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Full text of "Grundzüge der Sächsischen Geschichte : für Lehrer und Schüler höherer Schulen"

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Grundzüge der 
Sächsischen 



Geschichte 




Otto Kaemmel 



V i i Ii i — i ■ 




4985 




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ber 

@ädjfifd)eit ©efdjtdjte 

für 

ßeljrer unb ©djüler leerer ©djulen 

0011 

pwf. Br. ©tto f acmmel, 

SReftot be* «icoiaiflDmnonumd in Seidig. 

Stoeitc üerbefferte unb ergangte Auflage. 




Ambril , 

Verlag üon Slltütn £uf)le 

(ttnrl ü&ierc» ^urtjbQiiDliiunl. 

1898. 



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HARVARD CO! i FfiE LIBRARY 

DEC 6 . 1905 

HOHENZOLLF.RN COLLECT ION 

C'~T CF A. C. COOLIDGE 



Trurf oon #. & Icufmer in Bresben. 



9ta3 bem Vorwort jur crftcn -Staffage. 

$)ie§ SBüdjlein ^offt einem 93ebürfniffe entgegenkommen, 
baS bei bem gefchichtltdjen Unterrichte auf ben ^ö^eren Stufen 
roohl oft empfunben wirb. Sßäfjrenb für ben Unterricht in ber 
$olföfcr)ule SCRotjr^ Heine „®efd)id)te oon <Sact)fen" in ber Üöe- 
arbeitung oon giatf)e oielfad) Eingang gefunben §at, fef)lt e£ für 
bie oberen ftlaffen ber tjo^eren Unterrid)t3anftalten an einem ent= 
fpred)enben Hilfsmittel. 3 u,ar roirb an biejen bie fäd)fifcr)e ®e~ 
jcf)icf)te als befonberer ©egenftanb nicht betjanbelt, fonbern nur im 
ßufammenfyange mit ber allgemeinen ober beutfdjen ©efc^icf)tc; allein 
für bie Seminarien ift ein tieferes (Singeljen auf fie bireft oor- 
gefd)rieben, unb aud) auf ben ®tomnaften unb ben fReatanftalten 
toirb e§ t»orau£gefe|t. ©emö^nlidt) aber bieten bie f)iftprifcr)en 
ßehrbücrjer eine genügenbe ©runblage bafür nid)t, unb fo roirb 
ber ®egenftanb tt)of)l oft unbtlligerroeife oernad)läffigt. $er $Ber= 
faffer meint beStmlb, bafj feine anfprudjälofe Arbeit manchem 
ttnllfommen fein unb befonberS in ben Seminarien neben ben 
£el)rbücf)ern ber allgemeinen ®efdjid)te (Eingang finben fönnte. 
(5r r)at fid) bemüht, ben tueitfcr)idt)tigen Stoff in möglichft fnaoper 
unb oerftänblidjer gorm unter 9lu3fd)eibung alles 9cebenfäd)lid)en 
jufammen ju faffen. Sftamentlid) bie $ulturgefcr)id)te ift forgfältig 
berüdfid)tigt, bagegen alles blofc Slnefbotenhafte au3gefd)loffen ober 
nur furj angebeutet. Dafür toirb ber ßufammenhang mit ber 
allgemeinen beutfdjen ®efd)td)te, ol)ite ben bie (Sntnridelung SadjfenS 
gar nid)t oerftanben werben fann, überall geroaf)rt. Dafj ber 
Verfaffer bie %i)at\ad)tn füredjen läfet unb fid) jebeä aufbringlid)en 
Urteilen« enthält, oerfteljt fict) ebenfo oon felbft, wie bafc bie 
Siebe ju gürft unb 2anb nirgeubs oerleugnet roirb. Sadrfen t)at 
fid) feiner Vergangenheit nicfjt ju fdjamen, fooiel Unglüd fie aud) 
enthalten mag, unb bie $reube am üßaterlanbe burd) Einführung 



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IV - 

in feine ©ejcf)id)te ju ertoeefen ift ein ^auptjroecf jebeö gefcfn'cf)t= 
liefen Unterrichts. 9Kan wirb beäfjalb in bem SBüc^Icin auch oon 
bem elegifchen £one nichts finben, ber fo oft oolfstümlichc 5)ar= 
fteUungen ber fäcfjfifchen ©efchidjte burchbringt. 

$ie t^iftorifd^c ßarte wirb eine nrittfommene unb foft unent- 
behrliche 3u9 a & c fein. ©ine ß^ittafel unb ein Stammbaum be£ 
§aufe3 SBetttn finb aufcerbem beigefügt. 

Seidig, am 29. Oftober 1891. 

Dr. Otto ÄaemmeU 



SBonuort jur jNetten Stuflage. 

gür bie SSerbefferungen unb Berichtigungen in biefer neuen 
Auflage bin ich b*n Herren Sßrofeffor Dr. ©uftao tiefte! in 
Bresben unb ^rofeffor Dr. Sernharb ©ad)fe in Seidig $u be= 
fonberem Stonfe oerpflichtet. $afc ein neuer $lbfchnitt über bie 
Regierung $önig Ulberts beigefügt ift, toirb man in ber Orbnung 
finben. 9Jcoge ber Umftanb, bafc ba§ Heine Buch unter bem 
ßeichen ber beüorftet)enben geier beS fiebjigften ©eburtätageä 
unb bes fünfunbjtoansigiährigen 9*egierung$jubtfäum8 unfereS 
£anbe$herrn, beä oolfötümlichften Regenten unb be$ größten gelb= 
herrn 3Bettinifd)en Stammet, jum gtoeiten 9ttale feinen 2Beg 
antritt, ein glücfoerheiBenbeS Reichen fein! 

^eip3ig, am 28. gebruar 1898. 



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L Bas JUttdaltcr- 



3?on ben älteftcn Briten bi3 Seidiger Teilung 148f>. 



1* tic ©ca,ritaimncj ücv HetttfAett fjcrrftfwft tut* Sittttur 

m 1089. 

§ 1. 3m gegenwärtigen Königreich ©achfen mohnten mährent* 
ber germanischen Urzeit bie §ermunburen (b. i. bie großen, bie 
mächtigen $uren), beren ©ebiet im SBeften noch Düringen umfaßte. 
3m ßaufe be3 5. 3öWwnbert§ n. (£t)r. mürbe jener alte Sporne burd) bie 
neue gorm X^üringer (b. h- bie SKachfommen ber S)uren, bgl.2Rero= 
nringer, Karolinger) erfefct. 3 U btefer 3^it bilbeten bie X^üringer 
ein mächtiges Sfteich, ba8 im Horben big an ben $ar$, im ©üben 
big an bie obere $onau reichte. Slffein im 3 a ^ re S31 erlagen fie 
unter ihrem König §ertnanfrtrb in ber fagenberühmten ©flucht 
an ber Unftrut (SBurgf Reibungen) ben oerbünbeten fronten unb 
©adfc)fen. 3h* SUcic^ aerftel. 3)en nörblidjften Seil nahmen bie ©achfen 
in 33eftfc, im f üblichen Seile am 2Rain Hefecn fidt) fräntiföe Slnfiebler 
nieber. SRur bem mittleren Seile nörblich be3 X^üringer SBalbeä 
(ber SRennftieg) blieb ber fleame unb eine gemiffe innere ©elbftänbigfeit 
unter ber Oberhoheit be$ fränfifchen 9teicf)3. 

§ 2. $>en ganjen mofjl nur bünnbeüölferten Dften be§ SanbeS 
jenfeitö ber ©aale befefcten bie längft im Vorbringen begriffenen 
©orben oom ©tamme ber ©lamen (SBenben). $od) mieben fie 
ba$ mit unermeßlichem Urmalb bebeefte ©ebirge unb befc|ränften fich 
auf baS offene gladjlanb. £ier ließen fie ftch gefdjlechterroeife in 
fleinen Dörfern nieber (SRunbling ober ©affenborf), bie entmeber nach 
ber öefchaffenheit be3 DrteS (Seiöjig oon lipa, Stnbe, ÖlSnifc Don 
olsa, ©rle, 3ittau oon zito, betreibe) ober nach *>em tarnen be£ 
®efchlecht3oberhaupte3 (Bobrovice, bie Seute be3 SBobr, jefet SBobrifcfd)) 
bezeichnet tourben. ©ie trieben nur oberflächlichen Sieferbau mit ihrem 
£afenpflug, überroiegenb SBiehäudjt, 3<*gb unb gifchfang; uralt ift auch 
ihre Seintoeberei 2KU ben beutfehen Nachbarn unb bem arabifch- 
böjantinifchen Sttorgenlanbe unterhielten fie einen gemiffen 33erfef)r, 
mie SJcunjfunbe bemeifen. 3^ber f leine ©tamm, bie $alaminäier um 
Sommafcfch, bie SRiljener um ©aufcen u. a. m. lebte für ficf> unter 
einem gürften, befaß eine ©auptburg (grad, hrad) unb jerfiel in 
fleinere SBurgbejirfe mit einem „SBurgtoart" als Sttittetyunft (ogl. 
mehrere ber fog. „©eibenfehanjen" in ber Dberlaufifc). Sil« ©ötter 
oerehrten bie ©lamen bie 9toturgetoalten, fo bie Freiheit (Xriglatu) 

Ättcmiiti'l, OHunbiüoe ber Sädmüficii ©efdjirfjie. 1 



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s $erfun, iKabegaff, <S^ht>a, bie 3meir)eit ©ieleboh unb (Sjerneboh (b. i. ber 
gute unb böfe OJott) auf f)oh en Sergen (bem (Sjerneboh) ober in ^eiligen 
Jpatnen mit ©ebeten unb Opfern, jumeiten auct) SKenfchenopfern. 

§ 3. Um bie ©renje an ber ©aale gegen bie fortgefefeten @in= 
fälle ber ©tarnen $u fid^ern, untertoarf $aifer Äarl ber (Slrofee 
(768—814) nach ber ©ejttringung ber Saufen auch bie ©tarnen im 
.sog. Dften ber @lbe unb ©aate (bie (Sorben 806) ber fränfifdjen Ober; 
hot)eit unb begränbete bie ttjüringifche üttarf. $odj löfte ftd) 
ba3 lodere SBerhättniS toieber auf, als im Saufe be3 9. 3hrbt3. ba§ 
grofje fränfifche fHcict) in einjetne ©taaten jerfiet (Leitung Oon 
SSerbun 843, £ubtoig ber $eutfche). ©eitbem ftetgerten ftch bie 
fteinbfeligteiten an ber Orenje, namentlich als bie räuberifchen 
Ungarn (2Ragtiaren) i^re (Einfälle in fceutfchtanb begannen. 

§ 4. 2ttS nun unter ben legten fchtoachen ©errfchern be$ oft; 
fränfiföen (beutfchen) ßarotingerhaufeS bie beutfchen ©tämme überall 
©tammeSherjöge an ihre ©öi§e fteflten, um fich fetbftänbig gegen 
ben Slnbrang ber äußeren fyeinbe (©tarnen, Ungarn, Normannen) ju 
fehlen, ba erhob fich in ©achfen unb Düringen ju biefer SBürbe baS 
reichbegüterte ©efdjlecht ber 2u bot fing er mit Otto bem <$rlaua)ten, 
DJcarfgrafen ber thüringifdjen Sttar! (f 912). Neffen fampferprobter 
©ofm £einria) I., 919 jum beutfchen ftöntg erroähtt, ber erfte 
in ber Reihe ber Könige beä fac^fifc^en #aufe$ (919—1024), ging 
oon ber SSerteibigung jum Eingriff auf bie ©tarnen über. S3on 
vi*, feinen neuen 93urgen an ber äDftgrenje aus eröffnete er 928 mit bem 
gegen bie Ungarn neugebitbeten ffieiterheere benUntertoerfungSfrieg. 
9lad) Söefiegung ber Jpeoeüer an ber $aoel (©rennabor) erftürmte er 
bie £>auptburg ber ^ataminjier, 3ana bti Sommafcfctj, unb brang 
über baä (Srjgebirge big $rag oor. 511$ 3&>ingburg im ©orbentanbe 
begrünbete er auf fteitem Ufertjügel an ber (Slbe bie S3urg Zeigen 
(Misni). ©ein ©ot)n unb Nachfolger Otto I., ber ©ro&e (936—973) 
befeftigte unb erweiterte unter blutigen kämpfen bie errungene §err= 
fdjaft (SJcarfgraf ©ero). 3u ih rec ©icherung begrünbete er bie Rorb* 
marf (in SBranbenburg), bie Oft mar! ober Sauft jj (oon ber 9Jcun= 
bung ber ©aale bie (Stbe entlang), im ©ebiete ber ©orben 
bie SWarfen oon 3 ei 6 (jH>if(hen ber oberen ©aate unb ber 3*°^ auer 
9Jcutbe), SJcerf eburg (jnrifchen ber mittteren ©aate unb ber oereinigten 
■DOtutbe) unb SR eigen (bis jur SßutSnijj, bie beiben ftatoifdjen ©aue 
3)alaminci unb Rifani, b. i. ba§ 9tiebertanb, mit unbeftimmter ©renje 
nach bem ©ebirge Inn). 3" liefen feften Orten ftiftete er jugteidj bie 
brei gleichnamigen Bistümer, bie er unter ba3 (Srjbi«tum 9Ragbe* 
bürg (968) ftetlte; nur SDceifjen mar ejimiert. ©o mar ber ©runb 
jur beutfchen ©taat3= unb ßirctjenorbnung gelegt. 

§ 5. $>ie ÜKarf mar eroberte« Reichsgebiet, ftanb baher 
unter bem militärif ct)cn ©efehle beS üßarfgrafen, ber fein 
Slmt unmittelbar im Flamen be3 $önig3 führte unb oon ihm 



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mit ©igen« ober SefjnSbefifc auSgeftattet toax. (Sin 9le|j oon feftett 
$lä$en, fog. ©urgtoarten, überwog baS ßanb (f. bic ßarte). ©ie 
lagen befonberS an ben größeren glüffen, unb ju ihrer SBerteibigung 
mürben beutfehe Sehnsleute angefiebelt. SSon Urnen auS übten mar!* 
gräfliche Sögte bie ©eridjtSs, ^olijeis unb 9Kilitärgefoalt. SCCCc 
biefe Beamten unb SBafaÜen, fomie bie ©ifdjöfe fanben fich regelmäßig 
ju ben Sanbbingen ein, bie für bie SÄarf Sfteifjen in (Solmifc 
bei Dfchafc, für bie meftlichen Sftarfen, baS Dfterlanb (oon $hü- 
ringen aus gerechnet), in©djfölen bei Naumburg abgehalten mürben. 
3)aS Eigentum am ganjen <&runb unb ©oben unb alle (Sinfünfte 
ftanben urfprünglidj bem S&eiche 51t. $)od) behielten bie unter* 
toorfenen ©tarnen it)r eigentümliches ^ßrioatrecht unb ihren ©runb= 
befifc, oon bem fic nur Seiftungen nach beutfeher SBeife ju machen 
hatten, ©ie jerfielen in 5 klaffen: bie ©upane, b. i. bie $orfoors 
fteljer, bie SBitjafen (vitjaz $elb), b. i. bie jum SReiterbienft pflidjs 
tigen Sehnbauern, bie in oerfchtebener Slbftufung unfreien ©mürben, 
Sa&en unb $enen. — ©leicöjetttg breitete fid) baS (Ehriftentum, 
in flanrifcher Sprache geprebigt, auS. $ie erften Äirchen, fchlichte 
bauten au« §olj ober ftelbfteinen, mürben in ben SBurgtoarten er; 
richtet, boch ging bie Söefehrung langfam. SKoch 1028 mugte toegen 
«ebrohung burch h«bnifcf)e ©lamen ber ©ife beS iöiStumS Seife nach 
Naumburg oerlegt werben. 

§ 6. Sur Sefeftigung biefer 3uftanbe trug bie balb thatfächlich 
«ntmicfelte (Srblichfeit beS SDcarfgrafenamtS toefenttich bei. 3u= 
erft behaupteten eS 985—1047 bie (Ecfarbtnger öon ©ro&jena an 
ber Unftrut. $er tapfre ßrfarb I. (f 1002) hielt bie beutfehe 
£errfchaft aufrecht, auch als fie 983 im ganjen SRorboften jufammen= 983. 
gebrochen unb bort bie (Elbe mieber bie ©renje getoorben mar, unb 
unterwarf bie SRiljener in ber heutigen Dberlaufifc. SRacrj feiner 
<Srmorbung mu&te &önig §einrid) II. (1002-1024) in brei blutigen 
Kriegen mit bem lwchftrebenben Sßolenbersog ©oleflam (Sljrabrt) um 
ben Söefife ber Warfen ringen (1004 (Eroberung oon SBaufeen, 1015 
©eftürmung ber ©urg SReijjen burch D * c 5*olen), bis ber triebe oon 
iBaufeen 1018 bie Saufi&er Sttarf bem ©oleflam als föeichslehen 
überliefe. (Erft äonrab II. (1024-1039) jmang bie *ßolen 1031 iusi. 
$um SBerjidjt. 93iS 1067 befa&en bie trafen Oon SBeimarsDrla= 
münbe bie Sttartgraffdjaft; bann übertrug fie Äaifer Heinrich IV. 
(1056—1105) an (gittert I. oon SBraunfchtoeig. Als ftdj beffen 
©oljn ßrfbert II. im Kampfe beS Königs mit ben ©achfen mieberholt 
treulos ermieS, ächtete ihn ber $önig unb fprach ihm (mahrfdjeinlich 
1089) bie SKarf ab. 

2. $ic erftett SWarfgrafett aud Deut $aufe SBettim Conrad I. 

1089—1156. 

§ 7. $aS (Erbe traten bie SBetttner an. $ieS ©efdjlecht 
baS fich nach bem hohen Selfenfchloffe Stettin an ber ©aale erft 

1* 



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4 — 



etma feit 1100 nannte, ftammte au3 bem alten ©d)maben=(©uebem) 
gau gmifc^en bem £>ar$ unb ber nntern ©aale, mar alfo fdjroäbifdjer 
Slbfunft mie bie &o{)en$otIern. 2113 bie erften be3 ©eftf)lecf)t3 merben 
2>ebt (f 957) nnb $ieitidj, ber 982 bei Gotrone in ßalabrien 
fiel, genannt. 2Rit ben gortfdjritten ber beutfdjen £errfd)aft nad> 
Often bebten aud) bie SBettiner it)rc SBefifcungen über bie ©aale 
au3, erioarben namentlich 8örbig unb ©ilenburg. $ann oermaltete 
Stetrid) 1031-34, fein ©of>n 2>ebo 1047-74 bie (9Keber=)ßaufifc, 
mäi)renb beffen jüngere 93rüber Xf)iemo unb ©ero 93ref)na befafeen 
unb ftdj barnad) ©rafen oon 95re^na nannten. 2)ie alten (Erbgüter 

1074. beS Kaufes gingen bagegen oerloren, al§ $)ebo 1074 öon £>einrid) IV. 
feineä $mte§ entfefct mürbe. $)odj erfjielt 2>ebo§ ©oljn au3 feiner 
(jmeiten) @lje mit ber leibenfdmftlidjen Slbela, §etnrid) L tion 

io*6. ©ilcnburg, ber ©djroiegerfoljn (StfbertS L, 1086 bie Saufifc jurürf 
unb empfing baju, mafnrfc^einticf) 1089, bie SKarf Sfteifcen, mag er 
bem ßönig burd) treue Slnijänglidjfeit uergalt. «ttadj feinem Xobc 
1103 fieberte nur bie rütffidjtslofe X^atlraft feiner SBitme ®ertrub 
oon 93raunfd)meig feinem ©ofme §einrtd) II. ba3 @rbe gegen bie 
93egef>rlidjfeit ber SSermanbten au3 bem &aufe SBrelma. *äU er 

nt»;j. 1123 ftarb, bemächtigte fid) Äanrab ber «Warf ätteifjen gegen 
ben SBillen ßaifer $einrid)8 V., aber mit Suftimmung ber (Sblen 
unb mit Unterftüfcung be3 £erjog3 Sotljar öon ©adjfen (®önig 
1125)* 3)te ©d)mädjung ber ®önig3madjt bura) ben ®ampf 
mit bem «ßapfttum (ßonforbat oon 2Borm§ 1122) förberte bann 
überall bie (Srblid&feit unb bie ©elbftänbigfeit ber SReicf)^ 
fürften. 

§ 8. ßonrab (1123-1156) erhielt jur 2flarf 9Keif$en nod) 
bie (9Ueber*)£aufifc 1136 unb ba3 3Kiläenerlanb (SBubiffin) 1144, 
baS eine 3«t lang SBlabiälam oon Siemen ju £et)en getragen t)atte. 
ferner ermarb er bie ©üter ber mächtigen Herren oon ©roifcfcf) 
(SBiepredjt Oon ©roifcfd) f H24), fomie 3micfau unb aus bem 
@tbe ber ©cfarbinger IRotylty. bereits früher maren bie Sftarfen 
oon 3dfe unb SDierfeburg mit SÄetfjen tf)atfädjlid) üerfdjmoljen; 
boct) ftanben Ijier bie meiften Seile, etma ba3 ©ebiet ättrifdjen SJMbe 
unb ©aale, nur unter ber 2lmt3gemalt be3 SKarfgrafen unb bilbeten 
£et)ngüter großer unmittelbarer SfteidjSoaf allen, ober fie mürben als 
SReidjSbomänen oon faif erliefen SSögten oermaltet, mie ba8 $lei&ner* 
lanb um Ottenburg unb (Sfjemnifc, unb baä fpätere SSogtlanb. — 
5ln ben $eid)3angelegenf)eiten nar)m ®onrab rüfmtlidjen Slnteil. 
@r begleitete Sotfwr auf feinem jmeiten glänjenben SRömerjuge 1136/7, 
beffen 9lacf)f olger ßonrab III. 1146 auf einem ftelbjuge gegen bie 
«Polen unb beteiligte fidj 1147 an bem großen Shreujjuge ber fäa)= 
fifd^en dürften gegen bie Söenben in SKedlenburg unb ©ranbenburg. 



* @in JRcidj§lel)cn erbte in ber Siegel nur im bireften 9Ranne3* 
ftornmc roeiter, nid)t auf bie Nebenlinien. 



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9?a<f)bem er 1152 nodj bem jugenbftd)en ^oljenftaufen griebrio) I. 
$arboroffa (1152—90) in SRerfeburg gegulbigt twtte, trat er 1156 H56. 
in ba$ öon tfjm geftiftete Softer auf bem Sßeteräberge bei $aüe ein 
unb tierfügte Ü6er feine ßanbe of>ne 3ufrintntung be8 8aifer3 hne 
über ein erbliches gürftentum, inbem er fie nad) bem ©raudje 
ber 3d* nrie einen Sßriüatfife unter feine ©öljne öerteilte. ©ein 
ättefter ©ot)n Otto ber fRetäje erlieft bie Sftart 2Äeif$en, SDietridj 
Ottenburg unb bie Souft|, ©ebo ©roifcfdj unb fRodjlifc, $einrtdj 
SEBettin, griebrid) ©reljna. dagegen toerliel) griebrid) ©arbaroffa 
1158 baS ßanb S3ubiffin an ©ötmten, Bei bem e§ nun bis gegen 
1256 berbüeb. ßonrab ftarb als Sttöndj auf bem SßeterSberge 
5. gebruar 1157, roo er aud> beigefefct ttmrbe. 1157. 

3. Sie M $aitfe* »ettim Otto Der »etdje* 

&etnrid) der erlaubte* 

1156-1288. 

§ 9. $ie Xeitung, bie erfte biefer Strt im 2Bettinifd)en §aufe, 
fd)äbigte inbeä junäajft roeber bie innere ©ntmidelung noa) bie 
äufjere SRadjtfietlung be3 <Sefd)(ec$t3, weit bie ©ruber sufammen= 
gelten. Sn bem (Streite jnjifd^en griebridj ©arbaroffa unb bem 
SBelfen §einridj bem Sötten ftanben fie meift jum ßaifer unb be= 
gleiteten itjn aua) auf bem entfdjeibenben gelbjuge nadj ©adjfen 
U81. 3m 3nnern gab Otto ber Steide 1156-1190 burdj bie 
Eröffnung be$ (SitberbergbaueS im ©rjgebirge (®rünbung greibergS 
um 1180, f. § 15b) unb bie ©emäljrung einer fetbftänbigen <3tabt= 
terfaffung für Seidig einen mää)ttgen Slnftofc jum mirtfajaftliajen 
Wuffdjnmnge beä Sanbeä; baju erroarb er SBeißenfefä burd) ®auf 
unb grünbete ba§ (SiftercienferHofter Kltsgelta bei Stoffen 
(U62—75). 3)a er aber gegen ben ©raudj feinem jüngeren ©ofjne 
$tetrtd) ba§ ©aupttanb afleijjen, bem älteren Sltbredjt nur 3Beifjen= 
felS juroenben rooüte, fo empörte fidj biefer gegen ben Sßater unb 
fe&te ifm auf ©d|lof} 2)öben bei ©rtmma gefangen. ©djtie&lid) ent= 
fcrjteb ber ®aifer ben (Streit ju gunften $Hbred)t3. 

§ 10. Xro&bem lebte «H>red)t ber ©tolje (1190—95) in 
fortmäf)renbem Sroift mit feinem ©ruber, ttmrbe julefct bei SlÜftäbt 
ööttig geflogen unb ftarb plöfcftd) auf bem SSege oon greiberg nadj 
Steißen, ofjne ©öf)ne ju f)interlaffen. ®a!)er jog Äaifer geinria) VI. 
(1190—97), ber ben ^Beninern niemals günftig geroefen mar, 
^ei&en a(3 erlebigteS !Retdc)Sle^ett ein, unb erft nad) bem jäfjen 
£obe beS f)od)ftrebenben §errfdjer§ gelangte 5nbred)t$ ©ruber 
Sietrtdj ber ©ebränßte (1197-1221) in ben ©efifc 2ttet&en3. 3n 
bem nun fotgenben Q^ronftreit jnrifdjen bem §o§enftaufen ip^itt^|i 
tjon ©djnjaben unb bem SBetfen Otto IV. tuelt er treu ju $^itipp 
(gelben mit ©ö^men unb X^üringen) unb erfannte nac§ Dttoä IV. 
Diiebertage bei ©oumne^ 1214 Jfrtebrtili IL an (1215—1250). 



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SSäljrenb er fo in ben SBirren bcr Qtit feinen SBefife ju fidjern 
rou&te, vergrößerte er tljn sugteidj burdj ben SRüdfaÜ oon (SUen= 
bürg unb ber Saufifc nadj bem SfaSfterben ber feit 1185 bort 
1210. regierenben SRod)lij}er fiinie 1210, unb brad) ben $rofe ber ©ärger = 
1217. fdjaft von Seidig, inbem er 1217 mit §Ufe beS $aifer$ bie ©tobt 
überrumpelte unb brei S^ingburgen anlegen liefe (borunter bie 
$feifeenburg). 

§ 11. ftür feinen erft breijäfirigen ©ofm £>cinriä) ben Grs 
louöjten (1221—1288) führten anfangs bie SRutter 3utta unb ber 
Dfjeim Subroig IV. oon Xfnlringen bie Regierung. @rft nadj ber 
£odj$eit mit Äonftontio oon Öfterreid), ber Xocf)ter 8e©poIb3 VII., 
in ©taMau bei SBien 1234, trat £einrid), nadjbem er 1236 nod> 
eine ^reujfaljrt nad) Sßreufjen mit bem $)eutfdjen Sftitterorben unter- 
nommen trotte, bie Regierung an. 3n bem legten (Sntfdjeibungäfamfcfe 
jnrifdjen griebrid) II. unb bem Sßapfrtume feit 1239 ftanb er bann 
feft jum Äaifer. 3)iefer belohnte bie Xreue burdj bie Verlobung 
feiner Xodjter ÜDtargareta mit $einrid}3 ©of)ne TOredjt bem @nt- 
arteten (Unartigen) unb burd) bie SBerpfänbung beS tßleifjners 
1243. tanbeä 1243. Wu&erbem trat it)m Äöntg SBenjel oon SBö^men 1251 
©aöba unb $urfdjenftein im (Srjgebirge ab, um ©einriß SEBiber- 
fprudj gegen feine Setoerbung um Öfterreia) nadj bem gatte grie= 
bridjä beö ©treitbaren (1246) $u befeitigen. Sei meitem bie toidj* 
tigfte (Srmerbnng mar jebod) bie Sanbgraffdjaft Xf)ürtngen. 

§ 12. 3n %f) ür in gen mar bie alte (Sraf engematt im £aufe 

ber SBinjenburger erblidj unb fo felbftänbig geroorben, bafj ber lefcte 

beS £aufe3, ^ermann II., als Sanbgraf bejeidjnet mürbe (1129). 

35er Sanbgraf regierte Xfjüringen mit f)ci^ogIid)ct Gferoalt, bot bemnadv 
bic ^afaUcn auf, Ijatte ßotU unb 2Kün5red)t , übte auf bem großen £anbbing 
Don "äRitteUjauien bei Srfurt bie oberfte ©eridjtSbarfeit nadj fädjfijdjcm 9?edjt 
unb erftrerftc feine SlmtSgeroalt (nid)t feine SefmSfjofjeit) aud) über bie oom 
>Rctd)e beletmten ©rafeu »on ^o^enftein, SOianöfelb, ©leiten, ftafernburg 
(©djroaraburg), 2Irn3ljaugf, 28eimar = Crlamünbe u.a.m. 2)aö ilun 511 Üefm= 
redjt ober als (Erbgut (Mob) gehörige ©ebiet bilbete nur einen langen fdnnalen 
©treifen atoifdjen ftulba unb ©aale, unb ber alte SKtttclpunft be$ SanbcS, 
Grfurt, mar Söeftfc best ©r^biatumS SJJainj. 

ii3(i. Sßadj feinem Xobe ging 1130 bie ßanbgraffdmft auf bie frän= 
fifdjen Submiginger über, beren $U)nf)err ßubroig bcr ©artige 
juerft um @ifenaa) unb an ber untern Unftrut anfe^nlia^e ©üter 
ermorben !)atte (1056). ©ein ©ot)n fiubtoig ber Salter (©nriitger) 
(f 1123) befeftigte biefen SBeftfc burdj bie Erbauung ber SBartburg 
unb ber Neuenbürg über greüburg an ber Unftrut, ftiftete 1086 
ba3 ©enebiftinerftofter 9ieinl)arb$brunn (feitbem Erbbegräbnis feinet 
<$efd)led)t$) unb beteiligte ftd) eifrig an ben kämpfen ber ©ad)fen 
gegen $einriaj IV. (©oft auf bem ©iebidjenftein). 5)er brüte be^ 
§aufe$, feit 1130 ati Sanbgraf fiubmig I. genannt (f 1140), er? 

1137. marb 1137 burc^ bie SSermä^tung mit ber Xod^ter ®ifo, be3 £anb? 
grafen oon Reffen, aua^ bieS Oebiet. Subtoig II. ber @i ferne 



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7 — 



(f 1172) Bradj mit harter gauft ben £rofc feiner SBafaflen (ber 
©djmieb oon SRuljla, ber (Sbelacfer Bei gretjburg) unb mar ein treuer 
Slnljänger griebriä) S9arbaroffa3, bem fein ©oljn Subroig III. in ben 
3. ftreujjug folgte (f auf (£t#ern 1190). £>eraann I. (f 1216) 
jeigte fid) int X^ronftreite jnrifdjen SBelfen unb §of>enftaufen loanfels 
mutig unb treulos, ermarb aber nach bem SluSfterben ber trafen oon (Sofecf 
bie fädjfifd&e Sßfalägraffdjaft (um Slflftäbt) unb machte bie 2Bart= 
bürg ju einem 9Htttelüunf te beutfdjer $>idjtung (SBaltljer oon ber S3ogel; 
meibe; ber „©ängerfrieg" 1207). ßubteig IV. ber ^eilige, ber (Be- 
mal)! ber heiligen (Slifabetlj (oon Ungarn), bewährte fidj al3 tapferer 
#rteg$mann gegen Dänen unb $olen unb üerfajieb auf bem 5. $reu$; 
5uge in Dtranto 1227. $113 fein ©otm ^ermann II. faum 18 Söhre 
alt 1241 geftorben mar, riß beffen D^eim §cittrtd) JHaSJie (®egen= 
fönig griebricha n.) bie Sanbgraffdjaft an fich- SD?it feinem Xobe 
1247 aber ftarb ber SJcanneSftamm be§ $aufe3 auä. 1247. 

§ 13. Slnfprüdje auf ba3 (£rbe erhoben Sophia Oon Stab au t, 
Xochter £ubnrig$ IV. oon Düringen, für ihren ©ofjn $einricfj ba* 
Stink, unb §etttrtdj ber <fr(auö)te als (Snfel Hermanns I. burdj 
feine SJcutter %ütta. 3 u nächft ergriff nach frteblicher SBerftänbigung 
©op^ia 1247 oon ©effen, ©einriß 1249 oon Düringen 93efi£. 
Mein toährenb be8 SnterregnumS im SRetdje (1254—1273) be* 
gann ©optjia, oon einer Partei in Düringen unb ihrem ©c^mieger^ 
fofm $Ubred)t oon SBraunfchtoeig unterftüfct, ben tfjüringifchen 
(Srbfolgefrieg (1256—64). 9toeh langem Kampfe bemächtigte fich 1256 
^einnd) 1261 (EifenadjS unb ber SBartburg, unb enblich erfochten m 
feine ©öfme TOrec^t unb Dietrich mit bem (Srbfchenfen Sftubolf oon 1264 " 
SSargula über §erjog Wibrecht bei SBettin 29. Dftober 1263 einen 126s. 
üottftänbigen ©ieg. 3m grieben oon 1264 oerjidjtete ©op^ia auf 
Düringen unb bie $falj ©achfen. ©0 erftreeften f i dt) bie 
SBettinifajen Sanbe oon ber SBerra bis an bie mittlere 
Ober (f. bie SRebenfarte). 

§ 14. Die Gelegenheit jebodj, bie SBirren beS 3nterregnum§ 
§ur SBilbung einer bauemben ftarten SRacht ju benu&en, oerfäumte 
Heinrich, ©djon 1265 überlief} er feinem älteren ©ofme Älbredjt 
X^üringen unb bie tßfalj ©achfen mit bem Sßleifjnerlanbe, bem 
jüngeren Dietrich einen Xeil beS DfterlanbeS (mit SanbSberg als 
$auptfifc, baljer Dietrich 9Jiarfgraf Oon fianböberg). Daju famen 
gamilienjermürfniff e. Stuf 51nftiften ber päpftlichen Partei üer= 
ftiefc ^Hbrec^t feine ^or)enftaufifc^e Gemahlin Margareta, bie oon ber 
SBartburg 1270 flüchtete, ©päter oertoicfelte er ftcr) in gelben mit 
ihren beiben ©öljnen griebriaj bem „greibtgen" unb Diekmann. 
Die Slufforberung ber italienifdjen ©^ibellinen, baS (Srbe ber #of)en; 
ftaufen in Neapel anzutreten, miefen beibe in nüchterner Überlegung 
päd. SJcitten in biefen SSirren ftarb $einrid) ber @rlaua)(e 1288 12**. 
in Bresben. 



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- 8 - 



&ultur= unb ©taatslebeu. 

§ 15. a) $te ©runblage für bic höhere ßultur in bcn Sembern 
v\iü$ bcr ©aate nmrbe erft burd> bie ©ermantfierung gefc^affen. 
$ie erften beutfcheu Smftebtungen maren bie öurgen (f. § 5), bie 
ftirdjen unb bie anfangs fpärlic^en ®(öfter. (Srft ate ber ©runb 
unb SBoben burdj ©chentung ober 93erleif)ung oon feiten be3 9teicf)3 
ober bcr 2ftarfgrafen mehr unb mehr an SBiätümer, Softer unb 
SBafaflen überging, Begannen biefe planmäßig beutfdje ©auern au£ 
X^üringen unb granten, ©adjfen unb glanbern anjufiebcln. ©ie 
traten in gefcf)Ioffenen ©rupfen unter gütyrung eines Unternehmer* 
(locator) auf unb erretten oom ©runbf)errn fraft eines Vertrages 
entmeber einen Xeil einer attmenbifchen $orff(ur, too fie bann ein 
beutfdjeS $orf mit menbifdjem tarnen anlegten (5)eutfa^;ßup^a neben 
2öenbtfdj=£uwa), ober fie erbauten ein foltf>e3 beutfchen Samens auf 
urbar gemaltem 2Balb - ober ©umpfboben. 3n beiben gäüen tourben 
bie ^Bauernhöfe in langer, unregelmäßiger 3)oty>etreif)e frei neben* 
einanber gefefct unb ba3 Stcferlanb nach fränfifchen ober flämifdjen 
£ufen (langen, formalen, Oon ben |>bfen au3 nach bcr glurgrenje 
parallel laufenben «Streifen) aufgeteilt* %\t ©auern be(aßen tt)re 
£ufen gegen niebrigen (SrbjinS an ben ©runbberrn a(3 freie Seute. 
3)ie niebere ©erichtäbarfeit unb bie ^Soüjei übte ein @rbfd)ulje, auf 
beffen ©ut (@rbtel)ngeri(^t) sugteich bie ©djanf = unb ©cr)tac^tgerec^tig= 
feit ruhte (baljer ber ftamifa^e 9iame ®retfcham, 28irt$böu3). @rft 
feit etma 1200 entftanben auch beutfdje (Stäb t e meift neben einem 
toenbifdjen 3)orfe, beffen SRame bann auf bie ©tobt überging, in 
übereinftimmenber, regelmäßiger Anlage (großer oieretfiger ättarft 
mit bem iftatbaufe, baneben bie £>auptfirche mit bem griebbofe, red)t- 
toinflig fieb freujenbe ©äffen, ba3 ©anje üon einer Stauer im ©irunb 
eingefdjtoffen). 

b) 3)er ©ang ber ©ejieblung folgte junäcbft ben großen 
alten ©traßen, ber „^o^en ©traße" oon ber ©aale über Seipjig unb 
bie (Stbe itadj $o£en, ber ©traße Oon granfen am ©rjgebirge bin 
nach ber (Sibe, unb ber „SReid)3ftraße" oon granfen nach &*i|W9- 
3uerft nmrbe ba3 oon ©(amen bünn bcfejjte gaditanb befiebelt; in 
ba3 toalbbebecfte, unbewohnte ©ebirge brangen bie beutfdjen 2lnfiebler 
erft feit ber SRitte be3 12. 3h*bt3. oor, be[onber§ getoeft buref) bie 
(Sntbecfung feinet ©ttbetreid)tum§. ©o ermüde im SRieberlanbc 
eine gemifchte beutfeh-ftamifche, im ©ebirge eine rein beutfdje 
SBeoölferung. 3m SBeften entftanb fehr früh an ber ®reu$ung 
jtoeier ©traßen eine beutfehe Drtfchaft neben bem menbifchen gifcher- 
borfe Sipjf (öetpjig). 3n ber 92ät)e fiebelte um 1100 SBiepredjt 
oon ©roijjfcb neben feinem SBenebiftinerftofter $egau ftämifebe ®o!o= 



* (Eine ftufe umfaBtc ettta 30 borgen, unb bic $otfftur enthielt ge- 
tt)öf)it(ict) 40 £>ufen OSaucrngütcr). ©tu borgen =0,25 ha. 



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9 — 



niften an, roie fpäter baS SBiStum 9#eifeen um (SUenburg unb SBurjen. 
Sßeiter fübtic^ treten Bereits um 1100 TOenfirdjen bei ber ÄönigSpfalj, 
Ottenburg, Steidjenbadt), flauen unb ©tfterberg als $farrorte für auS= 
gebef)nte ®trd)fj)iele Ijerbor. $ie ©ermamfierung beS SBogttanbeS 
ooflenbete bann im 13. gfjrbt. ber $eutfdje Drben. 3m ©rjgebirge 
roirb S^icfciu juerft 1118 genannt; ß^emnife entftanb im Slnfölufj an 
baS öon ®aifer Sotfjar (f 1137) geftiftete Senebifttnerflofter; greiberg 
mürbe unter Otto bem Steigen um 1 180 oon fädr)fifdr)en ^Bergleuten aus 
©oSlar (baljer bie „©ädjSftabt") begrünbet. 8n ben 9ttulbentf)ätern 
fdtfofj fief) bie SBefiebelung befonberS an bie ®(öfter (TOsgella, SBua), 
9Umbfdt)en, ©eringSmalbe, 3f^ cn ^ti SBedjfelburg) an. (Elb; 
gebiet mar ©rofjenljain an ber „hofjen ©tra&e" um 1234 ein be; 
beutenber 9ttarft; Bresben ermudjS noef) oor 1215 als beutfdje ©tobt 
neben einem menbifäjen $>orfe (Drjazdjanje, b. i. bie Sftiebberooljner) in 
^nlefmung an ein marfgräflidjeS ©ajloij unb bie (Slbbrücfe, roeiter 
aufmärtS $ima bei einer böljmifcf)en Sotlflätte. 2)aS obere (£rs= 
gebirge unb baS jertlüftete (Slbfanbftetngebirge mürben erft im 
13. Sfabt. tetlmeife urbar gemacht, inbem beutfd&e SlbelSgefdjledjter 
ifjre Söurgen mitten in ben Urmalb bauten unb beutfa^e ftolontften 
beriefen (f. bie ®arte). 

c) 2(ud) baS 3JliIjenertanb (©ubifftn) mürbe im 13. 3f)rbt. unter 
bör)mifdt)er (1156—1258) unb branbenburgifdjer $errfd)aft (1258 
bis 1319) üon ber beutfcfjen SBefieblung erreicht. $)ie größeren 
beutfdjen ©täbte entftanben längs ber „fwljen ©trage": ®amen$, 
SBaufcen, Söbau, ©örltfc, Sauban. 3)ie beutfe^en dauern brangen 
entmeber oon ®önigSbrücf aus norboftmärtS ins ©ebiet ber fc^marjeu 
(Slfter oor ober oom bifdjöflidj meifjnifd)en SBifdjofsroerba in bie 
©ebirgSmalbungen an ber ©übgrenje unb befiebelten aua) meiter im 
Dften baS Sanb amifdjen Söbau unb ©örlife, fomie ben faft menfdjen; 
leeren matbbebeeften böf>mifcf>en ©au 3agoft (fpr. ©agoft) am SKorbfufje 
beS Sauger ©ebirgeS (baS Sanb „^interm SBatb", öon ©üben ge= 
fe^en; ?Reic^cnBerg, grieblanb, Sittau). $ie ebene SRitte beS SanbeS 
um Sauden blieb roenbifdj, ebenfo ber größte Seil ber (Weber;) 
Saufifc, mo nur einzelne ftlöfter unb ©tabtgemeinben als beutfdje 
Kolonien entftanben ($obrilugf 1165, ^eujefle 1268, ©üben 1268 
u. a. m ). — ©elbft bie flamifd)e SBeöölferung beS mei&nifdien lieber; 
lanbeS würbe erft im 15. 3f)rbt. üöUig germanifiert. (Verbot ber 
menbifäen ©pradje cor ©ericf)t im Slnljaltifajen 1298, in Seipjtg, 
Ottenburg unb gmiefau 1327, im SRei&nifdjen 1124). 

d) HAU ber bitteren ©efteblung oerbanb fidj ber mirtfdjaftlid)e 
Wuffdjmung. SBeitauS ber nucf)tigfte ©rmerbSjmeig mar bie Sanb; 
mirtfa^aft, bie fd^on im 12. 3t)rbt. um 9Äeifeen jum SSeinbau über; 
ging; baneben ftanb im ©rjgebirge ber ©itberbergbau, unb in 
ben ©tabten entmiefette pdt) eine bfütjenbe Suc^meberei, bie meift 
tjon ftämiferjen ^anbmerfern eingeführt mürbe. 3)ie bebeutenbften 
©täbte maren greiberg megen feines Bergbaus unb atS £>anbelS; 



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10 — 



plafy Seipjig, bcffcn öfter = unb 9tticf)aelt3meffe fdjon 1190 beftätigt 
würben. Bresben ftatib trofc feiner (Stbbrücfe noa? weit §urücf. 

§ 16. £)a§ geiftige 2 eben mürbe faft au3fd)tie6tidt} nodj üon 
ber $trd)e befjerrfdjt. 9Jeben ben brei mit ©runbbefifc reidfj au§* 
gemotteten S3i§tümern ftanben mehrere ®oUegtatfird()en (SSurjen, 
Sauden u.a.) unb jafjlreiclje ®löfter (f. §15), befonberS feitbem 
mit bem Anfange be§ 13. 3t)rbt§. neben ben tänblidjjen Sftiebertaffungen 
ber 93enebiftiner unb ©iftercienfer in faft allen bebeutenberen ©tobten 
Softer ber öolfstümftcfjen SBettetorben, ber $ominifaner 0ßrebiger= 
möncfje) unb granciSfaner (SBarfüger) entftanben. Sin bie ©tift§= 
firmen unb Softer fajtoffen fidfj oft ©d)uten, meift freitid) nur für 
fünftige ©cifttidt)e (©t. Slfra in äfteifjen, bie ©djule ber Stuguftiners 
(£ljort)erren ju ©t. Sljomä in Seiöjig). ©tatttidje funftfd)öne ®ir$en = 
bauten in romanifdjem ©rite erhoben fid) j. 93. auf bem $eter3= 
berge, in 3W^ cn (2Bedt)[etburg), greiberg (bie „gotbene Pforte"). 
®ie 93urgen ber dürften unb (Sbten blieben bagegen meift nocf) 
fdmtutffofe befeftigte Sanbfifce. — $ie ritterliche 3)icf)tung fanfc 
im 9Rei&nertanbe nur einen fdfc)macf)en SBieberljall, j. 93. in #einrtdj3 
be3 (Srtaud)ten TOnnetiebem. dagegen entmicfelte fidt) ba3 ritter* 
lidje 8 eben f)ier ebenfo gtänjenb mie anbermärts (Xurnier ^einricr)^ 
be£ (Mausten in SRorb^aufen um 1265). 

§ 17. ©taatlidjeS Seben. a) 3Me erblich gemorbene Sintis* 
gematt ber SReidjSfürften bitbete fid) feit ben „(Sonftitutionen" 
Üaifer 3riebrid)S II. meljr unb mefjr jur felbftänbigen SanbeSfjofjeit 
au§ (juerft 1231 bie gürften „SanbeSljerren", domini terrae) unfr 
übernahm bat)er immer mef)r bie ftaatlidjen Stuf gaben ber jerfaöenben 
SReidjSgemalt. Slud) bie 2Jlaa)t beS Sftarfgrafen t»on ÜKei&en mar 
fyöfjer geftiegen. @r befafj jefct außer feiner atten richterlichen unb» 
militari jcfjen StmtSgematt ba£ 93ergbau= unb 2Rün5recf)t, übte bie 
©djtrmüogtei über bie SBiStümer mie über oiete ®töfter unb bemühte 
fiel), bie unmittetbaren SReidjSöafallen feines 83ereuf)3 (bie ^Burggrafen 
öon Sfleifjen, SeiSnig, Sittenburg, 5)o^na, bie Herren öon Srimmitfa^au, 
©olbifc u. a. m.) unter feine Sel)n§f}of)eit ju bringen, ©eine @in = 
fünfte bejog ber Sanbe^err teils aus feinen Selms ^ unb @igen= 
gutem (®ammergütern, Domänen) als größter (Srunb^err beS SanbeS, 
teitS aug feinen §oljeitSredjten. 35a biefe ©inna^men übermiegenb 
au§ Naturalien beftanben, fo r)atte er nodj feine fefte fRef iben^, 
fonbern fjielt fief) abmedfjfetnb auf feinen üerfdjtebenen ©d)löffern auf 
(Steißen, Xfjaranbt, Bresben u.a.m.). ©eine Umgebung bitbeten 
bitter unb SKinifteriaten, bie abroecfjfetnb bie #ofämter beS 
2Rarfdt)att§, ©Renten, Xrudjfefjen unb SMmmererS üerfaljen, als feine 
State (,,#eimluf)e'', secretarii) ifm in ©efetjäften unterftüfcten unb als 
©djoffen baS „§ofgeric^t" über bie 93afatten bitbeten. 

b) SlnberfeitS gemannen bie geifttic^en © tift er fetbft bie midjtig- 
ften ^oljeitSrec^te für itjre 93efi^ungen unb mürben baburc^ ju „3mmuni* 



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— 11 — 



täten" (f. b. Sparte) ; bie größeren ©täbte errangen jtoar nicr)t toie anber* 
märte bie föei^Sunmittetbarfeit, aber eine auSgebeljnte ©etbft* 
oertoaltung. Sieben ben marfgräfttdjen 93ogt, ber mit 12 ober 
24 ©d)öffen („®efd)morenen", consules) aus ber SBürgerfdwft bie 
©eridjtsbarfeit über biefe übte, trat ein 93ürgermeifter, unb ba3 alte 
©djöffenfoflegium tourbe $um ©tabtrate, ober e§ entftanb ein foldjer 
lieben jenem unb üer[d)mot§ bann mit ifym. 25iefer SRat, aflj&fjrUä} 
au§ ben grunbbefifeenben ®aufleuten ($Qtrijiern r ©efdjledijtero) neu; 
getuä'fjtt, führte bie SSermaltung ber ©tabt unb übte bie ftäbtifdje ®e= 
fefcgebung. $te §anbmerfer bitbeten 3^ nf te (Innungen), benen 
ber 9Rat bie „2fteifter" (SBorfteljer) fejjte, maren aber oom IRatc au§- 
gef Stoffen. 5)te allgemeinen Sanbbinge in Golmifc unb ©abtöten 
(j. § 5) Nörten feit §einridj bem (£rlaud)ten aflmäfjlidj auf. 

4. Gkf äljrö uhr unb SBiebcr^crftcüung M SBcttttttfdjctt 
Befifcc& Äw&ridj ber $rei*igc, 

1288-1423. 

§ 18. 93alb nad) |>einrid)3 £obe gingen bie alten ©tamm* 
guter be3 §aufe§ SBettin unb SSretjna oertoren. Seneä trat 
©raf Otto III. oon SBettin 1288 an ba3 (grgfcistum 2Kagbeburg ab, 
biefeS öcrliet) 1290 Äönig föubolf I. an £erjog 2Ubre$t II. bon 
©ad)fen-2Bittenberg. ©elbft bie $ernlanbc brof)ten fidt> ju jer= 
fplittern ober oerloren 511 gefjen. Sie Saufifc fiel an §einridj3 ©nfel, 
ftriebrid) Xutta (©olm $ietridj§ oon Sanbäberg, f 1284). Sie 
Wlaxl 9ft eigen mürbe gmifc^en biefem unb ftriebrid) btm >t leinen, 
einem ©o§ne §einrtd)3 au§ Dritter @Ije, geteilt. 3)a3 s $leif}nerlanb 
nafjm Möuig IHubolf 1290 an ba§ SRetdj jurürf. ©ein 9lad}f olger 
flbolf oon ftaffau (1290-98) jog fd^tiefettc^ naa) 2rriebrid> StottaS 
Xobe 1291 aud) SDteifjen unb bie 2 au ftfc aU erlebigte SRetdj3lel>en 1291. 
ein (f. 5lnm. ju § 7), obmofjl Sämann unb grtebria) ber ffreibige 
(b. i. ber $ü§ne) Slnfprüa^e erhoben unb bie Sanbe jn behaupten 
fugten. 216er nod) l)öf)er ftieg bie -ftot be§ $aufe§. 3)enn Wlbrcrljt 
ber Entartete üeräufjerte 1291 bie SRarf SanbSberg an 23ranben= 
bürg, 1293 Springen unb feine Slnfprüdje auf äfteifjen an ®önig$tbotf 
(2llbred)t f 1314 in (Arfurt). Sief er naljm barauf beibe Sänber in 
23e(ifc unb eroberte 1296 audj ba8 tapfer oerteibigte greiberg, roo lt , ori- 
er 60 SBürger als grieben$bred)er enthaupten tiefe. 2flarfgraf grieb= 
ridj übergab barauf, um bie übrigen p retten, audj Stteifjen unb 
ging lanbflüdjtig nadj Kärnten ju ben SSerioanbten feiner (1.) %t- 
mafjtin STgneS. (Snblidj oerfaufte Siejmann aud) feine 9(nfprüd)e 
auf bie Saufifc (1303) an SBranbenburg. «Die 9flad;t be3 §auje£ 1303. 
SBettin mar auf gel oft. 

§ 19. Studj 5lbolf3 fiegreietjer 9^ad)foIger, bet Habsburger 
Hlbrcditl. oon Öfterreidj (1298-1308), I)iett bie eingebogenen Saubc 



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— iL' — 



ber SBettiner feft. 3)odj gelang e$ griebridj bcm greibigen, ftdj 1306 
ber SBartburg ju bemächtigen unb fie gegen bie belagernben 
©ifenadjer ju galten (fein fRitt gur Xaufe fetner £od)ter nad) SReins 
fyarbSbrunn). TO 3Hbrec§t bie 2öetttncf)en SBrüber in bie Slcfjt er= 
flärte unb ein $eer gegen fie fanbte, ba erfocht ^riebria), unterftüfct 

1307. »on ben topfern bürgern SeipjigS, 31. 2flai 1307 bei 2nda unweit 
Ottenburg einen gtänjenben Sieg unb tourbe nad) 5)tejmann3 jäfjem 
2obe 1307 ber alteinige $err Don äfteifjen unb Thüringen. 
9ted) 2tfbredjt$ I. ©rmorbung 1308 erteilte itym ®aifer £einriä) VIT. 
(1308-13) bie SBetetjnung 1310 unb überlieg iljm auf jeljn 
galjre auä) ba3 pei&nerlanb. ©o mürbe Jrifbridj I. ber JJreibige 
ber SBiebertyerftcUer ber SOBettinifdjen ÜJcadjt. MerbingS blieben 
feine kämpfe mit SBranbenburg um bie SRarf ßanbsberg unb bie 
Saufife Oergebliä). SBor ®rof$enf)ain gefangen genommen, mu&te er 

1312. im Verträge oon Xangermunbe 1312 93erjid)t feiften. Sftur einen 
geringen @rfa(j bot it)m bie $lu§fid)t auf (Srtoerbung oon 3^egenrüc!, 
XriptiS, Sluma unb Sßeuftabt a. Orla au8 bem (Srbe feiner 
2. ©ematyttn ©lifabetfj oon SlrnSfjaugt 1302. — Sieferfdjüttert burdj 
ein geiftlid)e$ ©piel auf bem 3Jcarfte oon (Sifenadj Dftern 1322 
mürbe griebridj üom ©abläge getroffen unb üerfäieb 1324 nad) 
langem ©iedjtume. 

§ 20. ©ein ©of)n 5ricbriaj II. ber (Srnfiljafte (1324—49), 
geb. 1310, anfangs unter ber SBormunbfdjaft feiner SKutter, fefcte ba3 
SBerf be8 ©aterS befonberS in Xf)üringen fort, inbem er fict) babei 
auf ben neugeioafjlten Äaifer ßubtoig ben Samern (1314 — 47) ftüfcte, 
mit bejfen Xodjier 3Äatt>i(bc er fidj üermäf)(te. (Sr erhielt bie ©d)irm; 
oogtei über bie tfniringtfdjen 9leid)3ftäbte 2Ml)t$aufenunb9iorb: 

i.us Raufen, jtoang in ber „©rafenfeljbe" (1343—45) ben trofcigen 
$lbet Düringens sunt @ef)orfam, erroarb babei ben größten Xeil ber 

,,UÖ * ©rafföaf* Drtamünbe, ma8 nad) bem SluSfterben ber #aupttinie 
be3 ®rafenl)aufe3 1373 aud) ben Unfall oon SBeintar jur golge 
fjatte, unb bereitete bie GSrtoerbung ber fränftferjen GJraffdjaft ©enne- 
berg am ©übfufee be$ Düringer SBalbeä oor, inbem er feinen 
©oljn griebridj (ben ©trengen) 1343 mit £atf)arina, ber Sodjter 

1347. beS ©rafen #einrid) XII, oermäfjlte. SInbererfeitS faufte er 1347 
EanbSberg jurürf. 2>ie i!)m 1347 oon ber 2Bittel3bad)ifd)en Partei 
angebotene faijerlrone lehnte er bagegen ab. SRttten in ben Kreueln 
ber Sßeft unb ber Subenoerfolgungen ftarb er 1349. 

§ 21. ©eine brei ©öfjne ftriebrtdj III. ber (Strenge, geb. 
1331 (1349-1381), «attyafar unb SBiHjetm I. regierten junädjft 
gemeinfdjaftlid) unb matten ben Slnfang gur (Srtoerbung be3 S8 ogt= 
lanbeS* SKit ßaifer Äarl IV., bem fönig oon 93öf)tneu (1347 



* Sic fatjertidjen ^ogteien (9ieid}$güter) an ber oberen fölftcr waren jeit 
.fccinrid) bem grommen (f um 1120} erbtieb im ftaufe XVJIciftberg. Seffcn 
Gnfct ©einrid) ber Cetebe (f 1193 vereinigte bie 'SSogteien Seiba, ©era r 



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— 13 — 



bis 1378), oerbünbet unb baS Raubritter tum in biefen Gebieten junt 
roiHfornmcncn ©ormanb neljmenb, jmongen fic bic ©ögte jur Ab- 
tretung beS fübtidjen Seiles (©ogtSberg, ÖfSnifc, 2Rüf(ttroff, Aborf) 
unb jur Unterwerfung unter meifjnifdje £efjnSIjoi)eit, niäljrenb onbere 
Seile (flauen, Sreuen, Sobenftein) unter böljmifa^e §o&eit traten. 
Aufjerbem fanten $ilbburg^aufen unb ©ot^a als äftitgift ber 
©emaljlin ©altljafarS, Margareta, Softer beS {^enjollerfäen ©urg* 
grafen Albredjt öon Dürnberg, 1374 an bic SBetttner. 9lod) rociterc 
AuSfidjten eröffnete bie (Srbberbrüberung mit Reffen 1373. vm 
dagegen untermarf Karl IV., beffen 9Rad)t feit ber ©rroerbung öon 
©ubiffin (1319), ®örtifc (1346), ganj S#eften$ (1353), ber fiaufifc 
(1367) unb ber SRarf ©ranbenburg (1373) bie 2Bettinifc§en Sanbe 
Don brei Seiten umfpannte, eine ganje Steide meijjnifdfier $errfdjaften 
ber böljmifdjen 2ef)nSf)of>eit. $)odj jerfiel mit feinem Xobe 1378 ber 
luremburgifdje ©efifc. 

§ 22. $ie Seilung atoifcfjen ben brei ©rübern 1379 unb bie 
abermalige Xetfung $tmfdjen ben brei Söhnen griebridjS beS Strengen 
1382 jerfptitterten nrieberum baS Gebiet, ©or attem rourbe Xl)ü= 138*. 
ringen unter ©altyafar (f 1406) unb feinem Soljne griebrirtj 
beut ^riebfertigen (f 1440) auf lange 3«* oon 2J?etfjen ge- 
trennt (1381 — 1440). Aber rüftig arbeitete ber jüngfte ©ruber 
2BiTfjelm I. (1379 — 1407), bem 2Keif$en unb baS ©ogttanb 
äugefaüen roaren, baran, bie nodj f>a(b unabhängigen $errfcfjaften 
innerhalb feinet 9#ad)tbereidjS fidj ju unterwerfen. So eroberte er 
1401 ben reidjen ©efijj ber ©urggrafen oon $)of>na * ertoarb 1401. 
baS böfnnifäe $irna a(S Sßfanb unb erfaufte Solbifc. 

§ 23. 3n gleidjer SBetfe ttrirfte griebrtdjS III. ältefter Sofjn, 
^riebridp IV. ber <5t«it6arc, geb. 1370 (1381 — 1428), ber naef} 
SSilfjelmS I. finberlofem Sobe Sfteifcen mit bem com ©ater er= 
erbten Dfterlanbe oereinigte. @r bermeljrte biefeS (£rbe burdj ben 
Anlauf mehrerer $>errfd)aften im öftlidjen Xf}ürtngen (Saatfelb, 
®af)(a, SRoba), granfen (Königsberg) unb im ©ogtlanbe (SBeiba). 
Aujjerbem beteiligte er fidj eifrig an ben 9teirf)Sangelegen{)eiten. 
3m grofjen Stäbtefriege 1388 ftanb er mit gegen bie Stäbte, 
1391 unternahm er einen 3 u g nadj Sßreufjen, 1417 erfdn'en er auf 
bem Konzil oon ©onftanj; fpäter mürbe er in ben §ufitenfrieg 
(1419 — 1434; §uS in (Sonftanj als Äefcer öerbrannt 1415) oer= 
floaten. Sd)on 1420 foetjt er am 3i8faberge 9 e 9* n bie ©ufiten, 



(Sreij, flauen unb $of in einer $anb, teilte aber ben anfefyulidjen S9cfifr 
unter feine brei Söljnc unb berurjadjte baburdj bic bauernbe Berjplitteruna, 
beS SSogtlanbeS. %m 18. 3ftrbt. ging ber Beiname ber „teufte" (Äuffe), ben 
ein §einricf) toon flauen tuegen feine« langen Aufenthalts in SRufjtanb führte, 
auf baS gan3e £auS über. 

* $en Burggrafen gehörte außer Xoljna nod) SBeefenftein , Rabenau, 
tfönigftetn, äönigSbrütf, Dftrifc, Auerbad) unb a. m. teils als bö^miidje, 
teils als mcifmtjdje üe^en. 



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— 14 — 

entfette 1421 baS üon biefen Ijart bebrofjte 33rür. unb eroberte ben 
Seitmerifeer ®rei§. 5)iefe »ci^itfc fottte für fein £auS unb fianb 
cntfdjeibenb fein. 

5. $ie (Sfrmer&mtG Her fädmfrfjeit Sttr und Her &bfd)(ufe der 
tifcüietöerttetteruitQet!. ftrieHridj Her Streitaare, ftric&ricf) 

Her Sanftmütige. 

142:1-1485. 

§ 24. 3^r SBeloljnung für ben geleifteten SBetftanb übertrug 
ftaifer ©igifcmunb (1410—37) bem 2ftarfgrafen griebridj baä er= 

1423. lebigte $urf ürftentum ©Olfens Wittenberg 6. Sanuor 1423 
unb öottjog in Ofen 1. $luguft 1425 bie feierliche SBele&nung mit 
bem Äurfdjtoert. — $er Sftame ©adjfen mar nadj ber 3«|>Iitterung 
be3 alten ©tamme$f)er$ogtum3 feit 1187 in feiner nieberbeutf djen 
$eimat faft oerfdjotlen unb auf jmei fleine eroberte ©ebiete im Dften 
ber Slbe übergegangen, bie ben SlSfaniern (Slnljaltinern) gehörten, 

12G0. ©ad^fens Sauenburg unb ©adjfen* Wittenberg. $ur$ bie Teilung 12G0 
bilbeten biefe jttjei felbftcinbige Sinien. $ie ^erjöge oon ©adjfens 
Wittenberg ermarben 12G9 bie ©urggraffdjaft 2Ragbeburg, 
1290 bie altwettiniföe ®raffd)aft ©re^na (f. § 18), unb erhielten 
1356 bura) bie „gotbne SBuHe" £arl3 IV. bie ßur mürbe, momit 
bie Unteilbarfeit be8 HurlanbeS unb bie Befreiung öom SönigSgertcfjt 
(Privilegium de non appellando) oerbunben mar. 9)ftt $llbred)t III. 

1422. ftarb 1422 ba8 #au3 ©ad)fen= Wittenberg aus. — ©eit ber 93er= 
einigung ßurfadjfenS mit Steiften ging ber 9tame ©adjfen auf 
bie überroiegenb t^üringifa^-franüfa^e SBeüölferung ber Wettinifa^en 
Sanbe über, unb baS furfädjfifaje Wappen (fünf fdjroarje Cluers 
balfen im golbnen gelbe mit ber grünen SRaute fdjräg barüber, boju 
bie roten ©djtocrter be3 fKeia)3marfdjattamte$ im färoaräroeifjen gelbe) 
oetbiangte bie alten roettinifdjen $mu«farben (bie blauen $fäl>le im 
golbnen gelbe). 9Sor allem aber traten bie Wet tiner jefct in ben 
pafften 2lbel be3 9?eidje$, unter bie Äurfürften ein unb übers 
nahmen in biefer (Sigenfdjaft bei ©rlebigung ber Äatferlrone baS 
9fceid|8üifauat in ben ianbern fädtfifdjen fRec^td (9torbbeutfd)lanb). 

§ 25. Wiber bie #uffiten fd&lofe Surfürft griebria) mit 
Saifer ©igiSmunb gegen SBerpfänbung oon ©rür. unb 3luffig ein 
neue« $8ünbni8. 9lber bei bem SBerfudje, ba3 belagerte Muffig gu 
entfefcen, erlitt ba8 meijjnifdje §eer, ba3 griebridjS tapfre ©emafjltn, 
Satljarina oon 93raunid)tueig, bei greiberg gefammelt r)otte, 
1426. 16. Sluguft 1426 eine oernidjtenbe Sftieberlage. ©eitbem begannen 
bie fanatifd^en ^ufftten bie SRadjbarlanbe ju überfluten unb fdjlugen 
1427 ein 9tetdj*l)eer bei 2Rie$. 3n Summer unb ©orgen oerfdueb 
grtebrid) am 4. ganuar 1428 in TOenburg unb mürbe ft>äter aU 
ber erfte feineä ®efdjle$t3 in ber neuen ©rabfaüetle beS 3)ome3 oon 
Sflei&en beigefefct. 



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15 — 



§ 26. 9(utf) feine anfangt gemeinfdjaftlidi (außer im ßur(anbe) 
regierenben ©öljne, ftricbrifl} V. ber Sanftmütige (1428-64) unb 
JüHUjelm III. ber Xapferc (1428-82) maren bei ber mangelhaften 
Drganifation beä ganjen $eertüefen3 nid^t imftanbe, ben üermüftenbeu 
SKaubjügen ber $uffiten ju mehren. 9ßur bie größeren feften 
©täbte behaupteten fid> geroöfjnticf> (1429 Belagerung üon $irna, 
9fleif$en, ©rojjenljain, bauten; 1430 3e*ftörung üon Slltenburg, 
flauen, Stuerbadj); ba§ platte Sanb mürbe entfefctidj üerljeert (bie 
„roüften 9ttarfen"). Srft baä ftonjü üon 33af et machte burd) 
firdjlidje 3ugeftänbniffe 1434 bem famüfe ein @nbe. 3)ie Hoffnung 
auf eine umfaffenbe ®irdjenreform fdjeiterte allerbingS befonberö 
bura) bie ©djulb taifer griebrto^S III. (1440-93; fonforbat öon 
2öien 1448). 

§ 27. $ie ©ebietäermeiterungen mä^renb biefer 3^it be- 
Stedten befonberS bie (Sinüerleibung ber nod) übrigen urfürünglid) 
reidjäunmittetbaren ober böljmifdjen §errfdjaften i^rcö 23ereid)3. 3uerft 
jogen bie Srüber 1428 ba3 @rbe be3 bei Muffig gefallenen legten 1428. 
Burggrafen öon Sttei&en (Öidjtentoatbe, ©anba unb Sßurfdjenftein) 
an fid) unb liefen bem öon $ aifer ©igi^munb beftetlten Burggrafen 
§einrid) 9ieuf$ öon flauen nur fjfrauenftein, bis 1439 aud) bie£ 
fefte ©d)Iojj erobert unb jerftbrt mürbe. ©benfo ermarben fie 1429 1429. 
bie Burggraffdjaft MItenburg. ©obann taufdf)ten fie 1443 gegen 1448. 
bie §errfd>aft Sflübjberg a. @. bie böfnnifdje §errfd)aft §of)nftein 
(mit SBUbenftein b. i. ®uf)ftafl) öon ben Berfa öon ber 3)uba ein 
unb ftettten bamit bie gegenmärtige ©renje stüifdjen ©adjfeu 
unb Böhmen in biefer ©egenb fyer. ©üäter braute ©ibonie 
(3benfa), bie Socfjter be3 böf>mifd)en $önig§ ©eorg üon ^objebrab 
(1457 — 71), bie §errfd)aft ©djroarjenberg (mit platten unb 
©otteSgab) iljrem ©emal)l Sftbredjt bem Befyerjten, bem jmeiten 
©o§ne griebrid)3, als ÜDMtgift $u (1404). £odj mußten bie SBettiner 
im Vertrage oon (Sger Slüril 1459 bie £efm6i)of)eit nidf)t nur 1459. 
über biefe £errf djaften, fonbern aueb, über eine gange Sftetlje anberer 
nteifjnifdjer ©ebiete (bag Bogtlanb. baS ©Ibttjat bi£ $irna abroartS, 
bie Burgen im 9#üglifctf)ale, (Solbifc, (Silenburg, Sehnig u. f. lo.) 
anerfennen, bie für bie meiften bi» 1806 aufredet blieb. 5ütber; 
feite mürbe im ©treite mit Branbenburg über ben Sßfanbbeftfc ber 
9Heberlaufi$ 1451 ©enftenberg ermorben unb burdj ben Eintritt 
BranbenburgS in bie fädjfifdj=l)effifd)e ©rbüerbrüberung 
(f. § 21) 1457 ein engeres Berf)ättni3 ju ben ^o^enjoHern (feit 1457. 
1411 in ber Sttarf) angebafmt. 

§ 28. 3u feieren 3^würfniffen jtoifdjen ben beiben Brübern 
führte ber ©treit um ba§ erlebigte ©rbe griebridjä be3 ftriebfertigen 
üon X^üringen (f 1440) unb bie Leitung be3 üäterlidjen BeftfceS. it40. 
5)enn ber Ieibenf4aftUa^e äBtlljelm, bem Thüringen unb ein ieil 
be§ «pieifeners unb Dfterlanbe^ 3ugefatlen Waren, beftritt, üon Müel 



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— 16 — 

bon SÖifctljum aufgeftadjett, baS Erbrecht beS 93ruberS auf feinen 
Anteil. 3 n ^cm barüber auSbrechenben fächfifctjen 93ruberfriege 
(1446 — 51) mürbe SBiüjeltn burct) ©ö^men unb Sßranbenburg unters 
ftufct unb ®era bon feinen juchttofen bölmvifchen ©ötbnem, ben 
„3ebrafen" 1450 erftürmt unb entfejjtich berfjeert (©age bon ben 
^ufftten bor Naumburg). SBalb borauf föfynten fidi) bie 99rüber im 

1451. Vertrage Don $forta im 3anuar 1451 aus (baS Anerbieten beS 
©chüfcen an griebrtch). (Sin -Jiachfpiel beS SBruberfriegeS mar ber 
$rin$enraub in Ottenburg in ber Stacht bom 7. jum 8. 3uti 

1455. 1455, ben ®unj bon Häufungen mit $itfe beS MdjenfnedjtS £anS 
©chroalbe an Ernft unb Atbredjt, ben einzigen ©pröfjlingen beS 
£aufeS SBettin, aus Stäche gegen ben Surfürften öerübte (ber ®öljler). 
griebrich berfdjieb unter ^erjlic^en Ermahnungen an feine ©ofme 
7. ©ept. 1464 in Ottenburg, baS er feiner trefflichen ©emahtin 
Sflargarete, Sodjter ErnftS I. bon Öfterreich, als SBitroenftfe beftimmt 
hatte (f 1486). 

§ 29. $ie beiben «ruber drnft (1464—86) unb «ftreifjt 
ber ©eljerjtc (1464—1500) regierten auger im fhtrtanbe junächft 
gemeinfehaftttch in befter Eintracht. Auch fie erweiterten ihr ©ebier. 

nee. 3unächft eroberte Wibrecht 1466 ©tabt unb ©df)to& flauen, als 
ber Sehnsherr ftönig ®eorg bon Söhnten ben Sefifcer Heinrich in. 
9teuf$ oon flauen auf bie klagen feiner SkfaUen geächtet ^attc. 
$ann erfauften fie 1472 baS fchlefifdje $erjogtum ©agan oon 
Sohann bem SBitben, 1477 (nur auf SGBieberfauf) bie »iberfteinfehen 
§errfchaften 93eeStoro=©torf om unb ©orau in ber ftieberlaufifc 
(bis 1512). 3n bemfelben 3ahre nötigten fie ber ©tabt Duebün* 
bürg auf Antrag ber #btiffin §ebmig, ihrer ©djmefter, bie fächfifdje 
©chufcfjerrfdjaft auf unb brachten 1483 baS trofcige Erfurt in baS= 

1482. felbe «erhättniS, als ihnen nach 9Bür)eIrnS III. erblofem $obe 1482 
auch %$vix\nQtn jugefatlen mar. Auch ihr Einflufj im deiche 
mud)S. ErnftS gleichnamiger ©ohn mar Erjbifchof öon SWagbeburg 
unb SBifchof oon #alberftabt (f 1513), ber ältere Albrecht Erjbifchof 
unb Äurfürft bon Httain$ (f 1484), AtbrechtS ©ohn griebrich #och* 
meifter beS $eutfchen DrbenS (f 1510). Aufjerbem griff «(brecht 
ber ©cfjcrjte (Animosus) thatfräftig in bie fchmeren kämpfe ein, in 
bie bamals baS Sfteich mit £erjog ®art bem kühnen bon 33urgunb 
oerroicfelt mar, mährenb bie Ungarn es im Dften bebrohten unb 1485 
Sßieberöfterreicr) mit SBien eroberten. AIS „beS ®aifer8 gemattiger 
2KarfchaK unb öannermeifter" entfette AC6rea)t mit Albrecht Achilles 

1475. oon JBranbenburg 1475 baS bon ben SBurgunbern belagerte Steufc 
burch ben ©ieg bei 3onS. STCachbem Albrecht 1476 eine Pilgerfahrt 
ins r)eilige Sanb unternommen fycdtt, fut)r er fort, ben ®aifer nicht 
nur gegen bie Xürfen, fonbern auch in ben kämpfen ju unterftüfcen, 
bie jur Erroerbung ber burgunbifct)en Sanbe burch bie ©absburger 
führten, ©o mächtig unb angefet)en hatten bie SSettiner feit Heinrich 
bem Erlauchten nicht mteber bageftanben, unb eine noch meit gtänjenbere 



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Bufunft fdjien ifmen in bcm jerfatyrenen unb oon attcn ©eiten fajtoer 
bebrotyen 9teid)e genrifj. 

§ 30. Xrofebem oerfdjritten bie ©rüber, beren (Sinoernegmen 
fief) aflmäljHd) gelodert f>atte, nadf) bem ^etmfafle Springend jur 
Leitung oon Seipjig 26. Sluguft 1485, meiere bie SBettinifd) ett 1485. 
Sanbe für immer jerrife unb baS $au3 in eine emeftinifdje 
unb atbertinifdje Sinie füaltete. @rnft(f 148G) erhielt 511 feinem 
$urfadjfen nod) ben größten Xcil XljüringenS, baS roettinifd)e ftranfen, 
ba§ SBogtfanb, bie $auötmaffe be3 Pei&nerlanbe$ mit Ottenburg unb 
3roitfau unb bie SBogtei über baS©i3tum Naumburg. 2Ubrect)t(t 1500) 
natyn Sfteifjen, ben SReft be§ PeifenerlanbeS mit Seipjig r ba3 nörb= 
ftdje Springen, bie SSogtei über ÜHerjeburg unb Cuebfinburg, 
©ogan, bie nieberlaufi&if d)en £errfd)aften. Gemein f am blieben 
bie erjgebirgifdjen Sergftabte, bie Sogtei über SWeifeen, bie ©d)u&= 
I)errfd)aft über (Srfurt, ^orb^oufen unb SJculjlfjaufen. deines ber 
beiben ©ebiete bilbete eine gesoffene @inf)eit (f. bie ftarte), unb 
ba ougerbem SieteS gemeinfam mar, fo gab e§ fortmäfjrenb $er; 
anlaffung ju Reibungen. 

(Staate unb Kulturleben. 

§ 31. 3)em ©taatMeben be$ auggeljenben SJtfttefafterS geben 
bejonberS mer @rf Meinungen ba$ eigentümüdje ©epräge. 1. Sieben 
bie SanbeSljerrett treten bie Öanbtage, eine SSerfammlung ber oberen 
©tänbe (Prälaten, ©rafen, Herren, bitter, ©täbte), anfangs feiten 
unb in lojen formen (juerft 1350 in Seipjig), im 15.3()rf)bt. häufiger 
unb in ftrengerer Drbnung. ©ie bewilligten anfangs für au6erge= 
wblmlidje SBebürfniffe ©teuern, beren SBerWaltung ein ftänbifctyer 
$lu$f$uf3 in bie ©anb nafjm, aber feit 1458 foflten fie audj über 
#rieg unb grieben gehört werben, unb 1466 mürben ifmen alle bi£= 
f>er ermorbenen SRedjte "beftätigt. Gegenüber ben $rioatintereffen beS 
^errfdjerljaufeS oertraten bie ©täube meljr bie (Sinljeit 
be§ SanbeS. 2. $ie fürfttidje Regierung gemann feftere ®e = 
ftalt burd) bie WuSbitbung fefter ftäbtifdjer ^efibenjen (feit 
1485 für bie ©rneftiner SBeimar, für bie SHbertiner Bresben) 
unb eines georbneten ^Beamtentums, ftanjter, #ofmeifter, £of; 
marfebatt ober ßammermeifter, £>ofridjter (feit 1485 ber Dber^ofri^ter 
in Setyjig) waren bie bödjften SRegierungSbeamten; 2lmtS(ljauM>ute 
oermatteten bie großen $omänengru»öen, bie „tmter", unb übten 311= 
Qleid> bie ^oHjei unb 9tecf)tfpred)ung über bie Heineren „amtSfäffigen" 
(SbeUeute unb ©täbte iljrer „Ww", toä^renb bie größeren „fct)rift= 
fäffigen" ©bedeute unb ©täbte unmittelbar unter bem SanbeSfjerru 
unb feinem Dberbofgeridjt ftanben. 3. 3)ie Staatsgewalt, bisher 
wefenttid) auf bie SBaljrung ber inneren unb äu&eren ©idjerfjeit 
befdjränft, behüte tljre SBirffamfeit, namentlich bie ©efe^- 
gebung, auf immer weitere ©ebiete beS öffentlichen Sebent 

Mann mol, Wrimfc-,üöe ber Sö(t>ftf*cn (rti-fcftic^tc. 2 



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I 



- 18 

5ur Sörberung ber allgemeinen SBofylfafjrt au§ (bie erfte „ßanbeä- 
orbnung" für springen 1452, für Sföeifjen 1482; Orbnung beö 
Üflünsmefen3, f. unter § 32) unb fudjte ba$ Sanb nach aufeen ab = 
jufchtiefjen (1446 in Xfuiringen SSerbot, 9techt3belehrangen bei 
auswärtigen ©erichten ju fudjen). 4. dagegen blieb bie alte Teilung 
ber auäfüfjrenben ©ewalt in Verwaltung, 9techtfprecfmng unb 
§eerwefen beftehen. $)ie ©runbherren Ratten bie Sßolijei unb 
wenigfteng bie ntebere ©erichtsbarfeit über bie gutSangefjörigen 
dauern ($atrimonialgericht3barfeit), bie größeren ©täbte erwarben 
fogar bie felbftänbige ©erichtäbarfeit, inbem biefe üom lanbeS; 
herrlichen SSogt anfangt auf einen (Srbfdjuljen aus ber Sürgerfchaft, 
im 15. SWbt. auf ben fflat unb feinen „Stabtrichter" überging, 
daneben übten bie ©täbte ein auSgebehnteS @efefcgebung$red)t auf 
©runb lanbeäherrlicfjer ©tabtreajte. SSon ben 3unftfämpfen blieben 
fie faft ganj üerfchont. ©in §eer mürbe burch baS Aufgebot ber 
SBafaHen unb ber Söürgerfchaften gebilbet, fam alfo nur langfam 
fammen unb mar für größere Unternet) mungen unbrauchbar. $a 
jubem gegen bie Sßuloergefchüfce feit ßnbe be§ 14. g^bts. bie 
ritterliche ^Bewaffnung ihre 93ebeutung oertor, fo gingen bie Surften 
me^r unb mehr ju geworbenen ©ölbnern, ben „SanbSfnechten", über. 

§ 32. ®a§ SBolf fchieb fich aufs ftr engfte^adT® Tb u r t S " 
ftänben. $ie bäuerliche SBeoölferung mar ben ©runbherren ist 
immer machfenbem SERafepabc ju 3"tfen, §anbs, Spann- unb ©efinbe= 
bienften öerpflichtet unb mürbe in ihrer SBirtfchaft noch m *h r eingeengt 
burch bie SSeibe= unb 3a8brechte ber ©utsherrfchaften unb bie 93ann= 
rechte ber ©täbte, namentlich auch burch bie Unterbrücfung be3 ©ewerbe= 
betriebet auf bem platten Sanbe. ®aher machte bie Sanbmir tf chaf t nur 
geringe Sortfehritte. — SBeit mehr entwicfelten fich bie ftäbtifdjen 
@e werbe unter bem ©chufce ber Sunftoerfaffung, ber SJcärfte unb 
be§ ©topel* (S«ieberlag«=) Rechtes für frembe SSaren (in Seidig 
bie WeujahrSmeffe 1458, baS ©tapetrecht für einen UmfreiS oon 
15 leiten 1497).* Unter ben $anbmerfen behauptete bie Sud^ 
macherei ben Vorrang; bießeinmeberei, befonberS bebeutenbin (Sqemnifc, 
mürbe erft 1472 sünftig. 3m (Srjgebirge erlebte ber ©ergbau 
ein 3eitalter glänjenber Slüte unb förberte bie SSefieblung beä £anbe& 
(1458 3innbergmerf in Attenberg, 1471 ber ©chneeberg fünbig, 1477 
©rünbung ber ©tabt, 1492 ber Scharfenberg bei ©t. Stnnaberg, 
gegr. 1496, baneben 6t. Katharinenberg am ©uchhotj. (£rfte fäch= 
fifche 93ergorbnung 1509). 3m 5lnf(t)tu6 baran bilbete fich ba» 
Ianbe^r)errltct)e SKünswefen aus. 1307 liefe Sriebrich ber Sreibige 
bie erften „3)icfpfennige", grossi Misnenses, fchlagen, fo genannt im 
©egenfafce ju ben alten bünnen „93ra!teaten", 60 auf 1 SRarf S.; 



* £a3 Stapelrecht gab einer Stabt bie Befugnis, äße ober manche 
burdigcljenben Sarcn für einige 3^it 3urüd$uf)alten, um bie eigenen 53e= 
öürfuiffe baoon gu befriebigeu. 



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19 — 



1490 beftimmte eine äßünjorbnung: 1 ff. — 21 ®r., etma 9 SR9tt. 
©ilbertoert. S)af)er hmchfen ouef) bic ©infünfte ber gürften 
unb ber SBohtftanb namentlich in ben ©täbten, obmof)! feine an 
bie großen 9teuh3= ober #anfaftäbte hinanreichte. $)ie Sintoohnerjaht 
büeb oerhältniamäfjig noch gering ((Snbe 15. SahrhbtS. hatte Seipjig 
10000 (£., Bresben 5000 (£.). meiften *ßrioathäufer waren 

bürftige unb feuergefährliche Sauten and gachroerf mit ©troh* ober 
8d)inbelbatt). 2Ref)r manbte man auf Reibung unb SBaffenfchmucf, 
reiche ©peifen unb ©etränfe. 

§ 33. 5)a£ geiftige Seben mürbe noch unbebingt oon ber 
^irc^e bef)errfcf)t. %tyt gtänjenben, oft mit ©chauftettungen Oer- 
bunbenen gefte, ja^Uofe fromme ©ruber f duften, ©tiftungen unb 
Wallfahrtsorte (ßreujfirche in Bresben, ®rab be3 fy. 93enno in 
Zeigen) unb Softer übten auf alle ©täube einen unermeßlichen 
unb umfaffenben ©influß. $tuch bie £errfc$aft über ba§ Untere 
richtsmejen büeb ihr noch f a f* uneingefchränft. $enn bie jahtreia) 
entftehenben ©tabtfa)u(en unterfchieben fich nur baburch oon ben 
geiftfichen Slnftalten, ba jj ber fltot ihr Patron mar (ftreuafdjule in 
Bresben feit etma 1300, Sftcotaifchule in fieipjig 1395, eröffnet 1512; 
Schulen in Snricfau 1372, (Shemmfc 1399). ©aneben trat bie 
Unioerfität Seipjig, 1409 oon griebritt) bem ©treitbaren ate 
@rfafc für bie tfchechifierte Präger $ochfchute unb nach bereu SWufter 
geftiftet (bie oier „«Kationen" ber 2Rei&ner, ©achfen, öanem, *ßoIen; 
bie öier gafuttäten unter ihren $efanen, an ber ©pifce ber jährlich 
mechfetnbe fteftor; brei Kollegien; fetbftänbige ©erichtsbarfeit, fpater 
auSgebefmter ©runbbefifc); aber gegen Neuerungen »erhielt fie fia) 
ablehnenb unb oerfchloß fich ^her aU( $ oem "«bringenben #umani3s 
mu3, ber fich on ber £ochfcf)ule oon (Srfurt (eröffnet 1392) einen 
$>auptfifc fchuf. — #eroorragenbe3 teifteten bagegen bie fächfifchen 
Sanbe in ber bi Ibenben ®unft unter Oberleitung ber Eorgauer 
Saubütte (1462), bie fich ber ©traßburger unterorbnete; für ba£ 
Sföeißnerlanb mar bie SRocfjft&er §ütte ber Sttittelpunlt. Sieben großen 
gotifchen Äirchenbauten in SReißen ($)om), 3rokf au, föochlifc, Seipjig 
unb Ännaberg traten fchon prächtige gürftenfifce, fo bie 2Hbrecf)t3burg 
in beißen, bal SBerf bc^ 2Heifter§ Slrnolb au3 SBeftfaten. 



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20 



IL Die Itcuuii 

3$on ber Seidiger Leitung bis 31a* (Segetwart. 

1485— 189H. 



1* Sie %tit Her fflefurmattom %x\tMä> Her Sßctfe uttH «Kredit 
Her ©efterste* 3oljairo Her öeftättHtge und ®eorg Her Bärtige- 
3ohamt £ricHri4 Her ftrogmiitige JtuH aKorifc* 

1485 — 1554. 

§ 34. ©egen <$nbe beS 15. 3(jrf)bt3. iuaren in $eutfd)lanb bie 
3uftänbe auf allen ©ebieten beS öffentlichen ÖebenS bei ber (Schwache 
ber fReidjSgeroaft in fotdje SBerttrirrung geraten , bafe nur grünbliche 
^Reformen ber SReichSberfaffung, ber fojialen SBerhaltniffe (namentlich 
beS SBauernftanbeS) unb ber Kirche eine gemalfame Umroäljung Der; 
hinbern fonnten. $)a eine foldfje Reform nirgenbs gelang, fo fiel ber 
gröfjte Xeil beS beutfdjen SBolfeS öon ber römtfc^ « f at^otifd^ett ®ird)e 
ab unb bilbete eine neue ftirche. $ie SleichSorbnung üerfiel bagegen 
immer mehr, unb bie Unterbrücfung ber ©auern fteigerte fidj noch 
nac^ oem öauernfriege. Snmitten biefer 3uftänbe wuchs bie 9Jcad)t 
beS weltlichen gürftentumS, »eil es bie ßöfung ber wich 5 
tigften Aufgaben felbftänbtg übernahm. $ie fächfifdjen 
SSanbe inSbefonbere fyabtn in biefer Seit eine leitenbe unb oor= 
bilblic^e töolle gcfpielt. $odj bilbete ftch auch ein tiefer ©egen^ 
f jwifchen @rneftinern unb Sltbertinern heraus. 

§ 35. 3)ie Sllbertiner fchloffen fich eng an bie Habsburger 
an unb wibmeten ihre ftraft anfangt öormiegenb bem SReidjSbienfte. 
Wibrecht Her ©eheqte unterftüfcte ben römifdjen ®önig (ÜJcitregenten 
unb Nachfolger) 9RariinUtan erft gegen Ungarn, bann gegen bie 
«TCubertanbe, bie ihm nach bem Xobe feiner ©emahtin Sttaria (1482) 
teilmeife ben ©ehorfam öerweigerten. Wibrecht fämöfte um bie Befreiung 
beS in SBrügge gefangen gehaltenen ßönigS 1488, ftettte in#ouanb unter 
heftigen kämpfen bis 1492 baS Slnfehen ber Habsburger wteber her unb 
erhielt jur ©ntfehäbigung 1494 ftrieSlanb als „ewiger ©ubernator". 
freilich erfuhr er auch h icr hortnäefigen SBiberftanb, fein ©oljn £euirid) 
mürbe in granefer belagert, unb furj nachbem Wibrecht einen 83er = 
gleich m ü ocn Briefen juftanbe gebracht hatte, toerfchieb er in (Smben 
1500. 12. September 1500. — gür feine fachfifch alber tinifchen Sanbe 
1499. hatte er 1499 bie (Erbfolge nach ber ©rftgeburt, alfo bie Un = 
teilbarfeit, eingeführt; bort folgte ihm alfo fein älterer 6olm 
©eorg ber ©artige (1500-1539); Heinrich ber fromme mürbe mit 



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— 21 



grieSlanb abgefunben, überliefe aber 1514 biefen entlegenen SBcfife 
für ©elb an 9tta£tmilianS (£nfel Äarl I. (V.) unb erhielt nun nach 
bem SBiflcn beS Vaters nur bic #mter greiberg unb 28olfenftein. 

§ 30. 3m erneftinif djen ©adjf en regierte fjrtebridj ber Jlßeijc 
(1486—1525) baS Äurlanb allein, baS übrige ©ebiet mit feinem 
trüber 3°h ann gemeinfehaftlich. griebrich (geb. 1463 in Xorgau), 
ein 3ftann oon aufrichtiger grömmigleit, tiefer $erjenSgfite unb 
märmftem beutfehen Patriotismus, ftanb mit ©crtfjolb, bem (ährjbifchof 
unb &urfürfien öon ÜDRainj, an ber ©öifce ber SBeftrebungen für bie 
Reform ber DeidjSüerfaffung unb genoß im ganzen Weiche beS höchften 
MnfehenS. 3ene Verfudje Ratten freiließ bei bem SBtberftanbe ®aifer 
SRarunütanS I. (1493-1519) unb ber (Sleichgiltigfeit ber meiften 
gürften nur geringe (Srgebniffe (DeichSfammergericht, ftretSeinteilung, 
SReid^^matrifel) unb führten nicht jur ^erfteüung einer ftarfen Deiche 
gemalt. 

§ 37. (Sben als bieS Ergebnis feftftanb, begann in ® urf ad) fen 
üon ber Unioerfität Wittenberg (gegr. 1502) aus Dr. Martin 
ßut|er feine Deformation mit bem Wnfchlag feiner 95 X^efen 
31. Dt tober 1517. griebrich liefe anfangs ben fingen ihren Sauf, meil 1517. 
er eS für Unrecht hielt, in geiftlidjen ©aa^en ©etoalt ju brausen. (£r 
oerbinberte beS^atb auch, bafe Öut^er ber Vorlabung nach Dom folgte 
unb üeranlafete feine (fruchtlofe) Vernehmung mä^renb beS DeidjStagS 
in 9lugSburg burch ben $arbinal ©ajetan (^omaS be Vio) Dftos 
ber 1518, fomie feine Unlerrebung mit bem toäöftüdjen Äämmercr 
ftarl üon 9Kiltifc ju Slltenburg im 3anuar 1519, bie eine Sßaufe in bem 
Streite herbeiführte. Um biefclbe 3«it übernahm griebrich nach bem 
Xobe SHarhnilianS (Sanuar 1519) baS Deid)Süifariat in Dorte 
beutfdjlanb (oergt. § 24). 

§ 38. Valb barauf fielen nun brei üerhängniSfdjroere 
(Sntfdjeibungen. 3n ber Seipjiger Disputation $\mi unb 
3uli 1519 entfd)ieb fidj ber Vrudj öutljerS mit ber römifdjen ^irc^e. 15U>. 
©eitbem roar#erjog ®eorg ber entfebiebenfte ® egner berlutherifdjen 
Deformation. Slm 28. 3uni 1519 aber mürbe in granffurt a. 3Jc\ 
unter entfeheibenber SRitnurfung griebriajS, ber felbft bie Ärone ab= 
lehnte, Äarl V., ber $err üon Spanien, ©icilien, Vurgunb unb 
Österreich, jum beutfehen ftaifer gemäht (1519-58), alfo ein 
frember gürft, ber $eutfdjlanb gar nicht fannte unb fdjon burch bie 
3ufammenfe&ung feines Deich* oerbinbert mar, eine beutfdje «Politif 
ju führen. ©he er noch eintraf, fchleuberte «ßapft Seo X. im Suni 
1520 ben Vann gegen Butler, biefer aber fagte fieb burch bie 
Verbrennung ber Bannbulle 10. Dejember 1520 offen üon ber 1520. 
römifeben flirdje loS. 3Bit 2Rül)e festen bie DeichSftänbe auf bem 
Deicfß tage üon SBormS SutfjerS nochmalige Vernehmung burdt); ba 
jieboch biefer ben SBiberruf üermeigerte (17. 18.21»ril 1521), foüerbängte 
£arl V. über ihn bie DeichSact)t („SBormfer ©bift" oom 8. 3Wai). 



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22 



$>amit brachte er ba$ Staifertum in SBiberfpruch mit ber 9ttef)r = 
heit ber Lotion unb erschütterte fein Anfehen auf« fdjtoerfte, benn 
er mar nicht im ftonbe, ba3 SBormfer ßbift burdföuführen unb übers 
lieft $eutfölanb ftd) felbft, inbem er mieber nach ©panien ging. 

§ 39. fiut^er mürbe nach gtiebrichä geheimen Sßeifungen auf 
ber SBartburg in Sicherheit gebracht, blieb bort com 9Wai 1521 
1522. bis jum 3Äär$ 1522 unb überfefcte ba$ Sfteue Xeftament. Sfcach 
Wittenberg lehrte er erft jurücf, um ben ©itberfturm $u ftißen (Dr. 
Äartftabt, I^omaS SKünjer). gorton leitete er bort ungeftört ben gort = 
gang ber Deformation in ßurfadjfen, ber Dberlaufifc, ©thleften unb 
ben oberbeutfa^en 9tach8ftäbten. $ie gürften unb ©tfdjöfe öer = 
Stetten fich sunächft untbätig. Aud£j ber mi&lungene Aufftanb 
ber föeichSritter unter ©iefingen (1522/23) fdtjabete ber ©act)e 
SutfjerS titelt; erft ber ©onberbunb oon SRegenSburg (Suni 1524) 
jur Storchführung be$ SBormfer (SbittS fe$te ihrer Ausbreitung in 
©übbeutfchtanb ©djranfen. 

§ 40. (Sine entfct)eibenbe SBcnbung braute erft ber furchtbare 
©auernfrteg 1524/5. @r brach juerft in ©übbeutfchtanb au3, 
1525. ergriff aber im grfif)jaljr 1525 ba« fächfifche Düringen, tuo 
2^oma8 SRünjer bon SWfiljHjaufen aus einen allgemeinen Umfturj 
unter furchtbaren gerftörungen (töeinharb&brunn) begann. Auch im 
©ogtlanbe unb im ©rsgebirge gärte e«. Snmitten biefer furchtbaren 
(Srfchütterung toerfchieb ^riebrirh ber fflßeife am 5. SHai 1525 auf 
(Sdt)lo& fiodwu (Annaburg), nachbem er noch ba8 AbenbmabI unter 
beiberfei ©eftalt empfangen hatte. 3hm folgte fein ©ruber Johann 
ber ©eflänbige auch at* fhirfürft (1525 - 32). Unterftfifct oon Sutherä 
entfehtoffenem Auftreten gegen bie ©auern, befiegte biefer mit $ilfe 
GJeorg« be3 ©artigen unb *ßhiIiW$ ö ° n ©effen bie tf)üringifchen ©auern 
bei granfen häufen auf bem „©chlachtenberge" am 15. 9Kai 1525. 
Mün^x mürbe gefangen unb hinrichtet. $a&felbe ©clncffal hatte 
ber Aufftanb in ©übbeutfdjlanb. 

§ 41. (Sefäreeft burch fo furchtbare Erfahrungen nahmen bie 
eüangetifch gefinnten gürften bie Seitung ber Deformation in 
bie #anb. $er üftufterftaat für bie lutherifdje *Hr<henorbnung 
mürbe Äurfachfen. ©ereit« im Auguft 1525 toieS Ihirfürft Sohann 
bie (Seifttfchen feine« SanbeS an, tynfyxt ba$ reine ©üangeftum ju 
prebigen; im gebruar 1526 fchlpß er mit tyfytipp tum Reffen, ben 
$erjögen oon ©raunfehmeig unb 3ttecf(enburg einen ©unb jum ®chu|e 
ber neuen ßehre. $er ©efchfa& be8 91 eich «tag 3 tton ©peier im 
152G. Auguft 1526, bog jeber 3teich$ftanb in Sachen ber Religion fich fo 
halten möge, tote er e3 oor ©ort unb bem ßaifer ju oerantroorten fich 
getraue, gab ben gürften bie Kirchen t) oh ei t (jus reformandi) unb 
bamit bie ftaatSrechtfiche ©runbtage ber eoangeUfch^lutherifchen 
Sanbeöfirchen. $aburd) mürben bie gürften ,,9totbifchöfe'' an ©teile ber 
nicht mehr anerfannten ©ifchöfe. 3n fturfacfrfen begann ber Ausbau 



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23 



nach ber üon Sutljer unb 9D^cIand^tt)on geleiteten SHrchenüifitation 
feit 1528; bie Ijöfjereti (lateinifchen) ©tauten mürben nach Sttelandj* 1528. 
tfjonS ©djulorbnung ^umaniftifd^ umgeftaltet. 

§ 42. 3)iefe neue Drbnung ber $inge üertrat Äurfürft 3^ann 
mit überjeugungSireuer geftigfeit auch ber fat^otifc^en SRe^eit ber 
Nei<h$fürften unb bem Äaifer gegenüber, beffen Sttacht bamals burch 
bie beiben erften italienifdjen Kriege gegen granfretch (1521 — 29} 
fowie burch bie (Erwerbung Söhnten« (1527) unb Ungarn« (1528) 
für bie Habsburger ungeheuer üerftärlt mar. Sluf bem 9teid^dtage 
üon ©peier 1529 ftanb Sodann an ber ©pifce ber „proteftterenben" ir>29. 
dürften, unb in Augsburg, Wo Äarl V. perfönlich erfchien, üer= 
antaste er bie Überreichung ber AugSburger Äonfeffion am 
25. 3"ni 1530 (ßutljer auf ber Coburg), ©obann trat er ber isso. 
bro^enben ®efa!)r eines NeligionSfriegeS entgegen, inbem er 1531 
mit $t)üipb Don Reffen u. a. ben ©djmalfalbifchen ©unb jur 
5Ibmehr feinblidtjer Singriffe fdjloß. (Snblich mußte ®arl V. in feiner 
©ebrängniS burd) bie dürfen ben ©chmalfalbifchen ©erbünbeten im 
3uli 1532 burch ben NeligionSfrieben üon Dürnberg bie 1532. 
(Sicherung ihrer firchlichen Neuerungen bis ju einem allgemeinen 
$on$il gewähren. #urj barauf ftarb Sofjann am 16. Wuguft 1532 
• in ©chwetnifc bei Xorgau. 

§43. SBä^renbbiefer3eit bemühte fidj ©er $og($eorg imalbertini* 
fdjen ©achfen üergeblich, bie lutr)erifd)e ßeljre ju unterbrücfen. @r 
fonnte nicht einmal hinbern, baß fein ©ruber $einriä) ber fromme ifjr 
unter bem (Sinfluffe feiner energifc^en ©ernannt Katharina üon 9ftecflen= 
bürg fein Heines (Gebiet fdjon 1530 öffnete unb bem ©chmalfalbifchen 
©unbe beitrat. 2)a nun ®eorg alle feine fünf ©öljne üerlor unb 
bann bem ©ruber bie Nachfolge juftanb, fo wollte er fein Sanb bem 
®önig gerbinanb üon ©öhmen, bem ©ruber ÄarlS V., übertragen, 
aber er fonnte ba$u bie Stimmung feines SanbtagS nicht erlangen 
unb ftarb am 17. April 1539 in Bresben. 3 n °cr Xljat führte i:>3i>. 
nun ^cinria) ber fromme als Georgs Nachfolger (1539 — 41) bie 
^Reformation fofort burch, wie es ber ©efinnung ber SNehrheit feiner 
Untertanen entfprad). $5te rafdje Ausbreitung beS SßroteftantiSmuS 
in ganj Norbbeutfchlanb unb in Württemberg fieberte ben ©eftanb 
ber Neuerungen auch in ©achfen, jumal ba $arl V. üon neuenf in 
auswärtige Kriege oerftrieft war unb neue gugeftimbniffe machen 
mußte (granffurter Anftanb 1539). 

§ 44. SBaljrenb nun ber ffriifer allmählich erfannte, baß nur 
ein $rieg biefen gortfehritten ©inhalt thun fimne, bilbete fich ein 
üerhängniSüolIer 3 n H*tpalt äWifdjen ben ©rneftinern unb 
Albertinem aus. Heinrichs Nachfolger, §erjog SRorty (1541—53, 
geb. 1521), ein junger $err üon ^oc^fXiegenbcm ©hrgeij, lluger 
©erechnung unb rafdjer Xhatfraft, aber ohne befonbere religiöfe 
SBärme, betrachtete als fein £auptsiel bie Erweiterung feiner SKacht 



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— 24 — 

3n biefem SBeftrcben fat) er fid) burdj ben (Sxneftiner, Surfürft 
Jo^tttttt Srirbric^ ben ^rofemütigfii (1532—54), ef>er gehemmt 
at« geförbert. tiefer begann nämlidj, nadjbem er fa>n im Stift 
Naumburg bie Deformation burdjgefefct Ijatte, eigenmächtig audj ba« 
unter gemeinfamer ©dmfcfjerrfdwft ftetjenbe (Stift SReigen ■ (f. § 30) 
reformieren unb befefote batjer 1542 ba« 2tmt 2Burjen. 9Kit 
3Rü!)e bermittette $fjitipp t)on ©efien, SJcorifcen« ©djmiegeröater, 
einen 2tu«gteid) in biefem fog. „gtabenfrieg". Sttorifc aber, gereift 
unb ofme SSertrauen in bie fdjmerfaflige unb unpaßere fieitung be« 
©djmatfatbifdjen Öunbe«, trat au« biefem au«. Xro^bem ftrebte er, 
fid) mit 3°^ a " n Stiebrid) über bie ©efijjergreifung ber großen Stifter 
2Kagbeburg unb §atberftabt ju oerftänbigen. ©rft at« bie« mifetang, 
begann er fidj bem Äatfer $u$uroenben. 

§ 45. Stynufdjen l)atte nämtidj ®arl V. feine Kriege mit ben 
dürfen unb granjofen beenbet (1544 unb 1545), unb Sßapft $aut III. 
mar jurSernfungbe« ®on$it« üon Xribent bemogen roorben(l545). 
$ie Steigerung ber s .|Sroteftanten, e« ju befdjirfen, bot bie lefcte SSers 

15-16. anlaffung junt ©djmattabifdjen Kriege 1546/7, ben Suttyer ntdjt 
mef)r erlebte (f 18. Sebruar 1546 in (Steteben). 2Säf)renb barüber 
nod) bie legten 5Berf)anbtuna,en in Degen« bürg gepflogen mürben , erhielt 
2florifc Dom Äaifer bie 3ufid)erung ber ©dnrmfjerrfdjaft über 9)cagbc? 
bürg unb §atberftabt, menn er fetbft bie $td)t gegen 3^ann gnebria) 
üoflftrecfe. $)od) behielt er fidj untätig, als bie ©djmalfatbner 
bem tuet fd)roäd)eren faifertidjen §eer an ber oberen $onau erft bei 
3ngolftabt, bann bei Ulm gegenüberftanben, ofme etma« (Srnfte« 511 
magen. C&rft nadjbem itjm $önig Serbinanb audj bie Äurmürbe unb 
bie Sanbe 3o^ann griebridj« auf« beftimmtefte jugefagt tmtte, braef) 
er Grube Dltober 1546 überrafdjenb in $urfad)fen ein. Unterftüfct 
oon böljmifdjen Xruppen befefete er in menigeu SBod^en ba« ganje 
Öanb mit $tu«natjme Don Wittenberg, (Uotlja u. a. 3luf biefe 9tacf)= 
rid)t tun löfte fidj ba« ©djmatfatbifdje $eer auf, unb bie fübbcutfdjen 
s $roteftanten unterwarfen fid) bem föaifer ofme ©egenroefjr. Allein 
ber erbitterte ®urfürft, mit 20 000 üRann eilig fjeranaiefjenb, bemädjtigte 
fidj nidjt nur feine« eigene« Sanbe« fofort mieber, fonbern befefcte 
audj ba« ftreitige ©ttft Sflagbeburg unb rürfte in ba« albertinifdje 
©acfcfen ein. ©tatt nun bie ©unft ber Sage ju benü(jen, liefe er fid> 

1047. erft buraj bie tapfere Serteibigung Seipjig« im San««* 1547, bann 
burdj bie SBinterfätte aufhalten, fdrfug im 9Jcär$ jmar ben 9Jcarf= 
grafen Slfbredjt oon SBranbenburg-fönlmbacf) bei föodjlifc, oerjetlette 
aber feine ©treitfräfte burdj (Sntfenbungen nadj bem (Srjgebirge unb 
überfd&ritt enblidj bei SJcetfeen bie (Stbe. Srofcbem mar SRorifc in 
folc^e SBebrängni« geraten, ba& er nac^ ©bljmen jurüefmia^ unb bie 
Jpilfe be« Äaifer« anrief. 3« ®9er oereinigte fia^ biefer mit ÜKori^ 
unb föönig gerbinonb unb ging bann in (Silmärfdjen gegen bie mittlere 
(S(be öor. $\tx tiefe fid) ber a^nung«tofe ^urfürft am 24. 2tprit 1547 
(©onntag Misericordiue) in feinem Sager bei SRüfjtberg überragen; 



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fein gefätt)äcf)ie3 £>eer (nur nod) 6000 SKann) tourbe auf bem föücf* 
juge burch bic 2od)auer $eibe jerfprengt, er fctbft gefangen. $er 
Kaifer liefe ihn barauf 5um Xobe oerurteilen unb braute baburdj 
ba3 tapfere Wittenberg jur Übergabe. 3" ber ^Bitten berger 
Kapitulation 19. SJiai 1547 oerjichtete Johann griebrich für fiel) 1547 
unb feine Ucachfommen auf bie Kurtoürbe unb alle feine Mnfprüdje 
auf SERagbeburg unb ©alberftabt, übergab SBittenberg unb ©otfca unb 
oerfpract) nach beS KaiferS ©elieben in ®efangeuf<haft ju bleiben. 
$on feinen Sanben blieb feinen ©öfmen nur ber größte Xeit be3 
furfächfifchen X^üringen. S)a8 Kurlanb unb baS ©ebiet öftlict) ber 
(Slfter fielen an SRorifc (f. bie Karte), ba3 SBogtlanb tarn aU 
böhmifetjes fielen an ba$ $au3 SReufj (f. § 21). 3n Augsburg 
empfing 9Wori$ bie feierliche SBelehnung mit ber Kurmürbe am 
24. gebruar 1548. ©o maren bie meiften SBettinifd)en Sanbe 1548. 
an bie Sllbertiner übergegangen unb bie (Srneftiner in 
eine untergeorbnete Stellung jurüefgebrängr. 

§ 40. 2lber SJcorifc mar roeber befriebigt nod) füllte er fid) 
in feinem neuen SBefifce fidjer. $enn er mar im eigenen Sanbe foroie 
bei ben beutjct)en Sßroteftanten übethaupt tief oeThajst, unb bie Über= 
mact)t, bie Karl V. buret) feinen ©ieg erlangt hatte, bebrohte ben 
SBeftanb be3 ^roteftantiSmuS unb bie nationale Unabhängigfeit 
$eutfcf)lanb3 gleichmäßig. £aju füllte fict) SRorifc burch bie fyalfc 
oertragemibrige Gefangennahme Philipps öon Reffen in $atle perfön? 
lieh oerlefct. ®r begann fiel) bedr)alb oorfidjtig Dom Kaifer ju ent= 
feinen unb ju ben $roteftanten hinüberaulenfen. $)aher führte er 
junächft in feinen Sanben baS totholifierenbe $lug3burger Interim 
(^1548), ba3 big jur Gntfctjeibung beS Konjilä gelten follte, nicht 
au§, fonbern fefote baS Seipjiger Ignterim an feine ©teile 
($ejbr. 1548). ©obann Inüpfte er mit ben ©ofmen $h iJi ^ bou 
Reffen, Wibrecht ton ©ranbenburgsKutmbact) unb 3oacf>im IT. oon 
iöranbenburg geheime SSerbinbungen an. WnbererfeitS übernahm er, 
um mit bem Kaifer nicht tjorjeitig ju brechen, bie JBolIftrecfung ber . 
s Jteict)3acht gegen SWagbeburg 1550 unb brachte enblicr) im isso. 
Scooember 1551 bie trofcige ©tabt jur Übergabe. SBäljrenb biefer 
Belagerung aber fd)lo& er ein geheimes ©ünbni« mit Johann oon 
Küftrin, 3ohann Wibrecht oon SOtecflenburg u. a. norbbeutfdjen gürften 
jum ©cfm&e be3 $roteftanti8mu3 unb ber „beutjehen Freiheit " unb 
gewann bie #ilfe Sranf reich« im Sertrage oon Sriebemalbe 1551 
flegen (Einräumung be« SfteichStrifariatS über bie lothringifchen ©tifter 
HRefc, Xout unb SSerbun an König Heinrich II. 

§ 47. 3n$tt)ifchen mar ba£ Konjil Oon Xribent nach längerer 
Unterbrechung mieber jufammengetreten, unb ber Kaifer befanb fid) 
ot)ne 2(t)nunö oon 2Jcorifeen3 Plänen unb ohne $eer in SnitSbrucf. 
2)a gab feine Steigerung, ben Sanbcjrafen Philipp freijulaffen, ben 
Sßerbünbeten ben populären SBortoanb jum kriege 1552. 3n ®iU 
märfchen erreichte SWori^ 5lug§burg, erftürmte am 19. 2Wai bie 



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2G 



(£|renberger &laufe unb 50g am 23. 9Hai in gnndbruc! ein. 
SBenige Jage Dörfer mar Äarl V. mit 3oh attn 5riebrtch, bem er bie 
greiheit angefünbigt hotte, nach SBillach in Barnten geflüchtet Die 
grüßte be« Siege« fieberte ber Vertrag oon ^ßaffau 2. Sluguft 1552. 
Die Xruppen mürben entlaffen, ^h^ty? öon Reffen freigegeben, ber 
93e[ifcftanb ben Surften gereährleiftet. Über bie firchlidje t$xa$t unb 
bie SBefömerben gegen bie Regierung be« Äaifer« foQte ber nächfte 
9teich«tag entfärben. Damit mar bie (Serealt be« ßonjil« über 
bie beutfcfjen Sßroteftanten grunbfäfclich aufgehoben unb bie 
Übermacht Äarl« V. in Deutfdjlanb jerfchmettert. 

§ 48. Mein ber Äaifer, tief erbittert unb noch met)r öerftimmt 
burch bie öergeblidje ^Belagerung oon Sftefc (§erbft 1552), arbeitete 
im Stillen gegen ben eben gefchlofjenen ^rieben unb nahm bed^atb 
^(brecht Oon SBranbenburg = Quirnbach in feine Dienfte, ber injroifcfjen 
bie franftfehen 93i«tümer befriegt unb ju ßanbabtretungen gelungen 
hatte, aber barüber mit SRortfc jerf allen mar. 3nr Sfafrechterhaltung 
be« ^rieben« oerbünbete fich SEorifc mit Serbtnanb oon SBöfjmen, 
Heinrich öon öraunfehreeig, ben fränfifchen S3ifct>öfen unb einigen 
fübbeutfdjen dürften. Sir« Wibrecht fich nun auf »raunfdjreeig marf, 
eilte ber ®urfürft feinem JBerbünbeten ju £ilfe (SBorifcbenfmal in 
Dre«ben). 3n ber Blutigen Schlacht bei Sieoer«haufen (jtoiföen 
1:153. ©raunfehtoeig unb ©annooer) 9. 3uli 1553 fiegte HRorifc, mürbe aber 
töblidj oermunbet unb oerfd)ieb am 11. 3uli (©rabmal im Dome ju 
greiberg). %m nackten Saljre 1554 ftarb auch 3oh ann Biebrich, 
ber 3 552 in fein ßanb jurüefgefehrt mar. 8«9^ia) banfte Äarl V. ab. 
3n Spanien unb feinen SRebenlanben folgte if)m Wlipp If., in 
Deutfcfjlanb 1558 fein ©ruber fterbinanb h, ftönig oon SBbfmten. 

§ 49. Sftorifc mürbe ber Öegrünber be« fädjfif<h=alber= 
linifchen 8urftaat« auch im 3nnem. Die neue eoangelifchc 2Iufs 
faffung oon ber Selbftänbigfeit beä Staate« gegenüber ber Kirche unb 
bie Schmähe ber 9teich«orbnung famen ihm babei $u #ilfe. SSor allem 
ging er barauf au«, fein jefct reohl abgerunbete« (Sebiet in ein 
mögtichft gesoffene« unb felbftänbtge« ÖJanje $u üermanbeln. S)e«hotb 
trat er fchon 1547 ba« £er$ogtum Sogan an ©öhmen ab (f § 24), um 
bagegen bie böhmifdt)e SetjnShoheit über (Silenburg, ßei«nig unb (£olbi|j 
ab julöfen (f. § 27). Sobann begrünbete er eine neue Orbnung ber 
SBerrealtung. Die oberfte SRegierung«behörbe mürbe 1547 ber Jjofs 
rat. 5£)ic alten felbftänbigen ßanbe«tetle mürben al« ßreife burch 
Oberhauptleute, bie über ben 2lmt«hauptleuten in ben Ämtern 
ftanben (f. § 31), oon ben ßrei«ftäbten au« oermaltet. Die« mar für 
ben #urfrei« SBittenberg, für Thüringen ßanaenfalja, für ba« 9ftei&ner= 
Ianb Sföeifjen, für ba« Dfterlanb ßetpjig. Da« Dberfjof geriet inßeipjig 
erhielt eine neue Sßerfaffung. gür bie beffere93erteibigung be« ßanbe« 
forgte 2J?orifc nach bem Vorgänge §erjog Oeorg« burch bie Sfteubefeftigung 
oon 3)re«ben, $irna unb ßeipjig. 2)te IWacht ber ©tönbe fteigerte 
fiä), ba ber Äurfürft ihre Steuerbereinigungen für feine Kriege nicht 



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— 27 



entbehren fomtte unb iljrer 3uftimmung bei ben firdjlidjen Unu 
geftaltungen beburfte (bat)er 9 Sanbtage binnen 12 Sauren; ftänbige 
Slu&föfiffe in ben Greifen für bic SBertoaltung ber ©teuern). 

§ 50. (Sbenfo braute SDcorifc bie SBerfaffung ber fur= 
fädjfifdjen SanbeSlirdje jum 5lbfd)lu&, neben ber, mie bamal« 
überall, ben SlnberSglöubigen nur bie ©eroiffen§freit)eit, nid|t ba« 
SRedjt jur SBilbung öon (Semeinben unb öffentlichem ®otte«bienft Oers 
blieb. 911« oberfter Sanbe«bifct)of fefcte ber Äurfürft an bie 
©pifce ber alten (Srjpriefterbejirfe ©uperintenbenten. Über biejen 
ftanben bie ßonfiftorien öon Seipjig unb SDcei&en, feit 1580 
ba« Oberfonfiftortum in Bresben. $atronat über bie 

Ißfarrfteflen ging meift an bie ©ronbfjerren unb ©täbte über. $ie 
brei ©t«tümer blieben al« roeltlidje $errfdjaften erhalten, bie übrigen 
Stifter unb Slöfter Würben mit äuftimmung be« Sanbtag« 1541 
meift für meltlidje Smecfe eingejogen (fäfularifiert) unb it)re ®üter 
an Sbelleute unb ©tobte üeraufjert ober jur fürftlidjen Cammer ge= 
f plagen, anbere für #trd)en = unb ©djuljmecfe öermenbet. 2Rit biefen 
Mitteln ftattete SRorifc bie Uniöerfität Seipjig reichlicher au« 
(9$autinerflofter, ®onöift) unb begrünbete nad) bem Sorbilbe ber 
mürttembergifdjen ©ttft«f<fjulen bie brei Surften* M nb Sanbe«* 
faulen 9Jceifjen, Grimma unb ©djulpforta. 

2. Sie «ultttrWüte Surfartfcn* int Scitalter Der mautents 
fämtfe, «itgiift SWftiaitl. ttyrifttait II. 

1553— 1611. 

§ 51. $a SRorifc öon feiner ©emafjlin ftgne« Don Reffen nur 
eine iodjter Slnna Unterlieg (üermätytt mit SBilljelm I. Don Sßaffau- 
Oranten), fo folgte if)m fein jüngerer ©ruber Äugufl (1553—86) 
Geboren 31.3uli 1526, ^atte er feine 3ugenb meift am böt)mif<f|en 
#ofe üerlebt unb eine gelehrte ©ilbung in greiberg unb Seipjtg ge* 
noffen. ©djon 1544 mürbe er Sbminiftrator be« ©tift« äflerfeburg, 
1548 Dermalste er fic$ mit «nna, Xocf>ter f?önig Gtjriftian« III. öon 
Uäncmarf. ^raftifeber SBerftanb, große, oft bi« jur $ärte gefteigerte 
2Bitten«ftärfe unb unermüblidje 2lrbeitfamfeit matten ir)n ju einem 
trefflichen Regenten feine« fianbe« („SBater" Sluguft). 3n feiner Site tdt) 3* 
politif aber mürbe er beljerrfät öon ber gurc^t üor einer neuen 
Crrtyebung ber erbitterten ßrneftiner unb öon ber Slbneigung gegen 
bie Reformierten (1563 Übertritt ber ßurpfalj jum Galüini«mu«). 
3)af)er fudjte er im SReid&e ben beftet)cnben grieben«juftanb aufregt 
$u ert)alten, fdtfofj fidj eng an ba« ®aifert)au« (gerbinanb I. 
1558- 1564, 9Jca£imilian II. 1564—76) an unb let)nte jebe« 
Sufammengetjen mit ber calötnifdjen *ßfal$ ab. 9ftit ben ©rneftinern 
^toerföljnte er fidj be«fmlb im Verträge öon Naumburg 1554 burd} * 55i - 
^ürfgabe «Iltenburg« unb be« fpateren SReuftäbter Greife« (f. bie 
$arte); im ?Reicr)e bnlf er ben $cligion«frteben üon 9tug«burg 



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- 28 — 



1555. 25. ©eptember 1555 ju ftanbe bringen. $iefer gab ben meftliajen 
dürften bie $ird}en$o1)eit (jus reformandi; cujus regio, ejus religio), 
lief* aber bie entfdjeibenbe Srage nad) bem ©djitffale ber geifttidjen 
gürftentümer offen (ber geiftlidje Sorbe^att) unb gab baburir) ber 
fatfjotifdjen (Segenreformation freie« ©oiel. 

§ 52. 3uw Ungtüd* üerbanben fiä) bamit firdjüdje ©pal- 
tungen unter ben $roteftanten, bie audj fturfadjfen ergriffen. 
SBaljrenb nämlidj bie 1558 neugegrünbete ernefiimfdje Unioerjität 
3ena am ftrengen tutfjerifdjen Seljrbegriff feftljieft (gfaciuS S^öricuä),. 
ljerrfdjte in ®urfad)fen bie üermittelnbe, ben ^Reformierten freunbtidjer 
gegenüberfteljenbe SRidjtung be« milben $f)iftpp 2Rerand)tfjon aua? nad> 
beffen Xobe 1560 ßßbjtippiSmu«, ®rt#tocatüini«muS), ber firf) aua> 
ber ®urfürft junädjft anfdjlojj. 2JHt biefem firdjlidjen (Segenjafce Oer- 
banb fidj ber btmaftifdje §mifdjen ben ©rneftinern unb SUbertinern. 5n 
ben ©rumbadjifd)en ^änbetn fam er enblidj jum offenen $lu£- 
brudj. $er jmeite ©ol)n Sodann griebrid)3 be« ©rojjmütigen, Johann 
griebrirfj ber Mittlere oon (Stotlja, ljatte jidj oon bem unruhigen 
franfifd)en SReidjdritter 2BUf)elm oonOrumbad) mit ber Hoffnung 
betören laffen, mit §ilfe einer atigemeinen (Srfjebung bei $Ü>et« bie 
oerlorene ©teflung ber (Srneftiner toiebergugetoinnen, unterftüfete ifjn 
batjer in feiner Setjbe gegen ba« ©istum SBürjburg unb trat fogar 
mit ©ridjXIV. oon ©darneben in Serbinbung, ber 1560 gegen ©eines 
marf, ben SBerbünbeten ©adjfen«, ben ßampf um bie Dftfeefjerrfaiaft 
eröffnet fjatte. &udj al« ber ®atfer 1563 bie $td)t über ©rumbadj 
auöforadj, lieg 3°^ a ^n griebridj nidjt oon iljm ab unb oerfiel bar)er 

1506. 1566 ebenfalls ber STdjr. Stuguft, at« Hauptmann be« oberfädjftfäen 
Greife« mit ber SBoflftretfung beauftragt, atoang ©otfja Wpvii 1567 
jur Übergabe. @rumbad> unb ber ^erjogli^e ftanjfer 93rütf mürben 
graufam hingerietet, 3oljann griebridj nadj SBiener SRcitftabt *u 
lebenslänglicher (Sefangenfdjaft abgeführt, bie feine treue ©emablm 
(Slifabetl) mit iljm teilte (f 1595). ©eine unmünbigen ©öfjne mußten 
für 3a^ung ber ftriegSfoften bie oier „affefurierten #mter" 2lrnS; 
fjaugf, SBeiba, 3iegenrücf unb ©adjfenburg an Äuguft üerpfänben. 

§ 53. Snfotge biefe« Siege« fügten fid) bie $biti*öiflen in ber 
Umgebung be8 Shtrfürften (®el)eimrat (Sracoto, ber Seibarjt Dr.^eucer, 
ber ©oforebiger ©agittariu«) nod) fixerer a(3 juoor, oerantafcten bafjer 
ben Consensus Dresdensis 1571. 211« aber ber Äurfürft barüber auf= 
gettärt mürbe, bafc ber ^fjiltöjriamu« in einzelnen ©tücfen oon ßutber« 

1574. fie^re abmeiere (1574), fam ber Ijeftigfte iRücffajlag. $)ie beengen 
Vertrauten mürben eingel erfett unb bie reine lutljerifdje Sefjre nodjmal« 
in ber Äonforbienformet (1577 in Softer ©ergen bei SRagbeburg ) 

1580. jufammengefafet, bie 25. guti 1580 oertunbigt mürbe. 5tOe ©eifttia^en 
unb Se^rer, bie fidj tt)r nidjt fügten, mürben be« ?lmte« entfe^t unb 
1580 eine neueftirdjenorbnung ertaffen. SKe^ral« 80(ut§erifd)e9ieid)« = 
ftänbe nahmen ebenfaU« bie Äonforbienformel an, aber ber 3^^= 
fpalt jmifd^en Sut^eranern unb Saloiniften oerfdjärfte fict) 



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— 29 



foaburd). ©o überwältigte bie (Gegenreformation unter ber fc^taffett 
Regierung ftaifer SRubolf« IL (1576—1612) rafdj oiete geiftti^e 
^ürftentümer. 

§ 54. daneben ttrot Äuguft (Srljeblidje« für bie ©rroeiterung 
feinet ©ebict$. SCbgefetyen öon ben ,.affefurierten Ämtern" 
erroarb er 1569 ba« SBogtfanb gegen eine ^bfinbungSfumme öon beffen 1569. 
üerfäulbetem £errn §einrid) VII. SReufe 5urütf (93ogtfänbifd)er #ret£). 
ferner ergriff er 1583 für ftd) unb feine SWünbet, bie Äinber Sodann 1583. 
SBittjehn« oon SBeimar (f 1573), Söefifc oom @rbe ber (trafen öon 
§enneberg (©uljl, ©(fyteufingen, einem Xeile 3fteiningen$). $)as 
oerföutbete ©ebiet ber fogenannten oorberortifcfjen Sinie ber trafen 
öon 2Kan«feIb übernahm er 1570 gemeinfam mit ben beiben anbern 
2efjn3l)erren berfetben, ben ©tiftern Sttagbeburg unb £alberftabr, 
unter feine Verwaltung (enbgittige (Erwerbung erft 1780). ©dtftejjlidj 
fingen aud) bie brei $i$tümer t^atfad^ticr) an ba$ ®url)au3 über, 
ba bie föon meift eöangelifdjen $>omfa|ritel nur nodj furfäcfjfifctye 
s $rinjen ju ^bminiftratoren beriefen, SKerfeburg 1561, Naumburg 1564, 
Zeigen 1581. ©o umfa&ten bie furfSc^ftf^en Sanbe barna!« etwa 
350 ©eötertmeilen mit 1% SRittion (Sinwoijner. 

§ 55. 3)ie bebeutenbften SSerbienfte erwarb fid) Sluguft um bie 
Verwaltung unb Kultur ©adjfen«. S)ie ©tänbe organifierten 
jid) fefter, inbem ftd) um 1565 bie Sßrälaten, (trafen unb Herren 
jur erften ®urie gegenüber ben beiben Furien ber dritter unb ber 
©täbte jufammenfdjloffen, unb festen für bie Verwaltung ber ©teuern 
ba» Dberfteuerfollegium ein. Sieben biefem ftanb ganj felbfiänbig 
bie furfürfttidje ftammeröermaltung für bie Domänen, feit 1566 
unter bem Äammermeifter. 3^«n SWittelüunft fanb fie am £ofe 
unter bem §ofmarfdmÜ\ 5)ie Verwaltung ber ©tiftslanbe blieb 
baöon ööüig gefonbert. ©eljr nadjbrücfltd} übte ber ßurfürft fein 
©efefcgebung«* unb VerorbnungSredjt. üttit feinen „(£on= 
ftitutionen" oon 1572 gab er in fceutfdjlanb ba« erfte Veiföiel 
einer umfaffenben SanbeSgefefcgebung. 

§ 56. Vor allem mar „Später $luguft" ber erfte beutfdje 
©taat«; unb Volfäwirt feiner Seit, barin treulief) unb üerftdnbnie^ 
tiott unterftüfet Oon „Butter Slnna". $amit tyängt bie erfte farto- 
grapf)ifdje $lufnaljme be« Sanbe« jufammen. $ie fefte ©runblage 
bilbeten bie auSgebefmten Äammergüter unb Negotien (nufcbare 
§ofjeit»*red)te). 5)ie erfteren üermefjrte er planmäßig burd) grofce 
Slnfäufe, iljre Verwaltung übermalte er auf« genauefte unb wanbte 
bem lanbmirtfd^af Hieben betriebe bie größte ©orgfatt ju („fünftlidje»" 
£>bft= unb ©artenjudfotbü^lein"; ^ammergut Dftra; Vaumfdjule in 
©tollen, ^auptfetlereien in Xorgau, Seiöjtg unb $)re$ben). $ür bie 
Verwertung ber gorften forgte eine großartige Slößerei auf ben 
•ftebenflüffen ber ©aale; bie fyolje 3agb fcd)te Sluguft al« leiben- 
fd)ajtlicf)er Säger (Abenteuer auf bem kleinen SBinterberge 1558) 
fidt> felbft fdjUe&Iidj üorjubeljalten, fefcte baljer 1584 bie Sobeäftrafe 



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— 30 — 



ouf SBilbfreoel. $)ie Oberleitung ber SBergmerfe übertrug er bent 
„Hauptmann ber (Erzgebirge", ©o erlebte ber fäajfifcfje ©Uberberg* 
bau in ber $meiten plfte beS 16. SWtS. feine glänjenbfte Seit 
(1521 SRarienberg gegrünbet, 1591 Urforung ber ©tobt ftlingentljal) 
unb mürbe überall oorbilblia), int $arj unb in Ungarn, in Snbien 
unb ©panifa) Amertfa. daneben begann bereits bie Ausbeutung ber 
3iüicfauer ©teinfofjlen (feit 1530; aroifdjen 1532 unb 1597 adjt 
„Äoljlenorbnungen"). Aua) baS rurfäa^fifaje SRünjmefen mar 
burdj feine ©oltbität allgemein berühmt (neben ben „(Stolben" feit 
1500 bie „Xljaler" ju 24 @r. nadj bem SBorbilbe ber bölnnij^en 
,,3oaa)imStijaler''). $ie ©emerbe förberte Auguft befonberS bura) 
^Infieblung jafjlreidjer nieberlänbifdjer $anbmerfer, bie ju ben alten 
3meigen bie ©ö)leier(©aumrootten)meberei hinzufügten. 3m bic^t- 
beüötterten Srjgebirge oerbreitete fia) burd) Barbara Uttmann bie 
(Spi^ennöppetei. $er SRitteltuntt beS $>anbels blieb ßetöjtg, an 
beffen alten ©taöelred)ten Auguft unnadjfidjtig feftfjielt; bod) förberte 
er fdjon ben ©Ib^anbel ju gunften 3)reSbenS. ©o machte fid) in 
SlurfadH'en weniger als anbersmo in $)eutfdjlanb bie SSeränberung 
ber SBeltfjanbelSftrafjen bemerfbar, bie burdj bie großen @nt- 
bedungen unb baS Auffommen erft ber ©panier unb $ortugiefen, bann 
ber £>oüänber unb (Sngfänber ftd) ooffjog. 

§ 57. S)er überall aufgehäufte Steigt um geftattete nun autt) 
eine glänjenbe Entfaltung ber bilbenben ®unft nad) bem SSorbilbe 
ber italienifa^en Sftenaiffance. 2)er 83 au fünft fteQte jefct nidjt mein; 
bie ®ird)e bie größten Aufgaben, fonbern Surften, (Sbelleute unb 
©täbte in ©djlöffem, SRatfjaufem unb Sßriöatgebäuben. SnSbefonbere 
bie fäc^fifct)en dürften geigten mäf}renb be3 ganjen 16. 3Wb*S. groge 
Söauluft (glänjenber Umbau beS 3)reSbner ©dtfoffeS unter (Seorg unb 
2Jiorifc, baS geugljauS unter Auguft, baS 3ögbfO)lo§ 2ftorifcburg, bie 
AuguftuSburg, ©djIo& Hartenfels in $orgau, SRatf>auS in ßeipjtg, 
©djlofc ßauenftetn). Aua) bie SKalerei mürbe burd} SucaS (Sranatf) 
ben älteren (f 1553), ben treuen Hofmaler Sodann SriebridjS, uad> 
©adjfen öerüflanjt, unb AuSgejeidjneteS leiftete baS ®unftgemerbe. 

§ 58. $)urdj Sut^er maren bie fädjfifdjen Sanbe bie $>eimat 
ber neufjoajbeutfdjen ©djriftfüradje gemorben (erfte neu§ocf)= 
beutfdje ©rammatif Don Sodann (£lajuS 1578) unb nahmen an ber 
Sitteratur lebhaften Anteil (baS eüangelifaje ftirdjenlieb; SBolfS= 
fdjaufriete; $aul 9tebf)ufjn in ÖlSnifc, f 1546). $od) mürbe bie 
Silbung ber leeren ©tänbe ju einfeitig öon ber t^eologifa)* 
fcumaniftifdjen ©ele^rfamfeit bef>errf$t unb baburd) bem 
SoüSleben faft tjötög entfrembet $ie midtfigften ^flanjftätten ber= 
felben maren bie Unioerfitaten Wittenberg unb Seipjig unb bie brei 
ÖanbeSfajulen (f. § 50), neben benen ja^lreiaje „Sateinfajulen" 
ftanben. Auguft intereffierte fiaj toerfönliaj befonberS für matl>ematifrf)e 
unb naturroiffenfajaftlidje gädjer (ba^er botanifa^e ©arten an ben 
Uniüerfitäten), bie in ©adjfen aua) fa)on litterarifd) bearbeitet mürben 



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31 



($lbam Riefe» Rerfjenbuay, ©eorg%ricota, Stegrünber ber Mineralogie, 
f 1555). 3n traurigem ©egenfafce ju biefen 2fortfct)ritten ftanben ber 
§ejentt)a^n unb bie ^esenprojeffe. — XaS Seben mar überall, 
aua? an ben $öfen unb beim Slbel, reid)lidj unb berb, oft rof) unb 
unmäßig (3agben, Irinfgelage, iurniere, Ringelrennen); in ben 
Stäbten jeigte e3 ftdj am glänsenbften bei ben <Sct)ü^enf eften. 

§ 59. Stuf STuguft (f 11. Februar 1586) folgte fcljriftian I. 
(1586—91), ber einjige übertebenbe ©otm Oon 15®inbern (geb. 1560), 
ber, toeil tränftidj unb ioenig an ©efetjäfte getoöfjnt, bie Regierung faft 
gänjlidj feinem tljatfräftigen unb meitblicfenben Äanjler Dr. Rifolau» 
$retl überliefe, tiefer gab ber fäd)fifcf)en $olitif eine neueRiä)tung. 
(£r t)ob bie SBerpflicfjtung auf bie Sonforbienformel auf, oerbot ben 
(Seiftlidjen bie ©efämpfung abtoeid)enber ©taubenäanfidjten oon ber 
®anjel ljerab unb fd)lo& 1591 ein Söünbnts* mit ber caIoinifd)en 1591. 
®urpfal$ jur Unterftüfcung ber franjöfifdjen Reformierten. 2)a er 
babei aber oft roißturlid) üerfufjr unb bie ftänbifäen Rechte mifead)tete, 
fo regte er bie aflgemeinfte geinbfdjaft gegen fidj auf. Site nun 
Cnjrifttan I. 25. September 1591 plöfcüdj ftarb unb für feinen un= 
münbigen (1583 geb.) ©ofm GljrijUan 11.(1591-1611) ber ftreng-- 
lutfjeriftfje ftriebrid) SSilljelm oon SBeimar bie Regentfdjaft 
übernahm, mürbe Srett unter nichtigen 2lnf tagen öerfjaftet unb natf) 
5efmjät)rigen ©efängnisquaten 1601 in ©reiben enthauptet. 

§ 60. $>ie neue Regierung tefeitigte alle feine Stta&regeln unb 
erneuerte bie SBerpftidjtung auf bie Sonforbienformet. Rad) aufjen 
brad) fie alle SBerbinbungen mit ber $falj ab unb lenfte ju ber fon; 
feroatioen ^olitif 2luguft§ jurücf, ftrebte atfo ben ^rieben i m Reiche 
ju bewahren unb leiftete bem Äaiferljaufe $ilfe gegen bie Surfen, 
dagegen ging bie pfälstfdje *ßolitif immer beftimmter barauf au3, 
gegenüber ber rafa) torbringenben tat^olif^en Reaftion fämttidfje 
proreftantifdje ReidjSftänbe ju bereinigen unb fidj auf granfreid) ju 
ftüfcen, unb bradjte nadj ber Stdjtung ber proteftantifäen ReidjSftabt 
©onautoörtlj 1608 bie Union üon 2lljaufen ju ftanbe. tiefer iüu> 
fefete fict) 1609 bie fatt)otifcr)e Siga unter ©ersog Sttarimtlian oon 
^Bauern entgegen. ©o ftanben fief) in©übbeutfcf)Ianb bieReligionS; 
Parteien gerüftet gegenüber. 55er jültc^^ clet»ifcr)e ©rbfotge; 
ftreit (feit 1609) führte ben offnen Stieg jnrifdjen itjnen t)crbei unb 
entjmeite aud) nod) bie beiben tuttyerifdjen Äurjürften oon ©ad)(en 
unb 93ranbenburg, ba beibe auf ben cleoifdjen SBefifc SInjprüdje er= 
^oben, bas* ^auä" ©ad)fen auf ®runb einer faifcrlidjen 9hm)artfdjaft 
oon 1483, söranbenburg ebenfo nrie $fatj= Reuburg megen SSer- 
fdnoägerung mit bem cteüifdjen gürfienfjaufe; fct)Iieglic^ trat ber^urfürft 
Soljann ©igiSmunb oon Söranbenburg 1613 jum (SatoiniSmuS über, ©o 
maren bie beutfdjen ^roteftanten oöHig gefpalten unb bie fatljolifdje 
(Gegenreformation überaß fiegreidj, als ©Ijriftian II. im Snli 1611 
einem ©djlagfluffe erlag, of)ne @rben ju fjtotertaffen. 



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32 — 



3. Sie 3eit m ürcifeigjä^rtgeu Kriege*. Sotiatm &e*rg 1. 

1611-1656. 

§ 61. Aua) 3o|antt @cnrg L, bcr jüngere ©ruber SfjriftianS n. 
(geb. 1585), befa& ni<$t bie einfielt unb ffraft, um ben broljenben 
Gefahren $u begegnen, unb lieg fid) in religiöfen fingen aüaufelfr 
oon feinem unbutbfamen Ober ; ©ofprebiger £oe oon $>oenegg beljerrfdjen. 
$od) ü)at er mana)eS für bie militürifd)e Lüftung beS ßanbeS. 
9fa4bem fdjon (Sfjriftian I. bie Sterte tum Bresben unb ßönigftein 
üerftärft unb borten eine fteljenbe ©efafcung (Guarbia) gelegt l)atte, 
igi3. begrünbete Sodann Georg 1. 1613 mit guftimmung ber Stänbe bie 
S)efenfionSorbnung, bie auf ber allgemeinen SBetjrpflidjt berGrunb; 
befifcer beruhte (1592 fdjroere Leiter aus bem SelmSabet in jmei 
Regimentern, 9360 5)efenfioner ju Sufj au« ben ©täbten unb #mtem, 
ebenfalls in 5tt>et Regimentern, 1500 ©a^anggräber, 17 Gefdjüfce). 
3m SReidje öerfolgte er bie alte ftriebenSöolttif im &nfd)lufle an 
Öfterreidj (SBaljt beS ÄaiferS 9Hatu)iaS 1612). 

ioi8. § 62. AIS nun 1618 ber große Stieg mit bem böfjmifdjen 
Slufftanbe begann unb nad) SftattljiaS' Xobe Sriebrid) V. oon ber 
s $fatj 1619 jum ®bnig öon ©ö^men gemault mürbe, ba r)alf 
Sodann Georg gletdjaeitig in granffurt bie SBarjt fterbtnanbS II. 
oon ©teiermatf jum Sfaifer entfa^eiben unb fteflte fidj im SWarj 1620 
(®onoent oon SDhi^ujaufen) auf beffen Seite, um in feinem Auftrage 
bie ßaufifcen unb ©a^lefien ju unterwerfen. $afür oerfpradj irjm 
ber Saifer, ben 8uu)eranern in ben bötymifaVöfterreidnfdjen Öänbern 
Glaubensfreiheit 5U gewähren unb U)m bie Saufifeeu als Sßfanb für 
bie ®ricgSfoften einzuräumen. SBäfyrenb nun 99öf)men burdj bie 
©djladjt am SBeifjen Serge 8. Roöember 1620 oöQig unterworfen 
mürbe, rücfte Sodann Georg in bie Dbersßaufifc ein, erftürmte 

i62i. 33au$en am 2.£)ftober unb fixierte im $re3bner Slccorb 9Rärj 1621 
ben Stänben beS Sanbeö Amneftte unb 2Bat)rung it)rer SanbeSoerfaffs 
ung &u. Auf biefetben SBebingungen unterwarfen fiel) audj bie ÜRieber= 
Saufifc unb ©djlefien. $odj aufs fdjwerfte verlegten ben Äurfürften 
bie erbarmungStofe ftrdflidje SReaftion in ©öljmen, bie Sdjtung 
griebridjS oon ber Sßfalj (3anuar 1621) unb bie Übertragung ber 
pfätyf$en ®ur an SWajimilian oon ©aöem. 2>iefe erfannte er erft 

1623. an, a(S ilm ber Äaifer 1623 förmlidj in ben Sßfanbbefifc Dcr 
Öaufifcen eingemiefen Ijatte. 

§ 63. Am nieberfäd)fifdj=banifdjen Kriege (1623—29) 
mar Sofann Georg I. unbeteiligt, obtoofyl it)m bie Ausbreitung ber 
faijerlidjen 9Ract)t bis an bie Dftfee unb baS rütffidjtSlofe ©Ratten 
SBallenfteinS in Sftorbbeutfdjlanb mit fteigenber 93eforgniS erfüllten. 
AIS baSReftitutio nSebif t üom 6. SRära 1629, baS alle feit 1552 ein= 
gezogenen geifttidjen Güter für bie fatljolifdje Äirdje jurürfforberte 
unb bamit ben SBeftanb beS $roteftantiSmuS in weiten Gebieten ge- 
fär)rbetc, aud) ben SBejtfc 3o^ann Georgs unb bie Anforüdje 



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- 33 — 



Jeineä $>aufe3 (fein ©oljn Sluguft 9lbminiftrator Don SJlagbeburg) ganj 
unmittelbar bebroljte, trat er ju ben ©egnern be« ÄaiferS über. $aljer 
beteiligte er fid) am 8urfürftentage öon 9tegen«burg 1630 (<£ntfefcung 
SöaflenftemS, Sßerminberung beS f aif ertidjen £>eereä), aber ba$ SReftitutionSs 
«bift blieb aufregt. $ie Erbitterung über btefe SRafereget brängte 
{c^tie^ttc^ bie norbbeutfd&en Sßroteftanten jum Slnfdjlufj an Äöntg 
©uftab Äbolf Don Sdjmeben, ber im guni 1630 in Bommern getanbet 
mar. Sodann ©eorg t>erfud)te junädjft bie et>angelifd)en Steidjsftänbe 
im ßeipjiger Äonöent Februar 1631 ju bewaffneter Neutralität 1631. 
$u oereinigen unb marb felbft ein ©ötbnerf)eer. Allein na$ ber 
3erftörung SttagbeburgS im2Raiburd& Xißb, rütften bie flatferttdjen in 
© ad) fen ein, um ben ßurfürften jur (Sntmaffnung ober jum ©ünbni« 
#i anfingen, ©o gebrängt fa)Io& biefer ein ©ünbni« mit ©uftao 
5tbolf, oereinigte fein $eer (unter $an3 ©eorg oon $lrnim) bei 
Rubelt a. b. 9Jhilbe mit ben ©cfyroeben unb rütfte jum (Smtjafce be£ be- 
lagerten Seiüjig oor. 3^ber ©djtadjtbei ©reitenfelb am 7./17.©eö= 
tember 1631 mürben bie &aifcrli$en auf3£>autot gefdjtagen unb if>r 
$eer aufgetöft. $amit trat ©uftao Stbolf an bie ©fcifce ber 
i>eutfä)en ^roteftanten. 

§ 64. 3Bäf)renb nun bie ©djmeben burdj Xfjüringen in ba$ 
ligtftifd)e $eutfdjtanb einrüdten unb nad) ber ©d)lad)t am 2ed) im $törit 
1632 felbft ^Bauern eroberten, befehlen bie©adjfen nodj 1631 ba$ nörbs 
lid)e ©öfjmen unb $rag. Allein im Sltoril 1632 übernahm SBSattenftein 1632. 
mieber ben §eerbefel)l mit unbefdjränfter 93oKmad)t unb mit bem 
Stuftrage, bie Sßroteftanten (unter S3er$idjt auf ba8 SReftituttonSebift?) 
jum ^rieben mit bem ®atfer ju bemegen. 3 una 4ß brängte er bie 
©ad)fen au8 S8öl>men tyinauS, bie nun nad) ©djlefien jogen, Ijiett bann 
im oerfdjansten Sager bei Dürnberg, mo ©uftao Mbotf ftanb (Sluguft) 
unb manbte fidj enbtid) tolöfctidj gegen ©ad)fen. $a baS Sanb un^ 
tjebetft mar, fo erreidjte er ßeiö$ig. §ier mürbe er bon bem $erbei= 
eilenben ©uftat? flbolf jur©djtad)t beiöüfcen geimungenam6./16.No= 
aember 1632. 3mar fiel ber Äönig, bod) midj SSaüenftein nadj 
ööfmten jurüd. 3unädjft blieb ©adtfen nod) im fd>mebifdjen SünbntS, 
aüerbingS oljne fidj unter fdjmebifdje Seitung au fteüen, aber taim 
unterfjanbelte in ©djtefien 1633 beftänbig mit SEBattenftein, $unäd)ft 1633. 
ef)ne Ergebnis. Ungebulbig tiefe biefer feinen ©enerat $>olfe oon 
33 Dörnen au« ©adjfen entfefclidj berfjeeren, brachte baburdj Slrnim jum 
Stbjuge au« ©djtefien, smang bie no# bort jurüefgebtiebenen fäa^fifc^ett 
ainb fdjmebifa^en Xruüpen bei ©teinau a. b. Ober jur Übergabe unb 
brang bi§ ©au^en oor (Wotibr.). 9lur bie Nao^ri^t, bafe SRegenSburg 
Don ben ©a^meben bebro^t fei, jmang i^n jum Slb^uge nadj Sö^men. 
-$ier mürbe er am 25.ftebruar 1634 in @ger at3 $0(|oerräter ermorbet. 1634 
3)amit maren für bie ^roteftanten ade Hoffnungen auf einen günftigen 
Srieben jerftört, unb batb überlieferte bie furdjtbare 9liebertage bei 
9iörblingen ©eötbr. 1634 ganj ©übbeutfa^tanb ben ^aifertia^en. 
$efd>recft babura^ gab 3o^ann (Seorg jeben ferneren SBiberftanb auf 

fiaemmel, »nutbafiac brr Sätl)fi?rfjnt 0eirf)id)tc 3 



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— 34 — 



1C35. unb fdjtojj mit bem ßaifer ben grieben oon *ßrag 2O./30.2Rai 1635, 
bem fid) nad)ma(S bic mciftcn proteftantifdjen fHeic^Sfiänbc fügten. 
$ie Reformierten mürben oom SKeugionSfrieben au3gefd)toffen, bie 
^roteftanten in Öfterreid) preisgegeben, bie geifutd)en ®üter auf 
40 <$af)vt Den Sßroteftanten beioffen. $er ®urfürft trat mit bem 
Äaifer in ein SBünbniS jur Vertreibung ber ©d)meben unb granjofen 
aus $)eutfd)lanb, mürbe erblicher 9leid)$felbt)err unb erhielt bie beiben 
Saufifcen fomie für feinen ©oljn Sluguft ba3 ©tift SRagbeburg. 

§ 65. ©tatt be3 erhofften allgemeinen griebenS folgten bic 
fd)redüd)ften %af)tt be8 Krieges. 35enn bie judjtlofen, aus bem 
2luämurf aller Sänber gebttbeten ©ölbnerfjeere traten gegen bie roel)r= 
tofe SBeoötferung in geinbe3 = mie in greunbeSfanb mit barbarifd)er 
9?or)eit auf (ber ,,©d)n>ebentrunf")> unb ba bie road)fenbe (Setbnot 
unb SBeröbung be3 SanbeS ben Unterhalt großer §eere nid)t jultefc, 
jo mar feine gartet ftarf genug, bie anbere tööig nieberjuroerfen. 
Xatjer bemegte fid) ber ®rieg in fortgefefcten 93orftö&en ber ©darneben 
unb granjofen gegen bie faiferftd)en SrManbe unb in (Segenftö&en 
ber ®atferlid)en. 9iid)t am roenigften litt barunter ©ad)fen. $ie 
©ad)fen unb $aifertid)en mürben 1635 bei ©ofoberg, 1636 bei SBitts 
ftoef, 1639 bei dljemnifc tum 93aner, 1642 bei Sreitenfetb öon 
Xorftenfon gefd)Iagen, Seidig 1642 erobert, greiberg bage^en 1639 
unb 1643 tapfer öerteibigt. @rft al$ ßönigSmard 1645 9Kei&en 
einnahm unb Bresben bebroljte, fd)(o& Sodann ©eorg nad) bem 
SBeifpiele ©ranbenburgS (1641) ben üfteutratttätSüertrag üon 

1045. $öfcfd)enbroba Sluguft 1645. $ie ©djroeben behielten Seipjig unb 
Xorgau befefct unb Ratten freien 2)urd)marfa) bura) ©ad)fen, aber 
ba3 Sanb mürbe neutral. ©nbttd) beenbete ber roeftfdüfd)e triebe 

1048. oon SWünfter unb ÖSnabrüd 24. Dftober 1648 ben fd)redttd)en 
ftrieg. ©ad)fen blieb im 93efife ber Sauften , ber $rin$ Sluguft be= 
(nett ba« (Srjftift 2flagbeburg auf SebenSjeit (f 1680), nad) feinem 
iobe foflten bie #mter güterbogf, $atnne, SBurg unb Cuerfurt 
(gürftentum Ouerfurt) an ©adjfen, ba« übrige ßanb an SBranbenburg 
fallen. £er ®urfürft mürbe Seiter ber eüangeüfdjen ©iänbe am 
9teid)§tage (Corpus evangelicorum). 

§ 60. ®ie Dber*2aufifc, erft feit bem 15. Sa^unbert mifc 
bräudjlid) fo benannt, unb bie 9tiebers2aufifc Ratten fid) aud) unter 
böf)mifd)er $errfd)aft (f. § 21) fetbftänbig, aber ganj oerfdjieben 
entroitfett. 3" ber DbersSaufife Ratten fid) bie fünf größeren 
©tobte (§ 15 c) mit bem urfprünglid) böfmtifdjen 3i*tau 1346 jum 
©ed)§ftäbtebunbe oereinigt, traten bem rauMuftigen $lbel in $alj(= 
reiben gelben fräftig entgegen unb bitbeten ein btüljenbeS ©eroerbe, 
namentlid) bura) (Sinmanberung flämifdjer Xud)mad)er, aus. 3 m 
<puf fitenfriegelittbaSöanb ferner; Sauban mürbe 1427, Ööbau 1431 
erobert, ©aufren 1429 unb 1431, ®amenj 1429, 3ittau 1427 unb 
1431 angegriffen. $ie ©tabtgemeinben üerroalteten fid) felbft bura) 
einen iätjrlia) n)ed)fe(nben 9tat, an bem feit bem Anfange be§ 15. 3a^ 



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35 - 



IjunbertS audj bie günfte bcr Jpanbtüerf er nadj heftigen kämpfen (nament= 
lief) in ©aufcen) einen befdjeibenen Anteil errungen Ratten; fie befafjen 
ferner auSgebeljnten (Srunbbefifc, unb brei ton if)nen (©örlifc, Saubon 
unb 3ittau) üblen bis 1547 als 3nf>aber beS „föniglicfjen (Srb* 
geriet«" bie ©trafgeri#tsbarfeit in ferneren Süllen über tf>ren gonjen 
SBejirt (,,2Beidjbilb"), alfo audj über ben «bei unb feine Untertanen. 
3n bem fogenannten $önfall 1547, ben ber mifjgünftige «bei 
herbeiführte, inbem er bie ©tobte wegen iljreS geringen (SiferS im 
©djmalfotbifcf)en Kriege bei ®önig gerbinanb auf tagte, oerloren fie 
mit biefer ®erid)tsbarfeit it)r ©eroerbemonopol bem platten Sanbe 
gegenüber, faft iljren ganjen ©runbbefifc unb itjre freie StotSfür. 
3)od) gemannen bie größeren iljre SBefifcungen unb alten SRedjte mit 
StuSnalJme ber beiben erften balb hrieber. $fixtx großen ©elbftänbtgs 
feit entfpredjenb bitbeten bie ©ea^Sftäbte auf bem Sanbtage ben einen 
ber beiben ©tänbe, ben anbern bie Prälaten, ©tanbeSfjerren unb 
bitter. $ie SanbeSoertoaltung leitete ein föniglidjer Sanbbogt in 
Sauden. 5lucfy bie Deformation mar oon ben ©tobten ausgegangen, 
ofme jebeS Sut^un ber tanbeSljerrlidien (bemalt. 3)afjer Ratten fie 
mie ber «bei überall baS Sßatronat über bie &irdjen unb ©djuten 
unb bie meiften &ird)engüter an ftcf) gebradjt, unb eS fehlten (unfc 
festen) bie ©uperintenbenten als Vertreter beS SanbeSfjerrn. $lnbev= 
feitS erhielten fia; baS $omfapitet an ber Äollegtattirdje ju ©t. Sßetrt 
in Sauden (gegr. 1221), bie beiben Siftercienfernonnenftöfter Märiens 
ftem (gegr. 1234) unb ÜHarientfjat (gegr. 1248), unb im 2lnfdjtuj3 
baran gefcfjtoffene (Stoppen fatfjotifdjer SBeoötferung. 

§ 67. $ie 9Hebersßaufifc mar im 15. S^Wunbert ööflig 
jerftürfelt morben. 5ln ©ranbenburg fielen 1442 Xeupifc unb 
s Eeifc, SBeeSfom unb ©torfoto juerft 1443, enbgiltig 1555 (f. § 28), 
(£ottbuS 1445 unb 1455, an ©ad)fen 1451 ©enftenberg (f. § 27). 
2luSgebe!)nte ©ebiete gehörten geifttidjen ©tiftera (ber Slbtei Stteujefla 
unb bem 3<>fjanniterorben). 3)ie ©täbte maren mit menigen «umnahmen 
(©üben, CSottbuS) unbebeutenb. — ©ei ber Bereinigung ber 
Saufifeen mit ©adjfen blieben fie böfjmifdje Sefjen, unb ber 
Lintig bon ©öf>men maljrte fid& baS £eimfaHSred)t, falls ber otbcrttnifcr)e 
9Kanne3ftamm auSfterbe; baljer blieben bie SanbeSüerfaffung unb bie fira> 
liefen 93er$ältmffe bertragSmäfjig ermatten unb beibe Sanbe (tauben mit 
©adjfen nur in $erfonalunion. $ie öbersßaufifc ftanb feitbem unter 
ber Oberamt^regierung, bie 9Meber*ßaufifc unter bem DberamtSregterungS= 
präpbenten. £urdj biefen 3uroadjS erhielt ©a$fen einen Umfang 
oon etma 730 □ 3Jieiten. Mein Sofjann @eorg ftiftete fdjon 1652 ic5-\ 
für feine brei jüngeren ©öfme brei felbftänbige ftürftentümer 
unter ber £ot)eit beS turfürften: ©adjfen^SöeifjenfelS (9ßorb= 
t^üringen mit bem gürftentum Ouerfurt, bis 1746), ©adjfen? 
9tterfeburg (©tift SRerfeburg, einige #mter beS ÄurfreifeS unb bie 
lieber sfiauftfc, bis 1738) unb ©adjfen:=3ei& (©tift Naumburg *3ety, 
ber oogttänbifdje unb ber fteuftäbter ftreiS, bis 1718). 



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— iJJ — 



§ 68. greilia) mar bie« gan&e ®ebiet jefct burdj ftrieg unb 
$eft entfe^ti^ cntoötfert unb öerljeert, ba« SBoM öerroilbert unb in 
Aberglauben oerfunfen. Ätynltdj fafj e« überall in $eutfd)lanb au«. 
2>aju fyatte ber toeftfalifc^e griebe ba« föeidj audj ftaat«redjtlidj in 
einen lodern ©taatenbunb öertoanbelt, toertoolle Gebiete an granf= 
reid) (Dbersßlfafe) unb ©djroeben (SBorpommern, 2Bi«mar, bie ©tift«s 
lanbe Cremen unb Serben) abgetreten unb biefen ganzen fömad&oollcn 
Suftanb unter bie ©ürgfdjaft biefer beiben fremben 2Räd)te geftettt. 
$)ie Meinte ju neuem ßeben lagen im Sßroteftanti«mu« unb 
in ber ©elbftanbtgfeit ber meltlidjen ©injelftaaten, bie beibe 
jefct gefiebert maren. 

4« $aS 3^^aiter Her Zärtetu ttttfc ^frait|ofettfriege« 
%ot>ann <8eorg II., III. tut* IV. 

1656 — 1694. 

§ G9. 3n ber jtDeiten $Mfte be« lT.^rbtS. mürbe bie %t> 
föifyc $eutfd)lanb« unb Europa« burd) ba« Übergemiajt grantreid)« 
unb ©djmeben« unb bie fortbauernbe Xürtengefaln; beftimmt. 3u* 
gleidj roirften bie unumfdjränfte SRonardjie unb ba« glänjenbe $ofs 
leben ßubroig« XIV. oorbilblid) auf bie beutfdjen Staaten. 3 n ^ e ff en 
ftieg Söranbenburg unter bem (Srofeen Äurfürften griebridj SBil^elm 
(1640 T 88) burdj innere Umgeftaltung jum mädjtigften beutföen ©taate 
neben Öfterreidj empor. 3« Saufen mürbe eine foldje nid)t oerfudjt, 
unb an ben au«roärtigen SSernridlungen na^m ba« £anb nur al« 
$Keid)«glieb Anteil. 

§ 70. Sodann ©eorg II. (1656—80, geb. 1613), ptafyU unb 
funftliebenb, aber olime polttifdje Begabung, fdjlofe fidj ber Xrabition 
gemäfe eng an Dfterreid) an, unterftüfcte bafjer gegen granfreidj unb 
bie r^einifc^enShirfürften bie 2Baf)l ßeopalb« I. jum Äaifer (1658-1 705) 
unb (teilte ifmt ein £itf«corj)« gegen bie dürfen, bog an bem glänjenben 
io<u. ©iege bei ©t. ®ottijarb a. b. SRaab 1. Auguft 1664 Anteil naljm. 
Aber burdj franjöfifaje §ilf«gelt>er gelodt, trat er nodj in bemfelben 
3al>re in ein enge« 83ünbni« mit granfreidj, liefe e« baljer gefdiefjen, 
bafe gegen (Srfurt im Auftrage be« ®urfürften 3^ann $l)iti}>p öon 
Sttainj bie ffteicf)£ad)t öon franjöfifcfyeu Xxupptn (tuegen Ungetyorfam«) 
öoüftretft mürbe, unb oerjidjtete 1667 au«brüdlid) auf ba« alte 
©djufcredjt feine« #aufe« (f. § 29). 3m 2. Sfcaubfriege (1672-79) 
liefe er feine Xxuppen gegen granfreic$ fechten; nadj bem grieben oon 
9tümmegen 1678 oerbünbete er fid) mit bem ®aifer unb SBanern 
gegen SBranbenburg , um bie« jur Verausgabe be« eroberten fd)roe= 
bifdjen SSorpommern ju jmingen, fdjlofe aber 1679 einen neuen *Ber= 
trag mit granfreidj. 

§ 71. (Sine anbere ^olitif fdjlug fein ©of)n 3o^ann Öeorg III. 

(1680—91, geb. 1647) ein, ber fid) im franjöfifdjen Wege als 



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©olbat bewährt unb als Sanboogt ber Dbers2aufi|j auc$ mit ber 
Verwaltung oertraut gemalt Ijatte. 3n flarer (ErfenntniS ber WoU 
wenbigfeit würbe er ber SBegrünber be3 fte^euben furfädjs 
fifc^en $eere« nadj bem SSorbitbc 93ranbenburg3 unb mit Unter* 
fiüfcung feine« SanbtagS 1682. 9toa) aufcen fjin fdjlojj er föon i68-_\ 
1681 ein ©ünbniS mit 93ranbenburg gegen bie Übergriffe gran!= 
reic$« (bie „föeunionen", 3taub ©trafeburgS 1681), unb führte 1683, 168^. 
als bie dürfen SBien jum jweiten 9Rale bebrob,ten, öerfönlia) 
11000 2Hann feiner Xruooen borten, bie an ber gtänjenben @nt= 
fafefd)lacf)t 2./12. ©eotbr. unter bem Oberbefehle beä Königs 3of)ann 
©obieSti oon $olen glorreichen Slnteit nahmen (bie SBeuteftürfe im 
$iftorifchen SKufeum ju Bresben). ©Oater wirften bie ©achfen an 
ber ©rftürmung oon Ofen ©eötbr. 1686 mit unb Ralfen im oene- 
jianifa^en ©olbe ÜÄorea erobern. 93eim Slu8bruche be3 3. Staub* 
friegeS (1688-97) erfchien 3^ann ®eorg III. als erfter 
SReichSfürft mit 14000 2Rann am obern 9ftyeine. $och ftarb 
er 1691 al« Dberbefe^^^aber ber fReid) Struppen in Bübingen. 
— ©ein ältefter ©ofm Soljann Georg IV. (1691-94, geb. 1668) 
fefcte bie $oliti! beS S3ater3 fort, üerfchieb aber fdjon 1694 im 
Selblager, wenige SBochen nach feiner beliebten ©ibofle SRagbalene 
oon Steifefchifc finberloS. 

Staats- unb Äulturlebeit. 

§ 72. $ie ©taatsoerfaffung blieb in ©achfen unoeränbert, 
bemt ein äußerer 3roang, alle Gräfte burdj bie unumfehränfte SWon* 
ardjie jufammenjuf äffen, Wie in SBranbenburg, beftanb b,ier nicht, 
bie 2Kad)t ber ©tänbe mar fer)r auägebilbet unb bie ©elbftänbigteit 
ber Sauden oertragSmä&ig oerbürgt (§67). Stoljer oerfchmolj nur 
ber meif}nif$e ©tiftslanbtag mit ben erblanbifdjen ©tänben. $ln 
©teile ber ooflftänbigen Sanbtage mürben meift ©eputationätage ein* 
berufen, dagegen gefchaf) innerhalb ber alten 93erfaffung monomer 
gortfdjrttt. 3ofjann ®eorg III. fdjuf bie ftet)enbe &rmee(f.§7l); 
bie hirjäa^ftja^e s ^5oft mürbe unter 3<>h ann ®eorg II. (1661 $oft= 
orbnung für fßerfonen- unb ©rtefbeförberung, bie „Seidiger 3*itung" 
1656) unb 3d)ann (Seorg IV. (1693 Oberpoftbireftion in Seidig) 
organifiert. 

§ 73. ®ie Kulturarbeit richtete fidj wie überall junädjft 
auf bie SBieber^erftetlung beS jerftörten 2Bof)lftanbe3. 3n 
©achfen mürbe biefe befäleunigt burefj bie ftarfe 3"toönberung pro; 
teftaritifdjer „Exulanten" namentlich au« Sööt)men (etwa 150000). 
©ie füllten bie Surfen ber ©eoölferung (um 1700 etwa 2000 ©im 
roofmer auf 1 Ouabrarmeile), grünbeten neue Ortfchaftcn, wie So* 
ljanngeorgenftabt 1654, 9eeufalja 1678, unb belebten ben ©ewerb^ 
fleifc. 3>a fidj nämlich ber ©ilberreichtum be8 (SrjgebirgeS rafcf) 
eridjöpfte, fo ging bie bortige biegte ©eoölferung ju anberen ®e= 
werben über (©erpentinbrefjerei in 3öblifc, gabrifatton mufifatifc^er 



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— 38 



Snftrumente). 3n bcr füMidjen Dbertaufifc blühte bic £einmanb= 
meberei gtänjenb auf (1666 2)amaftmeberei in ©rofjfecjönau), namens 
lid) feitbem bic «uffjebung beS SbiftS öon Pontes 1685 bic 9lc= 
formierten (Hugenotten) aus granfreid) üertrieb, bie nun aud) in 
Seidig mandje« SupSgemerbe begrünbeten. 3«9^^ ttmrbe Seipjig 
an ©teile öon granffurt o. SR. jum SJcittetpunfte be$ beutfdjen 
93ud)f)anbel3. $ie (Srriajtung ber <ßoft unb bie STCeuorbnung be3 
SRünatoefenS 1690 (l SWort ©über = 12 ©rofdjen 9 <ßf.) famen 
bem £>anbel ju gute. 

§ 74. 8lm geiftigen Seben, ba3 unter bem ©influffe ber 
überlegenen franjöfifdjen 93tfbung ftanb, naf>m ©aebfen einen ^eroor= 
ragenben Anteil. 3n ber Sitteratur jeic^neien fi$ etjriftian SBeife 
in gittou (f 1708) at$ SDramatifer, $aut Slemming (f 1640) unb 
$aul ©erwarbt (f 1676) befonberS aU fromme ßieberbufjter au3; 
in ber 2ftufif mürbe ber furfürftti($e ftapeUmeifter ©einrid) ©d)üfc 
ber ©Töpfer ber beutfdjen Oper (1693 Dpernljau« in Seidig). $>ie 
Erneuerung ber $$iIofopf>ie, ber föe^tämiffenfdmft (9laturred)t) unb 
ber Xljeologie ($ieti$mu3) ging jmar f)auptfäd)lid) öon geborenen 
©ad)fen (©ottfrieb SBttljetm Seibnij, ©amuel Sßufenborf, ©tjriftian 
EtmmafiuS) ober öon Scannern, bie eine lang in ©adjfen 
lehrten (Äuguft ^ermann Brande, Wtipp %atoh ©pener) au$, fafetc 
ober weniger In'er 2Bur$eI, als im rafdj aufftrebenben branbenburgifd> 
preu&ifdjen Staate (Unioerfität $>atle 1694). 

5. <Sad»ett in ^erbinümtg mit $o(em JVricövicfj «ttguft I. 
Her Starte* »rtc&ridi «ugaft II. 

1694-1763. 

§ 75. 3 n flönj neue Skfmen, auf ba3 gelb ber großen euro= 
pätfdjen ^olitif IjinauS mürbe ©ad)fen geführt, als ^riebria) 
ftugufi I. (geb. 1670), ber jüngere 93ruber 3o^ann Georgs IV., 
bie Regierung antrat (1694—1733). $er junge ihirfürft, öon 
«ttatur pradjtliebenb, finntief), öielfeitig begabt, efyrgeijig unb feit 
feiner „^aoalierStour" an ben mefteuropäifdjen §öfen (1687/89) 
öon leibenfdjafttidjer ©efjnfud)* nad) bem funftgefd)müd*ten Sieben 
©übeuropaS erfüllt, bemarb ft<$ nad) Sodann ©obiesfis Sobe (1696) 
um bie potnifdje $önigSfrone jugteic^ mit bem franaöjtfdjen 
. «ßrinjen Submig öon Conti unb mürbe im 3uni 1697 gemalt, im 
©eptember ju Pratau gefrönt, nadjbem er jum #atljoUäiSmu3 
(in Stoben bei SBien) übergetreten mar. $er öffentliche 
Übertritt aud) beS £urprin$en (1717) entfdjieb ben (Slaub en3 = 
med)fet beS ganjen albertinifd)en £aufeS. $odj bradjte 
biefer leine SBeränberung für bie lutijerifdje 2anbeS= 
fird)e, menngteid) jefet ben Äatyolifen unb Reformierten eine be= 
fdjränfte Religionsfreiheit jugeftanben mürbe. $enn ber fturfürft 



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39 - 



übertrug feine lanbeSbifööf liefen SBefugniffe an „bie in evan- 
gelicis beauftragten ©etjetmräte" (jefct StaatSmimfter). Slber 
baS formell fortbauernbe furfä^fifdje $ireftorium be8 Corpus evan- 
gelicorum (f. §65) üertor alle prattifaje ©ebeutung, unb bie t^at^ 
fäd)li$e Vertretung ber proteftantifdjen 3«taeffen ging jum 9laa> 
leite SacfjfenS an $reuj$en über. 8uglei$ mürbe Saufen burdj 
bie Sßerfonatunion mit $olen in ben norbifdjen Ärieg 
(1700-1721) oerflodjten. 

§ 7G. griebritt) Sluguft Ijatte nämlicf) ben $olen oerfprodjen, 
bie if)nen früher oon Sdnoeben entriffenen ßänber (ßiolanb) mieber 
$u erobern. @r üerbünbete fidj bafjer mit 9iu&Ianb (Sßeter b. ©rofeen) 
unb $änemarf gegen ben jugenblic^en Sdjtoebenfonig #arl XII. 
unb fnüpfte mit bem unjufriebenen liolanbif^en 9(be( (9leinf)otb 
Sßatfull) SSerbinbungen an. $a bie $o!en anfangs gar nichts für 
ben Stieg leifteten. fo mufjte tyn ber Söntg mit fäcr)fticr)cn Gruppen 
unb ©elbmitteln führen. Mber ®arl XII. eroberte in menigen S^ren 
ben größten Seil $olen£ (Siege bei SHiffoto 1702 unb $uttu3E 
1703), fefote Stanislaus ßeSjcjinSfu 1704 jum $önig ein, 
rürfte nadj ber oöfligen SRieberlage beS fädjfifd)=ruffif3)en $eereS bei 
grauftabt am 13. gebruar 1706 bur<§ ©Riepen in baS me^rtofe 
Saufen ein unb jmang ben ®urfürften im grieben oon Slltrans 
ftäbt (bei Seipjig) am 24. September 1706, ber polnifdjen Ärone i7oc. 
$u entfagen unb $atluU auszuliefern. (£rfr 1707 räumten bie 
Sdjtoeben baS fjart mitgenommene Saufen, auf fädjfifcf>e Soften bis 
auf 43000 Sftann oerftärft, befoloet, oerpflegt unb neu auSgerüflet. 
Mein nadj ber oemidjtenben SRieberlage ßarlS XII. bei Sßoltatoa 
1709 unb feiner Stuart nadj ber dürfet bilbete fidj ber ftrtegSbunb 
flegen S$meben aufs neue, griebrid) Sluguft nafym fdjon 1709 bie itod. 
polnifd^e Stone toieber unb tiefe feine Xruppen gegen bie fujmebifdjen 
löefijjungen an ber beutfajen Dftfeefüfte oorrüden, bie bamatS oon 
2)änen unb puffen bebro^t mürben. 3m Sunbe mit biefen er= 
oberten bie Saufen 1714 Stettin, mit ben $reuf$en 1716 Stratfunb. 
*Rad& bem gaüe ßartä XH. oor griebridjSfwfl 1718 ging ber nor* 
bifdje ftrieg ju @nbe (Abtretung beS füblidjen Vorpommern an 
^ßreujjen, VremenS unb SerbenS an $annoöer), unb griebri^ 
Sfoguft behauptete bie polnifdje Ärone. SRad) bem Kriege naljm 
er an ben grofeen europäifdjen Vertoidfungen feinen Anteil 
meiter, bemühte fid) öielme^r befonbers, menngleid) bergeblidj, feinem 
Sofme bie 9tad)fotge in Sßolen ju fiebern, unb trat beSljalb in ein 
freunblia>3 Verhältnis ju griebridj 2Bilf)etm I. üon Sßreufeen, beffen 
s -8efud) er 1728 in Bresben, 1730 im gtanjenben ßuftlager oon 
3eitf)ain empfing. 

§ 77. $)er lange unb fernere norbifdje Ärieg äufjerte feine 
SRüdroirfung audj auf bie innern Verfjältntffe Saufen«. 35ic 
fRedjte ber Stäube mürben atlerbingS nid)t angetaflet, fonbem im 
Sanbtag^reoerS oon 1728 beftätigt, aber ba« neu eingeriajtete ®e* 



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40 



rjeime Kabinett führte bic SBermaltung wefenttict) otjne fic iRament? 
lid) würben beftet)enbe Steuern auet) ot)ne ^Bewilligung be3 Sanb* 
tag« erljörjt, neue ©uinarjmequellen eröffnet ((Seneralaccife nact) 
preuf$ifcr)em SWufter 1705, SanbeStotterie 1713), unb Wertbolle SBc- 
jungen, #ofjett3redjte unb $tnff>rüd^e an auswärtige gürften ber- 
äußert, fo ba3 Slnreefjt auf ba$ 1689 erlebigte ©adtfensßauen&urg, 
(f. §24) an #annooer, ba8 5lmt $Peter3berg bei £afle fowie baS 
Sdmfcredjt über OueMinburg unb *Rorbt)aufen (f. §§ 20, 29) an 
$reu§en. $)a3 $eer, meift au« geworbenen gntanbern beftefjenb, 
würbe auf etwa 30000 2Rann gebraut unb glänjenb auSgerüftet, 
für bie SluSbilbung ber Dfftjtere burd) bie ©rrictjtung be3 Äabettens 
t)aufe3 1725 geforgt, bagegen ba3 unbrauchbare SDefenfionSwefen auf- 
gehoben. $Tud) für bie Sanbe3wot)Ifar)rt gefrfjat) mandjeS. gür 
s -8efferung ber 91 ed)t$p f lege waren eine neue Sßrojeßorbnung unb* 
ber Codex Aagusteus (1724) beftintntt. $)en $anbel förberte bie 
^oftorbnung öon 1713 (bie ERcUcnftcine), ein ^anbetööertrag mit 
$reußen 1728 unb ber SBerfeljr mit Sßolen. ©inen neuen wichtigen 
Snbuftriejwetg fdjuf bie ©rfinbung be3 SßorjellanS buret) 3ot). 
griebr. SBöttdjer (1709 $or$et(anfabrif auf ber SHbredjtöburg in 
Hfteißen). 

§ 78. fttteg aber foKte fici) nad) bem SSorbiibe SubwigS XIV. 
um ben £>of gruppieren, £er ^erföntiä^feit griebrtd) $luguft$ ent? 
fpredjenb würbe ber ©reäbner §of ber glänjenbfte unb gefdnnatf* 
ooflfte, aber aud) ber oerfdjwenberifer)efte unb fittenlofefte näd)ft bem 
franjöfifd)en. 5)a8 ganje ßeben löfte fid) in eine faum unterbrod)ne 
9%eir)e prunfüotter f$eftltc^f eitert auf. Um für biefe würbige <Sd)au~ 
pläfce ^u fdjaffen, tjerwanbelte Sriebrid) $faguft mit §ilfe genialer 
Äünftter (Sßöppelmann) burcr) grogartige ©auten im SRofofos unb 
SBarocfftil 3)re$ben in eine ber fünften ©täbte @uropa3 (Stufbau be& 
1685 abgebrannten $ttten- Bresben aU Bresben sfteuftabt, ba$ 3a~ 
panifdje Calais, ba3 ©Iodt)aug, bie SluguftuSbrürfe, ber 3toinger f 
äarjlreidje Wbetäpaläfie, baneben bie mädjtige grauenfirdje ®eorg 
93är)rS; bie griebridjftabt) unb errichtete eine Hnsarjl prächtiger Sanb* 
fifee (pümfc, ©ro^eeblife, SRorifcburg). $em «ßrunfe beS $ofe* 
bienten junädjft aud) bie reiben tunftfammtungen, ju benen 
griebrid) Sluguft ben ©runb legte (baS SJcufeum Slugufteum, bie ®e= 
mälbegalerie, baS ©rüne Gewölbe, bie SßorjeÜanfammlung). 2lud) 
würbe 1705 bie SWaterafabemie gegrünbet. 

§ 79. ftad) bem £obe SluguftS be8 ©tarfen am 1. gebruar 1733 
in SBarfdmu (beigefefct in ßrafau) fiel ber #urr)ut an Jriebria) 
ftuguß II. (1733—63), ben einzigen legitimen ©ot)n aus ber @f)e 
mit ber frommen (£t)riftiane (5berr)arbine oon ©ranbenburg ;©anreutt), 
bie 1727 in felbftgemär)lter (Sinfamfeit auf ©d)Ioß ?refefct) bei 
Wittenberg geftorben war. 9lod) in bemfelben 3at)re würbe ber 
fturfürft oon einer Partei jum Äönig oon $o!en gewägt, fonnte 
ober biefen Slnfprucrj nur mit $tlfe ÖfterreidjS unb füufitanb« im 



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polnijchen ©uccefftonSfriege (1733-35) burd^en, ber ©achfen 
weiter nicht berührte. Geboren 1696, nicht unbegabt, namentlich 
funftfinnig, aber phtegmatifch unb ofme Neigung für ©efchäfte, machte 
er ber anftöjjigen HKaitreffenmirtfchaft feine« Sorgängerä fofort ein 
(Snbe. Slber aflju öertrauengfetig überliefe er bie unumfctjränfte 
Seitung ber Regierung feinem unheiloollen ©ünftting, bem trafen 
«peinrich öon Sörühl (geb. 1700, 1733 tammerbireftor , bann 
flabinettSminifter unb SDcimfter be3 SluSmärtigen, 1746 ^rentier- 
minifter). tiefer benüfcte feine ©teflung lebigtict) baju, um feiner 
©enufjliebe unb £>errfchfucht ju frören, befriebigte bafjer gejdmteibig 
jebe Steigung beS ^urfürften unb ttm&te öon ihm jeben anberen 
©influfe fernjuhalten. 

§ 80. 2lHerbing§ behauptete ba3 Kulturleben ©achfenS 
feinen $o$en 9tong. griebrich Sluguft begünftigte bor ädern bie 
italienifche ftunft, pflegte batjer bie italienifche Dper (3otj. Wbolf 
$affe), oermehrte bie ©emälbegalerie um it)rc mertüotlften ©tücfe 
(SRafaelS ©ijtiniiche SWabonna), befdjäftigte italienifche SBitbhauer 
(bie 9ceptun3grotte im -äftarcolinifchen ©arten) unb errichtete bie 
prächtige ^offiretje burdj ©aetano ©hiööeri. ®° würbe ©reiben 
baä beutfdje glorenj (Berber), dagegen mar ßeipjig ber 
Üflittelpunft be$ litterarifchen, mufifalifdjeu unb toiff cnf cr)af tlicr) en 
SebenS in ganj Sßorbbeutjchlanb (©ottichebs SRejotmbeftrebungen für 
ba3 bcutjdje £ranta, Carotine Sßeuber; bie Seipjiger $)id)terfchule, 
unter ihr ©eöert unb SRabener, £ej|ing; ber grofje 9fteifter beS 
KirchengefangeS 3<>h- @^b. ©ach; bie $$tftf 0 9 en 3- ©rnefti unb 
3- 3- 9*ei3fe, ber Slrchäotog g. ©hrift). Eigenartiges retigiöfeS 
2 eben entfaltete fich befonberS in ber ftiflen ©enoffenfehaft ber 
$errnfjuter, einem Siocige ber böhmifch^mährifchen Sörüber (©raf 
Submig oon flinjenborf, f 1760, 4>errnt)ut gegrünbet 1722). 

§ 81. SBalb aber mürbe ©achfen in ben Kampf 5mifct)en 
Öfter reich unb Sßreufcen öerroidtelt, ber ba3 ©chiefiat 2)eutfchlanb3 
in neue Sahnen lenfte. $en Änftofc baju gaben bie Slnfprüche 
griebridjS II. auf einen Xeil ©ctjlefienS unb baS $u3fterben beS 
JpabSburgifchen 2Jcanne3ftamme3 mit Kaifer Kart VI. 1740 (bie 
„pragmatische ©anftion" 1713). 3m erften f c^tef if et) en Kriege 
a740 bi« 1742) unb im ©eginne beä öfterreichifdjen Erbfolge; 
friegeS (1741-48) ftanb ©achfen auf ber ©eite $reuf$en3 unb 
Saöern«, um ben Slnfpruch Kart Ulbert« öon SBanern auf 
fjabäburgifche Sänber gegen SJcaria Xtjerefia $u unterftüfcen 
unb bie fechte ber Kurfürftin 2Raria Sofepha, ber Softer 
Kaifer Sofeph« L (f 1711), ju mahren (Karl Sltbert tönig öon 
Söhnten 1741 unb beutfeher Kaifer 1742). $5ie ©achfen fochten 
baher mit in Söhnten unb Fähren (Erftürmung öon $rag, Se* 
lagerung öon Srünn). (Srft im grieben öon SreSlau 1742 gab 1742. 
©achfen feine Slnfprüche auf unb erfannte bie pragmatifd)e ©anftion an. 
Slflein bie (Srmerbung ©djlefienS h° ö ^reufeen meit über ba$ ihm 



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biSfjer menig nacf)ftef)enbe Saufen empor, fdjäbigte ben fäd)fifd)= 
polnifdjen ©anbei unb Oereitelte bie «u3fid)t, eine ©ebtetsoerbinbung 
jmifdjen ©ajlrfen «nb Sßolen tjerjufteflen. $at)er jdtfofj ©rü$l, oben* 

1743. brein griebrid&S II. perfönlidjer geinb, fdjon 1743 ein ©erteibigungSs 
bünbnis mit ßfterreid&. WS nun ber jmeite f c^Ief i f c^e ftrieg 
(1744/45) auSbradj unb griebria) IL burdj @acf)fen in ©dornen 
einfiel, erfdjienen 20 000 ©adjfen in feinem SRücfen unb nötigten 

1745. i^n, ©öljmen ju räumen. 9tun fd>lo& SBrütjt im %anuat 1745 
mit Öfterreid), (Snglanb unb #oflanb ein ©ünbniS jur SBieber= 
eroberung ©djlefienä unb üerabrebete im Seidiger „Sßartages 
traf tat" (SRai) eine förmliche Xeilung $reu&enS, baS nad) ÄarlSKbertS 
Xobe unb bem grieben oon güffen (Äpril 1745) ganj allein ftanb. 
3nbeS ber (Einbrudj beS fäc^jifa)5öfterrei(§if(^en #eere$ in ©Riepen 
enbtte mit ber SRieberlage bei $of)enfriebberg unb ©triegau am 
4. 3uni 1745, unb bie SRieberlage ber ©adjfen (unter SRutoroSfi) 
bei ÄeffelSborf gegen Seopolb oon &nfjatt*$effau am 15. 2>e$ember 
lieferte Bresben in griebridjS II. £anb. darauf beenbete ber 
griebe oon 3)reSben am 25. $)ejember 1745 ben &rieg auf 
@runb beS ©reSlauer griebenS (Abtretung oon gftrftenberg a. 0. an 
^ßreufjen). ©ie <&rofjmad)tftellung $reufjen3 mar erfdmpft, 
aber aui$ ber ©cjtanb ber öfterreid>ifdjen 90lonard)ie unter 
9ttaria Xl)erefia gefiebert 

§ 82. $)amit maren bie bisherigen 9Wadfjtüerljältniffe 
(SuropaS oöOig oerfdjoben. infolge beffen bübete fia) ein (Sin? 
oerftänbniS junädtft jmifdjen ßfterreidj unb SRufjlanb (©erteibigungSs 
bünbnis 1746), bann audj jmifd)en Qfterreidj unb granfreidj (©ünbniS 

175(5. oon ©erfailleS 1756; gitrft Äaunijj) jur ©djmädjung ober ©er = 
nidjtung SßreufjenS. grtebridj ber ©roße bagegen, oon ben SßfSnen 
feiner geinbe teils burdj Vertraute in Petersburg, teils bura) ben 
©errat be3 fäcf)fi}d)en ^anjtiften SKenjel unterridjtet, fajloß mit @ng= 
lanb 1756 ben ©ertrag oon SBeftminfter. gfir ©adjfen mar bie 
Neutralität unmöglid); aber ftatt baS Sanb für ben unoermeiblidjen 
Äampf möglidjft au rüften, brachte 93rür)I burd) maßlofe ©erfdjtoenbung 
ginanjen unb ©eertoefen in obflige Serrüttung. SDie SanbeS* unb 
ßammerfdjulben ftiegen, unb ba bie 3»nfen nia)t meljr pünfttid) bejaht 
mürben, fo fant ber $rebit. ©nblidj mürben felbft bie ©ehalte nidjt 
mein* orbnungSmäßig ge^a^lt, baS $eer aber trofc aller ©orftellungen 
ber Generale oon 42 000 auf 19 000 SRann oerminbert. 2)ie Slu3= 
rüftung mar mangelhaft, oon ben geftungen faum eine oerteibigungS= 
fäfjig. Xrofcbem naf>m ©rüf)l an allen gegen Greußen geridjteten 
©eftrebungen eifrig teil, oljne aßerbingS einem ©ünbniffe gerabeju 
beitreten, unb fudjte burd> gamilienoerbinbungen ©aajfen mit fat^o; 
lifa^en $öfen in nähere ©ejiehungen ju bringen. 5)er Äurprinj 
griebriö) a^riftian mürbe 1747 mit 3Rarie Antonia ©alpurgiS, Xoajter 
^arl Ulberts oon ©abew, SRaria 3ofeül|a mit bem fransöfif^en Zfyxoiii 
feiger Submig oermal)lt. 



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§ 83. ©he noch bie Lüftungen ber ©erbünbeten boüenbet toaren, 
befc^tog griebrich bet ©rojje, bem Angriffe beS ihm toeit überlegenen 
furchtbaren ®rieg3bunbe£ burd} einen raffen ©tofc auf Öfterreich 
äuüorjufommen. 35er preujjifche (Sinmarfch in ©adjfen am 
28. Sluguft 1756 eröffnete ben ftebenjährtgen ßrieg (1756-63). i75<;. 
Bresben nmrbe fdfjon am 9. (September mit ungeheuren Vorräten über= 
aeben, bie geheimen kopiere ber Königin meggenommen, baS Keine 
fachftfche #eer in feinem ßager bei $ima unter bem ©chufce beS 
$önigftein$, mohin fict) ber frurfurft mit SBrütjl jurücfgejogen r)attc, 
eingefchtoffen. 2)en SScrfucr) ber Öfterreicher, $ilfe ju bringen, Oer* 
eitelte griebrichs ©ieg bei Sobofifc om l. Oftober; al« fie bann auf 
bem rechten ©Ibufer bis gegen ©chanbau hin oorbrangen, maren bie 
©achfen burd) junger unb Entbehrungen bereits erfdjöpft unb mu&ten 
nac^ «nem vergeblichen SBerfuthe, fidt> über bie @lbe ju ben Österreichern 
burchjufchlagen, auf ber <Sbenr)eit unter bem Silienftein am 16. Df tober 
bie SBaffen ftrecfen. 5)ie ©olbaten würben bann gegen ben ©ertrag ins 
^reu&ifche $eer eingereiht, gingen aber nachmals faft alle über. $)er 
Äurfürft ging nach SBarfchau unb blieb bort roährenb beS ganzen 
Krieges, roährenb bie ßurfürftin (f 1757) unb bal furprinjltche Sßaar 
in Bresben ausweiten; ber Äönigftein mürbe für neutrat erflärt, ba§ 
Sanb unter preu&ifche SBerhmltung geftellt, um fortan einen ftaupU 
ftüfcpunft griebricf)S ju bilben. 

§ 84. Mber ber jähe SBiberftanb beS fleinen fäct)fifcr)cii £eereS 
hatte griebridjS urjprünglichen Sßlan vereitelt, unb ju Anfang beS 
Jahres 1757 ftt)lo& fict) baS grofce 5lngriff SbünbniS jtoifchen 1757. 
Öfterreich, SRu&lanb, granfreich, @cbroeben unb bem $)eutfchen 
deiche jur Vernichtung IßrcufjenS. jjnbem griebrich II im 23unbe > 
mit Snglanb, £annooer, fteffen, ©raunfehroeig u.a.m. ben ungleichen 
$ampf aufnahm, focht er zugleich um bie 3utunft 5)eutfchlanbS. 
©achfen fpielte faft nur eine leibenbe 9coUe. Sftur tierfprengte 
Truppenteile fochten auf oerfchiebenen $rieg§fd)auptafeen in frembem 
©olbe. 3Itn 18. 3uni 1757 entfehieben vier fäcr)ftfcr)e Reiterregimenter 
bie ©flacht bei Äolin gegen griebrich, ber baburch in eine faft 
IjoffnungSlofe ©erteibigung jurücfgetüorfen mürbe. SBct ihrem Sßox- 
bringen nach ©achfen Sfcherten bie Öfterreicher baS oon ben $reu£en 
fchmach befegte gemerbfleijjige Sittau burch eine jmecflofe 93efct)ie6ung 
faft gänjlich ein. Slber griebrichS ©ieg bei Sftofsbach über biegranjofen 
nnb Sieichstruppen am 5. ÜRooember 1757 ftdjerte ihm ben ©efifc 
©achfenS, baS er auch 1758 trog feiner furchtbaren SRieberlage bei 1758. 
^ochlirch am 15. Dttober behauptete. (Srft 1759, nach ber ©chladjt 175». 
bei ÄunerSborf, übergab auf feinen S3efcr)t ©eneral oon ©chmettau 
Bresben am 5. ©eptember an bie 9teia)Struppen, unb ber ©erfuch 
ber *ßreuf$en es mieberjunehmen, enbete mit ber Kapitulation beS 
OJeneralS ginef bei SÄajen am 21. November, fo ba& bie Öfterreicher 
jum erften HHale ©interquartier in ©achfen belogen. Um fcreSben 
Joieberjunehmen, richtete griebrich 1760 eine furchtbare ©efchte&ung noo 



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gegen bie ©tabt, bic 416 $äufer unb 5 Kirdjen, borunter bie Kreuj* 
firdje, aerftörte, mußte aber am 30. 3uli otme Ergebnis abjieJjen 
unb fonnte fogar nid)t ter^inbern, bog öfterreic§ifd)e, fäd)fifd}e unb 
ruffifdje £ru|>öen ©er! in befefcten unb Gljarlottenburg öertofifteten. 
£afür befaßt er bie Slu^Iünberung bc3 furfät^fifajen 3agbfd)loffe& 
#ubertu«burg. 216er ben größten Seil @ad)fen3 geroann er burd) ben 
ferneren ©ieg bei Sorg au am 3. Wobember jurüd. $>abet titt baS 
öanb entfefclidj burd> Kontributionen, 3Rünjoerfd)ted)terung (bie 

17C2. „(^räumten") unb 3roang3au$f)ebungen. (£rft 1762 enbete ber 
Krieg um Saasen nad) bem ©iege be$ Sßrinjen $einridj bon Greußen 
bei gretberg am 15. Oftober mit bem SBaffenftißftanbe oom 
24. SRoüember. 3)enn ber $ob ber Kaiferin (Slifabetlj fcon 9htß(ani> 
am 5. Sanuar, ber frangöfifd^ = englifc^e SBorfriebe t>on gontainebleau 
oom 3. Üßoüember 1762 Ratten bie Koalition bereite aufgelöst, ©o 
fam bura) bie befonberen $emüfjungen be3 Kurprinzen griebridj 

1763. GTfjriftian am 15. gebruar 1763 ber griebe öon ©übertut 
bürg jnnfdjen Öfterreid), Greußen unb ©ad)fen ju ftanbe, ber ben 
SBefifcftanb oor bem Kriege nriebertjerfteUte. $amit mar bie @roßs 
madjtfteUung 3§reußen$ untoibeTruflicf) b ef eftigt, ber $uaIUs 
mu3 jroifdjen Greußen unb Dfterreid) jur beftimmenben Sftadjt 
im beutfajen ©taatäleben gemorben, ©adjfenS (Rettung bouernb 
fjerabgebrüdt. $ie ferneren Sßerlufte an 3ftenfdjen$a1)l (etwa 
90000) unb Vermögen (100 SJUÜionen Später) gtt^en fidj bagegen 
rafdj roieber aus. 

6. £tc 3rie*eit*seit. 3frie*ridj (^rtftian. Jhtrffirft #rie*rtrf> 

Hugnft III. der «errate. 

1763 — 1806. 

§ 85. $er Xob griebridj SluguftS II. am 5. Dftober 1763 jerrife 
bie unfjeilooüe SBerbinbung Saufend mit Sßolen. ©ein 9fcad>foIger, 
ber treffliche ftriebrid) ^^riftian (geb. 1722), entließ fofort SBrü^I, 
ber fur$ barauf ftarb, orbnete bie Unterfudjung feiner äfcrtoaltung 
unb bie SBefdfjlagnaljme feinet SBermögenS an, fefcte ba8 (Steinte KonfU 
roieber in feine fRec^te ein unb berief matfere 2Ränner an bie ©pifee 
ber ©efd)äfte. SWit $ilfe ber ©tänbe mürbe bie XUgung ber ÖanbeS* 
f Bulben (30 SRiflionen Stjater) nad) feftem *ßlane begonnen, ber Slufs 
manb für $eer unb $offtaat ljerabgefeftt. SRaa) außen bahnte ber 
$urfürft, bie gefallene (Sntidjeibung unummunben anerfennenb, ein 
jreunblidjeS 2$erf)altnia ju Greußen an. 

§ 86. 9la$ feinem frühen £obe (f 17.$eacmber 1763 an ben 
fdjroar$en ^ßoden) folgte it)m fein unmünbiger ©ofm 5riebritfj 
«uguft III. (1763-1827, geb. 23.S>esember 1750) junädjft unter ber 
SSormunbfdjaft be3 „ttbminiftratorä" $rtnjen Xaber (geb. 1730). 
Neffen ©aupttljätigteit galt ber #erftettuitg unb Serftärfung be3 
fceereä nadj preußifd)em dufter (6200 Detter, 21000 SRaim 



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gnfantcrie ohne bic (Sorben unb Spe$ialtruppen), mährenb er alle 
geftungen au&er DreSben unb ®bnigftein aufgab. Da er aber ju 
biefem ämeefe neue Auflagen einführte unb babei auf ben SBtber? 
fprudj ber Stänbe ftiefc, fo legte er noch bor bem Sermine (13. Septbr. 
1768) bie gtegentfdjaft ««oer (f 1806). 

§ 87. ©o übernahm ^riebridj Huguft, noch nicht 18 Sa^re alt, 
bie Regierung. Sorgfältig er jogen, öon fdwrfem Urteil unb felbftänbigem 
SBillen jeiajnete er fid) oor aüem burch mafellofe pflichttreue unb 
ftrengfte Rechtfchaffenheit au3. Daher lieg er ben fchmerfättigen S3au 
beS furfädjfifchen Staats (f. § 67) unb bie Rechte ber ©tänbe (aller 
6 3&h cc ein Sanbtag, feit 1775 im neuen fianbljaufe) unoeränbert 
beftehen, ba eine Umgeftaltung manche SFledt)te t)atte beriefen müffen. Sn 
feinem SRachtfreife aber begann er eine 3ett roohlmollenber unb 
toorfichtiger Reformen im Sinne ber aufgegärten Selbft; 
herrfchaft griebrichs beS ©rofjen, bie nicht ben ©lanj beS gürften, 
foubern baS SBohl beS Sottet als StaatSjmecf betrachtete. Die 
ginansöermaltung mürbe 1782 bem Qkljeimen ginanjfolleg 
(neben bem ftänbifdjen Steuerärar) übertragen unb fo mufterhaft ge* 
orbnet, baß bie ©Bulben bis 1806 grö&tenteilS getilgt unb fdjcm 
1789 ber StaatSfrebit oöllig mieberfjergefteHt mar (1772 bie erften 
„ftaffenbittetS''). Das <peer mürbe in gutem Stanbe erhalten, ob= 
wot)! eS namentliä) fpäter burch mannigfache Übelftänbe (afl$ulange 
Dienftjeit, Solbatenfamilien, Sbmpagniemirtfchaft) an #rieg3brauch s 
barfeit öerlor. 3 n D *r Rechtspflege, bie jefct bai OberappettationSs 
geriet in höchfter 3nftanj leitete, mürbe 1770 bie golter abgefchafft 
unb ber SSoHjug ber greiheitSftrafen burch Sudjthäufer in SBalbheim 
unb änriefau beffer gefichert. Die ©efunbheitspflege übermachte 
feit 1768 baS SanitätStoüegium (Einführung ber Schufcpocfenimpfung). 
Die Armenpflege mürbe burch bie treffliche Ärmenorbnung oon 
1772 ben Oemeinben übermiefen. 

§ 88. gür bie Sanbmirtfchaft forgten bie SanbeSöfonomies 
beputation unb bie öfonomifche ©ocietät. Daher mürben mannigfache 
gortfdjritte angebahnt (Einführung beS ßartoffelbaueS fett bem Rot- 
unb ©unger jähre 1772; 93erebelung ber Schafau^ burdt) Einführung 
ber fpanifchen 2KerinoS; furfürftliche ©eftüte). Einen allgemeinen 
Auffchmung hinderte bie gortbauer ber bäuerlichen AbhängigfeitS= 
öerhältniffe (f. § 32) unb bie ungleiche Verteilung ber StaatSlaften 
(Steuerfreiheit ber Rittergüter), bie 1790 fogar ju Unruhen um 
Somma^fch, Roffen unb §ohnftein führten. Dagegen machten 
(Semerbfleifj unb £anbel große gortfehritte. Der bürgerliche 
SJHttelftanb gemann babei am meiften. 3m SBergmefen mürbe 
ber Steinlohlenbergbau balb mistiger als bie Silberförberung 
(21malgamiermerf in $alsbrücfe 1787); toor allem gab ihm bie roelt= 
berühmte ©ergatabemie ju greiberg (gegr. 1765) eine fefte 
miffenfehaftliche ©runblage (% g. oon ^einife). 93on ben ©etoerben, 



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4'i 



bie ihre #auptftätten im (Sragebirge, im SBogtlanbe unb in ber füb= 
liefen Dbcrsßauft^ fanben, famen namentlich bie Saummollenfabrifation, 
$attunbrucferei unb ©trumpf mirferei empor; in ber ßber=Saufifc er* 
lebte bie Seinmeberei bamalS ihre glänjenbfte Seit. £er glufshanbel 
litt noch unter ber fdjledjten SÖefcr)affcnr)ett be$ gahrmafferS unb ben 
zahlreichen gollftätten (auf ber @lbe jmifchen Bresben unb SRagbe* 
bürg 16), ber Sanboerfehr unter ben erbärmlichen Sanbftrafjen. 
Xrojjbem mar ber Seipziger ÜRefjüerfehr namentlich feit bem &u3; 
brücke ber franjöftfdjen SReoolution 1789 in beftänbiger 3unahme. 
60 nma}« bie ©eoölferung^jahl oon 1 632000 ©nroohnern(l772) 
auf betnahe 2 SRillionen (1785), oon benen fdjon ein ©rittet in 
$anbmerf unb Snbuftrie befchäftigt mar unb ein Viertel in ben 
275 ©täbten lebte (Bresben hatte 45000, Seipjig 30000, 3ittan 
10000, ©hemnifc 8000 (Sinmofmer). ©adjfen begann fich in 
ein Snbuftrtelanb $u üermanbeln. 

§ 89. $er bürgerliche 2Jctttelftanb geftaltete auch mefentlidj bie 
geiftige Öilbung. ©ie beruhte noch überaß auf ber SBerbinbung 
theologifcher unb philologifdjer ©elehrfamfeit unb fanb ihren 9ftittel* 
punft in ben beiben Unioerfitäten unb ben zahlreichen Satein* 
fchulen ((Srneftid ©chulorbnung 1773); gefonberte „SBürgerfchulen" 
entftanben in ben ©täbten meift erft feit 1805. gür beffere SBor* 
bilbung ber SBolfäfchullehrer begannen ©eminarien ju forgen (ba£ 
erfte in $re3ben=griebrichftabt 1788). dagegen üerlor ©achfen nach 
bem fiebenjahrigen Kriege feine leitenbe ©tellung in ber beutfdjen 
Sitteratur an SBetmar, obmohl Seipjig fchon 1766 ein ftefjenbeS 
Xfyeater erhielt, unb ebenfo in ber bi Ibenben ®unft, feitbem ber 
nüchterne ÄlafficiSnutö (^rubfaciuS, Öfer) SRofofo unb ©aroef Oer* 
brängte. 9iur in ber 2ttufif gemann Seipjig tonangebenbe ©ebeutung 
(®emanbhau$fonjerte 1781). — $er roachfenbe 2Bot)fftanb unb bie 
feinere SBilbung geftaltete auch ba$ Seben namentlich in ben ©täbten 
um. $ie Käufer mürben behaglicher eingerichtet, oor ben $t) orcn 
©arten angelegt, bie unnüfc gemorbenen geftungSmerfe in Sßromenaben 
umgemanbelt. $ie ©efeüigfeit befdjränfte fich toefentlich auf ba$ 
£au$; ba§ Seben mar peinlich geregelt unb äußerlich einförmig, 
SRetfen mürben faft nur in ©efdjäften ober nach SBäbern unter« 
nommen, unb bem politifchen Seben ftanb auch ° cr ©ebilbete, 
meil er feinen Xeil baran t)atte, ohne nrirfüd)e3 93erftänbniö unb 
Sntereffe gegenüber. (Srft gegen ba3 (Snbe bed 3aljrhunbert3 fam 
mit ber „©türm 5 unb ©rangperiobe" bie greube an fräftiger, freier 
S3emegung, bie SBanberluft unb bie greube an ben Schönheiten be3 
©ebirgeS („Snlbecfung" ber ©ächfifcfjen ©cf>meij). 

§ 90. 3n feiner auSm artigen $olitif fdjlofi fich griebrich 
Sluguft, ba bie erftante 9teicf>3uerfaffung feinen feften §alt mehr gemährte, 
eng an Greußen an. Sßoch mehr bef eftigte fich b\t$ Verhältnis buret) 
bie unruhige @roberung$politit ftaifer Joffes IT. (1765—90). 



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$>iefer tiefe 1776 bie ©d)önburgifd>en Sanbe als böfjmifd)e Üe^en i77«i. 
mititörifc^ befehlt unb fuc^te nadj bem £obe be8 legten bauerij(§en 
2Bittelbaa>r3 3War. 3ofep$ (1777) «atjern on fid> ju bringen. 
gegen oerbünbeten fid) ^reufeen unb ©ad)fen (toegen ber 5tnfprüd)e 
bcr fturfürftennritroe 9ttaria Antonia (f. § 82) mit bem red)tmäfeigen 
©rben #arl Sluguft oon $ßfatjs3roeibrürfen 1778. ©o begann ber 177s. 
baoerifdje GErbfotgefrieg 1778/79. $reufeifaVföd)|ifcf}e §eere 
rücften in ©ötjmen ein, aber olme ernften Äampf enbete ber ßrieg 
fajon am 13.ÜRai 1779 mit bem grieben oon Xefdjen. Öfterreid) 177«.». 
oerjidjtete auf feine $täne unb auf bie bötjmifdje öbertyoljeit über 
©tfjönburg. Saufen mürbe für feine $lnfprüd)e burd) 6 Sftiüionen 
Bulben entfdjäbigt, bie griebrid) Sluguft &ur ©egrünbung einer 
©efunbogenitur für bie jüngeren $rinjen feinet §aufe3 oermenbete. 
(Segen abermalige SBerfudje 3ofe|)^ II. fdjtoffen Greußen, ©adjfen 
unb $>annoüer $ur 99ef)auptung be3 93efifcftanbe3 unb ber SReidjSüers 
faffung am 23. Suli 1785 ben beutfdjen gürftenbuub, bem aU- i7<s:>. 
mätjlidj ber gröfete Xeit ber beutfdjen Surften beitrat. $od) bie 
Hoffnung üieler, bafe fid) barauS eine Neugeftattung ber Neidj3oer= 
faffung entmideln roerbe, erfüüte fid) nidjt, benn griebrid) ber ©rofee 
ftarb fdjon 1786, unb fein SRadjfotger griebrid) SBilljetm II. tiefe 
ben gürftenbunb falten. 

§ 91. ©eitbem oljne fefte ©tüfee fua^te griebrid) Sluguft ba3 
$eit feinet SanbeS in ber ftrengften Neutralität. ($r nafjm be$* 
f|atb aud> an ben SBerabrebungen $reufeen$ unb öfterreidjä über 
granfreid) in *(Wlnt& Stuguft 1791 leinen Hnteif. @rft als ba* 1791. 
Neid) 1792 in ben 1.& oalitionäfrieg (1792/97) gegen ba$ revolutionäre 1792. 
granfreid) eintrat, ftiefeen bie fädtfiföen Gruppen junt Neidjäljeere 
unb fodjten neben ben ^reufeen rü^mtia) bei ^irmafenS unb ®aifer3s 
lautem, blieben aua) nadj bem preu&ifdj = franjö[ifd)en ©onberfrieben 
oon ©afel SIprit 1795 im Selbe unb nafmten an ber ©djtad)t bei 
m$iav Suni 1796 teil. Woä) in bemfetben 5al)re fajlofe ber ®ur= 
fürft inbeS mit ben bis nad) granfen oorgebrungenen granjofen ben 
NeutralitätSOertrag öonSrlangenam I3.8uguft 1796. ©eitbem 179.;. 
mürbe ©adjfen ttrie gan* Norbbeutfdjlanb burd) bie preufeifdje „$)emar= 
tationStinie" gebetft. Umfonft bemühte fid) bann griebridj Sluguft auf 
bem griebenStongreffe oon Naftatt 1798/99 Seite be3 linfen 
Nfjetnuferä für Eeutf^lanb &u retten unb fpäter naa) bem jmeiten 
ßoalitionSfriege (1799-1801) bie JBernidjtung ber geiftlidjen gürften* 
tümer burdj ben Neidjäbeputations^auptfa^tufe 1803 ju üerbjnbern, 
ber bie alte NeidjSOerfaffung t^atfäajtidj fa>n jerfdjtug. $ie ©rljebung 
Napoleon^ I. jum Äaifer ber granjofen 1804, bie Biebers 
läge Öfterreit^ö 1805 (SWobitifierung be£ preufeifajen unb fäa^fifa^en 
^eere^), bie ©tiftung be3 N^einbunbeö 17. 3uli unb bie förmlidje 
Äuflöfung beö ^eiligen römifa^en Sleia^eö beutfa^er Nation 
am 6. Sluguft 1806 brauten aua) für Saufen bie entfajeibenbe Um= isoo 
mätjung nä^er. 



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7. $ic flapoleotttjdic 3eit uub i«re »a^mtrfntigeit. £5uig 
gnc&ridj fluguft I. Her fteredjte* Sutern Her Gütige» 

1806—1830. 

§ 92. SBafjrenb $reußen nod) mit Saufen unb Äurljeffen über 
bie ©rünbung eines norbbeutfajen SknbeS öerlmnbelte, fam e§ aüju= 
fc^ned sunt Kriege mit granfreiaj. 3n ber ©d)tad)t bei Seita 
14. Oftober 1806 erlagen bie Sßreußen unb Saufen (unter ä^iföftrifc) 
trofc tapjerfter (Öegenmeljr ber neuen ®rieg3roeife unb ber Übermalt 
ber granjofen (7000 iEftann ©adjfen gefangen). $ie krümmer ber 
fac^ft^en Slrmee trennten fid) auf bem oertoorrenen 9Kütf$uge nadj 
ber (£lbe fdjon in 2Jton£felb t>on ben Greußen, unb ber Äurfürft 
fdjloß, jefct oon Greußen oöllig oljne ©a)ufc gelaffen, SEBaf f cnftilt = 
ftanb mit Napoleon. Xrofcbem mußte ba3 2anb fdjroere SBranb: 
fd)a|jungen jaulen. $a nun gegen alle (Srtoartung ber preußifd&e 
©taat binnen wenigen SBodjen rufjmto« jufammenbraaj (27. Oftober 
Napoleon in ©erlin) unb bie fRcftc be« preußifdjen £eere£ über bie 
2Beia)fel jurfidtoia)en, fo fdjloß griebridj Sluguft mit Napoleon ben 
grieben oon $ofen am 11. ^ejember 1806. ©adjfen mürbe 
jum fouoeränen Äönigreidj erhoben unb erhielt jur (Sntföabigung 
für einige tf)üringijdje #mter ben preußifa>n ÄreiS (SottbuS (f. § 67), 
1807. mußte aber bem SR^einbunbe beitreten unb 6000 SJtonn gegen Greußen 
ftetlen. SRad) bem grieben oon Sitftt am 9. Suli 1807 übertrug 
Napoleon bem Äönig nod) ba£ au$ ben ehemaligen polnifäVpreußifd&en 
^roohtjen neugebilbete $er§ogtum SBarfdjau. ©aburd) oerfeinbete 
er ©adjfen üottenbs mit Greußen unb fettete e3 um fo fefter an 
bal franjöftfdje SBeltreich, ba3 jugleidj mit SRußtanb im 93unbe 
ftanb. 2lud) bie öffentliche ÜJceinung begann fidj in großen Seiten 
$)eutfchlanb$ mit ber neuen Orbnung auSjuföhnen, ba ein beutfcheS 
9tationaIgefüf)l nirgenbs oorhanben mar. 

§ 93. $od) üerfchmähte e§ ber ®önig, nach bem ©eifpiete ber 
fübbeutfdjen ^^einbunoSfürften feine neugemonnene ©ouöeränität jum 
Umfturj ber SanbeSöerfaffung ju benufcen. 9lur ba« #eer gestaltete 
1*09. er nach franjöfifa^em 3Äufter um. (Sine ^robe legte bieg bann 1809 
im Kriege gegen Öfterreich ab, namentlich in ber ©djlacht bei 
SBagram 5./6.3uli. SBährenbbem brauen aber bie fchmarje greifbar 
beä 1806 »erjagten #erjog8 griebrief) SBilhetm oon ©raunfajmeig 
unb ein ÖfterreichifcheS (£orp3 in ©adjfen ein, fo baß bie fönigtidje 
gamitte über Seipjig unb (Sifenad) nach granffurt a./SW. flüchten 
mußte. 3 m grieben oon ^ßreßburg am 14. Oftober 1809, 
ber bie Sftieberlage Öfterreich$ befiegelte, erhielt ©adjfen einige 
böhmifdje Snctaoen in ber Ober=8aufi$ unb bie fächfifdjen ©üter be$ 
aufgehobenen $eut)'d)en SRitterorbenS; baS nunmehrige ©roßherjogs 
tum SBarfdjau mürbe bitrdj ba3 öfterreidufa> SBeftgalijien oer= 
größert. 



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§ 94. (Sine Slugficht auf (Srlöfung au* ber fraitjöfifdjen 
Ihtechtfchaft eröffnete erft ber ftrieg Napoleon« mit iRuglattb 
1812 (ber Äomet 1811). gür ben ungeheuren $eere3$ug (Napoleon 
in Bresben) hatte Sadrfen 21000 SRann mit 7000 $f erben unb 
68 ©efchüfcen att 7. SIrmeecorpS (fReönier) ju fidlen, bie mit 
ben ßjterrei^em gegen Sübrußlanb borgehen foüten. 2)em 9Barfd>e 
be3 fronjöfif^en §auptheere« auf SRo«fau folgten nur 3 Deiters 
regimenter. 5)ie fernere Weiterbrigabe gewann babei glanjcnben 
föuhm burch bie <£rftürmung ber fRajeto3ft(chanae in ber furd)b 
baren Sct)tacr)t bei ©orobinö am 7. September unb jog am 
14. September mit Napoleon in SRoSfau ein. SSon ben Xruppen 
tRehnierd, bie über ©reftsßitoto«! in SSofljtmien einzubringen oerfuchten, 
tourbe bie üereinjelte SBrigabe Klengel am 27. %uli bei ßobrtyn 
nach ^elbenmüttger ©egentoehr Don ben Muffen gefangen, bie £aupt; 
macht ftegte am 12. Äuguft bei $obobna, mürbe aber bann burch 
Sftegengüffe aufgehalten unb mußte fich auf bie SSerteibigung be* 
@roßher$ogtum$ SEBarfäjau befdjränfen. $ie Stefie ber 3 Leiter* 
regimenter (240 fütonn) traten am 18. Oftober mit ben granjofen 
ben entfestigen SRücf jug au« iRußtanb an (Übergang über bie 
Söerefina 26. unb 27. Sßooember) unb fc^motjen babet bis auf 
55 SRann jufammen. ftennterd SlrmeecorpS mich erft nach bem Unters 
gange be3 frati$öftfct)en $auptheere8, nur noch 6000 Wann ftarf, 
hinter ben ©ug jurücf (Napoleon in ©reiben 14. $ejember). 

§ 95. $er Untergang ber franjöfifa)en #eere8macht 
gab ba£ Sachen jur allgemeinen begeifterten (Erhebung beä 
preußifchen SBolfed (SBünbniS mit Slußtanb in flalifch 28. ge= 
bruar 1813). Äuch in Sachfen regte fi<h bie ©efptfudjt nach Ott* 
tüfung oon bem furchtbaren $rucfe (Xheobor Börner); aber ber 
Glaube an Napoleon« „Stern" mar noch leineStoegS oerniajtet, bie 
Sftadjt ber ©erbünbeten erfaßten noch ™& fat* Ö cn wg, unb ihre 
$Ibfid)ten flößten SWißtrauen ein. $(13 fie baher hinter ben langfam 
metchenben granjofen (Sprengung ber 3)re3bner ©Ibbrücfe 19. SRärj) 
in Saasen einrüeften, mich ber ®önig einer (fritfctjeibung au8 unb 
reifte über flauen nach 9fagen8burg unb tßrag, unt mit Samern 
ixnb Öfterreich $u einer freilich oötlig ausficf)t$lofen Vermittlung 
ju Oereinigen. @r gab baher bem ©eneral $hielemann, ber in 
Xorgau bie Hrmee reorganifierte, ben Befehl, bie geftung für beibe 
Parteien ju fperren (Ehielemann* Schtoanfen). Mein ber blutige 
Sieg Napoleons bei fiüfeen (©roßgörfchen) am 2. SRai jtoang 
bie JBerbünbeten tum ?Rücfjugc hinter bie @tbe unb nötigte ben 
tönig, nach Bresben jurücfsuf ehren unb fid) toieber bem brohen- 
ben Sieger anschließen. $ie fächftichett Xruppen nahmen baher 
noch 0« ben blutigen föücfaugSgefechten mit ben SBerbünbeten nach 
ber Schlacht oon SBaufcen (20./21. 2Rai) teil, bis ber 2Baffen= 
ftillftanb oon tßoifchtoifc am 4. 3uni bem Kampfe oorläuftg ein 
(Snbe machte. 

Äacmmel, ©runbjfigc bcr Süd>ftfäen ©cf^tc. 4 



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- 50 



§ 96. So<$ brachte biefe Seit neue ßeiben über Saufen. Un* 
geheure $eere$maffen lagen im ßanbe, Napoleon felbft fyrtte in 
SreSben fein Hauptquartier, Seipjig unb SreSben waren mit Ser^ 
nwnbeten überfüllt, ba* eigene £eer mu&te faft ganj neu gebitbet 
»erben, unb ber (Staatsfrebit mar tjottftänbtg erfdjöpft. @nblia> 
braute ber Ablauf be* SBaffenftißftanbe« unb ber «nfdjtuß Öfters 
reia)3 an bie SBcrbünbeten am 12. «uguft bie (Erneuerung, 
beS Kriege«. SRodj einmal fiegte Napoleon am 26. unb 27. Sluguft 
bei J) reiben über bie ©auptarmee ber JBerbünbeten; allein bie 
Dfteberlagen feiner Generale bei ©rojjbeeren 23. Sluguft (fjerbe 
SSerlufte ber ©adjfen), an ber $afebadj 26. SUtguft, bei kuim 
29./ 30. Sluguft unb fa^liefclia) bei Sennern ifc 6. September t>er* 
eitelten bie SBorftö&e ber granjofen unb nötigten Napoleon enbtia), 
mit ber $auptmaffe feine* #eere* auf Seipjig jurüdfjuge^en, mo^in 
ifjm Sriebritt) Sluguft folgte. 3n ber Dreitägigen $i>lferf$ladjt 
am 16., 18. unb 19. Dftober fochten bie Saufen nur nodj nnber= 
nrißig in ben franjöfifdjen $fteif>en unb gingen am ©ntfdjeibungätage 
ju ben SBerbünbeten über, um bie ©elbftänbigfeit ifjre* ßanbe* ju 
retten. Ser öerjtoeifelte ©abritt fam ju fpät. SRadj ber (Sxftürmung 
Seipjigä am 19. Ottober fanbten bie oerbünbeten Sftonardjen ben 
ßönig al* iljren befangenen nadj Sriebridj*felbe bei 93erlin unb be* 
Ijanbelten ©aa)fen al* eroberte* Sanb. Sie SBermaltung übernahm 
anfangt ber ruffifcfje gürft SRepntn, feit bem Kobern ber 1814 ein 
preufjifdjeä @ouoernement. Sod) fiel Sre*ben, gänjlidj ausgehungert, 
erft am 11. Üftooember 1813, Xorgau unb Wittenberg erft tm 
Januar 1814. Sunt Kriege gegen granfreia) fteHte ba* erfc^öpfte 
©ad)fen 20000 Sftann Xruppen, ebenfooiel Sanbroefyr unb ben fo? 
genannten freinriütgen ©anner. ©ic nrirften in ^Belgien unb cor 
9ftainj mit unb blieben and) nadj bem (erften) Sßarifer Stieben am 

1814. 30. 9Rai 1814 (Surüdgabe be* linfen fltfjeinufer*, SEBiebereinfefcung, 
ber SBourbonen) junädjft im SRIjeinlanbe fielen. 

§ 97. Sa* ©djidfal be* ßanbe* mürbe erft nadj peinlidjer 
Unfia^er^eit unb heftigem ©treit auf bem SBiener Äongrefe ent* 
fdjieben. Um ^reufcen für feine polnifdjen ßanbe, bie grö&tenteil* 
an föufilanb fielen, ju entfa^äbigen, befdjloffen bie ©ro&mädjte am 

1815. 10. Sebruar 1815 bie Seilung ©adjfen*. Sem Äönig griebricf> 
Huguft blieben 272 D3Reilen; bie grö&ere §älfte, 368 □ teilen, 
fiel an $reuf$en (ba* albertinifdje Springen, ber #urfrei*, bie 
ganje lieber sßaufifc unb bie norböftlia^e ©äffte ber Dber^ßaufifc) unb 
@ad&fen*2Beimar (ber fteuft äbter #rei*, f. § 51, 52). «Raa? langem 
Sägern fügte fidj ber ftönig, ber in$nrifa)en nad) Sßrefjburg über= 

1815. gefiebett mar, biefen fdjmerjlia)en SBebingungen am 18. 9Rai 1815. 
febenfo trat er bem Srrieg*bunbe gegen ben mieber fjeimgefebrten 
Napoleon unb bem neugegrünbeten Seutfdjen 58 unb e bei unb lehrte 
am 7. Sunt» mit allgemeiner greube empfangen, naa) Sre*ben jurud. 
8um Unglürf gingen bie fäa)fifa)en Xruppen ber Xeilna^me an bem 



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- 51 



ruhmvollen ©iege 93tüd)er$ unb Wellingtons bei SBetteattiance 
(Waterloo) am 18. Sunt 1815 oerlufHg, »eil einige Abteilungen in 
Süttich gegen SBlüdjer gemeutert Ratten. 

§ 98. $)a$ oertleinerte ©achfett übte juuüchft auf bie JBe* 
ratuugen beS SBunbeStageS in granffurt a. 3R. gar feinen Einfluß, 
fonbern überlief bie Leitung beSfelben an Öfterreidt) unb Greußen, 
bie burdj bie „heilige Sniianj" noch enger unter ftet) oerbunbett 
»aren. Um fo fefter fdjloß ftdj baS fächfifäc $otf unter ber 
neuen meiß* grünen gähne um bie ehrroürbige Sßerföntichfeit feines 
Königs jufammen. Verbittert burch fernere Erfahrungen foerrte es 
fidj aber auch nach außen mögttchft ab unb erfüllte fidj mit ber 
tiefften Abneigung gegen Greußen, momit fich mieber eine ungefunbe, 
ober jähe bonafcartiftifche ©efinnung oerbanb. Unter fo ungünfligen 
S3ert)ättniffen begann gteidjtooftf fofort bie rüftige Arbeit an ber 
SBteberherfietlung beS furchtbar mitgenommenen SanbeS. $er 
©taatsfrebit mar fetjr balb mieber erneuert; baS #eer tourbe feit 
1825 auSfchlteßtich aus aufgehobenen SatibeSfinbern (mit ©tettoers 
tretung) gebitbet, erhielt 1822 auch ein neues ©trafgefe$bu<h. 3um 
Erfafc für bog üerlorene ?lnnaburg (Sodjau) tourbe bie ©olbatenfnabens 
EraiehungSanfialt in ©trugen, jur belferen SBorbilbung ber Dffijiere 
bie 3RUitärafabemie 1816 unb für bie Oberleitung 1830 ber ©enerak 
ftab gegrünbet. dagegen blieben SBerfaffung unb ©ermaltung 
gemäß bem ©inne beS greifen Königs unter ber Seitung beS ftrengs 
tonferoatioen ßabinettSminifterS trafen $)etleo oon Einfiebel faft 
unberänbert. 9iur bie meißnifche ©tiftSregterung mürbe mit bem 
erblänbifdjen ©e^eimen State Oereinigt; ebenfo fanbte feit 1817 bie 
Dberlaufifc Mbgeorbnete in ben erblänbifchen Sanbtag, obtoohl tf)r 
©onbertanbtag in ©aufcen meiter beftanb. ©er SBunfch nach Reformen 
äußerte fich in ber iBeoöfterung nur fdjtoadj, aud) auf SRücf ftc^t auf 
ben greifen ®Önig, beffen fünfzigjähriges aftegierungSjubüäum 1818 
unb golbne $odjjeit (mit SRarie Amalie Slugufte oon $ßfaljs3toei* 
brürfen) 1819 unter aUgemeinfter Xeilna^me begangen mürben. 

§ 99. M$ griebrich Sluguft am 5. 3Kai 1827 üerfdjieb, folgte 1827. 
ihm fein greifer SBruber ftnton Siemens X^eobor (geb. 1755), ber 
ebenfotoenig ein SBebürfniS nad) einer Umgeftaltung empfanb. Allein 
ringsum mar bie potittfd^e Erregung unter bem Einffojfe ber fort* 
mirfenben Sbeen ber franjöfifchen SRebohttion im Söadjfen. SöereitS 
hatten bie fübbeutfcfjen Staaten fonftitutionette SSerfaffungen eingeführt, 
unb überaß begeifterte man fid> für bie rebolutionären Erhebungen 
in ©panien, Statten unb ©riedjenlanb. ©o erfd)ienen bie politif ct)en 
ßuftänbe ©adjfenS mehr unb mehr a(S oeraltet. Ebenfo mar 
bie mirtfdjaftlidje Sage beS SanbeS unhaltbar. 3mar gefchah 
buraj bie Regierung manche« (194 Stetten ftunftftraßen bis 1831, 
Ettbof* jtoifchen Bresben unb Sei^jig 1823, gorftafabemie in 
Sfyaranbt 1816 unter Heinrich Eotta, potntechnifche ©djute in 
©reiben 1828), aber bie großen SBeltoerhältniffe oermochte fie nicht 

4* 



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- 52 



ju befjerrfdjen. $ie iRapoIeomfdje ^ontinentalfperre gegen 
Snglanb feit 1806 mar beut fätfrfifdjen ©eroerbfleijj sugute gefommeu, 
weil fte bie englifäe flonfurrenj abfcfjnitt, ljatte ober bcn fädtfföen 
£anbel ferner getroffen, unb i^re Aufhebung nad) Napoleon« ©turje 
bahnte lieber ber übermächtigen engtifdjen (£infur)r bcn SBeg. <£iner 
allgemeinen abernte folgte bonn ba« fernere ftotjaljr 1816/17, 
unb bie ©rünbung unb Ausbreitung be« preufeifcfcen golttjer* 
ein« feit 1818, fonrie bie Stiftung be« batoerifd^mürttem* 
1828. bergifcfjen Sollöerein« 1828 engten ba« Slbfafcgebiet für fädjftföe 
ßrjeugniffe immer mef)r ein. 2)ie bon ©adjfen beSfjatb begünstigte 
©Übung eine« mittelbeutfdjen §anbel«berein« mit ben t^ürin^ 
giften (Staaten, ßurfjeffen, #annot>er unb ©remen 1828 erttrie« fict; 
bagegen al« mirfungSlo«. 

8« $tc ttmgeftattnitg *t$ fädtffäett etaattttefend nstfc bie 
»egritabnitö M neuen ^etttfd^ett WettW. flöittg Sfoton nnb 
$rtitj grrtebrid) 9«gnft grlebrtc* Slugnft n. 3*Jjatm. 

1830-1873. 

§ 100. $ie ftunbe bon ber $arifer Sutirebolution 

1830. (©turj ber SBourbonen, Soui« $f)iftb)> „Äönig ber granjofen"), 
rief al«balb auä) in ©adrfen revolutionäre (£rt)ebungen Ijeröor. 
©te begannen in ben größeren ©täbten (ßeipjig 2. ©eptember, 
Bresben 9. ©eptember) unb richteten fid) $unäa)ft nur gegen bie ber= 
attete ©tabtoermaltung. S)er ßönig aber entliefe ben trafen (Sm 
fiebel unb berief ben allgemein beliebten Sßrinjen griebrid) Auguft 
jum Sttttrcgenten („Vertrauen ermecft Vertrauen 4 ').* gür bie 
Ueberroa$ung ber ©tabtberroaltung mürben „Äommunereprüfentanten" 
au« ber SBürgerfdjaft eingefefct, aufjerbem eine ftommunalgarbe ein- 
gerietet, ©obann aber bereinbarten bie jum lefetenmale berfammelten 
alten ©tanbe mit ber Regierung Oßrinj Sodann, S&erntjarb Don 

1831. ßinbenau) bie neue ©taat«t>erfaffung, bie am 4. ©eütbr. 1831 
feiertid) übergeben mürbe. *5)a« $önig«fjau« t>erjid)tete auf feine 
Sxongüter $u gunften be« ©taat« gegen eine gioillifte (bamal« 
550000 Xt)lr.); bodj oerblieben bem jemeiligen ßönig bie ©djlöffer 
unb ©ammlungen al« ein unzertrennlich mit bem Sanbe toerbunbene« 



* griebrid) «uguft mar ber dltefte ©otyn be« «ßrinjen aRartmütan, 
eine« ©ruber« be« ftönig« griebrid) Wuguft, unb ber ^rin^efftn Caroline 
von $arma, geb. 18. 9Koi 1797. (£r ertjielt mit feinem jüngeren Söruber 
Soljann, geb. 12. 25ejeutber 1801 (ber mittlere, Sternen«, geb. 1798, ftatb 
\d)on 1822), unter ber Settung feine« trefftidjen $atet« (f 1838) eine au«* 
gezeichnete erAtetmng inmitten eine« burd) Qnnigleit au«gejeid)netcn gamilien^ 
leben«, freiließ aud) unter bem ferneren $rude ber 9faj>oteonifd)en $eit SRad) 
bem Sobe feiner erften ©emaljtin Caroline bon £)fterreict) 1832 toermäfjtte er 
fid) 1833 Aum jroeiten 3ttale mit SDfcarie öon ©atoern, ber ©djtoefter ber. fpäteren 
Königin ©üfabett) »on ^ßreuBen unb ber erj^er^ogin ©opfye toon Öftcrrcid^ 
(ber SWutter ftatjer granj So|e^« I.). 



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53 



•öefifctum. Die ßanbe«oertretung jerfiel in 5Wei Kammern; ber 
erften gehören bie oofljährigen tönigüchen Sßrinjen, bie Sftitglieber . 
be« f)°h en &bel«, bie ftbgeorbneten ber #ochftifter Steiften unb 
SBurjen, ber Unioerjttät unb be« ßirdfjenregiment«, eine 5lnjaf)l oon 
ihren ©tanbe«genoffen gewollter ober Dom ftönig ernannter 9fHtter= 
gut«befifcer fonrie bie Vürgermeifter Don aa}t größeren ©tobten an; 
bie jmeite nmrbe gebilbet öon 75 auf 6 3ofre gewählten tKbgeorb? 
neten ber föitterfdjaft (20), ber ©tobte (30) unb ber btSIjer gar 
nicht öertretenen dauern (25). 

§ 101. mt ©ilfe biefe« neuen ßanbtag« begann bann bie 
Untgeftattung ber Verwaltung. Än ©teile be« ©eljeimen 9tat« 
traten bie fech« gachminifterien be« 3nnern, ber Swftii, be« 
fhiltu«, ber ginanjen, be« Krieges unb be« Auswärtigen, gür bie 
größeren Vejirfe übernahmen 1835 bie $ret«birettionen in 1835 - 
Bresben, ßeip$ig, 3rotdau unb «aufeen bie ßeitung. Mud) bie£>ber= 
ßaufifc trat unter bie Verfaffung be« ©efamtftaat«, obwohl fie 
ihren ©onberlanbtag behielt. Die bisher getrennte Verwaltung ber 
tanbeSljerTlidjen unb ftänbifchen ginanjen war bontit befeittgt, boct) 
überwogt eine ftänbifdje Deputation bie Verwaltung ber ©taat«* 
fdjulben. Die ©tabtoerwaltung erhielt burdj bie ©tobteorbnung 
oon 1832 eine neueOrbnung (©tabtrat au« lebenslänglichen juriftifchen 
unb au« auf 6 %af)u oon ber Vürgerfdjaft gewägten Httitgliebern, 
©tabtoerorbnete jur Überwachung ber Verwaltung). (Sftenfo würben 
bie ftaat«wirtfchaftlichen unb fojiaten Verhältniffe grünblich 
umgestaltet. Da« bisher überau« oerwicfelte ©teuerwefen würbe auf 
brei allgemeine ©teuern (®runbfteuer, ©ewerbefteuer, Sßerfonalfteuer) 
gegrünbet; bie &blöfung ber bäuerlichen Saften unb bie Auf? 
hebung be« ßehn«oerbanbe« beteiligten brücfenbe tiefte be« 
2Rittetalterö unb fdjufen einen freien Vauemftanb, bem bie ßanb? 
gemeinbeorbnung öon 1838 bie ©etbftoerwaltung feiner Hngelegens 1838. 
fjeiten übertragen tonnte. Die @inf)eitlufjleit ber 9tedjt«pflege 
fieberte ba« OberaJ>pellation«gertcht ntit oier 5(ppetlationSgerichten 
unb ba« neue ©trafgefefcbuch öon 1838. Die ßeitung ber ßanbe«* 
lirdje blieb bem Äonfiftorium in Dre«ben, als beffen Vertreter bie 
Äira)ens unb ©Zuträte bei ben #rei«birettionen eingefefet würben. 
Den eoangelifchen ©harafter ©achfen« wahrte bie Veftimmung ber 
Verfaffung, bie bie ©rünbung neuer Softer oerbot. Da« Volt«? 
fdjulwefen erhielt 1836 eine gefefcliche ©runblage. 183C. 

§ 102. ©o umgeftaltet trat ®achfen am 1. 3anuar 1834 in 1834. 
ben beutfdjen 3olloerein ein, ber fidj unter Greußen« ßeitung 
bereit« über Vaöern unb Württemberg au«gebef>nt t)atte unb nach 
bem Beitritte ber thüringifchen ©taaten, ßurtyeffen«, Vaben«, Sßaffau« 
unb grantfurt« gegen 8200 □ Steilen mit 25 SJciU. (SinW. umfaßte. 
<£r öerrcanbelte ba« aufjeröjterreichitche Deutfchlanb in ein 
einheitliche« SBirtf ct)af tSgcbict, ba« Solle nur an ben Mu&en= 
grenjen be« Verein«gebiet« erhob, unb bereitete baburch bie 



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54 



polttifche SReugeftaltung DeutfdjlanbS unter ber Rührung 
Sßreu&enS aufs nnrffamfte oor. 

§ 103. ftach bem Xobe be§ greifen ßönig« Slnton am 6. 3uni 
1836. 1836 beftieg fttltMQ «ttgujt II. ben Ztyon (1836—54). Saufen 
mar in raf ehern Aufblühen. Die öon alten Ueffeln befreite Sanb« 
toirtf c^af t ging öon ber 5J)rcifelbcrtoirtf<^aft jur ertragreicheren 
Öruchtmechfelwirtfchaft über* Der ©eluerbf teiß fanb im weiten 
3otfoerein8gebiet einen offenen SKarft unb manbte fid) mehr unb 
mehr bem Dampfbetrieb $u, roa3 mieber bie ©teinfohlenförberung 
fteigerte; ben ^Betrieb ber greiberger ©Ubergruben fieberte ber 
föotfchönbergerftollen gegen (Srubenmäffer. Der JBerfe^r nahm einen 
ungeahnten Sluffchmung. 3n ber SJcünjfonöention öon 1838 nahmen 
alle norbbeutfe^en ©taaten ben preufeifchen aRünafufj an (1 9Jcarf 
©Uber fein — 14 %1)aUx «= 20 ©ulben); ju bem immer meiter fich 
auSbehnenben ©trafeennefc traten bie @ifenbat)nen, beren Erbauung 
ber ©taat anfangs an Stttiengefeüfdjaften Übertieg (Seipjig- Bresben, 
bie erfte gre&ere Sinie in Deutfdjtanb, 1839 öoHftänbig eröffnet; 
Überbrücfungen be3 ©ölfefch* unb ©fftertfwteS), unb bie Dampfs 
fdjtffahrt auf ber <£tbe (®rünbung ber fä<hftfcM^ntifchen Dampf* 
f<$iffahr«gefeflfc$aft 1837). @o ftieg bie @inmot)nerjat)I öon 
1 595 000 @. 1834 auf 2 äRiHtonen 1855, bie Dichtigfeit ber Ee* 
öölferung auf 1 Ctuabratmeile öon 5800 auf 7500 @. 

§ 104. Studt) am Huffdmmnge be8 beutfehen ®eifteäleben§ 
na^m ©adjfen regen Anteil. DaS religiöfe Seben geroann unter 
ben ferneren Erfahrungen ber SRapoteonifchen ßeit toieber eine 
gläubigere fötdjtung, bie ftd) in ber ©egrünbung ber fädt)fifdt>cn 
SBtbetgefeüfchaft 1814, ber eöangetifdHutherifchen SWiffionggefeUfchaft 
1819 unb be3 ®uftaü=2tbotf Vereins 1832 (1842) fotoie in ber afe 
gemeinen Seier ber großen reformatorifchen (Srtnnerungäfefte 1817 
unb 1830 äußerte. Die Seipjiger Uniüerfität üerlor jmar ihre 
öerattete SBerfaffung, behauptete aber ihren guten Sftuf (ber $h^°^°Ö 
©. ©ermann). 3h* ä ur @ e ü c ***** bie fächfifche ©efellfdjaft ber 
SBiffenfchaften 1846. Die ©elehrtenfdjuten erhielten burdfc) 
ba3 SReguIatio oon 1846 eine neue jeitgemäfje Drbnung. 3n ber 



* 2>ie im ganzen SJUttelalter unb bi3 in unjer Saljrhunbert hinein 
herrjrfjenbe 2)reifelbermirtfd)aft teilt bie gefamte $)orff!ur in jroei Steile. $cr 
eine Xeil bleibt als SBeibe unb 2Batb unbebaut liegen, ber ameite, bem S)orfe 
näfjer gelegene, roirb in brei „ftelber" geteilt unb tum biefen abmechfelnb ba$ 
eine mit SBinterforn, ba3 *meite mit ©ommerforn bestellt, mtyrenb baS britte 
als S3rad)e „ruht". $as( Sßief) ift tocjcntlid) auf ben SBeibegang angenriefen, 
ber SDünger geht aljo grö&tenteüs öerloren. 93ei ber gruaftroecbjelttrirtfcbaft 
toirb bie gange glur, abgeben öon SBiefen unb 28älbern, unter ben $flug 
genommen unb in ben oerjduebenen 9lbteiluna,en abmedjjelnb mit SBinterforn, 
Sommerforn unb Srutterträutern beftettt. $amit oerbinbet fid) bie (Stall* 
futterung. ©o lange bie 2Beibered)te ber ©runbberren, aljo bie bäuer* 
liehen 51bhängigfeit3tjerholtntffe, beftanben, mar bie $md)tmechjeltt)trtfchaft 
unmögtid). 



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55 - 



ßitteratur bilbete juerft Bresben (£t)riftian Siebge, Subtoig Sied), 
fpäter Seidig (ba8 „junge 3)cutfd^Ianb') einen ttjeitfnn mirlfamen 
2Rittelpunft Sn ber ßunft behauptete Seipsig feinen alten Vorrang 
als EJlujtfftabt, ober au$ baS #oftt)eater in Bresben öffnete ftdj ber 
beutfdjen Oper unter SR. t). SSeber feit 1817 unb bem beutfdjen 
©dmufpiel, unb erlebte bann in bem neuen prächtigen $aufe feine 
fdjönfte 3eit. 3ugleidj natjm bie bilbenbe £unft in $re3ben einen 
fltanjenben Stuffdjnmng (©ottfrieb (Sempers §oftljeater unb SWufeum, 
bie «ilbljauer (Srnft $ät)nel unb (Srnft Wtetfd&et, bie SRaler (Schnorr 
ö. SarolSfelb, Subtoig föid)ter unb ©ruft ©enbemann). 3)a« fömg= 
lid)e £au3 beteiligte fidj eifrig an biefem ©eifteSleben (botanifdje 
gorfdjungen be$ Königs, $rin$ 3ot)ann3 Stanteüberfefcung, bie Sufc 
fpiele ber ^rinjefftn Amalie). 

§ 105. Allein hinter biefer gebeifjlidjen ©ntwiefetung ber Mtur 
Blieben bie politifdjen 3uftänbe in ©adrfen felbft unb bor allem bie 
(Sefamttierfaffung $eutfdjlanb3 meit jurücf. 2)ie liberale Partei, 
bie fid) juerft auf bem Sanbtage öon 1836 jeigte, »erlangte in 
erfterer SBe^ie^ung befonberg SBefeitigung ber 3 e nfur, ber brüdenben 
3agbgered)tfame unb ber tßatrimonialgeridjtäbarfeit, junädjft ganj 
toergeblidj (Sftfidtritt SinbenauS). ©aS alte SRi&trauen gegen las 
tljolifdje Umtriebe (blutige Stuftritte in Seidig bei ber Bnmefenljeit 
$tinj 3ot)ann* 1845) unb ba3 fernere 9Mjaf)r 1846/47 t>er= 
bittetten bie Stimmung nodj mefjr. 3 n btn allgemeinen beutfdjen 
fi3ert)ältniffen genügte bie lofe ©unbeäoerfaffung bem ©ebürfmS einer 
fräftigen Vertretung naa) äugen fo menig, bafj bie Überzeugung bon 
ber 9lottt>enbigfeit einer ftarfen S^ntralgenialt ganj allgemein mürbe. 
2>odj beftanb nirgenbä eine fefte Änftdjt über bie Hrt ber Reform, 
©o öerbanben ftdj unjertrennlidj bie SSeftrebungen nadt) grbfjercr 
f^rei^eit in ben (Sinjelftaaten unb nad) fefterer ©in^eit 
(&cf a mtbeutf cfjlanb*. 

§ 106. $at)er brad) auf bie Shtnbe öon ber «ßartfer 5e= 1848. 
bruarreöolution (©turj SouiS $fjilij«)3, ftranfreidj föepublil) 
aud) in Xeutfdjlanb überall bie reoolutionäre SBetoegung aus, 
unb ©djle3hugs#olftein erljob ftdt) gegen ©änemarf.* 3n ©adjfen 
t)ob ba^er ber ßönig bie Senfur üorläupg auf unb berief bie gütjrer 
ber liberalen, ©raun unb Dberlänber, ju SRiniftern (15. SRarj). 



* 2>ie fcerjogtümer ©djIeSttug unb $olftein hmren feit 1460 mit bem 
Äönigreid) 2)änemarf unter bemjelben §errfd)erljaufe toerbunben, bilbeten 
aber einen felbftänbigen Staat, olnuot)! nur Jpolftein £um Tcuiidicn !Reid>c 
(SSunbe) gehörte. Um bie 3?crbinbung ber £>erjogtfimer mit 3)änemarf für 
alle Betten &u fiebern, ftrebte bie fogenannte eiberbänifdje Partei barnact), 
minbeftens ©djIeSroig bem bäniföen »feiöje gan$ einverleiben unb für ben 
ftaH, bafj bie männliche iiinte beS regierenben $>auje$ auöftcrben jollte, bic 92ac^' 
folge in 2)änemaTf unb 6ö)Ie^n)ig = $>olftetn ber ©lücfsburgifö)en ju fidjern, 
mäi^renb in biefem RaUc bie 9luguftenburger in ben $»er3ogtümern erbberechtigt 
maren. 3)en «nftofe jur (£rt)ebung gab ber 6ieg ber Giberbänen in ftopentjagen 
nac^ bem ^Regierungsantritte Sriebrich^ VH. im Januar 1848. 



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- 56 



Unter bem (ginbrude ber fiegrei($en Resolution in SBien (13. SRärj) 
nnb Berlin (18. äRär&) bilbeten ft($ borauf im ganjen Öanbe §a^I= 
lofe politifäe ©ereine, meift ton beraorratifö -> republifanif<$er 
Ridjtung. tiefer gehörten baljer au$ weitaus bie meiften ber 
fäc^fifeben Slbgeorbncten jur beuiföen Rattonalterfammtung in 
Sranffurt an (R. ©lum), bie für $eutf$(anb eine neue ©er* 
faffung beroten foOte. «n Stelle bei ©unbeSiageS trat bort tor* 
läufig (29. 3uni) eine protifortjdje gentralgemalt unter bem 
©rjiferjog Sodann ton Öjterreio) als Rei$Sterwefer. 
3ti£tt>ifd)en natym ber facfjfifdje ßanbtag eine Reilje ton ©cfc^eit 
über ^ßreßfreifycit , ©ereinS» unb ©erfammlung§rerf)t unb bie (£uu 
füljrung ton Schwurgerichten rafö an unb gemattete baS SBa^Igefe^ 
$um Sanbtage in bemofratifdjem Sinne um. SUm 17. Rotember 
entließ ber &önig jum lejjtenmale bie atten Stäube. — ©ercitS toav 
aber bantats überall bie SBenbung gegen bie Resolution eins 
getreten (Unterwerfung SBienS 31. Dftobcr, ttuflöfung beS preußif djen 
flanbtagS 5. $ejember). 3)af)cr lehnte griebrid) SBiltjelra IV. 
ton Sßreußen bie ifjm ton ber Rationaloerfammlung angebotene 2Baf)l 
jum „ßaifer ber $eutj($en" (28. 3Rarj) als revolutionär ab (3. Slpril 
1849. 1849) unb mied bamit audj bie aufgeteilte Retdjäoerfaffung jurürf. 

größeren bentfä^en Regierungen folgten biefem ©eifpiele. Run 
terfud)ten bie retotut onären Parteien bie (Erregung barüber gegen 
bie Regierungen auszubeuten, um unter bem $)ecfmantel ber Reid)35 
terfaffung republifanifd)e Sßläne burrfföufefcen. bie SRebrljeit beS 
ÖanbtageS bieS aud) in Sacrjfen terfudjte, löfte iljn ber &önig am 
28. Sprit auf unb berief ein neues rönifterium. ®aS gab ben 
Slnftoß jum SRaiauf ftanbe in ©reSben, ben bie wenig yafyU 
reiben Xruppen nur mit preußifdjcr $tlfe unb erft nadj blutigem 
Kampfe 5U überwältigen termodjten (3.-9. SRai). $arte ©trafen 
folgten, ftur* barnac$ löfte per) auet) bie Rationaloerfammlung 
auf (baS „Rumpfparlament" in Stuttgart). — SGBäljrenbbem 
t)atte bie fädjfifdje ©rigabe, bie unter bem General ton #ciiifr 
in Schleswig gegen bie Stänen fodjt, an ber (Srftürmung ber 
fcüppeler Schanjen am 13. Äpril rut^mtott mitgewirft 
Oßrinj Ulbert), aber ber SBaffenftiflftanb ton ©erlin am 10. 3utt 
gab SdjleSwig Wieber ben $änen preis. 

§ 107. «n ben terfpäteten ©erfudjen Greußen?, bie beutfäen 
Staaten außer Öfterreid) in einem engeren ©ünbnis jufammenaufaifen, 
beteiligte fidj Saufen unter ber Seitung beS SRinifterS griebrict} 
t.©euft nur im Anfange ($)reitönig3bünbni3 ober Union jwifdjen 
Greußen, Saufen unb ^annoter am 26.3ttai 1849), trat aber 1850 
jurüd unb unterftüfcte bie 2Bieberr)erftellung beS ©unbeStageS. 
$er Sanbtag, ber bem wiberftrebte, würbe am 1. %un\ aufgelöjl 
unb am 3. 3uni baS alte SBafjlgefefc ton 1831 oljne ftänbifd)e 
3uftimmung wieber eingeführt (bie „reaftioierten Stänbe"). ®ar)er 
ftanb Sact)fen in bem Streite, jwijdjen Dftcrrcict) unb Greußen über 



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- 57 - 



flurheffen mit ben übrigen SWittelftaaten auf ber Seite DftctreidjS, 
unb bie fächfifchen Xruppen fammetten fid) bei (Srofjenhain. Stur 
bie fchtoachmütige Stochgiebigfeit $reuf$en3, ba3 in Dlmüfc (ftobbr. 
1850) feine Union formell aufeulöfen oerfprach unb fhirljeffen mie 
©chle$mig:$oIftein preisgab, oerfunberte ben ßrieg. $a3 Sonboner 
^rotofott 1852 erfannte fpäter baS Erbrecht ber ©lücfsburger aucr) 
in ©djleSnrig^olftein an, unb #erjog ßf)riftion Sluguft oon Sluguften* 
bürg teiftete gegen eine SlbfinbungSfumme SSerjiajt auf feine fechte; 
in fötrheffen würbe bie JBerfaffung oon 1831 aufgehoben. 3« ben 
$re8bner ®onf erenjen mürbe barauf bie einfache SBieberherftellung 
be3 S3unbe3tage3 allgemein anerfannt (Sflai 1851). $ie öolf3= i85i. 
tümlictje beutfct}e EinheitSbemegung mar atfo öoflftänbig ge 
fdjeitert. dagegen gelang e3 «ßreufeen 1853, ben 3ottüerein auf 1853. 
roeitere 12 3<*h re ju erneuern unb ihm 1854 auet) bie Staaten 1854. 
be3 „beutfdjen ©teueroereinS" (§annooer, S8raunfcr)meig, Dlbenburg) 
anjufdjliefjen. Äurj nach biefer mistigen Entfdjeibung fanb ftriebridj 
Wuguft auf einer 9ieife in $irol bei ©rennbüdjl unmeit 3ntft vn 
obern Snnthale burd) einen ©turj au« bem SSagen einen üielbeflagten 
afljufrühen $ob am 9. Sluguft 1854. 

§ 108. ©ein Nachfolger 3o!jtttttt (1854—73) betrachtete ati 
feine brüte, enbfte Aufgabe bie SSoltenbung ber Reformen. $ie 
s Jted)t jprecfyung ging 1856 unter Aufhebung ber Matrimonial unb 1 856. 
©tabtgerichte auf bie töniglidjen $8ejirf3gerid)te (15) unb ©eridjtSämtcr 
(107) über unb empfing neue Regeln bura) ba3 ©Irafgefefebudj oon 
1856 unb bog bürgerliche ©efefcbuch öon 1865. 2)a8 #eer mürbe 1865. 
unter bem ®rieg$minifter 9tabent)orft grünbUct) umgeftaltet unb be= 
trachtlich oermehrt. ®ie Slblöfung ber bäuerlichen Saften mürbe 
1858 burch bie Aufhebung ber gutsherrlichen S^gbrechte üeroollftänbigt. 1858. 
Ebenfo befreite baS ©emerbegefefc oon 1861 ba8 ®emerbe ton bem i86i. 
3nnung8jmange unb ben alten Sannrechten (f. § 32), mobei §anbel3= 
unb ©eroerbefammem bie Vertretung be§ ©emerbeftanbeS übernahmen. 
25er Elbüerfefjr mürbe 1863 oon allen 3&ßen befreit, burch 93er; 1863. 
befferung be3 ©tromlaufS erleichtert unb nahm befonberS feit (Sin- 
füfjrung ber $ettenfcf)leppfa)iffahrt 1869 einen großartigen Sluffchmung. 
£a3 Eifenbahnnefc erweiterte fich rafch ju einem ber bichteften 
$)eutfchtanb3; baju traten ber eleftrifche Xetegraph unb bie Einführung 
ber ©riefmarfe (fäon 1850). gür bie Votf «mofjtf aljrt forgten 
zahlreiche neue Slrmenoereine unb Slrmenhctufer, bie Errichtung beä 
fianbeämebijinalfoflegiumö 1865, ber SllterSrentenbanf 1858 unb bie 
rafch fidj oermehrenben ©parfaffen. 2)te SanbeSfirche empfing 
1868 eine neue Kirchen; unb ©unobatorbnung unb ^tett 1871 ihre 1868. 
erfte SanbeSftonobe ab. $ie Uniüerfitöt Seipjig fchtoang fich, bonf 
ber perfönlichen gürforge be3 fönig* , ber fle mehrfach befugte, unter 
bem 8 ultuSminifter ü. galfenftein mieber ju einer ber erften in 
2)eutfchlanb auf. $ie fct)r oermehrten ©eminare erhielten 1857, bie 
9tealfchu(en 1860 fRegulatibe; für beffere «Pflege beS XurnunterricbtS 



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— 58 — 

forgte bie XurnleljrerbilbungSanftalt in Bresben (feit 1850). SBon 
bem ©ebenen beS SanbeS legte bie rafdje Sunaljme ber ©eüötterung 
(2344000 ©tntooljner 1864), beS StaatSüermögenS unb ber Staat«- 
einnahmen 8«tgni3 ab. 

§ 109. Mein bie politifdje Sage SadjfenS mürbe immer 
unftdper. $enn mef)r unb me§r brad) ftd) bie Überzeugung SBaljn, 
bag ber mieberljergeftellte $eutfdje ©unb ben ©ebürfniffen ber Slotion 
nodfj n>eit weniger als früher genüge, jumal gegenüber bem ^weiten 
franaöjtfdjen Äaiferreidje (Slapoleon III. 1852—70) unb ben öon 
i^m auSgeljenben planen. tUterbing« lieg pdf) $eutfd)lanb Weber in 
ben ßrimfrieg (1853 — 56), nod) in ben italienifdjen ßrieg 

1859. 1859 (Öfterreid& gegen granfreid) unb Sßiemont; Äönigreioj 3tol«n 
1861) öernrideln; aber rod^renb beS teueren mürben bodfj alle SBunbeS* 
truppen in ®rieg$bereitf<$aft gefegt, unb baS beutfdje 9totionalgefüf)l er« 
ljielt einen mächtigen §lnftof$ ju DfterreidjS fünften ($)ur<|jug oon 
60000 Dßerreidjern t>on 93öf)men burdj Saäjfen nadj Italien). 3 n 
bemfetben %afyxt nodj trat es bei ber Seier be3 fjunbertjäfyrigen 
©eburtStageS gr. Schillers am 10. ÜKouember imponierenb Ijeroor. 
$odj über bie Söege, ju einer ftrafferen (Jinfjeit $)eutfcfjlanb3 ju fommen, 
gingen bie Meinungen meit auSeinanber. £)fterreia) roünfäte bie gort- 
bauer be$ befteljenben guftanbeS, fo lange es mit #ilfe ber SRittel« 
ftaaten $reugen am SBunbeStage überstimmen tonnte; in ben 2ftittel= 
ftaaten, namentlich in Sadjfen, erftrebte man eine engere Bereinigung 
ber mittleren unb Heineren Staaten, um itjre Selbftänbtgfeit gegen- 
über ben beiben ®rofjinäd)ten ju magren (XriaS). $a3 Qki ber 
preufjifdjen tßolttif mar, feitbem Sßrin$ SBilljelm 1858 an Stelle beS 
jdjtoer erfranften Königs (f 1861) bie 9ftegentfc$aft übernommen 
iwtte, unb namentlich feit bem (Eintritte Otto t>on SBtSmardS in$ 
preufcifdje ÜDctntfterium (September 1862) in erfter Sinie bie @rteid)= 
bered>tigung SßreufceuS mit Dfterreidj am SSunbeStage, in jroeiter bie 
SSermanbtung beS aufjeröfterreicfcifdjen ®eutfdjlanb in einen 83unbe$* 
ftaat auf ©runb beS 3ofloerein3. $)emgemäf$ mürbe Saufen meljr 
auf ÖfterreidjS Seite gebrängt. Slttein bie öerfdjiebenen ^Reform* 
antrage ber 3ttittelftaaten feit 1861 Ratten feinen (Srfolg, unb ber 
SBerfud) ßaifer granj SofepljS L, unter bem mächtigen ©inbruefe be« 
3. allgemeinen beutfdjen XurnfefteS in Setyjig, auf bem dürften tage 

1863. in grantfurt (Sluguft 1863) bie SBunbeSreformfrage in öfterreidfjifdf); 
mittelftoattidjem Sinne ju löfen, f djeüerte an bem SBiberfpruc^e 
ßönig SBilfjelmS üon $reufcen, ben aua) Äönig 3o^ann3 Senbung 
naaj 93aben*93aben nidjt ju beugen öermodjte. ©leid)tool)l bettrie« 
bie (Srneuerung be« 3olIt>ereinS auf 12 3a$re 3uni 1864 bie 
geftigfett be« preuSiM^beutfc^en 2Birtfc^aft8bunbe3. 

§ 110. SBä^renb nun bie ©egenfäfce fta^ öerfa^arften unb bie 
Erregung muc^d, taufte bie fa^ledmig^otfteinifc^e grage aber? 
mal« auf. SBereit« t)atte ber ©unbe^tag bie @je!ution gegen ben 
ßönig öon 5)änemarf als #erjog öon ^olftein befajloffen, um i^n 



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- 59 



$um 93erjid)t auf bie geplante rcc^tötüibrige Trennung ©ch(e3ftrig§ 
t>on £olftein ju $roingen, ba erlofd) mit bem Xobe grtebrichS VII. 
am 15. Sfcoöember 1863 bie ßtnie, beren (Erbrecht in 3)änemarl unb 1863. 
©chleSmig:$otftein unbeftritten feftftattb (f. § 106, 107). ©ofort 
machten bic Anfprüche ber Auguftenburger Sinie (griebrich VIII.) auf 
(Schleswig =©olftein roieber auf. ©ebunben an ba$ ßonboner Sßrotofott 
(f.§ 107), waren bic beiben beutfehen ©rofcmächte bereit, griebrich« VE. 
Nachfolger (Shnftian IX. (oon ÖMücfeburg) auch als $erjog oon 
<SchteSnugs#olftein anjuerfennen, fall« er nur auf bie be[d)toffene 
(Sinöerleibung ©cbleSnrigS in $>änemarf öerjichte; bie SJcittelftaaten 
bagegen, oon ber tief erregten öffentlichen Meinung gebrängt, munfehten 
griebrich (VIII.) jum $erjog oon 6chteSttrig;$otftein ju ergeben 
unb baburo) ^gleich bie SSerbinbung ber Herzogtümer mit $ättemarf 
ju löjen. Sunöajft lam bie S3unbe3ej:etution jur Ausführung, 
inbem 12 000 SRann ©adjfen unb £annooeraner unter bem fönigltd) 
fächfifchen ©eneral ö. £a!e ©olffcein ©nbe $eaember 1863 ohne 
SBiberftanb befefcten. ©a inbeS bie SKittelftaaten ben j>reuj$ifch= 
öfterreidjifa^en Antrag, auch ©chlesmig ju befefcen, aber nur um bie 
Anertennung beS ßonboner $rotof ottS ju erjroingen, am 14. Januar 1864 1864. 
ablehnten, fo nahmen bie beiben ©rofjmächte bie Angelegenheit fetbft- 
ftänbig in bie £>anb unb eröffneten am 1. gebruar mit bem Über- 
gänge über bie (Siber ben #rieg gegen $änemart (Räumung beS 
$anet>irfe, ©rftürmung ber $>üppeler ©chanjen 18. April, (Sinmarfch 
in güttanb). (Erft als S)änemarf in ben ßonboner SBerhanblungen 
(SBeuft Vertreter beS S)eutfchenJ8unbeS) jebeS 3ugeftänbniS ablehnte, 
oollenbeten bie $reu&en unb Öfterreicher bie (Eroberung ©djleSttrigS 
(Übergang nach Alfen 29. Swni) unb gütlanbd unb ergangen im 
grieben Don SBien am 30. Dftober 1864 bie Abtretung 
©dhleStoigs^olfteinS unb ßauenburgS. 2)ie ©unbeSejefution 
mar bamit gegenftanbSJoS geworben, bie ©adjfen unb ©annooeraner 
teerten ba^er im $)ejember in ihre §eimat jurücf. 

§ 111. (Eben bie grage aber, ob bie Herzogtümer unter 83er = 
mittelung beS SBunbeS als felbftänbiger Staat an griebrich (VIII.) 
übergeben roerben ober in bie engfte SBerbinbung mit ?ßreuf}en treten 
f Otiten, loderte baS ©ünbniS jmifchen Greußen unb Öfterreich trofc 
ber ©afteiner ftonöention im Auguft 1865. SBereitS im SRärj 1866 1865. 
begannen überall, auch in ©adjjen, bie Lüftungen. Sutfltid) verflocht 
{ich bamit bie SBunbeSreformfrage. $enn $reuf$en fteüte bereit« 
am 9. April in granffurt ben Antrag auf ^Berufung eine« beulfchen 
Parlament«. (Snblich, nach vergeblichen AuSgleichSoerfuchen ber 
9fttttelftaaten, führten bie (Srflärung Öfterrei<h& am l.JJuni, ba& eS bie 
fchte^mig:hotftetnifche ©acfje bem 93unbe jur (ämtfdjeibung überroeife, unb 
ber preu&ifche SunbeSreformplan oom 10. %un\, ber Öfterreich oom 
S3unbe auSfchlofc, bie ©ntfeheibung tyxbei. 2>enn am 14. 3uni nahm 
ber ©unbe^tag ben (bunbeSttribrigen) Antrag Öfterreich«, fämttiche 
au6erpreu|ifche ©unbe$truw>en gegen Greußen ju mobitifieren, mit 



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60 



unserer SReljrfjeit an, Greußen aber erflärte feinen Auftritt au£ 
bem S9unbe unb forberte am 15. 3«ni <Saa)fen, ©annober unt> 
ßurfjeffen auf, gegen ©erbürgung UjreS 93efifcftanbe3 abjurüften unb 
ben preufjifcfjen ©unbeSreformplan anjune$men. $a ade bret 
Staaten bie* oertoetgerten, fo erfolgte noa) an bemfelben Xage bie 
®rieg3erflfirung. 

§ 112. $ie fäd&ftfdje Armee (32000 SÄann mit 68 (Sefdjüfcen) 
ftanb moljlgerüftet unter bem Oberbefehl beS Äronprtojen Albert* 
in ftarfer Stellung bei $re3ben, tonnte fie aber nur behaupten, 
wenn bie Öfterreidjer rechtzeitig $u $ilfe famen. $a bte« nia>t ge* 
fdjaf>, ötelme^r bie ©ortruppen ber preufcifdjen ©Ibarmee unb ber 
n. Armee fdjon am 16. Suni bie (Urenje Saufend überf abritten, fo 
ttmrbe ber SRttdjug nadj ©öljmen angetreten, bem ®ömg Soljann 
folgte. <£benfo gelang e$, ba« ganje Arnteematerial, bte Waffen unb 
bie Sofomotioen ber (Staatsbanken $u retten. gür bte SBerwaftung 
blieb eine SanbeSfommiffion unter bem SRinifter galfenflein jurücf. 
^Bereits am 18. 3uni befefcte bie (Slbarmee Bresben; bodj Wieb bie 
SanbeSoertoaltung gegen 3aW«ng öon täglia) 1OO0O Xljlr. ungeftört, 
unb ba3 Sanb mürbe überhaupt nur nodj oon (Sinquarticrungen unb 
$ur$märfdjen betroffen, Bresben inbea fpater bef eftigt. 

§ 113. $ie (5ntfa)eibung fiel in ©öfjmen. §ier Ratten bie 
(Saufen in feigen SWärfdjen bie 3fw Stotfc^en Sungbunjlau unb 
3Kündjengräfc erreidjt. «ber bte Sflieberlagen ber öfterreidjifäen SSor* 
trappen an ber 3far unb an ber fdjteftfa^en ©renje (gegen fihronprtnj 
1866. griebrtd) SBilljelm ton Greußen) matten bie 3ferlinie unhaltbar 
unb erjtoangen ben föütfjug nadj ©üboften. (Sxft bei ® Ufa) in am 
29. 3uni tarnen bie (Saufen in$ ©efed&t (bie ©rigabe „Äronprinj" 
bei Bilefc), mußten aber trofc tapferfter ßegenroeljr unter färben 
SBerluften (27 Dffijiere, 587 9Wann) bie Stellung aufgeben unb fid> 
auf bte öfterrctcr)ifc^c ©auptmadjt bei Äöntggräfc $urütf$iefjen. 3" 
ber gemaltigen (Sntfdjeibung3fd)lad)t be3 3. 3uli bilbeten fie auf bem 
©öfjenranbe oon ^Svfcfjiin unb ^ßrobluä ben äufjerfien linfen glftgel 
unb leifteten anfangt ber (Slbarmee erfolgreichen SBiberftanb. @rft 
als bie Öfterreidjer oon ber Armee be3 Uronprinjen oon Greußen 
oöQig umgangen mürben unb in Auflöfung nach ber ©Ibc äurücftoidjen,. 
traten aud) bie ©aajfen nadj ferneren Söerluften (59 Dfftjiere, 
1489 SWann) in f efter Drbnung ben SRficfyug an (ftronprinj Albert 
im 1. Sägerbataitlon) unb gingen bei ^arbubifc über bie (£lbe. $)te 
föniglidje gamitie folgte ben Xruppen oon ^ßrag nadj SBien. 



* $rinj Albert, ältefter Sotjn be3 SlönigS 3ot)ann aus ber (Sfye mit 
Slmatia Oon Stottern, geb. am 23. April 1828 ( erhielt nach ben Antoeifungen be* 
Katers burdj ben ©eljeimrat oon üangenn eine grünbliä)e, oieljeitige unb oor= 
urteil^fteie ^ie^ung. Sein frufjjeitig crtuarf)enber militärischer Sinn führte 
itm 1849 mit nad) Sd)leön)ig unb beioäljrte fid) bann auf allen Staffeln feiner 
müitärifcrjen Saufba^n. Am 18. 3uni 1853 oermal|lte er ficr> mit ISarola, ber 
$oa)ter beä f ringen ©uftaü oon 28afa (geb. 5. Auguft 1833). 



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— 61 



§ 114. 3u wetteren ernften kämpfen tarn e$ inbeffen nidjr, 
tuetmelp machte junää^ft ber SBorfriebe Oon SUfotSburg am 
26. 3uti, bann ber griebe oon Sßrag am 23. Sluguft bem Kriege 
«in (Snbe. @r wahrte für ©adjfen, oorbeljätttid) feines Eintritts in 
t>en *Rorbbeutfa>n »unb, ben ooflen SBefifcftanb, ba Öfterreiä) bie* 
$ur SBebtngung mod)te unb ©raf 8i8mar<f einer franjöfifc^en (Sin« 
mifdjung bura) raffen griebenSfdjlufe auoorfommen tooUte. öeuft 
na^m feine (Sntfoffung unb rourbe burd> SRidjjarb oon griefen 
erfe&t. $oä) fam ber förmlidje griebe jttrifä>en ©adjfen unb 
^reufcen erft am 21. Dftober in SBerlin juftonbe. ©a$fen trat 
bem ju grünbenben SRorbbeutfdjen ©unbe bei, organijierte feine 
Zvuppen aU XII. «rmeecorp* naä) J>reu&ifa>m SRufter, überliefe 
Ipoft* unb fcelegrapbentoefen an ben ©unb unb jatjlte 10 SRitttonen 
Sfjaler ÄriegSentfdjäbigung. 8iS jur oöttigen Umgeftottung be£ 
fädfrftfäen $eertoefen3 blieben preu&ifcfje Xrappen in ben roid)tigften 
©täbten unb auf bem ffömgftein. Km 26. Ottober lehrte ftönig 
3of>ann nad) $iflni|j jurfitf, am 3. SRooember fnelt er feinen föngug 
in S)re$bcn. ©eine SßroHamation ,,an meine ©aäMen"* unb feine 
Steife (mit bem ftronprinjen) nadj ©erlin am 17. $)eaember leiteten 
ba3 neue J8unbe3oerl>ältni3 auf« l>offnung«reid>fte ein. 

§ 115. SRit bem SluSfajeiben Öfterreid>8 au« bem beutf^en 
SBunbe mar bie beutfdje grage gelöft unb ber ©oben für eine 
Ifteugeftaltung unter güljrung be« oon 5100 auf 6400 Duabratmeilen 
»ergröfjerten Sßreufjen geebnet. Slm 17. Hpril 1867 nalmt ber erfte isct 
9torbbeutf$e 9tei$3tag bie ©erfaffung be3 Sfcorbbeutfdjen 
93unbe2 an. (Sin ©ebiet Don 7500DSReilen mit 30 SRUL ©in; 
tooljnern mürbe baburdj in ben toidjttgften ©ejieljungen ($eer unb 
Marine unter bem Oberbefehle be3 ÄöntgS oon Sßreu&en als „®unbe$5 
gelbljerrn", Sßoft* unb Xelegraj>l)emoefen, ©e(efegebung in ^anbete* 
unb ©emerbefadjen foroie im ©trafredjt, Vertretung nadj äugen) 
unter preu&ifdjer Settung einljeitlicfj georbnet. 3m SBunbeärate erhielt 
©adjfen 4 ©timmen Oon 43, in ben 9tetd)8tag fanbte e« 23 Äbges 
orbnete. 3)a$ #eer würbe auf ©runb ber allgemeinen 2Beljrj>fUdjt 
unter ßeitung beS ®rieg8mtnifter3 Älfreb oon gabrice bis 1870 
auf 29 SBataittone Infanterie, 6 Reiterregimenter unb 96 ©efdjüfce 
gebraut unb baneben eine ßanbroeljr errietet. ßugleidj mürbe 
Seibjig 1869 ber ©ifc be8 93unbe8ober!)anbel3gerid&ta. 

§ 116. SBäfjrenb fidj biefe Reugeftaltungen im «Horben ruljtg 
öoÜ>gen unb ber Sufammenfjang beS ftorbbeutfdjen ©unbeS mit ben 
fübbeutfdjen Staaten burd> bie ©djufc* unb Srufrbünbniffe Oom 
Sfoguft 1866 unb ben 8ottoerein geftdjert mürbe, bereitete fic^ in 
ber ©tille ber Ärieg gegen granfreia) oor. $enn bie (Siferfudjt 



* „SKit bcrjclben Ircue, mit tocld^cr id) 3um alten 59unbe geftanben, 
werbe id) jur neuen Setbinbung galten." 



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- 62 - 



beS franjöjifdjen SBotfeS auf ba$ (Smpormachfen einer ftarten beutfehen 
SKacht nötigte Napoleon III. ju bem 93erf udje, feinen toanfenben 
Ztyon burch einen großen auStoärrigen Qrrfotg ju befeftigen. 9cadj 5 
bem oerfdjiebene SBerhanblungen (bie Sujemburger grage 1867) nicht 
$um Siele geführt Rotten, benüfcte er bie Berufung be$ Sßrinjen 
Seopolb öon ^o^enjottern auf ben fpanifdjen Xtyon jur überrafchen* 
1870. ben KriegSerflärung an $reuf$en am 19. 3uÜ 1870, mobei 
er auf Spaltungen in $)eutfd)(anb unb ben SBeiftanb Öfterreichs unb 
3talien3 regnete, Allein ba$ beutfaje SSolf fcharte fich mit feinen 
dürften in einmütiger SBegeifterung um König SBilhelm bon 
$reujjjen, ber fofort ben SBefc^t über alle beutfdje Xruppen über* 
nahm (&. ö. SRoltfe ©eneralftabSchef). 2lm 16. 3uli begann auch 
in Saufen bie Sflobittfierung , ba(b barauf ber $urdjjug be& 
V. unb VI. preu&ifdjen StrmeecorpS. 3 U Anfang 5Iuguft fammelten 
fich bie Xruppen be$ XII. (tönigt. fädjfifchen) SIrmeecorpS unter bem 
Oberbefehle i^red bctuäfjrtcn gütjreS, be3 Kronprinjen Ulbert, 
um SDcainj, um als ber IL beutfehen 5lrmee unter Sßrinj 
griebrich Karl oon Sßreufjen in granfretch einjurüefen. ©chon 
befanben fich bie granjofen nach ihren Sßieberlagen bei SBei&enburg 
(4. Sluguft), SBörth unb ©aarbrüefen (6. 9luguft) auf bem 9tücf$uge 
nad) (ShatonS unb 2Jcefc. §ier tiefe ftch SRarfdfwü ©ajaine bura> 
bie ©flachten oon Sourcetteä (14. Slugujt) unb SttarSsIasXour 
(16. Sluguft) f efthalten unb mürbe bann am 18. 2luguft roeftUd) bon 
2ftefc bei ©t. Sßribat unb Oraoelotte bon ben beutfehen unter 
bem Oberbefehle König SBilhelmS angegriffen. 3)en blutigen ©ieg 
entfdjieben am $tbenb bie ©achfen unb bie preufcifdjen ©arben mit 
ber ©rftürmung bon ©t. *ßribat, bem ©tüfcpunfte be3 rechten fran= 
jöjifdjen glügel«. ©ajaine mürbe in aflefe bom ^rin^en grtebrich Karl 
eingefcf)loffen, Kronprins Ulbert aber übernahm ben Oberbefehl über 
bie neugebilbete SKaaSarmee (©arbecorpS, IV. unb xn. 2trmeecorp§), 
möhrenb fein ©ruber $rin$ ®eorg feitbem baS XII. tateecorpS 
führte. £ie 2Haa3armee trat neben bem Kronprinjen griebrich 
SBilhelm öon <ßreu&en ben SBormarfd) nach (£fmlon3 an, n>o man ba& 
jfceite fransöftfehe #eer. unter 2ftac 9ttahon bermutete. ©tatt beffen 
ergab ftcfi, bafe ber 2ttarfchall mit bem Kaifer nad) 3tfefc Inn ab= 
marfchiert fei, um Sajaine ju entfern. 5lHein bie ^eutfdjen fchtoenften 
norbmärtä unb fteüten fich ihm in ben 2Beg. 9ßach mehreren einzelnen 
Gefechten mit fäa^rtfajen Xruppen (bei SBujanct? 27. ^uguft unb 9flouart 

29. Sluguft) miauen bie granjofen norbmärtS nach ber $flaa$ jurücf. 
5)abei erreichte unb fchtug fie Kronprinz Ulbert bei Seaumont am 

30. Sluguft unb griff pe bann, bie SDcaaS überfchreitenb, am 1. ©ep= 
tember in ihrer ©tetlung um ©eban üon Often her an, mahrenb 
Kronprtnj griebrich SBilhelm fie ton ©üben unb SBeften her umfaßte. 

5lbenb mar ber ruljmoollfte ©ieg ber beutfehen ©efchichte 
entfehieben. Napoleon III. ergab fidj an tönig SBilhelm, unb am 
2. ©eptember lieferte bie Kapitulation oon ©eban bie ganje franjöpfche 



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— 63 — 



$lrmee in beutfäe KrtegSgefangenfdjaft. Unermeßlicher Subet erfüllte mo. 
ganj $)eutfchlanb. 

§ 117. ®ic #offmmg inbeS, ber Krieg roerbe mit bcm ©iege 
oon ©eban ju (Snbe fein, oernurflichte jtdj nicht. $te franjöfifche 
töepubtif, bie am 4. (September in <ßari£ oerfünbet ttmrbe, fefcte 
unter ©ambettaS Leitung ben Kampf fort. ($r breite fich oor ädern 
um SßariS. §ier ftonben bie Saufen feit bem 19. September im 9fa>rb= 
often ber SRiefenfeftung unb roiefen am 30. Sßooember unb 2. $)e$ember 
in bem furchtbar blutigen Kampfe bei ©rie unb Sil Ii er 3 mit ben 
Bommern unb SBürttembergern ben erften großen Sluöfall ber Sßarifer 
jurücf. ©obann bemächtigten fie fid> nach heftiger SBefd&ie^ung am 
27. $)ejember be3 SDlont 21oron unb eröffneten barauf bie £8efef)ie£ung 
ber Dftfortä felbft. (Sin lefcter 5fa3fall ber Sßarifer am 19. Sanuar 1871 
blieb ebenfo oergeblich, toie nach bem Salle Don SRefc (28. Dftober) 
bie Berfuche ber franjöftfa^en $rooingialt)eere, bie $auptftabt ju ent- 
fefcen. Mn beren fiegrekher Hbtoehr nahmen auch einzelne fädjfifdie 
Xruppenförper teil, nrie an ben ©flachten bei SBelfort 16./17. 3<*nuar 
unb ©t. Ouentin 18./19. 3&nuar. ©o mürben am 28. Sanuar ber 
Sßaffenftillftanb unb bie Kapitulation oon $ari8 abgesoffen 
unb bie $lufjenfort£ ben beutfehen Xruppen übergeben. 

§ 118. 3njn)ifcf)en Ratten (ich in langen Beratungen bie beutfehen 
Regierungen über bie Erneuerung be& $eutfd}en Steimel (burdt) 
ben 3tnfa)Iu6 ber fübbeutfdjen Staaten an ben Sßorbbeutfdjen ©unb) 
geeinigt. $lm 9. ®ejember 1870 nahm ber Reichstag bie Verträge 
an, unb auf befonbere SBeranlaffung König £ubmig$ II. oon ©aöern unb 
tönig 3 0 h aim $ oon ©achten mürbe am 18. 3anuar 1871 König 1871. 
SBithelm oon Sßrcujjen im ©djloffe oon JBerfailleS jum erblichen 
2>eutfchen Kaifer ausgerufen. Slm 3. 2Rärj unterzeichnete Kaifer 
SBil^elm ben 93 orfrieben oonSBerfailleS, ber ben ©(faß unb $)eutfd?= 
Sot^ringen mit SKefc bem $>eutfd>en bleich e jurüefgab; bann fefjrte er nach 
ber #eimat jurücf (Kaiferparabe ber ©achfen bei ©rie unb SBillierS). 
Kronprinj Ulbert blieb noch einige Seit als Oberbefehlshaber ber 
beutfehen ©efafcungStruppen in granfreid) jurücf, mät)renb ber fäd^fifdt>e 
KriegSmtnifter Ä. Oon gabrice als faifertidjer ©eneralgouoerneur bie 
SBertoaltung leitete. Räch bem grieben oon granffurt am lO.SKai 
jogen auch bie ©achfen heim. $er Kronprinj, oom Kaifer mit bem 
©fernen Kreuje unb bem gelbmarfchallSftabe gefchmücft, nahm fobann 
mit $rinj ©eorg an bem Xriumpheinjuge in bie Sflctc^ö^auptpabt 
Berlin am 16. 3uni teil unb hielt am 12. 3uli an ber ©pifee be3 
fächfifchen MrmeecorpS feinen ©iegeSeinjug in Bresben, ©o mar ber 
Xraum unb bie ©ehnfudjt Oon 3ahrhunberten glorreich er= 
füllt. $ie Erneuerung beS fceutfehen Reiche« ^at ben 
beutfdjen ©tämmen unb ©taaten unter 2Bat)rung ihrer 
(Eigenart ein gemeinfameS SSaterlanb unb einen ftarfen 
©djufc gegeben unb ber europäifchen ©taatenorbnung ben 
feften ©chlufjftein eingefügt. 



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— G4 — 

§ 119. 2)ic ftiüe griebenSarbeit rutjte roa&renbbem feineSroeg«. 
gür bie Sßflege bcr S3ernmnbeten unb Fronten im gelbe ^attc bic ßroiu 
, torinjeffin (Sarola fdjon 1867 bcn feaenSreidj mttfenben WlbtxU 
berein al« ein (Blieb be3 allgemeinen beutfdjen herein« Dom roten #reu$ 
begrünbet. Sie neuen SRetdjSgefefce (ffieidjSftrafgefefcbud) 1870, föeidj«= 
getoerbeorbnung) oerurfac^ten manmgfadje Umgeftatrungen. ßugteidj 
1873. mürbe 1873 eine rembierte @täbte= nnb fianbgemeinbeorbnung er« 
laffen unb bie ganje SSermaltung auf ©runb einer auSgebeljnten XeiU 
nar)me ber (Srunbbefifcer umgeftattet, »omit bie SSermeljrung ber 
$lmt8l)autotmannfc§aften (27) unb bie SBerroanblung ber ffreiäbireftionen 
in Äretetyauptmannfdjaften jufammenfH'ng. $a8 SBoltefd&ulmefen trat 
mit bem SBolfSfdjulgefefc öon 1873 unter bie Seitung ber fönigt. SBe= 
StrtefdmUnffceftoren unb mürbe burdj bie gortbilbungSfdmle erganjt. 

§120. Äönig3o^ann naljm an aüebem ben regften toerfimlidjen 
Anteil unter all ben leibooflen unb er^ebenben Erfahrungen, bie if>m 
Verföntidj befdjieben toaren. SSon feinen fünf Xöd)tem oerbtieb iljm 
nur eine, bie ^erjogin ©lifabetlj öon ©enua; bafür ermudjS i§m 
au« ber <£f)e feine« jroeiten ©ofme« ®eorg mit attaria Slnna öon 
Portugal (11. 2Hai 1859) eine blüf)enbe (£nfetfcf>ar. 2Kit bem greifen 
ßnifer 2öitf)elm oerbanb iljn balb ein fefte« 33crtrauen«oerf)ältm«. 
©o jäljlte er ju ben bemäljrteften ©tüfcen be« neuen föeid&e«, als i^n, 
nadjbem er nod) am 10. 2)ejember 1872 feine golbne $odjjeit be= 
1873. gangen f)atte, am 29. Dftober 1873 in ^iflnifc ein fanfter Xob öon 
ferneren Seiben erlöfte. 2Rit tiefer Xrauer ftanb ba« fädtfifdje So« 
an feinem ©arge, aber mit fefter 3uüerfid)t unb gehobener ©eele 
oertraute e« fid> ber umfiajtigen, fixeren unb milben Seitung feine« 
ru^müoüen unb gütigen ftönig« Silber t. 

9. Saufen al* ®Uc* M ttuMtn »ei^S, Äöntfl Ulbert. 

§ 121. Unter biefer Seitung unb nüljrenb eine« langen grieben«, 
ben bie ebenfo befonnene al« fefte ©taatäfunft gürft 33i«marcte gegen 
bie allgemeine (Srmartung ju magren oerftanb, naljm bie innere (£nt* 
micfelung ©adtfen« im fteten engen 8ufammenl)ange mit ber ©efefcgebung 
unb <ßolitif be« Sfteidjs ir)ren ruhigen gortgang. 2He (Sifenbafmen mürben 
feit 1876 faft alle berftaattidjt unb burcr) ben SBau namentlid) öon 
©efunbärbalmen fo terme^rt, ba& ba« fäa}ftfdje ©ifenbaljnnefe 1894 
im ©anjen über 2600 km umfafcte. $)a« ©teuermefen erhielt 1878 eine 
neue Drbnung (torogreffioe ©infommenfteuer) unb ergab balb foldje 
Überfdjüffe, ba& ein Seil ber ©runbfteuer ben (Semeinben jur $edung 
iljrer rajdj ttmdjfenben ©djullaften übermiefen merben tonnte. $ie 
®eri($t«öerfaffung rourbe, nadjbem bie fäd)fifd)e Suftijfjoljeit audj über 
bie ©djönburgifdjen föece&f)errfcr)aften ausgebest morben mar, nadj 
ben SReidjgjuftiagefefcen Dom 1. Dftober 1879 an ööttig neu geftaltet 
(1 Oberlanbelgeria^t, 7 Sanbgeria^te, 105 SlmtSgeridjte) unb Seiöjig 
Sunt ©ifee be§ 8fteid^?gcrtcJ>t« erhoben, baä 1895 fein neue« pxatyu 



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— 65 - 

üofle« ®ebäube bejog. $)en höheren ©djulen (©tjmnafien, SRealfdmlen unb 
©emtnaren) gab ba« ©efefc öon 1876 trielfach eine neue Drbnung; 
auch mürben fic toefenttich üermehrt (namentlich bie Sftealfchulen) unb 
erretten nteift neue jniecfentfprerfjenbe ©ebäube. 3)te prafttfdje Mmit 
pflege beö ©taate« unb ber (Semeinben nahm einen jum Xeil großartigen 
Sluffchmung (Umbau be« ©chloffe« in $re«ben unb ber SttbredjtSburg 
in SJceißen; 93erfd)önerung ber ©täbte). 

§ 122. «n bem allgemeinen mirtfcfmftlidjen gortfehritte $eutfch= 
lanbs feit ber (Erneuerung be« SReidjS mar ©achfen befonber« in ber 
SRidjtung beteiligt, baß £anbet unb Snbuftrie einen immer größeren 
%t\i ber öetoölferung in Stnfpruch nahmen (1895 3nbuftrie unb 
Bergbau 58%, $anbet unb Serfehr 14% Sanbmirtfchaft nur 15%) 
unb bie Sebölferung, namentlich bie ber größeren ©täbte, immer 
mehr anmutig (3,787,000 i. 3. 1895). Dbtoofjl nun ba$ SReich buret) 
ba« ®efefc gegen bie gemeinfährlichen ©eftrebungen ber ©ojialbemolratie 
1878 unb eine großartige fojiale gürforge für bie hanbarbeitenben 
Mafien gleichzeitig jene ftaatö gefährliche ©emegung einjubftmmen unb 
biefe Staffen mit bem S3eftet)enben ju toerföhnen fudjte, auch fächfifche 
©taat ganj unmittelbar $u it)ren fünften eingriff, j. 95. burdt) ben 
SInlauf ber fömtlidt)en, menig einträglichen greiberger (Srjgruben 1886, 
fo fchmoll boch gerabe in ©achfen mit ber inbuftrieHen Sntmicfelung bie 
©ojialbemofratie immer mehr an unb brang auch in oen Sanbtag 
ein. 55 ah er gemährte jmar ba« SEBaljlgefefc öom 28. 9Kärj 1896 baS 
allgemeine SEBahtrecht jur Bretten Cammer, aber e3 teilte bie SEBähter 
nach ihren ©teuerleiftungen in brei Mafien, toon benen jebe ein 
drittel ber 2lbgeorbneten mähten foHte, unb führte bie inbirefte SBSa^l 
(Urmähter unb SEBahlmänner) ein, um eine mögliche fojiatbemofratifche 
SJfehrheit ju oerhinbem. 

§ 123. ©leichmohl erftarfte bie föeichstreue be« fächftfehen 
SBolfe« oon 3<th r 8 U 3<*h r r unb trat ebenfo bei bem legten SBefuchc 
ftaifer SBilhelm« L in ©achfen 1882 hrie bei ber Xrauer um ben 
Xob ber beiben erften beutfehen Äaifer unb ber Xhronbcfteigung 
Äaifer SBilfjelm« n. 1888 in jahttofen Äunbgebungen herüor. Slber 
auch oa§ SSerhältniS ju $önig Ulbert unb feinem ©aufe, ber in ber 
Ireue ju Staifer unb SReich allen tooranleuchtete, mürbe ein immer 
engere«; baljer fanben gefte mie bie ftlberne §ochjeit be« ßönig^ 
paare« 1878, bie 800jät)rige geier ber Übertragung ber SRarf 
beißen an ba« §au« SBettin 1889 (f. § 6) unb ba« fünfjährige 
27cilitärjubiläum be« Königs 1893 bie aflgemeinfte unb ^erslic^fte 
Teilnahme, ©o mürbe ©achfen ein glän$enbe3 ©eifoiel ber untrenn* 
baren SBerbinbung jmifchen marmer ©eimatliebe unb beutfeher ©e= 
finnung. 



ftaemmf \, OJrunbiüflf ber €ädmfcf>cn Öei#icf|te. 



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Zeittafel unb 3n^attöü6crli(^t. 



1. $a$ Mittelalter. 

1 $te # e r m u n b ur c n im heutigen Sadjfen unb J fjüringen, 

fett bem 5. Satjrfjunbert $t)ür inaer genannt. 
$a$ ttjütingijdje Sleicr) wwb oon ben tfranf en aerftört; 
nur bet mittlere £eil behält ben Tanten unb eine 
gewiffe Selbftänbigfeit unter fränfifdjer £>errfdjaft . 681, 

2 Ginwanberung ber Slawen (SEBenben) öom Stamme 

ber Sorben im fianbe öftltct) ber Saale. 

3 $ie Sorben oon ftart bem ©roßen unterworfen, 

fpäter wieber frei «04. 

4.5 Äönig ^einrid) I., &er$og oon Saufen, unterwirft 

bie Sorben abermals unb grünbet bie 93urg Weißen. 9*28. 
ftaifer Otto 1. ber ©roße ftiftet bie brei Warfen 930-973. 
unb 93iötümcr bon (foäter Naumburg), Werfe 
bürg unb Weißen. 2)eutfc^e Warfgrafen als fönig= 
tiefte Beamte. Anfänge beS ©Grifte n tu ml . . . 
ü $a$ Warfgrafenamt mirb aümäf)lid) erblid), bodi 
wedjfeln nod) metjrfacr; bie marfgräflicr)cn ©efd)fed)ter 
bis 1089. 

©darb I. unterwirft bic Witten er um Baufcen(93ubiffin) um looo. 
Wärafcfe mit 39ole$law Srjrabrt) oon ^olen um ben 

«eftfr ber Warfen . . 1004- 1031. 

7 Wuffommen ber 2Bet tiner an ber unteren Saale. 
12 3n Xljüringcn bie SBinjcnburgcr, fpäter £anb = 
grafen. weben üjnen mödjtig bie fränfifdjen üub* 
mtginger. 

7 ipeinrid) I. oon ©ilenburg ber erfte Warfgraf 

oon Weißen au* bem $aufe SBctttn . . . . 1089. 
Äonrab I. (oon SJreljna) Warfgraf oon Weißen 
(mit ©ubiffin) unb ber Saufife 1123. 

8 Seine Xeitnar)me am ^Hömerjuge SottyarS . . . 1136-1137. 

unb am fä<$fif(rjen ftreu$jugc gegen bie SBenbcn . . 1147. 

Teilung feiner Sanbc 1156. 

12 %k £anbgraffd)aft Xljiinngcn faßt an bie Sub* 

miginger 1130. 

8 Äonrab I. ftirbt aB Wönd) auf bem ^etergberge . . 1157. 

9 Warfgraf Otto ber töeidje ftiftet ba$ Älofter9Ut;3eüa um 1170. 

unb grünbet ^reiberg um 1180. 

12 $n XIjüringen Subioig II. ber (Siferne unb £ub; 
wig III. 

Wuflöfung bed alten Jper*ogtum3 Saufen nacr) 
bem Sturze ."peinrierjs be$ fiöwen 1181. 

10 9Ubredjt ber Stolpe. $ictrid) ber 95ebrängte 

unterwirft Scip^ig unb erwirbt bie (Weber ^Sauftfc 

3urürf 1210. 

u. 13.14 ^einrid) ber erlaubte 1221-1288. 

(Erwerbung be$ SßfeißnerlanbeS 1243. 



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— 67 - 

«aragr. 3o^rc*jal)I. 

12 3n Thüringen ^ermann L, Subttug IV. unb bic 

tjeilige Elfiabetfj. 
Taä Xljüringifäe £anbgrafent)au3 ftirbt mit §einrid) 
SiaSpe auS 1247. 

13 Ter tbüringifdje Erbfotgefricg 1256-1264. 

edjtacf)t bei SBettin 1263. 

Tie SBcttiner erwerben Thüringen enbgiltig . . . 1264. 

14 .fteittrid) ber Erlaubte fiberläfjt feinem alteren 

Sotjne SUbredjt (bem Entarteten) Thüringen «nb 
ba£ ^leiBnerlanb, bem jüngeren Tietrid) baS Öfter; 

lanb (3Rart SanbSberg). gelben 1265. 

24 Tie Herzogtümer <Sad))en-2Bittenberg unbSad)fcn; 

Sauenburg 1260. 

15 Skfetjrung unb ©ermanif ieruug ber flattrigen 

Sanbe im Often ber Saale. 
15-17 SBirtfdjaf titele unb geiftige 99tüte ber 2Bettinifd)en Sanbe. 

18 3«iP^tterung unb ©efärjrbung beS SBetrinifdjen 93eft|e$. 

19 ftriebrid) I. ber ftretbige tüirb ber S&ieberljet* 

fteller ber SBettinifcfjen »Jacrjt 1291-1324. 

®$tacf)t bei Surf a 1307. 

Erwerbungen in Tljürinaen. 

Tie Sauf ifcen bö^mifcf): QJörttfc unb Stobifftn . . 1319.1346. 

Tie Weber; Sauft* 1367. 

20 ftriebritfc II. ber Ernftf>afte 1324-1349. 

Iljüringifdje Orafenfetjbe; Erwerbung oon Orlamfinbe 1343-1345. 

SBteberermerbung Oon SanbSberg 1347. 

Ter Seeb$ftäbtebunb in ber Oberlaufife 1346. 

21 ftriebrid) DL hex Strenge 1349-1381. 

31 (5 rite Stänbeoerfammhmg in Seip^ig 1350. 

21 Tetlweife Erwerbung bed SogtlanbeS. 

SBeimar, $ilbburgt)aufcn unb ©otfja fallen an bic 

«Bertiner 1373.1374. 

Erbüerbrüberung mit Reffen 1373. 

22 Thüringen felbftänbig unter Sktltfjafar unb %xk- 

brich, bem Sriebfcrtigen 1382-1440. 

22 SBiltjelm I. Don beißen. 93urggraffd)aft Tobna . . 1379-1407. 
33 (iirünbung ber Unioerfität Erfurt 1389. 

23 ftrtebricr) IV. ber Streitbare 1381-1428. 

Gftrünbung ber Unioerfität Sciojig 1409. 

Erwerbungen in Thüringen unb im SBogttanbe. 

Tie fto^ensollcrn in Sranbenburg 1419. 

Ter «puffitenfrieg 1419-1431. 

24 ftriebrid) ber Streitbare $er$og unbÄurfürft 

üon Sad^fensSBittenberg 1423. 

25 Scf)tad)t bei «uffig 1426. 

26 ftriebrid) V. ber Sanftmütige 1428-1464. 

unb 3BiIf)etm III. ber Tapfcrc 1428-1482. 

ftaubaüge ber $ufftten 1427. 1429. 

1430. 1431. 

27 ©ebietSerwerbungen im Umfreife ber SNarf Weiften. 

31 Erfte SanbeSorbnung für Thüringen 1452. 

27 Eintritt SranbenburgS in bie fädmfö ^efftfebe Erb. 

oerbrüberung 1457. 

Vertrag üon Eger mit S3ör)men 1459. 

28 Ter fäd)fifct)e «ruberfrieg 1446-1451. 

28 Ter ^rinaenraub 1455. 



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- 68 - 

32 Sinnbergmer! in Miltenberg 1458. 

29 (£rnft unb ftlbred)t in ®emeinfdiaft .... 1464-U85. 

Eroberung »on flauen i. B 1466. 

Wnfauf be3 fcettogtumS ©agan 1472. 

Duebtinburg unb Arfurt treten unter fäcf)fifcr)e ©dmfc 

berrfäaft 1477. 1483. 

3llbrecf)t ber Befyerjte im Äampfe gegen Äarl ben 

Kühnen öon Burgunb 1475. 

32 ftuffd&mung be$ ©ilberbergbaue« im Erzgebirge feit . 1471. 

(Srfte SanbeSorbnung für Itteifeen 1482. 

30 Xic ßanbeSteilung bon fieipjtg; (Srneftiner 

unb Älbcrtiner 1485. 



2, Sie fteisseit 

35 Sllbredjt ber Beträte 1485-1500. 

©eine Kämpfe in grieSfonb 1488 - 1500. 

©nfüljrung ber Erbfolge nacr) ber Srftgeburt im alber- 

tiniftt^en ©ad)fen 1499. 

©eorg ber Bärtige 1500-1539. 

36 Äurfürft griebrid) ber SEBcifc 1486-1525. 

©eine Bemühungen um bie 9Reid)3rcform. 

37 ©rünbung ber Uniüerfität ©Ittenberg 1502. 

Beginn ber 2utl)erifd>cn IHrcnenreformatiou 1517. 
Cutter in Augsburg 1518. 

37.38 Berljanblungen in Ottenburg, ©Imputation in ßetpjig . 1519. 
fturfürft ftnebridj 9?cict)öt)ifar. Karl V. Kaifer . . 1519. 
Siutber üerbrennt bie Bannbulle 1520. 

39 üutyer in SBormS geartet, auf ber SBartburg . . . 1521. 
Bilberfturm in Wittenberg 1522. 

40 5)er Bauerntrieg; ©d)Iad)t bei granlen^aujen . . 1525. 
Soljann ber Beftänbige 1525-1532. 

41 $cr erfte 9leid)$tag non ©peier 1526. 

©rünbung ber eöangelifd)=lutl)erijd}en SanbcSfirdic in 

Kurjad^en (Kirdjenöifitationen) 1628. 

42 35er Aioeite ÜReictjätag öon ©peier („^roteftanten") . . 1629. 

$ic SlugSburgifdjc Konfejfion 1530. 

$er ©djmalfatbiföe Bunb unb ber Nürnberger Stetig 

gionSfriebe 1631. 1532. 

44 Äurfürft Sodann Sricbrict) ber ©rofemütige . . 1532-1547. 

(1554) 

43 %m albertinijdjen Saufen ^peintie^ ber gtoramr 1539-1541. 
(linfüljrung ber Sieformation. 

44 £>er$og SRorifc; feine eljrgei$igen s 4$läne 1541-1553. 

45 $er ©cfpnalfalbijdje Krieg; SRorifc für ben Äaijcr 1546-1547. 
Belagerung öon £eip$tg , ©d)lad)t bei 2Rül)lberg ; SBitten- 

berger Kapitulation. 9KorifcKurfürft. fteuorbnung 

ber Bertoaltung. 3)ie brei dürften - unb itonbeafdmlen 1548. 

46 $a£ Seidiger Interim 1648. 

SRotty tu« »tagbeburg 1550-1551. 

Bertrag mit ^rantretd) 1551-1552. 

47 Krieg gegen ben Kaijer; iReligtonSfriebe oon ^affau . 1552. 

48 SKonfc fällt bei ©ieberStjaujen 1553. 

51 Kurfürft «uguft; „Butter" Slnna 1553-1586. 



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— 69 — 

52 «ertrag toon Naumburg mit bcn Srneftinern ... 1554. 

JRcltgionöfricbc öon Slugäburg 1555. 

Die©rumba{$iföen§änbel; Belagerung unb (Sroberung 

bon ©otlja 1567. 

53 Der ÄrtiptocQlbini*mu8. Die ftontorbienformel . . 1577. 1580. 

54 föficfermetbung be$ SogttanbeS 1569. 

©Werbung ber ©raffdjaft $enneberg 1583. 

Ginaiefjung ber brei jädjfijdjen «Bistümer 1561-1581. 

55 WuguftS Äonftitutionen 1572. 

59 ©tjriftian L, ber Äanjter «RicolauS Shell .... 1586-1591. 

SBünbniS mit ber fturpfala 1591. 

IStjrtfHan II., sunädjft unter Öormunbfdjaft ftriebrid) 

»ityefoiS öon SBeimar 1591-1611. 

Ärett Eingerichtet 1601. 

60 SSadtfenber !ird)tid)er unb potitifcrjer 3miejpatt im Steide. 

61 ^o^ann ®eorg 1 1611-1656. 

DefenfionSorbnung 1613. 

Der breifjigMrige ftrieg 1618-1648. 

62 Soljann ©eorg t bcfefct al$ öunbeägenoffe Äaifer 

gerbinanbS n. bie Saufifcen unb ©djlefien . . . 1620-1621. 

Die Saufifcen iljm oerpfänbet 1621. 

63 Da$ SReftitutionSebift 1629. 

©uftab $bolf bon ©ergeben in Deutfd)lanb .... 1630. 
fieipaigerÄonbent; ber&urfürft tritt $u ©ergeben über; 

©cfyadjt bei »reitenf elb ; bie ©ad)jeu in »dornen . 1681. 

64 ©c^lad)t bei Süfcen; ©uftab Stbolf fällt 1632. 

triebe »on $rag: ©ad>fen mit bem Äaijer oerbünbet . 1635. 
Die Saufifcen an Sacbjcu. 

ftortbauer be8 Krieges unter entjefcltcf)cn Verheerungen. 

65 SBaffenftiUftanb bon ttöfcjcrjenbroba 1645. 

Der 2Beftfälifd)e grtebe 1648. 

67 Stiftung ber brei Herzogtümer ©a<$jen=39ßet&enfels, 
©ad)jen « Berleburg unb Sachen * 3eifc für bie jüngeren 

©öljne Sodann ©eorgS 1 1652. 

70 Sobann ©eorg II 1656-1680. 

©cf)ladjt bei ©t. ©ottfjarb an ber »iaab 1664. 

9Ser5ict>t auf ba3 ©dwfcred&t über (Srfurt 1667. 

Der 2. SRaubfrieg gegen ftranfreidf) 1672-1679. 

72 ^oftorbnung 1661. 

71 Sodann ©eorg III 1680-1691. 

^egrünbung bc£ fte^enben §cere3 1682. 

Sd)lad)t bei SBien, (Srftfirmung bon Ofen .... 1683. 1686. 

Der 3. 9toubfrieg 1688-1697. 

Soljann ©eorg IV 1691-1694. 

72 Oberpoftbircttion in i*eipaig 1693. 

75 griebrid) Sluguft I. ber ©tarfe 1694-1733. 

2Bab,l jum tönig üon ^olen unb Übertritt aum 

#atljoliii$mu$ 1697. 

76 Der norbifdje ftrieg 1700-1721. 

Sfidjfifdje Druppen in $olen; ©d>lad)t bei ftrauftabt; 

Äarl XU Don ©djmeben in Saufen; triebe oon 

Hltranftäbt 1706. 

^riebriet) Wuguft nimmt bie polnijdje Ärone nrieber . 1709. 

Die ©ad>fen öor ©tettin unb ©traljunb 1714. 1715. 

77. 78 Seräufjerung bon SJefifcungen unb 9ftecr)ten. 

(Srfinbung bcS ^oraeüan* 1709. 



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- 70 — 

77. 78 «Prachtbauten unb Sammlungen namentlich in XreSben, 

ßuftlagcr bon 3eit$ain 1730. 

79 ftriebrid) 9tuguft II . 1783-1763. 

$)er polnifdtje ©uccefftonafrieg 1733 - 1735. 

®raf .t>einricf> bon 99rüf)t, $remterminiftcr . . . 1746. 

80 3)re3ben baS „beutle ftlonntf'. 

81 $er erfte fdjtefifcrjeÄrieg unb ber öftcrretdjifdje J 1740-1742. 

(Srbfolgetrieg \1741-1748. 

3ad)fen auf ^reu|en3 ©eite, 

«erteibigungSbünbnia mit Öfteneid) 1743. 

35er jtoeite f c^lefifc^c trieg 1744- 1745. 



3d)Iacf)ten bei $of)enfriebberg (©triegau) unb Steffeln 



borf; triebe oon Xrcäbeu 1745. 

82 Sachen fc^licfet fidt) t^atfäc^Uc^ bera ÄriegSbünbniffe 

gegen ^reufeen an. 

83 35er fiebenjä^rige Ätieg 1756- 1763. 

Kapitulation ber f&d^fifc^en Gruppen hei s 4$irna; ©adjfen 

in preufjijcljem Mifc 1756. 

84 ©d)Iad)t bei flolin, ßerftörung öon Zittau .... 1757. 

Überfall oon $o$tircf) 1768. 

25re3ben an bie Öfterreidjer übergeben; Itapitulatiou 

gincfS bei SAarm . . - 1759. 

s 3cfd)ie&ung 25re3ben3, ©cf)lad)t bei lorgau .... 1760. 

©d)Iacf)t bei greiberg 1762 

triebe Don $ubertuSburg 1763. 

85 §riebrid) Gfjriftiau 1763. 

Orbnung ber ftinangen, 9tnnäl)erung an $reu£en. 

86 ftriebrief) Wuguft III. (I.) ber ©cremte 1763-1827. 

s £rinj Xaber «bminiftrator 1768-1768. 

92euorbnung be3 &cer; unb 5eftung3iDcfeu3. 

88 33ergafabemic in §reiberg 1765. 

87 5?lbjc|affung ber Holter 1770. 

«otia^r; Äaffenbülcta 1771-17 72. 

35aS ©eljeime ginanatoflegiunt 1782. 

93auernunruf)en . 1790 

90 Der baürifcrjeSrbfotgetrieg; ein preufrijcfr-fäcrjfijcfjcö 

^ecrinSö^men 1778-1779. 

Saufen im beutjefcen ftürftenbunbe 1785. 

91 Bufammenhtnft in ^ittnifc 1791. 

©ädrfifdje Xruppen im 1. Äoatitionäfriege gegen ^ran!^ 

reict) (ÄaiferStautern., ^innafenS, &*e$Iar) . . . 1793-1796. 

triebe öon SBafet 1795. 

WeutralitätSöertrag öon Erlangen 1796. 

Sluflöfung bcS ^eiligen römij^eu $Hcid)es 

bcutfAer Nation; ber ^einbunb 1806. 

92 ©d)lad)t bei Sena unb Huerftäbt. 

triebe bon $ofeu; ©ad)fen Äönigrcid) unb 
9Kitgtieb be£ SiTjeinbunbeS 1806. 

93 ftrteg gegen Öfterreid); bie„©djn)ar$en" in ©acrjjcn, 

bie ©cr)lad)t bei Söagram 1809. 

94 ftelbjug gegen 9iu|lanb; Wapoteou in $reäbcn; 

bie ©adtfen in ber ©d)lad)t bei ©orobino unb in 

©fibrufelanb (ftobrtjn, $obobna) 1812. 

95.96 ©rfjebung ^reujjenS; bie ^ßreufjen unb Muffen in 
©adjfen, ©ctjtadjten bei ©rofigörfäen unb Sauden. 
SBaffenftitlftanb bon Sßoijdjnrifc. Bresben Napoleons! 



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- 71 — 

.fywötftettung, ©djladjten Bei $)re$ben, ftuftti, ©rojj* 
beeren, Scnnewifc. $ölferfd)lad)t bei fietpjig. 
$er ftönig (Befangener ber Verbündeten, ba3 fianb 
unter frember Verwaltung 1813. 

97 2)er SBiener Äongrefj. Xetlung ©ad>fen$. 3)er 

Deutjd&e Vunb. fflüdfefjr be$ ÜönigS .... 1815. 

98 2Bieber$erjteHungSarbeiten. 

ftorftatabemic in $t)aranbt 1816, ©ttyoft 1823, ftunft; 
ftrafeen. 

99 9lnton ber ©ütige 1827-183C. 

5)er mittelbeutjcfye |mnbel$üerein 1828. 

100 Sie franjöjifd&e Sulirebolution; Vewegungen in 

üeiajig unb Bresben; i*rin$ griebrid) Sluguft 
»iitregent 1830. 

101 Sic neue fädjjifdje Vcrfafjung; Umgeftaltung ber 

Verwaltung 1831. 

102 ©adjjen tritt in ben beutfcfjen 3olloerein . . 1834. 

103 ftriebrid) Sluguft II 1830-1854. 

SMlbung einer hberalen Partei 1836. 

Sam»fjd)iffal)rt auf ber Slbe 1837. 

*Jeipaig:2>reSbner Sifenbaljn 1839. 

104 Ser ©uftab = s /lboIf herein ......... 1842. 

105 Sa* 9?otia^r; wadtfenbe SRifjftimmung . . ... 1846-1847. 

106 Sie ^Jarijer ^Februarrevolution; SHär*minifter 

unb 3Rär£errungeni$aften in Seutfdfjlanb; 
Dotationen in SBien unb Vcrtin. Sie National- 
oerfammtung in ^ranffurt, Sr^erjog $ot)ann 
9leid)goeTWejcr 1848. 

«Reue« 2Bat)lgefcfc in ©adrfen ..... ... 1849. 

ftriebridj SBilljelm IV. oon ^reufjen leljnt bie $Bat)l ^um 
Äaijer ber Seutfdjen ab. SKaiaufftanb in SreSbeu. 
Erftürtnung ber Sfippeler Spangen. — SWinifteriuni 
Veuft. SreifönigSbflnbniS 1849. 

107 Sluflöfung be3 i»anbtagS; bie reaftioierten ©tänbe . . 1850. 
SreSbner tonferenjen, 2Biebert)erfteÜung be3 VunbeS; 

tage« 1861. 

(Erneuerung unb (Erweiterung be$ flottoerein* . . . 1863. 

108 gofjann 1854-1873. 

Ausbau ber Verwaltung : neue ©ericfytäöerfaffung unb 

otrafgejefcbud) 1856, bürgerliches ®ejefcbud) 1865, 
Äircf)en= unb ©tjnobalorbnung 1868, ©ewerbefreitjeit 
1861. 

K»9 ftaifer «Rapoleon III. 1862-1870. Ser ftrimfrteg . 1853-1856. 
Ser italieniföe ftrieg. %x. ©Ritters $unbertjäl)riger 

©ebnrtStag . 185«J. 

s £rin* SBityelm 1858 «Regent, 1861 fönig öon^reujjen. 

3Jhnifterium ViSmarcf 1862. 
Sie Vunbearcformfragc; ba$ fieiüjiger Xurnfeft, ber 

ftürftentag in ^rantfurt 1863. 

Erneuerung be8 ftollöereinS 1864. 

HO Vunbe3ejefution gegen ftolftein (©ad)jen unb 

#annoüeraner) 1864. 

Ser bänifc^c Ärieg. ©d)le$wig=$wlftein öon Seine; 

warf getrennt 18c 4. 

Hl Verwicfelungen gwifdjen £fterreidj unb s #reu&en . . 1866. 



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- 72 - 

112. H3$er beutfcfcc Ärieg. ©adjfen t»on ben Greußen bt- 

fefet. Xreffen bei ©itföin; ©d)lad>t beiftöntggräfr 1866. 

114 $orfriebe Don 9ftf Olsburg unb triebe oon ^rag. 5 riebe 

Don fterlin jtoifd&en $reuften unb <&ad>fen. 

115 $er «Rorbbeutjcfie #unb 1867. 

Wlbertüerein 1867. 

116 2>er Ärieg gegen grantreit^. Xa$ XII. (Igl. fftAj.) 

SlrmeecorD« unter ÄronDrinj SUbert bei Der 
II. beutfcf)cn &rmee. @djtad>t bei ©raDelotte 
unb ©t. ^riüttt. Äronprinj Ulbert Oberbefehls- 
haber ber IV. (maa&Wxmtt 1870. 

117 (Scblad)ten bei $eaumont unb ©eban. — 5)ie 

©adjfen Dor $ariS: ©d)tad)t betSSrie unb Didiers. 
Kapitulation Don $ati£ unb SBaffenftiUftanb . 1871. 

118 (Erneuerung be3 $eutjd)en 9tei$3; Äönig ÄBil- 

helm Don Greußen fceutfdjet ftaijer. S6or= 
friebe Don JBerjaiüeS, triebe Don Örrantfurt. Xiiump^ 
einfüge in Berlin unb 3)re*ben 1871. 

119 (Einführung ber SelbfrDeTWaltung 1873. 

1-20 ftönig Hlbert 1873. 

121 innere ©ntmidelung ©ad)jen« feit 1873. 
9fcid)3gerid)t in ßeipjig 1879. 

122 äBtrttöaftlidje unb foaiale Eerfjflltniffe. 

123 Staat unb SReict). 



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