  unb  ftarb 
22.  Hpril  1893  in  Dreäben.  (Sin  feelenoolle*  Organ, 
ungejWungene,  plaftifcbe  Sarftellung  unb  fetner 
Öumor  jeiebneten  fie  au«.  3"  i^f"  bt\\tn  Wollen 
gebörten  Vbdbra ,  ©täfin  Drfma  (in  «ßmilia  ©a« 
Totti») ,  Sabp  SWacbetr;  unb  3fabella  (in  ber  «33raut 
oon  ÜJlefftna»). 

©etß,^riebr.©ilb.9lembert,©Taf  (gen.  fte  ob  or 
tSeoboromitfd)),  ruif.  ©encralfelbmarfcball,  geb. 
27.  SJlai  1790  auf  Sdjlofc  Sagnife  in  Stolanb,  |tu« 


Digitized  by  Google 


732 


fflcrg  (©untrer  $einr.,  ftnfytx  üon)  —  93ergmcjjte 


feierte  in  Dorpat  unb  trat  1812  al*  <yretroilliger  in 
bie  ruff.  Slrmee.  roo  et  balb  Cffijter  unb  nach  bem 
Ginjuge  in  SariS  Kapitän  im  ©eneralftabe  rourbe. 
1817  rourbe  er  auf  Gmpfeblung  beS  (trafen  Kapo« 
btftriaS  nach  Neapel  gefanbt,  um  ben  GarbonariS' 
nuie  ju  beobachten,  über  melden  er  einige  bamalS 
oiel  gelefenc  Slufidfce  febrieb.  hierauf  mürbe  er  im 
2Jtinifterium  beS  StuSrodrtigcn  angefteüt.  Älsbann 
trat  er  roteber  mit  Cberftenrang  in  bie  Ärmee  jurüd, 
unternahm  1822—24  mebrere  Grpebitionen  gegen 
bie  Kirgifcnftämme  unb  1825  eine  Grforfcbung  beS 
SlralfeeS.  1826  jum  ©eneralmajor  beförbert,  btente 
er  1828  unb  1829  gegen  bie  Jürten  unb  nabm  mit 
großer  HuS$cicbnung  an  bem  gelbjuge  oon  1831 
in  Solen  teil.  3um  ©eneralleutnant  unb  ©ene- 
ralquarttermeiiter  ber  Slrmee  ernannt,  beiebäftigte 
er  int  Herauf  mit  ber  nulitdr.-topoar.  äufnabmc 
oon  ^Jolen  unb  erbielt  1843  mit  bem  SKange  als 
©eneral  ber  Infanterie  ben  Soften  eine*  ®enerab 
quartiermeifterS  beS  taij'erl.  ©eneralftabeS.  8US 
Öfterreicb  1849  bie  £üfe  jRu&lanbS  gegen  bie  Um 
garn  in  Jlnfprucb  nabm,  ging  S.  als  ruff.  Seoolh 
mdebtigter  nach  ÜBien  unb  in  baS  öfterr.  .Haupt- 
quartier, »irrte  im  Sntereffe  DCT  g(llianj  jroifcben 
ben  beiben  Kaiferböfen,  oerfeinbete  fieb  aber  babei 
mit  ^iasferoitf*,  beffen  Operationen  er  tabelte.  SWit 
ber  öfterr.  ©rafenroürbe  25.  Sept.  1849  belohnt, 
lehrte  er  nach  Petersburg  jurüd,  um  bie  unter  feiner 
Seitung  begonnenen  großartigen  topogr.  Arbeiten 
fortjufe&en.  Seim  Ausbruch  beS  OrienttriegeS  er» 
Helt  S.  1854  ben  Auftrag ,  SReoal  unb  Gitblanb 
gegen  bie  glottc  ber  Söeftmäcbte  ju  oerteibigen. 
hierauf  |tm  ©eneralgouoerneur  unb  Gruppen« 
fommanbanten  in  $inlanb  ernannt,  beftanb  er  baS 
breitdgige  Sombarbcment  oon  Sroeaborg,  8.  bis 
10.  äug.  1855,  baS  für  bie  Alliierten  obne  SHe» 
fultat  blieb,  unb  wofür  ihm  Slleranber  II.  7.  6ept. 
18%  ben  Sitel  eine«  ruff.  ©rafen  oerlteb,  bem 
1857  ber  finldnb.  ©rafentitel  folgte,  3n  ginlanb 
felbft  maebte  ftcb  58.,  allen  freifmnigen  3been  fetnb* 
lieb,  fo  unbeliebt,  bar,  ber  Kaifer  ibn  im  9iot>.  1861 
oon  feinem  Soften  abrufen  mu&te.  3m  Dlt.  1863 
rourbe  er  jum  6tattbalter  unb  Oberbefehlshaber 
ber  ruff.  Slrmee  im  Königreich  Solen  ernannt,  »o 
e$  ihm  gelang,  ben  Stufftanb  bureb  ftrenge  SJtafe- 
regeln  ju  bämpfen.  9iacbbcm  JB.  1866  ©eneralfelb- 
marfd>all  geworben  mar,  ftarb  er  18.  San.  1874  ju 
Petersburg.  —  Sgl.  9ieue  Silber  aus  ber  Peters- 
burger ©efellfcbaft  (S?pj.  1874). 

«Berg,  ©üntber  &einr.,jyreiberr  »on,  beutfeber 
Staatsmann  unb  olbenb.  Sunnifter,  geb.  27.  9Joo. 
1765  ju  Schwaigern  bei  £>eilbronn,  ftubierte  1783 
—86  in  Bübingen  bie  SHccbte  unb  ging  bann  nach 
©e&lar  unb  21Men,  um  bie  reicbSgencbtlicbe  SrariS 
fennen  ju  lernen.  1793  rourbe  er  als  aufterorb.  Sro= 
feff or  na*  ©Otlingen  berufen  unb  jum  Seift&er  beS 
SprucbtoUegiumS  ernannt,  1800  trat  er  als  i>of=  unb 
Kanjleirat  in  bie  ^uftijfanjlei  in  öannooer  ein  unb 
rourbe  jugletcb  SiecbtSlonfulent  beS  SRinifteriumS. 
Sei  ber  Auflöfung  ber  bannoo.  ^ufti^tanjlei  bureb 
bie  toeftffil.  JMegierung  trat  er  als  iHegterungSpraTu 
beut  in  fürftlicb  lippe=oüdeburg.  unb  1815  als  Ober* 
appeUationSgeriebtSprdfibent  in  olbenb.  SMenfte. 
SiS  1821  oertrat  er  bie  15.  6timme  beim  SunbeS' 
tage,  tebrte  aber  1823  nach  Clbenburg  jurüd .  3um 
©ebeimrat  unb  jum  jireiten  OTitgliebe  beS  Kabinetts 
ernannt,  führte  er  bafelbft  bis  1830  ben  Sorfifc  im 
OberappeQationSgericbte.  1834  oertrat  er  neben 
Olbenburg  bie  anhält,  unb  febroarjb.  ^ürftentümer 


auf  ben  Sininifterialfonferenjen  in  fflien.  S.  »irlte 
für  bie  innere  Gntrotdlung  beS  £anbeS  febr  fegenS- 
reich,  rourbe  1838  in  ben  öfterr.  greiberrenftanb  er= 
hoben,  1842  jum  olbenb.  Staate-  unb  Kabinetts» 
minifter  ernannt  unb  ftarb  9.  Sept.  1843  ju  Clb<n< 
bürg.  Son  feinen  Schriften  finb  heroorjubeben: 
«danbhuch  beS  beutfeben  SolijeirechtS»  (7  Sbe., 
feannoü.  1801—9)  unb  «Äbbanblungen  jur  6rldute= 
runa  ber  SHbeinifcben  SunbeSalte»  (Sb.  1,  ebb.  1808). 

*Berg,  Karl  öeinr.  ßbmunb,  Jreiberr  oon,  Jorft« 
mann,  Sohn  beS  oorigen,  aeb.  30. 3lor>.  1800  ju  ©ot» 
tingen,  ftubierte  auf  ber  ^orftalabemie  ju  Ü)rei|ig» 
ader,  bejog  bann  bie  Unioerfitdt  ©öttingen,  »erliefe 
biefelhe  aber  1818,  um  in  Südeburg,  Sautentbalunb 
Rauterberg  am  £>an  fnt  jum  Srattiter  ju  hüben. 
S.  trat  1820  als  Slubitor  bei  ben  oberharjifchen 
Scrg»  unb  5orftämtera  ju  SlauStbal  in  bannoo. 
Staat*bienfte;  1821  »urbe  er  Hilfslehrer  an  ber 
bafelbft  neu  errichteten  gorftfchule,  1824  jum  gorft» 
fchreiher  mit  Si|  unb  Stimme  im  Kollegium  unb 
1830  mit  bem  Jitel  Dberförfter  jum  Referenten  im 
Serg*  unb  Sorftamte  unb  Kontrolleur  im  SBalbe 
beförbert.  1833  als  Dberförfter  unb  Gbef  ber  gorft» 
infpettion  nach  Sauterbera  oerfeftt,  führte  er  baS 
Srioatforftinftitut  feines  SorgdngerS  oon  Uslar 
jur  2luSbilbung  praftifdjer  ^orftmdnner  fort.  1845 
ainc|  er  als  Oberforftrat,  2)ireftor  ber  Slfabcmic 
für  Worft=  unb  Sanbtotrte  nach  ^haranbt  in  Sacbfen. 
Unter  feiner  Witmirrung  würben  1843  ber  &arjer 
unb  1847berSächfifche(yorftoerein  gegrünbet.  3la<b- 
bem  S.  1866  in  ben  9iuheftanb  getreten  mar,  ftarb 
er  20. 3uni  1874  ju  Sdjanbau.  Gr  febrieb:  «Änleu 
tung  jum  Sertohlen  beS  HoljeS»  (Darmft.  1830; 
2.  aujt.  1860),  «Das  Serbrdngen  ber  Saubrodiber 
im  nörbl.  5)eutfcblanb  burd)  bie  Richte  unb  Kiefer» 
(ebb.  1844),  «.Tic  3agbfrage  im  3.  1848  unb  bie 
beutf  che  ^agbgefeftgebung  com  3. 1848»  (Spj.  184«.*), 
«Die  StaatSforftroirtfcbaftSlebre»  (ebb.  1850),  «3lu« 
bem  Often  ber  öfterr.  Monarchie»  (DreSb.  1860), 
«Sürfcpgang  im  lidtdn  ber  3a0b<  unb  aovu 
gefebiebte»  (ebb.  1869),  «©efchidjte  ber  beutfeben 
feülber»  (ebb.  1871).  gerner  bearbeitete  er  neu 
GottaS  «Sffialbbau»  (7.  u.  8.  »ufl.,  S>pj.  1849, 1856) 
unb  Hefters  Söerl  «Die  Meine  3agb»  (3.  u.  4.  Slufl., 
ebb.  1848, 1859).  1846—64  leitete  er  bie  iHebaltion 
beS  «tforftrotffenfcbaftlicben  Jahrbuchs  ber  äfabe= 
mie  Sbaranbt»  (Sb.  3—16,  ebb.).  l(f.  b.). 

©etg,  D.  g.,  Sfeubonpm  für  D.  g.  GberSbcrg 

töerga ,  Stabt  im  SerroaltungSbejir!  9Zeuftabt 
beS  ©rofeberjogtums  Sacbfen  »Seimar,  an  ber 
Seilen  Gifter  unb  an  ber  Siinie  ©era^SBcifcbli^  ber 
Sächf.  Staatsbahnen,  Si$  eines  3<>llamteS,  bat 
(1900)  1338  meift  eoang.  G.,  Soft,  Telegraph,  neues 
iHatbauS.  alteS  Scblofe  mit  Sart,  fiofpital,  Spar» 
laffe;  bret  mechan.  ffiebereien,  SWühlen,  Sanbfteim 
unb  Sdjieferbrücbe. 

«erga,  SejirfSftabt  in  ber  fpan.  Srooinj  San 
celona,  eine  ber  dlteften  Stdbte  GatalonienS,  auf 
einem  ber  ShiSldufer  ber  Sierra  bei  Gabi  in  719  m 
Höbe,  an  einem  rechten  SRebenflüfecben  beS  SMobre» 
gat,  bat  (1897)  5239  G.,  Soft,  fcelegrapb,  ein  alteS 
Schloß,  ein  1290  jjegrünbeteS  ^ofpital,  Saum« 
toollfpinnerei  unb  «©eberel  S.  fpielte  in  ben  Kar« 
liftentriegen  eine  SR  olle. 

Vergab! er,  fooiel  toie  Steinabier  (f.  Xbler). 

^ergaborn,  f.Hhornunb  ?afel:  Saub^öljer. 
Söalbbdumel,  gtg.  1. 

«Bcrgaigne  (fpr.  -gdni),  Sbel,  franj.  SanS« 
tritforfd?er,  geb.  31.  SSug.  1838  in  Simp  (SaS^be» 


Digitized  by  Google 


(Ealai*),  befuebte  ba*  Spceum  ju  SImien*  unb  trat 
bann  al*  93eamter  beim  Service  de  l'Enregistre- 
ment  ein.  Später  begab  er  fid>  nach  ^ari* ,  wo  er 
ftd)  unter  öauvette  *  93e*nault  bem  Stubium  be* 
San*frit  wibmete.  1867  würbe  et  9tepetitor  be* 
San*trit  an  ber  neu  gegrünbeten  lÜcole  des  hautes 
Stüdes,  1877  Maltre  de  Conferences  an  ber  cor- 
bonne,  1885  $rofeffor  be*  San*trit  unb  ber  Der* 
gleicfceiiben  Spracbwiffenfd?aft  ebenbafelbft,  balb 
barauf  aueb  Üftitglieb  ber  Academie  des  Inscrip- 
tions.  6r  ftarb  6.  »ug.  1888  infolge  eine*  Sturje* 
in  ben  franj.  Sllpen.  33.  veröffentlichte  eine  Sitte» 
gäbe  be*  «Bhäminl-Vilasa»  rUar.  1872) ,  eine  31b- 
panblung  «De  conjanetivi  et  optativi  in  indoeuro- 
paeis  1 1 Ii cuis  formatione  et  vi  antiquissima»  (ebb. 
1877),  »bhanblungen  über  San*trit»3njd)riften 
unb  Arbeiten  über  anhält  unb  Jlnorbnung  be* 
SRigveba.  Unter  ben  lefctern  ift  ba*  $>auptwcrt  bie 
«Religion  vedique,  d'apres  les  hvmnes  du  Rig- 
Veda»  (3  93be., $ar.  1878—83).  —  93gl.  Elbenberg* 
Stelrolog  in  93e$jenberger*  33eiträflen  jur  Hunbe 
ber  inbogerman.  Spraken,  58b.  16. 

©ergafabemte,  93ejetd)nung  ber  böbetn  2ebr» 
anftalten  für  bie  tbeoretifdje  unb  pra(ti)d?e  8u*= 
bilbung  im  93erg»,  Kütten»  unb  Salinenfad).  2)ie 
dltcfte  ift  bie  15.5fr>v.  1765  vom  ^rinjen  laver  ge» 
ftiftete  unb  1766  eröffnete  33.  ju  ?rreiberg  (f.b.),an  ber 
viele  berühmte  3Jtonner,  vor  allen  Slbrabam  ©ottlob 
9Bcrner,  al*  fiebrer  tbätig  waren.  3b*  folgten  bem 
Älter  nacb  bie  JB.  ju  Sdjemnift  in  Ungarn  (feit  1770), 
(Slauätbal  (feit  1775,  nut  t,  wie  bi*ber  irrtümlich  an» 
genommen  würbe,  feit  1811),  ^Jfibram  in  lehnten 
unb  fieoben  inSteiermart(1849),93erlin  (1861).  2)ie 
lefctere  ift  feit  1875  mit  ber  ©eologifeben  fianbe*» 
anftalt  verbunben.  Tiefe  33.,  mttSluönabme  berjeni» 
gen  von  93erlin,  liegen  inmitten  bebeutenber  ©ruhen, 
Kütten  unb  9tufbereitung*merfe,  wa*  für  bie  pral« 
tifdbe  3lu*bilbung  ber  Stubierenben  von  :'h;t;cn  ift 
Sud)  bie  ledmifcbe  öocbfcpule  in  Vlatten  bat  eine 
Abteilung  für  93erg»  unb  $üttenfad).  derartige 
fiebranftalten  ftnb  an t  in  $ari*  unb  6t.  Chienne 
(Ecoles  des  mines),  in  Sonbon  (Royal  School  of 
mines),  SGeuport,  f|Jeter*burg  unb  Stodbolm. 

*»crgctlraun,  fßflanjenart,  f.  Allium. 

fiBcraäma,Stabttmtürt.»afiat.9BilajetSmprna, 
80  km  nörblid)  oon  6mprna,  in  ber  breiten  f  nicht» 
baren  Sbalebene  be*  SBatir-tfcbat  (bei  antiten  Hai* 
toi),  bie  SRadifolgerin  be*  alten  vielfad)  erhaltenen 
^ergamon  (f.  b.),  bat  etwa  6000  Q. 

$tcrflnmatfra  (franj.  Bergamasque) ,  ein  itaL 
91ationaltattj,  au*  ber  fianbfdjaft  33.  (f.  ben  folgen» 
ben  Sirtitel)  ftammenb,  in  3meivierteltalt  unb  in 
Venoben  von  je  8  Taften  gehalten,  beTb  im  (cba 
ralter,  febon  im  16.  Sabrb.  in  Gnglanb  belannt. 

**crgamcte<ca  (b.  i.  fianbfdjaft  von  Bergamo), 
ba*  im  nörbl.  Seile  ber  ital.  93rovinj  93ergamo_ge= 
legene,  vom  93rembo,  Serio  unb  3"e^o  burcbfloffene 
93erglanb  (f.  Harte:  Ober»  unb  iUittelitalien, 
beim  3lrtitel  Stalten),  $ie  brei  Sbdler,  au*  benen 
e*  beftebt:  3$al  93rembana,  93al  6eriana  unb 
93 al  bi  'Scaloe,  ftnb  von  bober  lanbfdjaftlicber 
Schönheit.  93on  bem  teilweife  vergletfcberten  ^aupt» 
tamm  ber  93ergama3ter  Älpen  bii  y.ix  Sombar» 
bifAen  Tiefebene  binabfteigenb,  vereinigen  ba*  3Jal 
93rembana  unb  33al  3 c nana  bie  ©rogartigleit  bei 
$od)gebirge*  mit  ber  üppigen  ^Jradjt  ber  fübl.  93or» 
alpen.  3)ie  ftlüffe  93rembo  unb  Serio  bilben  in  ben 
6d)lud?ten  ber  obem  Sbalftufen  jablreicbe  Strom» 
fdjnellen  unb  ffiafferfdlle,  barunter  namentlid?  bie 


—  Scrgamo  733 

berrlidjen  93arbeüinofdlIe  be8  6erio.  3)ai  Sal  bi 
6calvc,  vom  93al  Seriana  burd)  bie  Äette  ber  $refo» 
lana  (2505m)  getrennt,  gegen  ba*  23al  ßamoniea 
ff.  b.)  nur  burdj  bie  fd?auerli<be  gelölluft  be*  bem 
Oglio  jufliefeenben  ^ejjo  gebffnet,  ift  ein  erofte* 
unb  wenig  anbaufdbige*  öodbtbal.  Su«  ber  93.  unb 
ber  9?ad)barfd?aft  ftammen  aud)  bie  93ergamaöfcr 
©raubünbenä ,  bie  mit  ibren  großen  gerben  bod?» 
beiniger,  weingelber  93ergama*ferSd>afe(f.  Sa» 
fei:  Sdjafraffen  I,  3ig.6)  im  Sommer  bie  böd?» 
ften  3llpmeiben  be*  93ergell,6ngabin  u.f.w.bejieben. 

2)ie  widjtigften  Drtfd?aften  finb  im  93al  Ükern» 
bana  93ran)t,  in  862  m  ^bbe  in  ber  oberften  %\)al- 

S"  ufe  be*  93rembo,  ber  ÜDlittelpunlt  ber  beträa^tlicpen 
Ipmirtfdjaft,  mit  669  6.,  sRiajja  93rembana 
(582  ©.),  570  m  ü.  b.  Tl.,  ber  fiauptort  im  obern, 
3ogno  (2014  (S.)  im  untern  Sbale.  3m  S3al  Se» 
riana,  weldje*  mit  bem  93al  bi  Scalve  einen  befon» 
bem  93ejirt  bilbet:  93onbione  (890  m)  mit  431  G. 
am  Serio,  mit  $o<b&fen  unb  großer  (Sifeninbuftrie, 
Slufone  (f.  b.),  ®anbino,  in  einem  Seitentbale 
be*  Serio,  SKittelpunlt  ber  Judjinbuftrie,  mit 
3733  6.;  im  93al  bi  Sealve  SAilpario  (1455  Q.) 
unb  93ilminore  (1051  (§.).  93a(  ^  rem  bana  unb 
Seriana  finb  von  93ergamo,  lefetere*  audp  vom  3feo» 
fee  au*  auf  guten  ^abrftrafeen  (93ergamo»93ranji 
48  km,  93ergamo:93onbione  51  km,  £overe*(£lufone 
16  km),  vom  93eltlin  au*  auf  leidet  gangbaren  Saurn^ 
unb  Luftwegen  sugdnglid).  oin  93al  Seriana  gebt 
aud)  eine  (itfenbabn  von  iBergamo  bi*  nad?  33ane. 
Ota*  bem  93a(  bi  Sealve  führen  $wei  ^abrftra^en, 
bie  eine  von  Slufone  über  ba*  ßafttonejoa)  (1296  m), 
bie  anbere,  nad>  93ane,  mit  jablreicben  @alerien, 
Tunneln  unb  93rüden,  vom 93a(  6amonica  burd?  ba* 
ÜBal  Slngolo  unb  bie  Schlucht  be*  T  eyo. 

43crgamae|f er  ülllpcn,  ein  Seil  ber  Sombarbi» 
feben  Sllpen  (f.Dftalpen  unb  Äarte:  2)  ie  Scbmetj). 
Sie  erfüllen  ba*  @ebiet  jroiften  bem  Gomer  See  tm 
bem  ißeltlin  im  31.  unb  bem  Oglio  unb  3feofee 
im  0.  Ter  &aupt!amm,  in  bem  fiep  ber  3Ronte»£e» 
gnone  ju  2610,  ber  $i}jo  bei  tre  Signori  ju  2398, 
ber  3)lonte--5Reborta  gu  3042  unb  ber  93ijjo--2)iavolo 
ju  2918m  erbeben,  bat  bftl. Sticbtung  unb  fallt  nad? 
9t.  iiemlich  rafd)  ab,  wdhrenb  er  nacb  6.  lange,  bie 
Sbäler  93rembana  unb  Seriana  umfd?liefeenbe  Äu*» 
lauf  er  in  bie$o»6bene  entfenbet.  93on  ben  }abl- 
reiepen  $u$»  unb  Saumpfaben,  bie  vom  93eltlin 
über  ben  &aupttamm  nacb  Süben  führen,  ift  ber 
$afio  bi  San  SJtarco,  1828  m,  von  ÜJtorbegno  nach 
93crgamo  ber  begangenfte.  2>ie  berrid>enben  ?el*» 
arten  ftnb  @nei*  am  9lorbabfall  unb  mefo)oifd?e 
Halle  an  ber  Sübabbad;ung.  Ta  ba*  Äreal  be* 
Halle*  überwiegt,  unb  an  eh  ber  pbvfiognomifcbe 
Sharatter  burd?  bie  mefojoifcben  ©efteine  beftimmt 
wirb,  fo  werben  bie  93. 21.  ju  ben  Halfalpen  gejclblt. 

—  93gl.6aftelli,  Guida-Itinerario  alle  Prealpi  Ber- 
gamasche (3.  »ufl.,  "Mail  1900).  [ma*ca. 

Berg-amaaque  (fpr.  nnifel),  %am,  f.  93erga= 
@crgäme,  eine?lrtiapete,au*5lodfeibe,9Bolle, 
Öanf,  93aumwoUe,  Hub»  unb  Sicgenbaaren  gewebt, 
bie  in  93ergamo  erfunben,  in  fpfiterer  Mt  aber  aud) 
in  Belgien,  93öbnten  unb  2Jlclbren  verfertigt  würbe. 

Bergamo,  l)  Tronin) in  Cberitalien  (f. Harte: 
Dber-unbüJlittelitalien,  beim 3lrtilel Italien ), 
ber  mittlere  Seil  ber  Sanbfcbaft  £ombarbei,  grenjt 
im  31.  an  bie  fjkovinj  Sonbrio,  im  C.  an  93refcia, 
im  S.  an  (Eremona,  im  W.  an  ^Jtailanb  unb  Somo, 
bat  2844  (nacb  Srreibitftii  2828)  qkm,  (1881) 
390775,  1899  (nad)  einer  93erecbnung)  434 000  Q. 


Digitized  by  Google 


734  Sercjamotten 

unb  jerfdüt  in  bte  brei  Äreife  93.  (225864  (§.), 
Glufone  (55470  G.)  unb  Xremalio  (109441  G.) 
mit  306  ©ememben.  2  er  nörbl.  Zeil  ift  gebirgig 
(f.  33ergamaSca  unb  Cftalpen),  wäbrenb  ber  füblicbe 
iur  fiombarbifeben  Gbene  gehört,  »ufter  Serio  unb 
ÖJrembo  fliegen.  Sbba  unb  Oglio  burd?  bie  ^rooinj, 
bie  ben  günftigen  ©ewfifferungSDerbdltnifien  ihre 
<$Tud?tbarfcit  r/erbanft  2)er  3ieofce,  ben  ber  Dglio 
burcbflteftt,  ift  einet  ber  gönnen  ber  fiombarbei. 
SJtineralquellen  befinben  ficb  ju  SreScore,  San^eüe* 
grino  u.  a.  Jrofc  ber  fruchtbaren  ©eiben  in  ben 
böbern  ©egenben  liegt  bie  einft  blübenbe  SMetouebt 
banieber;  in  ben  ebenen  roirb  2Bein,  Äom,  SDtais, 
iRei$  gebaut  unb  Setbenraupenjucbt  getrieben.  2ln 
iDcineraiicn  fommen  cor  Gifen,  SHarmor  unb  floh« 
lax.  GS  gieht  jablreicbe  Seiben«  unb  S3aumwolI= 
fpinnereien,  meeban.  ©ebercien,  $apierfabrücn, 
Gif engieftereien  u.  f.  w.  £  ie  beiben  bie  $ror*ini  bureb» 
febneibenben  Gifcnbalmcn  (reujen  in  ber  Stabt  35. 
Tu-  93erga maSf  en  gelten  fflr  rhimp  unb  fcblau. 
Gin  2Börterbud)  ibreS  rauben  SHaleftS  gab  £tra= 
boäcbi  (2.3lufl.,33ergamo  1873),«2lltbergama$tifd)e 
Spracbbenlmäler»  2ord  (©alle  1893)  berauS. 

2)  .ftauptftab  t  ber  s}Jromnj  33.,  50  km  oon  2Jiai= 
lanb,  in  380  m  ööbe,  an  ben  fiinien  £ecco«93.« 
33refcia,'iBonte  Selua«33.,  6evegno*33.,  ÜreDiglio=S3. 
beS  Sbriatiicben  9icttc3  unb  an  ben  Straßenbahnen 
nach  2obi, SJtailanb  unb  I r cjj o - Üt otua ,  ift  Si&  eine» 
93iicbofa,  beS  ^räfelten,  beS  ÄommanboS  ber  ^n« 
fanteriebrigabe  «fterrara»  unb  bat  ÜHalcr*  unb  3)ilb* 
baueraiabemie,  Swufeum,  ©pmnafium,  Cpceum,  tecb« 
nifebe  Schule,  £>anbelsfcbule,  mebrere  ÜBobltb&tig« 
feitSanftalten  unb  (1881)  23819,  als  ©emeinbe 
39704,  nad>  ber  33erecbnung  bom  31.  2)ej.  1898 
46443  G.;  in  ©arnifon  baS  47.  Sufanterieregi* 
ment,  1  Gätabron  beS  1.  Jtaoallcrie«  fowte  2  Bat- 
terien beS  16.  ftclbartilleriercgimentS.  3)ic  Stabt 
umfafet  bie  frühem  33orftfibte  San  Seonarbo  unb 
Sant'  Antonio,  jene  bat  Ssrabtfeilbabnwrbinbung 
in  ber  33ictor«Gmanuel'  Strafte  mit  ber  Unterftabt, 
ift  reiienb  auf  mebrern  fmgcln  jwifeben  ben  glüffen 
33rcmbo  unb  Serio  gelegen  unb  gewährt  mit  ihren 
türmen  unb  Äuppcln  noch  gan)  baS  33ilb  einer 
mittelalterlichen  Stabt.  3)ie  Straften  finb  burd)* 
weg  bergig:  bie  in  sCromcnaben  umgewanbclten 
SBälle  bieten  ein  herrliches  Panorama.  3ion  ben 
65  Airchen  unb  Capellen  zeichnen  ficb  bureb  Älter, 
Schönheit  unb  ipre  ©emdlbe  auS:  ber  $om,  bie 
Äirche  Sta.  SDlaria  OJtaggiore  mit  ber  prächtigen 
Capelle  (Sollconi,  bie  Äircben  Sant'  SUefianbro, 
Sta.  ©rata,  Sto.  Spirito,  Sant'  Slgata,  San  S3ar« 
tolommeo.  Slnbere  auSgejeicbnetc  33auwerle  unb 
Jhmftfammlungen  finb :  ber  alte  got.  ^alaft  S3roletto 
Don  1354,  ie|»t  mit  ber  sBihliotbef,  bie  «ccabemia 
(Janara  mit  wichtiger  ©emfllbcfammlung  unb  ein 
fdjöned  Theater,  2)enhn4ler  Victor  GmanuelS,  ©ari« 
• .  Torquato  Zafioi  unb  ^)oni^etttd  (fiKenbe 
§igur,  1897).  früher  war  bie  jährlich  im  äuguft 
abgehaltene  ütteiie  Sant'  Jlleffanbro  in  ber  untern 
Stabt  berühmt,  ftn  ©egiebung  auf  ^anbel  unb 
^nbuftrie  nimmt  33.  unter  ben  ital.  Stdbten  eine 
ber  erften  Stellen  ein;  e*  bat  viele  gabrilen,  befom 
berä  in  Seibe,  iud>,  Gifen,  flonfelt,  ^üten. 

33.,  eine  gallifcpe  ©rünbung,  wohl  ba*  rßm. 
Bergomum,  wirb  juerft  fteber  genannt  200 1>.  Gbt. 
unb  erhielt  von  Säfar  3)ürgcrrecht.  3ur  Sango« 
barbenjeit  war  e^  Sil  eined  .\vr;o,v*  unb  ging 
bann  im  Aarolingif6en  9leicb  auf.  1166  fchloft  ei 
fid)  bem  öombarbifcfcen  Sunb  an,  1238  trat  e8 


-  ©craba^ncii 

auf  bie  Seite  griebrid)«  II.,  1261—64  folgte  ein 
barter  Aampf  gegen  baS  guelfifche  Wailanb,  ber 
mit  ber  Unterwerfung  burd)  bie  T c IIa  Zorn  enbete, 
an  beren  Stelle  1296  bie  Visconti  traten.  'Jiacb 
mehrfachen  öerfueben,  beren  brfldenbe  ^terrfebaft 
ab juf djütteln,  gelang  ti  33.  1428  unter  SJenebige 
£>obett  ju  fommen,  bai  ihm  Selbftverwaltung  lieft 
unb  eS  1561—91  ftarf  befeftigte.  1797  tarn  33.  |ur 
©igalpinifchen  SRepublit,  1814  lußftmeid),  1859 
im  3üricbet  ^rieben  an  Italien.  —  SJgl.  Sioncbetti, 
Memorie  storiche  della  chiesa  e  citta  di  B.  (7  33be., 
33ergamo  1805—39);  ©abriele  SRofa,  Dialetto,  cos- 
tumi  e  tradizioni  della  provincia  di  B.  (2.  Äufl., 
ebb.  1857);  berf.,  Notizie  sUtistiche  della  proyin- 
zia  di  B.  (ebb.  1858). 

üö  er  g  am  o  tt  cn,  eine  natürliche  itlaffe  ber  33imen 
f.  b.).  ä)ie  am  langften  hetannte  Sorte  ift  mabrr 
cinlicb  bie  ßerbftbergamotte  ober  rote  33.  (f.  Zafel: 
Aernobft,  $ig.  4),  welche  nad)  2 betraft  aui 
fl!einaften  nach  Italien  eingeführt  unb  aU  Pirum 
regium  hochgefchäBt  mürbe;  ihr  9came  weift  auf 
bie  lleinafiat.  Stabt  33ergama  bin.  —  33.  nennt 
man  aud)  eine  Gitrone  (Citrus  bergamea  Jcmo, 
f.  Citrus),  au«  beren  ^uchtfcbalen  man  ba$  33er= 
gamottfll  (f.  b.)  gewinnt. 

Scr^amottcU,  ätberifcbeS  Cl,  baS  in  ben  Scfca' 
len  bergrüchte  non Citrus  bergamea  Risso  enthalten 
ift.  2)a3  oorjüglicbfte  wirb  in  ber  ©egenbr>onÜKef< 
fma  gewonnen,  geringer  ift  baä  ^ortugalöl,  ju 
beffen  33ereitung  meift  anbere  5rüd)tc,  Wie  Äpfel« 
finen,  ^omeranjen  u.  bal.,  ©erwanbt  werben.  33.  ift 
gelb,  grttngelb  bie  bunfelgelb,  bflnnflüfftg,  Don  am 
genehmem  ©erud),  bitterm  ©efebmad,  fpec.  ©ewiebt 
0,sso  bis  0,8«5,  x>on  ftarlem  £id)tbre<bung8r>ermögen 
unb  recbtSbrebenb;  erftarrt  bei  0°  unb  fiebet  bei 
183°.  GS  befiehl  )um  gröftern  %t\l  auS  einem  ©e* 
menge  uon  Sterpenen,  Ct9Ht„  unb  fauerftoffbalti- 
gen  Skrbinbungcn.  3iei  Idngerm  Stehen  febeibet  eS 
einen  gelben  feften  33obenfafe  ab,  welcher  als  93er* 
gapten  ober  33ergamottöllampfer  bejeiebnet 
wirb.  2>aS  reine  Cl  loft  Ttcb  in  bem  halben  ffio* 
luraen  SBeingeift  »u  einer  Haren,  bei  ©egenmart 
Don  $omeran}enfchalcnöl  iebod)  trüben  glüffigleit. 
?aö  33.  finbet  33erwenbung  in  ber  ^  t  atmacie  unb 
^arfümerie.  2)ad  Kilogramm  loftet  14,5  2R. 
iöergamt,  f.  33ergbeb&rben. 
^ergapten^  f.  33ergamottöl. 
©ergar a,  Ort  in  ber  fpan.  $rooin)  ©uipujcoa, 
f.  Sfcrgara.  [f.  33b.  17. 

»crgarbeiterfongrefTe,  internationale, 
©ergaffeffor,  f.  33ergbebörbe. 
»Bergbahnen,  Schienenwege,  bie  auf  Hnböben 
ober  3)crge  führen,  bei  meift  geringer  fidnge  aufter« 
gewöhnliche  Steigungen  aufweifen  unb  gewöhnlich 
tn  leiner  33erbinbung  mit  anbern  33abnen  fteben. 
Überführungen  oon  Gifenbahnen  über  @ebirgS}üge, 
bie  3Jerbinbungen  mit  anbern  33ahnen  berfteüen, 
pflegt  man  nicht  als  33.,  fonbern  als  ©ebirgS« 
babnen  ober  $öbenbabnen  gu  be)eid)nen.  3u 
lehtern  gehören  bie  Semmeringhabn  (f.  b.),  bie 
3)rennerbabn  (f.  b.),  bie  £>imalajababn  (f.  b.),  bie 
GorbiuercmGifcnbabnen  (f.  b.)  u.  a.  SSegen  ber 
beutenben  Steigungen  bei  ben  33.  tommt  feiten  baS 
9bbdfionSfpftem  (f.  Gifenbabnfpftem)  )ur  Slawen« 
bung,  uielmcbr  werben  bie  33.  in  ber  Siegel  nach 
aufeergewöbnlicbcm  23abnfp|tem  ausgeführt.  9Wan 
unterfd)eibet  bei  33.:  1)  XbbdfionSbabnen,  unb 
iwar  a.  mit  gewöhnlicher,  b.  mit  vermehrter 
Slbbdfion;  2)Seilbabnen;  3)3abnrabbab* 


i 


Digitized  by  Google 


©ergbafnten 


73Ö 


neu.  ,\ur  Steigungen  bi«  ju  70  m  auf  1  km  (5n= 
nen  nod>  93.  mit  geroöbnlicbem  ?lbbdfion«berrieb  au-?  ■ 
<iefübrt  ir  erben  (tttlüSBergbabn  bei  3üri<b,  93abn  oon 
ül1  Aden-Mwl  naefc  Ginfiebeln  mit  öO  m  Steigung  auf 


l onnte  ein  ftarter  Stabbrud  nietet  jugemutet  werben, 
e«  mufite  babet  jur  ßrböbung  bet  3ugtraft  bie 
Reibung  oermebrt  merben.  v)?a<b  Skroollfommnung 
be«  Cberbaue«  routbe  ba«  3<»bn™b  für  mäfstge 


1  km).  53ei  gröfjern  Steigungen  mufs  bie  natürliche 
SHeibung  (Slbpdfion) oermebrt merben.  ÜBei bem  % e II 
f  eben  Softem  roirb  bie«  burd)  roagrcdjtc  Sollen  er 
reidjt,  bie  burd)  Sampfnjlinber  mittels  ?fcbem  ge 
Q«n  eine  in  ber  ÜRitte  be«  ©leife«  liegende  erböbte 
todjiene  geprept  merben  (j.  oorftebenbe      1).  Sei 
ben  Seilbahnen  erfolgt  bie  Jyortberoegun^  ber 
ftabrjeuge  mittel«  eine«  ccilc*  entircber  bureb  Über; 
üeroiebt  (Sattung  ober  Stallau)  ber  tbalroärt«  rollen« 
benSBagen  ober  burd;  fetuebenbe  Sampjmafdjinen, 
mit  benen  ber  3uß 
burd)  ein  Seil  oerbuns 
ben  ift.  Sie  Seilbab* 
nen  finb  beionber«  bei 
23ergroert«betrieben  (f. 
23ergrocrfebabnen)  ge* 
brdud)licb,  baten  aber 
an*  bei  ben  großen 
l*iicnbabnnet»en  ;,ur 
Überroinbung  großer 
Steigungen  auf  lur< 
jen  Steden  Ukrmen« 
bung  gefunben.  (S. 
Seilebenen  unb  Trabt= 
fcilbalmen.)  Sei  ben 

3ab,nrabbabnen 
greifen  unter  bem  $lt)< 
Kl  ber  Cotomotioen  be* 

finblicte  3abnrdber 
fenlrecbt  (Softem  Siggen  bad),  ober  mage« 
redbt  in  eine  ober  meprere  in  ber  5jlitte  be«  ©lei= 
fe«  liegenbe  3obnftangen  ein.  2)er  ©ebanfe,  anftatt 
glatter  Schienen  aejaljnte  ju  oenoenben,  ift  fdjon 
1811  von  iölanteniop  gefaxt  unb  bei  ^nbufrrie*  unb 
5öcrgrrerl«gleifen  oerroertet  morben  (f .  difenbafcnen, 
©cfd?id)tlid)e«j;  bem  bamaligen  fdproadjen  C  ber bau 


Steigungen  entbehrlich  unb  fpdter  nur  noch  für 
&  angeroenbet.  3n  Europa  oerfepaffte  9Uggen= 
bacb  bem  ^abnrabjijitem  Ülnerlennung  burd;  bie 


1871  eröffnete  (erfte)  3abnrabbabn  oon  5Hfmau  auf 
ben  ÜHigi.  Snbere  Spfteme,  mie  ba«  2Betlifcbe 
(mit  Sdn-aubenroalje),  bemdbrten  fid)  tueniger.  Sie 
nad)  bemfelben  erbaute  SJaljn  oon  2Bdben«»pl  nacb 
Ginfiebeln  rourbe  nad)  einem  eingetretenen  Unglüd«« 
fall  in  eine9tcibungebabn  umgeroanbclt.  9teuerbing« 
geroinnt  ba«  9lbtfd?e  Softem  immer  mebr  Cber* 


Google 


736 


Sergbarte  —  ©ergbau 


panb.  Taäfelbe  Dereinigt  31bbdfion*«  unb  3abnrab* 
betrieb;  ber  3abnrabmed)ani$mu$  roirb  nur  bei 
größerer  Steigung  inJbdtigteit  gefefct.  3ion  anbem 
berartigen  gemixten  Spitemen  unterfdjeibet  fidj 
baS  Ülbtfdje  Spitem  baburd),  baij  bie  Slbtfdje  Sofo» 
motiue  nad)  3lu*fd)altung  ber  3abnrdber  mit  ber 
©eidjroinbigfeit  einer  SlbpdfionöloliMnotiDe  fahren 
tonn.  Ta$  Äbticbe  3abnrabfpftem  ift  in  Teutfd> 
lanb  1885  bei  ber  fcarjbabn  von  SManfenburg  Aber 
(Slbingerobe  nacb  Sanne  jur  $lnroenbung  gefonu 
men,  in  Cfterreid)  1892  bet  ber  2oIalbal)n  @i)enerj» 
SBorbernberg;  aud)  fmb  mcbrfacb  3ab"rabbabnen 
nad)  bem  »btfdjen  Spftem  geplant.  Söon  Slbbä« 
f ionöbergba^nen  ftnb  ju  nennen:  bie  9Ugi: 
6dbeibed:$abn  (6,620  km)  unb  bie  ütli»58ergbabn 
(9,o&o  km).  Seilbahnen  beliehen  auf  ben  Ii r cur 
SRouffe  bei  Cpon  (0,*»o  km),  auf  ben  Cfener  Sd)lofj= 
berg  (0,wo),  auf  ben  sJ)lount=2luburn  in  ßinrinnati 
(0,26o),  in  3erfep  =  6itp  (Slmerifa),  £aufanne»Oud)p 
(1,795),  jum  ©iefebad)  (Sdjroeij,  0,331),  auf  ben  Se 
fuo  (0^20),  Icrritet  1  ©lion  (0,56o),  ©ütfdjbabn  bei 
fiujern  (0,162) ,  ÜJJarjilibabn  bei  Söcm  (0,105) ,  £u= 
gano^SBabnbof  (0,2«),  93iel»vjnagglingen  (l,ß3s), 
ibürgenftocfbapn  (0,oao),  6aDre»i:a  iSete  (Q,sm), 
Jleapel-UJomero  (0,564),  ÜtRontc^Santo  (0,-96),  6an 
Saloatore  (1,524),  ^üricbbergbapn  (0,m),  Beaten 
bergbabn  (Mio),  tedjafcalpbabn  bei  Todo3(1899 
eröffnet,  0,649),  ©urtenbapn  bei  Sern  (1899  eröffnet, 
l,oi8),  in  'JHttdburgb  (Smcrila,  0,i9o  km),  ferner  jum 
Heitel b erger  S & lofe  unb  X urtacb  ■  Jurmberg  u.  a. 
Süon  3abnrabbabnen  finb  im  betriebe:  bie  be» 
reit-?  oben  envdbn  te  oonSiftnau  naaVJligi  (6,«6okm), 
von  Slrtb  nacb  Siigj  (ll,4»o),  Slufeborf»  Harenberg 
(5,500),  $ubapeft  =  ed)roabenbcrg  (3,oso),  9torfd?aa> 
öeiben  (5,7),  5Bafferalfingen  (1,790),  SKüti,  Hanton 
3üricb  (l,iso),  jyriebridjöfegen  bei  Oberlabnftetn 
(2,5oo),  iHübeäb^im»sJlieberroalb  (2,300),  ilfimanne: 
baufen  •  sJiieberroalb  (1,450),  ©eisberg  (5,5oo),  bie 
JBabn  auf  ben  ^ilatue"  (4,27o),  bie  ©ornergratbabn 
bei  3crmatt  (1898  eröffnet,  9,079)  unb  bie  gleidjfalls 
jdjon  oben  angeführte  fiinie  Don  Slantenburg  nacb 
Sanne  (27  km);  ferner  bie  Seition  fiauterbrunnen» 
©rütfebalp  (1,*72  km)  ber  2auterbrunnen=vJWürren» 
5Babn,beren5ortfeBungbi8Ü)lütTen(4^km)eineelet= 
trifebe  Slbbdfionsbabn  ift;  bie  iDionte:©enerofobabn 
(9  km);  bie  Sdpafbcrgbafcn  (6,8  km);  bie  Srienjer 
Kotbbornbafjn  (7,784  km),  15.  3[uni  1892  eröffnet, 
ift  bie  böcbfte  Vüpenbabn  unb  67  m  bober  ald  bie 
$ilatu$babn;  bie  Setiion  öirid)fprung:öintcr,;artcu 
ber  So  öllentb.  albabn  ( 1 7,175km) ;  Die  Scngernalpbabn 
oon  Sauterbrunnen  nad)  ©rinbelroalb  (17,91  km),  bie 

edjpnigc>lJlattebabn(7,2kra),bie©lions,5tape-iöabn 
(7,65km),  bie  elettrifcpe  3abnrabbabn  auf  ben  9Ront> 
Saleoe  bei  ©enf,  bie  Scbnecbcrgbabn  bei  SLUcn, 
bie  Snorobonbapn  in  Saled  u.  a.  Über  ben  Sau 
ber  iöabn  auf  bie  Jungfrau  f.  b.  Son  aufcereurop. 
ßabnrabbabnen  ift  bie  5,4  km  lange,  1867  jur  8r» 
fteigung  beä  böcbften  unb  fcbön)ten  ^unltcd  ber 
SiJeifeen  Serge  in  Slmerifa  erbaute  3)abn  auf  ben 
SBafbirtflton  }u  erwähnen.  —  v-!<gl.  öeufinger  üon 
©aloegg,  ^anbbud)  für  fpeciellc  Gifenbabntedjnit, 
$b.  1  (i*pj.  1877);  ffieber,  ödjule  be*  6ifenbabn= 
tpefenss  (4.3lufl.,ebb.  1885);  ilöroe^er  Sitienenmeg 
ber  (5ifenbabnen  (ffiien  1887);  Moppe,  2)ic  inter^ 
effanteften  3Upen=  unb  »ergbabnen  fflctL  1896); 
6trub/3.ber8d)n?eii  bie  19O0(Sl.l,3Bie*b.  1900). 
«ergbartr,  f.  »arte. 

Bergbau,  bie  Stuffucbung  unb  ©croinnung 
nutzbarer  3Rineralien.  Tiefe  lommen  in  befonbem 


fiagerftdtten  bor,  beren  Jluffudjung  burd) 
fen  (f.  b.)  unb  mittele  Sergbobrer  (f.  b.)  erfolgt. 

I ic  ©eminituitg  gefd)iebt  burd)  A>ducr^  ober  ©e= 
roinnungSarbeiten  mit  öilfe  oon  ©erzeugen,  fog. 
©  e  j  d  b  e  n ,  unb  Stuf djinen.  Tie  »erf (biebenen  ©  e  -■ 
minnung*arbeiten  fmb:  1)  ©egfüliarbeit  für 
rolligc  klaffen,  roie  ©erölle,  £anbr  gewonnene  ©rje, 
Äoblenu.f.w.;  2)Äeilbauenarbeit;  3) 6d)ldgel-' unb 
eifenarbeit;  4)^ereintreibearbeit;  5)  Sprengarbeit; 
6)  <jeuerfe|en;  7)  Arbeiten  unter  3ubilfenabme  »on 
SBaffer.  Tie  2Seg füllarbeit  erfolgt  bei  Staffen 
oon  feinem  Korn  ober  roenigftenS  mit  glatter  Unter* 
läge  mit  ber  Scbaufel,  fonft  befjer  mit  Ärafee  unb 
Srog.  —  Tie  Heilbauenarbeit  »iTb  bei  milben 
©ebugämaffen ,  roie  Seiten,  Sdjiefertbon,  ©ipe, 
Steinialj,  Hoblen  angeroenbet.  Ta«  babei  benuftte 
©ejäbe  ift  bie  Äeilpaue.  Tie  einfadje  fleilbaue 
fm.  1)  be* 
ftebt  auS  ei» 

nem  etroad  gis.  1. 

gebogenen 

eifernen  Statt  mit  terftablter  Spifee;  bie 
boppelte  (5Jig.  2)  fann  Dom  t>elm  gelöft 
roerben;  bei  ber  Äeilbaue  mit  gujjftäblernen 
(Sinfafefpifeen  ($ig.  3)  brau  eben  nur  bie  leßtern  nacb 
ber  Scbmiebe  unb  jurüd  bis  jur  Arbeit  gef(pafft  ju 
roerben,  ebenfo  tai  ÜBlatt  d  ber  iDlanSfelber  . 
Äeilbaue  ($ig.  4),  baS  mit  bem  6d?roanj  b 
eingeftedt  roirb.  Tie  roiebtigfte  Jlnmenbuug 
ber  Heilbaue  ift  bae*  43«ftellen  »on  Sd)rd» 
men  unb 
Sdjli&en, 
b.b.fcbmas 

len  Gin*  »'«-  ' 

fdjnitten 

im  SlöJ  parallel  ober  redjtroinllig  iur  5lö> 
ebene,  um  bei  leidjtercr  ©eroinnung  mög* 
liebft  oiel  Stüdfoblen  ju  erjielen.  Tiefe  befebroer« 
licb.e  Strbcit  burd;  3  d?  r  d  m  m  a  f  d)  i  n  e  n  ju  bei orgen, 

ift  bieber 
noeb  wenig 
iclungen. 
ie  Scblfi* 
gel*  unb 
eifenar« 

beit  ift  feit  Ginfübrung  ber  Spreng» 
arbeit  feine  eigentlidje  ©ewinnung*» 
arbeit  mehr,  ©egenwdrtig  ftellt  man 
mit  ibr  ebene  ©eftcineflddjen  für  »et« 
fdjicbene  3wfo!e  ber.  TaS  babei  oer« 
roenbete  ©ejdbe  finb  ber  Sdjldgel  unb  baS  Serg» 
eiien.  TaS  iöergeif  en  (3 ig.  5)  roirb  mit  ber  Spi&e 

,  auf  baS 

JL  .   ©eftein 

 gefegt  unb 

bad  Ich 

-7  _   tere  bureb 

*  -^>i  Sluffdjla, 

gen  mit 

Ria  4  bem^du« 

m  ftelftig.7 
unb  8)  abgefprengt.  —  Tie  herein» 
treibearbeit  roenbet  man  jur  ©eroin* 
nung  von  fefcon  teilroeije  gelöften  ©e* 
fteinemaffen  ober  »on  unterfcbrdmtet 
Hoble  an,  inbem  man  Heile  mit  fdbroeren 
J-dufteln  eintreibt.  Sud)  ber  S p i | b a m m er  (  Jig. 6) 
unb  bie  Srecbl'tange  roerben  babei  oerroenbet.  —  Tie 
Sprengarbeit  ober  Sobr»  unb  ©djiefiarbeit 


Digitized  by  Google 


BERGBAU.  I. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


©ergbau 


737 


ift  bte  widjtigfte  aller  öduerarbeiten.  Sie  ift  au* 
Ungarn  juerft  1632  am  J&arje  unb  burd)  einen  £>aner 
©ergmann  1644  in  Sacpfen  einflefü^rt.  Siefelbe  be* 
jt eb t  barin,  bar,  man  in  bie  ju  a ewinnenben  SDtaffen 
Leiter  bobrt,  bie  le&tern  jum  Zeil  mit 
Sprengmitteln,  f  obann  unter  Cffcnbaltung 
eine*  Sünblanal*  mit  ©efafc  füllt  unb 
ba*  Sprengmittel  jur  (Sntjünbung  bringt. 
Surd)  bie  Spanntraft  ber  babei  entmidel» 
ten  ©afe  wirb  ba*  ©eftein  abgefprengt. 
Sie  bauptfäcblidjften  ©e;äbe  fmb  ba* 
gduftel  ®ifl.  7,8),  ber  »obrer  (gtg.9, 
10),  ber  Krdfcer  föig.  11),  berStam* 
m-y  Pf«  (3'0-  12)  unb  bie  9t  du  im  ober 
Sdnefjnabel  (ftig.13).  Sic ©obrer wa* 
ren  anfänglich  Kolben-,  bann  Äronenbobrer,  gegen* 
wdriig  werben  nur  nod?  flJtciftclbobrer,  beim  ©ob* 
ren  in  Äoble  unb  Salj  aud)  Sdjlangcnbobrer  mit 
jwei  Spit* 
jen  ange* 

toenbet. 
Sie  meift 
ftdblernen 
Steimel* 
bobter 

föig.9, 10)  beftepen  au*  einer  Stange,  an 
beren  einem  ßnbe  eine  Scbnetbe  oon 
70  ©rab  unb  ber  SBreite  be*  ©obrlocbe* 
angeiebmiebet  ift ;  auf  ba*  anbere  Gnbe 
wirb  mit  bem  ^duftel  gef cfolagen  unb  bie  ©ob  rftange 
nad)  jebem  Silage  gebrebt.  ©eim  Sprengen  mit 
isulivr  fahrt  man  bte  au*  geleimtem  Rapier  be* 
ftebenbc  Patrone,  in  welche  bie  lupferne  Sdjiefenabel 
geftedt  ift,  in  ba*  mit  bem  Kräfeer 
gereinigte  ©oprlocb  ein,  bringt 
jundebft  ctrcaö 
plaftifdjen  £et» 
ten  auf  unb 
füllt  ben  übri* 
gen  ©obrlocb* 

räum  mit  quarjfreiem,  feingepod)« 
tem  Schiefer  ober  trodnem  2ebm, 
welchen  man  mit  bem  Stampfer, 
ber  eine  9hit  für  bie  Scbiefenabcl 
befifct,  uorftebtig  feftftampft;  f obann  wirb  bie 
iHdumnabel  perau*gejogcn  unb  in  bie  offene  3ünb* 
fpur  ein  mit  getrodnetem  $ult>erbrei  gefüllter 
Strob  \)alm  ober  ein  ^apierbütepen  ( S d) m eb e l )  ge* 

ftedt,  an  beren  oberm 
(fnbe  ein  Stüdcben 

Sdjwefelfaben 
(Sdjwef  elmänn* 
eben)  angebracht  ift. 
Serfelbe  tft  etwa  10 
cm  lang ,  f o  bafj  ber 
©ergmann  nach  bem 
Slnjünben  3eit  bat, 
ficb  in  Sicherheit  ju 
bringen,  ©eim 
Sprengen  mit 
fpreng  ölhaltigen 
Materialien  bebient 
man  ficb  ber  ©idf  orbfdjen  Sitberbeitejünbfcbnur,  bie 
mit  bem  einen  (fnbe  in  ein  3ünbbütcben  unb  mit 
biefem  in  eine  Sdjlagpatronc  gebracht  wirb.  Sie 
le&tere  legt  man  auf  bie  eigentliche  Sprengpatrone 
unb  befettt  ba*  ©obrlocb  wie  gewöhnlich.  2üenn 
mehrere  ©obrtöcr>cr  gleidhjeitig  wegjutbun  fmb,  be* 
wirtt  man  bie  3ünbung  am  heften  mit  bem  burd? 

u.  Hut  *.«.  n. 


8H9.  i.    »ig.  »• 


ßis.  10. 


9Reibung*mafcbinen  pon  Stbegg,  Mabler  &  Gfcben« 
bacber  unb©ornbarbt  erzeugten  elettrifdjen  Junten. 
(Sine  beröorragenbe  sJBid?tigfeit  haben  bie  ©e* 
ein*bobtmaf<binen (f.b.) erlangt.  Stuf Jafel: 
lergbau  I,  ^ig.2,  ift  eine  ftoftenbe  SJtafcbine  mit 
elettnfcbem  Slntneb  (oon  Siemen*  &£>al*te)  in  einer 
©rube  ju  Cbergruna  bei  Sreiberg,  in  ^ig.  3  eine 
foldje  mit  Srudluftbetrieb  im  9tammel*berg  bei 


Ii 


9 


©oelar  bargeftellt.  So  teine  ©leife  fmb, 
menbet  man  SBobrfpreijien  ober  bpbrau« 
lifebe  Sobrfdulen  al*  ©eftelle  an.  Sie 
entern  fpannt  man  babureb  uiuidjen  ben 
©cjteinätodnben  feft,  bat;  man  eine 
Sdjraubenfpinbel  au*  einem  gplinber 
berau*fcbraubt,  mdbrenb  bei  ben  ©obr> 
fäulen  eine  Jiolbenjtange  burdj  eine  b9s 
braulifdje  treffe  au*  einem  ebenfolcpcn 
(£plinber  berau*gebrängt  mirb.  —  Sa* 
^euerfeljen  wirb  noä>  bier  unb  ba  bei 
febr  feftem  ©eftein  angeroenbet.  Surd) 
bie  Sßirtung  ber  £rifce  fpringen  bie  @e*  u.  u.'u. 
ftein*fd?alen  ab  unb  merben  bann  jer* 
lleinert.  —  Sa*  SBaffer  roirlt  beim  Saljbergbau 
in  Sinlmcrten  auflöfenb,  bie  gefdttigte  Söiung  roiro 
bureb  ^umpmerte  s\i  Zaat  gefdSafft  unb  weiter  auf 
Speifefalj  perarbeitet.  §n  Kalifornien  fpült  man 
mit  itarfen  SBaiferftrablen  golbbaltigen  Sanb  in 
©erinnen  nad>  b«n  ©olbroäfdjereien  ()•  Seifen). 

Vbbaametboben.  N3kcbbem  man  eine  Cagerftdtte 
bureb  Stollen,  ■cetdette  unb  Querfcbldge  «au*: 
gerietet»,  b.  b-jugänglid)  gemaebt  unb  bureb  anbere 
©rubenbaue  Octrcden,  Sremöberge  u.  f.  ro.)  jum 
Stbbau  «oorgeridptet»,  b.  1\  in  Abteilungen  öon  an* 
gemeflener  ©rö^e  gebraebt  bat,  beginnt  ber  Abbau 
jclbft.  Serfelbe  beftebt  barin,  ba|  man  bie  in 
ben  Sagerftdtten  enthaltenen  nunbaren  Mineralien 
au*  ibrem  natürlidjen  3ufammenbanae  löft  unb 
ber  $örberung  übergiebt.  Sie  bureb  ben  Hb* 
bau  entftanbenen  öoplrdume  Werben  mit  tauben 


beim  nbbau  ©erge  mit  gewinnt,  }.  bei  wenig 
mäcbtigen,  flacb  liegenben  fiagerftdtten,  3)  wenn 
bie  Zageäoberfläcbe  gefront  werben  mu%.  Sie 
widjtigften  Slbbaumetpoben  mit  SBergeoerfatj  jinb 
Strofjenbau,  ^irftenbau,  Strebbau,  Qu  erbau ;  o  p  n  e 
©ergeoerfaft  eilerbau,  Kammerbau  u.  f.  w.  Ser 
Stroffenbau  ober  Soblenbau  (f.  Safel: 
SBergbau  n,  gig.  2)  unb  girftenbau  (^ig.  3) 
fmb  treppenartige  »bbaue,  bie  jwifeben  einer  untern 
unb  obem  Soblenftrede  getrieben  werben,  unb  jwar 
bat  man  beim  Stroffenbau  ba*  ©rj  unter  fid)  in 
ber  Stroffe  (Soble),  beim  ^irftenbau  über  tut  in 
ber  Surfte.  Sie  eimeinen  Stufen  beifeen  S  t  r  o  f  f  e  n  * 
ftöfee  ober  Stroffen  unbgirftenftöfie.  Grje  unb 
SDaffer  müffen  beim  Stroffenbau,  wenn  ber  tiefftc 
$unlt  niebt  ein  öauptfebaebt  ift,  mit  ÜJlenfcbenfraft 
aufwdrt*  gebracht  werben,  wäbtenb  beibe  beim 
Atrltenbau  nacb  unten  fallen  unb  auf  borijontaler 
©abn  bem  Scbadjte  jugefübrt  werben.  Sie  Grje 
ftürjt  man  in  «Mollen»  hinab ,  bie  im  ©ergeverfati 
mitgefübrt  werben.  3fa  ben  folgenben  3lbbilbungen 
auf  Zal  II  fmb  »erfebiebene  Slbbaumetboben  oer= 
anütaulier? t,  bie  lebiglicb  in  flögen  unb  Sagern  oor- 
(ommen.  (S*  fmb  bte*  ber  totrebbau,  ber  au^er 
ftreidjenb  (^ig.  6)  auep  fcpwebenb  (^ig-  4)  unb 
biagonal  (ftig.  5)  geführt  werben  lann  unb  in 
glöjen  Pon  geringerer  2ft<5d5tigfeit  unb  flacfcer  2a- 

47 


Digitized  by  Google 


738 


©ergbau 


gerung  bei  gutem  ipaugenbcn  angcwcnbet  wirb.  Tie 
Pfeile  bcbeuten  toic  SHidbtung  ber  ffictterftröme  unb 
»oar  — ►  ben  einjiebenben,  o— ►  ben  ausjiebcnben. 
i^n  tJifl.  4  ift  A  ber  einjiebcnbc,  B  ber  ausjicbenbe 
Schacht;  bie  frifcbcn  Settel  flcbcn  in  ben  Streden  a 
(j>auptftrom) ,  b  unb  c  Cftebcnftröme)  tor  unb  ge* 
langen  in  ber  Söctterftrede  nach  B.  Vci  mächtigen 
Slöjen  mit  geringem  (Einfallen  f  owie  bei  wenig  mäcb= 
tigen  Jlöjen  ton  Heilem  einfallen  unb  beliebigem 
yangenben  lommt  ber  V  f  e  i  l  e  r  b  a  u  in  Anwcnbung, 

welcher  mei= 
^■■■■■■HHBHZ     ften*  ftrei- 

cbenb  anae; 
wenbct  wirb 
(f.beiftcbcubc 
<vig.l4).  Von 
einer  ftrci= 
d>enb  getrics 
benenGrunb-- 
jtrcde  aus, 
uutcrbalb  be= 
ren  gewöhn: 

lieb  eine 
Summ'itredc 
jum  Anfam= 
mclnberGru: 
beniraner 

nacbgeführt  wirb,  werben  bis  ju  einer  oberu  Sob; 
lenftrede  gewöhnlich  Vremebcrge,  fcltcncr  Tiago= 
nalen  burd?gefübrt,  ton  bcneu  aus  ftrcidwibe  Ab 
bauftredcn  in  folcben  Abftänbcn  getrieben  werben, 
bafe  Pfeiler  ton  10  b'xi  12  m  Stdrfc  Heben  bleiben. 
Tiefe  Pfeiler  werben,  in  ben  äufoerften  l?den  ber 
Abbaufelbcr  beginnenb,  nacb  rüdwärtS  abgebaut. 
Tiebaburcb  entftcbenbenöoblräumeläfit  man  hinter 
ficb  ju  Vrucb  geben.  Du  erbau  ift  eine  fomobl  bei 
Gängen,  als  aueb  bei  ^jen  unb  i'agern  »orfom: 
menbe  Abbaumetbebc,  bei  bcr  ber  Abbau  in  borijorn 
talcn  Abfcbnittcn  quer  gegen  baS  Streichen  geführt 
wirb.  Tie  feg.  Sin  t  werte  (f.  nacbl'tcbenbe  3ig.  15) 


Wo-  K. 


Gig  »*• 

befteben  aus  lünftlicb  bergcitclltcn  Räumen  in  mit 
Sali  imprägnierten  Gebirgen,  bie  mit  ©aiicr  gefüllt 
unb  auf  biefc  Üöciie  ausgelaugt  werben.  Tiefelben 
grünben  ficb  mitbin  auf  bie  (Gewinnung  gefättigter 
Saljf ole  mittels  bobler  :Häume.  Tie  bierni  benötigte 
Saijcrmenge  wirb,  wenn  fic  im  Gebirge  nidjt  felbft 
auftritt,  bureb  flache  Scbdcbte,  «Hutten",  jugeleitet, 
unb  bie  gefättigte  Sole  läfit  man  entweber  burd? 
Ablafirobre  jum  Stollen  C  hinaus,  ober  man 
ieböpft  ober  pumpt  fte  beraub.  ÜJlan  untcrfcbcibct 
Ü'bcnwebrc  B  unb  Vuttenwebre  A,  ober  fpriebt  ton 
liegenben  unb  ftebenben  Behren,  bie  in  bcr  >>aupt= 
fade  nur  ben  biebten  Abfd'lufe  bcS  Sinlwcrls  mm 
,^wede  baben.  Tie  Salzgewinnung  bureb  Sinf: 
wcrle  ift  im  oberofterr.  Saljfammcrgute  ju  >>all- 


ftabt,  3fd>I  unb  Gbenfee,  im  fteiermärf.  Saljtam= 
mergute  bei  Suffee  unb  im  Saljburgifcben  ju  &al= 
lein  üblich.  AuSgebebnte  Sinfmerte  befinben  neb 
ferner  ju  ©ercbteSgaben  in  Söapern,  wofelbft  bie 
Saljfole  mittels  grofecr  ffiafierpcbungSmafcpinen 
in  einer  Sänge  pon  15  Stunben  über  jHcicbenball 
nacb  :Hofenbeim  jum  Verfieben  geleitet  wirb. 

Ter  Grubenausbau  bat  ben  ^ir-cd,  ein  3U: 
bruebegeben  von  Grubenbauen  unb  Sctjädjtcn  ju 
permeiben  unb  eine  Gcfäbrbung  ber  Arbeiter  ;u  be- 
feitigen.  ÖS  gefebiebt  biee  teilweife  babureb,  bat 
man  Jcile  ber  ^agerftätte  fteben  läfet  ober  bafe  man 
bie  aufgehauenen  iHäume  bureb  iöergeoerfaH  au-? 
füllt,  teile  aber  aueb  baMtrcb,  ba|  man  bie  betreff 
fenben  Grubenbaue  in  Zimmerung,  iiJauerung  ober 
(sifenausbau  feht  unb  |o  oerwabrt.  allen %&\le\\ 
ift  fowobl  bie  Grö^e  als  aueb  bie  Dichtung  unb 
bie  Verteilung  bef  Trudf  fowie  bie  Sefcbaffeiv 
beit  bes  Geftcinf  in  Verracbt  ju  jieben;  e*  fTagt 
ficb  hierbei,  ob  bcr  Trud  auf  bem  ©efteine  gut  ab 
julageni  ober  ber  3lusbau  berart  cinjuriebten  ift, 
baf-.  er  in  ficb  bie  ganje  Rraft  aufnimmt ,  ficb  felbft 
bal  Glcichgewicbt  bellt.  Tie  3immerung  trennt 
ficb  in  folebe,  bie  aui  bem  freien  SHaumc  tortgebt, 
j.  bie  ?lbtrcibe)immcrung,  bann  in  folebe,  bie 
nur  nir  Verwahrung  bient,  unb  enblicb  in  folebe,  bie 
jur  ftabrung,  Ivörberung  unb  SBaffcrbaltung  nötia 
ift;  fte  teilt  fid)  ferner  je  nacb  bem  ÜRaume  ein  in 
3trcden=,  ScbadMbau:  unb  3)(afcbinenraumjimme- 
ruug.  Tic  ctredenjimmerung  beftebt  in  bem 
Üegen  ton  Stempeln  (.ööljern,  bie  baju  bienen,  jmi^ 
{eben  bem  jSangcnbcn  unb  Üiegenben  einen  Trud 
recbtwiullig  gegen  feine  l'dnge  aufjunebmenj  unb  in 
bem  Sctten  pon  2)oljen  (Jööljcm,  welcbe  ali  Säule 
wirfen  unb  ben  Trud  in  ber  Dichtung  feiner  Öänge 
aufnehmen).  Ter  Stempel  wirb  im  fiiegenben  bc« 
Gcftcinfl-  in  ein  Cocb,  bas  Üübnlocb  genannt,  ein 
gefeit  unb  gegen  ba$  öangenbe,  ben  Slnfall,  mit 
einem  ivufipfable  angetrieben,  ftür  weite  Streden 
wenbet  man  wohl  auch  bie  Sparrenjimmenmg  an 
ober  ben  gewöhnlichen  ,yirftenpcr)ug  in  Verbinbung 
mit  Uuterjügen  unb  Voljen.  Seim  calvbcrgbau 
werben  fogar  ganje  Ääftcn  unb  Vfciler  ponöolj  in 
"3'orm  von  .>>ol;icbragen  aufgeführt.  Söenn  e£  gilt, 
jwei  Aldcbcn  einer  Strede,  alfo  bie  ^irfte  unb  eine 
bcr  Ulmen  ober  ©angen,  ju  »erwabren,  fo  wenbet 
man  ben  Ibürftod  an  (eine  Verbinbung  ton  jmci 
Ööljcrn,  f.  2af.  IV,  5vig.  l),  bei  welchem  ber  eigcnt= 
liebe  2büritod  unb  bie  Sappe  ju  unterfdjeiben  fmb. 
Tief  üt  bie  einfache  ihürftodjimmerung,  wäbrenb 
bie  boppelte  (Iaf.IVr,^ig.2— 4)  au*  jwei  ^bürftod 
l  clurn  unb  bcr  Kappe  beftebt.  Tie  Äappen  unb 
3  buritodboljer  werben  nacb  ÜBefinben  perfcbalt  unb 
wie  iebc  ,Simmcmng  mit  iöergen  binterfüttert.  3" 
ber  Strcdenjimmcrung,  bie  mit  bem  freien  9iaum 
fortgebt,  gehört  bie  Abtreibe:  ober  Getriebe 
Zimmerung  (f.  beiitehenbe  Jig.  16).  Tiefe  i]t 
eine  Vcrbinbung  wmffw 
lern,  bie  aus  lauter  einzel- 
nen, jufammenbdngcnben 
unb  unter  ficb  gleichen 
Abteilungen  beftebt;  eine 
fold>e  Abteilung  beifet  ein 
Getriebe  unb  bie  Arbeit 
ba$  Abfangen.  Tiefe  Art 
ton  Zimmerung  wirb  un* 
tcr  oft  febr  fdiwierigen 
Umftdnben  beim  Turcbfübren  ton  ju  Srudje  g^ 
gangenen  9auen,  roll  igen  l'taffcn  ober  fd)wimmcn= 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


BERGBAU.  IV. 


Ilr'irkliau»'  Konversntioni - Lexikon.    II.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


©ergbau 


739 


Gig.  17. 


Den  ©ebirgen  angewenbet  Sdd  SBerfabren  bei  &ev- 
ftellung  eined  ©etricbcd  ift  folgenbed:  Gd  wirb  ju* 
nädjft  ein  Stempel,  Mnfteder  genannt,  vor  bem 
Stoße,  wo  bad  abtreiben  beginnen  foll,  gelebt,  über 
benfclbcn  f obann  mit  etwad  snfteigen  gut  geturnte, 
vorn  jugefpifcte  Scbwartenpfäble  btd  etwa  1  m 
Sänge  vor  ben  93rud)  hineingetrieben,  f obann  ein 
jrociter  Stempel,  ber  £>elfer  genannt,  gelegt  unb 
bierauf  bie  ^fäble  auf  ibre  ganje  2änge  eingetrie* 
ben.  Mldbann  wirb  bie  Wänbung,  b.  i.  ein  idjwä: 
djered  $ol),  gelegt  unb  barunter  ber  Änfteder  jum 

3Weiten  ©etriebe  unb  fo 
fort.  Ja;  Abtreiben  mit 
ganzen  Strcdengetrieben 
ift  gan}  analog  bcmjyirften» 
getriebe,  unb  im  ganjen 
nid>td  weiter  ald  eine  Sbür* 
ftodjimmemng ,  wobei  je* 
ber  Reifer  foober  ald  ber 
»nfteder  ift.  3n  fdjwim« 
menbem  ©ebirge,  wo  bie 
Sohle  ebenfalls  fdjlecbt,  ift 
an  *  bad  Crt  ftetd  wieber 
ju  perwabren,  unb  jwar 
aus  bid?tfd)ließenben  $fo-- 
ften  unb  3umad)brettern, 
unb  bie  Jbürftöde  finb  bier 
auf  ©runb:  ober  Sohl: 
f (bmeUen aufjuftellen.  Sie 
S(bad)t}immerung  (f. 
beiftebenbe  tyig.  17),  bie 
entmeber  in  ber  SBermab: 
rung  fortlaufenber  <yUU 
eben,  in  bem  fog.  Stoßvenieben,  ober  in  ber  Söerwab: 
rung  aller  Pier  Sdjadjtftöpe  burdj  bie  3od>  ober  ©es 
uiertejimmerung  beftebt,  ift  gegen  bie  Stredenjim: 
merung  verf  ebieben.  Senn  wäbrenb  bei  (euerer  alled 
fürfidjauf  berSoble  ftebt,  iftbeiberScbadjtjimme» 
rung  aller  Srud  in  ber3immcrung  fei  bf t  aununeb* 
men ;  bief  elbe  muß  von  unten  unb  in  gemifjen  Mbidhcn 
auf  fog.Jrageftempeln  aufgelagert  werben.  3f*  ber 
Sd>ad>t  in  allen  vier  Stößen  311  verwahren,  fo  fann 
bie  dimmerung  ie  nad?  ber  35rüdjigleit  ober  fflüaV 
tigfeit  bed  ©efteind  in  ganjem  ober  halbem  Sd)rote 
befteben.  ÜRan  nennt  ben  Sdirot  ganj,  wenn  ©e* 
viert  an  ©eviert  fid;  reibt,  unb  halb,  wenn  bie  ©e - 
vierte  in  gewiffen  (Entfernungen  fid)  befinben,  unb 
man  fpridjt  pon  Soljenfcprot,  wenn  bie  ©evierte  in 
benScbadjtwinfeln  burd)  SBo^en  abgefteift  fmb.  SBei 
allen  biefen  3immerungen  tommen  »ur  Grböbung 
ber  ^eftigteit  bie  Sanbruten,  b.  b-  lange,  an  ben 
Sinteln  eingefefcte  unb  unter  fid)  verfteifte  ööljer, 
in  Slnmenbung.  Sa  man  femer,  namentlidj  beim 
jylöjbergbau,  burd)  febr  wa||erreid)ed,  infolgebeffen 
lebr  brudbafted  ©ebirge  Sdjädjte  nieberjuteufen 
bat,  fo  ift  ber  betreff enbe  Sdjadjtaudbau,  jur  33er: 
bütung  von  UnglüddfdUen  unb  bamit  ber  Sdjadjt 
r.utt  jufammengebrebt  wirb,  ganj  mafferbidjt  ber: 
aufteilen  unb  beißt  bann  $icotage.  Cbfdjon  ficfo 
Pied  in^oli  red?t  wobl  berftellen  läßt,  f 0  bat  man  bodj 
in  neuerer  3«it,  fo  im  SDtondfelbifcben,  in  Seftfalen, 
iyran!  rcid;  u.  f.  w.,  aueb  Gifen  in  änwenbung  gebraut, 
inbem  man  an  Stelle  ber  3od)gevierte  eiferne.  unter 
ficb  bid)tabfd>ließenbeflräme  eingebaut Ijat.  Sie©e-- 
lamtbeit  biefcrÄräme  jumSBebufe  bed  wafferbidjten 
SludbauedwirbaldGuvelage  ober  ftflvelierung 
bejeidmet.  —  Gine  jweite  iwuptunterftüfcungdart 
für  feben  beliebigen  ©rubenraum  ift  bie  Üflaue* 
tung  (f.  Saf.  IV,  ftig.  5-8),  eine  Untcrftü&ungd: 


weife,  bw  an  ftdj  3 war  fepr  einfad)  erfdjeint,  in  iprer 
?lnwcnbung  aber  troh  ber  bei  weitem  gröfiern 
Sauerbaftiglcit  beim  nod>  leineöwegg  febr  alt 
ift.  Grft  im  1 6. 3abrb.  trat  biefelbe  juerft  in  Sdjnec« 
berg,  bann  in  greiberg  in«  2eben,  aber  aud?  nur 
ganj  untergeorbnet,  weil  bad^olj  nod)  im  über: 
flufi  porbanben,  baper  febr  billig  war.  ©egen* 
wärtig  wirb  bagegen  bei  ber  großartigen  2luäbeb* 
nung  unb  Sielfeitigteit  tti  SB.  pon  ber  Mauerung 
in  ber  umfaffenbften  Söeifc  ©ebraud)  gemadjt,  ju* 
mal  man  in  ben  3)ad'  unb  3icgelfteinen  ein  billiget, 
leid>t  ju  verarbeitenbed  unb  ganj  befonberd  bei 
wafjerbidjter  SBerwabrung  vermenbbared  ÜÄaterial 
befitjt.  Sinb  beim  Sd?ad;tabteufen  bie  SBafferju: 
gdnge  fo  ftart,  baß  man  fie  ldurcr  ober  gar  niebt 
bewältigen  fann,  fo  wenbet  man  in  feftem  ©efteiu 
SBoprfdjäditc  an,  b.  h.  man  ftellt  ein  Jiefbobr« 
loa>  von  4,io  m  Seite  ber,  bringt  in  baäfelbe  eine 
wanerbidjte,  eiferne  (Suvelage  ein,  füllt  ben  :Haum 
jwiicben  biefer  unb  ben  Scbad^twänben  mit  üBeton 
aud,  ber  nad)  bem  Grbdrten  aud?  am  $uße  ber  (Euve: 
läge  bem  Saffer  baä  Einbringen  in  bad  innere  be$ 
caSacbteö  vermehrt,  ffbafft  ba«  abgesperrte  («tote») 
SBaffer  aud  bem  Sd?ad)te  herau<-  unb  fann  nunmehr 
im  trodnen  ©ebirge  unbebinbert  weiter  abteufen. 
;"\n  wafferrcid^em  Sd;wimmfanb  werben  Sd)dd)te  in 
ber  Seife  abgeteuft,  baß  man  einen  aui  ÜJiaue: 
rung  ober  Gifcn  bergefteUten  Ausbau  einftnlen  Idfet 
unb  benfelben  über  jage  auffegt,  inbem  man  ben 
Sdwimmfanb  nacb  SM  ber  Saggerarbeiten  mit 
Sadbobrern  pon  ber  Sohle  bed  Scpadhtcd  berauf: 
beförbert  (Sen(fd>d(pte).  Steuerbing«  verman: 
bclt  man  auch  nad?  bem  Verfahren  von  ^oetfeb 
jundebft  bad  Saffer  bed  Sd>wimmfanbed  in  6i3 
unb  teuft  in  bemfelben  ab,  ober  man  preßt  nad;  bem 
Verfahren  von  ^aafe  eine  aud  Döhren  beftebenbe, 
gcfcbloff  ene  Spunbmanb  nad»  2lrt  ber  ©etriebepfdble 
turnt  ben  Sd?wimmfanb  tiinburd)  unb  teuft  inner« 
balb  ber  Spunbwanb  ab. 

Sie  A-ürbcrmifl  ber  gewonnenen  Staffen  bid  )u 
Jage  bilbet  für  ben  Bergmann  eine  ber  midjtig: 
ften  Aufgaben,  benen  feit  ben  legten  ,\ihr;( hnten, 
feit  ber  Äoblcnbergbau  feine  beutige  voltdwirt: 
fcbaftlicbe  Sebeutung  erlangt  bat,  bie  größte  Stuf: 
mertfamteit  fettend  ber  ^adpleute  jugewenbet  »or: 
ben  ift.  3n  Befolgung  bed  allgemeinen  ©runb- 
fafeed,  nupt  mehr  klaffen  ,;u  Jage  audjuförbern, 
ald  unbebingt  notwenbig  ift,  wirb  fdjon  in  ber 
©rube,  in  ben  SBerfcauen  eine  Trennung  bed  $>aU 
tigen  vom  Unbaltigen  ober  Jauben  vorgenommen. 
Cftered  Umfüllen  f  omie  jebe  3wifdjenf  örberung  muß 
tbunlidbft  vermieben  werben,  ba  bied  nur  ©elb  unb 
3eit  erf  orbert,  bei  Äoblen  bie  Qualität  verfd)ledbtert 
unb  bei  reidjen  Grjen  eine  SBerjettelung  berfelben 
»ur^olge  bat.  33lan  untertreibet  bie  ©ruben: 
f  örberung,  b.  i.  ber  Jrandport  ber  SRaffen 
aud  ben  Abbauen  unb  auf  ben  Sierbinbungdftreden 
nach  bem  Sd;a(bte,  unb  bie  Scbad»tf  örberung, 
b.  t.  ber  Jrandport  bureb  ben  Scbacbt  bid  ju  ber 
über  Sage  gelegenen,  fidngebanf  genannten  Sdjad)t: 
Öffnung.  Sie  ©rubenf  örberung  erfolgt  in  per: 
fdjiebener  Seife,  je  nadjbem  bie  abbaue  füp  nabe 
ober  entfernt,  in  ben;  du  taler  ober  geneigter  SJage 
befinben,  ferner  ie  nadjbem  bie  Jyörbcrftreden  bod) 
ober  niebrig,  weit  ober  eng  fmb.  3Jtan  bebient  fnp 
Öierbeibed  jroged,  ber  Harren,  flörbe,  Äübel,  Jon* 
nen,  ber  ungar.  fmnte  (von  hyntow,  ber  Sagen) 
unb  größerer  vierräberiger  Sagen,  bie  auf  Sdjienen 
laufen,  wo  ed  ft(p  um  Fortbewegung  großer  SDtafien 

47* 


Digitized  by  Google 


©ergbau 


740 

auf  pr öftere  Entfernungen  banbelt,  auch  oft  »u 
gröfeern  3ügen  oerbunben  oon  Werben  ober  aud? 
Dia jdjinen  fortbewegt  »erben.  Tie*  finb  enttoeber 
Üofomotioen  unb  bann  meift  eleltrifcbe  Cofomotioen 
(f.  Jaf-  IV,  gia.  13),  ober  ftationäre  OJiotoren,  meld?e 
bie  ffiagemüge  mittel*  Ketten  ober  2)rabtfeilen  fort* 
bewegen.  Tiefe  ftationdren  Motoren  ftnb  entweber 
über  Jage,  unb  bann  meift  S)ampfmaf dnnen,  ober 
uuter  Sage,  unb  bann  gewöhnlich  pQbraulifa^e  Ü)to- 
toren,  T>rudluftmotoren  ober  eieftromotoren.  2>a* 
3uf  örbern  au*  ben  Abbauen  erfolßt  femer  entweber 
burd?  !8rem*berge,  ba*  finb  fdjiefe  Gbenen,  auf  benen 
bie  gefüllten  ijörbermagen  bergab  rollen  unb  bie 
leeren  bergan  geben,  ober  burdb  Wollen,  9iolIfd?dd)tc, 
wie  beim  ßrjbergbau,  bie  mit  bem  aJorwdrt*fd?reh 
ten  b e*  v'luöbiebc-:-  gleicbjeitig  nad?gejogen  unb  oon 
sfiergrodnben  auf  gemauert  werben.  2>teSBrem*berge, 
faft  nur  beim  Slöjbergbau  angeroanbt,  finb  oft  febr 
ftarf  geneigt,  treten  wobl  aud?  faiger  (fenfreebt)  al* 
sBrem*fd?äd?te  auf;  ba*  Minimum  ber  Steigung  ift 
abbdngig  oon  ber  &öbe,  oon  ber  Steibung  ber  33rem*: 
mafdüne,  oon  ber  Örofee  berl'aft  unb  ber  Sbefd?affen» 
beitber  a  ö  r  t  er  b  ab  n .  Tie  Ginrid?tungen j  ur  3  d?  a  d?  t  ■■ 
fdrberung  ftnb  oerf  (bieben  für  f  aigere  unb  f  ür  flad?  e 
Scbdcbte,  ferner  bebingt  burd?  bie  ©röfee  be*  görber: 
quantum*,  bie  görberteufe  unb  bie  erforberlidje 
Öefcbwinbigteit.  3)ie  einfadjfte  unb  jugleid?  dltefte 
Sdjadbtförbcrung,  bie  jefetnurnod?  ganj  untergeorb- 
net  bei  ber  3»mtcpenf6rberung  oorlommt,  ift  bie  mit' 
teld  be*  gemeinen  SBcrgbafpel*.  An  fie  reibt  fid?  bie 
görberung  mittel«  ©öpel*.  SDtan  unterfdjeibet  je 
nacb  ber  aufgewenbeten  Kraft:  W«begöpel,  Söaffer-- 
rab»  ober  Kebrrabgöpel,  Turbinengftpel  unb  T)ampf» 
aöpel.  <S*  lommen  Sterbet  al*  görbergefdfee  bie 
Tonnen  ober  unter  Anwenbung  befonberer  Sörber* 
icbalen  bie  görberwagen  birelt  jur  Auäförberung. 
SlUeit  ©öpeln  ift  gememfam,  ba|  bie  beiben  Äörber= 
abteilungen  im  3* achte ,  wooon  bie  eine  für  ba* 
aufgebenbe,  bie  anbere  für  ba*  niebergebenbe  ftör* 
bergefdft  beftimmt  ift,  mit  beftimmten  SÜeitung*Dors 
riebtungen  oerf  eben  fein  müffen,  bie  je  nad?  bem 
Ouerfdjnitte  be*  S<bad?teS,  je  na<b  ber  Art  ber 
Wörberung  felbft  foroie  je  nad?  ber  ßinridjtung  ber 
Aörbergefäfie,  bejiebentlid?  ber  ftörbergefteUe,  febr 
oerfdjicbene  ftnb.  S)er  Ort,  wo  ba*  füllen  ber  Jon» 
nen  u.  f.  m.  erfolgt,  beifit  ba*  ftüllort,  bie  Arbeit 
be*  füllen*  ba*  Änfd? lagen  unbba*  Entleeren 
ber  Jörbergefdfie  an  ber  &dngebant  ba*  Stürjen. 
Tie  löerbinbung  ber  Sörbergefdfec  mit  ber  Ü)cafd?ine 
erfolgt  burd)  Seile,  weldje  entweber  au*  <öanf,  Aloe, 
(Sifen»  ober  öufeftablbrabt  befteben  tonnen.  Um 
bem  öinabftürjen  eine«  ftörbergefdfic*  bei  einem 
etwaigen  Seilbrud?e  oorjubeugen,  bat  man,  oorjug*' 
weife  in  faigern  ober  ftarf  geneigten  Scbdcbtcn,  in 
ikrbinbung  mit  bem  tförbergeftelle  ober  ber  treibe» 
tonne  gangoorriebtungen  angebraebt,  beren  ei  febr 
verjebiebenartige  giebt,  bie  fid?  aber  fdmtlicb  mebr 
ober  weniger  auf  ba«  SSorbanbcnfein  »on  \)b\iev 
nen  iJeitbdumen  (ober  JKuten)  ober  eifemen  Seit» 
fdjienen  }u  jeber  Seite  bed  görbertrumS,  b.  i. 

g"örberfcbad)tabteilung,  grünben.  3m  allgemeinen 
ifien  fi(b  biefelbcn  nacb  brei  SHidjtungen  bin  eins 
teilen.  Gntroeber  finb  an  bem  Qkftclle  oorfbringenbe 
Siegel  ober  debel  angebraebt,  bie  im  Salle  beS 
Seilbrudid  an  ber  Gdjacbtjimmerung  .tialt  finben 
tollen,  ober  e«  wirb  ber  ^eitbaum  burd)  ben  gang» 
apparat  oon  innen  nadj  bem  Stofe  ju  gebrüdt,  ober 
e*  werben  bie  ficitbdume  oon  jwci  Seiten  ber  gu< 
gleid)  gepadt,  fei  e8  burd?  geiab.nte  Ercenter,  ober 


bureb  fllaucn  an  öebcln,  ober  burd?  oorgeitoftene 
teebneiben  unb  Keile,  bie  im  ORoment  beö  Seih 
bnutd  bureb  jyebern  berau^gejcbnellt  werben,  (ügl. 
bie  $angoorrid?tungcn  unter  Stufjug.)  211*  Dlo  = 
toren  für  bie  ("\örbcrung  bebient  man  fid)  in 
Sdidcbten  uon  geringer  Jiefe  ber  jöafpel.  ißei 
gröftern  Tiefen  würben  früher  febr  bdufig  ''liferbc» 
g  b  p  e  l  (f.  2af .  II,  Aig.  7)  angewenbet  (f.  Öörel),  beren 
ltebenbc®cllc  burd)  einen  langen,  borijontalen  hal- 
fen gebretit  wirb,  an  bem  bie  Werbe  mit  einer 
Teicbfel angeipannt  fmb.  Sobann  baben  bie  Saf - 
fergöpcl  eine  berporragenbe  *-öebeutung  für  Diele 
"•bergbaubeiirte.  Tie babei angewenbetcn iPlaubinen 
ftnb  Hehrräber,  b.  b.  ©aiierrdber,  bie  aue  jwci 
einfachen  iMdbcrn  mit  entgegengefetit  gerichteter 
■Sdjaufelung  befteben  unb  fid?  beehalb  abwccbfelnb 
nach  ber  einen  ober  anbern  Dichtung  breheu  lennen ; 
ferner  Turbinen  unb  2Baf ferfdulenmaf d?is 
nen.  Tic  heften  Jörbcrmafchinen  ftnb  bie  Tamof  ■■ 
göpcl.  iUan  fann  fte  überall  aufftellen,  ift  nicht 
oon  wecbiclnben  ©afferjuflüffen  abbdnflig  unb  fann 
mit  ihnen  bie  Oiefchwinbigfeit  bequem  reciulicren.  — 
BgL  Äraun,  Tic  eeilforberung  auf  föbltgcr  unb 
geneigter  Schiencnhabn  (greiberg  1898);  Stein,  Tie 
oerfebiebenen  Dietboben  ber  mechan.  Srrcdenförbc 
rungen  (2.  sJXuf[.,  ©elfenltreben  1898). 

gabruiig.  viiknu  ber  Bergmann  ficb  in  bie  ©ruhe 
hegiebt,  fo  «fahrt  er  an»,  oeddfet  er  bie  0rube,  fo 
«fdbrt  er  auö».  5)ie3  fahren  gcfdjiebt  bei  einer 
Steigung  unter  50 "  am  bequemften  auf  Treppen, 
abwärts  auch  auf  iHutfdjcn,  wie  j.  iö.  in  Verebte*: 
gaben.  T)er  gabrenbe  fcht  fid)  mit  bem  um  bie 
i'enben  gefcbnalltcn  unb  hinten  hi*  ju  ben  £$aben 
rcichenben  ^erglebcr  auf  bie  ^iutfchbabn  unb  ldfet 
ftcb  hinabgleiten,  wobei  er  jur  Aitbrung  bureb  eine 
mit  einem  yanbfehub  oerfebene  >>anb  ein  lofe  gc= 
fpannte*  Seil  laufen  Idftf.  3n  allen  faigern  Scbdch» 
ten,  felbft  ba ,  wo  für  gewöhnlich  eine  anbere  ^abr; 
metbobe  angeroenbet  wirb,  fmb  gabrten  (Settern) 
im  Gebrauch,  öierbei  fmb  bie  Scbdcbte  in  mehrere 
Abteilungen  bureb  bie  Siubebübnen,  wo  ber  Aab^ 
renbe  ficb  aueruben  fann,  eingeteilt.  Sluf  biefen 
kühnen  fteben  bie  gabrten  in  etwa*  geneigter  Steh 
lung.  Ta  ba*  sJln-  unb  Ausfahren  auf  ben  fahrten 
febr  uicl  3eit  unb  Kraft  in  Anfprud?  nimmt,  fo  bafe 
bic  .'öduer  fdion  bureb  bie  Aabrt  allein  crmübet  oor 
Crt  unb  bureb  ba*  Auefahren  faft  erfchöpft  ju  Tage 
gelangen,  baber  aud?  halb  furjatmig  ("bergfertig») 
werben,  io  hat  man  feine  Zuflucht  ju  mafd?inellen 
sll{annfd)aft*tran*porten  genommen  unb  treibt  bic 
Bergleute  entmeber  mit  bem  Ööpcl  am  Seile  unter 
Anmenbung  von  befonbern  Sirberbcit*oorfebrungen 
au*  unb  ein,  ober  haut,  wo  c*  bie  Timenftonen  ber 
Scbdcbte  erlauben  unb  Wo  man  ©ert  barauf  legen 
muft,  baft  ber  Aabrenbc  ;u  jeber  beliebigen  ^eit  unb 
an  jeber  beliebigen  Stelle  im  Schachte  bic  Wahrung 
beginnen  ober  unterbrechen,  au*=  ober  einfahren 
fann,  fog.  Wahr  fünfte  ein.  vDcan  unterfebeibet,  ie 
nadibcm  man  ein  ober  jwci  Aabrgcftdna.e  baju  be= 
mint,  ein»  unb  boppeltrümige  Aabrtünite. 
2>ic  Einrichtung  ber  erftern  beftebt  barin,  bafe  an 
einem  auf  unb  nieber  gebenben  öeftdnge  in  Untier; 
nungen.  bie  ber  Wröfte  bee  .'öubc*  entfpreeben,  Tritte 
ntn  Auftreten  unb  vunbgriffc  jum  Anhalten  ange^ 
brad  t  ftnb,  tutb  an  ben  Stellen  be*  Schachte*,  an 
betten  btefc  am  ©eftänae  fthenben  Tritte  ihre  rüd- 
gdngtgen  Bewegungen  beginnen,  alfo  einen  Augen- 
blid  ftillftchcn,  fefte  Sübnen  jum  Abtreten  fid?  be= 
finben.  Steht  nun  ber  Anfabrenbe  auf  einer  ber 


Digitized  by  Google 


©ergbau 


741 


Sübnen,  fo  erwartet  er  ben  «Moment,  wenn  ber 
ndcbfte  Tritt  be*  ©eftänge*  in  gleicbe  £>Öbe  mit  tbm 
tommt,  ergreift  benöanbgriff  unb  tritt  über,  Gr 
gebt  bann  mit  bem  ©eftfinge  um  eine  £>ublfinge 
in  et  er  unb  tritt  auf  bie  nfid)fte  fefte  Vfibne  ab,  bte 
Antunft  eine«  neuen  Tritte*  bei  bem  nfidjften  £ube 
«rroartenb.  Surd)  abroedjfelnbe*  Auftreten  unb  Ab» 
treten  gelangt  er  fo  nad)  unb  na  4  in  bie  Tiefe. 
Veim  Au*fapren  ift  ba*  Umgelebrte  ju  beobad)ten, 
inbem  man  immer  auf  ben  r>on  oben  fommenben 
Tritt  fteigt  unb  ftd)  »um  abtreten  auf  bie  näcbfte 
ÜJübne  beben  Id&t.  Siefe  Art  ber  ftabrtünfte  ge« 
ftattet  nur  eine  jebe*malige  työrberung  um  eine  imb» 
Idnge.  Sie  am  meiften  angeroenbeten  ftnb  bie  jroei» 
trümigen  «fabrfünfte,  bei  benen  bie  iebc*malige  Sör» 
berung  auf  bie  boppelte  J&ubböbe  erfolgt.  Sie  unter: 
treiben  ftd)  babura)  r>on  ben  oorigen,  bafe  bie  feften 
ibübnen  fortfallen  unb  gleid)fall*  burd)  dritte  er» 
fefit  roerben,  bie  an  einem  »weiten  ©eftdnge  in  ganj 
gleitber  2öeife  angebracht  finb.  ÜJtan  pat  %abx- 
tünftc  mit  fo  großen  dritten  eingerichtet,  bafj  gleid)» 
jeitig  mebrere  Vergleute  auf  ibnen  Vtafc  baben,  unb 
bat  ferneren  Ginricbtungen  babin  getroffen,  bafr 
biefelben,  obne  bafc  ftd)  bie  Vegegnenben  einanber 
binbern,  gleicbjeitig  »um  Gin»  unb  Ausfahren  ge* 
brautbt  »erben  lönnen.  3ur  Vemegung  ber  $abr» 
fünfte  lönnen  ebenfo  gut  SBafferrdber  al*  Sampf» 
mafebinen  in  Anwenbung  tommen,  unb  man  bat 
bier  bie  Umfefcung  ber  rotierenben  «Bewegung  be* 
Äurbeljapfen*  in  bie  gerablinige  ©ermittelt  burd) 
swei  flunft»  ober  ©egenrreuje,  bie  unter  ftd)  Per« 
bunben  ftnb  unb  ein  gegenfeitige*  Ausbalancieren 
ber  ©eftänge  bewirten.  JBci  biretter  (rbvrtragung 
ber  Vewegung  oon  bem  SHotor  auf  ba*  gabrlunft» 
geftdnge  roerben  nur  Sampfmaicbincu  in  Anwen» 
bung  gebracht,  roobei  für  boppelte  gabrtünfte  in*» 
befonbere  babin  Vorforge  ju  treffen  ift,  bafi  bie 
©eftänge  ihre  Wed)fel*wetfe  Bewegung  ©ollitänbig 
übereinftimmenb  »urfieflegen,  tra?  bei  ber  Äurbel» 
»apfenbemegung  von  felbft  gefebiefct.  ^ig.  12  auf 
Taf.  IV  »eranfdjaulicbt  eine  ganje  boppeltrflmige 
ftaprtunft  nebft  ben  ©egenfreujen;  bie  Tritte  ftnb 
bier  gegen  ba*  fterabgletten  be*  ftufte*  burd)  ©itter 
geftbü&t.  Sie  im  ÄÖnigin  =  ÜJkrien»  Schachte  bei 
(SlauStbal  befmbltcbeftabrtunft  ift  nacb  einer  Statur« 
aufnähme  in  m$.  1,  Taf.  I,  abgebilbet. 

2 ort,  wo  bte  obengenannten  3iüdftd)ten  nid)t  ju 
nebmen  ftnb,  wie  in  ber  Siegel  beim  Kohlenbergbau, 
bat  man  Seilfabrung  in©ebraucb,  bei  ber  bie 
SRannfdjaften  mittel*  ber  Sörbermafdjine  auf  ber 
ijörberfcbale  bei  einer  juläffigen  ©efdjwinbiglcitoon 
toöcbften*  6  m  in  ber  Selunbe  fowobl  ein»  al3  au*' 
iteförbert  werben.  SieGinridjtungenberSeilfabrung 
<f.  Taf.  III,  tjig.  1)  ftnb  namentlich  bei  in  großer  Sör» 
berung  ftebenben  ©ruben  auf*  gro&artigfte  berge» 
ftellt.  SBor  allem  ift  babei  für  bie  Sicberbeit  ber  am 
Seil  fabrenben  3Rannfd)aften  in  umfaffenber  iSeife 
<\eforgt,  in*befonbeTe  pat  man  an  ben  §örberfd)alen 
bie  perfebiebenartigften  jjangDorricbtungen  (f.  Stuf» 
^ug)  für  ben  eine*  Seilbrud)*,  forote  über  bem 
oörbergeftclle  jum  bef onbern  6<iu^e  ber  ftabrenben 
befonbere  3}ledjbdd>er  angebradjt. 

Sßetterfübrnng.  2)er  Sergmann  nennt  bie  in 
ben  Söergroerten  beftnblidje  fiuft  ©rubenreetter 
ober  SSetter,  unb  ba  e*  »um unterirbifdjen  Jluf ent- 
halt erforberlid)  ift,  ba§  bie  SEBetter  möglidjft  gut 
unb  atembar  bleiben,  fo  ift  eine  fortgefefete  6rneue» 
tung  berfelben  geboten.  5)ie  fcbdblidjen  93eftanb= 
teile  ber  Detter  ftnb  im  »efentlidjen  Äoblenfdure, 


leiebte*  unb  fd)tr>ere*  Aoblentoafferftoffga*,  ftoblen« 
orpbga*.  €dbmefel»afferfto^ga*  unb  tn  einzelnen 
©ruben  arfenitalifebe  2)dmpfe.  aut  ben  Atmung*» 
v rojefc  ift  eine  5  s^roj.  Koblenfdure  entbaltenbe  £uft 
bereit*  pöcbft  gefdbrltcb.  Sa*  ©rubenga*  (f.  b.) 
bilbet  im  ©emenge  mit  atmofpbdrii'cber  öuft  bie 
Sdjlapenben  SBetter  (f.  b.).  2)a*  ©rubenga*  tritt 
baupt)dcblicbbduftgin6tein(oblengrubenauf,lommt 
aber  aud)  nid)t  feiten  in  Steinfaljgruben,  in  bitumi» 
nftfen  Sd)iefem  unb  tobligen  ©efteinen  oor.  Gine 
6igentümlicbteit  be*felben  ift  feine  geringe  2)id)ttg» 
feit,  cermftge  beren  ba*  ©a*  nad)  oben  ftrebt,  obere 
SBaue,  roeld>e  leinen  3lu*gang  baben,  au*füllt,  unb 
fid)  in  Stueböblungen  ber  girfte  anfammclt.  31  a « 
türlicberSBetteriugmirb  burd)  ben  Temperatur» 
unterfepieb  über  Tage  unb  in  ber  ©rube  btruorge» 
bradjt  unb  nimmt  )u  mit  beffen  ©rbfee.  2)er  t ü nft » 
liebe  Bette nug  bagegen  ift  überall  ba,  mo  bie 
Dberfldd)enüerpdltni|fe  ober  gleicbe  Temperaturen 
ben  natürlid)en  binbern,  unentbebrlid)  unb  lommt 
am  pbd)ften  entrotdelt  beim  Jtoblenbergbau  vor. 
(%l.  bie  3Betterfübrung  beim  Strebbau,  6. 737  b.) 

3)ie  tünftlicpe  Ventilation  ^ an jer  ©ruben» 
gebäube  beruht  (ebigltd)  in  ber  SBermebrung  be* 

2)  td)tig(eit*unteTfcbiebe*  ber  im  äBetterroecbl'el 
ftebenben  Sdulen.  Sie  roirb  entroeber  burd)  Ser» 
mebrung  ber  Temperaturunterfd)iebe,  burd)  ein  Gr» 
rodrmen  be*  au*}iebenben  ober  burd)  2lblüblen  be* 
entfalle nt en  SBetterftrom*,  ober  birelt  burd)  Ser» 
mebrung  be*  2)id)tigteit*unterfd)iebe*  auf  meeban. 
ffieae  crjielt.  öierbei  roirb  entroeber  burd)  faugenbe 
3Jtafd)inen  ber  au*jiebenbe  fiuftftrom  cerbünnt, 
ober  burd)  blafenbe  SJlafcbinen  ber  einfallenbe  r>er» 
bidjtet.  3"r  Grrodrmung  ber  Söetter  unter  Tage 
bebient  man  ftd)  ber  SBetteröfen  unb  benufrt  ben 
Sd)ad)t  sugleid)  al*  Scbomjtetn.  Von  größerer 

3)  ebeifrung  unb  roeitefter  Slnroenbung  ftnb  bte  9Bet* 
termafd)inen,  bie  entroeber  blafenb  ober  fau» 
genb  roirten.  $brer  Äonftrultion  nad)  laffen  ftd) 
lolcbe  mit  intermtttierenber  Seroegung  unterfebeiben, 
roobin  bie  Kolbenmafcbinen,  ©lodenmafdjincn  unb 
berftarierSBetterfati  gehören,  unb  fold)e  mit  rotieren» 
ber  Scroegung,  roobin  bie  üBenttlatoren,  roie  6d)rau> 
ben»  unb  Gentrifugaloentilatoren,  ferner  bie  Setter» 
rdber  von  ^abrp ,  9toot  unb  Semille  gebören.  Sie 
jtolbenmafcbtnen  ftnb  ben  einfad)  »irtenben 
Haften»  ober  Gplinbergebldfen  nad)gebilbet;  beim 
Aufgange  ber  Wölben  ftnbct  ein  Anfaugen  unb  beim 
9liebergange  berfelben  Äompreffton  ber  2uft  ftatt. 
Son  ibnen  unterfebeiben  ftd)  bie  vi  e  n  t  i  l  a  t  o r  e  n  al* 
2Bettermafd)inen  baburd),  baß  bei  biefen  mit  wenig 
^Jreffung  grofee  Suftmengen  tn  Seroegung  ju  feijcn 
ftnb,  roäbrenb  bei  jenen  ba*  Umgelebrte  ftattfinbet. 
Sie  Ventilatoren,  bie  in  oerfd)tebenen  Konftrultio» 
nen  )ur  Auefübrung  fommen,  ftnb  ebenfo  für  ein» 
»eine  ©rubenrdume,  al*  aud)  für  ganie  ©rübenge« 
bdube  geeignet.  3m  letttern  galle  ftnb  e*  unter  anberm 
bie  Ventilatoren  oon  ©uibal,  9iittinger,  Setoret  unb 
Veljer,  mit  benen  man  iebe*  Suftquantum  anju« 
f  äugen  im  ftanbeift.  G*  giebt  Ventilatoren  mit^lflget« 
rdbem  bi*  ju  12  m  Ü5urd)mencr  unb  2—3  m  Söette. 
(Vgl.  ben  elettrifdjen  Ventilator  auf  Taf.  IV,  gig.  ll, 
foroie  bie  gro^e  burd)  Seiltran*miffton  .u  treibenbe 
Söettcrmaf  d)ine  auf  Tafel :  Ventilation  I,  ftig.  5.) 

3ur  Regulierung  unb  Abfperrung  be*  aöetter« 
jug*  in  ben  ©rubenrdumen  roerben  "©ettertbüren 
eingebangen,  bie  entroeber  oon  felbft  roieber  jufallen, 
ober  in  Streden  mit  lebhafter  Sbrberung  rjon  jugenb« 
lid)en  Arbeitern  geöffnet  unb  ejefefaloffen  roerben, 


Digitized  by  Google 


742 


2r<mer  »ttb  jum  Umlauf  ber  SBetter  bie  SBaffer* 
faige,  bie  baju  luftbiefct  abjufcbliefeen  ift,  al«  2Better= 
fübrungefanal  benufct,  ober  e«  »erben,  »o  eine  folcbe 
nid?t  oorbanben  ift,  an  ber  §irfte  ber  Strede  b Bljerne 
Sutten  ober  3'nfoled)robre  bingef ubrt. 

3ur  Ve»etterung  einjelner  ©rubenbaue  benufct 
man  Heine  Ventilatoren  ober  SBetter  trommeln, 
bie  entweber  mit  ber  £anb  ober  beffer  oon  einem 
Wotor(Saffemotor,Srudluftmotor,@leltromotor) 
bewegt  »erben;  ferner SBaffertrommeln,  beibenen 
burd)  einen  iBafferftrabl,  ber  in  einer  mit  Öffnungen 
oerf  ebenen  iHobre  binabftürjt,  ßuft  mitgeriffen  »irb. 
Sa«  SBaffer  fdüt  unten  auf  einen  in  einem  Haften 
ftepenben  Älofc  unb  fliejjt  ab,  »dprenb  bie  frei^Ci 


te  £uft  burd)  ein  :Hohr  abgeführt  »irb. 
f onber«  »icfcttig  ift  bie  Ve»ettcrung  ber  3lbbauftreden 
in  Seblagwettergrubcn,  bie  fo  eingerichtet  fein 
mufe,  baft  ein  SBetterftrom,  ber  in  einer  fetrede  fdjon 
©rubengafc  aufgenommen  bat,  birett  in  bie  Detter 
ftrede  aefüprt  »irb.  Wan  bewirft  biefe  S  onber* 
pentilation  ennueber  burd?  j»edmdfeige  Ütetlung 
be«öaupt»etterftrom«  ober  burd)  Srudluft,  bie  man 
entmeber  birelt  bi«  oor  bie  emjelnrn  Stredenörter 
fuhrt  ober  oorber  in  Jtü»rtinflfd?e  pnjettoren  ober 
einfadj  in  ge»öbnlid)e  SBetterlutten  blafen  Id&t,  »o= 
burd)  bie  cor  Ort  gebrad)te  Sikttermenge  erheblich 
vermehrt  wirb,  Sud)  geprefetc  SBafferftrab. len  bat 
man  ;u  bemfelben  3»«*«  mit  Vorteil  ange»enbet. 

4k  itudjnt  uq .  Tic ©rubenrdume »erben auf  ö u  11  - 
ßrtern,  in  Wafcbinenrdumen  u.  f. ».  mit  Petroleum* 
lampen,  (Mao flammen  unb  eleftrifcben  Campen  be- 
leucbtet.  3»  übrigen  f ubrt  ieber  Bergmann  feine 
Sampe  mit  fid).  9tm  »icbtigften  ftnb  bie  in  Seblag= 
»ettergruben  gebrausten  siÖetterlampen,  »eniger 
pafienb  ge»öbnlid)  3  id:  er  bei  t  8  La  mpen  genannt. 
Sie  erfte  berfelben  »urbe  pon  bem  ©ngldnber  Saop 
tonftruiert  unb  beftebt  a  u  o  einem  runben  £  Igef  dfe,  auf 
ba«  ein  fegel*  ober  eplinberförmige«  Srabtgeflcd?t 
gefe&t  ift.  Snnerbalb  biefe«  Srabtgefledjte«  tönnen 

bie  Sd)lag»etter  Derbren* 
nen,  obne  bafe  ftd)  bie  Qnt- 
jünbung  fofort  auf  bie  ba« 
Sieh  umgebenben  Seblag-- 
»ettcr  f  ortpflanjL  Sa«  feine 
Wetallge»ebe  üerteilt  ndm- 
lid)  bie  >> i he  ber  flamme  f o  | 
rafeb,  ba&  e«  erft  nad)  tun 
ger  3ett  glflbenb  »irb,  bann 
aber  aueb  leine  Sicberbeit 
oor  ßrplofionen  mebr  bietet. 
Sie  jeut  gebrduebliebenSöet* 
terlampen  (ftig.  18)  baben 
ber  belfern  i'eucfcttraft  »e> 
aen  über  bem  ßlgefdfe  einen 
©la«colinber,  auf  ben  ba« 
Srabtgeroebe  gefe&t  ift.  Sie 
SBolffd  e  fiampe  »irb 
mit  Vengin  gefpeift  unb  bat 
eine  gröfsere  i'euebtfraft.  3tm 
beften  be»dbrt  fid)  jur  Ve- 
leucbtung  von  ©rubenrdu= 
men  hao  eletrrifcbe  @(üb: 
liebt.  G«  bietet  ben  benlbar 
beften  -dum  gegen  (yrplofion  üon  6d)lag»ettern, 
ba  ber  gläbenbe  Äoblenfaben  luitbidjt  in  ber  Virne 
ein  gefebl  offen  ift.  Uni  bemfelben  ©runbe  »erjebren 
aueb  bie  ©lüblampen  feinen  Sauerftoff  unb  ent= 
roideln  feine  fdjdblicpen  ©afe.  Sie  elettrifdpen  <Slüb= 
lampen  brennen  aud)  bort  »eiter,  »o  fid?  unatem^ 


Giß.  18. 


bare  ®afe  angefammelt  paben,  »a*  für  bie  Sluffin« 
bung  unb  Stcttung  ber  burd)  folebe  ©afe  betäubten 
Skrgleute  oon  großer  Vebeutung  ift.  Slufeerbetn 
fallt  bai  9n}ünben,  9tad?fteUen  unb  Vutten  ber 
Rampen  burd)  ben  einjelnen  Wann  »eg.  Vei  ben 
bauembenfiidjtleitungen  fmt>  bie  Vleifidjerungen  jur 
Vermeibung  oon  geuerögefabr  in  luftbidjte  Käften 
eingefcbloffen.  3Bo  ber  &tanbort  ber  Sidbtquelle  oft 
»ecbfelt,  »ie  in  Slbbaurdumen,  bat  man  tragbare 
Sampen  fonftruiert,  bie  mit  einem  überallbin  breb^ 
baren  Stefleltor  audgerüftet  finb  unb  nad>  Vebarf 
an  einer  langen  Stange  befefttgt  »erben  tönnen.  Sie 
Gtromquelle  für  fokbe  tragbare  fiampen  ift  eben; 
fall*  tragbar  unb  beftebt  in  einer  flccumulatoren- 
batterie,  bie  in  einem  Jornifter  mitgefübrt  »irb. 

Uli  fBajferljattniig  bejeid)net  ber  Vergmann  alle 
Wittel  unb  3Bege,  ba«  ben  ©rubenbauen  tontinuier^ 
Ii*  luflie^enbe  ©runbmaffer  }u  befeitigen  unb  bie 
©rubenbaue  frei  oon  Gaffern  ;u  halten.  Qi  ift  er 
f orberlid) ,  jur  derabminberung  ber  ©ruben»affer 
Vorrichtungen  |u  treffen,  um  biefelben,  »enn  m6a: 
Ud),  ganj  ab}upalttn  ober  bod)  »enigften«  nur  bi-> 
auf  eine  beftimmte  6ob(e,  bie  StoUenfoble,  »o  ber 
iHbfluf,  frei  unb  obne  Veibilfe  t>on  2Rafd;inen  ge- 
fdjiebt,  fallen  ju  laffen.  3Jtan  treibt  bal>er  in  geeig» 
neten  6öben  Stollen,  bie  man  burd)  geeignete 
3immerung  »äff  erbiet  maebt.  Sie  fünft  liebe 
zBafferttebung  bat  bem  &  von  je  ber  Sd)»ie* 
rialeiten  bereitet,  unb  oon  ben  bierai  o  er  hänfenen 
Mitteln  ift  in  ber  Siegel  bie  2icfe  abbdngig.ge»efen# 
bio  ,;u  »eld?er  man  überhaupt  rcrMiu^n  tonnte. 
Sie  ©ricd>en  unb  Slömer  faijiUfn-fü*  bKfen,i3»ed 
nur  ba«  ^ludfcböpfen  in  böljeiftrn  ober  leftuj^eu  tic 
fä&en  unb  bie  mit  Jretrdbern  bewegte  31rd)iinebe»» 
ich  raube,  mdhrenc  man  fpdter,  oll  ber  ©ebraud)  be« 
£>afpel«  unb  Seile«  aufgetommen  »ar,  bie  Seböpf« 
gefd^e,  Vulgcn  ober  Vilgen,  nid? t  mebr  bi«  )u  tage 
m  tragen  baue,  fonbern  am  Seile  auf ; ca.  d«  ein • 
ftanben  bieVulgen*  unb  >> ein ,;euf  mute,  »elebe 
burd)  2xet:  ober  ffiafferräber  in  Umtrieb  gefe|t  »ur> 
ben.  6rft  im  fpdtern  Wittelalter,  et»a  um  Witte 
be«  15.  ,Hibrl\,  fam  bie  Vumpe,  bie  eigentlid>e 
IBafferb.  ebung«oorrid)tung  für  ben  V.  in  ©ebraueb. 
Sie  ift  bie  etnfacbfte  unb  in  ber  SBirrung  bie  befte 
Wafdjine  unb  für  jebc©afferbebung«teufe  an»enb- 
bar.  Sie  Übertragung  ber  Ve»egung  ber  Vum- 
pen,  »elebe  eine  gerablinig  auf  unb  nieber  gepenbe 
ift,  erfolgt  Dom  Wotor  au«  burd)  bie  Sebaebt* 
ober  Äunftgeftdnge.  Wan  begeiebnet  bie  Umtrieb*-- 
mafebine  in  Verbinbung  mit  ben  Vumpen  unb  bem 
Sebacbtgeftdnge al« Ä u nft  ober äunftgejeug.  ^e 
nad)  ber  2ln»enbunabcr  Vetrieb«fraft  bat  man  Äofs^ 
fünfte,  SRabfünfte,  fflaffcrfdulenlünfte  unb  Sarnpf^ 
fünfte.  Meutere  »erben  jefit  am  meiften  gebrauebt. 
»dbrenb  dlofefünjte  ober  bie  Änroenbung  ber  äöinb' 
müblen  jum  ibeben  oon  ©ruben»ajfer  nur  ganj 
untcrgeorbnctnod)Dorlommen.  Mabfunftgejcuge 
ftnb  auf  £af.  III,  gig.  2  u.  3,  abgebilbet. 

Söafferfäulenmaf  (feinen  brüden  ba«  ©affer 
nad)  2lrt  ber  unterirbifdjen  2Bafferbaltung*ma* 
febinen  obne  3(n»enbung  oon  langen  Sdjacbtge- 
ftdngcn  bi«  jum  ^Ibflufeftollen  empor  ober  arbeiten, 
»enn  fie  oberirbifcb  ftnb,  an  langen  Vumpenge= 
ftdngen.  Vei  ben  dltem  ©afferbaltungsmafebinen 
»urbe  bie  Ve»egung  ber  Äraf  tmafd)ineburd)Sd)ad)t: 
geftdnae  bireft  auf  tiefer  ftebenbe  Vumpen  übertrat 
gen.  Süafferfdulentünfte  »erben  ba  mit  Vorteil  an' 
gercenbet,  »o  man  bebeutenbe  Srudgefdlle  in  Ver« 
binbung  mit  au«rcieb,enben  unb  lonftantenSuf  feblag' 


Digitized  by  Google 


©ergbau 


743 


wafiermafien  jur  Verfügung  \)a\,  wie  j.  35.  amßarj, 
im  Saljburgiicben,  im  9J(anefelbifd)en,  in  <fteiberg 
unb  ju  Sdjneeberg  in  Sacbfcn,  wo  man  bie  oon  ber 
2Raf  djine  oerbraudjten  Sluffd)lagwafieT,  welche  einet 
ausgebebnten  Jeicbwirtfdjaft  entnommen  fmb,  auf 
tief  gelegenen  Stollen  jugleid)  mit  ben  oon  ben 
Gumpen  ausgcbobenen  Staffen!  jum  Mbfluß  bringt. 
■Sie  Süafieridulenmafcbinc  würbe  1847  oon  bem 
braunfcbm.  Slrtillericmajor  2Binterfcbmibt  in  SlauS* 
tbal  erfunben,  unb  1849  würbe  oon  bem  Obertunft» 
meifter  Söll  ju  Scbemnitj  bie  erfte  berartige  2Jta-- 
fcfcine  wirllidb  aufgeteilt.  Siefelbe,  oon  £>öll  felbft 
erfunben,  war  nicht  fo  ooülommen  al*  ber  Söinter« 
fcbmjbtf(pe  Entwurf.  SiemefentlicbeGinricbtung  ber 
SBafterfäulenmafcbinen  beftcbt  barin,  baß  auf  einem 
in  einem  (Splinber  beftnblicben  Kolben  ber  Srud 
einer  Safferfäule,  welche  in  ben  SBaffcreinfallröbren 
aufgefammelt  ift,  wirtfam  gemacht  ift  unb  ben  Kol' 
ben  famt  ber  baran  b.  dngenbcn  ©cftdng'  unb  ^um= 
penlaft  emporhebt.  Rmfötn  bem  Jreibecplinber 
unb  bem  dtnfallrobre  befindet  ftd),  um  bem  Molben 
bei  einem  bestimmten  fcube  bie  rüdläufige  33ewe« 

Bung  ju  erteilen,  ber  $auptfteuercplinber  mit  ben 
Imfteuertolben  fomie  bem  jugebörigen  öilfgfteuer: 
apparate,  weiter  burd)  ba*  in  Bewegung  gefegte 
Kunftgeftänge  bei  93ollenbung  be*  j&ube*  in  Anre- 
gung gefeilt  wirb.  3u*  Regulierung  beziehentlich 
yluctierung  ber  ^Bewegung  fmb  ferner  fowobl  im 
3ufluß:  al*  auch  im  Abflußrohre  öähne  ober  Sroffel« 
Happen  angebracht,  ebenfo  wie  au*  gleichem  ©runbe 
jwifeben  bem  $aupt;  unb  bem  ftilfsfteuercplinber 
öäbne  eingefcbaltet  ftnb.  Cberbergrat  Sdntto  in 
Scfcemni&  fonftruierte  bie  erfte  rotierenbe  3öaffeT* 
fdulenmajdjine.  Huf  Jaf.  IV,  ftig.  9  u.  10,  ift  eine 
jtepenbe  SBafferfäulentunft  in  STorber*  unb  Seitens 
anficbt  abgebilbet,  wdbrenb  burd)  <yig.  4,  Jaf.  III, 
bie  lieaenbe  9Baiferfdulenmafcbine  im  Hönigin^a- 
rien*  Schachte  bei  (SlauStbal  (im  9Jcobell,oon  oben 
gef  eben  i  bargeftellt  wirb.  Von  größerer  3öid)tigteit 
für  bie  unterirbifepe  Safferbaltung,  jumal  beim 
Kohlenbergbau,  fmb  bieSampfmafd)inen,  bie 
man,  ba  fte  ntcfot  wie  bie  3£affermotoren  an  be- 
ftimmte  Vcrbältnifie  gebunben  ftnb,  in  jebet  be» 
liebigen  Stärte  ausführen  tann.  Sie  ftnb  entWeber 
birett  ober  inbirett  wirtenb.  33ei  ben  inbirelt  wir- 
tenben  Sampfmafcbinen  wirb  bie  Kraft  auf  bie 
^umpe  entweber  burd?  einen  auf  unb  nieber  geben» 
ben  balancier,  ober  burcb  einen  Kurbeljapfen,  ober 
burd)  einen  3abnrabmccbant*mu*  übertragen,  ©ei 
ben  biref  t  mirlenben  9Jiafcbinen,  welche  in  ber  Segel 
einfad)  wirtenb  ftnb,  gebt  bagegen  ber  £ub  be* 
SampftolbenS  unmittelbar  auf  bie  Vumpe  über, 
wobei  ber  unter  ben  Kolben  tretenbe  Sampf  ba* 
Vumpengeftänge  bebt,  wdbrenb  ba*  ©eftdnggemicpt 
ben  Wiebergang  be*  Kolben*  nebft  Vumpengeftänge 
peroorruft,  ju  beffen  teilweifer  SluSgleicbung  fowte 
jur  Grjielung  eine*  regelmäßigen,  gleichförmigen 
Öange*  ein  ©egengemid)t  erforberlicb  ift.  3n 
neuerer  3cit  bat  man  aud)  unterirbifdje  Sampf» 
mafepinen,  benen  ber  Sampf  x>on  Jage  jugefübrt 
wirb,  ober  aud)  unterirbifdje  2Bafferbaltung*am 
lagen,  bie  oon  einem  ßlcltromotor  betrieben  wer» 
ben.  Gbenfo  bat  man  für  SBafferbaltungSjwede 
Vulfometcrpumpcn  eingebaut.  $ig.  1  auf  Jaf.  II 
»eigt  eine  oberirbifebe  Söaffcrbaltungemafcbine  mit 
balancier,  eine  fog.  ßornifepe  3Jlafd?ine  (f.  b.). 

3n  neuerer  3«tt  bat  im  33ergwerf*betrieb  bie 
eleftrifcbe  Äraf tübertragung  jum  Äntrieb 
ber  unter  Jage  befmblidjen  mafcbinellen  Anlagen 


eine  wielfeitige  3tnwenbung  erfahren,  wobei  bcfon* 
ber*  ber  Umftanb  al*  vorteil  hart  in*  ®ewid?t  fällt, 
ba&  bie  Rrafterjeugungsftelle  über  Jage  fein  fann 
unb  bie  irraftoertetlung  burd)  bünne  Xrdbte,  bie 
ben  JRaum  in  ber  ©rube  wenig  beengen,  ju  bewert* 
ftelligen  ift.  9tacbbem  ferner  bie  2)rebftrommotoren 
fo  weit  burdjgebilbet  fmb,  bafe  bie  Meinem,  wie  fie 
im  33.  meift  ;ur  Kraftübertragung  bienen,  gän,Ui6 
ob.ne  Schleifringe  arbeiten  formen,  ftebt  ihrer  $ln< 
wenbung  felbft  in  Schlagwettergruben  nicht*  mehr 
im  SBcge.  ine  große  Trebftromanlage  beft^t ).  33. 
bie  ©ewerljchaft  Setttfchlanb  bei  Oeleni^  im  Gry- 
gebirge.  3»«  ^rimdrmaf d)inen  »on  ie  230  ^ferbe* 
Itdrten  ^eiftung  erjeugen  ben  Strom  für  20  Süllort* 
bafpcl  unb  2  Ventilatoren  unter  Jaae,  »erfdjiebene 
IDlotoren  für  Stongierbetrieb  unb  SDafferförberung 
über  Jage  unb  4  UÄotoren  jum  33etrieb  ber  Kohlen» 
wdfehe.  auv  neu  abjuteufenbe  Schächte  werben  oon 
uomherein  elettrifcbe  (Sentralanlagenprojeltiert;  ju» 
nächft  werben  in  3lbftänben  oon  100—200  m,  bem 
<5ortf (breiten  ber  SIbteufarbeiten  entfprecbenb,  elet» 
trifd)  betriebene  pumpen  eingebaut,  moburd)  bie 
bisher  üblichen  fd?weren  unb  unfttonomifd)  arbei' 
tenben  ^3umpcngeftdnge  in  SBegfall  tommen;  ferner 
wirb  ber  elettrifcbe  Strom  febon  Wdbrenb  be*  fLb* 
teufen*  jur  33obrarbeit  unb  Wetterführung  benu^t. 

Wefdjtdite  be£  »ergbaue«.  Dbfd?on  bie  Anfänge 
be*  33.  bi*  in  ba*  graue  Slltertum  jurürfreichen  unb 
ftdj  oon  ihm  bei  ben  meiften  aftat.  33öltern  Spuren 
finben,  f  o  ftnb  boch  bie  gefchid)tlid)en  Überlieferungen 
über  ihn  febr  tdrglicher  Statur.  Sie  Slffprer  he< 
faßen  fd)on  2000  o.  6hr.  Kupferbergwerte  in  Hrnte* 
nien,  am  obern  Cauf  be*  Jigri*.  bie  3nber  waren 
oon  jeher  berühmt  wegen  ihre*  ÜReicbtum*  an  ©olb, 
Silber  unb  toftbaren  Crbelfteinen,  bie  $lgpptcr  be= 
trieben  febon  3000  o.  6hr.  bebeutenben  33.  in  Jhe* 
bai*,  Cberägppten.  (Sine  hob,«  33lüte  erreichte  ber 
ägpptifcbe  33.  befonber*  unter  ben  33tolcmäern. 
Sie  Kunft,  ba*  Kupfer  ju  fcfomieben,  foll,  nach 
Sioboru*,  oon  Cftri*  in  Jbebai*  erfunben  fein. 
Sluch  bie  3*raeliten  waren  febr  früh  mit  9)t> 
fallen  oertraut.  Schon  Abraham  befaß  ©olb  unb 
Silber,  unb  33lei  wirb  in  ben  33ücbern  SPtofc*  unb 
£iob  wieberholt  erwähnt.  Sie  33h°nijier  bc= 
faßen  febr  früh  fd)""  bie  Kunft,  üRetalle  im  fcbmel» 
jen.  Surd)  fte  tarn  ber  33.  juerft  nach  ©riechen^ 
lanb.  inbem  ber  ^bönüier  Kabmu*,  nach  Strabo 
unb jBliniu*,  bie  erften  ©olb:  unb  Kupferbergwerte 
am  S3crge  ^Jangdu*  in  Jhrajien  eröffnete.  Surd) 
bie  ^honijier  würbe  ferner  ber  9teid)tum  be*  fübl. 
Spanien*  an  ebeln  wtallen,  wenn  nicht  früher,  f o 
bod)  bereit*  um  1100  o.  (5 hr.  burd)  Kolonifterung 
ber  Öanbfdjaft  Jartefft*  ertannt  unb  ausgebeutet. 
3u  bem  bebeutenbften  unb  oielleicht  auch  bem  ältc= 
ften  33.  ber  ©riechen  gehört  berjenige  oon  Mttita, 
befonber*  in  bem  an  ber  Sübtüfte  ftch  hinftreden* 
ben  fiauriongebirge  mit  bem  Vorgebirge  Sunium 
an  ber  Sübjpi&e;  hier  mürbe  Silber,  33lei,  ©almei 
unb  auch  Kupfer  gewonnen,  unb  beffen  (frtrag 
war  unter  Jhemiftotle*  ein  fo  ergiebiger,  baß 
oon  bem  Silber  eine  Kriegsflotte  oon  200  Schiffen 
auSgerüftet  werben  tonnte;  aud?  beruhte  auf  ben 
Silberbergwerten  be*  i'auriongebirge*  ber  ©lanj 
unb  bie  üJcacbtentfaltung  3ÜbenS.  Sureb  ben 
loponneftfehen  Krieg  würbe  ihr  33etrieb  unterbrochen, 
unb  feit  biefer  3eit  haben  fte  nie  wieber  ihre  frühere 
33ebeutung  erlangt.  3u*  3«t  be*  Scmofthene*  mar 
bie  3abl  ber  attifchen  33ergleute  fo  geftiegen,  baß  er 
fte  in  eine  befonbere  Kafte,  neben  bie  Slderbaucr  unb 


Digitized  by  Google 


744  ©et 

Äaufltute,  n  eilte.  Sud;  in  neuerer  Reit  fpielt  ber 
JB.  im  2auriongebirge  wteber  eine  SRoUe, 

$ie  alten  SRömer  befafeen  urfprünglid)  gar  feine 
SBergwerle.  6rft  bie  Groberung  oon  lÖlittelitalien, 
»o  bie  (Strudlet  JB.  trieben,  unb  bie  oonllnteritalien 
bracbte  fte  in  JBergwerI«befi&,  unb  nad)  JBefiegung 
ber  Hartbager  fielen  ibnen  bie  JBergwerle  Sicilien«, 
Sarbinien«  unb  Spanien«  in  bie  Hänbe.  S)urd)  ibte 
»eitern  Groberungen  in  ben  öftl.  Cänbern  erbielten  Tie 
bie  ©ruben  in  flleinafien,  ©riedjenlanb  unb  bie  er» 
giebigen  JBergwerle  in  9Jtacebonien,  wäbrenb  ibnen 
bie  JBergwerle  in  Äfien  unb  ägppten  burcb  bie 
Selbjüge  be«  ^ompeiu«  unb  Äuguftu«,  bie  in  ©al» 
Iten,  Sritannien  unb  beut  nörbL  Spanien  burd) 
bie  Siege  be«  ßdfar  unb  Sluguftu«  jufielen.  2)a 
bie  JBergwerle  burd)  Eroberung  erlangt  waren,  fo 
würben  fie  Eigentum  bet  röm.  SRepublit  unb  als 
foldje*  ton  bem  Senior,  bem  ba«  Ämt  bet  ftinanj* 
oerpadjtung  oblag,  oerpad)tet.  Stuf  biefe  SEÖeife  ent* 
ftanb  juerft  ba«  nocb  beute  faft  überall  gültige 
Gigentum«red)t  be«  Staate«  auf  nufcbare  üRine» 
ralien  unb  üttetalie,  ba«  Bergregal.  »I«  arbeitet 
in  ben  ©ruben  würben  teil«  Sllaoen,  teil«  bie  unter: 
jocbten  JBolfSftämme  oermenbet.  91ad)  Strabo  follen 
tn  ber  91dbe  oon  Slculartbago  in  Spanien  allein 
40000  9Jtann  befdjdftigt  worben  fein.  $er  unter 
ben  Äaifern  i dir  blübenbe  JB.  würbe  balb  burd)  bie 
Unruben  an  ben  ©remen  unb  bie  wieberbolten  Gin» 
fälle  ber  JBatbaten  fcpwer  gefd)äbigt.  SRamentlid) 
litten  bie  ^rooinjen  Taeien,  Jllpnen,  Talma ticn 
unb  Jbtajien  barunter.  2Jlit  ber  3ettrümmerung 
be«  9t6mi)d)en  Dteid)«  fdjeint  ber  römifdje  JB.  über» 
all  jum  Örlicgen  getommen  »u  fein,  wenigften« 
in  ben  ©ebieten,  bte  oon  ber  JBöllerwanberung  be^ 
rührt  würben.  T  aber  mu&te  mit  ber  ©rünbung  be« 
granlenreid)«  ber  JB.  faft  überall  erft  wieber  neu 
aufgenommen  »erben,  3m  SHbeingebiete  batten  bie 
iRömer  JBergwerle  im  Sd?warjwalbe,  j.  99.  auf 
JBlei  unb  Silber  ju  5öie«Iod>  bei  öeibelberg,  bann 
auf  Hupfet  im  Speffart.  xHuf  Silber  unb  Gifen 
bauten  nad?  Jacitu«  bie  Solbaten  be«  Gurtiu« 
SRufue  bei  iüatiium,  bem  beutigen  Harburg,  im 
Gbattenlanbe.  ferner  waren  alte  iHömerbetriebe  auf 
JBlei  unb  Silber  im  SJabntbale  bei  öohappel  unb 
Gm«.  3ln  ber  mittlem  unb  obetn  Sieg  f  eh  einen  bie 
Horner  aud)  bie Gifengeminnung betrieben  ju  haben , 
wie  fte  aud)  in  Steiermarf ,  bem  Noricum  ber  Bö- 
rner, wenigften«  fdjon  300  o.  Sbr.,  oorjüglidje«  Gifen 
gemannen  unb  au«  ibm  bie  oon  Sora)  befungenen 
uorifeben  SdjWerter  oerfertigt  haben. 

JBon  ben  fe&baft  gebliebenen  JBoll«ftdmmen  ber 
Sllamannen,  Cftfranlen  unb  Jbüringer,  alfo  in  ben 
Abdient  be«  ivbein«  unb  be«  ÜJiain«,  an  bem  Sl)ü< 
ringer  Söalbe,  bem  granlenmalbe,  jyicbtelgebirge  unb 
JBöbmet  JBalbe  würbe  ber  SB.  weiter  betrieben  unb 
tritt  nad;  ber  JBölterwanberuna  überall  al« 
tfolonifatot  unb  Stdbtegrünbet  auf,  inbem  er, 
oon  ben  fiänbern  be«  mittlem  unb  obem  ÜJkin« 
au«gebenb,  feine  9lu«bebnung  bi«  weit  nad)  9lor» 
ben,  C  jten  unb  Süboften  erlangte,  on  Grtenntni« 
feiner  JfBidHigteit  jur  Hebung  be«  nationalen  iKeut  ■ 
tum«  würbe  bet  JB.  oon  ben  dürften  überall  be= 
günftigt  unb  mit  befonbem  tfreibeiten  belieben, 
\o  bafc  et  ichne  11  allere:  t-:-  J!Bur}el  trieb.  Tai;  oft 
grobe  6reigniffe,Ärieg,  s^eft  unb  Hungersnot,  ben  JB. 
becintrdd)ttgten  unb  jeitroeife  jum  Grliegen  btad^ten, 
weift  bie  ©eübiebte  in oielen  Aallen  naep,  ebenfo  wie 
gtofte  (Srfinbungen,  j.  JB.  bie  be«  Sprengpuloer«  um 
1330  )owie  bie  2lnwenbung  ber  2)ampfmafcbinm 


u.  f.  w.  im  betriebe  be«  JB.  gewaltige  Umwdljungen 
betoorjubringen  im  ftanbe  waren. 

3u  ben  bebeutenbften  JBetgbaubetriebm,  bie  fid) 
in  ber  (yolge  in  3)eutfd}lanb  entwidtlten,  gebßrt 
ber  JB.  am  ytammel«berge  bei  ©o«(ar,  unter  Ctto  I. 
burdj  frdnt.  JBeraleute  eröffnet,  unb  am  Oberbane 
bei  ^Uerfelb,  ßlaudtbal,  um  ba«  3.  1000,  fomie 
füblid)  an  ben  £arj  angrenjenb  ber  Kupferfd)iefet-- 
betgbau  ber  ©raffdjaft  3)lan«felb,  ber  im  15.  ^abrb. 
bereit«  jdbrlid)  20000  Str.  Tupfer  lieferte.  1171 
würben  bie  Silbergdnae  bei  tyreiberg  unb  300  3abte 
fpdtet  bie  oon  Sdjneeoetg  in  Sadjfen  entbedt,  unb 
an  beiben  Orten  entwirf el te  ficb  bet  JB.  wegen  gtofeer 
Grejiebigleit  rafcb  )u  bebeutfamet  JUuebebnung. 
1477  wutbe  bei)piel«weife  in  bet  Sdmeebetger  ©rube 
St.  ©eorg  eine  Silberftufe  gefunben,  au«  ber  allein 
400  Str.  Silber  gefcbmoljen  worben  finb,  unb  bie 
2lu«beute  ber  Sdjneeberger  ©ruben  foll  1471—1500 
über  3200  Str.  Silbet  bettagen  haben.  Tie  Silber» 
bergwerte  oon  Sfteidjenftein  unb  Silberberg,  bie©olb: 
wdicbereien  oon  ©olbberg,  ber  Äupferfteinbergbau 
oonDtubolftabt  werben  fdjon  im  12.3abrb.  al«  Idngft 
beftebenbe  ^unbamben  ebler  SJietaUe  geiebilbert. 
ÜDUtte  be«  8.  3a$tb-  beginnt  ber  JB.  in  Sdjemnili 
bur*  bie  2«dbren,  unb  m  biefe  ^eit  fdüt  aueb  bie 
(Jntbedung  ber  reiben  unb  mddjttgen  Grjgdnge  oon 
^fibram  in  JBöbmen.  2)en  größten  Jauficpwuna 
erlangte  ber  böbmifdje  JB.  im  13.  Sabrb.  unter 
JEöemel  II.  burdj  bie  Silbergruben  oon  Äuttenberg 
unb  3oad)im«tbal  Slllein  nidjt  blofe  ©olb,  Silber, 
JBlei,  flupfer,  &irm  unb  ©ifen,  fonbem  au*  Stein» 
falj  unb  Steinloblen  wurbm  ©egenftflnbe  bergmdn» 
nifeber  ^Rad^forfcbunaen  unb  ©ewinnung,  unb  be* 
rübmte  Saljberawerte  im  Saljburgifcben  befanben 
fid)  fd>on  )u  Änfang  be«  10.  3«btb.  im  JBetriebe. 

3)er  Steinloblen  ßnglanb«  wirb  bereit«  853 
Grwdbnung  getban,unbbie  GntbedunaberSwidauer 
Hoblmlager  fällt  in  ba«  10.  ^abrb.  ,;m  12. 3abrb. 
finbet  man  ferner  bie,  floblengtuben  bei  Süttid) 
unb  im  13.  yabtb.  bie  oon  Siewcaftle,  in  ©alli« 
unb  in  Scbottlanb  fowie  bei  ßbarleroi  im  ©ange. 
5)er  Steinloblenbergbau  ju  Söalbenburg  in  Sd?le» 
fien  ift  etwa  fo  alt  wie  ber  in  Sadjfcn,  rodbrenb 
ber  Hoblenreidjtum  im  SRbeinlanbe  unb  Seftfalen 
jwar  fd)on  frub  belannt  war,  wegen  JBiliigteit 
ber  .fiDl; fohlen  aber  ebne  JBead)tung  blieb.  Scbon 
Slgricola,  ber  SBerfaffer  be«  5Berte«  «De  rebus  me- 
tallicis»  (1546),  gebentt  be«  brennenbm  JBerge«  bei 
2)ubweiler  im  Saarbrüdcnfdjen,  wdbrenb  ein  eigent* 
lieber  JBetrieb  auf  Steinloblen  erft  gegen  ©nbe  be« 
17.  3abrb.  begonnen  ju  baben  fdjeint.  Gtft  im 
Saufe  be«  19.  3abtb-»  nad)  ber  Grfinbung  ber 
$ampfmajdnnen  unb  ber  Jßerfd)mel)ung  ber  <jr;e 
mit  Hilfe  oon  Steinloblen  unb  Äol«,  fmb  bie 
mdd)tigen  Soblenlager  in  Slbbau  genommen  wor« 
ben,  bie  gegenwärtig  nebft  bem  JBergbau betriebe 
auf  ßifenerje  ber  gefamten  3nbuftrie  eine  fo  beben : 
tenbe  au«bebnung  gewähren  unb  ben  National» 
reidjtum  begrünben.  3«  ßuropa  bat  man  com  37. 
bi«  56.°  nörbL  JBr.,  in  Slmetila  oom  32.  bi«  50.' 
nötbl.  JBt.  Äoblenlager  aufacfcbloffen,  ebenfo  in 
JÄuftralien,  9ieufeelanb,  auf  33orneo,  in  Gb«na  unb 
3apan.  3n  Europa  ift  ©rofebritannien  am  reidjften 
mit  tfoblen  gefegnet.  Seinen  fioblengebieten  f olaen 
an  Jffiidjtigteit  ba«  belg.»franj.  Äoblenbcden,  ba« 
fübfranjöfn'cbe,  in  Seutfcblanb  ba«  rbein.,  weftfäl., 
bie  fäd?f.,  böbm.  unb  fcblcf.  itoblcngebiete. 

äud)  berSteinfaljbergbau  bat  erft  feit  Kitte 
be«  19.  3abrb.  an  JBebeutung  jugenommen,  unb 


Digitized  by  Google 


©ergbaufreiljeit  —  SJergbeljörbe 


745 


obfdjon  unermeßliche  Steinfänger  )um  Sufjd)lufe 
gebracbt  roorben,  finb  bei  ber  2öicbtigteit  beSietben  in 
ber  norbbeutfcben  öbene  »ielfadj  SBobroerfucbe  auS* 
geführt,  bie  baS  SBorbanbenjein  »on  Äalifatyen,  unter 
anberni  bei  Sffiolfenbüttel  (ibiebe)  unb  bei  SMenen- 
burg am f>an, naebgeroiefen baben.  Tie großartigen 
Stein»  unb  Kalifahrocrle  )u  Stafefurt  unb  ßrfurt 
finb  erft  1857  in  bergmdnnifcben  SBetrieb  getotm 
men,  naebbem  eine  9Rdcb tigteit  beS  SaljlagerS  Don 
über  330  m  naebfleroiefen  war.  3"  ben  dlteften 
Steinfaläfunborten  gehören  bie  »on  SEöielicjfa  bei 
Krafau,  .na Hein ,  öaUftabt,  SBer,  ßorbonna  u.  f.  to. 

Stattft.  Ängaben  über  bie  SBrobuttion  beS  SB. 
enthalten  bie  Ginjelartifel  ber  Mineralien ;  über  ben 
beutfdjen  SB.  in  biefer  Söejiebung  f.  Seutf cblanb. 

fiUterahtr.  SBon  altern  SBerfen  über  33.  ftnb 
bie  »on  ©coro,  Sgricola  (f.  b.)  unb  bie  «Anleitung 
ju  ber  SBcrgbautunft»  (1773)  »on'SeliuS  bemertenS* 
roert.  SBal.  fernet:  ärd?io  für  SB.  unb  öüttenroefen 
(bfl.  »on  Harften,  20  SBbe.,  SBerl.  1818—31;  fortge= 
fe|t  als  Slrdji»  für  SWineralogie,  ©eognofie,  93. 
unb  ^üttenfunbe,  26  SBbe.,  ebb.  1829—55);  6tu« 
bien  beS  ©öttinger  SBereinS  bergmännischer  greunbe 
(bß.  r>on  öauSmann,  4  SBbe.,  ©ött.  1824—41); 
ftalenber  für  ben  fddjf.  SBerg»  unb  öüttenmann 
(bfl.  »on  ber  SBeraafabemie  ju<yreibetg,  greiberg 
1827—29;  fortgelegt  als  3al>rbucb  für  ben  SBerg: 
unb  fmttenmann,  ebb.  1830—72;  9?eue  (jolae: 
Sahrbud?  für  baS  SBerg»  unb  öüttenroefen  im  Hb-- 
nigreieb  Sacbfen,  auf  Hnorbnuna.  beS  ftinarumini» 
fteriumS  bg.  »on@ottfcbali,  feit  1887  »on  G.  SDlenjel, 
ebb.  1873  fg.);  SBerg*  unb  büttenmdnnifcbeS  3abr» 
bud)  ber  SBergaiabcmie  ju  Seoben  unb  ^ribram 
(SBb.  1—48,  Sien  1851—1900);  Ser  SBcrgmertS« 
freunb  (23  SBbe.,  OiSl.  1837— 60);  Hertmann,  5He* 
pertorium  ber  SBerßbau*  unb  öüttenfunbe  (2  SBoe., 
Siöcim.  1839—40);  berf.,  fjanbbucb  ber  SBerabau: 
unb  fcüttenfunbe  (ebb.  1858);  SJJonfon,  Trait6  de 
rexploit&tion  des  mines  de  houille  (4  SBbe.,  fiüttich 
1854;  beutfd)  »on  £>artmann,  2  SBbe.  mit  StlaS, 
®eim.  ia%);  ßotta,  Sie  fiebre  »on  ben  Grjlacjer* 
ftdtten  (2  SBbe.,  ^Teiberg  1859—61);  »on  ©robbed, 
Sie  Cebre  »on  ben  Sagerftdtten  ber  Grje  (£pi.  1879); 
(Mfefcbmann,  SBoUftänbige  Einleitung  lur  Söergbau-- 
funft  (51.  1:  Sie  Äufiucbung  unb  tinterfuebung 
ton  Cagerftätten  nu&barcr  Mineralien,  2.  Ruft., 
ebb.  1866);  Statiner,  Seitfaben  )ur  SBerabaulunbe 
<4.SufI.,  ebb.  1884);  SBeitb,  SeutfcbeS  SBergmörter- 
bueb  {2SBbc,  SBreSL  1870) ;  Dannenberg  unb  ftran*, 
iBergmdnnifcbeä  SSörterbucb  (fipi.  1882);  $aupt, 
iöaufteine  jur  s}Jbilojopbie  ber  ©efebiebte  beS  SB.  (ebb. 
1867) ;  flöbler,  Sic  Störungen  ber  ©dnge,  glöje  unb 
Sager  (ebb.  1886);  berf.,  fiebrbud)  ber  SBergbautunbe 
(5.  »ufl.,  ebb.  1900) ;  berf.,flated>i«  mud  ber  «ergbau= 
tunbe  (2.»ufl.,  ebb.  1898) ;  Xreptoto,  ©runbjüfle  ber 
«erafoutlunbe  (5Bien  1892);  berf.,  SB.,  einfAliefc 
lid?  Stcinbrud)betrif  b  unb  Gbelfteingeromnung  (Spv 
1899);  Treptow,  STOüft  unb  SBordjerä,  SB.  unb 
»üttenmefen (ebb.  1899);  Siemen«  unb^alSle,  Glet 
ttifdje  Kraftübertragung  im  SB.  (SBerl.  1896);  SBerfd), 
mit SAldßel unb  (Sifen  Cffiien  1898).  3eitfdjrif = 
ten:  SBerg»  unb  fjüttenmdnmfdjc  3«tung  (2pJ- 
1842  fg.),  3eitfd?rift  für  ba*  SBerg»,  6ütten=  unb 
Salinennjcfen  im  preufe.  Staate  (SBerl.  1853 fg.), 
Cfterr.  3eitf(brift  für  SBerg=  unb  ^üttenmefen  (SBten 
1853  fg.),  ©rf abrangen  im  berg*  unb  büttenmdnni« 
vt  cn  Mafcbinenbaus  unb  SHufbereitungdmefen  (ebb. 
1855 fg.),  2)er  SBerggeift  (ftöln  1856  fg.),  3eitfd?rift 
be*  berg»  unb  büttenmdnnifdjen  Süerein«  für  Steier« 


mar!  unb  fldrnten  (fllagenfurt  1869  fg.),  3)er  SBerfl« 
mann  (^irag  u.  SBien  1873—81),  5)er  SB.  (©elfen» 
tireben  1888  fg.),  Annales  des  mines  (^ari*), 
Annales  des  travaux  publics  (SBrüffel),  Mining 
Journal  (gonbon). 

«crgbaufrctljctt,  f.  SBeTgmerldeigentum. 

©crgbauruiffcnfdiaftcn,  f.  SBergroerletoiffen* 

©ergbeamte,  f.  SBerflbebörbe.  lfdjaften. 

©ergbebörbe,  bie  jur  Slueübuna  be*  ftaat» 
lidjen  SBergbobeitdrecbtä  (f.  SBergroerldeipentum) 
erforberlidjen  Organe  ber  Staatsgewalt.  3)ie  Dr» 
ganifation  ift  in  ben  uerfduebenen  Staaten  cer> 
fdjieben  geftaltet,  in  ben  grofiern  meiftenS  breialie« 
berig,  in  ben  tleinern  jmeiglieberig.  yn  SJJreupen 
ftnb  SB.  bie  9tebierbeamten  (SBergmeifter,  bie 
dltern  mit  bem  Jitel  «SBergrat»,  in  neuerer  3eit 
audj  «Cbcrbergrat»),  bie  Dberbergdmter,  tob 
legialifcb  eingerid;tete  SBeborben  mit  einem  SBerg» 
bauptmann  alö  i^rdfibenten  unb  ber  erforber» 
lidjen  Ra\)l  »on  Dberbergrdten  unb  Jöilfäarbei» 
tern  (öergaffefforen),  *0lartfd?eibern  unb 
SBaubeamten,  unb  eine  Abteilung  beS  &anbel£mini< 
fteriumS,  beren  erfter  SBeamter  ber  Oberberg* 
bauptmann  ift.  Xie  Stemerbeamten  bilben  bie 
erfte  ^nftan)  in  allen  ©ef(bdften,  meldte  gefe^licb 
ber  SB.  obliegen  unb  niebt  auSbrüdlid?  ben  Ober» 
bergdmtern  übertragen  finb.  :\ux  Kompeten}  ber 
le^tern  gehören  unter  anberm  bie  SBerlei^ung  unb 
Gntjiebung  be«  SBeraroerlSeigentuma,  bie  Gnteig« 
nuna  oon  ©runbftüaen  ju  bergbaulichen  3roeden, 
bie  nufficbt  über  bie  jinappfd?aften ,  SBeftellung, 
Gntlaffung,  Prüfung  »on  ÜJtarlfdjeibern  u.f.h>.  2)ie 
Cberbergdmter  bilben  aufeerbem  bie  Sluffia>td-  unb 
iHeturSinftanj  für  bie  9ie»ierbcamten  unb  bie  Sötr» 
»altungen  ber  fiStalifcben  SBergroerfe,  wie  bai  9)ii« 
nifterium  toieberum  für  bie  Cberbergdmter.  Sie 
Si&e  ber  Dberbergdmter  finb:  SBreelau,  fcalle, 
(SlauStbal,  25ortmunb,  Sßonn.  —  3n  SBapern  fmb 
bie  SBejirtäbergämter  bie  erfte,  bai  Oberbergamt 
ni  München  bie  }roeite  unb  bad  Minifterium  bed 
Innern  bie  britte  SBermaltungeinftanj.  iibnliaje 
Ginricbtungen  befteben  in  SBürttemberg  unb  in 
JÖeften.  ^n  6lfa|»£otbringen  fungieren  jmei 
SBergmeifter  als  Sotalbergbeborben,  baS  Miniite« 
rium  (oierte  Silbteilung)  als  Dberbergbebörbe  unb 
ber  Statthalter  als  legte  3nftanj.  3m  ftönigreid) 
Sacbfen  unb  in  ben  meiften  übrigen  tleinern 
beutfeben  Staaten  giebt  eS,  fotoeit  fie  überhaupt  SB. 
baben,  nur  jroei  ^nftanjen;  bie  untere  »ermatten  in 
ber  Siegel  SBergdmter  mit  beigegebenen  technischen 
Sotalbeamten.bie  obere baSÜ)!initterium.  on  Cfter* 
reich  ftnb  bie  Ginricbtungen  ahn  Inn  toiein^reu^en; 
bie  SBebörben  finb  bier  bie  Dte»ierbeamten,  bie  SBerg« 
bauptmannfdjaften  unb  baS  3lderbauminiiterium. 
^nfofern  toeiebt  baS  öften.  S3iea>t  erbeblicb  »om 
preufufeben  ab,  als  eS  in  allen  Odilen  nur  ;uh> i  ^ n- 
ftanjen  juldfet.  —  Sie  Jbdtigteit  ber  SB.  ift  in  ber 
öauptfacbe  polijeilicber  nxt',  fie  haben  über  bie 
Sicherheit  ber  SBaue,  bie  Sicherheit  beS  &benS  unb 
ber  ©efunbbeit  ber  Arbeiter,  ben  Schutt  ber  Ober« 
fldcbe  im  ^ntereffe  ber  perfönlichen  Sidjerbeit  unb 
beS  öffentlichen  SBertebrS,  »en  Schutt  gegen  gemein» 
fcbdblicbe  Ginmirtungen  beS  SBergbaueS  ju  machen. 
3bter  SUufficbt  unterliegen  auch  bie  SUufbereitungS« 
anftalten,  Sampffenel,  Jriebioerle,  foroie  bie  Sa* 
linen.  Sie  böbern  SB.  baben  baS  SKecbt,  SBergpoliiei» 
»erorbnungen  ju  erlaffen.  Sür  bie  SBerroaltung 
ber  fiStalitcben  ©ruben  finb  befoubere,  gleichfalls 
unter  Mufficbt  ber  böbern  SB.  ftebenbe  Sßehörben 


Digitized  by  Google 


746 


©crgblau  —  ©ergboljrer 


(BergmerlSbiretttonen,  BcrgwertSmfpettionen,  6üt* 
tenfimter,  Salinenämter)  eingefefrt,  unter  benen 
Subalternbeamte  (Bergperwaltcr,  Öberfte  iger,2öerf  ■■ 
meifter,  Obermeiser  u.  f.  w.)  ben  SBctrieo  führen. 
25ie  BergwerlSbirettoren  erhalten  ben  Xitel  Berg: 
rat,  Dberberßrat,  ©eh-  Bergrat.  —  5Me  in  filtern 
3eiten  «orbanben  gewefene  befonbere  Sera: 
6  e  r  i  d)  1 8  b  a r  f  e  i  t  ift  in  bie  neuen  Berggefefce  nidpt 
mit  übergegangen.  Sie  ftreitige  ©ericbtSbarfeit  r>er* 
»alten  aud)  in  Bergfacben  bic  orbentlicben  ©erich,  te 
beS  fianbeS ;  in  mancpen  Slngelegtnbeiten  ift  inbeffen 
ben  B.  eine  uorlfiufige  Gntftpeibung  eingeräumt. 

©crgblau,  eine  Malerfarbe.  2>aS  natürliche 
99.,  baS  leftt  im  öanbel  faum  ober  nur  ju  feljr  b.  o^em 
greife  ju  finben  ift,  ift  fein  gemahlener  unb  ge* 
cblfimmter  üaf urftein  (f.  flupf erlaf ur).  2>aS  ! ü nft ■ 
id:o  B.,  aud)  Mineral:,  Gnglifcb*,  Aalt:, 
Äupfer  blau,  Brem  er,  Gaffeler,  Hamburger 
unb  fteumieber  331  au  genannt,  ift  ein  bafifdv- 
toblenfaureS  upferorpb  mit  ober  ohne  frembe  Bei- 
mengungen (®ipS,  Sdjwerjpat  u.  a.).  GS  wirb  tx 
galten,  tnbem  man  eine  falte  Söfung  oon  Äupfer 
oitriol  mit  Sobalöfung  bis  jum  Gintritt  ber  ge= 
münfcbten  gfirbung  beriefet,  bann  ben  9tieberfcblag 
auSrofifcbt  unb  hei  gewöhnlicher  Jemperaturtrodnet. 

»öcrgbotjrcr,  Grbbobrer,  ©runbbobreT 
teilen  bie  ^nftrumente,  mit  benen  liefbohrungm 
ausgeführt  werben,  um  £agcrftfitten  nufebarer  W\- 
neralien,  Petroleum,  (Solquellen  ober  Brunnen* 
wafier  aufjufueben.  2)cr  93.  ift  febon  ben  älteften 
tfulturoöltcrn,  ben  Gpinefen,  tigpptern  unb  Sprern 
befannt  gewefen  unb  in  ben  legten  2>ecennien  in 
auSgebelmte  Stnwenbung  getommen.  %\t  größten 
mit  jtefbobrungen  erreichten  Siefen  fmb  1303  m  hei 
Sperenberg,  1748,4  m  bei  Scplabebacb  (bei  2Rerfe: 
bürg)  unb  2003,3  m  bei  $aruf<powife  (bei  ftpbnit  in 
Cberfdjleften).  Bei  Sdjlabebacb  loftele  1  m  Üiefe 
ISM9t,  bei  v#arufd? owife  nur  37,5  9Ji\  Sie  Sempera: 
tur  ber  tief  ften  Stelle  betrug  bei  Barufcbowife  69,s°  C. 

2)ic  Bobrwertjeuge  werben  bei  geringen  liefen 
bur<b  SDtenicpenlraf t ,  bei  gröfiern  burdj  sJDtafcbinen 
bewegt,  über  bem  Bobrlod)  ftellt  man  einen  Bohr» 
türm  (Bobrgerflft,  gig.  19  u.  20)  auf,  in  beffen 
Spitoe  eine  6eilf(beibe  jum  Ginlaffen  unb  SluSjieben 
beS  93obrgeräteS  mittels  Seils  angebracht  ift.  »ufeer« 
bem  befinbet  fid>  im  Bohrturm  bie  balancierartige 
Borricbtung  »um  abwecbfelnben  Anheben  unb  gallcm 
laficn  beS  BobrapparatcS.  2)aS  Bobren  gefebiebt 
mit  ©eftdnge  unb  Seil.  $eber  ©eftdngbobrer  he* 
ftebt  aus  bem  Bobrgeftfinge,  bem  ftopfftürf  unb  bem 
Cberftüd;  er  wirb  je  nach  ber  $iefe  beS  Bohrlochs 
auS  mepr  ober  weniger  ©eftängteilen,  Scpaftftüde 
genannt,  jufammengefe|>t.  3)aS  ©eftdnge  befteljt  ju: 
meift  au*  quabratifdjem  Giien  ober  fepmiebeeher* 
nen  Wöhren,  feltener  auS  f>olj,  unb  wirb  in  feinen 
SdjafH'tüden  burd)  fog.  jungen  (Aig.  5)  ober 
ScbraubenfcblÖffer  ( «jig.  21 ) fcjt  iufammen- 
gefefet.  3)aS  Bobren  felbft  erfolgt  nun  brebenb  ober 
ftofeenb,  ie  nacb  ber  Befcbafjenbcit  beS  ©efteinS. 
Aig.  1,  2  ,  28  ,  29  jeigen  Bohrer  jum  Srebenb* 
bohren  bei  weitem,  milbem  ©eftein,  ^tg.  3,4, 
13, 14, 15, 2G.  27  Bobrf  öpfe  jumStofeenbbobren 
bei  feftem  ©eftein.  Slufjerbem  bat  man  üerfdjiebene 
»ilfsftüde,  bie  fomobl  beim  Bobren  jur  Slnmenbung 
gelangen  müfien,  als  au(b  in  befonbem  fallen,  wie 
B.  bei  ©eftdngbrüdjen,  beim  2lbbredben  ber  Bobr= 
öpfe  u.  bgl.  m. ,  anjuwenben  fmb.  3"  btm  £ilfS= 
gejäb  gehört  baS  Se^lreuj  töig.  24,  25)  ober  bie 
Bobrfrüde,  aud)  Bohrlrüdel,  ein  jmeiarmiger  I 


fjebel,  ber  am  Bobrgeftdnge  angebrad?t  ift  unb  r>om 
Bohrmeifter  beim  6to&enbbobren  umgefe^t  wirb; 
ferner  bie  ©leit*  unb  9tutf  djfdjtre  (§ig.  6),  eine 
Borritbtung  innerhalb  beS  ©eft ängeS  jum  3n>e<fe  ber 
Jeilung  ber  ©eftänglaft ;  bann  oerfdjiebenartige,  am 
©eftdnge  angebrachte,  jur  ©erabfübrung  beSielben 
bienenbe  ?eitungSuorrid)tungen,  fobann  ^reifa (t- 
oorriebtungen,  bie  ein  rafcpeS  unb  fidjereS  Bob5 
ren  bejweden  unb  barin  beftepen,  ba|  nidjt  baS 
ganje  ©eftdnge  mit  bem  Bohrer,  fonbern  lehterer 
als  befonbereS  Slhfallftüd  für  fid)  aüein  auff*lagt. 
fo  bab  baS  ©eftfinge  ben  bireften  €töben  unb  io 

1       »       3     4      5      6      I      8     »        10         11  IX 


i 


einer  Bef djfibigung  nicht  auSgefeftt  ift.  Beim  Ä  i  n  b  = 
feben  (jreifailbobrer  um. 22  u.23)  fmb eS  jwei 
Mn ae n ,  bie  ftcb  beim  Stuf- unb  sJ{iebergange  icbliefeen 
ober  öffnen  unb  fo  ben  Bobrlopf  fanen  ober  fallen 
laffen.  3ur  Beseitigung  beS  beim  Bobren  entfteben* 
ben  SWebleS  ober  Schmantes  bebient  man  fich  eines 
ScbmantlöffelS  ($ig.  11),  ber  ©on3<it  ju  Seit 
unter  Befeitigung  beS  ©eftfingeS  in  baS  Bohrloch 
eingelaffen  wirb  unb  bureb  ein  in  feinem  Boben  bt- 
ftnblidpeS  Bentil  ben  Schmant  in  feine  cplinbrifebe 
iliöbre  aufnimmt.  S)aS  SluSlöffeln  ift  baber  eine 
jeitraubenbe  Slrbeit,  weshalb  aueb  Äonftrultionen 
erfonnen  worben  fmb,  baS  SJccbl  unb  ben  Schmant 
furch  baS  Bobrgeftdnge  felbft  unb  }War  tontinuier« 
lieb  )u  befettigen.  iHan  bat  baber  bohle  ©eftfinge 
Um.  17)  in  &nwenbung  gebraebt  ober  wenigften* 
mit  bem  Bohrtopfe  felbft  Cöffeloorricbtungen  in  Ben 
binbung  gefe&t,  inbem  man  SBaffer  in  baS  Bohrloch 


Digitized  by  Ooogl 


Sergbutter  —  Sergen  (im  ©eeiuefen) 


747 


einfährt  unb  entweber  im  ©eftdnge  ober  im  Sobr> 
locbe  ben  Schlamm  in  bie  6öt>e  fteigen  läfct. 

Sa  ferner  bie  Sobrgeftänge  öfter«  Srücbe  erleiben, 
fo  bat  man  eincSNengeSorricbtungen  unb  Apparate 
nötig,  welche  bie  Srucbteüc  au«  bem  Sobrlodje  ent* 
fernen;  bierber  gehören  bie  ganginftrumente, 
oon  benen  e«  faft  ebenfo  oiele  SNobtfitationen  giebt, 
al:<  Srüdje  oortommen  fönnen.  0.hr  3>oed  ift,  tu 
faffen,  ibre  &inridj tung  rtdjret  fiep  m  gorm  unb  3lrt 
be«  ©ebraud)«  na  di  bem  Stüde,  ba«  ju  befeitigen  ift. 
Jöierber  aeböten  unter  anberm  ber  SB  i  über  (gig.7), 
bie  SüllTd)  raube  föig.8),  ber  ©lüd« baten 
föig.  9),  bie  trompete  (gig.  10),  bet3angen* 
fangbafen  ($ig.  16),  ber  ttatjenfufe  (Jig.  18), 
bie  ijrallfanajaSere,  ftangf  djaufel,  Seufel«: 
traue,  ber©einftifcOtfig.l2)u.bgl.m.  Übrigen« 
bat  man  and:  fiöcber  in  grofeen  Simenfionen  abge= 
bobrt  unb  jmar  in  feftem  ©eftein  mit  ftarten  2Baffcr* 

Sifluffen, ferner  in  neueftcr3eit  in  feftem  ©efteine  ba« 
obren  mit  Siamanten  (2Na  jor  Seaumon  t )  i  n  au«gc= 
bcbnteSlnmenbung  gebraut.  Sabeiwirb  unter  gleiaV 
ieirißer  Safferfpölung  ein  ba«  untere  (*nbe  eine« 
JDoblgeftdnge«  bitbenber,  mit  fAvcarjcn  diamanten 
(ßarbonate  au«  Sabia)  befetjter  Stablring  gebrebt, 
ber  einen  Kern  fteben  läfet.  tiefer  wirb  jeitweilig  ju 
Jage  oefebafft,  fo  baf?  man  Kcnntni«  oon  ben  bura> 
bobrten  SAi  Aren  gewinnt.  —  Sgl.  Jaud,  Anleitung 
urm  ©ebraudje  be«  erbbobrer«  (2pj.  1877);  berf., 
tfortftbritte  in  ber  Grbbob.rteäjnit(ebb.  1885;  2.3tufl. 
1809) ;  berf.,  Neuerungen  in  ber  SiefbauteAnif  (ebl>. 
1899);  Sedlenburg,  ioanbbuA  ber  Sieibobrtunbe 
(6  Sbe.,  ebb.  1886—96;  Sb.  1, 2.  Aufl.,  Serl.  1900). 

syergbutfer,  veralteter  mineralog.  Name  für 
natürlidp  uortommenbe  eifenbaltigc  Sllaune. 

Bergham ara,  ein  Heiner  afrif.  Solt«ftamm  in 
ben  ©ebirgen  oon  SeutfA=Sübweftafrifa  (f.  b.). 

©erg  beö  «irgcrntfTcä,  im  Gilten  Seitament 
Name  be«  fübliAften  ©ipfel«  be«  Clberge«  (i.  b.). 

©erg  bed  büfeit  SRat«,  bei  ben  »benblänbern 
bie  3erufalem  fflblicb  aegenüber  Uegcnbe  ööbe.  2ln 
feinem  ^uft  liegt  ber  Slutadcr  (f.  b.).  [oenom. 
*crg  =  Xicücnom,  Sorf  in  Bommern,  f.  Sie* 
©erge,  Vorort  oon  SVorft  (f.  b.)  in  ber  Saufih. 
©erge,  Klofter,  f.  Klofter  Serge, 
©erge,  im  Sergbau  alle«  fallenbe  taube  ©eftein. 
©ergeborf.  1)  Unter  ber  Sejeicbnung  üanb> 
berrenfa^aft  S.  ein  Seil  be«  bamburg.  Staate«,  bi« 
1867  Hamburg  unb  Sübed  gcmeiniAaftUA  gehörig, 
bat  85,4  qkm,  180006.  unb  enthält  au&er  ber  Stabt 
SJ.  (f.  unten)  nod?  bie  oier  reiben  Kirtbfpiele  KirA* 
werber,  Neuengamme,  2lltcngammc  unb  £ur«lad, 
melAe  bie  fog.  Sierlanbe  bilben,  unb  ba«  ganj 
oon  lauenb.©ebiet  umfdjloffencKirAborf  ©eeftbaAt 
(f.  bie  Nebcnf  arte  gur  Karte  :&amburgunbUm- 

fl  e  b  u  n  g ).  Sie  Sierlanbe,  oier  oon  trieben  einge* 
Aloijene  Nieberung«lanbfd>aften,  oon  ber  93ille,  ber 
6lbe  unb  t^ren  ftrmcn  umflutet,  Pon  unAdb.ligen 
Gntrodfferung«grdben  buraMdmitten,  fmb  berühmt 
wegen  ihrer  <yrud)tbarf cit.  5)a«  2anb  ift  bebedt  oon 
au«gebcbntcn  Söcijcnfelbem  unb  SBiefen,  ©emüfe? 
unb  Blumengärten,  Hirfdjen-,  Pflaumen*  unb  Slpri: 
tofenpflanjungen,&:bbeer'  unböimbcerfclbern.  93c* 
fonber«  wirb  bie3Raiblumc  gebaut  unb  im  öerbft  in 
blübbaren  5teimcn  bi«  nad)  Stmerita  oerfanbt.  2)a« 
fianb  bat  trefflidje  9)tild)tübe  unb  liefert  reid?e«  @c= 
flügrl  unb  6d)ladjtoieh.  55ie  &rjeugniffe  ber  l'anb: 
roirtfd?aft  geben  nad)  Hamburg  unb  Gnglanb.  5)ie 
Sc» ebner  (Sierldnber)  flammen  n>abrfd>einlid> 
pon  nieberlänb.  Äoloniften  au«  bem  12.^abrb.  unb 


iieiAncn  fidj  burch  ibrefllcibertradjt  wie  bur*  eigen» 
tümlicbe  Sitten  unb©ebräud)e  au«.  3ebe«Äird)fpiel 
beftüt  feine  eigene  Jrad>t  unb  Jarbe.  —  2)  Stabt  in 
ber  2anbbcrrenid»aft  S.,  15  km  füböftlidj  oon  $am= 
burg,am6lbjufluf|eSiUeunb  ber£inie3Bittenbcrge* 
Hamburg  ber  ^reuft.Staat«babnen,Si&  eine«  3lmt«= 
geriebt«  (Sanbgericbt  Hamburg),  3oll>  unb  3 teuer 
amte«,  bat  (1900)  10243  (5004 mannl., 5239  metbl.) 
G.,  barunter  etma  250  i?atbolifen,  ^oftamt  jtoeiter 
Klaffe,  lelegrapb,  alte«  Sdjtofe,  lutb.  SHealprogöm^ 
nafmm  (öanfafdjule),  Ärantenbau«,  ©a«»  unb  sJÖaf= 
ferleitung;3iegclei,Srauerei,Samen«unb<iUflanjen: 
banbel,  @la«bü  tten,  ©erbereien. — S.,f  djon  1 1 78  er- 
mähnt, erhielt  1275  2übifcbe«9ted)t,  gehörte  )u  6adi- 
fen- Katlenburg,  warb  1420  oon^übed  unb  Hamburg 
erobert  unb  1867  gegen  3ahlung  oon  6O0OO09JI.  an 
fiübed  bem  Hamburger  Staat  einperleibt.  SeiS.  er* 
foajt  ba«  ßü&oroidxßorp«  3.2)ej.  1813  einen  Sieg 
über  bie  gninjoicn.  _  gjgi.  ©riefe  unb  SBoigt,  2)ie 
23ierlanbe  bei  Hamburg  (öamb.  1894);  Staunau, 
©efdjicbtc  ber  Stabt  S.  (ebb.  1894). 

©crgcgclb,  f.  Sergen.  [ Jig.  4. 

©crgcibcc^fcf.Ci&ccbfenunb  Zafcl:  Gdjf  enl, 

©ergeigeutum,  f.  Sergroert«eigentum. 

©ergetfen,  f.  ©ergbau. 

©crg^U ,  ital.  Val  üre^oglia,  Ibal  im  \±wc\\. 
Mauten  ©raubünben  unb  tn  ber  ^rooinj  Sonbrio 
be«  Hönigreid)«  Italien,  ift  Pom  9Ralo  japafe(181 1  m) 
bi«  IS biaueu na  (f.  b.)  25  km  lang  (f.  Harte:  Sie 
Schwei)).  6«  wirb  oon  ber  wilben  sMa\xa  ober 
Diera  bewäifert,  welche  in  ben  büftem  Sago  bi  Die \  ■- 
jola  (f.  @omer  See)  münbet.  Sie  oberften  J  balftufen 
mit  ihren  SBeibcn  unb  Nabclwdlbern  geigen  alpinen 
Ii.  bar  alt  er ,  bie  untern,  burdj  ba«  Seifenriff  tjjorta 
etwa«  oberhalb  ^romontogno  fdparf  abgegrenzt, 
weifen  mit  ihren  Neben,  Äaftanienroälbern  unb 
SNai«felbern  auf  ital.  fllima  bin.  3m  N.  wirb  ba« 
3  bal  oon  ben  Cberbalbfteincr  Sllpcn  ($i)  ©alle- 
gione  3135  m,  s}Mjjo  Stella  3406  m),  im  S.  oom 
weftl.Jeile  ber  SeminasHlpen  (Gima  bi  GafteUo 
3402  m ,  ^ij  Sabile  3307  m)  begrenjt.  2)er  obere 
febmei}.  Seil  be«  an  Naturfdbönhetten  retchen  Sfjal« 
jtdblt  in  ben  ftattlicben,  grö^tenteil«  au«  Stein  er< 
bauten  Jcnern  (Safaccia,  Sicofoprano,  Stampa, 
Sonbo,  Soglio  unb  (Saftafegna  (1888)  1820  meijt 
prot.  nre ebner  ital.  ;'unae ,  bie  fld)  b.auptfdchlicb 
mit  Slderbau  unb  93icbjucht  befebäfttgen,  aber  aueb 
wie  bie  ßngabiner  al«  Äonbitoren,  Kaffeewirte 
tt.  f.  w.  au«wanbern.  Sie  Seoölterung  ift  im  all 
gemeinen  iebr  wohlhabenb.  Ser  ital.  Seil  oon 
(Saftafegna  bi«  (Sbiaoenna  ift  f nutzbarer ,  aber  we- 
niger gut  angebaut,  bie  Sörfcr  fmb  ärmlich.  3nter- 
effant  ift  in  btefem  Seile  auf  bem  Unten  Ufer  ber 
SNaira  ber  oon  einem  Äaftanienwalbc  überwachfenc 
Sergfturj  be«  SNonte-ßonto,  ber  4.  Sept.  1618  bie 
reichen  Orte  $lur«  (4  km  öftlidj  oon  (SbiaPtnna) 
unbSd)ilano  mit 2500 6. begrub.  SeilSbiaoenna 
fd)lie^t  fid)  bie^oftftra^e  ber  ^Dtaloja,  welche  ba«  S. 
mit  bem  Cbcrcngabin  oerbinbet,  an  bie  Splügen= 
frrafee  an.  —  Sgl.  Cecbner.  Sa«  Sbal  S.  (2.Slufl., 

»ergeloön,  f.  Sergen.  [Spj.  1874). 

©crgclftcr,  f.  gDürger. 

©ergemäf|len#  ©ewinnung«orte  für  taube  ©e- 
fteine,  bie  man  jum  i'luof  allen  ber  burch  ben  Slbbau 
entftanbenen  Hohlräume  oerwenbet,  wenn  ber  Äb- 
bau  felbft  bierju  nicht  genügenbe«  aRaterial  liefert. 
Siefe«  güllmaterial  beifet  Sergeoerfah. 

©ergen,  in  ber  5eemann«fpracbe  im  allgemeinen 
fooiel  wie  in  Sicherheit  bringen;  baber  bei&t  bie 


Digitized  by  Google 


748 


Sergen  (©tabt  auf  Stögen  unb  SWarftflecfen  bei  £anau) 


Segel  bergen  fooxel  tote  bie  Segel  bei  ftartem 
siDinbe  nieberbolen  (berabnebmen).  —  3m  Seerecbt 
oerftebt  man  unter  93.  ba*  SRetten  unb  Snficberbcit-- 
bringen  be*  Sdnff*  ober  feiner  Sabuna  au*  Seenot. 
9tad>  allen  Seerecbten  ftebt  nad>  Sbjebaffung  be* 
Stranbrecbt*  (f.  b.)  dritten,  welcbe  Scbift  ober  £a« 
bung  gaiu  ober  teilweife  bargen,  heutzutage  nur 
noeb  ein  2lnfprucb  auf  Vergütung  für  bte  Sergung 
,;u  (Scrgelobn,  Sergegelb).  2>a*  5)eutfebe 
<c>anbel*gefe&bucb  (§§.  742—756)  unterfdjeibet 
Bergung  unb  $ilf *leiftung  in  Seenot.  E* 
nimmt  Sergung  nur  an,  nenn  in  einer  Seenot 
ein  Sdjiff  ober  beffen  gabung  gan^ober  teilweife, 
nadjbem  fte  ber  Verfügung  ber  bdjiff*befatwng 
entzogen  ober  oon  berfelben  oerlaffen  waren,  oon 
dritten  an  ftcb  genommen  unb  in  Sidjerbeit  gebrannt 
finb,  wdbrenb  e*  alle  anbern  %&lle,  in  welchen  Schiff 
ober  fiabung  burdj  ftilfe  britter  sJJerfonen  au*  Seenot 
gerettet  wirb,  unter  ben  Segriff  £>  i  l  f  *  l  e  i  ft  u  n  g  $u« 
fammenfaßt.  25en  Wettern  toirb  ein  Hnfprud)  auf 
Scrgelopn  ober  ötlfälobn  geto&brt.  2He  Sor« 
auefe&ung,  baß  eine  Seenot  vorgelegen  baben  nun";, 
in  für  ben  vyall  ber  Sergung  burd)  Slrt.  20  ber 
CDeutfcben  Stranbung*orbnuna  oom  17. 2Kat  1874 
binfdllig  geworben.  2He  £öpe  be*  Serge»  unb 
£>ilf*lobn*,  (reicher  jugleicb  bie  Vergütung  für  bie 
gemachten  SCufmenbungen  umfaßt,  lann  oerein« 
hart  werben;  anbemfall*  wirb  fie  oom  Mutter 
unter  Serüdftdjtigung  aller  Umftänbe  be*  %aüti 
nach  billigem  Ernteffen  feftgefe&t.  SBar  im  erftem 
Aalle  ber  Sertrag  nett  wdbrenb  ber  ®efabr  ge« 
fdjloffen  worben,  fo  tann  er  wegen  erbeblidjen  über« 
maße*  ber  jugefieberten  Vergütung  angefochten  wer« 
ben.  2>ie  Vergütung  f oll  in  einer  Summe  unb  barf 
nur  auf  Stntrag  beiber  Parteien  auf  eine  Duote  be* 
ffierte*  ber  geborgenen  ober  geretteten  ©egenftdnbe 
feftgefettt  werben.  2er  Sergelobn  foll  regelmäßig 
Den  brüten  üeil  be*  2Berte*  ber  geborgenen  Segen« 
ftänbe  nicht  überfteigen.  2er  $ilf*[opn  ift  immer 
niebriger  jiu  bemefien  al*  unter  gleteben  Serbdlt« 
niffen  ber  Sergelobn.  Söarcn  mebrereJBerfonen  be* 
teiligt,  fo  wirb  bie  Sergütung  narb  SJcaßgabe  ber 
Seiftungen  ber  einzelnen,  im  3weifel  nad)  ftöpfen 
oerteilt,  Erfolgte  bie  Sergung  ober  SMettung  bureb 
ein  anbere*  Scpiff,  fo  crbdlt  mangel*  anberer  Ser« 
einbarung  ber  SRceber  bie  i>dlfte ,  ber  Sebiffer  ein 
Viertel  unb  bie  Scbiff*mannfcbaft  nad;  Serbdltni* 
ber  feeuer  ba*  le&te  Viertel  ber  Vergütung.  Äeinen 
Änfprud)  auf  Serge«  unb  &ilf*lobn  bat,  wer  feine 
2 ienüe  aufgebrungen  bat  ober  wer  oon  ben  gebor« 
genen  ©egenftänben  bem  Scbiffer,  bem  Eigentümer 
ober  ber  juftdnbigen  Sebörbe  nicht  fofort  Slnjeige 
gemacht  bat,  unb  ferner  bie  Scfafeung  be*  oerun« 
glüdten  ober  gefdbrbeten  Schiff*.  J&inftcbtlicb  ber 
Serguna*«  unb  J&ilf*foften  einfcbließltcb  be*  Serge« 
unb  Snlfelobn*  ftebt  bem  ftorberung*berccbtigten  an 
ben  geborgenen  unb  geretteten  ©cgenftdnben  ein 
"Bfanbredu,  an  ben  geborgenen  ©egenftdnben  bi*  jur 
8idjerbeit*leiftung  aud?  ein  3urüdbebaltung*recbt 
ju.  2)a*  Wanbredjt  wirb  bureb  ftlage  auf  öffent« 
lieben  Serfauf  geltenb  gemad?t.  5)em  3orberung*« 
beredjtigten  baften  nur  biefe  ©egenftänbe.  $ocb 
(ann  burdj  J&injutritt  einer  Serfdjulbung  aud)  eine 
verfönlidje  Serpflitbtung  entfteben.  So  für  ben 
Sdjiffer,  ber  bie  geborgenen  Güter  oor  Sefriebi« 
gung  be#  ^orberung#bered?tigten  ausliefert.  f»atte 
ber  iHeeber  biefe  ^anblungömeife  angeorbnet,  wirb 
er  neben  bem  Sdnffer  perfönlid)  oerpflidjtet.  9lad) 
ber  StranbungSorbnung  §§.  36  fg.  bat  ferner,  wer 


Serge«  ober  fnlfälobn  ober  ©rftattung  fonftiger 
floften  oerlangt,  in  Ermangelung  gütlia>er  Einigung 
feine  Slnfprücbe  bei  bem  Stranbamt  an)umelben. 
3)ie  Slufficbt^bebörbe  über  ba«  Stranbamt,  ober 
lefrtere«  felbft,  fall*  ibm  bie  Sefuani*  lanbe*gefeK« 
lia>  beigelegt  ift,  bat  bie  Slnfprüdpe  ju  prüfen  unb 
bureb  Sefcbeib  feftjuftellen.  @egen  biefen  Sefcbeib 
finbet  bann  ber  iHecbtdweg  ftatt.  —  S)ie  fdjarfe 
Trennung  bei  beutfd)en  9ie<bt*  swifeben  Sergung 
unb  $)ilf«leiftung  ift  bem  engl.  iRecbte  fremb.  3He 
engl.  S  a  lo  a  g  e  umfaßt  fowobl  Serge«  wie&ilf  elobn. 
Sa*  engl.  Med t  ld(;t  einen  3lnfprucb  auf  Saloage 
atut  ;u,  wenn  lebiglicb  ^erfonen  au*  einer  Seenot 
gereUet  finb,  wdbrenb  ba*  beutfd^e  ;Heetu  eine  Ser« 
gütung  für  bie  9iettung  oon  $erf onen  nur  gewdbrt, 
wenn  unb  foweit  au*  berfelben  0>efabr  auch  c  aeben 
geborgen  ober  gerettet  finb.  -iihnlut  wie  im  beut« 
f eben  !Ke ± t  wirb  au cb  im  fran}.  unb  bolldnb. Seeredbt 
jwifdjen  Sergung  unb  6ilf*leiftung  unten'cbieben. 
(S.  aud)  Stranbrecbt.)  —  gür  bie  Sinnen fdjiff* 
fabrt  baben  bie  5Hei(b*gefet>e  über  bie  prioatreebt« 
lidjen  Serbältnijfe  ber  Sinnenfdnffabrt  (§§.  92  fg.) 
unb  ber  ftldfeerei  (§§.  24  fg.)  oom  15. 3uni  1895  tn 
äbnlicber  Söeifc  S.  unb  ßilf*leiftung  geregelt 

« er g cn .  1)  S.  auf  SR ü  g  e n ,  »reiöftabt  im  Ärei* 
ÜRügen  be*  preuft.  SReg.-Scj.  Stralfunb  unb  &aupt« 
ftabt  ber  ^nfel  SRügen,  in  ber  2Ritte  ber  3nfel  auf 
einer  woblangebauten  Slnbcbe ,  an  ber  Sinie  ^Ute 
fäbr«  Saßnif)  unb  ber  Nebenlinie  S. « fiauterbacb 
(12  km)  ber  $reuß.  Staatebabnen,  cur*  ttkw. 
babn  (37,9  km)  mit  Slltentircben  oerbunben,  Sil 
be*  SianbratSamteS,  eine*  2lmt8geritbt*  (fianb« 
geriebt  ®reif*malb),  3oll«  unb  Steueramte*,  bat 
(1900)  4005  meift  eoang.  6.,  $oft,  2elegrapb, 
fpdtroman.  ^farrtirdje  (12.3abrb.),  böberc  Witt 
djenfcbulc,  ein  ^rduleinftift  für  SWitglieber  be* 
rügenfeben  3lbel*,  bürgerliche*  Stift,  Ärei*lran!en« 
bau*,  S)aifenbau*;  &berfabritation,  Färbereien, 
5)ruderei,  ja H reiche  ^Binbmüblen,  Slderbau  unb 
Sicbjudjt.  —  S.  würbe  urfunblid)  ju  Slnfang  be* 
13.  ijabrb-  angelegt,  urfprünglid)  al*  «2)orf  ®öra» 
bejeiebnet,  lommt  aber  bereit*  in  ber  9toe*lilber 
IRatritel  oon  1294  al*  aVilla  Bergbe»  oor  unb 
ertaufte  1613  oon  bem  fierjog  $pil«PP  3uliu*  oon 
Bommern  für  8000  3W.  bie  erften  ftdbtifdjen  ^Jrioi 
legien.  —  1  km norböftlid)  ber  98 m  bobeDiugarb, 
mit  einer  Erbumroallung,  bem  einigen  überreft  einer 
1316  jerftörten  Surg  ber  rügenfeben  dürften,  einem 
al*  Sentmal  für  Ernft  Ucorit»  3lmW  erriAtetenau*- 
ficbt*turm  unb  einem  au*  Eicbe  gefebnifeten  Stanb« 
bilb  (1896)  be*  Äaifer*  ^riebrieb,  weldje*  fpdter 
in  einem  m  erbauenben  ?lu*fid)t*turm  aufgcitellt 
werben  foll.  —  Sgl.  £>aa*,  Seittdge  |ur  ©efebiebte 
ber  Stabt  S.  auf  tRügen  (Sergen  1893).  —  2)  S. 
bei  öanau,  Warftfleifett  im  Sanbtrei*  öanau 
be*  preuß.  iReg.«Sej.  Eaffel,  7  km  norböftlid)  oon 
^rantfurt  a.2R.,  ift  SiH  eine*  3lmt*gerid)t*  (2anb= 
geridjt  ^anau),  bat  (1900)  mit  Enfbcim  4397  meift 
reform.  E.  (225  Äatboliten  unb  231  3*raeltten), 
^oft,  Selegrapb,  eine  eoang.  $f arrfirebe ,  Spar« 
unb  fieibfaffe;  Slder«,  Dbft«  unb  SBeinbau.  3n  ber 
Sldbe  bie  Ser  gen  er  3öarte  mit  fd}ßner  Slu*- 
fidjt.  —  3m  Siebenjährigen  flriege  würben  bier 
13.  Hpril  1759  bie  Serbünbeten  (26500  iKann) 
unter  ßerjog  'Jcrbinanb  oon  Sraunfd?weig  oon 
ben  ^vranjofen  (36000  SRann)  unter  bem  £>erjog 
oon  Sroglie  gefdjlagen.  5)ie  Serbünbeten  oerloren 
2373  9Jlann  unb  5  ©efdjü^e,  bie  Sranjofen  1800 
iülann. — Sgl.  Sobenftern,  3>ie  Seblacbt  bei  S.  (Safi. 


Digitized  by  Google 


Sergen  (Stobt  in  Belgien)  —  ©erger  (3of).  9Upomuf,  (Staatsmann)  749 


1864).  —  3)  95.  bei  6 eile,  *forrborf  im  ftrei* 

ftallingboftel  be*  preufe.  5Refl.«93ej.  Lüneburg,  jwi» 
eben  So  (tau  unb  Seile,  Sil  eine*  2lmt*gericbt* 
Sanbgericbt  fiüneburg),  3oÜ»  unb  Steueramte*, 
wt  f  LiKX))  1653  lutb.  OL $oft,  Selegrapb; Gabrilen 
üt  lanbmirtfcbaftlicbe  2Haicbinen  unb  flonferben, 
Tampffägemüble,  ©emüfebau,  hinten; tut t  unb 
iöoljbanbel.  6tma  8  km  norbweftlicb  in  bet  Süne» 
burger  4>eibe  bie  bi*  151  m  boben  galtenberge, 
bie  ^Üneburger  Sdjweij  genannt, 
©ergen,  Stabt  in  Sellien,  f.  9Hon*. 
©er gen ,  Sorf  im  93ejirt  SUtmaar  ber  nieber» 
Idnb.  $rot>inj  9corbbollanb,  mit  1565  G.,  gefebiebt» 
lieb  befannt  bureb  ben  Sieg  franj.»bolldnb.  Gruppen 
unter  93tune  über  ruü.»engl.£anbung*truppen  unter 
Hermann,  19.  Sept.  1799,  ber  bie  Kapitulation  bon 
Mltmaar  10.  Ott.  unb  ben  Hbmatfd)  bc*  ruff.*engl. 
<öeer*  au*  ber  93ataoifd>en  Dtepublit  jur  §olge  battc. 

«crejen.  1)  Stift  im  flönigreid?  Norwegen 
(f.  Äarte:  Stbweben  unb  91orwcaen),  um* 
fafct  bie  Ämter  6tabt  93.,  9lorbre  •■  SBergenbu*, 
Sönbre*93ergenbu*  unb  bie  93ogtei  Sßnbmöre  be* 
Hmte*  9tom*bal  unb  bat  39364  qkm  unb  (1891) 
812630  6.  —  2)  $a»ptftabt  unb  91  mt  an  ber  SEBcft* 
rufte  oon  9lorwegen,  für  Äu*« 
/  fupr  unb  Sampffcbiffreeberei 
bie  erfte  f>anbel*ftabt  9]or* 
wegen«,  liegt  runb  um  2Ba* 
gen,  bie  innerfte  93ucbt  bc* 
I  93pf  jorb*,  ber  einen  »ortrefv 
lieben,  pon  boben  unb  fteilen 
ejelfen  umgebenen  unb  gegen 
Horben  bureb  einen  SWolo  gc» 
fcbübten&afenbilbet,unb  an 
bet  fiinie  33.-93offeoangen  bet  Vorweg.  Staat*» 
babnen.  fianbcinwdrt*  lebnt  ftdp  bie  Stabt  an  üier 
250 — 650  m  bobe  jjelfenberge.  Sie  auf  bet  See» 
feite  liegenbe  alte  %t\\t  93ergenbu*  fomie  bie  «Sita» 
bellen  gtebetitsborg  unb  Si>ctre*borg  »erben  feit 
1873  nur  noch  al*  ©arnifon *  unb  T  cpctpläuc  be ■■ 
nufct  Obgleich  unter  60*  24'  nörbt.  93r.,  alfo  nörd- 
licher al*  Petersburg,  liegenb,  bat  33.  milbe*  fllima 
(grö&teffiintertdlte  — 8°C),  febr  ftarteWeberfcbläge 
(über  1800  mm)  unb  infolgebeffen  Laubbaume,  C  bft= 
unb  ©etreibebau.  Sie  Stabt  ift  im  gangen  rvohl- 
gebaut,  boeb  ift  ein  £eil  ber  6dufet,  nach  ber  eigcn= 
tümlicben  ftanbinao.  93aumeife,  nur  t)on  .fcolj.  Ser 
30.  flJtai  1855  abgebrannte  Stabtteil  ift  feitbem  ber 
regelmd&igfte  unb  febönfte  geworben.  Sie  Stabt 
bat  feit  1897  elettttfcbe  Strafcenbabn  (6km),  ift 
Sih  ber  Stift*bebörben,  eine«  93ifcbof*,  ber  Äonjuln 
oon  93elgien,  Sdnemart,  bem  Seutf  eben  JHcicb,  Cjter» 
reidj=Ungam,  Spanien,  Uruguap,  ben  93ereinigten 
Staaten  von  Ämerita  unb  bat  1891 : 53686, 1. San. 
1899:  68000  6.,  §mei  Sbore,  mebrere  öffentlicbe 
i<ld&e,barunter  ber  neue  grobe^artSRpgarbSparten, 
5  Äircben,  eine  Hatbebralfdjule,  eine  Seefahrer« 
fcbule  unb  eine  3eicbenfdnile,  eine  öffentlicbe  93iblio« 
tbet  von  40000  93dnben,  eine  Sternwarte,  ein  nau» 
tifd?e*Cbfcn>atorium  (1788  gegrünbet),  einen  Äunft« 
oerein,  ein  ganj  üorjüglicbe*  ÜHufeum  für  Ranft, 
Altertum  unb  ^aturerjeugniffe,  ein  Sdjaufpicl» 
bau*u.  f.  m.  —  Sie  ^nbuftrie  ift  mit  Su*nabme 
oon  Sd)iffbau  unb  93öttcbetei  nicht  bon  93ebeu» 
tung.  Sie  miebtigfte  91abrung*quelle  ift  ber  fcanbel. 
Wacb  93.  bringt  bie93et>dlfcrung  ber  nörblid?ern5?üfte 
geroöbnlicb  jweimal  im  3flb«  in  ben  3*'ten  ber 
•Stdnne»  ibre  rjorjugäweife  in  bem  ßrtrage  bet 
gifdjerei  beftebenben  erjeugniife  unb  fefet  fte  gegen 


(betreibe,  93ranntwein,  ©erdtfebaften  u.  f.  w.  um. 
Sie  eigene  6anbel«flotte  ber  Stabt  ift  febr  betrddjt 
lid).  Sie  3abl  bet  Sampfet  beträgt  etwa  ein  Srit= 
tel  ber  gefamten  norweg.  Sampf  febiffreebetei.  1897 
liefen  674  Sdnffe  mit  323422  t  ein  unb  740  mit 
329365 1  auS.  Sie  f>auptgegenftdnbe  ber  MuSfubr 
(1898  für  21,i  gjtill.  Jeronen  gegen  46,7  3JUII.  Äronen 
einfuhr)  bilben  bie  gifcbereiprobutte  (Sorfdjtbran, 
Öeringe,  Stoctfifcbe,  Hummern  u.  f.  w.),  beten  @e= 
famtmett  etwa  jwei  fünftel  bet  grif*eteiauöfubr 
be*  ganjen  iHeicbd  audmaebt.  —  S.  erbielt  fdson 
1070  ftdbtif  cbe  ©ered?tfame.  1445  ettiebteten  biet  bie 
beutfcbenitanfeftdbte  eins  ibretoiet^aupteomptoit* 
unb  festen  ftcb  in  ben  au8fd?lie&licben  93eüft  be«  gan* 
jen^anbel«.  Slud?  ftanbenbiebeutfdjenöanbwertcr 
unter  bem  Sdjuhe  ber öanfa.  Socb  gingen  1559  alle 
biefe  ^rioilegien  oetloren,  inbem  bie  Norweger,  bed 
Sructd  ber  «Gontoridjen»  mübe,  biefe  mit  ©cwalt 
Dertrieben.  Uni  jenen  3etten  ftammen  noeb  bie  ebes 
malige  beutfebe  9)tarientirdje,  ba«  beutfebe  »rmen« 
bau*  unb  baö  beutfebe  Somptoir,  ba£  au*  60  9Baren< 
fpeiebern  beftanb,  je&t  ald  SBatenlaget  benujjt.  — 
9igl.  Äoren»2Biberg,  Set  tpete  flontor  in  33.  (93er: 
gen  1900). 

©crgenbaqn,  r  9torwegifcbe  Gifenbabnen. 

SBergcnrind,  3lorb*  unb  Süb*,  «mtet  im 
Äönigreid)  9f(orwcgen,  f.  9lorbre=93etgenbuä  unb 
Sönbre:93crgenbu$. 

»öergen  op  3oom  (fpr.  l'cbmj,  Stabt  in  bet 
nieberldnb.  "Ikovinj  9torbbrabant,  ebemal*  ftarte 
geftung,  30  km  nörblid?  oon  Stntmetpen,  an  bet 
ÜJlünbung  bet  3o»w  in  bie  Dftfcbelbe,  mit  bet  fte 
burd?  einen  ftanal  unb  guten  £>afen  in  93erbinbung 
ftebt,  unb  an  ben  fiinien  Stojenbaal  ■  93lif fingen 
bet  s)Ueberlänb.  Staat^babnen  unb  ber  Sampf? 
trambabn  Sö.^bolen,  bat  (1899)  13668  6.,  ein 
alte«  Scbloft,  ben  IDtarquifenbof  (je&t  Rafeme), 
btei  Jtircben,  ein  Stabtbau«;  jbpfetei,  3«fleU 
brennereien,  3tncbot>i*auöfubr  unb  in  ben  legten 
3abren  befonbetd  aud)  Jlufternjudjt.  —  93.  würbe 
im  13.  3abrb.  alÄ  fwuptort  einer  ^errfdjaft  bc* 
©rafen  ©erbarb  oon  ©efemaele  mit  9Rauetn  unb 
SaMofi  oerfeben.  Sa*  Warquifat  93.  jog  bie  Statt» 
balterin  Margareta  oon  ^arma  ein.  1576  würbe 
bie  Stabt  oon  ben  aufftdnbifcben  92ieberldnbetn  ge< 
nommen  unb  erfolgreich  gegen  bie  Spanier  (1588, 
1597, 9Rdr),  iH  u  g.,  Sept  1605  unb  1622)  »etteibigt. 
1628  unb  fpdter,  1688  unb  1727,  würbe  bie  Stabt 
bureb  ben  Ingenieur  ©eneral  ban  Soeborn  noeb 
ftdrter  befeftigt,  aber  6.  Sept.  1747  bon  benjhran» 
jofen  unter  ©raf  Ööwenbal  erftürmt.  SBinter 
1795  nabm  93icbegru  fie  bureb  Kapitulation. 

©crgentrÄrfung,  f.  Kpff^duferfage. 

«erger,  Sllfreb,  ^reiben  oon,  Jbeaterbirettor 
unb  ScbriftfteUer,  f.  93b.  17. 

©erger,  £>ugo,  ©eograpb,  f.  93b.  17. 

©erger,3ob.9tepomut,öfterc.Staat*mann,0eb. 
16.  Sept.  1816  ju  sBrofcni&  in  ÜJläbren,  ftubierte  »u 
Chinin  unb  Sien  9ie(bt«wi^enfebaftr  }ugleicb  aber 
aueb  ^bilofopbie,  3Ratbcmatit  unb  fljtronomie  unb 
würbe  1844  jum  SIffiftenten  für  bie  Sebrtanjel  be* 
Statur»  unb  Äriminalreebt*  am  Jbereftanum  er» 
nannt;  1848  würbe  er  Hbootat  in  3Bien.  93on  ber 
Stabt  ■Schernberg  in  SRdbren  )um  Slbgeorbneten  in 
bieSrantfurtcr^ationaloerfammlung  gewdblt,  »er« 
trat  er  auf  ber  Sinten  mit  Jtlarbeit  unb  Sebdrfe  bie 
grofebeutfebe  sJlicbtung.  ©rbfete*  Stuffeben  erregte 
feine  SRebe  in  ber  <Paul*lirebe  (ÜHdrj  1849)  gegen 
SDelder*  SntTag  auf  Übertragung  ber  flaiferwürbe 


Digitized  by  Google 


750 


öerger  (3of;.  Siepomuf,  ©djadtfpieler)  —  iöcrgerac 


an  prcufeen.  SRadb  Abberufung  ber  öfterr.  Abgeorb* 
nctcn |  di  u  f  ftcb  93.  in  9Üicn  (ine  umf  ängtiebe  Anwalt*« 
vrari*.  3m  2ftbr.  18G1  würbe  er  in  ben  ©emetnberat 
ber  Stabt  SBicn,  im  2Rärj  bc*felben  ^abre*  in  ben 
uieberöfterr.  Caubtag  unb  oon  biefem  1863  in  ba* 
Abgeorbnetcnbau*  be*  9teid)*rat*  erwählt.  %m 
Scj.  1867  trat  er  in  ba*  «93ürgerminiftcrium»  al* 
üftinifter  ohne  Portefeuille.  Sie  (Spaltungen  in  ie  n  - 
term  fübrten  ju  einer  ooUftänbigen  Trennung  nadb 
bein  polit.  Programm.  §m  Sej.  1869  fe&te  93.  ba* 
fog.  2Rinorität*mcmoranbum  auf,  in  bem  ber  Au*= 

Sleid)  mit  ben  mibcTftrcbcnben  Nationalitäten  auf 
)runb  ber  93crfafiung*rcoifion  unb  biretten  Par= 
lament*wablcn  ftatt  ber  ftmbtag*bclegation  vox- 
gcfcblagcn  warb.  9tad)  befien  Ablehnung  trat  er 
(17.  3an.  1870)  mit  ben  ©rafen  Jaaffe  unb 
potoeli  au«  bem  9Jliniftcrium.  53.  ftarb  9.  Sej. 
1870  ju  2Bicn.  93on  feinen  Stbriftcn  finb  ju 
nennen:  «Sie  Prefefrcibctt  unb  ba*  Prefegefeü» 
(9Bien  1848),  «Sie  öfterr.  SDcdjfclorbnung  vorn 
25.  Jänner  1850,  in  ihrem  Untertriebe  von  bem 
f rübern  öfterr.  ©ecbfelred)te  erläutert»  (ebb.  1850) 
unb  «Ärittfdje  Beiträge  jur  Jbcorie  be*  öfterr. 
prioatrcdjt*»  (ebb.  1856). 

ferner,  3ob.  Siepomuf,  SdjadMpieler,  geb. 
11.  April  1845  ju  ©raj,  mar  feit  1876  fiebrer  an  ber 
Alabemie  für  öanbel  unb  ^fnbuftrie  in  feiner  93ater* 
ftabt,  gewann  im  allgemeinen  Surnier  be*  erften 
öfterr.  Sd)ad)!ongrenc*  1870  in  ©raj  ben  erften 
prei*.  Sein  eigentliche*  ©ebiet  ift  jebod)  bie  pro= 
blemfompofttton.  Grfte  greife  errang  er  in  jahl* 
reidjen  Problemturnteren.  811*  feine  beroorragenb: 
ften  9Berfe  gelten  « Sa*  Sdjadjproblcm  unb  befien 
tunftgcredjte  Sarftellung»  (2pj.  1884)  unb  Theorie 
unb  prari*  ber  (Subfbicle»  (ebb.  1890),  eine  Sanum 
hing  eigener  Aufgaben  mit  crldutenibem  Jert. 

©erger,  2oui*  flonftanj,  Parlamentarier,  geb. 
28.  Aug.  1829  ;u  Sitten,  übernabm  bafelbft,  na<b- 
bem  er  gröfeere  iReifcn  burdj  ©uropa  unternommen 
batte,  bie  Leitung  einer  ibm  gehörigen  grofeen  @ufe= 
ftablfabril,  überliefe  aber  beren  ^Betrieb  fpäter  einer 
Afticngefcllfcbaft,  um  ftcb  gan»  bem  öffentlichen 
Üeben  ju  wibmen.  Seit  1865  ÜHitglieb  be*  preufe. 
Abgeorbnctcnbaufe*  unb  fett  1874  SDNtglieb  be* 
iKeidj*tag*,  gebörte  er  anfang*  ber  ^ortfebritt*- 
partei  an,  trennte  fieb  febo<b  von  ibr  au*  Anlafe 
be*  ümiitärgcfelje*  im  April  1874  unb  übernabm 
mit  bem  Abgeorbneten  üöme  (Salbe)  bie  Rührung 
einer  parlamentarijd?en  ©ruppe,  bie  eine  SKittel- 
ftcllung  jmif£ben  ber  nationalliberalen  unb  ber  a or t  .- 
fdjritt*partci  einnabm.  93ei  ber  5Heicb*tagöwabl 
1881  unterlag  93.,  gebörte  aber  bem  Abgeorbneten: 
baufe  noch  an  unb  trat  bicr  in  Gifenbabnfragen 
hervor,  ßr  ftarb  9.  Aug.  1891  in  6ord)b«im  bei 
Noblen».  93.  mar  ber  Scbwiegerfobn  $ri&  i&arlort*, 
bellen  fieben  er  bcfdjrieb:  «Ser  alte  öarfort;  ein 
loeftfäL  Sehen*--  unb  Settbilb»  (3.  Aufl,  Spj.  1895). 

Borger,  Subwig  oon,  ein  Opfer  ber  9lapoleoni* 
leben  ©eroaltbcrrfdmft,  geb.  1768  ju  Dlbenburg,  mar 
feit  1808  ftmboogt  bafelbft.  ?U8  1813  bie  franj.  93e« 
börben  bei  Slnnäberung  ber  Hüffen  au*  Clbenburg 
flüdjtetcn,  festen  fte  eine  ^öerroaltungglommiffion 
ein,  in  bie  93.  unb  bellen  $rcunb  oon  gindb  ein« 
traten.  9ladj  ber  SHfldfebr  ber  ^ranjofen  mürben 
beibe  wegen  patriotifdjerftufierungen  tn93remenoor 
ein  flrieg*gcrid?t  geftellt,  ba*  ©eneral  9)anbamme 
leitete.  lUan  verurteilte  fte  jum  ^obe,  unb  10.  Slpril 
1813  würben  fiein93remenerfd)oifen.  ^brcllberrefte 
liefe  berfeerjog  oon  Clbenburg  fpäter  in  ber  berjogl. 


©ruft  beifefecn.  —  Sgl.  ©itbemeiftcr,  gindb*  unb 
93.*  ßrmorbung  (93rcm.  1814). 

©  erg  er,  ^ubw.,  Äomponijt,  93irtuo*  unb  Wlu)iV 
lebrer,  geb.  18.  Slpril  1777  ju  93erlin,  würbe  1804 
ßlementt*  6d?üler,  ber  ibn  1805  ju  einer  gemein» 
famen  Weife  nad?  Petersburg  oeranlafete.  6ier  jcid?= 
nete  ftdb  93.  neben  -viel t>  unb  Steibclt  al*  93irtuo* 
auf  bem  Pianoforte  au*.  1812  ging  er  über  3tod; 
bolm  naa>  Sonbon  unb  lebrte  1815  nad)  93erltn 
jurüd,  wo  er  bi*  ju  feinem  2obe,  16.  tj«br.  1839, 
al*  fiebrer  wirlte.  8"  f«nax  6djülcm  gehörten 
9Äenbel*fobn  unb  3Silb.  Saubert,  ©ebrudt  eTfdjic-- 
nen  oon  ibm,  aufeer  Heinern  6acben,  mer  Sonaten, 
eine  $uge  mit  prälubium,  eine  joccata,  einige 
Wonbo*  unb  Variationen,  t>ortreff(id>e  ©tüben  unb 
einige  Sicbcrlompofttioncn,  Pon  benen  «Sie  fdjöne 
iliüüerin»  bie  meifte  93erbrettung  gewann. 

»Bcrgcrac  (fpr.  bärrfdVrdd).  1)  «rronbiffement 
be*  franj.  S)cpart  Sorbogne,  bat  J  179,69  qkm, 
(1896)  102800  6.,  172  ©emeinben  unb  jerfällt  in 
bie  13  Rantone  93eaumont,  93.,  (Sabouin,  6pmet, 
^fftgeae,  Saforcc,  Öalinbe,  SDtonpajier,  St.  Sllofre, 
SigouleS,  93iline*,  Slillamblarb  unb  9iiüefrancbe: 
be«fiong(bapt.  —  2)  £anptftabt  be*  Slnonbiffement* 
93.,  redjte  an  ber  Sorbogne,  über  bie  eine  93rüde 
fübrt,  unb  an  ben  Sinien  Sibourne^Se  93uiffon,  93.- 
'JJtarmanbe  (75  km)  unb  93.*Ü)lu{ftban  (31  km)  ber 
Crldan^babn,  bat  eine  got.  Äira^e  (Corres Same, 
1856),  3ufti»palaft,  J&anbet*gcrid)t,  ftommunaUßol- 
tige,  4  Leitungen,  Jbeater,  ift  6i&  eine*  reform, 
ftonfi  ftori  um*,  be*  Stabe*  bcr47.3nfantcricbrigabe 
unb  bat  (1896)  10697,  al*©cmeinbe  15642  6.,  in 
©arnifon  ba*  108.  3nfantcrieregiment;  93rannt= 
Weinbrennereien,  ©erberci,93öttd)erei,  lebhaften  $>an= 
bei  mit  ©etreibe,  Jrüffcln,  93ranntwcin  fowic  mit  ben 
(frjeugniffen  ber  iablreidjeu  Papierfabrifen,  ^üttett-- 
werte,  tlifen:  unb  Kupferhämmer  ber  Umgegenb,  be= 
fonber*  aber  mit  2Bein.  Ser  f og.  93 e r  g er  a  c  w e i n , 
bäuftg aud)  petit^bampague  genannt,  wirb  an 
ben  Ufern  ber  Sorbogne  unb  ber  ©ironbe  gebaut,  ift 
weife  ober  rot  unb  gilt  al*  einer  ber  beften93orbeaur: 
weine.  Sie  gefebä^teften  Sorten  finb  bie  von  lRont= 
bajiüac,  St. hieran*  uubSance".  —  Seit  ben  fedjjiger 
fahren  be*  16.  Sabri)-  War  93.  öauptuwffenplat»  ber 
.Öugenotten,  mit  benen  bier^cinrid)  III.  1577  einen 
Arteten  abf  djlofe ;  162 1  würbe  bie  Stabt  oon  Richelieu 
belagert,  jur  Übergabe  gejwungen  unb  ihrer  %t* 
ftung*werte  beraubt.  Sie  93crnia>tung  ber  §nbuftrie 
erfolgte  bureb  bie  Aufhebung  be*  @bilt*  oon  Wante* 
(1685),  wo  angeblieb  40000  prot  6.  fie  oerliefeen. 

^ergerac  (fpr.  bärrfdj'rdd),  Gprano  be,  franj. 
Sdjriftfteller,  geb.  6.  SJtärj  1619  ju  Pari*,  befudjte 
ba*  College  Beauvais,  hörte  fpäter  mit  5Uloliere  ben 
Philofopben  ©affenbi,  würbe  Solbat  unb  ftarb  1655 
an  ben  folgen  einer  fdjweren  93erwunbung.  ©n 
geiftreichcr,  aber  übermäfeig  felbftbewufeter  unb  leicht 
erregbarer  öaubegen,  hatte  er  wegen  feiner,  bie 
Spottluft  berau*forbemben,  grote*ten  92afe  unjäb- 
ligc  Suelle  ?u  befteben.  Seine  Sragöbie  «La  mort 
«rAgrippinc»  (1653)  ift  ein  in  fdjwülftiger  93ilber- 
fpracbe  oerfaftte*  Stfid;  beacbtcn*wert  ift  bagegen 
feine  1654  aufgeführte  Soinöbie  «Le  Pedant  jou6», 
al*  eine  ber  erften  jur  Aufführung  gelangten  franj. 
profalomöbien  unb  weil  ^Kotiere  au*  ibr  für  bie 
«Fourberies  de  Scapin»  (httlebnungen  gemaebt  bat. 
3wei  anberc  feiner  fatir.  Profawcrtc,  in  benen  er 
einerfeit*  gegen  Sc*cartc*  polemifiert,  anbererfeit* 
für  ftopernitu*'  unb  ©alilei*  wificnfdjaftlicbe  &r» 
rungenfd?aften  eintritt,  finb  bie  «Histoire  comique 


Digitized  by  Google 


Sergerat  — 

des  Etats  et  empires  de  la  lane»  (1648—50)  unb 
«Histoire  comique  des  Etats  et  empires  da  soleil» 
(1662).  Sluficrbem  üerfafste  er  fahr.  2>id)tungen. 
Seine  pbantaftif  d?en  Steifen  baben  namentlich.  Swift 
(«öullioer«  ÜHetfen»)  unb  93oltaire(«Micromegas») 
benu&t;  ogl.  &önnd)er,  Jagten  nad)  ÜRonb  unb 
Sonne  (Oppeln  1887).  Seine  2öerte  gaben  Sacroir 
(Bibliophile  Jacob):  «(Euvres  comiques,  galantes 
et  litteraires»  ($ar.  1858),  oHistoire  comique  des 
Etats  et  empires  de  la  lune  et  du  soleil»  (ebb.  1858 ; 
neue  Hltn.  1875).  «(Euvres  completes»  (2  33be., 
ebb.  1874),  unb  ÜRflller:  <  Voyages  dans  tous  les 
mondes,  etc.»  (ebb.  1886),  heraus.  —  33gl.  ^ournel, 
La  littörature  indepeudante  et  les  ecrivains 
oublies  (<ßar.  1862).  s$oetifd)  mürbe  fein  Scbidfal 
bebanbelt  in  iHoitanb«  glekbnamißem  $rama(1898). 

©crflcratffpr.  bärrfcb'rab),  Gmile,franj.Sd)riftJ 
fteller,  geb.  29.  Slpril  1845  ju  tyiri«,  »ar  erft  iDtaler, 
feit  1 866  3)t  itarbeiter  an  ^arifer  33ldttern  unb maebte 
|id)  burtb  bie«Biographies  contemporaines»(1875), 
Vebenäbcfcbreibungen  gleidjjeitiger  Jtünftler,  «Chefs 
«l'oeuvre  d'art  ä  l'Exposition  universelle»  (1878) 
unb  uTheophile  Gautier»  (1879)  betannt,  befonber« 
aber  feit  1884  als  geuilletonift  im  «Figaro»,  wo  er 
unter  bem  Staaten  Taliban  lebenbige,  mit  fronte 
unb  Slnjugltcbfcit  gewürzte  flaritaturbilber  von 
2bcatcr^unb  Stra&e  »eröffentlid)te.  Sammlungen 
ioicbcr^jeuiüctonä  finb:  «Vie  et  aventures  duSieur 
Caliban»  (1886),  «Le  livre  de  Caliban»  (1887),  «Fi- 
garismes  de  Caliban»  (1888),  «Le  rire  de  Caliban» 
(1890),  «Les  soirees  de  Calibangreve»  (1892). 
Ülucb  terfajste  er  3Jampblete  («Le  Sancho  Pausa», 
1884),  JHomane  (j.  ^.  «Faublas  malgre  lui»,  1884; 
«Les  drames  de  l'honneur»,  2  33be.:  «Le  cheque», 
1893,  unb  «La  vierge»,  1894;  «Le  cruelVaten- 
guerre»,  1898),  ba«  grofic  bramat.@ebid)t  «Enguer- 
rande»  (1885)  unb  2>ramen  (1886  gefammelt  al« 
«Ours  et  fours»),  j.  33.  ba«  naturalifti)d)e  «Flore  de 
frileuse»  (nad)  feinem  Vornan  aLe  Yiol»,  1886),  «Le 
Capitaine  Fracasse»  (in  Herfen,  nad)  einem  SRoman 
2beopb.  ©autierS,  1888)  unb  «Plus  que  reine» 
( 1899).  Cr  batte  auf  ber  33ubne  wecbfelnbeä  ©lüd. 
iüraoourflürfe  ber  9ieimfunft  finb  33.«  ©ebidjte  «La 
Lyre  comique»  (1889),  bie  alle  ?lu«Wücbfe  be«  33a* 
vifer  Scben«  mit  i'aune  unb  Sd?ärfe  bebonbeln.  1870 
waren  von  ibm  «Poemes  de  la  guerre»  erfebienen. 

Bergere  (frj.,  fpr.  bdrrfcbdbr),  Sdjäferin;  be» 
quemer  gepoljterter  Üebnfeffcl;  Bergerette  (fpr. 
bärrfdj'rett),  öirtenlieb,  aueb  eine  9Jtifd)ung  »on 
3Deinunb  fconig;  Bergerie  (fpr.  bdrrfcb'rib),  Sdja- 
f'erei,  aueb  §orfgefd)id)te. 

iBergcrccbi,  f.  ÜJcracn  unb  Stranbrecbt: 

«ergerfifeb,  eine  ScbeUfxfcbart,  f.  l'angfifd). 

©ergebe,  am  Dbcrbarj  3*ejeid)nunfl  foleber 
Gne,  bie  etwa  2—3  $roj.  »leiglanj  entbalten. 

«ergeoerfafe,  f.  iBergemüblcn. 

^ergfabrt,  üabrt  $u  33erge,  bie  $abrt  ber 
Sdjine  ftromaufmärt«,  im  ©egenfafc  jur  X\)al* 
fabrt,  ber  ftabrt  ftromäbwdrts. 

«ergfertig,  niebt  mebr  tauglid)  Sur  33ergarbctt, 

»crgfiitfc,  f.jjinfe.  [inaalib. 

Wcrgflad)*,  «crgflctfdj,  f.  HSbeft. 

ttcrgflüctiogcl,  f.  33raunelle.  (eigentum. 

«ergfreibeff,  f.  33ergreAt  unb  33ergwerl«; 
crgfrtcb,  in  neuerer  3eit  Benennung  be«  älte* 
ften  unb  jugleid)  miebtigften  Jeil«  ber  mittelalter* 
lieben  33urg  (f.  b.),  be«  6auptturm#,  ber  ben  Stern  ber 
gefamtenSlnlagebilbete.  3n<franfrei*unbGnalanb 
warb  er  donjon  bej.  keep-tower  genannt.  Seine 


Serggie^übel  751 

Benennung  8.  (©erefrit,  SBelfricb,  lat.  berfre- 
dus  ober  belfragium;  altfran}.  berfroi  ober  belfroi, 
aueb  beffroi)  bejeid?net  SBcrgung  ober  SdjuH  be« 
^rieben*.  SBor  bem  12. 3<»btb.  begnügte  man  fidj 
im  SBurgenbau  mit  biefem  ^auptturm  unb  braebte 
in  ibm  aueb  bie  5öobn^  unb  SBirtfcbaftSräume  unter. 
ü)iefer  ®ebraueb  blieb  in  ßnglanb  gewöbnlid? ,  auf 
bem  (yeftlanbe  in  fpaterer  $eit  nur  nod)  bei  Ileinen 
Surgen.  2>er  SB.  war  bie  letjte  3ufludjt  für  bie  93c* 
wobner  ber  Surg,  }uglei(b  ber  Scbut)  für  bie  ba-= 
binterliegenben©ur0gebäube,be5balb  aud)  getrennt 
non  ben  übrigen  ©ebduben  unb  ber  Slngriffsfcite 
juflemenbet.  5) er  SBurgberr  unb  feine  Familie  be« 
mobnten  ibn  nur  bei  ©efabr;  gewöbnlicb  biente  fein 
oberfted  Stodwerl  bem  ©ädbtcr  »um  Slufcntbalt, 
bie  Plattform  be«  $).  iuflleicb  jur  ÜluffteUung  von 
Üöurfgefcboffen.  SBot  bie  93urg  ein  breitere«  3ln« 
griff äfelb,  fo  beftanb  ber  93.  au«  jmei,  bureb  23cbr« 
gänge  tjerbunbenen  Jürmen.  2)er  S)urd?meffer  bc» 
trug  20—40  gufe,  bie  Side  ber  dauern  5—15  «yitf;, 
bie  J3öbe  bk-  gegen  90  min.  2)er  3ugang  war  in 
altern  3«ten  ftet«  in  ben  obern  Stoawerfen  unb 
gefebab  entweber  vom  23obrn  au«  mittels  ficitem 
ober  Striden  ober  Dom  benaebbarten  ^errenbau« 
burdj  bemeglicbe  93rüden.  3n  bem  untern,  febr  ftarl 
unb  ebne  (jenfteröffnungen  angelegten  3: eil  bes 
33.  befanben  ficb  ba«  93erlie^  ober  (Sefdngntä  unb 
9Jorrat«rfiume,  wdbrcnb  bie  obern  Stodwerte  nots 
bürftig  jum  33ewobnen  mit  fallen  unb  Meinen  ®e* 
mdebern  au«  93allenwdnben  betgerid)tet  waren. 

S$m  10.  unb  11.  $abrb.  war  ber  93au  am  ein« 
fatbften,  runb  ober  meredig,  nid)t  über  bret  Stod» 
werfe  boeb,  möglidjft  tfoliert  in  ber  Glitte  ober  an 
bem  am  febwerften  jugdnglicben  dnbe  ber  93urg, 
fein  3ugang  im  SRunbbogen  überwölbt,  bie  ftenfter* 
Öffnungen  nacb  au^en  fepr  eng,  nacb  innen  f o  breit, 
bafj  ein  9Dtaim  btneintreten  f  onnte,  obne  93equemlidjf 
feit  im  Innern.  So  blieb  er  mcfentlicb  im  12. 3abrb., 
nur  bafe  in  ber  SJlauerbide  au«gefparte  treppen,  'üb- 
tritte,  Äamine,  einjelne  ©ewölbe  binjutamen.  3m 
13.  unb  14.  3abrb.  würbe  ber  33.  meift  mit  ber 
9lingmaucr  uerbunben,  trat  aud)  oft  etwa«  t>or 
biefe  heran-?,  war  meift  vieredig,  mit  Ornament  an 
ben  genfteröffnungen,  ftrie«bögen  unter  ber  33e= 
frönung,  bdupger  angelegten  treppen  unb  gegen 
bie  Sngrinäfeite  über  Qd  geftellt  ^m  15.  flgbrb. 
berrfd)t  bie  "Md lut  t  auf  33equemlicbfeit  unb  SBobn: 
lidjfeit  üor.  5)er  33.  wirb  nun  ber  Sngriff«feite  ab« 
gewenbet,  im  Idngern  33iered  mit  bünnem  SRauem 
gebaut,  mit  jablreicbcn  moblgeglicberten  ^enftem 
oerfeben,  mit  jicrlid^en  Sfirmcben  unb  Grfem  ge« 
febmüdt.  Slnfang  be«  16.  ^abrb.  wirb  ber  33.  im- 
mer feltener  unb  bört  juleht  mit  ber  got.  33auweife 
al«  felbftdnbiger  Seil  ber  33urg  ganj  auf.  93eifpiele 
für  33.  T>erfd)iebenet  §e\ttn  bietet  ba«  fjetbdberger 
Scblofe  (©artturm,  bider  £urm,  ad)tediger  Jurm). 

SU«  33.  würben  aud)  bie  »on  fcolj  gejimmerten, 
mit  öduten  »crlleibeten  33clagenmgötürme  bejeieb« 
net,  bie  man  an  bie  9Jtauern  jur  (!rfteigung  febob. 

©erggcricbiSbarfcir,  f.  33ergbebörbe  unb 
33erflfd)öppenftubl. 

söcrggcfcbhjorcncr,  f.  ©efdjworener. 

®erggtc^bübcL93erggie«bübcl,aucb©iefe« 
bübel  «enannt,  93ergftabt  in  ber  Slmtöbauptmann« 
fdjaft  ^Jirna  ber  fdebf.  Rrci^bauptmannfcbaft  2Jre8« 
ben,  im  febönen  ©ottleubatbalc,  an  ber  Nebenlinie 
$irna«33.  (14,os  km)  ber  Sdd){.  Staat«babnen,  Si| 
eine«  3ollamteg,  bat  (1900)  1470  6.,  Darunter  etwa 
80  Hatbolifen,  $oft,  Jelegrapb,  neueflirdje;  grofee 


Digitized  by  Google 


752 


©erggolb  —  S3ergf)au3  (#etnr.) 


Gifcnbütte  ber  fd<fcf.  ©ufiftablfabri!  ju  Sölten,  fo» 
wie  Sergbau  auf  siJcagncteifcnftein  (jjirma  griebr. 
Krupp  ©rufonmert  üJtaabeburg  ■  Sudau).  2)a« 
bann>©eorgen'Sab  würbe  1722  auf  ba«  ftart  nunc • 
ralbaltige  9Baffcr  be«  3obann=@eorgen=Stollen«  bc= 
grünbet,  ber  injmifdjen  ebenfo  wie  btt  griebridje- 
Sauerbrunnen  unb  ber  Schwefelbrunnen  verftrgtift. 
Senuttt  wirb  gegenwärtig  ber  fehreifenbalttge,  1818 
entbedte  AuguftuSbrunnen.  3«  ben  idjönften  Sunt« 
t  c  n  ber  Umgebung  geboren  ber  fepattige  Soetengang, 
einft  © ellertS  unb  IMabcner«  fiieblingSmeg,  bie  Aus« 
ftcfc  t  auf  bie  Glbe  unb  S ddjftfcbe  Sebweij  von  Sano= 
ramaböbe  unb  £>ocbftein  au«,  bie@er«borfer  Srüdcn* 
feiten,  bie  SRuine  6ibifd)fteine.  —  Am  21.  Auq.  1813 
lieferten  bie  Serbünbcten  unter  Söittflcnftem  ben 
Standen  unter  SJlarfdjaU  Saint*Gpr  bei  S.  ein 
ftegreidje«  ©efcdjt,  mcltbc«  bem  böbm.  £auptb«r 
bie  Übergänge  über  baS  (Jrjgcbirge  Öffnete, 
©crggolb,  f.  ©olb  U. 

©cr'nn ö ttev.  Sei  Horner  tritt  nur  ber  al«  £im* 
melSträgcr  aufgefafete  Atta«  (f.  b.)  auf;  bei  £>eftob 
ift  bie  6rbe  jwar  SHuttcr  ber  Serge,  iebod)  {teilt 
man  fiep  bicfclben  n od?  nidi t  belebt  por.  Anber«  ver» 
bdlt  e«  fut  mit  ben  tbätigen  Sultanen,  welche  al« 
X  pp  hon  (f .  b.)  ober  Z  ppboeu«  vertörpert,  anbererjeit« 
freilich  aud)  nur  al«  ffiobnftdttcn be«  Sulcanu«  ([.b. 
unb  fcepbaifto«)  unb  ber  Kptlopcn  (f.  b.)  anheben 
mürben,  ©rft  in  bclleniftiicber  3eit  mürben  au*  für 
nidbtvullanifdje  Serge  eigentliche  Serggottbeiten  ge* 
fer/affen.  Qi  merben  bie  mdnnlicp  benannten  Serge 
al«  SDidnner  ober  Jünglinge  bargeftellt,  welche 
nadt  ober  mit  verhülltem  Untertörper  auf  bem  rea* 
liftifdj  bargeftellten  Serge  fthen  ober  liegen,  ©ebirge 
mit  wciblidjen  tarnen  erhalten  bie  ©eftalt  oon  9tpm= 
pben.  Aud)  bei  ben  german.  SöUern  finbet  man  S. 
jyiörgmt,  ba«  perfontfijicrte  SBalbgcbirgc,  erfdjciut 
in  ber  ebbifepen  Dichtung  als  Butter  be«  ©ewitters 
gotteS  I bor.  3m  SoltSglauben  galten  Srrge  all: 
gemein  al«  Aufenthaltsort  ber  SHieien.  —  Sgl.  9Bic= 
feler,  Semertungen  über  bie  Sarftellung  ber  Serg* 
gottbeiten  in  ber  flaffifdjen  Kunft  (in  ben  «9ca*= 
riebten  vonberKönigl.Öeiellfdjaft  berffiiffenfcbaften 
,u  ©Otlingen»,  1876);  ©erber,  Slaturpcrfonifilation 
n  Soefte  unb  Kunft  ber  Sitten  (im  13.  Supplement» 
banb  ber  «Jahrbücher  für  ftafftfdbe  Sbilologie», 
fipj.  1883);  ©einpolb,  2>ie  «Kiefen  be«  german. 
WtrthuS  (in  ben  «SittungSbcricbten»  bet  Söiener 
Atabemie,  1858). 

^erggreen,  AnbrcaS  Seter,  bdn.  SDtuftler  unb 
Komponi|t,  geb.  2.  SDtdrj  1801  ju  Kopenhagen, 
rourbe  1838  Drgauift  an  ber  bortigen  JrinitatiS* 
tirepe,  18436borbircttor,  1854  Stebacteur  ber  3Jtufit« 
jeitung  «Heimdal».  1832  !am  feine  tomifepe  Oper 
«Sortrdtet  og  Spften»  jur  Aufführung.  Serbienft 
erwarb  et  fich  al«  6erau«gebet  pon  SoUSliebern: 
«5olter>ifer,  ftoltefange  og  SWelobieS»  (11  Sbe., 
2.  Slufl.  1864).  S.  ftarb  8.9fot).  1880  ju  Kopenhagen. 
—  Sgl.  Stou,  »nbreaS  Seter  S.  (Äopenh.  1896). 
«erggrän,  f.  äuerfberger  ©rün. 
^ergguarbein,  f.  Sergmarbein. 
®crgö,  Soban  6br>arb,  jebrceb.  Canbfcbaft-3= 
maier,  geb.  29.  VR&ri  1828  ju  Gtodbolm,  bilbete 
auf  ber  Stodholmcr  Sfabemie,  fpdter  in  S)üffeU 
borf  unter  ©übe  unb  in  ©enf  unter  (Salome  jum 
ÜJtalcr  au3;  er  rourbe  1861  orb.  Srofeffor  an  ber 
Atabemie  jn  6todbolm  unb  ftarb  bafclbft  23.  Sept. 
1880.  S.  begrünbete  in  Scbrocben  eine  neue  6cbule 
ber  fianbfdjaft^malcrci.  ©rofee  9iaturroabrbeit,  ria>« 
tige  3eidjnung,  ein  volle«,  obmobl  etwas  fdjmete« 


Kolorit  unb  vor  ädern  bie  9iüd(ehr  gu  inldnbifd>en 
ÜWorioen  ftnb  Sorjüge  ber  S.fdjen  SWalerei.  35ie 
liebliche,  von  Sirten<  unb  (Hd}enmalb  d;aratterifterte 
yiatux  am  ÜKanbe  ber  vielen  Sinnenfeen  bed  mittlem 
Sdjmeben*  hat  hefonber«  in  ihm  ihren  2)arftellet 
gefunben.  —  Sein  Sohn  Sven  Midjarb  S.,  geb. 
1858,  in  Stodholm  unb  Sari«  auSgebilbet,  nimmt 
al«  Sortrdtmaler  unter  ben  jungem  flünftlcrn  eine 
hervonagenbe  Stellung  ein. 

©ergfj,  Laurent  ^biltppc  L^barle*  van  ben, 
niebetlänb.  ©efdjithtfdjreiber,  geb.  20.  3imi  1805 
xu  SJüfielborf ,  ftubierte  gu  Utrecht  unb  mürbe  ba« 
felbft  1830  3)oltor  ber  JHedjte,  juleUt  1865  Staat*-- 
ardjivar  im  öaag,  nahm  1887  ben  »bfebieb  unb 
ftarb  17.  Sept.  1887.  Son  S.ä  Pielen  btftor.  2Ber-- 
ten  ftnb  manage  febr  gefd)dl(t,  midhtig  bie  ahm 
StaatSattcnftüde,  bie  er  meift  imllrtcrte  herausgab, 
j.  S.  «Gedenkstukken  tot  opheldering  der  neder- 
laadsche  geschiedenis»  (3  Sbe.,  fieib.  1842—  47), 
«Register  van  Hollandsche  en  Zeeuwsche  oorkoo- 
den»  (Stmfterb.  1861),  «Oorkondenboek  van  Hol- 
land en  Zeeland»  (Slmfterb.  unb  &aag  1866—73). 
iHiicb  fchrieb  er  eine  eingebenbe  Sbhanblung  übcT 
ben  Srowfe  be«  Dlbenbarnevelbt  (f.  b.,  fcaag  1876). 
Seine  arbeiten  über  bie  alte  nieberldnb.  Sitteratur 
unb  SoltSfagen  ftnb  nidjt  fo  bebeutfam. 

«ergtj,  Sieter  Sbeobor  fielvetiu«  van  ben, 
nieberldnb.  Sichter,  geb.  13.  gebr.  1795  ju  gmoüe, 
geft.  11.  Ctt.  1873  im  $aag,  verfaßte  ein«  ber 
beften  nieberldnb.  fiuftfpiele  ber  neuern  §t\t,  «De 
Neven»  (3.  äufl.,  Scboonhovcn  1850).  ©eine  f  ol= 
genben  Suftipiele,  «Hieronimus  Jamaar»  (öaag 
1839)  unb  «De  Nichten»  (öaarlem  1843),  ftehen  be^ 
beutenb  }urüd.  Such  oerbffentlichte  S.  eine  Samm< 
lung  «Proza  en  Poezy»  (3.  Äuft.,  Seventet  1863). 

©erghalben,  f.  salben. 

«crghoinfltng,  f.  ödnfling. 

©erghauptmann,  f.  Sergbehörbe. 

«er a Uaui*,  ßeinr.,  ©eograpb  unb  Kartograph, 
geb.  3.lRai  1797  ,tu  &leve,  war  uton  1811  beim 
Srüdem  unb  Straßenbau  im  bamaligen  £ippe*ü£e- 
partement  be«  franj.  Katferreid)«  angeftellt.  1815 
trat  er  in  ben  5)ienft  ber  Serbünbeteit  unb  gelangte 
mit  bem  Korp«  Jauengien  bi«  in  bie  Sretagne.  So« 
bann  befdjdftigten  ihn  tartogr.  Arbeiten  in  SBeimar. 
1816  erhielt  er  at«  ^ngmieur'©eograph  eine  :Hr. 
ftellung  im  Krieg«miniiterium  ju  Ser  in  unb  war  bei 
ber  großen  Triangulation  be«  preuß.  Staate«  be< 
fcbdftigt  Seit  1821  fiebrer  an  ber  Sauatabemie, 
übernahm  er  an  biefer  1825  bie  Srofeffur  ber  ange* 
manbten  OTathematit,  erhielt  aher  1836  bie  Grlaub« 
ni«,inSot«bam  )u  wohnen,  wo  er  von  1839  bi«  1848 
eine  geogr.  Kunftfchule  leitete,  au«  ber  unter  anbern 
ßermann  S.,  ßenrp  Sange  unb  Setermann  hervor; 

Singen,  ftadbbem  er  1855  leine  Srofeffur  niebergelegt 
atte,  ftebelte  er  1862  mieber  nach  Serlin  unb  1863 
nad)  ©rünhof  bei  Stettin  über,  wo  er  am  17.  gebr. 
1884  ftarb.  Son  feinen  tartogr.  Arbeiten  ftnb  hervor: 
juheben:  ber  von  geogr.  9Jle"moire«  begleitete  «Atla« 
von  Aften»  (@otba  1833—43)  unb  ber  «Sbofif.  At> 
la«»  (22  Siefemngen,  ebb.  1836—48;  neu  bearbeitet 
von  feermann  S.,  1886—92),  von  bem  3»hnjton  ju 
ßbinburgh  eine  engl  Ausgabe  beforgte.  Auierbem 
hat  ftd)  S.  n  oeb  bei  anbern  Atlanten, ).  S.  bemStieler- 
fdjen  unb  Sohrfchen,  beteiligt.  1825—29  gab  er  bie 
geogr.  3eitfcbrift  «Bertha»  berau«,  bie  in  ben  «An» 
nalen  ber  (hb«,  Söltcr«  unb  Staatentunbe»  (Sb.  1— 
24,  Serl.  1830-41 ;  Sb.  25-28,  SreSL  1842-43) 
ihregortfe^ung  erhielt.  Anonpm  etfehien  «Kritifd?er 


Digitized  by  Google 


93ergf)au3  (^ermann)  —  ©ergifcf}*9Wärfifd)e  ©tfenbat)n 


753 


Söcgmeifer  im  ©ebiete  ber  Sanblartenlunbe»  (7  93be., 
iöerl  1828—36).  jjerner  gab  er  bcn  «Älmanacb, 
btn  ftreunben  ber  Grbfunbe  gemibmet»  (33b.  1—3, 
Stuttg.  1837  —  39;  93b.  4— 5,  ©otba  1840—41) 
beraum  unb  Hefe  oon  1849—62  ein  «©eogr.  ftabrbud) 
jur  Mitteilung  aller  wichtigem  neuen  Grforfcbun: 
gen»  erfdjeinen,  au«  bem  feit  1856  in  gleichem  §or* 
mat  unter  Leiermann«  Scituna  bie  monatlicben 
•»Mitteilungen»  beroorgingen.  »nbere  ffierfe  fmb 
*2Ulgemeine  Sdnber»  unb  9jölfcrfunbe»  (6  93be., 
Stuttg.  1836—41),  «©runbrife  ber  ©eograpbic» 
(93re«l.  1810—43),  «2)ie  Hölter  be«  GrbbaU«» 
(2  33be.,  93rüff.  unb  2pj.  1852—53;  2.  »ufl.  18G1 
—62),  «Canbbucb  ber  2Jlart  33ranbenburg  unb  be« 
Marfgrafentum«  flieberlaufth»  (3  «be.,  SBranbcnb. 
1853—56),  «9öa«  man  oon  ber  Grbe  weife»  (4  93be., 
#crl.  1857—61),  «$eutfdjlanb  t>or  bunbert  $abren» 
(4  33be.,  fip}.  1858—61),  «93ricfwecbfel  Hleianber 
oon  $umbolbt«  mit  f>einricb  33.»  (3  93be.,  ebb.  1863; 
2. 2lu«g.  1869).  «Sanbbud)  be«  iperjogtum«  tyom- 
mern  unb  be«  ^rftentum«Wügcn»(993be.,  Stnflam 
1862 — 77),  «?)ort,  feine  ©eburteftdttc  unb  feine  &t\- 
mat»  (ebb.  1863),  «Spracbfcbah  berSaffen.  SBörter» 
budj  ber  olattbeuticben  Spraye»  (3Jranbenb.  1878). 

©crghauS,  Hermann,  Kartograpb,  SGeffe  be« 
oorigen,  geb.  16.  9Roo.  1828,  trat,  bureb  feinen  Dbeim 
oorgebtlbet,  1852  in  bie  geogr.  Snftalt  oon  Gerthe« 
in  ©otba  ein  unb  ftarb  bort  3.  To;.  1890.  irr  lieferte, 
aufeer  vielen  33ldttcrn  für  bie  Stielcrftben  unb  6p- 
borof eben Atlanten, bie  Karte be«  C  iu b a I ei ©letfcber» 
gebiete«»  (©otba  1861),  eine  «Allgemeine  SBelttarte 
m  SÄercator«  $rojeftion»  (4  93latt,  ebb.  1859),  bie 
oerbreitete  «Chart  of  the  World»  (8  93latt,  ebb. 
1863;  H.ttufL  1886),  «^bofit.  9Sanbfartc  ber  Grbe» 
(8  33latt,  ebb.  1874),  «sl*bofil.  ©anbtarte  oon 
Guropa»  (9  93latt,  ebb.  1875),  «$bpfrt.  SBanbtarte 
oon  Stfrita»  (6  33latt,  ebb.  1881),  Scbulatlanten 
in  melj  rem  Sprachen  unb  mebrere3Banb»unb&anb* 
tarten  für  ungar.  Scbulen.  6eit  1886  gab  er  mit 
ijacbgelebrten  tn  neuer  Bearbeitung  feine«  Obeim« 
«^bvfit  Sltla«»  heraus  (©otba  1886—92). 

iöergbeher,  fooiel  wie  Sannenbebcr  (f.  b.). 

»öergbeim.  1)  «reis  im  preufe.Weg^SJej.Köln, 
bat  363,s&  qkm,  ( 1895)  43  96 1  (2 1 8 1 7  mdnnl.,  22 144 
toeibl.)  G.  unb  33  Sanbgemeinben.  —  2)  Warft: 
flerfen  im  Krei«  33.,  an  ber  Grft,  Si&  be«  Sanb= 
rat«amte«,  eine«  2lmt«gericbt«  (Sanbgcridjt  Köln), 
eine«  Katafter«  unb  Unterfteueramtc«,  bat  (1900) 
1510  G.,  barunter  etwa  30  Goangelifcbc  unb  50  3«» 
raeliten,  ^Joftamt  jmeiter  Klaffe,  Jelegrapb,  latb. 
Kircbc  unb  Kapelle,  Klofter  ber  armen  Sienftmdgbe 
iSbtifti  mit  Krantenbau«  unb  ^enfionat,  hebere 
N4kioattnabenfcbule,  Krei«fpar»  unb  $arlebnetaiie. 
—  3)  Btatt  im  Krei«  unb  Kanton  9tappolt«meilcr 
bc«  tBejirt«  Dberelfafe,  3  km  im  Cften  oon  SHap 
polt«weiler,  an  einem  linlcn  3ufluffe  ber  3U,  in 
reut  er  SBeingegenb  am  ^ufee  ber  SBogefen,  bat 
(1900)  2420  G.,  baruntcr  18  Goangelifdjc  unb 
118  3«raeliten,  ^oft,  Jelegrapb,  röm.  Altertümer, 
tiefte  mittelalterlicher  33cfeftigung,  got.  Kircbe;  9Bc> 
berei,  f)opfen*  unb  2öeinbau  (323  ha  2Beinberge).  — 
3er  bereit«  728  al«  ^ereehheim  enodbnte  Ort  er^ 
bielt  1312  Stabtrecbt,  mar  jeitmeife  ^reie  mi)* 
ftabt,  tourbe  1632  oon  ben  Schweben  erobert  unb 
fam  1648  an  granlreid).  —  SJgL  San«,  Urtunbcn= 
buch  ber  Pfarrei  58.  (Strafeb.  1894). 

iöergbem  ober  Servern,  Wlolaa«,  nieberldnb. 
5Waler,  geb.  1 620  *u  Jöaarlem ,  erhielt  ben  erften  Unter« 
rtdjt  oon  feinem  93ater  Rietet  SlaeSj  unb  fette  bann 

14.«ufl.    9».K.  II. 


unter  oan  ©open  unb  Söeenir  bem  tiltern  f  eine  'c  tu 
bien  fort.  Gr  bielt  fid)  oon  1648  bi«  1655  tn3talien 
auf  unb  ftarb  18.  3ebr.  1683  ju  »mfterbam.  2)er 
5leij  feiner  trefflidjen  Canbftbaften  unb  Jierftüde 
beftebt  in  einer  leichten,  bettern  Kompofition  unb 
einem  warmen  Kolorit.  Gr  gehört  ju  ben  ÜJlalern, 
welche  ibre  OTotioe  itaL  H'anbfcbaften  entlehnten. 
$a«  bebeutenbfte  feiner  wenigen  Kabinett«bilber: 
^anbeUberr  am  .^afenoalaft  einen  ll'ccbren  em- 
pfangenb,  befindet  ftd>  in  ber  '?  reiben  er  ©alerie, 
bie  aufeerbem  noch  JWblf  anbere  ©emdlbe  oon  ihm 
befitit.  daneben  bat  er  auch  biblifebe  6toffe  (j.  93. 
ÜHutb  unb  93oa«,  in  ber  ©alerie  }u  Smfterbam)  be» 
^anbelt.  Hucb  bat  man  oon  ibm  eine  golge  oon  36 
trefflieben  JRabierungen. 
«ergben,  fron,.  6tabt,  f.  93ergue«. 
©ergbofe«,  2)orf  in  SBeftfalen,  f.  93b.  17. 
ttergnobeit,  f.  93ergwert«eigentum. 
«crgboU,  Mineral,  f.  »«beft. 
(Berghühner  (Caccabis  Kaup.),  eine  Unter» 
gattung  ber  ':)tebhubu»"amilie ,  deren  jRitglieber  an 
ben  roten  Ruften  unb  Schnabel  (enntlicb  fmb.  Tie 
befannteften  93.  fmb  ba«  Steinbubn  (f.  b., Cacca- 
bis saxatilis  Bechst.)  in  Sübeuropa  unb  ba«  'Hot 
hubn  (f.  b.,  Caccabiu  rufa  Gray)  in  Sfibwefteuropa. 
Sie  halten  neb  gut  bei  öirfefutter  unb  werben  mit 
25  ÜR.  ba«  $aar  bejahlt. 

flBergifebe  C?if  cn  bahn,  ber  KMn-3oefter  Gifen- 
babngeiellfcbaft  1863  genebmigte,  aber  nicht  au«ge* 
führte  iöabn  oon  Köln  überSBipPerfÜrtb  unb  fiagen 
nach  Soeft  mit  3weigbabnen.  3)ie  oerfallene  Kau= 
tion  mürbe  ber  93ergifdb=,J)cdrtifcben  Gifenbabn  (f.  b.) 
jur  £erfteilung  ber  93abn  oon  ^agen  nach  93ntgge 
unb  ber  Stabt  2Renben  jum  ©runberwerb  für  bie 
sJlnfcblufebabn  nach  ^rbnhenherg  überwiefen. 

^ergifche  Herzogtümer,  bie  öerjogtümer 
«erg  (f.  b.),  3üUd>  (V  b.)  unb  (Sleoe  (f.  b.). 

tBcrgifttjc  Jfrähcr,  eine  im  öerjogtum  93erg 
in  SGBeftfalen  unb  Sibeinlanb  gejücbtete  SHaffe  be« 
Sanbbubn«,  welche  ihren  SRamen  bem  eigentünv 
lieben,  lanaau«ge}ogenen  Krdben  oerbanlt. 


ttergifefae*  «uth,  f.  Kontorbienformel. 
*ergift3-©labbad>, 

f.  ©labbacb. 


Stabt  in  NJibeinpreufeen, 


«ergtfeh  aJcärfifthc«?ifenbahn.Tiectamm 

babn  ber  1882  oerftaatlicbten  93.  G.  bilbete  bie 
auf  ©runb  ber  ©enebmigung  oom  12.  3uli  1844 
erbaute  unb  20.  3)ej.  1848  eröffnete  fiinie  Glber* 
felb»55ortmunb  (58^«  km).  3"r  3*it  ber  93erftaat» 
lid)unj  umfafete  ba«  berett«  fett  bem  15.  Oft.  1850 
oom  Staate  bureb  bie  lönigl.  Gifenbabnbireftion  )u 
Glberfelb  oerwaltete  Unternebmen  1435^1  km  93e» 
trieb«»  unb  194,i  km  93auftreden.  OJlit  bem  Grmerb 
ber  93abn  gelangte  ber  Staat  zugleich  in  ben  93efift 
ber  ödlfte  ber  Stttien  ber  93raunfd>w.  Gifenbabn» 
gefellfcbaft  (f.  93raunfdjweigifcbe  Gifenbabnen),  nach* 
bem  ibm  bie  anbere  Hälfte  bereit«  1880  bei  Scrftaat» 
Hebung  ber  93erlin»^ot«bam»9Jlagbeburger  Gifen* 
babn  (f-  b.)  jugefallen  war.  2)ie  93.  G.  beberrfdjte 
mit  ihren  Sinien  ba«  ^nbuftriegebiet  am  9lieberrbein 
unb  in  SBeftfalen,  jum  Seil  in  ©emeinfehaft  mit  ben 
ßinien  ber  Köln»3Jcinbener  unb  ber  Stbeinifcben 
Gifenbabn  (f.  b.).  9cadj  SB.  bebnte  f»cb  biefclbc  über 
Süffelborf  unb  iRubrort  nach  bem  Unten  SRbeinufer, 
Krefelb,  i]l und'en  Wlabbacb  unb  Stachen  au«  bi«  an 
bie  nieberldnb.  unb  belg.  ©renje.  SRacb  0.  oer» 
mittelte  bie  obere  :Hubrtbalbabn  einerfeit«  über 
Scberfebeȣoljminben  oic  unmittelbare  3Jerbmbung 
mit  ben  93raunfdjw.  93abnen,  anbererfeit«  burd)  bie 

48 


754  Sergjuben  — 

oon  bet  ©efeüfcbaft  erworbene  frühere  öeff.  9lorb< 
bahn  Aber  l£ a u c l  unb  ©erftungen  bie  tkx b inbuna.  mit 
ber  Jbüringiicbcn  ßifenbabn  (f.  b.).  2)aS  Unter* 
nehmen  ber  93.  6.  blieb  auch  nach  ber  93erftaatUdnmg 
ber  tönigl.  Sifenbabnbirettion  ju  Glberfelb  unter* 
ftellt ;  einzelne  Linien  würben  ben  93ejirfen  ber  2>irel 
Honen  in  Köln  jugeteilt.  Seit  1.  April  1895  gehören 
einjelne  Stredcn  ber  93.  Cs.  ju  ben  neu  errichteten 
(fifenbabnbvrcltionen  Gffen  a.  b.  SRubr  (Cinien  im 
JHubrloblengebiet)  unb  Gaffel  (obere  SRubrtbalbabn), 
rofibrenb  bie  linldrhrin.  Streden  ber  $)ireltion  Köln 
unb  ba*  imuptnefc  ber  3)ircftion  (Slberfelb  angehört. 
(S.  ^Jreufriicbe  Gifenbabnen.) 

»öcrgiubcu,  iva; er  al*  bie  s abtreiben  anbern, 
welche  m  ben  oerfebiebenen  93ölfern  be*  Kaufafu* 
aufgingen,  im  Kautafu*  eingewanberte  3ubcn;  fie 
füllen  am  ßnbe  be»  8.  ober  ju  Anfang  be*  9. 3«brb. 
in  bie  ©egenb  nörblid)  oon  3)erbenb,  unb  erft  ju 
Gnbe  be*  IG.  %a\)ti).  na*  bem  benachbarten  SJtab* 
fbali*  getommen  fein.  Sin  anbercr  3ujug  fanb 
um  1170  au*  ^erufalem  unb  93agbab  ftatt.  5>ie 
58.  leben  etwa  30000  Köpfe  ftarl  in  tleinem  ob« 
gröfeern  ©emeinben  jerftreut.  Sie  gröfjte  ©emeinbe 
finbet  ficb  in  Kuba,  ©ouoernement  93alu. 

* ergf ,  2beob.,  $biloloa,  geb.  22.  2Rai  1812 
ju  Seipjjtg,  Sohn  be*  al*  üben  eher  unb  populär* 
pbilof.  ecbriftftcller  betannten  2SobannAbam93. 
(geb.  1773  ju  äapnieben  bei  3ril,  0«fr  27.  Oft. 
1834  juCeipiig),  ftubierte  ju  Seipjig  «Bbilologie, 
würbe  1838  Vebver  am  ©pmnafium  ju  tteuftrelife, 

1839  am  3oacbim*tbalfcben  ©pmnafium  ju  93erlin, 

1840  am  ©pmnafium  ju  Gaffel.  1842  Würbe  er 
jum  orb.  ^rofefior  ber  Philologie  an  bie  Untoers 
fitdt  3Jtarburg  berufen.  sJlaa>  ber  SWflrjrewolution 
mar  er  wäbrcnb  be*  3abre*  184g  teüÄ  in  <foani, 
furt  al*  einer  ber  17  SöertrauenSmänner,  teil«  auf 
bem  turbeff.  fianbtage  in  gemdfjigt*liberalem  ©eifte 
tbätig.  1852  übernahm  er  eine  $rofeffur  ui  #jrei* 
bürg  i.  93r.  unb  1857  in  Salle,  legte  1869  fein  Amt 
au*  ©eiunbheitärüdfidjtcn  nieberunb  begab  ficb  nach 
93onn,  wo  er  aueb  al*  alabemifeber  Tcccnt  tbdtio 
war.  6r  ftarb  20. 3uli  1881  )u  9iaoa«.  93efonbere 
33erbienfte  bat  ficb  93.  um  bie  griceb.  Siebter  erwor* 
ben,  juerft  burd)  eine  Au*gabc  be*  Anafreon  (2pj. 
1834),  ben  «Commentaticmes  de  reliquiis  comoe- 
diae  atticae  antiquae»  (ebb.  1838)  unb  ber  Samm* 
lung  ber  93rucb|tfide  be*  Ariftopbane*  (93erl.  1840). 
Sieien  Arbeiten  folgte  bie  Au*gabe  ber  «Poctae 
lyrici  Graeci»  (3  93be.,  2pj.  1843;  5.  Aufl.  1900  fg., 
eine  Art  Au*jug  au*  benfelben  bie  «Anthologia 
lyrica»,  1853;  4.  Aufl.,  beforgt  Pon  feiller,  ebb. 
1889);  ferner  eine  Unterfucbung  über  be§  ärifto* 
tele*  «Libellus  de  Xenophane,  Zenone  et  Gorgia» 
(SWarb.  1843),  Beiträge  jur  griceb.  iDlonatötunbe» 
(©icfj.  1845),  bie  fegaben  be«  2lriftopbane§ 
(2  93be.,  3.  Mufl.,  Spj.  1872)  unb  be*  Sopbotlcei 
(ebb.  1858;  2.  Hufl.  1868),  «93eiträge  jur  lat.  ©ram« 
matit»  (gegen  Slitfcbl,  1.  $>eft,  fiaüe  1870),  «©rieeb. 
Üitteraturgefdjicbte»  (93b.  1,  SBerL  1872;  93b.  2—4, 
bg.  oon  ßmrid)«  unb  ^eppmüller,  ebb.  1883—87; 
iHcgiftcr  1894),  bie  fritifdje  93earbeitung  be«  «Monu- 
meut  um  A  ncyranum  » (©ött.  1873),«3nf  «fcrif  ten  röm. 
Scblcubcrgefcboffe»  (Cpj.  1876).  93on  1843  bid  1853 
gab  er  mit  Sdfar  bie  «3eitfcbrift  für  «Itertum«: 
wiffenfebaft»  berauS.  Seine  «Kleinen  pbilol.  Scbrif 
ten»  erfd?ienen  in  2  93dnben  (öaUe  1885—86) ;  bem 
2.  93anb  ift  «2)aä  Sehen  Zif.  93ergt£»  oorgebrudt. 
ferner  erfebienen  nad)  feinem  Jobc  «Jünf  Slbbanb* 
lungen  jur  ©cfd?icbte  ber  griech.  SßbUofo^bte»  (Spj.  I 


-  Sergfr^ftaü 

1883)  unb  «3ur  ©efebiebte  unb  3j>pograpbte  ber 
Sibeinlanbe  in  röm.  3eit»  (ebb.  1882). 

»8 er g f  a l f  ober  Ä  o b l  e n  t  a  1 1 ,  bie  in  ben  ÜReeren 
ber  ©temtoblcnperiobe  jur  Ablagerung  gelangten 
flalffteinc  (f.  Subcarbon).  Seine  ^auptverbreitung 
bat  ber  an  tieften  einer  2Hcere*fauna  oft  aufeeT- 
orbentlid)  reiche  93.  in  93eljiien,  Urlaub,  Söale*,  iHup- 
lanb  unb  Storbamerita.  blanche  Kaltfteine  in  diu*- 
lanb  vi.  f.  w.  befteben  gdnjlicb  &ui  ^ufultnen,  jiem* 
licfagrofjcn  ^oraminiferen.  [Slltai  (f.  b.). 

©crgfalmücfeii,  ein  Xcü  ber  Urbcmobncr  bei 
fBcrgfnappe,  f.  93ergmann. 
)<Pcrgtnappfc!)aft,  f.  Knappfdjaft. 
«ergforf,  Mineral,  f.  »«beft. 
fBcrgfranflicit»  eine  bei  Grfteigung  bober  ©e* 
birge  unb  bei  Cuftfcbiffabrten  in  einer  ööbe  jwifdjen 
2—4000  m  über  ber  2Rcerc3fläcbc  beobachtete  unb 
in  Sübamerila  mit  bem  tarnen  3)tal  bi  $una 
bezeichnete  Kranfbeü,  bie  juerft  oon  ba  (Sofia  im 
15.  3abrb.  befchrieben  würbe,  fjbre  Spmptome 
befteben  oorjugömeife  in  (ftel,  Abneigung  gegen 
Spcifen,  Abgefpanntbeit,  ftartem  Shirft,  örbreeben, 
6<r}tlopfen#  befcbleunigtem  unb  teuchenbem  Sit* 
men,  93ruftbcflemmung,  Grftidung*angft,  Scbwtn* 
bei,  jtopfichmer},  Ohnmacht  unb  unbezwingbarer 
Schlaf neigung,  woju  ficb  bann  Saut*  unb  Augem 
entjünbungen  fowie  Blutungen  au*  SJlunb,  Maje 
unb  Cungen  gefeüen.  93ci  fiuftfchiffern  treten  bieje 
Grf dbeinungen  erft  in  größerer  £>öhe  al*  bei  93erg* 
befteigungen  ein,  ba  bei  jenen  ein  £auptmoment, 
bie  Körperanftrengung,  fehlt  3)ie  Urf adje  biefer 
Grtrantung  liegt  m  ber  fflirtung  ber  »erbünnten 
fiuft  auf  ben  93lutlrei*lauf,  inftbefonbere  barin,  bafi 
bei  ber  (ünatmung  fehr  bünner  2uft  ber  beim  Auf* 
enthalt  in  folcber  2uft  fchon  höbe  negatioe  Xrud 
auf  ba*f>erj  noch  gefteigert  wirb,  wobei  fid?  ber 
93lut^ufluf}  oom  6erjen  in  bie  großen  93lutgcfdfje 
oermtnbert,  ber  grofee  93lutfrci*lauf  fid)  oon  95lut 
entlaftet,  ber  «eine  Kreislauf  aber  über  bie  91orm 
mit  93lut  überfüUt  wirb.  $ür  einen  Jeil  ber  Gr* 
f  cbeinungen  mag  ber  ©runb,  aufser  im  oerminberten 
fiuftbrud,  in  ber  Külte,  bem  ©rabc  ber  Srodenbeit 
ber  Suft ,  ber  heftigem  Körperbewegung ,  ferner  im 
Sauerftoffmangcl  ber  2uft  unb  bem  grellen  Sonnen* 
lid)t  beftepen.  Stach  SWoff o  foll  jeboch  niebtber SJtangcl 
an  Sauerftoff,  fonbern  ber  ÜDtangel  an  3ufubr  oon 
Koblenfdurc  bie  Urfacbe  ber  93.  fein.  $ie  ^nbiancr 
in  93rafilicn  fudjen  ftd)  bei  drfteigung  bober  93erge 
bureb  Kauen  ber  &oca  oor  ber  93.  ju  febügen.  93ci 
(Fintritt  ber  Krantbeit  wenbet  man  93elebung**  unb 
iHiecbmittel,  ^  milof.cn  oon  jyranibranntwein ,  oon 
Gremor  lartari  unb  taltcr  ftmonabe  an,  bei  frdf* 
tigen  <JJerf onen  93lutentlecrungen.  3ur  93or(ebrung 
nehmen  fiuftfcbiffer  Apparate,  f  og.  Afpirateur*  mit, 
bie  mit  Sauerftoff  gefüllt  finb;  auch  benu&t  man 
babei  transportable  pneumatifebe  Apparate  jur  Gin* 
atmung  ocrbidJtcter  l'uft.  (S.  Komprimierte  Cuft.) 
—  93gl.  Pon  Ciebig,  S)ie  93.  (93raunfdw.  1896); 
SWofio,  ©er  OTcnfd)  auf  ben  öodjalpen  (ypj.  im) ; 
pon  Schrötter,  3"r  Kenntni*  ber  33.  (tMcM  1899). 

üBcrghrtiftaU,  bie  reinfte  3)2obifitation  ber  Kie* 
felfdure  ober  be*  Cuarje*  (f.  b.),  finbet  ficb  urfprüng* 
lieb  immer  rrpftallifiert,  oft  in  aufierorbentlicb  großen 
Krpftaüen,  bie  meift  fedtffeitige  Sdulen  bilben,  bie 
burd)  eine  fech*feitige  ppramibe  (häufig  in  Serbin* 
bung  mit  anbern  tleinem  flächen)  lugefpiftt  finb, 
tommt  aber  auch  in  mutest  Kiefcln,  fog.  ©eidbieben 
unb  ©cröllen,  in  ftlu&bettcn,  im  aufgefebmemmten 
?anbe  u.  f.  w.  oor.  %m  rcinften  3uftanbe  ift  93.  ooll« 


Digitized  by  Google 


Jöergicocr  —  löCTgmann  (üTTtft  oon) 


755 


fommen  wafferheH,  optifcb,  burd)  feine  Cirtularpola« 
rifation  ausgezeichnet;  ift  er  raud>grau  ober  nellem 
braun,  eine  ftaTbe,  bie  ihm  burd)  bie  ©egenwart  ge« 
ringer  OHengen  oon  flüdjtigem  Roblenmafferftoff  iu 
teil  wirb,  fo  beif-,t  er  9iaud)topa*,  au*  <Raud)< 
quarj,  ben  {d)ftn  gelben  nennt  man  Citrin  unb 
ben  fdjwarjen  SRorion.  5)er  IB.  ift  burcbjtcbtig, 
jeigt  $oppelbred)ung,  einen  muf djeli gen  93rud)  obne 
beroortretenbe  Spaltbartett  unb  befifct  ba*  fpec.  @e* 
triebt  2,65.  Seine  4>drte  erreicht  bie  ber  Gbelfteine 
nicht,  ift  aber  gröfeer  al*  bie  ber  meiften  anbern  üJiine* 
ralien.  Sehr  bdufig  enthält  er  frembartige  Subftan= 
jen,  wie  Gblorit,  Strablftein,  üurmalin,  Gptbot, 
Slmiant,  SHutil,  Gifenalanj  u.  f.  W.,  in  b aarf örmigen 
Ärpftallen  einaefcblojfen  unb  fütjrt  bann  ben  Warnen 
ßaar«  ober  v\  ab  elfte  in.  93i*weilen  fxnbet  man 
au*  Heine  jjlüfftgteit*einfd)lüffe  (au*  SBaffer  ober 
au*  pfiffiger  floblenfäure  beftebtnb)  in  bem  SB. 
2>ie  ^unborte  be*  93.  fmb  aufierorbentlid)  bdufig. 
Schöne  unb  gro&e  Ärpftalle  fommen  namentlich,  m 
55rufenrdumen  ober  Söhlen  ( ftrpftall tammern)  ber 
Öocbgebirge  oor,  in  ben  Sllpen  ber  55aupbin<\  ben 
ftarpaten,  namentlich  aber  auf  ber  $nfel  sJJlabaaa8» 
lar  unb  auf  Geplon.  25ie  fog.  2Jtarmarofd)er, 
3abeltifcer,  ÜHu&fcbener  diamanten  ftnb 
ebenfalls  93.  SJten  oermenbet  ben  93.  ju  SRing: 
unb  Stebelfteinen,  Dbrgebdngen,  ^ktfdjaften,  Sto& 
tnöpfen,  $ofen,  ©emmen  unb  anbern  Scbmud; 
lachen.  9tecbbem  man  ihm  bie  erforberlicbe  Aorm 
im  SRoben  erteilt,  wirb  er  auf  einer  tupfernen  ober 
bleiernen  Sdjeibe  mit  Schmirgel  unb  Baffer  ge» 
febliffen  unb  auf  einer  jinnernen  mit  Tripel,  3inm 
afd>e,  93olu*  u.  f.  m.  poliert,  ©ewöbnlicb  giebt  man 
ibm  bie  $orm  ber  93rillanten,  Stafetten  ober  %akU 
fteine,  nur  bie  fiaarfteine  fdjneibet  man  halbfugelig. 
©efafet  »erben  bie  93.  ä  jour,  ober  man  fefct  fte 
in  einen  febmarjen  fiaften.  5)er  3Bcrt  biefe*  9Jti* 
neral*  bat  feit  ber  maffenbaften  Ginfübrung  au« 
iDiabagasfar  bebeutenb  abgenommen,  tyür  Heinere 
Stüde  bejablt  man  (aum  mehr  al*  ben  Scbleifer* 
lohn,  nur  bte  groben  unb  reinen  Stüde  fotoie  bie 
fdaar»  unb  üftebelfteine  haben  nod)  einen  jiemlicb 
hoben  $rei*.  Steuerbing*  fertigt  man  aud)  au*  93. 
©cwicfatäfdhe  für  cbem.  2Bagen. 

»erglcber,  gjiineral,  f.  »*beft. 

Bergleute,  f.  93ergmann. 

©ergman,  Sorbern  Clof,  fcbweb.3Jtetbematifer 
unb  Gbeiniter,  geb.  20.  SJtärj  1735  ju  ffatbarinberg 
in  ber  fcbmeb.^Jrooin}  SDeftgotlanb,  geft.  8.  Juli 
1784  im  93abe  ;u  SJtebeoi  am  9Hctternfee ,  erregte 
al*  Sinn«  Schüler  in  Upfala  beflen  Sttifmertfam: 
fett  unb  mürbe  1768  ^rofefior  beT  ^bpftl  bafelbft. 
Um  bie  ^JrofeffuT  ber  (Sbemie  unb  Sftineralogie  §u 
erlangen,  febrieb  er  1767  bie  Sbbanblung  über  bie 
^abrifation  be*  ?llaun*,  bie  noaj  je&t  für  ein 
t>aupt»erf  gilt.  Gr  entbcette  in  ben  mineralifd'en 
SHäffern  ba*  Sdjmcfelnjafjerftoffaa*  unb  bereitete 
biefelben  tünftlicb.  Gine  SWenge  iDiineralien  unter* 
fuebte  er  djemifcb  mit  grofjer  ©enauigleit  unb  flaffu 
gierte  fte.  93.  machte  jut  bauptfdchlid)  oerbient  um 
a nahi tu" che  Chemie  unb 9jertoanbtfcbaft*lebre.  Seine 
in  ben  Slbbanblungen  ber  ätabemien  ju  Stodbolm 
unb  Upjala  1756— 83  jerftreuten  »uffd|}e  erfd)ienen 
in  ben  «Opuscula  physica,  cbemica  et  mineralia» 
(6  93be.,  Upfala  1779—81;  beutfd)  Pon  Jabor, 
6  SBbe.,  frranlf.  1782-90)  gefammclt 

©ergmann  ober  93erglnappe,  aud?  93erg» 
leute,  Sergarbeiter  unb  93ergoolf,  bie  beim 
«Bergbau  befdjdftigten ,  in«befonbere  bem  3lrbeiter= 


ftanbe  angebßrigen  9ierfonen.  S)er  angebenbe  93. 
mirb  oon  ber  ®rubenoerroaltung  al*  $  od)  junge, 
b.  l>.  al*  Arbeiter  ber  Äufbereitung,  angenommen, 
unb  trenn  er  t&rperlid)  rr&ftig  genug  geworben  ift, 
jur  eigentlicben  93ergarbeit  eingeftellt  unb  juerft 
mit  Arbeiten  befd-dftigt,  bie  er  fdjon  über  Jage  be* 
trieben  bat,  ndmliib,  mit  Arbeiten  bei  ber  ftßrbe* 
rung  (Scblepper,  fiebtgfdjid) ter,  fiebfdbid;« 
ter).  darauf  wirb  er  nach  unb  na*  jur  93obr< 
arbeit  angelernt  unb  tritt  al*  93obrbduer  ein, 
al*  weldjcr  er  bie  93obrlöfber  nod)  nad)  Jlnweifung 
erfahrener  Unterbeamter  ju  fdjlagen  bat  S)ie  tüd)» 
tigften  93obrbduer  werben  ©ebingbduer  unb 
baben  nunmehr  93obren  unb  Sdjiefeen  im  ©ebinge 
jclbftdnbig  ju  beforgen.  diejenigen  93ergleute,  bte 
für  ben ©rubenauebau  ju  foraen  haben,  fmb  ^ol j- 
arbeiter.  3t>r* ©cl?ilfen  beipenStro)fenl?duer. 
gür  bie  Äu*fübrung  ber  Mauerung  fmb  93er g» 
maurer  oorbanben.  5)er ffidrter be*Äunftgejeuge* 
(ber  pumpen  mit  Zubehör)  bei üt  jtunfttned)t, 
berjenige  ztrbeiter,  ber  bie  Sd)ad)tfbrberung  unb 
bie  ^firberabteilung  be*  Schachtes.  )u  überwad)en 
bat,  Hu*ri6ter.  5)ie  93ebienung  ber  $6rberung 
unten  am  Schachte  erfolgt  burd)  3lnfd)ldger,  ba* 
Gntleeren  ber  Jörbergefdfce  über  Jage  burd)  Stür« 
;«er  ober  ttbjieber.  93on  biefer  im  Cb erbau  üb< 
lidjen  93enennung  ber  einzelnen  Slrbeitertlaften  weia)  t 
bie  jVreiberger  nicht  wefentlid)  ab,  wdbrenb  man  in 
ftoblengruben  eigentlid)  nur  Schlepper  (#örber* 
leute)  unb  öduer  »u  unterfdjeiben  hat.  S)«e  93ergs 
leute  einer  ©rube  bi Iben  bie  93elegfd)aft  berfclben 
unb  entweber  für  ftd)  ober  im  93erein  mit  anbern 
93elegf4aften bte Änappfd)aft  (f.b.).  Tici'clbe  bat 
unter  Selbftoerwaltung  eine  Äaffe,  in  bie  fowobl  ber 
Arbeiter  nad)  einem  beftimmten  $rojentfa&  feine* 
Sobne*,  al*  aud)  ber  ©rubeneigentümer  einen  ent< 
fpred>enben  93eitrag  leiftet.  5)iefe  Änappfdjaf t*laffen 
gemdbren  beftimmte  Unterftü^ungen  bei  Ärantbeit 
ober  9ierunglüdung  fowie  aud)  bei  eingetretener  §n> 
oalibitdt  unb  enblicb  ben  Sitwen  unb  9Daifen.  au* 
ber  Klane  ber  Arbeiter  werben  bieHufftd)t*beam> 
ten  entnommen,  iu  welchen  von  unten  nad)  oben  bie 
3lu*fcbtdger,  Unterfteiger,  ©rubenfteiger 
ober  Steiger  unb  Dberfteiger  iu  rechnen  ftnb. 
Sie  alte  93ergmann*lleibung  beftept  in  ber  ©rube 
au*  leinenem  SKttel,  bem  SdjaAtbut  au*  fd)warjem 
ober  grünem  ftUj  unb  bem  (Ärfcbs,  (jähr*,  ßinter*, 
93erg0  Seber,  ba*  über  ben  ßittel  um  ben  fieib  ge= 
f Cbnallt  wirb  unb  ba*  ©effifi  gegen  Sldffe  febü^en  foH. 
ü)ie  93eamten  tragen  ^uffjaden,  bte  ebenfo  wie 
bie  ^Jarabeuniform  ber  Arbeiter  unb  93eamten  in 
ben  einjclnen  93erawert*gegenben  oerfd)ieben  T»nb. 
2>a*  2öappcn  ber  93ergleute  i»etgt  3tafel:  3«nf  l* 
Wappen  U,  gig.  20,  beim  ärtitel  3ünfte. 

©ergtnann,  (hnft  oon,  Ghirurg  unb  Äliniter, 
geb.  16.  Sept.  1836  ju  Stujen  in  Siolanb,  ftubierte 
ju  $orpat,  SBien  unb  93er(in,  wirtte  al*  Äfftftent  an 
ber  ebirura.  ftlimf  ju  dorpat  unb  habilitierte  ftdp 
1864  bafelbft.  ffidbrenb  be*  Kriege*  oon  1866  war 
er  in  ben  Ärieg*lajaretten  ju  Äöniginhof  in  93öbj 
men,  wdbrenb  be*  3}eutfchs(fran}öfifd)en  Kriege* 
oon  1870  unb  1871  al*  Ceiter  ber  Saradenlajarette 
ju  9Jlannbeim  unb  Äarl*ruhe  thätig.  Stecbbem  er 
1871  jum  orb.  ^rofeffor  ber  Chirurgie  in  dorpat 
ernannt  war,  wirtte  er  1877  al*  tonfultierenber 
Chirurg  bei  ber  ruff.  donauarmee,  ging  1878  an 
Sinbart*  Stelle  al*  $rofef)or  unb  Oberwunbarjt 
be*  3uliu*fpital*  nad)  9Bürjburg  unb  würbe  1882 
jum  9cad?folger  Sangenbed*  al*  orb.  ^rofeftor  ber 

48* 


Digitized  by  Google 


756 


«ergmann  (Ouftaö  Slbolf)  —  Sergprebigt 


Sbirurflic  unb  I  tref ler  tcr  dnrurg.  Univerfitdt«= 
tltni t  nad)  93erlin  berufen,  dufter  japlreicben  3our> 
nalauti'iHcn  febrieb  et:  «3jtr  i'ebrc  von  ber  ACtt- 
embolie»  (Sorv.  1863),  «25a*  putribe  ©ift»  (ebb. 
1868),  «Sie  Sepra  in  fiiolanb»  0&eter«b.  1870), 
«Sie  SRefultate  ber  ©elentrefettionen  im  Kriege" 
(©iefi.  1874),  «Sie  93epanblung  ber  Scbufinmnbcn 
bei  Kniegelent«  im  Kriege»  (Stuttg.  1878),  «Sie 
Sefrre  ton  ben  Kopfverletzungen»  (ebb.  1880),  «Gr« 
frantungen  ber  £pmppbrüfen»  (Jüb.  1882),  «Sa« 
Skrbältni«  ber  Sermentintojilation  jur  Septü 
d)dmte»  (mit  Singerer,  SSürjb.  1882),  «Sie  ifoliertc 
Unterbinbung  ber  Vena  femoralis»  (ebb.  1882),  «Sie 
Scbidfale  ber  Sran«fufion  im  legten  Secennium» 
(93erl.  1883),  «Sie  djtrurg.  93ebanblung  von  &\rn-- 
trantbeiten»  (3.3lufl.,  ebb.  1898),  «Stnleitenbe  9Jor« 
lefungen  für  ben  Operation«turfu«  an  ber  Seiche» 
(mit  «od)«,  3.  ;»liifl. ,  ebb.  1896).  Slud)  gab  er  «3lr 
beiten  au«  ber  djirurg.  Klinit  ber  fönigL  Unioerfi^ 
tfit  93erlin»  (21. 1—10,  ebb.  1886—96)  perau«.  Mit 
©urlt  unb  ©uffenbauer  giebt  er  ba«  «$lrd)iv  für 
tlinifdje  Gbirurgie»,  mit  König  unb  9lid)ter  ba« 
«Gbinirg.  Gentraiblatt »,  mit  Grb  unb  SBindel  bie 
«Sammlung  tlinifdjer  Vorträge»,  mit  von  93run« 
feit  1894  bie  «Seutfcpe  Gbirurgie»,  mit  von  93run« 
unb  bon  Mitulicj  ba«  «öanbbudj  ber  prattifdjen 
ebirurgie»  (4  $3be.,  Stuttg.  1900  fg.)  berau«. 

«Bergmann,  ©uftao  Sbolf,  elfdif.  ^olititer, 
geb.  6.  Mai  1816  in  Strasburg,  mürbe  Kaufmann 
unb  beteiligte  fiep  1850  an  ber  ©rünbung  ber 
erften  93ant*Kommanbitgefcliid)aft  in  Strasburg. 
Stuf  ©ruub  feiner  Sdjriften  über  Gifenbabnrocfcn 
(«Qu'est  ce  que  le  chemin  de  fer  etc.»,  1860; 
« L'etat  directeur  des  chenains  de  fer  frmneus », 
1861)  mürbe  93.  1875  in  bie  Gnquetetommifiion 
für  ein  einheitliche«  Jariffpftem  auf  ben  beutfeben 
üBabnen  berufen,  bie  fein  vereinfachte«  Spi'tem 
befürmortete.  8flL  18.«  Schrift  «3ur  Gnquete  über 
ein  einheitliche«  Sariffpftem  auf  ben  beutfeben  3)ab! 
nen»  (93crl.  1876).  1877  rourbe  er  al«  öauptvertreter 
ber  Mutonomiften  in  ben  Seutfcben  9icid)«tag  ge- 
rodblt.  »o  er  mit  üBarnbülcr  jur  3Jerteibigung  eine« 
gemdfeigten  Sdju&joUfpftcm«  eine  freie  »irtfdjaft= 
lidje  Kommiffion  grünbete.  Stucp  bie  Schöpfung  be« 
sHolt«nnrtfcbaft«rat«  erfolgte  auf  feine  Anregung. 
93ei  benSBahlen  1878 unterlag  erbet  ^roteftpartci, 
mürbe  ieboep  nad)  Ginfetumg  ber  Stattbaltcrfdjaft 
in  ben  Staatsrat  be«  !Heid>«lanbe«  berufen.  Gr 
ftarb  20.  Mai  1891  in  Strafeburg.  93.  febrieb  nod): 
«Sie  julünftigen  3oUoertrdge  auf  ber  ©runblage 
autonomer  Tarife  ber  inbuftriclleuüänbet  be«  europ. 
Kontinent*»  (Strajib.  1879)  u.  a. 

»ergmann,  Suliu«,  ^ilofopb,  pcb.  1.  Stpril 
1840AuDpberbileinaBeftfalen,ftubiertetn©öttingeu 
unb  33erlinMatbemati!  unb  ^bilofopbie,rourbe  1872 
al«  orb.  ^rofeffor  ber  iUnloi opbie  nad;  Königsberg 
unb  1875  nad)  Harburg  berufen,  äufeer  äbbanb* 
lungen  in  ben  ton  ibm  1868  begrünbeten  unb  bi« 
1872  rebigierten  «^bilof.  Monatdbeften»  febrieb  er: 
«©runbünien  einer  Übeorie  be«  33crDujjtfein«»  (33erl. 
1870),  «3ur  93curteilung  be«  Kritici«mu«»  (ebb. 
1875),  «Steine  Sogil»  (ebb.  1879),  «Sein  unb  Gr» 
tarnen»  (ebb.  1880),  «Sa*  3icl  ber  ©cfcbidjte» 
(vJ)larb.  1881),  «Sie  ©runbprobleme  ber  fiogil» 
C-öerL  1882;  2.  völlig  neue  Bearbeitung,  ebb.  18i»5)( 
"Über  baä  iHicbtige»  (ebb.  1883),  «SJorlefungen  über 
3)letapbpftt»  (ebb.  1886),  «über  baä  Sdböne»  (ebb. 
1887),  «©efdncbte  ber  ^bilofopfeie»  («b.  1  u.  2, 
ebb.  1892—94),  «Unterfudjungen  über  $>auptpunfte 


ber  ^pilofoppie»  (SWarb.  1900).  Gr  ift  ieUt  ber  bc* 
beutenbfte  Vertreter  einer  ibcaliftifdjen  Gr'tenntni^ 
tb.eorie  unb  ^etapbpftf. 

«ergmaurer,  f.  Öergmann. 

löcrgmcpl,  f.  Äiefelgur. 

tiBctgmetfter,  f.  93ergbebörbe. 

löcrgmtlrt»  ober  3Jiontmild)  (irrtümlicb  aud> 
üJlonbmild)  gefdbrieben) ,  ein  treibeäbnlidjeS,  jart 
anjufüblenbe*  Mineral,  ba*  au«  feinen,  loder 
oerbunbenen  Kaltteila>en  beftebt;  e*  finbet  fid)  na- 
mentlid)  in  ^öplen  unb  Klüften  ber  Kaltftcinge- 
birge  (j.  93.  am  ^ilatu«  in  ber  Sdjweu)  unb  er* 
febeint  entmeber  al«  befonberer  Diieberfd)lag  au>> 
Calciumcarbonat  f  übrenben  ©emdffern  ober  aU  3er< 
fe&ung*probult  anberer  falfbaltiaer  Mineralien. 

Jöcrgmhpcl,  ^flanjenart.  f.  Cotoneaster. 

Söcrgncuftabt,  3 tat t  in  SRbeinlanb,  f.  fteuftabt 

«ergöt,  f.  Petroleum.     [  (bei  ©ummer«bacbi. 

©ergorbnung,  f.  93ergredbt 

®crap<n>ier,  Mineral,  f.  Ä«beft. 

©c r  g p arte i,  ober  nur  93  e  r  g  (Montagne),  in  ber 
erften  ^ranjöfifcben  ^Revolution  im  Jlationaltonvent 
bie  ©ruppe  ber  rabttalften  sJievolution«männer,  meil 
jie  auf  ben  böber  gelegenen  93dn(en  be«  Serfamm^ 
lungSfaal«  ihre  6i|e  genommen  batte.  3u  ben  Mit; 
gliebem  be«  93erg«  (Mont&gnards)  geborten  von 
nebmlicb  Santon,  SDtarat,  JRobe*pierre,  Saint=3ufi 
unb  Gollot  b'f>erboia.  Str  93.  entgegen  ftanb  bie 
Partei  ber  Gbene(PUine)  ober  ber©tronbiften. 
tve(d?e  bie  ebengelegenen  6i#pldge  im  (yonb  be« 
Saal«  innebatten.  3kd)  bem  ^alle  ber  ©ironbe 
nannte  man  bie  Gbene  aueb  ben  öumpf  (Marais)  ; 
er  vereinigte  alle  bie  ^erfönlid)teiten  unb  Partei' 
trümmer,  bie  nidjt  felbftdnbig  ftimmten,  fonbern 
unter  ber  £>errfa>aft  be«  93erg«  unb  fetner  i>dupter 
b.anbdten.  9Iacb  bem  Sturje  ber  S<breden*mdnner 
verloren  bie  9lefte  ber  93.  ipre  93ebeutung.  Slucb 
bie  9tabitalen  in  ber  Stationaloerfammlung  von 
1848  nannten  fid)  93.  —  *Bgl.  Ularetie,  Les  derniers 
Montagnards  r^ar.  1874). 

ttergpcdj,  foviel  »ie  $l«pt)alt  (f.  b.). 

©crgpetcrfilic,  f.  Peucedanom. 

©etglHeffer,  f.  ^fefferftraud?. 

vöergpferb,  ba«  eigentliche,  am  ganjen  Körper 
geftreifte  3ebra  (f.  b.). 

©crgpolijci,  bie  von  ben  93erabebörben  au*= 
geübte  poliiciliebe  »ufftd)t  übeT  ben  93ergbau.  Sic^ 
jelbe  erfrredt  fid)  auf  bie  Sidjerbeit  ber  ©ruben^ 
baue,  bie  6icberp^it  be«  Seben*  unb  ber  @cfunb< 
beit  ber  Arbeiter  unb  bie  Kontrolle  über  $nue-- 
paltung  ber  für  ba«  93eri)dltni«  von  Slrbeitgebem 
unb  Arbeitern  erlaffenen  gcfo^licben  93eftimmungcn. 
ben  Scbu|  ber  Cberfldcpe  im  Smerefie  ber  perfön^ 
lieben  Sicbcrpeit  unb  be«  öffentlicbcn  Hierfebr«,  ben 
Sd)ufc  gegen  gemeinfcbdblicbe  Ginmirtungen  be« 
93ergbauc«,  ben  cctuitj  be«  Gigentum«  gegen  uner- 
laubte Mineralgetoinnungen.  Sie  Dberbcrgdmtcr 
tönnen  ^olijeiverorbnungen  erlaffcru 

©ergptebigt,  bie  vom  Gvanaelium  be«  i'nit 
tbäu«  Kav.  5—7  mitgeteilte  9tebe  &fu,  fo  genannt, 
meil  rie(Mattb.5,  t)  auf  einem  93erge  gehalten  mürbe. 
9kd)  berfelben  Angabe  mar  eine  gro^e  Menge  ^olt* 
utgegen,  momit  inbeffenibr  Inhalt,  ber  jum  größten 
Zeil  nur  an  bie  jünger  gerichtet  fein  lann,  im  ±.1 1  ber 
fprud)  fteht  Mattbdu«  teilt  fte  al«  erfte  ^robe  ber 
öffentlichen  Cebrtbfitigleit  3eiu  mit,  gemiffermafeen 
al«  bie  feierUd)cGinfübrungfcinet^Jtebigtoomi-»im 
melreid).  2rofebermoblgcorbneten©ruvpierung  be« 
Stoff«  ift  bie  «Hebe  fcpmerlid)  fo  gehalten,  font-om 


Digitized  by  Google 


©ergrot  — 

(ommt  in  ber  corliegenben  ©eftalt  auf  SRecbnung  bed 
Gcangeliften,  ber  nad)  feiner  aud>  f  onft  (Äap.  13 ;  18 ; 
21—25)  ju  beobaebtenben  SBeife  größere  9iebegrup» 
pen  )U  einem  Iflnitlerifcpen  ©anjen  jufammenfügte. 
SBei  SJuta*  (Aap.  6,  w-w)  finbet  ftcb  bie  SB.  in  meit 
lurjerer  ©eftalt,  mdbrenb  ber  übrige  Stoff  an  cer* 
fdnebenen  Stellen  jerftreut  ift,  unb  überbied  in  einer 
eigentümlichen  ftafiung-  —  2*Ql-  $bolud ,  Sie  SBerg* 
rebc  GbrifU  audgelegt  (5.  Slufl.,  2.  Hbbr.,  ©otba 
1872);  SUebelid,  Sie  SB.  (SBielefelb  1875);  3toeten, 

Sie  SB.  3elu  (3W«&  1888)- 
löcrgrat,  f.  SBcrgbebörbe. 
«ergraute,  f.  Ruta. 

töcrgrcrfü,  ber  3nbegriff  ber  auf  ben  SBcrgbau 
bejügliepen  Wecbtdnormcn.  Sad  SB.  umfaßt  fowobl 
©egenftdnbe  bed  öffentlieben  9ted)td,  wie  bed  Sjki= 
catreebtd,  fowobl  materielle  Dteebtdgrunbfd&e,  Wie 
^rojeßregeln,  cicilretbtliebe  unb  jtrafreebt  liebe  SBor* 
febriften;  ed  ift  ein  Specialreebt  gleieb  bem  f>anbeld* 
red)t,  Seereebt  u.  bgl.  m.  3"*  Selbitdnbigteit  a» 
langte  ed  bureb  bie  SBergbaufreibeit  (f.  SBergwerfd: 
eigentum) ;  erft  bureb  tiefe  rourbe  ed  lodgelöft  vom 
allgemeinen  9ied>t  unb  einer  befonbern  Gntwidlung 
täbig.  Sen  ttulturcölfern  bed  Slltcrtumd  mar  ber 
SBegriß  ber  SBergbaufreibeit  unbetannt.  Sie  ift  ger* 
man.  urfprungd;  beutfebe  SBergleute  waren  ed,  mit 
benen  fte  ju  Slawen  unb  Romanen  gelangte. 

I.  ©efebidjtliebe  Gntwidlung  bed  SB.  unb 
Überfielt  ber  SBerggcfetigebung. 

a.  Seutfdjlanb.  SieUrfprünge  bed  SB.  reieben 
bier  bid  in  bie  2lnfdnge  bed  Mittelalter^  jurüd. 
Gd  erfepeint  luerft  im  ©ewanbe  totaler  0ewobn= 
betten,  bie  faft  überall  biefelbe  <jorm  seinen,  mit 
ben  ^Bergleuten  von  Ort  ju  Ort  manbern  unb  balb 
bie  beutieben  ©renjen  überfebreiten.  Gin  SBebürf nid 
jur  febriftlieben  ülbfaffung  entftanb  naturgemäß  ju< 
erit  im  Sludlanbe;  im  3nlanbe  waren  bie  Sdjöppen» 
geriebte  bie  lebenbigen  Jrdger  bed  ©emobnbeitd* 
vc et? td.  So  entftanben  im  13.  ^ahrb.  in  ÜJtdbrcn  bad 
3glaucr,  in  Ungarn  bad  Scb'emni  &cr,  in  Orient 
bad  Sribenttner  JB.  3"  Seutfcblanb  mürben  bie 
©emobnbeiten  erft  fpdter  fobifijiicrt,  wobei  jene  dl« 
tern  Orbnungen  niebt  obne  Ginfluß  waren.  £>eruor: 
,;upeben  ftnb  bad?jreiberger  58.,  bie  bar  jif  eben 
SBerggewobnbeiten.  SBid  in  bad 16.  Qabrb.  blieb 
ber  SHcebtdjuftanb  im  wefentlidjen  uncerdnbert;  in 
Sööbmen  war  bad  3fltou«t  SB.,  in  SWeißen  unb  2bü: 
ringen  bad  ftreiberger  in  allgemeiner  ©eltung. 

3m  IG.  3abrb.  beginnt  mit  bem  Grlaffe  ber  fdebf. 
SBergorbnung  Dom  3. 1509  unb  ber  ^oaebimdtbaler 
SBctfjorbnung  com  %  1518  bie  jweite  ^eriobe  bed 
feutfeben  SB.  ?ln  Stelle  ber  con  ben  Sdjöppen» 
itüblen  bewabrten  ©ewobnbeitdrecbte  trat  nunmebr 
bie  ©efeligebung  be3  fianbedberm.  entftanben 
in  ben  bergbautreibenben  Territorien  }ablrei<be 
SJergorbnungen,  bie  eine  auffallenbe  überein« 
ftimmung  jeigen  unb  faft  alle  auf  bie  Ouelleber  fddjf. 
9krorbnungen  jurüdjufäbren  finb.  Sllle  biefe  SBerg' 
orbnungen  berüdficbtigen  nur  bie  ndd;ften  prat: 
tiftben  SBebürfniffe;  ein  umfaffenbeS  IBerggefefeim 
Sinne  ber  fteujeit  ift  feine  Don  ibnen. 

Sie  3eit  ber  SBergorbnungen  enbet  mit  üblauf 
bed  18.  ,^abrh.  3bnen  folgen  nunmebr  in  faft  allen 
europ.  Staaten  umfaffenbe  ftobifitationen.  — 
Greußen  ging  allen  Staaten  poran ;  bad^ßreuß. 
9(Ug.  ^anbred^t,  publiziert  am  5.^ebr.  1794,  orbnete 
im  2.  Jeil,  £itel  16,  §§.69— 480  biefe  9ted)t$materie 
in  umfaffenber  Seife,  ©erabe  biefer  Seil  US  ©e-- 
fcftbud?«  bilbet  eine  b«TT>orragent>e  gefefegeberifdje 


Sergre^t  757 

Seiftung.  Sa  bad  ©cfe|bu<b  nur  fubfibidre$  9Rea)t 
ftbuf,  fo  mürbe  bamit  bie  JHed)t8einbeit  im  SB.  nidjt 
bergeftellt;  e«  blieben  in  ©eltung  bie  tyrooiniial 
reebte  in  Sdjlefien,  öalberftabt,  ffieftfalen,  benen 
bie  fäd)f.  SBerorbnungen  jum  ©runbe  lagen. 

Siefem  3uftanbe  maa>te  baö  Allgemeine  SBerg* 
gefeD  vom  24.  3uni  1865  ein  Gnbe.  Sadfelbe  trat 
am  1.  Ott  1865  in  bem  bamaligen  ganjen  Staate- 
gebiet  in  Äraft  unb  würbe  bemnddjft  bureb  befon= 
bere  SBerorbnungen  unb  ©efehe  in  bie  neuerwor= 
benen  SanbeSteile  fowie  in  bie  ^ürftentümer  SZÖal* 
bed  unb  ^prmont  eingefübrt.  63  ift  femer  ber 
Öauptfacbe  nad)  Obergegangen  in  folgenbe  14  SBerg; 
gefefce:  fürSBraunfcbmeig  »om  15.  5lpril  1867, 
Sadjf en'SÖleiningen  tom  17.  Slpril  1868, 
Sad)fcn:©otbanoml6.Slug.l868,fürSBapern 
oom  20.  ÜJldrj  1869,  SHeu^  j.  S.  üom  9.  Ott.  1870, 
Sad)fen*2lltenburgt5oml8.Ülpritl872,Glfaß' 
Sotpringen  oom  16.  Sej.  1873,  Württemberg 
Dom  7.Dlt.  1874,  Änbalt  »om  30.  »pril  1875, 
6ef fen  oom  28. 3an.  1876,  SBaben  com  24. 3uli 
1800,  ^ürftentumiöirtenf  elb  uom  18.3Jtdrj  1891, 
S(bwarjburg»9tubolftabtDom20.a)idrj  1894, 
l'ü  bed  com  28.  Ott.  1895.  So  ift  für  ben  größten 
Seil  Seutfd?lanbä  tbatfddblidj  ein  einbeitlicbe«  95. 
bergeftellt.  3"*  Grgdn3ung  be«  reidjöredjtliA  ge« 
orbneten  8lrbeitcrfd?u|c«  mit  SBejug  auf  bie  Söerg- 
werföbetriebe  würbe  in  Greußen  bie  9?ot>elle  jum 
SBerggeicfc  Dom  24.  Sunt  1892  erlaffen  (baju  eine 
3lbänberung  com  8.  »pril  1894).  8luf  ben  3nbalt 
Ui  ©efetied  bat  baS  franj&fifd?e  SB.  Ginfluß  gehabt. 
SKnbererfeitd  bdlt  ba*  iberggefetj  an  ben  ©runb« 
fdften  be«  beutfdjen  SB.  ba  feft,  wo  e«  fid>  als  leben*» 
fdbig  erwtefen  pat,  f o  beim  GrweTbe  be*  SBergeigen= 
tumä,  bei  ben  bergbaulieben  ©enoffenfdbaftcn,  bei 
ber  3ulaf)ung  bed  ^ea?tdwegeS  u.  f.  w. 

3m  Äönigreid)  Sacbfen  »eigt  ba«  ©efelj  Dom 
16.  3uni  1868  »war  noeb  »tele  Söefonberbeiten, 
aber  c<?  ndbert  fiep  in  feinen  wiebtigften  SBeftimmun« 
gen  bem  'Jkeuß.  SBerggefejj.  Sie  baju  ergangenen 
3to»ellen  com  2.  3Rdri  1882,  2.  »pril  1884  unb 
18.  Wl&xi  1887  baben  einzelne  SBeftimmungen  bed 
©efe&ed  mobifijiert,  in  beffen  wefentlid;en  ©runb» 
jaucn  aber  nidbtd  gednbert. 

3mengften'?lnfdjluß  an  ein  frübere«  löniglicb  fdcb). 
©eietj  com  22.  iDlai  1851  erging  für  ba«  ©rop» 
ber}ogtum  Sad)fen:Sßeimar>Gifenacb  ba# 
©efeft  com  22.  3uni  1857.  3m  gürftentum 
Sd)mar)burg:Sonberdbaufeniftjc&tba3  ®e- 
fc  U  com  16.  Slpril  1894  in  Kraft,  ba«  auf  einer  Her - 
jcbmeljung  bed  preuß.unb  bed  fddjf.Spftemd  beruht. 

3n  ben  übrigen  beutfeben  SBunbedftaaten  bat  tn 
neuerer  3eit  eine  Äobififation  bed  SB.  nidjt  ftatt* 
(jefunben.  Gin  @efeh  con  größerm  Umfange  ift  im 
,\ unten  tum  Sippe  30.  Sept.  1857  ergangen.  3n 
Sad;fcn=Goburg  gilt  nod?  bie  Saalf  elber  SBerg? 
orbnung  com  19.  gebr.  1575,  weldje  bem  ättern 
gemeinen  beutfeben  dieebte  entfpridjt. 

3n  bem  beutfeben  jübweftaf ritanif eben 
Scpu^gebietift  bad  SBergwef en  bureb  bie SBerorft< 
nung  com  H>.  Slug.  1889  neu  georbnet.  Sie  fcbließt 
fieb  ben  bergrecbtlidben  Ginridjtungen  berSRadjbarge» 
biete  an  unb  bat  mit  bem  $reuß.SBerggefe|i  wenig  3u: 
f ammenbang.  3" bem beurf djen  oftafritanifeben 
S  cb  u  h  g  e  b  i  e  t  fmb  ber  Seutf  aVCftafrit.  ©ef  eUf  cbaft 
bureb  SBertrag  com  20.  9toc.  1890  unb  SBerorbnung 
com  1.3an.l891  weitgebenbe  bergbauliebe  SBefugnijie 
eingeräumt.  Sad  Scbürfreebt  würbe  bureb  SBerorb* 
nung  bed  ©oucerneurd  com  25.  Sept.  1895  geregelt. 


Digitized  by  Google 


758 


Sergre^t 


b.  $n  ßfietreich* Ungarn  mürbe  ba*  SB. 
lobifuiert  burcb,  ba*  allßemeine  Serßßefefc  oom 
23.  ÜKai  1854.  abweicbenb  oon  ben  beutfCben  SB. 
fmb  bie  ©runbfd&e  com  Schürfen,  oon  ber  SBerß- 
wert3oerleibunß,  fowie  bie  SBeftimmunaen  übet  bte 
©ewertfdjaft  unb  ba*  SBerbdltni*  be*  ©runbeißen« 
tümer*  jutn  SBerßbauberedjtißten.  Saä  Knapp: 
fdjaftämefen  (SBruberlaben)  ift  burdj  ©efefe  oom 
28.  3uni  1889  neu  geregelt. 

$ür  ba*  Könißreidj  ©alijien  unb  Sobome* 
tien  famt  bem  ©ro&herjoßtum  Kralau  ift  bejüßlicb 
ber  ©eminnunß  Don  Grbbarjen  ein  befonbere*  ©e; 
fe*  am  17.  Sei.  1884  erlallen.  Siefelben  finb  bem 
SBerfüßunßäreCpt  be*  ©runbctßentümer*  riebt  tnU 
}Oßen ;  e*  (ann  aber  ba*  SHecpt  auf  bereu  ©ewin-- 
nunß  ale  felbftänbiße  ©eredjtiateit  tonftituiert  wer* 
ben,  bie  bann  ebenfo  nue  bie  ältern  SBerßbaubered}* 
tißunßen  berßrecbtlicben  formen  unterließt. 

Sag  öfterreidjifdje  SB.  ift  mit  abdnberunßen  burcb 
©efe&  oom  14.  9)tai  1881  in  SBo*nienunb  ber 
äeneßoioina  eingeführt.  G*  ift  hier  ba*  SBerß* 
reflüi  aufßcßeben ;  ba*  DteebJ  ju  febürfen  bon  ber 
Grlaubniä  ber  SBerßbebörbe  unabbdnßiß  ßemaebt ; 
bie  ©runbfä&e  von  ber SRerleihunß  finb  entfprecbenb 
bem  beutfeben  Stecht  oereinfach  t,  bie  £ilfssbaured)te 
nad)  beutfeben  ©runbfä&en  aereßelt.  bei  ber  Aeji- 
ftellunß  bei  SRecht*oerhaltnitie  jmifeben  ben  S8erß= 
bauunternehmern  unb  ben  ©runbeißentflmern  bie 
neuem  Gntmürfe  ju  ©runbe  ßelegt. 

(Sine  Wacbbilbunß  be*  öfterr.  ©efefee*  Dorn  23. 2Jtai 
1854  ift  ba*  ferbif  dje  ©efe&  oora  15.  Stpril  1866, 
bedj  ift  babei  oielfadb  auch  bai  franjöfifdpe,  fddjfifCbe 
unb  preufeifche  58.  berüdfidjtißt. 

c.  grantreich.  Tai  ©efefc  vom  21.  Slpril  1810 
berufet  auf  ber  ©runblaße  ber  SBerßbaufreibeit  unb 
bei  vom  ©runbeißentum  ae trennten  unabbdnßißen 
SBerßwerf*etßentum* ;  oon  bem  beutfdjen  SB.  unter: 
I djeibet  e*  fid)  im  mefentlicben  babureb,  bafj  e*  bie 
Grroerbunß  nicht  oon  bem  iMcdjte  be*  erften  auv 
ber*  unb  be*  erften  i)  l  u  t  b  e  r  3  abbänßt  ß  madj  t,  f  onbem 
lebißlid)  oon  ber  Konjeffton  ber  Staat*bebörbe,  in 
beren  Grmeffen  ßeftellt  ift ,  ob  SBerßmert*eißentum 
oerlieben,  unb  welchem  SBemerbet  e*  ju  teil  »erben 
foll.  Sie  befonbern  Söeftimmunßen  Ober  eine  Klaffe 
nu&barer  SOcineralien  (minieres,  ©rfibereien),  welche 
jwar  im  Gißentum  be*  ©runbbefi&er*  oerbleiben, 
aber  mit  einer  Ginfchrdntunß  ju  ©unften  be*jeni: 
gen,  welcher  eine  $ermiffton  jur  ©eroinnunß  ober 
Sierbüttuna  joldber  SDUneralien  (JRafeneifenerj,  SBi* 
rriol  unb  aiaunerje)  oon  ber  Staatäbebörbe  er* 
lanßt,  ftnb  burCb  bie  SRooeüe  oom  9.  Wla\  1866  be- 
feitißt  Ginfdjrdntunßcn  b.at  ba*  Wecb.t  bed  ©runb: 
eißentümerä  erlitten  bureb  bie  5Rooelle  oom  27. 3uli 
1880.  Gin  25.  SWai  1886  ber  Seputiertentammer 
oorßeleßter  Gntrourf  eine-}  neuen  $erßßefette*  ift 
bidber  nidjt  ©efeft  ßetoorben.  %üv  bie  franj.  Äo« 
lonien  ftnb  befonbere  Serorbnunßen  erlajfen. 

d  Italien  fehlt  ein  einheitliche*  $erßßefefe. 
Qi  befteben  in  ben  oerfduebenen  Seilen  je  nad) 
ibrer  polit.$erßanßenfeeit  bie  oerfdjiebenften©runb< 
fdte  nebeneinanber  }u  Siecht:  oon  ber  oollftctn« 
bißen  5Bereinißunß  bed  unterirbifdjen  Gißentum* 
mit  bem  ©runbeißentum  bi£  )ur  oollftdnbtßen  Un: 
abhdnßißteit  bee  einen  oon  bem  anbern.  Unter  am 
berm  ßilt  im  ebemalißen  Hönißreid)  S  a r b  i n i  e  n ,  in 
ber  Sombarbei  unb  ben  Warfen  baä  ©efet)  oom 
20.9Ioo.  1859,  eine9tacbbilbunß  bed  franj.  ©efefce* 
oom  21.  äpril  1810  mit  Slbroeicbunßen.  3m  ebe* 
malißen  Äönißreia?  Neapel  ßilt  taä  neapolit. 


©ef eh  oom  17.  Ott  1826.  Seratoerie  auf  metallif cfce 
unb  balbmetallifcbe  Stoffe,  Scbmefelßeroinnunflen 
unb  Steinbrüche  oerbleiben  hiernach  ohne  Ginfdjrdn« 
lunß  bem  ©runbeißentumer ;  SBerßmerte  auf  Iii  et  alle 
u.  bßl.  tonnen  jtoar  ebenfalls  oom  ©runbeißentumer 
betrieben  w  erben ;  fie  tonnen  aber,toennerfelbft  (eine 
©eninnunß  eröffnet,  oon  ber  fteßieruna  anbern  yer^ 
fönen  oerüeben  toerben  unb  itoar  unter  v3eoor}ußunß 
be«  erften  ginber*.  3n  Sicilien  ßilt  neben  biefem 
©efe|  noch  bie  Kabinett« orber  oom  8.  Ott.  1808  üb«r 
Gcbtoefelßetoinnunß,  meldbt  nur  mit  Grlaubmd  ber 
Geborte  ßeßen  eine  Stbßabe  eröffnet  trerbeu  barf. 
3n  SJenebiß  unb  ÜWantua  ßilt  ba«  öfterr.  ©efe* 
oom  23.  ÜJlai  1854.  8tn  SJerfudjen,  ein  einbeitli*es 
9.  in  Italien  einjufabren,  bat  e*  feit  bem  o.  1860 
nicht  ßefeblt.  ä)tebrfacb  fmb  bem  Parlament  6nt< 
würfe  oorßeleat;  eine  Ginißunß  ber  ßefe&ßebenben 
Sattoren  bat  ficb  bUber  nicht  erzielen  lauen. 

e.  Slbßefeben  oon  ben  obenermdbnten  ital.  Xträ' 
tonen  ßilt  tai  franj.  Softem  jur  3«it  nod) : 

1)  in  iöelßien,  wo  ba*  Öefeti  oom  21.  april 
1810  mit  ber  ßefamten  frani.  ©efe^ßebunß  un^ 
mittelbar  einßefübrt  mürbe  unb  bureb  bie  fpdtern 
Weiche  nur  aerinßfüßiße  tinberunßen  erlitten  bat , 

2)  in  £c Ha ub  unb  Suxemburß; 

3)  in  ber  % ürtei  (Serßßef<|  oom  9.  SDtuharrem 
1278  —  17.  3uli  1861); 

4)  in  ©riechen laub  (93erßßefefc  oom  22.  Sluß. 
1861).  üc&tere  beiben  ©efe^e  fmb  faft  roörtlicb« 
5Rad)bilbunßen  be*  franj.  ©efefte4; 

5)  im  Konßoftaat  (SBerorbnunß  oom  8.  3uni 
1888  unb  20.  m&n  1893); 

6)  in  «Rumänien  (©efefe  oom  20.  april  1895). 

f.  Spanien  unb  bie  ihm  unterworfenen  ©ebiete 
ameritaä  hatten  ben  boberu  auffchwunß  ibre* 
^erßbaued  au-s  Seutfcblanb  erhalten;  ed  war  baber 
natürlidh,  baft  aud)  bie  ^rineipien  bei-  beutf eben  35. 
bort  Ginßanß  fanben.  Tat-  Setret  oom  4. 
1825  erhob  baö  f ranjöfifcbe  9.  }um  ©efeft.  Sa4 
©efe^  oom  6.  $uli  1859  bat  ba«)elbe  wieber  befei> 
tißt  unb  ift  ju  ben  altfoan.  ©runbfdften  jurüdßetehrt 
3n  neuefter  3eit  ift  ba8  SB.  neu  tobifijiert  in  Uru« 
ßuap ,  in  GbÜe  unb  l'Ierif o. 

g.  3«  SHuplanb  bradjte  ba*  ©efetj  ber  Äaiferin 
flatbarina  II.  oom  28.  $uni  1782  ben  ©runbfati 
iur  ©eltunß,  bafe  ba3  ÜRecbt  be«  ©runbeißentum* 
aud)  bie  SJhneralien  umf äffe ,  baf>  jebermann  auf 
einem  ©runb  fie  auf  unten  unb  entweber  felbft  au*< 
«uten  ober  ihre  auäbeutunß  anbern  übertraaen 
önne,  fowie  bafi  an  ben  öffentlichen  Schafe  nur  ab» 
ßaben,  freilich  oft  oon  recht  bebeutenber  >>cbe,  ju 
jahlen  finb.  Sa*  neuefte  Jöerßßefefe  iHufelanb*  ift 
in  bem  7.  JBanbe  be*  Srod  xakonov  oom  3. 1857, 
einiße  30  Srudboßen  ftart,  enthalten.  Uber  500©e= 
fefee  unb  ükrorbnunßen  oom  10.  Tej.  1719  bi* 
26.  3an.  1857  haben  ba«  aHateriat  ju  biefer  um« 
fanßreicben  Bufammenftellunß  ßebilbet  3n  Kap.  III, 
§§.  559—563  fmb  bejüßlich  be*  s4irioateißentum* 
bie  obenaebachten  ©runbfäfee  jum  au*brud  ße« 
bradjt.  Slbmeicbenb  hieroon  fmb  bie  SSorfcbriften 
über  ben  SBerßbau  auf  Kronlänbereien  (Kap.  I, 
§§.  437—441).  $>itx  hat  ein  feber,  fie  mößen  in 
Rronwertc  einbeßrenjt  fein  ober  nidjt,  ba*  iHedjt, 
naCh  oorßdnßiaer  Scbürferlaubni* ,  Grj  ju  fudjen. 
©efdhieht  bie  Gntbedunß  be*  sJDcincral*  auf  einbe» 
ßrenjtemKronlanbe,  fo  hat  ber  ginber  ba*  SHedjt, 
bie  ©rube  ju  betreiben,  muj»  aber  ßeßen  Gmpfanß 
ber  feftaefefcten  SBcjahlunß  ba*  Grj  an  biejeniße 
ßütte  abliefern,  in  beren  öejirt  bie  ©rube  ließt, 


Digitized  by  Google 


Jöergrecgt 


759 


ober  et  muf»  fein  Siecht  bet  Ärone  gegen  bie  athfy 
liebe  Vergütung  übertragen.  3n  jebem  %a\it  bilbet 
bie  ©rube  ein  3ubebÖr  be*  2Bert*,  in  beffen  Vejirt 
fie  liegt  SBenn  bie  ©rube  auf  unbebautem,  in 
tein  Jrron»ert  einbegrenjtem  Äronlanbe  entbedt 
morben  ift,  fo  bat  berftmber  ba*  Stecht,  bebuf* 
©eroinnuna  unb  Verarbeitung  be*  ©rje*  ein  be= 
f  onbcre*  2öert  ju  errichten  unb  tann  in  biefem  Salle 
bei  ber  Vebörbe  um  3uteilung  pon  2anb  unb  2öalb 
uacbfudjen.  2lu*genommen  Pon  biefen  Siegeln 
fmb  ©olbgruben .  roeldje  auf  Äronlanb  aufgefun= 
ben  werben.  Sttefelben  roerben  nur  auf  ©runb  be= 
fonberer  Verträge,  beren  Vegutadbtung  unb  Ve= 
itdtigung  oon  ben  böbern  Vebörben  abhängt,  in 
tyrioatbefifc  abgegeben.— änberungen  bat  berSvod 
zakonov  bejüglid)  be*  V.  in  neuerer  .Seit  erlitten 
burd)  eine  Vergorbnung  für  ba*  Öanb  be*  5)onif  eben 
Kofatenbeer*  com  8.  iüldrj  1864  unb  burd)  ba* 
©efe&  über  bie  Vripatgolbgräbereien  com  24.  SDtai 
unb  5.  3uni  1870,  fotote  burd)  ba*  Weich  vom 
2. Sunt  1887,  ba*  burd)  ©efefc  oom  29.  (17.)  $cbr. 
1892  abgeänbert  unb  ergänjt  worben  ift.  2)iefe  ©e* 
fefce  erweitern  ben  Vegritf  ber  freien  Äronldnbereien 
unb  enthalten  eingebenbe  Vorfd)riften  über  Sd)ür= 
fen,  Verleihung,  bie  gegcnfeitigen  Vcrbältniffe  ber 
Vergbautreibenben  unb  bie  Vefugniffe  ber  Vehörben. 

Slbweidjenbe  ©runbfdfce  enthält  ba*  Vcragefefc  für 
Volen  nom  10.  2)tai  (28.  Slpril)  1892.  ü*  nähert 

Sit  ben  ©runbfähen  ber  Vergfreibett,  ift  aber  für 
u*länber  obne  yntereffe,  ba  nur  ruff.  Untertbanen 
}um  Bergbaubetriebe  jugelaffen  merben  bürfen. 

«yür  frtnlanb  ift  ba*  Verggefetj  com  12.  Stop. 
1883  in  Kraft.  $a*felbe  beruht  auf  bem  Vrincip 
ber  Vergbaufreibeit  unb  fcbliefrt  fid)  im  wefentlicben 
ber  Altern  fdbroeb.  ©efefcgebung  an.  2tud)  ba*  ber» 
felben  eigentümliche  u)titbaured)t  be*  ©runbeigen= 
tümer*  jur  &älfte  ift  beibehalten. 

h.  $n  Schweben  beruht  bie  Verggefe&gebung 
auf  ben  Vrincipien  ber  Vergbaufreipeit  unb  be* 
Vergregal*.  Scad)  bem  ©efe&  vom  16.  ütai  1884 
ftnb  bem  *Dtutung*red)t  unterworfen  alle  Metalle 
unb  Gr  je,  Scbwefeltie*,  ©rapbit  unb  Steintohlen, 
f>alben  aufldffiger  ©ruben.  Sie  8luffud)ung  unb 
5Äu*beutung  pon  Steintoblenfunben  ift  burd)  ©efeft 
pom  28.  ÜRai  1886  befonber*  geregelt. 

i.  3n  ©nalanb  hat  fid)  bae  Vergregal  nur  bin-- 
ficbtlid)  ber  ©olb»  unb  Silbergruben  erhalten ;  rüd= 
futtiut  be*  übrigen  Vergbaue*  ift  burd)  ben  Ve» 
griff  ber  fog.  Royalty  ein  neue*  Sted)t*inftitut  ent* 
ftanben,  ba*  in  feiner  weitern  ©ntmtctlung  fid) 
perfcbiebenartig  gestaltet  hat.  Seil*  ift  nämlid)  bie 
Royalty  einzelnen  Vripaten  nach  ber  gröfeern  ober 
gennaern  2lu*behnung  ihrer  Vefi&ungen  bewilligt, 
teil*  ift  fie  jebem  ©runbbefitjer  fubtonjebiert ,  teil* 
ift  fie  bem  Souoerän  referpiert.  So  mirb  fie  j.  V. 
in  ßornwalli*  (3inn)  Pom  dürften  pon  SIBalÜ*,  in 
3)etbpfbire  (S3lei)  pon  ber  Königin  geübt.  35ie 
neuere  engl,  ©efetigebung  umfaßt  bauptfdeblid)  bas 
©ebiet  ber  Vergpolijei.  ^erporaubeben  finb  in*: 
befonbere  bie  beiben  ©efe^e  Pom  10.  Slug.  1872; 
fie  führen  ben  Xitel:  An  Act  to  consolidate  and 
amend  the  Acts  relating  to  the  Regulation  of  Coal- 
Mines  and  certain  other  Mines  (35  and  36  Vict. 
Chapter  76)  unb  An  Act  to  consolidate  and  amend 
the  Law  relating  to  Metalliferous  Mines  (35  and 
36  Vict.  Chapter  77).  2>aS  Untere  ift  mobifijliert 
burd)  ba*  ©efe*  oom  25.  $uni  1886  (49  and  50 
Vict.  Chapter  40).  »m  1. 3>ej.  1887  trat  ba«  3inn» 
bergtoertegefefc  (5ü  and  51  Vict.  Chapter  58)  in 


Äraft,  ba*  bie  Sohnoerhdltmffe,  ferner  bie  9Jer» 
naltung  ber  Jtnappfcbaftäf äffen ,  bie  6ntfd)eibung 
pon  Streitigfetten  jnjifdjen  Slrbeitent  unb  Unter: 
nehmern,  bie  Vf  anbbeftellung  pon  Vergwerten,  beren 
Verpachtung,  bie  Aufgabe  pon  Vcrgwerl*anteilen, 
bie  9led)nung*führuna,  bie  flonf  olibation  pon  Verg= 
werten  unb  bie  Sluflbfung  pon  ©efellf chatten  lafui 
ftifd)  regelt.  —  Vgl.  Valbwin,  S)ie  engl.  VergnjerlS= 
gefe&e  (Stutta.  1894). 

k.  ^n  ben  Vereinigten  Staaten  pon  %mt- 
rüa  tft  ba*  ©igentum  aller  OTineraloortommniffe 
an  ba*  Gigentum  ber  Oberfläche  be*  Voben*  (ba* 
©runbeigentum)  gebunben ;  ber  ©runbeigentümer 
tann  baher  frei  über  biefe  2Jtmeralfd)d&e  perfügen, 
fie  felbft  au*beuten  ober  burd)  anbere  auebeuten 
lailen.  9hir  hinftd)tlid)  ber  öffentlichen  Sdnbereien 
hat  bie  ©efet^gebung  3lu*nabmen  ftatuiert  Snird) 
itonarefeatte  Pom  26.  3uli  1866  ift  ber  Vergbau 
auf  ©olb,  Silber,  3innober:  unb  Äupfererje  in  ben 
öffentlichen  Vergn>ert*ldnbereien  (mineral  lands) 
für  frei  ertldrt.  6*  finb  baburd)  fowohl  ben  ber-- 
jeitigen  VefiHern  f  oldjer  ßagerftdtten  unb  ber  barauf 
eröffneten  Vergwerte,  al*  aud)  allen  tünftigen 
Vergbauluftigen  bie  SJUttel  an  bie  6anb  gegeben, 
fid)  unter  Vcadttung  wenig  Idftiger  formen  unb 
jegen  geringen  Jloftenaufwanb  einen  ba*  Eigentum 
idiemben  Xitel  )u  perfchaffen.  2\t  Verleihung  er< 
olgt  nach  ©dngen  unb  Sagerftdtten,  nicht  aber  nach 
5Jet>iertfelbern.  —  VejüaUd)  be*  Steintoblenberg» 
>aue*  finb  in  ben  einzelnen  Staaten  ©efetie  er« 
äffen ,  bie  fid)  meiften*  auf  bie  Vergpolijei  unb 
Sidjerung  ber  Arbeiter  bejiehen.  ©ine  3ufammen« 
ftellung  ber  bergred)tlid)en  Veftimmungen  in  9torb: 
amerita  geben  Sidel*,  The  United  States  Mining 
Laws  (San  tyranci*co  1881),  ©opp,  United  States 
mineral  lands  (2.  Slufl.,  Saf hingt.  1882),  SBilfon, 
Manual  of  Mining  Laws  (©olorabo  1881). 

I  Slud)  3 ap an  hat  1873  (im  6.  3ahre  SWeiji) 
ein  Verggefe^  erhalten,  bemfelben  ift  tein  bem 
Volte  eigentümliche*,  mit  feinen  übrigen  9tect?tö= 
einrichtungen  perroachfene*  2anbe*red)t  jum  Äu*= 
brud  gelangt.  3)ie  meiften  Veftimmungen  laffen 
ertennen,  bap  fie  bem  einen  ober  anbern  beutfd)en 
Verggefe^e  nad)gebilbet  finb.  Tabe\  perleugnet 
ba*  ©efe^  feinen  Orient.  Urfprung  infofern  nid)t, 
al*  ber  sJtegierung*willtür  ein  übergroßer  Spiel« 
räum  gelaffen  unb  ber  für  ba*  beutfebe  V.  d)arat> 
teriftifd)  geficberte  <Hed)t*boben  nicht  betreten  wor> 
ben  ift.  urigtnell  ift  ba*  ©efeh  in  tetner  3Beife. 
3)er  ©ortlaut  ift  in  beutfeher  Uberfehung  mitgeteilt 
in  Vraffert*  «3<itfd)rift  für  V.»  (XXV,  22  fg.). 

II.  Vergred)tlid)e  Sitteratur. 

a.  3) eutfd)e*  Stecht.  6.  öahn,  Allgemeine* 
Vcr  ggefeft  für  bie  preufi.  Staaten  nom  24. 3uni  1865. 
s)iebjt  ooliftdnbigen  Materialien  (Verl.  1865);  Äom» 
mentare  jum  Vreu^.  Verggefe^  pon  pon  Veugbem 
(s3ceurcieb  1865),  ©adjler  (Vre*l.  1865),  Supilcn 
(2.8lu*g.,  ©ffen  1867),  Äod)  (Verl.  1870),  Dppen^ 
hoff  (ebb.  1870),  Vuffe  (Vre«l.  1880),  non  9iönnc 
(Verl.  1887),  Strnbt  (2.  ÄufL,  öaUe  1888),  Vraffert 
(Vonn  1888 ;  Nachtrag  1894),  Äloftermann  (5.  Slufl., 
bg.Pongürft,  Verl.1896),  Vuff  (2.MufI.,©ffen  1894) ; 
Stupp,  2)a*  Verggefe^  für  ba*  Königreich  Vapern 
Pom  20.  aJtdrj  1869,  mit  ©rlduterungen  (9)lünd). 
1879);  brande,  5)ie  Verggefe^gebung  be*  Äönig= 
reich*  Sacbfen  (£pi.  1888);  SBahle,  5)a*  allgemeine 
Verggefefe  für  ba*  Königreich  Sacbfen  (tvreib.  1891) ; 
Gichenbach,  $a*  gemeine  beutfebe  V.  (II.  1,  Vonn 
1871);  Äloftermann,  fiebrbueb  be*  preufeifdjen  SB. 


Digitized  by  Google 


760  ©ergrcßal  - 

(33erl.  1871);  ßngelS, ^reufcücbeS  99.  (2. 3lufl., Spv 
1894);3lrnbt,  23crgbau  unb  33ergpolitit  (ebb.  1894); 
3pcba,  SaS  iHctbt  beS  älteften  beutieben  33ergbau* 
bis  ins  13. 3abrb.  (33erl.  1899).  —  3eitjcpriftcn. 
3eitf<brift  für  «RA*,  Kütten  ■■  unb  Salinenmefcn 
im  preu&.  Staate,  bg.  im  SMinifterium  ber  dffent- 
licben  Arbeiten  (Berlin);  äeitfdjrift  für  33.,  bg.  ton 
33raffert  (S3onn). 

b.  Cfterreid?.  Bearbeitungen  beS  Allgemeinen 
fcfterr.  5öeroö«f«t*c^  vom  25.  ÜJtai  1854 :  ©.  »on 
©ränjenftein  (SBien  1854),  ft.  6tamm  (Hrag  1855); 
0.  Jrbr.  »on  Lingenau,  Jöanbbucb  ber  33crgrccbt*: 
tunbe  (ffiien  1855),  ©.  2öenjel  (ebb.  1855);  Ä.  »on 
Sdjeudjenftuel,  3Jtoti»e  jum  Cfterr.  33erggc)cl',  (ebb. 
1855),  St.  SJtangcr  (Hrag  1857,  18G1);  tfranj 
Scbneiber,  Ccbrbud?  bei  33.  (3.  Slufl.,  2.  2lbbr.,  ebb. 
1872);  £>abcrer  unb  3ecbner,  öanbbucb  be*  öfter= 
reiebifeben  33.  (ffiicn  1884);  fieutbolb,  Sa«  öfter: 
reidnidje  33.  in  feinen  ©runbjügeu  (£p*.  1887).  $u 
ermähnen  ift  ferner  Jvranj  Slnt.  Sd?mibt,  Gbrono; 
logifd?:fDftcmati)d)e  (Sammlung  ber  SJerggcfetK  ber 
Cjterrcid?if*en  Monarchie  (Söien  1832—39). 

3eit)"cbrif  ten.  Cfterr. 3eiti<brift  für  Skrg^unb 
Öüttenrocjeu  (Söien).  Slbbanblungen  finben  lieb  in 
ber  «3eitfdjrift  für  aicd>tä-  unb  totaatsroiifenicbaft» 
(ebb.  1846—49),  ben  «^urift.  33lättern»  (ebb.)  unb 
anbern  red?tö»iffenfcb,aftlid)en  Crganen. 

Bergregal,  f.  SJergmertäeigcntum. 

iBcrorciefjcnfietit,  cjcd).  Hory  Kasperske, 
tönigl.  Skrgftabt  in  ber  ö|terr.  33cjirt$bauptmann- 
idjaft  Sdjiittenbofen  in  33öbmen,  am  SHejtabbang 
bes3ofumbergeS  (1063m),  Sih  eines  33cjirl*geridU;j 
(16564  Ob,  bat  (1900)  2221  6.,  eine  ftaatlicbe 
Aacbfcbule  für  £oljinbuftrie  f  otoic  ^elbroirtfcbaf  t  unb 
33iebjud)t.  Sie  Stabt,  urfprünglid)  eine  beutfebe 
Kolonie  StciÄenftein,  bat  brei  tttrdjen,  bauon  bic 
SiitolauStircbc  auS  bem  3.  1332,  ein  Statbaus 
(1539)  unb  eine  Skalieret.  Auf  bem  naben  Schloß 
berge  (890  m)  bie  Ruinen  ber  ton  Karl  IV.  1356 
gebauten,  1655  auf  33efebl  ber  Stcgicrung  jer 
Hörten  tönigl.  33urg  Warle  ber  g  (cjeeb.  Kasperk). 
33.  mar  in  ber  »litte  beS  U.^abrb.berÜJlittelpunlt 
einer  bebeutenben  SJlontaninbu  jtrie.  2)lan  fanb  ©  olb, 
Sapbire,©ranateunbanberc(5belitcine.  SionKönig 
^obann  (1310—46)  erbielt  bie  Stabt  ibre  erften 
tfreibeiten.  Karl  IV.  bemiUigteibrbie>3anbclöfira|;e 
burd?  ben  33öbmert»alb  (1366),  bie  ned)  jc&t  unter 
bem  tarnen  «©olbener  Steg»  betannt  ift.  Kaijcr 
SJlarimilian  II.  »erlieb  ibr  baöStabtmappen(1572); 
Stubolf  II.  erbob  fic  (1584)  jur  tönigl.  33ergftabt. 
3m  Srcijjigjäbrigcn  Kriege  gerieten  bie  Sßerte  ins 
Steden  unb  tvurben  jeitber  niebtmepr  aufgenommen. 

&evgrcien,  aueb  33ergreiben  unb  33erg; 
r eigen,  lieber,  bie  »on  »Bergleuten  unb  für  33crg 
teilte  gebiebtet  finb,  bergmännifebe  Siollöliebcr.  Sie 
fmb  weltlichen  ober  geiftlicben  Inhalts  unb  febilbern 
Jltiiben  unb  Reiben  beS  33crgbaucS  meijt  Iprifcb, 
jurecilen  auch  cpiVct?  unb  au  bejtimmte  (rreignifjc 
anlnüpfenb;  ber  ©runbton  ift  gläubiges  ©ott»er= 
trauen.  Sod)  beißen  33.  aud?  »on  33ergleuten 
ohne  33ejug  auf  ibren  33cruf  gebidrtetc  lieber;  fo 
irirb  33.  gcrabeju  ein  Auobrud  für  Hollslicb  im 
allgemeinen.  Sie  Heimat  ber  33.  ift  ba*  tfr$gc= 
birge  (mit  ben  S3ergftäbten  Scbnccbcrg,  Anuabcrg, 
^oacbimStbal  u.  a.)  unb  Ibüringen.  Sort  erfebien 
bie  erfte  Sammlung  «Gtliibe  geijtlicb  unb  t»eltlid) 
^ergtreien»  (Hmidau  1531);  eine  vermehrte  ¥luc<g. 
biefer  lieber  (Stflrnb.  um  1534)  flab Schabe  al*  «33., 
eincVieberiammlung  be-?  IG.^ahrh  »  (3«eim.  1854),  I 


-  Scrgjeifc 

ein  anbereä  Sieberbud)  bcö  16.  oabrb.  ÜReter  («33erg> 
reiben »,  feallc  1892)  neu  berau*.  (Sin  berühmte« 
Sieberbucb  »on  Knauft :  «©affenbaucr,  dieutep  unb 
33erglieblein»  («yranff.  1571),  enthielt  cbriftL  Um 
bidjtungen  ber  erften  33olt$lieber.  2)ie  forgfdltigfte 
Sammlung  alter  33.  ift  oon  %  Köhler,  «Hlte  33erg 
manndlieber»  (3öetm.  1858).  Steuere  Sammlungen 
teild  altüberlieferter,  teils  neugebiebteter  33erg- 
mannSlieber:  «Sdchftfche  ö.»  (bfl.  oon  VJJL  55öring. 
2fiefte,  ©rimma  1839—40;  neueäuSg.,  greiberg 
1845);  «©rubenllänge»  (Bülheim  a.b.Suhr  1840); 
Kolbe,  «33ergreien»  (2.  äufl.,  öalle  1861);  «^ilariu* 
©lüdauf,  ber  fröblidje  93erg-  unb  fjüttenmann» 
(2.  Stuft.,  (SIL  1878);  «©lücl  auf!  66  93ergmannS: 
lieber  mit  üJtelobien»  (<Dlülbeim  a.  b.  9iubr  1857); 
8mL  «2tu«  ber  2eufe»  (2.  Stuft-,  SBien  1856). 
dergrtefeu,  f.  Seilbahnen, 
©ergrutfd),  f.  33ergftürje. 
»öergfehaben,  f .  33ergmertdeig(tntum. 
©crgfdiöf  (Ovis  motitana  Geoffr.),  33ioborn 
(b.  b>  Sirtborn),  9tame  bti  einjigen  amen  f.  Wilt 
idjafeS;  e«  fmbet  Ttch  im  frelfengebirge  unb  in  Äali= 
f  ornien  »om  68.  bi§  40.°  nörbl.  33r.  Sie  Börner  fmb 
febrftarl  unbbid,babeifafttreiifförmiggebogen;ba$ 
^lief,  ift  unten  heller,  oben  bunller  graubraun  unb 
wirb  bei  alten  Bieren  faft  tteifs.  Sie  Sdnge  beträgt 
1  ,io  bis  l,is  tu ,  bie  .riebe  beS  3BiberrifteS  1  bis  1^ m 
(l.Jafel:  Sdjaf  eII,Äig.3).  SaSXierfcbeintnureine 
t'otalraffe  beS  Süilbfdjafce  ja  fein,  baS  in  Dcrfd?iebe= 
uen  Staffen  bie  ©ebirge  ber  «Iten  3Belt  beroobnt.  «m 
näcbften  oermanbt  ift  baS  fflilbfdbaf  KamtfchattaS, 
ber  Kurilen  unb  Slleuten  (Ovis  nivicoU  JKsc/u). 
«ergf dj lipf c,  f.  GrbfcbÜpfe. 
üBcrgfdjöppcnftublf  ein  uraltes,  auS  bem 
13.  SVibrb.  ftammenbeS  33ergjericht,  cor  toelcbem 
mid)tige  33ergrechtSfdUe  }um  Spruch  (amen  (33erg= 
projeb)  unb  bergrcchtlidje  Sragen  erlebigt  »urbeu 
(33ergurteil  uon  93ergred?tS  roegen).   Sie  alten 
Scböppenftüple  )u  greiberg,  Clausthal,  3oad)im3: 
thal  fpielten  noch  im  18. 3abrb.  eine  9tolle,  machten 
aber  fpdter  georbneten  33erggerichten  iUaR. 

Oergfchulcn,  £ebranftalten  m eberer  Drbnung, 
bie  beftimmt  ftnb,  junge,  törperlicb  rrdftige  unb  be 
f Abigte  SJtdnner  auS  bem  Slrbeiterftanbe  ;u  Unter 
auffebern,  Steigern,  Cberfteigern  unb  SBerfmeiftern 
für  ben  Grj*  unb  Kohlenbergbau  beranjubitben. 
Ser  Unterricht  jielt  meift  nur  auf  bie  ^rariS  bin; 
aufeer  in  ber  33ergbautunft  unb  ber  niebeni  Wail 
fcheibetunft  mirb  im  3eicbnen,  in  ber  niebern  illatbe 
matit,  ©eometrie,  Sttneralogie  unb  S^hpfit  fomie  in 
ber  93ucb:  unb  ^Rechnungsführung  unterrichtet.  Sie 
33ergfchüter  baben  neben  bem  Unterricht,  ber  ihnen 
frei  gerodhrt  »irb,  gegen  fiöbnung  auf  einer  ©ruhe 
als  mirlliche  93ergarbeiter  ihre  Schichten  ju  »er= 
fahren.  6S  giebt  caber  33.  nur  an  foleben  Orten, 
roo  33ergbau  in  unmittelbarer  lUabc  betrieben  tvirb. 
Sie  für  bie  33.  nötige  Sjorbilbung  (önnen  fid)  bie 
jungen  Arbeiter  in  93ergoorfcbulen  (gemiffer 
matten  bergmännifchen  gortbilbungSfchulcn)  ober 
bureb  1U- io  utile  in  erwerben;  übrigens  n>irb  nicht 
mehr  »erlangt,  als  bie  SJürgerfdjule  giebt 
■ocrgiccn,  |<  cccu. 

OCTf f  t  if  c,  ein  peebf  cbwarjeS  ober  bläuli  cb  i\t  tr  ar 
}eS,  unburchfichtigeS,  febr  roeiebcS  unb  milbes  t ben-. 
artiges  Mineral,  baS  ficb  fettig  anfühlt,  nicht  ah 
fdrbt,  aber  toie  febroarje  Krcibe  febreibt  unb  an  ber 
3unge  (lebt.  Qi  ftnbet  ficb  bei  CltuS*  in  Holen, 
33ilin  in  33öbmen,  auch  bei  SBattcrSbaufen  in  Jbü: 
'  ringen,  hier  in  15  cra  mächtigen  Sagern  junfeben 


Digitized  by  Google 


Sergftttic^  - 

fiepm  unb  Ipon,  unb  wirb  unter  bem  Hamen  ©od*  I 
feife  »um  ffiafcben  grober  3euge  benutzt.  Die 
meifte  ©.  ift  roobl  nur  ein  Don  ©itumen  ober  ff  otjle 
gefärbter  fetter  eifenbaltiper  fietten  ober  %1)on. 

«ergfirtid),  f.  ^latiicbroeiffitticbe. 

58crgc<licn,  ©ronjulf,  norroeg.  ©ilbbauer,  geb. 
11.  51od.  1830  in  S3o|  bei  ©eraen  als  Sohn  etneS 
©auern,  trat  in  baS  Atelier  yeTidpauS  in  ff  oben» 
bagen  unb  arbeitete  bann  unter  ber  Seitung  £.  3B. 
©ifienS,  ber  ihm  bie  Ausführung  mehrerer  2Rar» 
morarbeiten  für  baS  Sporroalbfemnufeum  übertrug, 
ßinen  Aufenthalt  inJRom  1864—65  ausgenommen, 
lebte  ©.  feit  1861  bauptfächHcb  in  ffriftiania.  1868 
fcbuf  er  bie  5Heiterftatue  beS  ftönigS  ffarl  Johann 
(©ernabotte)  auf  bem  Scplofsplafc  ju  flrtftiania 
(1875  entbüllt).  ffieniger  gelungen  ift  bie  Statue 
beS  Dichters  SUergelanb  bafelbft.  ferner  lieferte  er 
oortreffliAe  ^ortritbüften  berühmter  Norweger.  Gr 
ftarb  19.  Sept.  1898  in  ffriftiania. 

Sein  ©ruber  ftnut  ©.,  geb.  15.  3Rai  1827,  üb 
bete  ftcb  in  Düffelborf  als  ©enrcmaler  auS  unb  lebt 
jefet  nneber  in  ffriftiania. 

©ergföc,  Jörgen  ©ilb.,  bdn.  SdjriftfteUer,  geb. 
8.  <jebr.  1835  ju  ffopenbagen,  ftubierte  feit  1854 
auf  ber  bortigen  UniDerfität  ÜDtcbijin,  fpdter  Statur» 
miffenfebaften ,  befonberS  ;{celoan\  unb  ging  1861 
nad?  Italien,  um,  namentlicb  in  ÜReffina,  bie  ftauna 
beS  Ü)tittelmecrS  ju  erforfeben.  öetmgctebrt  Der» 
öffentlicbte  er  bie  SDtonograpbien  »Philichthys 
Xiphiae  (ffopenb.  1864)  unb  «3agttagelfer  om 
ben  ttalienfte  Tarantel»  (ebb.  1865).  Durch  an» 
baltenben  ©ebrauch  beS  ÜJtitroflopS  jog  er  ftcb  ein 
Augcnleiben  ju,  infolgebeffen  er  einige  3eit  erblin» 
bete.  3"  bieier  unfreiwilligen  Stube  trat  er  als  2p» 
riter  unb  9toDcllift  auf  unb  biftierte  gundepft  feinen 
SRoDcllencptluS  «Vfra  Piazza  del  Popolo»  (ffopenb. 
1866  u.  ö.;  beutieb  Don  Strobtmann,  ©erl.  1870, 
unb  Don  ©ufd),  ©rem.  1871),  bem  bie  ©ebiepte  9tp 
og  %r»  (ffopenp.  1867  u.  5.)  folgten,  ©ei  einem 
jroeiten  Aufenthalt  in  SRom  (1868),  »oo  fein  Augen» 
leiben  teilroeife  gehoben  warb,  Derfaßtc  er  ben  iHo» 
man  «$ra  ben  gamle  gabrif»  (1869;  5.  Aufl.  1894; 
beutfeb,  2.  Aufl.,  £pj.  1874),  ^ugenberinnerungen. 
GS  folgten  ber  ©riefroman  «3  Sabinerbjergene» 
(1871;  beutfeb  Don  «jicter* ,  ©rem.  1872),  bie  ©c» 
bicbtfammlungen  «£»jemDee»  (1872;  3.  Aufl.  1893) 
unb  «©lomfteroignetter»  (2.  Aufl.  1873),  bie  Gr» 
üdblung  «©ruben  fra  SRöroig»  (1872;  beutfd)  Don 
Strobtmann,  ©erl.  1872);  bie  ©efpenfternoDellen 
«©jengangerf  ortaUinger»  (1871 ;  beutfd)DonStrobt» 
mann,  ©erl.  1873;  Don  Sange  in  DtedamS  «Union:» 
falbibliotbet»),  bie  «Stalienfte  9tooeller»  (1874; 
2.  Aufl.  1896;  beutfeb  ©erl.  1876  unb  in  SReclamS 
oUnioerialbibliotbe!»),  «£)Dem  x>ax  ban?»  (1879),  als 
einjige  nicht  bittierte  aud)  am  meiften  ausgearbeitet, 
«ftra  gamle  Sage»  (1885),  «fixa  foüpfe  Stranbe» 
(1886),  «Danffe  goltefagnS  »  GDcntDr »  (1889), 
«3ulefortcellinger»(1893),  baS  35rama  «Sanb^ebenS 
iDlaenb»  (1894).  §m  AniMing  1872  ging  er  jum 
brittenmal  na*  Italien ,  um  bie  legten  Stubien  }u 
feinem  großen  20erfe«i)lomunber^iiuS  IX. »(ftopenb. 
1874 — 77)  ju  mad)en,  beffen  Ztrt  ju  franj.  ©ilbern 
Siom  als  ben  £>crb  bcS  UltramontaniSmuS  fcbilbert. 
©egemodrtig  lebt  ©.  mieber  in  ffopenbaaen.  $Jn  ber 
lehten  3cit  bat  er  ftd)  bcfonberS  bureb  nationale 
SBcrle  beroorfletban;  fo  erfebien  1889  «Sanft  ^eb» 
felSbagS  Mtbum»  (2.  Slufl.  1893),  1890  «ffriflS» 
minber  fra  gelttogene  i  oore  frrfte  iVribebSaar». 
«?fra  Warf  og  SIod»  (1880)  giebt  treffliche  ©Uber 


-  SBergftürae  76t 

I  auS  bem  ^nfettenleben.  Seine  iRomane  )eugen  Don 
fd)arfer  ©eobad)tung,  lebhafter  ^ba'n tafie  unb  gro» 
feer  gormoollenbung  unb  überragen  aud)  an  Drigi» 
nalitdt  meit  feine  lQrifd)en  (Srjeuaniffe. 
©etgfpiegel,  f.  3auberfpiegel. 
Bergttt.,  joolog.  Ütbtürjung  für  ben  6ntomo= 
logen  3.M.©.©ergftrdfeer,geb.21.2)cj.  1732  ju 
3bftein,geft.24.3)ej.l812  als  Kettor  beS  fioccumS 
in  öanau.  [in  ©öf)men. 

©er  ßftabtl,  anberer  Käme  DonSRubolfftabttf.b.) 
©ergffra^c,  bie  ungefdb,r  52  km  lange,  auf  bem 
redjten  iHbeinufer  am  gu&  beS  DbenmalbcS  fitb.  bi"' 
iiefeenbe,  vielleicht  febon  Don  ben  SRömern  angelegte 
Jtunftftrafee  (Platea  monUna),  Don  ©effungen  in  ber 
Wdbe  Don  2)armftabt  bis  öeibelberg,  im  meitem 
Sinne  aber  ber  gange  fruchtbare  Stridb  ber  ndcbften 
Umgebung  berf  elbcn  (f.  ff  arte :  ©  a  b  en  u.  f. ».).  Unter 
ben  bie  ©.  begleitenben  ©ergen  beS  DbenmalbeS  ragt 

bet  515  m  pobe  OTclibocuS  bei  ■3n>ingen',erg,>em5 
por.  SdngS  ber  ©.  {übrt  bie  SDlaimKcdarbahn  Don 
5)armftabt  über  3»ingenberg,  ©enSbcim  unb  £>ep* 
penbeim  bis  Seinheim.  6ble  Seinforten  (f.  ©era= 
ftrdfeer  ©eine),  DorjüglicheS  ffemobft,  SJcanbeln 
unb  Gbeltaftanien,  bie  mit  äöalnufibäumen  ganje 
ÜBdlber  bilben,  gebeibwt  hiet  bei  einem  überaus 
milben  fflima.  Die  ©.  ift  reich  an  ©urgruinen  unb 
anbem  mertroürbigen  ©aubentmdlern  unb  n>ar  im 
iDlittelalter  größtenteils  in  ben  $dnben  ber  ©eiftlich» 
teit,  meSbalb  fie  im  ©oltSmunbe  aud)  jefct  noch  w 
meilen  ^faffenftrafie  beißt.  —  ©gl.  grand,  3)ie©ur= 
gen  ber  hefftfeben  ©.  (fieppenh.  1868);  Führer  bureb 
bie  ©.  unb  ben  Dbenroalb  (3.  «ufl.,  ffieinb.  1882); 
<BaSque\  Die  ©.  (3ür.  1884);  Suis,  Die  ©.  unb  ber 
Dbenroalb  (©erl.  1893);  2BinbbauS,  Führer  burd) 
ben  Dbenmalb  unb  bie  ©.  (ß.8ufL,  Darmft.  1896) ; 
Öoffmann  unb  ßorenhen,  Die  ©.  mit  ihren  Schlad- 
fern,  fflöftern  unb  ©urgen  (öeibelb.  1899). 
»ergfrefifter,  %  fC  ©.,  f.  Borgst. 
SBergfträ^er  SDeittef  bie  Seine  Don  ber  roeftl. 
Slbbacbung  beS  CbenrcalbcS  unb  ber  bab.  ©erg» 
ftrafce  (f.b.);  eS  fmb  leichte  aJcittelroeine  unb  nament= 
lid)  als  3ungroeine  recht  angenehm.  Die  roeißen 
baben  guroeilen  etroaS  (hbgefchmad,  bie  roten  bienen 
Diel.jum  ©erfebnitt  Don  ©orbeaurroein.  hierher  ae* 
hören  befonberS  bie  Stuerbacher,  ©enSheimer,  SRohr^ 
bacher  unb  Seinheimer  SBeine. 

iöcrciftrtrrjc ,  bie  jur  jeichnerifchen  Darftellung 
»on  Unebenheiten  ber  (Srboberflddje  bienenben 
Striche,  bie  burd)  ihte  Stdrte  jugleicb  bie  Steigung 
angeben  (f.  Jenainjeicbnung). 

©ergftröm,  ^er  Slrel,  fd?tt>eb.  Staatsmann, 
geb.  20.  «ug.  1823  ju  Öunb,  trat  in  ben  3uftij; 
bienft  unb  mürbe  1853  Slfieffor  im  öofgericht  Don 
.Uriftianftab.  Seit  1867  gehörte  er  faft  ununter* 
breiten  entroeber  in  ber  3iDeiten  ober  in  ber  örften 
ff ammer  bem  Reichstage  an ,  roo  er  Tid)  als  tOpner 
unb  fdjarfftnniger  JRebncr  großes  Slnfeben  ermarb. 
(h  trat  1870  als  9Rinifter  beS  Innern  in  bie  JRe« 
gierung  unb  übte  bis  1875  in  biefer  Stellung  be- 
ten Unten  Ginfluß  auS,  befonberS  auf  bie  Gntroid- 
Tung  bcS  föfenbabnmefenS.  Seit  1876  mirtte  ©.  als 
SanbeSbauptmann  in  Crebro<Sdn,  mit  StuSnabmc 
einer  turjen  3eit  1888 — 89,  todbrenb  ber  er  3uftij« 
minifter  mar.  6r  ftarb  23.  Mug.  1893  in  Crcbro. 

SBergfrurse  unb  »Pcrgrutfctic.  Die  Urfad?cn 
ber  ©ergftünc  fmb:  Störung  beS  ©lcicbgcroid)ts 
Don  §el«majjcn  Durch  Untermafcbung;  Öoderung 
burd)  groftroirfung,  inbem  baS  Saffer  in  0efteinS= 
tlüfte  einbringt  unb  ftch  burch  ©efrieren  auSbehnt; 


Digitized  by  Google 


762 


Sergtalg  —  SergtoerfSabgabe 


unterirbifcbe  Stauung  von  3B af jern  auf  unburd;Idfs 
ftßcn  Schichten  unb  Grweicbung  ber  [entern,  fo  bap 
bie  Darüber  lagernben  Sd;id)ten  ihren  $alt  »er* 
licrcn  unb  berabgleiten  (93ergrutfd)).  3e  nach 
ber  93erfcbiebenbeit  tiefer  Urfaa>en  unb  nad?  ber 
SBefdjaffenbctt  be*  in  Bewegung  oerfefcten  STOate* 
rialö  lafien  ftd?  unterf  a>eiben  :#eUftürje,bet  benen 
iblöde  gehaltener  unb  geloderter  ©efteindmajfen  bie 
ßauptr  olle  f  pielen ;  G  r  b  f  d)  l  i  p  f  e  (f .  b.) ;  6  dj  I  a  m  m  ■■ 
ftrfime,  erweichte  Sdjicptentomplere,  bureb  bad  ®t- 
iDid)tberauflafleTnbenüJiaftenperau8geauetfd)t;unb 
enblid)  gemifdjte  33ergftürje,  au*  $elsblörfen, 
6rbe  unb  Sdjlamm  beftebenb.  9tur  bie  grö&ten  ber* 
artigen  Grfcbeinungen  wrbienen  bie  9iamen  93erg* 
fturj  ober  Kranit)*,  93efonber*  benfmürbig  ftnb 
bie  iBeraftürje  oon  $(ur*  im  93ergell  (f.  b.),  fobann 
ber  gemifcbte  23ergrutfd;  »on  ©olbau  2.  Sept.  1806, 
wo  nep  oom  Stofjberge  bem  SRigi  gegenüber  9lagel= 
fl  ub  b  in  f  e  ablöften  unb  mit  JyeUblöden  unb  Schlamm 
bat  blübenbe  ibal  mit  450  SDtenfcben  begruben; 
ferner  bie  Stürgeoon  §el*berg  m@raubünben  1842 
unb  1848,  an  ben  Shabliret*  1714  unb  1749,  bei 
93iltenin@laru*  1868,  am  93öttftetn  in  Aargau  1876, 
bei  Gaub  am  «Rhein  10.  2JMri  1876,  bei  Glm  tn  ©laru* 
11.  Sept.  1881  unb  bei  Airolo  27.Z28. 2)ej.  1898.  — 
93gl.  Salier,  über  bie  93crgftürje  in  ben  Alpen 
(3ür.  1875);  äeim,  über  »ergftürje  (ebb.  1882)  ; 
Oberhöger,  Sonographie  einiger  prabiftorifeber 
93ergftürje  in  ben  ©larneralpen  (Sern  1900). 

©ergtalg,  fomel  wie  Djoterit  (f.  b.). 

©ergteer,  j.  93itumen. 

©ergtbec,  j.  GaultberiA. 

©ergucS  (fpr.  bärg)  ober  93er g ben,  fcaupt» 
ftabt  be*  Äanton*  93.  (119,53  qkm,  13  ©emeinben, 
14 948 G.)  unb  geftungim  Arronbiffement  5)ün  tirdjen 
be*  franj.  3)epart.  9lorb,  an  ber  Bereinigung  be* 
Golmetanal*  unb  ber  beiben  nad;  Tünfirdjen  unb 
Skurne  gebenben  Kanäle  unb  an  ber  £inie£>ajebroud« 
2>üntir<ben  ber  9iorbbabn  unb  ber  fiotalbabn  nad? 
ßonbfdjoote,  55  km  im  9?orbweften  t>on  fiille,  bat 
(1896)  4717,  als  ©emeinbe  5258  G.,  «ßoft  unb  5tele* 
arapb,  einen  alten  £urm  (BefTroi),  Stabtbau*  (mit 
ÜJlufeum);  gabritation  oon  fieber,  öüten,  CI  unb 
Seife;  ©etreibe*  unb  93iebbanbel.  93ier  betadpierte 
Sortä,  »on  benen  jmei  bie  Strede  nad;  3>üntirdjen 
beberrfeben,  fdjüfcen  ben  Ort.  Huf  einem  jjügel 
fte ben  jwei  Signaltürme  für  bie  Schiffer.  93.  würbe 
1667  uon  Subwig  XTV.  erobert,  tarn  im  Hagener 
ftrieben  an  ftranlreicb  unb  würbe  1793  Pon  ben 
Gncilänbern  Dergeblia;  belagert. 

©ergün,  roman.  Bravuogn,  Sorf  im  Krei*  93. 
(5  ©emeinben,  1064  G.),  93ejirt  Albula  be*  feiweij. 
Kanten*  ©raubünben,  in  1388 m  e pe,  an  ber  Al= 
bula  unb  ber  gleichnamigen  ^afeftrafee,  bat  (1888) 
427  eoang.  G.,  ^ioft,  Selegrapb,  altroman.Hird;e  unb 
ftattlidjen  ©efdngnidturm.  Unterbalb  beS  2)orfd 
burd)brid;t  bie  Stlbula  bie  großartige  ^elfenfcbludjt 
be«  93  e r g  ü n er  ft e  i  n  i  ($t  Grap,  1304  m),  bur*  bie 
juerft  1696  ein  fcibrmeg  geiprengt  morben  ift.  9lacb 
bem  £>auptorte  roirb  oft  aud;  ba#  ganje  2bal  Dorn 
Sllbulapaffe  bid  jur  9Rünbung  be«  2>aoofer  Canb- 
n?affer«  93.  benannt;  baöfelbe  wirb  im  9B.  Don  ber 
Äette  bed  ^jiij  b'»ela  (3340  m),  im  D.,  »o  bie  Seiten« 
tbäler  93al  3  iid>,  9ial  Zuoxi  unb  bad  Stulfertbal 
liegen,  burd;  bie  nörbl.  5?Iu*laufcr  be«  tjergletfcberten 
$ij  Äefcb  (3422  m)  eingefdjloffen  unb  ift  rei*  an  toxi- 
ben,  romantifd;enSccnerien.  ^auptbefebflftigungber 
93en>obner,  bie  ;u  brei  93ierteln  romanifd;  ftnb.  ift 
8llpenrcirtfd;aft.  Stuf  ehemaligen  93ergbau  weifen 


bie  oerlaffenen  unb  oerfaflenen  ^ifenwerle 
93eüaluna  an  ber  9Rünbung  be«  Stulfcrtbale«. 

©ergung,  f.  93ergen. 

©crgocrmaltcr,  an  einjelnen  Orten  93e)eid}' 
nung  be*  Cberfteiger«,  f.  93ergbebörbe. 

«ergoidcadja  (fpr.  wiatatfdja),  f.  Gbincbiüa. 

©ergoolf,  f.  93ergmann. 

©crgüorfef)ulcn,  f.  93ergfd;ulen. 

©ergtoadj«,  f.  Djoferit. 

©crgttJrtgc,  eine  burd;  Anbringung  eineä  @rab< 
bogend  oerbefferte  Se^wage,  beftept  aud  jwei  |tar< 
fen,  etwa  70  cm  langen  unb  recptwinflig  «ufanv 
mengefügten  Satten.  Gtwa  in  ber  9Ritte  ber  beiben 
Scbentel  ift  ein  metallener  ©rabbogen  angebracht, 
beffenSRittelpuntt  in  ber  Spi|e  be£  redpten  9Bintel# 
liegt  unb  x>on  bem  aus  ein  gew&bnlid;ed  Sot  noefa 
etwa«  über  ben  ©rabbogen  pinau$reid;enb  berab^ 
bdngt.  2)a5  ^nftrument  wirb  in  93erbinbung  mit 
einem  etwa  3  m  langen  iHidbtübeit  gebraucht,  auf 
beffen  Glitte  cd  geftellt  wirb,  unb  )eigt  bureb  ben 
Sludfcblag  M  2oUi  von  bem  Stullpuntt  bco  ©rab> 
bogen«  ben  ^eigungdwintel  be«  9tid;tfd;eit«  gegen 
bie  Sageredjte  an. 

©etgtoarbetn  (93ergguarbein),  93eTgbeam« 
ter,  ber  ben  ©ebalt  ber  Grje,  bie  \ux  <Mtt  ange» 
liefert  werben,  probiert  unb  beftimmt  unb  ben 
Käufern  gegenüber  tontroUiert  lern  93.  entgegen 
ftebt  ber  feüttenwarbein,  ber  bie  ^ntereffen  ber 
JDütte  al3  Äfiuferin  vertritt.  (S.  ©arbein.) 

©ergtoerf ,  f.  93ergbau  unb  93ergwert«eigentum. 

©er guter rsabgabe.  3Ran  tann  bier  brei  fta* 
tegorien  oon  Abgaben  unterf  (beiben: 

I.  Abgaben  an  ben  Staat  (93ergwerU< 
ft  euer  n),  bie  fid>  in  ben  oerfdjiebenen  Cdnbern  febr 
oerfdjieben  geftaltet  baben.  Sie  bilbeten  in  f rübern 
3eiten  bie  ßaupteinnabme  ber  SHegalberren  au* 
bem  93ergregal.  G«  giebt  fünf  Spfteme: 

a.  3u»«i«n  befteben  bie  Abgaben  barin,  ba| 
von  bem  93rutt oertrage  beS  iBcrgwert« ,  obne 
9iüdfid;t  barauf,  ob  baäfelbe  dteinertrag  liefert,  ein 

Sewiffer  Jeil  (ber  3«bnte ,  3»anjigfte ,  günfjigfte, 
[rbar,  ^one)  oorweg  für  ben  Staat  erhoben  wirb. 
3)ie*  Spftem  war  im  SWittelalter  »orberrjdjenb ; 
je|t  gilt  H  noeb  in  Anbalt  (2  fycoj.),  93raun|cbweig 
(2  $roj.),  Sad)fcm©otba,  2öalbed=$prmont,  Sad;^ 
fen»3Weiningen,  S<bwarjburg=$Rubolftabt  unb  Spa= 
nien;  bi«  1895  galt  e$  aud)  no<b  in  $reufien,  wo  bie 
33.  nad;  ®efe|  Dom  14.  gjuli  1893  jeftt  »eftcuerung^ 
objelt  ber  ©emeinben  ijt. 

b.  oh  anbern  £dnbern  erbdlt  ber  Staat  oon  bem 
Stein  ertrage,  welchen  ber  93ergbau  giebt,  einen  be» 
ftimmten  Anteil  (2,2%,  aud;  5$ro».).  So  in 
^rantreid;  5,  93elgien2,  ©riecbenlanb  bi*  5,  Sar« 
binien  5,  Jürtei,  Portugal  bi*  2%,  £>ollanb  2% 
Gif afj Lothringen  2,  Sacbfen=9Beimar  5  $roj. 

c.  3n  no(b  anbern  fidnbern  werben  bie  93erg« 
werte  ut  ben  Staat4eintommenfteuem  berangejo-- 

§en.  So  in  grantreid;  unb  93elgien  fowie  Surenv 
urg,  btnnditlut  ber  minieres  unb  carrieres;  all< 
gemein  gilteä  in  93apem,  im  Königreich  Sacpfen, 
m  Württemberg,  Meufe  {.  2.,  Dfterrcicb. 

d.  9cid)t  feiten  beanfprudjt  ber  Staat  je  na<b  ber 
©röfee  be«  üerliebenen  Jelbc«  gewiffe  gelbe2-  unb 
sJ)taf?enabgaben.  2>ied  geicbiebt  in  (jranheieb 
(10  jyrä.  für  ben  Ouabrattilometer),  93elaien,  @rie* 
djenlanb,  Sarbinien  (50  Gent  für  ben  $eftar),  Spa» 
nien,  93apern,  Glfafe« Cotbringen ,  im  Königreich 
Sachfen  (für  jebe  üJlaf  einbeit  bei  ©olb*  unb  Silber^ 
bergwerten  eine  ©rubenfteuer  pon  30  W.t  fonft 


Digitized  by  Google 


SergroerfSanteile  — 

von  20  Sßf.,  aufeerbem  eine  Sdjurffteuer  von  10  $f, 
füt  1000  Quabratladjter).  in  »teufe  i.£.,  Cfterreid) 
CDla&engebübr  unb  fjteifdburf gebübt). 

e.  %n  filtern  3«ten  war  e*  ablief; ,  bafe  für  be« 
ftimmte  Stiftungen ,  bie  ber  Staat  gewdbrte,  eine 
befonbere  »bgabe  erhaben  würbe.  Sabin  geboren 
bie  Ouatembergelber ,  roetebe  »ur  Unterhaltung 
ber  SBergbebörben,  unb  bie  SHeiefegelber,  toeldje 
jur  Änertennung  be3  lanbe3berrlicgen  öobeitärecbta 
gejablt  »urben.  Sa*  Quatembergelb  beftebt  nod> 
in  SBao«  nt  unb  Sd)»ar}burg=9iubofftabt ;  baS  iHc^eiV 
gelb  »irb  noeb.  in  SBalbecf  unb  Ormont  erbeben. 

IL  Abgaben  an  ben  ©runbbefifc.  6*  fmb 

a.  ©runbrente,  bte  nacb  maneben  <5Vefefe* 
gebungen  an  ben  Eigentümer  ber  ©runbftüdeju  ent- 
riebten  ift,  unter  ober  auf  »eichen  ber  Iberneb  umgebt, 
i.  SB.  bie  nad)  berGleöe=5Dcäriifcben  SBergorbnung  ju 
entridjtenbe  Stabbe  (f.b.) ;  bie  nad)  franj.  SBerggefefc 
]U  entridbtcnbe  ©runbabgabe  (©runbredjt); 

b.  bie@runb*unb(Srbture,bie  bem  ©runb* 
eigentümer  eine  beftimmte  Quote  ber  SBruttoauS; 
beute  gerodbren ; 

c.  baä  i'Iitb  ante  cht  jur  © & l f  t e ,  ein  ^nftitut 
be*  jdjlef.  SBergredjtS ,  jefct  noeb  in  Sd)»eben  unb 
Sinlanb  gefe&ltcb  anertannt. 

III.  Slogaben  an  ftireben,  Sdjulen,  %x- 
men»  unb  Änappfdjaf tdtaffen.  Sic  §orm 
bierfür  »ar  in  dltern- Reiten  ber  frreitur,  ber  in 
einer  beftimmten  Quote  ber  "Hu* beute  beftanb.  Sie 
haben  je&t  meiftenS  nur  biftor.  SBebeutung. 

3ig.l.  Silrnbt,  Sie  SBefteuetung  ber  SBergroerfe  (in 
ben  «Sabrbücbern  ber  9iationalÖlonomie  unb  Sta* 
tiftit»,  9teue  ftolge,  SBb.  2, 3ena);  SBagner,  ftinanj* 
»tfienfehaft,  SBb.  1,  3.  »ufL  (2pj.  1883),  §.  249. 

Wcrgrocrfefantctlc,  (.  ©eroerlfcbaft. 
et  gto  er  f  $  ba  bn  c  n,  (Sifenbabnen,  bie  bergbau* 
Heben  3»cden  bienen.  t>inftd)tlicb  ber  teebntfeben 
Ausführung  unterfebeiben  fid>  bie  IB.  von  anbern 
ßifenbabnen  ntd)t;  fie  fbnnen  normalfpurig  unb 
fcbmalfpurig  bcrgeftellt  fein,  mit  rierijeben  ober  mit 
meeban.  Jträften  betrieben  »erben ;  ibr  etnjigcä  Unter* 
fdjeibungämerfmal  von  ben  anbern  ßifenbabnen  be« 
liebt  bann,  bafe  fie  bornebmlicb  ober  ausfcbliefelicb 
ber  SBeförberung  von  Grjeugniffen  beS  SBergbaueS 
bienen.  3n  ber  ©efebiebte  be*  Gifenbabn»efen$ 
fpielen  bie  SB.  eine  »iebtige  '.Holte ,  fie  fmb  bie  SBop 
laufer  unlerer  beutigen  Gifenbabnen.  Sie  erfte 
fiotomotivbabn  ber  5öelt  war  bie  SBergwertebabn 
bei  gierocaftle.  Sie  Stoblengebiete  an  ber  9tubr  unb 
bet  Saar  batten  febon  1826  über  60  km  SB.  3u 
ben  dltern  geboren  aud?  bie  Bahnen  von  i'raa 
nacb  Sabna,  von  ©munben  nacb  Sinj  unb  nacb  SBub* 
»eis,  von  St.  (Stiemte  na*  Slnbrejieur,  bornebmlicb 
aber  bte  SBabn  Stodton» Sarlington,  auf  ber  mit 
bet  von  ©eotg  Stepbenfon  erbauten  Solomotive 
27.  Sept.  1828  bet  etfte  mit  ^etfonen  befe&te 
SBagenjug,  mit  einet  @efcb»mbigteit  von  10  km 
in  bet  Stunbe,  beförbert  mürbe.  Gine  ber  befamv 
teften  SB.  ift  bie  (frgaftirionbabn  (18  km)  auf  ber 
Öalbinfel  fiaurion  m  attita,  bie  eine  beüenifcbe 
Slltiengefeüf  cbaft  )ur  Huäbeutung  ber  noeb  auö  bem 
^Betriebe  iei  SUtertumd  übriggebliebenen  93lei*  unb 
Silberer}balben  erbaut  bat.  »n  ber  i van .  ftüfte,  un-- 
weit  Bilbao,  wirb  feit  turjem  eine  SBergroerlöbabn 
unter  ©äffet  oerroenbet.  Seil  bafelbftbieSBranbung 
f o  ftart  unb  ber  Srranb  fo  flach  ift,  bafi  Scbiffe  nicht 
beranfabren  tonnen,  um  au?  ben  bortigen  SBergmer< 
fen  bie  ©rje  (bie  unter  anberm  uonÄrupp  inSDtaffe  be» 
jogen  »erben)  anSorb  ju  nebmen,  bat  man  ein©leiä 


öergtuerföcigcntum  763 

in  baä  SJIeet  hinein  biö  )u  bet  Stelle  gefübrt,  »o  bie 
Sief e  füt  bie  Sampfet  ausreicht.  Stuf  btefem  ©leid, 
ba8  anfdjetnenb  feine  »eitere  SBefeftigung  bat  alö 
feine  eigene  Scbroere,  fdbrt  ein  SBagen  mit  bobem 
©erüft.  SaSfelbe  bient  einem  j»eiten,  100000  kg 
6r)  faffenben  SBagen  }Ut  Untetlage,  bet  unter  Söe* 
nuftuna  einer  9Hnne  von  ber  .öobe  ber  Stranbfeljen 
aud  gefüllt  »irb.  Sobalb  bie*  aeiobeben  ift,  »trb 
bad  ©erüft  lodgemaebt,  um  mttteld  be$  untern 
tagend  auf  bem  ©leid  langfam  bet  Stelle  }u}u< 
gleiten,  »o  bie  Scbiffe  bot  äntet  liegen.  Sie  SBe< 
f6rberung  ber  ganjen  SBorticbtung  )urü(t  an  ba£ 
Ufer  »irb  burd)  Srabtfeilbetrieb  bewirft.  68  foll 
felbft  bei  bewegter  See  m&gÜd)  fein,  mit  tdglicb  50 
5\abrten  5  Will,  kg  Ghrje  ju  uerlaben.  3"  tecbtlidjer 
SBejiebung  »erben  bie  auäfcblicfelid)  bergbaulichen 
3»eden  btenenben  SB.  gewöbnlicb  niebt  iu  ben  (Sifen- 
bahnen  gerechnet.  M  bem  Sßreu^.  SBerggefeD  uoni 
24.  Sunt  1866  bilben  bte  SB.  einen  teil  beS  SBerg= 
»erfg;  fie  unterfteben  nidjt  ber  äufftdjt  ber  Gifen» 
babn',  fonbetn  »ie  bie  SBergwerfe  ber  Stufftcbt  ber 
SBergbebörben,  von  benen  aud>  bet  )U  ihrer  Unlage 
erf  orberlicbe  ©runb  unb  SBoben  in  ©emeinfebaft  mit 
bem  SBejirt3au«fcbufe  enteignet  »irb.  Um  1.  3an. 
bej.  1.  «pril  1896  gab  e*  bei  Seutfcben  Gijen« 
bahnen  inSgefamt  3126,29  km  Slnfcblu^baonen 
(SBergroerfS:,  ynbufrric=,  lanb^  unb  forftroirtfdjaft« 
liebe  U.  bgl.  SBabnen),  gegen  3070,s»  km  im  SBorjabre, 
tncven  auf  preuf)..Staat$babnen  2001,76  km  ent- 
fielen. 3tn  SBefttie  ber  einzelnen  beutfeben  SBabnver< 
»altungen  befanben  fid)  nut  328,&o  km  normal^ 
fpurige  unb  30.«  km  fcpmalfpurigeänfcbluftbabncn, 
bie  übrigen  SBabnen  fmb  ^riuatetgentum  ber  ©nt- 
ben,  äütten  u.  f. ».  Sie  fcbmalfpurigen  ?lnfd>lufi= 
bahnen  baben Spurweiten  von  CMoo  m  bii  1  m.  SBon 
ben  normalfpurigen  SBabnen  »erben  1791^4  km  mit 
Sampfs,  655,68  km  mit  ^Jferbefraft  betrieben,  bou 
ben  fcbmalfpurigen  SBabnen  376,15  km  mit  Sampf» 
unb  302,70  km  mit  ^ferbeftaft.  (S.  aueb  Sran8= 
portable  (Sifenbabnen.)  —  SBgl.  <Rßll,  6ncpflopdbie 
m  gefamten  Gifenbabnroefen«,  SBb.  1  (5Bien  1890). 

»öcrgttictfc<ciflcntum.  öegriff  beS58ergwerW> 
etgenrnmd.  93ergroerf  bejeittm-t  im  allgemeinen 
Sinne  baS  SBergbaugeroerbe  überhaupt.  Üceben 
biefem  allgemeinen  Sinne  »obnt  bem  SBorte  eine 
engere,  febr  oerfdjiebenartige  SBebeutung  bei.  5DJan 
oerftebt  ndmlicp  barunter  entmeber  bte  minerals 
fübrenbe  fiagerftdtte,  obet  vai  berliebene  SKineral, 
baä  ©rubengebdube,  ober  aud)  bie  SBergbaubered)» 
tigung  felbft,  fei  ed  mit,  fei  ti  ohne  Zubehör.  ;"n 
einjelnen  SHecbten  ift  ber  SBegriff  noch  »eiter  audge= 
bebnt,  inbem  aueb  bie  oerf  ebiebenen  Dbfef  te  be§  Sßerg» 
regald,»ie^ütten,3lufbereirungdanftaltenu.bg(.m. 
bem  SBergmerf  jugereebnet  »erben.  Sanad?  befttmmt 
ftd)  auch  ber  SBegriff  be«  SB.,  fo  bafe  biefer  in  ben  ein* 
»einen  5Red)t3gebteten  ftcb  berfebieben  geftaltet.  Saä 
^reuft.Ülllg.SBerggefefcbom24.3unil865befchrdntt 
ba*  SB.  auf  bie  3)etuanid ,  bad  in  ber  ^crlcibungC'- 
uttunbe  benannte  Mineral  nacb  ben  SBeftimmungen 
bed  ©efetjeä  im  verliehenen  ,\elbe  aufjujueben  unb 
ju  gewinnen  fo»ie  alle  baju  erforberltcben  'Vor- 
richtungen unter  unb  übet  Sage  ju  treffen.  Stuf  ■ 
bereitungdanftalten,  b.  b.  Silnftalten,  welcbe  bie  me« 
cbanifdje  SBearbeituna  ber  ÜJIineralien  bejweden, 
fönnen  3"bebör  be*  ©ergwerfä  fein  unb  unter- 
liegen bet  2luf ficht  ber  SBergbebörben;  ihr  SBetrieb 
ift  aber  fo  wenig,  wie  ber  ber  öüttenwerte,  r>o  bie 
cbemi  f  ch  e  Umfe|ung  ber  Mineralien  vorgenommen 
wirb  (f.  Metallurgie),  unter  ben  SBegriff  beö  SBerg: 


Digitized  by  Google 


764  ©ergwetf 

baue*  m  fubi'umieren.  —  Sa*felbe  beftimmen  im 
wefentlicben  ba*  öfterr.  ©efefc  oom  23.  Mai  1854, 
bie  beutfdjen  JBergflcfe^e  unb  ba*  franj.  SRed)t. 

«eftelienbcr  91ed)t^aftanb.  Serfelbe  ift  ba*  <?r= 
gebni*  einer  langen  bh't er.  Gntwidlung.  9iad>  all« 
gemeinen  9ted>t*grunbfdtjen  etfttedt  ficb  ba*  eigen* 
tum  am  ©runbftüd  nid)t  nur  auf  bie  Oberfläcbe, 
f  onbem  aud),  f  oroeit  bie  menfcblicbe  SWat^t  reiebt,  ab« 
wdrt*  in  ba*  Sunere  ber  Grbe;  e*  umfaßt  alfo  aud) 
alle  ebeln  unb  unebeln  Mineralien  unb  (joffilien. 
Gin  ©ergbaubetrieb  burd)  britte  ©erfonen  ift  biet* 
na*  obne  Ginwilligung  bc*  ©runbeigentümer*  nid)t 
ftattbaft.  Sied  ift  ber  9ted)t*juftanb  gewefen  bei 
ben  SHomern  unb  ©rieeben,  unb  ift  e*  noeb  beute, 
wenn  aud?  mit  einigen  Mobifilationen?  in  SHufjlanb, 
!$olen,  £o*cana,  Gnglanb  unb  ben  norbameril. 
ftreiftaaten.  Gin  rationeller,  intenfioer  ©ergbau, 
ber  bie  Scbdfce  be*  ©oben*  oolltommen  erfcpliefet 
unb  in  ©ertebr  f  efct,  ift  bei  einer  folgen  ©efefcgebung 
nutt  möglid?;  bie  0;ntereffen  ber  ©olf*mirtfd)aft 
bebingen  be*balb  eine  Surcbbredmng  ber  obener* 
wäbnten,  ber  i>ebung  be*  ©olt*woble*  binberlidjen 
9tecbt*regel.  Siefer  ©ebante  ift  bann  aud)  in  ba* 
9ted)t*bewufetfein  ber  mobemen  Holter  übergegan* 
gen  unb  hat  in  ben  9ied)ten  faft  aller  amüjierten 
totaaten  jum  ©egriff  ber  ©ergbobeit  gefübrt. 
Sie*  gefebab  baburd),  bafe  beftimmte  nutjbare  Söline- 
ralien  unb  ftoffilien  ber  ©erfügung*gemalt  be* 
©runbeigentümer*  entjogen  mürben  unb  ber  6taat 
ueb  bie  auefdjliefiUdje  ©efugni*  beilegte,  nad)  Gr* 
füllung  gemiffer  ©ebingunaen  ©rioatperfonen  oai 
9lcd)t  jur  2luffud?ung  unb  ©eminnung  jener  Mine: 
ralien  unb  ftoffUien  al*  ein  befonbere*  ©ergeigen= 
tum  ju  oerleiben.  Ser  ©ergbau  ift  baburd)  für 
jebermann  freigegeben  (©ergbaufretbeit,©erg* 
freibeit),  für  «frei  ertldrt»,  wie  ber  teebntfepe 
2lu*brud  lautet.  Sie*  i&obeit*recb  t  bat  ü*  inbe* 
febr  allmäblid?  entmidelt;  erft  in  ben  neueften  ©erg* 
gefetjeu  ift  e*  naeb  bem  Vorgänge  be*  fräst,;.  SHecbt* 
tn  ooller  Sdjdrfe  jur  Slnertennung  gelangt.  3u< 
ndcbft  nabmen  bie  Serritorialberren  ba*  ©ergbau: 
reebt  in  ber  gemeinen  Marl  für  fid?  in  Slnfprud)  unb 
Hellten  e*  überall  bem  lanbe*berrlid)tn  ©runbeigen« 
tum gleid).  6o  tarn ti,  bafe  unter  Mitbilfe be*  Vehr 
red)t*  fid)  ba*  ©ergregal  entmidelte,  inbaltä 
beffenber  6taat  beftimmte  Mineralien  unb  goffilien 
(regale  goffilten)  für  fid)  in  Slnfprucb  nahm.  Sie 
©olbene  ©uüe  flaifer  Äarl*IV.  (1356)  gemdbrte 
ben  geiftlicben  unb  weltlichen  flurfürften  unter  an= 
bern  Meebten  aud?  ba*  ©ergwerl*regal,  unb  bie 
ÜDabltapitulation  flaifer  Äarl*  V.  com  3.  1519 
garantierte  ben  9ieid)*fürften  bereite  ihre  Regalien; 
ein  9led)t*juftanb,  ben  ber  0*nabrüder  griebe  au** 
brüdlidj  beftdtigte.  Sie  dltere  Sbeorie  bejeidjnct  als 
^nbalt  be*  ©ergregal*  ba*  (Eigentum  an  ben  regalen 
Mineralien  in  unb  mit  ihren  fiagerftdtten ,  mdb: 
renb  man  in  neuerer  ;!eit  barunter  ein  an  fidj  bem 
^Jriüatredjt  angebörigeS,  binglidjeä  ©erfügung«' 
unb  ©eminnungdredjt  beä  Dleßalinbaber«  üerftebt. 

SieHueübungbe«9iegalä  lann  auf  breif  aefee 
SBeife  gef (beben: 

a.  Ser  Canbedb«rt  beljdlt  fid>  bie  ©eminnung  ber 
2Ilineralien  jum  ©eften  be«  Ji^tuä  gani  ober  teil» 
weife  oor. 

b.  Gr  verleibt  bad  ©eminnungdreebt  einer  bc- 
ftimmten  ^Serf  on,  jeitlidb  ober  örtlicb  befcbrdntt  ober 
unbefcbrdntt  (6pecia(oer(eibung). 

c  Gr  geftattet  jebermann  bat  9ted>t  ber  ©emin: 
nung,  unter  beftimmten,  gefe|lid)  oorgef ebenen 


Eigentum 

©oraudfefeungen  (^reierfldrung  be^  ©ergbaued). 
Ser  le&te  9Beg  bilbeM  in  Seutfd)Ianb  bie  Siegel; 
Specialoerleibungen  tarnen  feiten  cor,  unb  bann 
meiftend  alö  Siftrittdoerleibungen.  Slld  Monopol 
bat  ber  Staat  ben  ©ergbaubetneb  auf  ©runb  bed 
:Kecjald  mental £•  in  2lnfprucb  genommen,  f onbem 
bödmend  einzelne  ©ergmerte  ficb  oorbebalten.  Sie 
neuere  ©efeltgebung  bat  in  $reu|en  unb  ben  übrigen 
oeut» eben  Staaten  mit  Kuänabme  bon  3 a*fon - ^ei 
mar=Gifenadj  naeb  bem  ©organge  Ar  an  treid>-j  ba* 
©ergregal,  fomeit  ti  nidjt  auf  ^rioate  übergegangen 
mar,  befeitigt 

Gniftebung  M  eerg»er(deigenrnmd.  Sa«  ©. 
wirb  erworben burd?  ©crleibung  ber  juftfinbigen 
©ebörbe.  Vorbereitet  wirb  eö.  wenn  niebt  gerabe  ein 
juf dlliger  t^unb borliegt,  bureb  Sdjürfarbeiten, 
veranftaltet  jum  3wede  ber  Huffucbung  eined  Oer 
leibbaren  Mineral*,  beffen  Mutung  man  beabfid?^ 
tigt.  (S.  Sdjürfen.) 

9]ad)  dlterm  ©emeinen  SRedjte  lonnte  infolge  ber 
©ergbaufreibeit  jeber  ©ergmann  beliebig  auf  frerm 
bem  ©oben  fdjürfen,  fo  bafj  ber  ©runbeigentümer 
ficb  bem  nicht  roiberfefeen  burfte.  Sagegen  madn 
ba*  $reufi.  ällg.  Sanbretbt,  wie  anbere  s#artitular- 
rechte  beo  oorigen  oabrhttnterto,  bem ©ebanten  ber 
iHegalitdt  folgenb,  ba*  JHedjt  jum  Sdjürfen  auf 
frembem  wie  auf  eigenem  ©oben  oon  einem  bureb 
bie  ©ergbebörbe  ju  erteilenben  Grlaubni*fd>ein 
(S(bürffcbein)  abbfingig.  (S.  aud)  Sreifcburf.) 
Sie*  ift  aueb  ittit  noeb  ber  Stanbpunft  be*  öfterr., 
be*  töniglia>  Säcbf.  unb  be*  Sarbin.  ©erggefelse*. 
—  Sa*  preufiiiaVbeutfcbe  Softem  ift  folgen-- 
be* :  jebermann  ift  obne  weitere*  berechtigt,  auf  eige- 
nem ©runbe  ju  fd?ürfen ,  unb  bat  einen  Slnfprud) 
barauf,  ba&  ibm  auf  fremben  ©runbftüden  ba* 
Sdnlrfre<bt  eingerdumt  werbe  (Sd>ürffreibeit). 
©erboten  ift  ba*  Scbürfen  auf  Straften,  Gifcnbab= 
nen,  (Jriebbbfen,  Drten,  wo  bem  Sdjürfen  nad?  Gnt= 
febeibung  ber  ©ergbebörbe  Stüdftcbten  be*  6ffent= 
lidjen SBoble*  entgegenfteben ;  nur  mit  ©enebmigung 
be*  Gigentümer*  geftattet  unter  ©ebduben  unb  in 
einem  Ümtreife  berjelben  biö  ju  200  §ufe,  in  ©drten 
unb  eingefriebigten  feofrdumen.  Ser  Sdjürfluftige 
bat  )und<bft  ben  Sßeg  privater  3tuff orberung  ]u  be 
treten,  um  bie  freiwillige  Ginrdumung  be*  :»ied-t;- 
ju  fd)ürfen  oom  ©runbeigentümer  m  erbaltcn. 
h  omni  t  e*  ju  leiner  Ginigung,  f  o  ift  bie  ©ergbebörbe 
amugeben,  bie  bei  unbegrünbetem  SBibcrfprucb  ba* 
Scbürfredjt  bureb  ©efcblufe  einräumt.  Sa*  Sd}ürf: 
red)t  ift,  mag  e*  auf  ©efcbluft  ober  Vereinbarung 
beruben,  aud)  obne  Gintragung  im  ©runbbud)  bing= 
Ud),  auf  I  ritte  übertragbar  unb  binbert  niebt,  bafe 
aueb  anbere  Jßerfonen  ba*felbe  erwerben. 

Sie  ©erleibuna  be*  ©.  icut  in  erfter  SKeibe  einen 
im  ©ergfreien  belegenen  §unb  oorau*.  3U*  Snnb 
gilt  nur  eine  £  a  g  e  r  ft  d  1 1  e  oerleibbarer  Mineralien ; 
bie  Sluffinbung  be*  nu*gebenben,  ber  Vorläufer  ber 
erftern,  ftellt  im  bergrecbtlidjen  Sinne  nod)  leinen 
g-unb  bar.  9?ad)  gemeinem  ©ergreebt  ift  aber  aud) 
bie  Sluffinbuna  ber  Sagerftdtte  nod)  niebt  jur  ©er* 
leibung  binreiebenb,  fonbern  fte  muft  in  ihrem  Guv 
fallen  unb  Streiken  naebgewiefen  werben.  Sebiglieb 
oon  biefem  9iacbwei*  abbdngtg  ift  ba*  SHccbt  be* 
erften  ^inber*,  b.b.  ber  anfprud)  be*felben,  oor 
allen  anbern  mit  bem  ©ergbaureebte  auf  bie  gefun: 
bene  üagerftdtte  innerbalb  eine*  beftimmten  frclbe* 
(ber  ^unbgrube)  belieben  ju  werben  (Hltcr  im 
gelbe).  Sie  Gntbedung  ber  Sagerftdtte  reid)t  au*, 
um  red)t*gültig  bie  ©erleibung  ju  beantragen,  aber 


Digitized  by  Google 


ibr  Siacbmei«  be«  nähern  ©erhalten*  ber  Sagerftätte 
ift  erforberlicb,  wenn  auf  ©runb  be«  gunbc«  unb 
Der  gefchebenen  Blutung  bie  Verleihung  erfolgen 
foll.  —  Sa«  töniglicb  fddjf.  unb  ba«  öfterr.  Vera« 
gefe|  haben  ba«  Siecht  be«  erften  gitiber«  auf« 
gegeben  unb  au«fd)liefeli*e  Sdwrfberecbtigungen 
eingeführt.  Sa«  Vreufj.  2lllg.  93«rflflcfcft  unb  bie 
ihm  folgenben  neuern  beutfdjen  ^Bergrechte  bagegen 
folgen  im  mefentlidjen  bem  gemeinen  beutfdjen 
Siecht.  Ser  jufäUige  gunb  geniest  in  ber  Siegel 
lein  ginberreebt;  lc  tue  reo  ftebt  vielmehr  nur  bem: 
ieniflen  Schürfer  )u,  melier  nad}  ÜJtafjgabe  be«  ©e= 
jefte«  bie  Schürfarbeiten  unternommen  bat.  2lu«= 
nabm«meife  fteben  bie  Siechte  be«  ginber«  auch  bem 
ju,  welcher  auf  eigenem  ©runb  unb  Soben  ober  in 
feinem  eigenen  ©rubengebäubeein  vom  Verf  ügung«« 
redjt  be«  ©runbeigentümer«  au«gefcblojfene«  ÜJline« 
ral  auf  ber  natürlichen  Jlblagerung  entbedt  bat. 
Sa«  ginberretbt  mup  innerhalb  einet  SBoebe  nad) 
ber  (Sntbedung  bureb  SJiutung  geltenb  gemacht  tot t  - 
ben.  Sie  ^nnebaltung  ber  gritt  hat  jur  £olge,  baft 
ber  ginber  allen  benjenigen  vorgebt,  bie  in  ber  3eit 
jtoifdjen  feinem  gunbe  unb  ber  (Anlegung  feiner 
ÜJiutung  ibrerfeitd  Blutung  eingelegt  haben,  fcaben 
mehrere  Verfonen  gleidueitig  gefunben  unb  rechte 
jeitig  gemutet,  fo  entftebt  sroijdjen  ihnen  eine  ©c 
meinfepaft  unb  hat  taner4)oh.tt}nen'ein  Vorjug«« 
recht.  (Sine  ßntblöjjung  ber  Sagerftätte  ift  nicht 
Vorau«fefcung  be«  ^inberreebt«.  Umgetebrt  fcbliefct 
aber  auch  ber  jufäUige  gunb  bie  Blutung  nicht  au«, 
er  geniest  ieboch  lein  JUter  im  gelb«,  fo  bau  b.«i  einer 
.Kon hären-,  mehrerer  jufälliger  ginber  bie  Priorität 
ber  iUutung  enjfcbeibet.  > 

Sa«  Nüttel  jur  Erlangung  beä  V.  ift  nad)  beutfdj= 
rechtlichen  ©ruubfä&en  bie  SJiutung.  ÜRan  bc= 
greift  barunter  ba«  an  bie  juftdnbigc  Vergbebörbc 
gerichtete  ©efuch  um  Verleihung  be«  V.  in  einem 
gewinen  gelbe.  Sie  begrünbet,  wenn  bie  Vorau«« 
ie jungen  be«  ©efefee«  erfüllt  ftnb,  einen  81  nf prueb 
auf  Serleibung,  fo  bafc  e«  nicht  in  ba«  beliehen  ber 
Vcbörbe  geftelltift,  biefelbe  ju  bewilligen  ober  ju 
vertagen.  Saburch  unterfcheibet  fich  bie  beutfch= 
rechtliche  ÜJiutuna  von  bem  bloßen  Sladtfuchen  ber 
ftonjefjion  jum  ^Bergbaubetrieb,  toie  e«  im  franj. 
unb  anbern  f remben  Siechten  Aufnahme  gefunben  bat. 
iJtacb,  bem  tyreufe.  Verggeiefc  vom  24.  %\m\  18G5 
ift  bie  ^hitung,  wenn  fie  nicht  bei  ber  Vergbehörbe 
SU  Vrototoll  ertldrt  wirb,  in  jwei  gleichlautenben 
Grcmplaren  fchriftlid)  hei  bem  Dherbergamt  ein 
jurcichen.  Sie  Grforbemiffe  finb  im  ©eje&  genau 
vorgefebrieben.  Slbgefeben  von  ber  SBejeicpnung  ber 
Vcbbrbe  ftimmen  hiermit  bie  bem  preufj.  dteebt  f  o  l 
genben  ©cfetic  (f.  Vergrccbt)  wörtlich  überein.  $lbn= 
lieb  lauten  bie  Veftimmungcn  be«  töniglicb  fdebf. 
©efetje«  Dorn  16.  $uni  186Ö.  Stach  bcmCfterr.  Verg= 
gefefc  vom  24.  SJtai  1854  mufe  bie  ÜJlutung,  hier 
vicrleihunaößcfuch  genannt,  fchriftlich  bei  ber  ju= 
l'tänbigcn  Öerahauptmannfcbaft  eingebracht  »erben. 

$aeSB. felbft  enrftehttrftburchbie  Verleihung 
ber  ^Bergbebörbe,  welche  fid?  bureb  Slu«hdnbigung 
ber  SJerbriefung^urfunbe  an  ben  Hinter  »olljicbt. 
Sie  Verleihung  erfolgt  unbefebabet  Älterer  Siechte 
'I  ritt  er .  Um  ber  bierauä  ftch  ergebenben  Unftcfaerbcit 
über  ben  Veftanb  beä  verliehenen  Siecht«  möglicbft 
entgegenjutreten,  ift  ein  Verfahren  oorgefehen,  roel' 
d)d  nötigt,  tollibierenbc  Siedjte  binnen  einer  furjen 
Arift  geltenb  ju  machen.  GS  wirb  ein  Dermin  jur 
(hörtcrung  ber  3uläifigleit  ber  Verleihung  foroie 
jur  geftftellung  be«  mefentlichen  3nbaltS  berfelben 


eigentum  765 

anberaumt.  Sief  er  Dermin  wirb  in  Cft  erreich  grei< 
fahrung  genannt.  —  Stach,  bem  $reu&.  SlUg. 
Verggefeß  bat  bad  Cberbergamt  über  bie  im  Der- 
min erhobenen  Qin-  unb  Suifprüche  oorbebaltlicb 
beä  Siedhtdwea«  ju  entfeheiben.  Sffiirb  biefer  nicht 
binnen  bret  SJionaten  befebritten,  fo  gehen  bie  Vrä= 
tenbenten  irjrcd  etwaigen  Siecht«  cerluftig.  8lu|er> 
bem  bat  bann  bie  Vergbeb&rbc  bie  Verleibungäup 
lunbe  im  Siegierung«amt«blatt  unter  Vermetfung 
auf  ben  gefc|)lichen  üfaeb t eü  )u  ueroifontlichen,  wo= 
nad)  alle  vorhergehenben  Siechte  auf  Verleihung  bei 
Strafe  be«  Sluäfchluffe«  binnen  brei  SJionaten  gegen 
ben  Veliehenen  gerichtlich  geltenb  ju  machen  fmb.— 
Sa«  V.  wirb  auf  ©rfuchen  ber  Vergbebörbe  uon 
3lmt«  wegen  in  ba«  ©runbbueb  eingetragen ;  wefent; 
lieh  }um  Grwerb  ift  biefer  Sltt  tnbe«  nach,  teinem 
ber  neuern  Vergredjte. 

Umfang  unb  ©eftalt  be«  gelbe«,  weldjc«  für 
bie  3wede  be«  Vergbaue«  in  Slnfprucb  genommen 
werben  tann  (©rubenfetb,  Sergwert«felb), 
hat  fich  im  Saufe  ber  Reiten  f  ehr  oeränbert.  SBdhrenb 
ber  dltefte  Vergbau  nur  Keiner  ©rubenfelber  be- 
burfte,  verlangt  bie  f ortfehreitenbe  Vergbauinbuftric 
immer  größere  gldchen  für  ihre  ^bdtigteit.  Slucb 
bie  räumliche  gixieruna  ift  vielfach  xuanblungen 
unterworfen  gewefen.  Sic  dltern  Siechte  unterfchie-- 
ben  bie  Veleipung  auf  ©dnge ,  b.  b.  fchmale  mine« 
ralhaltigc  2lbern ,  irelite  ba«  ©ebirge  burebfebnei- 
ben,  unb  auf  glöje,  b.  h.  Sagerftdtten,  welche  ba« 
©ebirge  nicht  burebfebneiben,  fonbern  ftch  mit  ben 
oerfebiebenen  Schichten  be«  ©ebirge«  parallel  fenten 
unb  beben  unb  neben  ber  £dngenau«betmung  auch 
eine  beträchtliche  Vreite  haben.  Sex  auf  einen  ©ang 
Velichene  hatte  in  ber  Siegel  ba«  Siecht  ju  beffen 
Ausbeutung  in  ber  Siichtung  be«  Hinfallen«  bi«  in 
bie  ewige  2eufe.  Slucp  feitwdrt«  tonnte  ber  Ve< 
liehene  ben  ©ang  in  feiner  gangen  HJidcbtigteit  unb 
aufeerbem  noch  bie  fog.  Vierung  beanfpruchen, 
b.  b .  7  Sachter  halb  im  Oangenben,  halb  im  Siegen« 
ben.  (6.  Vierung.)  Sie  Sdngenbimenfion  unterlag 
inbe«  räumlich  gemiffen  Vefchrdntungen.  glö«  wur* 
ben  in  ber  Siegel  nach  Ouabratmafjen  verliehen. 

Sie  neuern  Verggefe&e  lennen  nur  bie  Verleihung 
nach  ©eviertfelbern.  Stach  Vreu^.  SlUg.  Verg- 
gefett  ift  ber  SJiuter  berechtigt  auf  ein  gelb  bi«  ju 
500 000  Ouabratlachtern  (2 189  000  am),  in  einigen 
Siftritten  aber  nur  auf  25000  Uuabratlacbter 
(109450  qra).  Sie  gelber  müffen  ben  gunbpuntt 
einfcblief;en,  von  möglicbft  aeraben  Sinien  begrenjt 
unb  von  ber  gorm  fein,  ba|  bei  500000  Ouabrat- 
lachtern je  2  Vunlte  nicht  über  1000  Sachter  von« 
cinanber  entfernt  liegen.  Sie  gehen  unbegremt  in 
bieZiefe.  Stucb  ftebt  nicht«  im  SBege,  auf  mehrere 
bidjt  beieinanber  liegenbe  ^junbpunltc  verfchiebene 
Vergwerte ,  n  muten  unb  biefe  bann  ^u  einem  Vcrg< 
wert  juf ammen juf chlagen  (Aonfolibation). 

Sa«  Cfterr.  »Ug.  Veragefeh  unterfcheibet  Ver= 
leihungen  auf  ©rabenmajje,  Überfcfaare  unb  2ag= 
mafee.  6in  ©rubenmafe  umfaßt  eine  befebräntte 
gläche  in  ber  horizontalen  (Sbene  be«  Sluffchlag«« 
puntt«,  unb  jwar  in  ber  ©eftalt  eine«  Siechted«  von 
12544  Ouabratllaftern.  6«  erftredt  fich  in  bie  ewige 
6öhe  unb  Siefe  (in  ba«  Unhefchränlte).  Sie  Rral 
ber  ©ruhenmafee  ift  je  nach  bem  iülineral  verfehle« 
ben  geregelt.  Unter  tiherfchar  verfteht  ba«@efc|i 
©cbirg«teile,  bie  von  verliehenen  ©rubenmafcen 
fo  eingefchloffen  Tinb,  ba|  ein  rcgelmäfdge«  ©ruhen« 
mal;  nicht  mehr  entfteben  tann.  Sie  Verleihung 
von  Slagmafeen  finbet  ftatt  auf  SJlincralien, 


Digitized  by  Google 


76G 


öergroerfgfclb  —  Sergwerfämffenfdjaften 


welche  in  Seifen  (f.  b.),  JVlu&betten,  im  Jaggerßll 
ober  aufgefebwemmten  ©ebirge  ober  in  alten  Der* 
laffenen,  im  SJergfreien  befinblicbcn  Salben  por« 
tommen,  f  omie  auf  93obnenerje  unb  Dtafeneifenftein. 
(Sin  Saamafe  ift  bi«  ju  einem  ftldcbcnmafe  Don 
32000  Üöienet  Ouabratflaftern  per  leibbar  unb  et» 
fttedt  fid?  in  bie  üefe  in  bet  Siegel  nut  bi«  gu  bem 
anftebenben  feften  ©eftein. 

Stacb  tönigltcb  Sdcbf.  93erggefeti  erfolgt  bie  9kr» 
leibung  nacb  sJDtafeeinbeiten.  (fine  foldje  beträgt  bei 
Seifenwerfen  10000  Ouabratladjter,  bei  allem 
äbtigen  93ctgbau  1000  Ouabtatladjtet  in  boruoiv 
talet  SJtojettton.  93ei  Seifenmerten  wirb  ba*  @ru= 
btnfelb  burd)  ba«  fefte  ©eftein  begrenjt. 

T  a«  burd)  93erleibung  entftanbene  93.  mitb  ©egen« 
ftanb  be«  9Jermögen«  be«  93erccbtigten  unb  unter» 
liegt  bem  fteien Siertebr.  Seine  übetttagung  auf 
anbete  ^etfonen  regelt  fid)  nad)  ben  ©runbfdfcen 
be«  Smmobiliarrecbt«. 

5>a«  93.  gebt  untet  (fällt  in«  ftreie): 

a.  wenn  bet  93ergwert«eigentümer  batauf  bet» 
Stattet  (ba«  93ergwert  auf  I6ft),  woju  e«  einet  Grtld» 
rung  bet  93ebörbe  gegenübet  bebatf ; 

b.  wenn  bet  SBerluft  burd)  bie  93ebörbe  au«-- 
gefprodjen,  ba«  ©rubengebdubc  f  üt  frei  ertldrt  Wirb. 

2)a«  leitete  war  nad)  ben  dltern  93ergorbnungm 
bann  bet  Jall,  wenn  bet  ©rubenbeftyer  ba«  SBerg- 
wert  mdjt  gebötig  in  SBetrteb  erb  ich,  ebne  fiefa 
«Stiftung»  von  ber  93ergbebörbe  uerfebafft  ju  baben. 
2>ie  neuem  93erggefe&e  baben  biefe  93erluftertldrung 
äufcerft  befcr>rdntt  unb  füt  alle  Salle  bet  Huf  bebung 
be«  93.  bie  SKecbte  bet  9tealbered?tigten  baburd)  ge» 
wabrt,  bafe  fie  bie  3»ang«Dcrfteigerung  be*  93erg= 
wert*  nadjjufudjen  befugt  fmb. 

Cerl)ältm«  bcö  «ruubcigcnfümcrS  $«at  ©erg« 
I)nuberett)tiflten.  Ta«  bie  auöfcpliefolicbe  öerrfdjaft 
übet  ba*  ©runbftüd  entbaltenbe  ©tunbeigentum 
unb  ba*  im  wefentlidjen  auf  ein  Dccupation*recbt 
an  bem  Perliebenen  SJtinerat  binau*laufenbe  93. 
müffen  in  ibret  Äugübung  naturgemdfe  miteinan» 
bet  in  ftonflitt  treten,  ben  bie  ©efe&gebung  au«« 
jualeicben  bat.  5)rei  Stiebtungen  fmb  e«,  nacb  welcbm 
fid)  biefet  JtonfUtt  dufjert. 

h .  T em  ©runbeigentümer  mitb  eine  Segatferoitut 
ju  ©unften  be«  Scbürfer«  auferlegt,  vermöge  beten 
et  gebalten  ift,  bie  gur  ttuffcblieftung  be*  ©tunb 
unb  93oben«  erforberlicben  Slrbeiten  gegen  Gnt= 
fdjäbigung  auf  feinem  93cf^tum  ju  bulben.  2>ie 
Gntfdjäbiaung  ift  in  ben  oerfdjiebenen  ©efefcen  ben 
roittfdjaftucben  2lnfd)auungen  entfpredjenb  uetfdjie» 
ben  notmiett  worben.  Stad)  ben  filtern  93ergorb« 
nungen  beftanb  bie  (mtfd)äbigung«pflicbt  be«Sdjttr« 
fet«  in  bet  Siegel  bei  ftucbtlofem  Scbürfen  im  3u« 
füllen  bet  Sdjütfe,  bei  gefdjebenem  ftunbe  unb 
batauf  folgenbet  SJetleibung  in  ©eroäbrung  be« 
©runblure*  obet  3ablung  be«  SBettetfahc«  getoöbn» 
lieb  nad)  9Babl  be«  ©mnbeigentümet«.  2!a«  ^teufe. 
21  Ug.  Sktggefeh  vom  24.  ^uni  1865  bat  bie  frübet 
im  ©emeinen  9ted?t  anetfannte  unbegtenjte  Sdjütf* 
f  reibe  i  t  mefentlicb  befcbrdntt  unb  geftattet  bie  S6ütf» 
atbeiten  nut  gegen  uollftdnbige,  jdbtlifb  im  oorau« 
ju  leiftenbe,  butd)  Äaution  ju  fidjembc  ßntfd)dbi= 
gung  be«  ©runbeigentümet«,  übet  itren  ööbe  ba« 
Dbcrbergamt  entfcoeibet.  ütbnlute  IBeftimmungen 
entbdlt  ba«  löniglid)  fdd)f.  oom  16.  3uni  1868  fo» 
mie  ba«  öfterr.  ©efeh  vom  23.  3Jlai  1854. 

b.  Ter  93crgbaubetecbtigte  fann  jum  betriebe 
be«  93etflit>ert«  bie  unmittelbare  93enuHung  ber  (Jrb» 
oberflda^c  nid?t  gdnjlicb  entbebren.  Um  ben  Setrieb 


nacb  erfolgter  Serleibung  beginnen  ;u  fönnen#  flnb 
Sdjddjte  abjuteufen,  Stollen  in  ba«  ©ebirge  ;u 
treibm,  ©ebdube  ju  erridjten,  fealbenpldtje,  ffiege, 
Handle  u.  bgl.  m.  anzulegen.  Teut>'cbe  9iecbt«» 
gemobnbeit  legte  bem  Eigentümer  eine  Segalferoirut 
auf,  nacb  »eldjer  et  gegen  Gntfcbdbigung  bem  93etg» 
merf«beftt»er  bie  93enuftung  be*  ©runbftüd«  ge^ 
jtatten  mufite  unb  bie  gur  bollftdnbigen  2lbtre» 
tung  be«  (Eigentums  rubren  tonnte.  Tiefe  fteebt*-- 
anfa^auung  liegt  allen  mober  neu  Sergrecbtcn  ju 
©mnbe;  am  meiteften  gebt  ba«  Cfterr.  93erggefeh, 
ba«  f  elbftbie  ©afferläufe  bet  (hiteignung  untetroitf  t. 

c.  Untet  Jage  tann  bet  93etgmetf*befi^et  alle 
erforberlicben  Slnlagm  madjen,  obne  bafe  bam  bie 
©enebmigung  be«  ©runbeigentümer«  erforbetlid> 
ift.  Sobalb  et  in  ba«  5W«te  ber  (frbe  gebrnngen, 
fann  et  alle  in  Jeinem  gelbe  belegenen  ©runbftüde 
beliebig  mit  fernem  93aue  unterfabren  unb,  fomeit 
ibm  nicht  polijeilicbe  Stnorbnungen  entgegenftebm, 
ben  93oben  nacb  allen  9iicbtungen  au«beuten.  Ter 
Statut  bet  Sacbe  nacb  bat  bie«  bdufig  Sdjdben  an 
bet  Cberfldcbe  gut  gclge,  bie  mebet  gewollt  Tinb, 
nod)  ©orbergefeben  werben  tonntm.  3nfolge  be« 
3ufammenbrucbe*  ber  93aue,  ber  3)urd>fdjnetbung 
oon  Saiierabem,  ber  Slbtrodnung  ober  Sentung 
be«  IBoben*  werben  nacb  teilige  dinwirtungen  über 
Xa$t  bervorgerufen,  bie  ben  ©runb  unb  SBoben  et« 
beblicb  entwetten  unb  empfinblicbe  93erm5gen*oer» 
lüfte  für  ben  ©runbeigentümer  nacb  fiep  jieben 
(93ergfd)äben).  3>er  93ergwert*befifcer  ift  obne 
Mdubt  auf  fein  SJerfcbulben  traft  be«  ©efe|$e8  für 
alle  Scbdben,  welcbe  infolge  ber  9u«übung  be«  93. 
bem  ©runbeigentum  jugefügt  werben,  haftbar. 

Sie«  ift  ber  Stanbpuntt  be«  $reui  SKIg.  93erg» 
gefette«  unb  bet  ©efefie,  bie  ibm  gefolgt  fmb,  fowie 
be«  franj.  Stecbt«.  —  3>a«  93erggeieh  für  ba«  jtbnig» 
reieb  Sacbfen  weidjt  oon  jenen  ©efefcen  infofem 
ab ,  al«  e«  bei  93efd)dbigung  an  ©ebduben  unb 
anbern  Slnlagen  bem  ©runbbefifter  bie  (mtfcbd= 
bigung  perfagt,  wenn  bei  ber  Srricbtung  ber  t Gru- 
benbau febon  oorbanben  war.  —  9tad>  bem  Cften. 
93erggefejj  bewenbet  e«  im  wefentlicbcn  bei  ben  93e* 
ftimmungen  be«  Sioilrecbt«;  nacb  ber  $rari«  be« 
b5cbften  ©cricbt«bof«  wirb  jebod)  ber  93ewei«  eine* 
befonbern  9$erfcbulben«  nidjt  für  erforberlicb  er« 
adjtet.  (Sin  ©efeftentwurf,  ber  biefe  Materie  regelt, 
ift  im  9leicb«rate  porgelegt,  aber  bi«ber  nidjt  |itr 
i5erabfd)iebuna  gelangt. 

^crgmcrf^fclb,  f.  93ergwert«eigentum. 

©crgracrfciftciicr,  f.  93crgwerf*abgabe. 

<Berfltticrfött)äffetf  f.  ©rubenwdjfer. 

©crgtucrftfuiiffcnfchaftcn ,  93ergbauwif» 
f  e  n  f  cb  a  f  t  e  n.  Tie  93.  babenfid?  erft  mit  bem  SPacbf  en 
bei  Sdjwierigteiten  beim  93ergbau  al*  notwenbig 
berau«geftellt.  Tie  alten  93ergleute  warm  tebigliaS 
praftifd^  au«aebilbet  unb  vererbten  ihre  @rfabrun« 
gm  bureb  Überlieferung,  bi*  biefelbm  fd?licfelicb 
gefammelt  würben  unb  beute  einen  £  eil  bet  93etg< 
bautunbe  bilbm.  2)iefetbm  genügten  aber  febon 
gegm  (fnbe  be«  porigen  ^abrbunbert*  niebt  mehr 
aUein,  um  alle  bem  93ergbau  entgcgcntretmbm 
Scbwierigfeiten  ridjtip  beurteilen  unb  überwinben 
ju  tönnen.  SJtan  emd^tete  be«balb  für  bie  obern 
veiter  be*  93ergbaue*  Cebranftaltm(5reiberg,Scbem* 
ni|i,  €lau*tbal,  f.  93ergatabemie) ,  an  bmen  aufeer 
ben  5°d)Wifienfcbaften  fdmtlicfce  6ilf*mii)enfcbaften 
aelebrt  werben.  Tie'e  fmb:  ©eologie,  ©eognofte, 
vietrefaftentunbe,  SJtincralogie,  ^bpfit,  Gbemie  unb 
^robiertunft,  SJtotbematil,  SJtecbanit,  SJtafdjinen« 


Digitired  by  Google 


23 ergaben!  —  89eri<f)t  unb  öerid)terftattet 


767 


fddjer  fotvie  Vermefiung*funbe  über  unb  unter 
Jage  (äJlartfdjeitefunft).  3)oju  lommen  bie  93er« 
toaltungSfäcber,  91ationalöfonomie,  ©eroerbeftati« 
ftit,  @rubenrcd>nung*mefen,  93ergred)t  u.  a. 

Tie  Auf  bereitung*!  unbe  tft  ein  nicht  minbcr 
wichtiger  3roeifl  bet  Vergbautunft,  wdbrenb  enblicb 
bie  Hüttenfunbe  ober  Metallurgie  mit  ihren 
i>ilf*wifienid>aften  lehrt,  wie  au*  ben  <Srjen  bie 
Metalle  benuftellen  finb. 

»Bergzabern.  1)  SBesirföamt  im  bacr.  5Reg.« 
33ej.  Wall,  bat  464,87  qkm,  (1895)  37  467  (18085 
mflnnl.,  19382  roeibl.)  (f.  in  53  ©emeinben,  bar« 
unter  2  Stdbte.  —  2)  93.,  lat.  Tabernae  montanae, 
»e*irf«ftabt  im  Vejirt*amt  53.,  in  223  m  Höbe,  am 
tfrlenbad)  unb  am  jufe  be*Harbtgebirge*,  16km  iüb« 
roeftlid)  uon  $anbau,  an  bcr  Cime  Marimilian*au« 
93.  (20,20  km)  ber  Wdlj.  fcifenbabnen,  Sit»  be* 
Vejirteamte*,  eine*  Slmt*gcrid)t*  unb  einer  9hif- 
frtlageinnebmerei,  bat  (1900)  2601  Q„  barunter 
857  Äatboliten  unb  81  J«raeliten,  %^oft,  5  elegrapb, 
93ejirt*gremium,  jroei  eoang.,  eine  tatb.  Sir  ehe, 
6d>lofe  (jefct  teilweise  Hofpital),  2ateinfdmle,bobere 
Mdbrten*,  gemerblube  jortbilbungafdnile,  Vollä« 
bant,  ©afierleitung ,  eleftrii&e  93eleucbtung;  §elb«, 
topfen»  unb  2Beinbau,  Töpferei,  ©erberei,  Iabal«, 
Cl-,  6eifen«  unb  Holjfdjubfabrilation,  3)ampfifige» 
müble  unb  tft  Cuftturort  93.  ift  feit  1286  Stabt. 
2>ie  im  14.  Jahrb.  angelegten  93efefttgungen  lonn« 
ten  1525  ben  emp&rtcn  93auern  nicht  wiberfteben. 
Jm  3)rei&igjdbrigen  Kriege  mürbe  93.  bart  mit» 
genommen,  1676  oon  ben  ^Tamofen  niebergebrannt 
unb  erft  1714  mteber  erbaut.  T)a3  jerftörte  Sdjloft, 
oom  Her»og  ©uftao  6amuel  1719—25  mieber  auf« 
aefübrt,  blieb  fortan  ©itwenfitj  ber  Ijerjogl.  grauen 
bie  jur  granjöfifAen  Weoolution,  wo  e*  oerwüftet 
würbe.  —  Vgl.  Maurer,  ©cfcbicbte  ber  6tabt  93. 
(Verlag  be*  prot.  Kird?enbauoerein*). 

*»crg*cirt)nung,  f.  Serrai  njeidjnuug. 

®«9iifflC  (Haplocerus),  ©attung  au*  ber  fta« 
milie  ber  Antilopen  (f.  b.),  mit  einer  einjiaen  Art 
(Haplocerus  americanus  Blainv.),  weife,  lang  be« 
baart,  in  beiben  ©efcblecbtern  mit  turjen  Hörnern, 
l,i  m  lang,  bemobnt  ba*  nörbl.  tjelfengebirge  9Jorb» 

«ersinn  er*,  f.  3"w.  [amerifa*. 

Wcrfjnmpore,  93erbampur,  f.  93arbampur. 

©erbta,  f.  Verebte. 

Heribert,  bei  ben  Japanern  ftat'te,  eigen= 
t  üm  Ii  die  tropifdje  Rranfbeit ,  bie  heb  burd)  große 
Mattigkeit,  eine  oon  ben  untern  (*rtremitäten  au* 
Ober  ben  ganjen  Körper  fortfdjreitenbe  SJäbmung 
unb  ©efüblloftgfeit ,  2ltmung«befcbwerben  unb 
Slnfammlung  uon  SSafier  an  berfdnebenen  Körper« 
teilen  ebarafterifiert,  fid)  enbemifd)  in  Japan, 
Äuftralien  unb  Jnbien,  befonber*  auf  Seplon  unb 
beT  Küfte  oon  Malabar,  neuerbing*  aud)  in  Vra« 
filien  finbet  unb  oft  fdjon  nad)  6— 3ü6tunben, 
häufig  jebod)  aud)  erft  nad)  3—4  2Bod>en  ober  burd) 
«Hörffälle  tötet;  in  anbern  ^dltcn  jiebt  ftd>  bieftranf; 
beit  fiber  Monate,  felbft  Jabre  bin.  m-?  Reiben 
befdllt  ioroobl  eingeborene  al*  Jrembe,  Untere  jebod) 
erft,  wenn  fte  ftd>  bereit*  einige  Monate  an  jenen 
Crten  aufgebalten  baben.  5)er  93.  berrfd>t  befon» 
beT*  mdbrcnD  ber  3lbnabme  ber  periobifdb  »ebenben 
vÜJinbe  unö  lommt  enbemifd)  roie  epibemifcb  faft  nur 
an  Meereslüften  oor.  Man  faftte  früber  bie  ftranf: 
beit  al*  eine  d?ronifd)«tonftitutionelle  &rtrantung 
ber  93lutbilbung*organe  unb  be*  ©ctd^fpftem*  auf, 
ju  beten  Gntftebung  namentlid?  plöttlidber  Jempe« 
raturmedjfel,  9]abrung«mangel,  gebrüdtc  ©emüt** 


ftimmung  beitragen  foüten;  mandje  flrjte  erfiarten 
biefelbe  für  eine  burd?  enbemifdje  ßtnflüffe  ent» 
ftebenbe  ßntjünbung  unb  Entartung  ber  peripberi» 
fdjen  Sleroen  unb  legten  ibr  beäbalb  ben  tarnen 
Paaneuritis  ober  Polyneuritis  endemica  perniciosa 
bei.  Steuere  ^orfeber  feben  jebod)  ben  93.  al*  eine 
Jnfettion*franfbeit  an  unb  glauben  im  93lute  ber 
Äranten  fpeeififebe  Milroben  naebgeroiefen  ju  baben. 
'Jlnbcrc  nteinen  bie  Urfad?e  auf  eine  Jif dboergiftung 
jurüdfübren  \n  tönnen.  Gin  Heilmittel  gegen  93.  i(t 
niebt  betannt;  im  93eginn  ber  Kranfbeit  ift  oft  eine 
Drt*oeränberung  günftig.  —  93gl.  ©ernid),  ©eo« 
grapbifdj-mebij.  6tubicn  (93erl.  1878);  ^efelbdring 
unb  fintier,  Recherches  sur  la  nature  du  B.  (Haag 
1889) ;  edjeube,  Sie93eribcri^ranlbeit  (tyna  1894) ; 
ffieintraub,  üx  jtlitpe  (*rfabrungen  über  bte  93.  OiBien 
1896);  ©rimm,  Älinifdje  93eobacbtungen  über  93. 
Oöcrl.  1897). 

*  er  ictj  t  unb  ©eriffjtcrftattcr.  Jm  Hanbel  be« 
beutet  93erid)t  jebe  gefdjdftlidje  Mitteilung  (f.»oi*), 
im  öffentlicben  Veten  unb  bei  93ebörben  bie  (mög« 
liebft  objeltioe)  Darlegung  eine*  Sadjoerbalte*, 
meldje,  auf  befonbere  »ufforberung  ober,  unter  be« 
ftimmten  93orau*fettungen,  oon  Slmt*  roegen,  einer 
übergeorbneten  93ebörbe  oon  einer  unter georbneten 
().  93.  auf  eine  93ef djroerbe,  über  ben  ©efcpdftägang 
im  allgemeinen,  über  ben  6tanb  einer  Singelegen« 
beit)  ober  einem  Kollegium  u.  93.  einer  93erfamm: 
tung  pon  (^adbaenoffen)  oon  einem  baju  beftellten 
Mitgliebc  ober?ludfdju|(Äommiffion*bericbt) 
gemad>t  mirb.  Jm  fchriftluten  $roje^oer< 
fahren  mürbe  regelmäßig  bor  ber  ßntf cbeibung 
bem  9licbtertollegium  oon  baju  beftellten  Mitglie< 
bern  (Referent,  Korreferent)  über  ben  Jnbalt  ber 
Alten  93erid>t  erftattet  (9telation).  Ter  beutige 
©runbfaft  ber  Münblid^teit  unb  Unmittelbarteit 
be*  93erfäbren*  gebietet  bageaen,  bafi  bie  ertennen^ 
ben  Siebter  ibre  ubeneugung  lebiglid)  auf  ba*  ibnen 
oon  ben  93eteiligten  Vorgetragene,  bie  oor  ihnen  er« 
bobenen  93emeife  grünben.  Tamit  ift  ein  oorgdn« 
giger  Vortrag  (JHeferat)  eine*  93erid)terftatter* 


e  f  e  r  e  n  t  e  n)  ber  JHegel  nacb  unoereinbar.  6 oleber 
mirb  benn  auch  nad?  beutftbem  vpro)eßred)t  für  bie 
münblicbe  93erbanb(ung  in  Sioilfadpen  überhaupt 
nirbt  juaelaffen  unb  ift  für  bie  Hauptoerbanblung 
in  3traffa<ben  nur  inber93erufung*«unbSteoifion*< 
inftanj  oorgefdjrieben  (Xeutfcbe  Strafprojefeorbn. 
§§.365,  391).  flbnlid)  Cfterr.  etrafprojefeorbn. 
§§.  287, 472;  bagegen  bdlt  bie  neue  Cfterr.  (SioiU 
pro^eßorbnung  an  jenem  ©runbfag  ber  Unmitteb 
barieit  nutt  unbebingt  feft.  Hier  tann  ein  beruht 
erftatter  beftellt  werben  (Juri*bi!tion*norm  §.  10). 

9lidjt  au*gefcbloffen  ift  bagegen  bie  93eftellung 
eine*  93erid?terftatter*  jur  SBoroereitung  ber  93e« 
ratung.  Xerfelbe  trdgt  jur  (höffnuna  ber  93eratung 
fein ©utad)ten(93otum)  oor,  giebt  nach  ber  auäbrüd« 
lieben  93orfd)rift  be*  §.  199  be*  2)eutfd?en  ©eridjtä« 
oerfaffung*gefe(ie*beiber9lbftimmungfeine8timme 
juerft  ab  unb  arbeitet  bie  Gntf djeibung  au*.  (Vgl. 
aud)  Cfterr.  (Sioilprojefeorbn.  §.  262.) 


Jm  jnterefie  ber  Unbefangenbcit  ber  i 
Siebter  febreibt  §.  23  ber  Seutfdjen  Strafprojep« 
orbnung  oor,  baß  berjenige  Siebter,  ber  bei  bem 
(höfjnung*befd)(ufs  al*  93erid)terftatter  mitgemirtt 
bat,  an  bem  Hauproerfabren  nid)t  teilnebmen  barf. 
Tie  93eftellung eine*  ^weiten 93erid)terftattcr*  (Hör« 
referenten),  bie  jur  Vorbereitung  ber  vlHcnarentfd?ei« 
bungen  be«  9leid)9gerid)t*  gcfd)dft*orbnung*mäßig 
ftattfinbet,  ift  aud?  in  anbern  fallen  juldfftg. 


Digitized  by  Google 


768  Jöcricfftigungap 

o"  parlamcntarnrfnn  JBerf ammlungen 
nennt  man  JBericbterftatter  ober  SReferent 
(franj.  Rapporteur)  ben  jenigen,  meldjer  im  unmit* 
telbaren  Auftrag  ber  JBerf ammlung,  ober  im  J  tarnen 
einer  mit  JBorberatung  be*  ©egenftanbe*  betrauten 
Äommiffton  bie  SJerbanblungen  über  eine  ^rage  ba* 
burd)  einleitet,  baft  er  ber  JBeriammlung  ba*  tbat 
fäd)licbe  Material  für  beren  Beurteilung  foroie  bie 
na<p  Snftcbt  ber  Kommiffton,  für  bie  er  jfleridjt  er» 
Hattet ,  oorjug*roeife  babei  in  JBetrad)t  lommenben 
©eint täpun tt t  vorlegt  unb  beftimmte Anträge  ober 
s-Borfd)Idge  für  eine  JBefd)luftfafjung  formuliert. 
2>er  gefdjäftlicbe  (Bang  ift  babei  gewöhnlich  ber, 
baft  bie  Äommiffton  juerft  einen  JBericbterftatter  er= 
roäplt,  ber  ibr  felbft  bie  6a<te  oortrdgt  unb  bie 
an  bie  ^lenaroerfammlung  ju  ftellenben  Anträge 
oorbereitet.  $n  ber  iRegcl  mirb  biefelbe  ^5erf  on  aud) 
mit  bem  SBencbt  an  ba*  Plenum  betraut,  e*  märe 
benn,  baft  bie  Anfttbten  unb  JBoricbldge  biefe*  oor^ 
läufigen  JBericbterftatter*  ft<p  feiner  ÜJlebrbeit  in  ber 
Äommiffton  ju  erfreuen  batton.  ©iebt  e*  in  ihr 
eine  1K  inberbett  unb  eine  i'ücbrbeu,  fo  ift  au*  bie 
erftere  burcp  einen  JBericbterftatter  oertreten.  SBei 
fepmierigen  unb  umfaffenbern  SJerbanblungen  wirb 
bem  JBericbterftatter  nod)  ein  jmeiter  (Korreferent) 
beigegeben.  3)er  JBericbterftatter  bat  meift  ba*  liRecbt, 
iu  jeber  3«t  ba*  SBort  jur  Auffldrung  ober  SBerid)= 
tigung  ju  ergreifen;  jebenfall*  bat  er  ba*  SaMufc 
roort;  reo  jroei  JBericbterftatter  fmb,  fpriebt,  falls 
biefelbcn  oerfdjiebene  Anftcbten  vertreten,  juerft  ber 
ber  2Rinberbeit.  3>ie  JBericbterftattung  für«  $lc* 
num  fann  münblid)  ober  (auf  Verlangen  be*  $le: 
num*)  febrif  tlid)  erfolgen.  92ad»  bem  JBorbilb  biefer 
parlamentarifdjen  JBcricptcrftattungen  ©erfährt  man 
auch  in  anbem  öffentlichen  Körperhaften.  —  6ine 
anbere  Art  oon  JBeridtferftattern  fmb  bie  ber  treffe 
(engl.  Sieporter),  melrie  ben  3eitungen  ERittei' 
limgen  über  2age*ereianifie  liefern. 

«crtdittguna,  Wirfst ,  f.  93b.  17. 

S8ertcifrt)C  $tigcl,  Monti  Beriet,  eine  67  km 
roeftlid)  oon  Jöenebtg,  pifefaen  ben  ftlüffen  fBaccrpi- 
glione  unb  grafftne  etmeln  gelegene  ©ruppe  er- 
lofcbener  JBulfane.  3m  S.  oon  JBtccnja  fmb  fie  im 
höcbften  ^iunlt  419  m  hoch.  Sradtpt,  JBafalt  unb 
Simefteinmaffen  beuten  auf  bie  frübern  Ausbrüd; e. 

©erief elnng,  ba*  langfame  überftrömen  oon 
©iefenflddjen  mit  Gaffer,  f.  JBeroäfferung. 

» er  i  U  b  ru  tf ,  i  tn  «erfahren  be*  3eugbrud*  (f.  b.), 
nad)  bem  erhabene  farbige  ÜJJuftcr  burd)  Aufbruden 
mit  Stdrte  oerbidter  Jaf elfarben ,  otme  naepberige 
JBeietttgung  be*  JBerbichmg$mutel*,erjeu8t  »erben. 

«cring  (JBebring),  Jüitu*,  dntbcdung«reifcn- 
ber,  geb.  1680  ju  Dorfen*  in  Qütlanb ,  rourbe  oon 
i^eter  b.  @r.  al*  Seefapttän  bei  ber  neu  gebilbetcu 
ÜJtarine  ju  Äronftabt  angeftellt  drprobt  in  ben  See» 
triegen  gegen  Sdtmeben,  erhielt  er  bie  Leitung  einer 
Gntbedung*retfe  in*  SDlccr  oon  tfamtfcbatla  ( f.  bie 
Marten  jur  ©efdjidjte  ber  ©eograpbte  II, 
beim  Artttel  ©eograpbie).  (h  unterfuebte  1725 
bie  nörbl.  Äüften  Sibirien^,  glaubte  1728  bie  nörb= 
lüfte  6pil>e  afien«  unter  67°  18'  nörbl.  2Jr.  bc= 
ntbrt  ju  baben  unb  burdjfubr  bie  nad)  ihn  benannte 
*lk n na itrai'c,  bie  jebod)  jipon  1648  entbedt  mar 
(f.  iöeringmeer).  93.  bemied  bamit  enbgültig ,  baft 
Slften  niebt  mit  tlmerita  jufammenbdngt.  Um  ju 
entjdjeibcn,  ob  bie  Äamtfcbatfa  gegenüberliegenben 
Hüjten  aud)  mirüicb  Äüften  be*  feiten  Sanbe*  ober 
nur  bajroifdjenliegcnber  Unfein  feien,  lief  er  4.  $uni 
1741  abermal*  mit  jteei  £cbiffen  oon  CcbotSt  au« 


ttd)t  —  Smot 

unb  unterfuebte  bie  norbmeftl.  Hüfte  3tmerila£  bi» 
ju  69"  nörbl.  89r.  »uf  bie  Snfel  »matfeba  oericbla^ 
aen,  ftarb  er  bafelbft  19.  2ej.  1741,  »e*balb  biete 
Onfel  fpdter  Serrnginfel  (f.  b.)  genannt  mürbe. 

^cringerbrunnen,  Solquelle,  f.  6uberobe. 

»erinfliMfel  (IBebringinfel),  nad)  SJttu* 
^Bering  benannte  on>'d ,  bie  größte  ber  Mcmanbor» 
infein  (f.D.  unb  Karte:  Sibirien  I.  übe :  : 
larte).  6ie  gebört  jum  ruif.-ftbir.  fiüitcngebiet, 
ift  1593  qkm  grofi,  malblo*  unb  unfru<btbar,  aber 
reid)  an  Guellen  unb  mertoollen  $eljrieren.  3ie 
amerif.  Sllaetacompagnie  bat  Her  ^agbreebte  unb 
unterbdlt  einefeanbelöftation,  meUpe  bie  dinroobner 
(etma  300)  mit  fiebenämitteln  unb  9)tanufattur= 
maren  oerftebt  unb  bafür  v)>eljmaren  auflauft.  Sie 
früper  bdufigen  ^olarfücbfe  unb  Seeottem  fmb  ieat 
faft  ausgerottet.  —  95gl.  Steiler,  Sieife  oon  Ham= 
tutatfa  nad)  3lmerifa  (Uetereb.  1793);  Sauribfen, 
S8itu*  %  JB.  og  be  rufftfle  DpbagelfcSrejfer  fra 
1725—43  (Äopenb.  1885). 

©ertngmeer($ebringtneer),ftamtfd)atti' 
f  d)  e  8  Tl  c  e  r ,  ber  norböjtlidrfte  Seil  be&  Stillen 
Cceane  jmifd)en  ber  9lorbroe|t  lüfte  oon5iorbamerita 
unb  ber  Jiorbojtlüfte  oon  »ften  (f.  bie  Äarte  ber 
9lorbpolarldnber).  Ja-j  l'tebr  burd)  bie 
JBeringftra^e  mit  bem  92örblid)en  Eismeer  in 
3)erbinbung.  Sief e  Strafte,  jmifäen  bem  Äap  2Wd)= 
nem  (bid  lb98  Cfttap  genannt)  SlftenS  unb  bem  Kap 
s}kince  of  SöaleS  3iorbamerila8,  ijt  75—92  km  breit 
unb  40—60  m,  in  ber  3Hitte  50—90  m  tief.  3Äitten 
im  engften  Jeite  berfclben  liegen  bie  brei  2>iomebe«= 
infein,  unb  füblid)  baoor  liegt  bie  grofee  St.  2orenj' 
infeL  (Sine  Strömung  gebt  oon  S.  nad)  31  burd)  bic 
Glitte  ber  Strafte.  Sie  fteilen,  tief  jemagten  Hüften 
fmb  unbemobnt.  2)aS  SB.  mürbe  juerft  1648  burd) 
ben  Jtofalen  2)efd)nem  bei  bem  Sueben  nad?  iüJam^ 
mut?jdpnen,  1741  burd)  Oering  (f.  b.)  au*  reinen- 
fd?aftlid?en  3»«den  befabren.  —  2)ie  fog.  SBering- 
meer frage,  b.  i.  bie  jmifd)en  ben  bereinigten 
Staaten  unb  ©roftbritannien  ((Eanaba)  feit  langem 
ftreitige  «yrage  über  bie  SuSübung  be*  Robbenfang* 
im  JB.,  mürbe  ju  einer  brennenben,  al*  feit  188ü 
mebrere  canab.  iKobbenfinger  oon  ben  SJereinigten 
Staaten  bcfd)lagnabmt  mürben.  Tic  principtelle 
Sd)lid)tung  ber  ganjen  $rage  mürbe  ju  ^tarie  bureb 
ben  Sprud)  eine*  internationalen  Sd)ieb*gerid)t* 
15.  Slug.  1893  entfd)ieben,  monad)  nur  bie|enigen 
5 eile  be*  JB.  unter  Staat*bopeit  ber  bereinigten 
Staaten  Itcben,  bie  im  Sinne  beo  bolterred  t->  nüften= 
geroäner  fmb,  alfo  nid)t  meiter  al*  3  Seemeilen  oon 
ber  Küfte  oon  2lla*ta  ober  ben  Unfein  entfernt  lie^ 
gen.  ©leiepjeitig  mürbe  ber  ^lobbenicblag  innerhalb 
einer ; Jene  oon  60  Seemeilen  im  Umlrei*  ber  $ri: 
bploroinfeln  ganj  oerboten  unb  für  ben  ftang  in  ben 
übrigen  Seilen  be*  öftUd>en  B.  eine  Sdjonjeit  com 
1.  Mai  bi*  jum  31.  3uli  feftgefe^t. 

©eringftrafte,  f.  iBcrinameer. 

»crintbo,  ^jeubonpm  für  <H.  9lobertin  (f.  b.). 

SBeriot  (fpr.  -r'tob).  Sbarle*  flugufte  be,  belg. 
Siolinfpieler,  geb.  20.  ftebr.  1802  ju  Dörnen,  tarn  mit 
193abren  nad)  l^ari*,  nabm  UntcrriAt  bei  iBaillot, 
ging  inbr*  balb  eigene  viDege  mit  f  o  oiel  Erfolg,  baft  er 
gleidbjcitia  mit  ^aganiui  in  $ari*  auf jutreten  magen 
tonnte.  JB.  bilbete  mebrere  Stridjarten  ju  ber  gröfp 
ten  JBolllommenbeit  au*  unb  mar  ber  etjte,  ^aganini 
au*genommen,  ber  bie  ^lageoletttöne  tn  Aufnahme 
brachte.  3«  fetner  Schule  gehören  JBieurtemp*, 
@bp*,  ^>rume,  Äontffp,  £e"onarb  u.  a.  3"  6nfl: 
lanb  gab  JB.  mit  bem  gröftten  (Erfolge  Konjerte, 


Digitized  by  Google 


«erislcnp  —  93erfele$  (@eorge) 


769 


gleichfalls  in  ben  9iiebetlanben,  wo  ihn  bcr  Hönui 
als  Kammerotrtuofen  in  feinen  $)tenft  nahm.  $ie 
SReoolution  oon  1830  beraubte  ibn  biefer  Stellung, 
unb  nun  unternahm  er  mteber  Kunftretfen,  meifl  im 
Berein  mit  ber  ÜJtalibran  (f.  b.),  bie  1836,  nacb  bet 
Scbeibung  oon  ibrem  sJJlanne,  feine  ©attin  würbe. 
9?acb  ibrem  frühen  lobe  liefe  er  ficb  1836  in  Druffel 
nieber.  Grft  1840  unternahm  er  wieber  eine  Kunft ■ 
reife  nach  $>eutfcblanb;  1843  mürbe  er  Brofcffor  be* 
Biolinfpiel*  am  Konferoatorium  in  Brüffel.  Gine 
unheilbare  Grblinbung  nötigte  ihn  1852  feine  Stelle 
nieberjulegen;  er  ftarb  8.  »pril  1870  ju  Brüffel. 
Seine  Kompofitionen,  Konjerte,  oiele  Airs  varies, 
Gtüben,  Suette,  einige  Klaoiertrio*,  oiele  3)uo*  für 
Violine  unb  Klaoier  (meift  über  Cpernmotioe  mit 
Bianiften  oerfafit),  fmb  p ra  w  &*,  auch  teebnifep  böcbft 
wertvoll,  felbft  reo  ber  muntalifebe  ©ehalt  gering  ift. 

«crtcUatü  ober  Bori*lam,  6tabt  im  mtl. 
©ouoernement  unb  Kreife  Gberfon,  recht«  am 
3)njepr,  hat  (1897)  12081  G.,  3  Kirchen,  1  Klofter, 
1  Spnagoge;  4  fiicbtf ahnten,  3  Clmüblen,  Bau  oon 
Jlufddbnen  unb  £»anbel  mit  ©etreibe  unb  feolj. 

Beritt,  Zeil  ber  Götabron  in  ber  beutfcbenKaoal* 
lerie,  mit  einem  Unteroffijier  ober  aueb  ©efreiten  al* 
Sertttfüprer.  2)erfelbe  hat  für  bie  militär.  Gr» 
liebung  unb  Überwachung  ber  ihm  unterteilten 
HRannfcbaften  unb  für  bie  oorfcbrift*mdfeige  5Dar= 
tung  ber  Werbe  ju  forgen.  Mehrere  Unterof  fi* 
lierberitte  (ben  Korporalfcbaften  bet  3nfanterie= 
compagnie  entfprecbenb)  ftnb  öfter*  ni  einem  Df  f  u 

iterberitt  (ben  ^nfpettionen  ber  Gompagnie  ent* 
preebenb)  vereinigt.  föofepb  Bertclep  (f.  b.). 
Berk.,  bei  botan.  Warnen  SIbtürjung  für  ÜJlile* 
Oerfa.  1)  B.  anber^lm,  ©tobt  im  fachten» 
Weimar.  Berwaltung*bejirf  ffieimaT,  in  279  m  j&öbe, 
an  ben  Nebenbahnen  9üeimar:B.:Blantenbain  unb 
B. ■  Kranicbfelb  (8  km),  oon  bemalbeten  Bergen 
unb  9Siefengrünben  eingefcbloffen.  bat  (1900)  2113 
G.,  barunter  llKatpoliten,  Boft,  Telegraph,  eoang. 
Kirche,  ^agbjeugbau* ,  Borfcbufaerein,  Sophien^ 
beilftdtte  für  eungentrante  (1898);  Sanbfteim, 
©ip«5  unb  Kalfbrüche  unb  SJlüblwerte.  1812  würbe 
hier  eine  Scbroefel*  unb  eine  Stablquelle  entbedt  unb 
oom  vor, km  Karl  Sluguft  unter  lebhafter  Beteüi* 
gung  ©oetbes  Babeeinricbtungen  hergerichtet ;  bod) 
tarn  B.  erft  ipdter  feit  Ginfübrung  oon  Kiefernabel:, 
3J2oor:  unb  Sanbbdbern,  befonber*  auch  al*  flima» 
tiieber  Kurort  für  Weroen*  unb  Sungentrante  in  Sluf» 
nähme  (etwa  1400  Kurgäfte).  Nahebei  ©ut  (epe* 
malige*  Klofter)  München  mit  Mderbaufdmle.  — 
BgL  Pfeiffer,  % büringen*  Babeorte  (2.  ?lu*g.,  3Bien 
1875);  SMUricb,  »ab  SB.  («Beim.  1888).  —  2)  SB. 
an  ber  ffierra,  ©tabt  im  farMen: Weimar. Bermal- 
tungöbejirt  Giienacb,  an  ber  9Berra  unb  am  nörbl. 
Abhänge  eine*  Jlueldufer*  be*  thüringer  SBalbe*. 
bat  (1900)  1001  eoang.  G.,  Boft,  Telegraph;  jwet 
Brauereien  unb  bebeutenbe  fwljidgerei. 

©erfnn,  Verlan,  Harlan,  Baratan, 
33  a  r  r  a  t  a  n  (urf prünglicp  arabif cb),  ein  au*  .- \\  e ge u 
baar  unb  9Bolle  ober  au*  Kamelhaar  gewirfte* 
3eug,  ieM  allgemein  ein  fehr  biebter  unb  fchwerer, 
leinwanbartig  gewebter  Stoff  mit  Kette  au*  feftem 
)Weifdbigem  unb  Ginfcblag  au*  breu  bi*  fecb*fäti= 
gern  Kammwolljwirn,  ber,  mittel*  be*  Kalanber* 
(j.  Äppretur)  mit  einem  wellenartigen  Schimmer 
(uJtoirierung)  oerfeben,  namentlich  al*  ^Dlbbelftoff 
Slnmenbung  finbet;  boeb  lommen  unter  biefer  ^Benen- 
nung auch  leiebtere,  au*  ungejmirntem  Kammgarn 
verfertigte  unb  felbft  baumwollene  ©ewebe  cor. 
»rotfljou«*  Uom>frJ(itt8n».afrtton.  14  Bufl.  «. «.  n. 


©crfcl,  Tvlu^ ,  entfpringt  in  bem  preufe.  iReg.* 
93ej.  fünfter,  unweit  SBillerbed  auf  ben  SBaum« 
bergen,  burebfliefet  ba*  Sennegebiet  oon  Kocefelb, 
wirb  bei  SBreben .febiff bar,  geht  4  km  unterhalb  biefer 
Stabt  in  bie  nieberldnb.  ^romnj  ©clberlanb  unb 
münbet  bei  3utpben  (3ütfen)  in  bie  $ffel. 

©erfclcn  (fpr.  börlli),  SWarttfledcn  in  ber  engl, 
©raffebaft  ©loucefter,am  2ittle=$foon,  2,5  km  bftlicb 
oon  be*  letztem  si)tünbung  in  ba*  ^tftuarium  be* 
Seoem,  in  einem  fruchtbaren  Jbale,  bat  (1891) 
6277  G.,  (jabrilation  unb  ?lu*fubr  oon  berühmter 
SButter  unb  Kdfe  (Souble  ©loucefter).  $n  93.  impfte 
1796  ber  bafelbft  geborene  Dr.  Renner  juerft  bie 
Scbuttpoden  ein;  fein  ©rabmal  befinbet  [ich  in  ber 
^farrtirebe  St.  ÜJlarp.  3)a*  füb&ftlicb  ber  Stabt 
hoch  gelegene,  bureb  Kbnig  {»einrieb  U.  1150  ooOen< 
bete  93ertelep«Gaftle  war  1327  Schauplate  ber 
Grmorbung  Gbuarb*  II.  33on  Sharpne&'IJoint, 
nabe  93.,  geht  ber  für  Schiffe  bi*  ju  500  t  febiffbare 
Q3er(elep:©loucefter:Kana(  au*.  [lanb. 

«erfclen  (fpr.  bbrtli),  Stabt  in  Slmerifa,  f.Oat« 

«crfclcn  (fpr.  börlli),  ^ürftin  oon,  f.  Graoen, 
Glifabetb  93er!clep,  2abp. 

©er feiet)  (fpr.  börtli),  ©eorge,  engl,  ^bilofoph, 
geb.  12.  sJD(fin  1684  >u  Kilerin  bei  2boma*town  in 
Urlaub,  befucbte  bie  Unioerfttclt  Dublin,  warb  1707 
iJlitglieb  be*  Trinity  College  bafelbft  unb  unter» 
nahm  1713  unb  1714  eine  Steife  nach  Italien,  ba* 
er,  wie  Sicilien  unb  (jranfteieb,  fpdter  nochmal* 
al*  Begleiter  ber  Söhne  be«  Bifchof*  oon  Glogher 
bereifte.  Äu«  Valien  jurüdgelebrt,  befchdftigte  ibn 
ber  ^Jlan,  auf  ben  iöermuba  Unfein  eine  2ebranftalt 
jur  Belehrung  ber  9Bilben  ju  errichten.  2>a  fich  auch 
ber  König  bafür  intereffierte,  fo  würbe  93.  oom  9JIU 
nifter  SBalpole  eine  anfebnlicbe  Summe  )ur  Unter« 
ftütiung  be«felben  itigefagt.  93.  reifte  nach  9ibobe* 
5*lanb,  mufete  jeboeb,  oon  ber  ^Regierung  im  Stiche 
gelaffen,  nad)  Aufopferung  eine*  grölen  2eile« 
feine*  Vermögen«  unoerriebteter  Sache  wieber  nach 
l'onbon  jurüdtebren.  £ier  febrieb  er  eine  Äbhanb« 
lung  gegen  bie ^reibenter : « Alciphron or  the  minute 
philosopbem  (1732),  welche  ihm  bunt  bie@unft  ber 
Königin  Karoline  (©emablin@eorg*  II.)  benBifcbof; 
flf»  ju  Glopne  in  Srlanb  eintrug  (1734).  Seit  1752 
lebte  er  }u  Crforb,  wo  fein  jweiter  Sohn  ftubierte, 
bejog  ieboeb  fein  bifcpöfl.  ©ehalt  fort.  Gr  ftarb 
bafelbft  23.  San.  1753. 

93.  gehört  w  ben  jog.  Spiritualiften  ober  3bea» 
liften,  utbem  er  eine  Grijtenj  ber  «ubenbinge  au^cr= 
halb  ber  einzelnen  geiftigen  SDefen  leugnet.  Gr 
tennt  nur  bie  einzelnen  geiftigen  9B«fen  (Seelen), 
ihre  3been  unb  ©ott,  ber  bie  Seelen  unb  ihre  ^been 
gefebaffen  bat.  93.  unterfebeibet  jeboeb  iwifeben  tenen 
^been,  bie  in  ihrem  auftreten  oom  9Billen  be*  gei« 
ftigen  9Befen*  abbdngig  fmb,  unb  ienen,  bie  in  ber 
Reihenfolge  ihre*  Auftreten*  im  Bewufetfein  burcp 
©ott  beftimmt  unb  baber  oom  Subiett  unabhängig 
finb;  bie  erftern  fmb  bie  Bestellungen,  bie  lefttem 
bie  9Babmebmungen;  aber  auch  bie  wabrgenom= 
menen  Xinge  hefteben  nur,  infofern  fie  mahrge» 
nommen,  alfo  fubiettio  gegeben  finb.  Seine  haupt< 
fdcblicbften  9Ber!e  finb:  «Essay  towards  a  new 
theory  of  vision»  (1709),  worin  er  ju  »eigen  oer« 
fuebt,  bafe  ©röfee,  Sage,  Gntfernung  ber  ©egen= 
ftänbe  nicht  unmittelbar  wahrgenommen  werben, 
jonbern  Sache  be*  Urteilen*  unb  Schliefen*  finb; 
•Treatisc  concerning  the  principles  of  human 
knowledge»,  fein  grunblegenbe*99crl(1710;  beutfeh 
oon  Überweg  in  ber  «^bilofopbifcben  Bibliotbet», 

49 


Digitized  by  Google 


770 


©erfeferj  (SDWe8  Sofetf))  —  SBerlepfd)  (Suguft,  greiljert  üon) 


3.  Slufl.,  £pj.  1900),  «Three  dialogues  between 
Hylas  and  Philonous»  (1713;  beutid)  £pj.  1781). 
Seine  fdmtlidjen  Serie  ftnb  bß.  von  ftrafer  (4  SBbe., 
fionb.  1871)  unb  oon  Sampfon  ($b.  1,  ebb.  1897). 
—  SBfll.  <yreberid)3,  übet  3U  ^bealtemu*  OHcal= 
fdjulproßramm,  SBerl.  1870). 

tterfclct)  (fpr.  börtli),  MileS  3ofepb,  enßl. 
SBotaniler,  aeb.  1803  in  SBißßin,  ftubierte  in  Christ 
College  ju  (Eambribge,  würbe  s$farroerwefer  in 
Marßate,  bann  in  SBelbon  bei  ÜJlartet=öarboroußb, 
1868  IBilar  in  Sibbertojt  in  Seicefterfbire.  Gr  ftarb 
bafelbft  30.  ^uli  1889. 5B\oeröffentlid)te«Gleanings 
of  British  algae»  (1833),  «British  Fungi,  consist- 
ing  of  dried  specimens»  (4  He.,  1836—43,  aU  (fr- 
ßdnjunß  jur«Euglish  Flora»  oonSmitb),  I  >«  cades 
of  Fungi»  (2)efag  1—62, 1844—56),  «Introduction 
to  cryptogamic  botany»  (1857),  «(Jutlines  of  Bri- 
tish fungology»  (1860),  «Handbook  of  British 
mosses»  (1863),  «Fungi,  their  nature,  influence, 
uses  etc.»  (mit  2R.  6.  Soote,  1874)  unb  war  Mit= 
uerfafier  be*  «Micrographic  Dictionary»  »on 

mmb  (i87i). 

sycrfbampftcab,  ©reat*  (fpr.  grebt  börf- 
bdmmftebb),  Marttftabt  in  ber  enßl.  ©raffcbaft 
öeriforb,  45  km  im  5H3B.  oon  Sonbon,  am  jum 
ßolne  aebenben  $Mborn  unb  am  ©ranb^unction» 
Kanal,  bat  (1891)  7888  ß.,  eine  f  djöne  ßot.  Stüter«» 
lircbe,  SaMofmiinen;  Strobflccbterei,  ßoljwaren* 
inbuflrie  unb  cbem.  Gabrilen,  £ier  würbe  1731  ber 
$id>ter  Gowpcr  aeboren. 

©rrf oötco  (fpr.  -wifea) ,  6tabt  im  ffrete  fiom* 
$alanfa  beS  ftürftentumä  SBulßarien,  nabe  ber 
Sörjia,  meldje  redjtä  jum  2)onaunebenfluffe  Cßuft 
gebt,  427  m  bod>  in  wafferreidjcm  Sbalfefiel  be$ 
weftl.  Halfan*  ßeleßen,  bat  (1893)  6250  Q.f  alte« 
Sdjlofc,  SBejirteamt;  fmnbel  mit  ftduten  unD  geibe. 

)ycrfottieö  (aud?  SBertomtfc),  abflelürjt  SJTh., 
ruff.  Scbifiäpfunb,  bat  10  $ub  -  400  ruft.  $fb.  = 
163,805  kg. 

©etf«,  f.  öertfpire. 

«crffbtre  (fpr.  börtfdjtr),  abacfürjt  ÜBerU, 
©raffdjaft  im  mittlem  Gnßlanb  (f.  Karte:  6nß* 
lanb  unb  2Baleä),  bat  1870,«  qkra  unb  (1891) 
238446  Q.  SB.  wirb  oon  Kreibe*  unb  Kallberßen 
burAjoßen  (355 t>ite = ^ orf e » öill  272  m),  bat  fdjöne 
Salbungen  im  6.  unb  D.  unb  wirb  burdj  bie 
^b^mfe  unb  ihre  3uflüfie,  ben  ebenfalls  fd)iff  baren 
Kennet  mit  Camborne  unb  ben  Od,  bemdffert.  inerju 
tommen  nod?  ber  Silts*  unb  IBertatanal  unb  ber 
Kennet-  unb  Sloonlanal.  5)ie  ©reat=3öeftern=0iail= 
wao  burcbfdjneibet  bie  ©raffebaft.  $aä  ©bite* 
£>orfe=$bal  bilbet  einen  ber  frudjtbarften  SBejirte 
Gnßlanbä,  Idnßä  ber  Jbemfe  jiebt  ein  ©ürtel  ber 
fcbönftenffliefcnßrfinbe  bin.  35er  wenißer  frudjtbarc 
Dftcn  bcfi&t  reiaV  lanbfdjaftlidje  Sdjönbcitcn.  Gtwa 
50  ^Jroj.  ber  Oberfldd)e  befteben  au3  Stderlanb, 
25  $roj.  au«  ÖJraö«  unb  öcibclanb,  6  ^Jroj.  auä 
Salb.  Ter  Slderbau  ift£>aupterwerbequclle.  aufecr 
©arte nbau  bei  ÜHcabinß  ift  bie  Kdlbcrjudjt  im  Cften 
bctriüd}tlicb  unb  bie  6(bmeine|ud)t  eine  ber  beften  in 
Gnßlanb.  Sö.  jerfällt  in  bie  ^iniftonen  ilbinßbon, 
iJiewburp  unb  Solinßbam,  mit  je  einem  Slbßcorb: 
neten,  wo ;u  nod)  ein  2tbßeorbneter  für  i  abinß 
unb  iBmbfoi  lommt.  öauptjtabt  ift  jReabiua.  (f.  b.); 
anbere  6täbte  Sinbfor,  jlbinßbon,  Sallinßforb, 
9lewburn,  ÜJlaibenbcab,  Solinßbam  unb  Santage. 

'■öi' vf  f Ijircf dtmein  (fpr.  börffdJir-),  in  Gnßlanb 
unb  auf  bem  Kontinent  oerbreitete  Kulturraffe, 
entftanben  au*  bem  alten  58.  burdj  Kreujunß  mit 


ebinef.  unb  neapolit.  SAweinen  (f.  6d?weine  nebft 
2afti:  6d?weineraf fen,  ^iß.8). 

©etlob  ober^Bärlab,  £>auptftabt  bc->  rumdn. 
KreiieS  2utooa  in  ber  untern  Dölbau,  am  reebten 
Ufer  bed  ^luffed  ber  in  ben  Seretb  münbet,  unb 
an  ber  fitnie  ?etuci:3tad(ui  ber  9lumdn.  Staatsf" 
babnen,  bat  (1899)  24484  6.,  Cberflpmnafium, 
Scbullebrerfeminar,  ein  Später;  ftarten  ©etreibe 
haute!  unb  6piritudbrennerei  unb  ift  im  Üeraletd- 
mit  anbern  rumän.  £ tfibten  jiemlut  reßelmdüiß  ac 
baut.  3w  13.  Sabrb.  foll  ba«  ©ebiet  t>on  SB.  eine 
SBauernrepublit  ßebilbet  baben;  1440  würbe  bie 
6tabt  uon  ben  lataren  niebergebrannt. 

©crlr,  Sßflanienart,  f.  Berula. 

©erlebnrg,  Kreieftabt  im  Kreiä  Sittßenftein 
beg  preufe.  SReß.'SBej.  Slrnöberß,  in  452  m  f>öbe,  auf 
einem  äbbanße  be«  ÜRotbaarßebirßeä,  xcfcu-  am 
2  km  füblicber  in  bie  6ber  mänbenben  Cbcborn- 
bacb,  in  bewalbeter  unb  rauber  ©eßenb,  ift  .vauvt 
ort  ber  StanbeSberrfdjaf 1 6apn=®ittßcnftemsSBerle» 
burß,  Sih  bed  Sanbratdamte«,  eine*  SHmtößericbte 
(Sanbßerid>tHrn«berß),  ,Soil  -  unb  6teueramte§  unb 
ber  fürftL  Söittßenfteinfcben  iRentfammer,  bat  (1900) 
2148  meift  eoang.  6.,  SjJoftamt  jrceiter  Klaffe,  Jele* 
ßrapb,  eoana.  unb  tat h.  Kird?e;  bebeutenben  ^anbel 
mit  >;oli!oh[en  unb  in  ber  Umßeßenb  ßefertißten 
öoljwaren,  Slderbau,  SBiebjucbt  unb  fed?«  6d}iefer- 
ßruben  (idbrlicbe  työrberunß  7500  t  Sd?icfer).  — 
JB.,  feit  bem  Mittelalter  £auptort  ber  ©raffdbaft 
6apn:Sittßenftein,  oehorte  nadb  ber  9tbeinbunb«: 
afte  jum  ©rofeberjoßtum  Reffen,  feit  1816  )u  ^reu-. 
feen  unb  ift  teht  iRefibeni  bc«  dürften  non  Sapn^ 
Sittßenftem=5Bcrlebur0,  beffen  6d;lo|  mitten  in  bet 
ötabt  lieat. 

5Öcrlcburgcr  «Bibel,  eine  1726—42  in  ad?t 
j^oliobfinben  unter  ^rotettion  unb  üRitarbeit  bei 
©rafen  Kaftmir  ju  6aDn=Sittßenftein^erleburß  im 
SBerlaße  oon  &aua  in  SJerlcburß  erfebienene  beutfebe 
Überiegunß  ber  SBibeU  Seiter  bei  Unternehmer^ 
war  ber  aud  Strasburg  vertriebene  sDl.  feaua, 
Mitarbeiter  unter  anbern  Hippel,  ßbelmann,  6ee= 
bad).  2)ic  überfe^unß,  eine  SBcricbtiguna  ber  Sutber» 
fdjen  auf  ©runb  be*  Urterte*  unb  enaL  unb  franj. 
überfe^unßen,  follte  bie  fd^mdrmmfd^mpftiidben 
Hnfcpauunßen  ber  3«t,  bie  ju  SBerlcburß  ßepfleat 
würben,  »erbreiten,  liefern  3wed  btenen  bie 
2lnmertunßen,  bie  au*  ben  6d>riften  ber  Mpftiler 
3ane  Öeabe,  SBourißnon,  ©upon,  Hippel,  ^etafen, 
SBöbme  u.  a.  tu-  auf  Orißeneä  ^urfld  gufammenße^ 
arbeitet  finb.  —  SBal.  öeppe,  ©eidjicbte  ber  quieti|ti^ 
iepen  Mpftit  in  ber  latb.  Kird?e  (iBerl.  1875);  ttitfdjl, 
©efcbidite  be*  ^ictiömu«,  *8b.  2  (iBonn  1884). 

»öerlcnßa  ^nfcht,  f.  ^eniebe. 

^crlcpf  tt),  Slußuft,  ($reiberr  oon,  SBienenjütfcter, 
aeb.  28.  ^uni  18 18  auf  bem  ©ute  Seebad;  bei  t'anaen  - 
falja,  ftubierte  Sbeoloßie  in  ©reifiwalb  unb  S)ran> 
eben,  übernabm  aber  nod)  jiemlid)  iunß  ba*  ©ut 
feine«  Siater«.  frier  untcrbielt  er  einen  jablrei<ben 
^Bienenftanb  unb  unterftügte  burd)  v3eobacbtunßcn 
bie  SMuficbten  unb  ©rfabrunßen  3)jierjon«,  aueb 
oeranlafete  er  bie  ''Brofefioren  oon  6iebolb,  l'eufart 
u.  a.  ju  bcbeutuiißSpollen  Unteriudiunßen  über  ba* 
iBienenleben.  1858  ficbeltc  er  nad)  ©otba,  fpdter 
nad)  Mündjen  über,  wo  er  17.  Sept.  1877  ftarb. 
Sein  öauptwerf  ift  u5)ic  Sßiene  unb  ibre  3«d)t 
in  bonißarmen  ©eßenben»  (3.  '.'Infi..  Mannb. 
1873);  mit  s#oßel  pab  er  berauS  «Sie  Wienern 
jud)t  nad)  ibrem  jejußen  rationellen  Stanbpunlte» 
(«erl.  1875;  2.  Slufl.  1883). 


Digitized  by  Google 


©erlepfd)  (.fjanS  $ermann,  grctfjerr  Don)  —  S3erttn  (©röjje) 


771 


iöcrlcpftfj,  öanSfiermann,  ^reiben  ton,preu&. 
ÜJJinifter,  geb.  30. 3JMrj  1843  ju  SreSben,  ftubierte 
fett  öerbft  1861  in  ©öttingen  unb  ton  Cftern  1863 
in93erlin  ^Kecbtd:  unb  Staatsmifienfcbaften,  arbeitete 
bann  als  Äusfultator  beim  flammergeriebt  in  39er; 
lin  unb  als  9leferenbar  bei  ber  ^Regierung  ju  Grfurt. 
2US  Slffeftor  terroaltete  er  jundebft  lommiffarifcb 
baS  SanbratSamt  ju  93eutben  in  Cbcrfcblefien  unb 
mürbe  1872  juerft  lommiffarifcb,  1873  befinitit  jum 
l'anbrat  in  ftattomilj  ernannt.  33on  1877  bis  1880 
mar  er  3Hinifter  beS  dürften  ton  Scbroarjburg* 
SonberSbaufen,  rourbe  1881  SKcgierungSmceprcift* 
bent  in  Äoblenj  unb  1.3an.l884$egierungspräft« 
bent  in  2)üffelborf.  3n  biefem  inbuftriereieben  93e* 
jirfe  entfaltete  er  eine  fegenereidje  2bdtigleit  auf 
locialem  ©ebiete,  ging,  foroeit  bie  ©efeftgebung 
irgenb  J&anbbaben  tafür  bot,  mit  SScrorbnungen 
über  Sonntagsruhe,  ftinberarbeit  u.  f.  ro.  tor  unb 
iuebte  aueb  perfönlid?  in  biefem  Sinne  auf  bie  fta= 
britanten  unb  ©rofjinbuftriellen  ?u  roirten.  Stuf 
feine  Anregung  mürbe  ber  93ergtfd?e  SSerein  für 
©emeinmobl  gegrünbet,  ber,  nur  aus  8trbeit= 
gebern  beftebenb,  eineumfaffenbe  arbeiterfreunblicbe 
JbÄtigteit  entmidelte.  3n  wrföbnenbem  Sinne 
roirftc  IB.  aueb  bei  bem  grofeen  93ergarbeiterftrcit 
im  rb.  ein.  •  meftfäl.  Äoblengebietc,  ber  im  üflai 
1889  auSbracb.  3m  Ott.  1889  erbielt  33.  bie  Sie- 
rufung  jum  Oberprdftbenten  ber  SRbeinprotinj,  unb 
nadjbem  ftürft  53iSmard  ton  ber  Seitung  beS  ftan- 
belsminifteriumS  jurüdgetreten  mar,  mürbe  er 
1.  ftebr.  1890  »um  ÜJlintfter  für  öanbel  unb  @e= 
»erbe  ernannt  unb  feinem yteff  ort  aueb  bicäbteilung 
93erg.-  unb  fcüttenmefen  überroiefen.  Gr  fübrte  im 
iDtdrj  1890  ben  93orfi&  auf  ber  internationalen  21r» 
beiterfdjutiionferenj  (f.b.)  in93erlin,  roar&auptmit: 
arbeiter  an  ber  ©emerbeorbnungSnotelle  (2lrbeiter= 
fdpuhgefet»),  in  berenfionfequenj  aueb  bie  SReidjStom- 
miffion  für  2lrbeiterftatiftit  (f.  b.)  gefdjaffen  mürbe, 
unb  einer  ber  Jräger  ber  6anbelStertragSpolitit. 
211«  aber  feine  roeiter  gebenben  focialpolit.fyldne  in 
ben  mafegebenben  «reifen  auf  ffiiberftanb  fliegen, 
nabm  er  im  $uni  1896  feine  Gntlaffung. 

>Pcrl i ttjingcn,  3)orf  im Dberamt HünjelSau  beS 
mürttemb.  SagftfreifcS,  an  ber  ^agft,  bat  (1900) 
1009  G. ,  barunter  56  Gtangeliicbe  unb  89  Israe- 
liten, sJSoft,  Jelegrapb,  fatb.  Äircbe  (1845),  neue 
93rüde  über  bie  3agft;  Scbneibc*,  9Jlabl=  unb  6b 
inüble.  J&icr  ftanb  bie  Stammburg  ber  Familie  93. 
3  km  entfernt  Jtfoftcr  Scböntbaf,  jeftt  Seminar. 

«crlirrjingcn,  altes  febmäb.  SlbelSgefcblecbt, 
baS  nod)  je&t  in  jmei  Cinien,  ber  ju  Sagftbaufcn 
unb  ber  ju  iHoffacb,  blübt,  ton  benen  bie  lefetere  @ö& 
ton  93.,  bie  erfterc  beffen  93rubcr  imnS  ton  93.  (geb. 
1476,  geft.  1553)  jum  2Ibnberrn  bat.  5)ie  Sinie 
^agftbaufen  »irb  gegenrodrtig  burd)  ^reib erm  @ö|» 
Dtto  Gruft  oon  93.  (geb.  27.  «Rod.  1875)  oertreten,  bie 
üinie  93erlid>ingen:!Hofiacb  bat  ben  greiberrn  Stein: 
barb  ©ö&  oon  93.  (geb.  17. 9foo.  1853)  jum  &au»t.  — 
2luS  bief  er  t'inie  mürbe  ^  r  i  e  b  r  i  d>  2ö  o  l  f  ga  n  g  ©  ö  H 
oon  93.  (geb.  26.  3um  1826,  geft.  23.  «tat  1887), 
'Jlbgeorbneter  beS  grunbberrlicben  31belS  unb  jroeiter 
^iceprAftbent  in  ber  bab.  ßrften  Rammer,  17.  3uli 
1859  in  ben  mürttemb.  ©rafenftanb  erboben.  Gr 
cerfafete  «©efdjicbte  bes  SiitterS  0ö&  Don  93.  unb 
feiner  gamilie»  (Cpj.  1861).  Sein  Sobn  ©öfc 
ORarimilian  Gricb,  ©raf  üon  93.,  geb.  4.  <Noo. 
1857,  ift  ba«  ßaupt  biefeS  grfifl.  ^roeige*. 

©crltdiinßcn,  ©öh  ober  ©ottfrieb  t5on,  mit  ber 
eifemen  6anb,  ein  red?ter  XqpuM  be*  «Raubritter^ 


tumS,  mar  1480  ju  3agftbaufcn  im  9Bürttembergi» 
feben  auf  bem  Staminfdjloffe  feines  ©efcbledjtS 
geboren.  Seit  1498  in  baS  flriegSleben  eingeführt, 
biente  er  anfangs  bem  üDtarfgrafen  griebrid)  IV. 
oon  93ranbenburg  =  3lnSbad>;  b'erauf  trat  er  im 
SanbSbuter  Grbfolgetrieg  (f.  3llbrecbt  IV.  oon 
93apern)  ju  SUbreAtS  Partei,  fjn  biefem  Äampfe 
uerlor  er  bei  ber  93elagerung  oon  fianbSbut  bie  redjte 
6anb,  fie  mürbe  fünftUd)  burdj  eine  eifeme  erfe^t, 
bie  noeb  in  3ag(tbaufen  gejeigt  roirb.  Seitber  fübrte 
er  bem  Sanbfneben  }um  iren  jablreicbe  jyebben, 
unter  anberm  mit  Dürnberg,  ilßln,  fturmatnj.  93. 
I'tanb  1519  bem  J&erjog  Ulridj  oon  Söürttemberg 
gegen  ben  Scbmäbifdjen  93unb  bei  unb  oerteibigte 
üJtödmübl.  9Babrfcbeinlicb  niebt  burd)  93errat,  fon< 
bern  bei  einem  SluSfall  gefangen,  iaf;  er  bis  1522  in 
£>aft  ju  öeilbronn.  2lm  gropen  93auern!riege  (f.  b. ; 
1525)  nabm  er,  mie  er  felbft  fagt,  gejmungen  als 
Hauptmann  ber  Slufftdnbifcben  Anteil,  entmieb  I» 
beffen,  als  ber  entfebeibenbe  3ufammenftofe  mit  bem 
ßeere  beS  Sdjir-äbifdjen  93unbeS  beoorftanb.  93om 
Hantmergericbt  für  fcbulbloS  erfldrt,  mürbe  er  boeb 
1528  oon  ^Dienern  beS  Sdjroäbifcben  9JunbeS  über* 
fallen  unb,  als  er  feinem  ©elöbniS  treu  ftcb  in 
JlugSburg  ftellte,  bort  2  3abre  in  6aft  gebalten, 
morauf  er  bie  nddjften  11  yabre  in  einer  Ärt  oon 
balber  ©efangenfebaft  auf  Sdjlofi  Cornberg  ju- 
bringen  mufetc.  Ser  Äaifer  Dermenbete  ibn  nacb 
feiner  93efreiung  1542  im  türf.  unb  1544  im  franj. 
frelbjuge.  53.  ftarb  23.  3uli  1562.  Seine  Selbft* 
biograpbie  mürbe  juerft  ba.  Pon  ^iftoriuS  (9?ümb. 
1731;  9teubrud  Don  Kieling,  fiaüe  1886),  fpfiter 
«on  S*önbutb  (2.  »ufl.,  ^eilbr.  1859);  fie  mürbe 
bie  Ouelle  für  ©oetbeS  «@ö>.  —  93gl.  5. 50.  @ö& 
©rafDon93erlid?ingen^ofiad),©efcbi(btebeSlHitterS 
©öt)  »on  93.  mit  ber  eijernen  fianb  (£pj.  1861); 
93öbm,  ©ö{j  oon  23.  (2.  Hufl.,  ©üterSlob  1897). 

Berlin  (bierju  jmei  Äarten:  93  er  lin,  Stabt« 
plan,  unb  53erün  unb  Umgegenb),  £cuiptftabt 
beS  fiöniareicbs  ^reufeen 
unb  beS  $eutfcben  5Reid)S 
unb  erfte  9tefibenjftabt  beS 
2)eutfd?en  JtaiferS  unb  Hc  = 
nigS  von  ^reu^en,  nacb 
fionbon  unb  $ariS  bie 
größte  Stabt  GuropaS,  liegt 
unter  52°  30'  17"  nörbl.  93r. 
unb  13°  23'  54"  öftl.  2.  t>on 
©reenmieb  in  einer  oon  nie« 
brigen  21nböben  umfdumten, 
anbigen  Gbcne,  in  32  m  (Spreefpiegel)  bis  49  m 
leltorocr  Stra|e)  ööbe  an  beiben  Ufern  ber  bier 
febiff baren  Spree  (18  km  ton  ibrer  iRünbung  in 
bie  öatcl),  bie  ftcb  in  mehrere  Sinne  teilt  unb 
bie  $anle  inmitten  ber  Stabt  aufnimmt.  Sie 
SurcbfcbnittSluftrodrme  betrug  1890:  +  9,i°  C. 
(+31,8°  SRarimum,  — 17,o°  Ü)ttnimum),  bie93oben« 
mdrme  +9,8°  (in  ber  Xiefe  ton  0,5  m),  + 10 J 
(l  m),  4-10^°  C.  (3  m),  ber  Suftbrud  761,7  mm, 
bie  giieberfcblagSmenge  486,8  mm,  ber  mittlere 
©runbmafferftanb  8Lm  m. 

(Mrö^c.  5)aS  Seicbbilb  ton  38.os  qkm  mu&te 
1861  auf  59,i9  qkm  (1,77  9ttafferläufe)  ermeitert 
merben;  bie  ©emeinben  Moabit  unb  SBebbing 
nebft  teilen  ton  Gbarlottenburg,  Scb&neberg, 
Jempelbof  unb  ber  &afenbeibe,  mo  1852  erft  6238, 
1858  febon  29951  unb  1864  bereits  52  263  <Jfcr* 
fönen  mobnten,  ftnb  bamalS  mit  93.  tereinigt  roor« 
ben.   Sie  1743—1802  erbaute  Stabtmauer  mit 

49* 


Digitized  by  Google 


772 


©erlin  (Scüölferung) 


19  Sboren  rourbe  1867—68  befeitigt.  Slacbbem 
30.  SJtdrj  1878  Seile  ber  ©emeinbe  fiicbtenbeTg 
mit  1^9  qkm  unb  15.  3an.  1881  bcr  Tiergarten, 
Seeparl,  3»oIogUcbe  ©arten,  bet  inppobrom  unb 
Sdjlofc  SBcllevue  mit  2,55  qkm  einverleibt  roorben 
>,  bat  baS  SBeicbbilb  bcr  Stabt  44,4  km  Um- 
I,  63,49  qkm  ftlddbe;  bie  ÄuSbebnung  von  0. 
nacb  SB.  beträgt  10,3  km,  von  9L  na*  S.  9,3  km. 
SBon  ber  ©cfamtfldcbe  ftnb  20,8»  qkm  bebaute 
©runbftücfe,  13,5  qkm  SBege,  Straften  unb  Gifen« 
babnen,  Im  qkm  SBafier  unb  27,07  qkm  lanb« 
roirtfcbaftlieb  benufct  (20,97  fteuerpfliebtige,  6,8  qkm 
(teuerfreie  Siiegenfcbaften). 

gtaritferttng.  SB.  bat  infolge  ber  SBegflnftigung 
feiten«  ber  preufi.  feerrfeber  an  Gintoobnerjabl  febr 
rafcb  jugenommen;  fo  unter  ber  ^Regierung  be« 
©rofeen  Äurfürften  von  6000  auf  20000,  unter 
Jriebricb  Söilbelm  L  von  55000(1709)  auf  102400 
(21300  ÜRilitdrverfonen)  bei  feinem  2vbe.  1755 
hatte  SB.  126661  6.(26658),  1763 nur  119219  6.; 
1790:  150803  (  28930),  1804:  182157  (254%), 
1810  nur  162971  (9901).  1816  mürben  gejäblt 
195200  G.  (15  716),  1840:  822620  (18739),  1858: 
448610  (19676  3miitdr).  6eitbem  tft  bie  SBevölfe- 
rung,  faft  alle  europ.  ©ro&ftdbte  noeb  weit  über* 
ragenb,  überaus  fcbneO  geroaebfen,  rooju  noeb  bie 
ben  Staat  vergröfeernben  unb  t>ai  55cutfcbe  SReicb 
begrünbenben  Greigniffe  beigetragen  haben.  25ie 
ortSanroefenbe  SBevftlterung  betrug  1867  :  703120, 
1871:  824580,  1875  :  964240,  1880:  1122330, 
1885:  1315287,  1890  (nacb  ber  ftlacbe  vom  2. 5)ej. 
1895)  1578794,  1895:  1677304  (797306  mdnnl., 
879998  roeibl.)  6.,  barunter  23038  altioe  SDlilitär* 
perfonen,  1900:  1884151  G.,  b.  i.  eine  3unabme 
1885—90  von  263507  perfonen  (20,os SBroj.),  1890 
—95  von  98510  (6,94  SJkoj.),  1895—1900  von 
206847  (12,83  $roj.).  55ie  größte  3unabme  (1890 
—95)  jeigte  ber  Stabtteil  Jbiergarten  mit  66,9 
fyroj.;  bann  folgt  bie  nörbl.  Slofentbalcr  SBorftabt 
mit  53,<t  unb  SRoabit  (»eftlicb)  mit  42,i,  Moabit 
(öftlicb)  mit  25,5  unb  ffiebbing  mit  20,i  SBro».;  eine 
Slbnabme  trat  bagegen  in  ben  alten  Stabttcilen  ein: 
tfriebricbStverber,  9ieu»Äölln,  SBerlin,  Sorotbeem 
ftab t,  SUt'ftölln,  jriebridj e ftabt.  2Bie  bebeutenb  fidj 
ber  ftrembenvertebr  SB.S  entroidelt  bat,  ergiebt  fid) 
au«  folgenben3ab!en.  3m  3- 1888:  418442, 1889: 
469357,  1890:  505492,  1891:  504702,  1892: 
502634,  1893:  506140,  1894:  560903.  1895: 
578579, 1896  infolge  ber  Snbuftric  unb  ©eroerbe* 
audftellung  717986.  35er  ftdrtfte  Jrembenjuflufe 
finbet  ftetä  im  Suguft  unb  September  mit  60— 
70000  Sßerjonen  ftatt,  rodbrenb  in  ben  übrigen 
Senaten  bte  3&bl  ber  gremben  jmifeben  35— 
55000  febroantt.  SBerüdfiebtigt  man  ba«  Söerbdlt; 
ni«  ber  SBobenfldcbe  unb  ber  SBafjerldufe  jur  Gin* 
roobnerjabl,  fo  famen  1885  noeb  57,48  qm,  1890  noeb 
40,87  qm,  1900  nur  noeb  33,70  qm  auf  1  G.  SBon  ben 
(1895)  797306  mdnnl.,879998  roeibl.  G.  waren  bem 
givilftanb  nacb  475269  mdnnl.  unb  486170 
roeibl.  SjJcrfonen  lebig,  301887  unb  302580  ver* 
beiratet,  16966  unb  84709  verroitroet,  3184  unb 
6539  gefebieben.  Ton  älter  nacb  gab  e£  166918 
flinber  (82961  Änaben,  83957  SRäbcben)  unter  5  3. ; 
über  90  &  roaren  44  mdnnl.  unb  108  roeibl.  perfonen. 

25em  JReligionsbelenntnis  nacb  roaren  im 
%  1895:  1421014  Gvangelifcb'Sutbcrifcbe,  ein« 
fcbUefelicb  feparierter  Sutberaner,  f>errnbuter  unb 
Reformierter,  154970  iHömif cb=«atbolif cbe ,  86152 
3«raeliten,  187  9Rennonitcn,  1531  SBaptifteu,  313 


ber  engl.  öodjftrdje  Jlnaeböriae,  474  SRetbobiften, 
3073  3rvingianer,  393  ©riecbifaVKatbolifcbe,  2179 
ftreireligiöfe,  6630  Siffibenten,  1007  tionfefftonfr 
lofeunb  Ungetaufte,252  Stbeiften  unb  190  mit  um 
betannter  ^Religion.  Sei  ben  Gvangelifcben  betrug 
bie  3unabme  gegen  1890:  5,  bei  ben  3äraetiten  8,7, 
bei  ben  Äatbolifen  14,8  SJSroj.  SBie  wenig  ftorenb 
Übrigend  baS  SBctenntniä  auf  bas  3ufanimenleben 
cinroirft,  ift  au*  ber  3abl  ber  SDlifcteben  tu  erfeben. 
GS  beftanben  2.  25ej.  1895  :  29566  ÜRifcbeben;  ba* 
von  27043  evang.=röm.»latbolifcb,  1331  evang.= 
iübifcb,  154  r5m.»fatb.'iübifcb  unb  1018  biffiben= 
tifebe  unb  anbern  Äonfefftonen  angebörenb.  0d 
Oen  2)lifcbeben  rourben  jufammen  54029  Äinber 
gejdblt,  roäbrenb  auf  biejdmtltcben  285166,  einem 
Öauäbalt  vorftebenben  Gb^gatten  505593  ftinber 
tarnen.  2)ie  Gvangelifcben  geb&ren  5  ^erfonal;, 
13  SÄnftalt««  unb  32  ßrtlicben  ^jJarocbialgemeinben 
mit  63  ©otteeibdufcm  an.  Unabbdngig  von  ber 
Öanbeßfirdje  galten  ftcb  7  prot  ©emeinben.  $ie 
ftatbolifen  fmb  in  4  flireben  unb  4  Äapcllen  cinge-- 
Vfarrt.  Sie  ?lltlatbolifcbc  ©emeinbe  (3lltlatbolilen-- 
verein  für  SBerlin  unb  llmgegcnb)  roirb  von  SBreelau 
au*  paftoriert;  fte  bat  480  (280  mdnnl.,  200  roeibl.) 
ÜDtitglieber.  Tic  S^reireligiöfe  ©emeinbe  unb  ber 
herein  jur  Pflege  freireligiöfen  fieben«  (jur  Pflege 
lebenbiger  auf  ikrnunft  unb  ben  Grgebniifen  ber 
fortfebreitenben  3öii)enfcbafl  berubenben  :Hc[uii cu 
tdt)  beft|ien  ie  einen  SBetfaaL.  Sie  idraeL  ©emeinbe 
be^Ht  3  Svnagogen  unb  mebrere  SBet^dufer,  bie 
iärael.  iReformgemeinbe  1  ©otte^baud. 

Ser  ©ebürtigleit  nacb  roaren  1.  2)ej.  1890: 
642651  (306308  mdnnl.  unb  336343  roeibl.)  SBer* 
liner  (=  40,7i  ^Jro}.),  839556  (400521  mdnnl.  unb 
439035  roeibl.)  aus  anbern  preufe.  ^Jrovinjen, 
70210  (38063  mdnnl.  unb  32147  roeibL)  au*  bem 
übrigen  Seutfcblanb,  25  730  (14380  mdnnl.  unb 
1 1 350  roeibl.)  Hueldnber  unb  647  (351  mdnnl.  unb 
296  roeibl.)  unbclannten  ©eburtälanbe«.  Unter* 
febetbet  man  bie  SBevölterung  von  1890  in  geborene 
^Berliner  unb  Sluerodrtäaeborene,  fo  jeigf"  erftere 
einen  ftarten  ÜHütfgang  feit  1880:  bamaU  gab  ei 
unter  1000  G.  noeb  434,  1885  :  424  unb  1890  nut 
407  geborene  ^Berliner.  55er  Anteil  ber  ledern  ift 
übrigen«  beim  roeiblicben  ©efcblecbt  ftdnbig  gröfcct 
al«  beim  mdnnlicben. 

25er  SBeo6ltcrung*au3taufcb  jroifcben  SB.  unb  ben 
preufj.  ^rooinien: 


Bj 

n  l.  Dfj.  1890  BMrrn 

eul  brn  nrbfit> 

gtborr ne  W et Unc r 

brgcidinttrn  l'ro. 

in  ben 

^rovinjen 

omjfn  (Ärborfnf 

nrbrnbrgfidmrttn 

in  Wal  in  an* 
ttrftnb 

^rooinifn  an« 

lue  1  r  ILO 

SBrflprriiftrn  .... 
»ranDfnbnrg  .... 

39  579 

3*  763 

1072 

954 

26  290 

31  592 

1  439 

1  HO 

131007 

136  533 

43  534 

49  187 

43  774 

38  169 

3  810 

9843 

36  231 

40  645 

3  408 

1  393 

64  337 

59  157 

3  453 

3  763 

38  914 

38  362 

4  533 

4  081 

cAUirotfl  i>olflfin  . 

9  895 

1991 

1  334 

853 

jßannooer  

6  479 

4  039 

1  396 

1  HS 

ferfMatm  

3  163 

3  540 

946 

699 

ArWrMteffn .  •  .  • 

4  135 

3  314 

1  083 

958 

8  613 

4  898 

3  263 

1799 

^otjrnioOftn  ... 

92 

39 

8 

7 

^niamiiifi» 

4UU321 

439  035 

63  310 

61765 

3roifcben  SB.  unb  ben  preufe.  ^rovinjen  beftebt  beim 
nacb  «n  ftetiger  SBeoöltcrungeiaugtaufcb;  nament-- 


Digitized  by  Googl 


B  E  R 


Digitized  by  Google 


LI  N. 


1 :  »S  500.  y.  A .Brockhau» '  Oeogr.-  artist.  Ai>sliUl 

1    1    1  '  t\  -  ,f,r«V  «.<« 


Verzeichnis  der  Strafsen,  Plätze,  Gebäude  u.  s.  w.  zum  Plane  yod  Berlin. 

—  _c£>  


Abgeordnutenbtas. 

E  6. 

Achenbach.tr,    A  7. 
Ackerstr.    K.  F  3.  3. 
Adalbertbrucke.   H  6. 
Adalbertstr.   H  6.  7. 
Adlerbrauerei    E  1. 
Adler.tr.    F  5. 
Admiralbrücke,    O  7. 
Admiralität.    D  K  5. 
Admiral.tr    U.  H  7. 
Adolfstr.   D  1. 
Aboru.tr    B  C  6. 
Aichamt.   O  Hf. 
Akademie.    E.  F  5. 
Akasienstr.    C  8. 
Aktienbrauerei  Fried* 

richhain    II.  I  3 
-Fried  riebhöhe.  I.K4 
-  Moabit    B  3. 
Albrecht.tr    E  4. 
Alexanderplatz.    G  4. 
Alexanderp  latsthea- 

ter.   U  4. 
Alexander.tr.  O.  H  4. 1 
— ,  Kleine    O  3.  4 

D  4. 


Artillerieka.erne  C  3. 
ArliUerieschiefs- 

schule.    O  3. 
ArtiUerie.tr.    F  3.  4. 
Artillerie- u.  Ingenieur- 

•obalo.    A  6. 
Askanischer  Platz.  K  6. 


Belziger  8tr.    B.  C  8. 

Bendierstr.    C  6.  6. 

Bergakademie.  D.  E  3. 
I  Bergmannstr.  E.F.Q8 

Bergitr.    E.  F  3.  3. 
'  Berlichingcnstr.    A  3 
1  Borliner  Bockbrauerei. 
E  8. 


F.  O  6.  7. 
AUgcm.  Berliner  Om- 
nibus -  Aktiengesell- 
schaft   H  2. 

—  Elektricitat.werkc 
E  2. 

Altenbrück«    D  4. 
Al.cn.tr.    D  4. 
Altes  Abgeordneten- 
haus.   F  5. 

—  Muieum.    F  4. 
Altmoabit.  A.B. CD 4. 
Altonaer  Str    B  4.  5 
Alt-Stralau,    L  7. 
Alvcnslebenstr.  CD 7. 
Amalienbaue.    B.  C  7. 
Amalienitr.    U  3. 
Amerik.  Kapelle.    F  6. 
Am  Fried  richhain. 

H.  I  3. 

—  Jobanneetisch-  F  7. 

—  Köllnisohen  Park. 
O  5. 

—  Königsgraben.  O  4. 

—  Krögel.  O  5. 

—  Kupforgraben.  F  4. 

—  Ostbahnhof.  I  S. 
Amrumir  Str.  B  1. 
Am  Spandauer  Sohiff- 

fabrt«  Kaual.    A  2. 
Am  Teuipelhoier  Berg. 
E  » 

Amtsgericht  L    G  4. 

—  II.    E  T. 

Am  Urban.    O  7.  8. 

—  Zeughaus.  F  4. 
Anatomie.  Eli, 
An  der  Apostelkirche. 

C  7. 


I  4. 

Aufer.tehung.kirch- 

hot.    L  1. 
Augsbarger  Str. 

A.  B  6.  7. 
Auguitabracke.    D  6. 
Augustahospital.  D  3. 
Augustascbule.    E  7. 
Auguste  Vlctoria- 

Pletx.    A  6. 
Angnststr.    E.  F  3 
— ,  Kleine.    F  3 
Aus  wirtiges  Amt  E  5. 
Babelsberger  Str.  A  8. 
Bachitr.   A.  B  5. 
üa.ie anstalten.  A3,  G5 
Badentche  Str.    A  • 
Ha.i.tr.    E  1. 


platz    O  4. 

—  BeUerue.   B  4. 

—  Beusseletr.   A  3 

—  Börse.    F  4. 

—  Centralrishhof. 
L  3.  4. 

—  Friedrichen.    E  4 

—  Oesundbrunnen 
(Nordbahn).  F.  O  1. 

 (Ringbahn). 

E.  F  1. 

—  GrofsgOrschen.tr. 
D  (. 

—  Jannowitsbrücke. 

O.  H  6. 

—  -  Landsberger  Allee. 
K.  L  3. 

—  Putlittstr.    B  2. 

—  Schöneberg.  C.  D  S. 


O  5. 

 Schleuse.    F  5. 

 Stadtbahn.  O  4.  5. 

Andreasrealgymna- 
sium   I  5. 

Andreaskirche.    I  3. 

Andreasplatt.    I  S.  ! 

Audrcasstr.    I  3. 

— ,  Kleine.    H.  I  3. 

Augermunder  Str.  O  3. 

Anhalter  Bahn.    D  6. 1 

—  Bahnhof.    E  6.  7. 

Anhall.tr    E  6. 

Anklamer  Str.    F  2. 

Annenttr.    O  6. 

Ansbacber  Str.  B  6.  7. 

Anton.tr.    C.  D  1. 

Apollotheater.    E  6. 

Apostel  Paulus- 
Kirche    C  8. 

 Str.    B.  C  9. 

Archaol  Institut.  B  ß. 

Architektenhaus.  E  6. 

ArkonaplaU.    F  2. 

Arminiusplats.    B  3. 

Arudt.tr     K  F  8. 


O  H  1. 

—  Stralau 
bürg.    L  fi 

Bahnhof  str.    E  6. 
Bahnhut  Thiergarten. 
A  B  5. 

—  Treptow.    L  7. 

—  Warsehauer  Str. 
K  6. 

—  Wodding.    C  D  1. 

—  Weir.eu.ee    I.  K  2. 

—  Zoolog.  Garten.  A  6. 
Bahustr.    C.  D  8. 
Baltenplats.    K  4. 
Bandelstr.   B  3. 
Baptistenkirche.    O  5. 
Barbarosaaatr.  B.  C  9. 
Baznim.tr.    H  3.  4. 
Bartalstr.    O  3  4. 
Bartholomau.kircbe. 

H  3 

Baruther  Str.  E.  P  7. 
Bllrwaldbrticke.  O  7. 
Barwaldstr.  F.  O  7.  8. 
Bauhofstr.  F  4. 
Baumschule,  Stadt.  K  7. 
Bayreuther  Str  B  6.  7. 
Beethoren.tr  D  4. 
Bcgr abninidats  der 

Freien  Gemeinde 

O.  H  1. 

-  —  Matthai  -  Ge- 
meinde.   D  8. 

Behmstr.    E  F  1. 

Behrenstr.    B.  F  S. 

Belforter  Str.  O.  H  3. 

 (Xau-Weir.en.ee  i 

K_  L  1 


E  F  7. 

 -Platt.    E.  F  7. 

 -Str.    E.  F  7.  8. 

 -Theater.    E  7. 

Bellerueallee.  C  D  & 
Belleruestr.    D  5 


Grauen  Kloster.  0  4 

—  Pakelfahrt-Aktien- 
goseUscbaft.    G  6. 

—  Prater.    O  2. 

—  Schwimmschule.  KT 
|  —  Str.  (Charlotten- 

l    borg).    A  5. 

 (Wilmersdorf). 

A  8. 

—  Theater.    F  6. 

—  UnionsbranereL 
O.  H  8. 

Berlin  -  Spandaner 
Sohiffahrt.kanal. 
A  B  2. 
Bernauer  Str.  E.  F  3. 
Bernburger  Str.  D.E6. 
Berolina.    O  4. 
Bessel.tr.    F  6. 
Bethanien  (Diakonls- 
H  S. 
H  «. 

B  3. 

Betriebsbahnhof.   G  3. 
Beus.el.tr.    A  2.  3.  4. 
Beuthstr.   F  5.  6. 
Bevernstr.    I  6. 
Beymestr.    K  6. 
Bexirkskotnmaado. 
G  6. 

Birkenstr.    B.  C  3. 
Biscbof.tr.    O  4. 
ümraarckdenkma).  D4. 
Bl.msrck.tr.   D  4. 
Blankenfelde.tr.    H  4. 
Bliudenartatalt.    F  6. 
Blttcherplatt.    F  7. 
Blücherstr.  F.  O  7.  8. 
Blumen.tr.    H.  I  3. 
Bluraenthal.tr    D  7. 
i  —  (Kolonie  Friedriebs- 

berg).    L  5. 
Blumes  Hof.    C  «. 
Boeckhstr.    G.  H  7  8. 
Böhmische  Brauerei- 

Aktienge.ell.ch.  I  4. 

—  Kirche.    E  6. 
Böhm.  Kirchhof.    F  7. 
Böhmisch- Mährische 

BrOderkirche.    E  7. 
Bolle.  Meierei.    B  4. 
Bonifatiu.kapello.  F  8. 
Boppstr.    H  8. 
Börse.    F  4. 
Bortlgs  Kui  nliammer. 

A.  B  4. 
Borsigttr.   E  3. 
Botan.  Garten.    C  8. 
Botan.  Museum.    C  8. 
Botschaft  derVerelnlg- 

ten  Staaten.  D  4.  6. 
Böttows  BrauereL 

G.  H  3. 
Böttowstr.    I  3. 
Bouche.tr    K  8. 
Boxha^cner  Chaussee. 

L  3.  6 

—  St*.  K.  L  5. 
Boyenstr.  D  2. 
Brandenburger  Thor. 

D  S. 
liranilfnburg.tr. 

F.  G  6.  7 
Bredow.tr.    B  3. 
Breite  Str    F.  G  3 
Bremer  Str    A.  B  3. 
Breslauer  Str.  H.  I  5. 
Britzer  Str.    G.  H  7. 
BrombergerStr.  K  3.  6. 
BrTJckenaU.ee.    B  4.  6. 
BrOckenetr.    0.  H  5. 
BrOdcr.tr    F  5. 
Brunnonplatz    D.  E  1. 
Brunnenstr.  E.F  1  2.3 
Buthenstr.    C  6. 


Buchholtsr  Str.    G  1. 

Buch.tr.    B  2. 

Bugenhagener  Str.  B  3, 

Buggenbugenstr.  L  3 

Bulow.tr.    C.  D  7. 

Bun.en.tr.    E  4. 

Burggrafenstr.    B  6. 

Burg.dorf.tr.    C  1.  2. 

Burgstr.    F.  O  4.  5 

Büschlngplata.    H  4 

Buschingstr.    H  4. 

Buschstr.    A  8. 

Calvin.tr.    B.  C  4. 

Camphaaeen.tr.    G  8. 

CepriTistr.    K  6.  7. 
,  Centraimarkthalle.  G  4. 
,  Centraitheater.  F.  O  6 

Centralrieh-  und 
Schlachthof.  K.  1.3.4 

Chamissoplatz.    F  8. 

Charit«.   D.  E  4. 
\— ,  Neue.    D  3. 
I  Cnaritekirohhof. 
'  Charlottenburg. 
A.  B  5.  6.  7. 

Charlottenburger 
Brücke.    A  6. 

—  Chaoseee.  B.C.  DJ 

—  Ufer.   A  5. 


B.  F4 


Dorot  heenkir  cb  h  o  f 

D  E  2. 
Dorotheenschnle.  B  3 
Uurotheeu.tAdti.cbe 

Kirche.    K  4. 
Dorotheenstadti.cbe. 

Realgymnasium.  K  4. 
Dorotheonetr.  1).  K.  F  4. 
Dragonerstr.    G  3.  4. 
Drakestr.    B  5.  f. 
Drcifalligkcitskirche 
E  i. 

Dreifaltigkeit. kirch- 

böte.    F  7 ,  F  9. 
|  Dresdener  Str.    O  3.  6. 
;  Dreysestr.    B  C  3. 
i  Dunckeretr    H  1.  2. 
1  Eberswalder  Str.  G  3. 
Kbertsb  rücke.    F  4. 
Eckerntörder  Platt. 
I    A.  B  2. 

I  Eichendorff.tr    E  3. 
E  3.  Eichenstr.    K  7 


C.  D  6- 
Charlotten.tr 

3.  6. 

Chausseestr.  D.  E  3  3. 
Chemische  Fabrik.  A  5 
Choriner  Str.  O  2.  3. 
Cbristburger  Str.  H  2. 
Chri.tinen.tr  O  3. 
Cbri.tuskirohe.  E  6. 
Clrkus.    E  4. 

—  Busch.    F  4. 
Cilyhotel.    O  6. 
CiTilkabinett,  Geh.  F3. 
Claudiusstr.    B  4. 
Colberger  Str.    D  1. 
Colmarer  Str    H  3. 
Concordia    H.  I  3. 
Cöpenicker  Brücke. 

U.  I  6. 

—  Land.tr.  K.  L  7.  8. 

—  Str.  0.  H  I  3.  6.  7. 
Cnrneliusbrüoke.  B  C. 
C  ornelius.tr.    B  6. 
Cosliner  Str.    D  1. 
Cothenius.tr    K  3. 
Cottbu.er  Brücke.  H  7 

—  Damm.    R  7.  8. 

—  Str.    H  7. 

—  Thor.    H  7. 

—  Ufer.    G.  H-  I  7.  8 
CourbiereplaU  C.DI 
Courbierctr.    B  6.  7. 
Cremroener  Str.    F  2- 
(  ulm.tr.    D  7.  8. 

Ca. triner  Platz.    I  3. 
Curryetr.    I.  K  7. 
Cuvryufer.    K  7. 
Cuxhavener  Str.  B  4.  3. 
Dalldorfer  Str.  D  1.  3. 
Pankcskirohe.    D  2 
Dautiger  Str  O  H  U. 
Demminer  Str.   F  1.  2. 
Dennewitsplatz.    D  7. 
Uennewittstr.    D  7. 
Derf(ling«T«lr.    C  C. 
Deasauer  Str.    E  6. 
Deutsche  Bank.    E  3. 
Deutsches  Theater. E  4. 
Diedenhofener  Str. 

G.  H  2.  3. 
DiefFenbaoh.tr. 

G.  H  7.  8. 
Diestelmeyer.tr.  1.  K  4. 
Diesterwegstr    U  2. 
Diskontogf.elUcbaft. 


F 


L  4. 


Dolziger  Str. 
Dom.    F  4. 
Domkandidatenstift 
F  4. 

Domkirchhof.  D.  E  2. 

Alter.   H  4. 
Dönboffplatz.    F  5 
Dörnbergstr.    C  6. 


;  Kichhorn.tr.    D  6 
Eitenacber  Str.  B  7.  8, 
l    C  8. 

Ei  scnbahndlrektlon. 

D  6  7. 

I  «.  7. 
B  3. 
Str.  A6.7. 
Elbinger  Str    I.  K  3.  3. 
I  Eldeoaer  Str.    K.  L  4. 
Elektricitatswerke. 

E  F  1.  2 
Klisabethbrucke   H  6. 
L 1  i  .abethkinderhospi- 

taL   O.  H  8. 
Elisabethkirche.    F  3. 
Elisabetbkirchhof.  F  3. 
Eli.abethkirch.tr  FS. 
Eli  .abethkrankenhaus. 

C.  D  6. 
Eli.aboth.tr.    H  4. 
Klitabethufer.  G.  U  6  7. 
Eltasser  Str    E.  F  3. 
Eisafsstr.  (Neu -Weis- 

K.  L  7.  8. 

C  7.  8. 
Str    A  3. 
Emmauskirche.  II.  I  7. 
Enckeplat*    F  6. 
Engolbecken.    II  6. 
Engel  ufer.    M  6 
E  n  glischo  Kapelle.  F4- 
—  Str.    A  5. 
Erdmannstr.   C.  8. 
Exerzierhau.er.    D  3, 

B  4,  O  3,  I  7. 
ExerzierpUtse.    C  3, 
D  2.  3  (d.  Artillerie), 
G  1,  K.  L  8. 
K vl.tr.    D  S 
Fabriken.    A3,  A4, 
A  6 ,  B  2 ,  C  1 ,  C  2, 
D  3,  E  2,  E  3,  F  3, 
K  7,  K  8. 
Fabrik  Siemens  4 

Halske.    A  4. 
Falcken.tein.tr.  I.K7. 
Falkrealgymnasium. 

C  6. 
Farberei.   A  4. 
Fasanenstr.    A  6.  7. 
FasanerieaBee.   B  6. 
Fabmarnatr.    B  3. 
Fehr belline  r  Str. 

F.  G  2.  3. 
Feilnerstr.    F  6. 
Feldstr.    E  2 
Feldieugmetsteret  r.C3. 
Fennbrücke.    C  2. 
Fennstr.    C.  D  2. 
Feuerwehrdepots.  C  7, 
D  1,  E.  F  3,  O  2,  O  4, 
U  6. 
Feurigstr.    C  8. 
Fichte.tr.    G  8. 
Fidicinstr.    E.  F  8. 
FiUalgefangnis.    C  3. 
Finanzmini.terium.F4. 
Fiscberbrücke,  Ander 
O  3. 


Digitized  by  Google 


Pitcherstr.   G  5. 
Klemming«tr.    C  4. 
Kleinbürger  Str.    B  4 
Kliedcr.tr    H  4. 
Klore-Allce    D  5. 
Floraplats.    D  5. 
Klottwell.tr.    D  «.  7 
Föhrer  Sir.    B  8- 
Kontanepromenade. 

0  8. 

Forckcnbeckplats.  L4 
Kör.terei     K  7. 
Konter  Str.    I  7. 
Pranken.tr    B.  C  7. 
Frankfurter  Allee. 

1  K  L  3. 

—  Str.  Groll«  H  I 4. 5 

—  — ,  Kleine.    H  4. 
Prankhn.tr.    A  4. 
Franaerkyatr.  G.  H  3 
Frans.  Hutachatt. 

1>.  E  5. 

f  s. 

Kirch 
bof    D.  K  2 
Frau g0titcb.ee  Gymna- 
sium.   D.  E  4 
Pranzö.iiche  Str. 

B  F  S. 
Franxetr.    G  8. 
Freiarche,  Untere.  A  5. 
Preiarchongraben.  K  7- 
Kriedel.tr.    H  8. 
Frieden. allee.    O  4.  5. 
Frleden.kircbe.    F  2. 
Fricdemaanle.    B.  F  *  ' 
Friedenau    H.  I  3  4. 
Friedrich  II  -Denkmal 
F  5 

Friedriebhain.  H  I  K3 
Friedrich  Karl.Str.L5. 

 -Ufer.    D  4 

Friedrichiberger  Str 
I  4 

Friedrichsbrück«  F4. 
FriedrichafelderStr.  15. 
Priedrichsgraobt.  G  5  j 
Friedricbtgymneaiuin.  j 

B  3  4. 
Priedrichirealgymna- 

•tum.    B  4 
Friedriohttr.  E  3.  4.  S. 

6.  7. 
-.   K  1. 

— ,  Neue.    F  O  4.  5. 
Friedrich  Werder- 
■eher  Kirchhof.  F  8 

—  Wilhelm  LU.-Denk- 
mal.  C.  DJ,  F4 

 Gymnaaium.  E  6 

—  -  -Hotpital.  H 
I  4 

—  Wilhelm.Udti.oh«. 
Theater    E  3. 

—  Wilbelrn-Str.  B.  Ct> 
Krleeeiutr.    F  * 

h  r 

C  7. 

I  4.  5.  6. 
I  8. 


Frobelttr. 
Froboustr. 
Fruchtair 
Kuldastr. 
KUrbringer.tr    F  8. 
Pttrttenberger  Str. 

F.  G  2. 
Fnrstenstr.    O  7. 
FürstenwalderStr.  14 
Fürther  Str.   A  7. 
KiliiÜierrtT.    O  3. 
Fußgängerbrücke  El 
Garnl.onkirche.  F.  O  4 
-,  Katholitche.    G  » 
-.  Zweite    G  8. 
Garni.onkircbhof.  Cr 
-.  Alter.    O  3. 
Garni.onlataratt,  Kgl 

D  2. 

GarnUonverwaltu  ng. 

H  6. 

Gartenplatx.    E  2 
Gartenatr.    E  F  2.  3. 
Gartonufer.    A  B  5 
Gasanstalten,  Engl.  F  7. 
H  S 

-.  Stadt.  B  7,  D  2,  G  7. 

G  «,  I  3,  I  6. 
GehcirncsStaataarchiv 

G  4. 

GeUbergttr.    A.  B  7 
Generalkommando  der 
Garde.    C  4. 


Generalmllitarkaate. 

E  6 

GenereJatab.    I>  4 
Gendarmenmarkt.  F  5. 
Genthiner  Str.    C  6.  7. 
Geologiache  Lande«- 

an« t alt.    D  E  3. 
Georgenkirchbof  H  3, 

I.  K  4 
Georgonkirohpletx . 

G  H  4. 
Qeorgenkirchttr.  H  3. 4. 
Georgenttr.   E  F  4. 
Uerhardetr.    C  4. 
Uerichtatr.  C.DI 
Üertraudtenbrttcke  F5 
Gertraudtenatr  F.  G  i- 
Gertratidtenatift.    E  7. 
GeeinUohoepitaJ.  I  4. 
Getbaem  anakirobe 

G.  H  1. 
Gipastr.    P  3. 
Gipswerk.    C  > 
Gitachiner  8lr.  F.  G  7. 
Gledittchatr.   0  7.  8. 
Uleimatr.   F.  G  1. 
Glogauer  Str.   I  7.  8. 
Gnadenkirche    D  3. 
Gneitenauatr.  B.  F.G8. 
Gneittatr.    G  1. 

i  ■  u  bon»t r.    C.  D  7. 
Uoetbeilenkmal    D  5. 
Goethetheater.  A  6. 
Ooldnscbteioh.    D  5, 
Golgathakirche.  K.F3. 
Gollnowstr.    H  4. 
Goltsstr.    C  7.  8. 
Gorliuer  Bahn.  K.  LS. 

—  Bahnhof    I  7. 

—  Str.    L  K  7 

—  Ufer.   I.  K  7.  8 
Gormannatr.   F.  G  3. 
Gossowttr    B  7. 
Gothaer  Wtr.    B  8. 
Gotikow.kybrUcke.A4 
Gotikow.ky.tr  A  3.  4 
Grkfeatr.   O.  H  7  8. 
Granaaer  8tr.    F  2 
Grandenier  8tr.    K  5 
Greunstr    F  1. 
GreifenhagenerStr.  Gl 
Grelfewalder  Str. 

H  I.  K  1.  2.  3. 

Grenadierttr.    G  3.  4. 

Grenxttr.    D.  E  1.2. 

Griebenowttr.    G  2. 

Grimmttr.    G  7.  8. 

Gröbenufer.    I  K  6.  7. 

Grofsbeerenbrttcko.  E7. 

Grofsbeeren.tr   E  7.  8 

Grofsbritannische  Bot- 
schaft   E  S. 

Großer  Weg.    B.  C  5. 

Grofte  Sternallee 
B  C  5 

G  rofrgo  r*  chenttr. 
C.  D  8 

Grünauer  Brücke 

H.  I  7. 

—  Str.    H  I  7 
Grüner  Weg.    H  I  5. 
Grunewaldatr.    B  C  R. 
Grünstr    G  5. 

— ,  Nene.    G  5.  6 
GrUnttrafienbrUcke. 
O  5. 

Oubener  Str.    K  5 
litintsel.lr.    A  H 
Gurtel.tr    K.  L  1.  V 
Ou.tar  Meyer-Allee 
E  1. 

Güterbahnhof,  Anhal- 
ter.   D  E  7 
— ,  Lehrter.    C  4. 

—  Moabit.    A  2  3. 

—  der  Kordbahn. 
F  1.  2. 

--  Weir.ensee  11.2. 
Habel«  Brauerei.  K  8. 
Hackescher  Harkt  F4 
Hafen.    D  6. 

—  am  ITrbun.    G  7. 
Hafenplata.    D.  E  fi. 
Hngelsberger  Str.  E  8 
llagenauer  Str.    G  2 
Hallesche«  Thor  E.F7. 
Hallctche  Str    K  6  7. 
iUUe.cbes  Ufer. 

D  E  6  7. 


Haltestelle  Prenilauer 

Allee.    H.I  I 
Hamburger  Bahn.  H  2. 
—  Str  ,  Grofte    F  3.  4 

 ,  Kleine.    F  3 

Handelttcbule.  F.  GS 
Handelatr.    B  h. 
Hannoraraoha  Str. 

D.  E  3. 
Hantabrttcke.    A  4. 
Hanaaplatx.    B  4.  S. 
Hanaaatr.   A  4.  S. 
Happoldtt  Brauerei. 

G.  H  8. 
Hardenbergs!  r.  A  6  6 
Haraor  Str.    I.  K  8. 
Hasenheide.    G.  H  8. 
Hauptteuerwache  F6 
Hauptpoat.   G  4. 
Hauptsteueramt    F  4. 
Hauptatr.    C  8. 


FS 

HauptwerkaUtte  der 
köiiigl.  Eisenbahn- 
direktion  Berlin. 
K.  L  6 

—  —  Bromber« 

X.  L  6. 

Hausroigteiplats.  FS 

Uavelsberger  Str. 
B  2  3. 

Heckmannufer.   K  7. 

1  ledomaunttr.    B  C. 

Hedwigskirohe.    F  S. 

Heidettr.    D  3. 

Heilandskirche.  A.B3 

Hoilandakircbhof  A  1. 

Heillgegeittatr.  F.  G  4. 

Hcüigekrtu.kireh« 
F  7 

Heimttr.   F  8. 
Heinersdorfer  Str.  HS. 
Heinricbtplati.   H  7. 
Helgolander  Ufer. 

B  C  4. 
Helmholtcplata     H  1. 
HelmbolUstr.    A  4. 
Helmatr.    C  8 
Herbertstr.    C  8 
HerkuletbrOcke.  B  06 
,  Herkulespromenade 

C  6. 

Hermannplati.  H  8 
Hermtdorfer  Str.  B  2. 
Herrenhaus.    E  6. 
Herrnhnterklrchhof. 
F  7. 

Hers  Jetu-Kircbe.  G3 
Hessische  Str    E  3. 

 (Wilmersdorf). 

A  8 

Hildebrandtsche 

Prt  rätst r    C  6. 
Hiramelfahrttkirche 

El. 

Hindersinstr.    D  4. 
Hippodrom.    A  S 
Hirtenatr.    G  3  4. 
Hitsigstr    B  fi. 
Hubrechtttr    H  7.  8. 
Hochmeislerstr.    H  2 
Hochschule  f.  die  bild. 

KUnste.    A  5  € 

 Musik.    I)  6 

Höchete  Str.   H  114 
Hochstr.    II.  El 
_,  Neue.  DU. 
Hofbaudepot.    E  4. 
Hoffmannttr.    K.  L  7 
Hofjdgerallee    B  S. 
Hohenfriedbergstr. 

D  8 

Hohenlohettr  K  L  6.7 
Hohonttaufenplatc. 

I     H  8. 

Hnheostaufonstr 

B  C  7 
Hoheniollarnstr.  CS. 
Hoher  Steinweg.  G 
Hollmannstr    F  6.  7 
HnUteiuer  Ufer.  B 
Holsgartenstr.    F  5. 
Holimarktstr    H  5. 
M  .rnstr.    E  7. 
Hubnerstr.    K  L  4. 


E  3 

Hnmboldthafen  D3.4 


Humboldihain    K  I. 
Huasitenatr.    E  1.  2. 
Huttenttr.    A  3 
Ifflsnd«tr.    H  5 
In  den  Zelten  C.Di 
Induatriegebiuda. 

F  5  C. 
In«enleurrlietmtKe- 

bkude.    B.  0  6. 
Intelhrficke.   G  S. 
Intelstr.    G  5. 
Inste rbarger Str.  K4. S. 
InTalidonhaus.    D  3. 
InTalidenkirchhof. 

D  3. 

Invalideneaule.   D  3. 

Invalidenttr 
C.  D.  E.  F  3.  4 

Irringianerkirche.  G  6. 

Italien  BoUohaft  ES. 

Jacobikirche.    O  6. 

Jacobstr.  Alte. 
F.  G  5.  «.  7. 

— ,  Neue.   G  6. 

JüK'-Mtr.   E.  F  S. 

-,  Kleine.    F  S. 

Jagowstr.   A  4. 

Jahndenkmal.   H  6. 
IJahnstr.    H  8 
I  Jannowitibrücke.  HS. 

Jasmunder  Str.    E  2. 

Jerukalerucr  Kirche. 

■  F  6 

j—  Kirchhof.    X.  F  7, 
F.  G  8. 

-  Str    F  S.  6 
Jerasalemhoipital. 

I  6  7. 

F  7. 
Str. 
A  6.  7. 
Joachimsthalsches 

Gymnasium    A  7 
Joachimttr.   F  3. 
Johanne«  Erangeli- 

ous-Kirohe.    E.  F  3. 
Johanneskirche.    B  3. 
Johanneastift    A  2. 
Jobanniskirchhof.  A  1, 
.    B  1. 

,  Johannisstr.   E  F  4. 

■  Johanniteratr.    F  7. 
i  Jordanstr    K  7.  8 

Jotepbttr.   G.  H  6. 
,  Jostystr    G.  H  3. 
j  JOdenstr     G  4.  8 

Jüdische  Begrabnit- 
platse.   G  2,  L  1. 

Jüdisches  Kranken- 
haus.   F  3.  4. 

Jungfernbrücka.  F  5 
i  Jungfernheide.  A.  B  I 

Jungstr.    L  S. 

Junkeratr.    F  6. 

Jatlitminitterinm.  E  5- 
|  Juttispalest    C  4 

J  Uterboger  Str    F  8 

Kanerallee.    A  7.  8 
'Kaiser  Frans -Gran  a- 
dierplat«.    G.  H  6 

—  Friedrich  -  Oedacht- 
niakirche.  B  5 

 -Plats    G  8. 

 Str    H.  I  8. 

 (SchOneberg). 

C  D  8. 
Kaiserhot    E  S 
Kaiserhofstr    E  S 
Kaiserin  Augusta- 
Denkmal.    F  S. 

 -Str.    C  6 

Kaiseritr    G  H  4 
Kaiser  Wilhelm -Aka- 
demie.  E  4. 

 -Brücke.    F  4. 

 Gedachtnis- 

kirche.    A.  B  6. 

|  -Plata.    C  8,  K  1 

Str.    F  O  4. 
Kalckreuthttr.    B  7. 
Kameruner  Str.    B  1. 
Kammergericht.  F  6. 
Kanonierstr.   K  S. 
Kantet  r.    A  6 
Kapernaumkirche. 

B.  C  1. 
Karlsbad.   D  6. 
Karlsplats    E  4 
Karlstr.    D.  E  4. 


Kaserne    der  Eisen- 

bahnregimenter  I  a. 
II    C  D  8. 

—  derGarde-FusUiere 
D.  E  2  3. 

—  der  Garde-Pioniere 
I  6 

—  de«  Kaiser  Alexan- 
der -  Garde  -Greiiad.- 
Kgt«.   E.  F  4,  O  4- 

—  dee  Kaiser  Frans- 
Garde-Grenad-Bgts 
F.  G  8 

—  dea  Kaiserin  Aagii- 
sta- Garde-Gr.-  Bgte. 
Nr.  4.    F  8. 

—  d  LLGarde-Bgt«.  E4 

—  d  1IL  Oarde-BgU 
I  6  7. 

—  d.  IV.  Garde-Bgts 
C  3.  4 

—  des  I.  Oarde-Dr»go- 
nerrgta    E  7 

—  <L  II.  Garde- Drasjo- 
nerrgtt.    F  6 

—  d.U.  Garde-Ulanen- 
rgts.   C  3.  4. 

—  dee  I.  Garde -Fei  d- 
Art.-RgU    C  3 

KasUnienaUee    G  2.  3. 
Kastanien*  jldcben. 
F  4. 

Katharinenatr     H  4. 

Katholitche  Kirchhofe. 
E  2,  L  1. 

Katholisches  Kranken- 
hau«.  F  3.  4. 

Katrbachstr.    D  S. 


6  I  — 


A  B  1 

Keibelatr.    G  4. 
Keith.tr.    B  6. 
Kemper  Platt.    D  S. 
Keaselstr.    D.  K  3- 
Kiefboltttr.   K.  L  8. 
Kieler  Brücke    C.  Dt. 

—  Str.    D  2.  3. 
Kielgangstr.    C  7. 
Kinderho.pital.    D  4 
Kirchbachstr.    C.  D  7. 
Kirchttr.    B  4. 
Kleinbeerenstr.   E  7. 
Kleittstr.    B.  C  6.  7. 
Klinik,  König).  B.  F  4. 
Klix.tr.    B.  C  8. 
Klödenstr    F  8. 
Klopstockatr.    B  4  5. 
Klosterkirche.   G  4 
Klosterkirchhof.   H  3. 
Klo«ter«tr    G  4  5. 
Kniprodestr  I.  K  L  l. 

2  3. 

Koblanckstr.   G  3. 

Kochstr.   E.  F  6 

Kohlenbahnbof.   C  2. 

KöUnisohes  Gymna- 
sium.  G  S. 

Kolonialmuseum.  D  4. 

Kolonie  Bozhagen. 
L  ».  6. 

—  Friedrichtberg.  L  S. 
Kolonnenstr.    C.  D  8. 
Kommandantenstr 

F  G  5  6. 

KunigKrMser  Str. 
D.  B  5  6.  7. 

Königin  Auguata-Str. 
C.  D  l 

Koniginbrttcke.    H  «. 

Königin  Luite- Denk- 
mal.   C.  D  S. 

Königl.  Bibliothek  F  5. 

Königliche«  Real- 
gymnasium.   K  6. 

Königaberger  Str 
I.  K  5 

Konigachauaaee.  K.  L  1. 

K.,nig »dämm.    A  2. 

König*  d  am  tu b  rücke. 
A  3. 

Königshofer  Str    A  7. 
KOnigsplats    I)  4. 
Königsadler  Brauerei. 

G  3. 

KönlgaUdtUche«  Real- 
gymnasium   H  4 
Konlgsthor    H  3 
Königttr.    O  4.  3 
-,  Neue.    G  H  3.  4. 


Uigitiz&d  by 


König  WÜb.-< 

■iura    D  6. 
Konxerthaai.    F  &. 
Knpenhagener  Str 

F.  O  1. 
Kopiechstr.  K  8. 
Koppenplats.  F  3. 
Koppeostr.  I  4-  5. 
Korneretr.  D  6.  7. 
Korps-Bekleidungs- 
amt  C  S. 

Str.    D  « 


uien.    H  6 
Kreasenstr.    B.  F  b  6. 
Krauiniokstr.    F  4. 
Krtuutl.    H  4  b 
Krsutxiger.tr.    L  5. 
Krru/berg    £  K 
Kreutberg«! r.   D.  E  8. 
Kreuxstr.    F  5. 
Kriegerdenkmal.  J  4 
Kriegsakademie     E  4. 
Kriegsmiuiiterium  £ü. 
Krimtnalpala.t     C  4. 
Kroll,  Opernhaus  Di 
Krooenstr.    K.  F  5. 
Kruuprinxenbrnckn 

D  4. 

Kronprlnsenatr     K  1. 
Kronprincanufer.  Ii  4. 
Kruppstr.    C  3. 
Ktiltuaminiaterium.  ES. 
Kunkelstr.    D  I.  2. 
Kunstakademie.    F  5. 
Kunstgewerbemuseum 
K  6. 

KQnstlerbaua.   D  i. 
K  unitler  beim,    A  6. 
Kurassier.tr.    G  6. 
Kurfarstenallee.  A5.C. 
Kurfurstendainm. 

A.  B  6. 
KurfUraten.tr 

B.  C.  D  C.  7 
Kurstr.   F  5. 
— ,  Kleine.   F  5 
Kurie  Str.   G  H  4 
Kyrluauseritr.  B  f  7  8. 
Lachmannstr.    H  c 
Landeiauaitellungs- 

park.    C  I)  4. 
Landgericht  I.    G  4 

—  LL    K  7. 
Landgrafenttr.    B  6. 
Landretsemt  f.  d.  Kreil 

Nieder- Uarnim.  I>  4 

 Teltow.  1)6. 

Landsberger  Allee. 

I  K.  L  3  4. 

—  Plal».    1  4. 

—  Str.    O.  11  4 
Landwebratr.    H  4. 
L  a  nd  wi  rtachaf tli  c  b« 

Hochicbule.    E  3. 
Landwirtschaftsmini- 

sterium.   E  6. 
Lang«  (Karfllraten-) 

Bracke.    F.  G  5. 
Langenbeck.tr.  I  K  3. 
Lange  Str    Hl  5. 
Lankwittstr.    E  7. 
Laualtaer  Plate.  H.  I  7. 

—  Str.    H  7 
Laaarttskrankrnhaus 

E  3. 

I.ebuier  Str.    I  4 
Lehderttr    I.  K  1. 
I.ebrbrauerei.    B  1. 
Lebrereeminar.   E  C. 
Lehrter  Bahn  ABS 

—  Bahnhof    l)  3.  4. 

—  Str.    C  3 
Leibniagymnasium. 

H  6 

Leihamter    E5,  F  3 
Leipaiger  Flau 
D.  K  5.  6. 

—  Str    B.  F  5 

 ,  Alte.    F  1 

Lcnnestr    D  5. 
Leopoldplatx.   0  1. 
Lesaingbrttcke.   B  4. 
Lessingdenkmal    D  S 
Lessiii  ggy  m  na.  i  u  m . 

D  1 

Leiaingttr.    B  4  S. 
Lessingtheater  Ü.  El 
Levetxow.tr     A  4. 


Licbtenberger  Str. 

H.  I  4. 
 (Neu-Weifsen- 

see).   L  1. 
Lchtenxteinallee 

B  5.  C. 
Liehteiuteinbrttcke. 

B  6. 

Liohterfelder  Str.  E  8. 
Liebigetr.   K  L  4.  5. 
Liegnitcer  Str    I  7.  8. 
Lieeenatr.   D.  E  2. 
Lietsonburger  Str.  A7. 
Lietsmann.tr.    H  4. 
Lindenallee.    L  1. 
Lindenetr    F  6.  7. 
Lindower  Str.    D  l. 
Linienatr.   F  G.  H  3  4. 
Llnkatr.    D  6 
Llpaer  Str.    A  8. 
Litbaaer  Str.    K  b. 
Loge  (grofie  Lande*-) 
F  4. 

—  (Royal  York).    E  4. 

—  au  den  3  Welt- 
kugeln    G  5. 

LohmQblenitr.  1  KI.  8. 
Lortslngstr.    F  1. 
Lothringer  Str  F.G3. 
 (Neu-Weifeen- 

■ee)    K.  L  1. 
Lotteriedirektion, 

Konigl.    F  6. 
Lottumitr.   O  S. 
Lubbtmer  Str.    I  7. 
Lübecker  Str.    B  3. 
Lucaekircbe.    K  6 
Luckaner  Str.    G  6. 
LuckenwalderStr.  1)7. 
Luisonbrücke.    G  7. 
Luisengymnaaium. 

B.  C  3.  4. 
Luiaenkirohe.    G  6. 
l.uiaenkirohhof.    G  8. 
Luisenplatx    E  3. 
Luiienicbule.    K.  F  4. 
Luisen. lad  tische. 

Gymnasium.    G  6. 

 Beadcyiii'numm.  G6. 

Luiaenatr.    B  3.  4 
Luisentheater.    H  7. 
Luiienufer.    G  HM 
Luitpoldstr.    B  7. 
LUnebnrger  Str.    C  4. 
Luitgarten.    F  4. 
Lutherbracke    C  4.  5. 
Lutherdcnkmal.  G  4. 
Lutherkirche.  C.D7,G  6. 
Lutherstr.    B  6.  7. 
LQtxowbrOcke    C  6. 
LUtxowplatx.    B.  0  6. 
Lutxowstr.   C.  D  6 
Lutxowufer.    B.  C  6. 
Ly  ohener  Str.  G  Hl  2 
Lynaritr.   C.  D  2. 
Maafienitr    C  6.  7 
Madai.tr.    I  V 
Megaxinstr.    H  4. 
Magdaleneottifl.    B  2. 
Magdeburg.  Plata   C  6. 

—  Str.    C  6 
Magdeherberge.    G  2. 
Maiemtr.    B  C  7. 
Mainaer  Str.    L  5. 
Maiion  de  Sant«.  C  8 
Malplaquetatr.   C  1. 
M&nnersiechenbaus. 

G.  H  1. 
Manateinitr.   D  8. 
Manteuffelatr  H.  I  6.  7 
Marburger  Str.    A  6 
Marchbrttcke.    A  5. 
Marcnikirche.    H  4. 
Marrusstr.    H  & 
-,  Kleine.   H  5 
Margaretbenstift.  H5 
Margaretbenstr     D  6 
Marbcinekeplats.   F  8. 
Mariannen  plata    H  6 
Mariaunenatr.    H  7 
Mariannenufer    H  6. 
Marienburger  Str. 

H  2.  3. 
Mariendorfer  Str   F  8. 
Marienkirche.    G  4 
Marfeukirchhofe.  H  3 
Marien.tr     E  4. 
Markgrafend  amm 

L  6  7. 


Markgrafenstr.    Kg.  6. 

Markthallen.  B  3,  C  6, 
D  2,  E  1,  B  4,  E  6, 
7  3,  Fe,  F  8,  G  2, 
O  «,  H.  I  5,  I  6 

MaricballibrOck«.  B  4. 

ManiliuMtr.   H  4.  5. 

Merstall.    F.  G  5. 

Martin  Lutber-Str. 
B  7.  8. 

Marxgefallenen ,  Be- 
gräbnisstätte der. 
H.  I  3.  4. 

Mathieualr.    G  6. 

Matthaikirche    1)  6. 

MatthAikirohbot  D  8. 

Maltbaikirchttr.  Db.6. 

Mattbiaekirobe.  B.  C  7, 

C.  D  6. 
Matthiasxtr.   I  4. 
Mauerstr.   E  5.  6. 
— ,  Kleine.    E  b. 
Maxstr.   J>  1. 
Marbachufer. 

11.  L  K  7.  8. 
Mebnerstr.   H  4. 
Meierottoitr.   A  7. 
Meineokeatr.   A  6.  7. 
Meininger  Str.    B  8. 

Melchiorbrucke.  H  6. 
Melebiorstr.  H  6. 
Memeler  Str.  L  K  5.  6. 
Mendelsiohnatr.  U3.4. 
Mersoburger  Str.  C  8. 
Metropoltheater.  K  5. 
Metaer  Str.  G.  H  3. 
 (Neu-Weifsen- 

see).    K.  L  1. 
Meyerbeerstr.   H  3. 
Michaelbrücke.    H  5. 
Micbaelkircbe.  O  H  6. 
Mlubaelkirohplatx.  H6. 
Michaelkirchstr  H  i.  6. 
MiliUrbadeanstalu 

A.  B  1. 
Militttrbahnbof.  D8 
Militerkabinett    E  5. 
MüiUricbwimm- 

anaUlt.    I  6. 
MUiUrturnanstalt.l)  3. 
Ministerium  derOffent- 

liehen  Arbeiten.  K  1. 

—  des  Innern.   E  b. 
 Konigl.  Hauses. 

D.  B  b. 
Mirbachxtr.    L  4.  5. 
Missionshaus.    H  3. 
Mittelstr.    E  4.  b. 
Mittenwalder  Str. 

F  7.  8. 
Moabit   A.  B  C  4. 
Moabiter  Brocke.  B  4. 
Möckernbracke.    E  7. 
Mbckern.tr.    K  6.  7.  8. 

E.  F  6. 
G  5. 

Molkerei  -Akt-  Gesell- 
schaft.   E.  F  8. 
Moltkebrncke.    D  4. 
Moltkestr.   D  4. 
Monbijonplatx.    F  4. 
Monumentenstr.  C.  D  8. 
Morgue.    E  3. 
Montxplatx.   G  6. 
Moritxstr.    G  7. 
Motxstr.    B.  C  7. 
Mahlendamm    G  5. 
Muhlenetr.   I.  K  6. 

—  (Wilmersdorf). 
A.  B  8. 

Muhlhausener  Str.  H3. 
Mnleek.tr.   F.  G  3. 
MUUenhoffstr.    G  8. 
MQllerstr.    C  1,  D  1.  2. 
MunchebergerStr.  I  S. 
MUncb.  Brauerei.  K  4. 
Munse.    F  b. 
MOnxatr.    G  4. 
Museum  f.  Katurkunde 

£>.  E  3. 

 Volkerkunde.  E  6. 

Museumittr.    F  4. 
MuakauerStr  H. IS. 7. 
M  usterst  raf  austalt. 

C.  D  3 
Nachod.tr.    A  7. 
Nanaenstr    H.  I  8. 
Kaxxauiscbe  Str  A7.8 


C  7. 
.  C  7 
1 

F  G  2 


D  5 
E  2 


Nationuldeiikmal.  K  8. 
Nationalgalerie.    F  4. 
Nounynstr.    H  6.  7. 
Naxarethkirobe.    0  1. 
Naxarethkircbhof.  B  1. 
Naxaretbkirobstr.  C  1. 
Neanderstr.   G  6.  6. 
Nettelbeck  plats    D  1. 
Nettelbeck.tr.    B  6. 
Neue  Bayreuther  Str. 
B  7.  8. 

—  Kirche.    F  5 
Neuenburger  Str.  F  7. 
Neuer  Kirchhof.    F  7. 

-  Markt    O  4. 
Neuea  Museum.    F  4. 

—  Theator.    E  4. 

—  Thor.    D.  B  3. 
Neue  Urania.    R  6. 

—  Wache.    F  4.  ». 

—  Wolt.    H  8. 
Neu-Kölln  am  Waaser. 

G  6 

Neitmnuriign.se.  F  5. 
NeuetAdt  Kircbstr. 

B  4.  i 

Neu-Weifaenaee.    K  I. 

Niedersohleiiioh  -  mar- 
i    kiacbe  Bahn.    L  K  6. 

Nlederwallstr.    F  &. 

Nikolaikircbe.    G  5. 

Ntkolaiklrcbhof 
.    G.  H  3,  H  3. 
!  Nikolsburger  Platx. 
A  7.  8 

—  Str.   A  7. 
Nollendorfplatx 
Nollendorfstr  B 
Nordbahn.  F 

.  Nordbahnhof, 
j  Norddeutsche 
|    rei.    D  1. 

Nordhafon.  C 

Nnrdkapelle. 

Nordring.   G  1. 

Nordufer.  A  B.  C  2 
;  Nostixstr    E.  F  7.  8 

Noraliiitr.    E  3. 

Nürnberger  Str. 
A.B6.1. 

Obdach,  StÄdt.  H.  12- 

Gberhaumbrucke. 

K  6.  7 
i  Oberhaumstr.  L  K  6  7. 

Uberfeuerwerker- 
schule.   C.  D  3.  4. 

Oberkirchenrat  1>.  E6. 

Oberrealscbule,Friedr. 
Werdersche.    F  5. 

— ,  Luisen.tadt. 

Oberwallstr.  F 

( >be  r  waase  ntr. 

Oderberger  Str. 

Oder.tr.    L  5 

Offlxierirerein. 

Ohmgasse.    H  3. 

Oliraer  Str.    K  3. 
i  Opernhaus.    F  5. 

— ,  Kroll    D  4. 
iOpernplati    F  S. 
!  Oppelner  Str.   I  7. 

Oranienbrucke.  G.H6. 

Oranienburger  Str. 

K  F  3.  4. 
I—  Thor.    E  3. 
'  Orauienplatx    G  6  7. 

Oranlenstr.  F.G.H6.7. 

Oltbahn.    K  6 

Ostbahnhof.  Ehemali- 
ger.   I  K  5. 
i  Ostendtheater.   I  5. 
i  Oiterreichisch-ungari- 
i    «che  Botschaft    D  4. 

Ottostr.    A  3.  4. 
!  Packhof    D  4. 
!  Paketpost    F  4. 

l-alaia  der  Kaiserin 
Friedrich.    F  5. 

—  deaPrinaenAlbrccht 
E  6. 

1  —  Alexander  u. 

Georg.    D.  E  S. 
i  Friedrich  Leo- 
pold.   E  S. 
1  —  weiland  Wilhelm  1 

E.  F  5. 
Pallasair.    0  7 
Pallisadon.tr.    H.  I  4 
l'anke.    1>  1,  E  4. 


Pankow.  Nach    G  1. 

Pankstr.    D  1. 

Pannierstr.   1  8. 

Panoramen  A.  BS.G4 

Pappelallee.    G.  H  1.  2. 

Pappelplatx    F  3. 

Parallelst  r.    L  6  7. 

Pariser  Plata.    E  5. 

—  8tr.    A  7. 

Parkstr.,  Kleine.   X  8. 

Paroohiallrirebe.   G  S. 

Parochialktrchhöfe. 
I  4.  L  6. 

l'aroehialstr.    G  5. 

l'aaewalker  Str.    D  1. 

Paasage  (Kaiser -Gale- 
rie).  B  a 

Passauer  Str  A.  B  6.  7. 

Patentamt   D.  E  4. 

Patbolog.  Institut 
D  3.  4. 

Panl.kircbhol  A  B  1. 

— .  Neuer.    A  1. 

Panlatr.    C  4 

Pcrleberger  Str. 
B.  C  2.  3. 

Petersburger  Str 

K  3.  4 
1  Petriklrcbe.    F.  0  5. 

Petrikirchhof.    1  4. 

l'etristr.    G  & 

Petruleumlagerhof 
B.  C  2. 


G  6. 
5. 

F  5 

G  2. 

E  4. 


G  3. 
Pflug.tr.    K  2. 
ron  Pfuelacbe  Bade- 
anstalt.   I  6. 
von  Pfuelstr    I  6. 
Philharmonie.    D.  E  6 
Philippkirche.    E  3. 
Philipp.tr    E  3. 
Physik.-teobn.  Belchs- 

anstalt    A  S. 
Pillauer  Str.    K  5.  6. 
Piuskirche.    I  4. 
Plantagenstr.    C.  1)  1. 
Planufer.    F.  G.  H  7. 
Plotxensee.    A  1.  2. 
Pollxeigefangnls.  H  4. 
Polixciprkaidium.  G  4. 
Porxellanmanufaktur, 

Kgl.    A  6. 
Posencr  Str.    K  5. 
'  Poatbalterei.    I  4 
Postmuseum.    E  5.  6. 
IPoststr.    G  & 
I  — ,  Kleine.    G  4. 
1  Potsdamer  Bahnhof. 
D  6 

i—  Bracke.    I)  6. 
I  -  PUtx.    D  5.  6. 
—  Str.    C.  D  6  7.  8. 
Präger  Platx.    A  7.  8 
j  —  Str.    A  7. 
Praaidenteuatr.,Groiie. 
F  4. 


H  1.  2.  3. 
-  Str.    G  3.  4. 
Prina  Albrecht-Str. 

E  6. 

Prinxonstr.    G  6.  7. 
Prinxe.ainnenstr. 

G  6.  7. 
Prinx  Eugen-Str. 

C.  M  1. 
1  —  Friedrich  Karl-Str 

!    F  *• 

;  —  Heinrich  •  Gymna- 
sium   B  8. 
,  Prinx-Beganten-Str 

1    A  8. 

Pritxwalker  Str.  C  3. 
Produktenbahnhof 

C  2  3. 
Promenade.  Neue.  F  4. 
Proakauer  Str.    L  4.  5. 
'  Proviantbaekerei. 
G  4. 

Prorlnzial.tandehau.. 

D  6. 

PUoklerstr.  H  I  6.  7. 
Pumpstationen.    A  4, 

A  B  2,  F  7,  H.  I  ;, 

K  6. 

Putbuser  Str.    V  12 
Putlktxstr.    B  2.  3 
i  Puttkameratr    E  6 


Digitized  by  Google 


3. 


fagner-Str 


Querallee,  Grofse 

C  D  5. 
Quttzow.tr.    B.  C  2.  3 
Rabbi  nerieminar.  F  3 
Ramler.tr.  Kl: 
Kangierbahnhof  C 
Rankeatr.    A  6.  7. 
Rathans.    O  4. 
Rathausstr.    6  4.  5 
Ratbcnower  Str. 

B.  C  3.  3.  4. 
Ratiborstr.    I  7.  8. 
Rauchstr    B  6. 
Raumcrstr.    H  1.  i. 
Raupacb.tr.    H  5. 
RaTene.tr.    D  1. 
Realschulen     C.  D  8, 

D  7,  B  8,  F  3,  O  3, 

H  7,  K  4. 
Regentenatr.    C.  D  6 
Reichenberger  Str. 

G.  EL  1  7.  8. 
Reicb.amt  d.  Innern. 

E  5. 

Keichsbank.    F  5 
Reichsdruckerei     V  6. 
Relch.ju.titamt    E  5 
Reich.kansleramt  E  5. 
Reich.kanzlerpalaia. 
E  5 

Reich.po.tamt  E  5.  6. 
Reich. po.tmu.eum 

E  5.  6. 
Reichsschatzaml  E  5 
Reichstag    D  4. 
Reicbstagsufer.  D.  E  4. 
Reichs  versicherung.- 

amt    C  D  6. 
Beinickendorfer  Str 

I>  I. 

F  6 

A  4. 

H  5 

Reuterstr.    H  8. 
Rheinberger  Str.  F  2 
Richard  Wag 
C  4. 

Rigaer  Str.  K  L  4.  5. 
Ringbahn     B  2,  K  2, 

K  6,  L  7. 
Ringbahnhot    D  6. 
Rittergaaae.    O  5. 
Ritteritr.    F.  O  6.  7 
Rixdorf.    H  8. 
Rochstr.    G  4. 
Röder.tr.    L  3. 
Romintener  Str.    K  5 
Roon.tr     1>  4. 
Ro.benli.tr    A  7.  8. 
Ro.cn.tr.    G  4 
Rosenlhaler.tr    F  3.  4 
— ,  Kleine     F  3 
Roimarinitr.    E  5. 
Rofsstr.    G  5 
Rofsstrafsenbrflcke  <»:> 
Ro.tocker  Str    A  3 
Rotberttr.    K  6 

C  5. 

G  3 

RUder.dorferStr  I.K 5 

Rudolfplati.    K.  L  6. 

Rudolf.tr.    K  8. 

Rttgener  Str.    F  1. 

Kuheplats.tr.    C  1. 

Kuhraeshalle  (Zeug- 
haus)   F  4. 

Rummelsbarger  Platt 
I  6 

Rungestr.    G.  H  b. 
Kuppiner  Str.    F  3. 
Russ.  Botschaft. 
Rykestr.    H  2. 
Saarbrücker  Str. 
Sarh.es  Wellenbad 

K.  LI, 
Sadowa.tr.    A  8 
SaUufer.    A  fr, 
SalzwedelerStr.  B2 
Samariterkircbe  L4.5. 
Samariterplatz   L  4  5 
Samariter.tr.    L  4.  5. 
Sandkrugbrtlcke.  D  3. 
8chadowstr    E  4.  5. 
Sch4fer.tr    G  5.  6. 
Schaj.er.tr.    A  7. 

DJ  3 


Scharrenstr  F.  G  5.  | 
Schauspielhaus.  E  F  fr.  I 
Schelling.tr.  D  6. 
Schendelstr.  G  3. 
Scheringstr.  K  2. 
Schicklerstr.  H  b. 
SchiefssUnde.    G  8 

—  des  II.  Garderegi- 
ments xu KuT»  A  MI. 

—  des  IV.  Garderegi- 
ments su  Fufs.  A  1. 

SchifTbauerdamm 

D.  E  4. 
Schillerplatz.    F  5. 
Schillertheater    H  5 
SchillingsbrUcke. 

H  I  5.  6 
Schillingstr.    H  4.  5. 
SchiUstr.    B  fi. 
Schinkelplatt    F  5. 
Schinke.tr    H  7. 
Schlegel.tr    E  3. 
Schleiermacher.tr. 

F  7  8 
Bchles.  Brftcke.   K  7.  i 
Schlesischer  Bahnhof 

1  5. 

—  Busch    K  7. 
Schlesisch«  Str  I.  K  7. 
Schleswiger  Ufer. 

A.  B  4.  fr, 
Schleusen.  A  2,  A.  B  b 
Schiensenbrücke    F  fr. 
Schleusen  uf er    K  7. 
Schliemannstr  G  H  12. 
Scblofs,  Königl.  F  4.  5.  | 

—  BelleTue    B  C  5. 
Schlofsbrttcke    F  b. 
Scblofs  Monbijou.  F  4 
Schloßplatz     F  5. 
Schmid.tr.    G  H  5  6. 
Schoneberg.    B.  C  8. 
SchOneberger  Brücke. 

D  6 

—  Str.    D.  K  6  7. 

—  Ufer    C.  D  6. 
Schönhauser  Allee. 

G  1.  2  3 

—  Str.,  Alte.    G  3.  4. 

 ,  Neue.    F.  G  4. 

Scbönholter  Str.    F  3. 
Schönlcinttr.    H  8. 
Scbreinerstr.   L  4.  5. 
Schul.tr.    C.  D  1, 
Schultheifsbrauerei. 

G  2. 

SchuJtendorferStr.  D2 
Schumann.tr.    E  4. 
Schütsenhaua,  Mos. 

biter.    A  I.  2 
Schatsenstr.    E.  F  8 
— ,  Alte     G  4. 
8chwartakopf.tr    E  2 
Sohwedter  Str. 

F.  G  1.  2.  3. 
Schwerin.tr     C  7. 


Sophienkirch«.    F  4. 
Sophienkirchhof. 

E.  V  9.  3. 
Sophienrcalgym- 

na.ium.    G  3.  4. 
Sophienstr.    F  3.  4. 
—  (Charlottenburg) 

A  5. 

Sorauer  Str.   I  7. 
Spandauer  Str.  F.G4.5 
Spanisch«  Botschaft 

D  6. 

Sparrplatt.    C  1.  3. 
Sparrstr.    C  1.  9. 
Spenerstr.   0  4. 
Spichernstr.    A  7. 
Spielplatz    E  1. 
Spittelmarkt.    F  5 
Spre*.    L  7. 
■Spreeweg    C  6 
Spreestr.    F  S. 
Spreewaldplatz.    I  7. 
Sprengelstr.    C  1.  2 
Staat smini.teriura.  K5 
Stadtbahn.  A(,H5 
Stadt 
G  7.  8 


I  3  4. 

 Moabit  B 

S  t  all  s  c  breiber.tr. 
Stargarder  Str.  H. 


E  5. 

O  3. 


I 


B  4. 

Sobastiansklrcho  E2. 
Sebastians!  r    G  6 
Sedanstr     K  L  1. 
Sedanufer.    F  7 
Seehandlung.    F  5. 
Seepark.    B  5 
See.tr.    A.  B  1.  2. 
Seller.tr.    I)  2. 
Senefelderplatt.    G  3. 
SeneftJdor.tr    H  1.  2. 
Seydelatr.    F.  G  5.  6. 
Seydlitt.tr.    C  3. 
Sieber.tr    G  4 
Slechenhauser  G2.H2 
Siege.allee.    D  b. 
Siegessäule     D  4. 
Sicgfried.tr.    C  H 
Siegmundshof.    A  6 
Siemensstr.    A  3. 
1  Sigi.mundstr.    D  < 
Simeonkirchc.    G  7. 
Simeonstr.    F  6. 
Singakademie.    F  4. 
Skalitxer  Str  G.H  17 
Solmsstr.    F  7.  8. 
Sommerstr.    D  b. 
Sophie; 
G  3  4. 


3 

G  6 
11.2 

SUtist.  Amt,  Kaiaerl. 
C  6 

—  Bareau  (Kgl. 
preufs.).    F  8. 

Steglitzer  Str.  CD  6.  7 
Steindepot.    L  8. 
SteinmeUstr.    0  7.  8. 
SteinplaU    A  6 
Stein.tr.    F  G  3 
Stendaler  Str.    B  3 
Stephauplatz    B  3 
Stcphanstr    B  C  2  3 
Stern,  Grofser    B  5. 
— ,  Kleiner.    C  5. 
Sternwarte.    F  6. 
Stettiner  Bahn    F  1. 

—  Bahnhof.    K  3  3 
StrafgufangnisPlötteti- 

see.    A  2. 
Stralau.    L  7. 
Stralauer  Allee  K  L6.7 

—  Plata.    1  5.  8 

—  8tr.    G  ». 

—  — ,  Kleine.    G  5. 
Stralsunder  Str.  BF! 
Strafsburger  Str.   G  3 
 (Neu-Weifsen- 

s«e).   K.  LI. 
Strafsenbabnhöfe.  A  3 
B  6,  C  8,  K  8,  Fl 
F  3,  G  1,  O  fr,  B  I 
H  7,  K  3,  L  8. 
Straufsberger  Str.  I 
Strelitaer  Str.    F  2 
K  1. 
B  3  4 


F.  G  3. 


C  8. 

B  5  6. 
Südring.    L  8. 
Südufer.    A.  B  C  2. 
Swinemünder  Str.  F  1.2. 
Sylter  Str    A.  B  2. 
Synagogen.    B  8,  D  8, 

F  6,  H  4 
— ,  Neue.    F  4. 
Taubenstr.    E.  F  b. 
Taubstummeninstitut 
F  3 

Taubst  ummenschulo 
H  4. 

Tauentzien.tr.   A.  B  6 
Technisch«  Hoch- 
schule. A 
Tegeler  Str.    0  1  2 
Teltower  Str    E  7. 
Tempelherrnstr     F  7. 
Tempelhof,  Nach.  E  8. 
Tempelhofer  Feld. 

E  F  8 
-  Ufer    D.  B  7. 
Templiner  Str.    O  3. 
Teutoburger  Platt.  GS 
Thaerstr    K.  L  3  4  5.  Watt.tr 
OK 


Thiel«nbrflck«    I  8 
Thiergarten,  Der. 

B.  C.  D  5. 
— ,  Kleiner.    B  3  4. 
Tbiergartenstr. 

C.  D  fr,  6. 
Thomasiusstr.    B  4 

j  Thomaskircbe.   H  6. 
I  Tborbecken.    G  7. 
Thorner  Str.    K  3. 
Tieckstr.    E  3. 
Tiel«  Wardenbergstr 
A  4. 

Tierärztliche  Hoch- 
schule.   E  4. 
Tilsiter  Str    K  4.  5. 
TiTolibrauerei.    B  8. 
Togostr.    B  1, 
Torfstr    B.  C  2. 
Torf»traf»enbrücke. 

B  C  2 
Traindepot.    I  6 
Trebbiner  Str.  D.  B  7 
Treptower  Chaussee. 

K  L  7.  8. 
Tresckowstr.  G.  H  9.  3 
Triftstr.    B  C  1  3 
Turiner  Str    C  1. 
Turmstr.    A.  B  C  3. 
Turnhalle,  Stadt  G  6 
I  Turnlehrcrbildungsan- 

stalt    E   F  6. 
jTJhlandstr.    A  6.  7. 
Ulmenstr.    C  8. 
Unionsplatz.    A.  B  3 
Unirersita>t.    F  4. 
Unirersitatsbibliothok 

E.  F  4. 
UniTertiUtsfrauen- 

kUnik.    F  4. 
UniversiUtsstr    F  4. 
Unter  den  Linden. 

E.  F  5 
Unterwaeserstr    F  5 
Urania,  Wissenschaft- 
liches Theater.   C  4. 
Urban.tr    F.  G.H  T.  8. 
U« edom.tr    E   F  2. 
Utrechter  Str.    C  L 
VaudeTillethcater.  G2 
Versöhn 
F  3 

V«t«ranenatr.   F  3. 
Victoriabrauerei  D  6  7. 
Victoria  Luisen- Platt 

B  7 

Victoriapark.    E  8. 
Victoriaschule.    G  £ 
Victoriaspaicher.  H.  1 6. 
Victoriastr.    D  5.  6. 

3,  Vinetaplati    F  9. 
1,  Virchowstr.    I  3.  4. 
S,  Volta.tr.    E.  F  3. 

Von  der  Heydt.tr  C  6 

4.  Vorortbahnhof.   E  3. 
Vofsstr    E  5. 
Wadteckstr     G  H  4. 
Waisenbrücke    G  5 


Weddingplatz    D  1. 
Weddingstr    D  1 
Weidendamm     K  4. 
Weidendammcr 

Brücke-    E  4 
Weidenweg  I.E.Li  b. 
Weidinger  Str.    G  3. 
Weinbergsweg.    F  3. 
Weinmei.ter.tr. 

F  O  3.  4. 
Weinstr.    H  3.  4. 
Weif.bierbrauerei 

0  3. 

WeUsenburgcr  Str 

O.  H  2  3. 
Wendensir.    I  7. 
Werderstr    F  5. 
Werftstr    C  4. 

\Veser«tr  (Kolonie 
Bozhagen).    L  5.  «. 

—  (Rixdorf».    I  8 
Wichmannstr     B  6 
Wickingerstr     A  4 
Wiclefstr.    A  3. 
WienerBrücke.  I  K7.8 

-  Str.    H.  1  7. 
Wic.engraben,  Neuer. 

1  8. 

Wi«*enstr.    D  K  1. 
Wilhelm  I  -DenkmuL 


A  ft. 


E  8 

E  y 


Wilbelm.aue. 
Wilhelu 

B  I, 
Wllhelmshöhe. 
Wilhelmsplatt. 
Wilhelm 

K  4. 

Wilhelmatr.    E  3.  6  7. 

-.  K  I. 

E  4  5. 
D  4. 


F  6. 
Jttd 


A  3 

fr. 

F  6. 


Waisenstr.    G  4 
|  Waldeckd«nkmal. 
|  Waldemarbrücke. 

I    G.  H  6. 

Waldemarstr.    H  6  7 
Waldenserstr.    A.  B  3. 
Waldstr.   A  3. 
Wallner-Theater-Str. 

H  fr, 

Wallstr.    F.  G  b. 
Wann.eebahnhot.  D  6. 
Warschauer  Str.  K  3. 6, 
Wartburgplats.    B  8. 
Wartburgstr.    B.  C  8. 
Wartanburgstr.    E  7. 
Waarerthorbrücke 
G  7. 

Was.erthorstr.  F.  G  7 
Wasserturm.    A  5.  6 
Wa.smann.tr.    H  4. 

F  7 
F  7. 
E.  F  9. 
H  4. 


C  L  9. 
Willibald  Alexis-Str. 
F  8 

Wilmersdorf.    A  8. 

Wllms.tr.    F.  G  7. 

Wilsnacker  Str.  B.  C  3. 
;  Winsstr.    H.  I  3.  3. 
I  Winterfeldtplats    C  7 
I  Wiutcrteldtstr    C  7 

— .  Noue.    B.  C  7. 
i  Wintergarten.    E  4. 

Wittenbergplatz.  B6.  7 
I  Wittstocker  Str.    A  3. 
'  Wöchnerinnenheim. 
G  8. 

!  Wöhlertstr.    D.  E  2. 
Wolgastar  Str.    F  3. 
Wolliner  Str.    F.  G  3. 
Wormser  8tr    B  7. 
Wörther  Platr.  G  H  2. 
—  Str.    G.  H  2. 
Wörthatr.   L  1 
Wrangelstr.  H  I  KR  7. 

A  4. 
A  7 
Str 
H  5. 

Torkstr.    D  E  7.  8. 
ZehdenickerStr.  F.G3 
Kellengefangnis.    D  3. 
ZelU.tr    Li.  V 
Zeltenallee.    C.  D  4  fr. 
Zeughof.tr.    16  7 
Ziegelstr.   E.  F  4. 
Zietenplatt.    E  5. 
Zietenstr.    C  7. 
Zimmerstr.    K   F  6. 
Zluzendorfstr.    A  4. 
Zionskirche.    F.  G  2. 
Zionskirchplatz. 

F.  G  2.  3. 
Zionskirch.tr.  F  G  2.  3 
Zoologischer  Garten. 

A.  B  6. 
Zorndorfer  Str.    K  4 
Zossener  Str.    F  7.  8 
ZwiUlngsbrttcke  H« 
Zwinglistr.    A  3.  4. 
Zwirngraben.    F  4. 
Zwölf  Apostel-Kirche. 

C  7.  • 
 -Kirchhof     C  fr. 


)igitized  by  Google 


93erlin  (Äujjcre  Strttage) 


773 


Ii*  au*  93ranbenburg  unb  ©gurten,  bann  au*  ben 
übrigen  öftl.  ^rovinjen  unb  Sacbfen  finbet  «in  febr 
ftarfer  33evölterung*jujug  nad)  33.  ftatt;  namentlid) 
weiblicbe  ^erfonen,  weldie  in  ben  mannigfaltigen 
©ewerbeberrieben  ber  ©ro&ftabt  fowie  at*  2>ienft= 
boten  leidner  al*  in  ben  ^rovinjen  Grwerb  finben, 
jieben  au*  23ranbenburg,  Bommern,  Sa<bfen,fyofen, 
Dftpreufien  unb  ©eftpreufeen  in  größerer  ÜJtenge  al* 
männlicbe  ju. 

2)iefer  ftarfe  3uluß  a"s  ben  Pteufi.  $rovinjen 
jufammen  mit  ben  Slacbmirrungen  ber  Ginwanbe: 
rung  von  granjofen,  9Iieberlänbern  unb  ^fäljern 
im  17.  unb  18.  $abrb.  verleibt  ber  $ievölterung 
ben  Sbaratter  einer  SRifcbbevölterung,  bie  etwa  ju 
35  $roj.  german.,  ju  363Jroj.  roman.,  ju  24$roj. 
flaro.  unb  ju  5  33roj.  Israel.  Hbfunft  fein  foü. 

3m  %  1895  waren  1650201  (782444  mannt., 
867  757  meibl.)  3teicb*angcbörige  unb  27 103  %eid>& 
auSlanber  (11 764  £)fterreid)er,  1601  Ungarn,  433« 
Stoffen,  1387  Gnalänber,  472  ftranjofen  unb  1720 
sHorbameritaner;  16  ^Jerfonen  ebne  Angabe). 

Bewegung  b er  Bevölterung.  1899  fanben 
50924  ©eburten  (einfdjliefslicb  1767  totgeborenen), 
19917  Qbcjdjliefeungenunb  34011  ©tcrbefälle  ftatt. 

SJertciluna  ber  »evölferung  auf  bie 
Stabtteile.  6*  tarnen  1895  auf:  I.Berlin  20269, 
^(It  flöUn  11035,  griebricb«werber  4632  unb  £oro< 
tbeenftabt  14222;  II.  $riebri(b*ftabt  62  038;  III. 
Untere  5riebrid)*vorftabt  unb  Sdjönebergrr  93or= 
ftabt  99131;  IVa.  Obere  ftriebri<b*vorftabt  unb 
lempelbofer  Borftabt  (nörblicb)  69777;  IV  b. 
lempelbofer  Borftabt  (fübltd?)  110169;  V».  ©eft= 
lid?e  Suiienftabt  jenfeit  be*  Kanal*  99948 ;  Vb.Cft= 
liebe  fiuifenftabt  bic*feit  bc*  Kanal*  81511;  VI. 
Öuifenftabt  bic*ieit  bc*  Kanal*  114  933  unb  Heu* 
Kölln  5469;  Vlla.  2Ueftlid;c*  6tralauet  »iertcl 
107  463;  Vllb.  CftlidK*  etralauet  Biettel 95360; 
VIII.König*viertel  95841;  IX.  Spanbauer  Biertel 
74181;  Xa.  6übli(be  9tofentbaler  Borftabt  86  756; 
Xb.  Siörblidje  Mofentbaler  Borftabt  126628;  XI. 
Oranienburger  Borftabt  127958;  Xlla.  griebrid?* 
2BUbelm*ftabt  18991,  ibjergarten=Borftabt  18192 
unb  ÜJloabit  (öftlid))  41776;  XII  b.  SKoabit  (weft= 
lieb)  86512;  XIII.  SBebbing  114512. 

Gprenbüreicr  ftnb  bie  ^rofefforen  ^irefcotr, 
Wob.  Kodj,  2lb.  von  SJlenjel  unb  Bertram,  fowie 
Dr.  fiangerban*. 

2Bobnungen.  j3au*baltungen.  1895 
würben  gejdblt  29172  bewobnte,  51  unbewohnte 
siBobnbdufcr,  478  bauptfddjlicb  ober  gewöbnlid) 
nidjt  ju  Bobnjtoeden  bienenbe  unb  418  nid)t  (er- 
tiae  ©ebfiube,  1057  6*iffc.  }ufammen  31176  jur 
4i)obming  bienenbe  ober  beftimmte  ©ebflube,409  709 
£>au*baltungen  von  2  unb  mehr  $erfonen,  1076 
änftatten  für  gemeinfamen  Mufentbalt,  mit  31915 
mannt,  unb  9347  weibl.  3nf  äffen,  im  ganjen  410726 
öauöbaltungen  unb  Hnftalten.  $ie  3abl  ber  leer 
t'tebenben  ffiobnungen  betrug  2.£ej.  1895  :  24236. 

8lrbeit*lo*  waren  2.  5)ej.  1895:  41451  ÜJianner 
unb  16622  Raiten,  jufammen  58073  Berfonen, 
Darunter  13444  männlicbe  unb  7355  weiblicbe,  burd) 
Krantbeit  bebinbert,  vorfibergebenb  arbcit*unfabig. 

Konfum.  Tie  Bcvölferung  verjebrt  jdbrlicv 
etwa  111  SDliU.  kg  gleifd),  barunter  171100  kg 
Werbcflcifd),  auf  ben  Kopf  76,o  kg;  ferner  auf  ben 
Kopf  14,42  kg  ftifefee,  14,87  Steilen,  118,91  JRoggen, 
16,10  9Nebl  unb  5Ut Qblenfabritate,  73,84  Kartoffeln, 
2,i7  9lei$,  34,63  ©emüfe,  7,si  äBein,  23,76  6piritu*, 
Branntwein  unb  ©ffig,  194,?4 1  5)ier. 


$n  ©arnif  on  liegen  ba*  2.,  3.  unb  4.  ©arbe* 
regiment  ju  Sufe»  Kaifer=2lleranber-,  Kaifer=3ranj' 
unb  Königin  -3lugufta=©arbegrenabierregimenter 
9lr.  1 ,  2  unb  4,  ©arbefüfilier*,  ©arbetüraffierregi» 
ment,  1.  ©arbebragonerregiment  Königin  93ittoria 
von  ©ro^britannien  unb  Urlaub,  2. ©arbebragoner: 
regiment  Kaiferin  2lleranbra  oon  ';H  u  tu  a  nb ,  2. 0)  a  r  be 
ulanenregiment,  1.  fomie  6tab  unb  1.  Abteilung 
be*  3.  ©arbefelbartitlerieregiment*,  ©arbepionier, 
©arbetrainbataillon  nebft  53efpannung*abteilung 
für  ba*  2elegrapbenbataiUon  ülr.  1,  1.,  2.  unb 
3.  Gifenbabnregiment,  Jelegrapbenbataillon  9lr.  1 
mit  Kaoallerieaelegrapbenfdjule,  Cuftfdjifferbatail« 
Ion  nebft  93efpannung*abteilung,$erfud)*abteilung 
ber  33ertebr*truppen,  JReitenbe*  ijelbiägerforpS. 

3)er  1822  eingeridjtete  weitere  ^olijetbejirt,  toeh 
d>er  ungeffibr  ben  einmeiligcn  Umtrei*  um  bie  alte 
Ringmauer  umfaßte,  entpdtt  fdjon  eine  Stnjabl 
!  9>ororte.  3n  neuerer  3<it  ift  ber  Ginflufe  ber 
i  Buna^me  t>on  93.  nod)  erbeblidj  übet  biefen  93ejirl 
j  binauägegangen  unb  ).  93.  vom  füblidrften  Torfe 
be*jelben,  von  93ri^  au«,  ift  bie  ganje  JHeifoe  ber 
nad?  2ß.  tiegenben  Drtfdjaften  SRarienborf ,  fiant^ 
wih,  ©rofe=Öid)tcrfelbe,  3eblenborf,  9Bannfee,  alfo 
bi*  gegen  3iot*bam  bin  unb  ebenfo  nacb  D.  3foban* 
niötpal,  3lblcr*bof ,  ©öpenid  unb  ftriebriebepaaen, 
nad?  %  SfJlalcbow  gewiffermajien  ju  93erliner  9ior= 
orten  geworben,  woju  tm  9B.  noeb  Sbartottcnburg 
tommt.  Tie  Tabelle  auf  6.  774  giebt  bie  @inwob: 
nerjablert  be*  wirtf  djaf  tilgen  ^Beidpbitbe*  bon  ©ro|< 
93erlin  unb  fetner  einzelnen  93eftanbteite  in  bem 
angebeuteten  erweiterten  Sinne.  (Sine  wefentlidje 
Unterftühuna  finbet  bie  entwidtung  in  bem  93orort* 
vertebr  ber  ^Berliner  6tabt<  unb  SHingbabn  (f.b.)  mit 
ibren  geringen  Sabrpreifen.  31u*  ber  Tabelle  gept 
h error,  ba^  bie  93eoölterung*)unabme  93.*  in  bem 
legten  ^abrfünft  faft  boppelt  fo  ftart  gewefen  ift  al* 
in  bem  vorteilten  (12,33  gegen  6^4  i^rcj.i,  ba|  ba> 
gegen  bie  3unabme  ber  Vororte  erbebhd)  geringer 
geworben  ift  (46,89  gegen  61,97  $roj.).  ^mmerpin 
bleibt  bie  2batjacbe  befteben,  ba|  bie  ßinmobner* 
jiabt  im  Innern  ber  6tabt  niebt  entfernt  in  benu 
fclben  Dla|ic  wädjft  wie  an  ibrem  Slugenringe.  Sa* 
siBeicbbilb  ber  6tabt  93.  ift  eben  oorwiegenb  6e-- 
fcbäftd-  unb  2lvbeit*gegenb, feine  Umgebung  in  erfter 
fiinie  SBobngegenb.  95on  1871  bi*  1900  bat  93.  um 
128,  feine  Sororte  um  1007,st  ^roj.  jugeiwmmen. 
93.  jerfdllt  (1900)  in  6  9teicb*tag*wablf reife: 


txtl* 

IBal)Ibtrfd)tiate 
1893     |  1898 

I 

SO  16'J 

18  837 

n 

75  347 

76  737 

m 

39  370 

SO  851 

IV 

93  036 

96  934 

V 

31344 

31  435 

VI 

131  564 

143  226 

Vbgtorbnrtt 

Dr.  fiangr  r&on« 
fftfetjer 
mine 
Stnorr 


fortfi 


SocialDfm. 


93on  ben  4  Sanbtag*wabltreifen  wdbtt  ber  erfte 
Krei*  (innere  Stabt)  3,  bie  übrigen  je  2  Stbgeorbnete 
(1898  fdmtlia?  ioldje  ber  freifinnigen  aiolt*partei). 

«n^ere  llntage.  93.  maebt  im  ganjen  einen 
iugenblidjcn  ßinbrud;  Strafeenburcbbrüdje  baben 
im  3«nern  immer  mebr  bie  baulidjen  iHeftc  früberer 
Reiten  verfdjwinben  taffen;  befonber*  baben  manebe 
Stabtteile  burd)  eine  Oberau*  rege  private  9Jau« 
tbdtigteit  feit  1870  ein  völlig  verdnberte*  prdd)< 
tigere*  Stu*ieben  erbalten  unb  jugleidj ,  jumal  in 
ber  griebrid)*ftabt,  ben  übaralter  einer  ©efdjäft*« 
ftabt  angenommen,  wabrenb  bie  ftetig  wad?fenben 


Digitized  by  Google 


774 


©erlin  (©tabtttüc) 


Vororte 


liitfjii-nbftfl,  Canbflnnflnbf  .  .  . 

Stralau  

i<anrom  

fBti&rnfrc  

■Jirunjrifjfnfrc   

$finrrtborf   .  . 

iöorI)agrn'9iuinmr(ebur|)  .  .  . 
3unflfrrnbdbf,  tMßfcfnfft,  gorft- 

8ut*bfAttf  Xrflfl  

9<tftfrfALvntiau|fn  m.  0»ut*brjirf 

ÄrtnitfrriSorf  

£obf  nfdjftnfcauffn  mit  (SuHbrjtrf 

ilru'bri(t)4f<-tbr  

Dbfridjflnrofibf  

«utiüjribe  u.  Cbftldrft.döpfnitf 
»if*borf  mit  «u>«britirr  .... 
Ifflfl  mit  «uttbtjirt  

Sfd)tf*  Sprfftiffr  jujommnt 

SdiSntbeTQ,  Statt  

Ktjbcrf,  6tabt  

Xrrptcro  

Zrntprltjpf  mit  4}ii|riitjfibr  .  .  . 

Drutid)  WiImfr«borf  

dtjarlottniburg,  Stobt    .  .  .  . 

jtrirbrnou  

Bri|  

Sctjmargf  tiiorf  

Stfglih  

WirbrridjUmcfibt  m^crftb  .ftanur 

toblrm,  (8ut«bf)irr  

•runftoalb  mit  Spanbaiifr_5orit_ 
üintfl  Sprtfufcr  julammru 

Obfttjoupt  bormaliBfr  «oritrirr 
i'olijnbfjtrt  Bon  »rrlin   .  . 

Stabt  »crtin  

6rrltn  mit  rofitfrn  folüobrjitf 


.Hunatjme  in  Sroj. 

1871 

1885 

1590 

1895 

1900 

1871— 

'  1885- 

1890— 

1895— 

1  1871  — 

1885 

UM 

1895 

1900 

|  1900 

3  244 

15 

22  905 

30  3 14 

42  76«> 

3*"*, 72 

H— 

*4,57 

32.36 

41,07 

1  91S.31 

474 

737 

1  262 

1  750 

1  6*4 

55,49 

71,33 

38,67 

—  3,70 

255  ,27 

3  019 

5  061 

6  998 

1 1  93J 

91  534 

67,64 

38,27 

70,51 

80,47 

606.65 

29H 

1  303 

1  779 

1  858 

2  507 

1  303,35 

47,49 

4,85 

■  34,34 

737,92 

169 

7  308 

18  "32 

25  143 

31  949 

3561,13 

146.74 

39,43 

27,06 

18  804,7* 

361 

512 

502 

626 

760 

1  41,83 

—  1,95 

94,70 

21,40 

110,52 

1  S"o 

C  122 

1 1  03> 

IG  427 

IC  S6Ö 

289,94 

80,30 

48,82 

3,66 

974,2'J 

1  268 

3  108 

3  094 

4110 

1  757 

145,12 

—  0,45 

33,48 

—  8,5» 

196,21 

1  488 

2  457 

3  917 

3  385 

4  281 

65,11 

18,79 

16,04 

96,47 

187,7o 

1  245 

7  219 

10  064 

10  677 

14  728 

4  7  9, $4 

39,41 

6.09 

37,85 

1  082,97 

1  180 

1  454 

1  861 

3  442 

71,51 

93,14 

27,99 

31,22 

254,94 

9  170 

3  "•'■■:> 

5  563 

6  829 

9  639 

73,18 

48,15 

22,76 

41,00 

343,7:: 

153 

178 

159 

626 

5  85  » 

16,35 

-10,67 

293,80 

834,50 

3  723,5  1 

21 

61 

53 

63 

IIS 

190,48 

— 14,76 

21.15 

87,30 

461,9" 

717 

7iy 

914 

1  017 

0,J8 

6,83 

19,01 

11^7 

41,84 

591 

1  .31 

2  74i) 

7  141 

192,89 

2  4 .  •  >  '.l 

27.56 

160,62 

1  230.12 

17  470 

57  20« 

88  72h 

UIW 

mm 

227,33 

iS,l  J 

31,40 

40,06 

855,70 

4  555 

15  872 

38  721 

62  695 

96  059 

248,45 

80,95 

118,29 

52  56 

3  009,87 

8  125 

29  775 

35  702 

59  945 

90  360 

180.30 

56,76 

67,90 

50,07 

1  012.1J 

364 

1  178 

1  780 

3  835 

5  346 

L'23.62 

51,10 

59,27 

88,57 

1  368,6* 

1  1 !  7 

3  52*' 

5  **48 

6  590 

9  991 

49,01 

94,24 

53,23 

6O5,0^ 

1662 

3  616 

5  164 

14  351 

30  672 

117,57 

49,81 

177.90 

113,72 

1  745.4* 

19  518 

42  371 

76  859 

133  377 

1  H9  29o 

117,09 

81,43 

72,23 

42,99 

869,»J 

9  137 

4  211 

!Ä 

11  058 

97^05 

86,46 

40^3 

1  888 

4  146 

5  494 

6844 

8  53* 

119,60 

39.51 

24.57 

24,75 

352,23 

03  i 

DO ' 

1  *kQt 

1  3?) 

m  im  J 

All*) 

142,16 

39.72 

42^2 

730,41 

1  899 

8  501 

12  530 

16  52S 

31  423 

347,65 

47,39 

31.91 

29,61 

1  028,12 

179 

974 

1  769 

1978 

2  434 

443,57 

81,63 

11,79 

22.54 

1  254.19 

105 

149 

174 

153 

934 

41,90 

16,78 

— 12,07 

52.94 

45.71 

IM 

638 

74  4 

1  !>•. 

3  m 

•.  -  ;■■ 

16,61 

i  r,  so 

1 20,95 

2  220,00 

M  199 

1UC  536 

179  9*7 

315  981 

472  282 

i.  t 

05,94- 

75,56 

49,47 

1  vHM 

57  735 

163  740 

268  715 

435  236 

639  310 

183,60 

64,11 

61,97 

1  007,39 

826  34 1 

1  315  287 

1  578  794 

1  677  304 

1  884  151 

59,17 

20,03 

«.24 

12,33 

128,01 

884  076 

1  479  027 

1  817  509 

|  112  540 

2  523  461 

67,30 

24,91 

1435 

19,45  1 

188,54 

äufierit  Viertel  in  ihren  aJHetSlafernen  Die  SDtafie 
Der  (Sinwobner  beherbergen. 

ftür  bie  Stabtbefcbreibung  fmb  bic  2öaf f er- 
läufe  ber  Spree  mafcgebenb.  Sßon  SO.  (Stralau« 
Gummelsburg)  fommenb,  tritt  ber  glufj  in  ba« 
ctabtaebiet  ein  (ftullpunft  be«  $egel«  30,87  m  Ober 
ber  Oftfee),  behält  feine  norbmeftl.  iHicbtung  bi i  jur 
^anuowitjbrüde  bei,  bi«  webm  er  mit  2)ampff  ebiffen 
befabren  wirb,  bilbet  unterbalb  ber  Söaijcnbrüde 
ein  Sieden  unb  teilt  ftcb  in  jmei  parallele  Slrme.  3>er 
itörblicbe  flicht  am  3Jtüblenbamm  vorbei,  unter  ber 
Sangen,  Jtotfer«3Bilbelm«*  unb  5ricbricb«=5Jrüde 
binbureb  unb  vereinigt  fid)  lurj  vor  ber  Gbert«« 
brflde  mit  bem  fübl.  »rm,  ber  unter  anberm  unter 
ber  ©ertraubteubrüde  unb,  naebbem  er  bei  b<r  }.-;\ 
berbrflde  bie  €d)leufe  paffiert,  unter  ber  Scblofc 
brflde  binburcbflie^t.  So  mirb  bur<b  biefe  beiben 
^lurjarme  eine  Stabtinfel  abgeteilt,  auf  ber  ftcb  ba£ 
tönigl.Scblofi,  ber  1)om  unb  auf  ber  1  cti.  "JA'uicumv  - 
infel  ba*  ?lltc  unb  9ieue  Ütuf eum  f omie  bie  National* 
flaleric  unb  ba$  Haifer=griebricb'aWufeum  (f.  unten) 
erbeben.  S&ei  ber  SBeibenbammer  ^9rüde  beginnt 
bann  roieber  (in  ber  9iicbtung  nacb  Spanbau  unb 
^Jot jbam)  bie  3)ampff<biffabrt  auf  ber  Spree,  bie 
von  b«cr  an,  in  Sinbungen,  unb  von  iBrflden  unb 
ben  Stabtbabnbögen  (noeb  jmeimal)  flberfpannt, 
nacb  ÜB.  am  Ih\ erwarten,  an  IDIoabit  unb  t5Kav- 
lottenburg  vorbeifliegt  unb  nacb  einer  ©efamtldnge 
von  365  km  bei  Spanbau  in  bie  öavcl  munbet. 
3bre  Sänge  innerhalb  beS  Söcidjbilbed  ber  Stabt 
betragt  IM  km,  bie  burdjfdjnittlidje  breite  100 
—150  m.  Söäbrenb  bie  Ufer  bi«  jur  2öaifenbrüde 
meift  nur  £>tnterbdufer,  Speicher,  Sdjuppen  unb 
.öoljpläfee  baben  unb  ber  Uferftrafeen  ermangeln, 
fmb  bie  Ufer  unterwärts  mit  neuen  ftattltdjcn 


Ouai«,  wie  am  Sdnffbaucrbamm  unb  ÄTonprinjen» 
ufer,  einaefafet  unb  mit  anfcbnlicben  ©ebäuben 
beuiu.  $}on  ben  S(b}tDeigungen  fmb  ju  nennen: 
jundtjbft  ber  fianbtoebr:  ober  Scbiffabrtft* 
lanal  (10,3km).  2)iefer  gebt  etwa  1  km  unterhalb 
be£  Sabnflbergangö  (Station  Xreptoro)  linf«  au« 
bem  Strom  ab,  vereinigt  fieb  nacb  etwa  Vt  km  fflb* 
roeftl.  fiauf  mit  ber  etwa«  oberbalb,  ebenfall«  linf« 
bie  Spree  verlaffcnben  abjroeigung,  »enbet  ftcb 
bann  nacb  20^30.  bi«  jur  Gottbufer  brflde  unb 
gebt  barauf  im  Sogen  toeftlicb  weiter,  nimmt  ben 
Suifenlanal  auf,  fliefet  unter  ber  1874—77  umge= 
bauten  SBelle^Uiance^rude  unb  norbweftlicb  unter 
ber  Scböncbcr p  1  r  ÜBrüde  binbureb ,  wo  er  ju  einem 
*5afen ausgeweitet  ift,  unb  wenbet  ficb  in  mehr  roeftl. 
Saufe  ber  @b<rr(ottenburger  ©emarhmg  ju,  wo  er 
ficb  jenfeit  ber  Unterfcbleufe  wieber  in  bie  Spree 
ergiefU.  Ter  Suifenlanal  (etwa  2km  lang)  ver> 
länt  ben  iaauptfirom  bei  ber  Scbillingbrüde,  wenbet 
ficb  im  Sogen  weftlicb  bi«  »um  ßngelbeden  unb 
gebt  bann,  fübfübroeftlicb  fliefeenb,  beim  neuen 
.("»afen  in  ben  Sd)iffabrt«fanal.  35on  grofeer  2öicb= 
tißteit  ift  ferner  ber  1. 9Jlai  1859  eröffnete  SBerlin-- 
Spanbauer  Sd)iffabrt«tanal  (f.b.),  ber  bei 
ber  Älfenbröde  bieSpree  verläfet,  erft  ben£->umbolbt= 
bafen  (2  ha)  bilbet,  ficb  norbweftlicb  }um  ^orbbafen 
(3  ha)  jiebt  unb  fid;  weftwärt«  Aber  bie  ©renje  be« 
|  fficidjbilbe«  wenbet.  3)ie  ebemal«  wegen  ihrer  3lu#= 
btluftungen  berflebtigte  $ante,  ein  jjlfl^cben,  ba« 
bureb  ben  ©efunbbrunnen  unb  äDebbing  nacb  S.  ju 
unterbalb  ber  Seibenbammer  Sräde  red>t«  in  bie 
Spree  fliefet,  ift  faft  burebweg  überwölbt. 

Stabtteilc.  $ai  vorjugdweife  bem  fianbel  00 
wibmete  Gentruin  ber  Stabt  wirb  von  ben  Stabt» 
teilen  »It  *  »erlin,  m<  unb  9tcu  =  flölln  unb  Jrieb: 


Digitized  by  Google 


«erlitt  (©tobtteile) 


775 


ri<p*roerber  gebilbet.  Süt =58 erlin  ließt  jroifdjen 
bem  jugefcbüttetcn  tfdnig*graben  unb  ber  Spree, 
ju  beiben  Seiten  bet  oon  bet  fangen  Srüde  jum 
«leranberplafc  fübrenben,  735  m  langen  Äönia- 
ftrafee,  bie  ju  bcn  belebteren  ber  Stabt  jdblt.  Xurd) 
Slbbrud)  bet  ©ebdube  auf  bcm  9Jtüblenbamm  unb 
be*  alten  $olijeipräfibium*  ift  ber  9Jtoltenmarlt  be* 
beutenb  erweitert.  Xurd)  SBegräumung  be*  alten 
9Jtüblenroebr* ,  Sdjiffbarmadwng  be*  J&auptarm* 
ber  Spree  fär  groftc  Glbfdbne  unb  feine  Serbin* 
bung  mit  bcm  Ober»  Spree  -fitanal  bat  bei  Sinnen* 
fd>iftaprt*oerfebr  r>on  SaMefien  nad)  Hamburg  burd) 
S.  eine  aufterorbentlicbe  ftörberung  unb  jugleid) 
ba*  Stabtbilb  vom  9)tüblcnbamm  big  jur  Surg* 
ftrafte  eine  roefentlidje  Serfdjftnerung  erfabren.  Son 
ben  Äoften  (11  SRÜL  9Jt.)  bat  ber  Staat  3,s  unb 
bie  Stabt  7,8  9Jtill.  9Jt.  getragen.  Xen  ©lanjpuntt 
be*  Stabtoiertel*  bilbet  ba*  SRatbau*.  Xa*  lang« 
geftredte  Sil  t*Ä  öl  In  3  tu  inten  beiben  Spreearmen 
tft  in  feinem  fübl.  Xeil  eng  unb  rointlig,  babei  aueb 
fcaupteentrum  be*  ©cfcbdft*ocTlebr*.  £ier  liegen 
bie  s$ctrilird)e,  ber  tönigl.  iUant a il ,  an  ber  Scblcufe 
ba*  Söcrberpau*  unb  ba*  unter  bem  tarnen  ÜRote* 
Scblofe  betannte  <ßrioatbau*,  enblicb  im  nßrbl.  Xeil 
ba*  lönigl.  Sdjleft,  ba*  SDtufeum  unb  bie  9tational- 
galerie  (f.  unten :  Seitliche  Sauten).  —  9t  e  u  *  ff  ö  1 1  n 
am  SBaficr,  ber  Heinfte  Stabtteil,  nimmt  ben  9iaum 
iroifeben  bem  fübl.  Spreearm  unb  ber  Söallftraftc 
einfdblieftlid)  be*  Spittelmartt*  ein;  bier  liegen  ba* 
ßöllnifcbe  ©pmnafium  unb  bie  Freimaurerloge  2U 
ben  brei  Beltfugeln.  Slörblid)  erftredt  fid)  ber 
3riebrid?*rocrber  al*  ard)iteftonifd?e*  *Dlittel= 
glieb  jtüiicben  2Ht=RolIn  unb  ber  Xorotbeen*  unb 
rtriebricbäftabt,  mit  SRubme*ba Ue .  ^alai*  ber  Rai* 
ferin  Sriebricb,  SRetd)*bant  unb  ÜBcrbericber  Kird?e. 

Um  biefen  Äern  gruppiert  fid)  ber  innere  ©ürtel 
oon  7  Stabtoierteln  roie  folgt:  Xie  Xorotbeen ■■ 
ftabt  unb  griebridjSftabt,  taut  bie  Sebren* 
ftrafte  getrennt,  aber  gemeinfam  oon  ber  griebrieb- 
ftrafte  burdbjogen.  9ied>t*  oon  ber  Spree  ftbft  t  nörblicb 
an  bieXorotbeenftabt  bieftrtebrid)*  ©übe  Im** 
ftabt,  bie  burd)  bie  Verlängerung  ber  ftriebricbftrafte 
oon  bem  Spanbauer  Sterte  1,  bem  beoöltertften 
Stabtteil,  getrennt  roirb.  Xie  ^ortfetuing  nacb  0. 
bitten  bie  ftönig* ftabt,  bie  ficfo  ftrabienförmig 
t>om  Älcranberplatj  nacb  bem  2anb*berger  unb  bem 
$renjlauer  Ibor  erftredt,  unb  ba*  Stralauer 
Sterte  l,  ba*  oon  oberhalb  berSd)illingbrüde  bis 
jum  2anb*berger  Z\)ox  reiebt  unb  mit  ber  §rieb* 
ridj*jtabt  burcp  bie  an  groften  ©ebäuben  arme 
2  u  i  j  e  n  ft  a  b  t  am  linlen  Spreeufer  jufammenbdngt. 

Xiefen  fieben  Stabtteilen  lagern  ftd)  roeitere  oor: 
im  91.  ©ebbing,  bie  Oranienburger  Sor* 
ftabt,  bie  burd;  9teubauten  unb  Anlage  neuer 
Strafjen  (1888)  auf  bem  ehemaligen  Sorfigfcben 
ftabritgrunbftüd  ein  oerdnberte*  2lu*feben  er  halten 
bat,  unb  bie  9iofentbaler  SorftaM;  im  9t©. 
Moabit;  im  Sil  ber  Xbiergarten,  im  S.  bie 
j£riebrid)*oorftabt,  ba*  Sdjöneberger  unb 
Jempelbofer  Siertel. 

Son  ben  über  700  Straften,  bie  eine  ©efamt* 
länge  oon  500  km  baben,  ift  bie  längfte  bie  oer* 
tebre<reid)e  ^riebridjftrafee  (3  km),  bie  bie  Stabt  00m 
Oranienburger  Z bor  im  91.  bi«  jum  SeHe^Uiancej 
^laft  im  S.  burcbjiebt ;  unter  ibren  Ouerftrafeen  finb 
beroorjubeben  %\t  feit  1888  eleftrijd?  bclcudjtete 
Strafe  Unter  ben  fiinben  (1  km  lang,  45  m  breit), 
in  ber  ÜJlittc  ein  mit  einer  oierfad?en  Saumreibe 
bepflanjter  ^romenabenroeg,  )u  beiben  Seiten  9leit« 


]  roege,  Sabrroeae,  Xrottoir^,  mit  bem  ebemaligcn 
|  laiö  Kaifer  wilbelmd  I.,  bem  ßultuäminiiterium, 
ber  ruff.  Sotfdjaft,  bem  eafe*  Sauer,  6afi  Sictoria 
unb  ben  erften  Jöotclö;  ferner  bie  Sebrenftrajie,  ein* 
ber  Jöauptquartierc  ber  boben  jjinanj  mit  ber  XreS= 
bencr  San!,  Xi^conto^Wefelltcbaft,  9lorbbeutfdben 
©runbfrebitbanf,  ÜRittelbeutfdjen  jerebitbanf,  meift 
int  :Hv  rmijfanceftil;  fobann  bie  mit  gtdnjenben Äauf : 
Idben  au^geftattete  fieipjigcr  Strafte  (1,4  km),  eben= 
fall*  mit  eieltrifdjen  Sogcnlampen,  bie  ben  Spittel- 
marlt  (öftlicb)  mit  bem  ^eipuger  ^latj  (loeftlid?)  oer= 
binbet;  an  ibr  liegt  ber  9(eubau  für  ba«  öcrren= 
bau*,  ba*  Jfricg*minifterium,  9ieicb*poftamt  unb 
.tablreicbe  ©cfd?äft*bdufer.  9tabeju  parallel  mit  ber 
ftriebridjftrafjc  oerlduft  bie  ©ilbelmftrafte  (1,6  km), 
bie  mit  jener  am  Seile  :SUliance:s}Ma&  jufammen' 
trifft;  mit  ibrer  Serldngerung  nad)  9t.,  ber  Suifcn= 
ftra&e,  mürbe  fie  bie  ^nebriebftrafte  an  2änge  no<b 
übertreffen;  in  ibrer  nörblidjcrn  ödlfte  befinbenfieb 
ba*  9teicb*tanjlerpalai*,  in  bem  1878  ber  europ. 
Äongreft  für  Regelung  ber  Orientaliftben  ^age 
tagte,  mebrcre9Jtinifterien  unb  ©efanbtfcbaft*botel*. 
ferner  finb  nennen*mert  bie  (£6penider  Strafte  im 
SO.,  bie  Oranienburger  Strafe  mit  ber  Spnagoge, 
bie  breite  ^ägerftrafte  mit  febönen  Haufläben  unb 
bie  oerfebr*rcid)e  Slofentbaler  Strafte,  beren  Scr= 
Idngerung  nad)  9torben,  bie  Srunnenftrafte,  u«m 
©efunbbrunnen  fübrt.  Xie  oorncbmften,  jum  Xeil 
mit  prdebtigen  Sillen  befehten  Straften  Itcgen  im 
2B.,  roie  bie  ^Jotebamer,  i'ü^oro=,  Selleouc,  Z^xex-- 
garten^,  Kurfürftenftrafte,  fturfürftenbamm  u.  a. 

Unter  ben  Srüden  (über  50)  ift  bie  jd)önfte  bie 
Sd?loftbrüde  (48  m  lana,  32  m  breit),  jroifcben  Unter 
ben  öinben  unb  bem  fiuftgarten ,  1822  —  24  nacb 
Sd)inlcl*(£ntroürfcn  gebaut,  mit  8  oon  oerfdjiebenen 
Silbbauern  (Sldjer,  Xrate)  gefertigten  9Jtarmor* 
gruppen,  ba*  i?eben  be*  Ärieger*  unter  fieitung  oon 
ntbene  unb  9tife  barftellenb.  Som  Scbloftpla^  ;ur 
Äönigftrafje  fübrt  bie  1692—96  erbaute,  neuerbing* 
erroeiterte  fiange  ober  fturfürftenbrüdc  mit  bem 
ebernen  9teiterftanbbilb  be*  ©roften  üurfürften  (f. 
|  unten).  Xie  dltcm,  meift  einfachen  Srüden  finb 
j  in  leftter  3eit  teilroeife  umgebaut  unb  äeidjnen  ftdj 
|  gleid)  bcn  neuem  burd)  fflnftlerijcbe  Slueftattung 
au* ;  unter  ben  letztem  ftnb  fprccabrodrt*  gu  nennen : 
bie  1889  oollcnbete  Äaifer  =  9JBilbelm*Srüde  (mit 
Lüftungen  unb  Xropbden  gejierte  Sdulenfanbe: 
laber)  00m  fiuftgartcn  nacb  ber  1885  —  87  ange 
legten  ÄaifeT*3Bilbelm* Strafte;  bie  in  Sanbfteiu 
1893  umgebaute  5ricbrid)*brüde  mit  4  in  ffupfer 
getriebenen  ^adeltrdgern  oon  Ä.  Sega*  unb  Ä. 
iUper;  bie  1882  in  Sanbftein  unb  ©ifen  umgebaute 
ÜJtarfdjallbrüde  am  (Snbpunlt  ber  2uif enftrafte ; 
bie  an  Stelle  ber  Untcrbaumbrüde  erbaute  Äron= 
prinjenbrüde  am  Gnbpuntt  ber  Aarlftrafte;  bie 
1865  erbaute  Sllfenbrüde;  bie  bie  Serbtnbuna  mit 
9)toabit  berftellenbe  2Jtolttcbrfldc.  Über  ben  Öanb= 
rocbrfanal  fübrt  00m  Sclle=9llliance^Ma&  bie  1874 
—77  umgebaute,  mit  4  üJtarmorgruppen  (Sd)iffabrt, 
^ifeberet,  ©eroerbe,  feortbel)  gefcbmfldte  Selle= 
»Uiance=Srüde,  unb  00m  2ü&oropla&  bie  öerhtleö 
brüde  mit  Sanbfteingruppen  oon  Scbaboro.  Um 
gebaut  ftnb  bie  Senblerbrüde,  mit  Figuren  oon 
ßrnft  Werter,  bie  monumentale  Oberbaumbrüde, 
mit  ber  überfübrung  für  bie  eleltrifd)e  öod?babn, 
unb  bie  Söeibcnbammer  Srüde.  Xie  Jtl'djerbrüdc 
trdgt  feit  1895  bie  Sronjeftanbbilber  ber  9Jtarl= 
arafen  aibredjt*  be*  Sdren  unb  Söalbemar*,  bie 
©ertraubtenbrüde  feit  1896  eine  Sronjegruppe  (St. 


Digitized  by  Google 


I 


776 


Scrltn  (Öffentliche  Anlagen,  fcenfmäler,  Brunnen) 


©ertrub)  Don  SRub.  Siemering,  bie  2Jon=ber-ö«pbt= 
*rüde  ftiguren  (ititon  unb  5JlereTbe)  Don  Werter, 
bie  ^otöPamer  SBrüde  feit  1898  bie  Stanbbilber  ber 
$bputer  Siemens,  fcelmboltj,  «Röntgen  unb  ©aufe. 

Unter  ben  72  öffentlichen $ld|en  ftnb  bie  be- 
beutenbften:  ber  Dpernplafc  mit  ber  UniDerfität, 
fönigl.  iSibliotbel,  SreSbener  öanf,  öcb»iflöfir*e 
unb  bem  Opernhaus ;  ber  ^Jarifer  $lafc  am  weftl. 
6nbe  ber  Sinben  mit  bem  ^alaiö  Sölüc^er,  Dfnjier- 
tafino,  ^alaid  ber  franj.  SBotfcbaft;  norbweftlid) 
baDon  ber  Röni  ^optan  mit  bem  SiegeSbenlmal,  bem 
neuen  SReicbStagSgebäube  unb  bem  lönigl.  Opern: 
(Kroll$)2beater;  ber  SBilbelmSplatj  mit  bem  $a- 
laiS  be«  ^Jrinjen  ftriebrid)  fieopolb;  ber  überaus 
Dertebrereidje  ^otebamer  mit  bem  ^ota« 
bamer  SBabnbof  unb  mebrern  $otel*;  ber  tteip= 
liger  $pia|j  mit  mebrern  Staategebduben  (^räfi: 
bium  be$  Staat§minijterium» ,  2>ireftorium  ber 
StaatäarcbiDe,  JReicbsraarineamt)  unb  bem  $alaft- 
J5otet ;  ber  3)önboffpla|j  am  öftl.  Seile  ber  Seipjiger 
Strafe;  ber  Aelanifdbe  ^lafc  mit  bem  Anhalter 
58abnbof;  ber  58clIe=Alliancc^la&  mitbergrtebene= 
fdule;  femer  ber  Cuftpartcn,  umfd?loffen  Dom  Alten 
IKujeitm ,  bem  neuen  2)om  unb  ber  nörbl.  2angfeite 
be«  fönigl.  Schlöffe«,  mdprenb  Dor  ber  f  üblichen 
ber  Scplo&plafc  ließt  (f.  auch  unten).  3m  60.  ber 
üftariannenplafc  mtt  bem  (£entral:$ialomjfenpauä 
Albanien,  ber  Sbomaslircb«  unb  bem  fieibnij: 
©pmnafium;  im  6.  ber  Derteprereicbe  ÜJlori&plafe. 
5)urcp  bie  Auebebnung  ber  Stabt  nacb  9t.  bin  n?ur= 
ben  auet  bortWäfee  acj'cbaffcn;  fo  berSBebbingplafc, 
Teutoburger  ^lafc,  3ion6lird?pla&  unb  Arconaplafc. 
Sie  SBejeidmung  iDcarlt  fäbren  7  ^läfce,  barunter 
ber  ©en&barmenmartt  mtt  bem  fönigl.  Scbaufpicl= 
bau«,  ber  9leuen  unb  tjranjöfifcben  Kirche. 

Öffentliche  Anlaaen,  Tenfraaler,  Srnnnen.  3)er 
gröfete  unb  f  cbönfte  $arf  ift  ber  im  SU.  gelegene  255  ha 
gro§c  Thiergarten  (fo  bie  amtlidje  Schreibung),  ber 
tut  com  SBranbenburger  Sbor  bxi  biebt  Dor  d\)ar- 
lottenburg  erftreeft  unb  Don  ber  Charlottenburger 
Gbauffee  in  oftmeftl.  SHidrtung  geteilt  wirb,  Ur* 
fprünglicp  ein  umjduntcr  SBilbparf ,  in  bem  bie  Kur- 
fürften  tagten,  mürbe  er  feit  König  ftriebrieb  I-  all 
mäblicb  in  einen  SJJarf  umgewanbelt.  Unter  "wie d 
rieb  tBilbelm  III.  erbielt  er  bureb  ben  ©artenbau: 
bireltor  fienne"  im  wefentlicben  feine  jefcige  ©eftalt. 
Seine  Unterhaltung  loftet  jährlich  150000  3R., 
woju  bie  Stabt  80000  SW.  beiträgt.  «Prächtige 
Strafeen  unb  feböne  Alleen  Don  alten  ^Bäumen  burdb- 
queren  ben^arf;  anmutige  ^romenaben  toecbfeln 
mit  SBafierpartien,  9lafem  unb  iBlumcnftudcn  unb 
Kinberfptelplä&cn.  Die  fdjönftcn  Seile  fmb:  ber 
©olbfifcbteicb,  ftloraplafc,  bie  2uifen=  unb  SRouffeau* 
infel,  ber  $art  be*  Schlöffe*  »eüeDuc,  bie  3clte  mit 
ben  neuen  grofsen  9ieftaurant*.  3ludj  an  3)ent- 
m&lcrnift  ber  Sbiergartenreid):  bie  2J(armorftanb-' 
bilber  J^riebricb  4iUlbelm8  III.  mit  einem  Stunbrelief 
am  Södel,  üon  2)ralc  (1849;  einen  Seil  be*  JRelief« 
jeigt  Safel:  3)eutfd)e  Äunft  V,  gig.  l),  unb 
Per  Königin  fiuife,  Don  ©nde  (1880);  in  ber  ü)läbc 
be3  ©ranbenburger  Sbor«i  baä  lllarmorftanbbilb 
©oetbed  (f.  bie  Safel  beim  «rtilel:  ©oetbe),  mit 
ben  Allegorien  ber  Iprifdjen  unb  tragifd?en  ^oefie 
unb  ber  roiffenfcbaftlicben  gorfdjung,  pon  Sdjaper 
( 1880);  an  ber  Senn^ftrafje  ba«  iDiarmorftanbbilb 
l'cifwg£,  mit  ben  @enien  ber  öumanitdt  unb  Uritit, 
Don  0.  Seffing  (1890);  am  ©olbfifdjtcid)  bie  SJüften 
oon  feapbn,  iDiojart  unb  ^öeetboDen  in  9tifdjen  (oon 
ciemering).  8lm  fftbl.  SHanbe  be*  % biergartenö  foU 


ein  3)enfmal  9ticbarb  SBagnerS  feinen  $lafc  finben. 
5)ie  Dom  flönigeplafc  nad)  Süben  fübrenbe  Siegel- 
allee  ift  auf  Aoflen  Malier  SBilbelm*  II.  feit  1898 
mit  32  in  »reiten  ^ifdjen  aufgeftellten  3Jtarmor- 
ftanbbilbern  branbenb.:preu^.  ^errfeber,  nebft  ie 
2  fifrmenbüften  bcrübmter  ^eitgenoffen,  gefebmüdt 
»erben.  3m  31D.  Don  58.  liegt  ber  öttebridjsbain 
(53  ha),  1845  angelegt,  mit  ben  ©r&bern  ber  1848 
gefallenen  2)lärjlämpfer ,  einer  Sronjebüfte  Srieb 
rid?*  b.  @r.  unb  einem  95ronjebenf  mal  für  bie  1870/71 
(Gebliebenen  ber  öftl.  Stabtbe|irle;  im  31.  ber  1869 
—76  nad)  Plänen  be$  ©artenbireltor«  Keeper  an- 
gelegte £)umbolbtl?ain,  )ur  unentgeltlicben  iKieh 
rung  beä  UJolt*  in  ben  9taturtt)i|fenfd)aften  unb 
mit  bem  Tnitmal  für  9tl.  Don  £>umbolbt  ani  ,tine 
lingäblöden;  im  SO.  ber  Srcptoroer  ikrl,  1896  bie 
Stdtte  ber  ^Berliner  ^nbuftrie  =  unb  ©emerbeaue^ 
ftellung.  Der  3oologifd?e  ©arten  (30  ha;  2)irel= 
tor:  Dr.  ^ed),  ba$  erfte  berartige  Unternehmen  in 
3)eutf djlanb,  würbe  1841  Don  einer  ftttiengeiellfcfeaft 
angelegt  unb  1844  eröffnet;  1869  würbe  er  burd)  ben 
3oologen  Bieter«  im  herein  mit  bem  ginanjminifter 
Don  ber  £>epbt  unb  bem  neu  berufenen  I  irrt  tor  &o; 
binud  (geft.  1884)  umgeftaltet  unb  ftebt  jetjt  Pen 
übrigen  europ.  Sierfammlungen  ebenbürtig  jur 
Seite.  Sdjöne  ^arfanlagen  umgeben  bie  nacb 
Plänen  Don  (Snbc  unb  ©ödmann  auögefübrten  ®c- 
bdube;  beroorragenb  ift  bae  im  arab.  Stil  erbaute 
?lntilopenbau3  unb  tai  in  inb.  ^agobenardntettur 
gebaltene  Slefantcnbaud.  2)er  lönigL  58otanifa>e 
©arten  in  Sdjöneberg  (3)ireltor:  qjrof.  Dr.  (Sngler) 
mürbe  1679  begrünbet,  1801  neu  eingerichtet  unb 
erbielt  1858  etn  großartige*  ^almenbau*.  3Rit 
feinen  36  ©etoäd?öbäufern  ($>au&  ber  Victoria  re- 
gia Lindl.  1882  erbaut)  unb  20000  Derfcbiebenen 
s4iflanjenarten  (befonber«  ^Jalmen  unb  Äafteen)  ift 
er  einer  ber  bebeutenbften  tn  Europa.  Süblicb  ba> 
Don  liegt  bad  1880  errichtete  ©ebdube  für  bas 
botan.  §(ufeum  unb  Herbarium.  Gin  neuer  Sota; 
nifeber  ©arten  wirb  in  Gablern  bei  Steglil  angelegt. 

58.  ift  in  lefeter  :]<\t  reichlich  mit  Stanbbilbern 
ge|iert  toorben,  roäbrenb  DorPcm  bieSiege^'unb 
Rriegerbentmdler  überwogen,  ^ür  bie  in  Pen 
greipeitäldmpfen  gefallenen firieger  i  ft  1821  auf  bem 
66  m  hohen  Äreu}bcrge  eine  got.  Spitjfdule  (20  m)  aud 
©ufeeif  en  nad)  Entwürfen  Don  Scpintel  errichtet  ir  er- 
ben; 1878  mürbe  fte  um  8  m  gehoben  unb  mit  Unter = 
bauoerf ehen.  2>ie  Anlagen  mit  5Baff  erfturj,  SJictoria^ 
par!  genannt,  finb  1891— 93  angelegt  unb  neuer- 
bingS  mit  öermen  Daterldnbifdjer  S)id?ter  (Slüdert, 
Körner,  Ublanb,  Arnbt,  ö.  oon  Rleift,  Sdjenlenborf ) 
gefebmüdt.  Stuf  bem  iBeUcMiance^latj  ftebt  bie 
Wriebenäfdule  aud  ©ranit  (18,8  m)  nach  Santiand 
Entwurf,  mit  einer  ehernen  Victoria  oon  Slaucb, 
1843  Dollenbet;  im  ^noalibenparl  ba§  National: 
rricgerbenlmal  (1854)  sum  Anbentcn  an  bie  1848— 
49  gefallenen  Krieger,  eine  Don  einem Slblergetrönte, 
befteigbare  torintb.  Sdule  (32  m)  au*  ©ußeifen  auf 
©ranitpoftament  (6m),unb  ba*  S)enhnal  für  bie  mit 
ber  KorDctte  Slmajone  (1861)  Untergegangenen;  auf 
Pem Rönigeplatj  ba*  Siege*bentmal  (61  m),  nach 
bem  (Jntmurf  oon  Strad,  jur  ßrinnerung  an  bie 
brei  ftegreieben  Kriege  Don  1864, 1866  unb  1870,  71 
(2.  Sept.  1873  enthüllt).  Auf  quabratifebem  Unter« 
bau  (7  m)  aud ©ranit,  ben  Dier  auf  bie  Kriege  K  ;ua 
liebe  58ronjereliefd  febmüden,  erbebt  fich  jundcb 


nr. 


getragen  Don  16  je  5  m  boben  Sdulcn,  eine  runbe 
offene  Säulenhalle  (15,7  in  ^urchmeifer),  beren  Kern 
ba3  Don  Saloiati  in  SBenebig  au^gefüprte  lUofait= 


Digitized  by  Google 


öerlin  (Äir^cn) 


777 


gemälbe  oon  8.  oon  SBerner  (ben  Sieg  oon  1870  unb 
bie  Hufridjtung  be*  Teutleben  Kaifertum*  aUego* 
rif d?  barfteUenb)  fdmtüdt.  darüber  nenn  bie  27  m 
bebe ,  befteigbare  Säule  (5  m  25urcbmefier)  empor, 
in  beren  Kannelierungen  in  brei  Steigen  übercin: 
anber  je  20  in  ben  bret  Kriegen  eroberte  oergolbete 
Kanonenrobre  angebradrt  ftnb.  3)en  adjtfeitigen 
Huffafc  mit  Hblergeftm*  lrönt$)rafe*  bronjene,  oer* 

Solbete  SMctoria  (8,3  m).  Unter  ben  Stanbbilbern 
t  berflbmt  ba*  Sfteitcrftanbbilb  be*  ©rofjen  Hut - 
fürften  (f.  Safel:  3)eutf(fce  Kunft  V,  fttg.  8)  auf 
ber  Sangen  ©rüde ,  oon  Sdjlüter  mobelliert ,  von 
^acobi  in  (Srj  gegoffen,  12.  ?uni  1703entbüllt  unb 
1896  mit  neuem  ÜJtarmorfodel  oerfeben.  93or  bem 
ehemaligen  $alai*  Malier  ÜBilbelm*  I.  ftebt  ba* 
tReiterbenfmal  ^riebridjd  b.  @r.  (f.  Jafel:  ^rieb- 
ricbber©rope,  beim  Slrtifel  ftriebridj  II.,  König 
oon  ^reufeen),  13,5  m  bodb,  6,9  m  breit;  auf  einem 
©ranitforfel  von  1,7  ra  >>bbc  erbebt  ftd?  ber  recb> 
edige  Mittelteil  au*  JBronje  mit  Ueinern  Statuen 
unb  9teliefbilbern  berübmter  3eit*  unb  Krieg*= 
genoffen  be*  König*;  an  ben  Cden  ju  ^ferbe 
i>ritu  &einrid)  oon  $reuften,  öerjog  gerbinanb 
oon  53raunfcbrceig,  3<eten  unb  Sepblijj;  oben  bann 
ba*  Sleiterftanbbtlb  be*  König*  (5,6  m).  3)icö 
9Jkifter»ert  9taud>*  mürbe  31.  2Jtai  1851  enthüllt. 
3n  ber  SJtitte  bed  Cuft  garten*,  bem  S&loffe  jus 
geroanbt,  ftefyt  auf  6,e  m  bofcem  ©ranitfodel  ba* 
Stciterbilb  griebrid)  SBilbelm*  m.  (5,»  m),  oon  »Ib. 
2Bolff,  beim  Xruppencinjug  16.  yuni  1871  ent- 
büUt;  am  Södel  fteben  aUegorifcbe  ©eftalten.  $ie 
Sreitrcppe  oor  ber  Stationalgalerie  tragt  ba*  Weiter« 
ftanbbilbSriebricb  Wilhelm*  IV.  ( 1886) oon Galan» 
brcUi,  bie  tpi&e  ber  2nufeum*infel  ba*  Kaifer  ftrieb: 
rid>*  III.  (1902)  oon  9lub.  SWaifon.  Hnbere  2)ent* 
mälcr  finb:  auf  bem  Dpernplaft  bie  ebernen  ^Jorträt- 
ftatuen  ölüdjer*  (1826),  ©neifenau*  unb  ?)ord* 
(1855),  unb  ba*  KaiferimHugufta^enfmal  (1895, 
ft&enbe  SDlarmorfiaur,  oon  Sfbaper);  neben  ber 
sJteuen  2Dacbe  bie  marmornen  Stanbbilbcr  SBülome 
unb  Scbarnborft*  (1822).  Stuf  bem  Wilhelm* 
plag  6  Ißronjeftanbbilber  ber  {«Iben  au*  ben  fd>lef. 
Kriegen:  Schwerin,  fieopolb  oon  Stroit  •  25effau, 
•JDinterfelbt,  Kettb,  3ietcn,  Sepblift;  fte  finb  Kopien 
(1862)  ber  iefct  im  Kabettenbau'fe  m  fiicbtcrfelbe 
aufgefteUten  üftarmorftatuen.  Stuf  bem  fieipjiger 
l' tau  bie  Sbronjeftatuen  ber  ©rafen  IBranbenburg 
(1862,  oon  fcagenjnunb  Wranael  (1880,  oon  Keil),  I 
vor  ber  frübern  sBauafabemie  bie  itatuen  oon 
edjinlel  (1869,  oon  Erate),  *Beutl>  (1861,  oon  Ki&),  I 
ibaer  (1860,  von  j&agen);  auf  bem  &d?iUerpla^  : 
oor  bem  6d>aufpie(bau£  tai  6d;illeritanbbilb  au*  ! 
Marmor  (1871,  oon  3t.  SBeaaS);  auf  bem  Dönhoff:  j 
plat»  ta§  eherne  6tanbbilb  iti  Areiperrn  oom  6tcin 
(1875,  oon  Sdneoelbein,  ooUenbet  oon  feaoen); 
oor  ber  Unioerfttdt  bie  fit^enben  Iharmorfiauren 
Will?,  unb  Hier,  oon  fmmbolbts  (1883,  oon  «Uaul 
Otto  bes.  oon  :H.  IBe^ad)  unb  baö  Marmorftanb-  I 
bilb  oon  öelmbol^  (1899,  oon  Werter);  binter  ber 
Unioerfttat  bie  5Pronje|ta»ue  be*  Gbemitcr*  l'Ut= 
fdjerlid)  (1894,  oen  kartier);  auf  bem  Joegelplah  bie 
Roloffalbüfte  öeocl*  in  «ronje  (1871,  oon  Söläfcr); 
im  Dranienparl  bie  ÜJlarmoritatue  Walbed-?  (l  siK), 
oon  Walfler);  am  IbuSnelbaplaU  ba^  liiarmor* 
bentmal  oon  -iL  Sencfelber  (1892,  oon  $oHe);  auf 
bem  9leuen  Martt  ba*  l'ittbcrbenfmal  (1895,  von 
Ctto,  ooUenbet  von  l oberen^);  auf  bem  ülleranber» 
plat»  bie  in  Kupfer  oerriebene  tolofiale  sberolma 
( 1895,  oon  inunbriefer).  Sud?  bie  örjte  oon  ©rflfe 


unb  2Bilm«  baben  1882—83  (jener  bei  ber  £farit<( 
biefer  oor  ©etbanien)  2)entmdler  (oon  Siemerina.) 
erbalten.  Huf  bem  3Ronbijouplat}  ftebt  eine  Max 
morbüfte  Gbamifioä  (1888,  oon  ©toter ),  oor  bem 
^uftijaebäuDe  in  Moabit  eine  sBron^eflruppe  oon 
».  Solf  (fiöroe  im  Äampf  mit  einer  6cblanae),  an 
ber  ftifeberbrüde  bie  SJronjeftanbbilber  JllbredjtS  beS 
Mnt  unb  beö  ©rafen  ffialbemar  (1895),  an  ber 
Ureujunß  ber  (Jöpenider  unb  9teuen  3<rt°WtH>fK 
ba*  ÜJtarmorftanbbilb  oon  64ulje»3)elifefdj  (1899, 
oon  .Man*  Slrnolb).  Ta*  oon  iHeinbolb  %egad  cm 
morfene  9lationalbenlmal  für  Äaifer  ffiilbelm  L  auf 
ber  früpem  Scptofefreit?eit,  beren  ©ebäube  au*  bem 
Ertrag  einer  fiotterie  anßef auft  mürben,  ift  22.  SDtärj 
1897  enthüllt  »orben  (f.  2afel:  2)eutf(beÄunftV, 
§ifl.  11).  Tie  Weitergeftalt  be* Kaifer*,  beffen  Wofe 
oon  einem  palmentragenben  meiblicben  ©eniu*  ae= 
fuhrt  mirb,  erbebt  fub,  gegen bad  (Sofanberf(b.e por- 
tal be$  Schlöffe*  gerietet,  auf  einem  oiergliebrtgen 
Unterbau,  ber  unten  mit  Ireppenftufen  oerfeben 
unb  an  beffen  6den  4  mäd;tige  £ömen  angebrad)t 
ftnb  (©efamtböbe  20  m).  3u  beiben  Seiten  be* 
eigentlidjen  Södel*  finb  auf  ben  Stufen  bie  3üng* 
ling*geftalten  be*  Kriege*  unb  ^rieben*  gelagert. 
'Ta*  renfmal  umfcbliefit  ein  balblrei*f6rmiger 
^aUenbau  in  ^Barodiormen  oon  ©uftao  na  Im  buh  er, 
bellen  feitlidje  Slbfcblüffe  burdj  in  Kupfer  getriebene 
SBiergefpanne  oon  ben  SÖUbljauern  ©ötj  unb  5Beme- 
roiu  gelrönt  ftnb.  SBor  ber  Jecbnifdjen  ^ocbfdjulc 
mürben  1899  bie  IBronjeftanbbilber  oon  9Berner 
Siemen*  unb  Sllfreb  Krupp  auf gefteUt.  Gin  5Bronje» 
ftanbbilb  $i*mard*  (6,«m)  auf  ©ranitpoftament 
(8  m  bod;),  oon  9t.  Skga*,  ift  1901  oor  ber  y>aupt 
front  be*  vJtei£b*tag*gebäube*  errietet  roorben.  2ln= 
bere  2)enlmfller  f.  untcrSJrüden  unb  unter  «yriebl? Bf e. 

9).  ift  arm  an  SRonumentalbrunnen.  Huf 
bem  SaMoHplab  ftebt  feit  1.  9too.  1891  ber  bem 
Kaifer  ffiilbelm  II.  1888  oon  ber  Stabt  58.  gefdjenttc 
Sa>lofebrunnen  oon  9t.  Söega*  (9teptun  auf  jelfen 
tbronenb,  unterhalb  £ritonen  u. bgl.  unb  bie  4  beut» 
fdjen  Ströme,  burdj  mciblidjc  55ronjefiguren  oer^ 
lörpert);  auf  bem  Spittelmarlt  ber  oom  Kommerjiem 
rat  Spinblet  geftiftete  unb  10.  3)ej.  1891  entbullte 
Spinbierbrunnen. 

Äirrfjcn.  SB.  bat  über  70  eoang.,  7  tatb.  Kircpen 
unb  4  Spnagogen,  oon  benen  über  bie  ö&lfte  im 
legten  ^abrjebnt  be*  19.  ^a\)xb.  erbaut  morben 
ftnb.  1  ie  alte  2)omtird?e  an  ber  6ftL  Seite  be*  Suft- 
garten*,  1747—50  oon  IBoumann  bem  tiUem  er* 
baut,  1817  unb  1821  unter  Sdnnlel*  Seitung  mehr 
facb  umgeftaltct,  rourbe  1894  abgebrodjen.  an  iprer 
SteUe  ift  1894—1902  ein  Neubau  nach  ^Wnen  oon 
3uL9taf*borff  im  ital.9tenaiffanceftil  midjtet  »or: 
ben  (f.  Jafel:  IBerliner  JBautenl,  gig.  3),  ber  in 
ber  imuptf adje  au*  einer  mit  110  m  bobet  Kuppel 
übcrroolbten  s^rebigtlird>e  für  2000  Kirdjgduger  mit 
bem  Hltarraum  an  ber  Oftfeite  beftebt,  an  bie  ficb 
nad;  Horben  bin  bie  bobenjoUernfd^e  ©ruftlircbe, 
nad)  Süben  eine  160  ^Jerfoncn  faflenbe  f>offapeUe 
für  iaufen  unb  Trauungen  anfdjlie&t.  3)ie  90  m 
breite  unb  etma  30  m  hebe  ^auptmaffe  be*  2)om*  an 
ber  Suftgartenfeite  mirb  aufterbem  noeb  auf  beiben 
Cden  burd>  }mei  85  m  hebe  ©lodentürme  betrbnt. 
(3)en  Oucrfdjnitt  be*  35om*  jeigt  umfte^enbe  gig.  1; 
feinen  ©runbrife  umftel?enbe  ^ig.  2,  in  ber  A  Huf: 
gang  jur  Gmpore  für  ben  $of ,  V  ©eftibül,  S  bie 
Salrijteien,  K  9taum  für  ben  Küfter,  WZ  SBarte» 
jimmer,  DP  ben  9taum  für  ba*  2)ienftperfonal  be« 
jeidjnet.)  Hufeer  biefem  ^radjtbau  be*  $om*  bat 


778 


93  cd  in  (Äirdjcu) 


33.  in  ber  $oft|trafee  bie  Wcolaitirdje  (12.  .uibrb.s, 
ein  breifdjiffiger  iöadfteinbau,  1877  reftaurtert  unb 
mit  einem  feiten  Sumte  oerfeben.  Jim  Tauen 
2Nartt  bie  9Jtarienfircbe  (13. 3abrb.),  ein  ebrroün 
biger  Badfteinbau  mit  Jurm  (90  m)  pon  1790; 
por  bem  £aupttbor  ba*  fteinerne  Sübutreuj  für 
bie  1355  erfolgte  Crmorbung  beä  Slbted  Wfolauö 
pon  Bernau.  ,\n  cor  .Uloftcrftrafre  bie  got.  ftlofter« 
tirdje,  )u  Gube  beä  13.  3abrb.  ton  ftranjietaneru 
erbaut,  ein«!  ber  fdjönftcu  unb  beftcrbaltcncn  mit: 
telalterlicben  ^anwerfe  mit  (Sbor  ton  1845 
unb  GhorftfiMcu  von  1383,  unb  bie  ^arodjiab 
fircfje,  1695— 17i ».'{  nadj  Oerings  Entwurf  er- 
baut; ber  lurm  mit  ©Icxtcnfptel ,  einem 
©efdjent  ftriebrieb  2Bilbelm3  L,  1715 
nadj  bem  ßntiourf  3ofj-  be  Söobtä  uoll- 
enbet,  baä  innere  iss5  reftaurtert.  5lnf 
bem  ©enäbarmenmarlt  bie  j^ranjemd  e 
ftirdje  pon  1701  unb  bie  veeue  iattQC 
(1701—8);  letztere  1881—82  bureb  von 
ber  £>ube  umgebaut  (f.  Zafet:  $er* 
liner  JBaittcn  I,  Atg.  n.  Tie  beibeu 
aufeer  3ufammenbang  mit  ihnen  üe  ber. 
ben  Kuppelt  ur  nie  i  7<>,g  m)  liefe 
rieb  b.  0r.  1780  85  bttrdj  (£.  pon 
©ontarb  hinjufüeicn.  Tie  Toro- 
tbecnitäbrü 
febe  Jtirdje,  .  . 
1678  —87  A  ± 
üonSangcn»  tL^fe 
oelb  erbaut, 
1861  —  62 
oon  fabelt 
umgeftal; 
tet,  mit  bem  f* 


Tenlmal 
De-  ©rafett 


pon  ber 
Warf  (gejt. 

1787),  ©obneo  ,uiebricb  ©ilhelmS  II.  unb  ber 
(Gräfin  fiidjtenait  ( 17!)i>,  von  rd\ifc)r)  unb  beut 
©rabmal  beS  Staatefanjlere;  dürften  £arbenberg. 
Vm  SBerberuten  HPiarlt  bie  ftriebrirb,  :ffl?crberfd;c 
Jtirebe,  ein  1824—80  pon  Scbinlel 
im  got.  Stil  aufgeführter  fBatffteift« 
unb  Xetracottabau  mit  jivci  ftttin« 
pfen  Jütmen 
(43  m);  im  3"' 
nern  als  Kltar« 
bilb  eine  Ku| 
ftebung  pon  R. 
$cgaö  bem  i\\ 
tertr.inSUt-fttlln 
biel846— 50oou 
Stract  erbaute 
^ctrilirdje ,  ein 
got.  Söadftciix 
bau,beffen$urm 
(%,4m)ba*bÖdjjte  Untrer! 
ber  Stabt  ift;  an  bei  ÜBeber* 
ftrafce  bie  roman.  9Rarcn$< 
lirdje,  1848— 55  na*  3  tu 
lerä  ^Meinen  erbaut,  mit  jtuv 
pel  (47  m)  unb  2urm  (60  m) ; 
am  ehemaligen  Jlenig^tbor 
bie  iWartbolomäuelirdje  (1858),  von  Stiller,  ein  got. 
»adjteinbau  mit  $urm  (64  m);  am  v])tariannenplafe 
bie  Sbomasitrdje  (1869),  pon  3tbler;  in  ber  JHofen» 
tbalcr  üNorftabt  bie  Bionefircbe  (1873),  pon  Crtb, 


gtß.  1.   lom  (CMtr\iba\H). 


mit$urm(66  m);  auf  bem  ^ebbingplafc  bie  roman. 
Tanfeälircbe  (1884),  pon  Crtb,  beibe  geftiftet  na<f> 
ben  Attentaten  auf  JBilbelm  L  1861  unb  1878;  in 
ber  9Wbe  beö  3)lflcberplahe3  bie  flirdbe  jum  heiligen 

jlreuj  (1888),  pon  O&en,  got.  »ad 
fteinbau  mit  Kuppel  turnt;  im  yun; 
bolbtbain   bie  jMmmelfabrtafirdje 
(1893),  ein  freujförmiger  3iffltIrop= 
bau  in  Otcnaiffanceformen  mit  roman. 
?lntlfingen ;  an  ber  Sdjönbaufer  ÄUee 
bie  ©etbfemanetirdje  (1893),  eine 
Öallenlircbe  in  ^uwelreblw.i  in 
roinanifierenben  formen ;  auf 
bem  fiaufifcer  i<Ua$  bie  Qm- 
mauötirdbe  (1893),  ein  3w» 
gelrobbau  mit  :Hunbbogeir 
tenftern,  bie  gerdumigfte 
Äirdje  ber  Stabt  (für  2600 
^erfonen),  bie  legten  brei 
pon  Orth;  am  Tennenüfe: 
platj  bie  Cutberf  ir*e( 1 894), 
pon  Otien;  in  ber  Gemäuer 
Strafe  bie  3Jerföhnunfle= 
!ird?e  (1894),  ein  got. 
Ziegelrohbau,  oon 
2)tödcl;  im  3noa= 
libeupart 
bie  ©na; 
bentirdje 
(1895),jum 
(.9ebdd?tniv 
an  bie  Äai^ 
ferin  3lu: 
gufta,  ein 
Mfi  roman. 
Sanbftein= 

ppms  mm  MM        bau  pon 

Spitta ;  am 
flurfflrften; 

bamm  bie  Haifer  :^mbelm--©ebdd)tnietir(he  (Sept. 
1895),  eine  Gentralanlage  in  <jorm  eineö  lat.  Kreu^ 
;e§  in  jpcltroman.  Stil,  Pon  Sdjroedjten  (f.  Safel: 
berliner  bauten  I,  ftig.  2);  am  fübl.  Slu^gang 

ber  fieffingftrafee  bie  Äaifer- 
jriebridj « ©ebddbtni^lirdjc 
(1895),  ein  got.  3Jad|"tein= 
bau  mit  Sanb= 
fteinard)itclrur, 
oon  Vollmer; 

am  5T,etr'c^-: 
b.v.n  bie  '.'linev 
ftebungdlirche 
(1895),  eine  bret- 
fdbiffige  öallcn: 
tirdjemöaditein 
mit  roman.  Än- 

(Idngen,  pon 
Planten  jtein  unb 
iUenfen;  in  ber 
SÜaiferthorftra&e 
bie  Simeon^lir« 
dje  (1897),  ein 
mdrlifdjer  Sad^ 
fteinhau,  pon 
Sdjroedjten;  am 
älicranberplat)  bie  ©eorgenlirdje  (1898),  von  Ösen. 
$fyt  ber  öafenheibe  mürben  9Äai  1897  bie  eoang. 
©arnifontirdje  (oon  i)lo&teufdjer)  unb  bie  tatb-  ©ar- 
nifonfirdje  (oon  ÜDlenfen)  eingeweiht.  3m  ©arttn 


fiifl.  2.   lern  (QtrunbrtB). 


Digitized  by  Google 


BERLINER  BAUTEN.  I. 


Digitized  by  Google 


BERLINER  BAUTEN.  II. 


2.  Abgeordnetenhaus,  1H93  —      von  Friedlich  Schulze  erbaut. 


8.  Kaiserualerie  i  l'awtiiire  >,  1869  -  73  voa 
Kyllmann  DM  Heyden  erbaut. 


4.  KeloUspoBtamt  (  Postruueeum ),  1898  —  9H  nach  Plänen 
von  Terhow  und  Ahreua  umgebaut. 


Urockhaui'  Konversation*  -  Lexikon.    14.  Aull.  U.A. 


Digitized  by  Google 


99erlin  (Ofricb^öfe.  Söeltli^e  «ernten) 


779 


be«  Sdjloffe«  ÜRonbijou  jtebt  bie  got.  .Uird  o  (6t. 
©eorg)  ber  «tat  ©emeinbe  (1884—85),  oonfliafaV 
borff.— Sie  (erfte)  tatb.  St  Jöcbmifl*Iitd?e  am  Dpern* 
plag,  al«  Wunbbau  1747—73  erbaut,  ift  über  ber 
Kuppel  mit  öateme  unb  Hreuj  oerfeben  unb  ba«  3n= 
nere  burd)  &afad  (1886—87)  au«geftattet  roorben. 
SieSt.®(id)ael«lird)eam(*ngelbeden,eineberfcbön= 
ften  JB.«,  ift  al«  fatb.  ©arnifonliribe  1853—56  nad) 
Soller«  Gntrourf  erbaut,  mit  einer  Kreujabnabmc 
ISbrifti,  t>on  93ega«,  unb  Kuppel  (©cfamtbörie  57  m). 
Tu-  faib.  Seba|Uan«tircbe  (1893)  auf  bem  ©arten; 
plag,  ein  got.  Sanbftembau,  unb  bie  fatb.  IJiuä 
firebe  (1894)  in  ber  ^aliffabenftrafee ,  in  got.  $öad= 
fteinformen,  finb  beibe  oon  <oafad.  9teue  fatb.  Jtöf 
djen  finb  bie  6t.  Subimgstircbe  (1897)  in  ©ilmer«; 
borf,  bem  2lnbenfen  SBinbtborfts  geroibmet,  unb  bie 
6erj»3efu=Rircbe  (1898).  ©ro&artig  ift  bie  9Ieue 
Spnagoge  (3000  Sifepläfee)  in  ber  Oranienburger 
Strafe,  in  maur.  Stil  nacb  Knoblaud)«  ßntroürfen 
1859  begonnen,  unter  6tüler  1866  oollenbet,  mit 
oergolbeter  Huppcl  (©efamtböbe  50  m)  unb  fdmialer 
Jront  (96,6  m  tief,  binten  40  m  breit);  ferner  bie 
cpnagoge  in  ber  yinbenftrafje  in  mittelalterlid)em 
Stil,  oon  ßremer  unb  Söoljfenftein  1890  oollenbet. 

ftricbtjöfe.  9eur  roenige  ältere  befinben  fid)  noeb 
in  ber  6tabt,  barunter  ber  Suifenlirdbbof,  ber  alte 
Sopbienlircbbof  mit  ben  ©räbern  oon  3«lter  (geft. 
1832)  unb  2eop.  von  ".Hanfe  (geft.  1886),  ber  alte 
©arnifonfird)bof  mit  ben  ©räbern  oon  be  la  ÜDcotte 
Svouaue1  (geft.  1843)  unb  von  fiü&oro  (geft.  1834). 
Sienebeneinanberbefinblieben,  ber  alte  franj.HiraV 
bof  mit  ben  ©räbern  be«  ÜJlinifter«  SnciUon(geft. 
1837)  unb  be«  Sd)aufpicler«  S.Seorient  (geft.  1832) 
unb  ber  alte  Sorotpeenftäbtifcbe  Hircbbof  mit  ben 
©räbern  be«  ärjte«  öufelanb,  ber  ^bilofopben 
ftid)te,  öegel,  ber  Jöilbbauer  Dtaucb,  Scbaboro,  ber 
3Baumei|'ter  Sdnnfel,  &i&ig,  Stülcr,  ber  Jßbtloloßen 
iöuttmann  unb  JBödb.  Leiter  im  Horben  liegen 
ber  neue  fram.  unb  ber  fatb.  ftriebbof  mit  ben 
©räbern  »on  %  ©on  ©orneliu«,  R.  Sega«,  fotoie 
ber  neue  Sorotbeenftäbtifcbe.  Ter  fyiDalibentird)- 
bof  mit  ben  © rabftdtten  berübmter  Of  fijiere:  Scbarn» 
borft  (5,6  m  boM  SJearmorbenfmal  nad)  Scbin* 
lel«  entrourf,  1826  errietet),  ^riefen,  SBinterfelbt, 
ÜBopen;  ber  neue  Sopbienlircbbof  mit  bem  ©rabe 
Vorging«;  ber  Nicolais  unbSJtarienlircbbof  mit  ben 
©räbernoonK.  SHitter  unböindelbep;  ber^etri.-unb 
©eorgen!ird)bof.  fjm  Süben  liegen  ber  an  febönen 
Scnfmälern  reicbeiRattbdilircbbof  mit  ben  ©räbern 
oon  Äuglet,  ft.  Srafe,  ©.  JRiditcr,  iMa"»fd)mibt, 
3a!obunbaBilb.©rimm,i?.aJKillcnbcn,^.Sd)erer, 
Siefterweg,  @.  JBflepmann,  ©.  ihJaifc  unb  ©einrieb 
oonJreiti'rffe  rikenjebüfteoon  ^.Uppue«);  füblicb 
baoon  ber  ,Sroölfapoftellir<pbof  mit  ben  ©räbern  ber 
vuitorifer  üiifefcb,  Sropfen,  Wunder;  beieinanber 
ber  alte  3«ufalemerrir<bbof  mit  ben  ©räbern  oon 
9ieanber,  Sfftanb-  2öilm«,  ©räfe,  Henriette  äerj, 
unb  ber  alte  Sreifaltigfeit«lird)bof  mit  ben  ©rdbern 
oon  g.  27tenbet«fobn:(.Bartbolbp,  Siaupacb,  SBarn» 
bagen  oon  Gnfe;  ber  neue  Sreifaltigfeit«lircbbof 
mit  ben  ©rdbern  von  Kopifd),  Gbarlotte  von  Kalb, 
."öeinr.  Steffen«,  $er|,  Sebleiermacber  unb  2.  Jied ; 
ber  5riebrid)j2Berberfd)e  Hircbbof  unb  ber  neue 
^ernfalemer  Hircbbof  mit  bem  ©rabe  ber  ßbarlotte 
33ird)  Pfeiffer.  Sluf  bem  grofjen  ©emeinbefriebbof 
oon  JB.  in  3riebrid7äfelbe  ift  eine  Umenballe  für 
fauerbeftattung  (Kolumbarium)  erridjtet  morben. 
25ie  i«rael.  JBegrdbniöpIdge  liegen  an  ber  Sd?ön« 
baufer  Äüee  unb  in  9teuroeipenfee. 


2»e»lid>e  Bauteil.  Sa«  lönigl.  6d}lo£,  nörblicb 
nad)  bem  Suftgarten,  meftlid)  nacb  bem  sJlational- 
benlmal  für  Kaifer  sjBilbelm  I. ,  f üblieb  nad)  bem 
6d>lo^plag  ju  gelegen,  im  C  fron  oon  ber  Spree  be- 
grenjt,  bilbet  ein  iHedjted  oon  faft  200  m  Sänge  unb 
117  m  JBreite.  2)ie  §acabe  erbebt  fidb  in  oier  Stod= 
werfen  30  m  bo<b,  bie  Kuppel  bi«  ju  71  in.  3)ie 
JBaugefcbicbte  beginnt  mit  ber  1451  Pollenbeteu 
JBurg  Kurfürft  Jtiebricb«  II.  läng«  ber  Spree;  fpä* 
ter  rourben  neue  Jeile  binjugefügt,  unter  König 
(Stiebricb  I.  1699  unter  Stblflter«  unb  Gofanbet« 
Leitung  bie  ungleidjartigen  JBauten  ju  einem  ein 
beitlicben  ©ebäube  umgeftaltet.  JBon  Gofanber 
ftammt  ber  fübroeftl.  Ze\\  unb  ba«  einen  üriumpb- 
bogen  nad?abmenbe  SBeftportal;  erft  unter  3rieb= 
rieb  ^lUI beim  IV.  rourbe  bureb  Stüter  unb  Sdjaboir* 
bie  tuppelgefebmüdte  Kapelle  über  bem  portal 
(1845—52)  unb  bieSerraffe  amfiuftgarten  gebaut. 
Sa«  Sdjloft  entbält  aufier  ben  9teprdfentation«: 
räumen  (SHitter*  ober  Jpronfaal,  JBilbergalerie, 
©eifeer  Saal,  ber  unter  Kaifer  TÖilbelm  II.  ooll= 
ftänbig  erneuert  worben  ift,  unb  Kapelle)  unb  ben 
Räumen  für  fürftl.  ©äfte  im  erften  Stodroert  aud) 
bie  neu  eingeriebteten  fflobnrdume  ber  faiferl.  ga^ 
milie.  <5i  birgt  eine  grofie  kJIn;abl  <ßorträtbilber 
unb  fonftiger  ©emdlbe  (Äönig«frönung  SBUbclm«  L 
oon  SWenjel,  Kaiferproflamation  in  Scrfaille«  1871 
oon  %.  oon  Söemer,  dürften»  unb  6d>ladjtcnbilber 
oon  Sampbaufen,  JBleibtreu  u.  a.).  3m  äufjern 
Seblo^bof  ift  feit  1865  ein  beil.  ©eorg  mit  bem 
2)racbcn,  toloffale  SBronjegruppe  oon  Hifj,  aufge« 
(teilt  (f.  Safel:  Seutfdje  Äunft  V,  ^ig.  2);  auf 
ber  Sdjlofjterraffe  oor  bem  roeftl.  portal  feit  1842 
jroei  SRoffebänbiger  in  JBronje  oon  Slobt,  ©efebenfe 
be«  Kaifer«  «Ritolau«  I.  oon  SHufjlanb  an  König 
griebrid?  Üöilbelm  IV. 

Slm  Cpernplag  liegen:  ba«  ebemaliae  $alai«  bc« 
Kaifer«  SBiljjelm  L,  1834—36  oon  Sangban«  er* 
baut,  ie|t  Eigentum  be«  ^Jrinjen  &t inrieb;  an  ba« 
$alai«  anfto|enb  bie  fönigl.  Söibliotbef ,  1775—80 
nad)  Ungar«  Jeirfmung  oon  JBoumann  bem  '^\uv- 
gern  im  SBarod'ftil;  ferner  ba«  fönigl.  Dpernbaus; 
öftlieb  bierpon  ba«  ^alai«  ber  Kaiferin  ^riebri*, 
1687  al«  oon  Sdjombergfcbe«  ^Jalai«  oon  Oering 
erbaut,  bureb  Strad  1857  umgebaut,  1780—1840 
oon  Sriebridj  ©Ubelm  III.  unb  1858—88  oom 
Kronprinjen  Sriebricb  ffiilbelm  beroobnt.  ©egen^ 
über  ba«  ^eugbau« ,  1695  oon  Oering  begonnen, 
1698—99  oon  Sd)lüter  fortgefübrt,  1706  oon  be 
JBobt  im  pallabianifdjen  Stil  oollfnbet  unb  1880 
—83  ;u  einer  SRubme«balle  für  bie  ©rofetbaten  ber 
branbenb.'preufi.  Slrmee  nad)  di|iß«  Plänen  im 
3nnem  umgebaut.  2)er  IBau  bilbet  ein  Ouabrat 
(90  m  Seitenldnge)  unb  umfebliefet  einen  gla*übcr= 
bedten  6of  (38  m);  im  Untergefebofe  bie  ©cfdjüt^ 
iammlung  (Gntroidlung  be«  ©efebflgroefen«  feit  bem 
14. 3abrb.),  eine  Sammlung  oon  $eftung«mobellen 
unb  auf  ba«  3"ß<nieurroefen  Sejüglicbe«.  Sa« 
Cbergefebofe  entbält  oorn  eine  Sßaffenfammlung; 
binten  in  ber  ÜJtüte  bie  öerrfeberballe  mit  8  93ronje= 
ftatuen  ber  preufi.  öenfdjer  feit  bem  ©rofeen  Hur 
fürften,  mit  oier  2Banbgemälben  ((£ampbaufen: 
iöulbigung  ber  fd)lef.  Stänbe  1741;  JBleibtreu: 
iUtufterung  ber  greimilligen  in  S3re«lau  1813;  Krö= 
nung  ftriebrid)«  L  in  Königeberg  1701;  Kaifer= 
protlamation  in  JBerfaiQe«  1871,  beibe  oon  8.  oon 
lJöcrner),  mit  allegorifcben  Kuppclmalercicn  oon 
Jricbr.  ©efelfcbap  (1890  oollenbet)  unb  einer  mar 
momen  JBictoria  oon  Sdjaper;  ferner  feitlieb  bie 


Digitized  by  Google 


9 


780 


Sertin  (SBelttidje  Sauten) 


,u*  l  bb  er  ven  ballen  mit  32  Äoloffalbüften  ber  brom 
benb.  t  preuft.  fieerfübrer,  12  SAladjtenbitbern, 
barftcllenb  bie  3Baffentbaten  be*  ©roften  Äurfür 
ften  bi*  ju  Den  kämpfen  1870—71,  unb  jwei  alle= 
goriieben  Figuren  au*  ÜRarmor  (von  Scbaper  unb 
%  JBega*).  'Tie  Glitte  bec-  ©la*bofe*  jiert  eine 
oon  SR.  SBega*  in  2Rarmor  aufgeführte  toloffale 
SBoruffia,  bie  2öänbc  eroberte  franj.  Äanonen  (1870 
—71),  über  benen  franj.  gabnen  gruppiert  finb. 
Sfo  ben  Sdjluftfteinen  be*  £ofe*  ftnb  bie  berühmten 
3Ra*fen  fterbenber  Ärieger  oon  Schlüter  (f.  Jafel: 
Eeutfcbe  Äunft  V,  Fig.  6).  Söeftlicb  oon  ber 
iRubmeeballe  ba*  Unioerfität*gebdube ,  1754—64 
al*  Calais  be*  $rinjen  öeinridj ,  iöruber*  grieb^ 
rieb*  b.  @r.,  nacb  Änobel*borfff<ben  Plänen  oon 
5Boumann  bem  Altern  erbaut,  ift  feit  1809  für  bie 
3»ede  ber  neu  geftifteten  Unioerfität  eingerichtet 
unb  1890—91  im  Innern  grünblicb  umgeftaltet 
trotten.  Slm  Vilbel meplatj  ba*  1737  erbaute, 
1827—28  ton  Sdhinlel  umgefd?affene  $alai*  bc* 
$rin$en  Friebricb  Öeopolb.  gerner  finb  )u  er 
roäbnen  Scbloft  2Ronbijou,  ber  Äem  1708  oon 
Gofanber,  bie  beiben  duftem  ©ebäube  für  bie  Ä8-- 
night  Frieberite  1788  oon  Unger  erbaut;  im  ©arten- 
fcbloft  tft  feit  1877  ba*  öobenjollenvORufeum  untere 
gebracht,  eine  6ammlunfl  oon  periönlidjen  Grinne* 
rungen  an  bie  preuft.  SRonarcben  feit  ber  3eit  be* 
©roften  Äurfürften. 

$em  lönigl.  Schlöffe  gegenüber  am  fiuftgarten 
erbebt  ftcfj  ba*  Hlte9Rufeum  (f.Xafel:  ÜRufeen  I, 
1)  unb  bintcr  biefem,  burd)  einen  über  bie 
Strafte  geführten  ©ang  oerbunben,  ba*  sJceue  3Ru= 
feum  (©eneralbireftor:  ÜBirll.  ©eb.  Oberregie* 
rung*rat  Dr.  9t  Sdjöne).  Grftere*,  1825—30  oon 
Sdjinlel  erbaut,  bilbet  ein  SBiered1,  86,7  m  lang, 
53,5  m  tief ,  19  m  boeb  (mit  ber  Äuppel  26  m);  eine 
breite  Freitreppe,  beren  beibe  Xreppenmangen  jroei 
SBronjegruppen  (öftlicb :  2lmajone,oonÄift;  roeftlicb: 
Sörcentöter,  oon  31.  SBolff)  jieren,  führt  ju  einer  oon 
18  ion.  Sdulen  getragenen  SSorbaüe,  beren  2Bdnbe 
Fre*logemälbe  nacb  Scbinlel*  (mtroürfen  (»eftU* : 
entroidlung  ber  2BeIt!rdfte  oom  Gbao*  jum  Sicht; 
bftUcb:  SJilbung  menfdjlicher  Äultur)  fcbmücfen;  bier 
finb  aud)  bie  ÜRarmorftanbbilber  oon  Maueb,  6or= 
neliu*,  Änobel*borff,  ©indelmann,  Scbinlel,  D. 
3Rfiller,  3).  Gbobomiecti,  ©.  6d?aboro  unb  Jlnbrea* 
Schlüter  aufgehellt.  2>iefe*  ÜRufeum  enthält  unten 
bie  Jlntitengalerie  (gried).«riJm.  6!ulpturen:  roeib: 
lieber  Äopf  au*  Sergamon,  betenber  Änabe  u.a.) 
unb  ba*  aRünjlabinett  (200000  ÜRünjen,  barunter 
75000  griedüfdje,  35000  römifebe ;  femer  eineSamm- 
lungital.  3Rebaiüen  be*  15.  unb  16.  oobrb.),  oben 
bie  ©emdlbegalerie  (etwa  1300  Hummern,  bamnter 
eine  grobe  $»bl  au^geieiebneter  S3?crfe  ber  altital. 
unb  altnieberldnb.  6a>ulm  be*  15.  3abrb.;  au2= 
genommen  JBilbroerfe  neuefter  ^eit);  femer  im  fiup= 
pelraum  bie  nacb  iHaffaelfcbcn  Kartons  in  glanbern 
gewebten  leppiebe.  5)aS  9ieue  iDlufeum,  1843—55 
oon  Stüter  erbaut,  ift  105  m  lang  unb  40  m  tief. 
2) er  SRittclbau  umfcblielt  bad  38  m  lange,  15  m 
breite,  20  m  bobe  Jreppenbau«;  beffen  obere  ©anb= 
fläcben  febmüden  bie  berübmten,  ftereocbromifcb  au& 
geführten  feebd  SBanbgemälbe  3$.  oon  ßaulbacbe 
(1847—66),  barftellenb  bie  öauptmomente  ber  ©c^ 
idjicbtc  ber  SDtenfcbbeit;  oberbalb  ber  SEBanbflddjen 
Iduft  ein  bie  SBeltgcfd  id  te  b.eiter-parobiftifcb  ab: 
ipiegelnber  ärabeefenfrieS  mit  Äinbergeftalten  (f. 
Höfel:  5)eutfdje  Äunft  VIU,  $ig.  3).  enb 
bdlt  bie  Sammlung  ber  @ip$abgüne,  bie  dgppt.  Sll= 


tertümer,  bo8  Äupferfticbfabinett  (flupferftiebe,  5»oIj= 
febnitte  unb  fiitbograpbien,  etwa  300 (XX)  SJldtter, 
foroie  ^eiebnungen  älterer  Äünftler),  bad  3lntiaua= 
rium  (öllbesbeimer  Silberfcba^  [f.  b.],  4000  Siefen, 
Herrafotten,  öronjen). 

Cftlicb  oom  SReuen  ÜRufeum,  in  ber  SRitte  eine* 
oon  einer  bor.  Sdulenballe  umgebenen  Watu-?  bie 
22.  SDldrj  1876  eröffnete  «Rationalgalerie  (2irel- 
tor:  ^rofeffor  Dr.  oon  Zfcbubi),  nacb  6tüler£  @nt- 
tourf  oon  6tract  al£  torintb.  Tempel  in  €anbftetn 
ausgeführt  (f.  Jajel:  3Rufeen  I,  %ia.  2);  fie  ift 
60  m  lang,  32  m  breit,  mit  einer  ttpfiä  auf  einem 
10,7  m  beben  Unterbau.  1  ie  Freitreppe  tragt  bai 
Keiterbilb  Jriebricb  SDilbelm«  IV.  (f.  obm).  6ie 
entbdlt  ©emdlbe  neuerer  SReifter  (1901:  700  5tum= 
mem),  Kartons  (etma  120,  bamnter  bie  7  oon  % 
oon  ßorncliu«)  unb  95  plaftifcbe  fflerfe  ebenfall* 
neuerer  SReifter;  im  obem  ©efebofc  oud>  feit  1884 
bie  grdfl.  SRacjpnftifcbe  Äunftfammlung.  (S.  %  afein : 
3>eutfd?e  Äunft  V,  $ig.  5,  9, 13  unb  VIII,  $tg.4 
unb  6.)  Slorbroeftlicb  am  Gnbe  ber  fog.  2Rufeum$: 
infel  wirb  ein  fiaifer -  Ariebridi :  uf  cum  für  bie  nacb 
llafftfcbe  Äunft  unb  auf  ber  abgemnbeten  Spi|e  ber 
3nfel  ein  Äaifer=5riebricb53)enimal  errichtet.  3n  ber 
^irinj  i  Slbrecbt  ■  Strafte  liegen  ba8  Äunftgeroerbe= 
mufeum  (5)ircftor:  @eb.  9legiemng*rat  $rofefior 
Dr.  $Jul.  fieffmg),  1877—81  oon  ©roptuS  unb 
Scbmteben  au*  ©erfftein  unb  Jerracotta  eniAtet, 
mit  2Rofailbilbem  oon  6aloioti  an  ber  Suftenfeite 
unb  Sanbfteinfiguren  %  IBifcber*  unb  &.  fjolbein* 
auf  ben  SBangen  ber  Freitreppe,  unb  ba*  ÜRufeum 
für  SBöüerlunbe  (Direltor :  ©eb.  «Regierunggrat  $ro- 
feffor  Dr.  Saftian),  oon  (5nbe  unb  Sörfmann  eT= 
baut,  18.25ej.  1886  eröffnet,  mit  oorgefcbicbtlicbeu, 
etbnolog.,  antbropolog.  Sammlungen  unb  Sdjlic- 
mann*  trojanifeben  Funben. 

3n  ber  ^noalibenftrafte  iroifeben  ber  Canbtoirt-' 
fdpaftlicben  £)ocbfchule  unb  ber  9ergalabemie  ba* 
ÜRufeum  für  9iaturlunbe,  welche*  bie  3ooloai  *e 
Sammlung  (3>ireltor:  ®eb.SRegiemng*rat^rofefior 
Dr.  2Röbiu*),  bie  SRineralogifch  =  Isetrograpbi  che 
Sammlung  ($>ireltor:  ©eb.  SBergrat  ^Jrofeffor  Dr. 
Älein)  unb  bte  ©eologifaVjkldontologifcbe  camn; 
lung  (3)treltor :  ©eb.  Äergrat  ißrofefior  Dr.  IBranco) 
enthält;  biefe  ©ebdube  bilben  eine  oon  Siebe  er: 
haute  ©nippe. 

3m  2Rittclpunlt  ber  Stabt  liegt  ba*  Statbau*, 
ein  nadj  Sßldnen  oon  SSäfemann  1861—70  in 
Siegel-  unb  Serracottatecbnit  mit  Södel  unb  ©e- 
ftmsplatten  oon  ©ranit  aufgeführter  93au,  99  m 
lang,  88  m  breit  unb  bi*jur  Sltttfa  über  bem  t ritten 
Stodroerf  27  m  hoch.  2? er  2 tarn ,  in  melcbem  ber 
6aupteingang  ift ,  bot  eine  £  ob  e  oon  74  m.  ?l  m 
Öouptportal  beftnben  ficb  in  Siifcben  bie  93ronje= 
ftatuen  Äaifer  Söilbelm*  I.  (oon  Äcil)  unb  Äurfürft 
Friebricb*  I.  (oon  Gndc).  2>a*  Dimere  ift  reich  aui-- 
gefebmüdt;  fo  ber  Feftfoal  (31  m  lang,  17  m  breit, 
15  m  boeb)  unter  anberm  mit  ben  Statuen  Friebricb* 
b.  ©r.  unb  Friebricb  SBilbelm*  Dil.  oon  Sufemann* 
Öellbom,  unb  bem  Clgemälbe  oon  %.  oon  SBerner: 
Ser  mrop.  Frieben*longreft  inSBerlin  1878;  femer 
mit  10  erft  jum  Jeil  oollenbeten  ©emdlben  au*  ber 
©efchidjte  ber  Stabt,  im  SJeftibül  mit  2Rarmorfigu 
ren  (öanbel,  ^ifeberei,  aderbau,  Schiffahrt),  in  ber 
SBorballe  be*  sJRagiftrat*faale*  mit  ber  3Rarmor= 
gruppe  2)ie  Sprea,  oon  Sercmia*  Gbriftenfen  (1899). 
Slm  Scbloftplah  ber  ftattlicbe  9teubau  be*  lönigl. 
ÜRarftall*  im  SRenaifianceftU,  1900  oon  3bne  ooü= 
enbet,  mit  hilbnerifebem  Scbmud  oon  0.  $effing. 


Digitized  by  Google 


«erlitt  (SBeltlidje  Sauten) 


781 


ferner  ftnb  ju  nennen  ba*  lönigl.  Slfabemie' 
gebdube,  1690  oon  Oering  erbaut,  1749umgeftaltet, 
cer  Sifj  ber  Sllabemie  ber  SBiffenfchaften  unb  ber 
Mabemie  ber  Jtünfte.  Sin  ber  Scbleufenbrüde  bie 
?llte  SBaualabemie,  bie  jefct  ben  3weden  ber  ßunft* 
atabemie  unb  be*  s)Jteteorologifcben  3nftitut*  bient, 
1832—35  oon  Scbinlel  au*  93  ad  f  t  et  n  unb  lerr  a  e  o  t  ta 
aufgeführt  (Quabrat  von  46  m  Seitenlänge);  fie 
gilt  in  ber  SJerfcbmeljung  mittelalterlicher  Struftur 
mit  grieep.  2)etailformen  al*  ba*  originellfte  ©ert 
= cpintel*.  Huf  Gbarlottenburger  ©ebiet  bie  2 c*: 
nifebe  ioocbfcbule,  1878—84  nach  bem  Entwürfe  oon 
i>ucä  unb  fci&ig,  unter  be*  I  entern  unb  nacb  bellen 
lobe  unter  Mafcbborffd  fiettung  au*gefübrt.  $a* 
fjauptgebäube{  ein  228  m  langer  unb  90  m  tiefer 
maffioer  93au,  ift  mit  Dielen  Stulpturen  gefcbmfldt; 
f  o  auf  ber  93aluftrabe  vor  ben  ftenftern  ber  »ula  bie 
5  SBronjebüften  oon  Ä.  iöega*:  ©auf$,  eqtelmein, 
Schmie!,  SHebtenbacber,  fiiebig;  in  ben  Wfdjen  ber 
/jae.abe  6  StanbbUber  berflbmter  Slrcfcitcften  unb 
Ingenieure:  £rwin  oon  Steinbach  unb  SJramante 
(oon  6nde),  Schlüter  (oon  öunbriefer),  fieonarbo 
ba  SBinci  (oon  Gberlein),  Stepbenfon  unb  3-  S^att 
(von  Weil).  $or  bem  ©ebäube  )kbcn  feit  1899  bie 
35ronjeftanbbilber  oon  ferner  oon  Siemen*  (oon 
©anbfebneiber)  unb  »Ifreb  Ärupp  (oon  Werter). 
Dad  (Gebaute  enthält  ein  @ip*muf  eum,  eine  Samm= 
lung  für  Ingenieur:  unb  ÜMafcbinenmefen ,  ba* 
Seutb*  Scbinlel  :2)hif  eum  (f.  unten  flunftinftitute 
unb  Sammlungen),  eine  linematifdic  Sammlung, 
ein  mineralog.  ÜDiufeum,  ein  Ärcbitelturmufeum 
unb  eine  iöibliotbet.  3m  öftl.  fttügel  bie  ^Jbpfu 
falifaViccbrnjcbe  SKeicbeanftalt.  Gin  Grweiterung** 
bau  für  SJtafcbinentecbmt  oon  ber  ßbarlottenburger 
o  bauiicc  bt*  jur  flurfürftenallee  ift  1899  begonnen, 
ferner  finb  ju  nennen  ba*  ©eneralftabsfgebäube, 
ein  au*  $wet  oerfebiebenartigen  Seilen  (1871  unb 
1877)  bejtebenber  Jerracottabau;  bie  Ärieg*ata: 
bemie,  18«2  oon  Scbwecbten  oollenbet;  bie  9leue 
Staffr  (Jtönigswacbe),  jtmid?en  Unioerfttät  unb 
iHubme*paUe,  1816—18  oon  Scbinlel  in  bor.  6til 
nacb  %rt  eine >  rem.  (Saftrum*  erbaut,  neben  ibr 
brei  gro&e  ©efebfifce,  ba*  mittlere  1871  auf  bem 
Acrt  2Wont  *  ^alenen  bei  Pari*  erbeutet.  Ta* 
iöranbenburger  Ibor  (f.  Jaftl:  J  bore  H,  ftig.  2), 
ba*  oon  Unter  ben  Cinben  nacb  ber  Gbarlotten* 
burger  Obauffee  fübrt,  1789 — 93  oon  Öangban* 
nacb  bem  Siorbilbe  ber  Proppläen  ju  % tben  erbaut, 
ift  62,s  m  lang,  20  m  pod)  unb  bfftebt  aus  einem 
Soppelportitu*  oon  12  bor.  lannelierten,  14  m 
beben  Säulen,  bie  fünf  Durchgänge  für  SBagen 
bilben,  mäbrenb  für  gufegänger  je  ein  im  gleichen 
Stil  gehaltener  Sdulenbau  1B*»8  binjugefflgt  mürbe. 
Tie  Attila  trdgt  bie  auf  einer  Ouabriga  fabrenbe 
Siegesgöttin,  6,sm  ^oep,  oon  Scbabom  mobellieTt, 
oon  $urp  unb  ©erde  in  flupfer  getrieben;  fie 
mürbe  1807  oon  ben  ^ranjofen  entführt,  aber 
1814  jurüdgebraebt.  Settbem  führt  fie  ba«  Sftet» 
gefpann  (anoere  al*  oor  1807)  ber  Stabt  ju.  Sie 
«örf  e  (f .  laf  el :  33  ö  r  \  e  n  g  e  b  ä  u  b  e  11,  ftig.  1),  1859 
—64  oon  ©i&ig  erbaut,  1880—83  erweitert,  mit 
bem 69  m  langen, 27  m  breiten, 20m  beben  ibörfen; 
foal;  bie  dleicb*bant,  1869—77  oon  fci&ig  im  9te» 
naifiancr  ftil  aufgeführt  (f.  %  af  el  :SbanlgebdubeI, 
^ig.  1);  bao  dleicbepoftamt,  1871—73 oon Scbwatlo 
erbaut,  1893  —  98  erweitert,  toobei  ber  abgc^ 
runbetc  edbau  (f.  Jafel:  ^Berliner  5Bauten  11, 
Jig.4)  eine  reichere  Sluebilbung  erhielt;  in  le&term 
oa«  iHeich^ooftmufeum  (ÜJlobeUe  ber  5öertebremittel 


aller  feilen ,  3ci<onungen  unb  SJZobeUc  oon  neuen 
beutfeben  ^oftgebduben,  febr  reichhaltige  ^oftwert« 
jeicbenfammlung  u.  a.),  in  ber  Äupoelpaüe  3)enl= 
mal  Stephand  (1899)  oon  Upbueä;  an  ber  ftcnigo= 
frrafee  bad  ^auptpoftamt  mit  bem  öofpoft-,  Stabt^ 
poft«,  einem  9lohrpoft'  unb  ütelcgrapbenamt;  bad 
^aletpoftamt  an  ber  Qdt  ber  Ärtilleries  unb  Dra» 
nienburger  Stra|e  oon  ^udermann  unb  Struoe. 
Sin  ber  SQbfeite  bed  3lleranberpla|ed  liegt  ba* 
fönigl.  ^olijeiprdftbium  (1889)  oon  JBlantenftein 
unb  i&effe.  5)a*  neue  JReicbstagögebdube  auf  ber 
Dftfeite  bei  Rfinigdpla^cd,  1884—94  oon  $.9Dallot 
erbaut,  ift  ber  oomehmfte  Monumentalbau  (f. 
lafcl:  ^arlamentögehdube  I).  2)er  ©runbrife 
beftebt  auä  einem  Slccbted  (138  m  :  97  m);  an  ben 
©den  4  ftumpfe  Jürme,  irt  ber  SPlitte  eine  ßuppel. 
$er  Si^ungöfaal  unb  bie  97  m  lange  ffianbelpalle 
Tinb  bie bauptrdume.  Umoeit  ber  slJot*bamer  Sörflde 
baS  Stdnbepauä  ber  ^Jrooini  3kanbenburg  (1888) 
oon  Snbe  unb  Södmann,  bad  Seitotoer  ftreiäbauS 
(1891)  oon  Scbioecbten,  baä  JReichdoerricherung^ 
amt.  nach  (Sntmürfen  SBuffeS  oon  öüdel«,  ba«  flon= 
}ertpau$  ber  Philharmonie,  1888  oon  Scbioectjten 
umgebaut,  bad  ^oft}eitungiamt,  oon  £>ate,  unb 
ba*  eifenbapnbireltion*gcbÄube  (1895).  Huf  ber 
Stelle  be«  frühern  SReicbstagägebäube*  unb  be* 
Öerrenhaufeä  ift  ein  neue*  öerrenbauS  nebft  3Dob: 
nungen  für  bie  ^rdfibenten  ber  beiben  preuf).  .ü am ■ 
mern  enichtet  unb  mit  bem  Slbgeorbnetenbaufe 
(1899,  in  ital.  fioebrenaiffance  oon  3-  SchuUe;  f- 
lafel:  »erliner  IBauten  U,  ftig.2)  in  ber  $rinj^ 
Wibrecht  ■  Strafe  oerbunben  morben.  ßin  Dleubau 
be*  S1'I ardnten  ^rooinjialmufeum*  am  3Jidrtifcben 
Wal,  foätgot.  2}ad|'tetnbau  im  Stil  bereit:  unb 
Hiutelmarf,  ift  (1901)  im  Sau  begriffen. 

SBon  ben  Z^eaXtxn  fmb  bemerlen*roerte  93au= 
ten:  ba*  lönigl.  Opemhau*,  1741—43  oon  flnobcl*= 
borff  erbaut,  ber  3«f<Pau«fwwm  1787  oon  S.  ©. 
fianghan*  neu  eingerichtet,  nach  bem  iBranbe  (1843) 
oon  S.  ^.  SJanghan*,  unb  1895  im  «; 
neuert,  mit  ftonjertfaal;  ba*  lönigl.  Schaufpielbau* 
mit  großem  ßonjertfaal,  77  m  lang,  im  Wittel- 
bau 50  m  tief,  38  m  hoch,  oon  Scbinlel  an  Stelle 
be*  1802  erbauten,  1817  abgebrannten  i beater* 
1819—21  aufgeführt  (f.  lafel:  ^Berliner  33au  = 
ten  II,  <£ig.  1)  unb  1893  im  Innern  erneuert, 
bat  eine  oon  6  ion.  Sdulen  getragene  Vorhalle, 
ju  welcher  eine  Freitreppe  mit  SBronjegruppen: 
©enien  auf  Panther  unb  fiömen  reitenb,  oon 
5-  Sied,  hinanfüprt,  baoor  ba*  Schillerbentmal; 
ba*  i'effingtpeater,  1888  oon  oon  ber  $ube  unb 
Öennide  erbaut;  Äroll*  ©tabliffement,  1852  oon 
%  ift  erbaut  unb  iet(t  al*  3>oeiginftitut  be*  lönigl. 
Dpemhaufe*  bienenb;  ba*  ÜJletropolt§eater,  frübei- 
Z beater  Unter  ben  Cinben  (oon  ^ellner  unb  f>elmer, 
1892);  ba*  9leue  Xipattr  am  Schiffbauerbamm  (oon 
Seeling,  1892)  unb  ba*  Theater  be*  SDeften*  (1896), 
an  ber  Äant^  unb  ^afanenftrafce,  oon  Sehring,  im 
9tenaiifanceftil  mit  Anlehnung  an  ben  Smpireftil 
(Äo)ten  31/»  9JliU.  SW.),  mit  einem  vJRarmorbrunnen 
oon  ^JDtar  Klein,  ferner  bie  Singalabemie,  1825  im 
grieeb.  Sempclfttl  oon  Cttmer  errichtet,  berühmt 
bureb  bie  oorjügliche  Sltuftil  be*  Konjertfaal*. 

Unter  ben  Bahnhöfen  ragen  heroor :  ber  Lehrter 
Bahnhof  ( 1869—71),  ber  ^Jotsbamer  Sahnhof  (1870 
—  72)  unb  ber  1875 — 80  in  Jerracottaarcbiteltur 
oon  Schmechten  erbaute  Stnbalter  Bahnhof  (f.2afcl: 
Bahnhöfe  I,  &ip.  2),  mit  einer  35  m  hohen,  61  m 
weiten  fealle,  fowte  bte  beiben  Stabtbabnpöfe:  Sta 


Digitized  by  Google 


782 


93erttn  (ScrtDoTtung) 


tion  ftriebricbitra&e  (f.  Jafcl:  berliner  Stabt* 
u  n  b  JH  t  n  g  b  a  b  n ,  ftig.  2)  unb  SUeranberplalj.  $> o  = 
teld:  Äaiferbof  (1873—75)  unb  Gentral*£>otel  ( 1878 
— 80),  beibe  oon  von  bet  feubc  unb  6ennide,  JjSötel 
be  SRome,  £otet  SBrijtol,  im  Menaifianceftil  com  Sic* 
giening«baumeiftcr©erfcble  erbaut,  SJlonopol^otel, 
im  Senaiifanceftil  1887—88  oon  £>eim  erbaut,  £6tel 
kontinental  unb  am  iMpjiger  s}Mati  öctcl  SJelleoue 
unb  JJaIaft*ijotel  (1892—93);  ferner  Gate*  Sauer, 
oon  Gnbe  unb  SBödmann,  mit  ©anbgemälben  von 
%.  von  Serner  unb  Hertel;  bie  SKerpaläfte  oon 
Siefen,  Seblmapr  (oon  Seibl  in  OTüncben),  Sucher 
(oon  ©altbcr  in  Slürnberg)  unb  ^feborr  (oon  ftapfer 
unb  oon  ©rofepeim);  enblicp  ba«  fcau«  be«  Älub« 
von  SB.  tu  ber  Sägerftrafee  (1893)  oon  ftapfer  unb 
oon  ©ro&beim,  mit  oornepmer  Sanbfteinf  acabe,  ber 
Neubau  ber  Urania  (1896)  in  ber  Jaub'enftrafee 
unb  ba$  6au«  be«  herein«  berliner  Äünftler  (1898) 
in  ber  Sklleoueftra&e.  ®ef cfeäf t^-ljäufcr :  ba«  gaber- 
pau«  (©riefebaep),  Scbimmelpfeng«  2lu«funftei,  bie 
*-Bud?bru(ferei  oon  6ittenfelb,  ber  Dffijier*  unb  ber 
«eamtenoerein,  bie  2)eutfchc  SBant  (1891)  oon  Gnbe 
unb  SBödmann,  teil«  oon  startend;  bie  flaufbäufer 
oon  Stubolf  üertjog,  &eefe,  SB.  SKanbehner, 
SJtep  &  abliefe,  ©erion,  ©ertbeim,  Jiefr  u.  a.  SBor  ber 
Stabt,  im  Starben,  ließen  bie  mit  groften  Sommer: 
gärten  oerfebenen  ^Bierbrauereien,  wie  SBöfeom, 
.  SUtienbrauerei  frriebridbßbain.  83on  ^rioatbauten, 
bie  namentlich,  in  ber  legten  fyit  jablrcicp  erftanben 
fmb  unb  bie  Stabt  ungemein  oerfebönert  haben, 
finb  iu  nennen:  ba«  SJMngsbctmfcfee  $au«  in  ber 
©ilbelmeftrafie,  oon  ©be  unb  SBenba  1873,  gegen= 
Über  ba«  $alai«  ber  engl.  SBotf  cbaft  (ebcmal«  Str  ou§; 
bergfebe«  £au«),  oon  Orth  erbaut;  ba«  SBorfigfcbe 
^ßalaU  in  ber  SBofcfrra&e,  oon  £ucd,  ba«  SRofiefcbe 
Sau«  am  fieipriger  Nlalj,  oon  6be  unb  SBenba,  unb 
bie  flaifergalerte  (Staffage),  1869—73  oon  ÄpUmann 
unb  J&epbcn  erbaut  (f.  Saf el :  93erltner93autenII, 
fttg.  3);  bie  Monumentalbauten  ber  £eben«oerficbe: 
rungSgefellfcbaftenWeuporf,  ©ermania  (Äapfer  unb 
oon  ©rofebeim)  unb  Gquitable,  oon  SJrofeffor  Sd>ä= 
f er  entworfen,  erbaut  oon  £elb  unb  Stande  im  SRe^ 
naiffancefttl;  ba«  1889  oon  Sebring  erbaute,  mit 
Äunftfcbäfeen  reich  au«geftattete  Äünftlerbeim. 

©erwairnng.  SB.  hübet  unter  ber  SBejeicbnung 
«Stabttrei«  SB.»  einen  SBermalrung«bejiri  für  fiep 
(preufc.  0cfet5  oom  30. 3uli  1883),  bat  jeboep  mit  ber 
$rotntl]  SBranbenburg,  gu  ber  e«  früher  gehörte, 
noep  einige  SBerwaltungäbebörben  als  höhere  ynftanj 
flemeinfam,  fo  ba«  Cberpräftbium,  ftonfiftorium, 
^rooinjialfdjul»  unb  tülebijinalloUeaium.  Gin  ©e^ 
fetjentmurf  bebuf«  SBilbung  einer  «$rooinj  93.»  ift 
1901  bem  Äbgeorbnetenpaufe  oorßeleßt  Worten. 
2)ie  Stabt  toifb  oertoaltet  oon  bem  ^olijeipräfibium 
al«  tönigl.  unb  bem  ÜRagiftrat  als  ftäbtifeper  33e* 
börbe.  Grftcreö  jerfiiüt  in  fecbeSlbteilunßen:  lj^iolü 
jeioertoaltunß  unb  93eauifi4tißunß  öffentlicher  3n= 
Hitute  unb  ßemcrblidier  Htuaaen,  Sanitatspolijci 
(f.  unten  6.  783b)  unb  Prüfung  ber  93aubanb= 
toerler;  2)  ©etoerbc:,  Stralem  unb  6trompolijei( 
öffentli*e«  frubrroejen;  3)  33auabteilunß;  4)  Hrimi= 
nalabtcilunß  unb  Sittenpolijei;  5)  ^a^  unb  $rem- 
benroefen  nebft  Ginroobnermelbeamt;  6)  Abteilung 
für  übcrtretunßen  unb  ^olijeiannjalti^aft. 

2tn  ber  6piKe  beö  ÜJtagiftrate*  (34  3)(itglicbcr, 
baoon  18  befolbet)  ftebt  ein  Cberbürgermeiftcr 
(ßirfd?ner,  30000  2)1.),  ein  33ürgermeifter  (18000 
SR.);  an  ber  6pifte  ber  Stabtoerorbneten  (144) 
Dr.  SangerbanS.  3ion  lehtern  gehören  (1900)  60  ber 


(jhraftion  ber  Cinten ,  33  ber  9Ieuen,  24  ber  freien, 
22  ben  6ocialbemolraten,  2  ber  ©ürgerpartei  an, 
unb  3  finb  fraftionSloS.  83  gemifebte  Deputationen 
( 2)1  agiftratsmitglicber  unb  Stabtoerorbnete)  beraten 
bie  Angelegenheiten  oor.  2>ie  6tabt  jerfallt  in  18 
Stanbeeamtäbejirf  e  (f.  oben  Seoöllerung),  in  4  ^a* : 
bauptmannfepaften  unb  ftommiffariate,  12  ^olijei= 
bejirlsbauptmannfdbaften  unb  102  ^ßolijeireoiere 
mit  5069  6*uhleuten  (einfdjliefeli*  ber  238  beritte: 
nen),  für  bie  ftäbtiidje  93erroaltung  in  362  ©ejirlc 
mit  je  einem  oon  ber  SBürgerfobaft  getodblten  93e 
jirtdoorftefeer,  ber  al$  Organ  beä  iDtagiftratS  unb 
ber  6tabtoerorbneten  bie  ©emeinbeangelegenbeiten 
beforgt,  1600  33eamten  unb  630  Unterbeamten, 
i^ür  bie  Steuerocranlagunß  finb  362  Untertommif' 
fionen  mit  etwa  4700  ?WitßHebern  tpätig.  S)ie  1851 
oon^indelbep  errichtete  ftänbige  geuermebr  wirb 
oon  einem  33ranbbire!tor  (Öiereberg)  unb  6  33ranb- 
infpeftoren  geleitet  (f.  ^tuex löfcbroefen) .  33ei  ber 
berliner  Jeuerfocietät,  einer  auf  3>oang$oerficbe» 
rung  berubenben  Änftalt,  toaren  1843  :  321  ÜHill. 
97t.,  1879: 1904  SRiU.  5DI.  aU  SBert  oon  17937  @c 
bäuben,  1899  :  24064  ©runbftüde  mit  3927  2WiU. 
vDl.  oerfidjert;  bie  IRobUiaroerfidjerung  bei  ^rioat= 
gefellfdjaften,  bie  etwa  brei  SBicrtel  be«  ganjen  be= 
loeglidjen  93ermögenö  umfafet,  betrug  1853  :  280, 
1879:  1678,  1889  :  2356, 1897:  3116, 1899:  3481 
Will.  SR. 

3)ie  4  ftdbtifcben  ©aSanftalten  erjeuaten 
1899  au*  443386  t  Äoble  128140000  cbm  ©a» 
unb  gaben  baoon  128097000  cbm  ab;  baneben  be= 
fteben  *Urioattt?erfe  mit  einer  ^robuftion  oon  ettra 
40  ÜRill.  cbm.  Tto  oier  Sentralanlagen  ber  berliner 
eiettricitdtötoerlc  oerforgten  1899:  17898 
^ogen«  unb  410616  ©lüblampen;  Spparate  imb 
Dtotoren  waren  4086  oorpanben. 

5üafferleitung.  S)a?  $umptoer!  bei  Xegel 
treibt  filtrierte«  ^aoelmaffer  nadj  bem  ©affertunn 
bei  ©eftenb,  ber  ben  6üben  ber  Stabt  oerforgt. 
3)a«  ©affertrer!  am  ÜRÜggelfee  bei  ftriebridbäbagen, 
1893  eröffnet,  förbert  ba«  filtrierte  ©affer  bee 
SWüggelfee«  nad?  bem  SSerteilungSmerf  Siffetenberg, 
oon  »oo  e«  in  ba«  JHobrfpftem  ber  £tabt  gebrüdt 
wirb.  93on  biefen  auf  etwa  67,o-2  9)tiQ.  2R.  gefd^at»: 
ten  fBanertoerten  mürben  1899  etma  50,95  3RiÜ. 
cbm  filtrierte«  SBaffrr  abgegeben. 

5)ie  6trapenreinigung  befcbäftißte  1899: 
1134  ^erfonen;  bie  ju  reintgenbe  Strafeenfldde 
beträgt  9561084  (jm,  baoon  5774823  qm  jyabr 
bämme.  3m  Betriebe  roaren  56  flcbrmafdnnen 
unb  186  Sprengwagen.  3)ie  ©cfamtfoften  ber 
6tra6enreinigung  unb  ©efprengung  beliefen  ftefe 
auf  3334636,65  2)1.,  moju  1198865,5©  cbm  ©affer 
verbraucht  würben.  Scbneeabfubr  unb  i&ilf«fräfte 
lofteten  854113^5  9R.  5)ie  Slbwfiffer  werben  burd? 
Äanalifation  (1899:  660,459  km  Sbonrobre  unb 
162,459  km  gemauerte  Äanäle,  baju  33537  m  Jhon^ 
robre  unb  5138  m  gemauerte  Kanäle  auf  (Sbarlotten: 
burger,  Schönberger  unb  Sicfetcnberger  ©ebiet)  auf 
bie  ftäbtiieben  Siicfclfelber  abgeleitet,  wo  nad)  $>o- 
brecht«  ^Jlan  feit  1877  ©emüfehau  eingerichtet  Ut 

?In  bem  Sjertebr  auf  bem  ftäbtiieben  Sieb1 
unb  Schlachthof  beteiligten  fich  368  felbftänbige 
Schlächter,  629  ©ebilfen,  32  Öebrlinge,  153  ftut> 
feber,  750  ^leifcbbänbler ,  62  Ärambänblcr,  700 
2iiehbänbler,  70  Äommiffionäre  mit  300  2lngeftell= 
ten,  125  Cbertrcibcr  unb  500  Treiber,  72  S3e= 
amte  ber  ftäbtifeben  gleifchfchau,  389  ^Beamte  unb 
Arbeiter  ber  Verwaltung,   ©efcblacbtet  würben 


Digitized  by  Google 


23erlin  ($enooltung) 


783 


1899  1900: 157  1409Unber,  161 449  Kälber,  428  227 
6<bafe  unb  746574  Schweine,  jufammen  1493390 
Ziere,  barunter  7938  lur  menfcblidjen  9cabrung  uro 
geeignet  Tie  Sleifdbidbau  wirb  von  einem Cber= 
unb  43  Sicrärjten,  288  ftlei|d?befd)auern  "nb  86 
akobenebmem  ausgeführt. 

3labe  bem  93atmboie  Aleranberplafc  befinbet  ficb 
bie  1.  3Jtai  1886  eröffnete  ftäbriicbe  Zentral« 
marttballe,  bie  11150  qm  ftlädje  unb  1586 
9Jerlauf«ftänbe  beftfct,  burd)  ben  Grweiterungsbau 
um  5300  qm  mit  550  Stänben  vcrgröfeert  mürbe, 
mit  ber  Stabtbabn  Derbunben  ift  unb  bie  Ernährung 
ber  93eüölferung  burd)  jwedmäfngc  Ginridjtungen 
(birette  3«fnbr  au«  allen  2anbe«teilen,  Auttionen 
burd)  ftdbtifcbe  93eamte,  Kontrolle  ber  jum  Verlauf 
gelangenben  Cebensmittel)  mefentlid)  perbejfert  bat. 
Die  ßentralmarttballe  verf  orgt  bie  übrigen  14  3Jcarlt = 
ballen  (mit  etwa  8000  93ertauf*ftänben),  bie  iebod) 
einen  großen  2  eil  ihre«  93ebarf«  bireft  Pom  Canbe 
ober  bureb  3roifd  »enbänblet  belieben. 

Armen*  unb  SBerf  orgung«wef  en.  Die 
Armenbireftion  befteh  t  au«  9  Stabträten,  llStabt* 
»erorbneten,  9  93üTgerbeputierten  unb  10  Affi  efforen ; 
eine  Abteilung  forgt  für  bie  SBermaltung  be«  Ar* 
beitSbaufe«  unb  be«  ArbeitSbausbofpital«  mit 
12—1500  Detinierten  unb  4—500  äofpitaliten, 
eine  anbere  Abteilung  für  bie  Verwaltung  bei 
«Stäbtifdben  Cbbaijs»  mit  burdjfcbnittlicb  jährlich 
1200obbacblofen  Familien  unb  766  nächtlichen  Db* 
bacbslofen  auf  ben  Sag,  eine  britte  üerwaltct  bie 
^aiiem  unb  Crüebungsanitalten  in  58.  unb  Gum- 
melsburg. 303  Armenlommiffionen,  83  Armenärjte 
arbeiten  gegen  eine  geringe  Gntfcbäbigung  unb  53 
Specialärjte  für  Augen*,  Chren*,  3ten>en=,  31afen= 
unb  £  eil  vi  ei  freu  unentgeltlich.  T  ic  Soften  ber  öffent- 
lidjen  Armenpflege  betrugen  1900,  abzüglich  667000 
3R.  für  jurüderftattcteKurtoften,  8402095  2R.,  bar= 
unter  6027000  vi>J.  Almofen*  unb  aiflegegclber, 
auficrorbentlicbe  Unterftü&ungen  725000  2R.,  Kur- 
unb  9krpflegungstoftcn  1  ÜHiU.  SR.  Die  3abl  ber 
Almofcncmptänger  betrug  Gnbe  3Jlärj  1900: 29458 
3Jerfonen,  bie  1899:  5,137  im  II.  3Jt.  Almofen:  unb 
153994  3Jt.  ertraunterfrüfcungen  etbielten.  Pflege; 
linber  erhielten  828828  3Ä.  daneben  beftebt  nod) 
eine  private  Armenpflege,  bie  teil-  porbeugenb 
wirft,  »ie  namentlid)  ber  93erein  gegen  Verarmung 
unb  Bettelei  (ber  1899  :  4215  $erfonen  mit  Dar- 
leben, Öefcbenlen  unb  9cäbmafcbinen  unterftüfete), 
teil«  in  jablreicben  Vereinen  für  befonbere  3*oede 
(j.  93.  bem  Afplveretn  für  Cbbacblofc,  ber  1899: 
268726sVerfonenUntertunftfürbie5iad)tr>erfd)affte) 
93ebeutenbe«  leiftet  Die  1.  April  1899  vorbanbenen 
Stiftungen  unb  fiegate  für  2öobltbätigleit«jwede, 
welche  birelt  ben  ftäbtifeben  93ebörben  unterließen, 
üerfügten  über  ein  Vermögen  von  39,k»  ÜHiU.  3Jt. 
(einfcpliefelid)  iüJcrt  ber  ©runbftüde). 

SJon  ben  1.  April  1900  in  Pflege  befinblicpen 
5028  9Baifenlinbern  (2714  Knaben  unb  2314  l>täb- 
eben)  waren  636  im  ©aiienbepot  93.,  ber  aitaiien* 
erjiebungsanftalt  ÜHummetsburg,  bem  Grriebung«: 
baufe  für  vermabrlofte  Knaben  in  Cicbtenberg  unb 
verwahrlose  aJldbcben  in  Steinbeeren  untergebracht ; 
1432  befanben  fid)  in  93.  unb  2684  in  auswärtiger 
Kojtpflege  bei  privaten  unb  276  in  fonftigen  .'Im 
ftalten;  452  Knaben  unb  74  ÜHäbdjcn  waren  jur 
Hwangscrjiebung  ber3Baifenvcrwaltung  übergeben. 
Die  auswärtigen  aiflegeftellen  oerteilten  ficb  auf 
146  Stäbte  unb  462  Dörfer.  259  ©cmrinbemaifen* 
räte  mit  1778  männlichen  ülitgliebern  unb  453  Auf; 


fiebtsbamen  beauffidrtigten  bie  aktvatpflegeftdtten. 
Die  Soften  ber  SBaifenpflcge  betrugen  nad)  Abjug 
von  172612,w  3)1.  ßinnabme  900739  BL,  buräV 
fdpnittlid)  179,u  3».  jäbrlid)  für  iebe«  Jtinb. 

©efunbbeit«wefen.  Au^er  ben  jablreicben 
Srofefforen  unb  Doccnten  forgen  2000  praltiftbe 
Arjte,  700  Hebammen,  160  in  Deutfdjlanb  geprüfte 
3abnäritc,  200  iieilgebilfen,  170  Apotbelen  unb 
450  Droguengefdjäfte  für  bie  Pflege  ber  ©efunb= 
peit.  3Kit  ber  lönigl.  ßbarite"  (1710  gegrünbet, 
einem  jugleid)  als  Üebranftalt  bienenben  Äranfen-- 
bau«,  ba«  gegenwärtig  [1901]  umgebaut  wirb) 
fteben  in  9Jerbinbung  12  Unioerfüätsllinilen  unb 
ba«  s$atboloaifd)e  ^nftitut  mit  bem  1899  eröffneten 
^ircbow^Dtufeum;  mit  ber  Uniüerfität  bie  Snjtitute 
für  (Sbirurgie,  Augenbeiltunbe  unb  @cburt«biUe> 
bie  $oli(lini(.  ferner  befteben  ba«  öpgieinijcbe  3n: 
ftitut,  ba«  3nftitut  für  3nfeftion«lranlbeiten  (f.  b., 
93b.  17)  mtt  ^mpfanftalt  (1898)  gegen  JoUwut, 
i  ba«^rauenfied)enbaue93etbe«ba,bieJ^rantenbäufer 
I  im  5riebrid)«bain  (1868  —  74  üon  ®ropiu«  unb 
i  6cbmieben  für  700  Sranle  erbaut),  in  ÜJtoabit,  am 
Urban  (600  93etten,  1890  eröffnet),  in  ber  lorf* 
ftraie,  6lifabetbs  (für  ^auen),  Sajaru««  (für  Un* 
beilbare),  Sriebrid)«2Bilbelm«j,  Auguftabofpital, 
(Sentralbiafoniffcnbaus  93ctbanien,  latb.  firanlen- 
bau«,6lifabetb^inberbofpital,SaifepunbSaiferin: 
$riebrid):Kinbertranlenbau«  für  300  Kinber  unter 
14  3abren  unb  latb.  Seobofpi}  (1898). 

3n  ber  ftäbtifeben  3rren«  unb  3biotenanftalt  in 
Dallborf  würben  1.  An  Ii  1900:  1237  Kraule  in  ber 
Anftalt  unb  1224  Stranle  in  ^rioatanftalten  unb 
Pflege  unb  283  ^bioten,  in  ber  ftäotifdxn  3"en« 
anftalt  öerjberge  bei  Sidjtenberg  (1893  eröffnet) 
1760  Sranle  gepflegt. 

oii  ber  epileptileranftalt  SBublgarten  bei  93ie«< 
borf  befanben  ftd)  Gnbe  3>uni  1900: 1003  ^erfonen. 

Die  6anität«polijei  leiten  1  6tabtpbpfitu«  mit 
4  gerid)tlid)en,  10  93ejirt«pbpfici«,  1  Departement«^ 
tierarit,  5  Ärci«tierdr}ten  unb  18  vliolijeitierdrjten ; 
aufeer  biefen  gehören  jum  Geffort  be«  $oli)eiprdfi: 
bium«  bie  6d)ukblattem<2lmpfung«anftalt  unb  bie 
6amtätötommiifionmit60sJter>ierärjten;  16  6ofpi= 
täler  (barunter  3  ftdbtifd)e  mit  1140  Sranlen  unb 
6ied)en),  49  meift  private  Sranlenanftalten,  Sli< 
nilen  unb  6iecbenbduier,  bie  tatb..  @rauen  3d?wc-- 
nern  unb  bie  eoang.  Dialoniffen,  154  ftrantem  unb 
6terbetaffen,  16  ftdbtifd?e  6d)wimm:  unb  93abean< 
ftalten,  50  private  93abeanftalten  unb  19  Sanität«* 
wadjen  Pervollftänbtgen  ben  bpgieinifd>en  Apparat. 

3n  35  2eid?enbäuf  ern  ber  93egräbni«plä&e  würben 
1899:  12741  Üeidjen  eingeteilt. 

^inanjen.  Zxoig,  ber  bebeutenben  finanziellen 
Anforberungcn  ift  bie  Sdjulbenlaft  nid)t  bod)  unb 
wirb  burd)  ben  9Bert  ber  ftäbtijcben  @runbftüde  unb 
gewerblichen  Unternehmungen  übertroffen.  9iad)  bem 
Sßoranf djlage  für  1900 ) cMicr.cn  bie  einnahmen  unb 
Ausgaben  mit  107238108  3)1.  ab.  öierju  lommen 
bie  (ttats  ber  ftäbtifeben  SBerle  (©aswerlc  42,65*, 
^afferwcrle  10^9»,  Kanalifatie n  13,&ii,  93iehmar{t 
2,«ib,  Scbladjtbof  1,»»9  «Will.  3W.,  ^Icifdjbcfdjau  ba* 
felbft  746400,  für  auswärtige«  gleifd)  314300, 
lRarttbaUcn2,8333HiU.3)t.)  mit  sufammen  7 1 463838 
3)1.  Da«  Vermögen  (6nbe  3Jlärj  1899:  577423960 
an.)  fe&t  fid)  iufammen  wie  folgt:  Orunbftüde  für 
3jerwaltungs jwede  310790239,  anbere  Käufer 
20  744  7 16,  ftäbtif  eher  ©runb  unb  93oben  27  308  754, 
(JJflter  29869066,  anbere«  Gigentum  6299849  3».; 
bie  Sdjulben  (287589737  SW.)  au«  Obligationen 


784 


©erlin  (93ef)örben) 


257591760,  oom  ©runbbefib  2639448,  3lugßabe= 
refte  27358539  SR. 

S)ie  Sinanjlage  geftattete  1895  bic  Slbfcbaffunß 
ber  2Jtictfteuer  (big  1891  oon  fdmtlid)en2Bobnunßen 
64/s  ^roj.,  big  1895  oon  3Bobnunßen  oon  1000  big 
201  2Jt.  abwart«  beßrcffio  6'/,  bis  2$roj.);  au*  nxxt 
bie  ©emcinbe'Gintommenfteuer  für  bic  erfte  Steuer* 
ftufe  (Gintommen  big  660  2».)  nicbt  mebr  erboben. 

Tic  inbiretten  Staatgabßaben  betrugen 
1899/1900:  93ranntweinfteuer  12133411,  Zabab 
[teuer  36776,  Sbßaben  für  Sabatfurroßate  155, 
Saljfteuer  1580808,  93raufteuer  3839122,  Stenu 
pel  oon  SBertpapieren  18703928,  Stempelfteuern 
9311332,  Grbfcbaftgfteuern  1612193,  juiammen 
47611959  SR.,  b.  i.  25,8»  2R.  auf  ben  Kopf. 

Tie  birelten  Staatgabgaben  betrugen 
1900:  Staat«  *  Gintommenfteuer  29  715176  2)1, 
Grßdnjunggfteuer  4028976  ÜR.,  ©ewerbefteuer 
8498839,  ©runbfteuer  17627  347,  jufammen 
59870337  2R.,  b.  i.  32,ss  3Jt.  auf  ben  Kopf,  $ür 
ftebenbe  ©ewerbe  würben  1900  :  69952,  für  be- 
werbe im  Umbmieben  2388  $erf  oncn  b,  eranflejoaen. 
Tie  Staatg*Gintommenfteuer  \Mtcw  401130  $er: 
fönen,  barunter  50476  mit  einem  Gintommen  über 
3000 Wl.  3um  Steuerfahe  oon  4  SM.  würben  181 177 
^erfonen,  jum  Steueriafce  oon  2,40  9t.  143000  $er> 
fönen  veranlagt;  biefe  Steuer  würbe  aber  nidjt  tf 
erboben. 

2)ieftdbtifcben@emeinbeabßaben  waren  für 
1900oeranfcblaßt:  ©emeinbeßrunbfteuer  18360000 
2Jt.,  fcunbefteuer  559500,  ©emeinbe*  Gintommen ; 
fteuer  29380000,  ©ewerbefteuer  8640000,  Söe* 
trieb öücucr  286000,  Umfabfteuer  1848573,  $rau? 
maljfteuerjufcblaß  750000  unb  SBanberlaßerfteuer 
1000  2Jt.,  jufammen  59825073  2R.,  b.  i.  28,9  3Jt. 
auf  ben  Kopf.  $te  ©emeinbe^Gintommenfteuer  (100 
^roj.)  jablten  592600  "ijJcrfonen.  Sie  war  oeran* 
fcblaßtauf  188990: 15,743,1892/93: 15,8c«, 1895/96: 
21,6M,  Gtatgjabr  1900:  29,ss  5DKU.  2W. 

fcunbefteuer  (20  2Jt.  für  einen  £unb  feit  1892) 
würbe  1.  Slprit  1900  für  26636  fcunbe  erboben; 
baneben  waren  5562  ftunbe  fteuerfrei. 

35ie  überfcbüffe  ber  ftdbrif eben  9öerte  tommen  ber 
Stabtbauptfaffe  ju  gute,  ber  9}oranfcblaß  für  1900 
ßiebt  eine  Ginnabme  von  6901 660  2Tt.  SRadjbem 
jeboeb  1.  Spril  1893  bag  $olijeitoftenßefeb  oom 
20.  Spril  1892  in  Kraft  ßetreten  ift,  mu&ten  1893/94 
für  2Jolijeitoften,  $euerlöfa>  unb  jelcßrapbcnroefcn 
febon  5502614  2«.  (2698 139  2R.  mebr  alg  im  93or; 
japre,  1900:  6988267  2R.)  jum  Gtat  ßebrad?t  wer« 
ben.  35er  JReinertraß  ber  ffiafi erroerfe  ftellt  fid)  auf 
2160717,  ber  ©agwerle  auf  4240906,  beg  93ieb; 
unb  Scblacbtbofeg  unb  ber  ^leifcbfcbau  f owie  für  bag 
oon  au&erpalb  einßefübrte  ftleifcb  auf  500037  SM. 
$ic  Sdjlacbtbfiufer  unb  üJtarttballen  foüen  leine 
Ginnabmequellen  bilben.  Tie  ftdbtifcbe  Kanalmv 
tion  erforbert  noeb  1 677482  2R.  3"f*"fc,  obßleia? 
bie  93erwaltunß  ber  Stiefelfelber,  welche  bigber  bie 
Sclbfttoften  nicbt  beetten,  mit  einem  ^Reinertrag  oon 
2689254  2R.  in  SHecbnunß  aeftellt  werben  tonnte. 

$ie  ftdbtifcbe  Spartaffe  batte  1.  Stpril  1900  ein 
©efamtoermößen  oon  247389000  Svt.;  bie  @ut= 
baben  betrußen  241000000  WL.  bie  3abl  ber 
Spartaifenbücber  675204;  Steferoefonbg  6318000, 
©runbftüdgfonbg  71000  2«. 

3m  allßemeinen  lebt  man  in  93.  biüißer  alg  in 
anbern  ©rofeftdbten  unb  f  oaar  billiger  alg  in  2$arig. 
1892/93  entfielen  an  ftdbtifcben,  Staatgfteuern  unb 
f  onftißen  ©ef  allen  burcpfcbnittUd)  auf  ben  Kopf  ber 


93eoBlterunß  in  JB.  4M*  2Jt. ,  in  $arig  intl.  ber 
Staatgabgaben  71,97  grg.  3)er  Gtat  ber  Stabt 
$arig  für  1892  betrug  (intl.  Staatgabgaben  unb 
107  750475  Jrg.  S  tabtfcbulb)  290,007, 1899 : 358,«7«, 
1900:  329,655  2JiiU.  8rg.,  berjenige  oon  33.  für 
1892/93:  80,058  2HilI.  2Jt.,  ju  welcben  jebod>  notb 
34,088  2RilL  2R.  Staatgfteuern  binjurreten,  1899: 
100^84,  1900:  107,s38.  3n  ^iarig  trafen  1892,9:5 
auf  bie  Scbulbenoerwaltung  107,750  2Jtill.  3Tg. ,  in 
9).  alg  eigentlicbe  Kdmmereifcbulb  39^78  2)till.  2H. 
3)ie  fteuerlicbc  Selaftung  auf  ben  Äopf  ber  53eoölte« 
rung  ift  in  s$arig  erbeblicb  boher  alg  in 93. ;  tag/gen 
ftnb  bie  auf  jeben  Ginmobner  entfallenben  2lufwens 
bungen  für  Unterricbtgiwede  bei.  für  bag  Slrmen- 
unb  ©efunbbeitgwefen  jufammen  in  beiben  Stdbten 
etwa  aleid>. 

»ebbten,  ilteicbebebörben.  93.  ift  Sib  aller 
SHeicbgbebörben  mit  »ugnabme  beg  Steicbggericbtr 
(ßeipjig)  unb  beg  Cberrecbnunggbofg  (^otgbam). 
vUreufe.  ftof:  unb  Staatgbebörben:  2)tiniftr- 
rium  beg  tönigl.  6auf  eg,  fdmtlidje  oberfteöofdmter, 
bag  feerolbgamt,  feaugarebio,  fjofiaßbamt,  Gioil= 
unb  2Rititdrtabinett,  bie  £>oftammer  unb  bie  ©ene^ 
ralintenbantur  ber  tfinigl.  Scbaufpiele;  bie  beiben 
Ödufer  beg  fianbtaßg  (©erren»  unb  2lbßeorbneten: 
baug),  fdmtlid?e  Sütinifterien  beg  Äönißreicbg  ^reu^ 
^en.  Staatgrat,  Staatgfcbulbentommiffion,  Goan= 
gelifcber  Cbertircbenrat,  Könißl.  ©ebeimeg  Staat«? 
ardjio.  SOtilitdrbebörben:  9teicb*militdrflericbt, 
©eneralmilitdrtaffe,  ©eneralftab  ber  ärmee,  Cber- 
tommanbo  in  ben  starten,  ^(ntenbantur  ber  militdr. 
^nftitute,  erfte  Slrmeeinf  pettion,  ©eneralinfpettionen 
ber  Äaoallerie,  gufeartillerie,  beg  Ingenieur*  unb 
^ioniertorpg  unb  ber  5<ftunßen,  beg  2Militdrerj^. 
bunßg=  unb  9)ilbunßgwefeng,  3n)pettionen  ber  ö*lb; 
artillerie,  §&Qex  unb  Schüben,  Sertebrgtruppen, 
lelegrapbentruppen ,  ber  teebnifeben  ^nftitute  ber 
Infanterie  unb  ber  Slrtillerie,  9)tilitdrtclegrapbie, 
ber  militdr.  Strafanftalten ,  beg  2Jtilitdroeterindr: 
wefeng{  ber  3nfanteriefcbulen,  Ärieggfcbulen,  l.Jyufr 
arrillene',  1.  unb  2.  3ngtfwinr*,  1.  Pionier,  Slrtil 
lerieoepotj,  ^Tainbepotinfpettion ,  Kaoallerietom: 
miffton,  Slrtillerieprüfunggtommifrion,  ^elbjeug-- 
meifterei,  3«igbaugoerwaltuna,  ^ngenieurfomitee, 
2.  Xrainbepotbirettion,  bag  ^jnoaltbenbaug,  bag 
2)irettorium  beg  potgbamfeben  großen  2Rilitdr= 
waifenbaufeg,  bie  Cbermilitdreraminationgtommif: 
fjon,  Obermilitdrftubienfommiffion,  ^Jrüfunggtom= 
mifftonen  für  bohere  ^ntenbanturbeamte  unb  für 
DbeTe2)tilitdrdTjte,©eneralmilitdrtajfe,  eoang.  unb 
tatb.  Jelbpropftei,  ©ouoernement,  Äommanbantur, 
Ärtilleriebepot,  Mrmeemuritinfpicient ,  bie  ©eneral« 
tommanbog  beg  ©arbe*  unb  beg  3.  Slrmeelorpg,  bie 
Kommanbog  ber  1.  unb  2.  ©arbeinfanteric*,  ber 
©arbetaDalleriebioifton,  ber  2.,  3.  unb  4.  ©arbe= 
infanterie-,  ber  1.  unb  3.  ©arbetaoallerie  - ,  ber  1. 
©arbefelbartiUerie-,ber  1.3u&artiUerie=,  Gifenbabn- 
brtgabe,  %  rainbepot  beg  ©arbetorpg,  Gbef  ber  Öanb*- 
genbarmerie,  Stab  ber  3.  ©enbarmeriebrigabe,  ber 
Öanbwebrinfpettion93erlin,oier93ejirtgtommanbog. 
^rooinjialbeb&rben:  Sie  Sanbratgdmter  ber 
«reife  9tieberbarnim  unb  Jeltow.  3>ie  fürftbifdjöfL 
Delegatur  93.  umfafet  bie  2)iarl  93ranbenburß  unb 
bie  ^rooinj  Bommern  mit  7  lärebipreebpteriaten 
(93.,  Äöglin,  grantfurt  a.  D.,  $otebam,  Stettin, 
Stralfunb,  ffiittenberße),  942  ffielt*  unb  3  Drbeng^ 
prieftern  (93armberjiße  93rüber),  740  Pfarreien  xmo 
Seelforßerftellen.  ©ericbtgbebörben:  GinCber= 
lanbegßericbt  mit  bem  litel  Hammerßerid>t  (f.  b.) 


Digitized  by  Google 


Serltn  (Unterridjtg*  unb  StlbungSroejen) 


785 


für  bie  $rooinj  SBranbenburg  unb  ben  Stabtfreiä 
JB.  (ganbgeridjte JB.  L  JB.  II,  JB.  III,  Gottbu«,  granl- 
furt  a.  0.,  ©üben,  ilanbSberg  a.  b.  SBartbe,  9?eu- 
ruppin,  s$otsbam,  ^renjlau),  Sanbgericbte  ÜB.  I 
(«mtägericbt  <8.<9Ritte),  JB.  II  (»mtsaeridjte  SB.« 
Scpöneberg,  SB.^empelbof,  Göpenid,  QJrofslicbter 
felbe,  #önig*=2Bufterbaufen,  l'iit te nroalbe,  Wiiborf, 
Trebbin,  Soffen)  unb  58.  III  (HmtSgericbte  SHtlanbs= 
berg,  JB.=2Bebbing,  JBernau,  (Sbarlottenburg,  Halt- 
berge*9tübergbor  f ,  ßidjtenberg,  Siebenroalbe,  Nauen, 
Weuroeifeenfee,  Oranienburg,  Jßanfoto,  Spanbau, 
Strausberg)  mit  jufammcn  14  Rammern  für  fcan; 
beläfacben.  58.  ift  Si&  einer  tönigl.  preufe.  Gifen  = 
babnbirettion.  3ur  Cberpoftbireltion  JB. 
gcbören  188  Jöcrtebreanftalten,  barunter  45  $ojt* 
unb  8  2elegrapbendmter  1.  ftlafie  foroie  5  JBabn- 
poftdmter,  ferner  56  iHoprpoftämter,  23  ^ernfprecb- 
JBermittelungäanftalten  unb  85  öffentliche  Aern= 
fprecbftellen.  3m  JBejirte  befinben  fidj  674  ober 
irbifdje  Stelegrapbenlinien  mit  18586  km  Seitun 
gen  foroie  9&5  km  Stabtfernfprecbanlagen  mit 
%59o  km  Leitungen. 

Unterridjts-  unb  £i(bung3»efen.  2)ie  &la> 
bemie  ber  JEBif  f  enf  diaften  bat  in  JB.  ibren  Si&. 

Öocbftbulcn  unb  böpere  5Bilbungäanftal  = 
ten.  3)ie  1810  gegrünbete  tjTicbriaV.BMlpelm£: 
Unioerfitdt  bat  (1900)  85  orb.,  20  orb.  Honorar:,  89 
aufcerorb.  ^rofefforcn,  187  ^rioatbocenten,  5  tfr 
toren,  3  fieprer  ber  ^abnbeiltunbe  unb  21  Sprad) 
lebrer.  ^mmatrituliert  waren  6160  Stubierenbe 
(4465  JBreufeen,  936  anbere  2>eutfcbe,  615  anberc 
(Suropder,  144'9li(btcuropder)>  bapon:$67  ber  tbeol., 
2261  ber  iurift.,  1265  ber  mebij.  unb  2267  ber  ppilof. 

Eatultät  ^Ingebörige.  JBeredjtigt  jum  öören  ber  $$or> 
jungen  maren  au^erbem5152^erfonen,  barunter 
43 1  Hainen ;  aud?  fmb  baju  beredjtigt  bie  Stubieren- 
ben  ber  militdrärjtlid?en  !flilbung.$anftalten  unb  ber 
übrigen  fcodjfd) ulen.  "Jln  ber  ftriegäatabemie  (f.  b.) 
lebren  26  3)tilitdrs  unb  19  Gibillebrer;  ferner  be 
fteben  bie  bereinigte  Strtill«rie-  unb  3ngenieurfd)ulc 
(i.  b.,  11  militdrifdbe,  14  eioilleprer,  250  Cfftjiere) 
in  (Spartottenburg,  baä  tylbagogifdje  Seminar  für 
gelebrte  Scbulcn,  taiferl.  Statiftifdje  JÄmt,  preuft. 
Statiftifcbe  JBureau  mit  Seminar,  bie  flaifer*2Üil 
pelm^Sltabemie  für  ba  *  militdrdrjtlidje  Jöilbung3= 
roefen  (f.  JBilbungSanftalten ,  militäräritlicbe,  mit 
264  Stubierenben),  bie  tönigl.  Üedjnifdje  äodjfcbule 
JBerlin^barlottenburg  (1799  gegrünbet;  1901: 
3107  Stubierenbe,  barunter  2336  au*  JUreufeen, 
403  aus  ben  anbern  JBunbee  floaten  unb  368  9lu$ 
Idnber),  ©eologifdje  fianbeäanftalt  unb  JBergatabe- 
mie  (19  fiebrer,  115  Stubierenbe),  fianbroirtfdjaft- 
lid)e  öodjidjule  (33  Cebrer,  362  Stubierenbe),  &oaV 
l'cbule  für  JJ1  ufil  (45fiebrer,  330  Stubierenbe),  (Önigl. 
afabemiidje  ^odjftbulc  für  bie  bilbenben  Äünfte  (24 
Üebrer,  227  Stubierenbe),  2ierärjtlid)e  öocbfcbule 
(19i'ebrer,453Stubierenbe),ba*Seminar  für  orient. 
Spraken  (1901: 171 £>örer),ba$  JJJppfitalifcbe,  Soo- 
logijdje,  sJJilanjenpbpfiologif<be,  ^parmatologifcbe, 
^atbologifdie,  ^bpfiologifcpe,  ©eograpbifcbe,  JBota 
nifcbe,  Jedmotogifdje,  foroie  je  2  <bem.  unb  anatom. 
3nftitute,  bie  kIibpfi!alifcb^ed)nifd?e  Meidj^anftalt, 
bie  3nftitute  für  tbeoretif*e  WPftl  unb  ^nfe!tione= 
frantbeiten  foroie  17  Seminare  mit  facbroiffenfdjaft: 
lieben  Sebrapparaten  unb  JBibliotbeten;  bie  ibuigl. 
Sternwarte,  roo  (Salle  23.  Sept.  1846  ben  von  i'e= 
uerrier  in  "Uari*  beredjneten  Neptun  fanb,  ba§  faiferl. 
2)eutfcbe  Hrcbäologifdje  ^nftitut,  öpaieinesöabora: 
torium,  bie  tönigl.  ßbatite^,  bie  bereinigten  Uniper= 

Brodau«'  «onBftlatioiil'Sftiron.   14.  «uB.  R «.  II. 


fUdtällinifen ,  bie  tönigl.  UniperfitdtafTauentlhuf 
mit  ben  Rlinifen  unb  JjJoUUiniten,  tönigl.  ©bemifdj: 
2ecbnif(be  JBerfu(bSanfta(t,  $rattifcbe  Unterricbtä- 
anftalt  für  Staatdarjneitunbe,  baä  3obndrjt!icbe 
^nftitut  ber  Uniüerfitdt,  bas  tönigl.  $dbagogiicbe 
<£eminar  für  böbere  Scpulen,  Staateroi)jenfcbaft= 
lidj --Statiftifcbc  Seminar,  Weteorolcgifcbe,  Karto- 
grapbifdje  unb  bad  ©eobdtifdjc  i)nftitut  mit  bem 
ISentralbureau  ber  3nt«mationalen  erbmefiung, 
baS  tönigl.  £>ebammeninftitut,  Domtanbibatenftift, 
bie  2)tilitdrturnanftalt,  tönigl.  lumlebrcrbilbungs- 
anftalt,  bie  oon  ber  Oefelhdjaft  für  ba#  Stubtum 
2ix  neuern  Spraken  gegrünbete  JHtabemie  für  mo= 
"erne  JUb»lologie,  6od?fdjiile  für  bie  Smifenjcbaft 
be*  3wbentumS,  ba3  iHabbinerf eminar ,  Ibeolo« 
giiebe  Seminar  ber  franj.  Kolonie,  Seminar  für 
ÜJiiffionare. 

Ööbere  Sdjulen.  2lm  1.  3cbr.  1900  roaren 
worbanben  28  SJollanftalten  mit  neun-  unb  1 2  böbere 
Scbulen  mit  iecb&iäbrigem  Sebrgang  (18  Öpmna; 
fien,  8  ftcalgpmnafien,  2  ftdbtifcbe  Ober:  unb  12 
Olealfdmlen).  ©pmnafien  unb  Stealgpmnafien: 


©pmnafien 

un\> 

flcatgpmnaftcn 


CBQtnnaficn. 

StdMifdjr: 
RöflniiAf«  .  .  .  . 
^um  (Brauen  »lo< 

Her  

SrieBric^iroerbfr- 

Idir«  

JrtfBrtd)*.  .  .  .  . 

Sopbtrn«  

«staniirtifJ  .  .  .  . 
^umbolöt»  .  .  .  . 

fifibniv  

SröniQftabtiid)«-«  . 

«tifina«  

ipob^n^oUfrn« 

I  ö  n  i  q  l  i  d)  f : 
Cto<i(AinijtI)aIf(4r8 
;  Uraruöflidjr*  .  .  . 
|  i}rirbrid)  ■  SBiI' 

brlm<>  

9Bilt)flmt> 

|  üuifrn  

^rinj-.©einrt(l)4  * 

B. 

SirtttoHinnadeit. 

«aiirr'tBilbrltn«. 
Röniöftäbliidje*  . 

91norco»>  

Xororbffnfläbti. 

f*rt  

fiutffnftSbtifcbf*  . 
ffrirbTld)«.  .  .  .  . 

Sopbtfn«  

galt-  

c. 

Cbrrrcnli'rfjülcn. 

3rlfbr(^4»rTbft- 

Idlt  

ÜuijtrnriäMiirhf  . 


S 

1-1= 

c 

c 

IC 
1 

a 

5 

5 

'  ■ 

Xirfttorrn 


1M<|  30  r.  393  3 

i  !  I 

1074  28  ;i6  4»'.'  — 


1691 
1850 
18fi4 
186S 
1S75 
187.S 
197(1 
1877 

im 

1S96 


IC07 
lftf»9 

1747 

1858 
1882 
1890 


1747 
1832 
1843 

1836 
1836 
1850 
1868 
1880 


IS  )77 
Ii  i32 
Ii'  489 
17  iS8 
13  600 
IS.  338 
IS  3 SO 
IS  396 
IS  620' 


27  12  SOS  6 


10 
25 

23  5 
35 
M 
N 


475 
274 


18  651 
18  651 
!•<  650 

19[  530 


504 
510 
544 


6  598 


16  527 


441 
473 
462 


14»  Dr.  Wfilfrt 

I 

—  T)r.t?cllcrmatin 

120  Dr.gaitflc 

157  |Dr.  «oiat 
153  Dr.SRnQrr 

158  Dr.üifinj 
175  Dr.Ktbbecf 

86  Dr.  ilanqt 
157  Dr  ftrirblSnbfr 

159  Dr.  «Brnmonn 
Dr.  Cuaaft 


252 


87 


Dr.  SJartrH 

Dr.  Sarbt 
Dr.  SdjuU« 


525  Dr  «ortfl 

157  l'r  ft u l!rt 

305  «.  Stern 

175  Dr.  »idjlrr 


-  IDr  flirhi 
18t  Dr.  £anqr 
158  Dr.  IHeffl 


90 
141 

90 
173 

160 


unbffrtt 

Dr  TO  ruft 

Dr  «rrflrnbfra 


Dr.  SftirnbofJ 


-  Dr.  Ultntö 
148  |Dr.  TOareuIr 


1»24|32.18<454 
18651  32  |lf|  514 

1  (finfcftUffilid)  bft  S4ülrr  brr  SorTlafffn.  5  ©oranaflum 
nrbfl  Sralifftule  narb  «^ranffDrtrr  €nftrm».  >  fJtrtfrbein 
12  1'ob.rrr  unb  486  6$ülrr  b«  rCnigl.  8orfd»ulf.  •  gd)9nr. 
brrfl  bei  Ö. 

$a33°a$int3tbalfcbe6h}mnafuim  bat  ein  91lum< 
nat  mit  120  SJIlumnen  unb  40  Jpenfionären.  5Jie 

50 


Digitized  by  Google 


786 


«erlitt  (Unterricht**  unb  SitbungSroefen) 


3öflUnße  be$  cüanß.  ßrjiebungSinftitutä  ^aulinum 
befucben  ein  ©pmnafium  unb  erhalten  Pflege  unb 
o t ae h:n o  in  bei  Anftalt.  fterner  befteben :  12  i ui D i \- 
fcbe  SRealf  Aulen,  eine  f>anbelefdjule,  ein  grauen-- 
gpmnafium,  Die  $>umbolbtatabemie,  baä  $ictoria; 
lpceum,  ein  lönigl.  Seminar  für  Staotldmllebrer, 
je  ein  tönigl.  unb  ^rioat  •  Cebrerinnenieminar,  eine 
i*rael.  £ebrerbilbung«anftalt,  Seminarpräparan: 
benanftalt,  Serainaire  de  theologie,  Seminar  für 
NJDiiir»ottare,  mebrere  Äinbergdrtnerinnenfeminare 
be*  Sröbeloerein«,  4  lönigl.  unb  18  ftäbtifcpe  $or= 
fcbulen  für  böbere2ebranftalten,2lömgl.,6|täbtifcbe 
hebere  Üfläbcbenfdnilcn,  6  prioate  hebere  Mnaben« 

4  2Rittellnabenjcbulen ,  45  höhere  ^rioat:  uno 

5  3R:ttelmäbd>enfdbulen,  231  ©emeinbefcbulen  mit 
{1899)  102  754  Änaben  unb  103  665  ÜJcdbcben, 
2688  Cebrern  unb  1418  Lehrerinnen,  1  tönigl., 

1  ftäbtifche  Saubftummcnfcbule,  1  ftäbtifcbe5Hinben 
anftalt,  7  Slnftaltsfcbulen  jum  jeil  für  üermabrloftc 
ttinber,  7  Schulen  unter  Slufftcbt  von  Vereinen, 

2  jüb.  Schulen  unb  jablreiche  anbere;  4  tjortbil- 
bungSanftalten,  12  «jortbübungSfdwlen  für  ftüng« 
linge  unb  13  für  OTdbdjen  (335  843  ÜR.  3ufebufc); 
enbltd)  fmb  ju  ermähnen  bie  militdr.  Unterrichte: 
anftalten:  Cberfeuerroerfer*,  ÜJtilitdrrofearjtfcbulc 
unb  ÜHilitärlebrfcbmiebe.  Sin  Unterbaltungstoften 
würben  1895/96  für  bie  SBlinben;  unb  Uaubftum 
menfdjule  88571,  für  bad  3ortbilbung#unterridjt3= 
roefen  unb  bie  Sioltabibliotbetcn  351082,  für  Pie 
2urnballennebftSpielplä&en40198v]Jc.au*gegeben. 

Unter  Pen  Don  Vereinen  geleiteten  Anftalten 
roirten  bas  Teutfcbe  ©eroerbemufeum  unb  ber  •ber- 
liner f>anbrocrferDerein  befonberä  für  roifienfdjaft= 
liebe  unb  Shmftbilbung  ber  ©eroerbetreibenben. 

Q)t bliotbeten  unb  anbere  miffenf  djaft: 
liebe  Sammlungen.  $ie  1659  gegrünbete  lönigl. 
JBibliotbet  (950000  SBdnbe,  30000  fcanbidwften, 
barunter  fiutbere  bebr.  SBibel  mit  9ianbbemertungen, 
ber  »Codex  Wittekindi»,  eine  Goangelienbanb-- 
iebrift  teo  8.  Jahrb.,  SBeetboDen8  Criginalpartitur 
Per  9.Spmpbonie,  ©utenbergS  42jeilige  SBibel  auf 
Pergament  oon  1450,  bie  Luftpumpe  Otto«  von 
©ueride  u.  a.),  bie  Umoerjit&tdbibliotbef,  weiter  bie 
SBibliotbeten  be$  ©rofeen  ©eneralftabS,  beS  preufi. 
etatiftifeben  SJureaud  ( 100000  SMnbe),  ber  «erg= 
atabemie,  ber  Üecbnifcben  ftocbfcbule,  be$  tReid 
tafid,be*5taiferl.Statiftifd)en3lmteö,be3*Dlafliftrat0, 
bes  flammergeriebtä,  Per  ^olptecbnifcben  ©ef  ellf  cbaf  t, 
ber  ©ejellfcbaft  für  Grbtunbe  u. f. id.  Sammlung 
gen:  bie  Sammlung  pbpfit.  Apparate,  ebirurg.- 
geburtebilf  lieber  ^nftrumente  unP  Manhagen,  ba* 
(ibriftliAe  Slrcbdologifcbe  Äunftmufeum,  SBotanifdje 
(über  100000  pflanjenarten),  »natomifcp«  9)tu 
feum,  bie  "Jibarmatologiicbe ,  ftnatomifebe  Samm- 
lung, ba$  Slnatomifcbe  Jbeater,  geftungämobelb 
bau«,  Herbarium,  £anbroirtfebaftlidbe,  £anbel«= 
geograpbifebe  SJlufeum,  Xeutjcbe  Molonialrmiic-um, 
Udbüfcbe  Scbulmujeum  (mit  Cebrerbibliotbef),  ba* 
1869  gegrünbete  Aquarium,  bie  tönigl.  iüluftlinftru^ 
menteniammlung,  ber  Unioerfildtö«  unb  ber  S)ota= 
nijcbe  ©arten  (f.  oben). 

ßunftinftitute  unb  Sammlungen.  Äufeer 
ben  oben  (S.  780)  angeführten  2Rufeen  ftitb  noch 
beroonubeben :  baS  1874  begrünbete  2Jcärlifcbe 
v4Jrooinjialmufeum  (£trettor  Stabtrat  griebel),  eine 
84  029  Wummern  umfafjenbe  Sammlung  Don  Alter= 
tümern  aller  3lrt,  roitbtig  für  bie  Rulturflefcbicbte 
Per  SJiarl  ibranbenburg  oon  ben  älteiten  3citen  bi« 
jur  ©egenroart.  ^a«  S3eutb!S*inlel«  unb  Slrcpb 


tetturmufeum  (in  ber  2edmifd>en  6od)fd>ule)  ent= 
bdlt  Pen  lünftlerifcben  iJacblaü  S<bintel«  foroie  bie 
binterlaffene  Sammlung  iöeutb*.  baä  :Haud-  Ki: 
feum  faft  fämtlidje  Serie  bc4  3)leifter*  in  ÜPlobeUen 
ober  ©ipäabgüfjen ;  ferner  oai  luteum  für  bturfd>e 
33oll*trad)ten,  1889  au8  ^rioatmitteln  gegrünPci. 
ba*  1886  eröffnete  Jöpgietnemufeum,  beffen  ©runb 
ftod  bie  Sammlungen  ber  ^Berliner  ftuSftellung  für 
JDPgieine  unb  9tettung*mefen  (1883)  bilben,  beiPe 
in  ber  ehemaligen  ©etoerbcalabemte,  vai  £eutjd;e 
ilolonialmufeum  (1898)  in  bem  üon  6<ine  erbauten 
ehemaligen  3Äarinepanorama  am  Sebrter  SBabnbof. 
Da*  sJ)lufeum  für  Slrbeiterroohlfahrt,  jur  ^brberung 
ber  Unfalloerbütuna,  Sohnunad<  unb  9labrung*- 
mittelbpgieine  (im  3)au),  bad  uitarinemufeum  (bt$ 
1900  in  Äiel),  ba*  ^ergameniiebe  SRufeum  (1901). 
Die  SllaPemie  ber  Minute,  )um  ieil  in  bie  $au 
atahemie  übergeftebelt;  bie  1877—80  oon©ropiu« 
unb  Sdimieben  gebaute  Äunftfcbule  (Sirettor  ^ro 
feffor  ßroalb)  mit  mebrern  Ätelier«.  s^on  ^rit>at: 
galerienift  beD<utenbbie>Jiaoentfd}e©emdlbegalerie, 
mit  neuem  beutfeben  unP  franj.  iöilPern.  —  3Son 
ben  Slueftellungen,  in^befonbereÄunftaueiftellunaen 
(f.  b.),  ift  jundaSft  }u  ermdbnen,  ba^  vai  von 
ber  Stabtbabn  burd)fcbnittene  ©ebiet  roeftli*  r>om 
Lehrter  Bahnhof  1879  ber  ^Berliner  ©eroerbeaue^ 
ftellung,  1883  ber  ftpgieineausfteUung ,  1889  ber 
Allgemeinen  ^eutfdhen  Slu^ftcllung  für  Unfalloer: 
bütung  jum  Sd)auplaK  gebient  bat.  Sai  in  ©la# 
unb  6ifen  erbaute  unb  mit  einer  gemaltigen  >>aupb 
luppel  oerfebene  dauptgebduPe  (J^onftruttion  oon 
Sibaroroftp,  Architeltur  von  Möllmann  unb£>epben) 
ift  1884  Dom  Staat  angelauft  unb  jum  Sanbeäau^ 
ftellung^gebäube  beitimmt;  1886  fanb  in  bemfelben 
Pie  ^ubildumSauäftellung  Per  Slfabemie  ber  Künfte, 
im  Arübiabr  1890  eine  ©artenbauau^ftellung,  1891 
unb  1896  Pie  internationale  fiunftaueftellung  ftatt. 
Sonft  finben  bort  alljdbrUdj  bie  Äu«ftellungen  ber 
Atabemie  ber  Stünfte  ftatt.  Ter  }ugeb5rige  ?(u4 
Uelluna^part  roirb  ali  Aonjertgarten  benutjt.  3m 
meftl.  Seile  be«  partes  ba«  r>on  ber  ©efeüfcfcaft 
Urania  1889  eröffnete  SBtfjenfcbaftliebe  Ibeate;,  in 
bem  Vorträge  über  C  r  c  •  unb  öimmel£erfcbeinungen 
gehalten  »erben,  mit  einet  bem  ^ublilum  jugdng 
heben  Sternwarte;  in  ber  iaubenftrafee  bie  18% 
eröffnete  neue  Urania  mit  Ähnlichen  (Einrichtungen. 
Aufteilungen  oon  SBilProerlen  finben  aufeerbem  ftatt 
im  lönigl.  afabemiegebdube,  im  1876  ooüenbeten 
Ardbiteltenoereinsbau*  (feit  1887)  Dom  Uerein  2kr 
liner  äünftler  unb  in  ben  Derf&ieDenen  Aunftfalone 
(5r.  ©urlitt,  Gb.  Sdnrite,  ÄeUer  unb  deiner).  Ben 
Panoramen  beiint  IB.  ieiu  nur  noch  am  Aleranber 
x>\a%  badSebanpanorama,  oon  A.  Don  ferner  unb 
bracht ,  unb  ba§  Panorama  SBerefina  in  ber  ^er 
roartbftrafte.  Siel  befud>t  roerben  Gaftan«  'Canop 
tilum  (befonber*  9Badbeftauren)  unb  Vai  ^afjage 
oanoptitum.  Son  ben  ber  *Diufit  gemibmeten  or. 
Hituten,  bie  in  5B.  eine  reid?e  Pflege  finbet,  fmb  au|er 
ber  lönigl.  öocbfcbule  für  Hhmt  )u  ermdbnen:  ber 
Monjert jaal  im Cpernbaufe, mit  ben Sinf onief otreen 
ber  lönigl.  Capelle;  bie  Don  $afeh  (geft.  1800)  ge» 
ftiftete  Singatabemie,  unter  i'eitung  ®lumneTd,  in 
ber  und:  bie  ^oachimfeben  Streichquartette  ftattfin: 
ben;  bie  Philharmonie,  1888  Don  Scbroccbten  um^ 
gebaut,  mit  ben  Monierten  be«  philbarmonifdicn 
Cr*efter«  unb  ben  peroorragenbften  üflufitauffüb» 
rungen  überhaupt. 

Theater.  9).  hat  22  gröiere  Theater  für  Schau* 
unb  Suftfpiel,  SDper  unb  Operette:  lönigl.  Opern« 


Digitized  by  Googli 


öcrlin  (SBereinSwefen.  £anbel) 


787 


bau«  (1544  Blähe,  Oper  unb  Ballett  foroie  fltBfecre 
Sdjaufpiele);  fönigLScbaufpielbauS  (1044  Wd&e); 
S)eutfd?ed  2bcater  (989),  1883  neu  eröffnet;  Berliner 
:i  heater  (1581 ;  leisten-  bret  für  Iraner--,  Sd)au« unb 
Üuftfpiel);  2ej|ing=3:beater  (1136,  moberneS  Sd?au* 
unbfiuftfpiel);  erfülle*  (bis  18943BaUnerO  Sbeater 
(1286,  Sdjaufpiel),  1868  erbaut;  IHefibenjtpeater 
(659,  franj.  Salonftöde),  1871  eröffnet;  B-riebrirfv 
2öill)clm)tdbtifdje3  Jbwter  (1243,  Operette),  1883 
neu  erbaut;  9teue3  Jbeater  (821,  neuere  6dbau=  unb 
fiuftipiele);  Jbeater  beä  3BeftcnS  (1900,  e<bau=  unb 
i'uftfpiel,  Oper);  ba*  SWetropoltbeater  (bi*  1H99 
Jbcater  «Unter  ben  fiinben»;  1432,  Operette,  Bal- 
lett);  9ieue3  töntgl.  Cpern=  (früber  ÄroliajSbeater 
(1660,  meift  Oper),  1844  eröffnet;  Söellc-^Uiance^ 
2l?eater(991,^oife);GentTaltbeatcr(966,5Jol^ftü(fe, 
Boffe) ;  Sbaliatbeater,  Oftenb*(Garl»2BeifeO  Sbcater. 
9Jurle«-fe  unb  hoffen  roerben  gegeben  im  SBietoria- 
unb  Suifentbeater,  BaubeoilleS,  gpmnaftifcbeu.f.ro. 
Borftellungen  im  ©intergarten  be$  gentralpotel«, 
im  Slpollotbeater  u.  f.  ro.  ferner  finb ju  nennen 
bie  Urania,  Slnftalt  fär  Poltetümlidjc  9iaturtunbe 
(Sammlungen  unb  Bortrdge  mit  populär =nnffen: 
fdjaftlidjen  ÜJorf übrungen)  unb  bie  Sternwarte,  enb= 
lid>  ber  SiriuS  Buirf)  unb  (Sirfuä  Srfmmann. 

Sereinäaef  rn.  2 u r * bie  fielen gelebrtenBer= 
eine  hrirb  bieSBiffenfcbaft  jugleid?  ju  einem  geiftigen 
Binbemittel  beä  gefelligen  BcrtebrS  unb  baburrt 
immer  unmittelbarer  in  bie  tfreüe  beS  prattifeben 
SebenS  binflbergefübrt.  Unter  biefen  Bereuten  finb 
auf-, er  viani  genannten  ju  erroäbnen:  bie  3Iutbro 
pologifdje,  bte  Slrdjäologifcbe,  ^uriftif  epe ,  Bbilo- 
fopbifrfje,  BbpfilalifAe,  ©eologifebe,  Scutjcpe,  6be= 
mifdje,  Ornitbologifdje,  Jpufelanbfrfje,  2Jlebijinifcb= 
^bimrgifdje ,  Bbarmaceutiicbe,  BbotograpbifaV, 
BoltSroirlfcbaftlicge  ©efcUjdjaft,  Berliner  3Äebiji= 
nifebe  ©efcllfrfjaft,  ©efellfcbaft  für  Crbfunbe,  Be* 
liner  Wof opbifdje  Sorietät,  berliner  ÜJUlitdrärjt= 
lidje  ©cfcUfcbaft ,  ber  3)eutfd>e  Spradjperein,  Bcr= 
liner  herein  fflr  öffentlirfte  ©ef  unbbeitepflege,  Bota- 
uifcfce  herein  fflr  bie  Bropinj  Branbenburg,  fllub 
ber  üanbroirte,  @ntomologifa)e  herein,  Jlrcbitell en= 
perein,  bie  Bereinigung  Berliner  Strdnteften,  ber 
Gleltrotcdjnifcbe  Berein,  bie  ©efellfdjaften  ber  (Sba= 
ritddrjte,  ber  ©artenfreunbc  Sö.ö,  für  ©pnälologie, 
fflr  öciltunbe,  fflr  Berbreitung  pon  BoltSbilbung 
(mit  Bielen  Rmeigoereinen  in  $eutfrf>lanb),  nahm 
fori  cfcenber  freunbe ,  »ur  Beförberung  ber  eoang. 
ÜJUiftoncn  unter  ben  Reiben,  )ur  Beförberung  beS 
(Sbriftentumä  unter  ben  3"ben,  ber  9Rebijinifdb= 
-Htioleaijcbe,  9)iebijinifd)e,  Bäbagogifdje,  Baläfti= 
niidje  Berem,  Berein  «&erolb»  fflr  §eralbif,  bie 
Breu&ürfje  öauptbibelgefellfcbaft ,  ber  Berein  fflr 
bie  ©eiAidjte  B.3,  ScbriftiteUerperem  "Berliner 
treffe»,  freie  Sitterarifcbc  Bereinigung,  Berein  jur 
Beförberung  be8  ©eroerbfleifieS  in  Breufien,  6en= 
traloerein  fär  ba8  ÜBobl  ber  arbeitenben  Alanen, 
Berein  jur  Beförberung  ber  Grroerbäfäbigleit  be$ 
roeiblidjen  ©cfcblecbta  (öette^Berein),  jur  Bcfferung 
entladener  6trafgefanflenen,  für  d?riftl.  Grbauungös 
febriften,  ber  BoIlölädwiDerein,  Sfplperein,  Ber= 
liner  ^anbroerterüerein  (mit  eißenem  Berein^bau*), 
Bercin  junger  Äaufleute,  2Balbecf= Berein,  bie  fflr 
bad  Berliner  gefcllj&aftlicbe  Seben  (barafteriftifeben 
49  (liberalen)  Bejirt«:  unb  bie  33  (tonferoatvoen) 
Bflrgcroercine,  bie  gleiAjeitig  politifdje  unb  gefell- 
idjaftliAe  $mtdt  oerfolgen,  unb  bie  grojje  ^enge 
ber  forialij'tifd)en  5a*'  unb  Bilbung^cereine,  im 
ganjen  über  2000  Bereine  fflr  ©iffenfebaft,  »unft, 


drjiebung  unb  ©efelligteit,  barunter  92  Bereine  fflr 
SJtufil  unb  ©efang;  ferner  etwa  300  Bereine  fflr 
fcanbel  unb  ©etoerbe,  13  lanb»irtfcbaftlid)e,  39  reli: 
giöfe,  59  lanb£mannfd)aftlicbe,  20  2!beateruereine, 
baruntet  bie  freien  Bflbnen  (f.  b.),  90  fflr  Sapr: 
unb  ©afierfport  u.  a. 

3n  B.  befteben  folgenbe  Freimaurerlogen: 
I.  ©rofee  9?ationalmutterloge  3u  ben  brei  SDelt» 
lugein  (6plittgerbergaffe3),  geftiftet  13. 6ept.  1740, 
ali  ©rofeloge  tonftituiert  24.  3uni  1744  mit  ben 
$öd?terlogen:  1)  3u*  Gintrad^t,  2)  3um  flammenben 
6tem,  3)  3"  b<n  brei  Serapbinen,  4)  3"r  Ber= 
fd)»iegcnbett,  6)  3«  Jreue.  11.  Ü)ie  grofee  2anbeS= 
löge  pon  5)eutfd7lanb  (©ifenacber  Strapc  11/13), 
j  geftiftet  24.  $uni  1770,  mitbenJöcbtcrlogen:  l)3u 
ben  brei  golbenen  6d7lflneln,  2)  3um  golbenen 
€cbiff ,  3)  Begafu*,  4)  3ur  Beftdnbtgteit,  5)  3um 
iUlgrim,  6)  ^\im  golbenen  Bpug,  7)  3um  SBibber, 
8)  friebrid)  Üöilbelm  jur  SWorflenröte.  HI.  ©rope 
öoge  oon  ^reufeen  SRopal  ?)or!  jur  freunbfdjaft 
(2)orotbeenftr.  27),  geftiftet  1752,  als*  ©rofcloge 
tonftituiert  ll.^uni  179S,  mit  ben  Jödjterlogen : 

1)  friebrid?  Süilbelm  jur  gefrönten  ©ereebtigteit, 

2)  3ur  ftegenben  ©abrbeit,  3)  Urania  jur  Unfterb= 
lirbleit,  4)  Bötbagoraä  jum  flammenben  6tern. 
IV.frrner  bie  Berliner  Obb:frlloroö,bieBnai»Britb: 
Sogen  unb  Bereinigter  Sllter  Orben  ber  5>ruiben. 

3eitung«roef  en.  Anfang  1901  erfdbienen 
1163  3eitungen  unb  3<»tf d)riften;  164  ervt einen 
tdglid),  147  ftnb  politifd),  346  fflr  Söifienfajaften, 
11  fflr  Äunft  unb  Äunftgemerbe,  193  fflr  ©eroerbe, 
71  fflrfeanbel,  41  fflr  fianb»  unb  frrftroirtfdjaft, 
26  fflr  9Kilitdr«  unb  2Rarineroefen,  24  fflr  Jbcater 
unb  SRufif,  54  rcligiöfe  u.  a.  Bon  ben  5age§blättern 
feien  errodbnt  ber  amtlidje  2)eutfd)e  9leid?8anjciger 
unb  fönigl.  Breuf(ifd)e  6taat«anjeiger,  bie  (feubab 
tonferoatioe)  9ieue  Breuftifdje  (Ärcuj-)  3<itung,  ber 
(dbriftlid)  ■■  l oni'eroatioe)  SReidjßbote,  bie  (agrarifdjei 
2>eutfd?e  laflcsljeitung ,  bie  (regierungSfreunblicbe) 
9lorbbeutfd)e  31  Ugememe  Leitung,  bie  (freitonfenja- 
tipen)  Boft,  Berliner  9teuefte  9Jad)rid)ten,  (national^ 
liberale)  National  Leitung,  bie  (freifinntgen)  Bof= 
rifd>e,freif»nniflc,Bcrliner3eitung,Hleine«^ournal 
unb  Berliner  Sägeblatt,  bie  (ultramontane)  ©erma-- 
nia,  bie  (bemolratifdje)  B  oll  ö  jeitung,  baä  f  ocialbemo= 
tratifebe  dentralorgan  Bormdrt^,  bie  (amivmtti 
feben)  6taatdbflrgerjeitung  unb  I eut vte  3citung, 
ber  febr  oerbreitete  fiofalanjeiger,  baS  ^rembenblatt, 
bie  $äaUd>e  iHunbfcbau,  bie  2)torgenjettung,  2ibenb: 
poft,  bie  Börfenjeitung,  ber  Börfen--6ourier;  ferner 
bieSBodjenbldtter  Nation  (freifmnig),  3)eutfd)e3eit: 
febrift  (freilonfervatio),  Socialbemotrat,  3Ragajin 
für  2ittcratur,©egenroart,3utunft,slBo(be,5)apeim, 
£itterarifd)ed  6djo,  5)eutfdje  Siitteraturjeitung, 
frauenberoegung  u.  a.;  bie  35eutf(be  JRunbfcbau, 
bie  Brcufeifcben  ^(abrbüd)er,  bie  ^nfel,  s3leue  5)eutfdH* 
9lunb)cbau;  enblid)  bie  bumoriftifeben  Blätter  i?lab 
berabatfa),  $eutfcbe  9Bcjpcn,  Cuftige  Blätter  unb 
Uli  fotme  mebrere  illuftrierte  frauenjeirungen,  roie 
Bajar,  ÜJtobenroelt  u.  f.  ro. 

^anbel.  B.  ift  tro^  feiner  Sage  im  Binnenlanbe 
ein  beroorTagenber  ^anbelöplatj;  fflr  cinjelne  Sir: 
tilel,  roie  ©etreibe,  Spiritus  unb  2Bolle  foroie  fflr 
ba*  Ban(<  unb  Wecbfclgefcbäft,  ift  H  38cltmarlt  ge- 
roorben;  ber  Berbraud)  ber  Gintoobnerfcbaft  bietet 
benöanbelrreibenben  einen  großen  Jlüdbalt  bei  ibren 
Spekulationen.  Am  ^anbel  von  B.  roaren  tbätig 
1730: 206  Selbftänbige,  197  ©ebilfen  unb  Slrbeiter, 
1765:  1110  unb  686, 1846:  4-164  unb  5513,  1890: 

50* 


Digitized  by  Google 


788 


©erlin  (3nbujtrie  wtb  bewerbe) 


41653  unb  43983,  1895:  57526  faufmdnni)cbe3 
^erfonal  mit  85226  ©ebilfen,  fiebrlingen  unb  Hr= 
beitern  u.  f.  m.  55er  öanbel  erftredt  fid)  aufeer  auf 
bie  Grjeugniffe  ber  einbeimifdjcn  3nbu[trie  befon« 
ber«  auf  SÖlebl»  Kolonialmaren,  3uder,3Jieb,Äoblen, 
Gifen,  QDroguen,  ^arbewaren,  Petroleum,  Cle,  fieber 
unb  &olj.  35er  5)erliner  ©etreibemartt  wirb 
bauptfäcblicb  au«  ben  öftl.  sJ$rooin}en,  ßfterreieb* 
Ungarn  unb  bem  fübl.  Mufilanb  oeriorgt  unb  jeigte 
1899  folgenben  Umfaft  in  Sonnen: 


«fftanb  

Umfuhr  prr  ©a&n 
ttinfufir  <«  «Maffft  . 
«Urfanb  ptt  WaJjn 
«rrfanb  u.  $la>Bf  r« 


Roggen 

«fr(te 

Stall 

1  1  )S'  1 

1  I'JC 

3K02 

2485 

6733 

:  2345fi 

47513 

37  310 

59  835 

296 

!  43  MU 

68  537 

30232 

39567 

113183 

1548 

3  ü  7  4 

8977 

»163 

32189 

1 

1  54  281 

115400 

SC  634 

98  520 

116739 

SpirituSjufupr  1899:47830000  t;  burcbbaS 
berliner  3oüamt  gingen  ind  Stuelanb  4296646  t. 
Tic  öuöfubr  oon  Kartoffclftdrfe  unb  *2Rebl  betrug 
33929 t,  33on  auäldnbiicben  SBeincn  mürben  in  93. 
1899  wrjoüt:  6173877  kg  in  ftdfiern,  153312  kg 
in  Slafdjen  unb  891843  kg  'ccpaummeine.  35er 
Siiebbanbetim  3.  1899: 


Uiebbanbel 

Sd)»finr 

«Uber 

$ommfl 

Scrtauf  nad»  aufrodrt«.  . 
Sufbfm!8frlin(rSrl)la(t)h 

I ic  93abnen  bradjt 

224  301 
64  797 

159  504 

en  291 

882478 
167  018 

715  424 

179666 

178  340 
24  332 

153988 

kg  tVi 

557 514 
139  543 

417971 
'81244 

Scpod )  G i e  r  im  aBerte  oon  23  763 9 19,*o  W. ;  in  33. 
würben  oerbraudjt  26878360  kg  (7167562  Scpod) 
für  2  1  899  734,40  2R. 
2>ie  3ufubr  oon  Koblen  im  3- 1899: 

ObfriAIf fiicfar  Stc iniobtr  unb  «01«   1  005  636  t 

HifbfriAIrflicfte      »         •    244  768  > 

«Brftfaiifdjc  »         •       •    218  233  » 

cadjftfdje  •        •    3  514> 

If  tiali|'d)e  •  *       »    231 561  » 

«öbmifdir  »rauuioblc   62  447  » 

3nianbti$e      •    15  006  » 

3n!anbiid>e  ©Tiqurttf«   764  574  » 

Sufammni  2  54«  729  t 

35er  ffiollmarit  fteüte  im  3.  1899  jum  9}er* 
tauf  etwa  2800 1  beutfdje  9Dolle,  :Kucf  cnwäfcbe  in«. 
flRarlt  unb  Sluttionen,  etwa  4300  t  beutfebe  SQolle 
im  Sdjweife  inll.  9Jtartt  unb  Sluftionen,  1076  t 
©erberwolle  93erliner  ©erbercien.  MufeeTbem  etwa 
47000  93allen  überfeeifdjc  SöoUe. 

Gin  bebeutenber  Ajanbel  wirb  mit  ben  £>ßljcrn 
$olen$,  Diuftlanb*  unb  SlanbinaoienS  betrieben, 
bie  meift  auf  bem  ffiafierwege  Ober  bie  Cftfeebdfen 
eingeführt  unb  auf  ben  berliner  Sogerpla&en  in 
93rabemflnbe,  Siepe,  Spanbau  unb  93rie$fow  auf« 
gcftapelt  werben. 

SBefentlicb  geförbert  wirb  ber  $anbel  burtt  ben 
1886  bem  SJerlebr  übergebenen  Sleuen  ^adbof  an 
ber  Spree  unb  ben  fiebrter  ©üterbabnbof. 

3m  beutfeben  93u  ebb  anbei  nimmt  93.  als  SBer* 
lagSort  eine  beroorragenbe  Stelle  ein. 

Sebr  bebeutenb  ift  aud>  ber  K lein b anbei.  Sit 
erwäbnen  ift  ferner  ber  ÜJtilcbbanbel;  bie  2Weiereien 
j3cller*borf,  93ictoriapart  unb  »on  93olle  in  211t* 
ÜRoabit  (äffen  ibre  9J<ilcb  unb  üttilcbprobutte  tdg» 
lieb  in  ben  Straften  jum  Verlauf  berumf obren;  fett- 
tere  bcfdjfiftigt  1300  tlngeftellte  unb  fehte  1899  mit 
200  SHagen  29215275  1  ÜJlilcb  ab.  35ie  ©efamt* 
einfubr  an  HJtilcb  würbe  auf  ben  ©üterabfertigungä: 
ftellen  im  %  1899  auf  109459298  1  berecb.net. 


3nbnftrte  unb  ©evtrbe.  S5ie  febr  bebeutenbe 
©eroerbtbätigfeit  fteigert  ft*  nod>  immer  uon  L^abv 
|u  3abr.  $ie  3^bl  ber  felbftflnbigen  ©ewerbc= 
treibenben  betrug  1730:  3748, 1801:  11093, 1861 : 
39674, 1890:  92012,  1895:  147324,  ber  abbdngi= 
gen  (©ebilfen,  »rbeiter  u.  f.  W.)  4382, 30294, 89  42*, 
309987  unb  497278,  ber  felbftdnbig  beftbdftigteu 
Arbeiter  1166,  2731,  2254,  3369  unb  10637. 

SBon  53ebeutung  ift  namentlidt»  bie  9Retaü>  unb 
SDiafcbineninbuftne,  wie  Gifengiefeerei,  ®au  oon 
3JIafcbinen,  Sotomotvoen ,  difentonfrruttionen, 
^reffen,  ^eijungd«,  SBentilationö »  unb  93eleucb- 
tungganlagcn,  J&erftellung  be8  Söebarf*  für  Militär 
unb  Gifenbabnoerwaltungen,  für  SBertftdtten,  Qltl- 
rricitdtSwerfe  u.  f.  w.  5)ie  bebeutenbften  ^abriten 
ber  3Jletaüinbuftrie  finb  93orfig;  bie  SBerliner  SWa= 
fcbinenbauanftalt,  Slftiengefellfdjaft  oormald 
Sdjwartjtopff  (mit  Filiale  inSenebig),  für  Solomon 
tioen,  Kriegsmaterial,  allgemeine  unb  elettrifd>e 
5Jlafd)inen;  bie  fiommanbitgefellftbaft  auf  Sftien 
Üubwig  i'öwe  &  Go.  (5000  ?lrbeiter),  für  3Bert}eug= 
unb  arbeitemafdjinen,  SBaffenfabrifation  unb  £in= 
riebtungen  für2Baff  en^unb  9J)unitiondfabrifen ;  3)er= 
liner  aiJertjeugmafAinenfabrif  üormalS  2.  Sentf e ; 
SDtafcbinenfabnt  Gpclop  (iDcebliS  &  93ebrcn*);  OTa-. 
fcbinenbauanftalt  von  äoppe  &  Go. ;  SKtiengefell: 
fdjaft  für  Gifengiefterei  unb  SJiafcfeinenfabrifation 
früber  greunb  &  Go.;  ftabrit  baudwirtfdaftlidjer 
^afebinen  Übrig  &  Go.  u.  a.  35ie  9ldbmafcbinen: 
fabriten  (^rifter&9io6mann,  Scbirmer,  SJlau  AGo.) 
leiben  febr  unter  ber  ftonturren}  bed  Sludlanbed  unb 
wenben  fieb  mebr  unb  mebr  anbern  ^abrifation»^ 
jweigen  ju.  55ie  elettrote<b.nifcbe  gabritation  nimmt 
immer  grbfiem  Huffcbwung.  55ie  bebeutenbften  %a-- 
brilen  fmb  bie  Union,  bie  allgemeine  Gleltricitdt*= 
gefellfc^aft  unb  Siemen*  &  J&aleife;  fenier  beftebt 
a)iarmorwarcninbuftrie  (Gabrilen  von  G.  (jint,  STau= 
cbert),  ^abritation  oon  93lecbembaüagen ,  j3au£- 
baltungSgegenftdnben,  5BirtfcbaftSeinricbtungen  (G. 
Gobn),  ©artenmöbeln  au«  Scbmiebccifen,  S^ambu«?, 
sBfeffenobr  unb  &olj,  Campen  (Stobwaifer  A  Go.l, 
Scbmiebearbciten(Gb.,ilJuld),  ©elbfcbrdnfen  (G.»be, 
Slrnbeim,  Jabian),  Giöfcbrdnfen,  Surudwaren  au& 
©olb,  Silber  (Sp  &  SBagner,  5l)ict)eTbeim  &  Sobn), 
«upfer  (G.  fiedmann),  ü)cc)Tmg  (5-  9B.  93orcbert, 
«ItiengeffUfcbaft  Sdjdffer  &  5Dalder) ,  93ron|e  (». 
Jöellair&Go.,  Spinn  &  Sobn),  flidel,  9(eufilbeT 
(£>enniger  &  Go.),  GmaiKe  (G.Saue  9cacbf.),  Wttaü- 
unb  ©laebucbftaben  (jtoeb  &  93ein),  oon  Spiritus, 
iBranntmein  unb  Siqueuren  (infolge  bc-5  neuen 
Steuergefehe«  oom  1.  Ort.  1887  etwa«  jurfld^ 
gegangen),  Sabal  unb  GigarTen  (18%  würben  oer= 
neuen  2452929  kg  ;H  cbiabaf ,  17345  kg  fabrijierter 
jabat  unb  95713  kg  Gigarren  unb  Gigaretten. 
Grmeler  &  Go.),  2bon«  unb  2)tajolilawaren,  Gba= 
motte,  Steingut,  $or}eüanwaren  (befonber«  ber 
ftbniglicben  ^orjellan^IRanufattur,  f.  b.,  in  Gbar- 
lottenburg),  oon  Seifen,  Siebten  (JMeicb  &  Go.,  ^ranj 
Spieibagen,  Karl  Sppte),  ^arfümerien  (@.  fiobfe), 
Gbemitalien  (3lttienfabrit  G.  Scbering,  ©roä  &  Go., 
©ebrüber  i3epl  &  Go.,  Äunbeim  &  Go.)  unb  Sorben 
(3lttiengefellfcbaft  für  anilinfabrifation).  5«toop 
ragenb  tft  bie  ihinfttifcblerci  (Ringel),  Sertilinbuftrie 
unb  bie  ^abritation  oon  SRobeartUeln,  ali  Selben^ 
unb  ^bantaftewaren ,  wollenen  unb  baumwollenen 
©eweben,  Sammeten,  ^Hüfcben,  SbamlS,  lücbern 
(Seffer  &  Go.,  S<bul&  &  Go.),  Jcppicben  (frohen  & 
Sobn,  fl.Gbrenbau«),  2Bad>*tucb,  Öinoleum,  Seinen» 
waren,  ©menwdfcbe  (Uolf  &  ©laferfelb,  £.  Stern* 


Digitized  by  Google 


©erlin  (Snbuftrie  unb  ©crocrbc) 


789 


berg  jun.),  $amenmäfcbe  (©ofcbenbofer  &  SRöficfe, 
vi)iofie)  unb  v3elleibung  (9t  SJtannbeimer,  ©erfon 
A  Go.,  SRubolf  Herfcog),  ^ofamentierwaren,  $ute, 
Scbirmen,  Hüten,  tün|tlicpen  SBlumen,  ^uhfebern; 
femer  von  Papierwaren  (2ö.  fiagelbera),  Rappen, 
Sapeten  (Öiet  &  Heiber),  fieber«  unb  Portefeuille; 
waren  (6.  Stiefel,  Scbwarjwalb  &  60.),  ©lace^anb* 
fdjuben,  Jl  orbwaren,  ©aßen,  mufitalifd?en  ^nftru* 
menten  (SBecbftein,  3.  £.  Supfen,  2b-  ©erbarbt, 
Äarl  Öde),  medjan.  unb  optifdjen  ^nftrumenten 
(9t  5ue|),  Ubren,  ©ummimaren,  ©olbleiften, 
ihtöpfen,  Äurj*  unb  Spielwaren  u.  f.  w. 

3>er  gefe&licben  SHevifion  von  feiten  be$  ©ewcrbe* 
rate*  waren  in  SB.  unb  Gbarlottenburg  1899:  5090 
Gabrilen  unb  aröfcere  SBertftdtten  fowie  1722S8äde= 
reien  unb  1892  Konfeltionfcwerlftätten  unterftcllt; 
fte  befdjäftiflten  140119  9Jtänner,  47642  gTauen 
unb  12416  juflenblicfce  Arbeiter,  jufammen  200177 
Prionen.  3n  ben  mit  ÜHafdjinen  betriebenen  gc 
roerblidjen  Slnlagcn  würben  1899:  11987  Slnjeigen 
von  Unfällen  erftattet. 

?Rad)  ben  SBerufsjäblungen  von  1882  unb  1895 
verteilen  ficb  bie  im  Hauptberufe  (frwerbät  bätigen 
(einfdnie&lirf)  ber  SBerufälofen)  auf  bie  gro&en  SBe* 
rufäabteilungen  folgenbermafjen: 


SBerufäabteilungen 


1882 


1895 


Dbrr« 
fcaupt 

3n 

Obrr. 
baiipt 

3n 

3  792 

0,73 

4306 

0,56 

288292 

55.75 

404  48  t 

53,85 

110544 

21,38 

180916 

33,64 

32214 

4,39 

37513 

4,90 

50111 

9,69 

72  848 

9,53 

42197 

8.1« 

6%2M 

8,53 

517150 

44,69 

"765-348 

47,37 

A.  Sanb«  unb  gforftraiitiitaft, 
«ärtnrtfi,Iitrju<Dt.3.jd)frfi 

B.  3nbufttif,  örwrrbt,  »au- 
nt\tn  

C.  ^anbcl  unb  Sfrtfbr,  «aft< 
tvictfdiaft  

I>  fiotnorbcit  »fd»idnb«  «rt 

u.  I.  a  

K   Wrtnff,  6fffntltd)rt  Dirnft, 

freie  Brrufr  

V.  «rnhtfr,«fnfionarf,»eruf*. 

U\t  H.f.W.  

Stammen 

Siefe  3ablen  fennjcicbnen  bie  SReidjSbauptftabt 
al*  einen  bervorragenben  ÜJUttelpuntt  von  $nbu* 
irrte,  Hanbcl  unb  SBerlebr,  obmobl  fie  bo(b  bei  wei» 
tem  nicbt  alle  in  biefen  ©ruppen  ber  fog.  materiellen 
Berufe  Jbättgen  umfallen;  benn  abgefeben  von  ben 
uocb  nebenberuflieb  in  ibnen  ßTWerbstbdtigen,  bie 
inbeffen  bei  bem  äufeerft  intenfiven  ^Betriebe  in  ber 
©rofcitabt  nicbt  aUju  erbeblidje  SBebeutung  baben, 
arbeiten  in  SB.  im  Hauptberufe  no<b  viele  $erfonen, 
bie  ibre  SBobnung  in  ber  ndcbften  Umgebung  baben 
unb  alfo  (1895  übrigen*  mebr  alö  1882)  nicbt  in 
SB.,  fonbern  an  ibrem  Slöobnorte  gejdblt  fmb.  Sie 
3abl  berfdben  Iaht  ficb  nicbt  genau  feftjtellen,  aber 
man  barf  einen  guten  Xeil  ber  (Srwerbetbätigen  ber 
^erufSabtetlungen  B  unb  C  ber  flreife  Geltow  unb 
'Jlieberbarnim  fowie  ber  6tabt  Gbarlottenburg  ben 
in  93.S  3nbuftrie,  Hanbel  unb  SBertebr  werbenben 
Mräften  mjdblen.  Um  welcbe  MVkn  e$  ficb  Sterbet 
banbeln  tann,  erfiebt  man  barau$,  bafc  (hwerbä- 
tbätige  im  Hauptberuf  ermittelt  mürben: 


greife 

«mif4<iblritungfn 

B  C 

1*82 

1895      1883  |  1895 

Ifltoro  

Wirbarbarnim  

€tobtfrd»  «b^arloticubuifl 

24  693 
19460 
ÖS33 

61665 
41536 
2Ü84G 

6  512  1  30165 
6363  15194 
2195  !  11355 

Serben  bie  SBerufSabteilungen  A,  B  unb  C  in 
bie  cinjclncn  SBerufägruppcn  aufgelöst,  fo  djaralte: 
rifieren  nacbftebenbe3ablenreiben  bie  wirtfd>aftli<be 
Ibätigfeit  29.«  näber.  Qi  würben  ermittelt  Girwerb«« 
tbdtigc  im  Hauptberuf: 


Sufammrn  |  50  046  j  124047  15070  ,  46714 


SBerufägruppen 


1882 


Ober« 
baupt 


X!aubrairtf4aft,  Ȋrtutrci  unb 

Ztrrju4t  

Sorftroiitfttiaft  unb  Süd»erei  . 
löf  rgbau,4juttetw  unb  6a(inr  n> 

torfrn  

3nbuftritbrr6tfineunb  Crbrn 

WetaODrrarbrituno  

ata(d)iitrn.    Gfrtjeuge  unb 

Uppatatr   

aijfnulrfif  ^nbufhrie  

3orftn>irtfd>afiltti)«  fltbtnpTO- 

butte  unb  Ücurtitftoffe  .  . 

Irrtilinbuftrif  

mapifrinbufhie  

Ufbrrtnbuftric  

£>ot^  unb  SÄnieuofff  . 
4<atirunfl|.  unb  OJrnuBmittfl  . 
«rtUibuna  unb  Wrinigung  . 

ipougrwerbf  

^oluarapbifctir  Vrturcbr  .  .  . 
ttünftltriidje  ©ftrifbe  für  gt« 

torrblidjf  3Wf*e  

Oifroerbtrfibfnbe  o&ne  nährrf 

Orjrii^nung  

^anbfUgftotrbf  

••5rrfttljrrunfl»gmjeTbe  ... 
^rrirbrigriorrbc  

A,  B  unb  C  jujantmrii 


3  682 
110 

371 
3977 
29879 

14  230 
3313 

3678 
16815 

8  697 
9373 

29459 
21216 
95181 
38338 

9  723 

4  586 

1636 
6«  393 

1410 
22  825 
18016 


3" 


0,91 
0,03 

0,07 
0,99 
7,43 

3,53 
0,58 

0,67 
4.18 
3,16 
2.33 
7,32 
5,37 
33,G4 
9,49 
2,41 


1895 


Qbrr* 
baupt 


4083 
223 

187 
4913 
43  734 

35  633 
4  640 

3  263 

13  784 
13311 
13137 

36  834 
33  895 

135474 
57377 

14  663 


3« 


1,14     3  815 

I 

0,41;  933 
16,96  106  645 
0,35  3  706; 
3,67  35  2951 
4,47 1  36270 


0,C9 
0,04 

0,03 
0,83 
7,75 

4,3:. 
0,79 

0,55 
3,34 
8,0* 
2,06 
6,85 
5,58 
22,97 
9,71 
8,49 

0,65 

0,16 
18,08 
0,46 
5,98 
6,15 


402628|100    ;  589703  100 


Slbgefcbcn  von  ber  SBermtnberung  ber  ©nippe 
« ©ewerbtreibenbe  obne  näbwe  SBejeidmung»,  bie 
bei  ber  geringen  Snjabl  berfelben  wenig  bebeutet, 
fmb  von  1682  biä  1895  nur  jroei  ©ruppen  ibrer 
abfoluten  SBebcutung  nacb  jurüefgeaangen:  ba«  fmb 
bie  erwerbstätigen  ber  Jertilinbuftrie  unb  ber  93e; 
triebe  für  ftunftgewerbe  u.  bgl. ;  bie  relative  ÜBebeu; 
tung  im  Grwerbdleben  33.3  bat  fub  aber  aueb  in 
anbern  ©ruppen  ju  ©unften  ber  übrigen  vermin= 
oert,  am  meiften  ju  ©unften  be^Hanbeld  unb  ber 
©ewerbe  für  93cberbergung  unb  (hquirfung,  aud> 
ber  sJJtafd)ineninbuftrie  u.  f.  w.  ^ebenfadö  lenn= 
jeiebnen  biefe  3ablcn  bie  grofee  abfolute  unb  rela* 
tive  SBcbeutung  JB.3  im  SöirtfcbaftSleben:  von  ben 
örwerbstbätigen  ber  39eruf$abteilungen  A,  B  unb  C 
in  $reu&en  (1882  :  9254680,  1895:  10807270) 
entfielen  1882  etwa  »/»,  1895  etwa  Vis  auf  bie 
:Hcutobauf[]tabt, 

Sie  ©efamtbierprobuttion  ber  Brauereien  SB.5 
unb  Umgegenb  betrug  im  3. 1899:  3838411  hl. 
25ie  Ginfubr  607 105,  bie  SluSfubr  626527  hl  33ier. 
Der  Honfum  ftellte  ficb  auf  3818989  hl,  mitbin  auf 
fcen  Äopf  ber  SBevöltcrung  209  1  SBier. 

3m  3. 1899  verbraudjtcn  29  Untergärige  53rauc= 
reien  61877750  kg  2)lalj  unb  für  1327  2«.  6urro= 
gate  (ge}ablte6teuer)  unb  brauten  2480418  hl  SBier ; 
70  Dbergärige  ^Brauereien  ftellten  aui  24882  727  kg 
SJtalj  unb  91084  3K.  eurrogaten  (gejablte  Steuer) 
1^57993  hl  «Bier  ber. 

Sie  ^Berliner  <Dt  üblen  baben  1899:  180000  t 
©etreibe  vermählen. 

3n  SB. baben  ibreneil3  bie  SBeruf «genoffen« 
febaften  ber  Seinmedjanif  unb  beren  L  unb 
4.  Seition,  ber  cbem.  ^nbuftrie  unb  beren  1.  Seition, 
ber  @a3«  unb  Saffermerfe  unb  beren  1.  Settion, 


Digitized  by  Google 


790 


SBerlin  (Sem!«  unb  öcrfic^erunggwcjcn.  SBerfetjrStüefett) 


ber  Töpferei  unb  beren  1.  Seition,  bct  3iegelet 
unb  beren  4.  Seftion,  bct  s$apiermacber  unb  beren 
10.  Seftion,  ber  $apien>erarbeitung  unb  ber  2cber= 
inbuftrie  unb  beren  l.Settioncn,  ber  9JlüUerci  unb 
beren  4.  Seftion,  ber  Brennerei  unb  beren  3.  Beb 
tion,ber  23ctleibung$inbu[tric,  ber  Scbornftcinfegers 
meifter  be$  SJeutfdjen  9iei<b$  unb  beren  2.  Seftion, 
ber  Spebition,  Speicberei  unb  Äellerei  unb  beren 
3.  Seftion,  bie  änappfdjaftS-,  6teinbrucbS;,  9lorb« 
beutfdbe  £ertil=,  3,uder:,  Strafeenbabn;,  2iefbau= 
unb  23ranbenburgif<be  lanbroirtfcbaftlicbe  23eruf$= 
genoffenfcbaft,  bie  SRorböftlidje  Gifcn-  unb  Stabil 
bie  9iorböftlicbe  23augeroerf3: ,  bie  2abat--23eruf$: 
genoffcnfcbaft  unb  beren  1.  Seitionen,  bie  9torb- 
beutfdpe  Qbcb  unb  Unebelmetallinbuftric:23eruf$5 
genoffenfd?aft  unb  beren  2.  Seition,  bie  ^ubrrcerf^ 
SBeruf^flenoilcn^  an  unb  beren  4.  Seition,  bie  ©lae^ 
23eruf$genoffei4|djaft  unb  beren  4.  unb  5.  Seftion,  bie 
3corbbeutfd)e  j5olj:23eruf$gcnoifcnfcbaft  unb  beren 
3.  unb  4.  Seftion;  enblicb  bie  Seftionen  2  ber  23e= 
rufSgenoffenfcbaft  ber  OTufitinftrumcnteninbuftrie, 
6  ber  23rauerei*  unb  SJläljerei- ,  unb  8  ber  3>eut< 
idpen  23ucbbrudcr:23eruf3genoffenfcbaft. 

©auf-  unb  CcrfidjcrunfjSwefcn.  -'II--  Sit»  ber 
ftauptbörfe  2)eutfd>lanb8  unb  einer  ber  bebeutenb* 
ften  ber  SBclt  bat  23.  ein  febr  bebcutenbe*  9«cd?fcb, 
Aonb<*:  unb  ©elbgefdiaft,  wclcbctf  burd)  eine  große 
3ab.l  23anfen,  ©elV  unb  Srebitinftitutc  unter  ftüht 
wirb,  »n  ber  23örfe,  bie  taglid?  t>on  et»a  400n 
"$erfonen  befucbt  wirb,  würben  Gnbe  1899  bie  Äurfc 
Don  1500  oerfdjiebenen  Söertcn  notiert.  &n  ber 
SpiHe  ber  23anlen  ftcbt  bie  9ieicb£bant  (f.  b.),  beren 
Umfafc  1899:  179  3Jtilliarben  ?.'{.  betrug,  rooi?ou 
auf  23.  etma  33  ^roj.  tommen,  unb  bie  23anf  bce 
berliner  Kaffenüereina  (Umfätjc  im  3- 1899:  42,8 
9RUL  3Ä.);  bie  nficbft  bebeutcnbern  finb  bie  tönigl. 
Seebanblung  (f.  b.),  S)iSconto:©efelIi<baft  (f.  b.), 
Seutfdje  23ant  (f.  b.),  mit  Filialen  in  Siremen, 
Hamburg  unb  Sonbon,  Scutfcbe  ©enofienfebaft«- 
bant  (1899:  ^Reingewinn  2,so  ÜUII.  WL,  6  ^iroj. 
3imbenbe),  5)re4bener  23ant,  berliner  A>anbcle= 
gefellicbaft  (f.  b.),  Stationalbant  für  Seutfcblanb 
(f.  b.),  23anl  für  £anbel  unb  JSnbuftric  (i.  b.),  ©e= 
brüber  Scbidlcr,  S.23lcid>röber,  Selbrücf  Veo  &Gc, 
^JRenbeUf  obn  &  Go.,  $.  SB-  Äraufe  &  Go.,  iHob.  9öar= 
flauer  &  Go. ,  üon  benen  mehrere  noeb  3rocig: 
gefebäfte  in  ber  Stabt  baben;  ferner  noeb  eine  31n= 
jabl  Ärebit-unb  öbPotbctenbanten,  »ie  bie  ^reir 
niftfce  23obentrebit--2lttienbanf  (f.  b.),  sl)littclbeuticbc 
.«rebitbont  (f.  b.),  sfyreufjifcbe  Gentral:23obcnfrebit= 
i'lftiengefeUfcbaft  (f.  b.),  ^reufcifcbe  Smpotbcten: 
tfftienbant  (i.  b.),  Gentralgcnoffenfcbaftetafie  (i.  b.. 
23b.  17)  u.  o. 

Sie  grö&ern  23erfid)erung$anftaltcn  im  3.  1891» 
finb  folgenbe: 


58er; 
fieberungä: 
anftalten 

8fr- 
fidic  ruitji  J  ■ 
fummr 

TO. 

£d)abrn- 
fumme 

TO. 

luf  ctur.io 
anftaltcn 

*«• 
Tubrningl* 
brftanD  tn 
«Hin.  9t. 

uit.  Ina 

b.  $agcl« 
Korbbrutfttjr 
lOrrünft  .  . 

741  Ml  230 

5S72  364 
846 5J3 

c  ütbtnt 
e«rlinif<t)*  . 

«ictoria  .  . 
»orbftfrn  . 

193,03 
143.0C 
773.« 
211,75 

55er- 
ficberuna*1 
anftalten 

s  1* 

iifi 

Ins 

s  r 

9rrlimf4r  ■  ■ 
Dcutfd)e  .  .  . 
'JJtfiiBijAr  •  • 
Union  .... 
fladjfnu.SWüii' 
4fntt  .  .  . 
TOafjbfüurafr  . 
(üetharr  .  .  . 

3,89« 
1,649 
2,241 
2,292 

16,541 
27,361 

17,2r.  7 

;  a  es 


2  1 


«IS    «S     1  £ 


mi; 


65052 
55  210 
7S237 

655  611 
549  400 

8*2  %l 


•i)UÜ.  Vi. 


1,216  0.4SH  0,360  ISO 

0,420  0,1  IS  0,096  96 

0,945!  0,139!  0,060  60 

0,682  0,125  0,072  48 

i  : 

6,113  1,469  1,200  400 

19,394  0,491       -  18« 

2,679  12,502      -  - 


Sufeerbem  befteben  noeb  eine  Slnjabt  ©lae?. 
Sieb1,  2anb-  unb  fflJafiertranlportDerficberunaen, 
roie  bie  berliner  ^ortuna,  Seutfcber  £loob,  bie 
2)eutfcbe  unb  bie  2:ran*atlantifcbc  ©ütcn>erfi(bc= 
runfl«ßefellf(baft. 

*crfcljrotPC)cit.  ßifenbabnen.  3.  bat  aufeer 
benöabnböfen  unb  ipalteftellen  ber  berliner  Stabt= 
unb  JRinßbabn  (f.  b.)  fotoie  ber  1.  Clt.  1891  eröfi= 
neten  neuen  ÜBannfeebabn  (f.  b.)  7  iöobnbftfe  für 
^Jerfonen*  unb  ©ütcroertebr,  in  bie  12  Linien  oon 
au^mdrtd  einmünben,  ndmlicb  Snbalter  ^Babnbof 
für  bie  Linien  Jüterbog  •■  S5re*ben  (187,7  km). 
SB.» Jüterbog »i3aUe  (161,70 km),  2). * eiftemetba= 
2)re^bcn  (174,8  km);  $otebamer  SBabnbof  für 
2).  -  ÜDtaflbeburo  ( 14 1  ,o  km )  unb  S.  ■  iSlantcnbeim 
(195  km);  Sebrter  »abnbof  für  93.  *  SBirtenberae^ 
Tambure  (28Ü,i  km)  bej.  23.  ■  2öittenberflc  •  SBuaV 
hol;  (268,50  km),  23.=Stenbal=.'DannoDer  (25G  km»; 
Stettincr  23ab.nM  für  23.  *  Stettin  -  Staraarb 
(169,9  km)  unb  23. * sJicubranbenburfl < Stralfunb 
(224,3  km);  SAlejifcber  23abnljof  für  23.  =  Scbneibr 
müb^l  (215,90 km)  unb  23.*Sommerfelb  (156,73  kmf. 
©örli&er  »abnbof  für  23.:6ottbua:@örlitj  (207,9  km» 
unb  ber  ÜDliUtdrbafmbof  für  bie  SHilitärbabn  $ 
3offen  =  Jüterbog  (71  km);  bie  frflber  felbftänbigen 
23abnb5rc  Hamburger  unbOftbafonbof  fmb  ali  joldbe 
für  ben  ^erfoncnueTfelir  eingegangen;  Äbfertigunfl 
beefelben  erfolgt  auf  bem  l'ebrtcr  unb  Scblcfiirten 
23abnbof.  3)en  größten  Jeil  be$  («rntjerfebr* 
forgen  ieboeb  bie  23almböfe  ber  ^Berliner  Stabt: 
bafcn,  namentlid)  23abnbof  griebri*ftrafee.  Ratten 
bie  Äanalbauten  bee  17.  unb  18.  Sabrb.  bie  2aqt 
23.*  jroifcbcn  61bc  unb  Cber  au*genut»t,  fo  ift  bu 
Stabt  u-ut,  obgleid;  geograpbifa^  burcbauS  niebt 
central  gelegen,  burd>  bie  (httmicflung  be^  beutfeben 
unb  europ.  Cif  enbabnnetie^  ein  §auprpertcbr$mirtel: 
puntt  getoorben.  öier  laufen  nidbt  nur  bie  Linien 

:  üon  2ircmcn,  Hamburg,  Stettin,  Tanjig,  Königs- 
berg, t?on  23reelau,  öörlitt ,  Src^ben  unb  Seipjig, 
oon  sJDlagbeburg,  Gaffel,  Jranffurt  a.  3Ä.  unb 
üJtüncben  jufammen ,  23.  ift  aud?  Scbniltpunft  ber 
internationalen  Linien  t>on  "^ari^  unb  Bonbon 
nacb  fkterJburg  unb  sJÄo*fau,  won  Äopenbagen 
unb  Stodbolm  na6  3Dien  unb  Äonftantinopel  unb 
nacb  Italien.  Sie  Gifcnbabnen  beförberten  im  ^. 

I  1899  auf  an  ben  Schaltern  ber  Stabt-  unb  ÜHing= 
babn  gelöften  »yabrfarten  im  Stabt  =  unb  iHinci 
»erfebr  75202059  unb  im  23orortuerfcbj  45487608 
Sfcfoiten.  (S.  berliner  Stabt'  unb  5Hingbabn.) 
ferner  mürben  1899  beförbert  68004  Werbe. 
484847  Stücf  Siinbüieb,  631041  Scbafe,  1466913 
Schweine  unb  6082139  Stüd  ©eflügel;  enblicb 
117829  t  23ier,  934463  t  23raunfoblen  unb  23ri= 
quette?,  23629 1  ^ifdbe,  23457  t  )jleifcb  unb  Spcd, 
263937  t  ©etretbe  einfdjlie^licb  Sein*  unb  Cl- 
famen  unb  anbere  Sämereien ,  8454 1  flauef, 
«afao,  2bee,  141088  t  Äartoffeln,  105182  t  3flebl 
unb  Wflblenfabrifate,  1206252  t  Steintobjen  unb 
Äol^,  51895  t  Spiritus,  94814  t  Cbft,  15167  t 
2Bein  unb  3747641  1  anbere  ©üter.   Stuf  bem 


)igitized  by  Google 


Söcrfin  (3fliner Ölquellen.  SergnügungSorte  unb  Umgebung) 


791 


SBafiermege  mürben  aufeerbem  6472621  t  ©üter 
aüer  »rt  beförbert. 

Straßenbahnen.  Sie  fidnge  fämtlidjer 
Stra&enbahnen  betraft  1899:  445  km;  ftc  beförbert 
ten  1900  ranb  379  ÜJtill.  Serfonen,  ndmltd)  bie 
©rofje  -Berliner  unb  9teue  berliner  Straßenbahn 
(fett  1.  3an.  1900  Bereinigt)  236,3  2JUU.,  bie  S.= 
$barlottenburger  13688315,  eicltrifcbe  Stra&en= 
bahn  oon  Siemen*  &  "oalsste  (1901  in  ba3  ©igen= 
tum  ber  Stabt  übergegangen)  13047  367 ;  bie  StaM= 
unb  SHingbabn  fall,  ©raneroalb  97627774,  fficft» 
lidje  Sorortbabn  11 172000,  Süblicbe  Sorortbabn 
3417000  ,  Gletrrifd>e  Straßenbahn  S.'JDobenfdjöm 
baufen  1241665,  ©efcllfcbaft  für  ben  Sau  von 
Untergranbbabnen  1482813  Serfonen.  Ser  elet« 
trifdje  Setrieb  (mit  ober*  ober  unterirbiidjer  3"' 
leitung,  teil*  aud>  mit  Jlccumulatoren)  ift  bis  auf 
einige  Ünien  burd>gefübrt.  Sie  Straßenbahnen  be-- 
icfcättigten  1899:  2700  Schaffner  unb  2740  Rubrer. 
3m  3- 1896  ift  mit  bem  Sau  ber  ber  <jirma  Sie* 
mend  &  ijalste  genehmigten  elettrifcben  öodibabn 
begonnen,  meldte  ooraebmlid)  bie  fübl.  Stabttcile 
ericblteßen  wirb.  Sie  Sabn  beginnt  im  Cften  an  ber 
SSarfdjauer  Srüde  in  ber  9cäbe  beS  Scbleftfdjen 


lidb  6861  Seamte,  8997  Unterbeamte  unb  859  Softil: 
tone.  Qi  aiebt  1301  Srieftaften  unb  1  Softbalterei 
mit  1215  gerben. 
Ser  Sertebreumfang  1899: 


Senbungen 

3m  Hingang 

3m  Hu*gang 

S9rir|r,  ftartrn,  Srutffadjfn  unb 
©atf  nproben    ...     .  . 

Ratete  ob,nr  fBrrtangabc      .  . 

216  4ai  IM 
15961  «16 
9  584  5U5 
3  904  727 

361  484  708 
349  541  959 
19  466  825 
4  076  832 

ÜBcrtfenbungen  rourben  1899  beförbert: 


Senbungen 

3m  Eingang 

3m  ÄuSgang 

»njab,!  i  «. 

«nsabl  |  3R. 

«ritfrunb'JJafftf 
Uoftanrariiungcn 
Wactjnabmrn  .  . 
$oflauftrfigr  .  . 

974  5921411214  948 
6  439  682.  467  885070 
1024  399]  12164464 

146  134|    23540  942 

971  896]l4S3207  360 
1365190s!  819925017 
4  104464]  60489634 
555089]    45543  399 

6d)if  fahrt.  Sen  SBafferoerfebr,  ber  ju  bem 
bcbeutenbften  GuropaS  gehört  unb  fortmäbrenb  ju= 
nimmt,  jeigt  folgenbe  Tabelle  (bie  nabc  S.  liegen; 
ben  Sororte  finb  nid)t  inbegriffen): 


5Bafferter!ebr 
1899 

«rtfo. 
ntn« 
bampffr 

t  «iHcrbampfer 
3Alrp*v   

öa,n^fC ;  gaiji  ßobunß 

Un« 
brlabfnr 

bampfrr 

6fgttfäiffe 
m  !  Labung 

Unbfla* 
brne 
Srgrt« 
Wffe 

SlotV 
Wi 

t 

3nl« 
grfamt 

t 

Vntunft  

»bgaiig  

lurdbgaiifl 

5450 
5450 

17  044 

17053 
175 

857 
850 
3 

59565 
48070 
260 

96 
31 

33783       4  971  754 
32469         578  011 
4  014         810  789 

3  Ol« 
27489 

8 

3215 
957 

5  034  534 

626  081 
812  01»« 

tfujdinmcn 

1U9U0 

34  271 

1710 

107  895 

117 

70  266  |    6  360  554 

30506 

4  172 

6  472  621 

SabnbofeS  unb  gebt  in  roeftlidjer  5Hidjtung  über 
baS  äallefdje  Tbor  biö  jum  Satmbof  3oologifd?er 
©arten;  eine  Slbjroeigung  gebt  »om  Sotäbamer 
JMafc  a\i  Unterpflaftcrbabn  burd)  bie  Jtöniggrlfcer, 
öommerftra&e,  %m  sJleid}$tag$ufer,  ffieibenbamm 
unb  äupfergraben  hio  Scbloßbrüd e  (3,o*5  km).  (Sin 
Teil  be*  Srobetunnel*  unter  ber  Spree  jroifcben 
Stralau  unb  Treptow  mit  ber  erften  Untergrunb- 
babn  ber  Stabt  rourbe  1896  angefangen  unb  beftnbet 
fid)  in  Setrieb. 

Dmnibuägef ellfcbaften.  a.  Sie  2Mgemetne 
Serliner  C  nun bu->  ••  !fl!tiengefeUf(baft  beförberte 
1900:  43982369,  bie  Neue  Scriiner  Dmnibu*: 
©efeUfcbaft  27  723244,  ber  Serliner  Spcbiteur  Ser= 
ein  6856295,  bie  Cmnibuä  (Sompagnic  Serlin 
1434668,  Serliner  Cmnibu3-@eiellfcbaft  211445, 
Serliner  Dlacbtomnibudlinie  360693,  inägeiamt 
ranb  80  «DHU.  Serfonen.  Siefe  fei*  ©efellfAaften 
werfäflen  über  3900  ^ferbe  unb  ein  jabrperfonal 
oon  4:100  Honbulteuren  unb  Hutidiern. 

b.  Sie  Serliner  Saletfabrt^ltiengefeUfdjaft  be; 
förberte  im  3. 1899/1900:  2:304547  Ratete  im  ©e« 
famtgeroidjt  non  4",  3)till.  kg.  8m  L  3an.  1900 
roaren  uorbanben:  6427  Srofcblen  I.  Jttaffe,  1534 
II.  Älaffe,  153  ©epadbrofdilen ,  211  Ib«m»a0eTt, 
»H)l  Cmnibu«>fabrieuge. 

Soft  unb  2elegrapb.  S.batteGnbel899:  118 
Stabtpoftämter,  2  lelegrapbenämter,  7  Stabtferns 
ipred?amter  mit  97  791,iso  kra  Seitungen,  69  öffent= 
lieben  unb  34877  anbern  Spreriftellen  (201 757791 
(^efprddie).  Sie  56  JHobrpoftämtcr  arbeiten  mit 
121  km  iHobrleitungen.  Um  ben  gefamten  Sriefuer: 
tebr  iroifd?en  ben  Sabnböfen  unb  ben  üerfebiebenen 
Seftellpojtanftalten  burd)  bie  SHobrpoft  ju  beforgen, 
ift  bie  »nlage  eine*  neuen  Soppelröbrenfpftem* 
geplant.  Sa«  Serfonal  jäblt  16717  Köpfe,  näm= 


Sie  Spree  ■  unb  33acel  =  Sampffd)iffabrt*gefelI= 
febaft  «Stern»,  8.3Iug.  1888  gegrünbet,  übernabm 
juerft  ba*  Sampff  djiff  abrtdgefcbdft  uon  8.  ©ebbarbt 
in  Sotäbam  mit  4  Sampfern,  fotoie  Don  ber  Stra^ 
lauer  Sampffdbiffabrt«geiellfd)aft  beren  5  Sampfer 
unb  erwarb  barauf  aud)  ba*  ©efdjäft  ber  Serliner 
Sampffdjiffabrt^gcfcUfdjaft  mit  14  Sampfern, 
baute  nod)  mehrere  Sampfer  unb  ift  f omit  im  Senn 
Don  34  Sampficbiffen.  1899  mürben  776933  Ser= 
fönen  mit  3abr (arten  beförbert  unb  an  542  ©efell* 
fdjaften  unb  Sereine  Sampfer  oermietet. 

SKiitcralqnellcn.  §m  Scj.  1887  mürbe  bei  ben 
burd)  bie  Sirettion  be*  SlbmiralSgartenbabeä  an» 
geftellten  Sobrungen  in  ber  Siefe  t»on  236  m  eine 
Solquelle  gefunben,  bie  eine  Temperatur  von 
15,a°  C.  bat  unb  144 1  Sole  in  ber  ÜJtinute  liefert. 
Seitbem  fmb  bi$  OHai  1889  nod)  in  einer  Jiefe  oon 
206  bi-j  261  mfe<b3  anbere Duellen  Don  einer^empe- 
ratur  oon  10  bii  15"  C.  unb  anndbernb  gleicher 
Sefdiaffenbeit  ber  Sole  in  ben  oerfebiebenften  Teilen 
ber  Stabt  erbobrt  morben.  Sie  enthalten  in  1000 
©eroid)t«iteilen  etwa  29  fefte  Scftanbteile,  roorunter 
26,7  Ii  Hornatrium ,  ferner  (£blorcalcium,  (ihlor- 
maanefium,  fcbroefelfauren  Äalt,  (Sblortalium  u.  a. 
—  Sgl.  »frefeniuS,  ISbem.  Slnalpfe  ber  Solquelle 
im  Slbmiral^gartenbab  ju  S.  (Sieeb.  1888); 
Screnbt,  Sie  Solbobrangen  im  Söeidjbilbe  ber 
Stabt  S.  (im  «^abrbueb  ber  S«ufeiidjen  ©eolo= 
gifdicn  Üanbeöanftalt»,  1889). 

Sergitüflttnggorte  unb  Umgeonng.  3U  ben  ;aH  ■ 
reiben  Sergnügung^gelegenbeiten  innerhalb  ber 
Stabt  fommen  nod)  eine  si)lenge  außerhalb;  fo  bie 
^f erberennen  in  ßarlsborft  unb  inJöoppegarten,  bie 
Trabrennen  in©eifjenfee  unb  SJeftcnb,  Wettfahrten 
ber  iHabfabrer  in  ihrer  9icnnbahn  am  Äurfürften= 
bamm,  jRuberregatten  auf  bem  üHummeläburger  See 


Digitized  by  Google 


im 


»erlitt  (Oefgigte) 


unb  Sanften  See  bei  ©rünau,  Seßelreßatten  auf 
bera  SBannfee  unb  SRüßßelfee.  T)ie  oröpern  93er: 
gnügungäetabliü erneute ,  tute  Tivoli,  berliner  unb 
Spanbauer  S3odbraucrei,  Gisteller,  unb  bie  in  fficu 
tienfee  («8um  Sternedcr»),  in  ber  $afenbeibe  («9!euc 
*&cit»),  in  Treptow  («Sperl»),  ferner  im  ©runewalb 
unb  in  Scböneberg,  bieten  93oltSbeluftigungen  aller 
Ärt.  $m  Sßinter  gewähren  dioufjeau^nfel ,  Steuer 
See,  9Kügßelfec,  bie  SÖafferldufe  ber  Spree  fotoie 
tünftlicbc  tiisbabnen  ©cleßenbeit  jum  Sd>littfd)ub: 
laufen.  ©rofte  21njiebunßstraft  baben  ferner  bie 
3rübiabrs:  unb  fterbftparaben  bes  öarbe^lrmce; 
torps  auf  bem  Jcmpelbofer  gelbe. 

T>ie  Umgebung,  befonberS  im  9®.,  2B.  unb 
SC.,  ift  retd)  an  9laturfd)önbeiten.  ^m  28.  ließt 
(Sbarlottcnburfl  (f.  b.)  mit  ber  SJillentolonie  Söeftcnb, 
weiter  bin  Spanbau;  nörblid)  von  (Sbarlotteuburg 
bie  3uiißfernpeibe,  burebfebnitten  Dom  Spanbauer 
Sd?iffabrtSfanal  (i-  oben),  mit  bem  2trtiUeriefd)iefe: 
olaft,  ber  Strafanftalt  ^löhenfcc  (f.  b.)  unb  bem 
!B(ö|enftt;  an  ber  öaoel  Saatwintel,  bie  Snfcl 
!Malcntinswerbcr  unb  am  Tegeler  See  ber  Tegeler 
gorft,  am  €  jtranbc  bas  Torf  Tegel  (f.  b.).  Süblid? 
oon  Spanbau  ber  Spanbauer  ftorft,  mit  Bichels 
werber  unb  Scfaübborn;  weiter  jübwdrts  ber  ©runc= 
walb,  mit  ben  SJergnügungSorten  $>alenfcc,  öuber- 
tu*,  öunbetcble,  3aßbfd)lop  ©runewalb,  itrummc 
Üanle,  Scbladjtcnfee,  unb  am  SSannfee,  einer  SluS; 
budjtung  ber  öaoel,  bie  93ilIcnlolonie5i>anniee  (f.  b.). 
3m  S2Ö.  bie  Vororte  Teutfd)=2Bilmcrsborf,  Scbönc= 
berß,  ftriebenau,  ^tcfllife,  3eblenborf,  2id)tcrfclbc, 
:Uirborf.  Süböftlid)  an  ber  obern  Spree  ließen 
:Kummcl*burß,  am  ßleidjnamißen  See,  einer  nörbl. 
iHusbucbtunß  ber  Spree;  ferner  Stralau,  Treptow, 
Göpenid;  im  C.  ftriebricbsfclbe  (f.  t.);  im  Sei* 
Benfee,  im  9t.  ©efunbbrunnen,  'ißantow,  sJlieberfd)ön= 
baufen  mit  Sdjlofe  unb  Hart,  Sdjönbolj  mit  bem 
i  di it  hc n  hau $  ber  berliner  Sdbüfcenßilbe  unb  2V,  km 
eftlid)  oon  Tcßel  Tallborf  (f.  b.)  mit  SrrenanftalL 

Wcfdiidjte.  Tie  ßünjtißen  Ortsoerbdltniffe  an 
bem  Spreeüberßange  [äffen  ficber  barauf  fdjltefeen, 
:  an  an  jener  Stelle  f<bon  oon  altere  ber  wenb.  3tm 
fiebelungen  beftanben  baben,  bie  ftd)  unter  bem  23or-- 
bringen  ber  aerman.  23eoölfcrunß  bereits  ßeßen 
Gnbe  bce  12.  ,\ahrh.  ju  einem  mistigen  i>anbel8s 
p(aft  beranßebilbet  ju  baben  febeinen ,  obßlcid?  ber 
Ort,  wie  aueb  ber  baneben  auf  einer  Spreeinfel  ße-- 
legenc,  Colonia  ober  Jiölln  (oom  SSenbif  djen  «flollen», 
b.  i.  ein  oon  Sumpf  unb  3Baffcr  umgebener  £üßel), 
urtunblid)  erft  unter  ben  ÜJlartßrafen  Johann  I.  unb 
Otto  III.  1244  (ftölln  fd)on  1238)  ermähnt  wirb, 
bod?  fdjon  jwijcbcn  1225  unb  1232  baS  branbenb. 
Stabtrccbt  erhalten  baben  mufe.  ibeibe  Stäbte 
waren  nicht  bureb  Tbore  ßcfcbicbcn  unb  erlebißten 
bie  widjttßften  ©efebäfte  ßcmcinfam,  batten  aber  im 
übrißen  getrennte  Skrfaffung  unb  SJerwaltunß  biö 
170y.  Giniße  Herfucbe  jur  ißereinißunß,  wie  1307 
unb  1432,  feblußen  fcbl. 

Ta  bae  -lüd-t  ber  ülieberlaße  unb  anbere 
Hrivileßien  erhielt,  fo  ßebieb  cd  mit  Kölln  febon 
unter  ben  aetan.  ^Diartßrafen  rafcb,  fo  bafe  bie 
bapr.  dürften ,  bic  1323  üon  Äaifer  fiubwiß  IV., 
bem  SJapcr,  mit  ber  Wart  bclebnt  würben,  in 
i8.  ju  rejibicren  pfleßtcn,  fo  oft  fie  in  baö  Sanb 
tarnen.  2"ic  polit.  Öeßenfähc  jwifdjen  ibren  2lnj 
bänßern  unb  benen  bee  fäcbf.^astan.  &aufed  fübr* 
ten  1325  jur  2ötunß  beö  SlbteS  9htolaud  von 
Bernau  in  33. ,  ber  jur  lebtern  Partei  ßebört  batte. 
Ter  «irdjenbann,  ben  biefe«  Gretßnt«  für  bie  Stabt 


nacb  ftdj  joa,  tonnte  erft  1336  mit  ßro|en  ©clb» 
opfern  ßclöft 

fcblofe  ficb     1348  nur  mit  SBiberftrcben  an,  bielt 


opfern  ßelöl't  werben.   2cm  falfAen  ffialbemar 


aber  bann  am  fdcbf.^anbatt.  ^aufe,  bad  mit  'üBaibe? 
mar  wieber  im  Sanbe       i"  f äffen  fudjte,  ßeßen 
Öubmiß  oon  JBapern  feft,  wc»balb  flöniß  ^albemar 
t>on  5)änemart,  Subwiß«  Serbünbeter,  bie  Stabt 
1349,  obwobl  »erßeblicp,  belaßerte.  1352  föbnte 
fttb  Jb.  mit  ben  baor.  Svenen  wieber  aus.  2>ie  Stabt 
gewann  aud>  wdbrenb  ber  bapr.  3Jtartßrafen  be* 
ltdnbiß  an  ÜJiacbt,  galt  als  ^auptftabt  ber  2ant' 
l'd?af  ten  Barnim  unb  Geltow,  würbe  SJerf  ammlunßS= 
ort  ber  mittclmärt.  Stdnbe  unb  ßebörte  jum  feanie: 
bunbe.  Unter  ben  Suremburaem,  bie  1373  bie  Wlatf 
crbielten,  ueroollftänbißte  ö.  1391  feine  Selbftdn-- 
oigteit  burd)  Grwerbung  ber  @ericbtsßewalt  t>on 
Uiartßraf  3obft  (1388—1411).  2>cnnod)  jeißte  es 
fid)  wdbrenb  ber  Stnarcbie  in  ber  3Hart  unter  biefem 
^anbesberrn  jum  Siberftanbe  ßeßen  ben  mdrt. 
Slbel  ju  febmacb.  Sefonbers  baS  ©eftfelecbt  ber 
Üuiftow  unb  ibr  Slnbanß  wufete  1404  —  9  ben 
JÖanbelSüertcbr  ber  Stabt  berart  ;n  läbmen,  tar, 
uc  bei  einem  auswdrtißen  gflrften,  bem  öerjoß 
Smantibor  oon  Bommern,  öilfe  fudjen  mu|te.  Qi 
war  ju  ibrem  Vorteile,  t  an  tfriebrieb  I.  oon  i>clon 
jollern  (1415 — 40)  ßeorbnete  ÜBerbdltniffe  im  £anbe 
berbeifübrtc.  3lls  aber  1442griebrid)  IL  (1440—71) 
lanbesberrlicpes  Gißenrum,  bas  fio>  im  JBefthe  ber 
Stabt  befanb,  beanfprud)te,  liefen  ficb  bie  $)ürßer 
im  55erlaufe  bes  biä  1448  wdbrenben  3Red)t*ftreiteS 
ju  ©cwalttbdtißtciten  oerleiten,  bie  ibnen  einen 
grofeen  Teil  ibreS  SermößenS  unb  ber  ftdbtifAen 
Hrioilcgien  tofteten  unb  ben  iöau  einer  neuen  lux- 
fftrftt.  xHur^  in  Hv Hit  (an  Stelle  bes  ie^ißen  (bnißl. 
Sdjloffes)  jur  5olße  batten.  25od)  nabm  Jriebrid)  II. 
bier  feinen  2Bobnfttt,  unb  oon  ^obann  Gicero  (i486 
—99)  an  ift  bie  Stabt  beftdnbia  Dlefibenj  bes  2an« 
be^berrn  ßeblieben.  ^m  16.  ^abrb.  maöott  ibre 
(Sntwidlunß,  wie  bie  ber  Wart  überbauet,  geringe 
AOrtfdjritte.  9{ur  bie  turfürftl.  öofbaltung  gab  ber 
Stabt  cinißes  9lnfcben.  1544  ßelanßte  bie  Stabt 
Durcb  itauf  wieber  in  ben  iöcfift  ber  ©cricbtdßewalt, 
bie  fie  1442  an  tjricbrid)  II.  batte  abtreten  müffen. 
Die  flirebenreformation  oolljoß  ficb  burd)  Ginfüb= 
rung  bed  lutb.  ©ottes^bieufteS  unter  ^oadnm  LI. 
2.  9loo.  1539.  3)as  flirtbenpatronat,  bas  bisber 
Der  Öanbcsperr  gebabt  batte,  erhielt  bie  Stabtgc= 
meinbe.  1613  trat  ^obann  Sißismunb  jur  reform. 
yebre  über,  wa$  f old?e  ßrreßung  in  ber  ÜBürgerfcbaf t 
beroorrief,  baft  es  1615  ju  öffentlichen  Tumulten 
(am.  3m  Sreifeigidbrißcn  Wrieße  mar  bie  SJefefti- 
gunß  ber  Stabt  in  febr  fd)led)tem  Buftanbc  unb  bie 
'Mrgcrfd?aft  nidbt  mehr  jur  iBerteibißunß  ßceißnet. 
Tocb  würbe  bie  Dteftbenj  im  ^erßleicpe  ju  ben  an= 
bem  üanbeäteilen  febr  gcfdjont.  9kr  1636  unb 
1639  lief  fie  breimal  ©efabr,  in  bie  ftdnbe  ber 
Scbweben  ju  fallen,  tonnte  ficb  aber  burd)  Slbfin- 
bungsfummen  oon  uifammen  32000  Tblrn.  oon 
Der  93efefeung  loslaufen.  1654  jdblten  S.  unb  flölln 
jufammen  etwa  10000  Q.  35  er  ©rofce  Hurfürft  er= 
leichterte  ben  Steucrbrud  nad)  bem  Kriege  burd) 
(Sinfübrunß  ber  Slccife,  ßab  ber  Stabt  eine  jtdnbige 
©arnifon  unb  erweiterte  f»e  burd)  Umßeftaltunß  in 
eine  geftunß  neuern  Softem«.  Gr  legte  jwei  neue 
Stdbte  neben  Mölln  unb  58.  an,  Sriebrid)$werber 
unb  2>orotbeenftabt,  forßte  für  Hftofterunß  Unb  %c 
leudjtunß  ber  StTa^en  in  ber  ßanjen  Stefibenj  unb 
oermebrte  bie  9Jeoöltcrunß  burd)  Aufnahme  oon 
3Balbenfern,  feoUdnbern  unb  bauptfdeblid)  feuge« 


Digitized  by  Google 


BERLIN  ui 


HrockhaiiN'  Koim-rsations  -  I.Hxikon.  1't.Autt. 


1     "~       '  *87  Google 


3  UMGEBUNG. 


öerftn  (fiitteratur) 


793 


notten.  1699  gab  eS  5682  prompten  in  SB.,  fie  be* 
trugen  etwa  ben  fünften  Teilbcr  SBeDölfcrung.  Ser 
©rofee  Kurfürft  Ijob  aud)  burd)  ben  Ausbau  beS 
■JJiüllrofer  Kanals  ben  ftanbel  unb  befonberS  bie 
Sd)iffabrt  in  SB.,  f o  bar,  im  SInfange  beS  18.  Jaferfe. 
baS  Scbiffbaugcwerbc  Gingang  fanb  unb  bie  Span* 
bauet  SBorftabt  fid)  ftarf  beoöltcrte.  SaS  SBcfteben 
oon  uier  befonbem  Stäbten  erfdjwerte  bie  SBerwal* 
tung,  weshalb  ftriebrid)  L  fie  1709  }u  einer  ©e* 
ineinbe  Dereinigte.  2  urdj  bie  Anlage  bet  g  rie  triebe* 
ftabt,  burd)  grofeartige  SBauten,  worunter  befonberS 
bie  ;&auptfront  beS  SdjloffeS  unb  baS  3*ußbauS  ju 
nennen  finb,  bureb  glanjoolIeS  J&ofleben  unb  burd) 
Jpetanjicbung  von  Künftlern  unb  ©clebrten  gab  er 
ber  Stabt  ben  G  baralter  einer  fönigl.  SRcfibenj.  Gr 
ftiftete  1699  unb  1700  bieSlfabemien  ber  Kflnfte  unb 
ber  2öifienfd?aften.  jjriebrid)  SJMlbelm  L  Dermebtte 
bie@arnifon  anfcbnltcb,  fie  betrug  1730: 14265  s#er* 
fönen  gegen  58122  GtDilbeDölterung,  begann  bie 
Sluflöfung  bet  fteftungSmerle,  betrieb  eifrig  ben 
weitem  »uSbau  bet  ^ri'bricbsftabt  unb  gab  ber 
Stabt  in  ber  Gbarite'  ein  allgemeines  KranfenbauS. 
Sieben  neue  Aireben  würben  unter  feiner  Regierung 
gegrünbet.  (jriebrid)  b.  @r.  fe&te  bie  Sßautbätigleit 
unb  bie  SRieberlcgung  bet  tjeftungswerte  fort.  6t 
begfmftigte  ben  Hujug  burd)  ©ewdbrung  Don  Un< 
terftüHungSgelbern  unb  fiebelte  namentlid)  in  ben 
"öorftdbten  Koloniften  an.  Scn  Thiergarten,  in  bem 
fd?on  ftriebrid)  I.  Silken  angelegt  hatte,  fefeuf  et  ju 
einem  Sßart  füt  bie  SRefiberu  um.  Gr  erridbtete 
bie  erften  Kafernen  für  baS  ÜÜilitdr.  Untet  feinen 
Uracbtbautcn  jeiefenen  fid)  befonberS  bie  1785  vollen* 
beten  Türme  auf  bem  ©enSbarmenmartt  aus.  Sie 
ftdbtifd?e  Verwaltung  orbneteerburd)bieS8erfaffung 
Don  1747.  3m  Siebenjährigen  Kriege  nabmen  bie 
ßfterreidjer  1757  SB.  ein  unb  erboben  oon  ber  Stabt* 
gemeinbe  240000  ZUx.  Srüdenber  no(b  wat  bie 
SBefeliung  burtb  bie  Muffen  1760,  bie  über  2  W\ü. 
eintrieben.  Sie  Summe  erftattete  inbeffen  fpdter 
grofetenteilS  ber  König.  ©egen  Gnbe  beS  Sabrbun» 
bertS  bilbete  fi<b  SB.  infolge  ber  gewerblichen  Unter» 
nebmungen,  ber  $>anbelSpolitil  unb  ber  Kanalbau« 
ten  ftriebridjS  II.  au«  einer  ÜRUitdr*  unb  SBeamten* 
ftabt  vi  einem  ^nbuftrie»  unb  äanbelsplatie  auS. 
Sie  Gtnmobnerjabl  war  Don  55000  im  %  1707  auf 
172 132  im  3.  1800  geftiegen.  SJon  Ott.  1806  bis 
Sc}.  1808  ftanb  58.  unter  fcerrfebaft  ber  ftranjofen. 
3er  tönigl.  >> o f  batte  SB.  in  bcmfelben  ÜJconat  Der* 
laff cn  unb  (ebrte  im  Sej.  1809  jutüd.  SRapoleon  liefe 
bie  Stabt  nad)  ftanj.  ©emeinbeuerfaffung  Dermal* 
ten,  an  beren  Stelle  1809  bie  preufe.  Stäbteorbnung 
trat.  Unter  ifarer  SBirtfamteit  finb  im  Caufe  beS 
SabrbunbertS  alle  für  eine  ftetig  madjfenbe  ©rofe* 
ftabt  wünfcbenS  werten  Ginridjtungen  gefdbaffen  wor* 
ben.  «ber  aueb  bie  SanbeSbmen  trugen  beftänbtg 
bei,  Tie  ju  vcrfd?önern  unb  burd)  Wege  Don  Kunft 
unb  SBiffenfdjaft  ju  beben,  ^yriebrieb  ffiilbclm  III. 
gjünbete  1809  bie  UniDcrfität,  liefe  1824—28  burd) 
Sd)in(el  bas  2llte  ilRuieum  bauen,  (jriebrid)  5öiU 
beim  IV.  fügte  baS  Reue  mit  feinen  reichen  Kunft* 
fammluugen  b'nju.  Ul^brenb  feit  100  fahren  bie 
3abl  ber  Kirdjen  in  SB.  tro&  ber  waebfenben  tyevbh 
lerung  fieb  raft  gat  nid)t  oetmebrt  hatte,  entftanben 
unter  feiner  Stegierung  ad;t  gröfeere  unb  mehrere 
Heinere  Kirchen.  Sie  erften  grofeen  ©ifenbabnlinien  | 
entftanben  in  fcbnellcr  Jolge  1838—46. 2lm  18. 2Jcdrj 
1848  würbe  bie  Stabt  Scbauplafe  Don  Strafeen= 
tdmpfen,  bei  benen  über  200  (S.  unb  etwa  20  Sol« 
baten  fielen,  ©egen  1860  begann  ber  gewaltige 


3uffd>wung  ber  gewerblichen  Tbatigleit  Dorjüglid) 
im  3Jiaid)inenbau,  ber  bem  Slotben  bet  Stabt  für 
jmei  ^abtjebnte  ben  (Sbaralter  einer  gabrilftabt  Der* 
lieb.  Unter  SBilbelm  L  fanb  1861  bie  örweitcrung 
be«  ©eidjbilbeS  ftatt.  Scitbem  SS.  öauptftabt  be* 
Seutfcbcn  9teid)S  geworben  ift,  bat  e*  einen  gewal* 
tigen  Sluffcbwung  genommen.  Sie  meiften  SJteidbd» 
bebörben  haben  in  SB.  ihren  Sife  erhalten,  bie  SBeam* 
ten  ber  betreffenben  9leff ortd  haben  ebenfo  wie  bie 
neu  nad)  bet  SieichSbauptftabt  Detlegtcn  Regimenter 
bie  Kteife  bet  böbern  Sd)id)ten  ber  SöeDölfcrung 
erweitert;  anbererfeitS  bat  ber  aufeerorbentlid)  bobe 
©eburtenüberfchufe  unb  ber  3U3U0  Don  auswärts 
bie  SBewobnerjabl  in  ben  Ie&toergangcnen  25  fahren 
um  ein  GrftaunlicbeS  oermebtt.  Semgemäfe  baben 
aud)  bie  Süerf ebrSmittcl,  wie  Dmnibujle,  SUferbebabn 
(jetit  aud)  gröfetenteilS  in  eleltrifd)en  SBctrieb  um= 
gewanbelt),  Stabtbabn,  £>od)babn,  Untergrunb* 
babn,  SBorortbabnen,  eine  bewunbernewerte  3luS* 
bebnung  erfabren,  unb  gilt  SB.  in  biefer  ftinficbt 
als  bie  beft  oerfebene  ©rofeftabt.  M  einer  fd)5nen 
Stabt  würbe  SB.  umgewanbclt  befonberS  feit  bem 
Regierungsantritt  Kaifet  SBilbelmS  II.;  jahllofe 
neu  etbaute  Kitd)en  geben  ietjt  einzelnen  Stabtteilen 
ber  iHeicbSbauptftabt  ein  ganj  DetdnberteS  Slue* 
iehen ;  prächtige  neue  weltliche  SBauten  unb  oft ent* 
lid>e  Sentmäler,  wie  oben  aufgezählt,  Derfcbönen 
^läiie  unb  Strafeen;  aud)  bie  SBerliner  ^rioatarebi* 
teltur  hat  fo  mancbeS  Scbmudftüd  gefchaffen,  fo 
befonberS  Dornebme  Rotels  in  beftet  Stabtgegenb, 
feine  SBierpaläfte,  Saf *S  in  mobemftem  Stil  u.  t.  w., 
fo  bafe  bie  3Utettopole  beS  9teid)S  am  SUnfang  beS 
20.  ^abr b.  innerlid)  wie  äufeerlicb  mit  grofeen  $or* 
gügen  auSgeftattet  ift,  bie  geeignet  finb,  ben  S8ewob: 
nern  einen  für  eine  SHillionenftabt  immerbin  befeag* 
Itcben  Slufentbalt  unb  ben  jablreicben  ^remben  ein 
bocbinteteffanteS  ©rofeftabtlcben  ut  bieten. 

Jütteratur.  SBgl.  Spiter,  SB.  unb  feine  Um* 
gebungen  im  19.  3abrb.  (26  fcefte,  «Berl.  1833 
—38);  Sebalb,  SB.S  Senlmäler  ber  SBau*  unb  SBilb* 
bauertunft  (ebb.  1844);  ©otta,  Sie  öeimatStunbe 
für  SB.  (2.  Slufl.,  ebb.  1873);  SB.  unb  feine  SBauten 
(Sßracfetwcrt,  bg-  Dom  SIrcbiteltenDerein,  ebb.  1877 
unb  18%);  SR.  SMdjer,  $>eimattunbe  Don  SB.  (ebb. 
1879);  £id)t,  2lrcbiteltur  SB.S  (ebb.  1882);  Griebel, 
Sie  beutfdje  Äaifetftabt  SB.  (2pj.  1882);  HR.  9Ung, 
Sie  Kaiferftabt  SB.  (2  SBbe.,  ebb.  1882-84);  berf., 
SBerliner  fieben  (ebb.  1882);  Ißiftor,  SaS  öffent* 
liebe  ©efunbbeitSwefen  unb  feine  Überwachung  in 
ber  Stabt  SB.  wäbrenb  ber  3. 1886, 1887  unb  1888 
(SBerl.  1890);  fecllmann,  SaS  Klima  Don  SB.  ($b.  1, 
ebb.  1891);  Sinbenberg,  SB.  als  Kleinftabt  (ebb. 
1893);  berf-,  SB.  in  SüWt  unb  SBilb  (ebb.  1894); 
SBorrmann,  Sie  SBau*  unb  Kunftbenlmäler  Don  SB. 
(ebb.  1893);  fiajfar,  SaS  lünftlcrifcfee  SB.  (ebb.  1893); 
SaS  mebijinifcbe  SB.  (2.SIufl.,  ebb.  1894);  Sabm«, 
SaS  litterarifebe  SB.  (ebb.  1895);  SB.  unb  feine  Gifen* 
babnen  1846  —  96  (2  SBbe.,  ebb.  1896)- Sie  Söobl* 
fabrtSeinricbtungen  SB.S  (ebb.  1896);  SBrebe,  SaS 
geiftige  SB.  (SBb.  1  u.3,  ebb.  1897);  Fontanes  früh* 
rer  burd)  bie  Umgegenb  Don  SB.  (5  stle.,  ebb.  1893 
—95);  gübrer  bon  SBacbcIer  (11.  Stufl.,  fipj.  1900), 
©rieben  (44.  Slufl.,  SBerl.  1900),  Kiefeling  (21.  Slufl., 
ebb.  1896)  unb  Stangen  (10.  Slufl.,  ebb.  1894). 

3ur  Statiftit  Dal.:  SB.  unb  feine  Gntwidlung. 
StäbtifcheS  Sabrbucb  für  SBolfSwirtfcbaft  unb  Sta* 
tiftit  (1867  —  72);  feit  1874  unter  bem  Titel  Sta» 
tiftifcbeS  3abrbucb  ber  Stabt  SB.,  bg.  Dom  Sireltor 
beS  Stäbtifcben  Statiftifdjen  «mtee  (SBerl  1874  fg.) ; 


Digitized  by  Google 


794 


93erlin  (in  Uanaba)  —  S3erün*$rc$bener  ©ifcnbatjn 


33ödb,  3>ie  33eDöllerung«=,  ©ewerbe=  unb  SBobnung«* 
aufuabme  Dom  1.  2>cj.  1875  in  ber  Stabt  93.  (ebb. 

1878—  80);  berf.,  $ie  33ewegung  bet  33eDöltcrung 
ber  Stabt  93.  in  ben  %  18G0  —  78  (ebb.  1884); 
berf.,  Xie  33eoölfcrung«*  unb  38obnung«aufnabme 
Dom  1.  £ej.  1885  in  bet  Stabt  33.  (ebb.  1890  fg.); 
ba«felbe  vom  1.  In.  1890  (ebb.  1896)  unb  Dorn 
2.  2)ej.  1895  (ebb.  1900);  SBinbfelbt,  Statiftncbc 
Stubicn  jur  Gntmidlung  ber  33crltntr  ^nbuftric 
1720—1890  (?pj.  1898);  33ericbt  über  bie  ©emeinbe- 
Dcrwaltung  ber  Stabt  33.  1861—73  (3  £>eftc,  33erl. 

1879—  81);  Materialien  be«  ÜJtagiftrat«  unb  be« 
Statifrifcben  «mtc«  ber  Stabt  93.;  33erid)tc  ber  !Ülte= 

!tenber33er(inerAaufmannf(!baft;6tatiftif(bed^abr- 
mdj  bcutfcbcr  Stäbte,  bg.  »on  Weefe  (33rc«l.  1890). 

3ur  ©  e  f  d>  i  dj  t  e  pgl.  außer  bcn  $ublif  ati  onen  be« 
33erein«  für  bie  ©efcbicbte  93.«:  S3erltnifd?e  Gbronil 
nebft  Urtunbenbud)  (22  2fgn.,  33erl.  1868—84 ;  nebft 
ber  §ortfe&ung  £fg.  23  —  26:  «Stammbäume  ber 
Sflitglicber  ber  franj.  Kolonie»  unb  «93ermifcbtc 
Sdjriften»,  1885 jg.)  unb  Sdjriften  be«  93erein« 
für  bie  @efd>id>te  33.«,  fieft  1—36  (ebb.  1865-99)  ; 
©cppert,  Gbronil  Don  33.  feit  ßntftcbung  ber  Stabt 
(ebb.  1837—41);  ftibiän,  fciftor.*biplomat.  S3citrdge 
jur  ©o'rticbte  ber  Stabt  33.  (1.  bi«  5.  Seil,  ebb.  1837 
—42);  Hlöbcn,  über  bie  Gntftebung,  ba«  Sllter  unb 
bie  frübcfte  ©efcbicbte  ber  Stäbte  33.  unb  Kölln 
(ebb.  1839);  <Hamgo,  Neue  33erliner  Stabtdjronif 
(ebb.  1841);  Stredfuß,  33.  im  19.3abrb.  (4  93be., 
ebb.  1867—69);  3Holtmann,  Sie  S3augefcbicbte  33.« 
(ebb.  1872);  $cr  93är  (3citfdjrift,  feit  1875);  Scbrce- 
bel,  ftulturbiftor.  33ilber  au«  ber  beutfeben  9leicb«: 
bauptftabt  (ebb.  1882);  berf.,  JJtenaifiance  unb  SRo* 
tolo,  »bbanblungen  jur  Äulturgefcbicbte  ber  beut* 
fd?en  NJteid?«bauptftabt  (SNinben  1884);  berf.,  ©e^ 
fdjicbte  ber  Stabt  33.  (2  33be„  33erl.  1888);  Stred= 
fuß,  500  3abrc  33erliner  ©efcbicbte  (4.  »tifl.,  2  33be., 
ebb.  1893;  3lu«g.  in  1  33b.,  1900);  ©eiaer,  33. 1688 
—1840.  ©efcbicbte  be«  geiftigen  Sebent  ber  preuß. 
©auptftabt  (2  33be..  ebb.  1893—94). 

«erlitt,  Stabt  im  ßountp  SDatcrloo  ber  ^rowinj 
Dntario  be«  Dominion  of  ßanaba,  an  bem  in  ben 
öriefee  münbenben  ©ranb  *  iHtoer ,  Station  be« 
@ranb  =  2runl  unb  SMittelpunlt  ber  bebeutenbften 
beutfeben  änftebelung  in  ganaba,  mit  beutfeben 
Sdnileu  unb  (1891)  7425  6. 

Wer!  in,  Name  mebrerer  Crte  in  bcn  3>ercinigten 
Staaten  tjon  ilmerifa,  barunter:  33.  im  Gonntt) 
©reemfiate  in  2£i«conftn,  norbweftlicb  Don  3RiG 
waulec,  mit  (1890)  4149  d. 

«erlin,  vJiil«  3oban,  febweb.  Gbemiler,  ein 
Sd>ülcr  oon  S3crjeliu«,  geb.  18.  ftebr.  1812  ju  i>er= 
nöfanb,  ftubierte  in  Upfala,  warb  1845  jum  außer* 
orb.  ^rofeffor  ber  ^barmafologic,  1847  jum  ^ro= 
feffor  in  ßunb,  1864  jum  ©eneralbireltor  be«  iDie- 
bijinalamtc«  in  Stodbolm  ernannt.  Seit  1883 
lebt  er  in  Stodbolm  penfionicrt.  Slucb  an  bem  polit. 
Ceben  bot  fid)  33.  al«  Slbgeorbneter  ber  Griten  Äam: 
mer  1867—73  beteiligt.  Seine  t'cbrbüd'cr:  «Or- 
ganisk  kemi»  (3.  Slufl.  1870)  unb  «In  pharma- 
copeam  Suecicam  et  militarctn  commentarius 
medico-practicus»  (4.  Slufl.  1869)  erlangten  grofecö 
Snfebcn,  no*  mebr  aber  bie  als  ^reisfdiriften  »er- 
faßten gcmeinücrftänblicben  SBcrlc:  «Lürobok  i 
naturläran»  unb  «Läscbok  i  naturluran»,  bie  ju 
Öunberttaufcnben  aud)  in  normeg.,  bän.,  finn.  unb 
beutfeber  Sprache  Derbreitet  rcurben. 

«erlitt,  9iub.,  2lugcnant,  geb.  2.  OWai  1833  ju 
ftrieblanb  in  ÜJledlenburg=Strelih,  ftubierte  in  ©öt= 


tingen,  SDürjburg,  Erlangen  unb  33erlin  Itiebiun, 
an  le^term  Orte  unter  ©räfe  namentlicb  91ugenbeil< 
lunbe,  mar  bann  Slffiftenäarjt  ?l.  ^agenftecberA  in 
3Bie£baben,  ging  bierauf  al*  Slffiftcnjarjt  an  bie 
ebirurg.  Älintf  ber  UniDerfität  Bübingen  unb  er< 
richtete  1861  in  Stuttgart  eine  Slugentlimf.  1870 
mürbe  33.  ^rioatbocent  für  pbpfiol.  Cptif  an  ber 
Jedjnifdjen  öocbfdjule  unb  1875  ^rofefior  für  Den 
gleicbenbe  Jlugenbeilfunbe  an  ber  Jierärjtlicben 
.^ocbfcbule  in  Stuttgart.  1889  folgte  er  einem  SRuf 
ald  orb.  ^rofeffor  ber  ^lugenbeilhtnbe  an  bie  Uni= 
oerfttät  SHoftod.  Qx  ftarb  12.  Sept.  1897  ju  üintb' 
i bal  in  ber  c  &w cu.  33.  bat  feine  Arbeiten,  bie  unter 
anberm  bie  in  ben  ©laätörpcrraum  eingebrunge- 
nen  ^rembförper,  bie  6rftirpation  t>ti  Sbränen- 
fade*,  ben  öinflufe  ber  ftonoergläfer  auf  ba«  ercen- 
triidje  Seben,  bie  SebnerDenburcbfcbneibung,  bie 
^ßatpologie  unb  Anatomie  ber  Sbrdnenbrüfe  u.  •  :r 
betrafen,  in  Derfcbiebenen  ftacbjeitfcbriften  Deröffent* 
liebt.  Slufeerbem  bearbeitete  er  für  ben  feebften  33anb 
De-?  oon  ©räfe  unb  Sämifd?  rebigierten  «^anbbueb» 
bergefamten?tugenbeil!unbe"(2p3.1880)bie«Ärant* 
beiten  ber  Drbita».  33.  betrieb  juerft  fpftematifd;  bie 
^lugenbeilfunbe  in  Dergleicbcnber  3Beife  unb  gab 
feit  1882  eine  «3eitfcbrift  für  Dergleicbenbe  Slugen: 
beilfunbe»  bnauS,  »elcber  er  eine  9teibe  oon 
Arbeiten  über  ben  pbpfit.:optifcben  33au  be4  ^ferbe- 
auged ,  über  ben  normalen  Hugenbintergrunb  be$ 
v4iferbe§,  über  Star  unb  Staroperationen  bei  He- 
xen, über  periobifebe  «ugenentjünbung  u.  a.  Der= 
öffentliche.  3Wit  «Rembolb  begrünbetc  er  in  feinen 
«Unterfucbungen  über  ben  Ginfluft  be*  Sdjreibenö 
auf  Sluge  unb  Äörperbaltung  be*  Scbultinbe*» 
(Stuttg.  1883)  bie  pbpfiol.  3lDcdmd&igfeit  ber 
recbt*icbiefcn  öanbfdjrift. 

«erlitt-9lnft<iltifd)c  c^ifenba^n,  1882  Der» 
ftaatliditc,  audber  1836  gegrünbeten  «33erlimSäcbi. 
ßifenbabngefeUfdjaft»  beroorgegangene  33abn.  Sic 
umfaßte  }ur  3c>t  ber  33erftaat(icbung  430,6»  km 
eigene  unb  151,u  km  gepaebtete  Linien  ber  Ober» 
läufiger  ©ifenbabn  (Äoblfurt^alfenbcrg),  bie  1887 
Dom  preufs.  Staate  erworben  mürbe.  5)ie  erfte 
Seilftrede  33crlin-3üterbog'313ittenbera  (94,79  km) 
rourbe  1841  eröffnet.  2)ie  Sinien  ber  33. 6.  finb  an 
bem  üPerfebrmit  2)rc*ben,  Seipjig  unb  bem  »eft-- 
lieben  fäd)f. ^nbuftriegebiet,  unb  barüber  bitiau ->  mit 
Cfteneid^Ungam,  33apern,  ber  Scbmeij  unb  Italien 
berDorragenb  beteiligt.  ^ln  JDalle  an  bie  ibüringif  ebe 
(Sifenbabn  (f.  b.)  anfcbließenb,  Dermittelte  f»e  ben 
3Jerlebr  mit  Sbüringen  unb  Srantfurt  a.  ÜÄ.  unb 
bem  Sübweften  3)cutfcblanb3.  5)ie  33.  Q.  ift  ie&t, 
mit  2lu*nabme  ber  3^orortftredc  33erlin:@ro&Udjtcr 
fclbe=Süb,  ber  Äönigl.  (rifenbabnbirettion  ju  öaüe 
untcrftellt.  (S.  ^Jreufeifcbe  Gifenbabnen.) 

«erlittenen,  Stabt  im  Krci*  Solbin  be*  preufe. 
3teg.=33e».  ^ranffurt,  32  km  nörblicb  Don  l'anbf  * 
berg  a.  3B.,  am  Sluefluß  ber  ^löne  aus  bem  \>»cvln 
djener  See,  an  ber  Nebenlinie  ©lafo»D'?lrni?roalbe 
ber  ^ireuß.  Staat8babncn,  Sifc  eine«  ?lmt«gericbtr 
(Üanbgericbt  £anb§berg),  Seil-  unb  Steueramic« 
erftcr  Klaffe,  bat  (1900)  5736  meift  eoang.  <§.,  %o)U 
amt  jtoeiter  Älaffe,  Selegrapb,  Stärf  efabrilen,  Cnfen= 
giefeeTei,  Sabril  lanbroirtfdjaftlicber  ©eräte,  9Beiß- 
gerberei,  33öttcberei,  J5oljinbuftrie,  ©etreibc,  Spiri^ 
tu«:  unb  bebeutenben  J§otibanbel,  jäbrlicb  fünf 
tlfcvbcmärlte  unb  anfcbnlicben  5trcb«Derfanb. 

Berlin  TrcCbcncr  (Sifenbafyn,  Dom  preufi. 
Staate  1877  in  93ern>altung  genommene«  unb  1887 
erworbene«  ^JriDatuntcmebmen,  würbe  1872  ge* 


Digitized  by  Google 


«crime  —  Berliner  £Kinbel3*©e)ea|cf>aft 


795 


nebmigt  unb  17.  Suni  1875  (172,70  km)  eröffnet. 
3ut  3eit  bei  SJerftaatlidjung  umfafete  toi«  99.  G. 
183,40  km,  mopon  bie  Strede  2>re*ben=Glftcrwerba 
(54  km)  l.  April  1888  an  Sacbien  abgetreten  würbe. 
Xic  33.  G.  bilbet  bie  fürjefte  33erbinbung  jwifdjen 
Berlin  unb  25re*ben;  bie  ^reufienperbliebene  Strede 
33erlin=Glfterroerba  ift,  mit  AuSnabme  ber  33orort= 
ftrede  33erluv3ofien,  bet  Gifenbabnbirettion  öallc 
juaeteilt,  von  ber  aud?  bie  jur  33erlin;Anbaltifd;en 
Giienbaljn  (f.  b.)  gebörenbe  anbere  33crbinbung 
iwifeben  33crlin  unb  2)re*ben  (mit  ftuänabme  ber 
3*orortftrede  Berlin  -.<3ro&lid)terfelbe:Süb),  fomeit 
fte  in  3Jreufwn  liegt,  permaltet  wirb.  (6.  ^reufeifdje 
Gifenbabnen.) 

Merline,  33ejeid?nung  für  einen  in  SBerlin  er= 
funbenen  oicrfifcigen  9ieifewagen  mit  jurüdfd;lag= 
barem  33erbed;  aud)  6oup<  erfter  Klaffe  (in  §ranl- 
reia»;  iWoquierftubl  (®efellfd?aft*fptel;  ital.  ber- 
lina,  Wörtlid)  «Oranger»). 

berliner  431  au,  ein  widjtige*  $arbmaterial,  ba* 
eine  leidjte  bunfclblaue,  auf  bem  33rud?e  tupfen 
gldnjenbe  2Raffe  barftellt.  G*  wirb  burd;  2Bdrmc 
foruie  bureb  Alfalien  unb  tonjentrierte  Säuren  jer 
Hört.  G«  bilbet  ficb  immer,  wenn  fiöfungen  pon 
gelbem  33lutlaugenfalj  unb  pon  Gifenorpbfaljen 
jufammenfommen.  2  er  entftcbenbe  blaue  lieber 
icblag  bat  bie  d;em.  3ufammenfehung  Fe,(CN),B 
unb  fann  als"  Gifenorpbfal)  ber  ^errocpanmafjcr: 
ftoffidure  betrachtet  werben.  33ei  ber  tea)nifd?en 
3)arftellung  fdllt  man  gelbe*  33lutlaugenfalj  mit 
Gifenpitriollöfung,  woburd?  juerft  ein  weifeer  9iie= 
beridjlag  pon  Ferro»  tjerroepanür,  Fe3(CN)Ä,  ge* 
bilbet  wirb,  ber  burd;  orpbicrenbe  Sattel,  wie  Gblor, 
nadjträglid)  in  33lau  perwanbelt  wirb,  hierbei  ent- 
ftebt  bae  eifcnorpbbaltige  bafifebe  33.  33.,  ba*  beim 
nad?  immer  im  gewöhnlichen  f>anbel*probulte  neben 
neutralem  33. 33.  oorbanben  ift.  Grfunben  mürbe  es 
1701,  nad)  anbern  1707,  pon  bem  2farbenfabrifan= 
teu  3Me*bad?  in  Hippel«  Saboratorium  ju  33erlin 
unb  bie  33ereitung  bi*  1724  als  ©cbeimnt*  bc 
mabrt.  £a«S  an  fieb  unlÖ*lid;e  33. 33.  löft  fid;  in  per: 
bännter  Cralfdure  leidet  auf  (blaue  2intc).  3n  ber 
Aquarellmalerei  perwenbet  man  eine  in  2Baffer  Iii 
Udje  HJtobififation ,  beren  $arftelluna  etwa*  ab- 
wcid?enb  ift.  £a*  gewöbnlidje  33.  33.  gebraucht 
man  al*  Seimfarbe,  feltener  in  ber  Ölmalerei.  Tic 
porjügltcbjte  Anwcnbung  finbet  e*  aber  in  ber 
Färberei  Tür  9Bolle  unb  33aummolle  unb  in  ber 
^eugbruderei.  $a*  nad;  einem  beftimmten  33er: 
tabreu  auf  Seibe  beroorgebraebte  33lau  betfet  Bleu 
Raymoud  ober  Bleu  de  France.  35a*  33. 33.,  befien 
pericbiebcnc  Sorten  aud;  unter  ben  Flamen  93a 
rifer  33lau,  SJtilortblau,  Grlangcr  33lau, 
Uveufnicbblau,  Hamburger  33lau  im  £>anbel 
porfommen,  entbdlt  oft  Jbonerbe  ober  Sdjwerjpat. 
Xie  bellern  fo  gemifdjtcu  Sorten  nennt  man  sMi  = 
neralblau.  Gin  dbnlid?e*  33lau  ift  aud;  ba* 
lurnbullblau  (f.  b.). 

Sa*  33erfabren  be*  färbend  mit  33.  33.  ijt 
etwa*  perfebieben,  je  nadjbem  man  33aummoUe  ober 
3öolle  ju  fdrben  bat.  gär  33aumroolle  fdllt  man 
baä  33.  33.  unmittelbar  auf  ber  ^jafer,  inbem  man 
bie  Stoffe  juerft  burd;  eine  £ötung  eined  Gifen=  i 
tatjeä  nimmt,  Tie  gut  au^mringt  unb  bann  in  eine  I 
angefduerte  Söfung  pon  33lutlaugenfalj  cmtaudjt. 
,\ür  10  kg  33aumroolie  j.  33.  bereitet  man  ba* 
Gifenbab  au*  1400  g  Gifenbeüc  pon  40°  B.  (fab 
peterfaureö  Gifen)  unb  130  g  3innjaU,  ba*  jroeite  ' 
33ab  entbält  260  g  gelbe«  33Iutlaugcnfali  unb  240  g  | 


Sdjroefelfdure.  SBollene  Stoffe  fdrbt  man  mit  rotem 
33lut(augenfal)  in  faurer  Söfung  l:cu";  aud,  wobei 
bie  frei  werbenbe  3erricpanwaffcrftofffdure  fid> 
beim  Grbi&cn  jerfetjt  unb  33.  33.  auäfdwibet ,  ba& 
pon  ber  3Bolle  firiert  wirb.  3um  fdrben  pon 
10  kg  Söolle  j.  33.  löft  man  im  lupferneu  ftenet 
500  g  roteä  33lutlaugenfalj ,  fügt  500  g  Scbwefch 
fdure  binju,  bringt  bie  3Boüe  binein  unb  nhiu 
hierauf  ganj  langfam  jum  Aod;en;  fobalb  bie 
ftlüifigteU  tod;t,  nimmt  man  bie  3Bolle  beraub, 
fügt  noeb  500  g  Sdjwefelfäure  ju,  bringt  bie  Söolle 
wieber  binein  unb  toebt  Pon  neuem, 
berliner  Dorfen  Courier,  1867  gegrünbete. 


{jeuiU 

JöanbeUblatt  mit  befonberer  33erüdfid;tigung  bes 
33antwefen*  unb  ber  ^nbuftrie.  Auflage  etwa 
10000;  33erlag:  S3erliner  33örfen»Gourier»3»tien= 
gef ellfrbaf t ;  'Jicbacteur:  (Beorge  2)aoibfobn. 

berliner  Wöt fett  Leitung,  1855  gegrünbete, 
tdglid;  jweimal  (Sonntag*  unb  SJtontagS  nur  ein» 
mal)  in  33erlin  erfdjeinenbe  3eitung  national 
liberaler  9iid?tung  für  bie  befonbere33ertretung  bc* 
Öanbelö,  bcr33örfe  unb  ber  3nbuftrie.  93erlag:  Gr* 
pebition  ber  33erliner  33örfem3eitung  fi.  WeHolbt  ; 
Öauptrebacteur:  D*lar  Slollmer;  perantwortlicber 
iKcbacteur:  %  Siebemann. 

berliner  ttraun,  f.  Gifenorpb. 

«crlittcr  (gifen,  aud?  Sd)WanenbaU  ge^ 
nannt,  »um  fangen 
ber  ÜHaubtiere  in  per» 
fdüebener  ®xbfc  ber< 
gejtelltc  eiferne  jalle, 
bei  ber  bie  auSerbalb 
ber  33ügel  liegenbe 
Öorijontalfeber  ftarf 
berp  ortritt.  3m  ""s 

gefpannten3uftanbe  (f.  beifteb>nbe$ig.l)  fteben  bie 
33ügel  nebeneinanber  aufredbt  unb  fenlred;t  jur  ge« 
ber,  im  gefpannten 
3uftanbe  (tfig.  2) 
magerest  unb  wer» 
beninbiefembureb 
ein  Sdjlofj  (Stel- 
lung) gehalten. 
35a«  fiöfen  ge» 
fdbiebt  burd;  3up= 
fen  an  einem  mit 
ber  Stellung  in 
33erbinbung  ge= 
bradjten,  burd;  bic  w.  3 

AbjugörSbre 
(pfeife)  gebenben  ^aben,ber  ben  ftöber  trdgt;  bier< 
bei  f  d)laaen  bie  33ügel  jufammen  unb  faffen  ba*  Jier. 

©erlittet  triebe,  f.  berliner  Äongreft. 

©etlinet  (deroetbeaitöfteUttiig  1896,  f. 
33b.  17. 

berliner  Wrüu,  ber  in  ben  3Jlutterlauaen  ber 
33lutlaugenfaljfabrifation  entftebenbe  grüne  viicber= 
fd;lag ,  ber  burd;  Filtration  abgef onbert  al*  ülteben: 
probuft  in  ben  ^anbel  gebraebt  unb  al*  Malerfarbe, 
wiewobl  feiten,  33erwenbung  finbet.  Slud;  werben 
3Jlifd;ungen  pon  33erliner  33lau  mit  gelben  garb* 
ftoffen  mit  biefem  Flamen  belegt. 

berliner  *nnbelö  ©efeUfe^off,Äommanbit* 
gefelifdmft  auf  Attien.einflufereicbc*  «rebitiuftitut  in 
33erliu,  gegrün  rot  2.  Au  Li  1856  mit  einem  Momman- 
bittapital  pon  15  SWiU.  Iblm.;  1857—59  mürbe 


Digitized  by  Google 


796 


berliner  tfonferenj  —  ©erliner  Äongrejj 


biefe«  bi«  auf  3786000 2hlr.  berabgefefrt;  bagegen 
1869  auf  5625000, 1871  auf  7500000, 1872  »Uber 
auf  15  SWiU.  Sblr.  erhöbt.  9tad)  bem  Ära*  von  1873 
folgte  bann  in  ber  ftorm  be«  SRüdfauf«  Don  Anteilen 
eine  iRebultion  auf  60000  Anteile  unb  Jöwabfeftung 
biefer  von  600  auf  500 ÜR. ;  f  omit  blieben  30  9RiU.  ÜR. 
in  Einteilen  ju  je  500 ÜR. ;  biefe«  Kapital  würbe  unter 
anberm  infolge  verfehlter  Spetulationen  in  ruft- 
Valuta  laut  Vefcblufe  ber  ®eneralverfammlung  vom 
11.  3iov.  1882  bura?  3ufammenlegung  von  3  ju  2 
ober  burd)  Abftemvelung  »on  500  ÜR.  auf  333 V,  ÜR. 
auf  20  ÜRill.  ÜR.  berabgefefct  unb  bie  Verwaltung 
völlig  reorganisiert.  1886  würben  jebotb  wieber 
10000  Anteile  ju  1000  ÜR.  ju  130Ü)ro*.,  1887: 
10000  Anteile  ju  1000  ÜR.  ju  140  Vroj.,  1889  wie» 
berum  10000  Anteile  ju  1000  3».  ju  150  $ro».  be= 
geben.  Gnbe  1891  würben  »eitere  15000  Anteile  ju 
1000  ÜR.  begeben  unb  bie  ber  V.  6.  gehörige  Vanf= 
firma  Vreeft  &  ®clpde  mit  15  «Will.  ÜR.  tommanbi* 
tiert,  um  ba*  von  berfelbcn  übernommene  Vant* 
tommiffion«gefcbdft  ber  liquibierenben  Jnternatio 
nalen  Vant  in  Berlin  f  ortuifübren ;  1896  nod)  15, 
1899: 10  ÜRill.  ÜR.  begeben;  Äommanbttfapital  nun= 
mebr  90  ÜNiU.  ÜR.,  allgemeine  9tef  erve  21  ,s,  (special: 
referve  l ,  divibcnbcnrcfcrve  2,5  «Will.  ÜR.  divi» 
benben  1857  —  99  :  5'/,,  6\'„  5,  5'/«,  5,  9,  8,  8,  8, 

8,  8,  10,  10,  9,  12V„  12«/,,  S%,  7,  5,  0,  0,  0,  5, 
5'/,,  6,  0,  7,  9,  8,  9,  9,  10,  12,  9'/5,  7*/.,  6,  5,  7,  8, 

9,  9,  9,  9\,  Vroj. 

berliner  Jtonfcrcnj,  bie  im  Sommer  1880  ju 
Verlin  abgehaltene  fconferenj  europ.  Vevollmäcb= 
tigter  jur  Regelung  ber  türf.=grie*.  ®renje.  üia** 
bem  bie  Verbanblungen  jwifeben  ©riccbenlanb  unb 
ber  Pforte  bezüglich  ber  Abtretung  türl.  ®ebiete« 
$u  leinem  SRefultat  geführt  hatten,  trat  16.  3uni 
1880  im  Auswärtigen  Amt  ju  Verlin  bie  betagte 
Monferenj  uifammen.  deutfaManb  war  Pertreten 
burd)  ben  dürften  von  Hohenlohe  ■■  S(billing«fürft 
unb  Oberft  Vlume,  Cfterreid? -- Ungarn  burd?  ®raf 
Sgldjenpi,  Öeneralfoniul  von  3wiebinc!  unb  Dberft 
Wipp,  (vranlreich  burd)  ®raf  Saint  •■  Vallier  unb 
CbeTft  ^cricr,  Gnglanb  bur*  Sorb  Dbo  ütuffell 
unb  ©cncral  Üintorn  Simon«,  SRufelanb  burd)  pon 
Saburow  unb  Dberft  Vobrilow,  Italien  bura) 
©raf  be  l'aunap  unb  ©cneral  Sironi.  ^ürft  fjoben* 
lobe  mürbe  uim  Vorji&enbcn  ber  Wonferenj,  Dberft 
Vlume  ;um  Vorfi&cnbcn  ber  abgefonbert  beraten» 
ben  delegierten  gewählt.  Vcvollmäcptigte  ©rie- 
dtenlanb*  unb  ber  fürtet  würben  nicht  jugelafien, 
was  legerer  Anlafc  ju  ber  Grflärung  gab,  bafe  fic 
bie  Jlonfcrcnjbcfcblüfje  nicht  al«  für  fie  binbenbe 
anfeben  lönne.  doch  übergab  ber  grieeb.  Abgefanbte 
Vraila«  ber  Honfcrcnj  eine  dentfebrift,  in  ber  unter 
genauer  Vegrünbung  eine  neue  ©renjlinie  vorge* 
ichlagen  war.  die  pon  frranfreieb  beantragte  ©renj» 
linie,  bie  pon  ber  ÜRünbung  be«  Slufie«  2Rauro= 
longosf  biö  ju  ber  be3  ^luffe«  Äalamaä  fta>  hinjog, 
würbe  üon  ben  Sßepollmächtigten  angenommen  unb 
1.  3uli  bie  Sdjluftatte  unterzeichnet,  nachbem  noch 
eine  Hollcltionote  an  bie  türf.  unb  bie  gried).  *Hc= 
gierung  vereinbart  war.  2)ie  ©ntfdjeibung  ber  Jtoiv 
ferenj  würbe  »on  ®ried>enlanb  angenommen,  r?on 
ber  Pforte  abgelehnt,  unb  biefer  türf.^gried).  Äon= 
flilt  erft  1881  beigelegt.  (S.  CSmanifcbe*  JReid?.) 

berliner  Stonareft,  ber  Pom  13.  3uni  bis 
13.  3uli  1878  in  Skrlin  abgehaltene  Hongrefe  von 
Vertretern  ber  ied>£  ©ro^mädbte  unb  ber  Sürfei 
jur  Erörterung  be*  jwifeben  Stufilanb  unb  ber 
Pforte  3.  2Rdrj  1878  abgefdjloffenen  Serrragel  pon 


I  San  Stefano  (f.  b.).  $er  Vertrag  hatte  ben  $ro« 
I  teft  Englanbü  unb  bie  SRififtimmung  £  ft erreich* 
erregt.  Se^tere*  beantragte  bie  ^Berufung  eine* 
europ.  ÄongreffcS,  ju  beflen  Vefdjidung  fid)  auch 
ßnglanb  bereit  erlldrte,  nad?bem  e*  fid)  mit  JHufe« 
lanb  über  bie  {»auptftreitpunlte  vorher  geeinigt  batt«. 
^Darauf  lub  <jürft  53ismard  bie  Signatarmädjte  ber 
Verträge  pon  1856  unb  1871  ein,  tbre  Vevollmäd?» 
tigten  nad?  Verlin  ju  entfenben,  mofelbft  13.  ^uni 
1878  im  WeicböianjleTpalaiä  ber  Kongreß  eröffnet 
würbe.  3"  Veoollmädjtigten  waren  bie  folgeuben 
ORinifter  unb  Votfehafter  von  ihren  ^Regierungen  er» 
nannt  woTben :  für  ba§3)eutfcbe  iReid?  8 rürft  Vi  smard, 
Staatöminifter  pon  Vülow,  ftürft  Pon  öobenlobf 
schilling^fürft,  Votfdjafter  in^ariS;  fürCfterreid)= 
Ungarn  ®raf  Anbrdffp,  ®raf  Ädrolpt,  Votfdjafter 
in  Verlin,  Varon  $apmerle,  Votfdjafter  in  9lom ;  für 
^ranlreid)  Winifter  ©abbington ,  ®raf  von  Saint» 
Vallier,  Votfehafter  in  Verlin,  &.  S)e*prej ;  für  ®rofe= 
britannien  Sorb  VeaconSfielb,  SDlarqui*  von  Salie= 
burp,  8orb  Dbo  JRuffell,  Votfd?after  in  Verlin;  für 
Italien  IRiniftcr  ®raf  Gorti,  ®raf  be  Saunap,  Vot- 
idjafter  in  Verlin;  für  Äufelanb  gürft ®ortf*alow, 
®raf  Sdjuwalow,  Votftbafter  in  fionbon,  Varon 
Oubril,  Votfd;after  in  Verlin;  für  bie  lürlei  Äara= 
tbeebori  Vafcha,  OTehemeb  Ali  ^af  dja,  Sabullah  Vei, 
Votfdjafter  in  Verlin.  Aufeerbcm  erfefaienen  für 
®riechenlanb  ber  llRinifter  DelijanniS,  fürJRumä^ 
nien  bie  ÜRinifter  Vratianu  unb  Eogalniceanu ,  für 
Serbien  ber  SRinifter  SRiftitfd),  für  yRontenegro  ber 
Senat^präfibent  Vojo  Vetrowitfch,  auch  armenifdje 
Grjbifdiöfe  unb  ber  perf.  ®efanbte  SRalcom  (Shan. 
Sie  Vertreter  biefer  lleinem  Staaten  fanben  nur 
tu  benjenigen  Sit»ungen  3urritt,  in  benen  ed  fid» 
}peciell  um  ihre  Angelegenheiten  banbelte.  Sem 
Surften  von  ViSmard  mürbe  ba*  ^räfibium  über» 
tragen,  die  Grlebigung  ber  fdjwierigften  fragen 
würbe  übrigen«  burd?  bie  ben  einjelnen  Sitzungen 
vorauSgebcnben  vertraulichen  Veiprecbungen  ber 
leitenben  2Rinifter  angebahnt.  Am  feb werften  ;u 
entfeheiben  war  bie  bulgarifche  unb  bie  armenifebe 
jyrage.  Vefd)Iofien  mürbe  bie  Teilung  Vulgarien* 
in  jwei  Seile,  ein  felbftänbige«,  aber  triburpflid)» 
tigeS  {Yürftentum  Vulgarien  unb  eine  unter  ber 
Votmä|igteit  be«  Sultan«  ftehenbe,  von  einem 
mit  3uftimmung  ber  ®rofemäd?te  tu  emennenben 
©ouverneur  verwaltete  Vrovinj  Cftrumelien.  die 
armenifd)e  ^agc  würbe  bahin  geregelt,  baft  bie 
Pforte  bie  ®ebiete  von  Äar«,  Arbaban  unb  Vatum 
an  JRufelanb ,  bie  Stabt  unb  ba#  Territorium  von 
«hotur  an  ^erfien  abtreten  unb  fofort  SRcformen 
in  Armenien  einführen  foUe.  Often-eich Ungarn 
erhielt  auf  ben  Antrag  Gnglanb«  ba«  2Ranbat,  bie 
Vrovinjen  Vo*nien  unb  ©eTjegowina  «ju  befetien 
unb  ju  verwalten».  Rumänien,  Serbien,  ÜRonte* 
negro  würben  für  unabhängig  ertlärt ,  ben  beiben 
lefttern  ein  ®eb iet*ju waa>«  sugefprodjen,  Vefiara* 
bien  an  Wufelonb  jurüdgegeben  unb  bafür  bie  do» 
brubfdja  mit  Rumänien  vereinigt.  ®ried?cnlanb 
mürbe  binficbtltcb  einer  ®ebiet«erweiterung  auf  eine 
birefte  Verftänbigung  mit  ber  Vfortc,  unter  Vorbe« 
halt  einer  Vermittlung  ber  ®rofemäcbte,  verwiefen. 
die  ungebinberte  Schiffahrt  auf  ber  donau  würbe 
im  $rincvp  feftgeftellt,  bic  Schleifung  aller  ^eftun» 
gen  unb  Jort«  an  ihrem  Saufe  von  bem  Gifcrnen 
ütbore  ab  bi*  ju  ihren  üRünbungen  befdjloffen,  bie 
(5rri(btung  neuer  Vefcftigungen  bafelbft  verboten, 
die  Vcftimmungen  be«  VarifeT  Vertrag«  von  1856 
unb  be«  Sonboner  Vertrag«  von  1871  über  bie 


Digitized  by  Google 


BERLINER  STADT-  UND  RINGBAHN. 


1.  Berliner  Stadt-  und  Ringbahn  mit  Anschlüssen. 


ü.  Halle  des  Bahnhofs  Friedrichstrafse. 


Brockhaus'  Konrenationi-Lexikon.    U  Aufl.    K.  A. 


Google 


Digitized  by  Google 


berliner  SRifftonSgeieüfäaft  —  berliner  ©tabt»  unb  9tingbaf)n 


797 


SReerengen  würben  aufredjt  erpalten.  Die  ©forte  j 
oerpfliajtete  fid),  in  allen  Seilen  beS  SReitbS  SHeli» 
gionSfreipeit  unb  bürgerliche  9ledjt^0lcid?beit  burdj= 

{ufübren.  Um  13.  3uli  mürbe  ber  auS  64  Slrtileln  ] 
eftebenbe  ftriebenSoertrag  (^Berliner  ftriebe) 
oon  fdmtlicben  SBeoolImdcbtigten  unterjeidpnet. 

©erliner  2)Jiffiott<<gcfcUfcfiaft ,  ;ur  Unter 
fdjeibuno  oon  anbern  ^Berliner  fDliffion«8eiellfdjaf= 
ten  (f.  *UUffion)  Berlin  I  genannt,  1824  oon  ben 
^rofefforen  5Reanber, Sbolud, Slrauft u. a. als  ®e- 
iellidbaft  jur  JBeförberung  ber  eoangeli  = 
fdben  2Riffionen  unter  ben  Reiben  gegrün: 
bete  2RiffionSgefellfcbaft.  1829  rourbe  ein  eigene* 
sJRifftonSfeminar  eröffnet  unb  1833  bie  erften  5  2Rif» 
fionare  auSgefanbt.  DaS  £auptarbeitSaetiet  ift 
Sübafrita.  Dort  pat  (1900)  bie  ©efellfdjaft  in  ber 
Hapfolonie^bcmÄafferlanb^atal.Cranie'Jreiftaat, 
SranSoaal  unb  3Rafd?onalanb  OJtbobeiia)  55  Sta- 
tionen, 156  Stuften  ftationen  unb  über  250  $rebigt= 
pidtie  mit  72  2Jtiffionaren,  11  europ.  tfebrerinnen 
unb  698  eingeborenen  ftelfern  darunter  58  iveil - 
lidje);  bie  ©emeinben  jdblten  37293  Seelen,  bie 
SDliÜionSfdjulen  würben  oon  4837  getauften  unb 
1244  unaetauften  Äinbern  befudjt.  1891  beaann  bie 
©eiellfdiaft  audj  in  Deutfd^Dftafrifa  im  9iO.  oom 
9lja|jaiee  bie  Arbeit  unb  befi&t  bort  im  ftonbe  , 
Jttnga  =  ,  S3ena*  unb  öebelanbe  12  Stationen  mit 
14  ÜDliffionaren,  1  2RifftonSar}t  unb  85  @emeinbe= 

! liebem.  1882  mürbe  bie  oom  berliner  ebinef. 
lauptoercin  1850  in  ber  '•Jkooinj  Jtanton  in  Spina 
begonnene Ülliffton  oon  ber  SB. 2R. übernommen;  fic 
jdblt  bort  6  Stationen,  44  9luftenftationen,  19  sJJre- 
bigtplä&e  mit  16  ORifftonaren ,  126  ebinef.  öelfern, 
1916  ©emeinbeglicbern  unb  525Sd>ultinbern.  Önbe 
1898  ift  in  9lorbdjina  in  ber  bcutfdjen  flolonic  itiau» 
tf*ou  als  fiauptftation  Sfutßtau  mit  3  ^rebigt* 
pldfcen,  3  aJliffionaren  unb  3  ebinef.  geifern  pinju* 
getommen.  Tic  3J.ÜR.  ftebt  auf  Li: t Lv  Stanbpunttc 
unb  oerpfücp  tet  ibre  9Rilftonare  auf  bie  5BetenntniS= 
febriften  ber  coang.-lutb.  Äircbe,  befonberS  auf  baS 
Hußöburgifdje  !8efenntniS  unb  ben  Kleinen  flate= 
djtemuS  VutberS.  Die  SluSbilbungSjeit  auf  bem 
Seminar  bauert  5  3abre.  Gtwa  310  &ilfsoereine 
unterjtüfccn  bie  Arbeit  ber  58.  3W„  beren  Crgan  bie 
«ÜBerliner  ÜJJliifionSberidjte»  finb.  —  5$gl.  Sange» 
mann,  ©efdjicbte  ber  33.  SR.  in  Sübafrita  (4  S3be., 
<8crl.  1872—77);  flrahenftein,  flurje  ©cfdjidjte  ber 
58.  3R.  in  Süb*  unb  Cftafrifa  (4.  Slufl.,  ebb.  1893); 
Wercnilp,  Deutfdjc  Arbeit  am  Wiaffa  (ebb.  1894); 
berf.,  ORtffionSatlaS  ber  93.  SR.  (ebb.  1899);  berf., 
Grinnerungcn  au*  bem  2RifftonSlcben  in  SranSoaal 
(2.  »ufL,  ebb.  1900). 
«crlinet  »orbbahu,  f.  «Rorbbapn,  ^Berliner, 
«erlinct  Ofen,  j.  Cfen. 
»erlinet  «olitifebc  ttaefttidjten,  1881  in 
SBcrlin  gegrünbete  SageSjeitung ,  weldje  bie  mög» 
liebft  obieltioe  Darftcllung  ber  polit.  Greignifie  als 
ib,re  Aufgabe  betradbtet.  Verleger:  33ictor  Sdjmein* 
bürg  in  SBerlin;  SRebacteure:  ißictor  Sdjroeinburg 
unb  Siubolf  ftraufe. 

berliner  ^orjcflatt  Wanufaftur,  f.  Äonig= 
liebe  $orieUan=2Jtonufaftur  ju  iöerlin. 
berliner  Wingbabit,  ).  IBerliner  Stabt-  unb 
«erlittet  ÜRor,  f.  ^ifenorpb.  [9iingbab.n. 
Berliner  ZtabU  unb  9iinflbttbtt.  5)ie  burdj: 
rcegoiergleifige  berliner  Stabtbapn(12,ii&  km) 
ift  1875—82  oom  Staate  juerft  für  SReibnung  ber 
berliner  Stabteifenbabngefellidjaft,  bann  für  eigene 
SRedmung  eTbaut  unb  7.  gebr.  1882  für  ben  Stabt* 


oerlefer,  15.  9M  1882  im  oollen  Umfange  eröffnet 
roorben.  Sie  bient  nur  bem  ^erfonenoerfebr,  baS 
nörbl.  ©leidpaar  bem  Stabt«  unb  jum  Seil  aueb  bem 
9$orortoertebr,  baS  fübl.  ©leiSpaar  bem  iBorort»  unb 
gernoerlebr ;  mit  ber  an  ben  93apnbof  äleranbcrplatv 
angeidjloff  enen  lientralmarftballe  finbet  bef  djrdnlter 
©üteroertebr  ftatt.  5)ie5Borortiunb  gernjüge  beför^ 
bern  ©Igut.  33om  Sdjlertfdjen  93abnbof  audgepenb 
unb  im  ©barlottenburfler  Stabtbabnbof  enbenb, 
burebf  ebneibet  fie  bie  Stabt  oon  0.  na<b  ?D.,  gerDiffer: 
mafeen  ben  5)urd>meücr  bilbenb  beS  bie  Stabt  um= 
fdjliefeenben  Äreifed  ber  bis  auf  bie  Strede  Qbtxi- 
)trafee--£iermannftrat5e  (iHirborf)  oiergleiftgen  9ling » 
babn  (39  km),  bie  1851—77  al*  Staatdbabn  für 
$erf onen--  unb  ©üteroerfebr  b,ergcftellt  ift.  Sie  ftebt 
unmittelbar  ober  burdj  bie  ^Hingbabn  mit  fdmh 
lieben  in  SBerlin  einmünbenben  sBapnen  in  3Jer= 
binbung,  beren  3üge,  mit  9lu$nabmc  ber  3üge  ber 
S3erlinsjlnbaltifd?en  unb  ber  SBcrlin^Stettiner  f oroie 
ber  fternjüge  ber  SBerlin^amburger  unb  berS3erlins 
'tJiotobam-iDiagbeburgerdifenbabnjumSeil  über  bie 
Stabtbab,n  gefübrt  »erben.  (S.  Üafel:  JBerliner 
Stabt<unb9iingba^n,^ig.l,foroieben$lanoon 
93erlin.)2)ie93erlinerStabt6abnifteineöocbbabnmit 
Unterfübrung  ber  Straften  unb  fonfrigen  S3erfebr«» 
roege;  7964  m  fmb  aU  gewölbte  SJiabulte,  1823  m 
ald  Siiabulte  mit  eifernem  überbau,  675  m  a\i 
5)ammfd)üttung  jroifdjen  guttennauern  unb  1683  m 
ald  getoöbnlid^e  $ammfd)üttuna.  audgefübrt  ^ür 
bie  ©leife  ift  urfprüngliep  eiferner  fiangfdjioellen* 
überbau,  Spftem  ßaarmann  (f.  ©fenoabnbau), 
angetoenbet;  neuerbing«  ift  badfelbe  »ieber  oer-- 
lafjen  unb  ber  Umbau  unter  iBerroenbung  ^öl^erner 
Ouerfcbroellen  oerantaftt  roorben.  33on  ben  el}  Sta< 
Honen  bienen  SdMeftfcber  93abnbof,  Mleranberplaft, 
5riebrid)ftrafte  (gig.  2),  3oologifd;er  ©arten  unb 
Sbarlottenburg  jugleitp  bem  33ororts  unb  ^ernoer» 
Iepr,bie  übrigen  3roiidjenftationen,  ^annorothbrüdc, 
93örfe,  fiebrter  SBabnbof,  33clleoue,  Sbiergarten  unb 
Saoignüplafc  (feit  1896)  bem  Stabil  jum  Seil  aud> 
bem  SWortoerfebr.  Seit  L  SWai  1888  ift  ber  Stabt= 
oerfebr  aud  SBetriebd--  unb  SBer!  e^rlrfldpQten  in  öftl. 
vJlicbtung  bi«  Station  Stralau=9iummei8burg,  ir» 
roeftl.  9Hd)tung  bis  Station  SBefteub  auSgebebnt. 
Die  93auloften  betragen  einfdMieftltcb  ber  Jfoften  ber 
öftl.  unb  roeftl.  Slnfcplüfie  74,676  ÜJlill.  ÜJt.,  barunter 
35,iw  9)lia.  3JI.  für  ©runberroerb.  Dfene  bie  tln- 
fdjlüffe  fteUen  ftdj  bie  Äoftcn  auf  68,i»  Wiü.  3«., 
baoon  33,so5  Will.  SM.  auf  ©runberroerb  unb  18,60» 
IRilL  i'i.  auf  Mnoiabutte  unb  Unterbau.  \Kci± 
Äbredjnung  ber  über  JBebarf  erroorbenen  unb  roieber 
oerdufterung^fdbigen  ©runbftüde  im  2Berte  oon 
8  -.Will.  3Jt.  bleiben  60,m  sJHiU.  3R.  5Baufoften 
=  runb  5  3Jlill.  Ü)i.  für  1  km.  Die  im  Stabt=  unb 
SRingbabnoerlebr  oerroenbeten,  mit  ©aS  crleudjteten 
breiaebftgen  unb  jmeifacb  geluppelten  Senberloto* 
motioen  mit  auftenliegenber  Steuerung  (f.  dolomo» 
tioe)  werben  jur  3krmeibung  beldftigenben  iHauebeS 
mit  StoU  gebeijt.  Die  in  Abteilungen  nadb  bem 
Gouptfpftem  ff.  ^Betriebsmittel)  getrennten  $krf  onen^ 
wagen  mit  Dberlidjt  müff en  oon  ben  iReifenben  f elbft 
Qeöffnet  werben.  Gin  SuSrufen  ber  Stationen  finbet 
md)t  ftatt.  Der  ^Betrieb  beginnt  ;u;n  Seil  febon 
balb  nad?  4  Übt  morgens  unb  bauert  jum  Seil  bis 
nacb  1  UbrnadjtS.  DteStabtbabmüge,  inbcrStegef 
au8  9  2Bagen  (3  Sagen  IL  Älatfe  unb  6  Sagen 
III.  Klaffe)  beftebenb,  oerlebren  gewöbnlid)  alle 
10  OJtinuten,  wäbwnb  ber3eit  beS  SlrbeiteroerfebrS, 
b.  i.  in  ben  grüp:  unb  Slbenbftunben  (1900/1)  in 


Digitized  by  Google 


798 


berliner  ©tobt*  unb  9fangbai)n 


3eitrfiumen  oon  5, 3  unb  23Rinuten,  auf  bem9torb= 
unb  Sübringe  in  längern  3«U*cnräumcn  (oon  20 
—30  iDlinuten,  in  ben  SJertebrSftunben  nodj  öfter). 
Sommer  1896  gingen  auf  ber  Stabtbabn  (Stabt* 
gleiten),  ber  iRingbabn  unb  ben  jugebörigen  Un- 
\d)Iü)|en  täglid)  etroa  507  ^erfonen«  unb  einicblie&licb 
ber  Sbebarfeaüge  an  Sonntagen  jufammen  b'M  3üge, 
auf  ben  jjerngleifen  ber  6tabtbabn  runb  168  regel 
mfifjige  Skrionenjüge.  ftür  ben  ftarfen  Sonntag^ 
certebr  roerben  femer  3üge  nad?  ©ebarf  eingelegt. 
SBon  ben  über  bie  $8.  <&.•■  u.  ÜR.  laufenben  ©üter^ 
jügen  geb.  en  unb  lommen  bie  meiften  vom  ^Rangier 
bapnfcof  Gummelsburg  unb  jroar  täglid)  etwa  70 
(einfcpliefclid)  12  39ebarf3jüge). 

«ber  bie  tfntnndlung  be«  ^crfonenperiebrä  auf 
ber  Stabt=  unb  «Ringbahn  Don  1884  bis  1899  giebt 
naoMtepenoe  Tabelle  Slufidjlufe: 


>}urü<fa.clfflte  rjabjtfn* 

tab>t  in  Wer! 

in 

in 

in 

in 

Ii.  «laflt 

III.  JHafft 

IL  ftlafff 

in.  Blafft 

fammrn 

A.  £tabtbaf)n|tationcn. 

1384 

725 194 

9  763  611 

195  809 

1431403 

1637  219 

1885 

772  845 

11  397  370 

188486 

1  565952 

1  754  438 

188i> 

998945 

13  703  553 

219311 

I  778438 

1  997  749 

1887 

1  325  544 

15  959931 

255  619 

1 935  856 

9191475 

188* 

1  754  953 

13139  831 

390462 

2130  552 

2501014 

18S9 

2235  859 

20065  884 

393244 

2394099 

9787  336 

1890 

3289  895 

24  375  933 

510498 

9601739 

3119  237 

1891 

4144343 

28130488 

617  494 

2911776 

3  539270 

1892 

4  912200 

30  723  572 

704  701 

3069099 

3  773  800 

1893 

5  375  953 

33  306169 

753018 

3  957989 

4011500 

1894 

7  009  287 

38116  015 

916456 

3549566 

4  466022 

189.'. 

8  234  56« 

41605204 

1051910 

3  789097 

4  841007 

1896 

10114  362 

48  229960 

1318980 

4437409 

5  756389 

1897 

10095  301 

46450813 

125125.1 

4  234  924 

5486  177 

1898 

10404  821 

47  094  576 

1268719 

4  234  383 

5  503109 

1899 

11078  645 

46833558 

1339491 

4907  804 

3  547  295 

B.  Kinflbo^nftottonf n. 

1884 

84  319 

2646  960 

35111 

366916  392027 

1886 

100635 

3991266 

2863« 

406  323 

434  959 

lSSC 

168181 

4  430069 

39456 

552  476 

591931 

1837 

290  Ml 

5463658 

58  237 

643  997 

702164 

1888 

363  977 

6  385  939 

70848 

734111 

804959 

1889 

439  248 

7505345 

83811 

839462 

916273 

1890 

593  736 

9907  805 

117983 

1063  419 

1181409 

1891 

775  668 

13  786  534 

149325 

1  974  759 

1  494  084 

1  -'.>'.' 

1  310  836 

16474  133 

903  560 

1510006 

1713  566 

1893 

1  473  473 

18913547 

237484 

1  710  364 

1948  348 

1091 

1  804  383 

91379872 

277151 

1914124 

2191278 

1893 

2099  242 

23  649316 

311003 

2067  217 

2  378  220 

1896 

3  003  902 

28  648950 

455  784 

9  569  542 

3  025  326 

1897 

2  801  889 

28  398911 

411993 

2417984 

2839277 

1898 

3  138 125 

31  154118 

453  242 

9642172 

3095414 

1899 

3474  088 

33493  890 

493 197 

9  801 039 

3  394  336 

•  Buf  ctnfacfif  Salirfattfn,  auf  yritlarttn  unb  auf  9lrt>nt<r 
forim  (III.  »laift). 

Sei  Seredjnung  ber  oorftepenben  ftabrten  finb 
nad?  ben  für  bie  üBenufeung  ber  3fitiarten  u.  f.  n\ 
angenommenen  Säfcen  12  ftabrtcn  für  Arbeiter- 
mocpenlarten ,  60  ftabjten  für  2RonatSfarten  (feit 


1.  Slpril  1893),  200  ftabrten  für  3eitf arten  (bü 
1.  Slpril  1893)  eingeteilt  morben. 

55er  ©üteroerfebT  auf  ber  Stabtbabn  (SBapnpof 
SHeranberblat»  mit  ber  STnfcpluMteUe  »erlin  Gen 
tralmarftballe) : 


3abre 

dingans 
t 

»Strianb  |3nfammtn'  ffinnabwr 
t             t      I  TOart 

1893/93 

37498 

4  3  864 

737  776 

189*94 

53366 

4451 

57817 

867  964 

1894.-95 

53937 

3001 

5699« 

«71444 

189596 

60163 

2888 

63050 

91745« 

189697 

51896 

2563 

54  479 

842  935 

1897/9» 

61943 

3787 

63  730 

999237 

1898/99 
1899 

71775 

4439 

76  »4 

1945  965 

70691 

3551 

74243 

196201» 

Erträge  aus  ben 
babnbogen : 


Vermietungen  ber  Stabt- 


8oV  brr 

Sab« 

ertrag 

gar  >3mn»« 

wrmiltrt 

TO. 

tnna,  orrfügbar 

1889« 

10  569 

433 

H 

188933 

99  070 

453 

115 

188384 

132  693 

455 

118 

1884JS5 

169  903 

460 

143 

188686 

194  333 

462 

203 

1886,37 

237  134 

462 

347 

1887/88 

313  938 

473 

294 

1888^89 

358  690 

476 

301 

188990 

396  668 

4T7 

318 

189091 

417  031 

477 

318 

1891/99 

484  829 

477 

339 

199393 

592  039 

477 

364 

189394 

551  718 

477 

370 

189495 

574  709 

477 

1895.96 
•  SSom  7.  »fbr. 

582  692 

477 

m 

bit  31.  TOär*. 

Slufeer  biefen  ÜBeträgen  tarnen  ju  ben  fonftigen 
Ginnabmen  ber  Stabtbabn  no<b  bie  3Riet*erträge 
für  ^Joftbienfträume,  für  ©abnbof^roirtfebaften  unb 
für  ©runbftüde  (1891/92:  103787  SR.,  189394: 
101504  3R.,  189596:  99312  3R.)  binju. 

Ter  ©üterwerfepr  nad)  unb  pon  ben  ©abnböfen 
ber  berliner  SRingbabn  ift  in  untenftebenber 
Tabelle  bargeftellt. 

2>ie  ^oppttcifc  ouf  per  Stabtbabn,  ber  9ting= 
bafyn  unb  imSöecbfclDertebr  beiber  betragen  oon  ieber 
Station  bis  jur  ndcbftfolgenben  fünften  (einicbltct> 
lieb)  10  m  III.,  15  $f.  in  Ii.fllaffe,  barüber 
binauö  20  unb  30  $f.  ©epddabfertigung  wirb 
babnfeitig  nicht  übernommen.  %üx  bie  Skrbinbung 
JSerlinS  mit  feinen  Sorortcn  beftebt  ein  bureb  be 
fonbere  3ügc  bebienter  SBorortuertefcr,  ber  bis 
1891  im  D.  bis  Grtner  unb  2idjtcnberg,  im  SC. 
bi$  Girünau  unb  König« «2Bu|terpaufen,  im  S©. 
bis  $otSbam,  im  9t$B.  bis  Spanbau  ficb  erfrredte. 


«rrfanb  unb  tfmpfang  in 


! 


einnahmt  in  TOavt 


^apnpore 

1879 

1897  88 

1892  93 

189697 

1899 

1879 

1887  «3 

189293 

1396,97 

189J 

39  280 

159  935 

214  4i '2 

197  277 

264  121 

196  217 

681  384 

932  937 

1  068  72« 

1  333  141 

TOoabit  

39  SM 

137  939 

263  625 

333  249 

616  741 

3  1 70 

713000 

1  246  000 

1  357  076 

2  935  445 

44  862 

63  764 

70  025 

65  508 

62  863 

106  594 

393  8U0 

459  320 

423  513 

396  373 

iSrntralDirhQof 1  .  .  .  . 

49U9U 

40  945 

48  143 

53  396 

335  000 

1  251  639 

907  251 

884  445 

CO  327 

118  C44 

1*3  1G4J 

249  904 

292  993 

3  537 

26G  »00 

360183 

495  196 

613  797 

Srantfnrlrr  «Utt  ■ .  .  . 

3  201 

14  23« 

72  599 

75  975 

93  268 

632 

«6  943 

272  464 

360  177 

439  619 

4  709 

33  616 

70165 

122  048 

159  531 

3  315 

196  855 

409  525 

525  86« 

673  24« 

Ifmprlbof  tSiiiflbaljnj  . 

2  716 

47  325 

75  924 

68  567 

97  7C9 

8  512 

193  000 

274  492 

228  819 

384  534 

98iImtrsborf.Sritbtnau 

2310 

51  7  99 

r.H»045 

153  009 

304  821 

n-m 

16«  350 

596  275 

368  «39 

676  938 

6  783 

66  466 

95  927 

173  127 

23  093 

210  019 

213097 

362  736 

•  Chjit  Biet, 

308  550  TO.   »  »iS  1. 


'  üm  2.  TOarj  issi  trSffntt. 
Cft.  1897  ftrifbri<ft«btrg  brnanni. 


Btrfanb  nnb  Empfang  bttrug  (1382  33) 
*  1333  für  btn  •ütrrtifTrftfr  trSffntt. 


49  691  t.  bit  GiniubBt 


Digitized  by  Googl 


©erlincr  Xageblott  —  ©erliner  Limmer 


799 


2Jtit  ber  Eröffnung  ber  2Bannfeebabn  (1.  Dtt.  1891) 
würbe  biefed  ©ebiet  ganj  wefentlid)  erweitert.  6* 
wirb  nunmcbr  beftrcnjt  burd)  bie  Stationen  %üt- 
ftenwalbe  bcr  fiinie  nad)  93reSlau,  Strausberg  ber 
yinie  na*  Epbttubnen,  Bernau  bcr  ßinie  nad) 
Stettin,  Oranienburg  bcr  i'inie  nad>  Stralfunb, 
vJiauen  bcr  fiinie  nad)  J&amburg,  9)otSbam  unb 
9öerbetber£inienad?  ÜJtagbeburg,  ©rofj'üicbtcrfelbe 
ber  Sinie  nad)  &alle,  Sofien  ber  Sinie  nad?  SreSben, 
ÄöniaS=$hifterbaufen  ber  fiinie  nad)  ©örlifc  unb 
Hegel  ber  fiinie  nad)  Grcmmen. 

Seit  1.  Ott.  1891  finb  bie  ftabrpreiie  bet  95orort= 
jüge  joncnweife  befonbcrS  ermäßigt  unb  betragen 
m  III.  fllaffe  bis  7,5  km  Entfernung  10  «jjf.,  oon 
7,4  bi«  15  km  20  oon  15  bis  20  km  30  $f«!  bei 
weitern  Entfernungen  wirb  für  jebeS  Kilometer  ein 
SJetrag  oon  3  $f.  jugcfdjlagen.  Sie  greife  fflt  bie 
II.  Klaffe  erböben  fid)  um  50  ^roj.  gür  bie  oon  ber 
93abn  übernommene  ©epddbcf  örberung  ift  für  jebeS 
Stüd  eine  (jabrlarte  III.  Klaffe  ju  löfen.  2fm  33orort= 
r>etleb,r  mit  Stationen  ber  Stabt*  unb  Siingbabn 
werben  bie  #abrpreife  jmar  ebenfalls  nad)  ber  wirl* 
lieben  Entfernung  burcbgercdjnet :  ergeben  fid;  bicr= 
bei  aber  böbere  JBctrdac ,  als  wenn  an  bie  gabr* 
preife  ber  betreffenben  ©orortftteden  für  bie  Stabt* 
unb  9lingbabnji reden  bie  Sd&e  nad)  bem  ;)cno^ 
tarif  ber  Stabt»  unb  SRingbabn  angeftofeen 
würben,  fo  werben  lehtere  ben  93etrdgen  für  bie 
Siorortftrcden jugereebnet.  3m fte r n ■ u nb 93 o t o 1 1 * 
o erlebt  mit  Stationen  ber  berliner  Stabtbabn 
werben  feit  1.  Slptil  1890  alle  Sd&e  nad)  bcr  wirf: 
lieben  Entfernung  bcr  Station  gnebridjftra&e  b& 
reebnet.  Sie  gabrlartcn  gelten  in  bet  SHicbtung 
oon  Often  nacb  allen  Stabtbabnftationen  bis  Ebar* 
lottenburg,  in  beriHidjtung  oon  9BeftcnbiS  Sdjlef. 
93abnbof.  Sie  frübern  ^ufäMdge  für  bie  Stabtbabn 
finb  befeitigt;  befonbere  tfabrtarten  für  bie  einjelnen 
Stabtbabnftationen  werben  auf  ben  <yernftationen 
nicbtmebtDerlauft,  bie  ^abrfarten  lauten  auf  «Stabt* 
babn».  SmSurcbgangSoerlebr  jmifeben  Cften 
unb  SBeften  über  bie  S  t  a  b  t  b  a  b  n  werben  feit  1 .  Slpril 
1890  für  bic  Stabtbabn  ebenfalls  bie  er t litten  Ent* 
fernungen,  nid)t  mebr  bie  frübern  feften  3ufd)läge, 
ber  ^reiSberecbnung  »u  ©runbe  gelegt,  ftür  Arbeiter 
werben  im  Stabt-,  fting*  unb  Stabtringbabnoertebr 
fowie  im  9$oroTtocrtebr  tfabrfarten  (Slrbciterwodjcn- 
farten)  ut  ermdfrigten  ^reiien  oerabfolgt,  aud)  wer» 
ben  3eit:  (SabrcS*),  feit  1893  2JlonatStarten(8lbonne= 
mentsfarten)  mit  93reiScrmdBigung  ausgegeben. 

Ser  ©efamtoertebr  auf  allen  Berliner  9*orort= 
ftreden  betrug: 


im 
Sabre 


«namt4al)l 
bre 
Sobrtfn 


tttnnabmrn 


189091  • 

1891  y.' 

1892  9.1 
1893/94 
1894/95 
189546 
|h»6  ',>; 

1897  M 
1838.99 
Com 


23  380  985 
30  718  147 
34  575  187 
37  971  511 
41  018  738 
44  750  779 
48  707  251 
54  530  492 
57  830  763 
l.  Ctt.  bU  30.  6rpt. 


\- 

für  1  ftabr- 
tortf  burdj« 
jcbnitilidj 

«f. 

6  463  275 

27,7 

6  886  822 

»2,4 

7  475  896 

21.6 

8  097  829 

31,3 

8  365  693 

30.4 

8  747  883 

8  390  981 

IM 

10  396  359 

IM 

10  931  936 

18,9 

flrrrtbn«,  ba  ber  Sorort» 

tarif  am  1.  Ctt.  1891  ta  ftraft  trat. 

'Jim  1.  9lpril  1896  würbe  baS  neue  SlnfdjluBgletS 
com  Skbnbof  Mixborf  ber  JRingbabn  nad>  bcr  OJör- 
li&er  93abn  (93abnfc  of  Meberfdjöneweibe^obanniS» 


tbal)  eröffnet,  aud)  würbe  ber  93abnbof  Treptow  an 
ber  iRingbabn  jur  teilweifen  93ewältigung  beS  SScr= 
fcbrS  nad)  ber  berliner  ©ewerbeauSftellung  erbebe 
lid)  erweitert.  1.  ÜDtai  1897  würbe  jwifdjen  Sd)öne= 
berg  unb  SBilmcrSborfsgriebcnau  bie  neue  6altc= 
ftelle  EberSfrrafte,  unb  nad)  <yertigftclluug  beS  Um; 
baucS  ber  ©leife  ber  Stettiner  v£abn  ber  neue  groBe 
93abnl)of  ©efunbbrunnen  eröffnet,  am  1.  Ctt.  1«98 
mürbe  an  ber  JHingbabn  bie  J3alteftelle  ^Jutlifeftrafie 
äwifdjen  löeuftelfttafee  unb  3Bebbing,  weldje  gleid)= 
jeitig  bem  %JJerfonenwttebr  ber  93orortftrcde  Söerlin: 
Stauen  bient,  1.  Jebr.  1899  bie  ijalteftclle  >>ermann= 
ftrafec(9iirborf)unbl.3an.l901bieü»altcftclle<l>ape= 
ftratje  jmn'djen  Sd?öneberg  unb  Jempclbof  eröffnet. 

SieuerbingS  mad)en  fid)  Seftrebungcn  nad)  einer 
Erweiterung  ber  93.  S.«  u.  9t.  geltenb.  SBegen  be* 
9JaueS  bet  eleltrifcben  öodjbabn  unb  ber  elettri- 
feben  Untergtunbbabn  f.  Serlin  (iJertcbrSwefen). 
Sie  93.  S.=  u.  9i.  untetfteb^  t  mit  ben  Enbftreden 
fämtlitber  in  ©erlin  einmünbenben  Eifcnbabnen, 
soweit  ber  SJorortüerle^r  (f.  oben)  reidjt,  ber  Königl. 
Eifenbabnbireltion  ju  Setiin.  —  9igl.  Ärd)iü  für 
Eifenbabnwefen  ( I8ö8, 1891, 1893, 1897  unb  1898) ; 
23erlinunb  feine  Eifenbabnen  1846—96  (9Jerl.  1896). 

«erlittet  Sägeblatt,  1372  gegrünbete,  täglicb 
zweimal  (Sonntags  nur  einmal)  in  93erlin  crfd?ei- 
nenbe  polit.  B^üung  fteifinniger  9iid)rung,  mit 
^jeuiUeton.  »uflage:  etwa 65000;  93erlcget:  «ubolf 
Stoffe  in  SJerlin;  iHcbacteur:  Srtbur  Seopfobn;  für 
bie  bumoriftifebe  Beilage  «Uli«:  Scbmibt^EabaniS. 

^Berliner  Vertrag ,  bcr  geheime  Vertrag  beS 
ÄönigS  gtiebttcb  Üßilbelm  I.  üon  9Jrcuncn  mit  Haifer 
fiarl  VI.  com  23.  3)«j.  1728,  burd)  ben  Jriebricb 
Söilbelm  bie  frühere  antiöfterteid).  $olitt(  DöUig 
aufgab  unb  bic  fd?on  im  Sufterbaufenet  9}ertraßc 
1726  auSgefproebene  ©arantie  für  bie  ^ragmatifebc 
Santtion  (f.  b.)  erneuerte,  wogegen  bcr  ftaifer  bic 
preujj.  Snfprüdje  auf  baS  feeriogtum  93crg  aiv 
erfannte  unb  nad)  bem  SluSfterben  beS  pfalj: 
neuburgfeben  f>aufeS  9Jreufeen  in  bcr  Erwetbunß 
oon  93crg  )u  untcrftüBen  fid)  r>erpflid)tcte.  Soeb 
febon  oor  bem  93.  9$.  bat te  ber  Aaifer  in  einem 
Vertrage  oom  3lug.  1728  bittter  bem  SRüden  beS 
HönigS  bem  ^faljgrafen  oon  Suljbad)  bie  Er= 
Werbung  Don  yAifr  unb  93erg  garantiert;  1738  lieft 
ber  Äaiier  in  ©emcinfdjaft  mit  Englanb,  granfreid? 
unb  ^ollanb  unter  Stauungen  oon  ^riebrid;  W\b 
beim  ben  Herjiebt  auf  93erg  f  orbern,  unb  ging  f  ogar 
1739  mit  ^ranlreid)  einen  Vertrag  ein,  burd)  ben 
93erg  bem  Suljbaebet  jugefproeben  würbe.  Siefer 
wieberbolte  9-krtragsbrud)  beS  öfterr.  SaifcrS  ent= 
banb  9ireufien  oon  ber  ©arantie  bcr  9iragma- 
tifeben  Sanftion  unb  gab  ^riebrid)  II.  baS  dieebt, 
nad)  bem  lobe  Karls  VI.  für  baS  ibm  oorent= 
baltene  95erg  einen  Seil  oon  Seblcfien  als  Etfat? 
ju  forbern.  —  3tucb  ber  auf  bem  berliner  Äongrcfe 
(f.  b.)  1878  abgcfdjlofiene  griebcnSocrtrag  wirb  als 
9).  9J.  beieidjnet. 

berliner  Weißbier  («Äüble  93lonbc»),  ein  in 
©erlin  gebrautes  unb  bott  febr  beliebtes  obergdri= 
geS  unb  wegen  feines  großen  KoblenfduregebalteS 
jtar!  fcbdumenbcS  93ier,  ba*  auS  Sßeijenmal»,  unter 
Sufafc  Don  etwas  ©erftenmalj,  bergeftellt  wirb  (f. 
93ier  unb  Bierbrauerei,  B.). 

^Berliner  Limmer,  93cüeicbnung  beejenigen 
3immerS  in  93erlinct  9Bobnbäufctn ,  bat  fein  2id)t 
oon  einet  £ofede  aus  butd)  ein  Jcnftct  erbdlt,  baS 
an  einer  bcr  Eden  beS  rcefatwinlligcn  iHaumS  fid) 
befinbet.  SaS  93.  3-  »erbanft  feine  Entftebuncj  bcr 


Digitized  by  Google 


800 


93erlin*@örltfcer  ©ijenbaf)n  —  Scrlioa 


©eftaltunß  ber  93aupldhe  unb  bem  9Bunf*e  na* 
aröfeter  SluenuHunß  beä  9laum3.  3n  neuerer  3eit 
fommt  bas  93.  3.  au*  anberroarta  jur  Äuäfübrunß. 

«erlitt  Worlittcr  (?ifettbaba,  1882  oerftaat* 
U*te$  'iBrioatunternepmen,  oon  beffen  1864  ae» 
nebmißtcr  Stammbapn  5Jerlin=2übbenau:ßottbuö* 
2Betferoaifersöorto*®örU&  (207,92  km)  bie  Strede 
»eriin^ottbu«  1866  unb  eottbu^Sörlifc  1867  er« 
öffnet  rourbe.  3ur  3«»t  ber  93erftaatli*unß  umfafete 
bie  93abn  318,58  km;  fte  rourbe  1871  auf  weitere 
93erbinbunßen  oon  Lübbenau  na*  StrafeßräbAen 
(fäd?f.  ©renje),  oon  ©örlijj  na*  3»ftau,  oon  9lilrif* 
na*  Seibenberß  (öfterr.  ©rcnje)  unb  oon  Sßeife» 
roaifcr  na*  SJhidtau  auSßebebnt  unb  ßebört  bis 
auf  bie  3Jorortftrede  Berlin  :Äönig3:2Buftcrbaufen 
»um  ßifenbabnbirettionsbejirt  Salle.  2)ie  totrede 
9Klrif*»3htau  (22,8  km)  ift  1896  für  3342739  OR. 
in  baä  (hßentum  beö  fä*f.  Staaten  überßeßanßen. 
(S.  ^reufeifAe  (Siicnbabnen.) 

«erltnaot  (fpr.  -lanßßob),  fcalbberline  obnc 
9tüdnh  (f.  Merline). 

©erlingffe  Jibcnbc  («93erlina.f*e  ,Seitmnv\ 
oollftanbißer  Jitel:  33erltnßffe  pohtifle  oß  Äocr* 
tiffementS'Sibenbe),  banif*e,  jroeimal  tägli*  (au$= 
Genommen  Sonntag)  in  Kopenhagen  erf*einenbe 
polit.  Leitung  von  gemdfetßt  fonjeroatioer  iHi** 
tunß,  Steßierunßäorgan  unb  93latt  für  offizielle 
93efanntma*ungcn.  93erteger:  ©ebrüber  93erling; 
flebacteur:  Q.  ÜRanicuS.  3>ie  58.  X.  rourbe  1749 
in  Kopenhagen  gegrünbet  unb  erf*ien  anfangs 
nur  jroeimal  roö*entli*.  311$  öauptanjeigeblatt 
SänemartS  ift  fte  im  ßanjen  Sanbe  roeit  verbreitet 

©crlinbafc"  ,  Station  in  flaifer » 2Bilbelm8: 
2anb,  f.  93b.  17. 

»erlitt Hamburger  <*ifcnbabn,  1884  »er« 
ftaatli*te  ^rioatbabn,  beren  6tammbabn  53crlin= 
93ergeborf  (271,18  km)  1846  eröffnet  rourbe.  3)ie 
Strede  J6ambura/93ergeborf  (14,39  km),  1840  einer 
befonbem  @efcll)*aft  ßenebmißt  unb  1842  eröffnet, 
rourbe  1846  oon  ber  93.  Q.  in  ^Betrieb  ßenommen 
unb  ßinß  bemnd*ft  in  baä  ßigentum  bcö  bamburß. 
Staate*  über.  3"*  3«tt  ber  93erftaatU*unß  umfafitc 
bie  93.  <S.  450,43  km.  $ie  1873  unb  1874  eröffnete 
3roeigbahn  Wittenberge  :93u*bolj  (141,63  km)  mit 
bemroi*tißen Glbflbergang  bei  Sömifc  hat bur* ben 
93au  ber  türgern  fiinie  über  üljen  im  93erlebr  mit  ben 
25?cferbäfen  an  93ebeutunß  verloren.  3)ie  Sinien  ber 
93.  6.  nnb  biä  auf  bie  93orortftrede  93erlin- Stauen 
ber  ßifenbahnbirettion  ju  Altona  unterteilt.  (6. 
*Breufeif*e  Gifenbabnen.) 

«erlittti,  f.  ßonferoierungömittel. 

löcrlin-fcehrter  ^abn ,  f.  Sebrter  (Stfenbabn. 

Berlin  i  i<ut(?bam  i  OTaflbcburßct  (*if cn 
babtt4880oerftaatli*te$rioatbabn,berenStamm= 
babn  bie  1837  genehmigte  unb  1838  eröffnete  erfte 
93abn  in  'iBreufeen,  bie  Stade  93erlin  ■■  IBotSbam 
(26,i2  km),  bilbete.  3u*  3«*  ber  93erftaatli*ung 
260,j»km  umfaffenb,  rourbe  baS  Unternehmen  bann 
mit  ber  SJtagbeburg^alberftäbter  (Sifeubabn  (f.  b.) 
unter  ber  ©ifenbabnbiretrion  ju  SJtagbeburg  ju  einer 
gemeinfamen  93erroaltunß  Bereinigt.  ÜJtit  bem  Qt-- 
»erb  ber  93abn  fiel  bem  Staate  bie  f>dlfte  ttx  «Itien 
ber  93raunf*roeißer  ©ifenbabnßefellf*aft  (f.93raun? 
f*roeißif*e  (Sifenbabnen)  ju;  bie  anbere  iodlfte  tarn 
1882  bei  ber93erftaatli*unß  ber93erßif*=Ü)Mrtif*en 
©fenbabn  (f.  b.)  in  feinen  93efih.  (S.  93reufeif*e 
(Sifenbabnen.) 

«erltn  eäebfifcbc  eifenbal)«»  f.  93crlin««n« 
baltif*e  ©fenbabn. 


©crlin  «panbaucr  «cfiiffatjrtiifanal,  eine 

etroa  15  km  lanße,  1848  —  59  erbaute  S*iffabrte= 
ftrafee,  bie  beim  öumbolbtbafen  in  93erlin  (f.  b. 
nebft  Stabtpldnen)  au?  ber  Spree  abreißt  unb  um 
roeit  Spanbau,  oberbalbbeä  3ufantmenflune§  von 
Spree  unb  öaöel,  in  le&tcre  einmünbet.  2) er  Äanal 
bient  jur  (Intlaftunß  be£  Spreelauf^  felbft  unb 
roirb  befonberd  oon  ben  na*  unb  oon  ber  obem 
ßaoel  fabrenben  S*iffen  ßern  benu^t,  jumal  bie 
Äa^rt  auf  ber  betreffenben  Spreeftrede  bur*  ftarfe 
Krümmungen  be$  ^luffeS  erf*roert  ift.  Ser  Unter 
f*ieb  ber  SÖafferftänbe  üon  Spree  unb  öauel  roirb 
bur*  eine  S*leufc  auggeßli*en,  bie  bei  ber  Straf; 
anftalt  ^löfcenfee  in  ben  Äanal  einßeübaltet  ift. 
Jln  Spree  unb  £a»el  f*licpt  fi*  beT  J?anal  ebne 
SAleufe  an.  (S.  S*iffabrtefanäle.) 

^öcrlin^Stcttincr  C^ifcnbatjn,  1879  r>erftaat: 
li*te  ^rioatbabn,  beren  Stammbabn  93erlin*6tettin 
(134^1  km)  1840  ßenebmißt  unb  1842—43  eröffnet 
rourbe.  Später  rourbe  fte  auf  SBerbinbunßen  mit 
SB or»  unb  öuiterpommem  unb  mit  SRedlenburß  au? 
ßebe^nt.  Sur  3eit  ber  9ierftaatli*unß  umfaßte  bal 
Unternehmen  961,84  km.  3)ie  binterpommerf*en 
Streden  Starßarb=93elßarb=Äolberß  unb  93elßarb^ 
Äös^lin^anjiß  roaren  1.  §an.  1878  t?om  Staate 
in  93erroa(tunß  ßenommen.  Tic  t>orpommerf*en 
fiinien  unb  bie  Streden  33ernau  Stettin;  Starßarb= 
93elgarb=Stolp  mit  93elgarb  Dolberg  ftnb  ber  Gifen^ 
babnbircltion  Stettin,  bie  93orortftrcde  93erltn- 
93ernau  ber  difenbabnbirettion  93erlin,  bie  Stredc 
Stolp- -3Janjiß  ber  difenbabnbirettion  2)anjiß  unter 
ftellt.  (S.  ^rcufjifAe  eifenbabnen.) 

Oerliog  (fpr.  -Hofe),  f)ector,  franj.  Äomponift 
unb  ÜülufiffAriftfteller,  geb.  11.2)ej.  1803  ju  2a  {Zbtr- 
St.9nbr4($epart.3fere)  al«  Sohn  eine«  «rjteö,  ber 
ibn  in  ^ari«  aJlebijin  ftubicren  liefe.  93.  trat  jebo* 
balb  in  ba£  jtonferoatorium  ein,  roo  lRci*a  (f.  b.)  fein 
Sehrer  in  ber  Äompofition  rourbe.  JlnbeS  bebaßte 
ihm  bie  ftrenge3u*t  biefe«  IHanne«  ni*t,  erwrltefe 
ba«  Konferoatorium  roieber  unb  fu*te  fi*  felbft  fort= 
jubilben.  ©r  f omponierte  fletfeiß  unb  roanbte  ftcb  in 
ber  SDlufit  ben  bamal«  auftommenben  romanttfieren= 
ben  93eftrebunßen  ju.  3)ic  erfte  Mrbeit,  mit  ber  93.. 
ald  ^ünßUnß  von  22  ^abren,  hervortrat,  roar  eine 
ÜKeffe,  bte  in  ben  fiir*en  St.  sJlo*  unb  St.  6ufta*e 
jur  Äuffübrunß  lam,  aber  ni*t  gefiel.  Qx  trat  1826 
roieber  ins  Äonfervatorium  unb  betrieb  nun  unteT 
fiefueur  mit  ftleife  bie  freie  Äompofition.  1828—30 
vcrÖffentli*te  er  unter  anberm  bie  Ouvertüren  ju 
«SBaoerlep»  unb  «2>ie  gemriebter»  foroie  Symphonie 
fautastique^'ftpisodedelaTied'un  artiste»).  ^iefe 
3öerte  ma*ten?iuffeben,  obne93eifall  ju  ftnben.  Seit 
1828  begann  fi*  93.  au*  in  oerf*iebcnen  93ldttern 
ni*t  ohne  (Srfolß  al«  mufifalifcber  S*riftfteller  |u 
bethätigen  unb  erhielt  na*  mehrmaliger  oerßeb^ 
lieber  93erocrbunß  1830  für  bie  Äantatc  «Sardana- 
pale»  ben  ßrofeenÄompofition^preie  be«  Institut  de 
France,  bcfudjte  Italien  unb  tebrtc  na*  18  Mona- 
ten, als  ©eßner  ital.  9Jlufil,  mit  einer  Cuoerture  ju 
«Röniß  2ear»  unb  einer  Ärt  Sinfonie,  «Le  retonr 
a  la  vie»  (oon  ihm  «SRelotoß»  ßenannt,  einer 
Wif*ung  oon  ^nftrumentalem,  93otalcm  unb  9ibc= 
torif**5)etlamatorif*em),  na*  ^ari«  jurüd.  93.' 
Stellung  in  ^JariS  hob  fi*  feit  1834,  roo  er  al* 
Mitarbeiter  bei  ber  neußeßrünbeten  «Gazette  musi- 
cale  de  Paris»,  balb  barauf  bei  bem  «Journal 
des  Debats»  eintrat.  9tamentli*  in  Unterer  Steh 
lunß,  bie  er  erft  1864  aufßab,  ma*te  er  fi*  }u 
einem  ßefür*teten  5rritifer.  99.  rourbe  1839  SBiblic- 


Digitized  by  Googl 


Serlotten  —  93ermuba*3nfeln 


801 


tbelar  US  Äonieroatorium*,  1856  SDlitalieb  ber 
JHabemie  unb  ftarb  8.  SWärj  1869  in  $an$. 

93on  feinen  Dielen  flompofitionen  fmb  befonber« 
beroorjubeben:  bie  Sinfonie  «Harold  en  Italie» 
1834),  ein  SUfluiem  (1837),  bie  Dper  «Benvenuto 
Cellini»  (1838),  bie  bramat.  Sinfonie  «Romee 
et  Juliette»  (1839),  bie  «Symphonie  funebre  et 
triomphale»  (1840,  bei  Gntbüllung  bet  Sulifdule), 
bie  Segenbe  «La  damnation  de  Faust»  (1846),  bie 
Qratorienttilogie  «L'enfance  du  Christ»  (1854), 
ein  boppektörtgeä  «Te  Deum»  (1856),  bie  fomiidje 
Oper  «Beatrice  et  Benedict»  (1862),  bie  Oper  «Les 
Troyens»  ucil  l:  «La  prise  de  Troie»;  Seil  2: 
«  Les  Troyens  a  Carthage»,  1863).  ben  lefetern 
beiben  Opern,  ferner  jum  «Faust»,  gur  «Enfance  du 
Christ»  u.  a.  bat  JB.  aud)  ben  Xfcft  »erfaßt,  hieran 
icbliefcen  f\d)  bie  Scbriften:  «Voyage  musical  en 
Allemagne  et  en  Italie»  (2  93be.,  t;ar.  1845),  «Les 
Soirees  de  l'orchestre»  (ebb.  1853;  2.  Hufl.  1854), 
«Les  Grotesques  de  la  musique»  (ebb.  1859),  «A 
traters  chants»  (ebb.  1862)  unb  «Traite  d'instru- 
menUtion»  (ebb.  1844;  beutfd)  Oon$örffel,  öpj. 
1864).  2>ie  tünftlerifcbe  93ebeutung  oon  93.  ließt 
in  bet  meifterbaften  93cbanblung  ber  ^nftrumente, 
wie  au*  fein  Sebrbud)  ber  ^nftrumentation  bog 
oerbreitetfte  feiner  9Berte  unb  allgemein  anertannt 
ift;  feine  ftompofttionen,  bie  neben  meiern  Sfirmen- 
ben  unb  Slbfto&enben  ebenf  ooiel  mufilalifcb  Scb&ne* 
cntbalten,  fanben  in  Srantteicb  erft  nacb  feinem  2obe 
allgemein  jene  SBürbigung,  bie  man  ibnen  oorbet 
fcbonin  $eutfd?lanb  unter  {yüb*ung  oon  StScbu* 
mann,  Sifjt  u.  a.  batte  angebeiben  lafien.  ?Racb  feinem 
Jobe  erfebieneti  feine,  aueb  ©riefe  entbaltenben 
«Memoires»  ($01. 1870;  2.  Stuft,  2  S3be.,  1878)  unb 
feine  «Correspondance  inedite»  (ebb.  1878),  fottie 
bie  «Lettres  intimes»  (ebb.  1882,  mit  SJorroort  oon 
$ounob).  Seine  «©efammclten  Scbriften»  finb  oer» 
beutfebt  oon  Wieb.  $obl  (4  93be.,  Spj.  1863—64). 
Stanbbilber  JB.*  würben  auf  bem  Square  9)entimiUe 
in  tyarii  (1886)  unb  in  2a  if  ctc=3t.  Vlnbre  (1890) 
erriebtet.  —  93gl.  fiifjt,  58.  unb  feine  6arolb=Sinf onie 
(beutfeb  oon  IRamann,  £pj.  1881);  St  SuUien,  H.  B. 
($ar.  1882  u.  1888);  £>ippeau,  B.  l'homme  et  l'ar- 
tiste  (3  33be.,  ebb.  1883—85);  btrf.,  B.  et  son 
temps  (ebb.  1892),  Grnft,  L'CEuvre  dramatique  de 
H.  B.  (ebb.  1884);  9t  $obI,  £.  93.,  Stubien  unb  ®c 
innerungen  (2pj.  1884);  l'üning,  &ector  23.  (2  ZU., 
Mx.  1892  -  94);  2.  $obl,  äectot  93.'  Sebeu  unb 
Serie  (2pj.  1900). 

iBet  lorfen  (93erloquen,  fran  j.Breloques),  jier« 
liebe  Scbmucfgegenftänbe  oon  SDtetall,  Elfenbein, 
s#orjelIan  u.  bgl.,  bie  an  einer  Äette  (j.  95.  an  ber 
Ubrlette)  getragen  »erben. 

«erme,  Slbfafc  an  einer  (frbbofdjung,  ber  ben 
(*rbbrad  auf  ben  unterhalb  ber  93.  gelegenen  Jeil  bet 
2tnfdjüttung  ermäßigt  unb  f omit  jur  ftaltbartcit  ber 

fangen  93öfcbung  beiträgt.  33ei  ben  erften  Gifen» 
abnbauten  mürben  an  ben  93öfd?ungen  in  etwa 
2  m  ^öbenabftanb  93.  angelegt.  Saoon  ift  man 
aber  gang  abgegangen,  ba  bergleicben  Slbfätie  bet 
93ö(cbungen  ben  äoafferabflufe  bemmen  unb  jur 
^utrociebung  ber  93öfd>ungenf  Obren  tönnen.  9ieuer* 
bing$  pflegt  man  nur  nod)  in  tiefen  (ünfdmitten 
arnftufee  ber  93öfcbung,  alfo  unmittelbar  neben  bem 
bort  bcfinblicben  ©raben  93.  anjulegen,  bie  jebod) 
nornebmlicb  bam  bienen,  baä  an  ben  93öfcbungen 
beruntergemafebene  ßrbreieb  abzufangen.  3n  bet 
93ef  eftigung* tunft  wirb  bie  93.  bei  ben  au£  ßrbe 
betgeftellten  bedungen  angeroenbet. 

BrofHnr  8on«rioti«nH!eriton.  14.  *u|L  R. «.  IL 


«crmcjo,  «Rio,  f.  Mio  93etmeip. 
c  r  m  c  o ,  Seeftabt  in  ber  f pan.  $rooinj  93iäcapa, 
bat  (1897)  8714  6.,  98oft,  lelegrapb,  ?fifd)erei  unb 
Slu^fubr  oon  )5ifo>lonferoen.  (?*  ift  ®eburt*ort  be* 
Xiduero  SrciUa  unb  tti  ©eneral$  (S^coiauig. 

iöcruionbfcr»  (fpr.  bormjnbft),  fubfiftl.  Stabt» 
teil  oon  Sonbon  (f.  tu. 

»8  er  m  u  b  a  gr  a  c< ,  J&unbäsabn#f-  Cynodon  unb 
Jajel:  Oramtneen  V,  $ig.  3. 

^crmuba  ^nfcln,  an*  93ermuba8<  ober 
Somer3ä3"fe^n,  eine  im  brit.  93efitj  befinblicbe 
ifolierte  oeeanifebe  ©ruppe  oon  360  tleinen  ßilan* 
ben,  Stiffen  unb  Slippen  im  Sltlanttfdjen  Ocean,  bie, 
}ufammen  nur  50  qkm  gro&,  ein  eigene^  brit.  ®ou- 
uemement  bilben.  3)ie  3"feln  liegen  1050  km  im 
CSD.  »om  Äap  äatteraS  beg  norbameril.  Staates 
9iorbcaroHna  unb  auf  bet  gtofeen  Segelftrafje,  bie 
bon  Guropa  nacb  2Beftinbien  fübtt,  unter  32°  20* 
nörbl.  93r.  unb  64°  40*  toeftl.  2.  ©on  @reenmid). 
Sie  befteben  nad?  ber  bidber  bertfebenben  3tnnabme 
aus  niebrigenSorallenbilbungen,  nacb  neuern  $or< 
febungen  jeboeb  aui  dol.  tfallftein,  gebilbet  auf  einem 
unterfeeifeben,  erlofdjenen  Söullan.  3"fo'fl«  (Srofion 
unb  naebbttiger  Senhtng  fmb  fte  atolldpnlicb  nur 
burd)  fcbmale,  meift  überbrüdte  üDteerengen  oonein* 
anber  getrennt.  T  av  Ginlaufen  in  bie  fonft  guten 
Ödfen  ift  baber  fiufeerft  gefäbrlidj.  9bit  bte  18— 
20  gröfeern  3nfeln  fmb  beroobnt,  barunterSt.©eorg, 
93ermubad,  ettoa  23 km  lang  unb  1—2,5 km  breit, 
mit  öauptftabt  Hamilton  (1296  6.),  Somerfct, 
ffiatforb,  ©ate«  unb  3relanb.  3)a«  Klima  ber  93. 
ift  milb ;  einem  Januar  oon  16,6°  im  Littel  ftebt  ein 
21uguft  mit  26,7°  gegenübet,  bie  9)litteltemperatur 
bed  ^abted  ift  20,»°,  alfo  für  32°  207  jiemlicb  bod?. 
2)er  9iorb»eftminb  bringt  tytifebe,  ber  Sübroinb  ba^ 
gegen  ift  oon  niebetbrüdenber  9Birrung.  93on  $uli 
bis  Ottober  benietn  gro§e  £>ifee;  im  SBinter  fdllt  o\$>- 
meilen  Scbnee,  obne  ieboeb  länger  liegen  ju  bleiben. 
2)er  Sübmeftminb  büllt  alle«  in  triefenbe  ^eucbtig= 
teit,  Dtfane  ftnb  feiten  (12.  Sept.  1899  gerftörte  ein 
foldjcr  ben  Stra^enbamm  jmifeben  St.  ©eorg  unb 
betöauptinfel).  Siegen  fällt' jiemlicb  gleidjmäfeig  baß 
ganje  3«bt  binbuteb.  Wranlbeiten  fmb  feiten.  6« 
merben  benn  aud?  bie  93.  oon  92orbametita  oielfacb 
mäbrenb  beß  ^rüblingß  unb  Sintere  aufgefuebt  unb 
bienen  al«  tfurort.  Duellen  unb  93runnen  febten. 
Srintwaffet  »irb  in  ßiftemen  gewonnen.  $er  93oben 
ift  fruebtbat  unb  bringet  im  9Bintet  bte  93ermuba!ar' 
toffel,  im  ^rübling  3n>icbeln,  im  Sommer  SRai«  unb 
3lrroTO-sJtoot  beroor.  2)et  ßrport  an  Äattoffeln  unb 
3»iebeln  betrag  in  ben  leisten  ^abren  burdbfcbnitt= 
lid?  400  000  5W.  ©in  drittel  ber  ynf  ein  ift  fultioiert. 

Tic  fräftige  ^flanjenmelt  ift  teiU  bie  bet 
atlantif d?en  93erein«ftaaten,  teil«  bie  ber  nabe  gelegen 
nen  93abama^3nfeln,  bie  Äultur  ergiebig  unb  an 
Üropenplantagen  berangebenb.  2  i  c  ^nfeln  finb  mit 
buntelgrünem  93ufd»malb  eines  9kbelbolje0  bebedt; 
biefeä,  bad  bermubifebe  GebernboU  (Juniperus  ber- 
mudiana  L.),  eignet  ftcb  trefflieb  3 um  Sdnffbau 
unb  wirb ,  toie  bie  birgm.  <£ebtt,  au  et  }ur  Raffung 
oon  93leiftiften  benu^t;  in  ibrem  Scbuft  baut  man 
Drangen.  (£b«a!teriftifcb  fmb  bie  Cleanberbeden. 

2)ie  gauna  bet  93.  ift  arm.  3)ie  3abl  b«  3n» 
fetten  ift  gering  unb  umfaßt  molü  {eine  ben  Unfein 
eigentümlicbe  mten.  Spinnen  treten  gelegentlicb 
in  gröfeern  Mengen  burd)  fliegenben  Sommer  \)tx- 
beigefebafft  auf.  Son  Säugetieren  fmben  ficb  00m 
Utenfcben  abficbtlicb  eingefübrte  öauetiere  unb  mv 
abftcbtlicb  eingefdjleppte Matten  unb  SJtäufe.  glebn 

51 


Digitized  by  Google 


802 


33ermube$  —  Sern  (in  ber  ©c^ioey) 


mdufe  mögen  ive  hl  mein-  gelegentlich  oortommen  tAi 
oerflogene  Gremplare,  aber  e*  ift  unmahrfebein* 
lieb,  bafr  fie  ftdj  biet  oermebren.  Bon  Reptilien 
tommt  eine  gewöhnliche  norbamerit.  (Sibecbfe  (Ples- 
tiodon  longirostris  Wiegm.)  oor.  2)ie  Bogelfauna 
ift  eigentümlidr.  6  norbamerit  Srten  (barunter  ein 
Wabe,  ber  Äarbinal,  bet  Blaufdnger,  nod)  2  Heinere 
Singet  unb  bie  SperlingStaube)  ftnb  ftdnbige  Gin; 
ir ebner,  eine  Weitete  Stnjabl  norbameritanifcbeT  er- 
idjeint  regelmäßig  alle  Jahre,  ein  grofeer  gelegent= 
lieb  unb  ebenfo  [mb  4  europ.  Strien,  ber  gemeine 
Steinfdjmä&et,  bie  Jelblercbe,  bet  SDacbteltönig  unb 
bie  Becaffme  al$  ©äfte  beobachtet  worben. 

Tic  biebte  (315 pro  qkm) Beoölferung  belauft 
Ticb  (1898)  auf  16291  (5.  (barunter  6239  SBeifee). 
ßauptbefcbäftigungen  ftnb  ftelbbau,  Seinnanb-  unb 
Segeltudjweberei,  ber  Bau  von  ! lernen  cebiffen 
auä  ßebernbolj ,  Stroh«  unb  $almcttoflecbterei, 
iyifeberet  unb  oon  Wärj  bis  Juni  Söalfifcbfang. 

2)er  $anbel  mit  BniifaVamerifa  unb  ben  Wer- 
einigten  Staaten  ift  bebeutenb;  1898  liefen  ein  unb 
au*  6<biffe  oon  471956  Stegiftertonä.  ausgeführt 
werben  ?lrrow*3toot,  Tomaten,  ftartoffeln,  Salj, 
Quabcrn  »um  J&äuferbau ;  eingeführt  Äleiberftoffe, 
.fcornoieb,  Ivlcü  cb,  SJtebl,  ©etreibe,  ©emüf  e,  Dbft.  2>ie 
5>lu$fubr  belief  üd?  1898  auf  113  903,  bie  Hinfuhr  auf 
351274  $fb.  et.  2Me  einnahmen  betrugen  1898: 
38923,  bie  Mitgaben  39102  %\t>.  6t,  bie  Scbulb 
45  600  $fb.  St.  Der  »rebtpet  bat  ate  fcanbel«*  unb 
Grfrifcbungeftation,  9lube-  unb  BermittelungSpunf  t 
für  bie  SBeftinbienfabrer  foroie  namentlicb  als  9)li* 
litdr*  unb  ^(ottenftation,  alä  BeobadrtungSpoften 
ben  Bereinigten  Staaten  gegenüber  eine  fo  auper= 
orbentlicbe  Bebeutung,  bafe  bie  brit.  Regierung  un- 
geheure Summen  auf  bie  Befeftigung  biefeS  ©i-- 
braltar«  ber  SBeftwelt  oerwenbet  bat  S5ie  früher  bier* 
ber  Deportierten  mußten  an  öffentlichen  bauten  ar- 
beiten,  namentlicb  an  bem  grofeen  2)odwerft  bet 
t>aupt)tabt  Hamilton,  bie  mit  (Sitabelie,  Quirine- 
arfenal  unb  2055  HJtann  ©arnifon  eine  ber  roieb^ 
tigften  «Diilitdrftationen  ber  brit.  Äolonien  ift.  3)ie 
Regierung  beftebt  aue  einem  ©ouoerneur  unb  jwei 
iMdten  (Council)  oon  6  unb  9  SRitglicbern,  bie  ber 
©ouoerneur  ernennt  unb  bie  mit  le&term  ba$  Ober- 
bauä  bilben.  Ta»  Unterbaut (aasembly)  beftebt auö 
36  oon  ben  ©runbbefi&ern  gewählten  9Jiitgliebem. 

Sie  B.  würben  1522  bureb  ben  Spanier  Juan 
Beraube*  entbedt  unb  1612  oon  ben  Gnglänbern 
oon  Birginien  au3  foloniuert  2)er  erfte  Bewohner 
1609  war  ein  febiffbrücbtger  Gnglänber  mit  tarnen 
Somerä.  —  Bgl.  Joneä,  Tbc  Naturalist  in  Bermuda 
(fionb.  1859);  ©obet,  Bermuda,  its  history,  geo- 
logy,  climate  etc.  (ebb.  1860);  fiefrop,  Discovery 
and  settlement  of  the  Bermudas  (2  Bbe.,  ebb.  1877 
— 79);  Ogilop,  An  aecount  of  Bermuda,  past  and 
present  (Joamilton  1883);  3)orr,  Bermuda  (9ceu= 
»ort  1884);  öeilprin,  Bermuda  Islands  (^bilab. 
1889);  Newton,  Glimpses  of  life  in  Bermuda  and 
the  tropics  (2onb.  1897);  Start,  Bermuda  guide 
<2.  2luft,  Bofton  unb  £onb.  1897). 
_  ©ermubc*,  Staat  im  91D.  ber  Bereinigten 
Staaten  oon  Benejuela,  grenjt  im  91.  an  ba£  Mar; 
bifebe  2Jleer,  im  0.  an  ben  Vit  laut  tuten  Ocean,  im 
€.  an  Bolioar,  im  2B.  an  ©umtan  Blanco,  bat 
83532  qkm,  (1894  )  322518  6.,  wirb  »om  Oft- 
teil  beö  Äaribifdjen  ©ebirge$  (f.  b.)  Durchbogen, 
baä  ftcb  im  Surumiquire  ju  2050  m  ööbe  erhebt 
$u  bem  Staate  gehören  bie  £albinfeln  ?(raoa 
unb  ^aria  (f.  b.).  «.  beftebt  au^  ben  Seftionen 


Barcelona,  Gumana  unb  9Jtaturin.  ^Jtobulte  ftnb 
Kaffee,  Äafao,  Baumwolle ,  Jabaf ,  3nbigo ,  Bieb, 
garbböljer.  ^auptftabt  beä  Staate«  ift  Barcelona 
(f.  b.);  anbere  Stdbte  ftnb  Garupano,  ©umana, 
ÜHaturin  unb  9iio  ßaribe. 

©er».  1)  3fn  ber  biftor.  JRangorbnung  unb  bem 
5ldcbeninhalt  nad?  ber  jweite,  ber  6inwobner»abl 
nacb  ber  größte  Stnutn  ber  Scbwei),  grenjt  im  fi. 
an  Dbcrelfaj;  unb  an  bie  Kantone  Bafel-Sänb  unb 
Solotbum,  im  D.  an  Slargau,  fiujem,  Unterwalben 
unb  Uri,  im  S.  an  Waüii,  im  SB.  an  Süaabt,  -jrer 
bürg  unb  Neuenbürg  unb  (yrantreid>(f.Äarte:  Sic 
Scbmeij)  unb  umfafet  (mit  ben  Seen)  ein  ?lreal 
OOn  6884,4  qkm. 

9iacb  feiner  Bobenge ftaltung  jerf dllt  ber  tfan ■■ 
ton  in  bie  brei  ©ebiete  be$  ^urat>  im  UL  unb  3^., 
ber  Silpen  im  S.  unb  ber  bügeligen  £>o6ebeue 
3Wifdjen  beiben  in  ber  Wxttt.  35er  3ura,  ein  walb^ 
unb  weibereiebeö  Äallfteingebirge,  nad?  SD.  fteil 
abfallenb,  beftebt  au«  parallelen,  nacb  9tD.  ftreieben^ 
ben,  mauerartigen  Äetten  oon  gleidjmdfeiger  ööbe. 
bie  burch  einförmige  fidngentbdler,  feltener  bureb 
DueTtbdler  ober  Älufen  ooneinanber  gcfdjieben  weT= 
ben  unb  ftd)  nacb  unb  91®.  in  breiten  Plateau» 
allmdblicb  abbuchen.  Seine  wiebtigften  ©ipfel  in 
B.  ftnb  ber  auSftcbtercicbe  GbaffeTal  (1609  m),  ber 
'JÄontoj  (1332  m),  ber  9)ioron  (1340  m),  bet  ÜHont; 
Slaimeur  (1306  m),  ber  aHont^Ierrible  unb  ber 
Blauenberg  (f.  b.).  2)ic  ßoebebene  rrdgt  am  <yu&e  be* 
3ura»  bae  ©eprdge  eine*-  wellenförmigen  ßügellan^ 
bed,  weichet  nacb  S.  geaen  bie  Stlpen  in  ein  Berq- 
lanb  übergebt;  bie  Bergformen  ftnb  meift  abaerun- 
bet,  bie  berrfebenben  ©ejteine  Sanbftein  unb  klaget 
flub  ber  "JJ ;  clane.  9iur  wenige  ©ipfel  fteigen  gu  mehr 
aU  1000m  ßöbe  an  (©urten  861  m,  Bantiger  950m , 
Blafenflub  1117  m,  9]apf  1407  m).  2)ie  »Ipen  neb 
men  ben  Süben  beö  Äanton*  ein;  über  ben  teil* 
felfigen,  teil«  bewaebfenen  Boralpen  ber  Simmcr^ 
gruppe  erbeben  fieb  bie  oergletfcbertcn  ßocbalpen  ber 
Bemer  Älpen  auf  ber  ©afferfebeibe  jwifeben  Sare 
unb  9iböne,  oon  ben  3)iablercW  im  SB.  bi«  jum 
Dammaftod  im  D.,  beberrfebt  oon  benßoebgipf  ein  ber 
Jungfrau  (4167  m),  be8  ftinfteraarborn*  (4275  m) 
u. f. m.  2)aS Sllpengebiet bilbet ba$ Berner Dber= 
lanb ,  ber  $ura  bilbete  früher  ba*  gürftbistum  Ba= 
fei ;  in  ber  &ocbebene  liegen  bie  Sanbfcbaften  Littel' 
lanb  (um  Bern),  (Smmentbal,  Cberaargau  (um  2an 
gentbal)  unb  Seelanb  (um  Biel).  SJltt  2lu«nabme 
m  dufeerften  Scorbweftenö ,  beffen  ©ewdffer  bureb 
ben  25oubä  mit  ber  Slle  ber  iRböne  jufliefeen,  gebött 
ber  Äanton  jum  ©ebiete  be«  9tbein«,  bem  unmittet 
bar  bie  BirS  au«  bem  %uxa,  bie  anbern  ©ewdffer 
bureb  bie  9(are  jugeben. 

Beoöllerung.  Der  Danton  hatte  1888  eine 
©obnbeoöllerung  oon  536679  (266  249  männl., 
270430  weibl.)  78  auf  1  qkm  (im  Juragebiet  71 , 
in  ber  £»ocbebene  138,  im  alpinen  Cberlanb  33  auf 
1  qkm),  509  ©emeinben,  6  Sßablbejirte  für  ben  Sla^ 
tionalrat,  68  229  bewobnteöduf  erunb  110 142öau«' 
baltungen.  3m  Kanton  fmb  geboren  496336,  in 
ber  übrigen  (tibgenoffenfebaft  29461,  im  Äuelanbe 
10882;  Bürger  ber  fflobngemeinbe  fmb  207828, 
einer  anbern  ©emeinbe  beö  Rantonö  273846,  eine* 
anbern  Panton«  39981,  ttueldnber  15024.  S)er 
9)(utterfpTacbe  nacb  ftnb  449668  Deutfcbe,  85319 
Aranjofen  unb  1243  Italiener.  1900 würben 586 9 18 
Q.  gejdblt  Sie  3abl  beT  Gbefcbliefeungen  betrug 
1898  :  4294,  ber  Vebenbgeburten  18171,  barunter 
unebelicbe  814,  ber  Sterbefdlle  10291. 


Digitized  by  Google 


Sern  (in 


Ter  Kanton  jerfdflt  in  bie  30  Sejirfe: 


Seurte 

üinreobnrr 

1900    |  1988 



gclifcftr 

ftatbo* 

tu» 

3»taf. 
Ittei» 

Vlarbfrg    .  .  . 

17  347 

16  78* 

16  688 

60 

32 

»1  iir  ti4iiiiä  f  11 

26  796 

96  757 

26  457 

335 

60 

93  081 

71697 

67  617 

3  340 

348 

»ift  ! 

95  190 

18  493 

15  672 

24*4 

213 

93ÜT(I1  .... 

10  9641 

9  712 

9  568 

134 

3 

iBurgbcri  .  .  • 

30  521 

29  499 

29  085 

297 

99 

(SourtdarQ   .  . 

97  479 

27  003 

23  871 

2  6S9 

94 

XfUbfrg  .  .  ■ 

15  925 

13  935 

1  863 

11  823 

88 

tfrladj  .... 

7  034 

6  534 

6  472 

59 

I 

i^raiibrunnf  n 

13  402 

19  973 

12  873 

80 

13 

ryrtibfrflrn   .  . 

10  507 

10  750 

680 

10  040 

10 

10  972 

10  801 

10  780 

17 

2C990 

24120 

23  809 

301 

5 

Monolfinnrn  '. 

97  829 

35  783 

25  682 

49 

3 

ijauffn  .... 

7  482 

5  985 

497 

5  532 

33 

ilaupfn  .... 

8  999 

8  958 

8  892 

53 

4 

SWünftcr   .  .  . 

19  350 

15  933 

10  386 

5  381 

19 

Wmrnftabt   .  . 

4  247 

4  473 

4  225 

331 

15 

<Jlibau  .... 

17  586 

14  892 

14  433 

437 

1 

Cbertpallc    .  . 

6  995 

7  160 

7  076 

82 

UrunHui  .  .  . 

25  501 

25  419 

9182 

23  023 

135 

Saanrn  .... 

5017 

5  101 

5  064 

16 

— 

Stbtrariniburfl 

10  936 

11033 

11  004 

16 

erftiaru  •  •  • 

19  483 

19  417 

19  363 

37 

Siflttau  .... 

25  041 

24  813 

24  733 

47 

3 

9Jirbrr-£immrn= 

tftal  .... 

11209 

9  991 

9  951 

10 

Cbtt  =  Sirnrnrn- 

tbal  .... 

7  074 

7  278 

7  244 

33 

Ibuii  

33  369 

30198 

39  776 

3s,; 

4 

2rad)ftl»alb  . 

23  693 

34  017 

23  920 

47 

1 

«angen   .  .  . 

17  990 

17  177 

16  992 

in 

21 

flanton 

5S6  918 

536  679 

466  785 

»;7  7 

1195 

2anbwirtfcbaf  t,  Serghau.  Son  ber  ftläcbe 
fmb  5368,7  qkm,  b.  i.  78  $ro).,  probuttioeS  StJanb: 
1573,9  qkm  Salbungen,  namentlid)  in  ben  fytras 
gegenben,  7,9  Söeinberae  unb  3786,9  qkm  Äder*, 
(garten:,  SBiefem  unb  SUetbelanb.  SBon  bem  unpro 
buttioen  fianbe  (1515,-  qkm)  tommen  39,5  qkm  auf 
Stdbte,  25örfer  unb  ©ebäube.  fiauptermerbSiweige 
finb  in  allen  tiefem  ©egenben  Slderbau,  Siebjucbt, 
Cbftbau  unb  an  ben  Ufern  beS  Stwner  unb  Vieler 
SeeS  unb  ber  untern  SirS  Weinbau.  10  $roj.  ber 
(Sinwo biter  finb  Siehbentier.  3ur  Urprobuttion  ae= 
bören  41  $re;.  ber  Seoölterung.  Gebaut  waren 
1899:  46081  ha  mit  ©«treibe,  barunter  13870  2>im 
tel,  11357  SBeijen,  7608  iKoaaen,  2359  ©erfte  unb 
10886  öafer,  ferner  26208  ha  mit  £adirücbten, 
barunter  21244  Kartoffeln,  58  933  hm  mit  Kunft; 
futter,  3286  ©emüfc  unb  öülfenfrücbte,  815  ha  i}an- 
bclspflanjen  i :RapS,  J&anf,  a lach ßieborie  unb  Ja« 
bat»,  ©eerntet  mürben  1899  (auteS  3abT) :  81 523 1 
©ctreibe,  132963  Strob,  322673Äartoffeln,414 135 
Runüfurter,  609213  Aj>eu  unb  Cljmb,  15122 1  Dbft. 
Der  gefamte  iRobwert  ber  Sobenprobuttion  (obne 
Ifrtrag  ber  9Beiben ,  Älpen  unb  ber  Stebjucbt,  aber 
eini*liefeli<b^ein)betriifl  130SRill.$rS.  SerCbit: 
bau  roirb  bureb  jdl  vlicbe  Cbftbauturfe,  ber  Wein- 
bau bureb  ©einbauturfe  unterftütjt.  Dbftbäume 
würben  1888  :  2  779034  Stüd  gejäblt.  Sa*  oon 
3abr  ju  3nbr  infolge  oon  SDttfeernten  fieb  berrin-- 
gernbe  iReblanb  mied  1899  noeb  eine  ^ldd?e  oon 
629  ha  auf,  meldte  21966  hl  2Pein  im  SPert  »on 
885578  JrS.  lieferte.  Sebeutenb  ift  bie  9Rilchwirt= 
fdjaft  unb  Räfebereitung,  lehtere  bat  fid)  ju  einem 
.vjaupterwerbSjmeigc  entwidelt.  1894  verarbeiteten 
637  Räfereien  1467284  hl  Milcb  für  17596061  <tr*. 
unb  lieferten  11 772 1  Ääfc  ju  16513081  grS.,au|er; 
bem  lpirb  Diel  Sutter  (1671  t,  3788626 ftrS.)  unb 
SDltlcbjuder  berflefteüt.  2)ie  gefdjdhteften  Kdfeforten 
liefern  baS  (fmmentbal  unb  ba*  Saanenlanb;  bie 
föönften  SRinber  iücbtet  baS  Simmentbai,  bie  heften 


t  Sd)iueta)  803 

S(bafe  baS  Äanbertbal.  Sie  ^ferbejudjt  ift  im  $ura 
(#reibergen)  Don  93elana;  Ranton  unb  Sunb  roib= 
men  ber  fcebuna  ber  9taffe  aro^e  Sorgfalt.  3ur 
^örberunß  ber  «iebjucbt  tragen  bie  in  ben  lehten 
Jahren  überall  gegrünbeten  iÖiebjua^tgenoffenfcbaf: 
ten,  87  an  ber  3abl,  fe^r  »iel  bei;  aufeerbem  beftebt 
im  Kanton  59.  ein  SBerbanb  üon  70  ©enoffenfd?aften 
ni  lanb»irtfd?aftlidjen  öetrieb^jmeden.  9tad)  ber 
Bdblung  oon  1896  befafs  ber  Kanton  303%  vBferbe, 
276409  iRinber,  136164  Schweine,  49590  Schafe, 
85056  3iegen  unb  48208  33ienenft5de.  1898 '99 
würben  in  ben  93nttanftalten  2,oo  3MiU.  <?ier  (meift 
goreilen  unb  Reichen)  ein=  unb  2,074  SJlill.  5ifd)*eu 
ausgefeilt.  —  3)er  Sergbau  giebt  im  SBobn 

S(etma  12000  t  im  Jabre),  au*  bem  ein  uorjüg; 
e*  Gifen  gewonnen  wirb,  Kallftein  unb  ©ipS,  in 
ber  ijodjebene  Sanb^  unb  lufffteme  (Dftermunbin 

?;en),  in  ben  Sllpen  Schiefer,  ©ranit  geben  b a u p : 
äcbltcb  bie  t>on  ben  Silben  bis  jum  3ura  jerftreuten 
erratifeben  SMöde.  5)er  3ura,  baS  eeelanb  unb  ba^ 
6mmentbal  finb  reieb  an  £orf.  Mineralquelle u 
finb  bie  Schwefelquellen  beS  ©umigelS  am  %u|( 
ber  Stodbornlerte,  be«  öeuftrichbabeS  am  liefen 
unb  oon  Sent  unb  bie  ©ipSthermen  von  Seiten 
bürg  im  Simment&al.  berühmt  fmb  bie  Itimatifcben 
unb  feöhenlurorte  namentlich  im  Cberlanb. 

Snbuftrie,  ©ewerbe,  öanbel.  3)er  wich- 
tigltc^nbuftriejweig  ift  bieUhreninbuftriebeS3urad 
unb  be«  ScelanbeS  ((Snbe  1889  würben  im  Kanton 
945  Verriebe  mit  10514  befebaftigten  Slrbeitern  unb 
SRotoren  von  1003  $f  erb  eftarten,  1898  :  222  Söe^ 
triebe  gefühlt),  bie  2einweberei  beS  (EmmentbalS,  bie 
beS  lIRittellanbeS  unb  beS  OberaargaueS;  bann  kl 

8en  bie  oerf*iebenen  93augemerbe  mit  1147  Setrie- 
en,  7966  befebaftigten  Arbeitern  unb  1229  Werbe* 
ftarlen;  ferner  bie  lertilinbuftrie  (2ßou\  Saummoll = 
unb  Seibenweberei,  ^Spinnerei  unb  -3wirnerei)  im 
ganjen  mit  85  (50)  meift  gröfeern  Setrieben  (ftabri= 
ten)  unb  7843  »Irbeitern  nebft  2632  ^ferbeftärten. 
2)ie  ©ewäner,  beren  Senuliung  als  Kraftquellen 
bebeutenb  juntmmt,  liefern  etwa  33500  ^ferbeftär^ 
ten,  b.  i.  13  ^roj.  aUer  febmeij.  2Bafferträfte.  tl\* 
befonbere- Jnbuftriejweige  eimelner  ©egenben  finb 
ju  nennen  bie  £>oljfcbniherei,  'ifearlettfufeboben:  unb 
3ünbböljchenfabritation  (1898:  110  Setriebe)  be>? 
DberlanbeS,  bie  löpfmi  beS  %uxa$  (roteS,  feuere 
fefteS  fog.  ^runtruter  ©efebirr)  unb  ber  Umgebung 
von  £bun  (ibeimberger  3Raj  olita)  u.  a.  m.  (Sine  wich  > 
tige  erwerbSquelle  bietet  befonberS  für  baS  Dber^ 
lanb  auch  ber  fehr  lebhafte  tjrembenoertebr,  beffen 
ORittclpunlt  Jnterlaten  (f.  b.)  üt.  1899  brauten 
38  Srauereieu  245629  hl  Sier.  3)em  &  anbei  bie = 
nen  99  Sanfen,  Krebitvereine,  barunter  76  Spar= 
tajfen  mit  233  9!liU.  jfrS.  Einlagen,  ferner  bie  Kan= 
tonalbant  mit  6  Silialen  in  Siel,  Surgborf,  Cangeu= 
tbal,  ?ßrunrrut,  St.  Jmmer  unb  Jhun.  ©nbe  1895 
waren  in  baS  £>anbelSregi[ter  eingetragen  4244  ßiu 
jelfirmen,  685  Rommanbit*  unb  KoUettiogenoffen- 
febaften,  981  SftiengefcUfcbaften  unb  ©enoffenfcbaf= 
ten,  43  Sereine  unb  84  3>pc«gnieberlaf)ungen. 

SertehrSwefen.  2)aS Strafeenj unb baS Sifen= 
balmnefc  finb  reich  entwidelt,  bagegen  fommen  bie 
©ewdff«  mit  äuSnabme  ber  bon  2)ampfbooten  unb 
Segeltdbnen  befahrenen  Seen  als  SertebrSwege 
taum  in  Setrad;t.  ?ln  Staat^ftrafeen  befi|it  ber 
Kanton  2132  km,  für  bie  jährlich  ungefähr  1  ÜRill. 
j^rS.aufgewenbct  wirb.  Son  fahrbaren  Sllpenftrafeen 
finb  )u  erwähnen  bie  ^afeftrapen  über  ben  SruaV 
berg  (1506  m,  Simmentbal-^auntbal),  bie  Saanen» 

f,l* 


Digitized  by  Google 


804 


Sern  (in  ber  ©djroeia) 


möfer  (1283  m,  SimmentbaUcaanentbal)  unb  ben 
^illon  (1552  m,  Saanentbal=Crmonttbal)  fonriebie 
neue  grofearttfle  ©rimielftrafee  in«2Balli*  (2180  m). 
Sa«  Gifenbabnnefc  bat  auf  bernifebem  (Gebiete  eine 
Sduenentdnge  oon  ungefäbr  600  km.  fjierju 
bören  tote  Linien  ber  Gentralbabn  mit  132  km,  ber 
Gmmentbalbabn  (SBurgborf*©erIafingen,  SBurgborf  •■ 
Cangnau)  mit  32  km,  ber  jura=SimploniSBabn  mit 
233  km,  ber  SBöbelibahu  (Sdrligen Königen)  mit 
8  km,  ber  SBabnen  öangentbal'öuttnul  mit  14  km, 
Iramelan^Iaoanned  mit  9  km,  Spiej'Grlenbacb 
12  km,  ber  Ibuner-See^-Babn  (27  km),  oon  ber  3)rü= 
nigbapn  bie  Strecte  SBrüniapafi=S8rienä  (18  km),  oon 
ber  SBabn  Saianele'awr=Gbaur  =  be:t5onb«  20  km; 
bie  Sinic  ^bumwurgborf  ift  bie  erfte  elettrifcbe  SBoll= 
babn;  ferner  bie  SBerner  Dberlanbbabnen  Qnter* 
lateiuSJauterbrunncn  unb  3n>eilütfdnnen:@rinbel* 
rcalb)  mit  24  km,  bie  Söengernalpbabn  (Cauterbrun« 
nen=®rinbelroalb)  mit  18  km,  bie  SBabn  ©rütf&alp; 
ÜJtürren  (4,3  km),  bie  SBrienj=9iotbbornbabn  (8  km), 
bie  Sdmnige  ^lattcbabn  (7,s  km)  unb  bie  3ungfrau= 
babn  (f.  Jungfrau).  Srabtfcilbabnen  fmb:  bie  SBea= 
tenbergbabn  (1,6  km),  SBicl'üRagßlinflen  (1,6  km), 
©ie&bacbbabn  (331  m),  2auterbrunnen  =  ©rütfcbalp 
(l,s  km),  bie  SJlarjilibabn  unb  bie  ©urtenbabn  bei 
ber  Stabt  SB.  (105  m).  Sie  beiben  öauptlinien  ber 
3ura:  Simplem*  unb  ber  Gentralbabn  ftnb  bureb 
2  Üängslinien  SBiel=Solotburn  =  Ölten  unb  £p&= 
Solotburn^erjogenbucbfee  oerbunben.  Gine  birette 
ünie  SB. « Neuenbürg  ift  (1901)  nabeju  oollenbet. 
Sie  SBabn  oon  Spie}  nacb  ^heutigen  wirb  1901  er: 
öffnet;  ibre  ftortfe&ung  über  Kanberfteg  bureb  ben 
^ötfebber«  (üötfdjbergbabn)  in«  M bonel bal  jum  2tn-- 
feblufj  an  bie  Stmplonbabn  ift  geplant.  Ser  Kanton 
beteiligt  ftcb  mit  1  OJtill.  %x$.  bar an,  ferner  mit 
40  ^Broj.  be*  Slnlagefapital*  am  SBau  oon  19  neuen 
fiimen.  (S.  Scbroetjerifdje  Gifenbabnen.) 

SBerf äff ung  unb  SBerioaltung.  Sie  SBerfaf= 
iung  (com  4.  Juni  1893)  ift  rein  bemofratifeb.  Ser 
©ro&e  5Hat,  ie  1  2Ritglieb  auf  3000  G.  vom  SBolte 
in  62  SBabltreifen  getodblt,  ift  geiefcgebenbe,  ber 
Megierung«rat,  9  SDtitglieber  oom  ©rofeen  State  ge* 
roäplt,  oolljiebenbe  SBeb&rbe.  Grfterm  ftebt  bie  ©e= 
ie&gebung,  bie  Cbcraufficbt  aber  bie  gefamte  Staat«; 
oerwaltung  fotoie  bie  Söabl  gereifter  SBeamten  unb 
Üebörben  tu.  Sie  Slmtebauer  beträgt  bei  beiben 
4  3abre.  tfür  ©efefce  unb  2lu«aaben  über  500000 
£r«.  ift  ba*  SHeferenbum  obligatorifcb.  2tUc  ©e* 
le&e  unterliegen  ber  SBolt*abftimmung;  aufeerbem 
ift  12000  fttmmfäbigen  SBürflern  ba*  SBorfeblag*= 
reebt  (Initiative)  auf  Grlan,  SUufbebung  ober  ätb-- 
dnberung  eine«  ©efe&e*  juertonnt ;  eine  SBerf  äff  ung*= 
reoifion  tann  oon  15000  ftimmfdbtgen  SBürflern  oer* 
langt  werben.  Gine  tantonale  Initiative  utr  %io-- 
portionalwabl  be«  ©rofien  9latd  jur  Sßolteroabl  be« 
iHegierung«:  unb  Stänberat«  würbe  3.  ÜJtat  1896 
oerworfen.  $n  abminiftratioer  öinfiebt  jerfdlit  ber 
Kanton  in  30  meift  nacb  ben  öauptorten  benannte 
*lmt*bejirte  (f.  oben),  »on  benen  je  7  im  Dberlanb, 
ÜJiittellanb  unb  Jura,  5  im  Seclanb,  je  2  im  6m« 
mentbal  unb  Oberaargau  liegen  unb  an  beren  ipihe 
je  ein  ftegierungöftattbalter  ftebt,  ber  Dorn  Statu 
t>e$  betreftenben  93ejirl^  gemdblt  roirb.  Sen  din» 
roobnergemeinben  ftebt  ba«  iHecbt  ju,  einen  <yrie< 
benerid)ter  ju  mdblen;  ieber  93ejir!  befiftt  ein 
3lmtiJgerid-t.  ^öebite  Jnftan)  ift  c>ao  aud  15  !Uit= 
gjiebern  beftebenbeCbergericbt  in©.,  ba*  ficb  in  ben 
3tppelIation«=  unb  Äanationöbof,  bie  2lnllage:  unb 
^olijeifammer  unb  bie  IhriminaUammer  gliebert, 


toelcbe  letztere  unter  3ui<cbung  oon  ©eiebnorenen 
über  ftrafrecbtlicbe  fi&tte  urteilt.  Sa«  Dbergericbt 
toirb  bureb  ben  ©rofien  :Uat  getodblt  unb  na±  ie 
4  3abren  jur  ^dlfte  erneuert.  Sie  ämtögeriebte  wer* 
ben  bureb  bie  Soltätuabl  bejirfsmeife  befteUt.  5ür 
Kriminal--,  $re&=  unb  polit.  Vergeben  giebt  e*  ®e= 
febrcorenenfleriebte.  3n  eibgenöififcben  Angelegen* 
beiten  bilbet  jebe  ber  6  fianbicbaften  einen  beionbern 
ffiablfreiö.  fireblicber  öinfiebt  ift  ber  Äantcn 
paritdtifcb;  bie  reform.  Äircbe  ftebt  unter  einer  oom 
aSolfc  geroäblten  Spnobe  mit  einem  Sonobalrat 
an  beren  SpiHe;  bie  ebrift:  ober  alttatbolifcbe  unter 
bem  febtoei).  dtationalbifcbof;  bie  rem.  -  Fat holifebe 
gebört  feit  ber  Slbfe^ung  beä  Söifcbof«  oon  ©afel 
(1873)  bureb  bie  Siocefantonferenj  in  6olotbum 
fattifcb  feinem  ÜBiätumöoerbanbe  mehr  an;  fie  ftebt 
unmittelbar  unter  ber  fantonalen  Kircbenbireltion, 
ber  feit  1896  eine  oom  SJolfe  getodblte  jioölfgUebriae 
Kirebentommiffion  al«  oorberatenbe  ^ebörbe  bei- 

E leben  ift.  Älöfter  giebt  e«  noeb  2  in  Sßrantrut. 
militdr.  Joinftcbt  bilben  bal  Cberlanb,  ^Jlittcl- 
ib  unb  6eelanb  ben  Stammbejirl  ber  3.  Steiften, 
ber  3uta  gebbrt  jum  SBejirfe  ber  2.,  Dberaargau 
unb  ummentbal  )u  bem  ber  4.  Sioifion.  Sie  £ :  a  a :  -  - 
ein» ahmen  betrugen  1899  :  31 794998  gr*.  (bat; 
unter  an  biretter  ÜBermögen*:  unb  ©runbfteuer 
3653  570,  eintommenfteuer  2534430  5t*.),  bie 
3ludgaben  31909896,  bad  reine  6taatdoermbgen 
56346  728  5^«.,  wooon  jeboeb  nacb  Sertauf  ber 
6taat*babn  (19,6  2UiU.  Sr«.)  unb  ber  " 
plon:$abnaltien  (18  3RilT.  frei.)  an  ben  33unb  noeb 
5380000  (jrs.  in  Gifenbabnaltien  angelegt  fmb. 

Sa8  9Bappen  ift  ein  febwarjer  febreitenber  Sdr 
auf  golbenem  Scbrdgbalten  im  roten  §elbe  (toie  bad 
ber  otabt  39.). 

33ilbung*toefen.  £>ffentlicbe  änftatten. 
®eiben5Kelrutenprüfungenoon  1899  batten23$ro|. 
febr  gute,  10  iBroj.  febr  feblecbte  ©efamtleiftungen. 
Ser  Unterriebt  ift  obligatorifcb  unb  in  ben  primär 
f  cbulen  unentgeltlicb.  Sufser  ber  Unioerfitdt  mit  üer* 
arjneifcbule  in  ber  Stabt  SB.  befteben  ein  tantonale« 
Jedjnifum  (Surgborf)  unb  ba«  weftfebroeii.  Secbni» 
!um  (93iel),  3  ©pmnajlen  (SB.,  SBurgborf,  Sßruntrut), 
4  ^rogpmnafien  (S8iel,Sel«berg,s]ieuenftabt,2bun), 
2  Seminare  für  Sebret  (ÜJtüncbenbucbfee,  !Brun= 
trut),  3  für  fiebrerinnen  (Selaberg,  fnnbelbant  unb 
ba*  ftäbtifebe  in  SB.),  eine  lanbrohrtfcbaftlicbe  Scbule 
in  5Rütli  bei  SB.  unb  74  Setunbarf cbulen;  ferner 
12  Strmenanftalten,  4  ftaatlicbe  iRettungaanftalten, 
ein  grobe*  Kanton«fpital  bei  SB.,  2  Jnenanftalten 
(SIBalbau  unb  3Jiünfmgen)  unb  eine  tantonale  Gm 
binbung*anftalt  (SB.),  au^erbem  befteben  aud?  ^Bri» 
oatfcbulen  unb  Seminare  ber  eoang.  Slicbtung  für 
Sebrer  unb  üebrerinnen.  über  bie  ©efebiebte  be» 
Kanton«  f.  unter  3). 

2)  »ejirl  im  Kanton  SB.  (f.  obige  SabeHe). 

3)  ^ouptflabt  be*  Kanton«  unb  SBejirt«  SB.,  feit 
1848  sBunbe*bauptftabt  ber 
6cbmeij,  liegt  in  536  m  &l>be 
CäJtünfter« Plattform),  gröfe* 
tenteil«  auf  einer  öaloinfel 
lint*  an  ber  Sare,  an  ben  St* 
nien  SBafeh  Dlten  *  SB.  *  Vjun 
(138  km)  ber  Scbroeij.  Gentral* 
babn,  Gbaurjbe'5onb*;S8iel= 
iB.  (77  km),  !8.:@enf  (157  kmi 
unb  SB.  ■  Sutern  (95  km)  ber 

3ura=Simplon=SBabn,  ift  Sifc  ber  SBunbe**  unb  Kon« 
ton*bebörben,  mebrerer  internationaler  SBureau« 


Digitized  by  Google 


Sern  (in  ber  ©djttjeij) 


805 


(f.  b.)  foiote  ber  fremben  ©efanbtfActften  unb  Ijatte 
1900 mit  i&rer  au*gebebnten©emartung  eineSBobn» 
be»ölferung  con  63994  Q.,  baruntet  6314  Katbo* 
(ifen  unb  673  3*taelitcn. 

Anlage, SBrfi  den.  SB.  ift  bie  bcftgebaute  Stabt 
bet  S  Aweij ;  bie  Straften  unb  Pld&e  fmb  breit,  r  t  g  t  U 
indfeig  »on  0.  naA  9D.  unb  »on  9t.  naA  6.  angelegt 
unb  werben  in  jablreiAen  Kanälen  com  StabtbaA 
burAfloffen.  3)te  burgartige  Sage  auf  bem  Don  ber 
2late  umfpülten,  30—40  m  b,  oben  5el*plateau  unb 
bie  maffme  SBauart  bet  fcdufer,  bie  meift  au*  Sanb* 
nein  erbaut  unb  mit  Sltfaben  (Cauben)  an  ber 
Strafcenfeite  »erfeben  fmb,  »erleiben  ber  Stabt  ein 
ernftc*  ?lu*feben.  Stuf  brei  Seiten  »on  bet  Slare 
eingef  Aloffen,  bat  neb  bie  Statt,  feitbem  ibt  S  Aan= 
jengürtel  teil«  abgetragen,  teil*  inPromenaben  um* 
gemanbelt  warben  ift,  bauptfäAKA  am  weftl.  <5nbe 
ausgebest,  wo  5  SBorftäbte  fdAcrförmig  »on  ber 
Slltftabt  auelaufen.  (SljaratteriftifA  ift  bic  groftc  ^abl 
laufenber  SBrunnen,  meift  au*  bem  ir>.  ^abrt/.,  mit 
allerlei  Stanbbilbern  (Simfon,  ©ereAtigleit,  Änna 
S  eiler ,  SAü&e,Kinblifreffer,  2)ubelf  adpf  eif  er  u.f .  W.). 
(iber  bie  Äare  f Obren  6  Brüden:  eine  Gifenbabm 
flittetbrüde,  eine  Kettenbrüde  (SHltenbergbrüde)  unb 
bie  im  3uni  ig98  bem  ©erlebe  übergebene  Korn- 
bau»bTüde  (ftauptbogen  120  m)  im  91.,  eine  ©itter* 
brüde(3almajibrüde)  imS2B.unb  bie9iöbedbrüden 
im  0.  ber  Stabt.  3)ie  untere  mürbe  1461,  bie  obere, 
bie  3 Sogen  enthalt ,  beren  mittelfter  30  m  b  oeb  unb 
50m  weit  ift,  1841-44 erbaut;  am  bftl.  (Snbe  ber  Ich 
tern  liegt  als  2Babrjcid>en  »on  SB.  bet  SBdrengrabeh, 
in  bem  reu  alter*  ber  ba*  SBapbentier  ber  Stabt 
unb  be*  Kanton*  gehegt  wirb.  $ie  eifeme  ÄirAem 
felbbrüde  (229  m  lang,  18  m  breit,  34  m  boeb)  im 
6.,  1882—83  für  Vjt  9JMU.  %tS.  etbaut,  fübrt  in 
2  '-Bogen  von  je  87  m  Spannung  jum  Jbeloetiaplafe 
naA  bem  neuen  Stabtteil  J?ird?enfelb  (f.  Safel: 
eif  enbrüden  I,  0ig.  2).  3bte  nörbl.  ftortfe&ung 
bilbet  bie  1896—98  erbaute  Kornbau*brüde  (365  m 
lang,  12,7  m  breit,  117  m  Spannweite  be*  großen 
«ogen*,  48raüberber3lare,Koftenla/4  9Win.gr*.). 
Söon  mittelalterliAen  Sauten  hat  IB.  infolge  buraV 
areif enber  9leubauten  wenig  aufjuweifen;  bie  mei= 
ften  ©ebäube  ber  SÄltftabt  gehören  bem  17.  unb 
18.  ,uibrb.  an. 

'■Bau werte,  Xenfmäler.  Obenan  ftebt  ba* 
1 421—1598 erbaute  3Jtünfter,  ein  f  pdtgot  SBau  (85  m 
lang,  34  m  breit,  23  m  bodb)  mit  einem  um  ba*  T a  A 
laufenben  burAbroAenen  Steingeldnber,  mcrtooUen 
(i>la*maleteien  (15.  unb  16.  Sabtb.),  Gborftüblen 
©on  1522,  Söappentafel  SBertbolb*  r>on  3äbringen, 
1600  »on  ber  Stabt  geftiftet,  unb  berühmter  Orgel. 
Der  unoollenbete  Jurm  (100  m)  würbe  1894  naA 
Plänen  be*  Ulmer  SDombaumeifter*  SBeüer  au*ge: 
baut.  5>ie  9Jlünftcrterraffe  (in  536  m  66be,  Platt- 
form, et>emal*  KirA&of,  86  m  lang,  67  m  breit), 
auf  30  m  boben  Stüjjmauern  rubenb,  mit  9Jaum* 
reiben  bepflanjt  unb  mit  bem  ehernen  Stanbbilb 
be*  ©rünber*  ber  Stabt,  SBertbolb  V.  »on  §a> 
ringen  (naA  JfAarner*  (hitwutf),  gef  Amüdt,  bient 
ie*t  al*  ptomenabe.  SBot  bem  teiAen  Söeftpottal 
Per  KirAe  ba*  SHeiterftanbbilb  9)ubolf*  oon  Grla*. 
(Sin  Sentmal  für  31brian  iBubenberg  würbe  1897  ent» 
büllt.  3)aä  lantonale  Statbau*,  1406  erbaut,  1868 
erneuert,  hat  eine  got.  treppe  unb  a(*  grie*  bie 
Wappen  ber  bemifdjen  itmter,  ber  3eitglodcnturm 
(15.  jabrb.)  ein  tünftlidje*  Ubrmert  (1527).  »ue 
bem  18. 3a$rb.  flammen  bie  1726—29  erbaute  &tv 
liaaeifttinbe,  ba*  palaftäbnlicbe  SBürgerfpital,  bae 


3nfelfpital,  bie  SDlünje,  ba*  1895  in  ein  ©ewerbe* 
mufeum  umgebaute  flornfyaue,  ber  ehemalige  florn 
bauSteller  würbe  )u  einer  iBierbaQe  mit  (Salerien 
unb  9JJalereien  umgebaut,  ba*  neue  Jbeater,  bie 
Stabtbibliotbet  (100000  SBänbe,  wettbolle  3nhma^ 
beln,  1500  £>anbfdmften),  tag  JRegierungsgebäube 
(Stift)  unb  ber  Grladjerbof,  jefet  Si^  ber  jldbtifcben 
SBebörben.  9teuete  ©ebdube  fmb:  ba*  alte  SBunbes- 
bau*  (ffieft),  ein  Sanbfteinbau  im  flotentin.  9Jalaft^ 
ftil  (122  m  lang,  50  m  tief),  1852—57  »on  Stubet 
nad;  Plänen  pon  Stablet  etbaut,  ba*  neue  Sunbe*= 
bau*  (Oft),  1888—92  bon  Sluet  etbaut,  beibe  1900 
butd?  einen  Kuppelbau  C$arlament*gcbäube)  »er» 
bunben,ba*  9^aturbiftorifd>e  OTufeum  unb  ba*Äunft= 
mufeum,  jwei  reidje  üHenaiffancebauten,  1881  unb 
1879  »oll  enbet,ba*farttonale3lmt*gerid)t*gebäube, 
@efeüfd?aft*bau*  ÜJtufeum,  bie  Kantonal:  unb  bie 
öibgenöfftfebe  SBanl,  ba«  SBerwaltung*gebÄube  ber 
Surababn,  bie  &ntbtnbung*anftalt,  bie  roman.fgo- 
tifebe  (feit  1873)  altfatb.  Äird;e,  1858—64  nad)  ^ld= 
nen  »on  2)epertbe*  (iHeim*)  erbaut,  bie  roman.:latb. 
Kirdje  (1899),  ba*  SBernifAe  Ijiftorifdje  2flufeum 
(1894)  unb  bie  neue  8*wei jerifcbefianbeSbuMiotbeT. 
beibe  nad?  Sambert*  planen  erbaut,  im  Stabtteil  Kir 
Aenfelb.  Gin  neue*  Uniocrfttdt*gebäube  ift  (1900> 
im  SBau.  3luf  bem  SBeunbenfelb  im  9iorben  ber  Stabt 
bie  neuen  ÜJtilitätanftalten  be*  Äanton*  (1874— 7h 
erbaut  für  4'/t  2>iiU.  %ri.,  3eugljau*,  SBerwaltung*= 
gebdube,  9ieitbabnen,  Äaferne),  ungefäbr  3  km  nort= 
öftlicb  »on  SB.  bie  3rrenanftalt  SSalbau. 

SBilbung*»  unb  Sßerein*wefen.  Unter  ben 
SBilbungSanftaltcn  ftebt  obenan  bie  1834  reorgani- 
fterte  UnioerfUdt  (1900: 962  Stubierenbe)  mit  e»ang. 
unb  alttatbolifAer  tr)eol.  gafultdt,  Jierarjneifdbule, 
tellurifd?em  Dbfer»atorium  unb  botan.  ©arten.  5er= 
ner  ba*  ftdbtifdje  ©pmnaftum,  beftebenb  au*  einem 
progpmnafmm  (4  ^abrgdnge  mit  ie  2—3  Parallel 
Haffen),  einer  fiirteraturf  a?ule  (4 ^abrgdnge),  9*  eal 
fcbule  (4 Vi  3abrgänae)  unb  frmbeUfdmle  (4  %at>x 
gdnge),  ba*  Ateie  S0rioatgpmnaftum  (3  Obergpm^ 
nafialllaffen,  6  Ptog^mnafialllajfen  unb  Slealabtei 
lung,  4  ßlemcntattlaiten).  2  Knaoenfetunbatf  Aulen, 
eine  bobete  9Jldbd>enfAu(e  mit  Seminat:  unb  $an- 
bel*tlafien,  neue  9)täbAenfAule  (Sdmpplifdmle), 
Cebtwerfftdtten ,  f>anbwerlerv  Äunft«,  2)tuftlf Aule, 
»n  SBibliotbeten  befteben  bie  (SibgenöffifAe  ßentral: 
bibliotbet  (20000  SBänbe),  Stabtbibliotbet  (800O> 
«änbe),  SBibliotbet  bet  fiefegefeüfAaft  (45000 
SBänbe),  Unioetfttät^bibliotbet,  an  wiffenf AaftliAen 
SBeteinen  bie  9latutf otf Aenbe ,  friftorifAe,  ©eogra= 
pbif Ae  unb  Statijtif Ae  ©efellf cbaft.  Tie  Pflege  ber 
SRllfil  unb  be*  ©efange*  (SBemer  ßiebertaf  el)  unb  be* 
SAie^wefen*  nehmen  eine  bebeutenbe  Stellung  ein. 

2Bobltbdtigfeit*anftalten.  Slufiet  ben  et« 
mahnten  tie  bürgerliAenS!Daifenbdufer,ba*()rTauen< 
unb  ba*  Kinberfpital,  ba*  ©emeinbefpital,  naA  fei- 
nem Stifter  gewöbnli A  ^n-al en'pi t ,rl  genannt ,  ba* 
©reifenafpl,  bie  SBlinbenanftalt  in  SAlo^  Kbnitt  bet 
SB.,  ba*  Spital  für  ftugentranfe,  ba*  ^nftitut  für 
3nfettion*rranfbeiten  unb  bie  Xialoniffenanftalt.  SB. 
nebt  in  SBemg  auf  bie  SBeftrebungen  jut  Gtbauung 
»on  ^tbeitetwobnungen,  SBetfiAerung  gegen  %x- 
beit*lofialeit  (1897  :  295  Htbeit*lofe  auf  431  »er: 
fieberte  ÜMtglieber;  Ginnabme  17019,  au*bejablte 
£aggelber  11635  ^r*.)  u.f.w.  an  ber  Spifce;  auA  ift 
e*  ber  fcauptftt»  ber  Jbdtigfeit  be*  SBlauen  Hreuje*. 

3nbuftrie,  ©ewerbe,  öanbel.  Gin  350  m 
langer  SAwellenbamm  )Weigt  »on  ber  silare  einen 
Kanal  für  ben  SBetrieb  ber  ftdbtifAen  ©afferwerte 


806 


53cm  (in  ber  Scfyrjeia) 


unb  bei  eieltticitdtsroertei  ab.  Sie  Gabrilen  He= 
fern  2Soü\  Seiben:  unb  Saumroollroaren,  iDtaicbi: 
nett,  ma tbcin.  unb  pbpfif.  3nftrumente,  Sdjotolabe 
u.  f.  ».  3)er  i>anbel  roirb  burd)  bie  flantonalbanf, 
Öppotbetartaffe,  Scbroeij.  SBolt*-,  ferner  fjanbeli« 
bant,  Spar»  unb  Seibtaffe  unb  anberc  ©elb=  unb 
tfr  ebi  tan)  t  alten  geförbcrt.  Sebeutenb  finb  auch  bte 
beibcn  Steffen  unb  bte  Sieb*  unb  Sfcrbemärlte.  $te 
Statt  bat  eine  burd)  tomprimierte  2uft  getriebene 
Straßenbahn,  eine  Xrabtfeilbabn  pon  bcr  Sunbei* 
terraffe  hinab  nad)  Slarjieble,  an  ber  SRünfterter* 
tafle  einen  eleltrif  eben  3tuf  jua  nach,  ber  3tare  (Stabt* 
teil  üDtatte),  2>ampfftraf5enbabn  nach  ben  roeftl. 
Stabtteilen  unb  ber  Umgebung  unb  eleftrifcbe  Stra* 
feenbeleucbtung. 

2>ie Umgebung  ber Stabt  ift  ungemein  anmutig ; 
hohe  fcbatttge  Saumgdnge  fäbren  nach  Dielen  9iid?= 
tungen  ju  ben  berrlicbften  ^emfttbten;  bie  fcbönften 
unb  befucptcftcn  Suntte  finb  bai  Scpänjli,  bie  Gnge, 
in  beren  SRäbe  ber  Jpirfcbgarten  liegt,  unb  ber  ©ur= 
ten  (860  m),  beffen  ©ipfel  eine  großartige  Suiftcbt 
gemährt. 

@efd)td)te  bei  Äantoni  unb  ber  6tabt. 
/lablreidje  tfunbe  beroeifen,  baß  bai  jetjt  bernifcbe 
(bebtet  fcbon  in  prabiftor.  j  |eit  unb  im  Altertum  be 
roolmt  roar.  91ad)  bem  Sturje  ber  1 6m.  .Oerrfcbaft 
würbe  ei  »on  Sllamannen  unb  in  ben  roeftl.  0renj= 
jtricben  uon  Surgunbem  beftebelt.  534  lam  bai 
vanb  unter  frdnl.  $errfd)aft,  888  an  bai  jroeite 
Imrgunb.  Königreich  unb  mit  biefem  1032  an  ba* 
3eut jd)e  9ieid),  »on  bem  feit  1127  bie&erj&ge  bon 
.Säbringen  (f.  b.)  bai  SRettorat  über  Surgunb  ju  Sehn 
trugen,  Sertbolb  V.  grünbete  1191  auf  5Reid)i* 
toben  bie  6tabt  99.  als  feften  %la%  jur  Sicherung 
bcr  3dbringer  öerrfcbaft  gegen  ben  burgunb.  3tbel. 
Turcb  ben  Job  Sertbolbi  unb  bai  2tui)terben  ber 
Säbringer  1218  erlangte  S.  5Retd?ifreibeit,  unb  ba« 
mit  begann  feine  Slüte.  2)er  tleine  Slbel  unb  bie 
freien  Sauern  ber  Umgegenb,  Klöfter  unb  Stifte, 
benachbarte  6tdbte  unb  £anbfd?af ten  bewarben  fidj 
um  ben  Schirm  ober  bai  Sünbnii  ber  Stabt.  £iefe 
ergab  ft*  1255  ben  ©rafen  pon  äpburg  unb  Ba- 
u open,  erhielt  aber  1267  ibre  ftreibrit  roieber.  SBegen 
Steuerperroeigerung  batte  SB.  1288  jroei  Selage- 
vungen  burcb  sjiubolf  t>on  .fcabiburg  ju  befteben ;  fein 
Sohn  iRubolf  fcblug  1289  bie  ferner  por  ber  Stabt. 
Xurd)  bie  Siege  am  $ombübl  1298  unb  bei  Saupen 
1339  brach  ei  mit  £ilfc  ber  ©albftdtte  bie  2Jiad?t 
bei  burgunb.  Slbeli  unb  ber  mit  biefem  perbünbeten 
Stabt  greiburg.  1353  trat  ei  bem  Sunbe  ber  6ib= 
genoffen  bei;  1375  fcblug  ei  bie  ©ugler  unter  3ngel* 
ram  pon  Goucp  jurüd.  Sftubmpollen  Anteil  nahm 
a  1474—77  an  ben  Äriegen  gegen  .t>enog  Äarl  pon 
burgunb  unb  1499  gegen  Äaifer  üftar.  Seine 
itaatetluge  unb  frdftige  ^Jolitit  roar  beftdnbigauf 
^ergr&feerung  bei  eigenen  ©ebietei  burd?  (Srobe; 
tung  ober  Aauf  oon  ben  verarmten  $pnaften  unb 
auf  Grtoeiterung  ber  ßibgenoffenfcbaft  burd)  neue 
^ünbniffe  gericbtet.  iö.  eroberte  1415  ben  &argau 
bii  jur  dieu^ ;  1536  entrife  e«  ben  fterjögen  »on 
iaoopen  bie  SDaabt  (f.b.),  unb  fein  ©cbiet  crftredte 
ud)  nun  pon  ben  Duellen  bii  faft  jur  2Rünbung 
ber  2larc,  pon  ben  (Srenjen  Sapopeni  unb  öodjs 
burvfunbÄ  bis  ju  ben  2öalb jtdtten.  Sei  ber  :Ho f or  - 
mation ,  bte  S.  1528  annabm  unb  audj  in  ber  neu 
eroberten  ©aabt  einführte,  pcrmebttc  e3  bai  Staatö^ 
eigetttum  burd)  bie  Sdfularifation  pon  Älöftern  unb 
Stiften  unb  nabm  ieitbem  neben  3ürid),  an  beffen 
Seite  ei  in  Pen  SRcligion^triegen  pon  1656  unb 


1712  fodjt,  bie  erfte  Stelle  in  ber  (hbgenoilenfcbaft 
ein.  (S.  Scbmeij.) 

Urfprünglid)  perrfd)te  in  9.  mebr  bemorratifebe 
SRedjtdgleicbbeit.  2)ie  ^Regierung  beftanb  bii  1798 
aui  bem  Scbultbeifeen,  bem  Kiemen  iHat,  bem  9lat 
ber  3»» «bünbert  (1294  eingeführt)  unb  ber  gefamten 
Sürgerf<paft,  bie  ftd)  in  pter  Quartiere  glieberte 
unter  ie  einem  ben  pier  erften  öanbmertergefeU^ 
febaften  entnommenen  Senner  (Sanncrtrdger)  unb 
Steuereinjieber.  3>ai  er!aufte  unb  eroberte  i'anb 
trat  ber  Stabt  gegenüber  in  ein  Untertpanenperbdlt 
nii  unb  würbe  burd)  fianbpbgte  aui  ftdbtifd?en  ®e 
fd)led)tern  regiert.  Eießroerbung  beiSürgerretbti 
rourbe  Pom  IG.  ^abrb.  an  erfebtoert,  bie  3abl  ber  re^ 
gimentifäbigen  < <>e ich! echter  1790  auf  ein  SNinimum 
pon  76  feftgefe^t.  Hber  aud)  innerhalb  biefer  (3t 
fcblecbter  gab  ei  »ieber  perfebiebene  31bftufungen 
(«iMegierenbe»  unb  «ftidbtregierenbe»).  Ser  9iat  ber 
3roeibunbert  galt  ali  ber  eigentliche  Souper&ru  6r 
crgänjte  fid?  felbft,  immer  au*fd)liefelid?er  aui  bem 
engen  Breite  ber  upatririfeben»  Familien;  fo  machte 
fid)  ber  %bfolutiimui  bei  17.  ^ahrh.  auch  bier  gel 
tenb,  unb  bie  Regierung  mürbe  oligard)tf(b.  Ter 
Staatibauibalt  mar  moplgeorbnet,  bie  Sertpaltuna 
im  allgemeinen  milbe  unb  gerecht,  ber  3£oblftanb 
namentlich  unter  ber  Sauemfd)aftbetrdcbtlicb  ; 
litdrmefen,  Straßenwefen  unb  öffentliche  Sicherheit 
ftanben  nad)  bamaligen  Segriffen  auf  bober  Stufe. 
Sagegen  mürben  ber  öffentliche  Unterricht,  £>anbel 
unb  ©eroerbe  pemacbldffigt.  2)er  Langel  an  polit. 
Siechten  ber  Sanbfcbaft,  ber  2>rud  bei  oligarebifeben 
Stegimenti  roedten  u  on  ber  materiellen  Soblfabrt 
namentlid)  in  ben  lIRunicipalftdbten  unb  im  ä&aabt; 
lanb,  aber  auch  in  ber  £>auptftabt  große  Ununne- 
benbeit.  3mar  gelang  ei  ber  Regierung,  bie 
heitibeftrebungen  bei  fianbpolfi  im  Sauernfriege 
pon  1653  blutig  ju  unterbrüden,  unb  ber  Serfucfa  bei 
Majori  2)apel  (f.  b.  unb  SBaabt)  1723,  bie  Sktabt 
pon  S.  loijureigen,  blieb  ebenfo  erfolglos  jpie  bie 
Serfd>mörung  Sam.  deraii  (f.  b.)  1749  jum  Sturj 
ber  Regierung;  aber  ben  Stürmen  ber  ^ranjöfifcbrn 
Siepolution  tonnte  bai  Staatigebdube  nicht  retber' 
fteben.  3m  Jlargau  unb  bem  SDaabtlanb  entftanben 
Unruhen,  im  3an.  1798  fiel  bie  Söaabt  pon  S.  ab; 
bie  Struppen  ber  granjöfiicben  9iepublil  rüdten  in» 
2anb  unb  jogen  5.  SWärj,  nach  tapferer  ©egenmebr 
bei  bernifchen  ^eeri  (gleidjjeitig  Sieg  bei  9(euenegg 
unb  s3Ueberlage  am  ©raubolj),  in  biejpauptftabt  ein, 
ber  fte  ungeheure  Sranbfcbatmngcn  auflegten  unb 
ben  großen  StaatSfcbaij  wegnahmen.  Sai  ©ebiet 
bei  Staatei  jerfiel  nun  unter  ber  gang  unhaltbaren 
JÖelpetifcben  iRepublit  (f.  b.)  in  bie  Äantone  Btaabt, 
2largau(S.unbDberlanb;  1802  entfebieb  ber  «3icdli 
Irieg»  ben  Sieg  ber  Jöberaliften  über  bie  Unitarier, 
boeb  perbinberte  UlapoleonS  Ginfcfareiten  bie  Sieber^ 
berftellung  bei  Stlten.  Seine  ^ebiationiattc  «1803) 
pereinigte  bai  Cberianb  mieber  mit  S.  Ser  ?largau 
unb  bie  Baabt  blieben  felbftdnbige  Äantone  unb 
mürben  ali  folebe  im  SHener  fiongreft  anertannt. 
S.,  bai  1815  am  liebften  feine  frühere  Jerritorial 
herrfdjaf t  hergeftellt  bdtte,  erhielt  für  ben  Serluft  bei 
•Jlargauei  unb  ber  ©aabt  ben  gröbten  leil  bei  Si*= 
tumi  Safel  famt  ben  Stdbten  Siel  unb  Steuenftabt. 

3m  Äanton  S.  rourbe  bie  frühere  ariftofTatifche 
Serfaffung  roieberhergeftellt,  boeb  bem  Stat  ber  ,Sroei= 
bunbert  99  *Dtitglieber  aui  ben  Stdbten  unb  StonN 
fchaften  bei  ganjen  Äantoni  beigegeben.  Seim  3lu^ = 
brueb  ber  franj.  3«liwoolution  perlangte  auch  in  S. 
eine  Soltiperf  ammlung  10. 3an.  1831  ju  2Rünftngen 


Digitized  by  Google 


Sern  (in  Sööf)men)  - 

SRevifion  ber  93erfaffung.  Sie  «Regierung  bantte  ab, 
unb  31.  Juli  nabm  ba«  93olt  bie  neue reprdfentativ= 
bemofratiftbe  93erfaffung  an,  burd)  bie  alle  9Jor* 
rechte  bet  imuptftabt  beseitigt  unb  bie  gefefcgebenbe 
Gewalt  einem  ©ropen  9iate  von  240  äJlitgliebern, 
bie  volljtebenbe  bem  au«  16  SDUtgltebern  befteben- 
ben  2Regierung«rat  fibergeben  mürbe.  Sie  Sttängel 
tiefet  93erfaifung  ermedten  unter  bem  (Sinflufe  ber 
burcb  bie  Sefuitenfrage  in  ber  Scbmeij  verbreiteten 
©ärung,  namentlich  nacb  bem  cerunglüdten  jmeiten 
^reifebarenjuge  nadj  üujern  (1845),  ba«  ©erlangen 
nacb  einer  Stevifum.  Sa«  SBolt  genehmigte  31. $uli 
1846  mit  überrofiltigenber  Üllebrbeit  ben  von  einem 
befonbern  33erfaffung*rat  oorgelegten  Grntmurf. 

Sur©  btefe  bi«  1894  geltenbe  ©erfafiung  »urben 
ba«  inbirefte  Söablfpftem  unb  ber  <£enfu«  für  bie 
Jüdbjbarteit  in  ben  ©ropen  9lat  abejefebafft,  ba« 
Stimmrecht  erweitert,  bie  3abl  ber  SRegierung«rdte 
auf  9  b«abaeieht,  bie  ©efepmorenengeriebte  eim 
geführt,  bem  33olfe  ba«  9jorfcblag«recbt  für  bie  93e= 
ürt«beamten  unb  ba«  3lbberufung«recbt  ben  SBej 
börben  gegenüber  getoabrleiftet.  Sin  ber  Stelle  ber 
altliberalen  Partei  von  1831  trat  feit  1846  bierabw 
lale  in  bie  Regierung  ein,  unb  unter  ihr  nabm  ber 
Kanton  in  ben  ÜBirren  ber  conberbunbgjeit  unb 
bei  ber  Ginfübrung  ber  33unbe«verfaffung  von  1848 
ben  erften  'platj  unter  ben  centraliftifdb  gefinnten 
Kantonen  ein.  Ülber  fd)on  1850  mürbe  bie  rabitale 
Regierung  bei  ber  Grneuerung  be«  ©rofien  Wate« 
von  ber  fonfervativen  Partei  verbrdngt.  Sei  ben 
Weumablen  üon  ia54  fanb  ein  Kompromiß  ftatt, 
unb  bie  Wegierung  murbc  au«  ben  benjorragenbften 
Männern  beiber  i!ager  beftellt.  äud)  feitber  »urbe 
ba«  au«icbliefelicbe  ^arteiregiment  meift  fern  gebak 
ten  unb  1869  ba*  Weferenbum  mit  3uftimmung 
beiber  Parteien  eingeführt.  3n  eibgenöffn'cbeu 
Singen  vertritt  93.  im  ganjen  ben  entfebiebenen  iyorh 
febritt.  93et  beiben  Sibftimmungen  über  bie  Wevifton 
ber  eibgenöffifepen  ©erfaffung  »on  1872  unb  1874 
trat  ber  Kanton  mit  ftarter  Ü)lebrbeit  fär  bie  9teoi- 
fion  ein.  Seit  1870  ift  an*  hiev  ber  Kampf  3Mif<ben 
ber  Staatsgewalt  unb  ber  rom.:tatb.  Hierarchie  au«= 
gebrodjen,  mobei  ber  latb.  Kanton«teil  (ber  3ura) 
bem  Staate  befonber«  2Jtübe  bereitete.  Ser  SBifcbof 
Vaebat  unb 97  anbere  miberfpenftige ©eiftlicbe  inn- 
ren abgefegt  unb  an  ber  llmverfitdt  eine  alttatb. 
ftaiultdt  gegrünbet.  Sie  adliger  ^aifxe  brachten 
bann  einen  SBaffenftillftanb  nvtuten  Kircbe  unb 
Staat,  unb  menn  aueb  93.  1885  an  ber  Sieber = 
berftellung  bei  93i«tum«  93afel  nid)t  teilnabm,  fo 
legte  e«  bod)  bem  neuen  93ifcbof  giala  (geft.  1888) 
teine  Scbmierigteiten  in  ben  9lteg.  3m  polit.  Sehen 
gelangte  1882  bie  rabitale  Partei  ju  ganj  entfebie: 
benem  tibergemiebt.  Sie  Cppofition  verlegte  nun 
ibre  Ibdtigleit  in  ba«  So«,  organifierte  fid>  al« 
bernifebe  9)olf«partei  unb  braebte  1.  SWdrj  1885 
ben  $lan  einer  93erfaffung«revifton  im  Tabitalen 
Sinne  burd)  bie33olf«abftimmung  ju  Salle.  Surcb 
bie  ©ablen  von  1886  erbielt  bie  tonfervative  tyax- 
tei  in  ben  93ebörben  mieber  eine  Stärtung.  ©in 
vom  Wegierung«rat  aufgearbeiteter  neuer  2Jer= 
taifung«entrourf ,  ber  bie  bemotratifdjen  Wedjte  be* 
.Heferenbum«  unb  ber  Initiative  noeb  mebr  au*= 
bilbetc,  mürbe  4.  >m  1893  vom  1: elf  mit  56000 
gegen  15000  Stimmen  angenommen,  bagegen  ba« 
Broportionalmablfpftem,  ba«  im  Sej.  1895  von  ber 
Stabtgemeinbe  ^.  bei  ben  @emeinbemablen  ein: 
gefäbrt  morben  mar,  ffir  bie  gefettgebenben  Kfirper= 
febaften  be«  Kanton«  3. 3Rai  1896  mit  32000  gegen 


-  «errtarb  (ßlaubc)  807 

28000  Stimmen  abgelehnt,  ©eneb,  migt  mürbe  ferner 
im  §ebr.  1897  bie  ©ubventionierung  neuer  Gifen^ 
babnlinien  im  Kanton  unb  ber  i'ötfcbbergburcbfticb. 

fiitteratur.  ifebarner,  ©iftorie  ber  Stabt  ÜB. 
(2  Sbe.,  JBern  1765—66);  fflaltbarb,  Description 
topographique  et  historique  de  la  ville  de  B.  (ebb. 
1827);  Jillier,  ©efdjicbte  be«  eibgenöffiidjen  §rei-- 
ftaat«  5).  (6  Söbe.,  ebb.  1838—40);  93emer  Jafcpen- 
bud)  (ebb.  feit  1850);  3abn,  Gfcronit  be«  Kanton« 
(ebb.  1857);  Surbeim,  fiiftor.'topogr.  Jbefcbreibung 
betStabt©.  (ebb.  1859);  ©urftemberger,  @efd?icbtc 
ber  alten  Sanbicbaft  58.  (2  2)be.,  ebb.  1862);  Nobler, 
©efebiebte  be«  ferner  «olt«  (2  «be.,  ebb.  1865-70) ; 
von  üßtattenmpl,  ©efctjidjte  ber  Stabt  unb  fianbfcbaf  t 
5B.  (2  ©be.,  Scbaffb-  unb  SJern  1867—72);  6tatift. 
fjabrbud)  ffir  ben  Kantvn  <B.  (Sern  1868  fg.) ;  SHunge, 
Sa«  ©erner  Cberlanb  (Sarmft.  1868) ;  Öeuenberger, 
Stubien  über  bernifebe  9iecbt«gefcbidjte  (iBern  1873) ; 
Fontes  rerum  Bernensium  (Urtunbenfammlung  bi« 
1353, 95b.  1—7,  ebb.  1877—93):  SWölinen,  SBeitrdge 
jur  |>eimatfunbe  be«  Kanton«  93.  (3  2le.,  ebb.  1879 
—94);  üHitteilungen  be«  bernifeben  ftatift.  93ureau« 
(ebb.  1883  fg.);  Sammlung  bernifeber  93iograpbien 
(Öeft  1—16,  ebb.  1884—96);  von  ÜHobt,  93erniicbe 
Stabtgefcbicbte  (ebb.  1886);  ©eifer,  Sie  iOerfafiung 
be«  alten  93. 1191—1798  (ebb.  1891);  SWfilinen,  93.« 
©efebiebte  1191—1891  (ebb.  1891);  gefrfd)rift  jur 
7.  Sätularfeier  ber  ©rünbung  33.«  (ebb.  1891);  von 
Wobt,  93.  im  19. 3abrb.  (ebb.  1897);  Scbilling,  Sie 
93erner  ßbronit  1468—84,  bß-  »on  ©uftr  Jobler 
(93b.  1,  ebb.  1898). 
Berit,  Stabt  in  936bmen,  f.  93eraun. 
©cm(9Belfcb»93ern).  alter  Warne  von  93erona 
(f.  b.),  baber  Sietricb  (f.  b.)  »on  93ern. 
»et«,  OTarimilian,  ScbriftiteUer,  f.  93b.  17. 
Bern.,  bei  naturmiffenfdjaftlidjen  33eaeicbnun» 
gen  Slblürjung  für  Glaube  93cmarb  (f.  b.). 

»etttabatie  (fpr.  -bort),  'Jfirft  von  ^ontecorvo, 
f.  Karl  XIV.  $obann,  König  von  Sdjroeben. 

«crnalba,  Stabt  im  Krei«  Tlatexa  ber  itaL 
^rovim  ^otenja,  an  ber  Sinie  9Ieapets33rinbtfi 
be«  aJtUtelmeernetje«,  bat  (1881)  6997  G.,  %o% 
lelegrapb,  Safran*  unb  33aumrt>olltultur. 

«ernarb  (fpr.-nabr,93.  bu  ©rail  bc  l'aHiUette), 
Gbarle«  be,  franj.  Womanf cbriftftcller,  geb.  25.  ftebr. 
1804  ju  Skfamon,  geft.  6.  3Wdrj  1850  ju  Sablon-- 
ville,  mar  93aljac«  ^reunb  unb  Scbüler.  Seine  beften 
Womanefmb:  «Une  aventure  de  raagistrat»(1861), 
«Le  noeud  gordien»  (2  93be.,  1838;  neueStufl.  1858), 
«Le  pied  d'argile»,  «La  chasse  aux  amants»,  «Ger- 
faut»,  fein  Wleiftermert  (1838),  «Lea  ailes  d'Icare» 
(2  93be.,  1840),  «Le  paravent»  (2  93be.,  1859),  «La 
peau  du  lion»  (2  93be.,  1841),  «Le  gentilhomme 
campagnard»  (6  93be.,  1847  u.  ö.).  Sein  Stil  ift 
rein,  lebenbig,  gebrdngt,  oftironifcb;  bie©efeUfd)aft 
bat  93.  fdjarf  beobaebtet  unb  fein  gefebilbert. 

Vernarb  (fpr.  -nabr),  (Slaubc,  frang.^bpfmlofl, 
geb.  12.  £uli  1813 jni  St.  Julien  (Separt.  9lböne), 
ftubierte  tn  'pari«  ÜJlebijin  unb  mürbe  1854  an  ber 
bortigen  Univerfttdt  jum  ^ßrofeffor  ber  allgemeinen 
^bpftologie,  1855  nacb  *Dt agenbie«  Sob  jum  fyxo-- 
feffor  ber  G^erimentalpbpfiologie  am  College  de 
France  ernannt.  Seine  erften  miffenfcbaftlicben 
Unterfudjungen  betrafen  bie  3lu«leerungen  be«SJer» 
bauung«tanal«  unb  ibren  Ünteil  an  ber  93er bauung. 
Sie  «Gazette  medicale»  braebte  1844  von  ibm  eine 
Jlbbanblung  Aber  bie  Sftt  unb  9Beif  e,  mie  ber  SWagen^ 
faft  f»d)  abfonbert  unb  bie  9labntng«ftoffe  cermit-. 
tclft  tiefet  Slüfftgfeit  ftcb  umgeftalten.  Anbere  tlU 


Digitized  by  Google 


808 


SBernarb  (SRofine)  —  Jöernarbon 


banblungen  über  ben  Speichel,  ben  Sarmfaft  unb 
ben  (Sinfjufe  bet  SReroenpaare  auf  bie  93erbauung«s 
organe  erf cbienen  al«  ^Beiträge  ju  ben  «Comptes 
rendus  de  la  Society  de  biologie».  ©röfeern  iHubm 
erlangte  er  burd?  feine  in  ben  «Comptes  rendus  de 
l'Academie  des  sciences»  (1856)  abgebrudten 
«Recherches  sar  les  usages  da  pancreas»,  worin  er 
nachwies,  bafe  bie  33aud?fpeicbelbrüf  e  bie  Skrbauung 
fetter  .Körper  bewirte,  ©leicbjeitig  machte  er  feine 
erften  (&ntbedungcn  über  bie  3uder  eneugenbeGigem 
fcbaft  ber  Seher  befannt.  3u  ben  wichtigsten  fetner 
jablreidjen  (Fntoedungen  gehören  bie  ber  nafomo= 
torifcben  Munitionen  bc«  £al«ipmpatbicuä,  ber  fc= 
fretorifcben  ber  Chorda  tympani  unb  bie  ber  fünfte 
lieben  iöeroorrufung  ber  3uaerfranlbeit  (Diabetes) 
burd?  experimentelle  Verlesung  be«  oiertcn  öirm 
uentritel«.  Seit  1856  liefe  er  leine  am  College  de 
France  gebaltenen  Vorlegungen  regelmdfeig  im 
3)rud  erfcbeinen.  Unter  bem  jwciten  Äaiferreid? 
geborte  er  bem  Senat  an  (1869—70);  aud?  mar 
er  ÜJritglieb  ber  ftranjftfif eben  3Uabemie.  93.  ftarb 
10.  fahr.  1878  iu  $ari«.  3n  2pon  rourbe  ihm  1894 
ein  Slanbbilb  errietet.  Seine  midjtigften  ffierfe 
finb:  «Lecons  de  Physiologie  experimentale  appli- 
quee  ä  la  medecine»  ($ar.  1856;  neue  Hu«g.  1865), 
«Lecons  sur  la  Physiologie  et  la  pathologie  du 
Systeme  nerveux»  (2  93be. ,  ebb.  1858),  «Lecons 
sur  les  effets  des  substances  toxiques  et  medica- 
menteuBes»  (ebb.  1857 ;  2. 3lufl.  1883),  «Lecons  sur 
les  anesthesiques  et  sur  l'asphyxie»  (ebb.  1875), 
«  Lecons  sur  la  chaleur  animale,  sur  les  effets  de 
la  chaleur  et  sur  la  fievre»  (ebb.  1875;  beutfeb  t>on 
Scbufter,  £pj.  1876),  «Lecons  sur  le  diabete»  ($ar. 
1877;  beutfd?  »on  üjJoSner,  Söerl.  1878),  «Lecons 
sur  les  phenomenes  de  la  vie  commune  aux  ani- 
maux  et  aux  vegetaux»  (2  33be.,  $ar.  1879). 

©cruarb,  SHoftne,  f.  93ernbarbt,  Sarab. 

*8  c rna r b  a f  i  << ,  2)emetrio«  91.,  neugried?.  2  dj  r i n 
fteller,  geb.  20.  9ton.  (2. 2)ej.)  1834  in  Sta.  3Jtarina 
aufee*bo«,ftubierteinsJ)tptilene,?ltben(1850— 56), 
9Äüncben  unb  93erlin  (1857—60),  promonierte  in 
2>eutfcplanb  unb  würbe  bann  ^rofeffor  ber  allge^ 
meinen  ©efepiebte  unb  sBb»lologie  an  ber  Unvoerfität 
Althen,  öier  jroangen  ipn  biejablreicben  geinbc,  bie 
er  ficb  al«  Stnbdnger  König  C  ttec-  unb  bureb  feine 
Sebrcrfolge  jugejogen  batte,  bie  Gntlaffung  ju  neb: 
men  (1869),  worauf  er  ficb  nach  £e«bo«  jurüdjog. 
Siegen  eine  -:•  angeblieb  i«lamf  einblicben  jtatecbi«mu« 
bei  ber  türt.  ^Regierung  verleumbet,  flüebtete  er  nad? 
©riecpenlanb,  roo  man  ibm  ben  Unterricht  ber  s$rin 
jen  unb  fein  frühere«  fiepramt  anvertraute.  2)  od? 
mufete  er  abermal«  feine  $rofeffur  aufgeben  unb 
ging ,  nad: bau  bie  in  Honftantinopel  gegen  ibn  er- 
bobeneu  Slnfdjulbigungen  aufgcllart  Waren,  roieber 
na*  ÜJlptilene  (1882).  93.  bat  fid?  al«  Siebter  unb 
©elebrter  reiche  SBerbicnfte  erworben.  Unter  feinen 
^oeften  ragen  berüor  eine  pinbarifebe  Dbe  jum 
Jbierfd)=3uDiläum,bie5)ramen«9naria2)orapatri», 
«iDterope»,  «ßupbrofpne»  unb  bie  «Äppfeliben»,  bie 
erften  brei  oft  aufgeführt.  5)er  Siffenfcpaft  unb  ber 
Scbulc  biente  eine  «@riecp.  ©rammatif »,  eine  «®clt= 
geicbidjte»  (93b.  1,  Althen  1867),  eine  «Äirdjen^ 
gefcbidjte»,  bie  geiftuoUe  gegen  ben  übermdfeigen 
Slrdjaiämu«  im  9ieugriecbifcben  gerichtete  «2Biber- 
leaung  be^  falfd?en  attici^mu«»  (Jrieft  1884),  eine 
tntifebe  Sluögabe  von  ©uripibe*'  ü  ^böninen " 
(Althen  1888)  unb  viele  Slbbanblungen. 

>öcrnarbc<<,  3)iogo,  aueb  2)iogo  93.  kirnen ta, 
portug.  Siebter,  gewöhnlich  «ber  fanftc  2'ima- 


fdnger»  genannt,  meil  feine  ©ebiebte  bad  Heine 
Simaflüfecpen  oerherrlicben,  an  beffen  Ufern  et  ben 
gröfeten  %t\l  feine«  Sehen«  »erbrachte,  ©eboren 
um  1530  in  ^onte  bc  ilima,  non  abiiger  4>erlunft, 
blieb  er  bis  nad?  1550  auf  bem  Sanbc.  Sein  fiebrer 
in  ber  Sicbtlunft  roarb  1553  bet  aud>  in  bet  T^ro 
f  inj  SRinbo,  in  feinet  Quinta  ba  Sapaba  jurücf: 
aejogen  lehenbe  JyTanci«co  be  Sa:be*3Riranba,  bet  in 
Portugal,  roie  93o£can  unb  ©atcilafo  in  Spanien, 
bie  «neue  Schule»  aegrünbet  hatte  unb  na*  ital. 
U^orbilbe  Sonette,  Üterjinen,  Dttauen,  Gan^onen, 
Cben  unb  3bpUen  in  eiffilblern  febrieb,  bie  echt 
nationalen  xBeifen  in  Slcbtfilblern  aber  als  aüju 
Doltdmäfeig  unb  mübelo«  beifeite  liefe.  93.  fchlofe 
ficb  bet  neuen  Schule  an  unb  trat  halb  ju  beren 
heften  Vertretern,  toie  Slntonio  getxeira  unb  2ln= 
brabe  be  Saminba,  in  ein  freunbfcbaftlicbeä  'Skr- 
bdltni«.  1576  begleitete  et  ben  ©efanbten  be« 
^önia«  Sebaftian,  Vebro  be  SlkaauM  Sarneiro, 
nach  l'Jabrib;  1578  nahm  et  an  bem  unglüdlicben 
afril.  Selbjuge  teil,  ©t  getiet  in  ©efangenfebaft 
unb  warb  lo«getauft,  boep  febeint  ihm  bas  aüge^ 
meine  Unglüd  öebenemut  unb  Sichtetfraft  gebro- 
chen ju  haben:  h>a«  feine  2Rufe  nun  noch  febuf,  ift 
üon  febr  geringer  93ebeutung.  Philipp  U-  gab  ibm 
1583  ein  Heine«  öofamt,  ba«  ihn  nicht  oor  9lot 
idmutc.  6t  ftatb  1605  unb  foQ  neben  6amoe«  be* 
graben  fein.  93.  ©erönentlicpte  btei  Heine  93dnbe 
fcblicbter  unb  inniger  irirtengebiepte  unb  Glegien: 
«0  Lyma»  (giffab.  1596,  1633,  1761  u.  1820/, 
20bod7poet.3bpllenunb33  5iriefe,  «Rimas  varias; 
Flores  do  Lyma»  (ebb.  1596,  1633,  1770)  unb 
«Varias  rimas  ao  bom  Jesus»  (ebb.  1594  u.  ö.: 
juleht  1770).  6rft  nad?  1779,  nachbem  burd?  S)of< 
ibtnna«  be  Stquino  ein  Jeil  ber  Kommentate  per» 
au«gegeben  maren,  bie  ^aria  p  Soufa,  bet  gtofee 
^olpbiftor,  um  bie  3)Htte  be«  17. 3abrp.  }u  ßamöe«' 
SBerlcn  gefchrieben  hatte,  ift  93.  gtunblo«  befchulbigt 
roorben,  Samöc«'  SWanufhipte  geftoblen  unb  beren 
^nbalt  feinen  ©ebichten  beigefügt  ju  haben. 

«er narbin  bc  Zaint  ^terre  (fpr.  -bdnai, 
f.  Saint=^ieue,  ^acque«  öenri  93«marbin  be. 

©ernarbmo  (San)  ober  Sanft  8etnbar  = 
bin,  93etgpafe  im  fchroeij.  flanton  ©raubünben. 
einer  ber  älteften  SHpenpäffe,  1819—23  fahrbar 
gemacht,  hat  feinen  tarnen  nach  bem  heil  93emar 
bino  t?on  Siena,  ber  hier  geprebigt  unb  bem  eine 
Äapclle  erbaut  roorben  ift.  5)ie  ^ottftrafee,  4—7  m 
breit,  bi9  93eUinjona  73  km  lang,  )roeigt  für  beim 
Sorfe  Splügen,  im  iRheintbale,  Don  bet  Splügen- 
ftrafee  ab,  erreicht  in  melen  äöinbungen  bie  2063  m 
hohe  ^afehobe  unb  ba«  93etghau«  am  Heinen  Sago 
ÜRocfola;  bie  SDtoefa  entlang  riebt  fie  ficb  nun  hu 
unter  in  ba«  Seffiner  3$al  aRefocco  ober  3Rifor, 
beffen  oberfte«  25orf  San  Sjernarbino  (1626  m)  roegen 
feine«  trdftigen  Staplfäuerling«  unb  feinet  teinen 
Cuft  häufig  al«  ftutort  befucht  roirb.  on  jahllofen 
9Sinbungen  etreicht  bie  Strafe«  bie  jroeite  Stbalftufe. 
in  ber  ber  £>auptort  (Eremeo  (781  m)  unb  bie  Ruinen 
ber  93urg  SRefocco  liegen,  unb  bei  Soaua  (630  m) 
bie  unterfte  Ubalftufe,  roo  bie  Sanbfchaft  ein  fübl. 
©eprdge  annimmt.  Unroeit  Slrbebo,  norböftlicb  oon 
93ellinjona,  fdjliefet  ficb  bie  Strafee  an  bie  ©ottbarb 
ftrafee  unb  ©ottharbhabn  an. 

«ernarbino  uon  5«cna,  f.  93ernharbin. 

«cruorbon,  bie  vom  Schaufpieler  ^of.  von 
fbm  (f.  b.)  gefchaffene  fomifche  ^tgur  be«  SBiener 
Voltetbeater«,  biemitbem6an«rourft  feine«  9ieben= 
bubler*  ^rebaufer  wetteiferte. 


Digitized  by  Google 


93ernau  — 

'■Bernau,  Stabt  im  flrei*  9lieberbarnim  be* 
preufe.  9teg.*93ej.  93ot*bam,  23  km  norböftlidj  oon 
'.Berlin,  nape  bem  Urfprung  ber  9)anle,  an  ber  fiinie 
33etlin'Stettin=Stargarb  ber  93reufe.  Staatäbabncn, 
St&  eine*  Slmtägericpt*  (Sanbgericbt  Berlin  Ii)  unb 
Steueramte*,  bat  (1900)  8348  6.,  barunter  etma 
410  Äatbolüen  unb  30  3*raeliten,  $oftamt  jmeiter 
Älaffe,  Z elearapb,  eine  got.  DJcarienlircbe  (1519;  mit 
breifadjem  ÜBanbelaltar,  Jriumpblreuj  unb  6pita= 
Pbien),  got.  6t  ©eorg'öofpitallircbe,  !atb.  Sdml» 
unb  iöetbau* ,  Äranlenbau* ,  oier  privat  ■  ^rrem 
anftalten;  Sprft»  unb  fianbmtrtfdmft,  93aumroolb, 
SSolI*  unb  Seibentoeberei,  Sammetfdmeiberci,  55o= 
iamenten,  florfett=,  öanbfdmbv  Iabaf=,  9tpotpeter: 
roaren  *  unb  9)etarbenfabrilatton.  93.  bcüUt  einen 
grofeen  Jorft  am  Üiepnifcfee.  —  3n  beut  Äampfe  auf 
bem  foa.  iRutenfclb«  unb  ben  roten  Sanbem  oon  33. 
1 23.  äpril  1482)  mürben  bie  fmffiten  »on  ben  93ram 
benburaern  entfdjetbenb  gefcblaaen.  —  93gl.  ©er 
nauer  Sbronilen  oon  £obia*  Geiler  ($janb|"d;rift 
1736)  unb  Hufl.  ffiernide  (Srud  1886). 

Bernau  er ,  Signet,  mar  bie  fd?öne  Socbter  be* 
33aber*  Äafpar  33.  ju  3(ug*burg.  3>crjoß  Sllbredjt, 
einiger  Sobn  be*  regierenben  .fcerjog*  ßrnft  ©on 
kapern: 3Jlünd)cn,  oermdblte  fieb  1432  bümlid)  mit 
ibr  unb  führte  fte  auf  feine  Sdjlöffer.  öerjog  drnft, 
cv u'irnt  über  bie  unebenbärtige  Beirat  feinet  Sob« 
ne*  unb  ben  Schimpf,  ber  feinem  £aufe  burd)  bie 
urüdmeifung  be*felben  auf  bem  SHegensburger 
urnier  ber  bapr.üHitterfcbaft  1434  angetpan  mürbe,  ■ 
luv.  Signet  oerbaften  unb  al*  3auberin  12.  Oft. 
1435  in  ber  2>onau  ertrdnten.  Crarimmt  über 
biefe  Untbat  griff  Hlbrecbt  §u  ben  ©äffen  gegen 
feinen  33ater  unb  oerrofijtete,  mit  ben  geinben  be*= 
felben  oerbünbet,  meitbm  ba*  fianb.  2)en  Mab* 
nungen  be*  Waifewä  Sigi*munb  unb  ben  bitten  ber 
Areunbe  gelang  e*  fpdt  erft,  Sllbrc d  t  an  ben  $of 
feinet  33ater*  jurüdjufübren,  mo  er  fut  enblicb  aueb 
mit  Slnna  oon  SBraunfdjroeig  oermdblen  liefe,  .frerjog 
(5mft  felbft  liefe  über  bem  ©rabe  ber  (kmorbeten 
eine  93etlapelle  aufbauen,  unb  älbredn  liefe  1447 
bie  ©ebeinc  ber  «ebrfamen  tyrau»  in  ber  oon  ibr  au*» 
eriebenen  iHubeftätteju  Straubing  begraben.— SBgl. 
fltiejler,  ©efdjidjte  33apem*,  93b.  3  (©otba  1889). 
Sen  St  off  bearbeitete  ©raf  Jörring  in  einem  Jrauer= 
fpiele  (neue  Slufl.,  Dtannb.  1791),  fo  aud>  3ul.  flör- 
ner  (2pM821), ».  33öttger  (ebb.  1846),  Hebbel  (Söien 
1855),  aJteldjior  2Reor  tn  feinem  «öerjog  Slbredjt» 
(Stuttg.  1862)  unb  SRartin  ©reif  (2pj.  1894). 

Bernau  (fpr.  -ndb).  1)  »rTonbiff erneut  imfranj. 
Separt.  Gure,  bat  1091,«  akm,  (1896)  66910 
124  ©emeinben  unb  jerfdllt  m  bie  6  Äantone  93eau« 
me*nil,  33eaumont=le=9loger,  93.,  93rionne,  93roglie 
unb  IbiberuiUe.  —  2)  gauptftabt  be«  Ärronbiffe» 
ment«  im  franj.  2)epart.  (Sure  (Slormanbie),  am  litt: 
ten  Ufer  ber  Cbarentonne  unb  an  benfiinieniDtanteS: 
U'berbourg  unb  Gd?auffour:93.  (41  km)  ber  ^ranj. 
^eftbabn,  bat  (1896)  5890^  al*  ©emeinbe  7966  6., 
■$oft  unbjelegrapb,  ein  Jnbunal  erfterSnftanj,  ein 
ftanbelägericbt,  ein  Äommunal--(£ollege  (in  ben  ©e= 
baubenetne*altenÄlofterä),eine93ibliotbelDon8000 
'-Öanben,  Mineralquellen,  jablteidje  ÜJlüblen,  9Boll« 
unb93aummollfpinnereien,©ambleia>en,@erbereien, 
Cifengiefeereien,  Rapier»  unb  ©ladfabritation  fomie 
.v>anbel  mit  ©etreibe,  93ieb,  Ceber,  9BolIe  unb  SWanu» 
falten.  Sid)tig  ift  bie  Ueinmanbmeffe  unb  bie  foa. 
Foiro  fleurie  m  ber  fünften  gaftenroodje,  mo  bie 
febönften  narmann.  «Bferbe  »erlauft  merben.  93e» 
merfen#mert  finb  bie  flirren  Ste.  Croi|  unb  9lotre»  I 


Wernburg  809 

5)ame  be  la  Goutute,  beibe  au*  bem  15. 3abrb.  — 
3lm  22. 3an.  1871  brangen  bie  beutfdjen  Gruppen 
nad)  bestem  Kampfe  mit  ber  9iationalgarbe  in  bie 
Stabt  ein  unb  befetiten  f\t  bii  jum  10.  iDlärj. 

^ernan^,  3af.,  "übüolog,  geb.  11.  Sept.  1824 
SU  Hamburg,  ftammte  oon  i»rael.  Altern,  ftubierte 
1844—48  ju  93onn  ^Jbilologie  unb  ^Jbilofopbie, 
habilitierte  fid)  bafelbft  1849,  mürbe  1853  alv  Wb- 
rcr  ber  tlaffifcben  3lltcrtum*fficber  an  baS  3übifd?» 
^b(olo^ifd;e  Seminar  ju  93re*lau  berufen,  mo  er 
gleidjjeitig  93orlefungen  an  ber  Unioerfttat  hielt, 
unb  folgte  1866  einem  Kufe  als  aufeerorb.  1Bro= 
feffor  ber  ^bilologie  unb  Dberbibliotbefar  ber  Uni= 
rerfitdtöbibliotbcl  nad?  93onn.  6ier  ftarb  er  27.  ÜJlai 
1881.  93on  feinen  Sirbetten  fmb  tu  nennen:  «6e: 
raclitea»  (Z\.  1, 93onn  1848),  eine  Xertaudgabe  bc« 
fiucretiuS  (2pj.  1852),  «3ofepb  ?iuftu«  Scaliger» 
(33erl.  1855),  «über  ba*  $botphbetfcbe  ©ebidtt» 
ebb.  1856),  «©runbjüge  ber  verlorenen  3lbbanb= 
ung  be*  Slriftotele*  über  SBLUrluna  ber  Jragöbie« 
(93re*l.  1857),  «über  bie  Gbronil  be*  Sulpiciu* 
Seoeru*»  (93erl.  1861),  «5)ie  Dialoge  be*  »riftote- 
le*»  (ebb.  1863),  «Sbeopbrafto*'  Schrift  über  ^rfim= 
migleit»  (ebb.  18G6),  «5)ie  6eraflitif(ben  9iriefe'> 
(ebb.  1869),  «fiueian  unb  bie  flonifer»  (ebb.  1879), 
«3n>ei  Slbbanblungen  über  bie  Slriftotelifcbe  Xbeorie 
be*  3)rama*»  (ebb.  1880)  ,  «$botion»  (ebb.  1881). 
?lufeerbem  überfettte  er  bie  brei  erften  93ödper  ber 
«^olitil»  be*  Slriftotele*  (»erL  1872)  unb  bie  unter 
'  'iBbilon*  9ßcr!en  ftebenbe  Scbrift  «über  bie  Un»er= 
!  ftörbarleit  be*  SeltaU*»  (ebb.  1876).  Seine  Wo- 
banblungen  fmb  gefammelt  b«au*gegeben  oon 
Ufener  (2  93be.,  93ert.  1885). 

Oeruaoe,  Micbael,  üitteraturbiftoriler,  93ruber 
be*  oorigen,  geb.  27.  9(00. 1834  )u  Hamburg,  ftu« 
bierte  1853—56  }u  93onn  unb  öeibelberg 
logie  unb  Sitteraturgefcbicbte,  habilitierte  fid?  1872 
}u  fieipjig,  mürbe  1873  aufeerorb.,  1874  orb.  $ro= 
teffor  ber  2itteraturgefd)id)te  in  9Jlündjen.  33.' 
Sebrtbdtigfeit  fam  feine  93ortrag*funft  ju  ftatten. 
1890  }og  er  ji*  na*  Karl -mibe  3urüd,  mo  er 
25.  $ebr.  1897  ftarb.  93on  feinen  formoollenbeten 
Arbeiten,  bie  ndd>ft  ©oetbe  befonber*  Sbalcfpeare 
betreffen,  ftnb  ju  ermdbnen:  «über  Äritil  unb  @e= 
fdjidjte  be*  ©oetbefdjen  Jerte*»  (93er!.  1867),  ber  93e= 
ainnpbilo(.Unterfud;ungbe*©oetbef6en3Bortlaut*l 
xlu*gabe  oon  «©oetbe*  93riefen  an  ^riebr.  3lug. 
ÜDolf » (ebb.  1868)  mit  einer  Darlegung  oon  ©oetbe* 
93ejiebungen  jur  Äntife,  bie  93iograpbien  «©oetbe. 
©ottfebeb»  (ßpj.  1880),  «3ur  entftebung*gefd)id>te 
be*  Sdjlegelfdjen  Sbalefpeare»  (ebb.  1872),  «Sd>rif: 
ten  jur  Äritil  unb  fiittetatur»  (4  93be.,  Stuttg.  1895 
—99).  93.  beforgte  eine  Slu*gabeber  Scblegef'Iied: 
fa>n  überfefeung  Sbalefpeare*  (93erl.  1871—72; 
neue  ?lu*g.  1891;  baju  «93or»  unb  9ka>n)ort»  in 
ben  «$reufe.  ^abtbücbern»,  Oft.  1891)  unb  eine 
Sdtularau*gaoe  ber  dlteften  93ofefd;en  Überfettung 
oon  «domer*  Cbpffee»  (Stuttg.  1881);  bie  au* 
S.  $ir}el*  ©oetbe -93ibliotbet  gufammengeftellten 
^ugenbmerle  ©oetbe*  «$er  junge  ©oetbe»  (2.  Su*g., 
Vpj.  1887)  leitete  er  ein. 

Wernburg.  1)  ftrei*  im  derjogtum  Ülnbalt, 
bat  396,9i  qkm,  (1895)  87176  (43226  mdnnl., 
43950  meibl.)  Q.,  barunter  75123  Goangelifir, 
3515  Äatbolilen  unb  428$*raeliten;  8463  SBobn« 
ftdtten,  1686l5amilienbau*baltungen,1303einjeln 
lebenbefelbftdnbige«Berfonen,34'iln(talten,3Stdbte, 
31  Dörfer  unb  7  ®ut*bejirle.  2)er  5rrei*  entfpriebt 
I  bem9leid)*tag*mabltreife93ernburg«93aUenftebt(äb' 


i 


Digitized  by  Google 


810 


Serncaftel  —  Sßernecf 


georbneter  3lfbredjt,  Socialbemofrat).  —  2)  Stxciö- 
trabt  im  Krei*  93.  unb  bi*  18G3  fjauptftabt  be* 
Serjogtum*  2lnbalt= Wernburg  (f.  Slnbalt),  in  61 
—95  m  &öbc,  an  ber  Saale,  bet  fiinie  iSötbcm 
Slfdjeteleben  unb  bet  ÜReben« 
(inte  Sönnern  «©rijebne  bet 
s#reufe.  Staatlbabnen ,  Sifc 
bcr  Kreiäbtreftton,  ber  berjogl. 
33aur>ermaltung,  eine*  3(mt*= 
gerid>t*  (Canbgeridjt  £effau) 
mit  Straflammer ,  23ejirt** 
tommanbo*,  3oUamte*,  bet 
Saalfcbleuienrjerwaltung  unb 
einet  iHeidjebanfnebenftclle, 
*e rfdllt  in  bie  SUtftabt  unb  bie  Üteuftabt  mit  bet  33ot- 
ftabt  SBalbau  am  ünfen  Ufet  unb  bet  33ergftabt  am 
hoben  redjten  Ufer,  oerbunben  burd)  eine  1891  et» 
baute  eiferne  33rüde,  bat  (1900)  34418  (16987 
mdnnl.,  17431  roetbl.)  (*,  herunter  etwa  3500  Ka= 
tbolifen  unb  430  3*taeliten,  in  ©arnifon  ba*  2. 33a= 
taillon  be*  tfüftlterregiment*  ©eneralfelbmaricball 
(S)raf931umcntbal(ÜJlaabebura.)9ir.36,^oftamteritet 
Klaffe,  Jelegrapb,  ^ernfprecbeinridjtung ,  Karl** 
©omnaftum,  ^ealapmnafium,  1853  al*  ftdbtifdje 
hebere  53ürgerfd>ufe  gegrünbet,  i)bbtxe  3Rdb*en= 
icbule,  Knabenmittel-,  MdboVnbütger:,  «Boll**,  fatb. 
unb  3nbuftrtefd)ule.  adjfcbule  ber  Innungen,  tauf* 
mdnniftt/e  Unterricpt*fd)ulc;  Slltertumefammlung, 
Stabttbeater,  tjreimaurerloae  «Äleriu*  jur  33eftdn» 
btgleit»,  lanbwtrtf  cbaf  tlidje  3Jerfud>*ftation,  Sanbe** 
bei!«  unb  ^fUgeanftalt  füt  ©etftc*rrante  (1872—75 
erbaut),  Kreiöfranfenbau*  (1895),  tferjoguvftriebe: 
rite=8tift,  St  3obanne*bofpital,  früber  Sluguftiner-- 
flofter(1318),  Firmen-  unb  Siedjenbau*,  Sobannt** 
afpl,  itnftalt  füt  oerwabrloftc  Knaben  (Knabenbort), 
©a**  unb  eieftricitdt*»erf,fflafferleitun0,S(blad)t= 
bau* mit 3Mcbbof,elettrifdjeStraftenbabn.  Xie fedj* 
H\x tfc  en  ftnb  bie  im  got.  Stil  erbaute  Stabt*  ober 
.Dcatienütdje  au«  bem  11. 3abrb.  (im  15. 3abfb.  um« 
gebaut) ,  mit  frönen  23tlbbauerarbeitcn  unb  £urm 
(67  m),  Sd)lofcs  ober  $lgibicntird>e  (1752  umgebaut, 
1889  erneuert),  ÜRifolailirdbe  (14.  bt*  15.  Sabtb-), 
got.  St.2Rartin*tircbe  (1884—87  nad)  Wdnen  »on 
Öafe^annowct  etbaut)  mit  fdjönen  ©la*fenftern 
unb  lurm  (68  m),  fatb.  33onifatiu*fird>e  (1865  in 
got  Stil  erbaut)  unb  bie  neue  Stepbanlircpe  (1894) 
in  ber  SJorftabt  Salbau.  £etnet  eine  Spnagoge. 
U5on  anbern  ©ebduben  tft  ba*  jum  £eil  febt 
altettümlidje  Sdjlofi  (13.  Sabjrb.)  in  bet  S3ergftabt, 
lefet  33ebörbenbau*,  bemerfen*wert;  e*  würbe  im 
16.  3abtb-  erweitert,  im  Mittelbau  1894  burdb 
33ranb  jerftört  unb  1896  im  alten  Stil  »iebetber* 
geftcllt;  ein  Dtatbau*  mit  33ilbetn  bet  lebten  S3crn- 
burger  öerjöge  unb  betübmtet  Kunftubr.  Setnet 
Stanbbilb  be*  Surften  Söolfgang  oon  «npalt  (1 880, 
rwn&eme)  unb  53t*mardbentmal  (1896,  r>on93aer- 
walb).  $ie  ^nbuftrie  erftred t  fi*  auf  ftabrifation 
»on  Soba,  Kali  unb  (Sblorfalium  ($)eutfd?e  Soloap* 
werfe),  oon  Sampfteffeln,  Rapier,  3"<fe  r,  lanbwirt» 
icr/aftlidjen  iötofcbinen,  Koblcnfteinen,Gement,9tobr: 
waten,  Gigarren,  3u^rroaren»  Konbitoteigetät: 
fdjaften,  auf  elelttitdje  Jelearapbenanlagen,  auf 
.^erfteüung  oon  Äorfetten,  Sprit  unb  Ciqueuren, 
Seifen  unb  ^ebeTbaltem;  aufterbem  befteben  nod) 
öifengiefeereien,  3i«"'  unb  93lein?aljwerte,  ^drbe» 
reten,  Spirituäbrennereien ,  3icgeleien,  Steina  unb 
ÄallbruaSe,  'JJtüblen,  SBagenbaueteien,  Clraffinerie, 
93ud)j.  Steinbtudeteicn  unb  litbograpbifcbe  Änftab 
ten.  Sßon  grober  iöebeutuna  ift  ba«  33an?flefcbdft. 


©crncoftcl,  f.  »ernlaftel. 

«ernb  oon  Wuf erf ,  f.  93erned,  Äarl  ®u»'t.  pon. 

«cruborf,  ÜRarlt  in  Weberöfterrei*,  f.  55b.  17. 

söctuc,  (Bemeinbe  in  Clbenburg,  f.  93b.  17. 

»ertte,  Kleibunggftud,  f.  vUlarlotte. 

©erne :«cüccour  (fpr.  bdrn  belllubt),  (ytienne . 
ftanj.  9Jtalet,  geb.  29.  §un\  1838  in  S8oulogne--fur= 
lUcr ,  bilbete  ftd)  bei  $icot  unb  93arria«.  3undcbft, 
1861—68,  nerfudjte  et  ftd>  in  fianbf<baftebilr>etn, 
ging  abet  bann  iut  ©entemaletei  übet.  93a'on- 
betn  ßtfolg  hatten:  2lu£  bem  Sattel  gehoben,  din 
Sonett  (1869),  9lad>  bet  ^tojeffton  (1870).  5iad> 
bem  Ätiege  1870  unb  1871  roibmete  et  ficb  betDar- 
ftellung  oon  Hrieg«fcenen.  Sein  befte*  3Bctt  ift:  Gin 
ftanonenfd)ufe  (1872),  füt  bai  et  bie  3RebaiUe  etftet 
Äla))e  etbielt;  ferner  ftnb  gu  nennen:  Sitailleurc 
im  Kampf  bei  ORalmaifon,  21.  Dft.  1870  (1875),  3m 
Sauf  graben,  »uf  93orpoften  (1878),  einfdbifrungA^ 
manöoer  (1882),  fianbung  (1885). 

«erneef.  1)  Bewirf g«mt  im  bapr.  :Ho.,.  . 
Dberfranten,  bat  212  qkm,  (1895)  15080  (  7261 
mdnnl.,  7819  roeibl.)  G.,  29  ©emeinben,  barunter 
3  Stdbte.  —  2)  33.  im  gitptelgebirgc,  Schiri«: 
ft«bt  im  33ejirl«amt  23.,  an  ber  fitnie  l^euenmarft= 
iötjcbofagrün  b«t  S3aP.T.  Staat^babnen ,  in  389  m 
&öbe,  am  ^yufee  be*  ftidjtelgebtrgeS,  in  bem  engen 
Zfyak  Ui  ^orellcnbad)*  Cl#nitt,  ber  ficb  unterhalb 
33.  in  ben  SBeifeen  Main  ergie&t,  Sit»  bee  93eärt*x 
amta  unb  eine«  3lmt#gcrid?t*  ( Sanbgcricfct  33ac: 
reutb),  bat  (1900)  1468  batuntet  etwa  80  Katbo= 
lüen,  ^>oft,  Selegtapb,  coang.  Kira>e;  Steinbauerei, 
®laö(d>leiferei,  lönigl.  ^ßerlenfifcberei  (idbrlid?  gegen 
60Stüd)  in  ber  il-?nih  unb  naben  33äd)en  unb 
33aumn)oUn>eherei.  33.  ift  wegen  feine«  mühen 
Klima*  unb  feiner  Umgebung  befud?te  Sommer 
frifd?e  unb  bat  eine  2Roltenturanftalt,  warme  unb 
^id)tennabelbdber,  feit  1875  ein  neue*  Km  Nur  • 
mit  Öefe»  unb  iPtufilfaal;  ferner  werben  geaehen 
SRineraU,  Salj',  SÄmefel-,  Seifen  =  unb  iftal^ 
bdber.  äuf  bem  fteilen  33erge  bie  Srümmet  jmeier 
33urgen  unb  einet  Kapelle  jowie  ein  bobet  Uns- 
ftdjt*turm  (32  m).  —  Herren  ber  Stabt  unb  33urg 
waren  bie  ®rafen  t>on  Babenberg  bi*  1003,  ba* 
93i*tum  93amberg  bt*  1168,  bie  ©rafen  r>on  «n» 
bed?«,  nadjbertge  iöetjöge  r>on  9Retan,  bi*  1248, 
bann  abmedjfclnb  bie  Burggrafen  r>on  9iürnhera 
unb  ©rafen  von  Orlamünbe  bi*  1357,  etftete  aus» 
fdjliefelid?  bi*  1417,  bann  bi*  1791  bie  aWartgrafen 
oon  S3ranbenburg  ■  Kulmbacb.  —  Sgl.  Aörtf cb ,  33., 
s.Dtolieniurort  mit  33abeanftalten  (3.  Kiqt,  SKctdxn« 
badb  1894).  —  3)  33.  in  Sdjwaben,  ®tabt  im 
Obetamt  97agolbbe*  wütttemb.Scbmatjwalbrteifef , 
in  täubet  ©egenb  im  S<bwat}walb,  an  ber  l'tme 
9tagolb » Ältenfteig  ber  SBürttemb.  Staat*babnen, 
bat  (1900)  346  euang.  Q.;  babei  Sdilob  33. 

«erne tf ,  Karl  ©uft.  oon,  3?ot>ellift  unb  Militär* 
fdjriftfteller,  al*  leitetet  pfeubonpm  33ctnb  von 
©ufed,  geb.  28.  Dft.  1803  ju  Kircbbagen  in  bet 
5liebetlaufit{,  wutbe  1820  pteu*.  Cfftjier,  1839 
Sebtet  an  bet  $itüfton«fcbule  in  ^rantfutt  a.  €•, 
1848  JHittmeiftet  unb  Hebtet  bet  9Jtatbemarit  an  ber 
Srtillcriefcbule  in  33erlin  unb  1855  Major:  1862 
nahm  er  feinen  Slbfdbieb  unb  ftarb  8.  ouli  1871  $u 
33erltn.  Seine  öiclen  jerftteuten  Arbeiten,  bie  meift 
gefd)icbtli(be  Stoffe  bebanbeln,  ftnb  gefammelt  in 
«Novellen  unb  Zählungen»  (3  33be.,  üpj.  1837), 
«3iom  S3ornebet  3eiten»  (333be.,33eTl.  1844),  «3Silb= 
feuer»  (ebb.  1845)  u.f.m.  SJon  feinen  tHomanen 
ftnb  ju  nennen:  «Tie  Stebinger»  (Cpj.  1837),  »Ter 


>ogle 


Jöcrner  —  ©ernfjarb  (®rof  »on  Hnljült) 


811 


Sobn  bet  OJtart»  (frrantf.  a.  D.  1848),  «Sie  £anb  beS 
ftremben»  (2  SBbe.,  Spj.1857),  «Set  erfte  Raub  an 
Seutfcblanb»  (4  SBbe.,  ebb.  1862),  «  SeutfAlanbS 
eijrc.  1813»  (3S9be.,ebb.l864),  «Unter  bemKrumim 
itabe»  (3  9)be.,  öannop.  1865),  «König  2HuratS 
(fnbe»  (3  SBbe.,  SBien  1866).  6t  lieferte  bie  Jerte  ju 
ÄreutjerS  Opern  «Sie  Joodjlanbertn»  unb  «König 
Konrabin»  fonne  Überfettungen.  Seine  oortrefflidjen 
lriegSgefd)id)tlid?en  2Herfe  ftnb:  «Glemente  bcr  Zab 
tit»  (6.  Slufl.,  SBerl.  1870),  «©efcbidjte  ber  KriegS: 
fünft»  (3.  Stuf!.,  ebb.  1867),  «SBudj  ber  Sd?lad>ten» 
(2pj.  1856),  «©runbrifr  ber  @efd)id)te  beS  KriegS= 
»efenS»  (SBerl.  1854),  «Sie  Sdjladjten  bei  Seipjig» 
(2pj.  1855),  «SltlaS  beS  KriegStoef enS »  (2.  Stuft., 
ebb.  1875,  bfl.  von  Sdjott). 

«crncr,  Sllb.  ftriebr.,  Kriminalift,  geb.  30. 9too. 
1818  ju  Strasburg  in  berUtermarf,  ftubierte  in 
SBerlin  ReätSroifienfcbaft  unb  ^biloforbie  unb 
rourbe  bafelbft  im  ffiinter  1844/45  Socent  für  Straf* 
red)t,  1848  aufeerorb.,  1861  orb.  ^rofeffor.  $n 
feinen  ftrafredjtUAen  Arbeiten  tritt  bis  1850  über* 
miegenb  ber  ©inftufc  ber  £cgelfd)en  "^bilofoptjie, 
fpäter  bie  Ginmirtung  ber  franj.  SBiffenfcbaft  beruor. 
(*r  f(brieb:  «De  divortiis  apud  Romanos»  (SBerl. 
1842),  «©runblinien  ber  triminaliftifd?en  3>mputa= 
tionSlepre» (ebb.  1843),  «Sie  Sebre  von  ber  Seil: 
nabme  am  Verbrechen  unb  bie  neuern  Gontrouerfen 
über  Solu«  unb  Gulpa»  (ebb.  1847),  «3öirtungS= 
frei«  beS  Straf gefetjeS  nad)  Seit,  9laum  unb  $«r* 
fönen»  (ebb.  1853),  baS  trefflldje  «l'cbrbud)  beS 
beurfdjen  SrrafredjtS»  (fipj.  1857 ;  18.  Stuft.  1898,  in 
viele  Spradjen  überfe&t),  «©runbfd&e  be«  preufs. 
StrafreAtS»  (ebb.  1861),  «Stbicpaffung  ber  SobeS» 
ftrafe»  (SreSb.  1860),  «De  impunitate  propter 
summam  necessitatem  proposita»  (SBert.  1861), 
•  Strafgefetjgebung  in  Seuttd?lanb  non  1751  bis 
jur  ©egenmart»  (£pj.  1867),  «Kritif  bei  Entwurfs 
eineS  StrafgefefcbudjeS  für  ben  DorbbeutfdjeuSBunb» 
(ebb.  1869),  «tfeprbucb  beS  Seutfdjcn  vtfrefiTed?tS» 
(ebb.  1876),  «Sie  Orientfrage»  (SBerl.  1878),  «$ubcn= 
tum  unb  Cpriftentum  unb  ibre  3utunft»  (&pj.  1891). 

Oerner  Bitten,  ein  Seil  ber  SBeftalpen  (f.b.  unb 
Karte:  Sie  Stbmeij).  Sie  beginnen  am  ©emmi: 
pat)  mit  einer  Reibe  »on©ipfeln  iurafftfcben  ©cftetnS 
mit  bemSBa(mborn3688,  ber  ftebengipfeligen  SBlüm= 
liSalp  3670,  bem  (Siaer  3975,  unb  ben  ©etter= 
hörnern  3708  m.  3wifdjen  biefer  Kalfjone  unb  ber 
:Kbcnc  breitet  ftd)  eine  mädjtige  :]onc  von  ©ranit, 
©neiS  unb  &ornblenbegefteinen  auS;  )u  bieten  ge-- 
bören  bie  böcbfteu  örbebunaen  ber  nörbl.  Sllpen, 
baS  SBictfcbborn  3953,  baS  tltetfAtjorn  4182,  bie 
^ungjrau  4166,  ber  ÜRönd?  4105,  baS  »Übe,  fet« 
ftge  2d:rcdborn  4080,  unb  bie  $pramibe  beS  ffin- 
fteraarbornS  4275  m.  Sie  gröfeten  unter  ben  etwa  80 
benannten  ©letfdjern  beS  ©ebicteS  finb  ber  2fd)in= 
atl*  ober  Kanberaletfdjer,  ber  Stletidjgletfcber  unb 
bet  SÜiefdjer  ©letfdjer  unb  bie  Starflletfcber.  9tad) 
9t.  laufen  lange  3»eifltetten  ber  ^uia-  unb  Äreibe= 
formation:  bie  ^aulborntette  2683,  mit  bem  %ab 
über  bie  ©rofee  ^djeibeflg  1%1  m,  bie  Jicbußaem 
f  fette  mit  ber  Kleinen  6d)eibca.ß  2069  m,  bie  Sc6ilt: 
bornfette,  bie  SRiefenfette  2366  m.  3«  türjern, 
füblid)  jum  sJibonetbal  auSlaufenben  iftftcn  beS  ©e= 
biraeS  ift  baS  Ggaifcbborn  (2934  m)  ber  belanntcfte 
Sluejut tnmnf t.  3enfeit  beS  öaSlet^atS  faMiefet  bie 
©ruppe  be*  XammaftodeS  (f.  b.)  mit  bem  ÜitliS  bie 
SB.  St.  ab,biefomit  biSjumQuert^alberiReu^reidben. 

ferner  Ttöputarion,  bad  ben  6ieg  ber  De- 
formation in  SBern  entf*eibenbe  SHelißionSflefpräd} 


rem  7.  biS  26.  San.  1528.  Unter  ben  SSorfi&enben 
mar  3oacb.im  oon  Sffiatt  auS  6t.  ©alten,  bie  3Bort> 
fübrer  ber  ecanfl.  Partei  waren  ber  ÜMünfterpfarrer 
SBertbotb  Gatter  unb  SBu&er  auS  Strasburg,  aueb 
»oar  Utrid)  3»»"flli  i"fl<öf«-  2)»<  Zeitige  6dmft 
als  alleinige  9torm  ber  firdjlicfien  2e^ren  unb  Cin= 
ridjtungen,  bie  9te*tferttgung  burdj  dbrifti  ^Ber- 
bienft  altem,  bie  Slrt  ber  ©egenroart  CSbrifti  im 
Slbenbmaljt,  baS  2Jtetiopfer  unb  bie  aRBnd»*gelübbe 
waren  ©egenftanb  ber  Sßerbanblungen ,  bie  für  bie 
Reformierten  günfti^  auffielen.  vJfadibembieSBernfr 
©eiftlicbfeit  bie  SBefdilüffe  («3ebn  Sdjluftreben») 
unterieid?net  unb  bie  9)teffe  unb  SBilber  abgefebafft 
batte,erfolgte7.5ebr.l528ein,JteformationSmanbat 
(ogl.  dtiebter,  Sie  epang.  Äircbenorbnungen  bee 
16. 3abrb.,  SBb.  L  SSeim.  1846),  bem  ftd)  bie  SBerner 
©emeinben  anfd?loffen.  Sie  Driginalatten  bee  ©f = 
f Präses  ftnb  noeb  oorbanbeu;  gebrudt  mürben  ftc 
1528  u.  ö.  —  SSgl.  6.  ^ifdjer,  ©efebiebte  ber  Si^ 
putation  unb  Deformation  in  SBern  (SBern  1828). 

Serner  Stlaufc  (ital.  Chiusa  di  Verona),  bcr 
(Sngpafe  18  km  norbmeftlid?  pon  Serona,  in  bem  f\d> 
bie  @tfd)  ben  S5?eg  auS  SJal  Sagarina  nacb  SÖat  tyo\v- 
celta  burd?  baS  ftalfgebirge  gebabnt  bat.  3Jon  boben, 
fcnlrecbt  abfallenben  ^clSroänben  eingefaSloffen, 
bietet  bie  6cblud)t  faum  Daum  für  ben  reifoenben 
6trom  unb  bie  teitmeife  in  ben  gelS  gefprengte 
6tra|e  unb  SBabnlinie  Pon  Stoperebo  in  Sübtirol 
nad)  Verona.  1155  fpente  bier  eine  Sdiar  pon  SBero^ 
nefen  bem  beimtebrenben  öeere  Haifer  »vriebriebs  L 
ben  9Beg,  mürbe  aber  non  Ctto  won  ffiittelSbacb, 
ber  mit  einer  Stbteilung  einen  Reifen  befeftte,  jur  Qx- 
gebunggejmungen.  über  bem  Seifen  beS  reiten  Ufer* 
liegt  bie  öodjfldcbe  oon  iHiwoli,  betannt  bureb  bie 
6iege  ber  granjofen  unter  SBonaparte,  Stugereau 
unb  üRaffe'na  über  bie  Cfteneitber  unter  SaniDoticb, 
21. 9toP.  1796,  unb  Stloincjp,  14. 3an.  1797. 

Oerner  Sitterarfonoention,  -,u  SBern  9.  Sept. 
1886  abgefdjloffene  internationale  übereintunft  jum 
Sd)ut<e  Pon  Serten  ber  fiitteratur  unb  Kunft  ( i.  9ta*  ■ 
brud).  Ser  Ü.  gehören  an:  Selgien,  Seutfcb: 
lanb,  ftrantreid),  ©rotjbritannien,  ©atti,  Italien, 
fiuremburg  (feit  1888),  SRonaco,  ÜJtontenegro  (feit 
1893),  Norwegen  (feit  1896),  bie  Scbweij,  Spa= 
nien,  Junis ;  bapon  grantreieb,  ©rofebritannifu 
unb  Spanien  aud)  mit  ibren  Kolonien.  —  ^Bgl. 
Auntet,  Sie  SBerner  Konoention  in  CfterreiaVUngarn 
(®ien  1900). 

©emer  Cbcrlanb,  f.  SBern  (Kanton). 

ferner  Cbcrlaubbabucn ,  f.  SBern  (Kanton1. 

«enter  Waffe,  f.  Dinbpiebjudjt  nebft  2afel: 
Dinboiebraffen  I,  k^ig.  4. 

Serner  übereinfommen ,  internatio-- 
naleS,  über  ben  (SifenbabnfracbtDertebr, 
f.  6ifenbab,nred)t  unb  eifenbabn»SBertebrSorbnuna. 

Seme^f,  nacb  Slrt  oon  SBerni  (f.  b.),  burleSt. 

Bemh.  ober  Bhrd.,  beibotan.  Damen  Stbfür- 
jung  fürSobönn^alobSBernbarbi,  geb.  1771, 
gc)'t.  1850  ju  erfurt  als  ^rofeffor  ber  SBotanit. 

©crubarb  (Sanft),  jroei  bebeutenbe  @ebir?*: 
joebe  in  ben  Sttpen,  f.  Sauft  SBernparb. 

«ernbarb,  ©raf  non  Stnbalt  unb  öerjog  non 
Sacbfen,  ber  Stammvater  ber  jetzigen  .^e^öge  pon 
Stnbalt,  geb.  1140  als  jüngerer  Sobn  SllbrccbtS  beS 
SBären,  erbielt  bei  ber  Leitung  nad?  bem  üobe  fei- 
nes SBaterS  (1170)  Stnbalt,  bei  ber  Seilung  ber 
Sanbe  ipeinri(b.S  beS  fiöroen  noeb  einen  Seil  be* 
j&erjogtumSSadjfen  unD  nannte  ftd)  feitbem^erjog 
pon  Sadjfen.  Qx  ftarb  1212;  fein  ältefter  Sobn 


Digitized  by  Google 


812    öernfjarb  (£>erjog  oon  ©.=2Heiningen)  —  Söernfjarb  (#erjog  öon  (£.*2Beimar) 


.^einrieb  erhielt  ba*  Stammlanb  Shujalt  (f.  b.), 
l'llbredbt  ba*  £>erjogtum  Sadjfen.  95.  ift  ber  Grbauer 
von  ÜBtttenberg.  —  93gl.£abn,  2)ie  6öbnc  2Ilbred?t? 
be*  93ären  (iöetl.  1869). 

©erttbarb,  Stammüater  be*  nod)  icfct  regieren» 
ben  Sürftenbaufe*  1,011  Sad)fen « SReiningen, 
geb.  10.  «Sept.  1649  all  Sohn  be*  f>erjog*  Graft  be* 
Rommen  PonSad)fenj@otba  unb  ber  altenb.  98rtm 
jeffin  Glifabetb  Soppie,  ftubierte  in  Bübingen  unb 
©enf  unb  vermählte  ftdj  1671  mit  ber  ^rinjejfm 
ÜDtaria  f>ebwig  üon  i>effen=£armftabt.  Sil*  fein 
«Bater  ftarb  (1675),  führte  93.  mit  feinen  fed)*  SBrü» 
bern  bte  Regierung  gemeinfam.  Slber  nad?bem  be= 
reit*  1680  2eilung*uertrfige  jwifcben  ibnen  ju  ftanbe 
gctommen  waren,  warb  20.  3uni  1681  ein  £>aupt: 
rejefe  gefcbloffen,  burd)  ben  aud)  93.  ein  befonbere* 
fterjoatum  mit  ber  JReftbenj  SDleiningen  erhielt.  Äl* 
1699  fein  93mber  .Hl  breit- t  von  Coburg  ftarb,  warb 
99.  in  einen  Grbftrett  mit  feinen  anbern  99rübern 
oerwidelt.  Gr  ftarb  27.  äpril  1706,  nacbbem  er  fein 
(gebiet  burcb  einige  Grwcrbungen  oergröfeert  batte. 

*8crntjatb  (Vrtrf)  ^rcunb,  öerjog  ton  6ad): 
f  e  n  9R  e  i  n  i  n  g  e  n ,  geb.  17. 2)eg .  1800  ju  SDleiningen, 
folgte  fdpon  24. 2>ej.  1803 feinem 93ater,  bcmf>erjog 
©eorg,  unter  9$ormunbfd)aft  feiner  ÜRutter  Suife 
Eleonore,  geborenen  $rimeffm  von  frobenl ob t ■■  van 
genburg.  9lad)bem  er  auf  ben  ftodjfcbulen  ,;u  Jena 
unb  öeibelberg  unb  burcb  Reifen  nach  ben  lieber 
lanben,  ber  Sdjweij,  Italien  unb  Gnglanb  feine  93il= 
bung  Dollcnbet  batte,  übernabm  er  17. 5)ej.  1821  bie 
Regierung  felbft,  worauf  er  fid)  1825  mit  SWaria, 
ber  Sodjter  be*  Kurffirften  ©ilbelm  II.  pon  Jöeffen, 
permäblt*.  Schon  1823  liefe  er  eine  neue  Organi= 
fation  ber  £anbe*bebörben  unb  4.  6ept.  1824  ba* 
©runbgefefc  lanbftfinbifcber  SBerfaffung  in*  Öeben 
treten.  Sil«  infolge  be*  9Iu*ftcrbcn*  ber  fadbfen= 
gotbaifefeen  fiinie  ibm  1826  bie  gürftentümer 
Silbburg&aufen  unb  Saalfelb,  bie  ®raffd?aft  Ganv 
bürg  unb  bie  f>errfd)aft  Rranidjfelb  jufielen,  untere 
nabm  er  eine  abermalige  Drganifation  be*  nun  au* 
iebr  oerfcbiebenen  93eftanbteilen  jufammengefeljten 
l'anbc*,  bie  1829  gu  ftanbe  fam.  SdjonÄnfang 
iRän  1848  geftanb  er  bie  ftorberungen  be*  Holl* 
*u,  epe  biefe  nocb  in  unmittelbar  brängenber  SBeife 
laut  geworben  waren.  Slufeerbem  erfannte  er  bte 
Arantfurter  5Reid)*r»erfaffung  unbebinat  an,  trat 
fpdter  ber  Union  bei  unb  beparrte  aud)  nad)  beren 
Aufgeben  bei  ben  93eftrebungen  für  3)eutfd)lanb* 
Ginbrit.  eigenen  fianbe  wanbtc  fi(b  inbe*  ber 
Aürft  feit  bem  £erbft  1849  einer  wenig  tonftitutio- 
ncllen  sJiegierung*wetfe  ju.  1866  ftellte  er  fid?  auf  bie 
Seite  Cfterreid)*.  ^nfolgebeffen  befehlen  bie  preufe. 
Gruppen  3unäcbft  bie  ©raffdjaft  Hamburg,  unb  al* 
ber  öenog  in  feinem  Söibcrftanbe  bebarrte,  rüdten 
fie  19.  Sept.  in  SDleiningen  felbft  ein.  2lm  20.  Sept. 
banlte  ber  f>enog  ju  ©unften  feine*  Sohne*  ©eorg 
(f.  b.)  ab.  Gr  ftarb  3. 2)ej.  1882  in  SDleiningen. 

^crnbarb,  ©rbprinj  r»on  Sad)fen=  SDleinin» 
gen,  f.  5Bb.  17. 

«crnbarb,  ^crjog  pon  Sa<pfen:9Beimar, 
,lelbb,en  im  SDretfeigifibrigen  Kriege,  geb.  16. 3lug. 
1604  ju  9£eimar,  raar  ber  jüngfte  ber  11  Sfibne  be* 
.'nerjoa*  3<>bann  III.  oon  6adjfen:©eimar.  bereit* 
im  erften  £cben«jabre  verlor  er  feinen  93ater,  im 
13.  oabrc  aucb  feine  ÜRutter  3)orotbea  SDlaria,  bie 
im  herein  mit  bcm  £>iftoriler  fiortteber  feine  6r- 
jiebung  trefflieb  geleitet  batte.  Gr  bejog  turje  3«t 
bie  UntDerfität  ju  $ena  unb  mtbmete  tut  bann  am 
6ofe  feine*  Setter*,  be*  öerjog*  ^obann  Raftmir 


ju  Goburg,  ritterli(&en  Übungen.  93eim  3lu*brud) 
bc*  Sreimgiäbrigen  Äriege*  madjte  93.  1622  bie 
Sdjladjten  oon  2öie*lod)  unbSSimpfen,  1623  bic 
bei  6tabtlobn  mit,  ging  bierauf  auf  SHeifen  nadb 
ioollanb  unb  Gnglanb,  bicntc  al*  Oberft  unter  Gbti= 
ftian  IV.  pon  2>änemart  unb  erlangte  nad?  beffen 
ÜUebcrlage  bie  faiferl.  93egnabigung,  tdmpfte  jeboeb 
al*balb  wieber  unter  ejnebri*  ^einrieb  r*on  Cra» 
nien  por  Jöerjogenbufa>  mit.  Sil*  ©uftao  2lbolf  in 
2)eutfdjlanb  ertebien,  n>ar  58.  einer  ber  erften  beut: 
fdjen  dürften,  bie  fid)  ibmjuivanbten.  Gr  geidbnete 
\id)  in  bem  treffen  bei  ©erben  28.  3uU  1631  f  o 
au*,  bafe  ibn  ber  König  mit  brei  {Reiterregimentern 
nad?  Reffen  fdndte.  5)anad)  jog  93.  mit  ©uftao  ?lPolf 
gegen  SDlainj,  maebte  fiegreiebe  Streifjüge  im  fränt., 
idjtr-äb.  unb  bapr.  Krei*  unb  vereinigte  fid>,  jum 
(Generalleutnant  beförbert,  mit  bem  König  roieber 
im  Säger  oor  Dürnberg,  wo  er  an  ben  Kämpfen  gegen 
SSallenftein  (3.  unb  4.  Sept.  1632)  rubmoollen  äm 
teil  nabm.  9lad?  ©uftaü  Mbolf*  «ufbrud>  blieb  93. 
jur  Siedung  ^ranten*  juräd,  (tiefe  aber  Pon  neuem 
tum  Könige,  al*  biefer  im  Dttober  gegen  Sailen-- 
ftein  nad?  8ad)fen  »og.  3«  ber  Stbladt  bei  Sutten, 
16.  9lot>.  1632,  befehligte  er  ben  Unten  ftlflgel  ber 
Scbroeben,  übernabm  nad)  bem  2obe  be*  König* 
ba*Kommanbo  unb  bebauptete,  obgleidj  felbft  fd?rcer 
oermunbet,  fcbliefelicb  ba*  Sdjlacbtfelb. 

Anfang  1633  übertrug  ibm  Orenftierna  neben 
.Oorn  ben  IBefebl  über  bie  iHrmcc  SB.  nabm  53am; 
berg,  Kronadb  ,  ^ödjftäbt  unb  Gid?ftdtt  ein  unb  er= 
hielt  pon  Crenftferna  (mit  3uftinrmung  ber  burcb 
ben  öeilbronner  Vertrag  perbünbeten  oberbeutfd>en 
Stdnbe)  ba*  febon  oon  ©uftao  9bolf  ibm  juge- 
ficbcrte  ^ergogtum  ejTanfen  al*  fdjroeb.  £epn.  9la± 
vJiieberfcblagung  einer  gefdb^rlidjen  SDleuterei  rüdte 
er  an  ber  2>onau  Sllbringcr  entgegen,  ber  faiferl. 
Gruppen  nad)  Schwaben  führen  wollte,  älbringer 
oermieb  aber  jebe  Sd>lad)t,  unb  93.  jwang  SRegen*: 
bürg  burd)  eine  furdjtbare  öefd)iefeung  jur  Räpitz 
lation  (14.  SRod.  1633).  Gr  brang.  hierauf  in  SBapem 
ein,  unterpanbelte  mit  SBBaHenftein  unb  maebte  nad> 
beffen  Grmorbung  1634  einen  Dageblieben  Sierfud?. 
beffen  Gruppen  ju  gewinnen.  Um  9lörblingen  }u 
entfetten ,  wagte  93.,  bem  SBiberfprudje  i>om*  jum 
Jrot»,  eine  Sd)lad)t  mit  bem  weit  ftdrtern  öfterr. 
.sjeerc  unter  ®alla*  unb  König  ^erbmanb  6.  Sept. 
1634,  erlitt  aber  eine  febwere  9lieberlage,  burcb  wekbe 
ipm  fein  .t»erjogtum  Uranien  üerloren  ging.  3lur 
langf  am  lonnte  er  eine  neue  Ärmee  fammeln,  mit  ber 
er  Dor  ber  Übermacht  bi*  gum  SRbcin  jurüefweieben 
mufete.  9lad)  bem  SUlianjoertrage  Schweben*  mit 
ejrantreid)  Dorn  1. 9loo.  1634  würbe  93.  iDberfelbben 
be*  fronj.  6«f*peer*,  erlitt  aber  am  SRpein  erbebe 
liebe  SRieberlagen  burcb  bie  Kaiferlicben.  9lacb  ldn= 
gern  95erbanblungen  brachte  er  17./19.  Dft  1635 
Richelieu  in  St.  ©ermain  ju  einem  93ertrag,  burd 
ben  ihm  4  9Rill.  fiiüre*  jährlicher  i)ilf*gelber  jur 
Grbaltung  eine*  £>eer*  t>on  12000  3Rann  beutfdier 
mifeuölter  unb  6000  SReitern  nebft^ber  nötigen  »r* 
tillerie,  bie  er  unter  franj.  fiobeit  befebligen  fällte, 
ein  bebeutenber  ^eibrgebalt  auf  2eben*jeit  unb  in*=  i 
geheim  al*  93elobnung  bie  Sanbgraffcbaft  Glfafe  unb 
bie  99aüei  Hagenau  jugefagt  würben.  Gr  eroberte 
nocb  1636  3abern  im  Glfafe  unb  anbere  fefte  $lä*e. 
bielt  ben  mit  einem  >>ccre  pon  40000  Mann  in 
^ranheieb  einbringenben  ©aUa*  bei  S)ijon  auf  unb 
befiegte  enblicb  im  3uni  1637  bie  Kaiferlicben  unter 
Karl  oon  Sotbringen  f o  entf cbeibenb ,  bafe  ibm  je r : 
ber  ®eg  jum  SRbem  offen  ftanb.  1638  brach  er  fdben 


Digitized  by  Google 


SJernfjarb  (ftarl,  ^crjog  oon  ©ac^ien^SBeintar)  —  93erntyarb  (oon  Sfairoauf)  813 


im  Januar  gegen  Den  Strom  auf,  eroberte  3  a  dingen, 
Mauffenburg  unb  ffialbsbut  unb  belagerte  <Rbeinfel= 
ben.  Sa»elu  unb  ^obann  »on  ffiertb  entfetten  jwar 
bie  Stabt,  aber  brei  jage  barauf,  21.  <\ebr.,  überfiel 
93.  fie  unb  fdrtug  f«  bei  iHbeinfelben.  2>ie  ©enerale 
öaxrclH,  Sobann  »on  SSertb,  (Snfefort  unb  Sper» 
reuter  ncb]t  3000  ÜJlann  würben  gefangen,  Stbein» 
felben,  Röteln,  Neuenbürg  unb  greiburg  mupten 
fid)  ergeben  unb  93reifad>  warb  belagert. 

ffiäprenb  ber  laiferl.  ©eneral  »on  ©oft  Ü<b  jum 
irnn'ah  naberte,  griff  i!m  9.,  unterftüfct  burcb  3000 
Jranjofen  unter  Jurenne,  an,  fcblug  ibn  unb  8a= 
oelli  9.  Äug.  bei  Rittenweier,  bann  ben  fcerjog 
»on  Sotbringen  5.  Dlt.  bei  2bann  im  Sunbgau 
unb  nötigte  wenige  Sage  barauf  ©öfc  abermals 
jum  SRüdjuge.  sJiacb  einer  »iermonatigen  93elagc= 
rung  ergab  ftd?  93reifa<b  7.  3)ej.  1638.  93.  battc 
bie  flapitulatton  in  feinem  eigenen  tarnen  abgc- 
fdjloffen  unb  liefe  ftdj  als  alleinigem  !perrn  bul- 
bigen.  jRicpelieu  liefe  tein  Littel  un»erfud>t,  bie 
tjeftung  in  franj.  £dnbe  ju  bringen;  er  trug  fogar 
bem  £>erjog  bie  £anb  feiner  9ii<pte,  ber  fterjogin 
»on  2liguiiion  an.  Jlbcr  93.  »erwabrte  feine  Seftun» 
gen  in e al idj i t ,  befettte  fte  mit  beutfcben  Solbaten 
unb  seigte  fta>  einer  93ermdblung  mit  ber  »erwitwe» 
ten  fianbgrdfin  Amalie  oon  Reffen  geneigt,  um  burcb 
fte  ui  einer  SRacbt  jwifdjen  bem  ftaifer  unb  beffen 
fteinben  ju  gelangen.  9lad)  ber  Ginnabme  oon 
Canbstron  im  Sunbgau,  ^ontarlier  unb  Sdjlofe 
3oui  in  f>od?burgunb  mar  er  eben  im  93egriff,  über 
ben  iRbein  nad)  kapern  oor  jubringen,  als  ibn  ber 
Sob  ereilte.  <Sr  ftarb  18.  Mi  1639  su  Neuenbürg  am 
Dibrin,  nad?  feiner  eigenen  unb  anberer  Uleinung  an 
Vergiftung  burcb  feinen  angeblid)  t>on  ^ranlreirb 
beftoaSenen  2lr;t  93tanbini.  $|ebocb  ift  ber  SBerbadbt 
unermiefen.  93.  batte  »erorbnet,  bajj  biepon  ihn 
eroberten  fidnber  bei  bem  Deutfdjen  SReidje  »er» 
bleiben  follten,  unb  ben  fflunfd)  auSgebrüdt,  feine 
trüber  möcbten  fte  unter  fcbloeb.  3cbuhe  überneb» 
men.  ülicbelieu  aber  wartete  ben  @ntfd>lufe  ber 
«ruber  nidjt  ab,  fonbern  gewann  bie  Slnfübrer  unb 
ttommanbanten  burcb  93efted)ung  unb  mit  ibnen 
bie  Gruppen  unb  <yeftungen.  93ergeblid>  bemühte 
ftd>  ber  öerjog  SBübelm,  baS  Gliafi  für  DeutfaV 
lanb  ju  retten.  93.  »erftanb  eS  ftetS,  mit  ben  reit» 
giöfen  ^ntereffen  bie  eigenen  ju  »erbinben,  unb  oft 
mußten  jene  »or  biefen  jum  Sdjaben  ber  allgemei» 
nen  Sadbe  jurüdtreten.  Sennod)  aber  »eretnigte 
ücb  in  ihn  innige  fteUgiofttät  mit  einem  böcbft 
lebenbigen  reidjSfürftl.  unb  nationalen  $fli<bt<  unb 
öelbitgefübl.  —  9Jgl.  SHöf  e,  ftarjog  93.  ber  ©ro&e  »on 
8ad?fett»3Beimar  (2  93be.,  3Beim.  1828—29);  Stiert, 
Ter  Job  beS  öenogS  93.  »on  Söeimar  (Colmar 
1873);  tropfen,  93.  »on  ffieimar  (2  93be.,  2pj. 
1885).  3Jtofen,  ©enaft,  ©ottfdjall  unb  SBilbenbrud? 
baben  bai  Sdjidfal  93.S  bramatifcb  bebanbelt. 

^erntjarb ,  Mail,  £>mog  von  6acbfen»9Bei» 
m  a  r ,  ber  zweite  6obn  be$  Wronberjcfl*  Marl  ttuguft, 
geb.  30.  aRai  1792,  trat  fepr  jung  in  bie  preu^. 
Ärmee  unb  wobnte  1806  im  ÄorpS  be«  dürften 
«öobenlobe  ber  3*lad?t  bei  ^ena  bei.  Wad)  bem 
Stnfdjluffe  feinet  Sjaterd  an  ben  9tb*mbunb  trat  er 
in  bie  fädjf.  Slrmee,  nalun  aU  ©eneralftabdofft^ier 
im  fdd)f.  Kontingent  an  bem  ^elbjuge  pon  1809 
gegen  Cfterretd)  teil  unb  f cd?  t  mtt  Sluäjeicbnung  bei 
^Bagram,  wofür  er  «um  uRa\ot  ernannt  warb.  Um 
nidjt  gegen  Wußlanb  Idmpfcn  ju  müffen,  nabm  er 
1812  Urlaub  unb  bereifte  ^ranfrei*  unb  Italien. 
Unter  feinem  93ater,  ber  ein  «rmeef  orpö  ber  SBerbün» 


beten  befepligte,  wobnte  er  ali  Cberft  bem  Sinter» 
felbjuge  »on  1814  in  ben  Dlteberlanben  unb  glan» 
bem  bei,  trat  1815  in  ben  Xienft  bed  Rbn\$i  ber 
9lieberlanbe  unb  nabm  an  ben  6(blad?ten  »on 
Duatrebrai  unb  ÜBaterloo  rübmlicben  Slnteil.  * 
vi9ieberberftellung  beö^riebenä  blieb  er  in  boüänb. 
$tenften,  würbe  1816  ©cneral  unb  1819  $ro»injial» 
fommanbant  »onDftflanbern.  1825 — 26  untemabm 
er  eine  iHeife  nad)  DIorbamerila,  beren  33efd)reibung 
»on  fiuben  (293be.,  9Beim.  1828)  »eröffentlidjt  warb. 
Seit  1829  2)i»iftondr,  mufete  93.  bei  Slu^brud)  ber 
93elgif<ben  IReoolution  ber  ubermatbt  weisen,  @ent 
aufgeben  unb  fidj  nad)  Antwerpen  jurüdjieben.  %li 
©eneralleutnant  unb  93efebl*baber  be«  Unten  3lü» 
gelS  unter  bem  Crimen  »on  Cranien  fdjlug  er  1831 
bie  ^ttfurgenten  bei  tföwen.  3)ie  ibm  in  ben  folgen» 
ben  ^abren  »ergönnte  ÜJtufte  benutite  er  ju  willen» 
utaü  1  utrir  Stubien  unb  Reifen,  unter  anberm  aud) 
na*  Wufelanb  unb  bem  Crient  (1837).  Seit  1848 
wirtte  er  aU  ©eneral  ber  Infanterie  unb  Ober» 
befebl^baber  ber  bollänb.»inb.  Ärmee  in  3a»a,  »on 
wo  er  1853  feiner  angegriffenen  ©efunbbeit  balber 
uirüd lehrte.  Gr  ftarb  31.  $uli  1862  in93ab  Sieben» 
itcin.  93.  fd)rieb  «Pr^cis  de  Ia  campagne  de  Java 
en  1811»  (£aag  1834).  —  93gl.  Starflof,  S)aö  fieben 
be*  6erjog8  93.  (2  93be.,  ©otba  1865—66). 

fternfearb  »on  @lair»aux  (fpr.  flärrwob)., 
ber  ^eilige,  SWpftifer,  geb.  1091  ju  gontatne*  bei 
2)ijon,  trat  1113  in  ben  Drben  ber  ©iftercienfer, 
warb  1115  erfter  Slbt  ber  ÜJiöncbalolonie  ju  (Slair» 
»aur  in  93urgunb  unb  t bat  oiel  für  bie  Slu&breitung 
be«  Crben«,  weswegen  bie  6iftcräenfeT  (f.  b.)  fta> 
oft  aud?  93ernbarbiner  nannten.  Äraft  feine«  per» 
fönlifben  3lnfeben*  gewann  er  ben  größten  Gtnflufe 
als  freimütiger  SittenricbteT  ber  ©etftlicbfeit,  treuer 
Ratgeber  ber  ^äpfte,  Sd?ieb*rid)ter  ber  dürften 
unb  93ifd?öfe.  Seine  begeifterte  ^rebigt  entflammte 
ba«  Slbenblanb  1146  ju  bem  2.  Äreujjug.  Ter  talten 
Spekulation  unb  T  ialeftif  ber  fd)olaftifd;en  U b i  1  c- = 
fopben  bielt  feine  ftrenae  JHecbtglfiubigfeit  unb  mobl 
bisweilen  fcbw&rmcrifa^e,  boeb  immer  auf  tbätige* 
Gbriftentum  bringenbe  i'ioftit  ein  beilfameS  ©egen» 
gewiebt.  SBenigerrübmlicb  war  fein  93enebmen  gegen 
»b&larb,  beffen  93erbammung  auf  ber  Spnobe  ju 
SenS  (1140)  er  burd^fe^te;  au<b  gegen  ben  93ifcbof 
©tlbert  »on  ^oitierS  unb  anbere  tefterifa)e  9ü<btun< 
gen,  wie  bie  Stlbigenfer,  war  er  ein  eifriger  Startet« 
biger  ber  tircbltcben  Sebre,  aber  aller  auftam  ©ewalt 
abgeneigt.  93.  ftarb  20.  2tug.  1153  unb  würbe  »on 
Slleranber  III.  1173  beilig  gefprodfen.  Unter  feinen 
Sd)riften  ift  beroorgubeben  ber  berühmte  i rafrat 
an  $apft  Gugen  in.  «De  consideratione  libriY»  (bg. 
»on  Scbneiber,  93er(.  1850) ;  ferner  fünf  lat.  öpmnen, 
eine  »on  ©erbarbt  (0  ßaupt  »oll  93lut  unb 
©unben)  beutfd)  bearbeitet.  Die  unter  93.S  9lamen 
laufenben  lat.  ©ebidjte  fpridjt  ibm  öaure'au,  «Les 
poemes  lat  ms  attribues  k  Saint- Bernard»  ($ar. 
1890),  ab;  bie  befte  Ausgabe  feiner  Sd^riften  be* 
forgte  3HabiUon  (293be.,  ebb.  1667;  neuer  Sbbrud 
ebb.  1839—40),  eine  neuere  Üluswabl  »on^rebigten 
^ernbadjer  (beutfeb,  im  6. 93be.  »on  «2)ie  slirebigt  ber 
Hirdje»,  fipi.  1889).  —  93gl.  «Reanber,  Der  beilige  8. 
unb  fein  3cttalter(93erl.  1813;  neuefte  Suft.  ©otba 
1889);  eUcnborf,  3)er  beilige  93.  unb  bie  äierardjie 
feiner  3eit  (ßffen  1837);  2Jlorifon,  The  life  aud 
times  of  St.  Bernhard  (£onb.  1863;  5. 2lufi.  1887) ; 
fteumann,  93.  ».  (S.  unb  bie  Slnfdnge  beS  ^weiten 
ftreujjugeS  (öeibelb.  1882);  öüffer,  Der  beilige  93. 
».  6.  (SWünft.  1886);  ebcoalier,  Histoire  de  Saint- 


Digitized  by  Google 


814 


39eritt)arb  (oon  9iorbal6ingen)  —  SJernfjarbt 


Bernard(Siael889);6ofmeifter,99.o.(L(2^e.,99erl. 
1889—90);  ^anaufdjef,  Xenia  Bernardina  (699be., 
->Bienl891);  SBurm,  $er  heilige  99.  ($aberb.  1891); 
Storni,  Bernard  of  Clairvaux  rJieuoort  1892);  %Sa- 
canbarb,  Vie  de  Saint  Bernard  (299be.,  tyax.  1895 ; 
bcuticp  ton  Sierp,  SPtainj  1898). 

'-öcrnbarb  oon  Dtorbalbingen,  f.  99afeboro. 

©ernbarb,  ßarl,  3d>riftfteücr,  f.Saint^lubain. 

©erof>«rbi,  «Ug.  gerb.,  Sd>riftftellcr,  geb. 
24.  3um  1770  ju  99erlin,  ftubierte  ju  öallc  $bilo= 
logie.  Seit  1791  Setter  am  3Berberfcben  ®pmna= 
üum  in  ©erlin,  fam  er  in  9krbinbung  mit  Sied, 
ben  beiben  Schlegel,  Scbleiermacber  unb  Siebte, 
irurbe  2be aterfritifer  unb  oerßffentlicbte  mit  Sied 
bie  «99ambocciaben»  (3  99be.,  99erl.  1797—1800), 
lomifdje  Grjäblungen  unb  bramat.  SJarftellungcn. 
1808  würbe  er  2)ireftor  be*  9Berberfcben  ©pmna= 
dum*,  1816  flonftjtorialrat,  im  lUfär.^  1820$irettor 
be*  Sriebrid)=2Bubelm«  =  ©pmnafuim*,  ftarb  aber 
i*on  2. 3uni  1820.  99.  mar  feit  1799  mit  Sophie, 
einer  Sdjmefter  Sied*,  ©erheiratet,  oon  ber  et  fidj 
iebod?  1805  fdjeiben  liefe.  2lu*  bem  Stacblafe  beiber 
aab  ihr  Solm  SBilbelm  99.,  Sbafcfpeate: Äenner 
unb  $ramatitcr,  geb.  1800,  geft.  24.  Hug.  1879  ju 
Berlin,  «Reliquien,  ßrjäblungen  unb  3)id)tungen» 
<3  93be.,  Slltenb.  1847)  berau*.  99.  oer&ficnthcbte 
nodj:  « 2lnfana*grünbe  ber  Spracbmiffenfcbaft » 
<39erl.l805),  «Sprachlehre»  (2  93be.,ebb.  1801—3) 
unb  «Änftdjten  Aber  bie  Organifation  ber  gelehrten 
Schulen»  (3ena  1818).  [f.  18b.  17. 

©erntjotbi,  *viebr.  oon,  2Rilitärfd?riftfteller, 

'Scrub  atbi,  Karl  Gbrifttan  Sigi*munb,  be- 
lehrter unb  ?ßolititer,  geb.  5.  Ott.  1799  lu  Dttrau 
in  flurbeffen,  ftubierte  1810—19  Rheologie  unb 
Philologie  ju  SDtarburg,  mar  bann  £au*lebrer, 
mürbe  1826  jum  Uniocriität*bibliotbelar  in  Sömcn 
ernannt  unb  1829  al«  Dtachfolger  ,  uf  ob  ©rimm* 
fum  Cberbibliotbelar  ber  SJlufeumöbtbliotbel  nach 
(Jaffel  berufen,  mo  er  1831  bie  3eitfd)tift  «2>er99er: 
iaffung*freunb»  grünbete.  §m  ÜJtai  1848  trat  er 
als  Jlbgeorbneter  für  ben  9Bablhejirt  Gfdjtoege  in 
bie  3>eutfa>e  ^ationaloerfammlung,  mo  er  fieb  ben 
polit.  ^Teunben  f>einricb  oon  ©agern*  anfcblofe. 
A>ier  gab  er  bie  «Flugblätter  au*  ber  2)eutfcben 
"Jiationaloerfammlung»  berau*.  1867  mürbe  er  in 
ba*  preufe.  Slbgeorbnetenbau*  unb  in  ben  9torb* 
beutfa?cniHeid?*tag  geroäbU,  mo  erfidb;  ber  national» 
liberalen  Partei  anidblofe;  boeb  legte  er  1870  feine 
iltanbate  nieber.  99.  ftarb  L  äug.  1874  ju  Gaffel. 
$lufeer  oielen  »erfreuten  äuffä&en  unb  ber  gefrön' 
ten  $ßrei*fdjrift  «De  excidio  regni  judaici»  (Cömen 
1 824)  oeröff entlichte  er  (Gaffel  1842)  eine  tiberfefeung 
oon  be©e"ranbo*  ÜPerl  «Des  progres  del'industrie», 
«Spracbfartc  oon  Seutfcbjanb»  (ebb.  1844;  2. Hufl. 
oon  Strider,  1849),  «3)ic  Spracbgrenjc  jmifeben 
(vrantrei*  unb  Seutfcblanb»  (ebb.  1871). 

«ernbarbi,  Sbeobor  Pon,  ^iftorifer  unb  2)i* 
plomat,  geb.  6.  9too.  1802  in  SSerlin,  oerlebte 
icine  $ugenb  in  Gftblanb  unb  <$eter*burg,  ftu* 
bierte  in  £>eibelbera  @efcbid)te  unb  brachte  bann 
längere  3«t  auf  Steifen  in  Deutfcblanb  unb  im 
?lu*lanbe  ju.  1865  jum  preufe.  i'egation*rat  er- 
nannt, nahm  i8.  am  Kriege  1866  al*  preufe.  2Jttlitä> 
bcoollmäditigter  bei  ber  ital.  2trmee  teil,  mit  bem 
Auftrage,  üamarmora  ju  einer  erfolgreidiern,  ben 
preufe.  ^ntereffen  ernfthd)  bienenben  Kriegführung 
IM  beftimmen,  mar  bann  in  biplomat.  Aufträgen  in 
Italien  unb  1869  —  71  in  Spanien.  Seitbem  lebte 
ü*.  jurüdgejogen  auf  feinet  93efihung  ju  Äunner»>» 


borf  bei  f»rfd)berg  in  Sdilefien,  mo  er  12.  gebr. 
1887  ftarb.  SJon  feinen  Schriften  ftnb  beroonu' 
heben:  tißerfud)  einet  Äritit  bet  ©rünbe,  bie  für 
grofeeS  unb  tleine*  ©runbeiaentum  angeführt  mer- 
ben»  (^eterSb.  1849),  «©efduebte  9iufelanb*  unb  ber 
europ.  $olitit  oon  1814  bi*  1831»  (99b.  1—3,  2pi. 
1863  —77),  «2)enlroürbigleiten  au*  bem  Sehen  be* 
©rafen  oon  Soll»  (4  99be.,  2.  Hufl.,  ebb.  1866),  «9?ers 
mifebte  Sdjriften»  (2  93be.,  SJetl.  1879),  «(jriebrieb 
b.  ©r.  al*  Selbberr»  (2  99be.,  ebb.  1881),  «SReife= 
erinnerungen  au*  Spanien»  (ebb.  1886).  äu*  fei- 
nem 9kd)lafe  erfdjien:  3lu*  bem  Sehen  Sbeobor 
oon  99.*  (ZI  1—7,  üp|.  1893—97;  L  unb  2.  21., 
2.  Slufl.  1898—99). 

©ernbarbtn,  99eTgpafe,  f.  29ernarbino  (San). 

>Pcrnbarbin  oon  Sic  na,  ber  ^eilige,  au« 
ber  altabliaen  ^amilte  ber3llbice*chi,  geb.  8.  Sept 
1380  ju  3Jlaffaj6arrara,  oerteilte  fein  Vermögen 
an  bie  ärmen,  pflegte  in  ber  $eft  1400  mit 
2obe*oerad?tung  bie  Äranlen  unb  trat  1404  in  ben 
&ran}i*fanerorben.  Unjufrieben  mit  ber  biet  berr- 
fchenben  fiarheit,  fonberte  ftd)  99.  mit  einigen  @e= 
finnung*geno|lcn  ab  unb  grünbete  Heinere  9iicber 
laffungen,  mo  fic  frreng  nad)  ber  Siegel  be*  Drben* 
lebten.  Unter  ßugen  IV.  1438  jum  ©eneraloilar 
ernannt,  führte  er  menigften*  einen  2eil  be*  Drbene 
)ur  alten  Strenge  jurüd.  Sdmn  )u  feinen  Sehweiten 
gab  e*  500  Hlöfter  mit  99rflbern  ber  ftrengen  Dh- 
leroanj.  99.  ftarb  20. 3Rai  1444  unb  mürbe  1450  oon 
Siitolau*  V.  beilig  gefproeben.  311*  ool!*tümlid»er 
^rebigergemann  eraufeerorbentlid>en99eifall.  Seine 
Schriften  ftnb  bg.  oon  $eter  Slubolf,  93tfd)of  oon 
Siniaaglia  (4  99be.,  33eneb.  1591).  —  99gl.2ouffaint, 
5)a*  ileben  be*  heiligen  99.  (9tegen*b.  1873) ;  99andü. 
Bernardino  da  Siena  (3  99be.,  Siena  1888) ;  JbuTeau: 
S)angin,  ün  predicateur  populaire  dans  l'luüie  de 
la  renaissance  (%at.  1896) ;  älof  fio,  Storia  di  S.  Ber- 
nardino di  Siena  e  del  suo  tempo  CJRonboo't  1699). 

SBernbarbtner,  &vmb,  f.  Joggen  unb  Safel: 
$unberaffen,^ig.l4u.l4a,heimärtifel^unbe. 

©cruhörbincr ,  SW6nd)*orben,  f.  Giftercienfcr. 

iPcrnharbincrfraut,  f.  Cnicas. 

«ertibarbtitcrfrebe,  39ernhatb*lteb*,  f. 
(Sinfieblerftebf e  unb  £af el :  9Weetmaffetaqua  = 
tium,  <?ig.  14,  beim  ältrilel  äquarium. 

»Pcrnharbt,  Muguft,  (yorftmann,  geb.  28.  Sept. 
1831  ju  Sobernheim*,  b.  Stabe,  mürbe  1864  Cber 
f  örfter  ju  £üt»el  in  9Beftfalen,  1869  «Otitglieb  ber  $rü 
fung*fommiffton  in  99erlin,  1871  5orftinfpettion»= 
beamter  in  2Rc&,  bann  Dirigent  be*  f  orftlidjen  9Jer 
fuch*mefen*  in  6her*malbe,  jugleich.  fiehrer  an  ber 
'Jllabemie  bafelbft;  1872  mürbe  er  ^orftmeifter  unb 
1878  al*  Cberforftmeifter  5)ireltor  ber  gorftalabemie 
ÜJtünben.  Gr  ftarb  bafelbft  14. 3uni  1879.  99.  mar 
feit  1873  SRitglieb  be*  preufe.  Slbgeorbnetenbaufe*, 
mo  er  ber  nationalliberalen  Partei  angehörte.  Gr 
fefarieb:  «©efdjicfate  be*  SBalbeigentum«,  berSBalt» 
mirtfehaft  unb  gorftmiffenfehaft  in  $eutfd>lanb» 
(3  93be.,  99erl.  1872—75),  fein  frmptwert;  femer 
«3)ie^auherg«mirtfcbaft  im  flreife  Siegen»  (ÜJtünfter 
1867),  «35ie  Salbmirtfdjaft  unb  ber  9Balbfd>uh  ■ 
(99erl.  1869),  «Die  forftlichen  SJcrbdltniffe  »on 
Deutfcb  •  fiothringen »  (ebb.  1871),  «gorftftatiftif 
Seutfcbfonb*»  (ebb.  1872),  «Gicbenfdjaimalb'Äatr 
d)i*mu*»  (ebb.  1877),  «Ghronit  be*  beutfehen  ftorft 
mefen*»,  bie  99.  begrünbete. 

*Bcrnb;arbt  (99ernarb),  Stofme,  genannt  Sa» 
rab,  franj.  Schaufpielerin,  geb.  22. 8lpril  1843  ju 
.C->aor  e  ( ober  22.  Oft .  1 844  ju  ^ari*).  %brt  5Rutter  mar 


)igitized  by  Googl 


23ernljarbb,  —  Bernicla 


815 


einebeutfdwüb.  ORuftllebrerin;  ibrnatÜTlid>er93ater, 
ein  fran  j.  93eamter,tte|  fte  taufen  unb  in  einem  Älofter 
erjiefren.  6ie  trat  1858  in*  'tßarifer  Äonfervatorium 
unb  mürbe,  nadjbem  fte  im  Gymnase,  in  bet  Porte- 
Saint-Mnrtin  unb  im  Odeon  gemirft,  1872  ülitglieb, 
bann  Seilbaberin  ber  Comedie  fran^aise,  reo  fte  ftd? 
burd)  eine  jur  SJollfommenbeit  entmtdelte  fentimem 
tahtragifdje  Sarfteüung  bie  reicbfte  ©unft  be*  ^ubli* 
tum*  errearb.  3bre  Atollen  OJJljebre,  Slnbromaque, 
3atre,  (Eblrubin  in  «LeMariage  de  Figaro»,  Sofia 
Sei  in  «Sernani»  u.  f.  ».)  gehören  ju  ben  ergreü 
fenbften,  bie  je  auf  bem  Theatre  francais  geboten 
würben.  3m  »P"l  1880  »erliefe  fte  tonrraftbrüAig 
^ari?,  ging  nacb  Slmerita,  unternahm  ©aftreiieu 
burd?  ganj  Europa,  auler  Seutfd?lanb,  unb  teerte 
bann  reieber  narb  93ari*  jurüd,  reo  fie  an  ber  Portc- 
Saint-Martin  auftrat,  eine  3«»t  lang  aud>,  in  ©c« 
meinfcbaft  mit  ihrem  natürlidjen  Sobn ,  Maurice 
58.,  felbftänbig  eine  Sireftion  führte.  3hr«  neueften 
SRollen  waren  «La  Tosca»  von  Sarbou  (1887), 
«Jeanne  d'Arc»  von  93arbier  (1889)  unb  «Äleo= 
patra»  von  Sarbou  unb  SDtoreau  (1890);  auch  ttx 
fuebte  fie  ftd)  in  SRdnnerrollen  (Samlet,  Serjog  von 
Meicbitatt  in  « L'aiglon »).  ßine  Äollegin,  Üttarie 
G clom ha ,  griff  fte  an  in  ben  fdjarfen  v!jjampbleten 
«Le  voyage  de  Sarah  B.  en  Amerique»  (1882)  unb 
« lies  memoires  de  Sarah  Barnum»  (1884),  Woran 
ficb  ein  ton  ber  93.  gewonnener  ^Jrojefi  fcblofi.  3m 
!ttvril  1882  beiratete  fie  ben  Sdjaufvieler  Saria 
(eigenilut  ^acque*  b^lmala,  geft.  1889).  Später 
fübrte  fie  bte  Sirettion  be*  JRenaiffancetbeater*  in 
$ari#,  mit  93eginn  ber  2Beltau*ftelIung  1900  über* 
nabm  fte  ba*  Theatre  des  Nations.  Sie  veriudjte 
ftd)  aud?  al*  bijarre  unb  eitle  SdjriftfteUerin  («Dans 
les  nuages ,  impressions  d'urie  chaise»,  %ax.  1878 
u.  1883,  über  eine  ftabrt  im  Ballon  captif ;  ba*  vier-- 
artige  Vuftfpiel  «l/epingle  d'or» ;  ba*  einaftige  Cuftj 
fpiel  «l/aveu»,  1888),  als  QRalerin  unb  Nathan  er  in. 
—  $g(.  Glamant,  S.  B.,  ses  döbuts,  sa  vie  (1879); 
Gaftaner  unb  SRiva*,  Vida  de  S.  B.,  por  dos  de 
8ii9  admiradores  (9Jtabr.  1882);  $uret,  Sarah  B. 
<$ar.  1899). 

»emljarbrj,  ©ottfr.,  ?Jbilolog,  geb.  20.  SJMrj 
1800  §u  S?anb*berg  in  ber  9leumart,  bejog  im 
17.  Safere  bie  ^Berliner  Univerfttät,  wo  er  ftdj  vor« 
äug*meifephilof.unbphilol.Stubien  wibmete.  Seit 
1820  Sebrer  am  9Berberfcben  ©pmnaftum,  machte 
er  ftd)  bereit*  burd)  bie  gebiegene  Schrift  «Erato- 
sthenica»  (93erl.  1822)  vorteilhaft  betannt,  babilu 
tierte  ftd)  1823  unb  würbe  1825  au&erorb.  $rofefior. 
Seit  1829  orb.  ^rofeffor  ut  Salle,  ehielt  er  bafelbft 
1844  au*  bie  Stelle  al*  Cberbibliotbefar.  93.  ftarb 
14.  sJRat  1875  )u  Salle.  93on  feiner  äu*gabe  ber 
«Geographi  Graeci  minores»  erfdjien  nur  ber  erfte 
33anb  (?pj.  1828);  in  feiner  «SBifienfAaftlidjen  Svn= 
tar  ber  griech.  Spradje»  (33erl.  1829;  baitt  «Parali- 
pomena>,  Salle  1862)  verfudjte  er  bie  ©lieberung 
ber  griedj.Spntar  al*  eine*  organifdjen  ©anjen  auf 
biftor.  Söege  nod)  über  bie  llafftfdje  ^criobe  pinau* 
|H  entwideln.  Siefelbe  :Kt* tung  auf  bie  tiefere  Qx- 
fenntni*  be*  innern  3uf<*mmenbang*  ber  feiftor.  Qx- 
idjeinungen  betunben  audp  fein  «©runbrife  ber  röm. 
l'itteratur»  (fealle  1830;  5.  umgearbeitete  Slufl., 
9iraunfd)W.  1872)  unb  ber  «©runbrift  ber  gried).  Öittc^ 
ratur»  (3  Slbteil.  in  2  93bn.,  3.  bej.  5.  umgearbeitete 
Slufl.,  Salle  187G— 92).  93on  feinen  übrigen  Hrbeb 
ten  ftnb ,  aufeer  jablreidjen  93eitrdgen  }u  Bf'tfdjrif ■ 
ten  unb  ju  Grfd)  unb  ©ruber*  «Gncnllopdbie»  (j.  93. 
über  <5pi*armo*,  (htripibe*,  (Sratoftbene*) ,  nod? 


bie  ?lu*gabe  be*  Suiba*  (2  93be.,  <öaHe  1843—53) 
unb  bie  «©runblinien  jur  Gncpllopdbie  ber  $btlo= 
logie»  (ebb.  1832)  beroorjubeben.  —  93gl.  SR.  Öolf^ 
mann,  ©ottfr.  23.  (Salle  1887). 

»entkeim,  Grnft,  @cf4id?t*forfd?er,  geb.  19. 
5ebr.  1850  in  Hamburg,  ftubierte  in  93erlin,  Strafv 
bürg  unb©5ttingen  ©ef  cbidjte,  babilitierte  fid}1875  in 
©öttingen  unb  würbe  1883aufterorb.,  1889 orb. ^ro= 
fefforin©reif*walb.  erfd>rieb:  «Cotfear  III.  unb  ba* 
®ormferKonlorbat»(Srraftb.l874),«3ur©efcbid3te 
be*  9BormferÄonlorbat*»(©ött.  1878),«©ef*i*t<<= 
forfdjung  unb  ©ejd?id)t*pl>ilofoplne»  (ebb.  18801, 
«Öebrbud)  ber  biftor.  SRetbobe»  (2.  Slufl.,  fipj.1893). 

©ernhöft,  ^ranj,  iHed)t*gelebrter,  geb.  25. 3uni 
1852  ju  Äarlefore  bei  Sauenburg  in  Bommern, 
reurbe  1875  ^Jrvoatbocent  in  Seibeiberg,  1877  orb. 
^rofefior inSioftod.  erbegrünbetemit@obn(Seibet 
berg)  bie  «3eitfd?rift  für  »ergleicbertbe  DtedbterDiffctt - 
fd?aft»(Stuttg.l878fg.)  unb  giebt  feit  1895  (mirCanb* 
gerid;t*rat  9Äeper)  ba*  «3<>Ptbua>  ber  internatioj 
nalen  SJereinigung  für  pergleidjenbe  5Hed)t*wijjen: 
fcfcaft»  (93erlin)  berau*.  Schriften  93.*  ftnb:  «93ei= 
träge  jurßebre  oomÄaufe»  (3ena  1874),  «3)er  93efth 
titel  im  röm.  SRecbt»  (SaOe  1875),  «Staat  unb  9tecbt 
ber  röm.  ÄönigSjeit  im  93erbdltni*  %\\  oerreanbten 
9(ed?ten»  (Stuttg.  1882),  «Sie  3nf<brift  oon  ©or^ 
tpn»  (ebb.  1886),  «93erreanbtfd)aft*namen  unb  Qbc 
formen  ber  norbamerif.33olf*ftcimme»(vJloftod  1889), 
«Äauf ,  3Riete  unb  oerreanbte  Verträge»  (Seft  12 
ber  «^Beiträge  )ur  (Srlduterung  unb  93eurteilung  be* 
©ntwttrfe*  eine*  bürgerlidjen  ©efetjbucbe*»,  bg. 
t»on  93eHcr  unb  ^ifdjer,  93erl.  1889),  «Sie  gRecbt^-- 
ftellung  be*  Sniefebraudjer*  unb  ber  Sppotbe!en= 
gläubiger  bei  ber  fteuerücrfidjerung»  (SRoftod  1891), 
«3ur  Reform  be*  ©rbreebt*«  (93erl.  1894). 

*cr iti,  grance*co,ital.  Siebter,  geb.  1497  ober 
1498  ju  SamporecAio  in  3:o*cana,  au*  armer 
*lbel*familie,  lebte  bi*  1517  in  $lorenj  unb  fam 
hierauf  ju  Äarbinal  93ibbiena  nad>  SRom,  1524 
al*  Setretdr  ju  93ifd?of  ©iberti  Don  93erona  unb 
trat  1532  in  ben  Sienft  be*  Äarbinal*  ^ppolito 
be'  9Jlebici,  ber  ifem  ein  j?anonifat  am  Some  von 
^lorenj  »erlieb.  1533  lieft  er  ftd)  bier  nieber  unb 
ftarb  26.  <Dtai  1535,  wie  man  fagte,  burd)  ©ift  be* 
Harbinal*  Gibo.  93.  rear  ein  ^reunb  heitern  Seben*« 
genuffe*  unb  rüdftd)t*lofen  Spotte«,  baber  beliebte* 
Dlitglieb  ber  1527  gegrünbeten  «Vignajuoli«  (b.  i. 
ffiinjeralabemie)  ju  iRom.  Qx  pflegte  tn  ßapitoli 
(in  lerjinen)  unb  Sonetten  bie  93urle*!e  (f.b.),  feit* 
bem  «Poesia  Bernesca»  genannt.  Siefe  fpra$reinen 
unb  reinigen,  bod)  überberben  ©ebidjte  erfd/ienen 
1540,  jule^t  u.  b.  %.  «Rime,  Poesie  latine  e  Let- 
tere»  (bfl.  von  93irgili,  (jlor.  1885).  3^  feinem 
«Orlando  Innamorato»  (93eneb.  1541  u.  ö.)  ftrebte 
er  bem  9Berlc  93ojarbo*  (f.  b.)  eine  elegantere  gomt 
ju  geben,  beraubte  biefe*  aber  troft  be*  flüfftgen 
UJerfe*  nidjt  feiten  ber  cigentümlicben  93orjüge.  Sie 
befte  äu*gabe  (^lor.  1827  —  28)  bietet  eine  93io= 
grapbie  von  (£orntani,  eine  anbere  99tograpr;ie  giebt 
calvini*  9(u*gabe  ber  «Rime»  (Sonb.  1721).  Gine 
?lu*reabl  feiner  SBerle  (mit  &u*fcblu&  be*  «Or- 
lando») erfebien  SJiail.  1873.  —  5Bfll.  93irgiii,  Fran- 
cesco B.  (glor.  1881). 

Bernlola,  sJleergan*,  ©attung  ber  ©dnfe 
(f. ©an*),  ju  berbie93ernilelgan*  ober9tingel  = 
gan*  (B.  torquata  Frisch,  f.  Stafel:  Scbroimm^ 
Dögel III,  .via. 6) unb 9(onnengan*(B. leueopsis 
Bchst.)  unferer  2Reere*lüften  gehören.  Sd?öner  ge= 
jetebnet  ftnb  ibre  fübamertf.^erwanbten,  bie  5Rot* 


» 


Digitized  by  Google 


816 


SernifelgcmS  —  JBerniS 


unb  ©rauf  op|gan«,  bie  aRagalbäe«gan«, 
iowie  aud)  Die  Sanbwidjgan«.  Alle  finben  fid) 
bdufifl  in  ben  joolog.  ©ärten  unb  Ratten  bort  bei 
einfacher  ©erftenfütterung  gut  au«.  2>er  $rei«  für 
bie  amerit.  Arten  jteüt  Ii*  auf  200—400  SR.  bas 
s$aar,  ber  für  bie  einbeimifdjen  auf  20—25  Tl. 

»öcrntfclflani«,  f.  Hernicla  unb  ©an«. 

fBernina,  mächtiger  ucrgletfdicrter  ©ebirfld^ 
ftod  auf  ber  ©renje  be«  fdjroeij.  Kanton«  ©raubün- 
ben  unb  Valien«,  ju  ben  tHbätifcben  Alpen  (f.  Oft* 
alpen  unb  Karte:  Sirol  unb  Sorarlberg)  ge* 
börenb,  flipfeit  in  bem  JB.  (4052  m),  ber  fid) 
»mifcben  ben  ©letfcbern  Sfcpierpa,  SWorteratfcp  unb 
Sccrfcen  ergebt;  bie  Spifce  würbe  juerft  13.  Sept. 
1850 Dom  eibgenöf  fifctjcn  ©cometer  Goaj,  bann  3.  Ott. 
1858  oon  Sarraj,  fynni  unb  SHuobi  unb,  obßleid) 
febr  \d)  mieria,  feitber  häufig  beftießen.  2)a«  ©lct)d)CP 
gebiet  ber  umfaßt  8  ©letfcber  I.  unb  etwa  30 
IL  Crbnung;  bie  größten  (gorno--,  SRofeg*,  Mox- 
teratfdjgletfdjcr)  »erlaufen  nad)  Horben  jum  JBergell 
unb  Cberengabin.  Ouer  burd)  ba«  SDtaffio  führt  jum 
'JJlaloiapaffe  nad)  Sonbrio  im  JBeltlin  ber  raupe 
s])curettopaß  (2626  m)  unb  fäeibet  bie  ©ruppe  be« 
ÜJtonte  beüa  $iearajia  (3677  m)  oon  bem  JBernina* 
ftode.  über  ba«  >a>  am  Oftenbe  be«  Stod«  f  ubvt 
bie  ungefähr  56  km  lange  Kunftftraße  be«  JBer« 
ninapaffe«  aud  bem  Cberenflabin  (Samaben)  in 
ba«  $ufd)lau  unb  JBeltlin  (£irano).  Sie  ift  in  guten 
©einjapren  burd)  guprwert  febr  belebt,  aud)  im 
äßintet  täglich  r>on  60  bi«  70  $f«b<n  befabren. 
Unterhalb  ber  $ßaß b otje  liegen  bie  Seen  Sago  5Rero 
unb  Sago  JBianco,  pon  benen  ber  erftere  jum  ©ebiete 
be«  3nn.  ber  lefctere  ju  bem  ber  Abba  gehört.  Auf  bem 
9iorbabb  ange  bieten  bieiBerninapäufer  (2049 m), 
auf  ber  aueficbtsreidjcn  ^Jaßbobe  ba«$ofpij  SB. 
(2309  m)  Unterrunft. 

löernma,  SBejirt  im  fdjweij.  Kanton  ©raus 
bünben,  nad)  bem  JBerge  $ij  JB.  benannt,  bat  (1888) 
4107  G.,  barunter  857  Guangelifdje,  unb  jerfäüt  in 
bie  Kreife  JBrufio  unb  ^oedjiaoo. 

jöcrninapaft,  f.  SBernina  (®ebirg«ftod). 

föcrnmi,  Sorenjo,  ital.  JBilbbauer  unb  JBau= 
meifter,  geb.  7.  2)ej.  1598  ju  Neapel,  genoß  ben 
Unterriebt  feine«  Sater«,  ging  mit  biefem  natp  9tom, 
wo  er  balb  uon  s#apft  $aul  V.  unb  ©regor  XV. 
befcpäftiflt  würbe;  Urban  Vin.  ernannte  ipn  1629 
;um  Ardntelten  ber  ^eterSlircbe  unb  jum  Seiter 
aUet  öffentlichen  Arbeiten  SRom«,  welche  6tellunfl 
er  aud»  unter  ben  folflenben  $dpften  behielt.  1665 
ging  SB.  auf  Ginlabuna  Subwig«  XIV.  jum  3wede 
be«  fiouurebaue«  nad)  $ari«,  wo  er  mit  popen 
apren  empfangen  würbe;  bod)  mußten  feine  Gut* 
würfe  hinter  benen  Jßerrault«  jurüdtreten.  JB.  ^at 
bi«  ju  feinem  Stobe  (28.  9cou.  1680  in  9iom)  ba« 
röm.  Äunftleben  beberrftpt.  ©ein  ^auptbauwerl 
ift  bie  Söollenbung  ber  ^eter«lird>e  in  5Hom;  ferner 
fdjuf  er  ben  großartigen  Sdulenaanfl  por  ber  $eter*= 
tircbe  (mit  ben  162  ^eiligenftanboilbern),  burcp  beffen 
woblberedpnete  perfpeltit»if*e  Slnorbnung  bie  fiirc&e 
erft  ipre  oolle  2öirtung  erpielt.  ffieiter  erfanb  er  ben 
wirfunagoollen  Slltarüberbau  unter  ber  Äuppel  ber 
^eter«hrd?e  (f.  3:afcl:  Üütäre  II,  giß.  5).  Sobann 
uollenbete  er  bie  ^aldfte  SBarberini  unb  DbeScaldji, 
Sorbilber  für  ben  fpfitcm  ^alaftftil.  Gin  üReifterwert 
perfpcrtiüifcper2BirrUng  fdjuf  er  in  ber  grofeenXreppc 
(ScaJa  regia)  im  5Jatitan;  bann  bie  Sentraltircpeu 
6an  Jommajo  ba  Sillanotja  in  (Sajtel  ©anbolt'o 
(1661),  6ta.  Sljfuniione  bi  Staria  Sergine  ju  SIriccia 
(1664),  6an  Mnbrea  auf  bem  Ouirinal  (1678)  u.  a. 


JB.  erbaute  aud)  bie  in  neuerer  3"t  wieber  befeitig* 
ten  Seitentürme,  bie  foa.  Gfel«opren  be«  ißantbeon*. 
Vll«  JBilbbauer  fdpuf  JB.  junäcbft  Aapelleneinbauten 
in  ältere  Äirdjen  mit  Altären  unb  Jöilbfäulen,  ferner 
©rabbentmäler  (namentlid)  ba«  Urban«  VIII.  in  ba 
^eter«lird?e  unb  ba«  ©lernen«'  IX.  in  ber  t>eiligen= 
ßciftlircbe  ju  ^iftoja  1668),  enblid)  JBrunnen,  barun^ 
ter  bie  Montana  la  JBarcaccia,  ben  2riton«brunnen 
auf  bem  JBarberiniplahe  unb  ben  pruntbaften  SBrun* 
nen  auf  bem  91aponopfahe.  ferner  arbeitete  JB.  jabU 
reidje  (sinjelmerte,  al«  JBilbni«büften  (Öubwig  XIV. 
unb  Äarbinal  9iid)elieu),  9ieiterftanbbilber  (Kaiier 
Äonftantin  an  ber  Scala  regia),  antife  ©eftalten 
(iHaub  ber  Jßroferpina  in  ber  UiiUa  Subomfi,  SpoUo 
unb  Sapbne  in  ber  JBilla  SBorgbefe)  unb  cbriftl.  @<« 
ftalten  (Songinu«  in  ber  $eter«fird)e,  bie  beil.  Subo? 
pka  in  6an  $rance«co  a  9iipa,  bie  beil.  2berefa  in 
ber  fiirdpe  Sta.  DJtaria  bella  JBittoria,  nad)  35.«  Sn= 
i  ut  t  fein  befte«  Sert).  SB.«  ted)nifcb  bbd)ft  voüenbete 
JBilbwer!e  lenmeidpnet  ein  malerifd? :  tbeatralifdjer 
3ug  unb  ba«  Streben  nad)  finnlicber  ffiirfung  in 
bem  weisen,  üppigen  ftleifd)  ber  weiblidjen,  ber  über 
Irdftigen  3)(u«fulatur  ber  mdnnlid)en  Körper.  Xaju 
(ommt  übermäßige  JBeweglid)teit  unb  oft  übertrie* 
bene  Gmpfinbung.  JB.  ift  lange  in  Slrcbiteftur,  in 
melcper  er  ©röße  unb  Kraft  mit  f<bwungPoder  Ob* 
lung  ju  perbinben  wußte,  unb  s^laftif  muftergültig 
geblieben.  Gr  iftbereigentlid)eSlu«bilberbe«prunl= 
ooUften  JBarodftil«.  —  JBgl.  2)obme,  Sorenjo  58.  (in 
«Kunft  unb  Künftler»,öeft32,  Spj.  1877);  5ra*cbeth, 
II  B.  (3Rail.  1899). 

fBerntt  (fpr.  -ni^),  pran^oi«  3oad>im  be  ^ime« 
be.  Karbinal  unb  3ftiniftcr  Submig«  XV.  uon  gran!= 
reid),  geb.  22.  3Rai  1715  ;u  St.  'JRaKel  b'Hrb^e, 
wibmete  jid)  bemgeiftlicbenStanbe.  Kauml8jdbrig, 
trat  er  al«  *äbbt  in  bie  Pornebme  SBelt,  wo  fein  ein 
nebmenbe«  äußere,  fein  lieben«würbige«  SDefen 
unb  ba«  Talent,  gefällige  JBerfe  ju  tnadjen ,  fein 
Gmportommen  begünftiaten.  2)ie  iKarquife  uon 
JBompabour  ftellte  ibn  ftibmig  XV.  »or,  ber  ibn 
lieb  gewann  unb  ibm  eine  ©obnung  in  ben 
Suilerien  nebft  einer  ißenfion  uon  1500  fiiure* 
gab;  1744  warb  er  SDlitglieb  ber  Sltabcmie.  3m 
ilnfang  ber  fünfziger  3ap«  erwarb  er  fid)  al«  ©e= 
fanbter  in  JBenebig  burd)  bie  Slu«gleid)ung  eine» 
jwifeben  bem  iUaptte  unb  ber  oenet.  Regierung  c  b 
roaltenben  3wifte«  ©unft  unb  Jlnfeben.  ylado  JUari* 
1755  jurüdgelebrt ,  trug  er  unter  Anregung  ber 
^ompabour  jur  $>crfteUung  be«JBünbniffe«  mitCfter- 
reid)  bei,  ba«  §rantrcid)  in  ben  Siebenidprigen  Krieg 
oermidclte.  fim  1.  3Rai  1756  unterjeidWte  er  ben 
JBerfaiUer  JBünbni«uertrag,  1.  3Jlai  1757  ben  Skr 
trag  bejüglid)  einer  Seilung  Greußen«.  fLm  25.  ^uni 
1757  übernahm  er  an  Stelle  SRouilll«  ba«  SRiniftc^ 
dum  ber  auswärtigen  Angelegenheiten.  AI«  ber 
an  ßfterreid)«  Seite  geführte  Krieg  ungünjtige  9ie= 
fultate  auf  wie«,  riet  er  bem  König  unb  feiner  ©e-- 
liebten  vergeben«  jum  ^rieben.  1758  erhielt  er  feine 
Gntlaffung  in  bemfelben  Augenblid,  wo  er  uom 
Zapfte  ben  Karbinal«but  erhielt;  in  bie  ^rooinj 
uerwiefen,  blieb  er  in  Ungnabc  bi«  1764,  wo  ibn 
ber  König  »um  Grjbifdjof  uon  Albp  ernannte.  1769 
mürbe  er  ©efanbter  in  9tom  unb  hatte  uornebmlicb 
bie  Aufhebung  be«  3efuitenorben«  ju  betreiben.  Tie 
iHcuoluiion,  bie  er  nicht  anerlannte,  Pernidjtcte  feine 
Stellung  fowie  feinen  JBefi^.  Gr  blieb  in  SRom  bi» 
an  feinen  Job,  2. 9lou.  1794.  Seine  ^oefien  fmb  oen 
geringem  JSert.  2a«  ©ebidjt  «La  religion  vengee» 
würbe  nad?  feinem  2obc  uon  Ajara  unb  ©erbil 


.  Digitized  by  Google 


Sernfoftel  - 

(^arma  1796)  unb  Don  SJtigne  (in  «Demonstration« 
erangeliques»,  93b.  9,  93ar.  1848)  &erau«gegeben. 
©efamtauSgaben  feinet  SBerte  erfdjienen  1797  unb 
1825.  Seine  «Memoires  et  lettres»  (bg.  von  SWaf» 
fon,  2  93be.,  $ari«)  erfdjienen  1878,  feine  «Corre- 
spondance  avec  Paris  Duverney»  (2  93be.,  Sonbon 
unb  $ari«)  1790.  —  58ßt.  SJtaffon,  Le  Cardinal  de 
B.  depais  son  ministere  ($ar.  1884). 

©crnf afüel.  1)  RreW  im  pteufe.Steg.»93ej.  Jtier, 
bat  667,6«  akro,  (1895)  44  536  (22022  männl., 
22514  »eibU  <$.,  1  Stabt  unb  92  2anbgemeinben. 
—  2)  95.  (93erncaftel,  Beronis  castellum,  Be- 
rencastellum),  ÄreiSftabt  im  5trei«  93.,  recht«  anber 
febiffbaren  SJtofel,  romantifa)  in  einem  engen  Sbale, 
an  ber  Nebenlinie  2Bengeropr»93.  (15  km,  93abnbof 
6ue«*93.)  ber  9)reufi.  Staatsbnbncrt ,  Station  ber 
SJtofelbampfer,  Sifc  be«  £anbrat«amte«,  eine«  9lmt«* 
gericbt«(2anbgericbt  Ürier),  3oü--  unb  Steueramte«, 
bat  (1900)  2392  barunter  etwa  120  (SDangelifcbe 
unb  50  SSradücn,  93oftamt  jmeiter  Jtlaffe,  Jele* 
grapb,  JRuinen  eine«  alten  Sd/lo|)e«,  höhere  Stabt* 
unb  9Jtäbd)enfdnile,9Ba}ferleitung,  ©asbeleucbtung, 

!täbtifcbe«Ärantenbau«:  2  a  bat  ■  unb  Gigarrenfabri; 
ation,  treffüdben  9Beinbau  (ber  «SBernlafteler  $ot= 
tor»  gilt  al«  einer  bet  feinftenSJtofelroeine),Sdncfet= 
brüdje,  (Siien».  93lei»unb  flupfergruben ,  Schiffahrt, 
jpanbel  mit  2öein  unb  Schiefer.  93on  99.  führt  eine 
eiferne  93rfide  (bie  erfte  ftebenbe  jroifd?en  Jrier  unb 
floblenj)  über  bie  SJtofel.  93.  gehörte  früher  jum 
(5rjbi«tum  2rier,  erhielt  1291  Dom  ÄaiferStubolf  L 
Stabtfreibeiten.  5)ie  93urg,  jefct  im  93efi&e  be«  Äai 
fer«  SBilbclm,  würbe  im  7.  3abrb.  Dom  ©rafen  93ero 
erbaut,  1017  Dom  (Srjbiicbof  Poppo  jerft&rt,  1277 
Dom  (Srjbifctjof  fjeinridj  roieber  aufgebaut,  galt  im 
SJtittelalter  al«  fehr  feft,  mürbe  1639  unb  1650  Don 
ben  granjofen  erobert,  1674  Dergeblidb  belagert  unb 
1692  burd?  <yeuer«brunft  jerftört.  —  93gl.  93re«gen, 
Tai  fdjöne  luftige  33.  (Steumieb  1892). 

töcrnlef,  ein  blinber  frief.  Singer,  ben  ber  b>il. 
Siubger  (geft.  809)  belehrte,  ber  ältefte  befannte 
«croo,  9lbt,  f.Glunp.  [beutfcbe25id)tcrname. 
Ü3crnouÜt  (fpr.  -nulli),  Stame  einet  SReihc  au«-- 
gejeid?netct  SJtdnncr,  bie  faft  fdmtlid)  bie  mathem. 
uBiffenfdjaften  »um  ©egenftanbe  ihrer  Stubicn 
wählten.  (Sgl.  %  SJterian,  3)ie  SJtatbematiter  93., 
93af.  1860.)  StammDater  ift  ein  3a tob  93.  (geft. 
1583),  ber,  um  ben  93ebrücfungen  be«  $>erjog«  »Iba 
juentgeben,Don?lntTOeTpennad)  faantfurta.SJt.au«» 
toanberte.  (Sin  (Intel  be«felben,  ebenfall«  3  a  t  o  b  93. 
genannt,  geb.  um  1598,  fabelte  fidj  1622  in  93afcl 
an  unb  ftarb  bafelbft  1634.  3n  93afel  gehörte  bie 
Samilie  halb  ju  ben  angefebenften,  unb  Diele  ihrer 
SJtitglieber  betleibcten  bie  höcbften  Staat«ämter. 

1)  Stitolau«  93.,  ber  ältefte  Sobn  be«  lehtge» 
nannten  3atob  93.,  geb.  19.  StoD.  1623,  geft.  8. SJiärj 
1708,  Kaufmann  unb  SJtitglieb  be«  ©tofeen  :Ha  t-> 
in  93afel,  hinterließ  11  Äinbet,  Don  benen  ba«  fünfte, 
3atob.  unb  ba«  jebnte,  Johann,  berühmt  finb. 

2)  $alob  93.,  geb.  27.  2)ej.  (a.  St.)  1654  ju 
93afel,  93tofeffot  ber  SJtatbematit  bafelbft  feit  1687, 
geft.  16.  9ug.  1705,  roenbete  bie  Don  Seibnij  unb 
vlcroton  erfunbene  Stedjnung  beä  Unenblichen  auf 
bie  fdjmierigften  fragen  bet  ©eomettie  unb  2Jte* 
cbanit  an,  beregnete  bie  (orobtomifdpe  unb  bie  Met 
tenlinie,  bie  logaritbmifdK  Spitale  unb  bie  (fDolute 
Detfdjicbenet  trummer  Cinien  unb  erfanb  bie  93er = 
noullifdpen  Bahlen,  roorunter  man  bie^oeffi- 
cienten  bc«  niebrigften  ©liebe«  in  ben  Wormeln  für 
bie  Summen  ber  geraben  ^otenjen  aller  ganjen 

©rorfljauä'  ßonDrrlatioiiJ  lici;U 'i:    14.  Hilft.    W.  ?t.  IL 


-  Scrnoufli  817 

3ablen  Don  1  bi«  x  Derftebt,  Don  benen  et  jebod) 
nur  bie  fünf  etften  angegeben  bat;  ihr  ©efefe  tourbe 
erft  Don  2JtoiDre  gefunben  unb  Don  Guler  einfacher 
baraefteüt.  (Sine  Sammlung  feiner  «Opera»  erfebien 
in  ©enf  (2  93be.,  1744).  —  9Jgl.  Saalfcbüft,  9?or= 
lefungen  über  bie 93ernoullif(fcen3ahlen  (93erl.  1893). 

3)  Sein  93rubet  Johann  JB.,  geb.  27.  3uli 
(a.  St.)  1667  ju  93afcl,  mar  ebenfalls  einet  bei 
größten  9Jtatbematifer  feiner  3«it.  Stnfangä  jum 
KaufmannSftanbe  beftimmt,  menbete  er  ficb  fpfitcr 
ben  töiffcnfthaftcn  ju  unb  madjte  in  ben  %  1690 
—92  oerfebiebene  Steifen,  namentlicb  aud)  nad? 
ftranfreitp,  »o  et  ben  SÜtatquid  be  Tfiopital  tennen 
lernte.  9tad)bem  et  1694  ju  93afel  in  bet  mebij. 
$atultät  ptomoDiett  hatte,  ging  et  1695  alö  ^Jrofeffor 
bet  9)tathematit  nadj  ©t oningen.  9tad?  feine«  93ru= 
bet«  ^alob  Jobe  übernahm  et  in  93afel  beffen  Stelle, 
bie  er  bi«  ju  feinem  lobe,  1.  3an.  1748,  betleibete. 
(St  erfanb  loahrenb  feine«  Aufenthalt«  in  ^ari« 
ben  calculus  exponentialis,  ben  et  1697  betannt 
madjte,  noch  Dor  ÖcibnU,  bearbeitete  mit  feinem  Dor* 
genannten  93rubet  bie  $iffetentialtecbnung  unb 
tegralred)nung,  bie  et  beträchtlich.  au«baute.  Seme 
«Opera  omnia»  erfchienen  in  fiaufanne  (4  93be., 
1742)  unb  fein  « 93riefrce*fel  mit  fieibnij»  eben= 
bafelbft  (2  93be.,  1745). 

4)  (Sin  Neffe  ber  beiben  Dorigen,  9t if  olauS  93., 
geb.  10.  Ott.  (a.  St.)  1687  ju  SJafel,  ftubierte  bie 
iHecbte,  Dorjug«roeife  abet  bie  SJtatbematit,  na» 
mentlid?  auch  in  ©toninaen,  Don  ido  et  1705  mit 
feinem  Db,eim  Johann  93.  nach  93afel  jurüdtebrte. 
6t  »arb  auf  ifeibnij'  Empfehlung  1716  ^rofeffor 
bet  aRatbemati!  in  ^ßabua,  1722  ^rofefior  bet 
Sogit  in  93afel,  1731  ^tofeffot  be«  fiehntedjt«  ba= 
felbft  unb  ftarb  29.  9toD.  1759.  93.  bereicherte  mit 
mebrern  (Sntbedungen  bie  ©ahrfdjeinlichteit«»  unb 
bie  Integralrechnung. 

5)  Daniel  93.,  So^n 3ohann« 93.,  geb.  29.3an. 
1700  ju  ©roningen,  ftubierte  in  93afel  SJtebijin 
unb  2Ratbcmatit.  Nach  Steifen  burd:  2)eutfchlanb 
unb  Italien  folgte  et  1725  einem  Stufe  nach 
s$etet«buta;  1733  tehrte  er  nach  93afel  jurOct,  roo 
et  bie  ^rofeffut  bet  Anatomie  unb  93otanit,  1750 
bie  bet  ffofU  ct^ielt  unb  17.  2)tdtj  1782  ftarb. 
(St  mar  einet  bet  größten  ^bofifet  unb  3Jtatbema: 
titet  feinet  3eit.  3«bnmal  ethtelt  et  ben  ^Jtei«  bet 
^atifet  »tabemie.  OJtit  feinem  9}ater  teilte  er  1734 
einen  hoppelten  ^ßtei«  bei  bet  genannten  Stabemie 
füt  bie  äbhanblung  «übet  bie  Urfadjen  ber  Der» 
fehiebenen  Steigungen  bet  Planetenbahnen  gegen  ben 
Sonnenäquatot».  Sein  f>auptn>ett  ift  bie  «Ilydro- 
dynamica»  (Straßb.1738).  5)arinentroidelt  er  unter 
anberm  juerft  bie  tinetifdje  ©astheorie,  al«  bereu 
93earünber  er  angefehen  werben  fann.  —  93gl.  35ic 
93a]eler  SJtatbematiter  2)aniel  93.  unb  fieont/arb 
(Suler  (93af.  1884). 

6)  3 o bann  93.,  ber  Steffe  be«  Doriaen,  geb. 
4.  StoD.  1744  ju  93afel,  ftarb  al«  tönigl.  Mftronom 
13.  3uli  1807  ju  93etlin,  mobin  et  1764  berufen 
roorben  »at,  nadjbem  er  faft  alle  fidnbet  (Sutopa« 
befucht  hatte.  93on  feinen  Scbtiften  Tmb  ju  erroäb' 
nen:  «Recueil  pour  les  astronome9»  (3  93be.  unb 
1  Suppl.,93etl.  1771— 79),«Sammlung  turjer  Steife» 
befebreibungen»  (18  93be.,  ebb.  1781—87),  «SlrcbiD 
jur  neuern  ©cfdjidjte,  ©eograpbie,  Statur»  unb 
SJtenfdjentenntni«»  (8  93be.,  Cpj.  1783—88). 

7)  91on  feinen  beiben  93rübern  war  Daniel  93., 
geb.  31.  3an.  1751  ju  93afcl,  geft.  bafelbft  21.  Ott. 
1834, 2>oftot  bet  SDtebijin  unb  ptofeff ot  bet  93eteb= 

52 


818 


©erns&act)  —  $3ernftcin  (|>ar$) 


famfeit,  wdbrenb  3af  ob  33.,  geb.  17.  Ctt.  1759  ju 
.Maul,  nach  ^etereburg  ging,  n>o  er  fich  mit  einer 
Cntelin  Gulers  oermäblte  unb  15.  1789  als 
lirofeffor  ber  3Jlatbematil  unb  Afabemiter  ftarb. 

8)  (Ebtiftopb  93.,  Sobn  bes  lefctgenannten  Da* 
niel  93.,  geb.  15.  2Jcai  1782  ju  93afel,  befuebte  bas 
College  »u  Neucbätcl,  worauf  et  1799  im  93ureau 
bes  üJlinifteriums  Stapfet  ju  Sujern,  bann  in  93afel 
eine  Anftellung  erhielt.  Seit  CiL  1801  ftubierte 
er  in  ©Otlingen  Natutwiifenfcbaften,  unb  1802—4 
wat  et  in  fcalle  orbentlicber  Sebrer  am  $äbago; 
gium.  Sobann  ging  et  nad?  93erlin  unb  'JJarie; 
1806  eröffnete  et  in  93afel  eine  ^rioatlebranftalt, 
bie  et  abet  1817  eingeben  liefe,  worauf  ihn  bie 
"flrofeffur  bet  Naturgefd)tcbte  an  bet  bortigen  Uni* 
oerfität  übertragen  mürbe,  (fr  ftatb  6.  $ebr.  1863. 
93.  gebort  ju  ben  fleifeigften  Scbriftftcllern  in  93e= 
arbeitung  bet  rationellen  Technologie.  SJon  feinen 

Vitien  fmb  ju  crwdbnen:  «Uber  ben  nachteiligen 
ßinfluft  bet  3unf roetf affung  auf  bie  ^nbuftrie»  (93af. 
1822),  «Anfangsgrünbe  ber  Dampfmafcbinenlebre» 
(ebb.  1824),  «iKationeUe  Darftellung  bet  gefamten 
medban.  93aumwollfpinnerei»  (ebb.  1829),  «Skbe-- 
melum  bes  ajlecbamlers»  (Stuttg.  1829;  20.  Aufl., 
bearbeitet  pon  Autenbeimer,  1894),  «öanbbucb  ber 
Technologie»  (2  93be.,93af.  1833—34;  2.Aufl.l840), 
«Dampfmafcbinenlebre»  (Stuttg.  1833;  7.  Ruft 
1890),  «(Slementarifcpes  öanbbucb  ber  inbufttiellen 
i^Pfil,  2J(ecbanit  unb  öübraulif»  (223be.,  ebb.  1834 
—35),  «öanbbucb  ber  jJopulationiftil»  (Ulm  1840), 
«Technolog,  ^anbencoflopdbie»  (Stuttg.  1850). 

9)  3obann  3atob  93.,  geb.  18.  San.  1831  ju 
33afel,  war  fiebrer  ber  ©efcbiAte  am  obern  ©pmna; 
fium  unb  an  bet  obern  JHealfdbute  ju  93afcl,  mürbe 
bann  aujjerorb.,  1895  orb.  ^tofeffor  an  ber  bortigen 
Unioerfitdt.  6eine  Scbriftcn  bebanbcln meift  ©egen= 
ftdnbe  ber  antilen  ^laftif,  mie  «über  bie  fiaofoon- 
gruppe»  (9)af.  18G3),  «Über  bie  ÜJtineroenftatuen» 
(ebb.  1871),  «Die  93ilbniffe  bes  dltern  Scipio»  (ebb. 
1875),  «Die  93ilbniffe  berühmter  ©riechen»  (ebb. 
1877),  «Nömifcbe  ^tonogtaphic»  (2  Tie.,  Stuttg. 
1882—94)  unb  namentlich  «Apbrobite»  («p».  1874). 

10)  Äuguft  93.,  geb.  1839  ju  93afel,  ftubierte  ©e* 
fdjtcbte  unb  lebt  als  sBrioatgelebrter  in  33afel.  (fr 
febrieb :  «Die  Schlacht  bei  6t. yalob  a.  b.  93irs»  (93af. 
1877),  «SLUnlelriebS  Tbat  in  ber  Schlacht  bei  Sem* 
paä»  (ebb.  1886),  «Die  dltefte  beutfehe  (£t;tonit  oon 
Colmar»  (ebb.  1888),  «Die  Sagen  oon  Teil  unb 
Stauffadjer»  (ebb.  1899)  unb  gab  93b.  4  u.  5  ber 
«iöafeler  Gbrontten»  (2pj.  1890  u.  1895)  heraus. 

ttetnäbad),  Dorf  in  Sacbfen,  f.  93b.  17. 

43crnftabr.  l )  33.i  n  S  a  ch  f  e  n,  ©tobt  in  ber  Amts= 
bauptmannfebaft  Cöbau  ber  fäcbf.  Äreisbauptmann: 
fchaft  Jaunen,  an  ber  $liesni&  unb  ber  Nebenlinie 
i>errnbut=93.  (10,i  km)  ber  Säcbf.  StaatSbabncn, 
eih  eine*  Amtsgerichts  (Sanbgericbt  93au&en)  unb 
Zollamtes,  hat  (1900)  1387  (*.,  barunter  39  Kathen 
ltten^oft,  Telegraph  unb  l'anbmirt  jcbaft.  Der  SlmtS 
bejirt 9). umfafet  bendigenfchenKreid  unb  gebort 
ju  ben  93efigungen  beä  MlofterS  3rtarienftern.  $m 
nahen  Äunneräborf  (616  Q.)  93aummollfpinnerci 
unb  Weberei.  -  2)  93.  i  n  S  cb  l  e  f  i  en ,  6tabt  im  i<rci^ 
CU  beä  preufe.  sJieg.=93ej.  9)rc«Iau,  an  ber  SBcibe 
unb  ber  fiinie  93rcölau=Cl«  =  ftatton)i^  ber^reufe. 
Staatebahnen,  Si|j  eine*  Amtsgerichte  (Canbgeridit 
Cle),  $o\[  unb  Steueramtes  erfter  ftlafie,  bat  (1900) 
4296  ö.,  barunter  620  Hatbolifen  unb  180xVraelitcn, 
in  (JJarnifon  bie  3.  Cetabron  be*3)raaonerrcgimcnte 
Äönig  Biebrich  DL  (2.  Scblef.)  Nr.  8,$oftamt  jrceiter 


klaffe,  Telegraph,  eine eoang.  unb  eine  Ui\ .  Hr.:. 
I  Spnagoge,  bobere  ftnaben;  unb  2Rdbchen:$ricat 
untcrrichteanftalt  unb  tatb.  Glementarfchule;  Tuet 
!  Weberei,  Schuhmacherei,  TUcblerei,  i»ci  Dampf 
]  unb  j»ei  Sdgemüblen,  Dampf brauerei  unb  3u<ta 
|  fabrit.  $m  Schlöffe  befinbet  fich  ba«  Sorftamt  ber 
tronprinjlicben  Tbronlebnöoerroalrung. 

»Pcrnftcin  (b.  i.  93rennftein;  htm-  ift  nieber^ 
beutfehe  0orm  für  brenn-),  Succinit  obetSlgt: 
ft  ei  n  (b.  i.  Scfaatftein ;  gried?.  Elektron ;  lat.  electrura, 
succinum;  ein  altbeutfche«  SBort  für  93.  ift  in  ber 
lat  Sonn  glaesum  ober  glessom  übctlicfett),  ba* 
£>arj  r>on  Nabelhöljern  au;-  ber  Tertidqett  f$m 
Altertum,  mo  man  am  geriebenen  93.  juerft  elel 
trifebe  (frftheinungen  »ahrgenommen  hatte  (baber 
ber  Sluäbrucf  ßlettricitdt),  mar  feine  ppanjliche  Sxr 
f  unft  betannt;  fchon  Ariftotelee  hielt  ihn  (340D.Gbt.) 
für  einen  Stoff,  ber  93dumen  entfloffen  fei.  Spdter 
dnberten  fich  bie  anflehten  über  bie  iwrtunft  bee  33. 
Demoftbene*  ertldrte  ihn  für  rierifche  Slusfcheibun 
gen,  Niceas  für  oerbiebteten  Sonnendtber.  Sluch  in 
neuerer  Seit  waren  Slgricola,  Thwphraftuä  ^3ara= 
celfu»,  felbft  Sinne"  ftch  über  feine  Slbl'tammuncj 
nicht  Har.  ©irtanner  (1789)  hielt  ihn  für  2Sad>* 
ber  gropen  SBalbameife  (Fonnica  rufa  L.) ;  93ujfon 
lie|  ihn  aue  milbem  öonig  entftehen,  ber  burefc 
»itriol  in  ber  Crbe  oerbdrtet  ift.  Äür  ^Jflanjenhari 
wirb  ber  93.  erft  um  1796,  namentlich,  oon  IBrofefior 
93od  mieberer!annt.  Sil«  £arj  oon  ftoniferen  er= 
Udrte  ihn  juerft  Struoe  in  Danjig  1811,  unb  feine 
foffile  Natur  bemied  Schweiger  (Äöniaeberg)  1811. 
Die  mitroffopifche  Unterfucbung  ber  |>5(jer,  benen 
ber  93.  einft  entauoll,  hat  ergeben,  bap  ce  Koniferen; 
ftdmme  waren;  boch  bleibt  jweifelbaft,  ob  biefe 
Honifere  eine  Pinus  (was  am  mabrfcbeinlicbuen  ift) 
ober  eine  Picea  war;  baher  bleibt  ber  Name,  ben 
Ööppert  ber  33crnfteinpflanjc  gab,  Pinites  succioi- 
fer,  oorldufia  noch  in  feinem  fechte  beftehen. 

©eologifchee.  Die einftige Heimat  biefer93«m- 
fteinfonifere  war  ein  auegebebntee  93erglanb,  beffen 
Sübgrenjen  etwa  ben  Umriffen  bee  mittlern  Teiles 
ber  heutigen  Dftfec  entfproeben  haben  mögen.  Jluf 
biefem  93oben,  ber  aus  bem  Sfteereefcblamm  ber 
Äreibejcit  gebilbet  war  unb  ber  fich  burch  gropen 
^Keicbtum  an  Äalf  auejeichnete,  wucherte  ein  üppiger 
ffialb  ber  oerfdnebenften  Äoniferen,  als:  Piaus, 
Abies,  Thuja,  Cbamaecyparis,  untermifefct  mit 
ßiebenarten,  fiorbeerbdumen  unb  Halmen.  3n  bem 
SBalbboben  häufte  fich  bae  ^arj  im  Saufe  bet  3abr= 
taufenbe  immer  mehr  an,  mdbrenb  bie  93dume  vev 
moberten  unb  neuen  $lai)  machten.  Sie  bann  biefer 
s2öalbboben  bei  einer  Sentung  beS  Sanbee  in  ben 
Bereich  be»  ÜReere  fam,  würbe  er  jerwafchen,  bie 
noch  oorpanbenen  Stdmme  fortgefchwemmt,  ber  93. 
ieboeb  in  benen  Umgebung  abgefe&t.  Diefe  in  bem 
bamaligen  ufteere  gebilbete  Schicht ,  bie  f og.  blaue 
örbe,  i)t  bie  £>eimat  be*  93.;  ihr  entftammt  er  in 
allen  Slbfdtten  jüngerer  9Beltperioben.  Schon  in 
jener,  bem  93.  folgenben  93rauntohlenjeit,  würben 
betrdchtliche  Waffen  blauer  Grbe  umgelagert  unb 
mit  ihr  tarn  ber  33.  in  bie  Ablagerungen  jener  3«*, 
namentlich  in  bie  fog.  ©efrretften  Sanbe.  Ale 
fpdter  ber  norbif che  ©letfeher  feinen  5Beg  über  unfer 
jeftiges  Siaterlanb  nahm  unb  unter  fich  ben  93oben 
mit  fortrife,  gelangte  auch  ber  S.  in  bie  biluoialen 
Ablagerungen  unb  würbe  fo  weit  über  baä  beutiebe 
unb  ruf),  ©ebiet  oerftreut,  ale  fich  biluoiale  Ab; 
lagerungen  barin  oorfinben.  Nach  Schlufe  ber  ©ie* 
jeit  gelangte  ber  93.  burch  bie  umlagerte  unb  ab* 


Digitized  by  Google 


öemftein  (§ar$) 


819 


tragenbe  ihätigleit  ber  ÜBaffer  in  bie  Schichten,  bie 
rvir  mit  alluvial  bejcidmen,  unb  auch  in  bie  heutige 
Oftfee.  AuS  (enteret  wirb  er  nach  jebem  gegen  bte 
Müfte  gerichteten  Sturm,  untermifebt  mit  Seetang, 
als f og.  Stranbfegen  ausgeworfen,  füi  frühem  ^abr- 
taufenben  blieb  bet  ausgeworfene  93.  an  äefcbü&ten 
otellen  liegen,  fammelte  ftd?  ju  gröfeern  Ablagerum 
aen  an,  verfanbete  unb  bilbete  fo  neue  Ablagerungen, 
Die  als  altalluviale  Sagerftätte  bejeidmet  werben, 
rvie  man  fie  bcifpielSwetfe  bei  6djroaräort  finbet. 

Gin  befonbereS  wifienicbaftlicbeS  3ntercfie  *r= 
langt  ber  93.  bureb  feine  tierifeben  unb  pflanilicben 
(Sinfcblüffe.  35ie  Siere  unb  ^flanjen  beS  93. 
jteben  benen,  welche  heute  im  fübl.  Scorbamerita 
unb  .uiriiu  vortommen,  fehr  nahe,  gehören  meift 
noch  jcjjt  lebenben  ©attungen  an,  finb  aber  in 
ben  Arten  gegenwärtig  auSgeftorben.  ^Beobachtet 
rourben  Säugetierhaare,  Gebern  von  fpeebtartigen 
i>ögeln,  Gibecbfen,  Sdmedcn,  Krebfe,  Spinnen, 
Skorpione,  Jaufenbfüfee  unb  alle  Klaffen  ber 
eigentlichen  Snfclten.  «ber  ben  Artenreicbtum  an 
Bieren  im  93.  gab  9i.  KlebS  auf  ber  93erfammlung 

beutfeber  9laturforfcher  unb 
ölrjte  ju^eibelberg  1889  eine 
überftcht.  93on  SJiüden  unb 
fliegen  (ann  man  oberfläcb: 
fich  allein  230  Arten  unter= 
febeiben  (f.  beiftehenbe  Abbil= 
bung  1,  bie  eine  9Rvramibe 
in  natürlicher  ©röfee  [a]  unb 
ftartvergröfeertbarfteUt);von 
ben  gegenwärtigen  75  Käferfamilien  fehlen  bem 
93.  biS  je&t  nur  26;  in  ähnlicher  9Beife  finb  alle 
^nfettenfamilien  bureb  jablreicbe  Arten  vertreten. 
35  ic  bcbeutenbftcn  Sammlungen  finb  bie  beS  Sern* 
fteinmufeumS  von  Stantien  &  Söecfer  ju  KönigS= 
berg,  welche  über  50000Ginfcblüffe  enthält;  ferner 
bie  Sammlung  beS  2JtufeumS  für  9iaturlunbe  ju 
Berlin  mit  etwa  14000  «Hummern  unb  bie  beS 
iülufeums  für  93erg'  unb  ©flttenmefen  ju  93erlin; 
lefetere  befi&t  eine  Uberficht  von  Grportartüeln  beS 
vjerarbeiteten  93.  25er  3Bert  ber  feltencn  Ginfcblüfie 
ift  febr  hoch;  fo  würbe  baS  eingefebl offene  93latt  beS 
^immetbaum«  (f.  nacbftehenbe  Abbilbung  2)  mit 


A 


Bifl-  5. 

1 100  371.  bejahlt.  2)ie  93lüte  bon  Stuartia  Kowa- 
lewskii  Caspary  würbe  für  300  SR.  vertauft,  öäufig 
vorlommente  Ginfcblüffe  toften  0,*s  bis  3  97t. 

2)er  93.  finbet  ftcb  in  verfebiebener  gär  bung 
von  reinweife  bis  bunlclrotbraun ,  fogar  bläulich 
unb  fmaragbgrün.  25ie  gärbung  rührt  von  lleincn 
93ld*cben  her,  bie  ben  93.  burchfetjen.  25ie  jahl= 
reidjften  Bläschen  befi&t  ber  febaumige  93.,  welcher 
lehr  weich  ift  unb  leine  Politur  mehr  annimmt. 
Weniger  93ldSd)en  weift  ber  fnochige  93.  auf,  noch 
weniger  ber  f og.  93aftarb,  am  wenigften  ber  flomtge 
tbalbllare)  93.;  blafenfrei  ift  ber  llare.  gerner  unter* 
id)e ifcet  man  maffioen  93.  unb  bie  fog.  Scblauben. 
iTJtaffiver  93.  entflofe  einft  lebenben  Stämmen,  er 
ift  faft  immer  trübe.  Scfcmoljen  biefe  £ar3maffcn 


in  ber  Sonnenbifce ,  ober  entjog  lefctere  abgeftorbej 
nen  Stämmen  baSöarj,  fo  würbe  eS  !lar.  25a* 
burch,  bafe  bie  einjelnen  Grgüffe  fdjnell  erhärteten, 
tonnten  nachfolgenbe  ^arjflüffe  nicht  mehr  feft 
baran  haften.  GS  entftanben  baburdj  Stüde,  beren 
tfohäfion  in  ber  ftlufericbtung  fehr  fdjmach  ift  unb 
bie  baher  leicht  fcpalig  serfpnngen.  Sie  führen  ben 
tarnen  Schlauben  unb  jeiebnen  fich  burch  Klan 
beit  unb  ben  JReichtum  an  Ginfdjlüffen  aus.  %m 
öanbel  unterfcheibet  man  bie  garben  beS  93.:  9Jerl- 
farbe  ober  93lau  beS  fcanbelS,  faft  milchweife,  oft 
mit  febmacbem  Stich  ins  93läulicbc;  Kumft  färbe, 
gelblich  trübe,  von  Kumft  =  Kohl  abgeleitet,  b.  b. 
garbe  beS  SauerlohlS  ;9Beife;93untInochig,  gelb 
mit  weifeen  ober  Ilaren  SBolfen ;  6  e  1 1  e  S  H  l  a  r ,  f og. 
93raunf cbweiger  Klar,  unb  weinfarbiges 
Klar  unb  2)  u  n  t  e  l  g  e  l  b.  garben  wie  fmaragbgrün, 
blau,  braun  fommen  jmar  auch  bor,  gehören  aber 
ju  ben  größten  Seltenheiten. 

OJleift  ift  ber  93.  mit  einer  buntelrotbraunen,  an 
ber  Oberfläche  gelbftaubigen  SHinbe  umgeben,  bie 
burch  93erwitteruna  wdhrenb  ber  Lagerung  im  Grb: 
boben  entftanben  ift;  fe  nach  ben  oerfchiebenen  3lb* 
lagerungSfchi6ten  ift  auch  bie  garbe  unb  93efcbaffen: 
beit  ber  IBcrwitterungSrinbe  eine  anbere.  tibaral- 
teriftifch  ift  bie  gänfehautdhnliche  93efchaffenheit  ber 
Oberfläche  beS  93.  aus  ber  blauen  Grbe;  bie  Stinbe 
beS  93.  auS  Jhonerben  unb  fiebmmergeln  ift  bunfeU 
braun  unb  mehr  glatt,  am  bitfften  ift  fie  bei  allen 
Stücfen,  bie  in  fanbigen  Schiebten  ftch  finben.  gaft 
gar  teine  9tinbe  geigt  ber  auS  bem  9Jleere  gewonnene 
93.,  an  bem  9Bellcn  unb  Sanb  einen  natürlichen 
Scbleifprojefe  vorgenommen  haben. 

9Bie  ber  93.  baS  fofftle  ^an  von  Finites  sacciai- 
fer  G.  ift,  haben  auch  anbere  $flanjen  iwriauSfcbei- 
bungen  gehabt,  bie  in  bem  Grbboben  uns  erhalten 
finb.  Keine  berfelben  ift  in  93ejug  auf  Abftammung 
fo  betannt  wie  ber  93.  %m  oftpreufe.  tertiär  forn» 
inen  mit  bem  93.  jufammen  vor :  ber  ©ebanit  (f.  b.), 
ber  ©leffit  (f.  b.),  ber  93ecterit  (f.  b.),  ber  Stantimt 
(f.  b.),  ein  fcpwar)eS,  UareS,  foffileS  s\\x\.  %n  an- 
bem  Orten  würben  wieberum  anbere  foffile  fcarje 
beobachtet,  bie  banna  auch  als  93.  bejeichnet  werben, 
aber  bennoeb  nicht  93.  finb.  Am  ndchften  fteht  bem 
norbifchen  93.  ber  Simentit  (f.  b.),  ber  93.  aus  9lu= 
mänien  unb  @alijien.  93ernfteindhnlich  fmb  auch 
einzelne  fojfile  .\Sar;e  beS  SibanonS  unb  auS  Shina. 

SbemifcbeS.  Xcr  93.  hat  ein  fpec.  (Gewicht  von 
0,s>8  bis  l,t.  Gr  ift  ein  @emenge  von  minbe|tenS  brei 
öarjen,  bie  fich  burch  verfdjiebene  fiöShdjleit  in 
illtobol,  iitber,  Ghloroform  auSjeichnen,  mit  um 
lö&licbcm  93itumen.  93et  ber  93crfchiebenheit  beS  93. 
unb  ben  wecbfelnben  93erbältniffen,  in  benen  bie 
einjelnen  £>arje  in  ihm  vortommen,  ift  eS  auch  nicht 
möglich,  eine  ehem.  gormel  für  feine  3ufammem 
fe^ung  aufjuftellen.  S)ie  elementare  ,-jin\immen- 
fe^ung  für  fnoebigen  93.  ift  Kohlcnftoff  73,68,  ®affer» 
ftoff  9,»4,  Saucrftoff  16,17,  Schwefel 0,n;  für  Haren 
gelben  93.  Koblenftoff  7  8,63,  Söaff  erftoff  10^8,  Sauen 
i'toff  10,47,  S<bwefel  0,4t.  3n  bem  öemenge  von 
Öarjen  liegt  Wohl  nur  beigemengt  93cniftemfäure 
von  2,i  bis  8,7  $ro).  25er  93.  ift  unjerfeftt  nicht 
fcbmelibar.  93ei  einer  Temperatur  von  300  bis 
330°  C.  beginnt  er  unter  3*rfehung  ju  fdjmeljcn, 
inbem  93emfteinfäure ,  93emfteinöl  unb  anbere 
93rennprobufte  entweichen,  ein  in  ölen  IcSlicbeS 
$>axi  (93ernfteintolophonium,  f.  b.)  aber  jurüdbleibt. 

Uber  ©ewinnung  unb  93er  ar  bei  tun  gi.93ern» 
fteininbuftrie.  —  93erwenbct  wirb  ber  93.  befon« 

52» 


Digitized  by 


820 


SBemftein  (<Stabt) 


ber*  ju  S*mLidfa*en,  ßigarrenfpi&en  unb  anbcrn 
SRau*requifiten,  ferner  wir  tni  i  ■  unb  Cadbereitung 
(f.  SBernfteinftrm*).  »ua$  su  mebijinif*en 
3»eden  bient  er  viclfa*  unb  jroar  jund*ft  in  jer* 
fleinertem  3uftanbe  al*  9läu*ermittel,  gegen  3tl?eu= 
mati*mu*  u.  bgl.  6r  mar  früher  au*  offt|incU, 
unb  bie  crfte  2lu*gabe  ber  Pharmacopoea  Germa- 
nica (von  1872)  pat  ipn  no*  al*  Succinum  auf: 
genommen,  ebenfo  SBernfteinöl  al*  Oleum  succini 
unb  SBernfteinfäure  (f.  b.).  Sie  jroeitc  unb  britte 
Auflage  enthalten  biefclben  inbe*  ni*t  mebr.  9$iel-. 
fadj  ift  no*  gegenwärtig  ber  @Iaube  verbreitet, 
bafj  ba*  Strafen  von  93ernfteinperlcn  ben  3abns 
bunbbru*  flemer  fiinber  feljr  erleichtere,  überhaupt 
bafe  ber  93.  alle  Äranft>eitöftof?e  Don  Amme  unb 
Äinb  anhiebe  unb  babur*  feine  färben  veränbere. 
3n  einjelnen  Seilen  von  9tufelanb  ift  biefer  ©laube 
So  feft,  bafc  iebe  tlmme  felbft  mebrere  Äetten  bi*  »u 
tyfunbf*roere  tragen  mufj.  Ter  Sßerbrau*  ift  fo 
ftart,  ba|  biefe  Slmmenletten  einen  ganj  befonbem 
ftabrttationgartitel  bilben.  Ml* l3 dum  gegen  ftranf = 
peit  trägt  ber  Gbinefe  unb  Äoreaner  Heine  Amulette 
auS  SB.,  bie  meift  mit  Sra*enblut  gefärbt  fmb,  unb 
ber  ftrieger  in  ÜJlarolfof*üfct  fi*  burcp  eingeweihte* 
SBernfteinamulett  gegen  bie  ©efabren  be*  Krieges. 

@ef*i*tli*c*.  Sie  SBeroertung  be*  99.  ift 
uralt.  3n  ben  alten  ägppt.  ©räbern  ift  ber  58. 
äufterft  feiten,  roenn  er  m*t  ganj  barin  fehlt.  Sas 
gegen  finben  neb  in  alten  ©räbern  um  2000  v.  @br. 
beifpiel«rreife  bei  ÜJiplend  fdjon  grofee  9Jtengen 
SBernfteinperlen.  3«  Horben  jäplen  bie  befannten 
Steinjeitaltertümer  von  S*marjort  (1500  v.  (£bt.) 
na*  oielen  ftunberten.  Db  ber  95.  bereit*  r>on  f>omer 
ermähnt  mirb,  ift  ni*t  entfebieben,  ba  fein  ßlcftron 
toobl  auf  eine  uRetallfompofUion  ju  belegen  ift; 
ft*er  aber  hatten  bie  alten  @rie*en  bereit*  IB.,  bafür 
fpriebt  bie  Sage  be*  ^baeton,  beffen  am  ßribanu* 
in  Rappeln  vermanbelte  S*meftern  93.  »einten, 
befonber*  aber  bie  zahlreichen  #unbe  von  93.  in 
alten  ©räbern.  2Rit  bem  Anfange  be*  erften  3abr= 
taufenb*  v.  Sbr.  febeint  ber  SB.  eigentlich  hei  allen 
europ.  unb  mit  ihnen  in  SBerübrung  gefommenen 
SBölfern  febr  häufig  in  ©ebrau*  gemefen  ju  fein. 
Namentlich  bie  ©räber  au*  bem  1.  Sabrb,.  n.  dbx. 
finb  äufcerft  reich  an  SBernfteinfunben.  —  Sen 
älteften  öanbel  mit  JB.  vermittelten  vor  1500».  (Sbr. 
auf  ber  iRbein*  unb  ^Joftrafje  bie  ^bilifter.  Sie 
Semiten  be*  Pontus  Euxinus  bemächtigten  ftch 
fpäter  ber  Sonauftrafre.  SBon  1300  bi*  1100  ftanben 
bie  Sibonier  mit  3üttanb  in  birettem  Seeverfebr. 
Um  ba*  11.  ^abrb.  blühte  ber  £>anbel  ber  Jprier 
an  ber  SRhönemünbung.  SBon  1000  bi*  500  haben 
bie  $bönijier  am  ©olf  von  ©enua  ben  99.  ber 
Dlbeinftrafse  in  ben  ßänben.  93on  600 r>.  6b^r.  teilen 
fid)  bie  9)taff»lier,  ßigurier  unb  CtruSler  in  ben 
SBernfteinbanbel;  bie  iöejiebungen  ber  lefttern  reis 
eben  um  400  weit  über  bie  Sllpen  nach  Horben.  Um 
250  o.  Gbr.  nehmen  bie  SRömer  ben  Gtruälern  ben 
SBernfteinhanbel  au*  ben^dnben,  ber  fich  unter  ihrer 
gühning  bei  biref  tem  Cerlebr  na*  Oftpreufeen  (Sen= 
bung  be*  9tero  54  n.  ©pr.  na*  Cftpreufeen)  äufeerft 
entmidelt.  Um  400  n.  6br.  boren  bie  röm.fianbel*: 
bejiebungenauf.unbbieäraberbefudbenOftpreu^en. 

3m  12.  Sabrb.  n.  6hr.  legt  ber  Teutfcbe  bitter« 
orben  auf  ben  SB.  93eicblag  unb  forgt  für  feinen  Hb-- 
fa|.  6*  entfteben  in  perfdbtebenen  beutfehen  Stäbtcn 
Söernfteinbreberjünfte  (^aternoftermacber),  toelcpe 
ben  IB.  bireft  vom  Orben  bejogen:  SBrügge  unb 
Cübcd  (um  1300),  6tolp,  Dolberg,  ©anjtg  (um 


1450),  Glbing  (um  1500),  ftÖnig*berg  (um  1640). 
Sil*  $auptbanbe(*plä&e  galten  tm  15.  oa bib.  $e= 
nebig,  grantfurt  a.  3JI.,  Köln  unb  Dürnberg.  3>a? 
93er nfteinr egal  ift  febr  alten  Urfprung*  unb 
»urbe  fdjon  von  ben  pomerellifcpen  öerjögen  für 
bie  Äüften  von  SBeftpreufeen  unb  sBommem  au! 
geabt.  SBon  ben  pomereUifcben  öer)ögen  ging  tei 
Üteaal  auf  ben  $eutfd?en  Orben  über,  ber  e*  aud 
auf  Oftpreu|en  au*bebnte.  Ter  Orben  übertrug  bie 
3lu*übung  be*  ftegal*  1264  an  ben  SBifcpof  von 
©amlanb,  1312  an  bie  Sämiger  Sifcber,  1342  an 
ba*  Älofter  OUoa.  Hu*  ber  trieben  ju  Shom  1466 
unb  bie  Teilung  ^olen*  1773  änberten  biefe  ®ere*t 
fame  mannigfa*.  ©egenmärtig  ift  ber  SB.  9tega!  an 
ben  6tranben  von  Dp  unb  Söeftpreufeen  unb  ber 
pommcrf*en  ftreife  9ieu=Stettin ,  ^Dramburg,  SBeb 
garb  unb  93ütotv;  im  SBinnenlanbe  in  ganj  C  i: 
preujjjen  unb  im  SBUtum  sBomefanien.  Stuf  ber 
©trede  von  SBei*felmünbe  bi*  s^olft  ift  bie  SBem: 
fteingeminnung  au*f*lief{li*  iRedbt  ber  Stabt 
2)anjig.  Sonft  ift  ber  SB.  frei  unb  gehört  bem 
Üefiöer  be*  ©runbe*,  auf  bem  er  gefunben  »irb. 
(s$reu6.  ©efeji  vom  22.  gebr.  1867;  raeftpreufe. 
sßrovinjialre*t  §§.  73—75.)  3ln  ben  Stranben  von 
Offs  unb  slöeftpreufeen  mürbe  ba*  SRe*t  ber  SBem= 
fteingeminnung  feit  1811  in  ©eneralpa*t  gegeben, 
feit  1837  aber  meiftbietenb  verpa*tet  unb  jroai 
meift  an  bie  angren^enben  Kenner.  Sie  Summe, 
tr>el*e  babur*  bem  Staate  juflof;,  betrug  in  ber 
3eit  vor  Stantien  &93edcr,  beren  Unternehmungen 
1860  begannen,  laum  30000  SB.  jäbrlicb,  bur* 
biefe  5irma  ftieg  fie  aber  auf  etma  800000  Ot  jäbr^ 
Ii*.  Sie  5»tma  beberrf*te  bi*  1896  ben  gansen 
SBernfteinmarft ,  ba  gegen  ihre  sJkobultion  bie  ge^ 
famte  anbere  SBernfteingetoinnung  faft  ganj  oer= 
f*roanb,  unb  hatte  fo  ein  thatfä*li*e*  Monopol 
geroonnen.  Sie  rödfid)t*lofe  Ausbeutung  beöfclben 
gab  »iebcTbolt  |u  öffentli*en  iirgcmiifen  Snlaf; 
unb  betrog  bie  Stegierung  im  1899,  bie  sBernftein- 
getoinnung  gegen  3ablung  einer  @nt]'*dbigungpon 
9,75  3Will.  aft.  tn  ftaatli*en  SBetrieb  ju  nehmen. 

6*roar^cr  93.  ift  foviel  mie  3et  (f.  b.),  grauer 
93.  fooiel  mie  Hmbra  (f.  b.). 

Sitteratur.  Sagen,  ©ef*i*te  ber  SBorroelt.  Ser 
93.  (äönig*b.  1824);  2D.  von  9tap,  3tnft*ten  über 
öntftehung  u.  f.  ».  be*  SB.  (Sani.  1840);  Öerenbt, 
Sie  im  SB.  befinbli*en  organif*en  SRefte  SM. 
1845);  JR.  5Ueb*,  Ser  93ernfteinf*mud  ber  Stein: 
Kit  (Äöniggb.  1867);  berf.,  ©aftropoben  im  SB. 
(93erl.  1886);  berf.,  Uber  bie  §arbe  unb  Imitation 
be*  93.  (Rönig*b.  1887);  berf.,  Ser  93.  unb  feine  ©e > 
f*i*te  (ebb.  1889);  berf.,  Uber  biegauna  be*  «. 
(im  «Jageblatt  ber 52.  SBerfammlung  beutf*er  5la= 
turf  orf*er  unb  ärjte»,  öeibelb.  1890);  3abba*,  Sa* 
Jertiärgebirge  be*  Samlanbe*  (Rönigäb.  1867); 
(Slbitt,  Sa*  SBernfteinregal  (ebb.  1868);  6elm,  3Jlit= 
teilungen  über  93.  (Sanj.  1881  fg.);  ©öppert  unb 
Wenge,  Slora  be*  93.  (ebb.  1883;  fortgcfe|t  von  &. 
Gomoenfc,  1888);  SBalbmann,  Ser  SB.  im  SKlter 
tum  (§eUin  1883);  9]oetling,  Sic  Sauna  be*  fam= 
länbif*en  Jertiär!  (93erl.  1885);  Ie*borpf,  ©e»üv 
nung  u.f.m.  be*  93.  in  *J}reufeen  (^ena  1887);  6on= 
roen&,  Sonographie  ber  balti|*en  SBernfteinbäume 
(Sanj.  1890);  SRolbenbauer,  Sa*  ©olb  be*  Uior; 
ben*  (ebb.  1894). 

iBcrnftcirt.  1 )  ©tabt  im  ihei*  Solbin  be*  preu|. 
SReg.'SBej.  granlfurt,  am  Sunflf«"^  unb  an  ber 
Nebenlinie  ©lafowSlrn*malbe  ber^reu^.  Staat*= 
babnen,  p at  (1900)  2274  <S.,  barunter  etwa  30  fiatho= 


Digitized  by  Google 


©ernftetrt  (Staron)  - 

(Ifen  unb  60  SSraeliten,  %o\i,  Telegraph,  eoang. 
flirre,  Spnagoge,  ehemaliges  eiftercienfer=9tonnens 
llofter,  ÄranlcnbauS,  öofpital,  SBorfcbufjöerein; 
3RaM*  unb  Sdjneibemühle,  4  SBinbmüblcn;  idbrlid? 
6  Siebmärtte.  —  2)  »utgruint  bei  Samba*  (f.  b.). 

tücmftein,  Slaron,  polit.  unb  naturmifienfdbaft: 
lieber  <Bd?riftjtcUcr,  geb.  1812  ju  Sanjig,  würbe 
talmubifUfd)  erjogen,  eignete  fid)  feit  1832  in  33erlin 
»ielfeitige  fpracblicbc  unb  naturmiffenfcbaftlicbe  93U* 
bung  an.  Seine  unter  bem  9tamenSl.9lebenft  ein 
veröffentlichte  93earbeitung  beS  £oben  CiebeS  (33erl. 
1834)  unb  bie  littcrarbiftor.  Arbeit  «SaS  junge 
Scutfcblanb»  fäbrten  ibn  in  bie  litterar.  Äreife  93er- 
UnS  ein.  93.  ftif tetc  1 845  mit  Stern  u.  a.  in  93crlin  bie 
erfte  iüb.  Sief  ormgemeinbe.  (93gl.  über  bie  ^rineipien 
ber  iüb.  Sief  ormgemeinbe  ju  Berlin,  93crl.  1865.) 
1849  begrünbete  er  baS  bemofratifdje^iolfgblatt  «Ur* 
wäblerjeitung»,  baS  ibm  1851  eine  mebrmonatige 
©efängniSbaft  jujoa,  1853  ganj  unterbrüdt  mürbe. 
Öierauf  rief  er  bie  «ißollSjeitung»  mit  gleicher  Tem 
c-enj  in*  Ceben,  für  bie  er  bis  lum  Tobe  (11.  $ebr. 
1 884  ju  2icbtcrfelbe)bie  meiften  Ccitartifel  lieferte(ge« 
fammelt  als  «SReöolutionS»  unb  SReaftionSgefcbicpte 
vJJreufeenS  unb  SeutfdjlanbS  öon  ben  ÜJlärjtagen  I 
ml  jur  neueften  geit»,  3  23be.,  93erl.  1883).  Sie 
uaturwifienfcbaftlicbcn  2luffäj$e,  bie  er  hier  ©er- 
off entlidjte ,  gab  er  juerft  u.  b.  T.  «Sud  bem  Steide 
ber  Slaturwtnenfdjaft»  (93crl.  1856),  jpäter  als  «9la= 
turwiffenfdjaftlicbe  SollSbücbcr»  (4.  Sufl.,  21  93be„ 
ebb.  1880  u.  ö. ;  9leue  ftolge,  ebb.  1880—85)  perauS ; 
wegen  ibrer  ©ebiegenbeit  unb  ihre*  <yormgefd)idS 
mürben  fie  in  faft  alle  europ.  Sprachen  übertragen; 
in  biefen  ÄreiS  gebort  auch  ^Jlaturtraft  unb  ©ci|teS= 
malten»  (2.  Stufl.,  93crl.  1884)  unb  «Slatur  unb  Äul= 
tur»  (2pj.  1880).  Snjiebenbe  Sdnlberungen  au* 
bem  iüb.  SBolteleben  lieferten  bie  Slooellen  «Vögele 
ber  ÜRaggib»  (93erl.  1860  u.  1864)  unb  «ÜRcnbel 
©ibbor»  (ebb.  1860;  neue  SuSg.  1872;  beibe  ju= 
fammen  u.  b.  T.  « 9tor>ellen »,  7.  Stufl.,  ebb. 
1892).  93.SgefcbicbtlicbeSlijsen:  «Xic  aWärjtaac 
(2.  Sufl,  93erl.  1873),  «SuS  bemSabre  1848»  (ebb. 

1873)  ,  «1849.  93erfaffungSfdmpfe  unb  ßabinettS: 
intriguen»  (ebb.  1873),  «33iS  nad)  Dlmüfc»  (ebb.  1873 
u.  1874),  «Sie  3abre  beS  SBolfc«»  (2.  Sufl.,  ebb. 

1874)  unb  «SieSabre  ber  Siealtion»  (ebb.  1881), 
zeichnen  fid)  burd)  lebhafte  Scbilberung  auS. 

«crnficiu,  Gbuarb,  Socialift,  f.  93b.  17. 

üBernftciit,  (5lfa,  Siegerin,  f.  33b.  17. 

»ernfteitt,  ©eorg  fceinr.,  Drientalift,  geb. 
12.  Jan.  1787  ju  (SoSpeba  bei  $ena,  ftubterte 
1806—11  in  3cna,  ficipjig  unb  ©öttingen  Orient. 
Spraken,  habilitierte  fid?  1811  in  $ena  als  Wv 
uatbocent,  »urbe  Cftern  1812  als  aufjerorb.  $ro= 
fefior  ber  morgenlänb.  fiitteratur  nad)  53erlin  unb 
1821  als  orb.qjrofeffor  nad)  33rc*lau  berufen  unb 
ftarb  5.  Slpril  1860  p  Sauban.  Suf  auswärtigen 
33ibliotbelen  fammelte  er  ein  gewaltiges  Utterar. 
Material  namentlich  für  bie  fpr.  fiitteratur  unb 
Sprache,  um  beren  Grf  orfdjung  er  fid)  babnbrccbenbe 
9ierbienfte  erworben  bat.  Gr  gab  betau«:  «Gre- 
gorii  Bar-Hebraei  ebronici  syriaci  Bpecimen  I» 
(2Vh  1822)  unb  «Slntünbigung  unb  ^robe  einer 
neuen  3lu4gabe  ber  fpr.  (Sbronit  bei  ©regoriud 
33ar^ebrduä»  (93crl.  1847):  ferner  beforgte  er 
eine  j weite  Sluflage  oon  Mu'i\te  « Chrestomathia 
syriaca»  unter  völliger  Erneuerung  beS  Serif oni, 
3^b.  1  u.  2  (2pj.  1832—36).  93on  feinem  grofecn 
for.  SBörterbucbe  erfd?ien  nur  bai  erfte  £eft  (SJerl. 
1857).  (Sr  bat  ferner  Jeile  oon  bem  grofeen  eregeti- 


—  ©ernfteintnbuftrie  821 

fdjen  SBert  be8  ©regoriu*  93ar:6ebrfiu§,  bem  «Hor- 
rcum  mysteriorum»,  teil«  felbft  herausgegeben  (ju 
6iob,  SBredl.  1858),  teils  burdp  feine  6djüler  aus 
feinen  forgfdltigen  Slbfdjriften  bearbeiten  Iaffen. 
ferner  gab  er  V  exaui  «2)aS  bciUge  6t»angclium  beS 
yobanneS.  6r>rifcb  in  batllenfifdjer  Überfe^ung» 
(2p}.  1853),  bie  «Commentatio  de  Hharklensi  Novi 
Testamenti  translatione  Byriaca»  (93reäl.  1837; 
2.  31uSg.  1854),  einen  Zeil  bei  «öitopabefa»  (ebb. 
1823),  baS  arab.  Sobaebidjt  beS  Safi  eb^bin  (fipj. 
1816)  unb  baS  arab.  9BerI  «De  iaitiis  et  origiaibus 
religionum  in  Oriente  dispersarum»  (SöerL  1816). 

«ernftein,  ^uliuS,  dltefter  Sopn »on 21aron 93., 
geb.  8.  $ej.  1839  in  SBerlin,  mürbe  1869  au&erorb. 
$rofeffor  ber  ^bpftologie  in  £>eibelberg.  1871  in 
93erlin,  1872  orb.  ^rofeffor  ber  93bfifiologie  in  öatte. 
93.  ftubierte  (?nt[tebungSjeit  unb  Verlauf  ber  elel* 
trifeben  Ströme  tn  ben  Jleruen  unb  fdjrieb:  «Untere 
fuebungen  über  ben  GrregungSDorgang  im  9lerr>en< 
unb  aJluStelfpftem»  (öeibelb.  1871),  «Sie  fünf  Sinne 
be«  5Dlenfdben»  (2.  Slufl.,  Sfo  1889),  tfiebrbu*  ber 
"^bpftologie  beS  tierifdjen  Organismus»  (Stuttg. 
1894);  au di  giebt  er  «Unterfud?ungen  auS  bem  pbp: 
I  fiolog.  ^nftitut»  (£alle  1888  fg.)  perauS. 
©crnftcinböum,  f.  Finites  unb  93emftein. 
©ernftetnfirni^,  eine  fiöfung  won  SBernfteim 
lolopbonium  (f.  b.)  in  JerpentinöL  SBiU  man  einen 
bidflüffiflcn,  tieffdjwarjen  ^irniS,  fo  trfigt  man  in 
1  cbwadj  erwdrmteS  Terpentinöl  fo  lange  93ernftein< 
,  folopbonium  ein,  als  biefeS  noep  gelö|t  wirb,  unb 
erteilt  bem  ftirniS  burd)  3ufab  »on  Terpentinöl 
ieben  ©rab  r»on  {ylüfTiöteit.  9)lit  Seinölfirnis  ge* 
mifdjter  93.  wirb  als  93er nft einlad  bejeidbnet. 

Ocrnftctninbufrrie.  A.  ©ewinnung  beS 
93  er  nft  eins.  Sie  filteften  noeb  beute  gebräud)- 
liefen  ©ewinnungsarten  finb  baS  Muflefen  beS 
93ernfteinS  am  Stranbe,  baS  t5Ho)en  mit 
ßäfebern  unb  baS  fog.  Stedden.  93ei  le^term 
werben  an  Maren  Jagen  oon  93ooten  auS  bie  Steine 
am  SJlecrcSgrunb  (namentlid)  bei  93rüftcrort)  mit 
langen  bafenförmigen  ©abeln  umgebrebt,  unb  ber 
burd)  bie  SBaffcrbewegung  ins  Schwimmen  getom: 
mene  93ernftein  in  tleinem  Siefen  aufgefangen.  Sebr 
alt  iftaud)  baS  ©raben  beSlBernfteinS,  fei  eS 
in  ben  Uferbergen  auS  ber  blauen  Grbe  (@ro|:6ub« 
niden,  Saffau,  Ärartepellen  u.  a.  D.),  ober  auS 
jüngern  Scbidjten  im  93innenlanbe  (Gillenberg, 
©Iudau,  qirölulS  u.  f.w.).  Sie  erften  fiebern  9laa> 
richten  über  rationellen  bergmdnnifchen  Mbbau  ji am  - 
men  auS  bem  (Snbe  beS  18.  ^abrb.  Sod)  würbe  ju 
biefer  3eit  nur  ber  geftreifte  toanb  abgebaut.  6inen 
großen  Sluffchwung  erhielt  bie  93em)teingewinnung 
burd)  bie  girma  Stantien  &  93eder  in  Königsberg, 
welche  an  Stelle  ber  frühern  einfachen  ©ewinnungS= 
arten  Taucher  unb  Sampfhagger  einführte.  Sod) 
ift  biefe  ©ewinnung  beS  93emfteinS  je|t  aufge< 
geben;  bafür  wirb  bie  blaue  Öxbe  bergmdnnifd) 
in  mebrern  Anlagen  bei  3Jalmniden  unb  Ärarte^ 
pellen  abgebaut.  Sie  jährliche  «Probuttion  beträgt 
etwa  8—9000  Str.,  ju  beren  Hebung  etwa  1400  Är« 
beiter  unb  93eamte  nötig  fmb.  Sie  )u  Tage  ge< 
fchaffte  blaue  &rbe  wirb  }erwafchen,  burd)  3luS= 
(efen  unb  Sieben  ber  barin  enthaltene  93emftein 
(Tief  bauftein)  abgefonbert  unb  in  größere  Stüde, 
Sammftein,  unb  feinere  Stüde,  girniS,  ge« 
trennt,  bie  nach  ©röfee,  %oxm  unb  Sarbe  fortiert 
werben.  Sie  flachen  Stüde  führen  bie  Ülamen 
^liefen  unb  platten;  bie  bidern  Stüde  ber 
tjliefen  werben  in  15  Sorten,  bie  platten  in  6  Sop 


Digitized  by  Google 


822 


Sernfteininbuftrie 


ten  geteilt.  Sie  greife  ber  ^liefen  fdjwanfen  oon 
6  biä  200 SR.  pro  Kilogramm.  Sie  runblidjen  gtücfc 
beifeen  im  $anbel  9iunb  unb  bienen  jur  ^erl- 
fabrilation.  Sie  gröfiern  runben  Stüde,  etwa  10— 
16  Stüd  auf  1  kg,  beifeen  33obenftcin.  Sie  93o- 
benfteine  liefern  bie  Smttelftüde  ber  grofeperliaen 
Sdjnüre  für  Oft-  unb  2U eftafrifa  unb  bie  Saugtolben 
ju  türt.  vBafferpfeifen.  Sie  Ileinem,  runben  Sorten 
werben  nadj  ber  tfarbe  in  Klar,  S3aftarb  unb 
InodngeS  9iunb  forriert  Sinb  fie  Heiner,  fo 
nennt  man  fie  Änibbel.  StUe  nocb  Heinern  SBern* 
jteinfortcn  fübren  ben  tarnen  3rirniS  unb  bienen  jur 
^Bereitung  beS  SöernfteinladeS.  ÖS  giebt  etwa  20 
Sorten  ikmfteinftrniffc,  oon  benen  bie  baupt« 
fädlicbftcn  öanbelsf  orten  fmb :  0  e l b  b I a n !,  b«ü* 
gelbliAe  Stüde;  SHotblant,  oon  rötlid?er  garbe; 
$lattf  irniS,  flad?e  Stüddjen:  Korallenbrud), 
bie  bei  ber  ftabrifation  jerbrodjenen  Stüde;  £ad* 
firniS,  bie  Splitter,  meld?e  beim  Sortieren  be* 
SBernftemS  entfteben;  SRafura,  baS  feinfte,  aus» 
ftadfirniS  Slbgefiebte;  ttnodjenfirr,  i  ,  Heine 
tnodjige  Stüddjen;  ScbwarjfirniS,  grofee 
Stüde ,  bie  bureb  frembe  S3eftanbteile,  namentltcb 
ftoljmulm  verunreinigt  fmb. 

B.  Sie  fabrilmdfnge  Verarbeitung  ber 
roben  Stüde  beginnt  mit  ber  Entfernung  ber  5Ber= 
mitterungSrinbe,  was  baburd?  gefebiebt,  bafj  man  bie 
Stüde  mit  5öaffcr  unb  Sanb  mfammen  in  grofee 
rotierenbe  Säffer  bringt.  91adj  einer  beftimmten  3«it 
bat  fid)  bie  iRinbe  loSgefdjeuert,  unb  bie  Stüde 
werben  nacb.  ben  jefct  leidjt  fidjtbaren  Sprüngen  ge= 
teilt  unb  fortiert;  tnerauf  werben  fie  mit  ber  Säge 
reb  juge|d?nitten ,  mit  einem  fdjarfen  Joobeleifcn 
« jugebadt »  unb  entmeber  auf  ber  Sreb,  bant  ober 
mit  ber  ^eile  genmbet,  mit  Sdnnirget  abgerieben 
unb  enbltd)  mit  Äreibe  unb  Seifenwaffer  (für  ganj 
feinen  Sdjliff  mit  Spiritus)  poliert.  Sie  33ernftein= 
perlen,  bie  nacb  bem  3ubaden  K  l  ö  b  c  n  ober  K  l  ö  o  e  n 
beiden,  werben  auf  ber  Srebbant  gebohrt,  beifeen  f  o 
Sdjnefel  unb  werben  auf  berfelben  SBobrnabel  ab- 
gebrebt  unb  poliert.  9cad)  ber  5orm  unterfebeibet 
man  bie  perlen  in  Olioen  (länglicb  mit  elliptifcbem 
Querfdmitt),  3  o  1 1  e  n  (Dlioeu,  bie  an  ber  SängSacbf e 
beiberfeitS  fentreefet  abgefdjnitten  fmb),  ©reden 

Suje  3<>tten),  eigentliche  perlen  (runb  unb 
gelf&rmig);  fmb  bie  perlen  an  ben  Gnben  beS 
iöobrlodieS  fenlrcdjt  abgebrebt,  wobureb  mebr  per- 
len auf  eine  Sdjnur  geben,  fo  nennt  man  fie  f  alf  <b 
gearbeitet,  wäbrenb  man  unter  falfcb  gebrefc* 
ten  foldje  oerftebt,  bie  mit  einem  claftifdjen,  ber 
ftorm  beS  Stüdes  nadjgcbcnben  Keffer  gebrebt  fmb, 
wobureb  jwar  an  ©eroftein  gefpart  wirb,  bie  perlen 
aber  unrunb  bleiben.  Klare  perlen  werben  bäufig 
facettenarrig  gefdjtiffen  unb  feilen  bann  Korab 
len,  beren  befte  Sorte  man  fjarifer  <S  dt)  Ii  ff 
nennt,  wäbrenb  mittelgute  als  orbinäre  floral* 
len  unb  bie  geringfte  Sorte  als  <ßfcrbeforallen 
bejeidjnct  werben.  —  3U  JHaudjrcquifiten  oerarbeitet 
man  bie  fladjen  Stüden,  bie  großen  ju  ganjen 
(£igarrenfpit?en ,  bie  Ileinem  ju  ©igarettenfpiften 
ober  Hnfa&fpifcen  für  pfeifen  ober  Spi&en  aus 
Ulecrfcbaum,  i>olj  unb  $ct. 

3n  neuefter  3cit  wirb  ber  neine  93ernftein  [ogleidj 
gefebmoljen,  bureb  Erbauftoren  oon  33ernfteinfäure 
unb  öernfteinöl  befreit  unb  als  gefebmol  jener 
Söernftein  (f.  93ernftcinfolopbonium)  in  ben 
ftanbet  gebracht.  Sie  beffern  Hummern  beS  ge- 
fdjmoljenen  93ernfteinS  werben  aus  Korallenbrucb 
unb  ©elbblanf  bergeftellt  unb  ju  feinen  ?aden  für 


OTöbel,  Äutfcben  u.  f.  w.  oerarbeitet.  2tuS  ter 
fcblecbteften,  ju  welcfcer  SdjwarjfirniS  wrarbeitet 
wirb,  ftellt  man  Gifen^  unb  SdjiffSbobenlade  ber. 
Sura>  einfad?eS  Äuflöfen  beS  aefcbmoljenen  ©eni: 
fteinS  in  Terpentinöl  unter  3u\a$  oon  £eindlfirnie 
wirb  ein  ben  ftopallad  an  .närte  übertreffenber  2ad 
bergeftellt  (f.  »ernftcinfirniS).  —  (Srofee  Sebeurung 
bat  ber  fog.  ^refcbernftein  (f.  b.)  erbalten. 

Sigarrenfpi^en  fabrijiert  in  erfter  SReibc 
SBien,  unb  erportiert  biefelben  nadj  Scbweben,  5ior 
wegen,  Stalien  unb  ber  türtet.  ferner  fmb  in  Mut 
lanb  ^olangen ,  in  Seutfdjlanb  Sanjig ,  Königs- 
berg, Stolp,  SDormS,  9tubla,  £emgo,  tn  ^ranfreieb 
$ariS,  in  9(orbamerita  9ieuporf  als  Aabrifatt:::  - 
orte  für  ßigarrenfpitjen  ju  nennen.  Stufelanb  liebt 
bie  tnodjigen,  öoUanb  bie  Haren  Sarietdten,  wdb 
renb  fonft  bie  fog.  fumftfarbigen  (f.  IBernftein)  bt- 
gebrt  werben.  Sie  öoljpfeifeninbuftrie  ijt  nament* 
licp  in  Dürnberg  unb  aud>  in  ©ien  cntwidelt.  9türn= 
berg  allein  erportiert  jAbrlicb  für  etwa  1  ÜJUIL  3H. 
Öoljpfeifen  mit  SBemfteinanffi&en  nacb  ßnglant, 
"Mmerila,  Ganaba  unb  Jluftralien  unb  befcb5ftigt  con 
:KX)  Arbeitern  allein  etwa  100  mit  SBernfteinbreben. 
—  a  ü  r  bie$erlfabritation  baben  bie  größte  3k-- 
beurung  Sanjig,  Stolp  unb  ^olangen.  Sie  fein= 
ften  Äabrifate,  befonber«  feböner  iöaftarb,  b.  b. 
lumftfarbige,  fübren  ben  9lamen  «englifeber  33a^ 
ftarb»;  fionbon  oerforat  bamit  Ämerila  unb  9Beft= 
inbien,  SWarfeille  ben  SBeften  HfrifaS  unb  Cftinbien. 
Geringere  tumftfarbige  gabrifatc  beifeen  2ioorne= 
fer  Söaftarb  unb  geben  über  Sioorno  unb  iHax- 
j  feille  nacb  Hfrita.  Ser  Orient  bedt  feinen  IBernftein- 
|  bebarf  bureb  bie  ^dfen  oon  Srieft  unb  ©enua  unb 
bie  tieften  oon  Obeffa  unb  9iifbntj  9towgorob.  Sie 
feinften  Olioen  oerlangt  Honftantinopel,  grofie  feine 
Rotten  Sibirien,  oon  Heinern  Rotten  finben  bie  beffern 
iöaftarbc  ibjen  Serbraucb  in  ^ßerfien,  bie  flomigen 
in  Armenien,  bie  orbinären  (feblerbafte,  fog.  «SBrad^ 
wäre»)  im  ÄaulafuS.  kleinere  3ottcn  werben  ju 
100  bie  Sdjnur  gefebnürt;  eS  (oftet  ein  raff.  $funb 
foleber  Scbnüre  5—8  5Rubel.  %<\nt  Dlioen  loften 
aefebnürt  im  ©rofebanbel  25—250  9R.,  unb  feine 
perlen  36—150  SDl.  baS  <|Jfunb.  Sie  Heinen  perlen 
in  ben  beften  Qualitäten  oerbraud)t  bie  Satarei, 
©bina  unb  Korea,  Heine  Äorallen  in  ben  beffern 
Qualitäten  SHufjlanb.  Sie  SCrmenier  oermitteln  oon 
ÜJloStau  ober  oon  Dbejfa  unb  SRifbnij  5Rowgorot> 
auS  ben  öanbel  mit  orbinären  Korallen  nacb  ära= 
bien,  ägppten,  Slubien,  Slbeffinicn,  SDcabagaStar 
unb  Cftinbien.  ^crficn  unb  afrifa  oerbrauept  oiel 
Hare  ©reden.  (Jinen  großen  Grportartifel  bilfcen 
aueb  bie  mobammeb.  93  et  trän  je,  bie  auS  3X33 
perlen  in  Älar  ober  33aftarb  in  93erbinbung  mit 
3  glodenförmigen  perlen  gefdjnürt  werben.  Ser 
iäprlidje  93erbraucb  bejiffert  ficb  auf  über  7000u 
Schnüre,  oon  benen  Seutfdjlanb  etwa  40000,  Wufc- 
lanb  etwa  30000  Stfld  berfteüt.  Ser  fnoAige  SBem^ 
ftein  liefert  ben  £auptbeftanbteil  beS  SioornefeT 
SaftarbS,  wäbrenb  bie  Scblauben  |u  ben  orbinären 
Äorallen  33erwenbung  finben.  3m  ganjen  wirb  etwa 
für  2165  000  9W.  JBernftein  jur  Spifeenfabrilation, 
für  145000  <Dt.  ju  perlen  unb  für  190000  3R.  )u 
2ad  oerarbeitet.  8ln  JRobbernftein  fübrtc  Seutfcb= 
lanb  1899:  852  Soppelcentner  im  Söcrte  oon  2,«5 
SRiO.  9)1.  auS,  baoon  etwa  40  $roj.  nacb  CfterreiaV 
Ungarn,  13  ^>roj.  nad)  JRufelanb,  21  ?ßroj.  nadb 
Gbina.  Sic  «uerubt  oon  23ernfteinwaren  wirb  ju^ 
fammen  mit  ber  Äu^fucr  oon  Gelluloib  unb  Glfen 
bein  angegeben ;  beröefamtbetrag  war  10,i  9RUI.  2R. 


Digitized  by  Google 


S3ernftcinfoIop§onium  —  Scrnftorff  (©efdjletfjt) 


82:5 


Sie  Crricr/tung  einer  ftaatlidjen  ftad?fdjulc  für 
SBernfteinbrecr;*lerei  in  Sanjig  tft  geplant. 

Sitteratur.  Kleb*,  Sie  <5anbel*iorten  be* 
SBernftein*  (SBerl.  1883);  berf.,  ©ewinnung  unb 
Verarbeitung  beä  SBernftein*  (KönigSb.  1883);  Le 
Pantheon  de  l'industrie.  9*  Anode,  No.  404 
(%ax.  1883);  Te*borpf,  ©ewinnung,  Verarbeitung 
unb  öonbel  be*  SBernftein*  in  Vreufeen  (in  ben 
«3taat*winenfd)aftlid?en  Stubien»,  33b.  1,  £eft  6, 
3ena  1887). 

©ctnftcinfoloprjonutirt  (Colophonium  suc- 
cini),  burd)  Crbi&en  unb  Sdjmeljen  oeränberter 
SBernftein,  löft  fid)  im  ©egenfatj  jum  ungefdjmol« 
jenen  SBernftein  in  Terpentinöl  u.  bgl.  unb  liefert 
für  ftirni*'  unb  £adbereitung  Material  (f.  SBern« 
fteinfirni*).  3"r  Sarftellung  rodelt  man  bie  bun« 
felften  unb  geringwertigen  ©orten  be*  SBernfteinö, 
fteine  Abfalle  oon  ber  Verarbeitung  u.  bgl.  Siefe 
werben  in  einer  eifemen  mit  fielm  unb  »eitern  Küljh 
robre  oerfeljenen  Seftillierblafe  oorftdjtig  bi*  jum 
Sdjmehcn  ereilt  unb  bann  fo  lange  im  gefdjmol* 
jenen  Muri*  belaffen,  bis  ba*  anfang*  auf' 
tretenbe  Jtufwatlen  nadjläfet  unb  ba*  ®ame  rubig, 
obne  meb.r  SBlafen  ju  werfen,  fliefet.  C*  ift  bierbei 
febr  genaue  ^Regulierung  ber  Temperatur  erforber* 
lieb,  ba  bie  fertig  gefdjmoljene  3JRaf>e  leiebt  burd?  ju 
ftarte  SIBdrme  oerborben  wirb.  3ft  ber  ridjtige  ©rab 
oon  Sdjmeljung  erreicht,  fo  lata  man  ba*  SB.  burd? 
ein  Sbfiufirobr  m  einen  eifemen  Kaften  laufen,  in 
bem  e3  nad>  bem  Crtalten  ju  einer  pedn'cbwarjen, 
aldnjenben ,  auf  bem  SBrudje  muffeligen  klaffe  er« 
jtarrt.  SBdbrenb  be*  Scbmeljen*  entmeidjen  reid?- 
liebe  kämpfe,  bie  ftd>  im&etm  unb  Küblrobr  eine*« 
teil*  ju  fefter  SBernfteinfdure,  anbernteil*  ju  SBern« 
fteinöl  unb  Gaffer  oerbiebten. 

©erufteinfüfie,  bie  SEBeft«  unb  SRorblüfte  be* 
Samlanbe*,  in  bem  preufe.  iReg.«S8ej.  Königsberg, 
nörblicö.  oon  ber  jfaifeben  9lefyrung,  oon  Villau  über 
SBrüfterort  bi*  Cranj  (f.  Karte:  Oft»  unbSöeft-- 
p reuten,  beim  drittel  9Beftpreufjen).  Ser  Slue« 
murf  an  SBernftein  ift  Iner  übeTau*  reia?;  in  ber 
©egenb  oon  $almmden  unb  Kobern*  würben  in 
einer  feerbftnaebt  btiX 1862  4000  $fb.  gewonnen. 

«ernftcinlacf,  f.  Vernftcinfirni*. 

©cm fteinöl,  ein  ätberifdje*  Cl,  ba*  man  ge= 
winnt,  inbem  man  ba*  bei  ber  trodnen  Seftillation 
oon  SBernfteinabfdUen  entftanbene  ölige,  grünlidj« 
blau  fdjimmernbe,  unburcbficbtige  Teftillat,  baö 
emppreumatifdje  SB.,  oom  beigemifebten  Saffer 
trennt  unb  au*  gläfernen  ^Retorten  fo  oft  reltifijiert, 
bi*  e*  oöllig  farblo*  erfdjeint.  Sie  garblofigfeit  be« 
mabrt  ba*  Cl  jeboeb  nur,  wenn  e*  oor  ber  Ginmir« 
tung  oon  Cuft  unb  Sidjt  auf  forgfältigfte  Seife  be« 
wabrt  bleibt;  man  pflegt  baber  ba*  Cl  unmittelbar 
nad>  feiner  ^Bereitung  in  fleine,  ganj  baoon  erfüllte 
plafcpcn  }H  verteilen,  in  benen  e*  aud)  jumSBer« 
fanb  fommt,  bie  Aufbewahrung  erfolgt  an  einem 
buntein  Crte.  irot^bem  ift  ba*  £  l  im  ^anbel  feiten 
farblo*  ju  treffen,  meift  ift  e*  gelb.  Sa*  refrifijierte 
Cl  ift  ein  ©emenge  »on  ifomcren  Uerpenen  oon  ber 
Sufammenfe^ung  C,oH„,  bie  bei  ber  fraftionierten 
Xeftillation  oon  160  bi*  260°  fieben. 

®crnfTCtnrtgaf,  f.  SBernftein. 

iBcrnftcinfäurr,  ©uccinplf  äure,  eine  jwei* 
baüfdje  organifdje  Sdure  »on  ber  3ufammenfejmng 
C4H404  ober  COOH  •  CH,  •  CH,  •  COOH,  bie  fdjon 
1550  Don  Rnricola  burd?  trodne  Seftillation  be* 
«ernftein*  erbalten  würbe.  Sie  finbet  fid)  in  eini« 
gen  53raunfob^len,  .f>arjen,  Jerpentinftlen,  in  pflanj= 


lidjen  unb  tierifdjen  Säften.  Sie  bilbet  fid)  bei  ber 
Crpbation  non  fetten  mit  6alpeterfduref  bei  ber 
©drung  oon  apfelfaurem  Calcium,  von  mevnfaurem 
2lmmonium  unb  üon  findet.  Sie  entftebt  ferner  bei 
jaljlreidjen  djem.  $roje||en  auf  fpnt^etifd?em  Sßege. 
3ur  2)arftellung  ber  JB.  beftilliert  man  SBernftein 
au*  eifemen  Dtetorten,  wobei  man  im  Seftillatc  SB., 
Gaffer  unb  JBernfteinöl  (f.  b.)  erhält,  wäl^renb  fog. 
SBernfteinfolopr;onium(f.b.)  gefcb.moljen  jurüdbleibt. 
Sie  robe  Säure  ift  bon  beigemengten  Clen  unb  6ar« 
jen  tiefbraun  gefärbt  unb  fann  nur  burdj  wieberboU 
teö  Umtrpftallifieren  au*  beifeem  SBaffer  unter  Sttfajl 
oon  öoljfoblc  unb  burd?  &rbi^cn  ber  Cßfung  mit 
etwa*  Salpeterfdure  (jur  3.erftönmg  ber  SBemnrei» 
nigungen)  colltommen  gereinigt  werben,  föne  an-- 
bere  Sarftellung*weife  grünbet  fid)  auf  bie  ©ärung 
oon  apfelfaurem  Calcium.  (S.  Jlpfelfäure.)  Sa*« 
felbe  wirb  mit  SBaffer  angerührt,  bann  mit  faulen« 
bem  j?äfe  al*  ^ermentträger  ©etf eftt ,  worauf  man 
bie  3Rifd?ung  8—14  Tage  lang  an  einem  warmen 
Crte,  am  beften  bei  einer  Temperatur  oon  20—30° 
ftepen  lä^t.  Sie  «pfelfäure  fpaltet  Ttd;  babei  bei 
normalem  Verlauf  ber  ©ärung  in  SB.,  Gffigfäure, 
Äo^Ienfäure  unb  aöafjer: 

3CJI«06  -  2CJI,04  +  C,H40,  +  2C0,  +  H,0. 

9}aa)  beenbigter  ©ärung  bat  fid?  ein  törnig  trv« 
ftallinifcber  SUeberfa^lag,  ein  ©emenge  oon  bem« 
fteinfaurem  unb  fob.  lenfaurem  Calcium  gebilbet,  ba* 
mit  Scbwefclfäure  jerfefct  wirb.  Sie  oom  febwer 
lö^lidpen  fdbwefelfaurcn  Calcium  abfiltrierte  §fftf< 
figfeit  liefert  naep  bem  JBerbampfm  unreine  Ärp< 
ftalle  oon  IB.,  bie  bura)  wieberbolte  Krpftallifation 
gereinigt  werben.  Sie  reine  SB.  troftalüftert  in 
großen  gut  audgebilbeten,  farblofen,  rf?omboibifd?en 
^ri*men  oon  tntenfio  faurem  @efd>mad.  Sie  ift 
loolid)  in  23  Teilen  taltem,  in  etwa  1  Teil  beifrem 
Söaffer,  leid?t  in  Mlfol^ol,  fdjwierig  in  «Iber,  fdjmiljt 
bei  180°,  fiebet  bei  235°  unter  Verbreitung  etne-3 
erftidenb  Wirtenben  Sampfe*  unb  ge^t  babei  ju« 
gleidj  in  SBemfteinfäureanppbrib  über,  ba*  burd? 
Aonbenfation  be*  Sampfcä  al*  Sublimat  erbalten 
wirb.  9Rit  SBafm  oerbinbet  ftd)  bie  SB.  ju  bernftein« 
fauren  Saljen  ober  Succinaten;  ba  fie  eine  jwei« 
bafifdje  Säure  ift,  fo  befteben  jwei  JHeib^en,  neutrale 
unb  faure  Sähe;  bie  neutralen  Salje  ber  Slltalicii 
unb  ber  ÜRagnefia  fmb  lo*licb  unb  troftallifierbar,  bie 
ber  übrigen  ©afen  faft  au*na&m*lo3  unlö*lid?.  Sie 
SB.  war  früber  offijinell. 

«crnftciitfaurc  «mmuniafflüfftflfeit  (Li- 
quor Ammonii  succinici,  Ammoniacum  succini- 
cum  solutum.  Liquor  cornu  cervi  succinatus),  ein 
erregenbe*  9teroenimttel ,  ba*  au*  1  Teil  SBern« 
fteinfäure,  1  Teil  emppreumatifdjem  to^ilenfaurem 
»mmoniat  unb  8  Teilen  SBaffer  beftebt.  Sic  SB.  81. 
mar  früher  offiünell. 

®crnfteinfcr)ne(fe(Sacciuea),©attungber&un« 
genfdmecten  (f.  b.)  mit  ooalen,  länglichen,  wenig 
Kalt  entbaltenben,  burcbfdjeinenb  bräunlicben  ©e« 
bäufen,  beren  2)lünbung  feb.r  weit,  eif&rmig  unb 
fdjarfranbig  ift.  Sie  über  ben  größten  Teil  ber 
Crbe  oerbreiteten  2lrten  (etwa  160)  leben  ampbibifd? 
am  Ufer  ber  fü^en  ©ewäffer  auf  unb  oon  s$flanjen. 

«ernftorff ,  alte*  ©efdjledjt,  beffen  ©lieber  feit 
bem  12.  ^,a\)xif.  al*  öerren  ju  SB.  unb  Tefdjow  in 
ÜRedlenburg  betannt  fmb.  Itnbrea*  ©ottlieb 
oon  SB.,  geb.  1640,  Würbe  8.  Ctt.  1716  in  ben 
JHeidjäfreiberrenftanb  erhoben  unb  ftarb  1726  al* 
b.  annoo.  Staat*minifter.  Sa  er  leine  Sö&ne  befafe, 


Digitized  by  Google 


824    öernftorff  (Hlbredjt,  ©raf  oon)  —  33ernftorff  ($f)riftian  ©untrer,  ©raf  üon) 


fo  oererbte  et  ba*  oon  ib,m  geftiftete  gamilienfibeü= 
fommifs  @artow-2öoterfen  auf  feinen  Sdjwiegerfobn 
unb  Steffen  Sreibcrrn  §oad)im  oon  93.  auf  9iü= 
tino  (1678-1737).  SDeffen  Söbne,  $  ob.  Hartwig 
G  r  n  ft  o  o  n  53.  (f .  b.)  auf  SBoterfen  unb  21  n  b  r.  ©  o  1 1  • 
lieb  oon  93.  auf  ©artow  (1708  —  68),  würben 
14. 3>e».  1767  mit  ibren  9lad)fommen  in  ben  2ebn$- 

?rafen|tanb  erhoben.  3«>b-  Hartwig  Grnft  ftarb  obne 
cadjtommen;  Slnbr.  ©ottlieb  binterliefc  iwei  Söbne, 
bie  Stiftet  ber  beiben  Sinien  bei  ©efdjledjtS. 

Iie  Altere  obet  gartowfcbe  Sinie  würbe  von 
©raf  3oad)im  93ed)tolb  oon  93.  (geb.  1734,  geft. 
1807)  begrünbet.  6ein  Gnfel  war  ©raf  33edrtolb 
oon  93.  (geb.  25.  Ott  1803,  geft.  24.f25.3uni  1890), 
bi«  1866  erbliche«  2)litglicb  ber  bemnoo.  Grften 
Kammer  unb  ÜJUtglieb  be«  Staatsrat«,  WeicbStagS* 
abgeorbneter;  befjen  6obn,  ©Taf  $o  ad)  im  von 
33.,  geb.  31.  5ölai  1834,  ift  jefet  £aupt  ber  Minie; 
fein  93ruber,93ertbolb@raf  oon33.  (geb.  21. San. 
1842),  ift  S?anbfd)aftSrat  oon  Lüneburg  unb  feit 
1893  ÜJUtßlicb  beS  9teid)StagS  pBklfe). 

2>ie  jüngere  ober  moterfenfdjefiinie  batte  ben 
tweiten  Sobn  oon  Slnbr.  ©ottlieb,  3lnbr.<ßetcroon 
93ernftorf  f  (f.b.),  jum  Stifter.  Giner  feiner  Söhne 
mar  ber  preufi.  SDlimfter  ©raf  &  b  t  i  ft  i  a  n  ©  ü  n  t  b  e  r 
oon  93crnftorff  (f.  b.).  93on  ben  anbem  ftiftete 
3obann£artwigGrnftbie  Speciallinie  ©plbcm 
fteen*2öoterfen,  bie  je&t  bureb  beffen  Urenlel,  ©rafen 
Öugo  oon  93.,  geb.  5.  SWdrj  1853,  oertreten  wirb, 
griebritb  bie  Speciallinie  SDreplü&ow  Stinten: 
bürg,  an  beren  Spi&e  jefet  fein  Gnfel,  ©raf  £>er= 
mann  oon  93.,  geb.  12.  Sept.  1856,  ftebt.  2>iefer 
fiinie  gebört  aud>  ©raf  Sllbrecbt  oon  93ernftorff 
(f.  b.)  an. 

©etnftorff,  ?llbr.,  ©raf  bon,  preuf».  SMplomal 
unb  2Rintfter,  Neffe  bee  preufe.  SUlintftcrö  Gbriftian 
©üntber  oon  93.,  geb.  22. 2Jldr}  1809,  begann  feine 
biplomat.  Üaufbabn  1832  als  2tttad>*  ber  preufe.  ©c- 
fanbtfdjaft  in  Hamburg,  tarn  bann  nad)  bem  £aag, 
2Ründ?en,  Petersburg  unb  sJkmS,  unb  nadjbem  er 
1840  in  befonberer  SHiffion  nad)  Neapel,  1842  na* 
%ani  gefanbt  toorben,  arbeitete  er  big  1845  alä 
oortragenber  JRat  im  auswärtigen  üRinifterium  unb 
ging  bann  als  ©efanbter  nad)  SDlündjen,  1848  nad) 
ffiien.  sRad)  ber  Konvention  bon  Olmü|  auf  93er: 
anlaffung  beS  ftürften  Schmalenberg,  befjen  ttolitU 
er  betdmpfte,  jurüdberufen ,  oertrat  er  im  Sinter 
1851—52  93erlin  als  ÜJlitglieb  ber  Grften  Kammer. 
Slls  oreufj.  ©efanbter  tarn  er  1852  nad)  Neapel,  1854 
als  Nacbfolaer  33unfenS  nach  fionbon.  ^ntOlt.  1861 
würbe  93.  3)tinifter  beS  auswärtigen  unb  ging,  ah 
1862  baS  liberale  Kabinett  jurüdtrat,  in  baS  Ion-- 
ieroatioe  2Jciniftcrium  oon  ber  £cobt:9toon  über. 
Gr  fd)lo&  bie  £>anbclSoerträge  mit  Gbina  unb  ^apan 
ab,  unb  feiner  Sbätigjeit  war  e3  aud)  wcfentlid)  ju« 
}ufd}reiben,  ba&  ber  oanbeläoertrag  mit  (yrantreid) 
jum  2lbfd>lufe  fam.  Stucb  in  ben  turbeff.  9krfaffung§» 
ftreit  griff  er  mit  Grf olg  ein ;  uor  einem  entfdjiebenen 
Vorgeben  aegen  Cfterreid)  febeute  er  freilid)  jurüd. 
vJlad)  bem  SHüdtritt  beS  öerrn  bon  ber  £>epbt  im  Sept. 
1862  reiebte  aud)  ©raf  93.  feine  Gntlaffung  ein  unb 
tcbrte  auf  feinen  93otfdjaftfrtoften  na*  fionbon 
iurüd,  würbe  ©nbe  1867  jum  93otfd;after  beä  ?iorb= 
beutfajen  93unbesi  bafelbft  ernannt  unb  1871  in 
aleidjer  Gigenfdjaft  für  baS  SeutfdjeJHeid)  beftdtigt. 
93.  ftarb  26. 3«ärj  1873  ju  i'onbon.  —  Sein  Sobn 
«nbrcaS,  ©raf  bon  93.  (geb.  20.  OJtai  1814)  ift 
feit  1893  2Ritglieb  beS  SReid?«tag^,  in  welcbem  er 
ber        Partei  angehört. 


SBcrnfto  rff ,  Slnbr.  $eter,  ©raf  oon,  bdn.  Staat^: 
mann,  93ruber^f  obn  icon  3<>b-  Hartwig  ©rnft  oon  93., 
geb.  28.  Slug.  1735  ju  ©artow  im  öerjogtum  93raun^ 
jdjweig-i'üncburg,  trat,  nadj  93ollenbung  feiner  Uni» 
berfitdtSftubien  unb  mebrfadjen  Seifen  in  Gnglanb, 
ber  Sdjweij,  Srantreidj  unb  Italien,  1759  in  bdn. 
Xienfte.  Sdjon  1767  war  fein  93ater,  jugleid)  mit 
bem  Obeim,  in  ben  bdn.  ©rafenftanb  erboben;  1769 
würbe  ber  jüngere  93.  gum  ©ebeimrat  ernannt,  bei 
StruenfeeS  Eintritt  in&  SHinifterium  erbielt  aber 
aud)  er  feine  Gntlaffung.  9ta6)  oti  fe&tern  Srurj 

1772  jurüdgerufen,  ftieg  er  balb  jum  3Rinifter  auf. 
6r  bradjte  im  ©ertrag  oon  3<Kftoje  Selo  31.  ÜRai 

1773  bie  febon  bon  feinem  Dbeim  begonnenen  Unler= 
banblungen  wegen  Sluetauid)  be«  gottorpfdben  An- 
teils oon  feolftcin  gegen  Dlbenburg  unb  Selmenborfi 
ju  einem  günftigen  »bfcblu&  unb  bewirfte  (9.  ^uli 
1780)  oai  93ünbni*  jwifd)en  Sdnemarf,  9lufelant> 
unb  Scbweben,  genannt  bie  «bewaffnete  Neutralität». 
Mli  aber  infolge  einer  gleid)jeitia  mit  Gnglanb  $t 
troffenen  übereintunft  9tu&lanb  fid)  wieberum  oer: 
lekt  füblte,  überwarf  ficb  93.  mit  ber  ju  SÄufelanb 
baltenben  Königin=9Bitwe  Juliane  SJlarie  unb  bem 
Staat^felretär  ©ulbberg,  weswegen  er  (9too.  1780) 
feine  Gntlaffung  nabm;  boeb  würbe  er  nad?  ber 
vJJiünbigleit*erllärung  griebrieb*  VL  1784  teieber 
in  feine  frübere  Stellung  jurüdberufen,  bie  er  nun 
bid  }u  feinem  21.  ^uni  1797  erfolgten  Stöbe  inne? 
bebielt.  Sein  ©irfen  ali  SKinifter  ift  babureb  au#= 
gejeid>net,  bafe  er  ben  im  18.$abrb.  auftaucbVnben 
bumanen  Slnfdjauungen  praltifd>e  ©eltung  ju  oer 
fdjaffen  fudjte.  Gr  feljte  bie  oon  feinem  Dbeim  unb 
einigen  ©leicbgefmnten  begonnene  93efreiung  be* 
bdn.  93auernftanbe*burd)(@cfe&  oom  20.3uni  17881 
unb  bereitete  bie  3tufbebung  ber  Seibeigenfcbaft  in 
ScbleSmig  unb  öolftein  oor,  bie  (19. 2>e*.  1804)  nad? 
feinem  Stöbe  erfolgte.  9tud>  trat  er  jeber  93ef  djrdntung 
ber  perf 5nlid>en  unb  ©ebanlenfreibeit  energifcb  ent 

Ei;  ebenfo  eifrig  fbrberte  er  ben  innern  ©obl 
SDdnemarl«,  f>anbel  wie  3nbuftrie  unb  Äder^ 
—  93gl.  Ggger«,  2)enfwürbigfeiten  au*  bem 
Ceben  be*  6taat*minifter*  bon  93.  (Äopenb.  1800); 
£rii*,  Slnbrea*  "sjieter  93.  og  Cre  ^öegb  ©ulbberg 
(ebb.  1899). 

Oernftorff,  Gbnftian  ©üntber,  ©raf  oon,  bdn. 
unb  preufi.  Staatsmann,  geb.  3.  Slpril  1769  in 
ftopenbagen  al*  Sobn  be*  bdn.  2Rinifter3  ©rafen 
Stnbread  oon  93.,  ber  ibn  fdjon  1787  in  bie  biplo= 
mat.  fiaufbabn  einführte.  93on  1789  bi*  1794  war 
er  in  93erlin  )uerft  Segationdfelretdr,  bann  CK- 
fanbter,  ging  bann  in  glcidjer  Stellung  nad?  Stod- 
bolm,  würbe  1797  nad?  bem  2obe  feine«  ©ater* 
Staatsfefretdr  unb  1800  9J(inifter  ber  au*wdrti= 
gen  Angelegenheiten,  bie  et  bi«  1810,  in  einer  für 
bie  bdn.  %oMl  wenig  glüdlicben  3eit,  leitete. 
93on  1811  bi*  1815  oertrat  er  mit  Unterbre<bungen 
T auemarl  am  3öiener  ^ofe,  oon  1817  bi*  1818  in 
93erlin.  Sluf  ben  SRat  be*  <JioUjeiminifter§  dürften 
9Bittaenftein  fd>lug  ibn  .Oarbenberg  im  Wlai  1818 
bem  Könige  griebrid)  Söilbelm  III.  jum  3)liniftet  ber 
auswärtigen  Slngelegenbeitenoor,  unb  tvo«  maiubrr 
9Jerftimmung  über  bie  93etufung  be*  SluSldnber« 
wu^te  er  fld>  boeb  nacb  feiner  im  Sept.  1818  erfolgten 
93eruf ung  Sbmpatbien  ju  erwerben,  wenngleicb  feine 
wenig  energifdjc  unb  bebeutenbe^olitil  ba*  änfeben 
unb  bie  Stellung  $reu&en$  im  ndtbften  ^abrjcbnt 
niebt  fonberlidb  förberte.  2)ie  KarlSbaber  93efd?lüffe, 
bie9ierfdjlcppung  beS  9Jerfaffung*weTfeg  bat  er  nidbt 
gebinbert;  aber  et  biclt  fid>  bo<b  bon  ben  Huewüct»» 


* 

Digitized  by  Googl 


©ernftorff  (3of).  #artroig  Srnft,  (graf  üon)  —  Scröa 


825 


fen  ber  Söemagogenoerf  olgung  fem.  Selbftdnbiger 
gegenüber  Cftcrreich  unb  etfoigteicbet  leitete  et  bie 
yreufc.  Bolitit  in  bet  Orient,  tfrage  »on  1825  an. 
1832  trat  et  jurüd  unb  ftarb  28.  SJIätj  1835.  — 
Bgl.  (Slife  ©rdfin  »onB.  GinBitb  au«  ber3eit»on 
1789—1835.  «u«  ihren  Aufzeichnungen  (3.  Slufl., 
2  Bbe.,  SBerl.  1897);  Slingbon'er,  ein  5)ecennium 
preu&.  Drtentpolitil  1821—30  (£pj.  1897). 

©ctnftorff,  3ob.£>artroig  ernft,  ©raf  »on,  bdn. 
Staatsmann,  «baß  Crafel  von  SDdnemarf»,  roie  ihn 
tyriebrid)  b.  ®r.  nannte,  geb.  13. 9)lai  1712  ju  £an= 
nooer,  trat  in  ben  bän.  Staat«bienft  unb  tarn  fdjon 
1737  al«  ©efanbter  an  ben  5Reicb«tag  ju  5Hegen«= 
bürg,  »o  er  bie  Aufnahme  ßolftein«  unter  bie  alter* 
nierenben  altfürftl.  frdufer  erroirfte,  unb  1744  nach 
Bari«,  roarb  1749  Staat«fefretdr  unb  ©cbeimrat 
unb  1751  SWinifter  be«  Slu«roärtigen.  2)ie  Klugheit 
unb  BchanHdjteit,  mit  roelcber  er  bie  roäbtenb  unb 
nach  bem  Siebenjährigen  Kriege  roegen  j&oIftetn= 
©ottotp  entftanbenenSÄifebelligleiten  jroifcbeniRufs: 
lanb  unb  SDdnemart  au«jugleid)en  roufete,  belobnte 
Gbriftian  VII.  mit  ber  erbebung  B.«  unb  feiner 
ftamtlie  in  ben  ©rafenftanb.  $a«  Vertrauen  be« 
König«  genoji  er,  bi«  e«  beifen  neuem  ©ünftlinge 
Struenfee  gelang,  ibn  13.  Sept.  1770  au«  feiner 
Stellung  ju  »erbrängen.  Jtad)  Struenfee«  %al\ 
rourbe  er  auf  bie  au«}eidmenbfte  ÜEöeife  jurüdbe= 
rufen;  bod)  im  Begriff  nad)  Kopenhagen  jurüdjtu 
teuren,  ereilte  ihn  ber  SEob  19.  gebr.  1772  ju  6am* 
bürg,  mix  ben  SBoblftanb  be«  bän.  Staate«  forgte 
B.  auf  iebe  Seife ;  ber  öanbel  erbielt  burcb  ibn  neuen 
Auffcbroung  unb  Äunft  unb  SEBifienfcbaft  eifrige  Un* 
terftütmng.  So  oeranlafete  er  eine  roiflenfcbaftlicbe 
Crpehition  nacb  bem  Orient,  beren  SRefultat  in  i'Iic- 
bupr«  Betreibung  vorliegt;  gleichzeitig  lub  er  eine 
grofe«  Weibe  berühmter  sJtdnner  nach  Sänemart, 
barunter  Klopftod,  ber  bei  ihm  bie  gaftlicbfte  2luf= 
nähme  fanb.  SS u f, er o rb e n t liebe  2 bätigfeit  entitnd el t e 
et  ferner  für  ba«  itrmenrocfen;  bie  örriebtung  be« 
Bflegehaufe«  in  Kopenhagen  erfolgte  nad)  fernem 
$lane.  3"  bem  allgemeinen  frofpital  ebenbort  legte 
er  1766  ben  ©runbftein,  unb  bie  erfte  £>ebammen= 
icbule  in  3Mnemarl  »erbantt  ihm  ihre  entftebung. 
©egen  bie  Armen  mar  er  überau«  milbtbätig  unb 
überroie«  ihnen  jährlich  ben  vierten  Zeil  feiner  6in= 
fünfte.  Auch  gab  er,  »on  feinem  Steffen  Anbr.  Beter 
SB.  (f.  b.)  angeregt,  bura)  bie  Befreiung  ber  Bauern 
feine«  @ut«  »on  ber  Seibeiaenfcpaf  t  unb  ben  fteubal* 
laften  ein  »ortrcftlidje«  Beifpiel.  —  Bgl.  en  Bre»»er* 
ling  mellem  B.  og  öertugen  af  Gboifeul,  bg-  »on 
B.  Bebel  (Kopenb.  1871);  Correspondance  mini- 
sterielle du  comte  B.,  bg.  »on  bemfelben  (2  Bbe., 
ebb.  1882);  be  Bartbelem»,  Histoire  des  relations 
de  la  France  et  du  Danmark  sous  le  ministöre  du 
comte  de  B.  (ebb.  1887). 

föernutt),  äug.  SWot.  Subro.  fceinr.  2Bilb.  ton, 
»teuf».  Staatsmann,  geb.  11.  9Rärj  1808  ju 
fünfter  in  Söeftfalen,  ftubierte  1825  —  28  in  ©öt= 
tingen  unb  Berlin  bie  SRedjte  unb  trat  gleid?  batauf 
in  benStaat«bienft.  9fa(bbemett)eTfd?iebeneri(bter: 
lid?e  Stellungen  in  ©eftfalen  betleitet  batte,  mürbe 
er  al«  öilföarbeiter  in  ba«  ©ebeime  Dbertribunal 
nad)  Berlin  berufen  unb  1849  jum  uortragenben 
JRat  im  ^uftijminifterium  ernannt.  1849  unb  1850 
rourbe  er  in  ©eftfalen  jum  SPlitgliebe  bet  Grftcn 
Kammer  gerodelt,  in  ber  et  iut  (ebbaft  bei  ben 
Betatungen  bet  9ienifion  bet  Berfaffung«urtunbe 
im  Sinne  ber  liberalen  Bartei  beteiligte.  Sliefc 
.Mitling  febuf  für  bie  amtlidje  Stellung  B.«  al« 


3J2inifterialrat  Sdbroierigfeiten,  bie  ibn  veranlagten, 
au«  ber  polit.  2bättgleit  ju  febeiben.  Gr  tebrte 
1855  jur  riebterücben  Saufba^n  )urüd  unb  rourbe 
}um  Biceprdftbenten  be«  3(ppellation«gerid?t«  )u 
©logau,  1859  jum  ebefpräfibenten  be«  9lppella: 
tionrtgeridbt«  in  Bofen  ernannt.  9iad)bem  im  öerbft 
1860  feine  Berufung  al«  leben«ldng(id?e«  Witglieb 
be«  ^enenbaufe«  unb  Kronfönbilu«  erfolgt  roat, 
routbc  et  17.  2>ej.  1860  jum  ^uftiiminiftet  etboben 
unb  trat  al«  foleber  namentlich  für  bie  Unabhängig^ 
teit  bet  ©ericbt«böfe  ein.  Sil«  ba«  2Rini|'tertum 
Scbroerin  im  3)Mrj  1862  jurüdtrat,  legte  aud)  B. 
fein  Smt  nieber  unb  unterftühte  bie  Begebungen 
bet  libetalen  SWinotitdt  im  ämenhaufe,  roo  er  in«= 
befonbere  bie  Brefeorbonnanj  üom  1.  §\m\  1863 
einet  fd?arfen  Kritit  unterjog.  1873  unb  1874  rourbe 
B.  jum  erften  Biceprfifibcnten  be«  öettenhaufe«  ge* 
rodblt.  Seit  1867  gebötte  et  aud)  al«  Slbaeotbnetet 
füt  ben  SBahlttei«  Cidb.er«lebens6alberftabt  bem 
^orbbeutfeben,  feit  1871  bem  Teutut cn  9leicb«tage 
an,  roo  er  1874  bet  nationalliberalen  Bartei  bei- 
trat. 6t  ftatb  25.  »ptil  1889  in  Betlin. 

©erntoarb,Bif*of»on6übeöbeim(993-1022), 
au«  eblcm  fädjf.  ©efcbledjt,  erbielt  eine  Dielfettige 
Bilbung  auf  ber  Klofterfdjule  non  öilbc«beim  bureb 
ben  berühmten  Scbolaftiht«  ^ hanamar.  987  rourbe 
er  }um  et}ichet  unb  ßoffaplan  be«  Kaifet«Otto  in. 
ernannt,  ben  et,  993  jum  Bifd?of  üon  öilbe«hetm 
etrodhlt,  1001  auf  beffen  3uge  nach  %tal\tn  be- 
gleitete. Stach  £ilbe«beim  jurüdgelehrt,  grünbete 
et  bafelbft  1019  ba«  3fticbaeli«tU>ftet  unb  begann 
ben  Bau  bet  herrlichen  SD]id?aeli«lircbe  (1857  ber» 
gcftellt).  3Bte  er  für  ba«  @mporblühen  feine«  Bi«= 
tum«  forgte,  fo  fßrberte  er  aud)  bie  Bilbnerct  unb 
Bautunft.  et  netanlapte  1002  bie  Setftellung  ber 
ehemal«  in  bet  ilticbacli^ lirebe  befinblidjen,  jeiu  auf 
bem  2)ompla^e  aufgeftellten  Bronjefdule  mit  bem 
iHelief  au«  bem  Seben  (Shrifti,  femer  1015  ben  ©ufi 
bet  gto^en  ehernen  eingang«thür  be«  oon  ihm  neu 
erbauten  2»om«,  mit  16  5)arftellungen  au«  ber  bi= 
blifdjeu  ©ef<hichte.  Bi«  ju  feinem  Stöbe  bauette  bet 
erbitterte  Streit  mit  bem  erjbifcbof  »on  SWainj  um 
ba«  Stift  @anber«heim.  B.  ftarb  20. 3lox>.  1022 
unb  rourbe  1193  »om  Bapft  Sölcftin  III.  heilig  ge> 
fprod>en.  eine  £eben«befcbreibung  oon  ihm  oetfafite 
fein  i'ehrer  Zbangmat  (abgebrudt  in  «Monumenta 
Germaniae  historican,  Bb.  4;  beutfd)  bon  Jpiitfcr 
in  «©cfcbicbtfcbreibct  bet  beutfehen  Botjeit»,  Bctl. 
1858;  2.3lufl.l892).  1893routbein  <DÜbe«heim  fein 
Senlmal  enthüllt.  —  Bgl.  fiünfcel,  SDet  heilige  B. 
(&ilbe«b.  1856);  31.  Scbulfe,  in  3)obme«  «Kunft  unb 
«ünftlet  be«  2Rtttelaltet«»  (2pj.  1876);  Bcelte, 
Zhangmar,  fein  Velen  unb  Beurteilung  feiner  Vita 
Bernwardi  (Brogramm  be«  3ofephinum«  in  Jöilbesi- 
beim,  1881);  Beijfcl,  2)e«  heiligen  B.  enangelien^ 
buch  im  I  eine  }u i)ilbe«beim  (6ilbe«h.  1891);  berf., 
Ter  heilige  B.  »on  £>ilbe«beim  al«  Künftler  unb 
,\örberer  ber  beutfehen  Hunft  (ebb.  1895). 

^crniuarböfrcu^,  ein  angeblich  »om  Bifdjof 
Bernroarb  (f.  b.)  »on  i)ilbe«beim  angefertigte«  golbe^ 
ne«  latcinifche«Kreu)  mit  Keinen  Cuerbalfen  an  ben 
tfnben,  einer  9iabelfpit»e  jurBefeftigungunbmitBer= 
jierungen  »on  Gbelftcinen,  Berlen  unb  Krpftallen, 
trüber  in  St.  ÜJlicbael,  je|»t  in  ber  2Ragbalenen^ 
lirebe  ju  fnlbeebeim.  Seit  bem  14.  ,\abt  h.  erfcheint 
e«  im  »bt«fiegel  be«  St.  aRicbaelSflojter«.  danach 
werben  gleiche  ober  ähnliche  Krcuje  B.  genannt. 

ttcröa,  Berrhöa,  alte  Stabt  in  SÖlacebonien, 
ba«  jetzige  Beria  (f.  b.) ;  auch  ©tabt  in  Serien,  f .fcaleb. 


Digitized  by  Google 


826  Beroö  - 

Beroe,  ©attuiiß  ber  Rippenquallen  (f.  b.);  B.  j 
Forskalii  Edward«  jeißtJafel:  Gölenteratcnl, 
ivifl.  8,  B.  ovata  dtlle  Ch.  bie  Tafel:  Seu^tenbe 
liere,  Biß.  5,33b.  17. 

söcrohrcn  ,  baS  93efd?lagcn  Don  Sänben  unb 
Teden  mit  Sdnlfrobr  mittel*  iHobrndgeln  unb 
Trab,  t,  um  baburdS  bem  Slbpujj  (f.  b.)  einen  ftd?ern 
&a(t  ju  fcfcaffcn.  (S.  aud?  -]>:i\v-  unb  3 tudarbeiten.) 

Berolinum,  (at.  9tame  für  93erlin. 

«cröfii*,  3eitgenoffe  SHeranberS  b.@r.,  $rie: 
fter  beS  iBel  ju  93abplon,  febneb  in  gried».  Spradje 
brei  93ücpcr  babplonifcp  d?albdif(pcr  <  )cfd?icbten 
(«Chaldaica»),  für  bie  er  baS  uralte  TempclarcbiD 
reu  93abplon  als  Duelle  benufet  haben  foll.  Tic 
Slrbeit  ftanb  bei  ben  aried).  unb  röm.  öiftorifern 
in  großem  2lnfeb,en.  Grpalten  fmb  nur  93rud)ftüde 
bei  3of3>l?u£,  GufebiuS,  SpnccUuS  u.  a.,  bie  von 
arofier  93ebeutunß  fmb,  roeil  fie  über  bie  buntelften 
Teile  ber  älteften  ©efdjidjte  SBorberafienS  widjtiße 
Sluffcplüjfe  geben.  Gine  Sammlunß  ber  Fragmente 
finbet  ftep  in  ben  «Frafrmenta  historicorum  grae- 
corum»,  pg.  Don  6.  Wüller,  93b.  2  ($ar.  1848). 
Tie  ui  :H  o  m  juerft  1498  von  Gud?ariu£  Silber  in 
lat.  Spracpe  befannt  gemadjten  unb  päufiß  »icber 
aebrudten  «Autiquitatum  libri  quinque  cum  com- 
mentariis  Joannis  Anuii»  be£93.fmb  ein  3Jtad?tt>erl 
be£  TominifanerS  ©ioDanni  9knni  ju  93iterbo. 

43eroun,  Stdbte,  f.  93firn  unb  93eraun. 

«crounfa,  ftlufc,  f.  93eraun. 

ttcrquin  (fpr.  bdrrtdnß),  Strnaub,  franj.  Scprift; 
fteller,  mit  bem  Beinamen  «Ter  Äinberfreunb», 
ßeb.  1749  ober  1750  ju  Cangoiran  bei  93orbeaur, 
maepte  fid)  burcp  3bpUen  in  ©efinerS  Wanicr  (1774 
unb  1775)  unb  burdj  Nomanjen  (1776)  befannt. 
TauernbenSiuf  Derbantt  er  feinen  trefflicpcnÄinber 
erjäblunßen  «L'ami  des  enfants»  f6  93be.,  v$ari$), 
mit  benen  er  1784  ben  ^reid  ber  Slfabcmie  baoon- 
trua.  Ter  ßrö&te  Teil  ber  Grjdplungen  ift  jmar 
naep  Gpriftian  gel.  SBcifie  unb  nad)  Wifj  Trimmer 
bearbeitet,  boep  traf  93.  ben  leid>ten ,  anbeimelnben 
Ton,  ben  biefe  ©attung  erforbert,  fo  glüdlid),  bafe 
fein  2Berf  als  Original  gelten  lann  unb  als  foldVS 
felbft  roieber  Derbeutfdj t  nmrbe.  Turdj  bie  mit  ©rou* 
uelin  herausgegebene  «Feuille  villageoise»  fudjte  er 
für  bie  Sluffldrung  beS  9JolfS  ju  nnrfen.  93.  ftarb 
21.  Tej.  1791  ju  $ariS.  Seine  fdmtlicpen  Söerfe 
erfebienen  1803  in  20  93dnben  unb  in  SluStoapl  in 
4  93änben  (sJ*ar.  1836). 

©erte  (fpr.  bdrr),  fcauptftabt  beS  ffantonS  93. 
(176,16  qkm,  6  ©emeinben,  6086  G.)  im  Hrronbi|le= 
ment  Sir  beS  franj.  Tepart.  93oucpeS«bu:s;Hböne, 
26  km  rceftlidj  oon  Slir,  am  9torbufer  bc3  Gtanß 
be  9?aine,  einer  93ud)t  an  ber  Dftfeite  tti  Gtanß 
be  93.,  an  ber  2inie  ?ponj3Jlarfeille  ber  SDtittel= 
meerbabn,  bat  (1896)  1153,  als  ©emeinbe  1570 
"JJoft  unb  Teleßrapb,,  midjtißc  Salinen,  d?em.  fta- 
briten  unb  bebeutenbe  ftifeperei,  erjeußt  geißen 
unb  feine  Cle  («oon  3lip»),  Tie  nabc  ßeleßenen 
Sümpfe  ueranlalien  periobifebe  lieber.  —  Ter 
22  km  lange,  6—14  km  breite  Gtanß  be  93. 
bebedt  eine  gldcpe  »on  150  qkm,  pat  3  — 10  m 
Tiefe  unb  nimmt  bie  Touloubre  unb  ben  9rc  auf. 
Gr  ftebt  mit  bem  3)Uttelmeere  mittels  bcS  6  km 
langen  Gtangbe  Garonto  ober  $affe  beS  aJtartigueS 
et  be  93ouc  in  9}erbinbung,  bie  aber  nur  Scpiffen 
oon  1  m  Jicfaang  bie  Gimabrt  erlaubt. 

*crr ettmi,  ^ietro,  ital.  Waler,  f.  Gortona. 

^errhüa,  f.  93eröa. 

«erri,  türf.  GntfernungSmaft,  f.  Sgatfd?. 


-  Scn-^ 

»öerri,  ganbidjaft,  f.  93errp. 

iöerti,  fierjog  oon,  f.  93errp,  Gbarle»  §erb. 

SBcrrttßticte  (fpr.  -gebte),  älfonfo,  fpan.  Waler, 
93ilbbaueT  unb  »repitett,  geb.  1480 ju  ^Jarebe« 
be  IRana,  Sobn  beS  Hofmalers  ^ebro  93.,  tarn  früb 
nad)  Floren}  unb  SRom,  mo  er  1508  in  Serbinbung 
mitüJfidjelangelo  trat;  1520lebrte  er  surüd  unb  lies 
ridj  in  93allabolib  nieber.  jtarl  V.  maepte  ibn  ju  iei- 
nem  erften  Waler  unb  93ilbbauer  f  omie  mm  Leiter  ber 
tönigl.93auten.  Gr  ftarb  1561  ju  »Icala.  Seine  ©^ 
mdlbe  (ju  Salamanca,  SJallabolib)  »eigen  baS  Stu= 
bium  beS  3t.  bei  Sarto  unb  :H  aua  el ;  feine  93ilbbaufT= 
arbeiten  in  Warmor,  Slabafter  unb  öolj  fmb  nad) 
bem  gormibeal  WidjelangeloS  mobelliert.  SllS  93au= 
meifter  fd)uf  93.  inSbefonbere  ben  t&nigl.  $alaft  ju 
©ranaba  unb  baS  Dtatb,  aus  ju  Semlla  in  einfadb 
febönem  Stile;  ju  feinen  beften  93ilbbaucrarbeiten 
ßefcört  bie  93erttärunß  Gprifti  am  Gt»or  ber  Hatbe- 
brale  ju  Tolebo ;  ferner  baS  ©rabmat  beS  ÜarbinalS 
Tawera  in  beffen  öofpital  bafclbft  (f.  Tafel:  Spa> 
nifdjeÄunftl,  ^iß.  2);  manieriert  finb  bie  nad) 
feinen  Wobcllen  gearbeiteten  Statuetten  für  San 
93enito  in  93aliabolib  (Wufcum).  93iS  auf  unfere 
Seit  nannte  man  alte«  im  groteSfen  Cmamentftil 
Gearbeitete  in  Spanien  93erruguete^lrbeit. 

<ö  c  r r p ,  roei&c  unb  rote  franj.  Seine  auS  ber 
©egenb  uon  St.  ?tmanbö,  Wouron  unb  Sancerre. 

©  tvttf  ( 93  e  r  r  i ),  lat.  Biturica,  epemaligeS  SebnS= 
berjogtum  unb  fpdter  ©ou»ernement  im  Innern 
ATanlreicbS,  »on  14340  qkm  glädje,  »om  Gper  in 
jDberbcrrp(reid>anGifen)unbllnterberrp  (reid? 
an  ©etreibe)  geteilt,  bilbet  jeftt  bie  Tepart.  3"bre 
unb  Gper  (f.  bie  Äarten:  9torböftIid?cS 
reid?,  beim  Strtitct  ^rantreieb,  unb  2Rittcl=  unb 
S  ü  b  f  r a  n  t r e  i  d? ,  beim  3tr titel  ftranfrei A,  93b.  1 7 1, 
unb  ift  berübmt  burcp  bie  feine  SfÖolle  feiner  Scbaie. 
Öauptftabt  ift  93ourgeS  (f.  b.).  Tie  Ginn?obner 
b,iefeen93crrid>onS  ober  93erruperS.  TaS  2ant 
erhielt  feinen  9tamen  oon  ben  ßaüifd?en  93ttu 
rißeS,  an  toetdje  Diele  in  ber  ©egenb  aufßehnv 
bene  Totmen  erinnern.  Tie  fTdnf.  ©rafen  machten 
e«  ju  einem  Grblepn ;  ibnen  folgten  917—1100  9Mce= 
arafen,  beren  tetiter  eS  an  Köniß  ^Jbilipp  L  wr= 
taufte.  Seitbem  bdufiß  Stpanaße  fcr.ial.  $rinjen, 
würbe  eS  1360  jum  öerjoßtum  erpoben  unb  mebr= 
malS,  j.  93. 1465,  mit  ber  Ärone  »ereinißt.  Ter 
253  km  tanße  Ganat  bu  93.  (93errptanal)  beßinnt 
bei  ber  Wünbunß  beS  Slllier  in  bie  Soire,  fenbet  einen 
70  km  Ianaen  3^eig  nad?  Wontlucon  unb  enbet  bei 
Tour«.  Gr  bat  115  Scbleufen  unb  wirb  auS  jn?ei 
MeferuoirS  gefpeift.  —  93ßL  9tapnal,  Histoire  du 
B.  (4  93be.,  93ourge8  1845—47). 

Wettt),  GbarleS  ^erb.,j5erjoßt)on,  jmeiter  Sobn 
beS  ©rafen  oonSlrtoiS,  fpdtern  HönigS  Äarl  X.  (f.  b.) 
»on  grantreiep,  geb.  24.  %an.  1778  ju  93erfatUeS, 
njurbe  mit  feinem  dltern  93ntber,  bem  ^erjog  oon 
Mngoulfme  (f.  b.),  erjogen.  iDtit  feinem  9?ater  flob 
er  infolge  beriReuolution  1792  nad?  Turin  unb  foebt 
bann  mtt  biefem  unb  unter  Gonbe*  gegen  baS  repu- 
blitanifcpe  grantreiep.  93on  1801  an  lebte  er  in 
Gnglanb ,  h>o  er  fid>  mit  einer  jungen  Gugldnberin 
morganatifdp  üermdplte.  3tu§  biefer,  Don  i'ufc-- 
wig  XVIII.  nidjt  anertannten  Gpe  batte  er  jroei 
I6d?ter,  bie  fpdter  an  ben  ÜJlarquiS  oon  Gbarette 
unb  ben  ^rinjen  üon  gaueißnp  Dermdb.lt  mürben. 
9iad)  bem  Sturje  Napoleon*  lanbete  er  13.  Spril 
1814  ju  Gbcrbourß.  Stm  15.  Wai  warb  er  jum  ©^ 
neraloberften  ernannt  unb  erhielt  bei  ber  SSMeber- 
feb^r  Napoleon«  L  im  ^rttbjafcr  1815  ton  Cub= 


SJerrger  —  öerfaglieri 


827 


roig  XVHI.  ben  SBejebl  über  bie  Gruppen  ber  f>aupt= 
ftabt.  3n  ber  9iad)t  vom  19.  jum  20. 9JMrj  mufete 
er  fid)  mit  ben  ©arben  nad)  ©ent  unb  Steift  jurüd* 
jieben,  bio  ihm  bie  -cHacM  von  ffiaterloo  ben  :Hüd 
roeg  nad)  *ß,ari«  Öffnete.  2lm  17.  3uni  1816  ver= 
mäblte  er  fid)  mit  ber  dlteften  Leiter  be«  nadjmali' 
gen  ß&ntg«  beiber  Sicilten,  Sranj'  t,  flaroline 
fterbinanbe  2uife  (geb.  5.  Nov.  1798).  Stuf  biefer 
(jbe  beruhte  mefentlid)  ber  ftortbeftanb  be«  ältern 
,Stv«g«  ber  Söourbonen,  ba  ber  öerjog  von  $lngou= 
Urne  linberlo«  mar.  Gin  polit.  jjanatiter,  £ouvel 
((.  P.),  fafete  barum  ben  Gntfdjlup,  ben&erjog  von 
5B.  ju  ermorben.  Sit«  biefer  13.  gebr.  1820  feine 
(SJemabltn  au«  bem  Dpernbaufe  nad)  bem  Sagen 
geleitete,  erbielt  er  von  SJouvel  einen  iDlefferftid),  an 
bem  er  tag«  barauf  ftarb.  —  SBgl.  6b,  äteaubrianb, 
Memoire?  touchaut  la  vie  et  lamort  du  Duc  de  B. 
•  l'ar.  1820);  '.Kennet,  Recit  historique  desevenc- 
ments  qui  se  sunt  passes  dans  Tadministration 
de  l'Opera  la  nuit  du  13  Fevrier  1820  (ebb.  1862). 

3)et  £>erjog  [unterliefe  von  Caroline  Serbin 
nanbe  fiuifc  nur  eine  £od)ter,  Suife  ÜJlaria 
£berefta  Don  3)ourbon,  ÜJlabemoifelle  be  ^rance 
(fleb.  21.  Sept.  1819,  feit  1845  permäplt  mit  bem 
fpätern  fcenog  flarl  III.  von  ^arma,  geft.  1.  <yebr. 
1864).  Teno  gröfeer  mar  bie  greube  be«  fönigl. 
Öaufe«,  al«  bie  vermitivete  öerjogin  29.  Sept. 
1820  einen  grinsen  gebar,  ber  ben  Warnen  ipeim 
rid),  fierjog  von  ©orbeaur,  erbielt.  3113  bie  3uli= 
revolution  von  1830  ben  5erjog  von  Crieana 
auf  ben  Jbron  ertjob,  folgte  biefierjogin  von  9). 
mit  ibren  Äinbern  Äarl  X.  nad)  öolproob.  $n 
jranrreid)  aber  arbeitete  eine  jablrcicbe  Partei 
tm  Stiben  unb  in  ber  3Jenb<e  für  bie  3ntereffen 
ibre$  3 ebne-:,  al«  be«  rechtmäßigen  Äönig«  (Sein: 
rieb  V.,  f.  ßbamborb,  ©raf  von)  von  ftranfreid). 
Um  mit  biefer  Partei,  ben  fog.  öenriquinquiften, 
in  nähere  Serbinbung  ju  treten,  begab  fid)  bie  ver 
jogin  von  SB. 1831  nad)  Italien,  frier  fanben  fid) 
lehr  balb  '.'In  beutetet  ber  vertriebenen  Vi  nie  ein,  bie 
ben  $Han  ju  einet  Sanbung  in  jranl vei i)  entivat 
fen,  um  bie  ftaljne  öeinrid)«  V.  autyupflanjen.  Jim 
28. 3tpril  1832  (anbete  bie  frerjogin  nebft  einigen 
Jlnpängern  bei  2Jtarfeille.  (Sin  Slufftanb  ber  Ücgiti; 
iniften  tn  ÜJZarfciUe  am  30.  warb  tebod)  unterbrüdt, 
unb  al«  ba«  Sdjiff  3.  SJlai  bei  i'a  Giotat  angebaU 
ten  mürbe,  »o  e«  »egen  £>averei  einlaufen  mufete, 
entbedte  bie  SBe^Örbe,  bafe  fid)  bie  JDerjogin  barauf 
befunben  habe.  2>iefe  toar  tnbe«  in  bie  wnbfe  cnt= 
flogen,  trat  bort  al«  Regentin  aufr  erliefe  <UroHama- 
tionen  im  Warnen  iljre«  6ot)ne«  ^einrieb  V.,  nurbe 
inbe«  oon  einem  flnbdnger,  bem  jumitatbolici«mu« 
ubergetretenen  3uben  !©eufe,  verraten,  8.  3lov.  in 
Wante«  perb^aftet  unb  a(«  Staatsgefangene  in  bie 
Sitabelle  von  Slape  gebrad)t.  2u  lebhafte  Zeil 
nabme,  bie  man  ber  ©efangenen  jeigte,  erjeugte 
ber  «Regierung  nid)t  geringe  ^erlegenbeü.  2)a  etbob 
ftd)  im  $Jan.  1833  ba«  ©etüdjt,  bafe  bie  frerjogin 
guter  frotfnung  fei.  6«  folgten  ffiodjen  gröfeter  8tuf= 
regung  in  ganj  granlreid?,  bi«  am  22.  ftebr.  tit 
frerjogin  ertldrte,  bafe  fie  in  gebeimet  Gbe  mit  bem 
neapolit.  ÜJlard)efe ßucdiefi^^alli üermdblt fei.  $iefe 
Wadjridjt  bratbte  fie  fofott  um  ipte  polit.  Sebeu« 
tung,  fo  bafe  bie  Wegietung,  nad)bem  bie  Jöetjogin 
10.  »JDlai  eine  lodjtet  geboren  batte,  fein  Siebenten 
trug,  Re  *u  entlaffen.  (Übrigen«  ir-urbe  bie  öerjogin 
erft  nad)  ibrer  ^reilaff ung  Öemab lin  be3  3)larcbefe ; 
aud)  »irb  beftritten,  bap  jene«  Äinb  ba«  feinige 
mar.)  Sie  ging  im  ^uni  1833  junädjft  nad)  ©ici* 


|  lien  unb  bann  mit  ibrer  neuen  Familie  nad)  SSenebia. 
9iad)  bem  lobe  ibre«  ©emablö  bejog  fte  ba«Sd)Iofe 
ißrunnfee  bei  ©raj,  mo  fie  16.  «pril  1870  ftarb. 
—  3JgI.  Wettement,  Memoires  historiques  de  1» 
duchesse  de  B.  (3  Sbe.,  ^Jar.1837);  Slauron,  L» 
duchesse  de  B.  (ebb.  1889);  Smbert  be  Saint: 
Slmanb,  La  duchesse  de  B.  et  la  revolution  de  la 
Vendee  (ebb.  1889);  berf.,  La  captivite  de  la 
duchesse  de  B.  (ebb.  1890);  2birria,  La  duchesse 
de  B.  (ebb.  1900). 

Germer  (fpr.  -riet;),  Pierre Slntoine,  franj.  3lb= 
t>otat  unb  ^olititer,  geb.  4.  %an.  1790  ju  $aris, 
roax  für  ben  geiftlid)en  iBeruf  beftimmt,  manbte  fieb 
aber  ber  sJted)t«tt)ifienfd)aft  ju.  Slnfang«  hattet-- 
gdnger  Wapoleon«  L  ging  er  fpfiter  ;u  ben  ^cur 
\  bonen  über,  ebne  feinen  freifmnigen  Slnftd)ten  ju 
entfagen.  Seit  1814  al«  Sachwalter  tl)&ttg,  batte 
er  bereit«  einen  gldnjenben  :Hnf  erlangt,  al«  er  1829 
in  bie  Hammer  gemdblt  mürbe.  Wad)  ber  ^uli= 
revolution  pon  1830  leiftete  er  ber  neuen  Xpuaftte 
unb  3Jerfaffung  ben  Gibfcbmur,  betdmpfte  aber  ba* 
i  Sulifönigtum  auf«  fdjfirffte.  So  bebauptete  2). 
17  3abje  lang  feine  par(amentarifd)e  ©eltung,  ebne 
feine  Iegitimi|tifd)e  SÖleinung  auf jugeben.  2)urd?aus 
unabhängig  trat  er  einerfeitä  für  bie  6rblid)teit  ber 
!;aitie,  anbererfeit«  für  ©efd)n)orenengericbte  in 
i'refeiad?en  unb  ^eiblbarteit  ber  ©emeinbeoorfteber 
ein.  6t  übernahm roieberbolt bie ^Uerteibigung  nam- 
ba» ter  Vertreter  ber  republilanifcben  Partei,  ja  nach 
bem  3)ouIogner  Vorfall  (1840)  felbft  bieSubroig  Na- 
poleon« (fpätern  Napoleon  III.).  3m  Jyrübjabr  1848 
DomXepart.9lb.önemünbungen  unb  1849  von  neuem 
fleroäbjt,  zahlte  er  \u  ben fräuptern  ber  SDlebtbeit, bie 
fid)  au«  ber  Bereinigung  aller  frübern  monarei . 
feben  Parteien  ergab.  SJäb.  renb  be«  Slapoleonifdien 
Staat«ftreid)«  pon  1851  mirlte  et  mit  bei  ber  gm 
fammentunft  auf  bet  i'fairie  be«  jeb^nten  :'lrron= 
biffement«,  too  bie  Slbfepung  be«  $räftbenten  au-:- 
gefprod)en  mürbe.  Später  bemühte  er  fid)  eifrig  um 
bie  $erf5t)nung  ber  beiben  £inien  be«  bourbonifebeu 
I  fraufe«.  @rft  sillai  1863  trat  er  lieber  al«  si anbibat 
i  in  ÜWatfeille  auf  unb  »urbe  §um  Slbgeorbneten  gc 
I  mäblt.  Seit  1854  tear  er  SDlitglieb  ber  Äranjöfifdjen 
;  Sltabemie.  ö.  ftatb  29.  Wov.  1868  auf  feinem  2anb 
I  gute  ju  2(ugerville  (Soiret).  1875  nmrbe  fein  Stanb= 
bilb  cot  bem  3ufti  jpalafte  in  4J)tarf  eilte  enthüllt.  9lad) 
feinem  Jobe  erfebienen  feine  «Discours  parlemeu- 
Uires»  (5  JBbe.,  s^ar.  1872—74)  unb  feine  «Plai- 
doyers«  (4  5ßbe.,  ebb.  1875—78).  —  Sgl.  Sifton,  B. 
et  ses  contemporains  (v^ar.  1873);  fiecanuet,  B. :  sa 
Tie  et  ses  ceuvres  (ebb.  1893)  ;  i'aeombe,  Vie  de  B. 
(2  »be.,  ebb.  1894—95). 
Verruf  anal,  f.  »enp  unb  liber. 
»öerfaba,  Stabt,  f.  Seerfeba. 
iBcrfaglteri  (fpr.  -faliebri,  vom  ital.  beräaglio, 
3iel),  in  Italien  bie  ScparffcbüBen.  Sie  mürben 
1836  im  farbin.  f>«ere  purd)  ben  ©eneral  Slleran» 
bro  ^«ttero  Deila  SDlarmora  in  Stärle  von  2  (Som» 
pagnien,bie  1843  auf  1  Bataillon  vermehrt  mürben, 
emdjtet.  1848  gab  e«  2, 1850  3  Bataillone,  1852 
bereit«  10  Bataillone.  Sie  erhielten  einen  au«ge> 
mäblten  Ihfatt  unb  ^eid)neten  fid)  balb  bitreb  ibre 
Seiftungen  au«.  9Rtt  drtid)tung  be«  ß&nigtcicb* 
Italien  mürben  bie  SB.  auf  7  Regimenter  (ju  6 
taillonen  mit  4  Kompagnien)  unb  nad)  bem  Zx- 
ganii'ationögcieite  vorn  30.  Sept.  1873,  baä  1.  3an. 
1874  in  Söirlfamleit  trat,  auf  10  5Kegimenter  ver 
ftärlt.  Seit  bem  Crganifation«ge)ep  von  1882  be= 
fteben  12  Regimenter  (auf  jebe«  armeetorp*  buret: 


Digitized  by  Google 


828  93erfd)icf 

idmittlid)  einä ;  basi  5.  bat  brei,  ba*  6.  unb  11.  fein*) 
a  3  ÜBatatUone  ju  je  4  ßompagnier.  mit  einer  ,uio 
bcnSftfirte  (1898)  oon  748  C)f  frieren  unb  14  820 
ÜJlann  mit  36  SMenftpferbcn  unb  einer  Äriegeftärle 
oon  etwa  45000  Sölann.  $ic  93.  finb  (Jlitetruppen ; 
alle  öauptleute  finb  beritten;  bie  ÜJcannfdjaft  trägt 
bunlelblaue ,  mit  roten  Auszeichnungen  oerjierte 
ttleibung  unb  breitfremptge  ^iljbüte  mit  geberbufeb. 

«erfdiief ,  Abart  be*  Sanber*  (f.  b.). 

Herfen  brücf.  1)  ftrei*  im  preufe.  9leg.:93e$. 
C*nabrfid,  M  1059,«*  qkm,  (1895  )  44681 
(22179  männl.,  22502  roeibl.)  Q.,  3  Stäbte,  102 
Sanbgemeinben  unb  2  @ut*bejirte.  —  2)  $farro»rf 
mit  Stift  unb  Ärri*ort  be*  flreife*  33.,  linf*  an 
ber  öaafe,  in  ©ecftlanbfdjaft ,  an  ber  £inie  Dlben- 
bürg  •  D*nabrüd  ber  Olbenburg.  Staat*babnen, 
Sih  be*  2anbrat*amte*,  eine*  AmtSgeridjtä  (Canb- 
gericbtD*nabrüd),  bat  (1900)  512  <*.,  barunter  128 
(h>angelifd)e,$oft,£elegrapb,5ernfprecbeinricbtung, 
Ärei$s$erein*fpartaffe,Oberförfterei;  £>anbel  mit 
Jettüieb,  Giern  unb  93utter.  2)ie  53ebörben  haben 
ibten  Si&  in  einem  1231  gestifteten  Gifteraenfer: 
nonnentlofter,  roeldjcS  1782  in  cm  Stift  für  Jöcbter 
oerbienter  Staatsbeamter  umgeroanbelt  rourbe. 

©eeferft  (oon  ber{  «93dr»,  unb  serkr,  «£emb», 
«Jell»),  in  ber  norbifcben  *Üiptbologie  eine  ®e= 
ftalt,  bie  im  Seelcnglauben  rourjelt  man  meinte, 
einige  ÜJlenfcben  befäfren  bie  ©igenfebaft,  ibre  Seelen 
uoin  Körper  trennen  unb  al*  93dr  einberroanbeln  ju 
tonnen.  AI*  f  olcber  befafi  ber  2flenf cb  mebr  Äraft  als 
anbere.  Später  übertrug,  man  ben  ".Kamen  33.  auf 
viWenfcbcn  mit  aufeergeroöbnlid?er  Straft;  ib/Te  tobenbe 
Äampfe*n>eife  beifct  93erfer!errout. 

©crfejio,  23ittorio,  ital.  Siebter  unb  ^ublijift, 
geb.  1830  in  flfcoeragno  bei  Guneo,  »erfaßte,  11 
alt,  Serte  ju  Aufführungen,  ftubierte  feit  1845  in 
Jurin  bie  webte,  madjte  1848  ben  ftelbjug  gegen 
tfterreieb  mit  unb  mürbe  für  turje  3cit  Abootat. 
Seit  1852  roibmete  er  fiefe  ber  3ournaliftit.  Gr 

fivünbete  1865  bie  «Gazzetta  Piemontese» ,  ber  er 
pdtcr  bie  bureb  feine  firititen  bebeutenbe  9Bod>en= 
fdirift  «Gazzetta  letteraria»  beifügte.  Gr  ftarb 
30.  3an.  1900  in  Surin.  93.  oeröffcntlicbte  bie 
Dramen  «Pietro  Micca»  (1852)  unb  «Romolo» 
(1853),  fpdter  «Una  bolla  di  sapone»  (SKail.  1871; 
Abbrud  oon  Socella,  2pj.  1889;  beutfeh  in  SRc- ' 
clam*  «Uniüerfalbibliothe!»),  «Un  pugno  incog- 
nito»  (1872)  u.  a.;  ferner  oicle  Slooellen,  JRomane . 
u.  bgl.  Am  bemcrtenSroerteften  fmb  oon  le&tern:  j 
«II  novelliere  contemporaneo »,  «La  famiglia», 
oL'  amor  di  patria»  unb  «Corruttela»  (beutfeb  al* 
«Korruption»,  2  93be.,  SBien  1877),  «II  segreto 
d'Adolfo»,  <>L'  odio»,  «La  carita  del  prossimo»,  «Ca- 
vallieri»,  «GH  angeli  della  terra»  (beutfeb  2pj.  1884), 
«Povcra  Giovanna»  (beutfeb  ebb.  1883),  «La  Ven- 
detta di  Zoe»,  «L'  altimo  dei  Caldiero»  (Nuova  An- 
tologia,  1884),  «Domenico  Santorno»,  «Viperina» 
11889),  «L'onore  paterno»  (1890;  beutfd>  Gbemnifc 
1895)  u.  a.;  au^erbem  ba$  trefflid?e  @efa>ichtSn>erf  I 
«11  regno  di  Vittorio  Emanuele  Ii:  trenfanni  di  I 
viu  italiana»  (8  93be.,  lur.  1878—95),  «Roma,  la 
capitale  d'Italia»  (SRail.1872;  2. SluSg.  1886— 88) 
unb  bie  93iographic  «Alessandro  Manzoni»  (Jur. 
1873).  6r  fd?ricb  aud:  leben^mabre  ^omdbien  in 
piemoitt.  2Runbart,  barunter  fein  9Jleifterroert  «Le 
disgrassie  d'  Monsu  Travett»,  beutfdjal§  «93artho= 
lomduS'  Seiben»  aufgeführt;  ^ortfe&ung  ift  «Le 
prosperita  d'  Monsu  Travett».  93.8  «Note  auto- 
biografiche»  in  «II  primo  passo»  (Jlor.  1882). 


—  83crt 

»Berfot  (fpr.  -feoh),  ©rneft,  franj.  $bUofoph  unb 
^ublijift,  aeb.  22.  3lug.  1816  }u  Surgere«,  mar 
vebrer  ber  $bilo|"opbie  in  Sienne«,  >Bari»,  33orbeaur, 
2)ijon  unb  93erfaiUe«.  93eim  Staatäftreidj  be* 
2.  2)ej.  1851  reidjte  er  feine  Gntlaifung  ein,  1859 
mürbe  er  Mitarbeiter  be£  «Journal  des  D^bats«, 
1866  SJtitglieb  be*  ^nftitut«,  1871  2)irettor  ber 
Mormalfcbule.  Sr  ftarb  1.  Rehr.  1880  ju  %an*. 
93.  mar  befonberä  Scbriftfteller  unb  um  baS  franj. 
Untmid}t«n)efen  hod^oerbient.  Seine  befannteftrrr 
Schriften  finb:  «Essai  sur  la  providence»  (1853; 
2.  Aufl.  1855),  «Mesmer  et  le  magn^tisme  animal 
(1853;  4.  Aufl.  1879),  «Etudes  sur  leXVUI'siecle' 
(2  23be.,  1855),  «Litt^rature  et  morale»  (1861), 
«Essais  de  Philosophie  et  de  morale»  (2  33b*.,  1864.1, 
«Morale  et  politique»  (1868),  «Libre  philosophie» 
(1868),  «Etudes  et  discours»  (1879),  «Qaestions 
d'enseignement»  (1880).  —  93gl.  Saferer,  Un  mora- 
liste.  Etudes  et  pens^es  d'Ernest  B.  ($ar.  1882). 

©ert  (fpr.  bdhr),  ^aul,  franj.  öelebrtet  unb 
Witifer,  fleb.  17.  Oft.  1833  ju  Aurerre,  »urbe 
2)oltor  ber  2Jtcbijin  (1863)  unb  ber  tataftftta« 
febaft  (1866),  audb  Cicentiat  ber  JRedjte,  1867  ^Jro^ 
feffor  an  ber  ftafultdt  ju  33orbeaur,  1869  ber 
ftologie  an  ber  Sorbonne.  ÜRacb  bem  4.  Sept  1870 
rourbe  er  ©eneralfefretdr  bet  ©rdfettur  be*  Separt. 
ponne  unb  im  3an.  1871  «Jirdfelt  be*  $cpart.9torb, 
legte  aber  biefe*  Amt  nad?  bem  9iüdtritt  ®ambettae 
nieber.  1874  trat  er  al*  Abgeorbneter  bc«  3)epart. 
.' lenne  in  bie  ftationaloerfammlung  unb  gehörte  }u 
ber  @ruppe  «Union  r^pnblicaine».  An  allen  3kx 
banblungen  über  ba«  Untemd^töroefen  eifrig  be 
teiligt,  trat  er  namentlid}  bei  ber  Beratung  ber 
fcrrpf$en  ©efflie  über  \>ai  SBoltefdmlroefen  für 
^aienunterrid)t,  Schuljmang  unb  Unentgeltlichteit 
bed  Unterricht*  ein  unb  mürbe  im  9ioo.  1881 
nifter  be*  öffentlichen  Unterriebt*  unb  be*  Äulru? 
im  SJlinifterium  ®ambetta,  mtt  bem  er  20.  *ebr. 
1882  jurüdtrat.  Seitbem  jeigteer  [ich  a(*  eifrigen 
33ertreter  be*  bemofratif  eben  unb  antttleritalen  ^rin= 
eip*;  fein  Gntrourf  einer  Drganifation  be*  6lemen= 
tarunterricbtS,  ber  ben  Unterricht  in  ben  öffentlichen 
Schulen  au*f<hlicfslicb  einem  meltlichen^erfonal  an= 
oerrraut,  mürbe  im  gebr.  1884  oon  ber  «ammer  an= 
genommen.  93ei  ber  93eratung  be*  5Hefrutierung^= 
gefe^e*  im  April  1884  fprach  ftch  93.  im  Sinne 
ber  bemorratifeben  ©leichheit  gegen  bie  93efreiuna 
ber  SdjüleT  ber  9cormalfcbule  Dom  2Rilitdrbienft 
au*.  Sein  Antrag  (1885),  bie  bem  Staate  gehört; 
gen  93ifchof*paldfte,  ^riefterfeminare  unb  MoftfT: 
gebdube  ju  oertaufen,  mürbe  abgelehnt.  Anfang 
1886  rourbe  93.  jum  franj.  ©eneralrefibenten  in 
Xongting  unb  Annam  ernannt,  roo  er  wenig  günftige 
Erfolge  erjielte  unb  mit  ben  2JUlitärbefebl*babern 
in  3»ift  geriet.  Gr  ftarb  11.  3loo.  1886  in  frxnoi 
unb  rourbe  in  feiner  3$aterftabt  beerbigt.  93on  feinen 
Serien  fmb  heroorjuheben:  «De  la  greffe  animale» 
(1863),  «De  la  vitalite  des  tissus  animaux»  (1866), 
«Revue  des  travaux  d'anatomie  et  de  Physiologie 
publies  en  France  pendant  l'annee  1864»  (1866), 
«Notes  d'anatomie  et  de  Physiologie  comparees» 
(2  93be.,  1867—70),  «Recherches  snr  les  mouve- 
ments  de  la  sensitive»  (1867—70),  «Lecons  sur  la 
Physiologie  comparSe  de  la  respiration»  (1869), 
« La  pression  barom&rique.  Recherches  de  Phy- 
siologie expörimentale»  (1877;  oon  ber  Atabemie 
gefrönt),  «La  morale  des  Jesuites»  (1880),  «Lecons, 
discours  et  Conferences»  (1880)  u.  a. — 9igl .  93eri  Uon, 
L'amvre  scientifique  de  Paul  B.  fliar.  1887). 


)igitized  by  Googl 


Joert.  —  lötTttjeiot 


829 


v  bei  naturmijfcnfd?aftlid?en  93ejeid;nungen 
Slbfürjung  für  Antonio  SBertoIoni  (f.  b.). 

©crtaflnoUt(fpr.-taniöUi),6arIo,ital.  National» 
6  feuern,  geb.  1843  }u  Heroine  im  £rientinifd)en,  ftu« 
bierte  ju3nn«brud,  mar  1870— 78  im  ital.öanbel«* 
minifterium  tbdtig.  äud)  nad:  bem  übertritt  in  ba« 
ÜJtinifterium  be«  Snnern  (roo  er  jum  Seltione-- 
dt?cf  ber  Abteilung  für  bie  öffentlidieStd?crbeit  auf= 
rüdte)  blieb  et  ben  Stubien  über  bie  lanbmirtfd>aft- 
licben  33cTbältniffe  Italien«  treu,  3"f°l0«  feiner 
^adjfenntmffe  berief  ibn  bie  Regierung  in  mid>tige 
JÜommiffionen,  j.  33.  in  biejenige,  bie  auf  bem  Jnter= 
nationalen  Äongrefe  in  faxte  (1878)  bie  .»irbcitv- 
einftellungen  ftubieren  folltc.  Gr  ftarb  22. 3uli  18% 
in  (Jriefadp  in  Ädrnten.  Seine  fjauptfdjriftcn  finb: 
«La  colonia  parziaria»  (ftlor.  1877),  <<Le  vicende 
dell'agricoltura  in  Italia»  (ebb.  1881),  «L'economia 
dell'  agricoltura  in  Italia»  (SRom  1886). 

33crr<ini,  3lgoftino,  rabifaler  ital.  qjolititer,  geb. 
19.  Oft.  1812  m  SRailanb,  ftubierte  üJcebijin  ju 
s$avia,  mürbe  1848  »on  ber  promforifd>en  sJlegie= 
rung  mit  ber  Ceitung  be«  öofpital«  pon  San  ?lm= 
brogio  in  ÜJiailanb  betraut  unb  nabm  als  ^artci^ 
genofie  ©aribalbi«  am  polit.  Seben  jener  ßeit  teil. 
3)en <?elbjug  1859  madjte  er al«  erfter  Ärjt  bei  ©arü 
balbi«  älpenjdgern  mit,  ermögliche  bann  beffen 
ficil.  3ug  burcb  bie  SJlittel,  bie  er  ibm  al«  Scböpfer 
ber  oComitati  di  prowedimento»  unb  ber  «Central- 
faffe  für  Unteritü($ung@aribalbi$»  wrfdjaffte.  ffladb 
Per  Ginnabme  Neapels  burd)  ©aribalbi  mürbe  er 
beffen  ©eneralietretdr  unb  fucbte  ibn  bauon  abju; 
balten,  bie  Tifteitur  ;u  ©unften  Victor  C manne! 3 
nieberjulegen.  Sin  ben  Unternebmunaen  ©aribalbi« 
von  1867  nabm  93.  ebenfalls  teil.  $n  ber  Hammer, 
roeld>ct  33.  con  1860  bi«  1880  angebörte,  .\  et  ebnete 
er  ftet)  al«  Rubrer  ber  dufterften  republitdnifd)en 
Linien  au«,  mürbe  aber  fpdter  gemdfiigter.  Qx  ftarb 
30.  «pril  1886  in  Stom.  Sücfentlidje  9]erbienfte  bat 
et  fid)  ermorben  um  bie  «Gnquete  übet  bie  länb: 
lidben  3uftdnbe»  unb  bie  Schaffung  be«  ©efe&budje« 
füt  bie  ©efunbbeitöpflege  in  ben  Sanbgemeinben. 
Seine  33rofdsüre  «IV  Italia  aspetta»  (1878)  fpridrt 
bie  örmartung  au«,  ba$  bie  lÜtonarcbie  allmdblid) 
in  fidj  felbft  juf  ammenbreeben  metbe.  —  93gl.  3Jlario: 
ilHbite ^effie,  A.  B.  e  i  suoi  tempi  (2  33be.,  ^lor. 
1888);  Scritti  e  discorsi  (bg.  Pon  Reifte,  ebb.  1890). 

Berth.,  bei  joolog.  tarnen  Sbtürjung  für 
»tnolb  Hbolf  IBettbolb  (geb.  1803,  geft.  1861 
al«  ^rofefior  ber  *Bbpfiologie  m  ©öttingen). 
Bertha,  ber  154.  ^lanetoib. 
»erilja(altbeutfcb33ercbta,$erabta),  Harne 
einet  getman.  @öttm(f.  93ercbta)  unb  mebreret  b«; 
rübmten  grauen  be«  SDlittelalter«: 

1)  33.,  bie  heilige,  beren  ©ebdebtni«  bie  tatb. 
ftirtbe  4.  3uli  feiert,  mar  bie  Jocbter  be«  Sranfen* 
tönig«  0  baribert  pon  ^aric-.  Sie  befebrte  (nad) 
560)  ibren  ©emabl  Äömg  etbclbert  (f.  b.)  oon  ftent 
unb  förberte  babutd)  bie  SBetbteitung  be«  6bnften= 
tum«  unter  ben  Ängelfacbfen. 

2)  93.  (aueb  33  e  r  t  r  a  b  a ) ,  £o<btet  be*  ©raf  en  6ba* 
ribert  pon  jaon,  ©emablin  ^iippind  b.  SU.  unb 
SDhttter  Karl«  b.  ®r.  770  bemübte  Tie  fiä),  ben 

trieben  jmifdicn  ibren  £  ebnen  aufredet  ju  erpalten, 
ber  ibre  Slbftammung  pgl.  feabn,  3abrbüd?er  bee 
^rdnlifcbcn  meid?«  (33erl.  1863).  $n  bem  larolingi« 
fd?en  £agenlreife  lebt  fic  fort  in  93er fd?mel jung  mit 
ber  ©öttin  93erd)ta  ali  «93.  mit  bem  großen  Aiitu-  ■ 
(Berthe  aa  grand  pied).  —  93gl.  6imrod,  33.  bie 
Spinnerin  fötantf.  1853);  betf.,  feanbbud)  bet  beut» 


fAen  2Rptbologie  (6.  Slufl.,  33onn  1887) ;  9B.  SWüller, 
Wptbologie  ber  beutfd)en  ^elbenfage  (£>eilbr.  1886). 

3)  93.,  in  bet  tarolingifaVn  Sage  eine  &d>meftcr 
Karl*  b.  ©r.,  bie  Wutter  diolanb*. 

4)  33.,  Jocbter  Slaxli  b.  ©r.,  in  ted)tlofer  6be 
bem  Stngilbert  (f.  b.),  einem  ber  Vertrauten  ibre-;- 
9}ater3,  »etbunben  unb  SKuttet  be3  ©efdjidjtfcbrei: 
betg  unb  tapfern  flriegerä  sJUtbarb  (f.  b.).  ©in 
jmeiter  Sobn  piefe  fearnib.  3)as  9]erbdltnid  ber  93. 
ju  Slngilbcrt  gab  pielleicbt  Snlap  ju  ber  Sage  pon 
(fginbarb  unb  Gmma  (f.  (ünbarb). 

5)  93.,  Jodjter  bei  ^erjog*  93urlbarb  pon  Sd?ma= 
ben,  ©emablin  JRubolf«  II.,  fiönigS  pon  Cber» 
burgunb.  «Rad)  SRubolf«  lobe  (937)  fübrte  93.  bie 
SHegentfcbaft  füt  ibren  Sobn  Äonrab,  üermdbltc  fid> 
bann  mit  König  £ugo  pon  Italien  (f.  b.).  3bre 
lodjter  Slbelbeib  (f.  b.)  mürbe  mit  6ugo3  Sobn 
£otbar  oerlobt.  S£)iefe  SDinge  aaben  Slnlab,  ba& 
Äönig  Dtto  I.  in  93urgunb  ^ub  fafete  ali  S3ormunb 
üon  93.«  Sobne  j?onrab  unb  fpdter  in  Italien  alo 
Befreier  unb  bann  al«  ©emabl  bet  Slbelbeib.  — 
33gl.  2B.  ©iefebredjt,  ©efdjicbte  ber  beutfdjen  fiaifer- 
jeit,  93b.  1  (5.  »ufl.,  £pj.  1881). 

Berthe  (ftj.,  fpr.  bdttt),  Heiner  Äragcn,  93efat» 
am  2eibd>en  eine«  (jrauenflcibe«. 

&tvtf)tau  (fpr.  -tob),  @rnft,  Drientalift  unb 
(?rcget,  geb.  23.  9toP.  1812  ju  Hamburg,  ftubierte 
feit  1832  in  93erlin  unb  ©Öttingen  Ibcologte  unb 
befonber«  Orient.  Spradjen,  rourbe  1836  inepetent 
in  ©öttingen,  mo  er  fid)  1839  in  ber  pbilof. JSatultdt 
babilitierte,  1842  aufeerorb.  unb  1843  orb.  «rofeff  or 
mürbe  unb  17.  iHai  1888  ftarb.  33.  tjeröffentlicbte 
«Sie  fieben  ©ruppen  mofaifeber  Ocfctje»  (0ött. 
1840),  «3ur  ©efebiebte  ber  3*raeliten»  (ebb.  1842) 
unb  für  baä  «Kur)gefa§te  eregetifd>e  £>anbbucb 
)um  Sllten  ^eftament»  (Seipug)  bie  «Kommentare 
ju  ben  93ü(bern  Siebter  unb  Siutb»  (1845;  2.  Mufl. 
1883),  ju  ben  «Sprücben  Salomo«»(1847;  2.  Slufl., 
bearbeitet  oon  Homad,  1883),  ben  «93ücbcrn  ber 
(Sbronit»  (1854  ;  2.  »ufl.  1873),  «6«ra,  Kebcmia 
unb  eftber»  (1862;  ^»ufl..  bg.  »on  iHpffel,  1887); 
aueb  bef  orgte  er  eine  HuSgabe  bet  «Sprifdben  ©ram- 
matil»  be«  33arbebrdu«  (©ött.  1843). 

©ettfaclot  (fpr.  bdrrt'lob),  SHarceOin  $ierre 
(higene,  franj.  Sbemifcr,  geb.  25.  Dtt.  1827  ju 
s^ari«,  mürbe  1851  »ffiftent  Sallarb«  al«  Prepara- 
teur  de  chimie ,  1860  "45tofeffor  ber  Gbemie  an  ber 
ficole  de  pharmacie,  1865  ^rofeff  or  am  College  de 
France  unb  *0litglieb  be«  ^nftitut«,  1876  ®eneral= 
infpeltor  be«  böpetn  Unterricbt«roefen«  unb  mürbe 
1881  al«  Icbcnäldnglicbe«  Witglieb  in  ben  Senat  ge- 
rodblt.  9iom  11.2)ej.  1886  bi*  30.3Wai  1887  mar  er 
Untetticbt«miniftet,  com  1. 9Roo.  1895  bt*28.3)lcir,< 
1896  «Dlinifter  be«  auswärtigen  unb  ift  feit  1900 
2Jtitglieb  ber  Mtabemie.  33.  lieferte  eine  gtojje  3«bl 
oon  Unterfudningen,  teil«  rein  cbem.,  teil«  *em. 
Pbpfil.^nbalt«.  Qx  jtellte  bie  Ibeorie  ber  mebratomi= 
gen  Ällobole  auf;  feine  fpdtetn  Arbeiten  beneben  fid> 
auf  bie  Spntbefe  organifdiet  Korper ,  auf  rechtem 
©ebiete  et  babnbredjenb  mirtte.  §tmer  bearbeitete 
er  ba«  ©ebiet  ber  Grplofioftoffe  unb  lieferte  bie 
mefentlicbfte  ©runblage  ber  $betmocbemie.  Gx 
febrieb:  «Chimie  organiqae,  fondee  sur  la  Syn- 
these» (2  93be.,  1860),  «Le^ons  sur  les  principe» 
Sucres»  (1862),  «Le^ons  sur  les  m&hodcs  g6n6- 
rales  de  Synthese»  (1864),  «Le^ons  de  chimie  sur 
l'isomörie»  (1865),  «Traite  dtementaire  de  chimie 
organique»(l872;  2.»ufl.  mit  Sungfleiicb,  2  93be., 
1881),  «Sur  la  force  de  la  poudre  et  des  matteres 


Digitized  by  Google 


830 


©ertfjelSborf  —  Servier 


explosives"  (1872),  «Verification  de  l'areometre 
deBaum6»(1873),  «Lasynthese  chimique»(1875; 
beutfd?  £pj.  1877),  «Essai  de  mecanique  chi- 
mique  fondee  sur  la  thermochimie«  (2  93be.,  l'ar. 
1879),  «Les  origines  de  l'alchimie»  (ebb.  1885), 
«La  chimie  au  moyen  age»  (3  93be.,  ebb.  1893), 
«Trait6  pratique  de  calorimetrie  chimique»  (ebb. 
1893;  beutfd»  üon  Siebert,  Sp*.  1893),  «Chaleur 
unimalo»  (2  93be.,  $ar.  1899). 

8ertbel0borf.  1)  93.  bei  93ranb,  torf  in  ber 
Amt«bauptmannfd)aft  ^reiberg  bei  fddjf.  Mrci:- 
hauptmannfdjaft  2)re«ben,  5  km  füblid)  pon  frei; 
berg,  an  ber  ^reiberger  2Rulbe,  ber  fiinie  hoffen 
,\reiberg=33tenenmüble  unb  bet  Nebenlinie  greiberg= 
<>}rofjbartmann«borf  ber  Sädjf.  Staat«babnen,  bat 
4 1900)  1831  meift  euang.  6„  $oft,  Jelegrapb, 
icbmen--,  öol»ftoffs  unb  SJappenfabril,  tjlacb«bau, 
■Öoljp anbei;  in  ber  Näbe  Silbergruben.  —  2)  95.  bei 
&a  midien,  2>otf  in  ber  Amt«bauptmannfcpaft 
Pöbeln  ber  fäcbf.  flrei«bauptmannfcbaft  fieipjig,  an 
ber  fileinen  Striegi«,  bat  (1900)  914  enang.  6.  ; 
SBollfpinnerei,  33leicben,  Äunftgdrtnerei,  jmei  U)iüb: 
len  unb  eine  bebeutenbe  ^lanellfabrif.  2)er  93ctrieb 
ber  1550  entbedten  Äoplengruben  ift  feit  30  fahren 
eingeftcllt.  93.,  früber  8er<ptolbe«borfT,  93ertclbie= 
borf  ober  93ertil«borff  genannt,  mürbe  15.  SWai  1376 
mit  ber  @cricbt«bartcit  in  3)orf  unb  Selb  üon  SKar!- 
graf  £>einrid)  (mm  Seelenheil  femer  ©emablin 
Agne« )  bem  Jtloftcr  Altjelle  üerlieben.  —  3)  93.  bei 
-vjerrnbut,  2>orf  in  ber  Amt«bauptmannfd?aft 
*.'6bau  ber  fddjf.  Ärei«bauptmannfd?aft  93au&cn 
<Dberlauji&),  2  km  im  ND.  üon  &errnbut,  an  ber 
Nebenlinie  &errnbut*93ernftabt  ber  Säcbf.  Staat«« 
feabnen,  bat  (1895)  mit  Neu*93ertbel«borf  ju: 
lammen  1849  6.,  barunter  40  Statboliten,  ein  üom 
trafen  3tn«nborf  erbautet  grofee«  Sdjlop,  Spinn= 
icfutlc  unb  Nettung«bau«  für  l'Idbd?cn;  93aumrooü\ 
Samaftroeberei ,  6  (Serbereien ,  3  SWabl- ,  2  fiob: 
mühten;  93.  ift  Sifc  ber  fcerrnputer  93rüber*Unität 
<)".  93rübcrgemeine),  bie  Pon  bier  au«  ibre  Äolonien 
unb  ÜJliifionen  regiert.  —  4)  95.  in  S  d)  l  e  f  i  en ,  $orf 
im  Ärei«  £>irfd?berg  be«  preufe.  Weg.'JBej.  Siegniti, 
10  km  im  N3B.  oon  äirfdjberg,  in  320  m  i&dbe,  im 
tfemnifctbal,  bat  (1900)  834  (f.,  barunter  37  Äatbo* 
lifcn,  ^oftagentur,  Jelegrapb,  tönigl.  2>omäne; 
litfetteiefeerci ,  aro|e  flaltmafier:  unb  Naturbeil: 
anftait  (93efi&er  93erger)  mit  flurbau«,  95abe=,  Wla\- 
iagc-,beilgDmnaftiid>c  Anftalt  (1896: 220fiurgäfte). 

ttcrtnclr,  >5ricbr.  Aug.,Sd>ulmann,  gcb.5.S)ej. 
1813  in  @roferöbr«borf  bei  ftalfttij  in  Sacbfcn, 
befudjtc  ba«  Seminar  ju  {jrtebrid?ftabt=35re8bcn, 
rourbe  1833  dlementarleprer  an  ber  mit  bem  Se= 
minor  üerbunbenen  Ncalfdjule  bafelbft,  1842  2)1 
reltor  ber  l.  93ejirt«fcbule,  1844  jugletd)  SWitglicb 
ber  Kommiffion  für  bie  Anstellung«:  unb  93eför 
oerung«prüfungen  ber  fdebf.  93olt«fdmtlebrer,  1846 
Sirettor  ber  erften  93üraerfd?ule  unb  1874  bei  ber 
Ncoraanifation  be«  fddjf.  Sdmlmefen«  93esir!*fdjul- 
inipeltor  in  Sreäben,  trat  1885  al$  Cbcrfcbulrat  in 
ben  Nubeftanb  unb  ftarb  2G.  9lpril  1896  in  Bresben. 
95.  mar  a)titbegrünbcr  be*  faebf.  i'cftalo^ioereinö, 
beS  fddjf.  2ebrerüereins>  unb  ber  Allgemeinen  5)eut-- 
idjen  Cebrcrüerfammlungen.  Gr  leitete  bie  auf  ber 
Nürnberger  Seprcruerfammlung  1849  aegnlnbete 
»Slllgemeine  beutfebe  iJebrerjeitung»  b'xi  1874. 
^m  9icrein  mit  anbern  gab  93.  bie  «^ebenSbilber», 
ein  meituerbreitete«,  vielfad)  aufgelegte«  fiefebud) 
(Ceipjig),  «95iblifcbe  @efd?idjten»  in  pei  Sluägabcn 
^mit  unb  obne  93ilber),  ein  gr&^ere«  unb  ein 


Heine«  «&aubbud)  für  Scbüler»,  Aufgaben  jtim 
Äopfs  unb  lafelredjnen,  fpdtcr  bie  mit  bem  Namen 
«vJ)lutterfprad)e»  bejetdjneten  ßefebüdjer,  eine  ^Jflaiv 
|enlunbc  unb  au^erbem  felbftdnbig  mebrere  £eit- 
tdben  für  ben  JRealunterrid)t  (ßbemie,  Naturlcbre, 
@eoarapbie,@eograpbic  in  Silbern)  berau«.  —  9?gl. 
Pfeiffer,  Sic  93ollöfd)ule  be*  19.  3abrb.  (Nümb. 
1872);  griebr.  Aug.  95.  (2pj.  1900). 

©crt&et(ipr.-teb),95ertranb,  genannt  (?lie,  franj. 
Nomanfdjriftfteller,  aeb.  9.  3uni  1815  ju  Simoge«, 
lebte  feit  1834  al«  Sd^riftfteller  in  $ari«,  n>o  er 
31.  San.  1891  ftarb.  Unter  feinen  jablrciaScn  No? 
manenfinb  berporjupeben:  «Le  rdfractaire»  (18411, 
«Le  nid  de  cicognes»,  eine  9Jerberrlid)ung  ber 
£>oben)olIern  (1848),  «Les  Catacombes  de  Paris» 
(1854),  «Le  gentilhomme  Verrien)  (1862),  «Le  bon 
vieux  temps»  (1867),  «Le  sequestrt»  (1869),  «Ro- 
mans prehistoriques»  (1876);  Don  ben  losten  feien 
genannt:  «Le  secret  du  düunant»  (1888)  unb  «La 
petite  Chailloux»  (1888).  ÜJiit  (joudjet  unb  2)en^ 
nerp  uerfafete  er  jroei  toertlofc  2peaterftüde.  —  9igL 
bc  OTirecourt,  6lie  93.  (1857). 

i^ertbier  (fpr.-tteb),  Aleranbre,  fterjog  t>cn 
Neud)ätel  unb  Salangin,  §ürft  oon  9Bagram,  franj. 
ÜUarfdjaU,  geb.  20.  gebr.  1753  ju  93erfaille«,  erhielt 
frühzeitig  uon  feinem  93ater,  ^ngenieurgeograpben 
be«  RriegSminifterium«,  Anleitung  für  topogr.  Ar 
beiten  unb  trat  nad?  93cfud?  ber  9flilit4ratabcmie  in 
t,v>  @enietorp«.  Turd-  feine  Talente  für  topogr.  Ar 
beiten  lenlte  er  bie  Aufmerffamleit  bc->  flönig«  auf 
Heb,  ber  ibm  befonbere  Aufträge  jur  Anfertigung  oon 
Marten  erteilte.  Auf  SBunfd?  be«  ^rinjen  Üambe«c 
mürbe  er  in  bellen  Negiment  Aragon«  be  t'orraine 
nerfetjt,  ba«  burd)  feine  porjügliobe  Stbulreiterei  be= 
rübmt  mar.  Xie  bier  erlangte  Neitfertigleit  unb 
fein  topogr.  SBerftänbni«  fmb  »on  großem  Ginflu^ 
auf  93.8  fpdtere  vauf babn  gemefen.  93.  ging  1 778 
im  ©eneralftab  be«  ©rafen  Kod?ambeau  nad?  Am^ 
ri!a,  jeiebnete  fidj  bort  au«,  tebrte  al«  Dberft  jurüd 
unb  mürbe  al«  ®eneralftab«offijier  in  verfebiebenen 
Stellungen  permenbet.  Nad?bem  95.  beim  Auebrucb 
ber  Revolution  al«  flommanbant  ber  Nationalgarb« 
von  93erfaille«  bureb  ßntfcbloffenbeit  unb  S&nig*- 
: reue  fup  b^rnorgetban,  erbielt  er  ben  SRang  al« 
93rigabegeneral  unb  fanb  im  ©eneralftabe  t>erfcbie: 
bener  Horp«  93ermenbung;  1795  mürbe  er  al«  £i= 
üifion«general  unb  6be|  be«  ©eneralftabe«  jur 
Armee  nad>  Italien  gefd^idt  unb  trat,  naobbem  93o: 
naparte  1796  ben  Oberbefehl  bafelbft  übernommen 
unb  ibn  fcba&en  gelernt  hatte,  ju  biefem  in  cm  r*er; 
traute«  greunbiä>aft«Derbältni«,melcbe«  er  is^abre 

flug  »u  erhalten  mufete.  AI«  fidj  Napoleon  1797 
nad)  Naftatt  begab,  übemab,m  93.  mieber  ben  Cber- 
befebl,  rüdte  San.  1798  in  pdpftl.  ©ebiet  ein  unb 
vertünbete  bie  Nepublil.  6r  idien  ftcb  ber  dgppt. 
Grpebition  an,  tebrte  mit  93onaparte  jurüd  unb 
mürbe  1799  Äriegeminifter.  93.  leiftete  öorjüglid) 
93ebeutenbe«  al«  ©eneralftab«d?ef  unb  belleibete,  mit 
(leinen  Unterbrechungen,  biefe  Stellung  in  ben  ^velb= 
jügen  bi«  ju  Napoleon«  Abbantung  1814.  Napoleon 
ernannte  $3. 1804  »um  3)larfcball,  1806  jum  dürften 
©on  Neudjätel  (93.  unterfdjrieb  üon  ba  ab  nur 
mit  feinem  9}ornamcn)/  1807  §um  93iceconn^ 
table  be«  Neid?«,  »erheiratete  ihn  1808  mit  ber 
^Srinjefe  OJtarie  Cliiabetb  Amalie  üon  ^faljj3w«! 
brüden=93irlcnfelb  unb  madjte  ibn  1809  »um  dürften 
oon9Bagram.  93eim  erften  Sturj  Napoleon«  fdblofe 
ficb  93.  ben  93ourbonen  an,  verlor  Neud?atel,  blieb 
aber  iDtarfcball  unb  ^Jatr.  3)ie  ibm  Pon  ©Iba  gemacb« 


)igitized  by  Googl 


SBertfnertt  - 

ten  Grröffnunßen  Napoleons  beantwortete  er  Weber, 
nod?  madbte  er  Submiß  XVIII.  baoon  ftngeiae,  wo- 
burd)  er  beiben  Parteien  wrbfidjtiß  würbe.  Gr  ßinß, 
burd?  bic  Greißniffe  Don  1815  in  ßeiftiße  9Jer= 
wirrunß  ßcbrad?t,  ju  feinem  Sd?wießen>ater  nad? 
ÜJamberß,  mofclbft  er  fid?  Dom93alfon  be«  Sd?lofie«, 
all  ruf),  jruppen  Dorbeijoßen,  1.3""»  1815  berab* 
ftürjte  unb  tötete.  93.  bat  jmeiSBerle  »erfaßt:  «Re- 
lation des  campagnes  du  general  Bonaparte  en 
Egypte  et  en  Syrie»  (<£ar.  1800)  unb  bie  unter 
S)iapoleon«  Ginflufc  entftanbene  «Relation  de  la 
bataille  de  Marengo»  (ebb.  1806).  1827  erfdjienen 
ju  ^JoriflS  feine  «M6moires»  (2  93bc). 

93on  feinen  93rübern  würbe  G<far,  ßeb.  1765, 
180293rißabeßenerai,  1811  2)imfion«ßencral,  fpdter 
©ouoerneur  oon  Jabaßo  unb  bann  von  (£orfica. 
Gr  ftarb  1819.  Gin  anberer  93ruber,  93ictor  fieo* 
polb,  ßeb.  12.  2Rai  1770,  würbe  1785  Dffijier, 
1795  ©eneralabjutant,  1799  Gbef  be«  ©eneraljtab« 
unb  ©rißabeßeneral,  1805  Swift  on«ßeneral;  er 
jeidjnete  fid?  bei  Slujterlib  unb  iJübed  au«  unb  ftarb 
21.  SDlärj  1807  in  $art«. 

Napoleon  Slleranber,  Sobn  be«  5Jlarfd?alI«, 
ftürft  »on  SBaßram,  ßeb.  11.  Sept.  1810,  würbe 
1852  Senator,  war  eifrißcr  Slnbätißer  9iap  otcon«  III. 
unb  ftarb  10.  gebr.  1887  in  $ari«.  3bm  folßte  al« 
<yürft  r>on  SBaßram  fein  Sobn  Slleranber,  ßeb. 
24.  m&xi  1836. 

*öc  r  rf?  t  c  ur  (nacb  bem  franj.  SDlineraloßen  ^ierre 
23ertbier)  ober  Gifenantimonalanj,  ein  bun* 
fei  ftablaraue«,  oft  bunt  angelaufene«  metaüifcr)ed 
SDlineraf,  ba«  jtenßeliße  unb  faferiße  Slßßreaate  r>on 
unbetannter  Krpftallform  bilbet  unb  d?etmfd?  eine 
^erbinbunß  von  Sd?mefeleifen  mit  Sd?roefelanti= 
mon,  wie  e«  fdjeint  nad?  »erfd?iebenen  93erbältniffen, 
ift;  e«  finbet  fid?  )u  93räun«borf  bei  ftreiberß  unb 
in  ber  Sluoerßne,  wo  e«  jur  ©ewinnuna  non  Stn* 
timon  benufct  wirb.  [Karmeliter. 

43crrbo(b,  Stifter  be«  Karmeliterorben«,  f. 

33  c  r  t  b  o  1  b ,  ©raf  oon  ©enneberß,  Kurf  Arft  t?on 
SDiain»,  ßeb.  1442,  trat  al*  jüngerer  Sobn  (ber 
SRömbilber  Sinie)  feine«  ©efd?led?t«  in  ben  ßeiftlicben 
•Staub,  erhielt  früb  ba«  5)ed?anat  be«  SDtainjcr  Ka* 
pitel«  unb  ba«  M  a  n  oni  l  a  t  im  Kölner  unb  Straf-  burßer 
Kapitel  unb  würbe  1484  Grjbifd?of  oon  2Rainj.  Sein 
Streben  ßinß  nidjt  auf  Grweiterunß  feine«  ©ebiete«, 
fonbem  auf  Sid?erunß  beschrieben«.  Unnacbftdjtltd? 
waltete  er  be«  SRed?t«,  bielt  ben  Klent«  unb  bie  Klö= 
fter  in  3ud)t,  fd?fifcte  bie  Söifienfcbaft,  obne  jebod?  t?on 
ber  bumaniftifdjen  93eweaunß  ber  3ett  ftärfer  be- 
rübrt  ju  werben,  unb  befahl  (i486),  bafe  beutfd?e 
überfe&unßen  lat.,  ßried?.  u.  f.  w.  Serie  in  feiner 
Siöcefe  nur  mit  93iUißunß  ber  oon  ibm  einßefe&ten 
(Senforen  ßebrudt  mürben.  2>abci  trat  er  aber  ben 
Vdpftl.  Slnma&unßen  unb  ber  Sluöbcutunß  ber 
beutfdjen  Kird?e  burd?  SRom  frdftiß  entßeßen  unb 
boffte  üon  itapft  $tufl  III.  eine  SReform,  entwarf 
aueb  33orfd?läae  für  bicfelbc,  bie  aber  erßebnioloä 
blieben,  ba  $iu«  III.  balb  nad?  feiner  flrßnunß 
ftarb.  93.  war  e«  aud?,  ber  bauptfäcblid)  bie  9Babl 
Warimilian«  jum  beutfd)cn  H5nia  burcbfeljte  unb, 
naebbem  er  bereit«  bem  Sd?wäbifd)en  93unbe  beiße* 
treten  war,  burd?  feine  unermflblicbe  ^bdtißleit  auf 
bem  SReid?«taß  ju  2öorm«  1495  unb  ben  folßenben 
2aßen  (ju  Öinbau  u.  a.)  bie  Anfange  ju  einer  9teu= 
orbnunß  ber  5Reia)«»erfaffunß  (emiaer  fianbfrieben, 
5Reid)«fammeTßerid)t,  ber  ßemeine^fenniß)  bureb? 
fe&te,  mobureb  er  freilid)  ernftlicb  mit  bem  Äaifer 
jerfiel.  3"  feinen  ^offnunßen  ßetäufd?t  ftarb  93. 


-  Scrt^oact  831 

21.  $ej.  1504.  —  93ßl.  9lanle,  3)eutfd?e  ©efdjiAte  im 
Zeitalter  ber  Deformation,  93b.  1  (6. 2Iufl.,£pj.  1880) ; 
3-  93.  SBederle,  De  Bertlaoldi  Hennebergensis  ar- 
chiepiscopi  Moguntini  et  regni  Gcrmanici  archi- 
cancellarii  studiia  politicis  (fünfter  1868);  SR. 
Ulmann,  Äaifer  SRarimilian  1.  (Stuttß.  1884). 

(Bertboib  oon  SReßenäburß,  ber  ßewaltißfte 
beutf*e  9Joll«rebner  be«  SDlittelalter«,  ßeb.  um  1220 
mabrfcbemlicb  ju  SReßen«burß,  Würbe  im  bortißen 
^ranji«fanerllofter  unter  bem  bcrübmten  S)awib  non 
3lußsluirß  ßebilbet,  joß,  fdion  al«  SHebner  befannt, 
feit  1250  als  93eid)ts  unb  Sittenprebißer  burdj  Süb* 
beutfdjlanb,  bie  Sd>wet},  1261—62  nad)  Cfterrcid), 
^öbmen,  SJHdbren  bi«  Unßam.  3ulc^t  wirlte  er  in 
9)apern  unb  ftarb  13.  $ej.  1272  ju  SReaenSbura,  in 
beffen  2>omfcbat$fammer  ein  loftbarer  Sdjrein  feine 
©ebeine umfcblie^t.  ^vJa br aib  ficb  »ruber  bie beutf (be 
"Jkebißt  enß  an  lat.  .ftomilien  oelebnt  batte,  wufite 
Üe  93.,  burd)  ba«  ÜRufter  fran  j.  Ran  jelrebner  ßef  cbult, 
in  ßenialerUnmtttelbarfeit  ju  banbbaben  unb  bamit 
ber  ©etftlidjfeit  eine  mädjtiße  Saffe  ju  fdjmieben. 
■iBon  feinen  ßrfolßen  ßiebt  e«  wunberbare  geußniffe; 
am  liebften  prebißte  er  nor  Xaufenben  im  freien,  (h 
befaB  ßewaltiße  bemaßoaifd^eKraft.ßlübenbeSeiben: 
idjaft,  leben«oolle  Serbpett,  wabrbaft  poet.  93ilber= 
reidjtum  ber  Spradje.  3ebod?  ift  er  fanatifd)  llerifal, 
unßebilbet  unb  baber  Doli  >>af>  ßeaen  93i(buna  unb 
Kunft,  oberflfid?lid)  unb  mafjlo«.  93efte  8lu«ßabe  feu 
ner  in  oielen^anbfcbriften  erbaltenen  beutf*en$re= 
bißten  t>on  Pfeiffer  unbStrobl  (2  93be.,  SBien  1862 
—80);  neubodjbeutfd?  fdjrieb  fte  ©öbel  um  (3.  Stuft., 
i)leßen«b.  1873;  «jeitßemä^  bearbeitet»  1884);  eine 
3lnjabl  lateinifdjer  ßaben  3alob  (5Rcßen«b.  1880) 
unb  66hl  (ÜJlünd?.  1882)  berau«.  —  93ßl.  Strom= 
beraer,  93.  ö.  SR.  (®ütcr«lob  1877);  Unfel,  93. ».  SR. 
(Köln  1882);  Sd>önbad?,  Über  etne  ©rajer  ^anb? 
fajrift  lat.^beutfdjcr  ^rebißten  (@raj  1890). 
©crtbolba,  ber  420.  $lanetoib. 
«Bcrttiolbei  Z.  Crbcn,  bab.  93erbienftorbeu, 
24.  Slpril  1877  ßeftiftet  al«  b obere  Klaffe  be«  bab. 
Drben«  oom  3dbrinßer  Cöwen  (f.  fiöwenorben),  feit 
9.  Sept.  1896  felbftänbißer  Drben  in  oier  Jtfafien. 

©ertbottet  (fpr.-leb),  Glaube  2oui«,  ©raf  t?on, 
franj.  Gbemüer,  ßeb.  9. 9ton.  1748  ju  % alloire«  in  Sa= 
oopen,  ftubierte  in  Surin  unb  ßinß  1772  nad?  $ari«, 
wo  er  1780 ORitßlieb  ber Slfabemie  ber  2Dif|'enfd)aften 
unb  1794  ^ßrofeffor  an  ber  SRormaljdjule  würbe. 
Gr  erbielt  1796  ben  SSufttaß,  in  Stalten  bie  2)enl= 
mdler  au«3ttwäblcn/  bie  nad)  frrantreid?  ßefdjafft 
werben  follten;  bann  folßte  er  93onaparte  nad? 
üßppten,  mit  bem  er  1799  jurüdlebrte.  IRad?  bem 
18.  93rumaire  warb  er  SDlitßlieb  be«  erbalrunß«* 
enat«,  bann  ©raf  unb  ©rofeoffijier  ber  6bren= 
eßion.  Surd?  ben  äaifer  erbielt  er  1804  bie  Sena* 
torie  oon  Slftontpellier.  Sxoäbem  ftimmte  er  1814 
für  bie  Slbfebunß  9tapoleon«.  Subwiß  XVm.  er= 
nannte  ibn  jum  ^Jair.  Gr  ftarb  ju  Slrcueil  bei 
sJktri«  6.  ^od.  1822.  Unter  ben  Grfinbunßen  unb 
neuen  9jerfabrunß«arten,  bie  man  ibm  tterbantt, 
ftnb  bie  wid?tißften  ba«  SÜu«(oblen  ber  ©efdfee  jur 
ilufbewabnina  be«  SBaffer«  auf  Sd?iffen,  ba«  Slp; 
pretieren  be«  Veinenjeuß«  u.  f.  w.,  oorjüßlid?  aber 
ba«  93leid?en  t?on  ^flanjenft  offen  burd?  Gblor,  ba« 
feit  1786  in  granlreid?  im  ©ro&en  mit  Grfolß  an* 
ßewenbet  würbe.  Sein  wiffenf*aftlid?e«  Sauproer* 
bienft  ließt  aber  in  feinen  <vorfd>unßen  jur  Slffini* 
tdt«lcbre,  namentlid?  im  9iad?mci«  ber  d?em.  SIRafie  n« 
wirtunßen.  Sein  biefeSRicbtunß  betreffenbe«  i>a upt* 
Werf  ift  fein  «Essai  de  statique  chimique»  (293bc, 


! 


Digitized  by  Google 


832 


Bertholletia  —  SBertin  (gamilie) 


$ar.  1803;  beutfcb  mit  Grlduterungen  oon  ftifcber, 
©erL  1811).  Gin  »efentlicbcr  Teil  feiner  Slnftcbten, 
bafe  jmet  Glemente,  bie  ftä)  in  meutern  ©erbdltniffen 
oerbinben,  bieg  in  unenblidj  pielen,  nur  jnrifcben  je* 
roiffe  (Srenjen  eingefcbloffenen  SDtengenperbältniffen 
tbun  lönnen,  unb  Untere  pon  ben  aufeinanber  wir» 
fenben  (bem.  Waffen  abbänden,  ift  fdjon  burcb  feinen 
.^ettgenoffen  ^rouft  (f .  b.)  rmberlegt  morben,  ohne  bafe 
jeboeb  bamit  her  micbttgfte  Seil  feiner  Vohren  über 
bie  SRaffenmirfungen  auf  bie  lauer  befeitigt  roorben 
märe.  ®rofeen  Stnteil  hatte  er  autb  an  ber  ftefotma» 
tion  bet  djem.  9tomentlatur  unb  fietauSgabe  ber 
«Methode  de  nomenclature  chimique»  (^ar.  1787). 
T)aS  von  ihm  erfunbene  Änallfilber  bat  ben  tarnen 
©ertbolletS  Änallpufoer  erhalten.  (S.  auch  ©erthob 
letS  Scbiefepulper.) 

Bertholletia  H.  B.  K.,  ^flanjenaattuno,  auS 
ber  Familie  ber  SWurtaceen  (f.  b.),  auS  nur  einer 
im  tropifeben  'ümerifa  einbeimifeben  3lrt,  B.  excelsa 
H.  B.  K..  beftebenb.  2)ieS  ift  ein  prächtiger,  bis 
30  m  $6pe  erreiebenber,  immergrüner  ©aum  mit 
grofeen,  teberartigen  ©Idttern,  grofeen,  weisen  ©lü 
ten  unb  Äapfeln  pon  ÜRenf cbentopf ßtöfee ,  melcbe 
jablretd^e  grofee  6amen  mit  olreicbem,  manbelartig 
jebmedenbem  Äern  entbalten.  2)iefe  fog.  ©ara  = 
nüffe  ober  ameritanifch en  Slüffc  »erben  in 
Sübamerita  als  Nahrungsmittel  foroie  »ur  CI= 
beteitung  benufct.  Tic  B.  iräd^ft  namentlich  in  ben 
Urträlbern  beS  DrinocogebieteS  unb  ©raftlienS. 

«crttjoUciS  Stnaüpulöcr,  f.  Änallfilber. 

ttcrtgodetö  gctucftpulücr,  muriatifcbeS 
$ulpet,  ein  1786  pon  ©ertbollct  bergeftellte* 
icbroarjcS  Scbiefepuloer,  bei  bem  ber  Salpeter  burcb 
cblorfaureS  Valium  er] cht  ift;  ift  febr  empfinblicb 
gegen  Reibung,  Stofe  u.  f.  habet  gefährlich  bei 
ber  Aufbewahrung  unb  beim  Transport;  als  Treib- 
mittel unanroenbbar. 

«ertpoub  (jpr.  -ruh),  Stabt,  f.  ©urgborf. 

ftrrtboub  (|pr.  -ruh),  fterb.,  ^arifer  Uhrmacher, 
geborener  Scbroeijer  (1727—1807).  ©erfaffer  jabl= 
rei  d?er  S  ebriften  über  bie  Ubrmadjerfunft.  6ein  s)leffe 
CouiS  ©.,  gleichfalls  Uhrmacher  (1759—1813),  bat 
bie  Gbronometerbemmung  »efentlicb  Perbeffert. 
•  ©ertboub  (fpr.  -tub),6enri,franj.Scbriftfteller, 
geb.  19.  $an.  1804  ju  ßambrat,  mar  Mitarbeiter  an 
oerfdjiebenen  Journalen  in  ©ariS,  mo  er  26.  ÜHärj 
1891  ftarb.  ©eifall  fanben  feine  populären  natur- 
röiffenfcbaftlicben  SlufiätK,  bie  er  unter  bem  Warnen 
Samfür  bie«Patrie»fcbriebunb  fpfiter  als  «Fautai- 
sies  scientifiques»  (4  Serien,  1861)  unb  «Petites 
chroniques  de  la  science»  (10  ©be.,  1867—71)  v>ex 
öffentliche.  2lufeer  Montanen  unb  gefcbicbtlidien  %x 
betten  («Chroniques  et  traditions  surnaturelles  de 
la  Flandre»,  3  ©be.,  1831—34)  Perfafete  ©.  auch 
anjiebenbe  ?W«nbfcbriften  btftor.  unb  naturroiffen: 
f d?af tlicben  ^npaltS :  «La  France  historique,  indus- 
trielle et  pittoresqueo  (3  Söbe.,  1835—37),  «His- 
toires  pour  les  petits  et  pour  les  grands  enfante» 
(1863),  «Le  monde  des  insectes»  (186-1),  «L'esprit 
des  oiseaux»  (1866),  «Les  hötes  du  logis»  (1867)  u.a. 

©ertt,55omenico,ital.SchriftftelleTunb^olitifeT, 
geb.  17.  3)ej.  1820  ju  (Sumiana  (^roninj  Jurin), 
rourbe  1849  ^rofejfor  ber  (Stbil  ju  Turin,  mar  1870 
— 77  ^rofeffor  ber  ^bilofopbie  ju  9lom.  3"  ber 
Äammer,  beten  OTitglieb  er  feit  1849,  aufeer  1857 
—60,  war,  gehörte  er  bis  1880  bem  rechten,  bann 
bem  linlen  Gentrum  an.  3m  SWinifterium  2a  Wlat 
mora  übernahm  er  1866  ben  Unterricht  unb  behielt 
ihn  unter  JRicafoli  1867;  9Jlai  1881  bis  3JMrj  1884 


roar  er  .öanbelSminifter  unb  trat  als  folebet  für 
fociale  ®efettgebung  ein.  Qx  ftarb  21.  SCpril  1897 
in  ':>{  c  m.  Stufet  lahlteichen  pclbagog.  unb  polit.  Sut 
fdBen  ocröffcntlichte  et  Schriften  über  ^Jico  bella 
Ülliranbola,  ©iorbano  ^Bruno  (Turin  1868),  Äoper 
niluS  OJtom  1876),  ©alilet  (2.  »ufl.,  ebb.  1878), 
6ef.»lficri  (ebb.  1877),  ©.»albeS  (ebb.  1878),  ßefarc 
Gremonino  (ebb.  1878),  Tommafo  (i-ampaneUa 
(ebb.  1878).  (St  gab  femet  «II  coute  di  Caroar 
aTante  il  1848»  (ebb.  1887)  unb  «Diario  inedito 
con  note  autohiografiche  di  Cavour»  hetauS  unt 
begrünbete  mehrere  3<ttungen  («Rivista  italiana«, 
«LeAlpi»  unb  «L'lstitutore»).  1892  erfd?ienen 
in  Turin  feine  aScritti  vart»  (2  33be.). 

©etttUoiiofle,  ©ertiDottfiifreiii,  f.  ©b.  17. 

SBcrrin  (fpr.  -tdng),  franj.  gamilic,  auS  öct 
namentlich  )toei  99rüber  als  ^Begrünber  unb  (riain 
tümer  beS  «Journal  des  D6bats»  (f.  b.)  betannt  ttnh. 
2)er  iüngere,  fiouiS5rancoiSiB.be3Jaur,  geb. 
1771  »u  Ataris,  B.  le  Süperbe  genannt,  toar  SBantir. 
unterftü^te  ben  ©ruber  bei  Verausgabe  ber  : u -  ■ 
unb  erhielt,  wie  alle  ÜRitglieberfeiner ^amilte,  unter 
ber  ^ulimonarcbie  01  nc  v^Ut.  Atolle,  tnbem  er  }irm 
©efanbten  im  öaag  unb  nach  fetner  9tüct(ebr  1832 
jum  $air  ernannt  mürbe.  (Sr  ftarb  23.  Xpril  1812. 

Sein  älterer  ©ruber,  ebenfalls  SouiSÄtancoi«, 
geb.  14.  $ej.  1766  »u  $ariS,  hie|  jum  Unterfcbifrc 
B.  alne.  Urfprünglich  für  ben  geiftlicben  Stanb  br 
ftimmt,  mdblte  er  tnfolge  ber  Sfepolutton  bie  ?our 
naliftcnlaufbabn  unb  erroarb  1800  mit  feinem  ©nr 
ber  oon  bem  S rüder  ©aubouin  baS  feit  1789  br 
ftehenbe  «Journal  des  D^bats  et  des  Decrets»,  ba? 
unter  ihm  als  Journal  des  Debats  politiques  et 
litte^raires»  herauStam  unb  gu  ben  mentgen  ©Idttern 
gebfirte,  bie  na*  bem  18.  ©rumaire  befteben  blieben. 
Seine  ropaliftifebe  Tenben)  erregte  baS  SRi^fallen 
ber  Staatsgewalt,  unb  als  Siapoleon  ftch  jum  Äai= 
fer  frönen  liefe,  tnufete  baS  Journal,  um  f ortbefteben 
ju  tonnen,  ftch  )um  «Journal  de  TEmpire»  um- 
taufen unb  jum  @cbo  beS  ofnjiellen  «Moniteur» 
hergeben.  1814  liefe  ©.  ben  erften  Titel  aufleben 
unb  febrieb  für  bie  ropaliftifd?e  Sache,  loeSbalb 
rodbrenb  ber  fmnbert  Tage  fein  ©latt  an  einen 
millfdbrigen  ^ournaliften  oerfAenft  »urbe.  Unter 
ber  9(eftaurarion  hatten  bie  StaatSoerroaltungen 
an  ben  «Debats»  eine  Stütze,  bis  (.v  l\itcaubna:i:  ■ 
übertritt  jur  Cppofttion  ©.  unb  fein  ©latt  in  bieje 
hineinjog.  Nachher  »irfte  er  ju  ®unften  ber  mafc 
Pollen  ©ermaltung  SülartignacS ,  fchlofe  ftd>  aber, 
als  biefer  jurüdtrat,  Pon  neuem  ber  Cppofttion  an 
unb  polemifierte  gegen  baS  leite  SWinifterium  ber 
alten  3)tonarcbie.  3lls  bie  ^eoolution  geftegt  hatte, 
ftcllte  er  ftch  mit  ber  Stacht  feines  Journals  auf  bie 
Seite  ber  neuen  2)pnaftie  unb  letftete  ihr  treuen 
©eiftanb,  obroobl  er  eine  gewiffe  Unabhdngigteit 
bewahrte.  Cr  ftarb  13.  Sept.  1841. 

Sein  jüngfter  Sohn,  SoutS  üJlarie  Sltmanb 
©.,  geb.  22.  3lug.  1801  ^u  $ariS,  übernahm  nach 
bem  Tobe  beS  ©aterS  bte  Cettung  beS  Journal*. 
6r  wrftanb  eS,  in  bie  Slebattion  beS  ©latteS  jene 
Einheit  ju  bringen,  bie  roefentlid)  unu  (hfolge  ber 
«Debats»  beitrug.  Gr  ftarb  12. 3an.  1854. 

Gbouarb  ^ran^oiS  ©.,  geb.  1797  jutymS, 
ber  jroeite  Sohn  beS  dltern  ©.,  leitete  nach  bem 
Tobe  feineS  ©ruberS  Slrmanb  ©.  baS  «Journal  des 
Debats»  mit  ftcherm  ©lid  unb  grofeer  ©efcbidlicblcit. 
Urfprünglicb  SanbfdjaftSmaler  in  alabemifcber  iRa- 
nier,  hotte  er  Italien,  Sicilien,  ©riecbenlanb^  Älein- 
afun,  ilgppten  bereift  unb  eine  9Jienge  Stubien 


Oooq 


Sertin  (Slntoine) 


—  Serton  (£enri  SKonton) 


833 


mitgebracbt.  Seine  3eid}nungen,  befonber*  bie  mit 
ÜRcifetoble,  fmb  burdbweg  gut,  leine  ©cmdlbe  oerfcblt. 
Gr  ftarb  13.  Sept.  1871  ju  %ani. 

Die  Sdjwefter  ber  beiben  trüber,  Souife  2t n* 
ge'lique  33.,  flomponiftin  unb  Didjterin,  geb. 
15. 3an.  1805  in  2e*  9t  odje*  bei  33icDre,  geft.  26.  Slprit 
1877  ju  "Bari*,  lieferte  1827  bem  ib'oter  ^epbeau 
bie  Heine  tomifd)e  Cper  «Le  loup-garou» ,  bie  mit 
33eifatl  aufgenommen  würbe,  eine  jweite  Cper, 
«Fausto»  (1831),  war  nid)t  obne  Originalität.  3bre 
«Esmeralda»  (Jert  Don  33.  fmgo)  fanb  1836  in  ber 
franj.  ©rofien  Cper  eine  füblc  2lufnabme.  Gin  33anb 
©ebid?tc,  «Les  Glanes»  (1842),  würbe  Don  ber  Sran= 
jöfifdjen  2ltabcmie  getr&nt. 

©errin  (fpr.  -tdng),  2lntoine,  franj.  Didner,  geb. 
10.  Dtt.  1752  auf  ber  $nfel  S3ourbon,mar  (al*  Sd)üfc= 
ling  oon  9Jlarie  Sntoinette  unb  be*  ©rafen  Don 
2lrtoi*)  Kapitän  ber  flaDallcrie  unb  « (5 bamlier  be 
Saint-Öoui*».  SBie  fein  ffreunb  ^arnp  (f.  b.)  trat 
33.  al*  $oet  in  bie  ftufeftapfen  Gbaulieu*.  2118 
Sänger  «be*  SDein*,  ber  #reube  unb  ber  Siebe»,  Don 
ben  lat.  Glegitern  beeinflußt,  aber  in  feinen  eleganten 
Herfen  im  Sanne  be*  Älafiici*mu*,  würbe  33.  ein 
Siebling  feine*  3eitalter*,  ba*  ibm  ben  9tamen  be* 
franj.  $roperj  gab.  Gr  fdbrieb  im  ©efebmad  6ba= 
pelle*  eine  «Voyage  de  Bourgogne»  (1777)  unb  bie 
2iebe*epifteln  unb  Glegien  «Les  amours»  (2onb. 
1780).  Gnbe  1789  reifte  33.  nad)  San  Domingo, 
wo  er  wenige  Jage  nad)  feiner  93ermäbtung  mit  einer 
jungcnÄreolin 24. ^uni  1 790 ftarb.  Seine «CEuvres» 
erfdjienen  1785, 1824  u.  ö.;  befte2tu*gabeal*  «Poe- 
sies  et  oeuvres  diverses»  Don  2lffe  f$ar.  1879). 

iBcrtin  (fpr.  -tdng),  Nicola*,  franj.  ÜJtaler,  geb. 
1667  in  $ari*,  geft.  bafelbft  11. 2tpril  1736,  erhielt 
feine  erfte  tünftlerijdje  2lu*bilbung  Don  feinem  33ru= 
ber,  bem  &ofbilbbauer  Subwig*  XIV.,  trat  bann  in 
ba*  21telier  Don^louDenet  unb33oulognc.  33ereit*  mit 
18  ^abren  gewann  er  ben  großen  sBrei*  mit  bem 
©cmälbe:  33au  ber  Slrdjc  9loab*.  Darauf  üerweilte 
er  via  oabre  Stubien  balber  in  9iom,  begab  fid) 
nad)  ihjon,  wo  er  für  Äunftliebbaber  tbätig  war,  unb 
febrte  1689  nad)  *Bari*  jurüd.  1703  würbe  er  9JUt-- 
glieb  ber  2ltabemie  mit  ber  Befreiung  be*  ^rome= 
tbeu*  burd)  öeratle*  (im  tfouore).  ferner  fmb  ju 
nennen:  3ofepb  unb  ba*  Söeib  be*  sBotipbar,  -U: 
fanna  im  33abe  (beibe  im  Dtufeum  ju  2lmfterbam). 
Stoffe  au*  Lafontaine*  Säbeln  fmb:  Die  Giebel  unb 
ber  Hürbi*,  Der  33är  unb  ber  ©ärtner  (beibe  in  ber 
D rcebener  ©alerie).  2lujjerbem  fd)uf  er  noeb  eine 
Slnjabl  ©cmdlbe  für  franj.  tfuftfdjloffer  unb  für 
mehrere  Hirdjen. 

itfcrtiiw.ui,  Garlo,  al*  Garlino  betannter 
ital.  Sdjaufpieler,  geb.  12.  Dej.  1710  ju  £urin, 
würbe  wie  fein  33ater  Solbat  unb  lebte  bann  oom 
Sedjts  unb  Sanjunterridjt.  Später  trat  er  in  33o* 
logna  al*  2lrlecd)ino  auf  unb  jeigte  ftd)  in  biefer 
Gbarafterma*te,  für  bie  er  äufjerft  begabt  war,  aueb 
auf  anbern  ital.  33übnen.  Seit  1741  am  itaL  Jtjeater 
ju  sBari*,  ftarb  er  bafelbft  7.  Sept.  1783.  33.  war 
ein  anertannt  berDorragenber  Äomiter,  berübmt  al* 
Stimmung*=3mproDifator.  Gr  vovfafete  unter  am 
berm  bie  Äomöbie  «Les  metamorphoses  d'Arle- 
quin»  (^ar.  1763);  unedjt  ift  ber  ©ricfmedjfel  «Cle- 
ment XIV  ä  Carlo  B.»,  bg.  Don  ßatoudje  (ebb.  1827). 

fttorttti,  ©iufeppe,  ital.  sJ)Jaler,  geb.  1825  ju 
SJlailanb,  ftubierte  auf  ber  bortigen  ftunftafabemie 
unb  ftellte  bereit*  mit  20  ^abren  fein  ©emälbe: 
Dante  unb  ^rater  &ilariu*,  au*,  ba*  ihn  bereit* 
al*  tücbtigen  ßünftler  jeigte.  1860  würbe  er  jum 

ero^au«'  «enöfrfaHon»»fifiiton.  U.  «ufL  S.a.  IL 


^rofeffor  ber  SRalerei  an  ber  21tabemie  ber  febönen 
fünfte  ju  aJlailanb  ernannt.  Slujjer  bem  Silbe: 
SLorauato  Daffo  wirb  bem  öerjog  oon  Serrara  dot^ 
geftellt  (tönigl.  ^Jalaft  in  Surin),  ben  ©cmälben 
Solta,  ©alilei,  Golumbu*,  bargeftellt  in  ben  dtaxab 
teriftifdjften  ©lomenten  ibre*  Cebcn*,  malte  er  mcb* 
rere  2lltarblfitter,  wie:  Die  3iertünbigung  Ataxia, 
für  bie  fiird?e  ju  Salmarana,  unb  Die  SHfion  be* 
beil.  ^ranci*cu*  oon  Slififi,  für  Sta.  93abila  in  # 
SRailanb;  ferner  für  bie  $arod>ialtir<be  Don  %a* 
lermo  ben  Xot>  be*  beil.  ^[ofepb.  93efonber*  %ü<hs 
tige*  leiftete  er  aud>  in  ber  ^rc*tomalerci;  be: 
merten*wert  fmb  bie  5"*ten  in  ber  grieeb.  Äirdje 
ju  trieft.  93.  ftarb  al*  Direttor  ber  ©emdlbegaleric 
ber  33rera  ju  Wailanb  24.  sJtoD.  1898. 

©crtinot(fpr.-nob),@uftaDe,franj.Hupfcrftecbcr, 
geb.  23.3uni  1822  ju  SouDier*,  Scbüler  Don  DroW 
ling  unb  Hiartinct,  feit  1878  DUM  lieb  ber  Variier 
2Üabemie,  geft.  19. 2(pril  1888.  Gr  fta*  in  forgfäU 
tiger  Sedmtt  i'efueur*  Äreujtragung  (1869) ;  ferner 
nad)  Gbampaigne  (Gbriitu*  am  Äreuj),  Staffael  (La 
belle  jardiniere,  1875),  lijian  (Die  $ilgcr  Don 
Gmmau*),  21.  Dan  Dp<f  (Vierge  au  donataire),  im 
Souore.  rJKainj,  f.  33ertbolb. 

43ertolb,  ©raf  Don  äenneberg,  Äurfürft  Don 

^crtolbo  bi  ©toDanni  (fpr.  bfcbowdnni).  flo* 
rentin.  33ilbbauer,  geft.  1491,  fübrte  nad)  bem  Dobe 
feine*  SWeifter*  Donatcllo  bie  SHelief*  ber  Äanjeln 
ju  San  Sorenjo  in  ^lorenj  au*.  Später  warb  er 
Sorfteber  ber  Don  Corenjo  be  ÜRebici  in  feinem  ©ars 
ten  eingeriebteten  Slfabemie.  Dort  arbeitete  unter 
feinen  isd)ülern  eine  3eit  lang  aud)  sJ)ti(belangclo. 
Gr  fd)uf  unter  anberm  1485  jwei  Hinbcrftatuen  au* 
6olj  für  ben  Dom  ju  Alorenj  unb  mobellierte  eine 
©ruppc :  93ellcrophon  unb  v^egafu*. — Sgl.Semrau, 
Donatcllo*  flanjeln  in  San  fiorenjo  (33re*l.  1891). 

Hertel c  HVxtxic,  Gttore,  ital.  Krieg*minifter, 
geb.  17.  Dej.  1827  ju  ©enua,  würbe  nad)  bem 
ftelbjug  1848/49  Don  Sa  SJtarmora  al*  öaupt* 
mann  in  ben  ©eneralftab  berufen,  jeiebnete  ftd)  tm 
Scrimtriege  (1855),  im  ^elbjuge  oon  1859  unb  al* 
©eneralfehretär  ^anti*  in  bem  Don  1860  au*, 
Derfab  im  Kriege  Don  1866  bie  ©eneralintcnbanj 
be*  öeere*  mit  Umfid)t  unb  geb&rte  feit  1867  ber 
Hammer  an.  Ott.  1867  würbe  erirrieg*mintfter,Der: 
befferte  ba*  burd)  übermäßige  Sparfamteit  jurüd> 
getommene  öeerwefen,  trat  aber  mit  Üflenabrea 
(Dej.  1869)  jurüd.  3um  ©eneralleutnant  1871  bv 
förbert,  leitete  er  1874  —  80  ben  ©rofeen  ©eneral^ 
ftab.  Stpril  1887  bi*  Sebr.  1891  war  er  wieber 
Krieg*minifter.  Gr  ftarb  13.  91oo.  1892  in  Jurin. 

c  r  t  o  1  o  rt  i ,  2lntonio,  itaUöotaniter,  geb.ll  .^ebr. 
1775  su  Sarjana  in  fiigurien,  ftubierte  ju  $aoia 
3)tebijm  unb  Sotanif,  ließ  fid)  bann  al*  pralti)'d)er 
2lrjt  m  feiner  Satcrftabt  nieber,  würbe  1811  %xo-. 
feff  or  ber  9Iaturwiffenfd)aften  am  laiferL  Spceum  ju 
©enua  unb  1816  an  ber  Unioerfität  ju  Bologna, 
wo  er  17.  2lpril  1869  ftarb.  33.*  ^auptwert  ift 
bie  «Flora  Italica»  (1033be.,  S3ologna  1833—54), 
weldjer  ftd)  eine  «Flora  Italica  crvptogama»  (33b.  1 
u.  2,  ebb.  1858—62)  anfd)ließt.  nufserbem  fmb  bie 
«Amoenitates  Italicae»  (ebb.  1819),  «Praelectiones 
rei  herbariae»  (ebb.  1827),  bie  «Miscellanea  bota- 
nica»  (2421e.,  ebb.  1842—63)  unb  bie  «Piante  nuove 
asiatiche«  (ebb.  1864 — 65)  ju  nennen. 

Nerton  (fpr.  -tong),  öenri  SDiontan,  franj.  Horn-- 
ponift,  geb.  17.  Sept  1767  ju  ''Bari*,  Sobn  $ierr  e 
Montan  33.*  (geb.  1727,  geft.  14.  ÜJtai  1780,  ber 
al*  Dirigent  ber  ©rofeen  Cpcr  fid)  aufjerorbentlid) 

53 


Digitized  by  Google 


I 


834 


Serton  (3can  JBoptifte,  ©aron)  —  ©ertranb  (SameS) 


a  i!  v ;  ei  db  uet  e  unb  namentlidb  um  ©lud*  2Berfe  grofee 
23eTbienfte  erwarb).  f>enri  93.  betleibete  oerfebiebene 
Stellungen  al*  93übnenbirigent  unb  n>at  julettt  s]ko* 
feffor  am  flonferoatorium.  Gr  ftarb  22.  Slpril  1844 
»u  ^Jari*.  %üx  ba*  ftonferoatorium  f ebrieb  et  einen 
febt  belannten  «Traitä  d'harmonie  suivi  d'un  dic- 
tioonaire  des  aecords»  (4  93be.,  Innr.  1815).  Much, 
am  «Dictionnaire  de  rAcademie»  unb  an  ber  «En- 
cyclopedie  moderne»  mar  93.  fdjriftiteUerifcb  bes 
teiligt.  6eine  fcauptbebeutung  entfaltete  er  aber 
als  Opernlompontft.  Äl*  foleber  gehört  er  mit  fei' 
nem  Server  Sacdnni  unb  mit  (Sljcrubmi  ber  ©ruppe 
oon  Sonfcfcern  an,  bie  ©lucffcbe  ©nmbfdfce  mit  ital. 
Jrabitionenjuüerbinbcn  fudrten.  93.*  mufifalifdpe* 
Naturell  erinnert  in  feinem  feurig  beweglichen  unb 
jum  Sanguinifccten  neigenben  3ug«  an  ba*  oon 
it.  Üfl.  oon  2Beber.  Gng  bamit  oerbunben  ift  bei  23. 
bie  ©abe  realiftiidjer  Sdbilberung  (ogl.  ben  Tonnen» 
djor  «Au  qael  benit»  in  ber  rodbrenb  ber  SReoolu: 
tionSjeit  berühmten  Cper  «Les  rigueurs  du  cloltrc»), 
bureb  bie  er  ftart  auf  Sluber  einmiete.  93.  bat  gegen 
40  Opern  tomponiert,  einjelne  mit  anbem  Äompo= 
niften  (Gberubini,  ^aer,  Kreuzer,  93oielbicu).  2)ie 
berüfcmteften  waren  «Montano  et  Stephanie»  (1799) 
unb  «Aline,  reine  de  Golconde»  (1803).  3)te  leitete 
war  aueb  in  2>eutfcblanb  »ebr  beliebt. 

©ertön  (fpr.  -töng),  3ean  93aptifte,  93aron,  franj. 
©eneral,  geb.  15.  3uni  1769  ju  Jyrancbeoat  bei  Sc« 
ban,  roar  fett  1792  Cfftjier,  jeidmete  ftcb  in  ben  $elb* 
jügen  ber  SMepublit  unb  be*  Äaiferreicb*,  befouber* 
m  Spanien  au*  unb  roar  in  ben  Scblacbten  bei 
Souloufe  unb  93elIe-31Utance  Gommanbeur  einer  23ri= 
gäbe.  9iacb  5Hüdfeb,r  ber  93ourbonen  ju  ben  ©eg* 
nern  ber  Regierung  gehörig,  »eröffcnthdjtc  er  meh- 
rere bemotratifdje  Scprtften,  infolge  beren  er  au* 
ber  Sifte  ber  Slrmee  geftrieben  rourbe.  Gr  lieft  ficb 
in  aufrübrerifebe  Unternebmungen  ein,  oerlünbete 
24.  <jebr.  1822  eine  prooiforifdje  Regierung  in 
Jbouar*  unb  »og  gegen  Saumur;  bodj  »erftreutc  ftd? 
feine  Jruppe  bereit«  oor  ber  Stabt.  93.  rourbe  ge- 
fangen unb  5.  Oft.  1822  bingertdjtet. 

ttertraba,  SJluttcr  Karl*  b.  @r.,  f.  23ertba. 

Bertram,  beutfdjer.  «jiflanjenart,  f. Achillea. 

Bertram  Woran  C Iben,  gannp,  93übnen* 
fdngerin,  f.  üHoramDlben. 

*3crtram$rour*cl,  f.  Anacyclus. 

Bertram tt«?,  Speolog,  f.  Warramnu*. 

fBerrranb  (fpr.  -trdng),  Slleranbre,  franj.  3lr* 
ebdolog ,  93ruber  oon  ?>ofcpb;  fioui*  (jtancot*  93., 
geb.  28. 3uni  1820  ju  $ari«,  trat  1840  in  bie  5Ror« 
malfdbule,  rourbe  1848  an  bie  Ecole  frangaise 
d'Athenes  gefebidt,  roibmete  ftd)  nacb  feiner  vJlüd= 
tepr  auä  ©riect/enlanb  prdbiftor.  Stubien  unb  tbat 
oiel  jur  ©rflnbung  be*  ardjdolog.  unb  gallonröm. 
Wufeum*  in  (St.  ©ermain,  beffen  Sirettor  er  rourbe 
(1862).  1881  folgte  er  £ittrt  al*  2)iitglieb  ber  Aca- 
demie  des  inscriptions  et  belies  -lettres.  Unter 
feinen  Sdjriften  fmb  ^eroorjubeben:  «Essai  sur  les 
dieox  protecteurs  des  h£ros  grecs  et  troyens  dans 
l'Iliade»  (1857),  «De  fabulis  Arcadiae  antiquissi- 
mis»,  «Etudes  de  mytbologie  et  d'archeologie 
grecques:  d'Athönes  ä  Argos»  (1858);  ferner  «Ar- 
cheelogie  celtique  et  gauloise»  (1876),  «Les  voies 
romaines  en  Gaule»  (1863),  «La  Gaule  avant  les 
Gaulois,  d'apres  les  monuments  et  les  textes»  ( 1884 ; 
neue  2lufl.  1891),  «Etudes  sur  la  peinture  et  la 
critique  d'art  dans  l'antiquite»  (1893),  uLes  Celtes 
dans  les  vallees  du  Pö  et  du  Danube»  (mit  :Ko i n a  A\ 
1894),  «Nos  origines.  La  religion  des  Gaulois» 


(1897).  Seit  1860  giebt  er  bie  «Revue  archeo- 
logique»  heraus. 

»Bccrtonb,  ^riebr.  £cfar,  Sanbroirt,  geb.  1824 
in  $eilbronn,  befudbte  bie  lanbroirtidxiftlicbe  tLla 
bemie  ju  ^obenbeim,  roar  bann  jroei  3abte  al* 
Ctonomieoerroalter  in  SBürttemberg  tbdttg  unb 
rourbe  1847  SJerroalter  beö  grofjen  ©ute*  Cftin  bei 
9{amur,  tai  er  namentlidb  burd?  Ginfübrung  ber 
hiebet  auf  bem  ^eftlanbe  unbekannten  Drainage  mit 
Sbonrö^ren  ut  einer  SJiufterrotrtfcbaft  erhob.  1849 
rourbe  ju  Cftin  eine  3lderbaufcbule  errid^tet  unb  23. 
bie  Leitung  berfelben  übertragen;  aud)  rourbe  er 
1853  in  ben  SJerroaltungSrat  be«  2anbroirtfdjaft= 
lid?en  öauproereinÄ  für  23elgien  berufen.  1857 
rourbe  er  Oberoerroalter  bei  bem  öerjog  Jllfreb  oon 
Grop=25ülmen  gehörigen  ©uteS  Gart^au8=2öebbem 
in  SÖeftfalen,  ba*  er  ebenfall*  fdbnell  emporbraefrte. 
Jlitdb  gab  93.  ben  31nftofs  jur  ©rünbung  oon  Uder- 
baufd)ulen  in  üBeftfalen.  Seit  1869  ftept  er  an  ber 
Spifte  ber  Somdnenoerroaltung  be*  öerjog*  oon 
Grop.  äufier  Slbbanblungen  äber  lanbroirtidbaftlid>e 
©egenftdnbe  fdbrieb  23.  ein  mit  bem  Äoppe-^rei*  qc- 
trönte*  2Öert:  «Mderbau  unb  SBiebjUdjt  für  ben  l\eu 
nen  Sanbroirt»  (7.2lufl.,  aHünft.  1884),  unb  «über 
lanbroirtfcbaftli*e  ^aebtoertrdge»  (93re*L  1870). 

jßcrtranb  (fpr. -trdng) ,  f>enri  ©ratien,  ©raf, 
frann.  ©eneral,  geb.  ju  Gb,  äteaurour  (Jnbre)  28.  ÜJMrj 
1773,  roibmete  fidb  bem  Stubium  be*  93rüden=  unb 
9Begebaue£,  rourbe  aber  genötigt,  in  bie  9tational: 
garbe  oon  ^ßarid  einjutreten,  unb  trat  bemnädbft  jur 
Slrmee  über;  er  nab.  m  1795  unb  1796  an  bem  Kriege 
in  Spanien  unb  bann  an  ben  ^elbtügen  in  ^talien 
unb  $lgppten  teil.  Sl*  Ceiter  ber  93cfeftigung«Dautcn 
oon  Stleranbria  fiel  93.  bem  ©eneral  23onaparte  be- 
fonber*  oorteilbaft  auf  unb  rourbe  93rigabegeneral, 
infolge  Stuöjcidbnung  in  ber  Schlacht  bei  31ufterlttt 
Jlbjutant  Napoleon*,  bann  1807  SioifionSgenerai, 
1 809,  als  er  ftcb  burdj  23au  ber  2)onaubrüden  nacb  ber 
Sdjladjt  oon  S*pern  oerbient  gemalt  batte ,  ©raf 
unb  an  Warmont«  Stelle  ©ouoerneur  oon  ^Uprien. 
1812  unb  1813  jeiebnete  93.  ftcb  gleichfalls  au*  unb 
rourbe  nacb  Int«»  jec-c  ©ropmarf  cball  be*$alafte*. 
Gr  blieb  Napoleon  auch  nacb  beffen  3lbbantung  treu 
unb  folgte  ihm  nach  Glba,  feierte  bann  mit  ibm  nacb 
^ranfretcr;  jurüd,  entioidelte  in  ben  ©unbert  Sagen 
bie  gröpte  Shdtigteit  für  ben  legten  »yelbjug,  Mmpfte 
bei  vi^m)  unb  üBelle^SIUiance  unb  folgte  nun  sJIapo= 
leon  auch  nacb  St.  Helena.  9iacb  Napoleon*  Sobe 
(1821)  lehrte  93.  nacb  Sranfreicb  gurüd,  roofelbft  ibn 
fiubroig  XVI1L,  obgleicb  er  ibn  1816  jum  2obe 
oerurteilt  batte,  in  alle  feine  SBürben  roieber  ein= 
feftte.  9kcb  oorübergebenber  Jbätigteit  in  ber  Äam^ 
mer  lebte  er  auf  feinem  Canbgut  ju  Gbateaurour. 
^aebbem  93. 1840  an  ber  Grpebition  be*  Jöerjog* 
oon  Somoille  jur  flberfübrung  ber  Überrefte  9lapo^ 
leon*  nach,  (yranfreieb  teilgenommen  batte,  ftarb  er 
31.  $an.  1844  in  Gbateaurour. 

iBerrranb  (fpr.  -trdng),  ^anw*»  franj.  ÜJlaler. 
geb.  1825  in  2pon,  mad?te  feine  erften  Stubien  auf 
ber  bortigenflunftfcbule,  bann  in  tyaxii  bei  i^rin  unb 
Drfel,  beren  flafficiftifdjer  iHicbtung  er  ficb  anfcblof>. 
9lad?  einem  »ufentbalt  in  «Rom  1857—62,  roo  er, 
auper  einigen  bem  ital.  23olf*lcben  entnommenen 
©enrebilbem ,  eine  Kommunion  be*  beil.  93enebift 
(1859)  unb  bie  23c!ebntng  ber  beiL  2bat*  (1861; 
sJ)lufeum  oon  2pon)  malte,  f  ehrte  er  nacb  "Jkiri*  jurüd 
unb  roibmete  ftd?  oorjugSroeife  berSarftellung  tragi» 
feber Scenen  au*  ber  ©efdjicbte  unb  aUptbologie.  So 
malte  er:  tob  ber  Sapppo  (1867),  lob  ber  Virginia 


Digitized  by  Google 


öertranb  (3ofej>f>)  - 

(1369),  Job  ber  SWanon  2eScaut  (1870),  9Babnfinn 
ber  ephelia  (1872),  9tomeo  unb  3ulie,  ©retdben 
im  flerter  (1876),  &a*  unb  ©alatea  (1879),  Gbar* 
lottc  Gorbao  (1883).  $ür  feine  93üfccnbe  3Jiagbalcna 
<  1875  gemalt)  erbielt  et  1883  in  ÜJtüncben  eine  2Jte* 
baiüe  erfter  itfafie.  SSon  fpdtern  ©emdlbcn  finb  *u 
nennen:  £e*bia,  SDtignon  unb  Sie  beil.  Gdctlie.  93. 
ftarb  1887  in  <JJari«. 

Jöcrtrnnb  (fpr.  -trdng),  3ofepp,  ftanj.  SDtatbe* 
matüet,  93rubet  »on  SUeranbte  95.,  geb.  11.  ÜJldtj 
1822  ju  ^ßari*,  tonnte  als  3&gK"0  b«*  Lycäe  St. 
Louis  fein  Gramen  für  bie  ^olntecbnifdje  Sdwle 
fefcon  mit  11  labten  macben,  too  er  mit  17  Hapten 
al*  Gtftet  aufgenommen  mutbc.  9Iad?bem  et  in  ben 
l'oceen  St.  Louis  unb  Napoleon,  an  bet  l)öbern9tot* 
inalfcbule  forote  an  ber  ^olptedmifebcn  Schule  an* 
gcftellt  morben  war,  mürbe  et  93iot*  Suppleant  am 
College  de  France  unb  folgte  bemfelben  1862  al* 
njittlidjet  ^tofeffot  bet  mattem.  ty\)t)[\l  Sdjon  1856 
routbe  er  ÜJlitglieb  ber  Süabemie  bet  9LUffenfcbaften, 
beten  ftdnbiget  Seitetat  et  feit  1874  roat ;  bie  gian* 
jöfifebe  SUabemte  roäblte  if?n  1884  als  SDiitglieb.  6t 
itatb  3.  Hpril  1900  in  $ati*.  93.  febtieb  feit  1848 
i.'ebtbüd?et  bet  Sltitbmetit,  Sllgcbta,  bet  ^nfinitefi* 
malretbnung,  aufterbem  aber  febt  midjtige  Sdjtiften 
im  93ereid?  bet  üöteebanit  unb  bet  matbem.  ^bofit, 
bet  ^unttionen:  unb  3ablentbeoric,  namcntlicb  im 
«Journal  des  mathematiques»  unb  im  «Bulletin 
de  l'Academn  des  scieuces»;  fo  «Theorie  des 
pbenomenes  capillaires»,  «De  la  propagatiou  du 
son»  u.  f.  to.  ferner  «Les  fondateurs  de  l'astro- 
nomie  moderne»  (1.  bi*  4.  2tufl.,  ^Jar.  1865),  «La 
thöorie  de  la  lune  d'Aboul-Wefa»  (ebb.  1873), 
«Thermodynamique»  (ebb.  1887),  «Calcul  des  pro- 
babiütes»  (1888).  SU*  Sctrctdr  ber  »fabemie  gab 
et  bie  Sebenäbefcbreibungen  einet  änjabl  non  ata* 
bemitem  betau*;  aueb  ba*  SJett  «L'Acad6mie  des 
sciences  et  les  aeademiciens  de  1666  ä  1793»  ( |;ar . 
1868).  Set  imeitc  93anb  feine*  «Calcul  integral», 
an  bent  et  jahrelang  gearbeitet  batte,  ging  im  i'iai 
1871  im  Slufftanb  bet  Commune  )u  ©runbe. 

SBcrrramb)  bc  ®ora,  f.  93orn,  93ertran(b)  be. 

©er  t  rieb ,  Sorf  unb  93abeort  im  Ärei*  Gocbem 
be*  pteuft.  9tcg.*93ej.  Hoblenj,  165  m  bod),  in  bem 
rcicbberoalbctcn  engen  Ibale  be«  bem  Unten  SDtofel* 
jufluft  3tlf  jufttömenben  üfcbacb*,  an  bet  fiinie 
Moblenj*2tiet  (93abnbof  93ullab  8  km),  bat  (1900) 
423  meift  tatb.  G.,  $oft,  Selegtapb,  tatb.  Wart* 
tirdje.  Sie  beiben  »armen,  Gblotnatrium,  fdjroefel* 
iaute*  unb  loblenfautc*  Partium,  fdjrocfelfauren 
Malt  u.  f.  ».  cntbaltenben  Duellen  ((Satten*  unb 
iöetgquelle,  31,5°  C.)  entfpringen  am  ftufee  bei 
inteteffanten  ftacbcrböble  (ober  be*  Kaimberg*), 
»erforgen  ba*  nabe  Kurbau* ,  Slrmenbab  unb  ben 
Srintbrunnen  unb  finb  befonber*  toirtfam  gegen 
Wcroentrantbeiten,  SHbeumattemu*  unb  ©idjt,  ebto* 
nifeben  OJiagentatattb ,  2Jtenftruation*ftörungcn, 
JÖaut*  unb  Srüfentrantbeitcn.  Sie  Therme  ift  bie 
ftdrtfte  aller  marmen  ©lauberfaljquellen  2)eutiä> 
tanb«,  »ober  toobl  au*  ber  93einame  «Sa«  milbe 
itatlebab»  füt  93.  entftanben  ift.  —  Sie  SHömet 
tannten  beteitd  bie  öeilttaft  biefer  Cuellcn.  Rtvcd- 
ntdfeige  Ginridjtungen  trafen  erft  bie  Grjbifcböfe 
»on  Jriet,  untet  beten  feertfdjaft  bet  Ott  1392  tarn; 
1456»utben  bieerften93abeeinticbtungenbctgeftellt. 
Sa*  meifte  tbat  Gtjbifd?of  Siemen*  SBenjeSlauä,  bet 
1770  bad  Jiutbau«  bauen  lieft.  Seit  1815  ift  baS 
«ab  im  93efi&  m  Staate*.  -  9Jgl.  ©ierlidj*,  93ab 
3M2.Hufi.,  3:rierl895). 


öerufggcnoffcnf^oft  835 

©ertuef),  griebr.  Suftin,  64riftfteflet  unb  93u<fc* 
bdnblet,  aeb.  30.  Sept.  1747  ju  SBeimar,  ftubierte  feit 
1765  ju  ^ena  Jb^otogie,  bann  bie  9ted)te  unb  mürbe 
1769  Gtjieber  bet  Söbne  be*  aud)  al*  Sidjtet  be= 
tannten  ^teibetm  £.  6-  93adjoff  oon  Gd?t  auf  So* 
bitfeben  bei  Ottenburg,  ber  ihn  für  ba*  Stubtum  bet 
fpan.  unb  portug.  fiittetatut  geroann.  1772  erfdjie* 
nen  93.*  «SBiegenlieberdben  ■>  (anonom,  2lltenburg), 
benen  ba*  Jrauerfpiel  «Glfriebe»  (SBeim.  1775),  bae 
SRonobrama  «^olprena»  (©otba  1775)  u.  a.  folgten. 
Seit  1773  in  Skimar  anfäffig,  balf  er  Sielanb  bei 
bet  Seitung  be*  «SWetcut»,  mutbe  1775  «eimat. 
Äabinett*feftetdt,  1776  betjogl.  JRat  unb  1785 
Segation*tat.  Gt  ftatb  3.  &pril  1822.  Stuftet  an* 
betn  übetttagungen  au*  bem  ejranjöfifdjen  unb 
Spanifdjen  netöffentliebte  93.  eine  93eatbettung  non 
Getnante*'  «Son  Duirote»  mit  ber  (jortie^ung  oon 
Stoellaneba  (6  93be.,  Spj.  1775—76)  unb  gab  mit 
Sedenbotf  unb  3antbier  ba*  «QRagajin  bet  fpan. 
unb  pottug.  fiittetarut»  (3  93bey  Sejfau  1780—83) 
betau*.  lUit  ^Bielanb  unb  S&üft  entmatf  et  ben 
<$lan  }ut  «3enatf  djen  allgemeinen  ^ittetaturjeitung», 
bie  na^ingfieben  trat  unb  fürSeutfdjlanb*  Utterar. 
Gntmidlung  non  gtoftet  93ebeutung  mutbe.  1786 
gtünbete  93.  mit  fttau*  ba*  «Journal  be*  £uru*  unb 
bet  3Jtoben»,  ba*  etfte  beutfdje  SDlobenblatt,  ba*  bi* 
1827  etfebien  unb  füt  bie  ©efdbidjte  bet  Sitte  unb 
Aultut  im  3eitaltet  bet  SRenotution  unb  Napoleon* 
93eacbtung  oetbient;  1790  bie  «93laue  93ibliotbet 
aUet  Nationen»  (12  93be.,  ©otba  1790—1800)  unb 
ba*  feinetjeit  in  vielen  taufenb  Gremplaren  Der* 
breitete  «93ilbetbud?  für  Äinbet»  (190  £>efte,  Söcim. 
1790—1822).  3"  £>«ftellung  unb  93ertrieb  biefer 
Unternebmungcn  begrünbete  93. 1791  ba*  «2anbe** 
inbuitriecomptoir»,  ba*  mit  feinen  ^toeiaanftalten 
ein  SDtittel v m;  1 1  für  Scbrif titeller  unb  Künftler  rourbe. 
3n  bem  ©eograpbifdjen  $nf"M  (f.b.)  erfdjienen 
untet  anbetm  bie  «©eogt.  Gpbcmeriben»,  bie  93. 
mit  non  3a<b,  bann  mit  ©a*pari,  Gbrmann  u.  a. 
(1798—1824)  bctau*gab.  Sa*  auf  93.*  9tad?laft 
berubenbe  93cttud>*(5toriepfcbe  (Jamilien*)  Slrdjio  ju 
ÜDeimar  ift  reid?  an  mettnollen  ©riefen,  bie  meift 
£.  ©eiger  1881—84  in  3citfcbriften  nerftffentlicbte. 

«crufen,  f.  93cfd)reien. 

*c  ruf  traut,  93ejcid?nung  für  bie  ^flanjen* 
gattung  Erigeron  (f.  b.),  für  ben  gcrabftengeligen 
3ieft  (Stachys  recta  L.)  unb  füt  ba*  Gbtiftopb*: 
traut  (f.  Actaea),  bie  ftübet  abetgldubifdjetroeiie 
gegen  ba*  93efd)teien  (93erufen)  ber  Ainbet  ae* 
btaud?t  mutben.  [$rinatgebeimnii|e. 

©erufögc^etinni«,  f.  ©efd)dft«gebeimni*  unb 

©eruf «?gcnoff cnfrfjaft,  im  »eitern  Sinne  eine 
iebe  93ercimguna  non  $erfonen,  bie  bemfelben  93e* 
rufe  ober  berfelben  ©ruppe  non  93erufen  anae* 
böten,  bebufö  Aötberung  wefentlidjer,  mit  bem  93c* 
rufe  jüifammenbdngenbet  fyitetejfen.  So  bie  ©il* 
ben,  Innungen  unb  3^nfte,  bie  Hnappfcbaften,  bie 
©eroertoeteine,  bie  freien  Unternebmemetbdnbe,  bie 
93eteine  nonänten,9ledjt*an»dlten,£ebtern,Äünft« 
lern,  ScbtiftfteUetn  u.  f.  m.  jum  Sdjut»  ibtet  SHedjte, 
»utSBabrung  bet93eruf*ebre  unbffloblfabrt.  Solcbe 
freimillige  93etuf*netetne  baben  ficb  befonbet* 
tn  neuefter  3eit  auftetotbenttieb  jablteicb  in  allen 
Kultutldnbem,  am  meisten  in  Gnglanb  unb  Seutfcb* 
lanb,  gebilbet  unb  eine  immet  roaCbfenbe  93ebeutung 
erlangt ;  fie  etroief en  ficb  al*  notmenbig  für  bie  Gr* 
gdnjuna  be*  3tibu>ibuali*mu*,  bet  ben  mirtfdjaft« 
lidben  93eftrebungen  unb  ben  focialen  Aufgaben  bet 
gieuaeit  für  fidj  allein  niit  gemadjfen  ift. 

53* 


836 


ÖcrufSgenoffettfcfjaft 


SB.  im  enßern  tedmifcbcn  Sinne  ftnb  1)  bie  in 
Cfterreid?  nad?  Entwürfen  Don  1893  unb  in  um* 
Bearbeiteter  form  Don  1896  ju  Sdwfe  unb  <yörbe« 
runß  beS  lanbwirtfebaftltd?en  SBcrufeS  (&>ßer*, 
Seblad?tv  SBadpäufer,  Slntauf ,  »ertauf,  Ärebiroer* 
mütelunß,  SBermittelunß  ber  Äranten*,  ^noaliben« 
unb  SIlterSDerforßunß  ber  Arbeiter,  3lrbeitSDermtt* 
telunß,  Samentontrolle,  SBermittelunß  Don  5«"^% 
Öaßel*,  SöiebDerft(perunß,@rünbunß  oon  SBiebjudjtS* 
ßenoffenfepaften,  SBermtttelunß  beS  iHedjtsbeiftanbeS 
für  ©enoffenfdjaften,  Ginflujs  auf  SJkobuttenbörfen) 
beabftd)tißten  SB.  berüanbmirte,  jerfallenb  in 
ÖanbcSßenofjenf  cbaf  ten  (für  jebcS  flronlanb  eDentuell 
mit  nationaler  Zweiteilung)  unb  in  SBeAirtSßenoffen* 
jebaften  (für  jeben  ©ericbtSbejirt) ;  2)  bie  im  3)eut* 
feben  JHeicbe  auf  ©runb  ber  UnfallDerftcberunßS* 
»icfctie  als  Sräaer  ber  UnfallDerficberunß 
neu  ßefdjaffeneu  forporatiDen  SBerbänbe  ber  Unter* 
nebmer  eine«  3>DrißS  ober  mehrerer  Derroanbter  SBe* 
ruf  Sä  weiße  (f.  SftrbeiterDerftdjcrunß).  Sie  finb  ben 
alten  Jmappfdjaften  beS  SBerßbaueS  nadbßebilbet, 
icbodj  mit  febr  erbcblidjen  SHbweidmnßen  ber  Oraani* 
jation  unb  unter  SBefdjrdnfunß  ibrer  3wede  auf  eine 
reid)Sred)tlid?e  UnfallDcrftd)erunß.  Sie  SB.  finb  für 
beftimmte  SBejirte  (teils  baS  ßanje  9ieid>,  teils  ein» 
jelne  Seile  beSfelben)  aebilbet  unb  umfafien  inner* 
halb  beSfelben  alle  SBetriebe  berjenißen  SBerufS* 
sweiße,  für  bie  Tie  erriebtet  finb.  9tur  ßewiffc  fista* 
iifrhc  SBetriebe,  fowie  tommunale  Dtcßtebaubetriebe 
bleiben  unter  Umftdnbcn  aufterpalb  ber  SB.  unb 
haben  bann  bie  UnfallDerftcberunfl  bureb  befonbere 
?luSfübrunßSbebörben  (f.  b.)  burebjufübrcn.  ^n  ber 
$eftimmunß,  bafe  bie  SB.  alle  SBetriebe  umraffen, 
ließt  ibr  3wanßScbaratter;  jeber  beitraßSpflidjtiße 
Unternehmer  ift  traft  ©efe^eS  Dlitßlieb  berjenißen 
SB.,  welcpe  für  ben  betreffenben  SBcjirt  unb  SBerufS* 
jweiß  beS  Unternehmers  erriebtet  werben  ift.  2>ie 
SBtlbunß  unb  Stbßrenjunß  ber  SB.  ift  teils  unmittelbar 
Mir*  ©efett,  teil«  in  2luSfül?runß  ber  ©efefce  bureb 
^cicblüffe  ber  SBetcilißten,  bie  ber  ©enebmißunß 
beS  SBunbeSratS  bebürfen,  erfolßt. 

©lieberunß.  2>ie  niebt  lebialicb  banbmerts* 
mdftiß  betriebene  3nbuftrie  bat  fiep  auf  ©runb  Don 
§.  2  beS  Unf  allDerftdjerunßSßef  e&eS  Dom  6. 3uli  1884 
in  55  SB.  ßeßliebert;  baju  treten  bie  auf  ©runb  beS 
:?luSbebnunßSßcfe&cS  Dom  28. 3Jlat  1885  in  ßleicber 
SÖeife  erriebteten  2  Gifenbabn*,  3  SBinnenfcpiffabrtS*, 
1  tyubrmertS*,  1  SpebitionS*,  Speicheret  unb  Hei* 
leret*SB.  3"  liefen  62  SB.  tommen  bie  bureb  baS 
SBauunfaU*  unb  SceunfallDerftcberunßSßefe&  (Dßl. 
©eiche  Dom  11.  unb  13.  3uli  1887)  errichtete 
Siefbau*©,  unb  See*SB.  unb  bie  feit  1.  San.  1897 
üon  ber  9iabrunßSmittel*S8.  abgetrennte  ^leiicberei* 
SB.,  fowie  48  2anb*  unb  forftwtrtfcbaftlicbe  SBerufS* 
ßenoffenfebaften  (f.b.),  weld>e  gemäf»  §§.  18  unb  110 
beS  lanbwtrtfdmfttidjen  UnfallDerftcberunßSßefetKS 
vom  5.  iliai  1886  teils  bureb  bie  SanbeSgefefc* 
aebung,  teils  bureb  ben  SBunbcSrat  erriebtet  morben 
fmb.  SnSaefamt  ßiebt  e$  alfo  jettt  113  SB.  ftflr  bie 
x3.  ift  amtlich  eine  beftimmte  Neibenfolße  mit  fort* 
lauf enben  Hummern  feftßefeht;  bie  lanbmirtfdjaft* 
lieben  SB.  baben  babei  ibre  eißenen  Hummern  unb 
unterfebeiben  fieb  bureb  ein  DorßcfefcteS  2. 

SHlpbabetifd>e  Dom  5Rcid?SDerficberunßSamt  auf* 
ßcftellte  SBcrjeiebniffe  ergeben  für  bie  inbuftrieUen 
'•8.  bieienißen  SBerufS$metße,  weltpe  ben  cinjclnen  SB. 
angebören;  fic  fmb  tn  ben  «Stmtlieben  üfaebriebten 
beS  JieiebSDerfTcberunßSamteS»  (1, 254;  II,  134, 204 ; 
III,  132,  296;  XII,  289)  abßebrudt.  Über  bie  Or* 


ßamfation  biefer  SB.  beftepen  anberroeite  SBeröffent* 
liebunaen  beS  SRcicbSDerftcberunßSamteS.  SBßl.  ilmi 
liebe  tfaebriebten,  Vn,  291;  X,  201;  XI,  279.  Sie 
jährlichen  JReebnunßSerßebnifje  ber  SB.  finben  fieb  in 
ben  55rueffad>en  beS  SleicbStaßS,  bem  ficoom  9ieicfcS= 
DerfteberunßSamt  oorjuleßen  ftnb,  unb  in  b«r  3Jr.  1 
eines  jeben  SapfßanßS  «tlmtlicbcn  9!acbrid>ten 
beS  JReicbSDerficbeninßSamteS». 

Umfanß  ber  einzelnen  SB.  3)ie  SB.  umfaf)en 
beßrifflieb  nidjt  bie  fÄmtlieben  in  if> ren  örtliebcn  iöe* 
jirfen  Dorbanbenen  SBetriebe  aller  ärt,  fonbern  nur 
bie  ber  betreffenben  ©ruppe  anßep&renben  unfallwr* 
fieberunßSpfliebtißen  SBetriebe  unb  SBerriebSgroejßc, 
aufeerbem  aber  aueb  bie  3iebenberriebe  ber  betreffen: 
ben  Unternehmer,  aueb  nenn  biefe  lebenbetriebe, 
ofern  fie  felbftdnbiß  rcfiren,  ju  einer  anbem  SB.  ße* 
jören  mürben.  3c  nacb  ber  Sticbtiptcit,  in  welcher  ber 
?etreffenbe  SBcrufSjroeiß  in  ben  evnjelnen  ©eßenben 
beS  2)eutfcpen  9leiebS  ftcb  finbet,  unb  je  nacb  bem 
Umfanße  beS  SBerufSjmeißS  felbft  fmb  benn  aueb 
bie  SBejirte  ber  SB.  Dcricbicben.  Sie  lanb*  unb  forft* 
mirtfebaftlicben  SB.  fdbliefeen  ftcb  burebmeß  an  bte 
SBermaltunßScinteilunß  ber  einjelnenSBunbeSftaatcn 
an  unb  umfaffen  bie  einzelnen  ^rooinjen  ber  ßrö* 
ftern,  fomie  bie  ßanjen  StaatSaebiete  ber  tleinern 
SBunbeSftaaten ;  fie  bef*rdnten  ftcb  im  allßemeinen 
auf  baS  ©«biet  je  eines  SBunbeSftaateS,  unb  nur  an 
einjelne  preufeifebe  lanbmirtfd)aftltd>e  SB.  ftnb  auch 
StaatSßcbicte  benachbarter  tleiner  SBunbeSftaaten 
anßefcbloffen.  Sßon  ben  übrißen  SB.  umfaffen  29 
baS  ßanje  sJicicb,  24  baS  ©ebiet  ober  ©ebietStcile 
mehrerer  SBunbeSftaaten  unb  nur  12  befcbrdnfcn 
ftcb  auf  baS  ©ebiet  je  eines  einjißen  SBunbeSftaateS 
(baoon  6  auf  Sßreupcn,  2  auf  SBapern,  2  auf  Sachfen, 
1  auf  SJBürttemberp,  1  auf  (?lfa^*Sotprinßen).  Qint 
golße  biefer  Gintetluna  ift  niebt  nur,  ba|  bie  3ob! 
ber  ju  ben  einzelnen  SB.  Dereinißten  SBetriebSunter 
nebmer  unb  bte  3abl  ber  Don  benfelben  befdjäftiß* 
ten  Derftdjerten  SPerf onen  überaus  Derfd)ieben  ift  (fo 
unter  anberm  bei  ber  3Jlüllerei*SB.,  ber  SKbcintfcb: 
9Beftfälif*cn  Kütten*  unb  S©al}roertS*SB.,  ber  SBrcn* 
SB.),  fonbern  aueb,  bafi  bie  SBejirte  ber  einjelnen 
SB.  ftcb  niebt  miteinanber  beden ,  fonbern  einander 
treujen,  unb  ba^  an  jebemOrteSeutfcblanbS  fo  oicl 
SB.  arbeiten,  als  ©ruppen  Don  SBerufSjtDciaen  an 
biefem  Orte  oertreten  ftnb.  SBirb  ^ierbureb  bie  SSct* 
maltunß  immerbin  erfefornert,  fo  erßiebt  fid>  boeb  aus 
ber  ©rubpierunß  nacb  SBerufSjroeißen  ber  ßrofee 
SBortcil,  ba^  bie  burcp  SBeruf  einanber  nahe  fteben^ 
ben  Unternehmer  nun  auch  ibte  focialpolit.  Suter* 
effen  ßemeinfam  mabmebmen;  fie  bietet  inSbefon* 
berc  aueb  SBorteile  für  ben  Chrlai;  jmedbienlicbcr 
UnfallDerbütunßSDorid)riften,  »eldje,  »eil  Don  ben 
3ntercjfenten  felbft  erlaffcn,  ben  febmierißen  l'tittel- 
mcß  jmifeben  ju  ßro^er  Strenße  unb  ju  ßerinßcn 
SJInforberunßen  innehalten. 

Drßanifation.  5)ie  SB.  fmb  jurift.  SJJerfonen 
mit  SelbjtDermaltunß.  Sc^texe  ift  bei  ben  lanb*  unb 
forftroirtfcbaftlicben  SB.,  wenn  aud>  nidjt  befeitißt,  fo 
boeb  jurüdßebränßt,  iniofem  ndmlicb  bic  laufenb« 
Söermaltunß  biefer  SB.  Don  ber  ©enoffcnfcbaftSDer« 
maltunß  ober  burd)  StanbeSßcfet)  an  Drßane  ber  ftdn« 
btfdjcn  SelbftDermaltunß  ober  an  anbere  SBeamtc 
übertraßen  werben  barfjbodjbürfeneimelnemicbtiße 
Slnßeleßenbeiten,  inebefonbere  bie  SBcfcblufjfafiuna 
über  baS  Statut  unb  über  SJlbdnbcrunßen  beSfelben, 
ber  felbftdnbißen  recbtstrdftigen  Gntfcblieftunß  ber 
SRil alieber  ber  SB.  nicht  entjoßen  werben  (§§.  26. 110 
beS  lanbwirtfepaftlidjen  UnfaÖDerftcberunßSßefe|eS 


)igitized  by  Googl 


oom  5.  3Jtoi  1886).  Sie  93.  fönnen  nad)  örtlidjen 
S3ejirfen  in  Setttonen  eingeteilt  »erben,  »oburcb 
eine  Secentrolifation  herbeigeführt  wirb.  3bje  Dr* 
g  a  n  e  fmb  bie  ©enoffenf  djaf  t*oerf  ammlung.  bie  aud) 
au*  delegierten  befteben  fann,  ferner  bcr  ©enofien* 
fdjafteDorjtanb,  bie  Seltion*r>erf  ammlung  unb  ber 
©ettion*»orftanb,  örtlid)e93ertrauen*männer  fo»ie 
beamtete  33eauftragte  (f.  b.).  3Rit  Au*nabme  biefer 
^Beauftragten  fungieren  bie  übrigen  Organe  in  un= 
befolbetem  Gbrenamte,  bocb  barf  ihnen  Gntfd)äbW 
gung  für  3eitoerluft  gewährt  »erben,  ftür  bie 
©cf orgung  be*  innern  ©cfd)dft*gang*  tönnen  bc= 
folbete  33ureau*,  Manjlei--  unb  fonftiae  33eamte  an- 
gefteUt  »erben,  ju  bcnen  aud)  bie  fog.  ©efcbdft*: 
fairer  gehören  ff.  unten).  Sie  Arbeitnehmer  ftnb 
an  einzelnen  Stufgaben  ber  93.,  in*befonoere  an  ber 
3Babl  ber  Seifiger  ber  Sd)ieb*gericbte,  an  ben  Un* 
fallunterfudmngen  unb  an  ben  ^Beratungen  über 
Unfalloerbütunggüorfcbriften  beteiligt. 

Sie  A  u  f  g  a  b  e  ber  33.  beftebt  in  ber  Surdjfübrung 
ber  Unfallocrficbcrung  nad?  3)laf?gabe  ber  ©eiefee 
unb  ihre*  oon  ihnen  felbft  befd)lofiencn  Statute. 
$n*befonbere  baben  bie  93.  ben  ©efabrentarif, 
»eldjer  »enigften*  bei  ben  inbuftriellen  93.  Obligo* 
torifcb  ift,  aufstellen,  bie  33etriebe  in  benfelben 
einjufcbd&en ,  bie  Kenten  feitjuitellen,  bie  93ei träge 
ausschreiben  unb  Don  ben  Unternehmern  einju* 
Rieben;  fie  ftnb  ferner  befugt,  Unfaltoerbütung** 
oorfdjriften  für  ibre  SDtitgliebcr  unb  auch  für  bie 
oerfteberten  Arbeiter  |U  crlaifcn  unb  beren  93ef  olgung 
burd)  genaue  Über»ad)img  bcr  33etriebe,  f  o»ie  burd) 
böbere  (Sinfcbäfcung  ober  ©elbftrafen  gegen  bie  3u* 
roiberbanbelnben  ju  erbringen.  Sie  93.  unterließen 
ber  93cauffid)tiflung  burd?  ba*  iHeid)*Derficbcrung*: 
amt  (f.  b.)  ober  ba*  an  bie  Stelle  tretenbe  Üanbe** 
Dcrfid)erung*amt  (f.  b.),  »ic  foldje  für  93.  errichtet 
werben  bürfen,  beren  33ejirt  fid>  nid)t  über  ba*  ©e= 
biet  eine*  Staate*  hinaus*  erftredt;  biefe  Stuf  ficht*' 
bebörben  fmb  jur  ©cnebmigung  be*  Statut*  unb 
feiner  Abänberungen,  be*  ©efabrentarif*,  ber  lln- 
fallocrbütung*oorf  Triften  u.f .».  befugt,  f  o»ie  f  enter 
baju,  bie  ($5e)cbäft*fübrung  ju  prüfen,  Streitigteiten 
über  bie  Siechte  unb  ^fliditcn  ber  @enoffenfcbaft*= 
organe  f  o»te  Strafbcfcb»erbcn  ju  entiebeiben  unb 
bie  Inhaber  ber  ©enoficnicbaftäämter^ur  93ef  olgung 
bcr  gcfc&lidjen  unb  ftatutarifeben  93orfd)riften  burd) 
Oklbitrafen  anjubalten.  Sie  oon  ben  33.  ober  ihren 
Organen  getroffenen  Gntfdjlicfeungen  über  bie  33e* 
roilligung  ober  Ablehnung  oon  Unfallrenten  unter* 
liegen  sunäcbft  ber  33erufung  an  ba*  für  bie  33.  er: 
richtete  ScbicbsSgendjt,  bcmnädjft  bem  Dlefurf  e  an  ba* 
:Ketd)*=  ober  £anbe*t»erftcberung*amt.  3ur  gemein: 
famen  Übernahme  ber  Unfalloerftcbcrung  tönnen 
Od?  mehrere  93.  }u  SRüch)erftcbcrung*tierbdnbcn  ju* 
fammenf djliefocn ;  letftung*unfäbigc  33.  tönnen  burd) 
ben  33unbe*rat  aufgelöft  »erben.  Sie  fürbietnapp* 
id)aft*pflid)ti0en33crriebegebilbetefinappfcbaft*-33. 
bat  einige  befonbere  33eftimmungen.  bie  in  §.  94  be* 
UnfaUmficbcrung*gcfe&eä  aufgeführt  fmb.  Über  bie 
befonbern  Einrichtungen  ber  33augc»ert**33.  f.  Un* 
fatlt>erfid)crung*anftalten. 

Einteilung  ber  gewerblichen  93.  mit  ihren 
Sifeen:  1)  Änappfd)aft**33.  in  33erlin;  2)  Stein« 
brud)**33.in33erlin;  3)  33.  bergeinmcd)anitin33er* 
lin;  4—11)  6  ßifen*  unb  Stab>33.  (Sübbeutfdje  in 
^rantfurt  a.  9JI.,  Sübrceftbeutfdje  in  Saarbrüden, 
^dcbfifdh thüringische  infieipjig,  9torböftlid)e  in 
^Berlin,  Sdjlcftfdje  in  33re*lau,  5florb»eftlicbe  in 
£anno»er;  bie  Gifen*  unb  Stahlinbufrrie  in  «Rbein» 


offcnf^Qft  837 

lanb*2Beftfalen  bat  ftd)  in  j»ei  33.  geteilt,  ndmlich  bie 
5lbeinifd):9Deftfälifd)e  6ütten=  unb  3Bal}»erf*--93. 
unb  bie  9ibeinifd):2öejtfäliid?c  2Raichinenbau:  unb 
Äleineifcninbuftrie=33.,  beibe  in  Süficlborf);  12  unb 

13)  2  Ebel:  unb  Unebelmetalltnbuitric*93.  (Süb= 
bcutfdje  in  Stuttgart  unb  9iorbbeutfcbe  in  33crlin); 

14)  33.  ber  ÜJ(ufitinfrrumenteninbuftrie  in  Seipjig; 

15)  ©la*:93.  in  33erlin;  16)  Söpferei:33.  in  «Berlin; 
17)  3iegelew33.  in  33crlin;  18)  33.  bcr  d?emif(hen 
^nbuftrte  in  93erlin;  19)  33.  ber  ©a**  unb  fflafier: 
»erte  in  33erlin;  20—27)  8  JertibS).  (nämlid)  bie 
Seinen=33.  in  33ielefelb,  bie  Seiben=33.  in  Hrefelb, 
fowie  bie  Storbbeutfdje  2e?til-'33.  in  93crlin,  bie 
Sübbeutfcbe  Jertil=33.  in  Augsburg,  bie  Scblcfifcbc 
2ertil:33.  in33re*lau,  bieeifaft:ßothringifd)e  2ertil= 
33.  in  2Jtülbaufen  i.  6.,  bie  9theinifch'3Beftfdlifche 
2ertil:33.  in  2R.:©labbad?  unb  bie  Sädjftfcbe  lertils 
33.  in  fieipjig);  28)  ^apiermad?er=33.  in  33erlin;  29) 
^apieroerarbettung*=33.  in  33erlin;  30)  ßeberinbu: 
ftric=33.  in  33erlin;  31—34)  4  6otj=33.  (nämlicb  bie 
Sddififcbe  in  Sre*ben,  bie  SRorbbeutfcbe  in  33erlin, 
bie  33aprifdhe  in  3Rün<ben,  bie  Sübmeftbeutfche  in 
Stuttgart);  35)  2>(üUcrei=33.  in  33erlin;  36)  91ab= 
rungemittelinbuftrie:33.  in  ÜJlannheim;  37)  3udcr= 
33.  tn  S3erlin;  38)  33renneret:33.  in  33erlin;  39) 
33rauerei=  unb  2Jtäljerei:33.  in  grantfurt  a.  2R.;  40) 
2abat:33.  in  33erlin;  41)  33etleibung*inbuftrie=33.  in 
33crlin ;  42)  33.  ber  Sdjornfteinf  egermeifter  in  33erlin ; 
43—54)  12  33auge»ert*=33.  (ndmlid)  bie  öambur: 
giiefae  in  iöamburg,  bie  WorböftUthe  in  33erlin,  bie 
Sd?leftfd)^ofenfd)e  in33re*lau,  bie  6annooerfd?e 
in  Hannover,  bie  3ftagbeburgifd)e  in  ^JJtagbehurg, 
bie  Säcbfifche  in  Sresben,  bie  äbüringifdbe  in  Erfurt, 
bie  6efien=3laffauifd)c  in  forantfurt  a.  sJJl.,  bie  SHbei= 
nifd):3Öeftfdlifd)e  in  Glberfelb,  bie3Bürttembergiid)c 
inStuttgart,  bie33aprifd)e  tn3nünd)en,bieSüb»cft: 
liehe  in  Strasburg  i  AM ;  55)  Seutf  d)e33ud)bruder-33. 
in  Seipiig;  56  unb  57)  2  (jifenbabn=33.  (ndmltd)  bie 
^riDatbabn:33.  in  ßübed  unb  bie  Stra^enbahn=33. 
in33erlin);  58)  Spcbition*:,  Spcicherei=  unb  ÄeU 
Icrei  -33.  in  33crltn;  59)  Suhr»ert*:93.  in  33erlin; 
60—62)  3  33innenfdjiffahrt*:33.  (ndmlid)  bie  ©eft^ 
beutfehe  in  Sut*burg,  bie  Glb{d)ijfabrt*--33.  tn 
ÜJiagbeburg  unb  bie  Oftbeutfd)e  in  33romberg); 
63)  See=33.  in  Hamburg;  64)  2iefbau:33.  in  33crlin; 
65)  Slcifcberci^.  in  Sübed. 

Wad)  ben  Amtlichen  9iacbrid)ten  be*  SRcicbSüer» 
ftcherungdamte*  »eifen  bie  113  33.  (1899)  auf: 


Berufiflfiioffrnidiaftm 

Sfftio« 
ntn 

«ftrifbf 

Urrjoiif  ti 

«anbtoirtf^oftlidtr  .  . 

6i 
48 

&T0 

465  554 

4fi88S20 

G  659  571 
11  1S9071 

3uiommtn  |  1.13  |    928   |  5154  374  [  17  847  642 


(^dhere  ftatift.  Angaben  über  bie  gerocxblichen  33. 
f.  unter  ben  Einjelartitcln.)  hierbei  ift  femer  ju  be= 
rödftdjtigen,  ba&  nod?  416  Aue»führung*behörbcn 
ber  9ieia5*',  Staat**,  ^rooinjial*  unb  AommunaW 
w»altungen  mit  756482  öerftefaerten  ^ierfonen  be= 
teiligt  »aren,  unb  baf.  noch  13  3jerftd)erung*anftal* 
ten  ber  33auge»ert**33eruf*genof)enfd)aften  (f.  b.) 
befteben. 

91ufren  unb  SBert  ber  33.  An  ftd)  fmb  bie  33. 
ein  ©ebilbe,  »clebe*  aud)  jur  Übernahme  »eiterer 
Aufgaben  auf  focialpolit.  ©ehiete  geeignet  ift ;  allein 
»a*  firanten*  »ie  3m>alibitdt*=  unb  Alter*oerftcbe* 
rung  angebt,  fo  ruhen  biefe  ihrem  Umfange  nad) 
j»edentfpred;enber  auf  territorialer  ©runblage; 
»enn  baher  eine  33ereinigung  ber  Unfalloerfidjerung 


Digitized  by  Google 


838  EerufSgei 

mit  ben  jwei  anbern  retd?«recbtlicben  93eriicberung«* 
jweigen  ftattfinben  feilte ,  mürbe  fie  jwedmäfeigerj 
weife  nur  auf  ber  ©runblage  ber  betben  umfang* 
reichern  9Serficberung«iwetge/  alfo  unter  93efeitigung 
ber  beruf  «genoffenfcbaftlicbenOrganifation  erfolgen. 
2a*  Wäre  aber  febabe,  benn  bie  33.  baben  bie  in  fte 
gefe&ten  Erwartungen  erfüllt.  Sie  bem  5Reicb«tag 
1896/97  oorgelegte  unb  1900  perabfduebete  9to= 
pelle  ju  ben  Unfaltoerftd)erung«gefe&en  (Oefeö  Dom 
SO.  §\mi  1900)  Ifipt  baber  mit  Dtedjt  biefe  Organü 
fation  unberührt  unb  glaubt,  bafj  erft  bie  Grfab1 
rungen  eine*  längern  9?ebeneinanberwirfen«  ber  oer= 
fd?iebenen  Crganifationen  ein  abfdjlie&enbe«  Urteil 
über  bie  93eremigung«frage  geftatten. 

25er  93.  wirb  oon  ibren  ©egnern  in«befonbere 
eine  bureaulratifdje  unb  toftfpiclige  93erwaltung 
porgeworfen.  33eibe«  ift  unjurreffenb.  Sie  99.  haben 
traft  ©efe&e«  Selbfroerwaltung  unb  üben  bicfelbe 
aud;  tbatfädjlidj  au*;  bafj  babei  eimelne  Obliegen* 
beiten  nid)t  oon  bem  pollbefefeten  33orftanbe  ober 
ben  fonftigen  Organen,  fonbern  nur  oon  einjelnen, 

}um  Seil  aud)  oon  bezahlten  Beamten  erfüllt  »erben 
önnen,  liegt  in  ber  Statur  ber  Sad>e  unb  ift  um  fo 
weniger  bcbenflia?,  al«  feiten*  ber  Aufficbt«bebörbe 
mit  Wacbbrud  barauf  bingewirtt  roirb,  bat*  bie  ©c 
febäftsfübrer,  b.  b-  bie  bejablten  ^Beamten  ber  33., 
nid>t  über  ihre  39efugniffe  binau«geben  unb  jeben= 
fall*  in  fold)en  Angelegenheiten,  in  melcben  93er* 
pflidtfungen  Pon  finanzieller  Tragweite  feiten*  ber 
SB.  übernommen  werben  müffen,  ober  in  meldten 
bie  99.  al*  feldje  nadj  aufeen  bin,  i-  99.  im  93erlcbr 
mit  39ebßrben,  ju  oertreten  fmb,  nidjt  in  ben  93orber* 
grunb  gefdjoben  werben.  95Ja*  fobann  bie  6öbc  ber 
93erwaftung«f  often  anlangt,f  o  gcftalten  ficb  bief  elben 
bei  ben  einjelnen  93.  natürlich  ganj  perfdjiebcnartig, 
je  naefebem  fie  foftfpielige  ober  weniger  foftfpielige 
(Sinridjtungen  getroffen  baben,  unb  mehr  ober 
weniger  an  ßntfcbdbigung  für  3«itaufwanbberper= 
waltenben  SDUtglieber,  be}.  an  33eamtengebältern 
u.  f.  w.  gewähren.  Aber  aud)  au*  innern  ©rünben 
fmb  bie  93erwaltung«foften  perfdueben.  So  wirt- 
febaftet  eine  99.  für  wenige,  aber  intelligente  ©rofe* 
inbuftrielle  billiger  al*  eine  mit  einer  grofeen  3<*bl 
Heiner  33etriebe,  eine  S3.  mit  lleinem  33cjtrt  in  ber 
Siegel  billiger  al«  eine  mit  grofeem  33ejirl  unb  örtlich 
auäeinanber  gezogenen  betrieben;  enblicb  eine  93., 
welche  e*  mit  Unfallverhütung  unb  Kontrolle  emft 
nimmt,  teurer  al«  eine,  weldje  bierin  weniger  tbut. 
3m  übrigen  bat  ber  Surcbfcbnitt  ber  (aufenben  33er: 
waltung«toften  bei  gewerblichen  33.,  auf  ben  Äopf 
ber  perfidjerten  ^erfonen  berechnet,  nur  betragen 
1887:  0,75  9Jt.,  1888:  0,74,  1889:  0,75,  1890:  0,75, 
1891:  0,78,  1892:  0,w,  1893:  0,8«,  1894  unb  1895: 
0,9i,  1896:  0,88,  1897:  0,89,  1898:  0,88,  1899: 
0,89  Tl.,  unb  tiefer  Surcbfcbnitt  ift  niebt  boeb. 
Äcine*faQ*  barf  man  biefe  93erwaltung«foften  mit 
ben  Ausgaben  in  33ergleid)  (teilen,  welche  bie  99. 
jur  Seduno  ber  Unfallentfcbäbiguugen  iäbrlicb  aufs 
bringen.  3ÄJill  man  bie  Ausgaben  für  Unfalllaften 
mit  benen  für  bie  Verwaltung  in  33ergleid)  ftellen, 
fo  muf)  man  nicht  bie  au«gejablten  3abTe«beträge 
ber  erftern,  fonbern  beren  Hapitalwert  in  Anfatt 
bringen,  benn  erftere  waebfen  wegen  be«  Umlage 
»erfahren*  iäbrlid)  bi*  jur  Gneidjung  be*  93ebar= 
rungSjuftanbe« ,  wäbrenb  bie  93erwaltung«loften 
firf)  gleich  bleiben;  bann  ergiebt  ficb  bei  annähern* 
bem  Überschlag,  bafc  bie  «erwaltung*loften  nur 
etwa  8  3?roj.  ber  ©efamtbelaftung  ergeben  baben. 
Sie*  ift  Oberau*  wenig,  in*befonbere  wenn  man 


5ffenfcf)aft 

bebenft,  bafc  bie  ^ripatgefellfdjaftcn ,  forocit  bc- 
fannt,  nidjt  unter  18,  wobl  aber  hi*  ju  40  iJrc;. 
ihrer  @efamtau*gaben  für  93ermaltung«toiten  auf 
juwenben  hatten.  Sie  ©efamtjahl  ber  Unfälle,  für 
welche  Crntjcbäbigungen  feftgcftcllt  worben  fmb,  be 
trug  1899  bei  ben  113  99. 507433,  barunter  100462 
93erle&te  au*  bem  3. 1899.  Sie  in  Anrechnung  p 
bringenben  Söhne  unb  ©ebälter  ber  oerficfaerten  iVr 
fönen  ber  gewerblichen  33.  betrugen  5008881 603, 
bie  Summe  ber  6ntfcbäbigung*bcrräge,  einfcbliet 
lidj  ber  Kenten  für  Unfälle  au*  frühem  Sabr«1- 
70790112  3R.  (barunter  17968993  9JI.  ber  lant  = 
wirtfdjaftlichen  99.),  bie  Einlagen  in  ben  5Refem= 
fonb*  319346  (172269),  bie  Äoften  ber  UnfaU 
unterfudnmgcn  unb  ber  geftfteüung  ber  Gntfcbäbi 
gungen  2424  728  (975914),  bie  Äoften  ber  Scbiebi= 
geriefate  1006102  (329043),  bie  Unfalloerbütunge 
toften  1137849  (92847),  bie  93erwaltung*toftni 
8309056  (2310725)  ÜR.  Sie  getarnten  ^uegabeti 
bezifferten  fid)  auf  83987205  (21849792),  bie  effel= 
tioen  einnahmen  auf  103467851  (24396250),  ber 
99etrag  be*  «Referoefonb*  Gnbe  1899  auf  138 156  79*» 
(6  241 84 1 )  9Ä.  6ierju  lommen  nod)  bie  H\x  «gaben  ter 
416  ?lu*fübrungßbcbörben  ber  9tei(b*s  Staat«:. 
33rooinjial*  unb  jtommunalbetriebc  mit  6860801» 
SR.,  barunter  67037%  9R.  Gnti*äbiguna*beträgf 
17646  9R.  93erwaltung*=  unb  139368  ÜK.  Unfall 
unterfuebung*:  u.  f.  w.  äoften,  cnblid?  bie  Äuf 
gaben  ber  13  93erfid)erung*anftalten  ber  33au 
gewerl«»33eruf«genonenfd?aften  mit  1 714  812  3R.. 
barunter  1186  725  SR.  Gntfcbäbigungsbeträge, 
388861  9W.  93erwaltung*loften,  59581  3».  Unfall 
unterfuebung«»  u.  f.  w.  Äoften  ynb  79645  3JI.  Gin 
lagen  in  ben  5Refen>efonb*. 

3}on  ben  gewerblichen  99.  baben  fut  45  ;u  einem 
9Serbanb  jufammengefd?loffen,  ber,  in  einer  am 
14.  9M  1886  m  99crlin  abgehaltenen  93eTfamtr 
lung  oon  93eruf«genoffcnfcbaft*DertTetern  geplant, 
ju  ^ranlfurt  a.  2R.  am  27.  $uni  1887  fonftituien 
würbe.  Ser  93erbanb  ber  beutfeben  33.  bat  benßwed. 
eine  93ereinigung  für  ben  5Pleinung*au«taufcb  unb 
ben  perf  önlicben33erlebr  ber  33.  ju  bilben,  bie  gemein^ 
i amen  Angelegenheiten  ber  99.  ju  oertreten  unb  tne 
weitere  ßntwicllung  ber  beruf*geno))enfcbaftlicben 
©lieberung  ju  förbern.  Seine  Satjungen  feben  al? 
93ertreter  be*  93erhanbe*  ben  33eruf*genoffen: 
fd)aft*tagunb  bengefd)äft«fübrenbenSu?; 
fd>ufe  oor.  Ser  Slu«fcbufe  wirb  au«  mebrern  3?. 
gebilbet.  Serfelbe  wählt  feinen  ^orfitjenben,  ber 
wiebwum  bem  93eruf«genoffenfcbaft«tag  präfibiert. 
unb  hält  Sihungen  nach  33ebarf  ab.  %tbtx  99cruf*^ 
genoffenfdjaft*tag  beftimmt  ben  Ort  ber  näcbii 
jährigen  3ufammentunft.  99i*  je^t  fanben  11  93t 
ruf*genoffenfcbaft*tage  ftatt.  Ser  33erbanb  hat 
ba*  33erbienft,  ohne  jurift.  lierfönlichfeit  ju  be= 
Titien,  einfidjt*»oll  feine  Aufgaben  ju  erfüllen.  Sem 
3ieid)«»erfid?erung«amt  ftebt  er  al«  beratenbe*  unb 
permittelnbe«  Crgan  jur  Seite.  9Son  feinen  33f: 
frrebungen  ftnb  in«befonbere  bie  auf  rjrriobtung  oon 
Unfalllranfen'  unb  9telom?ale*centcnbäufcTn,  oon 
33enfton«laffen  für  bie  99eamten  ber  33.,  (YübTung 
einer  Sobnftatiftif ,  ©rlafe  oon  Normal  <  Unfalloei^ 
bütung*oorf  djrif  ten  für  gleichartige  ©efabren  u.  f.  tu.. 
erfte  £>tlfeteiftung  bei  Unfällen  burd)  Schaffung  icg. 
UnfaUftationen  (f.  b.)  u.  f.  w.  gerichteten  beroorj« 
hehen.  AI«  Drgan  ber  beutfeben  39.  erfebeint  feit 
1886  «Sie  99eruf*genoffcnfchaft»  in33erlin.  Ser 
Sölitte  be«  3. 1894  ocröffentlitbte  Gntwurf  eine«  ®e 
l'ei(e*  betrettenb  bie  erweiterung  ber  UnfallDerficbe= 


Digitized  by  GooqIc 


83eruf8genoffenjd)aft  ber  djemtfcf)e 

rung  moüte  für  ben  gröfeten  Seil  terjenigen  95e« 
trieoe,  auf  wtli)t  ber  $erfid>erung«}roang  erftrecft 
»erben  foUte,  eine  neue  Drganifation«form,  nätm 
lid)  bejirf«roeiie  ju  erridjtenbe  UnfaUverfidjerung v 
genoffenfdjaften,  einführen,  meldje»  von  ben  Äom» 
munalverbänben  verwaltet,  fämtlidje  in  bem  *8ejirl 
oertretenen  ^Betriebe  umfaffen  follten.  Tic  Novelle 
von  1900  bat  jebod)  hiervon  toteber  Äbftanb  ge» 
nommcn. 

3n  Öfterreid)  bilben  bie  «beruf«genofienid)aft' 
lid)en5Jerftd)crung«anftalten»  bie2lu«nabme  gegen: 
äber  ben  als  9torm  gebauten  territorialen;  e«  be- 
ftebt  nur  eine  ber  öfterr.  Gifenbabnen. 

©crufößcnoffcnfcfjaft  ber  rficmifcficn 
buftrie  für  na*  ©cbiet  be« Seutfdjen  tReid)«.  \~in 
ijt  SBcrlin,  Sttj  ber  8  Settionen:  Sßerlin ,  S8re«lau, 
vambur^ ,  Jt ein  a.  Scipjig,  2Jiannbcim,  Sranl» 
furt  a.  2R.,  Dürnberg.  1899  beftanben  6911  iBe» 
triebe  mit  144523  verftdjerten  Serfonen,  beren  an« 
juredjnenbc  §a\  rcälöbne  130895086  2H.  betrugen. 
Sie$abrc«einnabmen  beliefen  ftdj  auf  1 741 5933JI., 
bie  3lu«gaben  auf  1756626  9JI,  ber  SRcfervefonb* 
(Cnbe  1899)  auf  4089580  Tl.  (Sntfdjäbigt  ivurben 
1899:  1115  Unfälle  (7,-a  auj  1000  verfteberte  Ser* 
fönen),  barunter  91  mit  töblicbem  Su«gang  unb28 
mit  völliger  Grmerb«unfäbigteit.  Tic  Summe  ber 
gejablten  Gntfd)äbigungen,  einfcbliefelid)  ber  Kenten 
für  Unfälle  au«  frübern  Sagten,  betrug  1899: 
1389447  SM.  (6.  8eruf«gcnofienf*aft.) 

»tfcritftfgcnoffcnfrfjaft  ber  ftcinmcrfjanif 
für  ba«  ©cbiet  be«  Seutfdjen  «Reich«.  Si&  ift  SBer» 
lin,  Si&  ber  10  Settionen:  ^Berlin,  <jTetburg  i. 
Scblef.,  23re§ben,  öubl,  Sraunfdnveig ,  Sferlobn, 
2ladbcn,  Jiarl«rube,  Stuttgart,  Dürnberg.  1899 
beftanben  3778  '-Betriebe  mit  132621  werfidjct- 
ten  Serfonen,  beren  anjuredbnenbe  3^bwelöbne 
1328039702)1. betrugen.  Sie 3abre«einnabmen be* 
liefen  ftd)  auf  762759  3)1,  bie  2lu«gaben  auf 
668868  2Jt.,  ber  «Refervefonb«  (6nbe  1899)  auf 
1 058820  3W.  ßntfdjäbigt  mürben  1899 : 681  UnfäUe 
(5fi3  auf  1000  verfieberte  Serfonen),  barunter  38 
mit  töbliaVm  5lu«gang  unb  1  mit  völliger  ßrmerb«« 
unfdbigleit.  Sie  Summe  ber  gejablten  ßntfebfi- 
bigungen,  einfdjliefeli*  ber  dienten  für  Unfälle  au« 
frübern  3abwn,  betrug  1899 :  525999  3R.  (S.  SBc» 
rufsgenofjenfdjaft.) 

löcruf «gcnoffcnfrfmf t  ber  ©öS-  unb  1W af 
fertverfe  für  ba«  ©ebiet  be«  Seutfdien  SHeidj«. 
3i&  ift  Stalin,  Si&  ber  11  Settionen:  SBerlin, 
Sanjig,  '-Breslau,  Sre«bcn,  ÜHagbeburg,  ftrant* 
furt  a.  SDL,  iWünaVn,  Äarl«rube,  Süfielborf, 
Sannooer,  Hamburg.  1899  beftanben  1534  Sc* 
triebe  mit  42  670  verneberten  v}krfonen,  beren  an» 
juredmenbe  ^abreslöbne  41411 197  SR.  betrugen. 
Sie  3abre«cinnabmcn  beliefen  jid)  auf  522097  5)1., 
bie  Ausgaben  auf  432844  ÜR.,  ber  «Refervefonb* 
(Cnbe  1899)  auf  889250  3Jt.  Gntfdjäbigt  mürben 
1899  :  222  Unfälle  (5,so  auf  1000  verftdjerte  Ser* 
fönen),  barunter  22  mit  töblicbem  Mu«gang  unb 
6  mit  völliger  l!rn>erb«unfäbtgtcit.  Sie  Summe  bet 

fiejablten  (Imtfdjdbigungen,  einfdjltefelicb  ber  Kenten 
ür  Unfälle  aus  frübern  3abren,  betrug  1899: 
349076  ÜR.  (S.  Serufagcnofienfdjaft.) 

«Pcruf^gcnoffcnfrtinftbcrWufifinftrumcn^ 
ten-^nbuftric  fürba«  ©ebietbeä  Seutfdjen  «ei*«. 
Si|>  tft  i'eipjig,  Sit»  ber  3  Seftionen:  fieirjig, 
SBcrlin,  Stuttgart.  1899  beftanben  970  IBetriebe 
mit  36  457  verwerten  ^erfonen ,  beren  anjurcaV 
nenbe  ^abreelöbne  24933210  3JI.  betrugen.  Sie 


n  3nbuftrie  —  93eruf«franf^eitcn  839 

?[abreSeinnabmen  beliefen  fid?  auf  164881  9)1.,  bie 
fegaben  auf  144055  Tl.,  ber  SReferoefonb«  (Gnbc 
1899)  auf  250395  SDt.  (httfebäbigt  »urben  1899 : 
121  UnfäUe  (3,32  auf  1000  Derfia^erte  $erfonen), 
barunter  3  mit  tÖblid)em  Sludgang  (feiner  mit 
völliger  ©rroerböunfäbigteit).  Sie  Summe  ber  ge= 
jablten  (httfebäbigungen,  einfcblie^li*  ber  Dienten 
für  Unfälle  au«  frübern  ^abren,  betrug  1899: 
109716  ÜJt.  (S.  5Beruf«genoffenfd>aft.) 

)Beruf£geitof?cnfrf)dft  ber  Srfiornftctn: 
f cgcrmctücr  bc<<  ^cutfrficn  Üictrtic*.  Si^  ift 
Berlin,  Si^  ber  16  Seitionen:  Sanjig,  ÜBcrlin, 
Stettin,  v^oien,  SBreelau,  Slltona,  Salle  a.  S.,  58iele= 
felb.  Hannover,  Sieäbabcn,  Süffelborf,  greiburg 
L  SÖr.,  2)lüncben,  2Bürjburg,  fieipjig,  Stuttgart. 
1899  beftanben  3495  Setriebe  mit  6225  verfiAer* 
ten  Prionen,  beren  anjuredjnenbe  3<>bre«löbnc 
3959  703  Tt.  betrugen.  Sie  3abre«einnabmen 
beliefen  fid)  auf  80595  2JI.,  bie  !ttu«gaben  auf 
54331  3Jt.,  ber  5Refervefonb«  (6nbe  1899)  auf 
109087  3Jt.  entfdjäbigt  mürben  1899  :  32  UnfäUe 
(5,t4  auf  1000  vergebene  $etf onen),  baruntcr  7  mit 
töblidjem  2lu«gang  unb  1  mit  vöUiger  ©rtverb«* 
unfäbigleit.  Sie  Summe  ber  gejablten  Gntfää 
bigungen,  einfdjliefelid?  ber  Kenten  für  UnfäUe  au« 
frübern  ^abren,  betrug  1899 :  31 476  2Jt.  (S.  5Be= 
ruf«genoficnfd3aft.) 

>ttcrufe<franff)citcn,  Sejeicbnung  für  Jtranl» 
beiten,  bie  bäufig  ober  vorroiegenb  bei  ben  8ln= 
gebörigen  gemiffer  ^Berufe  vorlommen  unb  bureb 
ganj  beftimmte,  mit  bem  betreff enben  SBeruf  verbun- 
bene  Scbäblidjleiten  bervorgerufen  merben.  Üe^terc 
lönnen  auf  ben  gesamten  Crganiemu«  ungünftig 
einivirten,  roie  j.  ö.  bei  ben  ^Bergleuten,  bei  benen 
I  i*  balb  infolge  ibre«  beftdnbigen  Arbeiten«  in  ben 
lidjtlofen  unb  mangelbaft  ventilierten  ©ruben 
Blutarmut  unb  ebronifebe«  Siedbtum  einftellen,  bei 
Sdjubmacbern,  Scbneibern  unb  vielen  SJureau* 
beamten,  bie  infolge  ibrer  f»|enben  fieben«n>eife  an 
ÜBlutftoaungen,  Serbauungeftörungen,  feämonboi= 
ben  unb  £>pvod}onbrie  leiben  u.  bgl.  3n  anbem 
Heu  entfteben  iB.  burd)  bie  auö)d)lieijli*e  unb 
übermäfeige  Slnftrengung  beftimmter  Organe  ober 
ftörperteile.  Sierbcr  gebören  bie  X=JBeine  ber  2)äder, 
Jifcblcr  unb  Scblo^cr,  ber  entjünblidje  ^lattfufj 
ber  ÄeUner  unb  fiabenbiener,  bie  Ärampfabem  ber 
SBafdbfrauen  unb  Hifcbler,  ba«  fiungenempbPKni 
ber  SWufiler,  »eldjc  JBlaeinftrumente  fvielen,  bie 
ebronifdjen  Äebltovffatarrbe  ber  fiebrer  unb  ^Jre- 
biger  u.  a.  Seiterbin  merben  gabtreidbe  .Uranlbeitcn 
veranlafst  burd)  bie  Einatmung  von  Stoffen,  melcbc 
bie  2ltmung«organe  reijen,  fomie  burd)  ba«  San» 
tieren  mit  giftigen  färben  unb  giftigen  Gbemilalien, 
meldje  bei  ben  verriebenen  ©eroerbebetrieben  jur 
SJermenbung  gelangen  (f.  ©emerbclranlbeiten ). 
sJÖland?e  33.  finb  unvermeiblid) ,  mdbrenb  febr  viele 
anbere  burd;  bpgieinifcbe  9}orftd?t«:  unb  Serba!» 
tung«ma^regeln  mit  Sid>erbeit  verbätet  merben 
lönnen.  (S.  aud)  s-8efd)äftigung«neuroien.) 

fiitteratur.  Sie  erfte  Ilajfifdje  SarfteUung  ber 
9.  gab  ber  Italiener  9tama3)ini,  De  morbis  artifi- 
cum  diatriba  (SDtobena  1700).  Unter  ben  neuern 
ftnb  bervorjubeben:  fiombarb,  De  Hofluence  des 
professions  sur  la  phthisie  pulmonaire  (Sar.  1834) ; 
Cftcrlcn,  Sanbbud)  ber  mebtj.Statiftil  (Jüb.  1874); 
^Beiträge  jur  Untcrfucbung  be«  (Sinfluffc«  x>on  2c- 
ben«ftellung  unb  SBeruf  auf  bie  ?Dlortalität«verbält= 
niife  (^ena  1877);  Clbenborff,  Ser  ßinflufe  ber 
SBefdbdftigung  auf  bie  Sebenäbauer  be«  SOtenfdjen 


Digitized  by  Google 


840 


©crufSfraut  —  23eruf3oereine 


(2  Hefte,  Verl.  1877—78);  Hirt,  25ie  tfranf betten 
ber  Arbeiter  (4  ©be.,  1871-78);  Schüler 
unb  Burdbarbt,  Unteriucbungen  über  bie  ©cfunb= 
bett«üerbältnifie  ber  tfabrilbeöölterung  in  ber 
Schweis  (Sarau  1889). 

4$ crufefraur,  fooiel  wie  Beruftraut  (f.  b.). 

SB cruf  $fta tiütf,  im  gewöhnlichen  Sinne  bie  im 
3Bege  einer  Voll«iäblung  bewirtte  ^eftftellung  ber 
beruflieben  ©lieberung  einer  BeoöHerung,  b.  b.  ber: 
jenigen  ©lieberung,  welche  fid)  au«  bem  Verbältni« 
ber  einzelnen  Verjonen  jur  Grwcrb«tbätigteit  er» 
giebt,  fowobt  wa«  bie  3uflfböriateit  $u  ben  oerfebie» 
benen  Beruf«jweigen  als  bie  Art  ber  erwerbenben 
ober  niebterwerbenben  Stellung  innerhalb  ber  Be: 
ruf«}weige  betrifft.  3)arin ,  bafe  bie  B.  ftcb  an  bie 
Verionen  hält ,  unterfebeibet  fte  ftcb  wef  entlieh  oon 
ber  ©ewerbeftatiftil  (f.  b.),  beren  Aue  gang  bie  ge- 
werblichen Unternehmungen,  bie  Betrteb«oerbält: 
nifje  ftnb,  im  3u)'ammenbang  mit  benen  ba«  ge» 
werbtbätige  Vcrfonal  erforfdit  wirb.  3)ic  B.  ift 
al«  ein  Seil  ber  Beoölterung«ftatiftil  (f.  b.)  anju= 
feben,  ber  mit  *Rürffi*t  auf  feine  febwierige  unb 
umftänblicbc  Bcbanblung  erft  in  neuerer  $t\t  eine 
grünblicbere  Surcbbilbung  erfahren  bat.  2>ie  Gr» 
mittelung  ber  Bcruf«r>erbältntfje  ber  ganjen  Be* 
nölt erung ,  im  ©cgenjatt  ju  ber  be ftimmter  Brud); 
teile,  »uic  fie  j.  B.  bei  ben  ©eftorbenen,  ben  Ver= 
urteilten ,  ben  Sparfaffeneinlegern  bureb  befonbere 
Grbebungen  gefebiebt,  ift  meift  auch  hureb  bie  ac-- 
wöbnlidien  Voltejählungen,  oercinjelt,  wie  neucr= 
lieb  im  2)eutfcben  Weiche,  burch  eigen«  baju  r>eran* 
ftaltete  Ballungen,  bie  aber  auch  nicht«  anbere«  al« 
Volt«jäblungcn  mit  naebbrüdlicber  Betonung  ber 
Berufsüerbältniffe  fmb,  bcwirlt  worben.  AI«  (Segen 
ftdnbe  ber  Grbebung  tommen  juoörberft  ber  Beruf 
felbft  unb  jwar  ber  eigentliche  unb  Hauptberuf  wie 
ber  Nebenberuf  in  Betradjt,  wobei  e«  oielfad?  fcbioie- 
rig  ift  ju  beftimmen ,  welcher  al«  ber  eine  ober  ber 
anbere  ju  gelten  bat  (j.  B.  üanbwirtfcbaft  unb 
Bädcrct,  Ärdmer  unb  ©aftmirt) ,  f obann  bie  f ociale 
Stellung,  ob  bie  ju  jäblenbe  Verfon  ihren  Beruf 
fclbftäitbig  al«  ©efdjd|t«inbaber  ober  unfelbflänbig 
al«  Angebellter  ob;r  Arbeiter  inne  bat,  ober  ob  fte 
al«  nidjt  erwerbenbe  Angehörige  berGrwerb«tbätigen 
(Gbefraucn,  flinber)  üon  jenen  unterhalten  werten. 
Leiter  hat  bie  Beruf«jdblung  ju  berüdftebtigen : 
ba«  ©efcblecbt,  ba-}  Atter,  um  bie  3«t  be«  6in-  unb 
Austritt«  in  bic  unb  au«  ber  Berufstbätigfeit  unb 
be«  übertritt«  oon  einer  Arbcit«ftellung  jur  anbern 
(j.  B.  üon  ber  unfelbftfinbigen  jur  felbftänbigen), 
enblid)  ben  Samilienftanb ,  um  bie  SBebc utuna  bed 
iöeruf «  für  bie  Gbefchliefeung  unb  ben  fflitmenftanb 
beurteilen  »u  fönnen.  Um  bie  burd)  bie  3*hlung 
erhobenen  jbatfacben  gebörijj  oermerten  ju  tonnen, 
ift  bie  s-ltorau3fettung  ein  }n>edmäfeigeö  Söerufe= 
fdjema,  welche«  ^roar  nicht  alle  bei  ber  3flWu«ö 
angegebenen  SBeruf*benennungen  aufführen  lann, 
aber  alle  uortommenben  ©eruiesweige  in  ber  SBrif e 
berüdftebtigen  mufe ,  bafe  e«  ]ebem  feine  Stellung 
in  gröfeern  jufammenfaffenben  ©rubpen  unb  Crb* 
nungen  roie  in  ben  thunlichft  aueeinanber  gehal» 
tenen  93eruf« arten  anroeift.  ßierbei  finb  auch  bie 
fog.  beruf «lofen  Stellungen  (Dientner,  Slltenteiler, 
iUlmofenempfängcr,  ©etangene  unb  fonftige  Sin» 
ftaltdinfaffen)  ju  berüdfichtigen.gür  bie  tmveruff* 
fchema  aufgeführten  ©rupfen,  Drbnungen,  Slrtcn 
ift  nicht  allein  bie  3ugebörtgleit  ber  einjelnen  fym 
fönen  in  Haupt»  unb  in  Nebenberuf  bargutbun,  mel= 
mehr  erbeifebt  bic  nähere  ßrfenntni«  be«  focialen 


Körper«,  bafe,  für  jebe«  ©efcblccbt  befonber«,  einmal 
bie  (hmerb«tbdtigen  je  nach  ihrer  2lrbeit«ftcUung 
unb  fobann  mieberum  für  jebe  ©attunp  berjclbtn 
ihre  Angehörigen,  b.  h.  ihre  nicht  unmittelbar  ct- 
merbenben  gamilienglicber  unb  Haushaltung«^ 
noffen,  unb  jrnar  ftet«  beruf  «weife,  naebgeroiefen 
werben.  211«  eigene  ©ruppe  werben  babei  riebtiger: 
weife  bic  b  du  «Ii  eben  SHenftboten  au«aefcbicben, 
ba  biefe,  wenn  fte  auch  für  ihre  eigene  Ukrfon  rr 
werben,  boeb,  weil  blofe  bau«wirtfd?aftlicb  tbätig, 
nicht  in  ben  Dol(«wirtfchaftlichen  6rjeugung«pro^ 
eingreifen,  wdhrenb  bte  lanbwirtfehaftlichen  unb  cu- 
werblichen  2)icnftboten  ben  übrigen  5rmerb«gebilfen 
jujujdhlen  ftnb.  Gine  berarttge,  bie  ©cteiligung  bei 
erndhrtttben  unb  ernährten  S8cr»öl!erung*bfftanb: 
teile  grünblich  belegenbe  93ehanblung  ber  SJeruf*: 
thatfachen  ift  bi«her  erft  in  wenigen  ^dnbern  er= 
folgt.  Vorangegangen  ift  barin  3)cutfcblanb,  r>on 
beffen  ©injelftaaten  oerfchiebene  bereit«  früher,  fo 
in«befonbere  Clbcnburg,  eingebenbe  bcruf«ttati: 
ftifche  Bearbeitungen  ocröfrentlicbt  haben.  Seitens 
be«  Seutfdjen  Weicb«  würbe  eine  fold?e  Grmitteluna 
guerft  gelegentlich  ber  ^olt«}ählung  r>on  1871  an: 
geftrebt,  boeb  mar  bei  ber  bamaligen  noch  mangel: 
haften  Äu«bilbung  ber  2cchni!  be«  böcbft  umftdnb^ 
lieben  $lu«mittclung«ocrfabren«  ba«  (5rgebni«  un 
befriebigenb.  Grft  als  jur  Vorbereitung  ber  fociab 
politifchen  ©efefcgebung  am  5.  3uni  1882  eine  b^ 
ionbere  SSeruf«»  wie  ©cwerbcjäblung  oeranftaltct 
würbe,  entfpracb  ber  Crfolg  ben  aufgewenbeten  um= 
fdnglid)en  Bemühungen.  Erbrachte  febon  biefe  (?r 
bebung  ein  reiche«,  gut  geftebtete«  SJlatertal,  war 
ba«  in  erhöhtem  ÜMafee  bei  ber  SBiebcrbolung  am 
14.  3uni  1895  ber  ^aü,  beren  umftebtige  31nlagc 
wie  bie  treffliche  2lu«bcutung  ber  erhobenen  2bat= 
fachen  bisher  unerreicht  bafteben.  Sieben  ber  beut: 
feben  Ermittelung  hat  allein  bie  öfterreiebifebe  Den 
1890  unb  in  gemifjer  SHicbtung  bie  ungarifebe  be* 
felhen  ^abre«  Slnfpruch  auf  größere  Beachtung, 
wdbrenb  ba«,  wa«  in  neuerer  3eit  jumal  in  ?hranf  ■■ 
reich,  ben  Vereinigten  Staaten  unb  ©rofebritannien 
juf ammengetragen  ift,  eine  grünblicbcre  äu«bilbung 
be«  Verfahren«  noch  oermijfcn  Idpt.  über  bic  Gr» 
gebniffe  ber  neuern  Veruf«jäblungen  f.  bie 
Beilage. 

©crofSticrctne,  eingetragene.  1891/98 
würbe  vom  ÜHeiebetag  ein  ©efejtentwurf  eingebracht, 
an  eine  Kommiffton  oermiefen  unb  oon  btefer  angr- 
nommen,  ber  bejmedte,  für  ärbeitgebcT  unb  3rbeit= 
nebmer  ben  ©ebraudj  be«  ihnen  nach  ber  ©emerbe- 
orbnung  juftchenben  fioalition«red?t«  babureb  ,u 
erleichtern  unb  ju  regeln,  bafc  ben  auf  ©runb  be«: 
felben  gebilbeten  Vereinigungen,  «welche  bie  görbe: 
rung  ber  Beruf«intereffcn  unb  bie  Untcrftü&una 
ibrer  ÜWitglieber  bejwed en  »  (iogenannte  B.) ,  birrcb 
Gintragung  in  gerichtliche  Verein«regifteT  Wecht« 
fdhigteit,  jurift.  Verfönlicbleit  verlieben  werbe.  Ter 
3wed  ber  B.  follte  erftrebt  werben  fönnen  (§.1) 
bureb:  unentgeltliche  9lecht«beratung  unb  Stecht« 
febut?;  3lrbeit«nachweifung  unb  UnterftüHung  bei 
iHctfen,  bei  ?Irbeit«lofigleit,  bei  8lrbeit«au«ftänben 
unb  3lrbeit«au«fd)lüfien,  fowie  in  aufccrorbentlicben 
Notfällen ;  berufliche  Bilbung  bureb  Vorträge, 
Iufftonen  unb  Befcblufefaifungen  über  alle  ba«^nter 
effe  ber  ÜDlitglicbcr  berübrenben  fragen,  UnterriAtf^ 
htrfe,  Bibliotbet  unb  3«>tf ebnften ,  in«bcfonberc 
(jörbentng  ber  törperlichen ,  tedjnifdjen ,  geiftigen 
unb  fittlichen  Slusbiltmng  ber  ficbrlingc  unb  jugenb 
liehen  Arbeiter;  Vertretung  ber  Siechte  unb  ^nter» 


Digitized  by  Google 


SerufSftatifrif 


(S)ie  örgebrnffe  bcr  neuem  SerufSaäljlungen.) 


L  $ie  »e»ötIcruBfl  im  55eutf^en  Heidj  na*  ü»cruf»abtcifunflcn  am  14.  (Juni  1895. 


$eruf*abteüungen 


Cauptbrnif 


11^ 


i'antm.Aoritluirt:  /mannl. 
f*aft,©drtnerci  lrclbl- 
unb  Atübcrci  tun. 

iöerobau  unb  3n=lSSb?.' 
t>u,trie  ^ 

.        „,  /iiuiuiil. 
£>anbel  unb  3>cH»eibl. 

fel,t  w 

...  -  .   ~.  rw&nnl. 
unb  Lohnarbeit! 

CifentliAeXienitcCcibL' 
unb  runc  Berufe 


Xtenftbptcn 


obn« 
ipaiu'tberuf 


1*95 


C  buc  '-Beruf 


ganjen 


Hrrcib 

rmAimt 
Irceibl. 


5539538  5701587  9766 

2753154  2  534909  364941 

8292692  8  236496  374697 

6760102  5269489  2  964 

1521118  1126976  317170 

8281220  «  396465  320134 

1758903  1  272208  3  001 

579608  298110  280973 

2338511  1570318,  283977 

198626  213746  1 

233865  183836  1269 

432491  397582  1270 

4353 


18S2 


i*9i 


1486H 
410052 
424913 

6  796 
295765 
302561 

8714 
286737 

295451 
6 

2184 
2189 


IS*  2 


99rruf«jU8fb9rigf 
im 
gonjert 


1*95 


1^3 


d  OOlHtU    .IlWiHl  1U04Ö11L' 

7866  841  6319  713  9  705  129 
11651887t  9359054120253241 


1249313 
176648 
1425961 

1027259 
1115549 
2112808 


915875  4353 
115272  186769 

10311471  191122 

652361 
7(>2 125 
1354486 


männl.  16533741114025266! 


52*1 

162835' 

168116 

25359 


6064 
158506 

164570 

6070 
129170 
135240 


3317  306  3524638  8886607  9241086 
6516612  7  039  408  9634700  9984369 
9833918  10564046  18501307  19225455 

3785046;  303934l|  10548 112  8  315636 

7  742454 
16058080 

2121577 
2409503 
4531080 

397045 
541249 

938294 


10286941  840655 
2315664  1824656 

3344358  2665311 


314161 
713 104 


»roeibl. 


6379942 
22913683 


4  96 1 228  1 313957  1 282414  18  667  22 1 
18986494,1339316  1324924  27517285 


152006 
301040 

453046 

347533 
870398 
1217931 

219476 
796669 

1016146 

42510  8  850061  8082973 
16827722 

24910695 


183  2'.  »4 

355229 

538523 


2790601 
3176245 
5966846 

350633 
536174 
886807 


1601  199  1236100 
1233815  986882 

1027265  2835014  2222982 

180884  1  252016;  839315 
575612  2075053  1406907 

756496  3327069  2246222 

25  409161  22150749 
26361 123  23071364 

51770284  45222113 


3m  Sterbältni*  jur  ©eoöllerung  matten  bier* 
nad?  auä  in  ^Jrojcnten  bie 


1895 

1883 

8u<  obre 
Abnahme 

£du*lidjen  $ienftboten  . 

40,1 

39,0 

2,6 

2,9 

—0,3 

Angehörigen  

53,8 

55,1 

-1,9 

Söerufälofen  Selbftdnbigen 

4,i 

3,o 

+  U 

SerufSabteUungen 


Sanbroirtfcbaft 
u.  f.  ro.  .  .  . 


f  1895  36,2 
1882  43,9 


Snbuftrie  .  .  . 
Öanbel  u.  f.  tt>. 


3krubt  bie  3unabme  ber  ©rn>erbstbdtigen  unb  bie 
Abnahme  ber  Angehörigen  tei liueife  auf  fd?ärferer 
Ausmittelung  ber  e vitern,  bat  boeb  aud)  ber  neuerlicb 
beobaebtete  frühere  Gintritt  in  bas  Grrocrbäleben 
baju  beigetragen.  Sie  Skrmebrung  ber  beruf*lofcn  I  ^JerfönL  3)ienftc  . 
Selbftdnbigen  ift  roeientlid)  auf  bie  geftiegene  3abl 
ber  Zentner  unb  Altenteiler  jurfidjufübren,  auf  bie 
aud)  bie  fociale  ißerfidjerungägefe&gebung  oon  6in^ 
flufe  geroeien  ift.  Auf  bie  oben  aufgeführten  cinjel» 
nen  Serufäabteilungen  entfallen  in  $rojenten: 

©rorfbau»'  *onoer1atton»»Srrifon.   14.  Hufl.  9i  . «.  n. 


1895 
is.s_> 


36,2 
33,t 


1895,  10,2 
1882  8,3 


Cffentlidje  2)icnfte 
u.f.ro  ( 


1895 
1882 

1895 
1882 


Cbne  Beruf  {|{g§ 


U 
2,1 

6,2 

5,4 
9,4 

7,3 


28,o 
32,i 

23,9 
22,8 

21,2 

22,3 

0,i 
0,2 

14,3 
12,4 


»e. 
ruf*« 
jU8f 
börige !  böriße 
über* 
bauj>t 


35,7  35,7 

42,4  j  42,5 

42,s  39,i 

37,6  I  35,5 

12,2  11,5 


10,7 

1,7 

2,2 
4,4 

4,1 

12,6  3,7 

10,2  I  3,0 


10,o 

1,7 

2,i 
5,5 

4,9 

6,4 

5,o 


Digitized  by  Google 


©crufSjtotiftif 


2)aS  roicbtigfte  (Ergebnis  in  ®ejug  auf  bie  allge- 
meine  SBerufSglieberung  ift ,  bafe  bie  oon  ber  f  anb^ 
rotrtfebaft  lebenbe  Jöeoölterung,  roelcbe  nod)  1882 
im  Vorbergrunbe  ftanb,  hinter  bie  inbuftrielle  jurücf  • 
getreten  ift.  Die  Beteiligung  ber  beiben  ©eicblecbter 
roar  1895  berort,  ba&  Vrojent  tarnen  auf  bie 


^nbuftrie,  baber  bei  ibr  baS  Verhältnis  für  bie  Selb- 
ltdnbigen  am  ungünftigften  ift.  3hJH*en  ftanbel 
unb  ^nbuftric  fdjiebt  ftcb  bie  Sanbroirtfcbaf t  ein.  93ei 
ibr  bat  fidj  feit  1882  ber  änteil  ber  Selbftdnbigen 
etwa*  gehoben,  wohingegen  er  bei  ben  anbem  bei* 
ben  Abteilungen  ftarl  gefunfen  ift. 


VerufSabteUungen 


Vanb:  unb  ftorftroirtfebaft,  ©ärtnerei,  «^ifeberei  .  . 

Bergbau  unb  ^nbuftrie  

£>anbel  unb  Verlebr  

sBerfönlicbc  Dienfte  unb  Lohnarbeit  

Cjfentlidjer  Dtenft  unb  freie  Berufe  

Cbne  Beruf  

Überhaupt   .  .  . 

Dafe  bei  ben  erwerbstätigen  baS  männliche 
©efcblecbt,  bei  ben  nicht  unmittelbar  erwerbenben 
ÖauSbaltungSangebörigcn  baS  weibliche  entfebieben 
überwiegt,  liegt  auf  ber  £anb.  Der  Anteil  ber  k$- 
tern  ift  bis  auf  bie  ber  berufslosen  Verfouen  burdV 
weg  jiemlicb  gleichartig.  Bon  ßinflufe  hierauf  fmb 
bie  iRentncr  unb  Venfioniften ,  beren  6  ebne  ber 
Berufsausübung  oon  £>aufe  fortgegangen,  wäbrenb 
bie  Xöcbter  oielfad?  barin  oerblteben  fmb.  Bei  ben 
erwerbstätigen  maebt  fid>  ber  öffentliche  Dienft 
burd)  wenige  grauen  bemerlbar,  wäbrenb  fic  unter 
ben  ^erfonen,  bie  perfönlicbe  Dicnfte  leiften,  ftarl 
hervorragen;  auch  bie  Cartbroirtfcrjaft  beanfprudjt 
,ablreid?e  weibliche  £ilfe.  Durchaus  berrfdjt  baS 
weibliche  ©efcblecbt  beim  J&auSgefmbe  oor. 

2BaS  bie  Arbeitsteilung  ber  erwerbetbätigen  an- 
belangt, fo  war  fic  für  bie  brei  Abteilungen  ber 
üanb=  unb  gorftwtrtfcbaft,  ber  3"buftrie  unb  beS 
£anbelS  unb  BerlebrS,  für  welche  fic  wefentlicb  in 
Betracht  lommt,  berart,  bafi  betrugen  (3Injabl  unb 
auf  100  erwerbstätige): 


ftnt>frb*« 
U)&tigrn 

D  teuft  beten 

grbSrigen 

mfinnl. 

»tibi. 

mdnnl. 

»eibl. 

mftnnL 

BribL 

66.« 

33,2 

2,6 

97,4 

33,7 

66,3 

81,« 

18,4 

0,9 

99,1 

32,5 

67,5 

75,8 

24,8 

1,1 

98,9 

30,8 

69,* 

45,9 

54,i 

0,o 

100/) 

33,6 

66,4 

87,6 

12,4 

2,5 

97,7 

28,5 

IIa 

47,9 

52,i 

3,1 

%,9 

21,6 

78,4 

72,2 

27,8 

u 

98,i 

32,t 

67,* 

Die  BerufSglieberung  wirb  noeb  etwa«  näber 
bureb  bie  folgenbe  Verteilung  ber  erwerbstätigen 
unb  ber  BerufSmgebörigen  überhaupt  über  bie  ucn 
ber  jRciASftatiftil  gebilbeten  Keinem  BerufSgruppen 
feranfcbaulicbt. 

3n  ber  umftebenben  Tabelle  II  ift  bie  Beool 
ferung  beS  Deutfcben  IReicbS  nach  ben  brei  erften 
BerufSabtetlungcn  (f.  Tabelle  I)  in  abfoluten  unb 
relativen  3ablen  bargeftellt ,  unb  jwar  fmb  bie  Qv 
werbetbdttgen  im  Hauptberuf  au*  ben  Verfonen 
überhaupt  auSgefcbieben ;  jur  Begleichung  fmb  bie 
relativen  3ablen  aus  bem  ^- 1882  baneben  gefegt. 
Unter  ben  einzelnen  Berufs arten  fmb  nad)  ber 
Zählung  oon  1895  am  biebteften  befent  mit  Qx- 
werbStbätigen(mÄlammer:  BerufSuigebörige  über 
haupt):  Sanbmirtfcbaft  im  engern  Sinne  8045441 
117815187),  Bäderei,  Honbitorei  247588  (552626), 
gleiicberei  176671  (424245),  Brauerei,  ÜÜläljerei 
90 859  (246  740),  S dmbmacberei  402 186  ( 1 063  72 1) , 
Scbneiberei  458  629  (917  708),  Jucbmad^erei  501 048 
(1039388),  Sifcblerei  357108  (933565),  Schmie- 


Serufäabteilungen 

3abr 

Sftbflänbigt 

«ngfftfate  «rbfittt 

Stirbt 

«toj. 

2  anb=  u.  gorftmirtf  cbaft,  ©örtnerei,ftif  ebereij 

93ergbau  unb  3"huftrie  

£anbel  unb  SB  er  lehr  


3ufammen 


1895  2  568  725  ;  31,9 

1882  2  288  033  >  27^» 

1895  2  061  764  (  24,9 

1882  2  201  146  34,4 

1895     843  557  36,i 

701  508  1  44,7 


l  1882 

1895 
1882 


5  474  046  ,  28,9 
5190  687  ,  32,o 


96173 
66  664 

263  745 
99  076 

261  907 
141  548 


1,* 

0,8 

3,2 
1,6 

11,1 

9,o 


621 825  3,3 
307  288  1,9 


5  627  794 

5  881  819 

5  955  711 
4  096  SMS 

1  233  047 
727  262 

12  816  552 
10  705  324 


67,» 

71,4 
71,9 

64,0 

52,7 
46,3 

67,8 
66,i 


$er  SdnoerpunU  ber  ertDerbSthatigteit  ruht  alfo  j  bereil95167(529743),Sd)lofferci295700(6723221 
bei  ben  &ilf*perfonen,  bie  febon  nahem  brei  Viertel  I  SRaurerei  485379  (1 321 188),  6eer  unb  Jirieggflotte 
aller  erwerbätbdtigen  ausmachen.   Unter  ihnen  :  630978  (736692),  Staat*  unb  ©emembebienft 


toieber  nehmen  ben  überaus  gröfeern  Seil  bie  nie 
bem  Arbeiter  ein,  roäbrenb  bie  höbern  ©ehilfen,  bie 
ilngeftellten  nur  einen  jebroacben  Smcbteil  ftellen 
unb  blofe  im  Hanbel  unb  Verfchr  etmaS  jablreicher 
oertreten  ftnb.  3m  ganjen  uertoenbet  aber  ber 
.Öanbet  DerbältmSmflfjig  bie  roenigften  ^ilfSperfo 
nen ,  fo  bafc  \)\cx  bie  Siff er  ber  Selbftdnbigen  am 
hßcbften  ftebt,  eine  Solgc  beS  UmftanbeS,  bap  bas> 
ÖanbelSgeroerbe  oielfad)  im  Meinen  betrieben  roirb 


292909  (900433),  Zentner,  «ßenftonäre  1288484 

(2389525). 

Soll  auch  ber  bei  ber  oerfebiebenartigen  Anlage 
ber  3db(ungen  etroaS  gelungene  Verfud)  einer 
internationalen  Darftellung  ber  ©erufSglieberung 
gemaditroerben,  fo  feien  einmal  bie  CrroerbStbdtigen 
im  ganjen  unb  ihrem  Verbältniffe  mr  ^eoöllerung 
nachgeroiefen,  wie  Tabelle  III  ergiebt. 
3u  ben  (*rroerbStbätigen  mufeten  in  biefer  Tabelle 


Umgelehrt  erfdnoert  bie  nach  (Srofebetrieb  brdngenbe  I  auch  bie  häuslichen  J)ienftboten  gerechnet  roerben. 
3eitricbtung  bie  felbftänbige  Berufsausübung  in  ber  |  Dagegen  fmb  aufler  btn  nicht  unmittelbar  erwerben' 


Digitized  by  Google 


Öerufaftatifti! 

II.  $ie  »eriHferung  ber  brei  erften  »emfSaBleüniigen  nadj  »erufSgimweii. 


<Sni>ftb*tfj&ttgr  im  Hauptberuf 


Prionen  überhaupt 


SöerufSoruppen 


1896 
objolut    ;  $roj. 


1882 


fcan&rotrrfdwft,  OWrfnfrci,  Zit rjuAt  

Sorftroittfdjaft  unb  gtftjbrrei  

«jergbau,  ^uttcn-  unb  SaliurntDffrn,  Xorfgrabrrri  .... 

.inbuftrif  bft  6trinr  unb  Crrbrn  

9LRrtan»frarbrttung  

IRaidjtnrn,  tBrrfjfugc,  3nfrrumcntf,  Wpparan-   

(ibrmijdK  Onbuftrif  

^orftrairtfd).  .'icbrnprobufir  Studitiiofff,  Rftte,  Clr,  girniffe 

Iftitlinbuftrif  

■•Kapier    

fiebtr  

Aolj«  unb  €<f>ni&ftoffe  

Wahrung«-  unb  QJfniifcmirtfl  

Setttibung  unb  {Reinigung   

9augtn>rrbt  

«olnarapbiiaV  ©croerbf  

«ünfrlft  unb  tünftlrnidx  <Btmtbt  iur  gt»frbl»d)f  Bntat 

au&cr  TOufit  unb  S^ouflrnuna^  

;Vibritantfn,  0fabrifotbtttfr,  9t]tütn  unb  «rpilftn,  betfn 

näbrrf  «rtorrbitljatigffit  »TOfifflboH  btfibt  

fianbritgrimbr  

i8frfid)frung«gfu>frbf  

BttUbit^tatxbt 
^rbrrbfrgung  unb 


>  156  045 
136  647 
567  774 
SOI  315 
863  035 
38b  323 
103  993 
42  997 
945 191 
135  863 
168  358 
647  019 
878  163 
1  513134 
1  353  447 
119  391 

33  546 

29  961 
1  205 133 

35  384 
615  331 
492  6C0 


1895 
abfolut    i  $roj. 


18  068  663 
433  644 
1  847  307 

1  316  641 

2  152  789 
1  041  137 

289  536 
134  070 
1  899  904 
306  547 
429  327 

1  688  593 

2  078  607 

2  973  700 

3  705  773 
251  503 

61080 


0,56  76  748 

5,20  3  939  619 

0,07  69  664 

3,70  2  002  706 

1,72  1      954  856 


40,40 
0,97 
4,13 
2,94 
4.91 
2,33 
0,65 
0,30 
4,25 
0,68 
0,96 
3,78 
4,65 
6,65 
8,29 
0,5« 

0,H 

0,17 
6,57 
0,1« 
4,48 
3,13 


188J 

47,32 

0,97 
3.39 
2,25 
3,37 
3,01 
0,42 
0,24 
4,65 
0,50 
0,83 
3,45 
4,29 
6,86 
6,98 
0,37 

0,13 

0,59 
5,73 
0,09 
3,66 
1,90 


^uiammrn    18  912  430  |  iw,oo  |  loo,ou    44  721  393    loo.oo  |  100,00 


III.  Tic  (HcfamtbcDolfmiun  xnb  tote  (frttierbdtfjätißeit  in  ben  oerfd)iebcnen  fiänbtm. 


Staaten 


3ablung«< 
Jfit 


@eiamtbecöl!ctunfl 


maitnlid)  (  »eiblicb.  julammtn 


Xtutfdir«  Sind)  U.nunt  1895 

Cftftrfid)  31.  tf».  1890 

Ungarn  Sl.Su.  1890 

Italien  31.  Xe*.  1881 

Sdiroria   l.tc».  1888 

Jranheidi  r.'.flpnl  l»9i, 

tanrmart  ........    I.Jrbr.  1990 

sditorben  j  \.£ty  l89o 

tforrofgrn  |  l.gan.  1891 1 

tfnglanb  unb  «Balr*  .  .flprill89l 

SdioManb   6.8prill891 

^rtanb   5  Hprill891 

"u  1- i.hi itannif it  unb  Urlaub  5. Hpril  1891! 
«min.  Staaten  0.  Hmniia    i.Ouni  1*90 


25409161 

11689129 
«6fiS175 

14  265  383 
1417574 

18  932  354 
1059157 
2317  180 
951  290 

14053  9*11 
1942  717 
3  318933 

18314571 

32067  880 


26361  123 
12206284 

8  795  616 
14  194  245 

1  500  180 
19201031 

1  113  223 

3467  791 

1  037  384 
14  94  9  624 

2  082  930 
2385  797 

19418351 
30  554  370 


51770  284 
23  895  413 
17  463  791 
28459628 
2917754 
38133  385 
2172  3*0 
4  784  971 
1  988674 
39  002  525 
4  025  647 
4  704  7  50 
37  732  922 
62  622230 


(hwftbätbätiac 


tnännlid)  1  roriblid) 


15531841  6  578  350  22110191 


7  391834  5  771  734 
5  446  844  2  189  97S 
9 450  6:«3  5  70  1  275 

870460  435190 
11  137  0C5  5  191  084 
608  6251    333  453 

I  1  263  5281  486  87 1 

530  725    244  747 

8  883254  4  016  330 
1220388  556  564 
151)4  319    634  948 

II  607  961  [5  207  742 
18*21090  3  914  571 


SRdnnl.|9Jeib[.  £uf. 

5rn>frb*tbättflf  in 
$ro}tnr  ber 

mdnnt.l  »elbl.,«ff. 
AiMammm  »rbBIfmtng 


I 


13163  568 
7  6368J-J 

1515190» 
1305650 

16338149 
842  07s 
1  750399 
773  472 

12  899  484 
1  776952 
3139267 

16815703 

22  735661 


4, 

[  61,1 


63,2 
62,8 
66,3 
61,4 
58,8 
57,5 
54,5 
55,8 
63,2 
62,8 
64,9 
63,4 
58,7 


35,0  ,  43,7 
47,3  55,1 


84,9 
40,3 

39,o 
27,0 
21,0 
19,7 
33,6 
36,8 
36,7 
36,6 
36,8 
13,8 


43,7 
53.2 
44,8 
42,8 
38.8 
36,6 
39,0 
44,5 
44,1 
45,5 
44,5 
36,4 


IV.  Sie  eroerbattiatiflcn  $erfonen  im  $aiM>tbenif. 


Staaten 


unb^orvt, 

ȊrtnmiV 
3<(4rrri 


XfUlidjf*  Sri*   .  .  s-.>92  692 

Cftmrtd)   »469  223 

Ungarn   4  474  653 

Italien   *  5*0  97* 

sttirorii  .  .  488  53i» 

.frantrricb   6  535  59!» 

tanrmart   228  316 

SAioebrn  .        .  .  944  362 

iftortorgm   384  42C 

linglauö  unb  Statft  1  336  945 

«Aoitlanb    .....  249  124 

Urlaub   940  631 

(ÄroBbritannifit  unb  3r^ 

lanb   2  526  690 

Bereinigte  Staaten  ttn 

*me  nta   S  626  088 


3nbuftrit 

unb 
«Bergbau 


«tmabl  °0 


37.5  8  281  22« 

64.3  3  HSO  897 

59.6  961  422 

56.7  4  185  461! 
37,4'  531  OO.'i' 
40,1»  4  548  098 
27,1 1  200  700 
54,0  26.1  317 
49,6    177  511 

10.4  7  336  344 
14,0  1  032  404' 
44,o    657  154 


unb 
«erfrbr 


«n»abl  !  % 


37,4 

21,91 

12,6| 

27,6) 

In.; 

27,912 

23,9' 

15,0 

22,9 1 

56.911 

58,1 

30,7 


338 511 
84  5  073 
249  051 
592  784 
140  289 
185  81* 

69  300 
102  381 

91  257 
399  735 
180  952 1 

95  446 


$eer 
unb 
Jrrieglflotte 


«nja!,: 


Sonftiflft 
öfffntliAer 

Xitnft  ; 
unb  frrif 

»rrufr 


Xienft. 
boten 


«n4al,t  %  1  «njaftl  % 


10.6  630978  3,8 
6,4  187  507 1  1,4 
114  393  1,6 
160155  1,0 

816 
561875 
8429! 
39455 

3  717  0,5 
126473|  1,0  j 
7  588  0,4  I 


3,3 
3,9 
10,7 
13,4 
8,3 
5,8 
11,7 
10,8 
10,2 


0,t 
3.4 

l.o 
2.3 


4,5    31293  1,3 


15,1  9  025  902  53,7  1  676  133  10,01 165  364 


38,0  5  478  541  24,1  3  326  122  14,6'  30*45  0,1     913  488 


794  983 
334  591 
165  089 
498  923 
49  837 
768  245 
44  733 
46  133 
33  307 
799  659 
103  731 
176  338 


1,0  1079  928 


1  339  316 
456  277 
376  270 
596  172 

80  304 
1  609  432 

217  333 

237  918 

81  380 
I  900  328 

203  153 

238  215 


ffrttrrbl« 
tbättgr 


«njabj 


3.6 
3,6 
2,3 

M 

3,9 

M 

2.« 

6,2 
5,9 
»,3 

6,4 


4,0  4  360  577  19,3      -  - 


6,1  432  491 
3,5  — 
4,9  1  395  944 
537  435 
14  869 
119  083 
73  378 
116  634 
13  920 


3,9 
6,2 
9,9 
25,8 
13,6 
10,5 
14,7 
U.4 
11,1 


2  341  696  13,8  — 


Digitized  by  Google 


93erufS[tQtiftif 

Y.  T  ic  Verteilung  ber  erwerbstätigen  Veoölferung  über  Stabt  unb  Saab. 


«roftfl&bte  > 

«ittelfl&btei 

JCriiUtiH!,-  « 

■rkrufeaDteuungen 

ttrrofrb«lbätia.f 

Urrofrbv'lbätijf 

«twfrMtWligf 

übfr. 
baupt 

9m. 

über* 
baupt 

9m 

nbrr. 
baupt 

9m 

£anb-  unb  8oru»irtf*aft 

45  378 

0.5 

75  801 

0.9 

274  726 

3,3 

öfrgbau  unb  3nbuftrif  . 

1  607  783 

19.4 

1  2<>9  330 

H,6 

1  629  544 

19,7 

4)ant>rl  unb  Srrfrbr  .  .  . 

775  232 

33,1 

400  046 

17.1 

393  391 

16,8 

«frfdnltdje  Xn-i-.ftr  u.  f.  w. 

140  742 

32,5 

87  180 

20,2 

87  039 

20.1 

Cffrntltdir  Tirnftr  u.  f.  n>. 

339  98 1 

23  8 

353  381 

24,8 

321  912 

Oftne  ©eruf  

344  196 

16,1 

289  633 

13,5 

360  947 

16,8 

üanbnäbtt« 


«tnwtotbätiflf 
üb<r. 
baupt 


9m 


Stibte  übfrft.i    Wattn  i«am>* 


Cfrrotrb*H)atige [  »rwrrbstfiit:- 


übrr- 
baupt 


681  820 
1  261  641 
281 433 
52  109 
155  119 


M 

15.2 
12,0 
12,1 


1  077  723 
5  70«  304 
1 850 102 
367  070 


9m 


13.0 
68.9 
79.1 
84,9 
82.1 


ÜbfT' 


7214964 
2573916 
488  409 
65  421 


31.1 

15.1 
17,* 
40,5 


3uiaminrn 
1  Ober  100000  S. 


13, 


12  713  230 


3  253  312   14,2  12  415  380   10,5   3  067  559 
1  20000— 100000  £f.     3  5000— 20  000  d.     *  2000—  5000  Cf. 


11,8    1  1  4494M,  50,0  1 11  464  202  50.» 
5  über  2000  Cf.    •  Untrr  9000  Cf . 


ben  Jöau^baltunfiäanfleb&riflen  bic  Zentner,  9P«ls 
fioniiten,  2lnftalt«iniaf[en  abgefegt  morben.  Sie 
länberweife  ütemlid)  Derfduebene  2lu«bebnung  be« 
erwerbstätigen  Jcil«  bet  VcDölferung  hängt  Don 
Dornberein  ab  teil«  Don  bem  flanken  Altersaufbau 
unb  ber  baburd)  gegebenen  Vertretung  Don  ftinbern 
unb  ©reifen,  teil«  Don  bem  Anteil  be«  weiblid?en 
©cf  cblccbt* ,  ba  biefe*  gemeinbin  fc&roäcber  al«  ba« 
männlicbe  bem  erwerbsieben  aniugcbören  pflegt. 
2>ann  aber  fällt  ba«  ÄUma  in»  ©emidjt,  welche* 
ben  ÜJlenf&en  früber  im  6üben,  ober  fpäter  im 

Stöbern  Horben,  jur  erwerbenben  Arbeit  heranreifen 
äfet.  (*nbli*  fpielt  bie  Sitte  unb  Auffaijung  bei 
einzelnen  Völler  über  Frauenarbeit  berein,  ber  gc= 
mäjj  j.  V.  in  tfterreidj  unb  Italien  fold?e  weit  Der= 
breitet,  bagegen  in  ben  Vereinigten  Staaten,  roo 
bie  Vefdjäftigung  grober  unb  nieberer  Arbeiten  bc* 
weiblichen  ©cfdjlccbte  gegen  ba«  Vollebewuptfciu 
Deritöfet,  febr  beiebränft  ift. 

Verlegt  man  bic  in  ber  Tabelle  Hl  aufgefübrten 
(Srwerbstbätigeu  na*  ben  nauptbcrufStlaffen ,  io 
erhält  man  bie  umftebenbe  Tabelle  IV.  §ti  beacb= 
ten  ift,  bafe  in  Ungarn  unb  ,vranfreid?  unter  «Heer» 
auch  bie  bewaffnete  Volijeimadrt  entbalten  ift,  baft 
ferner  bie  ficbtlidjen  Ver)dnebenbeiten  unter  «bäu«= 
Udbe  2>ien)tbotcn»  weniger  in  ben  tbatiäd>licben  Ver 
bältniffen  als  in  abroeicbenbem  Verfahren  bei  ber 
£äplung  unb  Aufbereitung  ber  Sbatfacben  begrimbet 
fein  bürften. 

Aufjer  bem  in  ben  Dorftebenben  Nacbweifungen 
berüdfiebtigten  Hauptberuf  bleibt  auch  noch  jur  do11= 
ftänbigen  (*rfai)ung  ber  wirtfdjai Hieben  Sbätiglcit 
einer  VeDölterung  ber  N  c  b  c  n  b  e  r  u  f  in  Vetradbt  ju 
jieben.  gär  ba«  Seuticbe  Neid)  mürben  1895  er 
mittelt  folgenbc  Verfonen  mit  Nebenberuf: 


9m  b. 

bauprbrnifl. 

VerufSabteUungen 

Snufvbvtbätiflcii 

«njabl 

jeber 

mit  92rbrn 

8b- 

beruf  übrr« 

tfttUltfl 

baupt 

yanb:  u.  (jorftiiHrtfcbaft 
uftrie 


141)18(35 
384 105 
31333 
1152G6 


Vergbau  unb  onbu 
jpanbel  unb  Vcrlcbr 
«crfönL  Ticnftc  u.  f.  ro. 
Cffentl.  Ticnfte  u.  f.  id. 

Verufäluie   201335 

%m  ganjen   3273446 

darunter  [WÄm  J  3^949 

Vemerlen*n)crt  ift,  ba&  ber  Nebenberuf  bei  Jrauen 
noeb  in  geringem  Umfange  al«  bie  bauptberufliebe 
^bdtigleitDorlommt.  ©infidjtlicb  berilrtbedNebcm  | 


12,7 
18,0 

1H,4 
T,2 

8,1 

9,4 

14,3 
1  1,8 

5,t 


32,i 
45,6 
11,1 
l,o 

3,5 

6,1 
100,0 
90,0 
10,0 


berufö  laffen  ftdj  niebt  bie  Verfonen,  fonbern  nur  bi? 
gälle  beüff ern,  ba  mitunter  Don  benfelben  Verfonen 
mehrere  Nebenberufeinjeiße  ausgeübt  werben,  ^ai 
ergiebt  foldjer  Nebenberutefälle: 


95eruf«abteilungen 


2anb=  unb  $orftwirticbaft  

Vergbau  unb  ^"buitrie  

Öanbel  unb  Verlebr  

VcrfonlicbcTienfte  unb  Lohnarbeit 
Cffentlid?e  Sienfte  unb  freie  Venire 


«njabl  Sro«. 


3648237  73,7 

619  386  12^ 

569877  lb 
16765 

95436  U 


3uiammen  4949701  ia»,o 

©eitau«  am  meiften  ift  alfo  ein  wie  immer  ge; 
arteter  lanbmirtid)aftlid?er  Verrieb  bie  Ciuelle  bee 
Nebenerwerb«,  ^n  ber  3nbuftrie  [teilt  ber  Neben^ 
beruf  ftcb  bjiufig  alä  Hausgewerbe,  nämlidj  bereit* 
in  59437  fällen,  bar.  Segt  man  nun  Haupt-  unt 
Nebenberufsfälle  jufammen,  fo  eraieht  fid?  barau^ 
al*  ber  ©efamtau^brud  ber  DollSmirti'djaftlidjen 
Jbätigleitsäufeerung  ber  beutfdjenVeDöllerung,  Das 
betrieben  werben  in : 


Verufsabteilungen  sau™  «rr». 

2anb=  unb  ^orftwirtiebaft  ....  11  940929  42,? 

Vergbau  unb  3nbuftrie              8  900  606  31^ 

Hanbel  unb  Verlebr                  2  908  388  10,4 

Verfönlicbe  Tienfte  u.  fiobnarbeit     449  256  ljt 

öffentliche  Xienfte  u.  freie  Verufe  .  1  521  397  5,5 

Chne  Veruf  .  .  '2142  808  7,: 

.Sufainmen  27  863  381  l(M),o 

3n  ber  ©efamtb.  eit  ber  Verufefälle  nimmt  alfo  in 
Xeutfcblanb  bie  ÖanbmirtfAaft  entfd)ieben  bic  erfte 
ctellc  ein  unb  gebt  ber  ihr  folgenben  ^nbuftrie  noeb 
ein  gutee  3tüo  Dorau*. 

!äu*  Tabelle  V  erficht  man,  meld?e  Veruf*;weige 
mehr  ftäbtifd}c*>  wcld?c  mehr  länblicbee  ©epräge 
haben.  Tafe  bie  l'anbwirtfdjaft  bauptiädjlidj  auf  bem 
platten  Öanbe  ju  Haufe  ift,  liegt  auf  ber  öanb.  Xa= 
gegen  überwiegen  alle  übrigen  ©ruppen  unb  jumal 
bie  perfönlicben  3)ienftleiftungen  wie  ber  öffentlicbe 
Sienft  unb  bie  freien  Veruf^arten  in  ben  Stäbten.  — 
Vgl.  H-  Don  vtdjeel,  Srtilel  Veruf  unb  Veruf^ftati^ 
ftil  im  «.öanbwörterhudj  ber  Staat8witienid?aften» 
( 3cna  1 89 1 )  unb  Supplementbb.  (ebb.1895) ;  3abn. 
berfelbe  «rtilel  (ebb.;  2.  Slufl.,  ebb.  1899);  V.  Holl 
mann,  Sic  feciale  3ufammenfe&ung  ber  VeDölfe 
rung  be«  Seutfdjen  IKeicbS  nad}  ber  Veruf^dblunc; 
Dom  U.^uni  1895  in  «ScbmoUer*  SahrbuA»  (3<ibrg. 
23  unb  24, 1899  unb  1900);  Stattftit  be$  Seutfdjen 
Neid?«  (Neue  jyolge,  Vb.  102-111,  1897-99). 


4 


Digitized  by  Google 


Scruf^toctgc  —  ©erufung  üurtfti^) 


841 


eficn  ber  SJtitglicber,  inbbei'onbere  burd)  Grrid)tung 
»on  Scbiebb'  unb  Gmigungbamtern.  Seitbem  bat 
fid)  bet  9teid)btag  mit  bet  $rage  ununterbrochen  be* 
fdjdftißt.  31m  11. $ej.  18%  nabm  et  alb  eine  ber 
iHcfolutionen  jum  9Jürgerl.  ©efctjbucb  bie  an,  bafe 
et  bie  Grmartung  aubipreebe,  bafe  bie  priuaten  unb 
öffentlichen  Secb/tboerbaltmife  ber  93.  balbtbunlicbft 
f üt  bab  ganje  SReid)  geregelt  würben.  Gin  $eü  ber 
S-Bünfcbe  beb  Meicbbtagb  tft  burd)  bab  93ürgerl.  ©e= 
ie^bud)  erfüllt,  inbem  bie  IB.  alb  Vereine,  beren 
3ifed  nicht  auf  einen  wirtfcbaftlidjen  ©eicbäftb= 
betrieb  gerietet  i)"t,  bie  Stellung  eingetragener  95er= 
eine  (§§.  55  fg.),  b.  b.  ÜRecbtbfäbigieit  burd)  ©intrag 
in  bab  23ereinbregifter,  erlangen  fönnen  (§.  21). 
sJiur  lann  bie  93erwaltungbbebörbe  gegen  biefen 
Gintrag  Ginfpruch  erbeben,  ba  bie  93.  ju  benjenigen 
gehören,  welche  focialpolitifcbe  3>"ede  »erfolgen  | 
(§.  61).  2>ie  9tecbtbfäbiglcit  tonn  ihnen  entjogen 
werben,  wenn  fie  burd)  gefe&wibrigcb  Verhalten  ba« 
Wemeinwobl  gefäbrben  (§.  43).  daneben  ftebt  bie 
Unterorbnung  unter  bab  einjelftaatlicbe  öffentliche 
hereinbrecht.  9Son  ibm  möchte  bie  9Jtojorität  beb 
iMeicbbtagb  bie  93.  befreit  wiffen. 

SJeruf  c^tvetge.  Tic  93.  finb  in  ber  beutid?en 
fccialpolit.  ©efeftgebung  oon  93cbeutung  infofem 
geworben,  alb  1)  nach  33.  grunbfä&lid)  bieDrtb; 
Iranfcnfafien  erriebtet  werben  follcn  (§§.  16  fg.  beb 
flranfcnocrficberungbgefe&eb  vom  lO.Slpril  1893); 
2)  bie  35urd)fübrung  ber  Unfallüerficberung  aub: 
fd?liefelirt  nach  93.  erfolgt  ift  (§.9  beb  ©efe&eb  Dom 
6. 3uli  1884);  3)  bei  ber  Snoalibitätb*  unb  »Iterb-. 
t>erticberung  (©efet*  »om  22. 3uni  1889,  §.  24)  bie 
Beiträge  innerhalb  ber  einjelnen  93erfid)erunab= 
anftalten  nad)  93.  terfdjieben  bemefien,  alfo  ©e= 
fabrenllaffen  nad)  93.  erriebtet  »erben  bürfen. 
(3. 9)erufbgenoftenfcbaft.)  dagegen  beruht  bie  nor- 
male Organisation  ber  öfterr.  Rranfen»  unb  Unfall: 
uerfteberung  auf  räumlicher  Slbgrenjung  (93ejirlb: 
franlcnlaffen ,  territoriale  Serficbcrungbanftalten). 
Ter  Slufbau  auf  93.  bilbet  bie  Slubnabme. 

Berufung,  bie  ber  Übertragung  eineb  8lmteä 
üorbergebenbe  Stufforbcrung  jur  Übernahme.  Gin 
Vormunb  wirb  berufen  burd)  93eftimmung  beb 
9>aterb,  burd)  ©efefc  auf  ©runb  ber  Skrmanbticbaft, 
bureb  9)cfcblufe  beb  ©eriebtb.  ©ei  Grbfcbaften 
bebtutet  93.  ben  Snfall  (f.  b.).  3m  Sinne  beb 
^roieffeb,  beb  Stoib.  Strab,  Vcrwaltungb-. 
unb  Sibciplinarprojeneb  ift  93.  bab  ftecbtbmittel, 
woburd)  ein  Urteil  erfter  3nftanj  jur  Gntfdjeibung 
einer  böbem  3nftanj  in  rechtlicher  unb  tbatfächlicbcr 
93cjicbung  gebracht  wirb.  Sie  ift  aub  ber  römifd)» 
rechtlichen  21ppellation  hervorgegangen. 

L  3m  (£i»üproäic§.  3m  beutfeben  Gimb 
probet  (eirilprojefeorbn.  §§.  511—544)  ift  bie  93. 
babin  geftaltet: 

Statthaft  ift  fie  gegen  Gnburteile  unb  gewiffe 
biefen  gleichgestellte  ^wifcbenurteile  (f.  b.),  welche 
in  erfter  3nftanj,  b.  b.  »on  flmtbgericbten  ober 
r»on  Gioiltammern  ber  t'anbcjcricbte  ober  ben  Kam- 
mern für£mnbelbfad)en,  erlaben  finb.  93erfäumnib= 
urteile  (f.  b.)  unterliegen  ber  95.  oon  feiten  beffen, 
gegen  welchen  fie  erlafien,  nur  inforoeit,  alb  ber 
Ginfprud?  (f.  b.)  bagegen  gefe^lid?  überhaupt  nicht 
ftattbaft  ift  unb  bie  93.  auf  bab  9(icbroorUegen  eineb 
i<crfdumnibfalleb  geftüftt  wirb.  Gin  9Jerjid)t  auf 
bie  9).  ift  mirtfam,  fofern  er  nad)  Grlafe  beb  anju« 
greif enben  Urteilb  erfolgt.  3urüdnabme  einer 
93.  ift  obne  Ginwilligung  beb  ®egnerb  nur  bib  gum 
93erbanblungbbeginn  beb  lefctem  juldffig;  fte  er: 


folgt,  wenn  nicht  in  ber  93erbanb(ung,  burd)  ,Sn 
ftellung  eineb  Scbriftfafteb  anben©egner.  3)ieGtn: 
legung  ift  an  eine  viotfrift  üon  einem  üRonat  feit 
3ufteUung  beb  erften  Urteilb  gelnüpft.  Sie  erfolgt 
wirlfam  nur  burd)  3ufteUimfl  eineb  Sdjriftfafeeb  an 
ben  ®egner,  meldjer  bie  93c?eid)nung  beb  angefod>: 
tenen  Urteilb,  bie  93erufungbeinlegung  unb  bie  geg= 
nerifebe  fiabung  jur  93emfungboerbanblung  ent: 
halten  in  uf >  unb  aufserbem  alb  oorbereitenber  Sdjrif t* 
iah  namentlid)  bie  93erufungbanträge  unb  bab  neue 
Vorbringen  antünbigenfoll.  3>er93erufungbbellagte 
tann  ftcb,  foweit  bab  erfte  Urteil  ihm  nachteilig 
ift  unb  er  nicht  aud)  friftgemäls  93.  eingelegt  bat, 
ber  (£>aupt--)  93.  beb  ©egnerb  anfcblie^en  n.  31n= 
fcbliefeung).  2)iefe  3lnfd)lufebcrufuna  ift  nod) 
bib  jum  c  ,t  lun  ber  münblicben  93erbanblung  über 
bie  £>auptberufung  ftattbaft  Sie  oerliert  aber  alb 
blofj  accefjorifeber  9ted)tbbebelf  ihre  SBirtung  wieber, 
fobalb  bie  öauptberufung  jurüdgenommen  ober 
alb  unjuldfftg  verworfen  wirb. 

Iie  93.  bat  einerfeitb  Sufpenfioeffett,  b.  b. 
fie  hcwmt  bie  Diecbtbtraft  unb  bie  93ollftredbarleit 
beb  Urteilb,  foweit  le^tereb  nid)t  für  oorläufig 
oollftredbar  crtldrt  ift.  Slnbererfeitb  übt  fie  2)e= 
oolutioeffctt,  inbem  fie  ben  SRecbtbftreit  uon 
bem  ©erid  t  erfter  3nftanj  (judex  a  quo)  an  ben 
böbem  Siebter  (judex  ad  quem),  alfo  im  3lmtb< 
aericbtbproie^  an  bab  Sanbgericbt,  im  £anbgerid)tb: 
projeft  an  bab  Cberlanbebgerid)t,  bringt  (betwl= 
oiert),  f  o  ba)j  üor  bem  93erufungbgericbt,  wenn  aud) 
auf  ©runblage  ber  erftinftanjUchen  Verbanblung, 
eine  wefentlidpe  Grneuerung  unb  SÖieberbolung  beb 
:Hcdjtbftreitb ,  nicht  blofe  eine  9lad>prüfung  im 
iHccbtbpuntte  i[law  ju  greifen  bat. 

Sluf  bab  93erufungb»erf abren  ftnben  im  alb 
gemeinen  bie  93orfdbriften  über  bab  Serfabren  erfter 
3nftanj  im  £anbgerid)tbpro3ef}  Slnwenbung;  je^ 
Dod)  mit  folgenben  5Dlafegaben:  2)ie  Sleucerbanb: 
lung  ergreift  bab  erfte  Urteil  nur  in  ben  burd)  bie 
93erufungbanträge  beftimmten  ©remen.  Sie  tyax- 
teien  bürfen  neue  3Ingriiib=  unb  ißerteibigunge* 
mittel  (Jbatfacben,  93emeibmittel)  oorbringen  (jus 
novonun),  frflber  unterbliebene  ober  oerweigerte 
Grtlärungen  über  Sbatfacben,  Urfunben,  Gibebju- 
febiehungen  nacbbolen.  Gine  Hlagednberung  ift  nur 
mit  Ginwilligung  beb  ©egners  juläfüg,  ebenfo 
bie  Grbebung  neuer  3Infprüd)e,  auficx  wenn  eb  ficb 
Hör.  um  eine  Grweiterung  beb  ftlagantragb  in  ber 
öauptfacbe  banbelt  ober  ftatt  beb  urfprünglid)  gc= 
foröerten  ©egenftanbeb  wegen  einer  fpdter  einge* 
tretenen  93erdnberung  ein  anberer  ©egenftanb  ober 
bab  3ntereffe  geforbert  wirb.  3m  übrigen  bleibt 
ber  frühere  urteilbmfijnge  ^rojeftftoff  aud)  für 
bie  jweitc  3nftfl«ä  mafegebenb.  3)ab<i  ift  berfelbe 
oon  ben  Parteien  oorjutragen,  unb  ein  frübereb 
gerid)tlicbcb  ©eftfinbmb,  eine  frühere  Gibeban= 
nähme  ober  3urüdfd)iebung,  bie  fieiftung,  93erwei: 
getung  ober  Grlaffung  eineb  (aud)  oon  ber  jweiten 
^nftanj  für  erbeblid)  erachteten)  Gibeb  behalten  ihre 
Smtfamteit.  9iei  ber  Gntfdbeibung  bat  bab  93e= 
rufungbgerid)t  oorerft  oon  Slmtb  wegen  bie  formale 
3uläftigteit  beb  eingelegten  9ied)tbtmttelb  ju  prüfen 
unb,  faUb  folche  nicht  oorbanben,  bie  93.  alb  muu 
läifig ju  verwerfen.  StnbernfaUb  bat  eb  regelmäßig 
eine  Gntfcheibung  in  ber  Sache  felbft  abjugeben, 
nötigenfallb  nad)  juoorigcr  93eweibaufnabme.  9Iur 
in  gewiffen  fällen,  benen  gemeinfam  ift,  bafe  bann 
bab  erfte  Urteil  nod)  leine  eigentliche  Gnbentfd)ei= 
bung  getroffen  bat,  muft  bab  93erufungbgerid)t, 


Digitized  by  Google 


842  ^Berufung 

um  toen  Parteien  bie  erfte  3nftanj  nicht  ju  entjieben, 
bie  Sache  an  Untere  jurüctoermeifen.  Gine  gleiche 
,SurÜctPerweifung  ftebt  im  Grmefien  ber  jweiten 
3nftanj,  wenn  ba*  93erf  obren  erftet  Snftanj  an 
einem  roefentlicben  Langel  leibet. 

Sem  ©ebanten  biefer  cmilprojeffuaU{d>en  93. 
nacbgebilbet,  aber  burcp  Reifte-  ober  SanbeSgefefce 
befonber*  georbnet,  ift  bie  93.  im  93erwaltung*: 
proufi,  wo  fie  oortommt  gegen  ©ntfebeibungen 
be*  $  a  t  e  n  t  a  m  t  e  3  über  iHicbtigteitSllagcn  unb  :'lu- 
trdge  auf  3urüctnabme  eine»  (SrfinberpatentS  an 
baS  iHeidjSgericbt,  in  Streitfacben  ber  ärmen©er- 
bdnbe  an  ba*  93unbeSamt  für  i>eimatswefen, 
an  bie  ScbiebSgeTicbte  für  bie  Unf alloerficbe: 
rung  unb  für  bie  Snoalibität**  unb  SüterS' 
oerficberung,  bei  Seeunfällen  in  gewiffen 
fallen  an  ba*  Oberfecamt,  in  3luSeinanber= 
ie&ungSfad)enin  3Jreufeen  an  baS  OberlanbeS: 
tulturgericbt,  in  fonftigen  ^;  er  Haltung  Sftr  ei  t-- 
fa eben  in  $reuften  an  ben  93eiirt3auSfd)u&. 

ÜRad)  öfterreiebifebem  Gioilprojefe  gebt  bie  93. 
gegen  Urteile  ber  ben  beutfeben  Amtsgerichten  ein 
iprecbenben  einfachen  93cjirl*gericbte  unb  93ejirt*= 

8erid)te  für  f>anbel&  unb  See^acben  (fog.  JöanbelS- 
ejirtSgericbte)  an  bie  ÄreiS*  unb  fianbgeriebte  bej. 
an  bie  i>anbel*'  ober  33ergfenate  biefer  ober,  wenn 
»orbanben,  an  bie  felbftänbigen  öanbelSgeticbte  unb 
ÖanbelS:  unb  Seegericbte.  ©cgen  bie  in  erfter  3n- 
ftanj  von  ben  Mick-  unb  fianbeSgericbtcn  gefällten 
Urteile  gebt  bie  93.  an  bie  DberlanbeSgericbte  | ,ssun e  ■ 
bittionenorm  Dom  1. Aug.  1895,  §§.  3  unb  4).  3n 
iöagatellfacben  (bis  ju  50  gl.)  fann  bie  93.  nur  aus 
ben  fieben  in  ber  Gitnlprojeporbnung  oom  1.  Aug. 
1895,  §.  477,  3*ff- 1—7  aufgezählten  9Ud)tigteitS= 
grünben  (23erlefcung  ber  Cffcntlicbleit  u.  f.  w.)  fiatt* 
finben  (£ii>ilprosefiorbn.§.501).  93eim  93erufung3* 
geriebt  tann  junäcbft  au-?  formellen  ©rünben  bie 
lof ortige  Abweifung  ber  93.,  bie  3urüdweifung  ber 
Sache  an  bie  erfte  Snftanj  ober  bie  Aufbebung  be* 
nichtigen  Urteil«  in  nichtöffentlicher  Si&ung  ohne 
münblicbe  93erbanb(ung  bureb  93efcblup  erfolgen. 
3m  übrigen  finbet  münblicbe  33erufungSoerbanb: 
lung  ftatt,  fofern  bie  Parteien  nicht  auf  eine  folcpc 
üerjicbten ;  bann  erfolgt  bie  ßntfebeibung  auf  ©runb 
eine*  Referat*  (6iüilprojefeorbn.§.492;  f.  93ericbt). 
Sa«  jus  novorum  ift  befcbrdntt  (§.  482).  Sie  33e; 
rufungSfrift  beträgt  14  Jage. 

II.  3m  Srrafprojefj.  Sie  Seutfcbe  Strafprojefe» 
orbnung  geftattet  bie  33.  (§§.  354  fg.)  nur  gegen 
Urteile  ber  Schöffengerichte  ober  Urteile  ber  Amte= 
ridjter  ohne  ^uüebung  Dct  Schöffen  (§.  211,  Abf.  2), 
bie  öfterreid)ifd)e  §§.  283, 345  geftattet  bie  93.  gegen 
Gnburteile  ber  «©eriebtsböf  e  erfter  Snftanj»  (KreiS* 
unb  SanbcSgericbte)  unb  ber  Schwurgerichte  in  febr 
befcbrdnttem  Dtafee  nur  binfid)tlid)  be*  Au*fprucbS 
über  bie  Strafe  unb  über  priBatrecbtlicbe  Anfprücbe. 
Sie  93.  gebt  an  bie  DberlanbeSgericbte,  bie  in  Senn» 
ten  mit  fünf  Siebtem  barüber  entfebeiben.  ©egen 
Urteile  ber  93cjirtSgericbte  wegen  Übertretungen  pn= 
bei  nad)  §§.463  fg.  bie  93.  an  ben  ©ericbtSbof  erfter 
3nftanj,  ber  in  33efefcung  mit  uier  Richtern  barüber 
entfebeibet,  als  einjigeS  Recht* mittel  ftatt,  mittels 
beffen  auch  RicbtigteitSgrünbe  geltenb  gemacht  wer» 
ben  tönnen  unb  bie  ©ntfebeibung  ber  «Scbulbfragc 
aueb  bureb  neue  IMnfübrungen  unb  93eroeife  an^ 
gefod)ten  merben  barf. 

!)ladj  ber  Seutfcben  Strafprojeftorbnung  mufe  bie 
23.  bei  bem  ©eriebte  erfter  ^nftan  j  binnen  einer  ffioebe 
nad)  93erfünbung  (bei  93erlünbung  in  8lbtt)efen= 


öurifti^) 

bei t  \>ti  Slngetlagten  nad)  Aufteilung )  tti  Urteile 
»u  33roto(oll  bed  ©erid)t»fcbreiberS  ober  fd}riftli<b 
eingelegt  merben.  2)ie  reebtjeitige  (Anlegung  bt 
tiurft ,  baB  ba£  Urteil,  fomeit  eö  angefod)ten  ip, 
niebt  recbtetrdftig  n>irb.  !9tad)  berfelben  ift  ba&  Ur 
teil  mit  ben  ©rünben,  fofern  bie«  nod)  nidbt  gc^ 
f  cbeben,  bem  93ef  cbnjerbef  übrer  ju  juftellen,  bet  binnen 
einer  roeitern  3üod)e  nad)  Slblauf  ber  Ginlegunge 
frift  ober  nad)  ber  fpdter  erfolgten  Aufteilung  ba? 
5Hed)t*mUtel  ebenfall*  bei  bem  ©enebt  erfter  Jn 
ftanj  ju  ^rototoll  be*  ©eriebtöfebreiberd  ober  febrif: 
lid)  rechtfertigen  tann.  oü  bie  93.  auf  beftimmte 
93efd)»erbepunlte  befcbrdn!tf  fo  unterliegt  baä  an 
gefodjtene  Urteil  nur  inforoett  ber  Prüfung  be*  93c 
rufungdgerid)td;  ift  bie*  nid)t  gef cbeben  ober  eine 
ftedbtferttgung  überhaupt  niebt  erfolgt,  fo  gilt  ba? 
ganje  Urteil  al*  angefochten;  bod)  barf  aud)  bann 
auf  eine  Dorn  Slngetlagten  ober  ju  beffen  ®unften 
eingelegte  93.  teine  Sbänberung  gu  feinem  Nachteile 
(reformatio  in  pejus)  erfolgen,  öinficbtlid)  ber  2k 
grünbung  unterliegt  bie  93.  feiner  93efd)rdnhing; 
mdbefonbere  tann  fte  auf  neue  2batfacben  unb  93< 
n>ei*mittel  geftü^t  toerben.  Sa*  2lmt*gericbt  tann 
bie  93.  burd)  93efd)lu&  al*  unjuläffig  »erwerfen. 
wenn  fie  Derfpätet  eingelegt  ift,  wogegen  b«r  23< 
febmerbefübrer  binnen  einer  9Bod)e  nad)  X utteüuiu 
be*  33efd)luffe*  auf  bie  Gntfcbeibung  be*  93erufunge 
gerid)t*  antragen  tann,  roa*  iebod)  bie  3$oUfrrechuv} 
nicht  hemmt.    Sa*  93erufung*gericbt  tann  ba? 
9iecbt*mittel,  fall*  e*  bie  93eftimmungen  über  beffen 
(Anlegung  nicht  für  beobachtet  erachtet,  burd) 
i di Inn  al*  unjuldfftg  permerfen;  anbemfall*  ent 
fepeibet  e*  über  baäjelbe  nad)  oorgdngiger  ^aupt 
Derhanblung  burd)  Urteil.  Xur  ^auptoerbanblun^ 
Tinb  in  ber  Siegel  bie  in  erfter  Snftcmj  oernommenen 
3eugen  unb  6a6oerftänbigen  ;u  laben  unb  ift  im 
übrigen  bei  3lu«n>abl  berfelben  auf  bie  Dorn  fln 
gellagten  3ur  Rechtfertigung  ber  93.  oenannten  %tv 
fönen  sJtüdftcht  ju  nehmen.  §n  ber  t>auptt)erbanb 
lung  erfolgt  nach  95erlefung  be*  Urteil*  erfter 
ftanj  unb  Vortrag  eine*  93erid)terftatter*  über  tit 
örgebnine  be*  bisherigen  9Jerfabren*  bie  Sierneb 
mung  be*  Stngetlagten  unb  bie  93eroei*aufnabme. 
93ei  ber  93ericbterftattung  unb  ber  93eroei*aufnabnu 
bürfen  ^irotololle  über  au*fagen  ber  in  erster 
ftanj  uemommenen  3eugen  unb  6ad)r>erftdnbig<n 
ohne  3uftintmung  ber  3irojeRbeteiligten  nicht  wr 
lefen  merben,  wenn  bie  mieberbolte  9iorlabung  ber: 
felben  erfolgt  ober  oon  bem  ängetlagten  recbtjeitij 
cor  ber  tfauptuerbanblung  beantragt  roorben  roar. 

9^ach  bem  Schlufe  ber  93eroei*aufnahme  »erben 
ber  Staatsanwalt  unb  ber  Ängetlagte,  unb  jwar 
ber  93efd)wcrbefübrer  juerft,  gehört  Sem  Singe; 
tlagten  gebührt  ba*  lebte  3Bort.  ,v\ü  webet  ber 
Stngetlagte  nod)  juldffigenfall*  (f.  ittbwefenheit | 
ein  9iertreter  be*felben  erfebienen,  fo  ift  bie  von 
ihm  eingelegte  93.  ohne  weitere*  ju  tetwerfen,  über 
bie  von  ber  Staat*anwaltfd)aft  eingelegte  93.  aber 
entweber  gu  oerhanbeln  ober  bie  93orfübrung  be? 
Stngetlagten  anjuorbnen.  (S.  auch  Ungehorfame^ 
oerfahren  unb  3Biebereinfe(iung  in  ben  oorigen 
Stanb.)  übrigen  perwirft  ba*  33erufunge 
gericht  entweber  bie  33.  ober  hebt,  fall*  e*  bieielbe 
al*  begrünbet  erachtet,  ba*  angefochtene  Urteil 
auf  unb  ertennt  bann  entweber  in  ber  Sache  felbft 
ober  oerweift  bie  Sache  bei  93erlettung  r>on  StechtS- 
normen  über  ba*  SBerfahren  in  bie  33orinftan} 
jurüd.  93erufung*gericbte  ftnb  bie  Straf  lammern 
ber  ben  Amtsgerichten  übergeorbneten  fianbgeriebte. 


Digitized  by  Google 


Berufung 

93et  ber  umfaffenben  93ebeutung  bet  93.  unb  ba 
gegen  bie  93erufung«urteile  ber  Straflammern  noch, 
bie  iHeoifton  (f.  b.)  roegen  93erle&ung  be«  materiellen 
<5efcHc*  juläifig  ift,  fdjeint  für  bie  geringem  S  traf  - 
falle  jebe  möglidje  ©emflbr  gerechter  ©ntfcbeibung 
gegeben  ni  fem.  anber«  bei  ben  febroerern  fallen, 
bie  ber  3uftonbigtcit  ber  Straftammern  ober  be« 
Scbmurgericbt«  unterliegen.  £ier  ift  bie  ^orberung 
ber  Ginrübrung  einer  93.  nicht  fo  unberechtigt,  menn 
aud)  jugegeben  fein  mag,  rar,  ftd)  mit  bem  Sefen 
be*  Sdjrourgericbt«  (f.  b.)  eine  auf  mieberbolte  t bat 
iäcblicbe  Prüfung  berubenbe  ljöb.ere  3nftanj  nicht 
fo  leicht  Bereinigt  wie  mit  bem  ffiefen  eine«  au« 
93eruf*rid)tern  gcbilbetmÄoUcgialgcricbt«,  obgleich, 
übrigen« ,  tote  oben  bemerft ,  in  fcfterreid)  aud?  lh 
teile  ber  ©efebroorenengerichte  ber  93.  unterliegen. 
Jbatidd)lid)  gef  orbert  mürbe  biefelbe  im  93olte  immer 
nur  gegen  bte  Straftammern,  unb  in  ber  2  bat  bv 
ftebt  fte  aud)  in  bem  mettau«  größten  Seile  be*  %ui- 
lanbe«  (nicht  in  Gnglanb,  befebräntt  in  CfterTeicfa) 
gegenüber  ben  tollegialen  Strafgerichten.  2>er6nt= 
rourf  ber  5>eutfd)en  Strafprojefcorbnung  moüte  bic 
33.  gänjlicb  befestigen,  meil  er  biefelbe  grunbffihlicb 
mit  ber  3Rünblicbteit  unb  Unmittelbarteit  be«  93er: 
fahren«  nicht  vereinbar  bielt,  bie  9teid?«tag«tom= 
miffion  mollte  urfprünglid)  bie  93.  fomobl  für  fd)6f= 
fengerithtltcbe  al«  aud)  für  lanbgeriebtliche  Straf: 
fachen  einfübren.  3wifd)en  biefen  beiben  folgend): 
tigen  ©egen  einigte  man  fid)  auf  ben  ÜDttttclroeg, 
tan  man  bie  93.  nur  in  fcböffengericbtlicben  Straf: 
f adjen  juliefc.  2)ie  ftrenge  2>urcbfübrung  be«  ©runb= 
fatie«  ber  SD tu up listen  unb  Unmittelbarteit  f  bricht 
jmeifello«  gegen  bie  93.;  benn  fetbft  toenn  bie  93er: 
banblung  in  ber  93erufung«inftanj  eine  oollftänbig 
neue  ift ,  fo  ftnb  bod)  bie  3eugen  nicht  mebr  f o  un* 
befangen  al«  in  ber  erften  ^nftanj;  eine«teil«  fühlen 
fte  fid)  burd)  ben  bort  geleiteten  Gib  gebunben,  au 
bernteil«  ift  burd)  bie  injnrifcbcn  oerlaufene  3eitibre 
(rrinnerung  abgefd)mäd)t.  So  fanne«  gefd>eben,ba& 
bie  mieberbolte  93eroei«aufnabme  ein  minber  treue« 
93ilb  ber  2öirtlicbteit  giebt  al«  bie  erfte.  $ür  bie  93. 
fpriebt  ebenfo  bie  Erfahrung,  bafc  ber  erfte  9tid)ter 
t)ielleid)t  häufiger  nod)  al«  in  ber  ©cfefic«anmen* 
bung  bei  Beurteilung  be«  93eroci«ergebniffe«  irrt, 
ba&  aber  aud)  ber  uor  ber  Straf  tammer  in  ber 
^tegel  obne  93erteibtger  erfdjeincnb«  Slngetlagte  hdu* 
üg  erft  burd)  bie  £>auptverbanblung,  menn  ntd)t  gar 
burd)  ba«  Urteil  barüber  tlar  roirb,  roie  er  ftd)  hatte 
»erteibigen  f ollen,  bafe  enblid)  bie  ©eridjte  ben  Dom 
angelegten  erft  in  ber  fcauproerbanblung  geftellten 
93eroei«anträgcn  nicht  immer,  befonber«  nid)t  menn 
baburd)  eine  Vertagung  nötig  wirb,  mit  SBohlmollen 
cntgegenlommen.  iHeoifion  (f.  b.),  9öieberaufnabme 
(f.b.)  be«  Verfahren«  unb  gegen  tbatfdd)lid)e  on 
tümer  be«  9Hi<hter*  ber  SBeg  ber  ©nabe  bieten  nicht 
au«rcid)enbe  £ilfe  hiergegen.  (S.  93egnabigung.) 
Seiten«  ber  ©egner  ber  93.  wirb,  abgefeben  oon  ben 
grunbfd&lidjen  93ebenten,  geltcnb  aemaebt  bie  93er- 
jögerung  be«  Berfain -en«  unb  bie  Koftfpieligteit  ber 
neuen  Bcmek-eutfnabmc,  bie  Stotmenbigteit  unb 
Sdjtoierigteit  oon  iinberungen  in  ber  ©eriebt«: 
organifation,  bie  9iotmenbigteit  einer  einfachem,  ba: 
mit  aber  fd)led)tern  ©eftaltung  be«  erftinftanjiellen 
93erf  obren«,  um  bie  93erufung«oerbanblung  ber  erft» 
initanjiellen  im  ^ntereffe  ber  baburd)  geminberten 
3Jiöglid)tcit  einer  ©ebdd)tni«abfd)rodd)ung  ber  ^eu- 
gen  rafeber  folgen  laffen  )u  tönnen. 

Sber  auch  unter  ben  Änbdngcm  ber  93.  geben 
bie  Anflehten  über  beren  ©eftaltung  au«einanber. 


(iuriftifö)  843 

Bdbrenb  bte  einen  jur  93ermeibung  ber  bureb  bie 
größere  Entfernung  entftebenben  Äoften  unb  Um= 
ftdnbe  eine  anbere  Straftammer  be«fclben  £anb= 
gerid)t«  al?  Berufungsgericht  einfe|en  roollen,  geben 
anbere  bem  Oberlanbe«gerid)t  ben  93orjug,  roetl 
einer  anbem  Abteilung  be«felben  ©eridjt«  ba«  %\v 
feben  gegenüber  ben  in  erfter  Snftanj  urteilenben 
ÄoUegcn ,  namentlich  aber  aud)  in  ben  2lugen  ber 
Beteiligten  feble,  bie  bie  (mtfeheibung  eine«  bbbern 
©erid)t«  oerlangen.  Unb  bann  ftreitet  man  über  bic 
93efe^ung  ber  ©erichte.  SBenn  man  über  bie  bi«= 
herige  erftinftanjtid)e  Straftammer  t?on  fünf  ü)Ut-- 
gliebem  ein  au«  fteben  9Jlitgltebem  beftebenbe« 
93erufung«gerid)t  fetjte,  f  o  mürbe  baburd)  ein  grofcer 
Dtcbrbebarf  oon  Siebtem  eintreten.  93cgnügt  man 
ftd)  aber  bei  3"laffung  ber  93.  in  erfter  ^nftanj  mit 
brei  Richtern,  benen  fünf  in  jmeiter  3n|tanj  ent= 
fpreeben  roürben,  fo  mürbe  bamit  für  bie  Süle^r- 
jabl  ber  Saasen,  bie  nur  in  erfter  3"ftanj  r>er: 
banbelt  merben ,  eine  9ieränberung  be«  Stimmen^ 
oerbdltniffe«  babin  eintreten,  bar,  bie  Schutbfrage 
(f.  b.)  ftatt  mit  vier  gegen  eine  tünf tig  mit  juvet  gegen 
eine  Stimme  bejabt  merben  tdnnte.  freilich  hatte 
ber  3lngctlagte  bie  93.  unb  tonnte  in  ber  93erufung«: 
inftanj  nur  mit  oier  gegen  eine  oerurteilt  merben. 

5>ic  93eroegung  für  bie  oon  ber  SJtebrbeit  ber  ©e= 
ri6te  nid)t  für  notmenbig  erachtete  93.  mirb  am  leb= 
baf  teften  oon  bem  anroalt«ftanbe  (befonber«  ÜHccfat«: 
anmalt  a)tundel:93erlin)  betrieben,  unter  befienÖin* 
rinn  ftd),  mie  ber  $cutfd)e  anmalt«tag  1881  in 
Öeibelberg  unb  1884  in  2)re«ben  aud)  ber  2>eutfd)c 
o  u  ii  iten  tag  1884  in  9Bürjburg  mit85  gegen  58  Stim^ 
men  für  Einführung  ber  93. 3um  Oberlanbe«gerid)t 
gegen  bie  Urteile  ber  Straftammern  roenigften«  bin- 
fichtlid)  ber  Sd)ulbfrage  au«fpracb.  Sud)  im  9ieid)ö  ■■ 
tag  ftnb  feit  ber  Sagung  1882/B3  mieberbolt  (»eieu 
entmürf e  betreff enb  3ulaffung  ber  93.  eingebracht  unb 
jroar  üon  Bündel,  Ü)tcibauer  unb  Senjmann  (an 
bie  Dberlanbe«gerid?te)  unb  ooniHeidjenfpcrger  (an 
lanbgerid)t(icbe93erufung«tammem).  aber  ber  Btm 
be«rat  lehnte  fomobl  einen  auf  le^termStanbpuntt 
ftebenben9iegierung«entmurf  1885al«  aud)  bml88<; 
com  9<eid)«tag  angenommenen  9ieid)enfpergerfcben 
im  aJtdrj  1887  ab.  3n  ein  neue«  Stabium  trat  bie 
A-rage  feit  1894.  18U4/95  unb,  meil  bei  Sd)luh  be« 
ikeich«tag«  nicht  ju  6nbe  beraten,  1895/96  rourbe 
bem  9teid)«tag  ein  iHegiemng«entmurf  vorgelegt 
(f.  Strafprojeft),  melcher  bie  93.  gegen  Straftammer: 
urteile  an  bie  Dberlanbe«gerid)te,  bej.  bei  entferntem 
Canbgerichten  an  befonber«  gebilbete  oberlanbe«: 
gerichtliche  93erufung«fenate  unter  ber  93ebingung 
einrdumte,  bah  bic  93eie ttung  ber  Straftammer  am 
brei  9iid)ter  berab ae \ t w t  merbe  (« brei  dichter  mit, 
fünf  ohne  93.»).  3>er  9ieid)«tag  ging  auf  biefelbe 
nicht  ein,  unb  fo  fcheiterte  ber  93erfud)  im  35ej.  189G. 
—  93gL  Schroarje,  5)ic  jmeite  3nftanj  im  münblichen 
Strafi)erfabren(9Bicnl862);oonÄTie«,9lecbt«mittcl 
be«  ßioilprojefie«  unb  be«  Strafprojene«  (53rc«l. 
1880);  2to  S>oxn,  Tie  93erufung«inftan)  im  Straf; 
»erfahren  (93ert.  1884);  uon  Schmarje,  5)ie  93.  im 
Strafoerfabren  (Stuttg.  1883,  1885);  Stenglein, 
ÜKbCf  bic  93.  (93erl.  1H94).  ^ür  bie  93.  SWundel, 
Einfübmng  ber  93.  gegen  Urteile  ber  Straf  tammern 
(93erl.  1884);  pon  9Bemrid),  Sie  ftrage  ber  ©infüb: 
rung  ber  93.  (Strafcb.  1884);  3acobi,  3)er  9ied)t«= 
fdjutt  im  beutfdjen  StrafDcrfabren  (93crl.  1884). 

5)er  93.  im  Strafucrfabrcn  nadjgebtlbet,  aber  auf 
befonberer  gefefelicher  iRegelung,  bembt  bie  93.  im 
2)Uctplinarüerfabren  (»gl.  3.  93.  SRcicb> 


Digitized  by  Google 


844 


Berufung  (bogmotifdj) 


—  ©ernrief  (@ntfl<$aft) 


beamtengefeh  §§.  110—117;  9lcd)t*anroalt*orbnung 
§§.  90—92) ;  ferner  93.  an  93erufung«tammern  gegen 
bte  Gntfdjetbungen  ber  33örfcnebrcngericbte  nach 
33örfengefefc  uom  22.  ^uni  1896  ober  nach  neueftem 
2anbe*recbt  (Säcbfifcbe*  ©efefc  x>om  Wärjl896)  an 
ben  Gbrengeriebt*bof  für  flrjte  gegen  Gntfcpeibungen 
ber  Gbrenräte  ber  flrjtUdjcn  33ejirt*t>ereine. 

Berufung,  in  ber  Dogmatil  bie  an  bie 
Wenfcben  ergebenbc  Ginlabung  jur  Ücilnabme  am 
©otte*i  c i  i  ,  bie  im  ©leiebniffe  al*  Ginlabung  jum 
A}ocbjeit*mabl  (Wattb.  22,  i-u;  £ut.  14,  ie-s4) 
bargcftellt  mirb.  Ser  3(u*brud  fcfct  urfprünglidj 
einen  Unterfcbieb  jmifd?cn  33.,  bie  auch  audgefcbla- 
gen  «erben  (ann,  unb  Grwäblung,  melcbe  bie  £eil» 
nabme  am  ©ottc*rcicbe  oerbürgt.  ißauluä  braucht 
ba*  ffiort  aber  nur  Don  ber  gefd)icb  Hieben  SBerroirt: 
liebung  bc*  eitrigen  £>eil*rat$icbluffe«  über  bie  Gr* 
wählten  (5löm.  8,  so).  (3.  aueb  ^räbeftination.) 

^crubiflCHbc  Wittel  (Sedativa),  biejenigen 
Heilmittel,  »eiche  trantbafte  Gnegung*$uftänbe  bc* 
9ien?enpftem*  berabftimmen  ober  ganj  beieitigen. 
Wan  nennt  biefe  Wittel  aueb  befänftigenbe, 
talmierenbc,  linbembc.  Sie  Nüttel  »irlcn 
balb  borjugflsroeiie  auf  bie  ©cf übUneruen  al*  f ebmer |* 
flillenbe  (Änobpna,  f.  b.)  ober  empfiubung*= 
läbmcnbe  (anditbetif  ebe  Wittel,  f.  2lnäftbefte= 
ten),  balb  auf  bie  33e»egung*nert>cn  al*  trampfftil= 
lenbc  (Stntifpa*mobifa,  f.  Krampf),  balb  auf 
ba*  ©ebirn  al*  feblafmaebenbe  (öppnotifa)  unb 
betäubenbe  (nartotifebe  Wittel,  f.  b.)  ober 
beraufdjenbe  (^nebriantia,  f.  93eraufcbcnbc 
Wittel).  G*  gehören  hierher  teitd  ebemifcb  unb  ppp5 
fifalifcb ,  teil*  pfpdjifd}  »irfenbe  Wittel.  ; |u  ben 
djemifcb  »trtenben  jäblt  man  eine  grofeeStn: 
jabl  nartotifeber  Slrjncien  (befonber*  33ellabonna, 
33ilfcnfraut,  (Eocain,  Opium  unb  Worpbium),  bann 
bie  ätberartigen  ober  anäftbetifeben  Wittel  (Scb»efel= 
ätber  unb  Chloroform,  Gbloralbpbrat  unb  6roton= 
djloral) ,  bie  fpirituöfen ,  beraufebenben  Wittel ,  ein: 
jelne  altalifdie  Wittel  (33romfali),  ge»inc dtberifcb« 
ölige  Gubftanjen  (Kamille,  33albrian,  Asa  foctida, 
Woicbu*).  2ll*pbpfitalifcb»irlenbebienen  teil* 
bie  Kälte,  infofern  bureb  fte  bie  entjünblicbe  6pan= 
nung  ber  ©c»ebc  unb  bie  bierbureb.  bebingten 
Scbmcrjcn  tenninbert  »erben,  teil*  bie  9öärme  in 
ber  ftorm  feudjtrcarmer  Umfcbldge  unb  mariner 
33äbcr,  »eiche  einen  regern  33lutumlauf  unb  eine 
roirtfame  rcflettorifcbe  Ableitung  jur  ,ui ao  haben,  j 
Von  ben  pf  pebif  eben  33crubigung*nütteln  finb  ju 
nennen  bie  metbobifehe  Gntjiebung  be*  Siebt*,  bie 
ttnmenbung  geiftiger  unb  gefelliger  Unterhaltung, 
bie  jerftreuenbe  33cfd)äftigung  mit  Arbeit  jur  33e= 
rubigung  eine*  frantbaft  aufgeregten  ©emüt*  (ogl. 
Kant,  33on  ber  Wacht  bc*  ©emüt*,  bureb  ben  bleuen 
Vorfall  feiner  trantbaften  ©efühle  Weift  er  ju  »er 
ben.  Wit  Slnmertungen  won  fmfelanb,  21.  Slufl., 
2p».  1881),  enblich  ber  fog.  £>ppnoti*mu*  (f.  b.). 

'■Bcruhiguitfl  ber  ÜReercetoeUcn,  f.  2Bellcn= 
berubtgung. 

©crutjtflungäföft,  foüiel  mic  Wobnfirup  (f.b.). 

löcrübrunncclcr tricidit,  f.  ©aioani*mu*. 

sNeviilmtngc<linic,  fobiel  nie  Tangente  (f.  b.). 

Berula  A'.,  s4Jflanjengattung  au*  ber  gamilie 
ber  Umbcllifercn  (f.  b.).  6ie  beftcht  au*  perennies 
renben  Kräutern  mit  einfad?  gefieberten  33lättern, 
vielitrabligcn  2)olbcn  unb  ticlblütigen  2)ölbd?en, 
mit  rocif>en  33lütcu  unb  lablen,  eiförmigen  grücbt= 
eben.  2)ic  einjige  in  2)eutfdjlanb  unb  überhaupt  in 
Europa  »orfommenbe  3lrt,  B.  angustifolia  Koch, 


IBerle,  ift  ein  Sumpf gerodd?*,  beffen  junge  »Uiter 
al*  6a(at  gegeffen  »erben. 
üBcruOe  (fpr.  -rüll),  ^eter  be,  f.  Dratorianer. 
»ycrum,  Ten"  im  Krei*  Horben  be*  preu%.  dieg.- 
93ej.  Äurid),  7  km  öftl.  oon  Horben,  Si^  eine* 
Slmt*gericht*  (Sanbflericht  Slurid?)  in  ber  noch  er 
baltenen  Horburg  be*  im  18.  ,>abr!\  abgebrochenen 
techloffe*  ber  dürften  oon  Dftrrie*lanb,  bat  (1900) 
88  6.  9labcbci  bie  Crte  Serumbur  (874  G.)  unr 
Berumerfehn  (1018  G.);  füböftlieh  ein  grofcc* 
Woor  (mit  bem  feit  längerer  3eit  troden  gelegten 
2>üt>el*mecr),  au*  bem  her  33  e  r  u  m  e  r  •■  ober  51  o  t  b  c  r  - 
f  eh nl anal  (10,6  km  lang)  bei  Dftermoorborf  ab 
gebt  unb  jur  Sepbueht  hei  Horben  führt. 
Berumbur,  tycrumcrfetjn,  f. Berum, 
«erun.  1)  ©Übt  im  Krci*  ^ilefe  be*  preur.. 
Üieg.=33ej.  Oppeln,  an  ber  Strafte  33re*lau=Kralau. 
bat  (1900)  2084  poln.  G.,  baruntcr  30  Guangelii'dx 
unb  39  3*raeliten,  ^oft,  Jelegrapb;  (Jabntation 
r»on  Sprcngftoffen,  3ünbn?aren,  ,Sünbbüteben  unb 
6prengfapfeln.  —  2)  5(cu:39eTun,£aitbgcineinfcr 
ebenbafelbft,  7  km  füböftlid)  bon  33.,  2  km  von  bei 
öfterr.  ©reme ,  an  her  öinic  Wp*lomi(j  -  Osroiccim 
ber  *ßteufe.  6taat*babnen,  hat  (1900)  700  poln.  G., 
barunter  55  Guangelifcbe  unb  21  3*taeliten,  ^oft, 
Seiegraph.  Jpanbel  unb  äderbau. 

Worum,  Slbu  Slaihan  Wubammeb  ihn  3lbmeb 
ab,  Watbematiter,  Slftronom,  Gbronolog,  i>iftoritcT 
unb  ^htlofoph  be*  3*lam,  geb.  973  in  ber  $or- 
ftabt  bonGhmarifm,  wo  er  tn  feiner  frühen 
genb  bie  Unterftüfcung  ber  Wa'mun'fdjcn  gfttfia» 
familie  geneu.  Wehrere  f^abre  berlebte  er  am  x>o)< 
bc*  dürften  Käbu*  in  Xfdjorbfchan  (öprfanieni, 
»o  feine  »iffenfchaftlid?cn  Arbeiten  bebeutenb  gt- 
förbert  mürben.  Sil*  feine  Heimat  Dom  ©baine 
üiben  Wahmub  erobert  mürbe,  nahm  ber  Gröberer 
mit  Dielen  anbern  ©elebrten  aueb  33.  nach  ©hafna 
mit  (1017);  hier  bot  fiep  ibm  reiche  ©clegenheit  *ur 
33ertiefung  unb  31u*bt£itung  feiner  Stubicn,  na^ 
mentlid?  jur  Slbfaffung  feine*  berühmten  Skrle« 
über  bie  ©efdncbte,  Altertümer,  6itten  unb  Sleli 
ciionen  ^nbien*,  beffen  6prad?e  er  aud?  erlernt«. 
33.  fthrieb  feine  ©erfe  in  arab.  6prad)e;  er  ftarb 
1048.  Geine  heiben  bcbeutenbften  39crte  finb  bureb 
Gb.  6adbau  bctau*gcgcbcn  unb  mit  erllärcnbcn 
lUotcn  in>5  Gnglifdje  uberfeftt  »orben:  «Gbronolegif 
Orient.  33öl!er»  (2pj.  1878;  cnglifcb  2onb.  1879); 
1  «lndia«  (2onb.  1887 ;  englifd?,  2  33be.,  ebb.  1888). 
iBcrftic  (fpr.  -mif),  Gbarlc*  GWmcnt,  franj. 
Kupferfteeher,  geb.  23.  Wai  1756  in  fyui*,  mar  ein 
Schüler  »on  3.  ©.  ©ille,  »urbe  1784  Witglieb 
ber  Sllabemie  unb  ftarb  23.  Wärj  1822.  £eine 
äBcxte  Tinb  gennifenbaft  gejeidjnet  unb  meifterbaft 
in  ber  tedmiieben  Durchführung,  boeb  ohne  male 
rüde  Sirlung.  ^auptblätter  unb:  ba*  -Bilbnte 
2ubmig*  XVI.  in  ganjer  <yifl"r  nflch  Gallet,  S!ie 
Grabung  »lehill*  nad)  9icgnault  (1792)  unb  Sie 
Gntführung  ber  Dejanira  nach  ©uibo  9lcni  (1789). 

Wertuirf,  93ermidfhire  (fpr.  he*rridf chir ), 
©raffchaft  im  füböftl.  6cbottlanb,  butd)  ben  2meeb 
von  Gnglanb  (©raffdjaft  5lorthumbcrlanb)  gefdbie^ 
ben  ( f.  Karte  :6dhottlanb),  umfaßt  1202,5s  qkm 
mit  (1891)  32406  G.  Sic  Küftc  (31  km  lang) 
ift  felftg  unb  fteil,  6t.  Slbb*  f>cab  ba*  bcbcutenbfte 
Vorgebirge.  Ser  nörbl.  Zeil  ift  bureb  bie  im  Seene* 
Maro  534  m  hohen  $ammermuir:33erge  (f.  b.) 
erfüllt;  im  S.  erftredt  fieh  bie  frudjtbarc  Jbalgegenö 
Werfe,  unb  im  SB.  fiauberbale  ober  ba*  Sbal 
be*  Sauber.  Sie  fcauptflflife  fmb  Sauber,  33ladabber 


)igitized  by  Googl 


SBertrjtcf  (3ante8  5^iamc^' 

unb  Jffibiteabber,  brei  ftebenflüffe  be8  Sroeeb,  unb  bie 
Gpe.  Gtroa 65 ^roj.  ber  Cberfläd?e  finb angebaut; im 
ÖÜgellanbe  berrfebt  Sdjafjucbt  vor.  Sa«  Klima 
ift  jroar  raub,  boduroden  unb  bem  Sanbbau  förbcr= 
lid?,  ber  in  ben  Übälern  ber  JBergbiftritte,  auf  urbar 

Semacbtem  SJloorgrunb  unb  in  ben  Ebenen  auf  meift 
einem,  aber  jeb.r  mertvollen JBefitjungcn  betrieben 
rvirb.  Sie  jjiidjerei  ju  Gpemoutb,  bie  JBaummoll: 
abritation  in  Garlfton  finb  nid)t  unbebeutenb.  SB. 
enbet  einen  Slbgeorbnetcn  ins  Parlament,  ©reen» 
am  ift  öauptftabt;  aufcerbem  miebtig  Cauber,  Gpc- 
moutb,  Sun«,  Golbftream  unb  Garlfton. 

ttfertvief  (fpr.  bdrricf),  3ameö  ^ifciamcö,  herjog 
von,  fTanj.  Selbberr,  geb.  21.  Slug.  1670,  mar  ber 
natürliche  Sohn  be3  feerjog«  von  $orf,  bei  naaV 
maligen  Königs  ^atob  H«>  unb  ber  Arabella 
ßburcbill,  bet  Schroetter  beS  öerjogS  von  3)tarl- 
borougb,  unb  führte  anfangt  ben  tarnen  3i&* 
iameä.  Gr  rourbe  in  (yranfreieb  erjogen  unb  be= 
teiligte  fid)  untet  Karl  tum  Sotbringen  an  ben  #elb? 
lügen  gegen  bie  Surfen  in  Ungarn.  1687  nad) 
Gnglanb  jurüdgetchrt,  erhielt  58.  von  feinem  Sater 
ben  fcerjogätiiel  unb  mufete,  all  1688  ber  Sriiu 
von  Cranien  lanbete,  mit  jenem  nad)  frantreid) 
entfliegen.  JBon  hier  au*  beteiligte  er  fid)  an  ber 
Grpebition  SafobS  nad)  ^rlanb,  roobnte  1689  ber 
Belagerung  von  fionbonberrp  unb  ber  Sd) lact/t  am 
JBopneflufj  bei,  roo  er  febroer  verrounbet  rourbe,  trat 
bann  in  franj.  Sicnfte,  fod)t  1691  unb  1692  unter 
£urembourg  in  ftlanbern,  fpäter  unter  JBilleroi, 
unb  mürbe  von  Üubroig  XIV.  jum  ©eneralleut= 
nant  erbeben  unb  naturalifiert.  3m  Spanifcbcn 
Grbfolgefriege  führte  er  1704  bie  franpfpan.  3lrmee 
in  Spanien,  mufete  aber  1705  jurüdtebren  unb  ba3 
Kommanbo  in  fiangueboc  gegen  bie  Kamifarben 
übernehmen,  bie  er  mit  grofeer  härte  bebanbclte. 
9cod)  1705  mürbe  er  Gommanbeur  ber  franj.  Srup* 
pen  in  Savopen  unb  eroberte  4.  §an.  1706  Sttjja. 
hierauf  jum  SRarfcball  ernannt,  befehligte  er  mieber 
in  Spanien,  wo  er  25.  Slpril  1707  bie  SAlacbt  von 
illmanja  gewann,  roeldje  bie  bourbonifdje  herr* 
fefeaft  auf  bem  fpan.  Jbrone  begrünbete.  JjJbUipp  V. 
erbob  ipn  baför  jum  herjog  von  i'iria  unb  Jerica. 
3u  Anfang  1708  befebligte  B.  am  Jtbcin  unb  folgte 
bann  bem  Jßrinjen  Gup.cn  nad)  §[anbern,  mo  er 
fid)  mit  ÜJenböme  vereinigte,  infolge  öon  3roiftig= 
feiten  mit  biefem  übernahm  er  jeboeb  mieber  baS 
Kommanbo  in  Savopen  unb  beefte  Provence  unb 
Saupbin*.  1714  beenbete  er  ben  Spanifdjcn  Grb' 
folgelrieg  burd)  bie  Ginnabme  von  Barcelona 
11.  Sept.  iüte  babin  ber  ©ebilfe  $bilipp3  V., 
führte  er  1718  bie  franj.  Slrmee  über  bie  Brenden, 
um  im  tarnen  ber  Guabrupelallianj  Spanien  in 
bie  ©renjen  be£  Utrecbtcr ^rieben*  jurüd  juimingen. 
1733  übernahm  er  beim  auSbrudje  be*  ^olnifcben 
JhronfolgefriegäbenCberbefcljl  amdibem.  5naa>bem 
er  Kehl  genommen,  belagerte  er  1734  ^büippäburg, 
mo  er  12.  %in\  bureb  eine  Kanonenfugel  feinen 
lob  fanb.  JB.  mar  ein  befonnener,  maüDoUer  unb 
babei  febr  energischer  Ghatafter.  3lu«  ber  (She  mit 
feiner  erften  ©emahlin,  Sodhter  be$  ©rafen  Elans 
ricarbe,  ftammen  bie  Jöerjcge  uon  2iria  in  Spanien. 
1699  Dcrmäblte  er  fi(p  jum  groeitenmal  mit  Wlit 
^Bulfclcp,  bureb  bie  er  Bater  bed  erften  £erjog3  von 
^i^jamed  tourbe.  Sie  «M6moircs  du  Marechal  de 
B.»  (2  2le.,  6aag  1737—38)  ftnb  nidjt  ton  ihm; 
bod?  veröffentlichte  fpdter  ber  ^erjog  oon  ^i&iamea 
93.«  eigenbdnbige  «M^moires»  (2  %U.,  $ar.  1778). 
—  2ügl.  The  life  of  James  Fitz- James,  Duke  of  B. 


#er$og  ooti)  —  SJergtlium  845 

(Conb.  1838);  ©ilfon,  Duke  of  B.,  Marshai  of 
France  1702—34  (ebb.  1883). 

BtffcMtf -ott-Zt»ceb  (fpr.  berrict  onn  tmihb), 
Öafenftabt  an  ber  fdjott.  ©renje  in  ber  engl.  ©raf= 
fdjaft  Slortbumberlanb,  an  ber  3corbfeite  ber  ÜJlüm 
bung  beS  Sroeeb,  ben  hier  eine  enge  1634  erbaute 
Stetnbrflde  oon  15  Sogen  unb  ein  großartiger  uon 
Stepbenfon  1850  erbauter  Gifenbatmoiabuft  »on 
28  Bogen  überfpannen,  bie  JB.  mit  iroeebmoutb 
unb  bem  Seebabe  Spittal  am  Sübufer  oerbinben. 
mt  biefenhat  bie  Stabt  (1891)  13378  6.  9tlä 
©renjort  mar  JB.  früher  befeftigt,  mie  bie  au«  ber 
3eit  ber  Königin  Glifabctp  erhaltenen  JBälle  bc 
roeifen.  JB.  hat  ein  Stabthau«  (1760)  mit  2urm  unb 
©lodenfpiel  unb  eine  grojje  ©etreibebörfe;  ^abri: 
fationvonlanbmirtfchaftlidpen3Jlafibinen,inSpittal 
oldje  uon  cbcm.25üngftoffcnunb  noch  immer  aniebn* 
idhe  Salmfifcherei  im  imeeb.  Sie  Ginfahrt  ift  bureb 
einen  großen  Steinbamm  mit  fieudjtturm  gefiebert, 
bie  2>odä  ftnb  1873—76  verbeffert;  boep  tft  ber 
Jöanbcl  nicht  bebeutenb.  Salme  nebft  Krabben  unb 
Öummern ,  jumeift  nadj  £onbon,  ©etreibe,  Kohlen 
unb  JlBbi^lp  bilben  bie  öauptauäfubrgcgenftänbe. 
^n  JB.  ift  Belgien  burd)  einen  Konful,  Sdnemarf,  ba* 
Seutfcbe  SHeich ,  jjrantrcicb ,  Italien  unb  Sdjroebcn 
burd?  Bicelonfuln  vertreten.  B.  bat  ftetS  eine  grofee 
9lolIe  in  ben  ©renjfriegen  jroifcrjcn  Gnglanb  unb 
Scbottlanb  gefpielt ;  befonber*  berühmt  ift  bie  JBe* 
lagerung  1296  burd)  ben  engl.  König  Gbuarb  I. 
«crtoicfff>ire,  f.  JBermid  (®raffd)aft). 
®erti)U,  Gbelftein,  ber  Aquamarin  ber  3ume* 
liere,finbetftd)in  fd)önenheragonalenKrpjtallen,bie 
bdufig  al*  grofjc,  f  ed)*feitige  ^ridmen  mit  lentrechter 
Streifung  erfdbeinen,  an  ben  Gnbcn  aufeer  ber  SBafiä 
aud)  mohl  ^pramiben  feigen  unb  in  ©ranit,  in  ©lims 
merfd)iefer,  auf  Gifengängcn  u.  f.  ro.  vortommen. 
SeineJBeftanbteilefmb67$roj.Kiefelfdure,19^ro3. 
Sbonerbe,  14  JJJroj.  JBerpUerbe  (BejAljS^O,,), 
nebenbei  finben  fid)  geringe  beengen  von  ©hrom» 
orpb  unb  Gifenorpb;  aud)  enthält  baä  ÜJlineral  1— 
2\  ^iroj.  SBaffer,  ba*  erft  beim  ©lüben  entroeid)t. 
Sie  ^arbe  be*  58.  geht  von  JBerggrün  unb  JUpfel» 
grün  einerseits  ino  himmelblaue,  anbererfeitd  ind 
honiggelbe  unb  Weingelbe.  Gr  ift  gemöhnlid)  Qlai-- 
glänjenb  burchftdjtig  ober  halbburd)fid)tig,  al*  ge* 
meiner  JB.  nur  burepfcheinenb.  Gine  eble  «hart  be£ 
JB.  bilbet  ber  Smaragb  (f.  b.),  ber  biefelbe  djem.  3u» 
fammenfe^ung  hat,  aber  feiner  garbe  unb  feine* 
©laiue*  megen  al*  Gbelftein  mehr  aefcbd&t  mirb. 
Ser  B.  finbet  ju  ben  oerfd)iebenften  oepmudgegens 
ftdnben  Slnroenbung.  ©emöhnlid)  giebt  man  ihm 
bie  jjorm  eine*  JBrillantg,  ba  er  megen  feines  ge= 
ringen  ®(ame£  viele  Facetten  erhalten  muf).  Sie 
beften  ebeln  B.  liefert  ber  Ural  (ÜJlurftnla,  Sdjai= 
tanfa,  SWiaöf)  unb  Slltai;  bie  trüben  gemeinen  JB. 
finben  fid)  in  grobförnigen  ©raniten ,  in  Seutfdj* 
lanb  namentlid)  bei  JBobenmaiS  in  JBapem;  fie  er= 
reid)en  oft  beträchtliche  ©rö&e,  mie  benn  }u  fiimoged 
in  Gentralfrantreid)  armbide  Krpftalle  nid)t  feiten 
finb;  ja  ju  ©rafton  in  Stembampfbire  trifft  man 
1,3  biä  2  m  lange,  über  fu&bide,  b\i  1500  kg  fernere 
iHiefenfrpftalle.  L|^UOT- 
©errjUcrbc,  BeO,  ift  JBcröüiumorpb,  f.  BerpU 
töcrpllmm ,  früher  unb  in  ^ranfreid)  jefet  nod) 
©Ipciuntgenannt  (ehem.  Reichen  Be,  Jütomgemid)t 
9,i),  ein  TmaSL,  baä  fid)  in  mebrem  Mineralien, 
pauptfächlid)  in  bemJBcrpll,  GhrpioberpU,  Smaragb, 
GutlaS  unb  ^benafit  finbet.  Sa«  JB.  rourbe  »uerft 
1828  von  SBöbler  im  reinen  metaQifcben  3uftanbe 


846  93erqto8  - 

burcb  SHebuftion  oon  CblorbcrpUium  ocrmulelfi 
Natrium  in  bei  ©lübbifte  bargefteüt.  3"fan»nens 
gefdjmoljcn  ift  e*  jinfroeifs,  fdjmieb«  unb  bämmer« 
bar  unb  orpbicrt  ftd?  nidjt  an  ber  2uft  unb  im  ©aller. 
Sein  fpec.  ©erotdjt  ift  2,t.  6*  jerfefct  ba*  ffiafier 
ielbft  in  ber  2Beifeglübbi&e  nicht;  burd?  oerbünnte 
Säuren  wirb  e*  mit  fieiebtigteit  gelßft. 

SteSBerplliumoerbtnbungen  babenmandje 
dunere  nlicbfeiten  mit  ben  JUuminiumoerbin: 
bunten,  roe*balb  man  früber  ba*  SB.  in  bie  iHiu= 
niiniumgruppe  einreihte.  3lu*  ber  neuerbing*  be* 
ftimmten  Xampfbidjte  be$  SBerplliumcblorür*  er: 
giebt  ftd?  aber,  bafe  biefer  Sörper  bie  3")<"nmen« 
fc iwnv,  BeCl,  beft^t.  $a*  93.  ftellt  ftd?  bemnacb  al* 
jroeiroertige*  Clement  bem  ÜJlagneftum  an  bie  Seite. 
3)a*  SBerplliumorpb  ober  bie  SBcrpllerbe  bat 
banadb  bie  Formel  BeO.  Mgemeinerc*  ^ntereifc 
bat  roeber  ba*  58.  nod)  feine  SBerbinbungen. 

«erbta*  (SBerptu*),  alte  fcafenftabt  an  ber 
pbfcnij.  flüfte,  iefct  ^Beirut  (f.  b.). 

tB cr^ana  (93  e  r  j  a  ro  a ,  f pr.  -f  droa),  %[u$  in  Süb* 
ungarn,  entfpringt  auf  ber  9torbroeftieite  be*  SBergc* 
«apufdjin  in  ben  SBanater  SBergen  im  Homitat 
Hraffö  Sjöreno ,  tritt  bei  ©attaja  in  bic  Cbene, 
teilt  ftd)  fofort  in  mehrere  Sirme,  bie  jum  2eil  im 
Sllibundrer  Sumpfe  unb  im  SBcrfecjer  Morafte  oer« 
febroinben  ober  oon  Kanälen  aufgefangen  »erben. 
Xcr  Hauptarm  münbet  unterhalb  SBoto*  in  bie 
Seme*,  beren  gröfiten  3uflufe  bic  93.  bilbet. 

»Bcrjclitt,  ein  nad?  SBcrjcliu*  benannte«  böcbft 
feltene*  Mineral  pon  £dngban*bptta.  C*  trpftalli- 

tlcrt  regulär,  ift  aber  meift  berb,  gelblicbroeife  unb 
loniggelb ,  f ettgldnjenb  unb  etwa*  burebf cbeinenb, 
unfdmtcljbar,  bat  £>ärte  5,5,  fpec.@eroid)t  4,m\  in 
djem.  öinfidjt  beftebt  c«  au«  Calcium«  unb  Otogne« 
fiumarfemat,  oon  ber  3'ormcl  (CaMg)aA8,Oa,  »oju 
aud>  ganj  roenia  9)tanaanorpbul  tritt, 
©crjcltn,  UJImcral,  f.  Selenlupfer. 
© eracliuä,  3ob.  %al,  Freiherr  oon,  Cbemiler, 
geb.  29.  Sug.  1779  ju  Jöefterlöfa  im  Äircbfpiel 
SBäroerfunba  unroett  fiinlöping  in  Dftgotlanb, 
befud>te  ba*  ©pntnaftum  ;u  fiinföping  unb  f: vi 
bierte  ju  Upfala  9Jtebijin  unb  Chemie.  2>ie  erfte 
Srucbt  feiner  Stubien  unb  eine*  einjährigen  Sluf= 
enthalt*  al*  Slfftftent  be*  SBrunnenarjte*  im  SBabc« 
orte  SDlebcoi  mar  bie  «Nova  analysis  aquarum 
Medeviensium»  (Upf.  1800).  Seit  1802  al*  Slrjt 
unb  25ocent  bcr  2Jlebutn  unb  Pbarmaetc  in  Stock 
bolm  tbätig,  mürbe  93. 1806  Ccbrcr  bcr  Chemie  an 
ber  5trica*aiabcmie  unb  1807  Sjkofeffor  bcr  3JlebU 
jin  unb  Pbarmacie  in  Stodbolm.  J&ier  begrünbete 
er  mit  mebrern  anbern  Sirjten  bie  Scfcroebtfcbc  @e« 
fellfchaft  ber  Slrjte.  1808  jum  ÜJlitglicb  ber  Uta-- 
bemie  ber  Sifienfd^aften  m  Stodbolm  ernannt, 
marb  er  1810  ju  beren  Süorftanb  unb  1818  ju  beren 
ftänbigem  Selrctär  ermdblt.  fiebere*  Slmt  DcrttjaW 
tete  er  bi*  ju  feinem  Jobe,  7.  Slug.  1848.  f\m  1818 
rourbe  IB.  in  ben  2lbel$*,  1835  in  ben  Freiherren: 
ftanb  erhoben.  311*  2lbgeorbnctcr  in  ber  Stänbe* 
ücrfammlung  fomie  feit  1838  al*  9icid>*rat  ent-- 
roidelte  er  nur  eine  unbebeutenbe  Jbätigfeit.  2>a: 
gegen  ftnb  feine  ißerbienfte  um  bie  Si|)enfchaft  oon 
pöcbftcr  93ebcutung.  Sie  Oeftaltuna  ber  anorgani« 
fd^en  Sbemie  beruht  gro^enteil*  auf  93.'  Qntbedun: 
gen.  6*r  entbedte  ba*  Selen,  6er  unb  2borium, 
Hellte  Calcium,  SBarpum,  Strontium,  Santal,  3 Ur 
cium,  3irtonium  j^uerit  al*  demente  bar  unb  unter« 
fud)te  ganje  Älaffcn  oon  SBerbinbungen,  fo  bie  ber 
tylufefäure  unb  ber  (jluormetalle,  bcr  ^lattnmetalle, 


-  S3er$fetüji 

be*  2antal*,  2Rolobbän*,  Sanabin*,  bie  Scbtcefel« 
falje  u.  f.  ro.  (h  ftellte  eine  neue  obcT  menigften* 
gan3  umgeänberte  ^omenllatur  unb  Jttafiiülation 
ber  cfcem.  Serbinbungen  auf,  bie  ftd)  immer  allge- 
meinem Eingang  oeTfcbaffte.  31*  bie  atomiüii<r< 
Theorie  2  alton*  unb  bie  Cntbedung  ber  Slllali« 
metalle  eine  Umtodlgung  in  ber  Cbemie  bercoT« 
brad?ten,  manbte  SB.  bie  fiebren  be*  erftent  auf  bie 
Aonftitution  ber  SBerbinbungen  an.  Qr  ftellte  ein 
cbem.  IDlincralfpftem  auf.    Xie  Stuebilbung  ber 
Cchre  oon  ben  d?em.  Proportionen,  bie  unüPertrcfT 
lieben  SBeftimmungen  bcr  Sltomgeroichte  ber  Qlr- 
mente  unb  bcr  9iaftroei*,  ba^  biefe  ©efe^e  aud;  für 
bie  Chemie  organifeber  Stoffe  majjgebenb  ftnb,  mar 
ber  midjtigfte  3>ienft,  ben  93.  ber  SBtffmfdjaft  ar 
leiftet  bat.  JB.  galt  bei  feinen  $?cb$citcn  für  bie  erne 
Autorität  auf  bem  ©ebiete  bcr  Chemie  unb  Dtrbieni 
mobl  aud?  b«ute  nod)  bic  Stnerlennung  al*  ber  be- 
beutenbfte  unter  allen  Cbemifern.  Cr  ift  unter  anbenn 
bcr  SBegrünber  bcr  «Clcltrodjemtfcben  J beorie»  unb 
ber  2ebre  oon  ber  3f"mcrie  cbem.  SBerbinbungen. 
Slbgcfeben  oon  feiner  großen  journaliitifcben  Jbätig^ 
teit,  tcröftcntlicbte  SB.  jaljlrcidje  Schriften,  barunter 
bie  juerft  mit  £>iftnger,  bann  in  ©emeinfebaft  mit 
mebrern  anbern  febmeb.  ©elcprten  herausgegebenen 
«Afhandlingar  i  fysik,  kemie  och  mineralogie> 
(6  93bc.,  Stodb.  1806-18),  bie  «Foreläsningar 
i.tljurkemien»  (2  Sflbe.,  ebb.  1806  —  8)  unb  bie 
«Üfvcrsigt  on  djurkemiens  framsteg^»  (ebb.  1812; 
beutfeb  oon  Sicgroart,  9?ürnb.  1815).  Stnberc  bebeu^ 
tenbe  Schriften  ftnb:  «Überblid  über  bie  ,;u»'an;mir. 
fetiung  bcr  tierifeben  ^lüfftgfeiten»  (beutfeb  oon 
Sd)n>eigger=Seibel,  Slürnb.  1815),  «9icuc*  Softem 
ber  aJlincralogie»  (beutfd)  oon  ©melin  unb  pfan, 
ebb.  1816),  «SBerfucb  über  bie  2b<orie  bcr  cbem. 
Proportionen»  (beutfd?  oon  SBlöbe,  5>re*b.  1820), 
«Om  blasrörcts  användande  i  kemien  och  minera- 
logien»  (Stodb.  1820;  beutfd?  Don  SRofe  u.  b.  2. 
« SBon  ber  Slmoenbuna  be*  Sotrobr*  in  ber  Chemie 
unb  iDlineralogie»,  9lürnb.  1821;  4.  SHufl.  1844), 
«über  bie  3ufammenfefeung  bcr  Sdjroefclallalien» 
(beutfeb  oon  SJJalmftcbt,  IHürnb.  1822).  Sein 
Öauptmer!  roar  fein  «  Lärebok  i  kemien  »  (3  SBfce., 
Stodb.  1808—28;  2.  HuflL  6  53be.,  1817—30), 
ba*  in*  5ranjöftfd?e  (oon  ^ourbain,  8  SBbe.,  %ax. 
1829—33),  Cnglifcbe,  Oitalicnifcbe,  öollänbifdbe  unt 
in*  Xeutfdje  (oon  SBlöbe,  SJJalmftcbt  unb  SBobler, 
5.  Drigina  au*g.,  5)rc*b.  unb  Spj.,  10  SBbe.,  1843 
—47)  überfefct  mürbe.  Sil*  Setretär  bcr  Süabcntic 
ber  SBiffenfchaften  gab  93.  bie  «Arsberattelser  om 
framstegen  i  fysik  och  kemie»  (27  fjabrg.,  Stodb- 
1820—47 )  berau* ,  tic  auch  beutfeb  oon  ©melin, 
Möhler  u.  a.  al*  «3abrc*bericbt  über  bie  Jortfcbrittt 
bcr  Chemie  unb  aJlincralogie»  (93b.  1—  27,  Üüb.  1821 
—48)  erfebienen.  Seinen  SBriefmecbfel  mit  Aichig 
gab  Carriere  (2.  »ufl.,  ajlüncb.  1897),  20  SBriefe 
feine*  SBriefmecbfel*  mit  Scbönbein  Hablbaum  (SBaf. 
1898),  «3lu*  3-  SBcrjeliu*'  unb  ©uftao  ÜJfagnu*' 
SBriefmecbfel,  1828—47»  fijelt  (SBraunfcbm.  UK)Oi 
berau*.  1855  rourbe  93.  in  tetodbolm  ein  Stanbbilb 
errichtet.  —  SBgl.  Söberbaum,  93.'  SDerben  unb 
SlHacbfcn  (2pj.  1899). 

©cr^cliu^lnntpc,  f.  Spiritu*lod>er. 

üBcr^fcntji  (fpr.  bärrfepehnji),  Saniel,  ungar. 
Sorifcr,  geb.  6.  SWai  1776  ju  ^etpe  im  flomttat 
Cifenburg,  roar  oom  S3ater  jum  Sanbroirt  beftimmt, 
bilbete  ftd?  bureb  Selbftubium  weiter  unb  nahm 
ftcb  namentlich  ben  ^oraj  jum  SBorbilb.  SBi*  jum 
25.  3abre  oeTfa^te  er  feine  meiften  unb  beften  @e» 


Digitized  by  Google 


Bes.  —  JBefanqon 


847 


cicbte.  Gute  Sammlung,  ton  6elmecjp  oerftffent« 
liebt  (M  1813;  2.  MufU,  oon  SB.  felbft,  1816),  oer« 
fcbaffte  ibm  in  ganj  Ungarn  allgemeine  Slnerfen« 
nung ;  beionbcr«  roaren  feine  polit.  Siebet  unb  Oben 
über  Pen  Verfall  Pe«  ungar.  Staates  unb  SBoll«  pon 
tiefer  SBirtung.  (h  ftaro  24. gebr. 1836  ju  9litla  im 
Somogper  ftomitat,  wo  ibm  1869  ein  Denlmal  er« 
Hebtet  »urbe.SB.«  Süerte  gaben  Döbrentei  (neue  Stufig 
£eft  1862)  unb  Solbp  (2  SBPe.,  ebb.  1864)  berau«. 

Bes.,  bei  omitb.  olog.  SBejeichnungen  SÄbturjung 
für  3ob.  OJteldnor  93efef e  (geb.  1746,  geft.  1802). 

>öe famungf  friilaa,  f.  Dunlelicblag. 

iöcfnn,  f.  Segel. 

^cfan,  Stabt  in  ^alfiftina,  f.  SBetl)  Sean. 
fBcfancon(fpT.  b&ffangpöng).  1)  SXrriraPiffrment 

Pe«  franj.  Deport.  Doub«,  bat  1392,«s  qkm,  (1896) 
111 790  (S.,203  ©emeinben  unb  jerffillt  in  bie  8  Äan= 
tone  Slmancep,  SluPeur,  SBefancomWorb,  Skjan^on= 
SuP,  SBoufftere«,  2Narcbaur,'Crnan«,  Quingep. 

—  2)  tfiauptftabt  Pe«  franj. 
Depart.  T eub«  unb  be«  8lr« 
ronbiffement«  93.  fotoie  ber 
ehemaligen  granebe « Qomtl, 
Hriegsplafc  elfter  Älaffe,  an 
Pen  Linien  93elfort:Diion,S8.= 
©rap  (57  km),  93.  ■  SJtorteau 
(67  km)  unP  SBefoul*93.«2pon 
Per  *Dlittelmeerbabn  unP  am 
iWbein-s.Hböne:flanal,  eine  Per 
beftgebautenStfibte  granireicb«,  bat  (1896)  36942, 
al«  ©emeinPe  57 556  Q.  (gegen 57039  im  188 1 )  unb 
liegt  (250m  b, od?)  in  ihrem öauptteüe  aar  einer  Purd) 
Pen  Doub«  gebilbeten  öalbinfel,  Pie  ton  einem  368 m 
beben  gclfcniftbmu«  oom  fianbe  abgef(bloffen  toirP, 
Per  Pie  auf  Per  6teüe  eine«  rem.  Castrum  gebaute 
(iitaPelle  trägt.  Unter  Pen  ©ebduben  ber  6tabt 
Hilf  Pie  merfioürPigften  Pie  RatpePrale  au«  Pem 
ll.^aprp.,  Pie  St.^obanni««  unP  Pie  Wagbalenen« 
tirebe,  Pie^rdfeftur  von  1697,  Päd  balb  gotifcp,  balb 
römifcb  gebaute  Sßalai«  bei  Äarbinal«  ©ranoella 
am  6ofe  fett  1897  ein  ÜJlonument  ©ranoella«  oon 
3ean  SJJetit)  unP  mebrerc  röm.,  jum  Xeil  roobl  erpal« 
tene  SBautoerte,  namentlich  bie  $ortc  be  SDlar«  ober 
sCorte  9ioire,  ein  oon  Statt  Slurel  167  erbauter 
Iriumpbbogen  ton  10  m  6öpe  unb  5,eo  m  SBreite, 
eine  SÜJafferleitung  unb  tiefte  eine«  Übeater«.  SB.  ift 
Si&  eine«  <5rjbifd>of«  (Äirebenprooinj  93.  mit  ben 
Diöcefcn  SBellep,  Saint  Di*,  91ancp  unb  Joul, 
^erbun),  Per  Departement«beb&rPen,  eine«  Hippel; 
lation«gericbt«bof«  für  Pie  Prei  Deport.  Doub«, 
^ura  unP  £aute«Saöne,  eine«  Gioil«  unP  eine« 
£anbel«gericpt«  fotoie  Pe«  ©enerallommanPo«  Pe* 
7.  2lrmeelorp«  unP  Pe«  Stabe«  ber  14.  ^nfanteriej 
bioijion.  Slucp  befteben  Pafelbft  eine  Jlrtillericfcpule, 
ein  grope«  Ärfenal  unb  febr  bebeutenbe  Äafernen. 
Sie  ©amifon  beftebt  au«  bem  60.  ^nfanterieregi« 
ment,  3.  ^dgerbataillon ,  4.  unb  5.  gelbarttllene= 
regiment  unP  10.  geftung«artilleriebataillon.  1691 
rourbe  bie  Unioerfitüt  ton  Döle  nad>  93.  »erlegt, 
1722  jeboeb  bie  jurift.  .vafultat  na*  2)ijon;  jeßt 
befteben  nod>  eine  matbem.'naturmiffenfcbaft liebe, 
pbilof.  unP  mebü.=pbarmaceutifcbe  gatultät  mit  140 
jjörern,  ferner  ein  i'pceum  (feit  1801),  ein  SUriefter= 
ieminar,  eine  3eicben*  unb  Ü){obeUier=,  s])lu[il,  Ubr= 
macberfebule,  eine  Öffentliche  93ibliotbe(  (130000 
lödnbe,  1850  ÜJlanuf fripte )  mit  aHünjfammlung, 
vJJlufee n,  mebrere  gelehrte  ©cfellfchaften,  eine  Jaub« 
l'tummenanftalt,  etn  2beater,  4  Bettungen  unb  ein 
1884  enthülltes  $enlmal  oon  Claube  be  ^ouffrop 


(geft.  1832),  be«  erfinber«  be*  Sampffdjiff«.  5)ie 
febr  bebeutenPen  Sabrilen  liefern  I  der  gerfite,  Gifcm, 
6tab,l«  unb  Äupfermaren,  Saffen,  9)cafd)inen,  SBi« 
ioutcrien,  93illarP«,  SBürftcn,  Stühle,  gapence,  Sein* 
tvanb,  3Boll:,  93aumrooll:  unP  Seiben^euge,  Sabaf, 
93untpapier.  3tar  allem  aber  ift  bie  Stabt  ber  Wittel: 
punlt  ber  Ubjeninbuftrie  be«  Departement«,  mclcpe 
etma  13000  Arbeiter  befAfiftigt,  bie  japrlicb  un» 
geffibr  450000  Uhren  im  Söerte  oon  mehr  al«  20 
Butt.  (jr«.  liefern  (über  oier  fünftel  ber  gefamten 
in  Jranlreid)  »erlauften  Upren).  Slufeerbem  ftnb  b.  icr 
^Bierbrauereien  unb  ©erbereien.  2)ie  ^auptgegen- 
ftfinbe  be«  öanbel«  fmb  ©etreibe,  £olj,  SBretter, 
Äfife,  (Sifenmaren,  2ucp,  Uljren,  Scber,  SÜJein.  fton= 
fulate  baben  in  SB.  Italien  unb  Pie  Scbmeij. 

2)ie  SBefeftigungen  oon  SB.  ftnP  feit  Pem  2>eutf  cb> 
5tanjör»fcben  Striepe  oon  1870  unb  1871  bebeutenb 
ermeitert  unP  oerftdrtt  toorben.  Die  Stabt  ift  mit 
einer  UmroaUung  uerieben,  an  Peren  ftup  ber  35oub« 
fliept  unb  fo  einen  natürliÄen  naffen  ©raben  bilbet; 
bie  SBorftabt  SBattent  hat  eine  ebenf  olebe  Umivallung. 
^m  91SÖ.,  auf  bem  lin!en  Ufer  Pe«  Soub«,  liegen 
auf  Pen  ööben  t>on  Wonfaucon  Pie  beiben  aropen 
ftort«  ,>crt  9(euf  unb  SBieur  ,>crt,  meldte  ben  2)oub« 
fomie  Pie  6ifenbabn  nad>  SBaume  unb  Wontbe'liarb 
beftreid;en.  SBon  Pen  ö&pen  Don  SOTonfaucon  jieb t 
ftcb  an  Pcmfelben  (linlen)  Doub«ufer  fübmfirt«  ber 
S&henrüden  il'fcnt  Pei-^uiv  bin ;  auf  feinem OftenPe 
liegt  Pa«  gort  6ft*Pe«-SBui«  jur  SBeftreidbung  ber 
nad>  Somont  (f.  b.)  an  ber  Sdjroetjer  ©renje  führen« 
ben  Gifenbafcn;  auf  feinem  Söeftenbe,  nahe  am 
2)oub«  unb  an  ber  großen  Strafte  nad)  fion«:le« 
Saulnier,  liegt  gort  Cueft«Pe««SBui«.  5)a«  weiter 
iüblicb  liegenbe  gort  gontain  auf  bem  gleichnamigen 
iBergrüden  beberrfept  in  SBcrbinPung  mit  Per  SBat= 
terie  üKollanb  unb  mit  ben  Serien  oon  vJtagep  unb 
Sluboi«  Pen  ganjen  SüPen  oon  SB.  unP  Pen  2>oub« 
ftTomabtofirt«.  Stuf  bem  rechten  Ufer  liegt  im  S.  oon 
93.  ba«  gort  iRofemont  auf  ber  gleichnamigen  rtope, 
jmifeben  ibm  unb  ber  Stabt  Pa«  gort  (SbauPane; 
roeftlid)  dot  Per  SBorftaPt  SBattent  ^ort  t£barmont, 
Pa«  Pie  Gifenbabn  nach  (Sbalon  ■■  \ux  •■  Saöne  be« 
ftreiebt;  öftlicb,  am  red)ten  Ufer  auf  einem  bopen 
iHüden,  Pa«  gort  SBregille  mit  Per  SBatterie  SBeau« 
regarP.  sJlorbroeftlicb  oon  SB.,  nadb  Pem  2hal  Pe« 
Dignon  Mi,  liegen  }unfichft  Pie  gort«  3)lont««SBou* 
con«  (auf  Per  gleichnamigen  ööbe)  unP  ^ufttee  (üor» 
rcfirt«  Pe«  Dorfe«  St.  (ilauPe) ;  nach  91  >u  ^ort 
^hätillon  (11  km  oon  SB.  entfernt)  unP  gort  &baiUu} 
(norblicb  oon  bem  gleichnamigen  SBatbe);  biefegort« 
beberrfchen  ba«  £pal  be«  Oignon  oollftdnPig. 

©efcpicbtlicpe«.  93.,  Pa«  alte  Vesontio  oPer 
Visontium,  mar  fepon  ju  €dfar«  Reiten,  Per  e«  58 
o.  dpr.  beichte,  ein  anfebnlicperOrt  mit  einer  SBerg« 
fefte.  6«  tourbe  bann  bebcutenPer  röm.  SEBaffen« 
plafc,  in  Per  fpdtröm.  jtaifeneit  fcauptftabt  Per  ^ro« 
oini  Maxim»  Sequanorurn ,  (am  im  5.  3abrb.  an 
bie  93urgunber,  1032  mit  fcer  Atanebe  (Somtd  an  ba* 
Deutfcbe  iHeidj  unb  marP  butcb  Kaifer  ^riebrid?  I., 
Per  hier  1162,  1167,  1178  iHci**tage  biclt,  greie 
sJieid?«ftaPt(Pcutfcp:  SBifanj).  ©rauoella,  ber  bicr 

Seborene  ÜJliniftcr  Philipp«  IL,  mürbe  1584  (irv 
ifebof  oon  93.  unb  al«  folcbcr  Peutfcfccr  iHeicb^f ürft. 
Terielbe  grünbete  hier  eine  Unioerutfit,  bie  bi»  jut 
gran}öftfÄen  Revolution  beftanb.  9cadp  ber  Slbtre« 
tung  an  Spanien,  1648,  oerlor  Pie  StaPt  1664  ihre 
greibeiten.  SB.  marb  1679  an  Subroig  XIV.  abgc« 
treten,  ber  bie  Stabt  1668  unb  1674  erobert  hatte.  $m 
gelbjuge  pon  1814  tourbe  fie  oom  3.  3an.  bi«  }um 


Digitized 


848 


Sejänfttgenbe  üHtttel  —  Sefotja 


äpril  oon  ben  ßfterreicbern  unter  bem  (frbprinjen  I 
oon  Reffen  Homburg  oergeblicb  blodiert  unb  bv 
f djofien.  —  3 ! o  1 .  (Sulnarb ,  B. ,  description  histo- 
riqae  (2.2lufL,  SBefan^on  1860);  2>roj,  Rcchercbes 
historiques  sur  la  ville  de  B.  (1862);  B.  et  lavallee 
du  Doubs  (1874) ;  daftan,  B.  et  ses  environs  (2.  äufl. 
1887);  Selacroir,  B.  place-forte  (1871);  berf.,  His- 
toire  et  description  de  la  bibliothequede  B.  ( 1885) ; 
berf  .,Histoire  et  description  des  rausees  deB.(  1888 ). 

©cfänf  ttßenbe  Wittel,  f.  SBerubigenbe  Littel. 

«cfanntttft,  f.  UJiaft. 

©cfimt  (fpr.  befdnnt),  Sir  ©alter,  enaL  Schrift* 
fteüer,  geb.  14.  -'tun.  1836  -,u  ^ortämoutb,  ftubierte 
eit  1859  in  ßambribge  Rheologie,  bie  er  nacb  Gr-' 
angung  ber  alabemiicben  ©rabe  aufgab,  war  6 
3abre  ^rofeiior  am  College  Royal  auf  ÜJlauritiuS 
unb  wanbte  mt  bann  ber  Scbriftitellerei  ju,  jundebft 
bem  Stubium  ber  Altern  franj.  Sichtung  («Studies 
in  early  French  poetry»,  1868 ;  «The  French  hu- 
mourists  from  12lh  to  19,h  Century»,  1873),  unter 
anbern  Sfiabelai*1  («Rabelais»,  1879;  «Readingsin 
Rabelais»,  1883),  war  aueb  in  ber  9iabclatö--©efeU* 
febaft  febr  tbätig.  1872  oerbanb  er  ftd)  mit  %  Sftice 
}u  gemeinfamer  Arbeit  in  ben  fog.  «Besant-Ricc 
novels»,  bie  allerbingS  mebr  SB.  angeboren:  «The 
golden  butterfly»  (1871),  «Readv  monev  Mortiboy» 
(1872;  aueb  bramatiftert) ,  «My  Utile  girl»  (1873), 
«The  son  of  Vulcan»  (1876),  «The  case  of  Mr. 
Lucraft»  (1876;  an  6t/amiffo3  «^eter  Scblemibl»  er» 
innernb),  «T  was  inTrafalgar's  Bay»  (1879;  beutid) 
oon  IRattbiaa,  SBcrl.  1881)  u.  a. ;  aud)  jmei  SJuftfpiele 
ntncbeu  fiejufammen,  barunter  «Such  a  good  man». 
HUein  oeröffentlicbte  SB.  nad?  SRiceS  2obe  (1882)  bie 
Montane:  «The  revolt  of  man»  (anonpm),  «All 
sorts  and  conditions  of  men,  an  impossible  story» 
(3  SBbe.,  1882),  nod)  oon  JRice  mit  begonnen,  uutnete 
ebenfo  wie  »Life  in  a  Hospital,  being  an  East  End 
chapter»  (1883)  ba«  Glenb  oon  Dftlonbon;  «The 
captain's  room»  (3  SBbe.,  1883),  «All  in  a  garden 
fair»  (3  SBbe.,  1883),  «Dorothy  Forster»  (1884),  aud 
ben  5Heftaurationdoerfucben  ber  Stuart«;  «Uncle 
Jack»  (1885),  «The  children  of  Gibeon»  (3  SBbC., 
1886),  einer  feiner  bebeutenbften  iHomane;  «The 
world  went  very  well  then»  (3  SBbe.,  1887),  «Catha- 
rine  Regina»  (1887),  «Herr  Paulus»  (3  SBbe.,  1888), 
«Fifty  years  ago»  (1888),  «For  faith  and  freedom» 
(3  SBbe.,  1888),  «The  inner  house»  (1888),  «The 
bell  of  St.  Paul's»  (3  SBbe.,  1889),  «Armorcl  of  Lyon- 
nesse» (3  SBbe.,  1890),  «The  demoniac»  (1890), 
«St.  Catherine^  by  the  Tower»  (1891),  «Ivory  gate» 
(3  SBbe.,  1892),  «Rebel  Queen»  (3  SBbe.,  1893), 
•Beyond  the  dreams  of  avar  ice»  (1895),  «In  deacon's 
orders»  (1895),  «The  city  of  refuge»  (3  SBbe.,  1896), 
«The  master  craftsman»  (2  SBbe.,  1896)  u.  a.  AÜr  ben 
«New  Plutarch»,  ben  er  mit  berauSgicbt,  oerfaßte  er 
bie  SBiograpbien  «Coligny»  (1879),  «Richard  Whit- 
tington»  (1881),  «Richard  Jefferies»  (1888), 
«Captain  Cook»  (1890) ;  ferner  «History  of  London» 
(2  SBbe.,  1893),  «Westminster»  (1895);  mit  Dalmer 
«History  of  Jerusalem»  (1871;  neue  SluSg.  1888), 
wie  er  auch,  «The  Survey  of  Western  Palestine»  (feit 
1881)  leitet  unb  Selretdr  be8  Palestine  Exploration 
Fund  (beffen  SBericbt  für  1865—86  er  1886  beraub 
gab)  mar.  SB.  würbe  1895  jum  Stüter  erboben  unb 
lebt  ießt  in  $»ampfteab  öcath  bei  fionbon. 
»■Wefan  (im  SBergmefen),  f. Bergbau  (Sprengarbeit), 
ftefatjung,  SBejeicbnung  ber  im  Kriegsfälle  jur 
SBerteibigung  einer  §eftung  beftimmten  Gruppen. 
Sie  beftebt  ber  £auptmaf(e  nacb  au«  Infanterie 


I  unb  5ufj:(5eftungS^NJlrtillerie  unter  Söeigabe  bei 
nötigen  tecfcnitdjeu  Iruppen.  Kaoallerie  wirb  einer 
nur  in  ganj  geringer  2ln$abl  jugewiefen  jur 
iöef orgung  beä  SidberbcitöbienfteS  im  Sorgel&nbe. 
SBeipannte  SBatterien  (©efdbü&e),  bie  einer  Atftung* 
beiaßung  jugeteilt  fmb,  werben  ?l  Unfall  bat 
terien  (=0eicbüße)  genannt.    3)ie  jablenmäßiK. 
Starte  ber  iB.  riebtet  t'icb  nad?  ber  l'agc,  tUröpe.  SBt 
febaffenbeit  unb  söebeutung  ber  Leitung,  allgc 
ncintn  werben  ju  Aeftung«befatiungen  leine  imr 
pen  ber  ^elbarmee,  fonbern  iKeierne  ober  L'anbrnebr 
formattonen  bejtimmt;  größere  ^eftn"flf"  erhalten 
tnbeffen  unter  Umftdnben  auch  ^elbtruppen  in  ae- 
fcfcloffencn  iBrigabcn  unb  S)i»iftonen.  rVbe  Aeftuna 
wiro  in  ilbidjnitte  eingeteilt  unb  für  jeben  ^Iblcbniit 
eine  beionbere  ^Ibf  dmittöbef atiung  benimmt ;  bie  nid. ; 
bajuoermenbeten  Jeile  ber  SB.  bilben  btey  auprreierw . 
SJluftcrDcn  wirllicbenlnippcngebören  ju  einer  Iriegr 
mäßigen  ,\eftungSbefa&ung:  Jelegracbenbetacbc- 
ment,  i'uftfcbifferbetacbement,  arbettercompagnun 
für  ben  lienft  in  ben  ^erfftdtten,  üajaretten.  l'ia 
gaunen,  HüAcn  u.  f.  w.,  Giienbabnbetrieb*betad,f 
ment;  eine  (unter  Umftdnben  au*  geeigneten  ^er 
fonenberlSiöilbertfrllcrungsufammengejtellte)  ,}euer 
webr ;  enblicb  ,\eftungefubrparlö  für  ,3lt,£de  ber 
Armierung,  beS  yJtunitionserfahe«,  ber  i?erpfleguna 
unb  be-J  3anitdt*mefen3. 

^ e in nung credit,  bie  SBefugni-J,  in  einem  £zu 
Gruppen  cinjulegen.  5)ieied  iHecbt  ift  eine  Jol.ie 
ber  auM'd'liefslidjen  SBerecbtigung  be*  Staate*, 
über  feine  SlUebrlraft  ju  oerfügen.  2)a*felbe  muUi 
ben  Stdbtcn  gegenüber  unter  febweren  .Hdmpfen 
burebgefeht  werben,  welche  für  Greußen  ibren  ?lt 
ieblup  erft  burcbjyricbrid)  ©ilbelm  I.  fanbeu.  ^a* 
ber  lKeiaV5oerfanung  (3Xrt.  63, 3lbf.  4)  bat  im  gaiiüc-i 
iHeidn*,  mit  Jlusnabme  oon  dauern,  ber  itatier  allein 
ba-5  :Heebt.  bie  Wamifonen  ber  iruopen  511  beftim 
men  (Xiälofatione recht);  bod)  bat  er  ftcb  C>anii 
bureb  bie  Dhlitdrlonoentioncn  in  breifadvr  >>inüdt 
gebunben:  a.  ^ablreicbc  Staaten  baben  Die  Suft^ 
rung,  baß  ihre  Kontingente  im  ^rieben  im  eigenen 
itonbe  bleiben  (Sacbfen,  SH?ürttemberg .  .ncfjen,  SBa- 
ben,Clbeuburg,  ibüringcn/Jlnbalt),  ju  Verlegungen 
iftalfo  ibre  ^'Kimmung  erforberlicb;  bie  3Bürttcin< 
berg-5  ieboeb  nid)t,  wenn  füb^  ober  weftbeutfebe  %t- 
itungen  belegt  werben  f ollen.  Xa^u  ift  3acbfen  un^ 
s^ürttembergfüribrc  Gruppen  innerhalb  be^  eigenen 
Vanbe*  baö  auwid^lieülicbe  2)i«lotatiouorecbt  emge 
räumt.  I).  Sacbfen,  Württemberg,  *>encn,  SBaben 
unb  Clbenburg  üt  mit  bejüglicben  2lu*uabmen  für 
Ulm,  llUainj,  ^Haftatt,  Stabt  SBirleufelb  jugeficben. 
baß  ohne  befonbere  militär.  ober  rolit.  ^nterefien 
Jruppcu  anberer  Kontingente  in  ibr  Webiet  nieb; 
gelegt  werben,  c.  Scbwar,burg-Sonbcr*baufcrt, 
Üippe,  Schaumburg Üippe,  33albed  unb  ben  >>anfe 
ftdbten  aU  ben  Staaten,  bie  auf  eigene  Kontingente 
vernichteten,  ift  bagegen  oerfproeben,  baß  in  ihr  <$c 
biet  preuß.  Jruppen  gelegt  werben. 

I  a-j  Sit  b  1 1  c  r  r  c  cb  t  tennt  au*  ein  innerhalb  einee- 
fremben  Staatsgebiete«  juftebcnbe*  SB.  So  hatte 
,vrantreid)  oom  iffieftfälifcben  bis  jum  9iimweger 
Arieben  ( 1648—79)  bad  SB.  in  ber  beutfeben  Acftung 
VbilippSburg.  9ladi  ber  beutigen  ?luffafiung  ber 
^eutralitätipflidjten  felbftänbigcr  Staaten  lann  ein 
foKtev  MV  niibt  auch  für  ben  KriegSjuftanb  beö  Söe 
reebtigten  mit  einem  britten  Staate  Geltung  baben. 

^efana,  Küiienfluß  in  ber  fpan.  i^rooinj  San^ 
tauber  is.'lltcajtilieu),  entfpringt  am  Subabbange  ber 
Sierra  be  3fat  nörblid?  oon  SKeinofa ,  burebbridt 


! 


)igitized  by  Googl 


SeSborobfo  —  93efäauüd)feit 


849 


baS  gantübiiu+c  Gebirge  unb  crftie^t  fich,  nach* 
bem  er  bei  Sorrelarcga  ben  Saja  von  SB.  auf; 
genommen  bat ,  burd?  bie  9iia  bc  San  Martin 
pe  la  Slrena  bc  SuänceS  in  ben  ©olf  t?on  23iScapa. 

^cöboröbfo,  Slleranbet  «nbreiemitfcb,  ftürft, 
ntff.  Staatsmann,  geb.  25.  2Rärj  1747  in  itleim 
rußlanb,  begleitete  als  Selretdr  ben  ftclbmarfcball 
'Jtumianjom  auf  beffcn  falbjügen  gegen  bie  fürten, 
mürbe  bann  bei  ber  jieicbStan}lci  angeftellt  unb 
1780  StaatSfefretär  im  Kollegium  beS  äuSmdrti 
gen.  Seitbeni,  unb  nod)  mebjr  feit  SßaninS  2obe, 
1783,  genoß  er  baS  ganje  23ertraucn  ber  Äaiietin 
Statbanna  II.  23on  ^ofepb  U.  mürbe  er  1784  jum 
beutjdjen  JReidjSgrafen  erhoben.  Um  mit  ber  Pforte 
bie  ijriebenSunterbanblungcn ,  bie  Sßotemlin  ab- 
gebrochen,  fortjufe&en,  fanbte  il?n  Katbarina  1791 
nad)  Safiu,  unb  23.  fcbloß  ben  trieben  xu  ihrer  Ru- 
friebcnbeit  ab.  9tad?  ber  SHüdtebr  flieg  fein  «nfcben 
immer  mebr;  bod)  oerbrdngte  ibn  fpäter  ber  ©ün)t= 
ling  Sßlaton  Subom,  obnc  baß  er  gerabeju  in  Un= 
gnabe  fiel.  9cad?  %au\d  I.  Sbronbefteigung  warb 
er  jum  DleidjSlanjler  unb  in  ben  ftürftenftanb  er* 
hoben  unb  1798  beauftragt,  ein  23ünbuiS  jwifcpen 
Jiußlanb  unb  (Englanb  gegen  ftranfreicb.  ju  f  djließen. 
6t  ftarb  9.  «ug.  1799  In  Petersburg.  58.  fammelte 
eine  bebeutenbe  ©emälbegalerie.  Sein  23ruber  unb 
Grbe,  ©raf  3lja  »nbrejcroitfd?  23.,  ©eneral^ 
leutnant,  geft.  1814,  ftiftete  große  Summen  ju 
UntcrricptSjmeden,  fo  sur  23egrünbung  beS  fipceumS 
(eröffnet  1820) ,  ie&t  &iftorifd?:pbUologifcbcn  taftU 
tutS  93.  in  9tjeibin.  —  2Jgl.  ©rigorowitfd? ,  3)cr 
Kaller  Jjürft  93.  (2  93be.,  s#eterSb.  1879—81). 

söcFdmbiqunß ,  f.  Sacbbcfdjäbigung  unb  Lex 
Aquilia.  —  3m  Militdrftrafgefefcbud?  (§.  137>  ift 
3erftörung  unb  preisgeben  r>on  $ienftgegenftdnben 
als  militä'r.  Vergeben  unter  Strafe  gcjtellt. 

«cfcrjaffungSamt,  f.  93b.  17. 

iBcfcrmftißungäHeurofeii,  eine  ©nippe  von 
9tert?enleiben,  bei  oenen bie  betrefienben KrantbcitS= 
erfdpeinungen  fid?  nur  bei  ber  Ausführung  ganj 
befttmmter,  mit  ber  23erufStbätigleit  ber  Kranfen 
juiammenbängenbcr  2Jemegunaen  einfteüen,  wäfc 
renb  ber  ©ebraud?  berfelben  3)luSteln  ju  anbem 
2kwegungen  in  ber  Siegel  obne  Slnftanb  r>on  ftatten 
geben.  ©ew&bnlicbbanbelteSfich  umÜJcuefelfrämpfc 
ober  um  SdbmungSjuftdnbe.  T  )ai  befanntejte  23ev 
fpiel  üt  ber  Scbrcibtrampf  (f.  b.);  äbnlicbe  UHuSfcl: 
trämpfe  finben  fid?  bei  Klaüier*  unb  23iolinfpielern, 
bei  Iclcgrapbiften,  bei  Tambouren,  bei  Sdmeibern 
unb  Schuftern  u.  a.  5>aS  Reiben  ift  gew&bnlid?  hart- 
nddig;  bie  23ebanblung  erforbert  uor  allem  länger 
fortgefe^tevollftänbigembeitSentbaltungfomiefad): 
funbige  Slnwenbung  ber  SRafiage  unb  (Slcltricitdt. 
tS.  aud)  23crufStrantl?eiten.) 

öcf(t)älau«f^loa,  f.  23ldS4enauSfd?lag. 

!8cf(t)älcr,  and?  lecdbengfte,  bie  jur  3ud?t 
benuhten  ^engfte.  i'ian  unterfdbeibet :  öaupt- 
befcbdler,  melcbe  in  StaatSgeftüten  für  bie  in 
fcenfelben  befinblicben  Stuten  jur  SJenr-enDung  ge= 
langen;  fianbbef djdler,  melcbe  in  com  Staate 
unterhaltenen  $engftbepotä  ober  93efcbdh 
auftalten  für  bie  Stuten  beS  £anbe£  gehalten 
rperben,  unb  prioathefcbdler,  rceldje  im  93e> 
fth  t?on  ^ritjaten  für  beren  eigene  ober  frembe 
Stuten  beftimmt  finb,  in  meld)  le&term  Jalle  fte  in 
ben  meiften  Staaten  einer  Äörung,  b.  b-  einer 
Unterfud)ung  burd?  Sad?oerftdnbige,  unterroorfen 
werben  (f.  Äörorbnungen).  $ür  bie  9)enututng  beS 
23.  ift  bie  23efd)dlgcbübt  ju  entrichten,  ©ejunb- 

«rotfiau»-  «cnefrfaHpnl-efiifrn.   it.  «uff.  W.  «.  n. 


beit  unb  regelmäßiger  93au,  namentlich  Freiheit  Von 
fog.  Grbfeblcrn,  unb  93ebingungen  für  feben  93., 
»äbtenb  ©rofse,  5otm  unb  notroenbige  ^taff«  ftd? 
nad)  ber  Dualität  ber  ju  bedenben  Stuten  unb  beim 
näcbft  nach  ben  gemümebten  @igenfd?aften  ber  ju  VC* 
jieleuben  v^robu!te  richten  müffen. 

»cfefjälfcut^e  ober  23efd)dltran!beit,  auch 
3ud)tldbme  unb  Schanterfeuche,  in  ^ran!: 
reich  Dourine  genannt,  eine  au3fd)licfelid)  burd)  ben 
23cfchälalt  fid)  oerbreitenbe  chronifche  3^f<lti«>nS» 
tranlbeit  ber  ^Jferbe.  Sie  beftebt  in  einer  6ntjün* 
bung  unb  93erfcbmdrung  ber  ©efd)led)tSteile  mit 
nachfolgenber  (Mrantung  beS  9iüdenmartS  (2&b- 
mungen)  unb  ber  £aut  (Quabbeln,  bie  als  Jbaler* 
flecre  heseichnet  merben).  2>ie  flranfbeitSbauer  bv 
trägt '/»— 1  3abj,  bie  Sterblid?feitSjiffer  70  ^roj. 
$n  55eutfd)lanb  berrfd)te  bie  93.  in  manchen  fahren 
in  großer  SluSbebnung,  ift  aber  feit  Ginfübrung  beS 
!HeicbS:23iebfeud)engefetieS  faft  ganj  erlofchen.  5>ie 
23ebanblung  ift  jiemlid)  auSftd)tSloS;  bei  öengften 
erhielte  man  burd?  ftaftration  nid)t  feiten  Teilung. 

5öci rfialnicfcn,  f.  23efd?äler  unb  Äörorbnungen. 

4»cfrriattung  ber  $flan}en.  Gine  große  3abl 
ber  in  Kultur  befinblicben  3itfPflanjen,  bcfouberS 
bie  garne  unb  anbere  Söalbpflanjen,  bebürfen  jum 
guten  ©ebeihen  mehr  ober  weniger  fd?attige  Stanb' 
orte  ober  eine  tünftlicbe  93efchattung  bei  fonniger 
2Bitterung  im  Sommer.  3n  ©ewäd)Spdufern  rnüflen 
faft  alle  ^flanjen  mit  wenigen  JluSnabmcn  (Sut^ 
fulenten  unb  Ka(teen)  im  Sommer  bei  hellem  2Better 
üon  früh  9  bis  nachmittags  3  Uhr  befebattet  wer* 
ben.  55ie  biüigfte  23cf*attung-5metbobe  ift  baS 
23eftreicben  ber  äußern  ©laSfläd?en  mit  Kallmild) 
(2Beißtal!  ober  Sd)lämmlreibe,  mit  sJJiild)  unb 
2Ba)ler  Derbünnt),  ber  etwas  braune  unb  febwarje 
garbe  jugefc^t  ift.  9Mel  praltifdher.  jebod)  auch  meift 
teurer  ift  bie  23.  mit  befonbern  Scbattenbeden,  ©it- 
tern  aus  öoljftäben  ober  93rettern.  ©ewäd)Sbäufer, 
bie  im  SÖinter  mit  fcbmalen  93rettem  gebedt  mer= 
ben,  um  fie  mäbrenb  ttx  SRacbt  gegen  Kälte  ju 
fdnt^en,  (önnen  mit  biefen  Sedierten  auch  befebattet 
werben.  (5ine  gleichmäßigere  23.  wirb  jebod)  bureb 
befonberS  angefertigte  Vorrichtungen  erjielt.  Kn 
jwedmäßigften  finb  Törten  jum  Sluf-  unb  Abrollen 
auS  geflocfetenem  iHobr  ober  Jpoljftäben ,  gewebtem 
ßoljbraht,  burd)  2)rabtöfen  uerbunbene  bünne  6ol>= 
platten,  ober  Seinwanb.  2Ulc  auS  ©ewächSbäufern 
inS  (jre»<  gebrachten  ^flanjen  müffen  in  ber  erften 
3eit  gegen  bie  Sonne  gefcpü&t  unb  nach  unb  nad? 
bagegen  abgehärtet  werben.  35ieS  gefdjiebt  babureb, 
bar-  man  fte  etwa  8  Sage  auf  einen  <)Maft  ftellt,  ber 
gegen  bie  SJiittagSfonne  geichüht  ift.  ^ür  Sopf- 
pflanjcn,  bie  wäbrenb  beS  Sommers  im  freien 
bauernb  Schatten  ocrlangen,  werben  befonbere  mit 
£|ol}ftangen  bebedte  ober  mit  abnehmbaren  üol}- 
gittern  ju  bebedenbe  ©erüfte  bcrgtftellt.  Pflanjen, 
bie  auep  ben  2öinter  über  im  >yreien  aushalten, 
pflanjt  man  an  Stellen  mit  natürlichem  Schatten, 
auf  ber  9iorbf  eite  bober  ©cbäube  ober  unter  23äumen . 

43efcrjast,  bie  t?on  ben  ©olbfefamiebejünften  im 
Mittelalter  geübte  Prüfung  ber  ©olbarbeiten  auf 
ihren  Feingehalt.  35em  r>on  23eamten  geprilften 
Stüd  würbe  ein  23ef d?aujeid?en  eingefcblagen; 
biefe  geben  baber  SluSfunft  bariiber,  in  welcher 
Stabt  baS  Stüd  geprüft  würbe.  —  Sgl,  SM.  Wo- 
fenberg,  Ter  ©olbiimiebe  SPlerljeichen  (^ranff. 
a.  9H  1890). 

iBefc^aucr,  f.  23ra!er. 

«cf^öulicfjfeif,  f.  23efd?auung. 

54 


Digitized  by  Google 


850 


23efd)auitng  —  Sefcfjlagnaljme 


*Bcfdjauung  ober  Kontemplation,  bie  23e= 
tradjtung  unb  »uffaffung  eine*  ©egenftanbt*,  bie 
fidj  beffen  93üb  anzueignen  beftrebt;  bann  ber  3u* 
ftanb,  in  bem  fiep  ber  ©eift,  allen  duftem  Gin* 
brüden  entjogen,  mit  feinen  eigenen  SJorftellungen, 
93cgriffen  unb  @ef  üblen  befcbdftigt.  S3ef  cbaulicb* 
feit  beiftt  bie  he  harr  liebe  Neigung, fid)  in  ba* eigene 
innere  ju  oerfenten.  5>ie  mct|ten  Orient.  Völler 
iaben  bie  33.  für  ein  »efentlidjee  Glement  ber  9teli= 
gion  an.  93on  ihnen  au*  »urbe  aueb  ba*  beutau 
liebe  Sieben,  mit  ben  gnoftifeben  unb  neuplatonifcben 
3becn  ber  Grbebung  über  bie  6innenn>clt  bereichert, 
im  3.  ^abrb.  in  ba*  <i haften! um  gebracht,  »o  ti 
fid)  burd)  baä  Mönd)*»efen  oerlörperte. 

SMrtjütfarmaf,  günf f ingerberg,  ruff. 
St.  ja»  bei  ben  Gingeborenen  Scbaitanfa  unb 
©bibbtsSünba,  33erg  in  ber  tautaf.  ©ebirga* 
lette  im  ruff-  ©ouoernement  23atu,  564  m  bod>,  bat 
feinen  tarnen  oon  ben  fünf  ;yelejaden,  bie  feinen 
(Gipfel  bilben,  unb  entbält  eine  ben  Werfern  beilige 
>36blf,  in  »eldjer  ber  Sage  nad)  ber  sJJropbct 
Cfliad  fid)  vor  Slbaö  verborgen  hatte. 

*cfrfjcib,  früher  33ejeicbriung  für  Urteile  unb 
Verfügungen  ber  ©eridjte  wie  für  Knorbnungen 
ber  Sierwaltungäbebörben.  Tie  beutfeben  ^Jrojeft* 
orbnungen  gebrauten  bafür  Gntfdjeibung. 

«efd)cinigung,  f.  ©laubbaftmadjung. 

Q3cfrf)i(fcn,  jundebft  glcicbbebeutenb  mit  gat* 
tieren,  möllern,  oft  aueb  legieren,  nennt  man 
in  ber  Metallurgie  ba*  SBermifdjen  oon  drmern 
Grjen  mit  reichern,  um  bie  Maffe  auf  einen  geroiffen 
mittlem  ©ebalt  ju  bringen,  ober  ba*  SJermifcben  oon 
Gijen  mit  Stoffen  (3ufd>lägen),  bie  mit  ben  oer- 
febiebenen  ©angarten  beim  Scbmeljen  Schladen  ju 
bitten  oermbgen.  3)a$  Gintragen  ber  befdndten 
Maffen  in  ben  Apparat,  in  bem  fte  verarbeitet  »er- 
ben, bejeiebnet  man  ebenfalls  mit  33.  93efd)idung 
(6 bärge)  ift  bie  Sejeidmung  für  bie  einmal  ein- 
getragene  SRaffe  Material.  (6.  fteueruna*anlagen.) 

©efdjieftcii,  fooiel  »ie  «nfebieften  (f.  b.). 

»cfdjtf bat,  f.  »efilabal. 

«cfrrjif  Safrf)  («SSieaenftcin»),  «orftabt  von 
flonftantinopel  (f.  b.  nebft  $lan)  jwifdjen  Raba 
uv eh  unb  Drtalöt  auf  bem  europ.  Ufer,  4  km  vom 
©olbenen  £>orn,  Station  ber  93oöpora*bampfer. 
9tad?  Drtatöi  ju  am  Meere,  oon  ber  Sanbftrafte 
burd)  eine  hohe  Mauer  abgetrennt,  ber  etwa  800  m 
lange,  in  feinem  Jnnern  mit  auftergewöbnlid?er 
bracht  au*geftattcte  Marmorpalaft  tfebiragan,  er- 
baut 1870  oon  Abb  ul*Aft*,  welcher  barin  1876 
ftarb.  Seit  18769Bobnung  bei  abgefegten  Murat  V. 

s-»cfd)tmpfungf  grobe  flunbgebung  ber  93er* 
aebtung,  burd)  9tobeit  bc«  Äu*brud*  oerftfirtte  33e= 
leibiguug  (f.  b.).  33.  bei  Snbenfen*  33erftor* 
bener  wirb  nacb  bem  $eutfcben  Straf  gefefrbueb 
(6.189)  auf  Eintrag  ber  Gltern,  ber  Äinber  ober  be« 
Gbegatten  bes  Verdorbenen  mit  ©efängnia  bi*  ju 
«  Monaten,  bei  milbernben  Umftdnben  mit  ©elb 
bii  900  M.  beftraft,  wenn  wiber  befferc*  SBiffcn 
eine  untoabre  Sbatfacbe  behauptet  ober  oerbreitet 
wirb ,  welche  geeignet  gewefen  wäre,  ben  3Jerftorbe* 
nen  bei  feinen  Schreiten  ocracbtlid)  ju  machen  ober 
in  ber  öffentlichen  Meinung  berabjumürbigen.  3u* 
ftdnbig:  ctraffammer,  bie  an$  Sd)öffengerid)t  über= 
meifen  lann.  —  ttberiö. Iircblid>crGinrid>tun  = 
genunb@ebräucbef.  5Keligion*oerbrecben. 
cfd)irruitfl,  f.  3lnfd)irren. 

^cfdilag,  in  ber  (Sbcmie  unb  Secbnologie 
bie  5Pejeidbnung  für  oier  oerfebiebene  Tinge.  1)  Gin 


überjug,  mit  bem  man  gennffe  Utenfilien  umbüllt. 
um  fie  roiberftanb Mab ieier  gegen  Jg>i^e  }u  maebrn 
ober  bie  $oren  ihrer  ^okinbungen  ju  oerftopfen. 
©Idferne  Retorten,  bie  man  bei  freiem  §ruet 
boben  ÜBdrmegraben  auäfehen  »ill,  befdjldgt  man 
mit  einem  bünnen  Ibonbrei,  ber  nad?  bem  icb**-- 
maligen  Irodnen  in  mebrern  Sdjicbten  aufgetragen 
mirb.  Jbonrßbren  »erben,  um  fte  für  ©afe  un= 
burdjläfüg  »u  macben,  auf  ibrer  ^nnenfldd>«  mit 
einem  leiebt  febmeljenben  ©laSfai»  befdtlagen.  2)  2Jcr 
Slnflug  oon  au*  ber  £uft  lonbcnfiertcr  »veuebtig^ 
teit,  ber  fid)  auf  allen  ©egenftdnben  bilbet,  oereti 
Jemperatur  unter  bem  Jaupuntt  ber  umgebenben 
«tmofpbäre  liegt.  3)  Ginc  oon  felbft  entftepenb«  9kr^ 
dnberungber  duftem  Dberfläd)e  oerf  djiebener  ©egen: 
ftdnbe.  SBlante  Metalle  bejdjlagen  burdj  Drobbil^ 
Dung,  feuebte  Mauern  bureb  äueroittern  0011  Sab 
jen  (f.  Mauerfrafe),  bie  Jtrufte  bti  JBrote*  bur* 
Scbimmelpilje.  4)  jn  ber  fiötrobranalpfe  ein  auf 
ber  Unterlage  ber  ^Urobe  fid)  bilbenber  Slnflug  oon 
Droben  flüchtiger  Metalle,  beren  ^arbe  Sluefunft 
über  bie  9latur  berfelben  giebt.  SBeifi ).  9.  beutet 
auf  Siuf,  gelb  auf  $lei,  braun  auf  Aabmium. 
(S.  aud)  Änflug  unb  Sluäioittem.)  —  9ln  ber  58 au- 
lunft  beiden  93.  bei  Jbüren,  ^enftem,  Scbrdnlen 
u.  f.  10.  alle  MetaUteile.  al*  Angeln,  Stngclbänba, 
Scbarnierbänber ,  Sd>lofefd)ilber,  »obl  audj  bie 
S*löffer  felbft,  u.  f.  to.  2?er  33.  ift  oft  ©egenftanb 
(ünftlerifcber  33ebanblung,  loie  bei  Möbeln  im  I&a 
rodjtil,  beibenlbüren  got.fltrd)en  u.f.m.  (S.^ntfter.) 
—  Über  ben  ©emebrbefcblag  f.  ©arnitur. 

«efd)lag  (bei  Ererben),  f.  $mfbeid>lag. 

^cfdilng  (im  9iccbt6ioefen),  f.  Sicf&lagnabme. 

©cfdjlagen,  in  ber  3dgerfpraebc  bie  Siegattung 
bei  öocbtoilb  unb  jHebnülb. 

©cFdjlagnabmc,  ibcfcblag.  Tie  1\  einzelner 
93ermögen*gegeuftdnbeerfolgtim3Bege  be«3lrreftc5 
ober  ber  3ioangöooll|'tredung  jur  Sieberang  ober  jur 
ftealifierung  oermögendrecbtlid>er  Slnfprücbe,  aueb 
auf  Stnorbnung  einer  33era>altung»bebörbe  roegen 
öffentlicbTecbtlicber  änfprücbe,  ober  au*  poli|eilid?cn 
©riinben.  (S.  »rreft,  ^fdnbung,  Subbaftation.) 

3m  Strafprojeft  rnüfien  törpcrlidae  ©egen= 
ftdnbe,  melcbe  für  bie  Untcrfucbung  oon  33ebeurung 
fein  fönnen,  fei  e»,  bafe  fie  bureb  bie  StTaftbat  ber= 
oorgcbrad)t  ftnb  (j.  33.  ein  fdlfcblid)  angefertigter 
SBedjfel),  fei  e*,  baft  fie  jur  33egebung  berfelben 
gebraucht  finb  (j.  93.  ba*  jum  Morbe  gebrauchte 
33eil),  fei  e«,  bafe  fie  Spuren  ber  Jbcit  tragen  (j.  33. 
jtleiber  mit  33lutfleden),  möglicbft  frübjeitig  in  ge= 
ricbtlidje  33ertoabrung  genommen  ober  fon|t  fteber 
geftcllt  »erben.  Soweit  Derartige  ©egcnftänbe  oen 
ibren  Inhabern  niebt  freiwillig  berauegegeben  rcer^ 
ben,  bebarf  ei  ber  33.  2)iefclbe  tann  entweber  ia 
3Bege  ber  Surcbfucbung  (f.  b.,  aud)  6au*futbung 
genannt)  unb  vBcgnabme,  ober,  inf ofem  ti  ficb  um 
.vteraudgabe  beftimmter  ©cgenftdnbe  feiten*  unbe< 
teiligtcr  Trttter  hantelt,  mit  ben  Mitteln  unb  in 
ben  ©renjen  bei  3ragni3j»ange3  (f.  b.)  bureb- 
gefübrt  »erben  (2)eutfcpe  Strafprojcfeorbn.  §§.  94, 
95;  Cfterr.  Strafprojefrorbn.  §.  143).  Stadj  bei 
$eutfcbcn  Strafprojeftorbnung  finb  oon  ber  33. 
auSbrüdlid)  aufgenommen  Ättcnftüde  öffentlicber 
^ebörben,  »enn  bie  obere  Dienftbebßrbe  ertläri, 
baft  ibr  33c(annt»erben  bem  SBobl  bei  ;'icid>*  ober 
eine*  33unbeeftaate*  9lacbteil  bereiten  »ürbe  (§.  96), 
unb  ferner  fdmftticbe  Mitteilungen  j»ifdjen  bem 
$kfcbulbigten  unb  ben  ^erfonen,  bie  »egen  ibre* 
3>erbdltniffe*  |U  ibm  jur  3<ugni*Per»c»gfning 


)igitized  by  Googl 


Sefdjlagunteroffiaier  —  ÜBefälif 


851 


0".3euge)  berechtigt  ftnb,  fall*  biefe  SKitteilunaen  ftch 
in  ben  öänben  ber  le&tcrn  beftnben  unb  biefe  nicht 
felbft  ber  Teilnahme  an  ber  Straftbat  t-erbäcbtig 
finb  (§.  97). 

Stocb,  bet  Deutfcpen  Strafprojefjorbnung  (§.  99) 
unbcbingt,  nad)  ber  tfterreicbi|cben  (§.  146)  nur, 
fall*  ber  SBefcbulbigte  ficb  bereits  wegen  eine*  SBer= 
brechen*  ober  Vergeben*  in  Haft  befinbet  ober  bocb 
SBorfübrung**  ober  SBerbaftbefebl  gegen  ipnerlafjen 
ift,  juläf  fig  ift  bie  SB.  an  ben  SBefcbulbigten  gerichteter, 
für  ipn  beftimmteroberoonipm  berrübrenberSBriefe, 
6enbungen  unb  Telegramme  auf  ben  ^ojt-  unb 
Tclegrappenanftalten.  (6.  SBrtefgebeimni*.)  Die 
Sfnorbnung  von  IB.  ftebt  grunbfählicb  nur  bem 
Siebter,  in  Deutfcplanb  bei  ©efapr  im  SBerjuge 
auep  ber  StaatSanmaltjcpaft  unb,  fofern  e*  fiep 
niept  um  ^oftfenbungen  unb  Telegramme  panbelt, 
beren  Hilf  Sbeamten  ju ;  bocb  unterliegt  aueb  in  tiefen 
fällen  bie  JB.  ber  gerichtlichen  SBeftdtigung,  welcpc 
uor  (Srpebung  ber  öffentlichen  fllage  bei  bem  2lmt*: 
riepter  be*  SBeiirf*,  nach  ©rpebung  berfelben  bei 
bem  mit  ber  Sache  befaßten  ©eriept  binnen  brei 
Tagen  nacbjufucben  ift  (Deutfcpe  Strafprojeporbn. 
H.  98,  100).  Über  Gröffnung  ber  mit  SBefaMag 
belegten  ^Joftfcnbungen  entfebeibet  überall  ber  Sieb- 
ter, ber  jugleidp  bie  SluSpctnbigungober  abfeprift: 
liebe  ÜJtittcilung  berienigen  Stüde  anjuorbnen  bat , 
bie  für  bie  Unterfucbung  niebt  von  SBebeutung  finb. 

3m  öerfabren  gegen  iUbwefenbe  (f.  aueb  2lb= 
mefenbeit)  finbet  naep  ber  Deutfcben  Strafprozeß; 
orbu.  (§§.  325, 326, 332),  fofern  c*  ficb  um  ba*  un« 
gep orfamsoerfapren  wegen  nur  mit  ©elbftrafc  ober 
Ginjicpung  bebrobter  ©traf tpaten  banbelt,  jur 
Dedung  ber  Strafe  unb  Heften  eine  58.  einzelner 
bem  Singefcbulbigten  gehöriger  ©egenftänbe,  unb 
fall*  biefe  niebt  ausführbar,  bie  SB.  be*  im  Deutfcben 
Uieicbe  befinblicben  Vermögen*  ftatt;  fofern  e*  ficb 
um  bie  SBetueieftcberung  in  fcpwerern  fällen  banbelt 
unb  SßerbacptSgrünbe  vorliegen,  welche  bie  Grlafiung 
eine*  Haftbefehls  rechtfertigen  mürben,  finbet  nur 
bie  58.  be*  Vermögen*  ftatt.  Sie  ift  babei  al*  ein 
SUlittel,  ben  Slngefcbulbigtenjur  ©eftellung  ju  per= 
anlaficn,  gebaebt.  (S.  au*  2Bebrpflicbtige.) 

SBei  Drudiebriftcn  finbet  unbejehabet  ber  all= 
gemeinen  SBorfcpriftcn  über  58.  (f.  oben)  eine  »or* 
läufige  58.  ohne  richterliche  SHnorbnung  bureb 
bie  ^oltjeibepörben  ftatt,  »enn  entroeber  bie  Drud= 
fcbrijtcu  ben  preßpolijeilicbcn  58eftimmungen,  in*: 
befonbere  über  Angabe  be*  tarnen*  unb  SEBobn- 
ort*  be*  Druder*,  5ßerleger*,  JHebacteur*,  nicht 
entfpreepen,  ober  wenn  ihre  Verbreitung  auf  ©runb 
gcfe&licper  Grmäcptigung  Perboten  ift,  ober  wenn 
fte  ihre*  Inhalt*  wegen  im  öffentlichen  3nterefie 
(im  Deutfcben  5Heicp  nur  wegen  Slufforberung  nur 
Begehung  ftraf  barer,  insbefonüere  boebüerräterifeber 
>>anblungen ,  megeu  ü)la  jeftdt*beleibigung,  Slnrei* 
jung  ju  ©emalttbätigfeiten  unb  wegen  umücpttgen 
Inhalts)  ju  tierfolgen  fmb.  Die  tyolijeibebörben 
baben  bie  ÜBcrbanblungen  ohne  SBerjug  ber  Staats« 
anmaltfchaft,  biefe,  falls  fte  bie  58.  nicht  wieber  auf-- 
bebt,  bem  ©eriebt  3ur  SBeftdtigung  ober  Jlufpebung 
Per  58.  Dorjulcgen.  Die  Triften  fmb  fo  furj  be« 
mefien,  baß  bie  58.  erlifebt,  wenn  ber  ©ericptöbefchlufe 
nicht  bi*  jum  Ablauf  beS  fünften  TagS,  in  t  fterreieb 
binnen  acht  Tagen  ergeht,  ftuep  bie  betätigte  SB.  ift 
aufzubeben,  in  Deutfcblanb,  menn  nicht  binnen  jmei 
JHocpen  nach  ber  SBeftätigung  bie  Strafverfolgung 
in  ber  öauptfaepe  eingeleitet  tft,  in  ßfterreiep,  menn 
niebt  innerhalb  acht  Tagen  ber  Staatsanwalt  Sor» 


unterfucbung  beantragt  ober  SIntlagcfcbrift  ein* 
gereicht  hat.  2)aS  öfter r.  ©efeti  gewahrt  in  allen 
^etilen,  in  welchen  eine  Donogene  58.  enbgaltig  als 
ungerechtfertigt  ertannt  wirb,  bei  Aufhebung  ober 
Grlöfcben  ber  58.  bem  58efcbäbigten  Grfatt  beS  erweis^ 
liehen  ScbabenS  aus  ber  StaatStafje.  Ter  Schaben 
ift  innerhalb  ber  nclcbften  14  Tage  beim  ©eriebt 
nacpjuweifen  unb  biefe*  bat  hierüber  nach  Geruch 
mung  be*  Staatsanwalt*  unter  5Borbehalt  ber 
binnen  8  Tagen  ju  Überreichenben  58efcbwerbe  ?u 
entfebeiben.  (Scutfcbe*  ^repgefeti  oom  7. 3«ai  1874, 
§§.  23  fg.;  Dfterr.  Straf projcfiorbn.  §§.  487—491 
unb  ^refegefe^nopelle  oom  9.  3"U  1894,  §.  4.) 

©cfrf)laguntcrof fixier,  f.  G*tabron. 

©cfdjlcuntgung,  Scceleration,  in  ber  2Re 
cbanit  IBcjeichnung  ber  pro  ^eitcinbnt  gr rechnete n 
Zunahme  ber  ©efchwinbigfeit  (f.  b.)  eine*  bewegten 
Körper*.  (Sine  folcbe  @efcbwinbigleit*junahme  hat 
jur  Urfache  immer  eine  Kraft.  3ft  biefelbe  P 
unb  bie  }u  befcbleunigenbe  ÜJtaffe  m,  fo  tft,  wenn 
man  eine  geradlinige  Bewegung  porau*fe|t,  bie  58. 

-f^l.«-*— 

fleiner  bie  ju  befcbleunigenbe  OJlaffe,  befto  gröfeer 
ift  bie  bem  Körper  erteilte  58.  Sft  bie  Kraft  ton* 
ftant,  fo  ift  e*  auch  bie  58.,  unb  bie  SBemegung 
beitü  bann  gleichmäßig  bef  cbleunigt,  PorauS^ 
gefegt,  baß  bie  Kraft  in  ber  5Bewegung*ricptung 
wirft,  unb  gleichmäßig  Per)ögert,  wenn  bie 
Kraft  ber  58ewegungSrichtung  entgegenwirrt;  in  letv 
term  ^alle  ift  bie  IB.  negativ,  alfo  eine  ©efebwin- 
bigteitSabnahme.  58ei  wccbfelnber  ©röße  ber  Kraft 
änbert  ftcb  auch  bie  58.,  unb  ibre  ©röße  ift  bann  ge 
wöbnlicp  nur  mit  Hilfe  ber  Differentialrechnung  an= 

Sebbar.  3ft  hierbei  ber  jurüdgelegte  9Beg  s  für  jebe 
cit  t  burcp  bie  Munition  s=r(t)  gegeben,  fo  ift  bic 

5B.  9  -  ™ ,  b.  h-  bic  58.  ift  bic  jmeite  »bleitung  be* 

5!Bege*  nach  ber  3"t  ober  auch  bie  erfte  Ableitung 

ber  ©  cf  cbwinb  igt  cit  u  nach  ber  3eit  9  =  ~ ,  ba  u = 

58ei  frummliniger  58emegung  unterfcheibet  man  nod' 
bic  9tormalbef  chleunigung,  welche  fentrecht  jur 

5Babn  gerichtet  ift  unb  bic©röpe^-  hat,  wo  u  bie 

©efchwinbigfeit  in  ber  Sichtung  ber  SBapn  unb  ?  ben 
HrümmungSrabiuS  bebeutet,  ^n  ber  Kinematif  wirb 
bie  58.  burcp  geometr.  Konftruttton  ermittelt,  unb  ihre 
Kenntni*  ift  hier  für  bie  SBeurtcilung  ber  SJtaffen- 
wirtungen  an  9Jtecpani*men  von  58ebeutung.  fyür 
ba*  Kurbelgetriebe,  ben  Urtppu*  ber  meiften  wie- 
djaniömen,  pat  juerft  sJiittcr*hau*(«Simlinaenieur», 
1880,  S.  244)  eine  matpematifcp  genaue  Konftrut= 
tion  mitgeteilt.  Über  bie  Bcceleration  ber  Schwer« 
traft  f.  Schwere.  (S.  auch  Bewegung.) 

)Bcf(f)lcufung,  f.  Kanalifation. 

Weferjltt,  im  Türlifcbcn  fomel  wie  ^ünfer,  b.  b- 
eine  Silbcrmünjc  von  5  ©urufch  ober  türf.  slna 
ftem.  Der  feit  1844  gepräate  SB.  ift  Don  becfelben 
(jeinbeit  wie  bctSilbCT=ÜHcbfcbibjeb  (f.3irmilit)  unb 
an  ©emiebt  ein  SBiertel  bedfelben,  alfo  =  0,6*4  0)t.; 
wäbrenb  ber  por  biefer  Seit  geprägte,  in  Slnatolien 
noch  ieht  ftart  umlaufenbe  (ganje  unb  halbe)  SB. 
nach  amtlichen  eingaben  pon  1879  burcbfcbnittlicb 
eine  Reinheit  Pon  195  Taufenbftel  unb  ein  ©emiebt 
pon  15,s  g  (ber  halbe  58.  pon  7,6  g)  bat,  fo  bap jum 
greife  pon  125  m.  für  1  kg  geinftlber  fein  Gbel; 
metaüinhalt  =  0,371  (ber  balbe  0,im)  2«.  ift.  Der 

54* 


Digitized  by  Google 


852 


«efdjtöfje  —  Sefdjnetben  (ber  $ftaqcit) 


balbe  95.  beißt  aud)  %üilil,  93eja*-jü*lit,  b.  t. 
JÖunbfttfT,  roeißer  j&tmberteT,  ober  3ü*para,  b.  i. 
100  Hara.  Serfelben  tt>ie  ber  93.  verbanfen  bie 
Sltilit  unb  flJtctaUil  (Metalliques)  ipren  Urfprung, 
aud?  baben  fte  ba^felbc  Umlauf  gebiet.  Ser  Hl  t  i  1 1 1 , 
urfprünglidj  6  ^iafter  geltenb,  bat  na*  beu  errodbn; 
ten  Duellen  ein  ©eroid)t  von  burebfebnittlid)  12^  g 
unb  eine  5«inbeit  ton  443  Saufcnbteilen,  io  bafe  er 
jum^reiie  von  1255».  für  1  rteinfilber  =  0,68i  SR. 
ift.  Sie  palben  unb  Viertelaltilit*  finb  von  ixrbdlt: 
niämäfeigcm  ©eroid)te  unb  bet  erteäbnten  fteinpeit. 
Seit  SWdrj  1880  eilt  ber  SUtilit  bei  ben  türt.  Staat«: 
taffen  ftatt  6  nur  nod)  5  ^iafter,  bet  balbe  Hltiltt 
2  '/t ,  bet  SBiertelaltilit  1 V*  ^iafter.  Sie  2R  e  t  a  1 1  i  t 
befteben  au*  Stüden,  bie  urfprünglicb  1, unb  \4 
tyajter  aalten.  Set  haftet  in  2Ketallit  ift  burcb= 
f djntttlid)  2m  g  fdjroerer  unb  bat  eine  ^einbeit  von 
167 Jaufenbtcilen,  fo  baf$  et  ju  bem  errodpnten 
Silberpreife  =  0,0597  2Jt.  ift.  Seit  2Rdrj  1880  gelten 
bie  ÜJletaUit  bei  ben  tütt.  Staat*tafien  nut  nod)  bie 
Ödlfte  be*  frübern  Vertag«,  bet  alte  93.  nut  nod) 
2'/i  unb  bet  3ü*lit  nut  nod)  1 V«  haftet.  Vermöge 
ibtet  geringen  Jfteinpeit  geböten  alle  biefe  ältern 
Sorten  ju  ben  93illonmünjen.  (3.  93illon.) 

©efdjlüffe  (iurift.).  9iad>  bem  allerbing*  ni*t 
gleidjmäfeigen  Spracbgebraud)  bet  Seutfdjen  6irjtl= 
unb  Strafprojefeorbn.  (§§.  160,  299,  329;  bej. 
£§.  33,  35)  verfallen  bie  Gntf cbeibungen  bet  ®e; 
ridjte  in  Urteile  (f.  b.),  93.  unb  Verfügungen  (f.  b.). 
9öabrenb  erftere  nur  auf  @runb  münblicbet  Ver- 
handlung ergeben  unb  ben  ^Srojefe  roenigften*  für 
eine  Snftanj  beenbigen,  (Önnen  93.  foroobl  in  bet 
münbüdjen  Verbanblung  al*  aud)  vor  unb  nacb 
ber  ftauptverbanblung  gefaxt  »erben,  fäbren  aber 
niebt  bie  fad)  lieb  e  ßnbigung  be*  ^rojeffe*  ber  bei. 
Sabrenb  Verfügungen  nut  ben  äußern  Gang  be* 
fJrojejfrt  leiten,  be*balb  aud)  von  einem  einjelnen 
tHidjter  (Vorfi&enben  u.  f.  ro.)  erlaffen  werben  tön- 
neu,  ergeben  93.,  foroeit  bie  Sacbe  nid)t  amt*gerid?t: 
(id)  ift,  auf  ©runb  tollegialct  93etatung.  Soroeit  bie 
93.  auf  ©runb  münblicbet  Verbanblung  in  6ioil- 
facben,  in&nroefenbeit  ber  bapon  betroffenen  Verfon 
in  Sttaffacben  ergeben,  roerben  fie  burd)  Vertum 
bung,  fonft  burd)  3uftellung  betannt  gemad)t.  93. 
fmb  in  bet  Siegel  burd)  93efd)roerbe  anfedjtbar.  Sie 
Cfterr.  Givilprojeßorbn.  §.  425  nennt  93.  alle  QnU 
febeibungen,  Stnotbnungen  unb  Verfügungen,  bie 
nid)t  Urteile  fmb.  Slußerbalb  ber  Jagfahung  gef  afete 
93.  roerben  burd)  93efd)eib  Aufteilung  einer  Slusfer: 
tigung)  betannt  gegeben  (§.  427).  ^m  Verwaltung*: 
projep  roirb  oft  aud)  ba*  Urteil  93efd)lufe  genannt. 

**cfd)luftfäbiflf  ett,  bie  93efugni*  eine*  Molk 
gium*,  einet  Volteoertretung  u.  f.  ro.,  roirtfame  93e= 
ld)lüffe  »u  faffen.  Sie  ift  in  bet  Siegel  von  bet  21m 
roefenbett  einet  beftimmten  Slnjabl  von  Üftitgliebern 
abhängig.  3n  ben  meijten  Verfaffungen  ber  beutfeben 
(?iniel)taaten  roirb  bie  Slnroefeubeit  bet  SDcebrjabl 
ber  iütitglieber  jur  93.  ber  Kammern  verlangt;  ebenfo 
i)"t  ber  $eutfdje  9ieid)$tag  nut  bann  bcfcblußfabig, 
roenn  bie  größere  Stnjabl  feiner  (397)  üftitglieber 
(alfo  minbeften«  199)  anroefenb  ift.  Tod)  roirb  bie 
93.  in  bet  Siegel  ebne  roeiteted  angenommen,  unb 
bie  Slbftimmung  erfolgt  meift  genetell  (butd)  Slufs 
fteben,  ßrbeben  bet  ödnbe  u.  bgl.);  jebetjeit  tann 
jebod)  audjdblungbeS  ^aufed  unb  bamit  ^eftftellung 
bet  93.  von  jebem  uJlitgUebe  beantragt  roerben,  roel: 
djem  Antrage  jebod)  nid)t  golge  ju  geben  ift,  roenn 
fein  ÜJiitglieb  be*  93ureau*  übet  bie  93.  be3  öaufe8 
in  Stseifel  ift  (®efd)äft«orbnung  §§.  54-56). 


söefdjluftfatticn,  Saasen,  bie  butd)  93«fd)lüffe 
(f.  b.)  ju  etlebigen  fmb. 
Wcfdjmcr,  öemb  bet  Äofafen  (f.  b.). 
©cfdiucibepobcl ,  ^cfrhncibcmafdjinc ,  L 

93udjbinbcrei  nebft  Jaf.  H,  §ig.  1, 6  u.  14. 

®cfcfjncibrn  ber  '^flanjen  bejroedt,  fie  jut 
bermebrten  93ilbung  geroiffer  Crgane,  al-?  9?urjeln. 
3roeige,  93lüten  unb  irrüebte,  anjureaen  ober  b< 
ftimmte  formen  luerjiclen.  3Ja4  93.  ber  Surjeln  wirb 
bauptfäcplid)  beim  Verpflanjen  (f.  b.)  vorgenommen ; 
e$  befcbrdnft  fid)  bei  fungen  trautigen  (Setvdcbitu 
meift  auf  ba«  Gmftufcen  ber  iiauptrourjeln  unb  bei 
93dumen  unb  Srrducbern  auf  ein  Surüdidmeibcn 
ber  terlehten  unb  tränten  ©urjeldfte.  ^opfpflar.- 
jen,  roelcbe  um  ben  Grbballen  einen  feinen  biebter. 
©urjelfilj  bilben  (ßrita,  Cleanber  u.  a.),  »erben 
beim  Verpflanzen  von  biefem  bureb  Slbfcbdlen  mit 
bem  SWeffer  befreit ;  an  anbem  (Beroäcbfen  mit  ftdr 
tem  SBurjeln  ift  ba#  93.  nad)  SJtöglicbteit  »u  unter 
laffen.  93ei  ^flan^en  mit  fleifcbigcn  Si^ursein  unteT: 
bleibt  ber  98ur3elfd)nitt  ftet«,  roenn  nid)t  faule  oba 
oerletjte  Stüde  3U  entfernen  finb.  Sa§  93.  ber  iint 
unb  3wrigfpi|en  roirb  bauptfddjlid)  bei  boljtgen 
^flanjen  angeroenbet,  um  eine  reichere  3«veigj  unl 
93lütenbilbung  ober  bef onbere 93aumf ormen  > ;  r  - 1 ■  ■  ■ 
bdumeben,  ^pramiben)  ju  erjiclen.  Sollen  boljiac 
lopfpflanjen  fid)  Pon  ber  93afi$  an  verjrocigen,  ic 
roerben  fte  fd)on  in  ber  3ugenb  burd)  93.  be#  ®ipie l 
triebe*  gejroungen,  viele  Seitenjroeige  ju  bilben, 
bie  fpdter  burd)  neue*  93.  toieberum  jum  feitlicben 
auftreiben  angeregt  roetben.  93ei  bet  ©r«iebunj 
von  ftronenbdumcbeu  roitb  bet  düipfelttieb  butcb 
ber  Seitemroeige  im  9Batf)£tum  begünftigt ,  bi*  er 
bie  geroünfdjte  Sdnge  für  bie  Stammböbe  erteiebt 
bat.  Stunmeb^t  roitb  bie  Spitte  befebnitten,  roonad> 
ficb  au*  ben  obetn  äugen  bie  Seiteniroeige  ent- 
roideln,  roelcbe  bie  Ärone  bilben  foOen.  25urd)  bie 
93efötbetung  ber  93etjrocigung  bet  ^flanjen  mittete 
93.  roitb  gleidb^eitig  eine  vetmebtte  93tütenentroid: 
lung  bcroirlt,  ba  bie  meiften  biefer  ©eroddbfe  ibte 
93lüten  an  ben  jungen  trieben  bilben. 

(Stöbere  Eingriffe  in  ben  $flan)enorgani*mu* 
burd)  93.  roerben  regelmäßig  im  Afubjabr  an 
geroddjfen  vorgenommen,  an  Cbftbdumcn  jur  äu* 
liebtung  ber  Kronen ,  jur  93cf örberung  be*  s£?acb* 
tum*  unb  jur  Stegulierung  ber  93aumfonn  (f.  Cbft= 
baumjucbt).  ,  U;  gleicbem  3rocd  an  unb  i^arf 
geböUen,  beibenen  jebod)  ju  berüdftdjtigen  ift,  bai 
bie  93lüten  mandjer  3ierftrdud)er  an  ben  Spieen 
oorjdbriger  3»vcige,  bei  anbern  an  ber  93a fi*  ber 
felben,  ober  an  ben  fommenben  Sommertrieben  er; 
febeinen.  5Rabelböl»er  roerben  nur  in  ber  3itgent> 
mäfug  befd)nitten,  im  SQter  nut  bann,  roenn  jpeden 
au*  ipnen  gebilbet  roetben  follen.  Sie  bol}artigen 
Jopfgerodcbfe,  roie  j.  93.  bie  immetgtünen  fubtro^ 
pifdjen  "^Jflanjen,  »erben  gleicbfall*  im  ^bi 
einem  Scbnitt  unterworfen.  Sinb  biefe 
^rübiabr*blübet  (Htajien,  (Talliftemon,  Hjaleent, 
io  gefepiebt  ba*  93.  erft  nad?  93ecnbigung  ba 
93lütejeit.  Siefer  aUgemeine  §rübiabr*)d)nitt  an 
ftopfpflanjen  roirb  größtenteil*  roäbrenb  be*  93er 
pflanjen*  vorgenommen.  Ser  Scbnitt  ift  mit  febar 
fen  3nfttumenten  (ÜReffer,  ®cbölifd)ere,  93aumfdgo 
au*jufübren  unb  barf  nur  glatte  Scbnitnvunben 
binterlaffen,  roe*palb  aud)  bie  vermittelt  ber  Säae 
verurfaebten  ffiunben  nacbtrdglicb  mit  bem  SJlefier 
glattjufebneiben  fmb.  HUe  bebeutenbem  Scbnitt^ 
fldcben  fmb  mit  93aumroad)*  ju  verftreieben ,  ba  fie 
fonft  febroer  überroallen  unb  letebt  bureb  Einbringen 


Digitized  by  Google 


SBefdjneibepreffe  —  öefdjreibung 


853 


Don  9lÄffe  ^aulftellen  Deranlafjen.  —  93gl.  fiuca*, 
Sie  Cefete  Dom93aumfd)nitt  (7.  »Up.,  Stuttg.  1899). 

*Bcf  ctjneib  cp  reff  c,  f.  93ucbbinberei  nebft  2af.n, 
gia.5. 

üöcfcfjncibung  (griedj.  peritome;  lat.  circum- 
cisio;  bebt,  mila^bie  bei  Derfdjiebenen  Völfernnocb 
jefct  berrfdjenbe  Sitte,  bie  Vorbaut  be*  mftnnlidjen 
(Bliebe*  (f.  @efd)led)t*organe)  ab--  ober  cinjufcbnei; 
ben.  Siefe  ÄörperDerftümmelung  fanb  fid;  im 
Altertum  befonber*  in  Sitbiopien  (nadj  Serobot* 
93eri<bt),  kappten  unb  ben  an  biefe*  angrenjenben 
ariat.  Sanbfdjaften  unb  wirb  noeb  t<t»t  oon  fytotn, 
Hopten,  cbriftl.  Slbcffiniern  unb  ÜUobammebanern, 
aufeerbem  oon  febr  Dielen  ofrif.,  oon  amerit.  unb 
auftrat.  VölterfdSaften  geübt.  Surd)  ben  3*lam  ging 
fie  Don  ben  Arabern,  bie  fie  auf  3*ntael  jurüdfübr= 
te n,  ju  dürfen,  Sofern  unb  3nbern  über.  93ei  ben 
Hamern  geföab,  fie  im  14.2eben*jabre(uacb  1 3)lof. 
17,  *s),  mobl  nur  im  Vriefter;  unb  Hricgerftanbe,  bei 
ben  BftUern  be*  3*lam*  erfolgt  fie  jmifdwn  6.  unb 
15.,  meift  aber  im  13.;  bie  yuben  Dolljieben  fie  am 
ad)ten  Jage  naa>  ber  ©eburt.  Socb  febeint  fie  jur 
„Seit  be*  alten  3*rael*  beim  Gintritt  ber  9Jlanne*= 
reife  Dorgenommcn  werben  ju  fein,  ftür  bie  iüngftc 
litterar.  S*id>t  be*  Ventateudj*  ift  bie  93.  ba* 
3pmbol  bc*  Don  ©Ott  mit  Slbrabam  gefdjloffenen 
«unbee  (1  3Rof.  24,  4).  Surd?  fie  wirb  ber  «93e= 
fdmittene»  in  ben  ©unb  ©otte*  mit  %$xatl  auf 
genommen  (3  5Dtof.  12,  s).  Sie  ift  bei  Strafe  ber 
SluSrottung  anbefobleu  unb  foll  am  adjten  Jage 
erfolgen.  Sie*  ift  bie  ©runblage  ber  ©eltung 
ber  93.  für  ©tauben*genoffen ,  Knedjte,  Sd?uh: 
verwanbte  im  ^ubentum.  $n  Reiten  ritueller  ©leicb- 
gültigteit  ober  greifinnigfeit  (f.  SReformjubcn; 
tum)  tarn  fie  in  3Degfall.  Seber  3ube,  nötigem 
fall*  audj  eine  ivrau,  barf  fie  Derridjten;  fie  ge« 
iebiebt  in  ber  Siegel  mit  feierlidjem  9titu*  oon 
eigen*  barin  geübten  SDtännern,  genannt  9Robel, 
b.i.  93efd)neiber.  Siefet  f  eltfame  ©ebraud?  batfidjer 
nid?t*  mit  bidtetifdjen  iHüdficbten  OReinlicbteit  u.  a.) 
ju  tbun,  bie  bem  bödbften  Jllterrum,  in  ba*  er  ju= 
rfidreidjt,  Döllig  fremb  fmb,  f onbern  murjclt  wie  bie 
meiften  trabitionellen  fiörperoerftümmelungen  in 
rcligiöfen  Hnfcbauungen  ber  Vorjeit,  wie  benn  bie 
93.  no*  je&t  bei  Dielen  wilben  Völtern  bieäufnabme 
unter  bie  Waffen»,  beirat*«  unb  tultfäbigen  9Jtänner 
bebeutet.  Sa  burdj  bie  93.,  namentlid?  fcurd)  bie  jur 
93lutftillung  mit  bem  üJtunbc  Dorgenommene  3lu*- 
faugung  ber  Bunte,  Entjünbung,  Übertragung  Don 
Sppbili*  unb  Xuberlulofe  Dorgelommen  ift,  au<b 
in  einjelnen  Sailen  (namentlid)  bei  ererbter  £>ämo= 
Dbilie)  Verblutung  eingetreten  ift,  bat  man  in  neuerer 
3eit  oft  Don  ber  93.  Jlbftanb  genommen  ober  fie  Don 
iirjten  au*fübren  laffen.  $u  unterf  djeiben  fmb  oon 
ber  93.  ber  Wnaben  bie  Operationen  an  ben  meiblidjen 
©efcblecbt*teilcn,  befonber«  bie  Ercifton  ber  Hlitori*, 
bie  in  Dielen,  namentlicb  mobammeb.  Sänbern  ber= 
tömmlidj  fmb  unb  oielfad}  gleicbfaü*  93.  benannt 
werben.  —  3ln  bie  Stelle  ber  93.  ift  in  ber  djriftl. 
Äirdje  bie  laufe  getreten.  Sie  93.  6  b  r  i  ft  i  ( 93  e  - 
fd>neibung*feft,  festum  circumeisionis)  mürbe 
nad)  2uf.2,  si  bereit*  gegen  Enbe  be*  4. 3abrb.  im 
Äbenblanbe  am  1.  San.  firdjli*  gefeiert,  urfprüng: 
li<b  al*  93ufe«  unb  M«ag,  fpfiter  al*  ^reubenfeft. 
—  3n  ber  ©eillunbc  mirb  bie  93.  bei  ju  en^cr,  bie 
Harnentleerung  unb  ,Seugung*fäbigtcit  bccinträd)-- 
tigenber  93orbautöffnung  (^bimofe),  in*befonbere 
aber  menn  Gntjünbungen  ber  93orbaut  ober  ber 
(?id>el  eintreten,  duagelfübrt.  —  9?gl.  $lofc,  Sa* 


Äinb  in  93raucb  unbSitte  ber  936l!er  (2.  ÄuHy  2  93be., 
93erl.  1882);  berf.,  ©efdjicbtlidje*  unb  etbnologi' 
idje*  überRnabenbcfcbneibung  (2pj.l885);  iRemon* 
bino,  History  of  circumeision  (^bilab.  1891); 
©rünroalb,  S'ic  rituelle  ISircumcifion  (^ranlf.a.  Tl. 
1892);  ©lafeberg,  Sic  93.  (93erl.l896);  Söroenftein, 
Sie  93.  im  Sidjtc  ber  beutigen  mebij.  2Difienfd?aft 
(Jrier  1897). 

©cfct|oltcn^eit(gemeinred)tli6:9ieräd;tlid)feit). 
®er  infolge  feine*  £ebcn*roanbcl*  feinen  5Ruf  Der» 
feberjt  (j.  93.  Sßagabunbcn,  ßffentlid;e  Sirnen),  »er 
wegen  gemeiner  Siergeben  aud)  obne  Äberlennung 
ber  bürgerli eben  (5brenred)te  beftraft  ift,  wirb  Don 
ber  Dbrigfeit  wie  Don  ber  ©cfcllidjaft  anber*  an» 
gefeben  al*  ein  Unbefdjoltencr.  93ei  ber  übertrat 
gung  einer  Sormunbfcbaft,  "Uflcgfdjaft,  Honfur*Der« 
waltung,  bei  ber  Prüfung  ber  ©laubwürbigfeit  be* 
3eugnt|ie*,  bei  ber  Slu*wabl  jum  ©efebmorenen  ober 
Scböffen,  bei  ber  Srage,  ob  ber  oon  ben  Gltern  Der» 
weigerte  @betonfen*  ridjterHd?  nu  ergdnjen  ift,  ob 
eine  ^erfon  au*  einer  ©cnoffcnfdjaft  au*ge|tofien, 
oon  ber  93örfe  au*gefd)loticu  werben  barf,  m  eine 
Innung  aufjunebmen  ift,  tommt  nod;  jeht  bie  93.  in 
93etrad>t.  Sie  5Hömcr  faxten  berartige  ^ällc  jufam« 
men  mit  ber  93e}eidmung  infamia  facti  ober  tur- 
pitudo.  (S.  au.1>  Slnrücbigteit  unb  @bte.) 

>öcfdiottcrung,  f.  Sdjotter. 

©efef)  ^armaf  ^aa^f  93erg,  f.  Öatmo*. 

©eft^ränfte  QaftpflHbt,  f.  Haftpflicht. 

«cfttiränftcr  ltntcrtbancnucrüanb,  meift 
ironifdj  gebraudjter  ?lu*brud,  berjuleiten  au*  einem 
(srlafe  be»?  preufe.  üWinifter*  Don  5Hod>ow  Dom 
15.  San.  1838,  worin  folgender  Safc  Dortommt: 
«6*  jiemt  bem  Untertanen  nidjt,  bie  Hanblungen 
be*  Staat*oberbaupte*  an  ben  Sta^ftab  feiner  be* 
jdjränften  ßinfidjt  anjulegen.» 

*cf rfjränf ungen.  Sie 93.  be*  Eigentümer*  in 
ber  Verfügung  Uber  fein  ©runbftüd  befteben  teil* 
im  Sntercffe  ber  9lad?bam  (f.  i'egalferDituten),  teil* 
in  allgemeinem  ^nterejfe.  Sabin  geboren  bie  93. 
ber  2Balbeigentümer  jur  Grbaltung  ber  ^orften 
(f.  ^orftpolijei  unb  9öalbgenoffenfdjaften),  bie  bau« 
poltjeiliaVn  93.  (f.  93aupoli3ei),  bie  9laponbefd>rdu: 
fungen  (f.  ^eftung*rapon),  bie  Scidtlaften  (f.  Seid?), 
bie  3n>ang*pflid)t  jur  93ilbung  Don  9Baffergenoffen= 
fdjaften  (f.  b.) ,  bie  fid>  au*  bem  93ergred)t  (f.  93erg= 
wert*eigentum  4)  ergebenben  93.,  bie  Unterwerfung 
unter  bte  Enteignung  (f.  b.). 

iScfttjrcibung,  im  loeitcftcn  Sinne  bie  fpracb= 
liebe  Sarftellung  eine*  ©egenftanbe*  bureb  Sin» 
gäbe  mebrerer  JJu  vhnalc.  Sie  giebt  ba*  Eigen« 
tümlidic  feiner  (ftfebeinung,  Derfmnli(bt,  inbioibua-- 
lifiert  ibn,  wäbrenb  bie  Erllärung  abftralt  ift,  ben 
©egenftanb  generalifiert.  ©egenftanb  ber  93.  (ann 
jebe*  wirllicbc  ober  al*  wirtlid;  gebadete  Sing  fein 
(f.  Erjäblung);  bod)  gebören  Dorjug*mcife  bie 
9Berle  ber  9ktur  unb  Kunft  fowic  lörpcrlidje  unb 
geiftige  Suftdnbe  unb  Ebacattere  bierber.  Sa  bie 
93.  gewöbnliä>  belebten  ober  auf  bie  Sbantafic 
loirlen  foll,  fo  bat  man  fie  in  2ebrbefd>reibung  ober 
93.  fdblecbtwcg  unb  in  Scbilberung  eingeteilt.  Sie 
poctifdje  93.  ober  Sdjilbcrung  will  burd)  3"! 
fammenfaffuna  mannigfaltiger,  bie  Vbantafie  an« 
regenber  ÜJlerfniale  ba*  ©efübl  auf  eine  beftimmte 
ffieifc  erregen,  unb  löft  ibre  Aufgabe  um  fo  fidjc« 
rer,  je  lebenbiger  fie  inbioibualifiert.  Ein  ©ebiAt, 
beffen  §rot&  bie  dftbetifebe  93.  eine*  ©anjen  ift, 
beifet  ein  b  cfdj reibe nbe*,  im  engern  Sinne 
ein«,  ba*  einen  ftaturgegenftanb  bcbanbelt.  Sie 


Digitized  by  Google 


854 


malcriid;  :befcbretbcnbe  3Joefif,  eine  untergeorbnete 
©attung,  bat  ftcb  PorneM»*  bei  ben  Gngldnbern 
auSgebilbet.  Durch  ben  Gtnflufe  bei  engl.  Sttteratur 
bebcrrfcbte  fie  pon  ber  SWitte  beS  17.  b«  jur  ÜJlittc 
beS  18.  3«brb.  ganj  Guropa;  SefftngS  «fiaofoon» 
machte  ihrer  iüorrangSftellung  ein  Gnbe. 

3n  ben  9®  i  f  f  e  n  fcb  a  f  t  e  n  beifct  SB.  bie  genaue 
Darlegung  eincS  beobachteten  XbatbeftanbeS;  be* 
idjreibenbe(beUrtptioe)2öiffenf(bafteinefol(b,e, 
bie  über  bie  93.  beS  jbatbcfunbeS  nicht  binauSgebt. 
3br  ftebt  gegenüber  bie  ertlärenbe  3öifTcnfd>aft  ober 
Ibeorie,  weldje  bie  Zh atfacben  auch  erllären,  b.  b. 
auf  ibr  ©efcfc  bringen  will. 

söcfcrjrcicn  ober  berufen,  alter  AuSbrud  für 
baS  herbeirufen  geifterbaftcr  2öefen.  3Jtan  pflegte 
ben ©eiftiu befebreien, bamit er ©lüd brächte.  $e|t 
wirb  ber  AuSbrud  pon  Abergläubifcben  in  bem  Sinne 
gebraucht :  mit  SBorten  (bef onberS  bureb  ju  grofceS 
vcb )  fchäbigen.  3"  tbriftl.  Auffaffung  nimmt  man 
bem  beibn.  ©lauben  ben  33oben,  wenn  man  ber  AuS= 
jage  über  ©lud  einer  33erfon  bie  SBorte  «unberufen» 
ober  «unbef  ehrten»  binjuf  figt  unb  wobl  awh  mit  bem 
Ringer  bret  Äreuje  in  ber  öuft  macht. 

«cfrfjr,  jüb.  Seite,  f.  Gbafibim. 

©efdjtau,  faulaf.  93crggruppe,  f.  ^jatigorSl. 

$3efcörocrbc.  1)  Auf  bem  ©ebiete  ber  33er  • 
Haltung  bei&t  93.  baS  ©efueb  an  bie  Cberbebörbe, 
eine  nachteilige  ÜJlafcregel  ber  untern  aufjubeben. 
Sie  wirb  aus  einer  einfachen  ju  einer  förmlichen 
unb  bamit  ju  einem  5Recbtsf<bu|imittel  <33efcbwerbe: 
recht),  wenn  bie  Dberbebörbc  burch  iHecbtSfatt  per* 
pflichtet  ift,  baraufbin  eine  Prüfung  ber  Sache  ein: 
treten  ju  laften  unb  bemgemäf*  93efcbetb  ju  erteilen. 
Die  neuere  93erwaltungSgefetigebung  bat  für  biefe 
förmliche  93efcbwerbe  jum  Steil  ein  beftimmteS,  ben 
©aTantien  ber  93erwaltungSgericbtSbarteit  (f.  b.) 
nacbgebilbeteS  9Jcrfabrcn  eingeführt.  3n  bef onberer 
®eife  bat  bie  iHeicb*gewerbeorbnung  baS  95e= 
fdjwerbepcrfabren  für  genehmigungspflichtige  An= 
lagen  georbnet.  Die  ©runbjügc  bes  Verfahrens  finb 
pon  SReicbS  wegen  normiert,  bie  nähern  33orf chriften 
gieht  baS  SanbeSrecbt  (©ewerbeorbn.  §§.  16, 20  fg.). 

2)  (Sine  ähnliche  33ebeutung  hat  bie  93.  in  Sachen 
ber  f  rei  willigen©  er  ich  tsbarlett,  j.93.  in93or 
munbfcbaf«:9W>lafefacfaen,  in  ©runbbuebfacben. 
Darüber  enthalten  bie  einicblagenben  SanbcSgeieftc 
bie  mafigebenben  93eftimmungen.  k$ür  93.  biefer  Art 
ift  ba>>  Deutfche  5Rei<bSgericbt  nicht  juftänbig. 

3)  3mSipilproje&  (vgl.  Deutfcpe  GipilProjefc; 
orbn.  §§.  567  fg.)  beburfte  eS  neben  ben  SReeptSmit 
teln  ber  93erufung  (f.  b.)  unb  9tepifton  (f.  b.),  welche 
ber  Äorrcltur  fachlicher,  auf  münbliche  9ierbanb- 
lung  in  5orm  beS  GnburteilS  unter  ben  93rojefr 
Parteien  ergebenber  Gntfebeibungen  bienen,  noch 
eines  SRecbtSmtttelS  jur  enbgültigen  Gntfcbetbung 
von  projejfualen  9lebenftreitpunften,  welche  teils 
nur  bie  93orberettung  (93erbanblung)  ober  AuS= 
fübrung  (93oüftredung)  beS  GnburteilS  betreffen, 
teils  gar  nicht  jwifeben  ben  Parteien,  fonbern  jwif  eben 
Parteien  unb  Dritten  (j.  33.  Beugen)  entfteben,  alfo 
mehr  formaler  3latur  fmb.  Diefeä  ^Rechtsmittel  bilbet 
bie  93.  Dicfelbe  ift  ihrem  ,Swed  entfprcchcnb  unter  per' 
einfach to  formen  geftellt,  auch  nicht  mit  Sufpenfip: 
effeft  (f.  33erufung  1)  auSgeftartet.  Sie  jerfällt  in 
bte  einfache  ober  friftlofe  unb  bie  fofortige 
99.,  beren  wefentlicher  Unterfchicb  barin  beruht, 
ba|  bie  Untere  ber  formellen  diechtStraft  (f.  b.)  fäbig 
ift,  bie  erftere  nicht.  —  Suläffig  ift  bie  93.  einer = 
fei«  gegen  tfntfcbcibungen,  welche  ein  ba3  ^iro: 


je^perfabren  hetreffenbeS  ©efu<h  einer  Partei, 
ür  welches  münbliche  93erbanblung  nicht  oorge 
chrieben  ift,  mrücfweijcn,  anbererfei«  in  befonber* 
»ejeichneten  fallen.  Über  bie  93.  bat  )u  entfeheiben 
bie  nächft  höhere  Snftanj,  alfo  bei  93.  gegen  em 
Amtsgericht  baS  £anbgericbt,  bei  93.  gegen  ein 
Sanbgericht  baS  DberlanbeSgcricht ,  bei  93.  gegen 
ein  DberlanbcSgericbt  baS  »leidjSgeriaSt.  ©egen 
bie  (Sntfcheibung  beS  93efcbwerbegerich«  ift  unter 
Umftdnben,  ndmlich  wenn  biefclbe  einer  9Nrtei 
einen  neuen  felbftdnbigen  93efchwerbegrunb  bietet, 
ein  Aall,  ber  auSgcfchlofieu  ift  beim  93orliegen  jweier 
gleichlautenber  (»ntfeheibungen,  eine  weitere  93.  an 
bie  noch  gegebene  böbere  3nftam  ftattbaft.  Die  Gin- 

i  legungber93.erfolgtgmnbfä^licb  beim  angegriffenen 
unb  nur  in  bringenben  ftällen  bejm  93efdjiperb«ge: 
rieht,  unb  jwar  burch  ScbriftfaH,  welcher  regelmdhtg 

I  bem  SlnwaltSjwange  (f.  ÄnwaltSproje^)  unterliegt, 
in  gewiffen  SluSnabmefdUen  auch  burch  Gttldrunp 
jum  ©erichtSfchreiberprotololl.  Die  93orbringun^ 
neuer  Sbatfacpen  unb  93eweife  ift  juldffig.  Das  33er; 
fahren  im  weitern  erfolgt  pon  SmtS  wegen.  (Trachtet 
baS©ericbt  ober  ber  iBorfi^enbe,  beffen  Gntfcbeibunfl 
angegriffen  wirb,  bie  93.  für  begrünbet,  f o  baben  ne 
berielben  abjubelfen.  Sonft  ift  bie93.  bem93efcbroerbe= 
gericht  porjulegen.  93orbiefem  bebarf  e«  tetner  münt  = 
lieben  33erbanblung;  wohl  aber  farm  fchriftlicbe  Qt- 
lldrung  ber  33eteiltgtcn  eingeholt  werben.  Das  93r 
fehwerbegeriebt  bat  grunbfd^lich  felbft  }u  entfeheiben. 
Die  unftattbaf te  93.  wirb  als  unjuldf  ftg  perworf en,bie 
unbegrünbete  lurüefgewiefen.  ^ft  bie  93.  begrünbet, 
jo  bat  baS  93efehwerbegcri(ht  bte  angefochtene  Gnt= 
icbeibung  auf}ubeben  unb  bie  bann  erforberlicbe  3ln- 
orbnung  regelmäßig  felbft  ju  treffen;  boeh  lann  i* 
)  oldje  aua)  ber  angegriffenen  3nftanj  übertragen.  — 
Die  Regelung  ber  fof  ort  igen  93.  weicht  »etentlich 
infofern  ab,  als  fte  einer  9totfrift  pon  jwei  9Bachen 
unterliegt  unb  auch  in  nicht  bringenben  fällen  beim 
93efehwerbegeriebt  eingereicht  werben  tann  unb  bic 
angegriffene  3aftam  jur  eigenen  Jlbänberung  be* 
angegriffenen  33efchlulfeS  nicht  befugt  ift.  —  3n  ber 
Sfterr.  6ipilproje|orbn.  §.  514 fg.  entfprieht  ber  93. 
ber  9teturS.  Gr  ift  äbnli*  georbnet.  Die9lerurr= 
frift  ift  14  Sage.  Sebriftliche  iRelurfe  müffen  auch 
beim  93e3iTtSgericht  mit  ber  Unterfcbrift  eines  Äbpo^ 
taten  Perfebeu  fein. 

4)  3m  ÄonlurSPerf abren  ift  nach  ber  Deut- 
fehen  AonturSorbnung  (§.  73,  Slbf.  3)  bezüglich  aller 
Gntf  eheibungen  93.  juläf  fig,  f  oweit  bief  es  ©ef  eti  niebtv 
anbereS  befttmmt.  3«  allen  biefenjjällen  finbet  «io^ 
fortige»  93.  ftatt  (f.  unter  3).  DaS  Siecht  ber  33.  ftebt 
allen  )u,  beren  3ntercffe  burch  bie  Gntfcheibung  per 
lent  wirb. 

9eaeh  berßfterr.ÄonlurSorbnung  (§.70)  tannber^ 
ienige,  ber  fieb  burch  bie  93erfügungen  beS  ><  ont n:  -: 
tommiffarS»  (f.b.)  bef  chwert  erachtet,  bieGntfcbeibuna 
beS  ÄonfurSgerichtS  einholen,  gegen  welche  (nach 
§.257)ber«9lefurS»anben  höbern »iebter  offen  ftebt. 

5)  3m  Strafproaefc  (§.  346)  ift  bie  33.  ju 
läffig  gegen  alle  pon  ben  ©eriebten  in  erftcr  ;1n= 
ftanj  ober  in  ber  93erufungSinftanj  erlaffcnen  93c : 
icMüijc  (f.  b.)  unb  gegen  bie  93erfügungen  beS  33ot; 
fi^enben  (f.  b.),  beS  UnterfuehungSriebterS  (f.  b.t. 
beS  Amtsrichters  (f.  b.)  unb  eineS  beauftragten  ober 
erfuebten  ^Richters  (f.b.),  f oweit  baS  ©efeft  nicht 
biefelben  ber  Anfechtung  entjiebt.  AuSgefeblonen 
ift  bie  93.:  &.  gegen  Urteile  (f.  b.)  unb  bie  ber  Urteil* 
fällung  porhergebenben  Gntfcpeibungen  ber  er!en= 
nenben  ©eriebte,  fofern  (entere  nicht  Verhaftungen. 


)igitizt^d  by  CiOOgl 


Seföroerbetwdj  —  Sefdjwörung 


855 


SBefAlognahmen  ober  Straffeftfefcungen  betreffen 
ober  gegen  Dritte  SBerfonen,  bie  nid)t  ju  ben  ^rojefe: 
beteiligten  gehören,  geriAtet  fmb  (§.  347);  b.  gegen 
VcfAlüfie  unb  SBerfügungen  be«  SieiA«geriAt«  unb 
ber  Dberlanbe«geriAte  überhaupt  (§.346);  c.  gegen 
SBef  Alüffe  in  ber  SBef  djroerbe^nftanj  mit  s)lu«nabme 
ber  oom  SanbgeriAte  erlaffenen,  Verhaftungen  be= 
treffenben  SBef  djlüw  (§.  352) ;  d.  in  ben  in  ber  6traf « 
projefeorbn.  §§.  28  (f.  Ablehnung),  46  (f  2Bieber-- 
einjefcung  in  ben  oorigen  Stanb),  180  (f.  Vorunter= 
fuAung),  199, 200, 209  (f.  Gröffnung  be«  <&auprDer= 
fahren*),  270,  388  ({.  Unjuftänbigfeit«erllärung), 
279  (f.  SArourgerid)t)  unb  im  ©erjAtSoerfaffung«: 
gefefc  §§•  41,  52,  53,  75  (f.  SAönengeriAt),  94  (f. 
Schwurgericht)  bebanbelten  Odilen.  Die  SB.  ftebt  ni  At 
blofi  ben  ^rojefibeteiligten  (Slngetlagten,  Staat«: 
anmalt,  ^Brioat:  unb  Slebentläger),  fonbern  aud) 
Dritten  (3eugen,  SaAwrftänbigen,  SBerteibigern, 
DolmetfAern.  SAoffen,  ©efAmorcnen)  ju,  fo= 
fern  fie  burd)  bie  GntfAeibung  betroffen  roerben 
(§.  346).  2Ran  unterf  Aeibet  auA.  ^ier  bie  einfaAe 
SB.,  meldje  bie  Siegel  bilbet,  oon  ber  «fof  ortigen», 
roeldje  an  eine  einmöcbige  ftrift  gebunben  ift. 
(Vgl.  Strafproje&orbn.  §§.  28,  46,  81,  122,  180, 
181,  199,  209,  270,  363,  412,  455,  461,  463,  494, 
501;  @eriAt«oerfaifung«gefe&  §.  183.)  —  Die  18. 
tann  ju  ^rototoll  be«  @erid)t«fAreiber«  ober 
fAriftHA  eingelegt  roerben,  ber  Siegel  nad)  bei 
bem jenigen  ©erid?t,  beffen  Gntfcbeibung  angefoA 
ten  roirb  (joder  a  quo),  in  bringenben  ipllen 
(bie  fof  ortige  SB.  aud)  fonft)  bei  bem  SBefAwctbe; 
geriebt  (judex  ad  quem).  Da«  ©ertAt,  beffen 
GntfAeibung  angef oaMen  roirb,  ift  bei  ber  friftlofen 
(niebt  bei  ber  fofortigen)  SB.  befugt,  berfelben  burA 
2lbänbcrung  feiner  GntfAcibung  abjubelfen,  an= 
bernfall«  verpflichtet,  bie  Sitten  oor  Ablauf  oon  brei 
lagen  bem  SBefAwerbegeriAt  oorjulegen  (§.  348). 
Die  SB.  bat  ber  Siegel  naA  feine  auff  Aiebenbe  2Bir= 
fung  (Sufpenfioeffeft,  f.  b.),  bod)  tann  fowohl 
ba«  ©eriAt,  beffen  CntfAeibung  angefoAten  roirb, 
als  aud)  ba«  SBefAwerbegeriAt  bie  Hu«fetiung  ber 
Vollziehung  ber  angcfod?tenen  6ntfd)cibung  an- 
orbnen  (§.  349).  Die  SB.  tann  auf  rccbtlicbe  ober 
thatfdAliAe  ©rünbe,  aud)  auf  neue  Hnfübrungen 
ober  SBeweife  geftüfet  unb  baburd)  bem  SBef  Awerbe 
geriebt  Veranlaffung  gegeben  roerben ,  eine  f djrift 
lidje  ©egenertldrung  ju  erf  orbern ,  f oroie  neue  (h- 
mittelungen  amuorbnen  ober  felbft  oorjunebmen 
(§.  350).  Die  ©ntfAeibung  erfolgt  ohne  münbliAc 
Verhanblung,  in  geeigneten  fällen  nacb  3lnbörung 
ber  Staat«anmaltfAaft  (§.  351).  über  SB.  gegen 
(SntfAeibungen  be«  UnterfuAung«riAter« ,  be« 
Mmt«riAter«  unb  be«  SAöfiengeriAt«  entfAeibct 
bie  Straffammer  (f.  b.)  be«  2anbgerid)t«,  über  SB. 
gegen  ChitfAeibungen  ber  Straffammern  unb  be« 
©cpmurgeriAt«  entf  Aeibet  ber  Straffenat  (f.  b.)  be« 
Cberlanbe«geriAt«.  Uber  SB.,  bie  fid)  auf  bie  3«: 
läffigjeit  ber  SicAt«bilfe  (f.  b.)  unb  bie  öanbbabung 
ber  <&itiung«poli$ei  (f.  b.)  bejicben,  entfebeibet  in 
allen  fallen  ba«  Dberlanbe«geriAt  (©eriAt«oer: 
faffung«gefe&  §§.  72,  123,  9?r.  5, 160, 183). 

Die  Cfterr.  Strafproje^orbnung  läfst  gegen  CFnt • 
f Reibungen  ber  SBejirtärid)ter,  fofem  bietelben  nicht 
ber  SBerufung  unterliegen,  SB.  an  ben  ©eriAt«boi 
erfter  ^nftanj  binnen  brei  jagen  (§.  481),  gegen  SBer- 
fügungen ober  Verjögerungen  be«  Unterfud)ungd; 
riepter*  SB.  an  bie  Statötammer  unb  gegen  beren 
<5ntfd?eibung  auänaljmeroeife,  indbefonbere  ilber 
Verhaftung,  ©.  mit  breiWgiger  <y"ft  an  ben  ©e= 


rid)t*b,of  jroeiter  3nÜanj  ju  (§§.  113, 114)  unb  orb^ 
net  im  übrigen  bie  SB.  bei  ben  cinjelnen  Böllen. 

6)  SBegen  3uftijoerjögerung  ober  ^uftij: 
oerroeigerung  finbetbie  SB.  foroob.1  in  Stoilpro: 
jefr  wie  in  Straffadjen  an  bie  worgefehte  SBehörbe 
ftatt.  Da«  Deutfdje  9ieid)«gerid)t  ift  nid)t  oorgefe^te 
sBebörbeber2anbe«gerid?te;  nur  bei  ?lblebnung  ber 
iKed>t«bilfe  geht  eine  SB.  an  ba«  5Reid)«gerid)t  nad) 

160  be«  @erid)t«üerfatlung«gefe&e«.  Dagegen 
ift  nad)  Slrt.  77  ber  9teid)*oerfaffung  eine  SB.  roegen 
3uftiiperroeigerung  an  ben  SBunbe«rat  juläffig. 

7)  Beim  DJlilitär  fmb  bie  SBorfcbriften  über  SB. 
oom  6. 9Jlarj  1873  mafegebenb,  in  bem  Uunft  burdi 
Äabinett«orber  oom  14. 3uni  bej.  23.  Cft.  1894  für 
bie  ^Berfonen  be«  Solbatenftanbe«  oom  ftetbroebel 
bej.  Dedoffijier  abrofirt«  abgeänbert,  ba^  ber  jroeite 
Sat»  be«  Hrieg^artitel«  22  für  bie  «folge  feftjufe&en 
habe,  t-ati  ber  Solbat  niemal«  rodhrenb  ober  un- 
mittelbar  nad)  SBcenbigung  be«  Dienfte«,  fonbern 
frübeften«  am  folgenben  Jage  be.*.,  roenn  oorher 
fdjon  angetreten,  erft  nad?  Verhaftung  berocrhdng- 
ten  Di«ciplinarfrrafe  feine  SB.  anbringen  barf.  Um 
berührt  fmb  bie  SBorfdiriften  geblieben,  nad)  benen 
bie  SB.  an  beftimmte  formen  gebunben,  bie  SBeob- 
achtung  eine«  beionbernDienftweg«  unb  Verfahren«, 
bie  SÄclbung  nur  bei  bem  ndd?ften  btretten  SBor= 
gefe&ten  ((£ompagnied)ef)  u.  f. ».  oorgefebrieben  ift. 
Die  Vorfchrif ten  für  Dffi jiere ,  Sirjte  unb  SBeamten 
rourben  burd)  Sßerorbnung  oom  30.  SWärj  1895 
abgeänbert. 

©cf  ctjroerbe  butfj  jur  (Eintragung  oon  SBefcbroer- 
ben  über  SBeamte,  SBabneinricbtungen  u.  f.  ro.,  mufe 
nad)  ber  Verfebr«orbnung  für  bie  difenbabnen 
Deutfd)lanb«  auf  jeber  Station  auSliegen  unb  ben 
Steifenben  oorgelegt  roerben.  Die  Verwaltung  foll 
mögliobft  halb  auf  alle  SBefdjroerben  antworten,  bie 
unter  Angabe  be«  Slamen«  unb  be«  SDobnorte«  be« 
Vcfdjroerbeführer«  erfolgen. 

>Bcfcf)hiertcr,  berfenige,  »eld>er  burd)  eine 
behörblidbe  Verfügung  ober  eine  gerichtliche  6nt^ 
f  Aeibung  oerle&t  ift  unb  be«halb  «nlafj  bat ,  SBe= 
febroerbe  (f.  b.)  ju  führen  ober  ein  Stecbt«mittel  ein* 
julegen.  Sr  brecht  ift  SB.  ber  jenige,  roelcber  in: 
folge  einer  le&troilligen  SBerfügung  etroa«  ju  leiften 
bat.  3"  *er  filtern  9ted)t*fprad)e  nennt  man  ben 
SB.  ben  Onerierten.  Der  gemeinrechtliche  6a&, 
ba&  niemanb  mehr  an  SBermäcbtniffen  auferlegt 
roerben  barf,  al«  ihm  oon  bem  Grblaffer  juge- 
roenbet  ift,  ift  in  ber  Raffung  «niemanb  fann  mit 
Vcrmächtniffen  roeiter  befefaroert  roerben,  al«  ber 
Vorteil  reicht,  roeldien  er  auf  ben  3obeSfall  erhält», 
in  ba«  Sächf.  SBürgerl.  ©efe&b.  §.  2389  übeTg^ 
gangen;  ber  gleidje  Safe  ergiebt  fid)  für  bie  übrigen 
neuern  Siechte  barau«,  bafj  ber  6rbe  für  alle  ScaaV 
(aftoerbinblichteiten,  alfo  auch  Vermäcbtniffe,  nur 
mit  bem  SBeftanb  ber  (Jrbfdjaft  haftet,  roenn  er  ein 
fjnoentar  errichtet  ober  Stadb lafeoerroaltung  ober 
Scachlafjfonfur«  beantragt  (DeutfAe«  SBürgerl.  ©c-- 
fehb.  §§.  1967, 2009, 1975, 1981, 1980).  Vgl.  au* 

greu&.  Janbr.  1, 12,  333-335  mit  §§.  287  ,  296; 
fterr.  SBürgerl.  ©efe&b.  §§.  690, 692, 693, 801, 802, 
u.  a.  [fräftigen,  f.  (*ib. 

löcfe^ttiörcn,  burA  einen  SArour  ober  Gib  he: 
«efctjnjörung,  bie  Snroenbung  geroiffer  2Bör: 
ttr,  Wormeln  unb  ©ebräuAe,  um  übernatürliAe 
SHJirfungen  hcroorjubringen  ober  ju  befämpfen. 
Der  ©laube  an  berartige  ÜBirfungen  ber  SB.  gebt 
in«  tieffte  Altertum  jurüd  unb  bilbet  einen  leil  beei 
Aberglauben«  (f.  b.).  ^m  Altertum  roaren  oor  allem 


8ÖG 


Serbin  —  Scfcn  (fteljrbefen) 


bie  6 balracr  (f.  b.)  unb  93abplonier  als  93efcbw6rer 
betübmt.  Unter  ben  Israeliten  fanb  bie  Sache  wei- 
tere SluSbilbung  burcp  bie  Kabbala  unb  würbe  auf 
Salome  jurüdgefübrt,  beiden  Siegelringe  bei onberS 
3aubertraf  t  jugefcbrieben  würbe.  Slud)  bie  ©riechen, 
mebr  nocb  bie  IRömer,  bulbigten  biefem  mpftifcben 
treiben.  93on  ibncn  unb  nielfadj  oerquidt  mit  bem 
norbifcben  Stberglauben  ging  bie  93.  ins  Mittelalter 
über.  SBerübmt  tft  befonberS  bie  tyormel  beS  2tbra: 
fababra  (f.  b.).  3)ie  altgerman.  *  beibn.  3«it  übte 
bie  93.  in  gropem  Umfange,  «ftauftS  ©öllenjwang» 
(f.  b. )  ftammt  aus  bem  ©nbe  bee  16.  3abi b, 
2)abin  gehört  ferner  baS  fog.  9tomanuS*5}ücblein 
f  Venebig,  obne  $abr)  mit  Dielen  Bauberformeln. 
Stnbere  berartige  ©erie  werben  auf  StlbertuS  9Jtag* 
nuS,  Salomo,  gcfreimniSDolle  SBenettaner,  bte 
Kabbala  u.  f.  w.  jurüdgefübrt.  ßine  anbere  6nt« 
jtebung  bat  bie  lircblidje  V.  ober  ber  GrorciSmuS 
(j.  b.).  3)iefe  tircblicben  Sjomwln  traten  oft  im 
Volte  an  bie  Stelle  ber  altbeibnijdben.  üJtan  be» 
bicnte  ftdj  ber  93.  gegen  Hetterich  lag,  Blutungen, 
Kriegs*  unb  freuerSgefafaen  u.  bgl.  über  IB.  ber 
loten  f.  Sktromantie. 

^cöbi«  (bebr.,  eigentlich  93etb  2>in,  «fcauS  beS 
©erid>tS»),  jüb.  religiöfeS  Sribunal,  baS  oon  iHab: 
binern  gcbilbet  wirb  unb  über  religiöfe  unb  rituelle 
^Angelegenheiten  entfcbeibet. 

©cfcler,  Karl  ©eorg  ßbriftopb,  Surift  unb 
Polititer,  geb.  2.  9low.  1809  ju  SibbemiS  bei 
Öufum  im  &erjogtum  Schleswig,  ftubierte  in 
Kiel  unb  München  bie  JRecbte  unb  ging  1833  nacb 
©Otlingen,  1835  als  Prinatbocent  nacb  öeibel- 
berg  unb  mürbe  nocb  in  bemielben  ^iabre  Pro: 
fefior  in  93afel,  1837  in  JRoftod,  1842  in  @reifS= 
roalb.  Tiort  mürbe  er  jum  tlbgeorbneten  für  bie 
^)eutfcbe  ^ationaloerfammlung  gewählt  unb  mar 
ein  ^übrer  beS  rechten  GentrumS;  er  b dampfte  ben 
©inffufe  CfterreicbS  im  fteicbSminiftcrium ,  wirtte 
für  bie  preufe.  ßrbfaiferpartei  unb  mar  SWitglicb 
ber  Deputation,  welche  bem  Könige  von  Preußen 
bie  Kaiferlrone  antrug.  Tann  beteiligte  er  ftcb  an 
ber  parteioerfammlung  in  ©otba,  mo  bie  Untere 
ftüfcung  ber  preup.  UnionSpolitit  befcbloffen  würbe. 
1849  war  er  iüiitglicb  ber  preup.  ^weiten  Kammer. 
1859  tarn  er  als  Profefior  an  bie  Unioerfität  ju 
93erlin,  mar  1861  ÜJittglteb  beS  preufe.  2lbgcorb= 
netenbaufeS  unb  nabm  in  SBejiebung  auf  bie  SDMtti 
tärreorganifation  eine  oermittelnbe  Stellung  ein. 
1874  würbe  er  in  ben  ^Reichstag  gewählt,  wo  er  ftcb 
ber  nationallibcralen  Partei  anfcblofe.  1875  warb 
er  auf  Präsentation  ber  ^Berliner  Uniberfttät  al? 
lebenslängliches  Mitglieb  ins  preup.  öerrenbauS 
berufen,  beffen  jweiter  Vicepräfibent  er  in  ber  legten 
3eit  war.  (fr  ftarb  28.  «ug.  1888  in  6ar*bura.  93. 
iebrieb:  «2ebre  von  ben  (hboerträgen »  (2  Xle.  in 
3  93bn.,  ®  ö  tt  1835—40),  «3ur  93eurteilung  ber  rieben 
©öttinger  profeff  oren  unb  ihrer  Sache»  (Dtoft.  1838), 
«•VoltSrecbt  unb  ^uriftenreebt»  (2pj.  1843).  Siefe 
Scbrift,  in  welcher  er  bie  Samgnpfcbe  Sluffaffung, 
bafe  ta$  ÜHecbt  in  bem  l^urijtcnftanbe  feine  au«: 
fcbliefelicbe  Vertretung  finbe,  betämpfte,  oerwidelte 
ihn  in  einen  heftigen  Streit  mit  ber  üMitorifcben 
Schule,  ferner  gab  er  bie  Scbrift  non  Uwe  Sornfen, 
«Union*x>erfa|iung  3)änemart«  unb  Scble*mig* 
Öolftctnd»  i  ,uhj  1841)  bajr.v  unb  beteiligte  ftcb 
an  ber  sJiebaftion  ber  «^eitfebrift  für  beutfdbeS 
Oiecht».  Sein  ^auptwer!  tft  baö  «Spftem  bc*  ge« 
meinen  beutfeben  tprirjattecbtö »  (3SBbe.,  £p».  1847 
-55;  4.  Stuft.,  2  Seile,  93erl.  1885).  Kleinere 


Schriften  ftnb:  «Kommentar  über  ba&  Straf geielr- 
bueb  für  bie  preufc.  Staaten»  (2pj.  1851),  «3ur 
fcbidjtc  be§  beutieben  StdnbereAtö»  (93erl.  1860), 
«5Derfionboner  Vertrag  oom  8. 9)tai  1852»  (2.3tufl., 
ebb.  1863),  «3)ie  engl.'frani.  ©arantie  oom  ?abre 
1720»  (ebb.  1864),  «Ser  9?eubrucb  naefa  bem  altern 
beutfeben  Wecbt»  (ebb.  1868),  «Über  bie  ©efe&eätraft 
ber  Kapitularien»  (ebb.  1871),  «GrlebteS  unb  ($x- 
ftrebte«  1809  bi*  1859»  (ebb.  1884). 

Weff ler,  Söilb.  Hartwig,  fcble«w.=bolftein.  ^oli: 
titer,  93ruber  beS  norigen,  geb.  2.  2Jtdn  1806  auf 
bem  Schlöffe  SDlarienbaufen  tn  ber  ©rafidbaft  5et>er 
(Clbenburg),  fmbierte  1823— 26  in  Kiel  unbiöeibeU 
berg  bie  fechte  unb  »ertrat  bann  aU  abootat  in 
ScbleSwigeifrigbieUntrennbarteitunbSclbftänbig: 
teit  ber  öerjogtümeT  unb  beren  beutfebe  ^nterefien 
unb  würbe  1844  in  bie  fcbleSW.  Stflnbeucrf ammlung 
gewiblt,  beren  Verbanblungen  er  feit  1846  als  %xä 
fibent  leitete,  äuf  feine  SJeranlaffung  bitbete  ficfc 
24.  yjl&xi  1848  in  Kiel  bie  proDiforiicbe  Regierung, 
beren  Vräfibent  er  würbe.  8lm  20.  Marj  1849  trat  er 
in  bie  oon  ber  dicicbSgewalt  euigcfe&te  Statthalter 
febaft  ber  öer^ogtümer.  Äle  Stbgeorbneter  ber  Xeut^ 
{ eben  ^ationaloerfammlung  würbe  er  ium  erften  95ice^ 
prdfibenten  aewä^lt.  »I*  1851  Cftcrreicb  unb  preu= 
Ben  Kommiiiare  jur  fog.  ^aeifitation  ber  £>er$og- 
tümer  nacb  Kiel  fanbten  unb  mit  gemaltfamei 
•JUeberwerfung  ber  öerjogtümer  brobten,  trat  er 
(ll.^an.)  auS  ber  Stattbalterfcbaft  }urüct  unb  ging 
nacb  $)raunfcbweig,  wo  ihm  ber  öerjog  einen  3u- 
flucbtSort  angeboten  hatte.  186 1  trat  er  als  ©eb.  C  ber 
regierungSrat  unb  Kurator  ber  Uniocrfitdt  5Bonn  in 
ben  preufe.  StaatSbienft.  ^ier  ftarb  er  2.  Sept.  1884. 
?im  ^uli  1891  warb  ibm  unb  feinem  vJWitftatt balter 
dlcpentlom  in  ber  Stabt  Schleswig  ein  Senlmal 
errichtet.  58.  febrieb  mehrere  auf  bie  ScrfaimngS- 
Berhdltniffe  ScbleSwig'öclfteinS  unb  2)eutfchlanbS 
hejüglidje  Schriften  unb  überlegte  SDiacaulapS  ©e= 
febiebte  r»on  Gnalanb  (12  93be.,  93raunfcbw.  1852 
—61  u.  b.).  —  »gl.  Sacb,  ^riebrieb  Don  SteDcntloro 
unb  SB.  6.  9).  (ScbleSw.  1887). 

i»c('cmcr,  IBeSmer,  SöiSmer,  auch  Sä* 
nifebe  ober  Sdjwebifcbe  ©age  genannt,  ein« 
3lrt  Scbnellwage,  bei  welcher  ber  ju  wägenbe  ©egen= 
ftanb  mittels  eines  ^atcnS  an  bem  einen  Gnoe 
eines  als  SBagebalten  aufjufaffenben  Stabes  be= 
f eftigt  wirb,  ber  an  bem  anbern  Gnbe  ein  ©e^ 
wicht  trägt.  3)er  ©agcbalten  ift  in  einer  mit 
3unge  »erfebenen  ^ülfe  aufgehängt,  in  ber  er 
verieboben  werben  tann,  unb  trägt  eine  Stola, 
an  ber  baS  ©ewiebt  bcS  ©egenftanbeS,  fobalb 
oie  3w«fl«  einfpielt,  abgelefen  wirb. 

üPcf  cmf  djon  (bolldnb.  bezemschoon,  b.  i.  befen 
rein),  im  feanbel  berjenige  Jeil  ber  Söare,  ber 
beim  SluSleeren  üon  ^dfjern  ober  Kiften  am  fiolje 
hängen  bleibt,  j.  50.  bei  robem  3nder,  fowie  ben 
bafür  üblichen  Sthjug  ober  (SrfaB;  letjtererwirb  meift 
in  Prosenten  beS  «Nettogewichts  berechnet. 

^efen,  Kebrbefen.  Sie  einfachften  ftnb  bie 
SHutenbefen,  gewöbnli*  auS  93irtenreiiem ,  bie 
mit  SBeibenruten  jufammengebunben  finb;  bod)  »er* 
wenbet  man  auch  öeibelbeerreifig,  bie  SRuten  beS 
VefenginfterS  (93rambefen),  gefdjdlte  9luten  Uum 
Kehren  Don  Teppichen,  Sofas  u.  f.  w.),  ferner 
ScbweinSborften  (Sorftbefen),  gefpalteneS^Bam^ 
busrobr  unb  befonberS  bie  elaftifcbe  unb  febr  balt- 
bare /\auT  ber$iaffaoe  (^ia(faoebefen).  ÄuS 
legterer  werben  auch  bie  Strapentebrmafcbrnen  mit 
$>anb-  ober  Pf  erbebetrieb  angefertigt. 


Digitized  by  Google 


©efen  (SBage)  —  8efid)t 


857 


»r  tu,  foüiel  wie  SBefemer  (f.  b.). 

fßt  engtnfrcr,  f.  Sarothamnus. 

>3c  cn  ^ficlf aftutf,  f.  Eehinocactus. 

iBefcnf  ont,  f.  Sorghum.  [thaninus. 

söcfcnpfricmcn,  SBefcnft  rauch,  f.  Saro- 

«cfcnnö  (Sßeffenpö, fpr.b*icbeniö;  aucbSBef* 
f  e  n  o  d  a ,  Besenova),  9iame  mehrerer  Drtfcbaf  ten  unb 
liufiten  in  Ungarn,  Siebenbürgen  unb  Spnnien. 
Da*  ©ort  wirb  Don  bem  SBolle  ber  s#etf<henegen 
fmagüar.  SBefenpöt)  hergeleitet.  Die  bebeutenbften 
Orte  finb:  1)  C  =  SBefenpö  (Sil t •  SBeffenoDa), 
©ro&=@eineinbe  im  tfomitat  Torontal,  in  fruchtbarer 
©egenb  am  Arantafluffe  unb  an  ber  Sinie  SBdltdnp» 
IkrjdmoS  -■  ivui»  ber  Ungar.  Staatsbahnen,  bat 
(1890)  6331  6.,  meift  tatb.  Bulgaren.  —  2)  Ui* 
iBefenpö  (9teu  ■  SBeffenoDa,  aua)  Deutfcb» 
Sief cbcnon>a) ,  ©rofi  =  ©emeinbe  im  Äomitat 
lerne*,  norbmejtlid)  Don  TemeSDdr,  bat  (1890) 
:W06  beutfebe  tatb.  G.,  Aderbau  unb  $ferbejucbt. 

©efeffene  (daemoniaci ,  obsessi,  ober  Wegen 
be*  für  einflußreich  gehaltenen  ÜDionbeS  [luna]  auch 
lunatici),  bie  Don  einem  böfen  ©eifte  in  SBefifr 
(Genommenen.  3n  ber  SBibcl  werben  bic  epileptifdj 

ranten,  bic  von  gemaltf  amer  ^ertrümmung,  $aub* 
beit,  Sblinbbeit,  ÜDabnfinn,  Sobfucbt  unb  ÜJtelan- 
d)olie£>eimgefuchten,  fo  bejeicb.net.  Tic  Anficht,  bafc 
aufjerorbentlidje  3uflänbe  unb  Ubätigfciten  be£ 
'JRenfdttcn,  bie  auf  bic  gewöhnlich  »ur  (Srfcbeinung 
tommenben  tfräfte  nicht  jurüdgefübrt  werben  tön-- 
nen,  auf  ber  (ünwirtuna  mächtiger  (Stifter  beruhen, 
tut  frei  fieb  überall  im  Altertum.  SaS  ©Ute,  ba* 
außerhalb  ber  Scbranfen  gewöhnlicher  m ra f  t  gelciftct 
würbe,  galt  al*  unmittelbare  Süirliamleit  ber  ©öt- 
tcr,  ober  wie  im  ^ubentum  unb  (Sbriftcntum  be* 
Weifte*  ©ottcS;  Iranlbafte  3ufälle,  benen  feine 
vBillenStraft  unb  fein  «Wittel  ber  .\Sciltunft  ju  wiber* 
neben  Permocbte,  würben  auf  böfe  ©eifter  jurüd= 
gefübrt.  Zauberformeln,  SBefdjwörungen  traten 
baber  an  bic  Stelle  ber  £>eilfunft.  Die  neuteftament» 
UAcn  Scbriftftellcr  teilen  bie  Anficht,  bafi  bie  böfen 
©eifter,  al*  beren  eigentliche  öeimftätte  balb  bie 
v2Bü)tc  (Matth.  4,  i;  12,  «),  balb  bie  Suftregion 
(Gpb-  2,  s;  G,  ts)  Dorgeftellt  wirb,  in  bie  !l)tcn)cbfn 
fahren  unb  'iljobnung  in  ihnen  nehmen  (SRattb. 
12,  u  fg.),  fie  mit  plagen  bclafteu  (ogl. ».  SB.  SRarf. 
9,  i4  fg.),  au*  Urnen  bcrauSrcben  (flJtart.  3,  u; 
5. 7  fg.)  unb  ftcb  ibrer  als  Sfficrljeuge  bebienen.  Die 
SSeilung  foleber  33.  burd)  Austreibung  ber  böfen 
©eifter  (Dämonen)  war  nach  ber  Darftellung  ber 
fimoplifdjen  (?t>angclien  3cfu  tägliches  ©efebäft. 
Aber  3*fu*  greift  niebt  ju  magifd^cn  iöefcbwörungen, 
fonbern  übt  burd)  bie  ÜJtacbt  feiner  ^JerfönliAleit 
einen  pfoebifeb  vermittelten  (5influ6  auf  ba*  leibliche 
Vebcn  ber  Hranlen  au*.  —  SBgl.  Seli^fdb,  SBiblifdje 
IM'pdjoloaie  (2.  Aufl.,  2pj.  18(il). 

*cfcffcnbcitc<iocilin,  f.  Tämonomanie. 

ftcfcftait  (perf.),  cigentlid?  ©effafiftan  (b.  i. 
Crt  ber  ^eugbänbler),  ber  acwöbnlid)  überwölbte 
unb  abicblicKbare  Jcil  ber  SÖcarltballen  (f.  Söajar) 
türf.  6täbtc,  in  benen  anfeer  3fU6e"  2cppicbe, 
SBoffen  unb  iÖücbcr  feilgehalten  werben. 

^cfcijcn  (in  ber  Secbnit),  ein  6trafeenpflafter 
bureb  Mammen  (^öcfe&fdjlägel)  ebnen;  ein  SBobr= 
locb  (in  ©rubeu  ober  Steinbrüchen),  naebbem  bie 
Patrone  eingelegt  ift,  mit  Süllmaterial  (*Befa|0 
bebeden,  f.  Bergbau  (Sprengarbeit). 

*cfct}tct)iägcl ,  f.  i>anbramme. 

»efetjunfl  be*  ©eridjt*.  5)aä Skrlangen  nad) 
einer  unparteiifchen,  in  jeber  Widbümg  unabhängigen 


9ied)t*pflege  bat  in  neuerer  3eit  bahin  geführt,  nicht 
nur  bie  dichter  in  ihren  Stellungen  perfönlicb  )u 
l  dm  neu,  fonbern  auch  bei  SBeftimmung  ber  eJabl  unb 
Hierf  onen  ber  im  einzelnen  all  mitwirfenben  dichter 
jebe  SBillfür  au^jufchliehcn.  Södhrenb  nad)  bem 
Seutfcben  ©ericht*oerfaffung*gefe^  bie 
Amtsrichter  ihre©efchcifte  al*  Ginjelncbter  erlebigen 
(§.  22),  entfeheiben  bie  Kammern  bed  Sanbgericpt* 
in  SB.  oon  brei  QRitgliebern  mit  fönfcblufi  be*  SBor= 
fi^enben,  bie  ©traf tammem  in  ber  öauptver* 
banblung  erfter  3nftanj  unb  in  ber  SBerufungä* 
inftan^  bei  Vergeben  iebod)  in  einer  SB.  von  fünf 
iDtitgliebern  (§.  77),  bic  Senate  ber  Dberlanbe*-- 
oeriebte  ftet*  in  ber  SB.  »on  fünf,  bie  be*  9ieicb** 
geriet*  in  ber  SB.  Pon  neben  sJ)titgliebem  (p.  124, 
140).  3"  ^lenarentfcbeibungen  unb  ßntfdjeibunaen 
ber  Dereinigten  GiüiU  ober  Straffenate  be*  9ieicbs= 
geriebtä  fowic  ju  Gntfchetbungen  bed  pereinigten 
jweiten  unb  britten  Straffenat*  be*  JHeidjSßericbtä 
bei  doch-  unb  £anbc*ucrrat  gegen  Aalfer  unb  Steich 
ift  bie  Teilnahme  von  minbeftene  jwei  Tritteilen 
aller  äRitglieber  erforberlidh;  boch  barf  an  ber  QnU 
fcheibung  felbft  immer  nur  eine  ungerabe  3abl  teil* 
nehmen,  fo  bafe  bei  Anwefenbeit  einer  geraben  ba* 
bem  Sienftalter  unb  bei  gleid?em  Dienstalter  ba* 
bem  Sebenealtcr  nad)  jüngfte  UlUtglieb  fem  6timm> 
recht  hat  (§.  139).  SBor  Söeginn  jebeS  ©efchäftSjahre* 
werben  in  Öiterreidj  burd?  ben  ^rafibenten  (©eriebt*: 
organifatien£ge{eti  Pom  27.  :Uin\  1896,  §.  32),  in 
Deutfcplanb  burch  ba*  ^käfibium,  }u  welchem,  au^er 
bem  ^räfibenten  unb  ben  Direltoren  ober  Senat** 
vrdfibenten,  bei  Sanbgcrichten  ba*  ältefte,  bei  ben 
Dberlanbedgcricbten  bic  beiben,  beim  üKeid^ectericht 
bie  üier  älteften  SWitglieber  gehören,  bie  ©efcbdfte 
unter  bie  Wammern  ober  Senate  »erteilt  unb  bie 
flönbigen  ÜJtttgUeber  berfelben  fowie  bie  rcgel' 
in&fiigen  Vertreter  benimmt.  Sine  jinbenmg  im 
Caufe  beä  ©efdjaftäjabreä  ift  nur  in  beftimmten 
Au*nabmefdUen  ftatthaft.  3ft  ber  SÖorfi|enbe  Der» 
hinbert,  fo  führt  ba$  bem  Dienftalter  unb  bei 
gleichem  SHcnftalter  baS  ber  ©eburt  nach  dltefte  W\U 
glieb  ber  Wammer  ober  be*  Senat*  ben  SBorfiti 
(§§.  62 fg.,  121,  133).  SBegen  SB.  ber  $anbelä*, 
SaSöffen^,  SAwurgericfatc  f.  bie  betreffenben  Artifel. 

9tad>  ber  Cfterr.  Strafproje^orbnung  ift 
bie  SRatSfammer  (f.  b.)  mit  brei  üRicbtcrn,  ber  er» 
lennenbe  «©ericbtSbof  erfter  Snftanj»  mit  Dier, 
^weiter  ^nftan)  mit  fünf,  unb  ber  oberfte  ©erichtehof 
alSÄaijationebof  mit  fieben  SRichtern  befe|»t  (§§.  12, 
13, 15, 16).  3n  giDilfachen  ift  ber  Senat  be*  Hrei*= 
unb  £anbc3gericbt$  in  ber  Siegel  mit  brei,  ber  be* 
Dberlanbcägcricbt*  mit  fünf  Richtern  befe^t;  wie 
ber  oberfte  ©crichtßhof  bei  ^ntrafttreten  ber  neuen 
(Sioilprcjefsorbnung  befe^t  fein  wirb,  wirb  burch 
befonbere*  Statut  beftimmt  (3uri*bittion*norm 
Dom  1.  Aug.  1895,  §§.  7  u.  8). 

ttefidjt,  bie  Söefichtigung  ber  gelieferten  SDare 
burch  ben  Käufer  uim  3wed  ber  Prüfung,  ob  bie* 
felbe  empfangbar  tft  ober  Mängel  bat,  all o  als  SBe* 
bingung  be*  ©cwährlciftungSanfpruchS.  Stach  £>an* 
belerecht  hat  biefc  Unterfuchung  unoerjüglich  nach. 
Ablieferung  \\x  geicheben,  foweit  bie*  nach  orb» 
nungSmäfeigemÖefchäftSgangtbunlicbift,  unbjwar 
nad)  bem  neuen  £>anbel3gejet>bucb  (§.  377)  nicht  blo| 
wie  bisher  ($anbel£gefetib.  Art.  347)  bei  überfen» 
bungS»,  fonbern  auch  bei  ^laftläufern,  anbererfeit* 
aber  nur,  wenn  beibe  Teile  Jtaujleute  finb.  Diefelbe 
SBebeutung  bat  bie  SBcfidjtigung  ber  Dom  ftradbl* 
führer  abflelieferten  Sparen,  um  reftjuftellen,  ob  ein 


858 


Seföttgung  —  ©eftfc 


änfprucb  gegen  bieten  bcjtcbt.  (6.  Ablieferung.) 
93ei  einem  Stauf  auf  IB.  ftebt  bie  Billigung  be$  ge* 
fauften  ©egenftanbe*  im  93elieben  be«  HäufetS. 
Det  Kauf  iit  im  Sroeifel  unter  bet  auffcbiebenben 
93ebingung  (f.  Huffcbicbenbe  93ebingung)  bet  8K(li> 
gung  gefAlofjen;  gebt  alfo  bte9öate  bei  bem  Hau- 
tet bot  bet  Genehmigung  unter,  f  o  ift  ba*  bet  cAw 
ben  be*  9Jcrtäufer*.  Der  93erfäufer  bleibt  bi«  jut 
Ettlärung  be«  Käufer«  gebunben.  Der  Käufer  ift 
verpfltd?tet,  bem  Häufer  93.  (Unterfucbung)  be« 
©egenftanbe«  )u  geftatten.  Tic  93illtgung  tann 
nur  innerhalb  bet  vereinbarten  Stift  unb  in  Er* 
manaelung  einet  folgen  nut  bi«  jum  Sblauf  einet 
bem  Kaufet  vomSetfäufetbeftimmten  angemefiencn 
5tift  ertlärt  werben.  2Bar  bie  Sadje  bem  Häufet 
jum  3»ed  bet  93efid)tigung  äbetgeben,  fo  gilt  fein 
Scbroeigcu  al«  93iUiaung  (Deutidje*  Sürgerl.  ©e= 
fe&b.§§.495u.496,  roeldje  au  Stelle  t>on  »anbei** 
aefehb.  «rt.  339  treten).  2Jiit  bet  »iUigung  ift  ber 
Häuf  er  unbebingt  gebunben.  Cebnt  er  ben  Häuf  ab, 
fo  ift  er  nicht  verpflichtet,  ©rünbe  anjugeben;  er  ift 
auch  nnft  verpflichtet,  bie  3Bare  ,ut  befeben  ober  ju 
proben.  Die  befte  SBare  fann  bet  foldjem  Jlbfcblufe 
beanftanbet  roetben.  Statürlid)  haftet  ber  Empfänger 
auf  Scbabcnerfaft,  wenn  er  bie  SBare  unter  93eifette= 
ietiung  ber  Sorgfalt  eine«  orbentltdjen  Kaufmann« 
befcbäbigt  bat.  93eim  Kauf  «auf  $robe  unb  auf 
93.»,  «auf  9tad)fted>en»  ober  «auf  9tad)jieben»  ift 
ber  Käufer  jut  Äblebnung  nut  beted)ttgt,  trenn  bie 
fflare  nidjt  empfangbar  mar,  2Rängel  hatte. 

«cfirhtigung,  f.  SBeftdtt  unb  2lugenfd)ein;  93. 
von  ficieben,  f.  £eid?enfcbau. 

Besidi&e,  alte  Stabt,  f.  93iftgnano. 

©eftflljcim.  1)  Obcrnmt  im  roürttcmb.  9tcdar= 
frei«,  bat  1 67,49  qkm,  (1900)  28768  (13 988  mannt., 
U780  rocibl.)  E.,  4  Stdbte  unb  15  fianbgemeinben. 
—  2)  ObcramtöftaM  im  Oberamt  93.,  in  182  m 
6öbe,  am  Einflufj  ber  Enj  in  ben  Metfor  unb 
an  ber  fiinie  93ietigbeinv6cilbronn  ber  ffiürttemb. 
Staat*babnen,  Stlj  be*  Oberamte«,  eine«  31mt«: 
gertebt«  (Sanbgericbt  öeilbronn),  3ollJ  unb  ®renj* 
jteueramte«,  bat  (1900)  3065  E.,  barunter  75  Katbo= 
lifen,  ^oft,  Jelegrapb,  jroei  2ateinf4ulcn,  iJtäbcben-- 
21rbeit«fd)ule;  gabritation  vonßl,  93anb  unbSrifot 
waren,  eine  Hunft*,  brei  SBaffermüblen,  Mcterbau, 
®einbau  unb  Söcinbanbel.  —  Die  Stabt  ftebt  an 
ber  Stelle  be*  von  bem  Kaifer  $robu*  erbauten 
Castrum  Valerianum,  tommt  im  2Jtittelalter  unter 
bem  Warnen  93afftnd)eim  vor,  gebörte  feit  1153  ju 
93abcn  unb  lam  1595  burd)  Kauf  an  Württemberg. 

tBefiatse,  Hartcnfpicl,  f.  93ejigue. 

iöcftfabat ,  93efcbifbai,  eine  SBucbt  be*  $lgäi; 
icben  SJteer«,  an  ber  ©eftlüfte  Hleinaficn*,  ber^nfel 
lenebo«  gegenüber  unb  f  üblich  vom  Kap  gleichen 
tarnen*  ((.Karte:  93o$poru*.  Darbanellen). 
Die  93ai  ift  nitbt  tief  unb  bietet  einen  gegen  91orb* 
unb  9torboftroinbe  flefd?ü|>ten  guten  änlerplatj;  fic 
mar  1853  Station*ort  ber  brtt.=franj.  ftlotte,  ebe 
biefelbe  nad)  Konftantinopel  fegelte.  Steuerbing* 
»irb  bie  $8.  von  ben  Englänbcrn  mit  Vorliebe  al« 
Slnfcrplalt  für  ba«  OTittelmeergcfdnvaber  benuttf, 
»eil  fie  bei  etwaigem  Kriegsfall  bie  befte  Operation«; 
bafi«  aegen  bie  Darbanellen  bietet. 

*Hcfit?.  JJn  ber  Sprad?c  be*  gemeinen  Sebcn* 
nennt  man  ben  Eigentümer  omt  93efi^er.  Tic 
:HcajtStt)iffenf(baft  verftebt  unter  SB.  etma«  anbere«; 
iie  unterfä^eibet  jmifä^en  6acbbefit(  unb  9ted)t«* 
bef  iti  (f.  b.).  3«««  ftebt  im  Sierbältni«  jum  ©igen» 
tum,  biefer  ju  anbern  JHe*ten:  fie  verhalten  fitb,  ju 


biefen  mie  T  batfaiic  unb  ;>iedjt.  2)et  3ad?befifc  ift 
bie  tbatfäcblicbe  3lu*übung  be«  (Sigentumö,  bei 
JRed)t«befilj  bie  tbatfäd)lid>e  3(u*übung  eine«  an= 
bem  SKccbt«.  25er  ßigentümet  ift  infofern  3kfi|eT, 
al«  et  fein  ßigentum  au«übt.  6t  tann  aber  aueb 
be«  93.  entbehren,  unb  ein  dritter  fann  bie  jenem 
gehörige  @ad)e  beft&en. 

2)et  ©igentümet  beft^t  bie  üjm  gehörigen  wadber. 
(OJrunbftüdc,  lebenbe  Jiere  ober  leblofe  betoealitbc 
Sadjen)  menn  er  fie  innehat,  b.  b-  wenn  et  tbat= 
fddbliche  ©eroalt  über  biefelbeu  bat  (3)eutfcbe*  ^ :; . 
gerl.  ©efcHb.  §.  854) ,  roenn  er  fie  in  feinet  3Na<bt 
ober  ©eroabrfam  bat  (Cfterr.  93ürgerl.  ©efctvbucb». 
alfo:  roenn  et  petfönlid)  über  fte  verfügt  ober  ver- 
fügen tann,  fte  gebraucht  ober  gebrauchen  fann,  fte 
aenieftt  ober  geniefcen  fann.  üflacp  bem  35eutfa)en 
33ürgerl.  ©efe^bud?  flenftgt  e*  für  ba«  Sotbanben-- 
fein  be«  93.,  ba&  bie  Sache  ftd)  in  bem  äußern 
OTadjtbeteich  einer  ^erfon  befinbet.  Stach  öfterr.  »ie 
bisher  nach  gemeinem  3iecht  mufe  }u  biefer  'JRacbt 
bet  9Bille,  btefe  flacht  für  fich  auSjuüben,  btnju 
treten.   Tatuvdi  unterfd>eibet  fich  nach  ibm  93. 
(Juriftifchet  93.)  von  ©eroabrfam  tfnnebabung, 
Detention).  9tad>  Deurfdjem  93ürgerl.  ©efeabueb 
ift  93.  nur  ©eroabrfam.  sBa«  nad)  aemeinem  IHecbt 
juriftifdjer  93.,  b.h.93.im  eigentlichen,  im  ÜRetvte 
ftnn  ift,  bejei*nct  ba*  Deutfdje  93ürgerl.  ©efehbu* 
bemgemä^  al*  Gigenbefifc  (§§.836,  900,  927. 
937  fg.,  955,  958, 1127).  ©igenbefiher  ift,  roer  eine 
Sacbe  al*  ibm  gehörenb  (b.  b.  roie  ein  Eigentümer) 
befttjt.  3)afe  biefer  9Bille  vorhanben  fei,  verftebt  ftd) 
bet  bem  Eigentümer,  roeld)er  bie  Sad)e  innehat,  von 
felbft,  obgleid)  e*  nicht  erforbcrlid)  ift,  ba^  berGigen^ 
tümer  ftd)  biefe«  93efii;roiUen*  in  jebem  Slugenblirf 
beroufet  ift.  Die^olge  be«  Unterfcbiebe*  iit,  bafe 
nach  Deutfchem  93ürgerl.  ©efet(bud)  aud>  33illen*: 
unfähige  (Kinber,  ©eifteStrante)  beft^en  tönnen, 
nad)  öfterr.  9ied»t  bagegen  nidbt.  Stiebt  erf orberlich 
ift  e«,  bafe  ber  93efiher  in  iebem  «ugenblid  über 
feine  Sachen  tbatfäcblid)  verfügen  fann.  (8. 93eft^ 
erroerb  unb  -5Jcrluft.)  l)urd)  eine  ihrer  9tatur  nad) 
nut  vorübergehenbe  9Jerhinberung  (Steife)  in  ber 
Ausübung  ber  ©eroalt  roirb  ber  93.  nicht  beenbi<)t 
(Scutfcbe*  9)ürgerl.  ©efe^b.  §.  856). 

Übrigen*  beftebt  nach  Xeuttchcm  bürgert,  ©eiei^ 
bud>  eine  3lu*nahme  von  bem  Sa&,  bafe  ber  93. in  b<r 
^erfon  be*jentgen  begrünbet  ift,  ber  bie  tbatfäcblicbe 
©eroalt  über  bie  Sache  bat.  Su*nahm*roeife  verleibt 
e*  einen  93.  auch ,  roo  biefe  ©eroalt  fehlt ,  inbent  e* 
vorfchreibt  (§.  855),  bafe,  roenn  jemanb  biefe  ©e» 
roalt  für  einen  anbern  in  beffen  ^au*balt  ober  Er= 
roerb*gefdjäft  ober  in  einem  ähnlichen  9}erbdltni* 
au*übt,  vermöge  beffen  er  ben  ftd)  auf  bie  Sad>e 
bejiehenben  ©etfungen  be*  anbern  <yolge  ;u  leiften 
bat,  nur  biefer  anbere  93eftt?er  ift.  2)er  erfte  ift  nur 
93efittbiener,  proturatorifd)er  Detentor,  ber  an: 
bere  93efi&berr.  Da*  öfterr.  roie  ba*  gemeine 
töecbt  tommt  ju  einer  gleiAen  Unterfcheibung  unter 
bem  ©eftd)t*punf t,  bafe  bie[er  93efttibiener  nicht  ben 
9Billen  hat,  bie  Sad^e  für  ttd),  fonbern  in  frembem 
9tamen  innejuhaben:  e*  fagt:  ber  Eigentümer  übt 
al*  iuriftifdjer  93efi^cr  ben  93.  burd)  bieie 
Stellvertreter  al*  bie  natürlichen  93efi|er, 
Inhaber  ober  Detentoren  au*. 

Dagegen  ftnb  nad)  öfterr.  unb  gemeinem  Sttctt 
aud)  foldje  ^erfonen,  roelcbe  bie  Sache  von  bem 
Eigentümer  erhalten  haben,  um  fte  vorbehaltlich 
ber  9ted)te  be*  Eigentümer*  ju  eigenem  Vorteil 
ju  gebrauchen  unb  bann  nad?  Slblauf  einer  gerottlen 


859 


3«t,  bielleidjt  crft  nad)  ihrem  Zote,  an  ben  Eigen-- 
tümct  ober  beffen  Erben  jurfldgelangen  *u  lafien, 
wie  9Jäd)ter,  Stiftetet  unb  91iefebrdud)er,  nicht  93e= 
fifcer  ber  Sache.  Denn  bec  Pächter  unb  bet  9lieft= 
bräucber  »ollen  ftd>  baS  ©runbftüd,  roeldjeS  fie  be-- 
wirtfcbaften,  nid^t  aneignen ,  als  ob  eS  ihnen  m- 
boxte.  Die  oon  ibnen  gejogenen  Jrücbte  aber  bürfen 
fie  nad)  ihrer  9ted)tsftellung  ftd)  aneignen:  fte  unb 
nidbt  bet  93erpäd)ter  beft&en  bie  geetnteten  #rüd)te. 
»nberS  bagegen  baS  sJJreufe.  l'anbrecbt,  roeldjeS 
biefe  Klaffe  oon  3nbabem  uttüollftänbige  Sc* 
filier  im  ©egenfafc  jum  t  eil  (täubt  gen  33efi&er, 
welcher  burd)  fie  beftttt,  nennt,  unb  anberS  baS 
Deutj du-  93ürgerl.  ©efe*bud).  Olacb  ihm  (§.  868) 
ift,  roer  eine  Sache  als  SÖUetet,  93erroabrer  ober  in 
einem  ähnlichen  SBerbältnis,  oermöge  beffen  et  einem 
anbetn  gegenübet  auf  3«it  jum  95.  berechtigt  ober 
»erpfliebtet  ift,  beftfct  (fog.  33eft&mittler),unmittel* 
barer  93eftfcer,  ber  anbere  mittelbarer  93e= 
f  i fter.  flatürlid)  tann  btefer  aJtieter,  ^ddbter  u.  f.  ro. 
roieber  feine  9luhtmg  burd)  einen  Inhaber  (93efitj: 
biener)  ausüben,  rote  roenn  ber  0utSpdd)ter  nach  ber 
Stabt  jiebt  unb  baS  %tad)tgut  burd)  einen  ^nfpettor 
fflr  üd>  oerroalten  läfet.  Unb  gäbe  ber  Pächter  bie 
Sache  in  Slfterpacbt,  bann  roäre  er  mittelbarer  unb 
ber  Eigentümer  entfernt  mittelbarer  93eftfter  (§.  871). 

2Sid)tig  ift  noeb  ber  Unterfdjieb  iroifd)en  reb= 
liebem  (gutgläubigem)  unb  unreblidjem  (bÖS= 
gläubigem)  '-Öffner;  legerer  ift  berienige  Söefiher, 
bem  bei  Erroerb  beS  Eigenbefi|eS  burd?  33eräufee= 
rung  befannt  ober  infolge  grober  Aabrläfftgteit 
unbetannt  ift,  bafc  bie  Sache  bem  93eräufterer  nicht 
gebort,  ober  ber  bieS  fpäter  erfäbrt  (Deutfdx* 
93ürgcrl.  ©efe&b.  §§.  990,  932,  937);  erfterer  baS 
©egenteil  baoon. 

$er  93efttjer,  aud)  ber  unreblidje,  barf  fid)  gegen 
roiberrecbtlicbc  93e)ihentiiebung  ober  Störung  (fog. 
verbotene  Eigenmadjt)  aud)  obne  bie  3Jorauö= 
fe&ungen  ber  flotroebr  unb  beS  ScotftanbeS  mit  @e* 
malt  oerteibigen  (DeutfcbeS  33ürgerl.  ©efe&b. 
§.  859),  baS  Cfterr.  ©efctjbud)  fct»t  oorf»*tig  binju: 
«wenn  bie  öilfe  bei  Staates  ju  fpät  tommen  mürbe», 
unb  baS  ^rcufcifcbe :  «•  wenn  fie  ju  fpät  tommen  würbe, 
einen  unerfefelicben  93erluft  abturoenben».  DaSfelbe 
barf  ber,  welcher  bie  Sache  lebigltd)  im  ^ntereife 
beö93efifcerS  innehat,  ber  SBefi  fcbiener,  gegen  Angriffe 
dritter  in  beffen  ^ntcrefie  /  "id)t  aber  gegen  ben 
33efihberrn  (DeutiAeS  SBürgerl.  ©efefcb.  §.  8G0). 

99efifcer  unb  93eftfcbiener  bürfen  ftcb  aber  nicht 
blofe  oerbotener  Eigenmadtf  mit  ©eroalt  erroebren, 
fonbem  aud)  1)  roenn  ibnen  eine  beroeglicbe  Sadje 
mittel«  foleber  roeggenommen  rourbc,  biefelbe  bem 
auf  frifdjer  2  bat  betroffenen  ober  ©erfolgten  Später 
aud?  mit  @«  roalt  roieber  abnebmen ;  2)  roenn  ibnenber 
$efi&  eines  ©runbftüd«  mittels  oerbotener  6igen- 
madjtnentjogen  rourbe,  fid)  beffen  fofort  ober  binnen 
turjer  3ctp  nad)  ber  ©ntjieb.  ung  (baS  gemeine  9icd?t 
ging  roeiter:  fofort  nad)  erlangter  Kenntnis  oon 
ber  6nt}iebung)  burd)  ßntfebung  beS  XbdterS 
roieber  bemdebttgen.  ^aSfelbe  'ift  gegen  ben  vJIad?= 
[olger  im  93.  erlaubt,  roenn  er  (Srbc  beS  burd)  »er* 
ootene  Gigenmad)t  ium  SBefiljer  ©eroorbenen  ift 
ober  bie  ^eblerbaftigfeit  beS  93.  feines  93orgänger* 
beim  ßrroerb  rannte  (§§.  859  u.  860). 

3u  allem  roeitem  Sd)u|i  gegen  (Sntfe&ung  unb 
Störung  (93  e  f  i  &  f  d)u  6)  bebarf  eS  gerid)tlid>er  t>ilfe. 
9lber  aud)  fte  fteb.t  iebem  93efit»er,  er  fei  Gigen= 
tümer  ober  nid)t,  reblid)er  ober  unreblidber  23efitier, 
fogar  bem  mittelbaren  ^efitter,  roenn  bie  eigen 


mad)t  gegen  ben  SBefiftmittler  gebt  (§.  869),  nur 
nid)t  bem  93eftt)biener  ju.  $n  feiner  Klage  bat  er 
nur  barjulegen,  bat;  er  93e[itier  fei;  unb  roenn  ibm 
ber  93.  geroaltfam  entjogen  ift,  bat  er  ben  Slnfprud), 
roieber  in  ben  93.  eingelegt  ju  roerben.  (8.  93efi&= 
Hagen.)  Selbft  ber  Eigentümer  barf  gegen  bet» 
befifeenben  Nichteigentümer  teine  Selbftb^ilfe  (f.  b.) 
üben  (§.  863).  ©r  mufe,  roenn  ibm  ber  93.  nidbt 
com  beseitigen  93efilier  feblerttaft  entjogen  ift,  fo 
bap  er  gegen  biefen  bie  93efittUage  anftrengen  tann, 
bie  EigentumSllage  (§.  985)  erpeben.  $n  biefem 
s$ro»efe  mufe  er  aber  fein  9tecbt  beroeifen;  bar. 
ber  93efit)er  felbft  fein  :Recbt  bat,  nü&t  ibm,  bem 
Kläger,  nid)ts.  93eroeift  ber  Kläger  fein  eigenes  iRecbt 
triebt,  fo  wirb  er  abgeroiefen.  drftreitet  er  aber  fein 
:Hcitt ,  fo  bat  nun  aud)  ber  unreblid)e  93ertjter  ru 
fpredjenb  311  büfeen.  (6.  SigentumStlage.) 

SlnbererfeitS  roirb  ber  93efitjcr  nur  gefd)ü&t,  fo* 
lange  er  beftfct,  unb  nur  gegen  ben.  roelcber  ihm  feb= 
lerbaft  ben  93.  entzogen, bat  (§.  861).  Verliert  er  auf 
anbere  SEBeife  ben  93.,  fo  tann  er  nid)t,  roie  ber  Eigen* 
tümer,  gegen  ben  flogen ,  in  be^en  &anb  er  ben  93. 
finbet.  Öegen  ben  dritten  überbaupt  nid)t,  roenn 
biefer  fid)  ntd)t  einer  93efit>oerletjung  gegen  ben  Kid- 
ger  fcbulbig  gemad)t  bat. 

So  ift  ber  93.  jroar  tein  9led)t,  aber  ein  tbatfäd)* 
lieber  3uftanb,  roeldjcr  um  feiner  ielbft  roillen  eine* 
jroar  nitbt  unbefdjrdntten ,  aber  bod)  roeitreicbeu= 
ben  reebtlicben  3 antue*  geniest.  ^)as  ift  eine  un- 
entbebrlid)e  Ergdnjung  jeber  s^rit)atred)tSorbttung. 
Senn  biefe  gebt  oon  bem  in  bem  mcttfd)lid)en  Jrci* 
beitSbebürfnis  gegrünbeten  Satte  au$,  tan  bie 
Obrigteit  nid)t  r>on  3(mtS  roegen  barauf  bdlt ,  baft 
jebem  Eigentümer  feine  Sadjen,  roenn  fte  oerfd)lcppt 
ober  aus  feinem  93.  gebrad)t  ftnb,  roieber  )uge- 
fübrt  roerben.  35aS  roärc  aud)  gar  niebt  ausführ- 
bar, folange  man  nidjt  jeber  Sacbe  auf  eine  un- 
trügliche 9Beife  anftebt,  roem  fte  gebört.  Dies  aber 
ift  felbft  bei  ©runbftüdcn  unb  bet  ber  oolltommeiv 
ften  ©runbbucborbnuug  ttiebt  möglid),  ba  aud)  biet 
abroeidjungen  beS  tbatfäd)lid)cu  93efthftanbeS  »01t 
bem  grunbbucbmämgen  Eigentum  oortommen.  %<ni 
Cfterr.  ©efe^bud)  bat  einen  auf  baS  ©runbbud)  ba* 
fterten  Sabularbefi^  eingeführt;  aber  aud)  bort 
bat  man  ftd)  baoon  überzeugt,  baft  man  bem  tbat- 
fäd)lid)en  93.  feine  Slnertennung  aueb  für  bie  ©runb* 
jtüde  nid)t  entjieben  tann.  Tcv  Eigentümer  muf> 
alt  c  feine  fechte  begrünben  unb  beroeifen. 

Solange  aber  ber  Eigentümer  feine  Stechte  uid?t 
geltenb  macben  roiU  ober  nicht  geltenb  machen  tann, 
unb  folange  bie  Sache  nidbt  roieber  in  feinen  33. 
jurücfgefebrt  ift,  mufi  ber  SHecbtSfrieben  burd)  Suf3 
redjtbaltung  beS  beftebenben  3"ftanbeS  gefdjü^t 
roerben.  Unb  baS  gebt  roieber  triebt  bloft  mit  amt- 
lichem, polizeilichem  Einfcbreiten.  Ter  93eft|ter  felbft 
uuir,  bei  93cfigftörungen  tlagen,  uttb  baju  muu  er 
tlagen  tönnen.  Darin  liegt  bie  'JRecbtferttgung,  t  a  v. 
bem  93.  ein  rechtlicher  Schutt  ju  teil  roirb. 

So  (teilt  ftd)  ber  Sad?bcfi&  als  eine  93orftufe 
»um  Eigentum  bar,  mit  roelcbem  er  mehrfache 
'übnlicbteiten,  bat.  9Bie  baS  Eigentum  tönnen  aud) 
ben  93.  mehrere  ntd)t  )ug(cicb  an  ber  ganten  Sache, 
fonbern  mehrere  nur  gemeinfcbaftlicb  haben,  riber 
bie  ©renjen  beS  hierbei  bem  einjelnen  3uftehenben 
©ebraudjS  entfdjeibct  baS  !3icd)t  jum  ©ebraueb.  5Die 
ferner  baS  Eigentum  eingefefaräntt  roirb  burd)  Ding^ 
lidje  9ted)te  (f.  b.),  j.  93.  burd)  Dienftbarteiten,  fo 
tfinnen  auch  an  einem  ©runbftüd  ober  an  einer  an: 
bem  Sacbe,  roeldje  pon  bem  Eigentümer  ober  Don 


Digitized  by  Google 


860 


33eft$einroeifung  —  Jöefifoflagen 


jemanb,  welcher  ntdtf  Gigentümer  ift,  befeffen  wirb, 
Sanblungen  ausgeübt  werben,  weldjc  fid)  alä  %ü*-- 
Übung  eines  binglicben  ;!ic*t-j  barfteücu ,  fo  bafi  an 
berfelben  Sadjc  jugleicb  ein  Sacbbefifc  unb  ein  ben* 
l'elben  cinfdjräntenber  iHetfctöbefiH  ausgeübt  wirb. 
Über  bcn  33.  im  3Sölterred>t  f.  33c|itoftanb. 

2  i  1 1  e  r  a  t  u  r.  Savignv,  2aS  iKcdrt  beS  33.  (7.$lufl., 
2Bicn  1865);  SJrunS,  £aö  SKedjt  beS  33.  im  Wittel* 
alter  unb  in  ber  ©egenwart  (J  üb.  1848) ;  afteif  djeiber, 
33.  unb  33cfihid)u&  (iöerl.  1876) ;  üRanba,  2)cr  33.  nacb 
öfterr.  SHecbt  (4.  Stuft.,  £vj.  1895);  3b«ring,  über 
ben  ©runb  beS  33efibfdmbe3  (2.2lufl.,  3ena  18G9); 
berf.,  33eiträge  mr  i'ebrc  vom  33.  (ebb.  1868);  berf., 
2)er  33efifcmille  (ebb.  1889);  Stinhing,  S>er  33. 
(II.  1,  SWün*.  1889  ja.):  berf.,  Sur  9&efi&lebre  (ebb. 
1892);  berf.,  Slrtitel  33cfi&  im  «Jbanbwörterbudj  ber 
StaatSwificnfd?aftcn»,  33b.  2  (3cna  1891);  Äunfee, 
,Sur  »cfiftlcljrc  (Üpj.  1890);  Sdjuvpe,  2>aS9tedrt  beS 
ib.  (33reel.  1891);  Äniep,  2)er  33.  beS  SJürgerl.  ©e* 
icHbu**  gegenübcrgeftcllt  bem  töm.  unb  gemeinen 
Uiccfjt  (3ena  1900). 

«citttcinnjcifunfl.  iio  33.  Mir*  bie  Staate 
gewalt  erfolgt,  wo  auf  ©runb  ber  ftaatlidjen  ©e- 
roalt  Gigentum  an  ©runbftüden  übertragen  wirb, 
fo  bei  Enteignung,  Subbaftatton,  3ufammen: 
iegung  von  ©runbftüden  im  SeparationSvcrfabren, 
roo  bie  auägewiefenen  neuen  $ldne  ben  einjelnen 
33eftftem  juaemieien  »erben;  im  3roangöVoll= 
ftredungSverfabren,  wenn  bet  Sdjulbner  eine  un- 
bewegliche  Sadje  ober  ein  bewohntes  Sdjiff  ;u 
überlaffen  bat.  frier  erfolgt  bie  33.  bureb  ben  0c= 
ricbtävolljiebcr  (2>eutfcbe  Givilprojejjorbn.  §.  885; 
äbnlidi  tfterr.  GrelutionSorbn.  oom  27. 3Jiai  1896, 

?\.  349).  Db  bie  33.  an  Ort  unb  Stelle  gefdriebt,  ent* 
djeibet  fieb  nacb  ben  einjelnen  ©efeben.  Sin  ficfi  ift 
baS  nur  erforberlicb,  wenn  iffiiberftanb  erfolgt,  fonft 
genügt  ber  obrigteitlicbe  33efet;l,  mit  beffen  3lu*-- 
fübrung  (33efi&ergretfung  j  bem  Gingcmiefenen 
ber33eii&  erworben  wirb.  %m  röm.SRed?t  mürbe  bie 
Missio  in  possessionem,  wcldje  ein  $fanbred?t  gab, 
nod)  in  anbem  fällen  angeroenbet,  j.  33.  gegen 
einen  abwefenben  Sdjulbner,  bei  Skrfdumnidurtet* 
len.  2>aä  ift  beute  veraltet,  über  bie  33.  nadj  bem 
Carbouiaaum  edictum  f.  b. 

©eft  ije rtucr b  unb  «fBerlnfl.  $er  33efit$  einer 
bis  babin  von  einem  anbem  nid?t  befeffenen  Sacbe 
wirb  babureb  erworben,  bafi  jemanb  tbatfd<blid>e 
©ewalt  barüber  erlangt  (Dccupation).  Äörperlicbc 
33erübrung  ift  baju  mdrt  erforberlid?,  wenn  audj 
bewegliche  Saasen  in  eine  Skjiebung  sur  $erfon 
beä  drmerber^  ober  feinet  Vertreters  ober  in  üon 
biefen  beberrfebte  JHdumc  gebraut  merben  müffen, 
toie  bei  ©runbftüden  neben  bem  erlennbaren  Gnt= 
feblufe  erforberlid)  ift,  bafc  tein  anberer  bie  tbat« 
iä<bli<be  ©etoalt  bot.  Senn  bie  6ad>e  bereits  oon 
jemanb  befeffen  mürbe,  mirb  ber  33efitj  1)  babureb 
erworben,  bafe  ber  bi*berige  53efifcer  bie  Sa<be  einem 
anbern  übergiebt,  fieb  beS  33eft((eS  )u  ©unften  beS 
anbern  entlebigt,  melcbcr  bann  ben  33efift  über* 
nimmt  (traditio,  Übergabe).  Die  Übergabe  fann 
aueb  fo  gefdjeben,  bafe  ber  bisherige  33efil^er  (Gigeiu 
befiher)  jum  33efit>mittler  ober  33eftfebiener  (f.  33efih) 
wirb,  j.  33.  ber  iJerlfiufer  mietet  ober  padjtet  uom 
Ääufer  unb  bleibt  fo  in  ber  tbatfaaMicben  ©emalt 
(constitutum  possessorium;  2)eutfd)eS  33ürgerl. 
©eiebb.  §.  930).  Ober  e$  toirb  ber  biSberige  33efth: 
biener  ober  33cft^mittlcr  mm  Gigenbefttjer.  Verlauft 
i.  33.  ber  biäberige  mittelbare  33efi&er  an  feinen 
ter,  meldjer  ba«  ©runbftfld  innehat,  fo  bebarf  e« 


feiner  befonbern  Übergabe.  ßS  genügt  bie  Giniaung 
über  ben  Übergang  (§.  929).  Gbenfo  roenn  ber  ^tfih 
biener  burdj  Äauf  jum  SSefifter  »irb  (traditio  brevi 
manu,  Übergabe  furjerbanb).  93ei  ber  fön?erli(fcen 
Übergabe  ift  nid)t  gerabe  erforberlid),  bafe  b«m  (fr 
merber  bemeglicbe  6ad?en  in  bie  $anb  gegeben,  t  -  r 
bag  ©runbftüd  fofort  bon  bem  ©rtoerber  befebritten 
wirb.  GS  genügt,  wenn  aus  bem  5B«Tbaltcn  ber 
Parteien  eine  Ginigung  be§  bi^berigen  93efx^ere  u^^ 
beS  GrwerberS  erbellt  unb  ber  Grwerber  in  ber  Sage 
ift,  bie  ©ewalt  über  bie  Sadje  au^uüben  (traditio 
longa  manu,  Übergabe  langerbanb ;  §.  854).  Statt 
ber  tbatfdd)lid)en  ©ewalt  genügt  alf o  hier  bie  il'ica 
liebtett  gewaltfretcn  GingangS.  3>er  33efi^  !ann  aber 
2)  aud)  baburd?  erworben  werben,  bafe  eine  Sad>e 
bem,  weldjer  fie  befitjt,  obne  beffen  3Bilien  genommen 
wirb,  mit  ©ewalt  ober  beimlicb.  2)er  93efitjer  fann 
fte  bann  jwar  von  bem,  melcbcr  ibn  wibcrrecbtlicb 
auS  bem  33efiti  gefegt  bat,  llagenb  jurüctfoTbern. 
Vorläufig  bat  aber  ber  biSberige  33efi^eT  ben  S^efit; 
verloren  unb  ber  anbere  ibn  erworben  (§.  856>.  S5cn 
biefem  unfreiwilligen  33erluft  abgef eben ,  roirb  ber 
33efih  baburd)  bcenbigt,  ba^  ber  33efi|ier  bie  tbat 
fädSlid?e  ©ewalt  aufgiebt  (§.  856).  3"  etnfeitiaern 
freiwilligem  93efihoerluft  ( Serelittion )  ift  9Billc 
unb  tbatfadjlidje  äJerwirflidjung  nötig.  3eber  33e= 
ftfe  gebt  obne  weitere«  auf  ben  Erben  über  (§.  857) 
©cfitjflogen,  93efit»rcd»t3mittel.  1)  Siegen 
33efiftftÖrung.  Sicfe Siefihllage,  bei  bcn  SRömem 
interdictum  uti  possidetis  (bei  ©runbftücfen)  unb 
utrubi  (bei  beweglichen  Sadjen),  im  mobernen  iHecbt 
orbentlicbc  Sefihllajae  (possessorium  ordi- 
narium) ,  nad?  Seutfdjem  33ürgerl.  ©efe^b.  §.  862 
33efifeftbrungStlagc  genannt,  wirb  vcranlar: 
burd)  wiberrcd)tlid?e  unb  cigenmfldjtigc  w5rtli(br 
ober  tbfitliAe  Störung  beS  33efihc«  unb  berechtigt 
nacb  ^eutidjem  33ürgerl.  ©efe^bud?,  vom  Störer 
bie  33efeitigung  ber  Störung  unb,  wenn  weitere 
Störungen  ju  beforgen,  bie  Unterlaffung  folcber  ju 
verlangen  (§§.  862,  864).  5>er  Sd?u^  im  iüngftcn 
33cfiti,  baS  Summariissimum,  ift  bureb  bie  $)eutfd-c 
Givilvro}c|orbnung  befeitigt.  2)  Siegen  33efiB; 
entjiebung.  Quv ffiiebererlangung verlorenen 
33efi$eS  biente  bei  ben  Römern  baS  interdictum 
unde  vi,  feit  bem  9Rittelalter  bie  Spolientlage: 
spoliatus  ante  omnia  est  restituendus,  b.  h  wer  ac 
waltfam  au->  bem  33efiti  gefegt  ift,  barf  vor  allem  bie 
2Bieberetnfefcung  forbem.  Gbenfo  fagt  baS  T'eutfcbf 
93ürgerl.  ©efeUb.  (§.  861):  wirb  ber  33efttt  bem  33e 
fit»er  burd)  verbotene  Gigenmacbt,  b.  b.  obne 
beffen  Sölden  unb  wiberrecbtlid)  entjogen,  fo  fann 
er  bie  SBiebereinrdumung  von  bem  verlangen ,  ber 
tym  gegenüber  feblerbaft  befl^t.  Äetilerbaft  befiw. 
wer  ben  33e{t^  burd>  verbotene  Gigenmad)t  (nacb 
gemeinem  SKccbt  mit  ©ewalt  [vi] ,  beimlicb  [clam]. 
ober  auf  SBiberruf  [precario])  erlangt  bat,  unb  ber 
Öefthnacbfolger  beS)elben,  wenn  er  Grbe  ift  ober  bie 
Jcblcrbaftigteit  bc*  33efibeg  feinet  Vorgänger* 
beim  Grmerb  tannte.  —  33eibc  33.  finb  aulgef  Aloffen, 
wenn  ber  fllägcr  bem  Störer  bej.  93eft|»entiieber  ober 
beren  9lecbtdvorgängern  gegenüber  feblerpaft  befut 
bej.  befafe  unb  ber  geftörte  bej.  entzogene  33efih  in 
bem  le&ten  §abxt  vor  ber  Störung  bej.  Gntjiebumi 
erlangt  werben  ift.  35iefe  Ginrebe  wegen  Gigen 
maebt  im  legten  %ab,xe  ift  nacb  gemeinem  Wedi: 
gegenüber  ber  33eftt»entjiebungellagc  lüebt  juldfftg. 
33eibe  33.  erlöfcben  mit  Ablauf  eines  ^abre?  nacb 
ber  33erübung  ber  verbotenen  Gigenmacbt  (§§.  861, 
862,858,864).  ?m  ©egenf ah  -,um  gemeinen  «Recbt 


Digitized  by  Google 


Seft&frebit  —  ÜBejobrafow 


S61 


tann  mit  ihnen  auch  nicht  ber  nach  2)eutfcbem 
SBürgerl.  ©efefcb.  §.  823,  3thf.  2  juftebenbe  Schaben» 
erf  a&  geltenb  gemacht  »erben.  GS  muß  außerhalb  beS 
•söcfitsprojen«^  gefchehen.  —  SelbftoerftänbUch  wirft 
biefer  iöcft&fchuij  nur  einfttoeilig,  befinitio  nur  ber 
mit  GigentumSf  läge  (§.  1004)  geltenb  gemad?te.  3um 
Sdnifc  beS  99efifceS  an  ÜRecbten  bienen  teil*  bie 
oorftehenben,  teils  beionbere  93.  —  Sgl.  93runS, 25ie 
'3.  beS  röm.  unb  beutigen  Siecht*  (ffieim.  1874); 
ISflüger,  2!ie  fog.  &  beS  röm.  SReebtS  (Cpj.  1890). 

©cfujf rebit,  f.  Canbmirtfcbajtlicber  Krcbit. 

®efit>ted)t$mUtel, f.  93efij}flagen. 

»etitjftanb,  im  SSölterrecbt  bie  tbatfdchlicb  un= 
geftörte  SluSübung  ber  Staatshoheit  auf  einem 
beftimmten  ©ebiete,  ebenso  bie  thajtfächlich  gebulbetc 
iBcfcbrdnfung  ihrer  2luSübung.  2Bo  eS  an  urfunb= 
liehen  <yeftfe$jungen  unb  allgemeinen  5ßölterrcd>tds 
fä&cn  (wie  bei  ben  Söaffergrenjen,  f.  ©renje)  fehlt, 
tft  ber  93.  bie  rechtliche  ©runblage  für  bie  93egren* 
jung  ber  Staatsgebiete  unb  bie  wnuhung  fremben 
etaat«gebieteS,j.3.burch3tuSübungbeTecl)iffahrt 
unb  ftifeberei  in  Jerritorialgewäfiern.  3n  letjteTer 
*3ejiebung  wirb  inbeS,  jumal  wenn  eS  fich  um 
StuSübuug  oon  StaatSbobeitSrecbten  auf  frembem 
©ebiete,  j.  93.  ber  Konfulargemalt ,  banbelt,  mehr 
ber  oerwanbte  SBegriff  beS£>erlommenS  oerwcn= 
bet.  9ticbt  nur  ber  unoorbenfliepe,  fonbern  jeher 
nicht  erweislich  auf  unrechtmäßigem SBege  erworbene 

fteht  bem  urtunblich  nachweisbaren  fechte  gleich, 
nicht  in  Slnwenbung  beS  bem  93ölferrecbte  unbelann= 
ten  Segriff«  ber  Grjt&ung  ober  93erjäbrung,  fonbern 
auf  ©runb  ber  bei  ber  Cffenfunbigfeit  aller  ftaat- 
lichcn  93efttiüerhältniffe  anjunehmenben  tbatfäcb: 
liehen  3lnerfennung.  2luS  biefem  ©runbe  ift  baS 
©leiche  auch  »on  bem  urfprünglicb.  unrechtmäßigen 
8,  anzunehmen,  wenn  er  fo  lange  3eit  rubia^ f ort- 
gebauert  hat,  baß  barin  eine  Jlnerfennung.  ;u  ftnben 
tft.  (93gl.  öeimburger,  Grwerb  ber  ©ebietsbobeit, 
KarlSr.  1888.)  So  geht  auch  nach  eingetretenen 
iöefiftftörungen,  wenn  nicht  burch  überlegene  iDcacbt 
eine  Abtretung  erzwungen  werben  fann,  jeber  93er= 
fuch  ber  9}erftdnbigung  notwenbig  oon  bem  Sta-- 
tuSquo  (sc.  ante  bellum  etc.,  nämlich  oer  bem 
Kriege  u.  f.  w.),  oon  bem  frühern  33.  auS,  felbft  wenn 
tiefer  als  unrechtmäßig  angegriffen  werben  mar. 

®eftt}fteuer,  f.  Üüerm&genSfteuer. 

^cftt?ucränbcritngc<nbgaücn ,  bei  ber  3$er= 
äufeerung  oon  ©Tunbftflcfen  unter  fiebenben  er- 
bohene  «bgaben,  bie  in  Projcnten  beS  KaufpreifeS 
ober  beS  2£ertcS  berechnet  werben.  2)iefclben  bc= 
ruhen  jum  Seil  auf  prioatrecbtltcher  ©runblage, 
fo  baS  xaubemtum,  welches  ber  ©utsherr  oon  bem 
Grbpdcbter  ober  GrbjinSmann  erhob.  $iefe  2au= 
bemien  ftnb  infolge  oon  Stbl&fungen  meiit  befeitigt. 
Cber  fie  haben  einen  öffentlich-rechtlichen  Gbarafter 
unb  werben  bann  erhoben  als  eine  ©ebübr  für  Be- 
richtigung beS  ©runbbucbeS  ober  als  Steuer. 

^c*f  ibbo  bn,  $)ahn  in  @ali}ien,  f.  Cftetreicbifcb= 
llngarifche  Gifenbabnen  (erläuternbc  Tabellen  jur 
ÜberficbtSfarte,I, 23). 

«e^fiben  ober  fceSlib,  ber  hftcbfte  2eil  ber 
Zeitlichen  ober  kleinen  Karpaten,  auf  ber  ©renje 
beS  KomitatS  Hroa  gegen  ©alijien;  bie  bebeu* 
tenbfte  £öbe  ift  hier  bie  93ahia-@ura  (1725  m). 
2>ie  Slbhdnge  ber  93.  finb  mit  9tabelhöhem  bicht 
benjachfen,  bie  SergeSgipfel  hebeeft  ^(SiänbifcheS 
3WooS.  tJaS  ©ebirge  befteht  oorwtegenb  auS 
©ranit,  ©neiS,  Kall  unb  Sanbftein,  au«  beffen 
Schichten  ftellenweife  fable  ^elienjacfen  emponagen. 


5)er  wichtigste  Steig  ift  in  biefer  ©ebiTgSfette  ber 
3ablunfapaß  (f.  ^ablunfau),  ber  baS  2bal  ber  5Daag 
mit  bem  ber  Cber  oerbinbet,  fowie  jener  bei  ^warbon. 
Über  ben  erftem  führt  bie  Scafcbau^Dberbcrger  Gifen* 
bahnlinie  nach  Sefchen,  über  ben  le&tem  bie  33ahn< 
linie  nach  Saphufch.  ; U;r  Hebung  beS  ^ouriftenver: 
IcbrS  befteht  ein  SBeSfibenüe rein.  3m  weitern 
Sinne  heißt  auch  her  ganje  ftarpatenjug  oon  ber 
fcblef.  ©renje  bis  jur  93ufowina  3. :  bis  jum  Durch^ 
bruche  beS  Dunajec  Süeft-,  oon  ba  an  OftbeSti* 
ben.  (S.  Karpaten  unb  Karte:  Ungarn  unb  ©a* 
liiien.)—  9Jgl.  öabafjcwf,  ^Übrer  burch  bie  93. 
(WährifchCftrau  1894);  Kolbenheper,  Jübrer  burch 
bie  93.  im  ©ebiete  ber  Seftion  93ielth=93iala  beS 
SeSfibenoereinS  (93ieli^  1899). 

3*ce*f oto,  Stabt  in  93ranbenburg,  f.  93eeSforo. 

i^cöfort),  93emh.  oon,  febmeb.  dichter,  geh. 
22.  Slpril  1796  ju  Stocfholm,  trat  nach  93cenbigung 
feiner  Stubien  in  bie  fönigl.  Kanjlei,  erwarb  baS 
Vertrauen  beS  Kronprinjen  CSfar,  würbe  1825 
beffen  ^rioatfefretär,  1826  geabelt,  1827  Kammer 
herr,  1831  Sireftor  beS  fioftbeaterS,  1832  &o\= 
marfchall,  1843  ^reiben  unb  18<»l  Dbertammerj 
junfer.  (h  ftarb  17.  Cft.  1868  ju  Stocfholm.  Sei: 
nen  SHuf  begrünbete  93.  mit  ber  Sichtung  »Karl  XII.» 
(1819),  bie  ihm  bie  SBefanntfchaft  unb  Jreunbfchaft 
JegnerS  oerfchaffte.  1824  erhielt  er  für  baS  ©ebiebt 
«Sveriges  anom  (beutfeb,  Sübecf  1838)  ben  großen 
UreiS  ber  Schwebifchen  SIfabemie,  bie  ihn  1828  jum 
Iltitgliebe,  1834  jum  ftänbigen  Sefretär  erwählte, 
üöebeutenbet  als  &S  Iprifche  ©ebichte  «Vitterhets- 
försök»  (Stoclb.  1818—19)  T»nb  feine  Seiftungen 
auf  bramat.  ©ebiet.  SBon  ben  jrauerfpielen  würben 
aErik  den  Fjortonde»  (1827—28),  «Torkel  Kntits- 
son  » (1836),  aBirger  och  hansÄtt»  (1836—38)  unb 
«Gustaf  Adolf  i  Tyskland»  (1838),  bie  alS  «Drama- 
tiska  Studier»  (3$be.,  Stodh- 1836—38)  erfchienen, 
oon  Cblenfchläcjer  t?erbeutfcbt  (3  93be.,  fipj.  1841— 
43).  «Torkel  Knutsson»  gilt  als  befteS  bübnenges 
rechtes  Jrauerfpiel  ber  fchweb.  fiitteratur.  3)ie  Dper 
«Ryno»  ift  oon  6bw.  93renbler  unb  bem  (nachmaligen) 
König  Dsfar  L  in  SDlufif  gefegt  worben.  ÖefenSwert 
finb  93.S  «Vandrings-minnen»  (2  93be.,  Stodh- 1833 
—34).  SllS  Sefretär  ber  Schwebifchen  Slfabemie  lie= 

Srte  93.  wertvolle  Sietrologe  («Minnesteckningar»). 
efonberS  beröorjuheben  tft  feine  umfaffenbe  pane^ 
aprif  che  93etrachtung  ber  ©ef  chiefate  ©uftaoS  III.  («Om 
Gustaf  den  tredje  s&som  konung  och  menniska», 
I — V)  in  ben  aHandlingar»  ber  Schwebifchen  üfbbc: 
mie  (1860  — 69).  JBerwanbter  2trt  ift  bie  üftene-- 
graphie  «Karl  den  tolfte»  (2  93be.,  Stodh- 1868— 
69).  —  1870  erfchienen  9B.S  Sugenberinnerungcn 
«  Lefnadsminnen  »  (bis  1809). 

®e0meit,  in  SRußlanb  eine  5Bage  mit  ungleich^ 
armigen  3!*agebalfen;  in  9forbntßlanb  unb  Sioirien 
auch  ein  ©ewiebt  oon  2*/t  ruff.  ^ßfunb  —  l,o»38kg. 
et9mtv,  SBage,  f.  93efemer. 
^cöntic»,  Klofter  in  Ungarn,  f.  ©obbilö. 
^cfobräfohJ,  SBlabimir  <Pawlowitfch,  ruff. 
gfationalöfonom,  geb.  15.  (3.)  3an.  1828  ju  2öla- 
bimir  an  ber  KljaSma,  befudjte  baS  SHeranber^ 
Spceum  ju  Petersburg,  arbeitete  bann  im  ^inanj- 
minifterium,  würbe  aber  halb  infolge  feiner  her: 
oorragenben  litterar.  fieiftungen  auf  bem  ©ebiet 
ber  91ationalötonomie  unb  bejonberS  ber  5»nanj: 
wiffenfehaft  jum  SJlitglieb  ber  faiferl.  Süabemie  ber 
SMfienfcbaften  in  Petersburg  gewählt.  Gr  ftarb 
10.  Sept.  (29.  »ug.)  1889  ju  Smitrow.  9ceben 
jahlreichen  «bhanblungen  tn  3eitfchriften  un^ 


Digitized  by  Google 


862 


Besogne  —  Scffaro6ien 


Derlen  in  tun.  Spracbe  wröffcntUdjtc  et:  «ßtudes 
Mir  les  revenus  publics»  (in  ben  «M^moires»  ber 
Petersburger  ätabemie,  1873)  unb  «fitudes  sur 
leconomi«  nationale  de  la  Russic»  (2  93be.  in 

Abteil.,  ^etetSb.  1882—86). 

Besonne  (fr}.,  fpr.  be*fönnj),  Srbcit,  ©efebfift, 
^erriitung. 

©cFobltnofcfiincn,  f.  Sdjubwarenfabrilation. 

BeBoln  (frj.,  fpr.  btföäng),  Not,  93ebürfniS,  Gr* 
forberniS;  au  (fpr.  o)  lx;soin  ober  cn  (fpr.  ang) 
besoin,  im  Stotfalle. 

Wölbung,  baS  Dienftentgelt .  baS  ber  Staat, 
bie  ©emeinbe  ober  eine  öffentliche  Korporation  ober 
Anftalt  für  bie  berufSmdjnge  23erwaltung  ibrer 
vimter  gewähren.  Die  93.  wirb  in  regelmäßigen 
:fcitabiepnittcn  fällig,  ihre  ööbe  riebtet  fid?  naeb 
ber  93ebeutung  bet  wmter  unb  fteigt  metjtenS  aud) 
mit  bem  Dienftalter  beS  Beamten  in  einem  unb 
bemfelben  Amte.  3n  neuerer  3eit  wirb  bie  93. 
rcgclmdfrig  in  barem  ©elbe  gewäprt  unb  beftebt  in 
einer  feften  Summe.  ^rüb,er  bejog  ber  93eamtc 
bfiufig  nod)  Naturalien  unb  ungewifje  Ginnabmen, 
©cbühren  u.  f.  w.  für  befonbere  Dienftleiftungen, 
roic  ficc- }.  93.  bei  ben  ^ßfarrerbefolbungen  nod)  Diel: 
fad)  ber  Sali  ift.  Sieben  ber  93.  »erben  bem  93eamten 
häufig  noeb  gewährt:  ^aufdrfummen  für  93urcau= 
bebürf  niff  e,  StcpräfentationSloften,  Sagegelber  «Tuv 
tcu)  unb  ^utn-foften,  UmgugStoften,  ,yunttionSgu: 
lagen,  SBobnungSgelbgufcbuB.  ttberfteigt  ber93etrag 
ber  33.  l.riOO  SW.  für  baS  3abr,  fo  ift  biefelbe  nur 
gu  einem  Dritteil,  fonft  gar  nidjt  pfänbbar  (Gioil- 
vrojefjorbn.  §.  850).  Die  Gbrenämter,  inSbefonbere 
biejenigen  bet  Selbfroerwaltung  unb  ber  yted?t<M 
pflege  (©efdjworcne,  Schöffen),  finb  unbefolbet.  (S. 
Schalt,  ^cnfion.) 

«cfolbuttßSftettet,  f.  Sobnfteuer. 

«cfömmcrn,  f.  93rad?e. 

tBefpamtung  (frang.  attelage),  bie  gum ;  |  u  ßt  ge= 
fd)irrten  Zugtiere.  3"  ben  meiften  Staaten  GüropaS 
wirb  bie  93.  ber©efd)ü&euiibHricgSfubrwerle 
aus  s4>fetben  gebilbet,  in  einigen  &inbcrn  »erben 
aueb  ÜJtaultierc  bagu  t>er»enbct,  in  aufeereurop.  2dn= 
bem  aud)  Cebfen,  93Qffel,  Kamele,  Glefanten.  Gin 
i'lrbcitSpfcrb  fann  im  Durdjfdjnitt  1000  kg  2aft 
fortbewegen;  für  bie  Srtilleriepferbe,  bie  in  tiefem 
^oben,  bergauf  unb  in  fdjnellcr  ©angart  ©efcbü&e 
unb  iStunitionäwagen  fortbewegen  muffen,  rechnet 
man  300  kg  £aft  bei  ber  reitenben,  350  kg  bei  ber 
fabrenben  Artillerie,  Gin  beutjdpeS  ftelbgefcbüh, 
baS  mit  IricgSmäfoiger  SluSrüftung  bet  ^Jrofce  1800 
—2000  kg  wiegt,  erforbert  6  <Uferbc  gu  feiner  93., 
bie  paarweife  ooreinanber  gefpannt  werben.  Die 
an  ber  Deidjfcl  gebenben  werben  St  an  genpf  erbe 
genannt;  in  ber  ^Reihenfolge  nad?  com  folgen  8Rtt« 
iclpfcrbe  unb  9Jorberpferbe.  3u  jebem  ©c= 
fpann  gehört  ein  ftabr  er,  ber  baSfelbc reitenb  Dorn 
cattel  beS  linfs  gebenben  $ferbe$  aus  lenft;  biefeS 
Uf  erb  beifr  baber  3  a  1 1  e l p  f  e r  b ,  baS  rechts  gebenbc 
A>  a n  b  p  f  er  b.  Die  brei  ftabter  unterfd>eibct  man  als 
■Uorbcrreiter,  3Jiittclreiter  unb  Stangen; 
x  e  i  t  e  r.  ^m  ®ebirge  (©cbirgSartiUcrie)  werben  ju- 
wcilcn  mehrere  eimelne^ferbeooteinanber  gefpannt. 
Dieä  finbet  aua)  ftatt  bei  bem  fog.  Sanbemfab- 
ren.  —  iKuffifdje  93.  ift  baS  Jabren  mit  brei  ^}f er- 
ben nebeneinanber  (f.  £roila). 

s&afpopoto^ ,  f.  Slaaiolnifen.  Ifptedjen. 

^cfprcrticn  (uon  «ranfbeiten  u.  i.  to.),  f.  93er- 

®cfprcitgtttt0  (lat.aspersio,  nämlicbmitScib' 
waffer,  f.b.),  eine  franblung  im  tatb.  ftultu§,  bie 


ftnnbilblid)  bie  Reinigung  oon  Sünben  barftellt  unc 
ber  ber  93olt3glaube  beiltame  SBirtungen  jufd?reih 
»cfpritjen  ber  $f  langen.  ~  ai  93.  wirb  nbtig, 
wenn  Spanien,  befonber«  rropifdje,  mebt  ober 
weniger  unter  2tbfd?luf5  ber  freien  £uft  tulrioim 
werben.  3m  Sommer  muffen  faft  alle  fo  gebaltenen 
^flanjen  täglid?  mebrmal*  befpritjt  werben ;  im  33in 
ter  ift  jebodj  9]orfi* t  nötig,  ba  ftcb  oiele  ^ftanjen  in 
ber  sJtube  beftnben  unb  burd)  93.  leiben  würben.  3" 
ftaltbdufern  befinblidbc  ©cwäcbfe  werben  im  3$inter 
ni<bt  befpri^t,  ba  bort  bie  fiuft  um  biefe  ^abre^eic 
febt  feu*t  ift.  SBarmbaud-  unb  3i»merpflan$eu 
werben,  wenn  burd}  >>eii  ober  Sonnenwdtme  bie 
ßuft  an  geudjtigfeit  »erloren  bat,  nadj  93ebürfnis 
bene^t.  jyreilanbpflanjen  unb  im  freien  befinblicbf 
2:opfgewdcbfe  fmb  nad?  regenlofen,  beiften  ?agen 
gegen  Slbenb,  niemals  aber,  wenn  bte  Wanden  von 
ben  Sonnenftrableu  getroffen  werben,  ju  befprihen. 

Hess.,  «blürjung  für  S.  3.  ©. SB.  93 ef f er,  geb. 
1784  )u3nn§brud,  geft.  1842  )u  Äremjeneg,  bei 
mehrere  fpftematifd)c  SDerle  über  bie  glora  üon  ®a 
lijien,  ^otljpnien,  $obolien  unb  93effarabien  ftbrieb. 

»»eff nrnbien,  ©ouoernement  im  füb»eftlid)ften 
Seile  bess  europ.  9uiftlanb$  (f.  bie  harten :  S  ü  b  r  u 
1  a  n b ,  beim  Ärtif ei  :K  u  f4  a  n  b ,  unb  9t  u  m  &  n  i  e  n 
iL  f.  w.),  jwifd?cn  bem  Sdjwarjen  3Äeere,bem  2>njeftr, 
bem  ^rutb  unb  ber  Äiliamünbung,  grenjt  im  9u  unt 
D.  an  93obotien,  im  D.  an  Sberfon,  im  <5.  unb 
S.  an  iHumdnien,  im  919B.  an  ©alijien  unb  bi< 
93utowina,  bat  45632  qkm,  (1897)  1933436  Q.. 
b.  i.  42^  auf  1  qkm,  unb  jerfdllt  in  bie  8  Äreifc 
Äifdjinew,  Slljerman,  33enbcr,  Orgieje»,  Soroli, 
ßbotin,  93jeljp,  f\*»a»I-  ^  Ginwobner  finb  3lu 
ntfliteii  (etwa  50  ^ro}.),  Äleinruffen,  Sfaiffintn  (am 
©alijien),  93ulgaren  (ct»a  70000),  Armenier,  3* 
raeliten,  ©riedben,  3«fleuner  unb  Jataren;  bed» 
baben  fieb  nad)  unb  nad)  feit  1814  au*  25  beutfdx, 
meift  prot.  Kolonien  im  Slljermanfdjen  Äreife  an 
geficbelt.  v$roteftanten  gfiblt  man  etwa  30000,  3* 
raeliten  über  170000,  letztere  meift  in  ben  Stdbten. 
Da8  ©ouoernement  beHfit  800  Scbulanftalten.  Der 
fog.  JrajanSwall ,  ron  ber  Stabt  S?eowo  am  93rutb 
bis  jur  OTünbung  ber  93otna  in  ben  Dnjcitr  füb 
lid?  t»on  93enber  gebenb ,  f djeibet  93.  in  einen  nörb^ 
lidjen,  mit  Auenabmc  beS  SteppenplateauS  bei 
93jcljp,  pügeligen  Jeil  unb  in  ein  füblicbei,  frud?t 
!  bateS,  nur  an  ber  Hüfte  öbcä  Steppengebiet,  93ub 
j  iba!  (i.b.)  genannt.  Die  bebeutcnbften  (jlüffe  liegen 
|  an  ben  ©renjen  bc»  ©ouoernementS,  ber  Dnjeftr 
unb  ber  s^rutb;  ber  erftcre  bat  93cbcutung  für  bie 
Sd)iffabrt.  DaS  fontinentale  Klima  (talte  SBinter 
im  3Bed)fcl  mit  beiden  Sommern)  Idfet  ©erfte,  f>itfe, 
2WaiS,  öanf,  JladjS,  Sabal,  Melonen,  ©emüfe  unb 
^rud)tbäume  gebeiben  unb  bie  J&älfte  beS  Slder 
lanbeS  ift  mit  9Beijen  bebedt  Der  Grtrag  belauft 
fid?  auf  burd)f*nittlid)  25  SWiO.  «|3ub.  3m  Sldcr 
bau  finb  bie  beutfd?en  Koloniften  f owie  bie  93ulgaren 
ber  übrigen  93eoolferung  überlegen.  Söeinbau  wirb 
ausfcblicfuicb  in  bem  fübl.  Seile  93.S  getrieben.  Unter 
ben  Haustieren  werben  JRinboieb,  wrbe,  Sd?aje 
unb  Scbweine  am  meiften  gegogen.  ^eboeb  ift  bie 
93icbgud?t  im  dlüdgang.  SBilb  giebt  eS  genügenb 
unb  in  ben  ©ewäffern  viele  TvuU.  SluS  bem  $R\ 
neralreid?e  ift  nfidbft  bem  ©ewinn  an  Salpeter, 
SKarinor  unb  Kall  ber  beS  SaljeS  wiebtig,  befonberS 
aus  ben  Saljfeen  beS  DiftrittS  oon  ?lljerman.  Die 
3nbuftric  befdjränlt  fiep  faft  nut  auf  ©erbetei, 
Branntweinbrennerei,  Seifenfieberci  unb  2i4tjie= 
!  berei.  Der  ^anbel  ift  in  ben  ftdnben  ber  3Sraeli^ 


Digitized  by  Google 


Söcffarion 

ten,  ©rieben  unb  Ärmenier  unb  erftredt  ftd?  raeift 
auf  bte  SluSfubr  ber  ^robulte  bet  Sßiebjucbt ,  beS 
©einbaue«  unb  beS  SlderbaueS.  fcauptftabt  ift 
Jt  i  f <h  i  n  em .  Sip  beS  (SivilgouoerneurS.  «mSnjeftr 
ließen  bie  frühem  ^eftungen  Sbotin  unb  93enber, 
an  ber  9JlÜnbung  beSfelben  Sttjerman,  ber  einige 
£afen  von  93ebeutung. 

©  e  f dj i  d)  t 1 i  cb  e S.  93.  f  pielt  al«  baS  Übergang«; 
lanb  au«  ben  fübruff.  Steppen  in  bie  25onaunicbe= 
rungen  in  ber  @efd?icpte  ber  23ölter-  unb  KricgSjüge 
aller  3eiten  eine  wichtige  «Holle.  Sie  frübeften  be- 
tanntcniBewobnerwarcnfcptbifd?e9comabenftämme. 
3m  2.  3abrb.  o.  ßbr.  finben  ftd)  bafelbjt  bie  triege= 
rifeben  ©cten.  Seit  106  n.  Ghr.  öftlicbjter  Seil  ber 
röm.  ^rooinj  $acien,  würbe  baS  £anb  tm  3. 3abrb. 
von  ben  ©oten  befcht,  im  5.  con  ben  £unnen  ver= 
wüftet,  bann  folgten  bie  SBölterjfige  ber  Slvaren, 
93ulgaren  unb  Slawen,  bie  hier  ihre  Stäbte  (93jel* 
gorob)  erbauten.  3"»  7-  3apfb.  bemächtigten  ftcb 
beSfelben  bie  Söefien,  von  benen  eS  feinen  9tamcn 
trägt,  im  9.  bie  Ugrcr,  im  10.  bie  ^etfebenegen, 
im  11.  bie  Kumanen,  Ujen  unb  ^olowjer,  im  13. 
bie  2Rongolcnborben  beS  9Jatu  (Span.  3«  bemfclben 
3abrbunbert  errichteten  bie  ©cuuefen  $)anbels= 
nieberlaffungen  an  ben  Ufern  beS  2>njeftr.  SSon 
1367  an  war  93.  ein  Seil  ber  3)tolbau.  1503  geriet 
ber  fübl.  Seil  58.«  in  bie  ©ewalt  ber  Sürfen,  1560 
fielen  30000  ÜJtamt  9togaier  in  baS  2anb  ein  unb 
verwüfteten  beffen  nörbl.  Seil.  3"  allen  Sürten= 
Iriegen  feit  bem  18.  3abrb.  würbe  18.  eine  SBeute 
ber  Staffen:  fo  1711,  1736—39,  1787—91,  1806 
—12.  2>urcp  ben  grieben  non  iÖularcft  (28.  2Jlai 
1812)  fiel  93.  an  Wuplanb,  würbe  1818  iu  einem 
«Gebiet»,  1873  jum  ©ouuernement  organiftert.  3)ie 
im  ^Jarifer  ^rieben  »om  30.  3Jldrj  1856  an  bie  3Hol= 
bau  abgetretenen  ©ebicte,  wie  ba«  Stabtgout>erne= 
ment  ,V-nta:l  unb  ber  arbt'Uc  Seil  bei-  Kagulfcbcn 
KreifeS,  fmb  bureb  ben  53erltner  ^rieben  vom  13. 3uli 
1878  Den  Rumänien  wieber  an  Wuplanb  \ux\wt 
gefallen.  —  9*gl.  9latro,  @efd?id?te  93.«  von  ben  ältc= 
ften  3eiten  an  (Dbeffa  1873). 

»öeff  an  on,  3obannee  ober  93aftltuS, ßumanift, 
geb.  1395  ober  1403  ju  Srapejunt,  einer  ber  erften, 
bie  im  15.  3abrb.  altgried?.  v^r;tloloflic  unb  ^bilo» 
iopbie  ins  iäbenblanb  rcrpflanjten  unb  eine  freiere, 
ber  Scbolaftit  entgegengefepte  tjorfebung  anregten. 
Cr  trat  1423  in  ben  Orben  beS  93aftliuS,  wo  er 
ben  ©emiftoS  Uletbo  jum  Ccbrer  botte  unb  Don 
biefem  für  ben  'BlatoniSmuS  begeiftert  würbe.  1437 
Grjbifcbof  von  Üiicäa  geworben,  begleitete  er  Kaifer 
Johanne«  VII.  <$aläologoS  nach,  Stalten  unb  er» 
wirfte  auf  bem  Konjil  ju  glorcnj  1439  eine  (freilich 
uidjt  nadbbaltige)  Union  ber  gried).  unb  röm.  Äircbe. 
Später  trat  9).  jur  röm.  ftirebe  über.  Vapft  ßugen  IV. 
ernannte  ihn  jum  Äarbinal,  91itolau£  V.  jum  93i= 
febof  Don  Sabina,  bann  uon  ^vrascati  unb  über: 
trug  ibm  bie  Negation  öon  Bologna  (1450  —  55). 
"Jla<b  bem  $a(le  Jlonftantinopeld  fud^te  er  in  Tcuticb* 
lanb  auf  ben  iHeidjstaflen  ju  Dürnberg,  SBormS  unb 
©ien,  fpäter  in  Jranlreid)  einen  Hreujjug  gegen  bie 
Süden  ju  ftanbe  ju  bringen  unb  nabm  ftd>  feiner 
flüebtigen  VanbSleute  tbdtig  an.  Qx  ftarb  ju  9ia= 
uenna  19. 5Ror>.  1472.  9?enebig,  wo  er  gern  weilte, 
ocrmadjte  er  für  bie  3Jtarlu*bibliotbcf  feine  600 
wertvollen  grieeb.  öanbfcfcriftcn.  93.«  Schriften  (lat. 
ilbcrfeftungen  griceb.  Slutoren,  Streitfcbriften  für 
^lato,  Sieben  unb  Briefe)  erfebienen  wreinjclt  (am 
vollftänbifl|ten  bei  9)tigne,  «Patrologia  Graeca», 
Ü3b.  161,  *Par.  1866);  bie  bebeutenbfte  ift  «Adver- 


-  93effcl  8(53 

su8  calumniatorem  Platouis-»  (»Rom  1469).  —  BftL 
93anbini,  De  vita  et  rebus  gestis  B.  (ÜHom  1777); 
©.  bon  ©oetbe,  Stubien  unb  ftorfdjungen  über  ba« 
Sebenunb  bie  3eit  JB.«  (6cft  1,  1871);  93aft,  Le 
cardinal  B.  ("Bar.  1879). 

üBeffaftabtr,  Ort  auf  3«lanb,  f.  JReptjaoif. 

©eff  cgetf  (fpr.  beffäbfaV),  iöauptftabt  be«  Kan= 
ton«  93.  (51,w  qkm,  5  ©emeinben,  15739  6.)  im 
Strronbiffcment  alai«  be«  franj.  S'epart.  ©arb,  am 
rechten  Ufer  ber  jur  JHböne  gebenben  (£eje  unb  an 
ber  fiinie  Hlai«=33.  (31  km)  ber  granj.  3«ütelmeer= 
babn,  inmitten  be«  febr  midjtigen  Stciuloblenbedcn« 
ber  €eje,  bat  (1896)  7289,  al«  ©emeinbe  7962  6., 
ungemein  tiefe  Stevnloblen*  unb  ßifengruben  unb 
bebeutenbe  ^oeböfen  unb  ©la«bütten.  S)urdj  6in= 
bringen  von  9Baffcr  in  bie  Scbäcbte  würben  1861 
unb  1869  grofee  Unglfid«fälle  verurfaebt. 

&*fl*1l§***  ©ebirgölamm,  f.  3ötunfjelbene. 

»cffel,  griebr.  9Bilb-,  Slftronom,  geb.  22. 3uli 
1784  ju  9)Iinben,  tarn  al«  &anblung«fchrlin^  nadi 
93remen,  eignete  ftd)  Iucr  matbem.  Henntnifle  an 
unb  gewann  befonbere«  3"tereffe  für  Slftronomie. 
©ine  aftron.  »rbeit  verfdjaffte  ibm  Clber«'  93efannt= 
fdniu,  auf  beffen  Cmpfeblung  er  1806  nach  Milien? 
tbal  ju  Schröter  tarn,  wo  er  4  3ah"  bie  Stelle 
eine«  3nfpettor«  unb  Cbferoator«  auf  beffen  $rioat: 
fternwarte  oerfab.  93on  hier  1810  nad)  iiömg«berg 
berufen,  baute  er  1811—13  bie  bortige  Sternwarte, 
bie,  anfang«  mit  engl.  3nftrumenten  au«gerüftet, 
1819  mit  neuen  SHeicbenbaaMcben  3n)trumenten  unb 
fpdter  mit  ^raunboferfchen  unb  Siepfolbfchen  uon 
berböchften  volltommenbcitoerfehen  Würbe.  Qr  ftarb 
17. 2Rärj  1846.  3u  53.«  frübeften  Schriften  gehören 
bie  Slbbanblung:  «über  bie  wahre  93apn  be«  im 
3. 1807  erfchienenen Kometen»  (Äönig«b.  1810)  unb 
bie  « Fundamenta  astronomiae  dedueta  ex  obser- 
vationibus  J.  Bradlcy»  (ebb.  1818).  Älafftfcfaeu 
9Bert  haben  feine  «Uuterfuchungen  über  bie  Sänge 
be«  einfachen  Setuubenpenbel«  für  Königsberg» 
(93erl.  1828),  benen  fieb  fpäter  bie  Unterfuchung 
über  bie  «93eftimmung  ber  gänge  be«  einfachen  Se= 
funbenpenbel«  in  9Jerlin»  (ebb.  1837)  anfchlofe.  9Jon 
großem  Sert  waren  ferner  bie  von  ihm  perau«- 
gegebenen  «Slftron.  93eobacbtungen  auf  ber  Stern- 
warte ju  Königsberg » ,  bie  Seit  von  1815  bi«  mit 
1 835  umfanenb (21 3lbtcil., König«b.  1815—44 ;  f or t -■ 
gefegt  Don  93uf<h),  bie  «Tabulae  regiomontanae  re- 
duetionura  observationum  ab  a.  1750  usque  ad  a. 
1830  computatac»  (ebb.  1830),  bie  mit  93aeper 
au«gefübrte  unb  berau«gegebene  «©rabmejfung  iu 
Dftpreuhen»  (93erl.  1838),  bie  «3)arftellung  ber  Unter = 
fudjungen  unb  SWaferegeln,  bie  in  ben  3- 1835—38 
burch  bie  Ginpeit  be«  preufe.  fiängenmafee«  veran= 
laftt  Worben  fmb»  (ebb.  1839)  unb  «Aftron.  Uuter- 
fuchungen» (2  93bc.,  KönigSb.  1841—42).  ^tn  ben 
3.  1824—33  üollenbete  er  eine  JHeihe  oon  ßonen« 
beobachtungen  won  Sternen  jwifchen  —15°  unb 
+  45 u  S)ctlination.  Gine  feiner  intereffanteften 
lleinern  Arbeiten  ift  bie  «SJteffung  ber  Entfernung 
be«  StemS  61  im  Sternbilbe  beS  Schwans»  in 
Schumachers  «3abrbucb»  (1839).  3"  ben  legten  ber 
überaus  jablreicfaen,  baS  gefamte  ©ebiet  ber  Slftro 
nomie  umfaffenben  Arbeiten  93.S  gebört  eine  Slb= 
banblung  Dorn  3- 1844,  welche  bie  genaueren  Unter: 
fuchungen  über  bie  93cränberlicbteit  ber  eigenen  93e> 
wegungen  oon  SiriuS  unb  <Urocüon  enthält ;  er  fchlofe 
barauS,  bap  ftd)  in  ber  Stäbe  biefer  girfterne  grope, 
aber  unS  unficbtbare  Staffen  befänben,  bie  imt  bem 
ftchtbaren  Stern  jufammengenommen  ein  Spftem 


Digitized  by  Google 


804 


öcffeö  —  93eS|OHOiu 


bilbeten.  (6. Sotopelftcrne.)  91adj  Sß.S  2ob  gab  Sdbu= 
madjer  «populäre  SBorlefungen  über  wiffenf  djaf  Hiebe 
@egenftänbe»(6amb.  1818)  berauS,  bie  58.  faft  iämt= 
id)  1832—44  in  ber  v4>&priEalifd}"5tonomifd7en  ©e* 
ellfdjaft  in  Königsberg  gebalten  batte.  Seine  fdmt= 
i<ben  «Mbbanblungen»  würben  non  Gngelmann  ber: 
ausgegeben  (3  SBbe.,      1876),  eben  fo  feine  inten 
effanten  «iKecenfionen»  (ebb.  1878);  3Wölf  Briefe  an 
DlberS  erfebienen  1900  in  Berlin.  —  SBgl.  £urcge, 
SB.S  fieben  unb  Birten  (3ür.  1861);  SB.  als  Wremer 
fianblungSlebrling  (SBrcin.  1890). 

»ttcffclc ,  Gmil,  9iaturforfd)er,  geb.  1847  in&eü 
belberg,  fiubierte  SNebijin  unb  3oologie  unb  trat 
1869  auf  SJJetermannS  beranlaffung  feine  erftc9iorb- 
polfabrt  an,  auf  ber  er  baS  öftl.  GiSmeer  amifeben 
Spi&bergen  unb  Wowaja  Semlja  unterfuebte  unb  bie 
Griftenj  De*  ©olfftromS  öftlid)  won  Spifebcrgen  nad): 
wies.  3)ann  begleitete  er  bie  non  ben  bereinigten 
Staaten  1871  unter  ber  gübrung  non  f>all  (f.  b.) 
jur  ^olarentbedung  auSgcfanbte  Grpebition  beS 
SdnficS  polaris  als  SdnffSarjt  unb  als  Gbef  ber 
wiffenfd?aftlicben  Abteilung.  Gr  ftarb  30.  iDtärj  1888 
ju  Stuttgart.  SB.  f  djrieb :  «Sie  amerif.  Norbpolerpc: 
bition»  (£pj.  1879),  «Scientific  results  of  the  United 
States  Arctic  Expedition»  (Safbington  1876). 

Seffent  er,  Name  non  Orten  in  ben  bereinigten 
Staaten  üon  SHmcrifa;  barunter:  1)  SB.  im  Gountp 
3efterfon  in  Alabama,  unweit  SBirmingbam,  mit  be* 
beutenben  Gifen=  unb  Äoblenwerfen  unb  (1890) 
4544  G.  —  2)  SB.  im  Gountn  ©ogebie  im  norbweftl. 
Scicbigan,  bat  2566  G.  unb  grofce  Gifenminen. 

i^cffcmer,  Sir  fienrp,  engl.  3ngenienr,  geb. 
1813  tn  fjertforbfbire,  betannt  burd?  feine  für  bie 
Stablinbuftrie  cpodjemadjenbe  Grfinbung  beS  (nad) 
ibm  benannten)  SBeffemcrprojeffcS  (f.  Gifem 
erjeugung).  SBon  3ugenb  auf  ju  prattifeben  fingen 
oeranlagt,  erwarb  er  fid?  frübjeitig  bebeutenbc  5DJit= 
tel  burdj  einige  patente.  Nad?  jabrelangen,  toft- 
fpieligen  SBerfudScn  trat  er  1856  mit  ber  oben  ge- 
nannten Grfinbung  beroor,  bie  balb  eine  gänjlid)c 
Ummäljung  in  ber  Stablinbuftrie  berbeifübren  feilte, 
ba  fie  namentlid)  bie  !j)iaffencrjeugung  non  gfafr 
ftabl  ermöglidjte.  3n  Gnglanb  wirb  gegenwärtig 
mittels  beS  SBeffemerproje|feS  55mal  fomel  Stabl 
erzeugt  als  f rüder  nad)  ben  alten  vJJktboben;  ber 
^reis  pro  Sonne  ift  non  50  bis  60  auf  5  $fb.  St. 
gefunten.  1871  war  SB.  Sßrdfibcnt  beS  Iron  and 
Steel  Institute  of  Qreat  Britain  geworben  unb  ftif ■■ 
tete  als  foldjer  bie  golbene  SBeffemermcbaille.  1879 
würbe  er  ÜJiitglieb  ber  Royal  Society,  in  bemfelben 
3abre  oon  ber  Königin  geabelt,  1880  Gbrenbürger 
»on  Sonbon.  Gr  ftarb  15.  ÜJtdrj  1898  in  Sonbon.  — 
SBcfannt  ift  aueb  feine  Grfinbung  eines  Scebampfer* 
falonS,  ber,  bemeglidj  aufgehängt,  bei  Scbwanhmgen  , 
beS  Sdjiff Sf  örperS  immer  in  borijontaler  Sage  bleibt 
unb  fo  einen  Sdnife  gegen  bie  Seefranlbeit  gewdbrt. 
^n  ben  legten  labten  bat  SB.  baS  Sßerfabren  praf-- 
ttfd?  burdjgcbilbet,  Jlufeftablplattcn  burd)  ©iefjcn 
unb  fofort  nadjfolgenbeS  SluSwaljen  bcrjuftellen. 

Wcff einer birnc,  WcffctncrtnoK«  VL  f. 
f.  tfiienerüeuguna  nebft  $af.  n,  $ig.  9,  10, 11. 

©eff enooa,  SB  e  f  f  e  n  p  ö,  ungar.  Orte,  f.  JBefenüö. 

©effer,  ^ob.  oon,  Siebter,  geb.  8.  ÜNai  KJ54  ju 
Gailenberg  \\\  Kurlanb  als  Sobn  eines  ^rebigerS, 
Itubierte  in  Königsberg  Jbeologie,  fpäter  bie  JKed?te, 
warb  1680  in  SBerlin  furfürftl.  iHat  unb  eröffnete  fidj 
fcureb  Ucm  .^ofgefebmad  angepaßte  SiÄtimgen  (im 
wie  tureb  gefd?äftlicbe  ©ewanbtbcit  eine  gldnjenbe 
Üauftabn.  ©r  würbe  1684  furfürftl.  fteftbent  in 


Sonbon,  1687  5HegierungSrat  im  öerjogtum  ÜRagte^ 
bürg,  1690  bei  ber  Grbbulbigung  beS  pradjtlieben 
benSurfürftcn  Geremonienmcifter  unb  geabelt,  1701 
Dberceremonienmeifter  unb  ©ebeimrat  1713  von 
bem  fparfamen  Jyriebrid)  SKilbelm  I.  entlaffen,  gc^ 
riet  er  in  9lot,  bis  ibn  1717  «uguft  Der  Starte  al* 
ßriegSrat  unb  Geremonienmeifter  nadj  SreSben  be= 
rief,  fiter  ftarb  er  10.  3ebr.  1729.  Grfabrcn  in 
Diplomatie,  StaatSrecbt,  @clebrtengcfd?id>te ,  be> 
fonberS  aber  tmJoofceremoniell,bicbtetecr  nur  neben= 
bei.  SB.S  meifte  ©ebid^te  finb  üppige  unb  dcnid  , 
S^reiSi  unb  ©elegcnbeitSgebicbte  im  ©efdjmadc  t>of^ 
mannSmalDauS;  baS  berübmtefte  biefe  "tRubeftatt  Per 
Siebe».  2)ie  »ollftänbigfte  Sammlung  feiner  "Sebrii^ 
ten»  gab  König  (mit  SBiograpbie,  2  SBbe.,  üpj.  1732» 
berauS,  eine  SluSwabl  ber  ©ebiebte  enthält  bie  «Söi 
bliotbetbeutfdjerTicbterbeS17.3abrb.'>,SBb.l4(ebt. 
1838).  SBiograpbie  SB.S  inSBarnbagenDonGnfcS«SBic: 
grapbifeben  Sentmalen»,  SBb.4  (3.2lufl.,  ebb.  1887  j. 

«effer,  3ob.  fieinr.  unb  SJlub.,  SBitd?bänblcr, 
f.  35ertbeS,  ^riebr.  Gbriftopb. 

«effer,  S.  %  ®.  ÜB.,  f.  Bess. 

»effertnjatten,  SBeffermdnen  (entftellt  aue 
bem  türt.  SBufeurman,  f.  SBafeurmanen),  aJiifdjnolt 
mongol.  ficrlunft  uno  mobammeb.  ©laubenS,  im 
Ärcis  ©lafow  beS  ruff.  ©ounemementS  ©jatfa, 
10820  Seelen,  jur  ni\\.  Äirdje  gebörig. 

©effcrfdjc  ^urrjbanblung  (®.  fiertj)  in 
«erlin,  f.  fierfe,  5öilb. 

»effcrunö«ianftölteii,  f.  ÄorreftionSauftalten. 

©cfferunfjöconnjaflnieit,  bie  «rbeiterabia 
lunaen  (f.  b.)  tn  9hifelant>. 

^cffcrungctbcoric,  f.  greibeit*itrafen ,  ©r 
fdngni*mefen,Strafre(btStbeorienunbStranjoll3ug. 

©efficre«  (fpr.  beffidbr),  3ean  Saptifte,  öcr: 
jog  non  3ftrien,  vJ)tarjd>all  »on  ftrantreieb,  geb. 
6.  »ug.  1768  in  ^reiffac  (Öot),  trat  1790  als  ge^ 
metner  Solbat  in  baS  Joeer,  fodjt  1792  mit  in  Spa 
nien,  1796  in  Italien,  1799  in  Ügppten  unb  rcor 
ganifierte,  nad>  feiner  JHüdfebr  aus  jigppten  )utn 
DioifionSgeneral  beförbert,  bie  ital.  Slrmee.  ©anj 
befonberS  jeidjnete  fid?  SB.  bei  iPtarengo  burd?  einen 
9teiterangriff  aus,  würbe  1804  bei  Gnrricbrung  bei- 
Kaifeneid;S  2)iarfd?a(l,  tbat  fia>  1805  bei  SXufterliK 
abermals  beroor,  inbem  er  burd)  eine  2lttade  auf 
ÄutufomS  9lad>but  niel  jum  Grfolg  beS  SageS  bei 
trog.^  5Rad)bem  er  1806  bei  3ena,  1807  bei  Gplau 
unb  (yrieblanb  fid?  Wieberum  bei  <$übrung  größerer 
^eitergefdjwaber  auSgejeid?nct  batte,  würbe  SB.  180s 
jum  fierjog  nou  ^ftrien  ernannt,  feblug  1808  bie 
Spanier  mit  feinem  SJlrmeeforpS  felbftänbig  bei  WU> 
bina  bei  düo^Secco  (14.  ^ulx)  unb  erbielt,  als  Na- 
poleon ju  SHnfang  "Jiooembcr  in  Spanten  ben  Cber 
befebl  übernabm,  ben  SBefebl  über  bie  SReferoefapab 
lerie,  tämpfte  bann  bei  SBurgoS  unb  Somofterra 
mit  ©lüd,  beSgleid>cn  1809  bei  SanDSbut  unb  Gd^ 
mübl  gegen  Cfterreid)  unb  trug  wefentli*  jum  Siege 
non  SBagram  bei,  wo  er  nerwunbet  würbe.  Nacb 
bem  ^rieben  übernabm  er  an  SBernabotteS  Stelle 
ben  Cberbefebl  in  fioüanb,  war  1811  ©ouuerneur 
oon  3Utcaftilicn  unb  Ceon,  nabm  1812  an  bem  Jelb- 
jug  in  dlu^lanb  mieber  an  ber  Spihc  ber  Äaifer^ 
garbe  teil  unb  entwidelte  befonberS  beim  3Rüd;uge 
grofee  Umficbt.  51m  SBorabcnb  ber  Scbladt  ren 
Süften,  1.  Ü)lai  1813,  Würbe  er,  an  ber  iHippa* 
retognoSjierenb,  burd)  einen  fianoncnfdmfe  getötet. 

©effitt  (fpr.  beffdng),franj.eanbfd?aft,f.SBaneur. 

©cdfönoto,  v^cter  SUlereiewitf* ,  ruff.  $orfd?er 
auf  bem  ©ebicte  beS  flam.  SBoltStumS,  geb.  182S 


Söeffungen  — 

ftubterte  in  3Ro«tdu,  würbe  1867  bort  Umoerfttdt«* 
bibltotbetar,  1879  "ißrofeffor  bei  flaro.  Sprad>en  in 
(Sbartom.  Qx  ftarb  6.  SWärj  (22.  ftebr.)  1898.  93.  gab 
bie  crfie  gröftere  Sammlung  bulgar.5Bolt»lieber  bec 
au«  (2JI r.  1855),  nach  ben  Materialien  oon  5Bene= 
(in,  Ha  tränet?  u.  a.,  mit  einer  Slbbanblung  fiber  ba« 
bulgar.  unb  ferb.  5Bolt«epo«,  fowie  einer  Stubie 
über  bie  bulflar.  Sprache,  ferner  gab  er  berau«  bie 
arofee  6ammlunfl  ruft.  SBoltelieber  oon  Hireiewftij 
(10i>efte,  2Ro«t.  1860—77),  «Seiprujf.  5»  olf  «lieber» 
(ebb.  1871)  unb  eine  Sammlung  geiftlicher  "-Bolfe- 
lieber  u.  b.  X.  «Kaleki  perechozije»  (ebb.  1861 — 64). 

iBcffungcn,  Vorort  oon  Sarmftabt  (f.  b.). 

löcrfuc*,  Satrap  von  58attrien,  nahm  na  et?  ber 
Sd)lad)t  oon  Strbela  (331  o.  6pr.)  ben  fliebenben 
Marius  OL  ßobomannu«  gefangen  unb  fübrte  ibn 
aefeffelt  bi«  in  bie  ©egenb  oon  öetatompplo«  in 
^Jartbien.  £  ort  oon  Slleranber  ereilt,  entflohen  bie 
^erfebroörer  (aufeer  99.  noeb  ©arfaente«  oon  VLxa- 
djorten  unb  9labarjane«) ,  naebbem  fte  ben  Sariu« 
febwer  oerwunbet  äurfldgelaffen  hatten.  99.  enttarn 
in  feine  Satrapie,  wo  er  ben  9lamen  Hrtarerre«, 
Äönig  oon  3tften,  annahm  unb  oon  einem  teil 
Oftiran«  al«  öerrfeber  anerfannt  Würbe.  2)urd) 
anbere  Unternehmungen  abgehalten,  tonnte  SUeran- 
ber  erft  im  sJlärj  329  o.  ßbr.  ben  3uß  0/g«n  SB. 
beginnen,  ber  fiep  binter  bem  öocbgebirge  be« 
'SParooamtfu«  aefid)ert  büntte.  Sleranber  überfebritt 
burd)  einen  f  filmen,  mübeooUen  DJ  arid)  bie  jcbnee= 
bebedten,  holjlofen  ©ebirge  unb  erfdbien  in  Sraps 
fata,  worauf  ftd)  ganj  99aftrien  unterwarf.  99.  flob 
Aber  ben  Oru«  na  et?  Sogbiana ;  ^tolemdu«  würbe 
ihm  nadjgefanbt  unb  nahm  ihn  bunt  ben  Senat 
be«  Soüamcne«  unbSatapberne«  gefangen.  Hieran' 
ber  liefe  ben  5).  nacb  5Battra  bringen,  wo  er  oor  ein 
Vieri.  ©eriebt  flefteüt,  jum  lebe  verurteilt  unb  in 
Gtbatana  binflmAtet  würbe. 

©eft,  Silliam  Jboma«,  engt  Drgelfpteler,  geb. 
13.  Sug.  1826  ju  Garli«le,  würbe  1840  in  Sioerpool 
Orgamft  unb  hatte  bort  feit  1854  an  ber  öauptlirebe 
iowie  an  bem  grofeen  Honjerthaufe  (St.  George's 
Hall)  bie  erften  Stellen  inne.  Qx  ftarb  10.  üHai  1897. 
Slufser  Hompofttioncn  füT  fein  ^nftrument  unb  Hir= 
djenftüden  bat  99.  mebrere  inftruttioe  sBcrte  für  bie 
Orgel,  befonber«  «The  modern  sebool  for  the 
organ»  (Sonb.  1853)  unb  «The  art  of  organ  playing» 
(ebb.,  1870  begonnen),  unb  oieleCrgelarrangement« 
perau«gegeben.  SU«  Honjertfpieler  auf  ber  Crgel 
nabm  58.  einen  bohen  «Rang  ein;  burd)  feine  unent* 
geltlicben  Siad?mittaa«tonjerte  ift  feine  grofje  Hunft 
in  weiteften  Streifen  betannt  geworben. 

ttcftaUung,  bie  9Jerleibung  einer  «nfteüung 
al«  Siener  ober  al«  99eamter,  aud)  ba«  bem  2ln= 
neftelltcn  hierfür  gewährte  ©elb  ober  Gintommen. 
58ei  99eamten  namentlich  wirb  über  bie  99.  ein  Setret 
ober  patent  ausgefertigt,  welche«  Jitel  unb  9tang, 
bie  Sienftbejüge  u.  f.  w.  angiebt.  Sie  58.  tann  aud) 
münblid)  gefepeben,  in  welchem  §all  über  ben  Sltt 
ein  ^Jrototoll  aufgenommen  wirb. 

©cftaflutigäbrief  ,bie  über  bie Slufna^me  in  ben 
berujömä&igen  Staatdbicnft  au^geftelltc  Urtunbe, 
wirb  entweberoon  bem  Souverän  ober  oon  bem  3Jor= 
fi^enbcn  ber  SlnitellungSbeb&rbe  unterjeiebnet. 

&eftanb,  in  ber  ^orftwirtfehaft  bie  Öefamtbeit 
einer  gröfeern  tlnjabl  oon  ^loljpflanjen,  bie  auf 
einer  gröfeern  ober  tleinern  ftldcpe  ju  einem  Wirts 
fdjaftltcben  ©anjen  Dereinigt  ftnb.  SBon  feiner  Um= 
gebung  unterfebeibet  fiep  ber  burd)  £>o(}art,  Sil; 
ter,  99onität,  aud)  burcp  bie  2Jctrieb«art.  2Ran 

1B^ocröou»,  fton»frfotion«=Cttiron.   14.  HufL   SR.  St.  II. 


Beftanbäpflege  865 

unteTfdjeibet  reine  unb  gemiiepte  99.,  erfterebe» 
fteben  nur  aui  einer  öoljart,  Untere  au8  mebrern 
y? ol; arten.  §erner  werben  unterf epieben  gleich« 
altrige  unb  ungleicbaltrige,  gefcploffene 
unb  lichte  ober  lüdige  99.  3cbe  Abteilung  (f.  b.) 
fetjt  r»ch  in  ber  Siegel  au*  mebrern  58.  jufammen, 
bie  man  bann  auch  Unterabteilungen  (in Sadj« 
fen)  nennt.  99eftebt  eine  Abteilung  nur  au«  einem 
99.,  fo  erreicht  biefer  feine  gröpte 2lu*beb^nung.  Sie 
tleinfte  9lu*bebnung  eine«  ift  gewöhnlich  für  bie 
Arbeiten  ber  5Beftanb«auöfcbeibung  oorgef abrieben; 
auch  in  febr  feiner  Söirtfcbaft  wirb  man  feiten  unter 
10  a  herabgeben.  9]ocp  Heiner  beftanbene  5lddjen 
nennt  man  äorfte,  ©ruppen  ober  Ürupp«. 

Über  58.  in  ber  ftanbel«fpracpe  f.  Salbo. 

©eftanböbcfdjrcibung,  in  ber  Sorftwirtfcpaft 
bie  99efcbreibung  eine«  *8eftanbe8  auf  S8etrieb«art, 
iöoljart  (ob  ber  2)eftanb  rein  ober  gemifept),  99c 
ftodung«grab,  Sllter,  ©ntftebung,  f>oljmaffe,  3"J 
wadj«  (f.  b.)  unb  im  fmanjwirtfchaftlicpen  Sinne 
aud)  auf  SBorrat«*  unb  ©runbtapital.  (frgänjt  wirb 
bie  58.  burd)  bie  99eftanb«bonitierunc»  (f.  b.). 

©cftaubcboniticrung,  in  ber  Jorftwirtfdjaft 
ber  burd)  eine  Turje  iBejetchnung  (eine  3abJ)  au«-- 
gebrüdte  gute  ober  fd?led)te  3"ftfnb  eine«  99c 
Itanbc«.  Sie  einem  beftimmten  99eftanb«alter  enb 
fprecbenbe  öoljmaffe  ift  ein  brauchbare«  £ilf«mittel 
uir  iBegrünbung  einer  foleben  $ai)l,  ba  bie  Waffe 
^robutt  au«  Sitter  unb  Surchfcbnitt«juwach«  ift, 
biefer  aber  Wieberum  abpdngt  oon  bem  Stanbort 
unb  ber  frühem  58ebanblung«weife  eine«  99eftanbe«. 
Siefe  3abl  nennt  man  9)eftanb«bonitdt.  Man 
unterfdpeibet  normale  unb  ton  trete  5Beftanb«= 
bonitdt.  Grftere  ift  biejenige,  bie  ein  99eftanb  al« 
bie  feinem  Stanbort  (f.  b.)  unb  Sllter  entfprecbenb 
bödjfte  baben  müfete.  Sie  tonfrete  99onitdt  eine« 
99cftanbe«  ift  jene,  bie  er  wirtlich  beft&t,  fte  tann 
niemal«  über,  wirb  aber  febr  bäufig  unter  ber  nor* 
malen  fteben.  Sie  unenblid?  oerfdbiebenen  Bonitäten 
bringt  man  ber  Oberftcbtlicbteit  wegen  in  begrenzte 
filafjen,  gewöhnlich  5,  unb  bejeichnet  mit  1  bie  befte, 
mit  5  bie  fdjlecbtefte  Bonität.  311«  ßilf «mittel  für  bie 
99onitierung  bebient  man  fiep  ber  6rtrag«taf ein 
(f.  b.).  Sie  jüngften  99eftänbe,  für  bie  eine  Grbe= 
bung  ber  ^olsmaffe  nod)  nid)t  gut  au«fflhrbar  ift, 
weift  man  am  heften  naep  ihrem  &öben3uwacb«  ber 
entfpreepenben  Hlaffe  ju.  (Sin  anberer  Söea  ber 
99.  beftept  barin,  bap  man  leine  eigentlichen  ftlaffen 
bilbet,  fonbern  ben  mabrfcbeinlicben  öaubarteit«« 
burcbfchnitt«juwach«  (f.  3«wach«)  ber  einjelnen  2)e» 
ftdnbe  ermittelt  unb  fte  nach  biefem  abfcbdht. 

©efitanbäflränbung,  in  ber  Jorftwirtfcbaft  bie 
Slnlage  eine«  neuen J&oljbeftanbe«.  5Dlan  fprieptoon 
tünftltcper  99..  wenn  fie  burcp  Saat  ober  ^pflanjung, 
oon  natürlicher,  wenn  fte  burd)  ben  abfallenben 
Samen  alter  auf  ober  neben  berfelben  ^Idcpe  ftepen» 
her  58dume  erfolgt.  3lucb  im  Scteberwalb  (f.  b.),  wo 
ber  neue  fjoljbeftanb  nad)  bem  SÄbrrieb  burd)  bie 
2lu«fd)ldge  ber  im  Soben  oerbleibenben  Stöde  ge« 
bilbet  wirb,  finbet  natürliche  99.  ftatt. 

«eftanbömeffung,  f.  99eftanb«fcbäming. 

*cftanbc<pflegc.  5Jft  bie  58egrünbung  eine« 
SBalbbeftanbe«  auch  gelungen,  f o  genügt  e«  nid>t, 
ibn  rubig  weiter  waebfen  ju  laffen.  fonbern  er  mup 
erjogen,  gepflegt  werben.  Sie  3Jcafereaeln  ber  58. 
tönnen  unb  muffen  oft  in  erfter  ^ugenb  beginnen, 
3.99.  burcp  Einbau  oon  Scpu^bol)  (f.  b.)  ober 
£reibbolj  (f.  b.),  burd)  tlufaftung  ober  (jntfer* 
nung  übergel)altener  58flume,  burd)  ?lu«fcpnciben 

55 


8G6 


83cftanb$i'd)ä&ung  —  ©eftätigung 


verbämmenber  Unfrduter.  3ft  ber  ©eftanb  dlter 
geworben,  fo  beginnen  bie  Säuterung*'  ober 
SHeinigung*hiebe  (f.  fiduterungen) ,  inbem  tnt- 
meber  iolcbe  von  Natur  ober  burd)  tün(tlicben 
Ävifcbenbau  eingemifcbte  öoljarten,  bic  bem  SBe» 
(taue  fcbäblid?  »erben,  gani  ju  entfernen  finb,  ober 
intern  ba*  richtige  SBcrbdltni*  ,;u  bleibenber  ÜJli* 
febung  beftimmter  äoljarten  bergeftcllt  wirb.  9la« 
mentlicb  iiaubböUer  finb  ferner  oft  burd)  SBefdmei* 
ben  ber  ilfte  ju  pflegen,  fneran  fdjlieften  fut  jpdter 
bie  $urcpf  orftungen(f.b.),  bie  bi*  nun  einfügen 
Abtrieb  von  3eit  ju  3"t  wieberb  olt  werben,  um 
ben  3uwacb*  ju  förbern.  3«  alten  Söcftänbcn,  bic 
fid)  oftmal«  liebt  ftcllen,  namentlich  Gicben  unb 
fliefern,  wirb  nicht  feiten  ein  Unterbau  Statten 
verrragenber  öoljarten  jum  Sdm|e  ber  SBobenlraft 
nötig;  bie  SB.  wirb  baburd)  jur  Stanbort*pflege. 
3m  weitem  Sinne  t  c-?  Sorte«  tann  man  jur  o. 
aud)  alle  iene  ÜJtafiregeln  reebnen,  welche  bte  SBe* 
ftdnbe  gegen  geuer,  Söinb  unb  3nfetten,  überhaupt 
gegen  allerbanb  Gefabren  fd?ü|en  follen. 

tÖcftanbtffdjätjung,  SBeftanb*mef  fung,  in 
ber  ftorftmirtfebaft  bie  Ermittelung  ber  fcoljmaffen 
unb  be*  3u«va*fe*  ber  SBeftänbe,  erfolgt  je  nad) 
ber  ftotmenbigfeit  größerer  ober  nur  geringerer 
Gcnauigfeit  nad)  verfebiebenen  üDfetboben.  2>a* 
einfaebfte  unb  fcbnellfte  SBerfabren  ift  bie  fog.  Dfu* 
larfcbäfcung,  gewöhnlich  unterftü&t  burd)  Änwen* 
bung  von  Grtrag*tafeln.  3)aju  gebSren  aber  febr 
geübte  SebdRer.  2>ie  genauem  Verfahren  beruhen 
alle  auf  SWeffung  ber  Grunbftärfen  fämtlicber 
SBäume  eine*  SBeftänbe*  ober  eine«  Seile*  berfelben 
auf  SJJrobefläcben.  3ur  weitem  SBeredmung  tann 
man  neb  bann  ber  a  ennjablen  (f.  b.)  ober  ber 
ilR  äffen  tafeln  (f.  b.)  bebienen.  Gin  oefonbere* 
«erfahren  ift  ba*  von  ^reftler,  nad?  bem  für  mefc 
rere  ftebenbe  Stämme  ber  Skid) tpunft,  b.  b.  jener 
i^unlt  beftimmt  wirb,  an  bem  ber  Schaft  genau 
balb  fo  ftarl  ift  wie  unten  am  3Ref}punftc;  ber  $n* 
palt  Idfet  ftd)  bann  mit  frilfe  einer  Formel  leicht 
berechnen.  3ötU  man  befonber*  genau  verfahren, 
müffen  «SJlobcllftämme»  gefdllt  unb  forgfdltigft 
fettion*wcife  tubiert  werben.  Nach  Draubt  wirb 
von  jeber  Stärfetlaffc  ein  im  vorau*  beftimmter, 
gleichgroßer  <|}roientfa|t  von  SJkobeftämmcn  gefällt 
unb  aufbereitet.  Gine  Hbänberung  biefe«  SJerfab» 
ren«  lebrte  Uricb.  SBeibe  ©erfahren  werben  von 
ben  beutfeben  SBerfud)*anfta(ten  angemenbet.—  SBgl. 
^Jrefeler  unb  Äunje,  Sic  öoljmefetunft  in  ihrem 
ganjen  Umfange  (2  SBbe.,  SBerl.  1872);  SBaur,  2>ie 
£oljme&funbe  (3.  «ufl„  Sien  1882). 

BftaMfdbittilioü,  f.  edjuhbolj. 

«cftanbtfhiirtf  rtjaft,  f.Hombiniertc  SOTetb.  oben. 

üBcftanbtetl,  f.  Seil  unb  3ubehör. 

SBeftanbtcilc,d)emif£be.  f.Gbemifcbc^rojeffe. 

SBeftanbvertrag,  aemeinfebaf  tlidje  Q3«)eid)nung 
für  %a<bt  (f.  b.)  unb  iOliete  (f.  b.),  in  öfterreid)  amt* 
lid?  (C  fterr.  «ürgerl.  ©efe&b.  §.  1090),  in  3)eutfd)lanb 

$tcftäier,  f.  93eftcber.         [roenig  gebraud)t. 

© eftättgen  m  c  ft  d  1 1  i  g  e n),  in  ber  ^ägerfpradie 
burd)  Den  &itbunb  au*finbig  macben,  wo  ein  3 tuef 
9iot-,  Dam--  ober  6d)warjwilb  ftebt. 

©rftättgung.  3m  öffentlicben  9led)t  tom^ 
men  folgenbe  Birten  ber  IB.  oor:  1)  bie  oom  6taat*^ 
oberbaupte  ober  t>om  9icgierung«na*folgcr  erteilte 
Slnertennung  beftimmter  öffentlicher  ;He dn -.■  v.n'tänbe 
ober  ber  sJtegierung«attebc«  9iegierung«oorgdnger« 
( fl  o  n  f  i  r  m  a  t  i  o  n ),  moburd)  man  namentlid)  in  frü^ 
bem  Reiten  ba*  öffentliche  IRecbt  unb  feine  Äonti= 


'  nuitdt  gegen  33ermed)felung  ber  £Regierung*atte  mit 
^rioatahen  unb  gegen  ben  ©ed?|"el  in  ben  jHegie^ 
rung«anfid)ten  ftd)er)ufteUen ,  bisweilen  rr c b l  au  .t 
Ginnabmen  iu  erzielen  fud)te.  Gegenwärtig  ift  an 
Stelle  berfelben  bie  ©erpflid)tung  be*  Übronf  olgere 
auf  bie  SBerfaffung  getreten,  ba  einerfeit*  jnxifel 
baue  unb  frnttige  fünfte  be*  $erfanung*red)t? 
tu  du  mehr  einteilig  burd)  ben  6our<erdn  entfdjie 
ben,  anbererfeit*  Regierung* *  unb  ^rioatatte  ber 
Regenten  nidjt  mebr  verwed)felt  werben  (bnnen, 
jeber  9tegierung«nad)folger  aber  von  felbft  bureb 
alle  Derfaffung*md^igen  SHegiemng*atte  be*  SBor 
gänger*  redjtlid)  gebunben  ift;  2)  abmini ftra 
tioe  SB.  ba,  wo  bie  5Hed)t*wirtfamleit  gewiffer 
SStte  unter georbneter  Organe,  in*befonbere  ber 
tommunalen,  von  ber  Genehmigung  ber  Staat* 
Verwaltung  abhängt,  |.  SB.  bei  ÖemeinbewaWen. 
Genehmigung  aewiffer  ber  ftaatlid>en  «entrolle 
unterworfenen  Söerufe  unb  21  nft alten,  9lu*übung 
ber  Autonomie  (Gxla$  von  Statuten  unb  iHeglr 
ment*)  u.  f.  w.;  3)  tonftitutionelle  SB.,  bie= 
ienigen,  trclebe  verfaffung«mäftig  ben  S2anbe*ver= 
tretungen  jufteben,  }.  SB.  bei  SBegnabigung  eine« 
wegen  SBerfaffung*verle$ung  verurteilten  Wim 
fter*;  4)  IRatifilation,  b.  b.  Abgabe  ber  rrebte 
verbinblicben  Grflärung  bejüglid)  eine«  von  einem 
anbern  fraft  2)ienftbcfebl*  vorbereiteten  Hit«  ober 
©efchäft*,  vorjüglid)  von  v&Uerred)tlid)em  o  bara! 
ter,  ).  ^B.  SRatifitation  eine«  burd)  biplomat.  Stgen 
ten  ahgefcbloffenen  SBertrag«entwurf«  burob  bie  be= 
treffenben  Souveräne. 

3m  Straf redu  ift  bie  9.  ber  Urteile  burd)  ben 
S2anbe*berm  burd)  bie  3>eutfd)e  Gtrafprojefeorfc 
nung  befeitigt;  bie  Sßollftredung  von  Sobc«urteilen 
ift  jebod)  erft  juläffig,  wenn  bie  6ntfd)lieBung  be* 
Staat*oberbaupt«,  bej.  be«  Äaifer«  ergangen  ift, 
vom  £Hed)t  ber  SBegnabigung  (einen  Gebrauch  }u 
machen  (§.  485).  3m  SWilitärftrafverfabren  (f.  b.) 
beftebt  ba*  SBeftätigung*red)t  im  ganjen  SKeicbe  mit 
2lu*nabme  SBapem*;  ebenjo  in  tfterreid). 

Gine  richterliche  SB.  von  ©efchäflen  be*  ^5rp 
vat recht*  war  früher  in  großem  Umfang  Borge* 
fchrieben.  Namentlich  f ollten  ^eräu6erung*veTtrdge 
über  Grunbftüde  vom  juftänbigen  SHicbter  nad?  Prü- 
fung, ob  nicht  Übervorteilungen  vorgelommen,  bie 
iHecbte  ber  Gläubiger  gewahrt  feien  u.  bgL,  tonfir 
miert,  eine  'üfanbbeftellung  aber  lonfenticrt  werben, 
unb  ohne  ba*  nicht  gültig  fein.  2Jlan  bat  fid>  jeht  von 
ber  9tut>loriglcit  bieier  SB.  überieugt.  9lur  ber  obrig- 
feitlicben  SBeurtunbung  bebarf  ber  auf  Grunbftüde 
bezügliche  obligatorifcbe  SBcräu6emna«vertrag  nach 
Seutiebem  SBürgerl.Gefefebuch(§.313),  unb  aud?  bei 
Gintraguna  ber  Gigentum*übertragung  (§.  873) 
prüft  ber  Siebter  nicht  mehr  ben  3«v*d,  f onbem  nur 
bic  :H edumdlugf eit  be*  Gefchäft«,  b.  b.  bte  Vea i 1 1 mei 
tion  ber  Parteien  unb  ihre  Gefcbäft*fäbigieit;  er 
verfügt,  wenn  in  biefer  SBejicbung  feine  Siebenten  be 
fteben,  ben  Gintrag  in  ba*  Grundbuch.  SHUrllicbe  SB. 
burd)  ba*  Gericht  tenntba*  S5>eutfcbe  SBürgerL  Gefe^ 
buch  nur  noch  bei  ber^lboption  (§.  1741). 

Gine  SB.  be*  Gefchäft*  burd)  bie  Parteien  bat 
eine  SBcbeutung,  wenn  ber  3nbalt  getroffmer  münb= 
lieber  sBcrcbungen  urfunblid),  gewöhnlich  in  SBricf= 
form,  von  ber  einen  Seite  rctapttuliert  unb  beftätigt 
wirb.  2)a«  gefdjieht  namentlid)  im  £ianbel*uerlf br. 
Grbcbt  bie  anbere  Partei  auf  bie  fchriftlicbe  ü)tit= 
teilung  feine  Ginwenbung  gegen  bie  Silollitänbig* 
feit  unb  Dtichtigteit  ber  febriftlicben  S».,  fo  wirv  an* 
genommen,  bafe  fie  fut.  bamit  einverftanbm  ertlärt; 


)igitized  by  Googl 


»cftöttcrung  —  Scftottung  (ber.  Sotert) 


867 


tiefe  93.  toirb  bann  bi«  auf  erbrachten  ©egenheioei« 
al*  maßgcbenb  angefebcn. 

2' ic  93.  eines  anfechtbaren  ©efebäft« 
(f.  Anfechtung)  macht  ba«  ©efchäft  unanfechtbar; 
ba«  lufolge  einet  $robung  abgefd)!  offene  Qk- 
fcbdft  wirb  alfo  unanfechtbar,  toenn  ber  betrübte 
ba«felbe  beftdtigt,  ohne  baß  er  nod)  unter  bem 
Ginftuß  ber  $robuna  ftebt.  2)ie  93.  bebarf  niebt 
ber  für  ba«  9Recbt«gefcbäft  beftimmten$orm($eut= 
jefae»  «BüTflexl.  ©eiehb.  §.  144). 

Sie  93.  eined  nichtigen  ©efebdf t«  ift  al«  er* 
neute  Vornahme  ju  beurteilen.  Sirb  ein  nicbtiflcr 
3)ertrag  von  ben  Parteien  beftdtigt,  fo  finb  biefe 
im  3roeifel  oerpfliebtet,  einanber  ju  getoäbren,  ma« 
fie  Ipaben  mürben,  toenn  ber  Vertrag  oon  Anfang 
<m  gültig  geioefen  wftre  (§.  141).  —  Uber  93.  niä> 
tiger  ©ben  unb  anfechtbarer  Grboerträge  bureb  bie 
Partei  ogl.  fceutfebe«  33ürgerl.  ©efe&b.  §§.  1325, 
1331,  1337, 1339  unb  2284. 

tteftättcrung,  »bfabren,  Hbrollcn,  Hbs 
ftreifen,  3uftellen,  Luftreifen,  ba«  Abholen 
ber  (Hüter  oom  93abnbof  nach  ber  93ebaufung  be« 
Gmpfdnger«  ober  oon  ber  93ebaufung  be«  Slbfenber« 
nacb  bem  93abnbof.  £n  3)euticblanb  unb  ben 
übrigen  üanbern  be«  Seutfcben  Giienbalmoerein« 
ift  ba«  Än»  unb  Abfahren  ber  ©üter  im  allgemein 
nen  tyrioatfacbe.  3n  größern  6tdbten  »erben  biet* 
für  oon  ber  GiienbabnocTWaltung  juctleicb  Unter- 
nehmer befteUt,  für  bie  fie  haftet.  Sie  ©ebübren,  bie 
bie  Unternehmer  erheben  bürfen,  finboertrag«mäßig 
feftgefe&t.  9Jon  her  babnamtlid^en  93.  au«gefcbloiicn 
finb  bie  babnboflaaemb  aufteilten  ©üter.  31u«s 
aefcbloffen  oon  bet  Sclbftabbolung  finb  biejenigen 
©üter,  bie  nach  ftcueramtlicbcn  93orfchrif ten  ober  au« 
anbem  ©rünben  nach  ^adböfen  ober  9tieberlagen 
ber Steueroertoaltung  gefahren werben müffen.  Tie 
93efugni«  ber  Gmpfdnger,  ihre  ©üter  felbft  abju» 
$olen,  lann  oon  ber  Gifenbabn  im  allgemeinen  93er» 
tebr«intereffe  mit  ©enebmigung  ber  Aufficbtßbcs 
borte  befdränft  ober  aufgehoben  toerben.  Gine 
l oldje  93efcbränfung  ift  3.  93.  eingeführt  in  Altona, 
Äiel,  Flensburg,  f>aber«leben,  £>ufum,  <Henb«burg 
unb  Scble«>oig,  inbem  bort  nur  für  befummle  ©üter, 
rri  e  für  leicht  oerbcrblicbe  ©egenftdnbe,  bie  93efugni« 
ber  Gmpfdnger  |ur  Selbftabholung  befteben  geblies 
ben  ift,  alle  übngen  ©üter  bagegen  ber  3n>ang«- 
beftdtterung  unterliegen.  3"  Glberfelb  unb  93ar= 
men  ift  bie  3ioang«bejtdtterung  ohne  Ginfcbrdnlung 
«ingefübrt.  fteuerbing«  ift  bet  ben  $reuß.  Staat«s 
fcabnen  auch  bie  babnfeittge  An*  unb  Abfuhr  oon 
Stüdgut  jnnfeben  entfernt  oon  ber  Gif en  bahn  ge* 
iegenen  Orten  unb  ber  ndchiten  93ahnftation  burch 
Errichtung  fog.  ©üternebenjtellen  in  größerm  Ums 
fange  eingeführt  toorben.  (6.  auch  Gifenbabnagen= 
len.)  —  ^n  Gnglanb  beftebt  infofem  eine  Art 

Sgeweifcr  babnamtlicher  93.,  al«  in  ben  bracht* 
1  ber  größem  Stationen  bie  ©ebübr  für  bie 
amtlich  }u  beroirlenbe  An*  unb  sJlbfubr  mit  ent* 
halten  ift.  ,\n  welchem  Umfang  von  bief  er  Ginrichtung 
vom  -Iml  bl  1 1 11  m  ©ebraueb  gemacht  wirb,  geht  au«  bem 
Umfianbe  beroor,  baß  bie  2Jliblanbbabn  aUein  jum 
3»ed  ber  Am  unb  Abfuhr  über  3000  ^ferbe  unb 
ungefähr  2300  SBagen  im  93etriebe  hat.  —  3n 
<$r an t reich  beforgen  bie  Gifenbabnen  an  faft  allen 
größern  Orten  bie  Abfuhr,  bie  Selbftabholung  ift  ge* 
toiffen  einfcbrdnf  enben  93ebingungen  unterroorf  cn.  — 
3n  Italien  befteht  auf  ben  von  ben  93abnt>ertr>als 
lungen  ,ut  bejeiebnenben  Stationen  3»an«^heftdts 
Gerung,  fall?  nicht  ber  Frachtbrief  mit  bem  93ermcrf 


«in  stazione»  verfehen  ift.  —  3n  Stmerüa  roirb 
t>ai  Slbbolen  ber  ©üter  oon  befonbern  2randoorts 
gefedfehaften  betoirlt  —  Gine  eigentümliche  Ginricbs 
tung  befteht  in  :Kunlaut,  100  neb  fog.  Hirtel? 
(f.  b.)  für  bie  SluefübTung  be*  Stuf  *  unb  »blähen« 
oon  ©ütem,  beren  93eförberung  an  bie  93abnftatio= 
nen,  ba«  VI br eilen  oon  letuern  u.  f.  ro.  gebilbet  haben. 
'S  er  KrteB  bebienen  fich  f  otoohl  bie  Gifenbabngefelb 
febaften  toic  bie  »erfragter.  —  93gl.  *HöU,  Gncpllo 
pdbie  be*  gefamten  Gifenbahntoefen«  (9Öien  1890) ; 
Slrcbio  für  Gifenbabnroefen  (1889). 

tteftättigen,  f.  93cftdtigen. 

«eftattung  ber  S  oten.  3)ie  93.  ift  ftet«  in 
religibfer  toie  in  ceremonieller  unb  rechtlicher  ^inftcht 
bei  allen  einigermaßen  gebilbeten  Wolfen;  ein  Wcaen - 
ftanb  großer  Stuf merlfamfcit  geroefen,  inbem  fich  hier 
teil«  noch  einmal  bie  im  Sehen  gehegte  Siebe,  teil* 
auch  ber  ©taube  an  5er*  unb  3ulunft  be*  I  oten 
)u  betbdtigen  fucht.  ,V  (ebenbiger  bei  einem  93olte 
ber  ©laube  an  bie  ^ortbauer  nacb  bem  S obe  ift,  um 
fo  forgfdltiger  pflegt  ber  Leichnam  bebanbelt  ju  mer 
ben.  ^m  Slltertum  hielten  bie  il  g  p  p  t  e r  infolge  ihre« 
auägebilbeten  ©tauben?  an  Seelentoanberung  unb 
Sotengericht  ben  Leichnam  am  böchften ;  baber  ibre 
riefenhaften  Jotengebdube  (Jelienböblen,  ioten= 
ftdbte,  $oramiben)  unb  ihre  Munü  be«  Ginbalfa: 
mieren*(f.agppten,  ©eiebiebte  A,1II).  2)ie9ietros 
polen  (greh.,  b.  h-  Jotcnftdbte)  oon  2Ji*empbi«  unb 
2heben  mit  ihren  anfebnlicb  ausgebauten  ©rdbern 
jogen  fich  toeit  am  9tanbe  ber  SSüfte  hin.  2)eu 
slgpptern  fcbliefeen  Ach,  von  anberm  Stanbpuntte 
au«,  bie  Gbinefen,  Japaner,  ©riechen  unb  HKömer 
an,  bie  bie  3lrt  ber  93.  oon  Ginfluf;  auf  bie  Sage  ber 
93erftorbenen  im  Senfes  hielten.  2)ie  ©riechen 
unb  Börner  meinten  fogar,  baß  ber  Unbeftattete 
100  3ahre  rubelen  an  ben  Ufern  ber  £  1 0 r  (f.  b.)  um 
herirren  müßte,  unb  hielten  e«  be«halb  für  Pflicht, 
jebem  gefunbenenloten  toenigften«  burch  Sufftreuen 
oon  brei  £>anb  ooll  Grbe  jur  Stube  )u  oerhelfen 
([.  Kenotaph).  Untergang  burch  Schiffbruch  erfebten 
ihnen  baber  al«  ein  entfettlicbe« Schidfat.  Slußer ben 
Spartanern,  bie  ihrem  ©efefte  gemdß  bie  2otcn  auf 
Schüben  htnau«trugen,  beftatteten  bie  ©riechen,  ihm 
nebmtieb  bie  Sltbener,  f  eierlichft  unb  öffentlich,  je  nach 
bem  iHeichtum  be«  ©eftorbenen  in  längerer  ober  tür= 
lerer  3eit  nach  bem  2obe,  je  nach  bem  Sllter  ;u  per* 
fchiebenen  Sage«}eiten  unb  unter  bem  ©eteite  ber 
tn  fchroarje  ©erodnber  gehüllten  93crToanbten  unb 
Sreunbe,  einer  Älagefrau  (penthetria,  bei  ben  9tö= 
mern  praefica),  oon  SDcufttchören  unb  feit  Solon 
oon  Sobrebnem.  Sie  Semarchen  »achten  in  Sltben 
über  bie  gefe&mdßige  93.  unb  fchloffcn  nur  Staat«' 
fchutbner,  Jempclrduber,  fianbe«Derrdter,  Jpran= 
nen,  Selbftmörber  oon  biefer  Ghre  au«.  93or  ber 
93.  roarb  ber  Zott  breimal  gerufen,  bann  jur  Grbe 
gefegt,  fein  Sintis  oon  liebenber  feanb  bebedt  unb 
feine  äugen  gefchloffen.  äuch  rourbe  ber  aueaeftcll^ 
ten  mit  frifepen  93flanjen  gefchmücften  Seicpe  ein 
©elbftüd  (obolös,  bei  ben  Hörnern  auch  triens)  al« 
^dbrlobn  für  ben  Sotenfdbrmann  Sharon  in  ben 
SRunb,  unb  ein  Stüd  fluchen  au«  ÜJlehl  unb  fionig, 
jur  93efcbroichtigung  be«  Gerbern«,  in  bie  £>anb  av 
legt.  93or  bem  ^rauerbaufe  brachte  man  ein  Opfer 
für  bie  Jotentönigin  ^Jerfephone.  Gin  ben  93er: 
roanbten  im  $aufe  bereitete«  Seichenmabl  (peri- 
deipaou ,  bei  ben  dtömern  siliceroium ,  oerbunben 
mit  Spenben  an  ba«  93ol(,  visceratio)  befchloß  bie 
^eier.  25ie  ©riechen  legten  ihre  ©rdher  in  ber 
$cgel  außerhalb  ber  Stdbte  an,  ebenfalls  meift  }u 

55* 


8G8 


SBeftattung  (ber  loten) 


«inet  9cefropoli«  vereinigt.  Skrbiente  SDlännet  »ur* 
ben  iebotb  in  ben  Stäbten  felbft,  auf  öffentlichen 
Plänen  unb  Üflärtten  ober  an  Sanbftraften  beißefeftt. 
$n  Ätben  roar  ber  duftere  Kerameito«  eine  tirt 
©rdberffrafte  von  ftattlidjer  Anlage,  hernehme  unb 
SHeicbe  liefen  fieb  autb  auf  eigenen  ©runbftüden, 
jeboeb  ebenfalls  gern  an  Sanbftraften  cor  ben  Jbo* 
ren  ber  Stäbte  beftatten.  ÜBoblbabenbe  unb  ange* 
febene  ©efdjlecbter  batten  ibre  befonbern  (yaroilien= 
grüfte.  $ie  Gttu«fet  leflten  bei  ibren  Stäbten 
aueb  9tetropolen  an,  beten  monumentale  ©räber 
jebodj  nut  ben  bemittelten  Klaffen  bet  93ürget  ans 
geborten.  5)ie  ütömet  beftatteten  bie  Joten  mit 
dbnlidjem  Slufroanbe  wie  bie  ©rieeben  unb  bettänj* 
ten  Tie  ebenfalls  mit  Saubroert  unb  9)tumen.  9lur 
fügten  fte  (roie  bie  Altern  robern  ©rieeben  mit  ben 
gelben  ^ferbe,  Sflaven,  ©efangene,  ©äffen  unb 
SdjäBe  verbrannten),  bodj  erft  fpäter,  graufame 
Acd^tcrfpiclc  unb  einen  2Rtmen  rJlrdnmmui-?)  binju, 
ber  ben  9Jerftorbenen  nacbjuabmen  parte.  5eie 
©rabftätten  mit  oft  toftbaren  ÜRonumcnten  roaren 
unverletiUA  unb  baber,  ba  man  bie  ©eifter  ber 
Soten  (f.  9Jlanen)  in  ber  Stäbe  glaubte,  3uflucbt«= 
ftätten  von  ftlücbtlingen,  fo  fpäter  oft  von  »erfolgt 
ten  Gbriften.  3)er  urjprfinglicp  grieeb.  9Bunfcb  ibrer 
^nfebriften:  Sit  tibi  terra  levis  (leiebt  fei  bir  bie 
Grbe)  berubte  auf  bem  ©lauben,  bafe  bie  Seele  mit 
bem  Seibe  in  gebeimm«voller  Verbtnbung  bleibe  unb 
fidjeinft  jur»uferftel)ung  vereinigen  mürbe.  Jn  ber 
Stabt  iRom  felbft  f ollte  fdjon  von  alter«  bet,  mit  3tu$: 
nabme  bet  93eftalinnen,  fein  Jotet  verbrannt  obet 
begtaben  roerben;  bod?  mürbe  biefe  ©eftimmung 
niebt  ftteng  eingebalten.  2)a«  3roölftafelgcfeli  unb 
fpdter  anbere  SCerorbnungen  fcpdrften  ba«  Verbot 
»iebetum  ein.  3n  bet  Kaiierjeit  galt  e«  für  eine 
bob^  e  6bre,  bie  inbe«  nur  von  bem  Senat  au«nabm«* 
roeife  erteilt  trerben  tonnte,  innerbalb  ber  SJtauern 
Don  SRom  beftattet  tu  metben;  betgleichen  ßbten- 
grdber  befanben  ftcb  jumal  auf  bem  9Rar«felbe. 
3)ie  5Hömet  batten  ©tdbet  (sepulcra)  für  einjelne 
^Jerfonen,  für  einjelne  gamilien  unb  ganje  ®e= 
fdjledjter,  für  Korporationen  u.  f.  ».;  aud)  errichte* 
ten  mebrere  ^amttien  xufammen  eine  gemeinfebaft* 
liebe  ©rabftätte.  Solcpe  für  eine  ober  mebrere  %a- 
milien,  für  taiferl.  ^eigelaffene  meift  unter  bet  ] 
(frbe  erbaute  gemeinfame  ©rabtammem  biegen  mo- 
immenta,  bie  barin  jur  Slufnabme  ber  Slicbenurnen 
angebrachten  3iifdjen  columbaria.  (S.  Kolumba: 
rium.)  SJ>ie  Vornehmen  unb  9Boblbabcnben  errieb5 
teten  ibre  ©rabftdtten  oft  auf  ibren  ©runbftüden, 
vorjug«roeife  in  bet  91äbe  bet  Stdbte  auf  eigen* 
baju  erworbenen  Slderftüden  läng«  ber  groben 
£eetftraften ,  roie  j.  93.  bei  9lom  an  bet  Via  Appia, 
bet  Via  Latina,  bet  Via  Flaminia  u.  f.  ro.  9tur  für 
bie  ärmften  9JoU«Haffen,  für  SUaven,  füt  93er* 
brechet  gab  e«  in  9iom  einen  gemeinfcbaftlidSen 
93egräbm«pla|  am  Aquilin,  puticuli  genannt,  bet 
inbefien  untet  Sluguftu«  in  anmutige  ©artenanla: 

{[cn  umgeroanbclt  rourbe.  3n  anbern  SJäbten  3ta; 
ten«,  aber  aueb  in  9lom,  bienten  bann  roobl  aud> 
Steinbrücbe,  Svel*! lüfte,  Sanb»  unb  Jbongruben 
jur  33egräbnie)tättc  für  ben  ärmem  2eil  be3  5JolfS, 
bie  mit  ber3eit  je  nad?  SkbürfniS  ju  au^gebebnten 
£>öblungen  ober  ft ollenartigen  ©ängen  unter  ber 
S5obenfläd?e  erroeitert  mürben.  3"  tiefen  Sand- 
gruben (arenariae)  roolltc  man  früber  bie  Anfänge 
ber  altd?riftl.  Gömeterien  (greb.,  b.  b.  Scblaf= 
ölähe)  unb  Äatatomben  (f.  b.)  erlennen;  bod)  ift  eS 
nacb  neuern  Untcrfucbungen  jroeifello?,  bafe  bie 


I  roeitoerjroeigten  untetitbifeben  ©tdbetgdnge  ba 
'  ctften  (Sbtiften  eigen«  jut  95.  oon  biefen  angelegt  finb. 

©ingen  bie  Snftcbten  bet  genannten  Kolter  von 
Öocbacbtung  unb  Serpfliebtung  gegen  bie  Xotax  au?, 
fo  ift  ba«  ©runbgefübl  ber  ijnber,  Werfer  unb 
Hebräer  Scbeu  vor  biefen.  iBefrimmenb  wirft  bir 
ber  Orient,  ©ebante,  baft  berSeib  eine  niebtige,  abju- 
ftreifenbe  J'fffl  Ix«  ©eifteöleben«  fei,  baneoen  mobi 
aueb  ba«  Klima,  ba«  ben  Seicbnam  balb  in  ©efabr 
brobenbe  Sterroefung  übergeben  läfet.  Snbeffen  be-- 
ftattenbieöinboftaner,  namentlicb  bie  pomebmem 
Äaften,  bie  Sirmanen  unb  anbere  Oftaf  taten  bie 
Joten  nid)t  obne  ^eierlicbfeit  unb  ©lanj,  jum  leil 
mit  groftem  Slufroanbe.  2)te  üblidje  6ile  ber  93.  be= 
rubt  auf  ber  Meinung,  ba^  ber  £eid?nam  ba«  &au# 
oerunreinige.  2)ie  Werfer  meinen  gerabeju,  ba|  ein 
böfer  ©eift  (Ü)ero)  felbft  im  Sterbenben  febon  feinen 
Si|  aufgefcblagen  babe  unb  be«balb  bie  ^dulnie 
eintrete.  33etben3«raeliten  galten  niebt  nur  alle 
2eid?name,  fonbem  aud)  bie  fie  SBerübrenben  ober 
ibnen  9tabenben,  ferner  bie  im  J&aufe  befinblicben 
niebt  bebedten  ©ef äfse  auf  7  Jage  für  leoitifd?  unrein. 
3Ran  eilte  baber  (roie  bt«  bor  tur}er  :!cit  nod>  bei 
ben  poln.  unb  ruft.  3uben),  trofe  ber  ©efabr,  Scbern« 
tote  )u  begraben,  mit  ber  8.  unb  legte  bie  ioten« 
dder  mögliebft  entfernt  an.  Ginbalfamieren  roie 
"Verbrennen  tarn  nur  au«nabm«roeife  vor.  Ulan 
batte  für  bie  Jotenflage  befonbere  Pfeifer  unb  Klage* 
roeiber,  roufd)  bie  (vom  £obe  bi«  jur  IB.  von  9Rdn- 
nem  beroaebte)  Cetebe  feierlich,  umroidelte  fte  von 
$>auvt  bi«  ,vuii  mit  fcbmalen  Büchern ,  verbarg  bal 
©efubt,  bejfen  Änblid  verunreinigte,  mit  bem 
Scbroeintucbe  unb  febüttete  alle«  Gaffer  im  ^aufe 
auf  bie  Strafte.  93rennenbe3Bacb«tenen,  ju  ödurten 
obet  ju  ben  Prüften  aufgeftellt,  roeibten  bie  leiten 
Stunben,  unb  bie  näcbften  männliien  SlnveT= 
roanbten  tmgen  ober  begleiteten  roenigften«  bie  Xoten 
jum  93egrdbni«.  2)ie  neuern  3uben  roeid>en  von 
biefen  SBräudjen  vielfaeb  ab.  —  Sgl.  JRabbinoroiq, 
Jotenlultu«  bei  ben  3uben  (9Rarb.  1889). 

2)ie  Sbriften  aller  Parteien  Heften  von  ieber, 
roie  bie  3«ben ,  nur  ba«  begraben  ju.  55er  weit 
au«gebilbete  ©laube  ber  Mufcrftebung  ber  Seibei 
trat,  aufter  ber  jüb.  Srabition,  ber  Verbrennung 
entfebieben  entgegen ,  roe«balb  bie  f>eiben  bei  ben 
Verfolgungen  ber  ©briften  beren  8eicbname  bem 
Huferftebunc<«glauben  jum  £>obn  teil«  verbrannten, 
teil«  Raubtieren  vorwarfen.  Jim  allgemeinen  bielt 
ftd>  ba«  aufteimenbe  (Sbriftentum  an  bie  geifrigern 
©ebräuebe  ber  alten  ^ufcen.  2tu«  feinem  3ufluebt«-- 
orte,  ben  Krppten  unb  Katatomben,  bervorgetreten, 
verlangte  e«  mebr  unb  mebr  eine  feierlicbe  93.,  in 
i  ©egenroart  be«  ^Jriefter«  unb  unter  bem  ©efange 
e v beben t er  ^pmnen  auf  Sob  unb  Suferftebung, 
al«  eine  ber  roiebtigften  iUflicbten.  25ennod>  bielten 
|  ficb  bier  unb  ba  bei  ber  93.  93olf«gebräud?e,  bie  un* 
jtreitig  ber  vorebriitl.  3«t  angehören,  j.  93.  ba« 
fog.  ücirbenmabl  unb  ba«  breimalige  Streuen  von 
I  (frbe  auf  ben  Sarg,  ba«  noeb  jeht  in  2>cutfcblanb 
unb  Gnglanb  Sitte  ift.  Gtroa  feit  SÖlitte  be«  5.  $abrb. 
j  begann  man  93ifd>öfe  unb  anbere  böbere  geiftlidx 
|  SMrbenrrägcr  in  ben  Kireben  felbft  gu  beftatten. 
9)alb  geroäbrte  man  ieboeb  aueb  dürften  unb  anbern 
i  vorncomen  2aien  ein  ©rab  in  ber  Kirebe,  rodbrenb 
bie  grofte  SJtaffe  ber  Gbriften  in  ben  Umgebungen 
ber  ©otte«bäufer  begtaben  rourbe.  3roar  fpraeben  fid» 
iebon  früb  Kircbenverfammlungen  gegen  bie  Unfttte 
bc*  93egraben«  innerbalb  ber  Ktrcben  au« ;  boeb  roun 
I  ben  bie  Verbote  umgangen.  2>ie  römifaVfatb»- 


Digitized  by  Googl 


Seftattung  (ber  Xottn) 


t  ifd)  t  flirdje  bat  bie  fiiturgie  ber  93.  befonberS 
teitt  auSgebilbet:  bie  brennenben  #er*eu,  Symbol 
be»  ewigen  fiiditS,  baS  tleine  ffreuj  jrcifdben  ben  auf 
bei  ©ruft  gefalteten  Tanten,  baö  93orauStragen 
eines  mit  ftlor  umhüllten  grofjen  ÄreujeS  als  beS 
©pmbolS  bet  in  ©brifti  2obe  gewonnenen  (hlöfung, 
bie  reidje  Spmbolit,  bie  felbft  bie  Unfcfculb  ber  wer: 
ftorbenen  Jtinber  tuuf  ein  trctf,eo  Sargtucb.  ber 
mitfübjenben  ©emeinbe  oerfinnbilblicben  will,  ©e» 
bübren  burften  urfprünalicb,  nidjt  erbeben  »erben, 
baten  neb  aber  fpäter  allgemein  entwidelt,  üielfacb 
in  ber  öorm  fdjeiubar  freiwilliger  ©aben  unb  Stif- 
tungen, inSbefonbere  für  Seclenmeffen.  überall  be« 
fteben  bafür  bejonbere  Dbferoamen  ober  partüular« 
redjtlidje  ^orff  arten.  Sine  f  mf  Inf  e  93.  mürbe  von 
jeber  nur  perfagt  ben  Unaetauften  (auch  ben  unge- 
tauften  ffinbern),  ben  Dudjtrömifd) « Jtattiolifcßen, 
Gr!ommunijierten ,  notorifdjeu  DleligionSfpöttem 
unb  fiafterbafien , Joldjen,  bie  nidjt  wenigftenS  cut- 
mal im  3a bre,  ju  Cftern,  baS  VI bc nbmabi  genoffen, 
benen,  bie  obne  SReue  perftorben,  ben  fcingericb« 
teten,  Selbftmörberu,  im  ^ipcifaiuvfc  ©efaUenen. 
2>o eb  milberle  au(b  iner  bie  $raris  bebeutenb.  Die 
Öebräucbe  ber  g  r  i  e  dj  i  f  cb  *  !a  t  b  o  1 1  f  cb  e  n  Äirdje  finb 
Äbnlid),  nur  aber,  mie  frier  alles,  mehr  peräufierlicp.  t. 
3)ie  SHuffen  pflegen  ibre  Joten  blofj  beS  ÜJtorgenS  ju 
beerbigen.  Die  proteftantijdje  Strebe,  beton; 
berS  bie  reformierte,  tat  auch,  bie  93.  ju  größerer  Gin« 
faebbeit  jurüdgefübrt.  Sie  unterfdjeibet  bie  öffent« 
liebe  93eerbigung  (sepultura  solennis),  mit  ©eläute, 
feierlidjem  £eid>engeleit,  ©efang,  ^rebigt  ober  £ei« 
djenrebe  unb  SegenSfprucb  beS  ©eiftlidjcn,  unb  bie 
ftille  33.  (sepultura  minus  solennis),  obne  biefeS 
Zeremoniell.  DaS  filtere  ftrengere  Geremoniell,  in 
einjelnen  fifinbern,  j.  93.  ßnglanb,  eifrig  gepflegt, 
roirb  gemöbnlicb  nur  bei  aufeerorbentlidjcn  fällen, 
roie  beim  2anbe$berrn,  burd?  ©lodengeläute,  ßnt« 
baltung  pon  ^eftlidbfciten  u.  f.  w.  angewanbt.  Sie 
93rübergemeinen  jeidjnen  ftcb  mebr  als  anbere 
prot.  ©enoffenfebaften  burdb  Seilnafrme  unb  Sorg: 
f  alt  für  bie  93.  i  bre  t  unbfelbft  Jrember,  unter  ibnen 
uerblidjener  Soten  auS.  Sludj  bie  eoang.  Äirdjc  tennt 
93erfaaung  beS  tirdjüdbeu  93egräbniffcS  als  Genfur, 
unb  fiüber  batte  fclbft  baS  meltlidje  Strafredjt  biefe 
Strafe  anertannt  («unebrlidjeS  33egräbniS»).  Dod) 
ftnb  jene  lirdjlidjcn  9ied}tSfäfee  neuerbingS  oon 
Staats  wegen  üielfadj  eingefcpränlt  ober  ganj  befei« 
tigt  wovben,  fo  bafe  bie  ©rabftätte  jcbenfaUS  gewährt 
werben  mu|;  bcjüglicb  ber  33eerbigung  pon  93rote« 
ftanten  auf  f  atb.  Hirdjfröfen  (ogl.  Instrumentum 
Pacis  Osnabrugensis  V,  §.35;  öfterr.  ©efefc  Pom 
25. 3Jtoi  1868,  »rt.  12),  fowie  ber  93eerbigung  oon 
Selbftmörbern  unb  Duellanten  roaren  bie  Staaten 
mebrfacb  }u  eingreifenben  3)laBregeln  Peranlafit 
(öften.  patent  Dom  17. 3an.  1850, 3lrt  16;  ijireufe. 
äUg.  £anbr.  U,  11,  §§.  183  fg.;  bapr.  3)linifterial= 
crla»  »om  10. 9lo».  1845).  2)ie  prot.  Äirdje  bebiclt 
bie  ©räberorbnung  ber  tatbolifeben  im  allgemeinen 
bei.  dürften,  Patrone,  Pöbere  ©eiftlidje,  au^gc* 
ieidbnete  Staatsmänner,  ©elebrtc  unb  Aünftler 
würben  innerhalb  ber  5cird?en  beftattet,  bie  übrigen 
in  beren  Umgebung,  auf  ben  fog.  ßirdjbbfen. 
ÜJiit  bem  Slnwadj fen  ber  Stfictc  begannen  biefe  aber 
balb  nid' t  mebr  ju  genügen.  2Ran  enidptete  eigene 
umfriebete  Sider  jur  93.  (^riebböfe,  ©otteS» 
dder),  bie  früb  eine  tünftlerifdje  ©eftalt  erhielten, 
meift  nad)  bem  SSorbilbe  ber  Äreujgänge  als  ber  93cj 
grdbnieftfitte  ber  *3i  onebe.  (S.  Campo  santo.)  S3e: 
reitS  im  17.,  mepr  aber  nod)  im  18.  yabri?.  ertlfirten 


ud),  meift  pon  gefunbb^itSpolijeiUdjen  9lüdfidpten 
geleitet,  bie  öffentlichen  ©ewalten  sunfiebft  gegen 
baS  93egraben  in  ben  Äird>cn,  im  19.  Sabrb.  aber 
überbaupt  gegen  baS  93efteben  won  93egräbniSplä&en 
innerhalb  ber  Stfibte  unb  felbft  ber  2)örfer.  3n  ben 
meiften  Staaten  2)eutfd?lanbS  bürfen  feitbem  mit 
wenig  SluSna^men  (fürftL  93egrfibniStapellen,  Qxb- 
tcarabniiie,  Gqbifdböfe  unb  93iid; c f c  u. f.  w.)  Seieben 
niept  mehr  in  ben  fiirdjen  beigelegt  werben.  3m  ©c> 
biete  beS  franj.  9iedbtS  lann  T»d)  jeboeb  jebermann 
auf  feinem  Gigentum  beerbigen  taffen. 

Stüter  ben  ^uben  unb  (i brüten  ftnb  eS  bie  Hgpp= 
ter,  Warfen,  bie  ameriL  unb  afrit.  Urvötter  fowie 
bie  ben  ßbriften  fidj  anfcbliefeenben  sIRobammeba-' 
ner,  bie  ihre  loten  auSfcbliefjlid?  begraben.  $n 
einem  großen  Seile  (SuropaS  würben,  wie  bie 
©rfiberfunbe  ergeben,  wäbrenb  ber  Steinzeit  bie 
Soten  entweber  in  ber  flauen  6rbe,  ober  unter 
einem  freiftel?enben  93au  auS  gewaltigen  Stein: 
blöden,  ober  in  einer  Steinlifte  (Sartopbag)  bei* 
gefefet,  bie  bann  mit  Steinen  ober  6rbe  überbedt 
würbe,  manchmal  einen  3ug<mg  oon  äugen  hatte 
(f.  ©anggrdber),  b,fiufig  aud?  oon  einem  Steintreis 
umgeben  war  (f.  Dolmen).  Siefe  Vlrt  ber  93.  in 
Hünengräbern,  in  benen  man  bie  iieidjen  nidjt  feiten 
in  fcodenbe Stellung  brad)te, änberte ficb  mit  ter  93er? 
wenbung  ber  Wetalle,  inbem  man  pon  ba  an  giem-- 
Udh  allgemein  bie  fieidjen  terbrannte  unb  bie  3lf cfaen= 
beftanbteile  in  Urnen  (f.  b.)  beife^te,  bie  anfangs  in 
£>ügeln ,  fpdter  reibenweife  an  einem  gemeinfdbaf U 
lidjcn^Ia^ewrgraben  würben.  2>od?  fanb  bisweilen 
nur  eine  teilweife  SBeTbrcnnung  ftatt.  Solche  «Urnen« 
friebböfe»,  bie  man  in  Deutfchlanb  an  febr  oielen 
Stellen  finbet  unb  [dli diid;  wopl  als  «Slawen«  ober 
SBenbengräber»  be\eid)net,  reiben  bis  in  bie  erneu 
3abrb,unberte  n.  6br.,  wo  bann  wieberum  mit  Gin= 
fübrung  beS  GbriftentumS  allmählich  bie  93eerbw 
gung  beT  Seichen  in  Slufna^me  tarn.  5Hod>  flarl  b.  @r. 
mufete  bie  SJorfdjriften  ber  cb,riftl.  ^riefter  gegen 
baS  33erbrennen  gefefelicb  belräftigen.  2)aS  9icr^ 
brennen  ber  loten  nebft  Sammeln  unb  93eife^cn 
ber  3lfd?e  in  einer  Urne  war  feit  ber  fog.  93ron}egeit 
in  ganj  ftorbeuropa,  bei  ben  ©ermanen  (f.  93renn« 
alter)  nad)  SarituS  unb  ben  Äelten  nad>  SDioboruS 
SiculuS  fowie  bei  ben  Slawen  im  ©ebraueb.  Die 
©räber  enthalten  Dielfad?  balb  reufere ,  balb  ärm= 
liiere  ©rabgefdjenle,  jenad)  bem  SBoblftanbe  beS 
93eerbigten:  neben  bem  9Jcanne  ruhen  bie  iSJaffe, 
ÜHantelfcbmud,  2lrmfpangen  unb  ©efäfee  »on  Jbott. 
@r}  ober  ©las  mit  ber  nötigen  SBegetoft;  auf  bie 
%xau  würbe  mit  pollem  Sdjmud  ins  ©rab  gelegt, 
mit  Sßedenfdmüren,  Äetten  unb  Singen,  9lrmbän- 
bern,  Sdmallen  unb  am  ©ürtel  mit  langem  Hänge« 
fdjmud.  Diefe  ©egenftänbe  finb  pielf acb  uon£änb« 
lern  auS  ben  fübl.  flulturläncern  eingefübrt.  Slud) 
auf  ben  brit.  ^nfeln  unb  in  Sfanbinaoicn  jeigt  ficb 
in  ben  ©rabaltertümern  biefe  93erbinbung  mit  bem 
Süben,  ben  ßtruStern  unb  Römern.  Die  inb.  93öl« 
lerftämme  neigen  mehr  jum  93erbrennen,  baS  bei 
ben  brabmanifeben  ©ebot  in,  unb  bie  ©rieben  unb 
Börner  febritten  allmählich  vom  93egraben  jum  93er« 
brennen  fort.  3n  ©riecbenlanb  würbe  baS  93er« 
brennen  feit  bem  Anfange  beS  4. 3abrb.  p.  Sb.r.,  in 
SRom  erft  feit  bem  oalle  ber  SRepublif  bis  )unt 
4.  %a\)x\}  n.  (Sbr.,  bann  aber  fo  allgemein,  bafe  nur 
nod)  uor  bem  3<>bnen  geftorbene  Kinber  unb  com 
93li&e  ©rfcblagene  beerbtgt  würben.  Das  93erbren« 
nen  ift  jefet  uef  bei  ben  Japanern  unb  einjelnen 
afiat.  (inbifd?en,  fioliufcb^en  u.  a.)  unb  amerif.  (2Uha« 


Digitized  by  Google 


870 


baSfen)  Sßölterfcbaften  üblidj.  Über  bie  neuem  33or= 
fcbldge,  ftatt  ber  JBeerbigung  bie  Verbrennung  ein» 
jufübren,  f.  fieicbenoerbrennung. 
3)a«  ganje  5Jeerbigung3»efen  mufi  au*  iKud - 

1  i  *  t  auf  bie  ©efunbbeit  ber  Seoölferung  ftreng 
beauffidrtigt  »erben,  ©egenmärtig  bat  bie  Sani' 
tdtSpolijei  namentlich  für  folgenbe  SSortebrungen 
iu  formen.  3unäd>ft  bürfen  Sotendder  nur  aufjer= 
halb  ber  6tabt  unb  nie  in  ber  9tdbe  oon  SBobnum 
gen  ließen.  3n  Italien  foll  bie  ©ntfernung  ber  iöc- 
grdbniSpläjie  von  ben  Sobngebäuben  100  m,  in 
oacbfen  136,  in  Cfterreid1  unb  Aranfrcicb  200  m 
betragen,  ber  &pgieinifd}e  Äongrefi  ju  3}rüfiel  1852 
forberte  400  m.  91eue  ftricbböfe  follen  nach  Slnftcbt 
einiger  fjpgieiniter  »enigfteni  1000  ra  oon  einem 
Orte  entfernt  angelegt  »erben.  SIRan  foll  für  einen 
Jriebbof  »omöglicb  tbonbaltigen  Sanbboben  »äb: 
len;  Jbonbocen  binbert  ben  Zutritt  ber  fiuft,  rofib- 
renb  HieSboben  ein  ju  geringes  3lbforptionSoermö= 
ßen  bat,  f  o  bafe  fdjäblicbc  3eric&ungSerjeugniife  au« 
biefem  entweichen  fönnten,  beoor  Tie  com  Sauerftoff 
ber  2ufl  oftllig  gerftört  finb.  Ter  SBoben  feilte  3  m 
tief  brainiert,  baS  2)rainwaffer  auf  eine  Söiefe  ge= 
leitet  »erben.  3)ie  SBorfidjt  gebietet,  niept  einen  "JMafc 
m  wählen,  beffen  ©runbwäfier  nach  einem  naben 
Sohnorte  ober  nach  einer  ftäbtifepen  ©afferleitung 
abfliefeen.  55er  Sarg  foll  mit  einer  VI,  m  biden 
Schicht  (5rbe  bebedt,  ein  ©rab  erft  na*  30  fahren 
»ieber  benufct  »erben.  «lud»  würbe  eS  fich  empfeblen, 
in  bie  Särge  eine  Schicht  eifenoypb  unb  Kall  ju  brvm 
ßen.  Schwierig  ift  fdmelle  S8.  gefallener  Solbaten 
nacb  großen  Scblad?ten.  3«be  ©rube  foll  tief  fein, 
nicht  überfüllt,  2  fvanb  breit  mit  Äalf,  Äoble  ober 
3lfdjc  bebedt  unb  mit  2  m  Crbe  feft  geftopft  »erben; 
jur  2)eSinfeftion  (f.  b.)  benutzt  man  Sarbolfdure 
unb  dbnlidjeS.  Stucp  »erben  bie  ©cfallenen  mittels 
SeerS  unb  Petroleum*  ober  SiemenSfdjen  Ofen* 
uerbrannt.  eine  jweite,  nicht  weniger  ernftc  Suf; 
gäbe  ber  SanitätSpolijei  ift  bie  jwedmäfiig  organW 
fterte  2cid)enfd>au  unb  bie  erriebtung  oon  Seichen* 
bäufern  ober  fallen  jur  Hermcibung  ber  93.  oon 
5d?eintoten.  23ci  ber  eile,  mit  ber  im  Altertum 
bie  33.,  befonberS  bei  Slrmen,  oor  fid?  ging,  erwach- 
ten, nadj  IMiniuS,  niebt  wenige  fogar  auf  bemSdbcü 
terbaufen  beim  SJerbrennen.  ^n  $eutfd?lanb  barf 
bie33eerbigung  erft  nacb  einer  beftimmten,  partim^ 
larredjtlidj  oerfebiebenen  (1  Sag  eifafofiotbringen, 

2  laße  Sübbeutfd?lanb,  3  Sage  preufeen,  Sadnen, 
Reffen)  Srift  erfolßen;  in  Dielen  Staaten  ift  über* 
bieS  eine  amtliche  Scicbenfcbau  oorgefdjrieben,  in 
v4ireu&en  niebt;  im  ©ebiet  beS  franj.  SHecbtS  ift  ®e= 
nebmißuna  beS  StanbeSbeamten  ;ur  93ecrbtgung 
erforberlidp;  Seicbenbäufer  fmb  in  Sadbfen  für  bie 
(Semeinben  obligatorifdj,  fonft  oielfaa>  freiroilliß 
bcrßeftellt;  jur  33eförberung  oon  Seichen  finb  befon= 
bere  bebörblicbe  i'ctcbenpdffe  erforberlicb :  bie  fiird?-- 
böfe  finb  in  $eutfd>lanb  meift  tonfeffionell,  in  SBürt= 
temberß,  öaben,  Reffen  unb  einzelnen  preufe.  ®e= 
bietöteilen  (lintea  «beinufer,  9laffau,  93crß)  fteben 
fic  im  Eigentum  ber  bürgerlicben  ©emeinben,  aueb 
fonft  au^nabm«»eife;  jur  Anlegung  oon  Hircbböfen 
iftüberaUctaat^genebmigunßerforPerlid),fürberen 
Örteilung  im  einjelnen  fepr  wrfebiebene  ©runbfäbe 
gelten;  nad)  ber  Scbliefeung  barf  ein  Äirdjbof  erft 
nadj  beflimmter  Aril't  (in  3Utprcüfeen  40,  Reffen  30, 
Saoen  20,  im  ©ebiet  be«  Code  civil  5  3«d)ren)  in 
anoerrocitigen  ©ebraud)  genommen  »erben.  So^ 
lange  ber  Htrdjbof  feinem  3»ede  bient,  ift  er  bem 
SJerlebr  entjogen.  9lecbt^gef*äfte,  bie  jenem  3»ede 


»iberfpreeben,  finb  unaültig.  Sdbrcnb  bie  jtircfc= 
böfe  noeb  im  18.  3abrt?.  (mit  »u  •jnabmc  ber  febr 
regelmd&ig  angelegten  ber  ^«rnbuteT)  meift  ein 
'Mt  ber  Uberfüllung  unb  Unorbnung  unb  35cmadj- 
Idffigunß  boten,  baben  bie  neuern  .uiefrhc'e,  bof on- 
ber*  in  ßröfeern  Stdbten,  baä  äu^feben  non  Qklrten 
mit  reidjem  arcbiteltonifcbcm  unb  monumentalem 
Sdjmud  gewonnen.  93erübmt  weßen  feiner  frönen 
Xenfmdler  ift  ber  ^tiebbof  ^ere^aa>aife  (f.  gaefeaife) 
in  tyaxii.  (S.  aurf;  ©rabmal.) 

^ie  93eerbigung«pf  liibt,  b.  b-  bie  Wd?t, 
bie  Aoften  ber  SBeerbigung  eines  SJerftorbenen  ju 
tragen,  ift  nad)  IDeutfcbem  ^ürgerl.  ©efe£bud}  ju; 
nddjft  unb  jmar  im  Umfang  einer  ftanbeSmäfüßen  3?. 
bliebt  bed  drben  (§.  1%8) ;  erft  foweit  bie  «Be^ablung 
ber  ftoften  ber  9.  oon  ihm  niept  }u  erlangen  ift,  liegt 
biefe  M\äft  als  »eftanbteil  ber  ßcfetjlidben  Untere 
baltSpfiidjt,  wenn  bie  6b«  bureb  ben  Job  getrennt 
»urbe,  bem  überlebenben  ßbeßatten  (§.  1580)  ob. 
ferner  ben  2$er»anbten  in  geraber  Sinie,  roobei  bie 
Slbtömmlinge  cor  ben^ermanbtenberauffteigenben 
Öinie  unterbaltapflicbtig  fmb  (§§.  1615,1601  u.  1606) ; 
bei  unebelicben  Äinbern  bat  ber $tater  bie  Heften  ber 

ju  tragen,  f  o»eit  Tie  ntdjt  oon  bem  Grben  beS  Äin= 
bed  ju  erlangen  fmb  (§.  1713).  Huf  alle  JäUe  bat, 
»er  burd>  unerlaubte  öanblunß  (2)elitt)  ben  tob 
berbeigefübrt  bat,  bie  Äoften  bem  ju  erf  et^en,  roelcbem 
bie  95erpflicbtung  obliegt,  fie  ju  tragen  (§.  844 1. 
2)a3  ©emeine  Sicdjt  giebt  bemjenigen,  »elcber  ali 
©cfdjdftefübrer  obne  nuftrag  bie  Süerbinblicbfeit  eT= 
füllte,  gegen  ben  Pflichtigen  eine  befonbere  äfage 
(actio  funeraria).  9lacb  I  outvtont  93ürgerL  ©efett- 
bud)  gilt  bierfür  baS  allgemeine  5Hed?t  über  © ef djäf tr- 
fübrung  obneHuftrag,  monad)  ber  ©efcbdftsfübrcr 
aueb  bann,  »enn  er  foaar  im  SBiberfprucb  mit  bem 
©illen  be«  anbern  beffen  ^flidjt  erfüllte,  »nfpru* 
auf  Grfatj  ber  Hufroenbunßen  bat,  f  ofern  nur  bie  er: 
füllung  jener  ^Jflidjt,  »ie  oorlicgenb,  im  öffentlichen 
fXnterene  liegt  (§§.  679  u.683).  3la<b  Sddjf .  Sürgerl. 
©efefeb.  f.  2413  fmb  niebt  allein  bie  Äoften  ber 
fonbern  fogar  bie  für  ein  ©rabbenfmal ,  f ofem  bie= 
felben  ben  Stanbeä*  unb  SermögenSoerbdlrniffen 
bcS  erblafferS  enifpredpen ,  bei  ©erauSgabe  einer 
erbfdjaf t  ju  erf eften.  3)aS  bisherige  9iea>t  ^e»dbrte 
ui  in  teil  erlei<hterung  in  Snfebung  ber  ^orm  für 
let)t»illige  ^krfügungen,  »enn  biefe  lebtglicb  bie 
iöeerbißunß  betrenen.  So  preufe.  Sanbr.  I,  12, 
§.  169  mit  §.  162.  $)aS  2)eutfcbe  »ürßerL  ©efeUbud- 
braudt  folcbe  nicht,  »eil  nadj  ihm  (§.2236)  ba« 
fdjriftliche  ^rioatteftament  (baS  ift  biefe  erleid?t<= 
rung)  fdjon  orbentlidje  JeftamentSform  ift. 

Sitterat ur.  ^epbeau,  Histoire  generale  des 
usages  funebres  et  des  s£pulturesdespeuples  an- 
ciens  (3  »be.,  $ar.  1858;  mit  100  2af.);  Bcinbolfr, 
5)ie  beibn.  Jotenbeftattung  in  35cutfdblanb  (©ien 
1859);  ftomeper,  2)er  2)reifeißfte  (53erl.  1864);  ®ro^ 
tefenb,  Xai  2cio>en:  unb  SeßrdbniSmefen  im  preufc. 
Staate  (ÄrnSberß  1869);  Sonntag,  3)ie  Ioten= 
beftattung.  JotentultuS  alter  unb  neuer  3eit  unb 
bie  ©egrdbniSfrage  (Salle  1878);  s©ernberr  2)ie  3). 
ber  Joten  in  33ejug  auf  fcPßmne,  gefdjichtltdje  ent» 
widlung  unb  gefc&licbc  93eftimmungcn  berradjtet 
(©iefe.  1880);  ÜKoltu«,  Stdbtifdje  ^riebböfe  (in  ber 
««autunbe  ber  3trd>ite!ten»,  JBerl.  1884);  Vollmer, 
De  funere  publico  Romanorum  (2p;.  1892);  Sir, 
35ie  Jotenbeftattung  in  oorgefcbitbtlicher  unb  ge= 
fchicbtlicbcr  3<it  (ebb.  189«'»). 

iPcHäubiing,  in  ber  $otanit  bie  übertraguna 
ber  pollenlfmcr  auf  bie  9^arbe.  Ja  bie  aus  erftem 


)igitized  by  Googl 


BESTÄUBUNG  SEINRICHTUNGEN. 


1.  Ar  um  maculatum  ( Proterogynie ) ;  a  mit  unreifem  AndrSceum,  reifein  Gynäceum,  Klngaug  durch  ab- 
w  ^rtf  grrlchtete  Borsten  versrhloMM.  1  mit  r>if.m  Atulrn-  ••um  um!  t-cfni.  lit.-t.-m  Gynan-um .  M«*f»fl 
olTeo.  2.  Thymus  serpyllum  i  Proteranarie );  a  mit  reifen  Antheren,  b  mit  entleerten  Antheren  und  reifer 
Narbe.  8.  Lythrum  sallcarla  iTrimorphltmo»;  a  Form  mit  langem,  b  mit  mlttlerm,  t  mit  kurzem  GrltM. 
4.  Primula  offlclnalls  <  Dimorphismus):  a  mit  langem,  b  mit  kurzem  Griffel.  6.  Marcgravia  uepenthohlcH, 
vom  Kolibri  besucht,  6.  Orriii»  masruln.  von  einer  Schnepfenfllege  ( Knipia  llvida)  besucht ;  a  Narbe  mit 
Polllnlen,  b  Pollinien.  7.  Salvia  ofllclnalia,  von  einer  Hnmmel  besucht;  a  schematiche  Blüte  mit  Andeu- 
tung der  Lage  der  Staubgefäfse  und  des  Griffels  im  aufrechten  und  herabgesenkten  Zustande,  6  Antheren 

mit  Gelenk. 


Brockhaii»'  Konveriatiom  -  Lexikon.    14.  Aufl. 


Eeftäubung 


871 


berDorbringenben  Sd)läud)e  burd)  bie  Starb«  unb 
ben  ©riffel  binburdj  ju  ben  Samentnofpen  gelangen 
müfien,  »enn  eine  58efrud)tung  (f.  b.)  ber  le&tcm 
crjielt  »erben  foll,  fo  ift  bte  SB.  bei  allen  $banero« 
aamen  für  ba£  ^"ftanbefommen  einer  getd)led)t= 
lieben  Sortpflanjung  unumgdnglid)  not»enbig.  3>ie 
Übertragung  be«  $oQcnl  auf  bie  9tarbe  fann  in 
üerfebiebener  STOeife  gef&eben;  junäcbft  burd)  ein« 
fadbeS  Slusftreuen  ber  s$ollentörner  von  ben  Sin« 
t boren  auf  bie  9tarbe  in  berfelben  SBlüte,  fobann 
burd)  Sßermittelung  beS  SBinbeS  ober  beS  ©affers, 
ferner  burd)  (5in»irlung  Don  Bieren,  »orjuaSmeife 
Don  Stolfetten,  unb  fcblicfslicb  an*  burd)  biefcanb 
bcS  UJtenfcben.  3)a  in  ben  meiften  ftdllen  feine  fog. 
Selbftbeftäubung  ftattfinbet,  b.  b.  bie  in  einer  SBlüte 
qcbilbeten  iJJollentörner  niebt  bie  9tarbe  berfelben 
SBlüte  ober  einer  anbern  SBlüte  berfelben  ^flanjen« 
inbiDibuumd  befmebten  lönnen,  fo  rnufc  bie  SB. 
burd)  äußere  (Sinflüffe  bemirlt  »erben.  Slus  jabl* 
reidjen  SBerfudjen  bat  ftd)  ergeben,  ba&  bie  Selbft-- 
beftdubung  jtoar  geroöbnlid)  jur  Schlbung  Don  Sa- 
men fübrt,  bafi  aber  entroeber  biefe  Samen  eine  ge= 
ringe  Keimfdbigteit  befreit  ober  bie  barau«  ent- 
ftanbenen  Sßflanjen  in  allen  Seilen  fd)»äd)lid)er 
auSgebilbet  »erben  »ie  bie  Stammpflanje,  jumal 
»enn  bie  Selbftbeftäubung  fdjon  burd)  einige  ©e« 
nerationen  lnr.tr unb  ftattgefunben  hat.  (Eine  2lus« 
nähme  bteroon  macben  allerbingS  bte  fog.  lleiftoga« 
men  SBIüten  (näberes  f.  Kleiftogamie).  2>e*balb  ift 
ei  für  bie  $orrpflan)ung  unb  für  bie  Grbaltung  ber 
Slrtcn  von  Vorteil,  »enn  2Bed)felbeftäubung  ftatt- 
finbet, b.  b,  »enn  bie  SPollentörner  aus  ben  äntbe* 
ren  ber  einen  ^flanje  auf  bie  Farben  einer  anbem 
^flanje  berfelben  Hrt  gelangen.  Siefe  ift  nur  mög« 
lid),  »enn  Staffier,  SHMnb  ober  lierebie  Übertragung 
ber  *ßollenlörner  auf  bie  Starbc  be»irfen. 

2)a3  SBaffer  übernimmt  nur  in  febr  wenigen 
SflUcn  bie  Übermittelung  jmifdjen  Rollen  unb  9tarbe 
unb  nur  bei  erbten  SBafferbflan^en,  »ie  3.  SB.  bei 
VaNisneria  spiralis  L.,  bei  ber  bie  »eiblidwi  931üs 
ten  ftd)  bid  an  bie  Cberflddje  be3  SSafferS  erbeben 
unb  hier  burd)  ben  beranfd)»immenben  Sßollenftaub 
ber  männlichen  SBIüten  befruchtet  »erben,  3rt  ben 
»eitaus  meiften  gdllen  bagegen  beforgen  2Binb= 
l'tr&mungen  ober  itere  bie  SB.  2)ie  ^oUentörncr 
unb  fo  leiebt,  bafj  fte,  »enn  fie  niebt  ju  gröfeern 
sJJtafien  Derflebt  ftnb,  Dom  SBinbe  binroeggefübrt 
»erben  lönnen.  SUufserbem  finb  ieboeb  bie  SBIüten 
berjenigen  ^flanjen,  bie  auf  SB.  burd)  ben  3Binb  an= 
ge»iefen  fmb  (SÖinbbl Aller,  2lnemopbilen), 
mit  (Sinricbtunaen  Derfeben,  bie  eine  Übertragung 
beS  Rollen«  auf  bie  9tarbe  febr  erleichtern,  frierber 
gebören  unter  anbern  bie  ©räfer,  bei  benen  bie  Sin» 
t boren  an  langen,  leiebt  be»eglid?en  Stielen  ft&en 
unb  fo  Dom  SÜMnbe  bin  unb  ber  beroegt  »erben  Iön= 
nen,  aud?  fmb  bie  Starben  infolge  ibrer  feber*  ober 
pinfelartigen  ©eftalt  febr  geeignet,  ben  in  ber  fiuft 
berumfliegenben  ^ollenftaub  aufjufangen.  ferner 
aebören  bierber  bie  fog.  Ädjjdjenpflanjen,  »ie  bie 
SBirten,  6rlen,  öafelnüffe,  bei  benen  bie  mdnnlicbcn 
SBIüten  in  langen  b^rabbdngenben  unb  leiebt  be- 
»eglid)en  Ädt?dben  angeorbnet  unb  bie  Farben  ber 
»eiblidjen  Sßlüten  pinfelförmig  au*gebilbet  fmb. 
SBei  ben  3Rabelböljern  (Koniferen)  fmb  ebenfalls 
bie  SBIüten  auf  SB.  burd?  ben  2öinb  angemiefen; 
aud?  bier  fmb  bie  SIntberen  bem  Söinbe  leiebt  ju« 
gdnglid)  unb  aufjerbem  beft^en  bie  ^Jollenlörner 
nod?  j»ei  mit  2uft  gefüllte  SInbdngfel,  bie  als  Jylug* 
organe  bienen. 


älle  ^flanjen,  bei  benen  bie  SB.  bureb  ben  ©inb 
erfolgt,  bei  ben  leine  lebbaft  gefdrbten  SBIüten,  bad 
^erigon  feblt  oft  ganj  ober  ift  nur  febr  unfd?einbar 
auSgebilbet;  ei  finb  (eine  fangen,  beren  SBIüten 
ba^jenige  barftellen,  »ad  man  im  geroöbnliebcn 
2eben  unter  «SBlumen»  Derftebt.  ©anj  anberä  ift  ei 
bei  ber  grofeen  ©rupbe  Don  ^flanjen,  bei  benen 
Jiere,  Dorjug^roeife  3nfelten,  tai  ©efebäft  ber 
fficdjfelbeftäubung  übernebmen.  6ier  fmb  bie  SBlü« 
ten  ju  SBlumen  geworben,  fte  tonnen  lebbafte  Aar: 
bung,  oft  einen  ftarfen  ©erud)  unb  fmb  fo  geeignet, 
febon  au3  einiger  Entfernung  »abrgenommen  ju 
»erben.  3)af>  Diele  ?[nfelten  burd)  bie  ftdrbung  fo* 
»obl  als  aud)  burd)  ben  ©erud)  fid)  anloden  laffen, 
ift  burd)  »ablreid)e  SBcrfud)e  nad)ge»iefen  »orben. 
Stber  Sorte  unb  ©erud)  fmb  nur  bagu  ba,  um  ben 
r^nfeften  ben  3Beg  ju  jeiaen,  in  ben  SBlumen  fclbft 
fud)en  fte  bie  in  ben  Derfd)iebenartigften  SBcbdlteru 
unb  5>rüfen,  ben  fog.  Steltarien  (f.b.),  abgefonberte 
}uderbaltige  ^lüfftgleit.  Slu&er  ben  ^nfetten  fliebt 
ei  nur  »enige  Jiere,  Don  benen  belannt  ift,  ba|  fte 
SB.  Dolljieben  lönnen.  Sür  einige  Slroibeen,  »ie 
j.  SB.  für  bie  in  2>eutfd>lanb  einbcimifd)e  Calla  pa- 
lustris L.,  ift  ei  »abrfebeinlid),  bar,  bie  SB.  burd) 
Sdmedcn,  »eld)e  Don  SBlüte  ju  Slüte  (rieben,  bc< 
»irtt  »erben  lann.  ferner  ftnb  in  einigen  SdUen 
tleine  SBögel,  »ie  ßoltbrig,  bie  Vermittler  ber  58.,  fo 
bei  ber  braftl.  V '  l  a  n ;  e  Marcgravia  nepenthoides  L. 
(SBgl.  Jafel:  SBeftäubuttg8einrid)tungen, 
Sia.  5.)  5)ie  SBIüten  ftnb  bier  ftrablig  georbnet  unb 
beulen  jiemlid)  lange,  nad)  unten  gebogene  Stiele, 
bie  Slcbfe  bed  bcrabbdngenben  SBlütenjtanbeS  ift 
et»a*  Derldngert  unb  fd)liefet  mit  einer  Slnjabl  frug= 
artiger  Sleltarien,  in  benen  fid)  eine  suderbaltige 
Slülfigteit  anfammelt,  ab.  Tie  Kolibris  in  eben  bie» 
)ei  Seiret  auf,  ftreifen  babei  mit  ibrem  9lüdcn  bie 
Staubfdben  ab  unb  bringen  bie  an  ben  Gebern  nur 
leid)t  baftenben  ^ollenlörner  beim  SBefud)  anberer 
SBIüten  an  bie  9larbe. 

SBei  ben  SBIüten,  bie  DorjugS»eife  auf  3n|ettens 
beftäubung  ange»iefen  ftnb,  perrfdjt  eine  febr 
grofje  STlannigfaltigteit  in  ben  6inrid)tungen,  »eld)e 
ben  SBefud)  ber  ^nfetten  unb  baS  2lb)treid)en  ber 
^Jollenlörner  ober  ^ollenmaffen  berbeifübren  ober 
»enigften«  erleid)tern.  Die  fog.  Sflollinien,  bie 
ju  gröfeern  Waffen  Derllebten  ^ioUcnlörneT,  »ie  fte 
Dielen  Ordbibeeu  eigentümlid)  fmb,  beiiben  Keine, 
mit  Älebftoff  bebaftete  Säddjen  an  ibrem  untern 
Gute  unb  laffen  fid)  jetr  leiebt  auS  ben  Hntberen 
entfernen.  Kommt  nun  ein  ^nfett  an  bie  SBlüte  beram 
geflogen,  jo  ftö^t  eä  mit  bem  Kobf  an  jene  Sddcben, 
nimmt  beim  ©egfliegen  bie  baran  baftenben  ^olli= 
nien  mit,  um  Jie  in  einer  anbern  SBlüte  au[  ber 
Scarbe  »icber  abjuftreifen.  So  ift  ei  3.  SB.  bei  ben 
meiften  in 2)eutid?lanb »aebf enben Crd)ibeen  (^ig. 6). 
2)ie  3nfelten,  bte  bier  bie  SB.  Dolljieben,  fmb  meiften« 
Sßlumen»efpen  ober  fummeln.  Einen  ganj  eigen« 
tümltcben  SJlecbaniSmuS  befi^en  bie  SBIüten  ber 
Salbeiarten  ($ig.  7).  5)ie  Staubaefäfee  befihen  febr 
ftart  Derlängerte  Konncltioe  (f.  Staubgefäße),  bie 
um  ibre  SlnbeftungSpunlte  brebbar  fmb  (^ig.  7  b). 
SBei  Salvia  ofßcinali9  L.  3.  SB.  liegt  bie  eine,  leinen 
Rollen  bilbenbe  SHntberenbdlfte  aerobe  Dor  bem 
Gingana  in  bie  SBlütcnröbre,  »dbrenb  bie  anbere 
Dollenbilbenbe  an  ben  längern  Scbentcln  ber  Kon< 
nettiDe  in  bie  CberlipDe  Dorragt.  Kommt  ein  3n: 
fett,  3.  SB.  eine  Hümmel,  an  bte  SBlüte  beran,  um 
ben  im@runbeberSBlütenröbre  Dorbanbenenöonig 
3U  bolen,  fo  ftöfct  fte  an  bie  beiben  untern  Hntberen« 


Digitized  by  Google 


872 


23eftecf)ung 


bdlftrn,  bie  vor  bem  Gingange  ließen,  unb  bewirft  f  o 
eine  $rebung  ber  flonnettive  um  ibre  Slnbeftung»* 
cunfte;  bie  folge  tiefer  Irebuna  ift,  baß  bie  obent 
Hntberenbälften  ftdj  auf  ben  Stüden  bed  3nfelt# 
legen  unb  b»er  ibren  (Bollcnftaub  abftreifen  lafien. 
2>a  ftcb  bet  ©riffel  bei  ber  Steife  ebenfalls  fo  weit 
berunterneigt,  baß  er  ben  Stüden  beä  befudjenben 
fjlnfeltä  berührt,  fo  tann  ber  an  lefeterm  baftenbe 
^ollenftaub  fetir  leicht  an  bie  Starbe  einer  antern 
(Blüte  gelangen.  Sin  bie  Siarbe  berfelben  93lüte  (ann 
ba8 3nfett  bee 1 alb  bie  (ßollentörner  nicht  abftreifen, 
»eil  lur  3eit  ber  Slntberenreife  bie  Siarbe  noeb  ntebt 
gefcblecbtereif  unb  nicht  fo  weit  beruntergebogen  ift, 
um  ba&  ffafett  berubren  ju  tönnen. 

ilußerft  merfmürbige  Sicrbältnifie  finben  ftcb  bei 
bem  Söeibericb  (Lythnim  salicaria  L.).  §n  jeher 
(Blüte  beft&en  bie  ©efcblecbtätcilc  breierlei  Sänge; 
entmeber  bat  bie  eine  &dlfte  ber  Staubgefäße  bie 
geringfte,  bie  anbere  bie  mittlere,  ber  ©riffel  bagegen 
bie  größte  Sänge,  ober  bie  eine  £&lfte  ber  Staub* 
oefäne  bie  größte,  bie  anbere  bie  geringste,  ber  ©riffel 
bie  mittlere  Sänge,  ober  cnblü  bie  eine  f>älfte  ber 
Staubgefäße  bie  mittlere,  bie  anbere  bie  größte,  ber 
©riffel  bagegen  bie  aeringftc  Sänge.  (Jig.  8»,  b,  c.) 
iVbe  biefer  93lütenformen  lommt  auf  gefonberten 
Stöden  vor,  fo  baß  alfo  fluten  beSfelben  StodS 
biefclben  Sängenver^ältniffe  ber  ©efdjlecbtSteile  be« 
ft&en.  SHertmürbig  tft  nun,  baß  ie  nach  ber  Sänge 
ber  Staubgefäße  auch,  bie  von  ihnen  probujierten 

SoDentörner  verfebiebene  ©rflßen  baben  (bie  %ob 
nförner  ber  längften  Staubgefäße  ftnb  bie  gröf>= 
ten,  bie  ber  fürjeften  bie  Ileinften)  unb  baß  93e* 
fruebtung  nur  ftattfinben  lann  jwifeben  gleich  lan* 
gen  ©efdilcdjiateilen,  alfo  nur  xwifdben  ber  läng« 
ften  ©riffel«  unb  längften  Staubgefäßform  u.  f.  f. 
2)ie  befuebenben  3nfe»fn  fmb  vorjugSweife  Lienen 
unb  größere  fliegen,  bereu  flörperlänge  bei  au£: 
geftredtem  Slüfiel  minbeftenS  15  mm  beträgt.  2)ie* 
fclben  berübren  wäbrenb  beS  SluffaugenS  bes 
Öonig$,  ber  ftcb  am  ©runbe  ber  SBlütcnröbre  br= 
finbet,  mit  bem  Staffel  ober  Äopf  bie  türjeften,  mit 
einer  etwa  4— 5  mm  weiter  binten  liegenben  Stelle 
i hrco  Mc.rerc-  bie  mittcllangen,  unb  mit  einer  noch 
weiter  jurüdliegenben  bie  längften  ©efcblecbtsteile, 
unb  (Annen  fo  bie  ^oUenlörner  verfcbiebenlanger 
Staubgefäße  jugleid)  abftreifen.  Sei  aufetnanber* 
folgenbem  93e[ucbe  verfebiebener  i8lütenf  ormen  mer= 
ben  bann  bie  entfpreebenben  (Bollentörnet  auf  jebe 
ber  brei  ©riffelarten  übergefübrt  unb  fo  eine  regel= 
mäßige  Skfrucbtung  bewirft.  3n  äbutieber  Seife 
finben  ftcb  in  manchen  93lüten,  wie  }.  93.  in  ber 
gewöhnlichen  Scblüffelblume  (Primula  officinalis 
Jacq.,  $ig.  4  a,  b),  niebt  ©riffel  unb  Staubgefäße 
von  breierlei,  fonbern  bloß  von  zweierlei  Sänge  vor. 
''Man  bezeichnet  biefen  ledern  ftall  aU  2>imor* 
pbtämua,  ben  erftem  ald  JrimorpbiämuS. 

3ntcreffant  unb  für  ba$  3uftanbetommen  ber 
SBecbfelbeftäubung  äußerft  wiebtig  fmb  au<b 
biejenigen  Ginricbtungen,  bie  eine  Sclbftbcfrucbtung 
unmöglich  macben.  £)i  erber  gebören  unter  anberm  bie 
Grfdjcinungen  ber  ^roteranbrie  unb  ber^lro* 
terogpnic.  S)ie  erfterc  beftebt  barin,  baß  bie^ol« 
lentörncr  bereite  ibre  Dolle  Sleife  erlangt  baben 
unb  auä  ben  Slntberen  entfentt  worben  fmb,  ebe  bie 
Siarbe  gefcblccbtSreif  geworben  ift;  unter  ^rotero» 
gQnie  bagegen  berftebt  man  t>a$  umgelcbrte  SBer< 
bältnid,  wenn  nämlich  bie  Dtarbe  bereite  ibre  Gm' 
fdnglicbleit  eingebüßt  bat,  ebe  bie  ^ollentörner 
le  Slu^bilbung  baben.  Gin  gatt  bon  ^Jro^ 


teranbrie  ift  bad  bereits  befproebene  iöcifpiel  von 
Salvia  officinalis  L.,  wo  bie  9larbe  erft  bann  ibre 
QK-fd  ledte reife  erlangt  unb  ficb  bogenförmig  ab 
wdrtä  (rümmt,  naebbem  bie  Slntberen  bereits  bureb 
SJefucb  ©on  Snfelten  entleert  ftnb.  älS  weitcred  ©ei= 
fpiel  für  «ßroteranbrie  ftnb  auf  ber  Jafel  ^ig.  2  a,  b 
bie  Slflten  be*  Sljpmian  (Thymus  serpyllum  L.) 
abaebilbet.  Tic  eine  (jig.  2a)  j'eigt  bie  Staubgefäße 
Dollftänbig  cntmidelt,  wäbrenb  ber  ©riffel  nodb  parij 
für}  ift,  in  ber  )weiten  SBlüte  ($tg.  2  b)  ift  ber  ©riffel 
brbeutenb  länger  unb  bie  Staubgefäße  baben  ihn : 
Rollen  entleert.  $roteranbrie  fowobl  ali  ^Jrotero- 
gpnie  finben  ftd>  an  febr  vielen  2)lüten.  Gine  befon- 
bere  Ginricbtung  beft^en  bie  Slütentolben  t>t&  in 
3)eutfd;(anb  einbeimtfeben  SlronftabeS  (Arum  maca- 
latum  L.,  gig.  1),  bie  proterogpnifcb  ftnb.  Oberhalb 
ber  männlichen  SBlütcn  befinben  ftcb  idjräg  nad?  ab^ 
wärtd  gerichtete  ^aare  («yig.  l  a),  bie  jiemlid?  ftetf 
ftnb,  folange  bie  Slntberen  ibre  Steife  noch,  nicht 
erlangt  baben.  Sie  Siichtung  ber  &aare  geftattet 
tleinen  fliegen  baS  öineintrieeben,  verbinbert  aber, 
folange  fie  noch  fteif  ftnb,  ba&  öerau&rriecben;  erft 
wenn  bie  Slntberen  gefcblcchtäreif  geworben  fmb,  rer 
februmpfen  jene  öaare  (5ig.  lb).  unb  bie  betreffen^ 
ben  3nfclten  tonnen  nunmehr  ihr  leitweiliaeS  ©e< 
ffingniS  wieber  oerlaffen,  neb  inen  aber  auf  ihrem 
ffiege  reife  ^ollenlörner  mit.  93efucben  fte  fobann 
anbere  SBlfitentolben,  beren  weibliche  Slüten  bereit« 
reif,  beren  Slntberen  jeboeb  noch  nicht  ihre  volle  fbfr 
bilbung  erlangt  baben,  fo  bewirten  fte  3).  ber  9larbe 
mit  bem  Urnen  anhaftenben^ollcnftaub  unb  rrietben 
juglcicb  wieber  in  bad  innere  ber  Slütenfcbeibt 
pinein.  £>ier  müffen  fte  ebenfalls  fo  lange  verweilen, 
bis  bie  Slntberen  reif  ftnb,  um  fobann  mit  frif ehern 
<|}oüenftaub  belaben  ju  anbern  Sölütcntolben  fliegen 
ju  Iönnen.  ©anj  dbnlicb  ftnb  bie  Serbdltntjfe  bei 
ben  gleicbfalld  proterogpnifeben  (Blüten  von  Aristo- 
locbia  clematiti8  L.  Stur  banbelt  eS  ftcb  ba  um 
Ginjelblüten  unb  niebt  um  tolbenförmige  SBlüten^ 
ftänbe.  (S.2afel:  öbftcropbpten  I,  <>ifl-  6.) 

Xie  Sitteratur  überbieSB.ift}iemltch  umfang* 
reieb;  bie  wiebtigften  3Ber!e  ftnb:  Sprengel,  2>ae 
entbedte  ©ebeimnid  ber  Statur  im  (Baue  unb  bei 
(Befruchtung  ber  (Blumen  ((BerL  1793);  S)ar»in, 
über  bie  Ginridjtungen  jur  (Befruchtung  brit.  unb 
au^ldnbifdjer  Crdjibeen  bureb  ^nfeften  (überfe|t 
von  &.  ®.  (Bronn,  Stuttg.  1862);  fcerm.  SKuUer, 
3)ie  (Befruchtung  ber  (Blumen  bureb  ^nfetten  unb 
bie  gegenfeitigen  Slnpaffunaen  beiber  (Cpi.  1873); 
£>.  SJtüUcr,  3)ie  SBccbfelbejiebungen  jmifchen  (Blu= 
men  unb  ben  ibre  ßreujung  vermtttelnbcn  ^nfetteu 
(in  ber  «Gncptlopabic  ber  Slaturwiffenfchafteu,  §ant- 
bu*  ber  (Botanif»,  93b.  1,  (BreSl.  1881);  Änutb, 
£anbbucb  ber  (Blütenbiologie  (2  93be.,  l'vj.  1898  fg.). 

*cftcchunfl.  5)er  (B.  im  engern  Sinne  maebt 

!icb  fowobl  beseitige  fcbulbig,  welcber  für  eine  öanb; 
ung,  bie  eine  (Berlefeung  einer  SlmtS  •  ober  2>t«nit- 
pflicht  enthält,  ©efebenfe  ober  anbere  Vorteile  (nicht 
nur  (Bermögendvorteile)  annimmt,  forbert  ober  ftcb 
verfpreeben  läßt  l  paffive  93.) ,  alc-  auch,  berjenige, 
welcher  ju  gleichem  3wede  ©efchente  ober  anbere 
93orteile  anbietet,  verfprid  t  ober  gewährt  (attive 
93.).  Vlber  auch  für  eine  an  ftcb  nicht  Pflicht* 
wibrige  öanblung,  wenn  fte  eine  in  ba«  Slmt  ein* 
fcblagenbe,  b.  i.  innerhalb  ber  amtlichen  Aunttionen 
liegenbe  ift ,  f oll  ber  93eamte  feine  ©efebente  ober 
anbere  93orteile  annehmen ,  f orbem  ober  ftcb  ver* 
fprechen  [äffen  (93.  t m  w  e i t er n  S i n n e ).  3"  biefem 
§alle  ift  ieboeb  regelmäßig  nur  berjenige  ftrafhar, 


Digitized  by  Google 


Söeftccf  —  SBeftedung 


873 


ber  ba*  ©ef*en(  annimmt  u. f. ». ;  berjcnige,  mclcfjcr 
e*  giebt,  nur  au*nabm*»eife  in  befonbern  fällen. 
(®ej*entgeben  an  3">U-'  unb  Steuerbcamte  jicbt 
Crbnungsftrafe  bi*  150  9».  na*  fi* :  5Berein*= 
sollgefefc  §.  160,  S8raufteuergcfe&  §.  36  u.  a.)  libti- 
gen*  ift  bei  ber  58.  im  »eitern  Sinne  r>orau*gefcfet, 
bafi  ba*  @ef* ent  ©egenletftuna  für  bie  3lmt*banb-- 
lung  fein  foll ;  »a*  au*  Jlnlafe  ober  bei  ©degen* 
beu  einer  3lmt*banblung,  allgemeinem  öebraudje 
entfpre*enb ,  au*  Woblroollcn  ober  Stnertennung 

Segeben  wirb  (Jrintgclber),  fallt  ni*t  hierunter, 
lu  ben  Seamten,  bie  fi*  bcr  58. f*ulbig  ma*cn 
tönnen,  gehören  r.ud;  bie  Stngeftellten  einer  ^rioat- 
eifenbabngcf ellfcbaf t ,  foweit  fte  na*  Dlafegabe  ber 
Gifenbabnbetrieb*orbnung  (f.  b.)  jur  Ausübung 
ber  58abnpolijei  (f.  b.)  berufen  finb,  in*befonbere 
alfo  Station*beamte,  iBabnwärter ,  3ugfübrcr, 
S*affner.  3u  benfclbcn  gehören  ferner  na*  Seut* 
i*em  Strafgefe&bu*  §.359  au*  Notare,  nidjt  aber 
Jtecbtäanrcälte.  ^erfonen  be*  Solbatcnftanbe«  unb 
bie  Sttilitdrbeamten  be*  £eer*  ober  bcr  Marine  ge> 
!■  ereii  ebenfalls  bierber.  Sie  »erben  na*  DUlitdr* 
ftrafgefe&b.  §.  140  wegen  paffvoer  58.  mit  3u*t hau* 
bi*  ju  5  fahren  unb  in  minber  ferneren  fällen 
mit  $reibeit*ftrafe  bi*  ju  3  Saferen  beftraft.  3m 
übrigen  ift  bie  Strafe:  a.  für  58.  im  »eitern  Sinne 
(*)elbftrafe  bi*  300  9Jt.  ober  ©efängni*  bi*  ju  6  Mo- 
naten (Straffammer);  b.  für  paffioe  58.  3u*tbau* 
bis  ju  5  Jahren  (Straf  tammer) ,  unb  »enn  ein 
iMi*ter,  S*ieb*ri*ter,  0cf*»orener  ober  S*6ffe 
in  einer  von  ibm  ju  entf*eibenbcn  9te*t*fa*e  fid) 
befte*en  liefe, ,  luetitbauä  bi *  ju  15 Sab. ren  (S*»ur= 
geridjt);  c.  für  aftioe  58.  ©efängni*  bid  ju  5  ^abjen 
unb  im  Salle  mtlbernber  Umftänbe  ©elbftrafe  bi* 
1500  2R.  (Straf tammer),  »enn  aber  ein  9U*tcr 
u.  f. ».  befto*en  »urbe  (au*  nur  bur*  @cf*ent= 
anbieten),  3"<fetbau*  bi«  ju  15  3<»bren  ober  im 
Aalle  oon  milbemben  Umftänbcn  ©cfdngni*  bi*  ut 
5  ^abren  (S*»urgeri*t).  3ntmer  ift  im  Urteile  ba* 
Empfangene  ober  bcr  Wert  beefelbcn  für  bem  Staat 
uerfalien  »u  ertldrcn  ( Straf gcfct»b.  §§.331—334). 

Sa*  Cfterr.  Strafgefefc  bon  1*852  (traft  bie  f*»e* 
rem  5äUe  ber  attiuen  unb  paffioen  58.  mit  Äertcr 
oon  6  iütonaten  bi*  ju  1  Safere;  bei  grofeer  Slrglift 
ober  erbcbü*em  S*aben  gebt  bie  Strafe  ber  attioen 
58.  bi*  5  Safere  f d)»eren  fterter.  Sei*tere  Sällc : 
Slrreft  bi*  6  üttonate  (§§.  104, 105, 311).  3uftänbig 
;ur  äburteilung  finb  bie  «@eri*t*böfe  erfter 
ftaru»,  b.  b.  Krei*»  ober  £anbe*geri*t. 

heftet! ,  ein  Gtui  ober  eine  Sebcrtaf*e,  in  bie 
Uifammengebörige,  einem  beftimmten  3»ede  bic- 
nenbe  ^nftrumente  aeftedt  »erben,  au*  biefe  §\v 
ftrumente  fclbft.  58efonber*  gebräu*li*  ift  ba* 
Wort  im  Sinne  oon  Gfebeft cd  (ÜJicffer,  ©abelunb 
Löffel).  Unter  einem  *irurgif*cn  58.  rerftebt 
man  bie  ju  58erbdnben,  Unterfu*ungen  unb  tlei 
nern  Cperationen  nötigen  ^nftrumente. 

^autif  dje*  58.  beißt  bie  58eftimmung  be*  jc»ei* 
Ugen  geogr.  Orte*  eincö  Sdjiff*  bureb  58eobadjtung 
unb  sJied?nung.  2Ran  unterf dbeibet  obferoierte* 
(aftronomif*e*)  unb  g cgifite*  (gefebäftte*)  58. 
Crftere*  finbet  man  burd)  @eftirnbcoba*tungen, 
au*  benen  man  SBrcite  unb  Sänge  ableitet  (f.  Crt*« 
bejtimmung  jur  See),  ©eftatten  SBitterungäDerbälts 
iniie  fo((be  5Beoba*tungen  niebt,  fo  beregnet  man 
ben  S*iff*ort  burd)  ben  Ätoppeltur*  (f.  b.).  Scr 
Unterfdjieb  j»if*cn  obfertnertem  unb  gegifetem  58. 
»irb  bie  Stromoerfettung  genannt,  ba  ber^ 
felbe  namentli*  auf  eine  Strömung  fdjliefeen  läfet, 


bie  bureb  ben  ftoppeltur*  niebt  beftimmt  »erben 
tonnte,  ba  biefer  nur  ben  SBeg  über  ba*  ÜBaffcr, 
I  niebt  ben  über  ben  ©runb  angtebt.  2Jlittag*be: 
fted  nennt  man  ba*  für  12Ubr  »abre  Sd)iff*3eit 
beredjncte  58.,  »cl*e*  in  ba*  £ogbud)  eingetragen 
»erben  muft.  58.  abfegen  ober  aufmalen  b; 
beutet  ba*  58.  in  bie  Seefarte  eintragen. 

iBeftcbct  (nieberbeutfd)) ,  ber,  weldjer  ein  Scbifi 
bauen  laut,  au*  ber  S*iff*baumeifter  ber  SBcrft, 
rocl*er  bie  S*iffe  auf  ben  Stapel  legen  Idfit.  Sann 
fooiel  al*  58e|tdter,  ©üterbeftdtiger,  ©utfettiger, 
ber  übeT  bie  antommenben  unb  abgebenben  ©üter 
bie  5>tuffi*t  fübtt,  ben  2ran*portfübrer  tontroUiert, 
in  man*cn  ©egenben  ber  Spebiteur  ober  ber  ^ra*t« 
fübrer,  »el*cr  bie  ©üter  na*  ber  Gifenbabn  fdfert 
unb  von  ba  abbolt.  (S.  58eftdtterung.) 

»öefteg,  lettige,  im  trodnen  3"ftanb  filjige 
Staffen (  bie  ft*  unter  anberm  bdufig  auf  bem  Sic 
genben  bcr  ßrjgdnge  finben  unb  al*  *Urobutt  einer 
ftattgebabten  5Bcroegung  ber  einen  ©eftein*maffe 
auf  bcr  anbern  ju  betra*ten  ftnb.  Mitunter  »erben 
au*  Sagerftdtten  bi*  }u  ^apierbide  verbrüdt,  unb 
man  beiei*net  fol*e  oerbrüdte  Stellen  ebenfall* 
mit  58.  2)ur*  Verfolgung  ber  58.  finbet  man  bie 
Sagerftdtten  »ieber.  (S.  au*  Slueteilcn.) 

©efteUgcbübr  für^oftfenbungen.  ^ürbie 
3tu*bdnbigung  im  2öege  ber  58cftellung  ber  bei  ben 
Slnftaltcn  bcr  Seutjdjen  5Rci*epoft  eingegangenen 
58riefe,  s4|ojttarten,  5)rudfa*en,  Warenproben,  Gin» 
f*reibbriefe,  58cgleitabref)en  ?u  Rateten  unb  IIb- 
lie[erung*f*eine  }u5IDertfenbungen  ift  im Srantofall 
tcme58.iu  zahlen.  Sagegen  erbebt  bie  s^oft:  A.jjm 
Drt*befteUbejirt:  für  ge»öbnli*c  Ratete  bei^oft* 
ämtern  1.  klaffe  bi*  5  kg  10  $f.,  mit  bobevm  ©c- 
»i*t  15  ^Jf.,  in  einjelnen  grofecn  Stdbten  15  s4if. 
bej.  20  v^f.,  bei  ben  übrigen  ^oftanftalten  5  %l  bej. 
10  Sf.  ©ebört  mebr  al*  ein  ^>atet  ju  einer  5Begleit= 
abreffe,  fo  »irb  für  ba*  f*»erfte  $atet  bie  oxb- 
nung*mdfeigc  58.,  für  jebe*  »eitere  ^iatet  aber  nur 
eine  ©cbübr  »on  5  5JJf.  erboben.  gerner  »irb  ent* 
ri*tet:  für  58ricfe  mit  Wertangabe  bi*  1500  DI. 

5  sJJf.,  über  1500—3000  3JI.  10  fyf.,  über  3000  ÜR. 
20  $f.;  für  Ratete  mit  Wertangabe  (fall*  bie  58. 
für  ge»öbnU*c  Ratete  ni*t  böber  ift):  bie  Sd&c 
für  Wertbriefe;  für  Ginf*rcibpatcte  bie  58.  »ie  bei 
Wertpateten  bi*  1500  SR.,  für  ^oftanweifunaen 
nebft  bem  jugebörigen  ©elbbetrag_5  $f.  B.  Sm 
SanbbefteUbejirt:  für  5Briefc  mit  Wertangabe,  für 
Ratete  (au*  (finf*reibpatete  unb  Werrpatcte)  bi* 
2'/»^  unb  $oftan»cifungcn  10  bei  f*»erem 
Rateten  20  ^f.  Sie  58.  tann  bom  3lb)enber  im 
oorau*  cntri*tct  »erben;  ber  betreffenbe  58crmert 
bat  bann  ju  lauten :  «einf *lie|li*  58eftcllgelb  frei». 
—  über  bie  58.  bei  Gilfenbungen  f.  b.  Sie  93.  für 
3citungen  beträgt  (feit  1.  §an.  1901)  monatli*: 
bei  einmal  »Ö*entli*cr  58eftcllung  4  i>f.,  j»eimal 

6  $f.,  breimal  8  ftf.,  Diermat  10  S3f.,  fünfmal 


12  5^f.,  fe**-  unb  fiebenmal  14  $f.,  a*ttnal  16 
neunmal  18  $fg.,  jebnmal  20  5jjf.,  elfmal  22  »f., 
H»ölf:  bi*  üierjebnmal  24  ^f.,  fünnebnmal  26  ^jif., 


fe*jebnmal  28  ^f.,  fiebjcbnmal  30  $f.,  a*tjcbn: 
bi*  einunbjroanjiigmal  32  ^f.,  enbli*  für  amtli*e 
^ßerorbnungebldtter  2  tyl 

^cftcllung  bcr  $oftfenbungen.  58on  bcr 
Seutf*en  9tet**poft  »erben  im  grantofall  toften» 
lo*  in*  öau*  gefanbt:  gc»öbnli*c  unb  Ginf*reib* 
briefe,  ©ofttarten,  Srudfa*cn  fo»ie  Warenproben, 
ferner  ^oftanroeifungen,  Slnlagcn  ju  ^Joftauf  trägen, 
58egleitabreffen  ju  ge»Bbnli*cn  Rateten,  Slblicfc« 


Digitized  by  Google 


874  •  Seftcuerung 

rung*fd)eine  ju  ©ertpateten  unb  Ginfcbreibpafeten; 
alle  übrigen  $oftfenbungen  nur  gegen  SBeftcllgebübr 
(f.  b.).  eine  Abholung  ber  "mtienbungcn  ftnbet 
nur  ftatt:  bei  Senbungen  mit  höherer  Wertangabe 
ober  von  gröfeerm  ©emicbt,  ju  bereit  SBeftellung  ftcb 
bie  "JJoft  nidjt  oerpflicbtet  bat;  wenn  ber  Empfänger 
ertlärt  bat,  feine  sj$ofticnbungen  oon  ber  ^oftanftalt 
abholen  ju  laffen  (hoch  »erben  auch  in  biefem  tfall 
bie  mit  bem  Sßermert  «Gigenbänbig»  oerf  ebenen 
(Sinfcbreibfenbungen ,  ^oftanweifungen  unb  Sen= 
bungen  mit  Wertangabe  burd)  bie  bcftellenben  SBo= 
ten  abgetragen);  bei  ben  in  ber  Auffcbrift  mit  bem 
SBermert  «poftlagcrnb»  oerfebenen  Senbungen.  $te 
Au*bänbigung  gewöhnlicher  SBrieffenbungen 
unb  gewöhnlicher  Ratete  gefcbiebt  ebne  Empfange? 
befcbeinigung;  über  ßinfcbreibfenbungen  unbBert- 
fcnbungen  bat  ber  Empfänger  ein  ©mpfang*aner= 
fenntni»  au*}uftellen;  Stacbnabmefenbungen  werben 
nur  gegen  3ablung  be*  Sia&nabmebetrag*  au*ge= 
bänbtgt  (f.  $ad?nabme).  $ie  SB.  ber  ©ertfenbungen 
mit  mebr  als  300  2R.  ober  ber  Ablieferung*fcbetne 
ju  folcbcn  erfolgt  ftetd  an  ben  (Empfänger  ober 
beffenSBePoUmäcbtigten;  <&nfcbreib[enbungen,  ^o|*t= 
anmeifungen  bi*  jum  SBetrage  pon  je  300  ÜJt.,  ©ert* 
briefe  unb  Sfficrtpatete  bis  800,9t.  fönnen  auch  an 
ein  erwachsene*  <xamilienmitglieb  be*  (Empfänger* 
ober  befien  SBeooUmädjtigten  au*gebänbigt  werben ; 
gewöhnliche  SBriefienbungen  fowie  SBegleitabreffen 
tu  gewöhnlichen  Rateten  unb  bie  Ratete  felbft,  ferner 
Anlagen  \u  \j$oftaufrrägen,  fofem  ber  eimujiebenbe 
Setrag  fogteid)  berichtigt  wirb,  bürfen  auch  an  einen 
£au**  ober  @efcbäft*beamten,  einen  fonftigen  Am 
gehörigen  ober  einen  Ssienftboten  be*  ©mpfänger*, 
an  ben  ü>au*mirt  ober  an  benvBolmung*geber  abgc= 
geben  werben.  Soll  eine  Senbung  nur  an  ben  Abref* 
fatcn  felbft  au*gebdnbigt  werben,  fo  mufe  fte  mit  bem 
iöermert«6igenbdnbignaufber31breffe  oerieben  fein. 

tfctfcucrung, JL  Steuern. 

Söcftnaupt,  \.  SBaucr,  Bauerngut,  SBauernftanb. 

BeBtlaire  (fpr.  beftidbr,  «Jierbuo» ,  bie  SBe; 
banblung  ber  Jtergefdncbten  be*  «^bpfiologu*» 
(f.  b.)  in  altfranj.  Sprache.  $a*  dltefte  betannte  B. 
oerfaftte  um  1120  Sßpilippe  be  £paon,  ein  anglonor= 
mann,  ^riefter  (bg.  Pon  ©rigbt,  «Populär  treatises 
on  scieuce  written  during  tbe  middle  ages», 
Sonb.  1841).  Au*  bem  13.  yabrb.  ftammen  bie  B. 
be*  ©eroaife  ;ba.  »on  %  ÜDteper,  « Roman  ia  I.»)  unb 
be*  ©uillaume  {bg.  Pon  .fcippeau,  «Le  B.  divin  etc.», 
6aen  1852,  unb  #r.  SRann,  i&eilbronn  1888),  au* 
bem  14.  ^abrb.  ber  «B.  d'amour»  be*  Siicbarb  be 
Aournipal  (l?g.  pon  öippeau,  Spar.  1860),  ber  bie 
fräber  nur  geiftlid?  gebeuteten  liergeftalten  für  fpitp 
finbige,  auf  bie  meltlidbe  ÜJünne  fid)  bepbenbe  $eu* 
tungcn  üerwanbte.  —  Sßgl.  Hrefencr,  Uber  bie  Üier* 
bücber  be*  2)(tttclalter*  in  .fcerrig*  «Arcbio»,  55. 

©eftie  (lat.),  witbe*  Jier;  befttälif  d),  tierifd), 
top;  beftialtfieren,  3ur  SBcftie machen, Pertieren; 
SBeftialität,  rope*,  tierifdje*  betragen. 

iöcftimmcn,  SBeftimmung,  im  logifdben 
Spradjgebraud)  jebe  6el»ung  einer  begrifflieben 
^bentität  (f.  b.);  eine  Sefttmmung  !ann  baber  jebe* 
vJJterfmal  (f.  b.)  beifeen,  fofem  baburd)  ein  Jibenti: 
iebe*  am  ®egenftanbe  gefegt  ift.  ißollftdnbig  be* 
itimmt  ift  ein  Cbjeft,  wenn  alle  Söeftimmungen  baran 
getroffen  finb,  beren  e*  fäbig  i(t,  unbeftimmt,  fo= 
lange  e*  entmeber  nod?  gar  mit  ober  nidjt  er= 
fdjöpfenb  beftimmt  ift.  s^äbere  3kftimmung  (2)e= 
termination)  bciv.t  einefolcbe,  welcbe  einen  Sdjritt 
nfiber  jur  Pollen  SJeftimmtbcit  be*  Cbjeft*  bebeutet, 


-  Sefiocfung 

b.  b.  bie  bem  Umfang  nacb  engere,  bem  3nbatt  na6 
reidjere,  fontretere  iBeftimmung;  ©egriffSbcftini 
mung  (Definition)  bie  oollftdnbige  Slnflabe  baffen, 
wa*  in  einem  begriff  gebaebt  werben  foU.  Seftira 
menb  beifet  aud?  ba*  Äuefdjlaggebenbe,  baä,  toonacb 
ein  anbere*  fid)  riebten  mufe,  JB.  Söeftiminungf: 
grünbe  be*  Hillen*  ftnb  bie  ©rünbe,  nxlcbe  un« 
beftimmen,  fo  unb  nidjt  anber*  ju  wollen.  3m  $t 
wöbnlicben  Spracbg^ebraucb  bat  iBeftimmun^  mefci 
bie  SBebeutung  beften,  woju  ein  2ina  beftimmt, 
ober  worauf  e*  abgejwedt  ift,  alfo  be*  j^roed*. 

©cftimmungc*t)afcn ,  ber  J&afen,  irobin  bce 
Seefd?iff  beftimmt  ift.  Serfelbe  tann  im  oorau*  in 
bem  ^radjtDertrage,  bem  flonnoffement  (f.  b.)  ober 
ber  (Sbartepartie  (f.  b.)  feft  beftimmt  fein;  bie  !Bf 
ftimmung  tann  aber  aud)  innerhalb  gemiffer  @ren 
jen  ber  Ctber  be*  58efrad?ter*  (f.  b.)  überlanen  fein, 
fo  ba^  ber  Ecbiffcr  in  einem  }undd?ft  oort  ibm  ao 
laufenben  Crberbafcn  Aufgabe  be*  $1.  erbält. 
SB.  ift  über  Unfälle,  meldje  fid)  auf  ber  Steife  ereigiut 
haben,  SBerllarung  (f.  b.)  abzulegen  (^anbel*geif^ 
bueb  Ärt.  490).  X ort,  ober  wenn  ber  SB.  niebt  er 
reiebt  wirb,  in  bem  J&afen,  wo  bie  Steife  enbet,  er 
folgt  im  %Q&  ber  öaoerei  (f.  b.)  bie  ^eftfteUung  uno 
Verteilung  ber  6d)dben  (?trt.  729). 

ftcftitntnun0$mcnfur,  ein  T  ueü,  ba*  oort  bap 
beftimmten  HngebÖrigen  jweier  Stubentenoerbin= 
bungenau*gefod)ten  wirb.  2)ie  SBeftimmung  gefebieb: 
burd?  fog.  SBeftimmjettcl,  bie  bie  Äonfenioren  ober 
^ecbtmarte  ber  SBerbinbungen  au*taufdjen.  Cin 
©runb  be*  Tsuellieren*,  b.  b.  eine  SBeleibinung,  liegt 
nid)t  oor,  ba*  SDuell  gilt  al*  Übung,  al*  ÜJiutprobe. 

rycftimmungc<ort,  ber Crt,  wobtn  bie  oon  aur 
Wdrt*  gefenbete  35)are  beftimmt  ift.  2>erfelb«  ift  ge^ 
wöbnlid)  niebt  ber  Grfüllung*ort;  benn  ber  au*= 
wfirtige  Sßerfdufer  erfüllt  feine  SBcrbinblicbleit  regele 
mdfeig  bamit,  bat)  er  bie  Ware  bem  «vracbtfübrfi 
jum  tran*port  an  ben  Ädufer  übergiebt.  25er  9. 
fällt  bäufig  jufammen  mit  bem  Ablieferung*«« 
(f.  Ablieferung),  fo  wenn  ber  Ääufer  bie  oon  auf 
wdrt*  gefenbete  Söar c  auf  Sager  nimmt ,  oon  bem 
Crt  feiner  9lieberlaffung  au*  weiter  oerfenbet,  bic^ 
felbe  jur  ^abrifation  oerwenbet,  fieoerjebrt  D<i 
SB.  tann  aber  aud?  ein  anberer  fein  al*  ber  SÄbliefe^ 
rung*ort.  6o  j.  SB.  wenn  ber  tbüring.  ^abrifam 
unb  SBcrfdufer  bie  ©are  an  einen  Joamburger  Spe= 
biteur  vu  liefern  bat,  oon  welchem  fte  an  ben  Käu- 
fer in  yapan  perfenbet  wirb.  ^Xft  ber  Spebiteur  irr 
SBeoollmäcbtigte  be*  Ääufer*,  )o  ift  bie  SBare  aud? 
in  Hamburg  (am  ?tblicferung*ort),  nicht  in  ^apan 
(am  SB.)  auf  ihre  (Smpfangoarteit  ju  unterfueben 
(J5anbel*gefc^buch  3lrt.377;  f.SBeftcbt),  wenn  niebt? 
anbere*  aufgemacht  ift  ober  au*  ben  Umftänben 
erhellt,  j.  SB.  bie  Sare  ift  febon  in  Thüringen  für  ben 
3eetran*port,  etwa  in  perlöteten  uiften  oerpadt. 

^eft orfung,  bei  ben  ©ramineen  ba*  £ct= 
portreten  pon  Seitentrieben  neben  bem  au*  bem 
«amentorn  erwachsenen  ^aupttriebe,  wa*  3ur 
Jyolge  bat,  ba&  au*  einem  Samentom  eine  größere 
Sanjal)!  pon  Halmen  entftehen  tann.  2>ie  Seiten^ 
triebe  erjeugen  ebenfo  wie  ber  iöaupttrieb  Sfllüten 
unb  Samen,  unb  hierauf  beruht  bie  grojje  Jmcbt: 
barteit  ber  ©ramineen.  3c  weiter  ooncinanberent^ 
fernt  bie  Samentömer  in  ben  Sßoben  gebraebt  met= 
ben ,  befto  ftärtcr  ift  bie  SB.  eine*  ieben  einzelnen, 
unb  umgelegt,  ©äbrenb  bie  SB.  beim  Anbau  ber 
Körnerfrüchte  bi*  ju  einem  gewiffen  ©rabe  et* 
wiinfcbt  unb  notwenbig  ift,  ift  ein  Ubermaf}  wieber 
febäblicb,  ba  bie  Samen  ber  Seitentriebe  fid?  fpdter 


Digitized  by  Google 


au«bilben  al«  bie  be«  $aupttriebc«,  roa«  eine  im« 
cileicbmäfeige  Reifung  berfclben  jur  golge  bat.  3)ie 
58.  be«  SHoggen«  finbet  bei  feinet  oerbältni«mäfiig 
frühen  8u«faat  im  £erbft  unb  tafeben  Gntmid lung 
im  ftrübiabt  oorjugSweife  im  $>erbft  ftatt,  bie  be« 
SBinterweijen«  im  tyrübiabr. 

©eftofjmcfTer,  f.  Ceberfabrttation.     [$ig.  10. 
©cftofocug,  f.  Sd)tiftgiefeetei  nebft  Safel, 
©cftrcicncn,  einen  ©elänbeteil  burd)  Ölt* 
fprecbenbe  fluffteflung  unb  SBerwenbung  oon  fteuer« 
Waffen  feiner  gröfeten  Stu«bebnungnad)  unter  wirf« 
fame«  geuer  nebmen.  3n  ber  93efeftigung«tunft 

{litt  bie«  in  gleicher  2Beife  von  ben  emjelnen  9BalI^ 
inien  unb  beten  oorlicgenben  ©tdben.  9Jtan  er« 
reicht  bicv-  baburd),  bafi  man  bie  jur  93eftreicbung 
(ftlanlierung)  beftimmte  fiinie  unter  einem  redeten 
©intel  }u  ber  ju  beftreidbenben  anlegt,  bei  oon« 
einanbet  gettennten  Neffen  burd)  eine  Stnorbnung 
ber  gegenfeitigen  Sage  in  biefem  Sinne. 

93cftrid)ener  «Raum  ift  biejenige  am  ebenen 
©oben  gemeffene  Strede,  innerbalb  bcren  fiep  bie 


©efdjofebabn  nicbt  über  bie  „Sidtcbe  (!Rciterböbe, 
ganje,  balbe  ober  SBiertelmanneböbe)  erbebt.  Muf 
oorftebenbct  ^igut  ift  ber  betriebene  iHaum  mit  a  b 
tcjeicbnet.  Tic  i'ctnge  be«felben  ift  abhängig  Don  ber 
Honftruttion  ber  2Baffe  unb  Patrone,  oon  ber  Schüfe« 
weite  unb  ber  bamit  fortroäbrenb  junebmenben 
Krümmung  ber  93abn,  ber  3ielböbe,  ber  Hnfdjlag«« 
böbe  be«  Scbü&en  (infofern  mit  Jlbnabme  ber  Sin» 
fcblag«böbe  ber  beftriebene  Staum  junimmt),  Dom 
Öaltepunft  unb  oon  ber  Steigung  be«  ©clänbe«  am 
3iel.  (8.  aud)  Unbeftricbener  Diaum  unb  Dtafant.) 

tt*  eftrirpener  9iaum,  f.  93eftreid)en. 

©efrufoew,  Äleranber  SUeranbromitfd),  ruff. 
5looellift  unb  Kritiier,  geb.  3.  9too.  (23.  Ott.)  1795, 
war  9iittmeiftet  beim  ©eneralftabe  unb  Hbjutant 
be«  öcrjog«  Hleranber  oon  Württemberg.  3Rit 
iHpljejem  0.  b.)  in  bie  SJerfAwörung  oon  1825  oer« 
widelt,  würbe  er  nachblutet  oerwiefen,  erhielt 
aber  fpätet  bie  Gtlaubm«  in  bie  Kautafudarmee 
einjutreten,  würbe  wieber  Offijier  unb  fiel  19.  (7.) 
^Xuli  1837  in  einem  treffen  unweit  3etaterinobar. 
dt  gab  mit  Sipljeiew  ben  etften  ruff.  älmanacb, 
«$er  Polarftcrn»  (Pctcrsb.  1823,  1824,  1825), 
betau«,  äuf  feine  fpätern  Arbeiten,  bie  in  9iooellen 
unb  Stijjen  befteben  unb  untet  bem  Hamen  H. 
ÜRarlinffii  erschienen,  waren  fein  SebenSgang 
unb  feine  Umgebungen  am  Kautafu«  nicht  obne 
Ginflufe.  Sil«  Krittter  toar  er  einer  ber  »öauproer« 
treter  ber  fog.  romantifd?en  Kritif.  Seine  Iritifdjen 
unb  polemifdjen  SluffäHe  erfebienen  im  «Sobn  be« 
SJaterlanb«»  (93b.  2  feiner  «©efammelten  SBerte»). 
Slufeer  ber  Grjäblung  <<2Rullab«9iur»  ift  fein  f>aupt« 
roett  ber  iRoman  «8mmalat«33eg»,  welcher  pittoreSfe 
93efcbreibungen  tauiaf.@egenbenentbält.  ©efammelt 
etfdjienen  feine  Schriften  in  ^etetSbutg  1839—40 
in  12Sdnben  (beutfd?,  4  Sbe.,2pj.  1845),  nadjbem 
febon  1835  «9looeüen  unb  ßnäblungen  ton  ÜJlar^ 
linf lij»  »etöffentlid)t  unb  Pon  Seebad?  in  ben  «SRuff. 


-  Scjuc^Srec^t  875 

SRroeüen  unb  Sliijen»  (üp^.  1837)  übet -fetst  Werben 
Waren.  Ober  ein  Bufarnmentrefftn  mit  ibm  bm*tet 
Grman  in  ber  «iHeifc  um  bie  Gtbe»  (95b.  2);  ßba» 
mtffo  bat  biefen  Stoff ju  bem  fdjönen  @ebid)t  «3)et 
93etbannte»  benufct.  93.«  inteteffantet  33riefwedjfel 
wutbe  1860  oon  Sememflii  betau^gegeben. 

©eftüf öetn  JRiümin,  «lletei  ^ettowitfd),  ©taf, 
ruff.  9teid)$tanjler  unb  <yelbmatfcball,  geb.  2.  3uni 
1693  ju  iKoofau,  wutbe  in  93etlin  unb  Hannover 
erjogen  unb  fam  erft  1718  nad)  Stufjlanb  jurüd, 
wo  $eter  b.  ©r.  tpn  jum  ©efanbten  am  bdn.,  bann 
am  turldnb.  >>cn\  bie  ftaiferin  9nna  jum  ©ebeim> 
rat  unb  Itabmetfötninifter  ernannte.  9lad)  bem 
Stur  je  99iron3  würbe  er  al$  beffen  Slnbdnget  1740 
oetbaftet;  bod>  fehte  ib^n  bie  Äaifcrin  eiifabetb 
Wieb«  auf  freien  §u&,  etbob  ibn  in  ben  ©rafen« 
ftanb  unb  maebte  ipn  jum  ÜReid)Soicefanjlet,  1744 
ium  ©ro&lanjler.  3)er  Sturj  be«  ©rafen  2'Gftoca 
befeftigte  ibn  in  feiner  Stellung.  93.  trachte  1746 
ein  93ünbni«  mit  ßfterreieb  ju  ftanbe,  erneuerte  ba«* 
felbe  1756,  wa«  jur  JeilnabmeiHuplanb«  am  Sieben« 
jdbrigen  Kriege  führte.  Sil«  eine  Unpä&licpfeit  ber 
Äaiferin  ihn  beren  Job  fürebten  liefe,  rief  er,  im  6in« 
oerftdnbni«  mit  ber  ©roftfürftin  Katharina,  bie  ruff. 
Mtmee  untet  äptarin  plbtilid)  au«  ^teufeen  jutüd. 
Sod)  bie  Äaifetin  etbolte  fid)  miebet,  unb  93.  wutbe 
1758,  al«  be«  $od?oerrat«  fdmlbig,  aller  feiner 
ffiütben  entfeht  unb  nad)  bem  ibm  gebSrigen  Rieden 
©orelomo  bei  3Wo«fau  oerwiefen.  erft  Katharina  II. 
liefe  ihn  1762  wieber  an  ben  £>of  tommen  unb  er< 
nannte  ibn  jum  ^elbmarfcball,  »ermanbte  ibn  aber 
nid)t  in  Staatsangelegenheiten.  Gr  ftarb  21. 3lpril 
1766.  Gr  entbedte  1725  ein  arjneilidje«  Gifen* 
prdoarat  (f.  93eftufhew«  Gifentinttur). 

®eftüfqeh)=9)iümittrKonftantin^ifolaiewitfd7, 
ruff.  ©efcbid)tf(breiber,  geb.  1829  im  ©ouoernement 
Hifbnii  5towgorob,  ftubierte  in  SWo«fau  bie  5Hed)te, 
wibmete  fid)  aber  bann  ber  ®efd)id>te  unb  war  erft 
Socent,  1865— 82  ^irofeffor  ber  ruff.  ©efd)id)te  an 
ber  Unioerfitdt  in  Petersburg,  babei  1872—82  ju« 
gleich  i'rafibcnt  ber  «Slawifd)en  ^Bobltbdtigteit^« 
gefellf<baft»  bafelbft,  bcren  «Izvestija»  er  oon  1885 
bi«  1887  Tebigierte.  Gr  ftarb  14.  (2.)  3an.  1897 
in  Petersburg.  Sieben  populären  ÜJtonogtapbien  ift 
fein  ftauptmerl  eine  « iJiufnfdje  ©efd)id)te»  (1.  u. 
2.93b.,  peter«b.  1872—82;  ber  1.93b.  aud)  beutfeb, 
3  öefte,  9JRitau  1873—76),  mit  eingebenber  iiberficbt 
ber  Duellen  ber  ruff.  ©efchichte  in  ber  Ginleitung. 

Oeftufteroä  @ifenrtnfrut  (Liquor  anodynu» 
martiatus,  Spiritus  Ferri  chlorati  aethereus,  Tidc- 
tura  tonico-nerrina  Beatascheffii),  ein  Heilmittel 
au«  alebimift.  3eit,  ba«  aud)  je$t  nod)  93erwenbung 
finbet.  Tie  al«  Tinctura  Ferri  chlorati  aetherea 
(dtberifd)eGbloreifentin!tur)offi}inelle3:inl» 
tur  wirb  in  ber  9Beife  bereitet,  bafe  eine  9)lifd)ung 
au«  1  Seil  Gifenwloriblöfung,  2  Seilen  tttber  unb 
7  Seilen  SBeingeift  in  bellen,  gut  oerfd)lo|fenen 
ftlafcben  ben  Sonnenftrablen  au«gefe^t  wirb,  bi« 
fie  oöllig  entfärbt  ift.  Sann  werben  bie  glafdjen 
an  einen  febattigen  Ort  gebracht  unb  bi«weilen  ge* 
öffnet,  bi«  ber  Inhalt  wieber  eine  gelbe  §arbe  an« 
genommen  bat. 

4öcfurfjc<amcifett,  f.  ©anberameife. 

^cfurpärccfjt,  ba«  Stecht  eine«  KrieggfcbiffS, 
ein  Scbiff  anberer  ^Rationalität  auf  bober  See  }u 
befueben  (franj.  droit  de  visite,  Visitation),  um  c« 
;u  burchfueben  (engl,  search) ,  im  ^rieben  nur  auf 
©runb  befonberer  Staat«oerttäge  juläffig ,  J.  93. 
jur  Unterbrüdung  be«  Sllaoenbanbel«,  jum  Sd)u^ 


876 


Sejufi  —  Setelnujj 


ber  unterieeifeb eu  Jelegrap&enlabel,  ber  giftetet  in 
ber  9lorblee  u.  f.  to. 

«cfuft,  eine  ber  öftlidiften  Sfteftbentfdjaften  auf 
ber  3niel  3aua  (f.  bie  9tebentarte  jur  Äarte:  Wa- 
laiijdjer  Slrdupel),  grenjt  im  %,  910.  unb  6. 
an  ba3  ÜJleer  unb  im  20.  an  bie  Ütefibentidjaft  *t|Jtobo- 
lingo,  bat  mit  93aniumangt  (f.b.)  9656  qkm  unb 
1891 :  672  730  @.,  batuntet  928  Guropäer  unb  1579 
ßbinefen,  1893: 711371  G.  93.  beftebt  au*  ben  brei 
Abteilungen  93.,  ^Janarulan  unb  93onbowofo  mit  ju* 
Hammen  18  $iftritten  unb  575  2)effaä  (Dörfern),  ift 
im  allgemeinen  gebirgig  unb  enthält  bie  3  SJultanc 
SJterapi,  93uloran  unb  Hrgopuro.  J&aupterjeugniffe 
fmb  Jabot,  Äaffce  unb  3uder.  öauptort  unb  Sitt 
ber  ^roöinjialbebörben  ift  ber  an  ber  ftorbtüfte  ge* 
leßene  £>afenplafe  93.,  benen  Sdnffabrt  auf  bie 
SuSfubr  bet  Sanbeäprobuttc  befcbränft  ift. 

Sefstercac  (fpr.  bdfcterje) ,  f.  93iitrih.  [fobl. 

iBctitcrc  jcbautja  (fpr.  be"ftter$cbabnja),  f.  9leu- 

©cta  (B,  ß),  ber  jweitc  93ud)ftabe  beS  gricd). 
«Ipbabet*,  f.  93  (93ud)ftabe). 

Beta  L.,  s^flanjengattuna  au*  ber  Familie  bet 
(Sbenopobiaccen  (f.  b.).  $ie  Hrten  berfelben  (etwa  15) 
ftnb  in  ben  wärmern  ©egenben  ber  nörblidjen  ge* 
mäfsigten  3one  ßuropa*,  Slfrita*  unb  Slfien*  einbei- 
mijd).  6«  fmb  jwei  jäbrige  ober  perennierenbe  SlTäu= 
termiteinfad)en,wed)felftänbigen,ctwa*  biden93ldt-- 
tern  unb  unfcpeinbaren,  grünlioben,  in  eine  beblät- 
terte, fdjweifartige  9iifpe  geftellten  93lüten,  roeldje 
uon  3  2>edblättern  geftüfct,  mit  balb  oberftdnbigem, 
fünfteiligem  9Jerigon,  5  Staubgefäßen  unb  2  ©rif= 
fein  uerfeb,  en  fmb  unb  eine  tleine,  einfamige,  lcber= 
artige,  oon  bem  oerbärteten  93erigon  umfcblofiene 
ftrucbt  beroorbringen.  3)ie  »idjtigfte  Sri  biefer 
Gattung  ift  B.  vulgaris  L.  (»gl.  Gentroipermen, 
Aig.  1),  beren  jablreidje,  burd)  bie  Äultur  bcr= 
oorgebradjte  Sbarten  unter  uerfducbeneu  tarnen 
<f .  unten)  betannt  fmb.  SHaiube  balten  bie  am  Ufer 
be*  Äbriatifdjen  SJteer«,  ber  9torb*  unb  Dftfee  maaV 
fenbe  B.  maritima  L.  für  bie  Stammart  biefer 
widrigen  fiulturpflanje;  bod)  untcrfd>eibet  fid)  bie 
genannte  Stranbpflanjse  aufeer  ibrer  fdnnädjttgen, 
qoljigen  SBurjcl  unb  ibjren  Keinen  93lättern  aud) 
burd?  ben  Umftanb,  bajj  fie  eine  perennierenbe 
^iflan^e  ift,  wäbrenb  alle  Varietäten  ber  B.  vul- 
garis tm  {weiten  Sebenajabre  abfterben.  2)ie  »er* 
Idjicbenen,  cinanber  jum  Seil  febr  wenig  älmlid)en 
Slbarten  ber  B.  vulgaris  laffen  fid)  in  jroci  $aupt; 
Varietäten  jufammenfaffen,  weldje  mand)e  93ota= 
nifer  al*  eigene  Slrten  betradjten,  nämlid):  1)  B. 
vulgaris  var.  Cicla  (B.  Cicla  L.),  mit  |d)mäd)tiger 
SBurjel,  aber  uerebeltem  93lattroert,  weldje*  ben 
allein  genießbaren  Seil  ber  93flanje  bilbet,  unb 
2)  B.  vulgaris  var.  rapacea  (B.  rapacea  Koch),  mit 
fleifdjig  faftiger,  bider,  uerebelter  Ültorjel  unb  wert: 
lofem,  böcbftenä  als  SJicbfutter  benu&barem  93latt: 
werf.  Sur  Varietät  1  gebären  bie  unter  bem  tarnen 
93eifetobl,  römtfdjet  Kobl,  93ete  unb  Man* 
golb  (f.  Safel:  ©emüfe  II,  frig.  1)  belannten 
©emüfearten,  beren  bide93lattfticle  unb  93lattrippen, 
als  @emüfe  jubereitet,  genoffen  werben.  vJ)lan  baut 
Sorten  mit  meifeen,  gelben  unb  roten  93lattftielen 
unb  SRippcn.  2ctjtere  ?wei  werben  aud>  §ur  3««tbe 
als  93lattbetorationäpfianjen  in  @ärten  gepgen. 
■\ux  93arietät  2  geb&ren  bie  gemeine  Tuntels 
rübe  (f.  Jafel:  ^utterpf  lan jen  I,  gig.  15), 
bie  3uderrübe  (f.  b.)  unb  bie  9iote  «Hübe  (f.  b.). 
(Srftere  jwei  Slbarten  werben  in  »abllofen  Staffen 
ton  üerfdjiebenem  fiulturwert  gebaut,  bie  erftere 


uorberrfdjenb  al*  93iebfutter,  bie  jmeite  |ur  Ge- 
winnung be&  9tüben}uder<.  2)ie  gemeine  SKunki? 
rübe  bient,  in  würfelige  Stüdd?en  gcfd)nitten,  an 
ber  Suft  ober  auf  bem  Ofen  getrodnet  unb  f obann 
wie  Äaffeebobnen  gebrannt,  als  RatteefurrogaL 

«»ctain,  Drpneurin,  £pcin,  C,H„  NO,, 
Srimetb  plglptotoll : 

(CH,),X<C0I»>CO. 

<Si  entfteb.t  burd)  Orpbation  be£  Gbolin»,  eine  :- 
93eftanbteiB  be$  im  ©ebirn  »ortommenben  2<ci= 
tbinö  unb  fann  birett  fpntbetifd)  beim  (hrbi&eTi  oon 
Srimetbplamin  mit  9ttonod)loreffigfäure  erbalten 
werben.  Sertig  gebilbet  tommt  ba$  93.  in  bet  2Jte- 
lajfe  üon  Stuntelrüben  (Beta  vulgaris  L.)  vor.  ß* 
trpftalliftert  auä  i'üf obol  mit  1  ftoletül  SBafter  ,n 
glänjenben  Ärpftallen,  reagiert  neutral  unb  bat 
einen  füjjlicben  ©efdnnad.  SJtit  ftarten  Sduren 
oereinigt  ti  fid)  ju  meift  gut  trpftallifierenben  fauer 
reagierenben  Salgen. 

)öctamiirf)fäure,  f.  üRil&fdure. 

«ctanapbtljol,  f.  9tapbtbol. 

ttetauaoä,  93ejirtdftabt  in  ber  ipan.  $romn} 
Soruna  in  ©alicien ,  23  km  füböftlid)  oon  €oruna. 
auf  einem  öügel  red;tS  am  3)tanbeo,  ber  in  bie  dtia 
be  93.  münbet,  an  ber  difenbabnlinie  2eon  (Soruna, 
bat  (1897)  8187  Q.,  95oft,  Jelegrapb, ,  9Bein=  unb 
©etreibebanbel. 

«cta  Werfet,  Stern,  f. Slgol. 

©ct^Hf rficra,  alte  Stabt,  f.  93o*ra. 

«ctäubcitbc  Littel,  f.  9tartotifd>e  Littel  unb 
Slnäftbefteren. 

Betäubung,  gewöbnlid)  93ejei*nung  für  bie 
mebr  ober  minber  oollftänbige  93ewufetloftgteit  (f.  b.), 
bie  burd)  ftarte  median.  iHnmirtungen  auf  ba» 
©ebirn,  j.  93.  burd)  Stofe,  §aU,  3)rud  (@«binv 
erf Fütterung),  burd)  ben  ©enuft  ober  bad  Einatmen 
von  Stoffen,  bie  läbmenb  auf  bie  ©anglienjellen 
bei  ©ebirnS  Wirten  (9tartofe),  wie  Opium, 
Sd)Wefelätber,6bloroform,Stidftofforpbul,  Hohlen^ 
op^bgae),  Slltobol  u.  f.  w.,  ober  burd)  beftige 
fmnlid)e  ober  pfpd)ifd)e  6inwirtungen  (ßanonen= 
bonner,  Sd)red  u.  f.  W.)  b^roorgerufen  wirb,  ^n  ber 
9)tebiiin  bebient  man  fid)  mit  großem  93orteil  ber 
betdubenben  (nartotifeben)  Wittel,  um  in  einzelnen 
itörperteilen  ober  bem  ganjen  Äörper  für  einige  3eit 
meb,r  ober  minber  »ollftdnbige  ©efübllofigteit  bet'- 
üorjmbringen.  (S.  Änäftbefieren.)  [probutte. 

Wcta  iti  üücrbinbuugcn,  f.  Subfritutian* 

fBtt  $  f  rf)  i  b  r  i  n ,  mo£(em.  T  orf ,  f .  Gleu  tber  op  otti. 

Witt  (frj.,  fpr.  bäbt,  oom  lat.  bestia),  2ier,  ÜÜeb; 
aud)  bumme  $erfon,  unoernünftiger  SDtenfcb;  Bete 
noire  (fpr.  nbabr,  «fdjwargeö  2ier»),  fooiel  wie 
©egenftanb  beä  Slbfdjeud.  3m  Äartenfpiel  bebeutet 
93.  ben  (Sinfati,  namentlid)  für  ein  üerloreneS  Spiel: 
baber  iemanb  bete  ober  labet  madjen:  ibn  ba* 
Spiel  üerlieren  laffen. 

©ete,  ©emüfeart,  f.  Beta. 

©ete,  Slbgabe,  Steuer,  f.  93ebe. 

©eteigctt^e  (aue  einem  arab.  98ort  entftellt), 
ber  gweitpelljte  Stern  im  Orion  (a  Orioni&).  Qx 
leigt  eine  fd)on  bem  Heften  Sluge  auffallenbe  rfit- 
licbe  ^arbe  unb  im  Spettroftop  ein  interefjante* 
Spettrum  mit  Dielen  Sinien.  (rung. 

^ctciligung^ucrfidicrung,  f.  9tüdPcrfi±e< 

©etel,  Kaumittel,  f.  Areca  unb  Piper. 

mt  cl-^aft,  arab.  Stabt,  f.  93eit. 

fBit  cl rSDi d.  Ort  in  Sprien,  f.  Wappne. 

« c t cl nuf? ,  f.  Areca. 


gitized  by  Google 


Öctelöl  — 

Betel»!,  ©eteltfeffet,  f.  Piper. 

©eten,  abgaben,  Steuern,  f.  Sebe. 

Beterrae,  alter  sJteme  von  Sejier*. 
rf  aqrten,  f.  Sirtaänge. 

48ctfat)rt6hJod)c,  Setmodje,  ©angwodje, 
8r  eu  j  m  o  <b  e ,  bie  jwette  2öod)e  vor  $f»ngftcn  toegen 
l>er  barin  ftattfinbenben  Sittgdnge  (f.  b.). 

«ctglotfe,  bie  ©lode,  mit  ber  ju  beftimmten 
3eitcn  ba*  Reihen  jum  Seten  gegeben  wirb;  bann 
aud»  triefe*  3eid>en  fetbft  (f.  Angelus). 

mtt)  (Sajitb,  Saitp,  auch  Seit),  ein  betr., 
fpr.  unb  arab.  2Bort,  ba*  «öau*»  (Tempel),  «Drt», 
aud?  «ftamiliengefd?led)t«>  bebeutet  unb  in  3"fam! 
menfefcung  mitanbern  Sßörtern  ju  geogr.  Sejeid)* 
nungen  bient. 

»ettjankn  (eng  Set  band),  9tame  breier 
2Riffton*ftationen  in  Sübafrita.  1)  S.  im  ©rofc 
namalanbe,  im  Sejirt  ÄeetmanSboop  be*  beutfeben 
Sdjufcgebiete*  3>eutfd? « Sflbroeftafrifa ,  öftlid?  bon 
2lngra:vüequena ,  würbe  1814  gegrünbet  unb  ge* 
bört  ber  Ütbeinifcben  3Jtiffion«gefellicbaft  an ,  bat 
(1898199)  93  europ.  6.  unb  ^oftagentur;  2)  S.  im 
Draniesgreiftaat,  würbe  1834  bon  ber  Serliner 
^tiffion  angelegt;  3)  S.  im  2ran*baal,  9  km  öft* 
liefa  bon  ItRuftenburg,  ift  eine  ©rünbung  ber  £er= 
mannSburger  ©efeltfdjaft  (1864). 

^etpanten  («£>au*  be*  Sinnen»),  ein  4  km 
(15  Stabien,  3op.  11,  is)  bon  3erufalem  entfernter 
Rieden,  an  ber  röm.  Stra&e  oon  bort  nad?  Seridjo 
auf  bem  Cftabbang  be*  ßlberge*  gelegen,  mirb 
im  9teuen  Seftament  al*  Söobnort  be*  Sajaru* 
(^ob.  11,  i)  unb  Simon*  be*  Stu*fd&igen  erwdbnt, 
fowie  al*  Quartier  3efu  wdbrenb  feine*  legten  93e= 
f  udb*  in  Serufalem,  oefannt  burd)  bie  Salbung  ber 
3Raria  ( 3 o b .  12,  i).  ».  ift  ftet*  bon  $Uaern  b euidb t 
roorben  unb  biefe  feit  bem  6.  3abrb.  iajartum 
(b.i.  Ort  be* Cajaru*),  arabiftert  (Sl-21  jariie,  ein 
freunblid)  gelegener  Ort  mit  etwa  8000  G.  (1893: 
3827  Äatboliten,  3662  ©rieeben,  260  9Jte*lemS, 
158  Armenier ,  54  ^roteftanten ,  47  Sopten  unb 
Sprianer).  SDten  jeigt  jejjt  ba*  ©rab  be*  Cajaru*, 
ba*  Sdjlofe  be*  2ajaru*  unb  ba*  flau*  ber  uRaria 
unb  SRartba.  Gütige  ©ifternen  im  Sterben  ber  Stabt 
werben  Saoib*brunnen  genannt. 

©crpcl  («@otte*bau*»,  1  SJtef.  28, 17),  Slame 
einer  ctabt  unb  berühmten  Äultu*ftdtte  im  Söeft- 
iorbanlanbe  an  ber  Strafte  bon  genitalem  nad) 
öiebem,  an  ber  Sübgrenje  be*  9tei<b*  3*rael.  6* 
foll  früber  fiu  *  gebeifsen  baben.  3erobeam  I.  maebte 
S.  }u  einem  tönigl.  Heiligtum  mit  lernte!  unb  ©ob 
te*bilb  (1  Äön.  12,  Mfg.),  befjcn  berfcbrcenberiidjen 
Äultu*  namentlich  ber  poppet  öofea  al*  Saal*;, 
b.  b-  ©ö&enbienft  bejeidjnete.  722  lam  e*  mit  bem 
äbrigen  iH e  1  dj  3*f  ael  an  bie Slffprer,  mürbe  aber  nad; 
bem  Gril  bon  ^ubdem  neu  befiebelt.  2)a*  alte  ©.  ift 
ba*  blutige  Setin  (400  G.),  ein  hoch  unb  frei  ge< 
legener  Ort,  18  km  im  91.  bon  ^erufalem. 
iöctöel,  2tnftalt  für  ©pileptifAe  in@abberbaum. 
Bctbelliere»,  f.  ^olitonfemierung. 
$8ctf)cÖba  (b.  i.  >>  au«  ber  Sarmberjigteit  ober 
©nabenort),  ein  Jeid)  in  ^Iftufalem,  ber  nur  im 
ßbangelium  be*  f^obanne*  (üap.  5)  enräbu t  mirb. 
3n  ben  fünf  feallen  ober  bebedten  ©fingen,  bon 
beneit  er  umgeben  mar,  b'dten  ftd)  viele  (©lieber^) 
firante  auf,  meldte,  nach  be*  Johanne*  Sericbt,  auf 
Die  Seroegung  be*  Söaffer*  »arteten,  um  fi(b  barin 
m  baben.  SBabrfcbeinlid)  nad)  einer  jüb.  Solt*fage 
Ifiüt  iene  6r}dblung  biefe  Semegung  burd>  einen 
©ngcl  bewirft  werben,  ber  ;u  einer  gewiffen  3«»*  in 


93ct§IeJ)cm  877 

ben  Xnä  fteigt  unb  ben  .Uranien,  wcldtcr  nach 
biefer  Sewegung  guerft  in  ba*  2Baffer  tommt,  a,e> 
funb  maebt.  Sermutlid)  war  e*  eine  intermitttc« 
renbe  Quelle.  $er  ieieb  lag  im  Horben  be*  Tempel» 
platte*  \\.  iUan:  Sa*  alte  unb  ba*  neue  ^jeru- 
falem,  beim  »rritel  ^erufalem).  Seit  1887  bat 
man  in  ber  norbmeftl.  Umgebung  ber  ben  gran* 
jofen  gehörigen  6t.  Slnnenfircbe  eine  unterirbifdje, 
urfprünglid)  in  ben  Reifen  gebauene  ballenartige 
Jeidjanlage  entbedt,  bie  fpdter  burd)  sJJIauerwert 
erweitert  unb  mit  einer  Iteinen  Äirdjc  überbaut  mor* 
ben  ift.  9loch  jeut  ftnb  fünf  fallen  borbanben,  au* 
benen  eine  treppe  in  ben  Seid)  hinabführt. 

©etbetf  ba,  etabt  in  ©alc*,  f.  Sangor. 

©ctb  Garant  (aud)  Setb  öaran),  9lamc  einer 
i*rael.  6tabt  im  Oftiorbanlanbe,  im  ©ebiete  be* 
Stamme*  ©ab,  beute  bie  JRuinenftdtte  Jell  er« 
9iame  am  Sübranbe  be«  ©abi  ioe*ban.  6er obe* 
Mntipa*  erweiterte  ben  Ort  unb  nannte  ibn  ;u 
Gbren  ber  Äaiferin  (£ibia)  3"üa,  ber  ©emablin  be* 
«uguftu*,  (fiinia*)  Sulia*.  3nberfpr.£anbe*^ 
fpracbe  biefj  er  bamal*  SetbSflamtba. 

©ctö  <^ovon,  ba*  «untere  unb  obere»  (3of.  16, 
s,  5),  im  beutigen  Strabifd)  Set  Ur  et-Jabta 
unb  Set  Ur  el»5ofa,  jwei  auf  bem  SBeftranbe 
be*  ©ebirge*  bon  ffialdftina  nabe  beieinanber  ge* 
(egene  Dörfer,  bie  bie  ehemals  wiwtigfte,  nod) 
beute  borbanbenc  Strafe  au*  ber  Äüftenebene  in 
ba*  mittlere  Serglanb  beberrfebten  unb  baper  in 
ben  Äriegen  ^i*rael*  gegen  bie  ffanaaniter  unb 
gegen  bie  ^bilifter,  ber  3uben  gegen  bie  Sprer 
unb  gegen  bie  dtömer  wiebcrbolt  ber  6d>auplafe 
erbitterter  Ädmpfe  gewefen  Ttnb. 

SBctbltQem,  Stabt  im  (lountp  9lortbampton 
be*  norbamerif.  Staate*  ^cnnfploanien,  norbmeft-- 
lid)  bon  ^bilabelpbia,  an  ber  9iorbfeitc  be*  ßebigb, 
ift  Sig  eine*  Sifdjof*  unb  ber  epiffopalen  fiebigb; 
Uniberfttdt,  Äreujung*punlt  ber  beiben  Sabnen  be* 
2ebigb:^bal*  mit  ber  ^büabelpbia*  unb  {Reabing* 
Sabn,  bat  (1890)  6762  ß.,  Äoblengruben  unb  Set* 
benfabrtten,  unb  in  ber  Umgebung  ^ieberlaffungen 
ber  ^errnbuter  unb  OJldbrüdjen  Srüber.  ^enfettt 
be*Jluffe*  liegt  Soutb'Setbtebem  mit  10302 
(S.,  ßtfem  unb  3«nfgicfeereien. 

«etblebem  («Srotbau*»),  Stabt  in  $aldjtma, 
bie  Heimat  ber  grofsen  SRdnner  be*  Stamme*  3nba, 
befonber*  be*  SDaoib,  baber  bie  Stabt  2)abib*  ge» 
nannt  (£ul.  2,  4, 11).  S.  lag  an  ber  ®ebirg*ftraf$e 
nad) ttgppten  unb  würbe  Deshalb  bon  Webabcam  be« 
feftigt.  9Iad)  bem  (Sril  würbe  e*  neu  befiebelt,  Doch 
ftnb  feine  Sewobner  im  4.  oabrh.  b.  Lc br.  nicht  mehr 
3ubder,  fonbem  9lad)!ommen  iJaleb*,  bie  bon  ße» 
bron  au*  nad)  Sterben  borgebrungen  waren.  3)a 
e*  )ur  Sanbfd)aft  Spbrat  gereebnet  würbe,  fo  wirb 
e*  1 3Jtef.  35, 19  gerabeju  fo  genannt.  2>er  JRubm 
S.*  grünbet  ftd)  barauf,  bafe  nad)  ben  &oangelien 
be*  SJlattbdu*,  2uta*'unb  ^obanne*  Gbriftu*  bort 
geboren  worben  ift.  Sie  Verberge  2ul.  2,  7  ift  feit 
ber  9Jtitte  be*  2. 3abrb-  al*  eine  JDöble  belannt,  bie 
wabrfd>einlid)  fdjon  unter  bem  Äatfcr  Äonftantin 
mit  einer  fdjönen,  jiemlicb  gut  erbaltenen  Safüila 
(im  Dften  be*  je|(igen  Sorf*)  überbaut  würbe  unb 
nod)  ietjt,  freilid)  in  einer  feit  bem  8.  '^ahrh.  völlig 
terfinberten  ©eftalt,  gejeigt  wirb.  Sie  urfprüng* 
lidpc  Cfinge  ber  Safilita  (31  tu. um,  Sorballe  unb 
Sdjiffe  mit  3lpfi*)  betrug  108,so  m,  bieSreite  28,w  m. 
3e&t  ift  nur  nod)  ber  öftlicbfte  Seil,  bie  burd)  Sdu* 
len  geteilten  Sd)iffe  mit  einem  fpi&en  Sal(enbad), 
in  einer  fidnge  bon  58  m  erbalten.  Sa*  SRittel« 


Digitized  by  Google 


878  93etf)lef)emiten  - 

fdjiff ,  neben  bem  jwei  niebrigere  unb  fdjmdlere  Sc» 
tenfcbin'e  laufen,  wirb  oon  einem  gleidibreiten  Quer» 
f  d>iff  burcbfdmitten,  beffen  Guben  (S.  unb  9t.)  ebenio 
wie  baS  Gnbe  bed  San^fdjiff^  (0.)  in  Spfiben  au#« 
laufen.  Unter  ber  Kreuzung,  bem  ©bore,  befinbct 
\i&>  bie  ©eburtägrotte  Gprifti,  ju  ber  man  auf  meb* 
rem  treppen  binabfteigen  (ann.  Sie  ift  oon 
32  Campen  crbeUt  unb  überreif  auSgefd>müch. 
Sie  ©eburtSftdtte  ift  bureb  einen  filbcrnen  Stern 
auf  bem  SBoben  einer  9tii(be  bejeicbnet.  (6.  Stdt: 
ten,  beilige.)  9tad)  2B.  ftofcen  perfcbiebcne  geifern 
gemäßer  an,  barunter  ba£  ©rab  unb  bie  ftapellc 
beö  bcil.&icronpmuS;  na*  S.  unb  9t.  fmb  Älöfter 
bet  Slrmenier,  Öricdicn  unb  fiateiner  an  bie  Äirdjc 
angebaut.  SB.  ( SB  e  t  £  a  b  m )  liegt  10  km  f übtid? 
von  ^erufalem,  mit  bem  e$  bureb  eine  <jabritrafee 
perbunben  ift  r  bat  8000  meift  cbriftl.  &,  bie  ftcb 
von  Äder*  unb  Seinbau,  pon  SBiebjucbt  unb  bureb 
Scbni&arbeiten  (Steine  unb  Perlmutter)  ernähren, 

Kroie  eine  eoang.  Äirdje  unb  ein  beutfebe«  Steifen» 
u*.  Gine  alte  SBaff erleitung  pon  ben  fog.  Salomo= 
nifcbeu  2eid>en  nad)  Serofalem  oerforgt  auch  SB. 

tfctplcbcnutcn,  mehrfach  SBejeicpnung  berfiuf 
fiten  (f.  b.),  nad»  ber  SBetblcbemätircbe  in  präg,  in 
ber  $ufr  prebigte.  —  ferner  ift  SB.  ber  9tame  jmeier 
Orben.  Ser  eine  war  ein  SUtterorben  »ur  SBe* 
tdmpfung  ber  Ungläubigen,  geftiftet  burd)  piu$  H. 
18.  o an .  1459  unb  ju  (Ihren  ber  'Utaria  Religio  mili- 
tans  ac  hospitalis  Mariae  Bethlemitanae  genannt. 
Gr  batte  feinen  öauptftfc  auf  ber  SnfeJ  SemnoS, 
ging  aber  balb  wieber  unter.  —  SBcfannter  ift  ber 
burd;  Peter  pon  SBtfbencourt  um  1659  geftiftetc 
amerit.  Sdjul*  unb  öofpitalorben  Fratres  Bethlc- 
miue.  Snnocenj  XI.  erhob  1687  bie  SB.  )u  einem 
Orben  unb  gab  i bm  bie  Siegel  be«  peil,  Huguftin. 
ziemend  XI.  erteilte  ibnen  1707  bie  Primlegien 
ber  SBcttclorben.  Sie  Sracbt  ber  SB.  war  bie  ber 
flapujiner,  nur  trugen  fieöüte,  ben  9tofentranj  um 
ben  6al8,  auf  ber  redeten  Seite  be«  furjen  Wlan- 
telö  einen Sd>ilb,  auf  wclcbcm  bieftrippe  PonSBetb5 
lebem  gemalt  mar.  Slufeer  ben  brei  gewöhnlichen 
Oelübben  hatten  fie  nod)  ba8  ber  ©aftfreibeit  unb 
oerpflidjteten  fid)  jur  unbebingten  flrantenpflege. 
1668  (am  aud?  nod)  ein  weiblicher  3weig  imtm.  Sie 
SB.perbreiteten  fidb  in  Peru  unb  «öterifo  unb  errid>: 
tot tn  jablreidje  Spitdler  unb  Schulen,  bie  aber  1820 
jdfularifiert  würben,  worauf  ber  Orben  einging. 

Wcttilefjctnüiftrjcr  Jtiubcrmorb,  bie  nad) 
9Jtattp.2,  i6  fg.  auf  SBefebl  äerobeS'  b.  ©r.  ponogene 
Grmorbung  aller  Jenaben  unter  jwei  fahren  in  unb 
um  SBetblebem.  Sie  tatb.itircbe  feiert  biefeÄinber  als 
«Unfcbulbige  fiinblein»  am  28.  Sej.  (f.  Äinbertag). 
©etbjetietnitifrnet  Crbcn,  f.  Äreuj^erren. 
töctpicm,  f.  SBeblam. 

Wclplcn,  Älein  =  ©emeinbe  im  ungar.  Äomitat 
SjolnohSobota  in  Siebenbürgen,  am  ©rofsen 
SjamoS,  in  gebirgiger  fiage,  an  ber  SJinie  Klaufen* 
burg^See^SBiftrin  ber  Sjamoätbaler  Giienbabn,  bat 
(1890)  2272  G.,  ÜKagparcn  unb  JRumfinen,  reform, 
unb  griecb.:tatb.  ßirebe,  brei  ScMöifer  ber  ©rafen 
von  SB.,  barunter  ba$  Stammfd)lot3,  mit  großen 
ftamilieniammlungcn  unb  @eftüt;  Spiritu«»  unb 
ßffiafabrilcn. 

»öcttilcn,  HnbreaS,  ©raf,  ungar.  Staatsmann, 
geb.  1850  in  ßlaufenburg,  auö  einer  ber  oornebmften 
proteftantifd>en  fiebenbürg.  Sbel^familien,  ftubiertc 
in  SBubapcft  unb  maebte  Reifen  na*  Seutfcblanb, 
SBelgien  unb  ilnglanb.  1875  würbe  er  jum  2lb= 
georbneten  gewdblt,  1882  jum  Dbergefpan  be§ 


Seüjlen  ©äbor 

Aronftibter  Komi  tat-?,  1886  jum  pror>iforif<pen 
Obcrgefpan  bed  öermannftäPter  Äomitald  unb  jum 
(£omcä  ber  Sacbien  ernannt,  beren  SBerföbttung  mit 
bem  ungar.  Staat  er  Heb  befonberd  angelegen  fein 
lief».  189U  trat  er  al«  Slderbauminifter  m  Dai  ftabi 
nett  Sjapdrp  ein.  6r  bebielt  fein  Portefeuille  aueb 
unter  Seterle,  trat  aber  1.  ,\uru  1894  jurücL  Gr 
ftarb  25.  »ug.  1898  ju  SBetblen. 

©ctble»  Wäbor  (b.  i.  ©abriel  SBetplen),  ber 
berübmtefte  Spro^  eined  altungar.,  in  Ungarn 
unb  Siebenbürgen  reid)  begüterten  ©efdjlccbtS,  geb. 
1580.  irr  warf  fieb  nacb  wed^fcloollen  Mampfen  1613 
gegen  feinen  frübem  Parteigen  offen,  ben  gürften 
©abriel  SBdtborp,  mit  türl.  oilfe  jum  SBeberrfd?« 
Siebenbürgend  auf.  (f£  gelang  ipm  junddjft ,  bie 
Surfen  au3  bem  Sanbe  ju  bringen  unb  mit  Cfter* 
reieb  ein  leiblicbed  SBerbdltnid  anjubapnen.  flu 
aber  nad)  bem  Üobe  bed  Itaiferd  9Jtattbiad  SB5bmen 
^rerbinanb  II.  ben  ©eborfam  auffagte,  gefeilte  ftd> 
SB.  ®.  ben  geinben  i>ab«burg*  ju.  ^m  »ug.  1619 
bracb  er,  pon  ben  dürfen  begünftigt,  in  Ungarn  ein, 
eroberte  weite  Stricbe  beö  fianbed  unb  neben  am 
bern  Pld^en  20.  Ott.  baS  fefte  Prefeburg  mit  ber 
Stepbanäfrone,  betrobto  Sffiien  unb  liefe  feine  S$atl 
jum  jtönig  Ungarn^  burd)  beffen  Stänbe  27.  "ä  v.:. 
1620  ju.  Sie  9tieber(age  ber  SB&bmen  am  SIDci^en 
SBerge  bei  Prag  (8. 9top.  1620)  wirtte  je boeb  IdbmenO 
auf  feine  Sbätigteit;  er  ictlofe  31.  Sej.  1621  ben 
^rieben  ju  9titoldburg ,  ber  ibm  gegen  SBerjiCbt  auf 
Ungarn  unb  ben  tönigl.Jitel  neben  oberungar. 
fpanfd^aften  nebft  tfafäau,  totap  unb  SKuntad, 
femer  bie  öerjc-gtümerCppeln  unb  :Ha 1 1 bor  brad)te 
Socb  f<bonim6erbft  1622  eröffnete  SB.  ©.mieber  ben 
Ärieg,  warb  jeboeb  burd»  bie  Siege  ber  Äaiferli*en 
im  9teid>  jum  SBicner  ^rieben  bewogen  (8.  ÜJtai 
1624),  in  bem  er  jwar  auf  bie  fd>lef.  ^erjogrümer 
perjidjtete,  bafür  aber  ba$  nabe  gelegene  @cfeb  er 
bielt.  1626  warb  er  at£  ©emabl  «atbarina*  Den 
SBranbenburg  (feine  erfte  ©emablin  war  1622  fu- 
berloS  geftorben)  nod)  einmal  in  ben  9Jtittelpuntt 
einer  gropen  prot.  Koalition  geftcllt,  in  ber 
lanb,  Sdnemart,  öollanb  unb  bie  beutfdjen  Pro= 
teftanten  fid>  mit  ibm  ju  einem  allfcitigen  Kngrir 
auf  bie  bababurg.  9Jtäd?te  anidjidten.  Sie  Slieber 
lagen  Gbriftiand  pon  Sdnemart  bei  Butter  am 
{Barenberge  unb  9Jtan$felbd  an  ber  Seffauer  SBrüde 
gegen  SiUp  unb  3Ballenftein  burd)treu}ten  aui 
biefen  Plan  unb  bewogen  SB.  ©.  jum  Uneben  von 
£eutfd>au  (Sej.  1626),  ber  jene  beiben  erfton  l< 

! tätigte.  Sd)on  war  er  in  bie  neue  gro&e  flngnn^ 
»ewegung  gegen  öaböburg  eingeweiht,  bie  pon  fei- 
nem Sdjmager  ©uftao  Ülbolf  ausgeben  follte,  ali 
ibn  eine  Jtrantbeit  binwegraffte  (5.  9to».  1629). 
Seinem  ftürftentum  ift  SB.  ©.  tro^  ber  u na u f  börlidbe n 
Äriege  bureb  feine  auf  bie  ßntwieflung  ber  natür: 
lieben  Hilfsquellen  unb  bed  geifttgen  Sebenä  geriefc^ 
tete  SBerwaltung  jum  Segen  gewefen.  ©n  «Siplo 
matatium  jur  ©efdjicbte  ber  Regierung  SB.  ©.*• 
(»ubapeft  1890)  gab  ©inbelp  berau*.  Sgl.  aufeer 
bem  ©inbelp  unb  «cfdbp,  B.  G.  6s  udvara  1580 
—1629  (ebb.  1890). 

Semfclbeu  ©ef<pled)te  gebören  an:  3 obann 
SBetblen,  Äanjler  Pon  Siebenbürgen ,  geb.  1613, 
geft.  1678,  betannt  burd)  fein  ©efdudjtSmert  «Ke- 
rum transsylvanicarum  libri  IV»  (flmfterb.  1664; 
Waufenb.  1789),  ba*  bie  ©efiidjte  SiebenbürgenJ 
pon  1629  bti  1663  enthält  (nad)  ber  öanbfdjrift  be* 
SBerfaffeT«  fortgelegt  bi*  1673  oon  Xiordnpi,  2 
SBien  1782-83).  —  SEBolfgang  Setolen,  eben» 


Digitized  by  Google 


23etf)mamt  —  93etf)mann*#otlroeg  (s^or.  «ug.  oon) 


879 


fad*  fiebenbfirg.  Ranjler,  geft  1679  im  40.£ebcn3 
iabre,  fcbricb  in  16  93ücbern  bie  Wcicbidjtc  Sieben* 
bürgenä  oon  bcr  iDlobäcfcr  Sdjladjt  bis*  1609,  bie, 
von  93enl6  u.  b.  2.  AVolfgangi  de  Bethlen  historia 
de  rebus  transsyhanicis  (6  SSbe. ,  öermannft. 
1782  fg.)  bcrauSgegeben ,  eine  öauptqueQe  fflr  bie 
ungar.'  ftcbenbürg.  ©efcbitbte  ift. 

4* ctbmann,  eine  angefcbene  Familie  ju  %tanh 
furt  a.  SM.,  bie  aui  Siieberiacbfen  ftammt  unb  beren 
SJorfabren  feit  1416  in  (Dollar  uaebmeisbar  finb. 
Äonrab  93.  (geb.  28. 3an.  1652  ju  ©oälar,  geft. 
19.  Ott.  1701  ju  SKatn»)  war  ÜJlünimeifter  tn 
2)ienftcn  ber  gürftin  oon  9laffau:£oljappel,  bc$ 
2)cutfcbcn  OrbenS  in  griebberg  in  ber  ©etterau 
unb  be*  Hurfüriten  oon  SOlainj.  Sein  Sobn  Si» 
mon  2H  o  r  i  h  93.,  fürftL  nafiauifdjcr  Smtmann, 
geb.  26.  ÜMärj  1687,  gejt.  6.  3uni  1725,  binterliep 
brei  Söbne  in  jugenblicpem  Älter.  3b*  Obeim  oon 
mütterlicher  Seite,  ber  öanbeleberr  gatob  Slbami 
(geb.  1 4.  I e j.  1670)  in ^rantfurt,  nabm  ficb  ihrer  an. 
$er  dltefte,  3obann  pbilipp  95.,  geb.  30.  9too. 
1715,  mürbe  oon  ibm  frübjeitig  in  fein  blübenbeS 
Öanbelügefcbäft  aufgenommen  unb  teftamentarifd) 
mit  feinen  ©efebroiftern  jum  Grben  eingefe&t.  iftad) 
bem  iobe  be*  DbeimS  (20. 3)ej.  1745)  führt«  er  bie 
&anblung  noeb  einige  3eit  unter  beffeu  tarnen  fort. 
fLli  er  feinen  jüngften  93ruber  Simon  SDtorifc, 
geb.  6.  Ott.  1721,  geft.  1782,  als  2cilbaber  auf  nabm, 
gaben  fie  feit  1748  ibrer  $anblung  bie  %'mna  «®v 
b ruber  93etbmann».  2  er  anbere  trüber,  3 o bann 
3atob,  geb.  20. 3uni  1717,  etablierte  ftd)  in  93or« 
beaur.  Jin  93rübern  ocbaim  Pbüipp  unb  Simon 
ilflorift  gelang  ei,  ibren  ©eiebäften  einen  grofren  Suf* 
fdjwung  ju  geben  unb  ben  ©oblftanb  ibrer  Familie 
ju  begrünben.  ^obann  Pbilipp  93.,  laifeit  9tat  unb 
itfanlicr,  ftarb  28.  9too.  1793.  Sein  cinjiger  Sobn 
Simon  SDcorifc  93.,  geb.  31.  Ott.  1768,  mürbe  nun 
Gb*f  ber  tmnblung,  bie  bureb  bie  ftetd  waaMenbe 
Sluäbelmung  ibrer  93antgefcbdfte  foroie  bureb  bie 
9legotiierung  großer  einleiten  für  fcfterreicb,  3>äne= 
mart  u.  f.  w.  ibren  böd?ften  Pvlor  erreichte  unb  ibren 
iHuf  nad)  allen  ©eltgegenben  verbreitete.  Simon 
SJtorife  mürbe  com  Kau  er  Jyranj  oon  Cfterretcb  1808 
in  beu  Slbcljtanb  erbeben  unb  Dom  Raifcr  ^leranber 
oon  iHufelanb  jum  ©eneraltonful  unb  Staatsrat  er» 
nannt.  Gr  mar  ein  ©obltbäter  ber  Strmen,  ein  93e* 
förberer  bcr  Rünfte  unb  SBifienfebaften,  oor  allem 
aber  feiner  9Jateritabt  Syranlfurt  ein  »eifer  93crater 
unb  rocrttbdtiger  ^öefebüttcr.  Gr  ftarb  28. 2>ej.  1826. 
Seine  38itme  fiuife  ^rieberife  93oobe,  aui  einer 
angefebenen  bollfinb.  Familie  (geb.  12.  Stpril  1792), 
oerbanb  ficb  in  jweitcr  Gbe  1828  mit  ÜJtattbiaS 
gram  93orgni$,  nadjberigem  8tffocie"  ber  (SebrübeT 
93.  9ion  feinen  brei  Scbroeftern,  bie  ibn  fdmtlid) 
überlebten,  ift  ;u  ermdbnen  Sufanna  Glifabctb  (geb. 
3.  Sept.  1763,  geft.  I.  Juni  1831),  oermäblt  1780 
mit  3ob.  3af.  f>oUmeg  (geb.  7.  3an.  1748,  geft. 
22.  3an.  1808),  Sfioci^  oon  ©ebrüber  93.,  ber^3ta= 
men  unb  SBappcn  ber  gamilie  annabm  unb  Stifter 
ber  Cime  93etbmann>£)ollmeg  mürbe.  'Ter  al- 
tefte  Sobn  Simon  SDloritj  93.«,  ^Jbilipp  Sein» 
rieb  aJlorife  aieranbcr  grfiberr  oon  93.,  geb. 
8.  Dlt.  181 1,  geft.  2. 2>ej.  1877,  war  früher  föniglidj 
rreufe.  (Seneralloniul  unb  »urbe  31. 3^"-  1854  in 
Pen  erblidicn  bab.  3reiberrcnftanb  erboben.  Neffen 
dltefter  Sobn  Simon  Dtori^,  geb.  13.  Oft.  1844, 
ift  jefct  6bef  ber  Familie  unb  be$  93anlbaufe«.  3u 
ber  93etbmannfcbcn  93illa  oor  bem  5tiebbcrger 
2bore  ju  (jranffurt,  toelcbe  im  3nncm  mit  flunft= 


fd)dtjen  aUer  Slrt  au^gefcbmüclt  ift,  gebftrt  bad  fog. 
vJ)iufeum,  unb  in  biefem  ftebt  bic  bcrübmte  Slriabne, 
auf  bem  ^antber  reitenb  (f.  jaf  el :  SeutfcbeKunft 
V, jjig.  7),  oon  2)anneder  in  Marmor  auegefübrt. 

H3ctt)tnaiin,  ^rieberite  ^lugufte  ftonrabine, 
Sdjaufpielerin,  geb.  24.  3an.  1760  ju  ®otba,  mo 
ibr  93ater,  Ramend  ^littner,  berjogl.  93eamter  mar, 
nad)  beff  en  2obe  ibre  Dlutter  ben  Scbaufpieler  ®ro|V 
mann  beiratete,  ^aebbem  biefer  bie  Leitung  beä  (ur- 
fürftl.  ^ kenne  in  93onn  übernommen  batte,  betrat 
fie  1779  in  93onn  bic  93übne,  juerft  in  ber  Oper,  unb 
ermarb  in  muntern  unb  naioen  mie  in  tragifeben 
Mollen  großen  93eifall.  Sie  beiratete  1785  ben  Äo* 
mifer  Unjelmann  (f.  b.),  mit  bem  fte  1788  nad) 
93erlin  ging,  »o  fie  allgemein  berounbert  würbe. 
1803  ließ  fie  fid?  febeiben  unb  beiratete  1805  ben 
Scbaufpieler  fteinr.  Gb.  93.  (1774—1857);  fie  ftarb 
16.  Ott.  1815  in  93erlin.  Sie  mar  gleicb  audge}eicb< 
net  im  Scbaufpiel  mie  in  bcr  Ooer,  fcbaltbaft  unb 
anmutig  in  ben  leiebtern  ©attungen,  ooll  poet. 
Scbroungä  in  ber  Sragöbie,  eine  3)leifterin  be3  9Jor= 
trag8  unb,  mie  wenige,  ber  gcfcbmacfooll  gldnjen= 
ben  Koftümierung. 

jöethmamt  «Jollhicg,  ÜJlor.  Slug.  oon,  3urift 
unb  preufe.  Staat^minifter,  geb.  8.  Slpril  1795  ju 
Jranlfurt  a.  9Jt.,  Sobn  3.  3.  93ctbmann=6oU= 
weg«,  bei  jweiten  L^bc>-3  bes  93anlbaufcd  ©ebrüber 
93etbmann  bafelbft,  ftubierte  in  ©bttingen  unb 
93erlin  bie  Mccbte  unb  babilitierte  ficb  1819  an 
ber  Innern  Uuioerfitdt  eil v  ^irioatbocent.  Gin  ^abr 
bar  auf  würbe  ibm  eine  au&erorb.  ^rofeffur,  brei 
3abre  fpdter  bie  orb.  ^tofeffur  für  (iioiUecbt  unb 
Sioilprojcb  übertragen.  Gr  würbe  1829  nacb  93onn 
fcvicht,  legte  1842  bie  ^rofeffur  nieber  unb  über= 
nabm  bad  Kuratorium  ber  Unioerfitdt,  bad  er  biä 
1848  fübrte.  9lad)bem  er  1845  jum  ÜJlitglieb  be« 
Staatsrate*  ernannt  worben  war,  nabm  er  1846 
al«  deputierter  ber  :Mbeinneben  ^rooinjtalfpnobe 
an  ber  ©eneralipnobe  ju  93erlin  teiL  Parlamentär 
rifd>  tbdtig  mar  93.  al*  OTitglieb  ber  preufc.  Grften 
Hammer  oon  1849  bis  1852  )omie  ber  Zweiten  Kam= 
mer  oon  1852  b'xi  1855;  er  war  biet  ber  ^übrer  ber 
in  ber  treffe  bureb  baä  ^|>reuf>.  Socbenblatt»  uer 
treteneu  gemäßigt? liberalen  Partei.  3m  £>erbft  1858 
warb  ibm  oom  ^rini-9iegenten  oon  $reufeen  tn  bem 
neuen  liberalen  ÜJliniftenum  (ScbwerinsUuerSwalb) 
baS  Portefeuille  ber  geiftlicben,  Unterricbtö'  unb 
illebiunalangelegcnbciten  übertragen,  oon  weldjem 
^iinifterpoftcn  er  im  <yrübjabr  1862,  gleicb  feinen 
Kollegen  infolge  be£  beainnenben  93erfaffungd(on: 
flilt«,  jurüdtrat.  Gr  ftarb  auf  feinem  Scblofie 
9lbcined  13. 3uli  1877.  9?on  93.«  miffenfcbaftlidjen 
Arbeiten  finb  beroorjubeben:  «©runbrife ju  93or- 
lefungen  über  ben  gemeinen  unb  preufe.  (£ioilpro- 
jefe»  (3.  Slufl.,  93onn  1832),  *93erfucbc  über  einjelne 
Seile  ber  übeorie  bei  Sioilproieffe«»  (93erl.  u.  Stettin 
1827),  a©ericbteoerfaffung  unb  projefe  bei  fmten> 
ben  iHömiicben  9teicb*»  (93onn  1834),  «Urfprung 
ber  lombarb.Stdbtefreibcit»  (ebb.  1846),  «über  bie 
(Sermonen  oor  ber  Söltermanberung»  (ebb.  1850), 
«5)cr  ßioilproiiefe  be«  gemeinen  SRccbtS  in  gefebiebt: 
lieber  Gntmidlung»  (6  93be.,  ebb.  1864—74),  «Gbri* 
ftentum  unb  bilbenbe  Kunjt»  (ebb.  1875),  «Über 
©ciefegebung  unb  JRecbtöwiffenfdjaft  ale  Aufgabe 
unierer  3eit»  (ebb.  1876),  «55a«  «oanjigfte  93ucb  ber 
panbelten  erläutert»  (£>cft  1,  titel  1,  ebb.  1877). 
93.  würbe  1840  bei  ber  öulbigung  ^riebrieb  9Bil« 
beim*  IV.  als  einer  ber  bebcutenbften  rbein.  ©runb^ 
bcfi^er  in  ben  »bclftanb  erboben. 


Digitized  by  Google 


880 


93etfjmann>.$oiIweg  (Sfjeo&alb  üon)  —  Setirtg 


©etpmanntfoattJcg ,  i&cobalb  von,  preufe. 
Staatsmann,  f.  93b.  17. 

*etbttfll  =  Wrccn  (ipr.  bttbndll  grilm),  Öftl. 
Stabtteil  oon  Sonbon  (f.  b.  nebft  93lan:  3nner- 
2onbon,  beim  »rtifcl  l'onbon),  feit  1885  $arla< 
ment*borougk  mit  (1891)  129  134  6. 

©ct&ömc,  93emefeli*,  nad)  glaoiu*  3ofc- 
ppu*  bte  bef  eftigte  6tabt  in  $aldftina,  in  ber  bet 
malfabdifcbe  ftönig  2Ucranber  3atvndu*  88  o.  Gbr. 
bie  fidupter  bei  gegen  ibn  aufftdnbifcpen  3uben 
(s#barifder)  gefangen  nafem. 

$*cttjpbägc  (b.i.  fteigenort),  $orf  auf  berSüb: 
oftfeitc  be*  Clberge*,  neben  93etfoanien  an  ber  röm. 
Strafee  oon  Sericpo  nad>  3erufalem  gelegen  (lHattb. 
21,  i;  2ut.  19,  »,  st),  oon  bem  au*  3«fu$  feinen 
feierlidjen  Gingug  in  Serufalem  begann.  3m  12. 
3abrb. .  oerlegtc  man  99.,  wie  ficb  au*  einem  1877  ae* 
funbenen,  mit  3nfd)riften  unb  ©emdlben  gefdjmüd* 
ten  Stein  ergicbt,  ungefdpr  in  bie  ÜJlittc  jroifdjen 
ben  Wipfel  be*  Clberge*  urtb  ^Bethanien. 

*c  1 1)  sJi  a  m  1 1)  a,  fpr.SRame  für  93etp  fcaram  (f  .b.). 

«ctbfatba  (b.i. Sifdjpaufen),  9tame  eine*  Dorf* 
in  ^aldftina  am  See  ©enejaretp,  bie  feeimat  breier 
jünger  fUfu,  be*  ^pilippu*,  Änbrca*  unb  $etru*. 
©eaen  maxi  6,  *s  fehen  Diele  ©elebrte  93.  an  ba* 
SBetfufer  be*  See*  (bei  Gban  gjiinje,  Seil  fcum  ober 
Ubu  3eni).  9nbere  b alten  ba*  93.  ber  Goangelien  für 
ibentifd)  mit  bem  93.  am  öftl.  Ufer  be*  3orban*,  ba* 
Öerobe*  ^bilippu*  ju  einer Stabt  mit  tarnen  3"' 
Ua*  (ju  Gfcren  ber  §ul\a,  lodjter  be*  Sluguftu*)  er« 
bob  unb  oon  bem  roabrfdjcinlid)  bie  JRuinen  el* 
Srabfcb,  el-ÜRefabiie  unb  eMell  im  Cften  ber  9Jtüm 
bung  be*  3oroan*  m     §w  ©enejaretb,  b,  errübren. 

©erb,  $eän  (aud)  33etb.  San),  alte  Stabt  in 
^aldftina,  lange  oon  ben  Äanaanitern  gegen  3*tael 
behauptet,  eine  3cit  lang  ton  ben  ^tnliftern  be* 
berrfdjt  unb  erft  nad>  Saul  oon  3*rael  unterworfen. 
3br  gried).  9Jamc  mar  Stptpopoli*.  Sie  ge* 
borte  fpdtet  jur  Telapoli*  unb  mar  eine  ftart 
peibn.  Stabt.  3pre  au*gebebnten  Ruinen  fotoic  ba* 
Daneben  liegenbe  2)orf  beifeen  peute  93eifan  ober 
93efan  unb  liegen  am  Sianbe  einer  roafierreidjen 
SerraRe  im  roeftl.  3°tbantbal,  fd)on  100  m  unteT 
bem  3Reer.  93.  S.  ift  ber  ©eburt*ort  be*  ©noftifer* 
Eafilibe*  unb  mar  im  4. 3abrb,.  djriftl.  93if<pof*fi$. 

^ ctp  Semeä ,  mehrere  Orte  in  $aldftina ,  oon 
benen  bie  jubdif djcStabt  an  ber  ©renje  be*  ^bilifter« 
gebiete*  (je&t  SRuinen  oon  Sin  Sjpem*)  bie  be* 
tanntefte  ift.  2)ie  Cabe  ^abroe*  erreiebte  pier  roieber 
ba*  ©ebiet  3*rael*  (1  Sam.  6,  u  fg.);  Stmajja, 
Äönia  oon  3uba,  »urbe  pier  burd?  ben  König  3oa* 
oon  $*rael  gefangen  genommen  (2  Hon.  14,  n,  is). 

©ctö  3ür,  33ergfeftung,  f.  93etp  3ur. 

Q3ltbune  (fpr.  betübn).  1)  9lrronbiffeme«t  im 
franj.  Deport.  93a*  ■■  be  -  6alai* ,  b.at  939,44  qkm, 
(189G)  271 357  (S.,  142  ©emeinben  unb  jerfdllt  in 
bie  8  Hantone  93.,  Gambrin,  Garoin,  feoubain,  2a-- 
oentie,  2en*,  2illcr*,  ^orrent'tjonte*.  —  2)  $aupt; 
ftabt  be*  Slaonbiifement*  93.  im  franj.  35epart.s^a*- 
be^Salai*,  in  ber  alten  ©raffebaft  Slrtoi*,  an  ber 
^Brette  unb  bem  93^tbunelanal,  an  ben  Sinien  3lbbe« 
oille=93.  (94  km),  3trra**£ün firmen  unb  2iUe:93. 
(41  km)  ber  Siorbbabn,  ift  Sitj  eine*  Gioilgericbt* 
erfter  ^nftanj,  bat  eine  fd>öne  got.  HirAe  (1533—45 
erbaut),  ein  Äommunal-Goliege,  (1896)  10529,  al* 
©emeinbe  11627  (5.,  in  ©arnifon  ba*  73.  3nfan« 
terieregiment,  2cinroanbbleid)cn  unb  anfebnlicpen 
»anbei  mit  2einn?anb,  ©etreibe,  Steinloblen  unb 
£orf  foroic  mit  Scinfaat  unb  SHflböl.  3n  ber  9Idpe 


]  liegt  ba*  oon  ©räben  umgebene  Sdjlofc  be  *  6erjog# 
I  Pon  SloQuelaure.  Tie  Sage  Id&t  \)'\tx  im  12. 3abrb. 
bie  Srtefifcbcn  Srunnen  erfunben  fein ,  bereu  bie 
Stabt  eine  ÜJtenge  befitjt.  —  SjgL  93egbin,  Histoire 
de  la  Tille  de  B.  (Tcuai  1874). 

>P(?thunc  (fpt.  betüb^n),  a.  3.  be,  £>erjog  x>en 
Gb,aroft  (f.  b.).  [nal,  f.  33eaton. 

©ctfjunc  (fpr.  betbjübn),  2)aoib,  ftbott.  Äarbi- 

iBcthufn -S>uc,  Gbuarb  ©eorg,  ©raf  oon,  !on- 
feroatioer  Parlamentarier,  geb.  3.  Sept.  1829  auf 
bem  Stammgute  93antau  im  fdjlef.  Rreif  e  Hreuibirrg, 
ftubiertc  ;u  33onn,  93re*Iau  unb  93crlin  bie  vieütt 
unb  übemabm  1853  bie  33efit)ungen  93antau  unb 
»lbred)t*borf  (im  Äreife  SHofenberg).  Seit  1856 
S?rei*beputieTter,  1860  Sanbe*dltefter  unb  2lbgeorb= 
netcr  tum  $rooinjiallanbtage,  rourbe  er  1861  vom 
9Sablnreife  5heujburg » JHofenbcrg  in  ba*  preuf. 
Slbgeorbnetenbau*  gerodb.lt,  mo  er  bi*  1863  ber 
lonferoatioen  ^rattion  angebörte  unb  energifd)  bte 
Ärmeereform  oertrat.  811*  begeifterter  Ülnbdngct 
ber  beutfdben  Ginbeit  toar  er  )ugleiä>  ein  eifriger 
Seilnebmer  an  ben  93eftrebungen  be*  9lational= 
oerein*.  %m  Mug.  1866  grünbete  er  mit  bem  ©ra= 
fen  SRenarb  unb  &txrn  oon  bem  Änefebecf  bie  ^raf= 
tion  ber  (frei lonferoatioen  (5)eutfdbe  Sleid«^ 
Partei),  beren  )\übrer  er  feitbem  im  Sibaeorbneten: 
paufe  roie  im  3iorbbeutfd?en  unb  Teutleben  Sleid?*- 
tage  mar.  1874—79  fungierte  er  aud)  al*  jrreitfT 
93icepräfibent  be*  3lbgeorbnetenbaufe*.  3»  San. 
1880  erlofd>en  feine  Sffanbate  infolge  feiner  G*rnen 
nung  jum  Sanbrat  be*  Äreife*  Äreuiburg.  G*r  ftarb 
19.  floo.  1893  JU  93anlau. 

©ctpuftj  &uc,  93a(e*(a,  ©rdfin,  geborene  oon 
SReiiroi^Raberjin,  Dtomanfdjriftitellenn  unter  bem 
^Ufeubonpm  vJJicrtn  oon  9iei(benbad},  aeb. 
15. 3uni  1849  ju  Äielbafdnn  in  Dberfcblerien,  lebt 
feit  iprer  Sermdblung  1869  auf  SefdboroiH.  SJon 
ibren  S(priften  Rnb  \u  nennen  bie  Siooeüenbdnb< 
«Goeurbamen»  (Stuttg.  1885),«Goa  in  allerlei  ©e 
ftalt»  (Öpj.  1890),  «Unter  ber  9Ha*fe»  (93erL  1893 1, 
«?lmor  m  Veröde»  (ebb.  1894),  «Sternentlar  unb 
anbere  5?oocllen»  C5)reeb.  1898)  u.  a.,  foroie  bie  Do- 
mäne «3)ie  Gicbboff  *»  (93erl.  1881),  «Durd?»  (Stutta. 
1884),  «35ie  fiajinffp*»  (93erl.  1888),  «Um  bie  Gbrc- 
(2pj.  1891),  «@raf  ©.  62»  (ebb.  1892),  «grauen» 
(2)re*b.  1894),  «Hlte  unb  3unge»  (ebb.  1894),  «Gin 
reiAe*  OTdbdjen»  (ebb.  1896),  «Sübnopfer»  (ebf. 

1897)  ,  «©lüdetinber»  (ebb.  1897),  «3ofefa»  (ebb. 

1898)  ,  «@lüd  im  3Balb»  (ebb.  1899),  55er  feböne 
Grroin»  (ebb.  1899).  »I*  93ud)  für  bie  3ua,enb  er= 
fepien  «93erroaifte  »erjen»  (©logau  1891). 

«ettj  doedaria  (93etp  3a(para),  9tame eine* 
Orte*  in  ^aldftina  jroifdjen  3enifalcm  unb  93etb  3«. 
roo  163  o.  Gbr.  3uba*  ÜHatlabi  gegen  3tntiod)u*  c;: 
pator  opne  Grfolg  (3ofeppu*,  «Bellum  judaicum», 
1, 1,  b;  unridjtig  2  ÜJlalf.  13,  n)  Idmpfte,  feeute 
Gpirbet93et3a(at)a,  15  km  oon  3erufalem. 

i&ctU  3»f  *  eine  93ergfeitung  in  ^aldfrina,  um 
toeldje  oon  164  bi*  140  o.  Gpr.  in  ben  iUtatlabder 
Wegen  lebbaft  aeftritten  rourbe.  Tie  Stdtte  beißt 
nod)  beute  93 et  Sur,  25  km  füblid)  oon  3fnif«l«ni 
nabe  am  Söege  nad)  Hebron,  mit  alten  Ruinen, 
©rdbern  unb  einem  jurm  au*  bem  9)iittelalter. 

«etiit  (93eitin),  2)orf  in  ^aldftina,  f.  93etbel. 

Oeling,  an  93orb  oon  Scbiffcn  ein  au*  jroci 
fentre*ten  unb  einem  borijontalen  böljemen  ober 
eifemen  93allcn  beftebenbe*  ©erüft,  toelcbe*  jur  33e 
feftigung  ber  Unlertetten  oon  oeranterten  cebiffen 
bient.  9?on  ibrer  Stdrle  unb  ber  be*  Jlntergefdjirri- 


Digitized  by  Google 


BGtise  —  Setonnung 


881 


(f.  b.)  bdnßt  bei  Sturm  bie  Sid)erbeit  bct  peranter* 
ten  Schiffe  ab.  3bt  $la&  ift  ße»öbnhcb  j»if*en 
3od*  unb  ©ro&maft,  je  nad)  ber  ©röfsc  be$  Sd)ifi3 
auf  bcm  Cberbed  ober  in  bct  33atterie. 
Betise  (frj.,  fpr.  bdribT),  2)ummb.cit 
*u-tjar,  f.  Jörtiaren. 
SBct  £abm  (33eit  SJab»,  \.  33etblebem. 
43etogabra  (SBct  ©ubrin),  alter  3came  einer 
Stabt  in  $aldftina  (f.  GlcutbcropoliS). 

«eröl,9tapbtbalol,  Stapbtbolfalol,  neues 
ailebifatnent,  »eld)eS  feiner  d)em.3ufammenfe&unß 
nad)  Salicplfdure*ß*9capbtbpldtber, 

C6H«(0H)C00C10H,, 
ift.  2Jtan  erhält  baS  SB.  burd)  Ginroirfunß  oon 
^boSpbororpcblorib  auf  ein  aud  ßleicben  ©e»i & u- 
teilen  beftebenbeS  ©emifd)  pon  ji=9capbtbol  unb 
9tatriumfalicplat  bei  höherer  Temperatur,  ^m 
»oUftdnbiß  ßereinißten  3uftanbe  erscheint  ba3  33. 
atd  »cifeeS,  ttodne->,  trpftaUinifcbeS  %v\x>tx  ebne 
ÜJerud)  unb  ©efebmad;  eS  ift  in  SBaffer  unlöslich 
unb  fcbmiljt  bei  Ü5°  0.  2Jtan  perwenbet  baS  93.  bei 
QMafcntatarrb  unb  afutem  ©clentrheumatismuS; 
eS  jeiflt  teinerlei  ftörenbe  Scebenroirfunaen.  2>a3 
tfiloßramm  wirb  mit  38—40  9N.  üertauft. 

©ctott  (fn.,  fpr.  -önß),  goncret  (cnßl.)  ober 
©robmörtel,  ein  au«  ßroben  Steinbroden,  3ie* 
aelftflden,  flieS,  Sanb  unb  bpbraulifcbem Äalf  ober 
iScment  ßebilbetcr  SRörtel,  ber  nidjt  als  33inbe* 
mittel,  fonbern  jur  93ilbunß  felbftänbißer  33autör« 
per,  inSbefonbere  ju  ©runbfdjidjten,  gufeböben, 
JDtauern,  ©eroölben  foroie  ßanjen  ©ebäuben  per* 
roenbet  »irb.  3"  ©r  ünbunßen  unter  ©äff  er  ober  in 
feuchtem  33oben  mufo  ftetä  dement  ober  bpbraulif cber 
Halt  oerwenbet  »erben,  »oßeaen  im  Trodnen  ße* 
roöbnlicber  ©raulalt  ober  fd)»ad)  bpbrauliidjer 
Äall  binreiefct.  9cad)  ber  3kr»enbuna  richtet  fid) 
and;  baä  3J(ifd)unaSperbältni3  beS  93inbcmittel3 
mit  ben  anbern  ÜDlatcrialien  fo»ie  bie  Suberci* 
tunß  beS  33.  $n  ber  Dießcl  nimmt  man  auf  1 33o* 
lumen  Äalt  unb  6anb  2  —  3  Polinnen  Stein* 
broden.  ÜJlan  rübrt  biefelbcn  mit  ffiaffer  ent« 
meber  ju  einer  bidflüfftßen  9Jtafie  an,  bie  ße« 
aofjen  »erben  lann  (©ufemörtel),  ober  ju  einem 
fteifen  93rei,  ber  ßeftampf t  »erben  mufe.  Setitereä  ße« 
faSicpt  bei  trodnem  3ufammcnfd)aufeln  ber  ©emenß* 
teile  unb  allmäblidjem  33efprenßen  mit  SBaffer  auf 
einem  S3rettboben.  Ski  ©rünbunßen  unter  Saficr 
»irb  ber  33.  in  Wdftcn,  Süden  ober  örben  bis  auf  ben 
93oben  nerfentt  unb  unter  bem  SBaffer  auSßefdjüttet; 
93etonfuftböben  erbalten  eine  Unterlaße  üon  3ießel-- 
pflafter  ober  feftßeftampfter  Grbe;  ©etoBlbe  ßiefet 
man  auf  eine  Pon  ßlattßebobelten  Brettern  ßebilbete 
33erfd>alunß  ber  Ccbrßerüfte,  bie  nad)  bem  Grbärten 
be*  33.  entfernt  nrirb :  dauern  (3Bänbe)  formt  man 
burd)  ©ie^en  ober  fönftampfen  jnifeben  93oblen, 
bie  bi-  nacb  ßenüßenber  Grbdrtunß  bed  SRörteld 
fteben  ßelaffen  »erben.  (S.  ©ufemauerwert.)  5)er 
erbärtetc  93.  bat  bie  fteftiateit  ßuter  93rud)fteine. 
sJ7euerbinßd  baut  man  aua>  mit  33etonfteinen,  bie 
burd)  Stampfen  ober  Wicnen  von  33.  in  reßclmdfiiße 
gormen  berßeftellt  »erben,  goncret  ift  bie  in  ßnß* 
lanb  übliaV  33cjeicbnunß  für  ©robmörtcl;  man  ner^ 
ftebt  barunter  aber  aud)  einen  au$  ae»6bnlicbem 
Suftmörtel  ßebilbeten  33.— 93ßl.  Mal»,  ^raftifebe 
ilnleituna  jum  93etonbau  (3.  ülufl.,  9Bicn  18ß4). 

Betonioa  L.,  33flan)enßattung  aud  ber  gamilie 
ber  Labiaten  (f.  b.)  mit  nur  »enißen  Slrten  in 
Guropa  unb  Mfien;  ti  pnb  perennierenbe  Kräuter, 
bie  ßeterbte  33ldtter,  in  »aljiße  vubren  )ufammen< 

8ro(f5«ll»,  »on9fTfation#.£fjiton.   14.  «uff.  «. «.  II. 


ßebrdnßte  33lütenquirle,  einen  fünfjÄbnißen,  in»en« 
biß  baarlofen  Äeld)  unb  eine  j»etlippiße  33lumen« 
frone  mit  lanßer,  ßetrümmter  9i5bre  unb  flachet 
Oberlippe  befifcen.  33erfibmt  »ar  alt  *ü)ei(pflan}e  bie 
in  3)eutfcblanb  unb  einem  ßrofien  Teil  tti  Abrißen 
Guropa«  auf  3Balb»iefen  unb  unter  ©ebüfcb,  na* 
mentlicb  in  ©ebirßgßeßenben  porfommenbe  B.  offi- 
cinalis  i.  ( 3  e  b  r  t  r  a  u  t ).  3bre  Söurjeln,  93lfitter  unb 
33lütcn  (Radix,  herba,  flores  Betonicae)  erreaen  Gr« 
breeben  unb  »irten  purßierenb,  fic  »aren  oftiiineQ. 

SBrtonnting,  bie  Jtcnnjeidjnunß  beö  gabr»affer8 
(f.  b.)  bureb  f(b»immenbe  ober  aueb  in  ben  ©runb 
ßeftedte  Seegeidjen  (f.  b.),  namentlicb  33ojen  (f.  b.), 
inn  meift  Tonnen  ßenannt.  ÜDtan  per»enbet  an 
ben  iRänbern  be«  gabrwaffer«  Spierentonnen 
(f.  beifteb,enbe  giß.  5)  fowie  in  ben  ©runb  ßeftedte 


lanße  Stanßen  (giß.  10),  ober  and)  Treibbaten, 
aufreebt  fd)»immenbe  oeranferte  Stanßen;  fpi^e 
Tonnen  (giß.  6),  »elcbe  tcßelformiß  über  Raffet 
ftnb,  ober  Briden,  »elcbe  aui  f eftßeftedten  8  tanßen 
mit  älften  ober  33efen  an  ber  Spifec  hefteten  (giß.  11 


»ig.  «.       Gig.  7.      BIO-  8.       gi8.  9.       Srifl.  10-1». 

unb  12).  2113  Hnf eßelunßStonnen,  »elcbe  nacb 
See  ju  ben  Ginßanß  einer  öabr»afferrinne  bejeidj* 
nen  )ollen,  baber  befonberö  ßrof>  unb  beutlicb  fein 
müifen,  per»enbct  man  23afentonnenf  »el*eauf 
ibremScb»immtörper  noeb  ein  bobe«,  »ett  ficbtbare« 
©erüft  traßen  (giß.  1)  unb  ßleicbjeitiß  fieudjt« 
tonnen  (giß.  3),  Heultonnen  (giß.  2)  ober 
©lodentonnen  (^iß.4)  fein  tonnen.  Tic  ^euebt« 
tonnen  enthalten  etne  mehrere  SRonate  reiebenbe 
güUunß  pon  tomprimiertem  Claa«,  bad  an  ber 
SpiKe  in  einer  ununterbrochenen  glamme  nerbrennt, 
unb  erfeften,  »enn  ei  auf  1,  böcbftenä  2  Seemeilen 
Sicbtroeite  anfommt,  bie  foftfpielißern,  »eil  SWann» 
febaft  erforbemben  geucrfAiffe  (f.  b.);  neuerbinßS 
bat  man  aud)  }.  33.  im  gabr»affer  ber  ^ubfon* 
münbunß  vor  üceuport  ein  Spftem  pon  elcttrifdh 
beleuchteten  Ceudjttonnen  per»enbct,  bie  ftcb  bcroäbrt 
baben.  2)ie  ©lodentonnen  traßen  in  ihrem  ©erüft 
eine  ober  mehrere  Öloden,  bie  infolße  ber  fcbauteln= 
ben  33e»eßunß  ber  Tonne  ununterbroeben  läuten; 
bei  ben  Heultonnen  befinbet  fieb  im  ^nnem  eine 
ebenfalls  oureb  bie  33e»eßunß  ber  See  tortwdbrcnb 
ertönenbe  automatifebe  Sißnalpfcife.  Wieden-  unb 
Heultonnen  ßeftatten  baber  aud)  bei  Webcl  eine 
Crientierunß.  3ur  ßcnnjeidmunß  pon  Untiefen  im 

56 


882  ©etonung  — 

ftabrmafier,  bon  3BradS  unb  Duarantdnebejirten 
bleuen  ftumpfe  Tonnen  (^ig.7),  Kugeltonnen 
(ftig.8)  unb  ftafetonnen  (ftig.9)  mit  Derfdjicbenen 
Sßcjeidjnungcn.  2>teSB.mirb  auf  benSeetarten  ein« 
getragen,  f o  bafe  ber  Seefabrer  beim  ^Baffieren  einer 
SEonne  genau  ben  Ort  fennt,  an  melcbem  er  fid)  be= 
finbct;  bcSbalb  fmb  gleichartige  Tonnen  noa>  mit 
Hummern,  SRamen  ober  SBudjftaben  Dcrfeben.  3u* 
befonbern  Kennjeidjnung  erbalten  bie  Tonnen  noeb 
fog.  Joppjeidum ,  2)rab>  ober  £oljgefled)te,  bie 
an  einer  Stange  am  obern  6nbe  ber  Sonne  he 
feftiflt  werben  unb  bie  $orm  Don  Kegeln,  Äugeln, 
iSplinbern,  Kreujen  u.  a.  haben. 

Betonung  (ber  SBörter),  f.  Hccent.  —  ©Arne« 
benbe  SB.  nennt  man  in  ber  mittclbod)beutfd)en 
93crölet?re  eine  faft  nur  am  Slnjang  beS  Süerf  eS  ftatt= 
bafte,  einen  SSHberfprud)  Jtoifcfjen  metrifd)em  unb 
fprad)Ud)em  Jon  Dermiicbenbe  SBetonungSweife,  bie 
eS  unter  Umftänben  ermöglicht,  bafe  bie  böcbftbetonte 
Silbe  beS  SÖ)orte$  metri|d)  auf  bie  Senfung  (ben 
SÜuftalt),  bie  folgenbe  minberbetonte  auf  bieftebung 
fällt.  Slud)  im  !Reubocbbeutfd?en  giebt  eS  biefe  SB., 
fo  beillblanb:  e£uffd)ldg  unb  9tofjeSfd)nauben  unb 
bumpfer  Sßaffenflang»  im  erften  SÜJorte. 

©ctpult,  ein  befonberS  im  3Jtittclaltcr  jur  3Jer* 
tid)tung  beröauSanbacbt  benufeteS  ©erät,  beftebenb 
auS  einem  Scbemel  }um  5tnien  unb  einem  ^ult  jum 
Auflegen  ber  i>änbe  unb  ber  ©ebetbfleber;  eS  mürbe 
oor  starten«  ober  öeiligenbilbern  in  Schlaf--  unb 
SlrbeitSjimmern  aufgeftcllt.  SJtit  ber  f>eiligenDer* 
ebrung  Derfcbmanb  baS  JB.  auS  ben  meiften  prot. 
Siänbern,  wäbrenb  fie  in  tatb-  Kird?en  nod)  beute 
Dielfad)  im  ©ebrauep  fmb. 

ttctrerungäfaU,  ber  Jall.  bar,  ein  fluchtiger 
Süerbredjer,  ober  bafe  jemanb  bei  SBerübung  einer  ! 
ftrafbaren  öanblung  betroffen  wirb. 

Bctricbcumtcr,  f.  Gifenbabnbebörben. 

©eiricbSetnrirbnma,  in  ber  gorftwirtfebaft, 
f.  Sorfteinricbtung. 

*t ctricb^flcljctmitic* .  91ad)  bem  $eutfcben  ©e i 
werbeunfallDcrftd)erungSgeie&  Dom  30.  3uui  1900 
finb  bie  @enoffenfd)aften  befugt,  burd)  ^Beauftragte 
(f  .b.)  ober,  auf  Verlangen  beS  SBetriebSunternepinerS, 
burd)  befonberS  ernannte  SadjDerftänbige  bie  SBe* 
triebe  wäbrenb  ber  SBetriebSjeit  beficbtigen  «u  laffcn, 
inSbefonbere  jur  Kontrolle  ber  ^Befolgung  ber  jur 
SBerbütung  Don  Unfällen  erlaffenen  SBorfdmften. 
Ser  ©efabr,  baß  hierbei  SB.  Derlefct  unb  baburd) 
©efd?äftSinterefien  gefdjäbigt  werben,  ift  burd) 
§§.  150,  151  Dorgebeugt,  monad)  bie  SRitalieber 
fcer  Söorftdnbe  ber  ©enoffenfebaften,  beren  SBeauf-- 
tragte  unb  bie  ernannten  Sacboerftänbigen  beftraft 
werben:  a.  wenn  fte  unbefugt  SB.  offenbaren,  welche 
traft  tbreS  Sttmtes  ober  Stuf  traget  ju  ihrer  Kenntnis 
gelangt  fmb,  auf  Slntrag  beS  SBetriebSuntemebmerS 
mit  ©elb  bis  ju  1500  W.  ober  mit  ©efängmS  bis 
ju  3  Monaten;  b.  wenn  fie  folcbeSB.  abfidjtlid)  jum 
Xa^tetl  beä  SBetrieb^untenTebmer«  offenbaren,  ober 
wenn  fie  gebeimgebalteneiBetriebSeinndjtungen  ober 
iöetriebsweifen,  welcbc  traft  ?lmtc*  ober  Sluitrageä 
Au  ibrer  Kenntnis  gelangt  fmb,  f olange  ali  biefe  SB. 
fmb,  naebabmen,  mit  ©cfdngnis  lüä  )u  5  ^abren 
unb  fatultatiüem  6bri?erluft.  Z bun  fie  t$ ,  um  fid) 
ober  einem  anbern  einen  SBermögen^tjOTteil  ju  Der' 
f  (baffen,  f o  tann  baneben  auf  ©elb  bis  ju  3000  5Dt. 
ertannt  werben.  —  (ibenfo  finb  bie  mit  geringem 
Söefugnilien  ausgeftatteten  iBeauftragten  ber  öfterr. 
llnfallöerfid?erung  ju  ©cbeimbaltung  ber  ju  ibrer 
Kenntnis  gelangten  ©eicbaftSDcrbfiltnifie  Derpfli*: 


SctriebSle^re 

tet.  —  Ober  ben  befonbern  £d?ufc  be^  SB.  au* 
bem  ©eficbtSpuntt  be«  unlautern  SBettbewert* 
f.  ©efdjäftSgebeimmS. 

»öerriebdböfcii,  f.  öafen. 

IBttricbMapital ,  in  bem  Dol(Swirrfd?aftlid>ert 
€prad;gebraud)  gewöbnlid)  glcicbbcbeutenb  mu 
umlaufenbem  Kapital,  bem  ©egenfati  tu  ben 
ftebenben  ober  Stnlagetapital  (f.  b.).  Unter  IB.  Der 
ftebt  man  basjenige  Kapital,  baS  bei  ber  ^robulricn 
gewöbnlid)  feine  ,\orm  Derdnbert  (ÜKobftof^e,  Hobler.. 
Saren,  ©elb),  um  in  anberer  ©eftalt  mit  @ewircn 
iunldjuflicfeen  unb  bann  benfclben  Kreislauf  mieber 
ju  beginnen.  Ter  Xeil  ber  fertigen  ^robufte,  bei 
gewöbnlid)  auf  Säger  Dorrdtig  bleibt,  gebört  reeger. 
beS  fteten  2öed)felS  feiner  SBeftanbtetle  ebenfalls 
jum  SB.  3"  einem  öanbelSgef  d)äf  t  bilbet  ber  Söaren- 
Dorrat  ben  öauptteU  beS  SB.  unb  beS  Kapitals  über; 
baupt,  ba  im  öanbel  baS  ftebenbe  M avital  eine 
weit  geringere  SBebeutung  bat  als  in  ber  ^abritatien 
unb  ber  Sanbwirtfdbaft.  ,~\ur  baS  ©ebeiben  einer 
jeben  UnternebmenS  ift  eS  Don  SBicbtigleit,  bar 
baS  SB.  unb  baS  Slnlagelapital  jueinanber  in  rid? 
tigern  SBerbältniffe  fteben,  bafj  alfo  j.  SB.  bei  einer 
großen  Aahrttanlage  baS  erftere  binreiebt,  um  bie 
Dolle  SluSnutmngberborbanbencn  l)tafcbinen,SBaij 
lid)lciten  u.  f.  w.  ju  ermöglicben.  eine  tjaufige  ^r 
gdnjung  beS  SB.  wirb  für  ^nbuftrie  unb  ^anbel  in 
bem  lurjfriftigen  ©edjfels  unb  SBanltrebit  get"u<bt. 
5)aS  tann  in  öanbclStrifen,  in  benen  biefe  Krebüe 
gelünbigt  werben,  ben  Dtuin  beS  ©efaSdfteS  berbei: 
f ftbren  SBeiberSanbwirtftbaftallerbingS  fmb  bäufu 
fdjou  längere  Krebite  erforberlicb.  Übrigens 
nad)  bem  gewöbnlicben  Spracfegebraudb  oft  ba? 
ganje  lanbwirtfd)aftlid?c^nDentar  als  SB.  bejeidnu: 
obwobt  eS  teilweife,  wie  ©erdte  unb  3ugoieb,  »um 
ftebenben  Kapital  gebört.  «Ramcntlid)  wirb  in  bir 
lern  weitem  Sinne  Don  bem  SB.  eine*  ^aebterS  ae 
fprod)en.  SEBdbrenb  in  ber  $riDatwirtfd)af  t  baS  ©eil 
jeitweifc  immer  wieber  als  t»auptform  beS  SB.  er 
tdjeint,  muf>  baSfclbe,  wenn  man  bie  SHollSwirrfdbah 
als  ©anjeS  betrad)tct,  jum  ftebenben  Kapital  bei 
felben  gered)net  werben,  eS  fei  benn,  bafj  cS  im  aus- 
wärtigen ^anbcl  üerwenbet  wirb. 

jßctricbtff äff cn,  f.  Jabrittafien. 

«ctricbtfttaffc,  SBJtrtfdjaf tsf laf fe,  in  bei 
§orftwirtfd)aft  bie  ©efamtbeit  aller  einer  unb  ber 
felben  SJllterSftufenorbnung  jugemiefenen  55ku> 
fldcben.  2)ie  SÖerfdiicbenbeit  ber  Betriebsarten,  bei 
Öolüarten,  Umhiebe,  beS  StauborteS,  unter  \lm 
ftdnben  aud)  baS  SBorbanbenfein  Don  dteallaften 
(L  SB.  SBiebweibe)  Wimen  bie  SBilbung  Derfcbicbenei 
SB.  in  einem  Steoier  bebingen.  Strenggenommen 
fmb  bann  für  jebe  SB.  bie  Slrbeiten  ber  örtrag» 
regelung  getrennt  ui  bebanbeln,  bod>  tann  man 
nicht  feiten  ben  üRangel  an  gldcbe  einer  SClter* 
tlaffe  (f.  b.)  in  ber  einen  SB.  burd)  ben  entipreeben 
ben  übcrfdiufj  in  ber  anbern  beden,  fomeit  bie* 
baS  Streben  nad)  fcerftcllung  beS  normalen  SUter* 
tlanenDerbdltniffeS  tat  jeber  einjelnen  SB.  suläpt. 
Sie  einzelnen  jeile  einer  SB.  tönnm  rdumlicb  ge^ 
trennt  fein,  immerbin  bleibt  eS  aber  münieben*- 
wert,  biefelben  burd)  bie  ©albeinteilung  (f.  b.i 
tbunlicbft  jufammcniufaiien  unb  abjumnbm. 

©ctrieb^f ranf enfaffen,  f.  <yabri Haffen. 

Betriebslehre,  lanbwirtfcbaf tlicbe ,  bu 
Cebre  Don  ber  Drganifation  (f.  SBetriebSorganiia 
tion)  unb  Ccitung  beS  lanbwirtfAaftlidjmSBetriebri 
(ÜöirtfdjaftSbireltion).  Sie  jerfdllt  in  bie  Ccbrc  Den 
ben  SBetricbSmitteln,  Don  ber  ßinriajtung  beS  SBe« 


)igitized  by  Google  j 


^Betriebsmittel  (ber  <£ifcnbcu}nen) 


8S3 


triebe-? ,  pon  ber  ©irtfcbaftSfübrung  unb  von  bem 
SöetrtebSerfolg  ober  ber  93ud)fübrung  unb  Jaration. 
<S.  93etriebSfpitem  unb  Sanbroirtfcbaft.) 

^Betriebsmittel  bet  (Sifenbabnen.  95.  finb 
feie  fiotomottüen  (f.b.)  unb  bie  5Bagen.  dufter 
ber  Sampffraft  roirb  aud)  bie  3ugtraft  bet  Uferte 
betrugt,  befonberS  bei 
totrafoenbabnen  (f.b.)  i  __i 
unb  ^nbuftriebabnen,  f=0-| 
tvdbrenb  größere  Qi* 
fenbabnftreden,  bie 
f tu  ber  für  Werbebc» 
trieb  eingerieptet  roa* 
ten,  j.  SB.  bie  93abn 
oon  93ubroeiS  nacb 
fiinj  unb  ©munben 
unb  bie  93uf$tiebra> 
ber  93abn  von  i;tag 
nacb  itobna ,  jefct  in 
Uotomotiobabncn  um» 

neänbert  finb.  Slueb  ber  fiuftbrud  ift  als  beroegenbe 
Kraft  bei  ßifenbabnen  jur  Slnroenbuug  getommen 
(f.  &tmofpbärif<be  (fiienbabnen).  3"  neuerer  3eit 
roirb  aueb  bie  Gleltricität  als  beroegenbe  Äraft  für 
Gtienbapnen.roenn  audj  big  jefct  nur  jur93eroepung 
Geringerer  Waffen,  benutjt.  Solcpe  (SlcttrtfAe 
(*tf enbabnen  (f.  b.)  finb  ».  93.  im  93etricbe:  auf 
ber  Strede  93abntrof  fiicbterfelbe  ber  Slubalt.  93abu 
bis  jur  flabettenanftalt  Üicbterfelbe  bei  93erlin 
(2,5  km),  bie  fpäter  nadj  bem  iöabnbof  fiicpterfelbe 
ber  93erlin»v#otebamer  93abn  unb  nacb  StegliH 
f crtflcfefet  roorben  ift;  femer  oon  Canbüoort  nacb 
Moftuerloren  in  f>ollanb  (2  km);  com  £>afen  93u)b 
nacb  bem  Drte  SBufb  in  tftorbirlanb  (10  km);  m 
ben  töniglicb  fäcpi.  6teintoblenroerten  bei  3aud«: 
robe  jur  iioblenförbcrung. 

Sie  Sagen  befteben  aus  bem  jur  Slufnabme  ber 
^erfonen  unb  ©üter  beftimmten  Cbertaften  unb  bem 
Untergeftell  mit  ben  Slcbfen  unb  ben  Dtabem.  93ei 
einigen  9£agen  für  befonbere  3roede  (Special - 
tragen),  j.  93.  für  fiangbolj,  Scpieneu  u.  f. ro., fmb 
bie  Cbertaften  burd)  einige  Streben,  fog.  Stüttgen, 
erfetit,  roclcbe  bie  Sabung  jufanimenpalten.  Ser 
Ober taften  ift  auf  bem  Untergeftell  bureb  Sd?rau» 
ben  befeftigt;  bei  ^erfonenmagen  tommen  jur  Slb* 
fcproäcbung  ber  Stöfie  nod)  Öummt»  ober  Spiral» 
febern  als  3roifd?enlagen  jur  Jlnroenbung.  SaS 
Untergeftell  (Sagenunter  taften,  9tab 
men,  ©eftcll  iebledjtbin,  f.  Sertfig.  1),  beftebt 
auS  )mei  CängSträgern  A,  bie  bureb  bie  Hopf» 
febro  eilen  B  ju  einem  iHabmcn  oerbunben  fmb. 
3ur  Slbftcifung  beSielben  bienen  bie  Stagonafocr» 
binbungen  C  unb  bie  Ouerwbinbungen  l>.  Sie 
Untergefteüe  roerben  iefct  geroöbnlicb  burebroeg  au* 
(jifen  bergeftellt,  früber  rourben  einjelne  Seile,  j.  93. 
bie  i'dngeträger  unb  flopffcbroellen,  auS  £>olj  ange 
fertigt.  Sin  ben&SngSträgern  finb  burd)  bieten  ober 
cdjrauben  bie  aus  |tarf em  93led?  beftebenben  ii  dj  3 
balter  ober  SldjSgabelnD,  E  (Jig.  2)  ange= 
braebt.  SaS  Untergeftell  rubt  auf  gebern  ]>\  bie 
ebenfo  roie  bie  ftebern  ber  geroöbnliepen  frubrmerfe 
ben  3»ed  babeu,  Stöfee  r>on  bemSagenobertaftcn 
ab.mbalten,  unb  auS  mebrern  aufeinanber  liegen» 
ben  Stablbldttern  (93lattfebern,  §ig.  3 )  befteben. 
Sie  früber  angemenbeten  ©ummi»  unb  Spiral» 
febern  bemdbrten  ftd)  roenig  unb  tommen  nur  noeb 
bei  Strafienbabnmagen  cor.  Sie  ^IcbSbücbfen 
ti  (Jig.  2),  auf  bie  ficb  bie  Gebern  in  ber  SWiitte 
ftüncn  unb  bie  in  ben  3lcb*baltent  In  fenfreebter 


SKicbtung  beroeglicb  finb,  bienen  jur  Übertragung 
bei  ©etr>id>tä  be&  SBagenS  auf  bie  ftd;  in  Urnen 
brepenben  Slcbfen.  Tie  :H  ab  er  ftnb  entroeber  Spei* 
eben»  (f.  gig.  4)  ober  Sdjetbenräber  (f.  ^ig.  5 
unb  6)  unb  werben  ebenfomobl  aus  mebrern  Stüden 
iufammengefe^t  rote  aud)  im  ©anjen  bergeftellt. 


Big.  l 


Sie  ntfammengefe&ten  9>lAber  befteben  aus 
bem  SHabftern  unb  beut  auf  biefen  aufflejogeuen 


guftftdblernen  abreifen,  ber  gegen  Slbfprtngen 
bureb  Scbrauben,  filammerit  ober  Sprcitgringe  ge* 


m  s. 

fiebert  roirb.  Ser9labft  er  n,  au«  Stabe, Speieben 
ober  S  cb  e  i  b  e  uub  Unterreifen  beftebenb,  roirb  ieftt 


meift  auS  Scbmtebeeifen  bergeftellt,  roibrenb  früber 
t>iel|acb  ©u^eifen  für  bie  9labc  93erroenbung  fanb; 
bieSdjetben  roerben  aud?  je&t  noeb  auS£olj(f.  Jjig.5) 

56* 


Digitized  by  Google 


884 


Betriebsmittel  (bet  (Sifenbafjnen) 


ober  ^apiermaffe  aebilbet.  2)ie  au*  einem  Stüd 
hergeftellten  Scbetbenrdber  (f.  &ig.  6)  ftnb  ent» 
Weber  au*  Stablgufc  ober  au*  £>artgufe  (in  ber 
Schale  ober  Soquille  gegoffen,  um  eine  harte  Sauf« 
flddbe  ju  erhalten).  Gtne  31  bart  bilben  bie  f  cb  m i  e  b  e » 
eifernen  Sd>eibenrdbermit  aufgcicbwei&ten 


OTabreifen.  Segen  ber  beim  93remfen  ber  au*  einem 
Stüd  hergeftellten  3lAbcr  burcb  Innung  entHcbciu 
ben  ©efapr  be*  3e*fptingen*  ift  bte  8lnbringung 
t?on  93remfen  bei  folgen  SHdbern  auf  ben  meiften 
cuwp.  Gifenbabnen  »erboten.  2)te  SRdber  erhalten, 
um  ba*  ©leiten  in  Krümmungen  gu  binbern,  eine 
etwa*  gencigte(tegel  förmige)  Cauffldcbe,  bie  ftcb  na* 
ber  Snnenfeite  3U  bem  Spurtranj  erweitert,  ber 


Sir  ftübrung  ber  Slcbfen  auf  bie  Schienen  bient.  2>ie 
cbfe  n  werben  je&t  nur  au*©u&ftabl  angefertigt  unb 
baben  von  ber  2raa.fdbia.teit  be*  Sagen*  abbdn« 
aige  Sbmeffungcn ;  häufig  »ort  ommcnbe  ajcafte  ftnb : 
Surchmeffer  in  ber  OMtte  12  cm,  in  ber  s)iabe  be* 
Stabe*  13  cm  unb  in  ben  oon  ben  ächebüajfen 


ß<8-  t. 


umfcblofTenen  Scbenteln  9,5  cm.  2>ic  JRdber  wer« 
ben  auf  bie  Scbfcn  gef  (hoben  unb  mittel*  bübrau« 
lifcher  ^reffen  unter  »nwrnbung  eine*  2>rude*  bi* 
250000  kg  an  bie  richtige  Stelle  gebracht.  £inficbt« 
lieb  ber  3abl  ber  3ld  fen  unterfebeibet  man  »»ei«, 
brei«  unb  mebraebfige  Sagen.  Sei  lefctem, 
welche  befonber*  auf  amerif.  Gifenbabnen  SBerWem 


bung  finben,  liegen  je  jwei  ober  brei  Scbfen  in  einem 
befonbern  ©efte  U  an  ben  beiben  Gnben  bc*  SBagenl. 
3>a*  ©eftell  ift  brebbar,  um  ben  leichten  2!urcbganci 
ber  Sagen  burcb  bie  Krümmungen  beT  SSabn  p 
fiebern.  3"  gleichem  3»ed  »erben  neuerbing*  be» 
jwei*  unb  bretacbfigen  Sagen  fog.  2  c  n  t  a  db  f  e  n  an 
gemenbet,  welche  ftcb  beim  durchfahren  ber  Ärünp 
mungen  rabial  etnftellen.  Seit  einiger  3«t  »erben 
auch  i«  Seutfchlanb  meraerftge  Sagen  (für  ben  fkr- 
Jonen*  unb  ^Joftverfebr)  gebaut.  2ln  ben  Hopffcbwei 
len  befinben  ficb  elaftifcbe  Vorrichtungen ,  Buffer 
(11  in  8ig.  1),  um  bie  Stöfee  beim&nfcbiebfn  ber  Sc 
gen  abjttfcbwficben.  $n  bie  an  ber  Kepffcbroelle  an 
gebrachte  ^Jufferbülfe  b  (ftig.  7)  febiebt  ftcb  bie 
5$uf  ferftange  a  ber  Stobblatte  i,  n>enn  ein 
Stob  erfolgt,  unb  brüdt  burcb  ben  iUnfafe  c  ba 
*jjufferftange  bie  Spiralfeber  e  jufammen.  grüber 
mürben  anftatt  Spiralfebern  Kautfcbutringe  anae^ 
menbet ;  ba  biefelben  inbe*  fehr  leicht  bef  cbäbi^t  amr 
ben  unb  teueT  waren,  tommen  ic&t  nur  uoeb  i*uncr 
mit  Spiralfebern  jur  SJermenbung.  Sluf  ben  eurer, 
normalfpurigen  Söabnen  ftnb  bie  Sagen  mit  j*ei 
puffern  verfeben,  ba*  einpufferfpftem  tontmt  nur 
bei  fcbmalfpurigen  93abnen  vor ;  in  Slmerita  baaeant 
ift  ba*  Ginpufferfpjtem  verbreitet.  Unter  bem  Unter 
gefteU  be*  Sagen*  beftnbet  ftcb  bie  ebenfaü*  claftiid 
angeorbnete  Sugftangc  KL  unb  LK  (gtg.  l),  bie 
an  ben  Kopff  gellen  in  3ug  baten  enbigt.  25ie$er- 
binbung  ber  lefctern  erfolgt  nicht  burcb  Ketten,  fonbern 
burch  Scbraubentuppelungen,  bie  ein  allmdb 
liehe*  3ufammenjiehen  ber  Sagen  geftatten.  Seelrath 
ftnb  auch  noch  Jpg.  Sicperbeit*tuppelungen 
(Stetten)  bei  M  (#ig.  1)  angebracht,  bie  nach  3"' 
ftorung  ber  öauptluppelung  in  2bätigleit  treten. 
Um  bte  gefährliche  Kuppelung  ber  Stangen  burcb 
l'tcnfcbenbdnbe  ju  vermeiben,  fmb  befonber*  in 
Slmcri ta,  begflnftigt  burcb  ba*  bafclbft  beftebenbe 
(Sinpufierfpftem,  fclbfttbdtige  Sagenfuppelungnt 
jur  2lnroenbung  getommen.  9Jon  180873  @ütcr 
roagen  auf  ben  Ctfenbabncn  be*  Staate*  9teuporl 
foUen  in  ©emfiftbeit  eine*  ©efe^e*  uom  %  1884,  ba* 
eine  berartige  Cinrichtunabei  aüen  neu  gebauten 
ober  au*gebcf)crten  alten  Sagen  verorbnet,  beTeitl 
35473  mit  felbfttbätigen  Kuppelungen  verfeben  fein. 
Gin  fernere*  ©efefc  Dom  3- 1885  orbnet  bie  (5infüc< 
rung  felbftthdtiger  Kuppelungen  bei  allen  Gif rnbabr 
wagen  bi*  jum  1. 3an.  1892  an.  ?ln  ben  ®efteüen 
ber  ßifenbabnfabrjeuge  ftnb  enblicb  no4  bie33remfen 
angebracht  (f.  ßifenbabnbremfen).  Stach  ibrer  Sk-- 
ftimmung  |erfallen  bie  Gifenbabnmagen  in  %tx> 
fönen«,  tyon  ,  ©epdd«  unb  ©fiterwagen. 

Sei  ben  ^Jer  fönen  wagen  unterfcfceibet 
man  ba*  Souplfpftem  mit  brei  bi# 
fech*  von  ber  Seite  jugdnglieben  Slbtei« 
hingen  unb  ba*  befonber*  bei  ben  amerif. 
Söabnen  angewanbte  ^ntcrtommunila' 
tiott*fpftem  mit  einem  in  ber  9Witte  be-- 
finb(id>en  ©ange,  an  beffen  beiben  Seiten 
bie  Si&pldBe  angebracht  ftnb  unb  ;u  wel< 
*cm  von  ber  Vorbcr«  unb  53interfeitc  be* 
Sagen*  au*  Sbüren  filbren.  Gine  neue 
8lrt  ikrfonenwagen  mit  6oup<«Slbteiluna 
unb  3ntertommunitation  burcb  einen  Settengang 
würbe  von  fceufmgcr  von  Salbcqg  tonftmiert. 
(S.  auch  Korriborjug.)  2)te  ^erfonenmagrn  ber 
beiben  erften  Klanen  ftnb  faft  burebgängig  mit 
gepolfterten  Sihen  unb  Seitenwdnben  verfeben. 
wobei  erftcre  beim  Schlafen  gewöhnlich  noch 
au*ßejogen  werben  tßnnen.  I)ie  ^erfonenwagen 


Digitized  by  Googlt 


^Betriebsmittel  (ber  (Eifenbcu)ncn) 


885 


III.  fllajfe  fmb  nicht  ßcpolftcrt;  bie  ber  IV.  Älaffe 
finb  gewöhnlich  nur  oon  bcn  Gtirnwänben  au* 
außänßlidj.  Sdprenb  f»e  früper  meiit  opne  Stfcs 
vUii'.c  waren,  finb  juerft  bie  preufe.  6 taats bahnen, 
fpäter  audj  anbere  mit  bet  (Sinridjtung  oon  Si&* 
•pldfecn  oorgegangen.  Slufeer  ben  gewöhnlichen  s#ers 
fonenwagen  Ttnb  bie  oft  mit  großem  Sunt*  au*« 
gematteten  talcn«  unb  Schlafwagen  unb 
bie  befonber*  auf  ben  gröfeern  amerif.  ßifenbahnen 
eingeführten  ^ullmannfdjen  £>otelmagen 
tu  nennen.  (S.  ßifeimabnwagenmietgefeüfdtaften.) 
\wi  I  ber  Tafel:  Setriebemtttel  ber  Gifen* 
bahnen  II  oeranfAaulidjt  einen  amerif.  %ex\o-- 
nenwagen;  <$ig.  4,  Taf.  I,  einen  Schlafwagen  ber 
preufe.  Staat*eifenbabuen ;  gig. 3, Taf.  II,  mit  lint* 
nebenftebenbem  ©runbrifi  ftellt  einen  jmeiadjftaen 
^ierf  onenwagen  mit  3wifcbenoerbinbungen  bar.  söe« 
f  onber*  in  ber  9Mbe  ooltreicper  Stäbte  tommen  auch 
jroeiftödtge  ^erionenwagen  (f.  Taf.  I,  ftig.  5)  in 
»nwenbung.  3n  SRufslanb,  wo  fdjon  oor  mebrern 
fahren  Wdbrenb  be*  Saue*  ber  Tran*fafpifd>en 
Cnfenbabn  (f.  b.)  Gifenbabnwagen  jur  Slbpaltung 
be8  ®otte*bienfte*  unb  be*  Schulunterricht«  für  bie 
beim  Sau  befebäftigten  Seamten  unb  Hrbeüer  unb 
ibre  gamilien  eingerichtet  mürben,  »erben  neuer= 
bing«  fabrbare  ßifcnbabnttrdben  pergeftellt. 
<S*  ftnb  bie«  oicradjfigc,  böcbft  elegant  ausgestattete 
unb  äufeerlid?  unb  innerlich  mit  oielen  religiöfcn 
€>pmbolen  gefepmüdte  Sagen  mit  ooUftdnbigcr 
flirebeneinriebtung.  Sic  follcn  in  Ärieg*jeiten  mäh* 
renb  ber  Truppenbeförberung  ben  bobern  DffijieTen 
bie  Teilnahme  am  ©ottesbienft  ermöglichen.  $ibm 
liebe  Sagen  befteben  in  ämerita;  bie  Sifdjöfe  bat* 
ten  auf  ibren  $icnftreifen  barin  auf  ben  6tationen, 
in  beren  9cdbe  fiircben  nicht  oorbanben  finb,  (Sottet 
bienft.  —  2)ie  Grlcucbtung  ber  $crfonenmagen 
erfolgt  bureb  Cl,  Petroleum,  @a*  unb  eieltricität. 

3)ie  £eijung  ber  ^erfonenmagen  »irb  auf  Der 
fdnebene  Seife  bewirtt.  2>ic  ältefte  unb  unoollf om* 
menfte  Ginrichtung  ift  bie  dTWärmung  bureb  9B  ä  r  m » 
flaf  eben,  bie  mit  beifcem  Saffcr  ober  6anb  (neuer* 
bing*  aud)  mit  effigfaurem  Natrium)  gefüllt  werben. 
Trofc  ibrer  Äoftfpieligfeit  in  Stnlage  unb  Unterbab 
tung  ift  biefe  Slrt  ber  6eijung  bie  am  menigften  wir!» 
fame,  inbem  eine  T>urd)Wärmung  ber  Soupl*  nidjt 
erreicht  »irb;  Särmflafdben  lommen  baber  nur  nod) 
feiten  in  Snmcnbung.  Sei  gröfcem  Sagenabteüun* 
gen,  mie  in  Salon«  unb 3nterl ommunifation«  wagen, 
beftebt  oielfadb  Dfenbeijung.  2>ie  ftüllöfen 
werben  mit  öoljloblc,  bie  fog.  SRegulieröfen  mit 
Steintoblcn  gepeijt;  erftere  brennen  bi«  ju  20Stuns 
ben;  le&tere  bi«  ju  8  Stunben.  Tu-  Ofenbeijung  bat 
inf ofern  ^aa^teile,  aldbie  Cf enoiel  i; I  a  h  wegnebmen, 
ungleid^e  Grwdmtung  beroorbringen  unb  bei  3u* 
fammenftöfeen  u.  f.  w.  gefdbrlid)  fmb.  Sei  ber  befon; 
berd  in  Cftemi*  anjutreffenben  \!  uft  bei  jung  ijt 
ber  Cf en  unten  am  5öagenfaften  angeoradjt ;  bie  6ei= 
uing  erfolgt  mit  Äot#  unb  bat  ftd)  bei  forgfdltiger 
^3etanblung  gut  bewdb,rt.  2)ie  *oei}oorri(b,tung  mit 
freist oblen  (aud)  brdparierte  ober  plafti)d?e 
Roble  genannt)  wirb  befonberS  bei  bem  6oupe*= 
6pftem  oerwenbet;  fte  beftebt  au*  einem  luftbi(bten 
eifemen,  unter  ben  ©ifcbdnten  angebradjtcn  öeij' 
taften,  ber  bur<p  eine  in  ber  duftem  Scitenwanb 
tti  33agenö  befinbliAe  (leine,  bicbtfrtlie&enbe  Jbür 
jugänglid)  ift.  Tie  tfobjenjiegel  legt  man  entjün* 
bet  in  ben  £>ei}unterfa^,  einen  burcblö&erten,  oben 
offenen  SBledjtaften.  ober  einen  Äorb  au*  Gifen* 
brabtßefleit,  beT  al*bann  in  ben  öeijtaften  gefd?o: 


ben  wirb.  3)ie  ^Jrefef ofelenb,  cijung,  bi*  in  bie  neuere 
3eit  befonber*  auf  ben  preufe.  6taat^bapnen  in 
©ebraudb,  bat  ftdb  bauernb  nid?t  bewdbrt,  ba  ba* 
Hnwdrmen  ber  Sagen  jiemlid)  lange  ;U'it  in  -Rn-- 
fprud)  nimmt  unb  bie  Unterhaltung  einer  gleiaV 
mdfjigen  Temperatur  grofee  Slufmerlfamteit  unb 
bei  taltem  5öetter  febr  bdufige*  ßrneuevn  ber  ^refj: 
loblen  erforbert.  ^euerbing*  ift  immer  mebj  bte 
5)ampfbeijung  in  Slufnapme  getommen;  aueb 
auf  ben  preufj.  6taat*babnen  ift  ibre  Ginführung 
fd?on  weit  porgefchritten  unb  in  noeb  weiterm  Um« 
fange  angeorbnet.  $er  gewöbnlid)  ber  fiotomotioe 
entnommene  2)ampf  —  bie  SÄitführung  befonbem 
3)ampflefjel  im  ^adwagen  ift  nur  oereinjelt  — 
wirb  burd;  unter  bem  Sagen  liegenbe  eiferne  :K  c  l  r 
leitungen,  bie  jwifdjen  ben  Sagen  burd)  ©ummi« 
fdjlducbe  oerbunben  fmb,  na*  ben  in  ben  6oup<3 
unter  ben  Sittbrettern  angebrachten  öei}cplin< 
bem  geführt.  2)ie  Siegelung  ber  Temperatur  erfolgt 
burd)  6dbne,  bie  in  Äbjweigungen  oon  berftaupt« 
leitung  naa>  bem  Jöeijcplinber  liegen  unb  oon  ben 
JReifcnben  naa>  öelieben  gefcbloffen  ober  mehr  ober 
weniger  geöffnet  werben  tonnen.  5)ie  93orjüge  ber 
3)ampfbei}ung  befteben  hauptfdd>lidi  in  ber  Sicher* 
beit  ibrer  ^anbbabung  unb  ber  ©leidjmdfeigfeit 
ibrer  Sirtung;  freilich  ift  babei  bie  UnbequemliaV 
feit  ©orpanben,  bafj  ba«  SuSfetjen  oon  Sagen  erft 
oorgenommen  werben  lann,  wenn  bie  an  ben  Gn* 
ben  be*  Sagen«  befinblidben  äbfperrbdbne  ge» 
fcbloffcn  unb  bie  ©umnüfcplducbe  gelöft  fmb.  —  auf 
ben  muh.  Staat*babnen  werben  in  ber  3cit  Pom 
1.  D!t.  bi*  Gnbe  3lpril  fdmtlicbe  ^erfonenjüge  ge* 
beijt,  wenn  bie  Sufttemperatur  unter  +  5°  R.  fmft. 
Tie  Sdrme  im  Innern  be«  Sagen«  foll  im  atl< 
gemeinen  +8°  It.  betragen.  —  2>ic  Soften  ber 
Sagenbeijung  betragen:  bei  ber  Ofenbeijung 
etwa  4  bi«  5  )lif.  für  bcn  Sagen  unb  bie  Stunbe, 
bei  ber  Suftbeijuiig  0,6«  bi*  0,89  $f.  für  ba«  Sagen: 
tilometer  (f.  Gifenbabnitatiftil),  bei  ber  ^refctoblem 
beijung  etwa  5  bi*  7  $f.  für  ba*  Coupe"  unb  bie 
Stunbe  unb  bei  ber  Stampfpeijung  etwa  0,5  bi-i 
0,75  $f.  für  ba*  Sagentilometer.  —  5Reuerbiug* 
machen  fid?  auch  33eftrebungen  wegen  öeijung  oon 
©üterwagen  geltenb,  um  ©egenftänbe,  bie,  mie 
3Mumen,  gegen  Jyroft  empfinblid)  fmb,  oor  öe= 
fdjdbigungen  bei  Seförberungen  wdbrenb  ber  Sin* 
ter*3eit  ni  fchüften,  unb  fmb  auch  bereit«  auf  ben 
preufi.  Staat«:  unb  anbern  ßifenbabnen  ©ütcr« 
wapen  mit  öeijoorrichtungen  rerfchen  morben. 

5)ie  auf  bcn  meiiten  Sahnen  laufenben  befon« 
bem  ^oftmagen  (2af.  I,  §ig.  2  oeranfdjaulicht 
einen  öfterr.  ^oftambulanjmagen)  bienen  jur  95e* 
fftrbemng  ber  Sriefe  unb  Ratete,  bie  ©epdd  = 
wagen  jur  JBeförbemng  be«  Mcifegepdd«.  2)ie 
jur  Seförberung  ber  ©üter  beftimmten  Sagen 
terfallen  in  bebedte,  offene  (f.  Taf.  I,  ftig.  1  unb  3; 
Jaf.  II,  $ig.  2  unb  7)  unb  für  befonbere  qmtdt  her-- 
geriditete,  wie  bie  Sieh  wagen  (2af.  I,  ^ig.6),  bie 
Sang  hol}:,  ftleifdj:,  Sicrwagen  u.  f.  w.  3)ie 
oben  offenen©üterwagenfürÄohlen,Sanbu.bgl.  hei= 
|en  auebfioren  (engl.2owrie*,Ginjabl  fiowrp). 

8,  Jaf.  II,  ftellt  einen  Sagen  jum  3:ran*port 
oon  grofien  ©ef  chütten  bar.  —  2)ie  Tragfähigkeit 
ber  ©üterwagen  auf  ben  Sabnen  be«  europ.  acu- 
lanbe*  beträgt  gewöhnlich  10  t  (l  t  =  1000  kg), 
cinjelnc  Sagen  haben  auch  eine  Tragfäbigteit  oon 
12,5  bi*  15 1.  2)ie  engl.  Sabnen  beftjien  ©ütenoagen 
pon  meift  geringerer  Sragf  äbigf  eit  (6—8 1),  wdbrenb 
in  Hmerifa  bie  Tragfähigteit  gewöhnlich  eine  höhere 


Digitized  by  Google 


88G 


Setriebgorbnung  —  SBetriebSreglement  (bcr  (Sifcnba^nen) 


$ti\ ont  n 
tpagrn 

II.  «rpdtf 
»  o  g  r  n 


h't ;    fliebt  ©üterwagen  bis  )u  40 1  Xragbaft.  2>U 
3  unb  6,  Jaf.  I,  unb  ftig.  2,  2af.  II,  enthalten 
^eopiele  oon  amerif.  ©üter»  unb  SBiebmagen. 

$te  greife  für  Saßen  (teilten  fta>  im  Sommer 
18%  burd?f<bnittlid)  etwa  wie  folgt: 

brciacMlge  in.  fffaffe   17100  TO. 

Die  t  odifiqe  III.      »     (Vbteilg.)  17 100  > 

jBftadjftge  III.      >       .  .  .  .  9  MO  » 

i  brriod)fi(ie  in.    11 100  » 

j»f«a<l)f«fl»  IV.       >       ....  7100  • 

I  »ipfiadjftflf  ILiin.  *       ....  11000  » 

/  jwr iadifigr  für  $ ftfont n^üqt  .  .  7  WO  » 

<  brtia±r»fl«    »           »         .  •  8400  » 

I  »»fiodfflflf  •  •flierjflflf  .  ...  5800  » 

ibfbtrftr  mit  «temfe   350O  . 

m.  Ol ü tr r*  I  offrnf     »       »    8700  • 

nigm    \  ftobIfnn>aflfit(tifrntr)obnf  «mtiir  3200  * 

Ijtatfbrcfflroagm  oSnr  Srrmfe  .  .  3600  * 

über  bie  Seiftungen,  9ieparaturtoften  u.  f.  m.  ber 
Sagen  f.  Gifenbabnftatiftif.  $aS  ©ewiept  eine-? 
jwciacbfigen  Personenwagens  I./II.  Älaffe  beträgt 
bi«  13 1,  bog  eined  bretadjftgen  bis  18  t,  baS  eines 
oieTad>figen  bis  30t;  einbebechcTjweiad)fißer®üter« 
wagen  wiegt  bis  9,  ein  offener  btS  7 1.  2>te  fidnge 
eines  jweiadjftgen  ^erfonenwagenS  beträgt  bis  9  m, 
eines  breiadmgen  bis  11  m  unb  eines  oieracbTtgen 
bis  16  m.  Sebedte  Guterwagen  finb  7—8  m  lang. 

SleuerbingS  ift  jur  Slbfdjwddmng  ber  jerftören* 
ben  Sirlung  oon  jufammenftofjenben  Gifenbabn* 
lügen  bie  Gtnftellung  eines  jufammenfdnebbaren, 
fog.  $ufferwaaenS  jwifdjen  ^adwagen  unb  2o* 
lomotioe  oorgefaMagen  worben.  2)aS  UntergeftcU 
beS  SagenS  beftebt  aus  übereinanber  oerfcbieb: 
baren  JoÄlften;  auf  bemfelben  rubt  ein  zweiteiliger, 
ineinanber  oerfebiebbarer  colinbrifdjer  Äeffel,  ber 
mit  ^refeluft  gefällt  ift.  3)ie  Spannung  ber  2uft 
ift  fo  gewdblt,  bafe  bcr  Sagen  erft  bei  ftartcnStö* 
ton  lur  Sirfung  tommt. 

(Iber  bie  Einlage  unb  ßtnridbtung  ber  IB. 
entbalten  SBorffbriftcn :  1)  bie  formen  für  ben  S5au 
unb  bie  SluSrüftung  ber  äaupteifenbabnen  SeutfaV 
lanbS;  2)  bie  Betriebs orbnuna  für  bie  £aupteifens 
babnen  $eutfd?lanbS;  3)  bie  $)abnorbnung  für  bie 
ftebeneifenbabnen  3)eutfdjlanbS  (f.  SBapnpolijet  unb 
(Sifcnbapnbau);  4)  bie  ted^nifeben  Vereinbarungen 
über  ben  Sau  unb  bie  SBetrtebSeinridjtungen  ber 
jum  SBcrein  beutfeber  Gifenbabnoermaltungcn  gc 
pbrenben  Gifenbabnen  (f.  (Sifcnbabnoerein);  5)  bie 
Seftimmungen  über  bie  teebnifepe  (5inb eit  im  (fifen* 
babnwefen  (f.  ßifenbabneinpeit). 

üine  befonbere  (Gattung  von  6ifenbabnfabrjeu= 
gen  bilben  bie  Sabnbraifinen,  na*  bem  «yorft* 
meifter  Trat-  ;u  3)tannbeim  (1817)  genannt,  ber 
einen  jweirfiberigen,  jumSelbftfabren  eingeridjteten 
Sagen  erfanb.  GS  ftnb  leiepte,  oierrdbenge,  offene 
Sdgelcfcen  mit  einigen  Sitipld&en  unb  einer  iBor* 
riebtung  jur  Selbftfortbewegung,  bie  oorjuaSweiie 
oon  SBabnmeiftern  unb  Dberbeamten  jur  SBeftebtü 
gung  ber  SBabrtlinte  oerwenbet  werben.  9leuerbingS 
tommen  aueb  naeb  bem  Spftem  ber  Stratienoeloci* 
pebc  gebaute  GifenbabnbratFtnen  jur  JBcrwcnbung 
aa\.  II,  §ig.9).  —  Über  Sdjneepf  lüge  f.  b.  unb 
Jaf.  II,  giß.  4,  5  unb  6. 

3)ie  beutfdjen  (normalfpurigen)  Gifenbabnen  be= 
fafecn  1.  3an.  bej.  1.  »pril  18%  an  JB.:  16107 
Sotomotioen  (barunter  bie  preufj.  StaatSbabnen 
10924),  31423  ^erfonenmagen  (preufj.  Staatebab* 
nen  18798)  unb  330411  ©epäd*  unb  ©Üterwagen 
(preufe.  StaatSbabnen  230181).  Suf  ben  öfter» 
reidjiidjcn  unb  ben  in  Cjterreidj  belegenen  mit 
Ungarn  gemeinfamen  normalfpurigen  6ifenbabnen 
waren  i.^an.  1895  üorbanben:  4089  fiolomotioen, 


8858  $erfonenwagen,  96800  Saftwagen.  Ungarn 
verfügte  1.  $an.  1895  (einfdjlienli*  ber  in  Ungarn 
belegenen  gemeinfamen  Gifenbabnen)  über  21«ih 
£olomotit>en,  4297  ^erfonenwagen  unb  49011 2ati 
wagen.  Sie  IB.  ber  Gifenbabnen  ber  <§Tbe  fdnnen 
(juüerldffige  3ablen  liegen  allerbing*  nid?t  rc: 
1888  auf  runb  105000  Öofomotiwn,  230000  $n 
fönen«  unb  2^  9RUL  ©üterwagen  angenomnu- 
werben,  wovon  etwa  $wei  ^Drittel  auf  bie  eurer, 
unb  ein  drittel  auf  bie  aufjereurop.  fidnber  en; 
fallen  bürften.  Jür  bie  öerftellung  oon  Gifenbah 
betriebSnutteln  befteben  jablreidje  in*  unb  auSldc 
bifd?e  Gabrilen.  6in  SerjeidjniS  »on  Solomohr 
unb  ßiKnbabnmagenfabriten  unb  ibrer  fieiftunar 
fdbigfeit  in  l)euticblanb ,  Cftemicb  ■  Ungarn  urt.K 
bcr  Sdjweij  entbdlt  ber  «©ebeftete  2cil»  beS  aL^ 
jdbrlicb  in  SieSbaben  bei  %  5-  SJeTßmann  en'dn 
nenben,  oon  Gbm.  öeufinßer  oon  ©albeflg  bearüj:= 
beten  «ÄalenberS  für  Gifenbabntedjnifer  ».  —  SjL 
Öcufinger  oon  Salbegg,  ©anbbud?  für  fpeeifllf 
eiieubabntedjnif,  JBb.2:  %tt  difenbabnroagenbca 
(2.  »ufl.,  fipj.  1874);  oon  Seber,  Sdjulc  beS 
babnmefenS  (4.  »ufl.,  ebb.  1885) ;  ©.  SWeber,  ©run:: 
jüae  beS  Giienbabn-ÜJlafcbinenbaueS,  Jeil  2:  2* 
iSiienbabncn  (Serl.  1884). 

©erricbCorbnung  für  bic  ioaupteifenbab 
nen  SeutfcblanbS,  f.  93abnpoli3ei  unb  Qxkr. 
babn=iöetriebSorbnung. 

«erriebetorgantfation.  t'xc  53.  ober  Sitt 
fdb.aftSeinri(btung  eines  SanbguteS  wirb  w» 
ftenS  auf  eine  längere  :Hoihe  oon  fahren  feftgefuüi 
(IS  werben  babei  bieÜluSbebnung,  Sefd>affenbeitui  r 
SJenufeungSweife  beS  SobenS,  bie  ©orbanbenen  6^ 
bäube,  bie  örtlicbe  unb  tlimatifcbe  Sage  beS  ©utt* 
Transport*  unb  jlbfatioerbdltniffe,  baS  oorbancr: 
Kapital,  bie  arbeitStrdftc,  bie  ßinriditung  te<br.;= 
fdjer  9lebengewerbe  in  Setradrt  gejogen  unb  bana± 
bie  5rud)tfolg.e,  baS  SJerbdltniS  jroifcben  Ticai: 
früebten  unb  (nittcrßewäcbfen,  bie  »njabl  unb  ©üi 
tung  beS  3ug:  unb  9lu&oicbS,  ber  5öcbarf  an  ©efinr* 
fowie  ber  an  ^noentar  unb  enblicb  bie  ©rose  td 
nötigen  umlaufcnben  ^etriebefapitalS  feftgeftcllL 

^ctrtcbo<rcßlcmcHt  ber  (Sifenba bnen,  t\< 
©cfamtbeit  ber  Vorfdmften,  bie  fidj  auf  baS  ik: 
bdltniS  iwifcben  iBabn  unb  ^ublitum  in  9e;u: 
auf  bie  IBcnu^ung  jur  iBeförbenmg  oon  ^Jerfonfn 
unb  Gütern  bejieben.  2)erartige  Süorfdjriften  imi 
ben  juerft  oom  Sierein  beutfeber  6ifenbabnoer»al: 
hingen  (f.  Gifenbabnoerein)  angenommen.  Tirri 
Ärt.  45  ber  T  cuticK'n  dteid)Soerfaffung  ift  fobann 
beftimmt,  ba^  baS  9leid)  babin  mirlen  »erbe,  bar. 
balbigft  auf  allen  beutfdjen  ßifenbabnen  überein 
ftimmenbe  eingefübrt  werben.  Solcbe  iKea'.f 
mentS  würben  für  baS  I  outfebe  9teid>  (auSjdjliet 
lieb  öapern)  juerft  1870  unb  fpdter  »ieberbolt  n 
abgeäuberter  Sj»ffung  erlaffen.  2>aS  feit  l.  ^an- 
1893  für  baS  Seutfdjc  Sieidj  geltenbe  ^.  trägt  bie 
«BejeiAnunß  SJerrcbrSorbnung  (f.  eifenbabn 
oerfcbrSorbnung). 

3n  C  ft  e  r  r  e  i  dp  unb  U  n  g  a  r  n  ift  bie  Scjeidjnuna 
SB.  jür  bie  mit  ber  SBerfebrSorbnung  im  roefentli(tei 
glcicblautenben  Seftimmungen  beibebalten,  ebenio 
im  herein  beutfeber  (Jijenbabnocrwaltungen,  bellen 
neuefteS  IB.  flleia7tallS  1.  ^an.  1893  in  ©eltung  trat. 

Sie  fad}licben  ^bweia>unaen  beS  Öfterr.  unb  bec< 
ungarifdjen  JB.  oon  ber  beutfeben  SJerlcbrSorbnuii^ 
ftnb  nur  unerbeblid);  baSfelbe  utiicnt  ftcb  in  einißen 
^untten  enger  als  bie  JBcrfebrSorbnung  an  ba? 
ferner  internationale  übereinlommen  über  ben 


Digitized  by  Google 


93etrieb8rcgulierung 

tiif  cnbabnfracbtperfebr  (f.  Gifenbaljnrecbt  IL  3)  an, 
aud>  ba,  100  biefe«  mit  bcm  Hönbel«ßefe&bucb  in 
SBiberfprud?  ftebt.  ?lber  biefe  Unterfdjiebe  toerben 
mit  Ginfübrunß  be«  neuen  Hanbel«ßefel$bud?«  uu\v 
fallen,  ba«  für  ben  internen  Gifenbabn*  unb,  fotvett 
ed  anaebt,  für  ben  bAnbel«red)tlid)en  Aracbtoerfebr 
überhaupt  flbereinfttmmunß  mit  ben  5Hed?t«fä&en 
über  ben  internationalen  Gifenbabnfrad?toertebr 
be«  93erncr  ü  berein  fommen«  berjuftellen  fudjt. 
Die  93ef6rberunß«bebinßunßen  für  einjelne  ©eßen* 
ftänbe  ber  burd?  93unbe«rat«befd?luft  oom  7.  ftebr. 
1895  neu  feftßeftellten  Anlage  B,  in«befonbere 
oprcnßftoffc,  ftnb  in  CfterreidVUnßarn  anbere  als 
im  2)eutfd?en  SReid?.  Grbeblidjcr  finb  bie  SSer* 
f  djiebenbeiten  be«  3).  be«  Verein«  beutfeber  Gifem 
babnoerroaltunßen.  3n  biefem  fehlen  bie  3tbfd?nitte 
Der  9Jertebr«orbnunß  über  bie  93eförberunß  oon 
(irprefcßut  (f.  b.),  oon  fieidjen  unb  oon  lebenben 
Zieren  ßanj,  unb  nur  bie  Slbfdmitte  über  33eför* 
berunß  oon  ^erfonen  unb  ©epäd  ftimmen  mit 
benen  ber  Skrtebräorbttunß  oollftänbtß  übereilt.  35er 
Slbfdjmti  über  bie  93efÖrberunß  oon  @ütern  enthält 
einen  ßenauen  Slbbrud  be«  SBerner  übereinfommen« 
nebft  ben  Slu«fübrunß«beftimmunßen,  benen  einiße 
3ufattbeftimmunaen  mit  ben  entfpredjenben  tyaxa> 
arapben  ber  Vertepr«orbnunß  beißefüßt  finb.  Um 
tenntlicb  ju  machen,  auä  melier  Guelle  bie  oer: 
\ d?iebenen  Seite  ber  einzelnen  s#araßrapben  in  bem 
3lbfd?nitte  über  ©üteroertebr  entnommen  ftnb,  finb 
biefe  in  oerfdjiebenen  Settern  ßebrudt. 

2)ie  93.  ftellen  fid?  in  red?tlid?er  93ejiebunß 
al«  3ier»oaltunß«oerorbnunßen  bar,  burd? 
toelcbe  ben  Gil'enbabuen  bie  allßemeinen  93cbinßun: 
ßcn  ber  oon  ibnen  ju  fd?lieftcnben  ftradjtoerträße 
oorßefd?rieben  toerben,  unb,  injotoeit  fte  auf  herein* 
barunßen  oerfdjiebener  Vertoaltunßen  unb  Staaten 
beruben,  als  oertraßliebe  Stbmadmnßen.  2)em 
v4>ublitum  ßeßenüber  haben  fie  bie  üBebeutunß  oon 
oeröffentlidjten  9Sertraß«bebinßunßcn,  loerben  für 
biefe«  alfo  erft  burd?  Hbfdjlufe  be«  ftraebtoertraß« 
binbenb.  £a«  neue  Hanbel«ßefefeb.  §§.  428,  444, 
445  erbebt  fie  ui  SHed?t«oerorbnunßen.  xVn  e  Sta 
ftimmunßen  toerben  babureb  ber  3lnfecbtunß  mittel« 
be«  9lecbt«mittelS  ber  SReoifion  jußänßlid?,  wa«  bei 
ber  5ßid>tißleit  ber  Haftpflicht  berGifcnbabnen  oon 
ßrofeer  ÜBebeutunß  ift.  —  Sßßl.  Sböl/  Hanbel«recb> 
liebe  Grörterutißen  (®6tt.  1882);  ©olbfdjmibt  in 
ber  «3eitfd)rift  für  Hanbel«red?t »  (93b.  26  u.  28); 
Wudbefcbel,  Kommentar  mm  23.  (1880);  oon  33uj'cb: 
mann,  Sa*  neue  Gi{enba&n=33etrieb«reßlement  in 
©eßcnüberftellunß  jum  internationalen  llbereinlom= 
men  über  ben  Gifenbabnfrad?toerfebr  (Sien  1892); 
flrtitel  Gifenbabn  *  Setrieb«reaJ.cment  im  «Cfterr. 
StaatStoörterbucb»,  93b.  1  (SBien  1895);  Horn, 
Staat«red?t  be«  $cutfcben  3Reid?«,  33b.  2  (2.  Slufl., 
löerl.  1897),  §.  31.  [f.  gorfteinricbtuiiß. 

33rtriebcfrcßulierung,  in  ber  Sorfttoirtfd?aft, 
®ctrieb£fteuer,  f.  ©etoerbefteuer  unb  Cicenj. 
«crricbgfnftem,  »derbaufpftem,  lanb* 
toirtid?aftlid?e«  93.  ober  28irtfd?aft«fpftem, 
bie  ©efamtbeit  berjenißen  '.Heßein  unb  ©runbfdtie, 
nacb  toeld?en  ein  beftimmter  ©oben  betoirtfebaftet 
wirb,  um  auf  bemfelbeu  bie  ßröfetmößlicbe  SDtcnße 
^flanjenfubftanj  beroorjubrinßen.  25ae  93.  ift  bem* 
nacb  ber  befonbere  (i  hat  alter,  melden  eine  fianbs 
roirtfdjaft  infolße  ber  ßinroirlunß  oon  äufsem,  aü- 
gemeinen  unb  totalen  dinflüjfen  annimmt.  %i& 
ju  ßetoiffem  ©rabe  finb  bie  3J.  abbänßia  oon  ben 
beiben  ^auptfaftoren  ber  SSeßetation,  Klima  unb 


—  Setriebgfbftent  887 

93oben.  3)iefe  }u  reßeln  unb  >u  mobifijieren,  toie 
ti  bem  jeroeilißen  3»ede  be«  93etriebe«  entfpriebt, 
ift  Slufßabe  ber  vJBirrfd)aft«funft.  ©etoöbnlid)  mad)t 
man  einen  Unterfcbieb  jtoifcben  extenfioem  SBe* 
trieb  unb  intenfioem  Setrieb;  bei  bem  entern 
toirb  mit  ben  m&ßlicbft  ßerinßen,  bei  lefeterm  mit 
ben  mößlicbft  ßrofeen  Mitteln  ber  bödjfte  iHeinerrraß 
ober  bie  ßröf*te93obenrente  juenielenßefucbt.  9Iatür» 
lieb  tann  jebe«  Spftem  einer  wirtfcb,aft  ebcnfotoobl 
ertenfio  al*  intenjio  betrieben  »erben,  ^eben  93o« 
ben,  Klima  unb  2aae  beeinflußt  ber  Slbfaft  ober 
bie  tyunlicbft  vorteilhafte  ^enoertunß  ber  ßetoon- 
nenen  s$robulte  bie  ©ilbunß  eiueö  3).  am  meiften. 
Sie  Slufftellunß  unb  93ef olßunß  eine«  93.  ift  feine«: 
toeß«  93ebinßunß  ber  ^robuttion,  im  ©eßenteil  toirb 
letztere  auf  bem  roeitau«  ßröfiten  Seil  ber  Grbe  obne 
ein  foldbe«  erhielt.  2)ie33obenlu(tur  auf  ihrer  mebriß: 
ften  unb  auf  ibrer  bßcbften  Stufe  b,at  leine  Spfteme; 
biefe  bilben  ßemiff ermaßen  nur  ben  Seitfaben,  mit: 
tel«  beffen  fidb  bie  minber  ^orßefebrittenen  ent>- 
licb  bi«  jur  oölltßen  Freiheit  bc«  QJetriebe«  pinan= 
arbeiten.  Tie  befteb.enben  lanbmirtfd)aftlicb,en  93. 
laffen  ficb  in  folßeube  ©ruppen  brinßen: 

1)  2)ie  93ranbiuirtfd?af  t.  2)ie  Vegetation 
eine«  ©oben«  toirb  in  beftimmten  3eitrJumcn  burd? 
fteuer  jerftört,  ba«  burd)  bie  3lfd?c  flelrdftißtc  Grb* 
reid;  al«  VI  der  beftellt,  folanße  e«  ftd;  biureidjenb 
errraß*fdbißjeißt,fobanntt)ieberumbem2öilbnjadj«5 
tum  überlalfen.  S)iefe  in  uncioilifierten  ©eaenben 
bfiufiße  Kulturmetbobe  ift  aucb  Iii  Seutfdjlanbö 
sJ^albßcbirßen  nod;  bier  unb  bort  mit  reßelmdfüßcr 
5Bicberfeb,r  üblid).  Sil«  oerbefferte  93ranb»oirtfd;aft 
ift  ju  betraebten  bie  im  norbmeftl.  Guropa  noeb  oiel* 
fad5  burcbßefübrte  sJRoorbranb:$laßßenroirt' 
fjdjaft.  Sie  ift  auf  bem  Serrain  ber  Reiben  unb 
ÜJloore  b,  eimifd? ;  bie  oberfte  3tarbe  be^  Söoben«  mit^ 
famt  ber  $flan)enbede  toirb  abßefd?ält,  bie  «$laß= 

iien»  ßenannten  Stüde  toerben  in  Haufen  ßefeftt, 
anßfam  fdiroelenb  oerbrannt,  bie  3lfdje  oertcilt  unb 
unterßeadert.  Hierauf  mirb  ba«  SReulanb,  oielleidjt 
mit  emißer  Sünßernatbbilfe ,  meprere  f^abre  b'"s 
burdb  mit  iBucbtoeijen,  iHoßßen  ober  Hafer  beftellt, 
alSbann  ber  9latur  überlaffen;  abermal«  überjieben 
e«  Heibelrduter  ober  üftoorßrdfer,  bi«  e«  mieberum 
reif  ift  jum  $laßßenb.auen.  Sicfc  Setrieb«art  oer> 
urfaept  ben  Höbenraud;  (f.  b.);  fie  ift  febon  ben  alten 
Wörnern  betannt  ßen^efen,  mie  eine  Stelle  in  Virßil« 
«Georgica»  jeißt.  3ur  Urbarmadjunß  junßfrdu« 
lidpcr  Territorien  ift  überall  bie  Hilfe  be«  Seuer« 
unentbebrlicb.  ^iebt  ju  oermecbfeln  mit  ber  3Roor^ 
branbtoirtfebaft  ift  bie  in  ber  neueften  3eit  fo  b öcbft 
erf  olßreicb  einßef  übrte  Melioration  ber  2Jloorbamm= 
tultur  (f.  3Jtoortultur)  na cb  Wimpau  u.  a. 

2)  3)ieKoppel:  ober  Dreefdbroirtfcbaft.  Gin 
(leinerer  Seil  ober  aucb  bie  Hdlfte  be«  Slreab 
lommt  unter  ben  $fluß  unb  toirb  jdbrlidj  mit  9(utt= 
pflanzen  beftellt,  ber  anbere  Seil  bleibt  jur  Statut« 
aber  im  SBecbfel  mit  bem  erften,  ließen,  unb  ber 
Weinertraß  mirb  au«  ber  9}ieb}ucbt  ßetoonnen.  Stoße 
®ra«i  ober  reine  ü!Beibetoirtfcbaft,  roie  fte  ftd;  in 
ben  iUaridjen  ober  auf  ©ebirßdweiben  finbet,  pat 
mit  Slderbau  niebt«  ju  tbun;  fie  befcbrdult  ficb  auf 
bie  Grieußunß  oon  ttcrifcb en  ^robulten. 

3)  3)ieKörnerroirtfcbaft  »ibmet  ficb  au«; 
fcblieftlicb  bem  Slnbau  ber  Gercalieu,  roelcbe  nur 
mit  bem  SBccbfel  }toifd?en  fflintcr;  unb  Sommer- 
frudjt  aufeinander  folaen;  bie  bierbureb  unauebleib-- 
lid;e  Grfcböpfunfl  be«  Soben«  toirb  burd?  bie  Sradje, 
ein  3abr  ber  JHube  ob.  nc  Seftellunfl,  au«sußleicbcn 


Digitized  by  Google 


888 


^Betriebsunfall  —  33etrieb3unternel)ineT 


aefucbt.  Sie  Kernerwirtfcbaften  nennt  man  aud) 
ftelberfpfteme,  unb  jwar  nad)  ber  Hnjabl  bet 
gelber  ober  Abteilungen  eineS  ßanbgutS,  bie  neben: 
einanber  mit  verf  (biebenen  9hifcpflanjen  beftellt  finb ; 
fonad)  bat  man  Sweifelberwirtjcbaft,  Srei* 
felberwirtfdjaft  u.  f.  w.  fiebere,  fd?on  bei  ben 
alten  Wörnern  allgemein  unb  burd)  fie  nad)  Seutfd?= 
lanb  gebracbt,  mar  unb  ift  nod?  baS  verbreitetfte  aller 
SB.  Sie  bringt  nad)  $rad>e  jmeimal  (Betreibe  unb 
mufe  baS  jur  ^robuttion  be*  Süngerä  notwenbige 
Juttcr  von  aufeen,  b.  i.  von  Siefen  bejieben,  ohne 
weld>e  lebte«  fie  nicbt  baltbar  ift.  Surd)  bie  Gim 
fübrung  beS  KleeS  unb  ber  Kartoffeln  würben  bie 
Kömerwirtfdjaften  in  ibrem  ©efcn  erfcbüttcrt;  bie 
lefctern  waren  nid)t  anberS  unterjubringen  als?  in 
ber  SBra&e,  weldje  ju  biefem  3»«le  beftellt  »erben 
mufjte.  Sin  bie  Stelle  ber  reinen  SBradje,  wclcbe  nad) 
ber5Bearbeitungmitbem^flugeben9tomenSd)Warj* 
bradje  führt,  tritt  alfo  bei  ber  verbefferten  Äör= 
nerwirtfdjaf  t  bie  grüne  ober  befömmerte  SJracbe. 
Alle  Körnerwirtfd>aften  begünftigen  vorjugSweife 
ben  Raubbau ,  bie  Ausbeutung  ber  ^ßflanjenndbr= 
ftoffe  be3  ©oben«  obne  genügcnben  erfafc,  jumal 
wenn  fie  nidjt  burd)  ein  bebeutenbeS  Areal  an  Rei- 
ben unb  SBiefen  ober  burd)  befonbere  günftige  lotale 
SBerbdltniffe  von  aufsen  unterftüfet  werben. 

4)  Sie  SBecbf  elwirtf  cbaf  t  berubt  auf  bem 
$rincip,  bafo  nicbt  alle  ftutipflanjen  bem  3ioben  bie 
gleiche  vJIlenge  von  9cäbrft  offen  entjiebeu,  fonbern 
balb  be$  einen,  balb  be#  anbern  in  gröfeerm  l'lafte 
bebürfen,  fo  bafe,  wenn  j.  58.  ber  Ader  burd)  ben 
JBebarf  einer  ©ctreibeernte  bie  f^Abigteit  verloren 
bat,  eine  jmeite  ©etreibeernte ju  liefern,  er  immer 
nod)  im  ftanbe  ift,  eine  guteCrnte  an .ftadfrücbten 
ober  ftutterlräutern  ju  gewdbren.  3"  biefem  $alle 
batte  bie  Körnerfruwt  ben  ©ebalt  beä  SBobene  an 
5ßboäpborfdurc,  beffen  fte  ju  ibrer  Gntwidlung  be* 
barf,  erfd>öpft,  nicbt  aber  ben  jenigen  an  Kali,  ben 
bie  nacbfolgenbe  ^ruebt  bann  vorwiegenb  in  Am 
fprud)  nabm.  35a«  Siefen  ber  SSecbfelwirtfd>aft 
beftebt  bemnad)  barin,  bafe  fie  baS  Areal  jur  Hälfte 
mit  SWarttpflanjen,  jur  anbern  §dlfte  mit  ftutter- 
gewdcbfen  beftellt.  Allein  aud)  biefe  Kombination 
fit'Kf.t  bie  5BobenerfcbÖvfung  leineewegd  au*,  fie 
verlanafamt  fie  nur.  Ser  fcrud)tmed)fcl  (wie 
biefe  ©irtfdjaft  ebenfalls  bdufig  genannt  wirb)  ver- 
ftattet  burebaud  nicbt  eine  völlige  ©iebergabc  aller 
bem  ©oben  entjogeneu  SBeftanbteile  ber  Hflanjen= 
nabrung:  bas  verlauf te  ©etreibe,  bie  5P3olle  unb 
bie  ÜHild)  ber  Jiere,  bie  üFtineralbeftanbteile  unb 
^rotcütftoffe  ber  Dlübe  unb  ber  Kartoffel,  fie  geben 
meiften*  verloren  für  ben  ©oben,  ber  fie  erjeugte, 
ei  mufe  baber  eine  i\t'\t  lommen,  wo  ber  SBoben 
baran  barbt  unb  bie«  in  ber  Abnabme  feine*  s$ro* 
bultionSvermögen*  beutlicb  jeigen  wirb.  Auf  bie 
Sauer  lann  bie  2öed?felwirtf*aft  nur  befteben  un- 
ter  ©eibilfe  be*  fog.  lünftlidjen  Sünger*,  welcber 
bem  Ader  bieienigeu  ÜHiueralbeftanbtrile  wieber= 
giebt,  welcbe  ibm  tron  ber  reicbbaltigen  Unter 
ftühung  burd)  eine  gefteigerte  2>iebbaltung  bennoeb 
entjogen  werben.  Sa  bei  biefem  18.  bie  £>dlfte 
beä  3lrcale  bem  ^vuttcrbaii  gewibmet  ift,  fo  muf& 
aud)  bie  ©ieb.uicbt  bie  Ji>41fte  be*  Meinertrag*  brim 
gen.  Sie  SSJecbfclmirtfiaft  ift  gleid?faU£  fdjon  ben 
alten  Wörnern  belaunt  gewefen ;  fte  febieben  bie  für 
ba*  Fmmeutum  (©etreibe)  unb  bie  für  bie  £egumi= 
nofen  föuttcrlräutcr)  beftimmten  jelbabteilungen 
roneinanber  unb  liefeen  biefelbcn  in  ber  «Regel  ab« 
wed?feln.  Sie  riebtigen  ©efeöe  ber  2Bed)felwirt« 


fdjaft  batieren  aber  erft  feit  ben  »on  Sicbifl  aufgr 
ftellten  ©runbfÄhen  ber  ^flanjenerndbrunfl. 

Sie  freie  SBirtfdjaft  ift  fein  eiQentfidxr 
Spftem ;  biefelbe  binbet  fi*  an  feine  anbem  9tcr 
men  al*  an  biejenigen  be*  ©leid)geroid?t#  3triid:<T- 
Grfdiöpfung  unb  @rfat>;  fie  probujiert ,  nicbt  wa^ 
fie  tann,  fonbern  mag  fie  will.  3)töglid?  ift  e#  oit: 
nur  mit  Grfolg,  fobalb  genügenbe  SEktriebemiitri 
ju  ©ebote  fteben  unb  ^ntelligenj  fie  leitet,  Sji 
ilßcfen  ber  freien  SBirtfdbaft  beftebt  barin ,  bafe  eirv 
beftimmte  ^rudbtfolge  niemals  im  oorau#  f eftgeict: 
ift,  ebenfo  bie  fid)  gleid)bleibenbe  3cblaaeint  • 
lung  be«  »derlanbe*  wegfallt  Sie  ift  ein 
buftrialbetrieb,  beffen  ^robultion  fid)  ber  5lacfcfrjj? 
anjubequemen  weife;  fie  ift  ber  ©ipfel  bexöocbtulfui 

Tic  peenrapbifdje  Verbreitung  ber  $>m 
fAaftefpfteme  nad?jumeifen  ift  febwierig.  ^ex  groFi^ 
%  eil  ber  probuf  tioen  (hboberfldcbe  wirb  aeaerardm  j 
nod)  gar  nicbt  fpftcmatifd)  bewirtf  cbaftet,  fonbern  ran 
benutjt;  ben  udebftgröfeten  Saum  nimmt  »abrfdjetr 
lid)  bie  freie  3öirtf*aft  ein,  melcbe  in  Gbina,  ^ar^ 
5\nbien,  9torbamerita  oolltommen  einbeimifd)  ii 
Sie  ©erbreitungstreife  berftömerwirtfebaft  unb  ber 
üöeibcwirtfd>aft  balten  fi*  fo  jiemlid)  bie  SBage;  bie 
93ranbwirtfd)aft  finbet  ftd)  nur  vereinzelt. 

2lu*  ber  fiitteratur  über  bie  58.  finb  berror,'.' 
beben:  Koppe,  JRemfion  ber  äderbaufpfteme  ( iScrl 
1818);  Krei|ig,Clonomifd)e  unb  pbofif .  SBeleuAhro; 
ber  wiebtigften  5f^baui  ober  2Birtfcbaft*fDitnR< 
(Spj.1833);  Scbwerj,  «atur,  ©abl  unbiBert  aüe: 
belannten  ^ruebtf olgen  unb  ^elbfofteme  (^b.  3  c:- 
beffen  Anleitung  jum  rvaftifcben  Aderbau,  3.  Aufl 
Stuttg.  1843);  Sdjober,  ©runbjüge  jur  Jbecrie  et: 
si8irtid)aft*fpfteme  fAnflam  184«);  von  'S'ulfTn. 
Entwurf  ein«  ÜÄetbobil  jur  SBeredjnung  ber  Jelb- 
fpfteme  (Serl.  1847);  ©örij,  Sie  in  ©ürttemba: 
üblichen  ^clbfufteme  unb  griKbtfolgcn  (iub.  l.<4> 
felubef,  Sie  3LMrtfd?aft*fpfteme  in  narionalöfc^^ 
mifd?er,  ftatift.  unb  petunidrer  IBejiebung  (i^rja 
1861);  ÜJlaron,  (JrtenfiD  ober  ^«tenfir»?  (Cfre!  ; 
1859);  Jbemann,  Ser  ^rucfctwedjfel  unb  feine  & 
beutung  (9Jonn  1864);  ffialj,  2anbwirtfd>aftnif 
18etrieb*lebrc  (Stuttg.  1867);  tbemann,  Stfe  2?tn 
fd>aft*regulierung  unb  ©erfoppelung  im  nörrl 
Scutfcblanb(2.  Aufl.,  Clbenb.  1869);  Srecb^ler,  $\t 
Statit  be*  S2anbbaue*  (®ött.  1869);  Komer*,  Su 
lanbwirtf6aftlicbe  ©errieb#organifarion  (2.  AufL 
^rag  1876);  SeliuS,  Sie  <Hcinerrrdge  brr  ©irt 
f*aft*inftcme  (©logau  1871);  Jbaer,  eoftem  ber 
Sanbwirtfdjaft  (SBerl.  1877);  Settegaft,  S)ie  gant- 
WirtfAaft  unb  ibr  betrieb  (3.  Aufl.,  *re*I.  1885); 
Krafft,  i'cbrbud)  ber  2anbwirtfd?aft,  iBb.  4:  Sic 
©errieb^lebre  (4.  Aufl.,  SBerl.  1885);  $obl,  eanr 
wirtfd?aftli4c  SBctriebc-lcbre  08b.  1  u.  2,  Sp;.  lSS.'. 
—89);  von  ber@olh,  £>anbbud)  ber  lanbmirtfdsift 
lieben  ©etriebsicbre  (2.  Aufl.,  S8eTl.  1896);  ^yüblinu. 
Ctonomil  ber  Sanbwirtfcbaft  (ebb.  1889);  Sünfrl 
berg,  Sie  lanbwirtf*aftli*e  »etriebelebre  (3  ©ve.. 
©raunfebw.  1889—90  u.  1898);  SBürftenbinber  unt 
©urabje,  ^ntenfiv  ober  Crtenüv?  (©erl.  1S91). 

®etrieb$isnfaa,  f.  UnfaU. 
cfricbc<uiitcnicrinicr ,  Vcrjenige,  für  benen 
SRedsnung  ein  ©ewerbe  betrieben  wirb.  Ser  5k 
griff  ift  wid?tig  für  bie  Anivenbung  be*  £>aftrf!i*t 
unb  be#  Unfallvcrfid)erung*geiefee*.  Sie  58.  fmJ> 
teilweife  in  ber  Sage,  bie  bwaS  bie  Arbeiterverficbe 
rung^gefefte  gefd>affeneu  Cinricbtunv^en  aud)  für  fid; 
ju  benuhen.  2öa«  bae  beutfebe  iHeebt  angebt,  fr 
fmb  fie  binfnbtlid)  ber Kranlenverf icberung 


)igitized  by  Google 


Setrug 


889 


K*fugt,  eine  ouf  ©runb  früherer  SBerficberungSpflicbt 
etwa  beftebenbe  3ugebörigleit  ju  einer  ©cmeinbe* 
trantenoerficberung  ober  Cxti-  u.  f. w.  Ärantenlaffc 
freiwillig  fortjufctien;  auch  tönnen  Orts*  u.  f.  w. 
Wrantentaffcn  beitimmen,  bar,  SB.  Pas  :Hcdn  haben 
S ollen,  in  bie  flaffe  einjutreten  (ftrantcnoerfi&c- 
rungSgcfefe  3»ffct  5,  §.  26,  Abf.  4).  $urcb  bie  Un» 
f  aUpcrficberunaSgefcöe  in  ber  ftafiung  com  b.  %uV\ 
1900  ift  bie  SBerficberung  ber  Unternebmer  in  fol- 
eenber  9Beife  geregelt:  Slad)  §.5  beS  ©ewerbe» 
unfallperf  icperungSgcfe&eS  tann  burch  Sta« 
tut  bie  SBerficberungSpflicbt  erfirccft  werben  auf  SB., 
beren  3abre$arbeit$perbien|'t  3000  9Jt.  nicht  über» 
fteigt  ober  welcbe  nicht  regelmäßig  mehr  als  jmei 
ßobnarbeiter  befebäftigen,  ferner  ebne  SHüdficbt  auf 
bie  3«bl  ber  pon  iljnen  befebäftigten  Cobnarbeiter 
auf  cic  fog.  $auSgewerbctreibenben.  Soweit  baS 
Statut  nicht  eine  SyerficbcrungSpflicbt  aufstellt,  finb 
S8.,  beren  SabreSarbeitSperPienft  3000  ÜJt.  niebt 
überfteigt  ober  n>eld?e  nicht  regelmäßig  mebr  als 
jroei  Sobnarbeiter  befebäftigen,  jur  Selbftperficbe« 
.  rung  berechtigt;  bei  höberm  ^obreSPerbienft  tann 
ibnen  bie  Sclbftperficberung  bureb  Statut  geftaltet 
roerben.  ©enau  bie  nämlichen  SBorfcbriften ,  mit 
SluSnabme  ber  Sßeftimmung  über  bie  £>auSgemerbe» 
treibenben,  giebt  für  bie  SB.  ber  §.  4  beS  SBau« 
unfalloerficberungSgefe&eS,  ferner  §.  4  beS 
UnfallocrficberungSgefelieSf  ür  2anb»  unb 
Jorftwirtfcbaft.   2)urcb  fianbeSgcfch  fann  eine 
S8erpflid>tung  lanb»  unb  forftwirticbaftlicber  SB.  jur 
Unfallperficberung  ber  eigenen  Süerfon,  obne  bc 
fonPere  reiebsgeietdiebe  SBcicbräntung,  alfo  in  wei» 
term  Umfange  eingeführt  werben  (a.  a.  D.  &  1, 
Abf.  5;  j.  SB.  in  SBapcrn  gefebeben).  $ür  bie  yn» 
palibitätS*  unb  AlterSperficberung  tönnen 
SB.  ber  SBerficberungSpflicbt  burch  ben  SBunbeSrat 
unterworfen  »erben,  fofern  fte  nicht  regelmäßig 
wenigftenS  einen  fiobnarbeiter  befebäftigen  ober 
.\>auSgcwerbetrcibenbe  finb  (©efeh  com  13.  $uli 
1899,  §.  2).  3m  übrigen  finb  bie  SB.  bis  jum 
40.  Cebenöjabrc  jur  Selbftperficberung  berechtigt, 
wenn  fte  nicht  regelmäßig  mebr  als  jmei  Dcrficbe» 
rungSpflicbtige  Sopnarbeiter  bcfd?äftigen;  füri&auS» 
gewerbetreibenbe  gilt  (entere  SBefcbrdntung  niebt. 
5i$crfoncn,  welcbe  aus  einem  bie  SBerficberungS» 
Pflicht  begrünbenben  SBerbältniS  auSfcbeiben,  finb 
jur  5ü?citcrperficberung  berechtigt  (§.  14).  —  2)aS 
öftcrrcicbifcbe  Siecht  tennt  eine  Teilnahme  ber 
SB.  nur  an  ber  Ärantenüerficberung  unb  nur  in  ber 
3orm  ber  freiwilligen  SBerficberung  (©efeh  Pom 
30.  9Rärj  1888,  §.  13).  (S.  Arbeitgeber,  Anjeige.) 

Ertrug  (Kraus).  3m  bürgerheben  Recht  ift 
SB.  ober  «argliftige  Jäufcbung»  (fo  PaS2)eutfcbeSBür» 
gerl.  ©efefcbucb;  J.SB.  §.  123)  jePe  Grregung  ober  SBe* 
nu&ung  eine«  3"*""»*  (eioilrecbtlicber  SB.).  <h 
begrüntet  erftcnS ,  wenn  ber  ©etdufdjte  burd?  ben 
SB.  6djaben  erlitten  bat,  in  allen  gällen  (SBürgerl. 
©efe^b.  §§.  276,  823)  einen  SUniprud)  geaen  ben 
SBetrüger  auf  baS  Polle  3ntereffe  (f.  b.;  SBürgerl. 
©efehb.  §.  249)  ;  biefe  Söirlung  teilt  Per  58.  mit  ber 
SHrglift  (f.  b.),  Welcbe  beibe  bte  SRömer  unter  bem 
Hainen  dolus  }ufammenfafiten.  S^^enS  mad?t 
Per  SB.  jebe  bureb  ibn  pcranlafite  SffiillenSerflärung 
anfechtbar.  Soweit  jemanb  bureb  SB.  jur  Abgabe 
eines  SBcrfprecbenS  beftimmt  ift  unb  ber  SBetrüger 
Slnfprucb  auf  Erfüllung  erbebt,  ftebt  ibm  Paber  wie 
bei  Per  SHrglift  bie  exceptio  doli  entgegen.  i>at  Per 
©etdufdjte  bereits  erfüUt,  ober  banbelt  eS  ftdj  um 
eine  anbere  sBillenSertlärung  als  ein  SBerfPrecben, 


j.  SB.  eine  3^blung,  Stuflafiuno.  deffion,  SBerduße- 
rung,  fo  tann  ber  ©etäufebte  bem  SBetrüger  gegen» 
über  feine  2öiücnSerllfirung  anfeebteu  unb  Snäcn 
berftellung  PeS  frübern  3"ftanPes,  alfo  9iüdgabe 
(nadj  ben  ©runbfät$cn  über  ungerechtfertigte  iBe* 
reieberung)  unb  Scbabcnerfafc  unter  SBeifeitcietjung 
beS  gefebl offenen  ÜHccbtSgefcbäftS  f orbern,  nach 
SBürgerl.  ©efe^b.  §.  123  fchlecbtbin,  wenn  auch  nur 
binnen  IJabreSfrift  feit  @ntbedung  ber  Jfiufcbung 
unb  nie,  wenn  30  3abre  feit  Jlbgabe  ber  SNUfnl« 
ertldrung  perfloffen  finb  (§.  124),  nach  $mi|.  i'anP= 
reebt  unb  ©emeinem  Stedpt  wenigftenS  bann,  wenn 
er,  fofern  er  nicht  in  ben  Irrtum  perfekt  wäre,  PaS 
©efd^dft  überhaupt  nicht  abgefcbloffen  haben  würbe 
(fog.  dolus  causam  dans),  wdbrenb,  wenn  er  eS  an« 
berS  abgefcbloffen  hätte,  j.  SB.  billiger  getauft  ober 
teurer  oertauft  hätte,  er  nur  bie  2)ifferen|  forbern 
tann.  Db  b«  Irrtum  baS  2Befentlid?e  beS  ©efebäfts 
betroffen  hat  ober  einen  9iebenumftanb,  ift  unerbeb» 
lieh:  entfeheibenb  ift  allein,  bafe  Per  ©etäufebte  Purch 
ben  SB.  jur  Abgabe  biefer  SiUllcnScrllärung  be^ 
ftimmt  ift.  Unerpeblich  ifteS  auch,  ob  ber  ©etäufebte 
Pen  SB.  hätte  Permeiben  tönnen.  Auch  ber  I  umine 
hat  bei  bem  gröbften  SB.  biefelben  fechte  wie  ber 
Üluge  bei  einem  fein  eingefäbetten.  Sie  Anfechtung 
ift  nad?  SBürgerl.  ©efenb.  §.  142  gegen  jeben  ge» 
ftattet,  ber  bte  Anfccbtbarleit  (Pen  SB.)  lannte  ober 
tennen  mußte.  S)er  reblicbe  dritte  büfet  Pagegen 
an  feinen  9tccbten  nichts  ein.  —  Ser  SB.  übt  auch 
feinen  Öinflufe  auf  bie  ©ültigteit  ber  Gbe  (f.  Gbe* 
betrug)  unb  einer  bureb  SB.  peranlafetcn  le^twilligen 
SBerfügung  (f.  Grbunwürbigteit).  9lacb  bürgerlichem 
:UedM  jteben  biefelben  Rechtsmittel  ju,  wenn  bie 
febung  bureb  ben  ©ebrauch  falfdjer  ober  gefälfehter 
Urtunben  bewirft  wirb,  wie  wenn  fieb  ber  SBe« 
trflger  anPercr  Dtittel  bebient.  öin  Anlafe  jwifchen 
^älfchung  unb  SB.  ju  unterfebeiben  beftebt  hier 
nur  für  gewiffe  5dUe.  —  9la<h  ber  $ eutfeben  Gioil« 
projefeorbn.  §.  580  finbet  j.  SB.  bie  WeftitutionS« 
tlage  (f.  b.)  ftatt,  wenn  eine  Urtunbe,  auf  welcher 
ein  redbtStrdfngeS  Urteil  gegrünbet  ift,  fälfcblicb 
angefertigt  ober  oerfälfcht  war. 

Strafrechtlich  gebort  jum  SB.  noch  eine  SUer 
m&genSbenachteiligung.  2)icfe  SBefchräntung  ent- 
fpriebt  Per  SBolfsanfAauung.  2)aS  3)cutfche  Straf» 
gefehbueb  ftraft  (§.  263)  al*  SBetrüger  Pen,  ber  in 
ber  Abriebt,  fieb  ober  einem  anbern  einen  rechts» 
wiPrigen  SBermögcnSPorteil  ju  Pcrfdjaffen,  PaS 
SBermögen  eines  anPern  PaPurch  befdjäbigt ,  baft  er 
burd)  SBorfpiegelung  falfdjer  ober  Gntitellung  ober 
Unterbrüctung  wahrer  Sbatfacben  einen  3"tum 
erregt  ober  unterhält. 

$ie  Jbatfachen  brauchen  nicht  äußere ,  finnlicfa 
wahrnehmbare,  eS  tönnen  auch  innere  fein.  Auch 
berjenige  betrügt  baber,  Per  einem  aubem  ertlärt, 
er  wolle  mit  einem  neuen  pon  bem  anbern  auSju» 
ftellenben  8ko)fel  ein  früheres  ©efälligteitSaccept 
einlöfen,  wäbrenb  er  jur  3«it  ber  Grtlärung  biefe 
Abficbt  nicht  hatte;  Pie  unwabre  Abftcbt  ift  bie 
falfcbe  Jbatjache.  $aSfelbe  tann  pon  ber  Grtlärung, 
Gablung  leiften  ju  wollen,  gelten,  wenn  bie  Ab» 
ficht  als  eine  ernftlicb  gemeinte,  gegenwärtig  Wirt» 
lid?  Porbanbene  porgefpiegelt  würbe  unb  eS  fich  nicht 
nur  um  ein  SBcrfprecben,  baß  man  in  3utunft  3«ib» 
(ung  leiften  wolle,  banbelt.  dierber  gehört  ber  fog. 
Ürebitbetrug,  porliegenb,  wenn  jemanb  in  ber 
Abficht,  fieb  für  fein  ©efebäft  Hrebit  ju  perfchaffen, 
fieb  für  einen  pünttliehen  fahler  ober  für  einen  fiepern 
ÜRann  auSgicbt,  obgleich  er  bereits  überfcbulPet  ift. 


Digitized  by  Google 


890  Setrunfenfjeit 

7  enn,  wenngleich  et  bem  ftrebitgeber  unaufgeforbert 
übet  feine  33ermögen«vcrhdltnvfle  feine  SluStunf  t  ju 
geben  braucht,  fo  muf>  er  bod?,  >r>enn  er  fic  einmal 
a^ab,  wahrpeibgemätj  verfahren,  öier  liegt  ba« 
strafbare  auch  in  bem  Unterbrüden  ber  Ibatfacpe, 
ba|  er  überfcbulbet  war.  9ticpt  ba«  blofce  93erf<pwei* 
gen  ift  Strafbar,  aber  ba«  Schweigen  ba,  reo  hieben 
iHccptepflicpt,  in«befonbere  mit  iHüdficpt  auf  eine 
vorangegangene  Jbätigteit  geboten  war.  3>c«balb 
roirb  al*  93etrüger  beftraft,  wer  bei  bewu&tcr  3ab5 
lungSunfdhigteit  Speifen  unb  ©etrdnte  im  (jiaft5 
baute  beftellt  (Secb.  Prellerei),  ebenfo  roer,  ohne 
eine  ftabrtarte  gelöft  ju  haben,  heimlich  auf  ber 
(Sifeubapn  fäbrt,  wie  aueb,  roer  eine  frembe,  al«  um 
übertragbar  bejeidmete  Slbonnement«--  ober  Sage«* 
farte  auf  ber  (Jifenbabn  benufet,  unb  eublid),  roer 
3öecbfel  al«  2Bareiu  ober  ftunbenmeebfel  jum  Xi4- 
tont  pingiebt,  auf  welchem  gdnjlicp  vermÖgen«lofe 
I- c vi o nc n  (Strohmänner)  ab  JluefteUer  ober 
(Giranten  fungieren.  93.  liegt  h«er  fclbft  bann  vor, 
wenn  bie  9Becbfel  eingelöst  mürben  ober  it>re  Gin* 
löfung  beabfid?tigt  mar. 

Unter  53ermögen*befcbäbigung  ift  bie  bem 
(Üetdufcpten  nachteilige  Xifferenj  jjmf&n  bcmöelb: 
werte  ju  verftehen,  welchen  beijen  Vermögen  nach 
unb  infolge  ber  burcp  bie  Jdufcpung  pervorgerufe« 
nen  Verfügung  tbatjdcblicp  hatte,  unb  bem  jenigen 
ÜJelbroerte,  ben  e«  gehabt  hatte,  menn  bie  2ÄU« 
fdmng«banblung  nicht  vorgefommen  mdre.  9Jon 
biefem  ©eficpt«punt'te  au«  merben  bie  in  ber  $rari* 
oft  smeifelbaften  §dlle  ju  behanbeln  fein,  ob  93er: 
möaenSgefäbrbung,  ob  entgangener  ©eminn,  ob 
Lieferung  einer  anbern  ab  ber  gewollten  9Bare 
»tat 1 93ittermaffer  «öunpabi  3ano«»  felbft  vom  Sie« 
feranten  fabrijierte« )  9Jermögen«befchdbigung  fei, 
unb  ob  im  (entern  ftatle  berSlffcltionö-  (ÜHebbaberO 
ober  ber  inbivibuelle  ©ebrauep«:,  ober  ber  Um» an 
(9Jcrtehr«:)2Bert  entfepeibet.  Ser  93efcbdbigte  braudjt 
nid?t  notroenbig  auch  ber  ©etdufepte  ju  fein:  3>« 
sl$rojepe  tann  burcp  Sdufdmng  be«  Siebter*  ber 
^rojepgegner  gefebdbigt  merben,  menn  ber  Siebter 
nicht  burcp  bloß  einfeitige«  ^arteivorbringen,  fon= 
bem  burcp  Vorlegung  materiell  unrichtiger  93emei*s 
mittel  getdufcht  mirb.  ;jirifrt^ctt  ber  ikrmögen«* 
befchdbtgung  unb  ber  Üdufcpung  mufe  urfdehlicher 
cjufammenhang  beftehen.  2Ber  einem  unter  93or; 
fpiegelung  von  ©ebreepen,  Unglüd«fdUen  u.  f.  ro. 
bettelnben  ÜJcenfcpen  ein  ©efepent  giebt,  nicht  weil 
er  burch  bie  9iorfpiegelungen  irre  geführt  mürbe, 
fonbem  um  ben  i'äftigen  lo«  ju  werben,  wirb  nicht 
betrogen,  hierher  gehören  auch  oft  Slnpreifungen, 
wie  hc  im  (aufmännifchen  93ertehr  üblich,  unb 
tönnen  aud?  bie  mit  ©rünbung«profpetten  in  93er» 
binbung  ftepenben  Stegociationen  gehören,  für  bie 
jium  Üetl  ba«  Slttiengefet»  unb  ba«  93örfengefe&  vom 
22.  ^uni  1896  ein  bef  onbere«  Strafrecht  enthalten. 

Sie  Strafe  be*  93.  ift  nach  Seutfcbem  Strafrecht 
©efängni«  bi«  ju  5  3abren,  baneben  fatultativ  | 
©elbftrafe  bi*  ju3000ÜJt.  fowie  9>erluft  ber  bürger* 
liehen  Ehrenrechte.  93ei  milbernben  Umftdnben  tann 
au*fd)licHlicp  auf  ©elbftrafe  ertannt  werben  (bei 
Scbdbigung  bi«  ju  '25  ÜJt.  Scböffengericbt;  fonjt 
Straf  tammer,  bie  an  ba«  Sd)öffengerid>t  iiberweijen 
tann).  Söenn  Slngebörige  (f.  b.),  9iormünber  ober 
(!rjicl)cr  betrogen  fmb,  io  wirb  bereu  Strafantrag 
erforbert,  ber  jurüdgenommen  merben  tann.  Ter 
93.  im  |»eiten  ^üdfall  wirb  mit  ;?udHl\ntc«  bis  .;u 
10  ^abren  unb  jugleicp  mit  ®elbftrafe  »on  150  bxi 
COOOÜ)!.,  bei  milbernben  Umftdnben  mit  Öcfdng* 


—  S3etfc^uanen 

nii  nicht  unter  3  Monaten  unb  fatultatio  mit  ®elb^ 
ftrafe  bis  3000  SIL  (Straf tammer),  unb  roefenüicb 
ebenfo  ber  33erficberung£bctrug  (cchwurgericbt)  b«; 
ftraft.  —  3)eä  9ierficperung«betrufl#  (§.  265» 
maept  ftch  fchulbig,  wer  in  betnigeriicher  stbflcht 
eine  gegen  tfeuer«gefabr  uerfidjerte  Sache  in  23tanP 
fefet,  ober  ein  Scpiff,  welche«  aU  folchei  ob«  in 
feiner  fiabung  ober  in  feinem  ftTacptlopn  ©erfichert 
ift,  finten  ober  ftranben  macht. 

!>ai  Cfterr.  Straf gefet»  r»on  1852  begreift  unta 
93.  fehr  uerfchiebene  Sclitte:  ^alfdjeiP,  .'lintsan- 
ma&ung,  falfcpe«  l]la\-,  unb  @ewia>t,  ,uüfcpung  von 
Urtunben,  Stempeln,  3Jlünjen,  0remeu,  unb  bat 
bemgemdp  auch  febr  verfchiebene  Strafen :  einfacher 
SJrreft  von  einer  3Bo<pe  bis  lebendlangem  f chrverem 
Äerter  (§|.  461,  204).  Ser  9Jorentrourf  einer 
Schwei},  torrafgefetsed  von  18%  ftetlt  an  ficb  auf 
93.  ftetä  ®efdngni«  ober  3ud)tbau«;  ©elbftrat> 
(ftatt  ober  neben  &efdngni4)  nur  beim^Barenbetrua : 
bann  aber  bi«  ju  10000  qt*.,  unb  jmar  fvU  bu 
©elbftrafe  minbeften«  bas  fünffache  beS  3)tinbcr 
werte«  ber  9i*are  haben,  wie  bie  gefdlfchtcn  oba 
verfälfcpten  iöaren  einju^ieben  fmb. 

2a*  Vergeben  bee  93.  ift  erft  bureb  bie  neuere 
@cfeHgebung  genauer  audgebilbet,  gegen  verrvanbte 
2)elitte  (<jd Ifchung)  abgegrenjt  unb  auf  ben  $aü 
ber  93ermögenäfchdbigung  befchrdntt.  rem. 
Stecht  hatte  man  ben  93egriff  beä  Stellionat« 
(stellio,  bie  ßibecbfc,  bebenbe  unb  gefebidt  im  Chit= 
fcplüpfen)  aufjgeftellt,  um  alle  betrüglicben  ^anfc- 
Iungen  ui  treften,  bie  fidj  ben  vorhanbenen  (Sefetten 
nicht  unterorbnen  ließen.  Äanomfcpe*  unb  beunepe* 
Stecht  bieten  nicht*  für  bie  21uebilbung  be«  ^ö.,  fon- 
bern  betmnbeln  nur  einjelne  ^älfcbung&fdUe.  — 
9$gl.  von  fiifjt,  Sebrbuch  be«  beutfehen  6trafre*t* 
(10.  «ufl.,  93erl.  1900),  §§.  139, 140;  Stemmet,  2a 
93.  (^pj.  1894). 
^ctruutcnticit ,  f.  3Utoboli»mu*. 
^ctfdulc,  aud?  tjelbfreuj,  ÜJtartitein, 
93ilbftod  ober  93otivtreuj  genannt,  in  latfc. 
Sdnbem  ein  93ilbwert  au«  Stein  ober  &o($,  an 
($cbäuben  unb  im  greien  auf  einem  "^oftamente  jut 
Verrichtung  ber  änbadjt  aufgeftellt.  3"  ber  3eit 
be*  got.  93auitil«  würben  folcpe  SBerte  befonbete 
reich  mit  Pfeilern,  93ögen,  93albachinen  (f.  b.)  unt 
ftialen  audgeftattet.  2)a«  dltefteberartige  in  3;eurfd): 
lanb  erhaltene  93ilbwert,  ba«  Htarttfreuj  ju  incr, 
ftammt  aus  bem  3-958;  fünftlcrifch  mertvoU  ift:  bie 
roman.  ^rebigerfdule  bei  ÜftegenSburg  (etwa  1345), 
ba«  36  Su&  hohe  Öocbtreuj  bei  93onn  von  1333,  bie 
72  <jufe  hohe  93.  bei  9öiener=9tcuftabt  von  1382,  bie 
48  tfuji  hohe  fog.  «Spinnerin  am  ftreuj»  bei  9Bien 
von  1451  bi*  1452.  3«  ber  üJtitte  finb  vorjug«: 
weife  ber  getreujigte  l£bri)'tu«  ober  Scenen  au* 
ber  £eibendgef ebiepte,  bann  aber  auch  heilige  am 
gebracht.  93erwanbt  ift  bie  ajtarter*  ober  s^a)fion^ 
(dule  mit  ben  öeibeneroertjeugen  (£briiti. 

$tctfrf)e,  Stabt  im  Ärei*  ITteferitj  be*  vreufi. 
9teg.»93ej.  ^ofen,  15  km  im  von  vUtcfcTit»,  in 
einem  Jbal  jwifepen  bem  Scbarjigcr  unb  dblopfee, 
an  ber  Nebenlinie  3)tef crin  =  iKotietnica  ber  vJJreuf;. 
StaatSbabnen,  hat  (1895)  2016  Q.,  baruntcr  4&'> 
(Svangelifcbe  unb  58  3*raeliten,  (19CK))  1985  Q., 
^Joft,  ielegrapb,  tatb.  unb  evang.  Äircbe;  Slderbau. 
i^etf ttmannlaiib,  f.  93etfd)uanen(anb. 
fBctf  rhuanen,  ein  benHaffernverwanbter93antu^ 
ftamm,  ber  im  allgemeinen  bie  &inber  jwifchen  bem 
Samara^  unb  ©rofmamalanbe  unb  bem  Irak-, 
gebirge  unb  feinen  nörbl.  3tu*läufern,  Bwifcpen  txm 


Digitized  by  Google 


93etjcf)uanenlanb  - 

£  am  b oft  unb  bem  C  ranieflufj ,  bocb  unuermifcht  nur 
93ritifcb  *93etfcbuanenlanb ,  baSnbrblicb  anfto&enbe 
SHeidj  Äbamaä  unb  bat-  93afutolanb  bewohnt  (f.  bie 
Voller tarte  con  Aftita,  beim  Artitel  Afrita). 
5Dte  ©efamtjabj  bet  93.  bürfte  auf  800000  ju  oer= 
anklagen  fein.  Da  fie  ficb  über  minbeftenS  1  OJliU. 
qkm  verteilen ,  ftcUen  fie  eine  dufeerft  weit  jerftreute 
93er>öllerung  bor,  »ad  ihre  ßntwidlung  wefentlicb 
beeinträcbtiflte.  93on  allen  ©nippen  ber  Äaffenv 
voller  fonbern  fie  u*  am  wenigften  fdjarf  von 
ben  33ewobnern  ber  flquatorialgegenben  ab.  Die 
Hautfarbe  ift  bunfler  als  bei  ben  3ulu,  bie  ©eficbtS= 
jüge  variieren  .itv i j & eti  ben  plumpften  negerbaften 
unb  bem  oerfeinerten  nub.  SppuS ;  bie  ÜÄuSlulatur 
ift  nur  wenig  entmid elt.  Sie  fügen  ficb  mit  Schmieg' 
famteit  ben  ftorberungen  unb  ©ewobnheiten  ber 
(htropder.  Die  Üttiifionare  fanben  unter  ihnen  bie  0C 
lehrigften  Schüler.  ,\bre  Haupttracbt  ift  ber  Karofe, 
ein  gell  um  bie  Schultern ;  aufjerbem  Sttnge  auS  Ufte* 
fall,  ßtfenbeinunb  fieb«.  Die  ffioblbabenben  lleiben 
ficb  europäifd).  -Die  beliebtefte  fflaffe  ift  ber  Speer; 
aufeerbem  führen  fte  Streitart  unb  Dolcbmeffer. 
Die  Hütten  fmb  treisförmig  angelegt;  baS  fegel* 
förmige  Dach  fenlt  int  bi*  nahe  an  ben  93oben 
herab  unb  bilbet  fo  einen  febattiaen  ©ang  um  baS 
HauS.  einjetnen  ©egenben  wohnen  bie  93.  in 
grofsen  Drtfchaften  jiuammen,  bie  bis  ju  1.5000 
URenfcben  bergen.  93iel)jucbt  ift  bie  ©runblage  beS 
i'ebenS  unb  ber  6mdb.rung  aller  ifletfcb.uanenftdmme; 
mit  bem  Aderbau  befebäftigen  fte  ficb  wenifl. 

Die  93.  jerfallen  in  Dft  =  unb  ffieftbetfcbuanen. 
3u  erftern  geboren  bie  93afuto  (f.  b.)  im  93afuto= 
lanb,  bie  Eingeborenen  unb  bie  fleinern  Stämme  ber 
33atlala,  93amapela,  93apebi  u.  f.  m.  in  ben  beiben 
93urenrepublifen,  enblidj  bie  früher  am  Sambefi 
mächtigen  SRatololo  (f.  b.);  ju  ben  ffleftbetf chuanen : 
bie  ;Mat Ki vi  unb  93atlaro  (12000)  weftlicp  vom 
Hartfluft,  mit  ber  Hauptftabt  Huruman;  bie  93aro« 
long  (15000)  am  9Jtolopo  unter  bem  Häuptling 
ÜJlanturuane  in  ÜTtafeling;  bie  93angmaletfi  unb 
93atwena  (50000)  am  Siotwani  mit  bem  Hauptort 
SJlolopolole,  früher  Äelobeng,  einft  unter  bem  bureb 
£iuingftone  berühmt  geworbenen  cbriftl.  Häuptling 
Setfdjeli,  erftcre  jettt  unter  93atboen,  lehtere  unter 
Bebele,  bie  93amanamato  (40000),  jwifdjen  bem 
Stgamifee  unb  bem  obern  i'tmpopo,  meftlicb  ton  ben 
vJ)tatabele,  unter  bem  getauften  dürften  wbama, 
mit  ber  Hauptftabt  $alapje  (früher  Sdjofcbong); 
bie  93a=talabari  (f.  b.)  oermifcht  mit  93ufcbmännern 
in  ber  Äalabariwüite.  —  93gl.  Jritfcb,  Die  Ginge* 
borenen  SübafrifaS  (93re*l.  1873);  Sta&el,  93ölfer.- 
lunbe,  93b.  1  (2.  Aufl.,  Spj.  1894). 

iBctfrimancnlanb  (engl.  93ed>uana),  in  Süb« 
afrita,  im  S.  als  33ritifcb  93etf  ebuanen: 
lanb  jur  flapfolonie  gehörig,  im  91.  brit.  'ürotet« 
torat  mit  ber  Benennung  93etfd)iianenlanb» 
Protei torat.  Der  fübl.  leil  grenzt  im  SB.  an 
©rofenamalanb ,  im  %  an  ben  SHolopofhife,  im 
D.  an  baS  iranioaalgebiet ,  im  S.  an  2i<eft« 
griqualanb  unb  ben  C  ran i eflu r,  unb  hat  133 182  qkm 
unb  (18D1)  7273G  6.  (S.  Harte:  Haptolonien.) 
DaS  $rotettorat  erftredt  ftch  im  ®.  bis  jum  beut« 
fchen  Damaralanb,  im  %  bis  jum  Sambefi  unb  im 
O.  bis  an  bie  (Sreujen  von  üranSoaal  unb  %JDtata> 
belelanb  mit  etwa  2iM)0iH)  Seelen  auf  550000  qkm 
unb  gebort  feit  9.  2Jtai  1891  )um  engl.  Sambefi: 
gebiet  (f.  b.)  unb  }ur  Sübafritanifd>en  3ollunion. 
sB.  hatte  bis  1884  unabhängig  unter  einpeimifchen 
Häuptlingen  geftanben.  Die  ®rünbung  ber  «einen 


Seit  (ßagerftätte)  891 

ftepubliten  SteOalanb  unb  @ofen  im  fübl.  Ztil 
bureb  Freibeuter  auS  ^ranSoaal  oeranlaftte  bie 
engl.  Regierung  einjugreifen,  baS  Sanb  mit  4000 
■lülann  unter  ©eneral  6h-  ©arren  ju  befefeen  unb 
30.  Sept.  188(3  23.  als  Jtrontolonie  unb  $roteltorat 
)u  erflären.  Dem  ©ouoerneur  ber  Haplolonie  würbe 
bie  Stegierung  von  58.  übertragen.  Seitbem  hat  bie 
Bechuana  Land  Exploration  Company  hier  ihre 
Jbdtigrcit  begonnen.  %m  9Jtai  1891  mürbe  bae 
« SBaftarblanb » ,  )wifd)en  bem  SJiolcpo  unb  i^rotV 
namalanb  liegenb,  bem  SBefifcftanbe  angefügt  unb 
1.  »ug.  1895  bie  fübl.  öälfte,  b.  i.  bie  ehemalige 
Ihonlolonie,  mit  3uftimmung  6ng(anbS  ber  Ra\>> 
tolonie  einverleibt.  Die  neu  umgrenzten  ©ebiete 
ber  brei  Häuptlinge  Hhama,  Sehele  unb  $atfyoen 
(f.  s43etfcbuanen)  würben  ber  brit.  Regierung  birett, 
baS  übrige  ©ebiet  ber  Gnglifth  •  Sübafrifanifdjen 
©cfeUfchaft  unterftellt.  —  DaS  tfüma  ift  gefunb, 
ffiaffer  aber,  namentlich  im  Horben  unb  iBeften, 
fpärlicb.  oorhanben.  Slderbau  wirb  wenig  betrieben, 
ftart  bagegen  Siebjucht.  Sluf  ben  SRartt  nach  Rim« 
berlep  werben  9tinber,  Häute  unb  ^aiS  gebracht, 
^n  ben  lehten  fahren  (1896,97)  litt  S.  aufjerorbent» 
lichburchHeufcbredenfchwdrme  unbburchbiedtinber- 
peft.  SJrpburg  ift  9legierungSfi^;  JaungS  unb  üRa* 
feling  (f.  b.)  fmb  bie  einjigen  gröfjem  Orte,  Äuru« 
man  vJ)(iffionSftation ;  ber  SamangmatO'Häuptling 
jtbama  ift  von  ber  frühern  Hauptftabt  Schofchong 
nach  ber  am  9torbfufte  ber  2fchopobcrge  errichteten 
IHeftbenj  ^ialapje  (1340  m  ü.  b.  SDc.  mit  25000  9.) 
übcrgefiebelt.  Da  93.  feit  1890  bauptfäcbUcb  als 
DurchjugSgebiet  nach  dthobefia  für  bie  Gnglänber 
wichtig  würbe,  begann  man  fofort  mit  ber  ftort* 
fefcung  ber  flapftabt«Himberlep=93ahn  nach  Storben, 
bie  1897  bis  33uluwaio  fertig  würbe.  Seit  1892 
ift  Kimberlep  mit  93ulumajo  unb  Aovt  SaliSburt) 
telegrapbifch  Derbunben.  —  93gl.  aHauch ,  JKeifen 
im  ynnem  üon  Sübafrita  (©otba  1874);  Holub, 
Sieben  3abre  in  Sübafrita  (2  33be.,  Söien  1880— 
81);  Hepbum,  20  years  in  Khama's  Country  (i'onb. 
1895);  Ülopb,  Three  African  chief»  (ebb.  1895). 

iBetfc^toa  (93ec)Wa),  linier  ftebenflufi  bet 
HHarch  in  Währen,  entftept  in  ben  SBeStiben  auS 
ber  obern  unb  untern  93.,  bie  am  9lorbmeftabbang 
bet  93eSliben  entfpringen,  fliefet  in  weftlidjer,  bann 
in  fübl.  Stieb tung,  veranlagt  öfters  Überfcbwem: 
mungen,  burcbjiept  ein  fruchtbares  Ihal  unb  mün^ 
bet  bei  Äremfier  in  bie  3«arch.  Die  93.  ift  oon  9»fetin 
bis  ju  ihrer  SJtünbung  (106^  km)  rl er, bar.  Sie  foll 
nach  bem  IMane  eines  Donau^Cbet'RanalS  als  33er» 
binbung  beiber  %lü\\t  benuftt  werben. 

ttetfibota,  einer  ber  grö^ern  §lüffe  Waba: 
gaSlarS,  ber  mit  bem  9?ebenflufi  ,\topa  auf  ben 
böcbften  teilen  ber  fjnfel,  nörblifh  unb  füblicb  r>on 
Antananarivo,  entfpringt  unb  tut  in  bie  93onu 
betolabai  ergiefet.  6r  iit  ungefähr  800  km  lang. 
Dampfer  pon  geringem  tiefgange  tonnen  bie  93. 
bis  etwa  145  km  ftromauf  befahren. 

i&etfileo  unb  «ctfimiforafa,  9ioltSftämme 
auf  DtabagaSlar  (f.  b.). 

iöctfomitag,  ber  Sonntag  Rogate  (f.  b.). 

©et  eftr,  f.  93eth  3ür. 

©etf,  im  weitem  Sinne  iebe  |um  Stuben  in 
liegenber  Stellung  bereitete,  inebetonbere  bie  mit 
sBolftern,  Deden  u.  bgl.  üerfebene  öagerftätte  jum 
Schlaf,  llriprilnglich  hatte  in  ben  inbogemtan. 
Häufern  baS  93.  wahrscheinlich  feinen  $la|t  über 
bem  Herbe  in  einer  Art  Hängeboben ,  wie  biefcS  in 
Dielen  länblichen  ©ebäuben  noch  h«ute  üblich  ift. 


Digitized  by  Google 


892 


23ett  (im  aflafdjineubau)  —  ©ettelmöntfje 


3tn  Sommer  erridjtete  man  ba*  Cager  auf  bem  gu&; 
boben  be*  Söobnraume«,  roo  ei  in  Pompeji  jumeift 
al*  einfädle  Slufmauerung  erfdjeint..  nad)  bem 
jtulturftanbe  unb  ben  6ittcn  änberte  fidb  bie  gorm 
be*  fiager*.  G*  bleibt  entroeber  eine  in  einer  ge= 
roiffen  Höh«  über  bem  5"&boben  angebrachte,  mehr 
laftenartige  SBorriditung ,  wie  bie  SBübne  ober 
SBuAt  be*  niebcrfäcbfifcben,  bie  Hocbroanb  be*  bre- 
mifeben  SBauernbaufe* ,  ber  SJtücbd*  ber  ©riedjen, 
ober  e*  roirb  jum  mehr  ober  minber  auf  bem  3  u  ];  •■ 
boben  beroeglicben  ©erdte.  3ft  biefe*  ganj  au* 
Holj  gejimmert,  f o  raf;  nur  bureb  ^olfter  ba*  Üager 
roeieber  geftaltet  roirb,  unb  bient  ei  jugleid)  jum 
SiRen,  fo  nennt  man  e*  Bant;  ftnb  an  Stelle  be* 
Sifc*  ober  fitegebrette*  ©urte  angeorbnet ,  bie  eine 
9Jtatrahe  tragen,  fo  entftebt  bie  ^ritfebe  ober  bei 
reicherer  2lu$ftattung  ber  35 im an;  ift  ba*  Saaer 
mebr  jum  3lu*ruben  in  balbfihenbcr  Stellung  be* 
ftimmt  unb  baljer  mit  Äopf  *  unb  Seitenlehne  Der= 
feben,  fo  wirb  e*  jur  ($batfelongue,  bient  ei 
aufeerbem  jum  Sihen  für  mebrere  unb  jum  geftredten 
$lu*ruben,  fo  hübet  fidjba*  Sofa  ober  Äanapec; 
erft  roenn  ftd)  ftufj:  unb  ftopflebne  Dorfinben  unb 
baö  i'ager  für  ba*  Sdjlafen,  namentlich  in  ber  Stacbt, 
beftimmt  roirb,  nennt  man  ei  in  engerm  Sinne  SB. 
$>ie  nodj  meift  boben,  burd)  dritte  juganglicben  SB. 
ber  alten  ägppter  befaften  »ur  Schonung  be*  Haar* 
puhe*  noch  befonberc  Hopfftü&en.  Gbenfold?e  fintet 
man  in  3apan.  SJtan  pflegt  pier,  tote  in  allen  fübl. 
fianbern,  ba*  SB.  jum  Schuh  gegen  ^nfeften  mit 
einem  Webe  ju  umgeben.  SBei  ben  ©rteeben  febeint 
bie  Äline  jumeift  fomobl  al*  Stacbtlager  ati  für 
ben  ©ebraueb  bei  jage  gebient  ju  baben.  3"  £>o> 
mexi  3citen  afi  mau  nod)  fthcnb,  fpdter  aber  fübrte 
ftcb  bie  Sitte  allgemein  ein,  balb  liegenb  ju  fpcijen. 
Somit  mürbe  bie  Äline  neben  bem  jifcb  jum  roid)« 
tigften  Hau*gerdt  ber  antifen  Söobnung.  2)ement= 
f  preebenb  mar  fie,  roie  in  Pompeji  erbaltcne  SBeifpiele 
lehren,  f oftbar  gefcfcmfldt,  in  SSronje  gegoffen  mit 
eblen  Stoffen  eingelegt,  ©roften  9Öert  legte  man 
auf  bie  Schönheit  ber  fliffen  unb  £eden.  2>ie  jHömer 
unterfdjeiben  jroifcben  bem  Scblafbett  (lectus  eubi- 
cularis),  bem  Cbebett  (lectus  genialis),  bem  nie: 
brigenÄrantenlager(scimpodium),  bem  ^arabebert 
be*  Joten  (lectus  fuuebris),  ferner  bem  baupt)äd?= 
lid)  bei  ber  SRftbhcit  benuhten  toftbaren  lectus 
tricliniaris.  3m2)tittclaltcr  benuhte  man  bieSBanb^ 
bänle,  bie  jum  Jcil  gemauert  mürben,  ober  ben  SBo* 
ben  jum  Muöbreiten  üon  Sifjen  für  baä  Sager;  ferner 
Spannbetten  nad)  3lrt  ber  ^ritftben ,  bie  auf  oicr 
j^fl^en  (Stollen)  ftanben  unb  am  Sijj  burd?  Ouer: 
leiften  (Spangen)  jufammcngebaltcn  mürben.  2)ie 
SRatra^e  lag  auf  ©urten  (Strängen),  ein  SBetttud) 
(2eilad?en),  eine  Ü'ede  (ftulter),  ein  itiffen  (©angen-, 
Cbrliifen)  geborten  jur  oollftdnbigen  3lu*rüftung. 
3)ie  3}ettworl?änge  mürben  in  ber  früpern  3cit  t>ci 
Wittelalterä  meift  an  ber  £ede  oter  an  eifernen 
Sinnen,  bie  üon  ber  SBanb  ausgingen,  befeftigt. 
%\  ber  got.  Gpoaje  aber  bilbete  ftd?  t>ai  SB.  jum 
Himmelbett  au<5,  unb  jmar  in  boppelter  ÜBcife, 
inbem  ei  entmeber  ganj  mit  ©eroebeu  umfdjloffen 
unb  oben  be£glcid?en  gebedt  mürbe,  ober  inbem  ei 
ftd)  in  einen  ringe  üon  böljernen  ©dnben  umgebe= 
nen  Saften  oerroanbelte,  ber  einem  lleinen  3immer 
glieb  unb  Dorn  eine  Cffnung  al*  Eingang  batte. 

3m  16.  $abrb.  roar,  jumal  bei  ben  Sttornepmen, 
ba^  mit  Sdniiiwcrt  ferjiertc  Himmelbett  febr  bc= 
liebt,  jftcbcrbcttcn  ale  2)ede  lamen  erft  im  18. 3abrb- 
auf.  $o*  »erfebmanb  ba#  Himmelbett  in  biefer 


3eit,  bad  SB.  mürbe  mieber  offen,  beptelt  aber  nod> 
alg  Staatöbett  ber  SBornepmen  bie  toter  ^ßfoften 
mit  Umbdngen,  moneben  aber  aud)  bie  Acrm 
bei  balben  Himmel«  beftanb,  melcbem  bie  ^foften 
am  tyufecnbe  feblten.  2)iefeS  mit  jurüdgefcblagenen 
SSorbängen  r>orn  offene  SB.  mürbe  Staatd  *  unt 
tyarabebett  fomobl  am  franj.  Hofe  mie  in  ber  ©er= 
nebmen  ©efellfAaft.  Sluf  bemfelben  liegenb  empfing 
bie  $ame  tei  Haufeäl  in  einem  beionbern  "^arate= 
gcmad>  (chambre  de  lit)  ibrcn  SBefud;.  später 
nabmen  bie  Könige  Don  ^rantreid)  btefe  Sitte  int 
f og.  Lever  auf.  Üüdbrenb  in  granfreid)  baö  SB.  beute 
noeb  jumeift  mit  einem  balben  Himmel  Deneben 
mirDunballejeit  ju  benHauptftüdenber  Mu^ftattung 
gebörte,  auf  beffen  Sdjmud  befonberer  Süert  fleleg: 
mirb,  roar  ti  im  Derarmten  2)cutfdjlanb  immer  flei 
ner  unb  unfd)einbarer  au^gebilbet  roorben,  6rft  mit 
bem  roadjfcnben  Söoblftanbe  im  19.  3ab?bunben 
ift  e*  mieber  ju  ßbren  gelommen.  SWan  liebt  ir. 
Seutfdjlanb  jetst  jumeift  ba*  Äaftenbert  aui  Holj. 
roeldje«  etwa  1X2  m  mijjt.  Äopfs  unb  %u^trd 
roerben  lunftDoU  Derjiert,  Htmmcljelten  angeorbnet. 
ba  fie  bie  Süftung  erfd?roeren.  2)ie  Sprungfeber 
ma trauen  baben  ftd;  jent  f  an  überall  eingefübrt  unt 
baben  nebft  ben  Steppbeden  unb  siBolibeden  bie 
fdjroercn  unb  bumpfen  geberfiffen  Derbrängt.  9iur 
auf  bie^üfee  bedt  man  befonbere  ^eberKffen  (^lu= 
meaud).  2)ie  (Sngl&nber  unb  Slmerifaner  jieben 
Wetallbetten  Dor,  bie  leidster  ju  beroegen  unb  ftdberer 
gegen  Ungejiefer  ju  beroabren  ftnb.  2)urdb  SRcr: 
jierung  mtt  getriebenen  unb  gegoffenen  ilUeffing- 
unb  Stupfertctlen  erbalten  biefe  ein  fd)mudeö  9n 
feben.  Üoerall  bilbet  jefct  ba*  SB.  ben  ©egenftant 
berJlufmertfamleit  fürbaöflunftgemerbc  fomobl  roie 
für  bie  Jecbntl,  namentlid)  ftnb  aud)  für  bie  Äran 
lenbetten  mit  ibren  befonbern  33orri<brungen  jabl; 
reiebe  Steuerungen  eingefübrt  roorben,  wobei  man 
im  allgemeinen  Don  ber  Slnfubt  auggebt,  bafe  ein 
fladjcv  niebt  ju  roeid)ed,  aber  elafti)d>ee,  jugfreie«, 
ben  fiuftroecbfel  gcftattenbeSSB.  ba*  gefunbefte  5iad)t 
lagcr  biete.  2)ie  feprungfebermarra^en,  rocld>e  ber. 
fiuftrocdjfel  nadj  unten  erfebroeren  unt)  oiel  Slaunt 
jur  3lbfe&ung  Don  fdjdbltdjen  Stoffen  bieten ,  bat 
man  in  neuerer  3c»t  mit  Erfolg  bureb  ein  gro|> 
mafebige*,  claftifd?ess  Steh  au«  2)rabt,refp.  febe^n^elI 
35rabt|piraleit  erfeht.  SBegen  feine*  reidien  tun|t= 
leriftpenSdjmudee  ift  berühmt  ba*HimmelbettÄönia 
Puoroig*  XIV.  im  Sdjloffe  4JerfaiUc«,  unter  Subroig 
$bilipP  erneuert  unb  unter  ftonig  Subroig  11.  Don 
SBaoern  für  Sd)lof}  Herrcnd)iemfee  nad)gebilbet. 

UBett,  im  ÜJtafdjincnbau,  fpeciell  bei  ben  borijom 
tal  angeorbneteu  ^ampfmafajinen,  ben  SJtetaUbobel- 
mafebinen,  ben  3)rebbdnfcn  u.f.ro.  foDtel  roie  ©eftell. 
3m  ^agbroefen  beifit  ©.  ber  v^lah,  an  bem  ein  Hod) 
ober  Slebroilb  ftht  ober  gefeffen  batte. 

üyettage,  in  ber  tatb.  .uirdH-  bie  brei  $age  doi 
Himmelfahrt  (feriae  rogationum),  roegen  ber  Bitt- 
gänge (f.  b.);  in  ben  eDang.  £anbe*fird?cn  ^eutid;^ 
lanb*  foDiel  roie  SBufetage  (f.  b.). 

^ettbard)cttt,  SBettbrell,  f.  SBartpent. 

^ettbampfbaö,  f.  SBab. 

»cttclbrübcr  bt9  heiligen  ^teronumuc«. 

bettelet,  f.  SBettelroefen.       [f.  Hieronpmitcu. 

k^ct  teilt  eint,  Slnton,  fiittcrarbiitorifer,  f.Bb.  17. 

^cttclntiiurbe  ober  JJtenbifantcn,  3Wöna>e. 
bie  lein  Eigentum  befthen,  fonbem  oon  mi^en 
©aben  leben  f ollen,  bie  ihnen  entmeber  ju  be; 
[timmten  leiten  Derabreidjt  ober  Don  ihnen  au^ei^ 
halb  be«  »l öfter*  eingefammelt  roerben.  S)er  Ur= 


Digitized  by  Googl 


Settetoogt  - 

fprung  ber  IB.  fdQt  jufammen  mit  bem  ju  Anfang 
be«  13.  ^abrb.  entftebenben  Streben  na*  SRüdfebr 
,;u  apoftolifcqer  Strenge  unb  Sitteneinfalt.  ^Japft 
ynnocen»  III.  war  barauf  bebadjt,  bie  ©egcifterung 
ber  Reil  für  ein  «apoftolifcbe«  Ceben»  in  ben  3)ienft 
bei  l&apfttum«  ju  jiei?en  unb  baburd)  juglcid)  ber 
aufrerfird?Iicben  ^Bewegung  ber  ©eifter  einen  Samm 
&u  fefeen.  ßierburcb  erflärt  mt  ba«  überaus  fcfcnelle 
(Smporblüben  ber  SB.  Schnell  nacbeinanber  entftam 
ben  im  13.  >brb.  bie  Sominitaner*,  $ranji«faner:, 
Karmelitern  Sluguftiner-  unb  SermtemSkttelorben 
(f.  bie  betreffenben  Slrtifel).  Schon  1274  fab  fid)  bie 
KircbenoeTfammlung  ;u  Spon  wegen  ber  ftörenben 
(yingrifje  ber  3J.  in  bie  regclmäfjige  Seelforge  ju  ber 
v#eftimmung  genötigt,  bafj  weiter  fein  iBettelorben 
gegrünbet  »erben  bürfe.  Sie  ÜB.  erhielten  von  ben 
^Jäpften  wichtige  ^Jrimlegien.  Sie  genoffen  Doli* 
ftdnbige  Freiheit  con  aller  weltlichen  unb  bifcböfl. 
©cridjtsbarteit ,  bat  ton  bie  5kfugni«,  au&erbalb 
be«  Klofter«  oon  jebem  SUmofen  ju  f orbern,  unb 
tonnten  überall,  fpäter  jebocb  in  befcbränftcr 
2Beife,  ohne  SRüdficpt  auf  ^arodnafoerbältniffe,  pre« 
bigen,  öeidjte  hören,  SJteffc  lefen  unb  päpftl.  »bläffe 
verleiben.  Jlu&erbem  bemächtigten  fte  fid),  wenn 
aud)  unter  bartem  Kampfe,  namentlich  jmifdjen  ben 
3rranji«tanern  unb  Sominifanern  (Scotiftcn  unb 
stbomiften),  ber  tbeol.  Sebrftellen  auf  ben  Unioerfu 
täten  unb  leifteten  hier  balb  93ebeutenbe«  al«  Sebrer 
unb@clebrte.  Sic  SDlöncpe,  bie  ba«  (Sinf ammcln  ber 
31  Imoien  ju  beforgen  hatten,  bicfjtn  lerminanten. 
Taö  betteln  felbft  nannte  man  Serminieren,  unb 
jum  3»ede  be«felben  unterhielt  man  in  ben  Stäbten 
eigene  Jerminetydufer.  SBalb  jäblte  jeber  Settel: 
o  Tben  aud)  weibliche  9JUtgliebcr,  bie  mit  ben  aJtöm 
dgen  ©elübbe  unb  Kleibung  teilten  unb  nur  oon  ber 
p  riefterlicben  SBirffamfeit  au«gefcblofien  blieben. 
241»  ber  ftrangi«tanerorben  bUrQ^  ben  in  ben  Spiri: 
tualen  unb  ^raticellen  ju  Sage  tretenben  febwär-- 
merifeben  unb  gerabeju  antibierarebifeben  ©eijt  Der* 
bdebtig  geworben  war  unb  bie  Sluguftiner  fid)  m  ber 
5Meiormation«3cit  teilweife  ber  neuen  Bewegung 
anfcbloffen,  übertrug  bie  Kurie  namentlich  ben  So* 
minifanern  bie'-öefämpfung  ber  Ketzer  burd)  ©elc^r* 
famfeit  unb  bureb  ©ewalt  fönquifition).  Grft  im 
1 7. 3<»brb.,  al«  in  ben  SBcttelorben  bie  Strenge  ber 
Regeln  nach, liefe  unb  neue  tircblicbe  SJebürfniffe  bem 
^apfttume  in  bem  ^efuitenorben  eine  neue  «Slrmee» 
fdntfen,  fanf  ibr  Slnfcben,  unb  aueb  ibre  ^rioilegien 
würben  mehrfach  befebränft.  SieKIoftcraufbebungen 
in  ber  ?luftldrung«ieit  (Gnbe  be*  18.  ^abrb.)  unb  in 
ber  ©egenwart  (j.  SB.  im  Königreich  Italien)  hoben 
namentlicb  bie  iBettelorbcn  hart  betroffen. 

^cttcluoflt ,  früher  ein  jur  Unterbrüdung  be« 
SBcttcIn«  angeftcllter  nicbercT  ^olijeibcamter. 

«ctieliocfcn.  Sie  2lnftd)tcn  ber  SDloraliften 
über  baä  tB.  baben  oielfacb  gef(bwanlt  unb  fteben 
noch  gegenwartig  im  3iMberipru<b  mit  ber  3Iuf» 
faffung  ber  Sßoltewirtfcbaftelehre.  5Do  bie  ärmut 
al«  Unglüd  betrachtet  wirb  unb  oon  feiten  oei 
Staate«  tcincTlei  ^iorforge  )um  Unterhalt  Sarben: 
ber  getroffen  worben  ift,  wirb  bie  Pflicht  ber  2llmo« 
fenfpenbung  oon  ^Heligion»ftiftem  unb  Sittenleh» 
rern  al«  freie«  5Perf  gepreoigt.  3wifd>cn  ber  Str-- 
mut  unb  ber  3llmofenipenbung  ftebt  al«bann  oaä 
93.  al«  natürliche«  Uermittelnbe«,  al«  Sclbftbilfe  be« 
SBebürftigcu  in  ber  SRittt.  2)a«  ^ubentum,  bie 
cbriftl.  iM-io,  ber  ^«lain  betonen  gleid}tnd|ig  bie 
s4Jflid?t  ber  Sllmofenipcnbung.  ^n«befonbere  recht* 
fertigte  bie  mittelalterliche  Kirche  bie  2lnbdufung 


Eettefroejcn  893 

rieftger  ©ütermaffen  in  ihren  fidnben  mit  ihrem 
Berufe,  für  bie  Firmen  unb  Sebürftigen  ju  forgen. 
Sa«  58.  warb  fogar  al«  oerbienftlich  in  geroi^en 
tirchlicben  Drben  (f.  JBettelmönche )  anerfannt. 
Sie  Jolge  ber  lirchlicben  unüberficbtlichen,  jerfplit* 
terten  ärmenpflege  war  bie  aSermebrung  ber  5öctt= 
ler  unb  bie  3lbftumpfuug  be«  Schamgefühl«  bi«  ;u 
bem  fünfte,  auf  weitem  öffentliche«  betteln  nicht 
mehr  al«  fchimpflich  gilt.  §n  rein  fath.  fidnbem, 
wie  in  Italien  unb  Spanien,  ftnb  biefe  Perberblichcn 
Grfolge  ber  alten  lireblichen  Slrmcnpflege  unb  ber 
2lu«breitung  maff  enbaf  ten  5B.  am  augenf  cbeinlichften. 
, urfdehlicben  3ufammenhange  bamit  ftanb  oon 
jeher  ba«  Canbftreichertum  unb  bie  ©igentum«gc= 
fäbrbung  burch  (leinen  Siebftahl  ober  betrügerifebe 
^orfpiegelung  (örperlicher  fieiben.  SBohl  waren  bie 
Reformatoren  bemüht,  an  bie  Stelle  be«  unter« 
fcbicb«lofen  ©eben«  eine  geregelte  SJerforgung  ber 
Firmen  aiif  ©runb  einer  genauen  Prüfung  ihrer 
ajerbdltmffe  unb  nach  Sonberung  ber  wirtlich  Sir? 
men  oon  bem  herumlungemben,  arbeit«fcheuen  ©e* 
finbel  treten  ju  laffen,  überhaupt  bie  äerf  orgung  auf 
ba«  9lotwcnbig}te  ju  befcbrdnten,  allein  ber  Grfolg 
war  au«  öerjdjicbenen  ©rünben  nur  gering.  Seit 
bem  16.  3<»prb.  «ntftanben  jahlreiche  ^ofijeiorb* 
nungen  ober  gar  eigene  SBettelorbnungen  jur  9luf= 
recbterhaltung  ber  öffentlichen  Orbnung,  wobei  viel* 
facb  baran  feftgehaltcti  würbe,  bafj  e«  jur  ^Bettelet 
obrigteitticher  ©enehmigung  bebürfe.  So  warb  ba« 
SB.  jum  tomeffiouierten  ©ewerbe  ber  vJ)iüfeiggdnger 
unb  öilflofeii.  Unberechtigte  SBettlcr  unb  2anb= 
ftreieber  würben  oielfach  ben  alten  3u&tbdufem, 
Spinnanftalten  u.  f.  w.  uir  Sefferung  überwiefen. 

3n  ben  mobernen  Staaten  ift  gegenwärtig 
überall  bie  im  ÜEBiberfprucb  jur  alten  Kirche 
ftehcnbe  Slnfchauung  geltenb  geworben,  bafe  iBet< 
teln  unter  leinen  Umi'tdnben  geftattet  werben 
barf ,  weil  bie  SBolt«woblfabrt  burch  »bftumpfung 
be«  wirtfcbaftlid)en  Sinne«  gefebäbigt  wirb,  aüx 
wirflid)  »ilflofe  ift  nach  ben  ©runbfä&en  enur 
feften,  oern)altung«rechtlichen  Orbnung  teils  burd) 
alimentation«pflichtige  Serwanbte,  teil«  au«  -IH'w 
tcln  ber  ©emeinbe  ober  eigener  Slrmenpflcgfcbaft«* 
oerbänbe  ju  forgen.  Ser  Jortbeftanb  be«  iB.,  jumal 
in  gröfjcrn  Stdbten,  wurzelt  wesentlich  in  bem  gut« 
mütigen  l&abne  turjfichtiger  9l(mofenfpenbung,  in 
ber  L'cicbtgläubigtcit,  bie  ohne  forgfältige  Prüfung 
©aben  verabreicht,  ohne  bie  nachteiligen  $ol> 
gen  }u  bebenten,  welche  bie  Unterftü^ung  Uuwür« 
biger  nach  fid)  iieht.  <5rft  neuerbing«  haben  fid)  in 
beutfehen  Stäbtcn,  in«befonbere  nach  bem  Vorgänge 
pon  ^Berlin,  Dreine  gebilbet,  beren  Witglieber  fid) 
burd)  fefte,  planmätjtg  oerwenbete  Beiträge  gegen 
bie  ^au«bettclei  febütten  unb  grunbfdt(Uch  (ein  %[■- 
mofen  ohne  oorangegangene  Unterfuchung  ber  SBc» 
bürfniffe  oerteilen  lauen.  9lad)  bem  3jorgange  aller 
neuem  ©efe^gebungen  bebroht  ba«  Seutfche  Straf» 
gefefeb.  §.  361 , 4  ba«  SBctteln  mit  Strafe  (fiaft  bi« 
ju  6  ffioeben).  Siefe  Strafe  trifft  foroobl  benjenigen, 
welcher  felbft  bettelt,  al«  aueb  folche,  welche  Hinter 
jum$etteln  anleiten  ober  au«|d)iden,  ober  ^erf  onen, 
bie  ibrer  ©ewalt  unb  Stufficbt  untergeben  ftnb  unb 
)u  ihrer  6au«genoffenfd)aft  gehören,  com  ^Betteln 
ab}uhalten  unterlagen.  !Rad)  §.  362  barf  ber  Richter 
ben  Verurteilten  nach  uerbüfcter  f>aft  ber  l'anbe«« 
polijeibebörbe  überroeifen,  mit  ber  Ermächtigung  jur 
Unterbringung  in  Ärbeitebdufern  ober  ju  gemein« 
nüfeiger  93ef d)äftigung  für  ben  3eitraum  Don  2  b 
ren;  bie«  jebocb  nur,  wenn  berfelbe  in  ben  legten 


Digitized  by  Google 


894  ScttemunD 

3  ^abreit  mebrmalj)  wegen  ^Bettelet  verurteilt  in, 
ober  wenn  er  unter  Trobungen  ober  mit  ÜBaffen 
gebettelt  bat.  91a*  öfterr.  SHedrt  (®efefc  t»om  24.  ÜHai 
1885,  §.2)  xft  Settel  nur  {traf  bar,  wenn  er  an  öffent- 
(icben  Orten  ober  »on  f>au*  ju  £>au«  erfolgt  ober 
feie  öffentliche  ümibtbdtigfeit  au«  «rbeit«fcbeu  (@e* 
genfafc:  9lotftanb)  in  »nfprudj  genommen  wirb 
(8  tage  bi«  3  3Jlonate  ftrenger  &rreft).  —  Sßl. 
Ublborn,  Tie  ebriftt.  Siebestbätigfeit  (2.  8ufl., 
Stuttg.  1895);  Äab,  Tie  <|Jolijeir<ergcben  be«Teut* 
fd)en  Strafgcfefcbuebe«  (ebb.  1879);  »rtitel  fianb* 

S:eid?erei  unb  Settel  im  «Ofterr.Staat«wörterbud>», 
b.  2  (Söien  1896);  öippel,  Tie  ftrafred)tlid>e  Se* 
tampf  ung  üon  Settel,  i'anbftreiaierei  unb  Slrbeit«« 
fdjeu  (Serl.  1895). 
i&ettetnutsb,  f.  Sebcmunb. 
©erren  häufen,  Torf  im  preufi.  9ieg.:Sej.  unb 
fianbfret«  Gaffel,  3km  füböftlid)  von  Gauel,  an 
ber  Söffe  unb  ber  fiinie  Gaffel 'Salbtappel  ber 
IBreufj.  StaatSbabnen,  bat  (1900)  3005  meift  reform. 
<§.  (199  Äatbolifen),  ty>ft,  Jelegrapb;  Hupferbam« 
mer,  3inf»  unb  üJleffmgfcbmeljcrei,  teilen  bauevei, 
gdrbereien,  Sleidjereien,  SBäfdbereien,  ^abrifation 
von  Xbonwaren  für  cbem.  Apparate,  r>on  Gbemt< 
talien,  Äpotbelergldfern,  Tadjpappe,  3ünbböj§ern, 
Suntpapier,  Papierwaren,  Kartonnagen  unb  Seife, 
«ine  Stodfabrit  auf  bem  ebemalißen  SWeifmgwert, 
Bierbrauerei  auf  bem  ebemalißen  Giicnbammer, 
©drtnereien,  bret  2Rabls  unb  eine  fiobmübte,  %'\\<b: 
jucbtanftalt  unb  ^afanerie. 

«ctrfcbcrn.  Sil«  S.  !ommen  bauptfädjlid;  bie 
Aftern  beT  ©dnfe  unb  Gnten  in  Setradjt.  ftübner» 
febern  fmb  weniger  beliebt  unb  werben  nur  al«  ge- 
ringe« Stopfmaterial  benutzt.  2lm  bötbften  gefcbä&t 
fmb  bie  ftlaumfebern  ber  Giberente  (f.  b .),  im  £anbel 
al«  Jaunen  (Tunen)belannt.  SluäVUioücnfcbern 
ßelanßen  in  neuerer  3eit  von  Ärcbangelel  unb  3«lanb 
au«  in  ben  öanbel.  ©änfe'  unb  Gntenfebern  liefern 
baupt|dcblicb93öbmcnf®alijien,9tufelanbf$olenunb 
ba«  nörbl.TeutfaManb;  aucbGbina  beteiligt  ftcb  ber» 
»orragenb  an  ber  Ginfubr  berfelben,  allerbing«  meift 
in  geringem  .ftart  unreinen  Sorten.  Giberbaunen 
werben  von  Norwegen  }Ußefflbrt.  Tie  S.  bilben  im 
iob*n  unb  gereinigten  3«ftanbe  einen  bebeutenben 
£>anbel«artifel.  Tcutfcblanb«  Ginfubr  oon  roben 
S.  betruß  1899:  9128 1  im  9K«rte  uon  19,»78  a«ill. 
9R.  (baoon  etwa  ein  Trittel  au«  Cfterreia>Ungarn 
•unb  ein  Secbftel  au«  Gbina) rP°n  ßereinißten  unb 
vugeriAteten  S.  1012  t  im  ffierte  uon  3,834  SHill. 
m.,  bie  MuSfubr  918 1  (2,38e)  unb  1175  (5  3MiU.  SR.). 
(S.  Sebent,  tierifdje.) 

^ettfeberu  iUcinißiutßcdnafctitnc,  eine  jum 
Entfetten,  Gntftduben,  Auflodern  u.  f.  w.  gebraua> 
ter  Settfebern  bienenbe  SJorricbtung ,  bie  am  jwed= 
mdfjigften  in  f  olgenber  SBeife  lonftruiert  i[t :  Ten 
untern  i eil  be*  Apparat«  bilbet  ein  Ofen  mtt  einem 
tleinen  Tampfteffel,  in  welchem  ber  jur  Reinigung 
benuhte  Tampf  erjeugt  wirb.  Tcm  jußcfübrten 
Gaffer  fmb  Gbemifalien  jugefe&t,  bie,  inbein  fie 
ftd>  mit  üerflücbtigen,  alle  ben  Gebern  anbaftenbeu 
organifdjen  Stoffe  jerftören,  wdbrenb  ber  bureb* 
brtnßenbe  Tampf  ben  Staub  aufweist  unb  bie 
Trennung  ber  jufammengeballtcn  §ebern  borbe* 
reitet.  Tie  oollftdnbige  Sluflöfung  ber  fteberballen 
wirb  burd;  eine  in  einem  laftenförmißen  Sebdlter 
rotierenbe,  mit  Stfiben  befefete  SBelle  ober  in  einer 
im  3nnem  mit  Taumen  befetiten  brebbaren  Jrom» 
mel  bewirft.  Um  bie  Jebern  jü  trodnen,  wirb  burd) 
IR&bren  ein  Strom  von  erbi&ter  fiuft  jußeleitet.  I 


—  öettung 

Son  ben  trodnen  Jebern  lann  ber  Staub  leid: 
abaeflopft  werben,  wdbrenb  bie  fd?roeren  Sctmus 
teile  in  ein  Sieb  fallen  unb  fo  entfernt  wertem 
Sei  ben  beftenS.  erforbert  ber  ßefamte  Steinißuna^ 
projefe  nur  10  SDtinuten,  unb  e«  fönnen  ie  nacb  bei 
©röfee  ber  Sflafdjine  100— 200  kg  Sebern  in  eineis 
Jage  ßereinißt  werben, 
©ertl,  Sernarbino,  ital.  SHaler,  f.  iJinturicdjie. 
Bettina,  ber  250.  $lanetoib. 
töetttna,  f.  »mim,  Glifabetb  uon. 
«ctttneUi,  Sawrio,  ital.  Ticbter  unb  Sdjrift 
fteller,  ßeb.  18. 3uli  1718  ju  iWantua,  rourbe  173o  ! 
f^efuit,  lebrte  1739  —44  ju  Srefcia,  1748—51  yj. 
^enebiß,  bann  bi«  1759  am  ablißenJMuitenlelkv 
ju  ^arma  ®efd?id;te  unb  feböne  SBilienfcbaften 
madjte  1755— 59  Steifen  in  Teutfdjlanb  unb  ^rrant 
reid)  (aueb  ju  Soltaire),  lebte  bann  in  Verona  un? 
al«  ^rofeffor  in  Sßobena  unb  joa  ftcb  nad>  ber  -1 .  ■ 
bebuna  be«  Orben«  1773  nacb  ü)fantua  jurüd,  r; 
er  13.  Te*.  1808  ftarb.  Tie  bebeutenbften  feiner  rv 
len  Sd)riften(@cfamtau«ßabe,8Sbe.,%-Beneb.  178"; 
24  Sbe.,  ebb.  1799—1802)  finb:  «11  Risorgiment» 
d'ltÄlia»  (2  Sbe.,  Saffanol775  unb  1786;  3SaiL 
1819  u.  &.),  eine  auSfübrlicbe  unb  meift  queHeu 
md&ißeÄulturgefcbidjte  Italien*  oon  1000  bi*  150«. 
«Dell'entusiasmo  dellc  Belle  Arti»  (2  IBbe.,  SRail. 
1769;  beutfd)  von  9üerlbe«,  2  Sbe.,  Sem  1778i. 
«Tragedie»  (Saffano  1771;  am  beften  «Serse»), 
«Lettere  Virgiliane»  (öfter«  ßebrudt),  bie,  ßeger. 
ben  Tante =Rultu«  geriebtet,  niebt  geringen  ®iber 
fprud)  erreßten.  Seme  fonftiße  ^rofa  ift  unbebev- 
tenber,  feine  fleinem  @ebicbte  fein  unb  elegant. 
befonber«  bie  «Versi  sciolti»  (f.  b.).  ^arteiiide 
Sioßrapbie  bon  feinem  greunbc  92apione  (Jur. 
1819),  beridjtigt  bon  Ugoni  in  feiner  gortfetnm^ 
von  Gorniani«  «Secoli  della  letteratura  italiana  . 
V  (ebb.  1856). 

Bettlng"(enßl.),ba«3öetten,  bieSBette,  namrnt^ 
lieb  bei  Settrennen, 
ftettlertettr,  f.  Trebleier. 
Wcrtlcr thalcr,  ^ baier  mit  ber  TarfteOung  bei 
beil.  üRartin ,  wie  er  nad)  ber  Seßenbe  mit  bem 
Scbwerte  ein  Stüd  non  feinem  Wantel  abfdjneibet, 
um  e«  einem  Settier  ju  ßeben;  aeprdßt  üom  Grafen 
^bilipp  t>on  fiorn  1568,  oom  ®rafen  ©üntber  per. 
Sd?warjburß  1606—8,  »on  mebrern  Grjbifcböfen 
oon  2)Uinj,  non  ben  brei  febweij.  Urfantonen  154^ 
—50,  ber  iRepublil  fiucca  1600—1750  u.  a. 

«cmtäffcn,  Settpiffen,  f.  Gnureft«.  über 
2Rittel  für  Settndffer  f.  ®ebeimmittel. 

SBertung,  bie  Seflcibunß  be«  ®efd?ü|»ftanbf» 
mit  f>olj  ober  Stein,  um  ba«  Ginfmlen  ber  Sidtvt 
unb  be«  Safcttenfdjweif«  bc«  ©efdjüfte«  in  ben  Grb 
boben  ju  üerbinbern.  Sei  ©efcbütjaufftellungen  r»on 
Idnßerer  Tauer,  wie  Tie  bei  bem  Hnßriff  unb  ber 
Serteibiguna  ber  ^eftungen  vorlommen,  fmb  S. 
notwcnbtg,  fall«  bte  ©efd?ü&e  niebt  ^tabmlafetten 
baben.  $n  ber  JRegel  befteben  bie  S.  au«  i>olj; 
bie  einfaajfte  ftorm  berfelben  ift  bie  9Jotbettung, 
bei  ber  eine  Soble  für  jebe«  ber  beiben  SRdber  unb 
jwei  bidjt  aneinanber  für  ben  ?afettenf*wcif  ge= 
legt  unb  mit  ^fäblen  befeftigt  werben.  Sollfom^ 
mener  fmb  bie  ganjen  S.,  bei  benen  balfenartige 
Ööljer  (kippen)  mit  ber  Sdjuferidjtung  ßleidjlau« 
fenb  in  gewiff cn  Stbftdnben  noneinanber  in  ben  c  i : 
boben  r>erienft  unb  quer  barüber  Soblen  burd) 
gel  befeftigt  werben;  am  twlllommenften  jeboeb  bie 
tn  Gement  gemauerten  S.  für  Äüftengefd)ütie,  in 
I  benen  bie  Scbwenlfdjienen  für  bie  Scbwentrdber  ber 


Digitized  by  Google 


Söcttroonac  —  Beugung  (be$  ßidjtö) 


Stafetten  genau  eingepaßt  unb  befeftipt  finb.  <vür 
«5relbmörfer  unb  <$elbbaubi|en  finb  otelfacb  tran*' 
X)  ortable  93.  in  Änroenbung.  —  Über  93.  beim  6  i  f  e  n  ■ 
b  abnbau  f.  b. 

$9ctm»atue  (Acantbia  lectularia  L.,  f.  iafel: 
3  n  f  e  1 1  e  n  IV,  ftig.  2),  eine  5—6  mm  lange,  braun» 
rote.  flügcllofe  SBanje,  bie  in93ettftellen,  altem  feolj» 
tvert ,  unter  Tapeten  u.  f.  ro.  lebt  unb  üon  hier  au* 
fcen  Menfcben  naebt*  überfällt,  um  Sölut  ju  faugen. 
©ie  fall  au*  Cftinbien  flammen,  mar  aber  febon 
im  Altertum  inSübeuropa  befannt  unb  ift  teilt  faft 
über  bie  ganje  6rbe  Derbreitet.  2>a  fte  febr  fruebt» 
bar  ift,  langanbauernben  junger  unb  befuge  Malte 
gut  überftebt  unb  in  ieber  Spalte  einen  3uflud)t*ort 
finbet,  in  bem  ibr  febroer  beijufommen  ift,  tann  fie 
ni du  letebt  ausgerottet  roerben.  9Bo  nidpt  alte* 
ÖoUroert  jeben  9Jerfucb  ber  93ernicbtung  unmöglicb 
madjt,  ift  9ieinli<bteit,  befonber*  bdufige*  5Bafd>en 
mit beifiem SBafier,  roieberbolte*  Streiken  mit  i'  e t v o= 
leum  foroie  ba*  forgfame  Sluffpüren  unb  Vertilgen 
ber  S3rut  ba*  befte  Mittel,  fid)  ibrer  m  entlebigen. 
3)ie  jur93ertilcjungempfoblenenMittelberoäbrenftd) 
{jeroöbnlicp  niept,  wenn  fie  nicht  giftige  £ubftanjen 
enthalten,  mdbrenb  bie  roirfi'amen  ©iftmittel,  roie 
a.  95.  Ouedfilbers  unb  ärfenitprdparate,  auep  für 
3Jcenfd)en  gefdfcrlicb,  alfo  nur  mit  93orfid?t  anju» 
roenben  ftnb. 

Betula,  f.  S3ir(e. 

SMul  accen,  ^flanjenfamilie  aus  ber  Drbnung 
ber  ämentaeeen  (f.  b.)  mit  gegen  40  ärten,  faft 
fdmtlid?  in  ber  nörblicb  gemäßigten  :) cme.  G*  finb 
93äumc  ober  Sträucber  mit  einfadjen  Sölöttern  unb 
in  Äähdjeu  geftellten  einpäufigen  93lütd)en.  3)ie 
roeiblidjen  Äfihdjen  fteben  jur  3«it  ber  93lüte  meift 
aufredet;  jebc  93lÜte  beftebt  am  einem  breilappigen 
Sedblatt  mit  brei  ftruepttnoten  ober  au*  einem 
fünfteiligen  $cdblatt  mit  jroei  ftmcbtfnoten.  93ei 
ber  Srudjtreife  fallen  bie  2>edblätter  mit  ben  5rücb* 
ten  ab  ober  oerboljen  unb  bleiben  an  ber  Spinbel. 
3>en  93.,  geroöbnlicb  ju  ben  Gupuliferen  (f.  b.)  ge* 
reebnet,  feblt  bie  für  biefe  efcaraftcrifttfdje  Gupula. 

ttcrulcjuö,  A'pftu*,  f.  93ird,  Sirt. 

Detulin,  93irtentampfer,  em  inbifferentcr 
33eftanbteil  ber  SBirfenrinbe  unb  be*  93irtenteer* 
(f.  b.),  trpftallifiert  in  büfcbclförmig  gruppierten 
Nabeln  unb  bat  bie  »jonnel  CsaH600a. 

$ehiHu£,  f.  93irten,  Siegmunb  r-on. 

«rrütoe,  bollänb.  Sanbfcpaft,  f.  ©elbern. 

©cmiocbc,  f.  93etfabrt*rood)e. 

«ctf,  granj,  Sänger,  f.  93b.  17. 

$*cl?borf,  Sorf  im  SHbeinlanb,  f.  93b.  17. 

©etjenftein,  Stabt  im  93ejirt*amt  ^egnifc  be* 
bapr.  9ieg.*93ej.  Cberfranlen,  14  km  fübroeftlidj  oon 
•sUeanil,  bat  (1900)  591  Q.,  barunter  17  flatbolilen, 
^oitcrpebition ,  Jelegrapb,  coang.  flirdje,  Sdjlop; 
Öopfenbau.  9tabebei iHuine  S  t i  e r  b er g ,  weiter  ent- 
fernt diuinen  Sepenfel*  unb  2Bilbenfel*. 

'-Kcijiitqcii,  2orf  in  SBürttemberg,  f.  93b.  17. 

Meuchen,  \.  93ülen. 

Bend.,  bei  naturiüinenfdjaftlidjcn  93e9eicbnun: 
aen  2lbf  ürjung  für  ^ran^oid  Sulpice  93eubant  (f.b.j. 

Neubau  t  (fpr.  böbdng),  ^raneoid  Sulpice,  f  ranj. 
ÜJhneralog  unb  ^ibpfiter,  geb. '5.  Sept.  1787  ju 
%axi$,  befud  tc  bie  ^olptecbnifcbe  unb  Normal 
fd)itle,  lourbe  1811  ^rofeffor  ber  ÜJlatbematif  am 
i'oeeum  iu  Sloignon,  1813  ^rofefior  ber  ^bPfit  ju 
3Jlarieiüe,  1815  Unterbireftor  ber  ÜJlineralieni 
lunß  fiubmia«  XVIII.  ju  93ari»,  mo  er  einige  3abre 
barauf  bie  tyrofefiur  ber  iliineralogie  an  ber  Uni» 


oerfitdt  erbielt  unb  1824  jum  SDtttglieb  ber  Sltabemie 
ber  9Bif)enfd?aften  ermdblt  roarb.  Seit  1840  ®ene= 
ralinfpeftor  ber  Uniuerfttät,  ftarb  er  10.  $ej.  1850. 
Sein  äauptmert  ift  ber  «Essai  d'an  cours  6l6men- 
taire  et  general  des  sciences  pbysiques»  (  Vav. 
1828),  ber  in  ben  «Traite  elementaire  de  phy- 
sique»  (6.  Jlufl- ,  ebb.  1838;  beutfd)  £pj.  1830) 
unb  '.Traiti'  61ementaire de mineralogie»  (2. 2lufl., 
93ar.  1830;  beutfd;  Spj.  1826)  jerfällt,  Pon  benen 
namentlid>  ber  letztere  grofee*  Slnffebcn  erregte. 
93iel  SBidjtigeä  entbielt  aud)  feine  «Voyage  mine- 
ralogique  et  geologique  en  Hongrie,  pendant 
l'aanee  1818»  (4  93be.,  l«ar.  1822;  beutfd)  im  5lu-v 
iug,  1  93b.,  2pj.  1825).  m*  felbftdnbiger  ^orfdjer 
bemäbrte  ficb  93.  früber  fdjon  in  feinen  unterfud?un= 
gen  über  bae  93erbdltniö  jmifdjen  djem.  ;'!uiammen= 
fejjung  unb  Ärpftallifation,  über  bie  SRöglidjfeitbe* 
fortleben*  ber  Ü)teere3mollu*fen  in  füfjem  SBaffer 
'"etnic  über  tai  fpeeififebe  ©emiept  ber  Mineralien 
unb  bie  cbem.  Slnalpfen  ber  Mineraltörper. 

«cucl,  2)orf  im  JHpeinlanb,  f.  33b.  17. 

«eugemueif ein,  f.  ^leroren. 

©cugung  (grammatifd)),  f.  glerion. 

Beugung,  2)iffrattion  ober  l^nfterion 
be«  2id)t«,  eine  mit  3"terferenj  (f.  b.)  oerbunbeue 
»blentung  be*  SicbtS  au*  ber  geraben  gortpflaiv 
3ung*rid?tung.  Sie  toirb  beobaoptet,  roenn  Siebt 
bureb  fcbmale  Spalten  in  fd)attengebenben  Körpern 
binburebgebt  unb  in  einiger  Entfernung  uon  einem 
Sd)irme  aufgefangen  mirb.  Man  beobaebtet  bann, 
tan  bie  Scpattengrenje  ber  Manto  ober  beS  Spalt» 
bilbe*  nidjt  fdjarf ,  fonbern  oermafdjen  unb  aufter» 
bem  mit  Streifen  burebjogen  ift.  6*  bringt  alfo  Siebt 
in  ben  Scbattenraum ,  ba&  vi  du  roirb,  tote  man 
fagt,  gebeugt.  5)iefe  6rfd?einung  mürbe  juerft  oou 
©rimalbi  1665  beobadjtet  unb  fpdter  oon  gre*nel, 
ber  Tie  auf  Jnterferenj  jurüdfübrte,  unb  «yraun» 
b.  ofer  genauer  ftubiert. 

Um  einen  einfadjen  gall  ber  93.  ju  erörtern,  be- 
trafen mir  eine  fdjmale,  Pertitale  Spalte  »on  ber 
93reite  b  ($ig.  1),  bie  burd)  ^ 
eine  ferne,  Keine  £id>t» 
quelle  fenlredU  ju  ibrer 
ebene  beftrablt  roirb.  Sllle 
93untte  ber  Spalte  roirten 
bann  roie  felbftleucbtenb 
unb  gleidjjeitig  fdjroingenb. 

Sluf  einem  febr  fernen 
Scbirm  pon  ber  dutfemung 

d  treffen  in  ber  Spmmetrie»  — t — S  i — — - 

Gbene  ber  Spalte  biefe  £iaV  gij.  i. 

ter  obne  merüteben  9Beg» 
unterfebieb  )ufammen  unb  oerftdrfen  fub.  9)üden 
mir  auf  bem  Scbirm  um  a  nad)  Hnt*,  bi*  ber 
redjte  iHanbftrabl  einen  um  eine  2Bellenlduge  X 
gröfeent  5öeg  jurüdjulegen  bat  al*  ber  linle  Sftanb» 
Itrabl,  fo  beot  bie  linfe  93ünbelbdlfte  bie  SBirlung 
ber  rechten  auf ;  »ir  gelangen  ju  einer  bunf  ein  Stelle, 
hierbei  ift,  roie  au*  ber  $ig.  1  erfidjtlid),  feb.r  nabe 

r-  =  j-  ober  X  =  b  -j. 
b     d  d 

Se|m  toir  b  =»  1  mm,  d  =  10  m,  belcudjten  bie 
Spalte  burd)  ein  tief  rote*  ©la*,  fo  roirb  a  =  7  mm. 
$emnad)  ift  für  rote*  Siebt  bie  SBelienldnge 
,     1  mm  7  mm     .  ____ 
X=löööö-5m-=  0  0007 
93ei  5ortfe|ung  ber  oorigen  ßrörterung  finbet 
man,  bafe  auf  bem  Scbirm  ein  mittlerer  pertilaler 


Digitized  by  Google 


896 


Seugung  (beS  föedjtä)  —  23eule 


roter  Streif  ton  etwa  14  mm  ©reite  auftritt,  bem 
fidj  beiberfeit«  eine  9teibe  von  etroa  7  mm  breiten 
roten  Streifen  von  abnetjmenber  ftelligteit  an-- 
Wielen,  bie  t>  oneinanber  burdj  buntle  Streifen  ge* 
trennt  finb.  ©efct  man  von  roter  ju  gelber,  grüner, 
blauer,  üioletter  JBcleudjtung  über,  fo  jieljt  fidj  ba* 
ganje  JBeugungebilb  jufammen,  unb  bie  Streifen 
finb  im  lehtern  Jalle  ungefähr  nur  balb  fo  breit  al* 
bei  roter  JBeleud)tung.  iöci  roeifeer  SBeleudjtung  tp 
fdjeint  burdj  Übertretung  ber  einfarbigen  6rfcbei= 
nungen  in  ber  9Jlitte  ein  roeifser  Streifen,  bem  fidj 
be  iberfei  t*  f  cbmale  Spcttren,  JBeu$ung«fpettren, 
anicbliefeen,  bie  ba*  Violett  nadj  innen  tebren. 

Söicl  feböner  merben  bie  SBeugung*erfdjeinungen, 
roenn  man  biefelben,  ftatt  auf  einem  Sdjirme  auf: 
jufangen,  burdj  ein  adjromatifdje«  fternrobr,  wie 

ftraunbofer  e* 
juen't  flettjan, 
beobadjtct.  Die 
beugenbe  Cff* 

nung  roirb 
bann  mittele- 
eine*  Huffal« 
ringet  oor  ba* 
Cbieftiogla« 
gefdjoben.  Die 
eines  fdj  malen 


m  2. 


£ig.  2  jeigt  ba*  93eugung*bilb 
topalte*,  $ig.  3  ba«  einer  rbombifdjen  Cffnung  o 
unb  gig.  4  ba*jenige  eine«  tieinen  rrei«förmigen 
£odje«;  Safel:  2idjt,  $ig.  9 
jeigt  auperbem  ba*  Beugung«: 
bilb  eine*  bünnen  Drabte«  fo= 
roic  ba«  einer  Sdjirmtaute.  So* 
roobl  mittel*  Stuffangidjirme« 
al*  mittele  jycrnroljr«"  tann  man 
bie  mcrfroürbigen  JBeugung«- 
bilber  beobadjten,  bie  entfteben,  roenn  man  ftatt 
einer  einjigen  engen  Spalte  Diele  f  oleber  engen  Spal= 
ten  bidjt  nebeucinanber  in  glcidjen  Slbftänben  (meb= 
rere  öunbert  auf  einen  Genti» 
meter)  anroenbet.  SoldjeSpal* 
ten  »erben  am  beften  auf  be* 
rufetcn©la*plattcn  mit  ber  %  eil- 
mafdjine  tjcrgeftellt.  OJtan  er* 
bält  bann  bei  roeifeem  Sonnen: 
liebte  eine  Beugungen gur,  bie 
in  ber  iUittc  einen  roeifecn  Streü 
fen  jroiidjcn  je  einem  breiten 
Duntclftrcifcn  befitit ,  worauf 
je  ein  tollfommen  entroidcltc*  Speftrum  mit  ^raun: 
boferfrben  L'iuien  folgt  U.  f.  ro.  Diefc  ©itterfpet: 
tren  (f.  Speltrum)  baben  baju  gebient,  bie  iljren 
(jraunboferfeben  Sinien  entfprcdjenben  SBellenlängen 
ju  meffen,  rooju  befonber«  ein  Apparat  üon  ?lbbe 
(3ena)  geeignet  ift.  3u  ben  farbigen  ©rfdjeinungen 
ber  93.  geboren  autb  bie  Sarbenfdjiller  ber  Spinnen: 
roebeu  tm  Soniienfdjein,  ferner  jene,  wenn  man 
burd?  bie  gefd>loficncn  3lugenroimpcrn  nadj  fon« 
nigem  Sidjte  binfiebt.  Sind)  ber  fog.  SBifbopfcbe 
Ming  (f.  b.)  roirb  burdj  93.  ertldrt.  Die  33.  tntt  nidjt 
nur  beim  Siebte,  fonbern  aueb  bei  ben  ©arme:  unb 
Sdjallroellen  unb  überhaupt  bei  jeber  2BtfUeubctre= 
gung  auf,  bie  fidj  burd)  enge  Cfinnngcn  fortpflanjt. 
—  93gl.  graun^ofer,  9teue  "JHobijitation  be*  i'idjt« 
(ÜJtündj.  1821),  unb  Sdjroerb,  Die  93cugung*ers 
f  djeinungeu  au*  ben  ^unbamentalgefejten  ber  Unbu; 
latioustbcorie  entroidelt  u.  f.  n>.  (ÜJlaunb.  1835). 

Beugung  be*  3lccbt§.  Gin  ^Beamter,  ber  ficb, 
bei  ber  veitung  ober  öntfdjeibung  einer  iMedjtsfadje 


öorfä&Ud)  ju  ©unften  ober  jum  9lad)teil  einer  Partei 
einer  iö.  be*  9ied?t*  fdjulbig  madjt,  wirb  nadj  §.  33« 
be*  Deutfd?en  Strafgefettbu&c*  mit  3ud;tbau*  bi* 
ju  5  Sauren  beftraft  (juftänbig:  Straf  tammer), 
weitem  Sinne  geb6rt  aud)  bierber  ber  Jlmt*mi^ 
bxand)  burdj  Grprefjen  oou  ©eitänbniifen  (Straf: 
tammer),  burdj  uorfäftlicbe  Eröffnung  unb  Rührung 
oon  Unterfudjungen  gegen  Unfdjulbige  (8ud)tbau*i, 
burd)  —  oorfdhlidje  ober  fabrldffige  (im  Letttem 
Aalle  Strafe :  ©ef&ngni*  ober  $eftung  bi$  1  3abr 
ober  ©elbftrafe  bi*  900  9R.)  —  Soll|tredung  von 
Strafen,  bie  nidjt  üollftredt  roerben  bürfeja  (3ncfci= 
bau? ,  be;.  Straf  tammer),  burdj  Untertanen  itr.r 
redjtlidjen  ©iufdjreiten*  in  ber  Ülbfidjt,  jemanben  ber 
gefe^lidjen  Strafe  redjt*n)ibrig  ju  entjieben,  roeldbem 
Aalle  berjenige  gleidjftebt,  roenn  in  gleicher  :>lbv.  i : 
5anblungen  begangen  roerben,  roeldje  geeignet  ftnb, 
eine  ^reifpreebung  ober  eine  bem  ®efe$e  nidjt  ent 
fpredjenbe  iöeftrafung  ju  beroirten,  unb  ber  Stall, 
roenn  bie  ^ollftredung  ber  au*gefprodjenen  Strafe 
nidjt  betrieben,  ober  eine  gelinbere  al*  bie  ertannt« 
Strafejur33ollftrcdunggebradjttoirb  (Straff  ammer 
[§§.  343—346]).  Strafen  bi*  ju  5  unb  15  ^abren 
3udjtbau*.  ©efettmibriger  dinflul  auf  bie  :He,t:-: 
pflege  feiten«  einer  ^krfon  be*  Solbatenftanbe*  ober 
eine*  jum £>eere  ober  jur  Marine  geborigen  l'dli:d : 
beamten  roirb  mit  ©efdngni*  bi*  ju  5  ^abren  unr 
ebenfo  ber  ÜHifebraud)  ber  Di*riplinarftrafgeroalt 
feiten*  berfelben  ^erfonen  beftraft  (2rtilitdrftraf: 
gefenbudj  §§.  118, 119).  —  Jladj  öfterr.  JRedjt  fdüt 
SB.  be*  ÜHedjt*  unter  Sti^braucb  ber  Jtmt*gen?alt 

^cuguugcfpcf trum,  f.  SBeugung  (be*  gidjte). 
Speftrum  unb  Jyraunbofer. 

Beutel**,  SBiUem,  f.  iBöfel. 

iöcule,  eine  umfebriebene,  b.ügelförmige  Gx* 
bebung  ber  J&aut,  fofern  fte  burdj  tranttjaft« 
!nnfammlung  von  jjlüffigteit  unter  ber  £>aut  ent: 
ftanben  ift.  SDtan  unterfdjeibet  bie  mit  ©iter  ge= 
füllten  SB.  al*  (Eiterbeulen  von  ben  sSlur 
beulen,  roeldje  93lut  enthalten.  Grftere entfteben 
infolge  von  entjünblidjen  DrüfenanfdjroeUungen 
ober  burdp  Gitevanfammlung,  Untere  burdj  9» 
rei^ung  eine«  SBlutgefäfie«  unb  ben  baburdj  be 
bingten  9lu*tritt  be«  ÜBlute«  in  ba«  umaebenbe 
^ellgeroebe.  Stuf  biefe  Slrt  entfteben  bie  'o.  nad> 
einem  Stojj  ober  Sdjlag  auf  eine  bem  Jhiodjen 
nabe  anlicgenbe  £>autftelle,  j.  JB.  am  Äopf  oter 
Sdjicnbein.  Da«  flblidje  ümttel,  eine  foldje  JB.  mit 
einer  ÜJtefiertlinge  ober  bergleidjen  flacb  ju  brüder, 
ift  laber  ganj  jroedmäfiig,  tocil  e«  ben  reeitera 
SBlutcrgufe  bemmt.  Gbcnfo  jmedmd^ig  fmb  (h* 
unb  ^altroafierumfdjldge  fotuie  bie  SDtaifage  (f.  b.). 
W\t  ber  3eit  mirb  ba«  JBlut  au«  ben  JBIutbeulen 
geroöbnlidj  roieber  aufgefaugt,  unb  ber  jurüdblei 
beute  JBlutfarbeftoff  entfärbt  fidj  allmdblidj  au* 
«Kot  in  Violett,  iBlau,  ©rün,  ©elb.  Daljer  bie  ^at= 
benroanblungen  an  ber  £->aut  nadj  Stot3  unb  Sdjlag. 
über  bie  Eiterbeulen  f.  Sbfcef». 

i&euU  (fpr.  böleb),  ßbarlc«  örnefte,  franj.  Sr» 
d)dologunbStaat*niann,geb.29.^iinil826}uSau: 
mur,  befudjte  feit  1845  bie  3^rmalicbule  ;u  %ax\s 
unb  rourbe  1849  al«  Ü)titglieb  ber  5ranjöHfd)cn 
Scbule  nadj  Althen  gefaubt.  ^ier  nabm  er  eifrig 
an  ben  Ütu*grabungen  an  ber  Älropoli*  teil  unb 
madjte  bebeutenbe  (?ntbedungen.  9ta*  ^ari*  »u» 
rfidgeteljrt,  rourbe  5B.  1&54  tyrofeffor  ber  Srcbdc^ 
logie  an  ber  ^ationalbibliotbet  unb  begrünbete 
feinen  9luf  burd)  eine  9teibe  roertBoller  Sdmften. 
1858—59  erforidjte  er  auf  eigene  Höften  tie  Stdtte 


uigitized  by 


Google 


Sellien  - 

Ui  alten  Äartbago,  nwrbe  1860  ÜRitglieb  ber  %la- 
bemie  ber  ^nfcbriften  unb  1862  sunt  beftänbigen 
Sefretär  ber  tttabemie  bet  Äünfte  ernannt.  1871 
oom  2)epart.  SWaine -et  t'oirc  jum  ?lbgeorbneten  ber 
SMonaloerfammlung  gerodelt,  nabm  58.  feinen  Sifc 
im  regten  Gentium  unb  war  eifriger  Crle'anift  unb 
©egner  Jbierä'.  311*  3Jtac=3Ra^on  1873  ^räfibent 
ber  SRepublil  geworben  war,  würbe  33.  ÜJtinifter 
bc*  3nnem,  mu&te  aber  feine*  ropaliftifcben  Gifer* 
wegen  26.  9too.  fein  Portefeuille  an  ben  fierjog  oon 
58roglie  abtreten.  ©etaufdjterGbrgeij  unb  finanzieller 
Stuinoermebrten  feine  trantbafte  fäwermütige  Stirn: 
mung  fo  febr,  bajj  er  4.  SIptü  1874  fianb  an  fieb  legte. 
33on  feinen  Schriften  finb  beroor3ubeben;  «L'Acro- 
pole  d'Athenes»  (2  33be.,  $ar.  1854),  «Etudes  sur 
Je  Peloponnese»  (2.  Slufl.  1875),  «L'architectnre 
au  siecle  de  Pisistrate»  (1860),  «Les  monnaies 
d'Athenes»  (1858),  «Fouilles  ä  Carthage»  (1860; 
beutfeb  2pj.  1863),  «Phidias,  drame  antique»  (1863; 
beutfeb  oon  33raunbarb,  1864),  «Histoire  de  l'art 
grec  avant  Pericles»  (2.9lufl.  1870),  «Fouilles  ctde- 
couvertes»  (2  33be.,  2.  Slufl.  1873),  eine  3ufammeiv 
ftellung  ber  jüngften  arcbdol.  ^Nachgrabungen  in  3ta* 
lien,  ©riechenlanb,  Stgopten,  9Jtefopotamien.  Sein 
®erf  «Proces  des  Cesars»  (1870;  beutfd?  oon  3Döb= 
ler,  4  33bebn.,  £>alle  1873—75)  behobelt  in  felb= 
ftänbigen  Abteilungen :  «Auguste,  sa  famille  et 
ses  amis»  (1867),  «Tibfcre  et  l'heritage  d'Auguste» 
(1868),  «Le  sang  de  Gennanicus*  (1869),  «Titus  et 
sa  dynastie»  (1870)  unb  enthält  sablreicbe  Slnfpie: 
lungen  auf  ba*  jweite  flaiferrcieb.  —  S3gl.  ^beoille, 
B.  Souvenirs  personnels  (?*ar.  1874). 

®cu(en,  beutfeber  9tame  ber  Stabt  Bouillon. 

»eulenffeber,  [ooiel  wie  OTiljbranb. 

©eulcnjieft,  f.  <ßeft. 

iBeunbcn  ober  Siebten,  in  2Beftbeutfdjlanb  33c= 
^eidmung  ber  bureb  Stobung  entftanbenen,  in  ber 
Slllmenbe  gelegenen  berrfebaftlicben  ©runbftüde, 
welche  früher  bureb  bie  fronbienftpfliebtigen  SJauern 
beftellt  würben.  Jlucb  oorübergepenb  eingejäunte 
Siefer  werben  33.  genannt.  [bürg  (f.  b.). 

Beurig ,  $orf  mit  SBafierbeilanftalt  bei  Saar» 

«curfunbung  be§  $erf  onenftanbe*,  f.  €i* 
oilftanbsregifter. 

ftcurlaubtcnftanb.  Der  58.  umfaptnacb§.  109,4 
ber  3Deutfd>en  ©ebrorbnung  oom  22. Stoo.  1888  bie 
Dffijiere,  Mrjte,  Beamten  unb  9Jtannfcbaften  ber 
:Heferoe,  ÜJtarinereferoe,  Sanb=  unb  Seemebr,  bie 
iütannfd)aften  ber  Grfa&referoe  unb  SDiarine=6rfah: 
referoe  fowie  bie  oorläufig  in  bie  öeimat  beurlaub: 
ten  Stetruten  unb  freiwilligen,  bie  bi*  jur  Gntfdjei: 
bung  Qber  ibc  ferneres  iRilitäroerbaltni*  jur  I'  i  -  r  o  ■ 
fition  ber  Grfahbebörben  entlaffenen  SJtannfcbaften 
unb  bie  vor  erfüllter  altioer  5)ienftpflicbt  jur  %A§* 
pofition  ber  Gruppen  :(ÜJtarine:)teile  beurlaubten 
lütannfebaften.  Stach  Slufruf  be*  Öanbfturm*  (f.  b.) 
gehören  bie  in  bie  Siften  eingetragenen  ^erfonen 
ebenfalls  jum  33.  Sinb  ^erfonen  be*  33. sunt  Sienft 
einberufen,  fo  gebären  fie  für  bie  3eit  biefer  Ginbe-- 
rufung  311m  aftioen  Jr}eere. 

sWcurlaubungeftiftcm  bei  8erbüfeung  oon 
5reibeit*ftrafen,j.  Gntlaffung,  oorlÄufige. 

*  cur  manu,  Rarl  3Mor.  oon,  Hfrifareifenber, 
geb.  28.  3uli  1835  ju  $ot$bam,  befudjte  bte  3n: 
aenieurfdTule  ju  33erlin  unb  biente  1857—59  al8 
Leutnant  in  ber  preufi.  Srmee.  1860  unternabm 
er  eine  wiffenf<baftli(be  Steife  bureb  91ubien,  ben 
tfgopt.  6uban  unb  bie  Sänber  ber  93ogp.  (3<gl. 
feine  33eridjte  barüber  in  ^etermannä  «ajlitteilun-- 

SBroefbanfi'  ftonDrrfatlon#>fiffifon.   14.  9(ufl.   W.  W.  EL 


Neuron  897 

gen»,  1861  u.  1862,  unb  GrßdnjungSbb.  2,  9tr.  7.) 
33alb  nadj  feiner  Mfidfebr  im  folgenben  %a\jtt  ent« 
fd)lo^  er  int  }u  einer  Steife  nacb  Sabai,  }undd)ft  in 
ber  Slbfidjt,  um  über  ba§  €(bidfal  33ogelS  ßrhinbi: 
gungen  einjujieben.  Gr  ging  im  frübiabr  1862 
oon  33engafi  au*  nad)  SRurful  unb  oon  bi«  bureb 
bie  Süfte  nacb  ^nla,  ber  Stefiben}  be*  Sultan*  oon 
33ornu,  wo  er  Gnbe  Slug.  1862  anlam  unb  gut 
empfangen  würbe.  2>a  bie  polit.  Sierbclltniffe  in 
bem  benaebbarten  Aanem  bie  3Beiterreife  nacb  3Ba; 
bai  oerbinberten ,  ging  er  Gnbe  September  nacb 
3afoba,  ber  öauptftabt  ber  fübweftlid)  oon  23omu 
im  Solotoreicbe  gelegenen  ^rooinj  33autfcbi,  btelt 
ficb  bafelbft  einige  3«t  auf  unb  lebrte  bann  im  9to: 
oember  auf  einem  anbern  3Bege  nacb  ^uta  |urüd, 
wo  er  mit  jerrütteter  ©efunbbeit  13.  3)ej.  eintraf. 
Dennocb  entfcfclofe.  er  ftd)  26.  3)ej.  jum  ?lufbrudi 
nacb  3Babai,  ba  injwifcben  bie  Strafte  bureb  ftanem 
wieber  frei  geworben  war.  Schon  nacb  jwei  £age: 
mdrfeben  würbe  er  oon  3Weien  feiner  S)iener  beraubt 
unb  oerlaffen.  3"^Iflfbeffen  in  gr öfter  Sierlegenbeit 
nacb  -Hu'.a  utrüdgetebrt,  rüftete  er  fier)  mit  iöilfe 
eines  arab.  Kaufmann*  oon  neuem  für  bie  beabftäV 
tigte  Steife  au*,  bie  er  aueb  noeb  im  Saufe  be*  %an. 
1863  wirtlicb  antrat.  3llleinfcbon  imfebruar  Würbe 
er  in  SJtao  im  ©renjgebict  3Wifcben  äanem  unb 
2öabai  ermorbet.  Stuf  feiner  erften  afrif.5Reife  battc 
33.  ein  «Olofiar  ber  Stigrifpraebe«,  wie  fie  im  ÜJtaf: 
faua  gefproeben  wirb,  gefammelt,  welebe*  nad) 
feinem  Sobe  9)terr  in  beutfeber  (Cp».  1868)  unb 
engl.  Spracbe  (öalle  1868)  berau*aab. 

iBeurnonbiße  (fpr.  bbrnonawil),  ^ierre  SHiel, 
®raf,  frans.  ÜJlarfcfcall  unb  Diplomat,  geb.  10. 9)tai 
1752  311  QpampignolleS  in  33urguub,  bürgerliebe: 
Öerfunft,  war  urfprflnglicb  für  ben  geblieben  Stanb 
beftimmt,  warb  aber  frühzeitig  Solbat  unb  foebt 
1779—81  unter  Suffren  in  Dftmbien,  warb  3Jtajor 
ber  3Jtili3  ber  fyifel  93ourbon,  biefer  Stellung  aber 
wegen  Streitigkeiten  mit  bem  Hommanbanten  ber 
^nfel  entboben.  Staeb frantreieb  3urüdgefebrt,neigte 
er,  in  feiner  Hoffnung  auf  ©enugtbuung  enttfiufdbt, 
juber  9teoolutionSpartei.?luf  Seiteber  iHepublilauer 
fdmpfte  33.  unter  Sudner  unb  $umouriei,  würbe 
1793  firiegSminifter  unb  würbe,  al*  er  im  »uftrage 
bc*  Äonoent*  2)umourie}  oerbaften  wollte,  oon  bie: 
fem  f eftgenommen  unb  ben  Cfterreiebern  auggeliefert, 
bie  ibn  21  üJtonate  gefangen  bielten  unb  bann  mit 
anbern  gegen  bie  fpdtcre  .^ersogin  oon  5?lngoulime 
in  33afel  au*weebfelten.  darauf  würbe  33.  an  bie 
Spifce  ber  Sambre-  unb  9Jtaa§:  unb  fpdter  ber  9torb: 
armee  geftellt.  Unter  bem  ßonfulat  unb  bem  ftaifer* 
reieb  würbe  er  mit  miebtigen  biplomat.  Senbungen 
beauftragt.  1805  würbe  33.  Senator,  1808  ©raf. 
9taeb  9tapolcon§  9lbban!ung  1814  fcblo^  ftcb  33.  an 
Subwig  XVIII.  an  unb  blieb  1  b  m  treu,  würbe  Staat*: 
minifter  unb  $air  oon  ^hranlreicb  unb  1816  SJtar- 
fcball  oon  (jranrreieb.  Gr  ftarb  23.  Stpril  1821. 

Neuron,  Sanbgemeinbe  im  preufe.  9teg.:33ej.  unb 
Cberamt  Sigmaringen  in  i^obenjollern,  oon  33aben 
unb  SDürttemberg  eingefebloffen ,  in  630  m  £>öbe, 
im  romantifeben  obern  2)onautbal,  an  ber  Sinic 
Sigmaringen^mmenbingen  ber  Söürttemb.  Staatä= 
babnen,  bat  (1900)  322  tatb.  G.,  ^oftagentur,  Selc» 
grapb,  ift  fiuftfur--  unb  bebeutenber  SBallfabrtSort. 
3)ie  im  12.  jabrb.  gegrünbete,  1803  unterbrüefte 
Sluguftinerabtei,  feit  1863  S3enebittinerabtei,  mürbe 
1875  aufgehoben,  aber  1887  wieber  eröffnet  al*  Grj-- 
abtei  ber  33euroner  33enebittinertongregation.  Sie 
enthält  je|t  eine  Äunftfebule  unb  pbilof.:tbeol.  Stu: 

57 


Digitized  by  Google 


«98 


Scurten  —  ©cuft  (griebr.  gerb.,  ©raf  oon) 


bienanftalt.  Schen«roert  iftbic flird?e  im  SRenaifiance« 
ftil  mit  2)edengemälben  unb  oortrefflicpen  £afclbil= 
bern  ber  flöfterlicben  9Mcrf  cpulc.  —  33gl.  ^inaelcr, 
©eid?tchtebe«  Älofter«  93.  (Sigmar.  1891) ;  SSolff,  93. 
Silber  unb  Grinnerungen  (2.  ttufl.,  Stuttg.  1892). 

fBettrtcn  (nieberlänbifcb,  fpr.  böt-,  b.  p.  ©efelh 
f d?af ten ,  ©üben),  bic  Bereinigungen  bet  Scbiff«= 
eigner,  bie  fid)  für  oerfdjicbene  tflüfie,  namentlich  in 
jjollanb,  aber  aud)  in  Scutfdjlanb  färben  SRpein,  bie 
Glbe,  bie  SBefer,  bie  Ober,  bie  Spree,  bann  für  bie 
Sinien  von  Hobt  nad)  bem  Sftcdar  unb  oon  &i\U 
bronn  nad)  Slmftcrbam  gebilbet  haben,  um  in  bem 
2)ienfte  ber  Segelfcbiffe  eine  gemiffe  Stegelmdfngleit 
ber  Sabril  ii  iu  erjielen  unb  einer  angeblich  naiv 
teiligen  Äonfurrenj  unter  ben  Sd)iff«eigentümern 
entgegenzutreten.  Unter  ber  Obhut  biefer  Schiffer* 
gilben  finben  bie  SReifeu  ber  betreffenben  5abrJe"fl« 
aÜ  Stanflf,  SKeibe*  ober  93curtf dpiffahrt  ftatt, 
inbem  bie  nämlidje  ^lufeftrcde  oon  ben  Schiffen  ber 
Bereinigten  ber  SHei^c  nad)  befabren  mirb,  unb 
jebe«  berfelben  nur  eine  gemifte  3<tt  in  fiabung 
liegt,  um  bann  abjufeaeln  unb  bem  nacbfolgenben 
(bem  fog.  93uglieger)  Wafc  ju  machen.  S)er  einem 
l'olcpen  Vereine  angebörige  Schiffer  n?irb  9)eurt* 
mann  genannt.  91id)t  alle  berartigen  Vereine 
nennen  fid)  übrigen«  93.  3)ie  93  eurt  fahrt  tommt 
hier  unb  ba  aud)  jur  See  cor;  fo  j.  93.  befteht 
fie  für  bie  meiften  ber  jmifchen  Hamburg  (ober 
Slltona)  unb  Sßorroegen,  ferner  für  bie  jmifchen 
Slmfterbam  unb  93remen,  bann  aud)  für  bie  jroi* 
fepen  fiübed  unb  Petersburg  gebenben  Segelfcbiffe. 
f>!n  Gmben  beftept  eine  Scbtffergilbe,  ber  jeber  auf 
Slmfterbam,  Hamburg,  93remen,  fieer  unb  £>alte 
fabrenbe  Sdjiffcr  angehören  mufj,  nad)  mejd)en 
^läfcen  möcpentlicp  eine  beftimmte  3<*hl  Schiffe  in 
ber  93eurt  (nad)  ber  JHeipe)  fegelt.  2)iefe  93ereini* 
gungen  oerfeplen  jmar  in  ber  SRegel  nicht  ben 
3>ocd,  bie  flonturrenj  unter  ben  Schiffern  ah 
$ufcbiodd?en ,  roobl  aber  ben  anbem,  auf  ben  eS 
icpltefelid)  bod)  abgefeben,  ben  ©efellfdjaften  ju  an* 
gemeffenem  Skrbienft  unb  genügenbem  Ginlommen 
ju  oerbclfen.  Söenn  eS  ben  in  neuerer  3cit  überall 
auf  fd?iffbaren  Strömen  unb  fclbft  in  ber  Hüften* 
fahrt  auftretenben  $ampffd)leppfd)iffabrt«  «Unter: 
nepmungen  ocrbältniömdfng  ba  am  Icidjteften  ge» 
morben  tft,  ben  f og.  flapnfcptffem  oernteptenbe  Ron- 
turrenj  ju  machen,  mo  bie  Ickern  fid)  in  93.  ber* 
einigt  fanben,  fo  liegt  ber  ©runb  biefer  Grfcpetnung 
Tiin r-  jum  Üeil  barin,  bafi  in  ben  93.  unb  burcp  bic  - 
clben  bie  einzelnen  in  eine  gemiffe  Schlaffheit  r>et- 
ielen,  f  omie  barin,  bafe  e«  ben  fiabungSintereffenten 
c-lbftoerftänblicp  nid)t  jufagen  fann,  fid)  immer  nur 
ber  Gdjtfier  bebienen  »u  bürfen,  bie  eben  im  2lugem 
blide  be*  93ebarfS  ©uglieger  finb.  3)ie  93eurt* 
fdjiffe  auf  bem  9Ueberrbein  finb  ^flufig  nur  teil' 
loeife  beloben. 

sBcuft,  alte«,  au#  ber  Slltmarf  ftammenbeä  ©e- 
fd)led)t,  i  c-  i> t  in  ben  fdd)f.  fiänbern  unb  in  Sdjleften 
begütert.  —  3oad)im  bon  93.,  geb.  19.  Slpril 
1522  ju  Gödern,  ftubierte  feit  1539  in  fieipjig, 
erroarb  1548  ju  Bologna  bie  jurift.  2)ottoroürbe. 
9tad)  bev  Dlüdfebr  1550  jum  turffid)f.  9lat  ernannt, 
mürbe  er  1551  ^rofefior  gu  SBittenberg,  1580  Ron-. 
fiftorialrat  ju  2)re3ben  unb  1591  Stuffeper  ber  $rim 
jen.  1592  napm  er  an  ber  ©eneraluifitation  ber 
Iddjf.  fiirdjen  unb  Sdjulen  teil,  (h  ftarb  4.  $ebr. 
1597.  23on  feinen  6d)riften  ift  bie  «Enarratio 
evaugeliotum  et  epistolaruni »  oft  gebrudt.  — 
Jriebrid?  bon  93.,  ein  9lad)lomme  be*  borigen, 


b/atte  jmet  6öpne:  3oad)im  griebri 
geb.  1696,  geft.  1771 


ton?. 

al$  bfin.  ©irfl.  ©cbeimra: 
ünb  ©eneraliaiineninfpettor,  ber  in  ben  ^reibmeit 
ftanb  erhoben  mürbe,  unb  Äarl  fieopolb  oon  93.. 
ber  4.  3an.  1777  bie  9leid)Sgrafenroürbe  erbielt. 
Siefe  beiben  mürben  bie  93egrünber  ber  dltern, 
freiberrlidjen,  unb  ber  jüngern,  grdfL  Sinie  be» 
©efd?led?t*.  $er  (Snlelfopn  bed  erften  ^reiberni, 
tJriebrid)  Äarl  fieopolb  bon  93.,  ftarb  20.  ^ej. 
1840  ald  fdd)f.#ammerperr  unb  Oberbofgeridbt^rat 
unb  hinterließ  jmei  '3 ebne:  ^riebr.  u  onftantir. 
oon  93.  (f.  b.)  unb  eyn<*>i\  ^etbinanb  (Sraf 
oon  93.  (f.  b.),  1868  tn  ben  ©rafenftanb  erbebec 
unb  baburcp  Stifter  eined  neuen  gräfl.  Kaufes. 

©raf  flarl  £eop.  oon  93.,  ber  Stifter  ber  jünaern 
2inie, hinterliefe  jmeiSöbne.  2)er  dltcre,  ©raf  & o 1 1 
(ob  oon  93.,  ftarb  als  berxogl.  fa^ün  -flctbaudc 
9Birll.  ©eheimrat  unb  Konfiftonalpräfibent  ;n 
Slltenbura  4.  3(pril  1796.  Gr  hatte  oier  6öbn<: 
1)  ©raf  5einrid)  ©ottlob  oon  93.  (geb.  29.  SSat 
1777,  geft  13.  gebr.  1850  ju  3)reSben  ot^ne  9la<b 
tommen).  Seine  ©emahlin,  Philipp» ne  9Sil- 
h  e  l  m  i  n  e  (geb.  4.  »pril  1786,  geft.  16.  «^ril  1834t. 
alSSdjriftftellerin  betannt,  oeröjfentlicbte  unter« 
berm: «2)ieSamilie2BilImore»(93rcSl.l829).  2)@r,v 
Äarl  fieopolb  oon  93.,  geb.  26.  Sept.  1780,  geft. 
12.  3uni  1849  al«  grofeberjoglid)  fad^fen-roeimar. 
unb  berjoglid)  fdd)f.  9Dirll.©epeimrat  unb  t>ormali: 
ger  ©efanbter  ber  fdd)f.  fjerjogtümer  am  93unbe4^ 
tage.  3)  ©raf  Xraugott  ^riebrid?  bon  93.. 
auf  Serba  (geb.  19.  3uni  1782,  geft.  10.  Slprü 
1852  al«  berjoglid)  f ad)ten=altenb.  Äantmerberr  une 
Dberjdgermeifter) ,  SJater  be«  ©rafen  Jiarl  £oui* 
oon  93.  (f.  b.).  4)  ©raf  Grnft  «ußuft  bon  91 
(geb.  21.  9Ioo.  1783,  geft.  5.  ftebr.  1859) ,  preui 
Dberberghauptmann  unb  ©ireftor  ber  Hbteilunj 
für  9Jergmcfen  im  preufe.  9JHnifterium. 

©euft,  griebr.  »erb.,  ©raf  oon,  Staatsmann, 
geb.  13.  San.  1809  ju  2)re3ben,  ftubierte  1826-30 
in  ©öttingen  unb  Ceipjig  bie  Staatemi  ff  enfdhaften, 
erlangte  1831  bie  3ulafiuug  jum  SDUuifterium  tu 
Stußmdrtigen  in  2)re«ben,  trat  1832  als  Mnefier 
in  bie  £anbe§bireltion  ein  unb  mürbe  nun  a\t\t 
jeitig  in  biefem  AoQegium  unb  in  bem  Sluetrur 
tigen  3lmte  befcbdftigt.  «adjbem  er  1834  eint 
Weife  nad)  ber  Sd?»eii,  ^ranlreid),  Gnglaub  u.  f.tr. 
unternommen  hatte,  mürbe  er  1836  jum  £egationf  • 
fefretdr  in  93erlin,  1838  in  $ariS  unb  1841  jun 
©efcbdftötrdger  in  ÜJlündjen  ernannt.  93eim  Slu^ 
brud)  ber  SReoolution  oon  1848  lebte  er  in  fionben, 
mo  er  feit  1846  SWinifterrefibent  mar,  aing  aber 
im  Wai  als  fdd)f.  ©efanbter  nad)  93crhn.  %la& 
bem  üHüdtrirt  be«  SWinifteriumS  93raun  übernahm 
er  24.  gebr.  1849  unter  bem  93orfi&  öelbS  bie  9>er 
maltung  ber  auswärtigen  Stngelegenbeiten.  (6. 
Sachfen,  ÄÖnigreid).)  eine  ber  erften  £anblungen 
beS  SftimfterutmS,  an  ber  aud?  93.  teilhatte,  mar  bie 
2Jeröffentlid)ung  ber  oon  ber  2)eutfd)en  National; 
oerfammlung  ju  granlfurt  befd)loffenen  ©runb: 
redjtc  be«  beutfAen  93ollS.  ^Dagegen  miberriet  99. 
bem  Könige  bie  ?(ncrtennung  ber  9leid)Soerfaffung 
oom  28.  3/täri  1849,  moburd)  bie  Sprengung  be# 
ÜRinifterium«  herbeigeführt  mürbe,   ©egen  ben 
barauf  in  3)reSbcn  aufgebrochenen  ?lufftanb  rief 
93.  3.  ÜJlai  preufe.  43tlfe  an,  bie,  mit  ber  Äufforbe= 
rung,  bie  9teid)«oerfaffung  nicht  annierlennen,  oon 
^reufsen  bereit«  anaeboten  morben  mar. 

3n  bem  nad)  Webermerfung  be«  »ufftanbe« 
neu  gebilbeten  2Rinifterium  3)d)in«!p  übernahm  93. 


JÖeuft  (5riebr.  gerb.,  GJraf  bon) 


899 


Ml  bem  Departement  be*  tluSmfirtigen  noch  ba*  be* 
Kultu*  (14.  SDlai).  Stm  30.  ü)tai  warb  bec  «bfcblufe 
be*  f  og.  Dreitönig*bünbniue*  mit  9Jreu&en  ober  ber 
Union  bureb  eine  von  93.  mit  uuterjeiebnete  f  önigl. 
^rotlamation  oertünbigt.  Slber  fchon  nacb  menigen 
3Jtonaten  trat  93.  auf  ©runb  eine*  früber  geheim: 
gehaltenen,  gleichzeitig  von  Stüoc  für  !&annooer 
gemachten  SBorbebaltd ,  roonacb  im  Sali  be*  9cicb> 
beitritt*  be*  ©üben*  neue  93erbanblungcn  er* 
öffnet  ro erben  folltcn,  tbatfddilidj  oon  ber  Union 
toieber  jurüd,  rief  ben  ©efanbten  au*  bem  dermal: 
tung*rate  ber  Union  ab  unb  oermeigerte  bie  53c* 
febidung  be*  Union*parlament*  ju  Gtfurt.  3n  bei* 
ben  Kammern  be*  Gnbe  1849  jufammeuberufeneu 
neuen  fianbtag*  roarb  er  be*balb  auf  ba*  ftärtfte 
angegriffen,  noch  tveit  ftärter,  al*  er,  nacb  bem 
frucbtlofen  93eriucbe  eine*  9Jiertönig*bünbniffe* 
(einer  engern  Bereinigung  ber  vier  Königreiche 
aufier  9Sreufien  mit  Mnfcbtitfe  an  Cfterreicbl,  bie 
SMeberberftellung  be*  alten  93uube*taa*  im  33unbe 
mit  Cfterreicb  betrieb.  3nfolgebeffen  fanb  1. 3uni 
1850  bie  Stuflöfung  be*  ianbtag*  unb  unmittelbar 
barauf  bie  Siebereinbernfimg  ber  1848  aufgebo- 
tenen alten  Stdnbe,  jugleicb  mit  bem  Grlafc  äufeerft 
ftTenger  93erorbnungen  über  bie  treffe  unb  ba* 
9Jerein*recbt,  ftatt.  JB.  galt  für  ben  fcaupturbeber 
biefer  9Jtaferegeln  wie  überhaupt  für  bie  Seele  ber 
frühem  mit  immer  größerer  Gutfcbiebenbeit  beroor« 
tretenben  9teattion*politit.  Ml*  Äultu*minifter 
machte  93.  eine  pofitioerc  rcligiöfe  9licbtung  in  KirAc 
unb  Schule  geltenb ,  veranlagte  bie  93crufung  \i  a r  - 
iciV  jiim  Ooerbofprebiger  fomie  ba*  ©efefc  vom 
3.  2Jtai  1851,  ba*  bie  93olt*fcbul(cbrer  einer  ftrengeu 
93eaufficbtigung  untermarf,  aber  iiialeicb  ibnen  ein 
"QJlinimaleintommen  fieberte.  3m  iffrübjabr  185:) 
gab  93.  ba*  Kultu*minifterium  an  oon  f^altenfteiu 
ab  unb  übernahm  bagegeu  ba*  erlebigte  DRiniftc 
tium  be*  3nnern.  9lacb  bem  Sobe  3fcbin*fp*  warb 
95.  auch  bem  9lamcn  nach  ber  Seitcr  be*  Kabinett*, 
roa*  er  tbatfäcblicb  längft  getoefen  mar.  ©egen  ba* 
DräiwenCfterreid  :  auf  Teilnahme  be*  93unbe*  an 
bem  Stuf  treten  gegen  dhifilanb  im  Krimtriege  fcblofc 
93.  im  9tamen  Sacbfen*  mit  ben  anbern  IRittelftaaten 
eine  Sonbereinigung  (bie  Samberger  Konferenz 
f.b.),  »abrenberim^talienifcbenfinege»onl859für 
eine  Unterftüfcung  Cfterreicb*  bureb  ben  93unb  mirlte. 

Der  nationalen  Strömung  gegenüber,  bie  feit 
1859  in  Deutfcblanb  ficb  »ieber  regte,  ertlärte  fieb 
33.  bei  ber  Beratung  ber  beutfeben  ftrage  in  ber  fdebf. 
Kammer  ton  1860  bi*  1861  bereit,  eine  93unbe** 
reform  oorjufcblagen ,  unb  löfte  biefe*  83erfprecbcn 
al*balb  nach  bem  Scbluffe  be*  fianbtag*  ein,  inbem 
er  9Jorfcbläge  ju  einer  Umgeftaltung  ber  93unbe*- 
einridjtunaen  machte,  befonber*  »ur  (Einberufung 
einer  93olt*oertrctung,  bie  freilich  nur  in  £anb; 
t  ag*beIegationen  befteben  f ollte.  gür  ba*  oon  2Bicn 
au*  1863  angeregte  93unbe*rcformmert  geigte  33. 
lebhafte*  Sntcreffe.  3n  ben  inncro  Angelegenheiten 
fam  er  namentlich  auf  gewerblichem  ©ebiete  ben 
iyorberungen  ber  3eit  jum  Jcil  entgegen,  Gine 
beroorragenbc  SHoüe  fpielte  er  1864  gegenüber  ben 
i  m  Joolfteinifcben  Kriege  alliierten  93ormdchten  al* 
Rubrer  ber  2Jlittelftaaten,  ba  er  oom  93unbe*tage 
ben  Stuftrag  erhielt,  ben  JBunb  al*  eine  beionberc 
stacht,  unabhängig  oon  ben  beibeu  beutfeben  o'tciV 
mächten,  auf  ber  vonboner  Honfereit)  ;u  oertreten. 
93.  fah  bamit  jugleich  einen  (ängft  oon  ihn  geheg- 
ten £iebling*plan,  bie  fog.  £ria*ibce,  b.  p.  ben  @e* 
bauten,  neben  ^reuficn  unb  Cfterreicb,  bie  übrigen 


beutfeben  Staaten  at*  britte  ©ruppe  gleichberechtigt 
binjuftcllen,  menigften*  für  ben  einjelnen  %aü  Der* 
mirtlicht.  Seine  $o!itit  machte  Sachten  1866  gum 
!  ^erbüubeten  unb  Sehidfal*genoffen  oon  Cfterreicb. 

Dlaeb  ber  Schlacht  oon  Höniggrä^  ging  03.  im 
©efolge  be*  König*  nach  SBien.  6icr  bemühte  er 
fich  mähtenb  ber  9Iifol*burger  SBerbanblungen  für 
ttnfchlul  Sacbfen*  an  einen  Sübbeutfchen  93unb, 
rcollte  jum  3mect  ber  5t«hen*unterhanblungen 
jtoifehen  Sacbfen  unb  JBreujjen  felbft  nach  93erlin 
reifen,  mufite  aber,  ba  S3i*marct  ficb  toeiaerte,  ihn 
al*  Unterbäubler  gu  empfangen,  feine  (Intlaffung 
au*  bem  fächf.  Staat*bicnfte  nehmen.  Darauf  trat 
er  im  Ott.  1866  al*  SRinifter  be*  3tu*io&rtiaen  in 
öfterr.  Dienfte,  mürbe  nach  bem  Sturje  SBelcrebi* 
(7.  gebr.  1867)  OTinifterpräfibent,  erhielt  23.  $uni 
1867  bie  feit  Stetternich  erlofcbcue  9Bürbe  eme* 
5Reich*tanjler*  unb  warb  5.  Dej.  1868  in  ben  erb* 
liehen  ©rafenftanb  erhoben.  3n  menigen  Monaten 
ermirlte  93.  bie  SBieberberftellung  ber  gebruaroer* 
faffung  oon  1861,  bie  Berufung  be*  oerfaffung*= 
mäfsigen  9ieich*rate*  bie*feit,  bie  SBieberberftellung 
ber  93erfaffung  oon  1848  unb  ein  parlamcntarifcbe* 
9Jtinifterium  ienfeit  ber  Sleitba,  enblich  bie  Krönung 
granj  3ofeph*  in  Ofen.  Die  Ginführung  ber  bua-- 
liftitcbeu  Staat*form,  ber  Jtu*gleich  mit  Ungarn 
Tmb  fein  fflert;  auch  oeranlafete  er  bie  SJerfaffuug*^ 
reoifion  oom  Dej.  1867  unb  bie  93erufung  be* 
93ürgcrminifterium*,  ba*  er  jmei  3*hre  lang  unter« 
ftüjjte,  bie  Santtion  ber  lonfeffioneUen  ©e|c|e  bei 
ber  Krone  oermittelnb.  %\\  ber  augrcclrtifleu  ©o* 
litil  fuchte  er  bie  Grriebtung  eine*  Sübbeutfcheii 
93unbe*  ju  ermöglichen ,  ieboeb  mit  ber  au*brüd< 
liehen  Grtlärung,  bafe  jebe  93ejiebung  be*felben  |u 
Cfteneich  au*gefchloffcn  fein  müffe,  tünbigte  1870 
ba*  Kontorbat  mit  9tom,  nachbem  er  febon  oorher 
beffen  thatfdehliche  93efeitigung  obne93rucb  mitiKom 
berbeigefüprt  hatte,  unb  oerliep  bie  trabitionelle 
^Bolitil  Cfteneich*  al*  Stnmalt  ber  Pforte.  93or 
Mu*brucb  be*  Deutfcb'SwnjörMdben  Kriege*  oon 
1870  unb  1871  arbeitete  er  an  bem  ^uftanbetom: 
men  eine*  öfterr.:fran).ntal.93ünbnijfe*.  JJacb  Stu*: 
brueb  be*  Kriege*  betrieb  er  eifrig  Lüftungen  unb 
mürbe  nur  bureb  9luf3(anb*  Haltung  unb  bureb  ben 
rafchen  Siege*lauf  ber  beutfeben  öeere  oon  einem 
Gingreifen  tn  ben  Krieg  gegen  Deutfchlanb  abgehal= 
ten.  SRach  ber  Aufrichtung  be*  Dcutfchen  9lcich*  ging 
er  auf  bie  93orfebldge  93i*marcl*,  bie  bie^erfteliung 
freunbfebaftlicher  9iejicbungen  jmifchen  ienem  unb 
Cfterreicb  bejmeetten,  ein.  3um  Sturje  be*  föbera= 
liftifchen  3)(tniftcriumd  öobentoart  trug  er  baburd? 
bei,  bafi  er,  freilich  erft  nach  bem  Grfcbetnen  be*  ihm 
unbetannt  gebliebenen,  ba*  böbm.  Staatsrecht  an= 
ertennenben  dieftript*,  bem  Kaifer  bieUnmöQlichteil 
einer  au*toärtigen  93oIitit  bei  einer  folebeu  ftaat- 
licben  Organifa tion  naebmie*.  SBeil  er  aber  ben 
Kaifer  nicht  geitig  genug  oor  ben  folgen  biefer  1' c 
litit  gemarnt  hatte,  »urbe  er  8.  vivo.  1871  feine* 
Stmte*  al*  9teich*tanjler  unb  ÜJttnifter  be*  3tu*»är= 
tigen  unb  be*  taiferl.  ^aufe*  enthoben  unb  jum 
jDerrcnbau*mitgliebe  unb  93otfcbafter  in  fionbou 
ernannt.  3m  Dlt.  1878  mürbe  93.  Öfterr.-ungar. 
93otfcbafter  in  $ari*,  too  er  im  3an.  1882  bei 
einer  93erfamm(uug  ber  Association  Litte>aire  er- 
Härte :  uMou  kme  est  reconnaissante,  roon  cceur 
est  franejais».  Stuf  feinen  SBunf d)  mürbe  93. 1 9. 9Jtai 
1882  in  ben  Diubeftanb  oerfetit.  (S.  Cfteneicfaifdu 
Ungarifche  ÜJtonarchie.)  Gr  }og  ficb  nun  auf  fein 
Schloß  »Itenberg  bei  ©reifenftein  in  9hebcröfter« 

57* 


Digitized  by  Google 


900 


Söeuft  (3-ricbr.  Äonftcmtin,  ftmfjerr  t>on)  —  Seiltet 


nid;  jurüd  unb  ftarb  bafelbft  24.  Ott.  1886.  flach 
feinem  £obe  erfebienen  üon  ibm  Sentwürbigteiten 
u.  b.  Z.  «JluS  brei  SBiertel^aprbunberten.  Grinne* 
rangen  unb  Slufjeicbnungen»  (23Jbe.,Stuttg.l887). 
—  Vgl.  öbeling,  $ricbr.  fterbinanb,  ©raf  pon  93. 
Sein  fieben  unb  poraepmlicb  ftaat«männifd)cS 
2Birten  (2  93be.,  £pj.  1870-71). 

4kuft,  ftriebr.  ftonftantin,  greiherr  von,  Vruber 
bcS  vorigen,  Vcrg:  unb  Rüttenmann,  geb.  13.  Slpril 
1806  ju  Bresben,  ftubierte  auf  bet  Sergafabemie 
jugreiberg,  in  (Böttingen  unb  fictpjtg,  arbeitete 
in  ben  SBergämtern  ftreiberg  unb  Schneeberg,  würbe 
1835  jum  VergamtSaffeffor  ernannt,  1836  Verg= 
meifter  in  Maricnberg,  üon  wo  et  1838  al«  93ergrat 
nad)  ^reiberg  jurüdtehrte.  1842  mit  ber  3)irettion 
be«  CberbergamteS  beauftragt,  warb  er  1843  jum 
Vergbauptmann  unb  93laufarben!ommiffar  unb 
1851  jum  Cberbergbauptmann  beförbert.  Gnbe 
1867  würbe  93.  jum  ©eueralinfpettor  beS  ci«leitha= 
nifeben  93erg*,  £>üttem  unb  SalinenwefenS  mit  bem 
(Sbarafter  eine«  MinifterialrateS  ernannt.  Qi  ftarb, 
in  ben  M  ubeftanb  getreten,  22.  SDtän  1891  ju  £orbole 
am  ©arbafee.  93.  erwarb  fiep  große  Verbienfte  um 
bie  Hebung  unb  Regelung  be«  fäcbf.  unb  öfterr.  Verg; 
baue«.  Jlucb,  peröffentlicbtc  er  gebiegene  wiffenfepaft-- 
lidje  Arbeiten,  barunter  bie  «Kritifcbe  Veleucbtungber 
3Dernerf<ben  ©angtbeorie»  företberg  1840)  unb  bie 
«©eogiioft.Sfimberrcicbliöften^orv^prgebilbejmis 
feben  tfreiberg,  grauenftein,  SEparanbt  unb  Stoffen» 
(ebb.1835).  ferner  fmb  mehrere  feiner  fleinern  Scbrifj 
len,  wie  über  bie  (Sngänge,  über  ben  Gntwurf  be« 
fäcbf.  Verggefefce«,  über  bie  Anlage  von  Sifenbapnen 
im  obem  örjgebirge  unb  über  ©egenwart  unb  3u- 
funft  be«  ftreiberger  VergbaiieS  beachtenswert. 

©eitft,  Karl  öoui«,  ©raf  oon,  fachfen=altenb. 
Staat«miniftcr,  geb.  12.  gebr.  1811  ju  §riebridb> 
tanned  im  Renogtum  Sacbfcn  ^Iltenburg,  ftubierte 
;>u  Ralle,  Ceipjtg  unb  Serlin  bie  Siechte,  trat  1834 
m  ben  preufi.  ^uftijbienft,  mürbe  1836  9iegierungS= 
referenbar,  1838  äffefior  bei  ber  Siegierang  in 
Ältenburg,  1841  SHegierungSrat,  1842  Krei«= 
bauptmann  be«  »Itenburger  Dftfreife«  unb  im 
91oo.  1848  Pom  Rerjog  mit  bem  Vorft|j  im  Staat«= 
minifterium  betraut.  Stoat  nahm  er  bei  Verjicbt 
be«  Rerjog«  3ofepp  30.  91oo.  1848  feine  ©nb 
laffung,  trat  jeboeb  nach  bem  Regierungsantritt  beS 
RerjogS  ©corg  in  ba«  vom  ©ebeimrat  von  ber 
©abclenfe  neu  gebilbete  ÜHinifterium,  in  welchem 
er  nacb  bem  freiwilligen  ftusfebeiben  be«  (entern 
abermal«  ben  Vorfifc  erbiclt.  §m  SRai  1850  würbe 
V.  jum  SDirll.  ©epeimrat  ernannt.  3"  feiner  amb 
lieben  £aufbabn  fuebte  er  gemeinnüfeig  unb  wer* 
mittelnb  ju  wirfen.  3)en  bemolratifcben  äuöfcpreis 
tungen  1848  unb  1849  trat  er  mit  (?ntfd;icbenbeit 
entgegen.  Unter  feiner  fieihmg  tarn  aud;  mit  ber 
lioltöwrtretung  ein  neues,  bem  preu^.  nadbgebil- 
bete«  Söablgefefc  ju  ftanbe  (3.»ug.  1850).  Slnfang 
1853  nabm  93.  feine  Gntlaffung  au«  bem  altcnb. 
Staatebienft,  roarb  aber  nod)  m  bcmfelben  3abre 
jum  groBberjoalieb.  f5d;f.  ©efanbten  in  93erlin  cr= 
nannt,  alö  roelcper  er  audp  bie  Vertretung  ber  anbern 
tbüring.  ööfe  bafelbft  ju  ffibren  batte.  2)iefe  Stel= 
lung  batte  SB.  bid  1867  inne;  feitbem  lebte  er  jurüd- 
gejogen  in  ältenburg,  »o  er  14.  Stpril  1888  ftarb. 

Jöcutc  ((at.  praeda),  aüti,  roa&  im  Kriege  oon 
ber  bewaffneten  sMad)t  bem  fernblieben  Staate  ober 
ben  feinblidjen  privaten  mit  ©emalt  abgenommen 
wirb,  oorjugeweife  beroegliaje«  ©ut.  1)  Hölter; 
r  e  *  1 1  i  d? :  Sie  im  ?lltcrtum  unb  Mittelalter,  würbe 


auep  in  ber  9leujeit  bii  jum  Ausgange  bti  2  reifcig-- 
jäbrigen  Kriege«  bad  93euterecpt  fd;ran(enlo«  gr- 
übt. Seit  ©rotiu«  (1625)  tu  c3  eingeengt.  Seit  bet 
jweiten  >>älf te  be«  17. 3af?rp.  bilbete  fia>  ein  georb= 
neteä  Spftem  »on  3lequifUionen  (f.  b.)  unb  Äontrv 
butionen  (f.  b.)  au8.  %m  fianbfriege  ift  beute  ber 
©runbfafc  anertannt,  baf>  ba«  ^rioateigentum  in 
geinbeSlanb  ber  ^erftörung  ober  9Begnabme  nur 
bann  unterliege,  wenn  fie  eine  notwenbige  Jolge  bt* 
Kampfe«  unb  eine  unentbehrliche  93ebingung  ber 
Kriegführung  (aueb  Verpflegung)  ftnb.  9Hebt  einmal 
meb,r  bie  ^lünberung  ber  erftürmten  Stobt  ift  ge- 
ftattet.  (Sine  8u«nab, me  beftebt  nur  für  bie  etwa  im 
^ripateigentum  ftebenbe  triegerifebe  Muerüftung  be* 
©egner«.  dagegen  ift  alle«  fernbliebe  Staatsgut,  fo- 
weit  nid)t  ^erfommen  ober  Vertrag  (©enfer  Kon- 
pention:  gelb*,  Sanität«anftalten)  3lu«nabmen 
madjt,  unbebingt  ©egenftanb  ber  ®.,  benn  3fcein= 
trdebtigung  be«  feinblicben  Vermögen«  fdpwäcbt  bie 
feinblicbc  lliacb,  t.  9tad)  öertommen  barf  pon  beweg= 
lid;em  Staatsgut  nidjt  weggenommen  werben,  wai 
Kultu«,  Unterri±t,ffiif)enf*aft,  Kunft,  2öobltb4tig= 
teit  unb Krantenpflege bient.  Unbewegliche«  Staate- 
gut (j.  93.  Domänen)  barf  nur  ju  Krieg« jweden  ;er 
jtört,  aber  folange  nicbt©ebiet«hol)eit  übergebt,  niebt 
angeeianet,fonbern  nur  fegueftiert  werben. — SBöUet 
reebtlicp  ift  Subjeft  be«  Vcutetecfct«  nur  bie  !rieg= 
f  übrenbe  ÜW  aebt ;  tein  Solbat  f  ann  e«  f  ür  ftd?  aueüben, 
benn  er  ift  nid>t  Subjelt,  fonbem  nur  SDrgan  bes 
Völ!erreü)t«.  3lnber«  ift  e«  noeb  immer  im  Seetriege 
(f.  Seebeute,  Konterbanb«  unb  $rife).  2)  S  t  a  a  t « ■ 
red? Hieb:  Soweit  ba«  Veutcmadjen  oöBerredjtlid? 
erlaubt  ift,  ift  e«  nod?  niebt  ftaat«reditli6  erlaubt. 
9tacb  ^eutfebem  Staat«red)t  bebarf  bie  Äu«übung 
be«  SBeutered?t«  wie  bie  3ueignung  be«  (rrbeuteten 
an  fid)  felbft  ber  auSbrüdlidjen  ober  ftiUfdjwetgen» 
ben  ©rlaubni«  be«  VefeblSfcaber«.  ?ln  ftcb  fdllt  ba« 
mit  Erlaubnis  Erbeutete  in  ba«  6igentum  be« 
Staate«.  (Vgl.  $eutfcbc«  ÜJlilitärftrafgefetjb. 
§.  128;  öftmeid)ifcb,e«  S.264.)  Sa«3)eutid>e 
Ü)Ulitdrftrafgeje^b.  erlldrt  baber  biejenigen 
^erfonen  be«  Sotbatenftanbe«  für  ftrafbar, 
melcbe  im  gelbe  Sachen,  bie  bem  polier* 
rechtlichen  93euterecbt  unterworfen  finb,  eigen* 
mächtig  ju  V.  machen,  ober  mit  (Erlaubnis 
erbeutete«  ©ut,  welche«  fie  abjuliefern  per* 
pflichtet  finb,  fich  red)t«wibrig  tueignen.  — 
Vgl.  Vluntfchli,  3)a«  Veuterecht  im  Kriege 
unb  ba«  Seebeuterecht  in«befonberc  (9iörbL 
1878). 

«Beutel,  bem  Stemmeifen  ähnliche,  au 
feitig  jugefchliffene  Serfjeuge,  bie  in  einigen 
äbwcichungen  al«  S  t  e  eh  ■ ,  2  o  ch  •  unb  K  a  n  * 
tenbeutel  (f.  biefe Slrtitel)  jur  Rohbearbei- 
tung bienen.  Sie  geb&ren  ju  bem  Stemm:  un& 
Stech jeug  (f.  b.),  haben  eine  »orjugSweife 
fchneibenbeSBirtung  unb  beftehe»  au«  mä&ig 
langen  Klingen,  an  beren  oorbern  fcbmalen 
Snben  bie  Scbneiben  ftnb.  Man  braucht  fie 
jum  ?lu«arbeiten  fchmaler,  vertiefter ,  mit 
Säge,  ?lrt  unb  Röbel  nicht  erreichbarer  Stel» 
len,  bef  onber«  jum  äu«ftemmen  von  3apfen* 
löchern,  9iuten,  3intcn,  Mnfd^en  u.  f.  m. 
(S.  beiftehenbe  gigur.) 

beutet,  Ki«  ober  Äcfer  (frj.  bourse),  in  ber 
£ürtei  unb  ügppten  eine  für  bebeutenbe  3ablungen 
gebrauchte  SiechmmgSeinheit,  beren  9Iamen  burd? 
bie  Sitte  ocranlafit  werben  ift,  ba«  in  ben  Sebal* 
be«  ©ropberrn  nicbcrjulegenbc  ©elb  in  lebemen 


Digitized  by  Google 


Beutelbär  — 

Beuteln  ju  immet  gleiten  Summen  ju  oerfcbliefeen. 
2)et  93.  Silber  bebeutet  500  türt. ,  bejiebentlich 
ägppt.  ^iafter,  bet  bei  ©efdjenten  beS  Sultans  vor» 
tommenbe  33.  ©olb  30000  türt.  ^iafter.  T>aber  ift 
jum  greife  oon  125  9Jt.  für  1  kg  ftetnfilber  bet  58. 
«ilbcr  in  bet  europ.  unb  aftat.  Türtei  =  62,393  Ii!. 
(25  ^irmiltt,  f.  b.),  in  «gppten  aber  =  72,si7  SR. 
2)er  türf.  93.  ®olb  ift  jum  «reife  »on  2790  2R. 
für  1  kg  ^eiugolb  =  5535,91  3H. 

«cutelbär,  ber  floala  (f. b.  unb  Tafel:  93« u tet  * 
t  i  e  r  e  II,  ftig.  4).  S.  aueb  Beutelmarbcr. 

Beutel  hilft)  (Phascologale),  ©attung  ber  Beu» 
teltierc  (f.  b.)  mit  15  in  ber  ©röfee  jroifcben  £auS» 
mau*  unb  Gimborn  ftebenben  Strien,  gleichen  bem 
äufeern  Slnfebcn  nach  unfern  ©artenfebläfern  ober 
Bilcben.  Sie  93.  leben  in  Sleuguinea  unb  Sluftraj 
tien,  auf  Bäumen  lletternb,  »on  Stetten,  ®ern 
jungen  Sögeln  u.  f.  ro. 

ftteurelbacf)?  ober  Banbitut  (Peramelidae), 
«ine  Familie  ber  infeftenfreffenben  Beuteltiere  (f.b.), 
beren  SJlitglicber  ftdb  burtb  eine  rüffeiförmig  juge-- 
ipifete  Sdmaujc,  grobe  Otyen,  eine  an  bie  Spring: 
beutler  erinnembe  Äörpergeftalt  unb  febr  eigentünu 
liebe  3eb«nbilbung  auszeichnen.  Sin  ben  iBorber= 
füf,en  ftnb  nur  bie  brei  SJlitteljeben  auSgebilbet, 
bie  übrigen  ju  Sarjen  »ertümmert,  an  ben  öinter 
fü&en  bie  jroeite  unb  bTitte  3«be  bis  jur  Äralle 
cerroaebien,  bie  vierte  febr  vergröbert,  bie  erfte  unb 
fünfte  rubimentär.  öierber  gebört  ber  Stafen» 
beutelbacb*  (Perameles  nasuta  Gtoffr.,  i.  Tafel: 
Beuteltiere  I,  ftig.  2),  ein  mausfarbene*,  lang* 
fcbroänjigeS,  marbergrofceS  Tier  aus  SteufübroaleS, 
baS  ftd?  »on  Snfelten  unb  ^flanjen  ernährt  unb  in 
felbjtgegrabenen  £>öb!en  bauft. 

©cutclgage,  f.  Beuteltucb. 

SBcuiclbwnb,  f.  Beutelroolf. 

iPcutclfartcitfrfjcn,  flartätfeheu,  beren  Äugel- 
füllung in  93eutel  ftatt,  tote  jefct  faft  nur  gcbrfiuaV 
Ii*,  in  anetaübücbfen  gefüllt  mar.  (S.  ßartätfebe.) 

Beutel  fnocticn  (Ossa  marsupialia),  ein  $aar 
fdjlanlerflnodjefyvonbenenicberfeits  einer  bem  vor* 
bern  Sdjambeinranb  beS  BedenS  bei  ben  93euteltieren 
unb  SJtonotremcn,  in  rubimentärer  jyorm  aueb  bei 
einigen  Staubtieren,  aufftftt  unb  in  bie  SJtuSlulatur 
ber  Baucbroanb  hineinragt.  Bei  roeiblicben  Beutcl- 
ticren  bienen  fte  auch  als  Stütie  beS  93eutelS. 

»eutclfrcbä,  f.  Ginfteblcrtrebfe. 

tteutellcrjitt,  f.  Crblebne. 

tPcutclmarber,  Slaubbcutler  (Dasyarus), 
Beuteltiere  (f.  b.)  SluftralienS  ton  TacbS--  ober  SJcar- 
bergeftalt ,  bie  bureb  bic  jptfee ,  nadte  Sdmauje  mit 
langen  Scbnurren,  bie  fcoarfen  Sicbelrrallen  an  ben 
hinten  »icrjebtgcn  güfeen  unb  bcfonberS  bie  fpiften 
Gdjäbiie  unb  fdjarfen,  jadigen  SJtabljäbne  ihre 
Staubtientatur  jeigen.  3u  ben  tppifdjen  93.  gebört  I 
Der  8  i  b  e  t  b  b  e  u  1 1  e  r  ( Dasvurus  viverrinus  Gtoffr., 
f.  Tafel:  ^Beuteltiere  I,  ftig.  3),  ein  febr  verfaW 
ben  gefärbtes,  über  40  cm  langes  Tier  mit  langem, 
bufebigem  Scbroanj,  gleich  ben  meiften  Strien  feiner 
(Gattung  mit  meinen  Steden  gejeidmet;  eS  beroobnt 
Tasmanien  unb  SteuffibroateS  unb  ndbtt  ficb  rdu» 
berifd)  von  tieinen  Tieren.  Gine  turjfdjroänjige 
©ruppe  mit  fünfjebigen  £>interfüfeen  trägt  ben  @at= 
tungSnamen  Diabolus.  hierher  gebört  ber  leufel 
(engt.  2)eui()  ober  93cutelbär  (Diabolus  ursinus 
Gcoffr.)  auf  Tasmanien,  ein  mütenbeS  Jier  Don  ge= 
brungener  ©eftalt,  mit  bufdjigem ,  bidem  Sdjroanj, 
turjem  itopf  mit  Meinen  Rafeen obren,  faft  fdjirarj 
ober  braunfdjmarj  mit  bcller  33ruftbinbe,  baS  tagS 


öeutelratten  901 

über  in  bebten  93äumen  unb  (hbböbten  febtäft, 
nad)tS  auf  Staub  ausgebt,  troh  feiner  geringen 
©rö^e,  ba  eS  bödjftenS  60cm  lang  wirb,  fogar 
Sdjafe  anpadt ,  mit  befonberer  ©emanbtbett  aber 
bie  £jübnerböfe  beraubt.  3)ie  meiften  tppifdben  93. 
baben  tange  Sdjmän^e,  ftnb  weniger  grimmig  unb 
laffen  Tid)  jäbmen.  3'betbbeutler  unb  Teufel  gelan^ 
gen  bäufiger  auf  ben  europ.  Siermartt  unb  ftnb  }u- 
meilen  in  ben  Tiergärten  ju  finben.  geriet  wirb  mit 
30  9Jt.,  biefer  mit  150  93t.  bejablt.  (»in  mäfng  gro= 
fier  Slaum  genügt  ben  trägen  Tieren,  unb  als  Ruttel 
^Sferbefleifd).  3n  bem  3oologifa7en  ©arten  ju  Äötn 
baben  fid)  beibe  Slrtcn  bereits  fortgepflanjt. 

©eutelmafrfjincit,  f.  2Küblenbeutelmafcbinen. 

©cutelmöulhJutf,  f.  93b.  17. 

SP cut einteile,  f.  SJieife. 

»cutclnagcr,  f.  Beuteltiere. 

©eu teilten,  f.  9tctififcbcrei. 

tteutelquaUen,  f.  Ouallen  nebft  la-d,  ,Vwv  3. 

Beutel vattett  (Didelphyidae),  eine  ju  ben 
fleifdjfrefienben  Beuteltieren  (f.  b.)  gebörenbe  unb 
rein  amerit.  Säugetierfamtlie  mit  mebrem  ©at- 
hingen  unb  über  40  Strten,  unterfebeibet  fi<b  öon 
ben  Berroanbten  burdj  bie  mit  nagellofem,  abgefetj= 
tem  Säumen  oerfebenen  ötnterfübe  unb  ben  langen, 
nur  am  ©mnbe  bebaarten,  übrigens  nadten  unb  mit 
Sd)uppenringen  befeMen  Scbroanj.  3)er  Äörperbau 
ift  geftredt,  ber  Hopf  lang  unb  jugefpifet;  bie  3abl 
ber  3äbne  beträgt  50.  SHe^üfeefutb  turj,  mit  ftarteit 
trummen  ftrallen  beroebrt  unb  bie  Slugen  mit  einer 
Stidbaut  oerfeben.  Unter  ben  Slrten,  roeldje  9torb= 
amerita  beroobnen,  ift  bie  betanntefte  unb  gröfete  bie 
oirginifebe  Beutelratte  ober  baS  Opoffum 
(Didelpbys  virginiana Shaw),  von  lüfrifo bis  lienn = 
fploamen  unb  ganaba  verbreitet,  50  cm  lang  obne 
ben  30  cm  langen  Scbroanj  Ter  roertlofe  $e()  ift 
fcbmuHigroeib,  balb  mebr  tnS  ©elblicbe.  batb  ins 
©räulitbc  unb  an  ben  ftüfeen  unt)  Stugen,  über  roeldjen 
letjtern  ein  roeibUtber  §led  ftebt,  in  rufeigeS  Braun 
übergebenb.  2)ie  groben,  bünnbäutigen ,  fdm>drj: 
lieben  Dbrcn,  ber  unbebaarte,  bleiaVfleifdjfarbene 
Süidelf  djroani,  bie  oorftebenben  Stugen  unb  bie  eigen= 
tümlidje,  ftarte,  unangenehme  SluSbünftung  madjen 
baS  Dpoffum  ju  einem  roiberlidjen  Tier.  GS  oerfdjläf  t 
ben  Tag  in  poblen  Bäumen  unb  gebt  beS  ÜtacbtS 
auf  bie  3agb  nad)  Bögcln,  Meinen  Säugetieren, 
Steptitien  unb  ,xsnKftcn ,  bringt  aber  auä>  in  bic 
£>übncrftdUe,  roo  eS  alles  tötet,  roaS  eS  erreidjen 
!ann.  Um  bei  Berfolgttngen  ftd)  ju  retten,  roQt  eS 
ft(b  in  einen  Änäuel  jufammen  unb  behauptet,  roenn 
eS  aufgefunben  roirb,  bartnddig,  felbft  gegen  Stöfcc 
unb  Berrounbungen,  ben  Schein  beS  TotfeinS.  5)ie 
12—16  Jungen,  roeldje  febr  unoolltommen  als 
Meine,  formlofe,  nur  80  g  roiegenbe  Klumpen  qv- 
boren  roerben,  hängen  ftdb  in  ber  Beuteltafcbe  an 
bie  3'fcfn  ber  SJtutter,  roo  fte  jtcb  feftfaugen  unb  in 
etroa  5()Tagen  bie  nötige  SluSbÜbung  erlangen.  2>aS 
(jleifcb  ift  jroar  jart,  bcfi^t  aber  einen  roibrigen  ©e« 
rueb  unb  roirb  nur  von  Siegern  gegeffen.  Gine 
jroeite  Slrt,  bie  ftneaSratte  ober  furinamif  che 
Beutelratte  (Didelphys  dorsigera  L.),  ift  befon= 
berS  baburd?  merfroürbig,  bab  fte  bie  jungen  auf 
bemSlüden  herumträgt  unb  ihnen  babei  ben  Scbroanj 
jum  Slnbalt  barbietet,  roeil  fte  ftatt  einer  Beutel» 
tafebe  nur  eine  flache  dautfalte  bat.  Sie  ift  grau» 
gelb,  an  Stirn  unb  SBangen  roeib,  etroa  20  cm  lang 
ohne  ben  18  cm  langen  Scbroanj ,  unb  lebt  in  Su< 
rinam,  ©uapana  unb  bem  norböftl.Braftlien.  Gine 
britte,  gleichfalls  braftl.  Slrt,  bie  graue  Beutel» 


Digitized  by  Google 


—  Sciitettud) 


902  Seuteläbad) 

tatte  (Didelphys  cinerea  Temminck,  f.  Safel: 
Beuteltiere  I,  ftig.  *)>  M  50  cm  üänge,  wooon 
28  cm  bem  Scbwanj  jutommen.  $n  ber  ©efangen: 
fcbaft  finbet  man  in  ber  ÜHcgel  nur  bie  mrainiföe 
Beutelratte,  bie  mit  25 1U.  befahlt  unb  mit  sufcrbc-- 
fleifdp  ernährt  wirb.  SBefonbere  <yreube  bereitet  fie 
ihrem  Pfleger  nidjt,  ba  fie  ben  ganjen  Sag  über 
ftill  baliegt  unb,  oufoefetjettebt,  nur  bie  3äbne  mgt. 

*  cutcle<bact>,  2)tarf  tflcd  en  im  Oberamt  Sdjorn= 
borf  beS  ©ürttemb.  ^agjtlreifeS,  nafre  ber  Wün= 
bung  ber  Beutel  in  bie  Siems ,  an  ber  fiinie  c  t ut t  - 
^ar tt'JlörbImgen  ber  SBürttemb. StaatSbafmen,  hat 
(1900)  1419  eoang.  G.,  ^oftagentur ,  Selegrapb; 
MabafterbrüAc,  Cbfr,  Weinbau.  5)ie  alte  fiirdjc 
beS  1321  nacb  Stuttgart  ©erlegten  fceiligenlreu  jftif  tS 
enthielt  bie  ©rabftätten  ber  Grafen  ton  Sßürttem: 
berg  bis  1320.  »uf  bem  ßapellberge  bie  9tuine  ber 
Beutelsburg,  ber  1311  jerftörten  Stammburg 
Des  SBürttemb.  JtönirtSbaufeS. 

cutclfpringmäuf  c,  f. Bb.  17. 

^cutclftrtrc,  Äräfrenftärlinge,  Stirn« 
o  ö  ge  l  (Cassicus,  Ostinops),  ©attung  ber  Stärlinge 
(f.  b.),  jdplanfe  Bögel  von  mcbv  als  Starengrößc, 
voeldbe  Sübamerifa  bewohnen,  lange,  fegeiförmige, 
ipi^e  Sdbndbel,  bereit  hinten  abgeflad?te  girfte  eine 
breite  Stirnplatte  bilbet,  ftarte  jyüße  mit  langen 
3cbcn  unb  febarfeu  Krallen  baran,  lange  a! ü gel  unb 
s d'iv änje  fraben  unbfidbburd)  einen  befonberS  fünft-- 
lidjenüieftbau  auSjeidmen.  $er  befanntefte  Vertreter 
ift  ber  Sdjapu  ber  Brafilianer  (Cassicus  cristatas 
Daud.),  mit  einem  fteifen  Sdjopfe  auf  bem  hinter 
baupt,  einförmig  fdpwarj  bid  auf  fünf  citronengelbe 
Steuerfebern  jeberfeitS  im  Scpwanje.  S)ie  langen, 
bcutelförmigen,  febr  fünftlicb  gewebten  Hefter,  bie 
man  mdt  unpaff  enb  mit  Sdjr  otbeuteln  verglidjen  bat, 
werben  gefellig  an  $meige  oon  Uferbäumen,  oft  febr 
nabe  über  bem  Sfikilerfptegel  ber  &lüffe  aufgehängt. 
Sie  SB.  fmb  lebhafte  Bögel,  febr  rülm  gegen  9taub= 
uögel,  a pmen  allerlei  £öne  nad),  jagen  ge)ellig  nacb 
^nfelten  unb  fleinen  Sirbeitieren,  treffen  aber  aueb 
tfrüdjte  unb  Beeren  unb  werben  baburd)  ben  tyfian- 
jungen  oft  fcbäblitb.  ^n  benjoolog.Qärtenunbbei 
ben  Sogelbänblern  trifft  man  mmeift  ben  Spott: 
oogcl  ober  bie  ©elbfteißtaf fil e  (Cassicus  per- 
sicus  L.)  unb  bie  ÜRotrüdenfaffif e  (Cassicus 
haemorrhous  L.)  an.  2)tefclben  fmb  wie  ber 
Sdjapu  fdpwan,  bie  ©egenb  ber  Sdjwamwurjel  ift 
bei  erfterer  gelb,  bei  ber  jweiten  rot.  $>aS  %<xax 
foftet  50  2)1.  Bei  bem  gewöhnlichen  Starfutter  — 
eingeweihtes  ©ei ftbrot,  geriebene  3JtÖbren  unbßier, 
^ebadtes  ^leifcb,  Slmeifencicr  in  niept  ju  feuebter 
iRifdjuna,  unb  etwa*  Sämereien,  wie  $anf — halten 
fie  Diele  Jjab.re  au«,  finb  aud)  gegen  unfern  SBinter 
nidpt  febr  empfinblid),  wenn  fie  nur  mitunter  fid>  in 
einen  froftfreten  SRaum  jurüdjieben  fönnen.  Ber= 
wanbt  ift  ber  Baltimoreoogel  (f.  Stärlinge). 

Beuteltiere  (Marsupialia),  eine  SMcihe  nieberer 
Säugetiere,  bie  fiep  burdj  brei  wefentlidjeÄennjeidjen 
von  allen  übrigen  Säugetieren  unterfebeiben:  bureb 
regelmäßige  ^rübgeburten,  infolge  beren  bie  Siingen 
pödjft  unauegebilbet  jur  2Belt  fommen  unb  erft, 
wenn  fie  nodp  lange  an  ben  ;\i\>x\\  ber  Butter  ge- 
gangen b.aben,  ibre  Gntwidlung  uollenben;  burdj 
jwei  Änodjen,  bie  fog.  58euteltnod)en,  weldje,  auf 
ber  oorbern  guge  beä  93«den8  aufftefeenb,  in  ben 
üJluefelbcden  be*  SaucbS  «erborgen  ftnb;  enblidj 
burd)  ben  ÜHangel  be*  SalfenS  ober  SAroielenför: 
perd  im  ©ebirn.  Tic  Organifation  ber  3äbne  unb 
Jüfje  ift  bei  ben  33.  feljr  uerfdjieben,  aber  fie  ftim* 


men  in  bem  einen  £ haraft er  überein,  bafe  ibre  ^ü|< 
mit  Ärallen,  aber  niemals  mit  £ufen  »erfeben  fin?. 
SEReift  fiebt  man  jetit  biefelben  als  eine  Unterflafj-: 
ber  Säugetiere  an,  bie,  mit  bem  Scbnabelrier  unt 
Slmeifentgcl  jufammcngef afet,  alS2)ibelpben  b«-- 

S'djnet  werben  unb  ben  übrigen  Säugetieren,  tta 
onobelppen,  parallele,  äbnlicp  gebaute  Drbnu^ 
gen  befilien.  Tie  3i$en  befinben  fid?  bei  allen 
unten  am  IBaud^e,  meift  von  einem  ^Beutel  umgeben, 
jumeilen  aber  ganj  frei  ober  nur  uon  einer  oer 
Ipringenben  fcautfaltc  umfäumt.  Sie  fmb  meift  febr 
lang  unb  paffen  in  baS  röhrenförmige  SHaul  ber 
jungen.  S)iefe  werben  ton  ben  IKüttern  unmittel 
bar  nach  ibrer  ©eburt  mit  bem  3Jiaute  gefaxt  unb 
an  bie  3i|ien  befeftigt,  wo  fie  erft  monatelang  un- 
beweglidj  b,  ängen  unb  faugen;  fpäter  aber,  roenn  ne 
gröfeer  geworben,  ocrlaffen  fie  ben  SJeutel  aeittpeilig. 
betraebten  ibn  aber  nodp  als  3uflucb tsftätte,  in  ben 
fie  bei  brobenber  ober  wrmcintlidjer  ©efabr  mit 

Sroßer  SBebenbigfeit  büpfen.  $ie3  ift  audp  bäufig  t. 
tänguruS  in  joolog.  ©ärten  »u  beobachten.  Sie 
unauSgcbilbet  bie  yungen  geboren  werben,  gebt 
barauS  b.eroor,  bafi  baS  nad?  einer  ^ra^eit  von 
39  Jagen  geborene  Sunge  beS  bis  ju  100  kg  fa>wer 
werbenben  iHiefenfdnguruS  nur  60  g  wiegt. 

9Kan  unterfdjeibet  bei  ben  SB.:  edjte  fylei f * ^ 
f  r  e  f  f  e  r  (Creatophaga)  mit  großen  Ödjdbnen,  wohin 
ber  einem  WeHgerbunbe  ähnliche  SBeutelroolf ,  bie 
SBeutelmarber  unb  SBeutelbilche  gehören ,  bie  mehr 
marberartig  an  SBäumen  flettern;  3«f«'i«n: 
freffer  (Entomophaga),  m  benen  bie  amenf. 
SBeutelratten  gehören,  wäbrcnb  fie  in  31  ufrr alten 
burdp  bie  SBeutelbatbfe  unb  bie  Slmeifcnbeutler  per: 
treten  fmb;  §rud)tfreffcr  (Carpophaga) ,  näd)t= 
lidje  Älettertiere  mit  Säumen  an  ben  öinterfüßen. 
bie  oon  SBaumfrüdjtcn  leben,  barunter  bie  ^jnuv 
beutler,  bie  SoalaS  ober  ^Beutelbären  unb  bie  fTinger- 
beutler  ober  Äufu  auf  ben  Sunba- Unfein;  @rai- 
f  reff  er  (Po€phaga),  benen  bie  ÄänguruS  unb 
Ädngururatten  angehören,  bie  mit  ihren  gewaltig 
gen  Hinterfüßen  unb  bem  langen  SBalancierf djroanje 
in  gewaltigen  Sprüngen  bie  ©raSebenen  $luftrö= 
UenS  burcbfliegen ;  enblicb  SBcutelnager  (Rhizo- 
phaga)  mit  nagerähnlicbem  ©ebiß,  wo)u  ber  ^om= 
bat  (f.  b.)  gehört,  ^eun  3«bntel  ber  hefannten  %t- 
ten  leben  m  Sluftralien  unb  auf  ben  benadjbarten 
Jnfcln,  bie  übrigen  in  Slmerifa  unb  auf  ben  afiat. 
ynfeln  (f.  Harte:  Tiergeographie  I).  3n  ben 
tcrtiärfd?id>tcn  einiger  europ.Sänber  bat  man  eben 
falls  auSgeftorbene  Birten  entbedt,  unb  oielleicbt  ge- 
hören alle  in  neuefter  3eit  in  ber  SriaS ,  bem  3ura 
unb  ber  ffreibe  entbedten  ältcften  Sdugetierrefte 
formen  tiefet  Unterflaffc  an,  weldje  ouenbar  bie 
Stammgruppe  fämtliabcr  höbern  Säugetiere  barfteüt. 
SiefeS  ift  um  f o  wahrfcbeinlidper,  als  man  in  Stujtra-- 
lien  iHefte  oon  foffilen  !o.  entbedt  bat,  bie  ben 
bäutern  äh^nlidje  (jbaraltere  aufweifen.  (©.  bie  ein= 
jclnen  nrtifel  unb  Jafel:  Beuteltiere  I  u.U.) 

tteutclrud),  Siebtucb,  SBcutelgaje,  2Rül? 
I  e  r  g  a  j  e,  ein  in  Äette  unb  einfdjlag  aus  ftarf  em.  feft- 
gebrebtem  Kammgarn,  Baumwollgarn,  Seinen,  9io^ 
haar  ober  Seibe  (üRobfeibe)  beftebcnbcS  unbichte* 
©ewebe,  baS  bauptfädplieb  als  Material  ju  Sieben 
für  mannigfadje  3wede,  namentlid?  in  ber  SRüllerei 
)ur  £>erftellung  ber  baS  i'lahlgut  in  StUie  unb 
bie  »erfdjiebenen  IWeblfortcn  fonbemben  fcblaudV 
artigen  SBeutel  ober  jum  SBefdplagen  ber  Siebcplinber 
ber  Sicbtemafcbmen,  SBeutelmaftbinen  (f.  ^li.l'.r: 
beutelmafdjmen)  änwenbung  finbet,  in  einjelnen 


Digitized  by  Google 


Uigitized  by  Google 


Seutelwolf  —  Seilten 


903 


<5  orten  aud?  in  bet  Wäberei  unb  Stiderei,  ju  SWobell- 
tücfeern,  jum  Bejieben  oon  :'l t  beit«ral?men  fotoic  al« 
<Jenftergaje  benu&t  wirb.  3n  *>en  gemötmlidjen 
ÜJlüijlen  i|t  allgemein  ba«  wollene  B.,  in  ben  ameri!. 
ober  Runftmfi Heu  bie  au«  rober  (gelber  ober  weifjer) 
(Seibe  bergeftcllte,  bie  bödjften  3einbeit«nummcrn 
oertretenbe  Beutelgajein  ©ebraud; .  3>a«  eigent« 
lidje  B.  mufe  in  ber  Srt  gewebt  fein,  bafe  ie  jmei 
äufammengebörige  #cttenfäben(^olf  oben  unb  Stüd-- 
faben)  jmifdjen  je  jwei  Ginfdjlagfäben  miteinanber 
oerjmirnt  fmb,  woburd)  quabratifd?e  Öffnungen  oon 
febr  gleicbmäfeiger  unb  unoeränberlicber  ©röfec 
gebilbet  »erben,  bie  wobl  bie  runblidjen  9Jteljllörns 
djen ,  nidj t  aber  bie  platt  unb  Iflnglicb.  geformten 
Kleienteile  burcblaffen. 

* cu t c l m o  1  f ,  B e i:  t  e l b  u u b  (Thylacinus), ©at 
tung  auftrat.  Siaubbeutler  oon  faunbeartigem  Habi- 
tus. 2)ie  einjige  Slrt  (Thylacinus  eynoeephalus 
Fischer,  f.  2afel:  Beuteltiere  II,  $g.3)  ift  bae 
ar  öfcte  Raubtier  feiner  Heimat  Ja«manien.  Gr  beifet 
roegen  ber  febmarjen  Ouerbinben  be«  Würfen*  wobj 
audp  3cbrabunb.  Gr  erreidjt bie  fidnge  oon  1  ,io m 
bei  46cm  Sdjulterböbe.  $a«  lidjtfcbeue  $ier  bfiltfid) 
bei  Jage  in  ööblen  oerborgen  unb  ftreift  be«  sJtad)t* 
nadj  Beute  umber.  Xen  Sdjaffyerben  ber  Slnfiebler 
fügt  er  großen  Scbaben  ju;  er  foll  bei  feiner  ©röfee 
unb  Kraft  ein  febr  gefäbrlidjer  ©egner  fein.  3"  bem 
aeiftig  niebrig  ftebenben  Siefen  be«  Beuteltiere«  ge= 
feilt      bei  ipm  eine  toilbe  Bö«artigtcit  unb  Dxtv 
ftigfeit,  bab.er  er  audj  überall  eifrigft  oerfolgt  wirb. 
3n  bie  europ.  Hiergfirten  gelangt  ber  93.  nur  äufeerft 
feiten,  jeigt  »wt  Her  wie  feine  ganje  Berwanbtfcbaft 
al«  träge«  $ier,  weldje«  feinen  Pfleger  nie  fennen 
lernt  unb  nur  munter  wirb,  toenn  e«  feine  Station 
»JSferbefleifd>  ober  bgl.  erbfilt.  $ie  Sierbänbler  for 
bern  für  ben  23.  etwa  1000  2R. 
^cutcmnctjcit,  &cutercd)t,  f.  Beute, 
©eutb,  $eter  CSbrifiian  28ilb.,  preuf?.  Staat«= 
mann,  geb.  28.  2)ej.  1781  ju  Gleoe,  Sofrn  eine* 
Slrjte«,  ftubierte  feit  1798  auf  ber  Unioerfität  ßalle 
bie  SHcdjte  unb  Staatawiffenfcbaften,  worauf  er 
1801  in  ben  preufe.  Staat«bienft  trat.  Gr  mar  an= 
fänglid)  bei  ber  lurmarf.  «rieg««  unb  Domänen^ 
lammer,  bann  beim  SWanufaftur;  unb  Kommers 
tollegium  befdtfftigt,  warb  1806  Äffeffor  bei  ber 
Äammer  ju  Bapreutb,  1809  9tegierung«rat  ju  s$ot«- 
bam  unb  1810  ©et».  Dberfteuerrat  ju  Berlin.  B. 
roirlte  bier  al«  ÜRitglieb  ber  Äommiffion  für  bie 
Reform  ber  Befteuerung  unb  be«  ©emerbewefene 
bei  ber  iReorganifation  be«  preufi.  Staate«  unb 
namentlicb  für  bie  Hebung  ber  ^inanjen  unb  bet 
^nbuftric  mit.  1813  trat  B.  al«  ©emeiner  in  bie 
Haoallerie  be«  Süftowfdjen  greilorp«  ein,  mürbe 
aber  balb  DffUier.  9lad;  bem  ^rieben  oon  1814 
tarn  er  alä  Cberftnanjrat  in  bie  Slbteilung  für 
Jöanbel  unb  ©eroerbe  be«  ^inanjminifterium«,  be= 
teiligte  ftd;  bei  ber  Slbfafjung  ber  Steuerge)'el}e  oon 
1817  unb  übernahm  1818  bie  fieitung  bieferSlb; 
teilung.  Seit  1821  «Dlitglieb  be«  Staatsrate«,  trat 
er  auaj  burtb  ba*  oon  ibm  beTOorgaufene  ©emerbes 
3nftitut  in  bie  näd;ften  Begebungen  ju  ben  ©emerb= 
treibenben  Berlin«  unb  v$reufeen«,  mürbe  1828  SWi- 
nifterialbireltor,  1830  SBirll.  ©eb.  Dberrcgierung«^ 
rat,  1844  2Birll.  ©ebeimrat.  2B4brenb  biefer  3eit 
leitete  er  uid't  nur  bie  Slbteilung  für  $anbel,  ©e: 
»erbe  unb  Baumefen,  fonbern  toirfte  aud>  al«  3)b 
reftor  ber  teebnifdjen  Deputation  für  ©etoerbe ,  be« 
©eioerbe=3nftitut«,  ber  allgemeinen  Baufd;ule  unb 
ber  Baugetrerbcfchnle.  B.  mufete  1845  au«  ©e= 


funb^eit«rüdfidjten  au«  bem  Staat«bienft  au«fd?ci- 
ben.  (fr  ftarb  27.  Sept.  1853  ju  Berlin.  2)er  8luf» 
fdbroung,  ben  ^Jreu^en  feit  bem  ^rieben  oon  1815  in 
gemerbliaVr  SRidjtung  genommen  bat,  ift  roefentlid) 
iö.  unb  feinem  3ufantntenarbeiten  mit  bem  ftmanj: 
minifter  oon  SWofe  iu  oerbanlen.  Mit  fdjarfem  Ur» 
teil,  prattifebem  Blid,  umfaffenbem  SBiffen  unb 
(Snergie  be«  Söillen«  oerbanb  er  Jtunftfinn  unb 
grof?artige  tedjnifd?e  Jalente.  Sein  bronjene« 
Stanbbilb  (oonÄife)  befinbet  fut  feit  1861  auf  bem 
ScbinlelplaB  in  Berlin. 

Reuthen.  1)  i'anbfrciö  im  preu^.  9leg.;Be3. 
Oppeln  (f.  Äarte:  S(blefien),  b.at  97,sa  qkm, 
(1895)  109462,  (1900)  137806  (5.,  21  Sanbgemein-- 
ben  unb  15  ©utäbejirle.  2)er  ebemaligj  Ärei« 
B.  mürbe  balb  nad)  ber  Befifcnabme  öd;leficn« 
burd>  ^reu^en  gebilbet  unb  umfaßte  nad)  ber 
l^eorganifation  oon  1817  nod)  13^7  Ouabratmeilen 
(757,68  qkm)  mit  25692,  1860  bereit«  134252  Cr. 
unb  rourbe,  naebbem  bie  Beoölferung  1873  auf 
235800  G.  angemaebfen  mar,  burd)  ©efefc  oom 
28.  SWdrj  1873  in  bie  oier  «reife  B.,  Äattoroit»,  Jar= 
nomitj unb  3abrje geteilt;  l.  Stpril  1890  ift  bie Stabt 
B.,  1898  bie  Stabt  fiönig«b«tte  au«  bem  «reife 
au«gefd?ieben.  —  Bgl.  Solgcr,  2)cr  Ärei«  B.  (Bre«l. 
1860);  Jrieft,  Jopogr.  öanbbud;  oon  Cberfdjlefien 
(ebb.  1865).  —  2)  B.  in  Dbcrfdjlefien,  flato. 
Bitom  ober  Bytom,  aud)  Dberbeutb,  en,  ©tobt^ 
frei«  (22,86  qkm)  unb  Ärei«ftabt  im  fianblrei«  B., 
4  km  oon  ber  poln.  ©renje, 
in  309  m  ööb.  e,  in  einer  Gin= 
fattelung  be«  ööbenjug«  jroi= 
f  djen  ben  beiben  Quellenarmcn 
be«  3forbad;e«,  an  ben  Sinien 
Breslau  *  Äattoroih,  Cppelm 
9ki«fretf<baimB.  (82  km)  unb 
Sd)roiento(bloroit>:B.  (11  km) 
ber  ^reufe.  Staat«bab.nen, 
mit^ampfftra^enbabnennad) 
©leiroifc,  SAarlep,  3abrJe  unb  Slntonienbütte,  Sit* 
be«  Canbrat«amte«  be«  iianbfreife«  B„  eine«  Üanb' 
geridjt«  (Cberlanbe«geridit  Bre«lau)  mit  5  2lmt«= 
geriebten  (B.,  ftattoroitj,  Äönigebütte,  2Ro«loioih, 
Jarnoroib),  eine«  3lmt«geri(bt« ,  3ollJ»  «teuer« 
amte«,  Beurt«lommanbo« ,  einer  6anbel«lammer 
unb  9leid)«banfncbenftelle,  batte  1820:  2000, 1845: 
4000,  1880  :  22823, 1885  :  26484, 1895  :  41379, 
1900:  51409  (25925  männl.,  25484  toeibl.)  Gr., 
barunter  5379  Croangelifd;e  unb  25663*Taeliten,in 
©arnifon  ba«  3.  Bataillon  be«  Infanterieregiment« 
Äeitb^  (1.  Dberfdjlef.)  9ir.  22,  ^Joftamt  erfter  «laffc, 
Ielegrapb,tatb.St.3Jtarienlircbc(13.3abrb.),eoanfl. 
^farrfirdje  (15.3aH-),  tatb-  St.  3:rinitati«lirdie 
(1886),  Spnagoge,  tönigli&e«  fatb.  ©omnarium, 
fatb.  unb  eoang.  böberelDläbdjenfdjule,  2ebrling«= 
fortbilbung«fdbule,  flommanbiten  be«  Sd)lefifd)en 
Banloerein«  unb  ber  Breslauer  2öed;«lerbanf, 
Äranfenbau« ,  Änappfd;aft«lajarett ,  ÄIeinlinber= 
bemat ranftalt ,  ftäbtifdje«  unb  jfreieroaifenbau«, 
2Älter«Derforgung«anftalten(öofpitalunbSied?cn: 
Ijau«),  neue«  Sdiladjtbau«,  SBaffcrbebewerf.  B.  ift 
ber  5Diittelounlt  be«  Cberfcblef.  Berg«  unb  öütten= 
beiirl«  (3inlerje,  Gifen,  Blei,  Silber  unb  Stein = 
loblen);  nahebei  brei  grofee  Gifenbütten  unb  weiter 
fieben  grofee  Stein! oblengruben  mit  einer  idbrlidjen 
^örberung  oon  etwa  3  SWill.  t  Koblen.  Gtwa  8  km 
fübweitlid),  im  Beutbener  Sxbmarjwalbe,  liegen 
ebcnfall«  Gifenb.ütten,  3inlwerfe  unb  Äoblenjedjen. 
3u  B.  bepnben  fid)  femer  eine  2)ampfmablmüble, 


Digitized  by  Google 


904 


Jöeutftefer  —  Sebent 


uoei  3>ampffd;neibemüblen ,  eine  ÜRarmot:  unb 
Sanbfteinioarenfabri!  unb  eine  gabrif  gebogener 
Öoljmöbel.  SB.  ift  Si&  bet  2.  Seition  ber  Scblefifcben 
Gifen*  unb  Stablberufägenoffenfdjaft.  —  2)er  Sage 
nad)  foll  um  1020  ein  poln.  König  an  bei  Stelle, 
loo  iefet  SB.  liegt,  ein  ^aßbfcblofe  erbaut  haben ,  um 
meldje«  im  Saufe  beT  3eü  ein  Ort  entftanb.  Ur« 
fprünglid)  gehörte  SB.  ju^Jolcn,  tourbe  1179  oon 
Kaftmir  II.  oon  ^olen  an  öerjog  9Jlfciflan>  oon 
Oppeln  abgetreten,  erbielt  1254  beutfdjeö  Siedjt,  fiel 
1289  al«  fielen  an  bie  Krone  Sööbmen,  bann  ßlcicb 
ben  übrigen  fdjlef.  £>errfcbaften  an  Cftcrreidj  unb 
1742  an  <jkeufeen.  2)cr  SBcrßbau  auf  SBlei  unb  Silber 
blühte  um  SB.  bereit*  feit  bem  11. Sabrb.,  bi«  er  Witte 
be«  14.  3<*brb.  roeßen  ber  5Bafier  erlag.  Seit  1697 
ift  JB.  Stanbe§berrfd?aft  ber  ©rafen  Rendel  oon 
3)onner«mard.  Grft  im  Saufe  be«  18.  unb  nod) 
mebr  im  19.  ^  w-ibvb.,  wo  aufier  SBlei  unb  Silber  nod) 
3int,  .Hoble  unb  Gifen  ©egenftanb  be*  SBetriebc* 
würben,  tarn  SB.  toieber  in  9lu(id)tounß  unb  nnirbc 
1818  2Nittelpuntt  be*  Kreife«.  —  83gl.  ©ramer, 
Gbronit  ber  Stabt  SB.  in  Dberfdjlefien  (SBeutben 
1863);  ^vaute ,  über  bie  ßeoßr.  Sage  unb  Gnt* 
reidluna  ber  Stabt  58.  (ebb.  1877).  —  3)  SB.  an  bet 
Ober,91iebcrbcutbeu,  6taM  im  Krei«  ftreiftabt 
be«  preufe.  5Heg.»SBej.  fiiegnifc,  an  ber  fiinie  Güftrin» 
©loaau  ber  ^Jreufe.  Staat*babnen,  Silj  eine«  Slmte» 
ßeridjt«  (l'anbßeridjt  ©loßau),  bat  (1900)  3164  G., 
baruntet  374  Katbolifen,  $oft,  Jclearapb,  ein 
Sdjlofj,  eine  ©afferleitung;  Strobbutfabrifarion, 
Korbioeibenbau  unb  *öanbel,  Sdjiffabrt,  Koblen= 
berßbau  unb  ift  ber  jjauptort  be«  mebiatifterten 
gürftentum*  garolatb'SBeutben  (f.  b.). 

*öcurftcfcr,  aud;  SBienenbäume  ßenannt, 
eine  ftarfe ,  tfinftlicb  ju  SBienentoobnunßen  au«ßc: 
böblte  Kiefer  im  SBalbe;  in  frübern  3abrbunbcrten, 
roo  ber  ^onißßeioinn  einen  behem  Grtraß  einbraebte 
al*  ber  öoljoerfauf ,  oielfad)  oerroenbet.  SJiebrere 
folcbcr  SB.  (amen  unter  anberm  in*  $rooimial: 
mufeum  ju  2>anjiß.  Nbnlid)  bie  Klofcbeute,  f.  SBie- 
nenjuebt  (35b.  17). 

»Beutlet,  .franbmerler,  bie  au«  fdm naV  unb  »oeifs= 
ßaremfieberSBeutcl,  äanbfdnibe,  SBemlleiber,  2>e* 
ßenaebenle,  J&ofenträger  unb  dbnlidje«  anfertigen. 

iöenrnerborf,  2>orj  in  Dftpreupen,  f.  SBb.  17. 

©  c  uo  r  ap ,  2)t  o  n  t  ■■  Opr.  monß  böioräb),  ein  810  m 
bober  ©ipfel  be«  SDioroangebirge*  im  franj.  2)cpart. 
Saöne'et:2oircunnwitber@renjebe«2)epart.9lieDre, 
etroa  12  km  toeftlid)  oon  Slutun,  jtoifd)en  ben  glüfjcn 
Slrrour  unb  Äron  geleßen,  mtt  pradjtooller  sJiunb= 
fdjau  unb  einer  nridjttgcn  üfteffe  (Hnfang  9Jtai). 
Unfern  baoon  ftebt  ba«  mcaalitbifdjc  3)ruibenbcnl- 
mal  SRudjette^ertufe.  $m  Mittelalter  laß  bicr  eine 
Priorei,  ein  befudjtcr  2Öallfabrt«ort.  Neuere  ?lu*= 
ßrabunßcn  baben  bie  ijleftc  einer  gallifd?en  Drtfdjaft 
aufßcbcdt  unb  ergeben,  ba^  tycx  baä  alte  ißibracte 
(f.  b.)  lag. 

SBeuücfral  (fpr.  bö^toall),  Seebab,  f.  Saint  SBaaft: 
la  öougue. 

©coaßna  (fpr.  beioannja),  Stabt  im  Ärei«  Spo« 
leto  ber  ital.  $rooinj  Perugia,  8  km  meftlid)  oon 
ftoliano,  am  Slitunno  (Clitumnus),  bat  (1881)  1806, 
als  ©emeinbe  50036.,  2Äirdjen  auS  bem  12.  $abrb-, 
<Poft  unbJeleßrapb,  feanbcl  mit  bem  rcidjen  Überfluß 
ber  SBobcnprobulte,  ben  berübmten  6anf-  unb  fieiiu 
ßetoeben,  SBraunfoblen  unb  ben  trefflidicn  Sanb* 
meinen  (^Ujotello  unb  ßomata).  —  SB.  ift  baS  alte 
Mevania  ber  Umbrer,  oon  bem  nodj  SRuinen  (ämpbi' 
tbeater,  Jbermen,  Mauern)  oorbanben  ftnb. 


>ö  c  ti  ä  r  in  g,  bie  Sanbioebr  in  Sa>toeben  (f.  ( 
bifebeä  Seerroefen). 

©eoclaub,  ^orb=  unb  Sübbcoclanb,  jn>ei 
3nfeln  in  ber  Münbunß  ber  Sdjclbe,  jur  niebeT- 
Idnb.  ^Jrooinj  Seelanb  (f.  b.  unb  Marte:  Slieber 
lanbe)  ßebörig. 

^cueuf  cn,  Mcdcn  mit  ftäbtifdSer  SBerfafiung  im 
Hrci«  Üljen  be*  preufe.  iReg.'SBej.  Süneburg,  an  ber 
f^lmenau  unb  ber  fiinie  öamburgailjcn  ber  ^Jreui 
Staatdbabnen,Si&  eine*  Steueramte«  erfter  Älan«, 
bat  (1900)  1744  meift  eoang.  6.,  $oft,  3:elearapb. 
iKoUmi,^cbt»einieltmi,©etreibcbanbel,'iDidrlt< 
unb  eine  fünftlidjc  ©eflügelbrütanftalt.  2  km  ent 
fenit  ba*S)orf  SMebinßen  (f.  SBb.  17). 

ȟcoeren  (S8eoeren-9Bae*),  3)orf  in  ba 
belg.  $rooin)  Cftflanbern,  Slrronb.  Saint  5licola? 
(f.  Karte:  Slntmerpen  unb  Umgcgenb),  an  brr 
fiinie  ©ent^lntmerpen  ber  SBelg.  $rivatbabnen,  ba: 
(1899)  9225  G.,  blübenben  3ldcrbau  unb  bebeuteiux 
Spujenllöppelci;  bie  j eigene  SRartindlircbe  tri^r 
einen  roeitbin  ftcbtbarcn  Jurm.  SB.  toar  cinft  Sis 
einer  flanbr.  feerrfdjaft. 

©eucrlcp  (fpr.  be"tt»ocrli),  öauptftabt  bei  2ant 
fd>aft  Dft=5libing  ber  engl.  ©raffd>aft  ?)orf ,  12  km 
norbnorbrceftlid?  oon  £mu*#  am  Kanal  SBer>erler^ 
SBed,  ber  bie  Stabt  mit  bem  ^uDr  9iebenflufe  bes 
Öumber,  oerbinbet,  b<tt  (1891)  12539  Q.,  }totx  febi 
fd)5ne  Kirnen  im  got  Stil,  bie  KoQegiatltrcbe  SBe= 
oerlep^Minfter,  beren  ältefter  Jeil  au«  tvm  l  :\.  Xi  h . 
ftammt,  mit  bem  benlidjcn  $crcp:Sd)rein  im  (»  bot, 
unb  bie  3Jiarientird?e,  eine  uralte  tat.  Scbule  ;  ^abri 
fation  oon  Slderbaugerätfd)aften,  ^drbercien  unb 
Öanbcl  mit  lanbmirtfdjaftlidjcn  $robultcn,  fieber 
unb  Mehlen.  —  SB.  entftanb  au*  einer  oon  tot  ^obn 
oon  SBeoerlep,  ber,  in  ber  9ldb<  geboren,  al*  SBifdjc 
oon  ?)orl  721  ftarb,  geftifteten  Priorei. 

Oeucrloo,  Drtfdbaft  in  ber  belg.  $rootn)  fiim: 
bürg,  Ärronb.  Raffelt,  22  km  norbioeftltcb  oon 
Raffelt,  bat  (1899)  1205  (*.,  ^8oft  unb  Selegrapb; 
in  ber  iKäbe  feit  1835  ba«  ftdnbige  Hbungrlager 
(2400  ha)  be«  belg.  £eer«.  &on  ber  ©efairitflddc 
entfallen  360  ha  auf  ©ebdube,  UDege  unb  Stnpfian 
jungen.  5)ie  SBaraden  befteben  au«  einem  3«= 
fanterielager  für  12  SBataiQone,  einem  Äaoallerie 
(ager  fflr  6  Sdbmabronen  unb  einem  SlrtiüerielagcT 
für  3  SBatterien.  Sufeerbem  jinb  Spitäler,  SRagaiine 
unb  SBddcreien  fotoie  ^aoillon«  für  ben  König,  ben 
Krieg«miniftcr  unb  bie  ©eneralitdt  oorbanben.  ?a£ 
fiaßer  toirb  ieb,t  au|cr  ju  taltifd^en  Übungen  in 
ßröfeern  SBerbdnben  ju  SdjiefeoerfuAen  benutzt. 

fiBebcrty,  Stabt  im  Gountp  Q\)ci  be«  norb- 
amerif.  Staate«  Maffacbufert«,  28  km  norböftlid 
oon  SBofton  an  einer  Meere«bud;t,  ift  mit  bem  aegen- 
überliegenben  Salem  burd>  eine  460  m  lange  *rüde 
oerbunben,  bat  einen  guten  fiafen,  etwa  40  Sdbub 
fabrilen,  betreibt  fieberbereituna  unb  anbere  3n: 
buftrie  fomie  gifebfang  unb  jäblt  (1890)  10821  Q. 

«cbcrtt,  ajlarftfleden  im  Krei«  ^oljminben  be« 
Öerjogtum*  SBraunfcbmeig,  an  ber  Skoer,  bat  (\900) 
mit  ber  Somäne  gorft  2183  meift  prot.  G.,  ^>oft= 
agentur, Seleßrapb  unb  einSd;lo&,  jeHtSffiilbelm: 
ftift,  fflr  ocrrcabrlofte  Kinber.  —  SB.  muTbe  1666 
sjiefiben  j  ber  Nebenlinie  SBraunfd>»oeiß*SBeocrn, 
bie  1735  jur  SHeßierunß  be«  ^erjoßtum«  ßelanßte. 
(3.  SBraunfdjioeiß,  ^erjoßtum,  ©efebiebte.) 

Beuern,  Sluß.  SBilb.,  JOerjoß  oon  SÖraunf<bn?eig-- 
CüneburajSBeoem,  preufe.  ©eneral  ber  Infanterie, 
geb.  10.  DU,  1715  ju  Söraunfcbioeig,  trat  1731  in 
preufe.  Kriegebienfte  unb  mao^e  1734  ben  gelbjug 


)igitized  by  Googl 


©eüerungen  —  Serjötterung 


905 


am  {Rhein  mit.  3m  erften  unb  zweiten  Scblefifcben 
Kriege  focht  er  als  Dberft  unb  Gommanbeur  eines 
Infanterieregiments  unb  toarb  bei  SDtoUtoiti  Der* 
tvunbet.  Sei  &obenfriebbcrg  führte  er  als  ©enerat; 
major  eine  93rigabe  unb  tourbe  1747  ©ouuerneur 
von  Stettin.  3"»  Siebenjährigen  Äriege  trug  er  jur 
Gntfcbeibung  ber  Schlacht  bei  fiobofifc  (1.  Ott.  1756) 
ineientlicb  bei,  fdjlug  21.  «pril  1757  felbftänbig  ben 
(trafen  ton  fl&nigSed  bei  Welchenberg  unb  befebligte 
bei  $rag  (6.  3Jlai)  einen  Seil  beS  regten  ftlügelS; 
in  ber  Schlacht  üon  ftolin  (18.  3"»«)  führte  er  ben 
rechten  ftlügel  ber  SIrmee  beS  König«  unb  rettete 
biefe  »or  gdnjlicber  Vernichtung.  911$  ber  ftönig  im 
^luguft  auS  ber  £aufi&  nach  Sachfen  eilte,  Ubergab 
er  SB.  ben  93efebl  über  baS  JRorpS,  baS  er  jur  2)ed ung 
ScblefienS  jurtidüefe.  ÜJlit  btefem  jog  ficb  33.  nach 
bem  ©efeebte  uon  SDtopS  (7. Sept.)  über  Ciegnife  auf 
Breslau  jurüd  unb  nahm,  burch  ben  beftimmten 
93efehl  beS  ÄönigS  f  eftgebalten,  in  ungünftiger  Stel« 
(ung  bei  93reSlau  (22.ftot>.)  bieScblacbt  an,  bie  mit 
feiner  9tieberlage  enbigte.  Sm  folgenben  borgen 
würbe  er  gefangen.  3m  ÜRai  1758  aus  ber  ©c* 
fangenfehaft  iurüdgefeprt,  mürbe  93.  ©ouwrneur 
x>on  Stettin.  SBieber  ins  <yelb  berufen,  erhielt  er  nach 
einem  ftegreieben  ©efecht  bei  SReicbenbacb  (7.  2lug. 
1762)  abermals  baS  Cberlommanbo  in  Scfalefien 
bis  jum  ^rieben.  93.  ftarb  2.  Äug.  1781  ju  Stettin. 

Neuerungen,  Stabt  im  ÄreiS  Wörter  bcS 
preufj.  9teg.<93ej.  SDtinben,  12  km  füblicb  von  Wörter, 
gegenüber  oon  fiauenförbe,  an  bet  SHfinbung  ber 
93euer  in  bie  bier  fchiffbare  ffiefer  unb  an  ber  2inic 
Scberfebe:j3oljmtnben  ber  preufj.  Staatsbahnen, 
Station  ber  2Beferbampffcbiftabrt  (üJtünben*i3a: 
mein),  Si&  eines  Amtsgerichts  (2anbgericbt  ^Saber= 
born),  bat  (1900)  21736.,  barunter  353Goangelifcbe 
unb  1333Sraeliten,$oft,2;elegrapb,  falb-  unb  eüang. 
Äirche,  Spnagoge,  JRatbauS,  9tcMoratSfcbulc ,  tath. 
unb  euana.  93oltSfcbule,  KranlenbauS;  mechan.  2Be= 
berei,  ftabritotion  oon  ßigarren ,  Schuhwaren  unb 
Seher.  —  93.,  unter  flarl  b.  ©r.  ein  öauptbof  (villa) 
unb  fplter  $roftei  beS  äoebftifts  ^aberbom ,  ba« 
1330  eine  93urg  bafelbft  erbaute  unb  bie  Stabt  be* 
feftigte,  erhielt  1447  Stabtrecbte  unb  rcurbe  1632 
niebergebrannt.  —  93gl.  ©ieferS,  93eiträge  |ur  ©e« 
febiebte  ber  Stabt  93.  (faberb.  1870). 

© ebetro  i  jf  (fpr.  -toei!),2)tarltfledcn  in  ber  nteber* 
Idnb.  ^komnj  Sßorbbollanb,  11  km  nörblicb  bon 
öaarlem,  an  ber  3toeigbahn  öaarlem.-Uitgeeft  ber 
£>ollfinb.  eifcnbabngefellfcbaft,  burch  2)ampfjtra: 
feenbabn  mit  bem  Seebab  3Bijfaan*3ee  oerbunben, 
hat  (1899)  5329  6.,  viel  ©artenbau  unb  Laitan 
lagen.  3  km  f üblich  Seifen,  roo  93onifaciuS  eine 
3cit  lang  mirlte.  93.  befafe  fdjon  1298  Stabtrecbte 
unb  mar  im  Mittelalter  ein  blühenber  ftanbelsplafc, 
ucrlor  aber  infolge  ber  93erfanbung  beS  $afens 
fpäter  jebe  93ebeutung. 

©cuölf crung,  bie  Summe  ber  in  einem  Staate 
ober  in  einem  anbern  abgegren}ten  ©ebiete  ju  einer 
gegebenen  3eit  lebenben  2)cenfcben.  2)aS  Söort  hat 
eine  mehr  numeriiehe  93ebeutung,  im  ©egenfafr  ju 
93olt,  baS  eine  ©efamtheit  uon  üßenfeben  bebeutet, 
fofern  fte  burch  SIbftammung,  Sprache  ober  gemein- 
fame  ftaatlicbc  Organisation  innerlich  uerbunben  ift. 
Die  ©röfte  unb  bie  wichtige™  Gigentümlicbteiten  ber 
93.  eines  CanbeS  unb  feiner  einzelnen  Steile  3u  ermit» 
teln,  ift  Sache  ber  93  o  1 1 S 3  fl  h  l  u  n  g  e  n  (f.  b.).  Sieben 
ber  burch  bie  periobiieben  SJollSjfihlungen  ju  bei 
wirfenben  §eft)tcllung  ber  an  einem  genjifien  3«its 
punft  glei*3eitig  lebenben  ^Jerfonen  (Stanb  ber 


93.)  ift  auch  bie  f  og.  93  e  »  e  g  u  n  g  her  95.,  tote  Tic  burch 
©eburten,  SterbefdUe  unb  ©anberungenuerurfadjt 
toirb,  ©egenftanb  ber  ftatift.  Ermittelung  (f.  unten). 

S)ie  nfidjfte  unb  roidjtigfte  Aufgabe  bet  3fiblung 
ift  bie  ^cftftellung  ber  3ahl  ber  uorhanbenen  3"bi' 
»ibuen  als  folebe.  2)iefe  3ahl  toirb  als  bie  abfo* 
lute  93.  bezeichnet,  im  ©egenfati  ju  ber  relatioen 
ober  fpeeififchen  93.,  unter  ber  baS  93erbdltniS 
jener  3ahl  ju  ber  ©röfee  beS  betreffenben  ©ebieteS 
ju  uerftepen  ift.  2)iefeS  93erh&ltniS,  auch  Nichtig: 
tei t  ber  93.  genannt,  giebt  alfo  an.  tote  viele  Wen 
fchen  burchfehnittlich  auf  bet  Släcbeneinbcit,  3.  93. 
auf  1  qkm  beS  ©ebieteS,  norhanben  ftnb.  (S.  6rb; 
tarten  I  unb  bie  Äarten  ber  ©eDölferungSbicbtigtcit 
beibenSIrtilcln  Europa,  I»eutfchlanb  unb  3)eut)cbe§ 
Dieicb,  fotoie  Cfterreichifch=Ungarifche  2)lonarchte.) 

SOTan  hat  bie  93.  ber  Erbe  folgenbermafjen  h- 
redjnet: 


Erbteile 

(finmobnci 

(in  1000 

in 

auf 

qkm) 

Zau[rnbrn 

lqkm 

9  698 

380  779 

39,2 

Wen  

44  149 

841  983 

19,1 

Äfrifa  

39  818 

178  706 

5,7 

38  395 

136  801 

3,» 

«uflralitn  unb  Occanirn  .  . 

8  9.S9 

6158 

0,7 

^otarlänbft  

4  487 

82 

0,0 

135  50« 

1  544  506 

11,4 

3)ie  93.  aOer  fidnber,  für  bie  3äbltmgen  ober 
nerläfrige  93erecbnungcn  (bie  lefetern  burch*  gelenn 
3eicbnet)  vorliegen,  führt  nachftebcnbe  Tabelle  auf: 


Staaten 


$rutfd)f8  Wtitf»  .  .  . 

«rlflicn  

f)3nrmail  

{^ranfrrid»  

Snglanb  unb  CSalr*  . 

iBcbottlanb  

Stianb  

gtolifn  

£u;ftnburg  

Kirbrrlanbf  

Cftfrtfi*  

Ungarn  

Portugal  (mit  «jorfn 

unb  TOabfira)  .  .  . 

Spanien  

ffurop.  Ku&Ionb  .  .  . 

Sdirorbrn  

92orrorgtTt  

Sdjmfi.i  

Vrircbr  .  -  .  .  .  . 
SBuIgarirn   unb  Oft- 

rumclirn  

Sirdttrnftein  

Sftbifn  

9)umiiiirn  


3abtf 


1900 

1899 

1901 

1896 

1891 

1891 

1891 

1897« 

1890 

1897« 

1890 

1890 

1890 

1887 

1897 

1897* 

1900 

1900 

1896 

1893 
1891 
1895 
1894 


(in  1000 
qkm) 


BtoSlterung 


in 

laujrnbtn 


540 
29 
38 
536 
150 
78 
84 
287 
3 
33 
300 
325 

92 
505 
5  390 
450 
325 

41 

65 

97 

0,159 
48 
131 


56  340 
6  745 
2  447 
38  516 
'.'9  002 
4  026 

4  705 
31479 

211 
4511 
23  895 
17  464 

5  050 
17  566 

106  237 
5  010 

2  331 

3  327 
2  434 

3311 
9 

2  384 
5  417 


auf 
lqkm 


104 

233 
64 
72 

192 
51 
56 

110 
82 

152 
80 
54 

56 
35 
30 
11 
7 
81 
37 

34 
59 
48 
41 


ftauTafkn  

Sibirien  

SHujHfä'&fntralaflen 

8riti)(fj»3>il»fi»  in 
mgmt  €inne  .  . 
(Ibuta  (fiflfntli^fl) 
3qpan(finfflU3rOtmoFa) 


Hlflrrien  1896 

fignptrn  1897 

Hapfotonif  j  1891 


1897 
1897 
1897 

1891 
1890 
1897» 


472 
12518 
3505 

4  013 

5400(?) 
417 


9  319 
5  737 
7  733 

387  333 

35OOO0(?) 
44  750 


19 
0.5 
2 

71 
88 
107 


667 
994 
757 


4  429 

9  812 

1  750 


7 

9,9 
3 


SJrrriniatf  Staaten  oon 
«mcrifa(ob,nt«la«fa) 

Sltasra  

©rofilir«  

«rgenttnirn  

<Si)tle  

Senrjurla  

Untguat)  


1900 

1890 

1890 

1895 

1895 

1894» 

1897» 


7  836 
1376 

8  337 
2  885 

776 
1044 
198 


76  305 
31 

14  334 

3  955 
2  719 
2  445 
827 


9 

0,03 

W 
M 

3,6 
2,3 
4.4 


Digitized  by  Google 


906 


öeöölferung 


Staaten 

Scefillrruna 

(in  1000 

in 

auf 

qkm) 

Taufrnbrn 

1  qkm 

1891 

1730 

393 

Oß 

1891 

229 

1  140 

5 

Sübauftralitu  .... 

1891 

985 

320 

0,1 

1891 

67 

147 

9,9 

«fuiübroalri  .... 

1891 

799 

1124 

1.4 

'Jlrufcflanb  

1896 

268 

703 

3,6 

Tie  teilweife  auficrorbcutlid)  grofjeu  Verfdneben: 
betten  in  ber  Tichtigteit  ber  33.  trerben  teils  turd? 
natürliche  Urfacben  (Klima,  93obcttbe)d'aftenbcit 
it.  f.  w.),  teil!  bureb  eigentümliche  fociale  Verhält; 
niffe  (in  Volt«wirtfcbaft,  iHccht,  Sitte  u.  f.  w.)  ber 
eovgerufett.  Rubelten  ift  tlar,  baf>  t'anber  von  febr 
»erfdjicbenem  Flächeninhalt  nur  bcbiiifliinfl^iocife 
tniteinanber  t>eralicben  «erben  Hutten,  3nnerhalb 
ttrefier  Staaten  tonnen  bie  Unterfcbicbc  in  ber  Sieb/ 
tigteit  be§  3ufamtuenwobnen«  fjanj  erheblich  fein, 
[fl  bafe  tnanebe  S3ejirfe  bcrfelben  cbenio  ftarf  ober 
t'cbroadj  beuölfert  fmb  wie  felbftdnbigc  Staaten 
gleicher  ©röfse.  So  entfielen  3. 93.  1895  auf  1  qkm 
im  Königreich  Sacbfcn  252,  in  ber  iHl)einpror<in3 
189,  im  ©rofeberjogtum  fteffen  135,  in  ber^romnj 
Bommern  52,  in  ^(cdlenburg:  Schwerin  45  unb 
in  ÜNedlcnburfl^Strelifc  35  C,  fo  baß  tbatffidjli* 
bem  Meid^burcbfctmitt  nur  wenige  ©egenben  ent- 
iprcdjen.  Für  eine  genaue  Untcrfucbung  ber  93c 
rclfcruttgSbidHigtcit  ift  ctf  baber  uetweubig,  auf 
llciue,  mcglidift  gleich  grofu'  93cjir!e  jurüdjus 
geben.  Tatet  führt  bie  33etrarttung  in  leltter  Si'inic 
auf  bie  ©eftaltung  ber  einjelnen  3liobnplä!»e,  auf 
bie  Frage  nach  ihrer  ©röfie  unb  ihrer  Sage  ju= 
einanber.  8ur*or  fei  noch,  ber  ftnberungen  gebadjt, 
»eld?e  bie  Xicbtigfcit  ber  93.  für  eine  9tcibe  europ. 
Staaten  im  19.  3abrb.  erfahren  hat.  Q*  tarnen  auf 
1  «ikm  tfinwebner  im  3ab«: 


1800 

1820 

1840 

1860 

1880 

1890 

in  ftranrrdcb.  

ttt  ^tAlifit 

in  (fnfllanb  unb  Wale«  . 
m  SdjrocJirn  

in  bft  Sdmnij  .... 
in  bcn  Hirbcrlanbfii  .  . 

50,9 
60,5 
50,9 
5,3 

= 

49,1 
47,0 
56,5 
61,9 
79,9 
5,7 

= 

61,3 
56,0 
63,3 
80.5 

105,3 
6,9 

138,3 

87,8 

70.4 
61,0 
67,8 
91,3 
133.8 

8,5 
151,6 
60,6 
131.6 

83,7 
73,7 
71.2 
96,0 

171,1 
10,1 

187.4 
69,0 

131,6 

96,5 
79,6 
73,5 

109,7 

192,0 
10,6 

30f,,n 
73,3 

138,7 

3n  93ejug  auf  Verteilung  ber  33.  über  bie  ein: 
leinen  3Öobnpld&e  finbet  fieb  ber  gemeinoerftdnb: 
liehfte  3tusbrud  biefe«  Problem«  in  bem  ©egenfafc 
öon  Stabt  unb  Santo.  Qint  ftatiftifch  brauch* 
bäte  Slbgrcnjung  biefer  heiben  93egriffe  ift  fd?wierig. 
Öcutjutage  bejeichnet  man  gewöhnlich  bie  Orte  mit 
mehr  al«  2000  6.  al«  ftäbtifebe,  bie  übrigen  al« 
länbliche.  SBeiter  geht  bie  in  Scutfcblanb  gewählte 
Unterfcheibung  ber  3Bobnorte  in  1)  ©ro»ftäbte,  uon 
mehr  al«  100000  Q.,  2)  Süiittelftdbte,  uon  20  bi«* 
100000  £,  3)  Kleinftäbte,  oon  5»  bi3  20000  £, 
4)  i'anbftabte,  rwn  2*  bi«  5000  <*.,  unb  5)  platte« 
?anb,  b.  b.  Orte  unb  2Bobnpld&e  von  weniger  al« 
2000  6.  3m  $eutfcben  deiche  betrug  bie  3abl  her 
»ier  erften  Kategorien  nad?  ber  Volf«jäblung  oon: 


1871 

1980 

1885 

1890 

1895 

3.  TOtttfiftabtf  .... 

3.  «Ittnftäbtr  

4.  l'onbftäbtf  

8 
75 

529 
17  IG 

14 

103 
641 
1950 

31 

116 

683 
19.M 

36 
135 
733 
1997 

28 
143 

1  ' 

^ufammfn:  ,  2328  |  3707  |  2771  |  2891  |  ? 


2>ie  93.  verteilte  ftd>  auf  bie  fünf  ©nippen  in  fel-- 
genber  SBeife  (für  1895  nach  ber  33eruff}äbluiu 
Dom  14.  %vlx\\)\ 


Gruppe 

1871 

1880 

1885 

1890 

lS9i 

1. 
9. 
S. 
4. 

5. 

1968537 
8147  272 
4  588  364 

5086625 
26219  352 

3373  144 

4  037  083 
5671325 

5  748  976 
26513531 

44463S1 
4171874 
6034  629 
5805  893 
26  376  927 

5  995972 
4  894  754 
6480192 
5949311 

261*5  241 

7030i>t 
5367^ 
7  037  53) 
6  317*: 
•.'5  9TJSt: 

£ujammrn4loiOl50 

45234  061 

46  853  704 

49  428  470 

5177«:s 

demnach  lebten  unter  100  (5.  beä  9lei** 


1871 

1890 

1885 

1890 

in  (Jrofjrtäbten  .  .'.  . 

4.8 

7.9 

9,5 

13,1 

13« 

in  Vtittrlftdbtrn  .  .  . 

7.7 

8,9 

8.9 

9.7 

10.« 

in  Rlfinftabtfn  .... 

11.3 

13.6 

12,9 

13.1 

13.: 

in  fianbft&btrn  .... 

19,4 

12,7 

12,4 

12,0 

122 

in  anbern  Orten  .  .  . 

63,9 

38,6 

56,3 

53.9 

50.1 

3n  ben  uorftebenben  Rahlen  lommt  unter  anbera 
ber  betannte  3ug  ber  tleinftdbtifcbeu  unb  länbhaV 
93.  in  bie  gröfiern  Stdbte  beutlich  }um  Sluebrud 
2luch  für  Cfteneich  unb  Italien  Idfet  er  fidj  burd 
f  olgeube  eingaben  belegen,  demnach  roobnten  rata 
100  C  in  Orten  mit  G.: 


Cftmeid) 

3tal:m 

  -    ■                     ■               ■!   ■     1  .III. 

1843 

1890 

ls71 

ls*> 

81,1 

67,5 

43,6 

40J 

2000-20000  .... 

14,7 

90,5 

41.0 

4U 

4,9 

19,0 

15,4 

IM 

Ghenfo  jeigt  ^ranlrei^  bie  Slnidjrpellung  bei 
ftdbtifchen  93.,  »o  Tie  1846:  24,4, 1854):  27,3, 18&5: 
30,5,  1876:  32a  1886:  36.o,  1896:  37^,  foroie  bie 
bereinigten  Staaten,  reo  fie  1800  :  4,o,  1810: ij», 
1820:  4,9,  1830  :  6,7,  1840  :  8,5, 1850:  12,5,  1860: 
16,i,  1870: 20,9,  1880: 22,6, 1890: 29,3  $roj.  auf- 
machte. Namentlich  bie  ©rofeftäbte  roaebfen  neuere 
lieh  aufeerorbentlich  fcbnell  an.  gut  bie  Slnbdufuru 
ber  93.  in  mehr  ober  rainber  großen  SDohnpldlten  ift, 
nach  bem  Vorgänge  ftanj.  totatifrüer,  bie  95eieict= 
nung  aSlgglomeration»  gebrduchlich  geworben. 

93erfchiebene  natürliche  unb  feciale  iDlomente  raa= 
eben  ferner  eine  Scbeibung  ber  93.  eineä  Vanbe-^  nad 
mebrern Dichtungen  bin  norroenbig.  Tic  ficb  juerii 
barbietenbe  unb  »icbtigfte  Ginteilung  ift  bie  nach 
bem  ©efcblecbt.  3m  großen  unb  ganjen  finbet 
man  überall  ein  anndhembeS  ©leichgewicbt  bn 
beiben  ©efchlechter;  jebod?  jeigt  fio>  in  ben  meiften 
Cdnbern  ein  siemlich  Ionftanter,  wenn  auch  an  fid 
md^iger  relativer  überfchufe  ber  weiblichen,  in  an 
bem  bagegen  ein  ähnliche«  Übergewicht  ber  männ- 
lichen 3nbtüibuen.  SIm  meiften  überwiegt  ba«  weib 
liehe  ©cfchlecht  mit  109 : 100  in  Norwegen,  $«itia> 
lanb  fteht  mit  (1895)  103,73  etwa«  über  bem  £urcb 
fdjnitt,  wdhrenb  bie  Vereinigten  Staaten  infolge 
ber  überwiegenben  männlichen  Ginwanberung  nur 
95  grauen  auf  100  5Dtänner  jäblen.  3n  ben  Straitr 
Settlement«  lommt  gar  auf  jwei  männliche  erft  eine 
"JSerf  on  weiblichen  ©efdjlecht«.  3)a«  ungefähre  ©leicfr 
gewtd;t  in  ber  3abl  ber  männlichen  unb  weiblicbfn 
^nbioibuen  ift  !eine«weg«  3ufäUig,oielmehr  an  öto= 
fjern  93et>5lferung«maffen  ftet«  beobachtet  werben 
unb  beruht  auf  bem  flufammenwirfen  »erfebiebener 
(onftant  thätiger  ^attoren.  Sil«  folchc  tommen  in 
erfter  fiinie  bie  ©eburt««  unb  Sterblicfafeit^üerbAlt 
niffe  in  33etracbt  (f.  ©eburteftatifttt  unb  SterHich 
teit«)tatiftit).  3m  allgemeinen  überwiegen  bie  ®e 
burten  bet  Knaben  an  3<tht  bie  ber  IRäbcben.  3>i( 


Digitized  by  Google 


JSetJÖlferung 


907 


Otöfeete  Sterblicbteit  be*  mdnnlicben  ©eidjlecbt*  auf 
ben  niebern  3llter*ftufen,  bie  fdjon  in  ber  ftärfcrn 
Beteiligung  bec  Knaben  an  ben  Totgeburten  >um 
^tuSbruct  gelangt,  ruft  aber  bereits  für  bie  mittlem 
Öeben*jabreeinnumcrifcbes©leicbgewicbtber  beiben 
@cfrjb;led)ter  hervor.  2Iucb  fpdter  ift  ba*  männliche 
Ceben,  nicbt  )um  geringften  infolge  ber  gröfiern 
ptwfifdben  Slnftrengung,  bcr  Kriege  unb  ber  ®efdbr= 
bung  im  93eruf  ftärter  bebrobt  ali  ba*  weibliche, 
bei  bem  bie  mit  ben  dntbinbunaen  vertnüpften  ©c* 
fahren  gegenüber  jenen  fcbäblicben  ©inflüifen  auf 
feiten  ber  üHänner  nicbt  berrdcbtlid)  in*  ©ewicbt 
fallen.  Sieben  biefen,  ©eburtcn  unb  Sterblicbteit 
betreffenben  Momenten  würfen  ferner  bie  ©anbe* 
rungen  auf  bie  ©cfcblccbtevctteilung  ein.  Sehr  er= 
hebint  lann  biefe  Urfacbe  bcr  ©eicblccbtSverteilung 
für  Heinere  IBejirfe,  inäbefonbere  für  Stdbte,  an 
^Bebeutung  gewinnen,  wo  ber  3l'Juö  oon  "Süienft: 
boten  einerfeit*  fowie  ftarle  ©amifonen,  Unioer= 
fitäten  unb  fonftige  33ilbung*anftalten  anbererfeit* 
in  'sBctracbt  foinmcn. 

2öcitcrbin  ift  bie  ©lieberung  ber  93.  nad)  bem 
Sllter  von  grojjer  ffiicfctigfeit;  nacb  ben  neueften 
3ählungcn  betrug  ber  ^ro^cntanteil  nacbftebenbcr 
2Uter*llaffen  an  ber  ©cjamtbeoölterung  in: 


«Itfr*tla(1f 

Heutig- 
lanb 

grront' 
reid» 

ßfler. 
rri* 

Ungarn 

Cfngtanb 

o— 10  3of)rf 

24,3 

17,5 

33,9 

36,3 

**3  9 

10—20  • 

20,7 

17,4 

19,7 

19,1 

21,3 

•-•o— 30 

16.3 

16,3 

16,9 

15,6 

17,3 

30—40  • 

13,7 

13,8 

13,1 

13,7 

13,1 

40—50  • 

10.4 

12,3 

10,9 

10,8 

9,9 

50— €0  • 

7,8 

10,1 

8,3 

7,8 

7,1 

60  —  70  • 

5,3 

7,6 

5,3 

4,6 

4,7 

über  70  • 

»,8 

5,0 

3,7 

3,3 

3,8 

SemerfcnSwert  ift  ber  von  ben  anbern  Cänbern 
wefentlid?  abweiebenbe  sJlltcr*aufbau  in  ftrantreieb, 
tvo  infolge  ber  febwacben  öeburtenjiffer  eine  ver» 
b^Utnitfmäftig  geringe  ftinbcrjabl,  bagegen  eine 
lebr  ftarfe  ioefebung  ber  obem  3lltcr*tlaijcn  an: 
uitreffen  ift.  Von  bem  2llter*aufbau  ber  ganjen 
vBevölferung  untertreiben  jicb  ficptlicb  bie  biebter 
berpobnten  3Hol>np(ä&e.  So  ftanben  j.  93.  in  3)cutfcb- 
lanb  unter  100  (f.  im  31  her  von  3abj«n: 


[unter  15  |  15—40  |  40—60  I  über  60 


IH  OkoftitäJten   ■  ■  .  I     29,3  47,4  17,7  5,7 

in  SRitteffläbten ...      33,1  43,0  16,9  6,0 

in  Rleinftäbten  .  .  .      34,5  41,7  17,0  6,8 

im  Heid)  im  CJanjeu  .  |    35,3  38,7  18,2  7.9 

2a-j  iöejcicbnenbe  ift,  bafc  bie  Stdbte,  unb  je  he- 
völlcrtcr  fie  fmb,  befto  mebr  infolge  ber  jeirweifen 
Suwanbcrung  von  Grwetb*gebilfen,  ©efmbe,  Stu- 
bierenben,  ÜJlilitärpcrfonen,  jtcb  bureb  jtdrtere  93er= 
tretung  ber  lciftung*fäbigern  $lltcr*llafien  au*jciäV 
nen,  rrdbrenb  auf  bem  platten  2anbe  mebr  bie  ju* 
gcnblidjen  unb  böbern  ?llter*flaffen  hervorragen. 

ÜJlan  tann  vierSlltcrspcrioben  unterfebeiben  unb 
bie  erfte  al*  ba*  Hinbe*altcr,  bie  {Weite  al*  ba* 
iugcnblidje,  bie  brüte  al*  ba*  reife  Silier  unb  bie 
vierte  al*  ba*  ©rcifenalter  bezeichnen,  hiervon 
ftellen  bie  beiben  mittlem  2lbfd)nitte  bie  %a\)xt 
ber  nröijteu  wirtfebaf  Hieben  £ciftung*fdbigleit  bar; 
bie  beiben  anbern  umfcbliefsen  mebr  nur  fonfu« 
mierenbe  93evölferungv teile,  boeb  beftebt  jwifchen 
ibnen  ned)  ein  bcbeutung*volIer  Unterfdneb.  I  ie 
Hinbcr  lönnen,  wie  Grnft  (fngel  hervorhebt,  «noeb 
nid)t  vrobujieren,  ibre  Erhaltung  mufe  ganj  unb  gar 
ton  ben  in  ber  Srbeit*penobc  Stebenben  mit  beftrit» 


ten  Werben.  Tiefe  ^  er  i  obe  ift )  o  na  eh  tpatfdcblicb  bureb 
bie  erftem  belaftet.  Slnberd  liegt  bie  6acbe  bei  ben 
il  onfumenten  ber  ?Uter£periobe ;  fie  baben  probujiert 
unb  leben  von  ben  biretten  ober  auf  bem  ÜBege  ber 
^Jerficberung  erjieltenGrfpamiffen  unb(jrücl?ten  ibrer 
eigenen  ^Jrobuttion;  fie  belaften,  einjelne  ^äUe  au3= 
genommen,  bie  gleicbjeitig  lebenbe  ©eneration  ber 
l'lrbcit^periobe  nicbt.  (5«  fmb  alfo  felbft  bie  reinen 
Äonfumenten  nocbmalä  in  abhängige  unb  unab* 
bänaige  )u  unterfebeiben».  &on  biefen  ©eficbt^s 
punfteu  au*  erfebeint  ^ranfreieb  in  au^crorbeutlicb 
günftiger  fiage,  wdbrenb  ba*  5)eutfcbe  iHeid?  eine 
Ü)littel)tetlung  einnimmt.  lie  Urfacben  ber  9}er> 
febiebenbeiten  beruhen  vomebmlicb  in  ber  geringen 
ober  großen  3tär(e  bed  ^acbwucbfcS.  ^e  mebr  bie 
93.  auf  natürliche  Seife  infolge  ber  ©eburten  }u> 
nimmt,  befto  gröfeer  ift  aueb  ibr  unprobuttiver  We* 
ftanbteil.  ©inen  turjen  SluSbrud  finben  bie  obigen 
©egeniäjie  in  bem  2)urcpfcbnitt«alter  ber  58.  £a$= 
felbe  beträgt  für  bie  bereinigten  Staaten  nur  etwa* 
über  23,  für  ba3  T eutvte  sjieicb  27  unb  für  i^rant: 
reieb  gar  31  3abre.  9tacb  ben  neueften  3äbfuugS= 
ergebniffen  entfallen  weiblidje  ^erfonen  auf  1000 
männliche: 


Staaten 

3nbrn  Hltrr»rianfm>on3al)rfn 

unter 
15 

13—40 

40—60 

CO  unb 
mebr 

Xfiirirb,f4  Vltxd)  

•roBbritannifii  imb  C<tfanb 

995 
989 
997 
963 
1005 

1027 
1003 
1070 
1021 
1046 

1091 
1006 
1105 
1005 
1079 

1196 
1063 
1215 
980 
1130 

2Rit  ben  fahren  tritt  teil*  infolge  ber  geringem 
Sluäwanberung,  teils  infolge  ber  geringem  3terb* 
lidjteit  ber  grauen  eine  fortfebreitenbe  9krfcbie= 
bimg  bcS  ©efcblccbtSuerbdltnifieS  ju  Ungunjtcn  bcr 
SRdnnec  ein. 

2)er  gamüiens  ober  Siütlftanb  ber  93.  trennt 
biefelbe  in  vier  ©nippen,  je  nad)bem  ti  ftd)  um 
Scbige,  Verheiratete,  Verwitwete  ober  ©efebiebene 
banbelt.  sJJacb  ben  jüngften3äblung*ergebniffen  ent 
fallen  von  10000 15  3abre  unb  barüber  alten  Q.  auf : 


Staaten 


äebige 

Serben 
rötete 

Semit« 
raete  unb 
«efäie. 
bene 

4093 

5393 

_  ~-T  T 

515 

3835 

5433 

733 

4396 

6158 

646 

4l)l(i 

5365 

695 

4294 

5256 

450 

SeutfäV*  SIeid)  

Jyranfreidt  

töroHbritannieit  unb  3r(anb  . 

3tatien  

Cfterretd)  

^Qr  bie  Beurteilung  bei  ©eirat^verbältniffe  ber  93. 
giebt  biefe  93erteiluna  bevhalb  feinen  genügenben 
•Jln hal t,  weil  fie  baneben  von  anbern  ($attoren  mebr 
ober  weniger  ftart  beeinflußt  wirb;  in^befonbere  ift 
bie  geringe  3<*bl  ber  Scbigen  in  Sranfreid)  im  we» 
fentlicben  auf  bie  febwaefee  ©eburtenfrequenj  biefe* 
i'anbcs  gurüdiufübreu.  ©rötere  Äleirhcit  gewinnt 
man  bereit*  bureb  bie  93erfidfid?tigung  be*  ©e* 
fdbledj».  3m  2)eutfcben  SHeid)  entfielen  18[M)  auf 
1000  männlicbe  Prionen  weibliche  bei  ben  Sebigen 
969,  bei  ben  «erheirateten  1003,  bei  ben  SKerwit» 
weten  2784  unb  bei  ben  ©efebiebenen  1963.  $er 
überfebuft  ber  3u"flö«f«Uen  über  bie  3u"gftau«n 
wirb  einmal  bureb  ben  jtnabenüberfebufe  auf  ben 
jüngern  9llter*ftufen,  fobann  aber  aueb  babureb  be; 
wirft,  ba|  bie  Süiänner  burdjfcbnittlicb  fpdter  bei* 
taten  al*  bie  grauen.  Unter  ben  9krbelratcten 


Digitized  by  Google 


908 


©euölferung 


müfjte  bie  p,M  ber  beiberfeitigen  Seeleute  genau 
übereinftimmen,  wenn  nidjt  am  3dblung3tage  mebt 
2Jldnnet  al*  grauen  aufeer  üanbeS  fid)  befunben 
bdtten.  I  aufterorbentlid)  ftarte  itbetgenriebt  bet 
grauen  unter  ben  DcrrDirroeteu  ^Jerfonen  erflärt  fid) 
einerfeits  au«  bem  Jätern  £»eirat«alter  in  5Berbin= 
bung  mit  ber  grörjern  Sterblidjfeit  auf  feiten  ber 
üJJäuncr,  anbererfeitä  auä  ber  läufigem  2Dieben>er: 
beiratnng  bet  Söihuer  im  SBergleicb.  ju  ben  2Bit»en. 
3)iefc8  le&tere  SJloment  bet  2Bieberoetb.eiratung  ift 
aud)  für  bie  ©cfd?icbcnen  auSidjlaggebenb.  ' J i o et 
lel>rreid>eT  wirb  bie  SBetradjtung,  wenn  man  mit  bem 
gamilienftanb  ba8  Älter  fombtniert.  3m  3)cutfd)en 
SKeiaje  geborten  1890  oon  10000  ^erfonen  ju  ber 
betreffenben  31lter$llaffe: 


3lltet 
in 
3afcren 

£rbigr 

«fr^firotclf 

Crrroitrortr 

(Beffbicbtnc 

w 

4« 

S 

c 
>a 

§5 

g 

1 

fc 

c 
c 
<a 

E 
I 

03 

E 

e 
s 
•a 

SS 

c 

B 

i 

u 

<- 
B 
s 
o 

I 

c 

B 

B 
s 

BD 

15-80 
85-30 
35-40 

50-55 
70—75 

9995 
5065 
1375 
793 
715 

9866 
3641 
1334 
1051 
1068 

5 

4889 
8448 
8544 
5660 

133 
6235 
8064 
6716 
8597 

41 
154 

689 
3599 

8 
107 
558 
3181 
6306 

5 
83 
34 
86 

17 
50 
53 
39 

Muf  ben  untersten  Slltcr^ftufcn  finb  alle  £eute  lebig. 
3m  Saufe  ber  yabre  minbert  bann  bie  Sterblidjleit, 
bef  onberS  aber  bie  SBcrbeiratung  bie 3abl  bet fiebigen 
berart,  ba&  ctroa  Pom  breitjigjten  ;vu  hre  ab,  bei  ben 
grauen  nod)  eber,  ba8  früber  bebeutenbe  Söorroiegen 
ber  fiebtgen  gegenüber  ben  SBerbeirateten  in  ein  nodj 
roeit  ftdrfereSUbergemidit  bet  lefctern  umfdjldgt.  i'l  LI  - 
nikSMidj  Haltet  bann  bet  Job  bie  Steigen  bet  fiebigen 
mie  bet  SBerbeirateten,  todbrenb  bie  3abl  ber  jurüd: 
bleibenben  Sierrcitroetr n  befto  ftdrfcr  anfdjmiUt.  3u 


bod)  »erben  leitete  ftaftoten  nur  auänafcm&ttmfe  srü 
ben  erftem  nad>  ibrer  SBebeutung  oetgleidjbat.  1u 
Sammlung  unb  Verarbeitung  ber  auf  bie  Geburten 
bejüglidjen  ^ liaiiarfu-n  ift  Aufgabe  bot  ©eburtf 
ftatim!  (f.  b.),  todbrenb  bie  SobcSfdlle  ben  ©eger; 
ftanb  ber  Sterblid>lcit$ftatiftit  (f.  b.)  bilben.  Sükfun 
beSinnern3ufammenbangä,  in  bembie  Gbef  cblieiun 
gen  mit  ben  «Geburten  fteben,  pflegt  man  neben  bea 
lefetern  unb  ben  Sterbefdllen  aud)  jene  su  ben  Jra! 
toren  ber  SBeöölferungSberoegung  ju  reepnen.  »u4 
ijt  tuxcb  bie  ©Icidbarttgfeit  ber  Grpebung  bc$  ftatin 
Materials  eine  ^ufammenfaffuna  ber  ©eburten, 
Sterbefdlle  unb  (*bcid)Iiefnmgen  (f.  Gbeftatiftit)  be 
redjtigt.  .vier  ftnb  nod)  bie ©elamroeränbetungen  ;u 
bettaebten,  roeldje  fid?  an  bem  Staube  bet  SB.  burdfc 
©eburten,  Sterbefälle  unb  ®anberungen  rjolhieben. 
3m  folgenben  ift  ber  Stanb  bet  SB.  in  ben  3abtca 
1870  unb  1889emanbet  gegenübergeftellt,  unb  ;nwr 
fmb  bie  Rahlen  größtenteils  für  biefe  3eitpunfte  br 
tedjnct  roorben,  meiftenS  auf  ben  Sdjlufj  bet  beites 
3abre.  55ie  burtb  bie  Sifferenj  bet  beibetfeitigm 
örgebniffe  bargeftellte  3u=  ober  Slbnabme  bet  ^. 
»irb  bur*  ben  ermittelten  überfd?ufi  bet  ©eburten 
über  bie  SterbefdUe  fotoie  burd>  ben  aud  ben  rot 
aufgegangenen  Taten  tedmungäindfeig  feftgeftcUtcn 
2öanberung«überfd)uft  betuorgerufen. 

S>ie  erfte  für  3talien  angegebene  SBeDölfetunp§ 
jabl  ift  baS  3dbTung«ergebni«  com  31.  35e$.  1871, 
roeäbalb  aud?  bie  entfpredjcnben  ir eitern  3ablcn  n4 
nur  auf  bie  ad>t}ebnjäbrige  $eriobe  1872 — 89  br 
jieben.  9Bürbe  ber  ©edjfel  im  Stanbe  bet  JB.  lefcia 
lid)  butd)  (Geburten  unb  Stetbefdlle  bebtngt,  fc 
hätten  alle  beobadbteten  Staaten  eine,  unb  yest 
)um  Seil  ted>t  anfebnlid^e  SBoll#jiunabme  gehabt. 
6in  ©eburtenüberfcbufi,  freilid)  oon  febr  oetfttiebr 


Staaten 


Xrut'djr«  9tctd) 
Welflifn  .... 
©iiifmarf  .  .  . 
«frantrciiti  .  .  . 
tUroftbritaitiurii 
Stlanb  .... 
Stalirn  .  .  .  . 
SicbfrlaiiDc  .  . 
Cftfrrdd)  .  .  . 
lliiflarn  .... 
«inlaitb  .... 
erfiiocbfii  .  .  . 

WoUöfflfrt  .  .  . 
S$Idc:j  .... 


iöctiälffrung 
Sdjfuffe  bf*3obrr« 


Xurd)id)uittlid>e 
iä^rti^r  8u«  (+)  ober 

in  btr 

1871—89 


9cburtfn--flb>r(4u6 
burcti(d)iiittli4 


in  brr  fJrriobe 
1871—89 


(— )  unb 

SKr&rfinnjonbrriiB»  (+) 


iäbtlid, 


1S70 


1839 


Obl'otut 


in  % 
brr 
mitt. 
lern  ». 


abfolut 


40  961 378 
5  080  758 
1  799  304 
36764641 
25  997  7C9 
5  408  346 
86801 154 
3616845 
80  599616 
15  619883 
1  767191 
4  168  525 
1  741  621 
2669  696 


49147  500 
6  093  798 
8183339 
38698  903 
33  310440 
4  714  888 
30  947  306 
4  548  596 
33666159 
17361171 
3340916 
4  774  409 
8008000 
8945  067 


4-430849 
-|-  56476 
-f  80817 
-f-101807 
4-384877 
—  36  501 
-~ 230 343 
--  49071 
-161397 
--  91650 
30196 
31889 
13704 
--  14  493 


4-0,95 

-  - 1,03 

-  - 1,03 

-  -  0,87 
--1,30 

-  0.71 

-  -  0,88 
--1,31 

-  -  0,73 
--0,55 
--1,46 
--0,70 
--0,71 

-  -  0,51 


589690 
54155 
25  380 
70  998 

404  320 
36479 

351536 
51494 

177501 

108  793 
89819 
55  304 
86  389 
80806 


in  % 
brr 
tnitt« 
Irrn  9. 


abfotut 


1,17 
0,99 
1,38 
0,19 
U7 
0,70 
0,89 
1,37 
0,80 

0.  66 
1,43 

1.  « 
1.37 
0,73 


—  98  841 

+  3  331 

—  5  1S3 
+  30815 

—  19  443 

—  72  9 SO 

—  21 184 

—  8  433 

—  16104 

—  17  143 
4-  977 
-33  415 

—  13  685 

—  6  313 


in»,  btr 

mitttfn 


—  0,33 
-f  «VW 

—  <U< 
4-ojs 

— 

—  UP 

—  c,^: 

—  <Co< 

—  0,0; 

—  0,11 

+  0.04 
-0,51 

—  0.« 
-0.33 


ben  bolferoirtfdjaftlid;  roidjtigften  Unterfdjeibungen 
gebört  bie  ©lieberung  ber  SB.  na*  bem  13 e  r  u  f  (f.  SBe- 
rufaftatiftit).  dnblid?  pflegen  bie  93ct>ölterung$auf* 
nabmen  jiemlidj  regelmäßig  bie  Äonfeffion,  bie 
Staat^angebötigfcit  unb  neucrlid)  öftere  aud?  bie 
©cbürtigleit  ju  berüdfidjtigen. 

^eben  bem  Stqnbe  ber  SB.  in  ibrer  mannigfacben 
©lieberung,  feie  et  periobifd)  burdj  3*^w«fl  fefl* 
geftellt  mirb,  ift  aber  aud>  bie  unau§gefe|»t  ftd;  ooll« 
jiebenbe  2?erdnberuug,  bie  SB  ero  e  g  u  n  g  ber  SB.  bureb 
fortlaufenbe  Siiftenfübrung  (f.  ßiüilftanblregifter) 
möglitbft  genau  ju  perfolgen.  $ic  innere  Hcrdnbe= 
rung  ber  SB.  entftebt  biuct)  ©eburt  unb  2ob,  baneben 
tuirlt  bie  Q\  n  Mtnb  31  u  i  m  a  n  b  e r  u  n  g  (f.  b.)  ein,  je* 


ner  ©rßjje,  jeigt  fidj  nämlidj  überall.  SBemetfeni* 
roett  ift,  ba|  neben  ^inlanb  ti  au3fd)He&lid>  bte 
german.  Staaten  finb,  in  benen  bie  natürlitbe 
SBolf«üermebrung  eine  bebeutenbe  A^Bbe  ettcid?t,  an 
bie  bie  übrigen  nid?t  beranreidjen.  SÄuffaUenb 
ring  ift  ber  liberfdjufi  in  grantreid),  beffen  dufeerft 
fd)toad;e  ©cburt«frequeni  (f.  3n>citinbetf9ftem)  eine 
3unabme  petbinbert.  3)er  Ie^tetn  tommt  bort  aber 
bet  ftatfe  3uiufi  vom  &u3länbe  ju  gute,  'ffcanl 
reidVgeb&rt  ju  ben  menigen  europ.  Staaten ,  benen 
bie  wanberungen  einen  ©etuinn  bringen.  Soitft 
perringett  faft  übetall  bie  Hu§roanbetung  mebt  ober 
minber  bie  einpeimifdje  SB.,  obne  genügenben  Gr» 
fat3  burd?  3ujug  oon  aufeen,  befonbetS  in  3tlanb, 


Digitized  by  Google 


8eüöHerung3btcf)tigfeit 

beffcn  troftlofe  agrarifche  SBerhältnifie  eine  maffen* 
bar  te  AuSwanberung  ber  länblicben  58.  oerurfadjen. 
1841  hatte  biefe*  unglüdlicbe  £anb  8199853 
1851  noch  6514473,  leitbem  ift  bie  3afcl  bcträdjb 
lid?  gefunten,  fo  bafe  nur  hier  ba*  ©efamtcrgebni* 
ein  ungünftige*  ift.  3n  allen  anbern  Sdnbern  bat 
bie  SB.  ju  genommen,  am  meiften  in  ftinlanb  unb 
im  inbuftriereichen  ©rofibritannien,  fo  bafe  im  SBer* 
einigten  Königreich  bie  SQHrtung  bei  fd)drfften  Wirt« 
fdjaftlichcn  ©cgenfdfce  fteptbar  wirb.  Sie  europ. 
3lu*wanbcrung  (f.  b.)  temmt  in  erftet  Sinie  ben  35er= 
einigten  Staaten  Den  Amerita  ju  nute,  beten  SB. 
von  3929214  i.  3. 1790  auf  62622250  i.  1890, 
alfo  um  jährlich  3,n  $roj.  anwuch*,  womit  biefe* 
iilanb  bie  europ.  SBerbältniffe  weit  hinter  fich  Idpt. 

©eigentlich  ber  SBolfSjäblung  von  1890  finb 
aufser  ben  im  Seutfdjen  Weiche  lebenben  Au*läm 
bern  auch  burd)  SUermittelung  bet  fremben  9iegie= 
rungenbie  im  Auelcmbe  lebenben  iReich#angehörigen 
ermittelt  worben.  (Sinen  3uwach*  hat  Seutfcblanb 
von  folgenben  Säubern  erfahren,  meieren  in  Klam- 
mern  bie  3&pl  ber  3ujügl*t  beigegeben  ift,  bie  auf 
100  in  ba*  betrefienbe  Sanb  perjogene  Seutfcbe 
entfallt.  Dbenan  ftebt  Schweben  (674).  ß*  folgen 
Italien  (298),  Cfterreid?  (197),  Norwegen  (136),  3lw 
berlanbe  (129),  Curemburg  (127)  unb  Ungarn  (102). 
Mebr  verloren  al*  gewonnen  hat  Seutfcblanb  gegen« 
über  folgenden  Staaten:  $apan  (37),  Spanien  unb 
'Aranlreid?  (ie  24),  ©rojjbntannten  unb  Srlanb  (29), 
Belgien  (28),  Sdjweij  (44),  am  ftärlften  an  SBra: 
filien  (3, ü  unb  an  bie  bereinigten  Staaten  (l,i). 

Sicjenige  SDiffcnfdjaf t ,  welche  ftcb  bie  Grfor= 
fdjung  ber  auf  bie  SB.  al*  feldje  bcjüglicbcn  <>TO0fn 
jur  Aufgabe  mad^t,  wirb  al*  SBevölterung*: 
lehre  bejeichnet.  Sie  jerfdllt  in  brei  Seile:  1)  Sic 
S8evolterung*ftatiftit  (f.  oben),  welche  bie 
tbatfäcblichen  JBcvölterung«juftänbe  ermittelt  unb 
befebreibt;  2)  bie  SBevölterung*theorie  (f.  b.); 
3)  bie  SBcvöIterung*politit  (f.  b.). 

Sitteratur.  Cuetclet,  Sur  Thomme  ou  essai 
de  physique  sociale  (2  SBbc.,  ^ar.  1835;  beutfeh 
von  Miede,  Stuttg.  1838;  neu  bearbeitet  u.  b.  SC. 
Physique  sociale,  2  SBbe.,  SBrüff.  unb  Sßar.  1869); 
$crnouUi,5anbbuchbcrSßoputationiftit  (Ulm  1841; 
Nachtrag  1813);  ©uillarb,  Clements  de  statistique 
humaine  ou  demographie  comparee  ('Bar.  1855); 
©appdu*,  Allgemeine  5Bevölterung*itatiftit  (2SBbe., 
2pj.  1859  —  61);  ©erftner,  SBeuölteritngSlchre 
(^ürjb.  1864);  Sie  SB.  ber  Ifrbe,  hg.  von  SBebm 
unb  Wagner,  feit  1891  von  SBagner  unb  Supan, 
feit  1899  von  Supan  (ergänjuugöbefte  ju  vUeter= 
mann*  «Mitteilungen»,  ©otha  1872  fg.);  Änapp, 
Ibeorie  beä  58eoölferung*roecbfel*  (ißraunfebw. 
1873);  S?eri8,  Ginleitung  in  bie  Jheorie  ber  iöe- 
völterungsftatiftit  (Strafcb.  1875);  SBlocf,  £anbbuch 
ber  Statiftit  (beutfdje  Aufgabe  von  Scbeel,  :2pj. 
1879);  Wümelin,  ÜHebcn  unb  Auffähe  {lüb.  1875; 
Neue  Solge,  frreib.  i.  SBr.  1881);  ©.  Mapr,  Sie  @e« 
ieHmdfrigteit  im  ©efellfcbaftSleben  (Münch.  1877); 
berf.,  Statiftit  unb  0eiellid?aft*lehre  (2  iöbe.,  fyreib. 
i.  SBr.  1895  u.  1897) ;  SBelocb,f>iftor.  SBcitrdge  jur  Sfle« 
völfcrungelebre,  <Bb.  1: 5)ie  SB.  ber  grieavröm.  Sffielt 
l2pj.  1886) ;  Cbepff  on,  La  question  de  la  population 
en  France  et  a  Tetraoger  (^ar.  1885) ;  Sevafieur, 
La  population  francaise  (2  iBbe.,  ebb.  1889—91); 
Supan,  Sie  Sßcrfchiebung  ber  SB.  in  ben  inbuflricllen 
©roMtaaten  ©eftcuropas  im  legten  ^ahrjehnt  (1881 
—  91)  in  «SJJetermannä  Mitteilungen»,  SBb.  38, 
$eft  III  (1892);  SÄapr,  SBevMterungSftatiftif  (^reib. 


—  85etiöIfcrun9«|)olttif  909 

i.  SB.  1897);  «rtifel  SBevöllerungelehre  in  Schönberg* 
«JÖanbbuch  ber  polit.  ölonomie»,  SBb.  1  (4.  Aufl., 
$üb.  1896);  Artilel  SBevölterungfwefen  im  a^anb= 
WörterbucbberStaatewiffcnfd>aften»,SBb.2(2.Aufl., 
3ena  1899);  Bulletins  de  l'Institut  International 
de  Statistique  (fortlaufenb).  (S.  Statiftit.) 

»eöölferttitfliibi^riflfrit,  SBollsfbichte,  f. 
Beoölterung.  [völfcrungStheoric. 
*cüölfcrung<Klcurc,  f.  SBev5llerung  unb  SBc 
«cvölf crung^politif,  bie  Sehre  von  ben  Auf- 
gaben unb  Mitteln  ber  Staatsgewalt,  auf  bie  ©e» 
Italtung  ber  SBcvölferungöverhdltniffe  eine*  Sanbe« 
beftimmenb  einjuwirten.  ^n*befonbere  ift  e*  bie 
5rage  ber  Sörberung  ober  Hemmung  ber  SBollSver» 
mebrung,  welche  bie  Staatsmänner  vielfach  he» 
fchdftigt  hat  unb  je  nad)  ben  SBerhdltniffen  unb  bem 
©rabe  ber  gewonnenen  Ginficht  verfchieben  beant= 
Wortet  worben  ift.  Sie  SBohlfabrtSpoliHt  t>er 
im  17.  unb  18.  §ahrh-  hftrfchenben  merfantiliftif  eben 
Staat*prari*  betrachtete  eine  möglichft  bichte  9)c 
völferung  al*  notwenbige  SBorbebingung  einer  ge- 
funben  SBoIfSwirtfchaft  unb  bie  Steigerung  bei 
SBoltSjahl  baber  al*  eine  ihrer  wichtigften  Auf« 
gaben,  ©eudprt  würben  biefe,  auch  von  ben  ba* 
maligen  Shcoretilern,  unter  ben  beutfehen  nament* 
lieh  von  Sedenborff,  Sü§milch,  von  ,\n  Sonnen« 
fei*  u.  a.,  befürworteten  SBeftrebungen  burch  ba* 
madjfenbe  Sßerlangen  ber  auftommenben  abfolutifti- 
fchen  Staaten  nach  Steuerjahlem  unb  Solbaten 
fomie  burefa  bie  argen  Verheerungen,  bie  namentlich 
in  Seutfchlanb  ber  Srcipigidhrige  Krieg  unter  bet 
ibevöllerung  angerichtet  hatte.  3"t  Hebung  bet 
SiollSjahl  fcblug  man  verfebiebene  SIBege  ein,  ftet* 
aber  fuchte  man  möglichft  birett  ba*  3|el  ju  er« 
reichen.  6in  belichte*  Mittel  war  bie  ^örberung 
ber  Äinberjeugung  burch  SBegünftigung  bet  @he* 
ichlie^ungen  unb  butd?  Au*feiung  befonberer  ^rd* 
mien.  So  fchon  hei  ben  ^Hörnern  bie  Lex  Papia 
Poppaea  (f.  b.)  vom  3ohre  9  n.  6hr.  3«  neuerer 
3eit  fagte  Volbert  1666  allen  benjenigen  ©elbbeloh» 
nungen  )u,  bie  vor  bem  20.  3<*hte  heirateten  obet 
10  eheliche  ftinbet  am  Sebcn  bdtten.  9lationellet 
waren  bie  auf  bie  öeianjiebung  frember  Ginwan* 
berer  gerichteten  SBeftrebungen,  jumal  H erbaut 
Ccute  im  trdftigen  Sebcn*altet  bem  Sanbe  gewoiu 
nen  würben,  beren  ©ewerbfici^  bie  3nbuftrie  ihrer 
neuen  Heimat  beleben  tonnte.  Sie  preufe.  Sl$olitit 
ift  reich  an  SBeifpieten  biefer  Art.  Auf  ber  anbern 
Seite  würbe  bie  AuSwauberung  nach  Möglichkeit 
ju  erfchweren  gefucht  ober  gdnjlich  unterfagt.  3"» 
19.  3ahrh-  trat  ein  Umfd?wung  ber  Anfcbauungen 
ein,  ber  theoretifd)  namcntlid?  burch  ha*  Slöerl  von 
Malthu*  (f.  b.  unb  S8evölterung*tbcorie),  prattifch 
aber  burd)  bie  gebrüdte  Sage  ber  Maffe  bet  Arbei» 
ter  in  ber  3eit  be*  Übergang*  jur  neuem  3nbuftrie 
oerurfacht  würbe.  Man  hielt  e*  \cM  vielfach  füt 
nötig,  bie  AuSwanberung  )u  begünftigen,  unb  in 
einigen  beutfehen  Staaten  würben  bie  Gbefd)lie|un> 
gen  ber  Unbemittelten  bureb  bie©efel)gebung  welent» 
lieh  erfchwert,  eine  Mafinahme,  bte  eine  ftarte  SBer> 
mehrung  ber  unehelichen  ©eburten  im  ©ef  olge  hatte. 
Sa*  norbbeutfebe  SBunbeSgefc^  vom  4.  Mai  1868 
befeitigte  be*balb  mit  Siecht  biefe  SBefchrdntungen 
unb  gewährte  ber  Selbftverantwortlicbteit  be8  Irin» 
jelnen  wieber  einen  gröpern  Spielraum.  Siefe*  ©e» 
feti  würbe  auch  in  ^Bürttemberg  unb  SBabcn  ein« 
geführt,  nicht  aber  in  SBapcrn,  wo  jwar  auch  bie 
frühem  SBeftimmungen  über  ben  obrigteitlicheu  ßhes 
tonfen*  aufgehoben  würben,  aber  biurch  ba*  ©efefe. 


910  öebölferungSftatifti!  - 

oom  16.  Hpril  1868  ben  ©emeinben  in  beftimmten 
fällen  ein  (SinfprutbSredjt  aeßen  eine  beabftcbtißte 
(Sbefcbliefeung  oorbcbalten  ift.  3tl«  ©ebict  jur  prat- 
tifeben  93ctbätigunß  ber  93.  tönnen  ßcßenmärtiß  wobl 
nur  noeb  bte  »nßeleßenljeiten  bet  s!lu«wanberunß 
(f.  b.)  in  (fräße  tommen,  ba  bie  öffentliche  @efunb= 
beit«pfleße  felbftdnbig  m  betradjten  ift.  —  ©ßl. 
oon  ÜJtobl,  $te  ^oltjetmificnfcbaft  na*  ben  ©runb^ 
ffi&en  be«  !Red)t*ftaat«,  93b.  1  (3.  Slufl.,  Jüb.  1832— 
34) ;  berf.,  2)ie  ©efebiebte  unb  Sitteratur  bet  Staat«; 
wiffenfebaften,  93b.  3  (ßrlanßen  1858);  ftird«,  93e; 
oölterungelebre  unb  93.  (2p$.  1898). 

»etjölrcrungfifftatifttf,  f.  93eoöllerunß. 

«cbölfentngSfratiftifrbe  ©runbfatte»,  f. 
©runbtarten,  93eoölferunß«ftatifttfcbe,  93b.  17. 

*  c  ü  ül  f  er  un  ß<?  rt)c  ov  i  c ,  aueb  93eoölleruna«= 
lebre  im  enßern  Sinne  ober  flJopulationiftif 
(f.  b.).  $te  93.  fudjt  bie  oon  ber  93eoölierunß«ftatv 
ftil  erforidjtenJbatfacben  (f.93eüöltcrunß)  auf  allße* 
meine  ©efc&mäfiißietien  jurfidjufübrcn.  3"*  93or= 
berßrunbe  be«  tbeoretifeben  unb  praitifcben  $nter* 
effcd  fteben  babei  bie  ba«  2Bacb«tum  ber  93eo6lte= 
runß  betrefienben  fraßen.  3)a«  33erbienft,  biefelben 
}um  erftenmal  al«  mtffenfcpaftücbe«  Problem  mit 
(Srfolß  bebanbelt  ju  baben,  ßebübrt  bem  (Fnßlanber 
9lob.  ÜWaltbu«  (f.  b.).  liefet  bat,  wenn  aud?  niebt 
obne  SBorldufer,  ßeßenüber  ber  bi«  babin  allßcmein 
Ablieben,  cinfeitißen  Überfcbätiunß  ber  Sorteile  einer 
jablreidjeu  93cüölferung  (i.  93eD&licrunß«poIitii), 
al«  erfter  mit  9cad)brud  unb  in  gefdjidtcr  Tsoxmu ■■ 
lierunß  auf  bie  ©cfabjen  aufmerffam  gemaebt,  bie 
au«  einer  uneingefebrdnftcn  9Joli«oermebrung  cnt= 
fpringen.  3«  feinem  «Essay  on  the  principles  of 
population»  (fionb.  1798)  "weift  ÜJlalt&u«  barauf 
bin,  bafc  bie  ÜJtcnfdjcn  ba«  Streben  unb  bie  t*äbiß: 
feit  baben,  ficb  unbeßrenjt  ju  oermebren,  ma«  aud> 
jwetfcllo«  ßeftbeben  mürbe,  roenn  niebt  mandjerlei 
£emmnifie  (checks)  ienem  natürlidjen  triebe  ent: 

(leaenwtrlten.  3)en  ber  93olf«oermebrunß  entßeßens 
tebenben  ^altor  ftebt  SOtaltbu«  in  ber  Unjuldnß= 
liaSleit  ber  "J?ar> rung«mtttel,  bie  ficb  nad)  feiner  2lns 
nabme  nur  in  aritlmtet.  ^iroßreffton,  alfo  mie  1, 
2,  3,  4  u.  f.  w.  permebren  laffen,  wdbrenb  bie  93e- 
oölterunß  in  ßeometr.  ^roßreffion  fteißt,  alfo  wie 
1, 2,  4,  8  u.  f.  m.  $a«  natürlicbc  ©acb«tum  ber 
93coc»licruitg  roirb  baber  na<b  SRaltbu«  notTOenbiß 
burd)  natürlidje  iHeprefftomittel,  junger,  Wot,  Glenb, 
bie  namentlid?  auf  bie  Hinberfterbltd?tcit  einmtrtcn, 
jurüdßebalten,  TOenn  fid)  bie  SWenfdjcn  niebt  frei: 
willig  jur  StitTOenbunß  uon  *ßrdoentiomitteln,  na: 
mcntlid)  93orficbt  in  ber  Gbefcbltefmng  unb  jur  QnU 
baltfamfcit  (moral  restraint)  entfcbliejien.  ©eßcu 
biefe  SyiahbuMd^e  93.  Id^t  fid?  freilicb  einmenben, 
bafe  ba«  für  bie  93ermeb^runß  ber  9iabrunß«mittel 
aufßeftelltc  5.1-cma  ein  ßanj  TOitlfürliaie«  tft,  ba« 
ouaS  aRaltbuS  eißentlidj  uur  al«  93eifptcl  anßenom= 
men  Ijat.  ferner  tarnt  überbaupt  auf  uiele  §a\)x-- 
bunberte  binau«  niebt  von  einem  objetttoen  änanßel 
an  SRabrunaSmittcln  bie  SHebe  fein,  folanßc  unße= 
bettre  Streden  ber  Grbe  noeb  ßar  nid?t  ober  nur  febr 
unßenüßenb  au«ßenu^t  ftnb  unb  aud)  in  ben  alten 
«änbern  ba«  mößlicbe  aWarimum  ber  ^ntenfttät  be« 
Slderbaue«,  ba«  wir  nodj  ßar  niebt  tennen,  nidjt 
erreiebt  ijt.  2ro|t  biefer  unb  anbercr  3lu«ftellunßen 
im  etnielncu  muft  jebod?  ber  Äern  ber  sJRaltbu«= 
fefeen  t'ebre,  bie  93ebauptunß  eine«  niebt  nur  möß; 
lieben,  fonbern  oft  aud;  tbatf&d;lt(b  oorbanbenen 
SDliftvcrb^ältniffe«  jmifeben  ber  a3ermcbrunß  ber  93c= 
rölferuiiß  auf  ber  einen  unb  ber  ber  Unterbaue 


-  S3eböIferunggtf)eorte 

mittel  auf  ber  anbem  Seite  al«  unumftöfjlicb«  ©at: 
beit  anerlannt  werben.  3"«M onbere  i^  jujußeb« 
baft  in  ben  bidjtbeDöllerten  Äulturlänbern  t„- 
äufeerfte,  b.  b.  bie  ärmfte  Scbidjt  ber  SeDOlteruii; 
fortmäbrenb  burd?  9tot  unb  Glenb  uemiinbert  tnr: 
»ie  bie  ^tffertt  über  bie  Äinberfterblicbfctt  in  birr 
6dji(bt  tm  93erßleieb  mit  ben  bemittelten  Äla«t- 
beutlid?  bemeifen;  ba^  femer  aueb  in  ben  ttv- 
ßeftellten  klaffen  burd?  bie  »ermebrte  Äontum. 
üiele  leiebt  in  2lrbcit«tortßleit  ocrfallen  unb  babui: 
auf  jene  unterfte  Stufe  berabßebrücft  roerben.  %-.t 
fe«  Übel  tft  aber  TOefentlieb  ein  f ociale«.  2:auferJ( 
fterben  jäprlid?  an  (jntbebrunßen  unb  öunßerfTarJ 
peiten,  niebt  weil  bie  sJlabrunß«mitteI,  beren  fxt  tt 
bürfen,  niebt  »orbanben  »dren,  fonbern  weil  p;  ! 
niebt  bie  Littel  baben,  fie  fidj  }u  oerfebaffen;  uni 
TOenn  bie  unbemittelten  klaffen  jebe  auaenblicfliect 
93e)|erunß  ibrer  2aßc  nur  benu^cn,  um  fad?rfinniv; 
heiraten  gu  icblieben  unb  ftcb  proletarifcb  ui  vc 
mebren,  fo  ift  niebt  abjufeben,  wie  jene«  übel  mit 
bem  93oben  ber  beftebenben  @efellfcbaft«orbra3:j 
ßeboben  werben  lönnte.  Sber  aueb  roenn  man  jit 
trßenb  eine  focialiftifebe  ober  tommuniftifebe  ^ttä 
OTßanifation  oerwirllicbt  benfen  Wollte,  fo  würbe 
aud)  biefe  eine  uneinßefdjrantte  SJermebrunß  ta 
93eoölferunß,  wie  fie  ber  natürlicben  2:enbenj  eat 
fpriebt,  auf  unbeßren}te  Sauer  niebt  ertragen  ton- 
nen, e«  müfite  boeb  fibliefelicb  wteber  bie  menfetlid1« 
93ernunft  bem  3üßellof  en  Slaturtriebe  entßegenrrften. 
Tan  biefe  ^üßelunß  obne  SJiitmirfung  be«  raenii) 
Itcben  SDillen«  oon  fclbft  bureb  ein  automatifcb  tetx 
tmbc«  oraanifebe«  92attirßefe^  erfolge,  wie^DouHr 
bap,  Sabler,  Spencer,  Sarep,  ^Jroubbon  u.  a.  mri 
nen,  ift  eine  ganj  witllürlicbe,  meiften«  auf  tbeolegi 
fterenben9)(oftici«mu«  ober  bobenlofen  Cptimi«mue 
geftüftte  93ebauptung.  QDoublebap  bebautet, 
>yruditbarfett  ber  9Henfd)en  nebine  um  fo  mebr  ab, 
je  beffer  fte  ftdp  ndbren,  unb  er  beruft  ftcb  bafür  aut 
bie  93eobacbtunßcn  an  ßemäftetem  23ieb.  Sabin 
bat  äbnlicbe  ^Inficbten,  unb  bie  anbem  genannter, 
meinen,  bie  Gntwidluttß  be«  Sieroenfpftem«  unb  bu 
ßeiftiße  Jbdtißleit  ftänbcn  im  untßclebrten  i3erbdli 
ni«  jur  ^ortpflanjunß«fäbtßi<tt;  je  mebr  ber  SWewi 
ficb  ßeifttß  entwidle,  um  fo  wentßer  roerbe  er  ni 
oermebren.  S)ab  ber  2)lcnfcb  fub  ntd?t  in  fo  ftarte« 
93erbdltni«  oermebren  tann  wie  bie  niebern  Xitzt, 
wirb  niemanb  in  Sbrebe  ftellen,  aber  feine  roirtliäV 
93ermebrbarlett  fann  reebt  wobl  mit  SHücfficbt  auf  hc 
ßeßebenenwirtfcbaftlicbenunbfocialen3)afein«bebin^ 
ßunaen  ber  ©injelncn  ju  einer  tbatfdeblicben  Aber 
oölferunß  (f.  b.)  fübren,  bie  bann  auf  empfinbRc« 
unb  fcbmerjlicbe  3Beife  ibr  Heilmittel  au«  ficb  felbn 
erjettßt.  T av,  Herta  ein  SBiberfprucb  mit  ben  fonr. 
berrfd^enben  9taturaefe^en  ließe,  wirb  angefiebt«  bei 
peute  anerlannten  Sepre  ootn  Kampfe  um«  T  zürn 
in  ber  9?atur  niemanb  mebr  behaupten  roollen 
Senn  bie  fortfebreitenbe  ßeiftiße  Gntroidlung  bft 
5Dlenfcbb«tt  Äbbilfe  bringen  foll,  fo  wirb  bie«  fiebr 
lieb  ni<bt  auf  automatifc&organtfebem,  fonbern  auf 
bem  äBeoe  ber  bewußten  SclbftbeberTfdmng  ße 
fd?eb,eru  äuf  abfebbare  3«'t  aber  ift  bie  (iberrS! 
ferunß  nur  eine  oon  ber  93olt«jabl  unb  93olf«bifb= 
tißleit  unabbdnßige,  alfo  nur  relatioe  iMcbcinutw. 
bte  mit  wirtfebaftlicben  unb  focialcn  2JliBt»erbdlt 
niffen  sufammcnbdnßt  unb  bura?  Öerftellunfl  eirui 
beffern  ©leicbgewicbt«  oon  ^robuftion  unb  JHen 
fumtion  befeittgt  werben  lann. 

Unter  bem  Gtnbrud  ber  ftarten  SBermebrung,  in*- 
befonbere  be«  grofnnbufrrieUen  Proletariat«  ift  w 


Digitized  by  Google 


SetootlmQdjtigter 

5nglanb  neuerbing«  eine  unter  bem  tarnen  91  eo« 
•]) l  a  1 1  b  i ;  j  i  a  n  i  i  m u  «  betannte  Vewegung  entftam 
Den,  bie  ibren  ÜJHttelountt  in  bet  1877  gcfa)loijenen 
ilkrcinigung  bet  «Malthusian  League»  gefunben 
bat  unb  u.  b.  2.  «The  Malthusian»  eine  eigene  33lo* 
uateiebrift  beraudfliebt.  2)ie  Anhänger  btefer  aud) 
auf  bem  kontinent  vertretenen  Stiftung,  erwarten 
oon  ber  «fatultatioen  Sterilität»  eine  Vcfd?ränrung 
ber  Vcuöllerungjjunabme  auf  ein  ben  wirtfebaft» 
lieben  Verbältniffen  entfprecbenbe«  2Hafe. 

3m  @egenfa&  jur  ttbervöllerung  entftebt  bie 
CS  n  t  v  ö  I !  e  r  u  n  g  teil«  burd)  anbaltenbe«  Ü  berwiegen 
ber  Sterbefdlle  über  bie  ©eburten,  roie  bei  ben  au«: 
fterbenben  9iaturftämmen.  teil«  burd)  ftarte  frei- 
willige ober  erjwungene  Au«wanberung,  nie ).  V. 
in  Spanien  burd)  bie  Vertreibung  ber  SDJauren. 
2)ie  Sirfung  beiber  Urfacben  wirb  begünftigt  burd) 
£>unger«not,  verbeerenbe  Äriege,  3)rud  frember  Gr- 
öberer unb  anberc  Übel.  Vei  bem  gegenwärtigen 
Stanbe  ber  Äulturentwidlung  ift  natürlich  bie  völlige 
Gntvöllerung  irgenb  eine«  fianbe«,  ba«  für  ben 
2Jlcnfd)en  überhaupt  bewohnbar  ift,  nicht  ju  er= 
warten,  fonbern  bei  ber  ftarfen  Vermehrung  ber 
itulturvölfer,  bie  burd)  Verbefferung  ber  dugieine 
unb  namentlid)  burd)  bie  Verminbcrung  ber  Äinber- 
fterblicbfeit  beförbert  wirb,  »erben  alle  burd)  33er* 
febroinben  ber  Ureinwohner  überfeeifeber  ©«biete 
entftehenben  Süden  rafd)  aufgefüllt,  wie  aud)  bie 
nur  bünn  bevölterten  Sdnber  aümäblid)  ju  einer 
gröfeern  Vevöltmmgebicbtigleit  gelangen.  5)ie 
Gntoölfcrung  ift  babev  nur  eine  relative  unb  jcit= 
loeilige  Grfchetnung.  Sie  ift  j.  JB.  gegenwärtig  in 
JUeinafien  unb  Storbafrifa  ju  bcobadjten,  wenn 
man  bie  Vcoölferung  biefer  ©ebiete  jur  3eit  ibrer 
böcbften  Vlüte  im  Altertum  in  Vergleich  ftellt; 
ebenfo  wie«  2)eutfd?lanb  nad)  bem  2)ret&igiährigen 
«riege  im  Vergleich  fomobl  mit  bem  frühern  al« 
aud)  mit  bem  gegenwärtigen  3uftanbe  eine  furcht= 
bare  Cntvöltcrung  auf.  9Jtan  fann  übrigen«  nicht 
jebe  felbft  längere  3eit  bauembe  Abnahme  ber  Ve-- 
uöllerung  a(«  Gntvöllerung  im  eigentlichen  Sinne 
bezeichnen,  benn  biefer  Abnahme  ift  vielleicht  eine 
übermäßig  ftarfe  Vermehrung,  eine  tibervölterung, 
vorhergegangen,  auf  bie  nunmehr  eine  naturgemäße 
:Heattion  folgt.  2)ie  eigentliche  Gntvöllerung  be^ 
ginnt  erft,  wenn  bie  Vevölferung  unter  ba«  Niveau 
finlt,  ba«  nad)  ben  natürlichen  §ilf«quellen  be« 
Sanbe«  unb  nacb  feinen  gefebiebtlid)  gegebenen 
ioirtfd)aftlicben  Griftenjbebingungen  al«  ba«  not- 
male  angefehen  werben  mujj.  yrlanb«  Scvölle: 
rung  bat  feit  1846  fortmdhrenb  abgenommen 
(f.  Vevölferung) ,  bod)  wirb  man  mit  sJiüdfid)t  auf 
bie  allgemeinen  Verhältniife  be«  fianbe«  aud)  bei 
ber  jüngften  3iffer  nod)  nicht  oon  einer  eigentlichen 
Gntoölterung  fpredjen  tönnen.  Auch  innerhalb 
eine«  unb  be«felben  £anbe«  finben  Verfd)iebungen 
ber  Vevölferung  ftatt,  bie  man  wohl  al«  Gnt= 
völlcrung  einjelner  £anbe«teile  bejeidjnet.  So 
femmt  in  ben  Äulturftaaten  niebt  feiten  eine  abfo- 
lute  Verminberung  ber  Vevölferung  gewiifer  länb 
lieber  Vejirle  unb  tleinerer  Stäbte  vor,  währenb  bie 
(^rofeftäbte  immer  mehr  Ginwobner  an  fid)  jieben. 
Unter  einer  foleben  örtlichen  Gntoölferung  werben 
einjeli'c  3ntereffen  jmar  oft  febwer  leiben ,  für  bie 
"Jiationalwirtfcbaft  im  ganzen  aber  wirb  bie  fo  ent* 
itebenbe  Verteilung  ber  Söcoöltcrung  unb  ber  ^Jro- 
tuftioträfte  ber  iHegel  nad)  bie  )wedmäfug)'te  fem. 

Sitteratur.  25oublebao,  Thetruelaw  of  popu- 
lation  (8onb.  1840;  2.  Hufl.  1854);  Sabler,  The  law 


—  SBctöäffcTung  911 

of  population  (2SBbe.,ebb.l830);  Spencer,  Theory 
of  population  (ebb.  1852);  ©arnier,  Du  principe 
de  population  (9ßar.  1857);  Äautftb, ,  Ginflu|  ber 
58olt«oermebrung  auf  ben  gortfebritt  ber  ©efellfcbaft 
(ffiien  1880);  Soetbeer,  $ie  Stellung  ber  Socialiften 
jur  2«altbu«id)en  »eoölferung«lehre  (Verl.  1886); 
3d)enbäufer,  Gin  Veitrag  jur  Überoöllerung«frage 
(ÖJeuwieb  1888);  f>anfen,  3)ie  brei  Veoöllerung«' 
ftufen(lDiünd).  1889) ;  3adiaria«,  5)ie  Vcvölterung«» 
frage  in  ihrer  Vejiebung  ju  ben  f ocialen  ^otftänben 
(5.  Slufl.,  fjena  1892);  Setter,  Verfud)  einer  Ve* 
oölterungelebre  (ebb.  1894);  Startenburg,  Sic 
Veoöl!erungewi|'ienfd)aft  (Spj.  1895);  Jtö&fcbte,  2)ie 
©efabren  be«  9(eumalthuriani«mu«  (ebb.  1895); 
Stille,  Sie  Veoöl!crung«frage  in  alter  unb  neuer 
Seit  (2.  StufL  ebb.  1900);  Dppenhcimer,  Sa«  Ve= 
DÖlterung«gefe^  be«  SKaltbu«  unb  ber  neuem  9ia* 
tionalölonomie  (Verl.  ISOO). 

t8cbolImättitifltcr ,  berfenige,  welcher  Iraft 
einer  ihm  erteilten  Vollmacht  al«  Stellvertreter  unb 
im  Warnen  be«  Vollmachtgeber«  eine  9led)t«hanb« 
luiig  vornimmt. 

«etiotttnäcbrigter:  SMmtftcr  (franj.  Envoye 
extraordinairc  unb  Ministre  pl^nipotentiaire),  feit 
ber  ÜJtitte  be«  18. 3ahth-  Vejeid)nung  be«  nad)  ben 
Votfd)aftern  (f.  bj  rangicrenben  orbentlicbeu  ©e= 
fanbten  (f.  b.),  obwohl  er  in  orbcntlid)er  Stellung 
fieb  befinbet  unb  nicht  unbebingte  Vollmacht  bat. 

iöcrortffnung,  f.  Mafien. 

^Betoalbrecbteu,  Sflunbholjftüde  nicht  fd)arf= 
fantig,  fonbern  nur  f o  mit  ber  ärt  in  ber  Säng«* 
rid)tung  befcfalagen,  bafe  8  Seitenflächen  entfteben, 
oon  benen  4  eben  unb  4  bogig  finb.  Statt  V. 
fagt  man  auch  fcballantig  ober  baumtantig 
befd) lagen.  Xai  V.  foll  ba«  2(u«trodnen  be« 
Öolje«  beförbern  unb  biefe«  baburd)  tran«portfäbi: 
ger  machen.  Scn  2lu«brud  V.  gebraucht  aud?  ber 
für  ba«  Xeutfche  iHeich  1885  eingeführte  3olltarif. 

^etoäfferuno  ober  SrTigatton,  bie  Ve= 
nufeung  be«  ©afier«  jur  ftörberung  be«  Sn3ad)«tum« 
ber  ^ulturpflanjen  burd)  Vcrf orgung  mit  Aeuch; 
tiglcit  ober  bureb  Süngung  unb  Grmärmung  be« 
Voben«.  3n  erfter  Sinie  ift  bie  Slnfeud)tung  be« 
Voben«  von  Vebeutung,  befonber«  in  warmen  van  - 
bern  mit  geringem  Sftegenfall  ober  in  fcldjen,  wo 
auf  nieberfd)lagreid)e  ^erioben  folebe  anbaltenber 
Dürre  folgen.  3m  3Rittelmeergebietc  unb  ben  an= 
grenjenben  ßänbcrn  ift  feit  ben  älteften  3eiten  V. 
al«  Dlelioration«mittel  in  ©ebraud).  iDcefopotamien 
galt  feiner  ^analifation  wegen  für  ein  Vorbilb 
lanbwirtfcbaftlid)en  5crtid)ritt«  («$racbtgärten  ber 
Semirami«»).  s)(od)  älter  fcheint  bie  ftunft  ber  V. 
in  Mgopten  ju  fein,  wo  bie  büngenben  ffiirfungen 
ber  9hlüberfd)wemmungen  ju  Vewäffcrung«anlagen 
anregten;  au«  ben feieroglppben  hat  man  entjiffert, 
ba&  febon  Sefoftri«  bie  $ahl  ber  Äanäle  bebeutenb 
oermeprt  bat  7tod)  bi«  jur  ©egenwart  werben  ber 
^üfteSapara  burd)  tünftlid)e  V.  Dafen  abgerungen. 
Slrabien  unb  Serien  waren  früher  ebenfall«  reiaV 
lieh  bewdffert  unb  tanalifiert,  unb  nod)  heute  ift  ba« 
bewäfferte  Arabien  «ba«  glüdlicbe  Slrabien".  äud) 
in  ben  ajiat.  Sänbern  mit  reichlichem  Megcnfall 
( ^nbien,  Gbina,  ^apan ,  2){alaiifd)er  3lrd)ipel  u.  f .  w.) 
gab  ber  au«gebcbnte  jlnbau  oon  Söaifenei«  Ver« 
anlaffung  jur  tünftlid)en  V.  Allein  bie  $räfibent< 
febaft  Wabra«  jäblt  beute  etwa  53000  Sammel« 
teiebe  unb  300000  größere  unb  Heinere  fflaffer« 
bauten ;  erwähnt  fei  nod)  ber  1600km  lange  ©ange«< 
lanal,  ber  Seblitanal  u.  f.  w.  3n  3apan  leben  bie 


Digitized  by  Googl 


912 


Seroäfferung 


Warnen  ber  dürften,  bic  rot  Dielen  3al?rpunberten 
gröfeere  Kanalbauten  Deranlafiten ,  noch,  beute  im 
IRunbe  be«  bantboren  93olle«  fort.  3n  bcr  31«"«" 
2Belt  ift  93.  ebenfalls  feit  alter  3eit  bcfannt;  in 
SRerifo,  Jßeru  unb  ©feile  würben  Don  ben  fpan.  6r» 
oberem  2Baf)erleitungen  unb  Kanäle  Dorgcfunben, 
bie  bie  9Heberungen  nach  jebcr  Sticbtung  fein  burcps 
idfemtten,  ftruchtbarfeit  unb  Schönheit  um  fich  Der* 
breitenb.  3eftt  finben  ficb  au«gebebntere  93ewäffc= 
rung«anlagen  in  einzelnen  ber  an  ftegenmangel  in- 
benben  siüe|tftaaten  3tmerifa«,  namentlicfe  in  Sera«, 
Utah,  Kalifornien.  Sebr  alt  ift  bie  9Bafferwirtfcbaft 
in  Spanien,  wo  fie  fdbon  ju  ben  Reiten  ber  .Uar 
tfeagcr  unb  Siömer  geübt  würbe.  2)ie  ©oten  fetjten 
biefelbe  fort  unb  pflegten  fie  ju  beiben  Seiten  ber 
$prcndcn.  2)ie  SKauren  füferten  fpäter  grofje  jum 
Seil  noch  feeutc  erfealtene  Saffermerte  auf,  fo  ben 
2>amm,  ber  bie  ©emäfier  bc«  ©uabalquioir  burefe 
bie  9Beingärten  von  SUicante  nach  ber  fmuptftabt 
©ranaba  leitet.  93on  »eitern  Kanalbauten Spanien* 
fmb  feeroorjufeeben  ber  im  18.  ftaferfe.  Don  König 
flatl  III.  angelegte  Kaifertanal,  ber  £>onarc«tanal 
auf  ber  Hochebene  Don  iWabrib  u.  f.  w.  Valien  tonn 
al«  ba«  flaffifdje  2anb  ber  93.  bezeichnet  werben. 
Scfeon  ju  ßato«  3«iten  war  bie  93.  ber  SBicfen  ge= 
fdjäHt,  icbod)  haben  bic  Siömer  wenig  jur  Hebung 
ber  93obenfultur  burch  93.  getfean,  ifere  Dielfach.  grofe= 
artigen  SBaffermertc  bienten  wefentlicfe  ber  Speifung 
Don  93runnen,  93dbern  u.  f.  w.;  bie  Slnfänge  ber 
fünftlicfecn  93.  Dberitalien«  fmb  Dielmefer  erft  im 
5.3aferfe.unterifeeoboricfeI.  gefdjaffen  werben,  ©e* 

Senwärtig  erftreden  fid)  bie  93ewäfferung«fpfteme 
)beritalien«  in  ^iemont  über  196000,  in  ber  2om= 
barbei  über  550000  unb  in  93enetien  über  8450  ha; 
ber  im  12. 3aferfe.  erbaute  grofje  Kanal  bc«  Sicino 
(fiombarbei)  feat  nunmefer  länger  al«  600  Safe" 
eine  ffiaffermenge  Don  1800  Kubitfufj  pro  Setunbe 
geliefert;  bie  Kanäle  Don  $icmont  haben  eine  ©e* 
wmtlänge  Don  2000  km.  Slu«  ber  Sombarbei  ge= 
langte  burd)  beimgef ehrte  Sölbner  im  18.  ^ahrb. 
bie  Kunft  ber  93.  naefe  $cutjcblanb  jundefeft  an  ben 
Weberrfeein ,  wo  fie  ficfe  befonber«  im  Siegencr 
üanbe  fcftfetite  unb  au«bilbcte.  %n  ßnglanb  madjt 
ba«  feuepte  Klima  93.  faft  überflüjjjg;  Dagegen  be= 
barf  ber  Süben  granlreicb«  ber  93cwäijerung«an* 
lagen  faft  nod)  mehr  al«  bie  fiombarbei.  Um  bie 
ftörberung  ber  93.  in  Srantreicfe  feat  ficfe  9tapo* 
leon  III.  grofee  93erbienfte  erworben. 

3)a«  SöJaffer  wirft  büngenb  jumeift  nur,  foweit 
e«  fufpenbierte  Seile,  bef  onber«  Scplammmaffen  ent= 
hält,  bie  fufe  auf  bem  bewäfferten  93oben  abfegen; 
unb  bie  büngenbc  SBirtung  ift  Don  ber  SJtenge  unb 
Ouajität  ber  fufpenbierten  Seile  abfeängig,  je  mebr 
biefelben  au«  fein  Dertcilten  wafferbaltigen  Silb 
taten  unb  ftidftoffbaltigcn  £umugfubftanjen  bc= 
fteben,  befto  größer  ift  fte.  2)urd)  bie  gelöften  Stoffe 
tann  eine  büngenbe  953irtung  nur  bei  ftarler  Kon- 
zentration erfolgen  (j.  93.  ftäfalwaffer);  natürliche 
9Bä|fer  Don  hoher  Konzentration  finb  Dielfad)  Don 
gerabeju  fcpäblicfeer  9Birfung,  bie  guten  natürlichen 
iiöäifer  finb  jumeift  fo  Derbünnte  Söfungen,  Kit; 
eine  ÜRäbrftoff  jufubr  nicht  ftattfinbet,  im  ©egenteil 
wirft  bie  löfenbe  Kraft  be«  SCBaffcrS  ber  Stbf orption§= 
traft  be3  93oben8  (j.  b.)  entgegen,  unb  e£  ift  bae 
abfliefeenbcüöafier  Dielfad?anilmmoniat,Kaliu.f.w. 
reiefeer  al«  ba«  jufliefjenbe.  Sie  büngenbe  9Birtung 
bc«  Don  fufpenbierten  Seilen  freien  ffiaffer«  ift  Diel* 
mefer,  abgefefeen  Don  ber  SöailerDerf orgung  ber 
s3flanjen,  eine  inbirette,  inbem  baä  Baffer  93oben= 


näferftofje  in  fiöfung  überführt;  93.  wirft  alfo  häufig 
bobenerfcfeöpfenb,  unb  ei  ift  bann  au^erbem  neeb 
Düngung  erforbcrlid?.  6in  feober  ©ebalt  an  gr 
löften  9(dbrftoffeu  erfeöht  allerbingS  bie  Cualitit 
beS  SaiferS,  jebod)  barf  berfelbe  auch  niebt  $u  bo<t 
fein,  wie  ba«*j.  93.  bei  §ätalwdffcrn  fedufig  ber  jali 
ift.  ©ute«  9öaffer  barf  weber  freie  Säure  ober 
freie«  Slltali  nodj  rebujierenbe  Subftanjeti,  wie 
ScbwcrmetaUe,  Sulfibe  u.f.w.,  ober  aueb  erbebliebe 
ÜJtengen  Don  ßfelorDerbinbungcn  (Kodjfatj  u.  f.  ».) 
enthalten,  be«wegen  ftnb  bie  abflupiDäffer  doh 
Torfmooren,  befonber«  aber  bie  Don  ^abrifen. 
93erg«  unb  ^üttenwerlen  jur  93.  ungeeignet.  ®ute* 
9Baf)er  jeiefenet  ficfe  burefe  ba«  9iortommen  Den 
^ifepen  unb  8htfid)*n  fowie  grünen  SBafferalgen 
au«,  an  ben  Ufern  gebeifet  93runnenfreffe ,  datier 
ehrenprei«,  9BafferrifpengraS  u.  f.  w.,  roäbrenb 
93infen,  9iiebgra«,  ffiafferfcfeierling  u.  f.  xo.  fdjlecb 
te«  SDaffer  anzeigen. 

3Beiterfein  ift  bie  (Sinwirfung  be«  9Ba^er«  auf 
bie  93obentemperatur  Don  93ebeutung;  ba  Gaffer 
ein  fcfelecfeterer  9Bärmeleiter  ift  al«  ber  93oben.  fo 
ift  ber  Don  einer  9Bafferfd)id)t  bebedte  93oben  roeniger 
iemperaturfefemantungen  unterworfen  al«  naettet 
93oben.  5Die  Temperatur  be«  SBajfer«  ift  bafeer  auf 
ben  Erfolg  ber  93.  Don  erheblichem  ßinfluffe,  bureb 
93.  mit  Söaffer,  ba«  wärmer  ift  al«  ber  iBefcen, 
tann  man  befonber«  im  ftriibiabt  ben  ^Jflaitjen^ 
wud)«  ungemein  förbern,  bagegen  foll  man  foltere* 
SÖaffer  nicht  Derwenben. 

93.  finbet  in  tropifefeen  unb  fubtropifefeen  Sänbern 
SU  Dielen  ^elbfrücfeten,  befonber«  ju  Slei«,  aber  aud? 
^uderrobr  u.  f.  w.,  in  2)cutfcfelanb  Dortoiegenb  aui 
Üßiefen  Stnwenbung.  2)ie  93.  umfafet  bie  fofaenben 
Spfteme:  1)  ßinftau  (6inf  idetung,  3nHltra= 
tion).  2»a«  in  ©räben  ober  natürlichen  Söffe* 
läufen  jugeführte,  an  ben  tief ften  fünften  ber  fläche 
aufgeftaute  9Baffer  wirft  nur  burefe  Ginbringen  in 
ben  93oben  Don  ber  93Bfchung«feite  feer,  e«  brauebt 
ficfe  nidt?t  über  ben  9tanb  ber  Zuleitung  ju  erbeben, 
ba«  9$affer  wirft  alfo  nur  anfeuefetenb.  2)  n  b i: 
[tau  (üb erftauung,  Stauung,  Submer 
|  i  o  n ).  6«  wirb  babei  ein  93oben  feiner  gan jen  2lu« 
befenung  naefe  mit  9Baffer  überflutet,  ba«  fo  lange 
barauf  fteben  bleibt,  bi«  er  ficfe  genügenb  voü- 
gefogen  feat.  6«  wirb  hierbei  burefe  Slbfati  Der  im 
iBafier  fufpenbierten  Stoffe  jugleicfe  eine  Düngung 
ber  überftauten  fläche  herbeigeführt.  Tic  3uleitung 
erfolgt  gewöhnlich  mittel«  Schwellung  eine«  9Baffets 
lauf«  burefe  2Beferen  ober  Scfeleufen ;  ba«  9Bäff  erung«= 
grunbftüd  mufe  in  ben  meiften  fällen  eingebämmt 
werben.  3)ie  Stauung  erfolgt  nur  im  erften  j^rüfe- 
jafer  ober  im  Spätherbft.  3)9tiefelung  (Irriga- 
tion). 93ei  biefem  Spftem  wirb  ber  |U  bewäffernbe 
93oben  Don  laufenbem  9öaffer  unaitffeörlicb  über= 
riefelt,  we«fealb  er  ein  ©efälle  haben  mufe.  3e  nacb= 
bem  biefe«  natürlich  ift  ober  fünftlicb  bergefteUt 
werben  mufi,  fprichtman  Don  natürlicher  93.  ober 
Don  K  u  n ft  b  a u.  Säuft  ba«  93eriefclung«maiier  blof; 
naefe  einer  Seite  fein,  alfo  auf  einfeitig  fefeiefer  Släcfce 
hinab,  fo  nennt  man  biefe  93ewäfferung«art  i>ang= 
bau;  werben  auf  tünftlicbe  9Beife  jwei  geneigte 
flächen  baebförmig  anemanber  gelefent,  fobafe  ba« 
9Baffer  Don  ihrer  §irft  au«  beibe  überriefelt,  fo  üt 
bie«  ein  Sacfe*  ober  iRüdenbau.  ©ine  9iermitte 
lung  iwifeben  Stauung  unb  9tiefelung  hübet  bie  93e^ 
wänerung«metbobe  Don  $eterfen  in  SBittfiel  in  $el» 
ftein(bafecr  auch  ^Jeterfenfcfeer  SBiefenbau  gc 
nannt)  in  93crbinbung  mit  ber  5>Tainierung  (f.  b.); 


Digitized  by  Google 


©eiDäfjcrungi^enoffenfdfaftcn  —  Söeroegung 


913 


burcb  befonbere  von  bct  Oberfldcbc  burd)  $rdhte 
jugdnglicbe  iBentile  tonnen  einjelne  2>rainabteilun= 
gen  gefcbloifen  werben,  fo  bafe  ba«  2öaffer,  ireUte«? 
burcb  93eriefelung  jugefübrt  wirb,  unterirbifeb  nicbt 
abfliegen  fann,  fidj  ftaut  unb  nun  oon  unten  ben 
SBoben  unb  bie  ffiurjeln  ber  ^flanaen  burcbrrdntt, 
bei  genügenber  ffiaffermenge  aud  ben  9ientilfcbacb= 
ten  berau«tritt  unb  bie  9£tefe  beriefelt,  löeim  Cffi 
ntn  ber  Ventile  roirb  ber  93oben  burd)  bie  Xratn* 
anläge  rafcb  entrodffert  unb  ba«  SBaffcr  fteigt  in 
eine  neue  tiefer  gelegene  Abteilung,  h>enn  beren 
Ventile  gejcbloffen  »erben,  untenrbifdj  empor. 
Durdi  ein  berartig  roieberbolte«  Slnftauen  unb 
Mblaffen,  oerbunben  mit  einer  oberirbifetten  93eriefe* 
lung,  mirb  nicbt  nur  eine  au«giebige  33.,  fonbern 
aud)  eine  energifebe  Durchlüftung  be«  93oben«  er« 

Seit.  (6.  SBiefen.)  4)  SHöbrenbetodfferung. 
ie  ^uüibr  be«  SBaffer«  gefebiebt  in  Möhren,  bie 
Verteilung  mittels  medjan.  93orricbtungen.  ÜJkn 
bat  baut  entweberSpri&ioagen  von  befonberer  Äon» 
ftruttion  (Scbtoei))  ober  läfjt  fogar  ba«  Malier  aud 
burcblbcberten  Dünnen  mm  oben  herab  gleich  einem 
SRegen  auf  bie  gelber  ftrömen  «Snglanb).  SWit  bie« 
fem  feltener  angeroenbeten  Spftem  ber  99.  Idfit  ftcb 
aud)  jugleicb eine flüffige  ^Düngung  oerbinben. 

39.  mit  Grbbetoegung.  fyi  vielen  ©cgenben 
finbet  biefe  in  natürlicher  9Öeife  ftatt,  j.  93.  in  $lgpp* 
ten  burcb  bie  überfebmemmunaen  be«  SRil«,  loelcbe 
ftetd  eine,  toenn  aueb  dufierft  geringe  Sd>lamm= 
fdjicbt  jurüdlaffen  unb  auf  biefe  SBeife  ba*  93oben* 
nioeau  allmdblicb  erhöben.  Tiefen  Gffelt  erjielt 
man  aber  aud)  auf  lünftlidje  SBeife  burcb  eine  93., 
beren  $aupt}n>ed  nicbt  bie  »Jufubr  von  Gaffer, 
fonbern  oon  (hbe  in  feinjertetlter  ®  eftalt  ift,  mo« 
burcb  eine  Siioeauoerdnberung  unb  SJerbefferung 
be«  93oben«  herbeigeführt  »irb.  3ft  bie  erftere  ba« 
3iel,  fo  bei^t  biefe  Melioration  nnfebroemmung 
(Golmatage,  f.  Äolmation);  nrirb  blofj  eine  be 
fruebtenbe  Sirfung  beabficbtigt ,  ?luffcbn>em* 
mung(fiimonage).  Wittel«? ber Golmatage (bie« 
ift  toer  gebrdudjlicbe  tedmifdje  ?lu«sbrud)  toerben  bie 
grc*f»tcn  florrettion«arbeiten  mit  überrafebenben  ßr« 
folgen  burebgefübrt ,  ).  99.  93albichiara,  toScan. 
jWaremmen  u.  f.  re.  in  3talien;  9Jallee«  be  l'Jlroe 
fi>aute<8aooie),  be  PHrc  et  be  l'Sfere  (Saooie)  u.f . ». 
in  («anlreicb.  —  8.  mitlJüngung.  hierbei  bat 
bie  SB.  ben  3n>ed,  eine  gleidjmdpige  3ufubr  von  be» 
fruebtenben  Stoffen  über  gröfeere  gldcben  ju  »ct» 
mittein.  3)ie«  gefebiebt  enttoeber  mittel«  3)rud 
burcb  {tariere  9JcotoTen  (2)ampftraft  u.  f.  m.)  ober 
im  natürlichen  ob«tünftlicben@cfdUe.  $ie  99.  felbft 
ift  eine  iHiefelung.  3Han  unterfebeibet  bie  ©ruben« 
büngerbeiodfferung  (engl.  Sewage)  «ir  oorteilbaften 
Verwertung  unb  Abfuhr  ber  ftdbtif eben  SlbfäUe,  unb 
ba«  febott.  6pftem  ber  flüffigen  Xüngung  mittel« 
unterirbifeber  iHöbren  unb  Scblducbe,  nacb  Äenncbp. 
(S.  5Hiefelfetber.)  JHecbtlicbe«  f.  unter  fflafferreebt. 

Vi  t te ra tut.  9iabault  be  93uffon,  Hydraulique 
agricole  (2  93be.  mit  «tla«,  ^ar.  1862;  feaupt- 
wert);  JDfro<»2Rangon,  Expdriences  snr  l'emploi 
des  eaux  dans  l«es  irrigations  (ebb.  1863);  i'affu 
neur,  (iuide  pratique  de  ringäoieur  agricole, 
hydraulique,  irrigations  (ebb.  1865);  Ireubing, 
■©nt»  unb  93erodnerung  ber  fidnbereien  (ipannoo. 
1865);  .üaag,  $a$  ©efeft  über  bie  93e«  unb  Chit« 
rodfleriingdunternebmungen  jum  3«*de  ber  93oben« 
tultur  (vJ)tüncb.  1866):  93ed,  «ber  QnU  unb  93e< 
rodtlrrungeanlagen  (2rier  1866);  9JillfT0p  unb 
HJluüer,  Manuel  des  irrigations  (2.  Hüft,  33ar. 

H  nun.  □. 


1867) ;  SReinfd),  3)ad  9üaffer  unb  feine  99ebeutung 
für  ba*  Ceben  ber  ^flanje  («Sriangen  1868);  3)u* 
poncbel,  Traite  d'hydraulique  et  de  geologie  agri- 
cole ($ar.  1868);  Vareler e,  La  Lombardie  et  U 
Suisse,  etudes  d'economie  rurale(ebb.  1869);  gege» 
beutel,  $ie  5?analroafferberod|ferung  (Tanj.  1870); 
louffaint,  3)ie  93obentultur  unb  baö  9Baffer  (93re£l. 
1872);  %.  6.  64ubert,  fianbroirtiAaftlicber  3Baffer= 
bau  (93erl.  1879);  93incent,  93.  unb  entrodfferung  ber 
flder  unb  Siefen  (2.  Hufl.,  ebb.  1882);  $crel«, 
Sanbbud?  be8  lanbmtrtfdbaftlicben  SaffcrbaueS 
(2.  BufL  ebb.  1884);  frid?*,  5)er  ^eterfcnfdje  2öie« 
fenbau  (ebb.  1885);  iRonna,  Les  canaux  et  les 
systemes  dMrrigation  (^ar.  1889);  SJogler,  ©runb» 
lebren  ber  ÄulturtcAnit  (93erl.  1896);  (yriebrieb, 
Äulturtecbnifcber  ©afferbau  (ebb.  1897). 

iBetoäfferungdgenoffenf^aften,  f.  SBaffer^ 
genoffenfebaften. 

«Bettiblett  (fpr.  bjubbH),  Stabt  in  ber  engl. 
Oraffcbaft  Sorcefter,  auf  einer  ^öbe  am  Seoern, 
bat  (1891)  2876  G.,  ®erbereien,  2eber«  unb  ^orn« 
marenfabrifation  (Ädmme)  unb  ®elbgiefeereien. 
sJlabe  ber  6tabt  bepnbet  fid>  ein  groper  $art. 

^ctucflrtrunb,  f.  ÜJcotio. 

(BetoegHctK  ©rüden,  93rüden,  bei  benen  ba* 
93rüdentragroer!  (f.  b.)  ober  ein  %t\\  beäfelben  be* 
roeglicb  aufgeführt  ift,  um  ben  ^abrjeugen,  bie 
auf  bem  überbrüdten  fianb»  ober  sBafierroege  oer» 
tebren,  bei  mangelnber  ^urebfabrteböbe  bie  93abn 
freijugeben.  $t  nacb  ber  Srt,  »ie  bie  93emeaung 
beu  Iragroer!«  erfolgt,  unterfebeibet  man  6  arten 
93.  93.:  1)  3ugbrüden  (f.  b.),  bei  benen  bie  93e* 
megung  (Xrebung)  um  eine  borijontale  am  einen 
©nbe  be«  brebbaren  Jeile  befinbliaSc  ?ld)fe  gefebiebt. 
2)  Rlappbrflden  (f.  b.),  bei  benen  ba«  Iragtoerl 
ebenfalls  um  eine  borijontale,  jeboeb  jnnfeben  ben 
(Inben  bed  bemeglicben  2e'\li  gelegene  Sldjfe  ge» 
brebt  roirb.  3)  Üranbrüden  (f.  b.),  beren  Irag- 
merf  um  eine  oertifale  an  ben  Guben  befinblicbe 
Me  brebbar  ift.  4)  55  r e  b br ü  den  (f .  b.),  bei  benen 
bie  Trebung  ebenfalls  um  eine  ocrtifale,  jebod) 
jtoif eben  ben  dnben  liegenbe  Mdjf e  erfolgt.  5)  SR  o  1 1  • 
brflden  (f.  b.),  aud)  Scbiebebrüden  genannt, 
beren  Jragtoert  auf  Stollen  in  ber  2dng«ricbtun(j 
beifeite  gefeboben  roirb.  6)  ^ubbrüden  (f.  b.),  bei 
benen  ber  betoegliebe  ^eil  be«  Xragioert«  tn  feiner 
ganzen  2dnge  fenlredjt  emporgeboben  nrirb.  93.  93. 
tn  etnemanbern  Sinne,  infofern  fie  ndmlieb  rafeb 
aufgebaut  unb  «oieber  abgebroa>en  »erben  fönnen, 
finb  alle  Birten  ^riegSbrüden  (f.  b.),  bie  man 
^elbbrüdcn  (f.  b.)  nennt,  trenn  fie  au«  impro- 
oifiertem,  Jrainbrüden(f.  b.),  toenn  Tie  aui  vor- 
bereitetem  unb  mitgefübrtem  93aumaterial  erriebtet 
roerben,  unb  bie  je  nacb  ber  erforberlicben  SBreite 
unb  ^eftigleit  bie  tarnen  93rüd enftege,  2au[< 
brüden,  Äolonnenbrüden  führen.  Sucb  bie 
al«  febroimmenbe  Srflden  aufgeführten  Gdjiff«» 
brüden  (f.  b.)  ober  ^ontonbrüden,  a l o v, - 
brüden  (f.  b.)  unb  gafrbrüden  (f.  b.)  finb  39.  99. 
ßnblid)  rechnet  man  ju  ben  99.  99.  aud)  bie  oft  al« 
^liegenbe  93rüden  bejeiebneten  ^dbren  (f.  b.), 
oon  benen  bie  (Sifenbabnfdbren  (f.  b.)  ober  2ra- 
iettanftalten  eine  befonbere  Ulaffe  bilben. 

»ei» ertliche  3Fcfte,  f.  jefttage. 

©cmealiche  3ad)cn,  betoeglid^e«  Ver- 
mögen, T  lUobilien. 

«etoegliche  «änbc,  f.  93anl. 

^ciuequng,  ber 3uftanb  ber  ftetigen  Crt/vev 
dnberung  eine«  Äörper«  im  Waume.  Cb  ein  Ä6r= 

58 


Digitized  by  Google 


914 


Öeroeguno, 


per  in  SÄube  ober  ob  er  in  93.  ift,  barübet  tonnen 
wir  nur  bann  urteilen,  wenn  wir  feine  Sage  mit 
berjenigen  anberer  itorper  Dergleichen,  bie  nur  aU 
rubenb  betrachten ;  unfer  Urteil  über  bie  93.  eine« 
Körper«  ift  besbalb  aueb  ftet«  ein  relative«.  Sa« 
fcauö  ftebt  feft,  e«  ift  in  9tupe  im  Siergleicb  ju 
bem  umgebenben  93oben,  »u  ben  benachbarten  93äu* 
men,  Reifen,  93ergen  u.  ].  w.  »ber  ba«  $au«  ift 
nieb t  in  abf oluter  Stube,  beim  e«  teilt  mit  ber  ganzen 
©rboberfläcbe  bie  tägliche  Umbrebuna  um  bie  Grb* 
actio  unb  burdjläuft  mit  ber  Grbe  bie  93abn,  bie 
biefelbe  um  bie  Sonne  befdjreibt;  unb  auch  tiefe 
ftebt  niebt  ftiU,  wie  überhaupt  im  ganzen  SBcltall 
lein  3c  o  i per  }u  finben  ift,  oon  bem  man  bebaupten 
tönnte,  baß  er  in  abf  oluter  9iube  wäre.  (3kl. 
fi.  Sange,  Tie  gefebicbtlicbe  Gntmidluna  be«  93e* 
wegungsbegritte«,  Spz,-  1887.)  —  6«  ift  nun  bie 
Aufgabe  ber  SWec&anit  (f.b.),  bie  mannigfaltigen 
93.  ber  Horpe r  ju  unterfueben  unb  bie  93eztebungen 
fetyuftellen,  bie  jwijcben  bieien  93.  felbft  unb  ihren 
Unacben,  ben  wtrtenben  Kräften,  befteben.  Sie  93. 
ber  Körper  ift  aber  im  allgemeinen  eine  febr  Oer« 
nudelte,  ba  geiuebnlicb  ieber  $untt  eine«  bewegten 
Körper«  eine  befonbere  unb  befonber«  geftaltete 
93abn  befdjreibt ,  wie  bie«  fchort  ber  einfache  $all 
einer  rollenben  Kugel  jeigt  Tie  Wccbanif  gebt 
bat  er,  um  fid?  ihre  Aufgabe  ju  erleid)  lern,  oon  bem 
Stubium  ber  93.  eine«  einigen  ^untte«  au«.  Sens 
felbcn  benlt  man  fid),  um  ibn  ber  Sßirtung  oon 
Kräften  zugänglich  ju  machen,  mit  Körpermaterie 
ober  SRalje  begabt  unbfinbet  al«  ©runbbeziebung 
jiüifdben  einer  auf  bie  Waffe  m  biefe«  fog.  mat  e* 
riellen  fünfte«  wirlenben  Kraft  P  unb  ber  er- 
zeugten 33efcbleunigung  (f.  b.),  beren  ©röße  9  fei, 
ba«  einfacbe  ©efefc:  P  =  m-9;  in  3Borten:  Äraft 
gleich  SKaffe  mal  93ef#leunigung.  Tiefe?  ©efefc, 
welche«  auch  ba«  ©efefc  00m  93ebarrungäoennögen 
(f.  b.)  enthält,  ift  ber  2lu«gang«puntt  für  alle  wei* 
tern  redmertfdjen  Unterfudjungen.  —  Sie  99.  be« 
materiellen  ^unlte«  ift  ger  ab  Im  ig,  wenn  bie  wir* 
tenbe  Kraft  ibre  9iid)tung  beibehält,  trummlintg, 
wenn  ficb  biefelbe  änbert,  j.  93.  Wenn  weitere  anber« 
gerichtete  Kräfte  auf  ibn  ju  Wirten  beginnen.  Gine 
gerabltnige  93.  wirb  gleicbförmig,  fobalb  bie 
Kraft  aufhört  ju  Wirten,  benn  al«bann  hört  nach 
obiger  ©leicbung  aud;  bie  93efcblcunigung  auf,  bie 
©efcbnnnbigteit  (f.  b.)  wirb  tonftant.  ffiirtt  eine 
tonftante  Kraft  (wie  j.  93.  bie  6cbwcttraft),  fo  ift 
auch  bie  93efcbleunigung  tonftant,  bie  93.  beißt  bann 
gleichmäßig  befcbleunigt,  wie  bei  einem  frei* 
fallenben  Körper;  wirft  eine  folche  tonftante  Kraft 
ber  urfprünglicben  93ewegung«ricbtung  entgegen, 
wie  j.  93.  bie  Scbwertraft  bei  einem  fentreebt  nacb 
oben  geworfenen  Körper,  fo  beißt  bie  93.  gleich* 
m  ä  ß  i  g  9  e r  3  ö  g  e  r  t.  3m  allgemeinen  ift  bie  93.  eine« 
fünfte«  betannt,  wenn  man  erften«  bie  ©eftalt  fei* 
11er  93abn  tennt  unb  zweiten«  weiß,  welche  @efcbwin= 
bigfeit  er  in  jebem  ^untte  biefer  93abn  befi|t.  9öirb 
ber  materielle  $untt  burch  niebt«  gebinbert,  ber 
Söirtung  ber  Kräfte  folgen,  f 0  beißt  feine  93.  eine 
freie,  frfjreibt  man  ibm  iebodp  eine beftimmte  93abn 
oor,  f  0  ift  feine  93.  eine  unfreie  ober  gezwungene. 

frei  bewegen  ficb  äße  6immel«förper,  unfrei  ein 
ifenbahnjug,  bie  Teile  einer  Wafcbine  u.  f.  W. 
©ebt  man  nun  zur  freien  93.  eine«  f  eften  Kör* 
p  e  r « ,  b.  b.  eine«  ganzen  Sbftem«  oon  ftarr  miteinan* 
ber  oerhunbenen  materiellen  fünften  über,  fo  ertennt 
man,  baß  fid»  bie  einzelnen  üDlaff  enteilcben,  ba  fie  feft 
miteinanber  oerfnfipft  finb,  in  ihrer  93.  gegenfettig 


beeinfluffen;  ferner  beobachtet  man  an  freibewegter. 
Körpern  fowobl  fortfebreitenbe  als  brepent? 
93.  ober  Dotation  (f.  b.),  wie  bei  faft  allen  örre 
mcl«törpern.  Siefe  oerwidelten  93erbältnifie  »erben 
mit6ilfebe«S'Hlembertfcben$rincip*  (f.b.) 
in  höcbft  eleganter  SBeife  getlärt,  inbem  man  ;u  fei 
genbem  wiebtigen  Safee  gelangt:  Sie  freie  93.  eine« 
ftarren  Köi-per«  gefdjiebt  fo.  al«  ob  feine  gan»e 
Waffe  in  bem  Scbwerpunlt  (f .  b.)  oereinigt  fet  unb 
biefer  ficb  al«  materieller  $untt  unter  bem  (ftu- 
fluß  ber  wirtenben  Kräfte  frei  bewege.  3ebe  babei 
oortommenbe  brebenbe  93.  be«  Körper*  gebt  fo  00t 
ficb,  baß  in  jebem  Äugenblid  bie  Trebacbic,  mag  fie 
feft  ober  oeränberlicb  fein,  burch  ben  Scbroerpunl: 

Seht.  —  93ei  ber  gezwungenen  93.,  bei  ber  bm 
lörper  bie  93abn  oorgefebrieben  wirbr  ift  iu  be= 
merten,  baß  er  auf  biefe  93abn  einen  Srud,  33abn= 
brud,  au«übt,  ber  um  fo  größer  ift,  ie  meb: 
bie  oorgefebriebene  93abn  oon  berienigen  abtoddht 
bie  ber  Körper  einfcblagen  würbe,  wenn  er  un^e 
hinbert  ber  SBirtuni  ber  Kräfte  (jolge  leiften  tonnte. 
—  über  bie  93.  bei  pffigen  unb  gasförmigen  Äör= 
pem,  bei  benen  bie  einzelnen  Teilchen  niebt  feft  mit: 
einanber  oerbunben  finb,  f.  £obraulit  unb  Slero- 
bpnamit.  —  93efonber«  zu  betraebtenbe  99.  finb  bie 
Kreifelbewegung  (f.b.),  ^enbelbetvegung 
(f.  9Jenbel),  SBellenbewegung  (f.  b.),  6entral* 
bewegung  (f.  b.). 

Sie  ©efefee  ber  in  ber  SRatur  oortommenben  93. 
roaren  oen  zuieu  unoeianni,  oeren  meepan.  xenni: 
ni))e  ficb  auf  bie  wenigen  oon  ardnmebe«  ertannten 
unb  bewiefenen  €ä^e  ber  Statit  (öebcl,  Schwer 
puntt  unb  ®ewiebt«oerluft  oon  in  jlüffigletten  un^ 
tergetauebten  Körpern)  befebränften.  (Sine  tvv.):v. 
fcbaftlicbe  Überficbtber93croegungegcfe&e  giebt  üRar= 
weU,  Subftanz  unb  93.  (2.Hufl.,  93raunfcbw.  1881). 
9öeitere  Sitteratur  f.  9)led)anif. 

Sie  93.  lebenber  Organismen  ift  ein  9tt  bei 
ba«  9Befen  be«  Seben«  au?  machen  ben  &elbfttbätia- 
teit  (ober6elbirregierung)  unb  al«  folebe  eineiöaupt-- 
eigenfebaft  be«  £eben«,  unb  zwar  in«bcfonbere  bei 
tierifchen.  93ei  ben  Tieren  gilt  fie  ju cUeid?  al«  b :  .- 
wefcntlicbe  Kriterium  be«  Sehens,  inbem  man  alle 
Körper,  bei  weldjer  fie  nicht  tonftatiert  werben  tonn, 
al«  tot  anfiebt.  Sin  unb  für  ficb  ift  freilich  teine 
beftimmte  ©renze  z®Ücben  ber  SWolefularbeweguTu 
infolge  ber  3<tfe|iung  be«  toten  Körper«  unb  ber 
SDloletularbewegung  ber  (Srnäbrung  ju  lieben,  f otoie 
biefe  wieber,  bei  ^Beteiligung  größerer  ©nippen  oon 
Glementarteilen,  in  ficbtbare  93.  übergebt,  übrigens 
ift  biefe  lefetereeine  (riaenfebaft  ber  organifeben  cut 
ft  an;  jelbft,  be«  3ellentnbalt«,  unb  exiftiert  al«  f  c  1er  e 
auch  cei  ben  niebrigften  Organismen,  wo,foweitwir 
wiffen,  feine  Spur  oon  Sdjeibung  oon  Organen oor 
banben  ift.  Sie  formlofe  ©ubftani  ber  nieberften 
Organismen  (^rotiften)  unb  ber  gellen  in  halt  ber 
böhem,  pflanzen  wie  Tiere,  ifturfprünglicb  tontraf  ■■ 
til.  Slber  bei  ben  böbern  tieren,  wo  bie  Ärbeiti 
teilung  ber  Organteile  weiter  oorgefebritten  ift,  er- 
folgt bie  organifebe  93.,  fowobl  bie  ort«oerdnbembe 
be«  ganzen  Körper«  unb  einzelner  ©lieber,  al«  bit 
innere,  ben  Umlauf  ber  ömäbrung«*  unb  93ilbung* 
fäf te  u.  f.  w.  bebingenbe  93., }.  93.  be«  öerjenS  unb 
ber@ebärme,  größtenteil«  burcb3uf  ammenziebungen 
gewifier  tontrattiler  ^afem,  welche  9Äu«telf afern 
(f.  3)lu«teln)  genannt  werben.  9lur  bie  weißen  93lut= 
törpereben  unb  bie  Samentiereben  zeigen  bei  ben 
böhem  Tieren  nebft  ben  glimmcrepitbelien  f elbftän: 
btge  93.  93ei  niebern  Tieren  (namentltcb  bei  6er 


Digitized  by  Google 


©ttofflungcit  —  SJe 

fcbwdmmen)  tft  biefelbe  bdufigcr  unb  treten  fog. 
SBanberjellen  ober  amöboib«  3ellen  im  Körper* 
gewebe  auf. 

Ten  ftnftofc  ju  ber  SB.  giebt  in  bem  lebenben 
böbern  tierifeben  CraaniSmuS  baS  Stcrvenipftem, 
welches  ju  biefem  Sßebufe  na*  allen  ber  3ufammcn* 
jiebung  fähigen  ©ebilben  (3JluSteln)  beS  Körper« 
bin  feine  ftafern,  bie  SBewegungS«  ober  motorifeben 
Nerven,  von  bem  centralen  Stervenfpfteme  au«« 
fenbet  unb  »ermitteln  ber  fog.  SRervenerregungen, 
welche  wabrfcbeinücb  im  Siefen  mit  ber  clettrifcben 
SHeijung  jufammenfallen,  bie  SüeTtfirjung  ber  3)tuS* 
leljellen  auSlöft.  Xurcb  biefeSluSlötung  wirb  auch 
bie  SB.  für  ben  Sßbpfiologen  baS  l'lafe  ber  Gmpfim 
bung.  Sogar  in  bem  fnfcb  getöteten  Jicre  erfolgt 
bureb  SReijung  biefer  Stervcnfäben  (\.  JB.  mittel* 
Stofi,  üuetiebung,  f>i|»e,  cbem.  Subftanjcn,  Glet« 
tricität)  eine  3ufammenjiebung  ber  SDluefeln,  in 
roelcbe  jene  ^äben  enbigen.  9Jlan  unterf  cbeibet  ge* 
möbnlicb  jwiicben  ro i l II tir l icben  SB.,  roelcbe  bureb 
einen  vom  Gentralorgan  auSgebenben,  biretten  SHeij, 
eine  SöillenSäufeerung,  auSgelöft  werben,  unb  9Re* 
flerbewegungen(f.  b.),  welche  au*  obne  SBewufit* 
jein,  infolge  oon  9iei  jungen  ber  f  enfiblcn  Heroen  auS* 
gefübrt  »erben,  alfo  eine  birelte  Übertragung  beS 
iHeijeS  auf  bie  SBewegungSneroen  barftellen.  2)iefe 
Übertragung  gefebiebt  in  ben  Centraiorganen,  unb 
am  leiebteften,  wenn  baS  Senf  orium  in  feiner  2  bitig = 
teit  gebemmt  ober  entfernt  ift,  alfo  j.  SB.  bei  f eblafew 
ben  ober  getopften  Stieren.  Gine  wef  entliehe  9t  olle 
f  pielen  weiter  biejenigen  SB.,  Welcbe,  wie  bie  fcerj»  unb 
Darmbewegungen,  gänjlicb  bem  biretten  Ginfluffe 
be 6  Hillen«  entjogen  finb  unb  wo  bie  Duelle  ber 
SReijung,  welcbe  bie  SB.  veranlagt,  nur  teilweife  in 
bem  Gentralorgan,  teil  weife  aber  auch  in  ben  jer* 
ftreuten9teroencentren(@anglien)  bes  fpmpatbifcben 
IStervS  liegen.  SBei  ben  niebern  Bieren,  befonberS 
bei  ben  ^nfuforien,  teilweife  bei  SJJolppen,  Ouallen, 
Söürmern,  fowie  bei  ben  Giern  unb  Gmbrponen 
oieler,  auch  höherer  Jiere,  wirb  bie  OrtSbemcgung 
unb  oielleicbt  aueb  gleichjeitig  ber  meeban.  Stoff« 
wecbfel  bureb  bie  3ufammenjiebung  be*  bie  weiche 
SMbeSmaffc  biefer  Organismen  bilbenben  fog.  tie« 
riieben  Protoplasma  bebingt,  fowie  bureb  feine  baar» 
förmige  gortfdfce  auS^rotoplaSmafubftanj  (bie fog. 
SIBimpern  ober  Gilien),  welcbe  ficb  auf  ber  äußern 
fieibeSoberfläcbe  befinben  unb  entweber  ftetS  ober  jeit< 
weife  in  febwingenber,  teilweife  ftcbtlicb  unter  bem 
Ginfluffe  beS  2ßillcnS  ftebenber  SB.  begriffen  finb. 

über  SB.  im  ^flanjenreicb  f.  SJJflanjen* 
bewegung. 

©etoe gungen  (G v  o  l  u  t  i  o  n  e  n).  Sic  SB.  gefcblof = 
jener  Jruppentörper  bejweden  entweber  1)  ein* 
fache  CrtSvCTänbcrungvoroärtS  ober  rüctwärtS,bieS 
erfolgt  bureb  beu  ^rontmarfob  (f.  b.);  ober  2)  SBerdn« 
berung  ber  bisherigen  (front,  bureb  Schwenningen 
(f.  b.) ;  ober  3)  SBerdnberungen  ber  Formation,  barum 
ter  befonberS  wichtig  ber  Übergang  aus  ber  fiinie 
in  bie  Kolonne  unb  aus  ber  Kolonne  in  bie  fiinie. 

Ter  Übergang  aus  ber  Sinie  in  bie  Kolonne  tann 
erfolgen  bureb  bie  SIDenbung,  burd)  Abbrechen, 
bureb  Sbfcbwenfen  unbburcb$intereinanber: 
febieben  (SJJlopieren).  2>er  Übergang  auS  ber 
Kolonne  in  bie  fiinie  erfolgt  entfprecbenb  bureb  bie 
SBenbung,  bureb  Slufmarfd),  bureb  Gin« 
febwenten  unb  bureb  Äuseinanberjieben  mit 
folaenbem  SHujmarfcb  ober  SDeplopieren.  3>iefc 
Übergänge  tönnen  erfolgen  nacb  rechts,  naeb  linte, 
ober  auf  bem  türjeften  "©cge  nacb  ber  3Jtitte,  lefc* 


.cgungJmcf^antÄmuÄ  915 

tereS  bie  Siegel  nacb  ben  beutfeben  «Reglements. 
Gntmidelt  fiep  eine  nacb  rechte  (Ii nt«)  gebilbete 
Kolonne  nacb  beriet  ben  Seite  jur  üinie,  nacb  ber 
bin  Tie  gebilbet  worben  ift,  fo  wirb  bie  fiinie  in  ber 
3n»erf ion  gebilbet.  —  3n  frühem  3«ten  betrach- 
tete man  eine  jur  fyroerfion  fubrenbe  SBewegung, 
weil  bie  gewohnte  normale  Orbnung  ber  Gruppe 
ftörenb,  als  ein  wenn  irgenb  möglich  ju  Dermeiben* 
beS  Übel;  bie  mobernen  Hnfcbauungen  legen  auf 
ben  Unterfcbiebjwifcben  normaler  Orbnung  unb 
oerfion  (einen  ®trt  unb  verlangen,  ban  eS  für  eine 
Gruppe  ganj  gleichgültig  fein  i  oll,  ob  f k  ficb  in  ber 
normalen  Orbnung  ober  in  ber  3n©erfton  befinbet. 

»bcniegungöcmpfinbunflcn,  bie  bei  ber  StuS? 
fübrung  irgenb weleber  Körper*  obet  ©lieberbewe- 
gungen  ober  in  ber  Grinnerung  an  biefelben  auf-- 
tretenben  Gmpfinbungen.  Sie  perbanten  teils  ben 
klugen,  teils  ben  bewegten  Körperteilen  ihre  Gnt; 
ftebung.  Üräger  ber  SB.  in  ben  Körperteilen  (lin* 
dftbetifebe  Organe)  Tinb  nicht,  wie  man  bisher 
glaubte,  bie  ÜJtuSfeln,  fonbern  nach  bem  tbeoretifeben 
3iachwcife  oon  ®.  G.  SJlüUer  unb  bem  ejrperimen« 
teilen  oon  SS.  (Mol bn+  eiber  bie  ©elente.  Sie  Gmpfinb- 
licbteit  berfelben  bilbet.aucb  für  bie  nicht  optiuben 
SBorftellungen  unb  Urteile  über  bie  Sage  unb  Stel= 
lung  unferer  ©lieber  bie  ©runblage.  Stuf  ©runb 
gewtffer  GrfabrungStbatfacben  werben  bie  SB.  als 
eine  befonbere  Klaffe  oon  ben  Sageempfinbungen 
beim  SHuge  unb  bei  ben  ©elenten  unterf (hieben.  Ser 
:Hanb  ber  9let)haut  ift  für  bie  Suffaffung  oon  SBe« 
wegungen  bef  onberS  befdbigt.Sie^nneroationS: 
empfinbungen,  bie  man  früher  als  eine  eigene 
Klafie  bie  motorifebe  Innervation  begleitenber  Gm* 
pfinbungen  anfab,  fa|t  man  je&t  als  reprobujierte 
^BcwegungSempfinbung  auf. 

iBcroegungöcncrgU,  f.  Gnergte, 

iöeroegung^gröfte  ober  SBewegungSquan^ 
titdt,  bei  SeScarteS  baS  ^robutt  auS  ber  klafie 
unb  ber  ©efebwinbigteit  eines  Körpers.  SeScarte» 
war  ber  Meinung,  baf,  bie  Summe  aller  SB.  in  ber 
2Belt  unverdnbert  bleibt,  waS  jebod)  nacb  fcupgbenu 
nur  jutrifft,  wenn  man  entgcgcngefe$t  gerichtete 
©efchwinbigteiten  mit  entgegengefe&ten  3eichen  in 
Steebnung  bringt.  Stach  Newton  tann  burd?  bie  @e-- 
genwirtung  (f.  b.)  ber  Körper  berenSB.  nicht  gednbert 
werben,  worauf  auch  bie  Grhaltung  beS  Schwer- 
puntteS  (f.  b.)  beruht.  SBeifpiele  für  bie  Grbaltung 
ber  SB.  bietet  ber  elaftifcbe  Stofe  0.  b.).  SeScarteS 
bat  bureb  feine  äuffteliung,  wenngleich  fein  ©ebanle 
unb  auch  beffen  SBcgrünbung  nicht  ganj  jutreffenb 
war,  eine  grofee  Slnregung  gegeben,  bie  feblicjlich 
jur  aufftellung  beS  SaheS  ber  Grbaltung  ber  Gner; 
gie  (f.  b.)  gefübrt  bat.  Über  bie  SBeredbnung  ber  SB. 
aus  ber  Kraft  unb  beren  SBirtungSbauer  f.  Snntrieh. 

«ctoegnng^mceqanidmu^  Wittel  jur  über 
tragung  unb  abdnberung  ber  SBewegung,  beftebenb 
in  einer  in  ficb  jurüdlaufenben  Kette  von  GinjeU 
törpern,  von  benen  einer  baS  ©eftell  bilbet,  unb  bie 
einanber  in  ihrer  gegenteiligen  SBeweglicbteit  fo  weit 
befebrdntcn,  bafe,  wenn  SBewegung  überhaupt  ein= 
tritt,  biefe  für  ieben  einjelncn  ber  bie  Kette  ober  ben 
v]}lccbamSmuS  bilbenben  Körper  in  SBejug  auf 
ieben  anbern  eine  bureb  bie  $lrt  ber  Verfettung  ein- 
beutig  beftimmte,  ober,  wie  man  ficb  nach  'Jlculcaur 
nie  ift  auSjubrüdcn  pflegt,  eine  jwangldufige 
ift.  2)ie  geringfte  3abl  »on  ©liebem,  bie  eine  ber 
artige  Sßerlettung  haben  tann,  ift  nach  bem  Obigen 
jwci,  unb  in  biefem  einfachsten  Aalle  nennt  man 
biefetbe  ein  $aar  unb  bie  baSfelbe  bilbenben  ©lic* 

58» 


Digitized  by  Google 


916 


©ewegungSfpiele  —  $3m>ei3  (juriftifc^) 


bet  bie  GlementebeSjelben.  £dufigeroorlommenbe 
gornten  Derartiger  einfacbfter,  nur  au«  einem  tyaaxt 
beftebenber  SBewegungSmecbaniSmen  fmb:  3apfen 
unb  Öager,  Ouerbaupt  unb  ftübrung,  Schraube  unb 
2Rutter  u.  a.  Äber  aucb  in  allen  anbern  gdllen  fmb 
bie  (Stiebet  bet  Äette  nacb  bem  Obigen  einanbet 
paarweife  jugeorbnet,  bintcrn  einanber  paarweije 
an  gegenseitiger  freier  Öewealicbfeit,  bilben  olfo  mtt 
anbern  SÖorten  ju  je  »weit  jiaare  miteinanber.  60 
bilben  beifpiel*weife  beim  Kurbelgetriebe  (f.  b.)  ber 
Sampfmafcbine  ber  Äolben  mit  ber  Kolbenjtange 
unbibemÄreujtopfe  einerfeit*  unb  ber  ba*  ©eftell 
bilbenbe  Gplinber .  mit  Stopfbüdtfe  unb  ftübjrung 
anbererfeit*^bö*  obige  $aar:  Ouerbaupt  unb  ftüb1 
rung,  ba*  febe  anbete  gegenfeitige  ^Bewegung  oon 
ftolben  unb  ßplinber  als  bie  gerablinig  Inn  unb  ber 
gebenbe  auSfcbliefet,  wdbrenb  bie  gegenfeitige  SBe* 
wegung  von  ©eftell  unb  Kurbel,  Kurbel  unb  Gleuel» 
jtange  unb,  um  bie  Äette  ju  [(blieben,  aucb  oon 
tyleuclftange  unb  Ouerbaupt  beftimmt  ift  bureb  ba* 
$aar :  3flPffn  untl  Sager,  burd)  welcbe*  jebe  anbere 
^Bewegung  als  gegenieitige  Sdjfenbrebung  auSge 
fdjloncn  wirb.  Siefo 


erjwungenen  Ginjelbewegun* 
gen  ber  ©licberpaare  fe&en  fiep  jufammen  ;u  ber  für 
ben  betreffenben  3ReebaniSmu*  <baralteriftiicben  re* 
fultierenben  ober  ©efamtbewegung  beSfelben,  bureb 
lPcId-e  bier  bie  bin  unb  ber  gebenbe  Bewegung  beS 
Kolben*  unter  Umwanblung  in  eine  brebenbe  auf 
bie  Kurbelwelle  übertragen  wirb,  um  oon  ba  bureb 
SHfiberwerte,  Stiemen»  obet  ©eiltrieb  obet  anbete, 
wieber  au*  einet  betattigen  SJerfettung  beftepenbe 
2Jtecbani*men  auf  bie  JranSmiffion  unb  bie  ?tr 
beit*mafd)ine  weiter  geleitet  ju  »erben.  ©leiebjeitig 
wirb  umgetebrt  bureb  bie  Kurbel  bie  Äolbenbewegung 
begrenjt  unb  bureb  aümdblidje  SBefdjleunigung  unb 
Serjögerung  berfelben  »u  einet  möglicbft  ftofefreien 
gemaAt.  (6.  Äinematif  unb  Kurbelgetriebe.) 

ciuegung  #)p  t  clc,  f.  Stolf*;  unb  ^ugenbfpiele. 
«eToegungStoiberftaub,  f.  SBiberftanb. 
^cttjcpruiig,  ber  b<ralbifd?e  SluSbrud  für  bie 
Krallen,  Sebnfibel,  3ungen,  Börner,  ^loffen  u.  f. w. 
oon Wappentieren;  fie  fommt  meift  in  felbftänbiger 
Jarbe  oor,  bie  oon  ber  ibrer  Jräger  abweidjt. 

«cttjcifi*  in  iurift.  Sebeutung.  1)  3m  ®ibtl= 
p  r  0  \  e  fe.  ©eweif  en  im  allgemeinen  beifet  bem  ©eriebt 
iur  Erlangung  einer  fiebern  tbatfädjlid>eu  Unterlage 
für  bie  abiugebenbe  Gntf Reibung  bie  überjeugung 
oon  ber  fflabrbeit  ober  Unwabrbeit  be*  $arteioor= 
bringen*  oerfdjaffen.  Semnacb  ftnb  regelmäßig 
©egenftanb  be*  93.  nur  £batfa<ben,  niebt  Sicdjt*- 
normen.  Sie  Kenntnis  ber  lefttem  toirb,  was  uv 
länbtfdjcS  :Ked?t  anlangt,  beim  Siebter  ootauSgefefct 
(jura  noTit  curia).  G*  bebürfen  aber  be*  JB.  einer; 
feit*  nur  bie  für  bie  Gntfdjeibung  erbeblicben  $bat^ 
fad)en.  SDeldje  Jbatfacben  bie*  fmb,  beftimmt 
ficb  nacb  bem  bürgerlichen  JRedjt  (f.  SBewciSlaft). 
G*  ift  Sacbe  bet  Parteien,  bie*  SRed^t  ju  fennen; 
ber  SHicbter  fagt  e*  ibnen  nid)t.  3)a*  im  frübern 
beutfdjen^arttfularretbtunb  bi*berigen  Öften.5Hecbt 
Dortommenbe9ienjei*urtcil,  in  toelcbem  nadj  2lb= 
idilui;  ber  ^arteibebauptungen  ba*  GJericbt  auS- 
fpraa),  n?a*  unb  von  roem  ;u  bemeifen  fei,  ift 
von  bet  Xeutfdjen  unb  neuen  6ftcrr.  (§.  277)  Stoib 
pro}efeorbnung  niebt  übernommen.  Snbererfeit*  er^ 
übngt  ftd;  com  projeffualen  ®efid)t*punft  au*  ber  j 
JB.  fold)et  ^batbebauptungen,  meldte  uom  ©egner 
im  Saufe  be*  SHedjt*ftreit*  uot  bem  eriennenben  | 
ober  einem  beauftragten  ober  erfudjten  9tid)ter 
jugeftanben  ober  bem  öeridjt  offenfunbig  (f.  9?o^ 


torietdt)  finb.  Sie  9etoei*pfli(bt  bcfcfcränf t  vA  ba 
ber  auf  ftreitig  gebliebene  erbeblitbe  'Bebauptungen. 

3)ie  93eroei*f übrung  ift  nacb  beutfd?em  iKecb: 
grunbfdtdicb  6acbe  bet  Parteien.  3iur  für  getrn-: 
t:batfragen,  bejiebentlidb  geroiffe  Seroei ^mittel  loiv 
furriert  eine  Slmt*ermittelung*pfUdjt  be§  ©eridjt*. 
3m  @egenfat(  baju  lann  intolge  be*  Umüonr. 
bafe  bet  neue  bften.  6ioilptoje|  »om  ^Jrinrip  ber 
Dfftriai*  unb  Unterfudjung*manntc  bcb<rrf*t  in. 
nacb  ßfterr.  Gimlproiejjorbn.  vom  1.  fluq.  1893» 
ba*  ©eridjt  üon  Smt*  wegen  SrbebunQen  Ppegtn 
b.  b-  bie  öerbeifebaffung  uon  äugenfcbemöobieft;n 
Urlunbcn  Peranlaffen,  beugen,  ebne  bab  frebeinr 
Partei  auf  3<ugen  überbaupt  beruft,  laben;  nur 
wenn  beibe  Parteien  ficb  »iberfe&en,  baben  fol<h 
Serfügungen  ju  unterbleiben,  ferner  tonn  e*  vn 
3lmt*  wegen  bie  Setnebmung  bet  karteten  unb  b« 
^efebwörung  oon  ^batfacben  ober  bie  beeibetr 
Sernebmung  einet  Partei  al*  3<u<je  anorbnen 
3>ägegen  ift  Scbicb*eib  lein  99en>ei*mitteL  Jer 
leitenbe  ©runbfa^  für  bie  SBemeidfübruna.  ber 
teien  ift  nacb  2>eutf(bet  unb  ßftenr.  Ifipilpro;?? 
orbnung  ber  ber8ewei*»erbinbuna.  2*rfelt< 
beftebt  wefentlicb  barin,  bat  jebe  Partei  in  ber 
münblicben  SSerbanblung  eine*teil*  für  ibre  eigenen 
unb  jur  SBiberlegung  ber  gegnerifeben  5Bebaur 
hingen  iugleid)  ben  SB.  anjutreten ,  anbemteil*  fiä> 
über  bie  93ewei*mittel  be*  ©egner*  ju  erfldren  boL 
2)ie©ewei*anttetung  erfolgt  burd)  ^öejieicbran^ 
beriBewei*mittel,  al*  welcbe  bie  Seurtdbe CiriJ 
pro)e|orbnung  au*brüdlicb  nur  Xugenfcbein,  : 
gen,  &ad)Derftänbige,  Urtunben  unb  Gib  (in*befon 
berc  audj  6djieb*eib)  bebanbelt,  obne  bamit  anbert 
Sewei*quellen,  namentlia>  ba*  auftergericbtlicbe  ©<: 
ftdnbni*,  au*3ufd>ließen.  3)er©.  fann  barauf  ab 
rieten,  bie  SBabrbeit  ber  ju  beweifenben  XbatfaaV 
unmittelbar  jur  uberjeugung  ju  bringen;  er  lann 
aber  aud>  nur  bie  SBewabrbeitung  foleber  Sbatfaifr. 
be}weden,au*benen  auf  bie Stabrbeit  ber  eigentlicbrn 
S8ewei*tbatfacbe  gefd)loffen  werben  fann  (tünftlidKr 
ober  3nbi jienbe wei*).  Sie  IBeweiSeinlaffuna 
ift  bentbar  in  ©eftalt  oon  Ginreben  gegen  aegnerifie 
^Beweismittel  (f.  SBeweiSeinreben)  ober  m  ®eftaii 
ber  Slbgabe  gewiffer  Grtldrungen  auf  leitete  (j.  S. 
Ännabme  ober  3urüdfdjiebung  oon  Giben). 

Sie  Slufnabme  unb  bieSBfirbigung  ber  au; 
genommenen  SBeweiSmittel  fällt  bem  SmtSbetriere 
be*  ©eridjt*  ju,  erftere,  weil  fie  bie  Gntfcpeibunti 
oorbereitet,  leitete ,  weil  fie  Seil  bet  Gntfcbeiburu; 
ift.  —  Sie  SBeweiSaufnabme  bilbet  nacb  ber 
Seutfcben  ©ioilprojefeorbnung  in  bem  ^$roje$cer 
fabren  feinen  getrennten  ?lbfd;nitt.  Sementfprecben> 
erfolgt  aud?  bie  Slnorbnung  ber  2kwei*aufnabm< 
nid^t  burd)  Urteil,  fonbern  burdj  blofeen  ©efcblir^ 
(SBewci*befcbluf»),  oon  bem  ba*  ©eriebt  beliebig 
abgeben  fann,  unb  ber  für  fut  niebt  anfechtbar  ijt 
Siefer  Sefcblup  ergebt,  wenn  nötig,  nadb  S<blufe  ber 
münbltdjen  SBerbanbtung.  Gr  regelt  aber  niebt  bie 
SfcweiSlaft  ber  Parteien,  giebt  melmebr  nur  an,  übn 
welcbe  SBebauptungen  unb  bureb  welcbe  ber  anaf 
botenen  ^Beweismittel  ber  JHicbter  eine  Grbebuna 
oeranlaffen  will.  Seine  Grlebigung  erfolgt  grunb= 
fdftlicb  ror  bem  $rojeßgericbt  felbft ,  unb  nur  unter 
gewiffen  SJorauSfe^ungen  oor  einem  beauftragten 
IRitgliebe  bc*f elben  ober  oor  einem  erfud>ten  anbea 
9tid)ter.  —  %lad)  ber  SewciSaufnabme  wirb  bi« 
münblicbe  ^arteioerbanbluna  wieber  aufgenommen 
unb  ju  Gnbe  gefübrt,  wobei  folcte  ficb  oueb  auf  ba-ü 
GrgebniS  ber  ScweiSaufnabme  ju  erftreden  bat. 


Digitized  by  Google  | 


Sjüt  bte  bemndchft  im  Urteil  oorjunebmenbe  $rü« 
fimfl  be«33ewei«ergebmife8  gilt  ber©runbfa| 
ber  freien  richterlichen  93eweiäwürbigung. 
5Derfelbe  ift  im  ©efei»  babin  formuliert,  bafj  ba« 
(Sendjt  unter  93erfidftd)tigung  be«  gefamten  3n* 
ijalt«  ber33erbanblungen  unb  be«  Srgebniffe«  einer 
etwaigen  93emei«aufnahme  nach,  freier  überjeugung 
%u  entf  epeiben  bat,  ob  eine  tbatf äcblicbe  93ebauptung 
fir  trabt  ober  nid)t  wahr  ju  erachten  fei.  3ugletd) 
ovbert  tai  t>3c?cu  aber,  um  bem  bobern  9tidb ter  eine 
^Nachprüfung  ber  53e»ei3»ürbigung  ju  ermöglichen, 
bafj  im  Urteile  bie  für  bie  richterliche  überjeugung 
leitenb  gemefenen  ©rünbe  bargelegt  »erben.  Der 
©runbfafc  ber  freien  93eweiawürbigung  wirb  nur  in 
ben  oom  ©cfeti  bejeichneten  fallen  burch  23e»ei«* 
regeln  eingeengt,  b.  b.  burch  Regeln,  »elcbe  bem 
(Bericht  unter  geroifjen  93orau«fe&ungenoorf  ebreiben, 
eine  i  hatfad)e  al«  be»iefen  ober  nicht  bewiefen  am 
juf eben.  Solche  SKegeln  tommen  »efentücb  beim  93. 
bureb  Urtunben  unb  Gib,  baneben  al«  9lecbt«folgen 
bei  SJerfäumung  gemtfier  ^Jrojefibanblungen  oor. 
OBal  Deutfcbc  Gioilprojefcorbn.  §§.  282— 294,  3, 
144  ,  355 — 494;  baju  Dfterreichifcbe  inSbefonbere 
§.  292  fg.)  (6.  auch  Sicherung  be«  53e»eife«.) 

2)  3m  Strafoerfahren  wirb  bie  Aufgabe  be« 
©eriebt«,  bie  materielle  SBabrbeit  ju  erforfd)en, 
felbftoerftanblich  nirgenb«  burd)  bie  oom  31  nf  läger 
gebotenen  93e»ei$mittel  nod)  babureb  begrenjt,  bafj 
ber  93ef(bulbigte  bie  ihm  jur  Saft  gelegte  3 traf t bat 
geftebt.  SBenn  e«  aueb  junäcbft  Sache  ber  Staat«' 
anrraltfdjaft  unb  be«  «ngetlagten  ift,  bie  93 e »ei« * 
mittel  berbeijufcbafTen  ober  »enigften«  berenöer* 
beif Raffung  ju  beantragen,  fo  ift  bod)  immer  auebba« 
©eriajt  befugt,  93e»ei«mittel  berbeijufebaffen.  3>er 
©runbfati  ber  3Hünblicbfeit  unb  Unmittelbarteit  er* 
forbert,  bafibie93e»ei«aufnabme  in  ber  Haupt* 
oerbanblung  oor  ben  jur  Urteil«finbung  berufenen 
^erfonen  fiattfinbet;  bie  93e»ei«aufnabme  im  93or» 
oerfabren  bat  blofe  ben  3»ed,  bie  Staat«anroalt: 
febaft  unb  ba«  ©eriebt  fo  loeit  ju  unterrichten.«» 
ndb  über  bie  Grbebung  ber  eff entheben  $lage/bej. 
bie  Cröffnung  beä  Joauptoerfabren«  fd)lü(jig  ju 
matten ;  beSbalb  »erben  auch  Beugen  in  ber  Siegel 
erft  in  ber  Hauproerbanblung  beeibigt,  bem  93e: 
fcbulbigten  ober  anbern  Reimen  gegenüberstellt 
(•tonfronriert»).  9iur  im  (frmittelungaoerfabren 
oerfügt  ber  Staat«an»alt,  in  ber  gerichtlichen  3Jor: 
unterfuebung  ber  Unterfud)ung«nchter  felbftdnbig 
barüber,  welche  93.  ju  erbeben  ftnb.  3n  ber  Haupt: 
oerbanblung  erfolgt  bie  9k»ei«aufnapme  burd?  ben 
Sorfitienben  unb  bat  fich  auf  fdmtlicbe  b^erbeige: 
fdbafjteu  93e»ei«mittel,  inäbefonbere  alfo  auf  alle 
erfebtenenen  3*ugen  unb  Saa)oerftdnbigen  ju  er: 
itreden.  Söirb  erft  in  ber  Hauproerbanblung  ein 
Seroeidantrag  gefteüt,  fo  tann  ber  93orfitjenbe, 
fall*  bie«  obne  Sluäfe&ung  ber  Skrbanblung  an* 
gangig,  bemfelben  ftattgeben;  mu&  aber  bie^aupt: 
oerbanblung  ausgefeilt,  ober  foll  ein  93c»eiSantrag 
abflelebnt  werben,  fo  bebarf  ti  eine«  ®erid)t*s 
befd-luffe*.  Die  Äblebnung  eine«  93eroeidantragS 
roirb  namentlicb  bann  gerechtfertigt  fein,  wenn  bie 
}u  beroeifenbe  Jb^itfacbe  für  bie  €ntid>eibung  un« 
er^eblidi  ift;  fie  barf  aber  nidjt  beSbolb  erfolgen, 
»eil  baS  S3e»eiSmittel  ober  bie  ju  be»eifenbe 
Jbatiacbc  in  fpfit  uoraebrartt  fmb,  aud?  nidjt  be«« 
balb,  »eil  bad  93e»eiömittel,  j.  9).  ber  benannte 
Jeufle,  unglaubroürbig  fei,  ba  barüber  erft  nadj 
(hbebung  beä  83.  entfdjieben  »erben  tonn  ($eutfd?e 
Strafprojefeorbn.  §§.  237,  243,  244,  245;  ogl.  | 


ßfttrr.  ©ttafproiefeorbn.  §§w  232,  238,  246).  Un» 
juläffige  93efd)rdn(ung  bet  iBerteibigung  burd)  Slb* 
leimung  oon  i8e»ei«antrfigen  bilbet  einen  ber  bau* 
figften  ©rünbe  jur  Hnfecbtung  oon  6trafurteilen 
burd?  ^Heoifton  (f.  b.) ,  bcj.  öfterr.  ^idjtigteitäbe« 
fd)»erbe  (Cfterr.  Strafproje^orbn.  §.  281,  9lr.  4). 
iBeim  Sd)öffengerid)t  unb  beim  ßanbgericbt  in  bet 
23erufungSinftanj  in  Übertretung«:  unb  ^rioatllage: 
fadjen  beftimmt  ba«  ©erid)t  benÜmf  ang  ber  93e»ei«-- 
aufnabme  (Seutf  cpe€trafpro  je&orbn.  §.  244,  Slbf .  2). 
Slud)  in  anbern  Sadjen  »irb  für  bie  SJerufung  (f.  b.) 
ber  ©runbfati  ber  Unmittelbarteit  mebt  unbebingt 
burdjacfübrt.  Die  an  Stelle  ber93e»ei«ti>eorie? 
»eld?e  früber  bie  SBirlung  ber  einjelnen  93e»ei«* 
mittel  auf  bie  rid)terlid)e  Überzeugung  gefe^Ud) 
regelte,  getretene  freie  93e»ei«»ürbigung  fe&t 
oorau«,  bar,  bie  33c»ei«aufnabme  iclbft  im  gejeft- 
lid)  oorgefdjriebenen  Umfange  ftattgefunben  bat. 
SBejüglid)  ber  einjelnen  93e»eiemitte(  f.  Slugenfä^ein» 
©adjoerftänbige,  UrtunbenberoeiS,  3cuö<- 

3)3»  93erroaltung«ftreitoerfapren.  3» 
allgemeinen  ift  ba<8  93e»ei«red)t  bwr  bem  be«  Straf« 
oerfaprend  analog. 

«ctoci^,  in  berSogil  bie  »Weitung  berSBa&r« 
beit  eine«  Safte«  au«  ber  2Babrbeit  anberer 
Sätje.  6r  beruht  auf  Sd>lüf|en,  beren  sBrämtfien 
93e»ei«grÜnbe  ober  Argumente  bauen.  Die 
©ültigleit  eine«  93.  bangt  ab  oon  ber  JHicbtigteit  ber 
9Jorberidfce  unb  ber  Äorreltbeit  bc«  Sdjlufcoerfab-- 
ren«.  Der  93.  beifit  b  i  r  e  1 1 ,  »enn  er  aus  ber  ^;  a br : 
beit  ber  93orberfd|ie  unmittelbar  bie  be«  Scplu^fafte« 
ableitet,  inbiref  t  ober  apagogifd),  »enn  er  bie 
^abrbat  be«  ju  be»eifeuben  SafteS  erft  baburd) 
begrünbet,  baf,  er  bie  '^alfdjbeit  ber  gegenteiligen 
33orau«fetiung  uadiroeift.  Debultio  ober  a  priori 
»irb  er  genannt,  »enn  er  ba«  )u  93e»eifenbe  aus 
allgemeinen  93orberfdften,  inbultio  ober  u  poste- 
riori, »enn  er  e«  aus  »eniger  allgemeinen  Säften, 
julcht  au«  ben  Ginjelt^atfarben  ber  ©rfabrung  ab« 
leitet.  Da«  analptifcbe  93e»ei0oerfabren  beftebt 
barin,  bafe  man  }u  bem  Sd>luMafte,  beffen  93.  Oer: 
langt  »irb,  bie  93ewei3grünbe  erft  auffudjt,  ba« 
fpntbetif d>e  barin,  baf,  man  au«  fd?on  gegebenen 
^rdmiffen  bie  Folgerung  bireft  gewinnt.  Dtr  93. 
ber  Aalictbeit  eme«  Safted  beif^t  Siberlegung, 
bie  SBiberlegung  burd)  ben  5Had)»eiS  einer  ungereim: 
ten  itonieoucnj  dedactio  ad  absurdum.  Die  mog: 
lidjen  93e»ei«fe{>ler  beden  fieb,  fo»ert  e^  fieb  um 
bie  Sticbtigfeit  be«  Sdjlupoerf  obrenS  banbelt,  mit  ben 
Scblu^feblern  (f.  Spllogiämuä);  au|crbem  lommen 
natürlid)  Errungen  über  bie  93orau«fejnungen  in 
t^rage.  Hauptfehler  be«  93.  fmb:  bie  petitio  prin- 
eipii,  barin  beftebenb,  baf?  man  ba«  ju  93e»eifenbe, 
oielleicpt  in  oerdnberter  Sorm,  fdbon  üorauäfefct; 
ber  3<t!el  (f.  3irtelfd)lu^);  ba«  3u»enig<  ober 
3uoielbe»eijen  (unter  bem  lefttern  oerftept  man 
eigentlich  niept,  bafe  noep  et»a«  meljr  bemiefen  »irb, 
al«  oerlangt  ifr,  fonbern  bafe  ber  angegebene  93e= 
»eiSgrunb  nodb  et»a«  mehr  unb  )»ar  f olebe«,  »a« 
anerfanntermafeen  falfcp  ift,  bemeifen  »ürbe,  »or» 
au«  bann  folgt,  ban  ber  83e»ei3grunb  felbft  einen 
Aebler  enthält;  Cabcr:  Qui  nimium  probat  nihil 
probat);  bie  ignoratio  elenchi  ( 9Rmoerftdnbni« 
be«  Sinn«  ber  Behauptung);  bie  (Srfcbleiebung 
ober  Subreption  (ba^  man  burd)  ben  3Bunfcp, 
eine  beftimmte  golgerung  ju  erhalten,  ftd)  oerleiten 
läfit,  5Borau«feftungen  ohne  »uldnglicbe  93egrünbung 
anjunehmen).  6in  SWangel  m  93.,  obwohl  nid)t 
norwenbig  ein  Begier,  ift  ba«  »rguraentieten 


Digitized  by  Google 


918  Q3ewei3antrag 

(SJemonftrieren)  ad  hominem,  b.  b.  bie  ©e* 
roinnung  be*  9)efuitatd  au*  Vorberfd&en,  bie  ber* 
jenige,  bem  man  ben  Safc  berceifcn  tri  Ii ,  anertennt, 
bercn  fachliche  Prüfung  aber  unterbleibt.  —  übet 
ben  V.  in  bet  9Ratb.  ematil  f.  Sebrfafe. 

©ettmäanrrag ,  föcrociiiauf  nähme,  fB*t 
tociöbeftblufj,  f.  Veroei*  nuriftifcf?). 

©crociöcinrcbcn,  im  tiiuilprojefe  Ginroenbum 
gen,  bie  gegen  bie  3uläffigteit  ober  ©laubroürbig» 
teit  oon  gegnerifeben  Veroeiämitteln  erhoben  roerben. 

©etoeiSinterlofnr,  f.  ^ntcrlotut 

etmmaft.  2Birb  ber  »nfprueb  be*  Kläger* 
oom  95eflagten  beftritten,  f  o  muß  jener  bie  3" b a  t \  acbe n 
beweisen,  au*  melden  er  ben  2lnfpruch  ableitet.  Gr 
bat,  nie  im  er  eine  vom  93eflagten  befeffene  Sache 
al*  fein  Crimen  tum  beanfpruebt,  m  beroeifen,  baß 
unb  to'xt  er  ba*  (Eigentum  erworben  habe.  Umge- 
lehrt,  behauptet  ber  95ellagte,  baf>  ber  Kläger  fein 
Eigentum  aufgegeben  ober  roieber  oerloren  pabe,  fo 
bat  ba*  ber  Vetlagte  ju  beroeifen.  3)a*  ift  bie  39. 
3bre  gefc&licbe  Siegelung  berufet  auf  einer  oerftän- 
bigen  ^Beurteilung  menschlicher  9JerbdlrnifTe.  G* 
rotrb  burebgängig  baoon  au*geganaen,  baß  für  bie 
Siegel  auep  ba*  Regelmäßige  unb  Verftänbige.ber 
gewöhnliche  2auf  ber  Singe  annmehmen  fei.  Slu*: 
nahmen  fmb  ju  beroeifen.  öaben  fieute  in  ben  ge» 
Ȋhnlichen  <yormen  einen  Vertrag  gefebloffen,  fo 
ift  anzunehmen,  baß  fie  ernftlicp  unb  baß  fie  ba* 
beabficptigt  haben,  roa*  au*  bem  Inhalt  ihrer  Ver- 
abrebung  hervorgeht.  Ser  behauptet,  e*  liege  eine 
Simulation  vor ,  ober  er  pabe  nur  im  Scherj  oer* 
fprodjen,muß  Scher  j  unb  Simulation  beroeifen  u.  bgL 
daneben  ftellt  ba*  :Keefct  gcroiffe  pofttioe  Vermu- 
tungen (Vrdfumtionen)  auf, j.  95.  baß  ein  innerhalb 
ber  gefe&licben  3<it  nach  Gingebung  ber  Gbe  ober 
nach  beren  Äuflofung  »on  ber  Gbefrau  geborene« 
Äinb  al*  eheliche*,  oon  bem  Gbemannber  Gbefrau  al* 
Vater  erjeugte*  Kinb  anjufeben  fei.  —  3m  Straf  * 

Srojeß  f ollen  »mar  bie  nnflagebebörbe  unb  ber 
lichter  bemüht  fein,  auch  bie  auf  bie  Gntlaftung  be* 
Ängefdmlbigten  fid)  bejiehenben  Jbatfacben  ju  er< 
mittein.  $amit  toirb  aber  ba*  tbatfäcblicbe  Ver* 
bältni*  nicht  au«  ber  Seit  gefdjafft,  baß  berjenige 
neb  mit  bem  beften  Grf olge  um  ben  9la<feroei*  feiner 
unfcbulb  bemüht,  welcher  baran  ba*  meifte^ntereffe 
hat,  ba«  ift  ber  »ngefdjulbigte  felbft. 

©etoeiSmitrel,  ©etociSnrteil,  ©etoetSber* 
binbtrag,  f.  Veroei*  (juriftifch). 
s-öcmci<<ücrmutung,  f.  Vermutung, 
©cttjcidmärbtating,  f.  Veroei*  (juriftifch). 
ttetoei*  jum  emigen  ©ebäcbtni«,  f.  Siebe« 
rung  be*  Veroeife*. 

©eroer,  Giemen*,  «Dealer,  geb.  30. 3Rai  1820  in 
Macben,  geft.  2.  Sept.  1884  in  SBonn,  bilbete  ftcb 
in  Süfielborf  unter  Sohn,  ging  bann  nacb  2lnt* 
roerpen  unb  Vari* ,  roo  er  bie  flucht  ber  2Jlaria 
Stuart  (1846)  unb  Romeo  unb  3ulia  (1844),  ein* 
feiner  beften  aBerte,  oollenbete.  9tacb  5)üffelborf 
urfldgetehrt,  fchuf  er  bie  großen  ©emdibe:  2a\\o 
ein  «^Befreite*  3<tufalem»  am  feofe  oon  <jtrrara 
oorlefenb  (1850)  unb  3)er  Sfingertrieg  auf  ber 
fflartburg  (1851),  bie  nach  Hmerita  oerlauft  nmrben. 
Seine  3ubitb  mit  bem  Raupte  be*  fcolofernc*  (1870) 
befinbet  fieb  im  Stdbtifcben  SDtufeum  )u  Äßln,  3)ie 
Gntbauptung  be*  Johanne*  in  ber  Stdbtifcben  ©e* 
mdlbefammlung  )u  Süffelborf.  Später  toanbte  fich 
JB.  oorjug*meife  ber  ^Jorrrdtmalerei  ju  unb  crjielte 
großen  Grfolg. 
©ctöcttcrung,  f.  Bergbau. 


—  ©CtPÖlfUItQ 

9eMd  (fpr.  bjuid).  Jhoma*,  ber  ©ieberettDedr 
ber  engl,  öoljfdmcibetunft,  geb.  12.  Äug.  1753  p 
eberroburn,  geft.  8.  9loo.  1828  »u  9len>caftU,  im 
im  Äupferftich  Scpüler  oon  Seilbp,  im  a  orm\±  nc  •.  c  < 
Mutobibatt.  3n  letzterer  Jhinft  geioann  er  }uerit 
.  1775  mit  einem  in  &ol}  gefebnittenen  ^dgrr  nur 

^aem  alten  ^ogbhunbe  einen  ^kei*.  99.  blieb  ma 
ber  öoljfchneibelunft  unb  lieferte  eine  flarur 
gefchiebte  ber  oierfüßigen  2icre,  bie  nacb  eigenes 
trefflieben  3cidmungen  1790  ju  9len>caftle  erfebter 
Vorjüglicb  wie  biefe  ift  IB.*  9larurgefd?icbte  bet 
brit.  Vögel  (2  5Bbe.{  8onb.  1791— 18(>4  u.  ö.). 
lieferte  außerbem  Vignetten  )u  engl.  Älaffi  lern  um 
manche*  treffliche  Gtnjelblatt  au*  bem  Seben  ber 
Jierroelt.  Seine  Verbefferungen  in  ber  Jecbm!  nn: 
bie  Ginführung  be*  ^ßeißlinienfticbe*  auf  oirnbd. 
unb  bie  VerDoUfommnung  ber  ^nfrrumente,  bie  er 
bem  ©rabfricbel  ber  Äupferftecher  ndberte.  —  V^tL 
Memoire  of  Th.  B.  by  himself  (fionb.  1862) ;  Sbon 
f  on,  Life  and  works  of  Th.  H.  (ebb.  1882) ;  2)ebf  m 
Th.  B.  and  his  pupils  (ebb.  1874). 

©croölfung ,  bie  Vebedung  be*  Gimmel*  mit 
Trübungen,   ©emöbnlich  fmb  biefe  Grabungen 
2BoUen  (f.b.),  iebr  hdujig  merben  fie  aber  aueb  burx 
Staffen  pon  Staub  (f.  b.)  beroorgebraebt.  ^ür  bce 
Älima  eine*  Drte*  fpiclt  bie  95.  eine  roetentlicb? 
iKolle,  ba  oon  ihr  fafl  alle  anbern  riimatifcben  <h 
febeinungen  abhängen.  S)ie  ®.  fteht  in  inniges 
3uf  ammenbang  mit  bem  hieben' et  lag.   3«ten  nr.i 
bdufigen  9tieberfch(dgen  merben  auch  bieienigec 
ftarler  V.  fein,  rodhrenb  bie  trodnen  ^Betterperioben 
tm  allgemeinen  auch  mit  beiterm  Gimmel  oerbunben 
fmb.  5D«r  ©rab  ber  9.  toirb  getoöpnlicb  in  SoWen 
oon  0  bi*  4  ober  nod)  genauer  oon  0  bi£  10  angf 
aeben.  Wlan  bat  in  ben  meiften  ©egenben  eine  :.: 
liehe  unb  jährliche  Veriobe  ber  V.  feftftellen  tbrraeR. 
i'lm  genaueften  ift  biefe  Grfcheinung.  in  duropa 
unterfucht.  danach  haben  bie  9iieberungen  unr 
mittlern  ^ßben . SDlilteleuropa*  bie  größte  95.  tra 
Öerbft  unb  SBmter;  ba*  aRarimum  fäUt  im  ©eften 
mehr  auf  ben  £erbft,  jm  Often  mehr  auf  ben  ®  intn. 
3m  Hochgebirge  )eigt  hieroon  abroeiebenb  ftcb  bie 
größte  95.  jur  roarmen  3abre*jeit  JBejüglicb  ber 
täglichen  Veriobe  bat  man  in  2Bien  gefunben,  ba^ 
bie  geringfte  V.  auf  bie  leiten  Stunben  oor  IK  ma 
nacht  fällt.  lUarima  ber  95.  jeigen  ficb  im  ^rübling 
unb  Sommer  in  ben  erften  Stunben  naebmittog«, 
rodhrenb  ber  anbem  3ahre*jeiten  aber  Dormitlag*. 
Gine  umfaffenbe  3uTammenftellung  ber  ÜJtonati' 
unb  3ahre*mittel  ber  95.  finbet  man  in  ben  Ännalen 
be*  meteorolog.  Gentralbureau*  in  «ari*  (1884,  IV: 
■Meteorologie  generale»).  2)afelbft  unb  auch  febr 
inftrultioe  Karten  oorbanben,  roelcbe  flare  Silber 
über  bie  mittlere  Stdrte  ber  SJollenbede  in  ben 
Monaten  unb  im  3ahre  über  ber  ganjen  Grbe  gr 
ben.  G*  ift  fchroer,  bie  3lu*fage  biefer  Karten  hrr) 
barjuftellen.  Girroäbnt  möge  nur  werben,  baß  Guropa 
unter  allen  Kontinenten  bie  ftärffte  95.  aufjuweifen 
bat  G*  mirb  bie*  bauptfdcblicb  burch  bie  Oiactba: 
fchaft  be*  9tlantifchen  Ocean*  bebingt,  ber  neb  eben 
fall*  burdj  befonber*  ftarf  beroöllten  Gimmel  aaM 
jeiebnet.  fjm  aUgemeinen  beftebt  jroifchen  ber  V.  unb 
ber  Verteilung  be*  Suftbrud*,  roie  berf  elbe  au*  f  pnop* 
tifeben  ©etterlarten  (f.  ^eteorobaifcbeKartenroerre) 
erficptlicb  ift,  ein  entfebiebener  3ufammenbang.  3>ie 
«egenben  hohen  3)rud0  jeichnen  ficb,  burch  geringe 
SB.  au*,  rodhrenb  ©ebiete  niebern  5)rud*  metft  ftarf 
beroöltt  ftnb.  (S.  ^immel*bebcdung,  Sfonepben, 
Sollen,  ffioltenfpiegel,  SBolfenjug.) 


Digitized  by  Google 


> 


93ett>urf  — 

©ettmrf,  f.  »bpufc. 

©chHifttlofiflfeir,  tote  Aufhebung  be*  Selbft« 
betvufttfein*,  jener  böcbft  entwidelten  vrorm  be*  93e* 
rvufttf ein*,  rce lebe  bem  gefunben  ÜJlenfcben  im  völlig 
roadjen  3uftanb  jutommt  unb  fid)  funbgiebt  in  ber 
Jdbiflfeit,  richtige  93orfteüungen  von  ber  Stuften' 
roclt  ju  bilben,  innere  Vorgänge  (©ebanfcn,  ©e« 
fühle  u.  f.  ».)  al*  foldje  ju  ertennen  unb  wiUKte 
liefe  toie  Sufmertfamfeit  innern  ober  duftern  93or« 
cjängen  jujumenben.  SBdbjcnb  ber  gewöhnliche 
»pradjgebraud)  unter  IB.  im  wefentlicben  3uftdnb* 
rjerftebt,  wo  teinerlei  3«d)en  von  ©abrnebmung 
dufterer  ©inbrüde,  in*bef  onbere  feine  ben  Gbaratter 
ber  SöiUfflr  tragenben  93emegungen  unb  ©anblun« 
gen  vorbanben  fmb,  roenbetbie  mebij.,  befonber*  bie 
aeridjtlidje  ^fpdjologie  biefen  Äu*brud  aud)  an  für 
3uftänbe,  bei  welchen  nod)  Vorgänge  im  93ewuftt« 
f ein  flibantaftevorftellungen,  ©efüple,    a LI iui Mil- 
lionen) ftattfinben  unb  ftd)  in  eventuell  felbjt  tom* 
plijierten  ©anbiungen  duftem,  bei  benen  aber  bie 
ijdbigfett,  fid)  eine  riefctige  9Jorftellung  von  ben  je- 
»eiligen  innern  unb  duftem  Grlebniffen  ju  bilben, 
unb  bie  ßontrolle  ber  ©ebanfen  burd)  duftere  Sßabr* 
nebmungen  aufgehoben  ift  unb  bemnad)  bie  Säbig* 
feit  ju  freiem,  jmedmdfttgem  ©anbeln  feblt.  2>a* 
"JJrototpp  ber  58.  im  erftern  Sinn  unb  gleichzeitig 
bie  einjige  im  normalen  Sehen  portommenbe  $orm 
von  93.  ift  ber  völlig  traumlofe  tiefe  Sd)laf.  ©ier 
fehlt  na*  bem  Grmacben  jebe  Grinnerung  an  im 
nere  (Ürdume)  ober  duftere  93orgdnge  wdbrenb  ber 
3eit  be*  Schlafen*,  ma*  ba*  mefentUAftc,  aber 
feine*weg*  immer  völlig  juverläffige  iÜcerhnal  für 
ftattgebabte  93.  ift.  53ie  jmeite  %orm  wirb  j.  93.  re* 
prdfentiert  burd)  ben  von  lebbaften  Jtrdumen  be« 
unrubjflten  Sdjlaf,  in  meldjem  ben  toilltürlidjen 
gleicbenbe  ©anbiungen  (au*  bem  93ett  ipringen, 
•Jcacptmanbeln)  au*gefübrt  werben  tönnen.  wbn« 
liebe  3uftdnbe  tommen  vielfad)  vor  bei  franfbaften 
.-{uftdnben  be*  9(ervenfpftem*,  befonber*  be*  ©e« 
irit*,  ald  bedjenigen  Organa,  welche*  ba*  Selbft« 
eroufttfein  vermittelt,  j.  93.  bei  (Jntjflnbungen  im 
Sdjdbelinnern,  bei  Gpilepfte,  ©pfterie,  bei  sBergif« 
tungen  burd)  im  flörper  entftanbene  (©am«,  ©allen« 
beftanbteile)  ober  von  auften  einverleibte  ©tfte, 
befonber*  9lartotifa,  Ältobol  u.  f.  m.,  bei  fieber* 
haften.  in*bef  onbere  tppböfen  Ärantbeiten,  enblid) 
aud)  f  epon  bei  Ginwirfungen,  welche  heftigen  Sehnten 
(©eburt)  ober  bodjgrabige  ^tffefte  (Sdjred,  Slngft) 
mit  ftd)  bringen.  2)iefe  meift  al*  Delirien  be» 
jeidmeten  3uftdnbc  beeinträchtigten  Selbftbemuftt« 
tein*,  bei  welchen  nach  bem  Grwadjcn  (@enefen)  bie 
drinnerung  völlig  feblt  ober  lüdenbaft  ift,  geben 
obne  fdjarfe  ®renjen  über  in  bie  93.  mit  Äbmefen* 
beit  aller  3eidjen  von93emufttfein#vorijjdngen,  iveldje 
ftd)  bei  (linroirfung  ber  ndmlidjen  6d)dblicbteiten 
einftellen,  fofern  bie  letztem  eine  böbere  3ntenfitdt 
eaeieben,  wie  nad)  ©imerf cpütterung ,  bei  botfc: 
grabiger  23lutarmut  beS  ©im*,  bei  Blutungen  in 
bemfclben  u.  bgl.  2Hefc  ^otm  von  93.,  iveldje  von 
ber  tlinifdjen  uUebijin  meift  al*  Coma  bejeidjnet 
roirb,  finbet  ftd)  aud)  al«  Jeilerfdjeinung  ber  ge« 
möbnlidjen  Obnmad)t.  6ine  befonbere  ajlotoiftfa* 
tion  von  93.  (vhrb  beim  ©ppnoti*mu«  (f.  b.) 
beobadbtet.  (8.  aud)  Cbnmacbt,  Sd)etntob,  6d?lafi 
iuept,  delirium,  6d)laftrunfenbeit,  9?ad)ttvanbeln, 
C^Fftafe,  53etdubung,  SÄndftbefieTen.) 

^chutfjtf  ein,  ber  allgemeinfte  ÄuSbrud  für  bie 
Jbat]ad?e,  baft  irgenb  etwa*  irgenb  jemanb  bemuftt 
ift.  $>a$,  Iva*  einem  bcwuftt  ift  ober  fein  fann, 


SSetmjfjtfem  919 

beiftt  93emufttfeinsinb.alt,  baä  93e»uftt fein  fclbft 
ober  bie  23euebung  be*  53eroufttfein$inpalt3  auf 
ein  3*,  mcldjeS  biefe*  ^nbalt*  Tid)  bewuftt  ift, 
wirb,  ber  fiebern  Unterfdjeibung  balber,  aueb  mobl 
bureb  Paö  feltenere  Slbftraftum  « 93eroufttbeit »  be« 
jeiebnet.  2)ie  93ebingungen  nadjjurceifen,  von  benen 
es  abbeingt,  baft  wir  von  irgenb  einer  ^e-ränberung 
in  unferm  CrganiemusJ  em  53.  baben,  ift  eine 
Aufgabe  ber  sUbpfiologie.  Jür  bie  ^biloiopbie 
enthalt  ba$  93.  anbere,  fcbiverroiegenbe  Probleme, 
bauptiddblicb  in  jroei  sJlid)tungen.  Ginerfeite>  fdjeint 
baö  93.  reebt  eigentlicb  bie  6ubjettivitcit  ju  bebeuten. 
^n  biefer  ©inficbt  bejcidjnet  e§  bad  Problem  ber 
s^ipcbologie;  fte  bat  bie  Slufgabe,  ben  93efunb 
beö  fubjeltiven  93.  Hat  bcraueuiftellen  unb  auf 
feine  legten  fubjeftiven  ©urjeln  (Gmpfinbung  ober 
©efübl?)  jurüdjufilbren.  2)ie  anbere  Aufgabe  ift 
tiefer  gercinermaften  entgegengefeßt:  tai  93.  be» 
beutet  boeb  uiglcicb  aud?  bie  örlenntni*;  für  biefe 
aber  ift  bie  Örfcbeinung  niebt  mebr  ba*  fcpleditbin 
Subjettive,  fonbern  vielmehr  iHepräfentant  bed  Cb» 
ielt^.  entftebt  alfo  bie  Slufgabe,  3U  jeigen,  auf 
weldjen  ©runbgefe^en  bie  Dbieltioierung  ber  6r* 
fdbeinungen  (b.  b.  be*  ganjen,  vorher  bloft  al*  fub« 
jeftio  betrachteten  Inhalt*  be*  93.)  bembt.  ^a*  ift 
bie 2luf gäbe  ber  @rtenntni*tbeorie  (f.b.),  roeldje 
bentnach  mit  ber  ^ipcbologie  ihrem  ganjen  ©ebiete 
nach  jufammenfällt,  in  ber  iKidjtung  ihrer  Unter« 
fud?ung  aber  ihr  gerabeju  entgegengefefct  ift.  ©at 
e*  bie  ^fffhologie  mit  ber  ganjen  SRannigfaltigleit 
ber  93en?ufttfein*erfd)einungm  ju  tbun,  fo  ift  ber 
böcbfte  "lUinft,  auf  ben  bie  Örtenntnietbeoric  jielt, 
vielmehr  bie  Einheit  bco  93.,  in  ber  bie  Cinhcit  be* 
©egenftanbe*  unb  bamit  ber  Grlenntni*  nuirjelt. 
3m  9?erbdltni*  ju  ihr  hat  fie  allen  fonftigen  ^nbalt 
bc?  93.  ju  ermdgen,  weil  Pen  biefem  9<erbdltni*  ber 
objeltif  e  5i?ert  beefelben  abhängt.  8luf  ihr  beruhen 
begriff,  ©efeh,  Wahrheit,  auf  bem  «Berbdltni*  ju 
ihr  auch  ber  ©egenfafc  beö  3lpriorifcben  unb  6mpi» 
rifeben  in  ber  Grlenntniö.  Sie  ift  ber  böcbfte  2luö> 
brud  nicht  bloft  be*  Cbjcftbewufttfein*,  fonbern  aud) 
bee  Selbftben?ufttfeiiK«;  benn  bie  böcbfte  93ewufttbeit 
bebeutet  nicht  bloft  bie  ftrengfte,  gefeftmäftige  93e« 
jiebung  unter  bem  gefamten  Inhalt,  ber  un*  bewuftt 
ift,  welche  ibentifeb  ift  mit  ber  böcbften  Stufe  ber 
Chjeltivicning,  fonbern  bamit  jugleid)  bie  ftrengfte 
9H,jiehung  beö  ganjen  fo  begriffenen  objeltiven  Gr* 
tcnniniöinbaltö  auf  ben  (jrtennenben;  nicht  bloft  bie 
höcbfte  Äonjeutration  be*  objeltiven  Inhalt*  (in 
ber  Einheit  ber  Grfenntni*),  fonbern  jugleid)  bie 
höcbfte  Monjentration  beö  93.  felher  in  ber  Gin« 
heit  be*  3d)  (vgl.  v?lppercepticm).  2)ocb  wirb  aud) 
auf  biefer  böcbften  Stufe  weber  ein  Dbjclt  an  fid) 
noch  ein  Subjelt  al*  Subftanj  erfannt,  fonbern, 
wie  bie  Cbjeltivitdt,  auch  in  ber  reinften  Chjettivie« 
rung  ber  (Srfebemungeh,  boeb  an  bie  ©mnbbebin« 
gungen  unferer  (5rfabmng  gebunben  bleibt,  fo  be» 
beutet  anbererfeitö  ba*  93.  hier  fo  wenig  wie  auf 
irgenb  einer  ber  niebern  Stufen  ber  93ewuftthcit  eine 
ielbftdnbige,  beharrenbe  Griftenj,  fonbern  eine  ftet* 
an  ben  gegebenen  Stoff  gebunbene,  für  fid?  an  $n« 
halt  gdnjlid)  leere  Munition,  von  ber  wir  md)t 
miffen,  was  ihr  alö  leftteö  Subjelt  (im  Sinne  von 
Subftanj)  ju  ©runbe  liegen  mag.  5)iefe  febwierigen 
9<erbältniffe  entwirrt  ju  baben,  ift  einö  ber  gröftten 
^erbienfte  ber  9?crnunftlritil  Kantö. 

Unter  ber  Cnge  beö  93.  oerftebt  man  bie  ZbaV 
fache,  baft  in  einem  bestimmten  3eitmoment  nur  eine 
begrenjte  ?lnjahl  von  (ünjelvoradngen  bewuftt  oor» 


Digitized  by  Google 


020 


93er  -  «cner 


banbcn  ift.  2Jlan  tat  fie  erperimentell  f üi  beftimmtc 
feinneägebiete  nadbgenricfen ,  inbem  man  bie  Sin: 
jabl  gleid)ieitig  auf  faßbarer  ©eficbtS^  obet  Sdjall= 
einbrüde  feftftellte.  ^Diefe  ftnb  nid; t  alle  mit  gleitet 
Xeuüutfeit  ober  ^ntenfitdt  gegeben,  man  fpridjt 
baber  von  einem  oeTfdjiebcncn  SBetouptbeitägrabe. 
2)ie$  barf  jebod)  nicht  fo  oerftanben  roerben,  als 
tedre  ba$  SB.  eine  felbftdnbige,  ber  Stärleabftufungen 
fdbige  gunftion.  2>iefer  SBorftcliung  entfpridjt  ein 
SBegriff  beS  Unbetoufjten,  toeld?er  oon  einigen 
Sßbtlof  Oppen  unb  ^fpcbologen  angenommenst.  $a» 
nad)  bleiben  Gmpftnbungen,  ©efüble  unb  Sillens 
a(te  bac-,  toaä  fie  finb,  mögen  fie  nun  im  SB.  ober 
auper  bemfelben  ju  finben  fein.  3)em  gegenüber  ift 
eine  Poppelte  SBebeutung  beä  Unbetoupten  ju  be« 
tonen.  Gnttoeber  werben  ali  unbetoupt  bejeidmet 
alle  nid)t  im  SB.  gegebenen  Jnbaltt  ober  SBorgdnge, 
unb  bann  bat  biefer  begriff  feinen  fpecififd)  pfpcbol. 
2öert,  fonbern  bilbet  nur  ben  lontrabiltoriidjen 
©eaenfap  jum  SBetoupteu.  Ober  man  nennt  unbe= 
toupt  biejenigen  im  3).  gegebenen  Inhalte  ober  SBor: 
gdnae,  toclcbe  fein  lonftatterenbeS  Süort  ober  Urteil 
birelt  ober  inbirett  reproburiert  haben,  bie  alfo  Oer* 
einjelt,  ebne  SBerbinbung  mit  anbern  Inhalten  blei< 
ben.  $n  ber  Icptern  SÄuffaffung  ift  bte  einjtge  ber 
mobemen  ^fpdjologie  angepörenbe  SQertoenbung 
biefeä  SBegriffs  enthalten. 

3m  Selbft*  ober  3d) betoufetf ein  bat  man  bU 
2Jtannigfaltigleit  ber  auf  ein  $d)  belogenen  ßigen» 
fdjaften  unb  2:bdtigteiten  ju  unterfcbeiben  von  ber 
Ütnbeitlid)teit  bed  SBejiebungäpuntteä  für  biefelben. 
2He  Sppdre.  innerhalb  bereu  ber  SBefip  ober  ^nbalt 
be«  $d)6  gciucbt  toirb,  ift  ber  eigene  Körper,  burd) 
ben  bie  rdumlid>e  Sdjeibung  einer  innem  unb  äußern 
ffielt  erft  möglid)  toirb.  Grft  bie  pbilof.  SHeflerion 
maAt  ben  Äörper  aud)  ju  einem  äupenbing  unb 
erblidt  nur  in  einer  Seelenfubftan»  ba*  $d).  Huper 
ben  ben  Äörper  reprdfentierenben  Sorftcllungen  unb 
(impfinbungen  unb  ben  an  biefelben  getnüpften  ©e= 
füblcn  toerben  aber  nod)  alle  betoupten  feelifdjen 
iBorgdnge  unb  bie  Adbigteiten  ju  folepen  auf  baä 
3d)  bejogen.  3>ie  (linbeitlidjfeit  be$  leptern  toirb 
von  einigen  auf  bie  organifäe  Einheit  bc$  eigenen 
Körperä  ober  bie  Ginfadjbeit  eine«;  fubftantiell  ge« 
aebenen  Seelentoefenä,  pon  anbern  auf  ba$  SB  ort 
od),  nad)  einer  britten  Slnficbt  auf  bie  qualitative 
(jinfad)beit  beä  SHtoUenS  baftert,  tocldbeS  in  engem 
äufammenbange  mit  bem  Selbftbetouptfein  ftept.  — 
SBgl.  3ob.  Sfflolff,  $a*  SB.  unb  fein  Obiett  (SBerl. 
1889);  Gmil  Stiegel,  $a*  SB.  (Stuttg.  1891); 
fiangtoiefer,  $er  iBennifjtfcmamedjaniemuS  im  ©c= 
birne  be*  Ütteuftpen  (©ien  1897). 

©«8  (fpr,  beb),  Rieden  im  SBejir!  3ligle  bes 
febtoei}.  Kanton«  Saabt,  in  436  m  6&pe,  am 
sloancon,  unweit  ber  :Kbenc,  an  ber  Sinie  ÜJenf^ 
£au)anne  >  6t.  Maurice  ber  oura  -  iitnplonbabn, 
bat  (1888)  4373  ($.,  barunter  559  tfatbolüen,  eine 
neue  Äird)e  unb  jfibrlicb  5  SDleffen.  3«  &er  3]äbe 
bie  anf  ebulid?en  6aljn>erle  oon  ^eoieur  unb  T  tveni, 
beren  faljbaltige  ibonfdjiefcr  burd?  Büfttoafjer  avi- 
gelaugt  »oerben.  Sie  Sole  unb  9)turterlauge  oon  SB., 
bie  Sdwefeltberme  be^  naben  2aoep,bas  milbeKlima, 
bie  fet one  unb  gefdm&te  £age  it.  f.  tv>.  haben  SB. 
aud?  ali  SBabe«  unb  ^enüonäort  in  Ülufnabme  ge= 
brad?t,  ber  aud;  im  ^erbft  jur  'i rauben fur  nod) 
viel  beüirbt  ift.  Sfiblid?  pon  SB.  bie  krümmer 
be«  14G5  jerftörten  6<bloffe«  3)uin.  fröber  dbä- 
tcl  beSB.  :Kad>  Sitten  fübrt  ein  Saummeg  über 
ben  s$ai  be  Gbeoille  (2049  m)  am  ^upe  ber  25iable= 


xcti;  nad)  bem  9(lpentb.a(e  ber  Ormonts  ber  (Eol 
be  la  (£reir  (1739  m).  —  SBgL  Stambert,  B.  et  ses 
enrirons  (^aufanne  1871);  Gebert,  SB.  aU  Kurort 
(SBcrl.  1874). 

«cr.battj,  2Rütel:r  9iieber-  unb  Ober*,  btti 
nabe  bei  einanber  liegenbe  Dörfer  im  SBegirt^arat 
Homburg  bed  bapr.  iHeo . --ikj.  $fal) ,  an  ber  SBlie« 
unb  ber  fiini«  ü)Jannbcim:9{eunlird?en  ber  ^fdlf. 
SubroigÄbabn,  baben  (1900)  jufammen  8084  C. 
(3969,  704,  3411),  barunter  2852  (Süangelifd>c. 
^oft,  "lelegrapb,  )>oei  eoang.  unb  eine  tatb.  Äirdbf 
in  9)littel--SBerbad);  Jbonmarenfabrilation ,  febr  er 
giebige  Steinfoblengruben  unb  SBergbau  auf  ßifen 

©eb  ober  SB  ei  (türl.  Xitel),  f.  SBeg. 

Bey.r  bei  paldontologifcben  ?iamen  »bfürjuna 
für  feeinr.  Grnft  SBepridj  (f.  b.). 

^cricr,  Stuguft  oon,  »rdjitelt,  f.  SBb.  17. 

*cpcr ,  ©uft.  öriebr.  Pon,  preup.  ©eneral  ber 
Infanterie,  geb.  26.  gebr.  1812  ju  SBerlin,  trat  1829 
in  ba«  preup.  19.  Infanterieregiment,  befugte  1835 
— 38  bie  SlUgemeine  Ärieg^fdpule,  rourbe  bann  gut 
Artillerie  unb  ju  ben  Pionieren  tommanbiert  unt 
1841—44  im  topogr.  SBureau  beö  ©cneralftabe? 
oenoenbet.  1849  nabm  SB.  aU  Sioiilonsabiutant 
am  gelbjuge  in  SBaben  teil  unb  würbe  im  Septem 
ber  al  v  Hauptmann  in  ben  ©ropen  ©eneralftab  re. 
fept.  SBon  1850  bi$  1860  mar  er  ÜKitglieb  be^  ftrieat 
nu uiitcn um-? ,  oon  1855  ab  Gbef  ber  Sentralabtei 
lung,  tourbe  1859  in  ben  Abelftanb  erbeben  unt 
1860jum@ommanbeurbed31.  Infanterieregiments. 
1864  )um  Gommanbeur  ber  32.  ^nfanteriebrigat« 
unb  ber  preuf».  SBefapung^truppen  in  Aranf  furta.  SJ. 
ernannt.  fLli  1866  $reup>n$  Sufforberung  yiz 
Neutralität  oon  äurbeffen  abgelebnt  tourbe,  erbtelt 
SB.  SBefebl,  in  Gaffel  eimurüden,  mobei  er  fiefe  burtb 
feine  iDifipigung  unb  toebonung  allaemeine  »ner 
lennung  ertoarb.  Sobann  perlegte  SB.  ben  öaitne 
veranern,  bie  )ur  Bereinigung  mit  ben  SBapem 
bura>bred?en  moUten,  bei  Gifenad?  ben  Sfikg  unt 
trat  mit  feiner  2)ioifton  »u  ber  SRainarmee,  6r 
ftegte  10.  3uli  bei  £>ammelburg,  befepte  Julba  unr 
vanau,  (dmpfte  24.  ,Xuli  glüdtid}  an  ber  Zauber, 
25.  bei  &elmftabt  unb  betoog  26.  bei  Stopbrunr. 
burd1  feinen  Slnmarfd?  gegen  bie  plante  bee  im  Qe 
fed)t  ftebenben  Aciubeo  biefen  jum  :Hudjuge.  5t ad 
bem  ,\ neben  tourbe  SB.  äommanbant  oon  ^ra;.: 
furt  a.  2».  3m  3)ej.  1866  »um  ©eneralleurnant 
beförbert,  tourbe  er  im  SRai  1867  al«  SRiliidr 
beooUmddjtigter  nad;  KarUrube  entfenbet  unb  trat 
im  gebr.  1868  alä  Hriegäminifter  in  bab.  5)ienftf, 
too  er  bie  9ieorganifation  be*  £eer3  nad)  pTeui 
ÜJiufter  ooUjoa.  1870  übernahm  SB.  ben  SBefebl  bei 
bab.  gelbbioifion,  bie  mit  ber  toürttemberaifcben  tu 
einem  ärmeeiorp*  unter  ©eneral  oon  SBerber  ju^ 
jammenftiefc.  :Ua  et?  ber  6<blacbt  bei  SlBörtb  rourbe  er 
gegen  Strasburg  entfenbet,  baS  er  )undd)ft  c  i  n >  d  L  c 
sJlad)  ber  Groberung  oon  Strafeburg  fiegte  SB.  mit 
ben  SBabenfent  am  Dignon  unb  befehle  35tion.  Jpier 
nad?  lehrte  er  nad)  Mar  Uni  bc  auf  feinen  Soften  alr 
^riegäminifter  jurüd.  Waa)  bem  ^ neben  mit  ,vran! 
rcid?  trat  SB.  1871  in  ben  preup.  3)icnft  jurüd  unb 
mürbe  jum  ©ouoerneur  oon  Äoblenj  unb  dbren 
brettftein,  22.  SRär»  1873  jum  ©eneral  ber  3n- 
fanterie  beförbert,  4  SJafcre  barauf  jum  6bef  be* 
nieberrbein.  ftüfilierregtmentd  9lr.  39  ernannt  unt 
gegen  Gnbe  1880  jur  Xiopofition  gefteQt.  SB.  lebte 
feitbem \u  fieipgig,  »o  er  7.  $ej.  1889  ftarb.  —  Sgl. 
oon  Sd>erff,  5)ie  ^ioifton  oon  SB.  im  aWainfelbjUvi 
1866  OBerl.  1899). 


Digitized  by  CaOOQ 


Segggütr  —  Seijridj  (Sleracntine) 


921 


SBetjflßtur,  in  ber  norbifcben  2Jh>tbologie2)ieneT 
beS  %XCQ  unb  (Ikma bl  ber  SBepla,  bie  and)  ju  prer/S 
2)ienftleuten  gerechnet  wirb.  SB.,  uon  fioti  fcifl  ge* 
nannt,  bebient  bic  ©ötter  bei  GJelagen. 

fBctjle  (fpr.  babli ,  SHarie  Henri,  frans.  Sdjrift* 
fteller,  unter  bem  iMeubonpm  Stenbbal  betannt, 
geb.  23.  San.  1783  >u  ©rcnoble,  machte  als  Sie* 
Gleiter  SaruS  ben  §elb$ug  1800  in  Italien  mit, 
rtmrbe  bann  tlbjutant  beS  OJenerala  Üiicbaub,  nabin 
nacp  bem  ^rieben  uon  ?lmienS  feine  Gntlafiung,  ge* 
langte  1810  als  Hubiteur  in  ben  Staatsrat  unb 
rourbe  balb  jum  3nfpettor  beS  taiferl.  9JlobtliarS 
unb  ber  Krongebäube  ernannt.  1812  begleitete  er 
ben  ©rofeen  ÖJeneralftab  nad?  Slufdanb.  ftacb  bem 
eturje  beS  KaifcrS  wanbte  fia?  SB.  nach  sJ)tailanb,  um 
ber  Kunft  unb  SBifienfdjaft  ju  leben.  Von  ben  £  ner= 
reifem  1821  auSgewiefen,  lebte  er  bann  in  s$ariS, 
bis  er  nach  ber  ^ulireuolution  jum  franj.  (General* 
tonful  in  jrieft  ernannt  mürbe.  T  a  ibm  jebod)  baS 
öfterr.  Kabinett  als  ehemaligem  Sarbonaro  baS  Q  re- 
quatur  oerweigerte,  ging  er  in  gleicher  (figenfebaft 
nacb  eimtaoecdjia.  6r  ftarb  23.  ÜRärj  1842  ju 
^UariS.  S)ie  erften  <yrüd)te  feiner  äfthetifd^tritiieben 
unb  tunftbiftor.  Stubien  maren  bie  «Lettre«  Pentes 
de  Yicnne  en  Autriche  sur  le  celebro  compo- 
situm- J.  Haydn;  suivies  d'une  vie  de  Mozart  etc.» 
($ar.  1815;  teils  quö  bem  Stalienifchen  beS  dav- 
pani  übcvK'kt ,  teils  Original)  unb  «Vie  de  Haydn, 
Mozart  et  Metastase»  (1817;  neue  Slufl.  1872),  bg. 
unter  bem  tarnen  2t.(LSBombet.  $ürfemgebiegen= 
1'teS  2Berl  in  biefer  ÜHichtung  gilt  «Vie  de  Rossini» 
(2  SBbe.  ,  $ar.  1823),  neben  bem  nod>  «Racine  et 
Shakespeare»  (ebb.  1823  u.  1825),  eine  anjiebenbe 
Sfijje,  unb  «Del  romantismo  nelle  arti»  (Slor. 
1819)  peroorjubeben  finb.  2)ie  JHeifeffijjen  «Rome, 
Naples  et  Florence»  ($ar.  1817 ;  3.  »uft.  182G)  unb 
«Promenades  dans  Rome»  (2  SBbe.,  ebb.  1829  u.  ö.) 
gehören  ju  ben  geiftreidjften  SBücbern  über  Italien. 
Unter  feinen  SHomanen  erregte  «Le  Rouge  et  leNoir» 
(2  SBbe.,  1830;  6  SBbe.,  1831 ;  1 SBb.,  1870)  bas  gröfete 
Suff  eben ;  «La  Chartreuse  de  Panne»  (2  SBbe.,  1839 
—46;  1  SBb.,  1857)  giebt  eine  anjiebenbe  Sdjilberung 
beS  üebenS  an  einem  Keinen  i tat.  Hofe.  2luS  S8.S 
Wacblaf)  rourbe  neet  ber  'Hornau  «Lamiel»  (Var. 
1889)  oeröffentlicbt  £ eine  SRomane  jeidmen  fieb  auS 
pur*  fdjarfe  SebenSbeobacbtung.  (Sine  Qkfamt-- 
ausgäbe  oon  93.«  Berten  (18  SBbe.,  $ar.  1855—56) 
f  oroie  eine  SfluSgabe  ber  «Correspondance  inedite» 
(2  SBbe.,  1855)  bat  «Jfrofper  2Rerim<e  beforgt.  — 
Vgl.  $aton,  Henry  B.,  a  critical  and  biogra- 
phical  study  (Üonb.  1874) ;  Sflourget,  Essais  de  Psy- 
chologie contemporaine  (Sßar.  1883);  StrpienSti 
unb  be  Stion,  Journal  de  Stendhal  1801—14  (ebb. 
1888);  Stenbbal  (Henri  <8.),  Vie  de  Henri  Brulard, 
bg.  üon  StrpienSli  (ebb.  1890),  eine  1835  wrfafste 
Autobiographie  SB.S ;  9iob,Stendhal  (in  «Les  Grands 
1-IcriTains  francais»,  ebb.  1892);  gargeS,  Stendhal 
diploinate  (ebb.  1892). 

ÜBctjine,  Mail  a vieDv.,  preu^.  Staatsmann,  geb. 
10.  3uli  1765  ju  Königeberg  tn  ber  9ieumart,  |tu* 
bierte  bie  iHedjte  ju  fialle  unb  mürbe  im  ^uftiafadje 
b\i  jum  Hammergcridjt^rat  beförbert.  griebrid) 
fflilbelm  III.  ernannte  ib.  1798  jum  (>)eb.  .Uabmetic- 
rat  unb  übertrug  ibm  ben  SBortrag  für  bie  innern 
«ngelegenbeiten.  5)ie  loidjtigften  Gntfcbeibungcn 
gingen  tn  jener  3"t  nid)t  bon  ben  SDtinifterien,  fon> 
bern  vom  Kabinett  au&,  unb  SB.d  Stellung  mar 
infolgcbefjen  eine  l?5d)ft  einflufereidje.  6ein  Harer 
unb  überjeugenber  Vortrag  gewann  ibm  baö  Skr» 


trauen  be$  Könige.  8Uä  ein  Slnbdnger  ber  «uf» 
lldrung  ftimmte  er  ben  liberalen  $been  ber  tfram 
}Öftfa>cn  dtevolution  ut  unb  wünfd)te  abulid^e  feciale 
iHeformen  aud)  in  $reufeen  burdbgefübrt  ju  feben. 
SöefonberS  bie  gutäsbcrrlidj^bäuerliien^erbfiltnifft» 
bie  in  ^reufeen  nod}  unter  bem  Tmd  ber  ($rbunter= 
tbänigfeit  »u  leiben  Ratten,  ftellte  8.  bem  Könige 
ald  reformbebürftig  bar;  feinem  LMnflm'i  mar  manage 
jeitgemd^e  unb  fegenSrcicbe  Umgeftaltung  auf  ben 
tönigl.  Domänen  )u  i>erbanten.  3tucb  für  bie  au«M 
mdrtige  ^Jolitil  b^atte  50.  in  Vertretung  t>on  £om= 
barb  jeitroeife  ben  Vortrag  im  Kabinett;  feine 
Hinneigung  )u  ^rantreid?  mad?te  ftd?  auf  btefem 
Öiebiete  mebrfadp  jum  9Zacr)tcit  ^jJreufeend  unb  ber 
beutfeben  6ad)e  geltenb.  §m  91oü.  1806  erbielt  3J. 
bie  Leitung  bes  auerodrttgen  i'ciiuiienntuc-  unb 
trat  ie^t ,  entgegengefet(t  feiner  frühem  Haltung, 
mit  SRadjbrud  für  ben  SBiberftanb  gegen  9iapo= 
leon  unb  für  bak  iBünbnU  mit  "M ufdanb  ein.  9lad) 
ber  Aufhebung  ber  KabiiuttSregierung,  nad)  ber 
^Berufung  beS  greiberrn  »om  ©tein  in  ba«  SDtinifte* 
rium,  mu^te  fidj  Ö.,  ber  bei  Stein  foroobl  wie  bei 
Hartenberg  mißliebig  mar,  mit  bem  ftmte  eines 
Vräftbenten  bes  Kammergerid) ti  begnügen,  in  mU 
djem  9BirlungSlreife  er  als  t«tt>orragenbcr  Stmft 
baS  Vefte  leiften  fonnte  unb  leiftete.  Unter  bem 
aninifterium  Slltenftein=3)ol?na  (v3tot>.  1808  bis  3uni 
1810)  mar  SB.  3uftijminifter  unb  madHe  fid)  um 
bie  ÖJrünbung  ber  berliner  Uniwrfitdt  fe^r  berbient. 
$od)  als  Harbenberg  )um  StaatStanjler  ernannt 
würbe,  mufste  er  oon  neuem  auS  bem  iininifterium 
weidjen.  ÜBdbrenb  ber  ScfreiungSlriege  Sioilgou= 
verneur  oon  Bommern,  erbielt  er  nad}  bem  ^rieben 
St|  unb  Stimme  im  StaatSminifterium  unb  würbe 
iülitglieb  beS  Staatsrates,  ©r  war  inSbefonbere  für 
bie  ^uftijüerwaltung  tbatig.  1816  würbe  er  in  ben 
(Srarenftanb  erboben.  9ladjbem  er  1819  mit  SBopen 
unb  9B.  oon  Humbolbt  auS  bem  StaatSbienft  ar- 
fdjieben  war,  lebte  er  jurüdgejogen  auf  feiner  5Je= 
fi&unginSteglifebeiSJerlinfwoerl0.3)ea.l838ftarb. 

»öenpoor  (iBeppore,  $eupur),  englifdpe 
Schreibung  für  Seppür,  f.  SDtalabar. 

öcrjricr),  Glcmentine,  geborene  ödtn,  3ugenb= 
)d)riftftellerin,  geb.  9.  Ott.  1825  ;,u  SJelihfdj,  würbe 
in  ÜJterfeburg.  bann  in  SBerlin  bei  bem  2)tineralogen 
3öei|,  barauf  bafelbft  im  fiuifenftift  erjogen,  beira= 
tete  1848  ben  (Geologen  SB.  in  SBerlin  unb  ftarb  ba- 
felbft  26. 9ioo.  1896.  Sie  begann  1859  für  bie  weib= 
liebe  3ugenbr  inSbefonbere  bas  fog.  SBadfifd>alter, 
(TTjäblungcn  ju  fd)reiben,  bie  in  weidjlicbem  Jone 
gehalten,  boeb  in  (hfinbung  unb  S)arftellung  nidjt 
obne  9iei)  finb.  @S  feien  genannt:  «Vadnjchcben* 
Seiben  unb  greuben»  (1862;  41.  »ufL  1893),  «Cilliö 
^ugenb»  (1871),  «3) rei  Grjidblungen  für  jung« 
DIdbcbcn»  (1872),  «XaS  KrfinjAen»  (1873),  «ftrau 
i  beofe re » (1874), «^rinjeBcben  @oa»  (1874),  «2)a$ 
uierblättrige  Kleeblatt»  (1877),  «Unterm  Sdjnee  n- 
blüht»  (1879),  «Unfere  Selecta»  (1880),  «ßlfcben 
0  olbbaar » ( 1882), «  Vrofefiorentöcbter»  ( 1884),  «vJlöS^ 
d>en  im  3Jioofe»  (1885),  «2)ie  Stieffd)weftern»  (1886), 
«Allein  XinaS  fiehrjabre»  (1887),  «Vom  SBadfifcb  iur 
Ü)latrone»(1888),  «Seines  OlüdeS  Scbmieb»  (1889), 
«5)ie  ©eiebwifter  l'eonbarbt»  (1890),  «21uf  Irrwegen» 
(1891),  «lante  Negine»  (1892),  «griebaS  2Jläbd)en: 
jähre»  (1892),  «$aS  Heimchen»  (1894),  «HanS  unb 
Hanna»  (1895),  «Unfcr  Sonnenfdbcin»  (t897).  9facb 


f ranj.  Vorlagen  bat  fte  frei  bearbeitet :  «Vater  GarletS 
Wlegetinb»  (1876),  «2)oriS  unb  35ora»  (1879), 
«Ser  ©eg  jum  ©litcf » (1881),  «(Slfriebe»  (1890). 


Digitized  by  Google 


93eijrid>  (<&mft)  —  Seja 


SBetjridj,  Grnft,  ©eolog  unb  9kldontolog,  geb. 
31.  Hug.  1815  ju  SBertin,  war  ^rofeffor  ber  @eo= 
logie  an  ber  Unioerntdt  bafelbft  unb  9Jlitbireftor 
ber  preufc.  ©eolocüfdben  2anbe«anftalt  unb  ftarb 
9. 3uU  1896  in  93erlin.  Qx  fdbrieb  «93eitrdge  ,uir 
Äenntnt«  ber  SSerfteinerungen  be*  rbein.  Ubers 
gang«gebirge«»>  (93erl.  1837),  «über  einige  b&bm. 
Jrilobiten»  (ebb.  1845),  «Unterfucbungen  über  bie 
Srilobiten»  (ebb.  1846),  «3Me  äondjplien  be«  norb= 
beutfcpen  Sertiärgebirge«»  (6  öefte,  ebb.  1853 — 57), 
-über  bie  Grinoiben  be«  3Jlufd)eltalt«<»  (ebb.  1857), 
*  Ü  ber  Semnopithecus  pentel  icua»  (ebb.  1 860),  «fl  ber 
eine  Äoblenfaltfauna  oon  Jimor»  (ebb.  1865),  «über 
einige (Sepbalopoben  an-?  bem  9JMdjel fall  ber  Sllpen 
unb  übeT  oerwanbte  Slrten»  (ebb.  1867).  Sud)  batte 
er  bie  fieitung  ber  in  ber  Su«fübrung  begriffenen 
«©eologifdjen  Äarte  oon  iSreufien  unb  ben  tbüring. 
Staaten»  (t :  25000).  —  33gl.  2>ame«,  ©ebddjtni«: 
rebe  auf  6mft  99.  (S&erl.  1899). 

©cor ich ,  5erb. ,  cbem.  Zedmtfer ,  33ruber  be* 
borigen,  geb.  25. 9too. 1812  in  93erlin,  würbe  bafelbft 
»potbefer,  wanbte  aber  fpfiter  fein  Sntereffe  »et 
J&erfteüung  ppotogr.  ßbemifalien  für  ben  Äollo^ 
btumprojefe  ju ,  befi  en  93ebarf «artifel  bi«  labin  faft 
au«fäMiefelid)  oon  jfranlreid)  geliefert  würben.  IB. 
würbe  baburd)  ber  Q3egrünbeT  ber  pbotogr.*d)em.  3n* 
buftrie  Seutfcblanb«.  Später  betrieb  er  bie  f>er= 
ftellung  aller  ppotogr.  93ebarf*artÜel  unb  jog  ftdb 
1861  gdnjlicboon  ber  ^Sbarmacie  jurüd.  93efonbere 
83erbienfte  erwarb  er  fid>  burd)  3Jlitbegrünbung  be« 
$botograpbifd)en  SBerein«  (1864)  unb  be*  herein* 
jut  Jörberung  ber  ^potograpbie  in  SBerlin  (1869). 
er  ftarb  29.  Sug.  1869  ju  Berlin. 

»etofdjlag,  iRobert,  OTaler,  geb.  1.  3«U  1838 
in  SRörblingen,  befudjte  bie  Sltabemie  oon  ÜRün&en, 
wo  er  mit  öaufdjilb,  Scbmoifer  u.  a.  ui  ben  SiaaV 
folgern  feine«  gebreT«  "5b.  <yol&  geborte.  Sie  ©egen« 
ftdnbe  feiner  ©emdlbe  fmb  meift  Iprifdjer  ober  ibph 
lifdjer  Statur  unb  fdrtpfen  au«  bem  reiben  Stoff 
be*  grauen*  unb  giebeleben«,  ba«  er  meift  im  beut« 
fcben  ^enaiffancegewanbe  toloriftifd?  rcijooll,  aber 
nicbt  obne  eine  gewiffe  Monotonie  unb  Sentimen-- 
talitdt  barftellt.  von  feinen  gröfiern  Äompofttionen 
fmb  beroorjubeben:  ypbigenie  auf  Sauri«  (1861), 
2>a«  93itbni«  be«  ©cliebten  (1871),  ftrilbling«  Qx- 
wacben  (1874),  5)er  fcodjjeitsjug  (1876),  SRutter* 
alüd,  93rfldemolI,  ftrübling  im  Mittelalter  (1878), 
2antcben3  «efu*,  $ie  Sorftotette  (1892). 

3)ct)fd)laa,  SDillibalb,  eoang.  Sbeolog,  geb.  ;u 
^rantfurt  a.  Uli.  5.  Sept.  1823,  ftubierte  1840—44 
)u  33onn  unb  93erlin  Sbeologie  unb  würbe  nad)  tur* 
iem  9iitariat  ju  Äoblenj  1850  als  fülfSpfarrer  nad) 
Irier,  1856  al«  ßofprebiger  nad)  Äarl*rube  berufen. 
Öier  nabm  JB.  al«  SJerteibiger  be*  Äirdjenregiment* 
gegen  bie  liberale  Agitation  an  bem  1858  wegen 
Einführung  ber  neuen  Ngenbe  auSbredjenben  bab. 
ftirdbenftrett  tebbaften  Anteil.  1860  würbe  er  ald 
froren or  ber  praitifdjen  Jbeologie  nad)  öallc  be= 
rufen.  Sil*  feit  1873  bie  fpnobale  SBerfaffung  ber 
altpreufe.  fianbe^lirdje  xni  Seben  gerufen  warb,  be= 
grünbete  58.  bie  ÜHittelpartei,  burd)  beren  Unter* 
ftübung  auf  ber  au^erorbcntlid)en  ©eneralfpnobe 
x?on  1875  ba*  iüerfaffung^wert  im  Sinne  ber  üRe* 
aierung  oollenbet  würbe.  Wxt  ffiolterS  grünbetc 
iB.  al«  Organ  ber  3)littel»artci  bie  9Honat«fd)rift 
«2)eutf£beDang.5Blätter».  1886  ging  öornebmli*  von 
ibm  bie  Anregung  jur  ©ilbung  be«  «(fwangcUfdjcn 
33unbc«  sur  vÜ»abrung  ber  beutfcfcprot.  ^ntereffen» 
(f.  b.)  au#.  Qx  ftarb  25.  9iot>.  1900  in  &aüe.  95on 


SB.«  Sdjriften  fmb  )u  nennen:  «äu*  bem  2eben 
eine«  Jrüboollenbeten»  (SBiograpbie  feine*  93ruberr 
^ran>  5B.,  2  Jlev  JBerLl859  ;  7.»ufl.,  JpaU«  lSSö', 
»ßbriftologie  be*  9teuen  Jeftament*»  (»ert.  1866», 
•$ie  ^ultnifdje  Ibeobicee  9iöm.  1  — 11»  (ebb.  1869 : 
2.  Jlufl.,  öaüe  1896),  «Ä.  3.9lit»fa>,  eine  ?id?tgeftjl; 
ber  neuern  Äirdjengeicbicpte»  (53erL  1872),  «6rir. 
nerungen  an  »lbred)t  Söolter«»  (öalle  1880),  »$■ 
beutid)=d)riftl.  2)ilbung»  (ebb.  1880;  2.  »ufl.  189«  . 
«5)er  «Itfatboliciämu*»  (1.  bi«  3.  Äufl. ,  ebb.  18W 
—83),  ba*  «geben  3ef u»  (2  93be.,  ebb.  1 885 ;  3.  «u*L 
1893),  «^ieuteftamentlid?e  Jbeologie»  (2  SBbe.,  ebb. 
1891—92;  2.  «ufL  1896),  «Offener  »rief  an  bfn 
bodjwürbigen  93ifd)of  oon  trier»  1893),  «IRr 
land)tbon  unb  fein  Anteil  an  ber  beutfd?en  diefor 
mation»  (^reib.  i.  99r.  1897),  «©obefreb.  (Sin  3»är 
d?en  für«  beutfdje  fiauiJ»  (fcalie  1888;  4. 3lufl.  1897". 
«tSbriftenlebre  auf  ©runb  be«  fleinen  lutb.  Äate 
4i«mu«»  (ebb.  1900),  bie  ©ebidjtfammlung  *39lüten 
juaufe  rem  Seben«weg»  (ebb.  1893)  unb  «9n? 
meinem  Seben»  (2  %lt.t  ebb.  1896—98). 

bez.  ober  b.,  auf  Äur^jetteln  =  bejablt,  b.  b  e* 
fanben  ju  bem  angegebenen  greife  Umfdtte  ftatt 

«Be^a,  Iboobor,  eigentlid)  be  JBeje,  na<b  dal 
bin  ©aupt  ber  reform.  Jttrcpe  ju  ©enf,  oeb.  24. 3uni 
1519  )u  SBejelap,  aui  altem  burgunb.  ätxl.  fei: 
1528  bon  bem  beutfdjen  ^umaniften  3)teld?ior  Sol; 
mar  erlogen,  ftubierte  feit  1535  ju  Orle^an«  tu 
iKedjte  unb  ging  1539  nad)  $ari3,  um  feine  iurift. 
2t)dtig!eit  ju  beginnen,  ^m  VHefit»  reidber  ^frün; 
ben,  jugleia^  burd?  bie  öerau^gabe  feiner  «Jn- 
venilia»  ali  $umanift  unb  !Did)ter  berübmt,  fab 
ftd)  ®.  am  Öingang  einer  gldnjenben  Saufbabn,  al* 
er  nad?  einer  fdjmeren  Hrantbeit  befdjlofe,  fub  gan;, 
bem  T  icn  jt  ber  ^Reformation  }u  wibmen.  1548  traf 
er  in  ©enf  ein  unb  übernabm  1549  eine  ^rofeifur 
ber  gried).  Spradje  an  ber  Sltabemie  ju  Saufanne. 
5)ort  fdbrieb  93.  gegen  ben  berüd)tigten  Kefierridjter 
Bieter  Sijet  bie  Spottfa^rift  «Passavantias«,  mfb- 
Tere  bramat.  IBearbeitungen  t>on  altteftamentlidsm 
©efd?i*ten  unb  vor  allem  eine  überfe&ung  bei 
^falmen,  weld)e  in  ben  franj.:  reform.  (Bottee- 
bienften  allgemein  gefungen  würben.  Hn  ben  ftr& 
lidjen  Ädmpfen  nabm  er  teil  burd)  ÜBerteibigan* 
ber  ©aloinfcben  <Brdbeftination«lebre  gegen  üwlfe; 
unb  ber  Verbrennung  Seruet«;  1557  war  er  2Rtt; 
glieb  einer  ©efanbtfdjaft,  weld?e  bie  groben  iton^ 
tone  ber  SA  weis  unb  bie  eoang.  dürften  T>eutid- 
lanb«  beftimmen  follte,  ber  fr  an*,  äiegterung  $or 
ftellungen  ju  ©unften  ber  ©albenfer  in  Stenum! 
unb  ber  verfolgten  SBrüber  in  $ari*  ju  mal; 
1559  fiebelte  93.  al«  ^rebiger  unb  ^rofeffor  bei 
Geologie  nad)  ©enf  über,  unb  oerlieb  bie  Stobt 
1561  nur,  al«  e«  ben  ittnfebein  gewann,  ta%  in 
granlreid)  ber  ^Jroteftanti«mu«  ben  Sieg  baoon- 
tragen  werbe,  war  auf  ben  ÜKeligion«gefprdd>en  vi 
^oiffp  (Sept.  1561)  unb  ju  St.  ©ermain  (^an. 
1562)  ber  Spredjer  ber  ^roteftanten  unb  wirftr 
ooll  (Sifer  für  bie  Sacbe  ber  Hugenotten,  bi«  bureb 
ba«  oon  (Eonbe*  angenommene  $acin(ation«ebift 
oom  12.3)tärjl563  bie  9lieberlage  entfdjieben  wct. 
darauf  lebrtc  93.  nad)  ©enf  jurüd  unb  warb  1564 
Saloin«  9kd)folger  in  ber  Leitung  ber  (5^nf<t 
Äirdje.  Qx  leitete  bie  Spnoben  m  2a  SiocbcOc  1571 
unb  ju  9time«  1572,  wo  er  ftd)  Morel«  Eintrag  auf 
Sinberung  ber  Äird)enjud)t  wiberfefite  unb  bie 
gebre  burepfeftte,  baf»  im  Äbenbmabl  ber  2eib 
(Sbrifti  feiner  Subftanj  nad)  empfangen  werbe, 
ging  1574  in  ©efd)äften  be«  $rinjen  Conbe"  an  ben 


Digitized  by  Google 


©ejau  - 

pfdlj.  öof  unb  man  ficb  158G  bei  bem  ^Religion*« 
gefprdd)  ju  SDcömpelgarb  mit  ben  württemb.  Jbeo* 
logen,  befonber*  mit  3a(.  Hnbred.  SB.  ftorb  13.  Ott. 
1605  in  ©enf.  2)urd)  entfcbiebene*  Gingeben  in 
bie  ftrengen  ©runbfä&e  Saloin«,  in  befien  ©eifte 
er  ber  ©eufer  Äiräje  träftig  ootftanb ,  t^atte  SB.  fid) 
}um  Raupte  feiner  Partei  emporgefdjwungen  unb 
40  3abre  ba*  Mnfeben  eine*  Patriarchen  aenoncn, 
obne  beffen  3uftimmung  (ein  widriger  Stritt  ge» 
fcbab.  Um  Gtnbeit,  3)auer  unb  ?jeftigleit  in  feiner 
Kirche  ju  erhalten,  opferte  er  feine  eigenen  SJcei« 
nungen  ben  einmal  angenommenen  Salotn*  auf 
unb  oerteibigte  ihre  Behren  beftimmt,  gewanbt  unb 
begeiftert,  oft  aud)  mit  einbringenber  Sdjärfe  unb 
Sßerbbeit.  5Bon  feinen  Sdmften  fdbäfct  man  nod) 
bie  eregetifdjen;  bie  a@efd)id)te  ber  Reformierten 
in  ftranlreid)  oon  1521—63»  (neue  Slu*g.  pon 
SBaum  unb  Gunifc ,  par.  1883  fg.)  ift  Pon  ipm  mit 
rebigiert.  Sein  SBrtefmedjfel  mit  Salotn  befinbet 
fid)  m  ber  SBibliotpe!  ju  ©otba.  —  SBgl.  SaMoffer, 
Seben  be*  Ibeob.  be  33.  (öeibelb.  1809);  SBaum, 
Xfceob.  58.  (2  SBbc.,  2pj.  1843—51);  Seppe,  Stbeob. 
SB.*  Cebcn  unb  au*gemäblte  Sdjriften  (Glberf .  1861) ; 
$roo*bij,  Theodoras  B.  (Seib.  1895) ;  SJairb,  Theo- 
dore B.  (2onb.  1900). 

©egau,  3)orf  in  ber  öfterr.  SBejirtebauptmann* 
febaft  SBregenj  in  Vorarlberg  unb  fcauptort  be* 
SBregenjer  ffialbe«,  in  637  m  f>obe,  an  ber  SBre« 
genjer  «d)e,  bat  (1890)  923  G.,  SBejir!*gerid?t 
(22  ©emeinben,  30  Drtfcbaften,  14743  G.),  ^fan= 
lirche,  H apn jinerf  irebe  unb  133  nur  im  Sommer  be« 
wobnte  Sllpenbütten.  3)er  langgcftredte  Ort  liegt 
in  einer  bübfdjen  grünen  Ubalrceite  am  ftufie  ber 
SBejegg  (850  m),  wo  bi*  1807  ba*  böljerne  9tat« 
bau*  be*  innern  SBregenj  er  2Balbe*  ftanb,  in  bem 
cb  ber  freigemdblte  Sanbammann  unb  bie  ©e* 
febmorenen  jdbrlid)  oerfammelten;  ipre  Sßefcblüffe 
hatten  @efehe*traft.  3etjt  ftebt  ein  einfadje*  5>tnh 
mal  an  beffen  Stelle. 

«cjbftit  (fpr.  b**babn),  ©rofe « ©emeinbe  im 
Komi  tat  SBdc*  «  SBobrog  in  Ungarn,  linl*  oon  ber 
Donau ,  bei  ber  Ginmünbung  be*  gjanjenalanal*, 
ber,  108  km  lang,  20  m  breit,  2  m  tief,  bie  SDonau 
mit  ber  Sbeip  oerbinbet,  bat  (1890)  8366  meift 
magpar.  (1705  Seutfcbe)  G.,  $oft,  2  ClmübUn,  be« 
beutenben  ©etreibebanbel.  SB.  liegt  8  km  oom  San« 
buna*platt  für  bie  $onaubampffdnffe. 

»c|e  (fpr.  bdbf),  be,  f.  SBeja,  £b«obor. 

ittcjctnfrrioon,  f.  SBefemfdjon. 

©cjcttclung,  im  beutfeben  3ollmefen  bie  SBei« 
gäbe  oon  amtlnpen  8u*meifen  bei  28arenrran*« 
Porten,  weldje  im  3ntereffe  ber  3oUftd?erbeit  einer 
Kontrolle  unterliegen,  tote  j.  SB.  oon  SBegleitfdjcinen 
(f.  b.),  £egitimation*fd)einen  (f.  b.)  u.  f.  »o.  trüber 
mürben  bafür  befonbere  ©cbübren  erboben,  bte  man 
Söejettelung*gelber  nannte. 

©cjcitcrt,  Sflejetta,  Sournef olldppcben, 
mit  <5arbftoffcn  oerfebiebener  Ärt  imprdgnierte 
fieinmanbldppdjen,  bie  oorjugSroeife  jum  Sdjminlen 
benuttt  merben.  SBefonberd  gefd)d^t  finb  bie  blauen 
SB.,  bie  in  ©allargue«  bei  9lime8  bergeftcllt  werben, 
inbem  man  Üeinroanbldppdjen  im  Safte  oon  Cro- 
sophora  t inetoria  L.  tränt t  unb  biefe  bann  f o  lange 
bem  Kampfe  oon  faulenbem  ^ferbemift  auäfeftt, 
bi#  fid)  bie  ridrttge  Sarbe  entmidclt  bat;  jur  SBer* 
fd)6nung  ber  ^arbe  werben  fie  bann  nochmals  in 
mit  Urin  oerbünntem  Saft  ber  ^Bflanje  getrdnlt  unb 
enbli* getrodnet.  Z\c  rotenSB.  (aud)  Diofentud) 
ober  SdjminlldppAen  genannt)  roaren  ur» 


e^teH  923 

fprunglid)  bie  feinen  ßreponläpptben,  auf  benenbei 
ber  SBereitung  be*  Äarmin*  biefer  getrodnet  roorben 
mar.  3e|t  werben  biefelben  meift  eigen*  auößrepon 
ober  feiner  boUänb.  Öeinwanb  bargefteüt  unb  mit 
Cochenille  gefdrbt.  Sie  bienen  )um  8 chminfe n,  jur 
Färbung  pon  fiiqueuren,  Äonfitüren  u.  f.  w. 

SBejichang  (in  ber  fiogif),  f.  IRelation. 

<Pc^iepung^gcf ct|  (nad)  3Bunbt),  engl,  law  of 
relativity  (nad)  Söain),  in  ber  ^fpdjologie  bie  aß* 
gemeine  2batfa(be,  bafe  bie  fubjeltioe  SBeurteilung 
unferer  innern  SBorgfinge  in  allen  gälten  ab« 
bdngig  ift  oon  ber  SBejietrang  berfelben  )u  irgenP 
meltpen  anbern  gleid?jeitig  gegebenen  ober  repro* 
bujieTbaren  3ufl<Snl><"-  SEßäbrcnb  SBain  biefet 
Jbatfadje  nur  eine  qualitarioe  SBebeutung  beilegt, 
wirb  fie  pon  SBunbt  vornehmlich  für  bie  ©r&fjen< 
fd?äfeung  geltenb  gemaobt.  %n  biefem  Sinne  wirb 
).  SB.  ba*  SBeberfdje  ©efe^  in  ber  ^fpdjopbpfi! 
(f.  b.)  al*  ein  Specialfall  be*  allgemeinen  SB.  auf« 
gefaxt,  b.  h.  bie  ^ Kitiacbc  ba|  gleiten  abfoluten 
6mpfinbung*unterfd)ieben  gleidje  relatioe  JHeij« 
unterfebiebe  entfpredjen,  barauf  jurüdgefübrt,  bap 
wir  (ein  abfolute*,  fonbern  lebiglicb  ein  relatioe* 
sJ)tap  für  bie  3"tenfitdt  ber  ßmpfinbungen  baben. 
Gbenfo  lann  man  bie  SHelatioitdt  in  ber  SBeurteilung 
ber  rdumliAen  unb  jeitlicben  ©rftpen  unb  ber  SBe» 
wegungen  bem  SB.  unterorbnen. 

miietS  (fpr.  befteb).  DÄrronbiffementim  franj. 
Deport,  grault,  pat  1744,C7  qkra,  (1896)  179337 
6.,  99  ©emeinben  unb  jerfdllt  in  bie  12  Äantone 
?lgbe ,  S8e"barieur,  SB.  Kanton  I  unb  II,  (Japeftang, 
Slorenfac,  ÜWontagnac,  SHuroiel,  ^jena*,  SHoujan, 
St.  ©eroai*,  Serotan.  —  2)  £>au  pt ft ab  t  be*  Slnon« 
biffement*  SB.  im  franj.  3)epart.  grault,  früher 
SBifd)of*fift,  in  Sangueboc,  74  km  oon  OTontpeUier, 
unweit  be*  SWittclldnbifcben  3Jleer*  unb  an  ben 
fiinien  SBorbeaur=(Sette,  SB.-.3Wbarieux«St.  Se'oerac« 
SRobej  (193  km)  unb  SB.«Cobeoe  ber  Sübbabn 
unb  ber  fiinie  SDlontpeüier  ■  SB. « 6i  Cbinian  ber 
.vi er ault bahnen,  liegt  in  ieböner,  jugleid)  fmdbt- 
barer,  trefflid;  angebauter  unb  gefunber  ©egenb  am 
Kfiftenfluf»  Orb,  unfern  oon  feiner  SBereinigung  mit 
bem  Sanol  bu  2Ribi  unb  ift  mit  ben  Seebdbem  oon 
Serignan  burd)  eine  5)ampfftrapenbabn  oerbunben. 
3)ie  ©tobt  bat  ein  Jribunal  erfter  ^nftanj,  ^anbel*« 
gerid)t,  Kommunal  College,  eine  Ctonomifd)e  unb 
eine  SKrcpdologif  Ae  ©efeüfcbaft,  früber  eine  1723  ge« 
ftiftete  äfabemie  ber  SDifjenfdjaften  unb  Äünfte,  eine 
öffentliche  SBibliotbel,  2)iufeum,  ein  Übeater,  2  3«* 
tungen  unb  eine  alte  febon  353  ermähnte  Kirche. 
$ie  (Sinwobnersabl  bat  fieb  feit  20  3abren,  befonber* 
burd}  6inwanberung,  oerboppelt  unb  beträgt  (1896) 
41706,  al*  ©emeinbe  48012  G.  $ie  ©amifon 
bilbet  ba*  81.  Infanterie«  unb  ba*  13.  Gbaffeur« 
regiment.  SB.  bat  Sffiollfpinnereien,  Seiben«  unb 
ffioUmanufaCturen,  SBranntwein«  unb  Spritbren« 
nereien,  au^erbem  >ablrei du-  anbere  ehem.  Aabrifen : 
Öanbel  mit  ©ctreibe,  Seibe,  Cl  unb  öiqueuren 
unb  oorjüglidjen  2Beinbau. 

SB.,  ba*  Beterrae  ber  gall.  3>ctofagen,  wirb  al* 
röm.  Äolonie  unb  Station  ber  ftebenten  fiegion 
Beterrae  Septimanorum  genannt  unb  weift  noeb 
Altertümer  (röm.  Hmpbitfjeater)  auf.  G*  blühte 
befonber*  im  4.  ^ahrh. ,  würbe  oon  ben  SIDeftgoten 
erobert  unb  jweimal  faft  gan»  jerftört.  2)ie  frdnL 
©rafen  oon  Septimanicn,  welche  in  SB.  refibierten, 
machten  fid)  im  10. 3abrb.  unabbdnaig  unb  ftellten 
fid?  fpäter  unter  bie  ©rafen  oon  SBarcelona.  3" 
ben  3l(bigenfer(riegen  würbe  SB.  bie  fcauptftabt 


Digitized  by  Google 


924  Öqtfferun 

Stögers,  beS  Steffen  iRaimunbS  VL  oon  Toulouf  c,  abet 
üon  bem  Kreujbeere  unter  bem  Segaten  ÜJtilo  unD 
bem  ßiftercienferabt  Slrnolb  22.  ^uli  1209  erftürmt, 
wobei  angeblich  7000  ß.  in  ber  9Jtagbalenenftrcbc 
©erbrannt  unb  20000  ermorbet  würben.  $m  grie* 
ben  oon  1229  tarnen  bieöänber  beS  Btcegrafen  oon 
B.,  (Sarcaffone  unb  Sllbi,  au  bie  Krone  $rantrei(b. 
3m  16. 3aprb.-  warB.  etnöauptort  ber  Hugenotten. 
$)ie  fteftungSroerte  würben  1632  geidjleift.  —  Bgl. 
Sabotier,  Histoire  de  la  ville  et  des  6vcques  de  B. 
(BejierS  1854). 

©ejifferung,  auch  ©eneralba&fcbrif t, 
Gignatur  ober  Tabulatur,  bie  Slnbeutung  beä 
barmonifdjen  SnbaltS  eines  TonftüdS  burd)  3ablen 
unb  anbere  3eidjen  über  ober  unter  ben  9toten 
beS  Basso  continuo  (f.  ©cneralbaf})  bebufS  ber 
Begleitung  auf  Tafteninftromenten  (Klaoier  unb 
Orgel).  2>aS  2öefen  berB.  beruht  barauf,  bafc  man 
ben  äccorb  als  3ufammentlang  eines  BafetonS  mit 
beftimmten  3ntcn>allen  bentt.  $er  Ba|ton  ift  als 
'Kote  gegeben,  bie  baju  gehörigen  {Jnteroalle  werben 
in  gorm  oon  3tft«m  mitgeteilt.  2)aS  Berfabren 
bariert  aus  einer  3ett,  bie  ben  Begriff  beS  2>rei= 
tlangS  im  Sinne  SlameauS  (f.b.)  noch  nicpt  lannte. 
Qi  ift  medjanifcb,  aber  febr  praftifch,  eine  oorjüg; 
lidje  ärt  mufttalifcber  Stenographie.  Obgleich  bie 
moberne  Harmonielehre  auf  anbern  ©runblagen 
tu ju ,  bat  fte  beSbalb  bie  alte  B.  unb  au*  bie  Se- 
ilen nun a  ber  3lccorbe,  bie  aus  ber®.  heroorging, 
beibehalten.  (6.  Begleitung  unb  ©eneralbafc.)  — 
Beim  elementaren  Stngunterricbt  »erben  mitunter 
3iffern  gebraucht,  $u  bem  3wed,  bie  9cotentcnntniS 
ju  umgeben. 

«ejigue  (fpr.  bertbg),  aud>  Be'üque  ober  8e= 
f  igue,  ein  im  18.  3abrb-  febr  beliebtes  Kartenfpiel, 
baS  jpater  au  tun-  ©ebraueb  tarn,  jebod)  um  1870  in 
(Snglanb  wieber  aufgenommen  mürbe  unb  jetu  aud? 
in  2)eutfcblanb  verbreitet  ift.  "Um  jwedmäjjtgfteu 
wirb  B.  oon  jmei  Berfonen  gcfpielt  unb  jwar  mit 
jwei  untereinanber  gemifebten  Biquetfpielen.  3eber 
Spieler  erbalt  junftebft  8  Karten;  bie  folgenbe Karte 
wirb  offen  Eingelegt  unb  bejeidmet  bie  Trumpffarbe. 
9tad?  jebem  Stieb  nimmt  jeber  Spieler  eine  »on  ben 
noch  nidjt  oerteilten  Karten.  Ber  in  feinen  Karten 
aleicbjeitig  bie  ^iquebame  unb  ben  Garreaububen 
feeft&t,  fagt  B.  an  unb  legt  bafür  40 an;  wer  2  Bique- 
bamen  unb  2  ßarreaububen  gleidpjettig  beft&t ,  legt 
für  double  Bezique  500,  ben  bei  biefem  Spiele 
böcbften  ©ewinn,  an.  Slucb  anbere  Kartenjuf  ammem 
ftellungen  bringen  bem  Beftfcer  befonbem  ©ewinn, 
unb  jwar  SequenS  250,  4  »ffe  100,  4  Könige  80, 
4  Königinnen  60, 4  Buben  40,  König  mit  Königin  in 
ber  Trumpffarbe  40  unb  in  jeber  anbern  ^arbe  20, 
7  Trümpfe  10,  jcbeS  SlS  mit  ber  3«hn  10,  ber  lefcte 
Stieb  10,  Trumpffteben,  wenn  ausgespielt  ober  jum 
(Sintaufcpen  beS  aufgelegten  Tntmpfes  oerwenbet, 
ebenfalls  10.  3"w  nnlegeu  ber  Äablenwertc  be= 
bient  man  ftch  gewöhnlich  Heiner  Täfelcben,  Beuque; 
regifter  genannt,  bie  bureb  Stellung  breier  3eiger 
auf  ubrartig  eingeteilten  3ifferblättern  ben  Betrag 
beS  ©ewinnS  nach  3«bnem,  öunbertern  unb  Tau= 
fenbem  bejcidjnen.  »uf  ber  SRüdfeite  biefer  Tafel: 
<ben,  beren  jeber  Spieler  eins  bebarf ,  ift  eine  über; 
ficht  ber  Söerte  ber  oerfdriebenen  gewinnbringenben 
Kartenjufammenftellungen  angebracht. 

Owff  >  in  wörtlicher  Bebeutung  baS  oon  einer 
Kreislinie  Umfcblofjene,  ein  beftimmteS  ©ebiet,  \.  B. 
StaMbejirt,  ^agbbejirf.  Bei  ber  polit.  Ginteilung 
beS  Staates  wirb  ber?luSbrud  B.  meprfad?  für  ein 


—  öejirf 

beftimmteS  BerwaltungS*  ober  ©eriebt^flebiet 
braudn.  SDäbrenb  in  ber  je|(igen  3>eutl'd?en  <S«ridn* 
oerfaffung  baS  SUort  B.  eine  tedmiiebe  ©ebtutunj 
nicht  mehr  bat,  ift  baSfelbebieeigentlicbe^Be^eid?nuiu 
für  bie  mittlem  BerwaltungSembeiten  in  faft  auru 
Staaten  S)eutfcb.lanbS.  —  yn^reufeen  touxt*  bk 
beutige ürganifation  berB.  (9tegierungdbe}tTte' 
burd?  bie  Steinfdje  ©cf  efegebung  oon  1808  gef  dbäffen: 
an  bie  Stelle  ber  Kriegs^  unbS>omdnentamraem  tu- 
ten  bie  beutigen  BejirtSregierungen.  Stucb  bei  ben 
territorialen  Neuerwerbungen  ber  fpatem  3«*  wurb« 
biefe  ßinrivbtung  überall  burdjgefübrt;  bie  3*bl  ber 
B.  betragt  35.  Urfprüngticb  waren  bie  ^Regierungen 
tollegtal  organifiert  unb  in  mehrere  uule^t  bren 
Mbtetlungen  gegliebert,  welcbe  in  ber&auptfadxalr 
felbftänbige  Bebörben  arbeiteten.  2>aS  2$eTbdÜni* 
befteht  je|t  noa)  für  bie  {Weite,  tie  itircben-  unc 
■2dntl-,  fowie  bie  britte,  bie  Abteilung  für  btrefte 
Steuern,  2)omÄnenunb5orften;  bagegen  ift  für  bie 
erfte,  bie  $oli)eiabtei(ung,  bie  KoUegialoerfainiiu 
aufgehoben  unb  bureb  baS  ^röfelturfpftern  eri:r: 
worben,  wonad?  bier  ber  StegierungSprafibent  aünn 
entfebeibet.  (Sine  tommunale  Crganifation  ber 
wie  ber  Kreife  unb  ^rooinjen,  befteht  in  $reu$cn 
tu  du.  (StecbtSquellen :  Berorbnung  rom  26.  2-- 
1808,  30.  Slpril  1815, 23.  Ott  1817,  31.  2>ej.  1825. 
©efett  oom  26.  ^uli  1880,  30. 3uli  1883.)  (S.  ave 
BejirtSauSfdjufe.)  —  ^n  Sadjf  en  entfpridjt  ber  & 
($mtSbauptmannfd?aft)bempTeu&.  Äreiie,fc- 
wobl  als  StaatSoerWaltungS:  wie  als  kommunal 
bejirf ;  eine  Sd^öpfung  ber  neueften  „Sät.  tmrb  a 
oerwaltet  bureb  befolbete  Staatsbeamte ,  bie  Smt«- 
bauptleute,  weld>en  BejirlSoerfammlungen  unb  Br 
»trtSauSfcbüffe  als  SelbfroerwaltungSorgane  }ur 
Seite  fteben.  3n  Württemberg  beftebt  eine  am 
löge  6inrid)tung  in  ben  C  b  eramtSbejirfen,  ia 
Bapern  unb  Baben  in  ben  Bejirlsamtcrn, 
in  Sacbfensfflehnar  (BejirlSbirehor),  Sonber? 
Raufen  unb  9teu|  jüngerer  fiinie  (Sanbrat)  in  ben  3?.. 
in  t  it erreich  in  ben  Be}ir(Sbauptmannfcbaften: 
bief  e  Organif  ationen  bienen  aber  tcbi  glid?  ber  Staat? 
oerwaltung,  ohne  bafc  SelbfrocrwalrungSelemrnu 
beteiligt  wären,  dagegen  ftnb  bie  brei  elfai 
lothringifchen  B.  (Cberelfafe,  Unterelfafe,  £r 
thringen)  mehr  ben  preu|.  StegierungSbejirfen  txr 
wanbt,  unterfebetben  ftd)  jeboeb  oon  biefen  bureb  bie 
gewählten  BejirtStage,  welche  auf  @cfe|  ven 
28.  ^luoiofc  vm  unb  15.  3uli  1896  beruhen  unt 
eine  jiemlid)  auSgebebnte  Kompetenj  (befonbrr»  in 
finanziellen  unb  Steuerf  ad>en)  neben  bem  B  c  j  i  r  t  f = 
prafibentenbeS  Staates  baben. 

^u  militdrifcber  vnnndu  wirb  baS  ©ebiet 
beS  S)eutfcbcn  JKetcbS  für  bie  Sanbwehrformatien. 
bie  M entrolle  beS  BeurlaubtenftanbeS  unb  baS  Qr 
fa^wefen  in  22  Sfaneelorpöbejirte  etngetetlt  (1 
2)eutf  djeS  öeerwefen) ;  jeber  SlrmeeforpSbejirt  bittet 
einen  befonbern  (Ma&bcjirf.  Seber  ßrfaRbejirt  ier: 
fallt  in  4—6  Brigabebejirte,  boien  je  1—6  2ant 
webrbejirfe  unterftcllt  finb,  wäbrenb  bie  4  2ant- 
webrbejirfc  Berlin  ber  fianbwebrinfpeltion  Berlin 
untergeorbnet  ftnb.  ferner  befteben  für  bie  öftoi 
fübrung  Kontrollbejirte  unb  ^auptmelbedmter.  $n 
Staaten  mit  Kreiseinteilung  hübet  in  ber  Siegel 
jeber  KreiS  einen  SluSbebungSbejirt,  in  ben  anbern 
Staaten  werben  bie  SluSbebungSbejirfe  bergeftalt 
gebtlbet,  bat;  fte  in  ber  Siegel  nicht  weniger  alt 
30000  unb  nidjt  mebr  als  70000  6.  umfaffen. 
^ebem  aanbwebrbeurte  ift  ein  StabSoffijier  als  Be» 
itrtScommanbeur  (f.  b.)  oorgefettt 


Digitized  by  Google 


Se^irfSabjutQntcn  —  ©egoarfteine 


925 


fBe^irfdabjutantcn,  im  bcutfAcn  £eere  2eut: 
nantS  beS  ahmen  3)ienftftanbe3,  bie  jur  Unter« 
ftflfcung  ber  33ejirfScommanbeure  (f.  b.)  in  ben 
»ureaugcfAdften  auf  2—3  %a\jn  »on  ifcren  Jrup« 
penteilen  abtommanbiert  fmb. 

«cjirf tfatnr,  f.  33ejirt. 

ttejtrf*ar)t,  f.  iUjrfifuv. 

i©cäirf<<au<<frf)u^.  ShirA  bie  neuere  preufj. 
33ermaltungSgefetaebung  waren  für  bie9iegierungS< 
bejirte  neben  ber  jnegierungSbeljörbe  beS  Staates 
93ejirlSrdte  als  33efAluf»bel?örben  unb  ©egirld= 
to t x w a  1 1 u n $  8  g  e  r  i  A  t  c  al-<  3}trwaltung3geri  Ate 
jweiter  Snftonj  n<*A  ©efiAtäpunften  ber  Selbfroer: 
rooltung  gefAaffen  worben.  2)iefe  Drganifation  er- 
roieS  ficb  als  ju  f  AwerfdUig  unb  eS  mürben  barauf 
bin  burd)  bie  neuefte  ©efefcgebung  beibe  33el>drben 
su  einer  einjigen,  bem  33.,  jufammengejogen.  3)er= 
felbe  ift  foroobl  23ejAlufrbel>örbe  als  93erwaltungS: 
c^eri* t  na*  ben  nabern  Specialvorf  Ariften  ber  ®e* 
mc  unb  entf  Aeibet  in  jeber  biefer  GigenfAaften  auf 
®runb  eines  befonbern  Verfahrens  (33efAlufe=  unb 
©treit&erfabren).  SUS  33erwaltung$geriAt  ift  ber  33. 
böbere  3"ftanj  über  ben  ÄreiäauäfAütlen  beS  33e: 
jirlS  unb  untere  3nftanj  unter  bem  Dberoerwab 
tungSgeriAt.  3>en  93orfiti  im  33.  fäbrt  ber  JRegie* 
rungäpräfibent,  beffen  gefetmAer  Stellöertreter  ein 
vom  fl cma  ernannter  93erwaltung$geriAtäbireftor 
ift ;  ferner  gebort  bem  93.  noA  ein  weiterer  Staats» 
beamter  im  «Nebenamt,  aber  auf  ©runb  tönigl.  <5r» 
nennung  an.  3)aju  fommen  mer  oom  3)romnjial» 
auSfAujit  frei  auS  ben  öinwoljnern  beä  33ejirtS  ju 
wdblenbe  SRitglieber.  »Ue  aflitglteber  beS  33.  gelten 
biSciplinarif  A al£  Mütter;  T i c-civli narg er i* t  ift  baS 
Db«rr>erwaltung3geriAt.  2>ie  fäAf»f  Aen  33.,  ebenfo 
bie  in  SaAfemSöeimar,  SAmarjburg « Sonberä» 
baufen  unbföeufe  j.2.  finbSelbfroerwaltungSorgane 
na*  Analogie  ber  preufj.  ÄreiSauSf  Aüffe  (f.  b.). 

»Be jirftfcommanbcur,  im  SeutfAen  SHeiAe 
ber  bem  £anbwel?rbejirf  uorgefehte  StabSoffijier, 
in  ber  fliege!  ein  mattioer.  (S.  33ejirt.)  ßinjelnen 
oolfrei*en  2anbwef>rbejirfen  fmb  ahme  Dffijiere 
mit  bem  JHange  eines  iHegimentScommanbeurS  als 
33.  borgefetit.  $ie  33.  bejieben  als  inaltme  Dffijiere 
bie  gefefe(iAe$enfion,  eine  6tellen}u(age  tum  in  ber 
Siegel  1080  3Jt.  jdtjrliA  fomie  Seruia  unb  2Bob= 
nung*gelbjufAufe.  $en  33.  finb  33e}iriSabjutanten 
(f.b.)  ober  33ejirfSoffijiere(f.b.)  f  owie  baS  erforber» 
liAe  33ureauperfonal  jugeteilt.  2)ie  uom  33.  uertre= 
tene  33ebörbe  beifet  33 e }  i  r  1 3 1 o mm a n b  o.  S)ie  Dffi= 
»iere  be8  33ejirl$fommanboS  tragen  ^nfanterieum-- 
f  orm  mit  ber  Plummer  ber  betr.  JSnfanteriebrigabe  (in 
Berlin  ein  gotif  AeS  «B»)  auS  mei&em,  SRangabjeiAen 
bagegen  auS  gelbem  2RetaU;  bie  Unteroffijifre  unb 
5)lannf  *af  ten  »eifeeWummem  auf  ben2ld?ielllQbpen. 
5)er  33.  leitet  in  bem  iljm  unterftellten  2anbtuebr= 
bejirt  baS  erfatjgefcbflft,  bie  Kontrolle  ber  Dffijiere 
unb  3Jiannfcbaften  beS  33eurlaubtenftanbe«,  bie  ein= 
berufung  unb  ©eftellung  berfelben  bei  ber  Tlob'xU 
madjung  unb  bei  Übungen  fowie  bie  3lufbe»a^ 
rung  ber  33efleibung$*  unb  SluSrüftungSftflde  ber 
im  33ejirt  aufjuftellenben  2anbn>ebr=  ober  SReferbe= 
bataillone.  5)ie  33.  unterfte^en  S3rigabecomman5 
beuren  ber  Sinie,  für  beren  untergebene  ^Regimen-- 
ter  bie  33eür!e  in  ber  SRegel  ben  GrfaH  liefern.  $ie 
Sanbroebrbejirte  gliebem  fid>  für  ba«  ÄontroOge* 
ütafi  in  tfontroUbejirte  mit ioauiptmelbedmtem unb 
aJlelbedmtem  (f.b^,  benen  33ejir^offijiere  (f.  b.)  unb 
flontrolloffijiere  (f.  b.)  uorgefeftt  finb.  »u3  bem  33. 
unb  bem  Sanbrat  beS  ÄreifeS,  ber  ben  Aushebung*: 


bejir!  bilbet  (ober  einem  dljnU(6en  ©eamten),  fe|t  fid) 
bie  ©rfa&tommiffion  (f.  b.)  jufammen,  ber  bei 
ber  Sietrutierung  baS  WufterungSgefdjdft  obliegt. 

©cjirfeicifcnbabtträte  f.  Gifenbabnbeirdte. 

»cjirf tffclbmcbcl,  f.  2Relbedmter. 

*f ^rftfgcrirfitc,  in  Cfterreid)  bie  mit  einem 
33cjirterid7ter  als  33orfteljer,  ber  erf  orberlidjen  3a^l 
r>on  tvinu'In*tern  unb  ri*ter[i*eu  Hilfsbeamten 
befeljten  ©injelgeridjte.  "Uli  Siorfteber  tönnen  San* 
beögerid>tSrdte  beftellt  »erben.  2)ieS  ift  immer  ber 
Sali  für  33.  am  Sil  oon  fianbeS*  ober  5treiSgeri*ten. 
Söefonbere  33.  für  öanbeU*  unb  6eefad)en 
werben  überall  bort  errietet ,  too  ein  felbftänbige* 
6anbel8gerid)t  ober  öanbels*  unb  6eegericbt  be* 
fteljt  (3uri*bitüonSnorm  üorn  1.  Slug.  1895,  §§.  1, 
2,  5;  ©eri*tSorganifation«gefefe  üom  27.  9loo. 
18%,  §§.1,2,  24  fg.). 

©cjirf«gremiumf  f.  ©remium. 

©cjirföpnuprtnannFrfiaft,  in  tfterrei*  bie 
(unterfte)  ftaatlidje  33ern?altungebebörbe  erfter  3n» 
ftanj,  an  beren  Zvibc  ein  33ejtrfSbauptmann 
i tebt .  Sieben  ben  33.  führen  33  Stdbte  mit  eigenem 
Statut  felbftänbig  bie  polit.  Verwaltung  erfter  ^n- 
ftanj  in  ibrem  ©emeinbegebiet. 

tritt ommanbo,  f.  33ejirf8commanbeur. 

S8c3irf<*franfcnfafTen,  f.  Drt*fran!en!affen; 
in  CfterreiA,  f.  ÄranfenoerftAerung. 

©eairf^offijierc,  im  beutfAen  ^eere  biejeni» 
gen  berabfdjiebcten  Dffijiere ,  meldje  bem  33ejir!«- 
commanbeur  (f.  b.)  jur  Unterftügung  beigegeben 
fmb.  33.  finb  in  ber  iHegel  Joauptmelbednitem  ober 
ÜRelbedmtern  (f.  b.)  vorgefe^t  unb  tragen  in  biefer 
Stellung  bie  3ieranttDortung  für  baS  gefamte  .U oiv 
trollmefen  (f.  b.)  innerbalb  ipre*  33eiirtS.  9ld^ered 
entbdlt  bie  öeerorbnung  oom  22.  3cod.  1888. 

tBeitrfäpräfibrni,  f.  33ejirt  unb  ^räfefturen. 

ttegtrttrat,  f.33ejirtSau*f4ufe.  3n  Glfa^Sotl?-- 
ringen  beifjt  S.  baS  auS  bem  33ejirfSpräfibenten 
unb  feinen  JHdten  beftebenbe  Äollegium  (Conseil  de 
Pr^fecture,  f.  ^rdfetturen),  wel*eS  balb  als  35er- 
maltungSgerid)t,  balb  ali  33ern>a(tungSinftanj  felb* 
ftdnbig  entfdjeibet,  balb  bem  33ejirf*prdfibenten  be» 
ratenb  mr  Seite  ftebt.  [f*ulen. 

söcjtrf e»f(tjulc,  f.  »rmenfdjulen  unb  Bürger» 

*Bc jirf  «ifunobe,  f.  ÄreiSfpnobe. 

©cjirftttag,  in  dlfa^:Sotfjringen  33ejei*nung 
für  bie  Conseils  generaux  (f.  33ejirt  unb  träfet* 

«e^irf ^ticrar^t,  f.  Sierbeiltunbe.  [turen). 

©ejir(et»ern»aüiing«8eri^M.93em)altungS* 
geriebtebarfeit  unb  33ejirtdauSf*,ufe. 

»eatrfStnfat,  f.  Grjpriefter. 

%c}oöv  (perf.),  Sbrdnenftein,  bie  fid>  in  ben 
Ifyrdncnljöblen  ber  IHotbirfdje  anfammelnbe  unb 
bort  ju  einer  jundAft  jdben,  fpdter  feften,  runb» 
UAen,  gelbliAm  bis  bräunliAen  Waffe  eintroefnenbe 
Aemtinifeit  ber  Kugen  (Sbfonberung  ber  ^brdnen« 
unb  anbern  Slugenbrüfen).  9Ban  fAricb  U?r  früher 
dljnliAe  öeillräfte  wie  ben  33ejoarfteinen  (f.  b.)  ju. 

iBrjoarftciitc,  runbliAe,  werfAiebenartig  ge» 
fdrbte  unb  aus  meljrf  Aaligen  Sagen  beftebenbe  Äon* 
Iretionen,  bie  n*  im  ÜDiagen  unb  in  bem  3) arm 
oerfAiebener  liere  bilben.  feie  baben  fel>r  üerfAie» 
bene  3«fan"n«nfeftung-  2R<m  teilt  fie  in  gemeine 
ober  beutf Ae,  in  occibentalifAe  unb  in  orientalifAe 
ein.  Sie  orientalif  Aen,  bie  für  bie  toftbarften 
gehalten  werben,  baben  eine  febr  glatte  unb  gldm 
jenbe  DberfldAe,  eine  fAwdrjliAsgrünliAc,  gtdu« 
li*e  ober  blduliAe  §arbe  unb  fefjrbünne  unb  jarte 
fiagen,  bie  faft  wie  bie  S  Aalen  ber  3wiebeln  über 


Digitized  by  Google 


926  ©ejoarrourael  — 

einanber  liegen.  6ie  ftnben  ftd)  bei  ben23ejoarjiegen 
(^afenfl,  Wilbe  3»ege,  Capra  aegagrua  Gmei.)  unb 
beliehen  baurtidcblid?  au»  fiit^ofellinfdut«.  3)ie 
occibentalifdbei:  23.  finb  um' ±  ein  barer,  befteben 
au»  biden  Sagen,  enthalten  Phosphate  unb  rühren 
Donbem  fiama  unb  2$icuna  ber.  $ie  beutf  cpen  93. 
begeben  au*  öaaren  unb  ^flamenreften  unb  fmbcn 
fich  bei  ben  ©emfen  fowie  bei  üJlüüerpferben,  wo  fie 
oft  bebeutenbe  ©röfre  erlangen.  $ie  23.  galten  früber 
al»  unfehlbare  ©egengifte  unb  werben  noch  jefit  im 
Orient  teuer  bejablt  unb  aud)  perfdlfdjt. 

iPeioärrDuricI,  ©iftwurjel,  ber  gewürjbaft 
bitter  fcbmedenbe  SBurjelftod  einiger  Sorftenien 
(f.  Dorstenia ! ,  bef  onber»  t>on  Dorstenia  contrayerva 
L.,  ber  früber  als  jcbweiferreibenbe»  SWittel  bemt&t 
tourbe  unb  in  ämenla  nocb  ich t  gegen  Schlangengift 
angewenbet  wirb. 

*3e*  oär jicgc,  f.  3»«fle  nebft  Xaf.  I,  ftig.  L 

Gesogener  ober  Xraffat,  beim  gejogenen 
2Becbfel  (f.  b.)  wie  bei  ber  »nweifung  benenige,  an 
ben  ba»  Grfucben  jur  3ahlung  ober  bie  änweifung 
geriebtet  ift  (f.  Xraffteren). 

»ejolb,  3llbert  oon,  flaturforfeber,  f.  23b.  17. 

ttejolb,  griebr.  oon,  ©cfcbicMeforfcber,  geb. 
26.  $ej.  1848  in  Elüncben,  ftubierte  in  München, 
©Öttingen  unb  Berlin  ©e  jebiebte,  habilitierte  ftcb  1875 
ald^rioatbocent  in  l'iuiuten,  würbe  1883  Sflitglieb 
ber  SWüncbener  &iftorifcben  flommiffion ,  1884  orb. 
SJrofeffor  in  (hlangen,  1896  in  23onn.  95.  Peröffent« 
liebte:  - •  Kenia  Sigmunb  unb  bie  LHcicbe tvu-ae  gegen 
bie  fcuffiten»  (3  Abteil.,  SWünd).  1872—77).  «3ur 
©e  febiebte  be»  öuffttentum»»  (ebb.  1874),  «.»riefe  be» 
^faljgrafen  Johann  (&fimir.(223be.,ebb.l882— 84), 
«©ejebiebte  ber  beutf  eben  Deformation»  (23erL  1890), 
foroie  fleinere  Arbeiten  in  ber  «friftor.  3*'tfcbrift'> 
unb  ben  Visitationen  ber  IDtüncbener  Sltabemie. 

©ejolb,  ©uftao  Don,  Sireftor  be»  @erma= 
nifeben  ^tufeum», f.  23b.  17. 

©ejolb,  SBilbelmoon,  SWeteorolog,  geb.21.3uni 
1837  in  ÜJtüncben,  befuebte  bie  UniDerfttdt  bafelbft 
unb  in  ©öttingen,  habilitierte  fid)  1861  in  3Jiuncben, 
würbe  1866  aufcerorb.  ^Jrofefior  an  ber  Unioerfitdt 
unb  fpäter  orb.  ^rofeffor  für  matbem.  unb  ange- 
roanbte  ^böfttan  ber  £ed>nifcbenf>ocbfcbule  bafelbft. 
3n  93apern  organifterte  er  1878  ben  meteorolog.23e-- 
obaebtungäbienft  unb  tourbe  T irett er  ber  loniglicb 
bapr.  ©entralftation  Lunchen.  1885  erbielt  er  einen 
5Ruf  an  bie  Uniwrfitdt  23erlin  jugleid)  al»  3)ireltor 
be»  oon  ihm  neu  ju  organifierenben  meteorolog. 
^nftitut».  (Srfchrieb:  «$ie  Farbenlehre  im  öinblid 
auf  ftunft  unb  flunftgemerbe»  (23raunfcbw.  1874), 
oeröffentlicbte  mit  Sang  «23eobacbtungen  ber  meteo 
tolog.  Stationen  im  Äönigreicb  23apern»  ( L  bis  6. 
3abra.,  1879—84),  feit  1885  bie  «(frgebnifie  ber  me= 
teorolog.  ^Beobachtungen  in  ^reuhen»  (93erlin)  unb 
viele  Äbbanblungen  au»  ben  ©ebieten  ber  Qlettxx- 
ritdtölebre,  ber  Pbpfiol.  Cptit  unb  ber  Meteorologie 
in  ^Joggenborff»  unb  ©iebemann»  «Ännalen»  fo* 
wie  in  ben  Schriften  ber  SDlüncbener  unb  berliner 
Sllabemie. 

*c^ug,  bie  fiaare,  mit  benen  ber  Sogen  (f.  b.) 
con  Streiebinftrumenten  belogen  ift,  gewöhnlich 
110 — 120  feine  £>aare  eine»  ujferbefchroanje».  (jür 
ben  Mcntrabai;  wählt  man  fchwarje,  weil  fie  bie 
Saiten  frdftiger  angreifen,  für  bie  anbern  Streich5 
inftrumente  wet^e.  9.tor  bem  ©ebrauche  beftreicht 
man  ben  3).  mit  Kolophonium,  weil  er  fonft  über 
bie  Saiten  gleitet,  ohne  fie  in  Schwingung  }u  oer> 
fefcen.  —  23.  beifecn  auch  bie  Saiten,  mit  benen  ein 


Bhagavad-Gitä 

Saiteninftrument  bejoaen ift.  Za  fit  be)figlieb  ib: r 
Starte  unb  ihre«  Ston*  bei  einem  ^nftnimcnt  je 
nach  ber  fcöbe  ber  Xonlage  »erfebiebfn  fein  müif«r. 
(für  höhere  Zonlagen  finb  fie  bünner,  für  tiefere 
(tarier;  ba*  ^tanororte  uerlangt  gegen  20  tJerfdn* 
bene  Stfirfen),  fo  ift  e*  für  bie  Hlangfdbiflleit  be« 
Ürumentö  unerld^tid),  ben  angemeffenften  23.  f«fi§ii 
)t eilen,  bamit  bie  Klangoerfchiebenheit  ber  eiri|cUes 
Xonlagen  (Slegifter)  moglichft  au»geglicben  n?trc. 

«c^enberger ,  Valbert,  SpracbforfcbeT,  geb. 
14.  Slpril  1851  »u  Caffel,  ftubierte  inboaemum. 
Sprachwifienfchaft  in  ©öttingen  unb  Dtüraben. 
würbe  in  ©öttingen  1874  s}Jrir>atbocent,  1879  auir 
orb.^rofeffor,  1880^rofeifor  be»Sanätrit£  unb  bn 
oergleichenben  Sprachwifienfchaft  an  ber  UmDernti: 
fiönigÄberg.  Seine  wichtigften  Schriften  finb:  «23<v 
trdge  jur  ©efebtehte  ber  litauifchen  Spraxbe»  (©ött 
1877),  «fiitauifche  ^orfchungen»  (ebb.  1882),  »2et 
tifche  2)ialeltftubien»  (ebb.  1885),  -aber  bie  Spracbt 
berpreu|.2etten»(ebb.  1888),«2)ieÄurifcbe  ^ebneu 
unb  ipre23ewohner» (Stuttg.1889).  23.  siebt  bie  -53* 
trdge  jur  Üunbe  ber  inbogerman.  Spracben»  (©er. 
1877  fg.)  unb  bie  «Siliungf  berichte  ber  Ältertumi= 
gefeUfchaft  ^ruffta»  (Äömg^b.  1892  fg.)  bertnA 

b.  0.f  Slbtürjung  für  bejahlt  (f.  bez.)  unb  ©elt 
(f.  b.).  [anber  oon  33unae  (f.  b.l. 

Bgc,  bei  botan.  tarnen  Hbfür)uit0  für  SUep 

©hagalf  hanb,  f.  Sagallbanb. 

Whägalpur,  urfprünglicb  23hagelapur  (cnal 
23hagulpore),  bie  unter  25°  15#  nörbL  23r.  uiü 
87°  2Vt'  eftl.  t  auf  bem  rechten  Ufer  t*4  @anaw 
gelegene ^»auptftabt  be«3  5)iftTtttö  93.  (10945  qkm 
mit  [18911  2032696  <L,  barunter  1 811 359  fwitb«) 
unb  ber  gleichnamigen  3)iöif  ion  (53 112  qkm  nru 
8582490  G.)  ber  inbobrit.  ^rdftbentfcbaft  Senga^ 
len,  ein  unanfehnlicher  Ort  mit  (1891)  69106  <L 
barunter  48910  öinbu,  19666  MobammebaneT 
mehrere  23a)are,  oerfebiebene  Xempel,  einige  %c 
fcheen,  eine  fatb.  jtapelle,  eine  Aar>allerielaferne 
u.  f.  w.  2)ie  ben>onagenbften  ©ebdube  finb  bie 
2Bobnbdufer  ber  engl.  23eamten  unb  anberer  6u« 
pder.  23or  ber  Stabt  finb  2  $enrmdler  jur  (h 
innerung  an  ben  Gngldnber  ßlcoelanb,  ber  fut 
1780—84  alg  Cberricbter  unb  OÄagifrrat  grot* 
»erbienfte  um  biefen  Siftritt  erwarb,  bal  eine 
uon  ber  Dftinbifcben  (Sompagnie,  baö  anbete,  ut 
ber  ©eftalt  einer  ^agobe,  oon  ber  eingeborenen 
23eoölterung  errichtet.  (hwdbnen»wert  fmb  aui 
nocb  2  runbe,  22  m  hohe  Xürme,  foa.  ^pretbra,  irit 
fie  in  Slfgbaniftan,  $erfien  unb  Snrien  ftefunben 
werben  unb  beren  (hbauer  f  owohl  alä  bie  3«t  khb 
ber  3roed  ihrer  Grbauung  gdnjlicb  unbelannt  fmc. 
23.  liegt  an  ber  Gifenbabn  Kalfutta  Initna  ^cnarei. 
3)er  SDiftrilt  S3.  ift  reich  an  Snbuftriefabriten;  autb 
wirb  9tei«  nebft  anbern  ©etreibearten  auegefübrt 

Bhagravad-Gita  (b.  b.  bie  Mn  ber  ©ottbeit  ge 
iungenen  Offenbarungen),  Xitel  etne«5  religion*^ 
obilofopbiicben  2ebrgebicbt$,ba»  al»  Gpifobe  in  ba* 
iecbfte  23uch  be«  inb.  Gpo«  Mahäbharata  (f.  b.)  »er 
flochten  ift.  S)te  beiben  feinblichen  f>eere  ber  Äurui: 
ben  unb  ^anbuiben  ftehen  gerüftet  in  Scblacbtorb 
nung  fut  gegenüber,  bie  Xrompeten  geben  bie  3ei: 
eben  )um  23eginn  be£  Hampfcd,  unb  ber  ^kmbuibe 
flrbfchuna  befteigt  feinen  jcrieg»wagen,  ben  bie 
©ottbeit  felhft  in  ber  menfeblicben  ©eftalt  bef 
Krifchna  al-:- 2Bagenlenter f übrt.  91» aber Srbfcbuna 
im  fernblieben  ^eere  feine  23erwanbten,  bie  greunbe 
feiner  ^ugenb  unb  feine  Sehrer  erb  Ii  dt ,  }ögert  er, 
fid?  in  ben  Äampf  iu  ftürjen,  oon  bem  3weifel  ge* 


Digitized  by  Google 


93f)agaüata 

qudlt,  ob  e«,  um  eine*  irbifd)en  Vorteile  roiHen,  tvie 
Im  er  bei  2Bicbereroberung  be«  vdterlidjen  Meid)*, 
erlaubt  fei,  bie  geheiligten  Safcungen  be«  ganjen 
Staate organi«mu«  ju  tierieften,  hierauf  fefet  nun 
S?rifd)na  ibm  in  einer  9ieibe  ton  18  ©efdngen  bie 
9iotroenbigleit  be«  pflidjtgemdfeen  öanbeln«  au«= 
einanber,  roorau«  fid?  im  »eitern  Verlaufe  be«  @e* 
fpräd?«  ein  »oUftänbige«  Spftem  inb.  SReliflion«; 
■pbüoiopbic  entrotdelt,  in  treldjetn  mit  ebenfo  vieler 
Klarheit  ber  ©ebanlen  al«  ßlegani  ber  3)arftellung 
bie  böajften  Probleme  be«  menfcblicben  ©eilte«  be« 
banbelt  »erben.  5)a«  ©ebicbt,  roeld)e«  feinem  roefent* 
lieben  ©ebalt  na dj  ju  ber  Üitt er a t u r  Per ^äntfdjaratra 
rt  ebort,  fefet  bie  Griftenj  verfdjiebener  pbilof.  Sdjulen 
»orau«  unb  ift  fidjer  nid) t  vor  bem  H.  3abr b.  n.  (£ br. 
entftanben.  3n  §nbien  geniest  ba«  ©erl  ein  tmbe* 
bingte«  Slnfeben  unb  ift  baber  au*  oft  lommentiert 
unb  in  bie  nerfdbiebenen  Spradjen  3nbien«  überfefct 
roorben.  3)ie  beften  Äu«gaben  be«  San«tritteyte« 
lieferten  ».  9B.  von  SaMcgel  (2.  Hilft,  93onn  1846) 
unb  Jbomfon  (öertf  orb  1855) ;  in  ba«  5)eutfd)e  mürbe 
ba«  ©ebicbt  überie&t  unb  lommentiert  von  ^ieiper 
(Sp}.  1834),  Sorinfer  (Söredl.  1869),  SJorberger  (93erl. 
1870)  unb  ftr.&artmann  (2.  Slufl.,  93raunfcbro.  1 897), 
in  tag  dnaUfcbe  von  Slrnolb  (1885)  unb  Sbatterjee 
(1889).  3)o«  befte  2Bert  über  bie  B.  ift  bie  Hbbanb* 
lung  von  fmmbolbt«  «Über  bie  unter  bem  tarnen 
B.  betannte  (Spifobe  be«  Mahäbhärata»  (2)erl.  1826). 

üBnöflflüata,  inb.  Sette,  f.  ^äntfebarätra. 

SBbagclapur,  f.  93bagalpur. 

©bagiratbi,  OueUftrom  be«  ©ange«  (f.  b.j. 

üötjogulpore,  f.  SJbagalpur. 

Whamat,  f.  93bamo. 

ttgamo,  SBbantr,  93bamar,  93amo  ober 
©banmo,  birman.  93baman>,  in  ber  Srtam 
jpradje  Ulanmaro,  dnnej.Sinsfai  («Steumarlt»), 
bcbeutenbfte  fmnbelsftabt  in  JBirma  in  fnnterinbien, 
am  öftl.  Ufer  bc«  ^ramabi  unterhalb  ber  ßinmün: 
bung  be«  Hoping,  bat  (1891)  6986  <S.  3)er  fepr 
belebte  Ort  ift  £>auptfit>  be«  birman.'drinef.  fianbel«. 
SlUjäbrlid)  treffen  hier  oom  Cltober  bi«  9Rai  (nur 
bie  9iegenjett  unterbriebt  ben  5ierlebr)  bie  mit  Seibe, 
3Jlanufaftur*  unb  anbern  2Baren  belabenen  Kara= 
manen  ebinef.  Kaufleute,  junädjft  au«  ber  $rovinj 
3ün-nan  (beren  ©renje  5£agemärfd?e  oftroärt«  eut* 
femt  ift)  unb  bie  floaten  SBoote  ber  ^Birmanen  mit 
ibren  iÖautmvoUbalten  unb  anbem  «jkobulten  ju= 
fammen.  35er  übertvert  ber  93aumroolIauefubr  fomie 
ber  ffiert  be«  Übrigen  @rport«  ftnbet  feine  Slu«= 
gleidjung  nim  Seil  burd)  ©infubr  von  Üuedfilber, 
>}inf ,  3innober,  Sammet*  unb  Seibenjeugcn,  Dpium, 
ruf].  Jud)  u.  f.  m.,  teil«  burd)  3atfung  in  djinef. 
6ilber  (Sj'«Sji'Silber)  unb  93lattgolb.  9leben  ber 
Söaumroolle  lommen  für  ben  Qjcvoxt  nad)  Gbitm  nod) 
in  Söetradjt:  Scfcmudfebern,  Scrpentinftein  ober  3u, 
JBernftein,  fleifcbfarbencr  Selbfpat  ju  SRanglnöpfen, 
aufeerbem  efebare  33oflelne|ter,  Slrelanüffe,  ßlfenbein, 
iKbinocero«:  unb  6irfd?born.  3)ie  ©efamtauöfubr  an 
2Baren  roirb  auf  6—7  5DliU.  5R,  bie  ©efatnteiufubr 
auf  5—6  3JNU.  2JI.  gefdjdftt.  6ngl.  3)ampfer  mit 
fladjen  Sdleppfdjiffcn  vermitteln  ben  SJerlebr  mit 
iRangun.  gjerjudje  ber  Gnglönber,  von  hier  au«  ben 
ftanbel  mit  6übmeftcbiua  }u  leiten,  ftnb  an  ber 
2anbe«natur  gefdjeitert,  ba  jmifeben  93.  unb^ün-nan 
bobe  febueebebedte  Äetten  ju  überroinben  fmb.  — 
SJfll.  Äreitner,  gm  fernen  Dften  (Sßien  1885). 

i^bamr,  f.  iBbamo. 

©ijanbara.  l)  «Diflrift  ber  ju  bem6auptlom= 
miffariat  (Chief-Commissionerahip)  «gentralpro: 


—  93f)araöi  927 

öinjen»  in  SBriti)dj=Dftinbien  gebörenben  3)ivijion 
5Ragpur,  grenjt  im  9t.  an  bie  3)iftrilte  6eoni  unb 
Salagbat,  im  6.  an  Sfcbanba,  im  0.  an  9laipur 
unb  im  2B.  an  9lagpur,  bat  10158  akm  unb  (1891) 
742887  6.  —  2)  ^*upt»rt  be«  2>iftritt«  J8.  unter 
21°  9'  nörbl.  JBr.  unb  79°  42'  öftl.  in  260  m 
4>6b«  auf  bem  redrten  Ufer  be«  fyüfoi  ilüainganga, 
unb  bat  (1891)  13389  6.  (fatf  aUc  feinbu  nidjt 
bober  Äaften)  unb  einen  lebbaft  befudjten  JBajar. 

iöbang  (93ang),  Guaza  Sidb.ee,  j^anbelename 
ber  geringem  Sorte  be«  f^nbifdjen  fjanfe«  (f.  b.), 
au«  ben  jur  JBlütejeit  abgeftreiften  iertleinerten 
iöldttem,  Kapfein  unb  jüngern  3jveigen  beftebenb. 
3)iefe  roerben  in  3nbien  unb  im  Orient  mit  2Baf[er 
ober  mit  SWild)  unter  3ufafc  von  ©emürjen  vemc= 
ben  unb  bilben  fo  ein  beliebte«  33eraufd?ung«mittel 
(f.  and)  Ganjah  unb  £afdnfd)). 
)öba»uio,  birman.  Stabt,  f.  Sbamo. 
«bar,  6anbel«gemid)t,  f.  2Jabar. 
*b«ratpur  ober  Öbartpur  (engl.  Öburt 
poor).  1)  S af allen ftaat,  ba«  midjtigfte  2)fdjat= 
fürftentum  (f.  3)fd)at)  in  ber  brit.«ofttnb.  Slgent» 
fdjaft  ber  Cftlicben  Staaten  in  SRabfcbputana,  grenjt 
im  üf.  an  ben  brit.  3)iftri!t  ©urgaon,  im  0.  an 
bie  2)iftrilte  OJlatbura  unb  Slgra,  im  SO.,  S. 
unb  S2i).  an  bie  unabbangigen  Staaten  3)bolpur, 
Karauli  unb  3)fd)aipur,  im  SB.  an  Slltvar,  unb  bat 
5133 qkra  unb  (1891)  640303  6.,  barunter  528629 
6»nbu,  107260  Üflobammebaner  u.f.m.  3)a«  8anb 
bat  Söaffermangel;  boeb  fmb  bebeutenbe  Anlagen 
für  tflnftlicbe  93etväi|erung  gemaefct.  —  2)  Qaupt 
ftabt  be«  Staate«  liegt  unter  27°  13'  nörbl.  <8r. 
unb  77°  32'/«'  öftl.  £.,  an  ber  Oifenbabn  Slgra» 
3lbfd?mir:Söombap  in  einem  vertieften  Xerrain,  ein 
Umftanb,  ber  ibr  in  militdr.  ^inficbt  IBebeutung 
verleibt,  ba  infolgebeffen  ibre  Umgegenb  au«  einem 
Meinen,  böfcer  gelegenen  See  in  ber  fldbe  unter 
Malier  gefegt  roerben  lann.  3)ie«  gefebab  1805  unb 
maebte  ben  Stnariff  von  Sorb  2ale  auf  93.  fruAtlo«. 
93ei  bem  Angriffe  von  fiorb  ßombermere  1827  gjüdte 
e«  ben  (Sngldnbern  nod?  ju  vedjter  3eit,  bie  i'l biet* 
tung  be«  ertvdbnten  See«  nad)  ber  Umgegenb  von 
93.  ju  verbäten.  Seitbem  finb  bie  früber  berühmten 
3eftung«roerle  von  93.  gröfitenteil«  nur  nod)  Xrüm« 
mer.  3)ie  entwaffnete  Sitabelle  entbdlt  brei  voneim 
anber  getrennte  ^[Jaldfte,  einen  für  ben  dürften,  ben 
anbern  für  bie  Brauen  ber  fürftl.  Familie,  ben  britten 
für  bie  9ied?t«pflege.  93.  ift  nod)  immer  ein  bebeu* 
teilt  er  Ort,  bat  einen  Umfang  von  13  km  unb  (1891) 
68033  (?.,  baruntcr  50210  ©inbu,  16665  5Dlobam» 
mebaner,  1154  3)fd)ain  unb  4  (iluiüen.  3)ie  93e- 
voobner  treiben  einen  betrdd)tlid)en^anbel,  nament: 
lid)  mit  Sah  au«  bem  See  Sambbar  in  9tabfcbpu: 
tana.  3)a«  Sanb  jmifeben  93.,  Slgra  unb  üJiatbura 
unb  bie  Spradje  bei&t  93rabf  d)  ober  iBribf  d). 

»0b araoi,  in  fytbien  bod)gefeierter  «unftbiebter. 
6r  roirb  jufammen  mit  Kälibäfa  in  einer  ^nfdmft 
au«  bem  634  n.  Lc br.  genannt,  mar  alfo  bamal« 
bereit«  berühmt.  6r  ift  93erfaffer  be«  Kunftepo« 
uKirätarjuniya»  (ber  Kampf  3lrbfd)una«  mit  bem 
Hiraten)  in  18  ©efdngen  (sarga),  beffen  Stoff  frei 
nad)  einer  Gpifobe  be«  Mahäbhärata  bearbeitet 
ift.  £crau«gegeben  mürbe  ba«  «Kir&tärjuulya» 
mit  bem  Kommentar  be«  2Jtaüinätba  juerft  in 
Kaltutta  1814,  feitbem  febr  oft  in  Snbien.  3)ie 
befte  3lu«gabe  ift  bie  von  ©obabole  unb  $araba 
(SBombap  1889).  Sie  beiben  erften  ©efdnge  rour* 
ben  über^Dt  von  6.  Sd)üU  (Sielef.  1845),  ber  in 
ber  Einleitung  eine  3lnalpfe  be«  ©ebid)t«  giebt. 


Digitized  by  Google 


928 


üöfarotfd)  —  Sfjotti 


© &ar o rf  dj  (engl.  93  [  aj  t  o a  d? ) ,  äauptftabt  be* 
Siftntt*  93.  ber  ^rooinj  ©ubfdjrat  in  ber  inbobrit. 
$r<Sfibentf<baft  93ombap,  21°  43'  norbl.  93r.,  73°  2* 
c ) t [.  S.,  am  redeten  (nörbl.)  Ufer  ber  SRarbaba ,  un> 
aefäbT48kmoonbcTen6inmünbung  in  ben©olf  oon 
gambao.  Sie  idbrlidie  SHegenböbe  beträgt  987  mm. 
93.,  einer  ber  älteften  Seehäfen  im  weftl.  Oftinbien, 
bietet  oon  ber  Sübfeite  ber  Siarbaba,  über  meldte  eine 
1V4  km  lange  ©ifenbahnbrüde  mit  67  93ogen  führt, 
einen malerifdben  :'l nb Ii d  bar.  Umgeben ift  bie Stabl 
von  einer  Dielfad)  jerfaHenen  9Rauer,  bie  nur  nach 
b«  ftlufefeite  bin  jiemlidj  oolltommen  erbalten  ift 
unb  hier  5  I  b  ore  bat ;  in  einer  £öbe  von  9  bi*  12  m 
jiebt  fie  fidjy,  jum  Scbu&e  gegen  ben  Strom,  etwa 
Vlt  km  weit  hin.  SJn  älterer  3eit  mar  93.  ein  blübem 
ber  &anbel*=  unb  ©ewerbeort;  in  ben  legten  3  3abr= 
bunberten  hat  e*  burcb  bie  üielen  Kriege  febr  ge* 
litten,  unb  erft  in  neuerer  Seit  beginnt  c*  ficb, 
wieber  m  beben.  93.  hatte  1872  :  36932,  1891: 
40168  Q.  (1OO0O  weniger  al*  1777),  barunter 
25257  J&inbu,  11354  (meift  arme)  üflobammeba* 
ner,  2243  Warfen  (meift  SHeber  unb  Sd)iffbauer), 
488  Sfa>ain  (meift  Kaufleute) ,  93  Gbriften.  %n 
Sdjiffbau  ber  *jJarfm  bat  febr  nacbgelaffen;  be*= 
gleichen  auch,  infolge  ber  junebmenben  Ginfubr 
engl.  Stoffe,  ihre  SSeberet.  Sie  £inbu  unb  2Uo= 
bammebaner  treiben  bauptfdcblicb  feanbel,  Schiff = 
fahrt,  ftififang  unb  bie  oerfcbiebenartigften  6anb- 
merte.  25er  fdjwarje  93oben  ift  aufecrorbentlid?  frud?t= 
bar  unb  befonber*  für  93aumn>ollpflanjungen  gc* 
eignet;  au&erSBaumwolle  werben  aud)  ©etreibe unb 
f>ülfenfrücbte'au*gefübrt.  (5*  befinben  fid?  bafelbft 
eine  engl.  9tegierung*fcbule,  ein  oon  ben  6inbu 
unterhaltene*  Krantenbau*  für  bie  oerfcbiebenften 
liiere  bis  binab  ju  ben  ^nfelten  fowie  ein  woblerpah 
tener  Kirchhof,  au*  ber  3eit,  wo  93.  ben  $olldnbern 
geborte,  mit  ©rabfteinen  oon  1685  bi*  1770.  —  6* 
ift  nid)t  unmabrfdjeinlid),  bafe  93.  ba*  93arpgaja 
be*  $tolemäu*  unb  »rrian  ift.  Sen  Arabern  im 
SRittelalter  war  93.  unter  bem  tarnen  93arufcb  al« 
&anbel*plafc  woblbefannt.  9lad?  ber  Eroberung  oon 
©ubfcbrat  burd)  bieQJiobammcbaner  machte  33.  einen 
Seil  be*  neugebilbeten  Staate*  ©ubfcprat  au*,  bie 
e*  ber  ©rofcmogul  Älbar  1583  feinem  Meide  eilt* 
»erleibte.  1685  warb  e*  oon  ben  5Rabratten  er« 
obert,  benen  e*  1772  bie  Gngldnber  abnahmen. 
Siefelben  traten  e*  jebod)  1783  an  ben  SDiabratten* 
fürften  aHabababfdji  Sinbbja  ab.  1803,  bei  bem 
Kriege  jwifdjen  ben  SJtabTattcn  unb  öngldnbern, 
eroberten  biefe  93.  im  Sturme.  93ei  bem  hierauf  fol* 
genben  ftrieben*f*luffe  oon  Surbjcbi  Slnbfchangaon 
(in  93erar)  warb  e*  an  bie  Gngldnber  abgetreten. 

©bartpur,  f.  93baratpur. 

©tjartrtbari  (im  San*lrit  Bhartrhari),  Slame 
be*  angeblichen  9krfaffer*  einer  berühmten  inb. 
Sprucbl'ammlung.  2>er  inb.  Xrabition  naeb.  war 
83.  ber  93ruber  eine*  Äönig*  SMframäbitpa  unb 
»erbrad?te  feine  3"flcnb  in  grofsen  ?lu*id)Weifun= 
gen.  nm  Sterbebette  feine*  Steter*  befdjlofe  er, 
burdj  beffen  Hummer  bewogen,  ber  Seit  3U  ent= 
fagen,  unb  am  Ufer  ber  $iprä  jeigt  man  noä$  bleute 
eine  $>btyt,  bie  er  al*  93üfser  bewobnt  haben  foll. 
9ladj  bem  ßbinefen  3;^f»"fl  lebte  er  im  7.  3<»Ptb. 
n.  6br.,  würbe  bubfcbiftifdjer  9Wönd?,  balb  aber 
wieber  au*  Siebe  jur  2Belt  2aie  unb  wieberbolte 
al*bann  biefen  SBecbfel  nod)  fecb*mal.  Unter  33.* 
tarnen  geben  brei  (Senturien  (San*frit  cataka) 
üon  Sprüdpen,  üon  benen  jeber  ein  ab^efcbloffene* 
©anje*  für  ftd?  bilbet.  SDie  erfte  ßentune  fübrt  ben 


tarnen  rrngara^atakam,  b.  b.  «Senturte  ber  Siebe' 
unb  ift  erotifdjen  3nbalt*;  bie  jmeite  nlticatakar 
b.  b-  «ßenturie  ber  £eben*!lugbett»,  unb  entböfi 
Sprühe  über  allerlei  SJerbältntffe  be*  fieben*;  b« 
britte  vairagva^atakam,  b.  b-  «Ccnturie  ber  Selber. 
icbaft*loftgrett«,  unb  entbdlt  Sprüd?e  über  bi.' 
©leiebgültigfeit  gegen  bie  Seit,  bie  Slufgebung  c:: 
£eben*freuben,  bie  l^acbt  be*  Scbidfal*  u.  bei 
9?eben  meiern  £  ebenen  enthalten  bie  Sprüche  nid« 
wenig  SJlittclmäfinge*.  Sie  ftammen  »on  wrfdneet 
nen  Sjerfaffern,  unb  bie  Sprad?fammiimg,  bie  ut 
ihrem  Umfange  in  ben  £anbfd?riften  febr  fd?wanti 
ift  mehr  eine  Anthologie  al*  ba*  S&ert  eine« 
SWanne*.  2>ie  erfte  äu*gahe  beforgte  €arep  (S< 
rampur  1804);  bann  gab  t>on  93obten  eine  fru 

Shr  mangelhafte  9lu*gabe  mit  lat.  überiehuna  ubj 
nmerfungen  (93erL  1833),  woju  6<bü>  (SBielef. 
1835)  unb  Sdjiefner  unb  ©eher  (ebb.  1850)  fla± 
trdge  unb  93erhefferungen  gaben.  Sie  2.  unb  3.  Gen 
tune  gab  Gelang  berau*  (2.  Äufl.,  33ombap  1883 . 
bie  hefte  Dollftdnbige  älu*gabe  ift  bie  mit  bem  Hca 
mentare  be*  Ärifd)nacä*tTin  (ebb.  1888).  Simt 
lidje  Sprüche  finb  aufgenommen  unb  rofrrtlid)  mf 
Seutfdje  überfe^t  in  33obtlingf*  «^nbiftben  Spro 
djen»  (2.  ÄuflU  ^ter*b.  1870—73).  ©ine  gefdjidu 
metrifdje  Überfe^ung  gab  t>on  33oblen  ( >3amh.  1835); 
aufierbem  wurbc  eine  ?lu*wabl  überfetjt  oon ! 
in  ber  «3eitfd)rift  für  bie  Äunbe  be*  ÜÄoTCjr 
1, 14  fg.  (1837)  unb  ©on  65fer,  «>bifcbe 
(£pj.  1844),  1, 143  fg.  ;n,  168  fg. 

»bat  (neuinb.  bhat),  eine  eigentümlid?e,  erNidf. 
eine  &rt  Äafte  bilbenbe  ©enojfenfd?aft  r>on  93art*:-. 
in  ber  SBefthdlfte  oon  SJorberinbien.  Jc>auptfd4l;c 
unter  ber  rabfehputifchen  93eüölferung  bafelbft  fabrn 
bie  93.  nebft  ben  ihnen  nahe  üerwanbten  Sfduran; 
in  großem  Slnjeben.  2)ie  93.  finb  SltärdjeneTjibler 
herum jiebenbe  93arben,  »ufbemahrer  ber  *oUe 
legenben  unb  ^amilientrabitionen,  mitunter  aud 
©äufler,  2Bahrfager  u.f.w.  3)ie  freigebigen  vüm: 
linge  unb  anbere  93ornchme  werben  oon  ihnen  in 
Siebern  gepriefen,  wdhrenb  fie  auf  f  oldje,  t»n  benen 

Satiren 


fte  fidj  wrnadjldfrtgt  glauben, 
mbreiten.  ©inen  93.  ju  töten  gilt  für  ein  febwerrr 
Verbrechen.  53e*balb  begleiteten  fie  SHeifenbe  aU 
Schüler  unb  brohten  bei  Ängriffen  ficb  ba*  Seher. 
)u  nehmen,  oon  ift  ba*  ftnfeben  ber  93.  ivmcx 
mehr  im  Schminben  begriffen,  namentlicb  in  ben 
(Sbenen  Don  Jöinbuftan,  wo  fie  al«  eingebüßte  unr 
fredje  93ettler  auftreten, 
©batgaug,  f.  93batgaon. 
tB^ätgäon  (verberbt  93  hat  gang),  bebeuten^ 


Stabt  in  bem  felh 
inbien ,  in  ben  füb 
unter  27°37'nÖrb 


tdnbigen  Staate  Siepal  in 
.  Slbbängen  be*  Himalaja,  liegt 
.  S3r.  unb  85°  22'  oftl.  2.  15  kn 
öftlid?  üon  Katmanbu  unb  ift  gut  gebaut,  bat  et»a 
300006.,  reinliche Strafeen,  einen  v}kilaft,  eine  «r 
jabl  oon  jempeln  unb  babureb  ein  ftattlid?ere*Su» 
feben  al*  bie  £auptftabt  Äatmanbu.  früher  war  e« 
ber  Siebling*aufentbalt  ber  in  biefem  Sanbe  leben 
bcn93rahmanen;  iejtt  finb  bie  93emohner  bauptfdd^ 
lid?  binbuificrte  97ewar,  b.  h.  Stngebörige  eine*  ur 
eingeborenen  Stamme*,  ber  fid?  burd)  sBetriebfam- 
leit,  namentlidj  in  ber  3Beberei,  au«jeidjnet. 

^hniti ,  inb.  Siebter,  mit  oollem  9iamen  Bhat 
tasvämin  unb  Bhartrsvamin ,  aud)  Bhartrhari. 
93erfaf)er  be*  «Bhattikävyam».   Seinen  eigene 
Angaben  nach  lebte  er  unter  einem  Könige  §nbba 
rafena  au*  ber  93alabbtbpnaftie.  3)amit  ift  wahr 
f*einli<h  Sbaraflna  I.  (530—545  n.  6br.)  gemeint, 


Digitized  by  Google 


ötjaur  - 

t>on  bem  mit  toijfcn,  baf»  er  ein  99efcfeüfeer  ber  (Sie- 
lt fetten  roaT.  2>a*  Bhattikävyam  in  22  (Skfdngtn 
(sarga)  geb&Tt  ju  ben  flünftepen  unb  befeanbelt  bie 
l^efcfeicfete  be*  iHäma  (f.  b.).  3>ie  einjelnen  ®ef finge 
finb  aber  nebenbei  ju  bcftimmten  grammaiifdjen 
unb  rbetorif<feen  3»eden  gefeferieben,  worunter  ba* 
poet.  Clement  fefer  leibet.  3)a*  Bhattikävyam 
rourbe  juerft  berau*gegebcn  äallutta  1828,  feitbem 
in  on dich  jept  oft.  Tie  befte  Hu*gabe  tft  bie  von 
99äpata  mit  bem  Kommentar  be*  Tidjaiamangala 

eiaiv,  f.  Safcar.  [Oöombap  1887). 

SBhaoabhüti,  ndcbft  Äälibäfa  bei  berüfemtefte 
inb.  2>tamatifer,  flammte  au*  ^abmanagara  im 
i'anbe  ber  83tbatbfea  im  Tefan  au*  einet  am 
riefebenen  93tafemanenfamilie  unb  lebte  am  Anfange 
be*  8.  Saferb.  n.  6bt.  93on  ibm  ftnb  btei  2)tamen 
erbalten,  ba*  «Mahäviracaritam»,  ba*  oUttararft- 
macaritam»  unb  ba*  «Mälatlmädhavam».  Tic 
beiben  etften  Stüde  bebanbeln  bie  ©efefeiefete  be* 
Warna  (i.  b.),  unb  §toar  ba*  Mahäviracaritam  in 
7  tuten  oon  bem  etjten  3ufon"nfntteffen  be*  ÜHätna 
mit  Sita  an  bi*  ju  Warna*  JKüdfefe  t  nad>  Hiobbja, 
alfo  ben  Stoff  bet  6  etften  Surftet  be*  Ramayana 
(f.  b.),  ba*  Uttararamacaritam  bie  »eitere  ©ejdjicbte 
be*  JHama  unb  bet  Sita  nach  bet  föüdfebr,  alfo  ben 
Stoff  bt*Uttarakanda,be*  7.93ud?e*,bc*  Ramayana. 
3>a*  Mahäviracaritam  ift  al*  T  remm  eine  fd)  rracbe 
\!eiftung.  SB.  mar  bureb  feinen  Stoff  gejroungen, 
eine  ÜERaffe  einjelnet  Scctten  lofe  anemanber  ju 
reiben,  roobureb  alle  btamat.  Spannung  perloren 
gebt.  Äu&erbem  ift  bet  Stoff  ganj  ungleicfemäfcig 
oetatbeitet.  ©ejebidtet  unb  felbftänbiget  geatbeitet 
ift  ba*  Uttararamacaritam  in  7  Sitten,  obtoofel 
aud)  feiet  bet  Verlauf  manebet  Site  fefer  fcfeleppenb 
unb  etmübenb  ift.  33.*  $>auptftärie  ftnb  SRatur* 
icbilberungen ,  unb  et  liebt  iHüferfcenen.  Seine 
Spradje  ift  oft  bunlet  unb  fdjtoerfdllig  unb  fein 
Langel  an  SSMtj  ttitt  in  bem  M&laumadhava  febt 
Hat  }u  Sage.  2>ie*  3)rama  in  10  Otiten  ift  ein 
bürgctltefee*  Scbaufpiel  unb  befeanbclt  bie  fiiebc  be* 
sJWäbbaoa  unb  bet  sJDUlatT.  allen  btei  Stflden 
finben  ftd?  Wadjafemungeu  be*  Äälibäfa.  Sie  finb 
iefet  oft  in  ^inbien  berau*gegeben  »ootben,  ba*  letjte 
aud)  in  ©uropa  oon  Sritben  (fionb.  1848).  £ie 
bfften  »u*gaben  be*  Mälatimadhava  finb  bie  oon 
^bänbarlat  (93ombap  1876)  unb  oon  Gelang  (ebb. 
1892),  bie  be*  Mahäviracaritam  oon  Slipar,  Stam 
gatbariar  unb  $arab  (ebb.  1892),  bie  be*  Uttara- 
ramacaritam oon  33banap  (2.  Hu*g.,  ebb.  1893). 
tibcruiU  ift  ba*  Mahävlracaritam  in  ba*  önßlifdje 
oon  %dforb  (fionb.  1871),  ba*  Uttararamacaritam 
oon  SBilfon,  «Select  Specimens  of  the  Theatre  of 
the  Hindus»,  I  (ebb.  1827;  3.  Slufl.,  ebb.  1871), 
bann  oon  Sanmep  (Äallutta  1871),  unb  in  ba* 
,vranjöftf<be  von  fleoe  (33rüfiel  1880),  mit  einet 
Einleitung  übet  Seben  unb  Söerte  be*  99.;  ba* 
Mälatimadhava  oon  33ilfon,  «Select Specimens», 
II,  imb  in  ba*  3>cutfcbe  oon  §ri|e  (fipj.  1883).  — 
3}gL  Hnunboiam  Sotooab,  B.  aad  bis  place  in 
Sanskrit  Literature  (Äallutta  1878),  unb  9teoe  im 
«Museon»,  I,  523  fg. 

©nattialpur,  iüafallenftaat  unb  Stabt  in  53ri- 
tifd)^nbien,  f.  33abaroalput. 

f^natonagar,  inb.  Staat  unb  Stabt,  f.  33b.  17. 

tlfaeel,  engl.  Scbieibung  füt  33feil  (f.  b.). 

©beriaq,  inb.  SBolf,  f.  tmnbe. 

«btffrhu  (im  Sanölrit  bhikshu,  «Bettler»), 
f.  99tabmanen.  S)a*  Söott  »itb  aud)  auf  bubbbi= 
ftifd)e  93ettelptieftet  angetoenbet. 

erwnwBf  ton»«5«tion#.£fjiroii.   14.  «off.  St.  *.  n. 


S^iwant  929 

©hil  (im  San*frit  Bhilla;  feinbuftan.  BhU,  ^em. 
Bhilri),  ein  Boll*ftamm  in  3tbien,  »eldjet  einen 
Seil  bet  dltetn  Jöeoöltetung  (oot  bet  arifefeen  Gin= 
toanberung)  barftellt.  ^auptfi^e  be*  Stamme*  finb 
bet  toilbefte  Seil  be*  ^ßinbbiagebirge*  übet  ben 
Hüffen  xaptx,  9latbaba,  SRafei  unb  bet  nbtbl.  Seil 
be*  SBeftgfeat  an  feinen  beiben  Slbbdngen;  bod) 
lommen  ftc  aud)  in  bet  ^tdfibentfdjaft  33ombap  unb 
im  ftotlettotat  Kbanbefd)  oot.  Xie  93.  haben  man; 
d)etlei  oon  ben  Sitten  unb  bet  Religion  bet  öinbu 
angenommen;  ihre  Sprache  ift  beute  ein  rober 
Öinbibialelt.  Die  ÜUebnabl  oerebrt  ÜJlababeoa, 
aufietbem  eine  gtofee  SWenge  oon  Sktggöttetn  unb 
bie  niebetn  feinbugottbeiten.  2>ie  93.  effen  5Htnb' 
unb  Sd>meineflcifa>  unb  ttinfen  9tat  unb  ^alm- 
roein.  ^en  93tafemanen  bejeigen  fie  feine  dfetfutefet, 
tbre  SBitroen  bütfen  fid>  roiebet  oetfeeitaten.  Sie 
begtaben  ifete  Zoten.  93ei  bem  Sobe  eine*  $dupt: 
ling*  madjen  bie  93.  au*  Grj  ba*  93ilb  eine*  Stiet* 
obet  ^Jfetbe*,  mit  bem  bie  RAwel  genannten  ^rieftet 
jdfetlid?  eine  9lunbteife  madjen  unb  fie  untet  gennjlen 
ßetemonien  in  ben  oetfdnebenen  3)8tfetn  jeigen. 
äufeetbem  feaben  fie9Babrfaget,  Barwa,  bie  iugleid) 
fli jte  finb.  Statt  bet  Jempel  feaben  fie  93dume  mit 
einet  5Meibe  gtofeetSteineauf  einet  ©tbtetraffebaoot. 
Tie  ^.  loetben  al*  Hein,  fd)loatj,  nfUmt  unb  mager, 
aber  tüftig  unb  mefet  bebenbe  unb  tbdtig  al*  ftatf, 
juglcid)  al*  biebiid),  falfd),  oettaterifd),  aber  nia)t 
al*  blutgierig  befd^rieben.  on  neuerer  3^t  fuept 
bie  engl.  Regierung  fie  ju  fulttoieren,  unter  anberm 
burd?  93ilbung  eigener  Äotp*  oon  au*  33.  refru= 
tierten  s^olijeimannfcbaften.  —  93al.  <y.  Sinclair  im 
«ludian  Antiquary»  (1875  fg.):  93tdcrjtaff  Siotonep, 
The  wild  tribes  of  India  («onb.  1882). 

«hilfö,  Ort  inbetpolit.9lfftftent^gentfd)aft 
99feopal  be*  Dberfommiffariat*(£entralinbicn  (Cen- 
tral India  Agency)  in  Sritint-Cftinbien,  liegt 
untet  23°  32^  nörbl.  93t.  unb  77°  61'  oftl.  2.,  in 
471  m  £obe  red)t*  Pom  Alane  93etotoa  auf  einem 
Stappfeifen,  bilbet  mit  bem  umliegenben  Tiftritt  99. 
einen  Seil  bet  33eft&ung  be*  OJtabarabfdja  Sinbbia 
oon  @toaliat,  unb  bat  (1891)  9670  6.,  batunter 
7489  $inbu  unb  1727  SRofeammebaner,  fotoie  ein 
»yott.  3n  ber  iöorftabt  befinbet  ftefe  eine  5,Mm  lange, 
25,4  cm  meit  geboferte,  reieb  oenierte,  ber  Sage  nad> 
auf  33efcbl  be*  ©rofemogul*  2)fd)afean=®ir  au*  Grj 
gegoffene  Äanone.  etnwi  6  km  fübmeftlid)  oon  93., 
auf  bem  linfen  Ufet  be*  99eto»a,  bei  ben  Orten 
Santfcfei  unb  .Hann tbera  gtofeattige  bubbbifti' 
febe  Sempelruinen.  5)et  in  bet  Umaegenb  ange» 
pflamte  Sabal  gilt  füt  ben  beften  in  5nbien. 

©feima,  bet  bebeutenbfte  linte  9iebenflu&  be* 
ftiitrw  (f.  b.)  im  mittlem  93orberinbien,  entfpringt 
auf  bem  Oftabbange  bet  3Deft:@bat  unb  mfinbet 
na*  einem  fiauf  oon  600  km  nörblid)  oom  3Raitfd)ur. 

©tpima  (Sböri,  f.  93btm>©feörä. 

»Bbtnt  ©borä  (aud>  93feima:@feörä),  SBall^ 
fabrt*ort  ber  f)inbu  im  S)iftrilt  Safearanput  bet  )u 
bet  2ieutenant!©ouoerncurfd>aft  ber  9?orbroeftpro« 
otnjen  gefeörenben  SJioifton  SWirat  in  Oftinbien, 
liegt  unter  29°  58'  norbl.  93t.  unb  78°  14'  öftl.  S. 
ungefdfet  Vlt  km  norbmeftlicb  oon  ©atbtoat.  %a-- 
felbft  befinbet  fid),  in  350  m  £öbe,  eine  enge  93erg5 
fpalte  mit  einem  Äuub  obet  Sei6e,  bet  fein  Söaffer 
au*  bem  ©ange*  empfängt.  SBafcfeungen  mit  bem- 
felben  follcn  rein  oon  allen  Sünben  maefcen. 

»btroani  (93feeioanui  ober  93itoani),  Stabt 
in  93ritifd):3nbien,  100  km  roeftlicfe  oen  Tffeli,  ge« 
feört  jur  ^Jrooinj  $anbfcbab. 

59 


Digitized  by  Google 


930  ©fjojpatr  ■ 

mo\P*tz  (fpr.  bobbfa»,  f.  Sburbfcba  unb 
93burbfd>apatTa. 
ttManpaft,  f.  93olanpa|. 
moo\,  f.  93bubfcb. 

©böpal.  1)  2Robammcb.8afaÜeuftaoibeS3nbOä 

britifcben  SReidjg  in  SWalma,  bilbet  in  abminiftra* 
tioer  unb  polit.  öinficbt  bie  93.  "t|iolitical  ägencp 
beä  DberlommiüariatS  Gentralinbien,  grenjt  im 
91.  unb  SED.  an  ©maliar  unb  einige  Heinere  Staaten 
bet  cenrralinb.  Hgentfdjaft,  im  6.  an  bie  9larbaba 
unb  ba*  ©ebiet  Wmaroar  beS  Sjolfar  oon  Anbaut, 
im  D.  an  ben  brit.  Siftrilt  Sagar  (in  ber  3>it>ifion 
2)fdbabalpur),  bat  17568qkm  unb(189l)952486(F. 
(b.i.  58  auf  1  qkm),barunter  747  000  öinbu,  82000 
SJcobammebaner  (mein  Äblßmmlingc  ber  unter 
Slurangfeb  au$  SRorbinbien  eingemanberten  afgban. 
töatban),  119000  Angehörige  oon  ureingeborenen 
Stämmen.  25er  füblid?fte  Seil  gehört  bem  ftlufr 
tbale  ber  Starbaba  an.  93on  biet  erbebt  fid)  ba$ 
£anb  nach  ber  .Wette  bed  SBinbhiagebirgeS  bin, 
auf  beffen  SRorbfeite  badfelbe,  ein  'iilateau  bilbenb, 
mit  feiner  aröfcern  ödlfte  gelegen  ift.  JB.  wirb  oon 
ben  ^lüffen  Starbaba,  93ctotoa  unb  ^arbati  kt- 
rodilert.  $ie  ßinlünfte  oon  93.  betragen  jährlich 
2811 600  SDi.  —  2)  tywptffabt  te*  Staate*  93., 
23°  15  V  nßrbl.  93r.  unb  77° 26'  ö)tl.  in  509  m 
mdI'c  .  oon  einem  gemauerten  SBalle  umgeben,  bat 
Ü891)  70338  (?.,  breite,  gerabe  Straften  fomie  ein 
Aort,  jeigt  aber  wie  aueb  bie  f  ürftl.  SRcfibenj ,  bad 
fübtoeftlicb  uon  berStabt  auf  einem  gelten  erbaute, 
befeftigte  Sdilofe  <yatibgarb,  allentbalben  Spuren  be* 
Verfalls.  Sübroeftlidj  uon  lefcterm  befinbet  fid>  ein 
tünftlid)  angelegter,  7,»  km  langer  unb  l\  » km  brei* 
ter,  mit  ah  dien  unb  Krolobilen  crfftlUcr  tiefer  leid), 
oon  bem  bie  Stabt  burd)  eine  SBafferleituug  ibr 
9öaffer  erbdlt.  ©in  balb  fo  großer  Jeicb  liegt  öjtlich 
oon  ber  Stabt.  9ion  93.  führt  über  öofebangabab 
eine  ßifenbabn  nad>  fyarfi ,  jum  9lnfd)lu|  an  bie 
fiinie  93ombap«?lllababab  ober  an  bie  bemnäcbft  }u 
eröffnenbe  fiinie  93ombao=Kaltutta  unb  eine  fitnie 
nad?  2>!cbanfi  mit  3lnfd)lüfc  nad)  Slgra  unb  Äanpur. 

©efebiebte.  Tao  «Reich  93.  mürbe  oon  bem  äf= 
gbanen  Xoft  SJhtbammab  gegrünbet,  ber,  früher  im 
S)ienft  oon  Hurangfei  ftclicnb,  fid)  unabbdngig 
mad  te  unb  1723  ftarb.  Stifter  ber  gegenroärtigen 
2)pnaftie  mar  9Bafir  Üftubammab,  ber  feine  Unab 
bdngigleit  wicberbolt  gegen  bie  Angriffe  ber  ÜJiab* 
ratten,  namentlich  1809—12,  mit  cbenf  ooiel  lapfer* 
Uit  al*@lüd  oerteibigte.  Gr  ftarb  1816.  SeinSobn 
5Rafar  SDlubammab  feblofc  1818  einen  Vertrag  mit 
ben6nglänbcrn,rooburd)feinem5Rei&ebieUnabbäm 
gigleit  garantiert  mürbe,  unter  ber  93ebingung,  bafe 
berfelbe  ein  Kontingent  oon  300  Auhfolbaten  unb 
600  Leitern  ju  ber  engl.önb.  Slrmee  ftellte.  älss  ber 
Hammah  balb  nad>bcr  ftarb,  bmterliefi  berfelbe  eine 
einjige  Tochter,  Sifanbar93egam,  melcbe,  oerbei; 
ratet  mit  ibrem  heften,  eine  Sd>ab--2)fd>aban  ge* 
nannte  Jocbter  gebar.  Silanbar<93egam  leitete  bie 
93ermaltung  oon  93.  mit  fo  oielcr  ©efdjidlicbleit  unb 
Äraft,  bafe  fie  jur  öerrfeberin  über  biefeä  Wcidb  unb 
ibre  Sodjter  ju  ibrer  Nachfolgerin  ernannt  rourbe.  t 
iVür  ihre  guten  2)ienfte  1857  bei  ©elegenbeit  be3 
xlufftanbe^  ber  SepopÄ  erhielt  fie  oon  ben  ßngläm 
bem  eine  93ergr5fierung  ihreä  @nmbgcbiete^.  i'Uo 
fie  1868  auf  ber  Pilgerfahrt  nad?  5DteHa  ftarb,  folgte 
ihr  ibre  Jochter  unter  bem  Jitel  Hammah  Scbab 
5)fcbaban  93eaam,  bie  fid?  1874  mit  Slbmab  Slli- 
6ban  oermdhlte;  ihre  jod?ter,  Sultan  3)fd)aban 
93egam;  marb  1884  al$  lünftige^bronerbin  beftdtigt. 


WUot,  8hotiä,  93butiia  (binbuftan.  bhot. 
tibet.bod-pa,beriibeter;  ber9came  bat  mit  SBubfcU 
niditgju  tbun  i,  int.  ^ame  ei)ie-:-,SitH"uu"->  be£  n betau, 
iscitv ,  t>ai  in  ben  (Sebirg$länbern  bed  Himalaja 
jroifdjen  ben  3lüffen  Kali  unb  2 via  in  flreBtet 
3abl  lebt.  Sie  fmb  in  93botan  (f.  b.)  unb  ^ilHt« 
burd)  3abl  unb  Kultur  bie  berrfebenbe  SeDöIleruna: 
in  Sttpal  fmb  fie  febmdeber  oertreten.  Stet*  im  3«: 
fgmmenbang  mit  übet,  finb  fie  flanj  teitbaft  biefre 
Kultur,  fie  ertennen  bte  geiftlicpe  Oberb*Trlid}!ci: 
Ui  5)alai--2ama  an  unb  merben  »on  einem  infcr 
merten  ^eiligen,  bem  Sharmaräbidba,  repiert.  Äba 
im  @egenfaft  >u  ber  gelben  (reformierten)  :Kd  i . 
libetd,  oertreten  bie  93.  bie  rote  (Ältere)  ScbuL;. 
5)a*  IHoncbtum  beanfpruebt  einen  gro§en  Zeil  ber 
93eoölferung,  ift  aber  in  otele  Setten  verfallen.  2i{ 
phofifeben  Gigenfcbaften  ftimmen  mit  benen  bei 
iibeter  überein  (f.  2afel:  »fiatifebe  33ölfer  = 
tppen,5ig.8,  beim ülrtitel Slfien).  3Biebiefe  baben 
fie  $olpanbrie.  lie  93ücberfptad>e  unb  <9cbrift  ift 
tibetifcb,  bie  9$oltsfpra<be  aber  ein  eigener  SialefL 
(S.  öimalajaoölter.)  —  93gl.  Sanbberfl,  Manual 
of  the  Sikkim  Bbutia  lanpuage  (Kaltutta  18881. 

©botciu,  aud)  x»>  1  ctäng,  iöbetant  ober 
93h öt  (falfdr.  93butan),  unabhängiger  Staat  in  ben 
f übl.  Slbbdngen  be£  ioimalaja,  jiotfcben  2G °  45'  unt 
28°  nörbl.93r.  unb  jroifd>en  89  unb  92°  &ftl.  2.  »on 
@reenmidb,  im  31.  burd}  ben  Himalaja  oon  übet  gc= 
trennt  (f.  Karte:  Cftinbienl.  93orberinbieni, 
grenjt  im  ffl.  an  Siftim,  im  S.  an  bie  briL  %v 
{trifte  0oalpara  unb  Kamrup  ber  ^rorm;  9ffam 
unb  ben  bcngal.  5)iftritt  2)f*alpaiguri ,  im  D.  an 
ein  nod)  febr  menig  belannted,  oon  barbartf<ben 
Stdmmen  betoobnteä  @ebirg^lanb  unb  bat  enoa 
34 000  qkm.  93.  ift  ein  Jüpenlanb,  in  t  eilen  ^nnerm 
ficb  einjelne  93erge  bü  über  5000  m  erbeben,  tpdb= 
renb  bie  Kaminlinie  biefeä  ofilidiften  ^ eil-.-  bom 
Himalaja  mehrere  7—8000  m  höbe  QHpfel  beftst. 
@ine  Slnjabl  oon  ^ebenflüffen  te-:-  93rabmaputTO, 
oon  benen  ber  ÜJtanaä  mit  Kuru=tfd>u  unb  SWali- 
tfchu,  ber  Sanlofd),  JRaibal  unb  !Ka=tfcbu  bie  b< 
beutenbften  fmb,  burebftrömt  93.  oon  IL  nacb  8. 
3)a#  £anb  ift  reid)  an  ÜPdlbern,  aber  an  aOcn 
nur  irgenb  jugfinglicben  Stellen  forgfdltig  ane^ 
baut  unb  mit  grucbtbdumeit  bepflanjt.  Qxnt 
Slnjabl  breiter,  fanft  abfallenbcr  ^üoclrüden. 
«3)mar»  (ihüreu),  b.  b.  ^Bdffe,  fübrt  in  bie  (Jbene 
oon  &ffam  unp  Bengalen  bevab,  barunter  ber 
3405  m  bebe  93ielia  nad)  ißaro  unb  ber  3316  m 
höbe  oftlichcre  pclilapfa  nad)  £ongfu.  5)ie  ,>abi 
ber  93eioohner,  93hot»a  ober  93bot  (f.  b.),  betrdgt 
nid)t  Diel  über  200000  (b.  i.  6  auf  1  qkm).  Xu 
93erfaffung  ift  eine  eigentümliche.  Sin  ber  Seine 
ftebt  ali  erblicher  prft  ber  Sbarma:*Rabfcba, 
ioeld?er,  gleichwie  ber  Salaiißama  in  Jibet,  für 
eine  ^infarnation  oon  93ubbba  gilt.  7>xt  Sudübung 
aller  mcltlicben  ilUad't  bagegen  ift  in  £>dnben  bev 
jebce-mal  für  3  3abre  gerodhlten  2>cb:5Rabfd)a  ober 
meltlicben  ©ebicterä.  Unter  bem  erftern  ÜRabfcba 
ftebt  ein  geiftlicher  :Uat  oon  12  SRurt,  unter  bem 
'  anbern  ein  mcltlidber  JRat  oon  6  3»yP#  bie  einen 
permanenten  ÜHinifterrat  («Uneben»)  oilben.  ttm 
3)eb-3labfdia  fmb  2  Statthalter  untergeorbnet,  oon 
benen  ber  eine,  ^aro^cnlo  genannt,  baS  5?anb 
meftlich  oom  Sanlofdjflufie,  ber  anbere,  2;ongiu 
^enlo,  ba«  Öftlid)  oon  bcmfelben  gelegene  Sanb 
oermaltct.  Unter  iebem  oon  ihnen  flehen  6 1 1  ür:  f :  - 
lommiffare.  Södbrenb  bed  ÜBintcrd  bemobnen  beite 
9labfd?a  ba*  1222  m  ü.  b.  2».  gelegene  $anafba, 


Digitized  by  Google 


gfyotia  —  ©iafrabai 


931 


im  Sommer bagegen  2 afe i r>u b o n,  rrel  cbc^,  oon  hoben 
Bergen  eingefcbl  offen,  unter  27 3  30'  nörbl.  83r. 
unb  89°  22'  öftl.  £.  2225  m  ü.  b.  3R.  ließt,  Hnbere 
öauptorte  fmb  fyaxo,  2361m,  unb  Stonglu,  2050  m 
Q.  b.  SM.  SSie  93ewobner  be«  öftlid? ften  Seil*  tum 
IB.,  bie  fo(t.  2owang=33botia,  fmb  ber  $>errfcbaft 
ber  beiben  jHabfdja  nicht  unterworfen.  6ie  treiben 
einen  nicht  unbeträchtlichen  öanbel  jwtfdjen  Siibet 
unb  Slffam,  befonber«  mit  SBoUprobuften  unb  ftar- 
ten  tleinen  33ergpferbcn.  3rt  ir/rer  &auptftabt  2a« 
roang  finben  ftarl  befuebte  Sabrmdrtte  ftatt. 

G>  e  f  d?  i  &  1 l  i  d)  e  «.  Sie  Gngldnber  lamen  erft  1772 
mit  ben  33botia,  al«  biete  ba«  füblid?  oon  93.  ge-- 
legene  ©rcnjlanb  Kotfct  Wbar  befeiten,  in  ndbere 
SBerübtung.  2er  9tabfd>a  oon  ftotfcb*$ibar  rief 
engl,  fcilfe  an,  unb  bie  33botifl  mürben  t-ct trieben. 
Vi m  25.  Stpril  1774  (am  e«,  unter  Sermittelung  von 
2ibct,  gum  ^rieben  jwifeben  bem  engl.  ©encralgou: 
oerneur  SBarren  £>afting«  unb  bem  SHabfcba  ton 
53.  25iefcr  gelobte  bie  ßmftellung  aller  (SinfdUe  in 
KotfaVSHbar.  (frft  Diele  f^abre  fpäter,  namentlich 
na*  ibrer  Jlnnerion  oon  Äfiam  1826,  batten  bie 
Cngldnbcr  trieber  33eranlafiung,  fid)  über  95.  ju  be- 
iladen. Sie  Senbung  Kapitdn  \ßemberton«  1837 
— 38  bebuf«  SJorftcllungen  gegen  wieberbolte<Raub= 
einfdlle  ber  33botia  in  nfiam  blieb  erfolglos.  $ie 
Chiglänber  befchten  be«balb  1840  bie  7  von  33.  nad) 
bat  SDiftriltcn  Kamrup  unb  SDarrang  ber  $rooinj 
Slfiam  fübrenben  ^dfie,  bie  fog.  3lifain:2)war.  1863 
rourben  ber  ©efanbte  ber  engl.  Siegicrung  an  ben 
9iabfd>a  oon  SB.,  2lf  bleu  Gbcn,  unb  befien  Begleiter, 
Kapitän  ©obwin  Stuften,  m  ^analba  fdnmpflicb 
bebanbelt  unb  gefangen  acient.  Gin  für  (Jnglanb 
uidjt  gang  glüdlicber  Krieg,  bem  ber  ftrieben«* 
id  luf;  am  11.  9iot>.  1865  folgte,  tourbe  pierburd) 
oeranlafit.  2  ie  Chtglänbcr  bereiten  bie  SDmar  gegen 
33ejablung  oon  jäbrlid)  51074,  fpäter  102147  2Ä. 
an  93.  Sehtere«  gelobte  biergegen  bie  (finftellung 
aller  Ginfälle  auf  engl,  ©runbgebict.  Tie  beiben 
örenjpofitionen  93ara  unb  2)iwangiri  blieben  )u< 
ftleid)  ol«  Untcrpfänber  be«  ^rieben«  ben  Gnglän* 
bern.  1872—73  würbe  ßolonel  ©rabam  beauftragt, 
bie  ©renje  gwifeben  93.  unb  Aljarn  aufmnebmen 
unb  bunt  aufgemauerte  Pfeiler  genau  feitjufcfcen. 
Tiefe  ©renjlinie  würbe  fo  gejoaeu,  bafe  93ara  unb 
Siwangiri  auf  engl.  Gkbiet  ju  liegen  lamen.  1\v 
gegen  würben  bie  35war  mieber  an  33.  abgetreten.  — 
93gl.  2 urner,  An  aecount  of  an  embassy  to  the 
court  of  Tishoo  I^ama  in  Tibet  (£onb.  1800; 
beutfd?  2Bcim.  1801);  93ofe,  Some  aecount  of 
the  couutry  of  B.  («Asiatic  Researcbes»,  1825, 
93b.  15);  b'Ocboa,  Ambassade  an  B.  («Xouvelles 
Annales  des  voyages»,  1840,  93b.  2);  ©riffitb, 
Journal  of  the  missiou  which  visited  11.  in  1837 
—38  («Asiatic  Society  of  Bengal»,  1810,  93b.  8); 
berf.,  Journals  of  travels  in  Assam,  Burma,  B., 
Afghanistan  etc.  (ItaKutta  1847),  Reports  of 
missions  to  B.  (Sonb.  1865);  kennte,  B.  and  the 
story  of  the  Dooar  War  (ebb.  1866);  Sanbberg, 
B.,  the  unknown  Indian  State  (Äallutta  1898). 
botiri,  f.  93bot. 
lthrd.,  f.  Bernh. 

^br tgu  (im  SanShrit  Bhrgu,  eigentlid)  « frrab= 
lenb»,  «funlelnb»),  93e  jeid?nung  einer  Hrt  oon  6alb 
gottent  ber  inb.  Stfotbologie,  rocldbe  tai  deuer  auf- 
pnben  unb  ben  2Jlenfd?en  bringen;  audj  9Iame 
eine«  berühmten  33rabmanengefcble(bt3. 

^bubfrf)  ober  93bübf(ba,  auch  23buja  ge^ 
fdjrieben  (engL93booj  ober  33bui),  f>auptftabt 


bei  uir  nörbl.  X'ioifion  ber  $rdfibentfcbaft  Combat? 
in  93ritif(b  •  Dftinbien  gebörenben  Xributdrftaated 
Äatfcbb  (engl.  6utd?),  23°  15'  nörbl.  93r.  unb  69' 
48%'  6ftLfi,  gelegen,  breitet  ficb  am  gufee  eines  be- 
feftigten  ^ügel^  au«  unb  bat  (1891)  25421  (*., 
herunter  14350  ^»inbu,  9357  3Kobammebaner, 
1224  2)f$ain,  116  i5.br.ftcn  u.f.w.  ftu*  ber  Aerne, 
namentlid;  von  Starben  au«  betraebtet,  bietet  93. 
bureb  bie  3lnjabl  von  ftattlicben,  roeihge tünchten 
©ebduben,  Jempeln  unb  3Jiofcbeen,  jroifdjcn  benen 
ftd)  änpflanjungen  oon  Dattelpalmen  befinben, 
einen  fd?önen  5Hnblid,  bem  ba*  innere  ber  Stabt 
nicht  entfpriebt.  2)er  ^alaft  be«  töabjcba  ift  ein 
Scblob  im  ebinef.  Stil.  M\  mcftl.  %t\l  ber  Stabt 
ift  ein  großer  lünftlicber  Seid?.  1819  würbe  bie 
Stabt  burd?  ein  (hbbeben  beimgefudjt. 

ttbuja,  f.  93bub(d>. 

»bunber,  Slffe,  f.  SRalalo. 

©burbfetja  unb  ^burbfdiapatra  (im  San£= 
frit  Bhürja  unb  Bhürjapattra),  inb.  9lame  einer 
93irlenart  (Betnla  Bhojpatr).  %'xe  IHinbe  oon  93. 
wirb  in  Jtajcbmir  unb  anbern  norbinb.  Sdnbem  ali 
überjug  über  bie  Xddjer,  aufeerbem  ftatt  be*  tya- 
pier*  oon  ben  ftaufleuten  gebraust  unb  nacb  den 
tralinbien  aufgeführt,  wo  fte  in  vielen  ^Idfcen  jum 
(Sinwideln  oon  Rateten  unb  bei  ber  Anfertigung 
oon  $feifcnr5bcen  für  bie  &ulä&  (f.  b.)  perwenbet 
wirb.  93iv  }ur  3eit  be«  Aaifer«  t bar  Monte  Jie 
aud)  ale  Scbreibmatertal  unb  wirb  für  biefen  3n>ed 
in  ber  San«lritlitteratur  ©on  Äälibäfa  an  öfter  er« 
wdbnt.  Xer  botan.  9lame  Bhojpatr  ift  bie  neuinb. 
Jorm  für  Bhürjapattra.  (93burbfd)apatra. 

Bhürja  unb  Bhürjapattra,  f.  93burbfd}aunb 

«burtpoor,  93burtpur,  f.  93baratpur. 

Bhnta,  ^artieipium  oon  ber  Sanefritwur^cl 
bhü,  b.  b.  werben,  baber  B.  etgentlicb  fooiel  wie 
©eworbene«,  SBefen.  yn  ber  inb.  SJlptbologie  fmb 
oon  dltefter  3eit  an  bie  B.  unheimliche  ffiefen,  ©c- 
fpenfter,  Äobolbe,  böfe  ©eifter,  weldje  Joten  Ceben 
einbauten,  £ebenbe  töten.  2U3  ihr  Cberbaupt  gilt 
fpdter  ber  ©Ott  §ioa,  ber  ba^<r  auch  Bhütapati, 
«^enbcrB.»,beifet.  93ci  ben  nidjtarijdjen  33ewob: 
nem  on bien »j  ,  ben  Stoib«  unb  bef onber«  bei  ben 
rohen  Stdmmen  ber  2)raoiba  im  2>elan  werben 
bie  B.  in  Jempeln  ober  in  ben  ödufern  felbft  unter 
ber  ©eftalt  oon  Bieren,  wie  Ober,  93üffel,  2iger, 
Sd)Wcin,  ^abn  u.  f.  to.,  ober  oon  IHcnjcben  in  auf* 
faüenber  Älcibung  ober  eine«  Steine«  göttliä)  oer= 
ebrt.  Slucb  ßrbbaufen  in  norm  oon  $pramibcn 
mit  roten  unb  weiften  Streifen,  oon  einer  $almc 
ober93aniane  überfebattet,  fmb  Stdtten  be«  93pütcn-- 
bienftc«.  9Ran  bringt  ben  B.  blutige  Cpfer  bar, 
namentlicb  graue  Sd?weine,  fdiwarje  33öde  itnb 
.vuibncr ,  ober  9iei«  mit  93lut  getrdntt,  unb  cerebri 
ue  mit  wilben  Xdnjen  unter  Xrommelfa>aD  unb 
-lllafienldrm.  — 93gl.9Burm,  ©efdjidjte  ber  inb.9le= 

©buta»f  f.  93botan.         [ligion  (93af.  1874). 

«butiia,  f.  »bot. 

Bi,  cbem.  ^eieben  (Jlblürjung  oon  BUmutum) 
für  5öi«mut  (f.  b.).  [jmeifadj. 
©i . . .,  lat.  93orfilbe,  bebeutet  hoppelt,  jweimal, 
tBiafrabat,  93ud}t  be«  ©olfe«  oon  (Guinea  in 
ffieftafrila,  jwifd>en  ber  ^n|'el  gernanbo  $o  unb 
bem  Äap  San  3uan  (f.  Karte:  ©uinea).  Der 
nörbl.  Steil  be«  angrenjenben  AüftenftriaV«  bi» 
mm  Sampofluffe  ftebt  unter  beutfdber  c d  uuberr 
febaft  (Kamerun,  f.  b.),  ber  füblicbe  unter  fr  an,;. 
C  berbobeit.  Ter  9lame  93iafra  ift  au«  3)iont  be 
ÜJlafra  entftanben,  wcld)cr  fid?  auf  einer  Karte  au« 

59* 


Digitized  by  Google 


932  ©iogio  - 

bem  16.  Csabxb.  behübet;  boeb  aiebt  e«  in  biefen 
$egenben  feine  berartige  93ergbejeicbming  mehr. 

)©iöflio  (fpr.  biabbfdjo) ,  93tncenjo  bi,  f.  Matena. 

©iötfe«e*t(frä.,  fpr.  bldfmäng),  ba«  Mbmeicben 
von  ber  gcraben  fiinie,  Söinleluig;  biaifieren, 
von  ber  geraben  Cinie  abweichen. 

»Pinta.  1)  «c^rtv^auptmannföiaft  in  ©alijien 
(f.  Parte:  Ungarn  unb  ©ahjien),  im  ehe- 
maligen  frerjogtum  ?lufdm)iij  (f.b.),  bat  657,si  qkm, 
(1890)  92211  (43789  mdnnl.,  48422  roeibl.)  <&., 
69  ©emeinben  mit  38  Drticbaften  unb  40  ©ut«ge* 
bieten  unb  umfafet  bie  @ericbt«b«irfe  93.,  %ntp 
unb  0«miecim.  —  2)  ©Nbtunb  Su}  bet  Sksirl«' 
bauptmannfdjaft  95.  foteie  eine«  93eiirf«gericbtS 
(232  qkm,  41690  8.),  recht?  an  ber  in  bie  Süeicbfel 
fliefsenben  93iala,  bie  bie  ©renje  jmifeben  ©alijien 
unb  Cftcrrcicbifd)  ^Sdjlefien  bilbet,  unb  übet  bie  eine 
iteinerne  93rüde  nad)  ber  gegenüber  liegenben  Stabt 
Sielih  (f.  b.)  fübrt,  an  ber  Cinie  93ielih=Äal»arpa  ber 
3erbinanb«  =  3corbbabn,  bat  (1890)  6069,  al«  ®e= 
meinbe  7622  6.,  barunter  5493  2)eutfcbe;  bebeu* 
tenbe  Ceinmanbroeberei ,  gabrifation  oon  SBagen, 
SJtafcbincn,  SJrabtftiften,  Schrot,  9Japier,  «tberi« 
fd)en  Clen,  Spiritut,  fomie  9Iaael:  unb  £uffd)mie< 
ben  unb  betrddbtlid?en  $>anbcl.  93.  ift  ber  6auptft& 
ber  galij.  Jucbfabrifation,  beren  Hkobulte,  in«be- 
fonbere  buntgefärbte«  Such,  nad)  bem  Orient,  febwars 
je«  nad)  ber  Schwei}  unb  Ämcrifa  aufgeführt  mer= 
ben.  Stud)  ift  93.  näcbft  93robp  6auptfpebition«=  unb 
Öanbel«pla&  für  Schweine  in  ©alijien. 

«iala,  mit.  Stabt,  f.  93jela. 

©  iaüa,  Stabt  imHrei«3obanni«burg  be«preuji. 
SReg.-93ej.  ©umbinnen,  nahe  ber  ruft,  ©renje,  an  ber 
ßinie  Ltyf=3obanni«buTg  ber  <Jkeuf».Staat«babneu, 
Si|  eine*  ?lmt«gcricbt«  (Sanbgcricbt  i'od),  Boll-, 
Steueramte«;  bat  (1900)  1916  6.  (etwa  700  $olen), 
barunter  15Äat(joliten  unb  27  Israeliten ;  Spiriru«* 
fabritation,  ©etreibe*  unb  SMcbbanbel,  3abr-  unb 
Siebmdrtte. 

«ialoreicjcr  Seibc,  f.  «jelowjefber  f>eibe. 

W*Wot,  f.  93jiloftor.         [au«  33aft  (f.  b.). 

fMambönietf  (93iambonne8),  cftinb.Ocmebe 

«ianca,  ber  218.  $lanetcib. 

Bianca  (?appeüo,  f.  Cappello,  99ianca. 

vpiancnöiaa,  ba«  alte  3neff  a ,  Stabt  im  .«reis 
unb  in  ber  ^rooim  ßatania  auf  Sicilien,  am  Süb* 
loeftabbange  be«  fitua,  eine  1480  gegrünbete  alba« 
neftfdje  Monte,  bat  (1881)  13319  C.,  eine  elegante 
Smupttircbe  unb  Saoapflafter  auf  ben  Strafen.  $ie 
Sübfeite  trflgt  2Bein,  ba«  gut  bewdfferte  fianb  ift 
ergiebig  an  Äorn.  alle  93aummollgcwebe  biefe« 
leil«  oon  Sicilien  beiden  93iancaoilla-3eugc. 

«ianrfji  (fpr.  -fi),  93ianca,  eigentlich  93ertba 
Sd)warj,  Opernfangerin,  geb.  27.  3uni  1858  ju 
v>eibclberg,  erhielt  ihre  Slu«bilbung  oom  SKufif- 
bireltor  SBilcjet  bafelbft  unb  oon  §rau  9Jiarbot= 
©arcia  in  SJari«  auf  Soften  Fellini«,  ber  ftc  1873 
für  10  Sapre  engagierte.  Sie  fang  für  bellen 
iRecbnung  in  Bonbon,  ging  jeboeb  febon  1876,  ba  fie 
ben  in  iprer  3)tinberiäbrigleit  abgefcbloffenen  .«cn: 
traft  uid)t  für  binbenb  bielt,  nad?  SEIlannbeim,  bann 
nad)  Äarl«rube,  1880  an  bie  fcofoper  in  ®ien, 
ipfiter  nad>  93ubapeft  unb  ÜKüncbcn  unb  1897  an 
ba«  Stabttbeater  in  .v>amburg.  2>ie  Stimme  ber 
'•8.  ift  ein  bober  Sopran;  fflr  eine  ibrer  beften  Sei 
ftungen  gilt  bie  Stacbtroanblcrin.  %m  Oiuni  1897 
»ermäblte  He  ficb  mit  bem  £beatcrbircltor  Fellini 
(geft.  26.9coo.  1897)  in  Hamburg.  —  9kd)  ibr  beifet 
ber  218.i}lanetoib  Wanca. 


-  93tanc$t 

©i««*i  (fpr.  -K),  ^rance«co,  hat  2RaIer  berger 
rarefifeben  Scbule,  aeft.  1510.  Seine  Jbdtigfrit  ent^ 
faltete  er  bauptfdebueb  in  5Piobena,  wo  er  im  T er  f 
malte  unb  too  in  ber  ©alerie  ein«  ber  memgen  ihm 
lieber  angebbrigen  Silber,  eine  93cTfünbiauna,  aui 
beroabrt  wirb.  3)iefe«,  mie  ein  grofee«  iQabonncu 
bilb  im  Souore,  jeigt  bie  berbe  Strenge  unb  3>eTt 
beit  ber  dltem  ferrarefifcben  3Äeifter.  JB.  foU  bn 
erfte  Sebrer  ßorreggjo«  gemefen  fein. 

©ianrfji  (fpr.  -Ii),  grance«co,  ital.  ^empontf!. 
geb.  1752  ju  ßremona.  nmrbe  1775  Gembalift  jtb 
Th6«tre  italien  ju  $an«,  nwr  feit  1780  an  ©erfebtt 
benen  ital.  Jbeatern  Äapellmeifter,  bann  Draanift 
be«  5)ome«  San  2Rarco  in  itenebig,  btelt  fico  im 
17%  in  fionbon  auf  unb  ftarb  24.  Sept.  1811  ;u 
Sologncu  93.  febrieb  über  30  feiner  3eit  febr  hV 
liebte  Opern  im  Stil  9Jaifiello«  unb  Gimarofa«. 

©iandpi  (fpr. -fi),  Wcomebe,  ital.  @efd?icbt* 

Sfa>er,  geb.  20.  Sept.  1818  in  Sleggio  in  ber  (rnrilia, 
bierte  tn  ^Jarma  unb  Sien  lUebi jin,  toarb  184> 
itglieb  ber  prouif orifeben  Stegicrung  von  SRebera 
unb  9teggio,  jog  ficb  1849  in«  "tßrirjatlebcn  JUnid 
mürbe  bann  tyrofeffor  ber  ©efebiebte  in  s}liy>a,  fpätn 
in  %  urin,  1 864  Setretfir  beim  Unterriebt  «mini  fteriBK 
unb  1871  5)irettor  ber  piemont.  Staat«ard?iw.  Cr 
ftarb  6. ftebr.  1886  in  lurin.  93.  febrieb:  «La  Geo 
grafiastoricacomparatadegli  stati  antichi  d'ltali»' 
(%ux.  1850),  «I  Ducati  Estensi»  (2  ©be.,  ebb.  1852!. 
«Storia  documentata  della  diplotnazia  europea  ib 
Italia  dal  1814  al  1861»  (8  93be.,  ebb.  1865—721, 
fein  5auptmert,  bem  bie  «  Storia  della  rnonarehii 
piemonteae  dal  1773  al  1861»  (6  93be.,  ebb.  1877  ff, 
unb  «La  Casa  di  Savoja  e  la  monarchia  italiana» 
(2  93be.,  ebb.  1884)  lur  Seite  traten;  aufeeTbem  etnr 
lange  JHeibe  polit.,  piftor.  unb  biogr.  Sdjriften,  ttne 
«Medaglie  del  terro  risorgimento  italiano,  174> 
—1848»  (ebb.  1881)  unb  «Ix;  carte  degli  archivii 
piemontesi»  (ebb.  1881). 

Dianen t  (fpr. -!i),  9Jtnien«  Serreriu«  grieb:. 
93aron  »on  93.,  öerjog  von  Gafalanja,  öfter: 
jjelbmarfcballleutnant,  geb.  20.  gebr.  1768  ju  Si" 
flubierte  auf  ber  ^ngenienrafabemie  bafelbft  unt 
»obnte  1788  al«  ^ingcnieuroffi}ier  bem  gelbjujt 
gegen  bie  Jürfen  bei.  hierauf  ftieg  er  in  ben 
Kriegen  oon  1792  bi«  1800  jum  Oberften  atr, 
fübrte  1809  eine  93rigabe  unb  jeiebnete  ftdj  beicir 
ber«  in  ber  Sd>lad)t  oon  Sl«pem  au«.  9lad)  be« 
^rieben  war  er  ©eneralinfpeltor  in  Ungarn  unt 
fflbrte  im  gelb^uge  oon  1812  bie  Sleferüebioificn 
beim  Sdjmarjenbergfcben  Äorp«.  1813  bie  2.  Jlrmet 
bioifiou,  an  beren  Spilie  er  ficb  in  ben  Scblacbm: 
bei  Bresben,  Äulm  unb  fieipjig  beroortbat.  ^« 
gelbjuge  »on  1814  erhielt  er  ben  93efebl  über  bie 
nad?  bem  fübl.  granfreid)  entfenbeten  Srreitfrdftf, 
mufete  benfelben  aber  nach  bem  Siege  oon  $tac?n 
an  ben  Örbprinjen  oon  Seffen^omburfl  abtretcr. 
1815  übernabm  er  ben  Oberbefehl  in  Italien  gegen 
Wmat  unb  fdjlug  biefen  2.  aWai  entfebeibenb  bri 
lolentino.  9lachbcm  er  20.  9Rai  in  €afalaaa 
(f.  b.)  eine  Äonrention  jur  SBieberberftellung  la 
alten  2)Dnaftie  gefdjl offen  battc,  30g  er  22.  in 
Neapel  ein.  Schon  18.  3uni  erbielt  33.  93efetl. 
mit  feinem  3lrmeelorp«  nad)  Sübfranfreicb  ju 
marfdjieren.  93om  Äönig  gabinanb  IV.  }um  jper 
u>$  oon  ßafalanja  erhoben ,  belleibete  er  nad?  bem 
jyrieben  ba«  Ämt  eine«  .|noffrieg«rate«  «nb  lebtr 
feit  1824  im  9tubeftanb  auf  feinem  Sanbgute  bn 
Jreoifo.  93ei  bem  Äufftanbe  oon  1848  mürbe  er 
auf  93efebl  ber  prooiforifchen  Regierung  na*  5rr 


Digitized  by  Googlej 


93iand)t»@iomm  —  S3ta3ca 


933 


uil'o  ßcbradü,  wo  er  erft  jmei  SWonate  fpdter  fcurd? 
ben  angriff  ber  Cfterreidber  bie  tjreibjtit  miebet: 
crpielt.  (h  ftarb  21.  ?lug.  1856  }u  Sauerbrunu 
bei  LHchiodi.  —  Sein  Sobn  $riebrid)  SB.,  geb. 
24.9lotU8r»  ju  ^reftburg,  trat  1829  in  bie  ßfterr. 
«rmee  unb  befanb  fid>  bei  bem  Muäbrwb  ber  9teoo= 
•ution  von  1848  in  Sienebig  al*  Cberft  in  ©arnifon. 
<it  f  impfte  bei  £  diu  um,  guftojja  unb  SBolta.  3m 
ital.  gelbjuße  oon  1849  jeidjnete  er  ftd)  bei  SRooara 
au*.  Später  befepligte  er  ali  (Generalmajor  in  ben 
»ccblacptcn  bei  Siaab,  Sic*  unb  Äomorn  eine  SBrigabe, 
nabm  1854  als  ftelbmarfcballlcutuaut  feinen  Äb= 
febieb  unb  ftarb  28. Sept.  1865  ju  6m*. 

)ö ian rt)i  Wiouin t  (fpr. -Ii bjcboroibni),  Slngiolo, 
geroöbnlidj  Slurelio  genannt,  ital.  ^ublijift,  geb. 
25.  9ioo.  1799  in  Gomo,  mar  juerft  Sournalift  im 
feproei».  Kanton  leffin,  1841—47  SipriftfteUer  in 
iDiailanb,  ging  bann  nad)  Im  in ,  reo  er  1849  in* 
iSarlament  gemdblt  touttt  unb  bi*  1852  bie  «Opi- 
uione»  rebigierte,  in  bet  er  f ür  bie  Ginpeit  ^taliend 
«intrat.  Gr  grünbete  bie va u f  bie  Leitung  «Unione», 
Hebelte  mit  ipr  1860  nacb  äRailanb  unb  1862  nad) 
Neapel  fiber,  reo  er  16.  SDiai  be*felben  ^abree  ftarb. 
Seine  ftauptroerle  finb:  «Biografia  di  Fr*  Paolo 
Sarpi»  (3  SBbe.,  3"t  1836)  unb  bie  unooUenbete 
«Storiadei  Papi»  ($b.  1—10,  lur.  1852  fg.). 
iBianco  (ital.),  roeift;  f.  aud)  Slanfett. 
»öiaueo,  SBacrio  bi  SBartolommco,  ital. $aumeü 
fter  be*  SBarodftiU,  geb.  4.  Oft.  1604  iu  ftlorenj, 
fd)mudte3BaUenfteind<iJalaft  in  'Krag  mit  Malereien, 
ging  bann  nad)  ftioren),  bierauf  nad?  ©enua,  ftarb 
1656  ju  ÜJtailanb.  6eine  ipauptbauten  finb  ber  vi>a-- 
laft  SBalbhScnarega  unb  baä  Unioetfitdt*gebäube 
(früber  Sefuitenloliegium)  ju  ©enua. 
tttanbrata,  ©iorgio,  f.  SBlanbrata. 
^iänbnc  (lat.<gra>.),  Sircimäuncrci,  baä  SBer* 
beiratetfein  einer  grau  mit  jtoei  Männern  jugleicb. 

«iarrpic  (lat.«grd?.),  2)oppelberrfd?aft ,  gleicb-- 
ieitige*  Regieren  jroeier  öerrfdjer  in  einem  Sanbe. 

»öiarb  (fpr.  biabr),  granc,oi*,  fraru.  SWaler,  geb. 
27.  3uni  1801  }u  Öpon.  befugte  bie  Aunftfctjute  ba 
ielbft,  mar  Sdjüler  oonüHeooil  unb  bereifte barauf  ben 
Orient,  mo  er  Slinen  }u  Werna  Iben  fammelte,  bie  er 
nad)  feiner  9iüdfepr  ausführte.  Gr  mürbe  baburd) 
SJegrunber  bc*  etbnogr.  ©enre*  (Hraber  in  bet 
vi£üjte  oom  6amum  überrafebt,  1833).  1835  lieft  et 
ficb  tn  $ari*  niebet  unb  griinbete  bier  in  funer  3eit 
feinen  :Huf;  1839  unternabm  er  eine  Weife  nacb 
©rönlanb  unb  Spi&bcrgcu,  1858  nad)  SBrafilien. 
Über  lefetcre  9ieifc  beruftet  er  in  «Deux  annees  au 
Uresil»  (%ax.  1862).  Seine  SHcifebilber  logen  burd) 
bie  Sieubät  unb  <yrembartigfeit  ber  bebau  reiten 
©eacnftänbe  an,  mcnngleicb  ibnen  bie  (alte  unb 
trodne  Planier  bet  l'poncr  Sdjule  nidjt  jum  tior* 
teil  geteilte,  3lod)  mebr  Slnllang  fanben  feine  aud 
bem  aUtäflUd>en  Veben  gegriffenen  fomifdjen  ©eures 
Hüde.  3"  feinen  befannten  SBerlen  gebßrcn:  folgen 
eine«  iDlaefcnball#,  <\amilienfonjeTt,  SHaoenmarlt 
an  bet  ©olblfifte  Slfritad,  3)cbuiuenlager  in  bet 
Stifte,  ftampf  mit  Gi^bdren  (Untere  beiben  im  iKu 
feum  in  Seipjig),  dtcifenbe  Äomöbianten  auf  bet 
See.  «I«  f>i|'torienmaler  rodbUe  er  fcbauerlicbe  2Ho: 
mente  au#  ber  ffleltgcfcbidjte:  3ane  6bore,  bie  ©e« 
liebte  Gbuarb*  IV.,  ftirbt  in  ben  Straften  tfonbonS 
ben  feungertob ;  35er  roabnfinnige  Äarl  VI.  bem  Gxox-- 
(iimtö  unterroorfen  (3)htfeum  in  i'eipiig).  SB.  ftarb 
21.  Mn\  1882  in  £ed  4>lätretie*  bei  <jontainebleau. 
—  Seine  feit  1845  oon  ibm  gefd?iebene  ©attin  (geft. 
21.  SRfirj  1879  in  ^ari«)  oetöffentlicbte  unter  iprem 


Familiennamen  S^ouie  b'Hunet  bie  Romane 
«Un  mariage  en  province»  (3.  Jtufl^l859),  «Une 
vengeance»  (3.  ÄuSg.  1860),  ba*  ' 
Osborn»  (1855)  unb  «Voyagc 
SpiUberg»  (7.  »ufl.  1881). 

«iarmid ,  in  ben  jtanbinao.  Saga*  ba*  Sanb 
bet  $etmiet  im  ^fuftgebict  ber  Haina,  b.  i.  bad  b«us 
tige  ruff.  ©ouoernement  ^JJcrm. 

©tarril|(l\ivliicbiUiarri  tu),  Didier  bafen  unb 
einet  ber  bcrübmteften  unb  feinften  franj.  IBabeorte 
im  Haut  du  unb  ätrronbiffement  iBaponne  be*  ftan}. 
5)epart.  SBaffeei^pre'ne'e«,  am  ©olf  oon  93i*capa, 
an  bet  Sinie  SBorbeaui-^aponne^run  unb  ber 
3»eiglinic  SBaponnes«.  (8  km)  ber  tjranj.  Süb= 
babn,  jäblt  (1896)  10544,  al*  ©emeinbe  11869  G. 

2)  et  %Udtn,  mit  ganj  »erfanbetem  £afen,  beftebt 
au*  ierftreut  unb  malerifcp  auf  ^Qgeln  unb  fali- 
bau  f  e  ii  am  !'!  eere  gelegenen  ^dufem,  Hillen,  Äaffec= 
baujern  unb  fielen  &otel*,  bat  einen  47  m  boben 
fieuebtturm  (74  m  ü.  b.  SW.)  mit  bmlicber  Hue= 
ftdjt;  1  km  baoon  entfernt  finbet  fidj  bie  berübmte 
©rotte  Chambre  d'umour.  2)a*  Rlima  oon  28.  ijt 
febt  gleicbmdftig  unb  günftig  unb  mad)t  ben  Ort 
befonberS  aud?  }um  Sinteraufentbalt  geeignet.  Tie 
Jempetatut  bet  3Äonate  Januar,  Februar  unb 

3)  (ärj  betrug  in  mandjem  3npre  burdjicpnittlitb  früb 
um  9  Übt  +  4,4»,  4,»5  unb  7°  unb  ba*  ÜJteertoaffcr 
bat  im  uHai  unb  Oftober  eine  fo!d)e  oon  16°,  fteigt 
aber  im  ^uni  unb  ,uilt  auf  20  unb  21°.  9Ran  babet 
am  Stranbe  an  oerfebiebenen  Stellen,  oorjug*n>eifc 
aber  in  bem  epcmaligen  ^afen  ^ortoieur,  mit  gc= 
ringem  ©cllenfeblage,  ferner  an  ber  meprere  Sttio- 
meter  langen  Göte  be£  SBadquc*  mit  febr  ftarter, 
unb  an  bet  ©raube  3Hage  mit  mdftiger  iBranbung. 
i'c^tgenannter  Ort  ift  ber  befud^tefte  unb  bat  ba* 
toicbtigjte  iBabcctabliffement  mit  einet  langen  Ztx- 
raffe.  2)ie  Seebäber  erbielten  erft  infolge  bet  regel= 
mdftigen  3>efucbe  Napoleon*  III.  unb  feiner  ^amilic 
europ.  SRitf ,  unb  3).  mürbe  feitbem  ber  Bereinigung^' 
ort  ber  Slriftofratie  Sübfrantreicb*  unb  Spaniens. 
2)ie  1855  auf  Skfcbl  be*  ßaiferd  erbaute  SÖiUa 
Gugenie  (jeiu  Motel )  mar  oft  S(baupla|  mid)tigec 
s^erpanblungen.  3m  12. 3abrb.  trieben  bie  JBeroob: 
net  oon  9.  im  ©olf  oon  !Bi&capa  febr  ergiebigen 
3BaIfifd)fang.  —  9Jgl.  ©ermonb  be  £aoigne,  B.  et 
autoin-  de  B.  (4  Sbe.,  9kr.  1888). 

'i&iaxt  (fpr.  biabr),  fiueien,  ftanj.  floman-  unb 
9ieifefcbriftfteUer,  geb.  21. 3uni  1829  ju  SkrfaiUee, 
tarn  früb  nad)  5flmerifa,  mürbe  ?  oft  er  ber  SKebijin 
an  ber  9((abemie  }u  ^uebla  unb  oeroffentlid>te  na6 
ber  9iäct(ebr  Sieifebefebreibungen  unb  Romane,  bie 
bef  onber*  Sittenf  ebilberungen  au*  viRerito  unb  Süb= 
amerifa  entbalten,  aud)  3ugenbfd)riften.  9.  ftarb 
26.  2Rdr»  1897  )u  $ari*.  Gr  febrieb:  «La  terre 
chaude»  (1862;  neue  3lu*g.  1879),  «La  terre  tem- 
pere«» (1866),  «Benito  Vasquez»  (1869),  «Pile 
et  Face»  (1869),  «Laborde  et  C'*»  (1872),  «Lea 
clientes  du  docteur  Bernagius»  (1873),  «L'eau 
dormante»  (1875),  «Ä  travers  TAmerique»  (1876; 
2.»ufl.  1878),  oon  ber  fltabemie  gefrönt;  «Deux 
amis»  (1877),  «La  Capitana»  (1880),  «Lea  voyages 
involontakes»  (1893),  «La  conquete  d'une  patrie» 
(1894),  «La  vallee  des  colibris»  (1896)  u.a. 

©ia$,  einer  ber  fog.  Sieben  Seifen  (f.b.)  @ric= 
cbenlanb*,  au«  griene  in  kbte  um  625— 

540  o.  Gbt.  &uf  ibu  mirb  ber  Ijluefprucb  «Omnia 
mea  mecum  porto»  (f.b.)  jurfidgcfuprk 

matta,  beutfdj »  b  l  en  t  f  d? ,  Rieden  unb  fcaupt= 
ort  be*  »ejirl«  9iioiera  im  fdjtoetj.  Äanton  Jefftn, 


Digitized  by  Google 


934 


Biatia  —  ötbel  (gntftet)img  beS  ÄononS) 


20  km  nörbli*  oon  Sellimona,  in  296  m  pbl)t,  am 
Gingang  in  ba«  53leniotbal,  an  ber  Bereinigung  be« 
Sirenno  mit  bem  Jicino,  an  ber  ©ottbarbftrafje  unb 
■*8abn,  an  bie  fi*  biet  bie  Sulmanierftrafee  am 
f*liefct,  bat  (1888)  2088  <$.,  barunter  105  $ro* 
tejtanten.  $er  Drt  beftebt  au«  bem  auf  ber  linlcn 
Jpalflanle  gelegenen  eigentli*en  93.  unb  bem  Vi  km 
toeiter  meftlt*  gelegenen  ^ionte  bei  ber  Steinbrüde 
Qbet  ben  brenne  unb  bot  eine  alte  roman.  Kir*e 
auf  einem  öügel  (339  m)  unb  eine  ju  ber  bocbgele- 
genen  6t.  $etronillaldpellc  ffiprenbe  2Ha  Gruci«, 
neben  ber  ber  93a*  groba  einen  prd*tigen  9Baffer* 
fall  bilbet.  33.  ift  bdufigen  überf*ioemmungen  bur* 
ben  93renno  unb  ben  jicino  au«gefcfct. 

Biatia,  röm.  Turnt  von  SBaeja. 

«ibnlicn  (lat.),  Srinfgelage,  SrinfgelbeT,  Spor* 

BIbimai  (tat.),  lafet  un«  trinfen!  [teln. 

©ibdit  (Plural  von  93ab,  b.  b.  ba«  Sbor),  eine 
©ebirg«tette  im  SB.  ber  algier.  ^rooinj  Sonftaiu 
tine,  fübrt  ibren  9lamen  oon  jroei  engen  Raffen, 
bur*  bie  ber  ttberlanboerfebr  jroif*en  ben  ^ro» 
oinjen  Algier  unb  Sonftantinc  «ermittelt  totrb.  Sie 
oon  ben  dürfen  au*  «Giferne«  ür^or»  genannten 
"}iäffe  finb  tiefe  Grofion«tbdler,  oon  benen  ba«  grö> 
fjere  in  438  m  £öbe  jtoif*en  700  m  boben  (teilen 
$el«ioänben  eingelaffen  ift.  2)ur*  ba«  öftli*e  Hei- 
nere Jfjor  fübrt  eine  Strafje,  bur*  bie  loeftli*e, 
etemal«  febr  gefür*tete  Gngc  iefct  au*  bie  Gifen« 
babn  oon  Algier  na*  (Sonftantine.  3"  ihrer  3Mbe 
liegt  ber  80  qkm  umfaffenbe  S3ibän--©alb,  au« 
?l[eppoji*ten,  Clioen  unb  2enti8len  beftebenb. 

©iban  cLSMeluf  (b.  b-  König«tbore),  ©ebirg£«= 
t^al  bei  bem  dgppt.  J beben,  ettoa  3,5  km  im  9333t©. 
von  Durnab,  mit  gelfengräbern  ber  Könige  ber  19. 
unb  20.  2>pnaftie  (unter  anbem  Siamfe«'  IL). 

ttibbicua,  Stabt  im  Krei«  unb  in  ber  Uta.  fko« 
»inj  Slrejjo,  auf  einem  <&ügel  in  418  m  f>öbe,  an 
ber  2inie  aresjo^ratotjeccbio^Stia  ber  23enetiani« 
f*en  5Baugefellf*aft  am  3rno  berrli*  gelegen,  bat 
(1881)  1677,  alä  ©emeinbe  6136  G.,  $oft,  Jclegrapb 
unb  regen  panbri.  2)ie  Kir*e  San  2orenjo  bejt&t 
jtoei  grofee  93a«relief«  oon  ber  6anb  ber  Künftlcr 
bella  Wobbia.  3"  ber  Umgebung  2Dein-,  Oliven:  unb 
IRaulbeerpflanjungen  fonüe  ba«  Klofter  2a  93erna. 

*Hb(6)ictta,  etgentli*  SBernarbo  $ootjio 
(ober  Sioijio),  ital.  3)i*ter,  geb.  4.  Slug.  1470 
tn  93tbbiena,  marb  NJ$rioatfe!retdr  be«  Karbinal« 
©iooanni  be'  9)ccbici,  ju  bellen  ©abl  jum  v$apfte 
|2eo  X.,  1513)  93.  befonber«  betgetragen  baben  foü. 
3ener  ernannte  ibn  jum  S*ahmeifter  unb  balb  jum 
Karbinal.  1518  ging  er  als  päpftl.  ©efanbter  nacb 
üranfrei*  unb  ftarb  balb  na*  ber  Stüdfcbr,  9.  v)too. 
1520,  mie  man  glaubte,  an  ©ift.  Äünfte  unb  233if* 
fenf*aften  bat  er  eifrig  geförbert.  Seine  Äom&bie 
«Calandria»  (Siena  1521  u.  ö.),  mit  bie  ältefte,  gc 
fiel  bei  ber  elften  2luffül?rung  am  öofe  oon  Urbino 
(1513)  unb  bann  in  9tom  febr.  Sie  mobelt  gef*idt 
ba«  ©runbmotio  oon  ^MautuS'  uMenaechmi»;  bie 
|tarfeS*lüpfrig!ett  liegt  im  233efen bereit.  97cuefter 
zlbbrud  im  «Teatro  italiano  antico»,  bß-  oon 
3arro,  I  (fHer.  1888).  —  93gl.  93anbini,  II  B.  ossia  il 
Ministro  di  Stato  (iMoomo  1758). 

©ibbicnit,  flOnftlerfamilie,  f.  93ibiena. 

Blbe  (lat.),  trinte! 

©ibel  (Pom  grie*.  ta  bi'blia,  b.  b.  bie  93ft*er, 
glei*fam  ba*  93u*  ber  33ü*cr,  ba*  oornebmfte 
93u*)  ober  6 eilige  S*rif  t,  bie  Sammlung  ber* 

K"  nigen  heiligen  S*riften,  bie  oon  ben  @b,riften  alä 
rtunben  tbrer  göttli*  geoffenbarten  Religion  an- 


gelegen toerben.  9ta*  Sprache  unb  Jinbalt  fir? 
biefe  53üd)er  in  jmei  fe&r  unglet*e  Jeile  gefdw 
in  tiai  mtt  unb  ba5  9teue  ^eftament,  iene-? ,  f c 
eS  oom  ^ubenhim  anertannt  »irb,  in  bebr.  un^ 
aramäif*er,  biefe«  in  grie*.  Spra*e;  bod)  gebören 
jum  Sllten  teftament  na*  ber  äuff äff un«  bt4  peü> 
niftif*en  3ubentum3  wie  ber  alten  Äircbe  auefc 
iöü*er  in  grie*.  Spra*e  (f.  Hpotropben). 

I.  (fntftcbuug  be«  Scangnö.  A.Sa«  :H  1 1  c  I  i  k  : 
ment  ift  bie  Sammlung  ber  oon  ben  3"**n  uiü> 
bana*  au*  oon  ber  *riftl.  ftirdp  al«  bie  Urtunben 
ber  gött(i*en  Offenbarung  an  ba«  alte  93unbe«ocIl 
3«rael  beilig  gebaltenen  93ö*er.  91a*  ber  jüt 
trabition  foU  ber  Äanon  be«  Slten  Jeftantent«  biv, 
na*  bem  Qril  bur*  @«ra,  mit  öilfe  Don  120  jur-. 
C^clebrten,  bie  ft(b  unter  ibmin  3erufalem»erfam»rit 
hatten  (bie  gro|e  Spnagoge),  jufammengeftellt  »c^ 
ben  fein.  Sloer  bamal«  mar  eine  iHetbe  oon  S*riftcn 
be«  ^anon«  no*  gar  ni*t  gef*rieben,  unb  ein« 
mit  fol*er  Slufgabe  betraute  HÖrperf*aft  bat  e#  m 
ber  jüb.  ©emeinbe  na*  tfu«toei«  ber  ®ef*i*te  nie 
gegeben.  9He(mef?r  ift  ba«  ?llte  Jeftamcnt  nur  » 
begreifen  al«  Äanon  be«  ^ubentum« ,  b.  b.  ali 
Sammlung  ber  oom  3ubentum  al«  UrfunPen  tex 
©otte«offenbarung  anertannten  S*riften.  Qi  bat 
ft*  alfo  mit  bem  3ubentum  gebilbet,  ift  roie  biefe* 
ein  Grjeugni«  ber  innern  Gnttoidlung  be«  $oU* 
3«rael  unb  ber  jüb.  ©emeinbe,  roie  ibrer  äußern 
0efcbi*te.  ißon  ber  2itteratur  be«  alten  3«racl  fmt 
nur  jrflmmer  in  ib^m  ju  finben,  ndmli*  fold)e,  bie 
für  ben  religiöfen  Sluf bau  be«  3ubentum*  notwenbij 
ober  oertoenbbar  maren. 

Gigentli*  jerfdllt  ber  altteftamentli*e  Äanon  Li 
brei  Kanone«:  bie  $bora  ober  ber  ^entateud?. 
bie  Propheten  (bebr.  nebiim)  unb  bie  öagio^ 
grapben  (b.ebr.  kethubim).  $on  biefen  bat  iebn 
feine  befonbere  ßntftebung«gef*i*te.  <£ie  ftnt 
na*einanber  entftanben;  bie  ©runblage  ber  gan;en 
Äanonbilbung  bat  bie  2b ora  abgegeben.  3lax  xptt 
©eltung  rubt  auf  einer  öffentli*en ,  re*t«r>erbinb 
lieben  5öef*lufifaffung,  bie  betben  anbern  baben  fit 
bur*  Slnlebnung  an  bie  tyoxa  errei*t.  «udj  no* 
fetjt  cirfulieren  fie  in  ber  banbf*riftli*en  überliefr 
rung  oielfa*  einjeln,  unb  erft  fpät  bat  ber  gleiaV 
md|igc  ©ebrau*  aller  brei  al«  beiliger  Sdmften 
baju  gefübrt,  fie  ju  einem  $u*e  lufammenjurafffn. 
2)er  jefeige  ^entateu*  (f.  b.)  ift  au« jroei  ©efe»- 
bfl*ern,  bem  unter  König  3°fia  621  v.  6br.  entftan 
benen  5.  9Jua>  3Dtofe  unb  bem  unter  d«ra  (f.  b.) 
um  444  o.  6b.r.  oerfafeten  ^rieftercober  unter  Gin 
fügung  anberer  jum  Seil  toeit  älterer  gef*icbtlicbn 
unb  gefenli*er  Stüde  entftanben.  —  2>er  ^re 
Pbetcntanon  i(t  niemal«  bur*  einen  öffentUdxn 
SefAluft  al«  beilige  S*rift  anertannt  morben, 
bat  biefen  Gbaralter  oielmebr  bur*  bie  ©en?eb: 
nung  ber  jüb.  ©emeinbe  erlangt,  (h  jerfdllt  in 
jnjei  ganj  oerf*iebene  Jeile,  bie  fog.  «orbern 
^Jropbeten,  b.  b-  bie  gef*t*tli*en  S3ücber  3P 
fua,  9ii*ter,  SamueliS,  Könige,  unb  bie  Lintern 
^ropbeten.  35iefe  entbalten  bie  SRefte  ber  prc= 
pbetif*en  2itteratur.  Sie  jcrfallen  mieber  in  bie  brti 
©rofeen^ropbeten  (3ejaia«,  3eremia«,  Qyäf'xf  1 1 
unb  bie  jroölf  Kleinen  $ropbeten.  2)ap  biefe 
oerf*iebenartigen  93eftanbteilc  in  bem  jtoeiten  Ka; 
non  oereinigt  mürben,  feftt  oorau«,  bafe  ber  ^egrin 
ber  «heiligen  S*rift»  ft*  f*on  gebilbet  batte.  Sie 
Aufnahme  ber  biftor.  S*riften  mirb  baburdj  •» 
ftdnOli*,  bau  ue  bie  (Jrjdblung  oon  3*rflel«  Cr 
jiebung  bur*  ^ab»e  ba  fortfe&en,  mo  ber  ^}enta; 


Digitized  by  Google 


©i6el  (©ntftefjung  be«  flanonä) 


935 


teud)  abbricht  9Bie  ab«  Die  $roppetie  alter  ift  al* 
fca*  ©efefc,  fo  Würben  fidjer  einjelne  Söerle  ber 
eigentlichen  (bintern)  Propheten  fcpon  Por  ber  Ka« 
nonifietung  be*  $entateud)ä  al*  peilig  oufacf afe t. 
Öierau*  ertldtt  e*  ftd)  mit,  ba&  ftd)  bie  tHefte  ber 
propbetifcben  Sitteratur  aud)  nad)  Einführung  be« 
^entateud)*  behaupteten  unb  fo  ben  Kern  ju  einem 
»weiten  Kanon  bilben  tonnten.  Dafe  bie  »orliegenbe 
©eftalt  be*  ''JSropbetenfanon*  üerbältni*mäfjig  iung 
ift,  ergiebtftd)  barau*,  bafi  bie  aleranbrinifcbe  Übet: 
Iteferung  fte  nid)t  tennt  ober  ignoriert.  35afi  fte  erft 
nad)  Gintritt  ber  ariecb.  3<it  entftanben  fein  tann, 
(ebrt  bie  trittfcbe  Unterfucbung  ber  einjelncn  ieilc. 
v-öemeifenb  bafür  aber,  bafe  ber  ^Jropbetentanon 
jünger  al*  bie  3«it  @*ra*  unb  9lebemia*  ift,  ift  bet 
Umftanb,  bafj  ibn  bie  Samaritaner  (f.  b.)  nidjt  baben. 
^nnerbalb  be*  ^ropbetentanon*  finb  jablreidje 
Srümmer  ber  Dorertlif  eben  propbetifcben  unb  biftor. 
üitteratur  erhalten.  <yür  ba*  33erftänbni*  ber  ®e* 
f  djicfate  ^4racl*  unb  ber  Gntftebung  be*  3"hentum*, 
bamit  aber  aud)  be*  ißentateucb*,  ftnb  biefe  grund- 
legend Mit  ber  Sammlung  unb  ffieiterfiberliefe^ 
rung  ber  5Rcfte  ber  alten  propbetifcben  Mitteratur 
war  eine  Überarbeitung  im  3ufammenbang  mit  ber 
(Sntwtdlung  ber  mejfianifdjen  Hoffnung  oerbunben. 
Von  ber  alten  biftor.  IHtteratur  finb  im  Propheten: 
tanon  nur  [oldje  Srümmer  erbalten,  bie  al*  Ouellen- 
belege  in  bie  oon  ben  3been  be*  Deuteronomium* 
(f.  b.)  unb  ber  SHeform  be*  Sofia  abhängigen,  in 
unb  nad)  bem  Grtl  entftanbenen  ©cicbicbtabüdber 
aufgenommen  »erben  tonnten.  Sowohl  SKidjter 
al*  Samucli*  unb  Könige  finb  in  ihrer  jehigen 
©eftalt  ein  Srjeugni*  biefe*  beuteronomiftifaSen 
Schrifttum*,  in  helfen  Manier  oon  621  an,  aber 
noch  nad)  6*ra  gefd)rieben  worben  ift.  Da*  Sbarat= 
teriftifd)e  biefer  ©efdncbtfcbreibung  ift,  bafi  fie  bie 
alte  Gntwidlung  3*rael*  al*  fflnbig  oerurteilt,  »eil 
fie  ben  Vorausfe&ungen  ber  Reform  be*  Sofia  wiber- 
ipriebt.  Dafc  fie  trofcbem  fo  umfangreiche  ältere 
5tiide  weiter  überliefert  bat,  ertlärt  fid)  au*  ber 
2Pid)tigteit,  welche  bie  Erinnerungen  an  bie  ftaat= 
lidje  Vergangenheit  3*rael*  angefidjt*  ber  nieffia- 
nifd:cn  fwffnung  batten.  Diefe  beuteronomtftijcben 
58üd)cr  finb  übrigen*  ju  erbaulidben,  religtöfen 
Stucden  gefd)rieben,  fie  ftnb  nicht  ©efebiebtebücber 
im  mobernen  Sinn.  Darau*  ergiebt  fid),  bafj  nur 
bie  alten  Cuellenbelege,  bie  fie  gerettet  haben,  ben 
SBert  gefd)id)tlicber  Überlieferung  beftfcen.  —  Der 
Ketbubimtanon  (Jötob ,  $falmen  u.  f. w.),  beffen 
valäfttnifcpe  ©eftalt  *lamu*  Sofepbu*  oorfübrt,  ift 
Da*  (frgebni*  einer  :Hebuttion  ber  nad)  SBilbung  ber 
beiben  frübern  Kanone*  nod)  übrigen  ober  fpäter 
entftanbenen  »aterldnbifcben  Vüdjer.  Slud)  hier  ift 
weher  über  bie  ©eltung  nod)  über  bie  Stormaljabl 
ein  öffentlicher  5öefd)luft  erfolgt.  9hir  bie  auf  ber 
Sunobe  tu  fomnia  (3abne),  etwa  90  n.  Sbr.,  er* 
folgte  Sbroebr  eine*  lehten  SRebuttion*üerfucbe*, 
meldjer  fid)  gegen  £>obe*  i'ieb  unb  Vrebiger  wanbte, 
ift  nad)juir<eifen. 

!Die  in  ^Jaläftina  burd)  JHehuttion  entftanbene 
Weftalt  be*  altteftamentlid)en  Kanon*  ift  im  belle: 
niftifeben  Subentum  ignoriert  morben.  Xte  alten 
freiem  2luffaffungen  blieben  bort  berrfdjenb.  Sn- 
folgebeffen  war  in  ben  gried).  $Jibelhanbfd»riften 
(ber  Septuaginta,  f.  b.)  ntd)t  nur  bie  fteibenfolge 
eine  anbere,  fonbern  cor  allem  ber  britte  Kanon 
ein  oiel  umfangreid?erer.  über  bie  bem  paläftiniicben 
Kanon  feblenben  "Mtbtx  ber  belleniftifd^en  5B.  f.  ilpo- 
Ircpben.  Xie  djriftlidje  Kird)e  bat  nun  ba*  Mite 


teftament  nid)t  in  feinet  paläftinifd)-bebr.,  fonbern 
in  ber  altertümlt&ern  aodu  übernommen,  melcbe 
bie  gried)ifd)e  $).  bot.  Sobalb  man  fid)  ber  Hb* 
n>eidpung  oon  ber  paläftinifd)en,  bie  man  in  allen 
Stüden  für  ba*  Original  anjufeben  geneigt  War, 
bemüht  würbe,  mufete  Sd)Wanfen  unb  9Jeunrubi: 
gung  eintreten.  Qi  erflärt  ftd)  fo  bie  Unftcberbeit 
bet  alten  Äirdje  über  ben  Umfang  be*  alttefta* 
mentlid)en  Kanon*  unb  b»«au*  bet  fd)on  früb 
entftanbene  Streit  üher  bie  ©eltung  ber  ber  bebr. 
33ibel  feblenben  Stüde.  3)telito  oon  Sarbe*  fdjliefjt 
fte  au*,  ebenfo  wie  ba*  Sud)  Cfther.  Drigene«,  ber 
22  tanonifd)e  5B lieber  jäblt,  nahm  nur  bie  gried). 
3ufä^e  )u  ben  im  bebr.  Kanon  entbaltenen  Sd)riften 
(iöu*  SJarud),  Srief  be*  Seremia*,  Stüde  in  Gftber 
unb  Stüde  in  Daniel)  an,  benu&te  aber  aud)  bie  übri- 
gen Hpofrppben.  3)ieielben©rünbfät>e  blieben  in  ber 
gried).  Kirche  betrfcbenb  unb  erhielten  auf  bem  Kon= 
jil  ju  i'aobicea  (jwifeben  360  unb  364)  öffentliche 
Sanltion.  Man  nahm  alf  o  nur  bie  im  bebr.  Kanon 
entbaltenen  33üd)er  an,  abet  in  ber  £ertgeftalt,  bie 
fie  bei  ber  Septuaginta  haben,  alfo  mit  ben  gried). 
^ufdfcen,  bod)  mit  ÄuSfcblufi  ber  übrigen  2lporrp= 
pben.  Dagegen  war  bie  lat.  Kird)e  »u  ber  Slnerten- 
nung  aud)  biefer  frübjeitig  geneigt.  9iad)hemman  fte 
auf  bem  Konjil  \  u  ^ippo  (393)  jum  üefen  empfohlen 
batte,  fud)te  man  auf  bem  Konjil  ju  Karthago  (397) 
ben  Untcrfdjieb  jwi|d)en  beiben  Seilen  ganj  auf» 
jubeben  unb  [teilte  felbft  bie  Fächer  ber  ^3ei*beit, 
<öirad\  ZobiA,  Subitb  unb  ber  Maltabder  in 
ben  Kanon.  Darauf  führte  ein  abermalige*  Konjil 
ju  Karthago  (419)  alle  »potrppben  al*  fanonifebe 
3)üd)cr  auf.  9tur  J&ieronpmu*  hielt  ben  Unterfcbieb 
jwifeben  beiben  ieilen  feft  unb  beftimmte  bie  3abl 
bet  tanonifd)cn  Stüter ,  al*  bibliotheca  dirina, 
auf  22.  ilud)  in  ber  folgenben  3*it  unb  ba*  ganjc 
Mittelalter  binburd)  regten  ftd)  gelegentliche  $e* 
benten  gegen  bie  ©leicbftellung  ber  tfpofrppben  mit 
ben  übrigen  fanonifdjen  Büchern.  Säbtenb  aber 
bann  bie  eoang.  Sbeologie,  ben  fpecififd)  (atb.  Ii. ba 
ratter  bet  Votftellung  vom  Kanon  überfebenb  unb 
ohne  fid)  über  Tragweite  unb  S8ered)tigung  biefe* 
Schritte*  tlar  ju  fein,  nur  bie  bebr äifd)  geschriebenen 
Schriften  al*  tanonijcbe  anertannte,  bejeid)nete  ba* 
Sribentinijche  Konjil  in  bet  vierten  Stfcung  aud)  bie 
Stpofrppben  al*  fanonifebe  hinter.  Spätere  f atb. 
©elehrte  fud)ten  biefe  93eftimmung  baburd)  ju  miU 
bem,  bafe  fie  einen  hoppelten  Kanon  be*  Sllten  Jefta= 
ment*  annahmen.  Den  einen  bejeiebneten  fie  al* 
ptototanonifebe  üBücfcet,  b.  b.  bie  allgemein 
al*  ed)t  anettannten  QJüdjer,  ben  anbem  al*  beu- 
tetotanonif  che  9)ü<bet,  bie  man  nicht  allgemein 
al*  ed)t  anertannte  unb  jenen  an  2Bert  nacbftellte. 
3u  biefem  Seile  jäblten  fie  bie  Slpotrppben. 

B.  Da*  9ieue  Seftament  ift  bie  Sammlung 
ber  Urtunben  ber  cbriftl.  Religion  ober  bet  von  ber 
cbriftl.  Kirche  für  infptttert.  beilig  unb  apoftolifch 
geachteten  Schriften  bet  utd)ttftl.  3eit,  in  benen  bie 
©efd)id)te  3<fu  Cbtifti  unb  bet  ©tünbuna  feiner 
Kirdbe  erjdblt  unb  jugleid)  bet  urfprüngliche  %ui 
rnut  be*  cbriftl.  £etl*bemufjtfein*  niebergelegt  ift. 
Die  Sammlung  jerfällt  nad)  6ntftebung  unb  Inhalt 
in  brei Seile:  L  hiftotifd)e  33üd)et:  bie  eoange^ 
lien  (f.  b.)  unb  bie  3lpoftclgefd)id)te  (f.  b.);  n.  btief » 
lid)  i  bibattifepe  3  d  riften:  bie  ^aulinifchen 
«riefe  (f.  $aulu*),  bie  Katbolifcben  »riefe  (f.  b.); 
III.  eine  propbetifd)e  Schrift,  bie  Offenbarung 
be*  Johanne*  (f.  Slpotalppfe).  Diefe  Sammlung 
ift  inbeffen  webet  utfprünglicb  mit  bem  ßbriftentum 


Digitized  by  Google 


936 


Söibel  (&ntftef)ung  be5  ftonond) 


ielbft  in  allen  Z eilen  hervorgetreten,  noch  in  ibren 
einzelnen  Jeilen  ben  Zweifeln  alter  unb  neuer  Kritit 
entjogen  geblieben.  7  ie  eiften  ßbriften  rannten  nur 
cas  Site  ieftament  al*  Cffenbarung*urtunbe,  jii 
welcher  frubjeitig  «bie  Spruche  be*  i>errn»  in  per: 
i  ijiebenen  Raffungen  unb  Sammlungen  hinzutreten. 
Daneben  fvnben  fich  bi*  in  bie  SWirte  be*  2.  3abrb. 
nur  febr  feiten  fiebere  ©ejiebungen  auf  apoftolifcbe 
(namentlich  ^aulimfcbe)  ©riefe.  9lo<h  unfieberer 
aber  fwb,  trofc jablreid)er  Citate  oon  «Sprüchen 
be*  $enn»,  bie  ©ejiepungen  auf  unfere  oier  Evan= 
gelten,  neben  benen  nceb  lange  .Seit  Evangelien; 
Triften  (wie  ba*  f>cbrderevangelium,  bae  tigppter: 
eoangelium)  in  (Gebrauch  waren,  bie  fpdter  al*  ar  o 
trrvhp*  au*gefcbieben  mürben.  Grft  in  ber  jweiten 
.fSälfte  be*  2.  Mbib.  treten  aUmäblicb  beftimmtere 
Anführungen  ber  (hangelten  (namentlich  auch  be« 
^obanne«eoangelium«)  unb  ber  meinen  neutefta; 
ment  lieben  ©riefe  hervor.  Tie  frü hefte  Spur  einer 
Sammlung  neuteftamentltcher  Schriften  nutet 
ft*  um  bie  Mitte  be*  2.  Sabrb.  bei  3Rarcion  (f.  b.), 
ber  ba Eoangelium  be*  Üuta*  unb  jebn  ^Jaulinucbc 
Briefe  (ba*  ioej  :1p oft oli ton  ,f.  b.)  in  ber  Abficbt, 
bie  unpriftL  2ebre  wicberberjuftellen,  bearbeitet  unb 
oerftümmelt  bat.  1  od?  haben  ju  SMarcion*  Seiten 
vielleicht  noch  mebt  einmal  aUe  Schriften  be*  beutis 
gen  Kanon*  eriftiert  ober  tarnen,  wie  ba*  Evan= 
gelium  ^obanni«,  liemlich  fpdt,  unb  nur  in  einjeb 
nen  Greifen  in  Anfepen.  2>ie  Sietmenbigteit,  einen 
ueuteftamentlidben  .Hauen  jufammcnjufteUcn,  ergab 
tut  aber  aud)  ber  toerbenben  tatb.  Kirche  aud  bem 
©ebürfni*,  eine  Sammlung  eebt  apoftölifcber  2el?r= 
iebriften  (al*  Urlunbeu  be«  echt  apoftoliicben,  in 
allen  Streben  ber  Seit  fibereinftimmenb  feftgebal^ 
tenen  Glauben«)  ber  Berufung  ber  ©noftiter  auf 
eine  angebliche  apoftolifcbe  Oebcimlebre  gegenüber 
)u  ftelieru  So  begann  man  ;.t  Enbe  be«  2.  3abrb. 
au*  ber  2Jlencje  in  fircblicbem  (Gebrauche  befuuv 
lieber  Scbriften  einen  feften  Kern  fanoniieber  unb 
für  infpiriert  geachteter  ©ücber  auejufebeiben.  Ab= 
gefeb.cn  von  ben  Evangelien,  bie  al*  Sammlung 
•ber  Sorte  be«  öerr n»  bef onbere«  :'l  nfeben  genoffen, 
galt  al«  Kriterium  für  bie  Aufnahme  in  ben  Kanon 
lebiglicb  bie  apoftolifcbe  ^üerfafferfdjaft.  $n  biefer 
Sammlung  unterfebieb  man  §mei  ©eftanbteile:  ba« 
instrumentum  evangelicum  (grett.  euangelion),  bie 
vier  Evangelien  umfa»enb ;  ba«  instrumentum  apo- 
stolicum  (greb.  apostolos)  mit  ben  $aulinifcbeu 
unb  übrigen  ©riefen.  Um  180  ftanb  bem  ^rendu« 
bie  ©ierjahl  ber  Evangelien  bereit«  feft.  ©on  ben 
«riefen  waren  ju  Enbe  be«  2.  Sabrb. .  13  ^aulintfcbe, 
ber  erfte  ©rief  ^etri  unb  ber  erfte  be*  Sobanne* 
allacmein  anerlannt.  $ier)u  (am  noch  bie  mit  bem 
£uia*eoangelium  al*  ein  Söcrl  jufammengefafcte 
Apoftclgefcpicbtc.  dagegen  blieb  (nnficbtlid)  einer 
Weibe  anberer  Scbriften  ba*  Urteil  ber  Kirche  über 
ib^re  apoftolifcbe  Eebtbeit  fdjwanlenb.  So  bcjwcifclt 
noeb  Origene*  ben  ©rief  an  bie  Hebräer,  ben  ©rief 
^alobi,  yubd,  ben  jrociten  ©rief  ^Jetri,  ben  »weiten 
unb  brüten  ©rief  be*  Johanne*.  55er  ©rief  an  bie 
Wehrder  »urbe  im  Slbenblaube  bi*  in*  4.3al>rb.  al* 
ntcbtpaulinifcb  vom  Kanon  auögefcbloffen ;  umge^ 
teprt  »urbe  im  SDiorgenlanbe  bie  äpotalopfe  au* 
bogmatifeben  örünben  bi*  in  ba*  7.  ^aifxp.  hinein 
in  Zweifel  geftellt.  Stüter  ben  eigentlich  lanonifeben 
Scbriften  btlbeten  bi*  in*  4. 3abri).  hinein  eine  9ln- 
iabl  anberer  Scbriftbenlmäler  ber  Urjeit,  bie  oon 
Propheten  ober  Slpoftelfcbülern  verfaßt  fein  follten, 
eine  Slrt  9teben(anon,  oon  bem  man  einen  wenn  auch 


befchrdtthen  Krchlichen  (Gebrauch  machte.  Xahm  & 
boren  au {5 et  ber  propbetifeben  Schrift  be*  fyerma* 
bie  ©riefe  be«  ©arnaba*  unb  Siemen*  Siomomn. 
(S. biefe  21r tif el  unb  Spoftolifcbe  *^ter.)  X  er  tfircfcar 
biftorifer  Eufebiu*  unterfebeibet  im  4.  ^vahrh-  brr 
Klaffen  neuteftamentlicber  ©üchn:  1)  allgemein  ac 
erlannte  Scbriften  (komologamena),  bie  oier  Evan 
gelien,  bie  »poftelgefchichte,  14  ^oulinifdje  Srief; 
(einfcblie&ltch  be*  t>ebrdabrief»),  ben  erfxen  Srief 
be*  Johanne*  unb  $etru*;  2)  nicht  allgemein  asex 
rannte  Scbriften  (antilegomena  ober  notha),  bor 
untn  bie  ©riefe  Satobi,  3ubd,  ben  }toetten  Srir 
^etri,  ben  i weiten  unb  britten  ©rief  be*  ^Xotsxnae*. 
fowie  bie  Äpolalppfe,  aber  auch  in  jweitex  £tnie  bie 
fpdter  völlig ^  verworfenen  *2baten  be«  ^kiulu*»,  ba* 
©ueb  be*  Birten  (^erma«),  bie  Cffenbarunn  3$crri 
ben  ©rief  be«  ©arnaba«,  bie  i'ebren  ber  apojtel  unr 
ba«Evangelium  ber^ebrder ;  3)  ungereimte  unb  gcr: 
Iofe  (leijerifche)  Schriften.  Gegen  Gnbe  be«  4.  ^ai^ 
oerftummten  allmählid)  im  Crient  bie  fritifcher 
3weifel  an  ber  apoftolifchen  Echtheit  ber  bi*hct 
angeiweifelten  Katbolifcben  ©riefe  (f.b.),  n>äx>rair 
bie  npotalopfe  noch  auf  bem  Konjil  ya  l'aobke: 
(jwifchen  360—364)  au*gefcb.loffen  würbe. 

Scbueller  al*  ber  Orient  entfcbloft  neb  ber  Jonfex 
oativere  Occibent  }u  einem  üreblichen 3tbfd)luffe.  ixt 
Spnoben  ju  dippo^regiu*  (393),  ju  Karthago  (397 1. 
ber  röm.  ©ifchof  ^nnocenj  1.  im  Anfange  be* 
5.  ,\abrb.  unb  ba«  Concilium  Romanum  unter 
Gelafiu*  I.  (494)  ertannten  ben  gefamten  gegen 
wdrtigen  Kanon  be*  %euen  £cftament*  an.  ftut 
vereinielt  regten  ftcfo  fpdter  noch  befebeibene  3»«^ 
Erft  bie  pteformation  brachte  bie  alten  3w«f^  tx 
lüglicb  einiger  erft  fpdter  in  ben  Kanon  aufgenont 
menen  ©üeper  Pon  neuem  |um  ©orfebein.  Luther 
oermie*  bie  Antilegomena  ber  alten  Kirche  in  feiner 
©ibelüberfefeung  in  ben  Anhang  unb  bezeichnete  ben 
Jöebrderbrief  unb  bie  Slpolalppfe  al*  aporropbett 
3)ie  altere  lutb.  Sogmatit  hei;  bie  fieben  31ntilego 
mena  ber  alten  Kirche  (2  $etri,  2  unb  3  3obanm?. 
oafobi ,  ,uird ,  Wehrder  unb  Apolalppfe)  nur  al? 
« beuter olanonifcheo  Schriften  gelten,  ^nbe*  liei  bie 
ort^obore  Dichtung  ber  prot.  Kirche  fett  ber  iwcitctt 
f»dlf te  be*  16.  ^abrb.  bi«  ju  ber  SRitte  be*  18.  ^abrb 
eine  freie  miffenjcbaftlicbe  ©tbclforfchung  nicht  auf 
tommen.  Ein  freifinniger  Katbolif,  SHtcbarb  Simcn 
(f.  b.),  machte  tuerft  bie  ybec  einer  ba*  Alte  unb  5teue 
Xeftament  au«einanber  baltenben  ahiftorifcb  -rrih 
fchen  Einleitung»  in  bie  ©.  geltcnb.  Erft  ber  Äarie 
nali*mu*,  ber  ben  3nfP«ation«glauben  burebbrad1, 
eröffnete  ber  prot.  Rheologie  bie  SRöglicbJeit  einn 

[  unbefangenen  Sdjrifttritil.  9lad)bem  febon  i>erbe: 
bie  ©.  oon  ihrer  menfcblicb'-äftbetifcbeu  Seite  aufiu 

|  faffen  gelehrt  hatte,  begannen  mit  Semler,  ®nc> 
bach,9){tchaeli*  unb  Eichhorn, barauf  burch  2  c  Sktte. 

!  Erebner  (f.  bie  einzelnen  Artitel)  u.  a.  bie  um 

I  faffenbften  unb  einbringenbften  tritifchen  Unter 
fuepungen  Aber  Echtheit,  Integrität  unb  @laubmur 
bigleit  ber  biblifchen  Schriften.  9iacbbein  man  auerft 
bie  3weifel  an  ben  Antilegomena  ber  alten  Kirche 
wieber  aufgenommen  unb  namentlich  bie  apoftolifcbe 
Abfaffung  be*  jweiten  ©rief*  $etri,  be*  &tbtütx 
brief*  unb  ber  Apolalppfe  beftritten  hatte,  begann 
man  auch  bic  ^omologumena  in  ben  Kreis  ber  tri= 
t nebe u  ,vcrubuna  \u  liehen  unb  gegen  bie  apono- 
lifcbe  ©erfafferfebaft  be*  3Ratthdu*coangelium*. 
be*  Epheferbrief* ,  ber  ©riefe  an  Simotpeu*  unb 
Situ*  unb  be*  erften  $etru*brief*  ©ebenlen  ju 
ändern.  AI*  anerlannte*  Ergebni*  biefer  ^oriebun 


Digitized  by  Google 


Söibcl  (Sibetyanbfdrrifien  unb  bibltfcr)e  Xeftgcfd)id)te) 


937 


8en  batf  ber  nid)tapoftolifd)e  Urfprung  be*  £>ebrder* 
rief*  unb  be*  »weiten  Jörief*  SjJetrt  unb  bie  SBer* 
fcbiebenbeit  ber  iüerfaffer  ber  nach  > banne*  be= 
nannten  Schriften  betrachtet  »erben.  2>ie  Arbeiten 
3f.  6br.  SJaur*  (f.  b.)  unb  ber  Jübtnger  Schule  be* 
qrünbeten  eine  neue  Gpocbe.  3Jon  ber  fog.  äußern 
Mritit  fd>ritt  Stour  ju  ber  innern  fort,  welcpe  bie  ein: 
ielnen  Scbriftbenlmäler  au*  bem  lebenbiflen  tyxo- 
leffe  ber  3eitgefd)td)te  unb  beren  cinanber  teil*  be* 
febbenben,  teil*  neutralifierenben  ©egenfäfcen  ju  be= 
«reifen  fuepte.  $ie  Solge  biefer  $etrad)tung*meife 
war,  baß  aud)  bie  Gcbtbeit  einet  SReibePon  bi*her 
unbeanftanbeten  Schriften  in  3n>eifel  gejogen  unb, 
wa*  namentlich  bie  biftor.  Sücper  betraf,  »uiwabl, 
■fluffafjung  unb  ©eftaltung  be*  6toff*  al*  burd) 
Den  beftimmten  Stanbpunft  unb  ^beentrei*  itna 
SSerfaffer  beeinflußt  erwiefen  würben.  2)ie  fpäteTe 
sentit  bat  biefe  9icfultate  teil*  ermäßigt  unb  burd) 
anberweite  Grwäguugen,  befonber*  pbilologifebe, 
crgänjt,  teil*  iebr  erbeblid)  überboten,  wa*  nament 
lieb  feiten* ber  b oll .,  auf  SBruno $)auer* unb  Soman* 
?lnftd?tcn  fortbauenben  Schule  gefebeben  ift,  bie  bie 
djriitl.  Sittcratur  überhaupt  erft  im  2. 3aprb.  f  nt; 
ftanben  fein  lauen  will.  3)emaegenüber  bat  fid) 
neuerbing*  in  SDeutfcblanb  foroobl  in  ber  Übeologic 
ortboborer  JRidjtuno  (2b.  3abn,  ©efd)id)te  be*  neu» 
teftamentlid)en  Kanone,  5  $be.,  erlangen  1881  — 
!)3  unb  Einleitung  in  ba*  SReue  Seftament,  2  SB t e. , 
"2.  SnfL  ebb.  1900)  wie  in  ber  uon  Dtitfcbl  beeuv 
flußteu  $ermittelung*tbeoloflie(£>arnad,  ©efepiebte 
ber  altcbriftl.  Sitteratur. 2. Söanto :  libronologie,  £pj. 
1897)  eine  ftarle  diüdftrömung  einfleftellt  bebuf* 
■iierteibigung  ber  alt  lud)  lieben  Jrabitionen  fiber 
ba*  Hilter  unb  bie  £>ertunft  ber  neuteftamentlicben 
Scbrtf tcn.  2)efienungead)tet  tann  gegenwärtig  al* 
feftftebenb  betrachtet  »erben,  baß  auf  bie  ©eftaltung 
ber  fpnoptifeben  Goangelien  neben  ber  Slbbängigleit 
bc*  ScbriftftcUer*  uon  feiner  3eit  unb  feinen  Duellen 
aud)  ber  tbeol.  Unterfd)ieb  be*  jubend)riftl.  unb  be* 
beibencbriftl.  Stanbpuntte*,  auf  bie  Äompofition 
ber  ?lpoftelgefd)icbte  ba*  Streben  nadb  möglichster 
$(u*gleid)ung  be*  paulinifcbcn  unb  be«  iJSerri mi eben 
Guaugelium*,  auf  Stoff  unb  gorm  be*  Johanne*5 
euangelium*  ber  ©eift  einer  ben  Greigniffen  fepon 
femer  ftebenben  $eit  unb  ba*  tbeol.  SBebürfni*,  bie 
duftere  ©efdjidjte  ^ef  u  im  Siebte  ber  ^bee  ju  febauen, 
beftimmenben  Ginfluß  geübt  babe.  2>ie  nid)t  un= 
mittelbar  apoftolifcpe  Nbfaffung  be*  üJcattbäu*= 
euangelium*  menigften*  in  feiner  beutigen  ©eftalt 
ift  jeiu  Pon  ben  Ärititern  allgemein,  bie  be*  %o> 
banne*euangelium*  aud)  außerhalb  ber  eigentlicb 
tritifepen  Schule  uon  vielen  ?lutoritdten  sua.eftan= 
ben.  ^inficbtlid)  ber  IBriefe  ift  menigftene  bie  «Un> 
ecbtbeit»  ber  fog.  ^Jaftoralbriefe  unb  be*  ßpbefer= 
brief*,  f omie  fdmtlicbcr  fatb.  ^Briefe  (aud>  be*  Söriefö 
be*  ^atobu*,  be*  erften  IBrief*  ^etvi  unb  be*  erfteu 
$rief*  be*  3<>banne*)  aud)  Pon  ben  nam^afteften 
Vertretern  ber  ocrmitteliiben  <Hid)tung  jugegeben. 
—  Sitteratur  f.  unter  Äanon. 

II.  $ibd  1)  a  itbf  djr  if  t  cn  unb  b  iblif  d)c  Xcr  t  n  cf  d|  id)  t  e. 
9öte  bei  allen  au*  bem  Slltertum  auf  un*  gelom: 
menen  Sdjriftcn  tann  aud)  bei  ber  5).  ber  pon  ben 
&anbfd)riften  bargebotenc  unb  banad)  gebrudte^ert 
nidjt  für  ibentifd)  mit  bem  urfprünglidKn  gehalten 
iverben.  2lud)  er  ftellt  üielmebr  ettoa*  im  Saufe  ber 
.Seit  allmdblid)  ©emorbene*  bar:  ber  2ert  pat  feine 
©efd)id)te  gebabt.  ?ev  ort  wax  metu  nur  ;,uiä[lr 
gen  ünberungen  unb  ©ef  djäbigungen  au*gcf  eft  t,  f  on* 
bern  ebenfo  trugen  au*  beroufjte  Verfudje,  etwa  ein* 


gerijfene  Sd)dben  }u  befeitigen,  baju  bei,  feine  ©e« 
ftalt  toon  ber  urfprünglidjen  ju  entfernen.  Sieligiöfe 
Sd)riften  aber  finb  nod)  baju  ber  ©efabr  au*gefe^t, 
benwme  äbdnberungen  im  bogmatifdjen  ^ntcreffe 
)u  erfabren.  Gine  Äanonifierung  beiliger  Sdjriften 
tft  taum  bentbar,  ebne  baft  aud)  eine  gemiffe 
Überarbeitung  be*  £erte*  gleid)ieitig  eintritt  ober 
l.bod)  nachfolgt.  Sir  tönnen  alfo  bei  ber  3).  nod) 
weniger  al*  bei  profanen  Sd)riften  erwarten,  ben 
I  ursprünglichen  Jcrt  ju  befi^en.  6*  ift  baher,  wie 
i  bei  bem  Stubium  ber  profanen  Sitteraturen,  aud) 
für  eine  tbeol.  2fcbanblung  ber  ^eiligen  Sdjrift, 
|  welche  bie  ©ebanlen  ber  biblifcben  Schriftfteller  ju 
j  erfabren  wünfeht,  unerläßlich,  ben  überlieferten  7ert 
von  Serberbnijfen  )u  fdubern  unb  foweit  möglich 
ben  urfprünglid)en  benuftellen.   Tie  Sbdtiptcit, 
bie  ben  überlieferten  5M  Deitert  auf  feine  9iichhgfett 
)u  prüfen  unb  etwaige  Scbdben  )u  heilen  fud)t, 
pflegt  man  «niebere  Hritif»  )u  nennen  unb  pon 
biefer  bie  Slrbeit  ber  «böbern  Äritil»  ju  unterf  Aei 
ben,  bie  fid?  mit  Grmittelung  ber  £>ertunft  unb  "Ab- 
faffungsjeit  ber  biblifcben  Schriften  unb  ber  $rü= 
tung  ber  bientber  oorbanbenen  Überlieferung  be- 
febäftigt.  Ted)  Iafu  fid)  beibes  nicht  trennen. 

A.  2)a*  Vlltc  Xeftament.  Ta  bie  im  Gilten 
leftament  erhaltenen  Schriften  ftd)  nach  »brer  Gnt^ 
ftehung  über  etwa  ein  ^abrtaufenb  oerteilen  unb 
bie  uorerilifche  £itteratur  überhaupt  nur  in  Xrüm* 
mem  unb  eingearbeitet  in  jüngere  Söerte  auf  un* 
getommen  ift,  fo  muß  man  auf  einen  $ert  gefaßt 
fein,  ber  ftd)  mit  ber  innern  Gntwidlung  be*  "sutc n 
tum*  gebilbet  bat  unb  baher  oon  bem  urjprüng: 
lieben  mabrfcheinlid)  nicht  unwefentlich  abweicht, 
(tyjl.  5lbr.  ©eiger,  Urfchrift  unb  überfe|jungen  ber 
in  ihrer  3lbbdngiglcit  t>on  ber  innern  Gntwidlunn 
be*  ^ubentum«,  »re*l.  1857.)  SJn  ber  %W  fteüt 
ber  iert,  ben  unfere  Srude  auf  ©runb  ber  hanb^ 
f chrif tlidben  Überlieferung  barbieten,  nur 
eine  mittelalterliche  Sertrecenfton  oor,  wicwobl 
beren  ffiurjeln  minbeften*  bi*  in*  2. 3aprb.  Chr. 
lurftdreichen.  $Ran  pflegt  ihn  ben  maforeti' 
feben  %t(t  im  nennen,  weil  feine  richtige  über 
lieferung  burd)  bie  9legeln  ber  ÜRafora  (f.  b.) 

Seficbert  wirb.  Ter  mittelalterliche  (5barafter  ber 
trtrecenfion  geht  fchon  au*  ber  Schrift  hcn»or, 
in  ber  un*  ber  2ert  überliefert  ift.  3)ic  Spnagogen- 
banbfehriften  bieten  bloß  ben  Äonfonantentert,  in 
^rioathanbfehriften  unb  in  Sd)ulbanbfd)riften  ift 
biefem  eine  Pon  einer  j weiten  5anb  hinjugefehtc 
Votalfchrift  beiaegeben.  (S.  fcebrdifdje  Sprache.) 
6*  ift  nun  nicht  möglich,  mit  $ilfe  ber  banMdmü 
lieben  Überlieferung  über  ben  pon  unfern  Druden 
gebotenen  £ert  jurüd^ugelangen,  nur  in  jtleinirt: 
leiten  ber  ^otalbejeichnung  unb  Orthographie  läßt 
er  ftd)  nach  ihr  Korrigieren.  Tenn  alle  unfere  bebr. 
iBibeihanbfchriften  finb  Derhdltni*mäßig  jung.  2)ie 
dltefte  batierte  ift  ber  Petersburger  Propheten = 
cober,  ber  916—917  n.  6br.  gefebrieben  ift.  G* 
er lläit  fid)  biefer  auffalienbe  Umftanb  barau*,  baß 
febabbaft  geworbene  iBibelhanbfchriftcn  au*  reli- 
giöfen  ©rünben  befeitigt  )u  werben  pflegen.  2)aju 
bieten  alle  unfere  öanbfdjriften  mit  fllaoifcher  ©e^ 
nauigteit  benfelben  Tc.it.  3war  unterfebeibet  mau 
eine  morgeul&nb.  (babplonifche)unbabenblänb.(pa: 
Idftinifdjc)  Jertrecenfton  unb  bieUnterfchiebe  beiber 
ftnb  überliefert,  auch  giebt  e*  für  bie  abenbldnb. 
jwei  ^unltation*weifen,  bie  be*  &en  ?lfd)er  unb  bie 
be*  2Jen  9taphthali.  Slber  hierbei  hanbelt  e*  fid) 
lebiglid)  um  für  ben  Sinn  üöllig  belanglofe  Äleinig-- 


Digitized  by  Google 


938 


Söibel  (SibelauSgabcn  unb  SCertfritif) 


leiten  ber  Orthographie  unb  ^unttatton.  Saber 
mu&  gefcbloffen  roerben,  ba|  alle  unfere  f»anbfcbrif» 
ten  le&tlidj  auf  eine  unb  biefelbe$anbfcbrift  ntrüd» 
geben,  darüber  nun,  roann  unb  au*  wetzen  ©rün* 
Den  einft  eine  öanbfcbrift  per  gefamteu  »eitern 
Überlieferung  ju  ©runbe  gelegt  roorben  ift,  feblt 
iebc  Überlieferung.  Äber  ber  iuftanb  ber  i>anb' 
fdjriften  jroingt  ju  biefer  Annahme.  Schon  im 
oorigen  ^aprpunbert  ift  bie  Slufmerffamfcit  ber 
ißibelfenner  auf  biefen  Umftanb  gelenft  roorben  ins 
folge  ber  oon  beut  Gnglänber  SB.  flennicott  in  @e= 
memfcbaft  mit  bem  $eutfcben  9t  3Jrun*  u.  a. 
oorgenominenen  SJergletcpung  ber  bebr.  SJibelbanb* 
fcbriften.  2)ie  SJcrgleicbung  pon  über  1100  £>anb* 
fcbriften  ergab  teinerlei  nennen*roerte  Varianten. 
Q.  ft.  R.  SHofenmüllcr  fcpeint  juerft  au*gefprocben 
ju  haben ,  bterau*  muffe  gefcbloficn  roerben,  tat-, 
allen  eine  unb  biefelbe  .ftanbfcprift  ju  ©runbe  liege. 
2>ie  bob«  3kbeutung  biefed  Umftanbe*  mürbe  ieboep 
im  allgemeinen  nicht  begriffen,  unb  bie  Sache  gc= 
riet  in  3*ergefienbeit.  $n  ber  jroeiten  Hälfte  be* 
19.  ^abrbunbert*  ift  biefer  ©ebanfe  oon  %  ©.Som* 
mer,  %  Ol*baufen  unb  befonber*  oon  %  be  2a-- 
gaibe  roieber  au*gefprocpen  morben.  5)er  Umftanb 
nun,  baft  mir  im  bebr.  Gilten  jjeftament  nur  bie 
©Übergabe  einer  ßanbfcbrift  mit  allen  ihren  Bu< 
fdlligtciten  beulten,  ift  um  beiroillen  ein  febr  m\$- 
lieber,  rocil  au*  ben  s4JaraUclftcllcu  innerhalb  be* 
»Iten  Jeftament*  j.  5).  bureb  eine  Herglcicbung 
oon  Samueli*  mit  Gbronit  ober  2  Sam.  22  mit 
$fa(m  18  u.  f.  m.  bemieien  merben  fann,  bafj  bie 
altteftamentlicben  Schriften  in  alter  Seit  febr  frei 
überliefert  finb.  31ucb  beft&en  mir  im  famaritanu 
fdjen  ^entateuep  eine  in  managen  Stüdcn  abroei* 
cbenbe  ÜHecenfton  be«  erften  unb  für  ba*  ^ubentum 
roieptigften  Seiled  be*  «Ilten  Seftament*.  ftier  bat 
man  jugleicp  ein  ÜJlittel,  am  maforetifeben  lerte 
ftritif  ju  üben.  Socb.  ift  man  hierauf  niebt  t>e* 
febräntt,  benn  e*  giebt  alte  Überfettungen  be*  Gilten 
ieftament*,  bie  man  jur  ttergleicbung  heranziehen 
fann.  (S.  unten  IV.)  geiber  reicht  nur  eine  ber- 
felben,  bie  aleranbrinifebe  ober  Septuaginta,  in 
bie  ^Jcriobc  ber  freien  Sertüberlieferung  jurüd. 
Sie  pertritt  baber  bie  Stelle  einer  abweiebenben 
banbfcpriftlicben  Überlieferung  unb  ift  bei  »Öfen* 
fcbaftlicberSBebanbiungbe*  Sllten  Seftament*  neben 
bem  bebr.  Jerte  m  benufcen.  9licpt  menige  gebier 
be*  bebr.  2erte*  laffen  ftcb  nach,  ibr  oerbeffent.  9lUe 
übrigen  alten  Überfettungen  geben  im  roefentlicbeu 
unfern  jettigen  bebr.  lert  mieber  unb  finb  nur  für 
feine  ©efepiebte  oon  SBelang.  Much  bie  iüb.  über» 
lieferung  betrifft  nur  ihn.  töei  biefer  Sachlage  fann 
c*  nicht  al*  eine  lösbare  Aufgabe  bezeichnet  merben, 
eine  frittfepe  2lu*gabe  be*  SUtcn  Seftament*  |u 
teranftalten. 

5Me  Ginteilung  be*  Jerte*  ift  febr  bunt. 
3üb.  Urfprung*  ift  bie  Ginteilung  be*  ^entateueb* 
in  669  fog.  ^arafchen  (f.  Sibra).  Sie  rflbrt  roabr 
idjeinlich  au*  ber  früpeften  $eit  be*  öffentlichen 
beriefen*  ber  .^eiligen  Schrift  ber  unb  finbet  ftcb 
bereit*  im  Jalmub,  roäbrenb  bie  fog.  groben  $ara= 
fcheu  ober  (54)  beutigen  Sabbat*peritopen  iünger 
ftnb  unb  in  ben  Spnagogenrollen  nicht  beobachtet 
merben.  ßbenfall*  fchon  im  Salmub  finben  ftd? 
propbetifche  ^efeftücfc,  ^aphtaren  (f.  öapbtara)  ge^ 
nannt,  melcbe  am  @nbe  ber  gotte*bienftlicben  ^cr= 
fammlung  gelefen  m  merben  pflegten.  Xie  üapitel- 
einteilung  tft  ihriftl.  Urfprung*  unb  gebt  in  bie 
iDcitte  be*  13.  3ahrb.  jurücf.  dagegen  ift  bie  Qi» 


teilung  bet  poet.  JBücher  in  einublf  rfopthnrnir 
©lieber  (3ierfe,  Stichoi)  uralt.  Sie  roar  burth  t-j 
©efette  be*  bebr.  3$er*baue*  Don  felbft  an  bie  &r 

Segeben.  2)ie  3Jc3eicbnung  ber  SJerfe  burd)  3*&z 
ammt  erft  au*  bem  16.  5abrb. 
B.  2»a*  9leue  Jeftament.  5)et  neuteftamr: 
liebe  ütert  mürbe  fchon  früh  fchmantenb.   *ei  r : 
großen  »njabl  pou  älbfchriften  roaren  jablre  : 
Schreibfehler  unuermeiblich :  aufeerbem  nnirbe  h: 
2ert  gerare  in  ben  erften  ?(abrbunbertcn  mü  t<t 
größten  ffiilltür  bebanbelt,  balb  cr^5njt,  halb  br 
riebtigt,  mobei  neben  mehr  gelehrten  Jjntereiien  vui 
fach  auch  bogmatifche  ftch  geltenb  machten.  Äntiidt 
2lrbeiteu  unb  bie  Anfertigung  Pon  Äircbeneremrl: 
ren ,  bie  man  bann  fpdtem  3lbfcbriften  |u  ©ncir< 
legte,  ftellten  jroar  eine  gemiffe  Stettglett  ber.  er 
mehrten  aber  auch  bie  lofalen  3ierfd?iebenbeiten  Ic 
Jertüberlieferung,  ohne  ben  StbfchreibefebleTn  a3 
millfürlicben^nberungen  oöüig  |U  fteuern,  fo  ba5^^ 
Varianten  auf  menigften*  80000  anjufebtagen  fis- 
Unter  ben  öanbfcbriften  ftnb  bie  altern  (vom  4.  h* 
10.  3ahrb.)  mit  9Jlaju*feln  (f.  b.),  bie  tun^ 
foom  10.  3abrb-  ö")  mit  sIRinii*tcln  gefchriert" 
Sie  miebtigften  ftnb  ber  Codex  Vaticanus  au*  tet 
4. 3abrbv     oon  Jifchenborf  (i.  b.)  entbedte.  irsrl 
ebenfall*  au*  bem  4.  3<*brb-  ftammenbe  CV»dn 
Sinaiticas,  ber  in  Conbon  aufberoabrte  Codti 
Alexandrinus  (5.  ^ahrb.)  unb  ber  Codex  Ephnec: 
(ein  s$alimpfeft  mit  barüber  gefchriebenem  Jene  &i 
Äirdjenpater*  ßpbram,  f.  b.),  fdmtlicb  (mit  gröfrn 
ober  fleinern  iJüden)  bie  game  grteAif d?e  ihr. 
unb  9ieuen  2eftament*  entbaltenb.  öierju  temnu- 
jablreiche  öanbfdjriften ,  bie  nur  einzelne  Scbmtn 
umfaffen,  fo  ber  Codex  Cantabrigiensis  ober 
(Gtoangelien  unb  Jlpoftclgefcfaicbte),  ber  Codex  Ck- 
romonUnus  (iJaulinifche  Briefe)  u.  a.  m.  3n  K- 
fritifd)en  !?lu*gaben  roerben  bie  Uncialt>anbf±n':  - 
mit  grojten  lat.,  griech.  unb  bebr.  Söucbftaben  \t 
jeichnet:  Sinaiticus  »,  Alexandrinus  A.  Yatici- 
nus  B,  Ephraemi  rescriptus  C  u.  f.  m.   2"ie  Q\' 
teilung  be*  Jerte*  in  feilen,  b.  b/.  Äbfd^e,ri 
fte  beim  3Jorlefen  unterfchieben  merben  follen  (sti- 
choi ,  baher  ftiebometrifche  genannt),  rührt  bei  w 
^auliniicfaen  Briefen,  ber  3lpoftelgefcbid>te  unb  Jen 
tath.  Briefen  oon  Gutpaltu*,  2)iafon  in  3lleranbr.i 
(um  462),  her.  Sie  rourbe  fpdter  auf  bie  (hja'ngelic 
unbbieÄpofalppie,  auch  auf  nieptfanomfebe  Sm 
ten  übertragen.  2>ie  Ginteilung  in  Kapitel  ift  erft  ta 
13. 3^brh-  burd)  Äarbinal  öugo  entftanben,  bie  a 
SJerfe  burch  Stephanu*  in  feiner 5lu*gabc  von  1551. 

III.  8tbelau*flolien  unb  Jertfrttif.  A.  Xa* 
SllteXeftament.  Sie  ©efebichte  ber  bebr.  iSibtl 
brude  ift  eine  febr  marmigf altige.  1477  erfebira 
(roabrfcheinlich  ju  Bologna)  juerft  ber  "^fairer  tea 
bem  Kommentare  Äimchi*  (f.b.)  gebrudt;  1488  je 
Soncino  juerft  ba*  ganje  Sitte  $eftament  in  Ben 
Jolio,  melcfaer  2lu*gabe  bie  oon  Jörefcia  (1494? 
gefolgt  ju  fein  febeint,  beren  ftch  Rüther  bei  feint: 
überfe&ung  bebiente.  33erübmte,  für  fpäteTe  grunt^ 
legenbe  2(u*gaben  ftnb  au^erbem  bie  bie  ganje  f. 
umfaffenbe  Biblia  Polyglotta  Complutensis  (15H 
—17),  bie  jroeite  Biblia  Rabbtnica  Öomberg*,  be 
forgt  oon  SHabbi  ^a'ob  ben  ©baiim  (3Jeneb.  1525 
— 26),  roelcber  Sluffgabebie  meiften  anbern  Su4 
gaben  gefolgt  ftnb;  ferner  bie  (auch  ba*  'Jicue  Xefta 
ment  entbaltenbe)  ?lntroeroenet  ^olpglotte  (8  $ce., 
1569—72),  bie  oon  Glia*  Butter  (J?»amb.  1587  u.  c\ 
3htrtorf  (iüafcl  1611)  unb  nameutlid)  bie  oon  ^cf. 
»tbia*  (Ülmfterb.  1661  u.  1667)  gebrudte  Jlufgare. 


Digitized  by  Google 

I 


©ibel  ßKfeiftfterfefeuitgetO 


939 


Unter  ben  in  $eutfcblanb  gebrudten  ift  mit  ftecfct 
bie  oon  3.  Seinr.  üRidjaeli*  (öaüe  1720)  bie  oe^ä&-- 
tefte.  2>urd)  Schönheit  unb  2>cutlicbteit  be*  2>rude* 
empfehlen  fidp  bie  oon  3ablonf!i  (»erl.  1699)  imb 
bie  t>on  Goerarb  Dan  ber  öooght  (Slmfterb.  1705); 
fte  fmb  ben  neuern  Slbbrüden  oon  £alm,  $b eile 
u.  f.  w.  bei  »eitern  oorjujieben.  1861  tat  S.  93är  be: 
gönnen,  bie  einjelnen  Südjet  be*  Slltcn  Jeftament* 
nadj  ben  maforetifepen  Siegeln  berau*jugeben.  Gine 
tritifdje  SUi*gabe  mit  Sfnmerfungen  giebt  ^aul 
£aupt  (Sprofeffor  in  ^Baltimore)  berau*. 

B.  3)a*  9ieue  Seftamcnt.  $er  erfte  Sntd  ift 
von  1514  in  ber  GomplutenfifAen  <ßologlottc,  bann 
folgen  feit  1516  bie  »iebtrholten  (hi*  1535  fünf), 
aber  tritifdj  nicht  eben  fefcr  forgfdltigen  2lu*gaben 
be*  Gra*mu*.  $ie  »eitern  japlreicpen  Slu*gaben 
be*  fReuen  Jeftament*  folgten  meift  bem  Gra*mu* 
ober  ber  complutenfifcbcn  Sfu*gabe,  oberocrmifdjten 
beibe.  Grft  Jheobor  4Jeja  brachte  bureb  Senuttung 
ber  Sammlungen  be*  Seinr.  Stepbanu*  bie  ftritit 
Oed  Steuen  Jeftament*  um  einen  Schritt  »eiter 
f  erfte  gried).=lat.  3lu*g.,  $ar.  1565).  Slber  feine 
"Jcadjfolger  »ieberbolten  nur  ba*  bisherige  unlrv 
tifdje  Verfahren.  5)ie  berübmteften  ber  auf  feine 
^Hecenfion  jurüdgebenben  9JUf(bau*gaben  ftnb  bie 
unter  bem  tarnen  be*  Textus  reeeptus  oerbreiteten 
3fu*gaben  ber  Gljeoter*  (f.  b.,  juerft  Seth.  1624). 
3>odj  finben  fnt  felbft  in  biefem angeblich  mit  großer 
Übereinftimmung  fortgepflanjten  Jerte  japlreicbe 
Scb»anfungcn.  SBiele  Varianten  »urben  in  3Dal= 
ton*  Sonboncr  ^ologlotte  (1657  fg.),  ben  3lu*gaben 
oon  gell  (Drf.  1675)  unb  befonber*  oon  9Jlill  (ebb. 
1707)  unb  3oh.  3af.  SDetftein  (Slmfterb.  1751)  an= 
ge^fiuft.  Gine  Serwertung  biefe*  Apparat«  für  bie 
ierttriti!  oerfuebte  juerft  6b».  Sarmoob  (2onb. 
1776),  mit  gröfcereräurüdbaltung  unb  befferm  Grs 
folge  3ob.  Sllbr.  3)engel  (Süb.  1734).  »ber  erft  bie 
biftor.sfritifchc  Scbule  2)eutfcblanb*  brang  ju  einer 
Sichtung  ber  oerf  ebiebenen  Jertgeftalten  unb  jur  3lb= 
»ägung  ibre*  2öcrt*  für  bie  geftftellung  be*  ur= 
iprünglicbcn  Jerte*  oor.  3)er  ©egrünber  ber  neuern 
terttritit  war  $oh.  3af.  @rie*bac&  (f.  b.),  »elcber 
feit  1774  eine  5Heibe  neuer  3(u*gaben  oer  öffentliche 
($>auptau*g. ,  2  5)be. ,  Salle  1796—1806).  Gr  uns 
terfdjieb  brei  Slrtcn  oon  Sanbfcjfc)riften:  bie  ocei= 
bentaliiche,  bie  aleranbrinifebe,  bie  tonftantinopoli- 
tanifebe,  unb  »og  ben  SBert  berfelben  forgfältig 
geaeneinauber  ab,  blieb  aber  bei  ber  Gljeoierf  Aen 
l'e*art  überall  fteben,  »o  nicht  pingenbe  ©rünbe 
;u  Slbtocicpuugen  nötigten.  3)ie  Hingaben  oon 
ÜJtattbÄi  (2  SBbe.,  SRiga  1783-88),  auf  ©runb  oon 
mepr  al*  100  jiemlidj  jungen  $Dlo8taueröanbfcprif: 
ten,  unb  oon  64olj  (2  SBbe.,  2pj.  1830, 1836)  legten 
inbfr6auptfa6e  ben  lonftantinopolitanifdjen  Jert 
ju  ®runbe,  ber  unter  allen  ber  jßngfte  unb  bem 
Ijljeoierfdjen  oenoanbtefte  »ar.  Grft  Sacbmann 
manbte  bie  ftrengen  ©runbfÄfce  ber  neuern  pbilol. 
Jlritif  auf  baS  9teue  Jeftament  an.  3nbem  er  nidpt 
tfn  urfprünglidjen,  fonbern  nur  ben  dlteftbejeugten 
lert  per^uftellen  fud?te,  ging  er  lebiglid)  auf  bie 
aleranbnnifdje  jRecenfion  jurüd  unb  ftellte  ben  2ert 
nad)  einigen  »enigen,  aber  burd)  ibr  3Uter  au$: 
gejeidineten  ^anbfAriften  ber  (Stereotppau^gabe, 
Qm.  1831;  grofee  3lu§gabe  oon  Jadjmann  unb 
Suttmann,  2«be.,  ebb.  1842-50).  Satte  &td?= 
mann  nodj  auf  ©runb  eine^  febr  lüdenbaften  Wla* 
terial*  gearbeitet,  fo  bradjte  tiidjenborf  einen  »eit 
rcidjpaltigern  panbfeb.  riftlicpen  Apparat  iufammen. 
3n  ben  fntifdjen  ©runbfäfcen  fd?lofe  ftcb  %  ifepenborf 


befonber*  in  ber  erften  SluÄgabe  (2pj.  1841)  in  ber 
Sauptfadpe  an  Stahmann  an,  bat  fiep  aber  in  ben f ol= 
genben  Muägaben,  namentlid)  ber  j»eiten  Seipjiger 
(1849),  ber  fog.  Editio  septima  (2  58be.,  fipj.  1859) 
unb  ber  (8.)  3lu*gabe  teftter  Sanb  (ebb.  1864—72; 
3.  93b.,  bie  <JJrolegomena  entb.  altenb,  bearbeitet  oon 
©regorp,  ebb.  1884—94),  bem  @rieebad)fd?en  Serte 
gend^ert  unb  bie  fiad)mannfd)en  ©runbfdfce  burd> 
anber»eite  ?luffaffun(\en  burdjtreujt.  $aburcp  ift 
ber  neuteftamentlicpe  jert  in  grö&ereä  Sdj»anlen 

Sefommen  ald  je  juoor.  2)ie  neuefte  Ijeroorragenbe 
ritiidje  2luggabe  ift  bie  oon  3Beftcott  unb  ©ort 
(2  93be.,  (Sambribgc  unb  fionb.  1881).  3(?ren  unb 
ben  legten  Jifdjenborffdjen  Jert  legt  0.  oon  Web- 
barbtS  «Novum  Testamentura  graece»  (6.  3luf!., 
l'pj.  1894)  oergleidjenb  oor.  (S.  aud)  ^Jolpglotte.) 

IV.  ©ibelüberfe^ungen.  A.  3übifd)e  liber^ 
fetjungen  be§  Üllten  JeftamentS.  £ie  »urben 
ben  3"ben  JBebürfnU,  nacb.bem  biefe  fid>  in  ber 
3)iajporaauöerpalb'iUaldftina*ge»öbntbatten,grie5 
epifep  ju  reben,  unb  in  'ijJaläftina  felbft  ba8  Sebrdifcpe 
aufgehört  batte 35oIt«fprad)e  ju  fein.  1)  ©  r  i  e  d>  i  f  cb  e 
überfc&ungen.  2)ie  »icbtigfte  ift  bie  no<b  fet»t  er= 
ha  [tone  Septuagüita  (f.  b.),  mrdeit  3«f"  im  all- 
gemeinen ©ebraud)  ber  griedjifdp  rebenben  3uben, 
»egen  ihrer  freiem  Haltung  jebodj  bei  ben  ortbo- 
boren  ^aldftinenfem  »enig  beliebt.  Unb  ba  aud? 
bie  Gfyriften  fte  für  ipre  fepre  fruchtbar  ju  machen 
oerftanben.  traten  gegen  Gnbe  beS  2.  ^labrb.  n.  Ghr. 
neue  ittb.  fiberfefter  auf,  oor  allem  Slquila  (f.b.),  fer- 
ner Jbcobotion  (f.  b.)  unb  SpmmacbuS  (f.  b.).  5)er 
Sirdjcnoater  Drigened  (f.  b.)  im  3.  3>ahrb.  hat  alle 
bieie  3Mbelüberfe&ungen  nebft  Fragmenten  einiger 
anberer  noch  benujjt  für  feine  Serftellung  beä  93ibcl= 
terted  in  feeb^fadjer  ©eftalt  (Serapia).  2)  Tie  a r a - 
mdif  cb  en  2Biebergaben  ber  meiften  SBüdjer  be*  Sil» 
ten  leftamentS  in  umfcbreibenb^erfldrenber  gorm, 
bie  fog.  Jargumim  (f.  b.).  3)  2)ad  famaritani-- 
fdje  2argum  jum  ^ientateudj.  (S.  Samaritaner.) 

B.  5)ie  tlberfeftungen  ber  50.  fürGhriften 
»urben  Skbürfniä,  fobalb  ba^  Gbriftentum  iu 
Sölfcrn  brang.  bei  benen  ba*  ©rieanfepe  nidjt 
SBolt^fpradje  »ar. 

1)  3m  Slltertum.  a.  3)ie  fprifdje  übers 
fettung,  ^efchita  genannt,  b.  h-  bie  einfache,  ums 
fafite  }unächft  nur  bie  tanonifeben  iöücber  bce  Sllteu 
leftament*.  6ie  ift  immer  im  öeft^e  ber  Gbriften 
gewefen,  fdjlieftt  ftcb.  aber  eng,  »enn  auth  nicht 
überall  gleichmäßig,  an  bie  jüb.  Sludlecjung  an. 
Ter  Sage  nach  reicht  ihr  Urfpntng  in*  2.  3ahrb. 
n.  Gbr.  jurüd;  ihre  Überlieferung  ift  bureb  bie  Sep» 
tuagintaüberlief  erung  getrübt,  teilroeife  audj  be»u^t 
nach  il>r  bearbeitet  »orben.  3rüb  fepon  tarn  bann 
ber  neuteftamentlicbe  Seil  binui.  älter  nod;  al->  bie 
^efebita  febeint  bie  fpr.  überfe^ung  be*  9leuen lefta-- 
mentJ  ju  fein,  oon  ber  1893  im  Sinaillofter  auf 
einem  fpr.  "iUalimpjeft  bie  4  Goangelien  gefunben  rotif 
ben  (ogl.  2Jterr,  TteoierfanonifcbenGoangeliennacb 
ihrem  älteften  belannten  lert,  Öerl.  1897).  b.  Sic 
altlateinifcbe  Überfettung  beruht  in  ihrem  altteftas 
mentlidjen  ieil  ganj  auf  ber  Septuaginta,  bie  in 
ber  Gbriftenbeit  beä  gan jen  2Beften3  gerabeju  als  ber 
biblifche  Urtert  betrachtet  unb  angenommen  »orben 
»ar,  f  o  baf$  fta>  bie  Sammlung  ber  grieebtfeh  gefepric- 
benen  neute)'tamentlicben  Sdjriften  biefem  ©runb= 
ftode  tonform  angefdjloffen  patte.  ißon  ber  alttat. 
Überfe^ung  ber  Septuaainta  ftnb  nur  noeb  ?w&\V 
mente  erhalten  (einjelne  vücber  ganj,  »ie  '^falmen, 
Gftber,  mehrere  Slpotrpphen),  »dhrenb  ftdj  ba*  au* 


Digitized  by  Google 


940 


Sibel  (©i&elüberjefcungeti) 


bem  gried).  Originaltext  üben  chic  9leue  £eftament 
teild  auS  tat.,  teil«  a u g  nried) , ■•  lat.  ^nbfdjrif  teu  no* 
jiemlid)  pollftänbig  beriteilen  Idftt.  Ter  ©ert  biefee 
altlat.  33ibelfragmcnte  für  bie  Sttiebererfennung  beS 
älteften  gried).  Wertes,  namentlid)  beS  9ieuen  $efta-- 
mentS,  tft  ein  erpcblid)er,  ihre  pbilol.  (*rforfd)ung 
baper  in  regem  betriebe.  Socb  lief  biefe  Überfettung 
feit  6nbc  beS  2.  bi *  Gnbe  beS  4.  Saprp.  m  pielfdltig 
ooneinanPer  abweid)enbcn  Wertformen  um  (unter 
biefen  bie  «3tala»  [f.  b.]  eine  ber  wieptiaften),  bis  ber 
Äirdjenoater  fneronpmuS  (f.  b.)  im  auftrage  beS 
röm.  iöifdjoffl.  SamafuS  c.  bie  3iulgata  (i.  b.)  an 
ipre  Stelle  fc&tc.  d.  Sic  übrigen  cpriftl.  33ibel- 
überfettungen:  bie  ätbjopifcbc  (4. 3abri).),  toptifdje 
ober  niePcrdgpptiidje,  fabtPifcbe  ober  obcrägpp= 
tifdje  (beibe  Cnbc  bce  3.,  Slufang  beS  4.  Jüaprb.)/ 
armenifdj«  (5.  3a^rb.),  georgifepe  (6.  ^afyrp.),  be* 
ruben  für  baS  Sllte  iel'tamcnt  auf  ber  Septuaginta. 
Sa*  ©leid  i  gilt  von  ber  got.  33tbelüberfcftung  beS 
UlplaS  (f.  b.)  unb  Don  ber  altflam.  Überlegung, 
beren  Anfang  in  bie  jweite  ödlfte  beS  9.  rp .  fallt. 
Ser  flow.  Jert  würbe  im  14.  $apfp. bem  %a 
triardjeu  (hitbpmiuS  rcuiPiert  unb  unter  bem  Grj= 
bifd) of  OennaPiuS  von  Dowgorob  1499  jum  erften-. 
mal  ju  einer  PoUftdnbigcn  33.  jufammengcftellt;  ber 
erfte  pollitdnbige  I  nid  gefebap  1581  in  Dftrog  (f.  b.). 

2)  3m  ÜJt  ittelalt  er  (bis  jur  Deformation)  trat 
junddjft  ba«  33ebürfniS  nad)  einer  Überlegung  ber 
ganzen  33.  in  bie  SJoltsfpraAcn  jurüd.  Um  fo  pdu; 
figer  finben  ftd)  jePod)  Pid)tcrifd)e  Siebergaben  ein- 
zelner befonbers  wid)tiger2eileber33.mit,3ugrunbc: 
legung  ber  33ulgata;  fo  auf  bem  german.  SpraaV 
gebiet  bie  aUitterierenben  biblifdxn  öebiepte  ber 
s)lngclfad)fen,  ber  nieberfdepi.  «£clianb»  (f.b.),  Dt* 
friebS  (f.  b.)  gereimte  ßpangelicnljarmome,  bie 
öfterr.  «©encfiS»  unb  «GrobuS»  u.  a.  Tri  fehlen 
fepon  in  altpodjbeutfdjer  Seit  aud)  ^rofaüberfeHuiu 

8eu  niept;  ju  nennen  fmP  namentlid)  Pie  oftfrdnt. 
ibertraguug  einer  fälfeblid)  bem  JatianuS  beigc= 
legten  (rpangelienbarmonie  (f.  b.) ,  Dotier  Sabeoe 
(f.  Dotier)  ^falmeuüberfettung.  9Rit  bem  SlnmaaV 
fen  ber  Dppofttion  gegen  bie  entartenbe  Jtirdje  fett 
(inbe  beS  12.  3aprp.  meprte  fidb  im  3$ol!e  PaS 
Verlangen  nad)  ber  unmittelbaren  ÄenntniS  ber  33. 
33ei  ben  Sllbigenfern  oerbreiteten  ftd)  prooencal. 
Überfettungen,  unb  bie  erfte  pollftdnbtge  99.  in  norb= 
f  ran  j.  Spracbe  n>ar  fdjon  um  bie  Witte  beS  13.  ^aprp- 
oorbanben  (bieder  nur  brudjftüdweife  b,erau*gege= 
ben ;  pgl.  33erger,  La  Bible  francaise  au  moven-age, 
$ar.  1884).  Cngl.  unb  böbmifdje  33.  entftanben  bann 
rodb.  renb  ber  burd)  SBiclif  unb  öufe  peroorgerufenen 
refonnatorifd^en  93e»egungen.  Sie  teilweife  f*on 
im  13.  S^prp.  ins  Sjecbifdbe  überfe|ten  biblifeben 
93üdjer  würben  unter  Äaifer  Äarl  IV.  in  ein  SBud) 
üufammengetragen,  bie  Überfettung  |ur  3»t  ber  b  u  i  1 1  • 
tifeben  Deformation  umgearbeitet ;  bie  erfte  33.  würbe 
in  Sirag  1488  gebntdt.  Sie  ältefte  polnifcpe  33. 
(Biblia  Krolowej  Zofii),  au»  Per  «Witte  be*  15.  ^aprb. 
jtammenb,  ift  eine  Übertragung  ber  cjedjifcben  33. 
ins  ^olnijdje.  3«  S)eutfd?lanP  erlangte  pornebmlicp 
eine  im  14.  Saprp.  entftanbene  beutfdjc  Überfefeung 
befonPere  33ePeutung  (ber  neutcftamentlid?e  Ztu 
neuerbing»  perausgegeben  nad>  einer  wa^rfdjein* 
int  in  walbenfifdben  Greifen  benu^ten,  teineswege 
Per  dlteften  ^anbfebrift,  von  Älime?,  ■  Ter  codex 
Tepletisis,  entpaltcnP  bie  Scprift  bee  newen  &t- 
jeuge«»,  3  Sie.,  Slugeb.  1881—84).  Dad)  6rfin= 
bung  ber  33ucpbruder(unft  war  ti  eben  biefe,  bie 
burd?  ben  Srud  oeroielfdltigt  würbe,  wenngleid) 


niebt  ebne  iinberungen.  3Sie  in  allen  £anbcn  gt#s 
CnPe  Pe»  15.  3«bfp.  bereits  33ibdbnufe  in  bra 
33oltefprad)en  fid)  ©erbreiteten,  fo  roar  biefe  ©rfdxi 
nung  namentlidb  in  2)eutfd)lanP  ein  i'orbote  Pn 
berannapenPen  Deformation.  $ene  beutfd?c  9ibr! 
überfe^ung  war  oor  Sutper,  abgefeben  t?on  bei 
jablreid?en  öanbfdpriften,  bi«  1477  fdbon  in  7,  tn 
1480  bis  1518  in  weitern  7  pod)beutfd>cn,  ferner  n 
3  nieberbeutfd>en  gebrudten  ©efamtauS^aben  oer 
breitet.  Sie  berupte  aber  nur  nod)  auf  ber  Sulgaix 
(SaL  ©altber,  Sie  beutfepe  33ibelübcrfe^ung  bt* 
Mittelalters,  3  He.,  33raunfd)W.  1889—92.) 

3)  3n  ber  neuern  3eit  (oon  ber  SHefonnaric: 
an).  1522  erfepien  PaS  Deue  2eftament  in  ber  über 
fe^tung  ^utperS.  Cbwopl  feine  33enu^ung  ber  br 
reitS  corpanbenen  Überfettung  neuerbinge  wah 
fd)einlidb  geworPen  ift  (vgl.  «rafft,  über  bic  beurtdx 
33.  oor  2utper  unb  bellen  i>crbicnftc  um  bie  ^ibel 
übcrfeiiung,  33onn  1883;  bageaen  jeboeb  Kaliber, 
i'utberS  33tbelübeTfe|tung  fein  ^lagiat,  2?}.  1891), 
fo  überragte  2utt)er  bod)  aud)  \n  biefem  Si^erle  bei 
weitem  feine  reformatorifeben Vorläufer.  Hufs  tiefite 
burebbrungen  r>on  bem  ©eifte  ber  6<prif  t  unb  r»on  ben 
unerfd)ütterlid)en  @lauben  an  ihre  göttlidje  ^Bapr 
beit  erfüllt,  bat  er  biefelbe  gleidjfam  jum  jroeitennul 
gef abrieben,  inPem  er  fte  überfefete.  Steine  Üba 
iettung  ift  ebenfo  febr  auS  bem  ®eifte  be«  beutfd>t:: 
ÜolfS  wie  aus  bem33ibelgeifte  fclbft  berauSgefcbric^ 
ben,  unb  bie  wunberbare  Mraü  unb  Sollstümlutlht 
ibreS  beutfd)en  9luSPrudS  bat  für  bie  @efd>id}te  Per 
beutfepen  6prad)e  felbft  eine  neue  (Svodje  peraur 
gefübrt.  6r  ging  juerft  feit  bem  tird)li<^cn  3lt« 
turne  wieber  auf  ben  ©runbtert  jurüd,  untCTfrüitt 
Don  einer  tüd)tigen  fpracblidjen  33ilbung  unb  bea 
erften  3Jidnnern  ber  3Biffenfd)aft,  wie  a)teland)tbcr. 
93ugenbagen,  3onaS,  (Sruriger  u.  a.  So  ift  £utber* 
3Ubelüberfettung  ein  bis  beute  unübertroffene? 
ÜJleifterwert,  ein  93oltSbud)  im  groftartigften  6üiw 
beS  SorteS  geworben.  6d)on  auf  ber  SSartburg 
hatte  £utb^r  baS  Deue  Seftament  ooüenbet;  es  er 
fd)ien  im  Sept.  1522.  3m  ,"V  1523  folgten  bie  fünf 
33ücber  sJ)lofiS,  unb  bis  1534  würbe  allmdblid)  ait 
ben  Spotrppben  baS  @an}e  oollenPet.  $tit  reiben 
ber  SdineUigteit  berbreitete  Tid)  Pie  Überfettung  üba 
gani  Seutf  d)lanb.  3luS  ber  Cf  njin  beS  SruderS  öa«  * 
Vufft  (f.  b.)  in  Wittenberg  gingen  allein  in  40  ^abren 
100000  Gremplare  beroor,  unb  in  ganj  SruthblanC 
würbe  bie  Überfe^ung  naebgebrudt  (bis  1558  38raal. 
unb  au^erbem  baS  9ieue  Seftament  72mal).  o  n  5lorb- 
beutfd)lanb  Würbe  bie  ^utbcriefce  Überfegung  platt 
beutfd)  gebrudt  (fett  1534  }u  Sübed,  Hamburg,  £?it 
tenberg,  Wagbeburg  unb  \ onft),  überfettt  für  2&nc 
mart  (DeueS  leftament  1524,  bie  ganje  33.  1550 1, 
Sd)  weben  (9ieueSteftament  1526,33. 1541),£ellanr 
(15  >ü),  3Slanb  (9leueS  Seftament  1540,  9.  1584). 

(geringere  Verbreitung  fanben  bie  33ibelübei- 
fettungen  reformierter  Geologen,  wiebiepon 
3wingli  angeregte  fibweijerbeuttebe  (1529,  ba* 
9teue  Seftament  auf  Sutper  berupenb),  bie  bon 
^areuS  (1579),  $iScator  (1602)  unb  bie  franjöft 
fd)e  unter  (SaloinS  3)Utroirfung  entftanbene  «@enfer 
33.»  (1551).  Sie  erfte  offizielle  prot.  ©ibclüber^ 
fettung  in  ßngtanb  war  bie  unter  Scitung  beS  Qiy 
bifdbof  S  harter  oon  6anterburp  Ijergeftellte  33ifbopi 
33ibcl  (1568);  Pie  enbgültig  autori)ierte  bic  'Royal 
Version»  (1611).  Sie  offizielle  33ibelüberfe&ung$ol: 
lanbS  würbe  bie  oon  ber  Sorbred)ter  Spnobe  an' 
georbnete  « Staatenbibel»  (1637).  Son  1577  bii 
1593  würbe  bie  ganje  33.  unter  beT  Seitun gpon  »!a- 


Digitized  by  Google 


©ibelerflärung  — 

boflam  fflt  bie  $öbmtf*en  ©ruber  in*  iS je*if*c 
überfefct  (gebrudt  1579—93  in  Äroli|;  babet  bte 
93eäei*mmg«Rralifcer93.»).  ftürbiepoln.^roteftan: 
tcn  erf  *ienen  mehrere  überf  efcungen :  ba*  fteue  Jefta» 
ment  1550  (von  Setlucpan),  1563, 1570  unb  1632. 
Xie  prot.  Slomenen  crbielten  na*  btn  flberfefeungen 
be *  bleuen  Jeftament*  unb  ber  $f  ahnen  von  $rimu* 
Jrubc  r  ( jroif*en  1555  unb  1582)  bie  erfte  »ollftdnbige 
«.  bur*  ©corg  Salmatin  (SBittenb.  1584).  2>ie 
erfte  oberTOenbif*e  pollftdnbtge  93.  crf*ien  in  btr 
Überfettung  ÜJli*ael  ftremel* u.a.  1728;  in  nteber* 
roenb.  Spra*e  ba*  9feue  Sejtameut  1709,  ba*  Älte 
Xcftament  1797,  bie  ganje  93.  erfl  1824. 

Slngefi*t*  biefer  33emegung  waren  au*  von  la« 
tboltfcber  Seite  93ibetoerbote  (f.b.)  für  bie  Saien 
tbatfä*li*  ni*t  mehr  burdjjufübrcu.  S*on  ber 
Überleitung  Sutper*  traten  bie  tatb-  ©elebrten  Gmfer 
(1527),  Sietenbcrger  (1534),  Qd  (1537)  mit  ber  93c- 
i*ulbigung  ber  2>rtfdlf*ung  unb  eigenen,  aber  in 
ber £>aupi f  a*e  auf  Luther  felbft  unb  ber  Sulgata  be= 
rubenben  Überfettungen  entgegen.  9Jalb  aber  tarnen 
au*  in  galten,  Spanien,  Portugal,  98olen,  Ungarn, 
©öbmen  neue  93ibelflberfe&ungen  auf.  93efonber* 
in  ftrantrei*,  wo  im  16. ^abrb.  unter  ben  .Hat b cli (cn 
bie  2&mcner  83.  (1557,  eine  ftemfton  ber  über* 
fefeung  be*  §aber  Stapulenft*  bur*  bic  Jbeologen 
von  Siömen)  beliebt  gemefen  mar,  erboben  neb  mdbs 
renb  bed  17.  ^abrb.  aber  bie  93tbelfibeTfettung  ber 
jjanfeniften  (f.  b.),  aber  au*  über  bie  be*  freisinnigen 
ibeologen  Srticbarb  6imon,  grofee  Streitigteiten. 
Grftcre  mürbe  t»om  Zapfte  perbammt.  3)ie  neuefte 
franj.überfe|ung  au*  bemUrtert  ift  bie  uon  Sebratn 
(fett  1886,  bie  [f  ht 7 93be.).  3n  X eu t i* (anb  tau* tc u 
im  17.,  18.,  19.  ya\)T\).  immer  neue  tatb.  93ibclüber* 
fettungen  auf,  bte  aber  für  bie  ftir*e-ftet*  ^riuat; 
unternebmungen  blieben,  obroobl  fte  fi*  auf  bic 
*8ulgata  al*  bie  autbentif*e  Sirdjenbibel  grünbeten 
(pon  Ulenberg,  Äöln  1630;  ben  SWaimer  Sefuiten 
1661;  ben  ©enebiftinern  von  ettenbetm  =  2Hünfter 
1751 ;  von  Äiftemafer  1825;  SUlioli  [f.b.] ;  Weinparb 
1878  u.  a.). 

3lu*  auf  beutf*=proteftantif*er  Seite  bat 
c*  bi*  in  bte  neuefte  3eit  an  Überfettuna*unterneb« 
mungen  niebt  gefeblt,  ebne  baft  bas  i'lufebcn  ber 
Sutberbibcl  je  erf*üttert  roorben  mdre  (ugl.  ffiilü 
balb  ©rimm,  Äurjgefaftte  ©ef*i*te  ber  http.  Sötbel= 
Überfettung  bi*  }ur  ©egenmart,  3cna  1884);  am 
roenigften  gelang  bie*  etnfeitigen  religiöfen  5HiaV 
tungen,  »te  ber  ptetiftif*en  mit  ber  93erleburger 
N-öibel  (f.  b.),  ber  3injenborffcpen  93.  (Bübingen 
1739),  ober  ber  auffldrerif*en  mit  ber  SBertbeimer 
(1734)  unb  ber  »afrrbtftben  (1773)  Überfettung. 
Unter  ben  neueften  t>om  Stanbpunfte  ber  fortge« 
f*rittcnmpbilol.*tfaoL©iffenfa>aftuntcrnommencn 
©ibelüberfeltungen  ragen  befonber*  beroor  bie  »on 
SeSBettc  (Joeibelb.  1832;4.»ufl.,ftreib.i.93r.  1886), 
ba*  9leue  Jcftament  üon  ®eijfdcfer  (9.  »ufl.,  Jüb. 
1900)  unb  3ittel  (Karl«r.  1894),  bie  mit  meb^ 
rem  ®ele^rtcn  toon  Äauttfeb  b«rau*gegebene  Über« 
icjtung  be«  Mlten  Jeftament«  (yreib.  i.  S5r.  1890—94 ; 

2.  »udg.  1896)  unb  ba$3l(te  2eftament,  überfettt,  ein- 
geleitet unb  erläutert  oon  Qt.  9feufe,  fcg.  oon  Cridbfon 
unb  öorft  (7  3}be.,  «raunfeb».  1892—1)4).  öunfen« 
■  93ibelmert»  (beenbet  oon  ßolttmann,  9  9Jbe.,  5*pj. 
1858  —70)  legt  gleidjfall*  ben  Urtert  ju  ©runbe, 
bo*  mit  oielfältiger  ©erüefftebtigung  be*  lutb.  %tx- 
te*.  S)ie  «^eutfebe  ^roteftantenbibel » (Spj.  1873; 

3.  Slufl.  1879)  gtebt  ba*  9teue  Sefhfment  im  i?utber« 
Ufte  mit  crfldrenben  Änmertungen,  unter  bie  au*  ' 


©ibefgefettfe^aften  941 

bie  ermünf*ten  überfe^ung*oerbetferungen  aufge« 
nommen  ftnb.  Sine  9tet>ifton  ber  Sutberfcben  über^ 
fettung,  früber  öfter  r*rfu*t  (6anfteinf*e  93.;  »üb. 
6tier*  5.  «ufl.,  »ielef.  1896),  ift  feiten*  ber  (Sife* 
na*er  5tir*entonferen}  (f.  b.)  ueranlant  unb  burd> 
eine  üon  ibr  juJ&alle  niebergefe&tetbeoLftommifjion 
au*gefübrt  morben.  2)ie  au*  ben  Serbanblungen 
ber  ledern  bervorge^angene  fog.  \U  o beb i bei  er- 
febien  1883,  bie  reotbterte  3).  («im  Auftrage  ber  bcut= 
f*en  eoang.  Äir*entonfercnj  bur*gefebene  ^u** 
gäbe»)  ^alle  1892.  ,\n  ^nglanb  unb  Omenta  untere 
10g  man  bie  engl.  Überfettung  einer  uo*  bur*grei« 
fenbern  3Ret>ifton,  bereu  ?lbf*luft  1881  erfolgte. 

Tic  Überfettung  ber  93.  in  alle  Sprad)en  ber  3Belt 
ift  fbftematif*  feiten*  ber  93ibelgefellf*aften,  befon-- 
ber*  ber  Sonboner,  in  Angriff  genommen  morben. 
©egcnmdrtig  liegt  bie  93.  in  mebj  al*  300  Spra*en 

Sebrudt  uor.  (©.  au*  93ibelgefeüf*aften,  58iblij*e 
lltettum*funbe,  93iblif*e  Einleitung,  93iblifd>e 
Geologie,  SBilberbiW.) 
«ibelerflärung,  f.  Gregefe. 
«tbelgcfcllfcbaftcn,  Vereine  jur  93ef*affung 
billiger  SBibeln  unb  ;u  beren  Verbreitung.  95on 
alte vii  93erfu*en  abgegeben,  nimmt  bie  93ritif*e 
unb  Hu*ldnbif*e  95ibelgefeUf*aft,  begrün* 
bet  1804,  ben  erft e u  iUa  h  ein,  f omobl  bur*  bie  ©ro^< 
artigfeit  ibvcv  (hfolge  a(*  au*  bur*  ibre  Seit» 
berjigteit.  Sie  gerodbrt  ^Difftbenten  aller  Art  bcti 
3urntt  unb  nimmt  jeben  al*  9Ritglieb  auf,  ber  ibreu 
3n>ed  bur*  3abre*beitrdge  ober  fonftmte  förbert. 
Sie  mu**  raf*  ju  großer  93ebeutung  b*tan;  jabl« 
rei*e  öilf*i>ereine  unb  3meiggefellf*aften ,  au* 
ftrauenveretne  bilbeten  ft*.  6o  fteigerten  ft*  bie 
(linnabmen  (Beiträge  unb  gonb*)  oon  15000  3R. 
im  erften  3apre  immer  mebr  bi*  auf  4382252  3R. 
im  3. 1899.  Sie  lief',  auf  ibre  ftoften  überfe^ungen 
in  bie  r>erf*iebenften  Spra*en  unb  1)ialette  am 
fertigen  unb  brudt  gegenmdrtig  bie  93ibel  in  mebr 
al*  100  6bra*en,  Jeile  berfelben  in  mebr  al*  300 
Sbra*en  unb  3)ia(etten.  Sie  erftredt  ibren  9Bir* 
tung*tret*  auf  alle  l'dnber  ber  @rbe  unb  unterbdlt 
3lgenruren  unb  Kolporteure  in  allen  SBeltteilen. 
Seit  ibrem  ©efteben  bi*  1899  bat  fte  Übet  155 
(1899  über  21/,  SRill.  93dnbe)  Mü.  93ibefn,  Zefta* 
mente  unb  letle  oerbreitet,  bei  einer  Äu*gabe  pon 
4  ÜJUU.  W.  «u*  bat  fte  bie  neu  entftebenben  93. 
anberer  fidnber  mit  ©elb,  ^reffen,  Settern  ober  Sie* 
ferung  billiger  SBibelau*gaben  unterftflfrt 

äbnlicbe  9Jereine  traten  in  allen  prot  Sdnbern 
berpor,  in  ben  Stieberlanben,  S*roeben,  Ddnemart, 
Norwegen,  Atauf reut,  9lorbameri(a.  9u*  in  :Uuft-- 
lanb  rourbe  1812  eine  93ibelgefeUf*aft  begrünbet, 
wel*e  in  f ur jer ; jeit  bie  93ibel  tn  17  Spracpen  neu 
überfeften  unb  in  30  bruden  lief?,  aber  1826  bem 
heiligen  Spnob  unterfteUt  mürbe,  ^nfolgebeffen 
lofte  U*  ber  epana.  ?eil  ber  ©efeUf*aft  ab,  um 
al*  «(ri>angelif*e  93ibelgefeQf*aft  in  iHufelaub»  mit 
bem  c ift  in  $eter*burg  ibr  Werl  ungebemmt  fort: 
iufe&cn.  Äinlanb  bat  feit  1812  in  flbo  feine  eigene 
93ibelgefeUf*aft.  $ie  ju  9?euport  geftiftete  »me  = 
ritauil*e'ötbelgcfellf*aft  forgt  au*  für  ben 
2>rud  üon  Bibeln  in  a*t  ^nbianerbialelten  unb  in 
ben  Spra*en  aller  Sdnber,  in  benen  amerit.  ÜJiifftos 
nare  mirten,  auberbem  für  ÜBlinbe.  ;Urc  Aabre- 
einnabme  betrug  18!r9  meit  über  ÜRill.  Toll.,  bie 
3abl  ber  bi*ber  perbreiteten  beiligen  S*riften  über 
63  iiiill.  3n  ^ranlrei*  entftanben  1815  bie  Strafe» 
burger,  1818  bie  panier  9Mbelgefellf*aft,  1860  bic 
i  Societ*  biblique  protestante  de  France.  $n  ber 


Digitized  by  Google 


942  SMbelfommumften 

Schwei»  hatte  Vafel  fcbon  feit  1804  eine  Vibelgefetl* 
fcgaft;  im  ffiaabtlanb  entftanb  eine  folcbe  1828,  in 
St.  ©allen  1836.  3n  Seutfcblanb,  wo  bereit*  1711 
«ine  Anftalt  jur  Verbrettung  ber  Vibcl  oon  bem  3hreW 
berrn  oon  Ganftcin  ju  fallt  geftiftet  worbcn  war 
(i.  Sanfteinf  cbe  Vtbelanftalt),  erfolgten  auf  Anregung 
unb  mit  Unterftüfcung  oon  tfnglanb  bcr  in  9lÜrn* 
bcrg,  in  Sacbfen,  in  Vapern,  in  Württemberg  neue 
Stiftungen.  An  ber  Spifee  ftebt  bic  ^reufeijcbe 
Öauptbibelgefellfchaft  in  Berlin  feit  1814.  Sie  halte 
1899  eine  3ahre*etnnahme  uon  293 154  2JI.  unb 
«inen  Umfafc  oon  116760  Vibeln,  57695  Bleuen 
Seftamenten,  253  ^foltern;  feit  ibrent Vefteben  bat 
fie  3701296  bettige  Schriften  oerbreitet.  Illeben  ihr 
arbeiten  bie  SBüTttembergtfcbe  Vibelgefell* 
febaft,  bie  1899:  81613  ©ibeln,  81924  9leue  %v 
ftamente  unb  148  Vlinbenfcbriften  oerbreitete,  bie 
Sddjfifcbefcauptbibclgefellfcbaft, bie  1899: 
81 966  Bibeln,  10166  9leue  Seftamente  unb  312 
kalter,  bie  Vattrifcbe,  bie  9735.  bie  Vergifdje 
((flberfclb),  bie  101121,  bie  üJledlenburgcr,  bie 
6647  heilige  Schriften  üerbreitete.  ftür  bie  iöer- 
f  orgung  be$  preuf;.  &eerd  mit  9leuen  Jeftamenten 
war  feit  1831  ein  llrioatfomitee  mit  Unterftüttung 
ber  v}Jreufeifcben  VibelgefeUicbaft  tbätig,  neuerbingä 
ein  fönigl.  Äommifjar,  ber  oon  ber  ^reufnfeben 
iöibelgefellfcbaft  bie  beutfeben  (lutb.)  Hudgaben  unb 
»on  Der  Vritifcben  bie  !atb.  unb  frembfpracblidjen 
fcefonber«  billig  erbält.  1899  würben  im  J&ccre  unb 
bei  ber  SWarine  verbreitet:  5262  Vibeln,  20480 
9leue  Jeftamcnte  unb  ^falmen.  2)ie  beutfeben  V. 
oereinigteh  ftd)  1887  gu  einem  Verbanbc,  grenjten 
ibre  Arbeitsgebiete  ab,  oerabrebeten  gemeinfame 
VibelauSgaben  unb  oerftfinbigten  ftd)  über  bie  Vcr« 
breitung  ber  Vibcl  im  beutfeben  fceere  unb  in  ber 
2Jlarine  fomie  unter  ben  Seutfdjen  im  AuSlanbe. 
Tic  nacb  langjähriger  Arbeit  fertig  geftellte  9teoi= 
fton  bcr  lutb.  Überlegung  ift  von  ben  meiften  V. 
angenommen  worben.  (Sine  tatholifebe  SBibel* 
anftalt  mar  1805  mit  Unterftüfcung  ton  3Heffenberg, 
Sailer  unb  oan  (Sji  burch  ben  $rieftcr  äBittmann 
iu  ÜHegenSburg  begrünbet  »orben,  beren  Auflösung 
favft  $iu*  VII.  1817  befabl.  Auch  bie  1815  in 
Seiligenftabt  für  baS  GicpSfelb  geftiftete  Vibel* 
gefclli-taft  war  nur  oon  luncm  Veftanb. 

3n  ben  3. 1825—27  entbrannte  im  Sdjofce  ber 
engl.  Vibelgcfellfcbaft  ber  Apofrppbenftreit. 
2)ic  frage,  ob  bie  ApotrpPben  (f.  b.  unb  SBibcl)  mür= 
big  feien,  mit  ben  lanonifdjen  Schriften  aebrudt  ju 
werben,  wie  bie*  nacb  bem  Vorgänge  fiutberS  tn 
S)«utjcblanb  gefdnebt ,  würbe  in  Chtglanb  oerneint. 
Snfolgebefjen  lafet  bie  engl,  Vtbelgefellidbaft  bie 
Apofrppben  weg  unb  entjiebt  ben  ©efellfcbaften, 
welche  bie  Apofropben  oerbreiten,  ibreUntcrftü&ung. 
—  Vgl.  VroWn,  History  of  the  British  and  foreign 
Bible  Society  (Öonb.  1859);  fcbilo,  ©efebiepte  bcr 
^reufeifeben  fcauptbibelgejellfcbaft  1814—64  (»tri. 
1864);  Vrecft,  2>ie  Gntwidlung  ber  ^reufetfeben 
£>auptbtbelgefell|cbaft  1864—91  (ebb.  1891). 

# tbclf omniuniftcn,  f.  ^erfeftioniften. 

* tbcl o t  (frj.,  fpr.  bibloh),  Vejeicbnung  aller  ber 
cerfebiebenartigften  Meinem  Äunftgegenftänbe  jumal 
ber  Jtunftinbuftrie,  welcbe  }um  Scbmud  ber  siBob: 
nung,  jur  «usftattung  bcr  ßtag^ren  unb  SBitrinen, 
ober  nur  ali  Äuriofitdten  bienen. 

^tbclrcgnl,  eine  tlcine,  früher  gebrauchte Dr gel, 
beren  Seile  in  ftorm  einer  JBibel  jufammengclegt 
werben  unb  fo  unter  bem  ?lrm  getragen  werben 
lonnten.  ^a«  ©.  war  ein  Scbnarrwerl  mit  auf-- 


-  Sibcr  (««agettcr) 

fdjlaaenben  3ungen,  bie  ber  ffiinb  ^roeier  ivont 
blafebdlge  jum  6<bmingcn  bradjte.  (ö.  Sleflal.) 

iüibcluerbotc.  Xie  alte  Hird?e  bat  bie  ^eiivu 
6djrift  niemals  bem  Solfe  »orentbalten ;  Äire&ec 
lebrer,  wie  ßferpfoftomu*,  fneronpmua  unt  Sluguin 
nuS,  namentlid)  aud)  ^ap)t  ®regor  b.  ©r-,  ermahnter 
bie  i'aien  eifrig  jum  Sibellefcn.  6rft  ber  birraT±tf^ 
©eift  be$  3Jlittelalter*  fübrte  bam,  Pen  ©ebTaud 
ber  ^eiligen  €(brift  im  $olte  gu  befcbrdnfen.  9u-. 
Anlag  ber  Sßerfolgungen  aegm  bie  ^albenfer  tnt: 
Üatbarer  würbe  juerft  oon  ynnocmj  III.  1 199.  bam 
auf  ben  ©pnoben  ju  louloufc  1229  unb  ju  93ejurr? 
1233  ben  fiaien  ba*  93eftgen  unb  Sefen  ber  Scbrift  tr 
bcr  SJollijfpracbe  unterfagt,  unb  auf  ber  Sonob« 
Jana^ona  (1234)  jeber  für  einen  Äe&er  eTÜdrt,  b<: 
eine  2hbelüberfegung  niebt  innerhalb  aebt  Xaaen  fei 
nem  3Mf<bof  jum  Verbrennen  abliefere,  »ibnlicbc  ^. 
würben  in  ßnglanb  gegen  bie  Söiclifiten  j.  3).  auf  bn 
Sonobe  ju  Drforb  1408  erlaffen.  SroRbem  famec 
feit  SRitte  be*15.3abrb.  jablrcicbe  SJibelüberfe^uii 

Sen  in  bie^dnbe  be*  Sjoit*.  Um  bie  Verbreitung  te: 
utberbibel  gu  binbent,  oeranftaltcte  ßieronpmu« 
Gmfer  eine  tatb.  Bearbeitung  berfelben.  35a*  Jriben 
tinifebe  ftonjil  erlaubte  ba*  «fen  «bdretif  djer»  über 
fetiungen  bed  9leuen^eftamentd  gar  nid)t,  bed  9Iten 
nur  mit  bifcböfl.  ©mebmiaung;  tireblicb  approbterr 
Überfettungen  in  ber  Voltcfpradbe  follten  nur 
auöbrüdlicber  bifcböfl.  Grlaubni«  auf  ©runb  einr 
com  Veicbroatcr  auägeftellten  (Smpfebluna  gf- 
lefen  werben.  9lad>bem  gegen  Gnbe  bed  18.  !$abrt 
oielfadj  eine  milbere  ^rari*  ßingang  gefunben 
batte,  rief  iu  Anfang  be$  19.  S\abrb.  bie  JbdtigBnt 
bcr  prot.  ©ibelgefeUfcbaften  (f.  b.)  toieber  bdrten 
Öcgenmairegeln  ber  $äpfte  bjeroor.  2)ergleicben 
namentlid)  geqm  bie  Verbreitung  prot.  ^ibelübei 
fehungen  gerichtete  Vcrorbnungm  gingen  au*  Pen 
*iu*  VII.  1816,  £eo  XII.  1824,  $u$  VIU.  182?. 
Örcgor  XVI.  1844  unb  $iu*  IX.  184C,  1849  unb  ur 
feiner  (mepflifa  1864.  DbnebaS  Vibellefen  ben  Saint 
gerabeju  ju  oerbieten,  erneuern  biefe  pdpftl.  Orlafti 
bie  Örunbfäge  oon  Orient/ beren  ftrenge  2)urcbfüb 
mng  einem  tbatfdcblidien  Vibcloerbot  gtemlicb  nab« 
tarn,  öibnlidje  Verbote  ber  VtbelgefcUfcbaften  unr 
nid?tautorifierten  Vibelüberfetsungen  tarnen  aud 
in  ber  grieep.  Äircbe  oor,  wie  1826  tn  SRufilanb  burd 
flaifer  9l«olauä  unb  1839  bureb  ben  ^arriareben 
©rcaor  oon  Äonftantinopel. 

>y  ibcliocr  f ,  Vejcicbnung  für  Vibelauegaben  mh 
augfübrlicbcm  Äommmtar;  befonberS  befannt  ift 
VunfenS  V.  (f.  Vibel). 

©tbcr,  in  einzelnen  feinen  Sorten  nacb  bem 
rtTcmjöfifcben  Gaftortn  unb  nacb  bem  Cngliid^en 
iöcao er  genannt,  ein  beibreebt  geföperte*  ©oll  , 
jegtmeift  Vaumwollgewebe  mit  feinet,  ftarfgebrebret 
Kette  unb  grobem,  fcbwacbgcbrebtcm  (5 inicMap,  baf 
auf  beiben  6citen  fehr  ftart  geraubt  ijj;  bte^na<^ 
bilben  bie  in  ber  fiäng^enriebtung  be*  Stüd*  nad 
bem  Strid)  liegenben  4jdrd)en  be«  Ginfcblag*  eine 
bidjte  2>ede,  woburd)  ber  Stoff  ba*  AuSfebcn  eine* 
biden ,  langhaarigen  % ud)ä  gewinnt. 

*ibcr  (CastorX.),  eine  ©attung  ber  Sduge 
tiere  au*  ber  Drbnung  ber  9lager,  welche  ftd)  burd> 
ben  horijontal  abgeplatteten,  breiten,  fdntppigen 
ödjwanj  unb  bie  mit  Schwimmhaut  oerfebenen 
^interfüge  auSjeicbnet.  S)ie  9lagejdbnc  ftnb  febr 
ftart,  bie  obern  mit  teilförmiger  tschneibe,  Sadcn- 
ifihne  überall  oier,  mit  Sdjmeljlciften,  unb  bie  $üfet 
furj,  fünhehig.  An  ber  jwcitm  fcinterjebe  befinbet 
ftd)  ein  i&oppelnagel.  iOlan  tennt  nur  eine  Art, 


Digitized  by  Google 


SBiber  (2)ad>$iegelart)  —  öiberad) 


1)43 


>cn  gemeinen  33.  (Castor  über  L.,  f.  Safel: 
>»  a  notiere  IV,  $ig.  1),  weldjer  gefellig  bie  Ufer 
irofect  §lüfie  Slorbeuropa*,  3iorba|ten*  unb  Slorb« 
nmertla*  b wohnt,  in  ben  gröftern  tUüiien  be* 
ipeftl.  (Suropa*  nur  noeb  oerein jelt  unb  meift  unter 
rtcfe&licbetn  Sdjufec  ftebenb  angetroffen  roirb;  bie 
norbamerit.  achu  hielt  man  lange  für  eine  eigene 
2Itt  (Castor  canadensis  Kühl).  yn  Scutirtlanb  ift 
ber  SB.  gegenwärtig  nod)  in  ber  Glbe,  oon  Wittenberg 
btd  gegen  SJtagbeburg,  unb  in  ber  Saale,  von  ibrer 
sJLUftnbung  in  bie  tflbc  bi*  nad)  Srabitt  unterhalb 
(Salbe,  ju  ftnben.  (S.Äarte:  £tergeograpl)ieII.) 
Ciinjelne  fommen  in  ber  Sahad)  an  ber  öfterr.sbapr. 
©reme  unb  in  ber  Stböne  in  Sübfrantreid)  oor.  Sßon 
ben  übrigen  europ.  Säubern  beherbergen  ihn  nod)  am 
bäufigftenSBo*men,Sluftlanbunb9torwegen.  &rür/er 
btelt  er  ftd)  aud)  füblidjer,  j.  SB.  in  Slften  am  ßupbrat 
it  nb  f  ogar  in  3nbien  auf;  iefct  roirb  er  a  n  d)  im  Horben, 
bef  onoer*  in  Storbamerifa,  burd)  bie  oielen  StaaV 
ftellungen  f eltener;  bod)  »erben  immerbin  grofte 
UH  engen  oon  bort  t/er  in  ben  £>anbel  gebradjt  (i.SBtber* 
f  eile).  3)er  SB.  bat  ungefäbr  bie  ©röfte  unb  plumpe ©e* 
ftalt  eineä  Dadjfe*,  miftt  75— 80  cm  obne  Sd>wanj, 
ift  oben  rotbraun  bi*  in*  Sdjwärjlidje  unb  unten 
beller  gefärbt;  auch  lommen  weifte,  gelbe  ober  ge? 
fledte  Spielarten  vor.  5)er  Sebwanj  ift  braun* 
fdjroarj.  SDer  flörper  ift  bid,  gebrungen,  ber  Slüden, 
üorjüglid)  in  ber  Stube,  gewölbt,  ber  6al*  lurj 
itnb  bid,  ber  Äopf  runbltd):breicdig ,  rattenäbnltd), 
bie  *Rofe  breit  unb  latjl  mit  großen,  uerfdjlieftbaren 
9tafenlöd)ern;  bie  Äugen  fteben  feitlicb;  bie  Obren 
finb  jehv  Hein  unb  faft  unter  bem  $elje  oerftedt. 
iöetannt  ift  ber  Äunfttrieb  unb  bie  gefcltfobaftlicpe 
Sbätigtett  ber  SB.,  Aber  we Ute  aber  maneberlei  über: 
treibungen  unb  fabeln  oerbreitet  roorben  fmb.  Um 
ftd>  nämlid)  gegen  bie  SBinterlälte  unb  Strömungen 
ju  fd?ü&en,  erriebten  bie  SB.  SBauwerle,  welebe  fte, 
0a  ju  beren  öerftellung  bie  Äräfte  be*  einjelnen 
ttidjt  au-;  reuten,  gemeinfebaftlid)  auf  rubren.  Sie 
bauen  tunftlofe,  ftumpf  tegelförmtge  $Bof)nungen, 
roelcbe  au«  iufammengefd>iebteten  flften,  Stetfern, 
Sdjlamm  unb  Steinen  befteben,  lrso  bid  l,so  m 
über  ba*  S2£afier  emporragen,  ihren  (Eingang  unter 
bem  SBaficr  gaben  unb  in  bem  untern  Seile  bie 
SRMnteroorräte  entbalten.  2>amit  nun  ber  Stanb 
be*  Gaffers  um  ihre  2Bobnungen  herum  gleidjbod) 
bleibt,  erridjten  bie  SB.  nod;  lamme  um  bie  letztem, 
welche  auf  gleiche  2öeife  au*  öoljftüden,  Schlamm 
unb  Steinen  lunftlo*  jufammengefettt  ftnb.  Stie* 
mal*  aber  bebienen  ftd)  bie  JB.  tyre*  Scferoanje* 
beim  SBauen  al*  Jtellc  ober  gar  al*  Sdjlägel.  2)a* 
nötige  £iolj  nerfdjaffen  fie  Tidp,  inbem  [\e  bie  Stämme 
ber  am  Ufer  ftebenbeu  Sträud)er  unb  aud)  jiemlicb 
ftarte  SBäume  hur*  9Kigen  fällen;  fte  tönnen  mit 
einem  ÜJtal  einen  jollbiden  Slft  burdjbeifeen.  SBkil 
nun  aud)  bie9labrung  meift  au*  SBaumrinbe  beftebt, 
io  füfleit  fie  ben  SBälbern  Diel  Stäben  ju. 

5)ie  %  werben  gejagt  teil*  wegen  ibre*  wertoollen, 
biäjtroolligen,  mit  langen,  glänjenben  ®rannenbaa= 
ren  burdjfpidten  ^elje*  (f.  ^Biberfelle),  teil*  wegen  be* 
^Bibergeil*  (Castoreum),  einer  tdfeartigett,  eigen- 
tümlid)  unb  burdjbringenb  riedjenben,  in  ber  i>cib 
lunbe  gebräueblicben  Subftani,  tueUte  in  >wei  bem 
Giftet  nabe  liegenben  SBeuteln  enthalten  ift.  Sötait 
unterfdjeibet  im  feanbel  nur  jwei  Sorten  be*  Söiber 
geil*,  ruff.,  mo*fowit.  ober  ftbir.unb  ameril.,  canab. 
ober  engl. SBibergeilbeutel,oon  benen  bie erftem 
gefdji^ter  unb  teurer  ftnb;  bei  be  Sorten  waren  früher 
offijinell.  Qi  wirb  in  ber  3LHebijin  tn*befonbeTe  bei 


ber  ßüfterie  al*  Irampfftillenbe*,  berufeigenbe*  unb 
belebenbe*  ÜJtittel,  fowobl  in  ^uloer«  unb  Rillen« 
form,  wie  al*  linttur  (Tinctura  Castorei  Sibirici 
tmb  Tinctura  Castorei  Canadensis  au*  1 1  ei  1  Biber- 
geil unb  10  Seilen  Spiritu*  bereitet)  melfacb  ange« 
wanbt.  (^bebem  war  aud)  ba*  ©ibergeilfett 
(Pinguedo  ober  Axungia  Castorei),  weld)e*  ftd)  in 
»wei  tteben  unb  unter  ben  SBibergeilbeuteln  befinb» 
lieben  Clfäden  twrfinbet,  in  ber  feeillunbe  gebräud)» 
lieb.  SU*  billige*  (frfabmittel  be*  ^Bibergeil*  biente 
wob.1  aud;  eine  ähnliche  Subftan),  ba*  com  Äap 
ber  OUi teu  Hoffnung  eingefübrte  ©praceum  ober 
2)a*je*pife,  weld?e*  au*  eingebidtem  J&arn  be* 
fog.  jtlippbacpfe*  (f.  b.)  beftebt.  S)a*  ^urüdbrängen 
be*  SB.  bringt  e*  mit  ftd),  bat  am*  in  ben  300 loa. 
©ärten  nur  böcbft  feiten  europ.  ßremplare  }u  ftn* 
ben  ftnb ,  bafi  biefe  ©attung  vielmehr  meift  bureb 
ben  amerifanifdjen  SB.  oertreten  ift.  2)erfelbe  wirb 
mit  200  <Di.  bejablt  unb  bält  in  ber  SRegel  gut  au*. 
Sid)tbar  ift  er  nur  in  ber  $ämmerung*ftunbe,  benn 
ben  Sag  oerbringt  er  f&lafenb  in  feiner  ■£  dmkhüt  te. 
3(1*  au t ter  giebt  man  ihm  SBrot,  Sur^eln  unb  sBei= 
benäfte,  beren  9linbe  er  oerjebrt  unb  an  beren  $olj 
er  feine  Sd;neibejä^ne  abnu(ten  fann.  ÜBon  ben 
etteu  SB.  ftnb  wopl  )u  unterfebeiben  ber  Btbetb  = 
biber  ober  bieSBifamrattelj.b.)  unb  ber  Sumpf  • 
biber  (f.b.).  —  SBgl.  ftriebrier;,  5)ie  ®.  an  ber  mitb 
lern  Glbe  (Teffau  1894).  [(f.  b.). 

)öibcr,  2)ad)jieaelart,  fooiel  wie  Sßiberidjwanj 
»iberarb.  1)  Cberamt  im  württemb.  2)onau« 
frei«,  bat  502,os  qkm,  (1900)  85474  (17005 
männl.,  18469  weibl.)  Q.,  1  Stabt  unb  43  2anb- 
gemeinben.  —  2)  CbernmtoftnM  im  Dberamt  SB., 
in  540  m  £>öbe  an  ber  2)iün= 
bung  ber  einft  an  SBibern  rei- 
du-u  SBiberad)  (jeia  9Bolfen= 
ba*)  in  ben  Stanaugufluit 
Stift ,  an  ber  £inie  Ulm-- Anet 
ri*-?haren  ber  ÜBürttemb. 
Staat*babnen ,  ift  teil*  in 
freunblitper  S baiebene,  teil* 
an  einem  Söorbügel  jiemlid) 
unregelmäftig  gebaut  unb  trägt  mit  feinen  2ür 
men,  Sporen  unb  teilweife  erbaltenen  9üng= 
mauern  nod?  ba*  ©epräge  einer  mtttelalterlidjen 
Stabt.  5£)ie  Stabt  ift  Sin  be*  Dberamte*,  eine* 
3lmt*gericbt*  ($*anbgeri(r;t  5)iaoen*burg),  3ollamte* 
unb  SBejirt*tommanbo*,  unb  bat  (1900)  8404  G., 
barunter  3603  @oangelifd>e,  IUmu  lelegrapb,  eine 
fdjöne  Äjauptlirdje  für  bette  itonfefftonen  (1100 
erbaut,  1740  unb  1881  erneuert),  eine  lönigl.  Steab 
anftalt,  5Jateinfd)ule,  b^öbere  OTäbcbenfdjule ,  rcidje* 
Öofpital,  neue*  Stabttbeater,  Senfmal  be*  Siebter* 
SBielanb  ( 1881)  unb  Üaifer  SBilMm*  I.  (oon  Stod- 
mann,  1896);  ftabritation  oon  SBledjfpielwaren, 
3Jtetalltu* ,  Sragantwaren,  tünftlid^en  SBlumen, 
Ianbnnrn'*aftli*en  unb  anbern  ÜJtafdjincn.  5)er 
grucbtmarlt  ift  ber  jweitgröftte  in  Sffiürttemberg, 
aud)  ber  SBicbbanbel  ift  oon  SBebeutung.  S)er  im 
naben  Dberboljbeim  geborene  Siebter  ©ielanb 
würbe  1760  hier  Senator  unb  tfanjleioerwalter,  bie 
ÜÄalet  I  ieterut ,  ÜReper,  SBraitp  unb  ber  Bi Ithauer 
Statt  ftnb  in  SB.  geboren.  3  km  fuböftlid)  liegt  ba* 
SJtineralbab  3  0  r  b  a  n  bei  SBergerbauf  en  im  Siiftt  bale, 
jetjt  eine  grofte  öetlanftalt  nad)  flneippfebem  Softem. 
—  SB., feit  ben  3eiten  flaiier  Jriebrid)*  U.  eine  Slcieb*« 
ftabt ,  fam  burd)  bie  Sieformation ,  ber  nur  ein  Seil 
ber  SBeoöllcrung  beitrat,  1523  in  lange  3roifte,  bt* 
enblicb  ber  2Beftfälifd)e  griebe  bie  Rarität  fcftftcflte. 


Digitized  by  Google 


944 


5Öiberbaum  —  Biblia  pauperum 


infolge  b«*  JriebenS  von  ßuneoitle  tarn  bie  Stabt 
1802  an  99aben  unb  buwbbieWbeinifdje  93unbe*atte 
1806  an  SB'ürttemberg.  iBei  93.  erfoebten  2.  Dft.  1796 
bie  na d)  bem  C  bf  rrbcin  fid)  jurü  djiebenben  atoh  joien 
unter  SJloreau  einen  Sieg  übet  bie  fie  berfolgenben 
Cfterreicber  unter  fiatour,  unb  9.  SRai  1800  rour« 
ben  biet  bie  Cfterreidjer  unter  bem  AclbmaridxiU 
flrap  üonben  frranjofen  unter  Saint=(5pr  a.cfd)lagen. 
—  3kl.  93.  einft  unb  je&t  (Viberad)  1895). 

SHbertattnt,  f.  Magnolia. 

Bibftre  (lat.),  trinten. 

©iberf  eile.  sB.  famen  früher  faft  nur  gefeboren 
in  ben  öanbel,  unb  ba*  $aar  mürbe  ju  ben  feinften 
SRännerbüten  (Faftorbüten)  berroenbet;  UM  bem: tu 
man  fie  nur  noeb  al*  ^IjuhtI  unb  jroar  befonber* 
in  «Ru&lanb.  Xie  ftarbe  ber  bi*  |u  1  m  langen  IB. 
ift  lajtanienbraun,  auf  bem  SRüden  am  buntelften, 
nad)  bem  hauche  ju  beller,  ober  gleidjmäfeirj  v c t 
braun,  f eltener  bellgelb,  flani  roet|  ober  fdbroarj. 
3e  bunfler  ba*  gell,  befto  oeUbdfcter  ift  e*;  bielfad) 
werben  bie  $tüt  audj  bunTelbraun  gefärbt.  Unter 
bem  febr  langen  Oberbaar  befinbet  fid)  ein  feine*, 
ieibenartiae*,  bid?te*  Unterbaar  t>on  afebgrauer 
bi*  filberroeifeer  ftarbe;  burd)  Sd>eren,  3lu*rupfen 
ober  &u*rei§en  ber  Oberbaare  mittel*  befonberer 
'TOafcbinen  mirb  ba*felbe  freigelegt,  unb  ba*  fo  ber* 
ilnberte  ftell  bilbet  ein  beliebte«  leichte*  ^elsmert 
für  Jrauentradjt.  25ie  meiften  93.  (130000  jährlich) 
fommen  bon  Slorbamerila,  befonber*  (Sanaba  unb 
ben  fmbfonbaüdnbern;  gegen  30000  Stürf  liefert 
Sibirien  unb  9Ua*fa.  &m  gefcbäfcteften  ftnb  bie 
Stelle  ber  im  Sinter  aefanaenen  Jierc  (Sinter' 
biber).  Gin  Seil  loftet  40-90  3Jt. 

©ibetfl«*,  f.  ßburdjill.  (fett,  f.  9)iber. 

«Iberaeil,  »iberßellbcniel ,  ©ibergeil* 

«iberfnbiöiter,  f.  Jmneb. 

ttiberoeO,  ^flanjenaattung,  f.  Pimpinella. 

ttiberncllroic,  f.  9)ofe.  Ipinella. 

«ibcrneDtinffur,  «ibernelltuunel,  f.Pim- 

Bib«ron  (frj.,  fpr.  -öng),  3e<ber;  Sauaflafdje. 

Biberratte,  f.  Sumpfbiber. 

«tbcrfcbroanj,  in  ber  2cd>nit  eine  9trt  Säge 
(f.b.);  bann  aud)  ein  gemebnlicber,  flauer  $ad?= 
üegel  (f.  ^atbbedung). 

fciberfcebunbc,  \.  «Robbenfclle. 

Bibeäco,  93arbo  3)emetriu*,  J&ofpobar  ber  Qv 
lacbei,  burd)  Äboption  feiten*  eine*  ©rofeobeim* 
Aürft  Stirbei,  geb.  1801,  ftubierte  1818—21  ju 
$ari*,  beteiligte  ftd)  am  ftufftanb  Äleranber  vJ)pfi= 
lanti*,  »ar  3uftijminifter  unter  Ä.  ©bifa  unb  SD  i= 
nifter  be*  Innern  unter  feinem  93ruber  ©eorg  3)e* 
metriu*  unb  mürbe  1849  bon  ber  Pforte  jum  £>ofpo< 
bar  ber  Balacbei  ernannt.  »I*  foleber  half  er  ben 
/jinanjen  be*  Öanbe*  auf,  oerbefferte  ba*  Unter« 
rid?t*mefen  unb  mirfte  für  bie  Vereinigung  ber 
Dölbau  mit  ber  5öalacbei  bureb  biplomat.  9ioten 
unb  5>enrf  «triften.  9tad)bem  er  7.  3fuli  1856  feine 
Stelle  niebergeleßt  hatte,  rourbe  er  in  ben  ber* 
faffung*beratenben  3)in>an  (f.  SOlolbau)  geroäblt  unb 
ftimmte  für  bie  9*eremißung  beiber  ^flrftentflmer. 
Später  bu'lt  er  fid)  meift  ;u  ^ari*  unb  9lijja  auf. 
(h  ftarb  13.  «pril  1869  ju  «ijja.  —  Sgl  ®.  93U 
be*co,  Rtgne  de  B.,  93b.  2  (^ar.  1894). 

©ibcc*co,  ©eorg  3)cmetriu*,  öofpobar  ber  2Ba- 
ladjci,  99ruber  be*  borigen,  geb.  1804  im  ärei* 
(Srajoba,  mürbe  1824  llnterfefretdr  im  malad?. 
3ufti}minifterium,  bann  Selretär  im  SOtinifterium 
be*  «ufeern,  nabm  1834  feine  Pntlafiung  unb  lebte 
bi*  1841  in$ari*  unbSien.  5lad>  feiner  SRüdteljr 


in  ben  Sanbtag  gemdblt,  mürbe  er  ein  irütm  n: 
Oppofition  gegen  bie  «Regierung  SHeranbet  Öbikr 
unb  nad)  beffen  Srurje  1.  San.  1842  jum  öc^: 
bar  ber  9Balad;ei  gemäblt.  S.  ftanb  gan|  unter  bn 
(Stnflufe  SKufelanb*.  6*  bilbete  f\<Sf  baber  gegen  it 
eine  nationale  Oppofition,  unb  22.  Sunt  1848  br:r 
ber  Slufftanb  in  93ulareft  au*,  infolgcbefK«  f 
25.  §un\  ber  JReßierung  entfagte.  Gr  war  W'> 
SWitglieb  be*  Derfafiung*beratenben  2)iroon,  n 
meldjem  er  für  bie  Bereinigung  ber  3&ilacbei  ir: 
ber  Dölbau  mirlte,  unb  ftarb  1.  ^unt  1373  ;u  ^a: 
—  9k|l.  ©.  93ibe*co,  Regne  de  B„  Sb.  1  ($ar.  18&. 

-&ibi  (frj.),  ein  3)amen=  ober  i>errenbütd?fn  e 
befonber*  fd>maler  Ärempe. 

^ibiena  (93ibbicna),  eigentlid>  ©alli  wd 
Sibbiena,  eine  llünftlerfamilie.  55er  Stammri; : 
©iooanni  Waria  ©alli^ibiena,  geb.  162T> 
iu^ibbiena,  geft.1665,  mar  ein  Dinier  au*«lban>? 
Sdjule.  —  Sein  Sohn,  gernanbo  @allt'9i 
biena,  geb.  1657  }u  Bologna,  geft.  1743,  ödräh- 
ßignani*,  mar  erft  am  benoal.  t>ofe  in  fkirma  tbdtic. 
»o  er  eine  JHeibe  (httmürfe  für  ba*  Xbeater  lieferte 
bie,  jumeift  im  üppigften  Sarodftil  pcbalten,  n± 
burd)  trefflid)e  N3erfpcltibe  unb  malenfd^e  SUrrtur; 
au*jeid?nett.  5)ann  trat  gernanbo  in  bie  ^ienif; 
be*  fpätern  Äaijer*  Äarl  VI.,  für  ben  er  in  Sarcr 
lona  anläfelid)  feiner  Vermählung  unb  in  ©ien  jaK 
reiche  Sbeaterbelorationen  malte.  Qt  baute  fernn 
in  "Ikrma  bie  .Utrdje  be*  9bt*  Mntoniu*,  ben  In: 
bei  jReloncello  in  Bologna  (einen  bie  Strafte  übn 
brfldenben  9)ogen  mit  SHunbtempel  barüber)  unr 
ba*  lönigl.  Jbeater  ju  2Jlantua.  ©r  bat  auch  irreekr. 
gemalt, }.  8.  im  (»  bor  ber  ^eter*f irtbe  in  SBien. 

Seinbobn  Sie  ffanbro®alli^i  biena,  prk 
1760,  mar  93aumeifter  im  55ienft  be*  ihm üTften  vn 
ber  9fal  j,  baute  unter  anberm  bie  ^ef  u  iten  lirdje  (1735 
—56)  unb  bieiöibliotbel  in  23tannbetm. —  ^ernanb»* 
jmeiter  Sobn  ©iufeppe,  geb.  1696,  aeit.  1757  in 
Öerlin,  fdjuf  1723  bie  98ra*tbetorationen  »u  be« 
faiferl.Jöoffeft  in  IJrag,  arbeitete  für  ;ablreicbe  %vs 
ften  Äatafalte,  Jhfaterprofpette  u.  a.,  bie  in  ben 
91^ertc  «Architettnra  e  prospettiTe»  (9ug*b.  174*.*- 
erhalten  fmb.  T  ic  gropartißften  9Berfe  beforarivn 
unb  perfpeltioi|cbcr  Öarodtunft  fd?uf  er  für  bar 
Dpembau*  ju  S)re*ben  unter  Äuguft  bem  Startr 
unb  für  eine  öodjjeit  am  StRüncbener  ^ofe  1722.  > 
93apreutb  erbaute  er  1747  ba*  fdj&ne  2heater,  tu 
5)re*ben  geftaltete  er  1750  ba*  Opern  ba  uc-  um. 
ift  ber  berüpmtefte  feine*  SRamen*.  —  grernanbe* 
letiter  Sobn  Stntonio,  geb.  1700  su  ^ärma,  atf 
1774  $u  ÜRailanb,  ebenfaU*  Sbeaterbaumeifter  u*r 
süJlaler,  baute  unter  anberm  ba*  mäcbtige  Stabt 
theater  ju  93oIoflna  unb  ba*  in  ber  ^irgil*alabea« 
ju  ÜRantua,  für  bie  er  pradjtvoQe  2)e!oratioivr 
malte,  dr  mar  aud)  am  fiofe  Äarl*  VI.  tbätig. 

Bibiorüdae,  f.  ^aarmflden. 

^ibirurinbc,  f.  SBebeerurinbe. 

Biblte  (lat.),  trintt! 

Biblia  paupöram  (lat.),  «Xrmenbibel>,ebtf 
Sammlung  Don  ^arftellungen  au*  ber  beiliaen  (?f 
febiebte  jur  Untermeifung  be*  niebern  Volt«  in  brn 
fogenannten  d)riftl.^eil*mabrbeiten,  fdlfcblieb  fo^ 
nannt  nad)  bem  in  fpäterer  3eit  binvugefügten  Jitrl 
ber  9Bolfenbütteler  6anbfd)rift.  Sie  begebt  ac* 
34—50  tppifd)en  Silbern,  beren  iebe*  eine  5Nir 
ftellung  au*  bem  Ceben  ^efu  enthält,  umgeben  ten 
jmeien  au*  bem  »Iten  Seftament,  bie  nad)  »rt  fca 
mpftifeben  93ibelau*legung  in  borbilblid>e  «ejieban.: 


Digitized  by  Google 


©iblicität  — 

>u  jener  gefefct  finb,  baju  !at.  ober  beutfdje  ober 
lai.=beutfd>e  Grflarungen  unb  Sprücf/e.  AI*  fiaien« 
bibcl,  wa*  ibr  9lame  bcfagt,  fann  fie  faum  gc* 
bient  Im  ben .  Seit  bem  13.  yabjrb.  in  93ilbcrbanb: 
idjrif  ten  oerbreitet,  oon  benen  nod)  5  oorbanben  finb, 
war  fie  im  15.  ^al>x\).  ein*  ber  erften  fog.  93lod; 
bücber  (f.  b.),  beren  lert  unb  Silber  in  öoljtafcln 
gefdmitten  unb  abgebrudt  würben,  ift  aber  auf  ber 
treffe  unb  mit  beweglichen  Settern,  wie  e*  fcbcint, 
nur  jmeimal(1461)  gebrudt  worbcn  unb  oerfdjwinbet 
mit  ßnbe  be*  15.  3abrb.  vor  bem  neuen  3citfieift. 
Aaffimileau*gaben  bcforgten  23ericau  (ßonb.  1859), 
Gamefina  (erläutert  oon  Leiber,  SBien  1863),  fiatb 
unb  SAwarj  (2.  Aufl.,  Bürjb.  1892),  Gin*le  (mit 
Beitreibung  oon  Scbdnbrunner,  2Bien  1890).  — 
Ii.  p.  bicfc  aud)  eine  Sd)rift  be*  93onaocntura  (f.  b.). 

ttiblidrär,  JBibeU,  Sdmftmafriateit. 

«iblioflnöfic  (grd).,  «SBüdjertunbe»),  f.  öiblio^ 
grapbie;  Siibltognöft,  33üd?erf«nner. 

JÖibliogräprjie  (grd?.,  b.  b.  SBücberbefdjreibung) 
ober  33üdjerlunbe,  aud)  99iblto(jnof  ie  unb  j 
93ibliotogie  genannt,  biejeniae  Sßifienfcbaft,  bie 
fidj  mit  ber  Aufjdblung  ber  fdjriftftellerifcben  Gr* 
jeugniffe  aller  Hölter  unb  3<iten  befcbäftigt.  2)ie 
2lrt  ber  3ufammenftellung  in  ben  93.  fann  eine 
alpbabetifdje  ober  eine  fnftematifcbe  ober  eine  <brono: 
lofliiii  c  fein  unb  jwar  balb  mit,  balb  obne  tWxud- 
iidnigungbe*9Bertc*ber33ücber.  frA.Gbert  unter: 
idjeibet  reine  unb  angewanbte  93.  $ie  reine©, 
bat  bie  Aufgabe,  ui  jeigcn,  wa*  überhaupt  gebrudt 
ober  aefdjrieben  i|t.  2ie  angewanbte  SB.  betrachtet 
bie  93ü(ber  in  SBejiebumi  auf  äußere  Umftänbe, 
meift  mit  SRüdfidjt  auf  bie  Steigungen  unb  93ebürf* 
nijfe  be*  Sammler*,  £aupt{äcblid)  in  Söetradjt 
tommen  hierbei  bie  Scbidfale  oon  93üdjern  (fcltene, 
oerbotenc,  faftrierte  SBücbcr),  ba*  Alter  ber  2)rud» 
wcrle  (^nhmabeln  unb  Gneugniije  ber  treffe  ein« 
jclncr  Sruder),  bie  aufeere  93efd)affenl?eit  ber93ücbcr 
(Xrud  unb  SÄrt,  ba*  Material,  bie  artiftifdje  Au*= 
jtattung,  tote  mit  Miniaturen,  öohfebnitten,  Kupfer« 
ftidjen,  unb  bie  befonbere  93efd)aftenbeit  ber  Gxem= 
plare).  2>ie  angeroanbte  93.  bangt  mit  bet  93iblio= 
Pbilie  unb  SBibliomanie  (f.  b.)  jufammen  unb  bleibt 
im  ftolgenben  unberüdficbtigt. 

3>ie  bibliogr.  9Berte  beftbaftigen  fidb  (f.  aud?  21p 
titel  Bibliographie,  93b.  17): 

1)  3)1  it  ber  gefamten  fiitteratur  aller  3eiten, 
Sdnber  unb  SBiffenfdjaften.  2)en  erften  SBenud)  in 
tiefet  Stiftung  machte  Äonrab  ©e*ner*  «Biblio- 
theca universalis»  (4  93be.,  3ür.  1545—55),  wenig* 
ften*  für  lat.,  gried).  unb  bebr.  9Bcrle.  $ie  unge- 
heure 3unabme  be*  93ücberfcba&c*  mufete  balb  jur 
Teilung  ber  bibliogr.  Arbeit  führen. 

2)  9Jcit  einer  Au*wabl  be*  öeroorragenbern 
aller  3eiteu,  fidnber  unb  2Biffenf4aften.  AI*  SBei= 
fpiel  berartiger  Arbeiten  fmb  ju  nennen:  Sc  93ure, 
«Bibliographie  instruetive»  (10  93be.,  $ar.  1763 
—82) ;  Glarte,  «Bibliographical  Dictionarv»  (6  Sbe., 
Öonb.  1802—4);  Scfenart*  unb  JBarbier,  «Nou- 
velle  biblioth£que  d'un  homme  de  goüt»  (2. 3lu$g., 
53)be,^ar.l808— 10);  Gbert,«»Ugcmeincs  bibliogr. 
i'eriton»  (2  SBbe.,  Spj.  1821—30);  ^Jeignot,  «Ma- 
nuel du  bibliophile»  (2  iflbe.,  $ijon  1823);  iBrunet, 
«Manuel  du  librairc»  (5.  äufl.,  6  SBbe.  unb  3  93be. 
cupplemente,  ^Jar.  1860—80);  ®räffe,  «Tresor  de 
livres  rares  et  precieux»  (6  J8be.  unb  1  Supple* 
ment,  2)re«b.  1859—69). 

3)  l'tit  ben  litterar.  Gr}eugniifcn  eine*  beftimm: 
tcn^eitabfdjnittc*,  wie:  Gleorgi, «Allgemeine*  ! 

«rocfViB»'  fpnBtrlaHonl.fifrifon.   14.  «ufl.   ». «.  IL 


93ibliograp^ie  945 

europ.  JBüdjerlerüon»  (5  JBbe.,  S3pj.  1742—53  unb 
3  Supplemente,  1750—58),  für  bie  alte  3eit  immer 
nod)  unentbebrlid);  Grfd>,  «allgemeine*  JRcperto* 
rium  ber  Sitteratur»  (8  93be.,  %tna  unb  ffleim. 
1793—1807),  1785—1800  umfaffenb. 

4)  9Rit  ben  litterar.  Grjeugniffen  eine*  beftimm» 
ten  Sanbe*.  So  für  2)eutf (blanb:  (^epfe) 
«9üeberfd?afe  ber  beutfd)en  92ationallitteratur  be* 
16.  unb  17.  Sabrb.»  (93erl.  1854);  oon  üRal&abn, 
«2)eutfdjer  58üd)erfd?aH  be*  16.,  17.  unb  18.3abrb. 
u.  f.  ».» (3ena  1875,  Stegifter  1882);  ©rfdj,  «6anb» 
bueb  ber  beutfeben  fiitteratur  feit  ber  Witte  be* 
18.  Sabrb.»  (2.  Aufl.,  4  Jöbe.,  2pj.  1822—40);  6ein« 
fm*,  «Allgemeine*  93üdjert?erifonberin2)eutf(blanb 
oon  1700  an  erfdnenenen  3)ü<ber»  (bi*  1892;  feit 
iöb.  14  «Allgemeine*  beutfebe*  93üd?erleriton»; 
1889—94  b,g.  oon  SBolboeoener,  19  Söbe.,  ebb.  1812 
—94);  Äapfer,  «SBoUftänbigc*  SBüdjerlerifon  allcT 
oon  1750  bi*  1832  in  $eutfd)lanb  gebrudten  m-- 
djer»  (6  SBbe.  unb  Gegiftet,  ebb.  1833—38)  unb 
«Weue*  JBüdjerlcriton  u.  f.  ro.»  (SBb.  7—30, 1841— 
1900);  «6inri<b*'  3ünfjabr*=Äatalog»  (gegenwärtig 
bearbeitet  oon  3Beife,  JBb.  1—9,  1851—95  ent* 
baltenb,  2pi.  1856—96);  Sdbmab  unb  Älüpfel, 
«SBegmeifer  burd)  bie  Sitteratur  ber  Deutfcben» 
(4.  Aufl.,  ebb.  1870  unb  3  fladbrrdge  1874—79); 
9tuffell*  «®efamtocrlag*fatalog  be*  beutf  ajen  SBud)-- 
banbel*,  ooUftänbig  bt*  1880»  (93b.  1—11  $eutfaV 
lanb,93b.  12—13  Ofterreid),  93b.  14  Sdjweij,  SDtünft. 
1881—83;  93b.  15  Au*lanb,  1886;  93b.  16  [Grgän= 
jung*banb]  in  9  Sin.,  ebb.  1892—94);  2Bei§bad>* 
«Öanbfatalog  be*  Sortimenter*  nad)Sd)lagn)orten» 
(1863—88;  4.  Aufl.,  SÖeim.  1889);  3ob«.  üJlüllcr, 
«2>ie  wifjcnfdjaftlidjen  Ükreine  unb  ®efellfd)aften 
2>eutfcblanb*  im  19.  3al?r^»  (93erl.  1883  —87 ); 
©eorg  unb  Oft, « Schlagwort --flatalog  1883 — 87» 
(£>annoo.  1889;  93b.  2  oon  ©eorg,  1888—92,  ebb. 
1898);  JHuftmann,  «93erjeicb,ni*  ber  Abbanblungeu 
in  ben  SAulidjriften»  (93b.  1—2,  für  1876—90,  fipj. 
1889— 93);«93.berbeutfd)cn3eitfcbriften«2itteratur» 
(33b.  1-5,  ebb.  1897-1900).  —  §ür  bie  lieber» 
lanbc  unb  Söelgien:  Abloubc,  «Naamregister 
van  Nederduitsche  bocken  zedert  1600  tot  1761, 
tot  1787  venneerderd  door  Arrenberg»  (JHotterb. 
1788) ;  2c  3»ng*,  bann  93rinhnan*  «Naamlijst  van 
boeken  sedert  1790  tot  1849»  (Amfterb.  1835—58) ; 
93rin(man*  «Catalogus  van  boeken  1850—91»  (ebb. 
1883 — 93);  «Bibliotheca  belgica  ou  trente  ans  de 
littärature  beige  1830—60»  (bearb.  oon  Sdmee, 
93rüff.l861);  «Bibliographie  nationale  1830—80» 
(93b.  1—3,  ebb.  1886—95);  SBanbcrbaegben,  «Bi- 
bliotheca Belgica.  Bibliographie  des  Pays-Bas» 
(1.  Serie,  27  SBbe.,  ©ent  unb  Jöaag  1880—90).  — 
ftüt  Gnglanb:  SBrpbge*  unb  £>a*(eiooob,  «The 
British  Bibliographer»  (4  93be.,  fionb.  1810—14); 
Satt*  «Bibliotheca  britannica»  (4  93be.,  ebb. 
1824);  Sownbe*,  «The  Bibliographers  manual  of 
English  literature»  (bg.  oon  93obn,  10  53bc.  unb 
Appenbir,  ebb.  1857—64);  AUibone,  «Ä  critical 
Dictionary  of  English  literature»  (3  SBbe.,  $6Uab. 
unb  £onb.  1859—72;  Supplement  oon  Äirl,293be., 
ebb.  1891);  2om,«EnglishCatalogueof  books»(1835 
—62,  1863—71,  1872—80,  1881—89,  1890—97, 
unb  3abre*tataloge  1890  fg.) ; «  Reference  Cataloguc 
of  current  literature»  (fionb.  1874  fg.). — gür  S  l  a  n  ■■ 
binaoien:  fiiuuftröm,  «Svenskt  Itoklexikon  äreu 
1830—65»  (2  33be.,  1870— 84) ;  «Svensk  Bokhan- 
dels-Katalog»  (Stodb.  1845—52);  «Svensk  Bok- 
!  katalog  for  iren  1866—85»  (ebb.  1878-90);  bie 

60 


Digitized  by  Google 


946 


Bibliographie 


ftortfefeung  bittet  ber  jäbvli*  erjd?einenbe  «Ars- 
katalog  for  Srensk  Bokhandeln»;  iBruun,  «Biblio- 
theca  Danica»  (3  SBbe.,  Jlopenp.  1872—96);  <ya* 
briciuS,  «3)anfl  SBogfortegnelfe  for  1841—58»  unb 
ftortfefeung  Pon  SBabl  für  1859—92  (ebb.  1861— 
94);  Kiffen,  «9cotft  93og=gortegnelfe  1814—47»  unb 
gortfefcung  non  SBotten-^anien  unb  SJJeterfen  für 
1848  —  65  (Jtriftiania  1848—70),  pon  SBoed  für 
1866—72  (ebb.  1877),  pon  geilberg  für  1873—90 
(ebb.  1885—92);  feit  1883  erf  (beim  jäbriid?:  «Norsk 
Bogfortegneise,  udgiven  af  Universitets-Biblio- 
theket».  —  ftür  fttnlanb:  Sßipping,  «Förteckning 
öfVer  i  tryck  utgifaa  skrifter  pa  finska»  (ipelfingf. 
1856—57);  SJafeniua,  «La  litterature  finnoise 
1544—1877»  (ebb.  1878;  mit  jtoei  Supplementen, 
ebb.  1880-87);  feit  1878  erfdjeint  idbrlicb  «Finsk 
Bok-Katalog»  (pa.  Pon  ßblunb,  ebb.).  —  $ür 
Jranfreidj:  Ärgenfonä  unb  Drmlleä  «Melanges 
tirea  d'une  grande  bibliotheque»  (70SBbe.,  SJJar.  1779 
—88);  Ouerarb,  «La  France  litteraire»  (12  SBbe., 
ebb.  1827—64);  Ouerarb  unb  SBourquelot,  «La 
litterature  francaise  contemporaine»  (6  SBbe.,  ebb. 
1840—57);  Sorenj,  «Catalogue  general  de  la  librai- 
riefranc-aisedepuis  1840»  (13  iflbe.  bid  jum^.  1890, 
ebb.  1867—96);  bet  SßerlagSfatalog  bearbeitet  oon 
Se  i3 oubier,  «Bibliographie  francaise»  (6  SSbe.  ebb. 
18%).  —  gür  Italien:  fjapm,  «Biblioteca  ita- 
liana»  (4  SBbe.,  3Jtatl.  1803);  ©amba,  «Serie  dei 
t est  i  di  lingua  e  di  altre  opere»  (4.  2lu fl. ,  SBeneb. 
1839);  in  Grmangclung  eine*  ital.  SBücberlerifonS 
ftnb  jur  3«t  noeb  einige  Kataloge  pon  ital.  S8iblio= 
tbelen  bienlicb,  tote  }.  SB.  3lart$  «Catalogo  della 
biblioteca  publica  a  Siena»  (7  SBbe.,  Siena  1844 
— 47),  «Catalogo  dei  libri  rari  nella  biblioteca  di 
Camillo  Minier i  Riccio»  (9teap.  1864—65)  unb  ber 
budjbanblertfdjc  «Catalogo  collettivo  della  libreria 
italiana»  (neue  Säufl.,  9Jtail.  1891).  —  gür  Spa* 
nien:  9lejabal«Ugarte,  «Biblioteca  de  los  escri- 
tores  que  han  sido  individuos  de  los  seis  co- 
legios  mayores»  (2Jcabr.  1805);  Sempereunb  Qua» 
rtnoä,  «Ensayo  de  una  biblioteca  espafiola  de 
Ins  mejores  escritores  dei  reynado  de  Carlos  III» 
(6  SBbe.,  ebb.  1785—89);  £tbalgo,  «Diccionario 
general  de  bibliografia  espafiola»  (7  SBbe.,  ebb. 

1862—  81);  ©allarbo,  «Ensayo  de  una  bibioteca 
espanola  de  libros  raro9  v  curiosos»  (4  SBbe.,  ebb. 

1863—  89).  —  $ür  Portugal:  9Jiad?abo  ($.SBar* 
bofa),  «Biblioteca  Lusitana»  (4  SBbe.,  ßifiab. 
1741—59);  2>a  Silna,  «Diccionario  bibliografico 

Eortuguez»  (93b.  1—16,  ebb.  1858—93).  —  ftür 
Ingarn:  Sßetrit  unb  Sjilagbpt,  « Bibliographia 
Hungariae  1712— 1860»  (3«be,  ©ubap.  1888— 91). 
— tyür  bie  flaroifdjen  ednber:Sopitom,  «Söerfucb 
einer  ruf ftfdben  0.  bi$  1813»  (5  SBbe.,  SBeterSb.  1813 
— 21,rufnfd>);  Smirbin,  «SBerjeicbnid  ruff.  SBüdjer» 
(ebb.  1828,  mit  4  Supplementen  1829—56,  ruf» 
fifd?) ;  ÜJtefboro, « Spftematifdjer  Katalog  ruff.  Sßücber 
1825—69»  (ebb.  1869  unb  5  Supplemente  1870 
—89,  ruffifcb ) *.  «Catalogue  de  la  section  des 
Russica»  (2  SBbe.,  ebb.  1873);  3Jlartpnon>  unb 
ÜHefboro,  «Yklad  pravitelstva,  ucenych  i  drugich 
obscestv  na  polzu  russkago  prosvescenya»  («SB. 
ber  fyiblilationen  ber  ruif.  Stegierung,  ber  ruft, 
©elefcrten  u.  a.  ©efellfdjaften»,  ebb.  1886);  SBen* 

Em),  «Russkija  knigi»  («jHuffifdje  SB.  pon  ber  3«it 
tri  b.  0r.  b'\$  jur  ©eoemtmrt»,  ebb.  1897  fg.); 
ijfij,  «©alijifaVrufftfdje  be*  19.  Sabrb.» 
(2emb.  1887  —  90,  fletnrufftfdj);  3od?er,  «Obraz 
bibliograficzno-historyczny  Literatury  y  Nauk  w 


Polsce»  (3  SBbe.,  ffiilna  1840  —57);  ßfireutei. 
«Bibliografia  polska»  ( Äraf au  1870  fg.) :  «SBotnijdx 
SB.  tti  19.  3abrl>.»  (ebb.  1873  fg.);  3i«*el,  «Bi- 
bliographie de  la  litterature  bulgare  moderst 
1806—70»  (Söien  1872);  Seoboro»,  «SBulgarifd» 
SB.»  (1.  SBb.  1641—1877,  Sofia  1893);  9lot>atcru 
«Serbifcbe  iB.  1741  —  1867»  (SBelgr.  1869);  Än 
fuljeoic,  «Kroatifcbc  SB.»  («gram  1860);  Solenn 
nelli,  «Bibliografia  della  Dalmatia  e  dei  Moat«- 
negro»  (ebb.  1855 ;  Supplement  1862) ;  betf .,  «Sagzw 
di  bibliografia  Istriana»  (gapobiftria) ;  S)ou*t 
»SBibliogr.  Sfi)örterbucb  ber  cjeaVfloroat.  Sitten 
tur  1774—1865»  ($rag  1865).  —  ^üt  Äuad 
nien:  3arcu,  «Bibliografia  chronologica  romam 
1550—1878»  (SBufareft  1873).  —  ^ür  bie  iübifih 
Sitteratur:  SBolfiud,  «Bibliotheca  hebrati» 
(4  Söbe.,  Jöamb.  1715—33);  9tofft,«6iftor.fBörterhii 
ber  jüb.  Sdjriftfteller»  (beutfd?  oon  i>amberger,  tty 
18351);  jyürft,  «Bibliotheca  judaica»  (3  Sbe.,  tbt. 
1849—63);  Sippe,  «SBibliogr.  Senton  bet  gefanttfc 
jüb.  fiitteratur  ber  ©egenroart»  (SBien  1881).  - 
5ür  ben  Drient:  3^'«,  «Bibliotheca  orientalis» 
(2S8be.,  8pj.  1861);  ftrieberici,  «Bibliotheca  ori«- 
talis  1876—83»  (ebb.  1877-84) ;  «Crientalif  dje 
bg.  Pon  aJlüüer  (SBerl.  1887  fg.);  Sdjnurrer,  «Bi 
bliotheca  arabica»  (öalle  1811);  ^abfd>t  ftbaiü 
«Lexicon  bibliographicum  arabicum»,  bg.  pon 
glügel  (7  SBbe.,  Spj.  1835—58);  ^olonriQ,  «Biblio- 
theca aegyptiaca»  (ebb.  1858;  Supplement  1861}; 
©ilbemeifter,  «Bibliothecae  sanscritae  speeimrs* 
(SBonn  1847);  Slnbred  unb  ©eiger,  «Bibliothea 
sinologica»  {«yranff.  1864);  dorbier,  «Bibliotheo 
Sinica»  (2  SBbe.,  SJJar.  1878—81).  —  <yür  Sinter  ila: 
Irübner,  «Bibliographical  guide  to  American  Ute- 
rature,  1817—57»  (fionb.  1859) ;  SHoorbadj,  «Bibl» 
theca  americana,  1820  —  61»  (4  99be.,  9leuporI 
1852—61);  Äellp ,  «The  American  Catalogue  of 
books»  (ebb.  1866—91);  i'eclerc,  «Bibliotheca  ame- 
ricana» (SBar.  1878);  «The  American  Catalogue 
founded  by  F.  Leypoldt»  (Juli  1876 — 95,  SReuperf 
1885  —97);  Steiger,  «The  periodical  literatare 
of  the  U.  S.  of  America»  (ebb.  1873).  Berber  gt 
bBren  aud?  bie  jablreidjcn  ©elebrten=,  Sdjrifrfteflfr 
Äünftlers  unb  fonftigen  biogr.Stoörterbüd)eT(f.S8ic 
grapbie)  foroie  bie  SBerjeidjnijfe  ber  anonpmen  im? 
pfeubonpmenSitteratur  einjelnerSdnber  unbSBolln 
(f.  Slnonpm  unb  ^Jfeubonpm). 

5)ÜJlit  ben  einjelnen  SBiffenfcbaf  ten,  oen 
benen  ti  !aum  eine  giebt,  bie  nubt  bibliograptn>± 
bearbeitet  märe.  Mi  er  baben  u*  bie  SBudbbdnbU; 
Sndlin  unb  Sngelmann  febr  nerbtent  gemacht,  in 
bem  fie  für  eine  grofie  ?lnjabl  Pon  54dwn  iis 
herein  mit  gadjgelebrten  bibliogr.  SBerjeidjniffe  er 
febeinen  liefen,  unter  benen  namentlicb  bie  «Biblio- 
theca scriptorum  classicorum  1700—78»  (8. 3ufl-, 
oon  Süreufe,  2  SBbe.,  2pj.  1880-82)  unb  bie  «Biblio- 
theca historico-naturalis.  1700— 1846»  (SBb.  1,  ebt 
1849;  fortgefe&t  aU  «Bibliotheca  zoologica»  von 
GaruS,  2  SBbe.,  ebb.  1861,  unb  pon  XaTcbenber^. 
4  SBbe.,  1887  fg.)  mertnoll  ftnb.  Setter  ftnb  ui 
nennen:  Söiner,  «£anbbud>  ber  tbcol.  Sitteratm» 
(3  SBbe.,  Spj.  1838—40);  3)anj,  «Uniwrfal^drter 
bueb  ber  tbeol.,  lircben»  unb  religionägefcbicbtlidxn 
Sitteratur»  (ebb.  1843);  3ud?olt -*  «Bibliotheca  the- 
logica  1830—62»  (@ött.  1863);  «Thesaurus  libro- 
rum  rei  catholicae»  (2SBbe.,9Bürjb.  1848—50) ;  $mr 
t  cv  ■;•  «Nomenciator  literarius  recentioris  theologiae 
catholicae»  (5  SBbe.,  ^nn«br.  1871—86);  SRoaa* 
u Bibliotheca  matheraatica»  (Jüb.  1830)  unb  aU 


Digitized  by  Googl 


53ibliograpf)ifcf)e3  Snftitut 


947 


beten  tfottfefcung  SobndeS  «Bibliotheca  mathe- 
matica»  (2pj.  1854);  Holtrop«  aBibliotheca  medico- 
chirurgica»  (£>aag  1842);  4$aulöä  aBibliographie 
des  sciences  medicales»  ($ar.  1874);  ßboulantä 
«  Bibliotheca  xnedico-historica»  (2pj.  1842),  mit  ben 
«Additamenta  I.  unb  II.»  non  Stofenbaum  (J&alle 
1842  —  47);  TvnanberS  «Catalogus  bibliothecae 
historico-natnralis  Josephi  Baaks»  (5  93be.,  fionb. 
1796—1800);  f rikeld  ofhesaurus  literaturae  bo- 
tanicae»  (2.  iHuff.,  £pj.  1872);  jagend  aBibliotheca 
entomologica»  (2  93be.,  ebb.  1862—63);  feoujeau 
unb  fiancafter,  «Bibliographie  de  l'astronomie» 
(2  SBbe.,  93tüff.  1882—87);  ftriebldnbet*  «Naturae 
noTitates»  (Berlin,  feit  1879) ;  iRidjter*  «Bibliotheca 
geographica  Germaniae»  (fipj.  1896);  93inetS  «Bi- 
bliographie des  beaux-arts»  (Sief.  1  u.  2,  $ar.  1874 
— 78) ;  t'ipeniu*,  «Bibliotheca  iuridica»  (293be.,  Spj. 
1757;  mit  4  Supplementen,  2pJ.  unb  JBrrtl.  1775 
—1823) ;  SttuneS  «Bibliotheca  juris»  ftena  1743) ; 
■ffialtbet,  «ftanbleriton  ber  jurift.  Sitteratut  be$ 
19.  Sabtb.»  (fBeim.  1854);  9Jlüblbred)t$  «Überfidjt 
bet  gefamten  ftaatä«  unb  recbtSroiffenfcbaftlicben 
Sitteratur»  (feit  1868,  93etl.  1869  fg.);  pöblet* 
«Bibliotheca  historico-militaris»  (3  93be. ,  6aff. 
1887  —  95);  <yabticiu3,  «Bibliotheca  graeca» 
(4.  Slufl.,  Il93be.,  Samb.  1790—1809  ;  3nber,  2pj. 
1838);  berf.,  «Bibliotheca  latina  mediae  et  infimae 
aeUtis»  (ncueÄufl.,  6  93be.,  ^abua  1754);  &üb- 
nerS  «95.  bet  Haffifdjen  MltettumSmiffenfcbaf t » 
(2.  «ufl.,  93etl.  1889);  non  93abber3  «3>eutfd?e  W- 
lologte»  (<ßabetb.  1883);  SDlöbiuS,  «Catalogus 
librorum  islandicorum  et  norvegicorum »  (Spj. 
1856,  fortaefefct  untet  beutfdjem  Sitel  1880);  Sd)\i- 
bartb£  «SKepettorium  bet  tedjnifdben  Sittetatut 
1823-53»  (fcetl.  1856);  9Beigel*  «ffunftfatalogc» 
(27  $efte.  2ni.  1833—56);  Sofmeifterä  «öanbbuA 
bet  mufifalifcben  Sittetatut»  (3. Sufl.,  3  93be.,  ebb. 
1844;  mit  ergdnjungäbanb  1—8,  1852— 1900); 
StruneS  «Bibliotheca  historica»  (bfl.  non  SJteufel, 
93b.  1-11,  ebb.  1782-1804);  ^ottbafta  «Biblio- 
theca historica  medii  aeri»  (93erl.  1896);  flonet* 
»JRepertorium  übet  bie  non  1800  bis  1850  auf  bem 
©ebicte  bet  ©efdjidjte  erfdnenenen  »uffdfce»  (2  93be., 
ebb.  1852—56);  2>aplmann=2BaiR,  «DueUentunbe 
ber  beutfdjen  ©eidndjte»  (6.  ÄufL,  ©ött.  1894); 
lUcnobS  «Bibliographie  de  l'histoire  de  France» 
($ar.  1888);  $itenneä  «Bibliographie  de  l'histoire 
de  Belgique»  (®ent  1893);  fiipfw«,  «Bibliotheca 
numaria»  (2  93be.,  £pj.  1801 ;  fortgcfe&t  non  Seift: 
mann,  Söeifeenfee  1867);  bie  balbidbriicben  $art= 
fataloge  non  SBanbenboed  &  SRuprecbt;  bie  Special: 
werte  non  93albamu3  unb  93ücbting,  enblid)  bie 
«3>abrcebericbte»  per  einjelnen  SB'ifjenfcbaften. 

6)  ÜJtit  einjelnen  Otben  bet  töm.:fatb.  Äirdje 
(f.  93ioatapbie). 

7)  Sud)  füt  feltene  unb  toftbate  93üd)et  giebt 
ed  93.,  nrie  bie  non  $eignot,  3)ibbin,  nan  v$taet, 
Sibot;  begleichen  füt  verbotene  Sittetatut,  wie 
bie  non  HJeignot,  93tunet,  öoffmann,  SÄerjborf, 
SReufcb  («3nbe?  ber  ©erbetenen  93ü(ber»,  2  iöbe., 
93onn  1883—85) ,  Sepp  («Verboden  Lectuur»,2eib. 
1889);  für  er  otif  d>e  6apn  («Bibliotheca  Germa- 
lio nun  erotica»,  2.  Slufl.,  £pj.  1885;  «Bibliotheca 
Gennannrum  gynaecologica  et  cosmetica»,  ebb. 
1886;  «Bibliotheca  erotica  et  curiosaMonacensis», 
$erl.  1889;  «Bibliotheca  Germanorum  nuptialis», 
Äöln  1898);  füt  ^nhinabeln  (f.  b.). 

8)  (Sine  befonbete  ©attung  non  93.  bilben  bie 
petiobif  d)en8etjetd?niff  e  betneueften  littetat. 


(Stfcbeinungen,  bie  faft  in  jebem  fianbe  befteben. 
SJeuttelanb  bat  in  ben  fttanffurtet  (1564—1749) 
unb  fieipjiget  (1594—1860)  DHebtataloflen  (f.  b.) 
bie  etften  betartiflen  ©ette;  neuetbing*  bie  $>\n- 
ridjSfcbe  mßdjentlidje  «SlUaemeine  93.»  (feit  1842; 
feit  1893  u.  b.  Z.  «SÖödjentlicbeä  9ierjeidjnt*  ber  et= 
fcbienenen  unb  ber  ootbeteiteten  9leuigleiten  be£ 
beutfdjen  93udjbanbcl* » ;  mit  9Konat3übetftd)ten) 
unb  befjen  nicrtelidbrlicbe  (feit  1846)  unb  balbjdbt; 
ltd)e  (fett  1798)  «93et}eid?niffe  non  93üdjern,  Sanb- 
fatten  u.  f.  m.»,  ba«  «93ötfenblatt  füt  ben  beutfdjen 
33ud)banbel»  (feit  1834),  93todbauS'  monatlid?e«äll: 
Aemeine  93. » (feit  1856),bie  einjige  beutf  dje  93.,  bie  aud> 
bie  nicbtbeutfcben  9leuerf<beinunflen  berüdficbtigt ; 
ba3  «3abteSnetjeicbni*  bet  beutfdjen  UnioerfitdtS= 
fcbriften»  (93etlin,  feit  1885) ;  «SabteSnetjeidjniä  bet 
an  ben  beutfcben  Scbulanftalten  etfdbienenen  ?I  b 
banblungen»  (nom  pteup.  jiuUudminiftetium  unter» 
ftüftt,  ebb.,  feit  1889);  ßfteueidVUnaarn  bie  «üfter- 
reidjifd?e  93.»  (1900  fa.);  bie  Scbmeij  bie  «93.  unb 
littetat.  gbtonit  bet  Sdjroeij»  (feit  1871);  dnßlanb 
■Publishers'  Circular»  (feit  1837),  «Bookseller» 
(betnotgegangen  aui  bem  1802  gegtünbeten  «Bent's 
Library  AdTertiser»),  Songmanö'  «Monthly  list  of 
new  books»;  Slmerila  «The  American  bookseller», 
«The  Publishers'  Weeklv»  (feit  1852),  «Theliterary 
news» ;  .n o llanb  bie  «Nederlandsche  B.»,  «Nieuws- 
blad  voor  den  boekhandel» ;  bie  ftanbinan.  Sdnber 
bie  «5lotbif!93ogbanblertibenbe»(Äopenb.,  feit  1867); 
(jtantteid)  bie  «Bibliographie  de  la  France»  (feit 
1811),  Sorenj'  «Catalogue  mensuel»  unb  «Catalogue 
annuel  de  la  librairie  francaise»  (feit  1876);  93eb 
gien  bie  «Bibliographie  de  Belgique»;  Italien  bie 
« Bibliografia  italiana»  (feit  1868),  «Catalogo 
mensile»  (feit  1885),  «Giornale  della  libreria» 
(feit  1888);  Spanien  ba$  «Boletin  de  la  libreria»; 
iHufelanb  bet  «Knünyj  Vestnik»  be*  tuff.  93u*= 
bänblernereinS,  bet  «Bibliograf»  (tuffifcb,  feit  1884) ; 
"jjolen,  «Przewodnik  bibliograficzny»  (feit  1878); 
JHumdnien,  «Bibliografia  romana»  (fett  1859);  ba* 
3ubentum  Steinfdjneibetg  «f>ebrdifcbe  93.»  (93erl. 
1858-82)  unb  bie  «3eitfd)tift  füt  bebtdifdje93.»(ebb. 
1896  fg.).  ^üt  ba4  Hualanb  ift  namentlid)  2tüb= 
netS  «American  and  Oriental  literary  record»  (9ir.  1 
—251, 1865—91)  non  Söett.  (S.  aud)  93u<b^anbel.) 
—  Sreftlidje  überficbten  bet  gefamten  btbliogt.  fiit» 
tetatut  bieten  ^eftbolbtS  «Bibliotheca  bibliogra- 
phica»  (Öpj.  1866)  unb  Salle'eS  «Bibliographie  des 
bibliographies»  (^}ar.  1883;  Supplement  1887?  fo= 
»ie  «Ik&bolbta  «9ieuer  Änjeiget  füt  93.  unb  93iblio; 
tbelroijfenfdjaft»  (2te*b.  unb  Stutta.  1840—86) 
unb  iöartroigä  «Senttalblatt  füt  93ibltotbefSn>efen» 
(Spj.  1884  fg.),  mo  fid?  bie  neuete  bibliogt.  fiittetatut 
mit  möglicbltet  33ollftdnbiglcit  ncrjeidjnet  finbet. 

fttbltograbbifdic*  ^nftitut,  93erlagdbu(b» 
banblung  mit  tedjnifdjen  Aroeigen,  gegtünbet  1826 
in  ©otba  non  3ojepb  ^epet  (f.  b.)  unb  1828 
non  bemfelben  nad?  |>ilbburgbaufen  nerlegt.  2)ie 
93erlag4tbdtig(eit  bed  &aufeft  toar  von  Anfang  an 
eine  bebeutenbe  untet  enetgifcber  Slnroenbung  betf 
bamald  noä)  menig  gebrdud?licbeh  Lieferung*-  unb 
SubfrriptioneroefenS.  3n  foliet  2Beife  erfobienen 
verfcbiebene  93ibclaudgaben,  93ibliotbelen  beutfcfcer 
fllQffifer(roiebie«©roi(ibenbibliotbel»u.f.m.),^oltö= 
bibliotbeten  für  9latut--  unb  ©cfdjicbtelunbc,  ftartcn= 
metfe,  ftupferfticbe  (laffifdiet  Runftmetfe,  «Piepers 
Uninerium»  (46  93be.,  1833—63),  «ÜJleperg  Won« 
nerfation« »Serilon  für  bie  gebilbeten  Stdnbe» 
(43  93be.,  1839-55,  mit  »bbilbungen  unb  Karten). 

60* 


Digitized  by  Google 


948 


öibliolotrie  —  öibliomanie  unb  Sibltopfjtlie 


3of.  2Reper  ftarb  1856.  Sein  Sohn  Hermann 
Juliu*  OTeper  (j.  b.),  1849—58  Seiter  einer 
Filiale  in  9teuporl ,  arbeitete  nadj  gleichen  s$rincipien, 
oerlegte  ba*  ©efcbäft  1874  nad?  Öeipjig  unb  gab  ihm 
einen  großen  Huff  cbroung.  (S*  erfdnenen :  ba*  «Neue 
Äonoerfation*«2enfon  für  alle  Stdnbe»  (15  S3be., 
1857—60;  5.  tLufl.  u.  b.  Z.  a2Reper*  Konoerfation*' 
Öeriton»,  17  93be.,  1893-97;  33b.  18-20  1898— 
1900),  «ÜReper*  6anb=i'erifon  be*  allgemeinen 
ffiifien*»  (1870—72;  6.  RufL  u.  b.  2.  aTOeper* 
flleine*  ffonoerfation&fieriion»,  3  33be.,  1898—99) 
unb  eine  Wethe  «Sad?«8ejrtla»  über  einjelne  3»«0e 
be*  SBiffen*  (1882—84);  ferner  «üJceper*  Steife-- 
büdjer»  (1861  fg.)  für  Deutfdjlanb  (8),  ScpJoetj  unb 
Sfanbinaoien  (ie  1),  ftranlreicb  (2),  Stalten  (5), 
ben  Orient  (2)  in  jahlveid-cn  Auflagen ;  « Sprach« 
fflprer»  für  europ.  unb  Orient.  Spraken;  bie  um= 
fangreicbe  «33ibliotbel  beutfcber  unb  au*ldnbifd>er 
Slamler»,  «2Jteper*  33olf*bü<ber»  (bi*  ftebr.  1901 : 
1270 SRummem  ju  je  10  $f.).  Slnbere  gefaxte  $$er= 
lag*toerf  e  fmb  a33rebm*  Sierieben»  (3.  äufl.,  10  33be., 
1890—93)  mit  feiner  enoetterung  311  einer  «3lUgc= 
meinen  9(aturtunbe»  bur<b  SRanfe,  «Der  ÜJlenfd?» 
(2  33be.,  1886—87  u.  Ö.),  Dta&el,  «33&lferlunbe» 
(3  33be.,  1885  —  88  u.  ö.),  Äerner  oon  SJtarilaun, 
«%M'lanjenleben»(2$Bbe.,1887— 90),  SReumaor,  «@rb= 
aeftbidbte»  (233be.,  1886— 87u.  ö.),2B.9Weper,  «Da* 
©cltgebdube»  (1899);  ferner  illuftrierte  Sitterarur« 
gefaxten  (bt*her  engl.  SitteraturoonSöülfer,  1895, 
beutfdje  oon  23oat  unb  5?od?,  1896—97,  italienifcbe 
von  SBiefe  unb  $ercopo,  1898,  frangöftfcbe  oon  Su= 
cbier  unb  33irch«6irfd)felb,  1899—1900),  &.  ÜJleper, 
«Da*  beutfcbe  ÜSolt^tum»  (1898),  «Dterian,  «®e« 
fducbte  ber  9Jtuftl»  (1900),  eine  auf  8  33dnbe  be- 
regnete «9Beltgejd)id)te»  (feit  1899),  bg.  Don  l&el- 
molt,  unb  eine  auf  3  33dnbe  berechnete  «©efcbtcbte  ber 
Jtunft»,  oon  Söoermann  (1900).  1900  ging  aud>  bie 
«SägliAe  iRunbfdjau»  (f.  b.)  in  ben  33eft|  be*  99. 3. 
über.  Slm  1.  Oft.  1884  traten  jmei  Söbne  oon  &tx- 
mann  ^uliu*,  Dr.  £»  a  n  *  ÜR  e  p  e  r  (f.  b.)  unb  31  r  n  b  t 
ÜÄepcr,  geb.  27. 9too.  1859  in £ilbburgbaufen, al* 
Jeilpaber  ein  unb  fmb  alleinige  S3eft&er  feit  1895. 
Da*  33. 3.  umfa&t,  neben  ber  3$erlag*bucbbanbluna 
mit  3roeißnieberlaffung  in  SBten  (feit  1890),  nod? 
33ud>«,  Stein--,  #upf  erbruderet,  Stereorppie,  ©al 
oanoplaftit  unb  33udbbinberei  mit  2  Dampfmafdü; 
nen  (250  ^ferbeftärlen) ,  1  SHotarionSmafdjine,  29 
33ucpbrud«,  17  Steinbrudfdjnellpreffen,  12  tfupfer 
unb3teinbrudbanbpreffen,3Sd?riftgie|j,119^ilf^: 
mafcbinen.  ©efamtpcrf  onal  550,  für  ba*  eine  Unter 
ftü&ungäfafie  beftebt. 

'■ütbliolätric  (grcb.,  «33ibelanbetung»),  abß&tti- 
fa>e  33erebrung  ber  33ibel,  bie  fidj  fllaoifcp  an  ben 
33udjftabcn  Hämmert. 

&tbltoltrr)en  (grcb.,  «33ud?fteine»),  äunäcbft 
Sölatt *  ober  ^flanjenabbrüde  auf  Steinen,  33er- 
ftcinerungen  oon  33ldttem  u.bgl. ;  bann  in*bef onbere 
fold?e  £anbfd?riften,  bie,  unter  oultanifaVm  Aus- 
wurfe (j.  33.  in  £erculanum  unb  Pompeji)  balb^ 
oerloplt  unb  jal^rbunbertelana  begraben,  minera= 
UfdjeS  2lu#feben  angenommen  baben.  3ur  9luf= 
»idlung  foldjer  33.  wirb  eine  oon  bem  $ater  2ln= 
tonio  ^iagßi  crfunbene  SDtafdbine  benutit. 

^ibliologic  (grdj.),  fooiel  mie  33ibliograpl)ie. 

'•8 1 bi  i  ontfl  n  ic  unb  ^ib  I  top  bi  1 1 c.  33ibliomanie, 
ein  in  neuerer  3«t  aui  bem  ©ried)ifdjen  gebilbe^ 
tti  3Dort,  ift  fooiel  wie  33ücberfud?t.  3)er  edjte 
33ibliomane  tauft  nid)t  obne  SluSroabl  alle*  ju= 
fammen,  f onbern  fammelt  nad)  geioiffen  9tüdf\(bten, 


legt  aber  nidjt  auf  bie  ©ebieuenbeit  be«  ^nbalu. 
fonbern  auf  unroefentlidje  33eid?affenbeiien  Orr 
33üdper  ben  SBert  5)iefe  9tü(fftd?ten  bejieben  n± 
teil*  auf  fog.  ÄoHeltionen ,  teil*  auf  Sdüdid* 
unb  Älter  ber  33ü±cr,  teil*  auf  bercn  IRaterjl 
Die  Äollettionen  ober  Sammlungen  ©on  33üd>eirL 
bie  al*  gufantmenge^&rig  betrad7tct  roerben,  xecl 
fie  einen  getoiffen,  ben  Sibliomancn  roidsticr. 
©egenftanb  betreffen,  ober  in  einer  geminen  ±Kü 
nier  gearbeitet ,  Oberin  einer  berühmten  Prüdem 
erfdjienen  fmb,  babennodbben  metften  roifferrfdjaft 
licpen  SBert.  3"  ben  burcb  ibt  S3tfeidfal  mertn»Lr 
bigen  33ücpern  gebören  folcbe,  bie  ben  etngefdr^ 
benen  tarnen  (Ex-libris)  iprer  frübem  33efi^«r  em> 
galten  ober  einft  berühmten  33eft&ern  anaebörten; 
aurfi  fold)e,  bie  nur  in  gang  geringer  il  njabl  gebrud: 
unb  mit  Hummern  oerfeben  fmb  (numerierte);  enb 
lid)  »erbotcne  ober  laftrierte  33üd?er.  äm  aerocbo 
lidjften  aber  bejiebtfid)  ber  Sammeleifer  ber3^ibIi^ 
manen  auf  ba*  9Äaterial  ber  33ücper.  ©efucbt  roer 
ben  namctulid)  $rad?tau*gaben,  (Frcmplare  mi 
sJ)liniaturen  unb  fcböngemalten  anfang^budbftabr. 
Drude  auf  ^ergament  ober  Selm,  auf  farbiger 
Rapier  unb  folcbe*  au*  ungemöbnlicben  Stcffrc 
(Slsbeft),  ©rofepapiere  (mit  fepr  breitem  Dlanbe)  uni 
unbefcbnittene  ^remplare  älterer  unb  f eltener  ©erfe. 
fobann  Drude  mit  ©olb,  Silber  unb  anbem  fj» 
ben,  33üd?er,  beren  Jert  ^anj  in  Äupfer  geftodxr. 
ift,  foldje,  in  benen  bie  Seiten  mit  einer  ©infame 
oon  einfacpen  ober  boppelten,  mit  ber  ^eber  ge= 
jogenen  fiinien  gegiert  fmb  (Exemplaires  regier), 
fog.  illuftrierte  (5remplare.  3"  tyranlreitb  unb  Qna- 
lanb  fmb  aud)  toftbare  ober  oon  gemiiien  33ua> 
binbern  (Derome,  ©rotier,  33ojerian,  Seroi*,  $apne, 
sJD(aioli)  gefertigte  Ginbdnbe  Qefudjt.   Sud?  in 
Deutfdjlanb  ocranftaltet  man  etgene  « ?lu*gaben 
für  33ü*erfreunbe»  unb  fteüt  oon  gemilicn  ^aibt: 
roerlen  (j.  33.  ©raf  StiQfrieb  unb  33.  Hugler,  »Die 
Öobenjollcrn  unb  ba*  beutfdje  33aterlanb»)  aud; 
eine  gürftenauSgabe  ber.  Unter  ben  93erfteigerun: 
gen,  in  benen  mt  bie  33ibliomanie  befonberi 
geigte,  ift  bie  ber  33ibliotbel  be*  fierjog*  r»on  ftcr 
burgbe  ju  fionbon  1812  bie  merhoürbigfte,  roo  }.  2?. 
bie  erfte  bei  SBalbarfer  1471  erfdnenene  Susgabe 
be*  33occaccio  mit  2260  $fb.  6t.  beiablt  rourbe.  3* 
ipremttnbenfentourbc  1813  ber  bibliomanifcbe  Roi- 
burghe-Clab  geftif  tet,  ber  fid?  an  jebem  13. 3uli,  bem 
3abrc*tage  be*  Verlauf*  jene*  Detameronbrutls, 
in  ber  St.  SUban^Jaoern  oerfammelt.  Sleuerbingr 
haben  bie  greife  für  Seltenpeiten  fcbnrinbeibafte 
Stöben  erreidjt,  unb  bie  (Fnglänber  behaupten  in  ber 
33iblicmanie,  bie  juerft  gegen  Qntt  be*  17.  ^Jabrb 
in  ^ollanb  auftrat,  ben  bod?ften  SHang.  Slud?  gebort 
ibnen  ba*  93erbienft,  in  Dibbin*  «Bibliomani*  or 
bookmadness»  (fionb.  1811;  bearbeitet  oon  ?ebr 
1842;  neue  3tu*g.  1875)  bie  fonberbarften  GinfäUf 
reid>er  Sammler  in  ein  Softem  gebracht  ju  haben. 

Der  33  i  fa  l  i  0  p  b  i  l  e  ober  33üdjerfreunb  bagegen  ift 
beftrebt,  enrtoeber  für  bie  Rrotdt  eine*  beftimmten 
3Biifcn*gebiete*  eine  33ibTiothet  ber  heften  un& 
brauch  bar  jien  33ücher  angulegen,  ober  beginnt  irr 
nigften*  fperiellere  Sammlungen  nur  in  ber  ÄbfiaH 
um  oon  ihnen  roiff enf cpaftlicben  ©ebraud)  gu  meuben. 
Der  eine  bibliophile  fammelt  g.  33.  2lu*gaben  ber 
33ibel  (SBernigerober  33ibliotbet)  ober  grieeb.  un» 
röm.  Äiaffiter  (Editiones  prineipes,  3lu*gabcn  octi 
3>oeibrüden  [Bipontinaej,  in  usam  Delphizii)  trab 
anbererSdjriftftcUer,  ber  anbere  fudjt  bie  Schriften 
über  getoiffe  33egebenbeiten,  namentlich  bie  gleict= 


Digitized  by  Google 


SBibliomantie 

zeitig  mit  tiefen  erfdjienenen  m  oereinigen,  tote 
i.  93.  übet  ba«  SReformation«jubelfeft  (SJerliner  JBi- 
bliotbet),  über  ben  $reiiiigiAbrigen  ffrieg  (2>re«ben) 
u.  f.  to.  9tod)  anbere  Sammlungen  begeben  ftd) 
triebet  auf  ganj  befonbere  ©egenftdnbe,  tote  auf 
ba«  Scbacbfpiel  (fo  bie  93lebomfcbe  Sammlung  in 
ber  ff  onigl.  93tbliotbet  ju  93erlin),  auf  beftimmte  ytv 
fönlicbfeiten,  einjelne  fidnber  unb  Orte,  ober  be* 
frimmte  Sitteraturaattungen  (j.  33.  bie  SWeuTe^ 
baebfebe  über  bie  ältere  beutfebe  Sitteratur  feit  ber 
Deformation)  ober  bie  ©efdjidjte  ber  Jppograppie. 
y> ierber  geboren  bie  Sammlungen  oon  ^nfunabeln, 
oon  dltem  93ücbern  mit  6oljfcbnitten,  oon  ffupfer- 
roerfen,  oon  $ruden  au«  Slmerifa  ober  anbem  ent* 
(egenen  Sänbem.  Um  biefer  litterar.  Staritäten* 
iuebt  weitere  9labrung  jujufübjen,  teilweife  auch 
mit  wirtlich  »ifienfcbaftlicben  Mbficbten,  finb  in 
neuerer  ,Seit,  namentlich  in  (Snglanb,  jablrcicfcc 
Vereine  juf ammengetreten,  bie  $anbfd?rtften  unb 
feiten  geworbene,  aber  interefiante  2>rudwerte  in 
einer  »njabl  Pon  Gremplaren  abbruden  unb  biefc 
blofs  an  bie  beifteuernben  SWitglieber  perteilen.  60 
bitbete  ftd),  nad)  93organg  be«  Roxburghe-Club, 
1823  in  6d)0ttlanb  ber  Bannatyne-Club  unb  1828 
in  ©la«gom  ber  Maitland-Club,  benen  al«ba(b  nod) 
viele  anbere  foleber  «Printing-Clubs»  folgten,  bie 
für  Gnglanb«  dltere  Sitteratur  febr  tbdtig  waren. 
9teuerbmg«  ftnb  biefe  Vereine  meift  eingegangen 
obeT  baben  wenigften«  in  ibrer  Sötrffamfeit  nad)* 
gelaffen.  iibnlidje  Qmtdt  perfolgt  in  3>eutfd)lanb 
ber  Citterarifdje  herein  (f.  b.)  }u  Stuttgart ;  in  ftront» 
reich  bie  Societe  des  bibliophiles  francais  ju  $ari« 
feit  1820.  —  Sgl.  Se  $etit,  L'art  d'aimer  les  lirres 
«t  de  les  connaltre  ($ar.  1884);  SWerrpmeatber, 
Bibliomania  in  the  middle  ages  (fionb.  1849); 
Guentin* Saucbart,  Les  femmes  bibliophiles  de 
Fmnce  (2  93be.,  «ßar.  1886);  ÜRüblbrecbt,  3>ie 
«ttcberliebbaberei  am  (Snbe  be«  19.  Sabrb.  (SBert. 
1896) ;  ,Seitfdjrift  für  SBücberfretmbe,  bg.  Pon  5.  Don 
3obelti&  (Sielef.  1897  fg.).  —  91id)t  in  ©ebraud?  ge* 
gef  ommen  ift  ber  oon  5)ibbin  angewenbete  3lu«brud 
ioibliopbobie(ba«  ©egenteil  Pon  93ibliopbüie : 
"iöftcfeerbafc).  —  über  bie  Sadje  ogl.  Les  ennemis  de 
livres  ($ar.  1879)  unb  bie  perooQftdnbigte  Hu«* 
gäbe  baoon:  The  ennemies  of  books  (fionb.  1880). 

fBtbliomäntie  (grd).),  ffiabrfagen  au«  aufge* 
fdjlagenen  SBüdjer*  (namentlich  33ibel=)  Stellen. 

»tbliobbtle  (grd).),  f.  Sibliomanie. 

bibliophile  3«cob  (fpr. -fil),  f. Sacroir,  $aul. 

bibliopbilic,  «ibliophöbic  (greb.),  f.  93iblio= 

»ibliopöla  (grd).),  93ucbbänbler.  [manie. 

©ibltothcf  (grd).,  «SBudmicberlage»),  SejeiaV 
nung  fowobl  be«  Orte*  (Saal,  ©ebäube),  in  bem 
IBAcher  aufbewahrt  werten,  al«  auch  ber  SBüd)cr= 
fammlung  felbft.  Die  9iad?rid?ten  über  bie  8.  ber 
"älten  finb  febr  fpdrlicb.  ^ür  bie  dltefle  ©.  galt  bie  be« 
dgppt.  Äonig«  Dipmanbia«  (f.  b.),  beren  ©ebdube 
melleidjt  in  Jb'ben  »ar.  Gine  anbere  93.  foll  im 
Jempel  be«  ^Jtba  in  33(empbi*  gcrorfen  fein.  93ei 
ben  f>ebrdern  bilbeten  bie  beiligen  93ücber  bie  erften 
9.  in  ben  Jempeln;  baneben  gab  e$  fdjon  früb 
öffentlidje  Ärcbipe.  3"  Werften  roirb  eine  IB.  ber 
Äönige  in  Sufa  ermdbnt.  $ür  Slffprien  betrautet 
man  bie  in  ben  SRutnen  in  9ttnipe  gefunbenen 
Jbonplatten  mit  Äeilfcbrift,  »on  benen  mebr  al* 
30000  allein  im  Sritifdjen  ajfufeum  aufbewahrt 
»erben,  al$  eine  ?trt  93.,  beren  ©rünbung  bem  fiö= 
nig  Sorbanapal  (650  0.  Gbr.)  jugefefcrieben  roirb. 
tlbcr  bie  dlteften  SB.  bei  ben  ©rieeben  (j.  &.  bie  oon 


-  Stbtiottjef  949 

£erre£  entfübrte,  fpäter  jurüdgebrad)te  ber  $ißjtra* 
tiben)  fmb  bie  Angaben  unfidjer  unb  jum  teil  be* 
ftritten.  Unbebeutenb  »aren  jebenfall«  aueb  bie 
^rioatbibliotbetcn  (fo  bie  be3  2>emoftbeneS,  »ri* 
itotele«).  93on  gr&feter  2öid?tigleit  »oar  bie  93.  ju 
Sleranbria,  oieueiebt  bie  gröfete  Seiftung  auf  bem 
©ebiete  be«  9ibliotbet3toefen«  überhaupt,  unb  bie 
iüngere  ;u  $ergamon,  bie  Antonius  fpdter  ber  JMeo* 
patra  an  Stelle  ber  oerbrannten  Slleranbrinifcben 
fdjentte.  (6. 8Hcranbrinifd?e  93ibliotbef.)  3bre  bau* 
tid)en  überrefte  fmb  teilroeife  roteber  aufgefunben. 
?[n  SRom  fd>eint  bie  erfte  93.  biejenige  be«  ämiliu« 
^aulu«  (168  p.  ®br.)  gemefen  ju  fein ,  bie  al« 
5crieg«beute  mitgebrad)t  unb  fpdter  oon  Sulla  bo- 
rniert tourbe.  Sud)  SucuUu«  führte  al«  Siege«* 
beute  eine  93.  nad)  9iom,  bie  er  bem  93efud)e  offen 
gebalten  baben  foll.  Sluguftu«  brad)te  Sdfar«  %an 
einer  bffentlicben  93.  burd)  Slfmiu«  <liollio  jur  2lu«= 
fübrung  unb  ftiftete  )toei  93.,  bie  Dctaoianifd)e  in 
bem  ^ortifu«  ber  Dctapia,  feiner  Sd)mefter,  unb 
bie  $alattnif(be  auf  bem  ^alatinifeben  öügel;  biefe 
beftanb  bi«  auf  $apft  ©regor  b.  @r.,  ber  bie  Schriften 
ber  Älten  jerffbren  lieft.  2lud)  einjelne  9Iacbfo(ger 
be«?luguftu«  bereieberten  bie  93. 5lom«,  fo  überiu«, 
Sefpaftan,  Domitian.  T  ie  grfi|te  rbmifebe  93.  war 
bie  be«  ftaifer«  Xrajanu«  auf  bem  ^orum  be«  Zxa-- 
jan.  %u^er  ben  (atferlicben  93.  in  :Hom  gab  e«  93. 
in  einigen  $rooiniialftdbten.  Seit  Gnbe  ber  dlcpu* 
blil  geborte  eine  ^ripatbibliotbet ju  ben  93ebürf* 
niffen  eine«  oornebmen  Börner«  (Sltticu«,  €icero). 
9lacb  bem  Untergange  be«  9Ueftrömifcben  JHeicb« 

Srünbete  gonftantiu«  eine  93.  in  93pjanj,  bie  burd) 
lulian  unb  Sbeoboftu«  ben  Jüngern  Permebrt 
würbe.  95iele  iBücperfcbäfee  gingen  wdbrenb  ber 
Sblterwanberung  ;u  ©runbe.  Spdter  erwarben  ftd) 
bauptfäcblid)  mobammeb.  dürften  um  bie  Samm* 
lung  Pon  93.  SJerbienfte.  3m  SJtittelalter  fdjufen  bie 
2Röncb«orben;  in«befonbere  bie  93enebiftiner,  burd) 
maffenbafte«  Slbfcbreiben  oon  £>anbfcbriftcn  93. 
2)urcb  fie  entftanb  bie  93.  pon  9Konte-6affino,  Pon 
/vlaurü  an  ber  Soire,  oon  6lugnp,  Sorbie,  in  @ng* 
lanb  bie  93.  oon  Gambribge,  (Eanterburp,  ;J)orf, 
5)urbam,  ^eterborougb  u.  a.  äud)  weltlidje  dürften 
lieben  5Jüd)eTf(bä&e  fammeln.  Äarl  b.  ®r.  grünbete 
Älofterfdjulen  mit  93.  So  entftanben  reiche  Stifte 
mit  93üd)erfammlunaen  ju  f>er«felb,  9iegen«burg, 
'Jteicbenau,  Soroei,  ^ulba.  SHtuin  legte  in  Sour« 
eine  Sammlung  an,  in  $ari«  entftanb  eine  folebe 
ju  St.  ffiermain*be«*^Jre«,  bie  bebeutenbfte  jener 
.Seit  in  St.  ©allen.  93om  14.  ;Vibrb.  an  entftanben 
bie  Unioerfitätfiibibliotbeten,  wiein^Jrag,  ßeibel* 
berg  (f.  jBalatina),  Seipjig,  unb  bie  erften  off  ent* 
lieben  93.,  eine  Schöpfung  be«  $umani«mu«.  $n 
Italien  fammelten  befonber«  bie  aHebiceer  unb  febu« 
fen  bie  Vaurentiana;  in  9)om  entftanb  burd)  9tifo> 
lau«  V.  unb  Siytu«  IV.  bie  93aticana  (f.  SJatila* 
nifebe  93ibliotbel),  in  Ungarn  burd)  3)lattbia«  (Sor* 
pinu«  bie  berübmte  Goroina  (f.  b.),  in  SWailanb 
bie  »mbrofianifcfce  93ibliotbet  (f.b.).  3)ie  äufbebung 
oon  Rlbftern  infolge  ber  ^Reformation  gab  ©erans 
laffung  jur  ©rünbung  oon  fürftlicben  unb  ftdbtifcben 
93.  9tod)  im  18.  wie  im  19.  3abrb.  entftanben  be« 
beutenbe  93.,  fo  ju  ©öttingen  (1737),  93onn  (1818), 
Strasburg  (1872),  le&tere  an  Stelle  ber  24.  «ug. 
1870  wdbrenb  ber  Belagerung  eingeäfdjerten.  3?ht 
giebt  e«  in  2>eutfd?lanb,  ^ranfreid),  ßnglanb,  feol* 
lanb,  93elgien,  in  ber  Scbmei)  fowie  in  Stmerita 
faum  eine  Stabt  oon  93ebeutung ,  bie  niebt  eine 
ober  mehrere  93.  bdtte.  (S.  aud)  9Toll«bibliotbefen.) 


Digitized  by  Google 


950 


©ibliotbcfar  —  Eibltotbefetoiffaiidjaft 


(Sine  Überfielt  ber  93.  mit  nähern  Snßaben  über 
ibre  Ginriebtunßcn  aiebt  GbwarbS,  «Memoirs  of 
Libraries»  (2  33be.,  2onb.  1859),  eine  ßenauere  b€t 
beutfdjen  ^e&bolbtä  «Sbrefebueb.  ber  93.  3)eutfeb= 
lanb«»  (2pj.  1874—75),  Sebroenfeä  «nbrefcbu*  ber 
beutfdjen  33.»  (ebb.  1893)  unb  2?jia&to,  «Gntroidlung 
unb  ßeßenrodrtißer  Stanb  ber  roiijenfebaftlicben  93. 
$cutfdjlanb*»  (ebb.  1893),  ber  &fterreid)ifeben  @raf= 
fauer*  «öanbbucb.  für  ßfterr.  Unioerfitdt$=  unb 
Stubienbibltotbeten»  (SBien  1883),  33obatta  unb 
Öoljmann,  «abrefebueb  ber  33.  ber  ßfterr.*Unßar. 
ilJlonarebie»  (ebb.  1900),  ber  norbameritanifdjen 
«Public  Libraries  in  the  United  States  of  Ame- 
rica» (2  93be.,  ©afbinßton  1876).  ©in  93erjeid?niS 
ber  93.  vom  3JUttelalter  bis*  jur  9leujeit  bietet  93o^ 
ßel$«Sitteratur  öffentlicher  unb  ÄorporationSbibuo- 
tbelen»  (2pj.  1840),  für  bie  ©eßenroart  Q.  Sfticbter, 
"sBerieiebni3  ber  33.  mit  ßeßen  50000  unb  mebr  93dn= 
ben»,  I.  unb  II.  (ebb.  1890  u.  1892);  für  ba$  SRittel= 
alter  ©ottlieb,  «Über  mittelalterliebe  SB.» (ebb.  1890) ; 
für  baS  Altertum :  $jia&lo,  Sirtitel  «53ibliotbeten»  in 
tyaulxfi  «Diealencüllopdbie  ber  tlaffifeben  «ItertumS« 
nrifienfebaft»  (neue  33earbeitunß,  Stuttß.  1893  fß.). 
33ei  ben  meiften  33.  berubt  bie  nnaabe  ber  93dnbejabl 
nur  auf  unßefdbrer  Sebäfcunß,  tft  baber  bdufig  ju 
bo<b  ßeßriffen ;  aueb  entftebt  eine  Unßleid}b«it  babureb, 
bafi  bie  «tleinen  Sebriften»  (b.  b.  f  oldjc  mit  toenißer 
als  100  Seiten)  niebt  t>on  allen  mitßejdblt  »erben. 

2)a*  2>eutfebe  SReid)  befitjt  jablreidje  arßfjere 
ober  Heinere  33.  2)ie  ßrdfiten  finb  bie  ju  iDlüneben 
($of*  unb  StaatSbibliotbef  1  ÜIUU.  93dnbe  'Srud-- 
»erte,  40000  £anbfebriften),  33erlin  (Äönißlidje  93. 
1  mü.  93änbe,  30000  fcanbfebriften),  fceibelberß 
(563600  3)rudroerle,  baoon  175000  Sifiertationen, 
8000  &anbf  ebriften),  Stra&burß  (760000  93dnbe), 
3)re«ben  (5OO00093dnbe,  6000 f>anbf  ebriften),  @öt* 
tinßen  (503000  93dnbe,  6000  i>anbfcbriften),  $artm 
itabt  (450000  33dnbe,  75000  «bbanblunßen,  3200 
&anbj ebriften) ,  Stuttßart  (400000  93dnbe,  3800 
«öanbf  ebriften ;  1891  ßeidblt),  fiamburß  (Stabtbibli  o- 
tbe!  600000  93dnbe,  5000  frxnbfebriften)  ,  fieipjiß 
(Unit-erfitdtSbtbliotbcl  500000  93änbe,  5000  Joanb- 
febriften),  SJürjburß  (350000  93dnbe),  Jübinßen 
(340000  33dnbe),  SHoftod  (318000  33dnbe),  33re$lau 
(Unit>erfUdt«bibliotbel  300000  33dnbe,  7000  iwnb« 
febriften;  6tabtbibliotbet  150000  93dnbe,  3000 
sanbfebriften),  «jrctburß  i.  33r.  (250000  93änbe), 
33onn  (265  000  33dnbe,  1376  öanbl  ebriften),  KönißS« 
berß  (230000  93dnbe,  etwa  1100  öanbfcbriften). 
Cfterreid^Unßarnbat  feine  ßröfeten  93.  in  ffiien 
(Öofbibliotbef  515000  93dnbe,  24000  .fcanbfebrif; 
ten;  Unipcrfitdtdbibliotbe!  559000  93dnbe) ,  93uba= 
peft  (Unioerfitätöbibliotbet  225000  93dnbe ,  2050 
S>anbfcbriften )  unb  $raß  (93.  ber  beutfeben  unb 
cjed).  Unioerfitdt  260000  93dnbe,  baoon  etwa  3800 
imnbfcbriften);  bie  Scbroeij  in  93afel  (220000 
33dnbe,  5000  £>anbfebriften ) ,  ©enf  (Stabt-  unb 
Unioerfitdt*bibliotbet  150000  33dnbe,  1500  Jöanb; 
febriften);  öollanb  In  fieiben  (300000  93dnbe, 
6400  öanb  febriften) ,  i>aaß  (200000  93änbe,  2000 
Öanbf  ebriften) ;  93  e  l  ß  i  e  n  in  33r  üfiel  (400  000  33änbe, 
27000  öanbiebriften),  ©ent  (Stabt--  unb  UnioeTft« 
tätöbibliotbef  360000  93dnbe) ;  Gn  ß  lan  b  in  fionbon 
(33ritifebc*  SDtufeum  [f.b.l  1600000  93dnbe,  200000 
Starten,  100000  OHufifaUen,  50000  Joanbfebriften), 
Drf  orb  (Bodlciana  ( f.  93obler>]  500 000  93dnbe, 30 000 
i>anbf ebriften),  ßambribße  (467000  93dnbe,  6500 
&anbfepriften);  Stanbinanien  in  Äopenbaßen 
(600000  SBdnbe,  20000  fcanbfebriften) ,  Stodbolm 


ßleiebäbibliotbcl  382000  93dnbe,  11000  fya* 
febriften),  Äriftiania  (UntoerfitdtSbibtiotbef  3»i000«j 
33dnbe,  600  öanbfebriften);  grantreid?  in  Qans 
(Bibliotheqae  naüonale  2600000  93dnbe,  250  OC«.» 
Äarten,  102000  öanbf ebriften;  Bibliotheqae  d' Ar- 
senal 454000  $rudbdnbe,  10000  £>anbfdbriften: 
Bibliotheque  Mazarine  300000  93dnbe,  580O  öan^ 

S Triften;  Bibliotheqae  Ste.  Generieve  180000 
ttnbc,  3500  ^anbf ebriften ;.u.  a.),  >2pon  (160000 
33dnbe,  1900  feanbfdjnften),  33orbeaur  (2OU0U0 
33dnbe,  1400  Jpanbf ebriften);  3talien  in  91ojt. 
(Vaticana  250000  93dnbe,  26000  jjanbidjriften; 
v)lationalbibliotbet  383000  93dnbe,  6000  ^anbfdmf 
ten;  Angelica  100000  33dnbe,  3000  Äjanbf ebriften; 
u.  a.),  Sttailanb  (^ationalbibliotbet  229000  334nbe ; 
Slmbroftamfebc  Sibliotbet  175000  93dnbe,  8400 
£>anbfebriften ) ,    Neapel  ( UniDerfttdt^bibliolübel 
172000  Sänbe;  5eationalbibliotbet  364000  93dnbe: 
Brancacciana  110000  33dnbe),  93oloana  (Unir>erü= 
tdtäbibliotbet  255000  93dnbe,  6000  öanbf ebriften; 
Stabtbibliotbet  168000  93dnbe;  Bibliot«ca  dd 
Liceo  Musicale,  bie  bebeutenbfte  unb  roertDoupf 
aller  ÜJiufttbibliotbelen),  glorenj  (Bibliotheca  Me- 
diceo-Laurentiana  unßefdbr  10000  öanbf ebriften; 
ftationalbibliotbet  465000  93dnbe;  Biblioteca  M* 
rucelliana  140000  93dnbe),  93enebiß  (San  3Rarro 
403000  93dnbe,  12000  öanbiebriften) ;  Spanien 
in  iDiabrib  (91ationalbibliotbe(  500  000  33dnbe,  3000 
Öanbf  ebriften ;  Unioerfttdtebibliotbe!  2 1 0O0O934nN. 
5470  frmbfcbriften;  jtönißliebe  93.  100000  SBdnbe. 
3000  fcanbfcb  rif  ten) ;  91  u  fr  l  a  n  b  in  $eter$burß  ( Äoi- 
ferlid?e  93. 1223000  93dnbe,  38000  fcanbfebrift«; 
Unioerfitdt«bibliotbet  287000  SMnbe),  SBarfcbaa 
(454000  93dnbe);  Seorbamerita  in  SBafbinßtm 
(National  Library  832000  93dnbe),  93ofton  (747000 
33dnbe),  ßambribße  (öamarMIniüerfitdtöbibliotbrf 
525000  93dnbe),  Neuoort  (»ftorff.  b.]  =93ibliotbd 
etma  460000  93dnbe;  Mercantile  Library  2630C»» 
93dnbe);  Gbicaßo  ( Unioerfitdtöbibliotbe!  300000 
93dnbe);  3apanin  Xolio  (414000 93dnbe).  S.  au* 
bie  Hrtitel  ber  einzelnen  Stdbte.  —  über  bie  Anlage 
ber  93ibliotbeterdume  f.  SSibliotbetimiffenfebaft. 
©ibliotbefar,  f.  33ibliotbet$miifenfebaft 
9ibliotbcfogrdpbie(ßreb.),93ibliotbetentunbt. 
©ibltotbcf onömic  (ßreb.),  üebre  oon  ber  $a 
maltunß  unb  Drbnunß  ber  93ioliotbeIen. 

©  ibliotbcf  $m  i  ff  enf  d^aft,  93  i  b  l  i  o  t  b  e  l  £  t  e  et : 
nit,  feit  bem  nnfanß  bc«  19.  yabrb.  93ejeid?nuna  be# 
^nbeßriffd  aller  auf  bie  93ern>altunß  einer  Siblu^ 
tbcE  bc)üßlicben  iinnenfebaftlidjfn  unb  tecbniidxti 
ßrfabrunafßrunbfdse.  Sie  jerfdllt  in  jwei  ßleieb/ 
ftepenbe  Zt\k,  einen  ßefdncbtlieben,  bie  SBiblio- 
tbefdtunbe,  bie  neb  mit  ber  93efcbreibunß  bei 
Altern  unb  neuern  33ibliotbeten  befcbdftiat  (f.  93iblu>- 
tbel),  unb  einen  foftematifeben,  bie  93ibliotbef^' 
lebre  ober  93ibUotbet£Derroaltunß3lebre. 

SRan  unterfebeibet  in  ber  93ibliotbet$oeTn>altuna> 
lebre  am  irocdmdfeißften  imei  Seile,  einen  auf  ben 
dufeern  Slpparat  ber  93ibliotbe!,  ba«  ©ebdube,  ba* 
s4Jerf onal  unb  bie  ©elbmittel,  bejüßltcben  unb  einen 
»weiten,  »eleber  fteb  mit  ben  eißentlidjen  93iblietbffe 
beftdnben,  ibrer  93efebaffunß ,  Drbnunß  unb  9Je= 
nuftunß,befebdftißt.  ^nt^olßenbenfinbbefonbewbif 
93erbdltnifle  ber  j^röfern  beutfeben  33ibliotbe(en  mü 
nonußöweifc  roineniebaftlicben  3iel<n  berüdfiebtißt. 

93ibliotbetdßebdube  foQ  auf  trodnem 
Unterßrunb  in  einer  naeb  allen  Seiten  freien  Saß« 
erriebtet  merben,  bamit  Siebt  unb  £uft  unßebintert 
3utritt  baben  unb  bieSeuer^ßefabrcerminbert  wirt. 


Digitized  by  Google 


951 


Auf  bie  3Jlöglid)teit  einer  fpfitcrn  baulieben  Gr* 
Weiterung  ift  :!lüdftcbt  ju  nehmen.  2ödbrenb  man 
früber  feine  befonbere,  jroedentfprecbenbe  Sau: 
art  anroanbte  unb  bie  AuSnufeung  beS  9taum8, 
bie  Seleucbtung  unb  überficbtlicbteit  bei  Sücbers 
fammlung,bie£eicbtigteitbeSs-lkrwaltungSbetriebeS 
alles  ju  roünfdjen  übrigließen,  bat  man  im  Sauf  beS 
19.  3abrb.  für  bie  Sücberräume  eigene  Sauroeifen 
auSgebilbet.  £er  erfte  Anfang  bierju  rourbe  beim 
Sau  ber  ÜJtündjener  öofbibliotpet  (1832—43)  ge- 
macht, bei  bem  bie  Anroenbung  von  ©alerien  ben 
©ebraueb  ber  Leitern  jur  (Jrreicpung  ber  obern 
Sücberrciben  überflüffig  maebt.  ffieiter  auSgebilbet 
rourbe  biefeS  ©aleriefpftem  in  ber  6te.  ©enevievc 
in  ^axxi  (1843— 50)  unb  namentlich  in  vielen  amerif . 
Sibliotbetenangeroanbt.  ©röfcereSHaumauSnu&ung 
unb  örleicbterung  beS  SetriebS,  allerbingS  unter 
Serjicpt  auf  arepitettonifepen  (Stielt,  gerodbrt  baS 
iDtagajinfpftem,  baS  juerft  im  Sntifdjen  SDlu- 
feum  (f.  b.)  in  fionbon  (1854—57)  unb  in  ber  ^a* 
rifer  Wationalbibliotbet  (1863)  angeroenbet  rourbe 
unb  für  bie  neuern  beutfeben  SibliotbetSbauten 
burebroea  angenommen  roorben  ift,  fo  in  Woltorf 
11871),  KarlSrube  (1873),  fialle  (1880),  ©reifSroalb 
(1882),  Stuttgart  (1883),  ©öttingen  (teilroeife  Unu 
bau  1883),  2öien  (UniverfttdtSbibliotbet)  unb  Kiel 
(188-4),  SBolfenbüttcl  (1886),  Seipng  (1891),  Sonn 
(1892),  frrantfurt  (1893),  Stra&burg  unb  »erlin 
CReicbStagSbibliotbet,  1895),  Seemen  (  1896).  2>aS 
vJlMen  beS  SMagajinfpftemS  beftebt  barin,  bafe  fent* 
reebt  ju  beiben  SdngSroänben  JReiben  von  Sücber* 
gefte  Uen  (Acbfenrocite  etroa  2  m)  angeorbnet  roerben, 
roelctpe  nur  burd?  einen  breiten  'JJiittelgang  getrennt 
fvnb,  unb  baß  ber  £öb«  nad)  ber  Raum  bureb  3^'' 
jepenböben  auS  burebbroepenem  ©ußeifen  ober$art* 
glaS  in  niebrige  ©efepoffe  (2^o  bid  2,so  m)  geteilt 
roirb,  weldje  bureb  Steppen  unter  fiep  in  Serbinbung 
fteben.  Sebufs  befferer  SRaumauSnufcung  finb  bie 
t'egebßben  ber  Sücbergeftelle  beroeglicb,  wofür  bv 
fonberS  in  letzter  3«t  eine  gan3e  Angabl  oon  Sor* 
riebtungen  erbaept  roorben  finb.  $ie  Seleucbtung 
roirb  entroeber  bureb  Seitenlicbt  allein  ober  in  Ser= 
binbung  mit  Cberlidbt  beroirlt.  3>ie  Sdcber  finb 
inaffiv  ober  in  "©ellbledj  berjuftcllen,  bie  Sermen« 
bung  von  pöljernen  KonftrultionSteilen  überbaupt 
möglidbft  auSjufdjließen.  3"t  Sermcibung  ber  un- 
günftigen  Ginflütfe,  benen  bie  Sücber  bureb.  feudbte 
ober  ju  troditc  unb  roarme  ober  verunreinigte  fiuft 
unterliegen,  ift  auf  beftdnbige  Sufterneuerung  inner 
halb  beS  ganjen  ©ebdubeS  Sebacbt  ut  nebmen,  roaS 
am  beften  bureb  Ginridjtung  von  iaiftbeijung  ge= 
febiebt.  3Die  Suftrodrme  barf  in  ben  Sflcberrdumen 
niept  unter  8°  R.  berabfmtcn.  3ut  Aufbewahrung 
ber  öanbfdjriften  unb  anberer  Koftbarteiten  finb 
abgetrennte,  möglichst  feuerficbere  Släume  einju= 
riepten.  —  Unter  ben  SerwaltungSrdumen  ftnb  )u 
nennen  baS  3immet  beS  SJirettorsS,  bie  Arbeits» 
jimmer  ber  Beamten,  roo  jumeift  auep  ber  bibliogr. 
Apparat  unb  bie  Kataloge  ibren  «ßlafc  baben,  foroie 
baS  31u*leibejimmer;  notroenbig  finb  roeiterpin  ein 
^eitfepriften    unb  roombglidb  ein  öanbfdjriften' 
jxmmcr  unb  vor  allem  ein  geräumiger,  beoaglicber 
i?efe=  unb  SlrbcitSfaal,  in  bem  ficb  nötigenfalls  unter 
3ubilfenab.me  von  ©alerien  eine  für  bie  Scfer  be* 
jtimmte  öanbbibliotbef  befinbet. 

9BaS  ba*  %tx\ onal  betrifft,  fo  untcrfd?eibet  man 
rviffenfcbaf tlid?e ,  Selretariat*  *  unb  Unterbcamtc. 
^ür  bie  erftern  ift  feit  etroa  1870  oic  Selbftänbigleit 
be«  bibliotbefarifeben  SenifS  mebr  unb  mebr  an-- 


erfannt  roorben.  Tic  Sorbilbung beS Sibliotbelarg 
foll  einerfeit«  bie  (jabigleit  ju  felbftdnbiger  »iffen= 
fcbaftlidjer  gorfebung  auf  irgenb  einem  6pecial= 
gebiet,  anbererfeit«  bie  für  bie  Sibliotbet  nötigen 
encpUopäbifcben ,  Sprad):  unb  ^adjtenntni  n  c ,  bar* 
unter  namentlid;  eingebenbe  Kenntnis  be$  Su<b< 
unb  ScbriftrocfenS,  aeroabrleiften.  ^üx  biefe  93iblio= 
tbetSbilfSroijfenfcbaften  beftebt  ein  eigener  fiebrftubl 
unb  eine  ^rüfungSfommiffion  an  ber  Univerfitdt 
©öttingen.  Slußerbem  muß  eine  teebnifebe  Scbulung 
bureb  prattifdje  Ärbeit  an  einer  ©ibliotbet  binju= 
treten.  Stuf  biefer  ©runblage  berufen  bie  Seftim^ 
mungen  über  bie  Sefdbigung  ;um  roinenfdjaftlicben 
SibliotbetSbienft  an  ben  preufe.  6taatSbibUotbe!en 
vom  15.  25ej.  1893.  »ei  Sibliotbefen  von  mebr 
populdrem  Sbaratter  roirb,  roenn  fie  einigen  Um« 
fang  baben,  roenigftenS  von  bem  Leiter  eine  roiffen» 
fd?aftlicbe  Sorbilbung  gu  verlangen  fein. 

Sei  ber  Sefcbaffung  ber  SibliotbefSbe: 
ftdnbe  panbelt  ed  ficb  nur  feiten  um  eine  vollftdn« 
bige  9ieugrünbung.  3«  biefem  §aUe  ift  bie  ©rroer« 
bung  eine«  geeigneten ,  febon  beftebenben  Sücper< 
Vorrats  cmpfeblcnSroert ,  bet  bie  ©runblage  bet 
$ibliotf?et  ju  bilben  bat.  Tic  weitere  Sermeprung 
gefebiebt  im  allgemeinen  bureb  ßinjelfauf  groed: 
mäfeiger  olS  burd)  SKaffenfauf,  bei  bem  ber  &croerb 
von  Dubletten  unb  lüdenpaften  6erien  unvermeib« 
lieb  i^.  SBelcpe  Sitteraturgebiete  bei  ben  ©rtver* 
bungen  ju  berüdfidjtigen  fmb  unb  in  roelcbem  Um^ 
fange,  ob  fie  ficb  fetner  au<p  auf  bibliogr.  Selten* 
peiten,  alte  S)rude,  ^anbfebriften  u.  f.  ro.  erftreden 
bürfen,  ift  nacb  bem  3>vect  bei  Sibliotbe!  unb  ben 
)ur  Serfügung  ftepenben  Mitteln  )u  beurteilen. 
Außer  burcp  Kauf  gefebiebt  bie  Sermebrung  bureb 
ÄuStaufdb,  entroeber  von  Dubletten  ober  bei  $n$\= 
tutSbibliotbeten  von  <|iublifationen  beS  3"ftitut§, 
femer  burcp  3u»vtfrtmnß  von  ©efcbenlen,  enblid) 
burd?  pflicbtmdfüge  Ablieferung  von  SBerten  feitenS 
ber  Sucbbdnbler,  ber  fog.  ^Jfiicbteremplare  (f.  b.). 
3ebe  ßrroerbung  ift  in  abgetürjter  $orm  unter  An» 
gäbe  ber  $roveniem  unb  event.  beS  ^reifes  in  baS 
»ugleid?  bem  gefdjdftlidjen  Serfebr  mit  ben  Sucb» 
bdntlern  bienenbe  3u0anaSverseicbniS  fogleicp  ein* 
jutragen,  bann  binben  }u  laffen,  in  bie  verfebiebenen 
Kataloge  einjutragen,  ju  ftempeln  unb  }u  fignieren. 

2)ie  ©runblage  für  bie  georbnete  Aufhellung  unb 
Senu^ung  ber  Südjerbeftdnbe  bilben  bie K  a  t  a  fo  g  e. 
2>er  dußern  Acrm  nad)  finb  fie  entroeber  3ettel> 
tataloge  (ieber  Jitel  auf  einem  beionbern  Settel) 
ober  Sanbtatatoge.  Tic-  (entern  bieten  ben Sorteil 
größerer  liberfidjtlidjteit  unb  ©icberbeit,  bie  erftern 
ben  größerer  Seroeglicbteit  unb  unbegrenzter  ÄuS: 
bebnungSfäbigteit.  3"t  Sicherung  ber  3*ttelfata= 
löge  gegen  Störung  ber  Drbnung  roenbet  man  ver> 
fdjicbene  meebanifepe  Sorricbtungen  an.  2>ie  erft« 
malige  Aufnabme  ber  Jitel  einer  Sibliotbet  bat 
ftetS  auf  3etteln  gu  gefebeben,  roeld?e  für  alle  weitem 
KatalogiftemngSarbeiten  als  ©runblage  ;u  bimen 
baben  unb  fcbließlidj  felbft  einen  ber  Kataloge  bil* 
ben  tönnen.  SBaS  bie  innere  Drbnung  ber  Kataloge 
betrifft,  fo  brauept  jebc  Sibliotbet  einen  alpbabe» 
tif  (ben  Katalog  (nacb  bem  Alppabet  ber  Serfaffer 
unb  bei  anonpmen  ®erfen  ber  Sticbworte),  foroie 
einen  fpftematifeben  (JRealO  Katalog,  roelcber 
eS  ermöglicbt,  fdmtlicbe  auf  einen  be ftimmten  ©egen« 
ftanb  bejüplicben  iüJerfe  fcbnell  unb  ficber  an  einet 
Stelle  bcieinanber  ju  finben.  ^jür  bie  Ausarbeitung 
eines  SpftemS  bat  bie  praltiicbe  9lüdftcbt  auf  ben 
3roed  ber  Sibliotbet,  auf  ibren  Umfang  unb  befon^ 


Digitized  by  Google 


952 


SBtbliotljctewtfjenföaft 


bern  3nbalt  ben  3tu«fd)lag  ju  geben.  9iütdtcb  ift 
audj  ber  in  T eutf cbl au b  nceb  menig  ü bliebe  a  l p  ha  ■■ 
betifebe  SReal=(Scblagn>ortOÄat<ubg.  9Son 
Specialfataloacn  erfebeinen  nottoenbig  ein  öanb- 
febriftens,  Sftrunabetn«  unb  Gimelientatalog  fomie 
ein  Äatalog  ber  foa.  Meinen  Sdjriften,  b.  b.  ber 
SMffertattonen  unb  Programme,  fall«  fie  in  bie  all* 
gemeinen  fiataloge  aufgenommen  biefe  all jufebr  be* 
Taften  würben.  2>er  2)rud  bet  Äataloge  empfiehlt 
ftcb  im  allgemeinen  nur  für  Specialuibliotbeten. 
2)od>  laffen  neuerbing«  mehrere  gro&c  SMbliotbeten, 
um  ba«  mebtmalige  Äopieren  ber  Sitel  für  bie  oer» 
jdjtebenen  Kataloge  ju  nermeiben,  ihren  3un>acb« 
tn  einer  für  ba«  Sluflleben  geeigneten  5orm  bruclen. 
$ie  Sitelbrude  ber  Äönigl.  iöibliotbet  in  Berlin 
fmb  audj  bur<b  ben  Sud) b anbei  evbaltlub.  Tie  Sem 
tralifation  foleber  Tüclbrude  jugleicb,  ju  bibliogra= 
pbifdjen  ^»ecten  unb  jur  Grleidjterung  ber  Söiblio- 
tbelSarbctt  ftrebt  ba«  neuerbing«  begrünbete  3nter= 
nationale  »ibliograpbifcbe  Snftitut  (f.  b.,  SBb.  17) 
in  SBrüffel  an. 

$ic  Stuf ft eilung  ber  SBücber  gefebiebt  Jtoed« 
rndfeigerroeiie  niebt  in  alpbabetifd?er  Slnorbnung 
ober  in  ber  ^Reihenfolge  ber  Grroerbung,  fonbern 
genau  na*  ber  folge  be«  foftematifeben  Äatalog«, 
nur  mit  ber  bureb  Maumerfparung  gebotenen  @uv 
idjräntung,  bafe  bie  3Jüd)er  na*  brei  Formaten  ju 
trennen  fmb,  roobei  man  neuerbing«  angefangen 
bat  niebt  ba«  fog.  bibliogr.  Format,  fonbern  bie 
abfolute  J&öbe  be«  2Janbe«  '  L  f tau  bi«  25,  Quart 
25—36,  §olio  35 — 45  cm)  ju  ©runbe  ju  legen. 
Äür  ben  lünftiaen  3u»a(ba  finb  auSreidjenbe  fiüden 
freijulaffen.  SU«  Flegel  gilt,  bafc  in  jebem  ©eftell 
mit  betn  unterften  §acbe  begonnen  unb  bann  auf: 
märt«  ftetä  Don  Unt«  nacb  recptS  f  ortgefebritten  totrb. 
3ur  SBeftimmung  be«  SHaumbebarfe«  für  bie  !rtuf= 
fteüung  reebnet  man  je  nacb  bem  Gbarafter  ber  95t* 
bliotbet  auf  80-100  «dnbe  1  qm  2lnficbt«fläcbe 
ber  ®e  tcUe. 

Sei  ber  Signierung  ber  Sßüdjer,  bie  gleichfalls 
genau  bem  SRealtatalog  ju  entipreeben  bat,  roenbe 
man  grofee  lat.  söuebftaben  für  ba«  SBiffenfcbaftS; 
facb  (j.  93.  ©efebtebte),  Heine  für  bie  Hauptabteilung 
(§.  9).  preufe.  ©efdjicbte)  an  unb  ,;a  bie  bann  ebne 
SBerüdfidbtigung  ber  ftormatc  oon  1  an  mit  fprin» 
genben  dummem,  j.  iß.  Lc  105, 120  u.  f.  ro. 

§ür  bieSBeroabrung  be«  Sücberbeftanbe«  f  orgen 
am  beften  jabrlnbe  sJteüifionen  foroie  öftere  SHeini: 
guna  ber  iBüdjerräumc  unb  ber  ©eftellc,  unb  $uS- 
Itäuben  ber  5Jücber  felbft. 

Über  bie  Ärt  ber  SJenufeung  beftebt  an  allen 
gr  öfter n  3lnftalten  ein  fefte«,  meift  burcp  2)rud  be 
fannt  gegebene«  «iHeglement»  ober  a^Regulatio»,  ba« 
bie  3eit,  rodbrenb  ber  bie  SBibliotbel  geöffnet  ift,  bie 
SJeredjtigung  jur  Senu&ung  unb  bie  Sebingungen, 
unter  benen  fie  ftattftnben  tann,  näber  beftimmt. 
Unbeaufficbtigter  Zutritt  ju  ben  SBücberraumen  ift 
ftetd  nur  einer  geringen  3ln)at>l  t>on  ©elebrten  ge* 
ftattet.  3n  gemiffen  ®renjen  muß  ftcb  aueb.  bie 
eigenbänbige  3)enut|ung  ber  gefebriebenen  Kataloge 
feiten«  ber  SBefudjer  ber  ÜBibliotbef  balten.  3m  übn» 
gen  ift  bie  $enu|ung  ber  Söücberbeftdnbe  fo  liberal 
ju  geftalten,  al«  cc>  nur  bie  :Uüdficbt  auf  \i}tt  Gx-. 
baltttng  für  bie  3urunft  (eine  sJtüdftcbt,  melcbe 
WolU--  unb  äbnlicbe  SBibliotMen  "id?t  im  gleidjen 
'A'uir.e  ;u  nebmen  braueben)  unb  auf  bie  3ntereifen 
ber  fonlurrierenben  Senu&er  irgenb  geftattet.  2)ie 
©enufeung  im  fiefefaal,  ber  »enn  mögli*  au* 
abenb«  offen  ju  balten  ift,  ftebt  iebermann  frei. 


5tur  für  bie  Gntleüjung,  melcbe  in  Seutfcr^lan^  - 
©egenfafe  ju  Gnglanb  unb  b*n  roman,  Sdncer 
noa)  bie  bauptfddjliAe  IßenuHu no, -?a r t  bilbet ,  tx>^ 
nötigenfalls  bie  Beibringung  eine«  SJürafcber 
Derlangt;  dbnlicb  für  bie  SJerfenbung  nad)  au5roä:; 
roeldje  inbe«  bureb  bie  iHüdficbt  auf  bie  einbcis 
feben  Senu^er  befdjrdnlt  ift.  S5on  ber  Serleibir. 
au&gefd)l offen  fmb  in  ber  :Heael  nur  melaebrauch: 
unb  9iacbicblagen>erfe,  namentlidj  bie  in  ber  £wu: 
bibliotbet  be«  Sefefaal«  aufgefteüten,  feiner  «er: 
barfeiten  unb  öanbiebriften.   Xo±  merben  aiii 
biefe  in  bringenben  gälten  an  au«tuärtige  35ibli: 
tbelen  oerfanbt.  3>ie  foift  ber  ©ntleibuncjt  ift  a 
ircbnlut  eine  r>iermöd>ige,  bie,  fall«  ba«  SSerf  ni±: 
anbermeitig  oerlangt  mtrb,  Derldngert  roerben  tzns 
Äein  SBert  barf  obne  Ceibfiein  ausgegeben  trerben 
Tic  i.' ei  In"  ±  eine,  in  ftcb  georbnet  nacb  ben  Flamen 
ber  Gntleiber,  »erben  fogleicb  in  ein  Journal  über 
tragen  unb  }mar  alpbabetu'd?  nacb  ben  Sticbroertea 
ber  Söücbertitel.  3"t  SlufrecbteTbaltunfl  ber  Crt 
nung  fvnbet  in  ber  Siegel  balbjdbrlicb  eine  aUgcmenu: 
iKüdgabe  fämtltcber  entliebener  2Berte  ftatt. 

fiitteratur.  Scbon  im  OMttelalter  maebten  6e 
lebrte  bie  Ginricbtung  t>on  Söibliotbefen  \um  (?*gen- 
ftanb  von  6cbrif ten,  fo  im  H.ftafcrr;.  be  5öurp  (Pbil> 
biblon,  aebrudt  flöln  1473;  fteubrud  1888),  fpitn 
9laube*  War.  1627;  ^eubrud  1876),  Äapfer  (Öai 
reut b  1790) ;  boeb  erft im  19.  oabr b .  nun ■  tc  bie 9. al^ 
folebe  jugleicb  mit  ibrem  tarnen  bureb  Scbrettinger 
in  beffen  Skrfucb  eine«  Dollftdnbigen  Sebrbucb«  ber 
93.  (2  93be.,  2Rüncb.  1808  —  29)  gef (baffen  unb  in 
S. ».  ßbert«  Sdjriften:  Über  öffentlicbe  öibliotbelen 
(^reiberg  1811)  unb  3)ieSilbung  be«  Siblietbetarr 
(2.  äuft.,  2pj.  1820)  weiter  auSgebilbet.  6eitbm 
baben  ftcb  befonber«  ^olbecb  (über  IB.,  beutfeb  rror 
ftatjen,  £pj.  1833),  3oüer  (2)ie  35.,  Stuttg.  1846», 
öcbletermacber  (SBibliogr.  Softem  ber  aefamten 
2Btffenf(baft«runbe,  2S8be.,  Braunfcb».  1852),  $e|= 
bolbt  (ÄatecbiSmu«  ber  SBibliotbetenlebre ,  £p;. 
1856;  3.  SlufL  1877;  neu  bearbeitet  »on  (Brdfei 
u.  b.  %.  (Srunbjüge  ber  5}ibliotbet«lebre,  ebb.  1890) 
uerbient  gemadjt.  5)e«  roeitern  feien  erwdbnt:  Graf 
fauer,  öanbbucb  für  öfterr.  Unh?erfttät«:  unb  Stu^ 
btenbibltotbeten  {Wxtn  1883);  Gbroarb«,  Memoire 
of  Libraries,  including  a  handbook  of  libran- 
economy  (2  5Bbe.,  fionb.  1859);  ©reen,  Läbrary 
aids  (Sleuporl  1883);  (Soufin,  De  Torganisatioa  ei 
de  l'administration  des  bibliotheques  publique^ 
etprivees  (^ar.  1882);  SJtaire,  Manuel  pratique 
du  bibliothecaire  (ebb.  1896).  —  Über  iBifrlio 
tbel«bau  fdjrieben  Sdjmieben  in  «^Bauhinbe  tn 
jlrdutetten»  (sBerl.  1884)  unb  ftortüm  in  Tutt 
arofeem  «öanbbucb  ber  Slrdnteltur»  (Jeil  IV,  6, 
Heft  4,  2)armft.  1893).  —  33on  6  i  n  3  e  l  f  cb  r  i  f  t  e  n 
fmb  fonft  iu  nennen:  Steffenbagen,  über  SJormaJ: 
böben  für  SBüdjercjcfcboffc  (Äiel  1885);  ^etwe, 
Decimal  Classification  (33oft.  1885  ;  5. 2lufl.  1894); 
3)}ia&to,  ^nftruttion  für  bie  IDrbnung  ber  iitel 
im  alpbabctifd)en  3«tteltatalog  (95erl.  1886);  f»art; 
»ig,  Scbcma  be«  Siealtatalog«  ber  lönigl.  Unb 
üerfttdt«bibliotbet  ju  £alle  a.  S.  (Spj.  1888); 
'JBbeatlep,  How  to  catalogue  a  library  (Sonb. 
1889) ;  3ürge«,  25ie  mobemen  Spfteme  r>on  SJücfreT 
gefteÜen  mit  »erftellbaren  Segeböben  (2pj.  1895). 
—  3eitfd)riften:  1840  begann  Naumann  fein 
Serapeum  (bi«  1870,  fictpjig,  31  Sbe.)  unb  $ek« 
bolbt  feinen  Stnjeiger  für  fiitteratur  ber  9}.,  ber  in 
terftbiebenen  <rortfe&ungen,  jule^t  al«gieuerÄn= 
jeiger  für  Söibliegrapbie  unb  ».  bi«  1886  beftanD. 


Digitized  by  Google 


Sibli*  —  Siblifdje  einleitung 


953 


Jiit  Unterftühung  be«  pteufc.  ffultueminifterium« 
rfdjemt  ba«  oon  C.  f>attrotß  unb  Ä.  Sdnilj  be= 
.rünbetc  Gentralblatt  für  Sibliotbeteirefen  (2pj. 
884  f q.).  ©röfeere  Hbbanblungcn  erfdjcinen  in  ben 
3eibcften  ju  biefem  Gentralblatt  (feit  1888)  foioie 
u  X  ;ia p,  t  a *  Sammlunfl  bibliotbetennff enfcbaftüdjer 
Irbeiten  ($eft  1—4,  Serl.  1887—90;  &t[t  5—13, 
iVh  1893—1900).  2>ie  amerit.  SBibliotbelen  baben 
breit  SBereiniflung*punft  in  The  Library  Journal 
Bonbon  unb  9teuport,  feit  1876),  bie  englifcben  in 
L  he  Library  (fionbon,  feit  1889;  Borbet  u.  b.  %. 
I  he  Library  Chronicle),  bie  franjöfifcben  in  bet 
llevue  des  bibliotheques  (fett  1891),  nocbbe  m  ba« 
jf  ftjioUc  Balletin  des  bibliotheques  et  des  archives 
1884 — 89)  eingegangen  ift;  bie  ttaliemfcfaen  in  ber 
Uivista  delle  biblioteche  (tflorenj,  fett  1888). 
®iblid,  25orf  in  Joeffen,  f.  SBb.  17. 
Wtbltfcftc  «Utettnmeifuube  ober  biblifcbe 
H  r dui  ologte,  bie  ffiiffcnfcbaft  oon  ben  Hltet« 
tümern,  b.  p.  ben  Sitten,  ©ebtdudjen,  bürgetlicben 
unb  gotte«btenftlicben  Ginricbtungen  ber  SBßllet, 
unter  benen  bie  biblifcben  Schriften  entftanben 
finb,  ober  auf  bie  fte  ftcb  belieben.  Tic  Hlter* 
türner  be«  täroel.  unb  jüb.  SBoll«  bilben  ben  öaupt: 
teil.  Duellen  ftnb  ba«  Hlte  unb  9teue  3>ftament, 
bie  SBüa)er  be«  3ofepbu«  (f.  b.)  «Über  iflb.Hltet* 
tarnet»  unb  «$om  jüb.  Kriege»,  foiote  bie  be« 
lUulo  (f.b.);  bie  fpdtete  tbeot.  fiittetatut  ber  3u* 
ben,  bejonbet«  bet  ütalmub;  bie  gtiecb.,  rem.  unb 
atab.  SdjriftfteUer;  SnfAtiften,  SRünjen,  Sau« 
bentmdler,  SBilbmette;  bie  SBericbte  SHeifenber;  man* 
cbe«  baben  aud)  Hu«gtabungen  }u  Jage  gefötbett. 
X>'\t  ftübefte  SBeatbeitung  bet  bebt.  Hltettum«!unbe 
oerfudjte  Itboma«  ©oobroin  in  «Moses  et  Aaron» 
<englifd>,  Drf.  1616 ;  latetnifcb  oon  SReij,  SBrem.  1679 ; 
beutf  cb,  3üt.  1686).  Gine  bem  mobemen  Stanbe  bet 
s©inenfd7aftentfptecbenbe«6ebt.Slt(bdoloflie»f(brieb 
S8enjinger(5teib.i.SBt.  1894).  Somfdtb.Stanbpunft 
febrieb  Scbegg  eine  «iBiblifcbe  Htcbdologie»  (bg.  Pon 
«Jirtbmüller  in  ber  «Jbeol.  SBibliotbet»,  6er.  I, 
SBb.  8,  gretb.  t.  SBt.  1886—88).  3n  lerilalifdjer  dorn 
bieten  ben  Stoff  bie  biblifcben  ÜRealtDftrterbücber. 
3u  nennen  ftnb:  Xt  3Bette,  Sebtbucb  bet  bebr.-jüb. 
flrebdologie  (2p|.  1814;  4.  JliirL  Pon  Sidbiaer  1864) ; 
ffiinet,  SBiblücbe«  Nealtoöttetbucb  (3.  Hufl,  2  SBbe., 
ebb.  1847—48) ;  Gtoalb,  Sie  Hltettümer  be«  SBoll« 
3*tael  (@ött.  1848;  3.  Hufl  1866);  Saalicbülj,  Ht* 
djdoloaie  bet  Jpebtdet  (2  SBbe.,  önig«b.  1855—56) ; 
Meil,  ©anbbud)  bet  biblifcben  Htcbdologie  (Jtanlf. 
1859);  Scbenlel,  SBibeLSejrifon  (5  SBbe.,  £pj.  1869 
—75);  SRiebm,  öanbroörterbucb  be«  biblifcben  Hltet« 
tum«  (2.  ftufl.  oon  s3oetbaen,  Sielef.  1893—94); 
5mitb,  Dictionary  of  the  Bible  (3  SBbe.,  gonb. 
1860-63).  3n  babnbtecbenbet  aöeife  bebanbclt 
2Dellbaufen.  'iproleaomena  jut  ©efebiebte  3^rael* 
(4.  Hufl.,  »etl.  1895),  bie  reliaiftfen  Altertümer 
3n  bet  ®efd)icbt9batftelluna  ftnb  bie  iStael.  alters 
tiimcr  mit  bebanbelt  oon  Stabe,  ( *k >&> icfc> t c  bc-?  ^ c  [  t v 
ftbttLQo.  1  (»erl.  1887) ; bie  jübifeben  oon  Schüret, 
Siebte  beS  jüb.  5öol!«  im  3<italtet6brifti  (293be„ 
2vi  1885— 90). 
^ibltfthc  Soatnattf,  f.  Siblifcbe  Xbeoloaie. 
»iblifcfte  Einleitung,  bie  ffiiffenfcboft,  melcbe 
bie  ®efd)icbte  bet  einjelnen  biblifcben  ©üepet  fohrie 
bie  6nt|tebuna  bet  aanjen  Sammlung  ttitifcb  unter« 
iuebt.  Sie  }etfdllt  tn  bie  allgemeine  unb  bie  befom 
bete  ßinleitunfl.  ^tnt  banbelt  übet  bie  Sammluna, 
^Inotbnunfl  unb  bad  Ktcblicbe  »njeben  bet  bibli= 
fdjen  Söüdjet  ai%  eine«  abcjefcbloffenen  ©anjen,  be« 


flanon«  (f.  b.  unb  95ibel),  über  bie  öanbfcbtiften, 
bie  alten  übetfefcungen,  bie  Scbidfalc  beä  %ti\t* 
unb  bie  SRittel,  ihn  in  feinet  utfptüngücben  @e|talt 
miebetbet juftellen.  2)ie  befonbete  ßinleitunfl  etftt- 
tett  IBetfaffet,  Ctferhrei«,  6ntftebunfl*oetbdltnifie, 
ingbefonbete  Ä bfaftunfl$jeit  unb  Z  x t ,  ftompofition, 
Rntd  unb  Inhalt.  £as  etfte  einet  SB.  6.  äbnlicbc 
©ett  ift  ba«  be*  3unüiu«  in  3lfrita  (um  550)  «De 
partibus  legis  divinae».  ÖCfltünbet  bet  neuetn  Gin* 
leitunfl«roiifenfcbaft  ift  bet  Hatbolil  Slicbatb  Simon 
in  bet  «Histoire  critique  du  Vieux  Testament» 
(^r.  1678;  in  granttetcb  untetbtüdt,  habet  bann 
Siottetb.  1685)  unb  bet  «Histoire  critique  du  texte 
du  Nouveau  Testament»  (ÜKottetb.  1689;  beutfit 
oon  Gtamet  u.  b.  2.  «Äritifcbe  ^iftorie  be«  $erteä 
be«  bleuen  ^eftament«  ober  fttitifebe  Scbtiften  übet 
ba«9leue^eftament»,mitälnmettunflenoonSemler, 
3öbe.,  6aUe  1776-80).  2)od>  erft  bureb  bie  fteietn 
Unterfucbungen  prot.  2b<ologen,  namentlicb  Sem- 
let«  (f .  b.),  um  bie  SRitte  be«  18. 3abtb.  unb  unter  bem 
Ginfluffe  fieffingfcbet  ©ebanfen,  etbielt  bie  2).  G.  ibte 
je^ifle  ©eftalt  al«  eine  biftot.-rtitifcbe  ©iffenfebaft. 
iöabnbredjenb  »ittten  in  biefet  93ejiebunfl  Gicbbotn 
(«Ginleituncj  in«  Mite  3:eftament»,  4  SBbe.,  £pj.  1780 
-95;  4.  SlufL,  ©ölt.  1824;  «Ginleitung  in«  «Reue 
Xeftament»,  55öbe.,  ebb.  1820-27)  unb  namentlicb  2>c 
vBette(«SBeittdfle2utGinleitunflin«  SHte^eftament», 
2  SBbe.,  ©alle  1806—7;  «fiebtbueb  bet  biftot.*triti= 
feben  Ginleitung  in  bie  SBibel  Gilten  unb  fleuen  2efta-- 
ment«»,  SBb.  1, 8.  Hufl,  SBetL  1869 ;  SBb.  2, 6.  Hufl. 
1860).  3u  ben  grünblicbften  ^otfebungen  übet  ba« 
3leue  Jeftament  aebörf"  bie  üjßette  Ä.  H.  Gt ebnet« 
(f.  b .).  Xk  Huffaffung  bet  alten  Cr t beber ie  fuebten 
tu  erneuern  öengftenberg,  «SBeittdge  tut  Ginleitung 
tn«  HUe  Seftament»  (3  SBbe.,  SBetl  1831—39); 
ÖdPernid,  «Jöanbbucb  bet  biftot.«tritifcben  Ginlei» 
tun«  in  ba«  Hlte  Xeftament»  (3  SBbe.,  Grlangen  1839 
—56 ;  bet  etfte  unb  btitte  SBanb  ba.  oon  äetl);  Heil, 
«Sebtbucb  bet  biftor.  *  ftitifeben  Ginleitung  in  bie 
lanon.  unb  apofrppbifcben  Schriften  be«  Hlten  £cfta= 
ment«»  (Gtlangen  1853;  3.  Hufl.  1873);  ©uetile, 
«Öiftor.-rtitifcbe  Ginleitung  in  ba«  9leue  jeftament» 
(2pj.  1843;  3.  Hufl.  1868);  ©tau,  «Gntmidlungdge: 
idjicbte  be«  neuteftamentlicben  SAtifttum«»  (2  SBbe., 
@ütet«lobl871);ponioofmann,«3)ie6eiligeScbtift 
SHeuen  Jeftament«»,  SBb.  9,  bg-  oon  SBold  (s)]ötbl. 
1881).  2)enlatb.Stanbpunttoertreten3abn,  «Gin= 
leitung  in  bie  göttlichen  SBücber  be«  Hlten  SBunbe«  • 
(2.  Hufl.,  2  Sie.  in  5  Hbtetl,  ©ien  1802—4);  6ug, 
«Ginleitung  in  bie  Schriften  be«  9leuen  X eftament«» 
(9  SBbe.,  Süb.  1808;  4. Hufl.,  Stuttg.  1847);  öerbft, 
«Siftor.  'ttitifebe  Ginleitung  in  bie  bciltge  Scbtift 
be«  Hlten  Jeftament«»  (bg.  oon  Seite,  2  SBbe., 
frreib.  i.  SBt.  1840-42);  Huguftin  Sdjolj,  «Ginlei^ 
tung  in  bie  beilige  6d)tift  be«  Hlten  unb  9ieuen 
Jeftoment«»  (3  Jle.,  2p|.  1845-48);  SReufcb,  «2ebr= 
bu*  ber  Ginleitung  in  ba«  Hlte  Jeftament»  (4.  Hufl., 
Ateibutgl870);  Haneberg,  «©efebiebte  ber  biblifd?eti 
Cffenborung  al«  Ginleitung  in«  Hlte  unb  92eue 
Seftament»  (4.  Hufl.,  SHeflen«b.  1876) ;  Äaulen,  «Gin* 
leitung  in  bie  beilige  Schrift  Hlten  unb  9ieuen  Zt\\a- 
ment«»  (4.  Hufl.,  'Jreib.  i.  SBt.  1898—99).  3nnet balb 
beteoang.Äitcbe  oertreten  einen  j roi| eben  Ort boborie 
unb  frititeber  ibeolooie  oermittelnben  Stanbpunlt 
iHeufe,«©efcbicbte  ber  peiligenScbriften^euen  jefta« 
ment*»  (^aUc  1842;  6.  Hufl.,  SBraunfcbro.  1887): 
Stdbelin,  «Spccielle  Ginleitung  in  bie  lanoniieben 
SBücber  be«  Hlten  Seftament«»  (Glberf  .1862) ;  bie  neue 
SBearbeitung  oon  Xt  ©ette«  «Ginleitung  in«  «Reue 


Digitized  by  Google 


954 


Sibüföe  ©eföitye  -  ötültföe  Geologie 


Seftament»  oon  SDlefmer  unb  Sünemann  (1860);  in 
geroiffem  6inne  auch  93.  üöeifc,  «Sebjbud)  ber  ©im 
leitung  in  ba*  9teue  Seftament»  (2.  «ufL,  93erl.  1 889). 
33öUig  neue  @efid?t*punite  bat  bie  9Bif|rnfcbaft  bet 
Einfettung  in*  ÄlteSeftament  gewonnen  burcb  hieEr» 
gebnific  her  neuern  ^entateutptritif  (9Jatfe,  ©eorge, 
»teuf»,  Äuenen,  9BelIbaufen).  2>iejVragen  bet  all= 
gemeinen  (Einleitung  finb  in  bet  SÖeife  mobemer 
aBiffenfcbaft  behanbelt  roorben  von  2öellbaufen  bei 
ber  Steubearbeitung  von  93leef*  «Ginleitung  in* 
Sitte  Seftament»  (6.  »ufl.  1893).  Eb.  5Heufr  («®e< 
idjidjte  ber  heiligen  6cbrif ten  be*  Jllten  SeftamentS», 
iBraunfchm.  1881;  2.  Hufl.  1890)  verfugt  bie  Eim 
leitung  im  3ufawmenbang  mit  ber  gefamten  ®e* 
icbicbte  be*  i*rael.  SBolf*  banuftellen.  eine  bie  9ie* 
iultate  ber  mobernen  Unterfucbungen  barfteüenbe 
Einleitung  in«  Site  Seftament  giebt  ber  öolldnber 
H.  Äuenen  (beutfcb.  Spj.  1885  fg.);  ogl.  femer 
Eornill,  Ginleitung  in  ba*  Stlte  Seftament  (im 
«©runbrife  ber  fyeoi.  SBiffenfcbaften»  oon  Slcbeli*, 
Gornill,  freier  u.  a.,  Si.  2,  33b.  1,  4.  «ufl..  frreib. 
i.  33r.  1896);  Sälicbcr,  Einleitung  in  ba*  5teue  tik> 
ftament  (ebb.  1894).  Sefonbcr>  heroorjuljeben  ift 
nod)  öoltnuann* «Sebrbudj  ber hiftor.'tritifdjen Ein= 
leitung  in  ba*  Sieue  Seftament«  (ftreib.  i.  93r.  1885; 
3.  Stuft-  1892).  3n  Englanb  hat  $aoibfon  (Öonb. 
1862)  bie  Einleitung  in*  Sllte  Seftament  wie  9teue 
Seftament  (1868)  bebanbelt.  93efonber*  hervor« 
ragenb  in  neuefter  3eit  ift  ba*  ©er!  »on  $rioer: 
Introduction  to  the  üterature  of  the  Old  Testa- 
ment (5.  Stuft.,  Ebinb.  1894;  beutfcb.  bon  9totfrftein, 
«erl.  1895). 

«iblifebc  ©cf  ebtebte,  SJarftellungbe*  gefebiebt 
lieben  Inhalt*  ber  93ibel,  tann  rein  miffenfebaftlid) 
fritifcb,  ober  für  bie  3»ede  be*  Unterricht*  berechnet 
fein.  1U tut  ein  93ucp,  ba*  eine  3lu*roabl  einjelner 
©efdncbten  au*  ber  ©ibcl  enthält,  bei I? t  93.  ®.  ?llc- 
befonberer  Unterricbt*gegenftanb  tritt  bie  93.  @. 
feit  ber  3*it  be*  ^icti*mu*  auf.  3u*  ftörberung 
biefe*  Unterriebt*  &at  aufeerorbentlich  g,ob.anne* 
£übner*,  Dieltor*  be*  3ohanneum*  gu  Hamburg, 
1714  jum  erftenmal  erfcoienene*  9Jucb:  «flweimal* 
upeiunbfunf)igbiblifebe^iftorienau*bemmten  unb 
bleuen  Seftamente»,  beigetragen.  6*  enthielt  hinter 
jeber  Erjdblung  eraminatorifdje  fragen,  bietauf 
brcianüklitb.  Sepren»  unb  enblicp  «©ottfclige  ©eban= 
ten»  in  §orm  eine*  jum  Äu*roenbiglernen  beftimnt: 
ten  9leime*.  Su*  ber  großen  Slnjapl  neuerer  93.  @. 
fmb  al*  befonber*  oerbreitet  bie  bon  Äobkaufcb, 
^reufe,  flurfc,  Schorn  unb  5***1^  3ohn,  SBertbelt, 
foroie  bie  be*  Galroer  33erlag*oerein*  b  eroorjuhebeu. 

«iblifdjcr  WealtSmu*,  f.  93engel,  Sofc.Hlbr. 

»iblifche  Scrrgcfchidjtc,  f.  Söibel. 

$Hblifdje  Theologie,  weniger  paffenb  bibli« 
febe  Dogmatil  genannt,  eine  im  18. ^ahrb. unter 
ben  ^Jroteftanten  entftanbene  SBiffenfcbaft,  bie  ur= 
jprünaliep  barauf  ausgebt,  bie  Vcbre  ber  93ibel  au* 
\\)x  felbft,  unabbdngig  non  ber  itirebenleb^re  bar: 
aufteilen,  jetjt  aber  bie  gefamten  religiöfen  unb  etb^i« 
ieben  3been  ber  biblifdjen  ©ebriften  unter  befonbem 
Betonung  ibrev  3ufammenbcinge  unb  gefcbicbtlieben 
Entroirflung  xjorfüprt.  S)em  ältern  ^roteftanti*« 
mu*  galt  feine  Dogmatil  al*  ber  aud?  eregetifeb 
unb  gefdjicbtlicb  Dollfommen  angemefiene  3lu*brucl 
ber  6epriftlebre,  bafeer  fiep  für  ibn  bie  93efcbäfti= 
gung  mit  ber  heiligen  6ebrift  auf  bie  eregetifepe 
iHebanblung  ber  für  bie  tircblieben  Dogmen  ange= 
fübrten  biblifeb.en  93eroei*ftellen  befebtanlte.  93ei 
ben  Jortfebritten  aber,  roelebe  bie  Keuntni*  ber 


alten  6prad?en,  bieStuelegung  unb  bie  Arürtia 
18.  §aprp.  machten ,  unb  bei  ber  immer  beftimratrr 

Jiernorrretenben  9^otroenbigteit,  -,»pu"cbcn  ben  Stn 
djauungen  be*  urfprünalicb.en  (£briftentuni*  wa> 
ber  tircblieben  Dogmatil  fu  icbeiben,  ergab  vd 
bon  felbft  ba*  93ebürfni*  einer  befonbem  95.  i. 
3)iefe  follte  einen  $robierftein  für  bie  tirdbliffce 
S>ogmatit  unb  beren  beanfpruebte  &d)riftgemaBbnt 
geroinnen.  T aber  erregte  93üfcping,  al*  er  in  feiner 
«Epitome  theologiae  e  solis  sacris  literis  concia- 
natae»  (fiemgo  1757)  bie  «biblifd?  =  boamarifdx» 
S^eologie  ber  «febotaftifeben»  gejenüberftettte,  bn 
benOrtboborengroftenSlnfto^.  €upranatuTaIiftrr. 
mie3aebarid  («Siblifd)eSbeologie»,  4  3ile.,  1771— 
75)  unb  6torr  («Doctrinae  christianae  pars  theore- 
tica  e  sacris  literis repetita»,  6tuttg.  1793;  beutfeb: 
«Sebrbucb  ber  d?riftl.  SJogmatit»,  b.g.  oon  ^rt. 
1803— 13),  roollten  bödbften#  einen  formellen  Untere 
fcbiet  ber  biblifeben  unb  ber  fird? lieben  £ebre 
geben,  dagegen  fuebte  ber  9lanonaU*mu*  bie  fadv 
lidpe  $erfd)iebenbeü  beiber  naeb,}un>eifen  unb  aud> 
bie  biblifepen  Seproorftellungen  felbft  au*  bea 
Soll*»  unb  3<itd?<iTatter  }u  erfldren.   5J)et  Sate: 
ber  neuem  93.  S.  im  ftreng  roiffenfep aftlidben  ©ürae 
ift  3ob^.  $bil.  ©abler,  ber  fie  in  feinet  ttOrmti* 
de  justo  discrimine  theologiae  biblicae  et  dog- 
roaticae»  (Ältborf  1787)  juerft  in  flaret  iSeife  al* 
eine  biftor.  3)i*ciplin  befiniert  bat;  boeb  fteben  auö 
bie  6cbriften  ber  folgenben  Ofabriefente  noeb  unter 
bem  Einfluffe  ber  attrationaliftifepen  Senben^,  al* 
ben  Kern  be*  Gpriftentum*  bie  foa.  aUgemeinra 
oernünftigen  SBabrf^eiten  bcr  SKoralreligion  noaV 
juroeifen,  toobei  ein  roirtlid)  gefdbie^tlicbe*  9^erftdn^ 
ni*  ber  biblifeben  («orftellungen  nidjt  moglid?  bku. 

Erft  5)e  9Bette  9J9)iblifcbe  2)oamatit  alten  unb 
5Reuen  Seftament*»,  Sl.  1  ber  «ßbriftL  ScgmarU», 
93erl.  1813;  3.  Stuft.  1830)  führte  eine  ftrengere 
biftor.  Wetbobe  ein,  burcb  bie  einmal  ber  Unter* 
i ebi et  pe*  Gilten  unb  9ieuen  Seftament* ,  bann  bie 
oerfebiebenen  Entroidlung*ftufen  innerhalb  iebe* 
bon  betten  (im  VI  1  ten  Seftamente:  ^ebraUmu*  und 
3ubai*mu*;  im  Spruen  Seftamente:  £efcre  3<tu 
unb  Sepre  ber  Hpoftel)  jur  ©eltung  gebracht  un? 
bamit  bie  93.  S.  unter  ben  bogmengefcbicbtlicben 
©efieht*punft  gefteUt  »urbe.  «n  2)e  SÖette*  Srbr.1 
reiben  ficb  bie  SÖcrte  bon  93aumgarten*Crufiu* 
(«©runbiüge  ber  18.  S.»,  3ena  1828)  unb  3>anirl 
oon  Cölln  («öiblifebe  Stjeologie»,  hg-  »on  Tar. 
Schul»,  2  58be.,  Spj.  1836).  $n  »ejug  auf  ba«  Site 
Seftament  finben  fieh  bei  Üatte  («Süe  iHeligicn 
be*  Jllten  Seftament*»,  Start  1835)  fruchtbare  ©e= 
banlen,  bie  jebod)  wegen  ihrer  95erquidung  mit  $e» 
gelfdjen  ^rineipien  nicht  reebt  beadjtet  roorben  fmt. 
Ten  ftreng  infpiration*gl4ubigen  6tanbpuntt  oer- 
treten  bie  8d)riften  oon  Äurti,  ödoernict,  £>cngften 
berg  unb  in  gebrochener  SBeife  bie  oon  ^elufi, 
JÖofmann,  Depler.  3«f»"herheit  Dehler  hat  bie  9. 
X.  Otiten  Seftament*  auf  Slbroege  gelenlt  unb  Pen 
SSlict  für  bie  engen  iMantmenbänge  mn  Pcr  nfJJ: 

teftamentlicben  Entroidluna  getrübt.  3u  einer  ae= 
funbern  93ctrad)tung  oerfuebt  jurüdjulenlen  bie 
«Slltteftamentlicbe  Sb^eologie»  oon  $erm.  6cbul* 
(2  <öbe.,  grantf .  1869 ;  5.  XufL  in  1 93b.,  @6tt.  18961. 
$5llig  neue  G)efid)t*puntte  fmb  ber  ^ebanbluna  ber 
93.  S.  burd)  bie  moberne^entateuebtritit  jugeroadnen, 
au*  ber  fia>  ba*  Problem  ergeben  bat,  bie  Entftebuiui 
be*  ^ubentum*  tu  hegreifen  unb  an  biefe*  tat 
Ehri)tentum  anjutnüpfen.  äua>  bie  Unterf udjunoen 
über  bie  Religionen  ber  Semiten  roie  überhaupt  bie 


Digitized  by  Google 


mm  - 

reUgion*gefdnd)tlid)en  baten  neue  ©ebanlen  juge» 
füprt.  §m  mobernen  Sinne  ift  bie  SB.  2.  »Iten 
SLeftament*  teil*  ganj,  teil*  in  einjelnen  ibret  Seile 
beljanbelt  morben  oon  Hucnen,  «De  Godsdienst  van 
Israel»  (Haarlem  1869);  «3iolf§reliflion  unb  2B«lt* 
retigion»(beutfd)SBcrl.l883);  2öeUbaufen,  «<Brole* 
aomena  jur  ©efdndbte  3*rael*»  (4. 3tufl.,  ebb.  1895) ; 
S\.  v$icpenbring,  «Theologie  de  V  A aci i  nTestament» 
O^Sar.  1886);  Gbantepie  be  la  Sauffape,  «Sebrbudp 
ber  !Heligion*gefd>id?te»  (2.  »ufl.,  frreib.  i.  »r. 
1896  fg.) ;  Stabe,  «©cfdndjte  be*  SBolt*  3*rael»  (35b.  1 
u.  2,  SÖerl.  1887— 88) ;  Sdjürer,  «©efduepte  be*  jüb. 
SUolt*  im  äeitalter  yefu  Gbrifti»  (£pj.  1885—90); 
35ilhnann^>anbbud?  beraltteftQmentlidjenJbeoloflte 
(ebb.  1895).  ftür  ba*  91  e  u  e  Z  e  ft  a  m  e  n  t  bejeidjnet  bie 
fcrgfdltigeSdjeibunaber  apoftolifdjen  2ebrbcgriffe, 
angebahnt  burd)  bie  Sdjriften  oon  Ufteri  (1832)  unb 
2Mbne  (1835)  übet  ben  paulinifdjen,  ftrommann 
1839)  über  ben  jobanneifeben  Üebrbegriff,  einen  toe* 
entlidjen  ,vor ti'cbritt.  Jlod)  cntfdjeibenber  finb  bie 
neuem  Unterfudjungen  übet  ba*  apoftolifdje  3«t* 
alter,  ju  benen  %  (ihr.  ^aur  (f.  b.)  unb  bie jübinaer 
Stpule  bie  Anregung  gaben.  SBenn  aud>  beten  Gr» 
gebniffe  mobifijiert  merben  mufeten,  fo  eröffneten  fie 
bod)  juerft  ein  roirtlicb  gefcbicbtlidje*  SJerftänbni* 
vor  allem  be*  paulinifdjen  Goangelium*  unb  be* 
fpdtern  <Baulini«mu* ,  aber  au*  ber  jubendjriftl. 
ober  urapoftolifdjen  Sebrf  orm  unb  ber  jobanneif d>en 
Sbeologie.  Sie  arbeiten  oon  öolften,  Sübemann, 
'•Ufleiberer  über  ben  paulinifdjen,  Höftlin,  Hilgen* 
fclb,  Scholien  übet  ben  jobanneif  $en  fiebrbegriff, 
fotoie  bie  jablreicben  Unterfudjungen  über  Seben 
unb  Sebrc  ^efu  baben  ber  neuteftamentlid?en  ibeo- 
logie  ein  oöllig  oerdnberte*  Slnfepen  gegeben.  6elbft 
liemlid)  tonferoatioe  Ipeologen,  nie  ©eifj  («2ebr= 
bueb  ber  SB.  S.  be*  Weuen  Seftament*»,  SBerl.  1868; 
6. SHufl.  1895),  madjten  bem  rritifeben  Stanbpunfte 
crbeblidjeSugeftdnbniffc.  —  SBgl.^mmer,  9ieutefta* 
incntlidje  Sinologie  (2)ern  1878);  g.ß.SBaur,  SBor* 
lefungen  über  neuteftamentlidje  Jpeologie  (bg.  »on 
A.,\.s»aur,  2pj.l864);  iMeuf;,  II istoire  de  la  theo- 
logie  chretienne  au  siecle  apostoliqoe  (Strafjb. 
1852;  3.  «ufl.  1864);  SBeijfdcfer,  35a*  apofiolifebe 
Zeitalter  ber  dmftl.  flira?e  (2.  «uff.,  ftreib.  i.  SBr. 
1890);  ^fleiberer,  Da*  Urdmftentum  (Serl.  1887); 
SBcpidjlag,  9kuteftamcntltd>e  Geologie  ober  ge* 
id)idjtlid?e  Sarftellung  ber  fielen  §e\u  unb  be* 
Urdmftentum*  (2.  Stuft.,  2  SBbe.,  Halle  18%);  Hol&= 
mann ,  i'eprbudj  ber  neuteftamentlidjen  Geologie 
(2  SBbe.,  Ateib.  i.  SBr.  1896-97). 

©ibüft,  im  Mittelalter,  befonber*  bei  ben  Sd)o= 
laftifetn,  SBibelcrüärer;  SBibltftif,  »ibellunbe. 

«ibra,  Stabt  imHrei*  Gdart*beraa  be*  preufc. 
5leg.'JBej.3Werfeburg,  23  km  norbtoeftlid?  oons)laum= 
bürg  a.  b.  Gaale,  in  123  m  ftöbe,  an  bem  )ur Unftrut 
gebenben  6aubacb.  e,  bat  ( 1900)  1468  eoang.  &, 
^oft,  Jelegrapb;  ^apierfabrit,  eine  Gifenquelle 
(10—12°  C),  eine  altalifdje  ealjquelle  (10—15°  C.) 
unb  feit  1874  ein  neue*  2Jabebau*  (2lftienaefell= 
iebaft).  -  58.  ift  fept  alt;  952  fdblofr  @raf  5BiUunfl( 
ber  ju  «iBroora»  eine  Surg  batte,  mit  Äaifer  Dtto 
einen  ©ertrag  unb  ftiftete  ein  iöenebittincrflofter, 
ba*  fpätet  in  ein  Sluguftinerdjorberrenftift  oerman-. 
belt  »urbe.  1571  fiel  ein  Seil  be*  €tiftung*oer« 
mövicn*  an  bie  6tabt  SB. 

söibra,  Grnft,  Reiben  oon,  Diaturf orfdier  unb 
Sdmftiteller,  geb.  9.  3uni  1806  ju  6(pmebbeim  in 
Unterfranten,  ftubiertc  ju  SBürjburg  bie  9lcdjtc, 
bann  aber,  feinet  Steigung  folgenb,  9taturroiffen= 


öiectre  955 

fepaften,  befonber*  Spemie.  1849  unternahm  SB.  eine 
9ieiie  nad?  SBraftlien  unb  (5 1-ilc ;  fpdtet  lebte  et  meift 
in  9lütnbetg,  too  et  aud)  feine  reiben  natttrbiftor. 
unb  et^nogr.  Sammlungen  aufftellte,  unb  ftatb 
5.  Sunt  1878.  Son  IB.*  nnffenfd)aftlia)en  6a?nften 
finb  feeroorjubeben:  -  L^bem.  Unterfud?ungen  »er« 
fdjiebenet  (htetatten»  (SBetl.  1842),  «ßb,em.  Untet* 
fudjungen  übet  bie  5*nod)en  unb  3dfcne  bet  DJten 
fdjen  unb  bet  Sffiitbeltiete»  (ödjroeinf.  1844),«5»ilfö= 
tabellen  }ut  Grtenntni*  ;,co*em.  €ubftanjen»  (dr* 
langen  1846),  «Über  bie  flranlljeiten  ber  Srbeiter 
in  ben  ^bo*pborjünbboljfabrilen»  (mit  £or.  ©eift, 
ebb.  1847),  «SBerfudje  über  bie  9Birhtng  be*  Sdjmef el= 
ätpet*»  (mit  6mil  Wlefr,  ebb.  1847),  «6bem.  gragi 
mente  über  bie  Seber  unb  bie  ©alle»  (SBraunidjro. 
1849),  «iRcifenin  Sübamerila»  (2  SBbe.,  SJtannb. 
1854),  «ißergleidjenbe  Unterfudjungen  übet  ba*  ®e- 
birn  be*  9Menfd?en  unb  ber  ffiirbeltiete»  (ebb.  1854), 
«Sie  narlotifd;en  ©enufsmittel  unb  bet  il'unifcb" 
9lürnb.  1855),  «2)ie  ©etreibearten  unb  ba*  SBrot» 
ebb.  1860),  «Sie  Bremen  unb  5hipfetlegierungen 
bet  alten  unb  dlteften  Hölter»  (Grlangen  1869)  unb 
«über  alte  <Sifen*  unb  Silberfunbe»  (9lürnb.  1873). 
SWit  «Grinnerungen  au*  Sübamerila»  (3  SBbe.,  S3pj. 
1861)  begann  SB.  eine  JHetbe  oon  6d)riften,  bie  ftd? 
bureb  lanbfd)aftlicb,e  Säuberungen  au*jcid)nen. 
Sabin  gebören  bie  SRomane  «6in  ^umel"  (3  SBbe., 
2pj.  1863)  unb  «Hoffnungen  in  $eru»  (3  SBbe.,  ebb. 
1864),  «Weifeffiijen  unb  9iooellen»  (4  93be.,  3ena 
1864),  «Gin  eble*  ^rauenberj»  (3  SBbe.,  ebb.  1866; 
2.2lu*g.l869),  «erlebte*  unb  ©eträumte*»  (33Jbe., 
ebb.  1867),  «Hu*  jungen  unb  alten  Sagen»  (3  SBbe., 
ebb.  1868),  «Sie  21  benteuer  eine*  jungen  Peruaner* 
in  Seutfcbfanb»  (3  SBbe.,  ebb.  1870),  «El  paso  de 
las  animas»  (2  SBbe.,  2p}.  1870),  «Sie  Äinber  bet 
(Saunet»  (2  SBbe.,  SRürnb.  1872),  «Sic  neun  6tatio« 
nen  be*  Herrn  ©on  Sdjerenberg»  (2  SBbe.,  3*na  1873 ; 
2.  Hufl.  1880),  «3n  Sübamerila  unb  in  Guropa» 
(2  SBbe.,  ebb.  1874),  «5Badete  grauen»  (3  SBbe.,  ebb. 
1876),  «Gine  alte  Scpulb»  (Stuttg.  1879). 

»Ptbractc ,  befeftigte  unb  oolfreirbfte  Stabt  bet 
flbuet  im  Sugbunenfifdjen  ©allicn,  bei  toeldjet 
(Sdfar  58  o.  6pr.  bie  Heloetier  fd)lug ;  e*  batte  eine 
weither  bef  uebte  Sruibenf  djule.  SB.  lag  auf  bem  TloxiU 
SBcuorap  (f.  SBeuorap).  —  SBgl.SBuUiot,  Fouilles  de 
B.  (in  ber  «Revue  archeologique»,  1869—70). 

©tbuubi,  UJflanmng*gtfellfd?aft  unb  Ort  in 
Kamerun  (f.  b.  unb  SBibunbi,  SBb.  17). 

Köicarbonat  (tat.) ,  boppeltloblenfaure*  Sah; 
baber  Statriumbicatbonat,  oft  aud? nur  al*  SB. 
bejeidjnet,  boppeltloblenfaure*  Natrium. 

«iccprialif rn  ([at.^r* f.  SBitepbaUfd?. 

©icepd  (tat.),  jivcilovna,  mit  jtoei  ©eftebtern, 
wie  3«tu*  0-  b.);  aud)  groeigipfelig,  mie  bet  ?J$ars 
na&.  3n  ber  Jlnatomie  nennt  man  SB.  (musculus 
bieeps)  einen  9Jtu*lel  mit  jmei  Sänfähen  (Hopfen), 
befonber*  einen  2lrm*  (f.  SHrm)  unb  einen  Sdjenleb 
mu*tel;  in  ber  SBotanit  ein  Organ,  ba*  in  ;tvei  topf: 
artige  Seite  au*gebt,  befonber*  SBurjetn;  im  &ffent< 
lieben  fieben:  in  s^arteiungen  jerfallen. 

»iceftet  (fpr.  bei^ft'r  ober  bifet'r),  Stabt  in  ber 
engl,  ©raf febaf t  Drf orb,  20 km  im  9t9tö. oon  Drf ort, 
bat  (1891)  3343  G.,  eine  fd)Öne,  1126  gegtünbete, 
1862  reftaurierteHirdje;  Spi^en^unbSadleinmanb= 
fabritation.  3n  ber  9läbc  röm.  Slltertümer;  5  km 
im  23.  üJtibbleton^Stono  mit  bem  SDiibbletonparl. 

*ic^frc  (fpt.  bi&dbtt),  berübmte*  Hofpital  in 
ber  9ldbe  unb  auf  ber  fübwcfU.  Seite  oon  ^iaii*,  auf 
einer  tablen  Höbe,  maroormal*  ein  alte*  9titterf  cblofe, 

Vi 


f 


Digitized  by  Google 


956 


©idjat  —  Biconüs 


mürbe  Don  fiubtoig  XIII.  jur  SBoImung  für  inDaübe 
Cfnjiere  unb  Solbaten  eingerichtet ,  aber  nachher, 
al*  SubnrigXIV.  ba3  a,rojje;3nDalibenbau£  geftiftet 
batte,  in  ein  GiDilbofpital  umgemanbelt.  SBi*  1837 
befanb  ftcfo  in  93.  auch  ein  ©efänctni*  fär  jutn  Sobe 
ober  ju  ben  ©aleeren  verurteilte  Verbrecher,  ©egem 
märtigift  93.  au$fd?liefelich  ein  Armem,  Ärantem 
unb  ^rrenhau«  mit  ungefähr  3000  93etten,  moDon 
ungefähr  1000  für  bie  93löb*  unb  9Sabnfinnigen, 
bie  übrigen  für  bie  Armen  beftimmt  finb,  bie  memo.: 
ften«  70  X  alt  ober  mit  unheilbaren,  ju  jeber  Arbeit 
untauali*madjenbcn©ebred)cnbebaftetfein  müfjen. 

^Btebnt  (fpr.  bifdjab),  Warie  ftranc.oid  lamer, 
franj.  Arjt,  geb.  11. 91od.  1771  ju  Sljoirette  im  $e= 
pari,  Xnxa,  ftubierte  in  fiüon  unb  $ari*  3Jtebi 
itn,  h'elt  feit  1797  Siorlefungen  über  bie  Ana- 
tomie in  33erbinbung  mit  (^erimentalpböfiologie 
unb  Gbirurgte  unb  mürbe  1800  Arjt  am  £6tel=3)ieu 
in  $ariä,  ftarb  aber  febon  22.  ^uli  1802.  93.  febuf 
bie  fog.  allgemeine  Anatomie,  bieSehre  von  ben  Ge- 
weben bc$  menfcbUcben  flörper*  unb  ihrer  @leioV 
artigfeit  in  ben  Derfcbiebenen  Organen,  unb  iftfomit 
als  ber  eigentliche  93egrünber  ber  pbpfiol.  SJtebijin 
ju  betrachten.  Seine  £>auptmerte  finb:  «Traite  des 
membranes»  (93ar.  1800  u.  ö.;  beutfd?  Don  Börner, 
Jflb.  1802),  «Recherches  physiologiques  sur  )a 
vie  et  la  morto  ($ar.  1800;  beutfd}  Don  93ei}ban«, 
3)reSb.  1802),  «Anatomie  generale»  (2  93be.,  $ar. 
1801  u.  ö.;  beutfd)  von  9Jfaff,  2  33bc.,  £w.  1802). 

Blohe  (frj.,  fpr.  bifch),  öinbin;  auch  fomel  wie 
Sorette  (f.  b.);  93icperie,  Sorettenmirtfcbaft. 

Blohe  de  mer  (frj.,  fpr.  bifch  be  mdbr),  f.  £olo= 
thurien. 

f&idio  (fpan.,  fpr.  baute),  £autmurm  (in  3üb-- 
amerüa),  »ahrf  peinlich  bte  fiarw  einer  j^lieae ;  Bicho 
del  cnlo,  eine  r>on  ibmerjeugte  gefährliche  Hranfbeit 
am  After.  Such  ber  Sanofi  ob  wirb  mit  biefem 
tarnen,  ber  eigentlich  ©tftf  er/lange  bebeutet,  be* 
jeiebnet.  ffmnbcpen. 

*»irt)on  (frj.,  fpr.  bifeböng),  Schofel  iBolognefer 

tticinium  (tat.),  Jonftüd  für  jroet  Stimmen, 
ungefähr  baSfelbe,  maä  heute  2>uett  genannt  mirb. 
SBabrenb  aber  heute  unbegleitete  2)uette  feiten  ftnb, 
Derroenbet  bie  filtere  a  capella:Äompofition  bie  bi- 
cinia  jiemlich  häufig.  Gin  SJteifter  in  ihrer  93ebanb* 
lung  tft  Drlanbo  fiaffo. 

Kid ancr,  f.  33ifanir. 

^icfbccrc,  fceibelbeere,  f.  Vaccinium  unb 
2afel:  93icornen,  §ig.  6. 

«tele,  Sertjeug,  f.  93ide. 

'tficfcU,  ©uft.9Mb.0ugo,  tatb.  2beolog  unb 
Sprachforfcher,  geb.  7.  %Ai  1838  ju  Gaffel,  Sohn 
beS  folgenben,  ftubierte  feit  1857  ju  Harburg  unb 
Öalle,  habilitierte  ftdj  1862  in  Harburg  für  )emit. 
unb  inbogerman.  Sprachen,  trat  1865  jur  {atb. 
Äircbe  über,  erhielt  1867  bie  $riefterroeibe  f oroic  bie 
^Jrotcffur  für  Orient.  Sprachen  in  fünfter,  mürbe 
1874  ^rofefior  ber  femit.  Sprachen  in  gnnSbrud, 
1891  in  2öicn.  Super  jablreicben  Abbanblungen 
fchrieb  93. :  «De  iudole  ac  ratione  versionis  Alexan- 
drinae  in  inte  pretando  libro  Jobi»  (Warb.  1862), 
«©runbrifc  ber  bebr.  ©rammatif»  (2Jle.,  2pj.  1869 
—70),  «Örünbe  für  bie  Unfehlbarkeit  be«  Äircben* 
oberbaupteä»  (2.  Aufl.,  Wünft.  1870),  «Conspectus 
rei  Syromm  litterariae»  (ebb.  1871),  «Wefte  unb 
^afdfa»  (ÜJtainj  1872),  «Metrices  biblicae  regnlae 
exemplis  illustratae»  (3nn*br.  1879),  «Synodi 
Brixinenses  saeculi  XV»  (ebb.  1880),  «Carmina 
veteris  testamenti  metrice»  (ebb.  1882),  «Xidv 


hingen  ber  Hebräer»  (3  2le.,  ebb.  1882—83),  »Xa 
^rebiger  (Äobeletb)  über  ben  9Bert  be*  Safetn?- 
(ebb.  1884), «Gin 93apprulfragment  eine*  nidjtfanc: 
nifefaen  ÖDangelium^»  (ebb.  1885),  «2)a*  93ucb  ^Xet' 
(SBten  1894)  ;  auch  beforgte  er  Aufgaben  ber  «Car- 
mina Nisibena»  Gphräm«  beS  Sprer*  (5^>j.  1866  . 
ber  9öerfe  ^faaf*  oon  Antiochien  (2  33t*.,  ©tefc.  187 .; 
—77),  be«  fpr.  ©erfe«  «Äaliteg  unb  ^amnag*  (tex. 
1876)  unb  übeTfefcungen  « Au^gcmdblter  Scbrine-: 
unb  ©ebichte  fpr.  Äircpenüäter»  (in  ber  «  ftemptn?: 
Sammlung  ber  Äircbenofiter»,  93b.  71  u.  72). 

*icf cU,  3oh.  SBilb.,  Äirchenrecbt^lcbreT,  geb.  b 
Warburg  2.  9leo.  1799,  ftubierte  j^iet  unb  in  ©5t 
tingen  iHecbtdroiffenfcbaft,  habilitierte  ftcb  1820  h 
Warburg,  »urbe  1824  aufcerorb.,  1826  orb.  ^rc 
feff or  bafelbft,  1832  Dberappellation3gericbt*Tat  in 
(£affel,  1841  3)irettor  be«  Cbergericbt«  ju  2J?arbur.\ 
1845  93tcepräfibent  bed  Oberappellarion^gcri6t#>i: 
Gaffel,  1846  93orftanb  be*  ruth«fl-  ^uftijminiftt 
rium9.  Gr  ftarb  23.  oan.  1848  in  Ga|fel.  2:e  br 
beutenben  Grgebniffe  ber  neuem  ^orf djung  auf  bee 
©ebiete  ber  ältern  Ouellengefchichte  PeS  Äircbfu 
recht*  nmrben  Dielfach  bureb  93.  angeregt  unb  o?r 
bereitet.  93on  feiner  «®ef chichte  be*  .Uircbenrecbt?- 
erfaßten  nur  Sieferung  1  (®ie|k  1844)  unb  2  (ba 
uon JHöfteQ, gtanlf. a.TL  1849).  93on feinen ednr 
ten  ift  noch  )u  ermähnen:  «über  bie  Gntftebung  uns 
ben  heutigen  ©ebrauch  ber  beiben  GrtraDaganto!^ 
fammlungen  be*  «  Corpus  juris  canonici»  (ÜSarc. 
1825),  aDe  paleis  quae  in  Gratiani  decreto  inn- 
niuntur»  (ebb.  1827),  «über  bie  ÜHeform  Per  riet 
ftirchenDerfaffung»  (ebb.  1831),  «über  bie  »erpfli* 
tung  ber  eDang.  ©eiftlidpen  auf  bie  fornbolifcbe 
Schriften"  (Gaff.  1839;  2.  Aufl.  1840). 

Üticf enborf ,  93orort  Don  Köln. 

«itffotbfcbe  ;{ünbfrbnur,  f.  Seitfeuer. 

üpitfmore,  Alb.  Smith,  amerit.  9?aturfori<fccT. 
geb.  1.  Wärj  1839  ju  ©eorge  (STOaine).  bereittf 
1865—69  ben  ^nbifeben  Archipel,  würbe  1870  %Tt 
feffor  ber  StaturgefAicbte  an  ber  3Wabifon=UniDer 
fität  ju  Hamilton  (Dieuporl)  unb  1885  fturator  bei 
ethnolog.  Abteilung  beS  American  Museum  of  Na- 
tural History  ju  9Ieuporf.  Gr  febrieb:  aTraveb  in 
the  East-India  Archipelago»  (1869;  beutfeb  ren 
Wartin,  ^cna  1869). 

fBicocca,  ?ovf  jmifeben  Wailanb  (7  km)  unft 
Sobi,  ge[chicbtlich  bentmürbig  burch  ben  Sieg,  ben 
27.  April  1522  bie  ftaiferUcben  unter  ^reipers 
Golonna  über  bie  ^rranjofen  unter  £autrec  bavon= 
trugen.  3"erft  »urben  burd?  ^tunb^berg  bie  100i» 
fchroeij.  Sölbner  unter  Albrecbt  Don  Stein  unb  Ar 
nolb  Don  SBintelrieb  oernichtet  unb  bann  ber  im 
dürfen  angreifenbe  Sautrec  gcichlagen.  9tocp  bew 
Abjug  ber  noch  übrigen  Schmeijer  mu^te  nun  Sau 
trec  bie  Sombarbei  räumen,  in  ber  bie  (yranjofen  nur 
bie  Gitabelle  Don  Wailanb,  Gremona  unb  3ioDara 
behaupteten.  9üon  biefer  Sdjladjt  heifet  Bicoque  im 
Jranjöfifchen  eine  leicht  euuunebmcnbe  gtfhmg. 

Bleölor  (lat.),  iroeifarbig. 

Blooque  (frj.,  fpr.  bilöd),  f.  93icocca. 

«teorueu,  f.  Bicornis. 

Bloornis  (lat),  jroeibömig;  Bicornlgcr,  ber 
3>oeigehörntc,  93einame  beö  93acd?u^.  —  !Sicor= 
nen,  jmeihörnige  Siere.  —  3«  ber  ÜBotanit  b«t|t 
93  i  c  o  r  n  c  n  eine  Orbnung  au*  ber  ©ruppe  ber  5)i!t« 
tplebonen,  Abteilung  ber  Spmpetalen,  djaralterinat 
bureb  meift  regelmäfeige,  jJritterige  93lütcn  mit  fünf- 
ääbligem  Äelcb,  f  ünf  jäbliger  Sölumenlr  one,  10  Staube 
gefäfren,  beren  Antbercn  in  ber  ÜHegel  mit  2  bömer» 


Digitized  by  Google 


BICORNEN. 


<  IHKOTYLF.DOXRX:  Sympetalen.) 


I.  Arlmtu«  unetlo  KrillM-erbaum »;  a  Blüte  im  Dun  hm  hnitt.  verKtütoeit.  b  StaubjcefafK.  r  BwrenfHicht«1 
'L  Krira  tetralix  i  SumpfheiUe  i ;  a  Blute  iu  nat.  <ir..  b  Blilt*  Im  l>tir<  h»< 'haltt,  veiKrufcert.  3b  Ptroll  minor 
<  Wintergrün  > ;  a  Blüte,  6  »iynäreuni  und  2  Stauhsefäfse ,  vercrofaert ,  r  Fnn-lit.  4.  Mouotropa  hvpoplty* 
•  Kii'ht<*i)aparK'*li:  a  Blüte  Jni  Himlischnitt .  b  <ivua<i-um,  i  Staiibjtefäla.  Vaeeinlum  \iti*  itiaea  iVrvifi«4« 
\>»i't  *T.  a  BHit»»,  b  dengl.  narli  Entfernung  der  Bluun-nk roue,  vergrüOert,  C  Beere  n  fr  u<ht,  rt  iWgl.  quenlun-li- 
«« linltten.  f..  Vai'i'irilum  myrtilluit  i  Heidelbeere  r.  a  Blüte  im  Dur«  lm<  luiitt .  verjcrüfaert,  b  Zvelgstlk'k  mit 
Brfrpn,  r  länKK-,  d  qucrdiir«  Ihm  huittene  Beere,  r  Staub^-ui«-. 


Urockhau«'  Konv.  r»uti..uii -  Lexikon.    14.  Autt. 


Digitized  by  Google 


23tc£fc  —  Bidens 


957 


artigen  gortjdfecn  (f.  beifte^enbe  gifl.  1  a  unb  fttß.  2  a, 
ftatf  Detßtö&ett)  Detfeben  finb;  bet  grudjtfnoten  ift 

au*  meiftöftrud);: 
blättern  DerroaüV 
fen  unb  enthält 
jablreiäV  Samen= 
Inofpen,  bie  an 
ariler  $lacenta 
ft&en.  Sie  Crb= 
nuna  umfafjt  bic 
Familien  bet  Orb 
caceen  (f.  b.),  6pa- 
!ribaceen(f.b.)unb 
SBacciniaceen(f.b.). 
«.  j  (fcierui  bic  2afel: 
SHcornen;  jur 
(frtldrung  f.  bie  2lrti!el  Arbutus,  Erica,  Mono- 
tropa,  Pirola,  Vaccinium.) 

*BU$f c  (fpr.  bitfdjte),  ©rofröemcinbe  im  6tupl= 
rueifeenburßer  ßomitat  (Unßarn),  an  bet  fiinie 
a3ubapeft-93rud  a.  2.  bet  Unflat.  Staat*babnen, 
bat  (1890)  6035  maßpat.  6.,  batuntet  2999  Äatbo* 
liten  unb  2679  ^Reformierte,  ^Jojt,  Seleßrapb;  be-- 
beutenben  SBeijens  unb  Söeinbau.  3n  bet  5Räfjc  bie 
@rofe=@emeinbe  %  I  cf  u  t  b  (1876  6.)  mit  Scplofc  nebft 
<Jßart  unb  SPluftermirtfcbaft  be*  etjberjoß*  Sofepfc. 
©icuti^bafctt,  foDiel  roie  SBiluibafett  (f.  b.). 
SBicufpibälflapöc,  biejnufcben  bem  Unten  Sor^ 
bofunb  bet  linfcn  .ftcntammer  beftnblicfce  Älappe ; 
Sicujpibaltlappeninfufficienj,  bie  Sd>lu&= 
unfdbtßteit  berfelben. 

« t  ctic  J  c  (engl.,  fpr.  beifeifl ;  na*  bem  ©riednfcpen, 
«3roeitrei*»),  SBtcptel,  3 weitab,  jtDeitdbetige* 
^Jaljttab ;  33  i  c  ß  c  l  e  1 1  e  (fpr.  bifeitlfli),  niebete*  3h>«: 
tab.  (S.  93elocipeb.) 

*iba  (atab.),  ©egenfafe  bet  6unna  ff.  b.). 
*tbo,  öauptftabt  pon  9tupe  (f.  b.). 
©Iba,  Slleranbte,  ftanj.  SDtaler  unb  3e>*net, 
ßeb.  1813  ju  2ouloufe,  ßeft.  3.  $an.  1895  in  39art 
(Qtfafe),  bilbete  ftcb  untet  Selactoix  in  i;ari*  au*, 
befugte  1844 — 46  unb  fpdtet  mtebetbolt  ben  Dtient, 
bet  ibm  ben  ©egenftanb  >u  pielen  33ilbetn  lieferte, 
roie:  25a*  atab.  Gafe\  $et  Sllabenmatft,  2)ic  Md- 
tebr  Don  5Retfa,  3)ie  betenben  3uben  oot  bet  Salo* 
monifeben  SRauet  (1851),  3>ie  matonitifebe  ^tebigt 
(1859)  u.  f.  to.  21m  befannteften  mürben  feine  3etaV 
nunaen  jut  SBibel.  1876  etfdnenen  bie  iu  33ud)  iHutfc 
unb  ben  met  Goangelien,  m  melcben  et  bie  alttefta* 
mcntlidjen  ©eftalten  im  £ppu*  bet  mobetnen  Sttaber 
bafftellte.  Shtdj  Deröjfentlicbte  33.  eine  illufttiette 
Ülu*aabe  bet  ©erte  H.  be  OJtuffet*  (10  33be„  1866). 
—  33ßl.  ©.  $ari*,  Penseurs  et  poetes  ($at.  1896). 

Oibafföa  obet  95  i  b  a  f  f  o  a ,  Heiner  Äüftenflufi  bet 
fpan.  $topin3  ©utpujcoa,  entfprinflt  Dom  Dtfonbo 
ber  Söeftpprenäen  nörblid?  Don  9Jtapa  in  SRaDarra, 
bilbet  einen  ''JJamplona  jugetebrten  Sogen,  bann, 
nad;  91®.  gemenbet,  18  km  lanß  bie  ©renje  j»i= 
fdjen  Spanien  unb  ftrantreid)  unb  erteilt  na* 
72  km  langem  fiauf  untetbalb  bet  ©remfefte  guen= 
tettabia  mit  einem  $iftuarium  ben  ©olf  »on  33i*= 
cara.  Subita)  reu  (juentertabia  liegt  bie  fpan. 
(üfenbabnftation  3tun.  2)et  Cbetlauf  be*  ffluffe*, 
ba*  93allc  be  Siajtdn  (Saftantpal)  tn  %a-. 
vatra,  mit  bem  öauptorte  Glijonbo,  umfafit  ben 
öftl.  unb  fübl.  Sd>enf el  be*  ^luftlauf*  unb  mit  einet 
ffibl.  Stmetterunß  be*  ^bal*  ein  ©ebiet  t>on  35  km 
2dnße  unb  etwa  20  km  93teite,  mit  14  Orten  unb 
(1897)  9082  Seelen,  bie  eine  Slrt  JRepublif  unter 
fpan.  Cbetbobeit  bilben  unb  untet  bem  Sllfalben 


ton  eiijonbo  fteben.  2)ie  Seroofenet  paben  Slbel** 
tanß  unb  etfteuen  neb  biefet  3jorted)te  (los  Fueros 
de  Baztan)  fteßen  ebemalißer  Serbicnfte  um  bie 
Krone  Spanien*.  $a*  Klima  ift  ßefunb,  bet 
S3oben  flta*teia>  unb  f rueb tbar ,  f o  bah  93ieb}ud;t  unb 
1H  der  bau  blühen.  Cb  er  halb  bet  3J{ünbunß  ließt 
in  bet  33.  bie  gafanen*  obet  Äonfetenjinfel, 
auf  bet  1659  jmifdjcn  5)on  £ui*  be  6ato  unb  ÜRa= 
jarin  ber  ^prenäifdje  ^tiebe  (f.  b.)  ßefdjloffen,  1660 
jmifdjen  ^bilipp  IV.  unb  Submiß  XIV.  befebmoren 
mutbe.  Sdjon  ftübei  fyattt  man  biefen  neutralen 
33oben  }u  93erbanblunßen  benutu ,  £.  33.  3toifd;eu 
2ubmiß  XI.  Don  ^rantreid?  unb  ßeinrid)  IV.  Don 
Saftilien  jur  9>erbetratunßbe*  öerjoa*  Don  ©upenne 
(1463);  1526  fanb  mitten  auf  bem  ftlufie  bie  3luö= 
roedpfelunß  ^ranj'  I.  ßeaen  feine  beiben  Sbbne  ftatt, 
bie  al*  ©eifeln  in  Äarl*  V.  ©efanflenfdjaft  tarnen. 
Spanifd)erfeit*  befinbet  f»d)  auf  bem  Jpalranbc  eine 
vorteilhafte  Stellunfl  bei  St.  üDtarrial,  meldte  bie 
Strafce  Don  33aponne  bedt.  ^iet  fdjlugen  8000 
Spanier  31.  »ua.  1813  bie  boppelte  3apl  3ran= 
jofen,  rceldje  bieie  Stellung  anariffen,  um  San 
Sebaftian  ju  entfetten.  2lm  8.  Oft.  1813  führte 
3Bellinßton  einen  tübnen  übetßanß  übet  bie  33. 
au*  unb  fd?lufl  Soult,  bet  am  tedjten  Ufet  be* 
Jluffe*  eine  fefte  Stellung  innebatte. 

^ötbbfforb,  Stabt  im  Sountp  f)ort  be*  norbs 
amerit.  Staate*  9Raine,  fübmeftlid?  Don  ^ortlanb 
am  Saco,  10  km  Don  beffen  2Äünbunß,  ift  mit  bem 
aeßenüberließenben  Saco  butd)  eine  Srüde  Der> 
bunben,  pat  (1890)  14  443  (S7  33aum»ollfpinnetcien, 
anbete  ^nbufttie  unb  ©ranitbrücbe. 

»tbble  (fpt.btbbl),  3ol>n,  Stiftet  bet  enßl.  Uni« 
tatiet,  geb.  1615)u  2Dot  ton  unbet  ßbfle  in  ©louceftet, 
ftubiette  feit  1632  au  Off otb,  routbe  1641  SDiogifter, 
Darauf  fiebtet  an  bet  ftreif  djule  ju  ©loucefter .  ©eflner 
bet  Jtinitdt,  fdjticb  et  «Twelve  arguments»  ßegen 
bie  ©ottbeit  be*  ^eiligen  ©eifte*,  1646  liefe  et  fein 
©lauben*betenntm*  übet  bie  2)teietnißteit  erfdjei» 
nen  foroie  «3eußniffe  Derfdnebenet  ÄitcbenDdtet» 
übet  biefe  fiepte.  SBeßen  biefet  Ae^eteien  matb  et 
5  3<*bte  lana  im  ©efdnani*  gebalten  unb  etft  1651 
bei  ©eleaenbeit  bet  aUaemeinen  Slmneftie  freifle* 
laffen.  -Jetjt  fammelte  33.  in  Sonbon  ©eftnnunß*: 
ßenoffen,  bie  man  93ibblianet  (f.  aud)  Socü 
nianet)  nannte.  Um  feine  &nftd?ten  ju  Detbteiten, 
f ebtieb  33.  jroei  Äated)i*men.  2)e*balb  miebet  Detbaf i 
tet,  »atb  er  nad)  10  9Jlonaten  freißelaffen,  bie  Äate= 
d)i*men  aber  mürben  burdj  ben  Sdjatftidjtet  Den 
btannt.  33or erneutet J&af t tettete ihn (Sromroeü burdb 
breijäbtige  93etbannung  nad)  ben  Scillp^nfrln 
(Dlt.  1655);  al*  abet  mit  flatl  n.  bie  öodrfitcpe  mie« 
bet  jur  öetrfd?aft  {am,  mürbe  aueb  33. 1. 3um  1662 
Derbaftet  unb  ftarb  22.  Sept.  1662  im  ©efängni*. 

ttibeforb  (fpr.  btbbef&rtb),  £>afenftabt  in  bet 
engl,  ©raffdjaft  35eDon,  am  torribae,  etwa  5  km 
oberbalb  feiner  SWünbunß  in  ba*  ilftuarium  be* 
Tan?,  jerfdüt  in  jtrei  burd)  eine  im  14.  oahvb.  er= 
baute,  1864  erweiterte  S3rüde  Derbunbene  teile,  bat 
(1891)  7908  6.,  Töpferei,  fiebere,  Spieen«  unb  Segel* 
fabrilation,  Sdjiffbau  unb  2lu*fubf  Don  ©etrctbe, 
Sollftoffen  unb  6id?enrinbe  unb  »trb  megen  feine* 
milben  ÄHma*  al*  Sommerfrifd)e  befuebt.  3m 
17.  ^abtb.  »at  33.  einet  bet  elften  Sec&anbel*plätie 
(htßjanb*.  2)er  Ouai  inmitten  ber  Stabt  lann 
Scbiffe  Don  500  t  aufnebmen. 

Bidens  L.,  3meijabn<  ^flanjenßattuna  au* 
bet  Familie  bet  Äompofiten  (f.  b.)  mit  ßeßen  50  »t ten 
in  bet  ßemäfeißten  unb  märmern  3one.  G*  ftnb  ein» 


Digitized  by  Google 


958  Sibentol 

artge  et c r  perennierenbe  Ärduter  mit  gegenüber: 
enben  SMdttern  unb  gelben,  meift  an  ber  Spifce 
bet  3metfle  ftebenben  SSlütenlöpfcben.  3)ie  äcbenen 
tragen  2 — i  ftarre  ©rannen.  3"  2)eutfd)lanb  jiem: 
Ii*  häufig  finb  B.  cernna  L.  unb  B.  tripartita  L. 
üßon  beiben  fear  ba«  Kraut  früher  offijineU. 

«ibcntal  (lat.),  bei  ben  alten  Römern  ein  Crt, 
wo  ber  Slifc  etngefcblagen  baue.  2)ie  Stelle  würbe 
geweiht  burd)  ba«  Cpfer  eine*  jweiiäbrigen  Schaf« 
(bidens),  mit  einer  Umjfiunung  umgeben  unb  burfte 
niebt  wieber  betreten  werben. 

iöibcrmann,  6erm.  Sgnaj,  Staat«red)t«lebrer, 
geb.  3.  Hug.  1831  ju  2Bien,  jtubiertc  in  2Bien, 
5nn«brud,  ©öttingen  unb  öeipjig,  habilitierte  fid) 
1855  in  $eft,  würbe  1858  orb.  ^rofeifor  an  ber 
tfafdjauer,  1860  an  ber  ^ßrefiburger  9ted)t«alabemie, 
1861  in  3nn«brud,  1871  in  ©raj  unb  ftarb  ba* 
ielbft  25.  2lpril  1892.  Gr  fdjrieb:  «$ie  tedmifdje 
Silbung  im  Äaifertum  Cfterreicb»  (SBien  1854), 
«3)a«  (hfenbüttengewerbe  in  Ungarn»  ($eft  1857), 
«3)ie  ungar.  ÜRutbenen,  ibr  Wohngebiet,  ibr  Grwerb 
unb  i^re  @efd)id)te»  (2  Sie.,  3nn«br.  1862—68; 
unoollenbet),  «®efd)id)te  ber  bfterr.  ©efamtftaat«-- 
ibee»  (Äbteil.  1—2,  ebb.  1867—89),  «Über  ben  3»er« 
tantili«mu«»  (ebb.  1870;  9iettorat«rebe),  «»etracbi 
tungen  über  bie  ©runbtteueneform  in  Cfterreicb» 
<©raj  1862),  >9tuffifd>e  Umtriebe  in  Ungarn» 
(3nn«br.  1868),  «2>er  öfterr.  Staat«rat»  (SSien 
1868—79;  begonnen  oom  greiberrn  Äarl  oon 
öoef ),  >  Die  Italiener  im  tirolifeben  ^rooinuals 
oerbanbe»  (3nn«br.  1874).  gür  ©rünput«  «3eit= 
febrift  für  ba«  »rioat«  unb  öffentliche  9ted)t  ber 
©eflenwart»  (3aprg.  1875)  fdjrieb  er  eine  Slbbanb* 
lung  über  «Gntftebung  unb  ©ebeutung  ber  $rag* 
matifcben  Sanltion»,  1875  auch  einen  ^Beitrag  jur 
Jubelfeier  ber  üöutomina:  «2)te  Shifowina  unter 
öfterr.  Verwaltung»  (2.  Jlufl.,  Hemberg  1876),  1877 
aU  geftfdmft  ber  ©rajer  Unioerfitfit  «55ie  !Homa= 
nen  unb  ihre  Verbreitung  in  Cfterreieb».  3n  33b.  1 
ber  «gorfdjungen  jur  beutfepen  fianbe«:  unb  Sollns 
tunbe»  oon  ber  Sentraltommiffion  für  wiffenidjaft« 
liebe  Sanbesfunbe  oon  2)eutfAlanb  erfebien:  «35ie 
Stationalitäten  in  Sirol  unb  bie  wed?)elnben  Schiet* 
fale  ihrer  Verbreitung»,  in  SBb.  2:  «Steuere  flow. 
Siebelungen  auf  fübbeutfdjem  93oben»,  in  ber 
«Cfterr.=Ungar.  Ütcoue»  (1888)  ^Beiträge  «3ur  (*tbno* 
grapbie  oon  Salmatien». 

sötbern,  eine  Segierung  oon  Äupfcr,  3inl,  3'"** 
unb  SBlei,  au«  ber  tn  Cjtinbien  oielfacb  mit  3eid?- 
nungen  terfebenc  2)ietaUgefäfee  gefertigt  werben, 
bie  man  auf  folgenbe  SBetfe  berftellt.  Jtuf  ben  ge* 
goffenen  unb  mit  Äupferoitriol  gefdjwdrjten  ©efdfeen 
werben  bie  3*idmungen  eingraoiert  unb  bie  Skr» 
tiefungen  mit  ©olb  ober  Silber  (alt  ausgelegt  3)ie 
Dberflddje  wirb  bann  poliert  unb  mit  einer  befon» 
bem  3)cue  bauernb  gefebwärjt,  wobei  aber  ba«  ein« 
gelegte  ©olb  ober  Silber  blant  bleibt,  fo  bafc  fiep 
bie  3«*nung  bellgldnienb  »on  bem  fdjwarien 
©runb  beroorbebt. 

«ibet  (frj.,  fpr. -beb),  Älepper;  Heine  28afd> 
wanne,  Si^bab  (befonberd  für  grauen);  audj  ein 
Stubl  mit  beweglichen  Seitenlehnen. 
Bidgostla,  lat.  9tame  oon  Sromberg. 
üBibou^e  (Sibouffe,  fpr.  -bubfL  glu|  im 
anj.  Deport.  $afte$:s.)}9r(m<e$,  entfpringt  in  ben 
prenden,  fliefet  jum  großen  Jeil  burd)  ba3  bags 
lifdje  Siaoarra  unb  münbet  bei  ©uiebe  in  ben  Ülbour. 
Sin  ibm  liegen  bie  Orte  St.  ^Jalaiä  unb  öibadje. 
«ibpat,  inb.  ^abelbicbter,  f.  Pancatantra. 


©ibfdjapur  (Sebichapur,  engl.  Se[e]ia» 
poor  ober  SBijapur,  im  Sandtrit  widschajapan, 
«Siegeäftabt»).  l)Öinuntergegangene§,  etnftmdd 
tiged  mohammeb.  söniqrcidj  im  roeftl.  Seile  bt> 
oorberinb.  öodjlanbeä  3)etan,  »wifdjen  bem  ^biau. 
einem  nörbl.,  unb  ber  2unaabbabra,  einem  füll 
Stebenfluffe  beS  Äiftna.  9tacp  girif*ta  routbe  e4 14>^ 
oon  einem  Sobne  beä  o^man.  Sultan«  ÜJturab  n.. 
tarnen*  3uf|uff,  gegrünbet  unb  gelangte  unter  ib« 
(geft.  1510)  unb  lernen  bebeutenbften  9?ad?felgm 
Jömail  (geil.  1534),  »U  Slbil  S<bab  ( 1557— 79  , 
ber  SKegentin  ifchanb  «ibi,  Sbrabim  »bil  £<bob  II 
(1579—1626)  unb  SRutammab  3lbil  Scbab  (16^ 
— 60)  m  9Ra(bt  unb  Slüte.  2)ie  ^auptftabt  murN 
burd)  $rad>tgebdube  oerfd?6nert.  Unter  Äli  Ähl 
Sdjah  n.  (geft.  1672)  unb  beffen  Sobne,  Sifantsir 
3lliS<hab,  oerfiel  ba8  SReidj,  bi«  ber  ©rofemojx 
?turangfeb  1686  ba^felbe  einnahm.  99ei  bem  Ärr 
falle  b  c  *  »eieb*  oon  1 1  b  1 1 ,  ju  Anfang  be4  ia  Mini. 
tarn  9.  an  bie  <Dtabratten  unb  oon  biefen  1818  an 
bie  (hxgldnber.  Tic  le^tem  behielten  ben  tu : \  < .  ■ 
an  ber  Äüfte  gelegenen  Jeil  be*felben  für  fi<b,  <w 
ben  einen  jwetten  bem  Stifam  oon  &aibarabab  unt 
ben  britten,  mit  ber  fcauptftabt,  bem  HJtabraticn 
9iabf(ba  oon  Sattra.  SBon  le^term  ift  e«  an  bi< 
engl.  Regierung  iurüdaefallen  unb  bilbet  je^t  ein« 
Seil  ber  ^rdftbentfdjaft  93ombap.  —  2)  3 tax  hs 
2)ijtrilt  Halabgi  ber  ^rdfibenrfdjaft  IBombao,  im 
weit  beffen  öftl.  ©renje  gegen  ftaibarabab,  unter 
16°  50'  nßrbl.  SBr.  unb  75°  46'  6ftl.  2.  geleaeK. 
hatte  jur  3eit  ibrer  SBlüte  faft  1  SWilL  G.  uni 
fcplofe  mit  ihren  hohen,  neeb  je&t  erhaltenen  3ter. 
mauern  gegen  1600  3)tofd)een  unb  eine  grb^ere  ?:~ 
jahl  in  ben  oerfdjiebenften  Orient.  Sauftilen  er 
richteter  ^Jaldfte  unb  anberer  ^Sratbtgebdube  in 
ficb  a(3  !aum  eine  anbere  ^auptftabt  beä  Often«. 
Sie  halte  1881:  11424  6.  (1514  meniger  aU 
1872),  1891:  16759  6.,  barunter  12075  6üibu. 
4509  ÜRopammebaner.  Tae  oon  SRupammab  '\ :  . 
Schah  für  fid?  felbft  errichtete  «Sara  ©uinba*«, 
b.  h-  grober  2)om,  genannte  ¥ia\v oleum  ift  ein  exn- 
fte*  unb  ichmudlofe«,  aber  großartige«  ©ebdube. 
beffen  SDcaße  fid?  benen  ber  ^etersttrebe  in  «Hctt 
ndbern.  5)ie  t>auptmof(bee  jeiebnet  fid)  ebenfalls 
bureb  ©röf3e»  ba«  ©rabmal  oon  Jbrabim  Äbtl 
Sd)ah  bagegen  burd)  bie  Scb6nbeit  feiner  Srcbv 
teftur  au«,  nud)  ba«  innerhalb  ber  Ringmauer  ge^ 
legene  gort  mit  109  Jürmen,  einem  in  ben  gel*  ge^ 
baue  neu  ©raben  unb  ber  Sitabelle,  in  welcher  fufc 
ein  bem  ju  dura  gleicbenber  Tempel  au«  rc: 
mobammeb.  3«!  befinbet,  ift  bemerfen«wert.  2if 
^Regierung  ju  Sombap  forgt  gegenwärtig  nai 
Äräften  für  bie  Erhaltung  bieder  Sauwerfe. 

Bldüam  (lat.),  Zeitraum  oon  jWei  Sagen. 

©ie,  berühmte  «altwaiferheilanftalt  in  bem 
fdjweb.  Sdn  Söbermanlanb. 

Jiirh.,  Bieberst.,  M.  S.f  JH.  v.  JB.,  bei  botan. 
fRamen  Slbfürjung  fürgriebrid)  ?lugujtr5t<i; 
herr  ÜJcarfcball  oon  Sieberftein,  geb.löTSlug. 
1768  »u  Stuttgart,  geft.  28.  fjuni  1826  ju  Ttatti 
bei  Sparfow,  bereifte  mehrmal«  ben  jtautafu«  uni 
fd)rieh  eine  «Flora  taurico - caucasica »  (3  9br., 
Gbarlow  1808—19). 

lieber.  1)  ^lcrfcn  im  Stxe'ii  ©elnbaufrn  bc4 
preufi.  SRefl.»SBcj.  (Saffel,  in  einem  engen  Jbale  be« 
norbweftl.  Speffart«  (Siebergrunb),  welche«  oon  ber 
lint«  )ur  Kinjig  gebenben  lieber  burchfloffen  wirb, 
an  ber  fileinbabn  ©elnhaufen=2o<hborn,  Si>  eine4 
»mt«gericbt«  (SanbgeTicbt  ^anau),  hat  ( 1900)  818  £ , 


S 


Digitized  by  Google 


Bieberst.  —  93tebcrmarm  (SUotjS  Gmanuel) 


959 


darunter  370  GDanßeUicpe,  $oft,  Stfeßrapb;  be= 
toeutenben  (ftfenfteinberßbau  unb  ©rubenbabn  nad) 
Oelnbaufen,  SJieb^jucbt,  »uSfubr  »on  93renm  unb 
tHufcbolj  unb  roirb  al*  Sommerfrifcbe  befugt.  — 
2)  Dorf  in  öefien,  f.  93b.  17. 
Bieberau,  \.  Bitb. 

»iebrUft  (93iebri<b  =  aJio*bad>),  Stabt  im 
preufe.  5Reß.*33ea.  unb  ßanb* 
treiS  SöieSbaben,  5  km  füb= 
lieb  bon  SBieSbabcn,  in  reijen= 
ber  Sage  redjtS  vom  SRbetn 
unb  an  ben  fiinien  ftrantfurt 
a.  aJbSKebetlabnftein  (93abn= 
fcof  SWoSbad;  )  unb  gTantfurt: 
SBteSbaben  (Station  ßurwe, 
üon  too  eine  S^'flbabn  [5,9 
km]  nad)  93.  fübrt)  ber  <Breufe. 
StaatSbalmen,  mitSBieSbaben  burd)  3)ampfftrafjen* 
fcapn  (8  km)  oerbunben,  unb  Station  berüHbeim 
fcampfer,  Sik  eines  ;]oll  -  unb  JÖauptfteueramteS 
unb  einer  ßrofoberjoßlid)  luremb.  fttnanuammer,  bat 
<1900)  15048  (7816  männl.,  7232  roetbl.)  6.,  bar? 
unter  5328  Katbolifen  unb  165  SSraeliten,  $oftamt 
erfter  Waffe,  ielearapb,  $entmal  für  1870/71, 
«oang.  unb  fatb.  Jtirdje,  ftäbttfdjeö  unb  fönial. 
9tealproapmnafiura,  ^rioatlnabeninftitut,  ftdbtifcbe 
böbere  2Räbd?enfcbule,  <Dtabd)eninftitut,  tönißl.  Um 
terof  fijieridjule  (feit  1867),  unb  roar  bis  nun  5.  1840 
fcie  iHeftbenj  beS  öerjoßS  r»on  Waffau.  $aS  Sdjlofe, 
im  franj.  ©efdjmade  1699—1706  beßonnen  unb  üon 
Marl  älußuft  bon  9iaffau=u  [inßen  (ßeft.  1753)  üoll» 
«nbet,  ift  ber  fd)önfte  prftenpalaft  am  SRbein  unb 
mar  bis  1866  Sommerrefibena  beS  J&erjoßS  r>on 
Waffau.  3"  bemfelben  bie  SRoosburß,  erbaut  1806 
auf  ben  Krümmern  ber  alten  Haiferpfalj  93iburf.  93. 

}iat  Aabrifation  bon  dement  unb  (£ementtoaren,  Slni= 
in,  lünftliAem  2>ünßer,  Scbroefelfdure,  2)ad)pappe, 
Seife  unb  ßf fiß ;  Giiena.iefjereien,  ©ipSbrennereien 
unb£>olj|'d)neibereien.  Süböftlid),  nad) Haftel  ju,  fco 
fid)  nod)  bie  Spuren  eine«  ÄÖmertaftellS  finben,  maß 
c  a \,\  v  bei  feinem  jtoeiten  3uße  ßeßen  bieSueoen,  unb 
Slßrippa,  als  er  ßeßen  bie  Statten  joa,  über  ben  :U  b  ein 
aeaanßen  fein.  9lad)bem  93.  bie  9ied)te  eine«  5r«s 
fcafen* \  :H  b«  i n f ± 1 n a b v t 3 a f t e  von  1831)  erhalten  hatte, 
leßte  bie  naffauifd)e  9ieaierunß  für  ßröfcere  Sdjiffe 
unb  2)ampfboote  bei  33.  einen  SanbunaSplafc  an 
unb  baute  üon  ber  ßeßenüberUeacnben  3nfel  (93ie* 
brieber  SSörtb)  eine  300  m  lanße  §anßbubne  in  jübl. 
iHidbtunß  nad)  ber  ^rtßelbeimer  i'lue.  Sie  pef).: 
barmft.  iHeßierunß  liefi,  oeranlajjt  burd)  ben  ^arnjer 
JÖanbelsftanb,  ber  ben  SBettberoerb  üon  93.  fürdjtete, 
in  ber  9ladpt  Dom  1.  ÜRdn  1841  burd)  103  mit 
Steinen  belabcne  5iedarfa>iffe  an  ber  Spifee  ber 
naffauifdienganßbubne  bad  Öabrtuaffcr  nadj  ber  p  eff . 
93eter«aue  gutverfen  unb  oerleßte  e->  auf  ben  Unten 
Stromarm,  mu&te  jebod)  burd)  9icrmittelunß  be« 
93unbeetaßtJ  ben  Steinbamm  »ieber  berauei*affen. 

®tebrtrf)cr  Zä)at\ad\,  ein  roiebtißer,  1878 enh 
bedter  Jetrajofarbftoff  (f.  Mjofarbftoffe).  OHan  fteUt 
ibn  bar,  inbem  man  Sulfofduren  be£  &miboa$oben: 
jolä  mit  ^atriumnitrit  in  bie  2)iajorjerbinbuna  um« 
wanbclt  unb  auf  biejelbe  ß-9tapbtbol  in  altaltfd»er 
Ööfimfl  einnirfen  läju.  X ic  cfccm.  Jtonftitution  cc* 
93.  S.  ift  in  folßenber  gormel  »ieberßeßeben: 

lN-hC«H*\N  =  N.C10H,.OH, 

unb  ti  eriftiert  eine  ßro&e3abl3Boüe  rotfdrbenber 
«jofarbftoffe  (<Jrocemfd?arlad> ,  2)oppelfd?arlad?, 


f  onceau,  3tjorubin,  93orbeaur)  bon  ßanj  db.nlidjer 
Konftitution. 

tttecj  (fpr.  bjetfdj),  Stabt  in  ber  öftere.  93eiirt*= 
bauptmannfebaft  ©oriiee  in  ©aliiicn,  auf  einer  3ln* 
böb«  an  ber  Slopa,  einem  SRebenfluffe  ber  2öigIola, 
unb  an  ber  Sinie  (3rbboro:3leuj3aßorj  bet  Cfterr. 
StaatSbabnen,  Si&  eine«  93eiirtößericbtg  (27  739 
6.),  bot  (1890)  957,  als  ©emeinbe  3180  poln.  Q., 
Überrefte  ber  alten  93urß-  unb  Stabtbefeftißunß, 
0ro|e  ßot.  Äirdje  mit  mettroürbißen  ©rabmdlcrn, 
ein  Sdplofj  (je^t  Sleformatentlofter)  unb  ein  reieb 
audaeftatteteS  ftdbtifd}eS  SlrmenbauS.  93.,  eine  ber 
dlteften  Stäbte  $olen£,  mar  ebemalS  tönißL  atci- 
ftabt,  bie  aU  foa.  «parva  Cracovia»  (Äleinlratau) 
an  5Heid)tum  mit  Hraf au  wetteiferte.  93.  ift  ©eburt«= 
ort  be$  (£broniften  Martin  Sromer  (f.  b.). 

©tebcnfo»»f.  1)  »rei*  im  preufj.  9teß.=93ei. 
^DieSbaben,  bat  676,98  qkm,  (1895)  42138,  (1900) 
43651  (5.,  1  Stabt,  89  L'anbflemetnben  unb  ßebörte 
bid  1866  jum  ©ro^berjoßtum  Reffen.  —  2)  Streit« 
ftabt  im  Kreis  93.,  an  ber  Sabn  unb  an  ber  Sieben? 
linie  9Jlarburß*Greujtbal  ber  preufj.  StaatSbabnen, 
Sift  beS  fianbratSamteS,  eines  3tmtSßeri(btS  (Canb^ 
aeridjt  SRarburß),  tfreiSbau:,  Hatafter=,  Roll, 
oteueramteS,  einer  ßifenbabnbauinfpeftiou,  Cber= 
förfterei,  bat  (1900)  2855  G.,  barunter  etwa  100 
Ratboliten,  $oft,  ^ elea rap h,  2 ebanß.,  1  fatb.  itirdbc, 
fönißL  5Realproßr^mnafium,  2BaJ]erleitunß;  ©ifen- 
fteinberßbau,  (Jüenßiefeereien,  Sollweberei ,  ©er= 
berei  unb  2)ampffdßewerl. 

»öiebermaicr,  eine  fomifdje  5jßur,  bie  bejen 
berS  nad)  GidjrobtS  ©ebiebten  «93iebemtaierS  Sie* 
berluft»  (juerft  in  ben  «ftließenben  93lättern»  er= 
fd)ienen)  jv  u& tr  brtlieb  ßeroorben  ift  jur  93eieid)nunß 
eineS  treuher^iaen,  pbiliitroi  beiebrauften  iltennten. 
^öiebermaierjeit,  bte  3«t  in  2)eutfd)lanb  um 
bie  SWitte  beS  19. 3aprp.,  ju  ber  bie  2Kenfa>en,  bon 
ibpllifdjer  Selbftjufriebenbeit  befeelt,  aud)  an  be: 
febeibenen  <^reuben  i^r  boüeS  ©enüße  fanben;  93ic  = 
bermaierftil,  ber  biefer  3«t  binfur/tlid)  Äoftüm 
unb  ©enre  entlehnte  Stil  (in  3eicbnunßen  u.  bal.). 

$Hcbermaittt,  SIlopS  Gmanuel,  prot.  :i  beeloa, 
ßeb.  2.0Kdr3 1819  ju  Cberrieben,  ftubierte  1837 
— 41  ju  93afel  unb  9ierlin,  »urbe  1843  Pfarrer  in 
OTöndjenftein  bei  93afel,  1850  aufeerorb.  $rofeffor 
ber  2  he  o  1  c \\\ e  in  3ürid)  unb  jußleid;  Sebrer  ber  :H  el  i  = 
aion  unb  $bilofopl?ie  am  bortißen  obem  ©pmna« 
fium,  bis  er  1864  als  orb.  $rofeffor  ber  ^Doßmatit 
ßanj  an  bie  Socbfcbule  überainß;  er  ftarb  25. 
1885  in  3ürid).  ^n  frei  f ortbilbenber  Söcife  an  feeßel 
anfnüpfenb,  fudjte  93.  naebäutoeifen,  ba&  ber  burd) 
toiff enfdj aftlidp  ■  tritifebe  93erarbeitunß  ber  Scbrift? 
unb  Kirdjenlebre  ßeroonnene  ßeiftiße  ©ebalt  ber 
cbriftl.Sielißion  mit  ben  Siefultaten  einer  ßelduterten 
vjibUofopbie  burdjauS  übereinftimme.  Sein  iKxupt= 
»erl  ift  bie  «ebriftl.5)oßmatit»  (3ür.  1869;  2.  Slufl., 
2  93be.,  93erl.l884— 85).  Seine  Stellung  jur  Äritit 
bat  93.  barßcleßt  in  ber  iRettoratSrebc:  «Straufe  unb 
[eine  93ebeutunß  für  bie  Sbeoloßie»  (in  ben  « v\abr 
büdjern  ber  prot.  Sbeoloßie»,  1875).  3tu|er  mert: 
Dollen  3lrtiteln  in  ber  1845  üon  ibm  mit  2).  ftrieS 
ßeßrünbeten  sJWonatSfcbrift  «5)ie  fiircbe  ber  ©eßen« 
wart»  (bis  1850)  unb  ben  von  Sana  rebißierten 
«3«Utimmen»  ftnb  r>on  feinen  Sd)ri|ten  nod)  ju 
nennen:  «2Me  freie  Jbeoloßie  ober  "^bilofopbie  unb 
©briftentum  in  Streit  unb  ^rieben»  (Jüb.  1844), 
«Seitfaben  für  ben  9ielißionSunterrid?t  an  böbem 
©pmnafien»  (3ür.  1859),  «93ioßrapbie  fieinrid) 
2anßS»  (ebb.  1876)  unb  «2lu«getr>ät;ltc  93ortrdße 


Digitized  by  Google 


960 


ötebermann  (Äarl)  —  S3icl  (altgerman.  ©Ott) 


unb  SIuffdM»  m»t  biogr.  (Anleitung»,  bg.  »on  Kra* 
bolfcr  (93erl.  1885).  —  8gL  ÜRooSherr,  ».  (*m.  ©. 
nad)  feiner  allgemeimphilof.  Stellung  (93erl.  1893). 

©icbermaun,  Karl,  ^ublijift,  $olititer  unb 
Kulturhiftoriter,  geb.  25.  6ept.  1812  ju  fietpjig, 
ftubierte  bafelbjt  unb  in  J&eibelberg  Jbeologie  unb 
Philologie,  habilitierte  fidj  1835  für  ^b^itologie  an 
bcrUnioerfität  jufieipjtg,  wo  er  1838  eine  aufierorb. 
profeffur  erhielt.  1848  trat  er  in  baS  Vorparlament 
ui  ftranffurt  ein  unb  mürbe  »on  biefem  in  ben 
(yünfjigersSuäfdmfe  gewählt.  3"  bet  $eutfd?en 
:Jlational»erfammlung,  wo  er  ben  ffldjf.  Sahlbejirt 
3widau  »ertrat,  gehörte®,  juerft  bem  linten  Zentrum 
(ffiürttemberger  &of),  nach  bem  Septemberauf  ftanbe 
in  grantfurt  bem  recbten  (SlugSburger  6of)  an. 
Später  war  er  einer  ber  93cgrünber  unb  faft  fort= 
mfibrenb  ©orftfcenber  beS  fog.  2öeibenbufd)»eremS 
ober  ber  Grbfaiferpartei.  $laä  feinem  SuStritt  au« 
ber  Serfammlung  f dmeb  er  «Erinnerungen  auS  ber 
$aulSKrcbc»  (fipj.  1849),  in  benen  er  bie  $artei= 
beftrebungen  treffenb  djarafterifterte.  ©.  nahm  hier 
auf  am  9iacbparlament  in  ©otba  teil  (f.  ©othaer) 
unb  vertrat  als  Stbgeorbneter  jur  fddjf.  3n>eiten 
Kammer  beS  iianbtagS  1849—50  ben  änfdjlufe  an 
bie  UnionSpolitit  ©reufrenS.  SllS  Herausgeber  per 
«$eutfcben  Snnalen»  (feit  1852)  würbe  er  wegen 
eines  gegen  ben  franj.StaatSftreicb  bom  2. 3)ej.  1851 
gerichteten  Sluffa&eS,  beffen  ©erfaffer  2.  »on  Dtocbau  I 
mar,  in  einen  prefjprojep  »erwidelt,  in  beffen  golge 
ei  1854  eine  einmonatige  ©efdngniSftrafe  ju  »er-  j 
büfeen  hatte  unb  feiner  SJJrofeffur  entfe&t  mürbe. 
93.  folgte  1855  einem  SRufe  jur  Leitung  ber  balboffu  | 
jiellen  «2Beimar.  3«tung»,  audj  begann  er  bie  $er= 
ausgäbe  ber  «Staatengefdjicbte  ber  neueften  3«t»,  \ 
»on  ber  er  aber  1863  jurüdtrat.  3m  fcerbft  1863  | 
ficbelte  93.  wieber  nad)  2eipjig  über,  um  bie  iHebal- 
tion  ber  «2)eutfcben  SlUgcmeinen  3*itung»  ju  über  \ 
nehmen,  bie  er  btS  ju  tyrem  Slufhören  (Gnbe  1879)  j 
fübrte.  1866  trat  93.  an  bie  Spifcc  ber  neu  gebilbeten  ' 
nationalliberalen  Partei  in  Saufen,  bie  er  audj  als 
Slbgeorbneter  in  ber  3weiten  Kammer  beS  CanbtagS 
feit  1869  unb  im  Seutjdben  JReidjStagc  »on  1870 
bis  1873  »ertrat.  3)oa>  gab  er  feine  «Reichstags^ 
thdtigfeit  1874,  bie  im  Sanbtage  1876  auf.  &IS 
aufcerorb.  Profeffor  mar  93. 1865  »icber  angeftellt 
roorben;  1874  würbe  er  orb.  $jonorarprofeffor.  Ohr 
ftarb  5.  3Jtdrj  1901  in  Seipjig.  ©on  feinen  Sdmften 
fmb  ljer»orjubeben:  «Sie  beutfdje  ^ilofopbie  üon 
Kant  bid  auf  unfere  3eit»  (2  93be.,  fipj.  1842—43), 
<-$eutfcbumb  im  18.  3ahrh.»  (4  93be.,  ebb.  1854 
—  80;  93b.  1  u.  2  in  2.  Hufl.  1881),  ein  93ilb  ber 
materiellen,  politifcben,  forialcn,  geiftigen,  fitt-- 
lid?cn  unb  religiösen  3uft4nbe  55eutfd>fanbS  im 
18.  3ab.r^.;  ferner  «grauenbreüicr»  (ebb.  1856; 
2.  Slufl.  1881),  «55ie  Ifrjiebung  tur  Arbeit»  (ebb. 
1852;  2.  Stuft.  1883;  bie  1.  Sufl.  pfeubonpm  alä 
Karl  ^riebrieb),  «2)eutfd)lanb5  träbfte  3eit  ober  ber 
2)reifiigiäbrige  5?ricg  in  feinen  folgen  f  ür  ba«  beutf  dje 
Kulturleben»  (93erl.  1862),  «Sie  jRepräfentatiüoer= 
[affunoen  mit  93olföwablen,  gefdbid^tlidj  entwidelt 
im  3ufammenbange  mit  ben  polit.  unb  focialcn  3u= 
itänbcn  ber  93ölfcr»  (2pj.  1864).  »I«  populdre  <3t-- 
id?id?t$wcrfe  fd?rieb  9).:  «1840  —  1870.  2)reifiig 
3abre  bcuti*cr  ©cfcbitbto  (4. 3tufl.,  2  93be.,  SBreel. 
189G)  unb  al$  ßrgänjung  baju:  «1815—40.  §ünf 
unbimanjig  3a^re  beutfd?er  ©efdjicbte»  (2  93be.,  ebb. 
1889—90);  beibe  9Berte  eTfcbienen  aueb  unter  bem 
©cfamttitel  «©efcbidjte  2)eutfd}lanbö  vom  Wiener 
Kongrefe  bis  jur  2lufrid>tung  eine«  beutfefeen  Kaifer= 


tum«» ;  ferner  «5)eutfd>e9Jolt«=  unb  &ultura.nd;i±tr* 
(3.  3lufl.,  2Bie«b.  1897),  «9Rein  Seben  unb  ein  Stt  ; 
3eitgefd?id;tc»  (2  Sbe.,  %xtil  1886—87),  «Öef  d?id-:t 
ber  l'eipjiger  Kramerinnung.  1477  —  1 880»  ( j. 
1891),  «  o^nfjig  im  5>ienfte  be*  nationalei; 
©ebanfens»  (9)re*l.  1892),  «®eid?id>te  be^  beurden 
Cin^eitSgebantenl»  (®ie«b.  1894),  «25or!efunf;tn 
über  SocialiSmuäunb  Sorialpolitit»  (öre«l.  1^".' 
u.  a.  2lud)  gab  er  6.  oon  Älcift«  a  ©riefe  an  feiru 
iBraut  naa)  ben  Criginalbanbfdbriften  »  mit  QirA:: 
tung  heraus  (93reSl.  1884)  unb  »erfafete  tie  rwtrr 
ldnbifd?en  Dramen:  «Heinrich  IV.»  (©«im.  18*il 
«Kaifer  Ctto  III.»  (2pj.  1862)  unb  «5>rr  Sur 
germeifter  »on  Strasburg»  (ebb.  1870). 

Sicbcrmann,  SDolbemar,  ^vreibm  »on,  ©oetbr 
^orfdpeT,  geb.  5. 3Harj  1817  ju  Üttarienbera,  ftubiene 
183G— 39  in  ^eibelberg  unb  Seipjig  bie  9ted^te,  frei 
in  ben  fäcfof.  StaatSbienft,  würbe  1849  9leßienincf 
mitglieb  beS  5)ireltorium§  ber  Gb>mmti  -  Äiefan 
(lifenbabn,  1851  3>ircftor  bei  ber  Staat&eifenbah; 
in  Söbeln,  1853  in  Gbemnijj,  1858  ftelI»ertretent<T 
9Jorf»feenber  bcrfelben  ju  Seipjig  unb  1869  als  ©er 
^iuanjrat  ftelloertretcnbeT  ÖencralbiTettor  3U  3>reJ 
ben.  1887  trat  er  al«  ©elj.  SRat  in  ben  5tubeftanr. 
SB.,  aud?  bidjterifdj  unb  als  tedmifäVr  Scbriftftrlla 
thötig,  ift  burd?  ©eitrige  jur  ©oett>e^£irterafcit 
namhaft.  Servorjubeben  fmb:  «©cetfre  unb  £ei»;ij* 
(2pj.  1865),  «©oette  unb  2)reSben»  (SJerL  1875 , 
«©oethe  unb  baS  fädjf.  örggebirge»  (Sruttg.  1877 . 
«©oetbe-gorfdningen»  (Jranlf.  a.  5W.  1879;  Seur 
golgen,  2pj.  1886  unb  1899),  «©oettjeS  ®efprö*c 
(10  JBbe.,  fipj.  1889—97),  «Erläuterungen  ,;u  ben 
2ag=  unb  3ab"Sbeften  »on  ©oetbe»  (ebb.  1894 
er  gab  ferner  ©oetbeS  ©riefe  an  Gicbftabt  (?WrL 
1872)  unb  SRodjlifc  (2pj.  1887)  perauS  unb  naba 
an  ber  öempelfdjen  unb  an  ber  ©eimarex  ©oetbr 
3tuSgabe  Slntetl.  [rung  ber  Kinoer. 

«9icbcrtfc^e«  iRabmgcmcngc,  f.  Stuffünc 
fHeftte  (fpr.  bidbf),  (Sbouarb  bej  bclg.  ftiftorien 
maler,  geb.  4.  3)ej.  1809  ju  Srii)iel,  befud?te  fen 
1831  baS  Sttelier  beS  SilbbauerS  Sa»ib  b^narre 
in  ^JariS,  wo  er  gleichzeitig,  Statuen  unb  33ilta 
arbeitete,  befchrfintte  fia)  ]ebod>  fpÄtex  auf  bie 
^iftorienmalerei.  Sein  iwuptmert  ift  beT  ftompre^ 
mife  beS  nieberldnb.  »belS  in  Sßrüffcl  1566  (1841. 
im  93rüff  eler  SDtufeum  unb  »ertleinerte  ©ieberboluna 
in  ber  93erliner  9{attonalgalerie),  baS  bureb  bnt 
bramat  (Sffctt  ber  Scbilberung  unb  lebenbigeS  Ä?; 
lorit  namentlid)  auf  bie  beutftpen  Künftlcr  »er 
bilblid;  wirtte.  3«  ber  §olge  würbe  er  aber  »cU; 
ftänbia  überholt,  fo  bafj  fetne  fpdtern  35erfe  obnt 
Einflup  blieben.  93.  ftarb  7.  gebr.  1882  *u  35ruffei 
fttfegen,  ein  ©erfahren  beim  Sdjmieben  (f.  t.<; 
93.  beS^oljeS,f.  ©oljbicgmafthincn. 

fBicgmafminc ,  eine  je  nad?  ber  3lrt  beS  ber 
Formgebung  ju  unterwerfenben  3JlateriaIS  »erfetif 
ben  tonftruierte  medjan.  (Sinridjtung  jur^erfteüuna 
getrümmter  SrbeitSftüde.  3um  93iegen  beS  ^clu? 
bienen  befonbere  £oljbiegmafdnnen  (f.  b.);  uter 
©led>biegmafa?inen  j.  93led?bcarbeitung.  2Rtt  ben 
©lea>biegmafd;inen  ftimmen  aud)  bie  93.  für  Oft» 
bahnfd?ienen  unb  JRabreifen  in  ber  Hnlage  übaein. 
«iegfamfeit  eineS  galmeugS,  f.  3>eid?fel 
»tegung^feftigfett,  f.  gefttgleü.  [freibeiL 
©icghjal ^hJctf,  f.  ©led?bearbeitung. 
©icl,  angeblich  ein  aItgerman.©ott,beffen©Cfcfn: 
bilb  Bonifatius  722  an  ber  93ielSboble  (f.  b.)  »ernid?: 
tet  haben  foQ.  SBebcrwonSBonifatiuS'Jbat  nodiocn 
93.  tft  etwas  überliefert,  (fr  gehört  m  ben  erlogenen 


Digitized  by  Google 


Siel  (in  ber  Bdjmij)  —  ©ielbrief 


961 


QJottbeiten,  bie  nad)  bem  Erei&iaiäbrißen  firiege  1 
überall  auftauten,  ift  au*  «Söiel§bötjte»  erfdjloffen 
unb  von  3«  ©rimm  al*  fpdte*  ÜJtocbroert  entlarvt. 

©iel.  1)  Bejirt  im  fdbroeij.  Äanton  93ern,  bat 
(1888)  18493  6..  banmter  2484  Äatbolifen  unb 
213  3*raeliten,  in  4  ©emeinben.  —  2)  93.,  frj. 
58  i  e  n  n  c ,  $ aupt ft ab t  be*  93ejirt*  93.  im  Seelanb  be* 
fdjroeii.  ffanton*  93ern,  in  440  m  &Öbe,  in  freunb: 
lieber  ©egenb  am  ftufj  be*  §mat  unb  an  bcn 
Linien  93afel=Cltem93.  (98,c  km)  ber  Gentralbabn, 
<Jbaui=be.-$onb*:93.=93ern  (77,7  km),  93afel:$el** 
berg;93.  (89,6  km)  unb  93.:9teucbatel=2aufanne 
( 103,3  km)  ber  3ura*Simplon«93abn,  bat  (1888) 
15289  6.,  barunter  2176  Jtatboliten  unb  213  j3*rae* 
liten;  4597  fprcdjen  frart}öftfcb  unb  161  italienifd?. 
3)er  Ort  ift  gut  gebaut,  bat  breite  Straften  unb  wirb 
von  ber  3  Aufs ,  bie  ü 4 1  km  weiter  iübroeftlidj  in ben 
"Sielet  See  ergie&t,  in  2  Äanälen  burdjflojfen;  bie 
bergroärt*  gelegenen  %  eile  bieten  mit  ibren  Stürmen, 
ibten  unreaelmfi&igcn  ©äffen  unb  maffiven  Käufern 
einen  jiemlicb  altertümlidjen  Slnblttt  bar.  2)ie  neuen 
gegen  ben  93abnl)of  unb  ben  See  ficb  au*bebnenben 
Stabtviertel  bagegen  finb  regelmäßig  angelegt.  Gin 
Äranj  von  93illen  mit  ©Arten  unb  ^arlanlagen  um- 
giebt  bie  £  tat  t  auf  allen  Seiten  unb  prächtige  211- 
feen  erftreden  fi(b  faft  bis  ju  bem  800  m  entfernten 
See  binab.  93emerten*roert  ftnb  von  ben  6  llircben 
bie  Stabtfirdje  unb  bie  neue  tatb.  Äirdje  in  ber 
3uravorftabt,  ferner  bie  Svnagoge,  bie  alte  93urß 
(jeht  SRatbau*),  ba*  33ürgerfvital,  bie  Sßaifem  unb 
^frunbanftalt,  ba*  ÜHufeum  Sdjroab  mit  einer 
befonber*  an  $fablbaufunben,  lelt.  unb  röm. 
iBaffen  reichen  Sammlung,  ba*  Scblacbtbau*,  ba* 
prädjtige  Sdjühenbau*  unb  bie  großartige  Söafier* 
leirunß.  Hn  Unterrid)t*anftalten  befi&t  bie  Stabt 
aufeer  ben  ^rimärfcbulen  ein  s$rogpmnafium,  eine 
ÜRäbdjenfehinbärfdjule.  £anbroerler:,  äanbel**  unb 
Ubrmacberfdjulc,  ein  jedmifum  mit  Svecialfdjule 
für  GifenbabnangefteQte.  ©eroerbfleift  unb  öanbel 
fmb  febr  lebhaft;  triftig  ift  befonber*  bie  Ubren* 
fabrilation,  bie  33aumroollfpinnerei,  bie  Gigarren* 
fabrifation,  bie  ©erberei  unb  Färberei,  femer  be- 
liebt fabritation  von  elefrrifdjen  Apparaten,  SBijou« 
terieroaren,  2flafdnnen,  Schrauben,  SMgeln,  fünft* 
Iicben  93lumen,  i>oljftofi  unb  Rapier,  7  93udjbrude= 
reien  unb  mehrere  93anfen.  Gine  Strafeenbabn  fübrt 
na<b  9libau  unb  bem  2  km  im  Horben  liegenben 
93  Ö  i  i  n  g  e  n  (franj.  93  o  u  j  c  a  n).  $ie  f  cb  önften  fünfte 
ber  »ein»  unb  roalbreieben  Umgebung  ftnb  bie  »übe 
Klug,  ßenannt  bie  Saubenl ocbi<blud)t,  tnreb  roclcbe 
bie  Schüfe  au*  bem  3ura  hervorbricht,  Kurbaus 
2Raßßlingen  (franj.  SDtacolin),  900  m  ü.b.üJt. 
auf  einer  ftöbe  be*  Aura  roeftlicb  von  ber  Stabt,  ju 
bem  eine  3)rabtfeilbabn  führt,  mit  ßrofeem  Söalbparl 
unb SUpenfernfubt Dom Senti*  bisium Montblanc, 
ba*  93ergborf  fieubringen  (franj.  Gvilarb) ,  }u  bem 
eine  Trabtfcilbabn  fübrt,  unb  im93ieler  See(f.b.) 
biebureb  9iouffeau*  Slufentbalt  (1765)  befanntc  St. 
^eteröinfel  mit  2Dein^  unbCbftgärtcn,  unb  Hurbau*. 
—  93.  ba*  fdjon  im  9.  $abrb.  geßrünbet  fein  f  oll,  tarn 
1264  unter  93orbefyalt  ibrer  :Ked?te  an  ben  93ifcbof 
unb  fdjlofj  1352  ein  emiße*  93ünbni*  mit  93ern.  Seit 
ben  93urßunbertrießen ,  in  benen  93.  auf  ber  Seite 
ber  dibßenofien  fed-t,  bilbete  bie  Stabt  einen  Jrei= 
ftaat  unter  febr  einßefcbränfter  £>errfd>aft  be*  93t= 
ftbof*  unb  ßebörte  $u  ben  <>  jußeroanbten  Crten». 
1797  oon  («anfreid)  befefet  unb  feinem  3)epart. 
iiaut^SHbin  einverleibt,  fam  bie  Stabt  1815  mit  ben 
leberberßifdjen  Mmtcrn  be*  93ifd;of*  Pon  93afel  an 

»twT^au^,  ÄcnBfrfation«'fifiifon.   14.  Hufl.  3R.  9.  IL 


93ern.  —  93ßl.  33löfcb,  ©efdjitbte  ber  Stabt  93. 
(3  Jle.,  93iel  1855-56);  (Smi,  Über  bie  älteftc 
iebiebte  ber  Stabt  93.  (ebb.  1897). 

©lein,  jroei  linte  9tebenflüffe  ber  Glbe.  1)  93. 
(cjed).  Bela)  in  93öbmen,  entftebt  in  ber  Wäbe  oon 
Jeplift  oberbalb  ©örfau  im  Gvjßebirge  au*  oielen 
©ebirß*bdcben.  3"crft  fliegt  fxe  im  ©ebirge,  bann 
bei  Seeftabtl  bureb  einen  ßroften  «cifel,  einen  jetu 
abgeleiteten  See  (Äummerfee,  254  m),  bi*  93ilin 
bureb  ^üßellanb,  bierauf  iroif  d?en  93afalrroänben  unb 
münbet  nad)  einem  75  km  langen  fiaufe  bei  3luffiß 
in  bie  Glbe.  3br  9Baffcr  ift  fdjlammig,  ibre  über= 
fdjroemmungen  terbeerenb.  —  2)  93.  (93ielift)  in 
Sacbfen,  entfprinat  im  Grjgebirge  unb  münbet  bei 
Äönißftein.  $fot  2^al  (93ielaarunb)  ßebört  ju 
ben  febönften  teilen  ber  Säcbftffbeu  Scbroeij. 

«Ida,  3öil^.  von,  ofterr.  Wilitdr  unb  3(ftronom, 
ßeb.  19. 3JIär j  1782  ju  JRofjla  am  ^arj,  mad)te  al* 
ofterr.  Hauptmann  bte  felbjöße  1805, 1809  unb  bie 
33efrciuna*ftieße  mit,  mürbe  1832'5$laBtommanbant 
pon  ÜRoPigo  unb  ftarb  18.  febr.  1856  ju  Senebiß. 
93e!annt  ift  93.  bureb  t>ic  Gntbedunß  be*  nad)  ibm 
benannten  93ielafd?en  ftometen  (f.  b.). 

«telartj,  Webenfjufe  ber  3)onau,  f.  ^Jielacb. 

©tclafcbcr  »omet,  ein  1826  burd)  2Düb.  von 
93iela  (f.  b.)  ju  3ofefftabt  in  93öbmen  entbedter 
Komet,  ber  fid)  al*  periobifd)  mit  6s/4  Sauren  Um* 
lauf*jeit  ermie*.  2)iefer  nur  im  f  ernrobr  fidjtbare 
ftomet  rourbe  erft  1845  roieber  beobachtet.  3m 
3an.  1846  teilte  er  fid)  plöftlid?  in  jmei  Äometen, 
bie  nebeneinanber  in  einem  Slbftanb  von  etroa 
300000  km  ^erliefen  unb  von  benen  balb  ber  eine, 
balb  ber  anbere  bdier  mar.  3m  2Rdr)  verfebmanb 
ber  eine  ßdnjlid),  mdbrenb  ber  anbere  nod>  einen 
OTonat  Idnßer  verfolgt  werben  tonnte.  93ei  ber 
näaMten  9Biebertebr  1852  rourben  beibe  roieber  ße= 
feben,  batten  ficb  aber  fdjon  2411000  km  von» 
einanber  entfernt.  1859  rourben  fie  nid)t  aufße» 
funben,  roaljrfdjeinlicb  roeßen  ibrer  ungünftigen  Sage 
^ur  @rbe;  ebenfo  fuebte  man  1865  vergebltcb  nacb 
ibnen,  fdjrieb  bie*  aber  ibrer  großen  Entfernung 
ju.  911*  fie  aud)  1872  niebt  gefunben  roerben  tonnten, 
nabin  man  an,  baß  fte  fid)  nunmebr  gdnjlieb  aufge* 
löft  bdtten.  fflabricbeinlicb  ift  ber  grofje  Stern- 
fdpnuppenfall  am  27. 9tov.  1872  auf  überrefte  biefe* 
Kometen  jurüdjufübren,  auf  fteldje  bie  Grbe  ftie|, 
al*  fie  feine  93abn  treujte.  —  93gl.  von  öepperger, 
«abnbeftimmitng  be*  93.  Ä.  (9Bien  1898  u.  1900). 

SBiclatbalbabür  bie  1874  eröffnete  Srrede  ber 
Slufftg  ■  Jeplifeer  ©ifenbabn  von  Jürmifc  na* 
93iUn  (26,i  km).  (S.  Cfterreicbifd) « Ungarifdje 
ßifenbabnen.) 

©tclbricf  (93ei(brief,  93t)lbrief),  ein  in 
früberer  3eit  üblidje*,  von  ber  luftänbigen  93el)&rbe 
auf  ©runb  einer  (roobl  aueb  eiblitben)  Grtlärung  be* 
93auberrn  unb  93aumeifter*  unb  einer  beborbltcben 
Unterfucbung  au*geftellte*  3«ugni*  barüber:  roie, 
roann,  roo,  von  roem,  für  roen,  roofür,  in  roeldjer 
©röfee  unb  ©attung,  mit  roeldjem  9tamen  ein  Sdjiff 
gebaut,  foroie  bafe  e*  vorfd)rift*mfißig  gebaut  fei. 
du*  rourbe  barin  roob. I  bie  93e}ablung  be*  Sobn* 
be*  93aumeiftcr*,  foroie  ber  9tame  be*  Sdjiffer*  er» 
roäbnt.  ^er  93.  roar  in  früherer  3eit  bie  roidj- 
tigfte  Urtunbe  für  ben  3]ad)tvei*  be*  Eigentum* 
am  Sdjiffe  unb  ber  ^Rationalität  be*felben.  ©egen« 
rodrtig  fmb  an  feine  Stelle  ba*  Gertiftfat  (f.  b.) 
unb  ber  3Jtefjbrief  (f.  b.)  getreten. 

93.  rourbe  au<b  biejenige  Urtunbe  genannt,  burd? 
roelcbe  bei  einem  über  ein  Sdnff  gefcbloffencn  Äauf= 

Gl 


Digitized  by  Google 


962 


»tele  —  Stelenftein 


oertrag  jur  Sid>erung  ber  lünftigen  3ab(ung  be* 
flaufpretie*  ba*  Sdjiff  von  bem  neuen  Gigentümer 
bem  Veruufer  befonber*  uerpfänbet  würbe. 

Gnblid?  oerftebt  man  unter 33.  bie  Urtunbe,  welcbe 
über  ein  3)arlebn  errietet  wirb,  weldjee  jum  23au 
eine*  Sdnff*  ober  jur  Äu*rüftung  eine*  folgen 
unter  Sierpfdnbung  be*  c  dbiffä  ober  aud)  nur  gegen 
bie  3ufid>erung,  ba&  ba*  ©cbiff  nidjt  früher  Dorn 
Stapel  laufen  barf,  als  bi*  ba*  3>arleljn  jurüd* 
gejault  fei ,  bem  Gigentümer  gegeben  wirb.  SBenn 
au*gemad?tiit,  bafe  tm  galle  Sluelaufen*  be*  Scbiff« 
üor  ber  SHüdjablung  ber  Scbulbner  ju  ber  5Hüdjab: 
lung  nur  r*rpflid>tet  fein  foll,  wenn  ba*  Scbiff  mob> 
bebalten  antommt,  liegt  ein  gall  ber  uneigentlidjen 
33obmerei  (f.  b.)  x>or.  3n  bicfem  galle  wirb  ber  39. 
aud)  S3obmereibrief  genannt, 
»tele,  Webenflufc  ber  ©lafcer  Steifie  (f.  b.). 
©ielefclb.  1)  fianbrrei*  im  preufc.  »eg.*SBej. 
Klinten,  bat  255/»  qkm,  (1895  )  46410,  (190U) 
57678  meift  eoang.  G.  unb  33  ßanbgemeinben.  — 
2)  ©tobtrrei*  (20  qkm)  unb  äreiSftabt  im  Sanb' 
frei*  9?.  be*  preufc.  9ieg.<33ej. 
SJiinben,  am  Siorbfufie  be*  Teu- 
toburger Salbe* ,  in  120  m 
6&bc,  burdb  ben  iöa*  i'utter 
in  bie  »Itftabtunb  91euftabt  ge- 
teilt, an  ber  Sinie  fiöbne=f>amm 
ber  IJireufe.  Staat*babnen,  ift 
Si&  be*  Van  erat  Samte«  für  ben 
£anbrrei*,  eine*  Sanbgeridjt* 
(DberlanbeSgeridjt  &amm)  mit 
einer  flammer  für  iwnbeUfadjen  unb  14  Sinti*: 
gerieten  (33.,  Siünbe,  ©üter*lob,  fcalle,  fterforb, 
Sübbede,  SJtinben,  Dermbaufen,  ^cterSbagen,  JHab-- 
ben,  9tyeba,  Stietberg,  SJlotbo,  SMebenbrüd),  eine* 
Slmtögeridjt*,  ^ejirtalommanbo*,  einer  £>anbcle= 
lammer,  töeidjobanlftelle  unb  ber  2Beftfdlifd)en 
»an!,  unb  bat  (1895)  47455  G.,  barunter  5793 
Jtatbolifen  unb  709  Israeliten,  (1900)  mit  bem 
1.  Slpril  1900  einverleibten  2>orfe  ©abberbaum 
63044  (30183  mdnnl.,  32861  weibl.)  G.,  in  ©arni: 
fon  ba*  2.  S3ataillon  be*  Infanterieregiment*  ©raf 
33ülom  ©on  Sennewifc  (6.  SBeftfäl.)  9lr.  55,  $oft= 
amt  erfter  Älaffe  mit  3»f»gft*lk/  Sclegrapb,  gern* 
fpredjetnridjtuna,  4  ewmg.,  1  latb.  Äirdje,  barunter 
bie  Neuftdbter  2rtarienlird>e  mit  fdjönem  Slltarbilb 
(14.3abrfr.)  unb  ©rabmal  be*  ©rafen  Otto  III.  t>on 
iHaoensbera  unb  feiner  ©emablin  öebwig,  bic  5llt= 
ftäbter  Äir<be  mit  einem  gefdmititen  Ältar  (1508), 
ein  euang.  ©pmnaftum  mit  JRealflpmnaftum,  1558 
gegrünbet,  2  böbere  Wdbcbenfdjulen ,  7  ©Arger* 
fdjulcn ,  ftäbtifebe*  Äranlenbau*,  §ranci*cu*bofpi= 
tal,  Slugcnbeilanftalt,  ©aäanftalt,  SaMadrtbofJo; 
wie  im  Stabtteil  ©abberbaum  ba*  S?ia!oniffcn= 
SÄutterbau*  für  5Beftfalen,  bie  2)iatbnenanftalt 
9Ia3aretb,  bie  Slnftalten  SBetbcl  für  Cpilcptifdjc 
ber  flkomnjen  SBeftfalen  unb  9ibeinlanb  (1500 
tränte)  unb  Sarepta  mit  Miutc,  umgeben  von 
etwa  100  Webäuben  für  faft  famtlidje  3weiae  ber 
3nnemaHif  fion  (ü\rrenanftalten,  ^enfion  für  Pflege = 
bebürftige  aller  6tAnbe,  gemeinnützige  Vereine.  Ro= 
lonie  be*  herein*  «Slrbeiterbeim»,  S)iatonen=Örü= 
beranftalt  mit  etwa  3000  ^nfaffen)  unb  ^nbuftrie« 
anftalten  (Sla*5=  unb  Serggarnfpinncrci  «^8or- 
wärtö»,  SBebcrei  a!^obanni*tbal»,  SWafdjinenfabril, 
^lcid>mien,Saf4crcien,'^iattereicn),famtlidjburd) 
freiwillige  ©aben  erbaut  unb  Unterbalten  i  tinllut 
vereinigt  ju  einer  cr>ang.4utb.  ?lnftalt*gemeinbe  ber 
3ionahrd?e,  ^orfteber  ^aftor  von  ©obelfcbwingb). 


I  ferner  ift  9.  Sit»  be*  beutjdjen  Skrein*  «Ärbeite: 
I  beim»  jur  »efebaffung  eigener  Käufer  für  ^abht 
arbeiter.  9.  ift  einer  ber  mid?tiaften  iMä u  ^mvi 
lanb*  für  Seinweberei  unb  j*lad>«fpinneTei.  Z  • . 
Ceineninbufrrie  würbe  im  16.  §abrp.  buTd?  Gintean 
berer  au*  ben  9licberlanben  begrünbet ,  bie  in  unt 
um  9.  bie  t^abritation  ber  Schleier,  ber  fog.  flarrr 
Seinwanb,  unb  bie  $lad>*fpinnerei  einfübtten.  2et 
neue  Grwerb*jweig  blühte  befonber*  feit  b«n  3eiim 
be*  ©ro^en  Aurfürftrn  rafd?  auf.  2ie  93atift"  unr 
2>amaftwebcrei,  worin  ©.  ebenfalls  einen  ©orjüa 
lieben  iHuf  geniefet,  lam  feit  bem  Siebenjähriger. 
Äriege  in  Slufnabme.  ©egenwdrtig  liefert  2*.  br 
fonber*  feinere  Sorten  2einen,  au^rrbem  fertig« 
®ä)d>e,  wobei  über  160  firmen  arbeiten  (jum  irA 
mit  Tampf  getriebene  9läbmafd?incn )  unb  über 
3500  Prionen  befcbdftigt  finb.  Son  ©ebeutuw 
finb  bie  SKar>en*berger  Spinnerei  mit  ber  Filiale 
in  ©olfcnbüttel  (30200  Spinbein),  bie  Spinnern 
Vorwärts  (10850  Spinbein),  bie  beibe  )ufanrraen 
für  9  Will.  9R.  jdbrlicb  fertig  ftellen,  unb  bie  1863 
begrünbete  median.  SBcberei  (950  Stüble  unb  200 000 
Stüd  3abteSprobu!tion).  S)ie  großartigen  lölcidjnt 
um  S).  fmb  meift  nacb  irlänb.  unb  beiß.  Softem  ein 
gerietet.  Q;n  neuerer  3eit  wirb  audj  Stiben-,  Sain 
met=  unb  ^lüf*meberei  betrieben;  audj  bie  @ien 
inbuftrie  ift  bebeutenb,  namentlid)  bie  f\abrtab-  une 
9ldbmafdjinenfabri!ation;  enblid)  noeb  ^abrifatiw 
t»on  Zigarren,  ©la#,  SlSpbalt,  ^iljpappe,  Gemen!, 
i'eber  unb  3'«gdn.  93.  ift  Sit»  ber  deinen « 9en# 
genofienfdjaft  unb  beren3.  Seftion  fomie  ber  8.  Set 
tion  ber  öerufSgcnoffenfcbaft  ber  Sdjornfieinfegfr 
meifter  be*  S)eutfa)en  ;Hci*v.  ©an]  nabe  bei  ber 
Stabt  ber  Sparrcnbcrg  mit  ber  na*  bem  93ranb< 
t>on  1877  Wieber  aufgebauten  alten  frefte  Spar 
renburg,  bie,  1177  r>om  ©rafen  SJernr^xrb  oon 
ber  Üippe  erbaut,  jetjt  ber  Stabt  $3.  gebdrt;  üc  ent 
bält  gcftidle  unb  ein  biftor.  9Hufeum  ber  ©raffAah 
9iauen*berg.  Xaoor  ba*  1900  oon  Äaiier  Söll 
beim  D.  ber  Stabt  gcfdjcnlte  33ronjeftanbbilb  be* 
©roßen  Äurfürften,  3lbguf$  be*  für  bie  Serlinei 
Sicge*aUee  »on  %  Sdjaper  mobellierten.  3«  ber 
^iäbc  auf  ber  £ünenburg  ber  gur  Grinnemng  an 
ba*  5)reilaiferjabr  1888  erridjtete  Sreitaiferturm 
—  33.  tarn  um  bie  «Witte  be«  9.  3abrb.  an  ba*  Älc 
fter  iTorvei,  erbielt  1250  bie  erften  Stabtgefe^e  un? 
tTat  1270  ber  öanfa  bei.  2)ie  ÜHeformation  fanb 
1541  Gingang;  1609  lam  bie  Stabt  mit  ber  0raf 
fdjaft  9iaoen«bera  an  ^mifKii.  —  SJgl.  ^xidt,  5». 
unb  Umgegenb  (Siclef.  1891);  berf.,  ©efd?id?te  bei 
Stabt  23.  unb  ber  ©raffd?aftiHa»en*berg  (ebb.  1SS7! 
berf.,  23.*  Sparrenburg  (2.ÄMJL,  ebb.  1893);  Sie 
bolb,  ©efd>id)te  unb  33eid?rcibung  ber  3tnftaltert 
Bethel,  Sarepta,  9lajaretb,  Söilbelmsborf  unb  Sir 
beiterfrim  (2.  ?lufl.,  ebb.  1894);  0.  Sd?ul|e,  ^übrt: 
burd?  93.  (ebb.  1895). 

«Btclenftcin,  Sluguft,  lettifdjer  Spracbforidxr, 
geb.  4.  2Jtdrj  (20.  gebr.)  1826  in  2Ritau,  befugte 
ba*  ©pmnaftum  in  Sdjulpf orta,  ftubierte  in  ^orpa: 
Jbeologic,  warb  1852  ^faner  tn  9ieu=Äu|i  in  Äur 
lanb  unb  1867  ^aftor  ber  beutfd?en  ©emeinbe  in 
Noblen.  Sein  grofee*  SBerl  «5)te  letttfdje  Sprad« 
nad?  ibr«n  Sauten  unb  gormen»  (2JIe.,  33erL  1868 
—64)  ift  eine  ber  au*gejeid)netften  ©rammatiten 
I  innerbaib  be*  Greife*  ber  inbogerman.  Spraa>en. 
'  Gine  türjere  gaffung  ber  Sprad?lebre  entbält  ba* 
;  «^anbbud)  ber  letti)a)en  Spradje.  I.  ©rammatil« 
(»Mtau  1863),  unb  ein  lurjer  fieitfaben  finb  «Die 
Glemente  ber  lettifeben  Spradje»  (ebb.  1866).  23. 


Digitized  by  Google 


Vieler  See  —  Söteloipffi 


963 


$tebt  außerbem  eine  große  Sammlung  lettiidjer 
^BolCStieber  beraub  unb  serdficnt  liebte  «Jaufenb 
lettifdje  SRärfel,  überfefct  unb  erllärt»  (SJtitau  1881). 
5)te  von  ibm  rebibierte  lettif cbe  ©ibel  erf  ebien  2)li tau 
1877;  unter  fetner  Ceitung  erlebten  Ulmann*  «Setii* 
>d)e«  ©örterbud?»  (51. 1 :  «SettifaVbeutf  d>e«  ©orter* 
bueb»,  9iiga  1872)  na*  beS  SBerfafjer^  Sobe.  $ie 
Jtaiferlidbe  Hfabemie  ber  ÜBifienfdjaften  ju  Peter«: 
bürg  lieft  ba«  neuefte  2Bert  93.«  auf  ibre  Äoften 
Druden:  «Tie  ©renjen  be«  lettif dben PoU«ftamme« 
unb  ber  letfifdjen  Spradje  in  ber  ©eaenmart  unb  im 
13.  Mhxb.  •  (peter«b.  1892,  nebft  einem  3ttlad  ber 
etbnolog.  ©eograpbie  be«  beutigen  unb  be«  prä- 
biftor.  Settenlanbe«  in  7  blättern).  3ablreid>e  Äb= 
banblungen  jur  letti)d>cn  Spradv  unb  SBolfSfunbe 
enthält  ba«  «3Jtagajin  ber  lettif d) = litterar.  ©efell 
febaft»,  beren  Präftbentiö.  feit  1864  ift ,  unb  bie 
«Saltifcbe  2Jtonatafd)rift». 

Vieler  Z>tt,  See  im  fdjmeij.  Äanton  Sern  (f. 
Äarte :  %  i  e  6  d) w  e  i  | ) ,  15  km  lang,  1  —  4  km  breit, 
43  qkm  groß,  bi«  78  m  tief,  liegt  434  m  ü.  b.  9R.,  er« 
ftredt  ftd?,  linf«pon  ben  Retten  be«  3ura«  (Ghafferal 
1609  m,  Spifcberg  1583  m),  recht*  von  ben  £>5f>en- 
jügen  ber  f>öd)ebene  ( ^olimont  604  m,  Densberg 
611  m)  umrahmt,  t>onS9ü.  nad)9lO.  3n  feinem  fübf. 
^Drittel  ragen  bie  6t.  Peter«infel  473  m  unb  bie 
Herne  flanind)eninfel  448  m  auf,  bie  bocfcften  fünfte 
bei  unter  bem  tarnen  öeibenmeg  betannten  unter: 
S eeifdjen  öügelrüden«,  ber  bei  nieberm  Söafferftanbe 
faft  troden,  fid)  bi«  Grlacb  verfolgen  läßt.  9lm  obern 
(Snbe  nimmt  ber  See  bie  3W  (Wie),  benÄbfluß  be« 
naben  Sleuenburger  See*  auf,  am  untern  bie  SAuß 
(Suje),  von  rechte  fitem  infolge  ber  ;\uraaerran'cr 
(orreltion  feit  1878  burd)  ben  fcagnedf anal  ein  Seil 
ber  Sare  (f.  b.)  in  ben  See  unb  verläßt  benfelben 
bei  Slibau  burd?  ben  9(artanal,  in  ben  2  km  weiter 
unten  ber  frühere  Slbfluß,  bie  «alte  3ipK  «nmüm 
bet.  SJon  $ampfbooten  wirb  ber  See,  feitbem  bie 
Gifenbabn  SÖiel  Neuenbürg  burd)  bie  iHebengelänbe 
i eine*  Unten Ufer«  fuhrt,  nidjt  mehr  regelmäßig  be^ 
fahren,  unb  aud>  bie  übrige  Sdrifferei  ift  gering. 
3ur  SJufcung  berSSafjertraft  beim  SluSfluß  bei  $ag= 
nedtanal«  tonjeffionierte  ber  ferner  ©roßeSlat  1891 
bie  6  ©emeinben  9tibau,  Siel,  läuffeien,  öagned, 
Grlad>  unb  Weuenftabt. 

Stoß  bie  Umgebung  be«  93.  S.  feit  uralter  3«t 
betoobnt  gemefen  ift ,  bewerfen  bie  \  a  blr  ei  che  n  über: 
refte  von  Pfahlbauten,  bie  fid)  faft  um  ben  ganjen 
See  jieben.  Auf  bem  3en«berg  am  öftl.  Ufer  lag 
bie  helvetifdSe  Stabt  PeteniSca;  im  SRittelalter 
hieß  ber  SB.  S.  nad)  einer  jetit  verfdjwunbenen  Stabt 
in  ber  Hähe  be«  ie&igen  fianberon  See  von 
91  u  ge  r  o  l  unb  feine  U  f  er  ftanben  unter  ber  feerrf  djaf  t 
ber  SBifAöfe  von  iBafel  unb  ber  ©rafen  von  Wibau. 
mtün,  $tufe,  f.  Öiela. 

»Bicli^.  1)  ee.sirfabauptmannfdmft ,  obne  bie 
Stabt  95.,  in  Cfterreid)ifcb:Sd?lerien,  bat  758,67 
qkm,  (1890)  71339  (33898  männl.,  37441  Weibl.) 
d.,  in  67  ©emeinben  mit  88  Drtfcbaften  unb  umfaßt 
bie  @ericM$be3ir!e  35.  (Umgebung),  SdjroarjrDafier 
unb  Slotfcbau.  —  2)  JB.,  cjed?.Bilsko,poln.  Biclsko, 
Stobt  mit  eigenem  Statut  unb  Sife  ber  üBejirt$= 
bauptmannfdjaft  $).  fomie  eine«  »ejtrtegcridjt* 
(204  qkm,  25754  Q.),  HnlS  an  ber  93iala,  am  norb= 
roeftl.  ^ufee  ber  Rarpaten  unb  an  ben  fiinien  2)jiebift= 
Sapbui'A,  Äojctcin=93.  (180  km)  unb  3}.*flaln>arpa 
(59  km)  ber  ÄaifersSerbinanbi^orbba^n  unb  ber 
galij.  Stabt  SBiala  (f.  b.)  gegenüber,  ift  f>auptort 
einer  beutfeben  Spradjinfcl  unb  bat  (1890)  14573 


meift  beuti cbe  6.,  in  ©arnifon  ba£  1.  SataiQon 
be«  13.  3nfanterieregiment$ ,  iJutberftanbbilb  Pon 
SBogl=5Bien,  1900  ernditet,  Sd)loß,  Staatdgpmna: 
fium,  Staatireat'  unb  Staatdgen>erbefd;ule,  eoang. 
&brerfeminar,  ©aianftalt,  Scntralanlage  für  elet 
trifebe  9kleud?tung;  bebeutenbe  Sa>afioollroaren= 
inbuftrie,  außerbem  3lad?«garn=  unb  3j»tefpinnerei 
fotoie ^abritation  von  Javier .  «rahen,  T  reiht naael  n 
unb  9Äafd)inen.  SBon  arofeer  Söicbtiglcit  ift  ber  öan» 
bei  be*  Orte*  in  5udb»aren  nacb  bem  Orient.  — 
3m  13.  [\abxb.  gegrünbet,  bilbete  93.  ebcmal«  einen 
9ieftanbteil  be$  fjerjogtum«  5efd?en,  fpäter  eine 
felbftänbige  SWinber^errfd)aft ,  bie  Raifer  ^anjl. 
1752  »um  gürftentum  erbob.  —  §n  ber  Stäbe  bie 
Orte  Hltbtelife,  Stabt  mit  (1890)  2559  meift 
beutfdjen  unb  prot.  G.,  »leranberfelb  mit  1956 
meift  beutfeben  Q.  (962  ^roteftanten,  806  Jtatbo 
lifen)  unb  Äamiji  mit  2181,  al«  ©emeinbe  2348 
meift  beutfdjen  unb  prot.  Q.  —  9Jgl.  öaafe,  S)ie 
95ielih=93ialaer  ScbafroollrDaren  ^nbuftrie  (jefd?en: 
»ielih  1874). 

«iclfc,  mli,  fdimeb.  ©eneral,  geb.  1644,  mar 
1679—82  ©efanbter  in  ftrantreid? ,  trat  1684  in 
taiferl.  5)ienfte  unb  jeicbnetefid?  in  benSürfentriegen 
ber  f olgenben  o a bre  aui,  fo  baft  er  )um  ©eneral  unb 
SReidjSgrafen  ernannt  tourbe.  9Iad?  Sdjmeben  )urüd= 
gelebrt,  mürbe  er  ©eneralgouoerneurpon  Bommern 
unb  $elbmarfd)atl.  3n  bem  pfälj.  Äriege  1688—97 
mußte  er  mehrere  %ai)xe  binburd?  bie^ilfe,bve  Sd?me= 
ben  ©ertrag^mäßig  bem  3>cutf  d>en  SReicbe  fcbulbete,  ju 
hintertreiben.  2)e«megen  würbe  er  1705  jum  £obe 
unb  93erluft  feiner  ©üter  oerurteilt,  jebofb  Pom  Äönig 
begnabigt.  Qx  ftarb  26. 9ioi>.  1716.  —  Sgl.  9Walm-- 
ftröm,  Nils'  B.  och  kriget  mot  Turkarna  1684 
—87  (Stodb.  1895) ;  berf.,  Nils'  B.  sasom  general- 
guvernör  i  Pommern  1687—96  (ebb.  1896). 

*31eUa,  öauptftabt  be4  Äreifed  9).  (153908  G.) 
in  ber  Hat  $rooin3  9iooara,  in  410  m  üSöbe  an  ben 
'Älüffen  (Serpo  unb  Slurena  gelegen,  ftebt  burd)  bie 
3n^igba^n  Santtna^.  mit  bem  u)titte(nteernek 
unb  burd)  Srambabn  mit  ^ercelli  unb  Goffato  in 
9krbinbung,  ift  SiH  eine*  93ifd)ofä,  bat  (1881) 
11662,  al«  ©emeinbe  14717  G.,  2)entmäler  bed 
©eneral«  £a  vPlarmora  unb  be3  Staatsmann«  Duin: 
tino  Sella,  jeljn  ilirdjen  (barunter  eine  Äat^ebrale 
mit  ©emälben  Don  9kronef  e),  ©pmnafium,  Seminar, 
ted)nifd)e  Sd)ule,  viele  ^lanufatturen  in  lü ehern, 
Seinmanb,  iöanbel  mitSeibe,  Kaftanien  unb  ©ein. 
3n  ber  9Räbe  oiele  inbuftriell  ju  SB.  geb&rige  3abrit= 
orte,  mie  ^ollona,  Sorbeoalo,  Dcdjiepo;  9  km 
norbmeftlid)  ba3  2)orf  Oropa  in  1250  m  ööbe, 
berühmt  burd)  eine  28allfal)rt*tvrd)e. 

m clorof f  i,  3lug.,  poln.  JDiftoriter,  geb.  1806  in 
flretbomice  (©alijien) ,  ftubierte  in  fiemberg,  würbe 
1869  2)ireftor  be«  Cffoliüffifdien  ^nftitut*  bafelbft 
unb  ftarb  1876.  Sein  jpauptwert  ftnb  bie  « Monu- 
meata  Poloniae  vetustissima»,  Pon  benen  er  jwei 
93dnbe  (fiemb.  1864— 72)berau*gab ;  bie  gortfe&ung 
wirb  pon  ber  Äfabemie  ber  2öiifenfd)aften  in  ftralau 
(1878  fg.)  herausgegeben,  ferner  üeröffentlidjte  er 
mcbreresJ)lemoirenunb3(b  ritten  ältererpoln.Sdjrifti 
fteller,  fomie  «Pompeii  Trogi  fragmenta»  (Cemb. 
1853),  fdbrieb  «über  bie  Urgefd)id)te  polen«»  (ebb. 
1842),  «Äritifdje  Ginleitung  jur  ©efebiefete  Polen«» 
(ebb.  1850)  mit  unhaltbaren,  t>on  Selewl  unb  Sjai= 
nod?a  befämpften  ÖPPothf fen,  unb  leitete  bie  2.  Stuf' 
läge  von  Sinbe«  «poln.  SörtcTbud)».  93.  madbte 
Tid)  aud)  al«  5)id)ter  belannt  («Sieb  uon  feeinrieb 
bem  frommen»,  überfe$ungen  au«  Sdjiller  u.  a.). 

61* 


Digitized  by  Google 


964  Sidftonrifc  — 

©ielfcporoin,  $orf  in  Sdjlejien,  f.  93b.  17. 

©iclWnle,  eine  in  bei  Stäbe  ber  99aumann«» 
böble  (f.  b.)  im  Unterbarje,  am  redeten  Ufer  ber 
#obe  im  braunftfcw.  Krei«  93lanlenburg,  im  SBtel= 
itcin  befinbuebe  merlwürbige  fcöfcle  von  210  m  Qk' 
f amtlänge,  bie  1672  entbedt  unb  1788  jugdnglicb 
aemadjt  mürbe.  Sfrr  (Eingang  liegt  33  m  übet  ber 
ooble  be«  Stufte«-  6ie  jerfdllt  in  12—15  Haupt* 
abteilungen.  Unter  ben  verfd)iebenen  2ropffteinge* 
bilbelr  finb  ba«  Orgelwert  in  ber  adpten,  ba«  wellen* 
förmige  üJleer  in  ber  neunten  Höble  unb  bie  f  og.  ©in» 
ficblergrottebiebemerten«merteften.3br  Warne  mürbe 
fälfdplid)  von  einem  ©öhen  SBiel  (f.b.)  bergeleitet 

«felffi,  SRarcin,  poln.  ©efdndrtftbrciber,  geb. 
um  1495  im  2)orfe  93iala,  geft.  1575  in  Kratau, 
mar  ber  erfte,  ber  feine  Sßerle,  ftatt  in  ber  lat.  in 
voln.  Spradje  febrieb.  $a«  fatuptfdcblicbfte  ber* 
ielberi  ift  bie  «ffieltcbronil»  (Kratau  1550  u.  1564), 
beffen  auf  "Bolen  bejüglid?en  Ztil  fein  Solm 
, sc acb im  99.,  geft.  1599  in  Kratau,  al«  «^oln. 
dbronit»  t/erau«gab  unb  bis  1597  fortfübrte  (Rra* 
tau  1597;  4.  ÄufL,  Sanol  1856).  ferner  feprieb  er 
ein  2Berl  über  bie  Kriegetunft  («Sprawa  rycerska», 
Kralau  1569),  bie  Satiren  «ein  ÜWaitraum»  unb 
<$er  SBeiberreiebStag». 

Blen  (frj.,  fpr.  bidng),  wopl,  gut,  febr,  viel;  al« 
Subftantivum :  ba«3öopt;  B.  public  (fpr.  pübblid), 
öffentlidje«  (@emein02Bobl;  Ligue  du  B.  public, 
$unb  für  ba«  ©emeinwobl,  f.  Ligue  du  Bien  public ; 
bien-aime  (fpr.  bidnnemeb),  Dielgeliebt  (Beiname 
l'ubwig«  XV.  von  granlreidj). 

fttenaimt  (fpr.  biennemeb),  £uigi,  itaL  93ilb* 
bauer,  geb.  1795  in  Garrara,  trat  in  ba«  Htelier 
Jfcorwalbfen«  in  JRom,  mit  bem  er  aud?  lange  3«t 
vereint  wirlte,  mürbe  1844  SDtitglieb  ber  Sltabemie 
von  San  £uca  unb  ftarb  17.  Spnl  1878  in  ftlorenj. 
33.  pflegte  ba«  ibplliftpe  ©enre;  von  feinen  Sd>öpfun» 
gen,  bie  fid)  burd?  anmutige  §einb!eit  au«jeid>nen, 
ünb  ju  nennen:  33enu«  unb  Ülmor  mit  ben  Jauben, 
Sie  Unfdjulb,  Selemacb,  Tiana  im  93abe  überrafebt, 
93accbantinnen  (1838;  (Eigentum  be«  König«  oon 
Württemberg),  Hmor  mit  Pfeilen  u.  f.  w. 

©iene,  Honigbiene,  ^mme  (Apis  mellifica 
L.),  bie  midjtigfte  Urt  ber  gefellig  lebenbeu  93ienen 
(f.b.).  2)a«  99icnenvoll,  aud)  ber  Sien  genannt, 
beftefot  au«  einem  eimigen  Seibdjen  (Königin)  unb 
12—24000  2lrbeit«bienen ,  woju  jeitweilig  noeb 
600 — 1000  SJMnncben  (Srobnen)  lommen.  2)ie 
Königin  ober  ffleifel,  ridjtiger  SBienenmuttet 
ober  SDiuttcrbune  genannt,  benn  von  tbr  mirb 
ba«  $ol!  meber  regiert  no<b  geführt,  jeiepnet  fub 
bureb  ibre  vier  liehe ,  tcblanle  ©ejtalt,  bef  onber«  burd) 
ben  langen,  jugefpifcten,  ftad?elfübrenben  Hinterleib 
au«  unb  ift  felbft  bem  ungeübten  Stuge  leidet  ertenn* 
bar.  (S.2:afel:93ieneunb93ienenjucbt,Sig.2.) 
3pre  cinjige  Slufgabe  ift  ba«  ©erlegen ;  fie  legt  beren 
jur  3eit  ber  ftärtften  SBrut  1200—2000  tdglid),  ie 
ein«  in  eine  93rutjelle;  bie  Pflege  ber  jungen  SBrut 
gebört  nidjt  ju  ben  Aufgaben  ber  Königin.  2)ic 
ftacbellofen  5)  r  o  b  n  e  n ,  an  ®rö|e  unb  gebrungenem 
Körperbau  leiebt  (enntlicb  (f.  ^ig.  6),  bei  ben  im  Sie« 
nenvolfe  nur  bie  Aufgabe,  bie  iungen  Königinnen 
ju  befruajten;  fie  werben  ju  bem  6nbe  vor  ber 
Sdjroärmjeit  vom  Siolf  erbrütet  unb  balb  nadlet 
(im  Stuguft)  al«  nuhlofe  Treffer  von  ben  Arbeit«« 
bienen  abgeftodjen.  SDlan  nennt  ba«  bie  3)robnen* 
fcblacbt  unb  ünbet  in  ben  $agen,  menn  fie  ftatt* 
bat,  bie  Xrobnen  oft  *u  öunberten  tot  vor  bem 
Stanbe  liegen.  $ie  HrbeitSbicnen  oberSer!«  I 


SJienc  (Snfeft) 

bienen  (5ig.  3)  verridjten  bie  getoöbnlid?en  Ärbei' 
ten  inner  balb  unb  auf;  er  balb  be«  Sto<i«:  SSacbf 
erjeugen  unb  Aufbauen  ber  ÜBaben,  (Eintragen  bti 
^onig«,  be«  SBlütenftaubc« ,  be«  Gaffer«,  @nd> 
rung  ber  SBrut  u.  f.  to.  Sie  finb  geüt  led- 1 li.t  cc: 
lümmer te  ^Unbcbcn ,  Hein,  )art  von  Möroerbau,  ba= 
bei  aber  frdftig  unb  gemanbt  unb  verteibigen  aud;, 
mit  einem  Stacbel  bewaffnet,  ba«  ©emeimvefen. 

3)er  Äörper  ber  95.  beftebt  au«  einem  fefan 
^autflelett,  ba«  bie  innern  meteben  Organe  um- 
fdjlieit.  5)ie  Cberflddje  be«  ^autflelett«  ift  be= 
baart,  teil«  bidjter,  teil«  weniger  bidjt.  »ei  altem 
99.  finb  bie  £>aare  oft  gro^enteil«  abgefto^en,  nnt 
e«  lommt  ba«  fdjmarje  öautftelett  jum  ^orfdiem. 
Sct  93icnenlörper  beftebt  wie  ber  aller  ^nfelten  au* 
Äopf,  93ruft  unb  Hinterleib.  2)er  Äopf  tft  bei  Stbm- 
am,  Irebne  unb  Arbeitsbiene  rudn±tlitb  ber 
ftalt,  ©röfee  unb  93ebaarung  verfebieben.  2)ie93. 
bat  jmcierlci  Augen:  jmei  grof^e  gufantmen^efelitc 
(facettierte)  Äugen,  bie  man  audb  9let|s  ober  »eiten= 
äugen  (ocelli)  nennt,  unb  bie  bei  ben  üeTfdjiebenra 
Sienentvefen  nad)  ©rö|e  unb  Stellung  oeridnefea 
finb,  unb  brei  emfad-e  Stirn«  ober  $unltau^ea 
(stemmata).  Tie  Seitenaugen  fmb  burd?  eut 
abelte  Stirnfurd>e  getrennt  (gig.  15»,  b,c). 
mo  bie  ©abelung  beginnt,  fteben  bie  ^flbler 
(ant«nnae,  ,vig.  7)  bureb  ein  runbe«  !SBurjelglirt 
(radicula)  mU  bem  Äopfe  oerbunben.  SJiefe  f owobl 
wie  ber  SRunb  mit  ber  langen,  ftarl  bebaarten  3irag< 
unb  ben  $ref>roerljeugen  (jig.  10)  fpielen  bei 
ber  2eben«tbdtigleit  ber  3).  eine  beroorragenbe  SteOe. 
abaralteriftifd)  fmb  weiter  no<b  bie  Hinterbeine,  an 
beren  langem,  breiedigem,  )ufammengebrü<ften 
Sdjienbein  fid)  bei  ben  Ärbeitebienen  bie  Äorbdxr. 
ober  S(b.aufeln  befinben,  bie  )ur  Ablagerung  be« 
gefammelten  Slütenftaube«  bienen  unb  borftenartig 
bepaart  ftnb.  Ter  ctartni  ($ig.  11  A),  burd>  einen 
Kanal  e  mit  einer  ©iftblafe  d  oerbunben,  rubt  in 
einer  Sibeibe  cc  (ogl.  aueb  ,vig.  11  B),  au«  meld*r 
er  im  ^alle  be«  ©ebraud?«  mit  Kraft  oon  ber  9. 
berau«gefcbnellt  wirb.  Ter  Stacbel  felbft  ift  voQn 
©iberbalen,  reifet  baber,  beim  Stetben  in  ber  SBunfce 
baften  bleibenb,  au«,  meift  mit  ben  übrigen  Jeilen 
be«  ©iftapparat«,  unb  bie  ^.  gefct  ju  ©runbe.  2>a# 
in  bie  Stidjwunbe  gefprifcte  99 i  e  n  e  n  g  i  f  t  wirb  in 
ben  ©iftbrüfen  (abb)  erjeugt  unb  oerurfa*t  befti- 
genScbmerj  unb  in  ber  :Hcgel  ©efebmulft;  ba  ba«- 
telbe  naeb  neuern  Unterfucpungen  wefentlicb  au# 
lonjentrierter  ämeifcnfdure  beftebt.  fo  paralvfiert 
man  bie  ^Birtlingen  am  beften  mit  Salmiatgeift. 

A lle  99.  entwideln  fid)  au«  (Eiern ,  bie  unter  nor- 
malen Serbdltniffen  oon  ber  Königin  gelegt  werben, 
^aebbem  ba«  ßi  3  Jage  gelegt  ift,  lommt  bie  Sarve 
berau«.  T  er  £aroen}uftanb  bauert  für  Königinnen 
5 */■  Sage,  für  Frohnen  unb  Arbeitsbienen  6  Sage, 
ffidbrenb  biefer  §t\t  werben  bie  ßaroen  oon  ben  %i- 
beit«bienen  fo  reicblid?  gefüttert,  bafe  fie  im  Jutter 
brei  förmlicb  febwimmen.  Am  erjten  ia&c  liegt  bit 
Saroe  am  3Joben  ber  3«Ue,  bann  bebt  fie  fid>,  wie  fie 
wddjft,  aUmdblidj  unb  füllt  fdrtiefelid?  bie  ganje3eüt 
au«,  fo  bafs  ber  Kopf  ftd)  in  ber  3ellenöffnung  befin- 
bet.  3«&t  Wirb  bie  3«Ue  oerbedelt,  bie  fiaroe  fvinni 
fid)  gleid)  ben  übrigen  3nfeltenlaroen  ein  unb  bript 
eine  91  p mp b e.  3e nadjbem au«  ber  Stnmpbe  fxdb eint 
Königin,  eine  arbeit«biene  ober  eine  2>robne  ent= 
wideln  foll,  bauert  biefer  3uftanb  8«,',,  11— 12cbet 
15  Jage.  §eblt  c«  bem  9Joll  wäbrenb  berSBruient* 
widlung  an  ber  nötigen  SBärme,  bann  lönnen  einigt 
läge  mebr  in  Slnfprud?  genommen  werben,  unb  ura< 


Digitized  by  Google 


BIENE  UND  BIENENZUCHT. 


1.  Blenenhane.  %  Königin,  8.  Arbeitablen«.  4.  Bienenmotte.  5.  Zelle  der  Königin.  6.  Drohne.  7.  Fühler. 
&  Strohkorb,  9.  Bienenwolf.  w.  Frelawerkzeuge ;  a  Zunge,  bb  Llppentaeter  oder  Lablelpalpen,  ec  Neben- 
zungen, 4  4  Unterkiefer  oder  Kinnladen,  e  Klon,  /  Uoterklna.  Tl,  Giftapparat:  A  Stachel,  abb  darm- 
abnlkhe  AbeunderungaoiKane  für  du  Bienengift,  r  e  Stackelecbeiden ,  4  Glftblaae,  *  Glftbleeenztlel; 
B  Scheide.  12.  Dzierzonstoek,  13.  Geachlerbteorgau  der  Königin:  o  Sobald« ,  b  Sameotaiiehe,  e  e  Hier- 
»töcke,  d  d  Trompeten,  »  unpaariger  Eileiter,  /  SuhmlerdrUae.  deren  Inhalt  den  hornigen  Stachel  geachmeldlg 
erhält,  g  Glftblaae.  14.  Mittelwand  oder  Kunatwabe;  aar 4  der  mit  Wacha  am  Rähmcheu  befestigt«  Teil  der 
Mittel  wand.  16.  Augen  der  Biene;  a  Kopf  der  Drohne,  b  der  Arbeitsbiene,  *  dar  Konigln,  16.  Blenenlaua. 
[F1g.1,  8, 18, 14  verkleinert,  8—6  nat  Gr„  0  wenig,  7, 10, 11, 18, 16, 18  itark  vergrolaert.]  


Hwckhau«'  KoBTeraatlona-  Lexikon.  14.  Aufl. 


S3iene  (3njeft) 


965 


getebrt  lönncn  Arbeitsbienen  unb  Königin  unter  bc» 
lonberS  günftigen  93erbdltntffen  bie  93rutjellen  einen 
Sag  früher  oerlaffen.  Sie  junge  93.  jerfrifet  nad) 
Doüenbeter  Gntwidlung  ben  3ellenbedel  oon  innen 
unb  fcblüpft  auS.  3ebe  3lrbeiterlan>e  tonn,  folange 
fie  ftdj  in  bet  offenen  3eUe  befinbet,  nach  bem  SBiUen 
ber  93. ju  einer  Königin  erjogen  werben,  unb  jwar 
burcb  Grweiterung  ber  geroöpnlicben  93rutjelle  unb 
burcb  Sarreicbung  reichlichem  unb  beffern  ftutterS. 
Sie  in  ber  fiaroe  unb  nachher  in  ber  oerpuppten 
Stpmpbe  befinblicben  weiblichen  Organe  »erben  fca= 
burcb  oolUommen  entmidelt,  wdbrenb  fte  bei  ber 
ju  Arbeitsbienen  ftcb  entwidelnben  93rut  oertrüp» 
peln,  wohingegen  bei  biefen  wieber  anbere  Organe 
ficb  frdftiger  entwideln  als  bei  ben  Königinnen. 

2Benn  bie  Königin  bie  3«U«  oerldfit,  ijt  fie  in 
ber  iRegel  oollfommen  entwidelt  unb  fie  bebarf  nur 
ii od)  ber  93efrud}tung,  um  in  ihrem  93olte  bie  ibr  )u* 
(ommenbe  fyunltion  ju  übernehmen.  6inb  im  Stod 
Srobnen  oorbanben  unb  ift  bie  SBitterung  günftig, 
bann  oolljiebt  ficb  bie  Befruchtung  gewöhnlich 
im  Saufe  ber  erften  3  Sage,  unb  jwar  in  ber  fiuft: 
bie  Kömgin  maa)t,  umfdjwdrmt  von  Srobnen,  ihren 
$od)jettSf lug,  in  ber  Siegel  jwifdje  •  11  unb 
3  Uhr  bei  fonntgem  SBetter  unb  einer  fiuftmdrme 
oon  15  bis  20°.  yft  bie  Begattung  oolljogen,  bann 
febrt  bie  Königin  in  ben  Stod  jurüd  unb  oerldfct 
benfclben  in  ihrem  fieben  nur  bann  wieber,  toenn  fte 
mit  einem  Sdjwarme  abgebt.  Srei  Sage  nacb  ber 
23efrucbtung  beginnt  baS  Sieriegen.  5tur  bieS  ein: 
jige  lUal  wirb  bie  Königin  befruchtet,  fpdter  nicht 
ȟber;  ber  bei  ber  Begattung  empfangene  mdnn* 
liebe  Same  gebt  meb t  tote  bei  gröjjern  Sieren  in  ben 
Gierjtod  (f.  ftig.  13  c  c),  fonbern  in  eine  befom 
bere  Samentafdje  (b),  beren  AuSfübningSgang 
baS  Gi  beim  ^affieren  burcb  bie  Gileiter  ober 
Srompeten  (dd)  berührt.  Sie  Königin  hat  eS 
nun  in  ihrer  5Racbt,  bei  Durchgang  ber  Gier  burcb 
ben  Gileiter  bie  Samentafcbe  ju  öfjnen  ober  nicht; 
öffnet  fte  biefelbe.  bann  bringt  etwas  von  bem  in 
ber  Safcbe  bepnblicben  Samen  in  baS  nach  binten 
ju  noch  offene  Gi,  baSfelbe  loirb  befruchtet  unb  eS 
entmidelt  ficb  auS  bemfelben  eine  Königin  ober  eine 
Arbeitsbiene;  Öffnet  ficb  bie  Safcbe  nicht ,  fo  bleibt 
baS  @i  unbefruchtet  unb  eS  entmidett  ftcb  barauS 
eine  mdnnlidje  93.,  eine  Srobne.  Sie  Jrudjtbarleit 
ber  Königin  tväbrt  in  ber  Siegel  3  bis  4  3abre ;  ift 
ber  Samenoorrat  erfeböpft,  bann  tolrb  fie  brob* 
nenbrütig  unb  mufc  oom  93ienen$ücbter  burdj  eine 
neue  erfefet  werben. 

Sobalb  im  6tod  baS  93rutgefd)dft  begonnen  bat, 
mehrt  ficb  bie  93ollSjabl;  toirb  bieje  fo  grofc,  beiß 
ber  $laft  im  Stod  nicht  mehr  ausreicht ,  bann  ent< 
Itcben  im  93olt  bie  Sdjwdrmgebanfen:  eS  toerben 
Srobnenjellen  gebaut  unb  mit  Giern  befefct  unb 
balb  barauf  an  ben  933abenrdnbern  ober  in  ben  93er: 
tief  ungen  ber  SBaben  SBeife  1}  eilen  (gig.5).  Sie 
Königin  legt  in  bie  angefangene  SBeifelseUe  ein  Gi; 
mit  bem  SÜacbfen  ber  Saroe  »irb  bie  3«üe  weiter 
ausgebaut,  unb  nacb  Ablauf  oon  17  bis  18  Sagen 
f  eblüpft  bie  junge  flönigin  aus.  93eoor  bie  erfte  junge 
Königin  auSlriedjt,  fdjwärmt  baS  SBolt,  b.  b.  bie 
alte  Königin  jiebt  mit  einem  Seile  ber  im  @tod  oor> 
banbenen  93.  aus,  um  eine  neue  Kolonie  }u  grünben. 
3)aS  ift  ber  93orf  djwarm.  3)ie  junge  Königin 
bleibt  im  SJtutterftod,  inbeS  nur  fo  lange,  bis  eine 
)Weite  junge  Königin  erbrütet  ift;  bann  jiebt  auch  fie 
ab  mit  bem  9tad?fd)warm,  ba  im  6tod  ftets  nur 
eine  Königin  gebulbct  wirb.  93ei  günftigen Bitte» 


rungSoerbdltniffen  gebt  ber  9iacbfcbwarm  gewöbn< 
lieb  am  neunten  Sage  nacb  bem  93orf(bwarm  ab. 
GS  aefdriebt  bdufig,  bafe  ein  fcbwdrmluftigeS  93ol( 
in  3»iftbfnrdumen  oon  einigen  Sagen  mehrere 
9iacbfcbwdrme  abgiebt. 

93eoor  ein  @dbwarm  absiebt,  werben  Arbeits« 
Dienen  auSgefanbt,  um  eine  neue  Sßobnung  ju 
fueben;  biefe  beineu  6purbienen;  fte  ftnb  eS,  bie 
beim  AuSfcbwdrmen  bem  jungen  93ol(e  ben  2Beg 
jeigen,  niebt  bie  Königin.  3n  ber  Siegel  legt  ber 
Schwann  ficb  an  einen  93aum)Weig  ober  93ufd)  an 
unb  bilbet  hier  eine  bdngenbe  2 raube ;  ber  93ienen- 
tücbter  mu^  ihn  bann  einfangen  unb  in  eine  für  ihn 
beftimmte  SBobnung  bringen.  Sagt  bem  jungen 
SBolt  bie  SBobnung  ju,  bann  wirb  nc  fofort  cierei 
nigt  unb  febon  in  ber  erften  "JJacbt  mit  bem  SBabem 
bau  begonnen.  Um  bierfür  baS  nötige  DJiaterial 
unb  für  ben  Aall,  baf?  am  folgenben  Sage  fcblecbteS 
3Better  eintritt,  92abrung  ju  haben,  nehmen  bie  alS 
6<bwarm  auS  bem  SHutterftod  abjtebenben  93.  ein 
Quantum  ßonig  in  ficb  auf.  3)aS  9BacbS  «rjeugen 
bie  93.  burcb  bie  93erbauung  oon  dontg.  2Bie  bie 
Gdugetiere  unb  Sögel  bei  reichlicher  9(a$rung  ^ett 
unb  Saig  erieugen,  f  o  probujieren  bie  93.  auS  einem 
über  ich  un  oon  vtat^rung  einen  6aft,  ben  fte  an  ben 
93aud)ringen  in  %orm  oon  93ldttcben  auSfd;wi|en, 
baS  ift  baS  SBacbS;  mittels  ber  ^refiwerheuge  wirb 
baSfelbe  oon  ben  Arbeitsbienen  in  SBaben  umge- 
wanbelt  unb  fo  ber  tunftoolle  93au  bergefteDt.  vJia± 
angeftellten  93eobadjtungen  lonfumteren  bie  93.,  um 
1  $fb.  5öad>S  ju  erjeugen,  minbeftenS  12  ^fb. 
«öonig.  $er  SBabenbau  beginnt  oon  oben;  jebe 
2Babe  bat  eine  Siide  oon  etwa  23  mm  unb  ber 
9laum  jwifeben  je  jwei  SBaben  ift  gleid)  ber  gellen-- 
Idnge,  alfo  genau  11%  mm.  3)ie  obern,  iur  Auf- 
nabme  oon  ^onig  beftimmten  3eUen  fteben  ein 
wenig  aufwärts,  bie  untern  wageredjt  unb  finb  für 
bie  93rut  beftimmt;  ftbon  beoor  fte  voll  ausgebaut 
finb,  werben  bie  Gier  bineingelegt.  2)a  ein  Scpwarm 
in  ben  erften  3  Sagen  mit  ber  93rut  gar  niebts  unb 
barauf  nur  wenig  )u  tbun  bat,  f chreitet  ber  fflait  - 
bau  f ehr  rafd)  oorwdrtS.  on  ben  93ienenwobnun= 
gen  mit  beweglicbem  93au,  b.  b.  mit  9idbmcben,  bie 
je  eine  SBabe  aufnehmen  unb  nach  ^Belieben  beS 
93ieneniücbterS  berauSgenommen  unb  wieber  ein* 
geftellt  werben  lönnen,  lommt  man  neuerbingS  ben 
93.  in  ihrer  Arbeit  baburd;  )u £>ilfe,  ba|  man  fünft : 
Ud)  aus  SUacbS  geprefete,  mit  3ellenanfdngen  oer= 
febene  3Jlittelwdnbe  in  bie  5Rdb.mcben  einliebt.  3)ie 
lünftlicbenlDcittelwdnbe,  aueb  Kunftwaben  ge« 
nannt  (^ig.  14),  oon  Otto  6ebul)  unb  vv  ©übler 
in  93udow  unb  oon  ©uft.  Ab.  ^riebrieb  in  ©reife* 
walb  bef onberS  febön  t>ergeftelit,  oerbinbern  )ugleicb 
ben  2B  irr  bau,  ba  burcb  biefelben  ben  93.  bie 
Stellung  ber  einjelnen  SBaben  oorgejeiebnet  ift. 

Sie  93ieneit}U(bt,  3'tbleret  ober  3mf erei 
hat  ben  3wed,  £>onig  unb  9Bad)S  in  möglicbftcr  ^üü e 
ju  liefern.  Sie  bilbet  in  oielen  ©egenben  eine  totfent* 
lidje  93etgabe  ber  fianbwirtfebaft  unb  wirb  in  meb: 
rem  Arten  (Sucbtmetboben)  betrieben.  2)ie  3ud)t= 
metbobe,  welche  Kafteu  mit  beweglichen  SBaben  (j.  93. 
ben  Sjierjonftod,  ivig.  12)  als  SBobnungen  oerwen^ 
bet,  wirbBanberbienenjucbt  ober  SDfobiljucbt 
genannt,  im  ©egenfat)  ;u  ber  Stanbbienen- 
}ucbt,  Korb«  ober  Stabiljucbt  (<$tg.  1  u.  8). 
Sie  SJtobitjucbt,  welche  mehr  Kunbe,  mehr  ©efebid 
unb  mehr  Arbeit  beS  ^mlerS  erf orbert,  unter  biefen 
33orauSfefcungen  aber  auch  hebere  Grtrdge  fiebert, 
bat  neuerbingS  mehr  unb  meijr  Gingang  gefun« 


Digitized  by  Google 


GAß 


«Biene  (Snfcft) 


ben  unb  einer  rationellen  SBienenroirtfcbaft  lDefenfc 
lieben  SBorfdntb  gelciftet.  Unter Umftdnben bat  jebod) 
aud)  bie  Äorbjudjt  nod)  ibte  Dolle  SBeredjtigung. 
Älima,  Jradjt:  unb  anbere  Söerbdltntffe  bebingen  bte 
vJöabl  ber  einen  ober  ber  anbem  SBerriebSroev)e,  tmb 
bafi  man  aueb  bieStabiljudjt  rationell  betreiben  fann, 
jeigt bte fiüneburger Lienen judjt.  3)iebeioegi 
liebe  28abe  geftattet  ein  ganj  anbnreS  Sßerfabren  bei 
ber  Honiggeroinnung  als  ber  feite  Sau:  bie  einjel* 
nen  ausgebauten  unb  mit  Honig  befehlen  Saben 
werben  auS  bem  SBienenftod  berauSgenommen, 
mittels  ber  Honigfdjleuber  (einet  ßentrifuge)  auS; 
gcfcbleubert  unb  bann  toieber  in  ben  Stod  binein-- 
geftellt.  $te  SBortetle  biefeS  SßerfabrenS  ftnb  ein* 
leudjtenb:  bet  Honig  Id&t  fid>  nad)  ben  oerfdinebenen 
Iradjten  (9tapS,  üinbe,  Klee,  Sucbmeijen  u.  f.  ».) 
fonbern,  ift  oolltommen  rein,  unb  baS  in jfarm  oon 
leeren  3Baben  ben  SB.  uuebergegebene  SffiacbS  be= 
)djräiiltimStod  febtwefentlidjbeniöonigDeTbraucb. 

2)ie  SB.  tragen  Honig,  SBlütenftaub  (Rollen) 
unb  ÄlebroadjS  (^ropolia)  ein.  5)et  SBlumen-- 
ftaub,  lr cid- er  pauptfddjlid?  uir  9tabrung  ber  SBrut 
btent,  »irb,  nadjbem  berfelbe  in  SSerbinbung  mit 
Honig  im  SBienenmagen  teilroeife  ©erbaut  n>orben 
ift,  als  mildjartiger  Saft  ben  fiaroen  uir  9?abrung 
in  bie  gellen  geg  offen,  ober  im  roben  $uftanbe  mit 
Honig  uermiicbt  ben  dltern  fiaroen  als  9tabrung 
gereidjt.  2öaS  baoon  nidjt  fofott  oerbraudjt  wirb, 
oerpaden  bie  SB.  in  ZtWen  neben  bet  SBrut.  Slu&eT* 
bem  ttagen  bie  SB.  Sfijaffcr  ein,  teils  jur  SBereitung 
beS  ftutterS,  teils  jur  fluflbfung  beS  im  ^röbiabr 
bart  geworbenen  Honigs. 

Stadlern  bie  junge  SB.  ibte  3«Uc  OfTlajfen,  ift  fie 
jur  Arbeit  nod?  nidjt  fofott  gefdndt.  35et  Körper 
ift  fceid),  lidrtgtau  oon  tfarbe;  et  bebarf  nod>  ber 
Pflege.  9tad>  SBerlauf  von  2  Sagen  nimmt  bie 
junge  SB.  an  ben  bäuSlid>en  Arbeiten  teil:  fte  mufi 
.juttet  beteiten,  bie  Saroen  füttern,  SBaben  bauen, 
ben  Stod  teinigen,  oentilieren,  um  im  Stod  frifdje 
Suft  ju  fd>affen  unb  ju  oerbinbetn,  baß  bie  ffidtme 
übet  30°  R.  fteigt.  6pdtet  bat  fte  SBtodje  ju  balten, 
um  ben  Stod  gegen  $einbe  ju  fdülien,  unb  erft 
10  Sage  nacb  bem  SBetlaffen  ber  .Seile  fliegt  fte  auS 
bem  Stod.  SBenn  bie  jungen  SB.  juerft  ben  Stod 
oerlaffen,  balten  fte  ein  SBorfpiel,  b.  b.  fte  fliegen 
beim  ftluglod)  betum,  um  bie  Flügel  ju  üben,  ftdj 
an  bie  2uft  ju  getoöbnen  unb  ftd)  übet  ben  Stanb 
beS  ÜJtutterftodS  unb  bie  Umgebung  genau  ju  orien* 
tieren.  Grf  Dom  18.  SebenStage  an  nebmen  fie  teil 
ben  fte  barbeiten  unb  bei  nen  Jradjtbienen. 


an 


Diefe  Slrbeit  ift  für  bie  SB.  eine  febr  gefäbtliaV. 
SBiele  jjeinbe  (f.  unten)  broben  ibnen,  drger  noeb 
i)'t  bie  Sitterung,  am  ärgften  mitunter  beS  UUenf  den 
unoerftdnbigc  SBebanblung.  3>te  SebenSbauer  ber 
SB.  ift  je  nacb  ber  SabtcSjeit  eine  oerfebiebene,  im 
hinter  bei  Dolllommenft  SRube  mäbrt  fte  oft  6— 
H  3Ronate,  im  Sommer  bei  ftattet  Zraäft  baigegen 
mit  2—3  38od?en,  Jaufenbc  wrfdiletfjen  ibre  3ltt» 
gel  unb  febren  nidjt  bfim. 

Tie  ßintointerung  ber  SBiencnftöde  mu| 
gefÄeben  ebe  bie  SB.  ftd>  ju  einem  ffiintetfnduel  ju* 
fammengejogen  baben.  2luS  ben  jut  Äafftetung 
beftimmten  fcbtoaaVn  Stöden  metben  bie  £onig« 
traben  b^tauSgenommen ,  bie  SBtuttoaben  unb  SB., 
nadjbem  letttere  mit  S3or»itt  betdubt  ftnb,  »etben 
jut  SBerftdffung  bet  Stanbftöde  oetwenbet.  $a$ 
(Vluglodj  bet  Stöde  roitb  uetengert  unb  biefe  felbft 
mit  fcbledjten  ÜBdtmeleitetn  umgeben.  ®ebt  bei 
langen  SHMntetn  ber  .fionigrorrat  auf  bie  9ieige,  fo 


muf;  burdb  Fütterung  mit  ^onig  ober  3udet 
gebolfen  n>erben.  (6.  aud?  SBienenjudbt,  9b.  17.) 

Unter  ben  SBienenfeinben  auS  ber  Hienwlt 
ftnb  bauptfäd?lid>  folgenbe  ju  nennen:  SBdr,  Tadr 
3u(bS,  Stauen  unb  Wdufe,  Wiefel,  bte  brn  &om 
ober  bem  Tikcbebau  naebaeben;  unter  ben  SBdgelo: 
Sdjmalben,  Stord),  Jl'fß'nftbndppeT,  SBad»ftel»e, 
JRotfdjnjdnjdjen,  Sflienenfreffer  (f.  b.),  6ped?t,  'Koh 
u.  f.  ».;  unter  ben  3nf<tt*n:  bte-SBienen:  ober 
SöadjSmotte  (f.  SBienenmotte  unb  gig.  4),  ber  buntt 
SBienenmolf  (f.  b.  unb  gig.  9),  £ominen,  ®efpra. 
Spinnen,  SHmeifen,  SBienenlaue  (f.  b.  unb  <ytg.  16.); 
unter  ben  Slmpinbien:  bie  Kröten  u.  f.  n?. 

SBon  ben  Ätanlb«iten,  benen  bie  SB.  auSgefei: 
ftnb,  ift  bie  ätgfte  bie  ftaulbtut  (SBrut--  ober 
SBienenpeft).  »IS  Utf adje  bief er  du f, e rf t  anfteden- 
ben  Hranf beit  mürbe  ein  SBacilluS  (Bacillus  alrei 
Chesire  et  Cheync)  gefunben.  2>ie  Don  ibm  enge: 
ftedten  fiarwn  fterben  furj  »or  ber  Söebedeluna 
ober  balb  nacb  berfelben ,  geben  in  Fäulnis  über 
unb  verbreiten  einen  Ieimdbnlid?en  ®erud).  {jrubei 
empfoblene  Aieil mittel,  rrie  Carbcl,  SalicpU  Cstein 
feblenteer,  Äaff eegtunb ,  S3pfol  u.  f.  ro. ,  biteben  er 
folgloS.  %m  beften  nimmt  man  bem  bettoftenes 
SBolfe  bie  Königin,  momit  bet  SBrutanfafe  unb  bamu 
bie  9ft&glid)teit  weitetet  SfluSbebnung  ber  JSttanFbeh 
aufbort.  6in  Slabitalmittel  ift  baS  2tuSfd>R*fdn 
beS  StodeS  unb  batauf  folgenbe  SBetgraben  bei 
SßadjSbaueS  unb  ber  toten  SB.  SÄnbete  Kranfbeiten 

ftnb:  bie9tubr,bie^lugunfäbiglett(3Rairran! 
beit),  bie  Sollfranfbeit,  bie  $üj!ranlbeit 
unb  bie  SBüf  d)eltrantbeit,  »el*  festere  betben 
aber  ungefdbrlid)  ftnb. 

Äuf^er  ber  fog.  beutfdjen  SB.,  bie  in  5)eutfdlant 
meitauS  bie  größte  SBerbreitung  bat,  giebt  eS  eine 
SSnjabl  frember  SBienenraff en,  bie,  auS  frrm-' 
ben  Sanben  importiert,  in  2>eutfd>lanb  gcjücbtet  toer 
ben.  &S  gebören  babiu:  bie  italienifme,  bie  eppri: 
febe,  bie  Ärainer,  bte  dgppttfd)e  unb  bie  tautafifefre  SP. 
Tie  italienifdpe  nmrbe  fd>on  lange  in  $eutf$lant 

fiejüd>tet;  ibre  treffli<ben  ©igenfdjaften  rourben  be 
onberS  oon  Tj ier.^n  geroürbigt  Tie  cpprifd?e  SB. 
ift  febr  fleißig,  aber  (tedbluftig:  aud?  bet  fttainn 
feblt  eS  nicht  an  guten  (ügenfd?aften;  bie  tautaftfdv 
SB.  follte  gar  nid)t  fted>cn;  ^ü(btungSt>erfu<be  baben 
bieS  inbeS  nid)t  beftätigt.  $)ie  ©ren.ten  ber  löienen 
sucht  jeigt  Karte:  Siergeograpbte  L 

fiitteratur.  über  bte  SB.  unb  ibr  Seben  pgl. 
5tanj  fmber,  9ieuc  Seobadjtungen  an  ben  SB.  (nad 
bet  2.  ÄuSg.  beutfdb  mit  änmerfungen  bg.  oon 
Äletne;  2.  «ufl.,  2  SBbe.,  öinbed  18t>9):  ^ubbod. 
«meifen,  ».  unb  Sffiefpen  (2pi.  1883):  Goman,  Xte 
Honigbiene  (auS  bem  @nglifd>en  oon  (9raoenborit. 
SBraunfd;».  1891);  S®ihgall,  <5)aS  SBu*  oon  bet  SP 
(Stuttg.  1897).  —  fiebtbüdjet  bet  Sienen  = 
)  u  d)  t :  oon  £bi enfelS,  5)ie  SBienen;ud?t  ($rag  1 82? ; 
2.  Kufl.  oon  Benteler  unb  «Rufet,  3iötbl.  189S»: 
S^angfttotb ,  Treatise  on  the  hive  and  booer  be« 
(3.2fufl.,9leupOt!l859):SBaubet,Traited'apicultnrf 
(^ar.  1860) ;  oon  SBerlepf  d>,  2)ie  SB.  unb  ibre  3uaM  mit 
bt  roeglicben  Stäben  (3.  SÄufl.,  3Rannb.  1873) ;  Älemr , 
3)ie  SBienenjudjt  (2.»ufL.  SBerl.  1869);  «Hotbe,  Äort 
bienenjud?t  (©logau  1875);  Tjierjon,  ^HaticneOc 
SBienenjuait  (neue  SuSg.,  SBrieg  1878);  Scaei. 
Öanbbud)  ber  SBiencnjudjt  (2.  SHufl.,  2pj.  1879 1: 
berf.,  3)ie  Honigbiene  (iJlannb.  1880);  bebten,  J)tf 
I  Hauptftüde  auS  ber  SBetriebStoeife  bet  Süntbur^er 
SBienenjudit  (Harmoo.1880);  oonSBeTlepfd»,  SBienw 
I  judt  na*  ibrem  jehtgen  rationellen  Stanbr-unttf 


Digitized  by  Google 


©ienc  (©terrtbilb) 

(3. 3lufl.  von  Sögel,  Sielef.  1891);  S)atbe,  gebrbud) 
ber  Sienenjucbt  (5.  Hufl.,  Senheim  1892);  Seßler, 
(Scfcbicbte  ber  SBienenjudjt  (2ub»ig*b.  188G);  berf., 
^Uuftrierte*  fiebrbucb  bet  93ienenjud>t  (2.  »ufl, 
3tuttg.  18%);  Huber,  ^5>ie  neue  nüfeliAfte  Sienen« 
5itd?t  (13.  «ufl.,2abr  1899);  ©ravenborft,  2)et  ptaf» 
tifd?e  3mtft  (4.  3lufl.,  SBraunfd)».  1887);  ©üntbcr, 
"Ikattifcbcr  SRatgeber  jum  ^Betriebe  eintrdgUdjer 
^ienenmdjt  (4.  Stuft,  2pj.  1898);  efanptfa,  2)a3 
s-8ieneniabr.  2ebrbud>  bet  rationellen  SJienenjudjt 
(3.  3lufl.,  ?öien  1898);  3lgen,  Anleitung  jur  ratio« 
nelIen3Jienen3u*t(5.91uf!.,18ielef.l900).  SöBrter« 
büAerwröffcntliAten  Möllmann  (Söeinb.l885)unb 
3ftotpid}üh  (^lluftrierter  SMenenjucbtSbetrieb,  2Bten 
1893  fg.).  übet  Svmbolif  ber  93.  fdjrieb  ©(od 
(2.  Xuf  t . ,  Heibelb.l 897). — 3  e  i  t  f  d)  r  i  f  t  e  n :  SBienen« 
jeitung.  Organ  beä  SBereinä  beutfdjer  58ienen»irte 
(9törbl.  1845  fg.),  93ienen»irtfcbaftlid)e3  Central' 
blatt  (Hannov.  1865  fg.),  35eutfdjcr  (ebemalS  Sdd?« 
fifcber)  SMenenfreunb  (Jtonfenbetg  1805  fg.;  Grinu 
mitfdjau  1876  fg.;  £pj.  1885  fg.),  35et  GlfdffifaV 
Üotbringiidje  SBienenjüdjter  (Gnjljeim  1873  fg.), 
3Menenvater  (ffiien),  Sdjlef.  Sienenjeitung  (93re$= 
lau),  55er  Scblef.  3mter  (Jroppau  1874  fg.),  herein«; 
blatt  be$  f d>le#».=bolft.  GentralvereinS  für  SBienetv 
judjt  (fliel),  3)ic  Honigbiene  von  SBrünn  (SBrünn), 
i^reuß.  SMenenjeitung  (HeinridjSborf),  ßftert.^ 
Ungar.  93ienenjeitung  (sBien  1879  fg.),  3)te  9J. 
(Senheim  1863 fg.;  Slarau  1887  fg.),  3Uuftrierter 
Sd)»eijer  iöienenfreunb  (9fteberrieb  1888  fg.), 
5d)»eij.  ©ienemeitung  (93em  1869fg.),  2iebeuti*c 
«ienenjucpt  (Dßmannftebt  [jetjt  ftreiburg  i.  Sör.] 
1893  fg.),  sJJrattifd?er  2Beg»eiier  füt  SBienenjüdtfer 
(Oranienburg  1896  fg.),  bie  bdn.  Jibffrift  för  93iavl 
CJtpborg),  L'apiculteur  Charte). 

»öiene,  Sternbilb  auf  ber  ffibl.  Hemijpbdre  j»i- 
fdjen  bem  Sübpol  unb  bem  Süblidjen  Äreuj,  vier 
ein  unregelmäßige«  Süiercd  bilbenbe  Sterne. 

üBienen  (Apidae),  eine  in  inebrern  taufenb  2lrten 
über  aQe  Erbteile  verbreitete  Familie  ber  ftacbel-- 
tragenben  Hautflügler.  $ie  93.  fmb  meift  gebrun- 
gen  gebaut,  5  mm  biä  mebrere  Zentimeter  lang, 
bäuftg  mit  einem  bieten,  buntgefärbten  &aatl(eib 
bebedt  unb  Don  allen  anbern  Familien  baburd) 
unterfebieben,  baß  ba$  erfte  ©lieb  ber  Hinterfüße, 
bie  fog.  fterfe,  bei  ibnen  breitgebrüdt  ift.  Sin  ben 
ÜDhutbteilen  fmb  Untertiefer  unb  Unterlippe  ftart 
verlängert  unb  bilben  jufammen  ben  jum  Mufleden 
bed  SlUütenbonig*  bienenben  SKüffel.  «Rad?  ibrer 
£eben«5»ene  fann  man  bie  33.  einteilen  in:  1)  ©e« 
fellig  lebenbe  58.  2>iefe  (eben  ju  großen  ©e= 
fellfdjaften  Bereinigt,  »eldje  neben  »enigen  ältänn: 
d)cn  unb  2Beibd)en  jabjreidje  Arbeiter  enthalten. 
Tie  (entern,  mancpmal  anfangt  als  Seibeben  bie 
nenb,  bauen  ba$9ieft  unb  tragen  gur!Rabruna  für  bie 
l'arwn  öonig  unb  Slütenftaub  ein.  3unt  Ginjam 
mein  be5  *lütcnftaube3  tragen  fie  an  ben  hinter 
beinen  ©ruppen  bürftenartig  angeorbneter  ^aarc 
'bie  fog.Äörbdjen).  Hierher  gehören  bie  öonig* 
biene  (f.  93iene),  bie  füb*  unb  mittelamerif.  ©at= 
tungen  Trisoua  unb  Melipona  unb  bie  fummeln 
(i.b.).  2)  ©infam  lebenbe  Sammelbienen. 
Xie  Arbeiter  febjen.  3ebe*  ©eibdjen  baut  für  fid) 
in  ber  (frbe,  in  altem  5olj,  an  Reifen  ober  Sftauern 
feine  3ellen ,  oerfiebt  i<be  mit  ber  für  eine  Sarve 
nötigen  2)tenge  von  Honig  unb  SHütenftaub,  legt  ein 
öi  bmju  unb  fcbliefet  bie  3elle,  in  ber  fieb  bie  Saroe 
ohne  »eitere  Pflege  entmidelt.  Xer  SJlütenftaub 
nnrb  pon  ben  Sctbdjen  mit  an  ben  Hinterbeinen 


—  SBienenfreffer  967 

{6d)tenen:  unb  Scbenlelfammler)  ober  au  ber  Unter« 
feite  be$  Hinterleiber  (Saucbiammler)  befinblicben 
Haarbürften  eingetragen.  3lufeer  »ielen  anbern  ge^ 
bören  bierju  bie  Grbbienen  (f.b.)  unb  Japejier* 
bienen(f.  b.).  3)  Sd)mar öfter«  ober  jtududd« 
bienen.  3mr ÜJcanndjen unb 2Ueibd>en.  T'iefebaben 
feine  Haarbürften  jum  dinfammeln  be*  ©lüten» 
Haube-? ,  bauen  aud>  feine  9Iefter,  fonbem  legen  ihre 
Gier  in  bie  Hefter  anberer  löienenarten,  roo  bie  Sarisen 
von  bem  für  bie  rechtmäßigen  5öen>obner  beftimm= 
tm  awiicx  leben,  iiievber  gebören  unter  anbern  bie 
Scbmaro&erbummeln  (f.  Hummeln)  unb  bie 
SBefpenbienen  (f.  b.).  —  Sgl.  Scbmiebefnecbt, 
Apidae  enropaeae  (93erl.  1882  —  86);  fortgefeht 
oon  Briefe,  2)ie  JB.  Guropaä  (II.  1—3,  ebb.  1895— 
97;  21.  4,  3nn$br.  1898). 

»ienenameife  (Mutilla),  ©attungber  Hautflüg« 
ler  au8  ber  ftamilie  ber  Heterogyna.  S)ie  OTfinncben 
finb  geflügelt  unb  leben  im  Sommer  auf  SMumen, 
bie  SCBeibdjen  fmb  bingegen  ungeflügett,  baben  für« 
jere  ^üblbömer  unb  leben  unter  sMoo$,  Steinen 
unb  oberfldcblicb  in  ber  Grbe.  Ttan  tennt  gegen 
500  (befonber$  in  Sübamerifa  ftarl  vertretene)  m> 
ten,  von  benen  10  in  3>eutfcblanb  vorfommen.  3)ie 
bdufigfte  beutfebe  iln  (Mutilla  europaea  L.)  ift  im 
meiblidjfn  ©efdjlecbt  etma  10  mm  lang,  fdjroarj  mit 
braunrotem  ÜWittelleib,  nnife  gebdnberten  vorbern 
Hinterleibäringen;  ba«  etwa  12  mm  große  ÜJMnn* 
djen  ift  fdjroarj  mit  bldulidjem  ©lanje,  rotem  Wittel« 
unb  Hinterrüden  unb  mit  weiß  quergebdnbertem 
Hinterleib.  3)eibe  ©efcbledjter  laflen  gelegentlid?, 
namentlid)  n>cnnjje  angefaßt  »erben,  emen  jirpen« 
ben  Zon  b&ren.  Tic  Sarven  leben  a\i  Sdjmaro&er 
in  ben  Heftern  verf  djiebener  Hummelarten,  von  beren 
33rut  fie  fid)  erndbren.  (S.  2afel:  3udjt»a^l  U, 
$ig.  14*  u.  14b.) 

iBicitenvrot,  bie  aui  bem  Slütcnftaube  (Rollen) 
von  ben  JBienen  bereitete  IRabrung  (f.  SBiene]. 

t  cncnflicge  (Microdon),  ©attung  ber  Sd)»eb« 
fliegen,  vom'Hobitu«  ber  93ienen,  mit  ftart  ge»ölb« 
tem  93ruftf djilb,  verbreitertem ,  eirunbem  Hinterleib 
unb  frdftigen  Seinen.  I)ie  Sarven  gleidjen  tleinen 
9U(btfd)ueden,  als  »eldbe  fte  aurfi  beut  rieben  »or« 
ben  fmb,  unb  (eben  unter  Anteilen  ober  im 3Jtultn 
[auliger  Saubbdume.  3n  2)eutfcp(anb  giebt  ee-  vier 
tm  auSgebilbeten  3uftanbe  an  feudjten  Orten,  befon» 
berd  in  ber  9idbe  beS  SobenS,  fid)  aufbaltenbe  Slrten. 

©icnenfreffer  (Meropidae),  eine  gamilie  ber 
ffudud*vögel  (Coccygomorphae),  bie  ficb  burd)  ge« 
[tredten  2e\b,  über  fopflangen,  leutt  gebogenen, 
tdjarfen  unb  fpifeen  Sd)nabel,  tleine,  turje  ^üße 
unb  meift  lebbaft  gefärbte*,  ftraffeä  ©efieberaui« 
jeidjnen.  2>ie  33orberjeben  ftnb  am  ©runbe  mitein« 
anber  verwarfen ,  bilben  fo  eine  breite  Soble  unb 
fmb  mit  fcbarfen,langenSicb.eltrallen  bewaffnet.  Sie 
leben  von  ^nfeften,  bie  fie  meift  im  ftluge  fangen, 
niften  in  Grbt>oblcn  unb  legen  5—7  gldnjenb  »eiße 
Gier.  ^\n  Guropa  lebt  nur  eine  im  Sommer  erfdjei« 
nenbe&rt,  ber  iBienen*  ober  ^»»«nwolf  (Me- 
rops  apiaster  L.,  f.  2afel:  Hududävfigel  II, 
^ig.  1),  mit  »eißer  Stirn,  einem  blauen  Streif 
über  bem  Äuge,  einem  fd)»arjen,  blau  umfdumten, 
baruntcr  bodjgelbcm  Äinn  unb  ffebje,  mcerblauer 
93ruftunb  9)aud),  jimmetbrauner  Sdjulter,  grün« 
blauen  Hanbfd;»ingen,  jimmet braunen  Jtrmfdjmin« 
gen,blaugrünemSdj»anj.  Gr  niftet nur  au^nabm«« 
»eife  auf  ber  9lorbfeite  ber  SUpen  unb  Brenden, 
ift  ein  lebpafter,  nad)  Ralfen«  ober  Sdj»albenart 
piegenber,  Snfeften  jagenber  3?ogel  unb  fcfceint  bie 


Digitized  by  Google 


968  öiertotgift  — 

ftedjenben  9Befpen,  $mmmeln  unb  SBienen  ju  beoor* 
jugen,  bie  er,  ohne  ihnen  ben  ©iftftacbel  abjubeifjen. 
binabfcblingt.  ,\m  fübl.  (Suropa  »oirb  ber  Sßogel 
als  SBicnenfeinb  gebafst,  verfolgt  unb  gegefien.  $m 
Ääfig  t  ä  [  t  er  fich  oft  mehrere  $abre,  m*  aber  febr 
anfprucbSooll,  ba  er  fiep  an  (*r)aftfutter  nur  febroer 
gewöhnt  unb  auch  grofee  sJRabrungemcngeu  oerlangt. 
$aS  $aar  roirb  mit  60—100  3Ä.  bejahlt. 
»Bienengift,  f.  SBiene. 

SBiencufafcr,  Warne  mehrerer  Ääferformen: 
1)  Trichodes  apiarius  Herbst,  ^mmenläfer, 
SBienenmolf,  ein  ju  ben  SBuntfäfern  (f.  b.)  ge* 
höriger  beutfdjer  fläfer  oon  8—15  mm  Siänge,  bun= 
tel  ftablblau,  ftarl  behaart,  glügelbeden  fiegelladrot 
mit  blaufcbtoarjen  Gnbfpigen  unb  jtoei  ebenfolchen 
Ouerbinben.  Ginc  anberc  9lrt  (Trichodes  alvearius 
Fuor.)  jeigt  bie  Jafel:  Ääfcr II,  jyiö.27.  Steleben 
oon  SBlütcnfaft  unb  aud)  oon  ^nfelteu,  ob  roirllicb  | 
auch  oon  Sfltenen  ijt  jtr>eifell?aft.  2)  Sitaris  muralis  \ 
Forst.,  iu  ben  SBlafenfäfern  (f.  b.)  Gehörig,  5—9  mm 
lang,  aIü  gelbe  den  hinten  fpi|  jufammenlaufenb, 

Sjmarj  mit  roten  Schultern,  öaroen  bei  echten 
ienenarten  fcbmaroticnb. 
itficnenfötiigin,  f.  SBiene. 
3HeitenIau#  (Braula  coeca  NiUsch),  eine  auf 
ber  Honigbiene  fcbmarofcenbe  blinbe,  flügellofe,  noch 
nicht  l*/»mm  lange,  bräunlich  roftf  arbeite  &iuS= 
fliege  (f.  b.  unb  Safel:  SBiene  unb  SBienenjucht, 
, v i vi .  16).  2Ran  ftnbet  fie  gewöhnlich  am  yiüden 
beS  SBruftftüds  ber  SBienen.  befonberS  bei  ben 
Königinnen.  91ur  menn  fie  (ehr  jablreich  auftritt, 
veranlagt  fie  merllichen  Schaben.  2Ran  mu|  bann 
möglichst  häufig  ben  Beben  ber  SBienenftöde  reinigen, 
um  bie  hi«  liegenben  puppen  ju  entfernen.  SB. 
nennt  man  auch  bie  l'aroen  beS  ÜHaitourmS  (f.  b.). 

* tenett motte,  auch  &onig  =  ober  Sachs* 
m  o  1 1  e  ( Tinea  s.  Galleria  cereana  L.  s.  melonella  L. 
s.  Cerella  Hb.,  f.  Jafcl:  SBiene  unb  SBienen: 
jticbt,  f*ig.  4),  eine  oon  ben  SBienenjüdjtern  febr 
«fürchtete  ÜJlottcnart,  jur  ©ruppe  ber  Hlein= 
f cbmetterlinge  (Microlepidoptera)  gehörig.  2>er  afcb: 
graue,  am  odergelben  ynnenranb  mit  purpurbrau: 
nen,  fcbroarjgefledten  SttngSftreifen  oerfebene  Cber: 
flügel  unb  einfarbig  hellgraue  Unterflügel  trägt 
einen  fcbroarjbraunen  ftaarjebopf  mit  roeifeer  Spi&e 
auf  bem  IHüdcn.  2  er  Kaller  bringt  nacht«  in  bie 
SBienenftöde,  um  hier  feine  Gier  abzulegen.  Sic 
SKaupe  roirb  burd)  SBerjcbren  unb  iBerfpmnen  ber 
SUJaben  fchäblid),  ba  fie  biefelben  mit  ihren 
gen  oiclfacb  burebbobrt  unb  ein  SSugfliefeen  beS  &o- 
nigS  oeranlafjt.  Jritt  fie  in  Wenge  auf,  fo  tann 
ibje  SBeläftigung  ber  SBienen  fo  meit  geben,  bafe 
biefe  ben  Stod  ocrlaffen.  ^n  ihren  oerfebiebenen 
GntroidlunaSjuftänben  fchemt  fie  fich  nicht  an 
beftimmte  Reiten  yu  binben,  ba  man  in  ben  bc= 
fallenen  SBiencnftöden  oom  ^unx  bis  Cltober  Diau* 
pen,  puppen  unb  Schmetterlinge  jugleicb  antrifft. 
Sie  überwintert  als  •iJJuppe  unb  macht  mehrere 
Generationen  oon  je  3  ffiodjen  $aucr  burdj. 
*öicncjtmuttcr,  f.  SBiene. 
^icncnrcdjt,  bie  9led>t*grunbfä&e,  Kelche  in 
oolijeilicber  unb  prioatrecbtlicber  .ftinficbt  in  Stn- 
febung  ber  ÜBienenjucbJ  befteben.  v\u  Unterer  ^in- 
ficht  lommt  bie  9tatur  ber  Lienen  in  Betracht,  In* 
folge  ber  Huhucht  junger  SBrut  fd^marmmeife  au* 
»uroanbern.  9la(h  ben  JUorfdjriften  über  baö  Gigen= 
tum  an  »ilben  Bieren  mürbe  bal  Eigentum  mit 
bem  SJerlafien  beo  ©runbftfld*  oerloreu  fein;  nach 
bem  befonbern     erft,  nenn  ber  Eigentümer  ben 


Bienveillance 

2,f  rcarm  nicht  unDerjüglieh  oerfolgt  ober  bie  Se: 
folgung  aufgiebt;  er  barf  bahei  frembe  örunbftiiu; 
betreten.  3(eht  ber  Schmarm  in  eine  frembe  ni£: 
befeute  SBienenmohnung,  fo  barf  ber  (Tigert tüir. 
gegen  Sdjabenerfati  jmed*  (Sinfangend  bie  iBaho 
herausbrechen;  jiebt  er  in  eine  beie&te,  fo  erlöfcpfr 
bie  Siechte  an  ben  eingebogenen  SBienen ;  r>ereiniger: 
fich  ausgesogene  Schroärme  außerhalb  einer  iöienez 
toobnung,  fo  entfteht  am  eingefanflenen  Gkfa«: 
febroarm  Miteigentum.  (Iseutfche*  Söürgerl.  ©efeab 
§§.  961  fg.)  Über  ba*  in  Cfterreich  (leiten be  dUi: 
).  öienenrecht,  Söb.  17.  —  »gl.  Säli,  2^a*  9iedjt  k 
Lienen  (Stuttg.  1891). 

*icncnfct)rtJärmer,  f.  Olaäicbmärmer  unb 
fei:  Schmetterlinge  I,  ftig.  4. 

©ienenfti*,  ©ienenftocl,  f.  Siene. 

^ienenruarna,  f.  Sachs. 

gHetteittoolf,  ^ogelart,  f.  Jßienenf rener  unb  2- 
fel:  HududSoögel  II,  ^ig.l.  —  SJienenmolf. 
bunter  (Philanthus  pictus  Fab., f .  Jafel :  SJienf 
unb  Sienenjucht,  $ig.9),  ein  etwa  10 — 12mm 
langes  ^nfelt  auS  ber  Familie  ber  @rabmefm 
(i.  b.);  auch  ein  fiäfer  (Trichodes  apiarius  Herbst 
betfjt  gelegentlich  fo  ff.  iöicnentäfer). 

»öienen  \ud)t,  f.  SBiene  unb  SBienenjucht,  SBb.  17 

©iener,  Ghriftian  Oottlob,  3urift,  ßeb.  10.  %az. 
1748  ju  3örbig,  habilitierte  fich  1776  in  £eip;u 
mürbe  1790  orb.  $rofeffot  in  ber  3uriftenfatultä!. 
bann  auch  unb  CberhofgerichtSrat  unb  ftart 
13.  Oft.  1828.  2)ie  SBabn  ju  einer  beutf djen  Siedjtf 
geidnepte  brach  er  burd)  «Commentarii  de  originee: 
progressu  legum  juriumque  Germania«  »  (2  SBbe 
t'pj.  1787—95).  SBicbttg  fmb  fein  «Systema  Pro- 
cessus judiciarii  et  commuuis  et  Saxonici*  (tbt. 
1796  ;  4.  Ruft  oon  Siebbrat  unb  ärue,  2  ®be.. 
SBerl.  1834—35)  unb  feine  «Quaestiones»  mi 
« Interpretationes  et  responsa»,  als  atabemiid'f 
€  chriften  erfchienen  unb  als  «Opuscula  ac&demic* 
(2  SBbe.,  £pj.  1830)  herausgegeben. 

Sein  Sohn  ftriebneb  Suguft  SB.,  geb.  5.  *ebr. 
1787  in  Ücipjig,  ftubiertc  in  fieipjig  unb©öttingr; 
^He*t*mificnfchaft  unb  »urbe  1810^rofeffor  an  b« 
Unioerfitdt  SBerlin.  1834  nahm  er  megen  jrrdntlict 
teit  feine  (Intlaffuna  unb  manbte  fich  nach  Bresben, 
roo  er  2. 9)lai  1861  ftarb.  SB.  f chrieb :  «©efdjicbte bet 
9looellen  3uftinianS»  (SBerl.  1824),  «SBeiträge  ju  ba 
©efchichte  beS  3nquifitioneprojeüeS  unb  ber  &r 
fdbmorenengcricbte»  (ijpj.  1827),  bie  mit  £>eimba± 
berauSgegeberten  «SBeiträge  jur  9leoifion  beä  Au 
ftinianifchen  ©ober»  (SBerL  1833),  «3>aS  engL  9* 
fd>roorenenaericbt»(3S8be.,^ia52-55),«,©«tiei 
rechtliche  ilbbanblungen»  (ebb.  1859). 

^icncroitj,  l'eier,  f.  9lpianuS. 

WUtitöm  (frj.,  fpr.  biängf  ätöhr),SBoblthätcr. 

©Unnäl  (lat.),  Wei  ^ahre  bauernb,  auch  ail< 
jtoei  3ahre  roieberleprenb. 

©iettne  (fpr.  bienn),  fchmeij.  Stabt,  f.  SBiel. 

©ütattic?  (lat.), } m e i |  ä h  r  i  g ,  in  ber  iöotanil  tu 
'Bezeichnung  oon  ^flanjen,  bie  erft  im  jtrei ten  3abr< 
Blüten  unb  Früchte  tragen  unb  bann  abfterbei:: 
baS  3eid?en  bafür  ift  0. 

»etifnnium  (lat),  ein  3eitraum  oon  jmei  ^abrex 

Bien  public  (ix\.),  f.  Bien. 

Bienseanee  (frj.,  fpr.  biängfeeängp),  Sohl 
anftänbigfeit;  bienseant  (fpr.  biängfeeang),  »ob; 
anftänbig. 

Bienveillanoe  (frj.,  fpr.  biängroeiingi », 
©ohlroollen;  bienveillant  (fpr.  bidngtoeiina >, 
wohltoollenb. 


Digitized  by  Google 


Bienvcnu  —  83terbrucfapparüt 


969 


Bienvenu  (frj.,  fpr.  bldngro'nü),  roilltommen. 
*tcr,  f.  Bier  unb  Bierbrauerei. 
-Bietbaum,  Otto  Julius,  Sdjriftfteller,  f.  SBb.  1 7. 
«oicrpctrnaucr,  ].  :01er  uno  soierurauerei  a. 
flBicr  brauerct,  f.  Bier  unb  -Bierbrauerei, 
©ierbrauerfdjttle«,  f.  Brauerfdiulen. 
ffHereomment,  f.  Gomment. 
©iercouleiir,  f.  Bier  unb  Bierbrauerei  foroic 
«Karamel. 

SBterbruffapparat,  audj  Bterprefüon  ge* 
nannt,  eine  Borridjtung ,  burcb  roelcbe  bad  jum 
9lu&f<bant  lommenbe  Söicr  unter  erbebtem  SDrud 
in  SRöbren  oon  bem  im  Heller  ftebenben  ftafe  jur 
SluSfdjanlitelle  (Buffett)  emporgebrüdt  wirb.  2)urcb 
ben  S)rud  wirb  gleichzeitig  ber  Äoblenfäurewerluft 
verminbert.  §n  ber  nacbftebenben  3  ig. 1  ift  bie  (Sin* 
ricbtung  cineä  l'uftbrudapparat«  oeranfdjaulicbt. 


-Durcb  bie  meift  einfad;  roirfenbe  £uftlompre)fion$: 
pumpe  A  roirb  bie  fiuft  in  bem  Suftfeflel  B  bi*  ju 
einer  Spannung  ron  1  bi«  2  Sttmofpbdren  über: 
brud  jufammengeprefet;  bie  &M)t  biefer  Spannung 
jeigt  ein  StRanometer  m  an.  Bon  biefem  SKeferrroir 
rührt  ein  burcb.  einen  £abn  »erfcbliefcbareS  iHobr  r 
ju  bem  gafi  unb  roirb  mit  bemfelben  burcb  einen 
eigentümlich  geformten  Mahn  n  luftbicbt  oerbunben. 
I  er  Untere  bat  ein  lonifcb  anlaufenbeS  ©eroinbe, 
mit  roclcbcm  er  in  ber  Cffnung  bed  $afje$  befeftigt 
roirb  unb  fo  einerfeitd  bie  Berbinbung  mit  bem  %u\U 
tefiel  berftellt ,  anbererfeit«  baS  Söier  burd?  ein  bi* 
nahe  auf  Den  Boben  reidjenbeS  JHobr  bis  jur  Sud; 
fdjantftelle  C  fuhrt.  2>iefe  (ann  Dabei  in  beliebige 
(Entfernung  uon  ben  Bierfäffern  verlegt  »erben, 
roeldje  rodprenb  beä  HuSfdjant«  im  Äeller  liegen 
bleiben  leinten.  ;  iualetcb  geftattet  bie  Slnroenbung 
biefe*  Stpparat* ,  bie  mit  bem  Bier  in  Berührung 
Tommenbe  fiuft  burdb  einen  9Battefilter  ju  reinigen. 
'-Die  Sbbilbung  jeigt  femer  eine  Slnorbnung  be«  JB., 
ioeld?e  geftattet,  brei  Sorten  Bier  gleichzeitig  an  ber 
2lu8fcbanfftelle  C  ju  oerjapfen.  $u  bem  3roede  ift 
ber  i'uftfeffel  mit  jroci  roeitern  tfdffern  burcb  bie 
.Ödbnc  p  unb  o  unb  bie  Wöhren  t  unb  s  in  Ben 
binbung  gebraut,  unb  bie  2lu*fd>anffdulc  trägt 


8 


brei  StuSlafebdbne.  aut  grofce  SHeftaurationen  bat 
man  felbfttbdtige  H'uftlompreffionSapparate  lon= 
ftruiert,  bie  burcb  ben  5)rud  ber  ftäbtifd>en  Safter* 
leitung  in  Jbätigteit  berfefct  roerben. 

3)em  Bebürfnid  tleinerer  Scbantlofale  mit  ge= 
ringerm  Äonfum  entfpridjt  ber  in  Jig.  2  bargeftellte 
transportable  B.,  roel*er 
in  fompenbiöfer  ftorm  alle  Jeile 
be*  oben  befdjriebenen  entbdlt. 
A  ift  bie  £uftfompreffion$* 
pumpe ,  B  ber  fiufttcffcl  unb  C 
ber  Kinski nbabn.  Sine  grofic 
Verbreitung  bat  in  neuerer 
eit*  bie  flüffige  floblen* 
dure  als  $rudmittel  jum 
$Jierau«ffcbant  gefunben.  2)ie» 
fe«  »erfabren,  ba«  ficb  Siaobt 
febon  1880  patentieren  liefe,  er* 
möglid^t  bad  Stuflegen  großer 
gd))er  aud>  bei  geringem  Äon^ 
turn,  ba  hierbei  ba*  Bier  bis 
jum  legten  Jropfen  frif dj  (b.  b. 
toblenfdurereicb)  bleibt.  3)ie  i 
flüffige  Hoblenfäure  tommt  für 
biefen3roedingro6enfd}miebe:  9> 
eifernen  ober  ttttblernen  ^la« 
fdjen  jur  Berroenbung.  SWtt  10  kg  flüfnger  Äobletv- 
fdure  (toelcbe*  Ouantum  1896  etroa  3  ÜJt.  loftete 
unb  in  Sutunft  noeb  billiger  |u  roerben  Derfpridjt) 
tann  man  etroa  4000 1  Bier  oerjapfen.  2öegen  beö 
boben  3)rude8  (60—70  3ttmofpfedren),  ber  in  ben 
Hoblenfdureflafcben  b*rrf*t,  barf  man  biefelben 
nuft  Direft  mit  ben  Bierfdffern  oerbinben;  ber 
$rud  mufe  »ielmebr,  ebc  er  auf  bie  Jdffer  roirlt, 


5<a-  s. 

berabgemiubert  roerben,  roao  iei;t  burcb  ein  fmn- 
reiebe*  JHcbuiieroentil  gefebiebt ,  roelcbc*  bie  früber 
gebräueblicben ,  umfaugreiefcen  (^rpauHouegefäne 
erfet^t.  Sie  vorftebenbe  §ig.  3  jeigt  bie  üblidbe 
Jluorbnung  ber  Berroenbung  flitjfigcr  Jteblenidure 
jum  Bierauefcbant.  A  ift  bie  Hoblenfdureflafcbe 


Digitized  by  Google 


970  SSierc  — 

mit  ber  burdj  baS  fcanbrab  h  oeridjliefebaren  ÄuS» 
flufcöffnung.  3»»fd)«n  A  unb  bem  Bierfal  ift  baS 
töebu.ueroentil  R  mit  Manometer  m  eingcf ehaltet. 
Dur*  ben  Drud  ber  Äoblenfäurt  fteigt  baS  Stet 
in  bem  Steigrohr  S  bis  jum  Sdjanltjabn  H  empor. 
3ut  Herstellung  oon  JB.  bürfen  nur  2ftetaUlegie« 
rungen  oermenbet  werben,  welche  nicht  mehr  als 
1  $roj.  SBCei  enthalten. 

;iur  SReinigung  ber  ^Rohrleitungen  fmb  Dampp 
reinigungSapparatefebrpraftifcb.  Durcheinen 
mit  bem  Apparat  in  Berbinbung  gebrachten,  an  ber 
berreffenben  Bierleitung  befeftigten  ©ummifcblaucb 
ftrömen  unter  ftartem  Drud  erftenS  ein  Dampf; 
innb! ,  um  bie  anbaftenben  Unreinigteiten  ju  läfen, 
jmeitenS  peifecS  2Baffer,  um  bie  loSgelöften  Schmu^ 
teile  mit  fortjureiften ,  Dritten«  taltcS  SÖaffer,  um 
bie  Möbren  ju  (üblen,  oiertenS  2uft  jum  Droctnen 
ber  (entern  tut*  bie  Bierleitung  unb  bie  ÄSähne 
berfelbcn.  Um  fiuftteffel  unb  JRobre  grünblich  unb 
leiept  ju  reinigen,  ift  eS  notmenbig,  unten  am 
Boben  beS  erftern  einen  Jlblanbabu  anjubringen, 
burch  ben  ber  angefammelte  Schlamm  mittel«  beS 
Dampfes  auSgeftofsen  wirb. 

tftere,  Dorf  in  ber  s£rooinj  Saufen,  f.  Bb.  17. 

tötcraclbcn,  f.  Bauerngelben. 

©ietnefer,  f.  Bier  unb  Bierbrauerei  B. 

«ierlett,  Stabt  in  Gnglanb,  f.  ftortb-Bierlep. 

«iermann,  ©ottlieb,  'Baier,  geb.  13.  Ott.  1824 
in  Berlin,  bilbete  ftd)  auf  ber  bortigen  Sltabemie 
unb  als  Schüler  Sachs,  ©in  1850  erlangter  Staats* 
preis  ermöglichte  ihm ,  Stubienretfen  na*  Italien 
unb  Atantreidb  ju  unternehmen.  Dort  waren  bie 
Benetianer  feine  Borbilber,  in  $ariS  lernte  er  bei 
Seen  Gogniet.  1854  nach  feiner  Baterftabt  jurüd= 
gefebrt,  oerfuchte  er  ftcb  juerft  im  geschichtlichen  Sadj 
(£ob©uftao$lbolfS,  Schlacht  bei  ÄunerSborf),  wem 
bete  fiep  aber  balb  auSfcbUefelich  mit  ©lüd  ber  Bu> 
niSmalerei  ju.  $u  feinen  beften  Porträten  gebören 
bie  beS  ©rafen  Siebern,  beS  ©eneralfclbmarfcballS 
ffirangel,  ber  2Jtinifter  oon  Schleini|  unb  Delbrüd. 
Beliebtheit  errangen  feine  Jrauenbilber,  bie  er  effelt- 
ooll  barjuftellen  unb  cur*  trefflich  gemalte  Äoftünv 
Pracht  unb  tunftgemerblicbeS  Beiwert  aufjupufcen 
weift.  Such  malte  er  einige  ijbealgcftalten:  3»a<uner= 
fönigin  (1877)  unb  Gftber  (1880).  JB.  ift  ÜTUtglieb 
unb  feit  1878  s^rofeff or  an  ber  Berliner  SUabemie. 

*B  i  c  ttn  a  n  n ,  Karl  Gbuarb,  Canbf  ch  aftSmaler,  geb . 
26. 3uli  1803  ju  Berlin,  mibmete  fia?  anfangs  ber 
DetoranonSmalerei  unb  ging  bann  jur  £anbfd)aft£- 
malcrei  Aber.  ;]u  biefem  Strc d  e  lebte  JB.  abwech  felnb 
in  Jirol  unb  ber  Schweij,  fpäter  aud)  in  Italien. 
Bon  feinen  ©ebirgSbilbern  befifct  bie  National* 
aalerie  in  Berlin:  DaS2Bcttcrborn(1830),  DerBafc 
tfnftermünj  (1830),  Älofter  Bürget«  in  Dirol  (1832). 
Seine  SluSficbt  auf  ftlorenj  (1834)  würbe  Gigentum 
beS  Berliner  KunftoereinS,  ebenfo  ber  Dom  oonüJtai= 
lanb.  Gine  feiner  größten  unb  betannteften  i'ant • 
iebaften  ift  ber  Slbenb  auf  ber  $od?alp  (1842).  Biele 
feiner  lanbf  cbaftlicben  Bilber,  namentlich  ber  italieni- 
fd)en  (}.  B.  £affo£  6id;e  u.  a.),  fmb  buv*  rtivt  unb 
Lithographie  oerbreitet  roorben.  B.S  Arbeiten  jeigen 
eine  forgfältige  Jedjnif,  tragen  aber  meift  ein  gemijfeS 
betorationSrnfifugeS  ©eprfige.  Dies  tritt  befonberS 
beroor  in  ben  lanbfcbaftlidjen  greSfen,  mit  benen 
er  unter  anberm  bie  2Bfinbe  beS  9ieuen  Ü)tufeums 
in  Berlin  fdjmüdte,  bie  3nfel  $bilä,  ben  Borbof  beS 
JempelS  oon  Gbfu,  ben  Xempelhof  }U  «antat  fomic 
bie  JRefte  beS  SlmpbitheaterS  oon  cpratuS  barftel^ 
lenb.  ©rofee  5rifd?e  unb  9?aturtrahrheit  jeigen 


Söicrftein 

16  Slauarelle ,  bie  er  1853  aU  &u±ic  einer  9leüe 
in  Dalmatien  auSftellte.  Bon  ba  ab  galt  er  lange 
als  ber  erfte  Vertreter  ber  altern  Sd?ule  ber  la n : 
fa)aftlichen  2lauareUmalerei  in  Berlin,  als  beten 
Begrünber  er  neben  Sdjirmer  unb  Blechen  an juf  eben 
ift.  6r  ftarb  16.  ^uni  1892  in  Berlin. 

fHermer,  Magnus,  9tationa(fitonom,  f.  JBb.  17. 

»tcrnotjft,  3oh.  ßhriftoph,  5<briftftellet,  geb. 
17.  Dtt.  1795  ju  GlmShorn,  ftubierte  Sbeologie 
unb  Orient.  Sprachen  unb  »arb  1821  ^>rebifler  an» 
ber  gallig  tRorbftranbifchmoor  in  ^eftfcbleSnig. 
1825  Pfarrer  ber  eoang.^lutb.  Äirdje  in  3tiebri<b4 
ftabt,  wo  er  11.  9Jlai  1840  ftarb.  Die  »ertoolliu 
feiner  Arbeiten,  weil  beS  JßerfafferS  unmtttelbam 
Umgebung  entnommen,  bie  er  mit  ergreifenber 
fflabrheit  fdjilbert,  ift  «Die  £aUig,  ober  bie  Sdjrff- 
brfidhigen  auf  bem  ßilanbe  in  ber  ?torbfee»  (Altona 
1836;  4.  «ufl.,  Bafel  1881;  mit  Ginleitung  oon 
Dünfcer,  Stuttg.  1881;  auch  in  SReclamS  «Unioet 
falbibliotbet»);  bagegen  wirb  in  feinem  reliatefen 
Sehrgebicht  «Der  ©Iaube»  (SdjleSw.  1825),  feinen 
«®ebid)ten»  (1835;  2.  Slufl.,  Spj.  1852)  unb  feinen 
ftooellen  («Sege  jum  ©lauben»,  1840;  2.  «ufL. 
ebb.  1852;  «Der  braune  flnabc»,  3.  SlufL,  8af<l 
1882,  u.  a.)  bie  geringe  poet.  Kraft  bureb  bie 
fromme  ©eftnnung  B.S  nicht  ausgeglichen.  Seme 
«©ffammelten  Schriften»  (8  Bbe.,  Stltona  1844; 
2.  SlufL,  2p».  1852)  erfchienen  erft  nadj  bem  Jobe; 
eine  SebenSbefchreibung  B.S  (2.  Sufl.,  g»j.  1852) 
gab  fein  Sobn  Karl  Bernharb  B.,  $aftor  in  Ältona. 

«ierpreffion,  f.  Bierbrudaoparat. 

«Bierftabt,  Dorf  in  öeffen--3Iaffau,  f.  JBb.  17. 

ttierftabt,  Ulbert,  beutfdVamerif.  Sanbfcbaft?^ 
maier,  geb.  7.  San.  1830 ju  Solingen  bei  Düffe!- 
borf,  tarn  1831  mit  feinen  Gltem  nach  Ämerita  (9t<n 
Bebforb),  bejog  1853  bie  ^Raleratabemie  ju  Duftd- 
borf,  wo  er  unter  Cefftng,  Achenbach  unb  Ve u tu  fi* 
auSbilbete,  unb  tehrte  1857  nach  Omenta  jurüd.  Gr 
begleitete  im  Stprit  1858  ben  ©eneral  2anber  auf  fei^ 
ner  GntbedungSreif  e  nach  bem  Sübpa^  in  ben  ■  H  t£ : 
Mountains,  bereifte  bann  mit  nur  jwei  Begleitern 
unter  großen  ©efabren  bie  öftl.  ©egenben.  Die  fünft: 
terifdbe  Ausbeute  biefer  Grpebition  waren  bie  beiben 
©emdlbe:  SanberS  $it  unb  Saramie  iU!  (leiteten 
in  ber  Äunftatabemie  ju  Buffalo).  1863  unternahm 
er  weitere  Reifen  an  ben  Saljfee  unb  über  bie 
Sierra  9teoaba  nach  Kalifornien;  jurüdgefebrt  liet; 
er  iut  in  ^roington  am^ubfon  nieber.  1867  erbielt 
er  oon  ber  SHegtcrung  ben  Auftrag,  bie  Gntbedun^ 
beS  ^ubfonfluffeS  für  baS  Kapitel  in  SBafbington 
auSjuführen,  unb  begab  \\± ,  um  Stubien  ju  bem 
Bilbe  ju  machen,  im  yuni  1867  nach  Guropa.  3« 
SBintcr  1867—68  weilte  er  in  «Rom  unb  Neapel,  wo  er 
ben  Ausbruch  beS  BefuoS  1868  malte.  JB.  fteOte  mit 
Borliebe  milbromantifche  ©ebirgSlanbfcbaften  um> 
gewaltige  9?aturfcencn  bar.  Bon  feinen  Bilbem 
ftnb  au^erbem  ju  nennen :  3Jt orgen  im  ^elfengebrrae 
(1861),  Sonnenlicht  unb  Schatten  (1862),  baS  ben 
^Huf  beS  ÄünftlerS  begrünbete;  Sonnenaufgang  in 
Kalifornien (1864),  Sturmim  gelfengcbirge  (1866), 
oiellcichtfeingroftartigfteSS)ert;  Das  ©olbenelbor. 
Die  Dome  beS  2)oiemttetbalS,  Stnftcht  in  ber  Siena 
Weoaba  (1868).  Sluf  ber  internationalen  Runftau^ = 
ftellung  ju  Berlin  1801  war  B.  oertreten  mit:  Die 
legten  ber  Büffel,  Die  mächtigen  Baume  Äalifoi 
nienS,  SDlount'-Jacoma  im  Staate  ^af hington  an 
ber  ^aeific^üfte,  SRodO  Mountains. 

Q^icrftein,  ©etreibeftein,  .-Uditbcit ,  ein 
oorübergebenb  aufgetauchtes  Ofabrifat,  baS  in  erner 


Digitized  by  Google 


Sterfteucr 


971 


bi«  tum  Srftarren  eingetieften  SEBürge  beftanb,  aber 
treh  oieter  9teflame  fernen  Gingang  fanb. 

ttierftetser,  im  Spftem  ber  Sufwanb«befteue: 
rung  }u  ben  ©eträntefteuern  gehörige  Steuer,  bie 
entwe ber  nach  bet  Menge  bei  oerbrauebten  SHobftoffe 
al«  Ma  t tu  alft euer  ober  nad)  ber  Menge  be*  er» 
jielten  3wifcbenprt>burtc«  al«  6  a  I  b  f  a  b  r  i  t  a  t  * 
ft  c  u  e  r  ober  nach  bem  gewonnenen  fertigen  Grjeug: 
nid  al«  %  a  b  t  i  t  a  t  ft  e  u  e  r  aufgelegt  wirb.  X  ie  ;,u 
©runbe  gelegten  SRopftoffe  ober  ba«  GTjeugni«  wer* 
ben  entweber  unmittelbar  ermittelt,  ober  e«  werben 
gewiffe  Werfmale  im  Verlauf  be«  Grjeugung*ber: 
gang«  al*  Äu«gang*punft  genommen ,  bie  einen 
Scbfuft  auf  bie  Menge  ber  üerwenbeten  SRopftoffe 
ober  be*  gewonnenen  Grjeugniffe*  julafien. 

Die  Materialfteuer  ijt  je  nach  bem  ju  ©runbe 
gelegten  9io!?ftoffe  eine  topfen*,  eine  ©erftem  ober 
eine  Maljfteuer.  Sie  Mal» (teuer  tnüpft  junäcbft 
an  bie  Ginmaifcbung  be?  gefdjrotenen  Malje*  an 
unb  beif-nt  bann  SJcaifdjfteuer.  2Birb  ni<bt  bie 
eingemaifdjte  SJtenge,  fonbem  ber  JRauminbalt  ber 
Maifdjbotttcbe  ju  ©runbe  gelegt,  fo  liegt  eine 
Maifcbbotticbfteuer  oor.  Sie  Maljfteuer  im 
engern  Sinne  (Maljauffcblag)  f  abliefet  ft  *  an  bie 
Scprotung  be*  Wahrt  in  ber  Müble  an.  3m  allge= 
meinen  baben  bie  Materialfteuern  ben  SSorjug,  ba& 
fte,  tocil  oor  33eginn  be*  33rauaefcbäftS  ober  bodj 
menigften*  in  beffen  Slnfang  erhoben,  ben  eigent* 
lieben  33rauereibetrieb  r>erba1tni«mdfeig  wenig  be« 
Idftigen.  Sie  Wirten  inbe*  febr  ungleich,  je  nach  ber 
2eiftung$fät/igfett  ber  JBerriebe  unb  nach  ber  33er« 
wenbung  befferer  ober  fcblecbterer  SRobftoffe.  8m 
meiften  eignet  fteb  ba*  au*  ber  ©erfte  gewonnene 
Mal»  al*  ©runblage  ber  Materialfteuer,  »eil  e*  ber 
"Däuptrobftoff  ift  unb  weil  eine  banadj  bemeffene 
Steuer  gleichmäßiger  wirft,  al*  wenn  ber  in  febr  oers 
fdnebenem  Mafj  bei  ben  einzelnen  33terforten  nötige 
"öopfen  ober  bie  in  33ejug  auf  bie  Maljau*beute  t»cv 
fcfciebenartige  ©erfte  ju  ©runbe  gelegt  wirb.  Sie 
Kontrolle  ift  bei  allen  Materialfteuern  febwierig  unb 
foftfpieltg,  unb  bie  SRüctoergütung  ber  Steuer  für 
ba*  jur  2lu*fubr  gelangenbe  33ier  ift  nur  ungenau 
ju  ermitteln.  Surcb  ju  bobe  MateriaHMaljOfteuern 
wirb  eine  genügenbc33erüdftcbtigung  ber  oerf  Rieben* 
artigen  Sefcbaffenbeit  be*  33ier*  unmöglich. 

Sie  $albfabrifatfteuer  wirb  junäcbft  nadj 
bem  JRauminbalt  beftimmter  33raugerätfcbaften  be« 
meffen.  Sie  Ä  e  fj  e  l  ft  e  u  e  r  richtet  ficb  nach  bem 
9tauminbalt  be«  Subteffel*;  »orau*gefeljt  ift  babei, 
cafe  au*  einem  beftimmten  ^Rauminhalt  be*  33otticb* 
ober  Äeffel*  eine  beftimmte  Menge  33ier  gewonnen 
werben  fann.  Siefe  93orau*fefcung  fann  beim  be- 
triebe an  ftch  leiebt  hinfällig  gemalt  werben,  je  naaV 
6em  ber  gegebene  SHaum  fcbneller  ober  langfamer 
mi*genüfct  wirb.  Sesbalb  ift  eine  febr  läftige  liber= 
waebung  be*  betriebe«  nötig,  welche  bie  Steueren 
bebung  febr  verteuert,  ohne  boch  unbebingte  Sicher: 
beit  für  eine  jutreff enbe  93emcff  ung  ber  93.  ju  f  cbaffen. 
Ser  oerfebiebene  3tlfoholgehalt  be«  33ter3  bleibt 
bei  ber  Ä eff eljteuer  gan}  unberüefftchtigt.  Um  lefetem 
JJlangel  }u  befeitigen  unb  juglcicb  Steuerhinteriie= 
hungen  ju  »erhinbem,  hat  man  auch  wohl  eine  fton= 
trolle  ber  9Bürje  mit  ber  Reff  elfteuer  oerhunben.  Sie 
Süne  bilbet  auch  bie  Unterlage  einer  anbern  flri  ber 
«Dalbfabrifatfteuer,  ber  fog.  Sßürjefteucr,  wobei 
bie  Menge  ber  3öürje  nach  bem  ÜRauminbalt  ber 
Äühlfchiffe  unb  ber  3udergebalt  bureb  baS  Sacchari-- 
meter  ermittelt  wirb.  Obwohl  bie  SBürie^euer  bie 
SPeTcbaffenbeit  be«  33ier«  berüefftchtigt,  ift  fte  boa> 


uniwecfmäfiig,  einmal,  weil  bie  Saccharimcter  noa> 
unooQtommen  fmb,  unb  weiter,  weil  eine  gro|e  SBe* 
Idftigung  be«  Setriebe«  unoermeiblich  ift.  Sie  93e* 
fteuerung  be«  fertigen  33ier«  ( ^  a  b  r  i  f  a  t  ft  e  u  e  r )  er* 
fcheint  in  ber  Aorm  ber  Safift euer,  bie  nach  bem 
iHauminbalt  ber  jum  93erfanb  f ommenben  5*ff«  b& 
mejfen  wirb.  Sie  hat  ben  93orjug ,  ben  eigentlichen' 
braubetrieb  nicht  ju  beldftigen,  Idfit  aber  bie  oer: 
fchiebene  SSefchaffenhcit  be*  IBier«  unberüctficbtigt 
unb  bie  £au«brauerei  fowie  ben  eigenen  Verbrauch 
ber  33rauerei  unt>erfteuert.  überbie«  ift  bie  Steuer^ 
binterjiehung  hier  febr  leicht,  fo  bafe  fehr  umfaffenbe 
Aontrollmafsregeln  nötig  ftnb.  Sie  ^äffer  müff en  mit 
Stempelmarfen  oerfehen  werben,  bie  fo  angebracht 
fein  müffen;  bafs  fte  beim  Slngapfen  ber  ftdfier  not< 
menbigerwetfe  oemichtet  werben.  Jbcorettfcb  ift  bie 
33efteuerung  be«  fertigen  93ier«  bie  hefte  ^orm  ber  33. 
Solange  e«  aber  nicht  gelingt,  mechanifcb  wirf  enbe 
Apparate  ju  erfinben,  bie  bie  OTenge  unb  ben  ©ehalt 
be«  S3ieT«  juoeTldffig  feftftellen,  ift  bie  ©efteuerung 
be«  Maljrxrbraucb*  btejenige  %ovm,  gegen  bie  »er* 
hdltni«mdfeig  am  wenigften  einjuwenben  ift. 

Sie  jetzigen  93efteuerung«verhdltniffe  ftnb  fol* 
genbe:  %n  ber  9torbbeutf eben  braujteuerae-- 
meinfebaft  (gegrünbet  bureb  ©efeft  »om  31.  Mar 
1872),  ber  alle  Staaten  be«  Seutfdjen  9Reicb«  an« 
gehören,  mit  9u«nabme  rwn  93apern,  äBürttem' 
berg,  99aben  unb  Glfafcfiotbringen,  werben  erhoben" 
»on  100  kg  «Rettogewicht  für  a.  ©etreibe  (Malj, 
Schrot  u.  f .  w.),  SRei«,  grüne  StdTfe  4  SW. ;  b.  Stdrle, 
Stärf  emehl,Stdrf  egummi  unbSirup  6  2R. ;  c.  3ud  er, 
^ucterauflöfungen  unb  fonftigeMaljfurrogate  8  SW. 
Joonig  unb  3«<f«  unterliegen  ber  33.  niept,  wenn 
fte  unter  3Iu*tcblufr  anberer  abgabepflichtiaet  Stoffe 
jur  33ereitung  oon  ÜRct  Derwanbt  werben.  Sie  regel* 
mäfeige  Grhebunggform  ift  bie  Ginmaifcbung«* 
fteuer;  baneben  fann  auf  Slntrag  bie  %oxm  ber 
33ermablung«fteuer  bei  Stoffen  angewanbt 
werben ,  bie  r>or  ber  ßinmaifebuna  einer  9Jermab= 
lung  (Schrotung)  unterliegen;  hierbei  wirb  ba«  @e- 
wicht  ber  jur  93ermahlung  beftimmten  unrjermahlc: 
nen  Stoffe  )u  ©runbe  gelegt.  Sie  ßntriebrung. 
einer  3(bfinbung«fumme  für  einen  beftimmten  .Seit = 
räum  (»Jiration),  anftatt  ber&rbebung  in  jebem  ein» 
jelnen  paU,  ift  juläfftg.  ^ieroon  machten  (1898/99> 
56,m  $ro).  ber  geroerblicbcn  33rauereien  ©ebraud?, 
wdbrenb  7,06  SJJro».  biefer  33rauereien  in  ber  jjorm 
ber  93ermablung*fteuer  unb  36,n  ^toj.  auf  33rau* 
anjeige  bie  Abgabe  entrichteten.  Sie  33ereitung  be« 
JÖau*trunf«  ift  fteuerfrei.  Sa*  au«  ©übbeutfchlanb 
einaehenbe  33ier  jablt  eine  übergang*abgabe  oon 
2  2R.  für  100  1  (Ertrag  1898/99  :  3980  710  ÜJl.). 
au*länbifcbe*  33ier  ift  feit  1900  mit  6  SR.  (oorher 
mit  4  3R.)  für  100  kg  ju  oerjollen.  33ei  ber  »u«= 
fuhr  au*  bem  33raufteucrgebiet  wirb  bie  Steuer  mit 
1 M.  für  100 1  ftarf en  unb  mit  O^o  2JI.  für  100 1 
fchwachen  33ierc«)  rüdoergütet.  Sie  Steuerrüd- 
teraütung  bclief  ftch  1898/99  auf  98337  9Jt. 

33 a pe r n.  3ion  allem  jur  33ierbereitung  »erwen= 
beten  Mal}  werben  6  HR.  für  ie  100 1  eingebrochenen 
Malie«  erhoben.  ,vür  beftimmte  Heinere  braue 
reien  ift  ber  Maljauffchlag  nur  5  M.  5vür  bie  einen 
3abre*oerbraucb  öon  1000  hl  überfteigenbe  tyxo- 
buftion  wirb  feit  1890  ein  3ufdjlag  oon  25  ®f., 
für  bie  40000  hl  überfteigenbe  ^Jrobuftion  ein  qu-- 
f  cblag  oon  50  $f .  für  100 1  erhoben.  SJerwenbung  »on 
Maljfurrogaten  ift  »erboten.  Sa*  au«  ben  übrigen 
beutfeben  33raufteuergebicten  eingebenbc  93ier  jablt 
3,25  2R.  (ibergang*abgabe  pro  £eftolitcr. 


Digitized  by  Google 


972 


Siertreber  —  23ier  uub  Bierbrauerei 


2Bür  Hemberg  bat  ebenfalls  eine  3Ralj|cbrot< 
(teuer,  beten  Sa&  jeweilig  bureb  ginanjgefeh  fcft= 
geftellt  Wirb  (feit  1881 :  10  3R.  für  100  kg),  maly- 
furrogate  fvnb  pläfftg  unb  werben  bureb  bie  Steuer* 
»erwaltung  au]  2Ralj  abgefcbätjt.  9tacb  ben  ©eie&cn 
»om  28.  Slpril  1893  unb  1.  3uli  1895,  betreffenb 
bie  Slbftufung  ber  SRaltfteuer,  wirb  für  Brauereien, 
bie  im  Saufe  eine*  GrtatSiabreS  nicht  mehr  als 
100000  kg  2Ralj  für  ihre  Dtecbnung  jur  Bierberei* 
tuna  »erwenben,  ber  bureb  baS  üinanjgefeh  be= 
'  nmte  Steuerfa&  für  bie  erften  50000  kg  um  ein 
jntel  ermafeiat.  pr  grobe  Brauereien  treten 
Imlage  ein.  2)aS  eingeführte  iBier  jablt  eine 
IbergangSfteuer  bon  3  uR.  für  1  kl  braunes*  unb 
1,66  ÜR.  für  lhl  wei&eS  Bier. 

93  a  b  e  n  bat  im  S  out mer  1896  bie  Refj  elfteuer  bureb 
«ine  ÜlRaljfteuer  erfefct.  Sie  beträgt  bei  Brauereien 
mit  weniger  als  1500  3)oppelcentner  jährlichem 
SOcaljoerbraucb  für  bie  erften  250  Soppelcentner 
8  SR.,  für  bie  näcbften  1250  Soppelcenrner  10  ÜR. 
auf  ben  3)oppelcentner;  bei  Brauereien  mit  einem 
sJRaljt>erbraucb  t>on  1500—5000  Soppelcentner 
11  SR.  unb  bei  noch  gröfeern  Brauereien  12  2R.  auf 
ben  Soppelcentner.  Tic  ÜbergangSfteuer  (f. oben), 
bie  auch  burch  baS  ftinanjgefeh  feftgeftellt  wirb,  be- 
lauft fieb  gegenwärtig  auf  3,20  SM.  für  1  hl. 

Glfab*S>otbringen  erbebt  eine  fteifelfteuer  in 
6öbe  »on  2,so  SR.  für  1001  ftarten  unb  »on  0^«  9R. 
für  100 1  bünnen  BiereS;  baneben  beträgt  bie  ü  ber ■■ 
gangSfteuer  3  3R.  für  1  hl  ftarten  unb  0,58  2R. 
für  1  hl  bünnen  Bier*.  §ür  Abgänge  mäbrenb  beS 
BrauprojeffeS  ift  ein  Slbjug  bon  20  $ro).  geftattet. 
daneben  ift  »on  allen  Berfonen,  bie  Bier  jum  Ber; 
lauf  brauen,  eine  fiicenjgebübr  oon  48  9R.  jährlich 
in  Unterelfafc,  »on  28,«©  2R.  in  Dberelfafc  unb  «otb 
ringen  tu  entrichten. 

DfterreiaVUngarn  bat  bie  SBürjejteuer  unb 
erbebt  jur  3eit  16,7  Är.  (33,4  geller)  »on  jebem  an- 
gemelbeten  Saccbarimetergrabe  unb  jebem  ioettolitev 
Bierwürje  (j.  B.  10  hl  k  12  Broj.  =  120%  folglich 
©teuer  120X16,7  Är.).  ätenu  fommen  in  ben  ge= 
febtoffenen  Stäbten  noeb  Derfcfnebene  abgestufte  3u= 
fd?lagöfteuem. 

Italien  bat  gleichfalls  bie  2öünefteuer,  laut 
Berorbnung  oom  22. 9lo».  1891 :  l,so  tfire  »on  jebem 
£eftoliter  unb  jebem  Saccbarimetergrab. 

(Großbritannien  unb  Urlaub  bat  feit  1880 
ftatt  ber  SDialjfteuer,  ber  eine  üjopfenfteuer  »oran= 
gegangen  mar,  bie  SBürjefteuer.  Sie  beträgt  jefct 
6  Sb.  9  B.  für  1  Barrel,  daneben  beträgt  bie  ÖicenV 
fteuer  bei  gewerblichen  Brauereien  1  Bfb.  St.  jährlich. 

5  ran  Ire  ich  besteuerte  bisher  in  feiner  «Bier= 
fabrifationSfteuer»  bie  SBürje  nach  bem  amtlich 
oermeffenen  Äeffelraum  (unter  Slbjug  »on  20  Broj. 
beS  ^Rauminhalts  für  Berlufte  wdhrenb  bes  Brau« 
projeffcS)  pro  1  hl  mit  3,75  Ar-?,  für  ftarteS  unb 
1,25  fjrS.  für  bünneS  Bier  (auperbem  fiicenjgebübr 
oon  75  unb  125  ftrS.  jährlich).  2)urcb  baS  ©e)e& 
»om  30.  2Rai  1899  ift  bie  BierfabritationSfteuer 
aufgehoben  unb  bureb  eine  Steuer  oon  0,&o  ftrS. 
für  ben  J&ettolitergrab  Söürje  erfeht. 

iHufslano  (außer  ftinlanb)  erbebt  eine  Batent; 
fteuer  unb  eine  Bieraccife,  bie  nach  bem  [Raum* 
inbalt  ber  9Raiicbbotticbe  bemefien  wirb  unb  feit 
i.Sej.  1892  :  30  Hopeten  für  ben  9Bcbro  beträgt. 

ftinlanb  bat  feit  1882  eine  SDtaljfteuer  (oon 
1865  bi«ü  1882  gabritatftcuer),  bie  jur  3eit  eine 
finn.  3Rart  für  10  kg  Wals  beträgt.  ÜRaljfurro^ 
gate  ftnb  verboten. 


SieSßicberlanbe  haben  nebenetnanb«  (naf 
2Dahl  beS  Brauers )  2RaifcbbotticbftetieT  (1  gL  fuz 
1  hl  iRauminhalt)  ober  iKaterial neuer  i  3 1  ,  ii?r 
für  1  kg  ®ctreibe  ober  9)talO. 

2)  aSlelbe  Spftem  bat  Belgien  (entmeber  4  Jr;. 
für  1  hl  Rauminhalt  beS  ^Iaif*botti**r  cba 
10  6ent.  für  1  kg  Ht aUvtrot i. 

3)  ie  Bereinigten  Staaten  »on  ämerit; 
erheben  eine  reine  gabrilatfteuer,  bie  bur*  Sluf  Uebr: 
einer  SRarte  (1  Soll,  für  1  Barrel)  auf  baS  Spunt 
locb  ber  aus  ber  Brauerei  weggebrachten  ^räffer  eis: 
getrieben  wirb,  obnelRüdficbt  auf  &rt  unbSBefcfcaTTfT: 
beit  beS  BierS. 

Grtrag  ber  Braufteuer  in  ben  einjelnen  Cänfcern: 


2änber 

3abrr 

« 

AR. 

Srutfc^f*  «rouflfiifr. 

flfbtft    « 

Baijftu  1 

©ürttemberg  .  .     .  } 

rinfdbl.  Obrr» 
tjanQtabaabrn 
unb  Boll 

1899/1  WO 

,39  009  343 
3«  023  784 
9  III  MO 
1     8  Sil  769 
*    9  584  as» 

v- 

tflia&'Sotfjrtnflfn  .  .  1 

Cftfrrftd)=Un8«irrt    .  . 

1898 

*4  320  000 

\* 

1896/97 

1360  000 

0.M 

®ro&britatinien  u.  3r» 

1897/98 

243  270  OOO 

4V*S 

5ronlrfi0  

*u61anb(au6fr  Rinlanb) 

1899 

21  &30CKUI 

1891 

10  770  OOO 

189H 

567  OOO 

189»; 

2O34  0ÜO 

0.4* 

1898 

15  862  OOO 

M» 

«ftontgte  Staat»»  Bon 

Smrrita  

1897,98 

165  9 SO  OOO 

3*3 

Bgl.  ßoljner,  Üher  bie  »erfchiebenen  ÜRetbobc: 
ber  Bierbeiteuerung  (1880);  (SroSfilS,  L'impot  sor 
la  biiTL-  (1880);  Don  3Rap,  ©eich  über  ben  bar*. 
ÜJlaljauf fcblag  »om  16.  ÜJlai  1868  (Erlangen  1883 
—84);  4>oppe,  3>ie  Braufteuer=91eicfcSgeK»gebunj 
(2.  Äufl.  1885);  Äinberoater,  %\t  JReform  ber  Bier 
befteuerung  im  2>eutfchen  JReich  (im  «<jinan$arcbiü  . 
Stuttg.1887);  Struoe,  arrifel  Bier,  Bierbrauerei 
unbBierbefteuerungim«öanbmörterbucb  ber  Staat* 
wiifenfchaften»,  Bb.  2  (2.  »ufl.,  3ena  1890). 

iöiertrebcr,  f.  Bier  unb  Bierbrauerei. 

»ier  unb  Sterbrattevci.  A.  Icdjttn'ttc ; 
Bier  ift  ein  bureb  geiftige  (weinige,  alfobolifebe)  <$ä 
rung  gewonnenes,  aus  SBafjer,  Grrra!t  unb  älfcbei 
beftebenbeS,  in  fchwacber  Stacbgärung  befinblicbe?. 
erfrif*enbe8  unb  nahrhaftes  ©etränt,  benci 
»erftelluna  auber  SBaffer,  topfen  unb  A>efe  ter 
nehmlicb  2Ral4  »erwenbet  wirb. 

Tie  Chqeugung  beS  BierS,  baS  Bierbrauen  au? 
sJRalj  (©erfteiv,  ffieijenmali),  jerfällt  in  folaenK 
gabrilationSteile:  L  baS  2Räljen  ober  bie  aRaliberet 
tung,  II.  bie  SBürjebereitung,  in.  bie  @änmj. 
IV.  bie  Aufbewahrung  unb  Behanblung  beS  Bier?. 

1 2)aS  3R  ä  1 }  e  n ,  b.  b-  bie  Berwanblung  ber  ©erfte 
in  baS  nähere  ÄuSgangSprobutt  für  bie  Bierer}eu= 
gung,  baS  SRal)  (f.  b.),be)Wectt,  bureb  Äeimung  be? 
©etreibeS  bef  onbere  löfenbe  Gigenfcbaften  im  lebeni 
fähigen  Kern  ;u  erweefen.  S)ieferKeimungS»oraan^ 
wirb  fünftlicb  hervorgerufen  unb  bann  unterbrnhen. 
unb  eS  wirb  bei  bemfelhen  unter  anberm  bureb  Uber 
fübrung  »on  ^rotcmlörpem  ein  löSlicbeS  ehem.  %n 
ment,  bie  3)iaftafe  (f.  b.),  erjeugt,  bie  namentlich  bei 
höherer  Temperatur,  bis  etwa  70*  C,  in  ©cgenrwrt 
»on  Söaffer  baS  Stärtemebl  in  lösliche  Äohlehöbratc, 
befonberS  in  9Raltofe  (f.  b.).  5)ertrm  (f.b.)  unb  ben 
felben  nahe  ftebenbe  3wifcbenprobu!te  »erwanbelL 
3>urcb  baS  Äeimen  ber  ©erfte  werben  ferner  gefrifK 


Digitized  by  Google 


Söter  unb  9 

UmwanbIung«probu!tc  ehielt,  burd;  bie  beim  Darr 
projefc  jene  atomatifdjen  Stoffe  (xJt6ftbrobulte) 
geliefert  werben,  welche  bem  SBier  befonbern  ©obl= 
gefebmad  verleiben. 

3)ie  3Jtaljbereitung  jerfällt  in:  a.  ^Suben,  Sor= 
tieren  unb  ©afeien  ber  ©erfte;  b.  einweichen  ber 
(Werfte ;  c.  Keimenlaffen  ber  ©erfte;  d.  Trodnen  unb 
Darren  ber  geleimten  ©erfte  (be«  ÜDialje«). 

Die  ©erfte  erhält  burch  mehrmonatige  Sagerung 
an  einem  luftigen  Orte  bie  Sagerreife,  ebne  welche 
bie  ©erfte  (toie  auch  anberc«  (Betreibe)  nur  fcblecbt 
leimt,  ©erfte,  welche  balb  nach  ber  (*rnte  oermäljt 
werben  f oll ,  tann  burd>  Trodnen  auf  Darren  ober 
befonbern  Trodeneinridhtungen  unter  gletcbjeitiger 
Süftungjünftlicb  gereift  werben.  Tarnt  tac-  Bufcen 
iollen  taub,  Spreu,  Unfrautfamen,  Steineben, 
jerfcblagene  Körnchen  entfernt  werben;  bureb  ba« 
Sortieren  will  man  bie  Dolllommen  au«gebilbe= 
ten  Körner  Don  ben  febmacben  trennen  fowie  bie  un* 
gleicb  grofeen  Körner  nad>  ©röfee  fonbern,  woburd? 
bie  Verarbeitung  oiel  leichter  mit  befferm  SRefultate 
erfolgt.  Durd)  ba«  Danton,  neuerbing«  mit  be* 
fonbern  Apparaten,  werben  bie  Scbmu&teilcb.  en  unb 
NlMljDcgetationen  an  ber  Oberfläche  ber  Körner  ent= 
f  emt.  Die  ©erfte  wirb  nun  in  jteinernen  ober  eijer 
nen  Quellftöden.  aud;  ©eichen  genannt,  mit 
reinem  unb  möglich  jt  hartem  ©affer  etngeweid)t, 
beffen  Temperatur  e  nacb  ber  ^abre«jeit  fcbwanlt, 
aber  am  beften  niajt  unter  10  C.  unb  nidpt  über 
15°  C.  ift.  ©eiche«  ©affer  nimmt  au«  ber  ©erfte 
oiel  nu&barc  Subftanj  weg,  wa«  bei  hartem  unb 
befonbcT«  gip«baltigem  ©affer  nicht  ber  §all  ift. 
Durch  ba«  einweichen  nimmt  ba«  Korn  ein  beftimm= 
te«  für  ba«  Keimen  erforberlicbe«  Quantum  ©affer 
auf  unb  giebt  gewiife,  meift  unangenehm  f cbmedenbe 
Örtraftioftofre  an  ba«f  elbc  ab.  Da«  Gaffer  im  öueü= 
ftod  wirb  alle  12  6tunben  gewechselt,  ba«  erfte,  al« 
iHeinigung«waffer,  gleich  nach  See nbigung  be«  Qxn- 
weid>en«.  Die  ©ewicbtSjunatjme  ber  «quellreifen» 
©erfte  burch  ©afierauf  nähme  beträgt  48— 55$roj., 
bie  SJolumoermehrung  etwa  */,,  ber  @emicbt«Derluft 
an  Trodenfubftanj  1—2  $roj.  Die  ©eiebbauer  be* 
trägt  je  nach  ber  iöefcbaffenbeit  be«  SBaffer«  (falte« 
©affer  weicht j.  5).  fdjlecbter  al«  warme«)  unb  ber 
©erfte  60—120  Gtunben.  Sehr  wichtig  ift  ber  rieh5 
tige  ©rab  ber  Durchfeuchtung  (Ouellreife),  ba  Don 
biefem  bie  ganje  ÜMjung«arbeit  unb  bie  Dualität 
be«  SWalje«  wefentlich  abhängt.  Sil«  aRertmale 
jur  6rtennung  ber  Ouellreife  gelten:  ba«  gequellte 
Korn  jwifdjen  Daumen  unb  3eigefiuger  jufammen= 
gebrüdt,  foll  nicht  ftechen;  entjweigefcbnitten,  foll 
fich  im  ^nnerften  be«  Korn«  noch  eine  trodne  3one 
jeigen  u.  f.  w.  üRan  pflegt  auch  au«  ber  ©ewiebt«- 
junahme  ben  ©eichgrab  ui  bemeffen,  woju  neuer 
bing«  eine  bef onbere  ©age  lonftrmert  würbe  (99env 
reuther«  patentierter  ©eiebeprüfer).  Sei  warmer 
Witterung  wirb  wenig  ©eiche  gegeben  unb  auf  ber 
Senne  «nachgeweicht»,  inbem  bie  noch  oiel  anhängen* 
be«  ©affer  au«  ber  ©eiche  bringenbe  ©erfte  in  bide-- 
rer  Sage  aufgefebiebtet  wirb,  wobei  ba«  anhängenbe 
©affer  in  ba«  Korn  einjieht;  burch  ba«  SRacbweicbcn 
wirb  bie  bei  flbermä&ijter  ©eiche  leicht  auftretenbe 
Scbimmelbilbung  Derbtnbert. 

Die  queUreife  ©erfte  gelangt  auf  bie  ÜRalj* 
tenne,  in  welcher  ba«  Keimen  Dor  fich  geht.  Die 
OTaljtennen  finb  geräumige  luftige  Keller  ober  ober: 
irbifdje  SHäume,  beren  S3oben  au«  unburcbläffigcm 
Material  mit  fehr  glatter  Oberfläche  (Solnbofener 
platten,  Gemcnt,  H«phalt)  beftebt.  Die  Temperatur 


ierbroucrei  973 

in  ben  2Raljtennen  f  oll  am  beften  9— 15c  C.  betragen. 
$ro  ßentner  ©erfte  (1  hl  ©erfte  wiegt  burchfebnitt-- 
lich  65  kg)  rechnet  man  1,8  bi«  2  qm  £ennenfläcbe. 
Die  queUreife  ©erfte  wirb  auf  bem  ^uftboben  ber 
ÜJlaUtenne  ju  einem  15—30  cm  hohen  ©aufen  (Seet) 
gleichmäßig  ausgebreitet.  9Ran  unterfcheibet  ein 
^aufenftlhren  auf  «(alten  Scbmeifj»  unb  auf  «war= 
men  Schweife».  §m  erftern  $all  fü^It  fich  ber  Raufen 
beim  (Sinftechcn  ber  A;>anb  nicht  fo  warm  an  ber  Ober: 
fläche  an,  eher  fühl  unb  naf),  im  [entern  warm  unb 
bämpfenb.  (Sine  jwifeben  biefen  beiben  SRethoben 
lieaenbe  ift  bie  am  meiften  ©erbreitete. 

Der  Raufen  wirb,  bi«  bie  ©erfte  }U  leimen  be« 
ginnt,  aJlafebaufen»  genannt  Derfelbe  wirb  alle 
8—10  Stunben  umgefchaufelt,  agewenbet»,  «ge» 
wibbert».  Durch  ba«  Scnben  unb  ba«  mehr  ober 
weniger  bide  fiegen  ber  SBeete  wirb  bie  Jemperatur 
reguliert  unb  ba«  Keimgut  gelüftet  unb  entmdffert. 
Hlacb  20—36  Stunben  wirb  am  untern  Gnbe  be« 
Korn«  bie  SBurjelfcbeibe  fidjtbar,  bie  ©erfte  «fpifct», 
«äugelt»,  dinige  Stunben  fpäter  wirb  bie  SBurjel? 
fdjeibe  jerfprengt  unb  e«  treten  2—3  SBürjelcben  her: 
oor,  bie  ©erfte  «gabelt».  Sobalb  bie  ©erfte  ftcbtbar 
(eimt,  geht  ber  9la6hauf  en  in  ba«  Stabium  be«  «3ung; 
häufen«»  über.  Der  SBlattleim,  ber  mit  beginnenber 
Keimung  bie  Samenfruchthaut  burchbricht,  fduebtneb 
unter  ber  fiülfe  jwifchen  grucht'  unb  Samenhaut 
bureb.  OJlit  junehmenber  Keimung  entwideln  fub 
fowobl  9öurjel:  al«  SBlattfeim  fräftiger.  Da«  Sta= 
bium  be«^unghaufen«bauert2— 3$age.  SBäbrenb 
biefer  ^jJenobe  ijt  bie  Keimung«energie  am  ftärfften, 
infolgebeffen  bte  lemperaturerböbung  bebeutenb. 
Der  ^unghaufen  wirb  alle  5—8  Stunben  gewenbet, 
wöbet  man  bie  Temperatur  nicht  über  23°  C.  fteigen 
läfit,  wa«  man  burch  Dünnerlegen  be«  Raufen«  er 
reicht.  3ft  bie  Keimung«energie  fchwächer  geworben, 
fo  ift  ber  Raufen  in  ba«  Stabium  be«  «Slltbaufen«» 
getreten.  Diefer  wirb  alle  8—10  Stunben  gewenbet. 
Der  Keimung«oorgang  ift  ein  Orpbation«pro jefe,  ein 
2ltmung«projefj;  e«  roirb  ©ärme  unb  oiel  Kohlen» 
f  äure  entwidelt.  Da«  ©erftenlorn  f  elbft  erleibet  burch 
bie  Keimung  tiefgebenbe  Seränberungen.  Die  Dia= 
ftafe,  bie  ftch  au«  ben  ftidftoff haltigen  organifchen 
Verbinbungen  im  ©erftenlorn  währenb  ber  Keimung 
bilbete,  ift  um  fo  reichlicher  oorbanben,  ie  Weiter  bet 
93lattleim  unter  ber  &ülfe  be«  Korn«  bi«  an  ba«  ent* 
aec^engefe^te  6nbe  beefelben  oorgefchoben  ift.  Die 
Keimjeit,  b.  h'  ber  Verbleib  ber  ©erfte  Dom  «2lu«s 
weichen»  au«  bem  Ouellftod  bi«  jum  auftragen  ber 
geleimten  ©erfte,  be«  «©rünmalje«»  auf  bie  Darre, 
bauertfür^lahmit3Jlüttchener6baralter7— 93;age, 
für  3Jlalj  mit  ©iener  6hawltct  einige  Tage  länger. 
Da«  6nbe  ber  Keimjeit  wirb  beftimmt  au«  ber  3et» 
reiblichleit  be«  SJlehllörpcr«  (Sluflöfuna  genannt). 
Die  3eUen^eWebe  be«  Stärlemebl«  jerfallen  wäbrenb 
ber  Keimjeit  in  fer)r  Heine  Vartilel,  welche  bei  richtig 
geführtem  9Jtäljung«proje|  beim  Verreiben  »wijchen 
Daumen  unb  3eißefinger  al«  3Jlet>lftaub  erfchemen. 
©eitere  2lnhalt«punlte  geben  bie  Sänge  be«  ÜBlatt* 
leim«  unb  ber  ©ur jellcime.  Der  Slattteim  f  o  II  unter 
ber  feülfe  bi«  */,— */4  ber  Kornlänge  oorgefchoben, 
bie  3—5  ©urjelfeime  follen  bid  unb  geträufelt  fein 
unb  IV*— l*k  Oer  Sänge  be«  Korn«  betragen.  Der 
©emicbtäoerluft,  ben  ba«  Korn  währenb  be«  Keimen« 
burch  Drpbation  be«  Stärlemehl« ju  Kohlenfäure 
unb  ©affer  etleibet ,  beträgt  5—6  $roj.;  100  Teile 
©erfte  erjeugen  etwa  150  Teile  ©rünmalj. 

äufeer  ber  ÜJläljcrei  burch  öanbarbeit  finbet  bie 
pneumatifche  Sftäljerei  (1874  Dom  JVranjofcn 


Digitized  by  Google 


974 


ÜSier  unb  Bierbrauerei 


9R.  ©allanb  )uerft  burcpgefüprt)  Ämoenbung,  weldje 
bad  Wdl)en  aud)  wdprenb  bet  Kärnten  3abreS)eit 
«rmögliebt.  ©runbgebanfe  bcr  pneumat.  Wdljcreiift, 
«inen  reinen  unb  fonftanten  fübleu  fiuftftrom  ben 
©erften*  ober  Wal jbaufen  burcb)ieben  )u  laffen.  6nt= 
«veber  wirb  biefer  ßuftftrom,  ber  mit  geucptigfeit  ge* 
fättigt  ift,  burd)  ben  Raufen  binburd)  oon  oben  nacb 
unten  abgefaugt  (Trommelfpftem  ©allanfcgreunb), 
ober  eS  wirb  bie  £uf  t  oon  unten  nacp  oben  burcb  ben 
Raufen  gebrfldt  unb  bie  mit  Äoblenfdure  belabene 
fiuft  b«S  TcnnenraumS  burcb  einen  Ventilator  nacb 
au&en  abgeführt  (Äaftenfpftem  Salabin).  Beim 
Trommelfpftem  wirb  bie  gemeinte  ©erfte  in  Irom- 
mein  gebraebt,  burcb  welcbe  bie  £uft  binburcbftTeicbt, 
unb  bte  um  eine  %ä\e  brebbar  finb,  fo  fcafe  bafi  fleim-- 
gut  gewcnbet  wirb ;  beim  Äafte  nfpftem  liegt  baS  Wal) 
auf  burcbbrocbenen  Woben  unb  wirb  burcb  mecban. 
Söenbeapparate  bewegt.  Berfdjiebene  neue  Slpparate 
mürben  in  lefcter  3eit  erfonnen  unb  jum  Teil  aud? 
in  ©ebraucbaenommen. 

Um  baS  weiter) (breiten  ber  Äeimung  )u  üerbin* 
bern,  »irb  baS  ©rünmal)  getrodnet  unb  ge» 
barrt.  Stard)  baS  Starren  (f.  Waljbarren)  werben 
bem  Wal)  aueb  aromatifebe  ßigeuiebaften  oerlieben, 
roeldje  bae  Starrmal)  com  ©rünmal)  ober  2uf  t* 
mal i  (an  bcr  fiuft  getrodncteS  Wal))  unterf cbeiben. 
StaS  ©rünmal)  wirb  oon  ber  Tenne  auS  mittels  Suf-- 
)ug  entmeber  auf  bie  «Scbwelfc»  gebraebt,  einen  luf= 
tigen  SKaum,  in  melcbem  eS  bepufS  Bortrodnung 
einige  Stunben  bfinn  ausgebreitet  liegen  bleibt,  ober 
titelt  auf  bie  Starre  gelogen.  8luf  ber  Starre  wirb 
baS  Wal)  unter  3ufupr  oon  erwärmter  2uft  oon 
fteigenber  Temperatur  unb  bäufigem  Umwenben 
getrodnet,  wobei  entWeber  bie  Bilbung  oon  ÜHöft; 
probulten  oermieben  unb  babei  eine  belle  ftarbe  beS 
Wal)eS  crjiclt  wirb,  ober  unter  Bilbung  oon  <R&ft= 
probuften  bie  ftarbe  p€S  WaheS  buntler  wirb. 

$ür  liebte,  weinige  Bierc  ift  eS  wiebtig,  bafe  baS 
WaU  bei  niebriger  Temperatur  getrodnet  unb  baS 
Gatter  auS  bem  Wal)  rafcb  entfernt  wirb,  wdbrenb 
bunlle,  oollmunbige  Biere  ein  langfameS  Trodnen 
beS  Wal)eS  erforbem,  fo  bafi  bei  einer  böpern  Tem* 
peratur  nod)  genügenb  oiel  Saffer  oorbanben  ift, 
um  bie  für  ben  ivbeirafter  beS  WaljeS  notwenbigen 
aromatifeben  ÄÖrper  )u  erjeugen. 

StaS  fertige  Wal)  wirb  fofort  nacb  bcmStbräumen 
oon  ber  Starre  mittels  ^utjoorriebtung  oom  Wal)' 
feim,  ben  trodnen  SBürjelcbcn  befreit,  «entlehnt», 
ba  bie  Wal)(eime  (f.  b.)  febr  bpgroflopifd)  fmb  unb 
baS  Wal)  beim  Slufbemabren  bamit  6cbaben  leiben 
würbe.  Gin  gut  bereitetes  Wal)  foll  ©lan)  befifcen 
unb  einen  oollen  gleicbmdfiigen  Kern  »igen,  beim 
3erbetfeen  mürbe  fein  unb  beim  Renalen  feinen 
«grünen»,  fonbern  füfoen,  aromatifeben  ©efebmad 
baben.  S)erBlattteim  foll  bei  fdmtlicpen  ÄBrnern  gut 
entmidelt  fein.  100  Teile  ©erfte  geben  etwa  80  Teile 
Starrmal).  91ad?  ber  garbe  unb  bem  f onftigen  (Spa* 
ralter  unterf  cbeibet  man  böbmtfcbeS,2öicner  unb 
baorifajeSWal)  für  böpmifcbe,  Üöienerunb  bap= 
rifebe  Biere.  Böbm.  Wal)  )etgt  eine  blaffe,  liebte 
«farbe  unb  bat  grünen,  mebligen  ©efebmad;  beim 
aBiencr  Wal)  ift  baS  Horn  gleicbmd^ig  bla^gelb  o.c 
färbt  unb  febmedt  angenepm  aromatifcp ;  bapr.  Wal) 
ift  in  ber  ^arbe  febwaeb  gelblicb  bis  brdunlicb;  ber 
Webltörper  foll  aber  ni6t  gebrdunt  fein;  baS  Wal); 
aroma  f  o wie  ber  röftige  ©efebmad  tritt  Irdf  tig  beroor. 

Wehn  S)arrpro)ef)e  ge^en  wefentlid)e  Umlage^ 
rungen  im  Äorn  oor  fxi) ;  oor  allem  wirb  bie  fpä- 
tere  iöilbung  oergärbarer  6ubftan)en  bei  ben  oer= 


f a)iebenen  Temperaturen  oerf ebiebeu  beeinfluß.  2: 
bie  S)iaftafe  bei  )uncbmenber  unb  anbaltcnba 
böberet  Temperatur  immer  mepr  gefebrodebt  »ut, 
fo  werben  auS  ben  niebrig  gebarrtm  Wahm  it- 
beutenb  mebr  oergdrbare  6ubftan)en  erpalten  all  * 
auS  ben  pöber  abgebarrten.  S)aS  en  t leimte  Wal)  n 
gut  auhubewabren  unb  nacb  einer  fiagerbaueToon  6 
oiS  10  Söocpen  in  SJerwenbung  )u  nebmen.  S)ie  %Lbv 
bewa^rung  eteiebiebt  )Wedmdpig  in  foleben  9Rdumen. 
welcbe  mbglicbft  oor  feuchter  fiuft  gef cbüttt  frnb,  an 
beften  in  ben  fog.  SiloS,  gefcbloffenen  Äditen  aui 
ö ol j  ober  Gifen.  S)aS  abgelagerte  Wal)  wirb  befeuf* 
ßntfemung  beS  6taubeS  für)  oor  feiner  weitem 
Verarbeitung  mittels  Wafdjme  gereinigt. 

II.  S)ie  Sür)ebereitung.  ^iequ  wirb  ba- 
Wal)  )Wedmdfeig"  jerfleinert,  «gefebroten».  S)a? 
6d)roten  beS  WaljeS  wirb  auf  ber  Scbrotmüplf 
(Wal)quetf cbe,  f.  Tafel:  Bierbrauerei  1. 
3'U].  1)  bewerfftelligt  mittels  )Weier  ober  vier  (}u  2 
unb  2  übereinanber  liegenber)  Duetfebmal)en  auf 
6artgu|.  StaS  Wal)fom  wirb  ^ierburd)  lerbrüdt; 
bie  gefpaltenen  unb  jerriffenen  hülfen  foUen  nidt 
weiter  )erfleinert  werben  unb  bienen  beim  fodtent 
«bläutern  ber  2Bflr)e  als  ^ilterfcbicbt.  S)ie  SSurj« 
bereitung  )erfdllt  in  brei  Operationen:  a.  baS  3Rai 
fd?en;  b.  baS  Slbldutern;  c.  baS  Soeben. 

StaS  Wifcben  beS  Wal)fcbroteS  mit  bem  5? afa: 
unb  bie  bemndcbftige  ©ebanblung  bebufS  ©rjielung 
eines  füfjen  Wal)ertraftS  nennt  man  baS  W  ax  f  eben. 
Tie  3Bür)e  beftebt  )um  weitaus  größten  Teile  a«# 
SBaffer,  in  welcbem  bie  löSlidjen  unb  wdbrenb  bee 
WaifebprojefjeS  IbSlicp  geworbenen  SBeftanbteile  be* 
WaljeS  aufgelöft  fvnb.  S)urcb  baS  Waifcfcen  wirr 
mit  Süfe  einer  beftimmten  Temperatur  baS  nod>  un 
oerfinberte  Stdrtemebl  unter  bem  «5influfie  ber  beim 
Wäl)ung£projeffe  gebilbeten  S)iaftafe  aümdblicb  in 
Waltofe,  ^fonuütofe  (beibeS  gdrungSfäbige  3uder^ 
arten)  unb  2)ertrin  oerwanbelt.  ferner  gefangen  in 
fißiung  eiweifeförper,  Peptone,  lehtcre  burd)  einger 
ment,bie  ^eptafe,  auS  ben  Giweifctörpem  entftanben, 
Ämibe,  Wineralftoffe,  Sduren,  6al)e,  gett.  6tdrfe 
in  unoerdnbertem  3uftanbc  unb  Grptbrobertnne  foll 
eine  riebtig  bergeftelltc  fflüne  niebt  mebr  entbalten. 

Wan  unterfebeibet  )Wei  ^auptarten  beS  Waijd^ 
oerfabrenS:  1)  baS  S)efofnonS*  ober  Äocboerfapren. 
3)idmaifdjoerfabren;  2)  baS  SnfufionSr  ober  lhrf= 
gufioerfaprtn. 

Bei  bem  S)efof  tionSoerfa^ren  wirb  ein  Teil 
ber  Waifcbe  in  meprem  Partien  getodjt ;  bei  bem  3n 
fufionSoerfabten  bagegen  wirb  bie  Temperarur 
ber  Waifcbe  burcb  3ubrüpen  oon  SBaffer  ober  tnbinl 
ten  S)ampf  auf  bie  gewünfebte  .viobe  gebraebt.  §n 
S)eutfeblanb,  Cfterreieb,  granfreid)  ift  meiftenS  ba* 
S)efof  t  i  onSoerf  abren,  in  (Inglanb  unb  Belgien  baupt 
fäcblicb  baS  ^nfufionSoerfabren  in  Slnmenbung. 

S)a  bie  S)iaftaf  e  über  70*  C.  bereits  ftart  gefcbwdd  t 
unb  burcb  baS  Äocpcn  oollftdnbig  jerftört  wirb,  fo 
entfteben  burd)  baS  S)efottionSoerfabren  2Bür;rr. 
welcbe  neben  weniger  Waltofe  fdjwer  oergdrenix 
^fomaltofe  unb  unoergdrbare  SJertrine  entbalten 
unb  infolgebeffen  ertraftreiebe,  fog.  oollmunbige 
Bierc  liefern,  wdbrenb  beim  ^nfuftonSoerfabren  bi< 
2)iaftafe  ungefcbwdcbt  bleibt  unb  babureb  fcbr)uder 
reidje  ©ür)en,  infolgebeffen  allobolreicbe,  fog.  tot i 
nige  Biere  erjiclt  werben.  5)aS  2>cloftion*oerfat 
ren  bat  bie  größte  Verbreitung  auf  bem  Rontment 
unb  foll  )unad)ft  befebrieben  werben. 

©in  6ubpauS  (f.  Tafel:  Bierbrauerei  D, 
$ig.  1  u.  6)  entbÄlt:  1)  ben  Waifcbbotticfe:  2)  ben 


Digitized  by  Google 


BIERBRAUEREI  I. 


f».  Malsch  kegseL  6.  Ablautrruairaapparat 

mit  Waaaeinpritzrour  und  AufuarkmaarMni«. 


Urockhaua'  Konrcriationi  •  Lexikon.    II.  Aufl. 


Digitized  by  Google 


BIERBRAUEREI.  II. 


7.  Vonnatoohapparat. 


ßrookbsui'  KonveriatiDii*  •  Lexikon.    14.  Aiifl 


Digitized  by  Google 


93ier  unb  ! 

sJWaifcbfefiel;  3)  ben  fiduterbottidb;  4)  bie  2Bürge= 
Pfanne;  5)  ben  öopfenfeiber;  6)  bie  pumpen. 

3)te  ©efamtmaffermenge,  welche  iur  Bereitung 
ber  Söürge  beim  Subprogefe  gebraust  wirb,  beifet 
Wuji,  unb  gwar  ber  Seil,  tueldber  gum  Warnten 
b  eftimm  t  ift,  £  a  u  p  t  g  u  fe ,  bet  SHeftgum  AuSmaf  dben 
ber  Treber  Stadjgufe.  £)a$gum  Ginmaifcben  tom» 
menbe  iUal Quantum  beifet  Sdjüttung.  2) er  ©uf( 
in  je  ii a 4  ber  Qualität  bcä  2Ralge8  unb  bent  ^rc- 
aentgebalte  beä  gu  ergeugenben  SBierd  verfdneben. 
3m  allgemeinen  ift  für  einen  ©ufe  beinahe  noch 
einmal  fooiel  SBaffer  erf orberli* ,  al8  Bier  ergeugt 
ro erben  foll.  Auf!  1  hl  SWalg  werben  etwa  2  hl 
r>erfdufltcbe$  Bier  gewonnen.  $ür  ben  &auptgufi 
reebnet  man  ,  für  ben  SRacbgufe  */«  ber  getarnten 
"©affermenge.  3)er  öauptgufe  wirb  fo  ©erteilt,  bafc 
auf  1  hl  ÜÄalj  120—150  1  in  ben  3Jtaifcbbotticb, 
75—100 1  in  ben  gflaifdjleffel  lommen.  Sag  Gin= 
maifd>en,  b.  b.  ba8  Ginteigen  be«  STOalgeS  in  ben 
9Jlaijcbbotti6,  erfolgt  meiften*  in  faltet,  feltener  in 
tu  arm  o  v  SBafier.  3n  ben  älteften  3«ten  maif  djte  man 
mit  iDtaifdjböljern  (Taf.  II,  Äig.  4),  roelcbe  von  ben 
Änedjten  mit  arofjer  Äraftanftrengung  bewegt  wur= 
ben.  3"  gweamfifnger  SEÖeife  wirb  ein  Sormaifcb- 
apparat  benubt,  mittels  beffen  man  ein  partienmeifeä 
unb  inniged  Bermifcben  von  ©affer  unb  sl'(a!  jfebr  o  t 
ergielt  unb  eine  Älumpenbilbung  fomie  ein  Berftau= 
ben  te-:-  i'ialjmeMes  uerbinoevt  toirb.  (Sin  foleber 
s4Jormaifcbapparat,  für  31  otorbe  trieb  eingeriebtet,  ift 
auf  Taf.  I,  ftig.  3,  bargefteöt.  Gr  beftebt  au«  einem 
Itcgenben  Gplinber,  in  bem  fidj  eine  mit  fpiralförmig 
gesellten  Seffern  befehle  SBeüe  rafcb  brebt.  An  bem 
einen  Gnbc  beä  Gvlinbcrä  tritt  baS  ÜJlalg  burd)  ein 
roeiteS  eiferneS  JRobr  ein,  in  welche*,  bütt  vor  feinem 
©nbe,  ein  28affmobr  einmwnbet.  2)a«  SWali  »irb 
bur<b  bie  Umbrebung  ber  SDtefierwelle  mit  bem  SDafjer 
gemifebt  unb  fliegt  an  bem  anbern  Grtbe  beS  Gölin* 
ber«  in  ben9Jlaifa)botticb.  ftig.  2  geigt  bie  Aufhellung 
biefed  BormaifcfapparateS  auf  bem  sJUiaifd)botticb. 
Ginen  anbern  Bormaif  cbapparat  geigt  Taf.  II,  $ig.  7 ; 
hier  fdllt  ba$  Sttalgmebl  burd)  ein  weite*  Stobr,  ba* 
an  feinem  untern  Seile  fein  burd)löd?ert  unb  bier  mit 
einem  Söafierring  umgeben  ift.  3)a*  ffiaffer,  au* 
einem  möglicbft  bod?  ftebenben  SRefervoir  !ommenb, 
fvrifct  in  feinen  6trablen  in  ba*  bcrabfallenbeSJtalg: 
mebl ;  bie  iBermifdjung  beiber  toirb  burd)  einen  gegen 
ben  Strom  genuteten  fviben  flegel  vervoUfiänbigt. 
3)ie  Anbringung  biefe*  Apparate«  auf  bem  OTaifdj* 
bottidj  geigt  Taf.  I,  ftig.  4. 

Tie  iDtaifcbbo  ttidbe  ftnb  mnbe,  früber  au* 
£>olj,  jetit  au*  Gifen  gefertigte  Behälter,  bie  mit 
yiübrtoerten  ber  verfd?iebenften  Äonftruttion  r*r-- 
feben  finb;  für  Ileinern  Betrieb  giebt  man  ibnen 
einen  Seibboben ,  um  bie  äBürje  oon  ben  Treibern 
trennen  ui  tönnen,  irdbrenb  bei  grftfeerm  ^Betriebe 
eigene  Öduterbottid>c  »orbanben  fmb,  in  benen 
biefe  Trennung  erfolgt.  Jaf.  I,  Äig.  4,  ftellt  einen 
sJtaifd)bottid)  mit  jmei  ftebenben  Sitübrern  bar,  beren 
©eilen  fid?  in  entgegcngefe&ter  Stidbtung  bewegen, 
rooburd?  ein  dotieren  ber  ÜJtaifdje  im  Sottid) 
möglicbft  oermieben  mirb.  Dberbalb  bes>  93otti<bd 
bennbet  tut  ein  9}ormaif<bapparat  oon  ber  auf 
Zal  II,  ^ig.  7,  bargeftellten  ftonftrultion.  2)er  in 
2af.  I,  ^ig.2  abgebtlbete  «ERaifcbbotttd?  befiht  einen 
ftebenben  unb  einen  liegenben  SRübrer.  St>urd)  bie 
ftebenbe  3)etriebetr>elle  erbdlt  gugleicb  bie  26elle  be$ 
medjan.  Siormaifdjapparat«,  »on  ber  aus  er« 
Tidjtlidjen  Äonftrultion,  ibTen  Antrieb.  %\*  jÖiaifcb: 
pumpen  eignen  f»cb  am  beften  bieSaugbnt<fpumpen. 


ierbrauerei  975 

3)er  3Haifd)feifel  (iaf.  I,  5ig.  5)  ift  meijt  runb  unb 
mit  einer  Innftbaube  bebedt;  bad  i'iatcrial  ift 
teMt  Gifen,  feltener  flupfer,  ber  ©oben  am  jroed 
mdfetgften  aber  au«  Äupfer.  Ski  einfacben  6ub= 
merlen  bient  ber  9naifd>lejfel  gugleicb  ald  i}l^ürje- 
Pfanne,  bei  boppelten  Subtoerten  ift  lUtaifdjlenel 
unb  SBQrgepfanne  getrennt.  IBeim  Tefofticiunn-r 
fabren  »irb  »dbrenb  be«  Ginmaifdjen*  ber  in  ben 
Seff el  gebradjte  Seil  9Baff er  jum  Äocben  erbiet  unb 
nadj  Jöeenbigung  bc#  Ginmaifdjenö  foüiel  üonbem- 
jelben  unter  fortmdbrenbem  Slübren,  «OTaifdjen», 
in  ben  aRaifdjbottid)  gepumpt,  bafe  bie  Temperatur 
(Ginmaifcbtemperatur)  oon  32  bi*  35°  C.  innerhalb 
20—30  Minuten  rneidjt  ift.  hierauf  wirb  etwa  ein 
drittel  ber  31  aifd?  e  (auf  je  1  hl  ÜRoljf  dir  et  1  hl)  unb 
iwar  ber  am  SBoben  fut  abfe^enbe  bide  Seig  in  ben 
2Raifd?Ieffel  befördert  unb  bafelb[t  gum  Äoeben  gc 
brad?t:  man  foebt  bie  erfte  Tidmaif d)c;  bie 
Temperatur  ber  SWaifdje  foll  babei  burd)  md^ige* 
feuern  langfam  gefteigert  werben  unb  bie  ÜJlai|d?c 
erft  nad)  45—00  Almuten  jum  Soeben  lommen. 
5)ie  Äodjbauer  beträgt  30—45  SHinuten.  Um  ein 
Anbrennen  ber  Ü)taifd)e  gu  oerbinbern,  gebt  baä 
Siübrmerf,  meift  aud  Stetten  beftebenb,  fo  lange 
mit,  bid  bie  ^iaifebe  (otbt.  3urcb  ba£  Äodjen  ber 
31(aifd?antetle  wirb  ba$  noeb  unoerdnberte  Stdrte- 
mebl  gum  Sertleiftem  gebrad)t  unb  baburd)  für  bie 
Ginwtrfung  ber  im  SBottid)  in  Sbfung  gegangenen 
3>iaftafe  vorbereitet.  9leben  ber  Grböbung  ber  Gr; 
trattauisbeute  werben  bura>  baS  35eto!tion«t)erfab^ 
ren  gewiffe  bie  Soümunbigleit  be£  Sierd  bebingenbe 
Subftangen  ergeugt.  9tacp  Ablauf  ber  beftimmten 
Äodjbauer  fd?öpft  man  fo  viel  ©on  ber  gelodjten 
2Jlaifd?e  gu  bem  im  Sotti*  verbliebenen  «Heft,  ba& 
bie  Temperatur  be$  2)ottid?inbalt«  48—53  C.  er* 
reicht,  hierauf  Idfu  man  einen  weitern  Anteil  für 
bie  gweite  3idmaifd?e  (auf  1  hl  SRalg  etwa 
110  I  3Raif<bc)  in  ben  Kefiel  ab  unb  »erfährt  Wie 
beim  erften  T)idmaifcbtocben.  \\n  ben  Ü'tai) ebbe ttidp 
gurüdgebraebt,  foll  bie  Temperatur  burd?  bie  gweite 
3)idmaifcbe  60  —  65*  C.  betragen.  SRun  wirb  ein 
tritter  Sftaifcbanteil,  unb  gwar  mehr  von  bem  ftüffr 
gen  (lautern)  auf  ben  Äeficl  gegeben,  biefer  beif>t 
Sautermaif  *e  (pro  1  hl  iDtalg  etwa  1201 2Raifcbe). 
$ie  fiautermaifebe  wirb  nad)  30  9Rinuten  gum 
Äodjen  gebraebt  unb  20  —40  ÜDlinuten  im  Äotben 
erbalten.  hierauf  wirb  bie  gange  fiautermaifebe  in 
ben  Sottid?  gurüdgebraajt,  woburd)  eine  Temperatur 
Von  72  bic-  75°  C.  erreut t  wirb.  S)iefe  leUterc  'Inn ■ 
peratur  ift  bie  Abmaifcbtemperatur,  ber^on 
gang  ba£  Abmaifd^en. 

T'ie  ©efamtmaifd^e  bleibt  nun  fo  lange  «auf 
fflube»,  bis  fut  bie  i reber  (bie  hülfen)  abgefegt 
haben ,  toai  naeb  Vi  1  Stunbe  ber  ,vall  ift.  Bei 
Prüfung  ber  nidjt  filtrierten  üWaifcbe  mittel«  3ob= 
löfung  (0,5  g  3ob  unb  1  g  ^oblalium  in  200  cem 
©affergelöft)foüleine5tfir(ereaftion(95laufdrbung) 
eintreten.  Qi  ift  aus  bem  2Ralge  unb  9Baffer  eine 
fü|e,  mebr  ober  weniger  aromatif  dj  rieebenbe  Slüfftfl1 
leit  entftanben,  in  welcher  neben  ben  löslichen  Be- 
ftanbteilen  tes  ÜJlalgfcbroteS  bie  ans  bemStdrfemebl 
entftanbenen  3Jerguderung«probulte  enthalten  fmb. 
2)ie  ÜJlenge  be*  gebilbeten  Grtralt*  tann  mit  bem 
Saccbarimeter,  einer  bireft  bie  Grtrattprogente  an= 
geigenben  Senlfpinbel,  gefunben  werben;  e$  fangt 
biefe  von  ber  SBefcbaffenbeit  (bem  5IJleblgebalte)  ober 
bem  öebalte  an  ertraltbilbenber  6ubftang  beä 
vi)Ialged  ab.  Beim  barauffolgenben  Abldutern  ber 
Sürje  öffnet  man  bie  ©ecbfel  (.?»dbne)  an  ben  Saug« 


Digitized  by  Google 


97G 


23ier  unb  Bierbrauerei 


röhren  unter  bem  burdjl&eberten  SBoben  auf  lurje 
.Seit  ganj,  laut  bie  unter  bem  6enfboben  angefatm 
melte  bünne  unb  trübe  Utaifcbe  abfliefeen  unb  bringt 
fie  in  ben  SBottid)  jurüd,  bann  icbliefet  man  bie 
v4öed?fel  lur  Hälfte  ober  Lue-  ju  einem  TT  rittet  unb 
läfst  bie  flare  Söfirje  birelt  ober  nad)  Stoffteren  be* 
©rant,  eine«  Sammelgefäfee*,  in  bie  SBürjepfanne 
ablaufen.  Uladjbem  bie  2Bflrje  oon  ben  2rebem 
oollftänbig  getrennt  ift,  febliefet  man  bie  f>äbne  unb 
beginnt  mit  bem  Sßaebgufe,  bem  äu*wafd)en  ober 
Slnfcbrodnjen»  ber  Sreber  mit  ffiaficr  oon  75°  C. 
Sa*  Hnidjwänjen  bat  ben  3wed,  ben  in  ben  2re= 
bern  jurüdbleibenben  Steft  Pon  2öürje  fo  üollftdn- 
big  al*  möglid)  ju  gewinnen.  Sie  erfte  abgelaufene 
vißürje  nennt  man  «Siorberwürje»,  bie  burd)  ben 
s}iad)gujj  erhaltenen  SBürjen  « SJacbgufmmrjen ». 
Die  Spenge  be*  *Rad)gufe»aner*  beträgt  ein  drittel 
oon  ber  ganjen  jum  ©ebräu  oerroenbeten  ©affer* 
menge;  bie  je-?  drittel  verteilt  man  roieber  auf  2 
ober  3  9tad)güfie.  G*  tann  aber  auf  bie  jum  0t' 
brdu  bienenbe  ffiafiermenge  fo  oerteilt  »erben,  bafe 
eine  größere  SWenge  baoon  bebuf*  einer  erfd>öpfen= 
ben  Sttuelaugung  ber  Ireber  jum  9lad?guf»  per* 
roenbet  toirb.  Sa*  2lnfd)»dnjen  erfolgt  mittel* 
eine*  in  borijontaler  !Hid)tung  fid)  bemegenben 
Srebtreuje*,  »eltbe*  eine  gleicbmdBige,  feine  Skr 
teilung  be-?  Gaffer*  auf  bte  C  berftäebe  ber  Jreber= 
fcbtdjt  bewirft.  33or  unb  »dprenb  be*  änfcb»än= 
jen*  »erben  bie  Sreber  mittels  £anb  ober  3Jlafd)ine 
umgebadt,  bamit  fte  gelodert  unb  gemifebt  roerben. 
Sie  einjelnen  «Radjgüfie  läfct  man  10—15  TOinuten 
auf  Stube  unb  oerfäbrt  burd)  Cffnen  ber  fcäbne  rote 
beim  Stbläutern  ber  58orber»ürje.  Tie  utlent  noeb 
tlar  abfliefeenbe  Söürje  foll  nidjt  mebr  al«  l*/t— 21/t 
Uroj.  auf  bem  Saccbarimeter  jeigen.  Bio*  »dt?5 
renb  be«  3ulaufa»*  ber  Siacbgüfie  »irb  bie  9Bürje 
im  Äeffel  jum  Hofen  gebradjt 

laf.  I,  $tg.  6,  fteUt  einen  Slblduterung** 
apparat  mit  SBafferfpritjrobr  unb  Slufbadmaf  d?ine 
bar.  Sa8  Auflodern  ber  Jreber  (Huf  baden)  jum 
3»ed  ber  leidstem  Hudlaugung  erfolgt  burd)  Der: 
Male  3infcn»  bie,  in  fenlredjter  Dichtung  burd) 
<Öanbrdbd)en  oerftellbar,  in  bie  Sreberf  djiebt  i<bmalc 
tonjentrifebe  gurdjen  jieben,  bie  burd)  SladbfteUen 
ber  3inten  immer  tiefer  gefübrt  merben.  Sie  per- 
längerte  ftebenbe  3öeUe  bient  jugleicb  al*  Stüfc: 
punlt  für  ba«  felbfttbätige  ffiafierfpri^ro^r.  au« 
tre Utem  fid)  ba*  Süaffer  in  -vorm  eine*  feinen 
Sprüpregen*  über  bie  aufgebauten  3reber  ergie&t. 

Sie  im  Säuterbottid)  jurüdgebliebenen  fetten  Söc- 
ftanbteile  (bie  SStertreoer)  foroie  ein  auf  benfelben 
liegenber,  au*  feinen  Jeildjen  be*  Un(ö*lid>en  be* 
ftepenber  Jeig,  ber  0  b  e  r  t  e  i  g,  bilben  ein  oorjüglicpe* 
5Mebfutter,  oefonber*  für  iHinber  unb  Sd)»eine. 
tfrifebe  Jreber  befteben  au«  SBaper,  (Eeüulofe,  ^ro= 
temftoff  en,  %ett,  Sfcbenbcftanbtetlen,  Säuren,  3"der 
unb  2)errnn ;  100  kg  iWalj  geben  110—125  kg  nafie 
Ireber.  2)a  bie  naffen  Jrcber  leid>t  fauer  roerben  unb 
fieb  jerfclten,  f  o  empfieblt  e«S  ftdj,  fofern  biefelben  nidjt 
gleid)  oerfüttert  ober  fonft  fonferoiert  »erben,  fie  ju 
trodnen  unb  babureb  für  ben  iBerfanb  unb  jur  Stuf: 
berca^rung  geeignet  ju  madjen.  fmb  bierju  eigene 
Jrebertrodcnapparate  in  3$er»enbung.  100  kg  naff  e 
geben  35  kg  getrodnete  Sreber  mit  12  ^roj.  Gaffer. 

%ai  Modjen  ber  SBürje  bej»edt:  1)  beren  Mctv 
jentration  bur*  Serbampfen  oon  ffiaffer;  2)  Hu«: 
lebeibung  oon  Girocifeftoffen ;  3)  Grtrattion  ber  »irf= 
iamen  JBeftanbtcile  be«  feopfen«;  4)  d>em.  Um^ 
fefeungen,  jum  Seil  unter  2Jiit»irfung  bed  feopfen«. 


Sie  Srt  beö  3ut'a|ie§  unb  ba§  Cuantum  tti 
Ö opf en«  ift  feljr  oerfdjieben  (0^—2,6  ^Jfb.  auf  ern 
Lf  entner  3Ralj) ,  ba  ju  berüdficbtigen  fmb  bie  Äer.; 
jentration  ber  ilöürje,  bie  S8efdjaffenb.cit  ju  c- 
jeugenben  93ier« ,  ber  (Sefcbmaif  ber  Äonfumemen 
unb  bie  fidnge  ber  Äufbe»abrun{|  be«  33icr«. 

3)er  öopfen  »irb  bei  bunllen  Bieren  auf  etn=  ober 
j»eimal,  bei  pellen  bagegen  auf  breb  bt4  oiermal  ber 
SBürje  jugejefet.  Sei  buntlen  Sieren  wirb  er  2%— 3 
Stunben,  bei  bellen  */4 — lVt  Stunben  mitgelodt 
Sa  ba*  ^opfenöl  bei  einer  äoebbauer  r>on  ehur 
6tunbe  bereit*  gröfetenteil*  perloren  gebt,  fo  lär. 
man  bei  örjeugung  oon  öieren  mit  ftartem  f>opfen^ 
aroma  ben  topfen  fomenig  al*  möglid)  mitlodier. 
Sie  Dualität  be*  topfen*  (f.  b.)  ift  oon  ßinflufr  auf 
bie  ®üte  be«  $ier*.  SSor  allein  muB  "S^aUenbopfen" 
pon  ber  jünaften  Srnte  fein;  «©üebfenbopfen»,  ber 
bei  riebtiger  Skrpadung  gut  fonferoiert  werben  lanr, 
ift  aud)  nad)  mebrjäbriger  Lagerung  anftanbelci 
m  oerroenben.  gür  bittere  Sicre ,  alfo  ( oldje,  tu 
ftart  geköpft  »erben  foüen,  mufe  .öopfen  mit  fernen 
Äroma  ge»äblt  »erben,  »dbrenb  für  iötcre.  bei 
benen  ber  SDtaljgefdjmad  mebr  berPortreten  fcD, 
»eniger  feine  öopfenforten  verarbeitet  werben  f t r 
nen.  3"t  möglidjft  ooUftänbigen  äu*nu^una  be* 
topfen*  »erben  in  neuerer  Seit,  befonberc  in  Ane 
rita,^opfenejtra(tton*apparateange»enbri. 
iüorberrfcbenb  ift  ein  mit  ber  Pfanne  in  SSerbinbuna 

Sebenber  Srudto<ber,  ber  ben  fcopfen  unb  etwa* 
Düne  aufnimmt  unb  oon  bem  au«  bie  kämpfe  in 
eine  Äonbenfation*oorrid?tung  geleitet  werben.  Sa* 
fo  gewonnene  ftart  aromatifdje  Sefrillat  wirb  ben 
©ebrdu  fpdter  gugefefet,  »äbrenb  ber  aufgefcblonrne 
topfen  mit  ber  (3efamt»ürje  gefotbt  »irb.  &nt 
befjere  3lu*nu|ung  be*  feopf  en«  fudjt  man  aud)  bur* 
beffen  3cttleinerung  mittel«  3CTT*i&DorTidjtunaen 
ober  burd?  Siübrapparatc  in  ber  2Bürjc  ju  er jielen. 
Sie  Sauerbe*  2Bürjetoa>en«  richtet  ftd)  nacb  bem  @m 
treten  be«  «Srucbt*»,  worunter  man  ba*  Ütuftretrrt 
oon  aröbern  Rödigen  6i»ei^au«f  Reibungen  oerftebr. 
j»ifd?en  benen  im  burcbfallenben  Sidbt  bie  £?ür;e 
glämenb  burebfubtig  erf  cbetnt,  unb  nadp  ber  Sierf  enr. 
—  JBon  50  kg  üJlalj  erbält  man  2,i— 3  hl  gcfofcc 
SBürjeoon  10  bi*  14^roj.  Sie  3«tbe«  ganjen  Bvt 
projeffc*  beträgt  10—12  Stunben,  unb  j»ar  werten 
41/!— öStunben  für  ben  3Kaif<bprojefe,  ■/, — 1  Stunbe 
auf}lube,2Vi— 36tunbenfürba?ablduteTn,2,/t- 
3  Stunben  für  ba*  Sieben  ber  ©ürje  gered?net 

Sa*  »btüblen  ber  Söfirje  erfolgt  auf  ben  Äübl' 
f  <b  i  ff  e  n ,  großen,  aber  niebrigen  oieredigen  ©efä^n 
au*  Äupfer:  oberßifenbled?.  SDianftelltbieÄüblfdiifTc 
an  einem  frei  gelegenen,  luftigen  Orte  auf  unb  giett 
ibnen  eine  grofee  ^lädje,  f  o  bafe  bie  ^lülftgleiteffbictt 
nur  10—15  cm  beträgt  Cft  befi&t  ba*  Äüblicbüf 
jur  SBef6leunigung  ber  Slbtüblung  nod>  ^inbflüael, 
bie  bidjt  über  ber  ^lüfftg!eit*oberfläd?e  beftänbiej 
rotieren.  Gbe  bie  2öürje  nacb  bem  Äüblicbiff  ge= 
langt,  pafftert  fte  erft  ben  äopfenfeiber,  ber  ba* 
Öopfenftrob  jurüdbält.  Ser  im  topfen  jurudblei 
benbe  Sürjeanteil  »irb  bdufig  no*  in  fterfenpTrv 
fen  au*gepre|t  ober  nur  mit  beifeem  Saffer  aut- 
gelaugt,  »oburd)  ber  beim  ÄuSpretlen  ftet*  erjeugte 
berbe  ©efdjmad  oermieben  »irb.  Sie  SBürie  fcü 
bei  falter  Witterung  nidjt  länga  al«  6—8  Stunben 
auf  bem  Äüblfdbiffe  liegen,  bei  »ärmerer  Jabrei'ieit 
jebod?  nur  fo  lange,  bi*  ftd)  ba*  «®cläger\  b.  b.  bie 
in  ber  SBürjc  fd)»immenbcn  31u*fd?eibungcjr,  abge 
feht  bat ;  burd)  lange*  3$tr»eilen  ber  SBür.e  auf  trn 
HÜblfAiff  »irb  bie  ^nfe!tion*gefabr  erbebt  Um 


Digitized  by  Google 


Jöier  uno  iöieroraucrei 


977 


b  ie  Temperatur  weitet  ju  erniebrigen,  finb  flüblappa* 
rate  von  berfd)iebener  flonftruttion  im  ©ebraud). 
Ulit  günftigem  Gefolge  wirb  gegenwärtig  ber  bon 
fiawrence  tonftruierte  flübter  (Taf.  II,  ftig.  2)  oep 
roanbt  2)erfelbe  begebt  aus  »wei  »ertifai  ftebenben, 
rocllenförmig  gebogenen  ftupferplatten,  über  bie  an 
tcr  2lufeenfläd)e  fid)  bie  Warme  Söürje,  oben  burd) 
eine  gelocbte  Winne  gleidjmd&ig  «erteilt,  fid)  ergiefet, 
lüäbrenb  in  bem  |wifd)en  beiben  platten  berbleü 
benben  iHaume  talted  Softer  unten  einftrömt  unb 
oben,  nadjbem  eS  ber  Söürje  bie  SBärme  entjogen 
bat,  wieber  abläuft.  Um  bie  tfüblung  möglicbft 
weit  treiben  ju  fönnen,  wirb  ber  untere  I eil  beS 
^arorence=Äübler8  mit  Giswaffer  gefpeift,  baS 
aus  einem  böber  fteljenben  9teferooir  (ommt  unb 
burd)  eine  Gentrifugalpumpe  in  biefeS  jurüdgeför; 
t  er  t  wirb.  SJei  bem  Sierfüblapparat  von  >\  Äänv 
ni*  ($.  SR.  %  52417)  fliefet  bie  ju  tüblenbe  2Bürje 
aus  ber  33erteilungSrinne  (ftig.  3)  über  bie  äufeern 
"®anbungen  ber  einen  bufeifenförmigen  Ouerjcbnitt 
befifcenben  Äüblrobre  b  berab,  in  benen  baS  fiübl= 
reaffer  uon  ber  cplinbrif<bcn  GintrittSröbre  am  ftufee 
beS  2lpparat>>  aufwärts  nad)  ber  ebenfalls  enjin* 
brifeben  9luätrittSröbre,  bie  unter  ber  Winne  hegt, 
alfo  im  ©egenftrom,  getrieben  wirb.  2>ie  gorm  ber 
>m  blrcbre  bietet  eine  grofee  Cberflädjc  unb  geftattet 
wegen  ber  bureb  bie  gegenfeitige  »uflage  gebotenen 
Acftigteit  gegen  (Jormoeränberung  eine  geringe 
ilöanbftärte.  Unter  Slufnabme  von  Sauerftoff  bil* 
ben  ftdj  ii odi  weitere  SluSf djeibungen,  bie  fid)  bann 
als  «flüblgeldger»  abfefcen  (Giweifetörper,  §opfen= 
beftanbteile  unb  SDlineralftoffe).  5)a  burd)  baS  fntyfc 
geläger  nirfu  unbebeutenbe  Wengen  bon  2Sür$e 
jurüdbebalten  werben,  bringt  man  e£,  nadjbem  bie 
iÜJürje  abgelaufen  ift,  in  $\iltrierfäde(Tropfiäde)  unb 
läfct  bie  ÜLUlrje  noeb  ablaufen.  5)a  auf  bem  ftübl- 
fdjiff  bie  SBttrje  burd)  Staub  leidrt  inftjicrt  werben 
rann,  finb  aud)  Apparate  in  ©ebraud),  Weldje  baS 
Müblfcbiff  entbebrlid)  madjen;  bie  beifee  SBürje  wirb 
unter  93enu£ung  bon  teimfreier  £uft  gelüftet  unb  un= 
ter  Snmenbung  bon  Giswaffer  auf  bie  entfprcdjenb 
niebere  Temperatur  gebradjt.  Gin  foldjer  Apparat 
ift  ber  «übler  für  Söierwürje  von  g.  Grgang 
(2).  JH.  B.49652).  Serfelbe  befteb t  aus  bem  ©oben  a 
(Taf.  n,  ftig.5),  ber  gewellten  Seitenwanbung  b 
unb  bem  an  Äettcn  d  aufgebängten  Settel  c.  $n 
bem  Söafferoerfdjlufelranj  i  ift  »wifeben  bem  3)edeU 
ranb  k  unb  bem  9lanb  1  ber  Jöottid)Wanbung  baS 
ringförmige  ©erteilungSrobr  m  für  baä  üüblwaffcr 
eingelegt;  biefeS  SKobr  bat  bei  n  bie  Zuleitung. 
Qai  über  ben  9ianb  beS  9Bafferüerfdjlu$lranieS  i 
übetflief>enbe  Jlüblwaffer  riefelt  über  bie  SBanbung  b 
unb  Iduf  t  auS  bem  Janglranj  o  burd)  bie  SRöbre  p  ab. 

III.  3Dic  ©drung.  $ie©druna  bejwedt  eine  teil- 
weife  3crlegung  beS  3uderS  in  Sllfobol  unb  ßopUn-- 
fdure.  iüan  unterfebeibet  eine  öauptgdrung, 
bie  gleid)  anfangs  im  ©drteller  ftattfinbet,  unb  auf 
weld)e,  wenn  fie  bis  ju  einem  gewiffen  ©rabe  bolb 
cnbet  ift,  eine  lanafamere  ©drung,  bie  Stacbgd: 
rung,  folgt,  beren  ibätigfeit  im  fiagerteller  unb  bis 
jum  Ronfum  ftattfinbet.  93ei  ber^auptadrung  wer- 
oen  in  oerbdltniemä^ig  (urjcr.Seit  betrdcptlidie  "Fan-- 
gen  »on  3uder  jerfe&t ;  fie  üerlduf t  in  7—14  Jagen ; 
bei  ber  Wadjgdrung  wirb  baS  3Mer  burd)  bollftän* 
biged  il b jenen  ber  $efe  blanf .  2)ie  fi$  in  ber  3lad)- 
gämng  auf  ftoften  beS  ßrtrattS  ftetig  entwidelnbe 
tfoblrnfdure  wirb  jum  ZtH  cbemifd)  unb  meebanifd) 
gtbunben.  5)ie  9tad)gdrung  fann  föodjen  unb  Wo- 
mit (nnburd)  fortgefübrt  werben. 

14.  «ufl.  «. «.  u. 


GS  giebt  iwei  Jlrten  uon  ©drungen,  eine  Unter* 
unb  eine  Ooergdrung.  Grftere  »erläuft  bei  einer 
Temperatur  von  5  bis  10,5°  C.  unb  finbet  XnWem 
bung  bei  SBürjen  für  bie  Grjeugung  r>on  baprifeben 
unb  biefen  berwanbten  IBieren ;  fie  ift  in  3)eutfdplanb 
unb  t  ft erreid;  üorberrf djenb.  X ic  iubergdrung  MX- 
läuft  bei  einer  Temperatur  »on  12,5  bis  25°  C.  unb 
ift  bef  onberS  in  Gnßlanb,93elgien,$ranfreid),  weniger 
in5)eutid)lanb  unbCfterreid),  bann  nur  für  befonbere 
Tierarten,  wie  baS  2Beifibier,  in  Snwcnbung.  2)ie 
©drung  wirb  eingeleitet  burd?  bie  öefe  (f.  b.).  Sab 
ober  3  e  u  g  genannt.  1 883—84  würbe  burd)  bie  gor* 
fdjungen  beä  Sänen  Gb.  ftanfen  (f.  b.,  9}b.  17)  bie 
iHeinbefe  in  ben  prattifdjen  Setrieb  einaefübrt. 
3)ie  Dteinbefe  beftebt  nur  aus  einer  einjigen  »rt  bon 
Hultur.u'ilcn  unb  ift  frei  oon  fteimen  anberer  2Jlitto- 
organiSmen,  weld)e  ben  ©efd)mad  unb  bie  §altbar= 
feit  beS  33iereS  beeintrdd)tigen.  Sie  b^at  feit  irjrcr 
Ginfübrung  bebeutenbe  Grfolge  crjielt. 

TaS  untergärige  SBicr  erlcibet  in  ber  ©drung  fol= 
genbe  Sebaublung.  Wadjbcm  bie  SBürje  auf  bem 
Küblfcbiff  ober  mittels  üüblapparatS  bie  jum  Gin* 
leiten  ber  Untergärung  nötige  Temperatur  oon  5  bis 
7,5°  C.  erreiebt  pat,  wirb  fie  in  ben  ©drfeller  ab= 
gelaff  en.  I  er  ie  1  b  e  ift  ober:  ober  unterirbifd)  angelegt, 
bat  eine  .v)i%  oon  3  bis  4  m  unb  mu|;  gut  bentiliert 
werben  tonnen.  5)ie  ©ärbottiebe  sur  Slufnabme  ber 
SDürje  fmb  aus  Gidben^,  feltenerfiärdbenbolj  (üerein- 
jelt  finbfie  aud)  auSScbiefcrplattcn  jufammengefetjt), 
mit  einem  fuibalt  bon  20  bis  30  hl.  Sobalb  bie 
äDürje  (im  Slnftell*  ober  Stammwürze  ge= 
nannt)  auf  bie  ©ärbottid)e  berteilt  ift,  wirb  bie  $efe 
gugegeben:  eS  wirb  anaeftellt  ober3^uggcs 
geben.  2>ie  Slrt  beS  3lnjtellenS  gefdjiebt  entweber 
auf  trodnem  ober  naffem  333eße.  Seim  f og. Tr  o  den: 
geben  wirb  baS  beftimmte  Quantum  &efe  (auf 
1  hl  Sier  etwa  »/•  1  flüffige  bidbreiige  fiefe)  mit 
Wenig  SBürje  in  einem  feparaten  ©efäfee  angerübrt 
unb  nad)  einem  Iräftigen  T)urd)mengen  ber  tylfiffig* 
feit  mittels  vanb  ober  iülafdjine,  bem  Sluf)teben, 
ber  ©efamtwürje  in  bem  ©ärbottidje  jugegeben. 
JBeim  f  og.  91  a  g  c  b  e  n  ober  öerfübrengiebt  man 
baS  ©efamtquantum  £>efe  auf  einen  Sottid)  bon 
4  bis  6  hl  $nbalt  in  Sürje  von  etwa  12,5°  C.  unb  ie  lu 
bie  bereits  nad)  wenigen  Stunben  in  trdftiger  <v. 
rung  befinblicbe  Surje  ber  ©efamtwürje  ju.  £eö» 
tcreS  93erfabren  bat  ben  3bJed,  .öefe  ju  fparen  unb 
biefelbe  ju  träftigen.  91ad)  bem  Slnfteüen  wirb  bie 
Sef e  mit  ber 2öürje  burd)  Iräf tigeS  2)urd)lrüden, 
ülufiieben,  mittels  eines  böljernen  3d)ÖpferS  innig 
oermenot  unb  burd)lüftet  Gtwa  24—30  Stun- 
ben nad)  bem  Stnfteüen  bilbet  ftd)  burd)  bie  ent* 
weidjenbe  floblcnfäurc  eine  f<bwad)e,  weifee  Tiede 
(baS  Slntommen).  SBenige  Stunben  fpdter  jeigt 
ftd)  am  Wanbe  beS  Sottid)S  ein  erbbbter  Sd)aum< 
tranj,  ber  ftd)  bon  Srunbe  ju  Stunbe  gegen  bie 
DJtitte  beS  33ottid)S  äufammenjiebt  (baS  Sßegf  d)ie-- 
ben).  Turd?  baS  heftige  GntWeid)en  ber  itcbleip 
| dure  wirb  ber  Stbaum  tonftftenteT,  weld?er  balb  auf 
ber  ganjen  Dberflädje  ein  geträufeltes,  jadigeS  Sluö« 
feben  annimmt  (niebere  Äräufen).  3)ie^eriobe 
ber  niebernÄräufen  bauert  2 — 3  Tage.  SBei  Weiterm 
Verlaufe  ber  ©ärung  werben  bie  Äräufen  loderer, 
jteigen  böber  unb  nebmen  eine  fdjmutjiggelbe  bis 
bräun  U  d;  e  Färbung  an(bobe^räufen).Wad)  bem 
Stabiumber  beben  Kr  du  ien  wirb  bie  ©ärung  bebeu* 
trnb  fd)Wdd)er,  bie  Temperatur  beS  93ierö  nimmt 
nad)  unb  nad)  ab,  bie  Äräufen  gfb«n  jurüd  unb 
bilben  nunmepr  eine  fdjaumtge  DJlaffe,  weld?e  all= 

62 


Digitized  by  Google 


978 


93ier  unb  öierbwuerei 


mdblicb  oerfcbwinbet  unb  nur  eine  gleichmäßig 
braune,  ftarle  3)ede  oon  2lu*fcbeibungen  jurüdläfet. 
lifo  braune  Hede  befter)t  hauptfäcblid)  au*  £>opfen 
barj  unb  Gimeifttörpern  mit  eingefd?loffener  öefe. 
jn  bem  SDtafje,  al*  bie  ©drung  nachläßt,  wirb  bie 
getrühte  ftlüffiglcit  immer  llarer,  unb  bie  öefe  fe&t 
fieb  immer  oollftänbiger  ju  SBoben.  2Däbrenb  ber 
geriete  ber  beben  M nun cn  ift  bie ©ärt hat v ! cit  ber 
öefe  am  ftärlften,  unb  e*  fteiat  bie  Temperatur  ber 
gärenben  ©ürje  bebeutenb;  ebenfo  finbet  bie  ftärffte 
Sibnahme  (Vergärung)  be*  ßrtralte*  ftatt ;  biefelbe 
beträgt  in  je  24  Stunben  1— 1,5  Vroj.  S)ie  Tempe; 
ratur  lä&l  man  bei  bunflem  93ier  auf  10  bi*  10,6°  C, 
bei  bellen;  auf  8  bie  9,5*  C.  fteigen-  unb  füblt  bie 
ftlüffiglcit  bureb  mit  6i*  gefüllte  »ehälter  au*  8ml« 
bie*  (S  cb.  m  i m  m  e r),  welche  in  ber  gärenben  Sürje 
fdjwimmen,  ober  mittel*  Äühloorricbtungen  (Ta= 
fcbenfübler),  in  Weidjen  bureb  (St*maf ajinen  ge= 
fühlte*  SBaffer  cirtulicrt,  langfam  herunter  unb 
ichlicfjlicb  auf  bie  Temperatur,  mit  ber  ba*  Vier 
im  Sagcrlcller  aufbewahrt  wirb.  Xic  SBeenbigung 
ber  öauptgdrung  roirb  beftimmt  na*  ber  Srtralt 
abnabme  unb  bem  8u*feben  ber  gegorenen  ©ürje 
(be*$Hcr*).  Skrrägt  bieGrtrattabnabmein  24Stun= 
ben  nur  nod)  0,i  $roj.  unb  ift  ba*  Vier,  im  Scbau= 
glafe  gegen  ein  Äerjenlidjt  gehalten,  jwifeben  ben 
f  ebwimmenben  öcfeteilcben  tlar,  fo  ift  bie  öaupfc 
«ärung  oollenbet,  ba*  Vier  ift  jum  gaffen  reif, 
ye  nadjbem  fidb  bie  öefeteilcben  weniger  ober  ftdrfer 
jufammcnballen,  fagt  man:  ber  Vrucb  be*  iöicrS 
tft  fein:  ober  grobgrieftg.  2Jtan  unterfebeibet  jwi= 
feben  grün  unb  lauter  faffen.  $m  erftern  $alle 
cntbdlt  ba*  Vier  beim  Raffen  oerhältni*mäjng  oiel 
Öefe  fufpenbiert,  rodbrenb  im  le&tern  %aü(  bie 
meiftcöefe  fieb  abgefegt  bat.  Viere  mit  turjer  Säger* 
bauer  »erben  grün,  folebe  mit  langer  üagerbauer 
lauter  gefaxt.  2>ie  3<»t  ber  £auptgärung,  bie  @är- 
bauer,  ift  je  nach  ber  Temperatur  be*  ©drleller* 
unb  ber  flonjenttation  ber  Söürjc  ocrfdjieben  unb 
betrdgt  bei  einer  Äellertcmpcratur  oon  6,s°  C.  für 
braune  Viere  mit  11—14  Vroj.  7—10  Tage,  für 
lidjte  unb  febroere  Viere  12—14  Tage  unb  länger. 
25er  fdpeinbare  Vergärung*grab  ober  bie  febeinbare 
9ttenuation,  b.  b.  biejenige  :]abl,  weldje  angiebt, 
roie  oiele  @ewicht*tcile  oon  100  ©ewicbtSteilen  ur* 
fprünglicb  in  ber  SBüne  entbalten  gcroefenen  Gr- 
tralt*  rodbrenb  ber  öauptgdrung,  nach  ber  6accbari= 
meteranjeige  oor  unb  na*  berfetben,  in  Sllfobol 
unb  itoblenfäure  jerlegt  rourben,  betrdgt  fürooll« 
inunbige  Viere  50—55  Vroj.,  für  roemige  Viere 
GO — 75  $roj.  Veifpiel:  Angenommen,  bie  Äonjen= 
tration  ber  Sfirie  beim  Ginleiten  ber  ©drung  burdp 
3ugabe  oon  öefe  betrug  14,o  ^iroj.,  bie  Sacd?ari= 
metcranjeige  beim  Raffen  7,o  %roi.;  rodbrenb  ber 
Joauptgärung  rourben  alfo  in  Slttopol  unb  Noblen» 
fäure  jerlegt  14,o— 7,o  -  7,o  ^5roj.,  alfo  14,o:  100 
=»  7,o :  x ;  x  =  50,o  ^iroj.  f djeinbarer  SBergärungÄ^ 
grab.  2er  roirflidje  3?ergdrungSgrab  ift  bie  *|>ro= 
jentangabe  be*  tbatfddjlid)  oergorenen  drtraltfii,  ber 
nidjt  cm&  ber  Sacdjarimetcrameige  bcS  Sier«,  fon= 
bern  au*  ber  be$  uon  Sllfobol  befreiten  SMerS  er= 
mittelt  werben  fann.  2)er  SJergärung^grab  roirb  be= 
einflufet  burd?  bie  £>ef  enraffc  unb  burd)  ben  ßbarafter 
be3  Ü)lal«fl  unb  anbere  tlrfadjen  (f.  Jlttenuation). 
3ft  baö  ^öicr  juin  (jaffen  (Sdjlaucbenjxeif,  fo  entfernt 
man  bureb  Slbbeben  bie  braune  S)ede  bee  3Her3  unb 
japft  benSottid)  an  einer  oberbalbbcrßefenfdjidjt 
beftnblicben  Cffnung  an.  S)a*  93ier  flie&t  bürd? 
Sdjldudje  entweber  birelt  in  ben  unterhalb  be*  (Mr 


fcllerv  befinblicben  Sagerteller  ober  mirb  babin  pe> 
pumpt.  3f*  ber  fiagertcller  Weiter  entfernt ,  f o  Wirt 
ba*  58ier  mittel*  fog.  gub.  rfdfier  tran*porticTt-  9la± 
bem  ba£  Söier  t>oll)tänbig  abgelaufen  ift,  roirb  tu 
Öefe  entfernt.  3)icfelbe  lagert  in  brei  Scbicbten  auf 
bem  »oben  be*  SBotticb*;  bie  obere  Scbidbt  beftebr 
au*  leidsten  J&efen  unb  ü)U!roorgani*men  fomie  ben 
wd^renb  ber  ©drung  au*gefa)iebenen  6ubftan$eit. 
bie  mittlere  au*  ben  gut  entwidelten  öefejellen,  tut 
untere  au*  median.  Verunreinigungen  unb  ®elägcr 
beftanbteilen  ber  SBierwürje.  äux  9öeüerDet*ea 
bung,  b.  b.  jum  Slnftellcn  neuer  ©drunten  wirb  tm 
bie  befte  ßetc,  alfo  oon  ber  mittlem  Scpicbt  aenoai 
men,  wdbrenb  bie  öefe  ber  beiben  anbern  Sdjicbtn 
jur  Verwenbung  in  Brennereien  ;.  9. ,  al*  ÄbiuL 
befe  oerfauft  roirb.  3)ie  SJier^cfe  (ber  Safc)  wirb  ms 
SDailcr  geroafdjen  unb  nadj  jrocimaligem  ®  edjfel  be^ 
SBaffer*  in  t;6l}ernen  ober  eifernen  Scannen  untn 
2Üaffer  aufbewahrt,  jebod)  feiten  in  flüfftgera  3» 
ftanbe  länger  al*  24  Stunben.  ©eprefct  unb  untn 
Suftabfcblu^  an  einem  (üblen  Orte  aufbemabrt,  faitn 
Öefe  längere  3**t  binbureb  tonjcroieTt  werben,  äui 
bureb,  ©errieren  läßt  Tnb  biefelbe  jmecfmäfjig  lonür 
oieren.  3)ie  $ef<  oermebrt  fid?  wdbrenb  einer  ©d 
rung*periobe  um  ba*  10 — JOfadje,  fte  foü  beim 
Raffen  be*  SBier*  auf  bem  33oben  be*  ©drbottieb*  fen 
abgelagert  fein.  2>iefelbe  öefe  tann  oerfd?ieben 
(aemöbnlid)  10— lömal)  angefteüt  (geführt)  merbec 
3)ie  Urfadje  be*  Unbraucbbarwerben*,  be*  £egenr 
rieren*  ber  öefe,  liegt  befonber*  in  ber  Serunreuii 
gung  ber  ©ürje  unb  öefe  bureb  Saltcrien  unb  wilN 
Sacd)arompce*formen. 

IV.  Aufbewahrung  unb  Scbanblung  be* 
58ier*.  2)a*  Sßier,  welche*  oon  ben  ©ärb etlichen 
abgejogen  wirb,  beifet ©r ü  n ■  ober  J u n  % b  i e r. 
felhe  wirb  in  bem  fiagerteller  auf  gdff er  gcicfclaui :, 
in  welchen  e*  eine  rupige  ©drung,  bte  ^achgdnmii, 
burchmadjt.  öierbei  flärt  flcb  ba*  SBier  burdj  21b 
fetjen  ber  öefe.  2tei  ber  niebrigen  ÄeUertemperaüiT 
wirb  bie  ftetig  langfam  entwidelte  ßoblenfdure  rca 
iBier  gebunben.  2)a*  33icr  reichert  fich  immer  raebr 
mit  Äoblcnfäurc  an.  SBiere  mit  einer  fiagerbaufr 
oon  3  bi*  6  2Sod?en  heilen  Scbanh,  Äbjug  , 
Sinterbiere,  fol6e  mit  mehrmonatiger  &igr 
mng  fiager»  ober  Sommerbiere.  3)ie  Sinter 
biere  werben  meift  grfln,  bie  fiagerbiere  lautet 
gefaxt;  erftere  lagern  bei  einer  Temperatur  oon 
2,6  bi*  5°  C,  [entere  bei  einer  folgen  oon  0^  bt* 
1,9°  C.  25a*  Sdjanlhter  wirb  auf  gepichte,  b.b. 
mit  ^Jed)  au*gelleibete  gäffer  oon  10  bi*  25  hl 
,\ nlv.lt  oerteilt,  Weld>e,  bamit  bie  Klärung  niit 
alljufehr  ocrjögert  werbe,  nach  mehrern  Tager 
bereit*  ooll  gemacht  werben.  Sin  bem  6punble±e 
ber  Jdffer  wirb  Tt<h  halb,  nach  12 — 18  Stunben, 
eine  Sduumbaube  zeigen,  bie  umfo  grofeer  wht, 
je  lebhafter  bie  Slaa>gdrung  oerlduft.  9{acb  einigen 
Tagen  färbt  ftcb  bie  6chaumbaube  bunfler  mit 
fällt  mit  bem  ^achlaffen  ber  ©drung  ganj  jurüd. 
üJlit  bem  3urfldfallen  ber  öaube  foü  ba*  Sin 
llar  unb  trinfbar  fein,  öat  e*  jebod?  bie  erwünfd?t< 
Feinheit  nodp  ni<ht  erreicht,  fo  füllt  man  bie  gdfiei 
mit  SBicr  ober  reinem  Saffer  ein  bi*  jweimal  nast, 
worauf  wieber  eine  Heine  Sdjaumbaube  fichtbar 
wirb,  ^iefildrung  bc*Söier*  wirb  befcbleunigt  bunt 
3ugabe  oon  Spänen.  2)iefclbcn  werben  au*  v: 
iilumV  ober  SBuchenbolj  gefertigt  unb  etwa  40  cm 
lang,  5  cm  breit,  2  mm  biet  gefdjnitten.  2>or  ihrer 
Verwcnbung  werben  bie  Späne  tüchtig  au^gefoit 
unb  in  taltemSBafjer  au*gewafd>en.  S)ie6pdnefinb 


Digitized  by  Google 


©ter  unb  öierbrauetei 


979 


ein  mecban.  fllärmittel,  bcnn  fie  nehmen  auf  ihrer 
Oberfläche  bie  in  bem  Sie«  fufpenbierten  fcftcn  SBe» 
f tanbteile ,  wie  6efe,  öopfenbarj  u.  f.  w.,  auf.  ftufeer 
bcn  fllärfpänen  ift  nod)  fcauienblafe  jur  fllärung 
in  Verwenbung.  Soll  ba«  SBtcr  jum  Verbrauche 
fommen,  fo  fcbliefct  man  gewöhnlich  bie  ftäffer,  ba* 
mit  fid)  bie  entwidelnbe  Kohlenfäurc  anfammle  unb 
ba«  Vier  fcbäumenb  merbe,  SDloufjeur  erbatte,  ma« 
man  Spunben  nennt.  SDton  treibt  gu  bem  3tocde 
einen  au«  meicbem  6olj  gefertigten  unb  mit  &anf 
ummidelten  Spunb  in  ba«  Spunblocp  be«  ftaffe«, 
rooburd)  ein  ooll)tänbig  hermetifcber  Vcrfcblufe  be^ 
flefteüt  mirb.  $ie  25auer  be«  Spunben«  richtet  fid) 
nacb  bem  3uftanbe  ber  mebr  ober  weniger  ftarfen 
Wadigdrung  unb  ber  Temperatur  be«  fiagerfeUer«. 
2)iefelbe  fdjwanft  jwifeben  8—20  Jage.  ÜJtan  pat 
aud?  befonbere  Vorrichtungen,  fog.  Spunbnppa- 
ratc,  welche  Jtohlcnfäurc  einpreffen  unb  e«  ermög- 
lichen, bie  ^äffer  auf  einem  beftimmten  2)rudmari- 
mum  ju  erhalten.  —  3)a«  fiagerbier  mirb  auf 
^äner  oon  30  bi«  60  hl  ^nbalt  »erteilt.  Um  bie 
9kdgärung  für  bie  mehrmonatige  Sagerbauer  mö> 
liebft  in  bie  Sange  ju  lieben,  unb  um  ein  in  ber  ftarbe 
unb  bem  ©efebmade  ftet«  gleidjmäfiige«  Vrobuft  ju 
crbalten,  werben  bie  ein3elnen  ftäffer  febr  langfam 
«ingcfcblaucbt,  in  ber  Söeife  nämlid),  baft  j.  V.  alle 
8  Jage  ein  beftimmten  Cuantum  Vier  auf  jebe«  gafe 
fommt.  Sa«  gänjlidbe  Vollfüllen  ber  <$äfier  erfolgt 
erft  bann,  wenn  bie  erfte  Veriobe  ber  Nachgärung 
beenbet  ift.  Über  bie  fllärung  unb  ba«  Spunben  be« 
SagerbierS  gilt  ba«  bei  Vebanblung  be«2öintcrbier« 
Grwäbnte.  3ft  ba«  Vier  jum  Verfaufe  reif,  fo  wirb 
e«  au  ( bie  fog.  Tran«portf  äff  er  gef  üllt  (a  b  g  e  j  o  g  e  n). 
3ur  Vermeibung  be«fioblenfäureoerlufte«  betmSb- 
»iehen  ftnb  befonbere  äbfüllapparate  in  ©ebraudb. 
Seim  Abfüllen  auf  meite  Entfernungen  mujj  ber 
baju  nötige  Trud,  ber  für  bie  ftäffer  ju  pod)  ift,  burd? 
cingefcbaltete  Srudregler  abgefd?roäd)t  merben. 
3>ie  öaltbarfeit  unb  ber  3Boblgefd?mad  be«  Vier« 
bängt  oon  ber  öefereinheit  unb  guten  Vefdbaffenbcit 
ber  urfprünglicben  SDürje  ab.  Vet  längerer  Aufbe: 
roabrung  ober!ran«port  be«  Vier«  ift  inbe«  biefjalt* 
barfeit  eine  bcgrenjte  unb  oerringert  ficb  befonber« 
bann,  wenn  ba«  Söier  böbern  unb  wed?fclnbcn  Zern 
waturen  au«gefefct  mirb,  weil  aud?  in  oöüig  Harem 
Viere  nod)  ©ärung«erreger  oorbanben  f»nb,  bie  nur 
einer  Anregung  bebürfen,  um  fid?  ju  oermebren  unb 
Trübung  unbSlbfafc  in  bilben.  Um  biefe  Ginflüffc  ju 
oermeiben  mirb  ba«  Söier  aud)  auf  bem  Transport  bei 
möglidft  niebrigen  Temperaturen  erhalten  unb  \u 
biefem  3med  in  befonbere  2Bagen,  V  i  e  r  t  r  a  n  «  p  o  r  t  = 
wagen,  untergebradjt,  bie  im  Sommer  mit  Q'xi  ge* 
tfiblt  merben.  SWan  lagert  ba§  SBier  bi*  jum  Ronfum 
ferner  in  Giefellern.  aud)  ju  grofec  Ädlte  lann  ber 


dbeibung  ber  in  ber 
tanbteile:  (Süoeife:, 
b  man  im  Sinter 


«larbeit  eine«  3Mcr$  (burd?  Sluä 
Ädlte  weniger  lö«licben  (!rtraltbe 
€tärtetriibung)  fdjaben,  meäba 
©drmoorridjtungen  in  bcn  Sierwagen  anbringt 

55er5Öier!onfumcnt  fteüt  bobeSlnforberungen  nid;t 
nur  an  ben  ©cfdjmad,  fonbern  aud)  an  bie  jjarbe  unb 
Älarbeit.  Siefen  Mnforberungen  Id^t  fxa)  nidjt  immer 
fieber  entfpredien,  »eil  ba*  Sier  eine  Ijodjf  omplijierte 
t3ubftanj  unbbcnDeridjiebenftcnSöerdnbcrungen  ju- 
gänglid)  ift.  Gin  allen  Snfprüdjen  oollfommen  ent= 
IpredjcnbeS  £Bier  tann  burd)  etwa«  geringere  Älarljcit 
einem  »eniger  normalen,  aber  «glanjfeinen»  SBiere 
bintangefcM  werben,  wag  bie  Söraucr  jwang,  ju 
tünftlid?en  Mitteln  ju  greifen,  inbem  fte  ba*  SÖier 
beim  Slbjieben  burd?  Hilter  brflden,  woburd)  trübenbe 


Seftanbteilc  jurüdgcbalten  werben.  9fad?)tebcnbe 
^igur  ftellt  ein  foldjed  5«H«tt>ar.  3«  bem  ©ebäufe  A 
ift  jwifeben  bur*löd)erten  platten  bie  ftiltcrmaffe 
(ßeUulofe,  JUbeft)  enthalten.  3>a3  93ier  tritt  bei  B 
ein  unb  gelangt,  nadjbem  eä  im  Apparat  filtriert 
morben  ift,  bei  C  jur  Abfüllung.  3n  ben  beiben 


Satemen  D  lä|t  fid)  bie  Älar^eit  be§  Sßicr«  »erfolgen. 
3n  ben  6d?anllofalen  wirb  baä  9)ier  meift  burd) 
einen  Sßierbrudapparat  (f.  b.)  oerfdjänlt. 

Sie  im  ftafe,  fo  ift  aud)  iöier  auf  glafdjen  nur 
begrenjt  baltbar.  Um  ci  längere  3cit  unoerdnbert 
ui  crbalten,  wirb  basfclbe  in  bcn  ocrfdjloffenen  . 
§lafd)cn  einer  Kobern  Temperatur,  50  — 70°  C, 
au^gefeftt.  iDtan  nennt  biefe«  Verfahren  ba«  Va  = 
fteurifieren  (f.  b.),  weil  Vafteur  ti  }uerft  )ur 
öaltbarmadjung^  oon  siBein  angewenbet  bat.  Seim 
xj$aftcurifieren  wirb  junädjft  bie  i>efe,  beren  T  Ötungg^ 
temperatur  bei  etwa  60°  C.  liegt,  entweber  getötet 
ober  wenigften«  gefdjäbigt  unb  bamit  jebe  weitere 
9lad?gärung  aufgebalten,  be$glcid>en  werben  anberc 
organifterte  Verunreinigungen  abgetötet  ober  ge- 
fcbwddjt.  3um  Vafteuriftcren  bc«  Vier«  bebient  man 
ficb  befonbercr  Apparate,  unb  man  ift  in  jüngfter  Seit 
beftrebt,  ba$  Verfahren  aud)  für  tfafehier  in  gröfsern 
Wengen  möglid?  ju  mad?en,  wo.;u  ©olle  ÜJIetallgefäfee 
oeriocnbet.  ?ll«  neuere«  Äonferoicrungömittel  für 
Vier  ift  befonber«  in ilmerita unb  Gnglanb  ba«  6  a r  i 
bonificrenin  M n wenbung  gelommen,  ba«  in  bem 
tünftlirten  einpreffen  oon  Hoblcnfdurc  beftebt.  3)ocb 
nimmt  man  an,  bafe  bie  Jtonfcroicrungefraft  ber 
tünftlid)  eingepreßten  Hoblenfäure  bieienige  ber 
natürlidjcn,  beim  ©ärprojcfc  ficb  bilbenben  5?oblen= 
fäurc  bee  Vier«  niebt  erreicht .  6bem.  Äonfcroierung« 
mittel,  wie  Salicplfdure,  Vorfäure,  bori'aure  Salje, 
glufefdure,  fdjweflige  Säure,  fd>wefligfaure  Salje 
u.  f.  w.,  ftnb  ju  oerwerjen,  ba  fie  in  Heinern  unfebäb^ 
lieben  Quantitäten  md)t  genügenb  widfam  ftnb. 
3ür  Idngcrn,  befonber«  ben  überfeeifchen  Verfanb 
erhöht  man  bie  öaltbarteit  be«  Vier«  baburd),  bau 
mau  bem  Vier  etwa«  &cfe  jufefet,  um  baburd)  eine 
gelinbe  fortbauernbe  ©ärung  berooriurufen.  Va= 
fteurifterte«  ^(afebenbier  erforbert  feine  befonbere 
9Jtaf;regel  beimGrport.  Wdjtpafteurificrte«  5lafd)en= 
bier,  ba«  am  Gneugung«ort  ober  in  geringem  Gnt« 
femungen  jum  Ronfum  gelangt,  erforbert  eine  forg« 
fältige  Vebanblung  beim  CinfüUen  in  bie  glafchcn. 
Siefe  müffen  oorber  oollfommen  rein  unb  pil3frei 
gemacht  merben,  ba  ba«  hefte  Vier  burd)  unreine 
ölafcben  leicht  oerbirbt.  Veim  GinfüUen  ber  ^laichen 
mirb  itoblenfäurcoerluft  burd)  befonber«  fonftraierte 
ftlafcbenfüllmafcbinen  oermieben.  Gin  neue«  Vier* 

C2* 


Digitized  by  Google 


980 


SBier  unb 


Derf  anbmittel  fmb  bie  e  r  f  i  p  b  o  n  I  r  ü  g  e  ber  SM  e  r 
fiPbon=91ttiengefellfd)aft  in (Saffel  u.  a.,  in  bentn  ba* 
hierunter  ftetigem  floplenfäurebrud  ftebt,  fo  bafe 
e*  bt*  jum  legten  tropfen  baltbar  bleibt.  2>urd) 
einen  in  ben  Krug  binetnragenben  Gplinber  läfit 
neb  bie  Temperatur  burd)  Ginfüllen  reu  ir armem 
Saffer  ober  (tiaftüddjen  regulieren.  35a  bie  im  3)cal} 
enthaltene  Diaftafe  weit  mehr  Stärfemehl,  al*  im 
SJtalj  jelbft  entbalten  ift,  in  2Jtaltofe  unb  2)ertrin 
ftberjufürircn  ©ermaß,  fo  wirb  in  Sänbern,  in  wel* 
djen  c*  geftattet  ift,  in  au*gebepntem  sJJta&e  von 
ftärfebaltigen  Surrogaten  ©ebraud)  aemadjt,  b.  b. 
oon  i eilten  Stoffen,  weld?e  al*  Grfafcjrur  SDtalj 

Selten  fönnen.  hierauf  beruht  bie  fog.  9lobfrucpts 
rauerei,  bei  welcper  ein  3>tl  be*  ©erftenmalje* 
burd)  unaemaljte*  ©etreibe  (©erfte,  SHeid,  ^tai* 
u.f. w.)  erfe^t  wirb.  Jlud)  3udcr,  unb  jwar  Stobr*  unb 
Stärtejuder,  Sirup  u.  f.  w.,  finben  Slnwenbung.  !$n 
Tawern  ift  jebweber :  [uf  a von  Surrogaten  burdj  ein 
liefet»  »erboten;  alö  ÜJtaterialien  bürfen  nur  »er* 
wenbet  werben :  ©äff er,  OTalj, topfen  unb  >3cfe.  3m 
beutf&en  Söraufteuergebiet,  in  Württemberg,  53aben 
ift  bie  Scrroenbung  Don  SRci*,  Surfer  u.  f.  w.  erlaubt. 
Ilm  ba*  5Ker  bunfler  \u  färben,  wirb  in  ben  bier= 
brauenben  fiänbcrn  entweber  f og.  ftarbmalj  ©ertoen- 
bet,  ein  burd)  iHöftung  wie  Äaffee  gebrannte*  ÜDtalj, 
ober,  wo  e*  ba*  ©efefe  geftattet,  93iercouleur, 
eine  baupti'äcblicb  au -5  Karamel  beftebenbe  unb  aus 
3uder  gewonnene  ftart  färbenbc  bide  ^lüffigteit. 
(S.  aud)  93erfälicpungen.) 

B.  »ierfarten  unb  «nolnfen.  $a*  fertige  2Mer 
bejtebt  au*  60—95  $roj.  2Baffer,  1,6—9  $roj.  $11= 
fopol,  04— Ofi  tytoi.  Moblenfäurc  unb  3—15  s$roj. 
Cjrtrattftoffen.  93ei  einigen  in  geringen  9Jiengen 
fonfumierten  al*  3Ker  bejcidjneten  ©etränten,  rote 
beim  2)anjiger  Jope nbier,  bei  ber  Braun« 
fdjweiger  üJtumme,  beimSremcrScefabrt*: 
bier,  ift  ba*  Grtralt  ungleid)  böper  (40-50  $roj.), 
bod>  fmb  biefe  ©ctränte  eigentlich  nur  fdjwad)  an» 
gegorene  ÜHaljertratte  unb  feine  eigentlichen  3Mere. 

2)  a*  53ierertratt  fefct  fid)  jufammen  au*  ßoblcppbra; 
ttn  (2>ertrine,  unoergorene  3uderarten),  ÜJiineral- 
ftoff  en,  bie  bei  c  er  21  na  In  je  al*  äl  fdj  ebeftanbt  beil  e  auf- 
treten, befonber*  ^hoSpborfäure,  StidftoffDerbin.- 
bungen  au*  ber  ©ruppe  ber  Giweifjförper unb  Slmibc, 
ftdnbigen  natürlichen  @drung*probulten  (Grtrattiüs 
ftoffe  be*  köpfend,  ©Ipcerin  unb  Sernfteinfdure), 
unter  Umftänben  gröfeern  ÜJlengen  Don  SRilcbfäure. 
I  ie  3Jtenge  be*  älfobol*  ift  bauptfäcbUd)  mafc 
aebenb  für  bie  beraufd)enbe  3Birfung  beö  SBier*. 

3)  ie  Grtraltiüftoffe  unb  unter  ipnen  befonber*  bie 
Stidftoffoerbinbungen  unb  bie  Äobtebpbrate  be= 
bingen  ben  s3idbrroert  beä  93ier3.  Segen  be*  grofeen 
3Daffergebalt#  ift  jebod)  ber  9]dbrroert  be*  Söictd 
perpdltniemäfeig  gering ;  baljer  ift  baä  58icr  mepr 
aU  anregenbeä  ©enu^mittel  311  betrauten. 

$on  fpeciellen  er  j orten  finb  folaenbe  ju  ex- 
rodbnen:  bad  et  bier  (f.  b.);  baS  Saloator: 
bier  ber  3aoberlbrauerei in  9)lünd)en,  ein  SHer  au* 
febr  ftarfer  ®ürje,  oon  einfd)meid)elnb  f üfeem,  aber 
rräftigem  ©efebmad,  rourbe  urfprün^lid)  üon  ben 
"JJaulaner  üJlöndjen  gebraut,  roirb  im  9Hdrj  ge« 
trunten ;  anbere  auf  untergärigem  üffiege  gebraute 
beutfdpe  2Mere  finb  ÜJldrjenbier,  Salonbier, 
SWündjcner  ©olb;  ba*  ^iilf  ener  SBier  jeid)net 
fid>  burdj  feinen  ftarf  (>en)ortretenbcn  bitter=aroma* 
tifeben  .t)opfengef(bmad  foroie  burd?  belle  arünlid)e 
Jarbe  aud,  ift  an  üerfdjiebenen  Orten  behebt  unb 
bat »iele 9iad)abmungen gefunben.  TaS berliner 


SSeifebier  unb ba*  baprifd>e ©eipbier  i 
aan)  ober  Dorperrfd)enb  au*  Seijenmalj  bergeftellt: 
beim  baprifdjen  ®eipbier  roirb  bie  baor.  $idmaifd* 
metbobe  angeroanbt,  ba*  Söicr  erpdlt  bann  bei« 
fällen  auf  glauben  einen  geringen  3ufalt  von 
Tioprjuder  unb  sttitit,  worauf  e*  in  einigen  2aacv. 
fannenreif  unb  rcid)  an  Äoblenfdure  wirb.  2?a* 
berliner  3Beif}bier  toirb  nad)  einem  etroa*  abgedr. 
betten  SubDerfapren  gebraut,  mobei  ber  topfen 
mit  ben  aHaifdjen  ge!odjt  »irb.  55ie  ©  o  f  e  ift  ein  m 
?eipjia  unb  Umgegenb  beliebte*  SBeifebier ,  ju  cem 
eine  ÜHifcbung  Don  bcllem  ©erften:  unb  SDeijenmai.; 
nad)  einer  Slrt  binaufmaifdjenber  ^nfufion  Derbraut 
toirb.  2)er  }u  biefem  SJier  DerTDenbete  feine  l^oDfen 
roirb  jroeimal  ertrabiert  unb  \>ai  ßrtralt  ber  i£?ür;c 
iugefe|t.  3)ie  fertige  2£ürje  roirb  juerft  im  ©är- 
bottteb  mit  Diel  träftiger  .>>cf e  angegoren  unb  bann 
im  Sagerteller  auf  ^djfer  }ur  9tad)gdrung  gebradt 
unter  forgfdltigem  Spunben,  tooburd)  ba*  $ier 
aufeerorbentlid)  reid)  an  Äoblenfdure  toirb.  $n  dhn 
lidjer  ©eij'e  wirb  ba«  2id)tenbainer  35ier, 
aueb  Stubentenbier,  bei  §ena  bergeftellt.  Äb 
roeidjenbe  6erfteUung*metboben  fmb  in  (Jnglanb 
unb  Belgien  üblidj.  5)ort  toirb  nad)  ber  3itfufien*= 
metbobe  unb  Obergdrung  gebraut.  6ngl.  Siere 
crpalten  no<b  aniebuliebe  Quantitäten  Don 
juder.  9Reift  fmb  biefe  33icre  febr  ftarl  unb  aud» 
gut  baltbar.  3)  od)  braut  man  für  ben  gen>bbnlid?en 
Konfum  aud)  leicfcte  SHere.  3)a*  belg.  fiambic  loirb 
unter  rekpUdjer  35er»enbung  Don  SRobfmd)t,  tmt 
Öafer,  öirfc,  Sudjroeijen  u.  f.  t©.,  nad)  bem  ^nfu 
fion*Dcrfab.ren  eingebraut;  bie  äöürje  n?irb  ber 
Selbftgdrung  flberlaffen,  b.  b.  bem  jutdlligen  bin 
jutreten  Don  ©drung*erregem  ber  £uft  ober  au* 
ben  immer  toieber  benu|ten  ©efd)irren  au*gefefe:. 
2)iefe  Selbftgdrung  bauert  febr  lange  (mehrere 
3abre)  unb  ift  Don  einer  fauren  ©drung  begleitet, 
bie  ba*  ftärlere  Auftreten  Don  9JtUd)fdure  unb  an 
bem  Sduren  bewirk  3)iefe  Siere  fmb  baber  ftart 
fauer,  aber  aud)  unbegrenjt  baltbar.  £ambic  wirb 
je  älter,  je  woblfdjmcdenber.  SJon  überfeeifoben  Sia^ 
f orten  fei  erwähnt  ba*  S  ade"  ber  Japaner,  ba*  au* 
Öirfe  bereitete  ^anibe  ber  Cfta|rilaner ,  ber  au* 
Dioggcnmebl  gebraute  Äwa*  (f.  b.)  ber  9*unen. 
3ufammenfe^ung  europ.  ©ierforten: 

L  Cbergdrige  33iere. 


erjeugung*» 

  B 

o  V. 

1  m  e 

e  z 

g 
i 

'S  y 
j>  - 

t> 
c 

fi 

Idnber  unb  Crte, 

&a 

CO  Q 

•3 

■  4 

•*  — 

ibierforten 

»- 

K.5 

s 

12 
5* 

•ff 

1 

®5 

IWiinttif  nrc  SBfifeb.,  £*ramm 

3,75 

5,73 

1  -•.» 

Ü.7 

>           •  6(bnri6cr 

3^7 

5,63 

.u 

55,0 

»        toti%a  Saloator, 

5,56 

9» 

19,6 

S2.S 

9  83 

4.2t 

9.6 

56,3 

Wbnmbtfr.  Srflfalru  .... 

7,38 

3,37 

0,'.i*4 

7,3 

90.5 

ßidjtfnbainfr  

3,30 

4,50 

0,300 

0.74 

5JU 

6,10 

1.91 

48,79 

5,00 

4,30 

«3,0 

Sc&roebüAr«  Xricfa  .... 

1,04 

2,87 

4^ 

43.0 

(fiigt.^Jorter^onbon}  Utext 

6,90 

6,80 

- 

19,61 

6U3 

Vurton  VUt-  jKnatpfcn 

5,90 

14,50 

25,11 

43,» 

l'alt  Hie  von  Sag  A  8p. 

: 

15,» 

(nnifrt  Vna(t)ir)  .... 

5,14 

6,17 

(hiülU*«  hortet   ( neuere 

M.6 

glnalqfe)  

5,72 

7,43 

0,40 

13,* 

5,94 

3,30 

14,63 

77,44 

*6flgif(J)f#  Werftenbier  .  .  . 

4,33 
4.77 

5,15 
2,70 

13,48 

IV* 

61.77 
77,5» 

Digitized  by  Google 


iöier  unb  öterbraucrei 


981 


II.  Untergärige 


u  r  c. 


Grjeugung«» 
länber  unb  *Crte, 
ÜBieriorten 

_ 

_  a 

o  *< 

o 

c  >- 
— 

5 

a  v 

<c  S 

se 

P 

«ä 
?a 

E 

C  o 

|» 

(0-S 

ja 

5f 

-  2 
»'S, 

» 

dauern:  Wflndien. 

— = 

4  94 

10,96 

- 

19.9 

43,0 

HidlorTbrauboi  (1895)  

3.42 

11,67 



18,1 

35,4 

4  88 

9,57 

0,27 

18,7 

48,7 

4,45 

7,71 

16,1 

52,2 

&  narr  nbrd  ii  raff  Ibirr 

3,79 

7,26 

_ 

14,5 

49.9 

8,17 

13,90 

0,40 

27,4 

67,4 

fluguftinec    .  .  . 

4,13 

6,94 

14,8 

53,2 

[  cpatfnbrflu  .  .  . 

7,39 

14  4 

48,9 

Sommerbier  {ȟraerbraii  .  .  . 

3,39 

8,03 

— 

14,5 

44,5 

1  KOujf  IDiaU     .    •  t 

4  97 

6  27 

14  4 

vüdrofnbr6u 

4,15 

M7 

— 

14,4 

55,1 

—  Iii!  t  r  (1  h  r  H  it 

SBinterbirr     «ürflrrbrau  .  .  . 

3,76 

6,90 

— 

14,1 

51,1 

3  02 

8,24 

14,0 

41  2 

146 

7,37 

— 

u'o 

47,3 

Ilioroenbrau   .  .  . 

3  53 

6,99 

13,7 

49,4 

vfluauftinerbrau 

3>a 

6,65 

— 

14,1 

33,0 

Cijportbirr  Ourflerbräu  .... 

3,57 

7,88 

0,21 

14,7 

46,4 

nrürt  SlMtrnhrilii 

*?  fi9 

6  50 

11  7 

41  7 

Nürnberg. 

7xrtiht rrücb  Eon  TiiAf  rirfit'3  9^tfr 

345 

6,88 

13.5 

49  1 

Stulmbaift. 

Mf parioirr  orr  rriirn  xmmDaaicr 
T iinflf A  Üfulmbarfipr 

4,4» 

8,80 

18.7 

52  9 

4  47 

917 

17,6 

47  8 

Übrige«  »eutWanb. 

Berliner  brDri  ©irr 

3,40 

4,50 

11  1 

59  ü 

■  lMgrrbirr  

3,44 

6^0 

_ 

13,0 

59,0 

3,98 

6,76 

0,33 

14,7 

54,0 

$ortmunbrr  »ier  

4,68 

5,05 

14,0 

64,0 

C  Her  reift]. 

4,30 

6,54 

14,7 

55,7 

»         SKarjenbier  .... 

4.27 

6,50 

14,6 

55,6 

Httienbraurrri  Cfger,  fcagrvbier  . 

3,79 

4.71 

0,21 

11,9 

60,5 

■            >  tlbjngbirr 

2,94 

2,07 

0,17 

9.8 

i  58,6 

«itfener  »irr  

3,71 

4,87 

1 12,0 

,59,4 

3,84 

4,28 

0,20 

!n,o 

1  58,3 

SSdbrenb  früher  bic  öüte  be*  93ier«  »on  fo*tun 
biijcn  93  icrbcf  Jauern  obcrSHer  tiefern  mittels 
Suiten vrebe  gepräft  tourbe,  bebient  man  fiü>  ^eute 
allflemein  ber  cbem.  Stnalpfe,  n>eld>c  bie  genaue  Gr* 
mitteluna  M  (5Jc baltc j  an  (Srtratt,  Stlfobol  u.  f.  n>. 
faiüic  ben  "Jtadjrwi«  unerlaubter  3ufä|e,  toie  43opf<n; 
fuuoflatc,  *em.  Älär-  unb  ßonferoierungSmittel 
u.  i.  tu.,  ermöglicht.  (Sine  getDötjnlidbe  A3anbel«ana= 
Ipfe  foftet  10-20  9W.  unb  bejiebt  ft<&  auf  bie  »e= 
ftimmung  uon  fpec.  ©eroidjt,  SlUobol,  ?lfd)e,  Grtraft, 
^boöpborfÄUTe  unb  Salicplfdure  (ledere  qualitatio) 
foroie  auf  ben  barau«  beregneten  ©rtraftgeljaU  ber 
«tammroörje  unb  ben  3Jergdrung$grab.  5)ie  Ginjel^ 
beftimmungen  r>on  Sllfobol,  Stiebe,  Grtratt,  Sdure, 
free  ®eroia?t  toften  je  2—3  27t. 

C.  »ierfjewinmtng.  I.  ^m  Seutfdjen  Meid) 
in  KKX)  hl: 


3abre 

ftfUtf' 

flrbirt 

fBiiittrm' 
btrg 

9abtn 

Sstb,r. 

3ufantmrn 

21539 

12  207 

3338 

1136 

821 

39  054 

1885-94 

29  626 

13  S'J3 

3353 

1515 

808 

49  195 

1995 

33  974 

15186 

3493 

1728 

869 

55  369« 

1897 

41791 

16  974 

4100 

3741 

964 

66  570* 

1898 

42  269 

17  455 

2947 

1058 

67  798« 

1899 

4  a  209 

17  731 

4128 

3093 

1138 

69  491» 

*  $aruntrr  U9000,  135040,  135000,  199843  hl  in  Suiraibura. 

:n.  Cfterrei*  1860: 
1880:  10530226, 


II.  3n 
6506  579, 


1890:  13570339,  1899:  19700000  hl  ;  Ungarn 
1860  s  626381, 1870: 688957, 1880: 427 152, 1890 ; 
546569,  1899:  1500000  hl;  9JoSnien  unb  fcer- 
jegoroina  1890:  17690,  1899:  100000hl;  ©ro& 
bntannien  unb  3rlanb  1881:  44774470,  1890: 
52019360,  1898  :  53000000  hl;  JBelgien  1850: 
5544130,  1860:  6554690, 1870:  7794460, 1880  : 
9238500,  1890:  10770660,  1898: 12410000  hl, 
rtranfreieb  1830-39: 3477708,1840-49: 4302387, 
1850—59:  5593871,  1860—69:  7222232,  1870 
—79  :  7244857,  1880  —  89  :  8  282800,  1890: 
8490528,  1898  :  8870000  hl;  9Ueb«rlanbe  1885: 
1452000,  1890:  1602356,  1898:  1485000  hl; 
Sänemart  1876: 1 100000, 1885:  1140000, 1898: 
1980000  hl;  Schweben  1880:  419815,  1890: 
1240811,  1898:  1450000  hl;  9tomxgen  1870: 
250000,  1880:  357054, 1898:  540000  hl;  <Hu&= 
lanb  1883:  4212000,  1890  :  3961982,  1898: 
4  580000  hl;  Sebtoeij  1881:  1009000,  1890: 
1209654,  1898:  1580000  hl;  Italien  1881: 
127364,  1890:  185400,  1898:  100000  hl;  6pa= 
nienl898:  130000;  ^inlanb  1890  :  204482  hl; 
Rumänien  1898:  310000  hl;  Serbien  1889: 98000, 
1890  :  87000,  1898:  105000  hl;  Bulgarien  etwa 
60000  hl  jährlich;  ©riecbenlanb  etwa  65000  hl 
jährlich ;  bereinigte  Staaten  Don  5lmerita  1862/63 : 
2069545,  1869/70:  7705451,  1879/80:15660832, 
1889/90  :  32339806,  1899/1900  :  44374000  hl; 
Nuftralien  1898:  9800000  hl;  Sübamerita  1897: 
1200000hl;  «ritifävDftinbten  1899  :  29000  hl; 
Ganaba  1899:  920000  hL 

D.  3)er  »erbram*  betrug  mit  Serüdfichtigung 
ber  Gin*  unb  9lu4fubt: 


8crbran$ 


anbern  fidnberi 

1870:  9303  765, 


löfutfdjf»  ftrid) . 
Cftrrrfirf)  Ungarn 
OJroftbrtiannif ii  . 
erlairn  .... 
,"Vranfrri(tj  .  .  . 
WuManb  .... 
SSnrmait  .  .  . 
ttirberlattbe  .  . 
S&mtbtn  .  .  . 
SfltDfij  .... 
Morwfflfn  .  .  . 
SponÄn  .... 
Sinlonb  .... 
Slalifn  .... 
StuDidnirn  .  .  . 
Serbien  .... 
OJrirdKnlaub  .  . 
8ul8«tcn 


Cfuropdijctjc  Staaten 
Ser.  Staaten  von  Vmerita  . 

Huftratien  

(Eanaba  

©ritiitb  «Oftinbien    .  .  .  . 

i|dje  Staaten 
Summa 


übfrljaupt 
1898 
1000  bl 

67  700 
30  657 
56  120 
13  707 
9  557 
6  343 
3  323 

1  703 

2  253 

3  118 
763 
160 


310 
330 
130 
80 

 «0_ 

183  118 

43  985 

9  700 
1  300 
400 


pxt  Hopf 


1898 
l 

194 
45 
143 
307 
35 
4 
94 
34 
45 
70 
33 
1 
9 
1 
ft 
S 
I 
3 


55  295 


233  403 


63 
133 
34 


1890 
1 

105,8 
33,0 

136,3 

177,5 
32,5 
4,« 

103,9 
34.6 
87,3 
40.0 
37,5 

U 
8,8 
0,9 
>,0 
4,1 
3,3 
1,0 


58,0 
53,5 
14,3 


1885 

1 

90,0 
11,1 
133,0 
165,0 

IM 

57,0 
33,9 
30,0 
33,3 

IM 


0.8 


40/) 


9iadj  anbern  Duellen  waren  auf  ber  Grbe  1899 
nabeju  40000  Brauereien  oorbanben  mit  einer  Gr* 
jeugung  »on  252  300000  hl  SBier.  «In  Steuern 
würben  (ohne  bie  GingangSjölle)  2160  ÜJlill.  2R. 
gejablt.  2)er  3Ral)oeTbraucb  wirb  auf  7555000, 
ber  äo&fenoerbraueh  auf  202000 1  berechnet. 

3m  3- 1898  belief  fidb  ber93ieröerbraud)pro«opf : 
in  URünchen  auf  566 1,  ^antfurt  a.  SR.  428.  Würm 
berg  321,  SBreSlau  189,  ^Jrag  172,  Skrlm  160, 
5Dienl45,  Strasburg  136,  Montau  28,  yax\$  11 1. 


Digitized  by  Google 


93icr-  unb  ©erftc=@ntTOertun9S=5ßcrfi(^erung  —  SöteSfUegert 


£.  ©efdud)tlie$c«.  Sdwn  bei  Rönig  Dfiti*  foU 
i960».  Sbt.  in  Slgppten  ein  aui  gemaljtem  ©errette 
e  rjcugteä  Bier  eingeführt  baben.  fcerobot  (450o.6br.) 
c rjdblt  oon  ben  $igpptern,  ba&  fie  ibreu  Sein  auä 
©erfte  fcarftellen;  »rcbilocbu«  720  b.  (Sbr.,  SifAplue 
unb  SopbotleS  berieten  oon  ©erftenwein  (3ptbo8). 
^Jliniui  berietet,  bafo  bei  ©aUiern  unb  Spaniern 
ba$  Söier  gebräud; lid:  war  unter  bem  tarnen  ßere* 
uifui.  9tad)  i' Um  tu-?  wat  bag  Söier  bei  ben  dexti- 
feften  gebraudjlia?.  3113  alte  Bierftabt  wirb  <l5clu= 
fium  an  einet  ber  Stilmünbungen  genannt.  91acb 
einer  Altern  b  e  u  neben  Sage  wäre  ©ambrinuS  (f.  b.) 
als  Grfinbet  be3  Bier«  anjufeben,  unb  et  gilt  auep 
bei  ben  Brauern  als  Scbu&patron.  3"  3>eutfdjlanb 
würbe  febon  früb  ba«  Bier  befonbere  gepflegt  in  ben 
ftlöftern,  wo  man  angeblich  febon  im  15.  3abrb. 
ftarfed  Bier  für  bie  $atre«  unb  fcbwadjeS  Bier  für 
ben  ßonuent  braute,  erftereä  ^atresbiev  unb  lefttereö 
äooent  (f. b.) genannt  Tic  fllöfter  baben  auch  ben 
Öopfenbau  geförbert.  BieleStäbte  waten  bureb  bie 
£>erftellung  beionberer  Bierf  orten  berübmt,  wie  i-  33. 
ßinbed  burd)  fein  ßinbeder,  Braunf  db  weig  burd)  (eine 
ÜJhimme.  ^acb  bem  2)rtHfHgjäbrigenÄrieg  entwickelte 
Ticb  ba8  Brauwcfcn  balb  wieber  unb  geftaltete  fich  in 
ber  9ieujcü  ju  einem  beroorragenben,  bie  tedjnifcben 
£rrungenfcbaftcn  im  ooüftcn  ÜJiafce  auänu&enben 
Betriebe.  ÜRüncpen  bilbet  ben  &auptort  ber  Söier- 
branerei  in  Bapern  mit  einer  nambaften  3tu$fubr. 
Tic  Bierbrauerei  ©abriet  Seblmapr  jum  Spaten 
oerbrauebte  lSSW  aUein249550  hl  Wah,  bie  Bier- 
brauereien Söwenbräu,  Sluguftiner*,  ßeiftbräu  unb 
iU(terr  Derbrauten  jufammen  mebr  als  600000hl 
2Jtalj.  CfterreiebS  grö&te  SBraueret  (oon  Ä.  3)reber) 
eräugt  jäbrlicb  etwa  750000,  ba£  Söüroerlicbe  Bräu= 
bau«  in  Hilfen  640000  hl,  göwenbräu  in  SMüncben 
550000,  Scbultbeife-Brauerei  in  Berlin  480000  hl. 

üitterarur.  Sintner,  ©runbrifc  bet  Bierbrauerei 
(2.  Hufl.,  Berl.  1898) ;  gaSbenber.  $ie  medjan.  Sedv 
nologie  ber  Bierbrauerei  unb  SKaljbereitung  (3Bbc., 
£pj.  1883—87,  unb  L  Supplement,  1891—92); 
%th  unb  £abid),  $rattifcbeS  fmnb«  unb  öilfSbucb 
für  Bierbrauer  unb  SWäljer  (2.  SufL  von  <Bel*  unb 
Äranbaucr,  Braunfcbw.  1888);  Sänger,  ©runbrifi 
ber  Gbemie  für  Brauer  unb  ÜRäljcr  (2.  Hufl.,  Cpj. 
1890);  Sepfer,  2)ie  Bierbrauerei  mit  befonbercr 
Berfldficbtigung  ber  Tiidmaifcbbrauerei  (9.  Slujl., 
Stuttg.  1893);  berf.,  Xie  ÜJtah:  unb  Bierbereitung, 
10.  Stufl.  Don  «fceife,  $ie  Bierbrauerei»  (ebb.  1899) ; 
StruDe,  Gntwtdlung  be«  bapr.  Braugewerbes  im 
19.  3abrb.  (fipj.  1893);  9Jlori&  unb  9Jiorri3,  &ant> 
bueb  ber  BrauereiroiffenfcbaK  (beutfeb  Bcrl.  1893); 
$anfen,  Unterfucbungen  aud  ber  $rari£  ber  CvKi 
rungdinbuftrie  (6eft  1,  3.  ÄufU  üJlün*.  1895); 
äobert,  3ur  ©efebiebte  bce  BiereS  (öalie  1896); 
Äiefelicb,  2)er  praltifcbe  Bierbrauer  (9Jlannb.  1897) ; 
(Sbricb,  i&anbbucb  ber  Bierbrauerei,  bg.  von  Sdjneiber 
unb  Bebrenb  (6.  -UnfL,  $alle  1897);  Jbaufmg,  Xic 
Jbeorie  unb  ^rariS  ber  2Jial}bereitung  unb  Bier= 
fabritation  (5.  2lufl.,  Spj.  1898);  ÜJticbel,  «ebrbueb 
ber  Bierbrauerei  (3. 3lufl.,?lugSb.  1898) ;  Äranbauer, 
ÄateajiSmuS  ber  Bierbrauerei  (2pj.  1898);  f>ic!= 
mannr  ©eograpbifcb-ftatiftifebc  5)arftelluugen  über 
bie  Bter=  unb  SBeinprobuttion  im  2)eutfcben  JRcicbe 
unb  in  CfterreiaV  Ungarn  (SBien  1898);  ffiinbifcb, 
TaiJ  ebem.  Saboratorium  be£  Brauers  (4.  Huf]., 
Berl.  1898);  Benningbouen,  S)ieBrauerci^nbujtrie 
3)eutfcblanbS  unb  be£  SluSlanbS  (BerL^cböneoerg 
1900);  Brauer^  unb^dljerfalenber  für  S)eutf<fclanb 
unb  ßfterreid)  (Stuttg.  1877  fg.). 


3eitfcbrif ten:  25er Bierbrauer (begrünbet  1859, 
SReue  golge,  2pj.  unb  $alle  1869  fg.);  aUgemtine 
Brauer«  unb  £opfen$eitung  (9lürnb.  1861  fg.);  2er 
bapr.  Bierbrauer  (sJJtünd).  1866  —  77),  fortgebt 
u.  b.  X.  3eitfd)rift  für  baS  gefamte  Brauroefcn;  Cr 
aan  ber  »iffenfebaftlicben  Station  für  Brauerei  in 
2Ründ>en  (ebb.  1878  fg.);  allgemeine  3eitfd?rift  für 
Bierbrauerei  unb  9Jtaljfabritation  (IBten  1872 fg.); 
r  er  böbm.  Bierbrauer  (^rag  1874  fg.) ;  ©ambrinu^ 
(SBien  1874 fg.);  9lorbbeutfd?e  Braucneitung  (Bcrl 
1875—87),  f  ortgef  eHt  u.  b.  2:.  2>eutf  dbe  Brauinbuftrie 
(ebb.  1888  fg.);  5)er  bcutidie  Bierbrauer  (Stuttft. 
1884  fg.) ;  2öodjenfrfjrif  t  für  Brauerei  (SBcrL 1884  fg.) ; 
Cfterr.  Brauen  unb  ^opfenjeitung  (^rag  1888  fg.). 
Bapr.  Brauen3ournaI  (Ülürnb.  1891  fg.) ;  3Ralj  unb 
f>opfen,  Gentralblatt  für  bie  gefamte  Brauinbuftrie 
(Bcrl.  1895  fg.). 

©tet»  unb  ®tvftt-&uttotrtuna&  ®tv 
ftcherung,  f.  Bb.  17. 

fetertoaae,  ein  Sacdjarimeter  (f.  b.),  mittel 
beffen  beT  (frtrattgebalt  ber  SBürje  unb  bie  Stte^ 
nuation  (f.  b.)  beftimmt  wirb. 

ttieäbofd),  Binfenbufd),  ein  mit  bem  Tlecxc 
in  Berbinbung  ftebenber,  inf  clreicber  unb  üerf  d)lamnt= 
tcr  Bufen  jwiidben  ben  nieberldnb.  <Jiro»in5en  Büt-- 
boüanb  unb  ftorbbrabant,  jwif eben  ben  Stib ten 
3)orbrecbt,©eerrruibenbergunb©iUemftab(i.Äarte: 
3iieberlanbe),  entftanb  in  ber  Sturmnacbt  Dem 
18.  jum  19.  9loo.  1421  bureb  einen  Deicbbrud»  ber 
SRaaS,  wobei  72  woblbabenbe  Rieden  unb  Surfet 
unb  100000  SWenfcben  ju  ©runbe  gingen. 
ganje  %l&ä)t  nimmt  faft  200  qkm  ein.  Seit  bem 
18.  Sökrb.  t>at  man  DUT(&  Öinpolberung  einen 
grofeen  teil  be$  SanbeS  wiebergewonnen.  3« 
festen  3*it  ftnb  bie  öielen  füblicben,  bie  B.  burd;= 
febneibenben  Seitenabgänge  ber  fDlerwebe  in  einen 
breiten  neuen  Stromarm  (bie  9leue  Verwebe)  ah 
gelentt,  wobutd)  bie  meiften  ber  jablreicben  (leinen 
Unfein  ju  einer  einjigen  großen  )ufammenwu(bfen. 
2Die  !Reue  SWerwebe  oereinigt  fid)  mit  bem  Smer 
(Hbflufe  eine«  aKaaSarme«  ber  alten  3Waa«)  ju  bem 
i>oUanbfaV$iep  (f.  b.). 

©ief  e,  SBilb.,  $ianof  ortefabrilant,  geb.  20. 3pril 
1822  in  JRatbenow,  ift  feit  1851  Snbaber  einer  ber 
grö&ten  ^ianofortefabtilen  in  Betlm  unb  gewann 
feinen  SRuf  butcb  eigetutrtig  tonfrruierte  unb  oon 
ibm  melfad)  »er bewerte  ^iianino«,  bie  ficb  bur* 
©obltlang  unb  ^ülle  bei  Zoni  audjeiebnen. 

iö icf cn,  Bejeicbnung  für  bie  auffallenbe  Unrutt 
bet  JRinbet  bei  flnndberung  ber  BieSflicgen  (f.  b.). 

»iefcntfcal,  Stabt  im  ^rri«  Dberbarnira  b* 
preufe.  9leg.'Bej.  ^JotSbam,  an  bet  §inom,  an  b« 
ginie  Betlut=Stetrin-Stargarb  (Babnbof  4  km  ent^ 
femt)  ber  ^reufe.  Staatababnen,  bat  (1900)  2727  G., 
barunter  12  Äatbolifen,  $oft,  Jelegrapb,  n?ang. 
Äird)e,fa^mad?eGifenaueUe;2^ampficbneibemüblen. 

lötc^ftiegcn,  Brem**  ober  5>aff  elf  liegen 
(Oestridae),  eine  gamilie  au«  Per  Unterorbnung  ler 
fliegen,  bie  troU  be*  übereinftimmenben  tarnen* 
nicht*  mit  ben  Bremfen  (f.  b.)  gemein  bat.  2ie  B. 
ftnb  gro^e  bi«  mittelgrofee,  in  iprer  ©eftalt  meift  an 
bie  öummeln  erinnernbe  fliegen  mit  bekümmertem 
Düffel,  ber  jur  9labrung*aufnabme  gfinjUd?  un= 
tauglidj  ift.  3^"  Saruen,  meift  eng^erluxge  ac- 
nannt,  finb  bdufig  mit  dornen  unb  Stadjeln  be- 
fefet  unb  fepmarofeen  bei  Säugetieren  unter  ber  £aut 
ober  im  §nnern  Df«  Äörper*.  3>er  Warne  rüprt  bn 
oon  «Biejen»,  bem  äufrubjr,  ber  beim  &crannaben 
ber  B.  unter  ben  weibenben  rteren  entftebt,  bie  fup 


Digitized  by  Google 


©iefter  —  JBig-SMaMRiött 


983 


roic  rafenb  ßebätben  unb  babonftürjcn.  Tie  tri*: 
ttßften  ©attunßen  ber  SB.  ftnb  bieSlafenbremfen 

JOestrus),  £  a  u  t  b  r  c  m  f  e  n  (Hypoderma),  9t  a  d?  e  n  * 
>remfen  (Cephenomyia)  unb  SJUßenbremfen 
(Gastrophilas).  (S.  biefe  SÄrtifef.) 

«ieftcr,  3oäo  örnefto,  portuß.  25ramatiler, 
aeb.  1829  al«  Sobn  eine«  flaufmann«  oon  beut= 
fdjer  SHbfunft,  ßeft.  12.  $ej.  1880,  bradjte' mit 
19  labten  fein  erfte«  Stüct  «Raphael»  auf  bie 
SBfibne.  Seinen  Sd?aufpielen  feblt  bie  National: 
unb  Solalfarb«.  SB.  mar  feit  1862  üJlitßlicb  ber 
tönißl.  3lfabemie,  ©rünber  ber  «Revista  contem- 
poranea»  unb  anberer  furjlebtßer  3laßc«bldtter, 
URitarbeiter  be«  «Panorama»  unb  bct  «Illustra^äo 
luso-brazileira».  1850—70  oerforßte  et  bie  ftaupt* 
theater  fiiffabon«  (3)ona  ÜJtaria  IL,  ©omnafto, 
Jrinbabe).  Sie  heften  feinet  SBübnenftüdefmb:  «Os 
tidalgo9  do  seculo  XIX »,  «Fortuna  e  trabalho», 
«A  mäe  dos  pobres»,  «0  jogo»,  «Os  diffamadores», 
«Os  homens  seriös»  unb  «Um  drama  no  mar», 
^lufeerbem  oerfaftte  et:  «Um  quadro  da  vida», 
«Redemp^äo»,  «Mäes  arrcpendidas»,  «Os  roo<;os 
velhos»,  «Um  hörnern  de  consciencia»,  «Prima- 
vera eterna»,  «Abnega?äo»  u.  f.  ro.;  mit  Slebello  ba 
Siloa:  «Mocidade  de  Ü.  Joäo  V.»,  unb  mit  6.  (£. 
Söranco  ba«  2)rama  «Vingan^a». 

itBicftcr,  3ob.  Grid),  SBertreter  ber  «Stuf llärunß», 
ßeb.  17.  9too.  1749  ju  fiübed,  ftubiette  in  ©öttinßen 
bie  9led?te,  ©eicbicbte  unb  fiittetatut,  würbe  1773 
fiebret  an  bei  JRitteratabemie  ju  SBü&oto,  1777,  oon 
Nicolai  empf  oblen,  Selretat  be«  OJlinifterat  oon  3tb-- 
life  in  SBetlin,  1784  Sßotfteber  bet  lönißl.  SBibliotbef, 
1788  2Ritßlieb  bet  SBetlinet  Hlabemte  (füt  beten 
Söericbte  et  ßefdjicbtlidje  Sluffd&e  fdjrieb)  unb  ftatb 
20.  Jebt.  1816.  Gr  «ab  feit  1783  mit  Ä.  ©ebife  (1754 
—1803)  bie  «SBerlinifdje  2)tonat«fcbrift»  betau«,  bie 
er  1737—98  al«  «SBetlinifdje  SBlättet»,  1799—1811 
al«  «Dteue  SBerlinifdbe  SDtonatöjtbtift»  f ortfefete,  ftet« 
in  nü  djtermrattonaliftifäjem  kirnte, 
«fcefferfelb,  3aßbfcblo&  in  «ippe,  f.  SBb.  17. 
«teftmileft,  f.  Goloftrum  unb  aftildb. 
«t  ctißhetm.  1)  Stobt  im  Obetamt  SBefißbeim 
bc«  roürttemb.  5lecfarfrcife§,  am  Ginflufe  bet  bettet 
in  bie  Gri)  (über  bie  ein  SBabnoiabutt  führt  i  unb 
an  bcn  gtnien  SBruäMahStuttßart,  S8.=3aßftfelb» 
Cftetbutten  (78,w  km)  unb  SB.^SBadnanß  (25,:o  km) 
bet  Söürttemb.  Staatebabnen,  bat  (1900)  4332  <S., 
batuntet  211  ffatbolilcn,  SBoft,  Jeleßrapb,  getn= 
fpteobeinticbtunß ,  Kamerai  -  unb  SReoi eram t ,  ©e= 
roerbebanl;  eine  Satein:,  eine  :Heab  unb  eine  ®e* 
toerbliax  gottbilbunß«f  <bule ;  eine  arofse  Äammgat  n= 
fpinnerei,  ^abrilatton  oon  fficfcfteinen,  öauäbab 
tunß«mafdnnen;  Sätbeteien,  ©erbeteien,  ÜRübl5 
teinbrüdje,  2  flunft-  unb  1  Sdßemüble,  SBiebmdrltc 
orcie  Sein«  unb  äoljbanbel.  —  2)  fionboemetnbc 
in  SBaben,  f.  SBb.  17. 

töicorc  (fpr.  biäbror),  aHate"d?al,  iDlatjui«  be, 
ftanj.  Sdjbnßeift,  geb.  1747  ui  tyaxii,  ßeft.  1789  in 
6baa,  biente  im  fiorpd  bet  aJlouSquetattc«  unb  er- 
toatb  ftdj  gtoben  JHuf  butcb  feine  Sottfpiele  i  o  alem  ■- 
boura.3),  bie  gefammelt  im  «Almanac  des  calem- 
bours»  (1771)  unb  nad>  S.«  Jobe  al*  «Bievrtana» 
($ar.  1800  u.  ö.)  in  bet  3ufammenftcllunß  2)e»ille* 
etfdjienen.  33.S  butleSfeä  Itauetfpiel  («Vercinge- 
torix»,  1770)  unb  jmei  i'uftfpiele  («Le  S6dacteur», 
1783;  «Les  r^patations»,  1788),  jinb  obne  SDert. 
^ietoitj,  anßebaute  Clftuajt,  f.  Brassica, 
«ötf ono,  f.  SBeifanß.  [ttaßenb. 
©iferi?*  (lat.),  }»eimal  im  3«bte  SBlüter5ru<bt 


©iferno,  aIuu  in  2Wittelitalien ,  bet  Tifernus 
bet  SRömet,  entfptinßt  im  SRatcfeflebitfle,  butdj» 
fliejjt  bie  ^Jtobinj  (Jampobaffo  unb  münbet  nadb 
einem  fiaufe  bon  150  km  in  baä  2tbtiatifa>e  ÜJleet 
bei  Gampomatino ;  et  ift  febt  W<bteid).  [alpen. 

©tf  ertenft  o  rf ,  ®  ipf  cl  ber  ©tarner  SUpen,  f.  Sßeft: 

«ifilarhrjaromctcr,  ein  bort  Klinlerfue«  erfun« 
bene3  öaatbpßt ometet  (f.  b.). 

^ifilarmaßnctomctcr,  ein  ÜRagnetftab ,  bet 
botijontal  an  jmei  boneinanbet  entfernten  unb 
parallelen  gdben  (bifilar)  aufaebdnßt  ift.  55a«  SB. 
bient  borjüßlicb  baju,  Keine  Sßerdnberunßen  in  ber 
^ntenfitdt  be«  GtbmaßnetiSmu«  auf »ufinben.  5)aö 
Sö.  toirb  fo  einßeriditet,  ba^  ber  5Diaanetftab  mit 
bem  maßnetifdjen  ÜJteribian  einen  redeten  Söinlel 
bilbet.  3)ie  maßnetifa^e  Äraft  ber  @rbe  »irlt  bann 
fenfred)t  ßeaen  bie  fidnße  be«  Stabe«  unb  befifet  fo 
ba«  atöpte  5)rcbmoment.  3«  nad)bem  bie  borijon-- 
tale  yjntenfttdt  be«  &rbmaaneti«mu«  mdd>ft  obet 
abnimmt,  ndbert  ftcb  bie  Std)fc  be«  SHaßnetftabe« 
bem  maßnetifeben  3)leribian  ober  entfernt  fiep  bon 
ib.m.  Um  biefe  SBerdnberunßen  be«  2)rebn>inte(« 
leiajter  unb  aenauer  toabmebmen  ju  (önnen,  trdßt 
ber  2Raßnet)tab  fenlrea^t  su  feiner  maßnetifdjen 
2la)fe  ein  ebene«  6pießeldjen,  in  bem  fuh  eine  ent: 
femte  Sfala  abfpießelt  unb  ßeßen  ba«  ein  ^ernrobt 
§um  Slblefen  ber  SlbroeidjunßSßrßfjen  ßeriebtet  »oirb. 
5)a«  SB.  rourbe  bon  ©aufe  ctfunben  (1837);  e«  ße» 
bört  ju  ben  Söcobadjtun£«inftrumenten  ber  maßneti: 
fajen  Cbfetoatorien.  (ö.  ©aloanometer.) 

©tflörtfd)  (tat.),  boppeh  ober  3tociblumiß. 

©fflti^nA  dat.),  ©abelteilunß  eine«  Bluffe«  (f.b.). 

©iföliftt)  (lat.),  itoeibldttcriß. 

©iförm  (lat.),  boppelßeftaltiß;  SBiformitdt, 
$oppctße)"taltißlett. 

©iftöfit  (altnotbifd)  oon  bifa,  beben,  unb  röst, 
ber  3öeß)  ober  SBilröjt,  bie  breifarbiße,  lunftooUe 
SBrüde,  bie  nadj  bem  ©tauben  ber  alten  Slorbldnbet 
6rbe  unb  Gimmel  oerbinbet.  Slnlafe  )u  Unit  ßab, 
toie  norbifÄe  Duellen  berieten,  ber  iKepenboßcn. 
2Bo  fte  ben  Gimmel  berübrt,  befinbet  ficb  inminbjötß 
(^immel«beta),  an  melcbet  Stätte  £>eimball  SDactit 
bält,  bamit  bte  SHiefen  nidjt  binübetbtinaen. 
lut  teilen  bie  Stfen  übet  bie  SB.  ju  ibrer  rHich matte. 
So  t renint  fte  ßebaut  ift,  fie  toitb  bod)  einftjufam: 
menbred}en,  menn  9Ru«peU«  S6b"«  jum  iBemid?« 
tuna«!ampf  ßeßen  bie  ©fttter  übet  fte  teilen. 

«ifu rf ation  (lat.),  ©abelteilunß  eine«  ^luffe« 

©iga  (lat.),  3n>eißefpann,  j.  Quabrißa.    [ff.  b.). 

©ißämie  (ßtd?.),  f.2)oppelebe  unb  Gbebinberni«. 

SBtgarabte,  fobiel  toie  ^omeranje,  f.  Citrus. 

«iaarrnre  (frj.,  fpr.  -rübr),  SBuntfdjedißteit; 
aud>  SBermifcbunß  ebler  unb  unebler  Slu«brflde  im 
Spreeben  ober  Schreiben. 

©taahtd  (Numus  bigatus),  in  ber  rbm.  3nün}< 
funbe  9lamebon  Silbermflmen,  bie  auf  ber  SBorber= 
feite  ben  bebelmten  flopf  ber  iHoma,  auf  ber  Diüdfeite 
aber  einen  Spaßen  mit  ber  geflügelten  SBictoria  Oya- 
ter  einer  anbern  ©ottbeit)  unb  jmei  ^ferben  (bigae, 
3toeißefpann)  fübten.  (S.  Jafel:  SWünjen  II, 
,\  i  o .  7.)  SB.  be|cid>net  jebod)  leine  beftimmte  ÜRünje, 
ba  man  Senate,  Ouinate  unb  Seftetjien  oon  bem= 
felben  ©eptdße  finbet.  2)ie  erften  Silbermünjen  ber 
Körnet  nad?  bem  etften  $unifd?cn  Krieße  waten 
SBißatu  Seit  bem  6nbe  be«  2. 3abt b.  b.  (£bt.  mürben 
audi  Senate  mit  einem  SBietßefpann  ßeptdßt,  bie 
bann  Duabtißati  bieten. 

«iß  =  «lad  Ntöer  (fpr.  bläd  ritolo't),  Jlufe 
im  norbamerif.  Staate  Wifftffippi,  entfprinßt  im 


Digitized  by  Google 


984 


©tgefow  —  S3tgnon 


ßountp  Gboctam  unb  münbct  nach  320  km  fübl. 
fiaufe!  unter  34°  fübl.  93r.  in  ben  aHtfftfftppi. 

ttigclota»  (fpr.  biggelob),  3obn,  antetit.  >ur-- 
nalift  unb  Diplomat,  geb.  25.  Wo».  1817  »u  halben» 
on*tbe'£ubfon  (Weup  ort),  mürbe  1839  Slbootat  in 
SReuport,  wanbte  ficb  halb  ber  ^ournalifttf  ju  unb  trat 
1850  all  RÜeigentümer  unb  9)Utrebacteur  (btft  1861) 
in  2B.  6.  SJrpant!  «New  York  Evening  Post»  ein. 
1861  mürbe  er  flonful  ber  ^Bereinigten  Staaten  in 
$ari!,  1865  ©efanbter  bafelbft  (bi!  23. 3>ej.  1866). 
Stach  Weuporl  jurüdaelebrt,  würbe  er  Staatäfefre= 
tär  ton  Wcuport  (1867—68),  leitete  bie  «New  York 
Times»  unb  würbe  für  1877 — 78  abermal!  »on  ber 
bemotratifd?en  Partei  }um  StaatÜetretär  von  9teu- 
»orl  gemäbjt.  SB.  entbedte  in  ,vranfrciä)  bei  ber 
Söitme  2e  SeiUarb  bie  Urbanbjdjrift  ton  3rranl= 
liu!  Selbftbiograpbie,  bie  er  für  25000  %ti.  erftanb 
unb  1868  berau!gab  (neue  SluSg.  1874  u.  1879; 
1891  in  ber  «  Minerva  Library »;  tfll.  S.  81.  GJreene 
Story  of  a  famous  Book,  SBofton  1871).  ttranllin! 
28erle  gab  er  1887  fg.  beTau!.  93on  58.!  Schriften 
fmb  ju  nennen:  «Jamaica  in  1&50  or  thc  effects  of 
sixteen  years  of  Freedom  on  a  Slavc  Colony», 
aLife  of  Fremont»  (1856),  «Les  Etats-Unis  d'Ame- 
rique  en  1863»  (<Bar.  1863),  «Molinos  tbe  Quie- 
tist»  (Weuporl  1882),  «TheWritings  and  Speeches 
of  J.  Tilden»  (ebb.  1885),  «W.  C.  Bryant»  (ebb. 
1885;  neue  SlufjL  1890),  «The  lifo  of  Samuel  J. 
Tilden»  (2  93be.,  ebb.  1895). 

©tflenenfd)  (lat.),  jweigefcblecbtig,  jwitterbaft. 

»ö  ig  gab  ober  ©igba,  brit.*oftinb.  (befonber! 
bengali)cbe!)  tfelbmaf  =  13,37«  a. 

»iftfle,  5>orf  im  Icrei!  SBrilon  be!  preuf.  Steg.» 
SJej.  SSrneberg,  linf!  an  ber  obern  JRufcr,  Stg  eine» 
Amtsgericht!  (Canbgericbt  Mrnäbcrg),  bat  (1900) 
942  (*.,  barunter  24  Gtangelücbe  unb  38  3!raeltten, 
sJßoftagentur,  Selegrapb,  Gigarrcn*  unb  SWeffing: 
marenfabrit  fotvie  iHingofenjicgelet. 

tßiggctljalbnbn,  ©ahn  ton  Finnentrop  nach 
Mote^JJtüble  (33  km),  1870  genebmigte,  1874-80 
eröffnete  Strede  ber  SBergifd?=3}tdriiicben  Gtfenbabn 
(f.  b.),  feit  1882  ^reup.  Staat!babn. 

®iaglc#b»<tbe  (fpr.  bigglswebb),  Stabt  in  ber 
engl.  ®raffd?aft  SBebforb,  am  recht!  jur  Dufe  geben = 
ben,  bjer  fa>on  fduffbaren  ^tel,  12  km  im  SC.  ton 
^ebforb,  bat  (1891)  4943,  al!  2>i|trtU  27085  G., 
Strobfledjterei,  3)rab>  unb  Spifccnfabrilation  foiüic 
©anbei  mit  ©etreibe,  SBaubolj  unb  tfoblen. 

»öigha,  $elbma&,  f.  iSiggap. 

>öigb,a.  1)  Selbflänbige!  Sanbfcrjof  be3  türf. 
Weidje*,  umfaßt  bie  £>albinfcl  jmifcben  bem  ®olf 
ton  Gbremib,  ben  2)arbanellen  unb  bem  'JDiarmara: 
mecr,  alfo  ungefdbr  bie  alte  Sanbfdpaft  Sroa!,  bat 
7500  qkm  unb  (1888)  129000  G.  —  2)  iB.  (unter  ben 
JBpjantinem  Pegac,  tndbrenb  ber  frdnf.  $errfcbaft 
Spigaft),  §auotftabt  bc!  gleichnamigen  San; 
bfcbal!,  am  SMgbaf  u,  roeld)er  norbmdrt!  in  ba!  ÜJtar 
marameer  fliegt,  70  km  ton  ben  5)arbanelien,  jäblt 
etwa  6000  G.  1288  erlitten  bie  Sataren  picr  eine 
Weberlage  burd)  Sultan  «lüGbbin  HL 

©igbor«,  amerif.  Schaf,  f.  $ergfd?af  unb  Jafel: 

Sdjafell,5ig.  3. 

>8ig  =  «orn  =  Miöcr,  bcbeutenbfter  9?ebenflufe 
be«  ?Jello»ftone,  entspringt  in  ben  9iodt=^oun= 
tain«  im  toeftl.  Seile  beg  norbamerif.  Staate^ 
Spoming,  fliegt  erft  al«  £}inb:9iiter  füboftlid), 
bann  norbnorböftlid),  burd)bridbt  bie  9)ig--£>orn: 
SDtountain*  (f.Äarte:  ^Bereinigte  Staaten  ton  : 
»merira  I.  Weftlitber  Seil)  an  ber  Örenje  1 


be£  Staate!  Montana  unb  ergie|t  fub  nad>  einer 
Saufe  ton  880  km  in  ben  SMoroftone. 

Sötgio  (fpr.  bibbfdio),  grance*co,  itaL  3Rakr. 
f.  ^ranciabigio.  [Änmeiiunö. 

«tglictto  (itaL,  fpr.  bilj-),  Reiner  »rief,  93iOet; 

Bigrlow  Paper«  (fpr.  bigglob  pebP'r«),  prliL 
Satiren  ton  3. 5R.  Scmell  (f.  b.). 

»Bignette  (fpr.  binj-),  Gitronenart,  f.  Citrus. 

©ignio  (fpr.  binjo),  ^oui$  ton,  Saritonift,  geb. 
29.  3uli  1839  ju  $eft,  ftubicrte  bie  SRedjte  unb  til 
bete  jugleidj  feine  fdjöne  Stimme  auf  bem  Äonier 
tatorium  au§.  9{acbbem  er  nocb  in  2Bien  llnterridrt 
im  ©efang  genommen  batte,  mürbe  er  1861  für  tu 
ungar.  SBübne  bafelbft,  1864  für  bie  SHener  £cfcre. 
engagiert,  an  ber  er,  mefentlid?  unterfrüfct  burd)  elf 
gante#  Spiel,  in  Iprifcben  Saritonpartien  S>ortrefr 
liebe«  leiftete.  1882  lebrte  95.  nadj  ^Jeft  jurüd. 

©ignon  (fpr.  binjöng),  Souid  $ierre  (rtouart. 
Saron,  fron}.  Diplomat,  ^ublirift  unb  (Hefiilt 
fdjreiber,  geb.  3. 3an.  1771  )u  ©uerbatiQe  im  2t 
part.  Seine »3nf^«ure  al*  Sobn  eine!  ^drbnf 
ftubierte  tu  $aM  im  GoU^ge  i'ijieur,  trat  mdbrent 
ber  üHetolution  ali  (Gemeiner  in!  &tx  unb  fd?luj 
1797  bie  biplomat.  Garriire  ein.  1801  mar  er  al; 
CegationSfetretdr,  1802  unb  1803  al!  ®eid?dft* 
träger  in  93erlin,  1804—6  al!  bevollmächtigter  iKi 
nifter  am  Gaffeler  ©ofe  t^ dtig.  9Iarh  bem  Ginrüden 
ber  franj.  Sruppen  in  »erlin  tturbe  er  franj.  ftom 
miffar  bei  ben  preufe.  SBebörben,  Jeitete  bi!  1808 
bie  »entaltung  ber  Domänen  unb  ^inanjen  in  beti 
befet^ten  Sänbern,  ging  1809  al!  betoUmädbtt^ifr 
sJRinifter  nad)  93aben,  würbe  barauf  franj.  ©eneral 
abminiftrator  in  Cfterreicb  unb  erhielt  1810  eine 
fchmierige  Senbung  mit  geheimen  Aufträgen  nad? 
9Barfch.au.  JBei  ber  Grönnung  be!  ^elbjug!  ten 
1812  mürbe  er  Äommiffar  bei  ber  franj.  wegienwa 
inSBilna,  unb  mit  bemftüdjuge  au!  iHu|lanb  Icftr 
er  be  $rabt  im  ©efanbtfchaftdpoften  ju  SBaricbäu 
ab.  9Iad)  Napoleon!  Stur)  lebte  er  auf  bem  ?aiuv 
unb  fdjrieb  ein  «Expose  comparatif  de  Tetat  finac- 
cier,  militaire,  politiqae  et  moral  de  la  France  et 
des  principales  paissances  de  l'Europe»  ($ar. 
1815).  SDdbrenb  ber  $unbert  Sage  ernannte  ihn 
Napoleon  unn  Unterftaat!fefretär  im  üRinifterium 
ber  auswärtigen  Angelegenheiten.  Jiadb  ber  SdjIaaM 
bei  SBaterloo  mürbe  er  2Rinifter  biefe!  ^epartf 
ment!.  9iad>  ber  jmeiten  Keftauration  1817  jum 
Slbgeorbneten  gewählt,  fprach  er  gegen  bie  au* 
nabmegefefte  unb  für  bie  Suriidberufung  ber  $ier 
bannten ;  aud)  war  er  ein  eifriger  »erteibiger  be! 
SBablgefehe!.  3n  ben  Sulitagen  1830  warb  et 
ton  ber  ^rotiforifcben  IKegierung  jum  iliiniuet 
be!  9lu!märtigen  unb  11.  9ug.  ton  £ubwig  $bt 
lipp  jum  ÜWitßliebe  be!  SDlinifterrat!  ernannt,  aul 
bem  er  fdjon  im  9lotember  fchieb.  9la<t)  bem  Steoie 
ber  $oitrindr!  trat  er  entfd>ieben  jur  Oppofitien 
über.  Gr  würbe  1837  jum  $air  erhoben  unb  ftarb 
5. 3an.  1841  ut  $arü.  SBiel  Aufleben  machten  feine 
publijiftifchen  unb  polit.  Schriften,  wie  «Coap 
d'ceil  sur  les  demelea  des  cours  de  Baviere  et  de 
Bade»  (iBar.  1818),  «Des  proscriptions»  (3 
ebb.  1819—20),  «Du  congres  de  Troppau»  (ebb. 
1821),  «Les  cabinets  et  les  peuples»  (ebb.  1S22). 
Napoleon!  le^tem  SBunfche  gemäfe  fdjrieb  35.  «Hü- 
toire  de  France.  ln  6poque.  Depuis  le  18  bra- 
maire  jusqu'a  la  paix  de  Tilsit»  (7  9)be.,  $ar. 
1827—38;  beutfd)  ton^afe,  633be.,  £pj.  1830—31» 
unb  «nm*  epoque.  Depuis  la  paix  de  Tilsit  jus- 
qu'en  1812»  (4«be.,  ^Jar.  1838 ;  beutfd)  ton  Älten^ 


Digitized  by  Google 


Bignonia  —  öiljar  (in  Ungarn) 


985 


leben,  G  93be.,  2)lei&.  1838—40);  ®efamtau*gabe 
von  iL  (Srnouf  al*  «Histoire  de  France  sous  Na- 
poleon» (14  93be.,  $ar.  1838—50).  9tad>  feinem 
lebe  gab  3Jtia.net  beraub :  «Souvenirs  d'an  diplo- 
mate»,  nebft  einer  Siograppie  93.*  ($ar.  1864). 

Bignonia  2,.,^flaiuengattung  au*  bet  Familie 
ber33tgnoniaceen(i.b.).  Sie  beftebtau*et»al50auf.- 
redjten  unb  tletternben  6oljge»dd>fen  be*  tropifdben 
unb  fubtropiftpen  Stmerita*,  »eldje  ju  ben  cbaratte* 
tiftifdjftcn  $ftanjenf ormen  ber  9teuen  2Belt  gehören 
unb  ftdj  burdj  ©röfee  unb  Scbönbeit  bet  23lüten  au** 
jeitpnen.  2)ie  93tgnonien  paben  gegenftänbige  $u* 
|ammengefe&te  Blatter,  eine  grofee ,  tridjterförmtg: 
i»etlipptge  ober  faft  regelmäßige  93lumentrone, 
oier  frudjtbare  Staubgefäße  nebft  einem  unfnubt* 
baren,  unb  eine  oielfamige,  jweillappige  Mavid, 
beren  Scbeibewanb  ben  Älappen  parallel  ift.  Sie 
steiften  Strien  ftnb  ftetternbe  Sträudjer  mit  ober 
opne  Stanfen  an  ben  93lättern  unb  adjfelftänbigen, 
in  Srauben  unb  SRifpen  gesellten  53lüten;  Tie  eignen 
ftd)  oorjüglidj  ju  SBanbbelleibungen,  fiauben,  ©uir* 
lanben  in  mannen  unb  temperierten  Käufern  unb 
geporen  ju  ben  fcpßnften  3ierfle»äd)fen.  S)ie  am 
längften  tultioierte  Strt  ift  B.  cap  reo  lata  L. ,  ein 
(1  et  lernt  er  93aum  au*  Garolina,  mit  ftacbligen 
3»eigen,  3»eW  unb  breijäbligen  93lättern,  oon  benen 
bie  obent  9ian!en  beftfcen,  unb  2—5  geftielten  93lü» 
ten  in  ben  93latt»inle(n,  beren  93lumen(rone  au*» 
«enbig  oranger ot,  tmoenbig  gelb  ift.  5>iefe  fdjene 
Sdjlingpflanje  gebeibt  in  milber  Sage  aud>  im 
fTeien  Sanbe,  »enn  fte  »dbrenb  be*  SBinter*  \w- 
gebedt  toirb.  Stile  übrigen  Strten  finb  2öarmbau*= 
pflanjen.  Sie  oerlangen  feeibeboben  unb  »erben 
burd)  Hbleger  ober  importierten  Samen  oermebrt. 
3u  ben  febönften  gepören  B.  speciosa  Hook,  au* 
93ueno*;2lire*,  mit  grofeen,  lilafarbenen,  bunfellila 
geaberten  93lumen,  B.  floribunda  Kth.  au*  ÜRcrüo 
mit  purpurroten  93lütenftrdufeen ,  B.  Chica  Humb. 
au*  Sübamerita,  ebenfall*  purpurrot  blübenb,  B. 
venusta  Kcr.  au*  93raftlien,  mit  enbftdnbigen  Sträu' 
ten  orangegelber  93(umen,  B.  Clematis  Kth.  au* 
Saraca*,  mit  meifien,in»enbig  gelben  93lumen,  beren 
3Wel  rot  ober  purpuroiolett  gefdrbt  ftnb,  u.  a.  m. 

3)a*  1»  bx  harte  unb  f d)»ere £olj  ber  in Sübamerita 
unb  SBefttnbien  oortommenben  baumartigen  B.  leu- 
coxylonX.lommtal*  grüne*  ober  gelbe*  eben« 
bot)  (f.  b.)  in  ben  j&anbel  unb  toirb  toegen  feiner 
! ebenen  grünen  garbe  unb  feiner  2)auerpaftigfeit 
)u  feinen  Sifcblerarbetten  perroenbet,  aueb  f oll  ba** 
felbe  in  ben  öeimatlänbern  jum  ©rünfärben  ge* 
braudjt  werben,  ilu*  ben  93lättern  B.  Chica  Humb. 
toirb  bureb  Stu*todjen  eine  jinnoberrote  Öarbe, 
€bica,  Spicarot,  garacuru  ober  guruguru, 
gewonnen,  bie  jum  färben  von  3eua.en  bient  unb 
mit  ber  bie  ^nbianer  ibre  £>aut  bemalen. 

fBtgnoniiicren(Bignoniaceae),s^flan2enfamilie 
aug  ber  Orbnuna  ber  fttbiatifloren  (f.  b.)  mit  gegen 
400  oorjug*»ei)e  tropifdjen  Slrten.  3)ie  93.  baoen 
«inen  brei*  bi*  fünfteiligen  Äel(p,  fünflappigc  2)liu 
mentrone,  4  Staubfdben  unb  einen  ®riffel.  2)ie 
(jarbe  ber  fluten  ift  eine  meift  jebr  lebbafte,  roe*« 
balb  oiele  in  @erodcb*bdufent  gejogen  »erben.  Qi 
Tmb  meift  Q3dume  ober  tlettembe,  feltener  aufregte 
6trdud?er  ober  trautartige  ^fianien. 

i^igorbt,  Tomenico,  üal. i'Ial er,  f.  ©birlanbajo. 

©igorrc  (fpr.  -gopr),  @renjlanbfa>aft  im  füb: 
»eftl.  granfreid),  in  ber  ehemaligen  Öa*cogne  mit 
ber  Joauotftabt  Jarbe*,  jebt  ber  bauptteil  be*  3>e* 
bart.  6aute*^ore'ne'e*.  2ie  alte  OJraffdjaft  93. 


»ar  begrenjt  im  %  oon  Strmagnac,  im  6.  bureb 
bie  ^prenden,  im  9B.  bureb  93earn,  im  0.  bureb 
^boujan  unb  Stftarac  unb  jernel  in  brei  Seile:  bie 
(Sbene  (2a  $laine  ober  sJüoiere=93affe)  mit  Jarbe*, 
ba*  £dnbd?en  9iuftan  um  6t.  6eoer  unb  ba*  ©e= 
birge  mit  ben  brei  Jbdlern  fiapeban,  dampan  unb 
93arege*.  2)ie  prdpiftor.  gunbe  biefer  ©egenb, 
menfdblid?e  Änodjen,  ^nftrumente  au*  Stein,  aber 
aueb  9Bertjeuge  au*  93ronje  unb  C5 ijen,  unb  bie  un= 
|dbligen  Kumuli  mit  Urnen  u.  f. ».  »eifen  auf  eine 
fefcr  alte  93eoMferung.  —  3n  gefdjidjtlicber  3eit  be-- 
loobnte  ba*  aquitan.  93ott  ber  93igerrione*  ba* 
Sanb;  ihr  ^auptort  »ar  J ur ba.  9tu*  ben  6tein: 
maffen  oon  beffen  93urg  93igorra  ober  Castrum 
Bigerranum  ber  iHömer  entftanb  fpäter  Jarbe*. 
vJtad>bcm  c*  im  6.  SapTb. üon  ocn  2Beftgoten  an  bie 
{tarnten  getommen,  bitbete  e*  feit  fiubmig  bem 
frommen  eine  eigene  ©raffdjaft.  93ei  einem  Grbfrreit 
IM  Äönig^biliPb  IV.  ba*  fianb  1298  ein  unb  gab 
leinem  6opne  Äarl  bem  Sdjönen  ben  Jitct  eine* 
0rafenPon93.  Äönig  Gbuarb III.  oon  (Snglanb 
verlier)  1368  al*  f>erjog  oon  ©uoenne  ba*  2anb 
an3ob,ann  oon  ®raillp.  9tacb  ber  SBiebereroberung 
burd)  bie  ^ranjofen  febentte  e*  Aar!  VII.  1425  bem 
@rafen  ^ean  be  ©raillp  oon  jfoir«  ^ura>  Beirat 
(am  e*  1484  mit  ber  ©raffa>aft  Searn  an  ba*  Sau* 
Sllbret.  Äönig  ^einrieb,  IV.  erbte  beibe  »on  feiner 
ÜJtutter  unb  oereinigte  fte  1607  mit  ber  Äronc.  — 
93gt.  6.  Suffau,  Histoire  du  comte  de  Bigorre 
(%ax.  unb  £arbe*  1886);  ©.  sJRauran,  Sommaire 
descriptiou  du  pays  de  Bigorre  (ebb.  1886). 

4? ig o rrert) c tn c,  bie  uaeb  ber  fianbf d?af t  iBigorre 
benannten  franj.  SBeine;  bie  beften  ftnb  bie  oon 
^priguere,  »ubarebe  unb  9Jtun,  teil*  rot,  teil* 
»eifr,  fte  tommen  bem  93earnoi*  gleid?.  9Jic  93igorre 
unb  93ic=93il  ftnb  et»a*  berb  unb  fduerlid). 

©igott  (ft|.  bigot),  frflmmelnb;  93igott?rie, 
Frömmelei.  5Da*  9Bort  ift  beutfd?en  Urfprung*,  e* 
beftebt  au*  ber  ^rdpofttion  bi  (b.  i.  bei)  unb  ©Ott, 
ift  alfo  urfprünglicb  ein  6cb»ur. 

«ig  ^lapibc*  (fpr.  rdppib*),  ßauptftabt  be* 
Gountp  Wecofta  im  norbamerit.  Staate  IDtid^igan, 
ttörblicp  oon  ©ranb--9iapib*  am  OTa^tegon,  ift  ßifen= 
babnlnotenpuntt  unb  bat  (1890)  5303  6.,  Sdge* 
müblen,  öoljbanbel  unb  £>olj»arenfabrifation. 

fBihni,  f.  93ibatf(p. 

©thar,  f>anbelüge»id)t,  f.  93aljar. 

«ibar.  1)  ftotnitat  in  Ungarn  (f.  «arte:  Un 
garn  unb  ©altjien),  grenzt  im  9t.  an  ba*  i>ar 
bitten-,  6jaboIcfer  unb  Sjatbmarer,  im  9B.  an  ba* 
WiUitx,  im  6.  an  ba*  Mraber  Äomitat,  im  D.  an 
Siebenbürgen  (an  bie  ftomitate  Sorba  Sranpo*, 
Älaufenburg  unb  S$ilagp).  %n  feinem  »eftl.  grö* 
feern  Seile  bilbet  e*  etne  fortlaufenbe,  mit  Sümpfen, 
Sanbbeiben  unb  frudptbaren  Stredcn  abmetbfelnbe 
ebene,  in  feinem  öjtlicben  ift  e*  ©ebirg*lanb,  beffen 
>>bbcu  e*  oon  Siebenbürgen  febetben.  Stuf  biefem 
©renjgebirge  füfort  ber  ^Jafe  «Äönigfteig»  nadj  Sie- 
benbürgen. Tie  93erge  ftnb  gut  bemalbet  unb  eni 
balten  Grje  unb  Salj.  Unter  ben  ftlüiien  ftnb  bie 
©olbfanb  füprenbe  Scbnellc  Störö*  (Sebe*=j?örö*), 
ber  93erettpo  unb  bie  6(b»ar}e  (betete)  Jtörö*  bie  be< 
beutenbftcn.  6rftere  beiben  bilben  im  fübmeftt.  Seile 
be*  Komitat*  ben  großen  Sumpf  «Sdnrt»  (b.  i. 
9Jtoor»iefe).  Äu*  ben  jablreicfcen  Seitben  unb  3Wo= 
rdftett  gewinnt  man  oiel  ^ottafebe.  S)a*  jtlima  ift 
in  ber  ßbene  fefcr  »edjfelnb  (beifee  Sommer,  talte 
9Öinter),  auf  ben  4>obcn  burdjfcfcnittticb  tdlter,  aber 
gleiimdfeiger.  S)er  93oben  ift  meiften«  ergiebig  unb 


Digitized  by  Google 


980 


33if>ar  (in  3nbten)  —  23if)argebirge 


bringt  ©etreibe  in  grofcer  OJlenge  berDor,  ferner 
Melonen,  Sabal  unb  vortrefilidei*  Cbjt,  im  ©ebirge 
fluten  JBein.  Sie  2Mcbju*t  ift  Don  grofeer  3Bi*tig: 
feit,  ebenfo  bie  ^if*erci  unb  bie  3agb  auf  2Baffer= 
PÖgel.  i^n  ben  ©ebirgstr-atbungen  finb  28ölfe,  iöä= 
ren,  &irf*e  unb  21Mlbf*iDcine  feine  Seltenheit.  £ie 
^nbuftrie  beftebt  jumeiit  in  ber  erjeugung  bau$= 
inbuitricller  s4>robufte  (Jäoljrcarcn,  Seife,  rohe  2ein= 
reanb,  grobes  Sit*,  Sbonpfeifen  u.  f.  ro.).  Ter  &an- 
bei  ijt  lebhaft.  flomitat  roirb  Don  tnebrern  £i- 
nien  ber  Ungar.  Staatsbabnen  burebfebnitten  (ebc 
maligc  Sllfölb-,  -ibeip:  unb  Ungar.  Cftbabn).  £aö= 
ielbe  hat  10961,63  qkm,  (1890)  516704  Q.,  in 
ber  Gbcne  meift  refornt.  ÜNagparen  (54  ^rcj.),  im 
©ebirge  grie*.:crient.  2Ma*en  (219940).  SluBer= 
bem  temmen  no*  3374  Seutfdjc,  5957  Sloroafen 
unb  ber  Honfeffion  na*  45864  rom.,  45975  arte*. 
Jtathelifen  unb  25968  3*raclitcn  Der.  Xas  flomitat 
verfällt  aufscr  ber  Stabt  mit  üJluniripium  unb  Üo= 
mitat*fth  ©roBtr-arbein  (f.  b.)  in  bie  17  Stubl= 
bejirfe:  23el,  iöelcnpc* ,  Söerettwö-  Uifalu,  eiefa, 
£erccfle,  eieäb,  er  =  vi){ibdlrtfalt>a,  ©ro&iDarbcin 
(Höjponti  jdrd*),  2Jcagpar=6f<fe,  SHargita,  3lc& 
Mcrefjtc*,  ftagp^Sjalonta,  Sjaldrb,  SjdlelDbib, 
Scnle,  2orba  unb  viHi*fcb.  --  2)  ©roji  ©emeinbe 
im  Jtomitat  23.,  nörblid)  Don  ©rofcrcarbein,  an  ber 
Üinie  0roBroarbein  =  er  =  !Dtibdlpfali\-i  ber  Unaar. 
ctaatebabnen,  bat  (1890  )  2531  magpar.,  meift 
reform,  e.,  vJ>eft,  Jelegrapb  unb  Ruinen  be>3  alten 
Sducffce,  uadj  beut  ba*  ttomitat  benannt  ift. 
«Biliär  (im  Sansfrit  vib&ra;  engl.  23  c  bar). 

1)  eine  ber  Pier  grofsen  ^rottinjen  ber  Lieutenant: 
©euDemeurf  Aaft  Bengalen  (f.  b.),  *roii*cn  23"  46' 
unb  27 "  29'  nörbl.  23r.  unb  jroif  *en  83°  22'  unb  88*  35' 
dftl.  I'.,  umfafet  bie  2  3)ir>ifioneu  ober  5iommiffa= 
riatc  inttna  unb  23hagalpur  (f.  b.)  mit  ben  12  1v 
ftrilten  i*atna  (barin  au*  eine  Subbipifton  23.), 
©aja,  S*ababab,  ifufaffarpur,  Tarbbanga,Saran 
(JjSauptftabt  2f*apra),  2f*amparan  (öauptftabt 
ÜNotihari),  SDlunair,  23bagalpur,  "fyirnia,  Ülialba 
uttb  ben  6antar*Sannwii  bat  114439  qkm, 
(1881]  24393504  e.,  D.i.  213  auf  1  qkm,  bar 
unter  20095  745  (  82,3  "Jko}.)  £>inbtt,  3  504487 
(14,4  $ro$.)  OJfohammebancr,  14675  ßbriften,  1710 

2)  f*ain  u.  f . n?.,  f  oroie  775  766  (3,s  $roj .)  «ngeborige 
untultiüiertcr  Stämme;  1891  trurben  24284370  e. 
getablt.  ?ae  l'ant  ift  groBtcntciU*  flach,  auftcr  im 
Stftrttt  SHungir  unb  im  SC.  >>auvtfl uft  ift  ber 
Sange*,  ber  SB.  in  jipei  faft  aleidje  Seile  jcrlegt, 
einen  nerbli*en  unb  einen  fübli*cn.  ?lu*acbebnt 
ift  bae  23eȊfierung*;  unb  rtanalipitcm  in  23.;  bie 
©efamtlänge  beö  Kanaluefte*  betragt  2238  km  (bar; 
unter  fdnfjbar  349  km)  unb  hatte  (1881/82)  einen 
ertrag  üon  1504  200  9t.  mit  569920  sJPt.  SRein» 
aewinn.  .^auptinbuftrien  finb  bie  Opium  -  unb  bic 
ynbifloflerciununa.  —  3"  ölten  3dlai  umfaftte  2^. 
basi){eid)  bes  itöniflö  r>on  ÜJlaflabha  (00m  4.  $abrb. 
D.  ebr.  bi»  ;,um  5.  ^abrh.  n.  Chr.).  Seine  flröfite 
23lutc  hatte  ei  jur  3eit  beö  Seleucuä  ttitator,  ber 
in  SJtagabba  einfiel  unb  ben  9Kcflaftheneg  aU  ®c- 
ianbtcn  am  .sjofe  con  ^alibotbra  Cfyitaliputra,  bem 
peutiaen  ^atna)  junidlicf?.  öefonberä  tr-iebtiq  ift 
aber  23.  al3  SDlefit  be>S  23ubbbi»3mu^  im  6.  ^ahrb. 
0.  ebr.;  von  pier  au^3  ainaen  bubbbiftifebe  u)iiffto= 
nare  na*  (Scplon,  2ibet,  China,  ber  latarei  u.  f.  ro., 
unb  no*  beute  flilt  23.  mit  feinen  jablrei*en  Jtlofters 
ruinen  unb  2nlbroerfen  ben  2Utbbbiften  alö  heilia.ci* 
Üanb,  ju  bem  fie  "Bilamabrtcn  unternehmen,  be= 
jonbfrt  na*  bem  Tiftrilte  unb  ber  Stabt  ©aja 


(enßl.  ®  p a  ober  ©  ap a  b ,  am  2ilabf*anflufe ;  1891: 
80383  6.,  barunter  63046  ^inbu,  17 147  ÜHobam-. 
mebaner),  bie  in  nettem  3cit  aueb  föt  bie^inbu 
ein  SBallfabrtäort  getsorben  ift.  $m  Seginn  bei 
13.  3abTb.  !am  S.  in  bie  $anbe  ber  !i^iobamm^ 
baner;  1525  h>urbe  e^  bem  SRei*e  oon  Debli  ein= 
verleibt  unb  bilbete  fettbem  eine  ber  brei  Suba  llr: 
oinjen)  bed  9latcmab  oon  Bengalen.  1765  rcurte 
e£  von  bem  ©roBmoaul  S*ab  ftlam  an  bie  ©ne= 
lif*=Cftinbif*e  ßontpaanie  abgetreten.  —  2)  Sta« 
im  2)iftrtlt  ^atna  unb  öauptftabt  ber  Subbioinwi 
23.  am  ^Jantf*anaiflu|,  25°  II1//  nörbl.  85* 
34'  Öftl.  2.,  43  km  oon  $atna  am  ©ange*  entfernt, 
bat  (1891)  47723  6.,  barunter  32501 6tnbu,  15 106 
1H  0 hammeb an ct  unb  ift  toidjtig  t  ur *  feinen  23innen^ 
banbel;  ber  getarnte  tobetepertebrjttnfdjen  "Batna, 
©aja,  fiaforibagb  unb  SDhmgtr  gebt  über  9. 
äauptbanbelSartifel  fmb  europ.  3<»fl«.  9lei^  unb 
anbereS  ©etreibe,  23aumroolle,  Jaba!  u.  f. ».;  fabri' 
«ert  »erben  biet  6eiben=  unb  23aumn?olljeuge  unb 
2Jtuifeline,  bie  benen  oon  2}pata  glei*fommen.  1774 
tourbe  \>ai  alte  23.  burdj  einen  ©nfaU  ber  IRak 
rotten  »ernjüftet  unb  bie  23et)ölfcrung  b'frburdi 
foroie  burdj  wieberbolte  Hungersnot  faft  gänilid) 
aufgerieben. 

©ipötcr  gofaibapneit,  f.  Cfterreiiiicfcainaa^ 
rif*e  Cifenbabnen  (erlduternbe  Tabellen,  HL  A.  91. 

UMpargcbirgc ,  bie  mittlere  ©ruppe  ber  toeftl. 
9lanbgebirge  Siebenbürgend  auf  ber  ungar.  ©renje 
(f.  Äarte:  Ungarn  unb  ©aliiien),  ber  bfrdfte 
Seil  be«  etgentli*en  SiebenbürgifAen  erjgebirge*. 
jmtfdjen  ben  Ouelitbdlern  ber  SBeiBcn  unb  ber 
S*nellen  Äörö«,  Don  ftörö3  =  23dnpa  bi*  getetrtö 
(S*»arjenfee)  unb  SebeS.  S)ie  enbtuppe  im  6.  ijt 
bie  ©aina,  im  31.  ber  SMegpdfja  (fpr.  rplebjdfeaV 
Da«  ©ebirge  jerfdllt  bur*  bie  2S?afferfcfceibe  ber 
S*roarjen  Äöröö  unb  be*  Sranpo«  in  einen  fübL 
unb  in  einen  norbl.  8lbf *nitt.  S)ie  böcbften  Spieen 
liegen  im  fübl.  Seile,  auf  bem  23.  entspringen  bie 
breifa*e  Höröö  (2Deifee,  6d>warje  unb  Sdjneüe), 
ber  Äleine  unb  ©rofjeSranpoS,  ber  HReleg^Sjamo« 
(2Darme  Sjamod).  2)aS  23.  bat  nur  menige  unb 
enge  $äjfe,  ber  23er{ebr  finbet  meift  auf  S  au  mpfaben 
ftatt.  ebenfo  finbet  man  nur  f  cbmale,  f  *lud?tenartige 
Jbdleroon  »ilbromantifeberedjbnbeit.  XaS^flneTe 
beö  ©ebirge«  ift  mit  feinen  Inutw-.  9afalt% 
^orpbprs  ©ranit*,  Jbonf*icfetJ  «nb  öbergangf- 
lallbcrgen  reid?  an  ©rien  unb  ^Marmor,  bie  f*on 
feit  ben  9tömer}eiten  abgebaut  roerben,  an  fohlen 
unb  berfchminbenben  23dcben.  3>er  Äulmination*= 
puntt  ift  ber  im  fübl.  Seile  beftnbli*e  ©ro|e 
S(u  f  urbeta  von  1850  m,  ihm  folgt  ber  kleine 
5lu(urbeta  mit  1774m,  bann  ber  ©ranitbrrg 
23 i bat  1656 m,  70—80  km  im  S2Ö.  Pon  Hlaufem 
bürg  unb  ebenfo  toett  Don  ßarUburg,  mit  ber  Duelle 
beS  »ranpo«  (f.  b.).  3m  nörbl.  teile  be?  23.  rr= 
bebt  ftd?  ber  23legpdfja  (ffilebidfea  1847  m),  ber 
2Runtie  le  mare  ober  2Rotinu  (1828  m),  ber 
23erfului  (1672  m)u.f.tD.  3)a3  ©ebirge  »irboon 
einem  6^lag  3Balacben,  ben  3Ro|»en  (f.  b.),  bewohnt, 
roelefce,  auffallenb  Don  ihren  StammDfrroanbten 
Derfdjieben,  trdftig,  freibettSftolj  unb  DerfAlagen 
finb  unb  ftd)  jumeift  mit  23ieb}u*t  bcfcbdftigen. 
Unroeit  berOueüe  ber  Sdjtoarjen  Äörö«  unb  15  kn 
Don  23ibar  Hegen  bic  Rlein=©emeinben  91  e"  j  b dn p  a  1 
Aalu  (220  6.)  unb  fte^bftnpa'Sdrod  (565  G.\ 
mit  6ilbetJ,  Äupfer»  unb  23leibergn>erfen;  aud> 
tommt  bafelbft  ein  feintörniger,  bem  carrariiden 
gleicbenber  meiner  2Rarmor  Dor.  3"  ber  5Idbe  bie 


Digitized  by  Google 


S3i$at  — 

Mlan-  (Gemeinte  gunaefa  (476  G.)  mit  ibret  bt> 
rühmten,  auS  oier  Abteilungen  beftebenben  Stalaf« 
titen  uttb  Knocbenböble.  3n  berfelben  ©egenb,  bei 
bet  Ä  l  ci  n=©emeinbe  K  a  l  u  g  c  t  (933  6.),  bie  merlwür» 
bifle  Schwefelquelle  3>agabösgorra3  (b.  b.  bie 
f  cbroellenbe  Duelle),  bie  von  SDejember  biä  $uli  ade 
S-U\ettelftunben  mit  ftartem  unterirbifeben  Traufen 
eine  bebeutenbe  3Renge  Gaffer«  auSftöfet.  2)aS  @e* 
birae  ift  erft  in  neuerer  Seit  roiffenfdjaftlid)  burd)* 
foridjt  unb  oollftdnbig  befdmeben  roorben.  —  33gl. 
vccbmibl,  $aS  93.  an  ber  ©renje  oon  Ungarn  unb 
Siebenbürgen  (Sien  1863),  unb  3ob.  fcunfalop, 
A  magyar  birodalom  termeszeti  viszonyainak  lei- 
rdsa   öJSboft!.  ©eograpbie  Ungarns  unb  feiner 
^ebenlänber,  33ubapeft  1864). 

*Btl>at  (fonft  S)f  (biblam,  f.  b.),  ftlufc  im  $an= 
fefchab  (f.  b.  unb  JDpbafpeS). 

»irjatfdl  (Wihac).  1 I  Kreiö  in  33oSnien  (f.b.), 
bat  5526,58  qkm  unb  (1895)  192513  G.,  barunter 
81 777  SDlobammebaner,  101 152  ©rieaVCrtbobore, 
8726  Katboliten  unb  220  Israeliten  unb  }erfdUt  in 
bie  6  93ejirle  93.  (25692  G.),  (Sajin  (41080  (f.), 
Hljue  (25394  G.),  Krupa  (38502  (f.),  $etrooac 
(29526  G.)  unb  SanSlimoft  (32319  6.).  $et  fotii 
bat  4  Stäbte,  8  SJldrfte  unb  344  Dörfer.  —  2)£aupt> 
ff  ab  r  be«  Streifes  unb  93ejirtS  33.,  auf  einer  $nfel 
ber  Una,  Sifc  ber  KreiSbebörbe,  eines  KreiSgend?tS, 
bat  (1895)  4330  meift  mobammeb.  G.,  barunter  481 
(SrieaVDTtbobore,  758  Äatboliten  unb  128  Israeli* 
ten,  in  ©arnifon  1  GompagniebeS  boSn.berjegoroin. 
Infanterieregiments  9k.  2,  bat  öanbelS-  unb  pöbere 
uHabcbenicfculc,  2Jlebrefie,  ein  Jruppem  unb  ein  ©c- 
meinbefpital.  —  93.  rourbe  oon  SelalY.  oon  Ungarn 
(1235—70)  gegrünbet,  unb  ibre  Umgebung  mar  in 
ben^apren  1592,  1717  unb  1739  Srtauplafc  blu= 
tiger  Kämpfe.  1 850  oon  ben  2luf ftdnbifcbcn  genom» 
men  unb  27. Slpr i 1 1851  oon  3* f c nc er  =93efl  im  Sturm 
erobert,  rourbe  93.  von  bcn  Srnauten  aeplünbert. 
2lud?  1878  bei  ber  Dceupation  bureb  bie  Cftmeidjer 
bilbetebie  &ftung93.ben£cbaupla&beftigcr  Kämpfe. 
21  m  7.  Sept.  gingen  bie  Cfterreidjer  mit  6V«  33a= 
taillonen  unb  8  ©cicpü&en  gegen  bie  oon  ben  Snfur: 
genten  (5O00  Mann)  befehte  Stabt  oor,  ber  angriff 
Kfceiterte  ieboeb  unter  großen  93erluften.  2Iml8.Sept. 
befeftten  bie  Cfterrei±er  ben  roicbtigftenStbfdmitt  beS 
3JorgeldnbeS.  ?tm  folgenben  Jage  ergab  fid?  bann 
baS  oon  ben  Jnfurgenten  oerlaffene  93. 

»Bitie,  t'anbfajaft  im  fübl.  Jeil  ber  portug.  Ko= 
lonie  Angola  in  Seftafrita  (f.  Karte:  flquato* 
rialafrita,  beim  Slrtifel  Hfrifa),  in  1600  m 
•Ööb«  im  Duellgebiet  beS  Duanja,  Kunene  unb  Hu- 
bango  auf  febr  fruchtbarer  ftocbflddbe.  Tic  93eoöl- 
ferung,  an  20000  Köpfe  ftarf,  beftebt  aus  einer 
Wifdjung  oon  Siegern  ber  oerfebiebenften  Stdmme 
unb  auS  SUei&en.  Dicfe  SWifdjraffe  ift  febr  intelli: 
gent,  tunbig  beS  fiefenS  unb  SdjreibenS,  gewinn« 
>fid)tig  unb  in  JoanbelSgefd>fiften  ben  $ortugiefen 
überlegen.  5)aS  Klima  gilt  als  günftig;  nur  tn  ber 
Jiegenjeit  berrfd)en  ^yieber.  3)te  f>auptortc  93 tU 
monte  unb  Kongo mbe  liegen  nabe  beieinanber. 

©H«,  ridjtiger  93ijSt.  1)  »ejirf  im  W.  beS 
triff  .-fibir.  ©ouoernementS  JomSl,  bat  125  730,t  qkm 
mit  334042  6.,  ift  oon  ben  KuSldufem  beS  Slltai 
burd>)ogen,  aber  frud)tbar.  —  2)8e$trf3fi«bt  im  93e^ 
litt  93.,  recbtS  an  ber  93ija,  unmeit  ber  Bereinigung 
mit  ber  Katunja,  552  km  füblid)  oon  dornst,  bat 
(1897)  17  206  (!.,  2  Kirnen;  ©erbereien,  Sderbau, 
^iebiudjt,  93ienenjudjt,  lebbaf ten  53anbel  mit  ben  be* 
na*barten  Kaimüden  unb  dbina.  33.  rourbe  1747 


©tfefaS  987 

jum  Sdjufe  ber  Kolproanfdjen  93ergroer(e  gegrünbet 
unb  roar  bis  1797  mit  3'ftungSroerfen  oerfeben. 

©Ha,  einer  ber  Ducllflüffe  beS  Ob,  entfpringt 
bem  £cle)ter  6ce  am  Stltai,  babnt  ftd)  feinen  SBeg 
burdj  fcfcmale  6<blud)tcn  unb  oereinigt  fid>  nadj 
einem  2aufe  oon  222  km  unterbalb  ber  6tabt  33ii^f 
mit  ber  Katunja. 

SHj»0  (fpr.  beinS),  Snna,  oldm.  Hüterin,  geb. 
1494  ju  »ntroerpen,  geft.  bafelbft  10.  »pril  1575. 
Sie  rourbe  oon  ibren  3«itgenof)en  bie  brabantif(be 
Sappbo  genannt.  3b«  Spracbe  ift  bilberreid?  unb 
rooblllingenb,  nod)  beute  enhüden  ibre  33erfe  bureb 
bie  traftoolle  iluSbmd&roeile  unb  bie  erftaunlid?e 
Jed)ni!,fo  namentlidjbieaRefereinenwtÄntro.^S). 
3b«  ©erfe  rourben  nad)  16(^  oergeffen  unb  erft  in 
unferer  3eit  neu  gebrudt  (33b.  1,  ©ent  1886),  bie 
«Refereinen»  mit  Grlduterungen  oon  oan  gelten 
unb  ^ondbloet  (1875  u.  1880). 

(Bijouterie  (fr).,  fpr.  bijcbut'rib,  oon  bijou, 
Kleinob),  33e}eicbnung  für  benienigen  Seit  ber  ©o!b= 
fd>miebefunft  (f.  b.),  ber  f»d)  ooriugSroeife  mit  ber  J&en 
jtellung  oon  Sdjmudgegenftdnben  aus  eblen  SWe» 
taUen  befdjdftigt.  Seit  ben  dlteften  3eiten  finb  ©c= 
genftänbebcr33.:  Siabemeunb  fonftigeriyaarfcbmud, 
mSbefonbere  Nabeln;  ferner  .fralsbdnber,  Colliers, 
Ketten,sJJlebaillonS,Cbrgcbdnge,5Hinge,rirmbdnber, 
93rofd?en,  Ägraffe  n,  S  djnallen  u.  a.  über  bie  Sabril 
fation  ber  SJtjouterieroaren  f.  ©olbfdjmiebelunft.  — 
3)gl.  SJioreau,  Guide  pratique  du  bijontier  ($ar. 
1863);  ftontenap,  Lt>3  bijoux  anciens  et  modernes 

©M«f,  f.  33iiSf.  [(ebb.  1887). 

^ifancr ,  f.  33itanir. 

©  i  fault  ( engl.  93  i  d  a  n  e  r ).  1 )  8af  aOenftaat  beS 

3nbobritif  eben  SieicbS,  bilbet  eine  f  elbftdnbige  Unter= 
agentfdjaft  unb  jdblt  auf  60017  qkm  (1891)  831 955 
G.,  barunter  724  940£inbu,  80 029  3)tobammebaner, 
26268  2)f<bain.  2)er  Slorbrocften  unb  ein  leil  beS 
Horbens  liegen  in  ber  großen  £barroüfte;  na*  6üb= 
roeften  ift  ber  93oben  bart  unb  fteinig;  am  roenigften 
unfruitbar  ift  bie  9torboftede.  35ie  regierenbe  %a- 
miiie  ift  aus  bem  JRabtorftamme  ber  9(abf Aputen. 
—  2)  Aauptftobt  beS  6taateS  33.,  liegt  unter  28' 
nörbl.  93r.  unb  73°  22'  Bftl.  2.  auf  bartem,  fteinigem 
93oben  unb  maobt  mit  ber  Ringmauer  unb  feinen 
lürmen  auS  ber  5<rne  einen  gewaltigen  (finbrud. 
93.  bat  (1891)  56252  <?.,  barunter  41008  fcinbu 
unb  10490  3Robammebaner. 

Oifelad  (SitClaS),  ^emetrioS,  neugrieeb. 
6<briftfteUer,  geb.  1835  auf  Spra,  ging  nad)  95oll= 
enbung  feiner  Stubien  nad>  £onbon,  roo  ftd)  feine 
Altern  als  Kaufleute  niebergelaffen  batten,  unb  lebt 
feit  1874  in  ^ariS.  Sein  GrftlingSroert  ift  ein  33änb= 
(bengried).©ebi<bte(«Stichoi»,Sonb.  1862;  2.«uSg., 
Ntben  1885).  Spdter  roibmete  er  f«b  mit  Gifer  unb 
©rfolg  ber  Stufgabe,  bie  5)ramen  SbafefpeareS 
burd)  metrifebe  Uberfe^ungen  (bie  aud)  in  Htben, 
Smprna,  Slleranbria  unb  Konftantinopel  aufgeführt 
rourben)  in  ©ried>enlanb  befannt  ju  macben.  33iS 
jefet  erföienen  «sJ<omeo  unb  3ulia»,  «DtbeUo»,  «Kb* 
nig  i'ear»  (1876),  «ÜRacbetb»  unb  «Hamlet»  (1882), 
«2er  Kaufmann  oon  33enebig»  (1884),  bie  erften 
fünf  aud)  in  ©oltSauSgaben  (1885—90).  93on  93.' 
^rofafdjrtften  bebauptet  bie  erfte  Stelle  bie  Grjdb= 
hing  «SufiS  SaraS»  (1879 in  ber  Jh bener  a  Hestia«), 
bie  in  13  Spraken  überfefit  ift  (beutfeb  oonSöagner, 
£»amb.  1879;  oon  Sange,  in  iReclamS  «Unioerfah 
bibliotbet»).  5)aju  fommen  grieeb.  iKooellen  (Sltben 
1887  ;  franjöfifcb  oon  Dueur  be  Saint=£>ilaire,  *^r. 
1887;  ium  Jeil  beutfä)  oon  33olU  (in  «f>eüen.  Gr 


Digitized  by  Google 


988  93ifepf>alifdj 

Ölungen»,  $atle  1887]  unb  93aronin  2Jiepfenbug). 
!Heifebriefe  oon  93.  erfcbienen  franjöfifcb  al*  «De  Ni- 
copolis  ii  Olympie»  i'^ar.  1886;  griedjifcb,  Sit  ben 
1886).  93 on  93.'  jablreta)en 93eiträgen  jur  neugried). 
®efcbid)te  ift  ju  nennen  eine  «Stubiefibetbie(Stae(ben 
be*  2)Uttelalter*»  (fionb.  1874 ;  beutfcb  oon  SBagner, 
®üter*I.  1878)  unb  «La  Grece  byzantine  et  mo- 
derne» ($ar.  1893).  3ettgefcbicbtlicb  bebeutfam  ift 
ber  ßfiap  « Le  röle  et  les  aspirations  de  la  Grece 
dans  la  question  d'Orient»  (fyar.  1885).  Sud)  oer= 
öffrntltcbte  33.  Seile  einer  Dbpfleeüberfe&ung  \ni 
iReugriecbifcbe  u.  a.  Seine  «AiaÜgei;  x«t  dvajw^- 
oei?»  erfcbienen  in  Sitten  (1893). 

tBifepbalifeb  (lat.<grcb.),  jmeitöpfig.  93ifepba: 
Ii  um,  SKifrgeburt  mit  jwei  Hopfen;  grofce  93algge- 
fd^roulft  am  Hopf,  ba*  Snfehen  eine*  hoppelten 
Wopfed  gewährenb. 

Wtfh,  f.  Aconitum  unb  ^feilgifte. 

©Mwt.3»fel«,  f.  (Sfd?fdjolg=Snfeln. 

HJifonf  at>,  auf  beiben  Seiten  lonlao  (f.  b.). 

«3t f  onoer,  auf  beiben  Seiten  tonoer  (f.  b.). 

53if  orncn,  f.  Bicornis.  [in  Ungarn. 

«3tf fjäb ,  93abeort  bei  Sjinoer  93aralja  (f.  b.) 

©ifuibafctt,  ba*  ftett  ber  «Hüffe  oon  Myris- 
tica  officinalis  Mart.\  e*  dbnelt  im  Su*feh«n  unb 
(Serucb  ber  3Ku*fatbutter  (f.  b.)  unb  beftebt  au*  ben 
©loceriben  ber  5Dlpriftin=  unb  Clfdure  nebcngerin* 
gen  Anteilen  ätbenfdjcn  Cle*  unb  flüchtiger  Sdure. 

Ü3tf ufpibalflappc,  f.  93tcuipibalflappe. 

«3  t  lab  (arab.,  «Söejtrt »),  f.  93eläb. 

■BUattbev  ober  93nlanber,  Keinem  jweimafti« 

Sei  ftahrjeug  jum9öarcntran*port  auf  ben  bolldnb. 
flüfen  unb  an  ben  Äüftcn. 
«3il6n$  (ital.  bilancia  unbbilancio;  franj.  bilan 
unb  balance,  b.  b.  ©leicbaewich t),  bie  oergleicbenbe 
3ufammenftellung  ber  SltiDa  (f.  b.)  unb  ber  s$af« 
noa.  Su*  ihr  ergicbt  nd\  ob  ber  Inhaber  einen 
uberjebufj  am  SBermögen  bat,  unb  wieoiel  ber 
felbe  beträgt,  ober  ob  bie  Scbulben  ba*  Vermögen 
übersteigen  (Unterhilanj),  unb  wenn  bie  für 
einen  beftimmten  d^tpuntt  abgeicblonenc  93.  mit 
ber  eine*  frühem  3eitpunlt*  oerglicben  wirb,  um 
wieoiel  fiep  ba*  93ermögen  oermebrt  ober  ©ermin» 
bert  bat.  93.  follte  na*  Sblauf  gereifter  Zeiträume 
ieber  &au*oater  im  eigenen  ^ntereffe  iieben ,  jeben« 
fall*  ieber  reblicbe  93ermalter  eigenen  ober  fremben 
93ermÖgen*,  weichet  Rrebit  in  Snfprucb  nimmt,  um 
ju  bemeffen,  in  welchem  Umfang  er,  ohne  feine  3ab: 
lung*fdbig!eit  ui  gefdhrben,  ben  Ärebit  metter  in 
Snfprucb,  nebmen  barf,  ob  er  feine  Su*gabcn  einju= 
djrdnfen  bat  unb  ben93etrieb  in  ber  bisherigen  SBeife 
ortfefcen  barf ;  namentlich  aueb  fianbmirte  unb  Unter« 
nebmer,  welche  ba*  ©efefc  nicht  ju  ben  flaufleuten 
rechnet  —  3n  93erbinbung  mit  ben  93orfdjriften 
Aber  ftübrung  oon  £>anbel*bflcbcrn  »erpflitbtet  ba* 
Seutfdje  S>anbel*gefe&buch  39  fg.)  ben  Kauf» 
mann  (mit  Suänabme  ber  ÜJtinberfaufleute  [f.  b.], 
foweit  nidn  für  biefe  lanbe*gefejdicb  etma*  anbere* 
beftimmt  ift,  §.  4),  bei  93eginn  fetne*  ©efebäf  t*  feine 
9Jcrmögen*ftüde  genau  ju  ©erjeiebnen,  babei  ben 
9Bcrt  ber  9Jermögen*|tüde  anjugeben  unb  einen  ba* 
9icrbdltni*  be*  9Jermögen*  unb  ber  Sdjulben  barftel« 
lenben  Slbfcblufi  jn  machen.  Sämtliche  Vermögen*: 
gegenftdnbe  unb  Scbulben  finb  nach  bem  SBerte  an< 
jufehen,  ber  ihnen  in  bem  3«tpunft  beüulegen 
ift,  für  welchen  bie  Sufftcllung  ftattfinbet.  ^meifel* 
hafte  ^orberungen  finb  nach  tbrem  mabrfchetnlichen 
9Bert  anjufe  hen,  uneinbringliche  gorberungen  abju* 
febreiben.  ^infolche*  Inventar  unb  einefolcbe93.bat  I 


ber  Kaufmann  für  ben  Schluß  jecee  ^abre*  innere 
halb  bereinem  orbnung*mdf(igen  0ef  cbdft*gang  est: 
fpredjenben  3eit  an juf  ertigen.  ipat  er  ein  ®arenlaae:. 
bei  bem  nach  93cfchaffenbeit  be*  ©efcfcdft*  bie  Inf: 
nähme  be*  Inventar*  nicht  füglicb  iebe*  ^abr  ae 
lebe  ben  tann,  f  o  genügt  e*,  »enn  fie  alle  i»ei  ^abrt 
erfolgt  S)te  Verpflichtung  jur  jäbriid>en  Sluntelhini: 
ber  93.  toirb  jeboch  hi«burd)  nid?t  berübrt.  ^nwnlai 
unb  93.  finb  tu  unter}eicbnen  unb  in  }uiammen 
bdngenber  Reihenfolge  georbnet  aufzubewahren,  ebet 
in  em  befonbere*  93udb  (^nnentanen  *  unb  S3üanj 
buch)  ein  ju  tragen.  Selbftnerftdnblid?  ftnb  bie  8.  auf 
@runb  ber  geführten  6anbel*büdber  anjufeTtigee. 

§ür  6anbel*gefellfd>aften  gelten  bieielben 
93e)timmungen.  (Sbenf  o  haben  (?  r  tr  e  r  b -  unb  S  i  r  t 
l"djaft*gcnoifenfcfaaftcn  (®efes  Dom  1.  SRüi 
1889,  §.46)bie93.  jdhrlich  ju  jiehen,  t»on  berÖeneraL 
oerfammlung  genehmigen  ju  laffen  unb  binnen  fett* 
Monaten  nach  Ablauf  be*  Öei dufte- ja.br*  ju  ©er 
öffentlichen.    Aür  Sitten«  unb  Kommanbit 
^lltiengefellfcbaf  ten  hat  ba*  6anbel*gefe|bud 
(§§.261, 262, 320)  unter  anberm  bef  onber*  btmmnt: 
ba$  93ertpapiere  unb  9Baren ,  welche  einen  93orfen 
ober  ÜJlarftprei*  haben,  hbcbften*  |u  biefem,  fofern 
biefer  aber  ben  9tnfchaffung*=  ober  öerftellungeprei« 
überfteigt,  hochften*  ;u  le^term  anjufetien  unb  an 
bere  93ermögen*gegenftänbe  immer  höcbften*  v- 
biefem  anjufefeen  finb.  9htr  Anlagen  unb  f ernftik« 
©egenftdnbe,  welche  nicht  jur  9Betten>eTdu^eruna. 
fonbern  bauernb  jum  ®efchdft*betrieb  befnm-: 
finb,  bürfen  ohne  iHü  et  ficht  auf  geringem  SBert  ;uw 
Änfchaffung*:  ober  £erftelIung*pTetä  anoefe|t  toer 
ben,  fofern  ein  ber  »bnu&ung  gleid?lommenber 
93etrag  in  Sthjug  gebracht  cbev  ein  bcTfelben  ent 
fpredpenber  6rneuerung*fonb*  in  Xnfa^  gebrad: 
wirb  (f.  Slbfchreibung).  :\ ur  Leerung  eine*  ou*  be: 
93.  fidj  ergehenben  9Jerluftc*  ift  ein  SReferrefoBbt 
(f.  b.)  ju  hüben,  in  welchen  beftimmte  (hnnabmen 
einjuftellen  fmb.  3)er  93orftanb  hat  bie  93.  in  ben 
erften  brei  (nach  Statut  |uläfftg:  fech*)  SKonate 
be*  ®ef d)4ft*iahre*  für  ba*  verfloifene  mit  C^eirtnn 
unb  93erluftrechnung  unb  Bericht  bem  3lufücbt£ri: 
unb  mit  beffen  93emerlungen  ber  ®emraloenasnc 
lung  oorjulegen.  2)ie  Öeneralterfammlung  br 
fchlicfs t  über  (Genehmigung  ber  93.  Die  Sierbanblimp 
hierüber  ift  aber  j  u  vertagen,  wenn  bie*  in  ber  9er 
fammlungmit  einfacher  Mehrheit  befd>lofien  ober 
oon  einer  aJtinberhcit,  beren  Anteile  ben  10.  Jeil  be* 
@runbfapital*  erreichen,  oerlangt  wirb,  auf  Ser 
langen  ber  OJtinberbeit  ieboch  nur,  foweit  fie  be 
ftimmte  Snfdfee  bemängelt,  unb  biefe  lann  neue  9kr 
tagung  nur  ©erlangen,  wenn  ibr  hierüber  aufflärua: 
oerweigert  wirb.  9iad)  erfolgter  (denebmigung  burik 
bie  ®eneraloerfammlung  ftnb  bie  93.  befannt 
machen  unb  jum  6anbel*regifter  einjuTetcben.  &r 
reicht  ber  93erluft,  welcher  au*  ber  ^abreebilanj  ober 
einer  im  Saufe  be*  ®ef<bdft*jabr*  aufgeftellten 
fich  ergieht,  bie      te  be*  ©runbtapital*,  f  o  mufe  ber 
SBorftanb  ber  unoerjüglid)  ein|uberufenben  ©eneral 
oerfammlung  Slnjeige  machen ;  unb  wenn  eine  Unter 
bilani  oorliegt  ober  3ohlung*unf  dbigf  eit  eintritt  bei 
Strafe  ben  Kontur*  beantragen.  SÖiffentlicb  urrrich« 
tige  jiarftellung  be*  93ermöaen*  einer  9lftiengf#l' 
fdjaft,  einer  Itommanbitgefellfchaft  auf  Strien  efeer 
einer  (Senoffenfchaft  macht  bie  SRitgliebeT  be*  Ser 
ftanbe*  unb  be*  »ufücht*rat*  ober  bie  peribnüd 
baf tenben  ®ef ellfcbafttr  frrafbar  (§.  14  be*  tKxnbeU 

!  gewahrt  oen  oaruraj  oenacDteutgien  onnen ^enp«3 


Digitized  by  Googl 


©ilanaconto  —  ©übenbe  Äünfte 


ilnfprud)  auf  Sdjabenerfa*.  —  Sud)  bei  ber  ©e* 
iellfcbaft  mit  bcfcbräntter  öaftuna  ift  jäbr= 
lieb  eine  SB.  nad)  ßlctdjen  ©runbfdfcen  aufstellen, 
iebod?  ju  oeröffentlidben  nur,  wenn  fie  JBantßefdüjte 
betreibt  (©efe|  oom  20.  "Jlpril  1892,  §.42).  —  «ufeer 
tiefer  Jöaupt-  ober  3ö&*e3bilanj  ßiebt  e$  in 
Der  boppelten  JBucbpaltung  (f.  b.)  ber  Haufleute  nod) 
eineSRob5  ober  ^robcbilanj,  bie  meift  monat* 
lieb  ßemadjt  wirb  unb  bie  ttberemftimmunß  ber  JBe= 
trdße  aller  Gölls  unb  öabenpoftcn  im  £auptbucbc 
(f.  b.)  jeißt.  (Sine  gefefelidje  JBorfdjrift,  wödjentlid) 
fcen  Stanb  ber  Slftioa  unb  $affu>a  (nad)  ber  ÜHolv 
bilanj)  su  ermitteln  unb  ju  peröffentlicben,  beftebt 
im  3>eutf  djen  SHcid) e  unb  in  einigen  anbern  fiänbern 
nur  für  sJlotenbanfen  (f.  b.).  (6.  au*  JBanlrott.) 
über  bie  JB.be«  tierifcbcnöauSbalt  8  f.  Stoff* 
tBilaiiftconto,  f.  äauptbud?.  [wcdjfel. 
bilateral  (lat.),  jweifeitig. 
Bilbao  {von  ben  tasten  3  L  a  i  j  a  b  e  l  genannt), 
Öauptftabt  ber  fpan.  ^rowinj  JBiecapa  (f.  b.),  ließt 

an  ben  fiinien  £ubela«SB. 
1  (250  km)  ber  9lorbbabn,  JB.* 
$uranßo(32,7km),  JB.'^ilen* 
cia  (26  km,  eröffnet  bid  2a3 
Slrcnaä,  12  km)  unb  9).*Vor* 
tuaalete  ( 12  km)  malerifd)  im 
Jbale  beä  Sermon,  ber  fi(b 
innerbalb  berfelben  )u  einer 
:Uia  erweitert  unb  bie  am  reaV 
ten  Ufer  terraffenförmiß  an- 
fteißcnbe  SUtftabt  pon  ber  Weuftabt  Gnfandje  fdjeibet. 
23rei  fteineme  unb  jwei  eifeme  JBrüdcn  oerbinben 
beibe  Seile.  Tie  Stabt  ift  reßelmä&iß  unb  freund 
lieb  ßebaut.  bat  (1897)  al«  ©emeinbe  74093  6., 
2  prädjtiße  tyromenaben  am  Ouai,  4  Hirzen,  2  6pi- 
Täler.  9  in  ÜRuinen  ließenbe  Kl&fter,  ein  I beater,  eine 
cdjiffabrtö-,  mehrere  anbere  Spulen  unb  eine  JBanf . 
Öafcnorte  für  58.  finb  ^ortußalete  (4692  G., 
»cböne  ßot. Stircbe,  bcmdteo  Seebab)  lintd  unb  2a$ 
3lr  en  a$  (ebenfalls  Seebab)  redjtS  an  ber  ÜJtünbutiß 
be$  9ierr>ion,  beibe  burd)  eine  fdjmebenbe  frsb" 
1  lu:  euie  Uijcapa,  1894  Pon  JJklacio  erbaut,  f.jafel : 
»rüden  I,  £iß.3,  JBb.  17)  perbunben.  2)ie  <Hia 
ielber  wirb  feit  1888  burd)  jwei  JTBellenbredier  jum 
fidjern  SÄufienhafen  (61  Äbra)  ßefdjaffen.  Seine  5B«; 
beutung  perbantt  SB.  ber  9(u£beutuna  ber  nabe  a.e 
leßenen  reiben  Gifenerjlaßer.  Km  Slerpion  ließen 
bie  Gifenroerfe  pon  JBaracalbo,  bie  \ibx\\<b  etwa 
8000t  Gifen  liefern,  unb  reiche  £>üttenwerle.  Sufjer* 
bem  bat  bie  Stabt  Gifenßiefeereien,  eine  Hnter- 
idjmiebe,  eine  ßrofee  Steinßutfabrif,  eine  ©laä:, 
eine  Rapiers  eine  JBaummollfabrif,  mebrere  Ccber», 
Seßelrud)»  unb  Jabatfabrifen,  Jaubrebereien,  >>ut  ■- 
madjereien  u.  f.  m.  2>er  $anbel  ift  fcbjr  bebeutenb 
unb  btübt  immer  mebr  empor.  .öauptßeßenftänbe 
ber  ?lusfubr  finb  3Bolle,  Äaftanien,  Cl,  Sein,  Äon= 
ieruen,  jeer,  Sumpen,  $>olj  unb  por  allem  Crjeuß« 
niffe  ber  Gifeninbuftrie.  Unter  ben  Ginfubrartifeln 
nebmen  6djafmollftoffe,  3»"",  3inf,  ©ement,  ftolj, 
namentlid)  ani  3d?meben,  ^[a^bauben,  GeUulofe, 
Petroleum,  d)em.  Präparate,  Sifd>e  unb  meift  enal. 
Ho  bleu  unb  ftofö  ben  erften  tu  au  ein;  bie  Ober 
cinßefübrten,  namentlid)  enßl.  ^abrilate  perforßen 
einen  ßrofeen  Jeil  9iorbfpanien^.  Seit  bem  3- 1897 
bat  JB.  elettrifdje  Strafeenbabn,  bie  erfte  Spanien^; 
aud)  nad)  $uranao  mirb  eine  Jolcbe  aebaut.  l'lu 
ben  Sübameritantfdjen  iHepublifen  ift  feit  Gnbe 
1899,  mit  2Rittelamerila  feit  «nfana  1900  burd) 
btrette  ^ampferlinien  reßelmä^iß  oerbunben.  2)ie 


toid>tißften  Äonfulate  in  S.  fmb  bie  Pon  SBelßien, 
3)dnemarl,  5)eutfd)lanb,  granfreid)  (©cnerallon« 
fulat),  @ro|britannien,  ben  SRieberlanben,  Sdjmeben 
unb  Siorroeßen.  —  58.  tourbe  1300  pon  bem  caftil. 
s.Hitter  3)om  iJJebro  2opej  be  $aro  unter  bem  9iamen 
iBelr»ao  (fdjöne  <Jurt)  ßeßrünbet  unb  blübte  fdjncll 
auf.  3"  ben  Hrießen  mit  ^rantreid)  aber  mürbe  eä 
19.3"li  1795  unb  bann  mieber  26.  Sept.  unb  1.91op. 
1808  pon  ben  granjofen  unter  9iep  unb  fiefebüre 
genommen,  ßrft  1813  warb  e4  ßerdumt.  3Bdbrenb 
oti  farliftifdien  JBürßertrieße^  mar  5J. ,  naebbem  e* 
jid>  1835  tapfer  ßeßen  3umalacarreßup  ßemebrt 
batte,  uebft  ^ortußalete  ber  lUmf t,  pon  mo  au^  bie 
Gnßldnber  bie  Spanier  unterftQ^ten.  3"  bem  neuen 
Harliftenaufftanb  mürbe  58.  feit  5.  $an.  1874  oon 
ben  tfarliften  blodiert,  melcbe  22. 3an.  ^ortußalcte 
befefeten,  ben  Üelaßerten  babureb  bie  Untcrftüjjunß 
pon  ber  Seefeite  entjoßen  unb  bann  im  ftebruar 
unb  sJJldr|  bie  Stabt  mebrfad?  aufd  beftißfte  bc 
fdjoffen.  9k(b  fdjmeren  Hdmpfen  ßelanß  ti  enblid? 
ben  iMeßierunß^truppen  unter  Serrano  unb  Goncba, 
bie  Stabt  2.  iUai  1874  \n  entfe^en  unb  bie  Mar 
lifteu  ;um  9iüd}Uß  ui  jminßen.  9lu6  fpdter  meis- 
ten bie  Harliften  noeb  mebrere  perßcblidje  3Jcrfu(pc, 
luii      ju  bemdd)tißen. 

Bilboquet  (frj.,  fpr.  -bodeb),  ber  ganflbedjer, 
Stebaufdjen,  ißerßolberftäbcben. 

mitb,  f.  Siebenfcbldfer.  [$ia.  1 1. 

»Ucfattl«,  f.  Smerifanifcbe  SRaffe  I  nebft  tafel, 

©ilb,  in  ber  Grtenntni&tbeorie  unßefdbr  ßleid?: 
bebeutenb  mit  2(nfdbauunß  (f.  b.),  mie  biefe  bem 
^Begriff  cntßeßenßefe^t  unb  boeb  au<b  mieber  ihm 
entfpretbenb.  Seit  Kant  ift  man  barauf  auf  merlfam 
ßeroorben,  ba^  aueb  bie  81nfdjauunß*bilber  ber  Cb' 
jcltc  niebt  pon  felbft  in  bie  JBorftcllunß  lommen, 
fonbern  bureb  einen  fpntb.etifcben  ^rojefj  (Kantö 
«Spntbefi*  ber  Ginbilbunß«lraft»,  bie  fi<b  jufam« 
menfefet  au3  ben  beiben  Äften  bet  Slpprebenfton 
unb  dieprobuftion,  b.  b.  vti  fucceffvpen  2)ur*lau- 
fend  einer  SÄannißfaltißteit  finnlidber  Ginbräde  unb 
ber  3ufammennebmuna  berfelben)  erft  erjeußt  unb 
in  ber  Süorftellunß  ßleiajfam  terjeid>net  werben 
müffen.  3)iefe  fcböpferifdpe  Kraft  ber  Ginbübunßö: 
traft  jeißt  fid?  beutlicb  in  bem  Gntroerfen  matb,«m. 
©eftalten  in  ber  tbantafie  fomie  in  aller  Kunft< 
tbdtißleit,  mo  baber  ber  Seßriff  beS  9J.  oon  befon* 
berer  2Bid)tißleit  ift.  IB.  wirb  audj  oft  für  Sinnbilb 
(f.  b.  unb  Spmbol)  ßebraudjt. 

3n  ber  Dpti!  nennt  man  93.  eineä  leudjtenben 
timlte^  bie  iiMrllube  ober  fd;einbaresiBereinißunß  ber 
ßicbtftrablen.  bie  »on  biefem  ^Junlte  auSßeßanßen 
finb.  Cptifd)e  JB.,  bie  burd)  bie  mirtlicbe  iUereini^ 
auuß  Pon  ^icbtfrrablen  ju  ftanbe  tommen,  bei  neu 
Sammelbilber  ober  aud)pb.pfifcbe,  objettioe 
ober  reelle  JB.  Iaaca.cn  nennt  man  Scbeinbil« 
ber  ober  aucbpirtueue,fubjettir>e,ibeelle  JB. 
jene,  bie  nur  burd)  bie  ßeßen  ihren  2)urd)fd)nitt&: 
puntt  nicfirdrtt.  oertdnßcrt  ßebaebten  J^icbtftrablen 
entfteben.  9leelle  JB.  laffen  ftd)  auf  einem  Sdnrm  auf' 
fanßen,  oirtuelle  nid)t.  2a  jeber ©eßenftanb  alo  aud 
tsuntteii  )ufammenaefeftt  anßefeben  werben  famt, 
fo  labt  fid)  bad  3uftanbetommen  optifeber  JB.  von 
©eßenjtänben  auf  bie  Konftruttion  ber  optiiebcn 
$uu(tDilber  jurüdf übren.  Die  optifeben  JB.  Ibnnen 
aufredjt  ober  oerf ebrt  fein.  (S.  Spiegel,  ^oblfpießel, 
üinfe  unb  Dptifcbe  3m'trumente.) 

»öilbcnbc  Jtüitftc,  JBe|eid)nunß  berjeniaen  frö- 
nen Künfte,  beren  Sdjöpfunßen  burd)  bad  Stuße  auf 
ba*  dftbetif*e  ©cfübl  wlrfen.  Xiti  fmb  bie  JBau* 


Digitized  by  Google 


990 


©ilberbibel  —  SUberbtenft  unb  Silberöerefjrung 


fünft,  bie  Silbljaueriunft  unb  bie  SWalerci,  im  engern 
Sinne  oft  nur  bie  le&tern  beiben. 

>tf  über  bi  bei ,  im  allgemeinen  jebe  |ur  drlfiute* 
rung  be«  Jcrtc«  mit  Silbern,  in«bc|onbere  mit 
5Jliniaturcn  ober  gcberjei(bnungen  gefdjmfldte 
Sibel,  im  bcfonbcrn  aber  eine  ejolge  t>on  bilb= 
lieben  Sarftellungcn  ber  Segebenbeiten  be«  Alten 
unb  bleuen  Jeftamcnt«,  bie,  um  gemiffermafcen  ben 
lert  m  erfe&en,  mit  lurjen  erläuternben  Sibelftcllcn 
»erfepen  maren.  Sold?c  grojjartig  au«geftattetcn 
S.  aus  bem  13.— 16. 3abrp.  giebt  e«  in  ben  Siblio- 
tbclen  ju  SBien,  $rag,  $ari«.  9JUt  ber  GTfinbung 
bc^ü8ilbbrudS,in*bejonberebe86oljl"d)nittei?, mürbe 
ba«  ^Uuftneren  ber  Sibel  balb  melfadj  beliebt.  18c» 
rübmt  waren  namentlid;  im  16.3aprp\  bie  «Histo- 
riarum  veteris  instrntnenti  icones»  t>on  yv  iöolbein 
(£pon  1538  u.  1547),  bie  S.  von  2obia«  Stimm« 
(Saf.  1576),  t)on  be  Sßrp  (frranif.  1597);  im 
1 7. 3a^r  p.  bie  latcinifcp  e  93.  »on  be  Srp  (sJRain  j  1609), 
$i«cator«  Theatrum  biblicum»  (1650),  unb  9Bei* 
gel«  «Biblia  ectypa»  (1695);  im  18.  3abrp.  bie 
Amfterbamer  S.  mit  Kupferfticbcn  t?on  9Jtorticr 
(1700)  unb  £>oet  (1706),  ferner  bie  S.  von  <y.  be  San?, 
mit300«iH3fernüon5DtariUierunb2«onriau(12iBbc., 
$ar.  1789—1804).  Au«  neuerer  3eit  finb  ju  nennen 
bie  S.  von  Sdmorr&on  @arol«fclb  unb  bieuonSort. 
ßine  «Sibel  mit  Silbern  ber  2Jf  eifter  d?r  iftl.  Jtunft»  gab 
Wleibercr  perau«(3Sbe.,Stuttg.  1888— 95).— Sgl. 
ÜJtutbcr,  Sie  älteften  beutftpen  IB.  (ÜRündj.  1883). 

SMlbcrbicnft  unb  Silberbcref)  rung,  3tono* 
latrie,3bololatrie.  S.  fommt  in  ber  Religion«» 
gefcp idjte  in  ben  wfdnebenftcn  formen  »or.  SBie 
bie  roben  Söller  ben  Unterfdneb  von  befeelten  unb 
unbefeeltcn  SBcfen  nodj  gar  nidjt  tennen,  fo  ftnb 
autp  bie  oon  ipnen  ücreprten  Singe  für  ipre  Auf» 
fafiung  roirtlid)  (Böttcr  unb  nidjt  blofee  Silber  ber* 
felben.  Grft  menn  fortgefd?rittene  Seobacb.  tung  ben 
Unterfdneb  r>on  Seift  unb  Körper  jum  Semufttfein 
gebradjt  bat,  mirb  aud?  bie  ©ottbeit  ab  ©eift  ge= 
baebt.  Tav,  jeboä)  aud)  in  benienigen  Religionen, 
locldSe  bie  ©ottbeit  al«  unfubtbarsqciftige«  Uöcfen 
auffaffen,  Silber  berfelben  allgemein  gcbräud?lia) 
ftnb,  bat  feinen  pfpdbol.  ©runb  barin,  bafe  ber 
frromme  befonber«  tm  Kultu«  ba«  Sebürfni«  pat, 
ba«  ©öttlicbc  ficb  näber  »u  bringen,  al«  e«  burcp 
abftrattc«  Genien  möglicp  ift,  bajj  er  c«  anfdiauen 
unb  in  biefer  Anfcbauung  förmlid)  ergreifen  mill. 

(Jntfdjieben  allen  Silberbicnft  unb  allcSarftellung 
ber  ©ottbeit  in  Silbern  baben  bie  Religionen  be« 
3oroafter,  SDtofe«  unb  ÜHob.  ammeb  oermorfen.  Sludj 
ba«  ßbriftentum  oermarf  jeben  Silberbicnft  unb  jebe 
bilblicr/e  Xarftellung  be«  0öttlid?en.  $er  einjige 
Silberfa^mud  befd)rAnfte  fid>  auf  eine  Reibe  r>on 
Spmbolen,  bie  an  Jrintgefäfeen,  Siegelringen,  ®r&- 
bern  u.  f.  m.  angebrad;t  mürben.  3>a8  Äreu» ,  ber 

Suteßirte,  beriBibber,  ba«  fiamm,  bie^i[(be(f. 
djtbp«)  unb  bie  (Jif(ber,  ba«  Sdnff,  bie  ^jialme, 
bie  2pra,  ber  Sbönir,  öabn,  Änler,  befonber*  bie 
Jaube  al«  finnbilblitfcc  Scjei*nung  ber  9?äbe  unb 
SlUrlfamteit  be«  heiligen  ©eifte«,  fetjten  Od)  all« 
mfiblidj  feft.  ©noftifd?e  Selten  be«  2.  unb  S.^abrb., 
bie  Äarpotratianer,  Dpbitcn,  Safilibiancr  ftelltcn 
al«  ©egenftänbe  erlöfenber  Mnbaajt  6briftu«bilber 
an  ibren  geroeibten  Scrfammlung«orten  auf,  unb 
bie  Spnobe  ju  Clüira  (305)  mufete  bereit«  bie  9luf* 
napme  Don  Silbeni  in  bie  flir*en  verbieten.  Seit« 
bem  bie  djriftl.  Religion  im  Anfang  be«  4.  3abjb. 
Staat«religion  geworben  mar,  begünftigte  bie  ju* 
nepmenbe  Serau&erlidmng  au*  ben  Silberbicnft. 


i 


3uerft  braute  man  Silber  ber  SWärtpret  unb  bet 
^eiligen  in  bie  Äircben,  balö  folgten  Silber  6brifti 
unb  ©otte«.  3"  ber  Orient.  Rirdje  mar  e«  bereitl 
im  6.  3afyrp.  Sitte,  oor  ben  Silbern  ftdj  niebenu^ 
roerfen,  unb  im  Sbenblanbe  ftellte  ©regor  b.  <$r. 
ben  Satj  auf,  bie  Silber  feien  bie  Süd?er  ber  2lr 
men  unb  Ungebilbeten,  au«  melcben  fie,  bie  nitbt 
lefen  fönnten,  bie  ^eiliae  ©efdiiebte  fennen  lernten, 
m  8.  olabrb.  ift  ber  Silberbicnft  mit  bem  gefamten 
rdjlidjen  üeben  bereit«  auf«  tieffte  t?er»ad)^n. 
^m  8.  unb  9.  oabvb.  bxaä)  aber  ein  heftiger  Hamt^', 
ber  fog.  Silberftreit,  über  bie  Serecbtigung  bet 
Silbervere^rung  au«.  Sie  Silberfreunbe  ober 
3tonolatrer   (Iconolatrae,   au<p  Idololatrae 
[©öttenbiener]  von  ben  ©egnern  genannt)  beb.aur 
teten  bie  Sered)tigung,  unter  Serufung  auf  bie  gött- 
lidje  öerrlidjleit  ber  im  Silbe  Serebrten,  unb  triefen 
ben  Sormurf  ber  9lbg5tterei  bureb  bie  Semerrunj 
ab,  baft  ber  ©ö^enbtenft  ftcb  auf  unmirflid>e  cbr. 
bdmonifd)e  Sefcn  bejogen  pabe,  bie  Silberoereb1 
rung  mabrpaft  gottgemeipte  ^eriönlid?leiten  treffe. 
Sie  Silberfeinbe  ober  oEonollaften  (Icono- 
machi,  Iconocaastae,  Silberuerbrenner.  Gbriftu«- 
anllägcr  oon  ben  ©egnern  genannt)  fap<n  in  bir 
fer  Serebntng  offene  Abgötterei,  3lbleugnung  ber 
©ottbeit  Gbnfti,  unb  in  bem  vbr[n"d>en  unb  polit. 
Ungläd  be«  Staate«  göttlicpe  Strafe  für  biefen  an: 
geblieben  Rüdfall  in«  öeibentum.  Jlnfang«  nnrrbe 
ber  Streit  nur  tbeoretifcp  gefüprt,  praltifd?  bagegen 
mürbe  er,  al«  Äaifer  i'eo  HI.  ber  3fauri«  (717— 
741),  um  ben  ^uben  unb  SRo^ammebanern  ben  Über 
tritt  jur  djriftl.  Äirdjc  ju  erleidjtem,  726  ba« 
bermerfen  ttor  ben  Silbern  cerbot ,  730  bie  (rntfeT- 
nung  ober  übertündSung  ber  Äircbenbilber  f  orberte. 
Gr  erregte  babura?  einen  gemaltigen  Sturm,  benn 
bie  Screening  ber  Silber  batte  im  Solle  bereit«  tiefe 
Surjel  gcfd?lagen.  «ßapft  ©regor  III.  bjelt  732 
eine  Spnobe,  roelcpe  bie  Silberücrebrung  billigte, 
f^obanne«  üon  Sama«lu«,  ber  unter  mobammeb 
SAufce  ju  3cruf alem  lebte,  fdjrieb  für  biefelbe.  Sen^ 
noeb  licp  ßaifer  äonftantin  V.  flopronpmo«  (741— 
775)  eine  Spnobe  »u  ^onftantinopel  754  beftimmen, 
ba«  Slbenbmabl  fei  ba«  einjig  red?rmd^ige  Silb 
©prifti,  ber  Silberbienft  bagegen  burd;  bie  Scbrin 
unb  bie  Sfitcr  oerbammt.  3nfol3«bef]en  touroen 
bie  ©eiligenbilber  au«  Äirdjen  unb  Käufern  geiral:= 
fam  entfernt,  bie  bilbcrfreunblicben  SHöndbe  grau= 
fam  ©erfolgt  unb  eine  baburd)  erregte  Serfcbroommi 
mit  aller  Strenge  unterbrüdt.  Sagegen  t»erbammtc 
eine  röm.  Spnobe  769  bie  Silberfeinbe.  £eoIV.ber 
Gpajar  (775  —  780)  l^icltba«  Silberoerbot  mit  9t- 
»alt  aufreebt,  aber  feine  ©emablin  ^rene  gemdbrtc 
al«  Sormünberin  (780—802)  Honftantin«  VI.  ju= 
erft  Sulbung  be«  Silberbienfte«,  bi«  bie  ftebente 
ölumenifdjc  Spnobe  ju  Rieda  787  benfelben  feier' 
lid;  fanftionierte.  SBenn  auep  ©Ott  allein  Anbetung 
unb  ©otte«bienft  gebübre,  fo  fei  boeb.  ben  Silbern 
(5 briiti  unb  ber  Jungfrau,  ber  (?ngel  unb  ber  £>cil:: 
gen  burd;  9Beibraud;>  unb  fiicbtfpenben,  bureb  Äüffen 
unb  Kniebeugen  Sercbrung  ju  ermeifen.  Allein 
biefe  Cmtfcbeibung  rourbe  burcp  ben  eneTgifdjen  Sil1 
berfeinb  fieo  V.  ben  Armenier  (813—820)  auf  einer 
Spnobe  ju  Äonftantinopel  (815)  ben  SJtönAen  unb 
i^rem  fanatifdjen  Sübrer,  Jbeoboru«  Stubita,  }um 
Jrotje  roieber  aufgehoben,  unb  aud)  StbeopbiluJ 
(829—842)  erliefe  ftrenge  iDlaferegeln  gegen  bieiSib 
bernerebrung.  Sagegen  erneuerte  unb  beftdtigte  bie 
Äaifcrin  Jbcobora  al«  Sormünberin  3Jtid?ael*  HL 
(842-867)  bie  Sefd?lüffe  xsen  787  auf  einer  Spnobe 


Digitized  by  Google 


©Uberbijf  - 

;,u  Ronftantinopel842,  unb  19.<jebt.  gleichen  3abrc* 
würben  bie  Silber  feierlich  in  bie  ßtreben  jurüdge- 
fübrt,  welcher  Sag  feitbem  in  ber  gried).  Äirdje  al* 
fteft  ber  Drtboborie  gefeiert  witb.  Jlucb  bie  tat.  Äircbe 
fcblofe  ftcb  bet  ;u  mk&a  aufgehellten  Sbeorie  an, 
obfebon  bie  fränl.  ftitebe  in  ben  « Libri  Carolini» 
(beftdtigt  auf  ben  Spnoben  )u  tvranffurt  794  unb 
$Jari*  825)  jeben  Silberbienft  für  Abgötterei  erflärte 
unb  bie  Silber  nur  jur  Slu*fcbmüdung  bet  ©otte*: 
bduf  er  unb  jur  Sef  örberung  ber  31  nbaebt  m  ollte  gelten 
laffen.  6o  beftimmte  benn  aueb  bie  ilircbenDerfamtm 
lungm$rient,bieSilbcrGbrifti,ber©ottc*gebdrerin 
unb  beri&eiligen  feilten  in  ber  Jiircbe  beibehalten  unb 
ibnen  bie  fcbulbiac  Ehrfurcht  unb  Verehrung  erwie» 
fen  »erben.  Sers}Jroteftanti*mu*  verwarf  atlerbing* 
ben  Stenft  ber  .^eiligen  unb  Silber ;  allein  Sutber  mit 
ber  lutb.  Äircbe  ertlärte  bie  Silber  al*  fachlichen 
Scbmud  für  Sibtapbora  (gleichgültig)  unb  liefe  bie 
iötlber  meift  in  ben  Kirchen ,  mdbrenb  bie  reform. 
Äircbe  fie  befeitigt  bat.  über  bie  Silberftürmer  mfib« 
renb  ber  5Hef  ormarton  f.  Sieformation.  —  Sgl.  5-  @- 
Schlöffet,  ©efebiebte  ber  bilberftürmenben  Äaifer 
(5rantf.  1812) ;  2Warr,  Ser  Silberftreit  ber  bpjant. 
Äaifer  (Iricr  1839;  Dom  röm.=tatb.  Stanbpuntte); 
SBcfienberg,  Sie  cbnftl.  Silber,  ein  Sef  örberung** 
mittel  be*  cfariftl.  Sinne*  (2  Sbe.,  Honftanj  1827; 
neue  3lu#g.,  St.  ©allen  1845)  ;<Piper,  über  ben  chriftl. 
SBilbertret*  (Serl.  1852);  berf.,  2Jit>tbologie  unb 
epmbolit  ber  chriftl.  flunft,  Sb.  1  (Söeim.  1847— 
51);  £übtfe,2Jie  Silberoerehrung  unb  bie  bilblichen 
Sarftellungen  in  ben  erften  cbnftl.  ^abrbunberten 
(tfreib.  i.  Sr.  1874);  Sdjwarjlofe,  Ser  Silberflreit, 
ein  Kampf  ber  grieeb.  Äircbe  um  ihre  Eigenart  unb 
Freiheit  (OJorba  1890). 

©ilberbijf  (fpr.  -bei!),  2Biüem,  nieberldnb.  Sieb» 
tet  unb  Gelehrter,  geb.  7.  6ept.  1756  gu  Slmfter: 
tarn,  ftubierte  ju  fietben  bie  SRechte  unb  praftijierte 
bann  im  £>aag.  Seim  Einbrüche  ber  ftranjofen 
©erliefe  er  als  «nbdnger  be$  frrbftattbatter*  fein 
Uiaterlanb,  begab  ft*  nach  fionbon,  jpdtet  nach 
Söraunfcbmcig  unb  lehrte  1806  in  bie  f>eimat  mrüd, 
wo  er  Sibliotbelar  be*  ÄÖnigd  unb  Sefretär  be* 
boüänb.  Dlationalinftitut*  mürbe.  SRacb  Idngerm 
Aufenthalte  in  fieiben  ging  er  nach  ßaarlem,  wo  et 
18.  Sej.  1831  ftarb.  S.  jeigte  in  allen  ^Richtungen 
bet  Socfte  grofee  Jecbnil  unb  in  feinen  ^rofafcbrif= 
ten  eine  etftaunlich  üielfeitige  ©elebrfamfcit.  Son 
feinen  bibaltifchen  Sichtungen  ftnb  bie  bebeutenb* 
ften:  «Buitenleven»  (2.  Slufl.,  9totterb.  1821),  eine 
Bearbeitung  oon  Selille*  «L'homme  des  champs», 
«De  ziekte  der  geleerden»  (2.  Slufl.,  ebb.  1829)  unb 
•De  mensch»  (^molle  1808,  Dtotterb.  1829),  eine 
Umbicbtung  von  <n,ope*  « Essay  on  man».  Sie 
Blüte  feiner  Cprit  bilben  «Hollands  verlossing» 
(2  Sbe.,  2.  Aufl.,  HmfteTb.  1833),  bie  ßpmne 
«Willem  Frederik»  (1815),  «Wapenkreet»  (1815) 
unb  «Yaderlandsche  uitboezemingeu»  (i'eib.  1815). 
3«  fpdtern  3«ljren  fchrieb  S.  bie  unoollenbcte 
epücbe  Sichtung  «Deondergang  der  eerste  wereld» 
(Slmfterb.  1820;  lefctc  3tuag.  ebb.  1880).  Siefen 
©auptwerten  fcblicfeen  ftcb  zahlreiche  Sammlungen 
(leinerer  Sichtungen  an.  Setne^oeftenjeigenSHeidV 
tum  an  ©ebanfen  unb  Äorreltbeit  be*  SfuäbrudS, 
boch  fehlt  ti  ihnen  oft  an  ^nnigteit  unb  ?hrifche. 
SBenig  bebeutenb  ftnb  feine  «Treurspelen»  (3  Sbe., 
i'eib.1809).  aDegeestenwereld»unb«Hetwaarach- 
tig  goed»,  etft  nach  S.«  2obe  »on  Samb  (Stmfterb. 
1843)  herausgegebene  Siebtungen,  uerbeutfebte 
Cuacf  (Stuttg.  1853).  £ine  0efamtau3gabe  feiner 


©ilbcrfc^rift  991 

«Dichtwerken»  beforgte  ba  Softa(16  Sbe.,  ßaarlem 
1856—59).  S.  betrieb  auch  ba*  theotetifebe  Stu= 
bium  ber  ÜJlutterfpradje.  Son  einfcbldgigen  Schrif« 
ten  finb  ber&orjubeben :  bie  «Verhandoling  orer 
de  geslachten  der  naamiroorden»  (1805,  1818), 
«Taal-  en  dichtkundige  verscheidenheden»  (4  Sbe., 
1820—23),  «Geslachtlijst  der  zelfstandige  Neder- 
duitsche  naamwoorden»  (2  Sbe.,  1822;  2.  iufL, 
3 Sbe.,  1832—34),  «Nieuwe  taal-  en  dichtkundige 
verscheidenheden»  (4  Sbe.,  1824—25),  «Neder- 
landsche  spraakleer»  (1826).  Seine  «Gcschiedenis 
des  vaderlands»  würbe  nach  feinem  Jobe  uon  Jpbe' 
man  (12  Sbe.,  fieib.  1832—39)  herausgegeben.  — 
Sgl.  ba  (Softa,  0 verzieht  van  het  leven  en  de 
werken  van  B.  (Slmfterb.  1844);  ten  Äate,  B.  en  da 
Costa  (ebb.  1862);  Wörter,  Bilderdijk  (ebb.  1871). 
—  S.8  jmeite  ®attin,  Äatbarine  2Bilhelmine 
S.,  geborene  Sch»t>eidbarbt,  geb.  3.  3«U  1777 
im  öaag,  geft.  16.  SIpril  1830  in  ^aarlem,  toibmete 
ftch  mit  Erfolg  ber  ÖRalerci  unb  Sicbttunft.  Unter 
ihren  al*  «Dichtwerken»  (2  Sbe.,  Smfterb.  1859) 
aefammelten  ^Joefien  fmb  « Overstrooraing  van 
Gelderland»  (1809),  «Gedichten  voor  kinderen» 
(Slmfterb.  1813)  unb  bie  Sragöbie  «Elfride»  gefd?d{»t. 

tBilberbrttcf,  f.  ftarbenbrud. 

»ilberf  ctnbe,  ©tlbcrfreunbr ,  f.  Silberbienft. 

üBUbcrIjanbfcljttfieii,  f.  Suchüetjierung  unb 
Miniaturen. 

Gilbert ap ttäl,  ba*  befonber*  im  roman.  Stil 
hdufig  vortommenbe  Aapitdl  (f.b.),  ba*  mit  nc\ ahn 
liehen  Figuren  ober  fabelhaften  ^jibantafiegebilben 

ttübcrrärfel,  f.  .Hebu*.  [oct)iett  tft. 

üBilbemimc,  getetmte  ©ebichte,  bei  benen  bie 
©orte  in  ben  einjelnen  3eilen  ober  Serfen  ber= 
artig  abgemeffen  unb  gemdhlt  fmb ,  bafe  babutch  in 
Stud  obet  Schrift  irgenb  ein  Silb  C'lltar,  Sdule, 
<ppramibe,  jroeigipf  liger  ^Barnafe,  Äteuj,  f  ogat  ffiap- 
penfiguten  u.  f.  to.)  en  tft  cht,  alfo  bie  s-Boefte  bem 
Slugc  bienen  foll.  Schon  bie  gtied).  »nthologie 
enthält  mehtete  berartige  Grjeugniife  au*  ber  3*it 
bet  SHetanbrinifcben  ^ioefte,  bie  j.  S.  eine  fiirten- 
pfeife,  ein  Seil,  eine  ^pramibe,  ein  ©i,  ^lügel  bc* 
Stmor  oorftcllen  (ogl.  £)dberlin ,  Carroina  figurata 
graeca,  öanno».  1887).  Surch  3.  S.  Scaliger  (f.  bj, 
bet  btefe  Äünftelci  auffrifchte,  brangen  bie  S. 
auch  in  bie  beutfebe  9ienaiffanceloril  bcS  17.  ^ahrh-, 
»o  fie  namentlich  bie  Segni&fchdfer  (^ar*börffer 
u.  f.  n>.),  auch  Schottel  u.  a.  pflegten. 

ftttlbctrfcfcrift,  ^iltographie,  bie  mr  ©e> 
bantenmitteilung  bureb  Silber  einft  bei  vielen  Söb 
lern  übliche  Schrift,  bie  Sorftufe  bet  Sucbftaben: 
febrift.  (S.  auch  Schrift,  fiieroglpphen,  Äeilfchrift, 
Ghinefifcbe  Sprache,  Schrift  unb  öitteratut.)  Sefon« 
bet*  entmidelt  hat  fte  ftch  bei  ben  inbian.  Stdmmen 
unb  tft  beibiefen  aueb  bi*  in  bie  jüugfte  3eit  noch  int 
©ebtauch  geroefen.  Sie  bientc  ju  Striefen,  gefdncbt: 
liehen  Slufjeichnungen  unb  jur  Serftnnbilblichung 
gemiffet  Jerte,  fiiebet  unb  ©efdnge,  beten  SBortlaut 
bureb  münblidje  Überlieferung  fortgepflanzt  »urbe. 
911*  Jrdger  ber  S.  mürben  bei  ben  6*timo*  an  ber 
Hüfte  be*  (fiSmeer*  J&0I3  unb  Glfenbein  (Änocfaen, 
Jöalrofeaabn),  bei  ben  Stdmmen  be*  öftL  unb  nörbL 
Jtmerila  Saumrinbe,  bei  ben  ^Brairie^nbiancrn 
Jietbdute,  bei  ben  fultimetten  Stdmmen  be*  miti- 
lern  äimerita  ein  Sapiet  au*  ben  Slattfafern  ber 
Agave  americana  L.  benu^t.  Sielfacb  auch  >our: 
ben  jubebauene  Steinplatten  ju  Snfchriften  be» 
nufit.  Sie  Silber,  bie  eiugerita  obet  fatbig  aufge< 
tragen  mürben,  fmb  ausgeführte  obet  angebeutete 


Digitized  by  Google 


992 


«ilbcrftrcit  —  öiibgicfeerei 


Skcbbilbungen  bct  natürlichen  ©egenftänbe  ober 
Spmbole  berfetben.  Tie  2Babl  ber  Spmbole  ift 
innerbalb  eine«  Stamme«  jiemlicb  einbcitlid)  unb 
gleichartig.  60  würbe  bei  ben  Scnape  (Den  $ela« 
waren)  ein  3Jcenfd)  burcb  einen  fleinen  Krei«  mit 
fcbräg  abftebenbem  Stricb  —  SBiebcraabe  be«  Kopfe« 
mit  bet  Stalplodc  —  bezeichnet,  Krieg  burcb  ein 
idjrflfl  geftellte«  Kreuj,  ber  Gimmel  burdj  einen  &alb* 
(reis  über  einem  mageredpten  Stricb.  3)ie  Tatota 
malen  einen  i&uf,  wenn  fie  ein  9Jferb  ober  ben  2>ieb= 
ftabl  «ine«  ^iferbcd  jum  Sluebrud  bringen  »ollen. 
Gin  Wann  mit  aufredjt  gehaltener  Jabaf«pfetfe  be> 
beutet  Slufbrud)  ju  einem  Krieg«3ug.  6in  Kreuj 
ober  ein  mit  parallelen  Cuerftridben  bebedter  Dber= 
arm  bejeicbnet  einen  ©bepenne=3nbtaner,  »eil  biefe 
oor  bem  ?lufbrud)  jum  Kriege,  al«  Opfer  für  bic 
Gottheit,  fid)  Cluerfdwitte  in  ba«  ftleifd)  be«  Cber= 
arm«  beijubringen  pflegten.  Sion  93.,  bie  9Jcittei= 
hingen  perfönlidjer  Slrt  barftellcn,  ift  befonber«  be* 
tannt  geworben  bie  33tttfcbrift,  bie  eine  äborbnung 
Don  Cbfcbib»c-3>nbiancrn  28.  %an.  1849  beim 
93unbe«präfibenten  in  SDajbington  einreichte,  worin 
Tie  ibre  Slnfprüdje  auf  gewijfe  fianbfrridbe  am  Dbern 
See  geltenb  madbtcn.  Mitteilungen  persönlicher  <h= 
lebniffe  —  meift  Slufjäblungen  ber  öelbentbaten  — 
finb  bie  Malereien,  mit  welchen  bie  93rairie»3nbiancr 
bie  nicbtbaarige  Seite  ibrer  gellmdntel  ju  Derjicrcn 
pflegen.  3lud?  oerfebiebene  ber  tyelSinfcbriften  an  gc= 
wiffen  beruorragenben  $lä&cn,  Duellen,  ftlufmbcr: 
gdngen,  €teinbrücben,  wo  bie  s-öcfucbct  ba«  Sappen-* 
tier  tbre«  ©cfcblecbt«  einjumeifjeln  pflegen,  fallen  in 
biefe  Kategorie.  93on  beroorragenbem  btftor.  3"ter* 
ejje  ift  ba«  SBalam  Dlum,  «ba«  bemalte  93rett», 
eme  iHeibe  oon  in  einfachen  Umri))en  gejeiebneten 
(eingeritten)  Silbern,  bie  bie  (Srlebniffe  ber  Senapc, 
ihre  Slu«wanberung  au«  einer  nörblicb  gelegenen 
Öeimat,  ihre  Kriege  mit  ben  ^alligerDi,  ibre  Stieben 
laffung  im  dftl.  93eunfploanien  bi«  |ur  Snlunft  ber 
Seiten  fcfcilberu.  iHafineequc  erhielt  biefe,  mit  er- 
llärenbem  £ert  in  £cnape=Sprad?e,  oon  einem  J&errn 
®arb  in^nbiana,  wie  e«  febeint,  1812.  Stöbere* 
ift  über  ben  Urfprung  unb  bie  2luf  jeidjner  biefer  @c= 
febiebte  nicht  befannt.  über  aud?  unter  ben  93rairic 
3nbianern  bat  man  in  neuerer  3eit  Äuf  jeidmungen 
fortlaufenben  biftor.  ^nbalt«  aufgefunben,  bie 
waniyetu  wo'wapi  ober  «2Binters3dblungen»  ber 
$atota.  6ie  reiben  bi«  in  ben  Anfang  be«  vorigen 
^ahrbunbert«  jurüd  unb  bejeidjncn  iebe«  3abr  burd; 
ein  (f  reigni«,  ba«  bem  betreffenben  Stamm  bef  onber* 
merfwürbig  erfebien,  unb  nach  welchem  infolge  feiere 
lieben,  am  Gnbe  be«  Söintcr«  angenommenen  SHate- 
befcbluffe«  ba8  %a\)T  fortan  bejeidmet  würbe.  2)ie 
einjelnen  bie  ^abre  bejeiebnenben  Silber  werben  in 
ftorm  einer  Spirale,  »om  sJ)tittelpunttauSgebenb,  auf 
bie  baarlofe  Seite  eine«  gellmantel*  mit  fdjwarjer 
unb  roter  ober  mebr  färben  aufgemalt.  93erfmn- 
bilblicbung  oon  Herten,  Siebern  unb  ©efdngen  fmb 
bie  «bemalten  Fretter»  ber  Dbfdjibwe,  oon  weldjen 
S(boolcraft  eine  änjablpublijiert  bat.  SBgUScbool- 
craft,  Historical  and  Statistical  Information  re- 
specting  the  Historv.  Condition  and  Prospects  of 
tbe  Indian  Tribes  of  the  United  States,  93b.  1 
($büab.  1851);  93rinton,  The  Lenäpe  and  their 
Legends  (ebb.  1885);  ©arrid  2)tallerp,  Pictographs 
of  the  North  American  Indians  («Fourth  Annaal 
Report  Bureau  of  Ethnology»,  2öafbingt.l886).— 
über  bie  böber  entwidelte  93.  ber  Rulturo5l(er 
(Sentralamerita*  f.  2Jlerifanifd?e  öicroglppben  unb 
2Rapa-6ieroglöpben.  —  Sie  93.  (^eUinfdjriften), 


bie  an  oeriebiebenen  ^unltcn  Sübamcrifa* ,  ben 
Sübfee^nfeln  u.  f.  w.  gefunben  worben  ftnb,  fVnb 
nod?  wenig  erforfdjt.  Gme  93.  moberncr  GTpnbun^ 
ift  unter  anberm  ber  HatedjiSmuä  in  3eiCbenfdjrift, 
ben  ein  ^nbianer  in  Sampapa  in  93olioia  er<an^, 
unb  ber  oon  3-  3-  öon  2f d?ubt  («SReif en  burd?  Süb-- 
amerita»,  93b.  5, 2pj.  1869)  abgebilbet  ift 

«Uberftreii,  f.  93ilberbienft. 

»ö über oer chrung,  f.  93ilbcrbienft. 

©ilbgeroebe,gemufterte,faconnierte,bef- 
finterte,  figurierte  Stoffe,  biejenige  Ärt  von 
©eweben,  in  benen  burd)  eigentümliebe  Skrfcbrdn 
tung  ber  Ketten*  unb  Ginfdjlagfdben,  mit  ober  ebne 
Jarbenocrf djicbenbeit,  eine  3«dmung  (SRufter,  ^tr- 
\\n,  Sigur)  bergeftellt  ift;  baber  ift93ilbwcbereifor!iel 
wie  SRufterweberei.  Tie  3ei(bnung  ift  entweber  in 
regelmäßiger  Änorbnung  auf^ber  ganzen  ^ldd;e 
wieberbolt  oerwirllicbt  ober,  in  .um  in  unb  o)r  c\-c  bem 
©ebraueb  bed  Stoff  &  entfpTecbenb,  a  leid?  f  am  ardn- 
teftonifcb  innerbalb  eined  benimmt  abaegrrnjtrn 
iHaum«  mit  93orbüre  ober  ßinfaffung,  aütittelftüd, 
Gdftüden  u.  f.  w.  angeorbnet,  alfo  nur  einmal  au*= 
gefübrt.  Stoffe  ber  le^tem  9lrt  werben  abg^epafete  Qt 
nannt;  ju  ibnen  gebören  Jafeltüdjer,  toerrietttr, 
Öanbtüebcr,  Jeppidjeu.f.w.  2)er®runb,  ber  öfter* 
einen  gröfiern,  zuweilen  aber  auch  einen  fleinern 
Seil  bct  gldcbe  als  bie  ^igur  einnimmt,  ift  entweber 
leinwanbartig,  gajearttg,  atla^artig  ober  getfoert: 
bad  dufter  felbft  bietet  entweber  innerbalb  feine« 
Umfang«  eine  geföperte  ober  atla^artige  ,5ldd>e  bar, 
ober  ti  beftebt  überbaupt  au«  grö&tenteild  ftcilie- 
genben  Retten-  ober  (Hnfcblagfdben,  bie  nur  an  pai- 
jenb  verteilten  einjclnen  fünften  burdb  reebtminttig 
über  fie  binlaufenbe  Ginfeblag--  ober  Hettcnfdben 
befeftigt  fmb.  Um  ba«  ÜJlufter  möglicbft  ben)o^ 
treten  ju  (äffen,  wirb  baefelbe  öftere  in  feinem, 
gldnjenbem,  lebbaft  farbigem,  fogar  »on  bem  Ston 
be«  GJrunbe«  oeriebiebenem  iMaterial  bergeftellt, 
namentlicb  aber  wirb  ba&  Sid;tbarwerben  ber  ;-W\& 
nung  burcb  ba«  ^reiliegen  (flotten)  ber  biefelben 
bilbenben  ^dben  erreidjt.  ^rincipiell  foll  bie^aben- 
oerbinbung  be«  3Rufter£  eine  wirfungdoollere,  qv 
fälligere  ald  bie  be«  ©runbe«  fein,  minbeften«  bar? 
fie  btefer  in  Ulan ;  unb  ^arbe  niebt  nad)fteben ;  ba- 
ber fommen  wobl  geföperte  ober  atla«artige  3Jluftrr 
in  Köper*  ober  Stladgrunb,  fowic  SItlaSmufter  in 
Saffetgrunb  u.  f.  w.,  nid)t  aber  taffet*  ober  leinwanb- 
artige  ÜJlufter  in  Köper-  ober  Sttlaägrunb  u.  f.  w. 
bor.  ott  mannen  fällen  ift  ba«  gemufterte 
obne  eigentlidpen  ©runb,  inbem  bie  ugur  mit  ibren 
binfid)tlid)  ber  ^abenoerbtnbung  uoneinanber  ob* 
weidjenben  Seilen  bie  ganje  5ldd?e  ausfüllt;  bedt 
werben  berartige  SWufter  in  ber  feinern  (böbem) 
93ilbweberei  nur  feiten  angewenbet.  —  Süe  Kunu 
ber  93ilbweberei  reicht  bi*  in  bie  dltefte  3«t  surüd. 
3bw  ©rfinbung  fdjreiben  bie  ®ried)en  ber  ^aüa* 
ju,  bie  Suben  ber  Watt  in  9toab«,  bie  Werfer  ibrem 
König  Jbantmraj.  Äuf  dgppt.  unb  affpr.  Scnh 
malern  ftebt  man  qewobene  93ilbwerfe  bargefteQL 
3)o(b  bat  fid)  »on  btefen  felbft  wie  aueb  oon  ben  S. 
ber  Oriedjen  unb  9lömer  wenig  erhalten.  Turd) 
bie  ^unbe  in  Slgppten  bat  man  ieftt  in  ben  fopt 
©eweben  ein  93itb  oon  ber  Kunft  ber  SBilbweberei 
au«  ber  Gnbjeit  ber  Slnrite  erlangt.  3«  Änfanß 
be«  ll.^abrb.  tauebt  biefe  Kunft  in  ^oitier«  auf, 
fpdter  in  93urgunb  (f.  äapeten  unb  ©obelir^)- 
(Über  bie  Jedmit  f.  ©eberei.) 

« ilbgicf^  erc  i  ober  9totgieb«rei,ein  3«r<itl fcfT 
93ilbnerei  (f.  b.),  beftebt  im  wefentlid?en  barin,  bafc 


Digitized  by  Google 


©tltyauerfunft 


993 


von  bem  mobelliertcn  93ilbmerte  eine  gorm  gcnom* 
mcn  unb  totcfc  burch  gefcbmoljeneS  SJletall,  am  beften 
5öron3e,  auSgegofien  wirb  (f.  Slbguß),  ober  baß,  wie 
bcfonberS  bei  ctatuen,  baS  93ilbwert  auS  SBadbS 
übet  einen  feuerfeften  Äern  boffiert  unb  barüber 
eine  tönerne  gorm  gelegt  wirb,  in  ber  SRöfercn 
jum  SluSftrömen  beS  gefcpmolsenen  SBadjfeS  unb 
jum  (ünftrömen  beS  SRetallS  auSgefpart  finb.  Sie 
Crientalen  üben  feit  3abrtaufcnben  bie  93.  mit 
A vor  cm  ©efcbid.  Sie  ©rieben ,  bie  biefe  ftunft 
ebenfalls  früh  anmenbeten  unb  ju  einer  b.o^en 
^ollcnbung  brauten,  »erftanben  bereits  Statuen 
in  einem  ©uß  auSjufüpren  unb  benfelben  burch 
tjerfebiebene  2JcifcpungSverbältniffe  ber  Söronje  ber* 
iepiebene  färben  ju  geben.  ijauptwerfftätten  ber 
50.  waren  Äorinth,  SeloS  unb  Maina.  Seine  93lüte 
erreichte  ber  93ronjeguß  in  ben  peloponnef.  Schulen. 
Mit  bem  Verfall  ber  antifen  flunft  fant  auch  ber 
"-Betrieb  biefeS  ftunftjweigS.  Unter  ben  auS  bem  ' 
Altertum  erhaltenen  93ronaeftatuen  gehören  neben 
ben  bebeutenben  neuern  gunben,  wie  namentlich  ] 
ben  beiben  im  über  gefunbenen  Sltbtetenftguren, 
bie  üteiterftatue  ÜJtarc  SlurelS  (auf  bem  Kapitol), 
ber  betenbe  Änabe  (Diufeum  in  Berlin)  noep  immer 
ju  ben  berühmteren.  SBäbrenb  beS  DKittelaltere 
rourbe  bie  teebnifebe  flenntniS  ber  33.  burcp  ben 
Ölodenguß  lebenbig  erhalten.  3«  *>en  älteften  2lr- 
beiten  ber  93.  in  Seutfcplanb  (9.,  11.  3a WO  ge* 
bereu  bie  93ronjetbüren  am  fünfter  ju  ?larf>en, 
an  ben  Somen  ju  SWainj,  StugSburg  unb  üjilbeS* 
peim  (f.  b.).  Sie  ital.  SJenaiffance  tarn  au*  ber  93. 
ju  ftatten.  Sem  ©iou.  ^ifano  ftanben  bei  feinen 
Arbeiten  am  93runncn  in  Perugia  tüchtige  ©ießer 
Sur  Seite;  nodj  höher  ftcht  bie  (Sntwidlung  itnter 
kJlnbrca  "tyiano,  Sonatello,  Sorenjo  ©biberti  unb 
Slnbrea  33crroccpio  ju  glorenj.  ^m  16.3aprp.  finb 
iö.  Fellini  unb  bie  benet.  Jamilie  ber  Somharbi 
in  33ronjemerfen  beroorragenb.  (Sine  hohe  93ollen* 
bung  erlangte  bie  Äunft  beS  ©uffeS  in  Seutfcblanb 
burcp  bie  Familie  33ifcper  von  Dürnberg,  »eiche 
zahlreiche  große  93ronjearbeiten,  wie  baS  SebalbuS* 
grab,  Statuen  am  ÜJbnument  9JtarimilianS  I.  in 
^nnSbrud,  unb  Heinere  SBerfe  hervorbrachte.  $lpn* 
lieh  arbeitete  bie  Familie  öilger  in  greibera  u.  a. 
^n  ber  jmeiten  Jöälfte  beS  16.  unb  im  17.  3°brh- 
erreichte  bie  Jecfanit  beS  ©ießenS  eine  befonbere$öbe.  1 
2luS  biefer  <5pocbe  ftammen  bieSBerfe  bes  SJilbbauerS  j 
©iovanni  ba  93ologna  unb  feiner  Schule,  beS  Seoni  | 
unb  Sacca  in  Spanien,  beS  Ganbito  unb  Slbriaen  be 
<&mi  in  Seutfcblanb,  beS  ©ießerS  Johann  93al* 
thafar  Äeller  (geft.  1702)  in  %ani,  Johann  3acobi 
(geb.  1664)  in  33erlin,  welcher  Schlüters  ©roßen  Äur* 
f  ürften  go|,  SBolf  J5ieronpmuS  Jberolb  (geft.  1693)  in 
Dürnberg,  ber  ben  s)lepomu!  auf  ber  Präger  93rüde 
berftelltc.  Sdhrenb  be«  18.  3aptP«  toaxtn  nament= 
lid?  bie  franj.  ©iefecr  berühmt;  einer  oon  biefen, 
Sequine,  gofe  ju  Anfang  beS  19.3ahrh.  bie  gröfjern 
Statuen  für  ©chabo»  unb  5Raucp.  Seitbem  haben 
bie  beutfehen  ©tefeer  namentlich  im  iütonumenten: 
gufe  ©ro|eS  geleiftet.  ©inen  bebeutenben  2Birtung§* 
treiS  ro'xei  ihnen  Ä&nig  Subroig  L  üon  93apern  in 
München  an,  no  vor  allen  Stiglmapr  ber  93egrün-- 
ber  einer  immer  großartiger  ftcb  cntmidelnben  Zbä- 
tigfeit  rourbe,  meldje  Scrb.  2)lillcr  forfe&te,  unter 
beifen  fieitung  ber  ©up  beS  SiiefenftanbbilbeS  ber 
93aoaria  (f.  b.)  }u  ftanbe  tarn.  ,V,t  93raunfch»eig  ift 
.•öowalbt,  in  Dürnberg  Saniel  93urgfchmiet  ju  nen« 
nen,  bellen  ©erlitätte  oon  ©.  £enj  in  rühmlich^ 
fter  9Seife  fortgeführt  wirb.  Seit  Staucha  Sent^ 

»rotf^ou«'  »onwr»otion«^f  jiron.  14.  «ufL  9». «.  n. 


mal  ^riebridjä  b.  ©r.  in  93erlin  unb  feit  gemfornS 
Sirbetten  in  9Bien  erfreuen  fiep  auch  93et lin  (©laben» 
bed),  Caucbhammer,  25ien  (faifcrlich  fönigl.  Äunft: 
erjgiefserci),  Sresben  (93ierling)  unb  anbere  Crte 
SeutfchlanbS  bebeutenber  ©iefeereien. 

«il&fiaucr fünft,  Sfulptur,  $lafti{,  bie 
Jhmft,  bem  Steinblod  burcp  93ebauen  eine  %oxm 
in  geben,  bie  genau  bem  vom  93ilbpauer  berge* 
ftellten  SWobell  entfprich t.  9BaS  ba«  %  e  cp  n  i  f  ch  e  an- 
betrifft, fo  mirb  baS  93ehauen  ber  Steine  in  neuerer 
3eit  meift  nicht  bom  Künftler  felbft  betrieben,  fon* 
bern  burch  befonberä  bierju  gefchulte  Steinmefeen. 
93ei  ber  HuSttjabl  beS  Steins  tommt  eö  oornehmlicb 
barauf  an,  bap  baS  ©efüge  beSfelben  eine  gleicpmcl|ig 
fefte  93efd?affenheit  habe.  3"  ^en  beliebteften  Stein* 
arten  gehört  ber  Sanbftein  unb  megen  feiner  ÜRein* 
beit  unb  Schönheit  ber  ÜRarmor.  SeS  farbigen  9)lar* 
morS  ebenfo  »ie  beS  SllabaftcrS  bebient  man  fieb 
meift  nur  ju  betoratioen  Arbeiten.  2(uf;erbem  fmb 
aber  auch  härtere  Steinarten,  mie  93afalt,  ©ranit 
unb  ^orpppr,  für  bie  3»ede  ber  93.  jur  Slnwenbung 
gefommen,  inSbefonbere  bei  ben  $tgpptcm. 

@he  man  an  bie  Ausführung  beS  SilbnertS  in 
Stein  fchreitet,  fertigt  man  ein  2Hobell  baoon  in 
ber  beabfichtigten  ©röpe  gewöhnlich  in  2hon,  baS 
man  bann  in  ©ipS  abformt.  Siefe  9Jorarheiten  finb 
beShalb  nötig,  roeil  im  Stein,  menn  mau  einmal 
ju  tief  gefcblagen  hat,  feine  33ericbtigung  mehr 
möglich  ift.  93ei  überlebensgroßen  93ilbmerten  pflegt 
man  ein  OJtobcll  in  i'ebenSgröfee  ju  fertigen,  um  fo 
bie  93erhfiltuiffe  bis  in  bie  feinftenGinjelbeiten  bin* 
ein  feftftellen  unb  fie  hernach  auf  bie  größern  93er* 
hältniffe  übertragen  ju  lönnen.  Um  fobann  für 
baS  93ehauen  beS  SteinS  bie  richtigen  3)taf>e  ju  ge- 
nrinnen,  umgab  man  früher  baS  ÜDlobell  mit  einem 
9Iet{gitter  fiep  recbtrointlig  burepfchneibenber gaben; 
baSfelbe  s)tep  zeichnete  man  bann  auf  ben  Stein* 
blod  unb  fcplug  nun  nach  Stugenmaße  baS 
Nötige  roeg;  biefe  ^ethobe,  bie  prafttfehe  genannt, 
tonnte  nur  eine  oberflächliche  ÜHicptigfeit  gewähren. 
Seit  £.  93. 21  Iberti  manbte  man  bie  fog.  atabemifebe 
llletbobe  an.  9)tan  befeftigte  nämlid)  über  bem 
3)(obell  einen  <Rapmen  unb  ließ  von  biefem  gäben 
mit  93(eigemichten  nieberhdngen,  burch  welche  man 
burcp  Übertragung  am  93lod  bie  erhabenften  ^untte 
aemann  unb  ton  biefen  aus  weiter  nach  ben  tiefern 
fünften  meffen  fonnte (baS  fog.  ^Junttieren;  rjgl. 
bie  Heine  Schrift  bon  5.  Scbittenbelm,  SBeim.  1894) ; 
boep  gelangte  man  auch  hierburep  ju  feiner  völligen 
©enauigfett.  drft  in  jüngftcr  3«it  wirb  ein  eigent* 
U6  wiifenfchaftlicheS  Verfahren  beobachtet;  baSfelbe 
beftebt  barin,  baß  man  burcp  ein  SBinfelinftrument 
ober  Safterjirfel  vorerft  brei  ber  »orjüglicbft  erhabe= 
nen  fünfte  beS  ORobcllS  in  ihrer  gegenfeitigcn  (Int* 
fernung  beftimmt  unb  bann  nach  Maßgabe  beS  §n> 
ftrumentS  biefelben  93unfte  an  bem  Steine  bejeidmet, 
b.  h-  an  ben  betreffenben  Stellen  fo  »iel  wegfcplägt, 
bis  bie  genügenbe  Siefe  gewonnen  ift.  93on  biefen 
brei  feftjtebenben  fünften  aus  gewinnt  man  bann 
neue  fünfte  burcp  ÜJieffungen,  bie  man  auf  bie* 
felbe  5ßeife  auf  ben  Stein  überträgt;  bieS  9Jer* 
fahren  wieberholt  man  fo  lange,  bis  alle  wichtigern 
fünfte  im  Steine  nacb.  ber  i'age,  bie  fie  am  il'icccil 
haben,  angegeben  fmb.  Ser  93tlbhauer  :H.  5  oberem; 
in  93erlin  hat  neuerbingS  eine  ülftafchinc  erfunben, 
welche  biefeS  ^imitieren  einfach  unb  genau  beforgt. 
Sarauf  beginnt  erft  bie  eigentliche  »uSarbettung 
beS  SteinS,  juerft  im  ©röbern,  hernach  immer  feiner. 
Sie  Snftrumente  jum  93ehauen  beS  SteinS  finb  ber 


Digitized  by  Google 


994 


Stfbfjauermafd)tnen  —  23ilbnerei 


SWetfcel,  Pon  üerfdjiebcner  gorm  unb  S3enennung,  ber 
mit  bem  Cammer  getrieben  ober  neuerbing*  au*  al* 
Srudluftmeifecl  (f.  ^kefeluftmertjeuße)  angewenbet 
wirb,  ber  33o^r«c,  ben  man  für  fc^ärfere  Siefen 
nimmt,  unb  bie  SRafpel  für  bie  Gbnung  bc*  Stein* ; 
bie  weiebe  ©lAtte  giebt  man  bem  33ilbwert  bureb  ben 
33im*itein.  Politur  wenbete  erft  ber  ©arod^  unb 
Gmpireftil  an.  SDer  SBemalung  ber  Slulpturen  bei 
ben  Slltcn,  meldje  fowobl  für  Hgurale  al*  ardritef: 
tonifdte  SBilbpauerarbeiten  in  Slnwenbung  tarn, 
würbe  erft  in  neuerer  3*it  wieber  gebübrenbe  9lnf- 
mertfamfeit  gemibmet.  (6.  ^olpcbromie  unb  @rie= 
djifdje  Äunft  n.)  —  über  ba*  @efd)id)tlid)e  f. 
33ilbnerei  unb  bie  betreffenben  äbfdmitte  in  ben  %x- 
titeln  über  bie  Äunft  ber  einzelnen  Sönber.  —  Sgl. 
Üflaijon,  Äated)i*muS  ber  33.  (£pj.  1894). 

2He  medjan.  S3eroiclf  ältigung  pon  S3ilb= 
werten  gefdjiebt  burd)  9lbgufe  (f.  b.j,  burd)  ©alpano= 
ptaftit  (f.  b.)  ober  burd)  Äopiermafdjinen  (f.  b.). 

*y  ilbbaucrtuafdrincn,  f.  Äopiermafcbinen. 

«ilbljaiiertocrfftätte  (Sculptor),  ein  tleineS 
Sternbilb  ber  fübL  i&emifpbäre  an  ber  fübl.  ©renje 
be*  SternbilbeS  be*  SEÖaffermann*  unb  SBalfifcbe*. 

söilbbaucrrocrfjcugc,  f.  SSilbbauerfunft  unb 
fcohbilbbauerei.  [f.jBbotogrammetric. 

©Ubmefffuitft,  fooiel  wie  ü)cefebilbr>crfabrcn, 

ftHlbmifroffop  ober  objettiüc*  l'lif  roi  f  op, 
ein  optifdje*  ^nftrument,  ba*  baju  bient,  bie  per= 

ijröfeerten  unb  reellen  Silber  febr  Heiner  ©egen* 
tdnbe  im  herein  mit  einem  $rojettion*apparat 
(f.  b.)  auf  eine  meifie  SBanb  ober  auf  einen  meinen 
Sluffangfcbirm  ju  werfen,  bamit  jene  Silber  pon 
einem  gr&fscrn  $ublitum  gleidueitig  wabrgmem- 
men  werben  fönnen.  2)a*  ^nftrument  fübrt,  je 
nad)  bem  angewenbeten  £id)te,  ttcrfd?iebene  tarnen, 
tt)ieScnnen?Jr>pbroorpgenga§:,2ampen5unbpboto= 
eleftrifcbea  ÜJUtroffop.  (6.  SRifroftop.) 

^tlbncrci,  im  allgemeinen  bie  Äunft,  au* 
Stein,  6rj,  Glfenbcin  ober  aueb  au*  anbern  Stoffen 
©egenftdnbe  törperlid)  nad?jubilben,  beren  5Jorbil= 
ber  in  ber  Siatur  porbanben  finb  ober  ber  ^Ubantafic 
ibren  Urfprung  oerbanfen.  Diefe  Wadjbilbung  ge-- 
fdjiebt,  inbem  bie  ©egenftdnbe  teil*  in  üolitommen 
freier,  abgcfdjl  offener  Äörperlicbteit  bargeftellt,  teil» 
nur  burd;  geringere  ober  ftärtere&eroorbebung  au* 
ber  ftlddje  angebeutet  werben  (iRelicf,  S3a*retief, 
Öautrclief).  9tad)  bem  Material,  befjen  man  fid)  jur 
£erftellung  bilbnerifeber  9£erfe  bebient,  unb  nacb 
beffen  S3ebanblung*meife  teilt  man  bie  83.  ein  in  bie 
eigentliche  SSilbbauerfunft  (f.  b.,  3ßlaftif,  Stülp* 
tur),  in  bie  S3ilbgie&erci  (f.  b.),  in  bie  Äunft  ge= 
triebener  9HctalIaroeiten  ober  Jorcutit  (f.  b.),  in 
bie  23ilbfcbni&erei  (f.  b.),  in  bie  ©Ipptil  ober 
Steinfcbneibelunft  (f.  b.),  in  bie  Stempel: 
jdjneibe  fünft  (f.b.)  u.j.w.  2>cr  Urfprung  ber  33. 
tm  weitern  Sinne  gebt  m  febr  frübe  Griten  jurüd. 
6baraftcri|'tiidie33criucbe,  ju  einer  bilbnerifeben  Tar= 
ftellung  ju  gelangen,  finb  befonber*  in  ben  Senf« 
mälern  auf  mebrern  ynfeln  bc*  ©rofeen  Ccean*,  na: 
mentlid)  auf  ben  Sanbmidnnfeln,  erbalten.  ©eitere 
Stufen  ber  Cntwidlung  gewabrt  man  bei  ben  $Mlb* 
werfen  ber  alten  Hölter  im  fübl.  unb  namentlid)  im 
mittlem  Slmerif a.  So  jeigen  bie  2Berfe  ber  m  e  r i  f  a  ■ 
n  i  i  d>  e  n  S  f  u  l  p  t  u  r  f  don  oolf  «tümlideUnterfdjiebe, 
terf(r/iebene  Gntwidlungegrabe,  ja  felbft  f*on  bie 
Ausartung  einer  nationahaltertümlidjen  iHidjtung. 
(S.  2lmerifanifdje  Slltertümer.)  Gine  böbere  um: 
faffenbe  ^Inwenbung  ber  33.  jeigt  ftd)  juerft,  unb 
jwar  febr  früp,  bei  ben  ^Igpptern  (f.  'Hgppten,  ©e- 


fcbjcbteA,  111,1).  gerner  bat  ba§  meftlicbe  Ufien 
in  ben  überreften  be*  SUdmlbdifa^en,  affprifdeu 
unb  33abplomf<ben  SfleicbS  feit  einem  balben  ^abr= 
bunbert  maffenpafte  3)ilbnerei'3)enrmfiler  9Retopo= 
tamienS  ber  gorfebung  bargeboten  (f.  S3abplonien, 
Äultur).  gürbie  bilbenbe  Äunft  bei  ben  Jßerfern 
finb  bie  ^enfmfiler  Don  3jJerfepoli*  ba§  Slerfwür^ 
bigfte;  fie  befteben  auö  flacben  SReliefS  an  2Jtauero 
unb  an  Jacoben  ber  §el£grfiber.  3«  ber  Äunji 
ber  alten  ^ n ber  erfd;eint  mebr  geiftige  ^Bewegung; 
einjelne  Slulpturen  ber  bortigen  gelfcntempel  fteben 
auf  einer  boben  Stufe  tedmMcber  2)urd)bilbung. 

»Ue  übrigen  Siölfer  be*  »Itertumö  würben  m 
ber  33.  burd)  bie  ©riedjen  weit  übertreffen.  (S. 
©ried)ifd?e  Äunft.)  Tie  9lid)tung  bes  gried?.  So»f= 
geifteS,  weider  bas^rbifebe  al*  unmittelbaren  %xa- 
brud  bed©öttlicben  nabm  unb  burd)  Öduterung  ober 
3bea(ifterung  be*  erftern  ba*  Untere  an}ubeuten 
ftrebte,  fanb  tn  biefer  Äunft  einrorsüglicpeS  5<lb  jur 
ipdtigf eit.  Sud;  in  ibr  läßt  fidp  eine  ^ortentwidlung 
oom  2ppifd?en  jum  Grbabenen  unb  9laturwabren, 
|d;lie6licb  fogar  jum  Sinnlidjen  naebweifen. 

S)ie  grie*.  Äunft  in  ibrer  fpfitern  ©eftaltung 
würbe  nacb  jtalien  übertragen,  naebbem  bereits  bie 
Gtruäfer  ibren  poefielofen  unfd)önen  9teali«mu» 
nad)  bem  S3orbilbe  ber  gried».  Äunft  su  überwinben 
geftrebt  batten.  (S.  dtrugfifd^e  Äunft.)  Sin  Stelle 
ber  etruSf.  Äünftler  traten  bann  in  9tom  gried). 
Äünftler  in  ibrer  9iad)blüte.  So  bejeidmet  bas 
1.  3«brb.  ber  röm.  Äaiferjeit  biejenige  33eriobe,  in 
ber  aud)  für  ben  2uru8  eble  unb  geiftvolle  ^er!e 
im  gried).  Stile  gearbeitet  würben,  obgleid)  bei  bie? 
fen  Slulpturen  bie  gried).  9iait>etät  mebr  unb  mebr 
;tu  terfebminben  beginnt.  3n  ber  3<ü  f>abrian« 
finbet  man  nod)  einen  beUeniftifd  cn  $lufid«wung 
ber  33.,  nacb  ibm  finft  fie  fdmell,  unb  unter  Äonftan= 
tin  erfebeint  fte  bereit«  PÖllig  entartet. 

©leidjjeitig  treten  bie  erften  Ceiftungen  djrift- 
licber  SB.  perbor.  3>a  in  ber  flltcbriftlicben 
Äunft  (f.  b.)  fid)  »on  oornberein  bic  ÜJtalerei  al* 
bie  eigentlid)  monumentale  Äunftgattung  jeigt,  fo 
fpielt  bie  S3.  eine  mebr  untergeorbnete  Jtolle  unb 
wirb  mebr  ju  beforatioen  3mcden  üerroanbt.  3« 
bcn  Äulturldnbern  be3  'SKittelalterS  entwiddte  fid? 
meift  au*  antifeu  Anregungen  eine  nacb  ben  natio= 
nalcn  ßigenfdjaften  ber&auptt>5lter  ficb  pcrfd)ieben= 
artig  dufeernbe  33.  %xa,  12.  unb  13.  3flbrb.  erreiebte 
biefe  fomobl  in  granfreid)  (f.  granjofifcpe  Äunft), 
in  3la^<"  (f-  ^talienifcbe  Äunft)  al#  aud)  in 
2)eutfd)lanb  (f.  Teutfcbe Äunft)  einen f>6bepunft, 
ber  teiU  mit  bem  roman. ,  teil*  mit  bem  got  Stile 
ber  S3autunft  jufammenfctllt.  15. 3*brb.  nabm 
bie  33.  einen  lebbaften  Huffdtmung,  wobei  fie  im 
Horben  einftweilen  nod)  in  ben  bisherigen  formen 
bebarrt,  in  Italien  ftd>  aber  an  antiten  formen  auf- 
riebtenb  jur9lenai[fance(f.b.)  übergebt  unb  nun 
bei  frdftigem  JnbimbuauSmuS  ber  Äünftler  febneü 
jene  bödfte  Stuf  e  be*  neuernScbaffen«  erreid)t,welcbe 
bureb  Hiidelangelo  S3uonarroti  bejeidjnet  wirb. 

£er  inbioibualiftifcbe  Äünftlergeift  fteigerte  fid 
fdmell  ju  einer  ftarfen  SSillfür  in  ben  tjormen  unb 
;u  unerquidlicber  gormcnüberlabung,  inbem  fid 
feit  bem  17.  ftobrb.  ber  iöarodftil  (f.  SBared)  in 
Italien  ber  33.  bemfid»tigt,  als  bellen  glän^enbitc  ^er: 
treter  fiorenjo  33ernint  (f.  b.)  unb  !?llenanbro  3n» 
garbi  (f.  b.)  xu  nennen  finb.  S5ie  gleiche  Gntmidluncj 
nimmt  bie  33.  in  ber  franj.,  beutfden,  nieberldnb. 
Äunft,  wobei  bic  le&tere  namentlicb  im  17.  ^abrb., 
bic  beutfebe  burd;  Sdlüter  um  1700  ibren  *ot* 


Digitized  by  Google 


©ilbni*  —  SUbfönifceret 


995 


punlt  erreichte,  wdprenb  bie  franjöfifcbe  93.  fett  bem 
17.  3<»b*b-  b«  italienifcben  bie  #übrerfd)aft  ab* 
napm,  an  Stelle  be*  33arod  ein  jierlicbe*  SRolof  o 
(f.  b.)  unb  »eiteren  ben  Älaffici*mu*  (f.  b.) 
burebfübrte.  Siefer,  namentlich  burd)  danopa  unb 
Jbormalbfen  jur  93ollenbung  gebracht,  bat  im 
19.  3at>rt.  alle  Nationen  beberrfebt.  3"  neuerer 
3eit  mürbe  er  erft  burd)  ben  romantif d)  en  Stil 
unb  bann  burd)  ben?taturali*mu*  abgelöft.  — 
Slufecr  ber  fiitteratur  bei  ben  Sirtiteln  ber  einjel= 
nen  Jtunftgebiete  r>gl.  fiüble,  @cfcbid)te  ber  Plaitil 
(3.  Slufl.,  £pj.  1880);  2J(eTj,  Sa*  äftpetifebe  ^ortm 
gefefc  ber  Plaftit  (ebb.  1892);  fcübebranb,  55a*  pro: 
blem  ber  <$orm  in  ber  bilbenben  flunft  (Strafeb.1893) ; 
Wlafftfd?er  Slulpturenfdpal  (Jafelmert,  4  33be., 
SHüiid?.  1896—1900). 

«ilbnic*  ober  Portrdt  (fram. portrait), im  all* 
gemeinen  bie  Slbbilbung  eine*  SDlenfdjen  unter  Söe* 
rüdftebtigung  feiner  inbiuibuellen  (?rf  cp einung.  Sa* 
Slbbilben  ober  Porträtieren  finbet  fowobl  in  plaftü 
feben  SBerfen,  b.  b-  in  Porträtftaruen  f.  Statue), 
portrdtbüften  (f.  SBüfte)  ober  Porträtrelief*  (befon* 
ber*  aB  SNebaillonbilbni*,  f.  9Jlebaillon),  al*  aud) 
oome^mlid)  in  ©emälben  (f.  93ilbni*malerei)  ftatt 
"$la\\  unterfebeibet:  93.  in  £eben*gröjse.  in  über« 
leben*gröfce  unb  in  pertleinertem  ÜRafeftab ;  nad) 
bem  bargefteUten  2eil  ber  ©eftalt:  93.  als  Äopfftüd, 
folebe  al*  93ruftbilb  (33üfte),  ßalbfigur  (öüftbilb), 
Jhtieftüd  (com  Jtopf  bi*  }um  Änie)  unb  in  ganjer 
jftigur;  nad?  ber  Haltung  ber  ftigur,  befonber*  ber 
tHenbung  be*Äopfe*:  93.  inSorberanficbt  (en  face), 
in  Seitenanficpt  (en  profil)  ober  f>albprofil. 

ilbnttfmaletci,  eine  befonbere  ©attung  ber 
SJlalerei.  3b«  Stufgabe  ift,  bie  Außere  Grfcbeinung 
be*  eimeinen  üJcenfcben,  unb  in  biefer  ba*  33ejeicb: 
nenbe,  9Öefentlid)e,  getreu  »ieberjugeben.  (S.  93ilb  ■ 
ui3.)  211*  Färbemittel  bienen  Clfarben(f.  Ölmalerei), 
SBaijerfarben  (f.  Aquarellmalerei)  ober  ^arbftifte 
(f.  PafteHmalerei).  33on  ber  93.  im  Sltertum  miffen 
mir  nur  wenig.  Sod)  würbe  burd)  bie  Sluffinbung 
ber  au«  fpätantifer  3«t  ftammenben  93ilbniffe  in 
•llgppten  (9Jiumienportrdte,  f.  SUeranbrini  jd?e  flunft, 
mit  Jafel)  ein  SHüdfcblufe  auf  bie  Sd)affen*art 
früherer  3abrbunberte  ermöglicbt.  (frft  mit  ber  bu= 
maniftifdjen  Bewegung  be*  15. 3ab*b-  unb  ber  au* 
ibr  ftcb  ergebenben  SBertfdjä^ung  be*  (Sinjelmen- 
fdjen  tarn  bie  93.  »u  Oberer  lünftlcrifdjer  dntfah 
tung.  Somobl  bie  stieberlänbtfcbe  Scbule  (r>an  Qyd) 
al*  bic  Italiener,  unter  ihnen  bie  Florentiner  ©iot». 
33eUini  unb  93otttcelli.  pflegten  bie  93.,  unb  bor  allem 
bie  meiften  grofeen  ÜJlaler  ber  föenaiffance  Italien* 
unb  Seutfd)lanb*  mibmeten  ibr  ihre  Gräfte;  fo  in 
"iÖrefcia  93uonoicino  (SDloretto)  unb  fein  Scpüler 
SDloroni,  in ftlorenj  33ronjino,  namentlich  aber  bie 
33enetianer  33ellini,  Jijian  unb  Jintoretto;  ferner 
bie  beutfdjen  2)ieifter  Sürer,  J&olbein,  Granad),  Um-- 
berger  u.  a.,  ber  Wieberlänber  Slntoni*  2Ror  unb 
bie  gamilie  93ourbu*.  3u  fcoljer  93ollenbung  ge« 
langte  bie  33.  im  17.  3afcrb.  in  ben  Dlieberlanben 
burd)  JRubenS,  tan  Si)d,  9lcmbranbt,  SHiereoelt, 
,vran*  öal«,  jp.  bc  Äetifcr,  93.  Pan  ber  Seift  u.  a. 
(f.  Safel:  «Rieberlanbifdie  Äunft  V.  gig.4,  unb 
VI,  ftig.  1,  fomie  bie  (Eb.  romotafel  beimartilel  9iem» 
branbt);  bort  famen  bamalS  aueb  bie  fog.  3)oelem 
ftüde  (f.  b.)  unb  Slnatomicii  auf,  in  benen  bie  por- 
trätierten ju  freien  ©nippen  bebeutungduoQ  ber- 
einigt mürben.  93on  Ijier  mürbe  Tie  nad)  Spanien 
f3urbaran,93elajguej,9tibcra)  übertragen.  3nG"0s 
lanb  jeidjneten  ftd)  im  17.  3al)rl).  Celp  unb  äneller 


au«,  iener  ah  SBerberrlicfcier  ber  SBinbfor'Sdjßm 
betten,  biefer  als  2Ra(er  ber  ^amptomßourt^Scbön: 
betten ;  in  ,uan(vcnt  mar  um  biefelbe  3tit  $pil.  be 
S^ampaigne  (f.  2afel:  ^ranjöfifcho  itunft  V, 
3ig.  4)  unb  im  Slnfang  beä  18. 3o^rb.  SRigaub  ein 
Diel  befestigter  Porträtmaler.  Um  bie  2KUte  bea 
18.3a^rp.  ragen  Slntoine  9Mne  unb  SRappael  3Jteng* 
bevuor.  ©egen  (!nbe  be*  18.  oahrb.  fiept  auf  bem 
©ebiete  ber  93.  Gnglanb  mit  Stepnolb*,  ®a\n$- 
borougp,  93eecpep,  fiarorence  u.  a.  in  erfter  :Keipe;  in 
^ranfreid)  maren  einjelne  ^auptoertreter  be*  Hiay- 
ftci*mu*,  mie  Tavib,  ©e*rarb,  SHabame  Sebrun  u.  a., 
aud)  al*  93rtbni*maler  ^eroorragenb  tbdltg.  3n 
neuerer  3"t  wirb  bie  93.  fo  jiemlid)  von  iebem  ))i a lc v 
gepflegt.  3m  111  o^bvh.  maren  anfang*  eleaante, 
mit  }artem  pinfel  gemalte  93ilbniffe  beliebt,  fo  na= 
mentlid)  in  grantreid)  (©abanel,  2>ubufe,  6<bert 
u.  a.);  bie  mobeme  3)ialmeife  ift,  abgejeben  pon 
einigen  ^arbenerperimenten  (Same  in  ifiieife),  ba* 
bureb  bemer!en*roert,  ba&  bie  Perfonen  gröfetenteil* 
im  Sinn«  ber  feellmalerei,  alfo  Pom  pellen  %aqts>- 
liept  beleuchtet,  porträtiert  merben,  woneben  ficb  ie- 
boeb  nod)  immer  ftart  ba*  mit  fatten  färben  gemalte 
fteprdfentationsbüb  behauptet,  ^euerbing*  finbeu 
aud)  Paftcllfarben  für  bie  93.  mieber  »ielf  ad)  93ermeit: 
bung.  Unter  ben  neuern  beutfd)  en  Porträtmalern 
finb  ju  nennen:  Jlngelila  Äaufmann  (geft.  1807), 
©raff  (geft.  1813),  ©ad)  (geft.  1845),  Stieler  (gejt. 
1858),  Söinterbalter  (geft.  1873),  ÜJtagnu*  ( geft. 
1872),  «Riebet  (geft.  1883),  ©uftaoüticbter  (geft.  1884), 
Äoner  (geft.  1900),  ftriebrid)  Äaulbad),  ^ermann 
flaulbad)  unb  gr.  Slug.  r>on  Äaulbadb,  Senbad), 
Slngeli,  Pöble,  JHeinb-  fiepfiu*,  6.  3*0«  «•  a- 
3n  Sranlreid)  mürbe  bie  moberne  33.  burd)  l£og= 
niet  unb  feine  Scbüler  33onnat,  diicarb,  9tegnault, 
^acquemart,  ©aillarb,  fiefebore,  5epen»Pemn,  &a- 
rolu*  Tu  ran  u.  a.  begrünbet.  Cv  n  glanb  ragen 
al*  neuere  33ilbni*malerberpor:  ©utbrie,  Verlorner, 
Öoll,  Willai*,  Crcbarbfon,  Dulcfe,  JHidjmonb,  Sar-- 
gent  (irrauenbilbniffe),  3Batt*,  Söbiftler ;  ferner  burd) 
feine  Räbchen:  unb  Kinberbilbniffe  ber  in  Sonbon 
lebenbe  ©uibo  Schmitt.  3"  Cft erreich  Ä.  Pon 
33laa*,  Pocbwalfli,  £a*jlo,  Äarlo»*jtp,  93ilma  Par= 
lagbp;  in  2)änemart  Kroper;  in  Schweben  2Öal= 
lanber,  93jört;  in  StufeUnb  33obarewftp,  Äou*= 
nefcom,  Äramftoi,  Perow,  JRepin,  Scrofj  tu  a.  Gin= 
|elne  9Jtaler  befeböftigen  ftd)  aufier  mit  ber  2:av 
ftellung  beftimmter  Perfönlicbleiten  aud)  mit  fog. 
Stubienlöpfen  (f.  b.).  —  23gl.  au^er  ber  Icono- 
graphie  St.  üan  S)pd*  (f.  b.)  bie  Sammelmerfe:  SIU» 
gemeine*  btftor.  portrdtmert,  1300—1848  (600 
pbototppien  in  6  93bn.,  bg-  t>on  oon  Seibli^,  ÜWünd). 
1883—90 ;  neue  2lu*g.,  ebb.  1893  fg.) ;  $a*  19.  $ai)v 
bunbert  in  33ilbniffen,  bg.oon  berpbotographifcben 
©efellfcbaft  (23erl.  1897  fg.);  Sanfle  malenbe  por* 
treeter,  hg.  oon  £unb  unb  Slnberfen  (Äopenb.  1899 
fg.).  ferner  211fr.  Sebmaim ,  Sa*  93ilbni*  bei  ben 
altbeutfchen  Dkiftern  bi*  auf  Eurer  (üpj.  1900) ; 
Scbaefjer,  2)ie  fixan  in  ber  penet  üJtalerei  (3Hüncb. 
1900);  öenrp  3ouin,  Mus6e  de  portraits  d'artistes 
(fiat.  1888). 
»ilbfäulc,  f.  Statue. 

ttUbfcbniticrei,  bieienige  ©attung  ber  93ilb« 
nerei  (f.  b.) ,  meldje  ftd)  ju  ihren  2)arftellungen  be* 
£>olje3,  Glfenbein*  u.  a.  bebient.  6olifd)ni&ereicn 
ferttgten  faft  alle  Nationen  ber  3Selt  febon  in  ihrem 
erften  93ilbung*3uftanbe.  93ei  ben  alten  ilgpptcm 
erlangten  fte  juerft  einen  erhöhten  fünftlerifcben 
3Bert.  3Jlebrere  größere  Slrbciten  biefer  Hrt  er= 

63* 


Digitized  by  Google 


996 


Silbftein  —  SilbungSanitalten 


Stetten  fidt).  Sie  oorberafiat.  unb  frübl?cllenifd?e 
Jlunft  bebiente  jicb,  mit  Vorliebe  be*  Elfenbein*  in 
beforattwr  9Beife  ju  ^nfruftierungen  (Äppfelo** 
Cabe).  Später  in  bet  33lütejeit  ber  grieeb.  imnft 
tarn  ba*  Elfenbein  in  großartiger  SBeife  jur  Slm 
wenbung  bei  ben  foloffalen  ©ötterbilbern,  wo  ba* 
?tadte  au*  elfenbeinplatten  beftanb,  bie  man  auf 
einen  feften  flern  auflegte,  wäbrcnb  ba*  übrige  au* 
©olbblecb  gefertigt  warb  (cbrpfelepbantine  6tatuen) 
ober  bie  Statue  au*  £olj  unb  Stein  gebilbet  mürbe 
(2llrolitbe).  Später  bebiente  man  fidj  be*  Elfenbein* 
nur  }u  Heincn,  meift  betoratiüen  Arbeiten.  Slu*  f>olj 
fertigte  man  im  grieeb.  Altertum  in  ber  Siegel  bie 
©Ötterbilber;  fte  würben  bann  meift  bemalt,  »er= 
golbet,  au*  mit  buntem  $u&e  bebängt.  5$n  bcr 
fpdtröm.  unb  altdmftl.  Sfulptur  bilben  bie  Scbniß: 
werfe  in  Elfenbein  einen  mickrigen  ihmftjmeig. 
Unter  ibnen  finb  bie  Siptpcben  (f.  b.)  mm  ^ntereffe. 
3n  ber  $olae  würben  biefe  Elfenbeinplatten  al*  93er: 
jierung  oon  93ücbereinbdnben  beliebt.  Slußerbem 
gab  c*  noch  mancherlei  gefcbnifcte  ©erdte,  j. 93.  ben 
mit  Elfenbein  belegten  Stubl  be*  Erjbifcbof* 
s.Dtarimian  im  33  om  ju  9tar>cnna  (546—555).  Äarl 
b.  ©r.  erbielt  803  fogar  }Wei  Sbüren  mit  reicbeni 
Scbni&werf  oon  Honftantinopel  sum  (Scfcfcenf.  Sie 
roman.  Aunftinbuftrie  bebiente  f»d)  be*  Elfenbeins 
befonber*  ju  Ädmmen,  Spicgelgebäufcn  unb  am 
bern  Soiletteartifeln.  Eine  bebe  33ebeutung  er: 
bielt  bie  Jöol^fcfjnifeerei  in  ber  3«t  be*  got.  Stil*, 
üornebmlid)  m  ber  beutfdjen  Äunft.  £icr  würben 
bieSlltdremit  jumJeilfebr  umfaffenben  unb  figuren- 
reieben  <öol}bilbwerfen  gefdjmüdt ,  wobei  man  ba* 
Städte  in  ber  Diegel  naturgemäß  färbte  unb  bie  ©c= 
wanbungen  jumeift  oergolbete.  211*  berühmte  23ilb- 
febnißer  finb  aufzuführen:  Silmann  iHiemenfdjnei- 
ber,  3örg  Sprlin,  93eit  Stofj,  <bani  Sörüggemann 
u.  a.,  fdmtlid?  um  1500  lebenb.  Starnberg  unb 
s2lug*burg  waren  befonber*  in  anmutigem  fiel 
nerm  Scbnißwerf  au*gejeidmet.  3$onüglid>e  ^or= 
trätmebaillon*,  in  ber  Siegel  au*  93ucp*Daum  ober 
meiebem  Stein  gefebnitten,  bat  bie  beutfebe  tfunit 
im  Anfang  be*  16.  oaln  1\  aufjumeifen.  Se*  bödh- 
ften  SHubm*  in  biefem  Äunftfacbe  erfreuten  ficb,  ju 
jener  3«t  £an*  Scbwartt  unb  ^einrieb  ^»genauer 
ju  9lug*burg  unb  ^cter  fjlötner  )u  Dürnberg.  33on 
aufeerorbentlieher  33oUenbuna  finb  aueb.  bie  bemal: 
ten  33.  ber  Spanier  3uan  Jütaria  SDtontane*  (geft. 
1649)  unb  »lonfo  Sano  (geft.  1667).  $m  17.  unb 
18.  3abrb.  fanb  namentlich  bie  Elfenbeinfdmi&erei 
eine  oielfacbe  93ermenbung,  inbem  flannen  unb 
Kröge,  JHelief*  unb  Statuetten  au*  biefem  Stoffe 
gefertigt  würben.  (Sbriftopb  Slngermaper  in  9Jcun 
eben  (geft.  1633),  Seonbarb  Kern  (geft.  1663)  von 
Dürnberg,  Sleffanbro  SUgarbi,  Slntonio  fieoni  ju 
SBenebig,5rancoi*^uaue*nop,33altbafarsCermofer. 
Simon  Jroger  ftnb  anertannte  ÜJtciftcr.  ^n  93ern 
ftein  arbeitete  3.  93.  Scbwarjburger  (geft.  1741). 
Ein  beionberer  3weig  ber  33.  war  bte  fllcin^ 
fcbnijjetci,  j.  93.  au*  einem  9!uf>fem. 

3n  neuerer  3eit  ift  bie  93.  wieber  mit  meiern  ®e- 
fAid  aufgenommen  worben  unb  bient  eine*teil*  ber 
ÜRftbelfabrifation,  fd\int  aber  anbernteil*  aud)  felb- 
ftänbige  Serie  omamentaler  unb  figuraler  Slrt 
h.  33.  große  gürftenftatuen  in  ber  !älbred?t*burg  ju 
ufteifcen,  üon  %xani  Scbneiber  in  Seipjig  gefcbnittt). 
?lud)  giebt  e*  ganje  Ortfdjaften,  namentlid)  in  ben 
3llpen,  weldje  bie  33.  al*  £>au*gewerbc  betreiben, 
fo  j.  93.  Oberammergau.  ÜNeiit  werben  bort  (IxucU 
fire  (t?on  ben  öerrgottfebnihern)  unb  £>eiligenbilber 


gefertigt.  —  über  ba*  ^cebnifebe  f.  JDoUbilbbaueiei. 
Über  bie  93ilbf cbni^crfcbulcn  f.  fioljinbuftrie: 
«ilbftein,  f.  «galmatolitb.  [icbulen. 
©ilbftocf,  f.  33etfdule. 
»tlbfitptf,  ©eiler  im  jRfeeinlanb,  f.  33b.  17. 
©Übt,  Äarl  9?il*  Daniel  »on,  febweb.  Diplomat 
unb  Mtoriter,  f.  33b.  17. 
Oilbteppid)?,  fomel  wie  (Bobelin*  (f.  b.). 
©ilbuBjj,  auf  bem  ©ebiete  be*  finnlicb  SBabr: 
iren  bie  gorm  unb  ©eftalt  eine* 


nebmbaren 

2)a  bie  ftufeerungen  be*  geiftigen  £eben*  fowobl 
be*  einjelnen  ÜRenid?en  wie  größerer  ©nippen  unö 
Waffen  oon  3Jlenfd?en  ebenfall*  eine  beftimmte  ®t 
Ii  alt  annebmen,  fo  überträgt  ftcb  biefe  33ebeutung 
aud)  auf  ba*  gefamte  ©ebiet  be*  geiftigen  Seben*. 
£>ier  macben  ficr>  innerhalb  be*  geiftigen  £eben*  ge^ 
wiffe  3Rufterbilber  be*  33orrrenlid?en,  Ma^^dbe  ber 
33eurteilung  geltenb,  mit  mclcben  man  ba*,  wa*  jxcb 
ber  Sluffaffung  barbietet,  oergleicbt  9Sie  mannig= 
faltig  bie  dtiebtungen  unb  ©eud>t*punlte  fmb,  naaS 
melcben  ein  folebe*  ÜJluftcrbilb  int  geltenb  m ad- : .  j 0 
vielfacb,  mobifi}iert  ftcb  ber  33egriff  ber  33.,  unb  fpriebt 
man  j.  33.  »on  miffmfdjaftlicber,  religiöfer,  fittlicber, 
politifeber,  pdbagogifeber,  inbuftrieller,  nülitärif cfcei 
33.  u.  f.  w. ,  ober  aueb  mit  Siücfftcbt  auf  bie  Unter- 
febiebe  ber  geiftigen  Sbdtigleitm,  um  beten  Übung 
e*  ftcb  banbelt,  oon  33.  be*  ©ebdebmifie*,  be*  5Wr-- 
ftanbe*,  be*  <Eb<Katter*,  be*  ^erjm*  u.  f.  w. 

Sebr  bdufig  bejeiebnet  man  aud)  ben  ^nbegriif 
beffen,  wa*  ein  ^nbioibitum,  ein  3?olf  wie  ein  3<it: 
alter  in  biefen  r>erfcbiebenen  ©ebieten  unb  Stieb 
hingen  erreiebt  bat,  al*  bie  93.  be*fclben.  Sucbt 
man  biefen  ^nbegriff  m  einem  Spftem  ber  S.  ju 
gliebem,  fo  behauptet  ben  oberften  Stang  bie  nie 
ralifcbe93.  SBdbrenb  bureb  biefe  bie  allgemeinen 
©nmb feften  ber  ©cfellidjaft  oeftüit  werben,  erwirbt 
ber3)tenlcbburcbintellertuelle33.  bie  ÜJiinel  jur 
Öerrfcbaft  über  bie  Statur,  unb  biermit  bie  33efäbi- 
gung,  feine  Sorgen  unb  ^ntereffen  r»on  bem  Kampfe 
um  bie  nädjften  Seben*bebürfniffe  hinweg  ber  Sn= 
orbnung  jener  moralifeben  Sngelegenbeiten  juju« 
wenben,  in  benen  bie  33eftimmung  be*  Ü)tcm'd?m: 
leben*  befteb.  t.  Unb  wie  bie  intellettuelle  33.  ftd)  |ur 
moralifeben  al*  lOtittel  unb  3Berf)eug  oerbdlt,  f 0  }u 
ibr  wieber  bie  3lu*bilbung  in  ben  agrarifeben,  tecb= 
nifeben,  mertantilen,  gomnaftifeben,  militdrifeben 
unb  inbuftriellen  ©eidndlicbteiten  unb  gertigteiten. 
Sie  barmonifebe  Entfaltung  aller  Slnlaaen  be* 
SÜtenfcben  aber  ift  nur  bureb  dftb.  etifebe  33.  }u  er= 
reieben,  ba  biefe  teil*  bureb  ©emöbmmg  an  ba* 
33erftänbni*  be*  fünftlcrifcben  ^eben* ,  teil*  burd? 
3Jerebelung  unb  Verfeinerung  ber  gefamten  ©efübl*= 
weife  bie  Einfeitigleiten  ber  einjelnen  33ilbung*ricb- 
tungen  aufgebt  2)ie  Unterfuebung  unb  3)arfteüung 
be*  biftor.  93erlau[*,  ben  bie  33.  be*  2Henfcbenge: 
l'cblecfct*  bei  rjerfdjtebenen  Golfern  unb  ju  Derf(bie= 
benen  3<i*m  genominm  bat,  ift  ©egenftanb  ber 
Äulturgefcbieb te.  —  Über  bie  93  i  l  b  u  n  g  *  a  n  ft  a  1 1  e  n 
(Scbulcn,  Seminare,  ©pmnafien,  Uniwrfitdtfn 
u.  f.  w.)  f.  bie  Einjelartilel. 

«tlbungciabioeirfiuiifien,  f.  Ü)tißbilbungen. 

43ilbunße'cmftaltcn,  militdrdrjtliebe.  Sic 
f>eranbilbung  be*  Erfaße*  fürba*  Sanitdteoffijier: 
forp*  ber  beutfdjen  Slrmee  unb  ÜJtarine,  f oweit  ba*= 
felbe  ficb  niebt  au*  foleben  3Jtebuinern  ergänjt,  bie 
ibre  drjtlid^e  Dualifilation  auf  Uninerfitdtcn  er 
langt  b,abm  unb  junt  Sienft  auf  33eförbemng  ein: 
treten,  erfolgt  auf  ber  ffaiier*2Bübelm-S!abemie 
für  ba*  militärärjtlicbc  33ilbung*wcfm  ju  33erlin. 


Digitized  by  Google 


SBilbungSbotter  —  ötleam 


997 


Untet  tiefem  Stamen  mürben  bureb  ftabinettSorber 
com  2.  T r,.  1895  bie  beiben  bis  babin  in  Berlin 
befttbenben  militdrärgtlicben  33i(bungSanftalten, 
nämlidj  bie  infolge  ber  ^Bemühungen  ©oerdeS  (f.b.) 
2.  Äug.  1795  untet  bent  tarnen  ^epinüre  tx- 
richtete  unb  feit  1818  SRebijinifd)  ■  ßbirureifebe^ 
3riebrid)'2Bi(betm$-3nftitut  genannte  ?ln 
ftalt  unb  bie  an  Stelle  beS  1809  aufgelöften  Col- 
legium  medico-ckirurgicum  bureb  JtabinettSorber 
oom  27.  3uli  1811  gegrünbete  unb  im  v3ioo.  1811 
eröffnete  DflcbijinifA'Gbirurgifcbe  fltabemie  füt 
baS  Militär  anläßlich  ber  #eier  ihre-?  bunbert^ 
jährigen  3)eftebenS  ju  einer  einjigen  Slnftalt  ju= 
fammen gefaxt.  Sie  gewährt  na*  einem  beftimm^ 
ten,  alljährlich  jeitgetnäH  ocrooUtommneten  £tu- 
bienplan  ben  umfaffenbften  Untenicbt  in  allen  ©e= 
bieten  ber  ärjtlicben  SBiiicnfcbaft  unb  ibrer  öilfS* 
jmeige  an  ber  Unioerfität  ju  Berlin,  gemeinsam 
mit  ben  Stubierenben  ber  (entern ,  aufcerbem  sIBie= 
berbolungSunterricbt  in  ben  widjtigften  ücbrfdcbcm 
unter  JBenufcung  reichhaltiger  Sammlungen  unb 
bie  für  ben  ^cereS^Sanitätsbienft  erforberlicbe  be= 
ionbere  StuSbilbung.  Jöebingungen  bet  Slufnabme 
fmb  1)  beutfdje  StaatSangeböngleit  (SBapern  ift 
an  ber  Aufnahme  nicht  beteiligt),  2)  eheliche 
©eburt,  3)  Lebensalter  nutt  über  21  Mix?, 

4)  3*uflniS  ber  SReife  für  baS  UmoerfttätSftubium, 

5)  iöereebtigung  jum  Ginjäbrig*  5"iroilligenbienft, 

6)  SWilitärbienjttauglid tett.  2He  Stubienjeit  um 
fafct  9  öalbjabre,  von  benen  baS  erfte  Sommer 
balbiabr  ber  SluSbilbung  mit  ber  Üföaffe  bei  einem 
©arberegiment  gewibmet  wirb.  9lad>  SBeenbigung 
ber  Stubien  werben  bie  Stubierenbcn  junäcbft  ale 
Unterärzte  in  ber  Slrmee  ober  SDtarine  angcftellt, 
unn  Ztil  ald  fold)e  bebufS  erhöhter  StuSbilbung 
im  prattiieben  Äranlenbienfte  auf  ein  $abr  in  bas 
GbörittflranlenbauS  ju  Berlin  tommanbiert.  Tie 
Anftalt  ftebt  unter  bem  previf..  ÄriegSminii'ter  ale 
Kurator,  bem  ©eneralftabSarjt  ber  preufe.  Slrmee 
als  Sirettor  unb  einem  ©eneralarjt  als  Subbiret= 
tor;  ber  etat  mutant  28  StabSärjte  (baoon  2  ber 
lötarinc)  als  Repetenten  unb  orbinierenbe  ttrjte  im 
Gbaritetrantenbaufe  unb  264  (einfcblieBlicb  18  ber 
Marine)  Stubierenbe.  Äu&er  ber  Auebilbung  ber 
Stubierenbcn  bient  bie  Sltabemic  jugleid)  in  hohem 
si)tape  ber  miifenfcbaftlicben  unb  prattifd>en  gort= 
bilbung  ber  Sanitätsoffiziere  burd)  bie  Verwenbung 
iolcbcr  (mit  meift  brei  jährigem  ©ecbfcl)  als  5Hepeti= 
toren,  bebanbelnbe  äirjte  in  ber  Sbaritel  unb  Slfftftem 
ten  Hinifcber  Sebrer. 

2>ic  öeranbilbung  unb  ^ortbilbung  ber  ÜJtilitdr« 
ärjte  anberer  grofeer  Armeen  gefebiebt  gegenwärtig 
jum  Seil  in  abweiebenb  organifterten  slnftalten, 
uim  Seil  ganj  obne  foldje.  »I*  erfte  bebeutenbe 
«ilbungSanftalt  für  TOUitdrdrjte  (unb  jwar  an  Stelle 
bet  feit  1768  in  Srüffcl  unterhaltenen  «Schule 
ber  militär.  ÜBunbarjnei»)  mürbe  bie  9Rebijinifcb= 
(Sbirurgifcbe  3°fepbeatabcmie  ju  9Bien  1784  ae* 
grünbet.  2  leielbe  gelangte  ;u  bobem  :Kub:ne,  oerpel 
ieboeb  fpdter,  mürbe  1848  gefcbloffen  unb  bureb 
ein  «JelbärjtlicbeS  ^nftitut »  ungenügenb  erfe&t, 
1854  roieber  eröffnet,  nacb  furjem  neuen  ©lanje 
1864  wefentlicb  umgeftaltct,  1874  aber  »ieberum 
aufgelöft.  An  ibre  Stelle  trat  nunmebr  bis  auf  mei'  I 
tereSber«2Rilitärär}tlicbeÄur*».  (S.gortbilbungS: 
f  urfe,  militärärjtlicbe.)  ©roPritannien  befit^t  gegen' 
tpdrtig  bie «Annr  medical  school»  }u  :Uet len  (2.  DU. 
1860  im  gort  $itt  ju  ßbatbam  eröffnet),  grant* 
reid)  bie  «Ecole  d'application  de  la  mMecine  et  I 


pharmacie  militaire»  ju  fyaxid  (burdj  Verfügung 
vom  9.  Stug.  1850  begrünbet  unb  1856  mit  bem 
Val-de-Grace,  bem  größten  3Rilitdrla}arett  von 
$ari£,  organifd)  o  er  bunten)  forme  )tsei  Sorberei- 
tung^anftalten  für  biefelbe  ju  Sorbeaur  unb  Stancp ; 
Italien  feit  1.  §an.  1883  bie  «Scuola  d'applica- 
zione  di  sanita  militare»  }u  ^loren^,  SRufilanb  bie 
(aus  ber  allgemeinen 9Äebijini|dj-(£biturgifcben2lfa» 
bemie  burd)  Statut  r>om  10./22.  %A\  1881  bervor* 
gegangene)  «5Dlilitdrmebijinifcbe  Sllabemie». — 3Jgl. 
Änorr,  ßntmidlung  unb  ©eftaltung  be«  &exe$-- 
SanitdtSroefenS  ber  europ.  Staaten  (2.  Slufl.,  öan« 
noü.  1883);  6-  «ytölicb,  5Dlilitdrmebijin  (SBraunfdjro. 
1887);  Scbidert,  0>ie  militdrdrjtlidjen  SBilbungS* 
anftalten  oon  ibrer  ©rünbung  bis  jur  ©egenroart 
(SBiti.  1895);  IBeftimmungen  über  bie  äufnabme 
in  bie  Haifer^ilbelmS^afabemie  (ebb.  1896). 

©ilbungöbotter,  f.  ^urebung. 

«ilbungöfcblcr,  f.  ^i^bilbungen. 
t  Ib  ung  dgeh)  cb  c,  in  ber  Getarnt  jebeS  ©emebe, 
beffen  3ellen  in  lebhafter  leilung  begriffen  finb. 

«tlbungi<t»crcinc,  au  ab  $oltSbilbung3> 
oer eine,  )um  Unterfcbieb  oon  31rbeiterbilbungS> 
oereinen  (f.b.)  Vereine,  bie  ftd?  bie  SJerbreitung 
unb  öebung  ber  Silbung  beS  SoltS  im  allge- 
meinen, nid>t  hier,  ber  arbeitenben  itlaffe  im  engern 
Sinne,  jum  3«!  fe&en.  2Jie  Dflittel  baju  fmb: 
SBibliotbefen ,  fiefejimmer,  Sanberlebren,  Unter« 
ridjtSlurfe,  Sßortrdge,  öerauSgabe  oon  2>rud= 
werten  u.  f.  w.  6in  Skrein  foleber  Strt  ift  bie  «®c= 
(ellfcbaft  }ur  iBerbreitung  oon  SSoltSbilbung»  in 
«erlin,  gegrünbet  1871,  mit  (1896)  1075  törper« 
fcbaftlidjen  unb  2756  perfönli*en  ÜJlitgliebern;  bie 
öinnabmen  betrugen  39  855  99t.,  bie  StuSgaben 
42575  ba«  Vermögen  27000  9Jt.  2)er  5Bir= 
tungStreiS  ber  ©cfellfcbaft  erftredt  fid)  über  baS 
ganje  ^)eutfcbe  9teicb.  Sie  giebt  bie  si)tonatSid)rift 
«2>er  SbilbungSoerein»  (feit  1871)  mit  bem  Beiblatt 

Tie  3joltSbibIiotbet»  berauS  unb  oeröffentlicbt 
SAriften  über  jeitgemäpe  SBilbungSbeftrebungen; 
femer  oeranftaltet  fie  öffentlid>e  $e  jpreebungen  über 
iolcbe  fragen ,  förbert  unb  unterftüht  bie  beftebeu - 
ben  Söilbungsoe reine,  wirtt  mit  bei  JBearünbung 
oon  gortbilbungSidbulen ,  iBoltsbibliotbeten,  fiefe= 
jimmern,  oermittelt  unb  oeranftaltet  ÜBorträge, 
SoltSunterbaltungSabenbe  u.  a.  Gin  anberer  SBil- 
bungSoerein  ift  ber  «herein  für  üRaffenoerbreitung 
guter  Scbriften»  in  SSeimar  unb  SBerlin,  gegrünbet 
1889,  unter  bem  ^rotettorat  beS  ©robberjogS,  mit 
etwa  3000  SDtitgliebern ,  31  3»«»0ö«"inen  unb  10 
großen  Vertretungen.  Ter  Herein  giebt  gan|  billige 
3eitf(briften,5JoltSbüdjer,HoltStalenber,^lugblätter 
unb  «rofebüren  berau-:> ,  um  ber  Socialbemotratie 
unb  jeber  Herbctiung  bei  ÜioltS  entgegen  }u  Wirten. 

SBUbtoettc,  ber  »bftanb  ber  optifdjen  SJilber 
(f.  93ilb)  oon  bem  Sdjeitel  beS  fpbdrtfdjen  Spiegels 
ober  ber  fiinfe.  Uber  bie  ^Berechnung  ber  iö.  f.  fiinfe 
unb  £>ohl)piegel. 

^ilfam,  9tame  eines  mefopotam.  Propheten, 
ben  nacb  ber  $tu3jug$legenbe  ber  moabitifdje  Hönig 
«alat  bang ,  um  bte  tut  feinen  ©retuen  nabenben 
Israeliten  ju  oerflucben.  Allein  bureb  ^abwe  würbe 
genötigt,  oielmebr  SSrael  »u  fegnen.  $ierburd> 
ift  S.  fpriibwörtlicber  «ergleicp  für  einen  SDtenfcben 
geworben,  ber  bie  üble  Slbficbt  feiner  Auftraggeber 
in  it/r  ©egenteil  ju  oertebren  innerlid?  genöttgt  ift. 
2)ie  erjäblung  (4  SWof.  22—24)  über  ».  ift  au* 
»wei  Ouellen  jufammengeftellt  unb  baber  mit 
Siberfprücben  behaftet.  Ciner  unetang.  «tuffaffung 


Digitized  by  Google 


998 


Stleamiten  —  93ilitt 


ber  33ibel  bat  ber  Umftanb  Serlegcnbeit  bereitet,  bafe 
33.«  Gf  elin  ben  ßngel  fiebt,  mit  33.  ein  ©efprädj  führt, 
überhaupt  oiel  oerftänbiger  ift  al«  ber  Prophet. 
3)ie  alten  Rabbiner  unb  bie  SDtobammebaner  roiffen 
oon  33.  noeb  oiel  ftabelbafte«  ju  erjäbjlen. 

»ileamtre«,  teerte,  f.  SHtolaitcn. 

»ileb,  f.  33eläb. 

©tlcbfrfjif  (ba«  Belekoma  ber  33pjantiner), 
6tabt  im  tür! Heinafiat.  ÜBilajet  Hbobarocnbif  jar, 
auf  einer  Anhöbe  an  einem  ^uflufie  be«  Safaria 
(Sangarius  ber  Gilten),  ift  faft  au«fcblie&licb  oon 
Armeniern  bewohnt,  bie  Seibenbau,  SBeinbau  unb 
Sudbfabrilation  betreiben  ober  in  ber  Umgegenb 
SJteerfdjaum  gewinnen.  33.  mar  bie  erfte  Eroberung 
(1299)  ber  Dämonen  auf  bpjant.  33oben. 

©Uebulaertb  (genauer  33ileb  ul*25fcberib, 
33iläbober33eläbel  =  $fcberib,b.i.$attellanb), 
bi«  in  neuere  ;ku  9tame  be«  2400  km  langen, 
oafenreidben,  fübl.  Seile  oon  9Jtarolto,  Algier  unb 
Juni«  umfajfenben  Sanbftricb«  im  ^nnern  be« 
nörbl.  Afrita«,  jwifeben  bem  AtlaSplateau  ober 
bem  öodjlanbe  ber  33erberei  unb  ber  ©rofeen  3i?üfte 
(f.  Harte:  Algerien  unb  Sunciien).  2)ie 
tfranjofen  nennen  jetjt  ben  ibnen  unterworfenen 
mittlem  Seil  biefe«  fianbftricb«  Sahara.  9nir  ber 
im  föbweftl.  Suneften  unter  33"  nörbl.  33r.  unb 
9°  öftl.  2.  oon  ©reenwid)  gelegene  öftl.  Seil  ber= 
felben  fübrt  noch  ben  tarnen  33ileb  ul-Sfcberib. 

»lief,  öauptftabt  be«  33ejirt3  33.  (802,41  qkm 
unb  1895: 17375  meift  gried).=oriental.&)imÄreie 
SRoftar  in  ber  fcerjegowina,  in  482  ra  i5öbe,  ftrate= 
gifch  mistiger  ©renjort ,  tut t  an  ber  montenegrin. 
©reme  unb  an  ber  Strafe  oonSrebinje  nach  Stolac 
unb  ©aclo,  Si&  einer  ©eniebireltion  unb  ber  6.  ®c= 
birgSbrigabe,  eine«  vereinigten  3«>UJ  unb  Steuer 
amte«  unb  einer  Militär :33rieftaubenftation,  bat 
(1895)  1497  i\ix  Hälfte  mobammeb.,  jur  fcälfte 
cbriftl.  <§.,  in  ©arnifon  je  ein  33atailIon  be«  32. 
ungar.  unb  be«  G9.  ungar.  Infanterieregiment* 
unb  bie  4.  Gompagnte  be«  2.  <yeftung«artillerie: 
bataillon«. 

©ile*e,  Slufe,  f.  33iHe. 

«ilcttbai,  f.  33affinbai. 

©tlae,  bie  unterfte  f>öblung  be«  Sdriff«rumpfe« 
oberhalb  be«  Äiel«,  refp.  über  bem  3)oppelboben 
(f.b.),  in  welchem  ftdb  ba«  33ilgewaffer  fammelt, 
welche«  eine«teil«  bureb  Unbicbtigteiten  be«  9ium= 
pfe«  einbringt  unb  anbernteil«  oon  SJiafcbinenab* 
flüffen  herrührt.  S3efonbere  33ilgelcnjpumpen  ent- 
fernen biefe«  SBaffer  nach  33ebarf. 

©ilgucr,  tyaul  SRub.  oon,  Scbacbfpieler,  geb. 
21. 6ept.  1815  ju  üubwigSluft,  befuebte  ba«  $aaen< 
inftitut  ju  Schwerin,  trat  fpäter  in  benpreufc.  9)nli= 
tärbienft  unb  würbe  al«  Leutnant  1837  jum  ©e= 
fudje  berÄrieg«atabemie  nacb33erlin  oerfe&t,  nahm 
aber  balb  feinen  Abfdjieb  unb  beschäftigte  fich  au«=  j 
icblief&licb  mit  ber  iebönen  Citteratur  unb  bem  ScbadV  I 
fpiel.  6r  ftarb  febon  10.  Sept.  1840  ju  33erlin.  33. 
entroidelte  im  Sdjacbfpiel  eine  aufjerorbentlicbe  1 
Stärfe  ber33ereebmmg  unb33orftellung«gabe.  9tacb: 
bem  er  eine  grünblicbe  SJtonograpbie  über  «3)a« 
,Swcifpringerfpiel  im  3ta<pjuge»  (33erl.  1839)  oer= 
off  entlicht  hatte,  entwarf  er  ba«  «&anbbucb  be« 
Sdjachipicl«»  (ebb.  1843;  7.  Aufl.,  2pj.  1891),  ba« 
bcbcutenbfte  2Bert  in  feiner  Art,  welche«  »on  2. 
oon  ßepbebranb  unb  ber  fiafa  nach  33.«  33lan  au«» 
geführt  würbe. 

*3üfta  (fpr.  bilia),  Äübltrüge  in  Portugal,  f. 
Alcarraja. 


S 


©ilbana,  inb.  Siebter  be«  11.  3abrp.  n.  Gbr., 
eboren  in  Äajdjmir,  burdbmanberte  einen  gropen 
>il  oon  3nbien ,  forberte  an  ben  JürfUnböf Cn  bie 
Sichter  unu  Setttampf  auf  unb  würbe  ^ofbiebter 
be«  flönig«  Siilramabitja  Sribhuoanamalla  oon 
ftaljana  im  Selan ,  wo  er  geftorben  ju  fein  fcfceint. 
6r  oerf  afeteba«  aVikramänkadevacariU»,ein  Äunn= 
epo«,  in  welchem  er  in  18  ©efdngen  bie  Spaten  be« 
Sribbuoanamalla  befmgt  (bg.oon33übler,  33ombac 
1875),  ferner  ein  iebr  berühmte«  Iprifcbe«  ©ebiebt 
in  56  Strophen,  bie  uCaarlsuratapanca^ikä",  tic 
in  mebrern  Bearbeitungen  oorliegt  (bie  mittelint. 
Mecenfion  ift  bg.  oon  ty.  oon  93oblen,  S3erL  1833, 
unb  oon  feäberlin,  «Kävyasamgraha»,  S.  227  fg., 
bie  fübinbifebe  oon  ^Iriel,  «Jouroal  asiatique*,  1S48. 
XI,  469  fg.,  bie  tafebmmfehe  oon  Solf,  Äiel  1886) 
unb  ein  unbebeutenbe«  2)rama,  bie  aKarnasandan* 
(bg.  in  ber  «Kavyamälä»,  9lt.  7,  33ombap  1883). 
?Iujjerbem  werben  oon  ihm  nod)  Strophen  in  ben 
Anthologien  citiert,  bie  au«  anbern,  un«  nodj  un-- 
belannten  9Berlen  ftammen. 
»iliöc  (lat),  bie  ©aUe  (f.  b.)  betrejfenb. 
©ili  bilt  ^ufcl,  dilanb  in  ber  Slfrrotabebai 
oon  Äaifer:3öubelm«-2anb,  belannt  wegen  be«  ju= 
traulichen  unb  fepönen  ^apuasStamme«,  ber  Piefelbe 
bewohnt  unb  oon  i)\tx  au«  bie  ftüfte  bi«  ;ut  :H-..  • 
infel  mit  feinen  Sbonwaren  oerforgt. 
©ilifndct»,  f.  ©aüenfarbftoffe. 
©i (in,  bie  Sprache  ber  33ogo«  (f.  b.). 
©iltn,  cjech.  Bilina,  Stabt  in  ber  öfterr.  S3e^ 
jirl«bauptmannfchaft  Seplit»  in  33öhmen  unb  be= 
rübmter  33runnenort,  8  km  fübweftlicb  oon  2epl;t . 
an  ber  33iela  unb  in  einem  f  cbßnen  Äcff  cltbale,  an  ben 
Linien  33.'2luffig  (32  km)  ber  3lufng=Sepliljer  ©ifen= 
bahn  unb  Hilfen  s55ux  ber  Cfterr.  Staat«babnen, 
Sih  eine«  33ejirl«gcTicbt«  (230  qkm,  24867  &)f 
bat  (1890)  5896,  al«  ©emeinbe  6651  6.,  ein  fdjöne* 
Schloß  be«  dürften  oon  fiobtowifc  (1680  erbaut), 
mit  $art  unb  Aibctf ommiBbem'cbaft  (59  qkm),  ein 
$entmal  ber  reiben  33iliner  SrunnendTjte  9leul 
(iJater  unb  Sobn)  oon  1898, 1  fürftl.  33Tauerei  unl- 
2  3)ampfmüblen.  S^n  bem  Saboratorium  wirb  bureb 
5Bermifcbung  be«  93iliner  Sauerbrunnen«  mit  Saib 
fchüfeer  SMtterwaijer  SRagnefta  gewonnen.  3n  ber 
Umgegenb  mächtige  j?alt=  unb  33raun!oblenlager 
mit  bebeutenbem  33ergbau  auf  S3rauntoble.  Xie 
Stabt,  hiftorifch  merlwürbig  al«  ehemaliger  >\nir: 
ort  be«  33iliner  ©aue«  im  11.  3abrh-,  feit  1464  in 
beftdnbiaem  33efi|  ber  dürften  oon  Sobloroi^,  in 
oon  ©afaltfelfen  umgeben,  unter  benen  fict  be 
fonber«  ber  538 m  höbe  33of  en  (33iliner  Stein i 
im  Vorort  Uje«b  (546  G.)  unb  ber  9*  abe  Ift  ein 
(750  m)  au«)eicbnen.   Ungefähr  1,3  km  toeftlicb 
oon  33.  ber  berühmte  33iliner  Sauerbrunnen 
(203  m)  mit  febönem,  1878  erbautem  Äurbaufe  unb 
rei)enben  $artanlagen,  ber  ?u  ben  allalifcbcn  Tti^ 
neralwdffern  gebbrt  unb  burd)  feinen  SReicbrum  an 
loblcnfaurem  Natrium  unter  allen  Säuerlingen 
ÜRitteleuropa«  ben  erften  ^tafe  einnimmt.  33on  ben 
brei  Quellen  ift  bie  3°f epb«qucllc  bie  oorjüalicbfte ; 
bann  folgen  bie  Reifen:  unb  bie  ©cmcinqueUe.  Sie 
1890  erbobrte  Äaifer=5tanj=3of«bb=OueHe,  mit  2  m 
hohem  Sprubel,  ift  lunftooll  gefafet  unb  mit  präch- 
tigem Oberbau  oerfeben.  2)ie oorjug«weife  u; 
jweden  benu&te  3ofepb«guelle  bat  eine  Semperarur 
oon  7,s°C.  unb  enthält  in  1000  g  feften  Söeftanb 
teilen  30  g  lobtenfaure«  3tatrium,  4  g  loblenfauren 
Äall,  1,4  g  loblenfaure  3Ragnefia,  8  g  fcbioefd: 
faure«  Natrium,  3,«  g  ®b>nmtTium  u.  f.  w.f  aufeei= 


Digitized  by  Google 


©iltneurtn  —  93iH  (Urfunbe) 


999 


fem  noch  26  g  freie  flohlenfdure.  SaS  Baffer  wirb 
»um  Jrintcn  unb  33aben  benufct  gegen  Sdurebilbung 
im  Etagen.  ajcagcnlatarrb ,  .üdmorrboiballeibcn, 
trennten  Matarrh  beS  JlicrenbcdenS,  lUennorrb. öe, 
chronifepen  flatarrh  ber  ÄtmungSorgane,  ebroni« 
fdben  SRbeumatiSmuS ,  @idjt,  bie  33rtgbtfrte  Ärant« 
heit,  Sfrofulofe,  Steinletbcn.  Obgleich  ein  befon« 
bereS  ©ebdube  jur  Hufnahme  von  93runnengdften 
(jährlich  etwa  300)  errietet  ift,  wirb  boeb  baS  SBaffer 
mehr  auSwdrtS  getrunten.  Sie  burd)  ?lbbampfen 
beS  2Jtineralwa{fer$  gewonnenen  Salje  werben  jur 
33ercitung  ber  Jöiliner  ^aftillen  oetwenbet,  oon 
benen  jährint  etwa  100000  Sofen  oerfanbt  werben. 
—  Sgl.  Seiche,  6<bilberungen  beS  Sauerbrunnens 
ju  33.  (2.  Sufl.,  *DlciBcn  1855);  2er  Äurort  33.,  S3i« 
liner  Sauerbrunnen  (Silin  1879);  <Heufe,  Sericbt 
übet  bie  brei  erften  ^abre  ber  Äuranftalt  (ebb. 
1881);  .Outtor .  Sie  Stabt  33.  unb  ibre  @efcbid>tc 
lebb.  1893) ;  ©intl,  Öaube  unb  Steiner,  Sie  2Rineral« 
roafferqueUen  oon  93.  (ebb.  1899);  Srefcber,  93ilin: 
Sauerbrunnen  unb  Umgebung  (ebb.  1900). 

$tiltncurtu,  f.  ß bolin.  [»üngig. 

^iltnguiftt»  i tat .),  jwei*,boppelfprachig;  boppel« 

SMlint  f  i,  Veen,  :Kittcr  oon,  Bfterr.  ^oluiter  unb 
3]ationalö!onom,  geb.  15. 3uni  1846  ju  3alcSic"jpti 
in  ©alijien,  Dollenbete  feine  jurift.  Stubien  1867  an 
ber  Unioerfttdt  Semberg,  babilitierte  fich  bort  1868 
alSs$rioatboccnt  für  polit.Ctonomie  unb  würbe  1871 
jum  aufecrorb.,  1874  jum  orb.  profeffor  ernannt. 
£  ton  frübjeitig  beteiligte  er  fit  am  öffentlichen 
NJeben.  1875  würbe  er  tn  baS  ßentrallomitce  ber 
1. 1.  ©alijifdH  n  SanbwirtfchaftSgcieilfcbaft  gewdhlt, 
wo  er  8  3afcre  lang  iHeferent  für  Steuern,  Giien= 
bahnen  unb  lanbwirtfcbaftlicben  Unterriebt  war; 
1878  war  er  als  iRcltor  ber  Unioerfitdt  Semberg 
JJlitglieb  beS  fianbtageS ;  1883  würbe  er  oom  Stdbte* 
bejir!  StaniSlau  in  ben  JHeicbSrat  gewählt,  bem  er 
bis  1892  angehörte,  unb  wo  er  ein*  ber  angelegen: 
iten  ÜRitalieber  beS  polentlubS  war  unb  mit  wich- 
tigen Referaten,  j.  33.  über  bie  Äranicnocrfieberung 
u.  a.,  betraut  würbe,  ^an.  1892  würbe  er  jum  l'ra- 
ftbenten  ber  ©eneralbirettion  ber  Staatsbahnen  er- 
nannt; oon  Clt.  1895  bis  9loo.  1897  war  er  im 
Kabinett  33abeni  ginanjminifter.  gebr.  1900  würbe 
rr  jum  ©ouoerneur  ber  Cftmeicpifcb/Ungarifchen 
Bant  unb  }um  A'titglieb  beS  frerrenhaufeS  ernannt, 
(h  per öffent litte  in  poln.  Sprache:  «Stubien  über 
bie  eintommenftcuer»  (2  33be.,  1870),  «Ser  3inS» 
H872),  «öanbbud)  ber  9lationalölonomic»  (2  33bc., 
1873—74),  umgearbeitet  als  «Softem  ber  National 
otonomie»  (233bc.,  1882— 84),  «Softem  ber  ginanj« 
roiffenfdjaft»  (1876),  «SBefen,  (»ntwieflung  unb 
gegenwärtiger  Stanb  beS  SocialiSmuS  u.  f.  w.» 
(1883);  in  beutfeber  Sprache:  «Sie  SuruSfteuer  als 
Äorrefno  ber  Ginlommenfteuer»  (1875),  «Sie  (fifen* 
bahntarife»  (1875),  «Sie  Stellung  ber  33ermögenS« 
unb  93crtehrSfteuern  im  Steuerfpftem»  (1876),  «Sie 
©emetnbebeftcuerung  unb  beren  Reform»  (1878). 

«iliM,  f.  Bilis. 

«ilipraf in,  f.  ©allenfarbftoffe. 

Bilirubin,  ein  rotbrauner  ©allenfarbftoff  oon 
ber  3ufammenfefcung  Cj.HmN^O,,  ber  in  ber 
t'eber  wahrfcheinlicb  au*  bem  (jarbftone  beS  SBluteS, 
bem  ödmatin,  gebilbet  wirb.  Sa*  95.  oerbdlt  fich 
wie  eine  Sdure,  eS  liefert  mit  SUtalien  lösliche,  mit 
allalifcben  (frben  unlösliche  Salje,  bie  einen  33e« 
itanbteil  ber  ©allenfteine  auemachen. 

Bill«  (lat.),  (Balle;  atr»  bilis,  fchwarje  ÖaQe, 
fcebwarignüigteit;  biliö*,  gallig,  gallfücbtig. 


^iHocrbm,  ein  grüner  ®allenfarbftoff ,  ber 
burch  Orpbation  <mi  bem  33ilirubin  gebilbet  wirb, 
^ufammenfetjung:  CS1H„N40».  [borf  (f.  b.). 
9ilf#  Cber^  unb  Unter«,  Sororte  oon  lüffel* 
©iü  (engl.;  (at.  billa,  Korruption  oon  bulla,  Lh- 
lunbe),  junddjft  allgemeiner  Huäbrucf  für  eine  Meibe 
oon  Urfunben.  So  t  icfi  Bill  of  complaint  in  Chan- 
cery im  f rübern  Verfahren  bie  Klagfchrift,  welche 
ben  t'to;ef-  im  Äanjleigericht  eröffnete,  ferner 
bc)eicbnet  S.  auch  eine  Rechnung,  ein  $latat,  einen 
SÖcchfel  (in  ausführlicherer  ^orm  Bill  of  exchange) 
u.  f.  w.  —  3n$befonbere  oerfteht  man  unter  33. 
einen  bem  Parlament  oorgelegten  (Defe&entwurf. 
^ebe  33.  hat  in  beiben  ödufem  brei  Sefungen  burch« 
jumacben;  bei  ber  jweiten  wirb  über  baS  $nncip 
ber  33.  bebattiert;  jwifchen  ber  jweiten  unb  brit= 
ten  erfolgt  bie  Beratung  «in  Committee»,  in  ber 
bie  einzelnen  Paragraphen  befprochen  unb  oft  ab= 
gednbert  werben.  SaS  fog.  Komitee  befteht  in  ber 
Dteoel  auS  allen  ümtgliebern  (Committee  of  the 
wbole  house),  nur  führt  ftatt  beS  Lord  Chancellor 
im  Oberhaufe,  ober  ftatt  beS  Speaker  im  Unterhaufe, 
ber  Chairman  of  Committees  ben  $orfi$,  unb  bie 
$erhanblung  geht  formlofer  oor  nt.  §n  iHuo 
nahmsfdllen  wirb  eine  99.  an  eine  Speciallom« 
miffton  (Sclect  Committee)  auS  15  üDtttgliebern 
oerwiefen.  Seit  1882  ftnb  im  Unterhaufe  bie  bei« 
ben  fog.  Grand  Committees  eingeführt  worben,  bie 
auS  je  60— 80  2Ritgliebem  beliehen  unb  an  bie 
Stelle  beS  Committee  of  the  whole  house  treten, 
wenn  eS  ftch  um  £>anbelSangelegenheiten  ober  An- 
gelegenheiten ber  ^Rechtspflege  oanbelt.  9tach  ber 
KommifftonSberatung  wirb  über  baS  iHefultat  an 
baS  öauS  berichtet  (Report)  unb  it lu-nint  erfolgt 
bie  britte  Sefung.  %enn  baS  £>auS,  baS  }ulettt 
eine  93.  berdt,  biefelbe  oerdnbert,  fo  mu&  fte  m 
ihrer  oerdnberten  ©eftalt  an  baS  anbere  6auS  ju« 
rücfoerwicfen  werben  unb,  wenn  bann  wieber  33er» 
dnberungen  ber  SJerdnberungen  oorgenommen  wer« 
ben,  ift  eine  jweite  SRücfoerweifung  nötig.  J^ür  bie 
6r}ielung  einer  Einigung  bei  tfonflitten  giebt  e-> 
oerfdjiebene  vJkoccburen.  Sog.  Money  bills,  b.  h- 
33.,  welche  ben  Staatshaushalt  betreffen,  tönnen 
nur  oon  ber  Regierung  beantragt  unb  müffen  in 
erfter  Sinie  bem  Unterhaufe  oorgelegt  werben.  Sie 
Beratung  Über  biefe  93.  erfolgt  juerft  im  Committee 
of  the  whole  house,  baS  Committee  of  Supply 
beifst,  wenn  es  fich  um  Staats  ausgaben  hanbelt, 
Committee  of  Ways  and  Mcans ,  wenn  es  ftch  um 
Staatseinnahmen  hanbelt.  Sie 33efd?lüffe,  welche 
auS  biefen  Beratungen  beroorgehen,  werben  ge« 
wöhnlnt  am  (Snbe  ber  Si^ungSperiobe  in  einen 
Appropriation  Act  unb  einen  Customs  and  In- 
land Revenue  Act  )u)'ammengefafit.  SaS  House 
of  Lords  hat  baS  :He 1 1,  bie  betreffenben  Entwürfe 
)urüd)uweifen,  barf  fte  aber  nicht  abdnbem.  33., 
welche  Religion  ober  danbel  betreffen,  (ommen  im 
Unterhaus  nicht  jur  33eratung,  wenn  bie  allge= 
meinen  @runbf&be,  welchen  fte  SluSbrud  geben 
follen,  nicht  oorber  bureh  93efchluf>  im  Committee  of 
the  whole  honse  anerfannt  würben,  ^m  übrigen 
tann  iebe  33.  f  oroobl  bem  Unterhaufe  als  bem  Ober« 
häufe  juerft  oorgelegt  unb  fowopl  oon  ber  Ste- 
gierung  als  einem  beliebigen  SWitgliebe  eines  ber 
beiben  ödufer  beantragt  werben.  SaS  lehte  Sta« 
bium  ift  bie  lönigLOenehmigung.  Sieie  ift  feit  bem 
2obe  ffiilbelmS  IU.  nur  ein  einziges  2Hal  (1707) 
oerfagt  worben;  wenn  iefet  ber  Souoerdn  eine  33. 
mißbilligt,  fo  mufe  er  ju  oerhinbern  fudjen,  bafe  fte 


Digitized  by  Google 


1000 


öifl  («bfürjung)  —  ©ifiarb 


;um  ©efefe  erhoben  wirb,  ti\u-  burdj  Gntlaffung 
ber  OTinifter,  Sluflöfung  be*  Parlament«  u.  f.  w. 
erretdjt  werben  tann.  2)a*  bt*  ietjt  befprodjene  JBer= 
fabreu  bewebt  neb  nur  auf  Public  bills  (f.  Act). 
JBei  Private  bills  ift  ber  Sdbwerpunlt  ber  JBcratung 
im  Committee.  X'xt  Committees,  welchen  Private 
bills  vorgelegt  »erben,  befteben  au*  4—5  IDtitglie- 
bern.  Sie  hören  bie  Jttbootaten  ber  Parteien,  welche 
bte  JB.  befürworten  ober  fie  ju  oeränbem  ober  ibren 
(Srf  olti  ju  oerpinbern  f  ueben,  oernehmen  3eugen  unb 
verbanbeln  überhaupt  mebr  in  ben  formen  etner  ge- 
richtlichen al*  einer  gefefcgebenben  Seborbe.  &aupt: 
tpätigfeit  ber  ©efehgebung  burd)  Private  bills  ift 
bte  ßrteilung  von  Konjeffionen  an  Sifenbapn:  unb 
KanalgefeUfcbaften.  —  über  bie  Bill  of  attainder. 
Bill  of  rights  unb  Bill  of  sale  f.  bie  ©injelartifel ; 
über  Bill  of  lading  f.  Konnofiement.  [beim). 
mü,  Mfürjung  für  Söilliam  (engl.,  b.  i.  ©U= 
«illarb  (oom  frj.  bille,  fpr.  bii,  Kugel,  JBall), 
eine  auf  ftüfien  ftebenbe,  oöllig  wageredjte,  berlömm 
lid>  mit  grünem  2ucpe  überzogene  unb  mit  einem  er: 
babenen,  claftifchen  SHanbe  (93  a  n  b  e)  oeriehene  Jafel 
(oon  220  bi*  275  cm  i>änge  unb  HO  bi*  150  cm 
SBreite,  gewöhnlich,  boppelt  f  o  lang  al*  breit),  auf  ber 
mit  meorern  (*lfenbcinbdUen  ba*  JBiUarbfpiel 
au*gefüprt  wirb.  3)ie  SJerfucbe,  quabratifdje,  freiO- 
f  örmige ,  ooale  ober  fecb*edige  JB.  etnjufüpren,  haben 
feinen  JBeifall  gefunben.  3)te  JB.  werben  entmeber  io 
angefertigt,  bafe  an  ben  £angfeitcn  je  brei  Öffnungen 
(£öa>er)  angebracht  ftnb,  welche  in  JBallfänger  (bas- 
cules)  jur  aufnähme  ber  bineingefpielten  JBäUe  füp5 
ren,  fog.  beutfepe  JB.;  ober  fo,  bafe  tetne  Cffnun= 
gen  oorbanben  flnb,  fog.  franjöfifcbe  ober  Ka? 
rambolagebillarb*.  JBei  ben  oeriepiebenartü 
aen  Partien,  bte  auf  bem  JB.  oon  jmei  ober  mebrern 
JBcrf  onen  mit  2—22  JBdllen,  aueb  mit  Ileincn,  in  bet 
ÜJUtte  ber  Safel  aufgeftellten  Regeln  (5  an  ber  3abl) 
gefpielt  werben  (j.  JB.  gewöhnliche  Partie,  Karoline 
ober  rufftfebe,  J|$pramibe=,  double1--,  Karambolage: 
Partie,  Kegelpartie,  gewöhnliche  JJJoule,  Kegel? 
poule),  fe&t  ber  Spieler  feinen  JBall  ober  einen  be 
fonbern  Sptelball  bureb  Stoßen  mit  einem  an  ber 
Spttte  mit  £eber  oerfepenen  Stabe  (Cueue),  ber 
mit  Kreibc  eingerieben  wirb,  um  ba*  Abgleiten  \u 
verhüten,  in  JBemegung,  um  einen  anbem  JBall  fo 
Ml  treffen,  bafe  legerer  (ber  3i elball)  in  eine  ber 
Cffnungen  ober,  wie  in  bet  Kegelpartie,  Kegel? 
poule  u.  f.  w.,  in  bie  Kegel  getrieben  wirb,  ober 
enblid)  nod?  einen  anbent  JBall  berührt.  JBei  einigen 
Partien  werben,  wenn  ber  Spielball  leinen  JBall 
trifft  ober  ftcb  felbft  in  eine  Cffnung  ober  in  bie  Ke= 
gel  oerläuft,  biefe  $ef?ler  bem ©egneTgutgef (trieben, 
^m  (juch^fpiele  unb  bei  ber  fog.  tlfperbo?(k  se 
perdre) Partie  jdljlen  jebod?  JBerläufer,  wenn  ein 
anberer  JBall  berührt  würbe,  für  ben  Spielenbcn. 
Tie  JBartie  ift  gewöhnlich  beenbet,  fobalb  einer  ber 
Spielenben  bie  Derber  feftgcfe&te  Jßoint*3apl  gc= 
wonnen  hat;  boefe  giebt  e*  auch  Partien,  bie  unter 
ben  beftegten  Jeilncbmern  bi*  jum  Unterliegen  be* 
legten  fortgelebt  werben,  ober  welche  bie  JBereinigung 
fämtlicper  (Sinfäfce  auf  nur  einen  übrighleihenben 
Sieger  bejmeden.  3*  naebbem  ber  uoeite  JBall  ooll, 
über,  unter  ober  neben  feinem  SJiittelpuntt  getroffen 
würbe  (natürlicher  Stöfs,  Statplaufftofi, 
effeltftofe  jum  3urüdtlappen,  (*ffettftofi 
jur  iRcchten  ober  i'tnlen),  brebt  er  ftdb  in  einer 
oon  bem  Spieler  abgemenbeten  ober  bcmfelben  3u= 
gelehrten  Mcbtung  um  feine  »cbfe.  ^efttcre  liegt, 
wenn  ber  JBall  ooll  genommen,  b.  h.  wenn  nach  bem 


ÜRittelpunfte  beiber  JBdUe  oiftert  ift  (Gentralftofet. 
in  einer  horizontalen,  bei  feitlicben  (erxentriicbeni 
Stögen  in  einer  nach  recht*  ober  Unl3  geneigten 
(Ibene.  2)ie  febon  hierauf  fub  ergebenbe  ilRebrbei: 
oon  Kombinationen  wirb  noch  bureb  bie  dinwirfung 
ber  ©efefte  oermebrt ,  nach  welcben  ftcb  bad  3ufam 
mentreffen  claftifeber  Körper  regelt.  Gin  cöllig  beri 
«ontaler  (£enrralfto|  giebt  bie  JBemegung  be*  Spiel 
ball*  an  ben  3ielball  oöllig  ab,  f o  bafs  ber  Spielball 
neben  bleibt  unb  ber  angeflogene  weiter  Iduft.  £ocb' 
ftö&e  laffen  ben  Sptelball  noeb  nach  bem  Sluftreffen 
fortrollen  ober  über  ben  3telbaU  hinwegf  pringen ;  bei 
Klappftöfeen  bleibt  bagegen  ber  SpielbaQ  oermöge 
feiner  bem  Spieler  jugewenbeten  2>rebung  im  äugen 
blide  ber  3ufammenlunft  mit  bem  anbern  JBalle  ent 
weber  ftehen  ober  läuft  felbft  jurüd,  wenn  ber  Stet 
febr  träftig  war.  Ter  ooll  getroffene  Sali  bewegt 
fiep  in  ber  Dichtung  be*  Sptelball*  fort,  wäbrent 
bie  i'inie,  welche  ber  )ur  Seite  getroffene  Sali  be 
fdjreibt,  mit  ber  oom  Spielballe  burebmeftenen  Sinie 
einen  SBinlel  bilbet  (Schnitt).  Sffiirb  ein  JBall  ebne 
Öffelt  an  bte  JBanbe  gefpielt,  fo  mufe  ber  98in!el,  in 
welchem  er  abprallt,  ebenfooiel  ©rabe  baben  wie  ber. 
in  welchem  er  auftraf ;  bei  Gffeltftöfeen  ift  ber  SBrntcl 
be*  Slhfcblag*  je  nach  bem  gegebenen  6ffett  gröBer 
ober  tleiner  al*  ber  be*  Slnfdjlag*.  hierauf  berubt 
ba*  JBritolteren,  wo  ber  eine  JBall  ben  anbern 
im  Diüdfcblag  oon  ber  JBanbe  trifft  ,  ingletcpen  bae 
^)oublieren,  bei  welchem  ber  Spielball  ben  3»el 
ball  an  bie  ^Banbe  treibt,  um  ihn  bureb  ben  barauf 
folgenben  febrägen  Jlnfcblag  an  bie  beabftebtigte 
Stelle  ,;u  bringen.  S8on  fonfHgen  Stöfeen  ftnb  noch 
ut  erwähnen:  Souble",  Jrvpß,  Ouarte,  Cuinte, 
Kopfftof?  (massi),  Ouetfcber,  JBillarbeur,  Kid*. 

$a*  JBiUarbfpiel  febetnt  ftcb  im  16.  3abrb.  in 
Stalten  au*  bem  JBallfpiel  entwidelt  unb  jundefcn 
in  granfreieb  ©tngang  gefunben  ju  haben,  oon  bor. 
au*  aber  im  18.  ,Vibi  b.  nach  ^eutfcblanb  unb  bem 
übrigen  Europa  gelommen  ju  fein,  ^n  ^ranfreieb 
ftanb  e*  bei  fiubwig  XIV.  in  ®un[t  unb  verbreitete 
ftcb  be*balb  al*  noble  jeu  de  billard  in  ber  vor 
nehmen  9öelt.  3um  öffentlichen  galten  eine*  SJ. 
war  anfänglich  eine  befonbere  Kon$eifton  erf orber 
Udj.  3«  ^Jari*  waren  bte  billards  paulmicrs,  beten 
e*  1789  nur  200  gab,  förmlich  patentiert  unb  hatten 
ihre  eigenen  JHeglcment*.  ©egenmdrtig  ift  biefe  JBe= 
fchränfung  aufgehoben  unb  ba*  JBiUarbfpiel  in  ben 
wetteften  «reifen  oerhreitet. 

2)teJBillarbfahritation  hat  in  neuefter3eit  in 
3>eutfcblanb  großen  Jluffcbwung  genommen.  WH 
bebeutcnbfte  ^abri!atton*pläl»e  ftnb  JBerlin,  JBre* 
lau,  £>annooer,  Köln,  iUainj  unb  Strasburg  .vi,, 
führen.  Sefonber*  öannooer,  Köln  unb  SRatn; 
bürfen  mit  9ted?t  behaupten,  bie  folibeften  unb  in 
lonirrutrioer  öinftd?t  bie  heften  99.  ber  2Belt  ju  lie= 
fern.  —  2>a*  erfte  (hforbemi*  eine*  guten  JB.  ift 
eine  genau  magereebte  Spielfläche.  JKnfang*  wurb* 
biefe  au*  fcolj,  fpäter  au*  Stein,  ®la*,  9Mar 
mor,  ©ranit  unb  Schiefer  hergeftellt.  Settterer  ver 
bient  erfabrungägemäfe  vor  jebem  anbern  SRaterij! 
ben  JBorjug.  5>te  oon  ben  JBanbcn  umfcbleifene 
Spielfläd?e  mufe  etwa  boppelt  f o  lang  al*  breit  fein 
(f.  oben).  2>te  3  cm  bidc  Schieferplattc  wirb  bebedt 
mit  einem  bünnen,  gleichmäßig  gewebten,  möglicbft 
frraff  au*gefpannten,  feinen,  grünen  Jucbe. 
minber  wichtig  ift  bte  JBillarbbanbe,  von  ber  9tid> 
tung  unb  ©cfcbwtnbigleit  be*  abfcblagenben  JBallef 
fowte  ein  bequemer  Stoß  abhängen.  21«  öerüb^ 
rung*punft  be*  JBalle*  mit  ber  »anbe  feü  mf g 


Digitized  by  Google 


23iüarbicren  —  Billbergia 


1001 


lidjft  in  ber  9t%  be«  Eallmittelpunfte«  ließen, 
um  ba«  Springen  be«  Salle«  ju  oermeiben,  pöaV 
jten«  ein  paar  Millimeter  barüber.  $e  böber  bie 
SJanbe  über  bem  Stollmittelpunft  liegt,  befto  größer 
ift  bie  Tiffcrenj  jmifdjcn  Slnfdjlag:  unb  Slbfdjlag: 
roinlel.  2>ic  »anbe  mufe  burdjmeg  glciAmäfeig 
elaftifd?,  nidjt  ju  :r cid?  unb  nid?t  ju  bart  fein  unb 
barf  nur  einen  geringen  (Sinbrud  be«  ©alleS  ju* 
laffen.  Tie  früher  gebraud?lid?en  $olfter:,  Metall; 
unb  (j'berbanben  genügten  oorftcl?enben  Jlnforbe* 
rungen  nicr)t  unb  finb  burd?  bie  ©ummibanbe  cer^ 
brdngt.  Ta«üultonifierte$aragummi  ift  bem  natür= 
lieben  oorjujieben,  weil  lefttere*  ju  febr  unter  Gin- 
roirfung  ber  Temperatur  leibet.  6ine  genflgenb 
elaftifdbe  fflanbe  mup  ben  SBall  6— 7mal  abftofsen 
(ibm  6— 7«99anben  geben»).  Ta«  93.  wirb  »cr= 
mitteilt  ber  SBafierwage  unb  ber  im  Unterteil  ber 
iöillarbfüfce  beftnbUAeu  eifemen  Mutterfcbrauben 
roagercdjt  geftellt.  Ter  Unterteil  eine«  93.  muf$ 
au«  irtwerem,  partem  öolje  fett  gebaut  fein,  bamit 
felbft  bie  ftärfftc  93emegung  be«  Spieler«  teinen  6in= 
flufe  auf  bie  ^Bewegung  ber  Söälle  bat.  3u  3HUarb  = 
bdllen  ift  nur  ba«  weidje,  elaftifcpc  Ölfenbein  ge= 
eignet.  Irin  f oldjer  Söall  mufe  gut  au«getrodnet  unb 
bet  60  mm  Turdjmeffer  190—200  g  febwer  unb  ge- 
nau runb  fein.  55a«  Spielftab;  ober  Dueue  = 
g  e  w  i  d?  t  für  biefe  93allfd?wcre  rnüfetc  4—600  g,  beim 
na*  ba«  2— 3f  ad?e  33allgemid?t  betragen,  ie  nad?  bem 
mebr  ober  weniger  elaftifd?cn  Stofee  be«  Spieler«. 
Ta«  Cucue  mufe  genau  gerabe,  gut  biegfam  unb 
oben  mit  einer  dlfcnbeinfpilje  »erleben  fein.  Ter 
ridjtigfte  Turdjmeffer  ber  Oueuefpi&c  ift  13—14  mm. 
Tie  mittlere  unb  befte  Oueueldnge  beträgt  142  cm 
unb  ber  Sdbmcrpunlt  biefe«  Oueue  mu|  40—45  cm 
xjom  untersten  Gnbe  liegen.  Gin  üucucleber  foll 
glcicbmäfng  aufliegen,  feft,  aber  bod?  elaftifd?  fein 
unb  nidjt  im  geringften  oorfteben;  bie  %otm  foll 
flacbrunb  fein ,  mit  etwa«  f  cbarfer  Kante.  —  über 
bie  Apparate  jur  Singabc  ber  point«  unb  ber  £piel= 
jeit  i.  »iUarb  (»b.  17).  —  «gl.  Gorioli«,  Theorie 
inath6matique  des  effets  du  jeu  de  billard  (par. 
1 835) ;  2Rölep,  Unterricht  im  SiUarbf  piel  (2pj.  184 1 ) ; 
Äranefclbt,  Ta«  feine  »iUarbfpicl  (»crL  1874);  21?. 
!Mn.  Jpropo«,  Ter  elegante  93iUarbfpieler  (Helberg 
1873);  93ogumil,  Ta«  SBillarbbud?  (2.  ?lufl.,  £pj. 
1895);  öange,  3llufrrierte  SBefdjreibung  ber  93iüarb= 
banbe  (öannoo.  1884);  Tie  gefamte  Siüarbprari«. 
Sllbum  I — III»,  (2pj.  1888);  Soeppen,  Ta«  Karate 
boleipicl  (2.  31ufl.,  ®ien  1890);  ©erman,  SMar^ 
ftubien  föietfc  i.  $r.  1896);  93ogumil,  Ter  Meiner 
im  JBiUarbfpiel  (7.  Hufl.,  £pj.  1898);  Slcbarb,  Tic 
Äunft  bc«  SJillarbfpiel«  (8.  ÄufL,  Sierl.  1898).  Ginc 
•  internationale  iöillarb^Mtung»  erfdjeint  feit 
1899  in  Salle. 

«tHarbicren  (m.,  fpr.  btjar-),  bie  Sorberfüfee 
aueredrt«  werfen  (oom  $ferbe). 

©tUarbfteuer,  f.  euru«fteuern. 

Villaub  ^arcimcc«  (fpr.  bijob  roare'nn),  ^tan 
Nicola«,  franj.  ^olititer,  geb.  23.  Hpril  1756 ju  2a 
Ulodjelle,  trat  oljne  jeben  ®lauben«eifer  in  ben  Crben 
ber  C  ratianer  unb  warb  Cebrer  am  doll^ge  in  $uülp, 
oerlor  aber  fein  3lmt  unb  ging  1785  nad)  ^jjart«,  wo 
er  Jlorotat  am  Parlament  würbe,  ^m^atobinertlub 
trat  er  1 790  al«  feuriger  ftebner  auf  unb  mar  10. 2lug. 
1792  2)titglieb  ber  ^arifer  Gommune.  Qx  galt  al« 
einer  ber  öaupturbeber  ber  Scptembcrme&elcien. 
3m  Sonrent  ftimmte  er  für  ben  lob  2ubmig«  XVI. 
binnen  24  6tunben.  Tie  (hrid?tung  be«  iHeoolu= 
ticn^tribunal«  war  311m  guten  Teil  fetn  28er!.  1793 


trug  er  wefentlidj  jum  Stur  je  ber  ©ironbiften  fomie 
jur  JBegrünbung  be«  Scbreden«fpftem«  bei.  93on 
Kljt  an  entmidelte  er  im  Äonoent  eine  einflufereiebe 
Tbdtigleit;  faft  alle  feine  Anträge  waren  Slntlagen. 
iJMcbbem  er  ^räfibent  geworben  war,  würben  auf 
feinen  »ntrag  ber  ^erjog  üon  DrUan«,  Ronigin 
Marie  9(ntoinette  unb  viele  anbere  »or  ba«  5Heoo= 
lution«tribunal  geführt,  beauftragt,  ben  SBoty« 
fabrt«au«fd>u^  (f.  b.)  ju  organificren,  befdmpfte  er 
bie  3lnard?ie,  bie  er  felbft  mit  Ungeftüm  tjeroorge: 
rufen  tjatte.  Qx  oeranlafetc  ben  Sturj  Tanton«  unb 
Äobe«pierre«,  30g  baburd?  aber  audb,  feinen  unb 
feiner  Slnbfinger  ^aü  naa>  ftd? .  Ter  ibm  unb  feinen 
Mitangeflagten  (Sollot  b'öerboi«,  barire  u.  a. 
günftigeHufftanb  oom  12.@erminal  (l.Slpril  1795) 
befdjleunigte  nur  ibre  Verurteilung.  f&.  würbe  nacb 
©uapana  beportiert.  Tie  öegnabigung,  bie  ibm 
ÜBonaparte  anbot,  oerfd?mdbte  er.  1816  tarn  er  nacb 
3feuporf,  fanb  aber  feine  gute  Slufnafjme,  [0  bafj  er 
ficb  ein  9lfpl  auf  J&aiti  fuettte.  J&ier  bewilligte  ibm  $rfl= 
fibeut  vV'^ion  eine  tieine  "^Jenfion.  IB.  ftarb  3.  3uni 
1819.  —  Tie  Memoiren  feiner  Äinb^eit,  1786  al« 
«TaMeau  du  premier  age»  »erfafjt,  finb  1888  in  ber 
3eitfd)rift  «La  Revolution  francaise»  erfdjienen. 
Tie  «Memoires  de  Billaud»  (2  5Bbe.,  1821)  finb  un= 
ed?t;  bie  eebten  gab  93egi«  u.  b.  X.  «B.-V.  Memoires 
inedits  et  correspondanco»  {tyax.  1893)  berau«. 

«tUault  (fpr.  bijob),  Hugufte  «bolrbe  Marie, 
franj.  Slboofat  unb  Staat«mann,  geb.  12.  9too. 
1805  ju  l^anne«,  ftubiertc  in  Menne«  HHed>t«wiffen' 
f cbaft ,  lief;  fiep  in  9tante«  al«  3lbootat  nieber  unb 
würbe  1837  jum  Äbgeorbneten  gewdblt.  <h  p ielt  ficb 
balb  jur  Cppofition,  balb  jur  minifteriellen  Partei 
unb  würbe  im  Kabinett  Jbier«  1840  jum  Unter ■• 
ftaat«fetretfir  ernannt,  trat  nad)  Sluflöiung  biefe« 
ü)linifterium«,  29.  Clt.  1840,  wieber  jur  Cppofition, 
näberte  fid)  bann  aber  ber  minifteriellen  «Partei. 
3n  ben  §ebruartagen  würbe  er  1848  wegen  feinet 
polit.  Unjuoerldffigteit  für  bie  ©efefcgebenbe  Sßer= 
fammlung  niebt  wiebergewdplt.  Tocb  gelangte  er 
nad?  bem  6taat«frreicbe  00m  2.  Tej.  1851  mit  amt 
liebem  55eiftanbe  wieber  in  bie  Hammer,  worauf  ibn 
Napoleon  jum  erften  ^Jrdfibenten  be«  ©ef eftgeben 
ben  Körper«  ernannte.  Sluf  biefem  Soften  wirtte  er 
nun  jur  öerftellung  be«  KaiferreiCb«  mit,  würbe  im 
3uli  1854  an  ^erfignp«  Stelle  Minifter  be«  Innern 
unb  erhielt  im  Tej.  1854  bie  Senatorwürbe.  $m 
ftebr.  1858  trat  er  ba«  Minifterium  be«  Innern  an 
£fpinafie  ab,  erhielt  e«  aber  im  9ioo.  1859  jurüd. 
£nbe  1860  würbe  er  jum  Minifter  obne  Portefeuille 
ernannt,  um  bie  ^olitit  be«  Äaifer«  im  ©ef ergeben: 
ben  Körper  ju  oerteibigen.  6r  lofte  biefe  Aufgabe 
ebr  gefdndt.  Mm  24.  ^uni  1863  mit  bem  neu  ge= 
nlbeten  Staat«miniftenum  betraut,  wirfte  er  in«be= 
onbere  jur  (Fntfrdftung  ber  2bier«f eben  Cppofition. 
(h  ftarb  13.  CH.1863ju©re'fiUicre«  bei  «ante«,  ßuet 
gab  feine  plaiboper«  unb  polit.  Weben  al«  «(Euvres 
de  M.  13.,  preced^es  d'uue  notice  biographique  > 
b.  erau«  (2  SBbe.,  Par.  1864,  nid? t  im  $ud?banbel). 

Billbergria  Thun.,  f  Hanjengattung  au«  ber 
Familie  ber  iöromeliaceen  (f.  b.)  mit  etwa  20  Strien, 
idmtlid?  bem  tropifeben  Slmerila  angebörenb.  6« 
finb  frautartige  Sjflanjen  mit  meift  linearen  ober 
fdnoeTtfÖrmigen  klittern,  niebt  feiten  auf  alten 
$aumftämmen  wad)fenb.  Tie  meift  in  ttbren  ober 
SRifpen  geftellten  99lüten  baben  ein  fed?«teiligev 
Pcrigon,  6  Staubfdben  unb  3  Farben,  bie Jyrucbt 
ift  eme  breifdd?erige  iBeere.  Von  ber  in  Merilo 
einbeimifeben  B.  tinetoria  Mart.  wirb  bie  ffiurjel 


Digitized  by  Google 


1002 


Bill -Broker  —  93ifligfeit 


jum  ©elbfärben  benufet  unb  pon  ber  in  33raftlien 
roadjfenben  B.  variegata  Mart.  finben  bie  33aft= 
fafcrn  ber  33lätter,  roie  bie  mebrerer  anberer  33romc: 
liaceen,  58erroenbung  bei  £>erftellung  t>on  ©eroeben. 
Bill-Broker  (engl.),  2öed)fclmaller,  f.  Broker, 
©iüc,  33ilene,  63  km  langet  ftlufe  in  lieber* 
beutfdjlanb,  ber  fiauenburg  oon  öolftein  unb  Ham- 
burg pon  ben  23ierlanben  trennt  unb  oberbalb  &am 
bürg  in  bie  Glbe  münbet.  Sie  bilbet  mit  ber  Glbe 
bie  ju  Hamburg  gehörige  3nfel  23illroärber  (ober 
iBillroerber,  f. ben  %lan:  ftamburg^Altona). 
$ie  33.  rourbe  1897—98  Dom  Hamburger  Senat  mit 
einem  Äoftenaufroanb  Pon  5  300000  SM.  mit  bei 
(Slbc  burd)  einen  60  m  breiten  flanal  jroifc&en  ben 
fünften  Siefftat  unb  33tllroärber  üerbunben. 

©iOc,  (Sari  Steen  Anberfcn,  bän.  33olitiler, 
auä  altem  bän.  Abel  ftammenb,  geb.  L  3uli  1828 
ju  Sfajljöbing  auf  Seelanb,  ftubierte  bie  Stcdjte  unb 
begann  1851  bic  Verausgabe  beS  «5)aablabet».  Sie 
:Hcbacteur  bat  er  fidj  um  bie  ©ntroidlung  ber  bän. 
JageSpreffe  febr  perbient  gemad?t.  35er  national; 
liberalen  Partei  angebörenb,  rourbe  er  1861  2Jtit' 
glieb  bcS  §olletingS  unb  machte  fid)  als  ein  ftet* 
fdjlagfertiger  Stebncr  bemerfbar.  1864  rourbe  er  beS 
.ÖocboerratS  angellagt,  roeil  er  baS  GrbfolgercdM 


beS  Königs  Gbriftian  IX.  in  3»«»fel  gejogen  battc, 
jebod)  Pom  böd)ften©eTid)tfreigefprod)en.  Üiad)  33er= 
tauf  beS  «Sagblabet»  (1872)  roar  er  1880—84  ®e 
fdjäftsträger  unb  ©enerallonful  in  ben  bereinigten 
Staaten,  3"rüdgelebrt,  rourbe  er  1886  Amtmann 
in  fcolbael  auf  Seelanb.  ©r  ftarb  11.  9tot>.  1898  in 
Äopenbagen.  öauptroerlc  33.S  finb:  «Spoe  Aars 
3ournaliftil»  (3  33be.,  ftopenp.  1873—77)  unb  «©rüv 
fringer  fra  SHeifer  i  Stalten»  (2  33be.,  ebb.  1878). 

«iOerbert  in  SBeftfalen,  Stabt  im  Irreid 
ÄoeSfelb  beS  preufe.  iHeg.*93ej.  fünfter,  nabe  ber 
Duelle  ber  Hertel  unb  ben  33illcrbedcr  Mügeln 
(33aumbergen),  bat  (1900)  1497  meift  tatfc.  6.  (28 3* 
raeliten),  $oft,  Selegrapb,  2  tatb.  ffirAen,  SHelto 
ratS=,  lanbroirtfd)aftlid)c  ilBinterftbule,  Sparfafie; 
Utolterei,  Setnenroeberei,  Äalh  unb  3iefl«N>"n: 
nerei.  2>aS  benadjbarte  Äircbfpiel  33.  bat  2634 
latb.  Q. 

fBiütt  (fr}.,  fpr.  bijebj,  Söriefdben ;  Sdjein  (flauen; 
icbein),  Settel,  (Stilette  (auf  SBaren);  ©nlafetartc 
(für  ibcater,  flonjerte  u.  f. ».),  gabrtarte  (f.  ßiien* 
babnfabrlarten).  Billet  d'amour  (fpr.  bamupr), 
Billet  doux  (fpr.  bub),  fiiebeSbrief;  Billet  de  fa- 
veur  (fpr.  faroöbr),  (^rcibiüet ;  Billet  de  (faire) 
part  (fpr.  fdbr  papr),  Anjcige,  ^Reibung  (ejneS 
rtamilienereigmifeS).  33an!billet  bebeutet  fomel 
röie  93anlnote.  3)1  it  bem  AuSbrud  £>anbel$* 
billet  bejeidjnete  baS  3)reufs.  AUg.  2anbred)t  ben 
geroöbnlicp  an  Crber  geftellten  Jfaufmännifdjen 
^erpflidrtungSfdjein  (f.  b.);  für  biefen  ftnb  jefet  bie 
iöeitimmungen  bcS  3)eutfdjen  ^anbeUgefeftbudj* 
malgebenb.  sJBenn  in  bemfelben  unroH  bem  erften 
©läubiger  als  «an  beffen  Drber»  )u  jablen  uer-- 
fproeben  ift,  fo  lann  e$  mittels  3^bofiamentS 
(f.  b.)  an  anbere  übertragen  roerben;  co  lommt 
aber  feiten  in  roeitern  Umlauf.  2)er  93egriff  beS 
ÖaubelSbilletS,  beffen  namentlid;  baS  $reup.  Sanb^ 
redjt  gebenlt,  ift  übrigens  mit  feiner  älnroenbung 
bem  beutfd^en  ^anbelSftanbe  entfd)rounben.  ^n 
«yranlreicb  roirb  audj  ber  eigene  ober  trodne  ffied?- 
fei  (ben  ber  Sluefteller  felbft  begabst )  nur  93.  ge= 
nannt,  roeil  baS  franj.  iKedjt  berartigen  papieren 
jundebft  bie  9Bed?felfraft  abfpridjt.  än  Drber  ge- 
ftcllte  eigene  Söedjfel  beiden  $ier  billets  a  ordre  unb 


befifcen  ©edjfellraft ,  bomijilierte  eigene  Sed>fel, 
b.  i.  folebe  Söecbfet,  bei  benen  ein  anberer  3ablung£ - 
ort  aB  ber  ber  SluSftellung  beftimmt  ift,  billets  & 
domicile.  —  33illetteur  (fpr.  -töbr),  einer,  bet  33. 
auSgicbt  ober  einnimmt;  billettieren,  mit  33. 
oerfeben  (j.  33.  3ßaren  mit  si'reiejetteln). 

©ifletmaf  (bitten,  ÜJiafcbtnen  jut  fabrifm&fitgm 
ÖerftelIungoon6ifcnbabnfabrtarten(33illetS).  9tad:-- 
bem  bie  ju  oerroenbenbe  ^ßappe  nadj  2änge  une 
33reite  paifenb  gcfdjnitten  ift,  roerben  bie  Harten 
mittels  einer  fompliiierten  3Rafd}ine  einjeln  gebrudi 
unb  burd)  einen  3dplapparat  abgejdblt  Sirett  vor 
ber  StuSgabe  roerben  com  S&alterbeamten  Saturn 
unb  JagcSjeit  burd)  bie  Heine  Stempelmaf  ebine  oon 
(Sbmonion  aufgebrüdt,  bie  iniofern  felbfttbätig  wirft, 
als  baS  blofie  energifd;e  öincmfdneben  ber  Aarte  in 
ben  Sd)li&  bie  Slbftempelung  bcroirlt. 
.«iUiqcei  (Srtncff  cit,  f.  93illiglcit  unb  Arbitrium, 
©iüigf cit  (iurift.).  3)as  :Ko.r t  ftellt  aOaemeine 
Regeln  auf.  3Bdre  eS  bem  ÜJlenfdjcn  möglidj,  bie 
Regeln  fo  genau  unb  fo  geredet  ju  formulieren,  ba$ 
bie  einfacbe  logifdjeÄonfeauenjauS  ber  allgemeinen 
3]orf<brift  genügte,  um  für  jeben  einzelnen  frall  eine 
für  alle  33etciligtcn  angemeffene  Cntfdjeibung  ju 
treffen,  fo  bitten  roir  colllommene  ©efetje.  So  aber 
erfabren  roir  auf  allen  ©ebicten  bcS  3lcd?ts  butd?  bie 
33rariS,  t ar>  baS  ©efeti  bicr  unb  ba  niebt  T>a|t  @in 
überrafdjenber  Speciaifall  eröffnet  eine  neue  ^erfpel- 
tive.  SBollte  man  bier  baS  ©efeti  in  feiner  Strenge 
anroenben,  fo  roürbe  man  in  einer  unbilligen  Kt:i 
feauenj  lommen.  Sie  33.  ift  fein  3Jlitleib,  fie  f orbeTt 
niett  eine  sDtobifilation  beS  ©efc^eS,  roeil  badfetbe 
roegen  zufälliger  Umftänbe,  rocldpe  für  bie  Regelung 
redjtlidjer  2>crbältniffe  nidjt  mafegebenb  fmb,  ben 
Ginjelnen  b.art  trifft,  fonbern  fie  forbert,  bafe  bae 
©efet)  bem,  roaS  ber  3bee  bcS  3Red)tSi)eTfcdItniffer 
entfpriebt,  roaS  feiner  innem  9latur  gcmäfc  ift,  ®c 
nüge  leiftet.  3öer  im  fremben  Äuftrag  oetreift,  bat 
ben  Slnfprud)  auf  (hfa^  ber  Aoften,  roeld>e  er  im 
^ntcreffe  feines  Auftraggebers  aufgeroenbet  bat. 
3Birb  er  auf  ber  Steife  obne  fein  33crfd?ulben  oen 
Räubern  überfallen,  roeldje  ibm  baS,  roaS  et  als 
Slcifegelb  mitgenommen  bat,  rauben,  fo  ift  baS  ©e= 
raubte  nidjt  (m  ^n^effe  bcS  Auftraggebers  oer: 
roenbet.  3luf  jenen  SRedjtSfafc  tann  er  alfo  einen 
Slnfprud)  gegen  ben  Auftraggeber  niebt  grünben. 
Aber  eS  roäre  unbillig,  roenn  ben  Sd?aben  öet  SUi- 
fenbe  tragen  follte.  Gin  billiges  Urteil  roirb  ben 
Auftraggeber  für  baftbar  erlldren.  2)afe  etwa  ber 
33eauftragte  rcid)  ift,  unb  bafe  ben  Auftraggeber 
nad)  feinen  ScrmögenSoerbdltniffen  ber  3>crlujt 
bdrter  trifft,  entfdjeibet  nidjt,  baS  rodre  3RiÜeib. 
35?enn  ein  ©edjfcl  burd)  Sollinboffament  übertragen 
roirb,  fo  [teben  bem  3nboffator  (Hnreben  auS  ber 
3Jerfon  feines  3nboffanten  nid)t  entgegen-  2>aS  in 
formales  JRedjt.  2Benn  aber  ber  ynboffatar  ben 
3Bed)fel  nur  auS  ©efdlliglcit  für  ben  f^nboffanten 
übernommen  bat,  um  ibn  für  beffen  3led)nung,  aber 
in  eigenem  tarnen  einjullagcn,  fo  perlangt  eS  bie 
39.,  bafi  er  bie  Ginroenbungcn  gegen  fid)  gelten  Id^t. 
roeld  c  ber  Acceptant  gegen  ben  ^nboffanten  bättr 
porfebühen  lönnen ,  roenn  biefer  felbft  gellagt  bdtte. 
Tic  ©efehgebung  überlädt  teils  bem  9lid)ter  bie 
Öcreinjiebung  ber  33.,  jumal  roenn  fie  feinem  Qx- 
meffen  bie  (£ntfd)cibung  überlädt.  S>kx  bat  baS 
billige  ßrmeffen  ju  malten,  roeldjeS  aud)  in  33er- 

I  tragSverbdltniilcn  mafegebenb  ift.  (S.  Arbitrium.) 
3um  Seil  lorrigiert  fid)  bie  ©efehgebung  felbft ,  in^ 

|  bem  fie  allgemein  gefafete  ©efehe  burd)  fpeciellert 


Digitized  by  Google 


SiUinger  —  Sittorn 


1003 


Söeftimmungen  einfdjrdnlt,  unjureicbenbe  Söeftim- 
mungen  erweitert,  neue  Safcungcn  trifft.  2)aS 
grofiartigftc  SBeifptcl  eineS  allmdblidj  cn  jortftbreb 
tenS  com  unvolltommenen  ftrcngen  iHec^t  (jus  stric- 
tum)  mit  feinen  bürfttgen  abftratten  Safcungen  ju 
einem  reichen  Scbafce  von  bte  inbivibuellern  (&v 
Üaltungen,  bic  ©cftaltungen  beS  allgemeinen  93er= 
fetjrö  jwifeben  töm.  ^Bürgern  unb  <ftid)tbüTgern,  bc= 
rüc! ftd) tigenben  billigen  iHecbtSregeln  (jus  aequum) 
bietet  baS  röm.  SRedjt.  5)aber  ber  enge  3ufammcn= 
bang  einerfeitS  jwifdjen  jus  strictum  unb  jus  civile 
(bem  alten  SRecbt  ber  töm.  Sürger),  anbererfeits  jwi= 
feben  jus  gentium,  bem  bürgern  unb  fticbtbürciern 
gemeinfamen  SRedjt,  unb  bem  jus  aequum.  Sie  'jort; 
bilbung  gefebab  weniger  burd?  ©efc&e  als  burd)  in 
bennifster  Sßeife  mittels  ber  @crid)tsbar!eit  ber  röm. 
prätoren  unb  ber3Bifienfd?af  t  ber  röm.^uriftcn  f  ort* 
aebilbeteS  ©ewobnbeitSrecbt.  3m  engl,  unb  amerit. 
:Hed)t  beftebt  ein  dbnlidjer  ©egenfafc  jwifeben  Com- 
mon law  (f.  b.)  unb  Equity;  beim  oowobl  eS  iefet 
nur  einen  High  Court  giebt,  ber  an  bic  Stelle  ber 
Common  Law  Courts  unb  Equity  Courts  getreten 
ift,  fo  werben  boeb  von  ber  $ed)tSwiffenfcpaft  bic 
©runbfä&e  ber  beiben  Spfteme  noeb  auSetnanber 
gebalten.  Slud)  »erben  in  ber  Chancery  Division 
nod)  vorjugSwcife  bie  Saasen  verbanbelt,  für  wel$e 
bie  ©runbfäfce  ber  Equity  befonberS  anwenbbar 
waren.  3n  jeber  Abteilung  beS  High  Court  gilt 
aber  bie  iRegel,  bafc  im  Salle  eine«  ÄonflittS  bic 
Regeln  ber  Equity  anjuwenben  fmb. 

Millinger,  ©efcblecbt,  f.  SBillunger. 

4K!Itna$,  Ort  im  (Sountv  ?)eüowftone  beS  norb= 
ameri!.  Staate«  URontana,  am  2)cllowftone  unb  an 
ber  Jtortfcern  ■■  Pacific :  93abn ,  bat  2000  S.  Süblid) 
bavon  bie  JRefervation  ber  Srow^nbianer. 

©tHing«,  ^ofb,  f.  Sbaw,  6enrp  2Bbeeler. 

«tllion,  im  2)eutfcben  bie  breijebnte  Sinbcit 
in  bem  befabifeben  3ablenfvftem ,  alfo  eine  SRU* 
lion  2Rillionen  ober  bie  3abl  1000000000000 
(10,s  -  1000000*).  Slbweicbenb  bavon  ift  bie  ©c= 
beutung  biefeS  5öorteS  bei  ben  jyranjofen  unb  aiv 
bern  fübeurop.  58öllern,  bie  niept  wie  wir  mit  bem 
tarnen  93.,  Trillion  u.  f.  w.  nacb  Potenjen  bon  3RH< 
lionen,  fonbern  nacb  Potenjen  r>on  Saufenben  fort: 
febreiten,  fo  baß  biefe  barunter  nur  taufenb  üRillio- 
nen(1000"),  alfofoviel  als  eine  ÜRilliarbc  (ein 
nur  im  Jinanjwefen  üblicher  SuSbrud)  berfteben 
unb  baS,  waS  wir  93.  nennen,  mit  Trillion  bejciaV 
nen.  6ineO«illtonl8.(l()000000000000()OOOOober 
1 000 000 3  -  101»)  bilbet  eine  Srillion;  eine  9Jlil 
lion  Trillionen  eine  Ouabrillion  (eine  1  unb 
24  SRulIen  ober  10000004  =  10*«);  eine  SRillion 
Ouabrillionen  eine  Ouinquitlion  (eine  1  unb 
W  Nullen  ober  10000005  =  10").  3n  analoger 
Seife  entftebt  eine  Sertillion,  Septillion, 
Dltillion  u.  f.  w. 

«iüüon  (ober  SBUtong),  Snfel  beS  Weber 
ldnbifd)=Dftinbifd)en  SRcicbS,  jwifeben  Sumatra  unb 
Q  orneo  gelegen  (i.Äarte:  ^lalatifcber  Strcbipel), 
ift  4840  qkm  grofe,  bat  (1896)  41 395  6.,  barunter 
etwa  100  Guropder  unb  12000  (Sbinefen,  unb  hü- 
bet feit  1852  eine  bon  ber  SRefibentfcbaft  93an!a  un= 
abbängige  3lfftftentrefibentfcbaft.  Sor  allem  ift  33. 
wiebtig  bureb  grofjc  Waffen  3innerj.  2)ie  nieberlänb. 
'.Regierung  trat  bie  ©ewinnung  be8  ©rjeö  an  eine 
bollänb.  ©efellfdbaft  ab,  welcbe  jdbrlicb  etwa  14  SPttU. 
kg  ;]'mn  gewinnt,  ^auptort  ber  3nfel  ift  Tanbiong^ 
Üanban.  —  vBgl.  be  ©root,  Herinneringen  aan  Bli- 
tong  (.f>aag  1887);  3Jerbee!3  geolog.  Öefcbreibung 


nebft  Harten  bonSangla  unb  SB.  (im  «Ib.  v.  h.  mijn- 
wesen  v.  Nederl.  Oost-Indie»,  Slmfterb.  1897). 

BUl  of  attalnder  (fpt.  ättebnb'r),  ä  cb  tun  gö » 
bill,  parlamentarifjber  ©efe^csbefcblufe,  burd)  ben 
in  ben  Äriegen  ber  SBeifeen  unb  9toten  JHofe  in  Gng- 
lanb  bie  fiegenbe  Partei  bei  ben  völlig  bon  ibr  be^ 
berrfa^ten  Parlamenten  eine  fdjnellere  unb  gewincrc 
Verurteilung  ibrer  ©egner  erreiebte,  al*  bureb  um= 
|tdnblicbe§  rubterlicbe«  Verfabren.  5)a5felbe  9Jlittel 
wanbte  ber  befpotifdbe  ^einrieb  Vill.  an,  3.  %  in  ben 
flJroaeifen  flegen  SbomaS  Gromwell  unb  Äatbarina 
£>owarb,  unb  ebenf  0  ba§  rebolutionäre  Sange  ^arhv 
ment  felbft  unter  Harl  I.  gegen  Strafforb  unb  Saub. 

Bill  of  exchangr©  (engl.,  fpr.  -tfdjcbnbfdj), 
®ecbfcl  (f.  b.).  [für  Äonnoffement  (f.  b.). 

BUl  of  lading  (fpr.  lebbing),  engl.  Sejetcbnung 

BiU  of  rights  (fpr.  reit§,  «ViU  ber  Mte»), 
in  (Snglanb  ein  ©runbgefefc,  welcbe^  bei  Sertret« 
bung  3atobö  H.  burd)  eine  Serftdnbigung  ber 
beiben  groften  polit.  Parteien  vereinbart  würbe, 
wie  eine  Slrt  bon  Sabltapitulation,  welcbe  ber  mit 
feiner  ©attin  (ber  Sodjter  %alob$  U.)  neu  berufene 
HRonarcb,aöilbelmöonOranien,genebmigcn  mu^te, 
bevor  ibm  bic  Regierung  bc»  &inbeS  übertragen 
würbe.  2)ie  formlos  berufenen  2JMtglieber  beS  s$ar- 
lamentS  formulierten  biefe  Slrtilel  ald  eine  3>etlas 
ration  ber  JRecbte  (Declaration  of  rights,  f.  b.), 
nacb  heren  Stnnabme  13. 3ebr.  1689  UÖilbclm  unb 
Waria  aU  flönig  unb  Äömgin  anerlannt  wuv= 
ben.  (Srft  im  Ott.  1689  fanttionierte  ein  formell  be- 
rufeneä  Parlament  jene  9iQ  ber  Wcdne  alv  ein  r.-i 
faffungämä^igeä  ^arlamentäftatut.  2)ie  13  Slrtitcl 
be«  ©runbgefefceä  bejieben  ftcb  auf  bie  Stabe  von 
:'JiU"-braiutcu  ber  tbnigl.  ©ewalt  burd)  S)[atob  II., 
welcbe  bie  nädjfte  Söeranlaffung  jur  ^Revolution  gc^ 
geben  hatten.  %tt>t  Sufpenfion  von  ©efegen  ober 
Sisspenfation  von  ©efe&en  obne  3uftimmung  bei 
Parlaments  wirb  für  illegal  erflärt.  Gbenfo  bie 
dinfefeung  eines  DberfircbenrateS,  bie  Grbebung  von 
Steuern,  baS  Saiten  einer  ftebenben  Slrmee  in 
SriebenSjeiten  obne  3uftimmung  beS  Parlaments. 
l5benfo  ÜBefcbrdnfungen  beS  petitionSredj tS ,  ber 
Freiheit  ber  parlamentswablen ,  ber  ^reibeit  ber 
wbe  unb  ber  Debatte  im  Parlament  unb  einige 
anbere  weniger  widrige  Puntte.  ferner  beftdtigt  bie 
B.  0.  r.  bie  ffiabl  ÜBilbelmS  unb  OTariaS  unb  ftcllt 
feft,  bafe  in  ber  golge  tein  Äatbolif  ben  engl.  Sbron 
befteigen  barf. 

Bill  of  s&le  (fpr.  üebU,  engl.  Sejeicbnung  für 
eine  Urfunbe,  burdb  welcbe  baS  Gigentum  an  beweg: 
lieben  Sadjen  obne  Übergabe  übertragen  wirb.  Sun 
bdufigften  wirb  eine  B.  0.  s.  angewanbt,  wenn  be- 
weghebe  Sachen  verpfdnbet  werben  f  ollen,  obne  aus 
bem  ©ewabrfambeS  ScbulbnerS  entfernt  ju  werben. 
Xa>?  Eigentum  wirb  an  ben  ©Idubiger  unter  ber 
SBebingung  übertragen,  ba|  er  baSfelbe  nacb  'Mb: 
lung  ber  Sd)u(b  wieber  an  ben  Sd)ulbner  über^ 
trdgt.  9lad)  ben  ©eiefcen  von  1878  unb  1882  mfiffeu 
B.  0.  s.  in  ein  öffentlicbeS  Sdegifter  eingetragen  wer- 
ben ;  eine  nidjt  tun  3wde  ber  Perpfdnbung  beftellte 
B.  o.  8.  ift  im  tjali«  her  9ttd)teintragung  bem  Äon= 
furSvermalter  ober  ben  ^ubitatSgldubigern  be» 
ÜtuSftellerS  gegenüber  unwutfam;  eine  jum3>vedc 
1  ber  ÜJerpfdnbung  beftellte  B.  0.  s.  ift  überbaupt 
'  nidbtifl,  wenn  fte  nid)t  eingetragen  wirb. 
I  ttiHont  (ipr.  bljöng),  öauptftabt  beS  ÄantonS 
im  Slnonbiffement  eiermont-Scrranb  beS  franj. 
2)epart.  Pup=be=3)6me,  25  km  im  DSD.  von  (Sler= 
I  mont,  an  bet  3weigltnie  Sertaijon«».  (9  km)  ber 


Digitized  by  Google 


1004 


Mon  —  SiHunger 


Sranj.  Dftittelmecrbabn,  in  einem  tiefen,  feuchten 
Xhak ,  ringsum  uon  JBurgruinen  umgeben,  an  einem 
^ufluffc  bc*  JHllier,  bcfijrt  jroci  intereffante  roman. 
Kirdjen,  ein  freie«  geiftlicbc^  College,  5Damenftift 
unb  ein  JöanbeUaeridjt,  bat  (1896)  3277,  als 
Gemeinte  4251  6.,  JjJoft  unb  Uelegrapb;  %obn- 
fation  bon  fieinmanb,  toten  Sbonwaren,  Spi&en 
unb  JBaummollgarn.  —  93.  ift  eine  ber  älteften 
Stäbte  ber  2luoergne,  bie  alte  ftauptftabt  bet  fii- 
magne.  3)ie  SDterowtnger  befaften  hier  einen 
laft  unb  eine  3Hünje.  §m  Mittelalter  entftanb  eine 
febr  befugte  -IHöncb^fdhule,  rockte  im  15.  ^abrb.  ju 
einer  5Hccbt$f(bule,  1555  in  ein  (Sollte  ber  ^efuiten 
umaewanbelt  mürbe  (jetst  Solbatentinbcrfcpule). 

flBiUott  (frj.,  fpr.  bijöna),  im  3Jcünjwefen  eine 
Segierung  bon  Silber  unb  Rupfer,  bie  mebr  flupfer 
ali  Silber  enthält,  alfo  nadb  ber  früber  üblichen 
bcutfdjen  JBcjcicbnung  geringer  alä  adjtlötig  ift. 
3lu*  93.  waren  j.  JB.  bie  preuft.  Vn^balerftüde, 
bie  norbbeutfdjen  Silber*  unb  Steugrofdjen,  bie  füb-- 
beutfd^en  unb  3-Krcujcrftüde  u.  f.  w.,  überhaupt 
bie  meiiten  ber  gegenwärtig  cingejogenen  Silben 
fdjeibemünjcn  geprägt,  ffot  #  ramreid?  roirto  auch,  bie 
ttupferfdjeibemünje,  ja  oft  jebe  Silberfcheibemünjc, 
gleidjbicl  ob  pocb=  ober  geringhaltig,  unter  ber  iöe- 
nennung  58.  mitbegriffen.  —  JBillonnage  (fpr. 
biionnabfaV),  öanbcl  mit  verbotenen  SDtünjforten, 
l'luSfonberung  fd)led)ter  SDlünjcn  (jum  Cinfdjmel- 
jen);  JBillonneur  (fpr.  -nöbr),  einer,  ber  fcplecbtc* 
©elb  in  Umlauf  bringt,  Ripr-cr  unb  üöipper  (f.  b.). 

©illot  (fpr.  bijob),  3can  JBaptifte,  franj.  ©eneral 
unb  Rriegöminifter,  geb.  15.  Slug.  1828  ju  Cbaumeil 
im  $epart.  Correjc,  befudjte  1847—49  bie  ÜRilitär= 
fdpule  ju  St.  (Spr  unb  trat  bann  ald  Unterleut- 
nant in  ben  ©eneral ftab  Uber,  in  bem  er  1852  jum 
Leutnant  unb  1854  jum  Rapitän  aufrfldte.  IB. 
mürbe  längere  Beit  binbureb  in  Algerien  berwenbet, 
1863  Stab*offijter,  nabm  an  bem  Selbjuge  in 
sJJtcrifo  teil  unb  würbe  1869  jum  Cbcrftleutnant 
unb  bei  bem  JttuSbrudje  be*  2>eut)'cb=SranjiBfifcben 
ftriegcS  1870  jum  ©eneralftabSchef  einer  Infanterie: 
bioifton  bei  2.  Slrmeelorpd  ber  9lbeinarmee  ernannt. 
Cr  nabm  an  ber  Sdjladjt  bon  Spidern  unb  ber 
^erteifcigung  ber  Seftung  SDlet»  teil,  mürbe  bon  ber 
Regierung  ber  nationalen  Sücrteibigung  9.  9iob. 
1*70  jum  Cberften  beförbert  unb  uon  ©ambetta 
mit  ber  tjüprung  be«  neu  gebilbelen  18.  Jflrmce= 
torp*  betraut,  mit  bem  er  im  JBerbanbe  bet  Oft= 
armee  unter  ©eneral  JBourbari  an  bem  Buge  nadp 
Seifort  teilnahm.  Seine  Gruppen  griffen  am  jmeiten 
Sage  ber  Schlacht  an  ber  fiifaine  (16. $an.  1871)  auf 
bem  Unten  franj.  ftlügcl  fehr  mirlfam  bei  Ghenebier 
ein  unb  bertrieben  ben  ©eneral  bon  3>egenfelb  au* 
bem  Orte.  SBerber  mufete  feine  legten  9tefen>en  nadj 
bem  bebrobten  ^unft  entfenben.  Sro&bem  behaup- 
teten bie  ftranjofen  Gbenebier  17.  %an.  gegen  alle 
Angriffe  ber  2>cutfcben.  3n  JBcfancon  mar  JB.  ber 
einjige  ©eneral,  ber  im  RriegSrat  gegen  ben  9tüdjug 
auf  ^ontarlier  unb  für  eine  Cffenfioe  auf  Sluronne 
ftimmte,  um  fieb  mit  ber  bei  SHion  ftebenben  SJo= 
gefenarmee  ju  oereinigen.  SBei  ^Jontarlicr  bedte  er 
in  einer  ftarten  Stellung  jmifeben  ©hateau^our 
unb  (Shäteauncuf  ben  Slbmarfcb  ber  Slrmcc  unb 
enttarn  mit  ber  3.  S)ibifion  feine*  Äorpä  läng«  ber 
Schweiger  ©renje.  93.  mürbe  1871  al3  tBcrtreter  be* 
Tepart.  ßonJse  in  bie  ^ationaloerfammlung  ge- 
wählt unb  1875  jum  Senator  auf  £eben£jeU  er 
nannt.  3m  Sept.  1871  würbe  er  jum  SBrigabe- 
general  unb  im  HRärj  1878  jum  2)iuifton§general 


beförbert  unb  halb  bonad?  mit  bem  Oberbefehl  über 
ba£  15.  9lrmeetorpd  )u  2Rarfeiüe  betraut.  %n 
30.  3an- 1882  übernahm  99.  in  bem  von  Jrreprintt 
neu  gebilbeten  Kabinett  ba3  Ärieg«minifterium,  ba* 
er  jeboch  28.  $cm.  1883  wieber  abgab.  1885  mürbe 
er  jum  lommanbierenben  ©eneral  be£  L  3nnee 
lorpS  (£ille),  1888  jum  Slrmetinfpecteut  ernannt 
9Jon  Jlpril  1896  bU  3uni  1898  war  er  im  Sabinen 
a)le"line  wiebeT  Ärieg^minifter.  ?lud?  war  er  sJRit- 
glieb  be«  Dberften  Ärieg*rate«. 

*iüroth/  2beob.,  Chirurg  unb  Rlinüer,  geb. 
26.  »pril  1829  }u  93ergen  auf  ber  3nfel  9tügen, 
mibmete  fid)  ju  ©reifdwalb,  ©bttingen,  Skrlin  unö 
Sien  bem  Stubium  ber  SRebijin,  würbe  1855  unter 
l'angenbed  Slffiftent  an  ber  djirurg.  Unirxrfität*^ 
tlinit  in  93erlin,  habilitierte  ftdj  1856  bafelbft  im* 
mürbe  1859^rofef|or  ber  Chirurgie  unb^irettor  t*r 
ajirurg.  fllinit  in  Büna),  1867  in  SBien.  1887  mürbe 
er  jum  ÜDtitglieb  be«  ö  fterr.  feerrenbauf  e*  ernannt, 
$eutfaV3rangöftf  eben  Kriege  mar  JB.  in  ben  bentf  djen 
Öajaretten  am  SHhein  thätig.  6r  ftarb  6.  <tebr.  1894 
in  ^Ibbajia.  JB.  jdblt  ju  ben  bielfeitigften  Chirurgen 
ber  9?eujeit;  er  War  nicht  nur  ein  genialer  Operateur 
Cüölagenrefeftion,  Jotalerftirpation  b»  Äehllopfe*», 
{ onbem  hat  n*  aud)  in  ber  öiftologie,  ber  aUgemei 
nen  Pathologie  unb  ber  Krieg^djirurgie,  in#befon 
bere  im  ^ofpitalwefen  gro^e  JBerbienfte  erwerben, 
©r  fchrieb  unter  anberm  «über  ben  93au  ber  S4>leim 
polopen»  (JBerl.  1855),  «Untcrfudiungen  über  bie 
(Jntwidlung  ber  JBlutgefäfee  nebft  ^Beobachtungen 
aud  ber  Chirurg.  Uniuerfitätetlinit  ut  Berlin»  (ehe. 
1856),  «93eobadjtung*ftubien  über  Üöunbfieber  \mt 
aeeibenteüe  SBunbrranfhciten»  (ebb.  1862),  *2\t 
allgemeine  Chirurg.  Pathologie  unb  Therapie»  lebo. 
1863;  lö.Slufl.  bon  2üiniwarter,  1893),  «ebirurg. 
Rlinir.  Bürich  1860  —  67»  (ebb.  1869),  «Cbinirg. 
Klinil.  fflien  1868»  (ebb.  1870),  «Chirurg.  Klinif. 
JBJien  1869—70»  (ebb.  1872),  «Chirurg.  JBriefe  au* 
ben  Kriegslajarettcn  in  ©eifeenburg  unb  ^annbeim 
1870»  (ebb.  1872),  «Unterfudjungen  üb«  bie  SBeget* 
tiondf  ormen  ber  Coccobacteria  septica»  (ebb.  1874). 
«über  ben  Transport  ber  im  a  d  c  e  tkrwun beten  un : 
Rranfen»  (SBien  1874),  «über  ba*  ßebren  unb  2er 
nen  ber  mebij.  Jiöiffenfdjaften  an  ben  UniDeriitätcn 
ber  heutigen  Station»  (ebb.  1876),  «Chirurg.  Klmtf 
5Bienl871— 76. 5Rcbft  ©eiamtberidjt  über  bie  ebintra. 
Kliniten  in  3üri(h  unb  JBien  1860—76»  (93eTl.  1879 1. 
«5)ieÄrantenpflege  im  öau*unb.6ofpital»  (6.?lun.. 
Söien  1900).  SDUt  pitba  gab  er  berau«  «^anbbuds  be: 
allgemeinen  unb  f  peciellen  Chirurgie»  (4  JBbe.,  8 tutta 
1865—80),  mit  2üde  feit  1879  bie  «$eutf*e  Cbr 
rurgie».  Jluch  war  JB.  bon  '-Beginn  an  (1861)  3Rrt 
rebacteur  bon  Sangenbedä  «»rchio  für  QüiifaV 
Chirurgie».  JB.S  fieiftungen  ftnb  aud}  bie  jahlreidYr» 
Arbeiten  feiner  Schüler  beijmäblen,  benen  er 
Slnrcgung  unb  Anleitung  gegeben  bat,  wie  ju  iS?ölt 
lerS  «Über  bie  bon  ^rofeffor  Ä  aufgeführten  fU 
fettionen  beS  carcinomatöfenJJJploru*»  CäBien  1881). 
einem  JBericbt  über  bie  Operation  be*  SWagentrebie*. 
bie  JB.  jum  erftenmal  mit  günftigem  drfolge  au* 
führte.  «JBriefe  bon  JB.»  gab  @.  mfeber  (5.  ÄnfL. 
Öannob.  1899),  eine  naAgelaffene  Sdjrift:  «©a  itt 
mufilalifd»?»  C.  £>analid  (JBerl.  1896;  3.  Hufl- 1?» 
berau*.  Sin  Scnlmal  58.«  (uon  Bumbufcb)  btfmtt: 
ftd)  in  ben  Slrfabcn  ber  Uniuerfität  2Sien. 

^iDungct  ober  JBillinger,  urfprünglid)  ein 
alte*  fränt.  ©ejchlecbt,  im  fübl.  Thüringen  reitfc  K 
gütert.  Urfunblidb  erfieint  au*  biefem  ©efcbledjtec: 
©raf  JBiUung  unter  Otto  b.  @r.  in  ben  3. 944-96S 


Digitized  by  Google 


93iaroärbcT  —  SBimSftein 


1005 


3H«  befien  3 cbn  galt  lange  öermann  33illung, 
bi«  bie  neuere  Jorjcbung  e«  jmeifello«  madjte,  bafe 
jwifdjenbemÖefcplecpt  bciber  leine  33lut«oermanbt« 
idjaft  beftanb.  Hermann  33illung  war  pon  porneb: 
mer,  altiddjf.  Samilie,  bie  jmifdjen  Gibt  unb  Seiet 
au«gebebntc  33eft&ungen  batte.  Gr  tritt  juerft  936 
berpor  beim  3"flc  Cito«  b.  @r.  gegen  bie  Slawen, 
auf  bem  ipm  ber  flönia  bie  militär.  Seitung  über 
liefe.  Stadler  erfepeint  er,  mit  ber  berjogl.  ©ewalt  in 
Sadjfen  au«geftattet,  oft  in  2lbwefent>eitbe«  Äönia? 
al«  beffen  Stellvertreter.  33erübmt  burd)  lapferteit 
unb  Älugbeit,  burd)  ©eredbtigteitsfmn  unb  jreue, 
ttarb  er  27.  SDtdrj  973  »u  Queblinburg.  6eine  9lad> 
folger  waren  in  regelmäfeiger  (Erbfolge  Pom  Sater 
jum  Sopne:  ©ernljarb  I.,  geft.  9.  ftebt.  1011 ; 
S3ernfearb  IL,  geft.  29.  Juni  1059;  Orbulf, 
geft.  28. 3Jldrj  1071.  Stil  befien  6  obne  SR  a  g  n  u  * , 
aeft.  23.  Slug.  1106,  erlofd)  ber  SRawtSjtamm  ber 
93.,  unb  Äaifer  öeinrid)  V.  »erlief  ba«  £cr3egtum 
an  ben  ÖJrafen  i'otbar  oon  Supplinburg,  ber  naaV 
mal«  ielbft  bie  Äaifertrone  erlangte.  Die  ©üter  ber 
33.  gingen  burd?  Södjter  teilt-  auf  bie  Seifen,  teile- 
auf  bie  Sl«laniet  über.  —  93gl.  Sebetinb,  Hermann, 
Öerjog  pon  Sad)fen  (tfüneb.  1817);  Steinborff,  De 
ducatus  Billingorum  origine  et  progressu  (iöerl. 
1863);  Sinfeer,  De  Billingorum  intra  Saxoniam 
•lucatu  (93onn  1869);  Äöple  unb  Sammler,  fiaifer 
Ctto  b.  ®r.  (2pj.  1876). 

^tlltodrbcr,  ftlufeinfel,  f.  33itle. 

33 ihn a,  Laie  in  ber  S alaxa  (f.  b.). 

« 1 1  nt  eäf  djmtter,  33ilmenfcbnitter,f.  »der 
tulte.  33ilwi«  unb  9Jtaulrourf«grille. 

Bilöbus  (lat.=grd\),  jweilappig  (oon  33lfittern). 

«ilröft,  f.  S3ifr5ft. 

vBilfrhnu,  Dorf  bei  Ceperfee  (f.  b.). 

**ilfcf)toafTcr,  foPiel  wie  93ilgewaffer  (f.  33ilge). 

S3ilfe,  33enjamin,  SWufilbirigent,  geb.  17.  Slug. 
1816  nt  £iegniji,  mürbe  bom  bortigen  estabtmufitu« 
früb  jum  praltifdjen  SWufifer  gebilbet,  ging  bann 
auf  turje  3eit  nadj  Sien  unb  war  1842—67  Stabt= 
mufttu«  in  Siegnifc,  mo  er  ba«  Crd)eftet  auf  eine 
fotdje  v o !- c  treidle ,  bafe  er  1867  gelegentlid)  ber 
©eltau«fteü*ung  in  $art«  glänjenbe  (frf  olge  errang, 
hierauf  liefe  er  fid)  in  S3erlin  nieber.  33om  Deutid)en 
Äaüer  jum  ."öofmufitbireltor  ernannt,  jog  er  ftd)  im 
ttpril  1885  in«  Privatleben  jurüd.  Die  Seiftungen 
ber  Jö.fdjen  Capelle  jei<pneten  fid)  burd)  tedjnifdje 
Ccllenbung  au«.  Um  ba«  ^Berliner  SJlufitmefen  bat 
fid?  33.  namhafte  Sjerbicnfte  erworben,  burd)  regel= 
mafeige  Pflege  ber  JUaffifer  fowopl  wie  burd)  (rin: 
fübrung  neuer  lalente. 

©ilfcu,  Dorf  in  ber  belg.  ^robinj  fiimburg, 
13  km  meftlid)  bon  2ttaaftrid)t,  linf«  oom  Demer,  an 
bet  ßinie  2üttid):£>af|elt:(Jinbbot)en  ber  i'ättidj-^im: 
bürget  Gifenbafm,  bat  (1897)  2712  (5.,  $oft,  Jelc: 
arapb  unb  eifertbalti^e  sIRineralquellen.  Jn  ber  9Mbe 
bie  ehemalige,  »dbrenb  ber  franj.  feerrfdjaft  auf= 
gebobene  3lbtci  2Rünfterbilfen,  bie  für  Damen 
au«  fürftl.  unb  grdfl-  ÖÄufem  beftimmt  mar. 

Hilfen  fr  auf,  f.  Hyoscyamus  unb  Jafel:  ®ift  = 
p  f  l  a  n |  e  n  II ,  ^ig.  3.  [f.  Hyoscvamus. 

»ilfcnfmutcftroft,  «UfcnfrauriH  u.f.  tt»., 

«ih'tciu,  Dorf  in  Seftfalen,  f.  33b.  17. 

»tl*ton  O'pr.  billft'n),  IDiarftitabt  in  ber  engl, 
©raffdjaft  Stafforb,  16  km  im  31S.  von  33irming: 
bam,  bat  (1891)  23453  (?.,  lau»  unb  DtaUJabriten, 
grofee  Steinbrüdje  für  2)lübl:  unb  Sdjleiffteine  unb 
feljr  bebeutenbe  Q'xUn--  unb  Äol?leninbuftrie  (SWetaU= 
giefeereien  unb  lädierte  Pifenroaren). 


SBUrongtte  (fpr.  -t6ng'),  f.  93oucanieren. 

ttütotf,  aud)  33il»i«fd)neibet,  ^ilivi;- 
fdjnitter,  8Ume$fd)nitter,  ^ilma^fdjnit» 
ter,  33inf enf djnitter,  ein  Dämon  beä  beut» 
icben  3Jollöglauben«,  alä  motbiid^  ©eftalt  bi«  in« 
13.  3abj&.  |u  bctfolgen,  ift  namentlid)  in  33apetn, 
Jtanfen,  6ad?fen,  Sdjlefien  befannt.  Der  Dtame  ift 
bunte! .  3. @rimm  u.  a.  bringen  ibn  mit  angelfäcb.  fif d) 
bilvit  jufammen  unb  erlldren  ibn  al«  ben,  ber  baö 
33illige  anftrebt,  al«  einen  guten  ©eift.  Stilein  er 
tritt  faft  überall  a(3  9tebengeftalt  ber  .vere  auf  unb 
ijt  besbalb  mie  biefe  urfprünglid)  bie  perf onifijierte 
ceele  eine«  böfen  iDlenfdjen.  Qt  erfdjeint  oft  auf 
id)toar}em  33ode  in  ber  l'iittcrnacfd  (befonbet«  bor 
3ob.anni«  unb  Salpurgi«)  auf  bem  ^elbe  be«  lad  - 
bar«, nadt,  am  Sriifee  eine  Si6eL  3auberfprüd?c 
tjerfagenb  burd>fd?reitet  er  bie  gelber  unb  r»ernid?tct 
einen  Seil  ber  reifenben  Saat,  bie  er  in  feine  Scbeune 
bringt.  $n  ben  Saaten  jeigen  fufebreite  uerwüftete 
Streifen,  ber  S3od-  ober  93ilmi«fd>nitt,  feine 
Sputen.  Den  ÜJtenfdjen  »etfiht  bet  33.  ba«  &aar. 
©etteibeipenbe  Iann  ibn  fern  galten.  —  3Jgl.  Sd>on-- 
wertb,  »u«  ber  Oberpfalj,  I  (3tug«b.  1857). 

Bimäna  (33imänen),  f.  BroeifrSnber. 

^imbaf d)i,  t urf .  ^ i tel,  f.  33in. 

Blmbelot(frj.,fpr.bängb,lob)>Kinberfpielicuvi. 

^intbcrncll,  fouiel  wie  ^imperneU  (f.  Pimpi- 
nella). 

iöimbia,  jum  beutidjen  Sdmfcgebict  Äamerun 
(f.  b.)  ge^örenbe  (leine  £anbfd?aft  an  ber  33ai  von 
33iafra,  erftredt  ficb  in  ibrem  gröfeern  fübl.  Steile 
al«6albinfel  jwifAen  ber  Äriegefcbiffbudjt  (Man  of 
War  Bay)  im  Seften  unb  ber  2Jtünbung  be«  5 1  u  f  f  e  « 
33.,  be«  nörblicbften  Stromarme«  im  xamerunbelta, 
im  Dften.  Da«  im  33efib  ber  ^lantagengefellf*aft 
Soermann  «fe  Somp.  befinblicpe  ©ebiet  wirb  t>on 
bem  füblidjften  Süu«ldufer  be«  Äamerungebtrge«, 
bem  ©ebirge  33.,  burd?3ogen,  wel(be«  namentlicb 
im  weftl.  Seil  mit  tut tem  Utwalbe  beftanben  ift, 
viel  Silb  beberbergt  unb  im  Süben  mit  bem  5t ap 
33.  enbet.  Suf  ber  toüboft!üfte  ber  oon  ben  33imbia 
(3fubu)  bewobnten  Sanbfdiaft,  gegenüber  ber  bem 
Hamburger  öaufe  6. 3i<oermann  gebörenben  Wcol«» 
infel,  liegt  ber  Drt  33.  ober  Ämg^Silliam«: 
J own,  mit  einet  fdjlecbten  iHeebe. 

«imcmbrtfd)  (tat.),  boppelgliebrig. 

»imefter  (lat.),  3eitraum  Don  jwei  2Wonaten. 

Bimetall braht,  f.  Selegrapbenleitung. 

eimetaüi^mu^  f.  Doppelwdbrung. 

©  imöftein,  33  u  m  « ,  eine  fd) wammige  ober  f  djau' 
mige  Slbart  be«  Dbftbian«,  einer  gla«artigcn  Cava, 
alfo  ein  üulfanifdje«  probuft,  enrftanben  burd)  ba* 
Durdjftrömen  bon  ©afen  ober  Dämpfen  burd)  glut= 
flüfHge  tradjptifcbe  üaoen,  wobei  bie  erftarrenbe 
'.Diane  jene«  djarafteriftifdje  jellig  •  blafige  ©efüge 
annahm.  6r  fdjwimmt  inf  olgebeffen  auf  bem  Safier, 
fintt  aber  im  gepulverten  3uftanb  unter  (fpec.  ©e 
wid)t  2^  bi«  2^).  Die  langfaferigen,  bi«weilen  wie 
Seibe  gldnjenben  33.  fmb  gewßbnlid)  reidjer  an 
fHefelfäure  al«  bie  runbporigen.  33i«weilen  liegen 
in  ber  ÜDtaffe  gröfeere  ftrpftalle  pon  ^elbfpat  au«ge^ 
fd)ieben  (im  f og.  33  i  m  « ft  e  i  n  p  o  r  p  b  p  r ,  i.  33.  in  bet 
I ofajer  ©egenb).  Da«  33orf ommen  be«  33.  ift  an  bie 
Sultane  gebunben,  wo  er  fid)  teil«  in ^ormloferStu«: 
würflinge,  teil«  in  93erbinbung  mit  rbPolitbiidjen, 
tradjptifdjen  ober  anbefitifdjen  Cbribianlaoaftrömeu 
finbet,  fo  auf  ben  2iparifd)en  Unfein,  auf  Teneriffa, 
auf  3««anb,  tn  Ungarn,  in  OTerilo,  in  ber  Äur-etgne 
unb  in  $orm  eine«  33im«fteintuff«  (al?  Snn 


Digitized  by  Google 


1006 


S3im8ftemfetfe,  ©imiftctntuff  —  93tnbegejpebe 


ober  Xuditetn)  im  93rob>  unb  Wettetpale  bei  SReu* 
roieb.  Wlan  brauet  ben  93.jum  Abreiben  (Sdjleifen) 
von  $appc,  £olj,  9HetaU,  ba*  ^uloer  jum  3t  bi 
faMeifen  ber  vcrfd)iebenften  Materialien.  2>errbein. 
93im*fteintuff  ift  ein  vortrefflicbe*  93aumaterial. 
Seife,  in  frifd)  bereitetem,  bidflüiftgcm  3uftanbe 
(al*  Seifenleim)  mit  febr  feinem  93im*fteinvult?er 
vermengt,  93im*fteinfeife,  ift  ein  vortrefflidbe* 
iReinigung*mittel  für  bie  £dnbe. 

Äünftlidjer  93.,  von  öarbtmutb  in  SBien  er- 
füllten, wirb  burd)  fdjarfe*  brennen  eine«  ©e* 
menge*  von  fdjarfem,  feinem  Ouarjfanb  mit  feuer» 
reftem  Sbon  bereitet  unb  von  ben  Sifcblcrn  jum 
ccbleifen  bc*  £>oUe*  gebraucht. 

SBimSftctnfeife,  ©imöftcinttiff,  f.  93im*ftein. 

©tu  (türt.),  taufenb;  93inbaidn  (23in:23afdn, 
fdlicblid)  93  i  m  b  af  cp  i),  93efeb. lebaber  über  Saufenb, 
ift  im  türl.  »oecre  ber  ÄJtajor. 

biliär  (binär,  binärif d),  lat.),  au*  ;»ei  Gin* 
betten  beftebenb;  binäre  9tcd>entunft,  foviel»ie 
3pabit  (f.  b.).  93inärc  formen  ftnb  ganje  bo= 
mogene  guuttionen  jmeier  93erdnberlid>en.  2)ie 
algcbraifdje  Sbeorte  berfelben  ift  befonber*  Pon 
8lronbclb,  23rie*(bt,  Gaplep,  Splvefter,  f>ermite, 
(Slcbfcb  unb  ©orban  au*gebilbet  »orben.  —  23gl. 
Aaa  bi  93runo,  Einleitung  in  bie  Sbeoric  ber  bi= 
udren  gönnen  (beutfd)  von  SBalter,  £pj.  1881). 

«inatioit  (lat.),  ba*  j»eimalige  (Zelebrieren  ber 
Mefie,  ba*  latp.  ©eiftlicben  im  galle  be*  93ebürf= 
niffcs  an  Sonns  unb  geiertagen  erlaubt  wirb. 

$Hnaurräled  $öre«,  ba*  9Babrnebmen  bc* 
cdjalle*  mit  öilfe  beibet  Obren  im  ©egenfatie 
unit  monaurealen  &örcn,  b.  i.  jum  £>ören  mit 
einem  Obre.  £>b»opl  erftere*  in  ber  SRegel  ftatt= 
finbet,  ift  baSfelbe  bodj  erft  neuerbing*  unterfudjt 
»orben  (81.  Steinbaufer,  «3)ie  Sbeorie  be*  93. 
SBien  1877),  inbem  man  ftd>  bi*  babin  mit  ber 
Vepre  com  monaurealen  $ören  begnügte,  »cldje 
bie  Grforfdmng  ber  ©nrubtung  be*  menfd?licben 
Cbrc*  unb  feiner  Seile  jum  ©cgenftanb  batte,  fowic 
aueb  bie  Untcrfudjung,  in  »eldjer  9Beife  ba*  frören 
mit  einem  Cbrc  §u  ftanbe  tommt.  9lad)  Steinbaufer 
bat  ba*  58. fr.  bauptfddjlicb  ben  3vot&,  au*  ben  ver= 
fdjicbenen  Stdrten,  mit  benen  ein  Sdjall  mittel* 
beiber  Obren  gebort  »irb,  bie  Stiftung  ju  erlennen, 
in  ber  bie  Schallquelle  liegt.  3lai>  3Jerfud)en  von 
tHapIeigb  C1S77)  orientierte  fitb  ein  Dbr  allein  falfcb 
über  ben  Ort,  von  »o  ber  Son  einer  Stimmgabel 
auaging,  beffer  jebod)  über  bie  Siidjtung,  in  ber 
eine  menfaMidje  Stimme  erflang.  9tacp  Skrfucben 
uon  ü)tad)  ift  c*  mabrfdjcinlicb ,  ba^  nur  febr  bobe 
^önc  auf  bcibcObten  ungleich  toirfen  tfinnen,  toas 
in  ber  Steinbauferfcben  Jpeorie  nidjt  berüdfi(btigt 
ift.  hiermit  mürbe  ftcb  aud)  ber  fdjeinbare  2Biber= 
fprueb  jmif*cn  Steinboufer  unb  SKaplcigb  auf' 
lldren. 

«in=bafeftsfoI«  (tatar.),  bie  taufenblöpfige 
Ööble,  fo  genannt  »egen  ibrer  jabllofen  9Serjroei= 
gungeu,  befinbet  [\<b  in  ben  »eftl.  Slusldufern  beS 
Sfcfcatpr^agb  auf  ber  Joalbtnfel  Ärim  unb  ift  burd) 
prdbiftor.  gunbe  bemerfenöroert. 

«tncfic  (fpr.bfingfdj),Stabt  in  ber  belg.  ^robinj 
£ennegau,2lnonbilKment5buin,  17  km  ßftlid)  t?on 
lÖton3,  an  ber  öaine  unb  an  ber  SMnie  Jörüffel« 
8cauffltie<  (Sub)^atne^St.  ^imc:Crqueline&  ber 
Selg.  Staatebabnen,  bat  (1899)  11427  Q.,  s^oft, 
Jelcgrapb;  gabrilation  ber  foa.  Flenn  a  plat  für 
bie  JBrüffeler  Spitjen.  —  Sgl.  Sejeune,  Histoire  de 
la  Tille  de  B.  (93ind>e  1890). 


©inbc,  gaScie,  in  ber  Slnatomie  eine  }eb- 
nige  £aut,  belebe  eine  ober  mebrere  ÜJtuMeln  um= 
giebt  (f.  SBdnbcr). 

3n  ber  (Sbirurgie  beifet  95.  ober  23anbage  ein 
3eugftreifen  oon  viel  größerer  Sdnge  ali  Sreite, 
mag  biefer  nun  aud  einer  einfacben  Sage  befteben 
ober  burd?  3ufammenf alten  eincd  breitem  3«ug: 
itüd*  b<rgeftellt  fein.  5)ie  üerfdjiebenften  leinenen, 
baumwollenen  ober  mollenen  Stoffe  tönnen  >ur 
Anfertigung  von  93.  benufet  merben.  81  m  bdufigften 
bebient  man  fidj  ber  23.  au*  Seintoanb,  SlanelJ, 
©ummigetoebe,  2rifot,  ©aje  (UM).  2)iefe  93. 
»erben  au*  einem  Idngcrn  Seugftüd  berau*geriffen 
ober  berau£gefcbnitten.  81  ud?  93.  au*  breitem  23anbe 
finb  im  ©ebraud).  !?ie  23reite  ber  93.  fdjwantt  je 
nad)  bem  beabficptigten  3wcde  j»ifd?en  3 — 10  cm, 
ibre  Sdnge  jmifdjen  1—8  m.  3ft  ber  Streifen  nur 
einfad)  aufgerollt,  fo  nennt  man  bie  93.  eine  eil* 
fadbedtollbinbe;  finb  beibe  Guben  gerollt,  fo  ent= 
ftebt  bie  boppelte  üHollbinbe.  gür mandx gmtäi 
vermenbet  man  au*  mebrern  Stüdcn  jufammenge^ 
fe|te  93.,  }.93.T=93inben,mel!fipfige93.  3bre  93eftim: 
mung  ift  im  allgemeinen,  bie  auf  nmnbe  unb  tränte 
Seile  gelegten  $edmittel  (Itompreffe,  Salbenlappen 
u.  f.  n>.)  3u  firieren  ober  burd)  3ufl  unb  2)rud  eine 
Öeilmirtung  ben>orjubringen,baber  fie  befonber*  bei 
ber  93ebanblung  ber  9Bunben  unb  ©efdjmüre,  ©e 
fcbioülfte  u.  f.  n.  an  duiern  Seilen  Slnmenbung  n  i  • 
ben,  ober  verlebte  ober  entjünbete  Seile  rubtg  ju 
ftellen,  fo  entjünbete  ©elente,  gebrochene  ©lieber. 
93ei  93rüdKn  roenbet  man  jur  fidjern  ©rreidjung  be* 
Cffett*  ftarr  unb  feft  »erbenbe  33.  (®tp*--,  ®an«= 
gla*binben  u.  f.  m.)  an.  Xie  Anlegung  ber  93.  nnrb, 
naebbem  fie  ju  einem  f og.  93inbentopf  aufgerollt  fint, 
nacb  beftimmten  Siegeln  Dorg^enommen ,  rooju  ftet-5 
©efdjid  unb  Übung  erforberltd?  Tinb.  (S.93erbanb.> 

Über  93.  in  ber  fccralbit  f.  93alten. 

iöiubcgctücbc,  3cllgemebe  (tela  cellalosa), 
ein*  ber  allgemeinften  unb  am  meiften  verbreiteten 
organifeben  ©emebe.  S>ie  eigentlidjcn  ©etvebe  bei 
tierifdSen  Äörper*,  ttie  bie  vJ)Iu*felbünbel,  Nerven, 
"Srüfenbeftanbteile  u.  f. liegen  meift  nidjt  einfadi 
ancinanber .  fonbern  »erben  burdb  eine  au*  feinen 
gdben  beftebenbe  Subftanj  jufammcngebalten,  burd) 
ba*  93.  3n  biefem  ^alle  bilbet  ba*  93.,  meld>e* 
jene  ©en?eb*beftanbtctlc  umftridt,  tein  felbitdnbigc« 
©emebe,  fonbern  nur  ein  &ilf*organ.  ^n  ber  Um: 
gebung  größerer  ©emeb*maffen,  }.  93.  ber  5)rüien, 
ganjer  l'?u*teln  unb  9Ru*lelmaften,  tritt  e*  jebod) 
ju  feften  Jödutcn  jufammen,  meld>e  jene  f Reiben- 
ober  fapfelförmig  einbüllen;  ebenfo  bilbet  e*  bie 
©runblage  ber  pautartigen  überjüge  ber  £eibee= 
böblen  unb  ber  eigentlicpen  ^aut  an  ber  Äorpert 
oberflddje.  3>"ifcben  gröfeern  ©croeb-smaffen  (j.  93. 
ber  öaut  unb  ben  barunterliegenbcn  2Jlu*teln)  bilbet 
e*  eine  lodere,  jellifle  Sföaffe,  bie  3cllge»«be  beifet. 
Xa*  3cllgen>ebe  gebort  ju  ben  einfa*ftcn  ©emeben 
De*  Körper*.  C*  erfdbeint  unter  bem  3Jlifroftop  in 
ber  gorm  feiner,  langer,  »eiliger,  oft  untereinander 
verfiljter  gdfereben.  9Bdbrenb  bie  tomplijierter  ae: 
bauten  ©emebe  nad)  ibrem  93erluft  nur  in  feltenen 
gdUen  »ieber  erfe^t  »erben,  entftebt  93.  überall  ba, 
»o  folcpe  93erlufte  ftattgefunben  baben;  e*  ift  bie  be= 
lannte  ^arbenfubftanj.  (S.  9Jarbe.)  Gbenfo  ift  t* 
au<b  bei  trantbaften  9teubilbungen  beteiligt.  Seine 
d>em.  9tatur  ift  babureb  djaraneriftert ,  baf>  e*  beim 
Äodben  fieim  giebt  unb  bei  3ufatj  von  CifigfduTe 
aufquillt  unb  burcbfidbtig  »irb.  Cine  eigcntümliie 
üUebififation  ber  93inbege»eb*fafern  finb  bie  fco. 


Digitized  by  Google 


ömbegetuebgentaiinbung  —  ©inbing 


1007 


elaftifdjen  ftafern,  bic  fid)  befonberS  in  ben 
Vdnbern,  ©efä&en  unb  im  Sungengeroebe  finben 
unb  bie  grofee  Glafticität  biefer  Organe  bebingen. 

© t iibcgcrucbccntjünbung ,  3  c  1 1  g  e  to  e  b  i  ■■ 
entjünbung  (Cellulitis.  Phlegmone).  V.  (ann 
wegen  bet  großen  Verbreitung  be«  Vinbegeroebe« 
(f.  b.)  faft  an  allen  Stellen  bc*  Körper«  auftreten,  be; 
fdllt  aber  mit  einer  gereiften  Vorliebe  ba*  Unterbaut: 
jellgerocbe  ber  Grtremitdten ,  beS  $>a[)ti,  ber  roeib- 
licbcn  Vruft ,  ber  Slcbfclböble  unb  wirb  meift  bureb 
Vafterien,  namentlid)  StappblofoHen  (f.  Giter  unb 
Giterung)  erregt,  »eldje  burd)  $öunben,in«befonbere 
Ouetfd)rounben  ober  burd)  tleinftc  äautriffe  in  ba3 
Unterbautjellgeroebc  einbringen.  Tic  afute  V.  be> 
ginnt  geroöbnlid)  mit  lieber,  Sdjroellung,  Rötung 
unbSjpmerjbaftigfeitberöaut  unbfübrtinbersJRegel 
rafcb  ju  Gitcrbilbung,  oft  aud)  iu  branbiget  3er* 
ftörung  be«  Unterbautjellgeroebe«.  Die  Vebanblung 
erforbert  möglicbft  frübjeitige  gro&e  Ginftbnitte  »ur 
Entleerung  beä  Giter*  foroie  forgfdltige  antifeptifdje 
Verbänbe.  Ginen  mehr  fcbleicpenben  Verlauf  nehmen 
bie  fog.  interftitiellen  Gntjünbungäprojefie, 
roelcbe  m  bem  Vinbegeroebe  ber  innern  Organe  (Ceber, 
9iieren,  Hungen,  feerj  u.  a.)  auftreten;  fie  fübren 
meift  sur  narbigenScbrumpfung  ober  Girrbofe  (f.  b.)  ! 
be8  betreffenben  Organ*. 

«inbebaiit,  f.  »fuge. 

« inbeh  au  ten  t  jünb  ung ,  93inbebautla= 
tarrp,  f.  Äugenentjünbung. 

©iubetfen,  in  bet  ©laafabritation,  f.  ©la§. 

«inbemittel,  flüffige  ober  tnetbare  Staffen,  bie, 
jroifcben  bie  Verüt/rungSflddben  ber  su  oerbinbenben 
Slörper  gebraebt,  nad)  bem  Grbdrten  eine  feftc  Ver> 
binbung  berftellen.  Da§u  ift  notroenbig,  bafe  bie  V. 
an  fid)  eine  genügenb  grofee  KoI)äfion  foroie  eine 
genügenbe  Slbbäfton  in  Vejug  auf  bie  ju  Derbin* 
benben  Körper  befifcen.  3™  Vautoefen  gebraucht 
man  jur  Verbinbung  ber  Vaufteine  bie  Hörtel 
(f.  b.)  unb  demente  (f.  b.),  in  anbern  tedjnifcben 
,Sroeigen  oerfebiebene  Kitte  (f.  b.).  —  3"  ber  SR a* 
lerei  beiden  93.  bie  Subftanjen,  bie  ben  färben 
beigemifd)t  roerben ,  um  fie  flüifig  unb  baftenb  ju 
marten,  roie  Cl,  £arj,  fieim  u.  a.,  f.  Ölmalerei  unb 
Sempera. 

«inbec,  als  Stein,  f.  Steinoerbfinbe;  93.,  als 
«allen,  f.  Dadjftubl. 

itfinbcr,  2JtatbUbe,  f.  Kaufmann,  3tler. 

üöinberbarte,  V  reit  bade,  ein  bem  Vreitbeil 
(f.  b.)  dbnlidje«  Vöttcberroerfjeug,  baä  geroöbnlid? 
etne  270  mm  lange  bogenförmige  Sdjneibe  unb 
einen  450—600  mm  langen  Stiel  tat. 

fBtaberei,  berjenige  3»eig  ber  ©ärtnerei,  roel; 
eber  ficb  mit  ber  3ufammenfteuung  abgefdmittener 
Vlumen  unb  fonftiger  Vflanjenteile  ju  VouquctS 
(f.  b.),  Ktdnjen  u.f.ro.  befafct.  SDtan  unterfepeibet  V. 
mit  frifebem  unb  getrodnetem  ÜJtaterial.  3"  erftcrer 
finben  frifdje  93lumen,  grüne  unb  bunte  Vldtter, 
beblätterte  3roeige  unb  jierenbc  grudjtftdnbe  Ver- 
roenbung,  rodbrenb  fid?  baS  getrodnete  Material 
au8  eigene  baju  bergeridjteten  99lumen,  93ldttern, 
(^räiem,  ilJloo*  unb  ^rücbten  jufammenfetjt,  fclbft 
tünftlicbe  Vlumen  aus  Vapier  ober  Stoff  ftnb  nid?t 
au$gc)(blofien.  2w  (ünftlicb  getrodneten  Vflan)en< 
teile  tommen  entroeber  in  natürlid^er  ^drbung,  ober 
burd)  Sdjroefelbämpfe,  roie  aud)  auf  anbere  ärt 
flebleicbt  jur  Verarbeitung;  ferner  roerben  fte  mel* 
fad?  einer  {ünftlidjen  Färbung,  Vronjierung,  Vcr< 
filberung  unb  Vergolbung  unterworfen,  feaupt' 
fdcblid)  ift  Orfurt  al«  &fflbfla*  für  biefc  Slrtitcl 


beroor}ut;eben,  oon  roo  aus  piermit  roie  aud)  mit 
fertigen  IKatartbouquet«  (f.  b.)  ein  bebeutenber 
Grport^anbel  betrieben  roirb.  —  Vgl.  Sdjmibt,  2)ie 
Vinbetunft  (erf.  1892);  Dlber|j,  5Dlufterbldtter  ber 
Vinbehmft  (50  Jafeln,  ebb.  1899),  unb  bie  3ad?jeit= 
fdjtift  für  V.,  «Die  Vinbehmft»  (ebb.  1897  fg.). 

fBinbergefpärre,  f.  ©ebinbe  unb  Sparren. 

fBtabcrmcffer,  ein  ©erljeug  jum  Vearbeitcn 
ber  Sleifen,  §um  Vebauen  unb  Spalten  «einer  6olj= 


ftüde,  aud)  jum  ßin»  unb  tlu#fd)lagen  ber  Spunbe 
foroie  ju  einer  Slnjapl  fleinerer  3frbeiten.  Q&  ift 
einfeitig  }ugefd)drft;  mit  ber  febrodebem  Spi&e,  an 
ber  bie  Scbneibe  fortgefefet  ift,  erfaßt  man  bie  ^af>- 
fpunbe,  um  fie  au«)utcben.  SJMt  bem  breiten  9lüdeu 
be§  V.  laffen  fidb  bie  Spunbe  roieber  einfdjlagen. 
(5.  oorftebenbe  3'iflut.) 

»inberfee,  j.  Sämiger  See. 

»öinberfto^banf,  f.  ^obel. 

©inbefolot,  f.  ©artenfalat. 

Winbcf ubftan j,  f.  ©eroebe  unb  ^iftologie. 

SBinberoort,  f.  Konjunftion. 

©inbf aben,  f.  Seil. 

©iubfabctttelcpbon,  f.  Telephon. 

©inbtng,  Karl,  Kriminalift,  geb.4.3«ni  1841 
;u  ^rantfurt  a.  Wt.t  befud)te  tai  ©omnafium  ba= 
felbft  unb  ftubierte  in  ©öttingen  unb  $>eibelberg 
^uriSprubcnj  unb  @efd)id)te.  1864  habilitierte  er 
mt'  ui  .t>cibelberg  befonberä  für  bie  Iriminaliftifdben 
Jddber  mit  ber  Äbt/anblung  «De  natura  inquisi- 
tionis  Processus  criminalis  Romanorum»,  würbe 
1866  orb.  Vrofeffor  in  Vafel,  1870in5reiburgi.Vr., 
1872  in  Strasburg,  1873  in  Seipiig.  (Sr  fdjrieb: 
«Sa«  VurgunbifdjoHomanifdje  Königreich»  (Vb.  1 : 
«@efd)id)te>>;  mit  einer  Vellage  3D.  SBadernagelv 
über  bie  Spradbe  unb  Spracbbenlmdler  ber  93urgun= 
ben,  SJp».  1868),  «2)ie  formen  unb  ipre  Übertre= 
tung»  (Vb.  1 :  «formen  unb  Straf gefefce»,  ebb.  1872 ; 
2.  3lufl.  1890;  Vb.  2:  «Scbulb  unb  Vorfalj»,  1877). 
«2)er  ©ntrourf  eine«  Strafgefe|bud)S  für  ben  9torb= 
beutfdjen  Vunb  in  feinen  ©runbfä&en  beurteilt» 
(ebb.  1870),  «Der  &ntagoni3mu$jroifd?en  bem  beut: 
fd?en  Strafgefehbucbe  unb  bem  (rntrourfe  beS  bab. 
(Sinfübrung-Sgeielieä  baju»  (Sreiburg  1871),  «3)ie 
gemeinen  beutfdjen  Strafgefe^bücber  Pom  26.  fabr. 
1876  unb  oom  20. 3uni  1872.  Ginleitung»  (2.  »ufl., 
ßpj.  1877),  «Die  brei  ©runbfragen  ber  Drganifa: 
tion  beä  Strafgeridjtö»  (ebb.  1876),  «©runbrife  be§ 
gemeinen  fceutieben  StrafredjtS»  (I.  Ginleitung  unb 
allgemeiner  Steil;  5.  Aufl.,  ebb.  1897;  U.  Vefom 
berer  Seil,  ebb.  1896  fg.),  «©runbrife  be§  beutfd?en 
Strafprojefered?!«»  (4.  Slufl.,  ebb.  1900),  «Die  ©rün= 
bung  be^  9torbbeutfdjen  Vunbed»  (ebb.  1889),  «Die 
Gbre  unb  tbre  VerleBbarleit»  (ebb.  1892),  «Der 
Verfud)  ber  9ieid)ggrünbung  burd)  bie  VaulSttrcp e 
in  ben  3. 1848  unb  1849»  (ebb.  1892),  «Die  nd)t- 
liebe  Stellung  be#  Kaifer«  im  peutigen  Deutfdjen 
9ieid?e»  (DreSb.  1898).  Unter  feiner  Leitung  erfdjeint 
ein  «Softemati  it  l  *5anbbud)  ber  beutfdben  :Ked".-. 
roiffeniebaft»  (i'pj.  1883  fg.).  2tud?  giebt  er  «DeutfAc 
Staat«gtunbgcfelie  in  biplomatiieb  genauem  3tb: 
brude»  (i'pj.  1893  fg.)  beraub.  Die  oon  V.  in  fei- 
nem burd)  Sdjarffinn  unb  ©efefcedlunbe  au^geicieb- 
neten  «$>anbbud?  be*  StrafrecbtS»  (Vb.  1, 2pj.  1885) 


Digitized  by  Google 


1008 


SBinbraban  —  Singcrbrücf 


r e vf cd'tcr.c  9t c rm< ntbeorie  bat  ju  tieferer  Grfaffung 
ber  @efe&gebung«tea?nil  Mnlafe  gegeben, 
©inbraban,  inb.  ©allfabrteort,  f.  iDtatbura. 
Qiitbf(t)cblerfd)e#  Wrüttr  f.  ^nbamine. 
iBinbuna,  in  ber  ©eberei  bet  »llgemeinbegrifi 
be«ienigen  ©efe&e«,  na*  bem  bie  gegenteilige  95er* 
iebränfuna  von  Letten  unb  Scbufcfäben  beftimmt 
ift;j.  33.  öcinroanb',  Köper-,  Ätla«--,  Äreppbinbung 
«tttne,  f.  Wnge.  ((f.  gabcngebilbe). 

*»iTtgclfrdur,  f.  Mercurialis. 
^iitflclrDci^cii,  f.  5Dcijcn. 
fingen.  1)  ftreii  in  ber  befi.  ^rovinj  SRbein 
beffen,  bat  (1895)  38209,  (1900)  -40486  G.,  2  Stäbte 
unb  21  Sanbgemeinben.  —  2)  ftrei*ftaM  im  Ärek- 
in  reijenber  Umgebung  linf«  am  SRbein  ge= 
legen,  an  ber  SJlünbung  ber 
9iabe,  über  weldje  bie  alte  fog. 
2)rufu«brüde  unb  eine  Gtfen 
babngitterbrüde  na*  Finger? 
brücl  (f.  b.)  fübrt,  an  ben  fil- 
men ftrantfurt:sJtainj:5Mnger: 
brüd  (68,7  km)  unb  33.=2Ilorm? 
(63,4  km)  ber  '•ßreup.  unb  t>eif. 
Gifenbabn,  «Station  ber  iRbein= 
bampffdnfiabrt  (^annbeim^ftöuvdtotterbam),  Sih 
be«  tfrei«amte«,  eine«  3lmt«gericbt«  (2anbgeri*t 
JJiatnj),  3o\l=,  öauptjtcueramtc«,  einer  £>anbei«tam= 
mer  unb  fleidjebanfnebenjteUe,  bat  (1900  )  9670 
G.,  barunter  2261  Gvangelifdje  unb  722  3«taelitcn. 
tWtamt  erfter  Älafie,  lelegrapb,  fpdtgotifcbe  fatb. 
Warrlirdje  (15.3abrb-)  mit  erneuter  roman.  flrppta 
( 1 1.  ,\.ibrl\',  tatb.  (ÄapujinerOÄircbe,  evang.  MiraV, 
Spnagoge,  töealfdmle  mtt  ^rogpmnafium,  iMbctni= 
fdjel  !Xedmifum  für  lllafdjinenbau  unb  Glettro; 
tedjnit,  ein  1863  in  mittelalterlid>em  Stil  reftau 
rierte«  SRatbau« ,  ©a««,  SBaffer*,  Glettricttdt«werl, 
neuen  Stntcrbafcn ;  bebeutenben  SBcinbau  (bcrübmt 
ber  Sdjarlacbberger),  Sdjaumtvem - ,  Jabah 
fabrifen,  ©erbereten  unb  bebeutenben  Sd)ifi«vertebr 
jf,  Reffen,  ©rofeberjogtum).  über  ber  Stabt  erbebt 
fid)  bie  1689  von  ben  #ranjofcn  jerftörte,  1854  von 
ibrem  bamaligcn  Wcfitjet  Krobn  in  Köln  lieber  auf' 
gebaute,  \<bi  ber  Stabt  gehörige  23urg  fll opp  mit 
ftäbtifeber  Slltcrtümerfammlung,  im  3)littelaltcr  ein 
berübmte«  jlaftell,  von  bem  au«  Äaifer  ^einrieb  V. 
feinen  9)atersIBeibnad)ten  1105  gefangen  nacb  Södel* 
beim  bringen  lief?.  Die  33urg  ift  röm.  Urfprung« 
unb  roabncbcinlid?  bon  2)rufu«  jum  Sdjufce  be* 
Orte«  Gingium  ober  33incum  angelegt.  Cftlid; 
von  ber  Stabt,  104  m  über  bem  iHbein,  ber  :Ho 
di ulberg  mit  einer  jum  Snbenlen  an  bie^kft  1666 
erbauten,  1814  erneuerten,  12.^uli  1889  bureb  53li& 
jerftörten  unb  18.  ?lug.  1895  tvieber  neu  getveibten 
JtocbuslapcUe  unb  einem  auf  bem  fog.  Scparladr- 
topf  e  1887  erbauten  3lu4fid)täturme  (21  m).  1814 
war  ©oetbe  jur  Seit  bee  :Hodm«fcfte«  in  93.  an= 
loefenb  unb  binterliefe  ber  Äircbe  al«  änbenten  ein 
söilb  be«  beil.  JHocbu«  (von  fiuife  6eibler),  ivclcbe« 
au«  bem  33ranbe  gerettet  rourbe.  Unterhalb  58.«, 
am  ftufee  be«  JHübe^beimer  Söerge«,  bad  betannte 
iöinger  2od)  im'Jibein,  eine  Stromenge,  bie3abr= 
bunberte  binburd)  bie  Sdjiffabrt  erfdjroerte,  feit 
1834  aber  burd>  Sprengungen  von  ber  preufe.  9tc= 
gierung  auf  66  m  verbreitert  ift.  itier  ftebt  mitten 
im  Strome  auf  einem  Reifen  ber  fog.  SJtfiuf  eturm, 
»vabrf*einlid>  um  tai  3-  1000  vom  viJlauijier  Grj= 
büdjof  ©illigi«  jum  ^roedc  ber  ?anbeövertcibigung 
erbaut,  berübmt  jebod)  burd?  bie  Sage,  bafe  in  bem= 
fetten  Grjbifd?of  fiatto  von  ^tainj  von  ben  QHaufen 


gefreffen  »orben  fei.  Seit  1856  restauriert,  bient 
ber  Jurm  jum  ©eben  von  ÜBarnungeftgnalen,  trenn 
tvegen  eine«  b^ranfommenben  Scbiff«  ba»  ^tnacr 
Üod)  nidjt  ju  pafficren  ift.  Ö.  gegenüber  bas  3ktic 
nalbenfmal  jum  31nben!en  an  ben  Ärieg  von  1870 
unb  1871.  (S.  9iieberwalb.)  —  3m  3.  70  ru  Gtr. 
fanb  bei  Gingium  eine  Scblad;t  ;ivt« abett  ben  Rö- 
mern unb  aufltänbigen  ©alliern  ftatt.  3Rittel= 
alter  mar  58.  (freie  sJleid)*itabt  unb  ein«  ber  erften 
Hiit^liebcr  be«  rpein.  Stdbtebunbe«.  3m  ^rtifeig-- 
idbrigen  ftriege  mürbe  e«  mieberbolt  erobert  unb 
1689  von  ben  tyranjofen  jerftört 

Finger,  fioui«  ©uftave,  franj.  Dfftjier  unb 
Mfrilareifenber,  geb.  14.  Ott.  1856,  jog  bureb  brei 
maligen  länget  anbauernben  Slufentbalt  in  Sene 
gambien  bie  auf merlfamteit  be«  franj.  ©ouvemeurc- 
unb  ©enetal«  ^aibberbe  auf  fia)  unb  erbielt  beffen 
Unterftüfcung  tür  fein  großartige«  iReifcimtemeb 
men,  vj{orbtt5eftafrifa  vom  obeni  sJliger  bi«  3ur  Äüjte 
von ©uinea  ju burd;gueren.  S.reifte  1887  von  SBara 
malo  über  ^enetu  nad)  Silaff  ounb  füblicb  nacb  Äong, 
ba«  er  20.  gebr.  1888  erreid?te.  Gr  fteüte  bier  f eft,  ba| 
ba«  bi«bet  auf  ben  Äarten,  wenn  aueb  mit  (Trag^ 
jeieben,  eingetragene  Äonggebirge  aar  nid>t  epftiert, 
bab  bie  ©afferfdjeibe  jtoiid)en  ben  3uflüffen  }um3ii< 
ger  unb  ben  nacb  bem  ©olf  von  ©uinea  füblicb  ftrö 
menben  ^lüffen  2abu  (33anbamma)  unb  Sllba  (ober 
ftomoe)  in  einer  faft  unmertlid^en  Sobenerbehma 
beftebt  unb  etwa  unter  10°  nörbl.  95r.  unb  5*  roeftl.  iL 
von  ©reenmid)  liegt.  3Jon  Äong  roanbte  ficb  9. 
nacb  Horben  unb  über  ben  Scbroarjen  3?olta  bei 
iöoromo  öftlid)  nad)  Sagabugu  (3uli  1888).  Sur 
Umtebr  naa>  6üben  gelungen,  erreiebte  er  burd» 
©urunfi  im  Cltober  Salaga,  bann  ftintampo  unb 
IBontulu.  &m  5.  ( \an.  1889  traf  er  in  ftong  mit  ben 
ibm  entgegengefanbten  ^reicb^Sapl^ne  jufammen 
unb  folgte  mit  biefem  vereint  bem  2auf  be«  2l!ba 
bi«  @rofj-93affam  an  ber  Glfcnbeinlüfte.  Sur* 
Verträge  mit  ben  Häuptlingen  in  lieba,  Äong  unb 
Sontutu  ftellte  er  bie  weiten  SMnbeTftredcn  jtmidxn 
bem  obern  ÜRiger  unb  bem  SBufen  von  ©uinea  unter 
franj.  Ginflub  unb  njic«  bem  JöanbeUverlebr  nad» 
ber  franj.  Kolonie  ©rofes58affam  neue  ©ege.  Gr  bt; 
febrieb  feine  Steife  in  bem  jtveibdnbigen  wmt;  »Dn 
Niger  au  Golfe  de  Guinee»  (^Jar.  1891).  iB.  murbf 
1892  an  bie  Spifte  einer  neuen  ÜDtiffion  jmed^  9b 
arenjung  be«  franj.  unb  engl.  2erritorium«  im 
Slfdjantigebiet  geftellt  unb  »ar  1896  ©ouvemeur 
ber  franj.  Glfcnbeinlüfte  unb  1898  Xireftor  im 
franj.  fiolonialminifterium.  1895  erfebien  von  ibm 
«Esclavage,  islamisme  et  christianisme»  ($ari«K 

©ingerbrücf,  SBeiler  im  Mrd»  Itreujncub  be* 
preufi.  iHeg.:9ej.  fioblenj,  lint«  am  :Kbo;n ,  an  ber 
iDlünbung  ber  9tabe ,  fingen  (f.  b.)  gegenüber,  an 
ben  Sinien  Äöln»5ranlfurt  a.  Tl.,  S.-3ieunhrd?en 
(120,60  km)  unb  ber  "Nebenlinie  S^Sangcnlo^beim: 
Simmern  (45^  km)  ber  $reufe.  Staat«babnen ,  bie 
burd?  eine  ©itterbrüde  über  bie  flabe  mit  bem  Sabn 
bofe  bei  Sflingen  unb  bureb  eine  Dampffäbre  über 
ben  dlbcin  mit  ber  Slaffauifdjen  Gifenbapn  bei  dlü 
be«beim  verbunben  ftnb,  urfprünglicb  nur  preufc. 
©renjpoftftation  unb  3oUamt  unb  bi«  jum  Seginn 
ber  Gifenbabnbauten  nur  au«  4  Käufern  mit  23  G. 
beftebenb,  ift  Sih  ber  Sürgermeifterei  ©albaiger 
beim  (f.  b.,  »b.  17)  unb  bat  (1900)  2482  G.,  bar^ 
unter  976  Gvangelifdje  unb  29  3«raelitcn,  ^Joftamt 
jweitcr  Älaffe,  Xelegrapb,  fatb.  Äirdje,  S«afierici= 
tung:  ®eingrobbanbcl,  Siegel'  unb  äattbrennerci. 
mit  bem  3Jtäufeturm  (f.  Singen)  gebört  jur  &t- 


Digitized  by  Google 


«iiigcr  SJcputicrtcnfonöent  —  Binnenreim 


1009 


meinbc  2ü  eil  er  bei  33.  (auch  ©cilcr  bei  93ingcn  1 
Genannt),  3  km  im  ffi.  pon  93.  Tai  Torf  ©eiler 
bat  14  IG  meift  tatb.  G. 

*&in<iev  Tcputiertcnf  emuenr,  f.  Webcrwalb: 
^eputicrtenlonocnt. 
xBiiiflcr  Sodj,  f.  Striaen. 
iBinßfjautton  (fpr.  btngdmmt'n),  yauptftabt 
bei  ©ountp  93roome  im  norbamerif .  Staate  Weuporf , 
an  Per  Bereinigung  beS  Gbcnango  unb  beS  5uSque= 
banna,  Änotenpunft  ber  9leuporh,  2afe--Griej  unb 
^Seftern»,  ber  ^Delaware*,  £adawanna=  unb  SBeftern- 
unb  anberer  93abnen,  ift  febön  angelegt  unb  bat 
bebeutenben  £anbel,  beträchtliche  unb  pielfeitigc 
Snbuftrie  unb  (1890)  35005  G.,  4  Tanten  unb 
2Sparbanlen ;  <jabrifation  Pon  Gbemilalien,  öanb« 
iebuben,  Rapier,  {jdffern,  SBerljeugen,  Maschinen, 
Scbupen,  Knöpfen,  Gigarren,  femer  ©erbereien, 
WlaS*,  Gifen*  unb  Roblenmerte  unb  Steinbrüche. 

©itifllct)  (fpr.  -Ii),  6tabt  im  9Beft»9Ubing  ber 
engl,  ©raffdbaft  s3orf,  am  redjtS  jur  Dufe  gebenben 
Jlire  unb  am  2eebS=2h>erpoohRanaI,  8  km  im  9MB. 
von  »rabforb,  bat  (1891)  10023  G.,  Sabrilcn  für 
J^ollroaren  unb  Rammaam. 

SBinaner,  Slbrian,  ^urift,  geb.  2G.  Sept.  1830 
*u  Rarlsnibe,  ftubierte  in  fceibelberg  unb  JBerlin 
:H>cbtSwiffcnfcbaft ,  trat  bann  in  ben  bab.  Staats» 
bienft,  in  bem  er  1866  jum  ^uftijminifterialrat  auf» 
rüdte,  unb  ift  feit  Grridjtung  beS  StcicbsgericbtS  in 
Üeipjia  (1879)  Sorfi&enber  beS  jweiten  GioilfcnatS 
( für  rpein.  9tecpt).  1899  würbe  er  jum  ffiirtl.  ©e= 
heimrat  mit  bem  ^rdbitat  Grcellcnj  ernannt,  Gr 
veröffentlichte  auper  Stuffdttcn  in  gachjeitfebriften 
inSbeionbcre  lommcnticrte  Ausgaben  ber  bab.  Gin« 
iüprungSgef  epe  jum  Sieich  Sftrafgefehbucb  (mit  Gifen* 
lobjr,  fceibclb.  1872)  unb  ju  ben  Steicpöiuftijgefepen 
(ebb.  1879),  eine  HuSgabe  beS  93abifcbcn  ÖanbrcdjtS 
i  n  neuer  gaff  ung  nebft  ergän  jenben  @ef  epen  (SRannb. 
1879),93emerlungcnju  bem  Gntwurf  eines  Seutfcben 
Bürgerlichen  ©cfepbucbeS  (im«Säcbf.  Hrcpiv  für 
bürgerliches  töcebt  unb  $rojep»,  1891). 

BtagM>$ftftl'  93inaÖl*Äala  (b.  p.  ©ebirge 
ber  tauicnb  Cuellen),  groper  vulfanifeber  ©ebirgS» 
»ug  im  armenifepen  älpenlanbe,  bilbet  bie  Gaffer; 
f epeibe  $roif eben  ben  beiben  Quellftrömen  beS Gupbrat 
unb  trdgt  bie  Duellen  beS  »ras.  25er  bödijte  ©ipfel, 
ber  Senpr*  (b.  i.  2imur-)  flala,  Äara  =  Äala  ober 
)(ale « Dagp ,  pat  3300  m  £öbc. 
iöinion,  f.  3lmbe. 

fttnna,  linier  3uflufe  ber  Mpöne  im  iebweij. 
Ranton  SöalliS,  entftept  in  2070  m  ööpe  bureb 
bie  Sereinigung  mebrerer  com  Dfcnporn  (3243  m) 
unb  bem  nlbrunpafe  (2410  m)  tommenben  Cucll« 
bdebe,  burcpfliefit  baS  Winnenthal  unb  münbet  nach 
17  km  in 900  m £öbe,  2 km  fübweftlicp  Pon  SBiefcp. 
93ei  ^mfelb  an  ber  23.  jweigt  ber  Söeg  jum  wenig  bt- 
tretenen  Hlbrunpafe  unb  jum  ©eippfabpap  (2550m) 
ab;  ein  Seitentbal  fteigt  jum  Stitterpap  (2762  m) 
auf.  Sllle  brei  Übergänge  führen  in  baS  ©ebiet  ber 
Joce  unb  bamit  jum  2aao  ÜJlaggiorc.  2)aS  93in  = 
nentbal  liefert  ben  heften  3Dallifcr  fläfe  unb  ift 
bureb  febr  feltene  Mineralien,  33innit  (f.  b.),  Slero= 
tlas,  Ibufrenopftt,  Morunb,  Surmalin  u.  a.,  berühmt. 

«inncnalfter,  f.  Alfter  unb  Hamburg. 

©inncnbcirfi,  ein  jum  Scburj  beS  öauptbcidjs 
angelegter  3Dall ,  um  biefen  cor  etwaigen  Uber« 
icfcroemmungen  oon  ber  fianbfeite  ju  fiebern. 

^inucneber,  f.  eviheber. 

«inncnfifrtjcrci.  f.  ^jifeberci. 

tttrtnenjlfct,  f.  iöinnentief  unb  Siel. 

«Te<r»jflU»' »ontKTfationl  ßfrifoii.  14.  flufl.   R.IL  II. 


ftinnenffafen,  ^ejeiebnung  bes  innerften  Seils 
eines  öafenS  (f.  b.).  Tcv  33.  ift  gctDöbnlicp  burd? 
ÜJlolen  (f.  b.)  unb  2öellenbred)er  (f.  b.)  gegen  bie 
Ginflüffe  beS  Seegangs  (f.  b.)  gefcbü&t.  ^n  ben 
bem  Gbbc*  unb  ^lutrcecbfel  ausgefegten  ©eivdifern 
toerben  bie  J8.  faft  ftets  als  bebleuf enbdfen 
gebaut,  b.  b.  Tie  bilben  burd)  Scpleufen  Döllig 
gefdjloffene  SBaffmS.  2)ie  ©affertiefe  in  benfelbeu 
ift  genjöbnlicb  fo  bemeffen,  bafe  fie  bei  geöffneten 
Scbleufen  unbfioebroaffer  ben  tiefftge^enben  Schiffen 
genügt;  infolgebellen  unb  um  biefen  SBafferftanb 
beftdnbig  in  ben  üb.  erpalten  ju  lönnen,  bürfen  bie 
Scbleufen  nur  um  bie  ;',cu  beS  ^ocb.roafferS  jum 
Surcblaffcn  »on  Scpiffen  geöffnet  »erben.  3n 
$eutfcblanb  fmb  berartige®.  in  fflilbelmSbaoen  für 
bie  Kriegsmarine,  in  93remerpapcn  für  ben  5torb= 
beutfdjen  Slopb,  ferner  am  SuSgang  beS  9lorboft= 
feelanalS  bei  Brunsbüttel  an  ber  Glbe.  5)ie  grofeen 
^onboner  2)odS  finb  ebenfalls  B. 

©inncnbanbcl^iv^anbcl  innerbalbber  @ren= 
jen  eines  fianbeS,  eines  iRcicps  ober  eines  3olU 
oereinS,  f.  öanbel. 

iBiunenfonttoUc,  f.  Sinuenlinie. 

Jöinncnlanb,  gewöbnlid)  ^ejeiebnung  ber  mebr 
ober  weniger  pon  ber  j?üfte  entfernt  liegenben  Icile 
einer  gröfern  tontinentalen  9Raffe,  im  @egenfa| 
jum  ßüftcnlanbe ,  pon  bem  eS  ftcb  bejüglicp  feiner 
Nüflanjen,  liere  unb  SDtenfdjen  infolge  ber  burcp  bie 
9ldpe  beS  EceanS  perdnberten  Griftenjbebingung 
unterfdjeibet.  —  3n  norbbeutfeben  2Jlarfd?länbern 
beifet  93.  baS  burcp  S)cicpe  gegen  llbcricbwemmung 


gefieberte  i'anb,  im  ©egeufafc  jum  JButenlanb 
(S.  auep  SBinnenlinie.) 


(Slu^enlanbj  jwifepen  ben  3)eid?en  unb  ©ewäfiern. 


®innenlanbeifanäle,  f.  ScbiffabrtSlandle. 
Oinnenltnitf  in  ber  beutfepen  3o(lgefetigebung 
biefenige  ©renjlinie,  welcpe  r>om  gefamten  3olh 
aebiet  ben  ©rcnjbejirl  (f.  b.)  trennt  (aud)  bdufig  3oU* 
linie  genannt).  2)ie  Ö.  ift  ebenfo  wie  ber  ©rem» 
bejirl  oon  ber  3oUpcrwaItung  befonberS  ju  bejeiaV 
nen.  5)er  innerhalb  ber  93.  belegene  :Haum  peipt 
93  i  n  n  e  n  l  a  n  b.  jn  letjterm  bürfen  nur  f  oldje  Üöaren, 
welche  einen  ©egenftanb  beS  ScpleicpbanbelS  (f.b.) 
bilben  unb  nur  infoweit  einer  Rontrolle  unterworfen 
werben,  bafe  bie  aus  bem  HuSlanbe  ober  auS  bem 
©renjbejirle  in  baS  3miere  p«s  yanbeS  übergeben^ 
ben  Saren  mit  ben  im  ©renjbejirle  barüber  auSge^ 
ftellten  amtlichen  SuSwcifen  bis  lumiöeftimmungs^ 
orte  begleitet  fein  müffen.  »uep  ift  i>on  ben  £>am 
beltreibenben,  welche  berartige  2Baren  unmittelbar 
auS  bem  Sluslanbe  bejiehen,  über  ben  öanbcl  mit 
benfelben  93ucp  ju  führen  unb  barin  ber  Sag  unb 
ber  Ort  ber  93erjoUung  jebeSmal  beim  Gmpfange 
ber  SBare  anjumerlen.  2>iefe  5lrt  ber  Kontrolle 
nennt  man  93mnenIontrolIe.  ßfll.  33ereinSjoll' 
gefeh  oom  1.  3uli  1869,  §§.  16, 125. 

Binnenmeere ,  93innenfeen,  jundebft  bie 
gröpem  ring«  oon  2anb  umgebenen  ©ewdffer  ber 
Grboberfldcbe  (RafpifcbeS  ÜJleer,  Slralfee),  bann  aber 
auch  größere  ©olfe  unb  abbueptungen  ber  Oceane, 
Peren  Gaffer  nur  burcp  einen  im  Verhältnis  jur 
Dbcrfldcbe  febr  fchmalen  Äanal  mit  bem  offenen 
Meere  in  Serbinbuna  fteben  ( ÜJlitteUänbücbcS, 
Schwanes  Meer,  Oftfee,  StoteS  Meer,  bie  fünf 
tfanaböcbcn  Seen,  öubfonbai  u.  f.  w.). 

tyinnciirctm ,  ber  9tetm  jweier  in  einer  23erS« 
jeile  burch  eine  £>ebung  getrennten  ffiorte;  j.  93. 
mittelhochbeutfch  beim  «Jugcnbbaften  Schreiber»: 
Leiber  bin  ich  beiber  überlaben». 

C4 


Digitized  by  Google 


1010 


SBimienföiffa^rt  —  SBmnenjöUe 


©tmtenfctjiffafjrt,  im  ©e^enfalt  jut  See-  unb 
Küftenfcbiffabrt  bie  Schiffahrt  auf  93innengewäffem, 
b.  i.  Strömen,  Kanälen,  Seen.  ÜBon  beu  Seen  ftnb 
93innengewäffer  nur  bic  mit  bem  Söeltmeer  nicht  in 
einer  natürlichen,  fdnffbaren  9Jcrbinbung  ftebenben, 
j.  93.  ber  93obcnfee.  ftür  bie  53.  gilt  anbete*  iHccbt 
al*  für  Küften=  unb  Sccfcbiffabrt.  ß*  ift  jum  Seil 
in  Verträgen  enthalten;  bic  ©emäffer  beiden  bann 
fonoentionelle  S3inncngewäffcr.  So  gilt  i.  95.  für 
Den  53obenfce  bie  neue  internationale  Schiffahrt*; 
unb  Jöafenorbnung  oom  6.  ÜJlai  1892  mit  3»fa& 
oom  30. Juni  1894  (bie  erftc  oon  1867).  ?für  europ. 
ctröine,  bie  ba*  ©ebiet  mehrerer  Staaten  burdV 
febneiben,  bat  bic  SBiener  Kongrefeattc  SXrt.  108— 
117  9iormatiobefrimmungen  aufgehellt,  auf  ©runb 
beren  bie  Schiffahrt  auf  ben  metften  fog.  ©emein* 
ftrömen  in  Europa  bureb  fog.  Scbiffabjtäafte  befon= 
ber*  georbnet  würbe  (iHbein,  Sonau,  Glbe,  SBefer 
u.  a.  m.).  ,\c i-i t  gebört  bie  2Jtaterie,  um-:-  beutfebe  93. 
anlangt,  aueb  jur  Kompetenj  bc*  ÜHeidj*  (9ieieb*oep 
f äff ung  %vt.  4, 3iff.  9  u.  13).  ftür  bie  p  r  i  o  a  t  r  c  cb.  t  * 
lieben  9krbältnii)c  ber  53.  bat  ba*  Weich  bifroon 
bureb  ©efefc  oom  15. Juni  1895,  betreffenb  bic  prü 
oatrecbtlicben  93erbältniffe  ber  93.,  Gebrauch  gemacht, 
in  weichem  nach  bem  93orbilb  be*  $anbewaefe|< 
buch*  unb  ber  Seemann*orbnung  überSccl'cbitfabrt 
bic  9lecbt*oerbältniffe  oon  Scbiri*cigncr,  Schmer, 
Scbiff*mannfcbaft,Sdb.ifT*glaubigcr,5-raAtgefdjaft, 
£>aoerei,  3ufammenftoft,  93crgung  unb  öilfeleiftung, 
93eriabrung,  93erpfänbung,  3roang*oollftrectunfl 
unb  Scbüferegifter  geregelt  werben.  (S.  53innen: 
febiffabrt,  53b.  17.)  Streitigfeitcn  b icrau*  gelten  al* 
Öanbcl*facben.  Sic  SReoifton  be*  beutfepen  &an-- 
bcl*recbt*  bureb,  ba*iöanbcl*gefet»bucb  oom  lO.ilUai 
1897  bat  auch  eine  Slbänberung  be*  ©efe^ce  über 
bie  93.  nötig  gemacht.  Sic  erfolgte  bureb  Ärt.  12 
bc*  Ginfübrung*gcf  ehe*  jum  öanbel«gefe&bucb  oom 
10.  9Jtai  1897  mit  ©eltung  oom  1.  jan.  1900  an. 
Stuf  93.,  bie  im  2lnfdjlu&  an  ben  ISifenbabnoerfcbr 
betrieben  unb  ber  Staat*etfenbabnaufficbt§bebörbe 
unterftcllt  ift,  auf  ben  93etrieb  oon  ftäbranftaltcn, 
fomeit  ber  93ctrieb  niebt  mittel*  freifebwimmenber 
Schiffe  ftattfinbet,  crlcibet  ba*  ©e|e&  oom  15.  Juni 
1895  gar  feine,  auf  93.  innerba  b  be*felbcn  unb 
nacb  Slnorbnung  ber  l'anbe^regierung  auf  93.  ixo'v 
feben  benachbarten  Orten  nur  teilweife  Slnwenbung. 
Gin  iReidjSgcfeh  oom  gleichen  Jage  regelt  bic  prioat; 
reebtlicben  3Jcrbältniifc  ber  ftlofteret  (f.  b.)  auf  93in- 
ncngcwäifcrn  mit  3lu*nahme  be*  ?rracbtgefcbäfte* ; 
bierfür  gelten  alfo  bic  aueb  für  ben  2anbtran*port 
gcltcnbcn  93eftimmungen  bc*  öanbelSgcfc&bucb* 
(1.  ftraebtoertrag).  Seit  1885  finben  ferner  intern 
nationale  93inncnfcbiffabrt*tongrcffe  ftatt  (feebfter 
1894  im  £>aag).  Cf  fcntlicbrccbtlicb  ift  bie  93. 
beute  regelmäßig  für  alle  Staaten,  nicht  bloft  bie 
Uferftaaten,  frei  gegeben,  f o  j.  93.  für  ben  ÜRbein  unb 
93obcnfce,  unb  ift  bureb  ^lufej&Ue,  Stapel;  unb  Um= 
icblag*rccbtc  u.  bgl.  nicht  mebr  befebräntt  (Srincip 
internationaler  Scbiffabrt*frcibeit);  nur  für  befon; 
bere  Einrichtungen  (Kräne,  Lagerräume,  Scblcufen 
u.  bgl.)  werben  ©cbübren  erhoben,  unb  jwar  nur 
fo  weit,  aH  öerftellung  unb  Unterhaltung  berfelhcn 
erforbem  (fleichoDerfaffung  ^Irt.  54).  s^olijctliche 
93efcbränfuncjen  heftehen  1)  über  bie  tut  93.  taug: 
lieben  Scbitte,  abgefeben  oon  ben  Ileinen  §abr= 
jeugen;  e*  mur  hierüber  ein  amtliches  patent  aui- 
gefertigt  werben;  2)  über  bic  93cfäbigung  ber  Sd»f: 
f er  unb  ü)laf cfainiften ;  bie Drbnung beö  93ef äbigungÄ; 
nacbweifeS  ift  bureb  ba*  ©efeh  oom  15.  ^unt  1895 


bem  93unbe£rat,  für  Seen  obne  fahrbare  Serbin: 
bung  mit  anbern  SBafierftraßcn  ber  SanbeSrcgicTung 
üherlaffen;  3)  über  baä  Serbalten  bei  Slueühuna 
ber  Schiffahrt,  iuShefonbereSluSmeiebcn,  93orfabTen. 
Slnlanbcn,  93elaftung  u.  bgl.  —  Statiitif  djeS  f.  Aluf; 
febiffabrt.  (S.  auch  ccbiffabrtsfanäle.)  —  S_gl.  tie 
9lu#gabcn  unb  Kommentare  bed  93innenfchinabnv^ 
gefc&eS  oon  3anber  (fipj.  1895),  Wittelftcin  (-2  ZU.. 
ebb.  1895—96),  SDcatower  (93crl.  1896),  üanbgraf 
(2.  ?lufl.,cbb.  1900) ;  fcatfebet,  Sa*  beutfehe  93innen 
febiffabrt^reebt  (Öpj.  1896);  6ger,  $ie  S.  in  Europa 
unb  ftorbamerita  (93erl.  1899);  SKittclftcin,  2tm 
fcbeS  33innenfchiffabrt&rccbt  (2.  ÄufL,  S?pj.  1900) ; 
2lrtifel  93innenfcbiffabrt  im  «öanbroörterhucb  ber 
Staatgroiffenfcbaften's  93b.  2  (2.31ufl.,  ^ena  1899  ; 
Spmphcr,  3)ic  3unabme  ber  93.  in  $eutjcblanb  1S75 
—95  (93erl.  1899).  Mitteilungen  übet  Cntfcbäc^ 
gungen  oon  fällen  auS  bem  93tnncnfcbiffabrt*rccht. 
oon  ^lawiniu?  bearbeitet,  enthält  regelmäßig  bie 
3eitfcbrift  «Sa*  Schiff». 

*inncitf(tiiffann<<  ^cmf iigenoffenftf)aft, 
f.  Scbiffabrtg-.93cruf*gcnoffenfchaftcn. 

Oinncnfcf)logf  in  ber  Lanbwirtfcbaft  biejenigen 
Aclbabteilungen  ober  Schläge,  welche  nah«  bem 
$Öirtfcbaft$bofe  gelegen  unb  meiften*  bureb  bcffcTe 
Düngung  unb  93carbcitung  fruchtbarer  ftnb  al*  bic 
weiter  entfernt  (icgenben  Slu^enfchläge. 

©ittttcnfctunato^er,  f.  ßntosoen. 

Q3inncnfccn,  f.  93inncnmeere. 

«Btnnenfirlrief,  f.  Siel. 

Otnneni&al,  f.  93inna. 

«i«ncnticf,93innenflcet  oberbic©cttcrn. 
ein  innerhalb  bed  bureb  3)dmme  ober  Seiefcc  ge= 
febüftten  ©ehietc*  liegenber  Kanal,  bureb  ben  ta? 
fieb  anfammelnbe  93innenwai)cr  wdbrenb  bc*  niet^ 
rigen  Staube*  be*  Hu^enwaffer*  freien  Slhflup 
bureb  ben  3)cich!örper  finben  lann.  2)iefer  Kanal 
wirb  mittel«  eine*  Siel*  (f.  b.),  baS  mit  beweglichen 
93erfcblu&oorricbtungcn  ober  "^umpwerten  oerfehen 
ift,  mit  bem  Slufeenmajjcr  oerhunben.  Sic  Skrldn 
gerung  be*  Kanal«  außerhalb  bed  Siel« ,  bur6  bie 
ba*  93innenwai|er  bem  iHccipienten  (Strome,  3Recrc) 
jugefübrt  wirb,  heiht  ba§  31  u  fe  e  n  t  i  c  f  ober  31  u  en  - 
flect,  wogegen  biejenige  Stelle  be*  33innenfleetr. 
bic  bem  Siel  junäcbft  liegt,  Sicltief  genannt  wirfr. 
Sic  93.  tönnen  birett  jur  Schiffahrt  btenen  ober  bie 
Dtollc  be*93ufen*  übernehmen,  öierunter  mftebt 
man  eine  9Baiferfläcbe,  bie,  innerhalb  bc*  jfwutt 
belebe*  liegenb,  gegen  ba*  junächft  liegenbe  93innen 
lanb  wieber  bureb  eigene  93innenbeicbe  abgcfchloiTen 
ift,  jur  ?lnfammlung  bc*  SBaffcr*  ber  ©ntwdite^ 
ntng*anlagen  im  93inncnlanbe  bient  unb  hei  Cbbr 
jeit  bureb  ba*  Siel  nach  au&en  entleert  wirb. 

SBinneitHere,  f.  Gntojoen. 

^inncnnifliibcrmtgcn,  f.  93b.  17. 

*BtttnciMiHIe,  bie  innerhalb  ber  2anbe*gren|e 
erhobenen  3öu>,  oft  auch  bie  Abgaben,  welche  oon 
©emeinben  jc^t  noch  oon  93erbrau<b*gcgcnftänben 
erhoben  werben.  3nt  IWittelaltcr  Ratten  bie  ,S^Ue 
noch  teine  banbel*polit.  93ebcutung  unb  würben 
baber  nicht  nur  an  ben  £anbc*grenjcn,  foncem 
al*  93.  auch  an  oielen  Stellen  ber  wenigen  2anb- 
unb  9Baffcrftrafeen  erhoben,  bie  bem  Serfebr  jur 
Verfügung  ftanben.  Ursprünglich  f ollten  bie^e  3öQe 
meiften*  nur  al*  (Sntfcbäbigung  für  bic  Unter 
baltung  ber  Strafen  ober  93rüden  ober  für  ba4 
oon  ber  3ollbtrrfcbaft  gewährte  fiebere  ©eleit  bie= 
nen ;  bic  Grbcbung  ftanb  m  Seutfcblanb  grunbfdfclicb 
nur  bem  Kaifer  ju  unb  folltc  nur  ba  ftattfinben, 


Digitized  by  Google 


Söinnit  —  ©infenrofytfänger 


1011 


tvo  fle  oon  altert  her  üblich  mar.  Tod)  tarnen 
burch  faifetl.  93erleibung  immer  mehr  Bolle  ein: 
fad)  als  Jinamquellen  in  ben  93efi&  ber  dürften 
unb  anberer  9teid}Sftänbe ,  unb  bie  CrbebungS= 
ftcllen  vermehrten  fiep  mifebräuchlicberweife  immer 
mehr.  SBon  Strafeburg  biS  jur  bollanb.  Ohcine 
3.  58.  jählte  man  30  3  o  üf  tat  ten ,  ebenf  o  Diele  erf  d)  w  er = 
ten  ben  23ertehr  auf  bem  ÜDtain.  3m  Seutidjen 
iKeidje  gab  eS  eigentlich  nur  93.  Sie  Ginjelftaaten 
waren  nicht  berechtigt,  ftep  mit  ©renjjolllinien  ju 
umgeben.  $n  ^rantreich  beftanben  ©renjjölle  fd>on 
früh,  baneben  aber  auch  $ahlreiche  93.,  bie  namentlich, 
auch  bie  Warenbewegung  ten  einer  ^irovinj  jur 
anbern  erschwerten.  Golbert  mar  1664  nur  im  ftanbe, 
ben  größten  Seil  ber  91orbpdlfte  beS  SanbeS  faft 
völlig  von  ben  93.  ju  befreien  unb  als  einheitliches 
jpanbelSgebiet  mit  ©rcimöllen  einzurichten.  Sie 
übrigen  ^provinjen  behielten  ihr  verwidelteS  3oü-- 
tvefen  bei,  bis  burch  ben  Xarifvon  1791  bie  Aufbc* 
bung  fämtlichcr  JB.  erfolgte.  3«  Seutfdjlanb  mürbe 
erft  bureb  ben  preufe.  Jarif  von  1818  ein  gröftereS 
OJebiet  mit  freiem  iBinnenvertebr  gefdjaffen,  nachbem 
biä  bahin  noch  60  verfdjiebene  3»Us  unb  Accife= 
tarifc  (f.  Accife)  in  ben  verfdjiebenen  preufi.  2anbeS= 
teilen  beftanben  hatten.  Sie  ©renjjölle  ber  Gimel; 
ftaaten,  bie  bann  von  mehrer;:  anbern  beutfdjen 
Staaten  eingeführt  mürben,  waren  fdjon  nicht  mehr 
2).  in  bem  altern  6inne,  unb  fie  mürben  ebenfalls 
nach  unb  nach  burch  bie  Ausbreitung  beS  ,Seüm 
einö  (f.  b.)  beteiligt.  GS  blieben  längere  3eit  noch 
^lufejöUe  beliehen,  bie  jur  93eförberung  ber  Schiff* 
barleit  ber  großen  Ströme  bienen  füllten ,  aber 
reilmeife,  mie  namentlich  ber  1861  abgelöfte  Sta» 
ber  .Roll,  noch  febr  an  bie  frühern  93.  erinnerten. 
$reu|en  hob  bie  9tbeinfchipabrtSabgaben  1866  auf, 
unb  bie  volle  ^Beseitigung  ber  Glbjölle  erfolgte  1870. 
Surch  Art.  5, 11,  §§.  1—8,  beS  3oUvereinSvertragS 
vom  8.3uli  1867  finb  baher  auch  befebräntenbe  9k* 

Sein  für  biefe  Abgaben  aufgehellt  roorben.  —  9Jgl 
falle,  ©efchichte  beS  bcutfdhen  3oU»«fenS  (£pj. 
1869). 

«inttü,  fehr  feltcncS  Mineral  im  Solomit  beS 
Schweiber  Winnenthals  (f.  93inna)  bei  $mfelb.  Sie 
fehr  tieinen  Ärpftalle  finb  reichhaltige  R  ombinationen 
beS  regulären  SvftcmS;  gewöhnlich  erfcheint  ber  93. 
in  tleinen  Schnüren  unb  Trümern  von  bunte ijtahl- 
flrauer  bis  eifenfehwarjer  Jarbe,  lebhaftem  jOTetall* 
alanj:  bie  ßärte  ift  2—3,  baS  fpec.  ©ewicbU,* — 4,7. 
Gbcmifch  entfpriebt  er  ber  ftormel  3CutS+2As,Sa 
unb  enthält  39,3  $roj.  Jhipfer,  31  <JJroj.  Arien  unb 
29,7  ^Jroj.  Schwefel.  Saö  Mineral  erhielt  feinen 9ia* 
men  burch  ©.  com  diath,  wogegen  Söifcr  als  IB. 
baS  Grj  bezeichnet,  baS  man  fonft  Sufrenopfit  nennt. 

JBtnocle  (frj.,  fpr.  -6dl),  Augenglas  (Lorgnette), 
Cpcrnguder  ober  gernrohr  für  oeibe  Augen. 

^inofulär  (lat.),  mit  ober  für  beibe  Augen  ju= 
aleid),  j.  93.  btnotulareS  Sehen.  Safe  betbe 
klugen  jufammen  ein  Sehorgan  vorftellen,  würbe 
auerft  von  ,\oh.  Füller,  bann  von  gering  betont. 
ÜScntt  man  [ich  bie  Augen  (mit  parallelen  Acbfen)  auf 
einen  fehr  fernen  ©egenftanb  gerichtet,  fo  werben  alle 
fehr  fernen  ©cgenftänbe  einfach,  nahe  ©egcnftänbc 
aber  im  allgemeinen  boppelt  gef  ehen.  Sie  Silber  fehr 
ferner  ©cgenftänbe  fallen  aber  unter  tiefen  Um* 
ftänben  in  beiben  Augen  auf  91e&bautftellcn,  bie  fidj 
beden  würben,  wenn  man  bie  beiben  Augen  ohne 
Drehung  ineinanberfchieben  würbe.  Solche  *Paare 
con  einfach  empfinbenben  Dic^hautfteUcn  heilen  nach 
HJlülIcr  ibentifche,  nach  gering  Scdftellen.  ^ier: 


mit  ift  ein  OJtoment  gegeben,  baS  bie  9ierbinbung 
beiber  Augen  §u  einem  Organ  heweift.  Gin  jweitcS 
liegt  nach  gering  barin,  bafi  man  nicht  ein  Auge 
unabhängig  vom  anbern,  fonbern  nur  beibe  jufam: 
men  in  einer  beftimmten  von  ber  AufmeTlfamteit 
abhängigen  Weife  bewegen  fann.  5Bäbrenb  bie 
Gmpirifer,  unter  ihnen  oorjugSweife  &elmbolfe,  bie 
Gntftehung  ber  Slaumanfchauung  aus  ben  Gmpfins 
bungen  unb  Grfahrungcn  bei  ber  Augcnbewegung 
ableiten  wollen,  nehmen  bie  9iatioiften  (f.  ftatioiS- 
muS),  gering  an  ber  Spi$e,  bie  Ütaumanfd?auung 
als  oorgebilbet  an.  (S.  Stereoffop  unb  Auge.) 
—  Sgl.  £>eimbolfc,  öanbbudj  ber  phhfiol.  Dptit 
(2.  Aufl.,  feamb.  1886—96);  gering,  Sie  üehre 
ooni  binotularen  Sehen  (£fg.  1,  £pj.  1868);  berf. 
im  «öanbbuch  ber  ^tjpfioloflic»,  hg.  son  ^ermann, 
ÜJb.  3  (ebb.  1879). 

Mitteler  Iropffteinfjöhlc,  f.  93aloe. 

©inöm,  ©inomiält^corcm,  f.  ©inomifch. 

»i nonii f rtj  heifet  in  ber  ÜJlathematit  eine  ©röfee, 
bie  auS  jwei  Seilen  befteht  (ex  binis  nominibus), 
j.  93.  a  +  V  b.  ÜJlan  nennt  eine  folefae  ©röfee  auch 
ein  93inom,  fowie  eine  breiteilige  ©rö&e  ein  Zt'u 
nom  u.  f.  w.  Ser  binomifche  ^ehrjaii  ober 
baS  Sinomialtheorem  lehrt,  eine  dJ eleu ,  eines 
2JinomS  burch  ^otenjen  feiner  ©lieber  auSm^ 
brüden;  bie  erforberlichen  iloeffteienten  hei&en  Söi= 
nomialtoef ficienten.  d'iit  ganjen pofitioen 
Grponenten  2,  3, 4 . . .  haben  fucceffioe  ein  93inom 
fchon  ältere  2Watbematifer  potenjiert,  j.  93.  Stifel, 
aArithmetica  integra»  (9tümb.  1544),  ^aScal, 
«Trianglc  arithm^tique»  (^ar.1665).  Sagegen  f  anb 
Newton  1666,  wie  bie  SBinomialfoef^cienten  von 
bem  Grponenten  abhängen  unb  bafi  ber  Sebrfaji 
für  alle  Grponenten  gilt,  nicht  nur  für  ganje  unb 
pofitive,  fonbern  auch  für  gebrochene  unb  negative. 
ScSbalb  wirb  ber  c an  gewöhnlich  baS  ftewtonfehe 
3)inomialtheorem  genannt.  Gr  lautet: 

(a  ±  b)°  =  a»  ±  na"  - '  b  +  a"  -  •  b« 

n(p-l)(n-2)  , 
*       1-2-3      a      b  + 
wobei  ade  jweiten  ©lieber  mit  <ßluS;  unb  dUuuiv-- 
jeichen  behaftet  finb.  Sie  entfprcchenbe  Gntwidlung 
ber  $otcuj  eines  ^olpnomS  (f.  b.)  ift  bei  ihrer 
Komputation  von  geringerer  9Bichtigteit. 

>ö mornialc,  f.  Normale. 

iBiu^borf  f  Stabt  im  Dberamt  Sulj  beS  wärt* 
temb.  SchmarjwalbtreifeS,  auf  bem  Sdjwäbifchen 
^iura,  hat  (1900)  804  6.,  barunter  37  Goangclifche, 
vlJoft  unb  Selegrapb. 

<Binfcn  ober  Simfcn,  im  gewöhnlichen  Ccben 
'-Bezeichnung  graSäbnlicher,  auf  fumpfigem  SBoben 
ober  in  ftehenben  baffem  waebfenber  ^flanjen 
verfdjiebener  ©attungen  mit  Inotenlofen,  unbeblät- 
terten, biegfamen,  meift  marfcrfüUten  Stengeln,  bie 
fieb  )u  Alcdnwerl,  als  hatten,  Seden  u.  f.  w.,  jur 
Streu  unb  anbern  3'veden  eignen.  Sie  meiften  ber 
mit  bem  tarnen  93.  bejeia)ncten  ^flanjcn  gehören 
ben  tjamilien  ber  ©pperaeeen  unb  3uncaceen  an. 

4öiui enaftrilb  (Habropyga  ruheanda  Gould), 
ein  auS  Auftralien  ftammenber  d^rad'tfuif. 

©infenbufcf),  f.  93iesbofch. 

^infenrohrfänger  (Acrocepbalus  aquaticus 
Gm.),  füb'  unb  mitteleurop.  Singvögel  aus  ber 
©attung  ber  9iohrfänger  (f.  b.),  13,3  cm  lang,  oben 
braungelb,  unten  weidlich,  mit  fchwarjem,  in  ber 
SKitte  gelblichem  Scheitel  unb  meifeem  Streifen  über 

64* 


1012 


Sinfenfonger  —  S3inue 


jebem  äuge.  Qx  ift  in  Xcuticblanb  nidjt  bdufig  unb 
als  ftäfigoogel  nidjt  leicbt  ju  galten;  Diel  Slmeifcn» 
cicr  unb  sJDieblmflrmer  finb  öaupterforberniS. 

^infctif änncr,  f.  Sdnlfidnfler. 

«infcnf  rfmittcr,  f.  JöilWiS. 

©infenfetbe,  SollgraS,  \.  Eriopborum  unb 
2afel:  Güpcraceen,  ftia.  1. 

fl3iu#tt>attger,  Ctto,  ^fndjiater,  f.  93b.  17. 

ftintang  ober  9iiau  (9uouw),  bie  1178  qkm 
grofec  ipauptinfel  eines  nad)  ipr  genannten  2lrd?i= 
pelS  in  9tieberldnbifd)--Cftinbien,  jwiidjen  0°  52* 
bi$  1°  18'  nörbl.  Er.  foroie  103°  52'  bis  104°  30* 
cül.  2.  oon  ©reenwii,  &u  bem  in  geogr. 
jiebung  au  di  bie  Singapur  (f.  b.)  gehört  (f.  bie 
3lcbcnfarte  jur  Warte:  Dftinbien  II.  hinter* 
i n b i e n ).  I  e t  JBintangardnpel  mit  ber  fid)  L-rnicijUes 
fcenben  ©ruppc  ber  2ingga= Unfein  unb  felbft  ben 
nod)  füblid>er  Heflenben  jinnreidjen  ^nfeln  JBanla 
(f.  b.)  unb  JBillüon  (f.  b.)  erfdjeint  in  geolog.  $im 
ftdjt  als  eine  grö&tenteilS  fubmarinc  #ortfe&ung  ber 
bie  9Ralaüfd)e  öalbinfel  Don  mm.  nad)  SSO. 
t u r<bj icb n: t in  ©ebirgSfette,  ift  nid) t  milf  anifd),  bat 
eine  minber  Oppiße  unb  mannigfaltige  Vegetation 
als  bie  Sunba^nfcln  unb  üßoluffcn  unb  aud)  eine 
Ärmere  fiauna.  2>ie  £aupttnfeln  fmb  JB.,  JBattam, 
JBulang,  SRampang,  Jjambat,  Sugi  unb  ©alang 
ober  ©alat.  2>ie  JBtntanginfeln  bilben  bie  Janbjung 
Hinang  genannte  Abteilung  ber  nieberldnb.  iKefp 
bentf d)aft  :U t au  unb  3ubebbr,  weld)e  aud)  bie  ©rup= 
Pen  ber  fiingga:,  Jambelan =,  Hnatnba  ■ .  iRatuna: 
Unfein  u.  f.  w.,  wie  au*  baS  9Uid)  oon  ^nbragiri 
unb  bie  £anbfd)aften  OJtanba  unb  iHetcb  auf  ber 
Cftlflfte  ten  Sumatra,  im  ganjen  42418  qkm  mit 
(18%)  104  000  G.,  barunter  etwa  150  ßuropder  unb 
über  20000  ßpinefen,  umf afet.  $er  Sifc  beS  9iefiben: 
ten  unb  ber  anbern  nieberldnb.  JBebörben  ift  9t  io 
ober  Stanbjung  Hinang  auf  ber^nfelJB.  3)ie 
3abl  ber  JÖcoölferung  oon  le&tercr  ift  nid)t  ndfccr 
betannt.  £ie  Malaien,  in  frübercr  3eit  fefcr  jje* 
fäbrlidje  unb  geforderte  Seeräuber  auf  ben  ©c- 
wdfiern  bieier  SBeltaeaenb,  leben  ieht  bauptfäaV 
lid)  oon  Schiffahrt,  tfifebfang  unb  Hantel;  bie  Ebü 
nefen  oon  Sanbbau.  öauptgegenftanb  ber  JBobem 
fultur  ift  Uncaria  (Nauclea)  Gambir  Kosh.,  bie 
'JJtuttcrpflanje  beS  ©ambir  (f.  b.),  WcldjeS  einen 
bebeutenben  »uSfubrartifel  bauptfddjlicb  nad)  £tn= 
gapur  unb  JBatama  bilbet. 

«Interim,  3lnt.  3of. ,  fatb.  Sbeolog,  geb. 
19.  Sept.  1779  ju  $üffelborf,  trat  bafclbft  17%  in 
ben  <yranjiS(anerorben,  erhielt  1802  bie  ^riefter- 
meibe  unb  nad)  ber  Aufhebung  ber  Älöfter  1805  bie 
Pfarrei  in  »ilt,  einer  »orftabt  Sflfielborf«,  bie  er 
bis  ju  feinem  17.  2Rai  1855  erfolgten  5obe  Oer 
toaltete.  33.  mar  ein  ftreng  ultramontaner  i boo! ca 
unb  }eigtc  ftcb  als  foleber  aud;  fcbriftftellerifd)  bei 
bem  Streite  ber  preufe.  Regierung  mit  bem  Grjbifdjof 
^rofte  (f.  b.)  ju  Sifcbering  (er  »erbüfete  18:^8  eine 
jecbSmonatige  AeftungSftrafe  su  3Befel)  unb  bei  ®e* 
legenbeit  ber  Sallfabrt  nad)  Jricr  jum  heiligen 
!Hod  (f.  b.)  1844.  ?lufier  vielen  lleinen  Sdjriften  »er: 
bffentlicbte  er:  «2ie  alte  unb  neue  ©rjbiöceie  Höln» 
(4  öbe.,  SWoinj  1828—30,  jufammen  mit  Mooren), 
«Senlmürbigteiten  ber  d)riftlatb.  Hircbe»  (2. 3luög., 
7  $be.,  ebb.  1840—42),  «^ragmatifdje  ©efdjidjte 
Per  beutfd?en  Konjilien«  (7  93be.,  ebb.  1835—49; 
2.  9tufl.  1852).  [SBdren  II,  Wg.  1). 

Oinrurong,  ber  Warberbdr  (f.  b.  unb  Jafel: 

*inuc  ober  Jöenue,  mifeoerftdnblicb  aud) 
JfAabba  genannt,  ber  grofete  ?Jebfnflufe  beS 


9liger  (f.  b.)  in  ffleftafrila,  entfpringt  nörblid?  cen 
9lgaunbere,  1297  m  ü.  b.  SDt,  unter  7°  34'  nörbl. 
93r.  unb  13*  38'  öftl.  2.  von  ©reenroid?,  ninun: 
nörblid)  uon  ©arua  (252  m  ü.  b.  9)1.)  ben  5D5aje 
tfebbi,  einen  Slusflufe  beö  9iabaratfee,  auf  unb  et 
reidjt  b,ier  eine  ©reite  oon  100  m.  Son  Jaepe  an 
ftrömt  er  500—1000  m  breit,  oon  jablretd>en  5> 
fein  burebfetit,  in  einer  -E^alweite  oon  15  bi* 
30  km  bis  }ur  SHünbung  in  ben  9tiger  bei  vetc 
bfd?a  (81  m  ü.  b.  9W.  unb  480  km  entjemt  oon  ber 
Jlüfte).  Sd)ifjbar  ift  ber  JB.  oon  ber  SWünbung  bt> 
ftibago,  auf  etner  «trede  oon  1100  km,  bod?  nuroom 
Wai  bis  Einfang  Januar.  2)enn  er  oerringert  feine 
in  ber  fRegenjeit  3—9  m  betragenbc  Jiefe  auf  O^ra 
in  ber  Jrodcnjeit.  5)er  JB.  crbält  als  3uflüffe  oe:i 
red)tS  aufeer  bem  sDiajo  Äebbi:  ben  ©ongola  (®a 
bfdjem,  ©abi)  unb  Äabbera  oon  bem  0ora=  ( 1350  m  | 
unb  bem  2100  m  bopen  Saranbagebirge  in  23auti*i . 
ben  Dtroa  aus  ben  93ergen  oon  Sana ;  oon  linl* 
ftrömen  ibm  als  fd)iff  bare  ©ewäffer  ju  ber  garo(i.b.>, 
ber  Jarabba,  ber  5)onga  SSufari  oon  ben  2000  m 
boben  9iborrobeTgen  unb  ber  Äatfena  ?lliab.  Seine 
Ufer  begleiten  oon  ^ola  abmdrtS,  nörblid):  bie 
200  km  lange  SRuribergtette  mit  bem  STxingalr 
(1600  m)  unb  jnrifdben  Wlnxi  unb  S<bebu  (^ebui  bie 
nuSldufer  ber  9Rurd)ifonberge ;  füblid):  bie  'mm 
binaberge  (1000  m)  unb  bie  Clbficlbbergc  ö)t!i6 
oon  ber  üJlünbung  in  ben  9iiger. 

2)ie®ebrüber2anber,meldje  1831  auf  ibrer^inab- 
fabrt  auf  bem  9iiger  bie  3)tünbung  beS  JB.  paf  jierten, 
beridbteten,  bief er  Strom  fei  ber  Sd)ari,  ber  aus  bem 
Jfabfee  fliege,  ßine  1833  oon  einem  iMoerpooler 
ÖanbelSbaufe  auSgerüftete  9ligererpebition  unter 
üairb,  SUen  unb  Dlbfielb  fubr  ben  ».  faft  120  km 
aufrodrtS.  CS  mar  £>.  JBartb,  ber  1851  ben  obern 
Sauf  unb  ben  5?amen  beS  Stroms  entbedte  unb  ibn 
bei  jaepe  im  3uni  jenes  ^abreS  überfoVritt.  Seine 
roidjtige  ©ntbedung  gab  bem  ©eogropbcn  ML  ^eter^ 
mann  bie  Anregung  }ur  Betreibung  einer  2amr: 
booterpebition,  für  me(d)C  bie  engl.  Regierung  500" 
s^fb.  St.  bewilligte.  2)iefe  (Frpebition  unter  Sailie 
tarn  1854  mit  bem  2)ampffd)iff  iMejabe  aufrodit* 
bis  ©uroma,  bem  fiafen  oon  9Ruri,  unb  mit  einem 
JBoote  nod?  06  km  meiter,  G30  km  oon  ber  Tiür. 
bung  beS  93.  Gb.  Vogel  überfebritt  1855  ben 
jmeimal.  ©ine  j»eite,  großartig  auSgcftattete  Cr 
pebition  oon  1857,  ebenfalls  unter  JBailie,  bat  bie 
ÄenntniS  beS  JB.  niebt  erbeblid)  geförbert.  StoblfS 
oerfolgte  auf  feinet  Weife  quer  burd)  Äfrifa  1867 
ben  untern  Sauf  beS  JB.  Robert  3l«gcl  (f.  b.)  mar 
eS,  melcber  bauptfdd)lid)  bie  ÄenntniS  oon  bem  gan 
jen  2auf  beS  JB.  ocrooUftdnbigte.  ßr  befubr  ibn  jum 
crftenmal  im  3uli  1879  unb  erreid)te  ben  (ynbpunlt 
feiner  Scbiffbarfeit.  6nbe  3uli  1882  brad)  er  ^um 
imeitenmal  oon  >la  in  Jlbamaua  auf  unb  erxeid?tc 
über  Sarra  bie  OueUflüffe  beS  JB.  ferner  fteüte 
Siegel  bie  Sd)iffbarfeit  ber  fübl.  JBinuejuflüfie  uir 
©od)njafferjeit  feft,  inSbefonbere  bie  beS  Sarabba; 
aud)  üben'dbritt  er  bei  Slgaunbere  unb  bei  JBanjc 
bie  burcbfdmittlid)  in  1300  m  5Reere*böbe  twlau 
fenbe  SDaffeTfdbeibe  jmif eben  bem  JB.  unb  feinen 
roeftl.  9iebenflütten  einerfeitS  unb  bem  fid?  sum 
Sd)ari  nad)  Cften  wenbenben  Sogone  unb  ben  füb" 
meftmdrtS  fliefeenben  Ouellldufen  beS  Sanaga  unf 
2Rbam  anbererfeitS.  »nfana  35ej.  1884  bilbete 
fid)  ju  Hamburg  bie  beutfdbe  iftinuegef  ellfdjaft 
mit  einem  Äapital  oon  500000      um  bie  (haeb 
niffe  oon  Riegels  gorfAungen  prattifd;  jur 
Wertung  ju  bringen.  Siefc  IMfinc  würben  jebc* 


Digitized  by  Google 


SBtna  —  öiogertettfdjeS  ©runbgcfefc 


1013 


burd)  bas  sroifdjcn  bem  Dcutfcben  Steide  unb  ©rofp 
britannien  27.  3uli  unb  2.  Aug.  1886  getroffene 
übereintommen  vereitelt,  welches  ben  Stromlauf 
beS  93.  von  3ola  an  abwärts  bem  9Jcad)tbercid)  b«r 
brit.  Royal  Niger  Company  (f.  9tigercompagnie) 
überwies.  Durd)  bie  93erliner  Atte  von  1885  war 
übrigen^  bie  ftreibeit  ber  Schiffahrt  auf  bem  33. 
garantiert  worben;  9RtjonS  Grpebition  von  Sola 
über  Stgaunbere  jum  Sanga  1892  betätigte  unb 
ergänjte  im  einzelnen  bie  Grforfdjungen  Riegels. 

WH$  fttfeberborf  an  ber  Dfttüfte  ber  3njel  9tü» 
gen,  am  iübmeftl.  Ufer  ber  $rorer  2Btef,  gegenüber 
von  Safmifc,  12  km  öftlid)  ton  93ergen  unb  $utbu$, 
bat  (1900)  etwa  510  G.,  ^oftagentur,  2elcgrapb, 
^Jerfonenbampferftation  unb  ift  ein  febr  beliebter 
93abc:  unb  Suftfurort  mit  herrlichen  2öalbungen 
unb  flauem,  fteinlof  cm  Straub,  ber  jährlich  Pon  etwa 
«000  flurgäften  befuebt  wirb.  81m  Gtngange  beS 
Dorfe«  liegt  ber  etwa  10000  qm  gro&e  Sdjmacbter* 
f  ee,  ber  mit  ber  Dftfce  burd)  bie  Aalbed  verbunben 
ift.  Unweit  auf  bem  2cmpelbcrge  (107  m)  baS  bem 
dürften  }u  qJutbuS  gehörige,  1837— 43  nach  Plänen 
von  Schüttet  erbaute  fd?öne  3agbfd?lo&,  ein  mit  4 
türmen  gejierter,  in  feiner  SDtttte  von  einem  SBart; 
türm  (47  m,  mit  herrlicher  AuSficbt  lanb  -  unb  fec= 
ivdrtS)  übenagter  mafftver  93au  mit  reichhaltigen 
Sammlungen  (©äffen  unb  Runftgegenitdnbe).  yn 
ber  -)u\bc  baS  tfifeberborf  unb  Seebab  Aalbed. 

©tity,  3  t ai [,  Arjt  unb  $barmatolog,  geb.  1. 3uli 
1832  su  93erncaftel  an  ber  SMofel,  ftubierte  in  ®ürj= 
bürg,  93onn  unb  Berlin  aJtcbijin,  habilitierte  fiep 
1862  als  $rivatbocent  in  93onn,  würbe  1868  ba- 
iclbft  aujierorb.  $rofeffor  unb  grünbete  1869  im 
Auftrag  beS  2J{iniftcrutmS  baS  pbarmafolog. 
ftitut  an  ber  Uniocrfität  93onn;  1873  würbe  er  ort. 
^rofeffor  ber  ^barmatologie.  6eine  Arbeiten  be 
treffen  meift  bie  crperimenteUe  Pathologie  unb 
^barmalologie.  93on  feinen  Schriften  fmb  ju  ntn- 
neu:  «93eobacbtungen  jur  innern  filinit»  (93onn 
1864),  « Grperimentelle  Unterfudjungen  über  baS 
Sttefen  ber  Gbininmirfung»  (93erl.  1868),  «Da«  6t?ü 
nin  nad)  ben  neuern  pbarmafolog.  Arbeiten » (ebb. 
1875),  «über  benJraum»  (93onn  1878),  «©runbjflgc 
ber  Arjneimittellebre»  (93erl.l866;  12.  Aufl.  1895), 
«3Jorlcfungen  über  ^barmatologie»  (2.  Aufl.,  ebb. 
1892),  «Dottor  Sobann  Söeper,  ber  erftc  93etdmpfcr 
beS  öcrenmabnS»  (2. Aufl.,  ebb.  1896), «A.  Sercbei« 
mer  (^rofeffor  f>.  Söitetinb  in  £>eibelberg)  unb  feine 
Schrift  wiber  ben  fterenwabn»  (Strafib.  1888). 

©injer,  äug.  Daniel,  ^reib.  err  von,  geb.  30. 9Kai 
1793  in  Stiel,  ftubierte  in  Kiel  unb  feit  1818  in  3ena, 
too  er  ald  3RitgIieb  ber  Söuridienfdjaft  beroortrat. 
IHuS  biefer  3«U  ftammen  von  ifcm  baS  Steb  «Stofjt 
an,  ^ena  foll  leben»  unb  Sert  unb  JJiclobie  beS 
örabgefangS  ber  Deutfcben  93urfcbenfd?aft  «2Bir 
rjatten  gebauet  ein  ftattlia>e«  6au*».  6pdter  führte 
er  ein  SBanbcrleben,  halb  alä  Vcbrcr,  balb  alo  9tc> 
öaeteur  in  Altenburg,  an  Perfdjiebenen  Orten  6(blc§j 
roig:öolfteind,  in  Köln,  Slugäburg  unb  fd>lieftli<b  in 
Efterreicb.  Gr  ftarb  auf  einer  SReife  in  9teiff e  20.  ÜNfir j 
1 868.  Qx  überfet»te  «Benjamin  granllin«  Sehen  unb 
edjriften»  (4  Jle.,  Kiel  1829)  unb  9>ung$  «3k(bt= 
flebanfen» ;  gemeinfam  mit  feiner  ©attin  gab  er  unter 
bem  Weubonom  IL  Z.  S4eer  «Grjäblungen  unb  5lo* 
üeUcn»  (3  iöbe.,  Spj.  1836)  herauf. 

©io...  (oom  grieeb.  bios,  fieben),  Sehens...  (in 
jufammengefehten  Söörtcrn). 

«ioaritbmetif  (gr*.),  93ered?nung  ber  bur<b« 
febnittlicben  2eben#bauer. 


«iobio,  größter Jtlufe  ber  fübameril.  iRepublil 
Glnte,  entfpringt  im  Often  ber  hohen  Gorbillere  aud 
bem  See  ©ualletue*  unter  38°  45'  fübl.  33r.,  fliegt 
norbweftlid)  burd)  bie^robinjen  33.  unb  ©oneepeion 
unb  münbet  nad)  einem  Sauf  Pon  356  km  18  km 
unterhalb  Gonccpcion  in  ben  ©rofoen  Ocean.  Stuf 
ber  redeten  Seite  nimmt  er  ben  IHio  Duqueco  unb 
ben  auö  bem  See  pon  Äntuco  fommenben  9tio  Caja, 
auf  ber  linfen  ben  wafferrcidjen,  bi§  9iacimiento 
aufwärts  fdnffbaren  :>iio  Ißergara  auf;  er  felbft  ift 
nur  mit  ganj  flad)  gehenben  iBooten  ju  befahren,  im 
obern  Seil  ju  rei|enb,  im  untern  bei  gro&er  93reite  ju 
fei$t,  auch  verbietet  bie  93arre  an  feiner  SRünbung 
Sdjipcn  bie  Ginfahrt.  3ww  Gifenbahnlinien  über« 
fdjreiten  ihn  auf  500  unb  1889  m  langen  93rüdcn. 

fBiobfo,  ^Jrooinj  in  ber  fübameril.  SRepublit 
Ghile,  liegt  )u  beiben  Seiten  beS  obern  Sauf S  beö  93., 
grenjt  im  91.  an  JRiofiaja,  im  D.  an  Ärpentinien,  im 
o.  an  bie  ^irooinjen  2)talleco  unb  Gautin  unb  im  SB. 
an  Gonccpcion  unb  bie  Gorbillcra  be  9?abuelrmta 
(f.  bie  Stebenfarte  jur  Harte :  V  a  1>  I  a  t  a  ■  3  t  a  a  t  c  n 
u.  f.  w.).  2)ie  Hnben  erheben  fid)  in  93.  im  93ul» 
tan  Pon  Hntuco  ju  2762,  im  Gallaqui  ju  2972  m. 
3m  0.  hat  fie  9ßdlbcr  mit  hftrlidjem  93auholj, 
mit  bem  ein  fehr  bebeutenber  ^anbel  getrieben  wirb. 
Die  ebenen  ©egenben  ftnb  jum  Seil  fehr  fanbig 
unb  bann  wenig  frudjtbar.  Stuf  ben  Slbbdngen  ber 
Öügel  ficht  man  noch  »tele  SDeinberge.  93.  bat 
auf  10769  qkm  88  749  G.,  jerfdllt  in  bie  De* 
partamentoS  fiafa,  9(acimiento  unb  9Jtuldjen  (f.  b.) 
unb  wirb  pon  ber  Gifeubalm  Gonccpcion: ängol 
burebjogen.  Gine  93abn  über  ben  i>idM±cnpan 
(1990  m)  ift  geplant,  ©auptftabt  ift  ?lngele8  (f.  b.). 

»ioblofte«,  f.  93b.  17. 

Söioctjcmtc  (grd).),  Sehre  von  ben  dhem.  33or* 
gdngen  im  lebenben  Organidmud,  3.  93.  Pon  ber 
Xffintilotion  unb  Atmung  ber  ^flanjen  unb  bem 
StoftmeaMel  im  tierifdjen  unb  menfeblicben  Äörper. 

f&ioboto8,  ein  Irdftigcr,  etmad  fü^er  griea). 
Rotwein  aud  ber  ©egenb  von  ^atraö. 

üBiobtinämif  (grd).),  fiebre  von  ben  2eben3» 
frdften,  veralteter  SluSbrud  fftr  Phbftologic. 

»iofle«,  f.  93b.  17. 

^iogcuctifrricöt  (Srtiubgcfcfc  würbe  von 
Öaedel  ein  ©efelj  genannt,  welcbeä  er  gleidjjeitig 
mit  ati  u  Füller  au§  ben  Shatfad^en  ableitete,  bafi 
ein  Organi^mud  in  feiner  inbivibuellen  Gntwid- 
lung  (Untogonie)  bie  Gntwidlung*ftufen,  welche 
feine  äbnenreibe  im  Saufe  ber  Reiten  burchlaufen 
patte  (Phplogonie),  wieberholc.  93ielfad;  tann 
man  aus  ben  Gntwidlung^juftänben  eines  Siere« 
bie  93efd?affenheit  ber  verf chiebenen  aufeinanber  f ol» 

Senben  ©enerationen  feiner  Sorfalircn  erfchliefeen. 
[uö  ber  9Jletamorphofe  ber  ^röfd?e  läftt  fich  er* 
lennen,  bafi  biefe  fchwanjlofen,  mit  ©üebmafien 
unb  Suitgen  größtenteils  auf  bem  Sanbe  lebenben 
Amphibien  Pon  foldjen  dltern  formen  abftammen, 
welche  ohne  horizontale  ©liebma^en  unb  Sungen, 
aber  mit  vertifal  abgeplattetem  iHuberfchwanje  unb 
Kiemen  auSgeftattet,  au^fd^lie^litb  9Bafferbewobncr 
waren.  Durd?auS  nicht  immer  barf  man  inbeffen 
vorau^fe^en ,  bar,  bie  Ontogonie  eines  3Befen3  ein 
unfehlbar  fidjereS  unb  genaues  Spiegelbilb  feiner 
^bvlogonic  fei.  Gmbrponcn  unb  Sarven  finb  aud) 
ielbftänbige  Organismen  unb  befi^en  als  fold?c  bie 
ödbigteit,  fid?  felbftdnbig  an  duftere  Umftdnbe  an- 
uipaffcn.  Siele  proviforifdje  Sarvenorgane,  bie  (Si< 
bdute  ber  Gmbrponcn  u.  f.  w.  finb  dlcfultate  fclb* 
ftdnbiger  Anpaff ungen,  es  finb  Grfcbeinungcn  ber 


Digitized  by  Google 


1014  93iogeograpljie 

f  og.  Eenog  enej  iiä  OÖaedel).  aber  burebaue  nidjt  onto* 
genetifd?e  Stuäbrüde  phbtogenetifcbeT  9^rgänge,  fie 
gehören  nicht  ber  ^alingenefiS  (öaedel)  an.  (tine 
ber  Hauptaufgaben  ber  mobernen  (httroidtung> 
geföidrte  ift,  bie  auf  Sßererbung  (f.  ßrblicbfeit)  be= 
rubenben  palingenetifdben  ©rfdjetnungen  »on  ben 
aue"  felbftfinbiger  Slnpaffung  beruorgegangenen 
cenogenetifdjen  untertreiben  ;>u  lehren. 

töiogcograpliic  (grd).),  btefiehreoon  ber  geogr. 
93erbreituna  bet  i'cberocfen;  fie  «rfälltin  bie  Xlbtet-- 
lungen  ber  $flanjen',  Xier«  unb  Sintbropogeographie. 

ittiograb,  flaro.  9tame  oon  3arat)ecd)ia  (f.  b.). 

»togräprjic  (grd).)  ober  SebenS bef <brei  = 
b  u  n  g ,  bie  mit  gef  d)id)riid?cr  Äunft  ausgeführte  dar= 
ftellung  beS  Sebent  einer  ^erf on.  die  93.  umf afet  fo: 
roob.1  bie  duftere  ©efdjicbte  tote  bie  innere  geifrige 
unb  fittlidje  Gntmidlung  ber  bargeftellten  $erfön- 
1  ii Tcit.  Bie  unterfebeibet  ftd)  barum  von  bem  blo- 
ften  Lebenslauf  (curriculum  vitae),  ber  bie  Qi- 
eigniffe  eines  fiebenS  nur  äufterlid)  aneinanber  reifet, 
foroie  oon  bem  9tetro(og,  ber  über  ©eburt,  nri$: 
tigfte  (Mebniife  unb  Gnbe  eine*  dahingefdnebenen 
uteift  in  noch  äußerlicherer  5öeif  e  banbelt.  die  93  i  o  ■ 
grapb.it  iftein3meigber@efd)id)tfdjrcibung.  eine 
cigcntümlidje  Strt  ber  SB.  ift  bie  Autobiographie 
ober  Sarftcllung  beS  eigenen  SebenSgangcS,  mofür 
StuguftinS  «Confessiones»  unb  SRouffeauS  «Con- 
fessions«  berühmte  93eifpiele  ftnb.  3"  biefer  ®aU 
tung  geboren  jum  STeil  aud)  bie  TOemoiren  (f.  b.). 
3ur  SIbfaffung  f  oleber  Selbfifcbilberungcn  gehört  ein 
hoher  ©rab  uon  SelbftcrtenntniS  unb  SBabrbeitS-- 
liebe,  Gigenfcbaf ten ,  bie  nur  von  bem  ut  erwarten 
finb,  ber  im  gerenkten  ©effihl  feines  SBertS  auch 
Schwächen  unb  Dehler  ohne  93efd)flmung  belennen 
barf.  9Jon  ber  Gbaratteriftit  unterf d?eibet  ftd; 
bie  jB.  infofern,  als  fie  baS  ÜJcenfcbcnlcben  in  allen 
feinen  5Jerbfiltniffen  ausführlich  entmidelt,  todbrenb 
bie  Sbaralteriftit  nur  in  einjelnen  beroorfteebenben 
3pgen  baS  innere  2Befcn  unb  bie  Seiftungen  eine* 
itftcnfcbcn  )u  jetebnen  fuebt.  diejenigen  SBerfe,  bie 
baS  innere  Sehen  unb  ben  GnttoidtungSgang  cincS 
bebeutenben  SKenfdjen  unter  bem  ©efidjtspunlt 
tünftlcrifctjcr  Sßirfungen  uir  SInjdiauung  bringen, 
wie  j.  93.  «dtebtung  unb  ©abrbeit»  »on  ©oetbe, 
tann  man  nur  bebingungSmcife  ben  biogr.  dar= 
ftellungen  juiäblen,  ba  fie  roobl  ibeale,  aber  nicht 
ftreng  gefdjtcbtlicbc  9Babrhcit  erftreben. 

die  ungemein  reidje  biogr.  Sitteratur  beftebt  auS 
einjelnen  ÜB.  unb  Sammlungen  foldjer.  Sdjon  baK 
Sttltertum  befi&t  CebcnlbefQreibungen  au^geicid)' 
neter  v^crf önlidjleitcn ;  e$  fei  nur  an  bie  beä  »gri^ 
cota  von  7acitu3,  3(leranberd  b.  ©r.  Don  (Eurtiuö, 
•n  ^ilutard;,  ßomcliüa  9?cpoö  u.  f.  ».  erinnert. 
2Ja8  ÜHittclalter  ift  nur  reid)  an  Ceben^befdjreibun-- 
gen  heiliger,  fomte  geiftlid^cr  unb  meltlicber  ftOn- 
ften,  mäbrenb  bad  Sebcn  Don  Staatsmännern  unb 
©elefyrten  feltcncr  ©egenftanb  ber  fd>riftftellerifa>en 
% bdiigfeit  mürbe.  Grft  feit  bem  16. 3abrt>.  (mit  ben 
interefiantenSelbftbiograpfeienbcSJfcomaö  glatter, 
©öl?  oon  öerlicbingen ,  &anö  von  cdjmeinidjen  u.  a.) 
geminnt  bie  biogr.  üittcratur  grö|em  Umfang  unb 
entnadelt  ftd)  bann  allmdblid)  ju  einem  bibliogra' 
pbifd)  taum  r.  cd)  ju  bcroältigenbcn  dteiebtum.  ?cn 
ikrfud),  biefe  l'ttteratur  ju  uerjcidjnen,  madjtc 
Cttinger  in  ber  «Bibliographie  biographique»  (Öpj. 
1850;  2.  XitfL,  2  Sbe.f  iöräff.  1854 ;  ÜtelauJI.  1866). 
Unter  ber  grofeen  SWcngc  ber  Öcbenebefdjreibungcn, 
Ccben,  9ielrologe  u.  i.  w.  lönnen  jebod)  nur  wenige 
burd)  bie  ftßlle  bev^  gebotenen  3ton"c-5  ober  bie  ßunft 


—  ffliogrop^ie 

ber  S)arftcQung  auf  Utterarbiftor.  93ebeutung  Ha- 
fprueb  ma6cn.  öterfeer  gebören  bie  Arbeiten  oon 
Scbrödt),  Nicolai,  Berber,  Stein,  ©arw,  SteifeneT, 
Düemeper,  beeren,  3)ippolb,  fiubcn,  Sambagcn  oon 
(5nfe,  Jiebge,  Öartbolb,  Döring,  ^er|,  »rnetb,  C 
^a^n,  ßbrofanber,  SJaoib  Straufc,  9tanfe,  2>rorjfen, 
»apm,  Ä.  Springer,  6.  ©rimm,  3«fti,  SW.  Sebmann 
unb  maneben  anbem;  in  (Snglanb,  too  Dorjüglicb 
bie  9lfldftd)ten  ber  Pietät  bie  ;u  einem  ber  reiefc 
fealtigften  3»eige  ber  gefamten  titteratur  gernaxbt 
baben,  bie  Arbeiten  oon  OTibblcton,  ^obnfon, 
ÜJturpb*?,9tobertfon,  %\).  SWoore,  2JlarfbaU,  6  outbec, 
Sogmell,  3^»"g»  ÖarriS,  JBonoro,  Gariple;  in 
^ranlreid),  mo  biefe  fiitteraturgattung  juerft  jut 
oolltommenem  Slusbilbung  gelangte,  bie  Arbeiten 
bon  gebier,  gontcneUe,  2.  Racine,  Surignu,  »ol= 
taire,  Ü«aUet,  93oiffo  b'ÄnglaS,  3iiUemain,  6oufut. 
31n  Stelle  ber  1895—97  in  üöerlin  u.  b.  5.  «$icar. 
Blatter»  üon  SBettelfeeim  berauSgegcbenen  3eix' 
iobrift  erfdjeint  jeftt  ein  «58iogr.  ^abrbueb  unb  3eu:= 
l'Acr  ÜRctrolog»  (Öerl.  1897  fg.). 

die  biogr.  Sammlungen  ftnb  febr  r,r\iu 
bener  Slrt,  je  nadjbem  fie  mebr  ober  weniger  auS; 
fübrlicb  entroeber  1)  bie  mertmürbigen  ^erfönli6= 
leiten  aller  ©cgenben  unb  3eüen  (allgemeine  biogr. 
2Börterbüd)er),  ober2)  blofebieeineebefrimmten3eit- 
abfdbnitte«,  ober  3)  bie  einer  beftimmten  Nation  um= 
faffen,  ober  enblid?  4)  ^ierfonen  bcbanbeln,  bie  fid)  in 
einem  beftimmten  Stanbe  nambaft  gemad)t  baben. 

93eif piele  allgemeiner  biogr.  SBörtcrbudKr 
feien  genannt:  SBaple,  aDictionnaire  historiqae  et 
critique»  (oon  1697  an  in  oerfduebenen  Sluegaben, 
)ule|t  $ar.  1820  in  16  93bn.);  (SubbcuS,)  «äü= 
gemeine«  biftor.  Serüon»  (6  93be.,  8pj.  1730—40); 
©robmann,  a^eued  bitter,  bicar.  danbroörterbud)» 
(10  99bc.,  ebb.  1796— 1808);  Silin  unb  önnelb. 
aGeneral  Biography»  (10  93be.,  2onb.  1799—1815) ; 
3)aur,  «v3?eueS  biftor. « biogr.  ■  litterar.  öanbmönet: 
bud)»  (5  Sbc.,  Ulm  1807—10);  «B.  universelle»  ten 
3)licbaub  (mit  ben  Supplementen  85  93be.,  v$ar.  1811 
—62;  neue  Stuft.,  45  33be.,  ebb.  1842—65);  Gbol; 
merS,  «General  biographical  Dictionary»  (neue 
31ufl.,  32  93be.,  fionb.  1812—17);  «Nouvelle  bio- 
graphie  g6n6rale,  publiee  sous  la  direction  de 
Hoefer»  (46  3)be.,  ^ar.  1857-66);  Cttinger,  «Mo- 
niteur  des  dates»  (in  beutfeber  Sprad?e ,  6  SSbe., 
Spj.  1869;  mit  Supplement  1879—81);  3al,  «Dic- 
tionnaire  critique  de  biographie  et  d  histoire* 
(2.  Stuft.,  ^Jar.  1871);  ^biüioS,  uThe  dictionary  of 
biographical  reference»  (Sonb.  1871).  Stu#|übr- 
liebere  einjelne  93.  in  Settelbeim«  «^übrenbe  ©ei^ 
ftcr»  (58b.  1—6,  SrcSb.  1890—94),  bann  u.  b.  %. 
«©eifteSfeclben»  (^8b.  7—26,  Serl.  1894—97). 

Stnbcre  Sammlungen  berfidficbtigen  ebenfalls 
alle  ober  mehrere  Nationen,  befd)rdnten  ftd)  aber 
auf  beftimmte  3eiten,  j.  SB.  ©.  Smitb,  «Dic- 
tionary of  greek  and  roraan  biography  »  (3  9be., 
2onb.  1873);  (Shetmlier,  «Repertoire  "des  sourecs 
hist.  du  moyen  äge.  Bio-bibliographie»  (mit 
Supplement,  ;#ar.  1877—88);  «der  9leue  ^Jlutard"1 
(oon  ber  Sieformarion  bis  jur  ©egenmart,  bg.  oon 
©ottfefeall,  12  JBbe.,  1874  —  88):  f)irfding, 
e6iftor.=litterar.6anbbud)  bei  18.3abrb.»(1733oe., 
ebb.  1794—1815);  SJlidjaub,  «B.  des  hommesTi- 
vants»  (5SBbe.,  ^Jar.  1816  —  19);  «3eitgenonen' 
(3  Leihen,  jebe  ju  6©bn.,  Spji.  1816—41);  «Irnault, 
«B.  des  conteraporains»  (20  93be.,  ^ar.  1820—25); 
93apereau,  «Dictionnaire  universel  des  contempo- 
rainsn  (6.  Stuft,  mit  Supplement,  ebb.  1891-95); 


Digitized  by  Google 


1015 


« Men  and  women  of  the  time»  (15.  Aufl.,  2onb. 
1899);  «The  Celebrities  of  the  Century»  (bg.  Bon 
Sanber*,  ebb.  1890). 

3atyreid)  fmb  biogr.  Sammelroerfe  für  einjelne 
91  a  t  i  o  n  e  n ,  Staaten,  Stäbte  u.  f.». ;  f  o  f  ür  3)  e  u  t  f  <b  < 
Ianb:  Sdnrad?,  «93.  bet  3)eutfcben»  (6  «be.,  Dalle 
1770—74);  Klein,  «fieben  unb  «ilbniffe  bet  großen 
2>eutfcpen»  (4  «be.,  ORannb.  1786—92);  «^antbeon 
bcr  Seutfdjen»  (3«be.,  Gbemn.  1794—95);  Sdjlidjte* 
groll,  «9letrolog  ber  2)eutfd?en»  (bie  in  jebem  3abre 
Verstorbenen  entbaltenb,  28  «be.,  ©otba  1791— 
1806);  «Weuer  Wefrolog  ber  Seutfdjen»  (30  ^abr- 
flänae  in  ie  2  «bn.  «.  3  9tegüter=«be.,  SBeim.  1824 
—54);  «3)enfmdlcr  nerbienftnollet  2)eutfd?en  beS 
18.  unb  19.  Sabrb.»  (5  «be.,  2pj.  1828-29);  «Alb 
gemeine  beutfdje  «.»  (bg.  burd)  bie  biftor.  ftommif' 
fton  bcr  tönigl.  «aprifdjen  Atabemte  ber  3Uifien= 
fdjaften,  rcbtgiert  uon  2iliencton  unb  Söcgele, 
45  «be.,  2pj.  1875  —  99);  ««iogr.  Safcrbud)  unb 
$cutf<ber  5Refrolog»,  bg.  uon  «ettelbeim  (f.  oben); 
Öormapr,  «Cfterr.  $lutara>  (20  «be.,  2Bicn  1807 
— 14);  SBurjbad),  ««iogr.  2erilon  bcS  Saifer* 
tum*  Cfterreid)»  (60  «be.,  ebb.  1856—91) ;  Stumpf, 
«$cntroürbige  «apern»  (ÜRünd?.  1865);  ««abifdje 
«.»  (bg.  von  5öeecb,  4  93be.,  öeibelb.  unb  Kavier. 
1875—91);  öepbcn,  «@a(erie  berühmter  unb  nurt* 
roürbiger  iyrantfurter»  (ftrantf.  1849—61).  —  #ür 
bie  Stbmeij:  SBolf,  ««.  jur  ffulturaefd»d)te  ber 
Scproei  j»  (4  «be.,  3ür.  1858—62) ;  «Galerie  suisse» 
(bfl.  t>on  Sccrttan,  3  «be.,  2aufanne  1873—80); 
«Sammlung  «ernifd?er  93.»  (95b.  1—3, 93ern  1884— 
96);  be  3Rontet,  «Dictionnaire  biogr.  des  Genevois 
et  des  Vaudois  (2  «be.,  Saufanne  1877—78).  — 
ftüröollanb,  «elgien,  2uremburg:  »an  ber 
$la,  «Biographisch  Woordenboek  der  Nederlan- 
den»  (21  «be.,  £aarlem  1852—78);  «B.  nationale» 
(93b.  1—15,  93rüff.  1866—98);  flepen,  «B.  Luxem- 
bourgeoise»  (2.AufI.,2«bc.,1876).-  gür  @  n  g  l  a  n  b: 
«Biographia  Britannica»  (2.  Aufl.,  5  «be.,  2onb. 
1778—93);  «British  Plutarch»  (neue  Aufl.,  6  «be., 
ebb.  1816) ;  «Annual  Biography  and  Obituary»  (ebb. 
1817—37);  «Dictionary  of  national  Biography» 
(bg.  »on  2.  Stephen  unb  S.  See,  63  93be.,  ebb.  1885 
— 1900);  QbamberS,  «Biogr.  dictionary  of  eminent 
Scotsmen»  (3  «be.,  ©laSgoro  1868-70);  «oafe, 
«Modern  english  biography»  (Jruro  1892  fg.).  — 
#ür  $  fi  n  e  m  a  r  t  unb  S  d)  n?  e  b  c  n :  £>  ofmann,  «Por- 
traits  historiques  des  hommes  illustres  de  Dane- 
mark» (6  93be.,  ffopenb.  1746 ;  Au8g.  in  bdn.  Sprache, 
3  93be.,  ebb.  1777—79);  «rida,  «Dansk  biogra- 
fisk  Lexikon,  tillige  omfattende  Norge  for  1537 — 
1814»  («b.  1—10,  ebb.  1887—96);  $almblab,«Bio- 
graphiskt  Lexikon  öfrer  Svenska  man»  (23  «be., 
Uplala  1835—57;  «Reue  Solge,  9  «be.,  1857—83); 
JÖofberg,  «Srenskt  biographiskt  Handlexikon» 
(2  «be.,  Stodb.  1876).  —  ftür  <$rantreicb:  b'Au 
uianp,  «Vies  des  hommes  illustres  de  la  France» 
(27  93be.,  $ar.  1739—57);  Salanne,  «Dictionnaire 
historique  de  la  France»  (ebb.  1872);  Sermina, 
«Dictiounaire  universel  illustre  biograph.  et 
bibliograph.  de  la  France  contemporaine»  (ebb. 
1885).  —  gfir  3*ölien:  Sorgato,  «Biografia  uni- 
versale italiana»  (77  «be.,  «eneb.  1822—51); 
Gantü,  «Italiaui  illustri»  (393be.,  ÜRail.  1373-74); 
Üpalbo,  «Biografia  degli  Italiani  illustri  del  sec. 
XVIU»  (10  93be.,  «cneb.  1834—45);  «Piemontcsi 
illustri»  (5  93be.,  Sur.  1780—87);  Sola,  «Dizio- 
nario  degli  uomini  illustri  di  Sardegna»  (3  «be., 
ebb.  1837-38) ;  ORartini,  «Biografia  Sarda»  (393bc., 


ßagliari  1837  —  38);  SWanni,  «Veglie  piacevoli 
owero  notizie  de'  uomini  Toscani»  (3.  Muff.,  8  33be., 
ftlor.  1815—16).  —  ^ürSRu^lanb:  «Kigaifcbe  9). 
1810—79»  (3  93be.,  SRiga  1881—84).  —  ftfir 
21  m e r i ! a :  Sparte,  « Library  of  American  Bio- 
graphy» (Serie  L  1093be.;  Serie  2, 15  95be.,  93ofton 
1834—48);  !(ppleton$  «Cvclopaedia  of  American 
Biography»,  bg.  non  SBiffon  unb  gifte  (6  JBbe., 
9teuport  1888—89);  für  93rafilien:  JSereira  ba 
Sifoa,  «Plutarco  Brasileiro»  (2  93be.,  SRio  be  3a* 
neiro  1847)  unb  3-  SRanoel  be  3Racebo,  «Braziliau 
biographical  Annual»  (4  93be.,  ebb.  1876).  —  gür 
Sluftralicn:  öeaton,  «Australian  dictionary  of 
dates  and  men  of  the  time»  (Spbnep  1879).  —  gür 
ben  Orient:  SJeale,  «Oriental  biographical  Dic- 
tionary» (Äallutta  1881). 

3ablreid)  fmb  aud)  bie  foa.  Sdjriftfteller: 
(erita,  in  benen  bie  IBerjeia^nung  ber  litterar. 
Arbeiten  meift  bie  ^auptfadje,  bie  SebenSumftänbe 
bie  SRebenfadj e  bilben,  bie  ftd)  alfo  ben  9)ibliogra- 
pbieu  (f.  b.)  annäbern.  ^aupttcerle  ber  Slrt  Ttnb  für 
bie@e(ebrten  aller  Stationen:  Äönig,  «Biblio- 
theca  vetus  et  nova»  (Slltborf  1678);  ©larmunb, 
«Seben£befd?reibung  l?auptgeleb.rtcr  ÖRänner,  fo 
öon  ber  Sitteratur  ^rofeffton  gemadjt»  (12  S3be., 
SBittcnb.  1722);  5Riccron,  «Memoires  pour  servir 
a  l'histoire  des  hommes  illustres  dans  la  repn- 
blique  des  lettres»  (43  93be.,  $ar.  1729—45); 
^öAcr,  «MtlgemeineS  ©eleprtenlerifon»  (493be.,  2pj. 
1750—51;  gortfe^ung  oon  Slbelung  unb  9loter= 
munb,  bi*  %  6  «be.,  1784—1822, 93b.  7,  von  öün= 
tber,  1897) ;  Satt,  «Bibliotheca  Britannica»  (4  «be., 
Gbinb.  1824);  «apereau,  «Dictionnaire  universel 
des  litteratures»(2.»ufl.,2«be.,$ar.  1884).  — 3ln= 
bere  Sammlungen  bebanbeln  nur  bie  (Selebrten 
beftimmter  3<it«n*  mie2)e  ®ubernatiS,  «Dizio- 
nario  biografico  degli  scrittori  contemporanei » 
(glor.  1880);  berf.,  «Dictionnaire  international  des 
ecrivains  du  jour»  (ebb.  1888—91);  «ornmüüer, 
««iogr.SdjriftfteUerlenton»  (2p3. 1882).  —  SBiebcr 
anbere  bie  ©elebrten  einzelner  Sdnber  unb 
Stabte.  3«  biefen  gehören  für  55eutfd?lanb: 
3Rcufel,  «Serif  on  ber  t>on  1750  bis  1800r>erftorbenen 
teutfdjen  Scb,riftfteUer»  (15  «be.,  2pj.  1802—16); 
Dornberger,  «5)aS  gelehrte  Jeutfdjlanb»  (fortaefelU 
non  Teufel,  6rfd)  unb  Sinbner,  5.  Stuft.,  23  «bc, 
2emgo  1796  —  1834);  ^inrid)fen,  «5)aS  Utterar. 
3)eutfd?lanb»  («erl.  1887  ;  2.  «uff.  1891);  ffufula, 
«Allgemeiner  beurfdjer  £>od?f*ulenalmanadj»  (3Dicn 
1888 ;  2.  Aufl.  als  ««ibliogr.  ^abrbudj  ber  beutfdjen 
Öod?fdjulen»,  mit  Supplement.  3«n*br.  1892—93)  ; 
«rümmer,  «2eriton  ber  beutfdien  ^idjter  unb  ^Pro= 
faiften  beS  19. 3al;rb.»  (4. 2lufl.,  4  «be.,  2pj.  1895); 
«5)eutfdjer  Sitteraturtalenber»  (bg.  oon^art,  feit 
1883  non  Ifürfobner,  idbrlid),  jetit  Seipjig);  «Katb. 
fiittcraturtalenber»  (pg.  oon  Reiter,  3aprg.  1—5, 
{RegenSb.  1891—97).  Studj  för  einjelne  beutfdje 
Staaten  unb  Stfibte  giebt  e§  ^cleljrtenlerila»  unter 
anberm  f  ür  81  n  b  a  1 1 :  Sd)mibt,  «3tn^altf  d)eS  Sdjrif  t  • 
fteUcrleriton»  («ernburg  1830);  «apern:  «aaber, 
«2eriton  oerftovbener  bapr.  Scbriftfteller  beS  18.  unb 
19.  3atn-fc.»  (2  «be.,  3lugSb.  1824—25);  «erlin: 
Sdnutbt  unb  SRebring,  «iReueftcS  gelehrtes  «erlin» 
(2  2le.,  «erl.  1795),  (fci&ifl,)  «©eleprteS  «erlin» 
(ebb.  1825,  mit  frjrtfelmng  non«ücbncr  1834);  «re  ■ 
men:  ülotermunb,  «i'eriton  aller  öclebrten,  bie  in 
«remen  gelebt  baben»  (2  Ile.,  «rem.  1818),  .&am= 
bürg:  edjröber,  «2erilon  ber  bamburg.  Scbrift= 
fteller»  (fortgelegt  t?on  Ülofe,  8  «be.,  ^amb.  1851 


Digitized  by  Google 


101G 


©iograpljie 


—83);  £)annortcr:  iRotcrmunt,  «Da*  gelehrte 
ftannooer»  (2  Söbe.,  Sörem.  1823,  niebt  vollenbet); 
.Reffen:  Strieber,  «©runblage  ju  einet  befi.  ®c= 
lehrten;  unb  SAriftfteUergci4icbtci>  (fortgcfcHt  tton 
fflaAler  unb  Sufti,  ©ött.,  Gaff-  unb  ÜJtarb.  1781— 
1819);  Scriba,  «Söiogr.=litterar.  ^erifon  ber  (Bcbriffs 
fteller  be*  ©rofeberjogtum*  Reffen  im  19. 3<*brlj.» 
<2  äbteil.,  Darmft.  1831—43) ;  £  a  u  f  i  h :  Otto,  «£er  i« 
Ion  ber  Dberlaufttüfd)en  Sdjrifftcller  unb  flünftler» 
(393be.unb  Supplement,  ©örlifc  1800— 21);  9t  Arn* 
b  e  t  a :  9BUI,  9iürnberger  ©elcbrtenlerilon»  (f  ortgef  efct 
con  Wopitfdj,  8  SBbe.,  1 802—8) ;  S  d)  l  e  f  i  e  n :  9iomad , 
«S*lef.  Scbnftftellerlerilon»  (6£efte,SÖre*l. 1836— 
43);  3  AleSroi a  =  £> o  lu ein :  Äorbe*,  Triton  ber 
iettt(ebenbenfc^Ie$ro.:bclftein.unbeutimf(ben3(brift: 
fteller»  (Srtleero.  1797;  fortgefeht  uon  fiübter  unb 
Scbröber,  2  Söbe.  unb  9tadjtrag,  Slltona  1829— 
31;  oon  aibcrti  in  je  2  93bn.,  Äiel  1867—68  u. 
1884—86);  ©ürttemberg:  (9Jtofcr,)  «SBürttemb. 
©elebrtenleriton»  (2  SBbe. ,  Stuttg.  1762);  £aug, 
«Der  ©elebrte  2öürttembergcr»  (ebb.  1790).  ftür  bie 
Bebte  ei  3:  «Ecrivains  nationaux»  (Serie  1,  ©cnf 
1874);  «Schwei}.  Jitteraturlalenber»  (1.  §abxQ ., 
3ür.  1893).  jyür  Gnglanb:  ÜJteufe,  «Do«  gelehrte 
Gnglanb»  (2  SBbe.,  Söerl.  1791 ;  9ia*trag  unb  ftort- 
fehungen,  2  SBbe.,  ebb.  1804);  9Balpole  unb  $art, 
«Cataloguc  of  the  royal  and  noble  autbors  of 
England»  (5  SBbe.,  ebb.  1806);  SBrigbt,  «Biographia 
britannica  literaria»  (2  33be.,  ebb.  1842—46); 
ällibone,  «A  critical  Dictionary  of  English  litera- 
iure»  (3  SBbe.,  ebb.  unb  $büab.  1859—71;  Supple« 
ment  con  ttirf,  2  Söbc.,  2onb.  1891).  ftfir  ©tan* 
binaoien:  SBorm,  «ftorfeg  til  et  Sericon  ooer 
banfle,  norffe  og  ielanbffe  loerbe  meenb»  (3  Söbe., 
Öelfingßr  unb  Jtopenb.,  1771—84);  9tcerup  unb 
Kraft,  «älminbeligt  Viteraturlericon  for  Danmart, 
91orae  og  $Ulanb»  (2  SBbe.,  Äopenb.  1818—19); 
Gräle»,  « lllminbeligt  gorfatier=2ericon  for  Dan« 
mar!  fra  1814—40»  (3  SBbe.,  ebb.  1843  —  54; 
Supplement  bi*  1853,  3  SBbe.,  1858—68);  firaft 
unb  Sange,  «9torff  5orfa"frf2ericon  1814—56» 
(Hriftiama  1863);  öalcorfeu,  «9torff  ftorfatter* 
i'eriton  1814—80»  (8b.  1—5,  ebb.  1881—97); 
9Jteijer,  «Svenskt  Literaturlcxikon»  (5  Jle.,  Stodb. 
1886).  tjürbie9iteberlanbeunbSBclgten: 
pen*,  «Bibliotheca  Belgica»  (2  Söbe.,  SBrüff.  1739); 
Jöofman  ^Jcerllamp ,  «Vitac  excellentium  Batavo- 
rum»  (£eib.  1806);  berf.,  «De  vita,  doctrina  et  fa- 
cultate  Nederlandorum ,  qui  carmina  latina  com- 
posuerunt»  (2.  Slufl.,  £aarl.  1838).  gür  grant  = 
reidj:  Defeffart*,  «Les  siccles  litteraircs  de  la 
France»  (7  Söbe.,  %av.  1800—3);  Querarb,  «La 
France  litteraire»  (12  SBbe..  ebb.  1827  —64;  Jort« 
fetiung:  «La  France  litteraire  francaise  contem- 
poraine»  üoitduerarb  uubSourquelot,  6iöbe.,  ebb. 
1842—57) ;  «Le  nöcrologe  des  hommes  celebres  de 
France»  (17  »be.,  ebb.  1766—82);  ßrftb,  «3)ag  ge- 
lebrte  Jranlrei*»  (3  Sbe.  unb  2  9tad?träge,  £»amb. 
1797—1806).  ftür  Italien:  3na}jud?elli,  «Scrit- 
tori  d'Italia»  (6  33bc.,  Srefcia  1753—63);  «Vitc  e 
ritratti  di  illustri  Italiaui»  (60 Söbe.,  ^Jabua  1872); 
Sabroni,  «Vitae  Italoram  doctrina  excellentium 
qui  saeculis  XVII  et  Will  flomerunt»  (20  Sbe., 
s4Jifa  unb fiucca  1778—1805).  Sur  Spanien  unb 
Portugal:  Antonio,  «Bibliotheca  hispana  vet us» 
(2SSbe.,  ÜRabr.  1788)  unb  «Bibliotheca  hispana 
uora»  (2  2)be.,  ebb.  1783—88);  Gaftro,  «Biblioteca 
cspanola»  (<öt.  1  it.  2,  ebb.  1781-86);  ba  Silua, 


«Diccionario  bibliograpluco  Portugnez»  ("3b.  1— 


16,  Sipab.  1858—93).  Jür  SR  u  1 1  a  n  b :  Sttabl,  ■  2  il 
gelcbrtc  Wu^lanb»  (£pj.  1828);  9iede  unb  9kpierilc 
tt3lllaemeineä  Sd?riftfteUer=  uitb  ©clebrten-^ciilon 
ber  $rooinjen  fiio:,  Gftbs  unb  Äurlanb»  (4  Sl< 
SKitau  1827—32;  9tadjtrag,  2  S3be.,  1859—61); 
Siomito»,  «SJerf  udj  eine«  bift  or.  2Sörterbud>S  über  bit 
ruff.  Sdjriftfteller»  (rufftfd?,  ^Betcr^b.  1772;  neuet 
Äbbrud  non^efremoto  1867);  Söcngeron?,  «Kritiko- 
biograf.  sloraf  russk.  pisatelej  i  ueenveh»  (SBiegr. 
Sertlon  ruff.  Scbriftfteller  unb  ©elcbrter,  95b.  1—5, 
ebb.  1889—97).  Sur  Slmerüa:  ^oroeü,  «Tb? 
livingauthorsof  America» (fteunorf  1850).  fürten 
D  r  i  e  n  t :  De  SHofft.  «Dixionario  storico  degli  antori 
Ebrei»  (2  S3be.,  ^Jarma  1802;  überfefct  con  f»aw 
berger,  £p}.  1839);  berf.,  «Dizionario  storico  degli 
autori  Arabi»  (<Jiarma  1807).  —  3ar>lm(fc  fmb  aud 
Sammlungen,  bie  bie  (Belehrten  beftimmtei 
<ydcb.cr  bebanbeln;  fo  für  ^bilologen:  Gditein, 
«Nomenciator  philologorum »  (fipj.  1871);  ^efti, 
«s^bilol.  Sdjriftftellerlerilon»  (ebb.  1882);  für  \\t 
Vertreter  ber  Siaturmifienfdjaften :  ^oggenborn. 
«5)iogr.ditterar.  ßanbroörterbucb  jur  ©efd?icbte  bft 
eralten  ©ifjenfdjaften »  (3  33be.,  ebb.  1863-97); 
«iöiogr.  iieriton  ber  beroorragenben  $irjte  aller 
3eiten  unb  Sdnber»  (bg.  r>on  ötrfd?,  rebigiert  nen 
©urlt,  6  *Bbe.,  £pj.  unb  ffiien  1884—88);  «$iear. 
Serilon  beroonagenber  thjtc  beä  19.  ^abrb.»  iba. 
non  $agel,  5Dicu  1 900).  —  i)ier  fmb  aud)  bie  Samm 
lungen  jur  ©cfAidjte  ber©elebrten  religiiter 
Drben  ju  nennen,  »ie  j.  JB.  Strmellmi,  «Biblio- 
theca  Benedictino-Casinensis»  (2  Söbe.  unb  Supplc^ 
ment,  ätfftft  1731—36);  fiinbner,  «Die  Sdjrifrfteller 
bc*  SöcnebittinerorbenS  in  Söapern  com  3- 1750  bi* 
jur  ©egenmart»  (2  SBbe.,  9lcgen«b.  1880;  9iadrra^ 
1884);  «Scriptores  ordinis  S.  Bcnedicti.  qui  1750 
— 1880  fuerunt  in  imperio  Austriaco-Hungaricoi 
(Sien  1881);  «Bibliographie  des  Benedictas  de  U 
congrögation  de  France  par  des  peres  de  la  meme 
congregation»  (Soleömeö  1889) ;  CLue"tif  unb  Gd?arb, 
«Scriptores  ordinis  praedicatorum»  (2  ©be.,  $ar. 
1719—21);  Söcmarb  r>on  Bologna,  «Bibliothec» 
scriptorum  ordinis  S.  Francisci»  (!ßeneb.  1747; 
gortfefcung,  9*om  1852);  De  Söader,  -Bibliothöqu« 
des  ecrirains  de  la  compagnie  de  Jesus»  (7  ;,;:-c 
2üttid)  1853  —  61;  neue  3lufl.  t*on  SommerDogel. 
oBibliotheque  de  la  compagnie  de  Jesus.  I.  partie; 
Bibliographie»,  2)b.  1— 7,  »rüff.  unb  %<xx.  1890- 
96);  Stoblcr  unb  6eim,  «3Jollftdnbigc«  ^eiligen 
lerilon»  (fovtgefeht  oon  ©inal,  33b.  1—5,  Hugeb. 
1858-82). 

9)iit  Vorliebe  tourben  \>on  jeber  bie  Sebent 
befebreibungen  ber  Äünftler  gefammelt.  Server 
jupeben  fmb  unter  ben  93.  bilbenber  Äünftlcr:  Sa 
fori,  «Vite  de'  piü  eccellenti  pittori,  scultori  ei 
architetti»  Uuerft  1550;  neueftc  Stu^g.  von  üRila 
neft,  9  33be.,  §lor.  1878—85;  beutfd?  t?on  Jl\  SAcm 
unb  6.  görfter,  6  93bc,  Stuttg.  1832—49);  »Serie 
degli  uomini  piü  illustri  nella  pittura,  scultura  cd 
architettura»  (12  93be.,  ^lor.  1769—76);  güplo. 
oJUlgcmeineiS  Münftlerlertton » (15  $le.,  ,Sür.  177? 
—1824);  Siagler,  «9teue£  allgemeine*  Äünftlerleri- 
Ion»  (22  SBbe.,  5Wüna>.  1835—52;  2.  »ufl.,  Söb.  1-3 
r*on  %  2Weper,  2pj.  1872— 85) ;  ä.  DJtüUer,  «HD 
gemeine*  Äünftlerleriton»  (3.  Slufl.,  fortgefeiit  con 
Singer,  Söb.  1—4,  Jyrantf.  a.  3R.  1894  —  99):  bie 
r*on  jtnadfuf)  b^tau*gegebenen  «itünfilermcnoflrj 
pbien»  (&>.  unb  SBiclef.  1891  fg.);  93cder,  «Äunft 
unb  Künftler  bc§  16.,  17.  unb  18.  ijabrb.»  (4  m. 
2P3. 1863-70);  g.  uon  S85ttid>er,  «^alerwerfe  bei 


Digitized  by  Google 


Siofogie 

19. 3abrb.»  (Sre*b.  1895  fg.).  Sud)  über  feie  bilben= 
oen  Äünftler  cinjelncr  Stönber  giebt  e*  viele  Sanum 
hingen,  fo:  Dan  9Jlanbcr,  «Het  Schilder -Boek» 
:?lltmaar  1603—4)  unb  bte  übrigen,  beim  Slrtitel: 
ülieberlänbifAe  Äunft,  angeführten  Seben*bcfd>rei= 
bungen  ber  « Kunstschilders » ;  Billig,  «Catalogus 
artineum  Graecorum  et  Romanoram  •  (Sre*b. 
1827);  fceinr.SBrunn,  «®ef  ebiebte  ber  gried?.  Jtünftler» 
(2. SJufl.,  2  SBbe.,  Stuttg.  1888-89) ;  ÜReufel,  «Scut= 
jdje*  Äünftlerlerifon»  (2.  Stufl.,  3  SBbe.,  Semao  1808 
—14);  SJJedjt,  «Tcutfdje  SMnftler  be*  19.  $abrb." 
14  SBbe.,  9törbl.  1877—85);  $Ul»ein,  «Saljburg* 
Jtünftler»  (Saljb.  1821);  fiiporoflp,  «SBapr.  Äünftler= 
leriton»  (2  SBbe.,  ütti'md).  1810);  ÜHegnet,  «ÜJiüncbener 
Jtünftlerbilber»  (2  SBbe.,  ebb.  1871);  «Sie  ttümber« 
aifdjen  Äünftler»  (9li\nib.  1822—3 1  j ;  Werlo,  «9tod>-- 
riebten  von  bem  fieben  unb  ben  Serien  Aölnifcoer 
Rünftler»  (flöht  1850—52;  neu  bearbeitet,  Süffclo. 
1895);  6ü*gen,  «grantfurter  jlünftler»  (Seffau 
1782);  (Sunningbam,  «British  painters,  sculptors 
and  architects»  (6  SBbe.,  2onb.  1846);  Sobto,  «Seri* 
ton  ruf).  Äünftler  be*  11.  bi*  19. 3abrb.»  ($eter*b. 
1894  fg.).  —  3Jhififerbiograpbicn:  ©erber,  «91eue* 
biftor.:biogr.  Seruon  ber  X onlünftler»  (4  SBbe.,  £pj. 
1812—14);  Stttti,  "B.  universelle  des  musiciens» 
(2.  Hufl.,  8  SBbe.  unb  Supplement,  $ar.  1860—80); 
Memamt,  «ÜJtufitleriton»  (5.  Slufl.,  fipj.  1900). 

©ioidgic  (ard).),  fiebre oomfieben,  Seben*lebre; 
im  befonbern  Sinne  bie  ffiiffenfdjaft,  bie  fiep  mit 
ben  belebten  (organifdjen)  ÜKaturlorpern  befcbdftigt 
unb  alfo  3oo(ogte  unb  SBotanit  umfaßt,  im  (Segen; 
iatj  ju  beicJSincnfdjaften,  bie  ftd)  mit  ben  unbelebten 
(anorganif eben)  Siaturtörpe rn  bcfdjäftigen  (Minera- 
logie, ©eotogie  u.  f.  to.).  3m  engern  Sinne  mirbSB. 
aud)  faft  gleid?bebcutcnb  mit^boriologie  gebraucht, 
roie  ftcb  j.  SB.  bie  ©efellfdjaft  für  SB.  in  Stfari*  au*= 
fdjliefsltd)  mit  Anatomie  unb  Sßbpfiologie  be*  il'fcn= 
idjen  unb  ber  liere  befcbdftigt.  3lud)  ba*  Stubium 
Der  fpeciellen  8eben*roeifc  ber  X  iere  roirb  SB.  genannt. 
,}n  cer  SBotanit  bat  man  neuerbing*  einen  beftimm= 
ten^eil  ber  pbpftol. Vorgänge  unter  berSBejeicpnung 
SB.  jufammengefafet ,  namentlich  bie  3tnpaffung*= 
rrffbeinungen,  bie  Variabilität,  (hblicbfeit  u.  f.  w. 
IS.  SBotanit,  SBb.  17.)  —  öflt  Sreper,  3iele  unb 
'JPege  biologijcber  5or|d)ung  (3ena  1892);  Sriefcb, 
2ieSB.  al*  felbftänbtge©mnbroiifcnfd)aft(Spj.  1893) ; 
harter,  Sßorleiungen  über  elementare  SB.  (beutfeb 
"Braunfdbro.  1895) ;  ftafiomifc,  allgemeine  SB.  (SBb.  1 
unb  2,  SüMcn  1898—99);  Steinte,  Sie  Gntmictlung 
ber  9faturttnüenfcbaften,  inebefonbere  ber  SB.  im 
19. 3abrb.  (Äiel  1900).  (Sine  «^eitfebrift  für  SB.»  (bg. 
oon  Aübne  unb  SBoit)  erfd)eint  feit  1865  in  Mündben. 

«iologifehe  Stationen,  f.  3oologifcb«  6ta* 
tionen. 

^ioincfjuion  (grd?.,  b.  b.  Sebenelicbt),  ebcmaB 
53ejeid>nung  für  eine  au*  bem  SBlute  eine*  Menfdjcn 
bereitete  breunbare  ^lüfftgteit,  »clebe  bureb  ben 
.V)elligleit*grab  unb  bie  Sauer  ibreö  SBrcnnen*  für 
bie  ßeben*id>idialc  be*  betreffenben  Menfdjen  vor-- 
bebeutenb  fein  follte.  Ser  ^rantfurter  Slrjt  ^ob. 
SUbil.  SBurggraoe  (geft.  1775)  üerfafetc  barüber  eine 
eigene  Sdjnft.  |ti*mu*. 
^iomagncticmuci  (greb.),  f.  Zicrifdber  Magne^ 
^tomantic,  SBiomdntit  (grd?.),  SBeftimmung 
au*  geroifien  3<«d>cn  (i'ungenprobe,  i.  b.),  ob  bei 
einer  Geburt  üeben  oorbanbeu  mar;  bann  aud) 
'iDabrfagung  ber  i'cben^bauer  au*  bem  Sßul*  unb 
anbern  3<id?en;  SBiomdnt,  ein  dbarlatan,  ber  fiep 
mit  foleten  ©abrfagungen  befaf.t. 


—  SBiot  1017 

Biometrie  (grd?.),  f  ooiel mie SBioaritbmetit (f .  b.). 

UBiott,  gried?.  3bpUenbidjter,  geb.  in  ber  Stäbe 
oon  Smorna,  lebte  im  3.  3abr|j.  o.  6br.  31u* 
ber  Glegie  auf  feinen  Zob,  bie  bem  3Jio*cbu*  juge^ 
idjrieben  wirb,  gebt  beroor,  bafe  er  ben  legten  Seil 
feine*  Seben*  in  Sicilien  jugebraebt  unb  feinen 
Zob  burd)  Gift  gefunben  bat.  unter  feinen  auf  un* 
aefommenen  Sidjtungen  ift  ber  Älaggefang  um 
nboni*  (bg.  bon  Slbren*,  fipj.  1854)  am  bebeiu 
tenbften.  Sie  übriaen  ftnb  meift  nur  in  SBrucb: 
ftüden  oorbanben.  Sie  $ocfien  be*  SB.  mürben  meift 
mit  ben  ^bpüen  be*  Jbccdrit  (f.  b.)  berau*geaebeu 
unb  ubcn'ciit.  SBefonberc  S>(u*aaben  (nur  mit  wloi- 
ebu*  jufammen)  oeranftalteten  yacob*  (©otb.  a  1 795), 
SBatcRelb  (2onb.  1795),  ®.  Hermann  (ßpj.  1849) 
unb  Biegtet  (£üb.  1868);  eine  beutfebe  Überlegung 
oerfafete  Manfo  (©otba  1784).  —  ebcnfall*  im 
3.  Olabrb.  lebte  ber  Spniter  SB.  au*  SBorpftbe; 
ni*  am  Scbroanen  SReere,  ber  fattr.  Spottoerfe 
unb  ^arobien  (fog.  Siatriben)  in  gried).  Sprache  - 
bidjtete.  —  SBgl.  SH.  ^einje,  De  Horatio  Bionis  imi- 
tatore  (SBonn  1889).  [CebenS. 

»tondtnie  (grd).),  £eb.re  ton  ben  ©efe&en  be* 

Otopbänomenolögie  (grd).),  Sebre  bon  beu 
Grfdjeinungen  be*  Ceben*. 

Blorhiza,  eine  ©attung  ber  ©allroefpcn ,  bie 
flügello*  ift  unb  an  Surjclfafern  unb  blättern  ber 
GiaSe  ©allen  erjeugt.  9«an  fennt  blofi  roeiblicbe 
^nbioibuen,  unb  c*  ift  für  mand)e  3trten  nadigemie« 
fen,  für  anbere  toabrfd)einlid) ,  baf)  fic  eine  partb,e: 
uogenetifd)  fieb  [ortpflameitbe  ©eneration  fonft  gc< 
trennt  gefcblecptiger  ©allroefpcn  bilben. 

vöiof cn,  f.  Sacd)arofen  unb  3uderarten. 

4<ioffopic  (grd).),  Unterfucbung,  ob  Seben  unb 
i'eben*fdbigteit  oorbanben  mar. 

©iofd»l|ie(grd).),  2eben*mei*b,eit;  aud)2eben*» 
lebte,  fooiet  »ie  SPfpcbologie. 

Oioftäti!  (grd).),  £eb.re  oon  ber  mittlem  Seben*; 
bauer;  aud>  &bre  oon  ber  mittlem  burcbfdjnitt* 
licben  SBeooltemng. 

«iot  (fpr.  biob),  (Sbouarb  Gonftant,  Sinolog, 
Sobn  oon  3ean  »aptiftc  JB.,  geb.  2.  3uli  1803  ju 
S^ari*,  trat  1824  in  bie  $olpted)nifd?eSd)ule,  roanbte 
ftd)  bann  bem  Stubium  be*  (jifenbabnmefen*  ju  unb 
übemabm  bie  Grbauung  ber  (rifenbabn  oon  Spon 
nad)  St.  ßtienne,  ber  erften  in  Srantreid).  ffiegen 
)unebmenber  Hränflicbfeit  jog  er  ftd)  jebod)  oon 
biefer  Sbdtigteit  lurüd  unb  toibmete  fidb  bem  Stu> 
bium  be*  6binefif*en.  Seit  1847  5Diitglieb  ber 
«tabemic  ber  ^nfebriften,  ftarb  er  12.  2Rärj  1850. 
Stüter  jablreid)en  Sllbbanblungen  für  ba*  «Journal 
des  Savants»  unb  ba*  «Journal  asiatique»  finb 
oon  feinen  Serien  beroorjubeben:  «Dictionnaire 
des  villes  et  arrondissements  de  l'empire  chinois  » 
(Sßar.  1842),  «Essai  sur  l'histoire  de  l'instruction 
publique  en  Chine»  (2  SBbe.,  ebb.  1845—46)  unb  bie 
Uberfe&ung  be*  «Tcheou-li»  (2  SBbe.,  ebb.  1851—52). 

SBiot  (fpr.  Hob),  ©uftaoe,  belg.5iupferfted)er,  geb. 
l.^an.  1833  ju  SBrüffel,  mo  er  bei  (Salamatta  lernte. 
3u  feinen  beften  SBlfittcm  gäbten:  ein  Stieb  na* 
einem  floirat.  Interieur  oon  Gjcrmat  (1872),  Haifcr 
5rani  3°fcpb  oon  Ofterreid)  nad)  ?lngeli  (1873) 
unb  oor  allem  Scr  Sriumpb  ber  ©alatpca  nacb 
manael  (1875). 

töioi  (fpr.  blob),  3*«n Söaptifte,  frans. 9ttatbcma* 
tilcr  unb  ^bpfitcr,  geb.  21.  Stpril  1774  ju  %lari*, 
ftubierte  an  ber  ^olptecbni|d)en  Sdnile,  toar  einige 
3iabrc  SJJrofeffor  ber  ^bpfit  ju  SBeauoai*,  marb 
1800  ^rofeffor  am  College  de  France,  1803  al« 


Digitized  by  Google 


1018 


Biota  —  93irtf> 


SDlitglieb  in  bie  Hfabemie  ber  ffiijfenfefcaften  aufge* 
nommen  unb  1804  beim  DbferDatorium  Don  tyani, 
1806  am  Sängenbureau  anaeftellt.  Seit  1809  lehrte 
er  audb  als  ^rofeffor  ber  pppfif.  Slftronomie  an  bei 
Variier  Unioerfität.  6r  ftarb  3.  Äebr.  1862  ju  Paris. 
58.S  l'ebrbüdjer  baben  aud?  auperbalb  (jrantreicbS 
Slnerfeiinung  unb  Verbreitung  gefunben.  Unter  5B.S 
eigentlidjen  tforfcbungen  ftnb  junäcpft  feine  gcobäti= 
fdjen  Arbeiten  bcroorjub.  eben,  bie  er  im  Sntereffe  ber 
©rabmeffungen  ausführte.  Seine  roidjtigften&iftun« 
gen  geboren  jebodj  ber  Dpttf,  fpeciell  ber  Cebre  Don 
ber  58red)ung  beS  Sieb,  tS  unb  Don  ber  polarifation  an. 
Slufierbem  rübren  Don  58.  Ijer  eine  $arftellung  bes 
projeffeS  beS  ©alilei,  bie  «Mälanges  scientifiques  et 
litteraires»,  roorin  er  baS  fieben  berrorragenber 
iDlatbematiler  unb  pbpfiter  fc&Ubert ,  «  Recherches 
sur  plusieurs  points  de  rastrouomie  egyptienne» 
0#ar.l823),«Recherches  sur  l'ancienne  astronomie 
chiuoise»  (ebb.  1840)  unb  «Stüdes  sur  l'astronomie 
indienne  et  sur  l'astronomie  chinoise»  (ebb.  1862). 

Biota,  ber  morgenlänb.  Lebensbaum,  f.  Thuja. 

Wtotar.tc  (grtp.),  Älaififiiation  ber  lebenben  Se= 
fen  auf  ©runb  ibrer  anatom.  (*igenfd?aften. 

fttorir,  Mineral,  f.  ©limtner. 

»iorttßnctf,  f.  ©nei*. 

©totötntc  (grd?.),  3erglieberungStunft,  Deraltc^ 
ter  2lu*brud  für  3ootomie;  l'ebrc  ton  ben  i'ebenS= 
abfdmittcn. 

©ioidtmS,  f.  Sioaen  (58b.  17). 

©iot  =  eat»art«  Ifccfctj,  f.  §ernroirtung  bei 
galoanifcbcn  Ströme. 

«iorftb,  iBejeidjnung  für  SauerftofjDerbuv 
bungen,  roeldjejroet  Ätome  Sauerftoff  auf  ein  5Ktom 
eine«  anbern  Clements  entbalten;  j.  58.  Sd?roefel= 
biorpb,  SO,,  ober  S<proefligfdure=5?lnbpbrib  u.  f.  ro. 
Jür  58.  fagt  man  öfter  2>iorpb;  j.  18.  CO,  ift  flo^len* 
biorrjb  im  ©egenfatj  }u  CO,  bem  Äoblenmonorpb. 

^iürtrticrcn  (lat.),  in  jroei  Seile  teilen,  bal; 
bi eren ;  58  i  p  a  r  t  i  1 1  o  n ,  3»f«teilung. 

«ipebett  (lat.  bipedes),  jtoeifüjjigejiere,  3roei= 
füfcler;  bipebifd),  iroeifüfcig;  bipebal,  jroeiftuf; 

bipolar,  f.  ©anglien.  [baltenb,  jroeifufjig. 
ip out utcr  (Editiones  Bipontinae),  58ejeid>; 
nung  für  eine  SReibe  ibrer  3«t  febj  gef  Adjjter  fehler- 
freier  2lu*gaben  grieeb.  unb  röm.  Hlafftler,  bie  feit 
1779  in  ber  bmogt.  2>ruderei  jii  3roeibrflden  (tat. 
Bipontium)  erfdjienen.  —  5ßgl.  5ButterS,  Über  bie  58. 
unb  bie  Editiones  Bipontinae  Oroeibr.  1878). 

sö  icjunbr  a  t,  baS  Guabrat  (f.  b.)  eine*  CuabratS, 
alfo  bie  4.  ^otenj  einer  ©röfee.  2)aS  58.  Don  3  ift 
3*  =3X3X3X3  =  81.  (fine  biquabratifdjc 
fflur  jcl  ift  baber  eine  ;\M,  bie,  biermal  als  ftaftor 
gebadjt,  »um  ^robutt  eine  gegebene  3abl  giebt,  roie 
2. 58.  3  bie  3abl  81.  Gine  biquabratifdje  ©lei* 
(bung  ift  eine  ©leidning  4.  ©rabeS.  58iquabrat= 
SRefte  einer  3abl  p  heifecn  in  ber  b,öb,ern  Slritbmetil 
3ablen,  bie  man  bei  ben  $ioiftonen  oon  58.  bureb  p 
als  Jtefte  erbält.  [münden,  flippe. 

Biquet  (frj.,  fpr.bideb),  Sdjnellroage  für  ©olb= 

»Bit  (arab.),  forüel  mie  58runncn  ober  Ouelle. 
TaS  Söort  finbet  fidj  in  geogr.  Kamen  (ganj  roie  baS 
etpmolog.  ibentifdje  bebr.  58eer)  febr  bdufig  in  3u: 
famtnenfeHung  mittrigennameu  jur  58ejeid?nttng  oon 
tfararoanenftationen  in  ben  Cafcn,  in  »eldjen  fid) 
eine  Cuelle  ober  ein  58runnen  befinbet. 

©ir  (5Bira),  Stabt  in  Spricn,  f.  58ircbid>it. 

©irago,  Karl,  ^reiben  nott,  öfterr.  anilitfir= 
ingenieur,  Grfitibcr  beS  nacb  ibm  benannten,  auf 
ber  ?lnmcnbnng  jerlegbarcr  58ede  unb  ^ontonS  bc= 


rubenben  5BrüdenfpftcmS,  geb.  24.  8pril  1792  iu 
Safeina  b'Dlmo  bei  Sftailanb,  ftubiertc  in  "taeia 
SWatbematif,  war  1823—26  fiebra  ber  SWatpe^ 
matii  an  ber  ^ioniertorpSfa^ule  in  SHailanb  unb 
trat  1825  mit  ber  »on  ibm  erfunbenen  SrnegSlaui^ 
brüde  b.eroor,  bie  1828  in  bie  3nnee  eingefübrt 
rcurbe.  3unt  Hauptmann  beförbert,  h?ar  er  1830 
—35  beim  58au  ber  5Befejtigungen  Don  £inj  tbdtig, 
roo  er  eine  jwedmdfeige  Öafettierung  für  bie  in  ben 
türmen  aufgehellten  ioaubit^en  erranb;  er  leitete 
1835  bie  58efeitigungen  beS  ^joübcrgangS  bei  5BreS* 
ceüo,  trat  1836  als  üJtaior  im  ©enaalftabe  roieber 
jum  3)ienft  im  5J.UonierlorpS  ein  unb  tH'rfafste  bie 
«Anleitung  jur  StuSfübrung  ber  im  %titt  am  mtv 
ften  üorlommenben  Pionierarbeiten»  unb  «Untrr= 
fuebungen  über  bie  europ.  ÜJtilitärbrüdentrainS 
u.  f. ».»  0©ien  1839).  1839  erridjtcte  er  bei  58reSceüo 
eine  SWilitdrbrüde  über  ben  po;  1840  rourbe  unter 
fetner  Seitung  ein  größerer  58rüdentrain  nach  feinein 
Spftem  für  bie  ^Donau  angefertigt  unb  1841  feine 
AriegSbrüde  als  «einzige  ber  t.  f.  ärmec»  eingefübrt. 
JUS  ibm  1844  baS  ©rigabetommanbo  ber  1843  m-- 
einigten  Pionier^  unb  pontonierforpS  übertraaen 
mürbe,  erfolgte  }itgleicp  feine  Erhebung  in  ben  ^rri* 
^errenftanb.  58.  ftarb  29.  $ej.  1845  3U  3Bietu 

Vitara,  3nfel,  f.  9kubommern. 

fBirarcu,  tunguf.  58olteftamm  am  obern  ?lntur 
unb  feinen  9tebennüffen  58ureja  unb  Seja. 

49irb^ttm(imSanSrritwlrbhüml,a^elbeulanb>, 
engl.  JBeerbboom),  nad?  ber  ^auptftabt  (7481 G.) 
audj  Sur!  (Sooree)  genannt,  5)iitrilt  ber  ju  ber 
£ieutenant:©ouBfrneurfcbaft  58enga(en  o<börenben 
5Dimfion  58arbn>an  in  Oftinbien.  58.,  mit  einem 
Streal  von  4540  qkm  unb  einer  58evölferung  con 
(1891)  797833  (?.,  barunter  ö93 181  öinbu.  169752 
Dtobammcbaner,  34289  »ilbe  ©eifterterebror,  522 
ßbriften  u.  f. ».,  wirb  rocftlicb  unb  norbroeftlid?  oon 
ber  2)ioifion  5Bbagalpur,  öftlid?  non  bem  ^iftritte 
ajlurfd?ibabab,  füblidj  »on  ben  5>ijtrüten  58arb= 
»an  unb  58antura  unb  »eitlicb  eine  lurje  Strede 
oon  bem  T iM ritte  'tDtanbbum  (.ftauptftabt  l'urulia) 
ber  2)ioifion  IJdjutia  TJtagpur  begrenjt,  beftebt  grofe: 
tenteilS  auS  niebrigem  »lluoiallanb  unb  mirb  oon 
oielen  (nidjt  febiffbaren)  Hüffen  burebftrömt,  melde 
fid)  in  baS  äftuarium  beS  ©angeS  ergiepen.  2ie 
SBobenerjeugniffe  Don  58.  fmb  bie  Don  58<ngalen;  in 
ben  böt?er  gelegenen  ©egenben  finben  fid?  Steim 
loblen  unb  ©ifenerje,  beibe  Don  befenberer  ©üte. 

©irdi,  Gbriftian  »nbr.,  f.  SBirdj^n'eiffer. 

»irttj  (fpr.  börtfeb),  Samuel,  engl,  «rdjdolog. 
geb.  3.  9ioD.  1813  in  fionbon,  erlangte  1836  eine 
ÄnfteUung  als  3lfftftent  in  ber  Abteilung  ber  ÄnP- 
quitäten  im  S8ritif(ben  SDIufeum,  in  ber  er  fodrer 
jum  Subbireftor  aufftieg,  bis  er  1861  mm  Sireltor 
ber  orient.,  mittelalterlicben  unb  brit.  Antiquitäten 
unb  ber  etbnogr.  Sammlungen  beS  SDIufeum*  tr- 
nannt  rourbe.  6r  ftarb  27.  $ej.  1885  in  gonfcon. 
58.  nabm  an  58unfen*  (f.  b.)  Wtxl  über  ägpptcn  An- 
teil, ju  bellen  engl.  Bearbeitung  er  nodj  18<>7  jaW» 
reidje  neue  iBciträge  lieferte,  irerncr  erfdnen  oon 
ibm  baS  ^anbbud)  ju  ben  Antiquitäten  :  :  ■  58riti- 
fdjen  i'iin'oumS:  nGallery  of  autiquities»  (Üonp. 
1844),  ber  gemeinfdjaftlid)  mit  Sleroton  Derfafete 
uCatalogue  of  Greek  vases»  (1851),  aAn  introduc- 
tion  of  the  study  of  hieroglyphics»  (1857),  «His- 
tory  of  ancient  pottery  u  (1858),  «Description  of 
the  papyrus  of  Nash-khem»  (1863)  unb  «The  Ithind 
papyri»  (1866);  1878  gab  er  ©illinfonS  «Manners 
and  customs  of  ancient  Egyptiansp  unb  1S75— 


Digitized  by  Google 


93trd)*#irfd)feft> 

«The  Records  of  the  past  of  Egyptian  and  Assyrian 
monuments»  (93b.  1—12,  Sonb.  1875—89)  beraub. 
—  93gl.  S.  B.  Biographical  Notices  from  the  Bri- 
tish and  Foreign  Press.  With  an  introduction  by 
W.  de  Gray  Birch  (fionb.  1886). 

*ird)  £irfchfclb,  ^elir  Victor,  Pat&olog,  geb. 
2.  sJWai  1842  ju  ©luoenfied  bei  JHenbSburg,  ftubiertc 
in  ficipjig  ÜJcebijin,  mar  bann  2  Sa^rc  3lf ftftertt  am 
patbologifdjen  Jnftitut  unb  an  ber  mebij.politltnif 
ju  Seipjig,  nmrbe  hierauf  ftilfSarjt  an  ben  Srrenan* 
ftaltenSonnenftein  unbGolbifc  unb  1870  profett  or 
am  ftäbtifcbcn  Äranfenbaufe  in  SreSben;  audj  lei« 
tete  er  1882—85  bie  Srrenabteilung  biefer  Slnftalt 
als  birifliercnber  Slrjt.  1885  lourbe  er  orb.  Profeff  or 
berpatbol.SlnatomieunbSircttorbcSPatbologiidjen 
SnftttutS  in  «eipjig,  too  er  19.  9coo.  1899  ftarb.  Gr 
fdbricb  oßebrbud)  ber  patbol.  Anatomie»  (2  33be., 
5.  Aufl.,  2Vh  189G),  «Sie  93ebeutung  ber  !DtuStel= 
Übung  für  bie  ©efunbbeit»  (ebb.  1883),  «Sie  Strofu' 
lofe  unb  Äff  ef  tionen  ber  Spmpbbrüfen»  (in  3iemfienS 
«JÖanbbucb  ber  fpeciellen  Pathologie»,  33b.  13, 2.  SXufl. 
1879),  «Sie  ftrantyeiten  ber  fieber  unb  ber  SJtilj»  (in 
©erbarbS  «öanbbucb  ber  flinberfranlbriten»,  93b.  4, 
Abteil.  2,  Süb.  1880),  «©runbrife  ber  allgemeinen 
Pathologie»  (Cp$.  1892). 

©ird>  =  £irfd>fe!b,  ©uft.  Abolf,  »ruber  beS 
vorigen,  SRomanit't,  geb.  1.  DU.  1849  ju  flicl, 
ftubicrte  1868—70  Waturmiffenfrtaften,  1875—77 
Philologie  in  Seipjig  unb  habilitierte  ftd)  1878  ba= 
fclbft  für  roman.  Philologie.  Stach,  länaerm  Auf= 
enthalte  in  Paris  ging  93. 1883  nach  ©iefeen,  too 
er  1884  orb.  Profefior  mürbe.  Seit  April  1891 
roirtt  er  in  gleiaVr  Gigcnfcbaft  an  ber  UntDerfttÄt 
Seipjig.  25on  feinen  litterarbiftor.  Schriften  finb  ju 
nennen:  «Sie  Sage  Dorn  ©ral»  (2pj.  1877),  «Über 
bie  ben  proocncal.  JroubabourS  befannten  eptfeben 
Stoffe»  (Jöalle  1878)  unb  «©efebiebteber  franj.2it: 
teratur  feit  93eginn  beS  16. 3abrb.»  (33b.  1:  «Sa« 
Zeitalter  ber  Menaiffance»,  Stuttg.  1 889) ;  mit  Su- 
d)ier  fdjricb  er;  «®efd}id?te  ber  franj.  fittteratur» 
(l>pj.  1900). 

ttirrf)  Pfeiffer,  Gbarlotte  (ftaroline),  Sd>au= 
fpielerin  unb  bramat.  Scbriftftellerin,  geb.  23.  3uni 
1800  |u  Stuttgart,  Jcdjter  beS  SomfinenratS 
Pfeiffer,  ber  1806  als  CbertriegSrat  nad?  OJtüncben 
ging.  3m  13.  3abre  betrat  fie  bie  bortige  .frofbübne 
unb  fanb  balb  als  tragifdje  iiiebbaberin  in9ftünd)en 
fclbft  toie  auf  ftunftretfen  in  Seutfdjlanb  uieleu 
Beifall.  1825  heiratete  fte  ben  namentlich  burch 
bie  9Bcrfe  «Submig  Philipp,  Röntg  ber  ftranjofen» 
(3  93be.,  Stuttg.  1841—43;  3.  Aufl.  1851)  unb 
«Sramatil»  (ebb.  1847)  befannten  Sdjriftftcller 
Dr.  Cbriftian  AnbreaS  93ircb  (geb.  1793  m 
fiopenbagen,  geft.  29. Aug.  1868  ju  93erlin).  Sett-- 
bem  CTftrcdten  fiep  ibre  ©aftfpielc  bis  nach  peterS: 
bürg,  peft  unb  Amftcrbam.  1837—43  leitete  fie  bie 
53ügnc  ju  ßüridj,  bie  fie  mit  Sepbelmann  ju  einer 
pflansfcbule  für  baSbcutfdjeXbeater  madjen  roolltc. 
1844  mürbe  fie  am  tönigl.  Stbeater  in  33erlin  für 
bie  filtern  5Hollcnffid?cr  angeftellt.  Sie  ftarb  bafelbft 
25. Aua.  1868.  ybre  Sramen,  bie  mit  piel  ©efdjid 
bem  ©efebmad  beS  großen  PubtitumS  angepaßt  fmb, 
meift  JHübrftüde  unb  nad)  Olomanen  gearbeitet,  offcn= 
baren  eine  genaue  StenntniS  ber  53übnenmirtung  unb 
ieugen,  obmo^l  o^ne  böbere  dftbetifdje  ^enben),  uon 
fteberer  theatralifdjcr  ^Begabung.  Sen  bauembften 
Beifall  erwarben  «Pfeff  erröfel»(^öienl833),«e*lofe 
©reifenftein»  (ebb.  1833),  beibe  jueTft  1«28  aufge* 
fübrt,  «öinlo»,  «Sie  ©ünftlinge»,  üielleidjt  ihr  gc- 


—  ®irebjd)if  1019 

lungenfteä  6tücl,  «Ser  ©lödner  pon  SlotrcsSame» 
(nadj  93.  öugo«  «Notre  Dame  de  Paris»),  «Sie  $rau 
in  SBeife»  (nad)  9B.  Solling),  «Sic  SWarquife  oon 
SiUette»  (1845),  «Sorf  unb  6tabt»  (1848,  naa)  93. 
2luerbad?§  «^vrau  Profefforin»),  «Gine  Familie» 
(1849),  «Sie  9Baife  non  fiomoob»  (93erl.  1856,  nad> 
Suner93e(l),  «Sie  ©rille»  (1856,  nach  ©eorgeSanb). 
${ud?  in  ÜHomanen  perfudjte  fie  fi<b,  bo<h  mit  ge> 
ringem  Grf  olg  (j.  33.  «93urton  ßaftle»,  2  93bc.,  3. 3lufl., 
93erl.  1854).  3bre  «©efammelten  bramat.  SBerlc»  er= 
febienen  in  23  93finben  (fipg.  1863—80),  mehrere 
baoon  entbfilt  aua>  9ieclamd  «Uninerfalmbliotbet», 
ibre  «©efammelten  9loPeQen  unb  Grjfiblungen»  in 
3  93finben  (ebb.  1862—65).  —  3b«  Jooster  ift  bie 
JHomanfdjriftftellerin  SBilbclmine  pon  fetUern  (f.  b.). 

iPirrf,  3irt  (lat.  Xystns  Betnlejus),  beutfdjer 
Sramatiter  unb  Sdjulmann,  geh.  21.  ftebr.  1500  ju 
Sugdburg,  mürbe  1530  @d)ulrertor  in  93afel,  1536 
Mettor  be3  prot.  ©pmnafmm«  ju  6t.  Slnna  in  Slugä; 
bürg,  mo  er  19.  %\xn\  1554  ftarb.  33.  f djrieb  »uerft 
beutfd?e6dnilbramen,  alle  feeb«  in  trodnemSlnfdjlufj 
an  bie  biblifdje  Quelle.  1532  erfdnen  fein  befaniu 
tefte«,  pon  9tebbun  unb  jyrifcbHn  nachgeahmtes 
Srama  «Sufanna»,  mit  Äinbcrfcenen,  audfübrlid?cr 
©eridjtSDerh.  anblung  unb  (Sborliebern  in  antilen 
Stropbenformcn.  «3wWt^»  (Hug^b.  1539)  mahnt 
Sunt  ifirlenfricg,  «93ecl»  (ebb.  1539)  »arnt  uor  ber 
(tatb.)  Abgötterei.  3lu*  als  lat.  Sramatiter  unb  als 
Pbilolog  mx  93.  mit  Erfolg  tb.fitig. 

«itb  (fpr.börb),  3fabella,  Scbriftftcllerin,  f. 
«ifbop,  SfabcOa. 

©irb  (fpr.  börb),  SRob.  SWontgomcrp ,  ante  vi  f. 
Siebter,  geb.  5.  gebr.  1805  (nicht  1803)  ju  5cerocaftle 
(Selamare),  mar  fett  1847  Herausgeber  ber  «North 
American  Gazette»  unb  ftarb  22.  3an.  1854  in 
Pbilabelpbia.  Seine  Jragöbie  «The  Gladiator»  mar 
lange  populär  burch  ben  Sarfteller  Gbroin  Sorreft. 
Seine9iooellen  ftnb  meift  gefdjidjtlidjen^n^altS.  So 
fpielten  «Calavar  or  the  knight  of  the  Conqnest» 

(1834)  unb  «The  Infidel,  or  the  fall  of  Mexico» 

(1835)  in  ÜJterito  aurfleit  her  fpan.  Eroberung,  «Nick 
of  the  woods  or  the  Jibbenainosay»  (1837)  am  ©nbe 
beS  9ieuolutionSfriegeS  in  ffentudp.  «The  adven- 
turesof  Robin  Day»  (1839)  erjd^Ien  bie  ©efebiebte 
eines  fchtffbrüchigen  SBaifentnaben.  93.  fammelte 
feine  fleinen  Grjdblungen  als :  «Peter  Pilgrim  or  a 
Rambler's  Recollections»  (1838).  9(eben  Gooper 
ift  er  ber  öauptüerrreter  ber  ffabianergefebichten. 

©irb,  9Billiam,  «omponift,  f.  93prb. 

©irebfrriif  ober  33ir,  pulgfir  93elebfd) if, 
Stabt  im  afiat.:tür(.  Silajct  ^aleb  (Hleppo),  am 
linlen  (öftL)  Ufer  beS  Gupbtat,  ber  bier  in  bie 
ebene  tritt  unb  felbft  für  größere  93arfen  fchiffbar 
mirb,  liegt  130  km  norböftlid)  Pon  daleb  in  182  m 
6öbc,  in  gefunber  unb  romantifdjer  ßagc  unb 
an  ber  ©renje  beS  arab.  «türt.  unb  furbifchen 
Sprachgebietes,  ift  pon  einer  jiemlich,  erbaltenen 
SRauer  umfdbloffen,  pon  einer  gelfenburg  gefchü^t 
unb  bat  2000,  naep  anbern  8000  (bis  auf  50— 60 
armenif dje  Familien)  türf .  6.  93.  ift  bie  berübmtefte 
ber  unter  bem  tarnen  3eugma  unter  ben  Seleu: 
eiben  unb  Moment  befannten  übergangSftellcn  beS 
Chtpbtat  unb  noch  ic&t  als  folebe  ftar!  benti^t.  3"* 
3eit  ber  Hreujjüge  bieft  bie  Stabt  93ira.  Sie  mürbe 
1144  uon  Gmab-ebbin  3«nti  ben  Sbtiften  entriffen 
unb  1265  non  ben  Mongolen  erobert,  mclcbe  bei  ibrem 
jmeiten  Angriff  10.  Sej.  1272  eine  91iebcrlagc  cr= 
litten  unb  28.9(oü.  1275  abermals  einen  tjergeblicbcn 
Sturm  üerfud>tcn. 


Digitized  by  Google 


1020 


Streute  —  93trfe 


üBtrcme  (lat.),  3n>eirubcrcr;  ©alecre  mit  jmei 

©itet,  f.  Söarett.  [gleiten  Nuberbänten. 

ütfirger  3arl  b  e  r  3  ü  n  ge  r  e ,  au«  bem  ©efd)led?t 
ber  tjollunger,  war  erft  al«  ^art,  bann  al«  Sormunb 
feine«  1250  jum  flömge  erwählten  Sobne«  ©albe- 
mat  von  1248  ab  bio  )u  feinem  am  1.  Oft.  1266 
erfolgten  X obe  bet  eigentliche  öerrfeber  Schweben«. 
:'IU-  fola)er  blatte  er  wieberbolt  gefährliche Stufftänbe 
ber  übrigen  golhmger  ju  befämpfen;  burd)  einen 
Äreujjug  gegen  bic  Xavaften  erweiterte  er  bie  &evc- 
febaft  Schweben«  über  ginlanb.  %trntx  ftnb  au« 
feiner  SHegterungöjcit  ju  erwähnen:  bie  ©rünbung 
Stodbolm«,  mehrere  wichtige  ©efetie  über  Grbredjt 
ber  grauen,  £anbe«frieben  u.  a.  ©eine  SBronjeftatue, 
von  <jogelbcrg  mobclliert,  würbe  1854  auf  iHibbar= 
bolm  bei  Stodbolm  errichtet. 

Birgitta,  heilige,  f.  Snrgittenorben. 

^irgtttenorben  ober  Skigittenorben,  auch 
Salvator  orben  ober  Gr  löfer  orben,  ein  von  ber 
beil.  Birgitta  gestifteter  geifttieber  Orben  (ber  ge? 
icbicbtlicbe  Name  i|"t  fpäter,  fogar  in  Schweben,  burd? 
Brigitta  verbrängt).  ©eb.1302  au«  abiigem  ©c= 
irblcdt  ju  Twn ftabt  Sei  Upfala,  wollte  SBirgitta,  bie 
febon  in  ber  3ugenb  göttlicher  Offenbarungen  fid? 
erfreute,  nad)  bem  $obe  ihre«  ÜJcannc«  Ulf  ©ubmar* 
fon  (1344)  nur  bem  Gimmel  leben.  Ohne  felbft  bic 
©elübbe  abjulegen,  ging  Tie  in  ein  fllofter,  reifte  bann 
nadj  Nom  unb  gab  von  bort  au*  bem  1350  geftifte= 
ten  fllofter  in  Sabftena  am  Setterfee,  befjen  erfte 
iibtiffin  1357  ibre  Tochter,  bie  beil.  flatbarina, 
mürbe,  eine  Negel,  bie  ibr  vom  £errn  felbft  geoffen: 
bart  worben  fei  unb  bie  fte  barum  regula  Sancti 
Salvatoris  nannte,  $apft  Urban  V.  genehmigte 
1370  bie  Negel.  Nacbbem  Sirgitta  nod?  eine  ©aus- 
fahrt nadj  yerufalem  gemacht  hatte,  ftarb  fte  ju 
)Hom  23. 3uli  1373;  ihre  Seiche  würbe  nad)  3Bab= 
ftena  übergeführt,  fie  felbft  1391  burd)  Sonifa« 
ciu«  IX.  heilig  gefproeben.  93on  ihren  Schriften 
ftnb  bie  miebtigften  bie  ad)t  SBücber  ber  «Revela- 
tiones»  (erfte  »u«g.  fiübed  1492),  bie  eine  tiefe 
Dtpfttt  unb  ernfte«  drängen  auf  eine  Deformation 
ber  Äird)c  enthalten.  Tor  SB.  vereinigte  ilRänner 
unb  ftrauen  in  einem  fllofter,  boeb  wohnte  jebe«  ©e* 
fchlecpt  in  einem  befonbern  ©cbäube;  baran  fd)lof- 
fen  fich  Jcrtiarier  beiber  ©efd)led)ter.  5)ie  Älaufur 
mar  fehr  ftreng;  Sonntag«  mürbe  in  ber  2anbe«= 
fpracbe  geprebigt,  aud)  für  ba«$Bolt.  3n  ber  SBlütc 
jeit  jät/lte  ber  Orben  74  Rlöfter,  von  ginlanb  bis 
Spanien  jerftreut;  er  ging  in  Schweben  jur3eit  ber 
Deformation,  in  Spanten  im  17.  3ah.fb.  ein.  —  Sgl. 
Jyreb.  ^ammerid),  2)en  heilige  SMrgittaog  flirten  i 
Horben  (Äopcnb.  18H3;  beutfeb  ©otba  1872);  d\a-- 
ru«,  Sehen  unb  Offenbarungen  ber  heil.  Brigitta 
i:)tcgcn«b.l888);  Ningeei«,  Sehen  ber  beiLSBirgitta 
nebjt  Nachrichten  über  bic  SBirgitttnenllöfter  (ebb. 
1890);  SBinber,  2ie  beil.  ^Birgitta  von  Sd?weben  unb 
ihrftlofterorben(2Ründ>.  1891);  berf.,  ©cfebidjtf  ber 
bapr.  Jöirgittenllöfter  (ebb.  1896);  Srtntmann,  $en 
bellige  Birgitta  (Äopenb.  1893). 

Birgrus,  ©attung  ber  einficblerfrcbfe  (f.  b.). 

^iribt ,  aud)  Gavagnole  genannt,  ein  au« 
Italien  ftammenbe«  ©lüdsfpiel.  3n  2)eutfcblanb 
bebient  man  ftd)  baju  meift  einer  in  36,  in  Italien 
unb  ftmnfreid)  einer  in  70  numerierte  gelber  getcil= 
ten  Jafel,  nebft  36  (ober  70)  mit  ben  entfpredicnben 
Hummern  bejeichneten  Äarten,  bie  au«  einem 
33eutcl  gesogen  werben. 

«iriuffen,  richtiger  58irjuffen,  tatar.^ofttürf. 
Solldftamm,  ben  «balanr Notaren  jugebörig,  im 


ftbir.  ©ouvemement  3eniifei*f,  an  ben  Ufern  lt* 
Äbafan,  ift  in  ben  benachbarten  Äatfcbinjen  aufgr 
aangen.  3«  alter  3eit  nomabifierten  bie  SB.  am 
§luB  Sirjuiia  (f.  b.),  bem  fte  ben  Namen  gaben. 

6tfjjffla,{Hu|  in  benruff.'fibir.©ouverncmcny 
3rlut*t  unb  Senifjeisr,  400  km  lang.  biUxt  na* 
SJerctnigung  mit  ber  Uba  bic  Saficjenja,  trdl< 
lint«  in  bie  Stngara,  hin  vor  ihrer  Sereiniauna 
mit  bem  3enifiei,  münbet.  3m  Ouellgebtet  bei  9.  im 
Sajanfdjen  ©ebirge  finben  ftcb  ©olbmäfdieTrien. 

ftiriatf  4.  1)  irrei*  im  S2ß.  be«  ruff.  Qommt 
ment«  ©oronefd),  hat  4399,9  qkm  mit  203169  G. 
(meift  flleinrufien),  Slderbau  unb  SiebbanbeL 
bemfelben  liegt  ber  Rieden  aietfiejewla  (f.  b.).  - 
2)  Stm£fit«bt  im  Kreis  IB.,  an  ber  reebtä  tum 
gehenben  Jidjaja  So«na,  hat  (1897)  13 194  6.,  $cft. 
Seiegraph,  4  ruff.  flirchen,  SWabcbenprogurnnafiam, 
Stabtbant ;  etwa«  fmnbel  unb  3nbuirru. 

SHtfa  (arab.),  in  SSerbinbung  Sirtet.  leid. 
Sanbfee;  L  58.  SBirfet  SJlariut  in  Unteriacrto 
(f.  3)tareoti«),  SBirtctebÄcruniit  2Rittelägpvten. 

©i«fboIe(fpr.börlbebl),engl.Stabt,f.S(7iitbppn 

©irfc  (Betula  L.),  $ftanjcngattung  aui  ber 
Familie  ber  Sktulaceen.  5)ie  JB.  ftnb  embaufw« 
^Öäumc  ober  Strduchcr  mit  in  fläfeeben  geftttitn 
Blüten.   Tic  männlichen  fld^dxn  entwiaeln  für* 

iebon  im  Sommer  vor  ber  Üblütejcit  unb  befinben 
id)  baher  ben  ganjen  ©inter  hinbureb  an  ben  ntl^ 
aubten  3weigen,  wdhrenb  bie  viel  fleinem  weit 
liehen  M aiuton  erft  mit  bem  £aubau$brud) im  «trfib 
ling  erfebeinen,  ju  welcher  3cit  auch  erft  bie  fufc 
bann  verldngcmbcn  männlichen  Äd|d)cn  aufblübai 
2)icfe  tragen  bie  ^Blüten,  au«  feeb«  von  bdutigert 
ipüUblättcben  umgebenen  Staubgefäßen  befubent, 
unter  geftielten,  fd)ilbförmigen  Schuppen.  Sit  wir 
liehen  .UA lutea  haben  brcilappige,  flacbe  3<bwr<n 
unter  beren  ieber  ftd)  brei  (ynicbtfnoten  mitimei 
fabenf Örmigcn  Narben  befinben.  5Mu«  jebem  *rudt 
fnoten  entfteht  ein  mit  jwei  klügeln  ocncbnif? 
Kanuten,  gewöhnlich  SBirtenfamc  genannt.  S8c 
ber  Samenreife  löfen  ftd)  bie  Stüfjcbcn  famt  bat 
Schuppen  von  ber  ^ibrenfpinbcl  lo«,  bic  fteben  bleibe 
2)ie3tbbilbungauf3:afcl:£aubhblier.  Salt: 
bäume  II,  (^ig.  2,  jeigt  bie  gemeine  SBeifebirfe 
(Betula  verrucosa  Ehrh.)  al«  Saum,  aufcerbn: 
von  btefer  Slrt:  i  bie  Spike  eine«  Triebe*  mit 
ben  grofjcn  männlichen  unb  ben  fleinem  meiblidr 
tfähdjeu ,  2  belaubten  3n?eig  mit  einem  (midtfi* 
d?en  unb  an  ber  Spiltc  mit  jwet  männlichen 
Inofpen,  s  Sxicbfpifce  mit  Saub«  unb  mdnnlicbc- 
iBlütcnfnofpcn  im  S&inter,  4  unb  5  Stüde  vei 
lieber  ftä&djcn,  6  weibliche  ölütc  mit  breinaitn! 
tfrucbtlnotcn,  beren  jeber  jwei  fabenf örmige  Sar 
ben  trägt,  7-9  männliche  SBlütcn  von  vorn,  cen 
ber  Seite  unb  Pon  unten  gefeben,  10  Staubaefäf 
11  Tccfblatt  ber  weiblichen  33Iütc,  is  bie  aud  bem 
Dccfblatt  erwaebfene  2)edfd)uppc ,  is  geflügelte 
^rud?t,  Sirfenfamc  (1, 5—5  natürliche  ©rofce,  t 
tieinert,  c— 13  vergrößert.) 

2)ie  SÖirfenarten  jcrfaUcn  in  93aum=  unb  Strauß 
birlen.  Crftere  fmb  ber  3)iebrjahl  nad?  in  St^ 
amerita,  (entere  in  ber  gemäfiigten  unb  ^olarjcne 
ber  Slltcn  SBelt  unb  auf  ben  Hochgebirgen  No^  vsi 
Mitteleuropa«  *u  ßaufe.  Saumbirfen  Guropal  fat 
bic  gcmeinc5Btcifebirtc(BetulavernicosaOr* 
Betula  alba  L.),  aud)  Steinbirtc,  SRaferbirft. 
Öarjbirfe  unb  ©laie  genannt,  unb  bietoeü 
b  a  a  r  i  g  e  35.  (Betula  pubescens  EhrK,  alba  Berhi . 
odorata  Bech.it. ),  aud?  Nuchbirle  genannt. 


Digitized  by  Googl 


Söirfebeiner  —  Söirfenblattrofler 


1021 


Sic  Söeifibirte  jei*net  ft*  cor  allen  europ. 
Saubböljern  au«  bur*  ibren  f*lanten,  mit  weiter, 
Per  Ouere  na*  banbförmig  fi*  abrollcnber  Jeort= 
rinbe  betleibcten  Stamm,  ibre  leiste,  jierli*  »er» 
äftelte,  bünn  belaubte  Krone.  2ln  ältern  Räumen 
wirb  bie  Dlinbe  Dom  'Jufce  bi«  jur  Krone  allmäbli* 
bider,  febr  bart,  läng«;  unb  qucrrif  fig  unb  f*wärj= 
Ii*  gefärbt.  Sic  langgeftieltcn,  boppelt  gefägten, 
bcrjtörmigen,  jugefpi&ten  SMätter  fmb  auägema*« 
fen  unbepaart.  $unge  SBlätter,  SBlattfticle  unb 
Xriebe  fmb  namentlich  bei  jugenbli*en  ^flanjen 
bebaart,  nocb  mebr  ift  bted  ber  e5a(l  bei  ben  man: 
djerlei  2(bwei*ung  in  ber  ^orm  jeigenbcn  Stod= 
au«f*Iägm.  Sie  SB.  trägt  im  10.-30.  $abre  brat« 
fäbigen  Samen,  ber  meift  f*on  jeitig,  Gnbe  3uni 
ober  im  3uli,  abfließt  unb  f  of  ort  teimt.  Später  im 
Öerbft  abfliegenber  Same  teimt  crft  im  ndcbften 
-yrübjabr.  Sie  jungen  glätter  unb  triebe  jeigen 
jablreicbe,  mariige,  ein  woblrie*enbe«  2Ba*«barj 
au«f*eibmbe  Srüfcn.  SBeim  2aubau«bru*  bilbet 
tiefe«  öarj  einen  gldnjmben  tlebrigcn  Uberrag,  an 
dltem  SBldttern  mei&lidje  <ylcd*en.  Saä  öolj  ber 
50.  ift  ein  borjügli*e«  ^Brennmaterial  unb  febr 
tauglidj  für  SöagneTarbeiten,  ©artcnmöbcl,  2. Amil- 
ianen, Sdjubnägel  u.  f.  m.,  al*  SBaubolj  ift  c« 
nidjt  perwenbbar,  benn  in  feu*tcr  2uft  wirb  c«  ge« 
wöbnli*  fcbon  nacb  3abre*frift  morfdj.  Sirlen* 
reif  ig  wirb  bielfa*  ju  SBefcn  uerarbettet,  fo  bafe 
cd  bie  SBea*tung  ber  #orftwirtj*aft  berbient.  Sie 
an  SBctulm  (f.  b.)  febr  rei*c  weifee  9tinbe  wiberftebt 
ber  SBerwefung,  wirb  bon  fteudjtigfeit  niebt  Pur*« 
Prangen,  bient  baber  al«  Unterlage,  um  <ycu*tig: 
feit  oon  S*weUen  unb  halten  aojubalten.  2Jlan 
benufet  fte  be«balb,  }.  IB.  in  S*weben,  au*  jum 
Sa*beden,  inbem  man  bie  aufgenagelte  SRinbe  mit 
sJtafenplagaen  belegt.  2lu3  ber  meinen  SRinbe  wirb 
ferner  ber  Sir  tenteer  (f.b.)  gewonnen,  au«  biefem 
ba«  jur  Sereitung  bon  graebtfäften  bienenbe  Sir* 
tenöl  (f.  b.).  5fu«  SBirtenlaub  wirb  ba«  fog. 
Sdjüttgelb  (f.  SBeerengelb)  gcma*t.  Sen  im  Srüb* 
jabr  in  rei*li*cr  Wenge  auffteigeuben  Saft  benu&t 
man  jur  SBereitung  bon  99irtenmaffer(f.  b.). 

Ser  9Serbreitung*bejirt  ber  Ü&cifibirte  läfct  fi* 
fieper  ni*t  angeben,  ba  früber  meift  bie  beiben  Slrten 
ber  SB.  berwecpfclt  ober  niept  ftreng  gef*ieben  wur« 
ben.  .§auptfd*li*  ift  fte  heiiaiüt>  im  nörbl.  unb 
öftl.  (hiropa,  im  norbbeutf*en  Sieflanb,  in  ben  bal- 
tifeben  üänbem,  bo*  tommt  fie  aueb  in  Norwegen, 
in  ber  Jürtet.  in  Scbottlanb,  Sprtm,  3talien 
u.  f.  w.  »or  (bie  9corbgrenje  f.  «arte:  ^flanjen« 
geograpbte  II,  A,  bie  ber  n6rbli*ften  SB.  über- 
baupt  auf  Karte  I).  Sie  gebeibt  aueb  auf  bem  mager: 
ften  unb  trodenften  SBoben  unb  eignet  ftd>  befons 
x>ai  ju:u  9iiebertoalbbetrieb.  3um  .^ocbmalbbetrieb 
in  bopem  Umtrieb  eignet  fie  fup  nid- 1,  ba  fte  ft(b  mit 
junebmenbem  Jllter  febr  liebt  ftellt  unb  ber  SBoben 
tnegen  bc5  ju  großen  fiicbteinfallä  unter  ibr  uers 
angert.  ^n  iungen  §id)tenbeftcinben,  in  bie  fte  fid) 
gern  einbrdngt,  loirb  fie  )mar  burd?  bad  ^Ibpeit- 
idjien  ber  Kabeln  mittel«  ibrer  biegfamen  SRuten 
bei  »inbigem  Detter  oft  nadjteilig,  gemdbrt  aber 
in  ben  erften  ^abren  ben  jungen  Sitbte't  Sdjufc 
gegen  mandjerlei  ®efabren,  j.  S.  gegen  §roft, 

Sie »  e  i  d) |  b  a  a  r  i  g  e  93.,  Betula  pubescens  Ehrh., 
ein  auf  moorigem,  f  eudjtemSBoben  mad)fenber  93aum, 
Per  fid)  »mar  überall  in  Seutfdjlanb  finbet,  »orjügj 
lieb  aber  in  9lorbeuropa  unb  9tu^lanb  bortommt,  n>o 
er  biebtgefebloffene  39dlber  bilbet,  unterfebeibet  fid) 


bon  ber  gemeinen  2).  bureb  bie  mattroeifee  #arbe  ber 
:Hi;icc,  ben  bölligen  Langel  an  SBad^obaw.ibi  o-.i- 
berung  an  ätoeigen  unb  SBIdttern  unb  ben  toeieben, 
fammetartigen  ubergug  berfelben.  2)er  ÖJebraucb*: 
wert  biefer  JB.  ift  mobl  Perfelbe  wie  ber  ber  38ein* 
birfe.  Unter  ben  amerit.  iBaumbirten  finb  nament= 
lieb  bie  mit  glatter,  buntelgrauer,  fut  nid)t  ablöfciw 
ber  9tinbe  berfebene  Betula  lenta  L.  unb  bie  Betula 
rubra  Midix.  ober  nigra  L.,  beren  IHinbe  ficb  an  beu 
otdmmcn  in  rfitlicb  ober  febtodr)li(b  gefärbte,  bünne 
Scbuppen  auflöft,  beliebte  3icrbdume  bei  un«  ge= 
roorben.  Son  Strauebbirten  ift  als  bie  tleinfte  unb 
jierlidjfte  3trt  ju  ermdbnen  bie  3»« rgbirte  (Be- 
tula uaua  L)  mit  niebergeftredten  Stämmeben  unb 
&ftcn,  beren  Spieen  oft  nur  au«  Piden  3)too«pol< 
ftern  beruorragen,  mit  aufreebten,  länglicbcn^raebt: 
äbrett.  Sie  mädjft  auf  Torfmooren  ber  öodjgc= 
birge  foroie  in  ber  ^olargone.  ^br  Saft  gilt  bei 
ben  ÄlpenbetDobnern  für  cm  aHittel  gegen  1NuSjcb: 
rang,  i'nM  unb  £>autau$fcbldge. 

^einben  unb  ©efabren  fmb  bie  wenig  au«« 
gefeht.  SBon  ^roft  baben  fie  äufeerft  feiten  ju  leiben ; 
bon  3nfetten  id;abct  nur  manebmal  ber  SBirtcnfplint  ■ 
täfer  (Scolytus  Ratzeburgi  Jans.). 

^irfebeiner  (Sirtibeinar),  polit.  Partei  in 
Norwegen  wäprenP  Per  innern  Unraben  im  SDttttel« 
alter  (1174  —  1240),  Slnbänger  ber  Könige  Sbcrrc 
(1177—1202)  unb  iöafon  öttton«fon.  35en  Stamm 
SB.  cvb icltcn  fie,  weil  fie  auf  ihren  Streif jügen  jiu 
weilen  gejwungen  warm,  bie  93eintleiber  burd) 
ibirtennnbc  ju  erfe^en. 

©tr f cn,  Siegmunb  bon,  r>or  feiner  (Srbebung  in 
ben  Mbclitanb  (1654)  SBetuliu«  genannt,  Siebter, 
geb.  5. 9M 1626  ju  SBilbenftein  bei  ©ger  al«  Sob" 
eine«  ^rebiger«.  3"  Dürnberg  für  bie  Uniuerfität 
u  er  bereitet ,  ging  er  1643  nacb  ^ma,  tebrte  aber  fcbon 
1645  nacb  Dürnberg  )urüd.  >>ia-  gewannen  »ave- 
börffer  unb  Klaj  ßinflufe  auf  fein  poct.  Streben  unb 
bewirlten  1645  feine  Sufnabme  in  bie  ®<fellf*aft 
be«  ^egnitv  ober  SBlumenorben«  al«  «^loriban». 
5ta*bem  er  1646 — 47  am  Jöofe  be«  öcrjog«  Sluguft 
bon  örauni*meig«3Bolfenbüttel  bie  ©rjiebung  pon 
beffen  beiben  Söbnen  (»nton  Ulrid)  unb  vJerbinanb 
?llbre*t)  unb  barauf  ju  Sanneberg  bie  eineT 
medlenb.  ^rinjeffm  geleitet  batte,  tebrte  er  wieber 
na*  Dürnberg  jurüet.  Ser  sBlumenorbcn  ernannte 
ibn  na*  £>ar$börtfer«  Jobc  1662  »um  Cberbirtm 
ber  ^egnit$f*äfer.  &c  ftarb  12. 3uni  1681  tu  9türn^ 
berg.  SB.  lieferte  al«  Sramatifer  allegorif*e  fteft« 
fpieie  (namentlicb  }ur  5rieben«feier  «Margcnis» 
1650),  bie  ebenfo  wie  feine  geiftli*e  unb  weltli*e 
Sprit  bur*  füfelidj:pebantif*c  Spielerei,  bur*  über= 
labenen  S*wulft  unb  tünftli*e  ffiortbilbungen  ibre 
S*ule  berraten.  Sein  «Spiegel  ber  (Jbren  be«  6rj= 
baufc«  fcftcrreicb»  (3  23bc,  3tümb.  1668),  eine  im 
Auftrage  Kaifer  Seopolb«  I.  unternommene  ubev 
arbeitung  eine«  glei*namigen  2Dertc«  oon  3»  3- 
Auggcr,  gebort  trot)  Per  SBcf*räntungcn,  bie  ibm 
ber  wiener  .»>of  auferlegte,  ju  ben  beffern  beutfeben 
@ei*icbt«werfm  be«  17.  3abrb.;  9).  bat  au*  biele 
anbere  beutf*e  gürftenbäufer  in  umfängli*en 
S*riften  gefeiert,  wie  er  benn  einer  ber  gewinn ■■ 
fücbtigften  S*mei*ler  feiner  3«tt  war.  Gine  3lue= 
wabt  feiner  ©ebi*te  finbet  fi*  in  ÜJtüUer«  «sBiblio^ 
tbcl  bmtf*er  Si*tcr  be«  17.  3abrb.»,  sBb.  9  (2pj. 
1826).  —  SJgl.  2ittmann,  Sic  Nürnberger  Sidjter: 
f*ule  (@Ött.  1847). 

«irfcnblattrollcr  (Rhynchltes  betulae  LX 
SBirtcnblattfte*cr,  ein  gldnjenbf*warjer  9lflf= 


Digitized  by  Google 


1022 


Sötrfcnfelb  —  Söirfenfampfer 


felläfer  oon  4  mm  Sänge,  roUt  bic  SBlätter  ber  Sirfe 
tütenartig  jufammen. 

©irfcnfclb.  1)  3"m  ©rojjherjogtum  Dlbcm 
bürg  gebörige*  d  ürften  nun  (f.  ben  Karton  jur  Karte : 
Öannoocr  u.  f.  ».),  210  km  füblid)  oom  $>aupt: 
lanbc  entfernt,  am  imnSrüd  unb  am  obem  Sauf 
ber  9iabc,  wirb  oon  ben  preufi.  SReg.=i8ej.  Srier  unb 


fiel,  au*  Seilen  beS  JürftentumS  3>oeibrüden 
beä  Dberrbeinlreiie*  unb  aus  ber  teinem  9teid$* 
freife  einverleibt  gemefenen  £>errfdjaft  Dberftein, 
bie  oom  12.  3abrb.  bi*  1682  eigene  öerren  batte 
(oon  2>aun  unb  Dberftein,  fpäter  ©rafen  t>on  2ral« 
lenftein  genannt),  1766  an  2eimngen--6eibeebeim, 
bann  an  Srier  fam.  2)aä  ©ebiet  gehörte  1801—14 
ju  bem  franj.  Saarbepartement,  tourbe  bann  juj 
uädift  oon  ^reufeen  in  93efi&  genommen,  oon  biefem 
aber  juf  olge  ber  ffiiencr  KongrefiaUe  oermöge  eines 
9.  2lpril  1817  ju  ^ranlfurt  a.  Tl.  unterzeichneten 
StaatäocrtragS  bem  ©ro&berjog  oon  Dlbenburg 
übenotefeu.  2>a§  Sürftcntum  fort  502,w  qkm  unb 
(1895)  42248  (20806  männl.,  21 442  meibl.) 
barunter  33156  Goangclifdje,  8345  Katbolifen  unb 
544  3$raeliten,  1900  na*  vorläufiger  geftftellung 
43320  G.,  unb  ift  ein  fteinige*  Serglanb,  burduogen 
oon  Hmeigen  bcS  $um  $un3rüd  gereebneten  y;bar= 
unb  ftocbroalbe*,  bie  hier  bid  ju  630  m  £öbe  aufftei* 
gen.  Sie  -J.'abe,  bie  an  bcr  Sübgrenje  entftebt,  burd; 
fliegt  ba$  Sanb.  2)urd>  ihr  %hal  ift  bie  :Hhcin--Ouibc-- 
iöabn  mit  großen  Koften  geführt.  UnaeaAtet  ber 
oielen  Serge,  Seifen  unb  auSgebclmten  Kälber,  bie 
200  qkm  (baoon  32,3  ^Jroj.  Staatssforft)  einnebmen, 
bat  93.  Sttferlanb  unb  infolge  be*  milben  Klima*  in 
ben  untern  Sbälem  aud)  etwa*  5öeinbau{  ber  ieboeb 
immer  mebr  jurüdgebt.  2)ocb  roirb  nidjt  genug 
3)rotfrud?t  jur  Sedung  beS  SJebarf*  geroonnen. 
Sion  gröfeerm  Selang  ift  bic  Siebjudjt,  namentlich 
bie  SHtnboiebjucbt.  5>a*  früber  ^fiufifle  üBorfommen 
oon  Slcbatfteinen  bat  ju  einem  eigentümlichen  ©e* 
roerbe  SJeranlaffung  gegeben,  ju  bem  fog.  Dber* 
fteinifeben  ^abritioefen,  ba*  roefentlicb  im 
Schleifen  unb  Verarbeiten  oon  Sldjaten  ju  ©ijou* 
tcrieroaren  (120  Schleifereien  mit  8000  Arbeitern) 
beftebt,  bellen  öauptftfce  bie  Stäbte  Dberftein  (f.b.) 
unb  $bar  (f.  b.)  finb.  fteben  biefen  2ldjatroaren  fübrt 
SB.  nur  nodj  itteb,  £>ol$,  Sdjiefer  unb  (Sifen  au*. 
2)a*  ftürftentum  ift  in  bte  3  $lmt*gericbt*bejirte  SB., 
9tobfelben  (ebcmal*  Sponbeimifcbe*  ©ebiet)  unb 
Dberftein  unb  für  bie  Verroaltung  in  5  SBürgermeifte« 
reibejirlc  unb  89  ©emeinben  eingeteilt.  2>cm  9te* 
gierungelollegium  ju  SB.  (ein  ^räfibent  unb  jioei 
iülitglicber),  unmittelbar  bem  OTinifterium  ju  Dlben* 
bürg  unterftell  t,  liegt  bic  gef  amte  (EioiloerTDaltung  ob. 
25er  ^rooinjialrat  fcftt  fidj  auS  15  Slbgeorbneten 
jufammen  unb  roirb  jäbrlid)  jroeimal  burd)  bic  ^ro* 
oinäialrcaicrung  einberufen.  JB.  gebort  $um  Sejir! 
be»  8.  9trmcclor»S  unb  »um  Sanbgend^t  Saar= 
brüden,  bei  bem  ein  olbenb.  iRidjter  £i^  unb  6timmc 
bat.  $aä  prot.  fiirdjenroefen  ftebt  unter  bem  1823 
crridjteten  fionfiftorium;  bic  jtoßlf  lutb.  unb  jioci 
reform.  Pfarreien  ftnb  einem  Superintcnbentcn 
untcrftellt,  ber  jugleid?  ^itglicb  beS  ÄonfiftoriumsJ 
ift.  25ie  fieben  latb.  Pfarreien  werben  oon  einem 
2)ed;anten  beauffidjtigt,  ber  unter  bem  SBifcbof  oon 
Srier  ftebt.  S)tc  4  t«rael.  Spnagogengcmeinbcn 
baben  1  Sanbrabbiner,  ber  in  ber  Stabt  iB.  feinen 
6it»  bat.  Sin  ber  ©pi^e  bcr  ©emeinbeocrftaltuttflen 


fteben  Sd?  offen.  2)ie  SJuSgaben  be§  gürttentum? 
betrugen  1900: 6558003«.,  bie  Einnahmen  8a390J 
Tl.,  bic  6dmlben3677  Tl. — SBgl.  Söarnftebt,  ©eoax.^ 
biftor.  ■■  ftatift.  Scfdireibung  bed  ^ürftentumä  9. 
(»irtenf.  1845);  SBöfe,  S)aS  ©rofep erjogtum  Oben: 
bürg  (Clbenb.  1863). 

2)  ^auptftabt  t  c  v  ^ürftcntumä  33.,  in 382  m  fcetx, 
am  3»mmerbad?,  40  km  füb&ftlid)  oon  2rier,  an  bei 
£inie  9)ingerbrüd^eunlird)en  (iBabnbof  S.=3tw^ 
brüde)  bcr  sJJreu&.  8taat?babnen  unb  bcr  bcr  6uM 
9J.  g^ebörigen  ^rioatbabn  SB.^ieubrüde-3).  (5,tikim, 
ift  toi^  bc5  9Rcgierungs>toUcgium3,  bc4  prot.  Äcnji^ 
ftorium§  unb  cine»$lmtegerid>tä  (2anbgerid>t  6aar= 
brüden)  unb  bat  (1895)  2341 ,  al*  JBürgcrmeiftern 
7204  6.,  baruntcr  1955  Äatbolilcn  unb  240  ^raeli 
ten,  (1900)  2229  bej.  7049  (!.,  ^Softamt  jrociter  5tlaf»e. 
^elcgrapb,  eoana.  unb  tatb.  Kird>e,  grofeberjcal. 
©pmnafium  mit  ytealabteilung,  b&bcrc  s^rioatmdt 
djenftbulc,  ßlifabetblranlenbaug;  gabrilarion  oen 
.sjoläfd?uben,  2abal  unb  Gi  d^orien ,  ©erbcrei,  S3»ct- 
brauerei,  ißiebjudjt  unb  Vicbmärttc.  9iabcbei  auf 
einer  9lnböbe  baS  alte,  }erfallene:Hefibenjfd?lefc  cta 
iBurg  9).,  im  H.^abrb.  oon  ben  ©rafen  Sponheim 
erbaut,  unb  baä  l leine  ÜBab  Sauerbrunnen  ba 
bem  2>orfe  ^ambad;  mit  brei  cifenbaltigen  6duer 
lingen,  ber  Srin!=,  bcr  SBabe=  unb  ber  Sllbertu^auelle, 
foroie  Sdjro ollen  (2)orf)  ober  bcr  SBirfenfelbei 
Sauerbrunnen,  \ot--  unb  brombaltigc,  altalifd* 
difcnquellcn.  iBci  bem  25orfe  SBrüden  eine f»li= 
efügfabrit  unb  bei  bem  2>orfc  Slbentpeuer  eiric 
>j)olj^mpröflnierfabrif.  —  5)er  Drt  mar  bis  1735 
iHeftbenj  ber  ^faljgrafen  3ioeibrüden:5Birfenfeto. 

lötrfcnbcal)  (fpr.  bortenbebb),  neue,  rafdj  an 
mad?fcnbe  >>afenftabt  unb  $arlament£borouab  in 
ber  engl,  ©raffdjaft  Gbcibire,  linls  00m  bier  1^  km 
breiten  sDlerf  cp,  mit  bem  gegenüber  liegenben  ^ioer 
pool  (f.  b.)  bureb  einen  unter  bem  §luffe  gebenoen, 
1886  eröffneten  6ifenbabntunnel  unb  Samprfdbren 
oerbunben,  ift  tbatfddjlid)  nur  ein  Seil  bieler 
Stabt,  pat  gerabe  unb  breite  Strafeen,  ein  pracb- 
tiged  :Katt\Tuv,  eine  auf  eifernen  Säulen  rubent-e 
grofee  Kaufhalle,  eine  öffentliche  JBibliotbct,  in  bei 
iBorftabt  Glaugbton  ba*  St.  Aidan's  College  für 
anglifan.  ©eiftlid?e,  im  912B.  ber  Stabt  ben  mufter= 
baft  angelegten  Slifton^art  unb  ben  1885  eröffne 
ten  SRerfep^arf.  —  Seinen  Urfprung  oerbanft  S». 
ber  im  11. 3ap*b.  fleftifteten  SBenebiftiner- Ariern 
SBprfpcb;  ei  hatte  xlnfang  beS  19.  3abrb.  laura 
100  6.,  1821:  236, 1851:  24285,  1881:  84006, 
1891  ohne  SBororte  99184  unb  1899:  115162(1. 
JBiä  1840  mar  bie  Umgeaenb  teil*  müft,  teil?  mit 
einigen  ^Jadjtböfen  unb  Xörfdjen  befettt.  3"r 
legung  oon  5>od3  laufte  1824     Cairb  mit  anbera 
fiioerpoolcr  Kaufleuteu  febr  billig  eine  grofee  Srredf 
©nmb  an  ben  ©renjen  ber  fBaUafcp  $ool  genannt 
ten  JBudjt  ber  ÜJJerfep.  Grft  1847  jebod)  »urbe  MI 
erfte  oon  bcr  93.  2) od  Gompanp  erbaute  2)od  eröfr 
net.  1857  finb  bie  5)od3  in  bie  oon  Sioerpocl  ein^ 
gefcbloffcn  unb  feit  1869  mit  benfelben  burdt  eine 
(Sifenbabn  oerbunben.  Ginfd)lief?lid)  bco  48,<  bi 
umfaffenben  ©r eat^oat,  mit  einer  3)iinimaltieftB« 
6,7  m,  befifet  IB.  $od£  oon  68,8  ha  ,vlä(bc,  15  ka 
Quai*  unb  |ablreid)e  2öerften,  »0  einige  ber  arefc 
ten  eifemen  Sdjiffe  erbaut  morben  fmb.  3>ic  rcidtrid 
[ten  Snbuftrieäiocige  fmb  ^abrifen  jur  (frbauuns  rie 
fenbafter  ^Brüden,  ßifengiefecreien.Äupferfdbmieben, 
5irnie=,  Cllutben^.  TUbU  unb  fiaftroagenfabrileit 

«irfenbat«,  2)orf  in  Schienen,  f.  »b.  17. 


Digitized  by  Google 


©irfenlaubfonger  —  23trft)uf>rt 


1023 


«irfcnlrtubfrinflcr,  f.  Saubfänger. 

4*  irfcnmcr,  f.  93irtenwaffer. 

©irfcnöl,  33irrenblätteröl,  ba«  bureb  2e* 
ftillation  mit  ÜBaffetbampf  au«  ben  frifdjen  Änofpen 
unb  blättern  ber  gewöhnlichen  93irle  gewonnene 
ätbcrifcbe  £1;  e«  befiöt  einen  angenehmen  gewürj: 
baf  ten  ©erud)  unb  balfamif  aVbrennenben  ©efdjmad ; 
ift  farbloä,  bünnflüffig,  erftarrt  aber  fctjon  bei  10°  C. 
ju  einer  Irpftallinifcben  ÜJtaffe.  Seine  djcm.  91atur 
111  nod}  nicht  näher  befannt. 

«irfenpila,  ber  Kapujinerpilj  (f.b.  unb  Jafel: 
$iljeL  ßfebaretyiljc^ig.  9). 

iöirf curei^l er,  3Jilj,  f.  Lactarius. 

^irfcnrinbcamdnner,  f.  Jinneb. 

fBirfettfpanttcr  (Amphidasys  s.  Gcometra  be- 
tularia  L.),  ein  meiner,  jdjmarj  beftäubter  unb  ge= 
fledter  Schmetterling  oon  etwa  53  mm  Spannweite, 
von  plumpem,  fpinnerartigem  öabitu«,  im  männ» 
Hajen  ©cfdjlecbt  mit  boppelfammförmigen  Ubiern, 
fließt  oom  Slpril  bi«  Gnbe  3»ai.  2ie  graue,  jeltener 
arünli&e  SRaupe  lebt  im  Sommer  auf  fiaubpolj. 

©irfenfpintter  (Gastropacba  lanestris  £.), 
flirfdjenfpinner,  SBollafter,  ein  im  männ= 
lieben  Oefc^Iccbt  etwa  36,  im  weiblichen  46  mm  fpan- 
nenber,  febr  aemeiner  Siadjtf alter  mit  rotbraunen 
SBorbcr»  unb  ftinterflüßeln,  Ober  welche  eine  burdj-- 
aebenbe, ßef<plänßelte weifte Ouerlinie oer  läuft.  Tie 
Siorberflilßcl  haben  aud)  oor  ber  2Burjcl  nod?  einen 
meinen  ^Junltfled.  2er  Scbmetterlina  fließt  im  Slpril 
unb  9M.  2ie  SRaupe  ift  oon  bläulicbfdjwaräer 
©runbfarbe  mit  jioei  Reiben  roftrot  behaarter  Üiüden= 
roarjen,  an  ieber  Seite  mit  einer  oberhalb  ber  <jüfee 
unb  Slfterfüfje  pcrlaufenben  ßelblidien,  fdjmalen 
£änß«binbe  unb  auf  ber  ßanjen  Dberfeite  mit jer* 

{treut  ftebenben  meinen  Limiten.  Sie  lebt  im  93or: 
ommer  unb  Sommer  ßejediß  in  gröfeern©efpinften 
auf  Laubbäumen,  befonber«  Äcrnobftbäumen. 
©trfenftewe,  f.  33araba. 
©irfenteer,  fdjwarjer  I  cagert,  2agget, 
fdjwarjer  2egen,  namentlich  tnÜHufilanb  bureb 
trodne  2eftillation  ber  33irlenrinbe  barßeftellter 
Seer.  $n  feinen  9Jerwenbunaen  erfefct  er  ben  J&olj= 
teer,  aufjerbem  bient  er  jum  (Sinfdjmieren  ßröberer, 
au«  ^ucbtenleber  ßefcrtißter  ©eßenftänbe,  wie  3aßb; 
ftiefel.  <yür  feinere  ^ucbtenleberwaren  oeTWcnbet 
man  ba«  bureb  2cftillation  be«  leer«  ßewonnene 
SMrfcntecröl  (f.  b.).  2er  fpeeififebe  ©erud?  be«  ^ueb5 
tenleber«  ift  auf  33eftanbteile  be«  33.  jurüdjufübren. 
2er  33.  enthält  Äoblenwafferftoffe,  bie  bem  £erpen= 
tinöl  ifomer  ftnb,  oerfdnebene  33ranbbarje  unb  fon- 
ftiße  ^kobuftc  ber  trodnen  2eftillation,  auf.er  biefen 
noch  ben  in  ber  iHinbe  fertiß  ßebilbeten33irlentompfer 
ober  ba«  33etulin  (f.  b.). 

«trfcntecröl,  2aaßetöl,  3u<ptenöl,  ba« 
bureb  noebmaliße  2efrillation  au«  bem  33irtenteer 
ßeroonnene  ätperifebe  Cl  (Oleum  Busä  aethereum). 
G«  ift  frifch  bereitet  ßelblidj  unb  Kar,  färbt  fid)  aber 
nad?  unb  nach  braun  unb  wirb  trübe;  ber  ©erud)  ift 
febr  ftarf  unb  nicht  anßenebm.  (*«  enthält  neben 
©ielcn  anbern  Stoffen  »erfebiebene  Phenole.  3n  ber 
ÖeiKunbe  roirb  eö  rein  ober  in  Salben  bei  £aut; 
franlbciten  benutzt. 

^irfentunffer,  Sirfenroein,  93ir!enmet, 
ein  erfrifd?enbeS  ©etränf,  ba«  am  öarj,  in  Äur* 
lanb,  i^iolanb  u.  f.  ro.  au«  bem  5tflbjapr«faft  ber 
JBirle  ßeroonnen  mirb,  inbem  man  ben  untern  Üeil 
be«  Stamme«  anbohrt  unb  ben  auefliefeenben  Saft 
fammelt.  Serfclbe  ßerät  rafd)  in  ©ärunß.  ?Jn  per= 
ftöpfelte  ^fafeben  ßebradjt,  wirb  bie  bei  ber  ©ärunß 


entnadelte  Äoblenfäurc  in  ber  ^lüffißleit  jurüdße* 
halten  unb  bewirft  nad?  bem  3lu«ßie^en  be«  93.  ein 
leichte«  Schäumen;  bdufiß  Perfekt  man  ben  Saft 
mit  3"der,  rooburd;  bie  ©ärunß  cerftärlt  unb  ba« 
^jirobult  n>einäbnlid)er  roirb. 

*8irfcnjeift8>  f.  fieinfinl. 

©irfcnjipfclfolicp,  f.  Släuliiiße. 

©irfe^borf,  preuft.  2)orf,  f.  93b.  17. 

©irfet  (arab.),  f.  SSirfa.  [93irfct=. 

^irfct  =  «mitf),  Sophu«,  f.  Smith,  Sophu« 

iöirf heber,  pie  ßemeine  SDtanbelfrähe  (f.  b.  unb 
lafel:  5?udud«uößel  I,  ^iß.  4). 

©irftjutitt  (Tetrao  tetrixX.,  f.Safel:  ßühner « 
oßßel  Lm 6),  eine  3lrt  ber  ©attunß  9Balbbuhn, 
au8  ber  gamilie  ber  9laud)fufihühnet(2;etraoniben), 
bie  ftdj  burd)  ben  bef  onber«  bei  bem  SJcänndjenaabel- 
förmiß  geteilten  Sdjreanj  au«jeicbnet.  2)a«  3)(änn= 
eben,  Spielhabn,  aud;  S(pilbbahn  aenannt, 
roelcbe«  unter  bie  febönften  93ößel  be«  europ.  9lorben« 
ßebört  unb  ßeßen  GO  cm  hoch  roirb,  ift  fdjmarj,  am 
.Oalfe  unb  Unterrüden  mit  ftablblauem  ©lanje,  am 
55aud?e  weife  ßefledt,  mit  fcbnecrocifecnUntcrfcbnjan^ 
febern,  auf  ben  ^lüßeln  mit  einer  meinen  53inbe  ße= 
jeiefanet  unb  mit  hod?roten,  warjißen  93rauenboßen 
ßefchmüdt.  25er  Schwanj  ift  ftart  ßabelförmiß  ße= 
teilt  unb  etwa«  leierförmiß,  inbem  bie  oier  Seiten^ 
febern  be«felben  mit  ihren  dnben  boaenförmia  nad? 
au^en  getrümmt  fteben.  2a«  Seibdpen  ift  fleiner, 
oben  roftßelbbraun,  mit  jahlreicben,  in  üuerbän= 
ber  ßeorbneten,  bunfelbraunen  S^den  ßejeidjnet, 
an  ber  33ruft  faftanienbraun  unb  fchroarj  ßebän» 
bert,  unb  bie  Spi&en  ber  ßröfeern  ftlüßelbedfebern 
fmb  roei&.  5)er  roftfarbene  Scbroanj  ift  unbeutlid? 
ßeaabelt,  febwar^  ßefledt  unb  mit  roeifjen,  fd)marj= 
ßeftreiften  35edfebern  uerfeben.  3)a«  33.  ift  in 
aanj  Guropa,  pon  bem  ORittelmeer  bi«  nad?  iJappj 
lanb,  ju  Jbaufe,  befonber«  ßemein  in  Sibirien,  in 
Slanbmamen  unb  ginlanb;  im  mittlem  2eutfdj: 
lanb  finbet  e«  ficb  üorjüßlid)  auf  bem  öarje,  bem 
Jbürinßer  Salbe  unb  bem  fäd)f.  ©renjßebirße,  boeb 
leine« weß«  hdufiß;  in  (jtantreieb  jeißt  e«  fiep  fel= 
ten,  öfter  in  ber  Schwei},  wo  e«  an  einißen  Dr= 
ten  Tva  >'  a  n  ßenannt  wirb.  6«  liebt  nicht  ben  £>ocb- 
walb,  fonbern  mehr  niebere«  ©efträudj  unb  Wloox- 
arunb;  ßleidjt  aber  übrißen«  in  feiner  2eben« weife 
febr  bem  Sluerhahn,  mit  welchem  ber  33irlbabn 
aud)  ba«  93aljen  (f.  b.)  gemein  bat.  2)ie  $agb  auf 
ba«  33.,  bie  in  SlanbinaDien  unb  Scbottlanb  ein 
beliebte«  SBinteruerßnüßen  au«macbt,  wirb  bort  auf 
oerfchiebene  9Beife  betrieben;  in  2?cutfd?lanb  ba= 
ßeßen  wirb  ber  33irlbahn  meiften«  auf  bem  33alj- 
plafee  ßefdjoffen  (SDtärj,  ?lpril).  3ut  Währung  bienen 
ihm^nfelten,  33lüten,  33lättcr,  33eeren,  Änofpen 
ber  33äume  unb  ber  Samen  verfdtüebencr  öülfen* 
pflanjen.  25ie  Senne  legt  12—16  ßelbe  roftfarbig 
punltierte,  längliche  Gier  in  ein  ohne  Sorgfalt  be: 
reitete«  9ieft,  ba«  meift  nur  au«  einer  flachen  ©ruhe 
beftebt,  unb  brütet  25—28  Jage;  aber  erft  in  ber 
fiebenten  SBodje  oermögen  bie  jungen  auf 
bie  93äume  |u  fdjminßcn.  Bwifcpen  Sluerßeflügel 
unb  33irfßcflüßel  fommen  93aftarbierungen  oor;  bie 
männlichen  33aftarbe  beiden  : H  a  d  c  i  !•■  a  I-  n ,  Kommt 
ein  Stadelbabn  in  einem  3luerßePüßelbeftanb  oor, 
fo  ift  ju  fdjUefien,  bafe  ber  Stater  ein  93irlbabn  war, 
ebenfo  wenn  ein  foldjer  mit  33irfßeflügel  ßetroffen 
wirb,  tan  beffen  33ater  ein  Sluerhabn  war.  2a« 
^leifch  be«  33.  ift  weit  jarter  unb  faftißer  al«  ba« 
be«  xluerbabn«.  2ie  in  ©efanßenfchaft  gehaltenen 
33.  ftammen  meift  au«  Sfanbinaoien  unb  werben 


Digitized  by  Google 


1024  Sirfi&einar 

mit  etwa  50  W.  ba«  tyaax  bejablt.  Sie  finb  febr 
ntm  unb  fdjwcr  ju  balten,  ba  fie  burebau«  bie  :'Iab- 
rung  verlangen,  bie  ftc  in  ber  »yreibeit  geniefeen.  — 
ßai.  Diobr,  Sa«  «irtwilb  (Hlagenf.  1885);  «.  58. 
9Jteper,  Unfer  Sluen,  Stadel*  unb  93irfwilb  (3Bien 
1887);  fiubwig,  Sa«  93irtwilb  (2.  ÄufL,  ebb.  1894). 
iötrfibcitiar,  polit.  Partei,  f.  Söirfebeiner. 
» tr  linger,  Slnton,  ©ermanift,geb.  14.3an.  1834 
in  Wurmlingen  bei  Bübingen,  ftubierte  ju  Bübingen 
fatb.  Sbcologicunb  beutfdje  ^bilologic,  würbe  1869 
in  93onn  ^rioatbocent  für  beutle  v$bilologie,  1872 
aufeerorb.  $kofeff  or  unb  ftarb  15. 3uni  1891  bafelbft. 
93.  madrte  fidp  bie  Grforfdjung  ber  füöbeutfdjen, 
namentlid)  ber  alamonn.  SRunbarten,  Sagen  unb 
Sitten  jur  Äufgabe  unb  leiftete  bier  9ierbienftlicbe«. 
Gr  üeröif  entlidjte  unter  anberm  aSdjwäb.  ■■  3lug«= 
buTgif(be«2Börterbua>  (9Jiüncb.l864),  «Sofpredjen 
bieSd?waben»(93erl.l868),<.9lu«Sd)Waben»(293be., 
3Öie«b.  1874),  «SRecbt«rbein.  Sllamannien»  (Stuttg. 
1890);  mit  Greceliu«  eine  bereieberte  ^radjtauSgabe 
oon  «Se«  Änaben  SBunberborn»  (2  93be.,  SDiünd>. 
1873—77);  mit  93ud  aSBolt«tümlicbe«  au«  Scbroa: 
ben»  (2  93be.,  ftreiburg  1861—62).  Seit  1871  leitete 
93.bie«2Hemannia.,Se'tfrf)riftfürSpracbe,S3itteratur 
unb  23olt  «tunbebe«  tflfaife«,  Cberrbein«  unb  Sd)wa= 
ben«»,  bie  jablreidje  93eiträgc  von  ibm  enthält. 

**trma  (93arma),  jum  ^nbobritifeben  :Hcid?c 
gebörenbe«  2anb  in  $interinbien,  Peffen  93cmolmer 
neb  9Jtran*ma  i '  gcfproäVn  ^|.mt  nun  nennen;  bie 
Gnglänbcr  mad?tcn  barau«  93urma(bJ  ober  nonn= 
ten  e«  nad)  ber  frübernSjauptftabtÄiugbom  0f  3h>a. 
93i«  1886  untertrieb  man  9Jritif  aV93trma: 
(nien)  unb  ba«  unabbdngigc  DbcT:33irma 
Upper  ober  Independent  Burma),  lefctere« 
orben  oon  93ritifaV93irma.  Seit  1886  gebort 
iebocfc  aud)  iDber=33irma  jum  ^nbobritifdjcn  JHeicbe. 
(S.  bie  Harten  beim  Strtifel  Djtinbien.)  93.  wirb  im 
%  von  3lffam  unb  »on  Sibet,  im  D.  oon  bev 
ebinef.  ^romnj  3ümnan  unb  oon  Songting  unb 
Siam,  im  S.  com  ©olf  uon  ÜJiartaban  unb  uom 
©olf  ton  Bengalen,  im  SB.  von  bem  bengal.  Siftritte 
Sfdrittagong,  oon  einem  unerforfdjten  ©ebirg«-- 
taube ,  »on  bem  Staate  9Jtanipur  unb  von  SIffam 
begremt  unb  liegt  jwiirtcn  9°  55'  bi«  27°  15' 
nörbl.  93r.  unb  jnjijdjen  92°  10'  bis  100°  40'  öftl.  2., 
mit  einem  ©ebicte  oon  etwa  414  951  qkm. 

»obengeftattmig.  93.  ift  meijt  bügefig  unb  felbft 
bergig,  erbebt  fidj  gegen  9t.  mebr  unb  mebr  unb  ift 
uon  oerfebiebenen  parallelen  ®ebtrg«tetten  mittlerer 
jr>&be  in  ber  9iid?tung  oon  9t.  nad)  6.  burdjjogen, 
ber  9taMung,  ber  ^egu=3onia  (f.  b.)  unb  ber  weft* 
liebften  ber  ?lrafan=3oma  (f.  b.).  SWit  feinem  nörb* 
lid?ftcn  Steile  gebt  ba«felbc  in  ba«  bob,e,  wenig  be* 
fannte  Älpenlanb  öftlid)  oon  ?lffam  unb  23botan 
iroifdjen93rab,maputraunbbemd}inef.(jIufieÄin:f(ba 
über,  fiebrigeres  3lad?lanb  finbet  fid)  bauptfädjlid) 
)u  beiben  Seiten  ber  norbjüblid)  gerid?teten  Ströme : 
be*  3raroabi  (f.  b.),  ber  ctgentlidjen  Seben^aber  beS 
C'anbeS,  feine«  toeftl.  ober  redeten  febenfluffe*  2ba= 
Iaroabi  ober  ftiin=btt>in  unb  ber  BftUcb  oom  yrarcabi 
perlaufenben  Sittang  unbSaluen  (Salwin).  3)ie  f  üb  - 
«•ftlidjften  0ren3bi|trifte  gegen  ^ünman  unb  2ong= 
ling  »erben  nod?  üom  iütetong  ober  Jtambobfdja- 
iluffe  unb  beffen  n?eftl.  91  ebenflüffen  berodffert.  $tr- 
djdifcbe«  unb  paläojoifcbe«  ©eftein  bilbet  ben  9tor= 
ben,  bie  ganje  flüfte  ift  tertidr,  ba«  3tamabi=5)elta 
quartdr.  GrlofdSene  ÜBultane  liegen  an  ber  ftüfte. 

Älima.  93.,  mit  feiner  gröfiern  fübl.  ödlfte  inner= 
balb  ber  ©enbelreife  liegenb,  bat  im  allgemeinen, 


—  93irma 

»urnal  in  ben  niebriger  gelegenen  £anbftrid?en,  ein 
peifte«  SlUma.  Sit  9i$drme  beträgt  bafelbft  rcabrenb 
ber  ÜJlonate  Mpril  bi«  ?iuli  30"  C,  fteigt  juroeilen  bi* 
43°,  finlt  aber  in  ben  füblften  ÜJionaten,  9iooembcr 
bi«  SDldrj,  auf  25°.  2)ie  periobifefcen  Siegen  fallen 
SÄuguft  bi«  Dttober.  Sic  burd?fd)nittlicbe  idbrlidje 
JHegenböbe  betrdgt  bei  93affein,  iHangun  unb^egu 
2,5  m,  am  obern  Saufe  bc«  ^raroabi  nur  O.s  m,  bei 
SRanbale  l,s  m;  ber  Hüfte  entlang  oon  ültjab  bi« 
3nergui  fteigt  fie  bi«  ju  5  m.  5>a«  Älima  ift  für 
europ.  Struppen  nod>  viel  unjuträglicber  al«  ba« 
ber  inb.  fieberungen.  $n  ben  ben  nörblid?ften  Seil 
uon  93.  bilbenben  ^bälcrn  ftnb  bie  9Binter  raub 
unb  bringen  aud)  Scbnce  unb  ©«.  Sclbft  in  ben 
Sommermonaten  errcidjt  bie  Ouedfilberfdulc  binr 
nie  bie  mittlere  Jööbc  ber  füblicbern  91icberungen. 
93.  ift  ein  an  Grjeugniffen  au«  allen  brei  9tarur- 
reiben  böcbjt  ergiebige«  2anb.  25ie  gro^e  §rud>t= 
barfeit  be«  93oben«  wirb  in  ben  Siieberungen  burd> 
ba«  übertreten  ber  §lüffe  »äbrenb  ber  periobif*cn 
iHcaenjeit  nodj  uennebrt. 

WineralicR.  3)tan  geminnt  ©olb  nur  au«  bem 
^luMcinbe;  auf  Silber,  93lei  unb  trefflicbc«  Gifen 
wirb  nur  in  ben  öftl.  Seilen  oon  ben  Scban  gebaut. 
Jludj  an  Äupfer,  ^iuu  unb  Hntimon  feblt  c«  nidjt; 
Steintoblen  finb  in  ÜJtenge  uorbanben.  >Uerroleum 
wirb  au«  einer  betrddjtlicben  Sn}abl  (130)  93run^ 
neu  bei  ^cnangong  am  Unten  Ufer  be«  Sraroabi  im 
93etrage  oon  26  bi«  28  3RU1.  ^fbjidbrlicb  gewonnen. 
Sonft  nutet  man  nod>  meinen  ÜJtarmor,  f og.  ebeln 
Serpentin  ober  Cpbü  (3ü= Stein),  93ernftein,  Sa= 
pbire  unb  JRubine  bei  SHogot,  9icpbrit  bei  3Jlogung. 

Pflanzenwelt.  2)ie  ^lora  oerbinbet  bie  reidiften 
©egenben  93orberinbien«  (3lliam)  mit  ber  binter- 
inbifdjen  »on  3Ralata.  5)a«  Sealbolj  (oon  Tectonia 
grandis  L.)  erreidjt  bier  feinen  öfilidjften  93esirt 
unb  wetteifert  mit  jablreicben  anbern  91  iihböljcm, 
weld?e  bie  forgfame  ÜberwadSung  ber  Ürwälber 
in  ibrer  93crbreitung  fdjon  ietit  feftgeftellt  bat, 
befonber«  in  ben  Arbeiten  eine«  Scutfaben,  Sulpi* 
ciu«  Äuri.  6id)cn  finb  mit  25ipteroearpaccen  r>a* 
gefellfcbaftet,  f ogar  bie  93eftänbe  ber  füblitbften  icie- 
fern  (Pinus  Merkusii  Jungk.)  fehlen  nur  t.  9Jtand?e 
in  93orberinbien  in  93erge«böbe  wadjfenten  93aum- 
arten  fteigen  in  93.  betrddjtlid)  Sur  Äüite  berab. 

Tierwelt.  5)ie  ^auna  ift  eine  eebt  tropif dj-intoif  d?e. 
Qi  pnben  ficb  jahlTeidje  Slffen,  fowobl  9Keerta^en 
al«  Sd?lantaffen  fowic  ©ibbon«;  aud)  bie  6alb= 
äffen  finb  burdj  bie  ©attung  Nycticebus  üertreten. 
Seoparben,  Siger  unb  93ären  finben  in  ben  bidbten 
faft  unjugdnglicfcen  ©albungen  fidjere  Sdjlupf^ 
winlel.  ^irfebe,  Scbweine,  9la«börner,  Clefanten 
beleben  bie  fianbfebaft,  SBögel  finb  in  oielen  Slrten 
üertreten,  be«gleid?en  Gibedjfcn  unb  Seblangen. 
Sie  ©ewdffer  beberbergen  Itrotobile  unb  ;ablreicbe 
§ifdje.  2)a  bie  Religion  Sleifcbfpeifen  unterfagt,  fo 
jücbtet  man  aueb  tein  Scbladrtuieb;  bodb  werben 
Ccbfen,  Süffel,  $ferbe,  ßfel,  Smcn  unb  eiefanten 
al«  3ugoiep  gebatten. 

»ettiHfening.  Sie  betragt  (1891)  7605560,  b.  i. 
17  auf  1  qkm,  unb  beftebt  au«  bem  berrfd>enben 
93oltc  ber  cigentlid7en93irmancn  ober93irmefen 
unb  einer  Slnjabl  naber  ober  entfernter  mit  ibnen 
©erwanbter  Stämme,  wie  namentlicb  ber  ÜHatbaing 
(Jlrataner),  Sfdjin,  ber  Äarenen,  Singpbo  u.  a., 
bann  ber  Sd?an,  fowic  au«  ben  unoerwanbten  Sa= 
laing (9Jton) unb^alaung.  Sie Scban(bcren 3ablauf 
2  SDtill.  gefdSäht  wirb,  wanbern  alliäbrlid)  in  groften 
Scbarm  oon  Cften  ber  in  33.  ein,  finb  lultirierter 


Digitized  by  Google 


1025 


als  bie  übrigen  Stämme  unb  befi^en  einige  Sitte* 
vatuv ,  rodbrenb  bie  Itarenen  ein  Salbleben  fuhren. 
3m  früber  fog.  SBtitifd)  ^Birma  (236 2äl  qkm)  jäblte 
man  1855  nur  etwa  1^  2MU.,  1881  fd?on  3736771 
unb  1891:  4658627  6.,  b.  L  10  auf  1  qkm,  barum 
ler  ;a  blanche  ©binefen,  $inbu,  mobammeb.  3n« 
ber,  sJiorbameri!aner  unb  ©uropder. 

ler  Sieligion  nad)  »erfiel  bie  SBevBllerung  in  93. 
(1891)  in  6888075  ißubbbiften  (90$ro».),  253031 
üJlobammebaner,  168449  9tat  ober  ©eifterverebrer, 
171577  fcinbu,  120  768  G&riften,  9ü  Warfen, 
3164  Sifb  unb  35J  3$taeliten.  Sämtlidpc  genann-- 
ten  Stämme  mit  Vluonabmc  ber  Salaing  unb  fya* 
(aung  geb6ren  xa  ber  inbodunef.  Ißölfergruppe  (f. 
3nbod)inefifd)e  Spraken  unb  Völler,  39b.  17}  unb 
jwat  ber  SDlebrjabl  nad)  ju  bem  toeftl.  (tibeto-btr= 
i nanii\fr en)  ^meige;  nur  bie  Scban  fmb  bem  öjtl. 
(ftamefifaVcbmef.)  3weige  bei jujä bleu.  2)ie£alaing 
unb  $a(aung  bagegen  finb  ©lieber  ber  fog.  moiu 
annamitifeben  Familie.  Tie  eigentlichen  Birmanen, 
eiiifcblie|lia>  ber  Vi ra f aner  etwa  4  üRiU. ,  bewobnen 
basSanb  jwifdjen^ßegu  unb  bem  nftrbl.2öenbetrrife; 
fie  finb  woblgebaut,  meift  Hein,  aber  ftämmig,  von 
braungelber  Hautfarbe.  Sie  befi&en  langes,  glatt«, 
fcbwarjeS  Haupthaar  unb  Wie  alle  mongol.  SBölIcr 
meiftenS  nur  jdjwadjen  SBartwudj ».  Cpiumraudien 
unb  Spielfucbt  Ftnb  febr  verbreitet,  3"  ibjer  3MI-- 
bung  fteben  bie  Birmanen  hinter  ben  intern  jurüd, 
1890  mürben  lfiüSerte,  meift  poerifdjen  unb  reli» 
gi  ö  jen  Inhalts,  ver  öffentltdj  t ;  1889  maren  eS  nur  &L 
ißon  ben  28  3titungen  erfdjeinen  4  (2  englifdje  unb 
2  birmanifdje)  täglid).  3Me  Säufer  finb  einftödig, 
bie  ber  niebern  itlaffen  aus  99ambu3  unb  mit  ^alm- 
bldttern  gebedt,  bie  ber  reidjern  oft  ganj  vergolbet. 
Öauptfpeife  ift  :HeiS,  SBaffer  baS  alleinige  ©etrdnt. 
Vielweiberei  tft  erlaubt,  aber  feiten,  ©befdjeibuna 
febr  bdufig  unb  leiefrt  ju  volljieben.  iteniefrfreit 
ber  grauen,  bie  in  freierer  Stellung  (eben  als  in 
3nbien,  wirb  bei  ben  Birmanen  nicht  gefdjäfet. 
Tie  Sußfdfcigen  werben  gefe&lid)  von  ber  ©efell^ 
febaft  au*gefd)loffen,  bie  Seidjen  ber  an  ber  ©bo- 
(era  tBerftorbenen  fotoie  bie  ber  üinber  begraben, 
bie  übrigen  in  Särgen  verbrannt.  Tie  Sdmn 
finb  ärmer  als  bie  ^Birmanen,  aber  träftiger  unb 
mutiger  unb  haben  au*  fonft  bie  ©baralterjüge  ber 
©ebirgövöller.  3ugleidp  jetgen  fte  grofie  Anlage 
für  ben^anbel.  $ie  Härenen  unterfd)eiben  ftd)  eben; 
falls  von  ben  eigentlidjen  ^Birmanen  burdb  ibre 
gr  öficre  VI  u *  b  au  er ;  viele  von  ihnen  finb  burd)  amen!, 
iülifüonare  von  einer  tvilben  9laturreligion"jum 
lifrri jtentnm  belehrt  m erben. 

Kultur.  Tie  Religion  ber  Birmanen  ift  ber 
SubbbiSmuS.  2>ie  ^iriefter  finb  2Rönd?e,  beren 
Hloftergebdube  (Kjaung)  meift  in  großen  ©drten  bei 
ben  Stäbten  liegen.  fin  ber  Spifte  ber  gefamten 
^riefterfdmft  ftebt  ber  Säfanä=paing  (b.  L  .fcerr 
ber  Sebre),  ber  bie  SBorfteber  ber  einzelnen  ftlöfter 
einfefct  unb  )u  ben  ÜReidjSmürbenträgern  gebort. 
Tie  birman.  Sempelgebäube  r^hara  ober  Sfeti) 
haben  eine  eigentümltcbe  93auart.  Tie  3 p räche 
ber  Sirmanen,  grammatif*  unb  (erifalif d)  für  I5ur  o 
pder  von  Satter,  Sdjlcienuad?er,  Swbfon.  Sane  u.  a. 
bearbeitet,  ift  eine  einfilbige,  aber  mit  nnfdtten  jur 
'JDtebrfilbigteit,  unb  ber  eptnef.  unb  tibet.  Spradje 
nahe  vermanbt.  Tie  Sdjrif tjetdjen,  aui  ber 
"Jkiiifdmft  eutmidelt,  jeigen  burdiauS  runbe  formen 
(3(briftprobe  f.  Sofel:  6<brift  II,  81  5)ie  Sitte- 
ratur  ift  nidjt  unbebeutenb  unb  ftammt  lumgro: 
f,en  Teil  aud  bem  &  b\i  L  ^abxb.  n.  t5.hr.  fjbre 

ii*r prfbsu*-  ßrnürriütirn»  l'^iJs«.    Ii.  Hüft.    9t.  ff.  IL 


äauptmaffe  ift  bubbbiftiia>= religiöser  Slatur  unb  in 
onhalt  unb  Tsoxm  aui  v\utien  übernommen.  Tie 
33ud)bruder(unft  ift  erft  neuerbingd  burdj  djriftl. 
ÜIHfftonare  in  99.  befannt  geworben.  SJlan  febreibt 
mit  eifemen  ©riffeln  auf  Vlhjvfrnitte  von  f-alim 
blättern.  6igentli(be  6a)ulen  befteben  nur  in  ben 
HIoftern.  Unterrid)t«anftalten  für  SHäbdjen  fcblen 
gdnjlid?.  3tugniffe  für  bie  ziemlich  entmidelte  39a u^ 
tunft  geben  bie  3)agobad  (bubbbiftifebe  Reliquien: 
beiligtümer),  bie  Sempelgcbäube  fomie  bie  in  allen 
Drten  vorbanbenen  fog.  6ajat,  bie  teild  religiöfen 
3roeden,  teils  ali  bjfcntlid-e  Verbergen  ober  }u  ©e- 
meinbeoerfammlungen  bienen.  Vlucb  finben  ficb 
mittelalterlid^e  oieaelbauten  in  mobifijiertem  inb. 
Stile  unb  feböne  ^lacb-,  9iunb;  unb  Spihbbgcn  au 
alten  ©ebduben  erhalten.  Sie  $laftit  befa?dftigt 
fidb  befonberd  mit  ber  ^crftellung  großer  ^ubbha- 
bilber.  groben  alter  Kunftfertigteit  finb  befonberd 
in  ber  Stabt  $agan  )u  finben. 

&anbUMrrfcf)aft.  ^auptprobult  in  ben  9lieberun; 
gen  ift  SRei*  (über  1DÜ  ärten),  ber  (1897  ,■  98)  29388 
qkm,  b.  L  faft  bie  $d(fte  bed  lultivierbaren  lobend  in 
Vlitipru eh  nimmt;  in  ben  hebern  Seilen  werben  Sttei-- 
jen,  sMa\$,  >Mn e  unb  verfdnebene  ul jenfnufr te  ge: 
baut.  üBaumwolIe  liefert  ba-3  ©ebiet  beä  mittlem  3ta= 
tvabi  in  grofjer  SJlenge;  Sefam,  3udeno^r  unb  auS^ 
iie zeichneten  Sabal  baut  man  faft  nur  für  ben  eigenen 
39ebarf.  2  free  ift  im  x.  berlan be  einbeimif d)  unb  wirb 
na  di  ben  niebern  ©egenbenverbanbelt.  ©in  Seil  be^= 
jelben  wirb  niöjt  getrodnet,  f  onbern  eingefallen  unb 
jo  v.i  einem  beliebten  ©etrdnte  benu|t,  ein  anberer 
Zeil  mit  £  l  unb  ftnoblaud)  gegeffen.  ^nbigo  mäcbft 
wilb,  wirb  aber  fdbledjt  bereitet. 

3  nb u  ft r ie ,  ^>anbe( nnb  Serle^r.  ^nbuftrie  treiben 
f  owobl  bie  Birmanen  ali  aud)  bie  übrigen  Semobner 
bee>  Sanbed.  2)ic  grauen  verfertigen  grobeSaumroolh 
ftoffe  unb  auch  3^uge  auS  inldnbifd^er  Seibe.  Unter 
ben  VJietallwaren  fmb  befonberd  bie  ©(bellen  unb 
©loden  iowie  bie  3innarbeiten  (Subbbabilber,  Sa< 
ternengeftelle)  betvorjubeben,  unter  ben  anbem  6r= 
jeugni))en  Scbnitiarbeiten  au-3  iöol}  unb  99ambuä, 
üorjüglicfre3  S5pfergefd)irr;  aud)  ftnbet  ftd>  Aabn 
fation  von  ßifenwerfjeugen  unb  jjeugfdrberei.  3n 
9iangun  fmb  brei  bebeutenbe  6dnit£reebeu,  wo  aud) 
grobe  See:  unb  ^lufcfdnffe  gebaut  werben.  Qtagan 
ift  VJii t telpuutt  ber  Sadwareninbuftrie.  Seebanbel 
b urefr  bie  ©ingeborenen  fanb  an*  jvü  her ,  ald  fte  bad 
Sanb  nod)  bio  )ur  Hüfte  felbftänbig  beberrfebten, 
nidjt  ftatt.  £auptgegenftänbe  ber  Vlu->fuhr  fmb  Seat: 
hol-,,  Baumwolle,  äöadjS,  (Srböl,  Hutfd)  ober  ©ambir 
(aud  Uncaria  Gambir  Boxb.),  Stablad,  Salpeter, 
©Ifenbein,  9ibinocero£:  unb  ^irfd)bbrner,  Slubine, 
Sapbite,  Serpentin,  in  geringem  Umfange  auch 
331ei,  Äupf  er,  3inn,  3"bigo,  ©ernftein,  efebare  Sögel- 
nefter  u.  f.  w.  ©ingefübrt  werben  ©aumwolljeuge, 
©ifen,  StabI,  Kupfer,  Ouedfilber,  Sdjwefel,  Sdncf*- 
pulver,  Feuerwaffen,  engl,  ©la^waren,  grobes  tyox-- 
jellan,  ÄoloS«  unb  Slrecanüffe,  Sbce,  robe  Seibe, 
Sammet:  unb  Seibenftoffe ,  AUeüfrnv,  Rapier, 
^dcbcT,  Sonnenfcbirme,  Opium,  3uder,  Spiri= 
tuofen.  —  Ter  auswärtige  ^anbel  ift  ganj  in  ben 
Tanten  ber  9uSldnber,  namentlich  ber  ©ngldnber 
unb  ©binefen.  9iod>  bebeutenber  als  bie  2luSfubr 
nad>  ben  Seehäfen  ift  ber  j^anbelSver febr  mit  ©bina, 
namentlicb  ber  $rovin}  ^un^nan.  Sein  Jöauptort 
ift  ÜBbamo  (f.  b.),  wo  ber  Umtaufd)  ber  von  ben 
Birmanen  bortbin  mit  ^lu^fabrjeugen  gebraebten 
©rjeugniffe  ihre*  SanbeS,  im  Vierte  von  ungefäbr 
U  w\u.  J'f. ,  gegen  dnnefifd>e  im  ^Betrage  von  etwa 

CS 


zed  by  Google 


1Q2£ 


öinna 


4V,  SDtiü.  2R.  ftattftnbet.  Sie  »uSfubt  von  bort 
nad)  Gb'na  geliebt  auf  Äatamanenftrafren.  Gine 
33elaftung  beS  JpanbelS  flebörte  ju  ben  Monopolen 
beS  ©ewwerS.  ©enauere  3abkn  fft*  ben  £anbel 
befittt  man  für  baS  ehemalige  iBritifd>:s$itma.  Jöier 
wettete  bei  ©efamtaufeenbanbel  1885:  90210340, 
1898  99  bagegen  172695650  SRupten;  unb  jmar  be» 
roegtetficb  ju  jroei dritteln  nad)  ©tofibritannien  unb 
ben  3tvait->  Settlements.  Tic  ©efamteinf  übt betrug 
im  lefctetn  3abte  (einfdjliefjlid)  beS  ©tenjbanbelS) 
55442980,  bie  ©efamtauSfubt  117252670  Rupien. 
ÄuSfubtartifel  fmb:  Jeatbolj,  Äatedni,  öaute,  tobe 
Baumwolle,  Äautidmt;  vot  allem  abet  Weis,  bellen 
»uSfubt  1898,99 : 95  820380  Rupien  ©ett  ettei*te. 
Sie  midjtigftcn  Ginf  ubtgegenftdnbe  fmbSRetalleunb 
sJAetaUn>aten,  SBoll»  unb  SBaummollmaren,  9lobfeibe 
unb  Seibenroaten,  ^  Heb  e,  ©emüfe,  SBier  unb  anbete 
Lebensmittel.  Sie  £auptinbuftrieämeige  finb:  baS 
Labien  beS  WeifeS  (auf  49  SReiSmüblen,  bavon  28 
in  JRanaun),  Söeberei,  fmljfdgerei  (auf  50  Sampf» 
fdgemüblen  in  SRangun,  Sftalmen,  Slrjab,  JBafjein), 
Töpferei ,  ScbiffS*  unb  Söagenbau,  $apierfabrild-- 
tion,  Glfenbeinfdmi&etet  u.  f.  id.  Sie  StaatSeu\» 
nabmen  betrugen  1897/98 : 63  682  940,  bie  Ausgaben 
41 858490  SKupien.— Uber  baS  eintcunifebe  m Inn  j« 
mefen  f.  Äeiat  unb  bie  Tabelle  beim  Sirtitel  2Jlünje. 
—  SaS  SBerlebtSroefen  ift  mdbtenb  bei  ttodnen 
^abteSjett  febt  befdjtdntt,  ba  Sanbroege  nut  fpdr 
lid)  votbanben  fmb.  Untet  ben  Gifenbabnen  ( 1900 
übet  1500  km)  fmb  bervorjubeben:  9tangun»$tome, 
9langun»ÜJtanbale  (1889  etöffnet)  unb  bie  9Ru» 
Stuillinie  ( Sapaina  ■■  SlUmtbo  >2Rogaung ),  beten 
Acrtfübruna.  btS  ÜJljitlina  geplant  ift;  ferner  ge= 
plant  ober  im  Sau:  9Ranbale=Gbinef.  ©tenje»Äun= 
long,  sJJteiltila=3)liin»gjan  am  ^tamabi  u.  a. 

®taatltt^ci>.  Sie  ^Birmanen  jerf allen  in  fiebert  f  o* 
ciale  klaffen:  bie  jefct  abgefegte  unb  in  ^nbien  intet: 
niette  l önigl.  ftamilie.  bte  Staatsbeamten,  bie  K ci 
d;en,  bie  3ßriefterfcbaft,  bie  Sanbbauer,  bie  Sflaven 
unb  bie  »uSgeftofecnen.  Ginen  Stbel  giebt  eS  niebt, 
unb  iebet,  bie  beiben  legten  Staffen  ausgenommen, 
tann  ju  ben  bechjteu  6bren  gelangen.  2ule  Alanen 
unterfebeiben  ftdp  äufjerlid}  voneinanber  nicbtblofi  in 
jtleibuna.,  f onbetn  aud)  bur<v  eine  3Renge  von  Stenn- 
jeieben  in  ben  aUergeringfügigften  ©egenftdnben, 
mic  j.  SB.  butcb  bie  ftatbc  ihrer  Jtintgefdnrre  u.  f.  to. 
äSerfafiung  unb  Regierung  JB.S  toaren  tein  befpo» 
ti)d>.  SaS  DieidjSoberbaupt,  geroöbnlid)  als  Äönig 
obet  Jtaifcr  (SBbutang)  obet  als  «golbfüfngeSRaje: 
ftdt»  bejeiebnet,  nannte  ftcfo  «f>ert  beS  ÜSkltallS»  unb 
batte  unbefdjtdntte  ©emalt  übet  fieben  unb  Gigen» 
tum  allet  Untertbanen.  SaS  6eet  n>at  unbebeutenb. 
$auptftabt  mat  nacbeinanbet  $agan,  äma,  31  ma- 
taputa  unb  SJlanbale.  Slu^etbem  finb  ju  etrodbnen: 
iKangun,  Halmen,  Slfjab,  Saffein,  v3rome,  ^iegu, 
«öbamolf.  bie  (ünjelattifel),  3anbun  mit  (1891) 
20235,  $afolu  mit  19972,  9Rim>oian  mit  19790, 
Öenfaba  mit  19762,  Sungu  mit  19232,  Jbaiet=mjö 
mit  17 101, 2aooi  mit  15099,  ^jinmana  mit  12926 
unb  Sdjmebung  mit  12424  6.  jfcüt  bie  33etwaltung 
»at  baS  9teicb  in  ^itooinjen  (3)lio)  untet  ©ouuet: 
neuten  (2Rjö=man)  geteilt.  3«be  ^tooinj  jetfiel  in 
Sifttilte,  ©tabtmeidjbilbe  unb  Sotffdjaften,  alle 
untet  bef onbetn  Beamten  mit  gefefegebenbet,  auS^ 
f übtenbet  unb  ticbtetlicbet  SWadjt.  Sie  ©runbeigem 
tümet  jablten  eine  Stt  öefttjfteuet.  SaS  meifte 
tfultutlanb  mat  jebod;  in  $&nben  von  ©ünftlingen 
unb  Beamten  gegen  eine  geringe  Slbgabe  an  bie 
Ätone,  unb  bie  33eftecblicbleit  mar  ganj  allgemein; 


bod?  beginnt  mit  bet  engl,  öettfdbaft  eine  neue  Crfc 
nung  bet  Set bdltniffe.  5B.  ift  in  8  Simfionen  geteilt: 
Vivalan  ,  ^ratoabi,  $egu  unb  ^enaffetim  ( l .  tiefe 
Slttitel)  mit  LZ  Siftritten  in  9tteberbirma  unt>  bie 
^orb»,  Genttal:,  Oft«  unb  Sübbit?ifion  mit  19  ti 
ftriften  in  Obetbitma.  Sifc  bet  btit.  Dberbebörtt  ii: 
iHangun.  Seit  1888  baben  bie  &ngtdnbet  au :  in 
Untet-33itma  angefangen,  bie  ©emembeDermaltur^ 
rodblbaten  ©emeinberäten  anjuDetttauen. 

©efdjtdjte.  Set  ©olbene  GberfoneS,  mie 
lemduS  SB.  bcjeidjnet,  bat  in  bet  ©eltaefdjidjte  eine 
unbebeutenbe  Stolle  gefpielt;  iB.  blieb  füt  fid>  be= 
ftebenb  unb  nut  ben  9tad?barlänbem  belannt,  bal 
SaSladbtfelb  unb  ©rab  ftembet  Waffen  unb  'Jicidt. 
$n  febt  altet  3<it  fd)on  mutbe  baS  2anb  von  Cn= 
inbien  auS  (olonifiert;  angeblicb  tton  146D.€bT.ar. 
mutbe  bet^ubbbiSmuS  in  8.  geprebigt,  bo6  fdeinr 
et  etft  von  638  n.  6bt.  an  bauemb  feften  aub  ge- 
faxt )u  baben.  Qi  )erfie(  in  altet  3"t  in  bie  birman. 
-Heute  $agan  unb  Utalan,  baS  mfr  frflbjeiti^i  oen 
jenem  abgeneigt  batte,  unb  bie  2Ron='5taaten  Iba- 
tun,  $egu  unb  uRartaban,  melcbe  alle  ftdb  mit  rrci 
f elnfc  em  ßrfolge  bettiegten.  Um  1133  ertannten  bie 
Könige  von  ^Bengalen,  $egu  unb  $agan  bie  Ober 
bettfdpaft  beS  Königs  ©au^laia  i»on  Slratan  an. 
SiS  gegen  Gnbc  beS  13, 3flbtb.  f  anben  fortmdbtenbe 
Einfälle  von  6d>an:  unb  äalaingftdmmen  von 
Dften  bet  ftatt,  bis  fie  Äönig  9Rinti  1294  jurüi 
fd?lug.  Ginet  feinet  Nachfolget,  aJlinjSau^JJlim. 
mutbe  1404  tvegen  feinet  ^ptannei  vom  ^oRe  en:' 
tbtont;  et  fl ob  nad)  ^Bengalen,  fam  mit  ■  ;ife  ber 
^lobammebanet  auet  miebet  auf  ben  ^  bren ,  t;.: 
blieb  et  bet  ^afall  feinet  Reifet,  ©e^en  6nbe  bei 
IG,  3abrb.  benu^te  bet  Afinig  von  Htalan  b:e 
Scbmdcve  bet  SRobammebanet  in  ^Bengalen,  um 
^fd;ittagong  }u  erobern  unb  bis  jumSRegbna  votju 
bringen.  Sem  Sobn  balf  bem Sicetönia  von  Taur,  ■ 
gu  (I ongmgu)  baS  :Hnd>  von  $egu  verniebten,  un» 
mit  Jäilfe  beS  portug.  SlbenteurerS  ^bilip  be  Sritc 
0  9licote  fud)te  er  im  SBefU  beSfelben  }u  bleiben. 
Socb  Nicote  maAte  ficb  felbftdnbig  unb  bentäte 
13  3abre#  bis  et  1613  vom  ftönige  von  9tva  befielt 
unb  getötet  mutbe.  §m  IL  ^sabrb.  mar  baS  $ei& 
iHrafan  bet  3uflud?tSort  ber  vermorfenften  europ. 
Abenteurer.  Sebaftian  ©onjaleS,  ein  berüebtiater 
3eerduber,  fekte  fid)  auf  ber  3nfel  Sanbima  (San» 
bmip)  an  ber  ^egbna»3)lünbung  feft;  iabrelang  toar 
et  ein  c  cb reden  beS  £anbeS  unb  ber  See,  bis  feint 
2Nad}t  von  ben  Gngldnbern  unb  ^oüdnbern  gebro- 
d)en  mürbe.  Um  bie  Witte  beS  l&Sabrb.  ctbob  ftd> 
ber  mdebtige^ürft  Stlaungpja  (Alongpra,  AlompTai 
von  Jlma;  unter  feinem  Sobne  mutbe  ätabn  eine 
'■Beute  biefeS  IReid^S. 

SaS  fteid?  äma,  baS  je^ige  Dber^33irma,  ent 
ftanb  auS  bem  von  $aaan.  Sepen  Spnaftie  tpurbe 
1279  burd)  bie  mongol.  Ginfälle  (jur  3«t  Äublaw 
SbanS)  geftürjt,  mobei  $egu  mieber  felbftdnbig 
mutbe,  unb  madbte  einet  foldjen  von  Scban-^ürften 
t^an.  dS  jetfiel  balb  in  jmei  Zeile.  Siefe  mürben 
iebod)  1364  mieber  oereinigt  unb  bie  &auptftabt 
nad)  bem  neu  gegrünbeten  nma  verlegt.  SaS  neue 
ÜHeicb  mat  mdeptig  bis  in->  Icl  3abrb.,  mo  eS  in  n::: 
tetc  (Xürftentümet  jerfiel,  bie  nur  nominell  unter 
3tma  ftanben.  mitte  beSl&3abrb.  (1555) gelangte 
bet  birmaniüertc  Sd)an»$(lrft  von  2aung=gu  (notb= 
oftlicb  von  $egu)  jur  ^etrfcbaft  über  nma.  %oxt 
mdbtenbe  Kriege,  befonberS  gegen  $egu,  etfdbbf- 
ten  baS  £anb.  ©egen  1580  mat  ^egu  mntet  bei 
Jaung»gu»5ürften)  baS  mdcbtigfte  Sleidb  in  SB.  Crint 


d  by  Google 


lüiriniiujfyiini  (in  ßitQlQltb) 


1027 


neue  S)pnoftie  tarn  nun  in  Stna  auf  ben  Sbron ;  fie 
unterwarf  Sjjegu  unb  beberrfcbte  es  bis  gegen  1740. 

2)  ie  $eguer  erhoben  fi<b  um  biefe  3«t  g«gen  Slwa, 
eroberten  baS  ganje  föeid?,  nabmen  ben  König  ge= 
fangen  unb  beni duen  mit  größter  SHMUtür.  Sllaung: 
pja,  ein  SlorfDorfteber,  fefcte  bie  Befreiung  StwaS 
ins  Sffierf.  3n  ben  brei  Sabren  1753—55  befiegte  er 
bie  ^eguer  breimal,  wobei  ibm  bie  Gnglänbet  baU 
fen,  wäbrenbbiegranjofenauf  feiten  $egu$  ftanben. 
1757  eroberte  er  bie  Stabt  $egu  unb  brang  bis  Se* 
nafierim  nor.  Gr  erhranlte  auf  bem  3uae  unb  ftarb. 
Sein  Sobn  SBobaupja  eroberte  1783  Strotan  unb 
»erlegte  im  felben  fjabte  bie  SRefibenj  nad)  8lmara= 
pura.  1771  batten  ftd)  bie  Siamefen  gegen  2tma  em* 
pört,  bem  fie  mebrere  ^abrjebnte  triburpfltd?tig  ge* 
mefen  waren;  lange  bauembe  Kriege  folgten,  bod) 
routben  bie  Siameien  nut  t  mebr  unterworfen.  1793 
würbe  mit  ibnen  triebe  gejdjloffen.  lev  erfte  Streit 
jmifcben  SB.  unb  ben  Gnglänbern  erfolgte  1795  im 

3)  iftrifte  Sfdjittagong.  Spätere  einfalle  ber  SBir* 
manen  folgten,  btS  bie  Gnglänbet  1824  ben  Krieg 
etflätten  unb  einen  grofien  Seil  S8.S  eroberten.  $m 
^rieben  Don^anbabu  (24.  gebr.  1826)  behielten  fie 
bie  ^rooingen  Strotan  unb  Senafjerim.  SBon  1837 
an  erneuerten  fid)  bie  geinbfeligteiten;  1852  folgte 
ber  iweite  birman.  Krieg,  ber  mit  ber  GinDerleibung 
öon  $egu  unb  SWartaban  enbigte.  1862  würben 
bie  ©«biete  Strotan,  Senafjerim,  $egu  unb  Wlax= 
taban  ;,u  bet  Chief-  Commissionership  «>^5riti»*-- 
SBirma»  oereinigt,  bie  unter  bem  SBicelÖnig  oon 
3nbien  ftebt.  1874  würbe  baS  r>on  feinem  dürften 
freiwillig  an  Gnglanb  abgetretene  malaiocbe  SReidj 
Ctueba  auf  ber  frtlbinfcl  ÜJtalafa  mit  Senafjerim 
Derbunben.  SRitte  ber  adliger  3apte  trat  wieber 
ein  gefpannteS  SBerbdltniS  jwifcben  ben  Gnglänbern 
unb  bem  tu  ranninten  Könige  :i  biba  (engt  Sbee= 
baw)  Don  Stwa  ein.  $ie  Untertbanen  waren  unter 
ibm  in  Dölliger  Stlaoerei,  ber  König  Derbängte  nad) 
SfBillfür  Holter,  Gefängnis  ober  leb,  fo  baß  jabl» 
reiebe  Ginwobnet  baS  vanb  »erliefen  unb  na*  SBri- 
tifäVSBirma  auSwanberten.  Ten  änlaß  )um3ei< 
würfniS  mit  Gnglanb  gaben  Streitigteiten  mit  ber 
S9ombaD^irma^anbelSgefellf(baft,  beren  Gigem 
tum  Sbiba  tonfiSjieren  liefe.  Sin  engl.  Ultimatum 
Dom  17.  Ott  1885  würbe  abgewiefen,  unb  im  91o* 
uember  rüdten  engl.  Gruppen  unter  Gkneral  %xen- 
bergaft  in  SB.  ein.  8lm  17.  9toD.  würbe  OJlinla  am 
^rawabi  nad)  b«f tigern  Kampf  erobert,  28.  3lox>. 
ÜJlanbale  befe&t  unb  ein  SBaffenftillftanb  gefdjlofien. 
Ter  König  gab  ftd)  triegSgefangen  unb  würbe  in 
bet  tyräfibentfebaft  ÜRabraS  interniert.  Stm  1. 3an. 
1886  Würbe  JB.  in  engl.  SBerwaltung  genommen 
unb  im  aRdrj  bem  fjnbobritifdjen  üRetdje  einverleibt. 
SAon  im  äpril  erpob  fid)  ein  Slufftanb,  ein  großer 
Seil  Don  3)tanbale  würbe  eingeäfdjert  unb  bie  engl. 
Sruppen  jurüdgebrdngt,  fo  baß  ©eneral  SRobertS  im 
Slooember  baS fianb  Don  neuem  erobern  mußte.  ÜDlil 
Gbina  wutbe  übet  bie  Slbgtenjung  ber  beiberfettiaen 
(Gebiete  1894  in  fionbon  ein  SBertrag  abgesoffen 
unb  1897  ein  9iad)trag  baju  gemad)t. 

SBgl.  9Bilfon,  Documenta  illustrative  of  the 
Burmese  war  (Kalfutta  1827);  ?)ule,  A  narrative 
of  the  mission  to  the  court  of  Ava  (Sonb.  1858); 
SBaftian,  Weifen  in  SB.  (2pj.  1866);  Saurie,  Pegu;  or 
Operations  of  the  Burmese  war  (Conb.  1853) ;  berf., 
Our  Burmese  wars  and  relations  with  Burma 
(ebb.  1880);  Kubn,  über  ^ertunft  unb  Spraye  ber 
tranSganaetifd^en  Hölter  (2Hund?.  1883);  $bapre, 
ilistory  of  Burma  including  Burma  proper,  Pegu, 


Taungu,  Tenasserim,  and  Arakan  (Sonb.  1883); 
Sangermano,  A  description  of  the  BurmeseEmpire, 
compiled  chiefly  from  natire  documents;  trans- 
lated  by  W.  Tandy  (^rome  1853;  2.3tufl.,  SRangun 
1885);  6.  gordjbammer,  Notes  on  the  early  his- 
tory  and  geography  of  British  Burma  (diangun 
1883—  84);  berf.,  Sources  and  development  of 
Burmese  law  (ebb.  1885);  ®earp,  Burma  after 
the  conquest  (£onb.  1886);  St.  tytx,  The  Burman, 
his  life  and  notions  (ebb.  unb  9ieuQort  18%) ;  Ata , 
Quattro  anni  fra  i  Birmani  e  le  tribü  limitrofe 
(ÜJtail.  1896);  Söertacdji,  La  Birmania  e  il  viaggio 
di  Leonardo  Fea  i :Hom  1896) ;  SBirb,  Wanderiug3 
in  Burma  (fionb.  1897);  6art,  Picturesque  Burma, 
past  and  present  (ebb.  1897) ;  ®alloiS,  En  Birmanie 
(^ar.  1898);  gerrarS,  Burma  (2onb.  1900). 

(Birmingham  (fpr.  börmingdmm),  bie  mert» 
gtöfete  Stabt  dnglanbs,  im  notbweftL  Seile  bet 
©taffdjaft  SBatwid,  liegt  untet 
52°  59'  nötbl.  SBt.  unb  1°  48' 
weftl.  £.  r>on  ©teenwtcb  in 
137m  feöbe  an  einem  ioügeljug. 

SBeDöltetung.  SB.  batte 
(1700)  15000(S.,(1801)73670, 
(1831)  146986,(1841)182922, 
(1851)  232814,  (1861)  296076, 
(1871)  343  787,  f 1881)  400  757, 
1891  mit  ben  eigentlid)  nut  Stabtteile  Dorftellenben 
SBororten  SBalfall  ^eatb  (30581  Q.),  ©arborne 
(7935  G.),  Saltlep  (9313  (S.)  unb  £ittle  SBromwid) 
(1113  G.)  inSgeiamt  478113,  1899  (nad?  einer 
Scba&ung)  514956  G.  9ted?net  man  abet  Äfton» 
ÜHanot  (f.  b.,  68639  G.)  unb  öanbSmottb  (32756) 
baju,  bie  wirtfdjaftlicb  ju  SB.  geboren,  fo  j'teigt  bie 
iBeDölterung  auf  (1891)  579508  G. 

Einlage ,  bauten  unb  ^entmdler.  SB.  maebt 
als  eebte  ^abritftabt  leinen  angenebmen  Ginbrud; 
bocb  fu'.b  in  letuer  ^eit  im  ^nnern  ber  Stabt  bie 
engen  trummen  ©allen  größtenteils  Derfd>wunben 
unb  an  Stelle  älterer  SBobnbdufer  großartige  ®e- 
fcbdftSgebäube  aufflefübrt  worben,  bie  baS  Straßcn= 
bilb  wefentlidj  Detänbett  baben.  3)ie  fdjönften  Seile 
bet  Stabt  ftnb  9tew=Stteet,  ßorporationsStreet  unb 
Golmore^ylom.  Gbgbafton,  im  SBeftenb  Don  SB., 
enthält  Diele  Sßillen;  bie  ätrbeiterbeDölferung  wobnt 
faft  auäfcbliefdid?  in  eigenen,  mit  ©drten  oerj ebenen 
^auvibni  ber  $eripberie,  woraus  fid)  bie  gewaltige 
SluSbebnung  ber  bebauten  $(dd)e  (etwa  51,s  qkm) 
unb  bie  geringe  SJurdjidjnittSjiner  (5)  berSBewobuer 
auf  ein  ßauS  erttdrt.  3"  ben  SBejirten  iDeritenb 
unb  Sigbetb  fteben  nod?  gadjwerlbäufer  auS  bem 
16.  unb  17.  Safcb.;  cAtx  bie  meiften  öffentlidien 
©ebdube  Tmb  neuern  UrfptungS.  2)aS  fdjönfte  unter 
ibnen  ift  baS  StabtbauS  (Town  Hall),  1832— 50  nad) 
bem  SDluftet  be«  töm.  SempelS  beS  Jupiter  Statot 
etbaut,  mit  8  fcruitb.  Sdulen  in  ber  Arcnt  unb  13 
auf  jebet  Seite;  bet  große  Saal  mit  fd)önet  Otgel  ift 
42,t  m  lang,  20,5m  b reit  unb  20,sm  bod).  6iet  fmbeu 
alle  3  3abte  bie  großen  OTufttfefte  ju  Ounften  ber 
^ofpitdler  ftatt.  Sußerbem  finb  }u  nennen:  baS 
großartige  1874—78  für  beinabe  280000  ^Bfb.  St. 
erbaute  Council  House  mit  ©emdlbe*  unb  ÜBaffen: 
fammluna,  bie  3JtarttbaUc  (1838).  SBörfe,  §rei= 
maurerballe,  baS  3eUengefdngmS,  ynenbauS,  ber 
Wiefenbau  ber  Bingley  Hall  für  Jlusftellungen  unb 
SBerfammlungen,  baS  neue  großartige  ^oftgebäubc, 
bie  Setbniicbe  Scbule,  f  o  wiebte  großen  £>ofpitäler  unb 
bie  ©ebdube  ber  ^olitifd?en  Klubs.  SB.  bat  42  KiraVn 
ber  Church  of  England  unb  jablreid>e  Kirdjen  unb 

65* 


Digitized  by  Google 


1028 


£)irmingf)am  (in  SRorbomerifa) 


Capellen  bet  »at^clüen,  ÜJUt^obiften,  3nbepem 
benten,  Unitatiet,  33aptiften  unb  $te«bpterianer 
unb  anbetet  Letten,  baruntet  bie  1873  für  30000 
$fb.  St.  neu  betgeriebtete  6t.  ÜRarttndtirc^e,  bie 
fatb.  fiatbebrale,  beibe  im  act.  Stil,  bie  b ocbgelegene 
St.  $lülippu«tvrcbe  unb  bie  Sonagoge.  ^ablreid) 
jinb  bie  Tenfmäler :  oon  v)lelfon  auf  bem  33ull--9Ung, 
bem  $rinj-'©emabl  (1868),  ber  Königin  SMctorta 
(1884),  toir  iRomlanb  £ill  oor  bet  &auptpoft, 
oon  ^srieftlep,  %amt$  3Batt,  Sit  3.  SRafon  unb 
Sturge,  bem  Sätet  bet  tfabrifgefetjgebung ,  foiote 
bet  (Jbamberlainbrunnen  unb  ber  SumaboObcli«!. 
Tet  ßenttalbatynb,  of  inmitten  bet  Stabt  bebedt  übet 
4  ha  unb  bat  eine  $alle  oon  330  m  i'dnge. 

Untet  ben  Unterrid)t«anftalten  nimmt  bie 
ctfte  Stelle  ein  ba«  oon  bem  jungem  33arrp  (1855 
— 65)  gebaute  Birmingham  and  Midland  Institute, 
in  itol.  Stil,  mit  einet  torintb.  Säulenhalle;  e« 
enthält,  aufcet  einet  fteten  33tbliothet,  fiefejimmern 
unb  Sälen  ju  öffentlichen  33otlefungen,  ein  natur= 
gtfcpicbtiicbe«  unb  inbuftrieUc«  SRufeum  unb  eine 
Äunftfcbule.  gerner  ba«  Don  3-  ÜJlafon  errichtete 
Mason  Universitär  College  (1898/99:  65  Tocenten, 
666  Stubenten),  beffen  (rrbebung  ju  einet  Unioet^ 
fitdt  betrieben  roirb.  Tie  1552  oon  Gbuatb  VI.  ge* 
ftiftete,  1831  füt  50000  $fb.  St.  im  got.  Stile  auf' 
aefübtte  Sateinfcbule  umfaßt  feit  1878  eine  böbete 
Vebtanftalt  für  Änaben,  eine  höhere  I5cbtetfd?ule, 
3  fiateinfchulen  unb  4  flJtdbcbenf  cbulen  mit  in«gef  amt 
übet  2600  Schülern  unb  Schülerinnen.  Taneben 
befteben  ein  Seminat  füt  fatb..  ^tieftet,  jroei  öffent- 
liche 33ibliotbelen  mit  jufammen  50000  33dnben  (mit 
Sbalefpeare  ^Sammlung),  ein  Sitterarifcbe«  3nftitut 
(Stbenäum)  unb  ein  tfunftoerein  mit  Ätabemie  unb 
halbjährlichen  @emälbeau«ftcllungen.  Tie  Stabt  be= 
n  nt  4  grofee  J Ihm  t er  unb  4  tägliche  Leitungen.  2lucb 
Ir  bie  Sioltebtlbung  ift  bureb  eine  gtofie  üKenge 
jteis  unb  anbete  Schulen  untet  Oberleitung  be« 
täbtifdjen  School  Board  in  au«gejeidmeter  SPcifc 
geiotgt.  9tocb  untet  biefen  fteben  bie  öanbroerl«* 
fdbulen  (Day  industrial  schools).  3ablreicb  finb  bie 
3Bohltbdtigfeit«anftaltenunbÄranlenbäufer, 
bie  au«  ^tioatftiftungen  berootgegangen,  ein  iäbt- 
licbc«  Ginfommen  oon  in«gefamt  30000  $fb.  St. 
bcft&en;  batuntet  ba«  1799  begtünbete  ©encral» 
Öofpital,  ba«  Oueen'«  £>ofpita(,  ein  Äinbetttanfen: 
bau«,  mebtete  Älinif  cn,  33linben;  unb  Jaubftummem 
anftalt,  3ttenbau«,  ein  33efferung«;,  Ermens  unb 
ffiaifenbau«.  Sieben  ^arl«,  roie  bet  jlfton^Jart  im 
9?orboften,  f otoie  ein  33otanijcher  ©arten  tragen  jur 
SJerfcbönerung  unb  jur  Hebung  be«  ©cjunbbeit«; 
juftanbe«  bei.  Tie  neue  ftdbtifcbe  3Daffcrleitung, 
bie  ba«  Saffer  ber  glüffe  Glan  unb  Glaerroen  au« 
SBale«  ber  Stabt  iufübrt  unb  7  SDliu*.  Sßfb.St.  toftet, 
foll  1902  in  Döllen  Setrieb  genommen  »erben. 

23crn?altung.  93.  wirb  oon  einem  2orb  SDlapor, 
18  Sllbermen,  54  Stabtrdten  unb  einem  Stecorbet 
oermaltet,  ift  Si&  eine«  fatb-  S^fcbof«  unb  jerfällt 
in  18  ©arb«.  3m  Parlament  roirb  e«  bureb  7  Hb: 
georbnete  oettteten. 

3}ertebt«rocfen.  Tem  Verlebt  im3nnemunb 
nacb  ben  ÜBotorten  bienen  jablteicbe  Omnibuelinien, 
s$fctbc-,  Tampf--,  elcftrifcbe  unb  Äabclbabnen.  Ter 
Sßotceftet:  unb  ber  33irmrngbamJÄanal  ftellen  bie 
SJerbinbung  mit  bem  umfatfenben  Äanalnet*  ©ng= 
lanb«  bet.  3«  *w  Sentralbabnbof  münben  untet^ 
itbifcb  bie  ßinien  bet  2onbon'9tottb^3Beftern  (nach 
fionbon  180  km  in  2','s  Stunbcn),  Stafferb=2ioer= 
Pool,  SBoloethampton ,  OTancbeftet ,  ccbcttlanb, 


SBale«  u.  f.  ».  unb  bie  SJttblanb * Kailmao  (nacb 
i'onbon,  2)etbo  •  Sbef Reib  unb  @leueeftct=33riftol). 
2)ie  Snom^iU1  Station  bet  @reat*SBeftern  bient 
ben  3ügen  nacb  fionbon,  i'ioerpool  unb  iiBorceftcr: 
OTaloern  =  6arbiff. 

3nbufttie.  33.  ift  bet  ipauptpla^  bet  engl. 
üWctallinbufttie  unb  eine  bet  miebtigften  Sbntirfai 
turftdbte  bet  ffielt.  6«  jdblt  übet  1400  ^abrifni 
unb  6200  aöerfftdttcn;  bet  &»ert  bet  jdbrlicb  fabri^ 
jierten  Baten  überfteigt  90  3Riü.  9R.  ^etoor: 
ragenb  ift  bie  ^abtitation  aller  SBaren  au-:  @olt, 
Silbet  unb  fiegierungen,  ber  feinern  unb  grobem 
Sorten  oon  ctabb  unb  plattierten  Baren,  oon 
Knöpfen,  Sporen,  $ingetbüten,  Stednabeln,  3Wef-- 
fem,  9idge(n,  Scbraubm,  Soljm,  Stablfebrrn 
(i.  33.  gabt«  oon  $etrp,  idbtlid)  übet  1000  ÜÄiU.i, 
fiampen,  Seucbtem,  oon  33tonje:  unb  SKefftngioarrn, 
oon  gu&etfernen  unb  ^apiermacbe'maren,  oon  SKö= 
beln,  ÜKegenfcbitmen  fomie  oon  33iioutetie:  unb 
Ouincaillerieioaren  a Her  9tt,  f o  bar;  man  93.  all  ben 
Ätamlaben  ChitopaS  (toy-shop  of  Europe)  bejeiebne  t 
bat.  Tie  großartigen  ©emebrfabrifen  (10000  %x 
beitet)  liefern  jdbtlidb  über 600000  ©eroebtldufe;  unb 
mdbtenb  bei  ametit.  33ütgerfriege«  gingen  oon  biet 
au«  773403  Klinten  ab.  daneben  bei  tobt  ^abrita: 
tion  oon  <£bemitalien,  oon  Sinfm  unb  (Glasplatten 
(aud?  für  2eud?ttütme),  Äroftallroaten,  oon  eiferaen 
Xrdgcm  unb  Td(bern,  ferner  SRafcbinenbau  unb 
^tdgeanftalten  füt93tonje--unbÄupfermünjen.  Tie 
ffcbritation  oon  ^abrrdbem  ift  ebenfalls  beocutenb. 
Tag  inbuftrielle  33.  greift  toeit  übet  bie  ©renjm  be* 
ftäbtifcbm  ©emeinroefen«  tinau«.  ©an}  in  ber  3läbe 
liegt  >>anbc-rrcrtb  (1764  noeb  £>eibetanb),  irr,  feit  3- 
9Batt  bier  mit  33oulton  bie  (1850  abgerittenen)  Sobo 
SBorf*  errichtete,  gro&e  93afm»,  Äanbclaberfabriten, 
©ifenj  unb  SJteffmggie&ereien  u.  f.  to.  etftanben  fint. 
3a,  ber  ganje  Süben  oon  Staff  orbib.  ite  unb  bet  C'fte n 
oon  Sbtopfbite  mit  Tublep,  SBoloetbampton,  33il- 
fton,  IBaifau,  2Bebn«burp  unb  Stourbribge  ftnb 
mit  33.  inbuftried  innig  oetmaebfen.  ('S.  äarte. 
3nbuftriegebiet  oon  Süb'Stafforb,  beim 
»rtitel  Staff  orbfbire.) —3n  33.  fmb  faft  alleStaaten 
burd)  Äonfuln  ober  2?iceIonfuln  oertreten. 

33.,  febon  im  Domesday-book  alt  33ermingeba 
errodbnt,  lourbe  1643  oom  ^rinjen  Slupert  »um 
Jeil  oerbrannt,  toeil  e«  bem  ^arlament^beere  Baifen 
geliefert,  bob  ftd)  aber  unter  Äarlll.  fcbnell.  33ei 
einem  Hufrubt  1791  tourbe  ba«  §aui  oti  6bemi!ets 
^rieftlep,  bamaU  unitarifebet  ©eiftlicber  in  33.,  jer 
ftört.  Seine  beutige  33ebeutung  oerbanlt  bie  Stabt 
ber  oon  bier  ausgegangenen  33eroolltommnung  bet 
Tampfmafcbine  bureb  3-  Söatt  unb  33oulton  unb 
bet  9tutibarmacbung  be*  naben  Äoblen^  unb  £ifen= 
biftrilt«.  —  93gl.  Sangforb,  Modern  B.  and  its  insti- 
tntions  (2  33be.,  33irmingb.  1873  u.  1877) ;  B.  and  its 
vicinity  (2onb.l881);  Tent,  Old  and  newB.  (18881. 

33 ir  ming^am  (fpr.  börmingdmm),  darrte  mebre 
ret  Ctte  in  ben  Skreinigten  Staaten  oon  ämerila; 
bamnter:  1)  33.,  #auptftabt  be«  gountp  3«ff«rf°n 
in  Mlabama,  1871  gegrünbet,  hatte  1880:  30S6, 
1890  bereit«  26 178  (f.,  baruntet  etwa  40  $roj. 
farbige,  einfcblie|licb  ber  23orftdbte  etwa  44  000 
unb  oerbanlt  fein  rafebe«  3tufblüben  («bie  magifebe 
Stabt»)  ber  fdbnellen  öntroicflung  ber  Äoblcn:  unb 
eifeninbuftrie  Siorbalabama«,  beren  3Kittelpunft  e« 
ift  (f.  Alabama).  6«  ift  bie  bebeutenbfte  Stabt  unb 
bet  ßauptfnotenpunft  bet  2oui«oille»  unb  Siaib 
oitte«,  bet  Alabama  -  ©teat » Soutbem  s  unb  ber 
©eorgia^acifk:33al>n.  3Rebt  al«  20öod?öfen  liefern 


Digitized  by  Google 


©irmtt  —  ©irrte  (ftrudjt) 


1029 


tdglid)  über  2000 1  Glien,  unb  jablreidje  unb  grofee 
Koblenz  Gifen*  unb  fianbcompagnien  boben  biet 
ihren  Si&.  39.  bat  audj  anbere  bcbeutenbe  Gabrilen, 
beträcbtlicben  Jdanbel  unb  über  150  km  Strafeen; 
babneu.  $er  Genfuä  uon  1890  zahlte  223  Gtabline* 
mentä  mit  28G9  Arbeitern  unb  einem  ^abreeprobutt 
»on  5,2  STOill.  3>oü\,  wooon  1,6  SM.  2>oll.  auf 
Gifen,  0,4  2JliU.  $oli.  auf  2Rafd>inen  unb  ©te&erei* 
probutte  entfielen.  —  2)  33.,  im  Gountp  Dien): 
Jöaoen  in  Gonnecricut,  am  3ufanimenfiufe  be3  6ou* 
fatonic  unb  Naugatud,  18  km  weftlid)  von  New* 
üaoen,  bat  (1890)  4413,  mit  Sbelton  6365  G.  unb 
»er  fdü  ebene  ^nbuftrie. 

ftirtmt,  ein  bem  iöemftein  äbnlidjeä  foffileS 
£arj,  weldjeä  in  S3irma  »ereimelt  gefunben  wirb. 

SBirttam  (fpr.  börnämm),  SJerg  (404  m)  im  6ftl. 
Seile  bcr  fcbott.  @rafid?aft  s^ertb,  in  ber  Näbe  »on 
Tuntil'D,  18  km  norbwcftlicb  Don  $ertb  unb  vom 
CDunfinane  (309  m),  mar  ebemalä  von  einem  lönigl. 
Jjorft  bebedt,  ben Sbafefpeare  ebenf o  wie  ben  2\m-- 
finane  in  «SRacbetb » verewigt  bat. 

«irnäthcr,  S3irnenelfenj,  93irncnBl, 
eine  fiöfung  »on  10  teilen  Gffigfdureamplcfter 
unb  1  Seil  Gffiafäureätbpleftet  in  80— 100  Sei* 
len  SBeingeift.  $m  unreinen  fluftanbe  erbält  man 
ihn,  inbem  man  9  Seile Kartoffelfufelßl  mit  10 Sei* 
len  tonjentrierter  Sebwcfelfäure  »orficptig  mifcbt 
unb  bie  ertaltete  ftlüffigfeit  mit  8  Seilen  Wai  et* 
freiem  ef figfaurem Natri um  aus  eineT lupf ernen  33lafe 
beftilliert.  Ta-?  2>eftillat  »erbünnt  man  mit  ber 
neun*  bis  jebnfadjen  SRenge  rettifijiertem  Söeins 
geift.  33.  bient  namentlich  jur  ^Bereitung  oon ^rucbt= 

«int  bäum ,  f.  SJirne.  Jbonbon*. 

Birnbaum.  1)  ÄreiS  im  preufc.  SReg.*33e§.  ^ofen, 
bat  642,u  qkm,  (1895)  28286,  (1900)  27  563  G., 
2  Stätte,  64  Sanbgemeinben  unb  35  ©utäbegirle. 
—  2)  33.,  poln.  Miedzychod,  ft  rei*frab  t  im  KreiS  33., 
lildB  »on  ber  SBartbc,  an  ber  Nebenlinie  iHeppcn^ 
OTeferitpNotietnica  ber  $reu|.Staatäbabnen,  Si& 
beäSanbratäamteS,  eines  SlmtSgericbtä  (Sanbgericbt 
^teferife),  Steuer»,  Katafteramte«  unb  einer  SDafier; 
baumfpettion,  bat  (1900)  2956  meift  beutfebe  G., 
barunter  etwa  950  Katbolifen  unb  210  3$raeUten, 
$oftamt  jweiter  Klaffe ,  Selegrapb ,  fatb.  Kircbe, 
Spnagoge,  böbere  Knaben*,  attäbdjem  f  owie  93olts= 
fd)ule,Äran!enbau«,33orfcbufeDeTein,ftfibtiicbeSpars 
fafie;  Gifengiefcmi,  ÜJtafdnnenbauanftalt'-,  Spiri= 
tuäbrennerei,  eine  Sdmupftabal=,  4  Gigamnfabri* 
fen,  2  SDampffdmeibemüblen,  2  33rauereien,  $iege: 
leieu,  fianbwirrfcbaf  t ,  £>anbel  mit  6olj,  Spiritus, 
^Dolle  unb  ©etreibe;  4  Kram:,  Sßieb*  unb  ^Jferbe« 
märfte  unb  in  ber  Näbe  2  33raunloblengruben. 
Nabebei  bie  Orte  ©rojjborf  mitl230unb2inben= 
ftabt  mit  696  6. 

Birnbaum ,  3ob.  SKict).  gtanj,  3»mft,  geb. 
19.Sept.l 792  )u  33amberg,  ftubierte  in  (Erlangen  unb 
Sanbäbut,  würbe  bann  ^rofefior  berNedjtein2öwen, 
bielt  feit  18303*orlefungen  in  33onn,  rourbe  1832  <Bro* 
feffor  in  ftreiburg,  1833  in  Urrecbt,  1840  in  ©ierjen. 
Seit  1847  fehlte  er  bafelbft  aueb  als  Kamler  ber 
Unioerfität.  Qx  ftarb  14.  3)ej.  1877  ju  ©iefeen.  33. 
febrieb:  «2)ebuttion  ber  9lccbte  be3  i&erjog«  oon 
üooj=(£or§n>arem  auf  ba3  gürftentiim  Wbeina:2BoU 
bed»  (?lacbcn  1830),  «5Dic  recbtlitbc  9latur  ber  3ebn: 
ten»  (33onn  1831),  «Commentatiö  de  Hagonis  Gro- 
tii  in  definieudo  jure  natnrali  vera  mente»  (ebb. 
1835).  Slucb  toar  er  2>titberau£aeber  bed  «Slrcbiod 
be3  5<riminalrc(bt*».  —  3kl.  ©arei«,  3ob.  Ü)li*. 
Jvran}  33.  Gin  Äultur=  unb  ÖebenSbilb  (©iefe.  1878). 


Birnbaum,  Karl  3°fepb.  Gugen,  National' 
ölonom,  Sobn  be8  oorigen,  geb.  18.  SDiai  1829  ju 
fiönjen  in  33elgien,  ftubierte  in  ©iefeen  unb  3«na, 
toar  7  3abre  al*  fianbfeirt  tbätig,  habilitierte  fid) 
1857  al*  3)ocent  in  (Siefjen,  übernabm  1866 bie  2anb= 
»irtfcbaftlicbe  Sebranjtalt  ju  $lagn>i&  bei  fieipjig 
unb  toirfte  oon  1867  bis  1887  al*  ^Jrofeffor  an  ber 
Uniberfttdt  fieip)ig  in  lanbmirtfcbaftUcben  unb  na-- 
tionalöfonomifcben  93orlef ungen ;  feitbem  ift  er  in 
33erlin  fdjriftfteUerifcb  tbätig.  3m  erften  2)eutfd?eu 
DleicbStage  (1871—73)  oerrrat  er  benfieipjigerganb^ 
tret*  unb  gehörte  ber  nationalliberalen  ^artei  an. 
Seirfe  £auptfdjriften  fmb :  «Sebrbucb  ber  Canbmirt' 
febaft^  (3  33be.,  Äranlf.  1859-63),  «2>ic  Unioerfi» 
täten  unb  bie  ifofierten  lanbroirtfebaftlicben  fiebran: 
ftaltcn»  (©iefe.  1863),  «5)a*  ©enoffenfcbaftÄprincip 
in  Slntoenbung  unb  Jlnroenbbarleit  in  ber  fianbmtrt» 
febaft»  (2pj.  1870),  «Uber  bie  Slntoenbbarfeit  ber 
Gintommeufteuer  unb  Steuerreformen  überbaupt» 
(ebb.  1873),  «Katccbidmu*  ber  lanbwirtfcbaftlicben 
33uAfübrung»  (ebb.  1879),  «fianbmirtfcbaftlicbe  Sa= 
ration*lebre»  (2.  8lup.,  ebb.  1890)  unb  eine  Um= 
arbeitung  oon  KirdjbacbS  «öanbbucb  für  fianbmirte» 
(9.  2tufl.,  S3erl.  1880).  93on  1870  bi*  1874  gab 
er  eine  üttonatSfcbrift,  aGeorgika»,  juleht  u.  b.  St. 
«5)eutfcbe  3Ronatäsi'cbrift  für  Canbroirte»  (fieipjig) 
beraub.  DJlit  6-  33ogel  rebigierte  er  Sbield  «£anb= 
tt)irtfcbaftli(bedKonüerfation*=2erilon»  (733be.,  2pj. 
1876—81,  Supplemente  1884  unb  1888). 

fttrobaumer  ittalb,  flotten.  Hrasija,  Seil  bcS 
nßrbl.  3ufle£  bes  Karftgebirged  im  öerjogtum  Kram 
(f.  Karte:  Kärnten  u.  f. ».),  breitet  fub.  jroif eben  ber 
©ippacb  unb  Unj  bis  »beläbera  unb  ber  SWulbe  ber 
%o'xl  au«  unb  erbebt  fid)  im  Nanoi  nörblid?  »on 
^rämalb  bii  ju  1300  m. 

«irnbaumboli,  33imbol),  ba«  syA\  ber 
üerfebiebenen  Abarten  be«  93inibaum«;  e«  ift  fein, 
febr  biebt  unb  mäbig  hart ,  mit  menia  beroortreten« 
ben  3abre£ringen,  bie  etma«  mellenf&rmig  t>erlau< 
fen.  2)a«  Kembolj  ift  glcicbmäfjig  bräunlicbrot, 
jumeilen  etwa«  geflammt.  $a$  Wart  erfebeint  auf 
bem  Ouerjdmitte  runb,  weife  unb  bat  1—2  mm  im 
Surcbmcffer.  SBegen  feiner  gleidtförmtgen  Sertur 
Idbt  fid)  ba3  33.  leidjt  unb  nacb  allen  9ti(btungen 
bin,  obne  audjubrodeln,  fdmeiben,  unb  wirb  baper 
gern  ju  33ilbbauerarbeiten  unb  ;,u  formen  für  ben 
3eug=  unb  Sapetenbrud  oerwenbet;  aueb  nimmt 
man  eS  ju  Sifcblers  unb  SDrecbölerarbeiten.  3)a  e$ 
ficb  gut  beiden  unb  färben  läftt,  fo  benultt  man  ei 
aueb  )u  3mttationen oon  Gbenbolj.  T a-  33.  febwitu 
bet  nur  wenig.  &a£  ^oh  bed  wilben  33irnbaumd 
ift  nodj  fefter  unb  bauerpafter  al«  ba«  be*  hiltü 
oierten.  23eibe  Jpöljer  werben  aber  febr  leidjt  burdj 
Söurmfrafi  oemiebtet. 

tBtrnblatrflo^  ober  33irnfauger  (Psylla  piri 
L.)t  ein  2^— 3^  mm  langer  93lattflob,  beffen  Saruen 
gefellig  am  ©runbe  junger  Sriebe  be*  Siirnbaumä 
faugen  unb  baburd?  ein  3ierlrümmen  berSriebfpitie, 
aud)  wobl  ba*  Gingeben  be*  Sriebe*  »eranlafien. 
DJlan  entfernt  fit  mit  einer  febarfen  33ürfte. 

»öirnblütenftcdicr,  f.  Slpfelblütenftecbcr. 

©  irne,  23  i  r  n  b  a  u  m ,  jur  ©attung  Pirus  (f .  b.)  ber 
gamilie  berJHofaceen  (f!b.),  Abteilung  ber  ^omeen, 
geböriae  ^icraeböljc ,  Nuft;  unb  Cbftbdume.  5)ie 
ijauptftammf  orm  unfern  (ultioierten  33irnbäume  ift 
Pirus  communis  X.  ober  Pirus  Achras  Gaertn.  2ttefc 
3trt  tritt  in  Guropaoielfadjwilb  obeTbocbwenigften* 
oerwilbert  auf,  balb  ali  niebriger  Straud),  balb  als 
bober  33aum  mit  ppramibaler  Krone;  ber  wilbe 


Digitized  by  Google 


1030 


Sirne  (3frudjt) 


Birnbaum  beftht  bornfpifeige  Auftriebe,  welche 
beim  lultioierten  Birnbaum  feiten«  vortommen. 
Die  JRinbe  be*  Birnbaum*  ift  bunfel  unb  langriffig; 
bie Bldtter  ftnb  j iemlidj  langgeftielt,  eiförmig*juge* 
ipifct,  am  SRanbe  fdjarfgefdgt,  meift  betberfeit*  fapl, 
oberfeitg  gldnjcnbgrün;  feltenet  fommen  graufUjige 
Bldtter  vor;  bie  grofeen  meifeen  Blüten  ftehen  in 
Dolbentrauben ,  feaben  rote  Staubbeutel  unb  bis 
jum  ©runbe  freie  Stempel;  bie  grüßte  be*  »Üben 
Birnbaums  ftnb  Man,  Idnglid),  billig  unb  fauer 
(Öoljbirnen)  unb  jeigen  in  bet  Umgebung  be* 
Kernbaufe*  befonber*  reichliche  fteinartige  Konlre* 
mente,  welche  bei  einer  gufen  Kulturform  be'r  B. 
nid)t  vorfommen  bürfen;  bie  eble  B.  dnbcrt  im  übri* 
gen  in  ©röfee,  ©eftalt,  %axU  unb  ©cfcbmad  aufeer* 
orbentli(b  ab;  biefe  Äbdnberungen  haben  jum  Seil 
ibren  ©runb  in  ber  Kreuzung  ber  oben  genannten 
gIn  mit  anbem  ®runbarten;  eine  folcpe  ift  ber 
peribldtterige  Birnbaum,  Piras  cordata, 
jucrft  von  De*vauy  in  üaubwdlbern  bei  Ängcr* 
gefunben  unb  1812  bei  rbri  eben;  Neroon  ftammt 
bie  nett  in  alten  Dbftgdrten  erhaltene  unb  leiblich 
genießbare  Blutbirne  (Sanguine).  Gine  wich* 
tige  Atolle  bei  ber  (Sntfte&ung  jatilreidjer  Kultur* 
bimen  fdjreibt  K.  Rod)  bem  oinaibirngeb,  fth, 
Piras  Sinai  Desf.,  ju;  e*  ift  in  Sprien,  vielleicht 
aber  auch  im  nörbl.  Babplonien  unb  Äfiprien  ju 
£>aufe,  tarn  im  frühen  Ältertum  fdwn  nad)  Unter« 
italien  unb  Sicilien  unb  fdmnt  hier  einen  bebeu* 
tenben  ßinflufe  auf  bie  Kulturbirnen  geübt  ju  haben. 
9iocb  einflußreicher  mürbe  nach  Koch  ber  Ölbaum* 
blätterige  Birnbaum,  Piras  elaeagnifolia 
Poll,  beffen  Berbreitung*bejirt  fi<p  auf  ba*  nörbl. 
unb  öftl.  Kleinafien,  auf  bie  Serratien  be*  armeni* 
fepen  ßodjlanbcd  öftlid)  bis  jur  ©renje  93erfien3 
unb  auf  ba*  öftlidje ,  aber  mehr  gebirgige  Jran** 
tautafien  bei  ehr  auf  t.  Änbere  halten  aueb  ba*  mei« 
benbldtterige  Birngeljöl},  Piras  salicifolia 
L.,  für  eine  ber  ©runbarten  ber  Kulturbirnen. 

Sie  eble  58.  ift  in  ber  Kultur  etwa*  empfinblicb.  er 
al*  ber  Äpfel;  ibre  Verbreitung  finbet  fowobl  gegen 
Süben  wie  gegen  Horben  efcer  eine  ©renje  al*  bie 
be«  Äpfel*;  fie  erforbert  ya  iprem  ©ebeiben  eine 
freie,  fonnige  unb  »arme  Sage  unb  einen  mehr 
leichten  al*  ferneren,  babei  aber  einen  ndbjftoffTei* 
djen  unb  tiefgrunbigen  Boben,  ba  bie  Söurjeln  be* 
Birnbaum*  fenfreebt  nad)  unten  gefcen.  feinere 
©orten  eignen  ftch  in  SRorbbeutfcblanb  nur  jur  Sin» 
Pflanzung  in  ©ärten  unb  jwar  in  ber  gorm  Don 
Spalieren  unb  'äßpramiben.  3ur  Bepflanjungvon 
öanbftrapen  unb  ädern  roäblt  man  härtere  9Birt* 
fdjaftabirnen  lieber  al*  Im,  ba  fie  wegen  ibre* 
mepr  ppramibalen2Bucbfe*  leinen  f  o  mafiigen  Scbat* 
ten  werfen,  mithin  ben  Kulturen  weniger  nachteilig 
werben  als  biefe.  —  Die  Bermefcrung  ber  93.  erfolgt 
ähnlich  wie  bie  be*  Äpfel*. 

ftür  ba*  bebe  Älter  ber  Kultur  be*  Birnbaum* 
jeugt  unter  anberm  ba*  au*  Birnboli  gef djnitjte  Bilb 
ber  £era  in  Jirpn*  fowie  bie  öomerifebe  todrilbe* 
rung  (Cbpffee,  vn,  112—131)  be*  ©arten*  be* 
Ältinou*.  dato  (geft.  149  v.  «ihr. )  tannte  bereit* 
5  Sorten,  von  benen  er  eine  bie  tarentinifeb.  e 
nennt.  Schon  jiemlicb  reich  war  bie  Äu*wabl  ber 
Kulturbirnen  ju  Birail*  fetten;  bie  beliebtefte  ber* 
felben  war  bie  cruftumifdje.  9tad)  Sinblep  (in 
«A  guide  to  the  orebard  and  kitchen  garden») 
foll  bie  ^erbftbergamotte  auf  iBeranlaffung  3uliu* 
ßäfar*  in  Britannien  angepflanzt  worben  fein. 
S3aleriu*(£oTbu*,  ber  erfte  befdjretbenbe  homolog 


3)eutfdjlanb«,  lernte  in  ber  erften  ^dlfte  be* 
16.  Saljrb.  in  Jbüringen,  2Reifeen  unb  Reffen  mebr 
al*  50  93irnf orten  fennen,  oon  benen  fufe  einige 
3Dirtfd)aft*f orten  nod?  bi*  auf  ben  heutigen  Jag 
erhalten  baben.  öeroonragenbe*  in  ber  3uebt  ber 
95.  leifteten  belg.  Cbfrjüd?ter,  befonber*  ber  ©eift^ 
lid>e  3Rilolau8  Joarbenpont,  bem  man  unter  anberm 
Öarbenpont*  Butterbirne  oerbantt,  unb  Per  Äpotbe 
f er  (Eopiaumont,  beibe  in  3Ron*,  oon  wo  überhaupt 
viele  febr  wertvolle  Sorten  ausgegangen  ftnb,  wie 
|.  B.  bie  9?apoleon*=Butterbirne.  Äudj  in  Brabant 
unb  Jlanbern  entftanben  viele  wertgehaltene  Jyrüdrte, 
wie  bie  9Binteri55edjant*birne  unb  Bofdjpeer  ober 
Fondante  de  bois,  weltbe  fpdter  fd)led)t  verbeurfdbt 
boljfarbige  Butterbirne  genannt  worben  ift. 
ÜJledbeln  betrieb  SJiaior  Cfperen  bie  Birnfaat  mit 
Grfolg;  nad)  i&m  würbe  bie  ©fperenSsfeerrenbirne 
genannt;  in  neuen  er  3"t  tat  Hd?  ©regoire  in 
Soboigne  burtp  (Srjiebung  neuer  unb  vortreüliiprt 
Sorten  ein  Berbienft  erworben. 

Die  ungemein  grofee  Änjabl  Birnforten  bat 
ben  flSomologen  bebuf*  Klaffinjierung,  Befd?reihmg 
unb  Sidjtuna  grofee  Ärbei  t  gemacht,  unb  bie  pemolea. 
Öitteratur  über  B.  ift  mobl  ebenfo  umfangrei*  »ie 
bie  über  flpfel;  bei  ber  BefAreibuna  verfdbTt  man 
dljnlicb  wie  beim  Äpfel.  Die  B.  fmb  flafftfisiert  rem 
belg.  Botanifer  Du  Sortier  nad?  ber  du^em  "  r ; : 
gcftalt  (1869),  von  3abn  (1857)  nach  ber  ©eftalt  ber 
Bldtter  unb  nad)  ber  SReifjeit  ber  grüd^te,  von  Diri 
(1801)  nad)  ber  Befd>affenbeit  beSftleifcbe*,  nad?  bem 
Berb,  dltni*  be*  Breiten*  jum  ^ibenbuTcbmeffer*  unb 
nad)  ber  ÜReifjeit  ber  ftrücpte. —  Suca*  ^at  uer* 
fud?t,  ein  möglicbft  natürliche*  Svftem  aufjuttcllen; 
bie  15  Klaffen  biefe*  Spftcm*  finb  folgenbe: 

1)  Butterbirnen,  von  echter Birngeftalt,  gegen 
ben  Stiel  verjüngt  ober  von  abgetrumpfter  Kegel = 
form,  opne  ^öder  unb  Erhabenheiten ;  ^leifcb  vöüig 
fcpmeljenb.  Äl*  empfehlen*werte  Beispiele  bienen: 
gute  graue  (f.  Jafel:  Rernobft,  ^ig.  6,  Sommer), 
weifte  f>erbft=Buttcrbirne(£erbft),  Giperen*  ©erren* 
birne  (£<tbft),  golomad  öerbftbirne  (öerbfti,  bolj* 
farbige  Butterbirne  (^erb|'t),  Köftlicbe  von  Cbarneu 
(öerbft),  Senjener  Butterbirne  (Öerbft),  Glairaeau* 
Butterbirne  (öerbft),  Diel*  Butterbirne  (hinter), 
21Unter=Decbant*birne  (SDinter),  fiiegel*  SSinter* 
Butterbirne  (ffiinter). 

2)  ^albbutterhirnen  von  gleicher  ©eftalt, 
aber  nur  halbfdbmeljenbem  Jrleifcb:  grüne  Tlazti- 
lene  (Sommer),  hoppelte  $bilipp«birne  (t»erbtt), 
3aminette  (UBinter). 

3)  Bergamotten,  von  platter  ober  runbltcber 
©eftalt;  ber  Stiel  liegt  oft  in  einer  Ginfenlune; 
ftleifcb  voUfommen  febmeljenb:  rote  Beraamorie 
(^erbft,  Jig.  4),  rote  Ded?ant*birne  (^erbft), 
mann*  SWelonenbirne  (^wbft). 

4)  ^albbergamotten,  von  gleicher  Berga* 
mottengeftalt,  aber  mit  nur  balbfcbmeijenbem  ^leinfc : 
grofee  Svmmerbergamotte  (Sommer),  neue  (Traf* 
fanne  (öerbfi). 

5)  ©rüne  fiangbirnen,  von  langer  Jona, 
minbeften*  um  ein  Viertel  Idnger  al*  breit  unb  mit 
grüner,  auch  in  ber  5Reife  bßcbften*  gelbgrüner,  nidt 
ober  wenig  berofteter  Schale.  $leifd)  ganj*  ober  halb* 
febmeljenb:  Sparbirne  (Sommer),  grüne  Jafelbirne 
(Sommer),  Scbwefterbirne  (Öerbft),  ^aftorenbtrne 
(Sinter),  ©raf  ©anal  (SBinter). 

6)  ^lafchenbirnen  (Gatebaffe*),  ^rächte 
in  ber  ©eftalt  ber  vorigen  ähnlich ,  aber  gan}  ober 
uim  größten  Seil  von  einem  }immetfarbigen  oter 


Digitized  by  Google 


33irne  (üttunbftücf  bcr 

rotgrauen  9toft  überwogen;  ftleifd)  ganj*  ober  balb= 
idbmeljcnb:  bollänb.  fteigenbirnc  (Sommer),  ÜJtarie 
Üouife  (serbft),  BoScä  ftlafdjenbirne  (öerbft). 

7)  Slpotbeterbirnen,  oon  runbli(ber  ober 
länglidjer  unb  beuliger  ober  böderiger  ftora;  ftleifdj 
ganj«  ober  balbfdbmeljenb:  SBilliamS  Gbrijtbtrne 
(Sommer),  äerjoain  oon  3lngouleme  (ftig.  5), 
(2ud>effe,  öerbft),  9tapoleon8=Butterbirne  (öerbft), 
©rumlomer  Butterbirne  ($erbft),  £>arbenpont3 
Butterbirne  (Sinter),  Sir'  Butterbirne  (Sinter). 

8)  Mouffeletten  (fltoftbirnen),  $rud?t  fürjer 
unb  Heiner  al*  bei  ben  ftlafdjenbirnen  unb  ebenfo 
ober  braunrot  beroftet,  befonber*  auf  ber  Sonnen» 
feite;  baä  mebr  ober  voeniger  fdbmeljenbe  ftleifdj  W 
einen  jimmetartiggeȟriten@efd)mad:  Stuttgarter 
©aidbirtel  (Sommer),  gute  fiouifc  oon  SorandjeS 
(fcerbft),  gowüenbime  (©erbft). 

'.  •  i  Ii  i  u  i !  a  t  c  1 1  t  v  b  i  r  n  c  n ,  Keine  unb  mittelgroße 
längliche  Sommer--  ober  frühe  öerbftbirnen  mit 
meift  glatter  Schale  unb  ftarf  au^gefprodjenem 
OTuetataef  djmad,  ber  anbieSiRusfattraube  erinnert: 
tleine  3Jtu$latelier  (Sommer),  frübe  braunrote  unb 
Heine  lange  SommermuÄtateüer. 

10)  Scptnal»  birnen,  von  langer  ober  läng« 
lidjer  5orm,  nod)  ju  ben  jafelbirnen,  aber  nicht  ju 
bcnOerftenÄlaffcn  gehörig:  römifcbe  Scbmaljbirne 
(Sommer),  Slnbcnfen  an  ben  Äongrcß  fäerbft). 

1 1)  ©  e ro  ü  r )  b i  r  n  e  n ,  f  olcbe  mie  in  ber  10.  ft  laffe, 
aber  nur  Heine  unb  mebr  runblidje  formen :  2eip= 
jiger  SHettigbirne  (Sommer),  bannooerfebe  3a!ob«» 
birne  (Sommer),  Bollmarfer  O&erbft). 

12)  2äng liebe  ftoa)  birnen,  alle  B.  mit 
brühigem  ober  rübenartigem  l^leif d;e ,  bie  nicht 
berb,  fonbern  fab  ober  füß  finb  unb  beren  Sängen« 
burdjmeffer  ben  ber  Breite  übertrifft:  bunte  B. 
(Sommer),  Kamperoenu«  (f>crbft),  Baron$birne 
(hinter),  feböne  Stngemine  (Sinter);  lefcterc  ift 
ihrer  ©röße  wegen  al$  Scbaufrudjt  gefugt,  mirb }u 
bem 3  iv  t  d  aber  nur  an  Keinen 3  ir  c  r  o  bdumen  gejogen. 

13)  SRunblidje  Jtocbbirnen,  unterfebeiben  fidj 
oon  ben  vorigen  nur  bureb  ibte  ©eftalt:  ftubfuß 
(Sommer),  Sittenberger  ©lodenbirne  (£>erbft). 

14)  Sdnglicb  c  Seinbirnen,  ba8  ^leiidb  dbn« 
Ii  *  ben  rennen  ober  aueb  halbicbmcl  jenb,  aber  oon 
herbem,  abftringierenbem  ©efebmad  unb  länglicher 
ftorm;  meift  J&erbft«  unb  frübe  Sinterbirnen  jur 
Dbftmeinbereituna:  flnaufibirne,  fpäte  ©runbirne, 
Jnobenbeimer  ÜNojtbime,  IräubleSbirne,  Seilerfdje 
sJKoftbirne,  Silbling  ton  (Jinfiebeln,  fcarigelÄbirne, 
i'angftielerin,  SüUbirne. 

15)  SRunblicbe  Seinbirnen,  oon  runblicber 
©eftalt,  fonft  ben  länglichen  Scinbirnen  gleidb: 
^almifcbbirne,  roelfaje  Bratbirne,  ßbanvpagner« 
Bratbirne,  Scbroeijer  Safferbirnc,  normdrmifdje 
Siberbirne,  melfdje  Berglerbirne,  große  unb  Heine 
JHummelterbirne,  großer  unb  Heiner  Äatjentopf. 

2 ic  Bermertung  bcr  B.  al*  frifebe*  Dbft,  in  ber 
J^orm  oon  $örrfrücbten,  }u  Cbftmein  unb  jum  Äo= 
aSen  unb  iBaden  ift  febr  umfangreidb.  %üx  ben  Cbft* 
»ein  (ßiber)  finb  aber  nur  bie  eigentlichen  Sein« 
birnen  tu  oertoenben  unb  )um  Äodben  mit  toenigen 
'ilu^nabmen  nur  bie  eigentlichen  ^odjbirnen;  jum 
üörren  eignen  fid?  bagegen  gerabe  biefaftigftenunb 
füfeeften  5».  am  beften  (f.  Cbftüemjcrtung).  über 
ba*  &o\i  tti  ^Birnbaums  f.  iBirnbaumbol). 

Sgl.  iJuca«,  5)ic  »ertüollften  Za\  cldpf  el  unb  lafel» 
birnen,  JBb.  2  (Stuttg.  1894).  [nette  (f.  b.). 

©ime,  ba$  birnenförmige  aKunbftüd  ber  Älari» 

«iriteneffenj,  f.  ©irndtber. 


SHarinette)  -  Siron  1031 

«irncnnuffcifcn,  f.  (Sifen  (Jecbnifdje*). 
©irnenbaarftern,  f.  Ä£iocrinas. 

»irncnbelm,  «ferner  Sturmbelm  in  3Jimem 
form  mit  breiten  JRänbem;  im  fpdten  iWittelalter 
mebrfaa?  Dom  ^ußvolt  getragen.         Rf.  Äraut). 

©iruenfraut,  ein  Cbftfirup  au«  öimenfaft 

«irnenmilchlina ,  Bratling,  f.  LacUrius 
unbJafel:  ^iljel.  Gfebare  ^ilje,  $ig.  5. 

«irnenöl,  f.  99irndtber. 

©imcnftä'ttbltng,  ^Jilj,  f.  Lycoperdon  unb  Za-- 
fel:^iljeIV,JJig.  8. 

©irncnroccirtt,  f.  öufeelbrot. 

©trnbolj,  f.  Simbaumbolj. 

©irni.  1)  93.,  ehemalige ^auptftabt  von  IBornu 
(f.  b.).  —  2)33irnisn  =  ©bari,  i>auptftabt  öon 

ttirtttnofr,  f.  eiber.  [©bari  (f.  b.). 

©irnguitte,  f.  Cuitte  unb  lafel:  Äernobft, 

©trnroft,  f.  Gvmnosporangium.         [#ig.  7. 

©irnfauger ,  f.  iBimblattflcb.  ~ [gen. 

©irnftt^rtjcbflieflc,  f.  Sdjroebfliegen  unb 

©irnrrauermürfe  (Sciara  piri  SchmidbX eine 
Heine,  ju  ben  ^iljmüden  gebörenbe  fdjtearje  Wlüde 
mit  bleifarbigem  Hinterleib,  bie  ibre  Gier  in  bie 
nodj  niebt  entfalteten  IBirnblüten  ablegt.  Tie  2ar» 
oen  leben  im  AembauS  unb  oeranlafjen  ba$  Gin« 
fdjrumpfen  unb  Abfallen  ber  SBirnen. 

*  ir  on  (fpr.  biröng),  (Sbarleä  be  ©ontaut,  Herzog 
con,  ÜRarfdjall  üon  ^ranfreid),  Sobn  be«  bei  ber 
Belagerung  »on  ßpernao  26.  3uli  1592  gefallenen 
ÜRaridjall*  Mrmanb  be  ©ontaut,  5Baron  oon  95., 
aeb.  1562,  ftieg  in  6einrid)3  IV.  Äriegen  al*  einer 
feiner  tapferften©ebilfen  rafd?  empor,  rourbe^erjog, 
ÜJiarfdmll,  Statthalter  von  Surgunb.  SJoll  unbän» 
bigen  dbrgehe«,  tnüpfte  er  febon  1595  mit  bem 
fpan.  fianbeöfeinbe,  halb  banacb  mit  bem  öergog 
von  Saoopen  an;  im  Saoopifcben  Kriege  1600 
oerftieg  er  ftd>  f ogar  ju  einem  lUor t uernut  gegen 
ben  Hönig;  1601  fdjlofe  er  mit  Spanien  unb  Sa» 
bopen  einen  f örmliahen  Vertrag,  ber  ihm  felber  eine 
fpan.  ober  faboöifdje  ^rinjefftn  unb  ba«  öerjog« 
tum  93urgunb  in  Studfid^t  jt eilte ;  ber  tyxeii  mar  ber 
gemeinfame  Ärieg  gegen  ^rantreidj  unb  beffen  3er« 
ftüdclung  in  einjelne  s4irooinjftaaten.  Heinrich  IV., 
ber  oon  ben  Umtrieben  SB.3  mußte,  fuebte  feinen 
alten  Saffengefdbrten  troftbem  bureb  gldngenbe 
Aufträge  an  ftd)  ju  (etten,  nahm  feine  heud^lerifcbe 
Bitte  um  $erjeibung  (Anfang  1601)  gndbig  enU 
gegen,  bi«  ihn  ba$  ©eftdnbni*  ton  B.8  Unterbdnb« 
Ter  2a  ,\m  bie  brobenbe  ©efahr  erlennen  ließ.  Qx 
berief  B.  an  ben  ßof;  biefer  (am,  mürbe  bed 
^cebtenat?  angetlagt  unb  Dom  Parlament  jum 
iobe  verurteilt,  «m  31. 3uli  1602  ftarb  er  im  öofe 
ber  SBaftille  von  5>enfcr«banb.  —  Bgl.  JBbUippfon, 
Öeinridj  IV.  unb  Philipp  ni.,  93b.  1  (Berl.  1870). 

©tron,  Grnft  3ob-  oon,  ^erjog  oon  Äurlanb, 
geb.  12.  (22.)  91oo.  1690  ju  Äalnjeem,  ftammte  au* 
ber  Keinen  (urldnb.  ©utäbefigerfamilie  Bühren, 
toeldje  einem  alten  Slbelägefdpledpte  Seftfalenö  an« 
gehört.  Qx  jtubierte  in  Königsberg  unb  »urbe  Sc» 
fretär  unb  Äammerjunlcr  ber  Sitme  be«  turldnb. 
SKTjog*  griebrich  Silhelm  (geft.  1711),  »nna 
^manomna  (f.  b.),  einer  Siebte  ^etcr«  b.  ©r.,  bie 
in  SWitau  lebte  unb  beren  öoffrdulein  Benigna 
oon  Crotta,  genannt  Jrepbcn,  B.  1722  heiratete. 
211$  Slnna  1730  jtaiferin  oon  ftußlanb  mürbe,  ueibm 
fte  ihn  bor  (bin  mit,  mad?te  ihn  {um  C  ber  tammer» 
berrn,  befAenlte  ihn  mit  ©ütem  unb  ©elbem,  mit 
benen  er  j.  B.  bie  nod)  jefet  im  Befihe  feiner  gamilie 
befinblicbe  freie  Stanbe«berrfcbaft©artenbeTg  (f.b.) 


Digitized  by  Google 


1032 


23iiT  —  $9irfdjjeid}eu 


in  Sdblcfien  anfaufte,  unb  überliefe  i&m  bie  gan$e 
Regierung.  2Ba«  unter  Stnna«  Regierung  für  bie 
Crbnung  ber  Staatävermaltung,  für  bie  £»ebung 
ber  flotte  unb  be«  £>eer«  gefdmb,  ift  jum  großen 
JeilSJerbienftSB.«  unb  anbererSeutfdjer,  roieCjter* 
mann,  SRünnicb  u.  f.  ro.,  meldje  bie  ^been  ^kter« 
b.  @r.  fortlegen.  Sie  9tüdfid>t«lofigleit  ibre«  SBer- 
fabrcn«,  bie  ©raufamfeit  gegen  bie  altruff.  Partei 
unb  vor  allem  ber  perfönlidje  f>od)mut  SB.«,  ber 
1730  burd?  Äaifer  Äarl  VI.  bcutfcfcer  :Reid)«graf  unb 
nad)  bein  Slu«fterben  ber  bergogl.  Familie  Äettelcr 
in  Äurlanb  buvd?  Slnna  ben  jturlänbern  al«  $>er 
300  aufgebrängt  mürbe  ($uni  1737),  fdjafften  bem 
i  beutfdjen  Spftem»  viele  ftcinbe,  benen  gegenüber 
SB.  fidj  aud)  für  bie  3«lu"ft  baburdj  gu  fidjern 
iudjte,  bafe  bie  Äaiferin  (gcft.  28.C!t.  1740)  ibn  auf 
bem  Sterbebette  gum  Regenten  für  ben  von  ifor 
gum  9]a<bfolger  beftimmten,  erft  menige  2Jtonate 
alten  ^ringen  3»an  ernennen  mufete.  5nf olgebcffen 
tarn  3>t»iefpalt  unter  jene  beutfd?e  Partei;  i)iünnidj 
liefe  ficb  von  ber  beifeite  gefdjobenen  3Jlutter  3wan«, 
ber  sjkingefftn  Slnna  von  SBraunfcbtveig,  fo  meit  ge* 
minnen,  bafe  er  mit  ©arbetruppen  in  ber  9tad)t  Dom 
19.  gum  20. 9iov.  1740  ben  ÜRegenten  in  feinem  tya-- 
lai«  überfiel  unb  mit  feiner  Familie  auf  bie  ^eftung 
Sdjlüffelburg  febaffte.  9flan  gab  SB.  fd?ulb,  eine 
Jbronveränberuug  beabftdStigt  tu  baben,  unb  ein 
©erid)t«bof,  beffen  SBorfifccnbe  URünnid)  unb  Cfter: 
mann  maren,  verurteilte  ibn  jum  SBerlufte  aller 
Simter  unb  ÜDürben,  gur  Äonfi«fation  feine«  S8er= 
mögen«  unb  jum  Jobe;  aber  bie  Stegentin  Slnna 
vcrmanbclte  biefe  Strafe  13.  ftan.  1741  in  leben«: 
länglidbe  Verbannung  nacb  Sibirien.  Slm  G.  9iov. 
1741  langte  SB.  in  bem  ihn  gum  Aufenthalte  be* 
ftimmten  ^elmn  (©ouvernement  Jobol«!)  an.  SEte 
nige  2ßod?en  fpätcr  aber  mürbe  er  bureb  bie  injnü: 
f<ben  gum  Sbtone  gelangte  Äaiferin  Glifabctb  au« 
getont,  »o  nun  3Künnidj  eingog,  entladen  unb  in 
^aroflatol  interniert,  &ier  lebte  er  in  ertraglidjen 
sBerbältniffen  mäbrenb  ber  gangen  9tegierung«geit 
Glifabetb«.  Sie  Jbronbefteigung  be«  Kaifer« 
s45cter  UI.  5.  3an.  1762  gab  ibm  bie  ftreibeit,  bie 
ber  Äaiferin  Äatbarina  LL  ba«  J&erjogtum  Äun 
lanb  mieber,  au«  trcldjem  ruff.  Gruppen  ben  von 
^olen  unterftühten  £>ergog  Äarl  von  Sacbfen,  einen 
Sobn  Sluguft«  III.,  vertrieben.  Slm  10.  gebr.  1763 
tarn  SB.  gum  erstenmal  al«  furlänb.  £>ergog  nad? 
SJtitau,  banfte  jebodj  fdjon  24.  9iov.  1769  gu  ©um 
ften  feine«  älteften  Sobne«  Bieter  ab  unb  ftarb 
28.Seg.  1772.  —  Siefer,  ^eter,  JRei*«graf 
von  lö.,  öergog  von  Äurlanb  unb  Sagan,  geb. 
15.  »yebr.  1724  gu  ÜJtitau,  teilte  in  ber  3ugenb  ba« 
Sdjidfal  feine«  ÜBater«,  mürbe  1762  mit  ibm  gurüd= 
gerufen  unb  gum  (Generalmajor  in  ber  ruff.  armec 
ernannt.  Seine  ^Regierung  (1769  —  95)  mar  an= 
gefüllt  mit  Streitigfeiten  mit  ber  furlänb.  DUtter* 
febaft,  meldje  enbli*  baju  fübrten,  bafe  SB.,  al« 
ba«  Sdndfal  ^Jolen«,  beffen  SJafall  er  mar,  fid) 
entfebieb,  28.  3Jlärg  1795  gegen  ein  ^abrgebalt 
oon  50000  Sulaten  gu  ©unften  flatbarina«  IL  ab= 
banlte,  fid)  felbft  aber  unb  feinem  &aufc  alle  9kcbte 
fouoerfiner  Herren  vorbehielt.  9tad>  feiner  (fnt= 
fagung  lebte  er  balb  in  JBerlin,  balb  auf  feinen 
»errftpaften  Sagan  unb  9iad?ob,  unb  ftarb  13.  ?>an. 
1800  gu  ©ellcnau  in  SäMefien.  3Iu«  feiner  britten 
Gbc  mit  Slnna  Gbarlottc  Sorotbea,  geborener  5Mei<b«= 
grdfm  von  SWebem  (geb.  3.  $Jebr.  1761,  geft.  30.  Äug. 
1821  auf  ibrem  ©ute  SöbidSau  im  Stltenburgi fdjen; 
vgl.  Siebge,  Slnna  Gbarlotte  Sorotbea,  let»te  ^>er= 


gogtn  von  fturlanb,  £pg.  1823),  einer  burd>  Sd?ön= 
bett,  ©eift  unb  Slbel  ber  ©efmnung  au«gegetebneten 
(jrau,  entfvroffen  4  Jödjter,  beren  jüngfte  ben  £er»og 
SUeranbcr  ßVmonb  von  £aüevranb  (f.  b.)  beiratete. 
—  Surd?  ben  SBruber  be«  legten  £>erjog«  r>on  Äur^ 
lanb,  Äarl  Grnft  von  JB.,  geb.  30.  Sept.  1728, 
ben  gmeiten  Sobn  be«  öergog«  Grnft  3  o  bann,  mürbe 
ber  lRann«ftamm  be«  £>auf e«  f ortgepftangt.  Gr  jtarb 
16.  Oft.  1801  unb  binterliefe  gwei  Söbne.  Ser 
ältefte  berfclben,  $ring  ©uftav  L5  a l ir- 1  von  iB., 
geb.  29.  3<w.  1780,  mürbe  nad)  ber  Skreurigung 
Kurlanb«  mit  bem  SHuffifd)en  9teid>e  ruff.  ©arbeoffi= 
gier  unb  Äammerberr,  trat  fpäter  in  preufe.  Jtrieg«; 
bienfte  unb  erbte  1802  bie  fdjlef.  Stanbesberr^ 
fdjaft  ©rofe-2Bartenberg.  Stadlern  er  an  ben  gelb: 
jügen  ber  frang. « beutfeben  Äriege  teilgenommen, 
Itarb  er  al«  preufe.  ©eneralleutnant  20.  ~^uni  1821. 
Slu«  feiner  Gbe  mit  §rangi«la,  Sodjter  be«  ©rafen 
von  ÜRal^an,  flammten 3  Söbne:  Äarl  ftrtebricb 
aUlbelm,  geb.  13.  Seg.  1811,  geft.  21.  SKdrg  1848; 
Galirt  ©uftav  öermann,  geb.  3.  3an.  1817, 
geft.  8. 5Diärg  1882,  ber  feinem  S ruber  in  ben  öerr= 
idjaften  Hartenberg  unb  ^erfd>au  folgte;  Bieter 
©uftav  Hermann,  geb.  12.  Slvril  1818,  ber  al* 
preufe.  Dffigicr  29.  Slpril  1852  ftarb.  6bef  ber 
Öaufe«  ift  ber  Sobn  Galirt«,  ©uftav,  ^iring  SB. 
von  Äurlanb,  geb.  17.  Oft.  1859  in  2)re«ben, 
preufe.  SRittmeifter  k  Iä  suite  ber  Slrmce. 

©irr,  Stabt,  f.  % arfon«toir-n. 

iBtrrcdborttf  Sorf  im  Ärei«  *Crüm  be«  preufe. 
9leg.=58cj.  Srier,  Sürgermeifterei  3Rürlenbaob,  4  km 
im  91910.  von  9)türlcnbacb ,  an  ber  ftpll  unb  ber 
Sinie  Äöln^rier  ber  preufe.  Staat«babnen ,  bat 
(1900)  1031  tat&.  G„  ^Joft,  Jelegrapb  unb  liegt  in 
vultanifd^er  ©egenb,  in  ber  3Rüblfteine  gebroeben 
»erben.  3"  b<r  9ldbe,  1^  km  tbalaufrodrt«  rcd)ts 
von  ber  Äpll,  entfpringt  ber  ftarfe  Sauerbrunnen  SB. 
unb  ibm  gegenüoer  ber  SBrubbelbrie«,  eine  3Ro- 
f ette,  ber  f oblenfaure  ©afe  entftrömen. 

©irrui?  (lat.),  grober,  fteifer  libermurf  mit 
flapuge  unb  langen  Guben  (31oden). 

*8it *,  66,4  km  langer,  Unter  3uflufe  be«  9ibein« 
in  ber  Sdjmeig,  entftebt  im  Äanton  SBern  bei  ber 
fjurallaufe  iBiene  ^Sertui«  (792  m),  nimmt  bie 
Cramme  auf,  burebfliefet  im  tiefen  Gngpafe  bie 
furge,  gmeite  Jbalftufe,  ba«  SBal  ÜRoutier  (Wünfter= 
tbal)  unb  gelangt  burd)  eine  Älaufe  in  ba«  Sfyil  von 
Se*le*mont  (Sel«berg),  Ivo  ihr  retbt«  bie  Sdjeulte, 
linl«  bie  Some  gugeben.  Surd;  eine  neue  Scblud-t 
jioängt  fic  ficb  in  ba«  Saufentbai,  empfängt  lint« 
bie  fiü^el,  rcdjt«  bie  Düffel  unb  bilbet  ben  %aü  von 
Saufen.  SBei  $lfd>  erreidjt  fie  bie  9lbrinebene,  bei 
SBir«fe!ben  ben  SRbein.  Sur*  ba«  Söir«tbal  f übrt  bie 
3urababn. — SBgl.3ennv,  Sa«  SBir3tbal(SBaf.l897 1. 

löirfftjburtifcn,  f.  ^agbgetccbre. 

©irfdjen  (i»ürfd?en,  ^irfdjen,  ?ürf d?en), 
aud?  2Beibmerten,  ba«  SInf (bleiben  be«  3dgcr« 
an  SBilb,  befonber«  öodjmilfc.  hierbei  fmbnament^ 
lid)  ber  SSinb,  ba«  SBctter,  ba«  Jerrain,  bie  SBe= 
ftanb«oerbdltni|)c  unb  bie  ©emobnbeiten  be«  ©ilöc* 
gu  bead?tcn.  Sa« SB. erfolgt  meift gugufe (Söir f* ■■ 
gang),  aber  aud?  gu  5Bagen  unb  gu  ^Jferbe. 

^ t r f dipulü er,  f.  Sdjicfepulvcr. 

iBtrfdjtprae,  von  Saub  unb  bürrem  £>otg  be- 
freite ober  befonber«  meid?  bergeriebtete  gufemege, 
auf  benen  man  ba«  SHMlb  befdjleidjt 

©irfrh^cidKit,  9Jterfmale,  bie  ein  von  ber 
Äugel  getroffene«  gröfeere«  SBilb  gurüdldfet :  Scbmeife 
(SBlut),  ^aare,  Änodjenfplitter,  9Rar!.  —  SBgl.  " 


Digitized  by  Google 


SJivfecf  —  33ifainratte 


1033 


ling,  Sic  $ürfd)jeid)cn  beim  SRotwilb  (10  2af.,9?eu: 
bamm  1900). 

>tf  irfcrf ,  Scblofe,  f.  Sorncd. 

«irfctt,  ruff.  Birshi,  poln.  Birze,  Rieden  im 
jtrci*  ^onemjefb  be*  rufi.  ©ouoernement*  flowno, 
an  bcr  23ereinißunß  ber  Opojdjtfdja  mit  ber  Slßlona 
unb  am  See  ednrwen,  ßcbört  bcm  ©rafcn  Jp)> 
liewkj  unb  bat  5020  (*.,  $oft,  1  ruff.,  1  lattj., 
9  coanß.  JHrcben,  4  isracl.  «etbäufcr.  %n  ber 
Umgeßenb  bilben  fid)  nicbt  feiten  infolße  bet  31u8* 
laußunß  be*  ©ip*unterßrunbc*  ööblcn  unb  frater* 
äbnlid?e  Cfinunßen,  bie  ficb.  jum  Jeil  mit  ©affcr 
füllen.  Taä  Gnbc  be*  16.  3afc*b.  erbaute  feite 
Scblofe  würbe  1625  oon  ©uftao  Äbolf ,  1704  Den 
jtarl  XII.  üon  Scbwcbcn  erobert;  8.  UJlärj  1701 
fam  hiev  bcr  Mianjoertraß  jwiidjcn  Bieter  I.  unb 
Äufluft  II.  oon  fielen  ßeßen  bie  Scbweben  ju  ftanbe. 
£n  ber  Dläbe,  reebt*  oon  ber  Slßlona,  ließt  ba* 
Stammicbloft  ber  dürften  iKabjiwill;  ein  neue«  1862 
auf  ber  «^nfel»  erbautes  Sdrtofe  enthalt  eine  55iblto= 
tbet(5O0093dnbc)  unb  ein  3Wufeum.  —  Sgl.  Spfjlic 
wicj,  Bir/e,  rzut  oka  na  przeszlo&  (9Jeter*b.  1869). 

ttirfbi,  ruft.  Rieden,  f.  ÜBirjen. 

^irftfl,  linier  9tebenflu^  be*  9lbein*,  cntfprinßt 
17  km  fübweitlid?  von  Söafel,  am  au  he  be*  SHämel 
im  "suva,  fliegt  balb  auf  bcutfd?em,  balb  auf  febmeij. 
©ebiete  ber  iöitd  parallel  unb  münbet,  im  Untere 
laufe  lanalinert,  in  ©rofs=93afel  in  ben  töbein. 

ftHrfiatbalbabtt,  f.  SBafel  Cöcrlcbrewefen). 

Jöirtff.  1)  Äreiö  im  be*  ruff.  ©ouoerne* 
mentö  Ufa,  bat  24615,sqkm  mit  504  445  <S.,  meift 
SBaf&liren,  bann  iDlefcbtfdbcrjalen,  Septjarcn,  9tuf: 
fen  (23  $roj.),  bie  fid)  mit  Anfertigung  »on  £>olj= 
waren,  SBienennubt,  3agb  bcfdjäftißcn.  —  2)  Ärei*- 
ftabt  im  ärei*  SB.,  110  km  norbweftlid)  oon  Ufa,  an 
ber  'JRünbung  ber  Solidja  in  bie  SJjelaja,  bat  (1897) 
8603  G.,  ^oft,  Selcgrapb,  4  ruff.  HirAen,  1  Softer, 
6  Äapellcn,  1  i'eprerf  eminar  für  Ginaeborene ;  21dcr= 
bau  unb  ftlcinbanbel,  Aluf;bafen.  9).,  im  16.  ^abrl?. 
gearünbet.  würbe  1781  Ärei*ftabt.  —  Sirftif  djer 
2ratt  beipt  bie  Strafte  oon  $crm,  Äungur  na<b  3). 
unb  Ufa.  [9iimrub. 

i^tret  tVimrub,  \.  SJabplonifdjer  $urm  unb 
irftal  (SBirftall),  engl. Stabt,  f.  9)b.  17. 

Lintern,  £orf  im  ftrciö  ©einbauten  be*  preufe. 
SReg.sSBeg.  Gaffel,  an  einem  3uflufc  ber  iöraebt,  an  ben 
iflueldufem  be*  3ioflcl*berge*  unb  ber  Kleinbahn 
s.!Hdd>ter*bad>-$.  (12  km),  6i*  eine*  2lmt*ßmd>t* 
(Sanbgeridjt  £anau),  bat  (1900)  1033  (!.,  barunter 
ettoa  120  Katbolitcn  unb  90  ^äraeliten,  $oft,  2elc= 
ßrapb;  Brauerei  unb  ^Branntweinbrennerei,  ^m 
60.  ba*  SAlofe  bee  gürften  oon^fenbura^irftein. 

iy  in  beim,  magpar.  Berethalom,  ®xo$--®c-- 
meinbe  im  unaar.  Äomitat  ©ro^Äolclburö  (^aßp^ 
jtütüll5)  in  Siebenbürgen,  bat  2245  (*.,  evaua.- 
lutb.  Saufen,  griedb.'tatb.  unb  griecb.sorient  9iu> 
mdnen  unb  ^igeuner,  %o\t,  eine  1514—24  tx-- 
baute,  oon  9tinßmauern  umgebene  eoang.  fiirdje, 
eine  fdjöne  tatb.  Äircbe  mit  »ertoollcm  Gborgcftübl 
unbÄltar  (16. 3abrb.),  ein  ftattlidjcä  Kartell ;  «der= 
unb  oor}üalidcn  Seinbau,  $ieb}ud)t.  iB.  fpielt  in 
beT  ©efebiebte  Siebenbürßen«  eine  Stolle.  G*  roar 
früber  Silj  be*  eoang.  6uperintenbenten.  —  SJßl. 
eaUer,  2)er  lönißl.  freie  SWarlt  9).  (©ien  1881). 

*irutfdjc,  siöaßenart,  f.  »arutfdje. 

«iric,  ruff.  Rieden,  f.  5)irfen. 

Bis  (tat.),  fttocimal,  in  3ufammenfehunßen  bdufia 
Bi...;  in  ber  9Jluf»t  beieidjnet  e*  bie ©iebcrbolunß 
einer  furjen,  nur  einmal  pef*ricbencn  ©teile;  über 


bie  SDieberljolung  längerer  Stellen \.  SBieberbolung«: 
»eidjen.  ^n^Tantreicbunb^ollanbiftB.bcrgcbräud;: 
lidjc  9luf  beim  tlpplaubicren,  fooiel  rote  Da  capo. 

©ifoccia  (fpr.  -fdtfdja),  etabt  im  Ärei*  San 
Ängelo  be  fiombarbi  ber  ital.  ^rooinj  ?loellino,  in  ben 
Slpenninen,  bat  (1881)  6189  IS.  unb  ein  Sdjrcefclbab. 

fBifacquino,  Stabt  im  Rxe\i  Sorleone  ber  ital. 
^rooinj  Palermo  auf  Sicilien,  am  ?lbbanße  eineö 
feüßcl«  ßcleßen,  b.at  (1881)  9602  Q.,  $oft;  3afpU« 
unb  adjatbrüdje. 

*ifam,  $arfum  unb  3(nneimittel,  f.  3Hofd;u$; 
9.,  A-etl,  f.  93ifamfelle  unb  $ifamfpitimau$. 

üBifamentc,  f.  WofMente. 

Öifamfcllc,  DnbatrafcUc,  bie  30  cm  law- 
ßcn  bcllbraunen,  rotßrauen  bi*  febroar ;en  ^elle  bcr 
amerif.  IBifamratte  (f .  b.).  Sie  waren  bii  jur  3Kittc 
bed  19. 3abrb.  fein  eiaentlicbed  ^cljmert,  fonbern 
c«  würben  nur  ibre  fiaare  mit  benen  oon  £>afcu 
unb  99ibern  ju  £>ütcn  oerarbeitet.  3efet  fmb  bie 
nadjbem  man  f»d?  an  ben  SBifamßcrutb  gewöhnt 
bat,  ein  beliebte«  JHaucbwert  ju  ^cljen,  Kraßen  unb 
SRuffen  aeworben.  3n  Seipiiß  werben  idbrlid) 
3  Mü.  Jö.  im  2Berte  oon  3  bii  5  3RUL  2«.  umßc= 
ieftt.  (Fine  ßrope  51)icnße  SBifam  wirb  jefet,  nadjbem 
bai  Oberbaar  entfernt  worben  ift,  buntelbraun 
ßefdrbt  unb  bilbet  fo  ein  febr  beliebte*  ^cljwcrl 
al*-€rfah  für  Sealftin  (f.  Stobbenfelle).  Son  einer 
lleinen  aJallcnatte  in  Sibirien  ftammen  fdjöne 
bunlelblaue  ober  graue  {?ell(bcn  mit  filbcrßraucm 
33aud)e,  bie  teilweife  febr  gcfdjfi^t  fmb. 

WifamFümer,  f.  Hibiscns. 

4» ifamf rauf,  f.  Adoxa  Moschat«lHna. 

^  i  \  a  m  o  rf)f  c,  o )  *u  ■>  o  d)  f  C  (Ovibos  moscha- 
tus  Gmdin,  f.  Jafel:  Sdjaf  e  I,  $ig.  2),  eine  fleine. 
burd)  oerfcbicbcnc  Cbaralterc  od?fenäbnli*e  Sdjaf* 
art  be*  hohen  amerit.  Horben*,  berbenweife  in  beu 
nörblid)  oon  Ganaba  gelegenen  v3olargegenben  über 
bem  60.  ©rabe  oortommenb,  neuerbmß*  aud>  im 
öftl.  ©r6nlanb  angetroffen.  3)ie  Skine  fmb  febr 
niebriß  unb  faft  bi*  ju  ben  jUauen  oon  bem  febr 
lanßen,  buntelbraunen  itörperbaare  umwallt,  ber 
Kopf  ßroh  unb  breit,  bie  S^förmiß  juerft  nad) 
unten,  bann  nacb  oorn  unb  oben  ßetrümmten  fpi^cn 
Börner  oben  über  ber  Stirn  mit  bidem  SDulfte  %yx- 
iammcnßemacbien.  25ie  Obren  ftnb  febr  turj,  bcr 
Sdj Wanj  auf  einen  Stummel  rebu.uert,  bie  Scbnau^e 
idjmal  unb  fpih  unb  bi*  oorn  auf  ben  9tafcnrüden 
bebaart,  bie  93adenAäbne  fcbmal  unb  benen  ber 
Sdjafe  dbnlidj.  55ie  Stiere  errcidien  2  m  i'dnße  unb 
1  m  &öbe  unb  ein  ©ewiebt  oon  350 kg.  Tie  9). leben 
in  Joerbcn,  finb  febr  fei? eu  unb  fiüd^tiß,  f obalb  fte  eine 
©cfabr  feben ,  laffen  ficb  aber  bura)  Sdjiefecn  unb 
fclbft  ba*  fallen  i  h  v  e v  ©efdbrten  nubt  beirren ,  f o- 
lange  ber  ?idßer  oerborgen  bleibt.  2)a*  Sleifd)  ber 
Stiere  riedjt  ftarl  unb  wiberlicb  nacb  SWofdju*,  weni= 
ger  ba*  bcr  Hübe  unb  ftälber.  3)tan  jaßt  fie  bes 
ftleifcbe*  unb  bc*  tyelle*  weßen.  üöäbrcnb  ber  QU- 
jeit  war  ber  9).  über  einen  ßrofeen  Jeil  9torbeuropa*, 
in^rantreicb  bi*  jum^ufte  bcr  hörenden  oerbreitet; 
feine  Stcfte  werben  in  ben  ööblen  unb  Sd?wemm= 
ßebtlbcu  be*  Xiluoium*  ßefunben. 

tBtfamrattc  obcr3ibctbbiber,ba*Dnbatra 
ber  Ganabicr  (Fiber  zibethicus  Cuvier),  ein  etwa 
0,5  m  latiße*  9taßetier  au*  ber  ©ruppe  bcr  39übl; 
mJufe,  oon  plumper  Hßrperform,  bie  Seen  unb 
Alüffe  ^orbamerila*  bewobnenb.  2!er  Äopf  ift 
für),  bid,  mit  lanßem  Scbnurrbarte,  tleincn  Obren 
unb  Slußcu,  bie  Sorberf üfee  turj,  Dierjebig,  mit  einer 
TaumcnfAwicle,  bie öinterf üfec  mit  fünf  3cbcn,  obne 


Digitized  by  Google 


1034  SBifamrüfjfer 

cdjtmmmbaut,  aber  mit  langen,  fteifen  Schwimm* 
haaren  befefet,  ber  Scbwanj  lang ,  anfangt  etwa* 
abgeplattet,  am  ©nbe  runb.  X  er  gefdbä$te,  auf  bem 
dürfen  braune,  am  $au$e  graue  'i'el;  bat  iebr 
feine*,  biet  t  c  i ,  eng  anliegenbe*  ©ollbaar  unb  lange, 
glänjcnbe  ©rannenbaare.  Sie  Tiere  leben  in  53auen, 
ähnlich  benen  ber  93iber,  näbren  fid)  ton  SJflanjen 
unb  9Hufd>eln  unb  »erben  ber  ftelle  (f.  SJifamfelle) 
wegen  gejagt.  Sa*  gleifdj  bat  ftarten  SJiofdju*1 
genid),  ber  oon  einer  an  ben  ©efcblecbt*teilen  be« 
nnblidben  Trine  berrübrt ;  e*  ift  nur  fär  Snbianer 
genießbar.  Sie  53.  gelangt  nur  feiten  lebenb  nad? 
Europa,  wo  fie  wie  ber  Silber  bebanbelt  wirb. 

©ifamrüff Icr,  f.  33ifamfpihmau*.  [big. 

«tfamf  eh  wärmer,  Äbenbfämetterling,  f.SÖim 

*ifamfct»locin/.Utoi'*u*=ober!!iabeIi(l)rceiri, 
$ccari  (Dicotyles),  eine  ©attuna  (leiner,  jier* 
lieber  ©ilbjdjweine  mit  bobjn,  fchjfanfen  93cincn, 
Welche  in  SRubeln  im  Wärmern  l'lmerifa  bi*  nadb 
33irginien  binauf  in  2Bälbern  unb  fumpfigen  9tie* 
berungen  leben.  Sie  Stiefer  tragen  3S  3äpne,  bie 
fcauer  fmb  für),  fpih,  ragen  aber  nicht  Aber  bie 
kippen  b error;  bie  Dbren  fmb  tiein,  ber  :HüneI 
fcbmal.  Sie  i&interfüße  fmb  nur  breijebig;  ber 
S&wanj  feblt  faft  ganj.  Huf  bem  Kreuje  liegt  eine 
Srüfe,  welche  eine  übelriccbenbe  ^lüffigleit  abfom 
bert.  3Btrt>  bie  Srüfe  niebt  unmittelbar  nach,  bem 
^alle  au*gefd?nitten,  fo  teilt  ficb.  ber  ©erueb  bem 
fonft  febr  fdjmadbaften  ^lexfdje  mit  unb  mad)t  e* 
ungenießbar.  Sa*  $al*banbfd?  Wein  (Dicotyles 
torquatus  Cutner,  f.  Tafel:  Schweine,  ^ig.  1), 
bureb  ein  weiße*  33ruftbanb  auSgejeidmet,  unb  ba* 
weißlippigeSB.  (Dicotyles  labiatus  Cuvier)  bdlt 
man  bdufig  in  Tiergarten.  3*nc*  wirb  mit  50,  tiefe* 
mit  150  Tl.  befahlt.  SDtan  füttert  beibe  mit  gelochten 
Kartoffeln,  SJrot  unb  SBeijentleie.  6*  fmb  idb* 
jornige  unb  biffige  Tiere,  unb  von  ibnen  beige* 
braebte  Söunben  bellen  iebr  fcbweT. 

*8tfamfptt}mau£,  SJtfamrflßler  (Myogale), 
eine  ©attung  lurjer,  bider  ^nfeltenfreffer  mit  44 
Sdbnen,  furjen,  fünfjebigen  Scbwtmmfüßen,  lan* 
gern, geringeltem,  am  (?nbe  fcitlidj  etwa«  abgeplattet 
tem  Scbwanje,  ohne äußere Obren  unb  mit  jiemlicb 
langem,  febr  beweglichem,  runbem  Düffel,  an  beffen 
(fnbe  bie  oerfchließbaren  Slafenlöcber  fteben.  Unter 
ber  Scbwanjwurjel  liegt  eine  2Jcof<hu*brüfe.  Sie 
Tiere  leben  in  felbftgegrabenen  Uferbftblen,  beren 
Slu*a,ang  unter  ba*  Söaffer  gebt,  febwimmen  cor« 
trefflich  mit  näbren  fteb  baurtiäd)lid)Don  93lutegeln, 
fomie  von  allen  Birten  ©ewürm,  Scbneden  unb  3n* 
feltenlaroen,  gelegentlich  auch  von  (leinen  au' eben. 
9Jlan  lennt  jwei  Juten,  bie  Heine  58.  Storbfpanien* 
(Myogale  pyrenaica  Gtoffr,),  oon  ben  Spaniern 
Sllmijilero  genannt,  beren  Körper  nur  25cm  lang 
wirb,  unb  ben$e*man  ober2öucbucbol(2öpcbo* 
cbolj,  Mvogale  moschata  Brndt.),  ber  6amftcr: 
größe  erreidjt  unb  oorjug*metfe  bie  Flußgebiete  be* 
Ton  unb  ber  2Bolga  betrobn t .  Wlan  fdngt  ba*  Tier 
bort  mit  Slefeen  im  ©affer,  namentlid)  »äbtenb  be* 
Jöerbfte*,  roo  bie  Jungen  erwadjfen  finb,  unb  benu&t 
ta*  oben  rötlidjbraune,  unten  roeißlid)  afcbgrauejell 
(33ifam)  »u  ^erbrdmungen  ber  SinterdeibeT. 

«ifomftrautfj,  f.  Hibiscus. 

*tf amtier,  f.  l'tofcfcu stier. 

tttfang,  ber  beutfdje  9iame  »on  SBefan^on(f.b.). 

©if  arbc  (fran  j.  Birare),  eine  9tel(en=  unb  Tulpen* 
varietdt  mit  breiten  Streifen. 

ttilcarra,  ßarlo  gelice,  ital.  üRaler,  geb.  1825, 
madjte  in  Turin  feine  tunftlerifd?en  unb  n>iffen= 


fdjaftlid?en  Stubien  unb  begab  ftdj  bann  ju  »eU 
terer  Jtuäbtlbung  auf  SReifcn.  Sein  erfte*  Sc 
malte  »ar  1850:  Sola  bi  :Hienji  eine  SHebe  an  ba« 
röm.  $ol(  baltent,  ba*  oon  Konig  Victor  Smanuel 
angelauft  »urbe.  93on  feinen  übrigen,  meift  biftcr. 
©emdlben  ftnb  bore  erat  beb  en ;  ©alilei  cor  bem 
quifition*rribunal  (im  Sefiti  be*  öer^og*  oon 
nua),  ©iambellino  entbeat  ba*  ©ebeimni*  ber  Cf> 
maierei,  Tie  H  int  bei  t  bon  Sobobico  Ül(uraton, 
©iorbano  Sruna  im  Rerter,  OTebora,  T  eebemona. 
äußerbem  malte  er  ianbfdwft^bilber;  bJerbtT  g^ 
bßrt:  3)ie  gabrftraße  übet  ben  3RonM£em*. 

npi^caDo  ober  SJijcapa,  bie  norbmeftlicbe  ber 
brti  alten  ba*(if d>en  ^Jroüinjen  in  Spanien  ( t".  Karte : 
Spanien  unb  Portugal),  mit  bem  Titel  <Sl 
Senorio  be  ^Bigcapa,  roeld?e,  1833  mit  (leinen  Teilen 
oon  Klaoa  unb  Slltcaftilien  in  bie  $robinj  Bilbao 
oenoanbelt,  feit  neuen  er  3eit  roieber  ihren  alten 
tarnen  fübrt,  umfaßt  2165  qkm  mit  1887: 235659, 
1897  :  290222  g.,  b.  i.  134  auf  1  qkm,  unb 
5  ®eri(bt*begir(e.  33.  »oirb  im  SB.  »on  Hltcaftilien, 
im  S.  Don  ^llaoa,  im  C.  von  ©uipu^coa  bearen^. 
3m  91.  liegt  ber  ©otf  Don  9.  (f. Karte:  ÜÄittel« 
länbifebe*  3Reer),  eine  im  9B.,oon  ^ranrreub 
ber,  allmdblidj,  an  ber  fpan.  Küfte  fd>roff  abfal: 
lenbe,  ibrer  Stürme  toegen  gefürd}tete  £Bud?t  be* 
Sttlantif(ben  Ocean*.  Sie  $robin)  liegt  auf  ben 
terraffenförmigen,  bidjtberoalbeten  unb  jertlüfteten 
ftorbabfdüen  be*  Cftbügel*  be*  ßantabrifoben 
Küftengebirgc*,  unb  jerfällt  in  bie  Tierra  alta 
(Oberlanb)  unb  bie  6ncartacione*  (bie  deinen  ^luß-- 
tbdlcr  unb  fdjmalen  Küftenebenen);  e*  roirb  com 
Sleruion  ober  ^baijabal  unb  feinen  Siebenflünen 
fomie  von  n>ilben  SDalbbdcben  burd})ogen.  2)a* 
Klima,  unter  bem  ßinfluffe  ber  See  feudjt,  nebelig 
unb  reich  an  jföeberfcblägen ,  ift  milb  unb  ge? 
funb,  nur  in  ben  engen  Tbalfdblucbten  nrirb  bie 
Sommerbitie  manchmal  unerträglich  T)te  ^rud)t< 
barleit  be*  SBoben*  ift  febr  oerfd?ieben.  2>er  ®t* 
trei bebau  tedt  ben  ^etarf  (eine*n>eg*;  baaegen 
werben  jur  ©enüge  3Rai*,  t)ülfenfrüd?te,  Uüein, 
tlpfel,  Kaftanien,  $omeramen,  Zitronen,  9lüne  unb 
^anf  erjeugt.  3)ie  Äinbmebjucbt  ftebt  ber  S<baf= 
unb  ^ie^en.ucbt  narb.  Sie  öauptreidiitümer  be* 
fteben  in  ben  $robulten  ber  See,  in  bem  >>cl;e  ber 
üppigen  Salbungen  unb  in  bem  Überfluß  an  l!ifen, 
ba*  neben  3in(  unb  SBlei,  Sllaun  unb  Scbmefel  am 
meiften  unb  beften  in  ben  Sergen  wm  Somorrcftro 
au*gebeutet  wirb.  2)ie  3>nbuftne  liefert  ndcbft  (rifen- 
fabrKatcn  aud?  Taumert,  SBolI:  unb  fiebermaren. 
Sie  ©etoobner  fmb  ba*(ifd>en  Stamme*.  (3.  fal- 
len.) Sie  iöauptftabt  be*  fianbe*  ift  Söilbao  (f.  b.). 

Sa*  alte  33.  bilbete  rodbrenb  feiner  Selbftdnbigfett 
eine  feit  1379  mit  (SafhUen  vereinigte  oerrfdxift, 
beren  Siegent  ben  Titel  $err  oon  93.  führte.  Sie 
gefe^gebenbe  ©emalt  übten  ber  btn  unb  bie  ^unta 
ber  oon  allen  bürgern  gerodblten  Jlbgeorbnetcn,  bie 
neb  regelmäßig  alle  jmei  ^abre,  aber  au  et  in  außer* 
orbentlicben  gdllen  oerfammelten.  Sie  ooüjiebcnbe 
©eroalt  hatten  ber  oom  feerrn  ernannte  Gorregibor 
unb  bie  oon  ber  2Bol(*iunta  auf  sroei  ^abre  gerodblte 
Siputanon  oon  jroeiSkijifoem.  Sie  siebter  ernannte 
ber  £err;  bie  Stdbte  unb  Sörfcr  wählten  ihre  @e« 
meinbebeamten.  Slucb  betreff*  ber  Steuern,  be* 
Krieg*bienfte*  unb  ber  Truppenoerpfiegung  batte 
23.  9ted?te  unb  Freiheiten;  fie  bilbeten  ben  ©runb 
ber  Üöiberf  t ftlichleit  gegen  bie  Ginfübrung  ber  Gorlc* 
wie  ber  fpdtern  3wiftigteitcn.  —  3?gl.  Sagarminaga, 
El  gobierno  y  regimen  foral  del  senorio  de 


Digitized  by  Google 


©iSceglte  -  8if<$of  (fircflu» 


Vizcaya  (8  Sßbe.,  SBilbao  1892);  $e  fiabapru  p  ©oi> 
ceedieä,  Historia  general  del  senorio  de  Bizcaya 
($b.  1—3,  ebb.  1895—99). 

S*ie<ccfllic  (fpr.  bii&tiUe,  ba*  Vigiliae  ber  Sfto« 
nur),  Stabt  im5rrei*SBarlettaberttaI.llkooinjSBari, 
32  km  im  91©.  oon  SBari,  am  Hbriatifdjen  "Rttxt 
unb  an  ber  Sinie  SBologna^Ctranto  be*  Mbriati« 
f*en  flehe*,  33ifd)of*ft&,  bat  (1881)  als  ©emeinbe 
23877  d.,  2  flircpen  au«  bem  12.  3ahtp-,  «inen 
Keinen  £>afen  unb  ein  »erfallene*  normann.  Äaftell, 
ftattlidje  s#aläfte  unb  freunblicbe  SBillen  in  ber  Um» 
gebung;  Jnbuftrie,  ©einbau  unb  i&anbel. 

Bisch.,  bei  botan.  SJejeidjnungen  Slbfürjung 
für  ©ottlieb  3Bilb.  SBifcbofT  (f.  b.). 

Stfeqarin,  nebft  ben  öabenboa  bie  flaaV 
fommen  ber  bei  ben  arab.  ©eograpben  unb  öiftori« 
lern  oft  ermdpnten  SBebja(SBebfd)a)  ober  SB  u  b  i  a , 
bie  nörb(id)  oon  SIbeffmien  an  ben  Ufern  be*  9til* 
gemobntbabenfollen.  (S.SMemmper.)  ^breSpradje, 
bie  auch  aufeerbem  von  einem  J eile  ber  SBeni  Sinter 
geiprodjen  roirb,  ift  unter  ber  SBejeidmung  £o»beb« 
jauijeb  befannt.  Qbr  SBfrbreitung*gebiet  liegt  jroi» 
fcfcen  bem  iRoten  3Jceere  unb  bem  9MI  oon  Oberdgpp= 
ten  bi*  an  ben  gufc  be*  abeffm.  florbranbe*  (f.  bie 
*mtertarteoon2lfri!a(beim3lrtifeUUfrifa,unb 
bieÄarte:  2lbefftnienu.f.m.,S8b.l7).  Sie  gehört 
inad)  %  SJlüüer)  jur  dtbiop.  ©nippe  be*  ^amitifcfjen 
Spracbftamme*.  iftalfo  mit  ber  Sprache  beT  Sabo, 
iBogo,  ©alla,  Somal  unb  $anattl  oerroanbt.  S)te 
SB.  ttnb  ungemein  unfauber  unb  baben  in  ehelicher 
£tinftcbt  febr  lodere  Süon'cfcrif  ten.  Sie  ftnb  Slomaben 
unb  jüAten  Werbe,  35romebare,S8udelrinber,3iegen 
unb  Schafe.  3Me  SB.  maren  bem  figppt.  iHeid?  unter: 
tban,  bi*  fie  burd)  ben  Sufftanb  be*  SRabbi  (f.  b.) 
oon  bemfelben  lo*geriffen  mürben.  2>er  am  nörb= 
lidjften  mobnenbe  6tamm  ber  Sbabbeb  ift  nicht 
jablrei*,  fdjeu  unb  beioobnt  fcöblen.  —  SgLXInt) 
loift,  5)ie  SBifdjari*  Sprache  Zü  SBebämie  in  Wort- 
eftafrita,  SBb.  1  (Upfala  1881);  äartmann,  %\t 
SBcbf*ab  (in  ber  «3citfd>rift  für  Gtbnologie».  1882) ; 
Neinifcfc,  XieSBebauoe^Spradje  (©ien  1893);  berf., 
©örterbud)  ber  SBe^aupe= Sprache  (ebb.  1895). 

$iifcf):barmaf  ober  ffullama,  ein  National* 
gerid>t  ber  Jataren  unb  Äirgifen.  (f*  beftebt  au* 
gelobtem  unb  tleingefdmittenem  Bletfcb,  ba*  mit 
%JJicbl  ober  ©raupen  aufgelöst  »irb.  ÜJlan  ifet  e* 
mit  ber  irjanb;  baber  ber  Warnt  SB.  (»örtlich  «fünf 

«tfefaborf,  f.  SAütt.  langer»). 

tfif  thenberg,  Slofter  bei  SBifcbef*beiin  (f.  b.). 

©if  ctj  bau  f  cn,  I  orf  im  Krci*  (ifebroege  be*  preufc. 
5Reg.=SBej.  Gaffel,  an  bei  Uni*  jur  Sffierra  gebenben 
©ebre  unb  ber  2inie  2einefelbe*ü£repfa  ber  ^reufe. 
Staat*babnen,  Sit»  eine*  ämt*gericbt*(SanbgeTicbt 
Gaffel),  bat  (1900)  870  meift  eoang.  (?.  (39  3*rae^ 
liten),  ^oftagentur  unb  lelegrapp. 

ipifdjbeint,  Torf  im  ftanton^dnltiabeim,  ?  a  nb  -- 
frei*  Strasburg  be*  SBejirf*  Unterelfafe,  unmeit 
be*  5Rb«n=3Jlarne=Hanal*,  an  ber  fiinie  6trafeburg' 
Ü?auterburg  ber  eifafe^otbring.  Gifenbabnen,  4  km 
nörblieb  von  Strasburg  unb  mit  biefem  unb  6d)iU 
tigbeim  burd)  Strafsenbabn  oerbunben,  bat  (1895) 
6723  Q.,  barunter  3 1 80  evangelifcbe  unb  320  ^*rae* 
liten  (1900)  7747  <?.,  «JJoft,  lelegrapb  ;6tdrlefabrita: 
tion,  SBiercrauereien,  ^ic^clcicu  unb  Sentralroert: 
ftdtten  ber  Gif .*2otbring.  ßifenbabnen.  3n  ber  9idb«, 
auf  einem  epemal*  SKad)=SKörtb  genannten  ©runb* 
ftüd,  »urb«  1620  ber  erfte  Jabal  im  ölfafe  gebaut. 

ttifefmati*  ober  SBifbnoi*,  reli^iöfe  Sette 
in  Dftinbien,  bie  namentlidb  in  ben  Xiftrtlten  feijfar 


unb  6irfa  im  $anbfcbab,  fomie  in  SBifanir  unb 
ber  5)ieifion  9tob,iHbanb  ber  Worbtoeftpromnjen 
verbreitet  ift  unb  jablreid?e  Hnbänger  befi|>t.  ®e« 
grünbet  mürbe  fte  t>on  Sfcbämbbabfcbi,  einem 
lHabfd?puten  au*  SBitanir,  ber  1451  geboren  mürbe 
unb  feinen  Slnbdngern  eine  beilige  Sdjrift,  SabdbÄnt 
genannt,  binterlicft.  $ie  be*  sHanbfd?ab  finb  faft 
au*fd}lie|li(b  T üt a t  ober  ber  Hafte  nad)  Limmer ■- 
(eute.  Sie  beiraten  nur  unter  iu1\,  ftnb  gute  Vant>- 
bauer  unb  halten  Kamele  in  großer  ibl.  ^ibre 
■$riefterfd>aft  i[t  nid)t  erblicb.  Sie  »ereb.  ren  Üiftbam- 
b bat ict1! ,  ben  fte  al*  eine  ^nlarnatton  be*  SBifbnu 
betrauten ,  enthalten  ft<b  aller  ^tofdjnabrung  unb 
beaa>ten  äna[tlid>  ben  Scput»  ber  liere.  Sie  lleiben 
fid?  gem5bnlt(b  in  Solle,  febneiben  bie  öaarlcde 
ab,  meldte  bie  £>inbu*  auf  ber  Glitte  be*  ftopfc* 
tragen,  unb  palten  auf  ba*  peinlidjfte  tr>rc  SReinlidj* 
teit*Dorfd)rif ten.  $n  ipten  6o(bjeit*ceremonien  wer* 
mii'rbcn  fie  mobammebanifÄe  unb  ^inbugebrduebe, 
inbem  fte  Stellen  au*  bem  Woran  mie  au*  Qästras 
(f.  b.)  vortragen;  ibjre  Joten  begraben  fte  geroöbn: 
lieb  an  ber  Sdimelle  be*  öaufe*  felbft  ober  in  bem 
benachbarten  Aubftall ,  jurrcilcn  in  ftftenber  SteU 
lung.  3)ie  SB.  ber  ^orbroeftpro&injen  ftnb  meift 
Äaufleute  unb  merben  gewöbnlidb  al*  Unterabteu 
lung  ber  SBanjan  (f.  b.)  betrachtet.  Sie  adjten  ben 
Koran  unb  netgen  jum  ,V:-lam. 

«ifefcof  (oom  grieeb.  episkopos,  »uffeber),  ein 
al*  9tadnolger  ber  »poftel  geltenber  ttrcblidjer  Söe= 
amter,  ber  in  ber  iRegel  in  einem  rdumltcb  abgegrenj« 
ten  SBejirfe  (Ü^iöcefe,  f.  SBi*tum)  ba*  Kirdbenregt' 
ment  fübrt.  $Jn  ber  jlpofteljeit  gab  e*  noeb  tetne  JB. 
im  fpdtern  Stnne,  tüelmebr  ftanb,  nadb  bem  Sßor* 
btlb  ber  iüb.  Spnagoge,  an  ber  Spi|>e  jeber  ©e? 
meinbe  eine  HJlebrbeit  von  Sßorftebcrn  ober  fllteften 
(^re*bptern,  f.  b.),  für  bie  in  ben  betbencbriftl. 
©emeinben  ber  flame  SB.  auffam.  ^m  2. 3abrb.  bil« 
bete  ft*  bie  Sitte  au«,  ben  SBorfteber  be*  ^ree* 
bpterfoUegium*  mit  geniffen  SBorrecbten  au*|u- 
ftatten,  unb  biefen  »orjug*roeife  al*  SB.  ju  be« 
jeiebnen.  Äbroeicbenb  oon  biefer  Stuffaffung  bat 
£>atdp  in  «The  Organisation  of  the  early  Christian 
charches»  (3.  Hüft.  1888;  beutfd)  Oon  ^arnad, 
©iefe.  1883)  bie  SB.  al*  bie  urfprünglidjen  Äaffen« 
beamten  unb  ©abenoermalter  ber  ©emeinben  tu 
ermeifen  gefudjt.  (hft  nacb  SJlitte  be*  2.  3abrb. 
brdngte  bie  Sbtroenbigteit,  bie  firdbUdje  Ginbeit  in 
üebre  unb  dufeern  Crbnungen  ftcberjuftellen,  )u 
einer  3ufammenfaffung  ber  Äircbengercalt  in  bem 
S8ifdjof*amte  ober  epiftopat  $ie  SB.  galten 
fortan  oorjug*meife  al*  Irdger  be*  ^eiligen  ©eifte*, 
in  benen  fid?  burd)  danbauflegung  oon  ©efd^lecbt  )u 
©efdjlecbt  oon  ben  Slpofteln  per  bie  edjte  fiebrübers 
lieferung  fortpflanje  unb  bie  SBolImacbt  ber  Äirdje 
jur  Sünbenoergebung  jufammengefafit  fei.  $em 
entfpredjenb  mürben  ipnen  nod?  befonbereSBorredjte, 
j.  99.  ba*  ber  Firmung  unb  ber  Drbinatton,  ju« 
geftanben.  Urfprünglicb  »aren  bie  SB.  unterem« 
anber  rcefentlicp  gleich.  Slllmdblicb  aber  mürben 
bie  SB.  auf  bem  Sanbe  (f.  Sborbifcb&fe)  oon  ben 
Stabtbiicböfen  abhängig  unb  oerloren  feit  bem 
4.  3abrb.  aua>  ben  Flamen  8.  Hnbererfeit*  er« 
langten  bie  SB.  ber  grö&ern  Stdbte,  namentlidj  ber 
$rooinjialbauptftdbte,  ein  SHufftcbt*recbt  über  bie 
übrigen,  unb  e*  bilbete  ftcb  ba*  ÜHangoerbältni* 
unter  ben  SB.  au*,  »eUbe*  in  ben  liteln  Grjbifcpof, 
ORetropolit,  Sßatriard)  unb  $apft  feinen  %u*brud 
fanb.  ftaebbem  bureb  ba*  SBatitanifd^e  Hon jü  ba* 
Gpiffepalfpftem  (f.  b.)  au*brüdlid)  oermorfen  unb 


Digitized  by  Google 


1036  »ifdjof  (©ctrönf) 

ber  $apft  al«  Inhaber  ber  bifcböfl.  ©etoalt  über  tote 
ganje  Kird) e  (Unioerf alepif topat)  anerfannt 
roorben  ift,  fmb  bie  93.  al«  Stclloertreter  (SBitare) 
be«  Zapfte«  anjufeben,  mcldbe  bic  bifcböfl  ©etoalt 
nidbt  traft  eigener  9jollmacbt,  fonbern  im  Stuf  trage 
be«  ^apftc«  ausüben. 

Sie  bifdjiM  1  i  dj  c  ©etoalt  umfaßt  bie  jura 
ordinis,  b.  b.  bie  Siechte  ihre«  geiftlicben  Stanbe«, 
unb  bie  jura  jurisdictionis,  b.  b..  bie  9legicrung*= 
redete.  Sie  jura  ordinis  fmb  jum  Jeil  folcpe,  mcldjc 
ben  93.  mit  ben  übrigen  93rieitern  gemeinsam  fmb 
(jura  communia),  toie  ^rebigt,  Saframent*fpen* 
bung,  freier  ber  üJleffe;  jum  £eil  fokbe,  bie  nur  bem 
bifdjöft.  Stanbe  jutommen  (jura  ordinis  resenrata 
sive  pontificalia,  f.  ^ontifrtalien).  2)ie  jura  juris- 
dictionis begreifen  ba*  gefamte  Kirdjenregiment 
ber  Siöcefe  in  ficb,  fomcit  nicht  ber  ^apft  e*  au** 
übt  ober  burcp  befonber*  delegierte  ausüben  läßt. 
3nebefonberc  gebort  baju  bie  tfürforge  für  Grbal« 
tung  unb  Ausbreitung  ber  reinen  fiepre  (potestas 
magisterii),  einfo)liejjli(b  ber  Gniebung  be*  Klent«, 
bie  Kirdjenoifitation  (meldte  bie  93.  bur£p  bie  Getane 
ausüben  laffen),  bie  Überwachung  ber  Klöfter,  bie 
Slufficbt  über  ba«  Kirdjenoermögen,  bie  Si«äplin 
über  bie  ©eiftlidjen  fotoie  bie  Slnftellung  unb  93e« 
ftdtigung  berfelben  u.  bgl.  m.  3ur  £iife  in  ber  Slu«» 
übung  ber  bifcböfl.  ©etoalt  ftebt  bem  33.  bie  b  i  f  cb  ö  f » 
l i d? e  Kurie,  b.  b-  ber  bifcböfl.  öof,  jur  Seite. 
Sam  gehören:  Pa«  Somlapitcl  (f.b.),  ber@eneral« 
vitar  ((.  b.)  mit  bem  bifdjöfl.  Drbinariate  (bem  bi- 
idjöfl. ©cricbt),  femer  häufig  ein  9Hetbbifd?of  (f.  b.) 
unb  unter  Umftdnben  ein  Koabjutor  (f.  b.). 

Sie  SBabl  jum  bifcböfl.  Hinte  gefdjab  nach  altem 
tivd'lutcn  SRecpt  burcp  «Klent«  unb  93olt»;  feit  bem 
Mittelalter  gefdneht  fie  teil«  burcp  bie  Somtapitel 
(electio  canonica)  unter  lanbe«benlid>er  3uftim= 
mung,  in  ^reuften  unb  ber  Dbenbeiniicben  Kirchen^ 
prooinj  nad?  ben  93eftimmungen  s$iu*'  VII.  Jo, 
bafe  ba«  Kapitel  ftd>  bor  ber  2Babl  bie  ©ewifp 
beit  barüber  ocrfdjaffen  muji,  ob  ber  in  Mu«fidjt 
genommene  Kanbibat  bem  £anbe«berrn  genehm 
fei;  teil«,  toie  noch  beute  in  ftrantreicb,  93apern 
unb  ben  meiften  öfterr.  Siöcefcn,  burd)  ba«  Staat«: 
oberbaupt  (nominatio  regia),  3mmer  bebarf  bie 
ÜBabl  ber  pdpftL  93eftättgung  (Konfirmation). 
Ser  ©etoäplte  muf»  »oenigftcn«  oor  6  SDionaten 
bie  Subbiatonat«toeibe  erhalten  haben,  30  3«  alt 
unb  im  93eftfe  eine*  alabemifcben  ©rabe«  in  ber 
Sbeologie  ober  im  tanonifcpen  Siechte  fein;  bocb 
tann  oon  biefen  Grforberniffen  ber  ^apft  Si«pen« 
erteilen.  Sie  neuere  Staatägefehgebung  bat  bura> 
toeg  bie  Staat««  (in  ^reupen  bie9icid}«03lngebörig: 
feit  ber  ©etoäblten  jum  Grforbemi«  gemad)t.  3luf 
bie  33cftätigung  burd;  ben  s4Japft  erfolgt  bie  $rfi» 
tonifation  (f.  b.),  bann  bte  Äonfctration  ober 
iBifd)of*mettfe  (f.  b.),  an  melie  bie  Sntbroni« 
fation  fid?  unmittelbar  anf abliefet,  ou  Seutfd?' 
Ianb  ift  ein  befonbercr  Gib  ber  neu  gemäblten  SB. 
}ur  Jreue  gegen  ben  £anbe&benii  altbergebrad^t; 
bie  preufe.  SJerorbnung  bom  6.  Sej.  1873,  toeldje 
biefen  Gib  gu  einem  Gib  auf  bie  Staat£gefc&e  er: 
meiterte,  »urbe  burdj  Äabinctt*orbcr  oom  13.  gebr. 
1887  »ieber  aufgehoben.  Sie  33.  gebören  |u  ben 
Prälaten  (f.b.);  in  ihren  eigenen  Siöcefen  hat  nur 
ber  eigene  Metropolit  ober  ein  pfipftl.  Segat  »or 
ihnen  ben  93orrang.  5"  ^reuften  baben  bie  93. 
ben  Stang  ber  Dberprdfibenten.  tyi  Unterhalt  mirb 
in  Seutfcblanb  feit  ber  Sätularifation  ju  Slnfang 
be*  19.  ^abrb.  au*  ben  Staat*taffen  beftritten. 


—  Stfäof  (ftarl) 

Ober  bie  btfdjöfl.  Slmt«rrad>t  unb  3nfignien  f.  %cn-- 
Unfällen,  über  bie  Stellung  ber  93.  bei  ben  SU 
tatholiten  f.  9(lttatholici«mu*. 

r^ibergriedjtfdhenÄirdje  befteht  biefelbe  Wub 
faflung  oom  bifd}öfl.  Slint  mie  in  ber  i  ömif dj-tatbe- 
lifoSen;  bod)  gehen  bie  93.  nur  au*  Per  ;)c.K  ttx 
^ßrieftermöndje  h«n>or.  Slufecrbem  üerlangt  man 
je  j*t  nod)  bie  3lbfobierung  be*  Uninerfitdt«frubiurar. 
Sie  Saht  erfolgt  in  ben  meiften  £dnbern  burd;  bie 
Spnobe,  bebarf  aber  ber  93eftätigung  burefc  ben£an= 
be«berrn  (fo  in  Diuplanb  unb  ber  Jürtei). 

Unter  ben  au*  ber  Deformation  beroorgegan 
genen  Äirdjen  bat  nur  bie  bif  djöfl.  Äivdje  in  Gnglairt 
eine  »irtlid?  bifdjöfl.SBerfaffung.  (S.Änglilanif*« 
Äira>e.)  3«  Sdjtoeben  »erben  bie  93.  oon  PemÄöni^ 
auf  93orfd)lag  ber  Stifter  gemdblt  unb  fteben  unter 
bem  Grjbifdjof  »on  Upfala ,  al*  bem  'Crima«  ber 
ftirdje,  ber  oon  fdmtlidjen  bifdjöfl.  ^onfiftorien  go^ 
iräblt  unb  vom  König  beftdtigt  mirb.  Sie  hüben 
einen  eigenen  Stanb  auf  ben  3leid?«  tagen  unb  tragen 
ben  bifdjöfl.  Ornat,  on  Sdnemart  mürben  1536  bie 
tatboliidjen  93.,  unter  Ginjiehung  ihrer  ©üter  färben 
Staat,  burd>  ebangelifdjeerfe^t,  unter  me(d>cn  ber  93. 
oon  Seelanb  ben  erften  Stang  einnimmt.  Sie  ftebtn 
unter  ber  Regierung  juKopenpagen,  melche  bie  mefent 
lutftcn  firdjenregimentlid^en  JHcdjte  au«übt.  3lud> 
in  Seutfd}lanb  beftanben  einige  93i*tümer  nod?  län 
gere3eit  al*  proteftantifdje  fort  (3Rei|en,  9laum^ 
bürg,  3«fc,  Merfeburg,  SRagbeburg,  D*nabrüd, 
Gammin,  £übed);  bod?  allmdhlid?  ging  bie  bifa^öft. 
9iegierung*gen)alt  überall  auf  ben  2anbe*bmn 
über,  Joelther  be*balb  al*  9ied?t*nacbf olger  ber  93. 
angefehen  unb  oherfter  £anbc*bifdhof.  Summte 
episcopus,  genannt  mürbe  (f.  Summepiftopat).  ;\n 
^jJreufeen  erneuerte  griebria)  I.  bei  feiner  König*; 
trönung  ben  93ifcbof*titel,  tnbem  er  benfelben  bem 
erften  reform,  unb  bem  erften  lutp.  ßofprebiger  bev 
legte,  »a*  inbeffen  ohne  Sfaupfolge  blieb,  bi*  grieb 
tut  9Bilhelm  III.  1816  ben  ^ofprebiger  Sad  in  93tr^ 
lin  unb  ben  ©eneralfuperintenbenten  93oromftP  in 
Königsberg  ju  93.  (le&tern  1829  jum  Grsbiicpof)  er= 
nannte.  Seitbem  »urben  noch  mehrere  hohe  ©«ift: 
liehe  in  'ißreuften  mit  bem  Sitel  eine«  93.  neben  bem 
eine*  ©eneralfuperintenbenten  au*geftattet.  (3?gl. 
9licolooiu*,  Sie  bif d>öfl.  9Bürbe  in  ^reupen*  eoanr,- 
Ktrche,  König*b.  1834;  ^acobp,  Sa*  btfcböfl.  Ämt 
unb  bie  eoang. Kirche,  &alle  1887.)  Grhalten  bat  ficb 
bie  bifdböfl.  SBürbe  auch  noch  in  ber  eoang.  93rübcr 
gemeine  (f.  b.),  beren  feit  1735  eingefefcte  93.  ieboeb 

Sönjlich  oon  ben  Slnorbnungen  bet  Sirelrion  unb 
;lteftentonferen)  ber  Unitdt  abhängig  fmb. 
üBifd)of,  ein  ©etrdnl,  ba«  bereitet.mirb,  tnbem 
man  bie  fein  abgefcbdlte  Schale  oon  frifeben  grünen 
$omeranjen  mit  siotroein  übergießt,  biefen  10— 12 
Stunben  «eben  Idpt  unb  bann  mit  3"*«*  oerfüfet. 
Auf  eine  glafcbe  SBein  rechnet  man  jtoei  ^omeran 
jen.  Sa«  entfpred?enbe  au*  toeipem  333ein  bereitete 
©etrdnf  beipt  Karbinal,  ba*  mit  rotem  93urgun 
ber  bereitete  ^Jrdlat. 
löifdjof,  blauer,  f.  Kernbtader. 
©ifc^of,  Karl,  93erg*  unb  öüttenmann,  geb. 
4. 3fani  1812  auf  ber  tönigl.  Saline  ju  Sürren= 
berg,  ftubierte  in  93erlin  Gbemie,  ^hpfit  unb  ©ec= 
logie,  arbeitete  bann  auf  ben  ipüttenmerfen  be* 
©rafm  oon  Ginfiebel  ju  £auchbammcr,  befudtte 
1839  nocbmal*  bie  93crliner  Unioerfitdt,  tourbe  18^1 
al«  öüttenmeifter  nach  Mägbefprung  berufen  unt 
fpdter  jum93ergrat  «mannt;  1864  trat  er  in  ben 
föubeftanb.  Gr  ftarb  23.  3uni  1884  in  Sre*ben. 


Digitized  by  Google 


»iföof  (Äarl  ©uft.)  —  S3i 

53.  hatte  ftbon  1829  einen  Ueinen  Dampfmagen 
berieft eQt,  ber  auf  gewöhnlichen  2Begen  tief  unb 
ber  erfte  feiner  2lrt  mar ,  ber  in  Deutfcblanb  berge« 
fteüt  mürbe.  1839  erfanb  53.  bie  @a«feuerung, 
bie  in  ihrer  Leitern  Sluebilbung  eine  DollftiSiu 
bige  Umgcftaltung  ber  j^euerungäanlagen  in  Dtelen 
3nbuftriejmeigen  herbeiführte  unb  namentlich  auf 
©üttenmerfen  allgemeine  Jlnmcnbung  fanb.  JB. 
fcbrieb :  «  Die  inbiref te  Sßuhung  rober  53rennmate-- 
rialien»  (2.  Slufl.,  Oueblinb.  1856),  «Die  anorga* 
nifd?e  ftormationägruppe»  (Deffau  1864),  «®e-- 
fdjidjte  ber  Schöpfung»  (ebb.  1868). 

iBtfrbof,  Karl  (Uuft.,  Gbemiter  unb  ©eolog,  geb. 
18.  ^an.  1792  ju  SBöhrt,  einer  SBorftabt  Nürnbergs, 
ftubierte  in  (klangen  6bemie  unb  ^bPfit,  t?abili= 
tierte  fidj  bafelbft  ati  ^rtDatbocent,  mürbe  1819 
au&erorb.  ^Jrofeffor  ber  (£b,emie  unb  Technologie  ju 
53onn  unb  1822  orb.  «Brofeffor  ber  ßbcmie.  (fr 
ftarb  30. 9lon.  1870  ju  93onn.  Mit  ©olbfufe  Der* 
öffcntlicbte  53.  eine  «<BbpfiMtatift.  53efcbreibung  be4 
gicbtelgebirgcS»  (2  93be.,  Würnb.  1817),  mit  <Ree3 
von  Gfenbedunb  SHotbe  «Die  ßntmidlung  ber  vJ>flan= 
jenfubjtanj»  (Erlangen  1819).  gerneT  f abrieb  93.  ein 
Sebrbucb,  ber  Stödnometrie »  (ebb.  1819)  unb  ein 
<<£ebrbud>  ber  reinen  Sbrmie»  (93b.  1,  93onn  1824). 
SRit  fcefonbeTer  Vorliebe  betrieb  93.  feitbem  Unter» 
iudjungen,  bie  bie  ©eologic  Dom  pbpfil.;cbem.  Stanb-- 
puntte  au«  förberten;  hierher  gehören:  «DieDulta« 
nifdjen  Mineralquellen  Deutfcblanb«  unb  fycmV 
reich«»  (53onn  1826),  «Die  Mineralquellen  Don 
:Hoi«borf»  (ebb.  1826)  unb  «Die  Wärmelehre  be« 
Innern  ünfer«  Grblörper«»  (2pj.  1837).  Die  «Phy- 
sical,  chemical  and  geological  researebes  on  the 
internal  heat  of  the  Globe»  (Sonb.  1841)  fteben 
hiermit  in  Serbinbung,  fomie  biete  einjelne,  in 
.Scitfcbrif  ten  enthaltene  Unterfudjungen,  unter  benen 
|.  23.  bie  «über  bie  Gntftebung  ber  Uuarj*  unb  Grj« 
gdnge»  (im  «^abrbueb  für  Mineralogie»  1844)  unb 
über  «Die  ©letfcber  in  ihrer  53ejiebung  jur  fcebung 
ber  SUpen»  (ebb.  1843)  miebtig  ftnb.  Die  Slefultate 
ieiner  1837 — 40  unternommenen  Unterfucbungen 
über  bie  in  ben  Steintoblengruben  neb  entmidelnben 
brennbaren  ©afe  unb  bie  jum  Schutte  bagegen  an* 
gemenbeten  Sicberbeit«lampen  finb  in  mehrern  2luf: 
fällen  in  tfarften«  unb  Don  Dechen«  «SlrdnD  für  Mi* 
ncralogie»  unbbem  «Edinburgh  new  philosophical 
Journal»  mebergelegt.  SRit  ber  &bhanblung  «Des 
moyens  de  soustraire  l'exploitation  des  mines  de 
houille  aux  dangers  d'explosion»  (53rfl)1el  1810) 
gemann  93.  ben  Don  ber  3lfabemie  ju  93rüffel  au«ge* 
festen  tyrtii.  93.«  öauptmert  bilbet  fein  «Scbrbucb 
-  ber  d?em.  unb  pbpfit.  ©eologie»  (2  23be.,  93onn  1846 
—54;  neue  93earbeitung,  3  93be.,  ebb.  1863—66, 
unb  ein  Supplementbanb  1871),  ba«  eine  ganj 
neue  SHidjtung.in  ber  ©eologie  anbahnte,  ferner 
febrieb  er  «populäre  Utorlefungen  über  naturmiifem 
fd?aftlicbe  ©egenftänbe»  (2  ZU.,  93onn  1843), 
pulfire  53riefe  an  eine  gebilbete  Dame  über  bie  gc= 
famten  ©ebiete  ber  Siaturnnfienfcbaften»  (2  93bcbn., 
^forjb.  unb  93onn  1848—49)  unb  «2)ie  ©eftalt  ber 
(*rbe  unb  ber  5Dieere?fIficbe  unb  bie  ©rofion  be« 
HieereabobenS»  (93onn  1867). 

Sein  Sohn  Äarl  53.,  geb.  15. Mai  1825  ut  33onn, 
in91Mc*baben  lebenb,  erbohrte  1852  bie  Thermen 
beS  93abed  Neuenahr  unb  bie  Mineralquelle  Sipolli: 
nari#brunnen  unb  machte  fid>  namentlich  belannt 
bureb  ßntbedung  eine«  feuerfeften  Sdjieferthon« 
(juerft  in  ben  Steintohlengruben  Don  Saarbrüden), 
ber  ein  bebeutenberJ5anbel#artifel  mürbe.  93.fdjrieb: 


$off  (3of.  (Sbuarb  ftonrob)  1037 

•Die  feuerfeften  $hone»  (2.  3lufl.,  Spj.  1895)  unb 
jablreiche  teramifchc  2lbbanblungen. 

löifchof,  Marie,  Sfingerin,  f.  93ranbt,  Marianne. 

*8if rhoff,  93ucbbänblerfamilie,  f.  Gpifcopiu«. 

©iftfjoff,  ©ottlieb  SBilh-,  93otani!er,  geb.  1797 
m  3)ürlhcim  a.  b.  ftarbt,  befuchte  feit  1819  bie 
SHabemie  ber  Äünfte  ju  München,  ging  aber  1821 
nach  ©rlangen,  mo  er  fich  botan.  Stubien  mibmete. 
9kd?bem  93.  feit  feerbft  1823  in  feinem  @eburt«orte 
auf  turje  3^it  bad  ©cfdjdf t  feined  93ater8  befergt 
unb  feit  1824  als  Sebrer  ju  Jöeibelberg  gemirlt  hatte, 
habilitierte  er  fieb  hier  1825  für  bie  93otanit,  mürbe 
1833  aufeerorb.,  1839  orb.  ^rofeffor  unb  ftarb 
11.  Sept.  1854.  Seine  Jbauptmerte  ftnb:  «©runb* 
ri&  ber  mebij.  93otani!»  (öeibelb.  1831),  «Cebrbucb 
ber  allgemeinen  93otanit»  (3  93be.,  Stuttg.  1831 
—39),  «Mebi).:pbarmaceutifcbe  93otanit»  (drlangcn 
1843;  2.3tufl.l847),  «Die  93otanil  in  ihren  ©runb= 
ri|fen  unb  nach  ibrer  hiftor.  Gntmidlung»  (Stuttg. 
1848)  unb  befonberS  baä  mit  großem  {Jleife  bearbeW 
tete  «öanbbuch  ber  botan. Terminologie  unb  Spftem* 
lunbe»  (3  93be.,  flümb.  1833—34),  neben  melcbem 
er  noch  ein  fürjereg  «Wörterbuch  ber  befebreibenben 
iöotanif»  (Stuttg.  1839)  Deröffentlichte. 

©ifeboff»  3of.  ßbuarb  Äonrab,  JHomanfchrift« 
fteller  unter  bem  ^Jfeubonpm  flonrab  Don  93o* 
lanben,  geb.  9.  Äug.  1828  ju  9iiebcrgailbad)  in 
berftbeinpfalj,  lam  1841  in  ba«  bifcfaöfl.  SXcnv'tit 
ju  Speper  unb  ftubierte  feit  1849  Ih«ologie  }u 
München.  1852  in  Speper  jum  ^Jriefter  geroeibt, 
mürbe  er  Domtaplan  bafelbft,  fpäter  »bminiftrator 
in  Äirchhcimbolanben,  bann  Pfarrer  in  93örrftabt, 
1859  in  93erghaufen  bei  Speper.  Seit  1869  lebt 
er  al$  Schriftfteller  in  Spener;  1872  ernannte  ihn 
$apft  ^liu«  IX.  jum  ffiirtl.  ©eh.  Äammerherrn.  93. 
ermarb  im  hiftor.  üKomau  mit  au^gefprochen  ultra^ 
montaner  Senbenj  über  Deutfchlanb  hinauf  einen 
Warnen.  Seine  erften  9lomane:  «£utber£  93raut= 
fahrt»  (*Regenöb.  1857  u.  Ö.)  unb  «5ranj  Don  Sidin- 
gen»  (ebb.  1859  u.  ö.),  greifen  in  heftigfter  ©eife 
bie  Deformation  unb  ihre  Urbeber  an,  unb  mollen 
«ba«  93olt  bureb  hiftor.  Siomane  unb  9toDeUen  über 
bie  ©efcbicbtölügen  auffldren».  Doch  tabelte  man 
fie  aU  «ju  ertrem  unb  ber  echten  $oefie  fo  roenig  mie 
bem  djnftl.  <yrieben  fßrberlid)»  auch  in  tatb.  Äreifen. 
(58  folgten  unter  anberm:  «6iftor.  Slobellcn  über 
^riebridj  D.  Don  $reu^en  unb  feine  3cit»  (4  93be., 
Mainj  1865—66;  2.  KvfL,  Olegeneb.  1872),  bie 
tai  SÜirfen  biefeä  König«  in  pamphlctartigcn  Rtw 
bilbem  behanbeln,  «Angela»  (Mainj  1866;  2.  Äujl., 
9tegen«b.  1872),  gegen  moberne  WaturforfAung  ge= 
richtet,  «Die  Freibeuter»  (Mainj  1866),  «DieSd?roar= 
jen  unb  bie  Noten»  (ebb.  1868  ;  3.  ftufl.,  SlegenSb. 

1873)  unb  ««yortfcbrittlicb»  (Mainj  1870;  2.8ufl., 
iKcgen^b.  1873),  gegen  liberale  93eftrcbungen  in 
Staat  unb  Äirdje  gemünjt;  ferner:  «©uftaD  ?Ibolf» 
(4  93be.,  Mainj  1867—70  u.  B.),  «Die  Unfebb 
baren»  (6.  Aufl.,  ebb.  1871),  «Der  neue  ©ott» 
(JHcgcnäb.  1871  u.  ö.),  «Der  alte  ©ott»  (Mainj 
187 1  u.  ö.),  «Äelle  unb  Äreuj»  (ebb.  1872  u.  ö.),  *SRuf « 
fifch»  (9.  31ufl.,  ebb.  1872).  «Die  StaatSgefäbr= 
lieben»  (ebb.  1873),  «Die  9leich#feinb<»  (2  93be.,  ebb. 

1874)  ,  «Urbeutfcb»  (2  93be.,  ebb.  1875),  «93anrrott» 
(3  93be.,  ebb.  1877—78),  «Die  93artbolomäu«nacht» 
(2  93be.,ebb.  1879),  ««Itbeutfcb»  (3  93be.,  ebb.  1881), 
«Saoonarola»  (2  93be.,  ebb.  1882),  «Weubeutfch»  (ebb. 
1883),  «Die  flreujfabrer»  (3  93be.,  ebb.  1885-87), 
«SLMbet  Äaifer  unb  «Reich»  (ebb.  1886),  «9Bambolb» 
(2  93be.,  ebb.  1889),  «Der  «Bre&laplan»  (ebb.  1890), 


Digitized  by  Google 


1038  Qif$off  (X^cob.  Siibtt). 

•  5>ie  Ultramontanen »  (2  9)be.,  2rier  1890),  «25ie 
Socialen*  (ebb.  1891),  «Die  Socialbemot raten  unb 
ibre  SBäter»  (SRainj  1894),  «$eutfd>e  Kulturbilber» 
($b.  1  u.  2,  9iegen*b.  1893—94),  «Karl  ber  ®ro&e» 
(ÜRainj  1895),  «3)ie  SlrAe  9toab»  (ebb.  1897),  «Dito 
bet  ®rofee«  (ebb.  1898).  Gine  illustrierte  93olföau*= 
gäbe  erfcbicn  5Regen*burg  1871  fg.  —  Sgl.  Keitet, 
Konrab  oon  SBolanben,  in  «Unfern  3«K  1876, 1. 

^ifrfjoff,  2beob.  £ubw.  9Bilb.,  Anatom  unb 
*Ubpfiolog,  geb.  28.  Dft.  1807  ju  £>annooer,  ftubierte 
feit  1826  »u  SBonn  unb  öeibelberg  SHebijm,  war 
1832  SMfüHent  an  Der  UniDerfität*entbinbung*an' 
ftalt  ju  »erlin,  habilitierte  fid)  1833  gu  93onn  mit 
bet  3lbbanblung  «^Beiträge  jur  £ebre  oon  ben  Gr 
büllen  be*  menfdjlicben  &ötu*»  (33onn  1834)  unb 
folgte  1835  einem  Mufe  na*  fceibelberg,  wo  er 
1836  aufeerorb.,  1843  orb.  ^rofeffor  ber  $bpfio» 
logie  unb  Slnatomie  würbe.  3n  berfelben  Gigen* 
fdjaft  toirtte  33.  1844—55  in  ©iefeen ,  wo  er  fia? 
burd)  ©rünbung  eine*  pbpfiol.  ^nftitutd  unb  eine# 
anatom.  Jbeater*  oerbient  madbte,  unb  1855—78 
in  a'lünAen.  Seit  1878  lebte  ©.  im  Diubcftanbe;  er 
ftarb  5.  2>ej.  1882  ju  ÜJtündjen.  Gr  febrieb  bie  Gnt« 
trtJluna^acfcbidjte  ber  Säugetiere  unb  be*  SRem 
fdjen  (£pj.  1842),  be*  Kanindjeneie*  (93raunfd)w. 
1843),  be*  fmnbeeie*  (ebb.  1844),  be*  3Jteerfcbwein* 
eben*  i  wirt;.  1852)  unb  be*  iHebe*  (ebb.  1854). 
93on  großer  ©iebtigfeit  war  fein  «93ewei*  ber  oon 
ber  Begattung  unabbdngigen  periobif(ben  Reifung 
unb  £o*löfung  ber  Gier  ber  Saugetiere  unb  be* 
SJlenfdjen»  (®ief».  1844)  f  owie  bie  «Sibcrlegung  be* 
oon  Dr.  Keber  bei  ben  9cajaben  unb  Dr.  Slelfon  bei 
ben  SUcariben  bebaupteten  Einbringend  ber  3per= 
matojoiben  in  ba*  Gi»  (ebb.  1854)  unb  bie  «93eftäti' 
fluna  be*  oon  Dr.  91emport  bei  ben  93atradbiern  unb 
Dr.  23arrp  bei  ben  Kanineben  bebaupteten  Ginbrin* 
gen*  ber  Spermatojoiben  in  ba*  Gi»  (ebb.  1854). 
Seine  lefcte  embrpologijd>e  Arbeit  waren  bie  >>nt c r . • 
tritifeben  93emertungen  ju  ben  neueften  2Jlitteilun= 
gen  über  bie  erfte  Gntwidlung  ber  Säugetiereier» 
OlRünd?.  1877).  Gine  9teibe  Don  Specialunterfudjun* 
gen  über  benUnterfdjicb  jwifdjen  bem  9Jienf<feenunb 
ben  böb«n  Slffen  oeröffentlicbte  SB.  in  ben  «Slbbanb- 
lungen»  ber  bapr.  Jltabemie  ber  ©iffenfebaften.  3>n 
feiner  «Commentatio  de  novis  quibusdam  experi- 
mentis  ad  illustrandam  doctrinam  de  respiratione 
institutis»  (öeibelb.  1837)  n>ie*  er  juerft  bie  G)egens 
wart  freier  Koblenfäure  unb  Sauerftoft*  im  lebenben 
Jölute  nadb.  pbpfiol.  3nbalt*  finb  au  * :  «3>er  Joarn« 
ftoff  al*  ÜNafc  be*  Stoffwedjfel*»  (©iefc.  1853)  unb 
«3)ie  ©efehe  ber  Grnäbrung  be*  ^leifdjfrefieT*» 
(fipj.  1860),  lehtere  gemeinfcbaftlidj  mit  23oit  rerfafet. 
ferner  fdjrieb  er  «2)ie  ©rofebirnroinbungen  bei  ben 
3jlenfdjen»  (ÜÄünd).  1868),«StubiumunbÄu*übunß 
ber  ÜJiebijin  bureb  grauen»  (ebb.  1872),  «Rubrer  bei 
ben  «Prdparierubungen»  (ebb.  1873 ;  3.  Stuft  1 889).  — 
SStaL  Kupffer,  @ebdd)tni*rebe  auf  ö.  (3Jlündj.  1884). 

ttifrtjofftöcrbcr,  ^obann  JRubolf  oon,  preufe. 
GJeneral  unb  Staat*mann,  geb.  1741  ju  Dftra» 
monbra  bei  Gölleba,  ftammte  au*  einem  alten  fädjf. 
ittbelegef*led?t,  trat  1760  in  preufe.  3Jiilitärbienft, 
»urbe  fpäter  Stallmeifter  bei  bem  J&erjog  Äarl  »on 
äurlanb.  1778  nahm  er  oon  neuem  preu|.  2)ienfte, 
inbem  er  für  ben  9aprifd?en  Grbf  olgetricg  ein  frei; 
!orp*  antoarb.  Gr  gewann  ba*  unbefcbränlte  iBer« 
trauen  be*  Äronprinjen  griebrid)  SBilbelm,  ben  er  in 
bie  ÜJlofterien  ber  Siofenfreujer  einführte.  Stadjbem 
griebri*  Silbelm  1786  bie  Regierung  angetreten 
patte.  ftieg    rafd?  jum  Dberften,  jum  ©eneralabiu- 


9Bi^.)  —  93ii^of«^etm 

tanten  unb  (Generalmajor  auf;  }ugleid>  erlangte  er 
aud)  auf  polit.  ©ebiet  bebeutenben  Ginflu^  unb 
rourbe  nacb  bem  Sturje  ^er^berg*  (1791)  ber  Leiter 
ber  au*n?ärrigen  3lngelegenbeiten.  Sein  SSert  ©ar 
ber  fcbnelle  Umfcbtoung  in  bem  Serbdltni*  ,u  Cfier 
rcidp ;  bie  oon  Malier  £eopolb  geplante  9nndberuna 
fanb  bei  JB.  eifrige  Unterftühung;  er  ging  1791  unb 
1792  mebrfadj  in  biplomat.  SKÜfion  nacb  ©ien,  lei- 
tete bie  3ufammenlunft  ber  beiben  3Ronard?en  in 
iUllnus  em  (25.  bi*  27. 2lug.  1791)  unb  braute  bu 
preufe.-ßfterr.  3lUianj  ju  ftanbe.  iBei  ben  irelbjügen 
aegen  granfreid?  1792  unb  1793  foroie  1794  gegen 
s4iolen  begleitete  3).  ben  König,  obne  fid?  militänid: 
beroorjutbun.  2>er  SBafeler  triebe  würbe  oon 
warm  befürwortet.  9(ad?  be*  König*  Sobe  mürbe  er 
1798  in  ben  ftubeftanb  rerieht  unb  ftarb  31.  CiL 
1803  auf  feinem  £anbgute  bei  ^ot*banu 
ifttiof itifcln,  f.  ©ilbertinfeln. 

Jöifrfioflacf ,  flowen. Skofja  Loka,  audb  Cad  ge= 
nannt,  Stabt  in  ber  öfterr.  SBejirl*bauptnian  n  j  ^- : 
Hrainburg  in  Ärain,  an  ber  jur  Saoe  gebenben 
Soura  (,Seier)  unb  ber  fiinie  Jart)i*t£aibad)  ber 
Cften.  Staatsbabnen,  Sih  eine*  9kurf*gerid?!5 
(23814  flowen.  G.),  bat  (1890)  1349,  al*  ©emeinbe 
3983  G.,  eine  got.  $farrRrd)e,  jwei  Klönet,  ein 
alte*  SBergfdjlofe  unb  war  ebemal*  ein  widjtiger  öan 
bel*ort,  ba  oon  bu*r  au*  bie  Gifenau*fubt  au*  Kam: 
ten  unb  Krain  nacb  SJenebig  ftattfanb.  9).  gebörte 
oon  974  bi*  jur  franj.  ^noafton  ben  Söifcbören  och 
frreifing.  3n  ber  3«dbeait:£ad  mit  684,  al*  <St-- 
meinbe  3609  G.,  altem  Scblofe  unb  fieinenmeberrt. 
unb  Gienern  (458  m)  mit  1058  G.,  Srauneifen 
fteinbergwerl  unb  3  Gifenraffinierwerlen. 

*ifdjöfli*c  Kircfjc,  f.  2lnglitanifd>e  Kirdbe. 

©  itetiof  tfbur  g,  Stabt  im  Krei*  Höffei  be*  preup. 
9ieg.sSBej.  König*berg,  linl*  oon  ber  jur  3lUe  geben: 
ben  Timmer,  8,5  km  füblidb  oom  iBabnbof  Kotb= 
fliefe  ber  fiinie  SdbneibemübMborn^nfterburg,  3«b 
be*  $anbrat*amte*  be*  Kreife*  Löffel,  eine*  Äml=- 
gerid?t*  (2anbgerid?t  Sartenftein),  3oll=  unb  Steuer 
amte*  erfter  Klaffe,  bat  (1895)  4348  G.,  barunter  974 
Goangelifdje  unb  100  ^*raeliten,  (1900)  5250  G„ 
^oftamt  jweiter  Klaffe,  Jelegrapb,  in  ©arnifon  baa 
2.  ^Bataillon  be*  Infanterieregiment*  9h.  146,  !atb. 
unb  eoang.  Kird>e,  Krantenbau*,  9ieid>*banfwaren; 
bepot,  4  ^Brauereien  unb  in  ber  Umgebung  mebrere 
^Brennereien.  2He  Stabt  würbe  1395  gegrünbe:. 
sJSeftUcb  con  ^-  ber  Tabaif  ee  mit  mebrem  ^nfeln 
unb  ju  Mi*  ber  Krarf  ee  mit  jwei  ^nfeln. 

©ifetjof äborf,  ungar. Püspöki, Klein  ©emeinbe 
im  ungar.  Komitat  ^ßref;burg,  auf  ber  großen  ^nfel 
Sdjütt  (f.  b.). 

©ifebofS&rtm.  1)  93.  im  Glfa^,  $»rf  im 
Kanton  SRo*bcim,  Krei*  3Jtol*beim  be*  Sejirts 
Unterelfa^,  an  ber  Sinie  Strafiburg^ScblcUftabt  ber 
t!lfafe=Üotbring.  Gifenbabncn,  bat  (1900)  1576  latb. 
G.,  ^oftagentur,  Jclegrapb;  ffleinbau  (137  ba 
2Beinberge).  1  km  oberhalb  Klofter  Ündjen- 
b  e r  g ,  1590  erbaut,  1663  ben  5ran}i*!anern  über= 
geben,  1825—72  oon  ben  iHebemptoriften  bewobm, 
alter  ©alifabrt*ort. — 2)93.oorberÄb.ön,  Sta>t 
im  93ejirl*amt  ^euftabt  a.  S.  be*  bapr.  3leg.=3ki. 
Unterfranten,  an  ber  SBrenb  unb  ber  Nebenlinie 
sJJeuftabt  a.  S.  (18,9  km)  ber  2*apr.  Staat*babnen. 
Sift  eine*  S(mt*gericbt*  (Canbgeridjt  Sdjwcinfum, 
bat  (1900)  1260  G.,  barunter  85  Goangelifcbe,  %ch 
erpebition,  Selegrapb,  JDoljfcbni^ereifcbule,  :Het» 
tung*bau* ,  Krebitoerein ;  Steinjteugfabrilaticn. 
»afaltbriicbe,  ^raunloblengruben,  Jorfftecberei. 


Digitized  by  GooqI 


«ifdjoftftofen,  3Jtartt  im  ©erid>t*bejirt  ©er« 
fen  ber  öfterr.  93ejirt*bauptmannfd}aft  6t.  3obann 
in  Satjburg,  in  547  m  Jööbe,  linl*  r>on  ber  Saljadb, 
am  5upe  be*  «Gwigen  Sdbnee«>  ober  ber  Übergoffe= 
nen  SUpe  (2938  m),  an  ben  Sinien  Saljburg:2$örgl 
unb  93.*Seljtbal  (98,7  km)  ber  Citerr.  Staatebab* 
nen,  bat  (1890)  1313,  al*  ©emeinbe2569  6.  $n 
ber  ^Tläbe  ein  Gifem  unb  ein  Kupferbergmert. 

©ifdjof Öb,ni,  in  ber  £>eralbit  ein  flad?er,  runber 
$ul  oon  grüner  $arbe  mit  beiberfeit*'berabbängen: 
ben,  je  fedj*  Ouaften  jäblenben  Sdmüren;  er  ge= 
bört  ju  ben  bifcböfl.  ^nügnien,  bie  in  einem  binter 
bem  Sappenfcbilb  aufgerichteten  Hrummftab  (f.  9Bi- 
fcbof*ftab)  befteben.  (S.Tafel :  Kr o n en  II, ftia. 51.) 

©ifctjofSfoppe,  886  m  bober  93erg  in  ßfter* 
reicbifcb  ■  Scblefien  nab.e  ber  preufi.  ©renje,  am 
nörblicbften  9Jorfprunge  be*  Sd}lefiidj:9Jtdbrifcben 
©efente*,  im  Storboften  be*  Slltoaterd  unb  öftlid) 
von  3udmantel,  mit  pracbtuoller  &u*nd?t. 

©ifdjoföraüue,  f.  Snful. 

«ifdjoftf müt?c,  ein  3iertürbi*,  f.  Kürbi*. 

*tftf)of<<münc  (Mitra),  eine  burcb  ein  Iäna- 
lid>c*,  porjellanartig  glatte*,  febr  bide*  ©ebduje 
au*gejeid;nete  ©attung  ber  Kammtiemer,  meift 
au*  bem  3nbi)d>en  Ocean.  Taä  Tier  bat  einen 
febr  langen  Staffel.  Tie  ©ebäufe  jeicbnen  ficb  burcb 
prädjtige  rote  ober  braune  gledenjeicbnuna  auf 
weißem  ©runbe  au«.  [Seelilien. 

ttf  tfcfiofcpfcnnigc,  f.  93onifaciu*pfcnnige  unb 

iBifcttof Cftab  (tat.  baculus  episcopalis,  pedum 
pastorale,  ferula,  sambuca  u.  f.  h>.),  Don  feiner 
fpätern  $orm  Krummftab  ober  furtenftab  ge» 
nannt,  ein  langer  Stab,  ber  ben  93ifcböfen  bei  ibrer 
Konfefration  jum  3eid?cn  ibrer  feirtenpflicbt  unb 
iHmtegewalt,  namenttieb  ber  3uri*biftion,  übep 
aeben  wirb,  unb  ben  fie  bei  allen  feierlichen  ©e- 
legenbeiten  tragen,  anfänglich  gerabe,  mit  einem 
Knopf,  einer  Krüde  ober  einem  Kreuj  an  ber 
Spi^e  üerfeben,  nabm  bieier  Stab  in  ber  abenb= 
ldnb.  Kirche  eine  erft  einfädle,  bann  immer  reicher 
Derjierteunbau*toftbarenStoffenjufammengefehte 
Krümmung  (ineurvatura)  am  obern  Gnbe  an.  93e; 
fonber«  reich  entmidelte  ficb  feit  ber  got.  3eit  bie 
Krümmuna  mit  heiligen  ober  fpmbohfd>en  ftigu= 
ren.  Ter  H*apft  trägt  jefct  einen  geraben  Stab  mit 
einem  Kreuj  mit  brei  Guer halten,  bie  Karbinäle 
mit  einfadjem  Ouerbalfen.  3n  ber  morgenlänb. 
Kirche  bat  fid)  bie  Krüdenform  erhalten,  obwohl 
burcb  bie  jefct  übliche  9?erboppeluug  ber  Krümmung 
an  beiben  Gnben  bed  Cuerbalten*  mobifijicrt.  93ei 
ben  ffiappen  ber  geiftlicben  dürften  erfebeint  ber  58. 
binter  bem  Sdjilbe  aufgeteilt.  $lbte  (früher  aueb 
ftbtiffuinen)  tragen  nur  au*  befonberer  93ergün= 
ftigung  biefen  Stab ,  ber  bann  gemöbnlid?  mit 
einem  Tucblein  unter  bem  Knauf  ber  Krümmung, 
bem  fog.  $annifel(um  ober  Subarium  (auch 

Banon,  f.  b.,  genannt) ,  berfeben  ift.  Ter  Stab  ber 
egumenen  ber  morgenlänb.  Klöfter  trägt  nur  einen 
Knauf.  —  93gl.  fiinb,  über  ben  Kmmmftab  (3Bien 
1863);  SBod,  ©efAidjte  ber  liturgifd>en  ©etoänber, 
93b.  2  (93onn  1866). 

©tfctjoffteiii,  Stabt  im  Krei*  Dtöfiel  be*  preufe. 
9teg. '3)e^.  Äönigeberg,  Sil  eine«  SmtSgericbta 

Jfianbgmcbt  3)artenftein),  3oüJ  unb  SteueramteS, 
>at  (1900)  3150  C,  barunter  etwa  260  Grangelifcbe 
unb  50  Israeliten,  <Poft,  Selegrapb,  euang.  Kirche 
(1888),  tatb-  Kirche,  Kranfenbauä;  «derbau  unb 
SiebjUQt  Tie  Stabt  nmrbe  1385  gegrünbet;  ba« 
Seilsbcrger  Surmtbor  ift  ein  9ieft  ber  bereit«  1325 


—  »iföofoea  1039 

erbauten  JBurg.  Ter  9lame  JB.  rübjrt  pon  einem 
grofeen  ftelsftein  in  ber  9tdbe  b«t. 

©ift^ofSroei&e,  bie  Konfetration  (f.  b.)  eine* 
tatb.  $riefter*  jum  Söifcb,  of  (f.  b.),  rooburdj  er  in  bie 
Erbfolge  ber  Stpoftet  eingefe^t  unb  ihm  niebt  blob  ein 
neuer  »uftrag,  fonbern  aud)  eine  neue  SBcfct)affcii= 
beitunb  g-ähiflteit  ju  teil  hrirb.  (S.Ordines.)  i^oll- 
jogen  mirb  bie  93.  nad)  ber  ^rdtonifation  (f.  b.) 
burcb  einen  93ifdjof ,  bem  jmei  anbere  2Mfcbdfe  ober 
Prälaten  affiftieren,  in  ber  Siegel  an  einem  Sonm 
ober  Scfttag.  Ter  neue  iBifcbof  leiftet  bem  sBapft  ben 
Gib  be*  ©eborfam*  (f.  Dbebienn).  Tie  Konfetra« 
tion«hanblung  wirb  mit  ber  SWeffc  oerbunben,  bie 
beibe  Jöifcböfe  jiufammen  celebrieren.  TaS  Sefent= 
liehe  babei  ift  bie£>anbauflegung;  baju  tommen  bie 
Überreichung  ber  Slmtdinfignien  (f.  ^Sontifif allen) 
unb  anbere  Zeremonien. 

*ötfrfiof<*tt)ct-bö,  Stabt  in  ber  fäcbf.  .u  r  ck-  haupt« 
mannfdjaft  unb  3tmt«bauptmannfcbaft  Sauden  (jum 
Krci«üerbanb  be*  JUteiftner  Kreife«  gehörig),  an  ber 
jur  Glbe  gebenben  SBefenift  unb  ben  Sinten  Tre«« 
ben=@örli|  unb  5B.=3«ttau  (63,8  km)  ber  Sädjf. 
Staatöbabnen,  »on  frönen  ^iromenaben  umgeben, 
Siti  eine*  Slmt*gericht*  (Sanbgeridht  93au&en), 
3olI«  unb  Unterfteueramte^,  bat  (1895)  5950  ö., 
barunter  247  Katboliten,  (1900)  6609  6.,  $oft= 
amt  jmeiter  Klaffe,  Jelegrapb,  ^ernfpredjeinrieb5 
tung,  jroei  Kirchen,  Statbau«,  ©a*anftalt,  SBant: 
üerein,  höhere  23ürgerfcbute,  reiche  milbe  Stiftungen 
(6crrmann*ftiftmitKleintinberbett)abrsunb21öaifcn: 
anftalt  unb  ^ofpital  für  alte  Arbeiter),  großen 
ftäbtifeben  ©runbbeftfe  ( taber  bi*  por  turjem  teine 
Kommunalfteuem),  Söafferroert;  3  bebeutenbeSuaV 
fabriten,  2einenroaren  ■  unb  ©Ia*fabrit,  2  3abr« 
unb  9  £Bieb:  unb  Stofemärtte ,  eine  üJtafcbmenfabrit 
unb  ©ifengiefeerei ,  Töpfereien.  Stm  12.  9Hai  1813 
fanb  hier  }tmf<bcn  ben  <yran)ofen  unb  ben  ficb  jurüd- 
jiebenben  iöerbünbeten  ein  ©efedjt  ftatt,  roobei  93. 
faft  gämlid?  eingeäfdjert  rourbe.  5»n  ber  Umgegenb 
Don  93.  befinben  ficb  grofee  ©ranitfteinbrüche,  au* 
benen  namentlich  Srottoirplatten  weithin  »erfanbt 
werben.  4  km  im  $2B.  ba*  Torf  ^Rammenau 
(1575  6.),  ber  ©eburt*ort  be*  ^bUofopben  Siebte. 
3n  ben  nahen  Drtfdjaften  Dber^  unb  Stieber- 
Steutird)  ()".  Steutirdj),  Stingenbain  (965), 
2öebr*borf  (f.  b.)  unb  93utlau  (1880  6.)  wirb 
bebeutenbe  fieinwanbfabritation  betrieben. 

JBifcnofilirocrbcr ,  poln.  Biskupice.  Stabt  im 
Krei*  Stofenberg  be*  preu^.  9teg.»93ej.  aJtaricnwer» 
ber,  44  km  öftlid}  ton  ©raubenj ,  an  ber  redjt*  jur 
ffieidjfel  gebenben  Dffa  unb  ber  i'inie  Jborn^Uen' 
ftein  ber  tyreufe.  Staat*babnen,  bat  (1895)  2030  (*., 
barunter  459  Katboliten  unb  1333*raeliten,  (1900) 
2058  G.,  ^Joft,  Telegraph,  3oU*  unb  Steueramt, 
ebang.  Kirche,  iJorfdm&Derein;  6  Jucbfabriten,  jum 
Teil  mit  Tampfbetrieb,  Sdjubmadberei,  8lder=  unb 
©emüfebau.  Tie  Stabt  würbe  1331  gegrünbet  unb 
brannte  1726  vollftänbig  nieber. 

»ifcfjofäseU.  1)  »ejirf  im  febmeij.  Kanton 
Tburgau,  bat  (1888)  136%  G.,  barunter  3170  Ka= 
tboliten,  in  8  ©emeinben.  —  2)  Äanprftabt  be*  93e-- 
jirf*  99.,  in  504  m  öobe,  am  3ufammenflu^  ber 
Jbur  unb  Sitter,  in  fruchtbarer,  obft«  unb  lom* 
reifer  ©egenb,  am  gujje  be*  bewalbeten  93ifd?of» 
berge*  (622  m)  unb  an  ber  Sinie  6ulgen:@offau  ber 
Sdjweij.  Storboftbabn,  bat  (1888)  2414  G.,  bar= 
unter  806  Katboliten,  $oft,  telegrapb,  ein  Schloß 
mit  uraltem  Turm,  eine  von  beiben  Konfeffionen 
benufete  Kirche  au*  bem  9.  3abrb-#  ein  1750  er» 


Digitized  by  Google 


1040 


Sijdjofteinifc  —  ©ifen* 


baute«  SRatbau«,  eine  1484  erbaute  fteinerne  ©rüde 
über  bie  2bur  unb  eine  £>oljbrüde  über  bie  Sitter, 
1  Setunbärfdjule,  1  fatb.  unb  2  eoang.  Schuten. 
—  95.  ift  uralt  unb  gehörte  bis  1798,  mo  e«  an  ben 
Hanton  Jburgau  fiel,  ben  93iid?öfen  r>on  Honftanj, 
beren Dbernogt  im  eitlen  unb  im ftate  ben  93orfi& 
führte.  2)a«  Üi^orftift,  au«  einem  tropft  unb  neun 
Stift«b*rren  beftebenb,  rourbe  1529  aufgehoben, 
nach  bet  Scbladjt  bei  Happel  mieber  bcrgeftellt  unb 
1848  Dom  ©rofecn  SRate  mieber  aufgehoben.  1743 
mürbe  93.  Don  einer  #euer«brunft  jerjtört. 

«ifcfjoftetmt?.  1)  8cjtrf«baaptmomtfdjaft  in 
93öbmcn,  bat  638,77  qkm  unb  (1890)  44900  (21 299 
mdnnl.,  23G01  roeibl.)  Q.  in  102  ©emeinben  mit 
169  Drtfcbaften  unb  umfafet  bie  @erid>t«bejirfe 
93.,  öoftau  unb  9ion«perg.  —  2)  93.,  cjc*.  Tyn 
HorSav,  Stabt  unb  Sifc  ber  93cjirt«bauptmannj 
fdjaft  unb  eine«  93ejirf«geri*t«  (286  qkm,  44  ©e- 
meinben,  65  Drtf(baften,  18393  (*.),  an  bet  JRab= 
buia,  bat  (1890)  2607,  al«  ©emeinbe  2920  beutle 
fatb.  G.,  in  ©arnifon  bie  3. 6«tabron  be«  14.  böbm. 
Dragonerregiment«  «Sürft  ju  SöinbifaVÖrdh».  93. 
ift  Hnotenpunlt  mehrerer  Straften  in  ben  93öbmer 
SPalb.  früher  mar  ber  ©anbei  mit  33dnbern  unb 
Spifcen  bemerfen«roert ,  je|t  ift  neben  ben  ftdbti» 
f  eben  ©eroerben  ber  Sldcrbau  $auptbef(bdftigung  ber 
93ercobncr.  Da«  ©ut  Xeinifc  mar  beim  Äu«brud?e 
be«  öuffttenftiege«  im  93efifc  bc«  ikager  erjbi«tum«. 
Sil«  ber  (frjbifdjof  Honrab  Don  93cd?ta  bie  ©ütcr  be« 
(*rjbi«tum«  unrcgetmdfngermeifc  ju  nerpfdnbenunb 
ju  Derdufjern  begann,  lief?  Haifer  Sigt«munb  bie 
etabt  für  ftd)  befeuert.  Sie  miberftanb  bem  angriffe 
ber  .Quinten.  Später  fam  fte  an  bie  Herren  oon 
9lon«perg,  bann  an  bie  2obtomi&,  unb  al«  bie  ©üter 
be«  ©ilbelm  $opel  oon  fiobtomitt  nad?  ber  Scblacbt 
am  Steiften  93eTge  einaejogen  mürben,  gelangte  93. 
mit  Selfcbomifc  bur<b  Häuf  an  ben  ©rafen  SDlarimi« 
lian  oon  Irauttman«borff,  ber  bafelbft  ein  Emilien; 
fibeülommif»  grünbete.  93.  ift  ber  üJlittelpunft  ber 
fürftlid?  2rauttman«borfffd>en  Jibettommiftgüter  in 
SBöbmen  unb  ber  gemöbnlicbe  Sommeraufcntbalt 
ber  fürftl.  Familie,  bie  bicr  ein  Sdjlofe  mit  Hapclle 
unb  groften  ©artenanlagen  bat.  Der  SlftronomSofcf 
fiittroro  mürbe  13.  Üftdrj  1781  ju  93.  geboren. 
©if<tjhJeUer,£auptftabt  be«Hanton«  93.  (188,!» 

qkm,  21  ©emeinben,  27  433  G.) 
im  Hrei«  Hagenau  be«  93ejirf« 
Unterelfafe,  24  km  nörbli*  Don 
Strasburg,  rcdjt«  an  ber  Ü)to- 
ber,  melcbe  öftlicb  von  93.  in  ben 
iKbein  fliegt,  an  ber  fiinie 
Strasburg  SBeifccnburg  unb 
ber  Nebenlinie  93.= Oberhofen 
(4  km)  ber  Glfafp  Sotbring. 
Gif  enbabnen ,  ift  Sit  eine« 
KmHtynkftl  (2anbgerid?t  Strasburg),  Bollamte«, 
Stcueramtc«,  einer  Cbcrförfterei  iomic  eine«  luttj- 
unb  reform.  Honfiftorium«  unb  latb-  Dctanat«  unb 
bat  (1900)  7875  G.,  barunter  etroa  2000  Hatbo^ 
Uten  unb  275  3«raeliten,  in  ©arnifon  bie  2.  3lb= 
teilung  be«  ftclbartillcricregimcnt«  Nr.  67,  ^oft: 
amt  jmeiter  Hlaffe,  Telegraph,  2  er  am.,  1  tath 
Hirdjc,  ^rogDmnafium,  93ejirt«armcn:  unbHranfen- 
bau«,  93l6benanftalt  (in  93.  unb  bem  naben  Dber= 
bofen),  Dialonifjcnbau«,  fcofpital,  latb.  Hranten= 
fdjrccftcrnbau« ;  ©a«*  unb  töaffcrleitung.  Die  oor 
1870  bebeutenbe  Sollgarn«  unb  Jucbfabrilation  ift 


infolge  ber  Derdnberten  ätbfafeDerbdltnine  jurüd- 
gegangen;  jmei  neueTbing«  gegrünbete  SftiengeieU* 
haften  haben  bie  ^abritation  mieber  aufgenommen. 
2)erjäbrlid?e  ^Bolloerbraucb  mürbe  bor  1870  auf  9— 
10  ÜÄiU.  5r«.  bei  einem  ©emiebte  oon  2  3Rill.  Hilo> 
gramm,ber  idbrlidjc©efamtmert  ber§abritation  auf 
18  3RUI.  3*«.  gefebd^t.  ferner  befteben  ^abrilation 
oon  Seinmanb,  Seife,  Herjen  unb  oanbfcpubcn  f  oroie 
bebeutenbe  ^utefpinnerei  unb  SBeberei ,  (ydrbereien 
unb  93rauereicn.  Nebft  ^agenau  unb  8anb  ift  93.  ber 
9Rittelpunltfürbenelfä|i.^opfenbanbel.  9lUidbrlid) 
oom  25.  Dlt.  bi«  15.  SRon.  finbet  grofeer  öoDfenmartt 
ftatt.  Jluperbem  mirbfmnbel  mit  labal,  Skin.Jöanf 
unb  in  ber  Umgegenb  bie  Hultur  von  ^arbenpftan 
jen  (früher  befonber«  Hrapp)  lebhaft  betrieben.  — 
93.,  einft  ein  3Reierbof  ber  Sif*öfe  oon  ctrafc 
bürg,  1263  jerftört,  halb  micberbcrgeftcllt,  fam  ju 
Anfang  be«  15.  "vabrb.  an  Hurpfalj.  Tie  M-.<c: 
mation  mürbe  febon  1525  eingeführt;  1618  manber* 
ten  viele  franj.  Galoiniften,  meift  Sabrilanten  unb 
Haufleute,  ein.  3ni  16.  3abrb.  unb  oon  1734  bi« 
1790  mar  33.  mit  $falj<Sn>eibrüden  Dcrbunben. 
oon  1640  bi«  1734  JHeftbenj  ber  ^faljgrafen  Don 
Sirfenfelb.  1629  unb  1635  fajt  gdnjlicb  Derbrannt, 
mürbe  bie  mieber  aufgebaute  tstabt  1673  befeftigt: 
biefe  93efeftigung  mürbe  jebodj  1706  burd?  bie  J\ran- 
jofen  jerftört,  mit  ?lu«nabmc  be«  fpdter  DertaÜenfn 
Schlöffe«  J iefentbal.  93on  1686  bi«  1789  fanb 
idbrlict)  15.  Slug.  ber  fog.  $feifertag  in  93.  ftatt: 
berfelbe  mirb  noa>  jeftt  burcfcbreitägigen  ^nbrmarft 
mit  Umjügen  gefeiert  —  Sgl.6ullmann,  ©cfdjicbte 
Don  93.  (Straftb.  1826);  93ourguignon ,  B.  depois 
cent  ans  (93ifdnoeil.  1875).  —  ^m  Hanton  93.  liegen 
bie  1688  Don  SJauban  am  9tbfin  erbaute,  1815 
jerftörtc  ^eftung  5ort=2oui«  unb  ba«  burdj  ©oetbe 
befannte  Dorf  Sefenbeim. 

»Pioicoc  ^nfcln  (fpr.  bi«fo),  eine  SReib«  Don  3n= 
fein  im  Süblichen  6i«meer  oor  @rabam«lanb,  nahe 
bem  fübl.  ^olartreife,  in  67°  40*  toeftl.  2.  oon  ©rem« 
mieb.  Sie  mürben  Dom  Hapitdn  93i«coe  (93rigg  Sula) 
16.  vJ)tdrj  1831  mieber  entbedt,  nad)bem  fie  bereit« 
1599  ber  öollänber  Dir!  @errit«i,  ber  bureb  einen 
Sturm  babin  Derfd)lagen  mar,  gefunben  battfc 

«Sifrol»,  Simon,  f.  Gpifcopiu«. 

* ttfeutt,  f.  93i«tuit 

Bi«  dat  qui  olto  dat,  tat  Sprid?mort: 
Veit  giebt,joer  f cbnell  giebt»t  ift  eine  StatOrjung  au« 
ber  245.  Sentenj  be«  tyibliu«  Spru« :  Inopi  bene- 
ficium  bis  dat  qui  dat  celcritcr  (abem  Sinnen 
ertoeift  hoppelte  SBobltbat,  mer  fcbnell  giebt*). 

©tfe  (frj.,  fpr.  bibf),  ber  Norb*  unb  Siorbeftwinb. 

«tfegment  (tat.),  bie  frSlfte  al«  Stbfdjnitt  (oon 
einer  fiinie  ober  ^ld<be);  93if egmentati on, 
Leitung  in  jmei  gleiche  Stbfcbnitte. 

«tfeftioit  (lat.),  ba«3erfcbneiben  in  jmeiJeile, 
bie  3»eiteilung. 

»ifrnj,  ejedj.  Bzenec,  Stabt  im  ©eriaMebejirt 
Ungarifdj=Dftra  ber  öfterr.  93ejirf«bauptmanni<taft 
Ungarifcb  ■  i>rabifd;  in  ÜRäbren,  an  ben  Linien 
93rünn; 93. (Stabt) :95larapai  (164  km)  unb  93. 
I  Stabt)  ■  93.  (^ifet)  (4  km)  ber  Cfterr.=Ungar.  Staat«' 
bahn  unb  SlMen^Hrafau  ber  Haifer  ■■  Jnbinanb«- 
Norbbabn,  bat  (1890)  3318,  al«  ©emeinbe  3743 
cjed).  G.;  in  ©arnifon  2  G«tabron«  be«  10.  böbm 
Dragonmegiment«,  eine  3uderf abri t,  SSein ■■,  C bn  . 
©emüfebau  unb  bebeutenbe  ©dnfejudjt.  D<r93i; 
fenjer  9öcin  gilt  al«  ber  hefte  in  SRdbren. 


Digitized  by  Google 


95erjeic^m§ 

ber 

&bbilbvin$en  uttfc  garten 

sunt  ^weiten  Saube. 


ßUbertafeln  unb  luvten: 


Sltbeii,  baä  alte  (Wait)   

Seite 
.  .  2 

Bauernbduier.   I.  ü  

488 

3ltbeu  i^(an)  

G 

Baumroolh'pinnerfi  

518 

9f tlaittifcbcr  Cceau  (Matte)  

18 

labern.  I.  (Harte)  

533 

Sluibereituna.  ber  (*r\e   63 

534 

Äufjüae.  I.  II   S2 

WeffbiAtlicbe  Gnttoideluna  Ü5aoern3  (Karte)  549 

Sluae  be*  iltJenjcbeii  (libromotaiel  j  .  .  . 

.  .  Hfl 

fior» 

2CuefteUuHfl«?flcbäufcc.  I.  IT  

.  .  145 

Xie  Söelaamtua,  ucn  Gelfert  imb  t>ic  Mannte 

?lu|tralien  (.Harte)  

.  1.V2 

an  bet  Cifaine  1871  ( 5d?Iad)teitplan )  .  . 

640 

3Iuftraliicbe  Holter topen  K&bromotajel)  . 

.-.  160 

Belgien  unb  fiuremburß  (Äarte)  

648 

5babDlonifdi:3lfit>ri|'dje  Kunft  

.  .  21-1 

Söerabau.  I.  IL  

737 

^abrtlonif*  ?liuniicbe  Jlltertümer  .  .  . 

■  -U 

Söembau.  III.  IV  

738 

»dber.  I.  Ii  

Berlin  (^lau,  mit  ctrapenoerjeidjni*  i  .  .  . 

77:> 

^nbeit.  Jöobeiuolleru  imt>  Jikrttembeia  (Karte)  23R 

9Wlinpv  iManteii.   I.  IT  

77M 

Sabnb&fe.  I.  II  

.  .  270 

Berlin  unb  Umaebuna,  (iUam  

792 

«abnb&fe.  III.  IV  

.  .  274 

797 

Batterien  ( (i  br  omotajel )  

.  .  290 

840 

"öaltanbalbiniel  (Karte)  

.  .  310 

87  t 

Xie  Räuber  bes  Weiifd>eu  

Betriebsmittel  bec  (fiienbabiieu.  1.  11. . 

885 

iBantflebdube.  I.  II  

.  .  355 

90<> 

SBdren.  I.  II  

.  3fi9 

%7 

.  .  389 

964 

Xie  Bauibeina.eit>eit>c  bes  :l>teiij\ben.  I. 

II.  471) 

ÄbbÜiwngen  im  ütarti: 


Sltropoli*  uou  ?ltben  i  :Hefonftvuftiein  . 

Srite 
t> 

i'litbiometer  

Srtt>- 

Jltben  i ;  ctabtwappe»  1  

.  4 

I 

Auftrieb  (2  irtflureu)  

  82 

ihm  unb  feine  Umgebung  

32 

47 

Sluae  be*  ÜJtenfd?en  (6  difl»"")  • 

.  86.  87.  88 

SkrjeidjniS  bcr  Slbbübungeu  nitb  Äorten  $um  feiten  sBonbe. 


Sfitf 

Jln^e  fcer  Jiere  (2  (vi^uven  i  .  .  . 

  Mi» 

.  94.  95 

%iait 

.  .  96 

Befrucbtuiwi  

611 

  97 

Belemiiiieu  

i'.il 

 118 

Beleucbtuna  (2  iviaureii)   643 

e Ion t un v\v ap V^rat o,  niifruiniute  <2  awv  i 

6  h 

?(uiflufo  

 125 

Beljort  (<3tabt  Wappen)  

645 

 130 

64* 

3lueftelltind*aebaube  (3.  <yiaureu) 

.  .  .  145.  146 

Belgien  (£anbe$roappeu  i                 .  .  . 

652 

 149 

Belarat  (ctabtwappen)  

670 

Bcllerepben  

hTs 

Hrinit  

 194 

735 

•>)> 

Berabau  (18  Aiameiü  73«*..  737.  73*.  73:«. 

71.» 

 243 

Berabobver  i  29  Aiauren  i  

74''. 

Baben^Baben  (ctabhMppen)  •  . 

 252 

Beraen  (3tabtn>appen)  

741' 

.  .  .  262.  263 

771 

iöabnböfc  (9  ftiauren)  

271.  272.  273 

Berlin  l  Tom,  2  Aiaureu  <  

77S 

Bajenettrericbdin  (2  ftiaureu)  .  . 

 287 

Berliner  (5-i'cn  C2  Si^^vcn  <   . 

7K. 

 289 

mi 

VMalaiuior  1 2  Aiaureu  >  

 -_>99 

 30(1 

SU» 

Beiaincn  {  3tabtrc>appen  i  

Mi 

Balline  

 317 

Streuten  

875 

fallen  

Betnnnuna,  ( 12  Atauren  ,i  

S61 

 328 

Betriebsmittel  ber  Gifenbabnen  (7  S'fl )  88.3. 

8H4 

8H6 

Banbjinl  

 341 

Wentel  

mut 

 341 

Beutben  <  3tabtu>appen  i  

903 

Biberaeb  ( Stabtwappen )  

943 

Barcelona  (ctabtroappen)  .  .  .  . 

 381 

?57 

.  .  399 

t,V« 

 407 

962 

liarranilrniriuns   

 411 

Bierbructapparat  (3  Atfluretu  

969 

 417 

Bier  ttnt  Bierbrauerei  

Bartenftein  (Stadtwappen  >    .  .  . 

 420 

989 

 139 

ii.it  7 

Baiiii  

Binani  i  3tabtiuappeu)  

1<ns 

Bajtionierter  iV>runbrij;  

 461 

Biriuinabam  f  ctabtroapveu  i  

■(»27 

üBauanfdjlaa,  

 476 

■Ol  1 

 526 

Xtud  von  ff.  'S.  Örctffojul  in  firipjig. 


Digitized  by  Google 

L 


igitized  by  Google