Grundzüge der
Sächsischen
Geschichte
Otto Kaemmel
V i i Ii i — i ■
4985
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ber
@ädjfifd)eit ©efdjtdjte
für
ßeljrer unb ©djüler leerer ©djulen
0011
pwf. Br. ©tto f acmmel,
SReftot be* «icoiaiflDmnonumd in Seidig.
Stoeitc üerbefferte unb ergangte Auflage.
Ambril ,
Verlag üon Slltütn £uf)le
(ttnrl ü&ierc» ^urtjbQiiDliiunl.
1898.
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HARVARD CO! i FfiE LIBRARY
DEC 6 . 1905
HOHENZOLLF.RN COLLECT ION
C'~T CF A. C. COOLIDGE
Trurf oon #. & Icufmer in Bresben.
9ta3 bem Vorwort jur crftcn -Staffage.
$)ie§ SBüdjlein ^offt einem 93ebürfniffe entgegenkommen,
baS bei bem gefchichtltdjen Unterrichte auf ben ^ö^eren Stufen
roohl oft empfunben wirb. Sßäfjrenb für ben Unterricht in ber
$olföfcr)ule SCRotjr^ Heine „®efd)id)te oon <Sact)fen" in ber Üöe-
arbeitung oon giatf)e oielfad) Eingang gefunben §at, fef)lt e£ für
bie oberen ftlaffen ber tjo^eren Unterrid)t3anftalten an einem ent=
fpred)enben Hilfsmittel. 3 u,ar roirb an biejen bie fäd)fifcr)e ®e~
jcf)icf)te als befonberer ©egenftanb nicht betjanbelt, fonbern nur im
ßufammenfyange mit ber allgemeinen ober beutfdjen ©efc^icf)tc; allein
für bie Seminarien ift ein tieferes (Singeljen auf fie bireft oor-
gefd)rieben, unb aud) auf ben ®tomnaften unb ben fReatanftalten
toirb e§ t»orau£gefe|t. ©emö^nlidt) aber bieten bie f)iftprifcr)en
ßehrbücrjer eine genügenbe ©runblage bafür nid)t, unb fo roirb
ber ®egenftanb tt)of)l oft unbtlligerroeife oernad)läffigt. $er $Ber=
faffer meint beStmlb, bafj feine anfprudjälofe Arbeit manchem
ttnllfommen fein unb befonberS in ben Seminarien neben ben
£el)rbücf)ern ber allgemeinen ®efdjid)te (Eingang finben fönnte.
(5r r)at fid) bemüht, ben tueitfcr)idt)tigen Stoff in möglichft fnaoper
unb oerftänblidjer gorm unter 9lu3fd)eibung alles 9cebenfäd)lid)en
jufammen ju faffen. Sftamentlid) bie $ulturgefcr)id)te ift forgfältig
berüdfid)tigt, bagegen alles blofc Slnefbotenhafte au3gefd)loffen ober
nur furj angebeutet. Dafür toirb ber ßufammenhang mit ber
allgemeinen beutfdjen ®efd)td)te, ol)ite ben bie (Sntnridelung SadjfenS
gar nid)t oerftanben werben fann, überall geroaf)rt. Dafj ber
Verfaffer bie %i)at\ad)tn füredjen läfet unb fid) jebeä aufbringlid)en
Urteilen« enthält, oerfteljt fict) ebenfo oon felbft, wie bafc bie
Siebe ju gürft unb 2anb nirgeubs oerleugnet roirb. Sadrfen t)at
fid) feiner Vergangenheit nicfjt ju fdjamen, fooiel Unglüd fie aud)
enthalten mag, unb bie $reube am üßaterlanbe burd) Einführung
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IV -
in feine ©ejcf)id)te ju ertoeefen ift ein ^auptjroecf jebeö gefcfn'cf)t=
liefen Unterrichts. 9Kan wirb beäfjalb in bem SBüc^Icin auch oon
bem elegifchen £one nichts finben, ber fo oft oolfstümlichc 5)ar=
fteUungen ber fäcfjfifchen ©efchidjte burchbringt.
$ie t^iftorifd^c ßarte wirb eine nrittfommene unb foft unent-
behrliche 3u9 a & c fein. ©ine ß^ittafel unb ein Stammbaum be£
§aufe3 SBetttn finb aufcerbem beigefügt.
Seidig, am 29. Oftober 1891.
Dr. Otto ÄaemmeU
SBonuort jur jNetten Stuflage.
gür bie SSerbefferungen unb Berichtigungen in biefer neuen
Auflage bin ich b*n Herren Sßrofeffor Dr. ©uftao tiefte! in
Bresben unb ^rofeffor Dr. Sernharb ©ad)fe in Seidig $u be=
fonberem Stonfe oerpflichtet. $afc ein neuer $lbfchnitt über bie
Regierung $önig Ulberts beigefügt ift, toirb man in ber Orbnung
finben. 9Jcoge ber Umftanb, bafc ba§ Heine Buch unter bem
ßeichen ber beüorftet)enben geier beS fiebjigften ©eburtätageä
unb bes fünfunbjtoansigiährigen 9*egierung$jubtfäum8 unfereS
£anbe$herrn, beä oolfötümlichften Regenten unb be$ größten gelb=
herrn 3Bettinifd)en Stammet, jum gtoeiten 9ttale feinen 2Beg
antritt, ein glücfoerheiBenbeS Reichen fein!
^eip3ig, am 28. gebruar 1898.
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L Bas JUttdaltcr-
3?on ben älteftcn Briten bi3 Seidiger Teilung 148f>.
1* tic ©ca,ritaimncj ücv HetttfAett fjcrrftfwft tut* Sittttur
m 1089.
§ 1. 3m gegenwärtigen Königreich ©achfen mohnten mährent*
ber germanischen Urzeit bie §ermunburen (b. i. bie großen, bie
mächtigen $uren), beren ©ebiet im SBeften noch Düringen umfaßte.
3m ßaufe be3 5. 3öWwnbert§ n. (£t)r. mürbe jener alte Sporne burd) bie
neue gorm X^üringer (b. h- bie SKachfommen ber S)uren, bgl.2Rero=
nringer, Karolinger) erfefct. 3 U btefer 3^it bilbeten bie X^üringer
ein mächtiges Sfteich, ba8 im Horben big an ben $ar$, im ©üben
big an bie obere $onau reichte. Slffein im 3 a ^ re S31 erlagen fie
unter ihrem König §ertnanfrtrb in ber fagenberühmten ©flucht
an ber Unftrut (SBurgf Reibungen) ben oerbünbeten fronten unb
©adfc)fen. 3h* SUcic^ aerftel. 3)en nörblidjften Seil nahmen bie ©achfen
in 33eftfc, im f üblichen Seile am 2Rain Hefecn fidt) fräntiföe Slnfiebler
nieber. SRur bem mittleren Seile nörblich be3 X^üringer SBalbeä
(ber SRennftieg) blieb ber fleame unb eine gemiffe innere ©elbftänbigfeit
unter ber Oberhoheit be$ fränfifchen 9teicf)3.
§ 2. $>en ganjen mofjl nur bünnbeüölferten Dften be§ SanbeS
jenfeitö ber ©aale befefcten bie längft im Vorbringen begriffenen
©orben oom ©tamme ber ©lamen (SBenben). $od) mieben fie
ba$ mit unermeßlichem Urmalb bebeefte ©ebirge unb befc|ränften fich
auf baS offene gladjlanb. £ier ließen fie ftch gefdjlechterroeife in
fleinen Dörfern nieber (SRunbling ober ©affenborf), bie entmeber nach
ber öefchaffenheit be3 DrteS (Seiöjig oon lipa, Stnbe, ÖlSnifc Don
olsa, ©rle, 3ittau oon zito, betreibe) ober nach *>em tarnen be£
®efchlecht3oberhaupte3 (Bobrovice, bie Seute be3 SBobr, jefet SBobrifcfd))
bezeichnet tourben. ©ie trieben nur oberflächlichen Sieferbau mit ihrem
£afenpflug, überroiegenb SBiehäudjt, 3<*gb unb gifchfang; uralt ift auch
ihre Seintoeberei 2KU ben beutfehen Nachbarn unb bem arabifch-
böjantinifchen Sttorgenlanbe unterhielten fie einen gemiffen 33erfef)r,
mie SJcunjfunbe bemeifen. 3^ber f leine ©tamm, bie $alaminäier um
Sommafcfch, bie SRiljener um ©aufcen u. a. m. lebte für ficf> unter
einem gürften, befaß eine ©auptburg (grad, hrad) unb jerfiel in
fleinere SBurgbejirfe mit einem „SBurgtoart" als Sttittetyunft (ogl.
mehrere ber fog. „©eibenfehanjen" in ber Dberlaufifc). Sil« ©ötter
oerehrten bie ©lamen bie 9toturgetoalten, fo bie Freiheit (Xriglatu)
Ättcmiiti'l, OHunbiüoe ber Sädmüficii ©efdjirfjie. 1
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s $erfun, iKabegaff, <S^ht>a, bie 3meir)eit ©ieleboh unb (Sjerneboh (b. i. ber
gute unb böfe OJott) auf f)oh en Sergen (bem (Sjerneboh) ober in ^eiligen
Jpatnen mit ©ebeten unb Opfern, jumeiten auct) SKenfchenopfern.
§ 3. Um bie ©renje an ber ©aale gegen bie fortgefefeten @in=
fälle ber ©tarnen $u fid^ern, untertoarf $aifer Äarl ber (Slrofee
(768—814) nach ber ©ejttringung ber Saufen auch bie ©tarnen im
.sog. Dften ber @lbe unb ©aate (bie (Sorben 806) ber fränfifdjen Ober;
hot)eit unb begränbete bie ttjüringifche üttarf. $odj löfte ftd)
ba3 lodere SBerhättniS toieber auf, als im Saufe be3 9. 3hrbt3. ba§
grofje fränfifche fHcict) in einjetne ©taaten jerfiet (Leitung Oon
SSerbun 843, £ubtoig ber $eutfche). ©eitbem ftetgerten ftch bie
fteinbfeligteiten an ber Orenje, namentlich als bie räuberifchen
Ungarn (2Ragtiaren) i^re (Einfälle in fceutfchtanb begannen.
§ 4. 2ttS nun unter ben legten fchtoachen ©errfchern be$ oft;
fränfiföen (beutfchen) ßarotingerhaufeS bie beutfchen ©tämme überall
©tammeSherjöge an ihre ©öi§e fteflten, um fich fetbftänbig gegen
ben Slnbrang ber äußeren fyeinbe (©tarnen, Ungarn, Normannen) ju
fehlen, ba erhob fich in ©achfen unb Düringen ju biefer SBürbe baS
reichbegüterte ©efdjlecht ber 2u bot fing er mit Otto bem <$rlaua)ten,
DJcarfgrafen ber thüringifdjen Sttar! (f 912). Neffen fampferprobter
©ofm £einria) I., 919 jum beutfchen ftöntg erroähtt, ber erfte
in ber Reihe ber Könige beä fac^fifc^en #aufe$ (919—1024), ging
oon ber SSerteibigung jum Eingriff auf bie ©tarnen über. S3on
vi*, feinen neuen 93urgen an ber äDftgrenje aus eröffnete er 928 mit bem
gegen bie Ungarn neugebitbeten ffieiterheere benUntertoerfungSfrieg.
9lad) Söefiegung ber Jpeoeüer an ber $aoel (©rennabor) erftürmte er
bie £>auptburg ber ^ataminjier, 3ana bti Sommafcfctj, unb brang
über baä (Srjgebirge big $rag oor. 511$ 3&>ingburg im ©orbentanbe
begrünbete er auf fteitem Ufertjügel an ber (Slbe bie S3urg Zeigen
(Misni). ©ein ©ot)n unb Nachfolger Otto I., ber ©ro&e (936—973)
befeftigte unb erweiterte unter blutigen kämpfen bie errungene §err=
fdjaft (SJcarfgraf ©ero). 3u ih rec ©icherung begrünbete er bie Rorb*
marf (in SBranbenburg), bie Oft mar! ober Sauft jj (oon ber 9Jcun=
bung ber ©aale bie (Stbe entlang), im ©ebiete ber ©orben
bie SWarfen oon 3 ei 6 (jH>if(hen ber oberen ©aate unb ber 3*°^ auer
9Jcutbe), SJcerf eburg (jnrifchen ber mittteren ©aate unb ber oereinigten
■DOtutbe) unb SR eigen (bis jur SßutSnijj, bie beiben ftatoifdjen ©aue
3)alaminci unb Rifani, b. i. ba§ 9tiebertanb, mit unbeftimmter ©renje
nach bem ©ebirge Inn). 3" liefen feften Orten ftiftete er jugteidj bie
brei gleichnamigen Bistümer, bie er unter ba3 (Srjbi«tum 9Ragbe*
bürg (968) ftetlte; nur SDceifjen mar ejimiert. ©o mar ber ©runb
jur beutfchen ©taat3= unb ßirctjenorbnung gelegt.
§ 5. $>ie ÜKarf mar eroberte« Reichsgebiet, ftanb baher
unter bem militärif ct)cn ©efehle beS üßarfgrafen, ber fein
Slmt unmittelbar im Flamen be3 $önig3 führte unb oon ihm
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mit ©igen« ober SefjnSbefifc auSgeftattet toax. (Sin 9le|j oon feftett
$lä$en, fog. ©urgtoarten, überwog baS ßanb (f. bic ßarte). ©ie
lagen befonberS an ben größeren glüffen, unb ju ihrer SBerteibigung
mürben beutfehe Sehnsleute angefiebelt. SSon Urnen auS übten mar!*
gräfliche Sögte bie ©eridjtSs, ^olijeis unb 9Kilitärgefoalt. SCCCc
biefe Beamten unb SBafaÜen, fomie bie ©ifdjöfe fanben fich regelmäßig
ju ben Sanbbingen ein, bie für bie SÄarf Sfteifjen in (Solmifc
bei Dfchafc, für bie meftlichen Sftarfen, baS Dfterlanb (oon $hü-
ringen aus gerechnet), in©djfölen bei Naumburg abgehalten mürben.
3)aS Eigentum am ganjen <&runb unb ©oben unb alle (Sinfünfte
ftanben urfprünglidj bem S&eiche 51t. $)od) behielten bie unter*
toorfenen ©tarnen it)r eigentümliches ^ßrioatrecht unb ihren ©runb=
befifc, oon bem fic nur Seiftungen nach beutfeher SBeife ju machen
hatten, ©ie jerfielen in 5 klaffen: bie ©upane, b. i. bie $orfoors
fteljer, bie SBitjafen (vitjaz $elb), b. i. bie jum SReiterbienft pflidjs
tigen Sehnbauern, bie in oerfchtebener Slbftufung unfreien ©mürben,
Sa&en unb $enen. — ©leicöjetttg breitete fid) baS (Ehriftentum,
in flanrifcher Sprache geprebigt, auS. $ie erften Äirchen, fchlichte
bauten au« §olj ober ftelbfteinen, mürben in ben SBurgtoarten er;
richtet, boch ging bie Söefehrung langfam. SKoch 1028 mugte toegen
«ebrohung burch h«bnifcf)e ©lamen ber ©ife beS iöiStumS Seife nach
Naumburg oerlegt werben.
§ 6. Sur Sefeftigung biefer 3uftanbe trug bie balb thatfächlich
«ntmicfelte (Srblichfeit beS SDcarfgrafenamtS toefenttich bei. 3u=
erft behaupteten eS 985—1047 bie (Ecfarbtnger öon ©ro&jena an
ber Unftrut. $er tapfre ßrfarb I. (f 1002) hielt bie beutfehe
£errfchaft aufrecht, auch als fie 983 im ganjen SRorboften jufammen= 983.
gebrochen unb bort bie (Elbe mieber bie ©renje getoorben mar, unb
unterwarf bie SRiljener in ber heutigen Dberlaufifc. SRacrj feiner
<Srmorbung mu&te &önig §einrid) II. (1002-1024) in brei blutigen
Kriegen mit bem lwchftrebenben Sßolenbersog ©oleflam (Sljrabrt) um
ben Söefife ber Warfen ringen (1004 (Eroberung oon SBaufeen, 1015
©eftürmung ber ©urg SReijjen burch D * c 5*olen), bis ber triebe oon
iBaufeen 1018 bie Saufi&er Sttarf bem ©oleflam als föeichslehen
überliefe. (Erft äonrab II. (1024-1039) jmang bie *ßolen 1031 iusi.
$um SBerjidjt. 93iS 1067 befa&en bie trafen Oon SBeimarsDrla=
münbe bie Sttartgraffdjaft; bann übertrug fie Äaifer Heinrich IV.
(1056—1105) an (gittert I. oon SBraunfchtoeig. Als ftdj beffen
©oljn ßrfbert II. im Kampfe beS Königs mit ben ©achfen mieberholt
treulos ermieS, ächtete ihn ber $önig unb fprach ihm (mahrfdjeinlich
1089) bie SKarf ab.
2. $ic erftett SWarfgrafett aud Deut $aufe SBettim Conrad I.
1089—1156.
§ 7. $aS (Erbe traten bie SBetttner an. $ieS ©efdjlecht
baS fich nach bem hohen Selfenfchloffe Stettin an ber ©aale erft
1*
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4 —
etma feit 1100 nannte, ftammte au3 bem alten ©d)maben=(©uebem)
gau gmifc^en bem £>ar$ unb ber nntern ©aale, mar alfo fdjroäbifdjer
Slbfunft mie bie &o{)en$otIern. 2113 bie erften be3 ©eftf)lecf)t3 merben
2>ebt (f 957) nnb $ieitidj, ber 982 bei Gotrone in ßalabrien
fiel, genannt. 2Rit ben gortfdjritten ber beutfdjen £errfd)aft nad>
Often bebten aud) bie SBettiner it)rc SBefifcungen über bie ©aale
au3, erioarben namentlich 8örbig unb ©ilenburg. $ann oermaltete
Stetrid) 1031-34, fein ©of>n 2>ebo 1047-74 bie (9Keber=)ßaufifc,
mäi)renb beffen jüngere 93rüber Xf)iemo unb ©ero 93ref)na befafeen
unb ftdj barnad) ©rafen oon 95re^na nannten. 2)ie alten (Erbgüter
1074. beS Kaufes gingen bagegen oerloren, al§ $)ebo 1074 öon £>einrid) IV.
feineä $mte§ entfefct mürbe. $)odj erfjielt 2>ebo§ ©oljn au3 feiner
(jmeiten) @lje mit ber leibenfdmftlidjen Slbela, §etnrid) L tion
io*6. ©ilcnburg, ber ©djroiegerfoljn (StfbertS L, 1086 bie Saufifc jurürf
unb empfing baju, mafnrfc^einticf) 1089, bie SKarf Sfteifcen, mag er
bem ßönig burd) treue Slnijänglidjfeit uergalt. «ttadj feinem Xobc
1103 fieberte nur bie rütffidjtslofe X^atlraft feiner SBitme ®ertrub
oon 93raunfd)meig feinem ©ofme §einrtd) II. ba3 @rbe gegen bie
93egef>rlidjfeit ber SSermanbten au3 bem &aufe SBrelma. *äU er
nt»;j. 1123 ftarb, bemächtigte fid) Äanrab ber «Warf ätteifjen gegen
ben SBillen ßaifer $einrid)8 V., aber mit Suftimmung ber (Sblen
unb mit Unterftüfcung be3 £erjog3 Sotljar öon ©adjfen (®önig
1125)* 3)te ©d)mädjung ber ®önig3madjt bura) ben ®ampf
mit bem «ßapfttum (ßonforbat oon 2Borm§ 1122) förberte bann
überall bie (Srblid&feit unb bie ©elbftänbigfeit ber SReicf)^
fürften.
§ 8. ßonrab (1123-1156) erhielt jur 2flarf 9Keif$en nod)
bie (9Ueber*)£aufifc 1136 unb ba3 3Kiläenerlanb (SBubiffin) 1144,
baS eine 3«t lang SBlabiälam oon Siemen ju £et)en getragen t)atte.
ferner ermarb er bie ©üter ber mächtigen Herren oon ©roifcfcf)
(SBiepredjt Oon ©roifcfd) f H24), fomie 3micfau unb aus bem
@tbe ber ©cfarbinger IRotylty. bereits früher maren bie Sftarfen
oon 3dfe unb SDierfeburg mit SÄetfjen tf)atfädjlid) üerfdjmoljen;
boct) ftanben Ijier bie meiften Seile, etma ba3 ©ebiet ättrifdjen SJMbe
unb ©aale, nur unter ber 2lmt3gemalt be3 SKarfgrafen unb bilbeten
£et)ngüter großer unmittelbarer SfteidjSoaf allen, ober fie mürben als
SReidjSbomänen oon faif erliefen SSögten oermaltet, mie ba8 $lei&ner*
lanb um Ottenburg unb (Sfjemnifc, unb baä fpätere SSogtlanb. —
5ln ben $eid)3angelegenf)eiten nar)m ®onrab rüfmtlidjen Slnteil.
@r begleitete Sotfwr auf feinem jmeiten glänjenben SRömerjuge 1136/7,
beffen 9lacf)f olger ßonrab III. 1146 auf einem ftelbjuge gegen bie
«Polen unb beteiligte fidj 1147 an bem großen Shreujjuge ber fäa)=
fifd^en dürften gegen bie Söenben in SKedlenburg unb ©ranbenburg.
* @in JRcidj§lel)cn erbte in ber Siegel nur im bireften 9Ranne3*
ftornmc roeiter, nid)t auf bie Nebenlinien.
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9?a<f)bem er 1152 nodj bem jugenbftd)en ^oljenftaufen griebrio) I.
$arboroffa (1152—90) in SRerfeburg gegulbigt twtte, trat er 1156 H56.
in ba$ öon tfjm geftiftete Softer auf bem Sßeteräberge bei $aüe ein
unb tierfügte Ü6er feine ßanbe of>ne 3ufrintntung be8 8aifer3 hne
über ein erbliches gürftentum, inbem er fie nad) bem ©raudje
ber 3d* nrie einen Sßriüatfife unter feine ©öljne öerteilte. ©ein
ättefter ©ot)n Otto ber fRetäje erlieft bie Sftart 2Äeif$en, SDietridj
Ottenburg unb bie Souft|, ©ebo ©roifcfdj unb fRodjlifc, $einrtdj
SEBettin, griebrid) ©reljna. dagegen toerliel) griebrid) ©arbaroffa
1158 baS ßanb S3ubiffin an ©ötmten, Bei bem e§ nun bis gegen
1256 berbüeb. ßonrab ftarb als Sttöndj auf bem SßeterSberge
5. gebruar 1157, roo er aud> beigefefct ttmrbe. 1157.
3. Sie M $aitfe* »ettim Otto Der »etdje*
&etnrid) der erlaubte*
1156-1288.
§ 9. $ie Xeitung, bie erfte biefer Strt im 2Bettinifd)en §aufe,
fd)äbigte inbeä junäajft roeber bie innere ©ntmidelung noa) bie
äufjere SRadjtfietlung be3 <Sefd)(ec$t3, weit bie ©ruber sufammen=
gelten. Sn bem (Streite jnjifd^en griebridj ©arbaroffa unb bem
SBelfen §einridj bem Sötten ftanben fie meift jum ßaifer unb be=
gleiteten itjn aua) auf bem entfdjeibenben gelbjuge nadj ©adjfen
U81. 3m 3nnern gab Otto ber Steide 1156-1190 burdj bie
Eröffnung be$ (SitberbergbaueS im ©rjgebirge (®rünbung greibergS
um 1180, f. § 15b) unb bie ©emäljrung einer fetbftänbigen <3tabt=
terfaffung für Seidig einen mää)ttgen Slnftofc jum mirtfajaftliajen
Wuffdjnmnge beä Sanbeä; baju erroarb er SBeißenfefä burd) ®auf
unb grünbete ba§ (SiftercienferHofter Kltsgelta bei Stoffen
(U62—75). 3)a er aber gegen ben ©raudj feinem jüngeren ©ofjne
$tetrtd) ba§ ©aupttanb afleijjen, bem älteren Sltbredjt nur 3Beifjen=
felS juroenben rooüte, fo empörte fidj biefer gegen ben Sßater unb
fe&te ifm auf ©d|lof} 2)öben bei ©rtmma gefangen. ©djtie&lid) ent=
fcrjteb ber ®aifer ben (Streit ju gunften $Hbred)t3.
§ 10. Xro&bem lebte «H>red)t ber ©tolje (1190—95) in
fortmäf)renbem Sroift mit feinem ©ruber, ttmrbe julefct bei SlÜftäbt
ööttig geflogen unb ftarb plöfcftd) auf bem SSege oon greiberg nadj
Steißen, ofjne ©öf)ne ju f)interlaffen. ®a!)er jog Äaifer geinria) VI.
(1190—97), ber ben ^Beninern niemals günftig geroefen mar,
^ei&en a(3 erlebigteS !Retdc)Sle^ett ein, unb erft nad) bem jäfjen
£obe beS f)od)ftrebenben §errfdjer§ gelangte 5nbred)t$ ©ruber
Sietrtdj ber ©ebränßte (1197-1221) in ben ©efifc 2ttet&en3. 3n
bem nun fotgenben Q^ronftreit jnrifdjen bem §o§enftaufen ip^itt^|i
tjon ©djnjaben unb bem SBetfen Otto IV. tuelt er treu ju $^itipp
(gelben mit ©ö^men unb X^üringen) unb erfannte nac§ Dttoä IV.
Diiebertage bei ©oumne^ 1214 Jfrtebrtili IL an (1215—1250).
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SSäljrenb er fo in ben SBirren bcr Qtit feinen SBefife ju fidjern
rou&te, vergrößerte er tljn sugteidj burdj ben SRüdfaÜ oon (SUen=
bürg unb ber Saufifc nadj bem SfaSfterben ber feit 1185 bort
1210. regierenben SRod)lij}er fiinie 1210, unb brad) ben $rofe ber ©ärger =
1217. fdjaft von Seidig, inbem er 1217 mit §Ufe beS $aifer$ bie ©tobt
überrumpelte unb brei S^ingburgen anlegen liefe (borunter bie
$feifeenburg).
§ 11. ftür feinen erft breijäfirigen ©ofm £>cinriä) ben Grs
louöjten (1221—1288) führten anfangs bie SRutter 3utta unb ber
Dfjeim Subroig IV. oon Xfnlringen bie Regierung. @rft nadj ber
£odj$eit mit Äonftontio oon Öfterreid), ber Xocf)ter 8e©poIb3 VII.,
in ©taMau bei SBien 1234, trat £einrid), nadjbem er 1236 nod>
eine ^reujfaljrt nad) Sßreufjen mit bem $)eutfdjen Sftitterorben unter-
nommen trotte, bie Regierung an. 3n bem legten (Sntfdjeibungäfamfcfe
jnrifdjen griebrid) II. unb bem Sßapfrtume feit 1239 ftanb er bann
feft jum Äaifer. 3)iefer belohnte bie Xreue burdj bie Verlobung
feiner Xodjter ÜDtargareta mit $einrid}3 ©of)ne TOredjt bem @nt-
arteten (Unartigen) unb burd) bie SBerpfänbung beS tßleifjners
1243. tanbeä 1243. Wu&erbem trat it)m Äöntg SBenjel oon SBö^men 1251
©aöba unb $urfdjenftein im (Srjgebirge ab, um ©einriß SEBiber-
fprudj gegen feine Setoerbung um Öfterreia) nadj bem gatte grie=
bridjä beö ©treitbaren (1246) $u befeitigen. Sei meitem bie toidj*
tigfte (Srmerbnng mar jebod) bie Sanbgraffdjaft Xf)ürtngen.
§ 12. 3n %f) ür in gen mar bie alte (Sraf engematt im £aufe
ber SBinjenburger erblidj unb fo felbftänbig geroorben, bafj ber lefcte
beS £aufe3, ^ermann II., als Sanbgraf bejeidjnet mürbe (1129).
35er Sanbgraf regierte Xfjüringen mit f)ci^ogIid)ct Gferoalt, bot bemnadv
bic ^afaUcn auf, Ijatte ßotU unb 2Kün5red)t , übte auf bem großen £anbbing
Don "äRitteUjauien bei Srfurt bie oberfte ©eridjtSbarfeit nadj fädjfijdjcm 9?edjt
unb erftrerftc feine SlmtSgeroalt (nid)t feine SefmSfjofjeit) aud) über bie oom
>Rctd)e beletmten ©rafeu »on ^o^enftein, SOianöfelb, ©leiten, ftafernburg
(©djroaraburg), 2Irn3ljaugf, 28eimar = Crlamünbe u.a.m. 2)aö ilun 511 Üefm=
redjt ober als (Erbgut (Mob) gehörige ©ebiet bilbete nur einen langen fdnnalen
©treifen atoifdjen ftulba unb ©aale, unb ber alte SKtttclpunft be$ SanbcS,
Grfurt, mar Söeftfc best ©r^biatumS SJJainj.
ii3(i. Sßadj feinem Xobe ging 1130 bie ßanbgraffdmft auf bie frän=
fifdjen Submiginger über, beren $U)nf)err ßubroig bcr ©artige
juerft um @ifenaa) unb an ber untern Unftrut anfe^nlia^e ©üter
ermorben !)atte (1056). ©ein ©ot)n fiubtoig ber Salter (©nriitger)
(f 1123) befeftigte biefen SBeftfc burdj bie Erbauung ber SBartburg
unb ber Neuenbürg über greüburg an ber Unftrut, ftiftete 1086
ba3 ©enebiftinerftofter 9ieinl)arb$brunn (feitbem Erbbegräbnis feinet
<$efd)led)t$) unb beteiligte ftd) eifrig an ben kämpfen ber ©ad)fen
gegen $einriaj IV. (©oft auf bem ©iebidjenftein). 5)er brüte be^
§aufe$, feit 1130 ati Sanbgraf fiubmig I. genannt (f 1140), er?
1137. marb 1137 burc^ bie SSermä^tung mit ber Xod^ter ®ifo, be3 £anb?
grafen oon Reffen, aua^ bieS Oebiet. Subtoig II. ber @i ferne
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7 —
(f 1172) Bradj mit harter gauft ben £rofc feiner SBafaflen (ber
©djmieb oon SRuljla, ber (Sbelacfer Bei gretjburg) unb mar ein treuer
Slnljänger griebriä) S9arbaroffa3, bem fein ©oljn Subroig III. in ben
3. ftreujjug folgte (f auf (£t#ern 1190). £>eraann I. (f 1216)
jeigte fid) int X^ronftreite jnrifdjen SBelfen unb §of>enftaufen loanfels
mutig unb treulos, ermarb aber nach bem SluSfterben ber trafen oon (Sofecf
bie fädjfifd&e Sßfalägraffdjaft (um Slflftäbt) unb machte bie 2Bart=
bürg ju einem 9Htttelüunf te beutfdjer $>idjtung (SBaltljer oon ber S3ogel;
meibe; ber „©ängerfrieg" 1207). ßubteig IV. ber ^eilige, ber (Be-
mal)! ber heiligen (Slifabetlj (oon Ungarn), bewährte fidj al3 tapferer
#rteg$mann gegen Dänen unb $olen unb üerfajieb auf bem 5. $reu$;
5uge in Dtranto 1227. $113 fein ©otm ^ermann II. faum 18 Söhre
alt 1241 geftorben mar, riß beffen D^eim §cittrtd) JHaSJie (®egen=
fönig griebricha n.) bie Sanbgraffdjaft an fich- SD?it feinem Xobe
1247 aber ftarb ber SJcanneSftamm be§ $aufe3 auä. 1247.
§ 13. Slnfprüdje auf ba3 (£rbe erhoben Sophia Oon Stab au t,
Xochter £ubnrig$ IV. oon Düringen, für ihren ©ofjn $einricfj ba*
Stink, unb §etttrtdj ber <fr(auö)te als (Snfel Hermanns I. burdj
feine SJcutter %ütta. 3 u nächft ergriff nach frteblicher SBerftänbigung
©op^ia 1247 oon ©effen, ©einriß 1249 oon Düringen 93efi£.
Mein toährenb be8 SnterregnumS im SRetdje (1254—1273) be*
gann ©optjia, oon einer Partei in Düringen unb ihrem ©c^mieger^
fofm $Ubred)t oon SBraunfchtoeig unterftüfct, ben tfjüringifchen
(Srbfolgefrieg (1256—64). 9toeh langem Kampfe bemächtigte fich 1256
^einnd) 1261 (EifenadjS unb ber SBartburg, unb enblich erfochten m
feine ©öfme TOrec^t unb Dietrich mit bem (Srbfchenfen Sftubolf oon 1264 "
SSargula über §erjog Wibrecht bei SBettin 29. Dftober 1263 einen 126s.
üottftänbigen ©ieg. 3m grieben oon 1264 oerjidjtete ©op^ia auf
Düringen unb bie $falj ©achfen. ©0 erftreeften f i dt) bie
SBettinifajen Sanbe oon ber SBerra bis an bie mittlere
Ober (f. bie SRebenfarte).
§ 14. Die Gelegenheit jebodj, bie SBirren beS 3nterregnum§
§ur SBilbung einer bauemben ftarten SRacht ju benu&en, oerfäumte
Heinrich, ©djon 1265 überlief} er feinem älteren ©ofme Älbredjt
X^üringen unb bie tßfalj ©achfen mit bem Sßleifjnerlanbe, bem
jüngeren Dietrich einen Xeil beS DfterlanbeS (mit SanbSberg als
$auptfifc, baljer Dietrich 9Jiarfgraf Oon fianböberg). Daju famen
gamilienjermürfniff e. Stuf 51nftiften ber päpftlichen Partei üer=
ftiefc ^Hbrec^t feine ^or)enftaufifc^e Gemahlin Margareta, bie oon ber
SBartburg 1270 flüchtete, ©päter oertoicfelte er ftcr) in gelben mit
ihren beiben ©öljnen griebriaj bem „greibtgen" unb Diekmann.
Die Slufforberung ber italienifdjen ©^ibellinen, baS (Srbe ber #of)en;
ftaufen in Neapel anzutreten, miefen beibe in nüchterner Überlegung
päd. SJcitten in biefen SSirren ftarb $einrid) ber @rlaua)(e 1288 12**.
in Bresben.
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- 8 -
&ultur= unb ©taatslebeu.
§ 15. a) $te ©runblage für bic höhere ßultur in bcn Sembern
v\iü$ bcr ©aate nmrbe erft burd> bie ©ermantfierung gefc^affen.
$ie erften beutfcheu Smftebtungen maren bie öurgen (f. § 5), bie
ftirdjen unb bie anfangs fpärlic^en ®(öfter. (Srft ate ber ©runb
unb SBoben burdj ©chentung ober 93erleif)ung oon feiten be3 9teicf)3
ober bcr 2ftarfgrafen mehr unb mehr an SBiätümer, Softer unb
SBafaflen überging, Begannen biefe planmäßig beutfdje ©auern au£
X^üringen unb granten, ©adjfen unb glanbern anjufiebcln. ©ie
traten in gefcf)Ioffenen ©rupfen unter gütyrung eines Unternehmer*
(locator) auf unb erretten oom ©runbf)errn fraft eines Vertrages
entmeber einen Xeil einer attmenbifchen $orff(ur, too fie bann ein
beutfdjeS $orf mit menbifdjem tarnen anlegten (5)eutfa^;ßup^a neben
2öenbtfdj=£uwa), ober fie erbauten ein foltf>e3 beutfchen Samens auf
urbar gemaltem 2Balb - ober ©umpfboben. 3n beiben gäüen tourben
bie ^Bauernhöfe in langer, unregelmäßiger 3)oty>etreif)e frei neben*
einanber gefefct unb ba3 Stcferlanb nach fränfifchen ober flämifdjen
£ufen (langen, formalen, Oon ben |>bfen au3 nach bcr glurgrenje
parallel laufenben «Streifen) aufgeteilt* %\t ©auern be(aßen tt)re
£ufen gegen niebrigen (SrbjinS an ben ©runbberrn a(3 freie Seute.
3)ie niebere ©erichtäbarfeit unb bie ^Soüjei übte ein @rbfd)ulje, auf
beffen ©ut (@rbtel)ngeri(^t) sugteich bie ©djanf = unb ©cr)tac^tgerec^tig=
feit ruhte (baljer ber ftamifa^e 9iame ®retfcham, 28irt$böu3). @rft
feit etma 1200 entftanben auch beutfdje (Stäb t e meift neben einem
toenbifdjen 3)orfe, beffen SRame bann auf bie ©tobt überging, in
übereinftimmenber, regelmäßiger Anlage (großer oieretfiger ättarft
mit bem iftatbaufe, baneben bie £>auptfirche mit bem griebbofe, red)t-
toinflig fieb freujenbe ©äffen, ba3 ©anje üon einer Stauer im ©irunb
eingefdjtoffen).
b) 3)er ©ang ber ©ejieblung folgte junäcbft ben großen
alten ©traßen, ber „^o^en ©traße" oon ber ©aale über Seipjig unb
bie (Stbe itadj $o£en, ber ©traße Oon granfen am ©rjgebirge bin
nach ber (Sibe, unb ber „SReid)3ftraße" oon granfen nach &*i|W9-
3uerft nmrbe ba3 oon ©(amen bünn bcfejjte gaditanb befiebelt; in
ba3 toalbbebecfte, unbewohnte ©ebirge brangen bie beutfdjen 2lnfiebler
erft feit ber SRitte be3 12. 3h*bt3. oor, be[onber§ getoeft buref) bie
(Sntbecfung feinet ©ttbetreid)tum§. ©o ermüde im SRieberlanbc
eine gemifchte beutfeh-ftamifche, im ©ebirge eine rein beutfdje
SBeoölferung. 3m SBeften entftanb fehr früh an ber ®reu$ung
jtoeier ©traßen eine beutfehe Drtfchaft neben bem menbifchen gifcher-
borfe Sipjf (öetpjig). 3n ber 92ät)e fiebelte um 1100 SBiepredjt
oon ©roijjfcb neben feinem SBenebiftinerftofter $egau ftämifebe ®o!o=
* (Eine ftufe umfaBtc ettta 30 borgen, unb bic $otfftur enthielt ge-
tt)öf)it(ict) 40 £>ufen OSaucrngütcr). ©tu borgen =0,25 ha.
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9 —
niften an, roie fpäter baS SBiStum 9#eifeen um (SUenburg unb SBurjen.
Sßeiter fübtic^ treten Bereits um 1100 TOenfirdjen bei ber ÄönigSpfalj,
Ottenburg, Steidjenbadt), flauen unb ©tfterberg als $farrorte für auS=
gebef)nte ®trd)fj)iele Ijerbor. $ie ©ermamfierung beS SBogttanbeS
ooflenbete bann im 13. gfjrbt. ber $eutfdje Drben. 3m ©rjgebirge
roirb S^icfciu juerft 1118 genannt; ß^emnife entftanb im Slnfölufj an
baS öon ®aifer Sotfjar (f 1137) geftiftete Senebifttnerflofter; greiberg
mürbe unter Otto bem Steigen um 1 180 oon fädr)fifdr)en ^Bergleuten aus
©oSlar (baljer bie „©ädjSftabt") begrünbet. 8n ben 9ttulbentf)ätern
fdtfofj fief) bie SBefiebelung befonberS an bie ®(öfter (TOsgella, SBua),
9Umbfdt)en, ©eringSmalbe, 3f^ cn ^ti SBedjfelburg) an. (Elb;
gebiet mar ©rofjenljain an ber „hofjen ©tra&e" um 1234 ein be;
beutenber 9ttarft; Bresben ermudjS noef) oor 1215 als beutfdje ©tobt
neben einem menbifäjen $>orfe (Drjazdjanje, b. i. bie Sftiebberooljner) in
^nlefmung an ein marfgräflidjeS ©ajloij unb bie (Slbbrücfe, roeiter
aufmärtS $ima bei einer böljmifcf)en Sotlflätte. 2)aS obere (£rs=
gebirge unb baS jertlüftete (Slbfanbftetngebirge mürben erft im
13. Sfabt. tetlmeife urbar gemacht, inbem beutfd&e SlbelSgefdjledjter
ifjre Söurgen mitten in ben Urmalb bauten unb beutfa^e ftolontften
beriefen (f. bie ®arte).
c) 2(ud) baS 3JliIjenertanb (©ubifftn) mürbe im 13. 3f)rbt. unter
bör)mifdt)er (1156—1258) unb branbenburgifdjer $errfd)aft (1258
bis 1319) üon ber beutfcfjen SBefieblung erreicht. $)ie größeren
beutfdjen ©täbte entftanben längs ber „fwljen ©trage": ®amen$,
SBaufcen, Söbau, ©örltfc, Sauban. 3)ie beutfe^en dauern brangen
entmeber oon ®önigSbrücf aus norboftmärtS ins ©ebiet ber fc^marjeu
(Slfter oor ober oom bifdjöflidj meifjnifd)en SBifdjofsroerba in bie
©ebirgSmalbungen an ber ©übgrenje unb befiebelten aua) meiter im
Dften baS Sanb amifdjen Söbau unb ©örlife, fomie ben faft menfdjen;
leeren matbbebeeften böf>mifcf>en ©au 3agoft (fpr. ©agoft) am SKorbfufje
beS Sauger ©ebirgeS (baS Sanb „^interm SBatb", öon ©üben ge=
fe^en; ?Reic^cnBerg, grieblanb, Sittau). $ie ebene SRitte beS SanbeS
um Sauden blieb roenbifdj, ebenfo ber größte Seil ber (Weber;)
Saufifc, mo nur einzelne ftlöfter unb ©tabtgemeinben als beutfdje
Kolonien entftanben ($obrilugf 1165, ^eujefle 1268, ©üben 1268
u. a. m ). — ©elbft bie flamifd)e SBeöölferung beS mei&nifdien lieber;
lanbeS würbe erft im 15. 3f)rbt. üöUig germanifiert. (Verbot ber
menbifäen ©pradje cor ©ericf)t im Slnljaltifajen 1298, in Seipjtg,
Ottenburg unb gmiefau 1327, im SRei&nifdjen 1124).
d) HAU ber bitteren ©efteblung oerbanb fidj ber mirtfdjaftlid)e
Wuffdjmung. SBeitauS ber nucf)tigfte ©rmerbSjmeig mar bie Sanb;
mirtfa^aft, bie fd^on im 12. 3t)rbt. um 9Äeifeen jum SSeinbau über;
ging; baneben ftanb im ©rjgebirge ber ©itberbergbau, unb in
ben ©tabten entmiefette pdt) eine bfütjenbe Suc^meberei, bie meift
tjon ftämiferjen ^anbmerfern eingeführt mürbe. 3)ie bebeutenbften
©täbte maren greiberg megen feines Bergbaus unb atS £>anbelS;
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10 —
plafy Seipjig, bcffcn öfter = unb 9tticf)aelt3meffe fdjon 1190 beftätigt
würben. Bresben ftatib trofc feiner (Stbbrücfe noa? weit §urücf.
§ 16. £)a§ geiftige 2 eben mürbe faft au3fd)tie6tidt} nodj üon
ber $trd)e befjerrfdjt. 9Jeben ben brei mit ©runbbefifc reidfj au§*
gemotteten S3i§tümern ftanben mehrere ®oUegtatfird()en (SSurjen,
Sauden u.a.) unb jafjlreiclje ®löfter (f. §15), befonberS feitbem
mit bem Anfange be§ 13. 3t)rbt§. neben ben tänblidjjen Sftiebertaffungen
ber 93enebiftiner unb ©iftercienfer in faft allen bebeutenberen ©tobten
Softer ber öolfstümftcfjen SBettetorben, ber $ominifaner 0ßrebiger=
möncfje) unb granciSfaner (SBarfüger) entftanben. Sin bie ©tift§=
firmen unb Softer fajtoffen fidfj oft ©d)uten, meift freitid) nur für
fünftige ©cifttidt)e (©t. Slfra in äfteifjen, bie ©djule ber Stuguftiners
(£ljort)erren ju ©t. Sljomä in Seiöjig). ©tatttidje funftfd)öne ®ir$en =
bauten in romanifdjem ©rite erhoben fid) j. 93. auf bem $eter3=
berge, in 3W^ cn (2Bedt)[etburg), greiberg (bie „gotbene Pforte").
®ie 93urgen ber dürften unb (Sbten blieben bagegen meift nocf)
fdmtutffofe befeftigte Sanbfifce. — $ie ritterliche 3)icf)tung fanfc
im 9Rei&nertanbe nur einen fdfc)macf)en SBieberljall, j. 93. in #einrtdj3
be3 (Srtaud)ten TOnnetiebem. dagegen entmicfelte fidt) ba3 ritter*
lidje 8 eben f)ier ebenfo gtänjenb mie anbermärts (Xurnier ^einricr)^
be£ (Mausten in SRorb^aufen um 1265).
§ 17. ©taatlidjeS Seben. a) 3Me erblich gemorbene Sintis*
gematt ber SReidjSfürften bitbete fid) feit ben „(Sonftitutionen"
Üaifer 3riebrid)S II. meljr unb mefjr jur felbftänbigen SanbeSfjofjeit
au§ (juerft 1231 bie gürften „SanbeSljerren", domini terrae) unfr
übernahm bat)er immer mef)r bie ftaatlidjen Stuf gaben ber jerfaöenben
SReidjSgemalt. Slud) bie 2Jlaa)t beS Sftarfgrafen t»on ÜKei&en mar
fyöfjer geftiegen. @r befafj jefct außer feiner atten richterlichen unb»
militari jcfjen StmtSgematt ba£ 93ergbau= unb 2Rün5recf)t, übte bie
©djtrmüogtei über bie SBiStümer mie über oiete ®töfter unb bemühte
fiel), bie unmittetbaren SReidjSöafallen feines 83ereuf)3 (bie ^Burggrafen
öon Sfleifjen, SeiSnig, Sittenburg, 5)o^na, bie Herren öon Srimmitfa^au,
©olbifc u. a. m.) unter feine Sel)n§f}of)eit ju bringen, ©eine @in =
fünfte bejog ber Sanbe^err teils aus feinen Selms ^ unb @igen=
gutem (®ammergütern, Domänen) als größter (Srunb^err beS SanbeS,
teitS aug feinen §oljeitSredjten. 35a biefe ©inna^men übermiegenb
au§ Naturalien beftanben, fo r)atte er nodj feine fefte fRef iben^,
fonbern fjielt fief) abmedfjfetnb auf feinen üerfdjtebenen ©d)löffern auf
(Steißen, Xfjaranbt, Bresben u.a.m.). ©eine Umgebung bitbeten
bitter unb SKinifteriaten, bie abroecfjfetnb bie #ofämter beS
2Rarfdt)att§, ©Renten, Xrudjfefjen unb SMmmererS üerfaljen, als feine
State (,,#eimluf)e'', secretarii) ifm in ©efetjäften unterftüfcten unb als
©djoffen baS „§ofgeric^t" über bie 93afatten bitbeten.
b) SlnberfeitS gemannen bie geifttic^en © tift er fetbft bie midjtig-
ften ^oljeitSrec^te für itjre 93efi^ungen unb mürben baburc^ ju „3mmuni*
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— 11 —
täten" (f. b. Sparte) ; bie größeren ©täbte errangen jtoar nicr)t toie anber*
märte bie föei^Sunmittetbarfeit, aber eine auSgebeljnte ©etbft*
oertoaltung. Sieben ben marfgräfttdjen 93ogt, ber mit 12 ober
24 ©d)öffen („®efd)morenen", consules) aus ber SBürgerfdwft bie
©eridjtsbarfeit über biefe übte, trat ein 93ürgermeifter, unb ba3 alte
©djöffenfoflegium tourbe $um ©tabtrate, ober e§ entftanb ein foldjer
lieben jenem unb üer[d)mot§ bann mit ifym. 25iefer SRat, aflj&fjrUä}
au§ ben grunbbefifeenben ®aufleuten ($Qtrijiern r ©efdjledijtero) neu;
getuä'fjtt, führte bie SSermaltung ber ©tabt unb übte bie ftäbtifdje ®e=
fefcgebung. $te §anbmerfer bitbeten 3^ nf te (Innungen), benen
ber 9Rat bie „2fteifter" (SBorfteljer) fejjte, maren aber oom IRatc au§-
gef Stoffen. 5)te allgemeinen Sanbbinge in Golmifc unb ©abtöten
(j. § 5) Nörten feit §einridj bem (£rlaud)ten aflmäfjlidj auf.
4. Gkf äljrö uhr unb SBiebcr^crftcüung M SBcttttttfdjctt
Befifcc& Äw&ridj ber $rei*igc,
1288-1423.
§ 18. 93alb nad) |>einrid)3 £obe gingen bie alten ©tamm*
guter be3 §aufe§ SBettin unb SSretjna oertoren. Seneä trat
©raf Otto III. oon SBettin 1288 an ba3 (grgfcistum 2Kagbeburg ab,
biefeS öcrliet) 1290 Äönig föubolf I. an £erjog 2Ubre$t II. bon
©ad)fen-2Bittenberg. ©elbft bie $ernlanbc brof)ten fidt> ju jer=
fplittern ober oerloren 511 gefjen. Sie Saufifc fiel an §einridj3 ©nfel,
ftriebrid) Xutta (©olm $ietridj§ oon Sanbäberg, f 1284). Sie
Wlaxl 9ft eigen mürbe gmifc^en biefem unb ftriebrid) btm >t leinen,
einem ©o§ne §einrtd)3 au§ Dritter @Ije, geteilt. 3)a3 s $leif}nerlanb
nafjm Möuig IHubolf 1290 an ba§ SRetdj jurürf. ©ein 9lad}f olger
flbolf oon ftaffau (1290-98) jog fd^tiefettc^ naa) 2rriebrid> StottaS
Xobe 1291 aud) SDteifjen unb bie 2 au ftfc aU erlebigte SRetdj3lel>en 1291.
ein (f. 5lnm. ju § 7), obmofjl Sämann unb grtebria) ber ffreibige
(b. i. ber $ü§ne) Slnfprüa^e erhoben unb bie Sanbe jn behaupten
fugten. 216er nod) l)öf)er ftieg bie -ftot be§ $aufe§. 3)enn Wlbrcrljt
ber Entartete üeräufjerte 1291 bie SRarf SanbSberg an 23ranben=
bürg, 1293 Springen unb feine Slnfprüdje auf äfteifjen an ®önig$tbotf
(2llbred)t f 1314 in (Arfurt). Sief er naljm barauf beibe Sänber in
23e(ifc unb eroberte 1296 audj ba8 tapfer oerteibigte greiberg, roo lt , ori-
er 60 SBürger als grieben$bred)er enthaupten tiefe. 2flarfgraf grieb=
ridj übergab barauf, um bie übrigen p retten, audj Stteifjen unb
ging lanbflüdjtig nadj Kärnten ju ben SSerioanbten feiner (1.) %t-
mafjtin STgneS. (Snblidj oerfaufte Siejmann aud) feine 9(nfprüd)e
auf bie Saufifc (1303) an SBranbenburg. «Die 9flad;t be3 §auje£ 1303.
SBettin mar auf gel oft.
§ 19. Studj 5lbolf3 fiegreietjer 9^ad)foIger, bet Habsburger
Hlbrcditl. oon Öfterreidj (1298-1308), I)iett bie eingebogenen Saubc
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— iL' —
ber SBettiner feft. 3)odj gelang e$ griebridj bcm greibigen, ftdj 1306
ber SBartburg ju bemächtigen unb fie gegen bie belagernben
©ifenadjer ju galten (fein fRitt gur Xaufe fetner £od)ter nad) SReins
fyarbSbrunn). TO 3Hbrec§t bie 2öetttncf)en SBrüber in bie Slcfjt er=
flärte unb ein $eer gegen fie fanbte, ba erfocht ^riebria), unterftüfct
1307. »on ben topfern bürgern SeipjigS, 31. 2flai 1307 bei 2nda unweit
Ottenburg einen gtänjenben Sieg unb tourbe nad) 5)tejmann3 jäfjem
2obe 1307 ber alteinige $err Don äfteifjen unb Thüringen.
9ted) 2tfbredjt$ I. ©rmorbung 1308 erteilte itym ®aifer £einriä) VIT.
(1308-13) bie SBetetjnung 1310 unb überlieg iljm auf jeljn
galjre auä) ba3 pei&nerlanb. ©o mürbe Jrifbridj I. ber JJreibige
ber SBiebertyerftcUer ber SOBettinifdjen ÜJcadjt. MerbingS blieben
feine kämpfe mit SBranbenburg um bie SRarf ßanbsberg unb bie
Saufife Oergebliä). SBor ®rof$enf)ain gefangen genommen, mu&te er
1312. im Verträge oon Xangermunbe 1312 93erjid)t feiften. Sftur einen
geringen @rfa(j bot it)m bie $lu§fid)t auf (Srtoerbung oon 3^egenrüc!,
XriptiS, Sluma unb Sßeuftabt a. Orla au8 bem (Srbe feiner
2. ©ematyttn ©lifabetfj oon SlrnSfjaugt 1302. — Sieferfdjüttert burdj
ein geiftlid)e$ ©piel auf bem 3Jcarfte oon (Sifenadj Dftern 1322
mürbe griebridj üom ©abläge getroffen unb üerfäieb 1324 nad)
langem ©iedjtume.
§ 20. ©ein ©of)n 5ricbriaj II. ber (Srnfiljafte (1324—49),
geb. 1310, anfangs unter ber SBormunbfdjaft feiner SKutter, fefcte ba3
SBerf be8 ©aterS befonberS in Xf)üringen fort, inbem er fict) babei
auf ben neugeioafjlten Äaifer ßubtoig ben Samern (1314 — 47) ftüfcte,
mit bejfen Xodjier 3Äatt>i(bc er fidj üermäf)(te. (Sr erhielt bie ©d)irm;
oogtei über bie tfniringtfdjen 9leid)3ftäbte 2Ml)t$aufenunb9iorb:
i.us Raufen, jtoang in ber „©rafenfeljbe" (1343—45) ben trofcigen
$lbet Düringens sunt @ef)orfam, erroarb babei ben größten Xeil ber
,,UÖ * ©rafföaf* Drtamünbe, ma8 nad) bem SluSfterben ber #aupttinie
be3 ®rafenl)aufe3 1373 aud) ben Unfall oon SBeintar jur golge
fjatte, unb bereitete bie GSrtoerbung ber fränftferjen GJraffdjaft ©enne-
berg am ©übfufee be$ Düringer SBalbeä oor, inbem er feinen
©oljn griebridj (ben ©trengen) 1343 mit £atf)arina, ber Sodjter
1347. beS ©rafen #einrid) XII, oermäfjlte. SInbererfeitS faufte er 1347
EanbSberg jurürf. 2>ie i!)m 1347 oon ber 2Bittel3bad)ifd)en Partei
angebotene faijerlrone lehnte er bagegen ab. SRttten in ben Kreueln
ber Sßeft unb ber Subenoerfolgungen ftarb er 1349.
§ 21. ©eine brei ©öfjne ftriebrtdj III. ber (Strenge, geb.
1331 (1349-1381), «attyafar unb SBiHjetm I. regierten junädjft
gemeinfdjaftlid) unb matten ben Slnfang gur (Srtoerbung be3 S8 ogt=
lanbeS* SKit ßaifer Äarl IV., bem fönig oon 93öf)tneu (1347
* Sic fatjertidjen ^ogteien (9ieid}$güter) an ber oberen fölftcr waren jeit
.fccinrid) bem grommen (f um 1120} erbtieb im ftaufe XVJIciftberg. Seffcn
Gnfct ©einrid) ber Cetebe (f 1193 vereinigte bie 'SSogteien Seiba, ©era r
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bis 1378), oerbünbet unb baS Raubritter tum in biefen Gebieten junt
roiHfornmcncn ©ormanb neljmenb, jmongen fic bic ©ögte jur Ab-
tretung beS fübtidjen Seiles (©ogtSberg, ÖfSnifc, 2Rüf(ttroff, Aborf)
unb jur Unterwerfung unter meifjnifdje £efjnSIjoi)eit, niäljrenb onbere
Seile (flauen, Sreuen, Sobenftein) unter böljmifa^e §o&eit traten.
Aufjerbem fanten $ilbburg^aufen unb ©ot^a als äftitgift ber
©emaljlin ©altljafarS, Margareta, Softer beS {^enjollerfäen ©urg*
grafen Albredjt öon Dürnberg, 1374 an bic SBetttner. 9lod) rociterc
AuSfidjten eröffnete bie (Srbberbrüberung mit Reffen 1373. vm
dagegen untermarf Karl IV., beffen 9Rad)t feit ber ©rroerbung öon
©ubiffin (1319), ®örtifc (1346), ganj S#eften$ (1353), ber fiaufifc
(1367) unb ber SRarf ©ranbenburg (1373) bie 2Bettinifc§en Sanbe
Don brei Seiten umfpannte, eine ganje Steide meijjnifdfier $errfdjaften
ber böljmifdjen 2ef)nSf)of>eit. $)odj jerfiel mit feinem Xobe 1378 ber
luremburgifdje ©efifc.
§ 22. $ie Seilung atoifcfjen ben brei ©rübern 1379 unb bie
abermalige Xetfung $tmfdjen ben brei Söhnen griebridjS beS Strengen
1382 jerfptitterten nrieberum baS Gebiet, ©or attem rourbe Xl)ü= 138*.
ringen unter ©altyafar (f 1406) unb feinem Soljne griebrirtj
beut ^riebfertigen (f 1440) auf lange 3«* oon 2J?etfjen ge-
trennt (1381 — 1440). Aber rüftig arbeitete ber jüngfte ©ruber
2BiTfjelm I. (1379 — 1407), bem 2Keif$en unb baS ©ogttanb
äugefaüen roaren, baran, bie nodj f>a(b unabhängigen $errfcfjaften
innerhalb feinet 9#ad)tbereidjS fidj ju unterwerfen. So eroberte er
1401 ben reidjen ©efijj ber ©urggrafen oon $)of>na * ertoarb 1401.
baS böfnnifäe $irna a(S Sßfanb unb erfaufte Solbifc.
§ 23. 3n gleidjer SBetfe ttrirfte griebrtdjS III. ältefter Sofjn,
^riebridp IV. ber <5t«it6arc, geb. 1370 (1381 — 1428), ber naef}
SSilfjelmS I. finberlofem Sobe Sfteifcen mit bem com ©ater er=
erbten Dfterlanbe oereinigte. @r bermeljrte biefeS (£rbe burdj ben
Anlauf mehrerer $>errfd)aften im öftlidjen Xf}ürtngen (Saatfelb,
®af)(a, SRoba), granfen (Königsberg) unb im ©ogtlanbe (SBeiba).
Aujjerbem beteiligte er fidj eifrig an ben 9teirf)Sangelegen{)eiten.
3m grofjen Stäbtefriege 1388 ftanb er mit gegen bie Stäbte,
1391 unternahm er einen 3 u g nadj Sßreufjen, 1417 erfdn'en er auf
bem Konzil oon ©onftanj; fpäter mürbe er in ben §ufitenfrieg
(1419 — 1434; §uS in (Sonftanj als Äefcer öerbrannt 1415) oer=
floaten. Sd)on 1420 foetjt er am 3i8faberge 9 e 9* n bie ©ufiten,
(Sreij, flauen unb $of in einer $anb, teilte aber ben anfefyulidjen S9cfifr
unter feine brei Söljnc unb berurjadjte baburdj bic bauernbe Berjplitteruna,
beS SSogtlanbeS. %m 18. 3ftrbt. ging ber Beiname ber „teufte" (Äuffe), ben
ein §einricf) toon flauen tuegen feine« langen Aufenthalts in SRufjtanb führte,
auf baS gan3e £auS über.
* $en Burggrafen gehörte außer Xoljna nod) SBeefenftein , Rabenau,
tfönigftetn, äönigSbrütf, Dftrifc, Auerbad) unb a. m. teils als bö^miidje,
teils als mcifmtjdje üe^en.
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entfette 1421 baS üon biefen Ijart bebrofjte 33rür. unb eroberte ben
Seitmerifeer ®rei§. 5)iefe »ci^itfc fottte für fein £auS unb fianb
cntfdjeibenb fein.
5. $ie (Sfrmer&mtG Her fädmfrfjeit Sttr und Her &bfd)(ufe der
tifcüietöerttetteruitQet!. ftrieHridj Her Streitaare, ftric&ricf)
Her Sanftmütige.
142:1-1485.
§ 24. 3^r SBeloljnung für ben geleifteten SBetftanb übertrug
ftaifer ©igifcmunb (1410—37) bem 2ftarfgrafen griebridj baä er=
1423. lebigte $urf ürftentum ©Olfens Wittenberg 6. Sanuor 1423
unb öottjog in Ofen 1. $luguft 1425 bie feierliche SBele&nung mit
bem Äurfdjtoert. — $er Sftame ©adjfen mar nadj ber 3«|>Iitterung
be3 alten ©tamme$f)er$ogtum3 feit 1187 in feiner nieberbeutf djen
$eimat faft oerfdjotlen unb auf jmei fleine eroberte ©ebiete im Dften
ber Slbe übergegangen, bie ben SlSfaniern (Slnljaltinern) gehörten,
12G0. ©ad^fens Sauenburg unb ©adjfen* Wittenberg. $ur$ bie Teilung 12G0
bilbeten biefe jttjei felbftcinbige Sinien. $ie ^erjöge oon ©adjfens
Wittenberg ermarben 12G9 bie ©urggraffdjaft 2Ragbeburg,
1290 bie altwettiniföe ®raffd)aft ©re^na (f. § 18), unb erhielten
1356 bura) bie „gotbne SBuHe" £arl3 IV. bie ßur mürbe, momit
bie Unteilbarfeit be8 HurlanbeS unb bie Befreiung öom SönigSgertcfjt
(Privilegium de non appellando) oerbunben mar. 9)ftt $llbred)t III.
1422. ftarb 1422 ba8 #au3 ©ad)fen= Wittenberg aus. — ©eit ber 93er=
einigung ßurfadjfenS mit Steiften ging ber 9tame ©adjfen auf
bie überroiegenb t^üringifa^-franüfa^e SBeüölferung ber Wettinifa^en
Sanbe über, unb baS furfädjfifaje Wappen (fünf fdjroarje Cluers
balfen im golbnen gelbe mit ber grünen SRaute fdjräg barüber, boju
bie roten ©djtocrter be3 fKeia)3marfdjattamte$ im färoaräroeifjen gelbe)
oetbiangte bie alten roettinifdjen $mu«farben (bie blauen $fäl>le im
golbnen gelbe). 9Sor allem aber traten bie Wet tiner jefct in ben
pafften 2lbel be3 9?eidje$, unter bie Äurfürften ein unb übers
nahmen in biefer (Sigenfdjaft bei ©rlebigung ber Äatferlrone baS
9fceid|8üifauat in ben ianbern fädtfifdjen fRec^td (9torbbeutfd)lanb).
§ 25. Wiber bie #uffiten fd&lofe Surfürft griebria) mit
Saifer ©igiSmunb gegen SBerpfänbung oon ©rür. unb 3luffig ein
neue« $8ünbni8. 9lber bei bem SBerfudje, ba3 belagerte Muffig gu
entfefcen, erlitt ba8 meijjnifdje §eer, ba3 griebridjS tapfre ©emafjltn,
Satljarina oon 93raunid)tueig, bei greiberg gefammelt r)otte,
1426. 16. Sluguft 1426 eine oernidjtenbe Sftieberlage. ©eitbem begannen
bie fanatifd^en ^ufftten bie SRadjbarlanbe ju überfluten unb fdjlugen
1427 ein 9tetdj*l)eer bei 2Rie$. 3n Summer unb ©orgen oerfdueb
grtebrid) am 4. ganuar 1428 in TOenburg unb mürbe ft>äter aU
ber erfte feineä ®efdjle$t3 in ber neuen ©rabfaüetle beS 3)ome3 oon
Sflei&en beigefefct.
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§ 26. 9(utf) feine anfangt gemeinfdjaftlidi (außer im ßur(anbe)
regierenben ©öljne, ftricbrifl} V. ber Sanftmütige (1428-64) unb
JüHUjelm III. ber Xapferc (1428-82) maren bei ber mangelhaften
Drganifation beä ganjen $eertüefen3 nid^t imftanbe, ben üermüftenbeu
SKaubjügen ber $uffiten ju mehren. 9ßur bie größeren feften
©täbte behaupteten fid> geroöfjnticf> (1429 Belagerung üon $irna,
9fleif$en, ©rojjenljain, bauten; 1430 3e*ftörung üon Slltenburg,
flauen, Stuerbadj); ba§ platte Sanb mürbe entfefctidj üerljeert (bie
„roüften 9ttarfen"). Srft baä ftonjü üon 33af et machte burd)
firdjlidje 3ugeftänbniffe 1434 bem famüfe ein @nbe. 3)ie Hoffnung
auf eine umfaffenbe ®irdjenreform fdjeiterte allerbingS befonberö
bura) bie ©djulb taifer griebrto^S III. (1440-93; fonforbat öon
2öien 1448).
§ 27. $ie ©ebietäermeiterungen mä^renb biefer 3^it be-
Stedten befonberS bie (Sinüerleibung ber nod) übrigen urfürünglid)
reidjäunmittetbaren ober böljmifdjen §errfdjaften i^rcö 23ereid)3. 3uerft
jogen bie Srüber 1428 ba3 @rbe be3 bei Muffig gefallenen legten 1428.
Burggrafen öon Sttei&en (Öidjtentoatbe, ©anba unb Sßurfdjenftein)
an fid) unb liefen bem öon $ aifer ©igi^munb beftetlten Burggrafen
§einrid) 9ieuf$ öon flauen nur fjfrauenftein, bis 1439 aud) bie£
fefte ©d)Iojj erobert unb jerftbrt mürbe. ©benfo ermarben fie 1429 1429.
bie Burggraffdjaft MItenburg. ©obann taufdf)ten fie 1443 gegen 1448.
bie §errfd>aft Sflübjberg a. @. bie böfnnifdje §errfd)aft §of)nftein
(mit SBUbenftein b. i. ®uf)ftafl) öon ben Berfa öon ber 3)uba ein
unb ftettten bamit bie gegenmärtige ©renje stüifdjen ©adjfeu
unb Böhmen in biefer ©egenb fyer. ©üäter braute ©ibonie
(3benfa), bie Socfjter be3 böf>mifd)en $önig§ ©eorg üon ^objebrab
(1457 — 71), bie §errfd)aft ©djroarjenberg (mit platten unb
©otteSgab) iljrem ©emal)l Sftbredjt bem Befyerjten, bem jmeiten
©o§ne griebrid)3, als ÜDMtgift $u (1404). £odj mußten bie SBettiner
im Vertrage oon (Sger Slüril 1459 bie £efm6i)of)eit nidf)t nur 1459.
über biefe £errf djaften, fonbern aueb, über eine gange Sftetlje anberer
nteifjnifdjer ©ebiete (bag Bogtlanb. baS ©Ibttjat bi£ $irna abroartS,
bie Burgen im 9#üglifctf)ale, (Solbifc, (Silenburg, Sehnig u. f. lo.)
anerfennen, bie für bie meiften bi» 1806 aufredet blieb. 5ütber;
feite mürbe im ©treite mit Branbenburg über ben Sßfanbbeftfc ber
9Heberlaufi$ 1451 ©enftenberg ermorben unb burdj ben Eintritt
BranbenburgS in bie fädjfifdj=l)effifd)e ©rbüerbrüberung
(f. § 21) 1457 ein engeres Berf)ättni3 ju ben ^o^enjoHern (feit 1457.
1411 in ber Sttarf) angebafmt.
§ 28. 3u feieren 3^würfniffen jtoifdjen ben beiben Brübern
führte ber ©treit um ba§ erlebigte ©rbe griebridjä be3 ftriebfertigen
üon X^üringen (f 1440) unb bie Leitung be3 üäterlidjen BeftfceS. it40.
5)enn ber Ieibenf4aftUa^e äBtlljelm, bem Thüringen unb ein ieil
be§ «pieifeners unb Dfterlanbe^ 3ugefatlen Waren, beftritt, üon Müel
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bon SÖifctljum aufgeftadjett, baS Erbrecht beS 93ruberS auf feinen
Anteil. 3 n ^cm barüber auSbrechenben fächfifctjen 93ruberfriege
(1446 — 51) mürbe SBiüjeltn burct) ©ö^men unb Sßranbenburg unters
ftufct unb ®era bon feinen juchttofen bölmvifchen ©ötbnem, ben
„3ebrafen" 1450 erftürmt unb entfejjtich berfjeert (©age bon ben
^ufftten bor Naumburg). SBalb borauf föfynten fidi) bie 99rüber im
1451. Vertrage Don $forta im 3anuar 1451 aus (baS Anerbieten beS
©chüfcen an griebrtch). (Sin -Jiachfpiel beS SBruberfriegeS mar ber
$rin$enraub in Ottenburg in ber Stacht bom 7. jum 8. 3uti
1455. 1455, ben ®unj bon Häufungen mit $itfe beS MdjenfnedjtS £anS
©chroalbe an Ernft unb Atbredjt, ben einzigen ©pröfjlingen beS
£aufeS SBettin, aus Stäche gegen ben Surfürften öerübte (ber ®öljler).
griebrich berfdjieb unter ^erjlic^en Ermahnungen an feine ©ofme
7. ©ept. 1464 in Ottenburg, baS er feiner trefflichen ©emahtin
Sflargarete, Sodjter ErnftS I. bon Öfterreich, als SBitroenftfe beftimmt
hatte (f 1486).
§ 29. $ie beiben «ruber drnft (1464—86) unb «ftreifjt
ber ©eljerjtc (1464—1500) regierten auger im fhtrtanbe junächft
gemeinfehaftttch in befter Eintracht. Auch fie erweiterten ihr ©ebier.
nee. 3unächft eroberte Wibrecht 1466 ©tabt unb ©df)to& flauen, als
ber Sehnsherr ftönig ®eorg bon Söhnten ben Sefifcer Heinrich in.
9teuf$ oon flauen auf bie klagen feiner SkfaUen geächtet ^attc.
$ann erfauften fie 1472 baS fchlefifdje $erjogtum ©agan oon
Sohann bem SBitben, 1477 (nur auf SGBieberfauf) bie »iberfteinfehen
§errfchaften 93eeStoro=©torf om unb ©orau in ber ftieberlaufifc
(bis 1512). 3n bemfelben 3ahre nötigten fie ber ©tabt Duebün*
bürg auf Antrag ber #btiffin §ebmig, ihrer ©djmefter, bie fächfifdje
©chufcfjerrfdjaft auf unb brachten 1483 baS trofcige Erfurt in baS=
1482. felbe «erhättniS, als ihnen nach 9Bür)eIrnS III. erblofem $obe 1482
auch %$vix\nQtn jugefatlen mar. Auch ihr Einflufj im deiche
mud)S. ErnftS gleichnamiger ©ohn mar Erjbifchof öon SWagbeburg
unb SBifchof oon #alberftabt (f 1513), ber ältere Albrecht Erjbifchof
unb Äurfürft bon Httain$ (f 1484), AtbrechtS ©ohn griebrich #och*
meifter beS $eutfchen DrbenS (f 1510). Aufjerbem griff «(brecht
ber ©cfjcrjte (Animosus) thatfräftig in bie fchmeren kämpfe ein, in
bie bamals baS Sfteich mit £erjog ®art bem kühnen bon 33urgunb
oerroicfelt mar, mährenb bie Ungarn es im Dften bebrohten unb 1485
Sßieberöfterreicr) mit SBien eroberten. AIS „beS ®aifer8 gemattiger
2KarfchaK unb öannermeifter" entfette AC6rea)t mit Albrecht Achilles
1475. oon JBranbenburg 1475 baS bon ben SBurgunbern belagerte Steufc
burch ben ©ieg bei 3onS. STCachbem Albrecht 1476 eine Pilgerfahrt
ins r)eilige Sanb unternommen fycdtt, fut)r er fort, ben ®aifer nicht
nur gegen bie Xürfen, fonbern auch in ben kämpfen ju unterftüfcen,
bie jur Erroerbung ber burgunbifct)en Sanbe burch bie ©absburger
führten, ©o mächtig unb angefet)en hatten bie SSettiner feit Heinrich
bem Erlauchten nicht mteber bageftanben, unb eine noch meit gtänjenbere
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Bufunft fdjien ifmen in bcm jerfatyrenen unb oon attcn ©eiten fajtoer
bebrotyen 9teid)e genrifj.
§ 30. Xrofebem oerfdjritten bie ©rüber, beren (Sinoernegmen
fief) aflmäljHd) gelodert f>atte, nadf) bem ^etmfafle Springend jur
Leitung oon Seipjig 26. Sluguft 1485, meiere bie SBettinifd) ett 1485.
Sanbe für immer jerrife unb baS $au3 in eine emeftinifdje
unb atbertinifdje Sinie füaltete. @rnft(f 148G) erhielt 511 feinem
$urfadjfen nod) ben größten Xcil XljüringenS, baS roettinifd)e ftranfen,
ba§ SBogtfanb, bie $auötmaffe be3 Pei&nerlanbe$ mit Ottenburg unb
3roitfau unb bie SBogtei über baS©i3tum Naumburg. 2Ubrect)t(t 1500)
natyn Sfteifjen, ben SReft be§ PeifenerlanbeS mit Seipjig r ba3 nörb=
ftdje Springen, bie SSogtei über ÜHerjeburg unb Cuebfinburg,
©ogan, bie nieberlaufi&if d)en £errfd)aften. Gemein f am blieben
bie erjgebirgifdjen Sergftabte, bie Sogtei über SWeifeen, bie ©d)u&=
I)errfd)aft über (Srfurt, ^orb^oufen unb SJculjlfjaufen. deines ber
beiben ©ebiete bilbete eine gesoffene @inf)eit (f. bie ftarte), unb
ba ougerbem SieteS gemeinfam mar, fo gab e§ fortmäfjrenb $er;
anlaffung ju Reibungen.
(Staate unb Kulturleben.
§ 31. 3)em ©taatMeben be$ auggeljenben SJtfttefafterS geben
bejonberS mer @rf Meinungen ba$ eigentümüdje ©epräge. 1. Sieben
bie SanbeSljerrett treten bie Öanbtage, eine SSerfammlung ber oberen
©tänbe (Prälaten, ©rafen, Herren, bitter, ©täbte), anfangs feiten
unb in lojen formen (juerft 1350 in Seipjig), im 15.3()rf)bt. häufiger
unb in ftrengerer Drbnung. ©ie bewilligten anfangs für au6erge=
wblmlidje SBebürfniffe ©teuern, beren SBerWaltung ein ftänbifctyer
$lu$f$uf3 in bie ©anb nafjm, aber feit 1458 foflten fie audj über
#rieg unb grieben gehört werben, unb 1466 mürben ifmen alle bi£=
f>er ermorbenen SRedjte "beftätigt. Gegenüber ben $rioatintereffen beS
^errfdjerljaufeS oertraten bie ©täube meljr bie (Sinljeit
be§ SanbeS. 2. $ie fürfttidje Regierung gemann feftere ®e =
ftalt burd) bie WuSbitbung fefter ftäbtifdjer ^efibenjen (feit
1485 für bie ©rneftiner SBeimar, für bie SHbertiner Bresben)
unb eines georbneten ^Beamtentums, ftanjter, #ofmeifter, £of;
marfebatt ober ßammermeifter, £>ofridjter (feit 1485 ber Dber^ofri^ter
in Setyjig) waren bie bödjften SRegierungSbeamten; 2lmtS(ljauM>ute
oermatteten bie großen $omänengru»öen, bie „tmter", unb übten 311=
Qleid> bie ^oHjei unb 9tecf)tfpred)ung über bie Heineren „amtSfäffigen"
(SbeUeute unb ©täbte iljrer „Ww", toä^renb bie größeren „fct)rift=
fäffigen" ©bedeute unb ©täbte unmittelbar unter bem SanbeSfjerru
unb feinem Dberbofgeridjt ftanben. 3. 3)ie Staatsgewalt, bisher
wefenttid) auf bie SBaljrung ber inneren unb äu&eren ©idjerfjeit
befdjränft, behüte tljre SBirffamfeit, namentlich bie ©efe^-
gebung, auf immer weitere ©ebiete beS öffentlichen Sebent
Mann mol, Wrimfc-,üöe ber Sö(t>ftf*cn (rti-fcftic^tc. 2
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I
- 18
5ur Sörberung ber allgemeinen SBofylfafjrt au§ (bie erfte „ßanbeä-
orbnung" für springen 1452, für Sföeifjen 1482; Orbnung beö
Üflünsmefen3, f. unter § 32) unb fudjte ba$ Sanb nach aufeen ab =
jufchtiefjen (1446 in Xfuiringen SSerbot, 9techt3belehrangen bei
auswärtigen ©erichten ju fudjen). 4. dagegen blieb bie alte Teilung
ber auäfüfjrenben ©ewalt in Verwaltung, 9techtfprecfmng unb
§eerwefen beftehen. $)ie ©runbherren Ratten bie Sßolijei unb
wenigfteng bie ntebere ©erichtsbarfeit über bie gutSangefjörigen
dauern ($atrimonialgericht3barfeit), bie größeren ©täbte erwarben
fogar bie felbftänbige ©erichtäbarfeit, inbem biefe üom lanbeS;
herrlichen SSogt anfangt auf einen (Srbfdjuljen aus ber Sürgerfchaft,
im 15. SWbt. auf ben fflat unb feinen „Stabtrichter" überging,
daneben übten bie ©täbte ein auSgebehnteS @efefcgebung$red)t auf
©runb lanbeäherrlicfjer ©tabtreajte. SSon ben 3unftfämpfen blieben
fie faft ganj üerfchont. ©in §eer mürbe burch baS Aufgebot ber
SBafaHen unb ber Söürgerfchaften gebilbet, fam alfo nur langfam
fammen unb mar für größere Unternet) mungen unbrauchbar. $a
jubem gegen bie Sßuloergefchüfce feit ßnbe be§ 14. g^bts. bie
ritterliche ^Bewaffnung ihre 93ebeutung oertor, fo gingen bie Surften
me^r unb mehr ju geworbenen ©ölbnern, ben „SanbSfnechten", über.
§ 32. ®a§ SBolf fchieb fich aufs ftr engfte^adT® Tb u r t S "
ftänben. $ie bäuerliche SBeoölferung mar ben ©runbherren ist
immer machfenbem SERafepabc ju 3"tfen, §anbs, Spann- unb ©efinbe=
bienften öerpflichtet unb mürbe in ihrer SBirtfchaft noch m *h r eingeengt
burch bie SSeibe= unb 3a8brechte ber ©utsherrfchaften unb bie 93ann=
rechte ber ©täbte, namentlich auch burch bie Unterbrücfung be3 ©ewerbe=
betriebet auf bem platten Sanbe. ®aher machte bie Sanbmir tf chaf t nur
geringe Sortfehritte. — SBeit mehr entwicfelten fich bie ftäbtifdjen
@e werbe unter bem ©chufce ber Sunftoerfaffung, ber SJcärfte unb
be§ ©topel* (S«ieberlag«=) Rechtes für frembe SSaren (in Seidig
bie WeujahrSmeffe 1458, baS ©tapetrecht für einen UmfreiS oon
15 leiten 1497).* Unter ben $anbmerfen behauptete bie Sud^
macherei ben Vorrang; bießeinmeberei, befonberS bebeutenbin (Sqemnifc,
mürbe erft 1472 sünftig. 3m (Srjgebirge erlebte ber ©ergbau
ein 3eitalter glänjenber Slüte unb förberte bie SSefieblung beä £anbe&
(1458 3innbergmerf in Attenberg, 1471 ber ©chneeberg fünbig, 1477
©rünbung ber ©tabt, 1492 ber Scharfenberg bei ©t. Stnnaberg,
gegr. 1496, baneben 6t. Katharinenberg am ©uchhotj. (£rfte fäch=
fifche 93ergorbnung 1509). 3m 5lnf(t)tu6 baran bilbete fich ba»
Ianbe^r)errltct)e SKünswefen aus. 1307 liefe Sriebrich ber Sreibige
bie erften „3)icfpfennige", grossi Misnenses, fchlagen, fo genannt im
©egenfafce ju ben alten bünnen „93ra!teaten", 60 auf 1 SRarf S.;
* £a3 Stapelrecht gab einer Stabt bie Befugnis, äße ober manche
burdigcljenben Sarcn für einige 3^it 3urüd$uf)alten, um bie eigenen 53e=
öürfuiffe baoon gu befriebigeu.
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19 —
1490 beftimmte eine äßünjorbnung: 1 ff. — 21 ®r., etma 9 SR9tt.
©ilbertoert. S)af)er hmchfen ouef) bic ©infünfte ber gürften
unb ber SBohtftanb namentlich in ben ©täbten, obmof)! feine an
bie großen 9teuh3= ober #anfaftäbte hinanreichte. $)ie Sintoohnerjaht
büeb oerhältniamäfjig noch gering ((Snbe 15. SahrhbtS. hatte Seipjig
10000 (£., Bresben 5000 (£.). meiften *ßrioathäufer waren
bürftige unb feuergefährliche Sauten and gachroerf mit ©troh* ober
8d)inbelbatt). 2Ref)r manbte man auf Reibung unb SBaffenfchmucf,
reiche ©peifen unb ©etränfe.
§ 33. 5)a£ geiftige Seben mürbe noch unbebingt oon ber
^irc^e bef)errfcf)t. %tyt gtänjenben, oft mit ©chauftettungen Oer-
bunbenen gefte, ja^Uofe fromme ©ruber f duften, ©tiftungen unb
Wallfahrtsorte (ßreujfirche in Bresben, ®rab be3 fy. 93enno in
Zeigen) unb Softer übten auf alle ©täube einen unermeßlichen
unb umfaffenben ©influß. $tuch bie £errfc$aft über ba§ Untere
richtsmejen büeb ihr noch f a f* uneingefchränft. $enn bie jahtreia)
entftehenben ©tabtfa)u(en unterfchieben fich nur baburch oon ben
geiftfichen Slnftalten, ba jj ber fltot ihr Patron mar (ftreuafdjule in
Bresben feit etma 1300, Sftcotaifchule in fieipjig 1395, eröffnet 1512;
Schulen in Snricfau 1372, (Shemmfc 1399). ©aneben trat bie
Unioerfität Seipjig, 1409 oon griebritt) bem ©treitbaren ate
@rfafc für bie tfchechifierte Präger $ochfchute unb nach bereu SWufter
geftiftet (bie oier „«Kationen" ber 2Rei&ner, ©achfen, öanem, *ßoIen;
bie öier gafuttäten unter ihren $efanen, an ber ©pifce ber jährlich
mechfetnbe fteftor; brei Kollegien; fetbftänbige ©erichtsbarfeit, fpater
auSgebefmter ©runbbefifc); aber gegen Neuerungen »erhielt fie fia)
ablehnenb unb oerfchloß fich ^her aU( $ oem "«bringenben #umani3s
mu3, ber fich on ber £ochfcf)ule oon (Srfurt (eröffnet 1392) einen
$>auptfifc fchuf. — #eroorragenbe3 teifteten bagegen bie fächfifchen
Sanbe in ber bi Ibenben ®unft unter Oberleitung ber Eorgauer
Saubütte (1462), bie fich ber ©traßburger unterorbnete; für ba£
Sföeißnerlanb mar bie SRocfjft&er §ütte ber Sttittelpunlt. Sieben großen
gotifchen Äirchenbauten in SReißen ($)om), 3rokf au, föochlifc, Seipjig
unb Ännaberg traten fchon prächtige gürftenfifce, fo bie 2Hbrecf)t3burg
in beißen, bal SBerf bc^ 2Heifter§ Slrnolb au3 SBeftfaten.
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20
IL Die Itcuuii
3$on ber Seidiger Leitung bis 31a* (Segetwart.
1485— 189H.
1* Sie %tit Her fflefurmattom %x\tMä> Her Sßctfe uttH «Kredit
Her ©efterste* 3oljairo Her öeftättHtge und ®eorg Her Bärtige-
3ohamt £ricHri4 Her ftrogmiitige JtuH aKorifc*
1485 — 1554.
§ 34. ©egen <$nbe beS 15. 3(jrf)bt3. iuaren in $eutfd)lanb bie
3uftänbe auf allen ©ebieten beS öffentlichen ÖebenS bei ber (Schwache
ber fReidjSgeroaft in fotdje SBerttrirrung geraten , bafe nur grünbliche
^Reformen ber SReichSberfaffung, ber fojialen SBerhaltniffe (namentlich
beS SBauernftanbeS) unb ber Kirche eine gemalfame Umroäljung Der;
hinbern fonnten. $)a eine foldfje Reform nirgenbs gelang, fo fiel ber
gröfjte Xeil beS beutfdjen SBolfeS öon ber römtfc^ « f at^otifd^ett ®ird)e
ab unb bilbete eine neue ftirche. $ie SleichSorbnung üerfiel bagegen
immer mehr, unb bie Unterbrücfung ber ©auern fteigerte fidj noch
nac^ oem öauernfriege. Snmitten biefer 3uftänbe wuchs bie 9Jcad)t
beS weltlichen gürftentumS, »eil es bie ßöfung ber wich 5
tigften Aufgaben felbftänbtg übernahm. $ie fächfifdjen
SSanbe inSbefonbere fyabtn in biefer Seit eine leitenbe unb oor=
bilblic^e töolle gcfpielt. $odj bilbete ftch auch ein tiefer ©egen^
f jwifchen @rneftinern unb Sltbertinern heraus.
§ 35. 3)ie Sllbertiner fchloffen fich eng an bie Habsburger
an unb wibmeten ihre ftraft anfangt öormiegenb bem SReidjSbienfte.
Wibrecht Her ©eheqte unterftüfcte ben römifdjen ®önig (ÜJcitregenten
unb Nachfolger) 9RariinUtan erft gegen Ungarn, bann gegen bie
«TCubertanbe, bie ihm nach bem Xobe feiner ©emahtin Sttaria (1482)
teilmeife ben ©ehorfam öerweigerten. Wibrecht fämöfte um bie Befreiung
beS in SBrügge gefangen gehaltenen ßönigS 1488, ftettte in#ouanb unter
heftigen kämpfen bis 1492 baS Slnfehen ber Habsburger wteber her unb
erhielt jur ©ntfehäbigung 1494 ftrieSlanb als „ewiger ©ubernator".
freilich erfuhr er auch h icr hortnäefigen SBiberftanb, fein ©oljn £euirid)
mürbe in granefer belagert, unb furj nachbem Wibrecht einen 83er =
gleich m ü ocn Briefen juftanbe gebracht hatte, toerfchieb er in (Smben
1500. 12. September 1500. — gür feine fachfifch alber tinifchen Sanbe
1499. hatte er 1499 bie (Erbfolge nach ber ©rftgeburt, alfo bie Un =
teilbarfeit, eingeführt; bort folgte ihm alfo fein älterer 6olm
©eorg ber ©artige (1500-1539); Heinrich ber fromme mürbe mit
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— 21
grieSlanb abgefunben, überliefe aber 1514 biefen entlegenen SBcfife
für ©elb an 9tta£tmilianS (£nfel Äarl I. (V.) unb erhielt nun nach
bem SBiflcn beS Vaters nur bic #mter greiberg unb 28olfenftein.
§ 30. 3m erneftinif djen ©adjf en regierte fjrtebridj ber Jlßeijc
(1486—1525) baS Äurlanb allein, baS übrige ©ebiet mit feinem
trüber 3°h ann gemeinfehaftlich. griebrich (geb. 1463 in Xorgau),
ein 3ftann oon aufrichtiger grömmigleit, tiefer $erjenSgfite unb
märmftem beutfehen Patriotismus, ftanb mit ©crtfjolb, bem (ährjbifchof
unb &urfürfien öon ÜDRainj, an ber ©öifce ber SBeftrebungen für bie
Reform ber DeidjSüerfaffung unb genoß im ganzen Weiche beS höchften
MnfehenS. 3ene Verfudje Ratten freiließ bei bem SBtberftanbe ®aifer
SRarunütanS I. (1493-1519) unb ber (Sleichgiltigfeit ber meiften
gürften nur geringe (Srgebniffe (DeichSfammergericht, ftretSeinteilung,
SReid^^matrifel) unb führten nicht jur ^erfteüung einer ftarfen Deiche
gemalt.
§ 37. (Sben als bieS Ergebnis feftftanb, begann in ® urf ad) fen
üon ber Unioerfität Wittenberg (gegr. 1502) aus Dr. Martin
ßut|er feine Deformation mit bem Wnfchlag feiner 95 X^efen
31. Dt tober 1517. griebrich liefe anfangs ben fingen ihren Sauf, meil 1517.
er eS für Unrecht hielt, in geiftlidjen ©aa^en ©etoalt ju brausen. (£r
oerbinberte beS^atb auch, bafe Öut^er ber Vorlabung nach Dom folgte
unb üeranlafete feine (fruchtlofe) Vernehmung mä^renb beS DeidjStagS
in 9lugSburg burch ben $arbinal ©ajetan (^omaS be Vio) Dftos
ber 1518, fomie feine Unlerrebung mit bem toäöftüdjen Äämmercr
ftarl üon 9Kiltifc ju Slltenburg im 3anuar 1519, bie eine Sßaufe in bem
Streite herbeiführte. Um biefclbe 3«it übernahm griebrich nach bem
Xobe SHarhnilianS (Sanuar 1519) baS Deid)Süifariat in Dorte
beutfdjlanb (oergt. § 24).
§ 38. Valb barauf fielen nun brei üerhängniSfdjroere
(Sntfdjeibungen. 3n ber Seipjiger Disputation $\mi unb
3uli 1519 entfd)ieb fidj ber Vrudj öutljerS mit ber römifdjen ^irc^e. 15U>.
©eitbem roar#erjog ®eorg ber entfebiebenfte ® egner berlutherifdjen
Deformation. Slm 28. 3uni 1519 aber mürbe in granffurt a. 3Jc\
unter entfeheibenber SRitnurfung griebriajS, ber felbft bie Ärone ab=
lehnte, Äarl V., ber $err üon Spanien, ©icilien, Vurgunb unb
Österreich, jum beutfehen ftaifer gemäht (1519-58), alfo ein
frember gürft, ber $eutfdjlanb gar nicht fannte unb fdjon burch bie
3ufammenfe&ung feines Deich* oerbinbert mar, eine beutfdje «Politif
ju führen. ©he er noch eintraf, fchleuberte «ßapft Seo X. im Suni
1520 ben Vann gegen Butler, biefer aber fagte fieb burch bie
Verbrennung ber Bannbulle 10. Dejember 1520 offen üon ber 1520.
römifeben flirdje loS. 3Bit 2Rül)e festen bie DeichSftänbe auf bem
Deicfß tage üon SBormS SutfjerS nochmalige Vernehmung burdt); ba
jieboch biefer ben SBiberruf üermeigerte (17. 18.21»ril 1521), foüerbängte
£arl V. über ihn bie DeichSact)t („SBormfer ©bift" oom 8. 3Wai).
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$>amit brachte er ba$ Staifertum in SBiberfpruch mit ber 9ttef)r =
heit ber Lotion unb erschütterte fein Anfehen auf« fdjtoerfte, benn
er mar nicht im ftonbe, ba3 SBormfer ßbift burdföuführen unb übers
lieft $eutfölanb ftd) felbft, inbem er mieber nach ©panien ging.
§ 39. fiut^er mürbe nach gtiebrichä geheimen Sßeifungen auf
ber SBartburg in Sicherheit gebracht, blieb bort com 9Wai 1521
1522. bis jum 3Äär$ 1522 unb überfefcte ba$ Sfteue Xeftament. Sfcach
Wittenberg lehrte er erft jurücf, um ben ©itberfturm $u ftißen (Dr.
Äartftabt, I^omaS SKünjer). gorton leitete er bort ungeftört ben gort =
gang ber Deformation in ßurfadjfen, ber Dberlaufifc, ©thleften unb
ben oberbeutfa^en 9tach8ftäbten. $ie gürften unb ©tfdjöfe öer =
Stetten fich sunächft untbätig. Aud£j ber mi&lungene Aufftanb
ber föeichSritter unter ©iefingen (1522/23) fdtjabete ber ©act)e
SutfjerS titelt; erft ber ©onberbunb oon SRegenSburg (Suni 1524)
jur Storchführung be$ SBormfer (SbittS fe$te ihrer Ausbreitung in
©übbeutfchtanb ©djranfen.
§ 40. (Sine entfct)eibenbe SBcnbung braute erft ber furchtbare
©auernfrteg 1524/5. @r brach juerft in ©übbeutfchtanb au3,
1525. ergriff aber im grfif)jaljr 1525 ba« fächfifche Düringen, tuo
2^oma8 SRünjer bon SWfiljHjaufen aus einen allgemeinen Umfturj
unter furchtbaren gerftörungen (töeinharb&brunn) begann. Auch im
©ogtlanbe unb im ©rsgebirge gärte e«. Snmitten biefer furchtbaren
(Srfchütterung toerfchieb ^riebrirh ber fflßeife am 5. SHai 1525 auf
(Sdt)lo& fiodwu (Annaburg), nachbem er noch ba8 AbenbmabI unter
beiberfei ©eftalt empfangen hatte. 3hm folgte fein ©ruber Johann
ber ©eflänbige auch at* fhirfürft (1525 - 32). Unterftfifct oon Sutherä
entfehtoffenem Auftreten gegen bie ©auern, befiegte biefer mit $ilfe
GJeorg« be3 ©artigen unb *ßhiIiW$ ö ° n ©effen bie tf)üringifchen ©auern
bei granfen häufen auf bem „©chlachtenberge" am 15. 9Kai 1525.
Mün^x mürbe gefangen unb hinrichtet. $a&felbe ©clncffal hatte
ber Aufftanb in ©übbeutfdjlanb.
§ 41. (Sefäreeft burch fo furchtbare Erfahrungen nahmen bie
eüangetifch gefinnten gürften bie Seitung ber Deformation in
bie #anb. $er üftufterftaat für bie lutherifdje *Hr<henorbnung
mürbe Äurfachfen. ©ereit« im Auguft 1525 toieS Ihirfürft Sohann
bie (Seifttfchen feine« SanbeS an, tynfyxt ba$ reine ©üangeftum ju
prebigen; im gebruar 1526 fchlpß er mit tyfytipp tum Reffen, ben
$erjögen oon ©raunfehmeig unb 3ttecf(enburg einen ©unb jum ®chu|e
ber neuen ßehre. $er ©efchfa& be8 91 eich «tag 3 tton ©peier im
152G. Auguft 1526, bog jeber 3teich$ftanb in Sachen ber Religion fich fo
halten möge, tote er e3 oor ©ort unb bem ßaifer ju oerantroorten fich
getraue, gab ben gürften bie Kirchen t) oh ei t (jus reformandi) unb
bamit bie ftaatSrechtfiche ©runbtage ber eoangeUfch^lutherifchen
Sanbeöfirchen. $aburd) mürben bie gürften ,,9totbifchöfe'' an ©teile ber
nicht mehr anerfannten ©ifchöfe. 3n fturfacfrfen begann ber Ausbau
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nach ber üon Sutljer unb 9D^cIand^tt)on geleiteten SHrchenüifitation
feit 1528; bie Ijöfjereti (lateinifchen) ©tauten mürben nach Sttelandj* 1528.
tfjonS ©djulorbnung ^umaniftifd^ umgeftaltet.
§ 42. 3)iefe neue Drbnung ber $inge üertrat Äurfürft 3^ann
mit überjeugungSireuer geftigfeit auch ber fat^otifc^en SRe^eit ber
Nei<h$fürften unb bem Äaifer gegenüber, beffen Sttacht bamals burch
bie beiben erften italienifdjen Kriege gegen granfretch (1521 — 29}
fowie burch bie (Erwerbung Söhnten« (1527) unb Ungarn« (1528)
für bie Habsburger ungeheuer üerftärlt mar. Sluf bem 9teid^dtage
üon ©peier 1529 ftanb Sodann an ber ©pifce ber „proteftterenben" ir>29.
dürften, unb in Augsburg, Wo Äarl V. perfönlich erfchien, üer=
antaste er bie Überreichung ber AugSburger Äonfeffion am
25. 3"ni 1530 (ßutljer auf ber Coburg), ©obann trat er ber isso.
bro^enben ®efa!)r eines NeligionSfriegeS entgegen, inbem er 1531
mit $t)üipb Don Reffen u. a. ben ©djmalfalbifchen ©unb jur
5Ibmehr feinblidtjer Singriffe fdjloß. (Snblich mußte ®arl V. in feiner
©ebrängniS burd) bie dürfen ben ©chmalfalbifchen ©erbünbeten im
3uli 1532 burch ben NeligionSfrieben üon Dürnberg bie 1532.
(Sicherung ihrer firchlichen Neuerungen bis ju einem allgemeinen
$on$il gewähren. #urj barauf ftarb Sofjann am 16. Wuguft 1532
• in ©chwetnifc bei Xorgau.
§43. SBä^renbbiefer3eit bemühte fidj ©er $og($eorg imalbertini*
fdjen ©achfen üergeblich, bie lutr)erifd)e ßeljre ju unterbrücfen. @r
fonnte nicht einmal hinbern, baß fein ©ruber $einriä) ber fromme ifjr
unter bem (Sinfluffe feiner energifc^en ©ernannt Katharina üon 9ftecflen=
bürg fein Heines (Gebiet fdjon 1530 öffnete unb bem ©chmalfalbifchen
©unbe beitrat. 2)a nun ®eorg alle feine fünf ©öljne üerlor unb
bann bem ©ruber bie Nachfolge juftanb, fo wollte er fein Sanb bem
®önig gerbinanb üon ©öhmen, bem ©ruber ÄarlS V., übertragen,
aber er fonnte ba$u bie Stimmung feines SanbtagS nicht erlangen
unb ftarb am 17. April 1539 in Bresben. 3 n °cr Xljat führte i:>3i>.
nun ^cinria) ber fromme als Georgs Nachfolger (1539 — 41) bie
^Reformation fofort burch, wie es ber ©efinnung ber SNehrheit feiner
Untertanen entfprad). $5te rafdje Ausbreitung beS SßroteftantiSmuS
in ganj Norbbeutfchlanb unb in Württemberg fieberte ben ©eftanb
ber Neuerungen auch in ©achfen, jumal ba $arl V. üon neuenf in
auswärtige Kriege oerftrieft war unb neue gugeftimbniffe machen
mußte (granffurter Anftanb 1539).
§ 44. SBaljrenb nun ber ffriifer allmählich erfannte, baß nur
ein $rieg biefen gortfehritten ©inhalt thun fimne, bilbete fich ein
üerhängniSüolIer 3 n H*tpalt äWifdjen ben ©rneftinern unb
Albertinem aus. Heinrichs Nachfolger, §erjog SRorty (1541—53,
geb. 1521), ein junger $err üon ^oc^fXiegenbcm ©hrgeij, lluger
©erechnung unb rafdjer Xhatfraft, aber ohne befonbere religiöfe
SBärme, betrachtete als fein £auptsiel bie Erweiterung feiner SKacht
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— 24 —
3n biefem SBeftrcben fat) er fid) burdj ben (Sxneftiner, Surfürft
Jo^tttttt Srirbric^ ben ^rofemütigfii (1532—54), ef>er gehemmt
at« geförbert. tiefer begann nämlidj, nadjbem er fa>n im Stift
Naumburg bie Deformation burdjgefefct Ijatte, eigenmächtig audj ba«
unter gemeinfamer ©dmfcfjerrfdwft ftetjenbe (Stift SReigen ■ (f. § 30)
reformieren unb befefote batjer 1542 ba« 2tmt 2Burjen. 9Kit
3Rü!)e bermittette $fjitipp t)on ©efien, SJcorifcen« ©djmiegeröater,
einen 2tu«gteid) in biefem fog. „gtabenfrieg". Sttorifc aber, gereift
unb ofme SSertrauen in bie fdjmerfaflige unb unpaßere fieitung be«
©djmatfatbifdjen Öunbe«, trat au« biefem au«. Xro^bem ftrebte er,
fid) mit 3°^ a " n Stiebrid) über bie ©efijjergreifung ber großen Stifter
2Kagbeburg unb §atberftabt ju oerftänbigen. ©rft at« bie« mifetang,
begann er fidj bem Äatfer $u$uroenben.
§ 45. Stynufdjen l)atte nämtidj ®arl V. feine Kriege mit ben
dürfen unb granjofen beenbet (1544 unb 1545), unb Sßapft $aut III.
mar jurSernfungbe« ®on$it« üon Xribent bemogen roorben(l545).
$ie Steigerung ber s .|Sroteftanten, e« ju befdjirfen, bot bie lefcte SSers
15-16. anlaffung junt ©djmattabifdjen Kriege 1546/7, ben Suttyer ntdjt
mef)r erlebte (f 18. Sebruar 1546 in (Steteben). 2Säf)renb barüber
nod) bie legten 5Berf)anbtuna,en in Degen« bürg gepflogen mürben , erhielt
2florifc Dom Äaifer bie 3ufid)erung ber ©dnrmfjerrfdjaft über 9)cagbc?
bürg unb §atberftabt, menn er fetbft bie $td)t gegen 3^ann gnebria)
üoflftrecfe. $)od) behielt er fidj untätig, als bie ©djmalfatbner
bem tuet fd)roäd)eren faifertidjen §eer an ber oberen $onau erft bei
3ngolftabt, bann bei Ulm gegenüberftanben, ofme etma« (Srnfte« 511
magen. C&rft nadjbem itjm $önig Serbinanb audj bie Äurmürbe unb
bie Sanbe 3o^ann griebridj« auf« beftimmtefte jugefagt tmtte, braef)
er Grube Dltober 1546 überrafdjenb in $urfad)fen ein. Unterftüfct
oon böljmifdjen Xruppen befefete er in menigeu SBod^en ba« ganje
Öanb mit $tu«natjme Don Wittenberg, (Uotlja u. a. 3luf biefe 9tacf)=
rid)t tun löfte fidj ba« ©djmatfatbifdje $eer auf, unb bie fübbcutfdjen
s $roteftanten unterwarfen fid) bem föaifer ofme ©egenroefjr. Allein
ber erbitterte ®urfürft, mit 20 000 üRann eilig fjeranaiefjenb, bemädjtigte
fidj nidjt nur feine« eigene« Sanbe« fofort mieber, fonbern befefcte
audj ba« ftreitige ©ttft Sflagbeburg unb rürfte in ba« albertinifdje
©acfcfen ein. ©tatt nun bie ©unft ber Sage ju benü(jen, liefe er fid>
1047. erft buraj bie tapfere Serteibigung Seipjig« im San««* 1547, bann
burdj bie SBinterfätte aufhalten, fdrfug im 9Jcär$ jmar ben 9Jcarf=
grafen Slfbredjt oon SBranbenburg-fönlmbacf) bei föodjlifc, oerjetlette
aber feine ©treitfräfte burdj (Sntfenbungen nadj bem (Srjgebirge unb
überfd&ritt enblidj bei SJcetfeen bie (Stbe. Srofcbem mar SRorifc in
folc^e SBebrängni« geraten, ba& er nac^ ©bljmen jurüefmia^ unb bie
Jpilfe be« Äaifer« anrief. 3« ®9er oereinigte fia^ biefer mit ÜKori^
unb föönig gerbinonb unb ging bann in (Silmärfdjen gegen bie mittlere
(S(be öor. $\tx tiefe fid) ber a^nung«tofe ^urfürft am 24. 2tprit 1547
(©onntag Misericordiue) in feinem Sager bei SRüfjtberg überragen;
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fein gefätt)äcf)ie3 £>eer (nur nod) 6000 SKann) tourbe auf bem föücf*
juge burch bic 2od)auer $eibe jerfprengt, er fctbft gefangen. $er
Kaifer liefe ihn barauf 5um Xobe oerurteilen unb braute baburdj
ba3 tapfere Wittenberg jur Übergabe. 3" ber ^Bitten berger
Kapitulation 19. SJiai 1547 oerjichtete Johann griebrich für fiel) 1547
unb feine Ucachfommen auf bie Kurtoürbe unb alle feine Mnfprüdje
auf SERagbeburg unb ©alberftabt, übergab SBittenberg unb ©otfca unb
oerfpract) nach beS KaiferS ©elieben in ®efangeuf<haft ju bleiben.
$on feinen Sanben blieb feinen ©öfmen nur ber größte Xeit be3
furfächfifchen X^üringen. S)a8 Kurlanb unb baS ©ebiet öftlict) ber
(Slfter fielen an SRorifc (f. bie Karte), ba3 SBogtlanb tarn aU
böhmifetjes fielen an ba$ $au3 SReufj (f. § 21). 3n Augsburg
empfing 9Wori$ bie feierliche SBelehnung mit ber Kurmürbe am
24. gebruar 1548. ©o maren bie meiften SBettinifd)en Sanbe 1548.
an bie Sllbertiner übergegangen unb bie (Srneftiner in
eine untergeorbnete Stellung jurüefgebrängr.
§ 40. 2lber SJcorifc mar roeber befriebigt nod) füllte er fid)
in feinem neuen SBefifce fidjer. $enn er mar im eigenen Sanbe foroie
bei ben beutjct)en Sßroteftanten übethaupt tief oeThajst, unb bie Über=
mact)t, bie Karl V. buret) feinen ©ieg erlangt hatte, bebrohte ben
SBeftanb be3 ^roteftantiSmuS unb bie nationale Unabhängigfeit
$eutfcf)lanb3 gleichmäßig. £aju füllte fict) SRorifc burch bie fyalfc
oertragemibrige Gefangennahme Philipps öon Reffen in $atle perfön?
lieh oerlefct. ®r begann fiel) bedr)alb oorfidjtig Dom Kaifer ju ent=
feinen unb ju ben $roteftanten hinüberaulenfen. $)aher führte er
junächft in feinen Sanben baS totholifierenbe $lug3burger Interim
(^1548), ba3 big jur Gntfctjeibung beS Konjilä gelten follte, nicht
au§, fonbern fefote baS Seipjiger Ignterim an feine ©teile
($ejbr. 1548). ©obann Inüpfte er mit ben ©ofmen $h iJi ^ bou
Reffen, Wibrecht ton ©ranbenburgsKutmbact) unb 3oacf>im IT. oon
iöranbenburg geheime SSerbinbungen an. WnbererfeitS übernahm er,
um mit bem Kaifer nicht tjorjeitig ju brechen, bie JBolIftrecfung ber .
s Jteict)3acht gegen SWagbeburg 1550 unb brachte enblicr) im isso.
Scooember 1551 bie trofcige ©tabt jur Übergabe. SBäljrenb biefer
Belagerung aber fd)lo& er ein geheimes ©ünbni« mit Johann oon
Küftrin, 3ohann Wibrecht oon SOtecflenburg u. a. norbbeutfdjen gürften
jum ©cfm&e be3 $roteftanti8mu3 unb ber „beutjehen Freiheit " unb
gewann bie #ilfe Sranf reich« im Sertrage oon Sriebemalbe 1551
flegen (Einräumung be« SfteichStrifariatS über bie lothringifchen ©tifter
HRefc, Xout unb SSerbun an König Heinrich II.
§ 47. 3n$tt)ifchen mar ba£ Konjil Oon Xribent nach längerer
Unterbrechung mieber jufammengetreten, unb ber Kaifer befanb fid)
ot)ne 2(t)nunö oon 2Jcorifeen3 Plänen unb ohne $eer in SnitSbrucf.
2)a gab feine Steigerung, ben Sanbcjrafen Philipp freijulaffen, ben
Sßerbünbeten ben populären SBortoanb jum kriege 1552. 3n ®iU
märfchen erreichte SWori^ 5lug§burg, erftürmte am 19. 2Wai bie
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2G
(£|renberger &laufe unb 50g am 23. 9Hai in gnndbruc! ein.
SBenige Jage Dörfer mar Äarl V. mit 3oh attn 5riebrtch, bem er bie
greiheit angefünbigt hotte, nach SBillach in Barnten geflüchtet Die
grüßte be« Siege« fieberte ber Vertrag oon ^ßaffau 2. Sluguft 1552.
Die Xruppen mürben entlaffen, ^h^ty? öon Reffen freigegeben, ber
93e[ifcftanb ben Surften gereährleiftet. Über bie firchlidje t$xa$t unb
bie SBefömerben gegen bie Regierung be« Äaifer« foQte ber nächfte
9teich«tag entfärben. Damit mar bie (Serealt be« ßonjil« über
bie beutfcfjen Sßroteftanten grunbfäfclich aufgehoben unb bie
Übermacht Äarl« V. in Deutfdjlanb jerfchmettert.
§ 48. Mein ber Äaifer, tief erbittert unb noch met)r öerftimmt
burch bie öergeblidje ^Belagerung oon Sftefc (§erbft 1552), arbeitete
im Stillen gegen ben eben gefchlofjenen ^rieben unb nahm bed^atb
^(brecht Oon SBranbenburg = Quirnbach in feine Dienfte, ber injroifcfjen
bie franftfehen 93i«tümer befriegt unb ju ßanbabtretungen gelungen
hatte, aber barüber mit SRortfc jerf allen mar. 3nr Sfafrechterhaltung
be« ^rieben« oerbünbete fich SEorifc mit Serbtnanb oon SBöfjmen,
Heinrich öon öraunfehreeig, ben fränfifchen S3ifct>öfen unb einigen
fübbeutfdjen dürften. Sir« Wibrecht fich nun auf »raunfdjreeig marf,
eilte ber ®urfürft feinem JBerbünbeten ju £ilfe (SBorifcbenfmal in
Dre«ben). 3n ber Blutigen Schlacht bei Sieoer«haufen (jtoiföen
1:153. ©raunfehtoeig unb ©annooer) 9. 3uli 1553 fiegte HRorifc, mürbe aber
töblidj oermunbet unb oerfd)ieb am 11. 3uli (©rabmal im Dome ju
greiberg). %m nackten Saljre 1554 ftarb auch 3oh ann Biebrich,
ber 3 552 in fein ßanb jurüefgefehrt mar. 8«9^ia) banfte Äarl V. ab.
3n Spanien unb feinen SRebenlanben folgte if)m Wlipp If., in
Deutfcfjlanb 1558 fein ©ruber fterbinanb h, ftönig oon SBbfmten.
§ 49. Sftorifc mürbe ber Öegrünber be« fädjfif<h=alber=
linifchen 8urftaat« auch im 3nnem. Die neue eoangelifchc 2Iufs
faffung oon ber Selbftänbigfeit beä Staate« gegenüber ber Kirche unb
bie Schmähe ber 9teich«orbnung famen ihm babei $u #ilfe. SSor allem
ging er barauf au«, fein jefct reohl abgerunbete« (Sebiet in ein
mögtichft gesoffene« unb felbftänbtge« ÖJanje $u üermanbeln. S)e«hotb
trat er fchon 1547 ba« £er$ogtum Sogan an ©öhmen ab (f § 24), um
bagegen bie böhmifdt)e SetjnShoheit über (Silenburg, ßei«nig unb (£olbi|j
ab julöfen (f. § 27). Sobann begrünbete er eine neue Orbnung ber
SBerrealtung. Die oberfte SRegierung«behörbe mürbe 1547 ber Jjofs
rat. 5£)ic alten felbftänbigen ßanbe«tetle mürben al« ßreife burch
Oberhauptleute, bie über ben 2lmt«hauptleuten in ben Ämtern
ftanben (f. § 31), oon ben ßrei«ftäbten au« oermaltet. Die« mar für
ben #urfrei« SBittenberg, für Thüringen ßanaenfalja, für ba« 9ftei&ner=
Ianb Sföeifjen, für ba« Dfterlanb ßetpjig. Da« Dberfjof geriet inßeipjig
erhielt eine neue Sßerfaffung. gür bie beffere93erteibigung be« ßanbe«
forgte 2J?orifc nach bem Vorgänge §erjog Oeorg« burch bie Sfteubefeftigung
oon 3)re«ben, $irna unb ßeipjig. 2)te IWacht ber ©tönbe fteigerte
fiä), ba ber Äurfürft ihre Steuerbereinigungen für feine Kriege nicht
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entbehren fomtte unb iljrer 3uftimmung bei ben firdjlidjen Unu
geftaltungen beburfte (bat)er 9 Sanbtage binnen 12 Sauren; ftänbige
Slu&föfiffe in ben Greifen für bic SBertoaltung ber ©teuern).
§ 50. (Sbenfo braute SDcorifc bie SBerfaffung ber fur=
fädjfifdjen SanbeSlirdje jum 5lbfd)lu&, neben ber, mie bamal«
überall, ben SlnberSglöubigen nur bie ©eroiffen§freit)eit, nid|t ba«
SRedjt jur SBilbung öon (Semeinben unb öffentlichem ®otte«bienft Oers
blieb. 911« oberfter Sanbe«bifct)of fefcte ber Äurfürft an bie
©pifce ber alten (Srjpriefterbejirfe ©uperintenbenten. Über biejen
ftanben bie ßonfiftorien öon Seipjig unb SDcei&en, feit 1580
ba« Oberfonfiftortum in Bresben. $atronat über bie
Ißfarrfteflen ging meift an bie ©ronbfjerren unb ©täbte über. $ie
brei ©t«tümer blieben al« roeltlidje $errfdjaften erhalten, bie übrigen
Stifter unb Slöfter Würben mit äuftimmung be« Sanbtag« 1541
meift für meltlidje Smecfe eingejogen (fäfularifiert) unb it)re ®üter
an Sbelleute unb ©tobte üeraufjert ober jur fürftlidjen Cammer ge=
f plagen, anbere für #trd)en = unb ©djuljmecfe öermenbet. 2Rit biefen
Mitteln ftattete SRorifc bie Uniöerfität Seipjig reichlicher au«
(9$autinerflofter, ®onöift) unb begrünbete nad) bem Sorbilbe ber
mürttembergifdjen ©ttft«f<fjulen bie brei Surften* M nb Sanbe«*
faulen 9Jceifjen, Grimma unb ©djulpforta.
2. Sie «ultttrWüte Surfartfcn* int Scitalter Der mautents
fämtfe, «itgiift SWftiaitl. ttyrifttait II.
1553— 1611.
§ 51. $a SRorifc öon feiner ©emafjlin ftgne« Don Reffen nur
eine iodjter Slnna Unterlieg (üermätytt mit SBilljelm I. Don Sßaffau-
Oranten), fo folgte if)m fein jüngerer ©ruber Äugufl (1553—86)
Geboren 31.3uli 1526, ^atte er feine 3ugenb meift am böt)mif<f|en
#ofe üerlebt unb eine gelehrte ©ilbung in greiberg unb Seipjtg ge*
noffen. ©djon 1544 mürbe er Sbminiftrator be« ©tift« äflerfeburg,
1548 Dermalste er fic$ mit «nna, Xocf>ter f?önig Gtjriftian« III. öon
Uäncmarf. ^raftifeber SBerftanb, große, oft bi« jur $ärte gefteigerte
2Bitten«ftärfe unb unermüblidje 2lrbeitfamfeit matten ir)n ju einem
trefflichen Regenten feine« fianbe« („SBater" Sluguft). 3n feiner Site tdt) 3*
politif aber mürbe er beljerrfät öon ber gurc^t üor einer neuen
Crrtyebung ber erbitterten ßrneftiner unb öon ber Slbneigung gegen
bie Reformierten (1563 Übertritt ber ßurpfalj jum Galüini«mu«).
3)af)er fudjte er im SReid&e ben beftet)cnben grieben«juftanb aufregt
$u ert)alten, fdtfofj fidj eng an ba« ®aifert)au« (gerbinanb I.
1558- 1564, 9Jca£imilian II. 1564—76) an unb let)nte jebe«
Sufammengetjen mit ber calötnifdjen *ßfal$ ab. 9ftit ben ©rneftinern
^toerföljnte er fidj be«fmlb im Verträge öon Naumburg 1554 burd} * 55i -
^ürfgabe «Iltenburg« unb be« fpateren SReuftäbter Greife« (f. bie
$arte); im ?Reicr)e bnlf er ben $cligion«frteben üon 9tug«burg
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1555. 25. ©eptember 1555 ju ftanbe bringen. $iefer gab ben meftliajen
dürften bie $ird}en$o1)eit (jus reformandi; cujus regio, ejus religio),
lief* aber bie entfdjeibenbe Srage nad) bem ©djitffale ber geifttidjen
gürftentümer offen (ber geiftlidje Sorbe^att) unb gab baburir) ber
fatfjotifdjen (Segenreformation freie« ©oiel.
§ 52. 3uw Ungtüd* üerbanben fiä) bamit firdjüdje ©pal-
tungen unter ben $roteftanten, bie audj fturfadjfen ergriffen.
SBaljrenb nämlidj bie 1558 neugegrünbete ernefiimfdje Unioerjität
3ena am ftrengen tutfjerifdjen Seljrbegriff feftljieft (gfaciuS S^öricuä),.
ljerrfdjte in ®urfad)fen bie üermittelnbe, ben ^Reformierten freunbtidjer
gegenüberfteljenbe SRidjtung be« milben $f)iftpp 2Rerand)tfjon aua? nad>
beffen Xobe 1560 ßßbjtippiSmu«, ®rt#tocatüini«muS), ber firf) aua>
ber ®urfürft junädjft anfdjlojj. 2JHt biefem firdjlidjen (Segenjafce Oer-
banb fidj ber btmaftifdje §mifdjen ben ©rneftinern unb SUbertinern. 5n
ben ©rumbadjifd)en ^änbetn fam er enblidj jum offenen $lu£-
brudj. $er jmeite ©ol)n Sodann griebrid)3 be« ©rojjmütigen, Johann
griebrirfj ber Mittlere oon (Stotlja, ljatte jidj oon bem unruhigen
franfifd)en SReidjdritter 2BUf)elm oonOrumbad) mit ber Hoffnung
betören laffen, mit §ilfe einer atigemeinen (Srfjebung bei $Ü>et« bie
oerlorene ©teflung ber (Srneftiner toiebergugetoinnen, unterftüfete ifjn
batjer in feiner Setjbe gegen ba« ©istum SBürjburg unb trat fogar
mit ©ridjXIV. oon ©darneben in Serbinbung, ber 1560 gegen ©eines
marf, ben SBerbünbeten ©adjfen«, ben ßampf um bie Dftfeefjerrfaiaft
eröffnet fjatte. &udj al« ber ®atfer 1563 bie $td)t über ©rumbadj
auöforadj, lieg 3°^ a ^n griebridj nidjt oon iljm ab unb oerfiel bar)er
1506. 1566 ebenfalls ber STdjr. Stuguft, at« Hauptmann be« oberfädjftfäen
Greife« mit ber SBoflftretfung beauftragt, atoang ©otfja Wpvii 1567
jur Übergabe. @rumbad> unb ber ^erjogli^e ftanjfer 93rütf mürben
graufam hingerietet, 3oljann griebridj nadj SBiener SRcitftabt *u
lebenslänglicher (Sefangenfdjaft abgeführt, bie feine treue ©emablm
(Slifabetl) mit iljm teilte (f 1595). ©eine unmünbigen ©öfjne mußten
für 3a^ung ber ftriegSfoften bie oier „affefurierten #mter" 2lrnS;
fjaugf, SBeiba, 3iegenrücf unb ©adjfenburg an Äuguft üerpfänben.
§ 53. Snfotge biefe« Siege« fügten fid) bie $biti*öiflen in ber
Umgebung be8 Shtrfürften (®el)eimrat (Sracoto, ber Seibarjt Dr.^eucer,
ber ©oforebiger ©agittariu«) nod) fixerer a(3 juoor, oerantafcten bafjer
ben Consensus Dresdensis 1571. 211« aber ber Äurfürft barüber auf=
gettärt mürbe, bafc ber ^fjiltöjriamu« in einzelnen ©tücfen oon ßutber«
1574. fie^re abmeiere (1574), fam ber Ijeftigfte iRücffajlag. $)ie beengen
Vertrauten mürben eingel erfett unb bie reine lutljerifdje Sefjre nodjmal«
in ber Äonforbienformet (1577 in Softer ©ergen bei SRagbeburg )
1580. jufammengefafet, bie 25. guti 1580 oertunbigt mürbe. 5tOe ©eifttia^en
unb Se^rer, bie fidj tt)r nidjt fügten, mürben be« ?lmte« entfe^t unb
1580 eine neueftirdjenorbnung ertaffen. SKe^ral« 80(ut§erifd)e9ieid)« =
ftänbe nahmen ebenfaU« bie Äonforbienformel an, aber ber 3^^=
fpalt jmifd^en Sut^eranern unb Saloiniften oerfdjärfte fict)
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foaburd). ©o überwältigte bie (Gegenreformation unter ber fc^taffett
Regierung ftaifer SRubolf« IL (1576—1612) rafdj oiete geiftti^e
^ürftentümer.
§ 54. daneben ttrot Äuguft (Srljeblidje« für bie ©rroeiterung
feinet ©ebict$. SCbgefetyen öon ben ,.affefurierten Ämtern"
erroarb er 1569 ba« SBogtfanb gegen eine ^bfinbungSfumme öon beffen 1569.
üerfäulbetem £errn §einrid) VII. SReufe 5urütf (93ogtfänbifd)er #ret£).
ferner ergriff er 1583 für ftd) unb feine SWünbet, bie Äinber Sodann 1583.
SBittjehn« oon SBeimar (f 1573), Söefifc oom @rbe ber (trafen öon
§enneberg (©uljl, ©(fyteufingen, einem Xeile 3fteiningen$). $)as
oerföutbete ©ebiet ber fogenannten oorberortifcfjen Sinie ber trafen
öon 2Kan«feIb übernahm er 1570 gemeinfam mit ben beiben anbern
2efjn3l)erren berfetben, ben ©tiftern Sttagbeburg unb £alberftabr,
unter feine Verwaltung (enbgittige (Erwerbung erft 1780). ©dtftejjlidj
fingen aud) bie brei $i$tümer t^atfad^ticr) an ba$ ®url)au3 über,
ba bie föon meift eöangelifdjen $>omfa|ritel nur nodj furfäcfjfifctye
s $rinjen ju ^bminiftratoren beriefen, SKerfeburg 1561, Naumburg 1564,
Zeigen 1581. ©o umfa&ten bie furfSc^ftf^en Sanbe barna!« etwa
350 ©eötertmeilen mit 1% SRittion (Sinwoijner.
§ 55. 3)ie bebeutenbften SSerbienfte erwarb fid) Sluguft um bie
Verwaltung unb Kultur ©adjfen«. S)ie ©tänbe organifierten
jid) fefter, inbem ftd) um 1565 bie Sßrälaten, (trafen unb Herren
jur erften ®urie gegenüber ben beiben Furien ber dritter unb ber
©täbte jufammenfdjloffen, unb festen für bie Verwaltung ber ©teuern
ba» Dberfteuerfollegium ein. Sieben biefem ftanb ganj felbfiänbig
bie furfürfttidje ftammeröermaltung für bie Domänen, feit 1566
unter bem Äammermeifter. 3^«n SWittelüunft fanb fie am £ofe
unter bem §ofmarfdmÜ\ 5)ie Verwaltung ber ©tiftslanbe blieb
baöon ööüig gefonbert. ©eljr nadjbrücfltd} übte ber ßurfürft fein
©efefcgebung«* unb VerorbnungSredjt. üttit feinen „(£on=
ftitutionen" oon 1572 gab er in fceutfdjlanb ba« erfte Veiföiel
einer umfaffenben SanbeSgefefcgebung.
§ 56. Vor allem mar „Später $luguft" ber erfte beutfdje
©taat«; unb Volfäwirt feiner Seit, barin treulief) unb üerftdnbnie^
tiott unterftüfet Oon „Butter Slnna". $amit tyängt bie erfte farto-
grapf)ifdje $lufnaljme be« Sanbe« jufammen. $ie fefte ©runblage
bilbeten bie auSgebefmten Äammergüter unb Negotien (nufcbare
§ofjeit»*red)te). 5)ie erfteren üermefjrte er planmäßig burd) grofce
Slnfäufe, iljre Verwaltung übermalte er auf« genauefte unb wanbte
bem lanbmirtfd^af Hieben betriebe bie größte ©orgfatt ju („fünftlidje»"
£>bft= unb ©artenjudfotbü^lein"; ^ammergut Dftra; Vaumfdjule in
©tollen, ^auptfetlereien in Xorgau, Seiöjtg unb $)re$ben). $ür bie
Verwertung ber gorften forgte eine großartige Slößerei auf ben
•ftebenflüffen ber ©aale; bie fyolje 3agb fcd)te Sluguft al« leiben-
fd)ajtlicf)er Säger (Abenteuer auf bem kleinen SBinterberge 1558)
fidt> felbft fdjUe&Iidj üorjubeljalten, fefcte baljer 1584 bie Sobeäftrafe
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ouf SBilbfreoel. $)ie Oberleitung ber SBergmerfe übertrug er bent
„Hauptmann ber (Erzgebirge", ©o erlebte ber fäajfifcfje ©Uberberg*
bau in ber $meiten plfte beS 16. SWtS. feine glänjenbfte Seit
(1521 SRarienberg gegrünbet, 1591 Urforung ber ©tobt ftlingentljal)
unb mürbe überall oorbilblia), int $arj unb in Ungarn, in Snbien
unb ©panifa) Amertfa. daneben begann bereits bie Ausbeutung ber
3iüicfauer ©teinfofjlen (feit 1530; aroifdjen 1532 unb 1597 adjt
„Äoljlenorbnungen"). Aua) baS rurfäa^fifaje SRünjmefen mar
burdj feine ©oltbität allgemein berühmt (neben ben „(Stolben" feit
1500 bie „Xljaler" ju 24 @r. nadj bem SBorbilbe ber bölnnij^en
,,3oaa)imStijaler''). $ie ©emerbe förberte Auguft befonberS bura)
^Infieblung jafjlreidjer nieberlänbifdjer $anbmerfer, bie ju ben alten
3meigen bie ©ö)leier(©aumrootten)meberei hinzufügten. 3m bic^t-
beüötterten Srjgebirge oerbreitete fia) burd) Barbara Uttmann bie
(Spi^ennöppetei. $er SRitteltuntt beS $>anbels blieb ßetöjtg, an
beffen alten ©taöelred)ten Auguft unnadjfidjtig feftfjielt; bod) förberte
er fdjon ben ©Ib^anbel ju gunften 3)reSbenS. ©o machte fid) in
SlurfadH'en weniger als anbersmo in $)eutfdjlanb bie SSeränberung
ber SBeltfjanbelSftrafjen bemerfbar, bie burdj bie großen @nt-
bedungen unb baS Auffommen erft ber ©panier unb $ortugiefen, bann
ber £>oüänber unb (Sngfänber ftd) ooffjog.
§ 57. S)er überall aufgehäufte Steigt um geftattete nun autt)
eine glänjenbe Entfaltung ber bilbenben ®unft nad) bem SSorbilbe
ber italienifa^en Sftenaiffance. 2)er 83 au fünft fteQte jefct nidjt mein;
bie ®ird)e bie größten Aufgaben, fonbern Surften, (Sbelleute unb
©täbte in ©djlöffem, SRatfjaufem unb Sßriöatgebäuben. SnSbefonbere
bie fäc^fifct)en dürften geigten mäf}renb be3 ganjen 16. 3Wb*S. groge
Söauluft (glänjenber Umbau beS 3)reSbner ©dtfoffeS unter (Seorg unb
2Jiorifc, baS geugljauS unter Auguft, baS 3ögbfO)lo§ 2ftorifcburg, bie
AuguftuSburg, ©djIo& Hartenfels in $orgau, SRatf>auS in ßeipjtg,
©djlofc ßauenftetn). Aua) bie SKalerei mürbe burd} SucaS (Sranatf)
ben älteren (f 1553), ben treuen Hofmaler Sodann SriebridjS, uad>
©adjfen öerüflanjt, unb AuSgejeidjneteS leiftete baS ®unftgemerbe.
§ 58. $)urdj Sut^er maren bie fädjfifdjen Sanbe bie $>eimat
ber neufjoajbeutfdjen ©djriftfüradje gemorben (erfte neu§ocf)=
beutfdje ©rammatif Don Sodann (£lajuS 1578) unb nahmen an ber
Sitteratur lebhaften Anteil (baS eüangelifaje ftirdjenlieb; SBolfS=
fdjaufriete; $aul 9tebf)ufjn in ÖlSnifc, f 1546). $od) mürbe bie
Silbung ber leeren ©tänbe ju einfeitig öon ber t^eologifa)*
fcumaniftifdjen ©ele^rfamfeit bef>errf$t unb baburd) bem
SoüSleben faft tjötög entfrembet $ie midtfigften ^flanjftätten ber=
felben maren bie Unioerfitaten Wittenberg unb Seipjig unb bie brei
ÖanbeSfajulen (f. § 50), neben benen ja^lreiaje „Sateinfajulen"
ftanben. Auguft intereffierte fiaj toerfönliaj befonberS für matl>ematifrf)e
unb naturroiffenfajaftlidje gädjer (ba^er botanifa^e ©arten an ben
Uniüerfitäten), bie in ©adjfen aua) fa)on litterarifd) bearbeitet mürben
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($lbam Riefe» Rerfjenbuay, ©eorg%ricota, Stegrünber ber Mineralogie,
f 1555). 3n traurigem ©egenfafce ju biefen 2fortfct)ritten ftanben ber
§ejentt)a^n unb bie ^esenprojeffe. — XaS Seben mar überall,
aua? an ben $öfen unb beim Slbel, reid)lidj unb berb, oft rof) unb
unmäßig (3agben, Irinfgelage, iurniere, Ringelrennen); in ben
Stäbten jeigte e3 ftdj am glänsenbften bei ben <Sct)ü^enf eften.
§ 59. Stuf STuguft (f 11. Februar 1586) folgte fcljriftian I.
(1586—91), ber einjige übertebenbe ©otm Oon 15®inbern (geb. 1560),
ber, toeil tränftidj unb ioenig an ©efetjäfte getoöfjnt, bie Regierung faft
gänjlidj feinem tljatfräftigen unb meitblicfenben Äanjler Dr. Rifolau»
$retl überliefe, tiefer gab ber fäd)fifcf)en $olitif eine neueRiä)tung.
(£r t)ob bie SBerpflicfjtung auf bie Sonforbienformel auf, oerbot ben
(Seiftlidjen bie ©efämpfung abtoeid)enber ©taubenäanfidjten oon ber
®anjel ljerab unb fd)lo& 1591 ein Söünbnts* mit ber caIoinifd)en 1591.
®urpfal$ jur Unterftüfcung ber franjöfifdjen Reformierten. 2)a er
babei aber oft roißturlid) üerfufjr unb bie ftänbifäen Rechte mifead)tete,
fo regte er bie aflgemeinfte geinbfdjaft gegen fidj auf. Site nun
Cnjrifttan I. 25. September 1591 plöfcüdj ftarb unb für feinen un=
münbigen (1583 geb.) ©ofm GljrijUan 11.(1591-1611) ber ftreng--
lutfjeriftfje ftriebrid) SSilljelm oon SBeimar bie Regentfdjaft
übernahm, mürbe Srett unter nichtigen 2lnf tagen öerfjaftet unb natf)
5efmjät)rigen ©efängnisquaten 1601 in ©reiben enthauptet.
§ 60. $>ie neue Regierung tefeitigte alle feine Stta®eln unb
erneuerte bie SBerpftidjtung auf bie Sonforbienformet. Rad) aufjen
brad) fie alle SBerbinbungen mit ber $falj ab unb lenfte ju ber fon;
feroatioen ^olitif 2luguft§ jurücf, ftrebte atfo ben ^rieben i m Reiche
ju bewahren unb leiftete bem Äaiferljaufe $ilfe gegen bie Surfen,
dagegen ging bie pfälstfdje *ßolitif immer beftimmter barauf au3,
gegenüber ber rafa) torbringenben tat^olif^en Reaftion fämttidfje
proreftantifdje ReidjSftänbe ju bereinigen unb fidj auf granfreid) ju
ftüfcen, unb bradjte nadj ber Stdjtung ber proteftantifäen ReidjSftabt
©onautoörtlj 1608 bie Union üon 2lljaufen ju ftanbe. tiefer iüu>
fefete fict) 1609 bie fatt)otifcr)e Siga unter ©ersog Sttarimtlian oon
^Bauern entgegen. ©o ftanben fief) in©übbeutfcf)Ianb bieReligionS;
Parteien gerüftet gegenüber. 55er jültc^^ clet»ifcr)e ©rbfotge;
ftreit (feit 1609) führte ben offnen Stieg jnrifdjen itjnen t)crbei unb
entjmeite aud) nod) bie beiben tuttyerifdjen Äurjürften oon ©ad)(en
unb 93ranbenburg, ba beibe auf ben cleoifdjen SBefifc SInjprüdje er=
^oben, bas* ^auä" ©ad)fen auf ®runb einer faifcrlidjen 9hm)artfdjaft
oon 1483, söranbenburg ebenfo nrie $fatj= Reuburg megen SSer-
fdnoägerung mit bem cteüifdjen gürfienfjaufe; fct)Iieglic^ trat ber^urfürft
Soljann ©igiSmunb oon Söranbenburg 1613 jum (SatoiniSmuS über, ©o
maren bie beutfdjen ^roteftanten oöHig gefpalten unb bie fatljolifdje
(Gegenreformation überaß fiegreidj, als ©Ijriftian II. im Snli 1611
einem ©djlagfluffe erlag, of)ne @rben ju fjtotertaffen.
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3. Sie 3eit m ürcifeigjä^rtgeu Kriege*. Sotiatm &e*rg 1.
1611-1656.
§ 61. Aua) 3o|antt @cnrg L, bcr jüngere ©ruber SfjriftianS n.
(geb. 1585), befa& ni<$t bie einfielt unb ffraft, um ben broljenben
Gefahren $u begegnen, unb lieg fid) in religiöfen fingen aüaufelfr
oon feinem unbutbfamen Ober ; ©ofprebiger £oe oon $>oenegg beljerrfdjen.
$od) ü)at er mana)eS für bie militürifd)e Lüftung beS ßanbeS.
9fa4bem fdjon (Sfjriftian I. bie Sterte tum Bresben unb ßönigftein
üerftärft unb borten eine fteljenbe ©efafcung (Guarbia) gelegt l)atte,
igi3. begrünbete Sodann Georg 1. 1613 mit guftimmung ber Stänbe bie
S)efenfionSorbnung, bie auf ber allgemeinen SBetjrpflidjt berGrunb;
befifcer beruhte (1592 fdjroere Leiter aus bem SelmSabet in jmei
Regimentern, 9360 5)efenfioner ju Sufj au« ben ©täbten unb #mtem,
ebenfalls in 5tt>et Regimentern, 1500 ©a^anggräber, 17 Gefdjüfce).
3m SReidje öerfolgte er bie alte ftriebenSöolttif im &nfd)lufle an
Öfterreidj (SBaljt beS ÄaiferS 9Hatu)iaS 1612).
ioi8. § 62. AIS nun 1618 ber große Stieg mit bem böfjmifdjen
Slufftanbe begann unb nad) SftattljiaS' Xobe Sriebrid) V. oon ber
s $fatj 1619 jum ®bnig öon ©ö^men gemault mürbe, ba r)alf
Sodann Georg gletdjaeitig in granffurt bie SBarjt fterbtnanbS II.
oon ©teiermatf jum Sfaifer entfa^eiben unb fteflte fidj im SWarj 1620
(®onoent oon SDhi^ujaufen) auf beffen Seite, um in feinem Auftrage
bie ßaufifcen unb ©a^lefien ju unterwerfen. $afür oerfpradj irjm
ber Saifer, ben 8uu)eranern in ben bötymifaVöfterreidnfdjen Öänbern
Glaubensfreiheit 5U gewähren unb U)m bie Saufifeeu als Sßfanb für
bie ®ricgSfoften einzuräumen. SBäfyrenb nun 99öf)men burdj bie
©djladjt am SBeifjen Serge 8. Roöember 1620 oöQig unterworfen
mürbe, rücfte Sodann Georg in bie Dbersßaufifc ein, erftürmte
i62i. 33au$en am 2.£)ftober unb fixierte im $re3bner Slccorb 9Rärj 1621
ben Stänben beS Sanbeö Amneftte unb 2Bat)rung it)rer SanbeSoerfaffs
ung &u. Auf biefetben SBebingungen unterwarfen fiel) audj bie ÜRieber=
Saufifc unb ©djlefien. $odj aufs fdjwerfte verlegten ben Äurfürften
bie erbarmungStofe ftrdflidje SReaftion in ©öljmen, bie Sdjtung
griebridjS oon ber Sßfalj (3anuar 1621) unb bie Übertragung ber
pfätyf$en ®ur an SWajimilian oon ©aöem. 2>iefe erfannte er erft
1623. an, a(S ilm ber Äaifer 1623 förmlidj in ben Sßfanbbefifc Dcr
Öaufifcen eingemiefen Ijatte.
§ 63. Am nieberfäd)fifdj=banifdjen Kriege (1623—29)
mar Sofann Georg I. unbeteiligt, obtoofyl it)m bie Ausbreitung ber
faijerlidjen 9Ract)t bis an bie Dftfee unb baS rütffidjtSlofe ©Ratten
SBallenfteinS in Sftorbbeutfdjlanb mit fteigenber 93eforgniS erfüllten.
AIS baSReftitutio nSebif t üom 6. SRära 1629, baS alle feit 1552 ein=
gezogenen geifttidjen Güter für bie fatljolifdje Äirdje jurürfforberte
unb bamit ben SBeftanb beS $roteftantiSmuS in weiten Gebieten ge-
fär)rbetc, aud) ben SBejtfc 3o^ann Georgs unb bie Anforüdje
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- 33 —
Jeineä $>aufe3 (fein ©oljn Sluguft 9lbminiftrator Don SJlagbeburg) ganj
unmittelbar bebroljte, trat er ju ben ©egnern be« ÄaiferS über. $aljer
beteiligte er fid) am 8urfürftentage öon 9tegen«burg 1630 (<£ntfefcung
SöaflenftemS, Sßerminberung beS f aif ertidjen £>eereä), aber ba$ SReftitutionSs
«bift blieb aufregt. $ie Erbitterung über btefe SRafereget brängte
{c^tie^ttc^ bie norbbeutfd&en Sßroteftanten jum Slnfdjlufj an Äöntg
©uftab Äbolf Don Sdjmeben, ber im guni 1630 in Bommern getanbet
mar. Sodann ©eorg t>erfud)te junädjft bie et>angelifd)en Steidjsftänbe
im ßeipjiger Äonöent Februar 1631 ju bewaffneter Neutralität 1631.
$u oereinigen unb marb felbft ein ©ötbnerf)eer. Allein na$ ber
3erftörung SttagbeburgS im2Raiburd& Xißb, rütften bie flatferttdjen in
© ad) fen ein, um ben ßurfürften jur (Sntmaffnung ober jum ©ünbni«
#i anfingen, ©o gebrängt fa)Io& biefer ein ©ünbni« mit ©uftao
5tbolf, oereinigte fein $eer (unter $an3 ©eorg oon $lrnim) bei
Rubelt a. b. 9Jhilbe mit ben ©cfyroeben unb rütfte jum (Smtjafce be£ be-
lagerten Seiüjig oor. 3^ber ©djtadjtbei ©reitenfelb am 7./17.©eö=
tember 1631 mürben bie &aifcrli$en auf3£>autot gefdjtagen unb if>r
$eer aufgetöft. $amit trat ©uftao Stbolf an bie ©fcifce ber
i>eutfä)en ^roteftanten.
§ 64. 3Bäf)renb nun bie ©djmeben burdj Xfjüringen in ba$
ligtftifd)e $eutfdjtanb einrüdten unb nad) ber ©d)lad)t am 2ed) im $törit
1632 felbft ^Bauern eroberten, befehlen bie©adjfen nodj 1631 ba$ nörbs
lid)e ©öfjmen unb $rag. Allein im Sltoril 1632 übernahm SBSattenftein 1632.
mieber ben §eerbefel)l mit unbefdjränfter 93oKmad)t unb mit bem
Stuftrage, bie Sßroteftanten (unter S3er$idjt auf ba8 SReftituttonSebift?)
jum ^rieben mit bem ®atfer ju bemegen. 3 una 4ß brängte er bie
©ad)fen au8 S8öl>men tyinauS, bie nun nad) ©djlefien jogen, Ijiett bann
im oerfdjansten Sager bei Dürnberg, mo ©uftao Mbotf ftanb (Sluguft)
unb manbte fidj enbtid) tolöfctidj gegen ©ad)fen. $a baS Sanb un^
tjebetft mar, fo erreidjte er ßeiö$ig. §ier mürbe er bon bem $erbei=
eilenben ©uftat? flbolf jur©djtad)t beiöüfcen geimungenam6./16.No=
aember 1632. 3mar fiel ber Äönig, bod) midj SSaüenftein nadj
ööfmten jurüd. 3unädjft blieb ©adtfen nod) im fd>mebifdjen SünbntS,
aüerbingS oljne fidj unter fdjmebifdje Seitung au fteüen, aber taim
unterfjanbelte in ©djtefien 1633 beftänbig mit SEBattenftein, $unäd)ft 1633.
ef)ne Ergebnis. Ungebulbig tiefe biefer feinen ©enerat $>olfe oon
33 Dörnen au« ©adjfen entfefclidj berfjeeren, brachte baburdj Slrnim jum
Stbjuge au« ©djtefien, smang bie no# bort jurüefgebtiebenen fäa^fifc^ett
ainb fdjmebifa^en Xruüpen bei ©teinau a. b. Ober jur Übergabe unb
brang bi§ ©au^en oor (Wotibr.). 9lur bie Nao^ri^t, bafe SRegenSburg
Don ben ©a^meben bebro^t fei, jmang i^n jum Slb^uge nadj Sö^men.
-$ier mürbe er am 25.ftebruar 1634 in @ger at3 $0(|oerräter ermorbet. 1634
3)amit maren für bie ^roteftanten ade Hoffnungen auf einen günftigen
Srieben jerftört, unb batb überlieferte bie furdjtbare 9liebertage bei
9iörblingen ©eötbr. 1634 ganj ©übbeutfa^tanb ben ^aifertia^en.
$efd>recft babura^ gab 3o^ann (Seorg jeben ferneren SBiberftanb auf
fiaemmel, »nutbafiac brr Sätl)fi?rfjnt 0eirf)id)tc 3
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1C35. unb fdjtojj mit bem ßaifer ben grieben oon *ßrag 2O./30.2Rai 1635,
bem fid) nad)ma(S bic mciftcn proteftantifdjen fHeic^Sfiänbc fügten.
$ie Reformierten mürben oom SKeugionSfrieben au3gefd)toffen, bie
^roteftanten in Öfterreid) preisgegeben, bie geifutd)en ®üter auf
40 <$af)vt Den Sßroteftanten beioffen. $er ®urfürft trat mit bem
Äaifer in ein SBünbniS jur Vertreibung ber ©d)meben unb granjofen
aus $)eutfd)lanb, mürbe erblicher 9leid)$felbt)err unb erhielt bie beiben
Saufifcen fomie für feinen ©oljn Sluguft ba3 ©tift SRagbeburg.
§ 65. ©tatt be3 erhofften allgemeinen griebenS folgten bic
fd)redüd)ften %af)tt be8 Krieges. 35enn bie judjtlofen, aus bem
2luämurf aller Sänber gebttbeten ©ölbnerfjeere traten gegen bie roel)r=
tofe SBeoötferung in geinbe3 = mie in greunbeSfanb mit barbarifd)er
9?or)eit auf (ber ,,©d)n>ebentrunf")> unb ba bie road)fenbe (Setbnot
unb SBeröbung be3 SanbeS ben Unterhalt großer §eere nid)t jultefc,
jo mar feine gartet ftarf genug, bie anbere tööig nieberjuroerfen.
Xatjer bemegte fid) ber ®rieg in fortgefefcten 93orftö&en ber ©darneben
unb granjofen gegen bie faiferftd)en SrManbe unb in (Segenftö&en
ber ®atferlid)en. 9iid)t am roenigften litt barunter ©ad)fen. $ie
©ad)fen unb $aifertid)en mürben 1635 bei ©ofoberg, 1636 bei SBitts
ftoef, 1639 bei dljemnifc tum 93aner, 1642 bei Sreitenfetb öon
Xorftenfon gefd)Iagen, Seidig 1642 erobert, greiberg bage^en 1639
unb 1643 tapfer öerteibigt. @rft al$ ßönigSmard 1645 9Kei&en
einnahm unb Bresben bebroljte, fd)(o& Sodann ©eorg nad) bem
SBeifpiele ©ranbenburgS (1641) ben üfteutratttätSüertrag üon
1045. $öfcfd)enbroba Sluguft 1645. $ie ©djroeben behielten Seipjig unb
Xorgau befefct unb Ratten freien 2)urd)marfa) bura) ©ad)fen, aber
ba3 Sanb mürbe neutral. ©nbttd) beenbete ber roeftfdüfd)e triebe
1048. oon SWünfter unb ÖSnabrüd 24. Dftober 1648 ben fd)redttd)en
ftrieg. ©ad)fen blieb im 93efife ber Sauften , ber $rin$ Sluguft be=
(nett ba« (Srjftift 2flagbeburg auf SebenSjeit (f 1680), nad) feinem
iobe foflten bie #mter güterbogf, $atnne, SBurg unb Cuerfurt
(gürftentum Ouerfurt) an ©adjfen, ba« übrige ßanb an SBranbenburg
fallen. £er ®urfürft mürbe Seiter ber eüangeüfdjen ©iänbe am
9teid)§tage (Corpus evangelicorum).
§ 60. ®ie Dber*2aufifc, erft feit bem 15. Sa^unbert mifc
bräudjlid) fo benannt, unb bie 9tiebers2aufifc Ratten fid) aud) unter
böf)mifd)er $errfd)aft (f. § 21) fetbftänbig, aber ganj oerfdjieben
entroitfett. 3" ber DbersSaufife Ratten fid) bie fünf größeren
©tobte (§ 15 c) mit bem urfprünglid) böfmtifdjen 3i*tau 1346 jum
©ed)§ftäbtebunbe oereinigt, traten bem rauMuftigen $lbel in $alj(=
reiben gelben fräftig entgegen unb bitbeten ein btüljenbeS ©eroerbe,
namentlid) bura) (Sinmanberung flämifdjer Xud)mad)er, aus. 3 m
<puf fitenfriegelittbaSöanb ferner; Sauban mürbe 1427, Ööbau 1431
erobert, ©aufren 1429 unb 1431, ®amenj 1429, 3ittau 1427 unb
1431 angegriffen. $ie ©tabtgemeinben üerroalteten fid) felbft bura)
einen iätjrlia) n)ed)fe(nben 9tat, an bem feit bem Anfange be§ 15. 3a^
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IjunbertS audj bie günfte bcr Jpanbtüerf er nadj heftigen kämpfen (nament=
lief) in ©aufcen) einen befdjeibenen Anteil errungen Ratten; fie befafjen
ferner auSgebeljnten (Srunbbefifc, unb brei ton if)nen (©örlifc, Saubon
unb 3ittau) üblen bis 1547 als 3nf>aber beS „föniglicfjen (Srb*
geriet«" bie ©trafgeri#tsbarfeit in ferneren Süllen über tf>ren gonjen
SBejirt (,,2Beidjbilb"), alfo audj über ben «bei unb feine Untertanen.
3n bem fogenannten $önfall 1547, ben ber mifjgünftige «bei
herbeiführte, inbem er bie ©tobte wegen iljreS geringen (SiferS im
©djmalfotbifcf)en Kriege bei ®önig gerbinanb auf tagte, oerloren fie
mit biefer ®erid)tsbarfeit it)r ©eroerbemonopol bem platten Sanbe
gegenüber, faft iljren ganjen ©runbbefifc unb itjre freie StotSfür.
3)od) gemannen bie größeren iljre SBefifcungen unb alten SRedjte mit
StuSnalJme ber beiben erften balb hrieber. $fixtx großen ©elbftänbtgs
feit entfpredjenb bitbeten bie ©ea^Sftäbte auf bem Sanbtage ben einen
ber beiben ©tänbe, ben anbern bie Prälaten, ©tanbeSfjerren unb
bitter. $ie SanbeSoertoaltung leitete ein föniglidjer Sanbbogt in
Sauden. 5lucfy bie Deformation mar oon ben ©tobten ausgegangen,
ofme jebeS Sut^un ber tanbeSljerrlidien (bemalt. 3)afjer Ratten fie
mie ber «bei überall baS Sßatronat über bie &irdjen unb ©djuten
unb bie meiften &ird)engüter an ftcf) gebradjt, unb eS fehlten (unfc
festen) bie ©uperintenbenten als Vertreter beS SanbeSfjerrn. $lnbev=
feitS erhielten fia; baS $omfapitet an ber Äollegtattirdje ju ©t. Sßetrt
in Sauden (gegr. 1221), bie beiben Siftercienfernonnenftöfter Märiens
ftem (gegr. 1234) unb ÜHarientfjat (gegr. 1248), unb im 2lnfdjtuj3
baran gefcfjtoffene (Stoppen fatfjotifdjer SBeoötferung.
§ 67. $ie 9Hebersßaufifc mar im 15. S^Wunbert ööflig
jerftürfelt morben. 5ln ©ranbenburg fielen 1442 Xeupifc unb
s Eeifc, SBeeSfom unb ©torfoto juerft 1443, enbgiltig 1555 (f. § 28),
(£ottbuS 1445 unb 1455, an ©ad)fen 1451 ©enftenberg (f. § 27).
2luSgebe!)nte ©ebiete gehörten geifttidjen ©tiftera (ber Slbtei Stteujefla
unb bem 3<>fjanniterorben). 3)ie ©täbte maren mit menigen «umnahmen
(©üben, CSottbuS) unbebeutenb. — ©ei ber Bereinigung ber
Saufifeen mit ©adjfen blieben fie böfjmifdje Sefjen, unb ber
Lintig bon ©öf>men maljrte fid& baS £eimfaHSred)t, falls ber otbcrttnifcr)e
9Kanne3ftamm auSfterbe; baljer blieben bie SanbeSüerfaffung unb bie fira>
liefen 93er$ältmffe bertragSmäfjig ermatten unb beibe Sanbe (tauben mit
©adjfen nur in $erfonalunion. $ie öbersßaufifc ftanb feitbem unter
ber Oberamt^regierung, bie 9Meber*ßaufifc unter bem DberamtSregterungS=
präpbenten. £urdj biefen 3uroadjS erhielt ©a$fen einen Umfang
oon etma 730 □ 3Jieiten. Mein Sofjann @eorg ftiftete fdjon 1652 ic5-\
für feine brei jüngeren ©öfme brei felbftänbige ftürftentümer
unter ber £ot)eit beS turfürften: ©adjfen^SöeifjenfelS (9ßorb=
t^üringen mit bem gürftentum Ouerfurt, bis 1746), ©adjfen?
9tterfeburg (©tift SRerfeburg, einige #mter beS ÄurfreifeS unb bie
lieber sfiauftfc, bis 1738) unb ©adjfen:=3ei& (©tift Naumburg *3ety,
ber oogttänbifdje unb ber fteuftäbter ftreiS, bis 1718).
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— iJJ —
§ 68. greilia) mar bie« gan&e ®ebiet jefct burdj ftrieg unb
$eft entfe^ti^ cntoötfert unb öerljeert, ba« SBoM öerroilbert unb in
Aberglauben oerfunfen. Ätynltdj fafj e« überall in $eutfd)lanb au«.
2>aju fyatte ber toeftfalifc^e griebe ba« föeidj audj ftaat«redjtlidj in
einen lodern ©taatenbunb öertoanbelt, toertoolle Gebiete an granf=
reid) (Dbersßlfafe) unb ©djroeben (SBorpommern, 2Bi«mar, bie ©tift«s
lanbe Cremen unb Serben) abgetreten unb biefen ganzen fömad&oollcn
Suftanb unter bie ©ürgfdjaft biefer beiben fremben 2Räd)te geftettt.
$)ie Meinte ju neuem ßeben lagen im Sßroteftanti«mu« unb
in ber ©elbftanbtgfeit ber meltlidjen ©injelftaaten, bie beibe
jefct gefiebert maren.
4« $aS 3^^aiter Her Zärtetu ttttfc ^frait|ofettfriege«
%ot>ann <8eorg II., III. tut* IV.
1656 — 1694.
§ G9. 3n ber jtDeiten $Mfte be« lT.^rbtS. mürbe bie %t>
föifyc $eutfd)lanb« unb Europa« burd) ba« Übergemiajt grantreid)«
unb ©djmeben« unb bie fortbauernbe Xürtengefaln; beftimmt. 3u*
gleidj roirften bie unumfdjränfte SRonardjie unb ba« glänjenbe $ofs
leben ßubroig« XIV. oorbilblid) auf bie beutfdjen Staaten. 3 n ^ e ff en
ftieg Söranbenburg unter bem (Srofeen Äurfürften griebridj SBil^elm
(1640 T 88) burdj innere Umgeftaltung jum mädjtigften beutföen ©taate
neben Öfterreidj empor. 3« Saufen mürbe eine foldje nid)t oerfudjt,
unb an ben au«roärtigen SSernridlungen na^m ba« £anb nur al«
$Keid)«glieb Anteil.
§ 70. Sodann ©eorg II. (1656—80, geb. 1613), ptafyU unb
funftliebenb, aber olime polttifdje Begabung, fdjlofe fidj ber Xrabition
gemäfe eng an Dfterreid) an, unterftüfcte bafjer gegen granfreidj unb
bie r^einifc^enShirfürften bie 2Baf)l ßeopalb« I. jum Äaifer (1658-1 705)
unb (teilte ifmt ein £itf«corj)« gegen bie dürfen, bog an bem glänjenben
io<u. ©iege bei ©t. ®ottijarb a. b. SRaab 1. Auguft 1664 Anteil naljm.
Aber burdj franjöfifaje §ilf«gelt>er gelodt, trat er nodj in bemfelben
3al>re in ein enge« 83ünbni« mit granfreidj, liefe e« baljer gefdiefjen,
bafe gegen (Srfurt im Auftrage be« ®urfürften 3^ann $l)iti}>p öon
Sttainj bie ffteicf)£ad)t öon franjöfifcfyeu Xxupptn (tuegen Ungetyorfam«)
öoüftretft mürbe, unb oerjidjtete 1667 au«brüdlid) auf ba« alte
©djufcredjt feine« #aufe« (f. § 29). 3m 2. Sfcaubfriege (1672-79)
liefe er feine Xxuppen gegen granfreic$ fechten; nadj bem grieben oon
9tümmegen 1678 oerbünbete er fid) mit bem ®aifer unb SBanern
gegen SBranbenburg , um bie« jur Verausgabe be« eroberten fd)roe=
bifdjen SSorpommern ju jmingen, fdjlofe aber 1679 einen neuen *Ber=
trag mit granfreidj.
§ 71. (Sine anbere ^olitif fdjlug fein ©of)n 3o^ann Öeorg III.
(1680—91, geb. 1647) ein, ber fid) im franjöfifdjen Wege als
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©olbat bewährt unb als Sanboogt ber Dbers2aufi|j auc$ mit ber
Verwaltung oertraut gemalt Ijatte. 3n flarer (ErfenntniS ber WoU
wenbigfeit würbe er ber SBegrünber be3 fte^euben furfädjs
fifc^en $eere« nadj bem SSorbitbc 93ranbenburg3 unb mit Unter*
fiüfcung feine« SanbtagS 1682. 9toa) aufcen fjin fdjlojj er föon i68-_\
1681 ein ©ünbniS mit 93ranbenburg gegen bie Übergriffe gran!=
reic$« (bie „föeunionen", 3taub ©trafeburgS 1681), unb führte 1683, 168^.
als bie dürfen SBien jum jweiten 9Rale bebrob,ten, öerfönlia)
11000 2Hann feiner Xruooen borten, bie an ber gtänjenben @nt=
fafefd)lacf)t 2./12. ©eotbr. unter bem Oberbefehle beä Königs 3of)ann
©obieSti oon $olen glorreichen Slnteit nahmen (bie SBeuteftürfe im
$iftorifchen SKufeum ju Bresben). ©Oater wirften bie ©achfen an
ber ©rftürmung oon Ofen ©eötbr. 1686 mit unb Ralfen im oene-
jianifa^en ©olbe ÜÄorea erobern. 93eim Slu8bruche be3 3. Staub*
friegeS (1688-97) erfchien 3^ann ®eorg III. als erfter
SReichSfürft mit 14000 2Rann am obern 9ftyeine. $och ftarb
er 1691 al« Dberbefe^^^aber ber fReid) Struppen in Bübingen.
— ©ein ältefter ©ofm Soljann Georg IV. (1691-94, geb. 1668)
fefcte bie $oliti! beS S3ater3 fort, üerfchieb aber fdjon 1694 im
Selblager, wenige SBochen nach feiner beliebten ©ibofle SRagbalene
oon Steifefchifc finberloS.
Staats- unb Äulturlebeit.
§ 72. $ie ©taatsoerfaffung blieb in ©achfen unoeränbert,
bemt ein äußerer 3roang, alle Gräfte burdj bie unumfehränfte SWon*
ardjie jufammenjuf äffen, Wie in SBranbenburg, beftanb b,ier nicht,
bie 2Kad)t ber ©tänbe mar fer)r auägebilbet unb bie ©elbftänbigteit
ber Sauden oertragSmä&ig oerbürgt (§67). Stoljer oerfchmolj nur
ber meif}nif$e ©tiftslanbtag mit ben erblanbifdjen ©tänben. $ln
©teile ber ooflftänbigen Sanbtage mürben meift ©eputationätage ein*
berufen, dagegen gefchaf) innerhalb ber alten 93erfaffung monomer
gortfdjrttt. 3ofjann ®eorg III. fdjuf bie ftet)enbe &rmee(f.§7l);
bie hirjäa^ftja^e s ^5oft mürbe unter 3<>h ann ®eorg II. (1661 $oft=
orbnung für fßerfonen- unb ©rtefbeförberung, bie „Seidiger 3*itung"
1656) unb 3d)ann (Seorg IV. (1693 Oberpoftbireftion in Seidig)
organifiert.
§ 73. ®ie Kulturarbeit richtete fidj wie überall junädjft
auf bie SBieber^erftetlung beS jerftörten 2Bof)lftanbe3. 3n
©achfen mürbe biefe befäleunigt burefj bie ftarfe 3"toönberung pro;
teftaritifdjer „Exulanten" namentlich au« Sööt)men (etwa 150000).
©ie füllten bie Surfen ber ©eoölferung (um 1700 etwa 2000 ©im
roofmer auf 1 Ouabrarmeile), grünbeten neue Ortfchaftcn, wie So*
ljanngeorgenftabt 1654, 9eeufalja 1678, unb belebten ben ©ewerb^
fleifc. 3>a fidj nämlich ber ©ilberreichtum be8 (SrjgebirgeS rafcf)
eridjöpfte, fo ging bie bortige biegte ©eoölferung ju anberen ®e=
werben über (©erpentinbrefjerei in 3öblifc, gabrifatton mufifatifc^er
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— 38
Snftrumente). 3n bcr füMidjen Dbertaufifc blühte bic £einmanb=
meberei gtänjenb auf (1666 2)amaftmeberei in ©rofjfecjönau), namens
lid) feitbem bic «uffjebung beS SbiftS öon Pontes 1685 bic 9lc=
formierten (Hugenotten) aus granfreid) üertrieb, bie nun aud) in
Seidig mandje« SupSgemerbe begrünbeten. 3«9^^ ttmrbe Seipjig
an ©teile öon granffurt o. SR. jum SJcittetpunfte be$ beutfdjen
93ud)f)anbel3. $ie (Srriajtung ber <ßoft unb bie STCeuorbnung be3
SRünatoefenS 1690 (l SWort ©über = 12 ©rofdjen 9 <ßf.) famen
bem £>anbel ju gute.
§ 74. 8lm geiftigen Seben, ba3 unter bem ©influffe ber
überlegenen franjöfifdjen 93tfbung ftanb, naf>m ©aebfen einen ^eroor=
ragenben Anteil. 3n ber Sitteratur jeic^neien fi$ etjriftian SBeife
in gittou (f 1708) at$ SDramatifer, $aut Slemming (f 1640) unb
$aul ©erwarbt (f 1676) befonberS aU fromme ßieberbufjter au3;
in ber 2ftufif mürbe ber furfürftti($e ftapeUmeifter ©einrid) ©d)üfc
ber ©Töpfer ber beutfdjen Oper (1693 Dpernljau« in Seidig). $>ie
Erneuerung ber $$iIofopf>ie, ber föe^tämiffenfdmft (9laturred)t) unb
ber Xljeologie ($ieti$mu3) ging jmar f)auptfäd)lid) öon geborenen
©ad)fen (©ottfrieb SBttljetm Seibnij, ©amuel Sßufenborf, ©tjriftian
EtmmafiuS) ober öon Scannern, bie eine lang in ©adjfen
lehrten (Äuguft ^ermann Brande, Wtipp %atoh ©pener) au$, fafetc
ober weniger In'er 2Bur$eI, als im rafdj aufftrebenben branbenburgifd>
preu&ifdjen Staate (Unioerfität $>atle 1694).
5. <Sad»ett in ^erbinümtg mit $o(em JVricövicfj «ttguft I.
Her Starte* »rtc&ridi «ugaft II.
1694-1763.
§ 75. 3 n flönj neue Skfmen, auf ba3 gelb ber großen euro=
pätfdjen ^olitif IjinauS mürbe ©ad)fen geführt, als ^riebria)
ftugufi I. (geb. 1670), ber jüngere 93ruber 3o^ann Georgs IV.,
bie Regierung antrat (1694—1733). $er junge ihirfürft, öon
«ttatur pradjtliebenb, finntief), öielfeitig begabt, efyrgeijig unb feit
feiner „^aoalierStour" an ben mefteuropäifdjen §öfen (1687/89)
öon leibenfdjafttidjer ©efjnfud)* nad) bem funftgefd)müd*ten Sieben
©übeuropaS erfüllt, bemarb ft<$ nad) Sodann ©obiesfis Sobe (1696)
um bie potnifdje $önigSfrone jugteic^ mit bem franaöjtfdjen
. «ßrinjen Submig öon Conti unb mürbe im 3uni 1697 gemalt, im
©eptember ju Pratau gefrönt, nadjbem er jum #atljoUäiSmu3
(in Stoben bei SBien) übergetreten mar. $er öffentliche
Übertritt aud) beS £urprin$en (1717) entfdjieb ben (Slaub en3 =
med)fet beS ganjen albertinifd)en £aufeS. $odj bradjte
biefer leine SBeränberung für bie lutijerifdje 2anbeS=
fird)e, menngteid) jefet ben Äatyolifen unb Reformierten eine be=
fdjränfte Religionsfreiheit jugeftanben mürbe. $enn ber fturfürft
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übertrug feine lanbeSbifööf liefen SBefugniffe an „bie in evan-
gelicis beauftragten ©etjetmräte" (jefct StaatSmimfter). Slber
baS formell fortbauernbe furfä^fifdje $ireftorium be8 Corpus evan-
gelicorum (f. §65) üertor alle prattifaje ©ebeutung, unb bie t^at^
fäd)li$e Vertretung ber proteftantifdjen 3«taeffen ging jum 9laa>
leite SacfjfenS an $reuj$en über. 8uglei$ mürbe Saufen burdj
bie Sßerfonatunion mit $olen in ben norbifdjen Ärieg
(1700-1721) oerflodjten.
§ 7G. griebritt) Sluguft Ijatte nämlicf) ben $olen oerfprodjen,
bie if)nen früher oon Sdnoeben entriffenen ßänber (ßiolanb) mieber
$u erobern. @r üerbünbete fidj bafjer mit 9iu&Ianb (Sßeter b. ©rofeen)
unb $änemarf gegen ben jugenblic^en Sdjtoebenfonig #arl XII.
unb fnüpfte mit bem unjufriebenen liolanbif^en 9(be( (9leinf)otb
Sßatfull) SSerbinbungen an. $a bie $o!en anfangs gar nichts für
ben Stieg leifteten. fo mufjte tyn ber Söntg mit fäcr)fticr)cn Gruppen
unb ©elbmitteln führen. Mber ®arl XII. eroberte in menigen S^ren
ben größten Seil $olen£ (Siege bei SHiffoto 1702 unb $uttu3E
1703), fefote Stanislaus ßeSjcjinSfu 1704 jum $önig ein,
rürfte nadj ber oöfligen SRieberlage beS fädjfifd)=ruffif3)en $eereS bei
grauftabt am 13. gebruar 1706 bur<§ ©Riepen in baS me^rtofe
Saufen ein unb jmang ben ®urfürften im grieben oon Slltrans
ftäbt (bei Seipjig) am 24. September 1706, ber polnifdjen Ärone i7oc.
$u entfagen unb $atluU auszuliefern. (£rfr 1707 räumten bie
Sdjtoeben baS fjart mitgenommene Saufen, auf fädjfifcf>e Soften bis
auf 43000 Sftann oerftärft, befoloet, oerpflegt unb neu auSgerüflet.
Mein nadj ber oemidjtenben SRieberlage ßarlS XII. bei Sßoltatoa
1709 unb feiner Stuart nadj ber dürfet bilbete fidj ber ftrtegSbunb
flegen S$meben aufs neue, griebrid) Sluguft nafym fdjon 1709 bie itod.
polnifd^e Stone toieber unb tiefe feine Xruppen gegen bie fujmebifdjen
löefijjungen an ber beutfajen Dftfeefüfte oorrüden, bie bamatS oon
2)änen unb puffen bebro^t mürben. 3m Sunbe mit biefen er=
oberten bie Saufen 1714 Stettin, mit ben $reuf$en 1716 Stratfunb.
*Rad& bem gaüe ßartä XH. oor griebridjSfwfl 1718 ging ber nor*
bifdje ftrieg ju @nbe (Abtretung beS füblidjen Vorpommern an
^ßreujjen, VremenS unb SerbenS an $annoöer), unb griebri^
Sfoguft behauptete bie polnifdje Ärone. SRad) bem Kriege naljm
er an ben grofeen europäifdjen Vertoidfungen feinen Anteil
meiter, bemühte fid) öielme^r befonbers, menngleid) bergeblidj, feinem
Sofme bie 9tad)fotge in Sßolen ju fiebern, unb trat beSljalb in ein
freunblia>3 Verhältnis ju griebridj 2Bilf)etm I. üon Sßreufeen, beffen
s -8efud) er 1728 in Bresben, 1730 im gtanjenben ßuftlager oon
3eitf)ain empfing.
§ 77. $)er lange unb fernere norbifdje Ärieg äufjerte feine
SRüdroirfung audj auf bie innern Verfjältntffe Saufen«. 35ic
fRedjte ber Stäube mürben atlerbingS nid)t angetaflet, fonbem im
Sanbtag^reoerS oon 1728 beftätigt, aber ba« neu eingeriajtete ®e*
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rjeime Kabinett führte bic SBermaltung wefenttict) otjne fic iRament?
lid) würben beftet)enbe Steuern auet) ot)ne ^Bewilligung be3 Sanb*
tag« erljörjt, neue ©uinarjmequellen eröffnet ((Seneralaccife nact)
preuf$ifcr)em SWufter 1705, SanbeStotterie 1713), unb Wertbolle SBc-
jungen, #ofjett3redjte unb $tnff>rüd^e an auswärtige gürften ber-
äußert, fo ba3 Slnreefjt auf ba$ 1689 erlebigte ©adtfensßauen&urg,
(f. §24) an #annooer, ba8 5lmt $Peter3berg bei £afle fowie baS
Sdmfcredjt über OueMinburg unb *Rorbt)aufen (f. §§ 20, 29) an
$reu§en. $)a3 $eer, meift au« geworbenen gntanbern beftefjenb,
würbe auf etwa 30000 2Rann gebraut unb glänjenb auSgerüftet,
für bie SluSbilbung ber Dfftjtere burd) bie ©rrictjtung be3 Äabettens
t)aufe3 1725 geforgt, bagegen ba3 unbrauchbare SDefenfionSwefen auf-
gehoben. $Tud) für bie Sanbe3wot)Ifar)rt gefrfjat) mandjeS. gür
s -8efferung ber 91 ed)t$p f lege waren eine neue Sßrojeßorbnung unb*
ber Codex Aagusteus (1724) beftintntt. $)en $anbel förberte bie
^oftorbnung öon 1713 (bie ERcUcnftcine), ein ^anbetööertrag mit
$reußen 1728 unb ber SBerfeljr mit Sßolen. ©inen neuen wichtigen
Snbuftriejwetg fdjuf bie ©rfinbung be3 SßorjellanS buret) 3ot).
griebr. SBöttdjer (1709 $or$et(anfabrif auf ber SHbredjtöburg in
Hfteißen).
§ 78. fttteg aber foKte fici) nad) bem SSorbiibe SubwigS XIV.
um ben £>of gruppieren, £er ^erföntiä^feit griebrtd) $luguft$ ent?
fpredjenb würbe ber ©reäbner §of ber glänjenbfte unb gefdnnatf*
ooflfte, aber aud) ber oerfdjwenberifer)efte unb fittenlofefte näd)ft bem
franjöfifd)en. 5)a8 ganje ßeben löfte fid) in eine faum unterbrod)ne
9%eir)e prunfüotter f$eftltc^f eitert auf. Um für biefe würbige <Sd)au~
pläfce ^u fdjaffen, tjerwanbelte Sriebrid) $faguft mit §ilfe genialer
Äünftter (Sßöppelmann) burcr) grogartige ©auten im SRofofos unb
SBarocfftil 3)re$ben in eine ber fünften ©täbte @uropa3 (Stufbau be&
1685 abgebrannten $ttten- Bresben aU Bresben sfteuftabt, ba$ 3a~
panifdje Calais, ba3 ©Iodt)aug, bie SluguftuSbrürfe, ber 3toinger f
äarjlreidje Wbetäpaläfie, baneben bie mädjtige grauenfirdje ®eorg
93är)rS; bie griebridjftabt) unb errichtete eine Hnsarjl prächtiger Sanb*
fifee (pümfc, ©ro^eeblife, SRorifcburg). $em «ßrunfe beS $ofe*
bienten junädjft aud) bie reiben tunftfammtungen, ju benen
griebrid) Sluguft ben ©runb legte (baS SJcufeum Slugufteum, bie ®e=
mälbegalerie, baS ©rüne Gewölbe, bie SßorjeÜanfammlung). 2lud)
würbe 1705 bie SWaterafabemie gegrünbet.
§ 79. ftad) bem £obe SluguftS be8 ©tarfen am 1. gebruar 1733
in SBarfdmu (beigefefct in ßrafau) fiel ber #urr)ut an Jriebria)
ftuguß II. (1733—63), ben einzigen legitimen ©ot)n aus ber @f)e
mit ber frommen (£t)riftiane (5berr)arbine oon ©ranbenburg ;©anreutt),
bie 1727 in felbftgemär)lter (Sinfamfeit auf ©d)Ioß ?refefct) bei
Wittenberg geftorben war. 9lod) in bemfelben 3at)re würbe ber
fturfürft oon einer Partei jum Äönig oon $o!en gewägt, fonnte
ober biefen Slnfprucrj nur mit $tlfe ÖfterreidjS unb füufitanb« im
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polnijchen ©uccefftonSfriege (1733-35) burd^en, ber ©achfen
weiter nicht berührte. Geboren 1696, nicht unbegabt, namentlich
funftfinnig, aber phtegmatifch unb ofme Neigung für ©efchäfte, machte
er ber anftöjjigen HKaitreffenmirtfchaft feine« Sorgängerä fofort ein
(Snbe. Slber aflju öertrauengfetig überliefe er bie unumfctjränfte
Seitung ber Regierung feinem unheiloollen ©ünftting, bem trafen
«peinrich öon Sörühl (geb. 1700, 1733 tammerbireftor , bann
flabinettSminifter unb SDcimfter be3 SluSmärtigen, 1746 ^rentier-
minifter). tiefer benüfcte feine ©teflung lebigtict) baju, um feiner
©enufjliebe unb £>errfchfucht ju frören, befriebigte bafjer gejdmteibig
jebe Steigung beS ^urfürften unb ttm&te öon ihm jeben anberen
©influfe fernjuhalten.
§ 80. 2lHerbing§ behauptete ba3 Kulturleben ©achfenS
feinen $o$en 9tong. griebrich Sluguft begünftigte bor ädern bie
italienifche ftunft, pflegte batjer bie italienifche Dper (3otj. Wbolf
$affe), oermehrte bie ©emälbegalerie um it)rc mertüotlften ©tücfe
(SRafaelS ©ijtiniiche SWabonna), befdjäftigte italienifche SBitbhauer
(bie 9ceptun3grotte im -äftarcolinifchen ©arten) unb errichtete bie
prächtige ^offiretje burdj ©aetano ©hiööeri. ®° würbe ©reiben
baä beutfdje glorenj (Berber), dagegen mar ßeipjig ber
Üflittelpunft be$ litterarifchen, mufifalifdjeu unb toiff cnf cr)af tlicr) en
SebenS in ganj Sßorbbeutjchlanb (©ottichebs SRejotmbeftrebungen für
ba3 bcutjdje £ranta, Carotine Sßeuber; bie Seipjiger $)id)terfchule,
unter ihr ©eöert unb SRabener, £ej|ing; ber grofje 9fteifter beS
KirchengefangeS 3<>h- @^b. ©ach; bie $$tftf 0 9 en 3- ©rnefti unb
3- 3- 9*ei3fe, ber Slrchäotog g. ©hrift). Eigenartiges retigiöfeS
2 eben entfaltete fich befonberS in ber ftiflen ©enoffenfehaft ber
$errnfjuter, einem Siocige ber böhmifch^mährifchen Sörüber (©raf
Submig oon flinjenborf, f 1760, 4>errnt)ut gegrünbet 1722).
§ 81. SBalb aber mürbe ©achfen in ben Kampf 5mifct)en
Öfter reich unb Sßreufcen öerroidtelt, ber ba3 ©chiefiat 2)eutfchlanb3
in neue Sahnen lenfte. $en Änftofc baju gaben bie Slnfprüche
griebridjS II. auf einen Xeil ©ctjlefienS unb baS $u3fterben beS
JpabSburgifchen 2Jcanne3ftamme3 mit Kaifer Kart VI. 1740 (bie
„pragmatische ©anftion" 1713). 3m erften f c^tef if et) en Kriege
a740 bi« 1742) unb im ©eginne beä öfterreichifdjen Erbfolge;
friegeS (1741-48) ftanb ©achfen auf ber ©eite $reuf$en3 unb
Saöern«, um ben Slnfpruch Kart Ulbert« öon SBanern auf
fjabäburgifche Sänber gegen SJcaria Xtjerefia $u unterftüfcen
unb bie fechte ber Kurfürftin 2Raria Sofepha, ber Softer
Kaifer Sofeph« L (f 1711), ju mahren (Karl Sltbert tönig öon
Söhnten 1741 unb beutfeher Kaifer 1742). $5ie ©achfen fochten
baher mit in Söhnten unb Fähren (Erftürmung öon $rag, Se*
lagerung öon Srünn). (Srft im grieben öon SreSlau 1742 gab 1742.
©achfen feine Slnfprüche auf unb erfannte bie pragmatifd)e ©anftion an.
Slflein bie (Srmerbung ©djlefienS h° ö ^reufeen meit über ba$ ihm
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biSfjer menig nacf)ftef)enbe Saufen empor, fdjäbigte ben fäd)fifd)=
polnifdjen ©anbei unb Oereitelte bie «u3fid)t, eine ©ebtetsoerbinbung
jmifdjen ©ajlrfen «nb Sßolen tjerjufteflen. $at)er jdtfofj ©rü$l, oben*
1743. brein griebrid&S II. perfönlidjer geinb, fdjon 1743 ein ©erteibigungSs
bünbnis mit ßfterreid&. WS nun ber jmeite f c^Ief i f c^e ftrieg
(1744/45) auSbradj unb griebria) IL burdj @acf)fen in ©dornen
einfiel, erfdjienen 20 000 ©adjfen in feinem SRücfen unb nötigten
1745. i^n, ©öljmen ju räumen. 9tun fd>lo& SBrütjt im %anuat 1745
mit Öfterreid), (Snglanb unb #oflanb ein ©ünbniS jur SBieber=
eroberung ©djlefienä unb üerabrebete im Seidiger „Sßartages
traf tat" (SRai) eine förmliche Xeilung $reu&enS, baS nad) ÄarlSKbertS
Xobe unb bem grieben oon güffen (Äpril 1745) ganj allein ftanb.
3nbeS ber (Einbrudj beS fäc^jifa)5öfterrei(§if(^en #eere$ in ©Riepen
enbtte mit ber SRieberlage bei $of)enfriebberg unb ©triegau am
4. 3uni 1745, unb bie SRieberlage ber ©adjfen (unter SRutoroSfi)
bei ÄeffelSborf gegen Seopolb oon &nfjatt*$effau am 15. 2>e$ember
lieferte Bresben in griebridjS II. £anb. darauf beenbete ber
griebe oon 3)reSben am 25. $)ejember 1745 ben &rieg auf
@runb beS ©reSlauer griebenS (Abtretung oon gftrftenberg a. 0. an
^ßreufjen). ©ie <&rofjmad)tftellung $reufjen3 mar erfdmpft,
aber aui$ ber ©cjtanb ber öfterreid>ifdjen 90lonard)ie unter
9ttaria Xl)erefia gefiebert
§ 82. $)amit maren bie bisherigen 9Wadfjtüerljältniffe
(SuropaS oöOig oerfdjoben. infolge beffen bübete fia) ein (Sin?
oerftänbniS junädtft jmifdjen ßfterreidj unb SRufjlanb (©erteibigungSs
bünbnis 1746), bann audj jmifd)en Qfterreidj unb granfreidj (©ünbniS
175(5. oon ©erfailleS 1756; gitrft Äaunijj) jur ©djmädjung ober ©er =
nidjtung SßreufjenS. grtebridj ber ©roße bagegen, oon ben SßfSnen
feiner geinbe teils burdj Vertraute in Petersburg, teils bura) ben
©errat be3 fäcf)fi}d)en ^anjtiften SKenjel unterridjtet, fajloß mit @ng=
lanb 1756 ben ©ertrag oon SBeftminfter. gfir ©adjfen mar bie
Neutralität unmöglid); aber ftatt baS Sanb für ben unoermeiblidjen
Äampf möglidjft au rüften, brachte 93rür)I burd) maßlofe ©erfdjtoenbung
ginanjen unb ©eertoefen in obflige Serrüttung. SDie SanbeS* unb
ßammerfdjulben ftiegen, unb ba bie 3»nfen nia)t meljr pünfttid) bejaht
mürben, fo fant ber $rebit. ©nblidj mürben felbft bie ©ehalte nidjt
mein* orbnungSmäßig ge^a^lt, baS $eer aber trofc aller ©orftellungen
ber Generale oon 42 000 auf 19 000 SRann oerminbert. 2)ie Slu3=
rüftung mar mangelhaft, oon ben geftungen faum eine oerteibigungS=
fäfjig. Xrofcbem naf>m ©rüf)l an allen gegen Greußen geridjteten
©eftrebungen eifrig teil, oljne aßerbingS einem ©ünbniffe gerabeju
beitreten, unb fudjte burd> gamilienoerbinbungen ©aajfen mit fat^o;
lifa^en $öfen in nähere ©ejiehungen ju bringen. 5)er Äurprinj
griebriö) a^riftian mürbe 1747 mit 3Rarie Antonia ©alpurgiS, Xoajter
^arl Ulberts oon ©abew, SRaria 3ofeül|a mit bem fransöfif^en Zfyxoiii
feiger Submig oermal)lt.
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§ 83. ©he noch bie Lüftungen ber ©erbünbeten boüenbet toaren,
befc^tog griebrich bet ©rojje, bem Angriffe beS ihm toeit überlegenen
furchtbaren ®rieg3bunbe£ burd} einen raffen ©tofc auf Öfterreich
äuüorjufommen. 35er preujjifche (Sinmarfch in ©adjfen am
28. Sluguft 1756 eröffnete ben ftebenjährtgen ßrieg (1756-63). i75<;.
Bresben nmrbe fdfjon am 9. (September mit ungeheuren Vorräten über=
aeben, bie geheimen kopiere ber Königin meggenommen, baS Keine
fachftfche #eer in feinem ßager bei $ima unter bem ©chufce beS
$önigftein$, mohin fict) ber frurfurft mit SBrütjl jurücfgejogen r)attc,
eingefchtoffen. 2)en SScrfucr) ber Öfterreicher, $ilfe ju bringen, Oer*
eitelte griebrichs ©ieg bei Sobofifc om l. Oftober; al« fie bann auf
bem rechten ©Ibufer bis gegen ©chanbau hin oorbrangen, maren bie
©achfen burd) junger unb Entbehrungen bereits erfdjöpft unb mu&ten
nac^ «nem vergeblichen SBerfuthe, fidt> über bie @lbe ju ben Österreichern
burchjufchlagen, auf ber <Sbenr)eit unter bem Silienftein am 16. Df tober
bie SBaffen ftrecfen. 5)ie ©olbaten würben bann gegen ben ©ertrag ins
^reu&ifche $eer eingereiht, gingen aber nachmals faft alle über. $)er
Äurfürft ging nach SBarfchau unb blieb bort roährenb beS ganzen
Krieges, roährenb bie ßurfürftin (f 1757) unb bal furprinjltche Sßaar
in Bresben ausweiten; ber Äönigftein mürbe für neutrat erflärt, ba§
Sanb unter preu&ifche SBerhmltung geftellt, um fortan einen ftaupU
ftüfcpunft griebricf)S ju bilben.
§ 84. Mber ber jähe SBiberftanb beS fleinen fäct)fifcr)cii £eereS
hatte griebridjS urjprünglichen Sßlan vereitelt, unb ju Anfang beS
Jahres 1757 ftt)lo& fict) baS grofce 5lngriff SbünbniS jtoifchen 1757.
Öfterreich, SRu&lanb, granfreich, @cbroeben unb bem $)eutfchen
deiche jur Vernichtung IßrcufjenS. jjnbem griebrich II im 23unbe >
mit Snglanb, £annooer, fteffen, ©raunfehroeig u.a.m. ben ungleichen
$ampf aufnahm, focht er zugleich um bie 3utunft 5)eutfchlanbS.
©achfen fpielte faft nur eine leibenbe 9coUe. Sftur tierfprengte
Truppenteile fochten auf oerfchiebenen $rieg§fd)auptafeen in frembem
©olbe. 3Itn 18. 3uni 1757 entfehieben vier fäcr)ftfcr)e Reiterregimenter
bie ©flacht bei Äolin gegen griebrich, ber baburch in eine faft
IjoffnungSlofe ©erteibigung jurücfgetüorfen mürbe. SBct ihrem Sßox-
bringen nach ©achfen Sfcherten bie Öfterreicher baS oon ben $reu£en
fchmach befegte gemerbfleijjige Sittau burch eine jmecflofe 93efct)ie6ung
faft gänjlich ein. Slber griebrichS ©ieg bei Sftofsbach über biegranjofen
nnb Sieichstruppen am 5. ÜRooember 1757 ftdjerte ihm ben ©efifc
©achfenS, baS er auch 1758 trog feiner furchtbaren SRieberlage bei 1758.
^ochlirch am 15. Dttober behauptete. (Srft 1759, nach ber ©chladjt 175».
bei ÄunerSborf, übergab auf feinen S3efcr)t ©eneral oon ©chmettau
Bresben am 5. ©eptember an bie 9teia)Struppen, unb ber ©erfuch
ber *ßreuf$en es mieberjunehmen, enbete mit ber Kapitulation beS
OJeneralS ginef bei SÄajen am 21. November, fo ba& bie Öfterreicher
jum erften HHale ©interquartier in ©achfen belogen. Um fcreSben
Joieberjunehmen, richtete griebrich 1760 eine furchtbare ©efchte&ung noo
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— 44 —
gegen bie ©tabt, bic 416 $äufer unb 5 Kirdjen, borunter bie Kreuj*
firdje, aerftörte, mußte aber am 30. 3uli otme Ergebnis abjieJjen
unb fonnte fogar nid)t ter^inbern, bog öfterreic§ifd)e, fäd)fifd}e unb
ruffifdje £ru|>öen ©er! in befefcten unb Gljarlottenburg öertofifteten.
£afür befaßt er bie Slu^Iünberung bc3 furfät^fifajen 3agbfd)loffe&
#ubertu«burg. 216er ben größten Seil @ad)fen3 geroann er burd) ben
ferneren ©ieg bei Sorg au am 3. Wobember jurüd. $>abet titt baS
öanb entfefclidj burd> Kontributionen, 3Rünjoerfd)ted)terung (bie
17C2. „(^räumten") unb 3roang3au$f)ebungen. (£rft 1762 enbete ber
Krieg um Saasen nad) bem ©iege be$ Sßrinjen $einridj bon Greußen
bei gretberg am 15. Oftober mit bem SBaffenftißftanbe oom
24. SRoüember. 3)enn ber $ob ber Kaiferin (Slifabetlj fcon 9htß(ani>
am 5. Sanuar, ber frangöfifd^ = englifc^e SBorfriebe t>on gontainebleau
oom 3. Üßoüember 1762 Ratten bie Koalition bereite aufgelöst, ©o
fam bura) bie befonberen $emüfjungen be3 Kurprinzen griebridj
1763. GTfjriftian am 15. gebruar 1763 ber griebe öon ©übertut
bürg jnnfdjen Öfterreid), Greußen unb ©ad)fen ju ftanbe, ber ben
SBefifcftanb oor bem Kriege nriebertjerfteUte. $amit mar bie @roßs
madjtfteUung 3§reußen$ untoibeTruflicf) b ef eftigt, ber $uaIUs
mu3 jroifdjen Greußen unb Dfterreid) jur beftimmenben Sftadjt
im beutfajen ©taatäleben gemorben, ©adjfenS (Rettung bouernb
fjerabgebrüdt. $ie ferneren Sßerlufte an 3ftenfdjen$a1)l (etwa
90000) unb Vermögen (100 SJUÜionen Später) gtt^en fidj bagegen
rafdj roieber aus.
6. £tc 3rie*eit*seit. 3frie*ridj (^rtftian. Jhtrffirft #rie*rtrf>
Hugnft III. der «errate.
1763 — 1806.
§ 85. $er Xob griebridj SluguftS II. am 5. Dftober 1763 jerrife
bie unfjeilooüe SBerbinbung Saufend mit Sßolen. ©ein 9fcad>foIger,
ber treffliche ftriebrid) ^^riftian (geb. 1722), entließ fofort SBrü^I,
ber fur$ barauf ftarb, orbnete bie Unterfudjung feiner äfcrtoaltung
unb bie SBefdfjlagnaljme feinet SBermögenS an, fefcte ba8 (Steinte KonfU
roieber in feine fRec^te ein unb berief matfere 2Ränner an bie ©pifee
ber ©efd)äfte. SWit $ilfe ber ©tänbe mürbe bie XUgung ber ÖanbeS*
f Bulben (30 SRiflionen Stjater) nad) feftem *ßlane begonnen, ber Slufs
manb für $eer unb $offtaat ljerabgefeftt. SRaa) außen bahnte ber
$urfürft, bie gefallene (Sntidjeibung unummunben anerfennenb, ein
jreunblidjeS 2$erf)altnia ju Greußen an.
§ 86. 9la$ feinem frühen £obe (f 17.$eacmber 1763 an ben
fdjroar$en ^ßoden) folgte it)m fein unmünbiger ©ofm 5riebritfj
«uguft III. (1763-1827, geb. 23.S>esember 1750) junädjft unter ber
SSormunbfdjaft be3 „ttbminiftratorä" $rtnjen Xaber (geb. 1730).
Neffen ©aupttljätigteit galt ber #erftettuitg unb Serftärfung be3
fceereä nadj preußifd)em dufter (6200 Detter, 21000 SRaim
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gnfantcrie ohne bic (Sorben unb Spe$ialtruppen), mährenb er alle
geftungen au&er DreSben unb ®bnigftein aufgab. Da er aber ju
biefem ämeefe neue Auflagen einführte unb babei auf ben SBtber?
fprudj ber Stänbe ftiefc, fo legte er noch bor bem Sermine (13. Septbr.
1768) bie gtegentfdjaft ««oer (f 1806).
§ 87. ©o übernahm ^riebridj Huguft, noch nicht 18 Sa^re alt,
bie Regierung. Sorgfältig er jogen, öon fdwrfem Urteil unb felbftänbigem
SBillen jeiajnete er fid) oor aüem burch mafellofe pflichttreue unb
ftrengfte Rechtfchaffenheit au3. Daher lieg er ben fchmerfättigen S3au
beS furfädjfifchen Staats (f. § 67) unb bie Rechte ber ©tänbe (aller
6 3&h cc ein Sanbtag, feit 1775 im neuen fianbljaufe) unoeränbert
beftehen, ba eine Umgeftaltung manche SFledt)te t)atte beriefen müffen. Sn
feinem SRachtfreife aber begann er eine 3ett roohlmollenber unb
toorfichtiger Reformen im Sinne ber aufgegärten Selbft;
herrfchaft griebrichs beS ©rofjen, bie nicht ben ©lanj beS gürften,
foubern baS SBohl beS Sottet als StaatSjmecf betrachtete. Die
ginansöermaltung mürbe 1782 bem Qkljeimen ginanjfolleg
(neben bem ftänbifdjen Steuerärar) übertragen unb fo mufterhaft ge*
orbnet, baß bie ©Bulben bis 1806 grö&tenteilS getilgt unb fdjcm
1789 ber StaatSfrebit oöllig mieberfjergefteHt mar (1772 bie erften
„ftaffenbittetS''). Das <peer mürbe in gutem Stanbe erhalten, ob=
wot)! eS namentliä) fpäter burch mannigfache Übelftänbe (afl$ulange
Dienftjeit, Solbatenfamilien, Sbmpagniemirtfchaft) an #rieg3brauch s
barfeit öerlor. 3 n D *r Rechtspflege, bie jefct bai OberappettationSs
geriet in höchfter 3nftanj leitete, mürbe 1770 bie golter abgefchafft
unb ber SSoHjug ber greiheitSftrafen burch Sudjthäufer in SBalbheim
unb änriefau beffer gefichert. Die ©efunbheitspflege übermachte
feit 1768 baS SanitätStoüegium (Einführung ber Schufcpocfenimpfung).
Die Armenpflege mürbe burch bie treffliche Ärmenorbnung oon
1772 ben Oemeinben übermiefen.
§ 88. gür bie Sanbmirtfchaft forgten bie SanbeSöfonomies
beputation unb bie öfonomifche ©ocietät. Daher mürben mannigfache
gortfdjritte angebahnt (Einführung beS ßartoffelbaueS fett bem Rot-
unb ©unger jähre 1772; 93erebelung ber Schafau^ burdt) Einführung
ber fpanifchen 2KerinoS; furfürftliche ©eftüte). Einen allgemeinen
Auffchmung hinderte bie gortbauer ber bäuerlichen AbhängigfeitS=
öerhältniffe (f. § 32) unb bie ungleiche Verteilung ber StaatSlaften
(Steuerfreiheit ber Rittergüter), bie 1790 fogar ju Unruhen um
Somma^fch, Roffen unb §ohnftein führten. Dagegen machten
(Semerbfleifj unb £anbel große gortfehritte. Der bürgerliche
SJHttelftanb gemann babei am meiften. 3m SBergmefen mürbe
ber Steinlohlenbergbau balb mistiger als bie Silberförberung
(21malgamiermerf in $alsbrücfe 1787); toor allem gab ihm bie roelt=
berühmte ©ergatabemie ju greiberg (gegr. 1765) eine fefte
miffenfehaftliche ©runblage (% g. oon ^einife). 93on ben ©etoerben,
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bie ihre #auptftätten im (Sragebirge, im SBogtlanbe unb in ber füb=
liefen Dbcrsßauft^ fanben, famen namentlich bie Saummollenfabrifation,
$attunbrucferei unb ©trumpf mirferei empor; in ber ßber=Saufifc er*
lebte bie Seinmeberei bamalS ihre glänjenbfte Seit. £er glufshanbel
litt noch unter ber fdjledjten SÖefcr)affcnr)ett be$ gahrmafferS unb ben
zahlreichen gollftätten (auf ber @lbe jmifchen Bresben unb SRagbe*
bürg 16), ber Sanboerfehr unter ben erbärmlichen Sanbftrafjen.
Xrojjbem mar ber Seipziger ÜRefjüerfehr namentlich feit bem &u3;
brücke ber franjöftfdjen SReoolution 1789 in beftänbiger 3unahme.
60 nma}« bie ©eoölferung^jahl oon 1 632000 ©nroohnern(l772)
auf betnahe 2 SRillionen (1785), oon benen fdjon ein ©rittet in
$anbmerf unb Snbuftrie befchäftigt mar unb ein Viertel in ben
275 ©täbten lebte (Bresben hatte 45000, Seipjig 30000, 3ittan
10000, ©hemnifc 8000 (Sinmofmer). ©adjfen begann fich in
ein Snbuftrtelanb $u üermanbeln.
§ 89. $er bürgerliche 2Jctttelftanb geftaltete auch mefentlidj bie
geiftige Öilbung. ©ie beruhte noch überaß auf ber SBerbinbung
theologifcher unb philologifdjer ©elehrfamfeit unb fanb ihren 9ftittel*
punft in ben beiben Unioerfitäten unb ben zahlreichen Satein*
fchulen ((Srneftid ©chulorbnung 1773); gefonberte „SBürgerfchulen"
entftanben in ben ©täbten meift erft feit 1805. gür beffere SBor*
bilbung ber SBolfäfchullehrer begannen ©eminarien ju forgen (ba£
erfte in $re3ben=griebrichftabt 1788). dagegen üerlor ©achfen nach
bem fiebenjahrigen Kriege feine leitenbe ©tellung in ber beutfdjen
Sitteratur an SBetmar, obmohl Seipjig fchon 1766 ein ftefjenbeS
Xfyeater erhielt, unb ebenfo in ber bi Ibenben ®unft, feitbem ber
nüchterne ÄlafficiSnutö (^rubfaciuS, Öfer) SRofofo unb ©aroef Oer*
brängte. 9iur in ber 2ttufif gemann Seipjig tonangebenbe ©ebeutung
(®emanbhau$fonjerte 1781). — $er roachfenbe 2Bot)fftanb unb bie
feinere SBilbung geftaltete auch ba$ Seben namentlich in ben ©täbten
um. $ie Käufer mürben behaglicher eingerichtet, oor ben $t) orcn
©arten angelegt, bie unnüfc gemorbenen geftungSmerfe in Sßromenaben
umgemanbelt. $ie ©efeüigfeit befdjränfte fich toefentlich auf ba$
£au$; ba§ Seben mar peinlich geregelt unb äußerlich einförmig,
SRetfen mürben faft nur in ©efdjäften ober nach SBäbern unter«
nommen, unb bem politifchen Seben ftanb auch ° cr ©ebilbete,
meil er feinen Xeil baran t)atte, ohne nrirfüd)e3 93erftänbniö unb
Sntereffe gegenüber. (Srft gegen ba3 (Snbe bed 3aljrhunbert3 fam
mit ber „©türm 5 unb ©rangperiobe" bie greube an fräftiger, freier
S3emegung, bie SBanberluft unb bie greube an ben Schönheiten be3
©ebirgeS („Snlbecfung" ber ©ächfifcfjen ©cf>meij).
§ 90. 3n feiner auSm artigen $olitif fdjlofi fich griebrich
Sluguft, ba bie erftante 9teicf>3uerfaffung feinen feften §alt mehr gemährte,
eng an Greußen an. Sßoch mehr bef eftigte fich b\t$ Verhältnis buret)
bie unruhige @roberung$politit ftaifer Joffes IT. (1765—90).
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$>iefer tiefe 1776 bie ©d)önburgifd>en Sanbe als böfjmifd)e Üe^en i77«i.
mititörifc^ befehlt unb fuc^te nadj bem £obe be8 legten bauerij(§en
2Bittelbaa>r3 3War. 3ofep$ (1777) «atjern on fid> ju bringen.
gegen oerbünbeten fid) ^reufeen unb ©ad)fen (toegen ber 5tnfprüd)e
bcr fturfürftennritroe 9ttaria Antonia (f. § 82) mit bem red)tmäfeigen
©rben #arl Sluguft oon $ßfatjs3roeibrürfen 1778. ©o begann ber 177s.
baoerifdje GErbfotgefrieg 1778/79. $reufeifaVföd)|ifcf}e §eere
rücften in ©ötjmen ein, aber olme ernften Äampf enbete ber ßrieg
fajon am 13.ÜRai 1779 mit bem grieben oon Xefdjen. Öfterreid) 177«.».
oerjidjtete auf feine $täne unb auf bie bötjmifdje öbertyoljeit über
©tfjönburg. Saufen mürbe für feine $lnfprüd)e burd) 6 Sftiüionen
Bulben entfdjäbigt, bie griebrid) Sluguft &ur ©egrünbung einer
©efunbogenitur für bie jüngeren $rinjen feinet §aufe3 oermenbete.
(Segen abermalige SBerfudje 3ofe|)^ II. fdjtoffen Greußen, ©adjfen
unb $>annoüer $ur 99ef)auptung be3 93efifcftanbe3 unb ber SReidjSüers
faffung am 23. Suli 1785 ben beutfdjen gürftenbuub, bem aU- i7<s:>.
mätjlidj ber gröfete Xeit ber beutfdjen Surften beitrat. $od) bie
Hoffnung üieler, bafe fid) barauS eine Neugeftattung ber Neidj3oer=
faffung entmideln roerbe, erfüüte fid) nidjt, benn griebrid) ber ©rofee
ftarb fdjon 1786, unb fein SRadjfotger griebrid) SBilljetm II. tiefe
ben gürftenbunb falten.
§ 91. ©eitbem oljne fefte ©tüfee fua^te griebrid) Sluguft ba3
$eit feinet SanbeS in ber ftrengften Neutralität. ($r nafjm be$*
f|atb aud> an ben SBerabrebungen $reufeen$ unb öfterreidjä über
granfreid) in *(Wlnt& Stuguft 1791 leinen Hnteif. @rft als ba* 1791.
Neid) 1792 in ben 1.& oalitionäfrieg (1792/97) gegen ba$ revolutionäre 1792.
granfreid) eintrat, ftiefeen bie fädtfiföen Gruppen junt Neidjäljeere
unb fodjten neben ben ^reufeen rü^mtia) bei ^irmafenS unb ®aifer3s
lautem, blieben aua) nadj bem preu&ifdj = franjö[ifd)en ©onberfrieben
oon ©afel SIprit 1795 im Selbe unb nafmten an ber ©djtad)t bei
m$iav Suni 1796 teil. Woä) in bemfetben 5al)re fajlofe ber ®ur=
fürft inbeS mit ben bis nad) granfen oorgebrungenen granjofen ben
NeutralitätSOertrag öonSrlangenam I3.8uguft 1796. ©eitbem 179.;.
mürbe ©adjfen ttrie gan* Norbbeutfdjlanb burd) bie preufeifdje „$)emar=
tationStinie" gebetft. Umfonft bemühte fid) bann griebridj Sluguft auf
bem griebenStongreffe oon Naftatt 1798/99 Seite be3 linfen
Nfjetnuferä für Eeutf^lanb &u retten unb fpäter naa) bem jmeiten
ßoalitionSfriege (1799-1801) bie JBernidjtung ber geiftlidjen gürften*
tümer burdj ben Neidjäbeputations^auptfa^tufe 1803 ju üerbjnbern,
ber bie alte NeidjSOerfaffung t^atfäajtidj fa>n jerfdjtug. $ie ©rljebung
Napoleon^ I. jum Äaifer ber granjofen 1804, bie Biebers
läge Öfterreit^ö 1805 (SWobitifierung be£ preufeifajen unb fäa^fifa^en
^eere^), bie ©tiftung be3 N^einbunbeö 17. 3uli unb bie förmlidje
Äuflöfung beö ^eiligen römifa^en Sleia^eö beutfa^er Nation
am 6. Sluguft 1806 brauten aua) für Saufen bie entfajeibenbe Um= isoo
mätjung nä^er.
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7. $ic flapoleotttjdic 3eit uub i«re »a^mtrfntigeit. £5uig
gnc&ridj fluguft I. Her fteredjte* Sutern Her Gütige»
1806—1830.
§ 92. SBafjrenb $reußen nod) mit Saufen unb Äurljeffen über
bie ©rünbung eines norbbeutfajen SknbeS öerlmnbelte, fam e§ aüju=
fc^ned sunt Kriege mit granfreiaj. 3n ber ©d)tad)t bei Seita
14. Oftober 1806 erlagen bie Sßreußen unb Saufen (unter ä^iföftrifc)
trofc tapjerfter (Öegenmeljr ber neuen ®rieg3roeife unb ber Übermalt
ber granjofen (7000 iEftann ©adjfen gefangen). $ie krümmer ber
fac^ft^en Slrmee trennten fid) auf bem oertoorrenen 9Kütf$uge nadj
ber (£lbe fdjon in 2Jton£felb t>on ben Greußen, unb ber Äurfürft
fdjloß, jefct oon Greußen oöllig oljne ©a)ufc gelaffen, SEBaf f cnftilt =
ftanb mit Napoleon. Xrofcbem mußte ba3 2anb fdjroere SBranb:
fd)a|jungen jaulen. $a nun gegen alle (Srtoartung ber preußifd&e
©taat binnen wenigen SBodjen rufjmto« jufammenbraaj (27. Oftober
Napoleon in ©erlin) unb bie fRcftc be« preußifdjen £eere£ über bie
2Beia)fel jurfidtoia)en, fo fdjloß griebridj Sluguft mit Napoleon ben
grieben oon $ofen am 11. ^ejember 1806. ©adjfen mürbe
jum fouoeränen Äönigreidj erhoben unb erhielt jur (Sntföabigung
für einige tf)üringijdje #mter ben preußifa>n ÄreiS (SottbuS (f. § 67),
1807. mußte aber bem SR^einbunbe beitreten unb 6000 SJtonn gegen Greußen
ftetlen. SRad) bem grieben oon Sitftt am 9. Suli 1807 übertrug
Napoleon bem Äönig nod) ba£ au$ ben ehemaligen polnifäVpreußifd&en
^roohtjen neugebilbete $er§ogtum SBarfdjau. ©aburd) oerfeinbete
er ©adjfen üottenbs mit Greußen unb fettete e3 um fo fefter an
bal franjöftfdje SBeltreich, ba3 jugleidj mit SRußtanb im 93unbe
ftanb. 2lud) bie öffentliche ÜJceinung begann fidj in großen Seiten
$)eutfchlanb$ mit ber neuen Orbnung auSjuföhnen, ba ein beutfcheS
9tationaIgefüf)l nirgenbs oorhanben mar.
§ 93. $od) üerfchmähte e§ ber ®önig, nach bem ©eifpiete ber
fübbeutfdjen ^^einbunoSfürften feine neugemonnene ©ouöeränität jum
Umfturj ber SanbeSöerfaffung ju benufcen. 9lur ba« #eer gestaltete
1*09. er nach franjöfifa^em 3Äufter um. (Sine ^robe legte bieg bann 1809
im Kriege gegen Öfterreich ab, namentlich in ber ©djlacht bei
SBagram 5./6.3uli. SBährenbbem brauen aber bie fchmarje greifbar
beä 1806 »erjagten #erjog8 griebrief) SBilhetm oon ©raunfajmeig
unb ein ÖfterreichifcheS (£orp3 in ©adjfen ein, fo baß bie fönigtidje
gamitte über Seipjig unb (Sifenad) nach granffurt a./SW. flüchten
mußte. 3 m grieben oon ^ßreßburg am 14. Oftober 1809,
ber bie Sftieberlage Öfterreich$ befiegelte, erhielt ©adjfen einige
böhmifdje Snctaoen in ber Ober=8aufi$ unb bie fächfifdjen ©üter be$
aufgehobenen $eut)'d)en SRitterorbenS; baS nunmehrige ©roßherjogs
tum SBarfdjau mürbe bitrdj ba3 öfterreidufa> SBeftgalijien oer=
größert.
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§ 94. (Sine Slugficht auf (Srlöfung au* ber fraitjöfifdjen
Ihtechtfchaft eröffnete erft ber ftrieg Napoleon« mit iRuglattb
1812 (ber Äomet 1811). gür ben ungeheuren $eere3$ug (Napoleon
in Bresben) hatte Sadrfen 21000 SRann mit 7000 $f erben unb
68 ©efchüfcen att 7. SIrmeecorpS (fReönier) ju fidlen, bie mit
ben ßjterrei^em gegen Sübrußlanb borgehen foüten. 2)em 9Barfd>e
be3 fronjöfif^en §auptheere« auf SRo«fau folgten nur 3 Deiters
regimenter. 5)ie fernere Weiterbrigabe gewann babei glanjcnben
föuhm burch bie <£rftürmung ber fRajeto3ft(chanae in ber furd)b
baren Sct)tacr)t bei ©orobinö am 7. September unb jog am
14. September mit Napoleon in SRoSfau ein. SSon ben Xruppen
tRehnierd, bie über ©reftsßitoto«! in SSofljtmien einzubringen oerfuchten,
tourbe bie üereinjelte SBrigabe Klengel am 27. %uli bei ßobrtyn
nach ^elbenmüttger ©egentoehr Don ben Muffen gefangen, bie £aupt;
macht ftegte am 12. Äuguft bei $obobna, mürbe aber bann burch
Sftegengüffe aufgehalten unb mußte fich auf bie SSerteibigung be*
@roßher$ogtum$ SEBarfäjau befdjränfen. $ie Stefie ber 3 Leiter*
regimenter (240 fütonn) traten am 18. Oftober mit ben granjofen
ben entfestigen SRücf jug au« iRußtanb an (Übergang über bie
Söerefina 26. unb 27. Sßooember) unb fc^motjen babet bis auf
55 SRann jufammen. ftennterd SlrmeecorpS mich erft nach bem Unters
gange be3 frati$öftfct)en $auptheere8, nur noch 6000 Wann ftarf,
hinter ben ©ug jurücf (Napoleon in ©reiben 14. $ejember).
§ 95. $er Untergang ber franjöfifa)en #eere8macht
gab ba£ Sachen jur allgemeinen begeifterten (Erhebung beä
preußifchen SBolfed (SBünbniS mit Slußtanb in flalifch 28. ge=
bruar 1813). Äuch in Sachfen regte fi<h bie ©efptfudjt nach Ott*
tüfung oon bem furchtbaren $rucfe (Xheobor Börner); aber ber
Glaube an Napoleon« „Stern" mar noch leineStoegS oerniajtet, bie
Sftadjt ber ©erbünbeten erfaßten noch ™& fat* Ö cn wg, unb ihre
$Ibfid)ten flößten SWißtrauen ein. $(13 fie baher hinter ben langfam
metchenben granjofen (Sprengung ber 3)re3bner ©Ibbrücfe 19. SRärj)
in Saasen einrüeften, mich ber ®önig einer (fritfctjeibung au8 unb
reifte über flauen nach 9fagen8burg unb tßrag, unt mit Samern
ixnb Öfterreich $u einer freilich oötlig ausficf)t$lofen Vermittlung
ju Oereinigen. @r gab baher bem ©eneral $hielemann, ber in
Xorgau bie Hrmee reorganifierte, ben Befehl, bie geftung für beibe
Parteien ju fperren (Ehielemann* Schtoanfen). Mein ber blutige
Sieg Napoleons bei fiüfeen (©roßgörfchen) am 2. SRai jtoang
bie JBerbünbeten tum ?Rücfjugc hinter bie @tbe unb nötigte ben
tönig, nach Bresben jurücfsuf ehren unb fid) toieber bem brohen-
ben Sieger anschließen. $ie fächftichett Xruppen nahmen baher
noch 0« ben blutigen föücfaugSgefechten mit ben SBerbünbeten nach
ber Schlacht oon SBaufcen (20./21. 2Rai) teil, bis ber 2Baffen=
ftillftanb oon tßoifchtoifc am 4. 3uni bem Kampfe oorläuftg ein
(Snbe machte.
Äacmmel, ©runbjfigc bcr Süd>ftfäen ©cf^tc. 4
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§ 96. So<$ brachte biefe Seit neue ßeiben über Saufen. Un*
geheure $eere$maffen lagen im ßanbe, Napoleon felbft fyrtte in
SreSben fein Hauptquartier, Seipjig unb SreSben waren mit Ser^
nwnbeten überfüllt, ba* eigene £eer mu&te faft ganj neu gebitbet
»erben, unb ber (Staatsfrebit mar tjottftänbtg erfdjöpft. @nblia>
braute ber Ablauf be* SBaffenftißftanbe« unb ber «nfdjtuß Öfters
reia)3 an bie SBcrbünbeten am 12. «uguft bie (Erneuerung,
beS Kriege«. SRodj einmal fiegte Napoleon am 26. unb 27. Sluguft
bei J) reiben über bie ©auptarmee ber JBerbünbeten; allein bie
Dfteberlagen feiner Generale bei ©rojjbeeren 23. Sluguft (fjerbe
SSerlufte ber ©adjfen), an ber $afebadj 26. SUtguft, bei kuim
29./ 30. Sluguft unb fa^liefclia) bei Sennern ifc 6. September t>er*
eitelten bie SBorftö&e ber granjofen unb nötigten Napoleon enbtia),
mit ber $auptmaffe feine* #eere* auf Seipjig jurüdfjuge^en, mo^in
ifjm Sriebritt) Sluguft folgte. 3n ber Dreitägigen $i>lferf$ladjt
am 16., 18. unb 19. Dftober fochten bie Saufen nur nodj nnber=
nrißig in ben franjöfifdjen $fteif>en unb gingen am ©ntfdjeibungätage
ju ben SBerbünbeten über, um bie ©elbftänbigfeit ifjre* ßanbe* ju
retten. Ser öerjtoeifelte ©abritt fam ju fpät. SRadj ber (Sxftürmung
Seipjigä am 19. Ottober fanbten bie oerbünbeten Sftonardjen ben
ßönig al* iljren befangenen nadj Sriebridj*felbe bei 93erlin unb be*
Ijanbelten ©aa)fen al* eroberte* Sanb. Sie SBermaltung übernahm
anfangt ber ruffifcfje gürft SRepntn, feit bem Kobern ber 1814 ein
preufjifdjeä @ouoernement. Sod) fiel Sre*ben, gänjlidj ausgehungert,
erft am 11. Üftooember 1813, Xorgau unb Wittenberg erft tm
Januar 1814. Sunt Kriege gegen granfreia) fteHte ba* erfc^öpfte
©ad)fen 20000 Sftann Xruppen, ebenfooiel Sanbroefyr unb ben fo?
genannten freinriütgen ©anner. ©ic nrirften in ^Belgien unb cor
9ftainj mit unb blieben and) nadj bem (erften) Sßarifer Stieben am
1814. 30. 9Rai 1814 (Surüdgabe be* linfen fltfjeinufer*, SEBiebereinfefcung,
ber SBourbonen) junädjft im SRIjeinlanbe fielen.
§ 97. Sa* ©djidfal be* ßanbe* mürbe erft nadj peinlidjer
Unfia^er^eit unb heftigem ©treit auf bem SBiener Äongrefe ent*
fdjieben. Um ^reufcen für feine polnifdjen ßanbe, bie grö&tenteil*
an föufilanb fielen, ju entfa^äbigen, befdjloffen bie ©ro&mädjte am
1815. 10. Sebruar 1815 bie Seilung ©adjfen*. Sem Äönig griebricf>
Huguft blieben 272 D3Reilen; bie grö&ere §älfte, 368 □ teilen,
fiel an $reuf$en (ba* albertinifdje Springen, ber #urfrei*, bie
ganje lieber sßaufifc unb bie norböftlia^e ©äffte ber Dber^ßaufifc) unb
@ad&fen*2Beimar (ber fteuft äbter #rei*, f. § 51, 52). «Raa? langem
Sägern fügte fidj ber ftönig, ber in$nrifa)en nad) Sßrefjburg über=
1815. gefiebett mar, biefen fdjmerjlia)en SBebingungen am 18. 9Rai 1815.
febenfo trat er bem Srrieg*bunbe gegen ben mieber fjeimgefebrten
Napoleon unb bem neugegrünbeten Seutfdjen 58 unb e bei unb lehrte
am 7. Sunt» mit allgemeiner greube empfangen, naa) Sre*ben jurud.
8um Unglürf gingen bie fäa)fifa)en Xruppen ber Xeilna^me an bem
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ruhmvollen ©iege 93tüd)er$ unb Wellingtons bei SBetteattiance
(Waterloo) am 18. Sunt 1815 oerlufHg, »eil einige Abteilungen in
Süttich gegen SBlüdjer gemeutert Ratten.
§ 98. $)a$ oertleinerte ©achfett übte juuüchft auf bie JBe*
ratuugen beS SBunbeStageS in granffurt a. 3R. gar feinen Einfluß,
fonbern überlief bie Leitung beSfelben an Öfterreidt) unb Greußen,
bie burdj bie „heilige Sniianj" noch enger unter ftet) oerbunbett
»aren. Um fo fefter fdjloß ftdj baS fächfifäc $otf unter ber
neuen meiß* grünen gähne um bie ehrroürbige Sßerföntichfeit feines
Königs jufammen. Verbittert burch fernere Erfahrungen foerrte es
fidj aber auch nach außen mögttchft ab unb erfüllte fidj mit ber
tiefften Abneigung gegen Greußen, momit fich mieber eine ungefunbe,
ober jähe bonafcartiftifche ©efinnung oerbanb. Unter fo ungünfligen
S3ert)ättniffen begann gteidjtooftf fofort bie rüftige Arbeit an ber
SBteberherfietlung beS furchtbar mitgenommenen SanbeS. $er
©taatsfrebit mar fetjr balb mieber erneuert; baS #eer tourbe feit
1825 auSfchlteßtich aus aufgehobenen SatibeSfinbern (mit ©tettoers
tretung) gebitbet, erhielt 1822 auch ein neues ©trafgefe$bu<h. 3um
Erfafc für bog üerlorene ?lnnaburg (Sodjau) tourbe bie ©olbatenfnabens
EraiehungSanfialt in ©trugen, jur belferen SBorbilbung ber Dffijiere
bie 3RUitärafabemie 1816 unb für bie Oberleitung 1830 ber ©enerak
ftab gegrünbet. dagegen blieben SBerfaffung unb ©ermaltung
gemäß bem ©inne beS greifen Königs unter ber Seitung beS ftrengs
tonferoatioen ßabinettSminifterS trafen $)etleo oon Einfiebel faft
unberänbert. 9iur bie meißnifche ©tiftSregterung mürbe mit bem
erblänbifdjen ©e^eimen State Oereinigt; ebenfo fanbte feit 1817 bie
Dberlaufifc Mbgeorbnete in ben erblänbifchen Sanbtag, obtoohl tf)r
©onbertanbtag in ©aufcen meiter beftanb. ©er SBunfch nach Reformen
äußerte fich in ber iBeoöfterung nur fdjtoadj, aud) auf SRücf ftc^t auf
ben greifen ®Önig, beffen fünfzigjähriges aftegierungSjubüäum 1818
unb golbne $odjjeit (mit SRarie Amalie Slugufte oon $ßfaljs3toei*
brürfen) 1819 unter aUgemeinfter Xeilna^me begangen mürben.
§ 99. M$ griebrich Sluguft am 5. 3Kai 1827 üerfdjieb, folgte 1827.
ihm fein greifer SBruber ftnton Siemens X^eobor (geb. 1755), ber
ebenfotoenig ein SBebürfniS nad) einer Umgeftaltung empfanb. Allein
ringsum mar bie potittfd^e Erregung unter bem Einffojfe ber fort*
mirfenben Sbeen ber franjöfifchen SRebohttion im Söadjfen. SöereitS
hatten bie fübbeutfcfjen Staaten fonftitutionette SSerfaffungen eingeführt,
unb überaß begeifterte man fid> für bie rebolutionären Erhebungen
in ©panien, Statten unb ©riedjenlanb. ©o erfd)ienen bie politif ct)en
ßuftänbe ©adjfenS mehr unb mehr a(S oeraltet. Ebenfo mar
bie mirtfdjaftlidje Sage beS SanbeS unhaltbar. 3mar gefchah
buraj bie Regierung manche« (194 Stetten ftunftftraßen bis 1831,
Ettbof* jtoifchen Bresben unb Sei^jig 1823, gorftafabemie in
Sfyaranbt 1816 unter Heinrich Eotta, potntechnifche ©djute in
©reiben 1828), aber bie großen SBeltoerhältniffe oermochte fie nicht
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ju befjerrfdjen. $ie iRapoIeomfdje ^ontinentalfperre gegen
Snglanb feit 1806 mar beut fätfrfifdjen ©eroerbfleijj sugute gefommeu,
weil fte bie englifäe flonfurrenj abfcfjnitt, ljatte ober bcn fädtfföen
£anbel ferner getroffen, unb i^re Aufhebung nad) Napoleon« ©turje
bahnte lieber ber übermächtigen engtifdjen (£infur)r bcn SBeg. <£iner
allgemeinen abernte folgte bonn ba« fernere ftotjaljr 1816/17,
unb bie ©rünbung unb Ausbreitung be« preufeifcfcen golttjer*
ein« feit 1818, fonrie bie Stiftung be« batoerifd^mürttem*
1828. bergifcfjen Sollöerein« 1828 engten ba« Slbfafcgebiet für fädjftföe
ßrjeugniffe immer mef)r ein. 2)ie bon ©adjfen beSfjatb begünstigte
©Übung eine« mittelbeutfdjen §anbel«berein« mit ben t^ürin^
giften (Staaten, ßurfjeffen, #annot>er unb ©remen 1828 erttrie« fict;
bagegen al« mirfungSlo«.
8« $tc ttmgeftattnitg *t$ fädtffäett etaattttefend nstfc bie
»egritabnitö M neuen ^etttfd^ett WettW. flöittg Sfoton nnb
$rtitj grrtebrid) 9«gnft grlebrtc* Slugnft n. 3*Jjatm.
1830-1873.
§ 100. $ie ftunbe bon ber $arifer Sutirebolution
1830. (©turj ber SBourbonen, Soui« $f)iftb)> „Äönig ber granjofen"),
rief al«balb auä) in ©adrfen revolutionäre (£rt)ebungen Ijeröor.
©te begannen in ben größeren ©täbten (ßeipjig 2. ©eptember,
Bresben 9. ©eptember) unb richteten fid) $unäa)ft nur gegen bie ber=
attete ©tabtoermaltung. S)er ßönig aber entliefe ben trafen (Sm
fiebel unb berief ben allgemein beliebten Sßrinjen griebrid) Auguft
jum Sttttrcgenten („Vertrauen ermecft Vertrauen 4 ').* gür bie
Ueberroa$ung ber ©tabtberroaltung mürben „Äommunereprüfentanten"
au« ber SBürgerfdjaft eingefefct, aufjerbem eine ftommunalgarbe ein-
gerietet, ©obann aber bereinbarten bie jum lefetenmale berfammelten
alten ©tanbe mit ber Regierung Oßrinj Sodann, S&erntjarb Don
1831. ßinbenau) bie neue ©taat«t>erfaffung, bie am 4. ©eütbr. 1831
feiertid) übergeben mürbe. *5)a« $önig«fjau« t>erjid)tete auf feine
Sxongüter $u gunften be« ©taat« gegen eine gioillifte (bamal«
550000 Xt)lr.); bodj oerblieben bem jemeiligen ßönig bie ©djlöffer
unb ©ammlungen al« ein unzertrennlich mit bem Sanbe toerbunbene«
* griebrid) «uguft mar ber dltefte ©otyn be« «ßrinjen aRartmütan,
eine« ©ruber« be« ftönig« griebrid) Wuguft, unb ber ^rin^efftn Caroline
von $arma, geb. 18. 9Koi 1797. (£r ertjielt mit feinem jüngeren Söruber
Soljann, geb. 12. 25ejeutber 1801 (ber mittlere, Sternen«, geb. 1798, ftatb
\d)on 1822), unter ber Settung feine« trefftidjen $atet« (f 1838) eine au«*
gezeichnete erAtetmng inmitten eine« burd) Qnnigleit au«gejeid)netcn gamilien^
leben«, freiließ aud) unter bem ferneren $rude ber 9faj>oteonifd)en $eit SRad)
bem Sobe feiner erften ©emaljtin Caroline bon £)fterreict) 1832 toermäfjtte er
fid) 1833 Aum jroeiten 3ttale mit SDfcarie öon ©atoern, ber ©djtoefter ber. fpäteren
Königin ©üfabett) »on ^ßreuBen unb ber erj^er^ogin ©opfye toon Öftcrrcid^
(ber SWutter ftatjer granj So|e^« I.).
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•öefifctum. Die ßanbe«oertretung jerfiel in 5Wei Kammern; ber
erften gehören bie oofljährigen tönigüchen Sßrinjen, bie Sftitglieber .
be« f)°h en &bel«, bie ftbgeorbneten ber #ochftifter Steiften unb
SBurjen, ber Unioerjttät unb be« ßirdfjenregiment«, eine 5lnjaf)l oon
ihren ©tanbe«genoffen gewollter ober Dom ftönig ernannter 9fHtter=
gut«befifcer fonrie bie Vürgermeifter Don aa}t größeren ©tobten an;
bie jmeite nmrbe gebilbet öon 75 auf 6 3ofre gewählten tKbgeorb?
neten ber föitterfdjaft (20), ber ©tobte (30) unb ber btSIjer gar
nicht öertretenen dauern (25).
§ 101. mt ©ilfe biefe« neuen ßanbtag« begann bann bie
Untgeftattung ber Verwaltung. Än ©teile be« ©eljeimen 9tat«
traten bie fech« gachminifterien be« 3nnern, ber Swftii, be«
fhiltu«, ber ginanjen, be« Krieges unb be« Auswärtigen, gür bie
größeren Vejirfe übernahmen 1835 bie $ret«birettionen in 1835 -
Bresben, ßeip$ig, 3rotdau unb «aufeen bie ßeitung. Mud) bie£>ber=
ßaufifc trat unter bie Verfaffung be« ©efamtftaat«, obwohl fie
ihren ©onberlanbtag behielt. Die bisher getrennte Verwaltung ber
tanbeSljerTlidjen unb ftänbifchen ginanjen war bontit befeittgt, boct)
überwogt eine ftänbifdje Deputation bie Verwaltung ber ©taat«*
fdjulben. Die ©tabtoerwaltung erhielt burdj bie ©tobteorbnung
oon 1832 eine neueOrbnung (©tabtrat au« lebenslänglichen juriftifchen
unb au« auf 6 %af)u oon ber Vürgerfdjaft gewägten Httitgliebern,
©tabtoerorbnete jur Überwachung ber Verwaltung). (Sftenfo würben
bie ftaat«wirtfchaftlichen unb fojiaten Verhältniffe grünblich
umgestaltet. Da« bisher überau« oerwicfelte ©teuerwefen würbe auf
brei allgemeine ©teuern (®runbfteuer, ©ewerbefteuer, Sßerfonalfteuer)
gegrünbet; bie &blöfung ber bäuerlichen Saften unb bie Auf?
hebung be« ßehn«oerbanbe« beteiligten brücfenbe tiefte be«
2Rittetalterö unb fdjufen einen freien Vauemftanb, bem bie ßanb?
gemeinbeorbnung öon 1838 bie ©etbftoerwaltung feiner Hngelegens 1838.
fjeiten übertragen tonnte. Die @inf)eitlufjleit ber 9tedjt«pflege
fieberte ba« OberaJ>pellation«gertcht ntit oier 5(ppetlationSgerichten
unb ba« neue ©trafgefefcbuch öon 1838. Die ßeitung ber ßanbe«*
lirdje blieb bem Äonfiftorium in Dre«ben, als beffen Vertreter bie
Äira)ens unb ©Zuträte bei ben #rei«birettionen eingefefet würben.
Den eoangelifchen ©harafter ©achfen« wahrte bie Veftimmung ber
Verfaffung, bie bie ©rünbung neuer Softer oerbot. Da« Volt«?
fdjulwefen erhielt 1836 eine gefefcliche ©runblage. 183C.
§ 102. ©o umgeftaltet trat ®achfen am 1. 3anuar 1834 in 1834.
ben beutfdjen 3olloerein ein, ber fidj unter Greußen« ßeitung
bereit« über Vaöern unb Württemberg au«gebef>nt t)atte unb nach
bem Beitritte ber thüringifchen ©taaten, ßurtyeffen«, Vaben«, Sßaffau«
unb grantfurt« gegen 8200 □ Steilen mit 25 SJciU. (SinW. umfaßte.
<£r öerrcanbelte ba« aufjeröjterreichitche Deutfchlanb in ein
einheitliche« SBirtf ct)af tSgcbict, ba« Solle nur an ben Mu&en=
grenjen be« Verein«gebiet« erhob, unb bereitete baburch bie
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polttifche SReugeftaltung DeutfdjlanbS unter ber Rührung
Sßreu&enS aufs nnrffamfte oor.
§ 103. ftach bem Xobe be§ greifen ßönig« Slnton am 6. 3uni
1836. 1836 beftieg fttltMQ «ttgujt II. ben Ztyon (1836—54). Saufen
mar in raf ehern Aufblühen. Die öon alten Ueffeln befreite Sanb«
toirtf c^af t ging öon ber 5J)rcifelbcrtoirtf<^aft jur ertragreicheren
Öruchtmechfelwirtfchaft über* Der ©eluerbf teiß fanb im weiten
3otfoerein8gebiet einen offenen SKarft unb manbte fid) mehr unb
mehr bem Dampfbetrieb $u, roa3 mieber bie ©teinfohlenförberung
fteigerte; ben ^Betrieb ber greiberger ©Ubergruben fieberte ber
föotfchönbergerftollen gegen (Srubenmäffer. Der JBerfe^r nahm einen
ungeahnten Sluffchmung. 3n ber SJcünjfonöention öon 1838 nahmen
alle norbbeutfe^en ©taaten ben preufeifchen aRünafufj an (1 9Jcarf
©Uber fein — 14 %1)aUx «= 20 ©ulben); ju bem immer meiter fich
auSbehnenben ©trafeennefc traten bie @ifenbat)nen, beren Erbauung
ber ©taat anfangs an Stttiengefeüfdjaften Übertieg (Seipjig- Bresben,
bie erfte gre&ere Sinie in Deutfdjtanb, 1839 öoHftänbig eröffnet;
Überbrücfungen be3 ©ölfefch* unb ©fftertfwteS), unb bie Dampfs
fdjtffahrt auf ber <£tbe (®rünbung ber fä<hftfcM^ntifchen Dampf*
f<$iffahr«gefeflfc$aft 1837). @o ftieg bie @inmot)nerjat)I öon
1 595 000 @. 1834 auf 2 äRiHtonen 1855, bie Dichtigfeit ber Ee*
öölferung auf 1 Ctuabratmeile öon 5800 auf 7500 @.
§ 104. Studt) am Huffdmmnge be8 beutfehen ®eifteäleben§
na^m ©adjfen regen Anteil. DaS religiöfe Seben geroann unter
ben ferneren Erfahrungen ber SRapoteonifchen ßeit toieber eine
gläubigere fötdjtung, bie ftd) in ber ©egrünbung ber fädt)fifdt>cn
SBtbetgefeüfchaft 1814, ber eöangetifdHutherifchen SWiffionggefeUfchaft
1819 unb be3 ®uftaü=2tbotf Vereins 1832 (1842) fotoie in ber afe
gemeinen Seier ber großen reformatorifchen (Srtnnerungäfefte 1817
unb 1830 äußerte. Die Seipjiger Uniüerfität üerlor jmar ihre
öerattete SBerfaffung, behauptete aber ihren guten Sftuf (ber $h^°^°Ö
©. ©ermann). 3h* ä ur @ e ü c ***** bie fächfifche ©efellfdjaft ber
SBiffenfchaften 1846. Die ©elehrtenfdjuten erhielten burdfc)
ba3 SReguIatio oon 1846 eine neue jeitgemäfje Drbnung. 3n ber
* 2>ie im ganzen SJUttelalter unb bi3 in unjer Saljrhunbert hinein
herrjrfjenbe 2)reifelbermirtfd)aft teilt bie gefamte $)orff!ur in jroei Steile. $cr
eine Xeil bleibt als SBeibe unb 2Batb unbebaut liegen, ber ameite, bem S)orfe
näfjer gelegene, roirb in brei „ftelber" geteilt unb tum biefen abmechfelnb ba$
eine mit SBinterforn, ba3 *meite mit ©ommerforn bestellt, mtyrenb baS britte
als S3rad)e „ruht". $as( Sßief) ift tocjcntlid) auf ben SBeibegang angenriefen,
ber SDünger geht aljo grö&tenteüs öerloren. 93ei ber gruaftroecbjelttrirtfcbaft
toirb bie gange glur, abgeben öon SBiefen unb 28älbern, unter ben $flug
genommen unb in ben oerjduebenen 9lbteiluna,en abmedjjelnb mit SBinterforn,
Sommerforn unb Srutterträutern beftettt. $amit oerbinbet fid) bie (Stall*
futterung. ©o lange bie 2Beibered)te ber ©runbberren, aljo bie bäuer*
liehen 51bhängigfeit3tjerholtntffe, beftanben, mar bie $md)tmechjeltt)trtfchaft
unmögtid).
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ßitteratur bilbete juerft Bresben (£t)riftian Siebge, Subtoig Sied),
fpäter Seidig (ba8 „junge 3)cutfd^Ianb') einen ttjeitfnn mirlfamen
2Rittelpunft Sn ber ßunft behauptete Seipsig feinen alten Vorrang
als EJlujtfftabt, ober au$ baS #oftt)eater in Bresben öffnete ftdj ber
beutfdjen Oper unter SR. t). SSeber feit 1817 unb bem beutfdjen
©dmufpiel, unb erlebte bann in bem neuen prächtigen $aufe feine
fdjönfte 3eit. 3ugleidj natjm bie bilbenbe £unft in $re3ben einen
fltanjenben Stuffdjnmng (©ottfrieb (Sempers §oftljeater unb SWufeum,
bie «ilbljauer (Srnft $ät)nel unb (Srnft Wtetfd&et, bie SRaler (Schnorr
ö. SarolSfelb, Subtoig föid)ter unb ©ruft ©enbemann). 3)a« fömg=
lid)e £au3 beteiligte fidj eifrig an biefem ©eifteSleben (botanifdje
gorfdjungen be$ Königs, $rin$ 3ot)ann3 Stanteüberfefcung, bie Sufc
fpiele ber ^rinjefftn Amalie).
§ 105. Allein hinter biefer gebeifjlidjen ©ntwiefetung ber Mtur
Blieben bie politifdjen 3uftänbe in ©adrfen felbft unb bor allem bie
(Sefamttierfaffung $eutfdjlanb3 meit jurücf. 2)ie liberale Partei,
bie fid) juerft auf bem Sanbtage öon 1836 jeigte, »erlangte in
erfterer SBe^ie^ung befonberg SBefeitigung ber 3 e nfur, ber brüdenben
3agbgered)tfame unb ber tßatrimonialgeridjtäbarfeit, junädjft ganj
toergeblidj (Sftfidtritt SinbenauS). ©aS alte SRi&trauen gegen las
tljolifdje Umtriebe (blutige Stuftritte in Seidig bei ber Bnmefenljeit
$tinj 3ot)ann* 1845) unb ba3 fernere 9Mjaf)r 1846/47 t>er=
bittetten bie Stimmung nodj mefjr. 3 n btn allgemeinen beutfdjen
fi3ert)ältniffen genügte bie lofe ©unbeäoerfaffung bem ©ebürfmS einer
fräftigen Vertretung naa) äugen fo menig, bafj bie Überzeugung bon
ber 9lottt>enbigfeit einer ftarfen S^ntralgenialt ganj allgemein mürbe.
2>odj beftanb nirgenbä eine fefte Änftdjt über bie Hrt ber Reform,
©o öerbanben ftdj unjertrennlidj bie SSeftrebungen nadt) grbfjercr
f^rei^eit in ben (Sinjelftaaten unb nad) fefterer ©in^eit
(&cf a mtbeutf cfjlanb*.
§ 106. $at)er brad) auf bie Shtnbe öon ber «ßartfer 5e= 1848.
bruarreöolution (©turj SouiS $fjilij«)3, ftranfreidj föepublil)
aud) in Xeutfdjlanb überall bie reoolutionäre SBetoegung aus,
unb ©djle3hugs#olftein erljob ftdt) gegen ©änemarf.* 3n ©adjfen
t)ob ba^er ber ßönig bie Senfur üorläupg auf unb berief bie gütjrer
ber liberalen, ©raun unb Dberlänber, ju SRiniftern (15. SRarj).
* 2>ie fcerjogtümer ©djIeSttug unb $olftein hmren feit 1460 mit bem
Äönigreid) 2)änemarf unter bemjelben §errfd)erljaufe toerbunben, bilbeten
aber einen felbftänbigen Staat, olnuot)! nur Jpolftein £um Tcuiidicn !Reid>c
(SSunbe) gehörte. Um bie 3?crbinbung ber £>erjogtfimer mit 3)änemarf für
alle Betten &u fiebern, ftrebte bie fogenannte eiberbänifdje Partei barnact),
minbeftens ©djIeSroig bem bäniföen »feiöje gan$ einverleiben unb für ben
ftaH, bafj bie männliche iiinte beS regierenben $>auje$ auöftcrben jollte, bic 92ac^'
folge in 2)änemaTf unb 6ö)Ie^n)ig = $>olftetn ber ©lücfsburgifö)en ju fidjern,
mäi^renb in biefem RaUc bie 9luguftenburger in ben $»er3ogtümern erbberechtigt
maren. 3)en «nftofe jur (£rt)ebung gab ber 6ieg ber Giberbänen in ftopentjagen
nac^ bem ^Regierungsantritte Sriebrich^ VH. im Januar 1848.
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Unter bem (ginbrude ber fiegrei($en Resolution in SBien (13. SRärj)
nnb Berlin (18. äRär&) bilbeten ft($ borauf im ganjen Öanbe §a^I=
lofe politifäe ©ereine, meift ton beraorratifö -> republifanif<$er
Ridjtung. tiefer gehörten baljer au$ weitaus bie meiften ber
fäc^fifeben Slbgeorbncten jur beuiföen Rattonalterfammtung in
Sranffurt an (R. ©lum), bie für $eutf$(anb eine neue ©er*
faffung beroten foOte. «n Stelle bei ©unbeSiageS trat bort tor*
läufig (29. 3uni) eine protifortjdje gentralgemalt unter bem
©rjiferjog Sodann ton Öjterreio) als Rei$Sterwefer.
3ti£tt>ifd)en natym ber facfjfifdje ßanbtag eine Reilje ton ©cfc^eit
über ^ßreßfreifycit , ©ereinS» unb ©erfammlung§rerf)t unb bie (£uu
füljrung ton Schwurgerichten rafö an unb gemattete baS SBa^Igefe^
$um Sanbtage in bemofratifdjem Sinne um. SUm 17. Rotember
entließ ber &önig jum lejjtenmale bie atten Stäube. — ©ercitS toav
aber bantats überall bie SBenbung gegen bie Resolution eins
getreten (Unterwerfung SBienS 31. Dftobcr, ttuflöfung beS preußif djen
flanbtagS 5. $ejember). 3)af)cr lehnte griebrid) SBiltjelra IV.
ton Sßreußen bie ifjm ton ber Rationaloerfammlung angebotene 2Baf)l
jum „ßaifer ber $eutj($en" (28. 3Rarj) als revolutionär ab (3. Slpril
1849. 1849) unb mied bamit audj bie aufgeteilte Retdjäoerfaffung jurürf.
größeren bentfä^en Regierungen folgten biefem ©eifpiele. Run
terfud)ten bie retotut onären Parteien bie (Erregung barüber gegen
bie Regierungen auszubeuten, um unter bem $)ecfmantel ber Reid)35
terfaffung republifanifd)e Sßläne burrfföufefcen. bie SRebrljeit beS
ÖanbtageS bieS aud) in Sacrjfen terfudjte, löfte iljn ber &önig am
28. Sprit auf unb berief ein neues rönifterium. ®aS gab ben
Slnftoß jum SRaiauf ftanbe in ©reSben, ben bie wenig yafyU
reiben Xruppen nur mit preußifdjcr $tlfe unb erft nadj blutigem
Kampfe 5U überwältigen termodjten (3.-9. SRai). $arte ©trafen
folgten, ftur* barnac$ löfte per) auet) bie Rationaloerfammlung
auf (baS „Rumpfparlament" in Stuttgart). — SGBäljrenbbem
t)atte bie fädjfifdje ©rigabe, bie unter bem General ton #ciiifr
in Schleswig gegen bie Stänen fodjt, an ber (Srftürmung ber
fcüppeler Schanjen am 13. Äpril rut^mtott mitgewirft
Oßrinj Ulbert), aber ber SBaffenftiflftanb ton ©erlin am 10. 3utt
gab SdjleSwig Wieber ben $änen preis.
§ 107. «n ben terfpäteten ©erfudjen Greußen?, bie beutfäen
Staaten außer Öfterreid) in einem engeren ©ünbnis jufammenaufaifen,
beteiligte fidj Saufen unter ber Seitung beS SRinifterS griebrict}
t.©euft nur im Anfange ($)reitönig3bünbni3 ober Union jwifdjen
Greußen, Saufen unb ^annoter am 26.3ttai 1849), trat aber 1850
jurüd unb unterftüfcte bie 2Bieberr)erftellung beS ©unbeStageS.
$er Sanbtag, ber bem wiberftrebte, würbe am 1. %un\ aufgelöjl
unb am 3. 3uni baS alte SBafjlgefefc ton 1831 oljne ftänbifd)e
3uftimmung wieber eingeführt (bie „reaftioierten Stänbe"). ®ar)er
ftanb Sact)fen in bem Streite, jwijdjen Dftcrrcict) unb Greußen über
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flurheffen mit ben übrigen SWittelftaaten auf ber Seite DftctreidjS,
unb bie fächfifchen Xruppen fammetten fid) bei (Srofjenhain. Stur
bie fchtoachmütige Stochgiebigfeit $reuf$en3, ba3 in Dlmüfc (ftobbr.
1850) feine Union formell aufeulöfen oerfprach unb fhirljeffen mie
©chle$mig:$oIftein preisgab, oerfunberte ben ßrieg. $a3 Sonboner
^rotofott 1852 erfannte fpäter baS Erbrecht ber ©lücfsburger aucr)
in ©djleSnrig^olftein an, unb #erjog ßf)riftion Sluguft oon Sluguften*
bürg teiftete gegen eine SlbfinbungSfumme SSerjiajt auf feine fechte;
in fötrheffen würbe bie JBerfaffung oon 1831 aufgehoben. 3« ben
$re8bner ®onf erenjen mürbe barauf bie einfache SBieberherftellung
be3 S3unbe3tage3 allgemein anerfannt (Sflai 1851). $ie öolf3= i85i.
tümlictje beutfct}e EinheitSbemegung mar atfo öoflftänbig ge
fdjeitert. dagegen gelang e3 «ßreufeen 1853, ben 3ottüerein auf 1853.
roeitere 12 3<*h re ju erneuern unb ihm 1854 auet) bie Staaten 1854.
be3 „beutfdjen ©teueroereinS" (§annooer, S8raunfcr)meig, Dlbenburg)
anjufdjliefjen. Äurj nach biefer mistigen Entfdjeibung fanb ftriebridj
Wuguft auf einer 9ieife in $irol bei ©rennbüdjl unmeit 3ntft vn
obern Snnthale burd) einen ©turj au« bem SSagen einen üielbeflagten
afljufrühen $ob am 9. Sluguft 1854.
§ 108. ©ein Nachfolger 3o!jtttttt (1854—73) betrachtete ati
feine brüte, enbfte Aufgabe bie SSoltenbung ber Reformen. $ie
s Jted)t jprecfyung ging 1856 unter Aufhebung ber Matrimonial unb 1 856.
©tabtgerichte auf bie töniglidjen $8ejirf3gerid)te (15) unb ©eridjtSämtcr
(107) über unb empfing neue Regeln bura) ba3 ©Irafgefefebudj oon
1856 unb bog bürgerliche ©efefcbuch öon 1865. 2)a8 #eer mürbe 1865.
unter bem ®rieg$minifter 9tabent)orft grünbUct) umgeftaltet unb be=
trachtlich oermehrt. ®ie Slblöfung ber bäuerlichen Saften mürbe
1858 burch bie Aufhebung ber gutsherrlichen S^gbrechte üeroollftänbigt. 1858.
Ebenfo befreite baS ©emerbegefefc oon 1861 ba8 ®emerbe ton bem i86i.
3nnung8jmange unb ben alten Sannrechten (f. § 32), mobei §anbel3=
unb ©eroerbefammem bie Vertretung be§ ©emerbeftanbeS übernahmen.
25er Elbüerfefjr mürbe 1863 oon allen 3&ßen befreit, burch 93er; 1863.
befferung be3 ©tromlaufS erleichtert unb nahm befonberS feit (Sin-
füfjrung ber $ettenfcf)leppfa)iffahrt 1869 einen großartigen Sluffchmung.
£a3 Eifenbahnnefc erweiterte fich rafch ju einem ber bichteften
$)eutfchtanb3; baju traten ber eleftrifche Xetegraph unb bie Einführung
ber ©riefmarfe (fäon 1850). gür bie Votf «mofjtf aljrt forgten
zahlreiche neue Slrmenoereine unb Slrmenhctufer, bie Errichtung beä
fianbeämebijinalfoflegiumö 1865, ber SllterSrentenbanf 1858 unb bie
rafch fidj oermehrenben ©parfaffen. 2)te SanbeSfirche empfing
1868 eine neue Kirchen; unb ©unobatorbnung unb ^tett 1871 ihre 1868.
erfte SanbeSftonobe ab. $ie Uniüerfitöt Seipjig fchtoang fich, bonf
ber perfönlichen gürforge be3 fönig* , ber fle mehrfach befugte, unter
bem 8 ultuSminifter ü. galfenftein mieber ju einer ber erften in
2)eutfchlanb auf. $ie fct)r oermehrten ©eminare erhielten 1857, bie
9tealfchu(en 1860 fRegulatibe; für beffere «Pflege beS XurnunterricbtS
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forgte bie XurnleljrerbilbungSanftalt in Bresben (feit 1850). SBon
bem ©ebenen beS SanbeS legte bie rafdje Sunaljme ber ©eüötterung
(2344000 ©tntooljner 1864), beS StaatSüermögenS unb ber Staat«-
einnahmen 8«tgni3 ab.
§ 109. Mein bie politifdje Sage SadjfenS mürbe immer
unftdper. $enn mef)r unb me§r brad) ftd) bie Überzeugung SBaljn,
bag ber mieberljergeftellte $eutfdje ©unb ben ©ebürfniffen ber Slotion
nodfj n>eit weniger als früher genüge, jumal gegenüber bem ^weiten
franaöjtfdjen Äaiferreidje (Slapoleon III. 1852—70) unb ben öon
i^m auSgeljenben planen. tUterbing« lieg pdf) $eutfd)lanb Weber in
ben ßrimfrieg (1853 — 56), nod) in ben italienifdjen ßrieg
1859. 1859 (Öfterreid& gegen granfreid) unb Sßiemont; Äönigreioj 3tol«n
1861) öernrideln; aber rod^renb beS teueren mürben bodfj alle SBunbeS*
truppen in ®rieg$bereitf<$aft gefegt, unb baS beutfdje 9totionalgefüf)l er«
ljielt einen mächtigen §lnftof$ ju DfterreidjS fünften ($)ur<|jug oon
60000 Dßerreidjern t>on 93öf)men burdj Saäjfen nadj Italien). 3 n
bemfetben %afyxt nodj trat es bei ber Seier be3 fjunbertjäfyrigen
©eburtStageS gr. Schillers am 10. ÜKouember imponierenb Ijeroor.
$odj über bie Söege, ju einer ftrafferen (Jinfjeit $)eutfcfjlanb3 ju fommen,
gingen bie Meinungen meit auSeinanber. £)fterreia) roünfäte bie gort-
bauer be$ befteljenben guftanbeS, fo lange es mit #ilfe ber SRittel«
ftaaten $reugen am SBunbeStage überstimmen tonnte; in ben 2ftittel=
ftaaten, namentlich in Sadjfen, erftrebte man eine engere Bereinigung
ber mittleren unb Heineren Staaten, um itjre Selbftänbtgfeit gegen-
über ben beiben ®rofjinäd)ten ju magren (XriaS). $a3 Qki ber
preufjifdjen tßolttif mar, feitbem Sßrin$ SBilljelm 1858 an Stelle beS
jdjtoer erfranften Königs (f 1861) bie 9ftegentfc$aft übernommen
iwtte, unb namentlich feit bem (Eintritte Otto t>on SBtSmardS in$
preufcifdje ÜDctntfterium (September 1862) in erfter Sinie bie @rteid)=
bered>tigung SßreufceuS mit Dfterreidj am SSunbeStage, in jroeiter bie
SSermanbtung beS aufjeröfterreicfcifdjen ®eutfdjlanb in einen 83unbe$*
ftaat auf ©runb beS 3ofloerein3. $)emgemäf$ mürbe Saufen meljr
auf ÖfterreidjS Seite gebrängt. Slttein bie öerfdjiebenen ^Reform*
antrage ber 3ttittelftaaten feit 1861 Ratten feinen (Srfolg, unb ber
SBerfud) ßaifer granj SofepljS L, unter bem mächtigen ©inbruefe be«
3. allgemeinen beutfdjen XurnfefteS in Setyjig, auf bem dürften tage
1863. in grantfurt (Sluguft 1863) bie SBunbeSreformfrage in öfterreidfjifdf);
mittelftoattidjem Sinne ju löfen, f djeüerte an bem SBiberfpruc^e
ßönig SBilfjelmS üon $reufcen, ben aua) Äönig 3o^ann3 Senbung
naaj 93aben*93aben nidjt ju beugen öermodjte. ©leid)tool)l bettrie«
bie (Srneuerung be« 3olIt>ereinS auf 12 3a$re 3uni 1864 bie
geftigfett be« preuSiM^beutfc^en 2Birtfc^aft8bunbe3.
§ 110. SBä^renb nun bie ©egenfäfce fta^ öerfa^arften unb bie
Erregung muc^d, taufte bie fa^ledmig^otfteinifc^e grage aber?
mal« auf. SBereit« t)atte ber ©unbe^tag bie @je!ution gegen ben
ßönig öon 5)änemarf als #erjog öon ^olftein befajloffen, um i^n
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$um 93erjid)t auf bie geplante rcc^tötüibrige Trennung ©ch(e3ftrig§
t>on £olftein ju $roingen, ba erlofd) mit bem Xobe grtebrichS VII.
am 15. Sfcoöember 1863 bie ßtnie, beren (Erbrecht in 3)änemarl unb 1863.
©chleSmig:$otftein unbeftritten feftftattb (f. § 106, 107). ©ofort
machten bic Anfprüche ber Auguftenburger Sinie (griebrich VIII.) auf
(Schleswig =©olftein roieber auf. ©ebunben an ba$ ßonboner Sßrotofott
(f.§ 107), waren bic beiben beutfehen ©rofcmächte bereit, griebrich« VE.
Nachfolger (Shnftian IX. (oon ÖMücfeburg) auch als $erjog oon
<SchteSnugs#olftein anjuerfennen, fall« er nur auf bie be[d)toffene
(Sinöerleibung ©cbleSnrigS in $>änemarf öerjichte; bie SJcittelftaaten
bagegen, oon ber tief erregten öffentlichen Meinung gebrängt, munfehten
griebrich (VIII.) jum $erjog oon 6chteSttrig;$otftein ju ergeben
unb baburo) ^gleich bie SSerbinbung ber Herzogtümer mit $ättemarf
ju löjen. Sunöajft lam bie S3unbe3ej:etution jur Ausführung,
inbem 12 000 SRann ©adjfen unb £annooeraner unter bem fönigltd)
fächfifchen ©eneral ö. £a!e ©olffcein ©nbe $eaember 1863 ohne
SBiberftanb befefcten. ©a inbeS bie SKittelftaaten ben j>reuj$ifch=
öfterreidjifa^en Antrag, auch ©chlesmig ju befefcen, aber nur um bie
Anertennung beS ßonboner $rotof ottS ju erjroingen, am 14. Januar 1864 1864.
ablehnten, fo nahmen bie beiben ©rofjmächte bie Angelegenheit fetbft-
ftänbig in bie £>anb unb eröffneten am 1. gebruar mit bem Über-
gänge über bie (Siber ben #rieg gegen $änemart (Räumung beS
$anet>irfe, ©rftürmung ber $>üppeler ©chanjen 18. April, (Sinmarfch
in güttanb). (Erft als S)änemarf in ben ßonboner SBerhanblungen
(SBeuft Vertreter beS S)eutfchenJ8unbeS) jebeS 3ugeftänbniS ablehnte,
oollenbeten bie $reu&en unb Öfterreicher bie (Eroberung ©djleSttrigS
(Übergang nach Alfen 29. Swni) unb gütlanbd unb ergangen im
grieben Don SBien am 30. Dftober 1864 bie Abtretung
©dhleStoigs^olfteinS unb ßauenburgS. 2)ie ©unbeSejefution
mar bamit gegenftanbSJoS geworben, bie ©adjfen unb ©annooeraner
teerten ba^er im $)ejember in ihre §eimat jurücf.
§ 111. (Eben bie grage aber, ob bie Herzogtümer unter 83er =
mittelung beS SBunbeS als felbftänbiger Staat an griebrich (VIII.)
übergeben roerben ober in bie engfte SBerbinbung mit ?ßreuf}en treten
f Otiten, loderte baS ©ünbniS jmifchen Greußen unb Öfterreich trofc
ber ©afteiner ftonöention im Auguft 1865. SBereitS im SRärj 1866 1865.
begannen überall, auch in ©adjjen, bie Lüftungen. Sutfltid) verflocht
{ich bamit bie SBunbeSreformfrage. $enn $reuf$en fteüte bereit«
am 9. April in granffurt ben Antrag auf ^Berufung eine« beulfchen
Parlament«. (Snblich, nach vergeblichen AuSgleichSoerfuchen ber
9fttttelftaaten, führten bie (Srflärung Öfterrei<h& am l.JJuni, ba& eS bie
fchte^mig:hotftetnifche ©acfje bem 93unbe jur (ämtfdjeibung überroeife, unb
ber preu&ifche SunbeSreformplan oom 10. %un\, ber Öfterreich oom
S3unbe auSfchlofc, bie ©ntfeheibung tyxbei. 2>enn am 14. 3uni nahm
ber ©unbe^tag ben (bunbeSttribrigen) Antrag Öfterreich«, fämttiche
au6erpreu|ifche ©unbe$truw>en gegen Greußen ju mobitifieren, mit
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unserer SReljrfjeit an, Greußen aber erflärte feinen Auftritt au£
bem S9unbe unb forberte am 15. 3«ni <Saa)fen, ©annober unt>
ßurfjeffen auf, gegen ©erbürgung UjreS 93efifcftanbe3 abjurüften unb
ben preufjifcfjen ©unbeSreformplan anjune$men. $a ade bret
Staaten bie* oertoetgerten, fo erfolgte noa) an bemfelben Xage bie
®rieg3erflfirung.
§ 112. $ie fäd&ftfdje Armee (32000 SÄann mit 68 (Sefdjüfcen)
ftanb moljlgerüftet unter bem Oberbefehl beS Äronprtojen Albert*
in ftarfer Stellung bei $re3ben, tonnte fie aber nur behaupten,
wenn bie Öfterreidjer rechtzeitig $u $ilfe famen. $a bte« nia>t ge*
fdjaf>, ötelme^r bie ©ortruppen ber preufcifdjen ©Ibarmee unb ber
n. Armee fdjon am 16. Suni bie (Urenje Saufend überf abritten, fo
ttmrbe ber SRttdjug nadj ©öljmen angetreten, bem ®ömg Soljann
folgte. <£benfo gelang e$, ba« ganje Arnteematerial, bte Waffen unb
bie Sofomotioen ber (Staatsbanken $u retten. gür bte SBerwaftung
blieb eine SanbeSfommiffion unter bem SRinifter galfenflein jurücf.
^Bereits am 18. 3uni befefcte bie (Slbarmee Bresben; bodj Wieb bie
SanbeSoertoaltung gegen 3aW«ng öon täglia) 1OO0O Xljlr. ungeftört,
unb ba3 Sanb mürbe überhaupt nur nodj oon (Sinquarticrungen unb
$ur$märfdjen betroffen, Bresben inbea fpater bef eftigt.
§ 113. $ie (5ntfa)eibung fiel in ©öfjmen. §ier Ratten bie
(Saufen in feigen SWärfdjen bie 3fw Stotfc^en Sungbunjlau unb
3Kündjengräfc erreidjt. «ber bte Sflieberlagen ber öfterreidjifäen SSor*
trappen an ber 3far unb an ber fdjteftfa^en ©renje (gegen fihronprtnj
1866. griebrtd) SBilljelm ton Greußen) matten bie 3ferlinie unhaltbar
unb erjtoangen ben föütfjug nadj ©üboften. (Sxft bei ® Ufa) in am
29. 3uni tarnen bie (Saufen in$ ©efed&t (bie ©rigabe „Äronprinj"
bei Bilefc), mußten aber trofc tapferfter ßegenroeljr unter färben
SBerluften (27 Dffijiere, 587 9Wann) bie Stellung aufgeben unb fid>
auf bte öfterrctcr)ifc^c ©auptmadjt bei Äöntggräfc $urütf$iefjen. 3"
ber gemaltigen (Sntfdjeibung3fd)lad)t be3 3. 3uli bilbeten fie auf bem
©öfjenranbe oon ^Svfcfjiin unb ^ßrobluä ben äufjerfien linfen glftgel
unb leifteten anfangt ber (Slbarmee erfolgreichen SBiberftanb. @rft
als bie Öfterreidjer oon ber Armee be3 Uronprinjen oon Greußen
oöQig umgangen mürben unb in Auflöfung nach ber ©Ibc äurücftoidjen,.
traten aud) bie ©aajfen nadj ferneren Söerluften (59 Dfftjiere,
1489 SWann) in f efter Drbnung ben SRficfyug an (ftronprinj Albert
im 1. Sägerbataitlon) unb gingen bei ^arbubifc über bie (£lbe. $)te
föniglidje gamitie folgte ben Xruppen oon ^ßrag nadj SBien.
* $rinj Albert, ältefter Sotjn be3 SlönigS 3ot)ann aus ber (Sfye mit
Slmatia Oon Stottern, geb. am 23. April 1828 ( erhielt nach ben Antoeifungen be*
Katers burdj ben ©eljeimrat oon üangenn eine grünbliä)e, oieljeitige unb oor=
urteil^fteie ^ie^ung. Sein frufjjeitig crtuarf)enber militärischer Sinn führte
itm 1849 mit nad) Sd)leön)ig unb beioäljrte fid) bann auf allen Staffeln feiner
müitärifcrjen Saufba^n. Am 18. 3uni 1853 oermal|lte er ficr> mit ISarola, ber
$oa)ter beä f ringen ©uftaü oon 28afa (geb. 5. Auguft 1833).
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— 61
§ 114. 3u wetteren ernften kämpfen tarn e$ inbeffen nidjr,
tuetmelp machte junää^ft ber SBorfriebe Oon SUfotSburg am
26. 3uti, bann ber griebe oon Sßrag am 23. Sluguft bem Kriege
«in (Snbe. @r wahrte für ©adjfen, oorbeljätttid) feines Eintritts in
t>en *Rorbbeutfa>n »unb, ben ooflen SBefifcftanb, ba Öfterreiä) bie*
$ur SBebtngung mod)te unb ©raf 8i8mar<f einer franjöfifc^en (Sin«
mifdjung bura) raffen griebenSfdjlufe auoorfommen tooUte. öeuft
na^m feine (Sntfoffung unb rourbe burd> SRidjjarb oon griefen
erfe&t. $oä) fam ber förmlidje griebe jttrifä>en ©adjfen unb
^reufcen erft am 21. Dftober in SBerlin juftonbe. ©a$fen trat
bem ju grünbenben SRorbbeutfdjen ©unbe bei, organijierte feine
Zvuppen aU XII. «rmeecorp* naä) J>reu&ifa>m SRufter, überliefe
Ipoft* unb fcelegrapbentoefen an ben ©unb unb jatjlte 10 SRitttonen
Sfjaler ÄriegSentfdjäbigung. 8iS jur oöttigen Umgeftottung be£
fädfrftfäen $eertoefen3 blieben preu&ifcfje Xrappen in ben roid)tigften
©täbten unb auf bem ffömgftein. Km 26. Ottober lehrte ftönig
3of>ann nad) $iflni|j jurfitf, am 3. SRooember fnelt er feinen föngug
in S)re$bcn. ©eine SßroHamation ,,an meine ©aäMen"* unb feine
Steife (mit bem ftronprinjen) nadj ©erlin am 17. $)eaember leiteten
ba3 neue J8unbe3oerl>ältni3 auf« l>offnung«reid>fte ein.
§ 115. SRit bem SluSfajeiben Öfterreid>8 au« bem beutf^en
SBunbe mar bie beutfdje grage gelöft unb ber ©oben für eine
Ifteugeftaltung unter güljrung be« oon 5100 auf 6400 Duabratmeilen
»ergröfjerten Sßreufjen geebnet. Slm 17. Hpril 1867 nalmt ber erfte isct
9torbbeutf$e 9tei$3tag bie ©erfaffung be3 Sfcorbbeutfdjen
93unbe2 an. (Sin ©ebiet Don 7500DSReilen mit 30 SRUL ©in;
tooljnern mürbe baburdj in ben toidjttgften ©ejieljungen ($eer unb
Marine unter bem Oberbefehle be3 ÄöntgS oon Sßreu&en als „®unbe$5
gelbljerrn", Sßoft* unb Xelegraj>l)emoefen, ©e(efegebung in ^anbete*
unb ©emerbefadjen foroie im ©trafredjt, Vertretung nadj äugen)
unter preu&ifdjer Settung einljeitlicfj georbnet. 3m SBunbeärate erhielt
©adjfen 4 ©timmen Oon 43, in ben 9tetd)8tag fanbte e« 23 Äbges
orbnete. 3)a$ #eer würbe auf ©runb ber allgemeinen 2Beljrj>fUdjt
unter ßeitung beS ®rieg8mtnifter3 Älfreb oon gabrice bis 1870
auf 29 SBataittone Infanterie, 6 Reiterregimenter unb 96 ©efdjüfce
gebraut unb baneben eine ßanbroeljr errietet. ßugleidj mürbe
Seibjig 1869 ber ©ifc be8 93unbe8ober!)anbel3gerid&ta.
§ 116. SBäfjrenb fidj biefe Reugeftaltungen im «Horben ruljtg
öoÜ>gen unb ber Sufammenfjang beS ftorbbeutfdjen ©unbeS mit ben
fübbeutfdjen Staaten burd> bie ©djufc* unb Srufrbünbniffe Oom
Sfoguft 1866 unb ben 8ottoerein geftdjert mürbe, bereitete fic^ in
ber ©tille ber Ärieg gegen granfreia) oor. $enn bie (Siferfudjt
* „SKit bcrjclben Ircue, mit tocld^cr id) 3um alten 59unbe geftanben,
werbe id) jur neuen Setbinbung galten."
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beS franjöjifdjen SBotfeS auf ba$ (Smpormachfen einer ftarten beutfehen
SKacht nötigte Napoleon III. ju bem 93erf udje, feinen toanfenben
Ztyon burch einen großen auStoärrigen Qrrfotg ju befeftigen. 9cadj 5
bem oerfdjiebene SBerhanblungen (bie Sujemburger grage 1867) nicht
$um Siele geführt Rotten, benüfcte er bie Berufung be$ Sßrinjen
Seopolb öon ^o^enjottern auf ben fpanifdjen Xtyon jur überrafchen*
1870. ben KriegSerflärung an $reuf$en am 19. 3uÜ 1870, mobei
er auf Spaltungen in $)eutfd)(anb unb ben SBeiftanb Öfterreichs unb
3talien3 regnete, Allein ba$ beutfaje SSolf fcharte fich mit feinen
dürften in einmütiger SBegeifterung um König SBilhelm bon
$reujjjen, ber fofort ben SBefc^t über alle beutfdje Xruppen über*
nahm (&. ö. SRoltfe ©eneralftabSchef). 2lm 16. 3uli begann auch
in Saufen bie Sflobittfierung , ba(b barauf ber $urdjjug be&
V. unb VI. preu&ifdjen StrmeecorpS. 3 U Anfang 5Iuguft fammelten
fich bie Xruppen be$ XII. (tönigt. fädjfifchen) SIrmeecorpS unter bem
Oberbefehle i^red bctuäfjrtcn gütjreS, be3 Kronprinjen Ulbert,
um SDcainj, um als ber IL beutfehen 5lrmee unter Sßrinj
griebrich Karl oon Sßreufjen in granfretch einjurüefen. ©chon
befanben fich bie granjofen nach ihren Sßieberlagen bei SBei&enburg
(4. Sluguft), SBörth unb ©aarbrüefen (6. 9luguft) auf bem 9tücf$uge
nad) (ShatonS unb 2Jcefc. §ier tiefe ftch SRarfdfwü ©ajaine bura>
bie ©flachten oon Sourcetteä (14. Slugujt) unb SttarSsIasXour
(16. Sluguft) f efthalten unb mürbe bann am 18. 2luguft roeftUd) bon
2ftefc bei ©t. Sßribat unb Oraoelotte bon ben beutfehen unter
bem Oberbefehle König SBilhelmS angegriffen. 3)en blutigen ©ieg
entfdjieben am $tbenb bie ©achfen unb bie preufcifdjen ©arben mit
ber ©rftürmung bon ©t. *ßribat, bem ©tüfcpunfte be3 rechten fran=
jöjifdjen glügel«. ©ajaine mürbe in aflefe bom ^rin^en grtebrich Karl
eingefcf)loffen, Kronprins Ulbert aber übernahm ben Oberbefehl über
bie neugebilbete SKaaSarmee (©arbecorpS, IV. unb xn. 2trmeecorp§),
möhrenb fein ©ruber $rin$ ®eorg feitbem baS XII. tateecorpS
führte. £ie 2Haa3armee trat neben bem Kronprinjen griebrich
SBilhelm öon <ßreu&en ben SBormarfd) nach (£fmlon3 an, n>o man ba&
jfceite fransöftfehe #eer. unter 2ftac 9ttahon bermutete. ©tatt beffen
ergab ftcfi, bafe ber 2ttarfchall mit bem Kaifer nad) 3tfefc Inn ab=
marfchiert fei, um Sajaine ju entfern. 5lHein bie ^eutfdjen fchtoenften
norbmärtä unb fteüten fich ihm in ben 2Beg. 9ßach mehreren einzelnen
Gefechten mit fäa^rtfajen Xruppen (bei SBujanct? 27. ^uguft unb 9flouart
29. Sluguft) miauen bie granjofen norbmärtS nach ber $flaa$ jurücf.
5)abei erreichte unb fchtug fie Kronprinz Ulbert bei Seaumont am
30. Sluguft unb griff pe bann, bie SDcaaS überfchreitenb, am 1. ©ep=
tember in ihrer ©tetlung um ©eban üon Often her an, mahrenb
Kronprtnj griebrich SBilhelm fie ton ©üben unb SBeften her umfaßte.
5lbenb mar ber ruljmoollfte ©ieg ber beutfehen ©efchichte
entfehieben. Napoleon III. ergab fidj an tönig SBilhelm, unb am
2. ©eptember lieferte bie Kapitulation oon ©eban bie ganje franjöpfche
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$lrmee in beutfäe KrtegSgefangenfdjaft. Unermeßlicher Subet erfüllte mo.
ganj $)eutfchlanb.
§ 117. ®ic #offmmg inbeS, ber Krieg roerbe mit bcm ©iege
oon ©eban ju (Snbe fein, oernurflichte jtdj nicht. $te franjöfifche
töepubtif, bie am 4. (September in <ßari£ oerfünbet ttmrbe, fefcte
unter ©ambettaS Leitung ben Kampf fort. ($r breite fich oor ädern
um SßariS. §ier ftonben bie Saufen feit bem 19. September im 9fa>rb=
often ber SRiefenfeftung unb roiefen am 30. Sßooember unb 2. $)e$ember
in bem furchtbar blutigen Kampfe bei ©rie unb Sil Ii er 3 mit ben
Bommern unb SBürttembergern ben erften großen Sluöfall ber Sßarifer
jurücf. ©obann bemächtigten fie fid> nach heftiger SBefd&ie^ung am
27. $)ejember be3 SDlont 21oron unb eröffneten barauf bie £8efef)ie£ung
ber Dftfortä felbft. (Sin lefcter 5fa3fall ber Sßarifer am 19. Sanuar 1871
blieb ebenfo oergeblich, toie nach bem Salle Don SRefc (28. Dftober)
bie Berfuche ber franjöftfa^en $rooingialt)eere, bie $auptftabt ju ent-
fefcen. Mn beren fiegrekher Hbtoehr nahmen auch einzelne fädjfifdie
Xruppenförper teil, nrie an ben ©flachten bei SBelfort 16./17. 3<*nuar
unb ©t. Ouentin 18./19. 3&nuar. ©o mürben am 28. Sanuar ber
Sßaffenftillftanb unb bie Kapitulation oon $ari8 abgesoffen
unb bie $lufjenfort£ ben beutfehen Xruppen übergeben.
§ 118. 3njn)ifcf)en Ratten (ich in langen Beratungen bie beutfehen
Regierungen über bie Erneuerung be& $eutfd}en Steimel (burdt)
ben 3tnfa)Iu6 ber fübbeutfdjen Staaten an ben Sßorbbeutfdjen ©unb)
geeinigt. $lm 9. ®ejember 1870 nahm ber Reichstag bie Verträge
an, unb auf befonbere SBeranlaffung König £ubmig$ II. oon ©aöern unb
tönig 3 0 h aim $ oon ©achten mürbe am 18. 3anuar 1871 König 1871.
SBithelm oon Sßrcujjen im ©djloffe oon JBerfailleS jum erblichen
2>eutfchen Kaifer ausgerufen. Slm 3. 2Rärj unterzeichnete Kaifer
SBil^elm ben 93 orfrieben oonSBerfailleS, ber ben ©(faß unb $)eutfd?=
Sot^ringen mit SKefc bem $>eutfd>en bleich e jurüefgab; bann fefjrte er nach
ber #eimat jurücf (Kaiferparabe ber ©achfen bei ©rie unb SBillierS).
Kronprinj Ulbert blieb noch einige Seit als Oberbefehlshaber ber
beutfehen ©efafcungStruppen in granfreid) jurücf, mät)renb ber fäd^fifdt>e
KriegSmtnifter Ä. Oon gabrice als faifertidjer ©eneralgouoerneur bie
SBertoaltung leitete. Räch bem grieben oon granffurt am lO.SKai
jogen auch bie ©achfen heim. $er Kronprinj, oom Kaifer mit bem
©fernen Kreuje unb bem gelbmarfchallSftabe gefchmücft, nahm fobann
mit $rinj ©eorg an bem Xriumpheinjuge in bie Sflctc^ö^auptpabt
Berlin am 16. 3uni teil unb hielt am 12. 3uli an ber ©pifee be3
fächfifchen MrmeecorpS feinen ©iegeSeinjug in Bresben, ©o mar ber
Xraum unb bie ©ehnfudjt Oon 3ahrhunberten glorreich er=
füllt. $ie Erneuerung beS fceutfehen Reiche« ^at ben
beutfdjen ©tämmen unb ©taaten unter 2Bat)rung ihrer
(Eigenart ein gemeinfameS SSaterlanb unb einen ftarfen
©djufc gegeben unb ber europäifchen ©taatenorbnung ben
feften ©chlufjftein eingefügt.
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§ 119. 2)ic ftiüe griebenSarbeit rutjte roa&renbbem feineSroeg«.
gür bie Sßflege bcr S3ernmnbeten unb Fronten im gelbe ^attc bic ßroiu
, torinjeffin (Sarola fdjon 1867 bcn feaenSreidj mttfenben WlbtxU
berein al« ein (Blieb be3 allgemeinen beutfdjen herein« Dom roten #reu$
begrünbet. Sie neuen SRetdjSgefefce (ffieidjSftrafgefefcbud) 1870, föeidj«=
getoerbeorbnung) oerurfac^ten manmgfadje Umgeftatrungen. ßugteidj
1873. mürbe 1873 eine rembierte @täbte= nnb fianbgemeinbeorbnung er«
laffen unb bie ganje SSermaltung auf ©runb einer auSgebeljnten XeiU
nar)me ber (Srunbbefifcer umgeftattet, »omit bie SSermeljrung ber
$lmt8l)autotmannfc§aften (27) unb bie SBerroanblung ber ffreiäbireftionen
in Äretetyauptmannfdjaften jufammenfH'ng. $a8 SBoltefd&ulmefen trat
mit bem SBolfSfdjulgefefc öon 1873 unter bie Seitung ber fönigt. SBe=
StrtefdmUnffceftoren unb mürbe burdj bie gortbilbungSfdmle erganjt.
§120. Äönig3o^ann naljm an aüebem ben regften toerfimlidjen
Anteil unter all ben leibooflen unb er^ebenben Erfahrungen, bie if>m
Verföntidj befdjieben toaren. SSon feinen fünf Xöd)tem oerbtieb iljm
nur eine, bie ^erjogin ©lifabetlj öon ©enua; bafür ermudjS i§m
au« ber <£f)e feine« jroeiten ©ofme« ®eorg mit attaria Slnna öon
Portugal (11. 2Hai 1859) eine blüf)enbe (£nfetfcf>ar. 2Kit bem greifen
ßnifer 2öitf)elm oerbanb iljn balb ein fefte« 33crtrauen«oerf)ältm«.
©o jäljlte er ju ben bemäljrteften ©tüfcen be« neuen föeid&e«, als i^n,
nadjbem er nod) am 10. 2)ejember 1872 feine golbne $odjjeit be=
1873. gangen f)atte, am 29. Dftober 1873 in ^iflnifc ein fanfter Xob öon
ferneren Seiben erlöfte. 2Rit tiefer Xrauer ftanb ba« fädtfifdje So«
an feinem ©arge, aber mit fefter 3uüerfid)t unb gehobener ©eele
oertraute e« fid> ber umfiajtigen, fixeren unb milben Seitung feine«
ru^müoüen unb gütigen ftönig« Silber t.
9. Saufen al* ®Uc* M ttuMtn »ei^S, Äöntfl Ulbert.
§ 121. Unter biefer Seitung unb nüljrenb eine« langen grieben«,
ben bie ebenfo befonnene al« fefte ©taatäfunft gürft 33i«marcte gegen
bie allgemeine (Srmartung ju magren oerftanb, naljm bie innere (£nt*
micfelung ©adtfen« im fteten engen 8ufammenl)ange mit ber ©efefcgebung
unb <ßolitif be« Sfteidjs ir)ren ruhigen gortgang. 2He (Sifenbafmen mürben
feit 1876 faft alle berftaattidjt unb burcr) ben SBau namentlid) öon
©efunbärbalmen fo terme^rt, ba& ba« fäa}ftfdje ©ifenbaljnnefe 1894
im ©anjen über 2600 km umfafcte. $)a« ©teuermefen erhielt 1878 eine
neue Drbnung (torogreffioe ©infommenfteuer) unb ergab balb foldje
Überfdjüffe, ba& ein Seil ber ©runbfteuer ben (Semeinben jur $edung
iljrer rajdj ttmdjfenben ©djullaften übermiefen merben tonnte. $ie
®eri($t«öerfaffung rourbe, nadjbem bie fäd)fifd)e Suftijfjoljeit audj über
bie ©djönburgifdjen föece&f)errfcr)aften ausgebest morben mar, nadj
ben SReidjgjuftiagefefcen Dom 1. Dftober 1879 an ööttig neu geftaltet
(1 Oberlanbelgeria^t, 7 Sanbgeria^te, 105 SlmtSgeridjte) unb Seiöjig
Sunt ©ifee be§ 8fteid^?gcrtcJ>t« erhoben, baä 1895 fein neue« pxatyu
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üofle« ®ebäube bejog. $)en höheren ©djulen (©tjmnafien, SRealfdmlen unb
©emtnaren) gab ba« ©efefc öon 1876 trielfach eine neue Drbnung;
auch mürben fic toefenttich üermehrt (namentlich bie Sftealfchulen) unb
erretten nteift neue jniecfentfprerfjenbe ©ebäube. 3)te prafttfdje Mmit
pflege beö ©taate« unb ber (Semeinben nahm einen jum Xeil großartigen
Sluffchmung (Umbau be« ©chloffe« in $re«ben unb ber SttbredjtSburg
in SJceißen; 93erfd)önerung ber ©täbte).
§ 122. «n bem allgemeinen mirtfcfmftlidjen gortfehritte $eutfch=
lanbs feit ber (Erneuerung be« SReidjS mar ©achfen befonber« in ber
SRidjtung beteiligt, baß £anbet unb Snbuftrie einen immer größeren
%t\i ber öetoölferung in Stnfpruch nahmen (1895 3nbuftrie unb
Bergbau 58%, $anbet unb Serfehr 14% Sanbmirtfchaft nur 15%)
unb bie Sebölferung, namentlich bie ber größeren ©täbte, immer
mehr anmutig (3,787,000 i. 3. 1895). Dbtoofjl nun ba$ SReich buret)
ba« ®efefc gegen bie gemeinfährlichen ©eftrebungen ber ©ojialbemolratie
1878 unb eine großartige fojiale gürforge für bie hanbarbeitenben
Mafien gleichzeitig jene ftaatö gefährliche ©emegung einjubftmmen unb
biefe Staffen mit bem S3eftet)enben ju toerföhnen fudjte, auch fächfifche
©taat ganj unmittelbar $u it)ren fünften eingriff, j. 95. burdt) ben
SInlauf ber fömtlidt)en, menig einträglichen greiberger (Srjgruben 1886,
fo fchmoll boch gerabe in ©achfen mit ber inbuftrieHen Sntmicfelung bie
©ojialbemofratie immer mehr an unb brang auch in oen Sanbtag
ein. 55 ah er gemährte jmar ba« SEBaljlgefefc öom 28. 9Kärj 1896 baS
allgemeine SEBahtrecht jur Bretten Cammer, aber e3 teilte bie SEBähter
nach ihren ©teuerleiftungen in brei Mafien, toon benen jebe ein
drittel ber 2lbgeorbneten mähten foHte, unb führte bie inbirefte SBSa^l
(Urmähter unb SEBahlmänner) ein, um eine mögliche fojiatbemofratifche
SJfehrheit ju oerhinbem.
§ 123. ©leichmohl erftarfte bie föeichstreue be« fächftfehen
SBolfe« oon 3<th r 8 U 3<*h r r unb trat ebenfo bei bem legten SBefuchc
ftaifer SBilhelm« L in ©achfen 1882 hrie bei ber Xrauer um ben
Xob ber beiben erften beutfehen Äaifer unb ber Xhronbcfteigung
Äaifer SBilfjelm« n. 1888 in jahttofen Äunbgebungen herüor. Slber
auch oa§ SSerhältniS ju $önig Ulbert unb feinem ©aufe, ber in ber
Ireue ju Staifer unb SReich allen tooranleuchtete, mürbe ein immer
engere«; baljer fanben gefte mie bie ftlberne §ochjeit be« ßönig^
paare« 1878, bie 800jät)rige geier ber Übertragung ber SRarf
beißen an ba« §au« SBettin 1889 (f. § 6) unb ba« fünfjährige
27cilitärjubiläum be« Königs 1893 bie aflgemeinfte unb ^erslic^fte
Teilnahme, ©o mürbe ©achfen ein glän$enbe3 ©eifoiel ber untrenn*
baren SBerbinbung jmifchen marmer ©eimatliebe unb beutfeher ©e=
finnung.
ftaemmf \, OJrunbiüflf ber €ädmfcf>cn Öei#icf|te.
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Zeittafel unb 3n^attöü6crli(^t.
1. $a$ Mittelalter.
1 $te # e r m u n b ur c n im heutigen Sadjfen unb J fjüringen,
fett bem 5. Satjrfjunbert $t)ür inaer genannt.
$a$ ttjütingijdje Sleicr) wwb oon ben tfranf en aerftört;
nur bet mittlere £eil behält ben Tanten unb eine
gewiffe Selbftänbigfeit unter fränfifdjer £>errfdjaft . 681,
2 Ginwanberung ber Slawen (SEBenben) öom Stamme
ber Sorben im fianbe öftltct) ber Saale.
3 $ie Sorben oon ftart bem ©roßen unterworfen,
fpäter wieber frei «04.
4.5 Äönig ^einrid) I., &er$og oon Saufen, unterwirft
bie Sorben abermals unb grünbet bie 93urg Weißen. 9*28.
ftaifer Otto 1. ber ©roße ftiftet bie brei Warfen 930-973.
unb 93iötümcr bon (foäter Naumburg), Werfe
bürg unb Weißen. 2)eutfc^e Warfgrafen als fönig=
tiefte Beamte. Anfänge beS ©Grifte n tu ml . . .
ü $a$ Warfgrafenamt mirb aümäf)lid) erblid), bodi
wedjfeln nod) metjrfacr; bie marfgräflicr)cn ©efd)fed)ter
bis 1089.
©darb I. unterwirft bic Witten er um Baufcen(93ubiffin) um looo.
Wärafcfe mit 39ole$law Srjrabrt) oon ^olen um ben
«eftfr ber Warfen . . 1004- 1031.
7 Wuffommen ber 2Bet tiner an ber unteren Saale.
12 3n Xljüringcn bie SBinjcnburgcr, fpäter £anb =
grafen. weben üjnen mödjtig bie fränfifdjen üub*
mtginger.
7 ipeinrid) I. oon ©ilenburg ber erfte Warfgraf
oon Weißen au* bem $aufe SBctttn . . . . 1089.
Äonrab I. (oon SJreljna) Warfgraf oon Weißen
(mit ©ubiffin) unb ber Saufife 1123.
8 Seine Xeitnar)me am ^Hömerjuge SottyarS . . . 1136-1137.
unb am fä<$fif(rjen ftreu$jugc gegen bie SBenbcn . . 1147.
Teilung feiner Sanbc 1156.
12 %k £anbgraffd)aft Xljiinngcn faßt an bie Sub*
miginger 1130.
8 Äonrab I. ftirbt aB Wönd) auf bem ^etergberge . . 1157.
9 Warfgraf Otto ber töeidje ftiftet ba$ Älofter9Ut;3eüa um 1170.
unb grünbet ^reiberg um 1180.
12 $n XIjüringen Subioig II. ber (Siferne unb £ub;
wig III.
Wuflöfung bed alten Jper*ogtum3 Saufen nacr)
bem Sturze ."peinrierjs be$ fiöwen 1181.
10 9Ubredjt ber Stolpe. $ictrid) ber 95ebrängte
unterwirft Scip^ig unb erwirbt bie (Weber ^Sauftfc
3urürf 1210.
u. 13.14 ^einrid) ber erlaubte 1221-1288.
(Erwerbung be$ SßfeißnerlanbeS 1243.
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«aragr. 3o^rc*jal)I.
12 3n Thüringen ^ermann L, Subttug IV. unb bic
tjeilige Elfiabetfj.
Taä Xljüringifäe £anbgrafent)au3 ftirbt mit §einrid)
SiaSpe auS 1247.
13 Ter tbüringifdje Erbfotgefricg 1256-1264.
edjtacf)t bei SBettin 1263.
Tie SBcttiner erwerben Thüringen enbgiltig . . . 1264.
14 .fteittrid) ber Erlaubte fiberläfjt feinem alteren
Sotjne SUbredjt (bem Entarteten) Thüringen «nb
ba£ ^leiBnerlanb, bem jüngeren Tietrid) baS Öfter;
lanb (3Rart SanbSberg). gelben 1265.
24 Tie Herzogtümer <Sad))en-2Bittenberg unbSad)fcn;
Sauenburg 1260.
15 Skfetjrung unb ©ermanif ieruug ber flattrigen
Sanbe im Often ber Saale.
15-17 SBirtfdjaf titele unb geiftige 99tüte ber 2Bettinifd)en Sanbe.
18 3«iP^tterung unb ©efärjrbung beS SBetrinifdjen 93eft|e$.
19 ftriebrid) I. ber ftretbige tüirb ber S&ieberljet*
fteller ber SBettinifcfjen »Jacrjt 1291-1324.
®$tacf)t bei Surf a 1307.
Erwerbungen in Tljürinaen.
Tie Sauf ifcen bö^mifcf): QJörttfc unb Stobifftn . . 1319.1346.
Tie Weber; Sauft* 1367.
20 ftriebritfc II. ber Ernftf>afte 1324-1349.
Iljüringifdje Orafenfetjbe; Erwerbung oon Orlamfinbe 1343-1345.
SBteberermerbung Oon SanbSberg 1347.
Ter Seeb$ftäbtebunb in ber Oberlaufife 1346.
21 ftriebrid) DL hex Strenge 1349-1381.
31 (5 rite Stänbeoerfammhmg in Seip^ig 1350.
21 Tetlweife Erwerbung bed SogtlanbeS.
SBeimar, $ilbburgt)aufcn unb ©otfja fallen an bic
«Bertiner 1373.1374.
Erbüerbrüberung mit Reffen 1373.
22 Thüringen felbftänbig unter Sktltfjafar unb %xk-
brich, bem Sriebfcrtigen 1382-1440.
22 SBiltjelm I. Don beißen. 93urggraffd)aft Tobna . . 1379-1407.
33 (iirünbung ber Unioerfität Erfurt 1389.
23 ftrtebricr) IV. ber Streitbare 1381-1428.
Gftrünbung ber Unioerfität Sciojig 1409.
Erwerbungen in Thüringen unb im SBogttanbe.
Tie fto^ensollcrn in Sranbenburg 1419.
Ter «puffitenfrieg 1419-1431.
24 ftriebrid) ber Streitbare $er$og unbÄurfürft
üon Sad^fensSBittenberg 1423.
25 Scf)tad)t bei «uffig 1426.
26 ftriebrid) V. ber Sanftmütige 1428-1464.
unb 3BiIf)etm III. ber Tapfcrc 1428-1482.
ftaubaüge ber $ufftten 1427. 1429.
1430. 1431.
27 ©ebietSerwerbungen im Umfreife ber SNarf Weiften.
31 Erfte SanbeSorbnung für Thüringen 1452.
27 Eintritt SranbenburgS in bie fädmfö ^efftfebe Erb.
oerbrüberung 1457.
Vertrag üon Eger mit S3ör)men 1459.
28 Ter fäd)fifct)e «ruberfrieg 1446-1451.
28 Ter ^rinaenraub 1455.
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32 Sinnbergmer! in Miltenberg 1458.
29 (£rnft unb ftlbred)t in ®emeinfdiaft .... 1464-U85.
Eroberung »on flauen i. B 1466.
Wnfauf be3 fcettogtumS ©agan 1472.
Duebtinburg unb Arfurt treten unter fäcf)fifcr)e ©dmfc
berrfäaft 1477. 1483.
3llbrecf)t ber Befyerjte im Äampfe gegen Äarl ben
Kühnen öon Burgunb 1475.
32 ftuffd&mung be$ ©ilberbergbaue« im Erzgebirge feit . 1471.
(Srfte SanbeSorbnung für Itteifeen 1482.
30 Xic ßanbeSteilung bon fieipjtg; (Srneftiner
unb Älbcrtiner 1485.
2, Sie fteisseit
35 Sllbredjt ber Beträte 1485-1500.
©eine Kämpfe in grieSfonb 1488 - 1500.
©nfüljrung ber Erbfolge nacr) ber Srftgeburt im alber-
tiniftt^en ©ad)fen 1499.
©eorg ber Bärtige 1500-1539.
36 Äurfürft griebrid) ber SEBcifc 1486-1525.
©eine Bemühungen um bie 9Reid)3rcform.
37 ©rünbung ber Uniüerfität ©Ittenberg 1502.
Beginn ber 2utl)erifd>cn IHrcnenreformatiou 1517.
Cutter in Augsburg 1518.
37.38 Berljanblungen in Ottenburg, ©Imputation in ßetpjig . 1519.
fturfürft ftnebridj 9?cict)öt)ifar. Karl V. Kaifer . . 1519.
Siutber üerbrennt bie Bannbulle 1520.
39 üutyer in SBormS geartet, auf ber SBartburg . . . 1521.
Bilberfturm in Wittenberg 1522.
40 5)er Bauerntrieg; ©d)Iad)t bei granlen^aujen . . 1525.
Soljann ber Beftänbige 1525-1532.
41 $cr erfte 9leid)$tag non ©peier 1526.
©rünbung ber eöangelifd)=lutl)erijd}en SanbcSfirdic in
Kurjad^en (Kirdjenöifitationen) 1628.
42 35er Aioeite ÜReictjätag öon ©peier („^roteftanten") . . 1629.
$ic SlugSburgifdjc Konfejfion 1530.
$er ©djmalfatbiföe Bunb unb ber Nürnberger Stetig
gionSfriebe 1631. 1532.
44 Äurfürft Sodann Sricbrict) ber ©rofemütige . . 1532-1547.
(1554)
43 %m albertinijdjen Saufen ^peintie^ ber gtoramr 1539-1541.
(linfüljrung ber Sieformation.
44 £>er$og SRorifc; feine eljrgei$igen s 4$läne 1541-1553.
45 $er ©cfpnalfalbijdje Krieg; SRorifc für ben Äaijcr 1546-1547.
Belagerung öon £eip$tg , ©d)lad)t bei 2Rül)lberg ; SBitten-
berger Kapitulation. 9KorifcKurfürft. fteuorbnung
ber Bertoaltung. 3)ie brei dürften - unb itonbeafdmlen 1548.
46 $a£ Seidiger Interim 1648.
SRotty tu« »tagbeburg 1550-1551.
Bertrag mit ^rantretd) 1551-1552.
47 Krieg gegen ben Kaijer; iReligtonSfriebe oon ^affau . 1552.
48 SKonfc fällt bei ©ieberStjaujen 1553.
51 Kurfürft «uguft; „Butter" Slnna 1553-1586.
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52 «ertrag toon Naumburg mit bcn Srneftinern ... 1554.
JRcltgionöfricbc öon Slugäburg 1555.
Die©rumba{$iföen§änbel; Belagerung unb (Sroberung
bon ©otlja 1567.
53 Der ÄrtiptocQlbini*mu8. Die ftontorbienformel . . 1577. 1580.
54 föficfermetbung be$ SogttanbeS 1569.
©Werbung ber ©raffdjaft $enneberg 1583.
Ginaiefjung ber brei jädjfijdjen «Bistümer 1561-1581.
55 WuguftS Äonftitutionen 1572.
59 ©tjriftian L, ber Äanjter «RicolauS Shell .... 1586-1591.
SBünbniS mit ber fturpfala 1591.
IStjrtfHan II., sunädjft unter Öormunbfdjaft ftriebrid)
»ityefoiS öon SBeimar 1591-1611.
Ärett Eingerichtet 1601.
60 SSadtfenber !ird)tid)er unb potitifcrjer 3miejpatt im Steide.
61 ^o^ann ®eorg 1 1611-1656.
DefenfionSorbnung 1613.
Der breifjigMrige ftrieg 1618-1648.
62 Soljann ©eorg t bcfefct al$ öunbeägenoffe Äaifer
gerbinanbS n. bie Saufifcen unb ©djlefien . . . 1620-1621.
Die Saufifcen iljm oerpfänbet 1621.
63 Da$ SReftitutionSebift 1629.
©uftab $bolf bon ©ergeben in Deutfd)lanb .... 1630.
fieipaigerÄonbent; ber&urfürft tritt $u ©ergeben über;
©cfyadjt bei »reitenf elb ; bie ©ad)jeu in »dornen . 1681.
64 ©c^lad)t bei Süfcen; ©uftab Stbolf fällt 1632.
triebe »on $rag: ©ad>fen mit bem Äaijer oerbünbet . 1635.
Die Saufifcen an Sacbjcu.
ftortbauer be8 Krieges unter entjefcltcf)cn Verheerungen.
65 SBaffenftiUftanb bon ttöfcjcrjenbroba 1645.
Der 2Beftfälifd)e grtebe 1648.
67 Stiftung ber brei Herzogtümer ©a<$jen=39ßet&enfels,
©ad)jen « Berleburg unb Sachen * 3eifc für bie jüngeren
©öljne Sodann ©eorgS 1 1652.
70 Sobann ©eorg II 1656-1680.
©cf)ladjt bei ©t. ©ottfjarb an ber »iaab 1664.
9Ser5ict>t auf ba3 ©dwfcred&t über (Srfurt 1667.
Der 2. SRaubfrieg gegen ftranfreidf) 1672-1679.
72 ^oftorbnung 1661.
71 Sodann ©eorg III 1680-1691.
^egrünbung bc£ fte^enben §cere3 1682.
Sd)lad)t bei SBien, (Srftfirmung bon Ofen .... 1683. 1686.
Der 3. 9toubfrieg 1688-1697.
Soljann ©eorg IV 1691-1694.
72 Oberpoftbircttion in i*eipaig 1693.
75 griebrid) Sluguft I. ber ©tarfe 1694-1733.
2Bab,l jum tönig üon ^olen unb Übertritt aum
#atljoliii$mu$ 1697.
76 Der norbifdje ftrieg 1700-1721.
Sfidjfifdje Druppen in $olen; ©d>lad)t bei ftrauftabt;
Äarl XU Don ©djmeben in Saufen; triebe oon
Hltranftäbt 1706.
^riebriet) Wuguft nimmt bie polnijdje Ärone nrieber . 1709.
Die ©ad>fen öor ©tettin unb ©traljunb 1714. 1715.
77. 78 Seräufjerung bon SJefifcungen unb 9ftecr)ten.
(Srfinbung bcS ^oraeüan* 1709.
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77. 78 «Prachtbauten unb Sammlungen namentlich in XreSben,
ßuftlagcr bon 3eit$ain 1730.
79 ftriebrid) 9tuguft II . 1783-1763.
$)er polnifdtje ©uccefftonafrieg 1733 - 1735.
®raf .t>einricf> bon 99rüf)t, $remterminiftcr . . . 1746.
80 3)re3ben baS „beutle ftlonntf'.
81 $er erfte fdjtefifcrjeÄrieg unb ber öftcrretdjifdje J 1740-1742.
(Srbfolgetrieg \1741-1748.
3ad)fen auf ^reu|en3 ©eite,
«erteibigungSbünbnia mit Öfteneid) 1743.
35er jtoeite f c^lefifc^c trieg 1744- 1745.
3d)Iacf)ten bei $of)enfriebberg (©triegau) unb Steffeln
borf; triebe oon Xrcäbeu 1745.
82 Sachen fc^licfet fidt) t^atfäc^Uc^ bera ÄriegSbünbniffe
gegen ^reufeen an.
83 35er fiebenjä^rige Ätieg 1756- 1763.
Kapitulation ber f&d^fifc^en Gruppen hei s 4$irna; ©adjfen
in preufjijcljem Mifc 1756.
84 ©d)Iad)t bei flolin, ßerftörung öon Zittau .... 1757.
Überfall oon $o$tircf) 1768.
25re3ben an bie Öfterreidjer übergeben; Itapitulatiou
gincfS bei SAarm . . - 1759.
s 3cfd)ie&ung 25re3ben3, ©cf)lad)t bei lorgau .... 1760.
©d)Iacf)t bei greiberg 1762
triebe Don $ubertuSburg 1763.
85 §riebrid) Gfjriftiau 1763.
Orbnung ber ftinangen, 9tnnäl)erung an $reu£en.
86 ftriebrief) Wuguft III. (I.) ber ©cremte 1763-1827.
s £rinj Xaber «bminiftrator 1768-1768.
92euorbnung be3 &cer; unb 5eftung3iDcfeu3.
88 33ergafabemic in §reiberg 1765.
87 5?lbjc|affung ber Holter 1770.
«otia^r; Äaffenbülcta 1771-17 72.
35aS ©eljeime ginanatoflegiunt 1782.
93auernunruf)en . 1790
90 Der baürifcrjeSrbfotgetrieg; ein preufrijcfr-fäcrjfijcfjcö
^ecrinSö^men 1778-1779.
Saufen im beutjefcen ftürftenbunbe 1785.
91 Bufammenhtnft in ^ittnifc 1791.
©ädrfifdje Xruppen im 1. Äoatitionäfriege gegen ^ran!^
reict) (ÄaiferStautern., ^innafenS, &*e$Iar) . . . 1793-1796.
triebe öon SBafet 1795.
WeutralitätSöertrag öon Erlangen 1796.
Sluflöfung bcS ^eiligen römij^eu $Hcid)es
bcutfAer Nation; ber ^einbunb 1806.
92 ©d)lad)t bei Sena unb Huerftäbt.
triebe bon $ofeu; ©ad)fen Äönigrcid) unb
9Kitgtieb be£ SiTjeinbunbeS 1806.
93 ftrteg gegen Öfterreid); bie„©djn)ar$en" in ©acrjjcn,
bie ©cr)lad)t bei Söagram 1809.
94 ftelbjug gegen 9iu|lanb; Wapoteou in $reäbcn;
bie ©adtfen in ber ©d)lad)t bei ©orobino unb in
©fibrufelanb (ftobrtjn, $obobna) 1812.
95.96 ©rfjebung ^reujjenS; bie ^ßreufjen unb Muffen in
©adjfen, ©ctjtadjten bei ©rofigörfäen unb Sauden.
SBaffenftitlftanb bon Sßoijdjnrifc. Bresben Napoleons!
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.fywötftettung, ©djladjten Bei $)re$ben, ftuftti, ©rojj*
beeren, Scnnewifc. $ölferfd)lad)t bei fietpjig.
$er ftönig (Befangener ber Verbündeten, ba3 fianb
unter frember Verwaltung 1813.
97 2)er SBiener Äongrefj. Xetlung ©ad>fen$. 3)er
Deutjd&e Vunb. fflüdfefjr be$ ÜönigS .... 1815.
98 2Bieber$erjteHungSarbeiten.
ftorftatabemic in $t)aranbt 1816, ©ttyoft 1823, ftunft;
ftrafeen.
99 9lnton ber ©ütige 1827-183C.
5)er mittelbeutjcfye |mnbel$üerein 1828.
100 Sie franjöjifd&e Sulirebolution; Vewegungen in
üeiajig unb Bresben; i*rin$ griebrid) Sluguft
»iitregent 1830.
101 Sic neue fädjjifdje Vcrfafjung; Umgeftaltung ber
Verwaltung 1831.
102 ©adjjen tritt in ben beutfcfjen 3olloerein . . 1834.
103 ftriebrid) Sluguft II 1830-1854.
SMlbung einer hberalen Partei 1836.
Sam»fjd)iffal)rt auf ber Slbe 1837.
*Jeipaig:2>reSbner Sifenbaljn 1839.
104 Ser ©uftab = s /lboIf herein ......... 1842.
105 Sa* 9?otia^r; wadtfenbe SRifjftimmung . . ... 1846-1847.
106 Sie ^Jarijer ^Februarrevolution; SHär*minifter
unb 3Rär£errungeni$aften in Seutfdfjlanb;
Dotationen in SBien unb Vcrtin. Sie National-
oerfammtung in ^ranffurt, Sr^erjog $ot)ann
9leid)goeTWejcr 1848.
«Reue« 2Bat)lgefcfc in ©adrfen ..... ... 1849.
ftriebridj SBilljelm IV. oon ^reufjen leljnt bie $Bat)l ^um
Äaijer ber Seutfdjen ab. SKaiaufftanb in SreSbeu.
Erftürtnung ber Sfippeler Spangen. — SWinifteriuni
Veuft. SreifönigSbflnbniS 1849.
107 Sluflöfung be3 i»anbtagS; bie reaftioierten ©tänbe . . 1850.
SreSbner tonferenjen, 2Biebert)erfteÜung be3 VunbeS;
tage« 1861.
(Erneuerung unb (Erweiterung be$ flottoerein* . . . 1863.
108 gofjann 1854-1873.
Ausbau ber Verwaltung : neue ©ericfytäöerfaffung unb
otrafgejefcbud) 1856, bürgerliches ®ejefcbud) 1865,
Äircf)en= unb ©tjnobalorbnung 1868, ©ewerbefreitjeit
1861.
K»9 ftaifer «Rapoleon III. 1862-1870. Ser ftrimfrteg . 1853-1856.
Ser italieniföe ftrieg. %x. ©Ritters $unbertjäl)riger
©ebnrtStag . 185«J.
s £rin* SBityelm 1858 «Regent, 1861 fönig öon^reujjen.
3Jhnifterium ViSmarcf 1862.
Sie Vunbearcformfragc; ba$ fieiüjiger Xurnfeft, ber
ftürftentag in ^rantfurt 1863.
Erneuerung be8 ftollöereinS 1864.
HO Vunbe3ejefution gegen ftolftein (©ad)jen unb
#annoüeraner) 1864.
Ser bänifc^c Ärieg. ©d)le$wig=$wlftein öon Seine;
warf getrennt 18c 4.
Hl Verwicfelungen gwifdjen £fterreidj unb s #reu&en . . 1866.
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112. H3$er beutfcfcc Ärieg. ©adjfen t»on ben Greußen bt-
fefet. Xreffen bei ©itföin; ©d)lad>t beiftöntggräfr 1866.
114 $orfriebe Don 9ftf Olsburg unb triebe oon ^rag. 5 riebe
Don fterlin jtoifd&en $reuften unb <&ad>fen.
115 $er «Rorbbeutjcfie #unb 1867.
Wlbertüerein 1867.
116 2>er Ärieg gegen grantreit^. Xa$ XII. (Igl. fftAj.)
SlrmeecorD« unter ÄronDrinj SUbert bei Der
II. beutfcf)cn &rmee. @djtad>t bei ©raDelotte
unb ©t. ^riüttt. Äronprinj Ulbert Oberbefehls-
haber ber IV. (maa&Wxmtt 1870.
117 (Scblad)ten bei $eaumont unb ©eban. — 5)ie
©adjfen Dor $ariS: ©d)tad)t betSSrie unb Didiers.
Kapitulation Don $ati£ unb SBaffenftiUftanb . 1871.
118 (Erneuerung be3 $eutjd)en 9tei$3; Äönig ÄBil-
helm Don Greußen fceutfdjet ftaijer. S6or=
friebe Don JBerjaiüeS, triebe Don Örrantfurt. Xiiump^
einfüge in Berlin unb 3)re*ben 1871.
119 (Einführung ber SelbfrDeTWaltung 1873.
1-20 ftönig Hlbert 1873.
121 innere ©ntmidelung ©ad)jen« feit 1873.
9fcid)3gerid)t in ßeipjig 1879.
122 äBtrttöaftlidje unb foaiale Eerfjflltniffe.
123 Staat unb SReict).
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ii 1 111 ii im i Ii i Ii
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DEC 2 6 1963
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